O a) 2 % N [= Fe wer [% 1,9 Z eitsehrift für herausgegeben von Carl Theodor v. Siebold, Professor an der Universität zu München, und uni Albert Kölliker, Professor an der Uniyersität zu Würzburg. 2. 4 LEIPZIG, Verlag von Wilhelm Engelmann. OTOOR AHDITEAHOEARBLIW. undsgaganatad. Z arg ‚blod sid sobosıT 0 wi) we Heer ab a , han i b 5 % soztillöH AuodlA Bi, 008 „rad Er s « yudırza U ım Mülgere| 8 nu ne ö I “: 2 Du Du ER a = u « , Pu - we, ee] % #. x FN } EE Yin, Ey, bastmsinuo ‚ioletolquR IE NM a “ wi 7 Freu 2 aan IRRE, ua. ART ) unsmlogal ulodlivinor gslıoV Inhalt des neunten Bandes. Erstes Heft. (Ausgegeben den 28, November 1857.) E thieren. Von AsKölliket.1,% seeolaindeg- mic or liste träge zur Anatomie von Chiton piceus. Von Prof.M. Schiff in Bern. (Taf. I, Il.) Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Gattung Myzostoma Leuckart. Non-CärlSemper. (Tat, IL WW) ArnaY: .anmtreamie aib HiRlei ab ermalige Bestimmung der Blutmenge bei einem Hingerichteten. Von Professor © Th..L.W, Bischoff in München. 1... „sun n elun en komm unieiar Telminthologische Bemerkungen ‚aus ‚einem Sendschreiben an c. Th. v. Siebold ‚ von Guido Wagener in Berlin. (Taf. NN) = -19X AT) -Jadad tor Beiträge zur Anatomie des menschlichen Trommelfellee, Von Dr. v. Troeltsch in Würzburg. (Taf.VII. A)... . . u 2 2 ee ee tn er die Kalkkörperchen der Tremaloden und die Gattung Tetracotlyle. Von EdouardClapare&de ausGenf. (Taf. VI)...» - een e,- r Eibildung und Befruchtung bei den Nematoden. Vorläufige Mittheilung eus fullonum L. Von Dr. Jul. Kühn in Bunzlau. (Taf. VII.C.)...... Kleinere Mittheilungen und Correspondenz-Nachrichten. „Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Histologie. Von A. Kölliker. Ueber Fortpflanzung von Nassula elegans Ehr. Von Dr. Ferd. Cohn in Breslau: Mol VIISBle a aan Arie nnirllail ng Zweites Heft. (Ausgegeben den 9. April 1858.) ber die Entwickelung der Knochensubstanz nebst Bemerkungen über den Bau rachitischer Knochen. Von Heinrich Müller. (Taf. IX.X.) 2... 0. er die Entwickelung der Eucharis multicornis. Von CarlSemper. (Taf. X1. ) chemische Skelett der Wirbellhiere. Ein physiologisch-chemischer Versuch os von BEE WEBOLOLAN 2 N re um feineren Baue der Mölluskenzunge. Von Carl Semper. (Taf. Xli. und - 4 Holzschnilt.) . PRESS ABER VE CIE. SORDR NED R TI DPRHIRLN EIT NE OB FRE TILT WERNER OMTTIEN Be uagen über SE RLER, Von Prof. Ferd. Erin, in Breelam;: (Taf. XI.) Veber den Kilch des Bodensees (Coregonus re Ein in dem Fischer- - Club: zu München am 18. Novbr. 4857 gehaltener Vortrag von C. Th. [12 ERS HOTD ER I re ae an ba... ; Die Peyer’schen Inseln (plaques) der Vögel. BE PREEN gegen Herrn Prof. Leydig.) Von J. Basslinger in Wien. F Seite 438 143 447 2334 240 270 - 284 295 299 fi IV Ueber die Chylusgefösse der Vögel. Von J. Basslinger in Wien... . Ueber eine pathologische Veränderung der Muskelfasern. Von Prof. C.Oehl in Payia. (Mi. Bolzachmilt.) » "202 sine nl ee ee Berichtigung zu G. ze. Aufsatz „Heid Bemerkungen (IX. Bd. 4. Heft.) . Er Drittes Heft. (Ausgegeben den 11.October 1858.) Ueber die gekreuzten Wirkungen des Rückenmarkes. Eine von der medic. Fa- eultät zu Würzburg gekrönte Preisaufgabe. Von A. von Bezold. . Ueber Ei- und Samenbildung und Befruchtung bei den Nematoden. Von Herm. MORE RI VIREN N Ueber die Vitalität der Nervenröhren. Von A. Kölliker. SHE \. Zehn neue Versuche mit Urari: Von A. Kölliker......... 2... Ueber einige neue oder unvoilkommen gekannte Krankheiten der-Inkeelkn, welche durch Entwicklung niederer Pflanzen im lebenden Körper entstehen. Von Prof. Lebert. (Taf. XVI. u. XVII)... . Kleinere Mittheilungen. Hemmungsbildung des Herzens in einem erwachsenen Frosche. Von Prof. SCHUFE. MIKA CHOIESCHNIE, 20 „a3 04 ln vu pen ea Louis Agassiz, Contributions to (he Natural History of the United States of America. Vol. 1. Il, Boston 4857. Besprochen von Prof. Valentin Viertes Heft. (Ausgegeben den 20. December 1858.) Ueber das Receptaculum seminis der weiblichen Urodelen. Von C. Th. von Siebold in München. (Taf. XVII.) . A Fernere Beiträge zur Anatomie und Physiologie von Osyuri brnala, Yan Dr. Beorg Walter. (Taf: XIX.) =.» 20% 8 02000. DE Re Ueber Perlenbildung. Von Dr. H. A. Pagen Hieondr in Heidelberg. (Taf. XX.) Die Parthenogenesis bei Aristoteles’ Beschreibung der Geschlechts - u. Zeugungs- verhältnisse der Bienen. Von H. AubertundF.Wimmer. ... x... Zur Kenntniss des Horopters. Von Dr. EdouardGlapar&de inGenf!.. . Beitrag zur Kenntniss der Geschlechtsorgane der Tänien. Von Dr. H. A. Pagen- BERERIE, TPRIPERTN) 8) 10.7, MEUTOR RE EEE RR ep? Ueber die wahre Natur der Dotierpläichen, von’ Dr. Lud wigRadik öter in München. .. . : ideen” 7 Ueber Kopfkiemer mit Agkin an den Bieten: Von R. Köllik er. - Deber einen glatten Muskel in der Augenhöhle des Menschen und der Suugethiere. Vorläaßge Mittheilung von H. Müller... 2.2... 2.2. 2.2 2% . "Kleinere Mittheilungen und Gersdeipandang- -Nach iekten! Die Magenfüden der Quallen. Von Dr, Fritz Müller in Desterro (Brasilien) Ueber die Ursachen der Perlbildung bei Unio margaritifer. Von Dr: von Hessling. . Seite 304 304 306 454 456 Wirbelthieren. ‘ Von A. Kölliker. So grosses Aufsehen auch die vergleichenden Untersuchungen Bid- /er’s und seiner Schüler über den Bau des Rückenmarks gemacht haben und trotz der ungemeinen Wichtigkeit der aus denselben für die Physio- gie gezogenen Folgerungen, so fanden doch nur Wenige sich veranlasst, dieselben einer einlässlichen, auf Untersuchungen gestützten Kritik zu un- iehen. DasgegeheneSchema war aber auch so einfach und schön und ärte Alles so bandgreiflich und klar, dass jede weitere Prüfung über- sig schien, und war es mir wenigstens nicht im geringsten befrermdend, ; die grosse Mehrzahl der Histologen und Physiologen bereitwillig das- e adoptirte, und selbst in einzelnen Vertretern (Funke, Leydig) zur breitung so gewagter Hypothesen, wie der von einer einzigen Klasse eitungsfasern zwischen Hirn und Mark für Bewegung und Empfin- 8 (!!) sich herbeiliess. Die Geschichte aller Wissenschaften und be- ders der Mediein hat solche Perioden fast allgemeiner Hingebung an Lehren schon oft gesehen, allein immer folgte in nicht zu langer Zeit Rückschlag, aus dem dann erst die Wahrheit sich erhob. Beim Rückenmark nun wird voraussichtlich das neuaufgeführte Ge- ade nicht lange in seinem ursprünglichen bestechenden Glanze stehen en, denn schon hat Stilling‘) in einer meisterhaften Arbeit die ndlagen desselben erschüttert; da jedoch Bidder und Kupfer auch in neuesten Schrift?) immer noch die alten Lehren vollkommen auf- echt erhalten, so werden vereinte Kräfte nöthig, um die Behauptungen er Dorpater Forscher auf ihr richtiges Maass zurtekzuführen. Je bälder ‚geschieht um so besser und stehe ich aus diesem Grunde nicht an, se Unters. ü. d. Bau d. Rückenmarks. Erste Lief, 4856. 2) Unters. ü, d. Textur d. Rückenmarks 4857. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. IX. Bd. 4 2 die schon jetzt gewonnenen Resultate vorläufig zu veröffentlichen, indem ich mir eine ausführliche vergleichende Darstellung des Rückenmarks für später vorbehalte. Vorher kann ich jedoch nicht umhin, mein Bedauern darüber auszudrücken, dass ich mich genöthigt sehe, zwei Beobachtern, die ich persönlich kenne und achte, entgegenzutreten, allein es handelt sich hier um den Fortschritt der Wissenschaft und nicht um Personen, und halte ich mich aus diesem Grunde für hinreichend entschuldigt, wenn ich sehr bestimmten Behauptungen andere mit der gleichen Entschieden- heit gegenübersetze. Da das Rückenmark des Frosches und der Fische als die Hauptstütze der Dorpater Anschauung gilt, so begann ich meine Studien bei diesen Thieren. Ich war nicht wenig erstaunt, als der erste Schnitt eines Frosch- rückenmarks, den ich unter das Mikroskop brachte, mir ganz Anderes zeigte, als Kupfer beschreibt, und jedes neue Präparat die Abweichungen von diesem Autor immer bestimmter hervortreten liess. Aehnlich ver- hielt es sich auch mit dem Rückenmark der Fische und will ich nun im Folgenden die Puncte, über die ich schon jetzt bestimmt mich äussern kann, der Reihe nach aufzählen. 1. Graue Substanz des Froschmarkes. Nach den Dorpater Untersuchungen (Kupfer, Bidder und Kupfer . c. pag. 50) enthält die graue Substanz des Frosches keine einzige dun- kelrandige Nervenfaser, nur Bindesubstanz, Ganglienzellen und ihre Ausläufer (sogenannte nackte Axencylinder), dagegen ergeben meine Beobachtungen, die mil den neuesten Angaben von Stilling ganz überein- stimmen, eine so grosse Zahl ächter dunkelcontourirter Nervenfasern, dass dieselben fast die Hälfte der ganzen grauen Substanz ausmachen. Der Nachweis dieser Nervenfasern ist so leicht, dass ich mich anheischig mache, dieselben in jedem Schnitte eines guten Chromsäurepräparates, ja selbst an jedem mit der Scheere geschnittenen Segmente eines frischen Rückenmarkes zu demonstriren, doch kommt es hierbei allerdings auf die Methode an und ist es kaum etwasanderem als dem Umstande, dass Bidder und Kupfer nicht alle gege- benen Hülfsmittelanwandten, zuzusöhreihen, wenn sie diese Nervenlasern nicht erkannten. Frische mit der Scheere Berpchfe Segmente bedürfen ihrer Dicke wegen einer leichten Compression, um die Fasern deutlich hervortreten zu lassen, sind dann aber auch zur einfachen Demonstration derselben, nicht aber, wie sich von selbst versteht, zum Studium des Faserverlaufes, se beweisend, dass nichts über dieselben geht. Die mei- sten Nervenfasern, deren mittlere Durchmesser von 0,0008—0,0045””, z. Th. aberauch 0, 002” und 0,0005'” betragen, erscheinen zirka vari- cös, alle dunkelcontourirt und keine so, dass man über ihre Natur im Zweifel sein könnte. Dasselbe, nur nicht so übersichtlich, leistet auch sten Schnitte ein Erkennen der dunkelrandigen Röhren der grauen Sub- tanz, doch sind die Bilder, die man erhält, selten befriedigend. Ja in vielen Fällen und wenn die Schnitte nur etwas dicker sind, sieht man nichts Bestimmtes von Nervenröhren und sind es vielleicht gerade solche parate gewesen, die die Dorpater zu ihrer Aufstellung verleiteten. Behandelt man dagegen solche Objecte mit etwas Natron causticum, so tden in den meisten Fällen die Röhren ausgezeichnet schön, dunkel- dig und häufig varieös erkannt, während sie allerdings andere Male ‚an nieht guten, d.h. besonders zu stark erhärteten Objecten auch weniger lar erscheinen. Ich habe auch Fälle gesehen, wo die Röhren von Natron ungemein stark angegriffen wurden, bald erblassten und zerflossen, und andere, wo sie erst durch eine Compression zur Anschauung kamen. les zusammengenommen darf man übrigens doch sagen, dass auch romsäurepräparate die Nervenfasern in der grossen Mehrzahl der Fälle Ueber den Verlauf der ächten Nervenröhren in der grauen Substanz, nem wegen der grossen Zahl und der ungemeinen Verflechtung dersel- ‚äusserst schwierigen Thema, sind meine Untersuchungen noch lange Folgendes: 2 Die vordere Commissur besteht 1Jaus gekreuzten Fasern, "aus den Vordersträngen herauskommen und 2) aus ein- hen parallel voneiner Seitezur andernziebhenden Commissuren- ern. Die gekreuzten Fasern sind von Kupfer im Ganzen gut abge- et, aber fälschlich als Bindegewebe gedeutet worden. Die Kreuzung im Grunde der vordern Spalte und kommen die sich kreuzenden jlindel entschieden aus den Vordersträngen heraus. Nachdem sie auf ‚andere Seite getreten sind, verfolgen sie besonders zwei Richtungen. einen und zwar allem Anscheine nach die Mehrzahl verlaufen bogen- semig in die Hinterhörner entweder in kleinen ziemlich gleich weit von nander abstehenden Biindeln oder mehr pinselförmig; so gelangen viele eser Fasern bis nahe an die Hinterstränge, doch kann ich für einmal or ihren allfälligen Zusammenhang mit diesen oder den hintern Wurzeln en. Ausser diesen rück wärtslaulenden Fasern, die Aupfer ebenfalls als 4 - 4 Bindegewebe ziemlich gut abgebildet bat, gehen nun aus der vordern Kreuzung noch andere Fasern ab, die in die Vorderhbörner?) eintreten und theils am innern Rande derselben, theils mitten durch sie gegen die äusseren Theile der Vorderstränge ziehen, wo sie bis jetzt nicht weiter sich verfolgen liessen. Manchmal gehen auch einzelne spärliche Theile der gekreuzten Bündel in der Richtung gegen die Seitenstränge, von denen ich ebenfalls nicht sagen kann, wie ihr endliches Verhalten ist. ‚Der Theil der vordern Gommissur, dessen Fasern einfach parallel ver- laufen, liegt hinter den gekreuzten Fasern unmittelbar vor dem Gentral- kanale und stellt eine verschieden starke Fasermasse dar, die unabänder- lich bogenförmig rückwärts in die beiden Hinterhörner ausläuft und hier näher oder entfernter von den Hintersträngen dem Blicke sich entzieht. Auch diese Fasern zeichnet Kupfer wenigstens in ihren Anfängen und hat er auch eine milten in der Commissur liegende Art Raphe richtig darge- stellt. Ausser dieser vordern auch Stilling bekannten Gommissur gibt es nun noch eine hintere Vereinigung der grauen Substanz, die Stil- ling ebenfalls gesehen hat; dieselbe erstreckt sich vom Centralkanale rück- wärts bis zum Grunde der hintern Spalte und wird von einer geringern Zahl feiner Nervenröhren gebildet, die ziemlich parallel von einer Seite zur andern laufen und in den Hinterhörnern sich verlieren. Auch in dieser zarten und wenig deutlichen Commissur ist die Mittellinie beson- ders markirt, wie Kupfer richtig wiedergibt. Ausser diesen Commissuren und Kreuzungsfasern sind nun in der grauen Substanz noch besonders bemerkenswerth ein System von meist transversalen, zum Theil auch schiefen Fasern, die vonder äus- sern Hälfte der Vorderstränge und von den Seitensträngen aus in derRich- tung gegen den Centralkanal verlaufen und in geringer Entfernung von den Wandungen desselben dem Blicke sich entziehen. Diese Fasern, welche Kupfer nicht erwähnt, müssen dem Gesagten zufolge mit den von der vordern Gommissur in die Hinterhörnerlaufenden Fasern und kleinen Bün- deln sich kreuzen und so entsteht in manchen Schnitten, namentlich in der Mitte jeder Seitenhälfte der grauen Substanz, ein zierliches Gitterwerk. Endlich enthält die graue Substanz überall mit Ausnahme der mittle- ren Commissurengegenden zahllose, ohneRegel kreuz und quer verlaufende, sehr feine aber noch deutlich varicöse und zum Theil dunkelrandige ächte Nervenröhren, von denen noch weiter die Rede sein soll. 3. Zellen der grauen Substanz. Ueber die bekannten grossen Nervenzellen der vorderen Hörner habe ich vorläufig nichts Besonderes zu melden, ausser dass ich noch nicht im 1) Wenn ich von Hörnern der grauen Substanz rede, so wolle man nicht an das Kreuz des Rückenmarks der Säugethiere denken. Siehe Kupfer fig. 4. 5 Fälle war, irgend eine Andeutung von Anastomosen der Zellen von rechts und links zu sehen, womit auch Stilling einverstanden ist. Verästelungen ihrer Fortsätze, wie sie im Rückenmark des Menschen in grosser Zahl sich finden, sah ich noch nicht, dagegen verfolgte auch ich in gewissen Fällen ‚die Fortsätze in die weisse Substanz hinein und bin ich daher vorläufig nieht abgeneigt, einen Uebergang derselben in dunkelrandige Fasern _ der Nervenwurzeln zu statuiren, ohne jedoch in dieser Beziehung ein be- stimmtes Urtheil mir zu erlauben, so lange nicht dieser Uebergang wirk- ‚lich demonstrirt ist. Ausser diesen ächten Nervenkörpern enthält die graue Substanz des Froschmarks noch eine grosse Zahl anderer, deren Natur schwer zu be- stimmen ist. Kupfer hat diese Elemente zwar gesehen aber nicht genau genug characterisirt, indem er die Kerne derselben als kleine Zellen und Zellenkörper als amorphe Bindesubstanz beschreibt, welche alle an- rn Elemente trage und verbinde. Untersucht man frische graue bstanz in Wasser, so zeigen sich in ihr ausser den ächten schon er- 'wähnten Nervenröhren einmal sehr zahlreiche hübsche bläschenförmige Kerne von 0,004—0,006, selbst 0,008’ miteinem oderzwei, bald grös- eren bald kleineren Nucleolisund zweitenseine weiche körnige Sub- anz, welche ganz an diejenige der grauen Substanz der Hirnhemisphä- "und der grossen Nervenzellen sich anschliesst. Nur selten umgibt ‚granulirte Masse einzelne Kerne so, dass zellenartige Gebilde mit em oder mehreren Fortsätzen erscheinen.‘ Schon häufiger ist diess Fall, wenn man, statt Wasser, Chromsäure oder dünne Salzlösungen jäblt und an wirklichen Chromsäurepräparaten erscheinen statt der zwei getrennten Bestandtheile nichts als bi- und multipolare kleine Zellen, 'elche in ihren Formen oft täuschend an Ganglienzellen erinnern und uch in ihrer Grösse, welche gewöhnlich zwischen 0,005—0,01"" schwankt, "nicht immer weit von denselben abstehen. Die Fortsätze, die an frischen Zellen zur Beobachtung kommen, un- cheiden sich in nichts von denen der ächten grossen Nervenzellen, em sie wie diese fein granulirt und zart sind, und ebenso werden sie durch Ghromsäure starr, geschrumpft und dunkler. In diesem Zu- e könnte man die Zellen, die natürlich in solchen Präparaten auch leiner und opaker aussehen, leicht für Bindegewebskörperchen halten, ofür auch in der That Kupfer sich erklärt, der ausser den Kernen auch ie und da sternförmige Formen sah, ivenn man jedoch weiss, dass auch ächten feinen Nervenröhren der grauen Substanz an Chromsäureprä- ten meist nur als einfache dunkle Fasern erscheinen, und ausserdem ie zarte Beschaffenheit der fraglichen Zellen im frischen Zustande kennt, o trägt ınan billig Bedenken, einer solchen Annahme sich anzuschliessen ind neigt sich «ie Wagschale mehr zu Gunsten der Deutung derselben ‚Nervenzellen, mit denen sie, die Grösse abgesehen, in Allem sehr bereinslimmen. Ich weiss nun zwar wohl, dass bei dem Mangel sicherer 6 Kriterien es äusserst misslich ist, eine bestimmte Zelle als Nervenzelle anzusprechen, wenn ihr Zusammenhang mit Nervenfasern nicht demon- strirt ist, allein ich möchte in diesem Falle doch noch Folgendes zu be- denken geben. Ersiens sind mir bei höheren Thieren keine Bindege- webskörperchen von einer solchen-Zartheit, wie die kleineren Zellen im Froschmark bekannt, vielmehr haben die ersteren immer eine derbe con- sistente Membran (ich muss hier noch einmal bemerken, dass, wenn Kupfer von einer deutlichen Membran der kleineren Zellen spricht, er die Kerne meint, indem er die Zellenkörper als Grundsubstanz ansprieht) und lassen sich daher immer mit Leichtigkeit isoliren. Ein zweiter Grund, der mich bei den kleineren Zellen eher an Nervenzellen denken lässt, ist der, dass die Nervenfasern in der grauen Substanz des: Frosch- markes sich so ungemein auflösen und verfeinern, dass man fast von selbst zu der Vermuthung kommt, es möchten hier Ursprünge der feinsten Nervenröhren von den Fortsätzen der kleinen Zellen vorhanden sein, in- dem die wenigen grossen Zellen mit ihren dicken Fortsätzen hier gar nicht in Frage kommen können. In der That sind die feinsten Nervenröhren, die man an guten Präparaten sieht, so fein wie die feinsten Fasern im Gehirn, einfache Fädchen von blasserem Aussehen, dienur noch an ihren Varicositäten als das erkannt werden, was sie wirklich sind, und ebenso sind auch die letzten Ausläufer der kleineren Zellen feine Fäden, deren Grössen ganz mit denen jener stimmen. Will man keine Nervenröhrenursprünge statuiren , so erscheint die ungemein reiche Ver- flechtung der Röhren in der-grauen Substanz ganz sinnlos und ist auch die so grosse Verfeinerung derselben gar nicht zu begreifen. Alles zu- sammengenommen neige ich mich demnach zu der Ansicht hin, dass auch die kleinen Zellen des Froschmarks Nervenzellen sind und als Ursprungs- stellen von Nervenfasern functioniren, doch spreche ich mich für einmal noch nicht mit Bestimmtheit für diese Auffassung aus, da es sich hier um eine der delicatesten Fragen handelt, welche wohl erst dann als ganz entschieden wird bezeichnet werden können, wenn der Faserverlauf in der grauen Substanz durch und durch bekannt-ist. Vorausgesetzt, die kleinen Zellen seien ebenfalls Nervenzellen, wo bleibt dann, wird man fragen, die Bindesubstanz, die doch da sein muss? In dieser Beziehung vor Allem die Bemerkung, dass, so selır ich überzeugt bin, dass in allen gefässhaltigen Theilen auch Bindesubstanz sich findet, ich denn doch nicht der Ansicht mich zuwenden kann, dass solche nothwendig alle Ge- webe bis aufs feinste durchziehen müsse. In der That sieht es auch mit dem Nachweis der Bindesubstanz z. B. in der grauen Substanz des Hirns misslich genug aus, wenn man sich nicht mit dem Wenigen zufrieden gibt, was die Gefässe begleitet. Und so hätte ich auch gar nichts da- gegen, wenn im Froschmark keine andere Bindesubstanz als die Adven- titia der Gelässe da wäre und brauche ich für meine Anschauungen durchaus nicht zwischen jedem Fäserchen und jeder Zelle Bindesubstanz. 7 - Vebrigens ist im Froschmark, auch wenn die kleinen Zellen wegfallen sollten, doch noch Bindesubstanz da, indem an der vordern und hintern - Längsspalte zarte Fortsetzungen der Pia mater ins Innere dringen, welche is zum Centralkanal verlaufend eine Art Scheidewand zwischen den beiden Seitenhälften erzeugen. Es sind diess Gegenden, wo auch die _ Commissurenfasern meist etwas von ihrem geraden Verlaufe abbiegen, so dass dann die von Aupfer abgebildeten nahtartigen Linien vor und hinter dem Kanal sich bilden. Von den genannten Fortsätzen scheinen nun uch weiter ins Graue hinein Fortsetzungen abzugehen, doch muss ich jehen, dass in dieser Beziehung mein Urtheil noch nicht feststeht. — gen ist in der weissen Substanz das Vorkommen von Bindegewebe nem Zweifel unterworfen. 4. Filum terminale. Bar - Der Bau des Filum terminale wird von Wichtigkeit, weil Aupfer und ‚auch Pidder (Siehe das Werk von Bidder und Kupfer pag. 75 u. folgende) si ihrer Deutung der Fasern und kleineren Zellen der grauen Substanz Is nicht nervöser Elemente sich wesentlich mit darauf stützen, dass selben Elemente auch im Filumterminale sich finden, welches nicht nur Innern, sondern überhaupt keine einzige ächte dunkelran- e Nervenfaser enthalte. Auffallender Weise ist es nun auch ge- e das Filum terminale, durch welches ich Jedem zu demonstriren e, welcher ungeeigneten Methode sich die Dorpater Autoren bei ihren ersuchungen bedient haben, einer Methode, welche ihnen selbst so einfache und oflen daliegende Verhältnisse vorenthielt, Uebrigens bin doch darüber verwundert, dass Kupfer, der oflenbar so ange- ntlich mit dem Bau der grauen Substanz sich beschäftigt hat, nicht ' den Gedanken gekommen ist, das Filum auch frisch zu unter- ichen. Da hätte er sich bald überzeugt, dass man bei der Deutung härteler Präparate sehr vorsichtig sein muss, denn nichts ist leichter ; am frischen Filum terminale die schönsten Nervenfasern in Menge achzuweisen. Da das Filum ohne vorherige Präparation selbst mit der ater mit einer Vergrösserung von 350 Mal untersucht werden kann, bietet dasselbe bei seiner relativen Durchsichtigkeit auch ein prächti- ‚Object dar, um gewisse Verhältnisse des Faserverlaufes kennen zu srmen, über die man sonst nur schwierig zu bestimmten Anschauungen gt. Vorber noch einige andere Bemerkungen über das Verhalten es Filum. Dasselbe besteht beim Frosch aus zwei Theilen. Der obere ickere Yepen liegt mitten in 2 Cauda equina u erstreckt sich vom Beladbeinde in einem Ss Kanslehen ps Knochens enthalteh d seiner Zartheil wegen nur mit Mühe ganz bloszulegen, in welchem » sich dasselbe als ebenso lang oder noch länger als der dickere Theil 8 ergibt. Der dickere Theil ist, wie das Rückenmark, aussen aus weisser und innen aus grauer Substanz gebildet. Erstere zeigt zwei Spalten und schöne dunkelrandige leicht varicös werdende Nervenröhren, die vorn (unten) breitersindals hinten und als ein ziemlich compacter Ring die graue Masseumgeben. -In dieser ist der flimmernde Centralkanal besonders auffällig, ausserdem finden sich in ihr eine vordere Kreuzungs- commissur, kleine multipolare Zellen, wie höher oben, und feine dunkle Nervenröhren, dagegen, so viel ich bis jetzt sah, keine grossen Nerven- zellen. Gegen das Ende des dickeren Theiles des Filum verschwinden - die Nervenfasern allmälig, sowie auch die übrigen Elemente, so dass im feinen hinteren Abschnitte nichts mehr als der Centralkanal und eine bindegewebige Hülle, wohl vorzüglich von der Pia mater abstammend, sieh findet. — Vom diekeren Theile des Filum gebt constant ein feiner .Nerv ab, welcher jedoch, wie mir schien, nicht vom Filum, sondern dicht unter dem zehnten Nerven (mit Einer Wurzel nur [?]) entspringt, dicht am Filum herabsteigt und etwa in der Mitte des dickeren Theiles dessel- ben seitlich abgeht. Wo derselbe sich verbreitet, habe ich noch nicht untersucht. Manchmal entsandte das Filum noch ein zweites sehr feines Fädchen in ähnlicher Weise. Man vergl. auch’ Volkmann in Müll. Arch. 1838 u. Budge ibid. 1844, die drei Nervchen vom Filum abgehen sahen. Den Faserverlauf im Filum anlangend, so lässt sich an demselben ein wichtiges Factum mit Leichtigkeit coustatiren, das nämlich, dass die vordere Kreuzungscommissur von den longitudinalen Fa- sern der Vorderstränge abstamınt. — Bringt man ein Filum ganz unler eine 350 malige Vergrösserung, und untersucht man die vor-- ‚dere Fläche desselben in der Mittellinie nur einigermaassen genauer, so zeigen sich hier, und zwar um so oberflächlicher je weiter nach unten man geht, eine Menge quer verlaufender Fasern, die von einer Seite auf die andere übertreten. Verfolst man diese Fasern näher, so zeigt sich ohne Schwierigkeit, dass dieselben von den longitudinalen Fasern der vor- dern Seite des Filum abstamınen , welche, indem sie bogenförmig, oder mehr weniger unter rechten Winkeln umbiegen, in die Querrichtung sich stellen und von einer Seite auf die andere übergeben. Hierbei kreuzen sieh die Fasern der rechten und linken Seite oft aufs Deutlichste und ist somit die von mir beim Menschen gefundene und von Vielen mit Unrecht geläugnete Kreuzung der Vorderstränge in der Commissura anterior beim Frosch in einer Weise demonstrirt, dass keinerlei Zweifel über ihre Exi- stenz gehegt werden können. Was aus den Fasern nach ihrer Kreuzung wird, habe ich noch nicht mit Bestimmtheit ermitteln können. An Plä- chenansichten verlieren sich dieselben, näher oder ferner vom Seiten- rande des Filum, schliesslich in der Art, dass ihr Ende nicht bestimmt gesehen wird, und will ich daher einige Vermuthungen, die ich vorbrin- gen könnte, vorläufig lieber unterdrücken. Querschnitte des Filum, die Aufschluss geben würden, sind an Chromsäurepräparaten wir noch nicht 9 nach Wunsch gelungen, indeın dieselben die Nervenfasern meist nur nach atronzusatz und auch dann nicht schön zeigten, und ebenso sind auch he Quersegmente noch nicht so ausgefallen, dass ich sichere Schlüsse ihnen hätte ziehen können. Nur so viel ist sicher, dass die Ner- nfasern des Filum nicht etwa seitlich in Aeste abtreten, sondern gegen las untere Ende desselben nach und nach an Menge abnehmen, bis sie lich anders, und ist das Filum offenbar nichts anderes, als verkümmertes Rückenmark, an den zum Theil die Structur sich noch erhalten hat, ob- chon die abgehenden Nerven geschwunden sind. Ich kann hier noch beifügen, dass ich in zwei Fällen versucht habe, ich experimentell nachzuweisen, dass das Filum Nervenfasern ent- ‚ jedoch ohne Erfolg. Diese Versuche geschahen bei einem decapitir- ten und bei einem lebenden Frosche, und wurde in beiden Fällen das Fi- n zuerst von dem constant an demselben befindlichen Nervchen be- ‚ welches möglichst nach oben gezogen und abgerissen wurde. Dann \ edasFitanı am Os coceygis abgeschnitten und auf einem Deckgläschen ib. der electrischen Pincelte galvanisirt. Es erfolgten aber weder exe beim ersten, noch Schmerzenszeichen beim zweiten che, ausser wenn man gegen das oberste Ende des Filum kam, in chem Falle zuerst, wahrscheinlich wegen der Reizung des Stumpfes 1. vom Filum selbst abgehenden Nerven, einige Muskeln aussen am berschenkel schwach zuckten. Nicht anders wirkte auch Betupfen s Filum mit Kali causticum. — Da über die Existenz sehr vieler ächter ervenfasern im Filum auch nicht die geringsten Zweifel gebegt werden sonen, so ist dieses Resultat gewiss sehr auffallend, doch will ich, bevor” ch dasselbe deute, noch die Ergebnisse weiterer Versuche abwarten, ich mit dem Filum vorhabe. ‚ Commissuren ächter Nervenröhren im Mark vonFischen. rsuchungennicht ausreichendsind. Owsjannikow behauptet, wie Ku- r für den Frosch, dass bei Fischen keine Nervenröhren in der grauen nz sich finden, so wie dass keine ächten Commissuren aus dunkel- digen Nervenfasern vorkommen. Beides ist unrichtig und ist es nicht de besonders schwer zu zeigen, dass das Fischmark zwei ächte Con - ren hat, womit auch Stilling in seiner neuesten Arbeit überein- ohne jedoch Details anzugeben. Bis jetzt kenne ich nur das der Barbe und des Döbels (Leueiscus s. Squalius dobula) und will - vom letztern Fische, den ich nüher verfolgt habe, kurz angeben, was 'h fand. Will man nur im Allgemeinen von der Existenz dunkel- 10 randiger Commissurenfasern sich überzeugen, so ist es auch hier am schnellsten zum Ziele führend, wenn man ein mit der feinen Scheere ge- schnittenes Segment des {rischen Markes so weit comprimirt, dass das Innere für starke Vergrösserungen zugänglich wird. Zum Studium des Faserverlaufes bedarf man natürlich erhärteter Präparate, doch muss ich sehr betonen, dass ich an diesen nur nach Zusatz von Natron die dunkelrandigen Fasern in der grauen Substanz wahrgenommen habe, dann aher auch in gelungenen Schnitten so schön und deutlich, dass auch hier keine Zweifel obwalten konnten. Hätte Owwsjannikow sich dieses von mir schon lange empfohlenen Mittels gehörig bedient, so wäre auch ihm sicherlich die graue Substanz in einem ganz anderen Lichte erschienen, als er sie schildert. Einzelnbeiten anlangend, so ist die Commissura poslerior äusserst deutlich. Dieselbe beginnt dicht hinter dem Gentral- kanale, erstreckt sich mehr oder. weniger weit zwischen die Iinterhörner hinein und besteht aus dunkelrandigen Fasern von 0,0007—0,0045. Die vordersten derselben strahlen pinselförmig in die Vorder- und Seiten- stränge aus, die hinteren verbinden die beiden Hinterstränge und bilden auch eine oft sehr deutliche Kreuzung, indem Fasern von dem einen Seitenstrang schief gegen den Hinterstrang der andern Seite verlaufen. Ueber den Gesammtverlauf und die Bedeutung dieser Fasern ist vorläufig nicht einmal eine Vermuthung erlaubt, und will ich in dieser Beziehung erst die Resultate fortgesetzter Studien abwarten. — Die Commissura anterior suchte ich erst dicht vor dem Centralkanale, jedoch vergebens, bis ich dieselbe etwa in der Mitte der vordern Spalte auffand, da wo Orosjannikow seine Commissur der grossen Ganglienzellen zeichnet. Hier liegt ein ziemlich starkes Bündel äusserst feiner Nervenröhren (von 0,0005-—0,0008””), die nur mitMühe noch als dunkelrandige oder mark- haltige zu erkennen sind, welches bogenförmig von einer Ganglienzellen- gruppe zur andern zieht. Von einem Zusanimenhange dieser feinen Fa- sern mit den Ganglienzellen kann ihres geringen Durchmessers halber natürlich ‚nicht die Rede sein, doch ist ihr weiterer Verlauf sehr schwer zu verfolgen und kann ich für einmal nur so viel angeben, dass ein Theil ‚dieser Commissurenfasern gegen die äussere Seite der Vorderstränge, ein anderer bogenförmig rückwärts gegen die hintere Commissur zu verlau- fen schien. Ausserdem kann ich noch angeben, dass von der Pia mater aus vorn und hinten Fortsetzungen bis zum Gentralkanale ins Innere dringen, so wie dass die grauen Stellen neben der bintern Spalte (bei Owsjannikow Tab. I, fig. 1 k) auch spärliche feine Nervenfasern enthalten. Ueber die Ganglienzellen behalte ich mir auf später Mittheilungen vor. Das Bemerkte wird genügen, um schon jetzt Jedem klar zu machen, dass das Mark des Frosches und auch der Fische nicht so einfach gebaut 11 t, wie die Dorpater Untersuchungen glauben liessen, und dass das be- ie Schema bei weitem nicht ausreicht. Es wäre nicht schwierig, on jeizteinanderes an die Stelledesselben zussetzen, ich halte es jedoch r Hinweisung auf die vermittelnde Ansicht, die ich in der 2. Aufl. es Handbuchs der Gewebelehre ausgesprochen habe, für zweck mäs- , vorläußg mit einem solchen noch zurückzuhalten, um zu sehen, ob es nicht gelingt, noch weiter in den Bau dieser verwickelten Verhältnisse dringen, um so mehr, da alle Aussicht vorhanden ist, durch eine ehntere vergleichende Behandlung des Gegenstandes immer allge- ere Standpunkte zu gewinnen. Würzburg, den 3. April 1857. Beiträge zur Anatomie von Chiton piceus. Von Prof. M. Schiff in Bern. Mit Tafel I. 11. Die systematische Stellung der Chitonen ist immer noch Gegenstand der Gontroverse. Manche Abweichungen von der äusseren Gestalt der Weichthiere, einige Aehnlichkeit ihrer äusseren Form und ihrer innern Organe mit den bei den Ringelthieren gewöhnlichen Bildungen haben in früherer Zeit Blainville Veranlassung gegeben, sie ganz von den Mol- lusken zu trennen und sie in Verbindung mit den Cirrhipedien als einen besonderen Untertypus (Malentozoaires) den Entomozoaires zu nähern (Organisation des animaux I, 1822, siebente Tabelle). Aber 1825 bringt derselbe Forscher im Manuel de Malacologie die Gesammtheit seiner Ma- lentozoären als Untertypus zu den Mollusken und kehrte somit zur Zinne- ischen Anschauung zurück, der ebenfalls Chitonen und Cirrhipedien nebst Pholas als besondere Abtheilung (multivalvia) seiner testacea vereinigt. Ich will hier keine Geschichte der systematischen Stellung dieser Thiere geben. Es genüge zu bemerken, dass, nachdem sie Cuvier in die Gaste- ropodengruppe der Cyclobranchiaten neben Patella gebracht hatte, Milne Edwards sich wieder zweifelhaft über ihre gemeine Molluskennätur aus- gesprochen und sie nur provisorisch als Uebergangsgruppe der Gastero- poden zu den Annulaten betrachtet wissen will und Blanchard nur in der "Anordnung ihres Nervensystems einen genügenden Grund sieht, sie zu den Mollusken zu bringen. Forbes und Hanley machen aus den Chitonen unter dem von Blainville schon gegebenen Namen der Polyplaciphora eine besondere Klasse zwischen Pteropoden und Gasteropoden und der neueste Schriftsteller über dieses Genus, Shuttleworth, hält es für zu gewagt, sie unter irgend eine der bestehenden Abtheilungen zu bringen, so lange man gar nichts von ihrer Entwickelung wisse, protestirt aber gegen die 13 jetzt von den meisten Autoren angenommene Cuvier’sche Ansicht , welche sie in die gleiche Familie mit Patella bringt, Die neuesten Aufschlüsse über ihre Entwickelung, welche wir Lowen verdanken, haben zwar die Molluskennatur dieser Thiere unläugbar nachgewiesen, aber ihre speciel- leren Verwandten, wie mir scheint, nieht näher bezeichnet. Jedenfalls ist unter diesen Verhältnissen eine genauere anatomi- sche Kenntniss dieser Thiere von grossem Interesse. Die Zergliederungen, welche Poli und Cuvier geliefert, geben einerseits nicht genügendes De- tail, andererseits steben sie nicht ganz im Einklang mit den späteren sehr nauen Angaben von Middendorff. Der letztgenannte Forscher hat eine orireflliche anatomische Monographie des seltenen Chiton Stelleri, des (ypus des Genus Cryptochiton Gray geliefert (Mem. de l’Acad. de St. Pe- tersbourg Tom. VI, pag. 101), da aber Cryptochiton gerade die abwei- chendste Form der Chitonengruppe ist, so darf man Middendorff’s Anga- ben nicht ohne weiteres generalisiren. Wie weit dies erlaubt ist und vie weit die Widersprüche zwischen Middendorf] und den früheren Au- oren auf typischen Abweichungen beruben, musste erst durch die Zer- ederung von Thieren aus anderen, mehr normalen, Chitonengruppen festgestellt werden. Hierzu und zur Erledigung der oben berührten matischen Fragen einen Beitrag zu geben, ist der Zweck vorliegender it, die der unmittelbaren Anregung des Herrn Shuttleworth ihre Ent- ung verdankt. ! - Herr ‚Shuitleworth übergab mir vor einiger Zeit mehrere Exemplare les ‚Chiton piceus Chenin. Gmel. zur anatomischen Untersuchung, ebenso danke ich seiner Gefälligkeit einen Theil der bier benutzten Litera- "und auf seine Kosten wurden die hier beigefügten Abbildungen durch erwandten, wie der von Middendorff benutzte Chiton Stelleri, so hatte ı doch über Exemplare bis zur Grösse von 58 Millim. zu verfügen. ‚Als vorliegende Arbeit beinahe beendet war, erhielt ich von meinem eunde, Herrn Dr. E. Rüppel, ein Exemplar einer dem Ch. piceus sehr vandten, eben so grossen und noch wenig bekannten Art, die er aus sm rothen Meere mitgebracht und welche im Frankfurter Museum als hiton bruneus n. sp. aufgestellt ist. Herr Shuitleworth besitzt dieselbe ft in seiner Sammlung von den Sechellen, und vielleicht ist es die- Spezies, die von Chemnitz als eine besondere Varietät des Chit. ‚betrachtet wird, die im rothen Meere vorkommen soll. Ich hatte urch Gelegenheit, meine Befunde an Ch. piceus durch Vergleichung t bruneus zu kontrolliren, die beide zu dem Untergenus Acanthopleura ray gehören, zu welchem auch die von Poli zergliederte Art Chiton Polii ippi zäblt. Man wird in der That finden, dass ich in manchen Punk- 0, in welchen Middendor/f dem berühmten italienischen Anatomen wi- srsprechen zu müssen glaubte, mit letzteren mehr übereinstimme (vergl. ® Verdauungsorgane) und es geht hieraus hervor, dass der innere Bau 14 der Chitonen weit mehr Modifikationen darbietet, als dies Middendor/] nach der Vergleichung des Chiton Stelleri mit mehreren russischen Arten anzunehmen geneigt ist. Middendor/f hat, wie es scheint, keine Acantho- pleura untersucht und Poli wohl in mancher Beziehung Unrecht gethan. Da ich jetzt eben erst eine Anzahl Exeniplare von Ch. squamosus aus der Unterabtheilung Lophurus Gray erhalte, so hoffe ich bald im Stande zu sein, über die mit den Verschiedenheiten der äussern Form verbundenen anatomischen Abweichungen ein weiteres Urtbeil zu fällen, die allen Chitonen gemeinschaftlichen Eigenthümlichkeiten noch mehr her- vorzuheben, als dies bis jetzt nach der Vergleichung von Cryptochiton und Acanthopleura möglich ist. Ich habe darum auch das letzte Kapitel dieser Arbeit, welches die allgemeineren systematischen Folgerungen enthält, vorläufig unterdrückt, um erst die Untersuchung des Lopkurus squamosus beenden zu können. In Betrefi der äusseren Gestalt und der'Form der Schaalen der Chi- tonen und der Acanthopleuren insbesondere habe ich dem bereits Be- kannten nichts hinzuzufügen, und ich verweise in dieser Beziehung auf die Arbeit von Shuttleworth »über den Bau der Chitonen«, Berner Mit- theilungen 1853 pag. 45. Interessant und eigenthümlich ist aber die Physiognomie, welche Chiton piceus bietet, wenn man nur die Schaalen vom Rücken enifernt, ohne die sehnige Schaalenkapselhaut zu verletzen (fig. 1). Jede der acht mit einander verwachsenen Kapselmenibranen liegt nur mit ihren Rändern der Schaale fest an. Der vordere Rand einer jeden Kapselmembran ist stets von dem hintern Rande der vorhergehen- den dachziegellörmig bedeckt und in die tiefe auf diese Weise entstehende Furche schieben sich die obern Ränder oder Gelenkvorsprünge des Arti- eulamentum jeder Schaale. Der hintere Rand jeder Schaalenkapsel be- steht aus zwei durch eine quereFurche getrennten weissen, starken, seh- nigen Querstreifen. Der obere breitere und diekere Querstreif (b fig. A) legt sich dem hinteren Rand des Articulamentum der entsprechenden Schaale von unten an, der hintere etwas dünnere Querstreif des Hinter- randes (a fig. 1) verwächst von oben mit dem vorderen Theil des Arti- eulamentum der folgenden Schaale, so dass die Schaalen von vorn voll- ständig eingekapselt sind, ihr hinterster Rand aber frei bleibt, indem er die Sehnenfläche 5 etwas überragt. Dem mittleren Ausschnitte des vor- deren Randes der Schaalen entsprechend sehen wir in der Mitte jeder Sehnenfläche a des Hinterrandes der Kapselmembran einen schwachen durch einen seichten Ausschnitt in zwei Lappen getheilten Vorsprung. Die Seitenränder der Kapselmembran bilden ebenfalls eine etwas ver- tiefte Furche, die den Seitentheil des Articulamentum umfasst. Den klei- nen Zähnchen des letzteren entsprechend erscheint die sehnige Membran hier mit gesägten Einkerbungen, die in der Mitte ihrer Längenriehtung durch eine der Incisur des Articulamentum entsprechende erhabene kleine Querfalte (d, d) unterbrochen sind. Die oberste und unterste 15 Kapselmembran zeigen den ganzen hallhmondförmigen Aussenrand (g) kleinen Sägezähnen besetzt, die der Skulptur der Schaalen entspre- hend von Stelle zu Stelle in regelmässigen Abständen durch stärkere eisten unterbrochen sind. Das düinnere Mittelfeld jeder Kapselmembran zeigt als weisse erha- Linien die unter der Haut gelegenen mit ihr verwachsenen Sehnen drei hauptsächlichsten Schaalenmusken. cc sind die von beiden ten her in der Mittellinie vereinigten Sehnen der geraden Schaalen- eln, die in der Mitte und nach unten die Aorta zwischen sich fassen. Sehnen setzen sich etwas breiter werdend an die Mitte der Sehnen- he b. Die Sehnen der von Middendor/f bereits beschriebenen und hier niger als bei Cryptochiton von einander geschiedenen queren und rägen Schaalenmuskeln sieht man bei f. Die Verwachsung der Schaa- nkapseln geschieht in der Tiefe der Furche zwischen dem hier nicht sichtbaren Vorderrand und dem ihn bedeckenden Hinterrand b a, ferner dureh Verschmelzung des Randtbeiles des hintersten Sehnenstreifens a mit obern Kante des Seitenrandes der folgenden Kapselmembran, wie lies auf unserer Figur deutlich zu sehen ist. gi Gefässsystem. - Oeffnet man den Chiton piceus vom Rücken her, indem man alle lickenschienen entfernt und die Kapselhaut nach einem vorsichtigen chnitt zu beiden Seiten zurückschlägt, so gelangt man zunächst erzen und der Aorta als den am oberflächlichsten gelegenen Or- Die Lage des Herzens ist schon von den früheren Autoren ganz rich- geben. Es liegt unter dem hintern Theil der sechsten, der gan- ebenten und achten Rückenschiene im hintern Ende des Körpers, sen ganze Breite es hier einnimmt, und die Aorta erstreckt sich in der jellinie nach vorn gegen den Kopf. Nach oben wird es von einer das 4 der Körperhöhle auskleidenden sehr zarten Membran bedeckt, die innern Hautfläche so fest anhängt, dass man sie nur stellenweise in Lappen abpräpariren kann. Diese Haut zeigt unter dem Mikro- sehr viele geschlungene Fasern, die aber grösstentheils verschwin- wenn man die Haut anspannt, und sich dadurch als zarte Falten zu ennen geben. jach unten ruht das Herz auf einer andern Membran, welche bei 1 Ursprung von den hintern Rändern des Körpers sehr viel stärker ls die obere Membran. Indem sich diese Haut, welche zwischen der ren Herzfläche und dem hintern Theil des Gesehlechtsupparntes liegt, h vorn erstreckt, wird sie beträchtlich dünner und schwächer bis sie ch gegen den vorderh Rand des siebenten Körperseginentes hin ganz 16 zu verschwinden scheint, so dass hier die vordere Fortsetzung des Her- zens, die Aorta, und das Ovarium unmittelbar auf einander liegen. Diese ehen beschriebene Membran zeigt viele Falten, welche man in fig.2 dureh die durebsichtige Herzvorkammer hindurchschimmern sieht. Unter dem Mikroskop verhält sie sich wie eine wahre Zellgewebsmembran. Diese eben beschriebene Verdünnung betrifft übrigens nur den mittleren breitesten Theil dieser Membran, an den Seiten des Körpers, nach aussen vom. Oyarium bleibt sie stärker und verbindet sich nach vorn wit dem sogenannten hiniern Zwerchlell, welches die Ovarien von den Ver- dauungsorganen ahtrennt. Wir werden hierauf bei der Beschreibung der Geschlechtstheile noch einmal zurückkommen. Die Form des Herzens fand ich bei Chiton piceus ziemlich abwei- chend von dem. was Cuwier bei der von ihm zergliederten Art und Mid- dendorff bei Chiton (Cryptochiton) Stelleri beobachtet hat. Doch schliesst sich mein Befund mehr dem von Öuvier an. Präparirt man das Herz von oben her frei, indem man seine Decken nur so weit entfernt, als sie nicht mit seinen Wänden verwachsen sind, also his gegen den Rand der Schaalenkapseln, so erhält man ein Präparat wie ich es in fig. 2 dargestellt habe. Man sieht eine unpaare mittlere Herzkammer von länglicher Gestalt mit zwei durch eine Einschnürung getrennten Anschwellungen, deren hintere kleinere zugespitzt endet, und zwei seitliche fast dreieckige Vorkammern, die je durch zwei Oeflnungen (eine für jede Anschwellung) in die Kammer münden. Am Winkel zwi- schen der äusseren und der vorderen Seite des Dreiecks, welches jede Vorkammer bildet, sieht man die Oeflnung der Kiemenvene (0). So weit also das Herz auf dieser Figur 2 dargestellt ist, erscheint es günzlich frei und unverwachsen mit seinen Hüllen, sowohl von oben als von unten. An den hinteren Theilen des Aussenrandes der Vorkammer ist die Kapselwand der achten Schaale nur so weit dem Vorkammerrande eng verwachsen, als sie nicht zurückgeschlagen ist. Das zurückgeschla- gene Fragment (z) aber liess sich sehr leicht abheben oder abtrennen. Es bestätigt sich also für Ch. piceus nicht, was Middendorff für Cryptochiton Stelleri fand, wenn er sagt (Acad. Petersb. 1849, pag. 132): »Ziemlich in der Mitte ihrer Länge hängt die obere Wand der Herzkammer auf das festeste dem Zwischenraume der 6ten und Tten Schaale an, und es scheint, als dringe hier ein Gefäss, Mantel- arterie (Art. pallii) nach aussen hin. Auch die untere Wand der Herzkammer ist mit der darunter liegenden Haut des Zwerchfelles verwachsen, verstärkt wird dieses Zusammenhängen durch mehrere kleine Gefässe. Afterarterien (Art. anales), die im Grunde der Herz- kammer als kleine Oeflnungen sichtbar sind. — — — — Seillich neben diesen Oeffnungen und etwas höher als diese gelegen sieht man noch einige kleine Oeffnungen, welche das Blut zum Mantel- rande und zur letzten Schaale führen mögen. « 17 Ich sah ausser der Aorta durchaus kein Gefäss unmittelbar aus dem Herzen kommen, ich sah keine der angegebenen Oefinungen am Herzen von Ch. piceus und ich gestehe, dass mir ihre Existenz selbst für Cryp- oehiton verdächtig ist, da, wie wir sogleich schen werden, die Herz- ‚and an einigen Stellen sich durch Auseinanderweichen der äusseren sten Schicht ausserordentlich verdünnt, so dass diese ganz durch- jeinenden Stellen bei der Betrachtung leicht für Oefinungen genommen n | bei starker Injection durehrissen werden können. Diese dicke aus nthümlichen Zellen bestehende äussere Herzwand und ihre Verhält- e werden aber von Middendorff auf keine Weise beschrieben. Sollte einigen Chitonen das Herz ausser der Aorta noch besondere kleine sse zu einzelnen Körpertheilen abgeben, so würde sich dieses vom us der Mollusken entfernen und an die Ringelthiere anschliessen. - Präparirt man.nun das Herz sorgfältig selbst an den Stellen frei, wo es eng ınit dem Randwulste des Körpers verwachsen ist, so erhält man, yenn man so glücklich war, Einrisse in die Substanz des Herzens zu ıeiden, das in fig. 3 dargestellte Präparat. Das hintere Ende des Kör- is ist hier durch einen hinter der freigelegten Herzspitze herabgeführ- n Längsschnitt (B.) ganz gespalten, und die linke abgelöste Hälfte des perrandes ist etwas nach unten gebogen, so dass die Herzränder frei ‚Vorschein kommen. An der nach, rechts eingebogenen Spitze der Herzkammer hängt noch ein Zipfel der eng mit ihr verwachsenen Schaa- 2 Band (2); dei ich fürchtete ohne Verletzung nicht abtrennen y DasMerk würdigste, wasdieses Präparatzzeigt, ist, dass dieanscheinend irennten beiden Vorkammern in der Substanz des Körperendes durch nen winklig gebogenen Kanal so vereinigt sind (R), dass sie eigentlich sammen nur eine einzige, den. Ventrikel hufeisenförmig umgebende mmer mit / Atrioventrikularöffnungen vorstellen. Die Kammer- iegt, ‚dem Kanal (R) auf, ist aber von ihm leichter als von der Kör- jand zu trennen. Der äussere Rand der Vorkammer zeigt, der Ein- nürung in der Kammer entsprechend, ebenfalls eine Einbuchtung und ‚derselben befindet sich gegenüber der hintern. Atrioventrikular- 3 eine Bialls, ‚die so eng mit der Kapselwand verwachsen ist, j Rechts habe ich hier die Kapselwand Sufliägen lassen ver Die au ‚re Untersuchung lässt es noch zweifelhaft, ob hier vielleicht einige lalls sehr enge Körpervenen in die Vorkammer eindringen, deren sich also (wie bei andern Mollusken zum Theil das der Nierenvenen) Kiemenathmung entzöge. Die Verschiebung der Herzkammer nach lässt die linken zwei Atrioventrikularöffnungen deutlicher und vas mehr als bei normaler Lage verlängert erscheinen. Die fig. 2 ist 1% fach, fig. 3 ist 4% fach vergrössert gezeichnet, r. f. wissensch. Zoologie. IX. Bd. 2 1 % Die von mir gefundene Anordnung ist gleichsam ein Mittelglied zwischen dem, was Cuvier bei seinem Chiton und Middendorff bei Cryptochiton beschrieben haben. Bei Cuwier's Chiton (Cuv. pl. 8, fig. 14m) vereinigen sich ebenfalls beide Vorkammern, aber so, dass sie nieht unmittelbar in einander übergehen, sondern sie münden einander entgegenkommend in die Spitze der Kammer. Bei Midden- dorff’s Cryptochiton (l. ce. tab. IX, fig. 2 H) enden die beiden Vor- kammern vollkommen getrennt in zwei blinden Säcken und die bei- den Verbindungen mit der Kaınmer liegen jederseits, wie bei mei- nem Chiton, weit vor diesem Ende. Während also die sonderbare Form des Herzens der Chitonen mehrfache in einander übergehende Modifikationen zu zeigen scheint, bietet das von mir beschriebene Verhältniss zugleich einen Anknüpfungspunkt an das typische Herz der Gasteropoden mit einer einzigen Vorkammer dar. Wäre der Kanal bei R etwas weiler, so dürfte man auch hier nur von einer Vorkammer sprechen. Wäre aber die Einbuchtung der hinteren Atrioventrikularmündung gegenüber etwas enger, so hätten wir 4 Vorkammern und auch dieses dürfte später bei einigen hierherge- hörigen Thieren beobachtet werden, ohne dass dadurch der Typus eine wesentliche Abweichung erführe; die jetzt noch für mich pro- blematischen kleinen Venen bei © und xx führten dann zu einer besonderen Vorkammer, das vordere Paar der Ätrien würde arte- rielles, das hintere Paar venöses Blut in den Ventrikel führen und die für die Chitonen so sehr auffallende Vermehrung der Atrioven- trikularmündungen würde hier ihre Erklärung finden. Das Herz ist bei Chiton piceus auch im (durch Luft oder Flüssigkeit) ausgedehnten Zustande vollkommen platt gedrückt (bei Chiton bruneus ist es ganz gleich gebildet aber mehr gewölbt). Die Gestalt ergibt sich aus den Abbildungen. Die Vorkammern sind ganz dünnwandig, durch- sichtig und farblos, werden sie angespannt, so zeigen sie die nach der Oeffnung der Kiemenvene hinlaufenden zartenFalten, welche in fig.2 be- merklich sind. Die Falten im hinteren Theil der Vorkammern ziehen sich gegen die hintere Atrioventrikularmündung. Die Herzkammer ist im All- gemeinen von gelblicher Farbe, hat ein rauhes Ansehen und derbe Wan- dungen. Aber an zwei Stellen von oben und an ganz entsprechenden (aber durch einzelne hereinragende dickere Zacken unregelmässiger er- scheinenden) Stellen von unten ist ihre Wand sehr dünn, ganz durchsich- tig und der der Vorkammern ähnlich. Die eine dieser Stellen ist schmal und liegt in der Mittellinie hinter dem Anfang der Ventrikeleinschnürung (d), die zweite dieser Stellen (d’) isı breiter, nach vorn, wo sie sich auf die Aorta fortsetzt, etwas verschmälert und liegt in der Mitte der vorde- ren Auftreibung bis zum Vorderrande des Ventrikels. Eine genauere Untersuchung lehrt, dass diese Stellen nicht, wie man zuerst vermuthen 19 d pr in dessen Epithelialüberzug. Bei Ermangelung eines eigentlichen Perikardiums sind nämlich mer und Vorkamtmer von einem Epithel überzogen, welches sich hei beiden ganz verschieden verhält. Die äussere Membran der Vorkammer bildet eine ungemein zarte ut, die ein schwer zu erkennendes nur in einfacher Lage vorhandenes thel trägt, das aus pflasterförmig an einander gereihten ziemlich plat- "Zellen von 0,003 bis 0,005” Durchmesser besteht, in denen sich ein ‚Die äussere Schicht der Kammer aber besteht aus ziemlich scharf- erossen,. a angeschwollenen, 4—7fach übereinander geschichteten, dunkel gefärbten Kugeln von 0,003 bis 0,008” Durchmesser und es ‚sich durchaus keine besondere Membran erkennen, welche diese In trägt, deren grösste die äussere Schicht, deren kleinste die innern hichten bilden. Diese Kugellagen machen mehr als die Hälfte und an Rändern mehr als */, der Dieke der Kammerwandungen aus, und sie en gänzlich und wie scharf abgeschnitten an den oben beschrie- n durchsichtigen Stellen. Jede der grössern Kugeln trägt einen Kern meist einfachem, manchmal doppeltem, Kernkörper, der erst durch wendung von Essigsäure deutlich hervortritt. Die zweite tiefere Lage der Herzsubstanz ist die Muskelschicht. An Kammer bildet dieselbe eine ziemlich ununterbrochene Hülle aus ach durch einander geschlungenen, aus dickeren Balken in dicht an inander gedrängte Aeste sich vertheilenden Fasern, die an den durch- jichtigen Stellen zwar etwas aber nicht sehr beträchtlich dünner und eitmaschiger wird. An den Vorkammern aber ist die Muskellage sehr dünn und die ein- en Verzweigungen lassen weite Lückenräume zwischen sich. Die t einfache Muskellage lässt in den Lücken erkennen, dass sich die ündel nicht nur geflechtsweise an einander legen und wieder von einan- rn abgehen, sondern dass auch häufig wahre Theilungen der einzelnen mitivmuskelbündel vorkommen. In fig. # ist aus einer Vorkammer a» solches Geflecht mit Theilungen bei auffallendem Lieht und etwa Dfacher Vergrösserung abgebildet. Man kann sich diese sehr zierlichen ülder leicht verschaffen, wenn man irgend ein beliebiges Stück aus der irkammer schneidet und auf dem Objektiräger ausbreitet. Die Primitivfasern der Muskeln des Herzens gleichen denen, welche dig bei Paludinn beschrieben hat (Siebold & Kolliker's Zeitschr. II, g. 470). An ıneinen Weingeistexemplaren war die Struktur deutlich, dass ich wie Leydig die Muskeln erst zu kochen brauchte. Die ein- nen Muskelröhrchen zeigten in fast regelmässigem Abstand nicht eigent- h quergelagerte schmale Inhaltsportionen, wie dies Leydig abbildet, ser mehr oder weniger kuglige oder quadratische Inhaltsmassen von der PL, 20 Breite des Röhrenlumens, so dass der Anschein einer queren Streilung herauskam. Die innere Herzfläche besitzt ein zartes Epithel aus unregelmässig eckigen Zellen, die sich sehr leiebt ablösen und daher bei der Unter- suchung an manchen Stellen zu fehlen schienen, während sie bei andern Exemplaren oder an den entsprechenden Stellen der andern Herzhälfte gefunden wurden. Die Zellen sind im Mittel 0,004” breit, besitzen einen verhältnissmässig kleinen aber deutlichen Kern mit einem oder mehreren fettglänzenden Pünktchen als Kernkörperchen. Diese Zellen sitzen einem Endokardium auf, das über die stärkeren Muskelbündel der mittleren Herzschicht an vielen Stellen faltig nach innen gedrängt ist. Die Atrioventrikularmündungen besitzen je zwei kleine Klappen, die aus einer Falte desEndokardiums bestehen, in deren Innerem ich radiäre hie und da gabelspaltige Streifen sah, die mir mit derMuskelhaut zusam- menzuhängen schienen. Beim Uebergang der Herzkammer in die Aorta konnte ich keine Klappen bemerken. Es ist fast überflüssig nach Cuvier und Middendor/f noch einmal zu wiederholen, dass die Herzkammer nicht vom Mastdarm durch- bohrt wird. Mehrere Schriftsteller geben an, dass Meckel und Fei- der bei Chiton dieses an die Bivalven erinnernde Verhalten gefunden haben sollen. Feider’s unter Meckel's Leitung erschienene Disser- tation de Halyotide, Halae 1814, welche dieser Angabe zu Grunde liegt, ist mir nicht zur Hand, in Meckel’s System der vergl. Anato- mie 5. Theil 4831, pag. 116 finde ich aber folgende Stelle in Bezug auf das Durchgehen des Rektum durch das Herz. »Bei Patella und Chiton ist dies dagegen wahrscheinlich nicht der Fall, wenigstens konnte ich es bei meinen kleinen Exemplaren nicht mit Sicherheit wahrnehmen«, so dass man in dieser Hinsicht Meckel Unrecht ge- than hat. j B. Peripherisches Gefässsystem. Die Aorta, welche gleichsam die Fortsetzung der Herzkammer bildet, welche ganz allmälig sich verengend in erstere übergeht, läuft von hin- ten nach vorn gegen das Kopfende des Thieres. An ihrem Ursprunge (fig. 2 A) liegt sie dem bintersten Ende des Ovariums auf und ist von diesem dureb die Haut getrennt, welche dem Herzen als Unterlage dient und diesich, wieschon erwähnt, nach vorn hin sehr verdünnt, um im Niveau des vordern Randes des 6ten Schaalenstücks endlich ganz zu verschwin- den oder in die dünne Zellhaut des Eierstockes überzugehen. Von hier an liegt die Aorta unmittelbar dem Ovarium auf in einer obern Längs- furche desselben, wie dies bereits von Cuvier abgebildet ist. Die Aorta gibt nun nach unten hin eine Reihe von Eierstocksarterien ab, deren Zahl ich bei weitem geringer finde, als Middendorff bei Cryptochiton, wo ihre Oefinungen die Unterwand der Aorta in grosser Menge dicht neben einan- 21 wie ein Sieb durchbohren. : Ich finde bei Chiton piceus nur 5 bis 6 Ovarialarterien. Middendor/f fand ausserdem, dass bei Cryptochiton an adem Schaalenzwischenraum ein dicker Ast, die Mantelarterie, senkrecht in die Höhe stieg, der sich sogleich in zwei Aeste spaltete, die ihre feinen Verzweigungen in die Mantelsubstanz hineinsenden. Ein analoges Ver- alten fand ich hei Ch. piceus, aber statt des einfach aufsteigenden Astes entspringen hier aus der Aorta sogleich zwei dünne seitliche Gefässchen ir den Mantel. Die Aorta theilt die gelbliche Farbe und den allgemeinen Bau der lerzkammer. Derselbe mehrfache Kugelbeleg, den wir am Herzen fin- den, setzt sich auf die Aorta fort und hüllt deren Seiten ein, während er ı und unten fehlt und eine breite Mittellinie mit durchsichtigen Wan- gen frei lässt (fig. 2 A’). Nach Middendorff mündet hei Eryptochiton die Aorta unmittelbar in en sogenannten Schlundblutraum, bei Ch. piceus aber habe ich nach ge- genen Injektionen gesehen, dass die Aorta in der Gegend des ersten persegmentes über dem Kopfe angekommen sich in zwei grössere rende nach vorn sich umbiegende Aeste spaltete, und aus jeder 'Aeste ging bald nach seiner Entstehung noch ein kleinerer ab, der ‚seilwärts gegen den hintern Rand des ersten Körpersegmentes wen- und sich von hier aus auf der Bauchseite gegen den Mund zu umbog, ne dass ich ihn ganz bis zu letzterem hin verfolgen konnte. Dieses sind alle Arterien, welche ich bei Ch. piceus mit Bestimmt- erkennen konnte. Aus den angegebenen Verzweigungen der Aorta ; sich die Injektionsmasse stets in die Hohlräume, welche der Schlund _ die verschiedenen Abtheilungen der Verdauungsorgane zwischen essen, sie Noss neben der Zunge vorbei bis ins Innere der Leber, ne dass ich es zu entscheiden wage, ob hier durch die Gewalt der In- ion noch einige feinere Gefässe zerrissen worden und so Extravasat nden war, oder ob wir hier die von Mine Edwards und Valencien- schriebene Lakunenbildung der Mollusken vor uns haben, die we- itlich darin besteht, dass bei diesen Thieren die Gefässwände an einem issen Punkte aufhören und die Eingeweidehöhlen zur Aufnahme und ang des Blutes benutzt werden. ddendorff ist bei seinen Injektionen nicht glücklicher gewesen als nd er beschreibt ausführlich die verschiedenen Lücken, welche die zeweide zwischen sich lassen, als verschiedene das Gefässsystem er- ende Blutbehälter, für die er eine Reihe von besonderen Namen in chlag bringt. on besonderem Interesse erschien mir, dass unter Anderem auch die llen, welche das über und hinter dem Munde gelegene Centralnerven- em beherbergen, zu einem Sinus werden, in welchem sich die In- masse sammelt und so unmittelbar das Gehirn umgibt. Aehn- ist schon von mehreren französischen Forschern bei andern niedern 22 Tbieren beobachtet, hei Chiton piceus aber selzen sich die Nervenhüllen als häutiger blutführender Kanal seitwärts gegen den Körperrand fort, den sie im Niveau des zweiten Segmentes erreichen; sie dringen hier von einem Nerven begleitet in eine Oeffnung des wulstigen Körperrandes, an dem die Kiemen befestigt sind. Im Innern dieses muskulösen Seitenwul- stes biegt sich der Kanal nach hinten und verläuft hier bis in die Nähe des Alters als Kiemenarterie. Sobald der Kanal in den Seitenwulst des Körpers eingedrungen ist, verdünnen und verlieren sich seine häutigen Wandungen, während sein Lumen offen bleibt und sich leicht injieiren lässt, der Kanal ist also hier vom Muskelgewebe des Seitenwulstes be- gränzt, wie dies auch Middendorff (1. c. tb. IX, fig. 3 X) richtig abbildet. Dieser Kanal dient als Kiemenarterie und man sieht in seinem Grunde die Oeffnungen der kleinen Kiemengefässe. Er muss mithin venöses Blut führen und die Kapsel um das Gehirn wird also als venöser Sinus anzusehen sein. In der Gegend des Afters mündet die Kiemenarterie frei in den hin- tersten Theil der Eingeweidehöhle, so dass also auch von hier aus venö- ses Blut in sie eindringen kann und die zwei in ihr sich begegnenden Ströme die Flüssigkeit um so eher seitwärts in die Kiemenblättehen trei- ben müssen, ein häutiger Ansatz an den Rändern der hinteren abdomi- nalen Oeffinung der Kiemenarterie ist vermuthlich von Cuvier als Vena cava betrachtet worden. Indem dieser häutige Ansatz jederseits über dem Rektum nach der Mittellinie geht, bildet er vielleicht Middendorff’s hinteren Arterienbogen (l. e. tb. VI, fig. 3 und 5 g). In den oberen Rand der Kiemenarterie münden kleine Oeffnungen, die mit Furchen im Innern des Mantels in Verbindung stehen und die Middendor/f als breite Kanäle beschreibt, welche das Venenblut des Mantels der Kiemenarterie zuführen. Aus der Kiemenarterie führen feine bogige Kanäle in die Kie- menblätter und Kiemenblättchen und aus diesen rückführende deutliche Gefässe in die neben der Kiemenarterie liegende Kiemenvene, welche auf die fig. 2 abgebildete Weise den Seitenkanal verlässt und in die Vor— kammer des Herzens mündet, so dass durch sie der Kreislauf des Blutes geendet ist. Ich habe im Vorhergehenden die Gefässe des Chiton piceus im Allgemeinen geschildert, wie sie mir nach meinen Injektionen und mikroskopischen Beobachtungen erschienen und ich darf zu meiner Befriedigung darauf hinweisen, dass im Wesentlichsten die Verhältnisse mit den Angaben Middendor/f’s im Einklange stehen, im Einzelnen fanden sich aber viele Abweichungen, insofern eine Anzahl der von Middendor/f unterschiedenen Gefässabtheilungen bei Chiton piceus mehr in einfache Stämme zusammenzufallen scheinen. Eine genauere Vergleichung muss ich dem Leser selbst überlassen, da sie hier zu weit führen und ohne Nutzen sein würde. Gewiss ist mir gar Manches entgangen, was eine grössere Uebereinstimmung be- 23 gründet hätte, aber ich darf versichern, dass die vorgelegten Resui- tale auf wiederholten und gewissenhaften Untersuchungen beruhen. Gesehlechtstheile, 2 Nimmı man bei dem von oben geöffneten Thiere das Herz mit der ra weg, so hat man den Eierstock fast in seiner ganzen Länge vor x ‚liegen. Derselbe hat im ausgebildeten Zustande etwa die halbe Breite les Tbieres und nach vorn, wo‘er etwas schmäler wird, reicht er bis in e Gegend der zweiten Rückenplatte. Um sein hinteres Ende deutlich ‚sehen, muss man nun noch die fibröse Membran wegnehmen, welche n Middendorff als hinteres Zwerchfell bezeichnet ist und auf der das erz aufliegt. Diese Membran verliert sich vor dem Herzen nach vorn zu, im Hintertheil des Körpers aber schiebt sie sich zwischen Herz und Eierstock. Hat man sie, so weit es angeht, abpräparirt, so sieht man, 's der Eierstock nicht ganz das hintere Körperende erreicht und blind it einer stumpfen Abrundung etwa im Niveau des 6ten Kiemenblaties endet, ohne sich in einen Auslührungsgang fortzusetzen. Hingegen ge- brt man an den Seiten die beiden Eileiter, von denen wir sogleich prechen werden. Da bereits Cuvier in seinem Memoire sur l’oscabrion Eierstock im Ganzen gut abgebildet hat (vergl. auch die Copie in gne animal illustre, Mollusques Pl. 61), so hielt ich es für überflüssig, ‚noch eine Abbildung desselben zu geben. Höchst merkwürdig ist der innere Bau dieses Organes, welcher zuerst von Middendor/f theilweise erkannt worden ist, - Der ganze Eierstock stellt einen grossen, bei Cbiton piceus schön 'angeroth, bei Chiton bruneus Rüpp. graubraun gefärbten nach unten id hinten völlig geschlossenen Sack vor, dessen Wände nach oben in ittellinie, wo die Aorta aufliegt, zu einer langen ziemlich schmalen e auseinanderweichen. Diese Spalte ist also im Normalzustande ‚die untere Wand der Aorta geschlossen, hat man aber letztere enommen, so kann ıman durch sie in das Innere des Sackes hinein- . Die äussere Oberfläche dieses Sackes ist nicht eben, wie sie Mid- or/f bei Ch. Stelleri gefunden, sondern durch tiele Furchen in seitlich nmetrische Lappen und diese wieder durch seichtere Furchen in ein- "Wandungen abgetheilt, so dass die Oberfläche des ganz ausgebilde- »n Bierstockes einigermaassen der des menschlichen Gebirnes ähnlich Man kann diese Windungen auf unserer fig. 2, bb neben der Aorta Jurch das verdünnte hintere Zwerchfell durchscbimmern sehen. Die Bier d deren Keime befinden sich nun nicht in der Höhle des Sackes, ndern merk würdigerweise in derDicke seiner Wandungen, während die » selbst ganz leer ist und nur von weisslichen Strängehen durchzogen beint, Jie sich bei injieirten Exemplaren als die Ovarialarterien aus- esen, die sich etwa 6 zu beiden Seiten von der Aorta aus schief nach 24 hinten und ins Innere des Sackes begeben’, sich beständig diehotomisch theilend, bis sie an dessen Wänden ankommen, wie ich dies in fig. 5 abbilden liess. Die Innenwand dieses Sackes ist nun nicht glatt, sondern mit einer Unzahl von kleinen ziemlich langen Zotien dicht besetzt, die man in unserer Figur in verkürztem Maassstabe von oben herab als Körn- chen sieht. Diese langen Zotten werden nun von zwei Endästehen der Arterien an beiden Seiten von aussen umfasst, wie das von Middendorf] recht gut beschrieben ist. An der Basis der Zotten angelangt, verbinden sich die verschiedenen Arterienästchen zu einem feinen Geflecht in der Wand des Sackes. Bei Cryptochiton, wo die Zahl der Ovarialarterien nach Middendorff (dessen tab. VII, fig. 3) eine bei weitem grössere ist, biegen sich dieselben nicht nach hinten, sondern laufen gerade nach der Wand des Sackes, von der jede Arterie nur eine viel kleinere Portion zu versorgen hat, so dass die dichotomischen Theilungen der Stämmichen viel weniger zahlreich sind. Bei unreiferen Eierstöcken sieht man die Eier nur in der Substanz der Wandungen selbst, und so hat es auch Middendor/f angegeben, in einem Fälle aber, wo ich reife Eier in den Eileitern fand, sah ich auch an der Basis einiger Zolten hie und da Eier, welche ausgebildeter waren als diejenigen, welche sich in den Wandungen zusammengedrängt fan- den, so dass wahrscheinlich die reifen Eier in die Zotten wandern und diese scheinen sie durch Dehiscenz in das Innere des Sackes zu entlee- ren. Eine Oeffnung an den Zotten sah ich nie. Wir haben also hier merkwürdigerweise einBeispiel von einer Drüse, deren Sekret durch denselben Hohlraum nach aussen entleert wird, in welchem ihre zuführenden Blutgefässe liegen. Middendorff hat wohl die Zotten der Eiersackhöhle gesehen, glaubt aber (l. ce. pag. 138) »diese dreieckigen Hautzolten entspringen, dicht neben einander gedrängt, mit breiter Basis von der Biersackwandung, man hat sie als eine besondere Art von Falten dieser Innenwandung anzu- sehen, in welche Falten aber diejenigen Muskelfasern, welche unter dem Mikroskop in der Eiersackhülle sichtbar werden, nicht hinübergehen. « Dem äusseren Anschein nach scheint allerdings Middendorff Recht zu haben, untersucht man aber die Sache genauer bei nur mässiger Ver- grösserung an in Alkohol oder in verdünnter Lösung von chromsaurem Kali erhärteten Eiersäcken, so erkennt man, dass sieh die Sache anders verhält. Jede Zotte ist das vorragende Ende eines laugen, mit Eikeimen gefüllten, vielfach knäuelförmig gewundenen, hie und da sich theilenden Schlauches. Die Windungen liegen plattgedrückt ziemlich eng neben einander, und haben kleine Blutgefässe zwischen sich; die verschiedenen Röhrenknäuel sind durch etwas weitere Zwischenräume geschieden, als die Windungen jedes Knäuels unter sich. Alle diese Windungen zusam- men, von einer Zellbaut umgeben, an welcher nelzförmige Muskelbündel sichtbar werden, bilden die Wandung des Eiersackes. 25 Wie beiChiton piceus und noch mehr bei den näherstehenden bru- s Rüpp. einzelne Knäuelhaufen durch tiefe Einkerbungen von den ern geschieden sind, so dass auf beiden Seiten symmetrische Lappen Eiersackes entstehen, so könnte möglicherweise diese äussere Tren- ung durch Einschnürungen der Hülle bei andern Arten noch weiter ehen, und auf diese Weise könnte endlich die Form des Eierstockes ent- stehen, welche Blainville bei seinem Chiton gefunden hat. Er gibt an L’appareil generateur est forme d’une partie longitudinale ou centrale .»... de chaque cöte de laquelle sont une foule de petites coeceums, ı mieux d’especes d’arbuseules. (Diet. des sciences nat. Tome XI, 529). Cuvier nennt den Eierstock »une grappe de petits lobules«, e Figur stimmt aber, wie erwähnt, fast vollkommen mit unserm Be- " Die Spalte des Eierstocks, welcher von der Aorta bedeckt wird, hat ‚Chiton piceus einfache glatte Ränder, bei dem Exemplar von Chiton eus aber land ich sie in ihrer ganzen Ausdehnung beiderseits durch verdickte sehnige Leiste gesäumt. .„ DieEileiter, welche aus der Höhlung des Sackes nach aussen führen, ind ‚theilweise schon von Ouvier richtig erkannt worden, wenn ihm auch ei der Schwierigkeit ihrer Präparation nicht alle Verhältnisse ganz klar eworden sind. Wir haben gesehen, dass in der Gegend des Ursprun- der Aorta eine fibröse Haut, das sogen. hintere Zwerchfell, sich zwi- ndieGirkulalionsorgane und das Ovarium schiebt (fig. 2 e); die mitt- obere Längsspalte des Eiersacks beginnt nun bereits unter dieser ösen-Haut, so dass die Spalte an ihrem Anfang noch nicht von der prla, sondern von jener Haut bedeckt ist, die den Rändern der Spalte st anlsaftet. Aber an dem hintersten Anfang der Spalte unter dem vor- sen Segment der Herzkammer sind die beiden Seitenränder der Spalte va in der Ausdehnung von 1,5 Millim. nicht mit jener Membran ver- achsen und die hier entsiehende Lücke setzt sich in eine nach aussen d wenig nach unten gehende Röhre fort, so dass nur die untere Wand öhre von dein eigentlichen Ovariurm, ihre obere Wand aber von der eckenden Membran entspringt. Diese obere Wand ist denn auch ton piceus in der That sehr dünn und bis nahe dem äusseren Ende leiter mit dem hinteren Zwerchfell so innig verwachsen, dass ich bt ohne Zerreissung abtrennen konnte, während die untere Wand er und selbstständiger ist. Beide Eileiter, welche man in unse- 2 ff, unter dem hinteren Zwerchfell hindurehschimmern sieht, ‚in der Kiemenrinne im Niveau des Tten Kiemenblattes von hinten, es bereits Middendor/f angegeben hat. Ihre äussere Mündung ist h Middendor/f bei Chiton Stelleri durch einen warzigen Vorsprung be- chnet, den ich bei Ch. piceus nicht wiederfinden konnte. 26 ton bruneus den ganzen Umfang des Eileiters ausser an seinem Ursprung von dem Zwerchfell ablösen können. Die Wände sind hier überall dick und sondern sich deutlich in drei Schichten, eine äussere und innere Fa- serhaut und eine mittlere Muskelhaut; die innere Haut, welche wohl im frischen Zustande ein Epithel iragen mag, ist viel umlangreicher als die beiden andern und sie schlägt daher beträchtliche Falten. Diese Falten sieht man auch bei Ch. piceus undich habe eine derselben in fig. 6 abbilden lassen. Hinter den Ursprüngen der Eileiter, die beide nur durch eine schmale Brücke getrennt sind, setzt sich der Eiersack noch in einen kur- zen buchtigen Blindsack fort, aber ohne Spur der mittleren Längsspalte. Wenn bei Ch. piceus der Verlauf der Eileiter mehr ein gerader von innen nach aussen ist, so laufen sie bei Ch. bruneus mehr schräg nach hinten. Man sieht nach dieser Darstellung, dass die Eileiter auf der oberen Fläche des Eiersackes liegen und entspringen. Bei Cryptochiten scheint sich die Sache anders zu verhalten, denn Middendorff sagt (l.e. pg. 138): Vor dem hinteren blinden Ende des Eierstockes gehen von seiner Un- terwand zwei sehr dünnwandige Kanäle, Eileiter« und dies wird auch durch seine Abbildung tab. VI, fig. 4 bestätigt. Durchbohren hier ewwa die Eileiter die ganze Dicke der Eierstockssubstanz, um in den Sack zu gelangen, oder ist hier der Mechanisınus der Entleerung der ° Eier ganz von dem beschriebenen verschieden? Das Organ, welches Middendor/f als Schleimdrüse bezeichnet und das auch ihm nicht kon- stant erschien, habe ich nicht gefunden, hingegen habe ich mich üher- zeugt, dass der Eierstock je nach seiner Entwickelung eine ganz ver- schiedene und wechselnde Breite hat, während seine Länge vom hinteren Blindsack abgesehen konstant bleibt.') Männliche Geschlechts- organe sah ich nicht, hingegen salı ich ein Mal abgelöste Eier im Eileiter, und ich habe dieselben in fig. 6 abbilden lassen. Die Zeichnung ist lei- der ziemlich mangelhaft ausgefallen, da ich genötbigt war, das Präparat bis zur Ankunft des Zeichners mehrere Stunden lang wit Wasser zu be- feuchten. Die Eier hatten alle schon das Keimbläschen und den Keim- fleck verloren, welche sie im Biersack deutlich zeigten, die Dotterfurchung war schon beendet und sie waren ganz mit einer feinen körnigen Masse erfüllt, die an einigen Stellen des Kies dunkler, an anderen heller er- schien, die Körnchen wurden nun durch das eindringende Wasser immer heller, immer undentlicher, so dass sie der Zeichner zuletzt blos an den dunkeln Stellen erkennen konnte. Sebr deutlich ist die Dotterhaut, inner- halb des Chorion, die in zwei dieser Eier durch den Einfluss des Wassers ° wie auseinandergesprengt wurde. Die bier abgebildete Stelle des Eileiters ist ungefähr aus dessen Mitte 1) Einen unentwickelten Eierslock findet ınan in unserer Fig. 7 bei 0 abgebildet. 27 entnommen, bei 90facher Vergrösserung. Vermuthlich erhält das Ki beim jeiteren Vorschreiten ein dickeres Chorion oder eine Schleimhülle, die en das Wasser schlitzt. Ich habe aber umsonst nach einem Organ bsonderung dieser Schleimhülle gesucht. Das salzreiche Meerwas- würde auch nicht so leicht wie unser gewöhnliches Wasser eindringen. Verdauungsorgane. "Schiebt man das Ovarium zur Seite, wie dies in dem Präparate ‚geschehen, so zeigen sich die Verdauungsorgane in ihrer natürlichen von oben. Bei p sieht man die durch Längsfalten in eine mittlere und zwei liche Abtheilungen zerfallende obere Wand des Pharynx. Auf ihn folgt Mittellinie der Oesophagus. An seinem Anfang trägt er zwei seil- Säcke (s) und weiter nach hinten, vom Rande dieser Säcke halb- dförmig eingefasst, liegen ihm zu beiden Seiten zwei starke Muskel- el (l), welche von der obern Schaalenhaut herabgehen und sich an Zungenknorpel befestigen, zu dessen Hebung sie dienen. Endlich men Theile des vielfach gefalteten Magens (e) zum Vorschein, theil- 'eise überdeckt vom obern Lappen der Leber (fj und endlich siebt man e verschiedenen spiraligen Windungen des Darmes (i). Ich will nun enannten Abtheilungen des Verdauungssystemes spezieller betrach- in Die quere Mundspalte besitzt ausser einem starken Sphineter noch hrere vom Sphiucter nach aussen und unten gelegene Muskeln, welche ı dienen, den Mund im Ganzen vorzuschieben. Schon Middendorff inen spbincter oris externus und internus unterschieden. Es ist mir ‘ Präparation aufgefallen, dass die beiden Ebenen, in welchen die sern dieser beiden Muskeln verlaufen, gleichsam einen Winkel mit ander bilden. Wenn man das Tbier von unten betrachtet, so sieht dass die Fasern des externus neben einander und parallel der äche, die des internus aber über einander liegen. Uebrigens für die Muskulatur des Mundes alle Angaben Middendor/fs auch on piceus bestätigen, nur den Muskel, weichen der genannte er als suspensor cerebri bezeichnet (l. c. pag. 128) habe ich bei iner Speeies nicht auffinden können. Ich bemerke, dass ich selbst bei mikroskopischer Untersuchung der lte keine Spur von Kiefern am erwachsenen Thier auffinden nnte. Indessen ist die sogenannte Schleimhaut hier sehr hart und ach der Länge nach gefurcht,, aber sie löst sich bei Chiton piceus 28 nicht so leicht ab, wie dies nach Middendor/f bei Gryptochiton der Fall ist. Den kleinen warzenartigen Vorsprung jm Grunde der Mundhöhle, welchen Middendor/f Zunge nennt, habe ich auch bei Chiton piceus ge- funden, er schien mir hier nicht deutlich zweigespalten. Während der Ueberzug der Mundhöble, wie erwähnt, rauh und hart ist und eher der Decke einer Schwiele als einer Schleimhaut gleicht, ist die Schleimhaut in der Gegend dieses Vorsprunges weich und biegsam. An der Gränze der Mund- und Rachenhöhle sollen nach Middendorff die Ausführungsgänge der Speicheldrüsen münden. Alle früheren Auto- ren sprechen den Chitonen die Speicheldrüsen ab und auch ich habe sie trotz wiederholten Suchens bei Ch. piceus nicht finden können. Den- noch scheint es mir der Analogie nach wahrscheinlich, dass sie vorhan- den sind und dass ich sie nur übersehen habe. An der Stelle, wo sie liegen sollen (bei p fig. 13), fand ich eine gelbliche bläschenartige Masse, die ich nicht wohl für eine Drüse halten kann. Sie ist an der erwähnten Stelle (auch fig. 8 und fig. 7 pp) durch einen dunkeln Schatten ange- deutet. B. Rachenhöhle und Zungenapparat. Auf die Mundhöhle folgt nach oben und hinten die eiwas erweiterte Rachenhöhle. Ihre obere Wand zeigt von oben und aussen gesehen stels mehrere Einschnürungen, welche Muskelansätzen entsprechen. In der Tiefe dieser Einschnürungen sind die Wände des Pharynx viel dicker und stärker. Die zwei seitlichen Ausbuchtungen (fig. 7, 8 und 43 pp p) sind in ihrem Gentrum wie eingedrückt, konkav. An ihren Rand setzen sich Muskeln, welche zur untern Fläche der ersten Schaale gelren und die bereits von Middendor/f beschrieben sind. Sie scheinen wir wenig- stens den tensores und obliqui faucium dieses Forschers zu entsprechen, während ich die übrigen bei Cryptochiton beschriebenen Muskeln des Rachens gar nicht aufinden konnte. Zwei andere dicht aneinander ge- nau neben der Mittellinie gelegene Muskeln gehen von der vordern Schaa- lenhaut gerade herüber in die kleine Einkerbung, welche am vordern Rande der mittleren Auftreibung des Schlundes zu sehen ist (bei o fig. 13). Diese Muskeln, sowie die Schlundauftreibungen scheinen bei Gryptochi- ton zu fehlen. An der untern Wand des Pharynx öffnet sich der sogenannte Zun- genapparat. Die Reibplatte (radula) ragt hier mit ihrem verbreiterten flachen Endtheile (orbis radulae Midd.) in den Verdauungskanal hinein, während die Wände des Pharynx sich bier in einen langen schmalen nach hinten gerichteten Sack, die Scheide der Reibplatie, ausbuchten. Nach | hinten und unten vom Pharynx, neben und theilweise unter derReibplat- tenscheide und dieser dicht anliegend, finden sich die beiden »Zungen- knorpel«, welche in unseren Figuren 7, 8, 9 und 13 durch die von der zweiten Schaalenhaut zu ihnen sich begebenden und bier quer durch- 29 schnitienen Erhebungsmuskeln (2) verdeckt sind. In fig. 42 sieht man nach Wegnahme der Muskeln bei & frei hervortreten,, sie sind aber r nicht in ihrer natürlichen Lage, sondern ibre hinteren Enden 4x) weit auseinandergezogen , so dass sie mehr quer stehen. Die zwi- en ihnen liegende Reibplattenscheide ist bald nach ihrem Ursprung chnitten, und, was noch von ihr vorhanden ist, so nach vorn und ‚umgeschlagen, dass r (fig. 42) dem hinteren abgeschnittenen Ende der in der Scheide befindlichen Reibplatte entspricht. Man sieht hier die jielen Muskeln, denen die Zungenknorpel zum Ansatz dienen, und welche ich zum Theil (ss, u, vv’ vv’) auf die Reibplattenscheide fortsetzen. Middendorff hat die Entdeckung gemacht und ich kann sie für Chiton iceus und Ch. bruneus vollkommen bestätigen, dass die Körper, welche h hier Zungenkvorpel nenne, bei den Chitonen keine Knorpel, sondern ommen geschlossene mit einer Flüssigkeit angefüllte hohle Blas»n norpeligen Wandungen sind. Ich fand diese Blasen, im Gegensatz iddendor/f, welcher bei Cryptochiton die Flüssigkeit in ihnen flot- n sah, immer so prall von der Flüssigkeit ausgedehnt, dass die Bla- anz hart erschienen und es unmöglich war, ehe man sie anschnitt, iwas anderes als solide knorplige Körper in ihnen zu vermuthen. Ich iche diese Bemerkung deshalb, weil diese Blasen möglicherweise noch ji anderen Gasteropoden sich finden, wo ihr festes Aussehen verhindert ben mag, ihre wahre Natur zu erkennen. „ Middendor/ff nennt diese Körper mit Rücksicht auf die vielen Muskeln, ie von ihnen zur Reihbplattenscheide ausgehen, die beiden »Bewe- sshblasen« (folliculi motorii) und glaubt in ihnen und in den Be- egungsprincip entdeckt zu haben. Mir scheinen diese Blasen aber nur e Modifikation derselben Körper zu sein, welche schon von Cuvier ge- zentlich als »cartilages« bezeichnet wurden, und deren Beziehungen F Bewegung der sogenannten Zunge er durchaus nicht übersehen hat em. sur le grand Bucein. pag. 9). Es ist freilich auffaliend, dass Ou- eichenden Anatomie aufgenommen sind. Troschel hatte diese Kör- . für Naturgeschichte 4836 I, pag. 259) als trogähnliche Organe er (Wiegmann’s Arch. 1845 1, pag. 207) als Zungenknorpel be- ‚ Später nach dem Erscheinen von Middendorff’s Monographie n sie Hancock und Embleton bei Doris als Nuclei aufgeführt (Philos. nsacı. 1852, II, pag. 207). Huscley (Philos, Transact. 4853, I, pag. 57) von Patella ebenfalls als Blasen beschrieben, die aber keine Flüs- seit, sondern eine weiche Masse enthalten. Die Hülle dieser Körper ist jilon piceus ein wahrer Faserknorpel, sie bildet eine dünne Membran ten in verschiedener Richtung verlaufenden Fasern, deren zahlreiche hen durch Zellen ausgefüllt sind, diese Zellen haben nur eine un- 30 deutliche äussere Begränzungswand und besitzen einen oder zwei Kerne mit deutlichen Kernkörper. Die Flüssigkeit ist, wie Middendor/f mit Recht andibt, ganz klar und ohne körperliche Bestandtheile. Ihre Gestalt ist bei meinen Chitonen wie bei Uryptochiton birnförmig, aber das stumpfe Ende (fig. 12 x) ist abgeplattet, nach innen etwas eingebogen und ist nicht, wie - es Middendor/f fand, nach vorn, sondern nach hinten gerichtet. Die innere Fläche fand ich Nachgedrückt, so dass sie mit einer abgerundeten Kante oben und unten in die äussere Fläche übergeht. Middendorff hat ausführlich die Muskeln beschrieben, welche bei Gryptochiton von diesen Zungenknorpeln ausgehen, und den Muskeln so- gar deutsche und lateinische Namen gegeben. Ich überlasse dem Leser eine Vergleichung der von ihm beschriebenen Muskeln mit den von mir hei Chiton piceus aufgefundenen, welche in fig. 42 dargestellt sind. Ein starker aus vielen parallelen Fasern bestehender Muskel (y), der auf der linken Seite entfernt ist, läuft auf der innern Fläche des Knorpels hin. Vom hinteren Ende breit entspringend, verschmälert er sich in seinem Verlaufe und setzt sich an das vordere spitze Ende. Er spannt die Blase und er muss, da die hinteren Enden der Blase weiter auseinan- der stehen als die vorderen, die sich gegenseitig fast berühren, die innere‘ umgebogene Kante des hinteren Endes noch mehr nach innen krümmen. Diese Wirkung wird besonders hervortreten müssen, wenn die beiden übereinanderliegenden Muskeln, die bei p quer von einem Vorderende zum andern gehen, in Thätigkeit sind, so dass die aneinanderstossenden Vorderenden sich gegenseitig fixiren. a j Auch die äussere Seite des Zungenknorpels ist von einer dicken Muskellage umgeben, welche von dem hinteren Ende nach dem vorderen geht, so dass der ganze Knorpel in Muskeln eingehüllt ist und nur die breite Endfläche (bei x) frei bleibt. Von der obern Parthie dieses äusse- ren einhüllenden Muskels sah ich einzelne Bündel sich ablösen, um schräg aufwärts und nach vorn zu steigen, sie treten durch die Buchtung des Oesophagealsackes, wo sie sich schräg wit den Bündeln des Hebemuskels (l) kreuzen, und sie gehen dann nach vorn über der Wurzel des genann- ten Sackes weg, ihre Bündel vereinigen sich in mehrere Sehnen, die sich an den Pharynx in der Furche zwischen der mittleren und der seitlichen Ausbuchtung aussen ansetzen. Diese Muskeln sind in fig. 8 bei p auf der rechten Seite angedeutet. Auf der linken sind sie weggenommen. Sie reissen sehr leicht bei der Präparation in ihrem Verlaufe ab und ihr eigenthumliches histologisches Verhalten, welches sie mit den äusseren einhültenden Muskeln theilen, konnte dann, wie ich später zeigen werde, zu einem besonderen Ierthumd Veranlassung geben. An den oberen Rand der hinteren Fläche der Zungenknorpel setzen - sich die Hebemuskeln an. Sie kommen von der zweiten Sehnalenhaut, treten neben dem Oesophagus (fig. 7, 8, 9 Ill) nach unten und man sieht noch einen Theil ihrer durchschnittenen Fasern in fig. 412 bein an den 31 ingenknorpeln hängen. Ihnen entgegen wirkt ein Muskelpaar m, m, vom untern hintern Rand nach der Gehirnhülle aaa verläuft. Diese birn- oder Schlundknotenhülle ist, wie ich hier gelegentlich bemerke, if unserer Figur nicht genau gezeichnet, sie ist nicht gleich breit, wie hier gegeben wurde, söndern ist breiti in der Mitte und verschmälert ch eutend, wo sich die innern Bündel des Muskels m ansetzen. in Hindärer Muskel bb geht von einer tiefen Furche der inneren muskulatur herauf nach der unteren Seite der inneren Kante der en Fläche der Zungenknorpel, während die Muskeln zz, die von ‚ hinteren Theil der äusseren Begränzung des zweiten Körpersegmen- mmen und sich aussen an die hintere Fläche der Zungenknorpel n, dieselben nach aussen ziehen. eandere Gruppe von Muskeln geht von den Zungenknorpeln auf die ‚der Reibplatte über, sie werden hier sehr bald sehnig und bekleiden leiten diese Scheidesich mehr oder weniger in ihr verlierend bis an binteres Ende. Sie dienen also zur Verkürzung dieser Scheide und "Vorstreckung der Reibplatte. Von der innern Kante der Hinterfläche ? Knorpel geht der breiteMuskel u in etwas geschwungenem Verlaufe an Seiten der Reibplattenscheide herunter. Bei v’ entspringt jederseits dünner Muskel innen an dem vorderen Ende der Knorpel, er verläuft »h hinten und innen und kreuzt sich mit seinem Nachbar vor der untern der Reibplattenscheide, um bei vv an den Seiten der Scheide her- aufen. Hier, wo er den Muskel u triflt, sieht man auf der rechten "wie die Bündel sowohl von u als'von v mehrfach auseinanderwei- h um sich zu durchkreuzen. Die Fortsetzung dieser Bündel nach ‚sieht man dann in w’ von der weggeschnittenen Scheide theilweise Von der untern Kante des vorderen Endes der Knorpel treten juskeln ss neben der Mittellinie an die untere Fläche der Scheide. hen ihren Bäuchen sieht man in der Scheide die Reibplatte durch- mern. Zwei andere Muskeln entspringen bei 0, o mit doppelten bald zu- etenden Wurzeln von der Schlundganglionhülle dicht neben der ‚ diese Muskeln, welche bei tt abgeschnitten oder vielmehr ab- ind, sieht man auf unserer Figur mit der Reibplatte, neben der eht anliegend verlaufen, herunigekehrt und aus ihrer Lage gebracht. en gerade nach binten, um mit der Reibplattenscheide in der n Hälfte ihrer Länge zu verschmelzen. Ein ganz neues physiologisches Bewegungsprinzip«, sagt Midden- »tritt uns in Gestalt der Bewegungsblasen und ihrer Muskeln ent- . 32 gegen. Sie haben, wie es scheiut, zur Bestimmung, die Reibplatte, wenn sie durch die Muskeln gegen das Futter hervorgezogen wird, so auseinan- der zu biegen, dass die Hakenzähne mit ibren klauenförmigen Enden nach aussen schauen und Ai Rinne zwischen ihnen sich SERRUER, ‚si e Theil der Reibplatte. « Mey hingegen ARFIchl. den Bewegungen der Zungenknorpel allzu gleicht sie mit einer glatten halle, über welehe die Keitensäge der Ra- dula sich nur um so keichter N der Muskeln ihrer Scheide be- wegen könne. Die Radula liegt ziemlich lose und ohne Anheftung in ihrer Scheide, | kann also nur durch die Zusammenziehungen oder Verschiebungen diese letzteren bewegt werden. Die meisten Muskeln, deren Contractionen d Scheide verkürzen und die Radula nach vorn schieben , gehen von den Zungenknorpeln aus. . Diese Zungenknorpel selbst sind aber frei beweg- Iinhen nur durch die sich anheftenden Muskeln zu ÄRinaRdR Körper. Wer: die Radula, deren Scheide durch Muskeln an sie befestigt ist, mitbewe- gen müssen, und dass die Knorpel selbstständig bewegt werden können, zeigt schon die einfache Betrachtung ihrer Muskeln. Andererseits müssen in der Regel, wenn sich die Muskeln der Scheide verkürzen, auch die an ihrem obern Ende angehelteten Knorpel bewegt werden. Die Bewegung der Kuorpel wird aber, ganz abgesehen von ihrer etwaigen Fixirung durch besondere Muskeln, im letzten Falle um so geringer sein, je grösser die Verschiebbarkeit der Scheide gegen die der Knorpel ausfällt. Wo hin schwerer verschoben werden kann, müssen sich die Knorpel etwas deut- | licher bewegen, Diese Verhältnisse könnten die Widersprüche unter den Beobachtern erklären, es ist aber nicht ausser Acht zu lassen, dass es Muskeln gibt, welche die Scheide auch ganz unabhängig von den Knor— peln bewegen. “ Aber dies Alles berührt den Kern der Frage nicht, denn wenn auch die Knorpel nach dem bisber Erörterten bei den Bewegungen der Scheide eine wichtige Rolle übernehmen, so erscheint diese. doch wie eine rein. zufällige; die Knorpel unterstützen die Bewegungen, weil die Muskeln an ibnen angehellet sind, aber ganz dieselben Bewegungen wären mög- lich und eben so leicht ausführbar gewesen, wenn sich die Muskeln direkt an die allgemeinen Decken des Thieres geheltet hätten und die Knorpel gar nicht "vorhanden wären. Die Frage ist, hat die Anwesenheit diesen. eigenthümlichen Knorpel einen besonderen und nur durch sie erreich- baren Einfluss auf die Bewegungen der Reibplatte. Eigentlich hat sich Middendor/f schon diese Frage zu beantworten versucht, aber, wie mir scheint, ‘ohne glücklichen Erfolg. Die Knorpel 33 sol en, wenn ich ihn recht verstehe, während der Vohtiehert der Reib- e Weise die Reibplatte, die in der Scheide Ererareahi zusammen- ogen liegt, zu einer geraden Fläche umgestalten. Hiergegen ist einzu- den, dass nicht der im Innern der Scheide liegende bei den Chitonen enförmige Theil der Reibplatte, sondern nur ihr vorderer dem orbis adulae aufliegende Theil, der in den Pharynx hineinragt , beim Fressen enutzt wird. Dies lehren die Beobachtungen der Malakologen und dies rd von den bald zu berührenden Abreibungsverhältnissen der Radula jestätist. Der hintere rinnenförmige Theil dient nur als nachwachsen- ler Ersatz für den vorderen. Dieser letztere aber ist an sich schon ab- zeplattet und flach, er bedarf daher keines abplattenden Druckes. Fer- er spricht gegen Middendorff’s Ansicht, dass, wenn die Knorpel gleich tern mit solcher Gewalt von unten nach oben drückten, dass sie die adula während ihrer Thätigkeit abplatten könnten, dieser Druck auch jen darüber liegenden Pharynx und Oesophagus treffen würde, da man sich nur denken kann, dass die Radula wider die Rückenschaalen ge- drückt würde. Das gleichzeitig mit der Thätigkeit der Radula geschehende Verschlingen der abgerissenen Nahrung würde aber durch einen solchen ick ungemein en schwer! werden. N E: 'eise schon daran scheitern, dass ich zu einseitig und ausschliesslich die hältnisse dieser Theile bei den Chitonen ins Auge gefasst habe. Wenn es aber für jetzt nicht anders möglich war, da wir nur bei den Chito- nen die genaueren Einrichtungen der Zungenmuskulatur kennen, so wird neine Hypothese nicht ganz verdienstlos bleiben, wenn sie einen oder en andern Anatomen veranlassen sollte, zu ihrer Widerlegung auch die nmuskeln eines Thieres aus einer anderen Gasteropodenfamilie ge- jauer zu studiren. "Die Reibplatte liegt so lose und so wenig befestigt in ihrer Scheide, as5 sie selbst beim lebenden Thier fast ohne allen Widerstand vollstän- 3 herauszuziehen ist. Wir kennen keinen Muskelapparat, der sie in ® Scheide zurückzieht oder darin festhält. Nun wirkt dieses Organ seinen rückwärts gebogenen Zähnen während des Fressens als Feile, ie ziemlich feste Nahrung abzuraspeln. Was verhindert nun, dass Feile nicht während ihrer Thätigkeit und während des Zuruckzie- der Mundmasse nicht mit ihren nach hinten gebogenen Zähnen an t Nahrung hängen bleibt und so ganz aus dem Thier herausgezogen ird? Die Kraft, welche die Schnecken anwenden, um Pflanzen zu zer- en, ist mehr als hinreichend die Reibplatte zu lockern, wenn wir edenken, welche gute Handhabe der Zug nach aussen an den in die üllermasse eingeschlagenen Widerhaken dieser Platte haben würde. er geschlossene Mund kann die Feile nicht halten, denn während des Zeitschr. 1. wissensch. Zoologie, IX. Bd 3 34 Abreissens wird er oft geöffnet. Jeder ringförmige muskulöse Halter, der um den ganzen Pharynx herumgeht, würde bei seiner Thätigkeit das Ver- schlucken hindern, indem er den Pharynx verengte. Jeder Halter, der weiter unten an der Scheide angebracht wäre, wo sie sich schon vom Pharynx abgelöst hat, hätte einen doppelten Nachtheil. Einerseits würde er die Muskeln der Scheide in ihrer Thätigkeit sehr behindern , anderer- seits stände er viel zu weit nach hinten, um der so zerbrechlichen vor- deren Parthie der Reibplatte, die in der That häufig genug im lebenden Thier abbricht, einen wirksamen Schutz gegen die beim Abraspeln nach aussen wirkenden Druck- und Zugkräfte zu gewähren. Die Natur hat hier das einfachste auch in der Mechanik häufig ange- wendete Auskunftsmittel gewählt, indem sie die Reibplatte in der Nähe ihres vorderen zerbrechlichen Endes durch zwei von der Seite wirkende Platten befestigte, die weder von oben noch von unten einen unzweck- mässigen Druck ausüben und das Schlingen auf diese Weise nicht behin- dern. Es scheint mir, dass, wenn die Radula durch Verkürzung ihrer Seheide vorgestreckt ist, sich der hintere breitere Theil der Zungenknor- pel durch die Wirkung des Muskels ! fig. 8, 9 erhebt, so dass die innere abgeflachte Fläche des Knorpels an den Seiten der Reibplatte steht. Wenn sich nun der äussere umhüllende Muskel des Knorpels zusammenzieht, wird durch den auf die Flüssigkeit ausgeübten Druck die innere Wand der Blase vorgetrieben und sie drückt so mit wechselnder Kraft von der Seite her auf die Radula und hält dieselbe beim Abreissen der Nahrung fest. Was bei Chiton durch die blasige Natur des Knorpels so sehr ver- einfacht ist, mag bei andern Schnecken durch schräg nach oben und. innen gehende Muskeln erreicht werden. Die Zungenknorpel des Chiton sind also nach meiner Ansicht weniger »Bewegungsblasen«, wie sie Middendor/f genannt hat, als Fixirungsblasen. Wenn man eine junge noch durchsichtige Helix nemoralis in einem Reagenzgläschen zuın Fressen bringt, so kann man beobachten, dass während der Thätigkeit der Reibplatte sich die Zungenknorpel um ihre Queraxe wirklich drehen, so dass der in der Ruhe nach hinten liegende Theil sich nach oben und etwas nach vorn wendet, ehe die Radula zu- rückgezogen wird, und sie dann während des Zurückziehens wieder nach hinten begleitet. Diese Beobachtung scheint sehr für meine Hypothese und für ihre allgemeinere Gültigkeit zu sprechen. Der die Zungenknorpel von aussen einhüllende Spannmuskel und das von ihm nach p fig. 8 aufsteigende Bündel sind in histologischer Be- ziehung höchst merkwürdig. Sieht man diese Muskeln mit blossem Auge an, so fällt bei aufmerksamer Betrachtung schon ein gewisses körniges rosenkranzförmiges Aussehen ihrer einzelnen Bündel auf, bringt man aber ein solches Bündel unter das Mikroskop, so fällt zweierlei an demselben auf. Während nämlich die Primitivmuskelröhren in Beziehung auf Ge- stalt, Farbe und den in kleine Partikel abgeschnürten Inhalt ganz der 35 rigen Muskeln gleichen, sind sie bei diesen Muskeln breiter, die Mus- In der Zungenscheide haben schon im Allgemeinen breite Primitivbün- ] im Mittel von etwa 0,35”=. Die der genannten Muskelbündel sind ber von 0,35 bis 0,4” breit und bestehen aus Fäden von 0,0015 bis ==, Die Bündelchen der Primitivröhren zeigen sich an ihren Rän- aber ausserdem von grossen, 0,05—0,08”" haltenden, etwas platt- kten Zellen mit fast central stehenden Kernen besetzt. Diese Zel- stehen bald näher zusammen, bald weiter auseinander gerückt an iden Rändern, ohne sich gerade regelmässig gegenüberzustehen, oder echselständig vertheilt zu sein. Eine besondere Zellhülle liess sich an inen nicht erkennen, aber ihre Substanz gleicht in jeder Beziehung so hr dem Inhalte der Muskelfasern, dass ich sie anfangs für Muskelmasse elt, die durch Risse der Röhrenhülle an den Seiten hruchartig ausge- ten wäre. Drückt man aber mit dem Deckgläschen, so lösen sich die lien ab und schwimmen frei umber. Ich kann sie nur für muskelar- 'e Gebilde halten und glaube sie jenen Zellen parallelisiren zu dürfen, an unter dem Endokardium der Widerkäuer gefunden, und welche er und Hessling ebenfalls für muskulös erklären und an denen Köl- "sogar Kontraktlionserscheinungen gesehen zu haben glaubt. Viel- t sind es Ersatzzellen, aus denen sich in Muskeln wie die vorliegen- denen eine besonders energische Thätigkeit zukommt, später neue iskelfasern für alte zu Grunde gehende ausbilden. Aehnliche Zellen ben den Muskeln habe ich im Herzen von Chiton bruneus gefunden vie hr solcher Zellen zu Muskelröhren darzustellen. Diesen Zellen & also für manche Muskeln dieselbe Funktion zu, welche ich schon er vermulbungsweise für die apolaren Kugeln der Ganglien in An- ich nahm, die als Ersatzquellen für verbrauchte Nervenröhren fun- m gewundenen Verlaufe des nach p fig. 8 gehenden Faszikels, der e bei der Präparation so leicht dem eh aussetzt, und ee /f die Speicheldrüsen in den Pharynx ind leicht zu einer selung des zerrissenen Muskels mit Speicheldrüsen Veranlassung fiddendor/f’schen Abbildung der Speicheldrüsen tüuschend ähnlich 1. So könnte man leicht glauben, die von Middendorff für viele Chi- 'en entdeckten Speicheldrüsen bei allen Arten aufgefunden zu »n, während ich sie bei piceus und bruneus ganz umsonst suchte. Ausser den von mir beschriebenen gehen zur Scheide der Reibplatte b einige andere Muskeln von der äusseren Seite des Pharynx, die ndorff für Gryptochiton genau beschrieben , die ich zwar auch auf- 3 ” 36 gefunden, aber nicht spezieller verfolgt habe, da sie mir kein weiteres Interesse darzubieten schienen. Indem ich nun zur Betrachtung der Reibplatte selbst übergehe, ist es durchaus nicht meine Absicht, alle die kleinen Häkchen und Zähn- chen, welche sie oberflächlich und versteckt darbietet, minutiös zu be- schreiben oder gar zu benennen. Es wäre dies ohne alles physiologische Interesse und die mit skrupulöser Genauigkeit ausgeführten Abbildungen, die ich in fig. 10 und 41 von diesem Organe gegeben habe, sagen mehr als alle Beschreibungen. Ich schreite daher nur zur Erläuterung der wichtigsten Theile der beiden Figuren. Figur 10 zeigt uns die gewöhn- liche Ansicht von oben, wobei die vordere schräg nach oben gewendete Fläche der Glieder zur Anschauung kommt. Die Reibplatte ist dabei in ihrer normalen Lage schwach nach unten gewölbt. Fig. #1 zeigt uns ein einzelnes Glied von hinten nach vorn geseben, wie es durch zwei etwas winklig geführte Schnitte unter dem einfachen Mikroskope von der übri- gen Reibplatte abpräparirt wurde, was nicht ohne Schwierigkeit war und erst nach mehreren misslungenen Versuchen gelang. Um die einzel- nen Theile mehr hervortreten zu lassen, wurde das Glied gerade gebogen, so dass es seine normale Wölbung verlor. Es war dies um so leichter, als die ganze Radula vorher zur Erleichterung des Schnittesin warmem Wasserdampf macerirt worden war. Das Glied wurde beim Zeichnen mit Wachs in seiner Lage erhalten. Eine Vergleichung beider Figuren zeigt schon, wie wenig die gewöhnlichen schematischen Zeichnungen, in denen man aus einer Ansicht von oben nach den hervorstehenden Höckern die Form des Querschnittes eines @liedes konstruirt, auf vollkommene Genauigkeit Anspruch machen können. Fig. 10 gibt keine Ahnung von einer Menge von Einzelnheiten von kleinen Zähnen und Platten, diein fig. 44 an der Wurzel der grösseren Haken auftreten. Die Radula besteht aus einer farblosen Chitinmembran und den Zähnen, in die sie sich kontinuirlich fortsetzt. Die Mittelreihe der nach binten gerichteten Zähne (a) trägt nicht nur oben einen dreieckigen glän- zenden Höcker, sondern wie fig. 11 zeigt einen ähnlichen mehr runden in der Mitte ibrer fast gerade nach unten abfallenden Hinterseite. Die Seitenhaken der ersten Reihe (b) haben etwa die Form eines schief ge- stellten mit der Wölbung der Mitte zugewendeten halben Hobleylinders, dessen oberer ziemlich verdickter Rand schräg von hinten und oben nach vorn und unten abgestutzt ist, man sieht daher in fig. 41 die vordere eiwas ausser dem focus liegende Krümmung (b’) viel niedriger als die _ hintere. Der hintere Längsrand ist, wie in fig. 10 deutlich zu sehen, nach oben etwas ausgebuchtet. Der zweite Seitenhaken (c) besteht aus drei aufeinandergesetzten vieleckigen Stücken, von denen in fig. 10 von oben und vorn nur das etwas nach hinten umgekrümmte Endstück mit seinem vorderen hellgelben Knopf ersichtlich ist. Ein kleiner Zwischenhaken zwischen b und c fig. 41 ist in fig. 10 gar nicht oder höchstens nur als 37 shwacher Schatten neben c sichtbar. Der dritte Seitenhaken (d) isı in gekrümmter am Rande etwas geschlitzter Becher auf dünnem Stiel. einer nach vorn gerichteten Höhlung trägt er einen sehr harten präch- änzenden schwarzbraunen linsenförmigen Körper, der diese Höhlung ‚allen Seiten etwas überragt. An seiner Basis trägt er zwei hornige nanhänge. Der 4. Seitenhaken (e) steht bei gewölbter Radula sehr bei d und etwas hinter letzterem zurück. Es ist eine Art Löffel, der ch auf einer dreieckigen Basis erbebt, die nach hinten einen pflugschar- 'migen Anhang hat. Jeder Löffel trägt nach vorn eine halbmondförmige erdeckte Platte, die sich der hinteren Fläche ‘des Bechers von d unmit- bar anlegt, wie fig. 10 zeigt. In fig. 41 ist.e durch die Niederdrückung ‚gewölbten Ränder aus seiner natürlichen Lage entfernt. Weiter nach 'n erscheinen nun durch farblose Zwischenfelder getrennt zwei gelb- je Plattenreihen, die in fig. 40 nicht kolorirt sind und die von oben erab ganz flach erscheinen. In fig. 44 sieht man, dass die innere der- Iben einen sattelförmigen Kamm trägt, Die verschiedenen Farbennüancen, welche ich in meinen Figuren derzugeben versucht habe, und die verschiedenen Spitzen und Aus- se machen die Radula von Chiton piceus zu einer der schönsten ichneckenzungen « und zu einem der elegantesten mikroskopischen Ob- ste, die mir bekannt geworden sind. Wie verschieden sie von der Ra- ıla von Gryptochiton ist, erhellt aus einer Vergleichung meiner Darstel- ng mit der von Middendorff. Interessant ist, dass an den 6 bis 7 vordersten Gliedern, also unge- "so weit sie dem orbis radulae aufliegen, der zweite sonst stets vor- lene Seitenhaken (c) beständig fehlte. Da die Glieder von hinten h vorn rücken, so kann dies nur Folge der Abreibung durch den Ge- auch sein. In der That lehrt die Betrachtung von c, dassier am zer- chlichsten von allen Haken gebaut ist. Die ausgestreckte Reibplatte reicht vom Munde an bis in das hintere eil des Thieres. An welchem Orte liegt aber diese lange Radula er Scheide. Middendor/f gibt an (l.c. pag. 207 Erklärung zu tb. V, 9), dass sie auf dem Magen und dem vorderen Leberlappen bei Gryp- Jiton liegt. Meine Untersuchungen führten mich aber für Ghiton piceus ıd bruneus zu einem merkwürdigen Resultate. Bei Eröffnung der Bauch- agen und der Leber, diese Organe waren aber zum Theil vom Darın t (fig. 7). Als ich nun den Darm ab und die Leber frei präparirt ‚sah ich nur den Anfang der Reibplatte durch ihre Scheide hin- scheinend neben dem zur Seite geschobenen Oesophagus (fig. 8 (7), der Rest schien sich unter der Leber zu verstecken. Als ich die r emporhob, war nichts da, und als ich endlich die Leber der Länge ch aufschnitt (fig. 9 r) fand ich die Radula in einem Kanal, der für sie en durch die Achse der Lebersubstanz ausgehöblt war. 38 ©. Desophagus; Unter diesem Namen bezeichne ich den auf den Pharynx folgenden engen Darmtheil, der oben durch eine schwache Querfurche von jenem abgetrennt ist, so weit er zwischen den beiden seitlichen Blindsäcken (s fig. 7, ss’ fig. 13) und den herabsteigenden Hebemuskeln des Zungen- knorpels (l fig. 7, 8) verläuft. Es ist ein Kanal mit schwach längsge- furchter Innenhaut, an dessen Anfang die zwei von Middendor/f bereits bei Eryptochiton entdeckten Blindsäcke entspringen. Bei Chiton piceus und bruneus haben diese Säcke nicht wie bei Cryptochiton eine beson- ders auffallende Farbe, sondern sind gelblichgrau wie der Magen, von dem sie sich äusserlich schon durch den Mangel der durchscheinenden Schleimhautfaltung unterscheiden, wie dies in fig. 13 ausgedrückt ist. Ihre äussere Form weicht von der bei Cryptochiton ab, indem sie bei unsern Chitonen keine kurzen Säcke mit doppelter Ausweitung, sondern nierenförmige Anhänge des Oesophagus darstellen, die oben mit breiter nach aussen gerichteter Basis entspringen, sich dann etwas verengern und nach hinten umbiegen (bei s fig. 13) und endlich weiter werdend und wieder nach innen sich wendend in einem abgerundeten Blindsack (s) enden. Zwischen ibrer Ausbuchtung und dem Oesophagus liegt nur der mehrerwähnte Muskel 1. Middendor/f gibt an, dass diese Säcke in ihrer Struktur dem Eier- stocke am nächsten verwandt seien. Allerdings ist ihre Schleimhaut mit dichtstehenden sehr langen, schon dem blossen Auge sichtbaren Zotien besetzt, die hie und da von eingestreuten Pigmentzellen dunkel gefärbt sind. Betrachtet man aber diese Zottenhaut unter mässiger Vergrösse- rung, so fällt zuerst auf, dass manche Zotten mit gemeinschaftlicher Ba- sis entspringen, ‚oder sich im Verlauf durch Theilung vervielfältigen, was beim Ovarium nie der Fall ist, wo jede Zotte isolirt verläuft. Geht man aber in die tiefere Struktur ein, so ergibt sich ein fundamentaler Unter- schied. Die Zotten der Schlundsäcke sind blose Anhänge der Schleim- haut, die Zotten des Eierstocks sind die hervorragenden Enden der innern Röhrenknäuel, die seine ganze Substanz zusammensetzen. Die Schlund- säcke sind sicher, wie auch Middendor/f vermuthet, Sekretionsorgane. Nahrungsreste habe auch ich nie in ihnen gefunden. Sie sind vielleicht analog den Schlundsäcken bei Doris tubereulata. D. Magen. Nicht nur Poli und Cuvier, wie Middendorff angibt, sondern auch Meckel hat nach eigenen Untersuchungen bei den Chitonen einen einfachen Magen gefunden. Meckel sagt (vergl. Anat. IV, pag. 176) der Magen sei klein, rundlich und häutig, ohne innere Vorsprünge. Dagegen haben Blainville und Middendorff bei den von ihnen untersuchten Thieren einen sehr zusammengesetzten Magenbau beschrieben, und der letztgenannte Forscher möchte einen solchen für alle Chitonen annehmen. Da wir aber 39 issen, dass bei den Mollusken verwandte Arten oft.einen sehr verschie- ‚denen Magenbau haben (ich erinnere z. B. an die Arten von Tritonia), so möchte ich durch die Ergebnisse von Blainville und Middendorff die fesultate früherer Untersuchungen an andern Arten nicht gerade für um- stossen ansehen, und dies um so weniger, als Chiton piceus, weit ent- ‚einen solchen komplizirten Bau und einen so grossen Magen wie yptochiton zu zeigen, hier eine Mittelstufe einzunehmen scheint. Kein ‚der vorliegenden Arbeit war übrigens mit so vielen Schwierigkeiten abpft und erforderte so viele Sorgfalt, wie die anscheinend so leichte ersuchung des Magens, der nach unten vielfach in die Leberlappen den Darm eingehuüllt ist, die nur (fig. 7 eeee) einzelne Faltenzüge ihm frei zu Tage treten lassen, die anfangs als eben so viele Taschen hienen, und dessen dünne zerreisslichen Wändenach oben durch feste kurze Fasern mit der untern äusseren Fläche der Schlundsäcke verwach- en sind. Eine öfters misslungene Präparation liess endlich die Gestalt les Magens so erkennen, wie sie fig. 13 (ee”, e, e') in natürlicher Grösse dargestellt ist. An der Stelle, wo der Oesophagus sich zum Magen er- ert, findet’ sich zuerst eine einseitige nach links (von oben gesehen) ete nahezu 4eckige kropfartige Ausbuchtung von: beträchtlicher irösse (e”), in der die Schleimhaut auch üusserlich durchscheinende ö ele blätterige Längsfalten zeigt. Es ist dies das einzige Analogon endo Ps Psalterium. Dann kommt der eigentliche Magen (e) it unregelmässig gefalteter Schleimhaut. Er hat fast die Form einer leisetasche und auf der rechten Seite erhebt er sich zu einer grossen gen den Schlundsack hin verlaufenden blinden Ausstülpung (e‘), deren nde mit denen des Schlundsacks ziemlich eng verwaehsen sind. Durch e Lücke zwischen dem Sack'e’ und dem Anfangstheil. des Magens tritt obere Leberlappen f auf die Rückseite des Magens. Von dieser Lücke rade nach unten (bei h) ist mir beim Abpräpariren der Leber ein Stück agenwand mit abgerissen und in diesem Stück scheinen sich mir die imündungskanäle der Lebergänge zu finden. iche der Leber eingesenkten und nach oben unhedeckten spiraligen ndungen viel zablreicher als bei Cryptochiton, wie man sich aus der eichung unserer Figur mit der von Middendor/f tab. VI, fig. 1 gege- ] Abbildung überzeugen kann. - Middendor/f sagt (l. ce. pag. 119): ie Längenverhältnisse anbelangend, so bestätigt sich auch am Chiton “die Regel, dass bei den Chitonen der Darın die Gesammtlänge es Thieres etwa um das 4fache übertrifft. Hiervon fallen eiwa %% auf e verschiedenen Magenerweiterungen , dann noch etwa 1'% Körperlün- auf den darmartigen röhrigen "Theil des Pförtnermagens und der Rest 40 von etwa 4% Körperlängen auf den Zwölffinger-, Dünn-, Dick- und Mastdarm. « Ganz anders zeigt es sich bei den zwei Thieren aus der von mir untersuchten Chitonengruppe. Den Magen habe ich in natürlicher Grösse abgebildet, ein besonderer röhriger Pförtnermagen ist nicht zu unter- scheiden, ebensowenig ein-»dickwandiger, kurzer, sehr'enger, hufeisen- förmig gekrümmter, sich plötzlich zum Dünndarın erweiternder Zwölf- fingerdarm.« Den Unterschied zwischen Dünndarm'und Dickdarm grün- det Middendorff selbst nur auf das Erscheinen fester Exkrementenballen in dem letzteren. »Uebrigens«, sagt er, »lassen sich Mastdarm, dünne und dicke Därme unter einander auf keine Weise unterscheiden. « Der Darm beginnt bei Chiton piceus an der linken Seite des Magens (fig. 13 i) und schlägt sich um die grosse Curvatur des Magens schief nach oben und hinten, um die linke Seite der grossen Curvatur zu errei- chen, so dass die erste Windung von oben her noch durch einen Lappen der Leber verdeckt wird und nicht obne besondere Präparation sichtbar ist, Auf der linken Seite des Magens angekommen, tritt der Darm aus der Furche zwischen Magen und Leber heraus auf die Rückseite der Le- ber, wo er den Vertiefungen zwischen den Läppchen der letzteren fol- gend, eine Reihe von Windungen macht (fig. 7 i) die uhrfederartig in einander geschoben sind. Erst von der letzten dieser auf der Rückseite der Leber befindlichen Windungen aus begibt sich das Darmrohr auf die Bauchseite, wird hier um sehr weniges weiter und nachdem es hier noch einige wenig zahlreiche Umgänge gemacht, geht es in einen geraden zum After führenden Schlauch über. Nur der auf der Bauchseite der Leber liegende Theil des Darmes führt feste Inbaltsmassen, die sich zu einzel- nen kleinen eiförmigen Parthieen zusammenballen. Bei einem Exemplar von Chiton piceus von 55 Millim. Länge war der Darm vom Magen bis zum After 325 Millim. lang. Bei Chiton bruneus ist er, wie mir scheint, etwas weniger lang, ich habe ihn aber nicht gemessen, da ich das einzige mir zu Gebote stehende Exemplar des Thieres schonen wollte. Wir haben also hier den Darm fast 6 Mal so lang als den Körper, während er bei Cryptochiton nur 4% Körperlängen hat. F. Leber. Löst man den Darm vollständig ab, so erscheint die Leber in ihrer ganzen Ausdehnung, mit den spiraligen Furchen, welche ihre einzelnen Zottenlappen trennen (fig. 8 f). Die Leber besteht aus zwei Hauptab- theilungen, nur die grössere derselben ist vom Darm umhüllt und in fig. 8 abgebildet. Eine kleine vordere Anhangsparthie geht durch die Spalte zwischen dem Blindsack des Magens und der rechten Seite des Oesophagus und erscheint in fig. 13 bei f. Den Bau der einzelnen Leberläppchen fand ich so wie er bereits von Cuvier, ‚Meckel und Middendorff für die Ghitonen im Gegensatz zu den 41 gen Mollusken angegeben ist und besonders treffend scheint mir die Meckel angestellte Vergleichung mit der Crustazeenleber. Indessen jeht sich diese Aehnlichkeit bei unserm Chiton nur auf die einzel- n Läppchen, nicht aber auf deren Aneinanderfügung und die Vereini- ng ihrer Ausführungsgänge zu einem gemeinschaftlichen Drüsenkörper. ch konnte nämlich durchaus keine Stämme und-Aeste der Gallengänge ‚ennen, deren Existenz man a priori und nach Analogie mit Cryptochi- in vermuthen sollte. Die ganze Leber ist vielmehr hier sowohl bei Chi- on piceus wie bruneus nach einem sehr eigenthümlichen Plane gebaut, ich ibn noch nirgends beschrieben finde. Dieselbe stellt im Ganzen inen Sack mit doppelten Wandungen oder vielmehr zwei in einander eschobene Säcke dar. Der äussere Sack ist auf seiner ganzen äusseren )berfläche dicht mit den einzelnen verschieden grossen und in spiralige ihen gestellten Zottenläppchen besetzt. Die Ausführungsgänge der jeren durchbohren den Sack ziemlich dicht neben einander von aussen ch innen, so dass das Sekret in den engen Zwischenraum gelangt, wel- er den inneren vom äusseren Sack trennt. Der einzige Ausweg, wel- ‚die Galle bier findet, ist die Stelle, wo der äussere Sack mit den senwandungen verwächst und dieselben durchbohrt. Der innere Sack r, also die eigentliche centrale Höhlung der Leber trägt an seinen Sei- nwänden gar keine Oeffnungen, hat eine vollkommen glatte Fläche und ı vorn und oben stülpt sich in ihn die Reibplatte herein, die man bei röffnung der Leber in ihrer Scheide vor sich liegen sieht. In fig. 9 ist "die aufgeschnittene Leber und auf ihrer glatten Innenfläche sieht man eibplatte (r). Das Mikroskop zeigt, dass nur die Zotten Gallenkerne ondern, von denen ihre Wandungen überdeckt sind. Der übrige Theil ; Apparates verhält sich wie Bindegewebe. Der äussere Sack ist reich erven, die an vielen Stellen vereinzelte Ganglienkugeln tragen. Ob nur mit einzelnen Körnchen gemischte Galle in ihrem Wege durch wischenraum zwischen den beiden Säcken des Leberkörpers ganz jewegt und fortschiebt, oder ob ihr hier ein bestimmter Weg durch @ sich zu verzweigten Kanälen verbindende Scheidewände vorge- net ist, habe ich nicht mit Sicherheit ermitteln können. Das Letz- ist mir wahrscheinlicher, da an vielen Stellen die beiden Säcke ch längere Verbindungsbrücken so mit einander vereinigt waren, dass sie ohne Zerreissung nicht trennen konnte, Nieren? In Betrefl der Nieren sagt Middendor/f (l. e. pag. 437): »Sie waren len von mir untersuchten Chitonarten sehr ausgesprochen vorhan- nd hatten immer dieselbe Erstreckung wie bei dem vorliegenden h Stelleri. Dem blossen Auge erscheinen sie als ein sehr breiter ntärtiger Ueberzug auf der glänzenden Sehnenmasse der Bauchmus- 42 keln, der nur die Mittelfläche der untern Bauchwand frei lässt, die Seiten derselben aber und einen Theil der Seitenwand der Eingeweidehöhle in Hufeisenform derart überzieht, dass jeder Schenkel dieses Hufeisens, nahe hinter dem vordern Zwerchfell entspringend, nach hinten geht, und sich mit seinen Genossen auf der Vorderwand des hinteren Zwerchfelles zu einem geschlossenen Bogen vereinigt. « Nach Wegnahme der Baucheingeweide des voın Rücken her geöffne- ten Thieres habe ich auf der Innenfläche der vorderen Bauchwand ganz dasselbe gesehen,‘ was Middendor/f hier beschreibt, und ich habe in fig. 12 h h die beiden Anfänge der Schenkel des Hufeisens abbilden las- sen, deren untere Vereinigung bei Middendor/f tab. Vi, fig. 2 N N sicht- bar ist. Die Farbe des sammtartigen Ueberzuges variirte in den von mir untersuchten Thieren vom tief Dunkelbraunen bis zum hell Gelbbraunen und hei beeinnender Zersetzung wurde die Farbe dunkler. Dennoch darf ich mich nicht rühımen, die von Middendorff bei Cryp- tochiton entdeckten Nieren bei meinen Thieren aufgefunden zu haben, denn die mikroskopische Untersuchung liess mich in diesem »sammtarti- gen Ueberzug« nichts erkennen, als eine grosse Menge von Pigmentkörn- chen, welche die sehnigen Muskelfasern an diesen Stellen überdeckten und die sich zwischen sie eindrängten, und diese Pigmentkörncehen waren denen ganz ähnlich, die ich auch an andern Stellen der Bauchwand auf vielen Muskeln fand, die sich ferner in den Nervenganglien zwischen die Ganglienkörper drängen. Da ich möglicherweise eine sich um die Körn- chen lagernde Drüsenmembran übersehen haben konnte und der Nieren- inhalt bei manchen Mollusken Pigmentkörnchen ziemlich äbnlich ist, so nahm ich auch an der gefärbten Schicht eine chemische Untersuchung auf Harnsäure vor. Es wurde keine nachgewiesen. = ® E % Middendor/f aber hat bei Eryptochiton die blinden Endausstülpungen | flacher Drüsengänge gesehen und wie diese sich »von oben und von unten her« zu einem gemeinschaftlichen böchst dünnwandigen in der Mitte der Gesammtbreite der Drüse laufenden Längskanal vereinigen, den der ge- schätzte Forscher nur stellenweise verfolgen und dessen Mündung er nicht entdecken konnte. Die Bedeutung dieser Drüsen als Nieren ist übrigens für Middendor/f auch nur eine hypothetische. Nervensystem. Im vorderen Theil der Körperhöhle findet man nach Wegräumung der Sehlundmasse und des Zungenapparates das centrale Nervensystem, dessen allgeıneine Anordnung ich im Wesentlichen ganz übereinstimmend mit:den Angaben Garner's über die Nerven der Chitonen finde (Linnean Transact. 4837). Die Abbildung Garner's von den Nervencentren bei Chiton ist kopirt in Georges Johnston Gonchology — Ausgabe von Bronn, pag. 174, fig. 32 e. Ich finde nur die eigentlichen Nerventheile' nach 43 spräparirung der Hüllen viel weniger dick als sie in der eitirien Ab- Jung angegeben sind, die starken Nervenbüllen dienen aber theilweise, e bereits oben angegeben, zum Ansatz von Muskeln und der Raum ‚wischen den Schlundknoten und ihren Hüllen dient zugleich als Gefäss- aum der Bluteirkulation. Garner bildet die Hauptnervenstämme. ab so- eit sie in der eröffneten Eingeweidehöhle sichtbar sind, es sind dies die Middendor/f sogenannten Nieren- und Eingew eidenervenpaare, Von ‚Seitentheile der hinteren grossen Knoten Er ich aber noch einen starken Nerven abgehen, der jederseits die Kiemenarterie beglei- e d sich sogleich in dem 3eckigen von Muskeln umgebenen Kanal ver- irgt, der sich an der Basis der Kiemen hinzieht, "dieser Nerv ist von endor/f bei Cryptochiton als Kiemennerv beschrieben und (Tab. IX, VI e) abgebildet. Er gibt Aestchen zu den einzelnen Kiemenblättern. e diesen Nerven wenigstens an seinem Ursprung relativ viel dicker s er bei Cryptochiton erscheint. Das Nähere über das Nervensystem und seine Elemente werde ich ner späteren speziell den Nerven der Mollusken gewidmeten Abhand- mittheilen. Hier nur noch die Bemerkung, dass alle diese erwähn- rvenstämme von Stelle zu Stelle mit mehr oder weniger regelmäs- ippirten oder vereinzelten zerstreuten Ganglienkugeln versehen die sich bekanntlich durch ihre enorme Grösse sehr leicht erkennen Besonders reich hieran sind die von Middendor/f sogenannten nerven und in den Kiemennerven finden sie sich am Abgang eines Aestchens. uf dem vorderen Theile des Nervenringes fand ich bei zwei an- nend jüngeren Exemplaren (sie waren kleiner und das Ovarium we- ntwickelt) zwei grosse gestielte Blasen (von '/;"" Durchm.) aufsitzen. selben hatten doppelte Wandungen, einen sehr feinkörnigen etwas ızenden Inhalt und einen agglomerirten drüsenförmigen Körper als t 'alen Kern. Salzsäure entwickelte aus ihnen kleine Gasbläschen, ganze Blase war nicht rund, sondern fast platt. Auch über diese , die ich für Rudimente embryonaler Gehörorgane halte, werde ich äter nach weitern Forschungen ausführlicher aussprechen. Von jen und Sehnerven sah ich keine Spur. Kiemen. Es bleiben uns nun auf der äusseren Bauchseite des Thieres noch © Kiemen zu beschreiben, deren Form bei Chiton piceus sehr bedeutend der bei Cryptochiton abweicht und ebensowenig mit der von Wil- s (Annals and Mag. 1854) als Normalform für die Chitonen (wenn nieht irre nach den Untersuchungen von Chiton einereus) beschriebe- ganz übereinstimmt. Die Lage der Kiemenblättchen ist die gewöhn- je, ihre Reihe beginnt bei Chiton piceus und bruneus sogleich hinter 4 dem Kopfeinschnitt und erstreckt sich bis ganz nahe der Afterwarze. Die vordersten Kiemenblättchen sind wie bei allen Chitonen bedeutend kür- zer (fast nur %, so lang) als die mittleren, nach hinten verkürzen sie sich wieder, bleiben aber bis zu Ende länger als die vorderen. Ihre Zahl ist etwa 80 jederseits. Die Form der Kiemenblättchen ist ein langgezogenes sehr spitzes Dreieck. Sie sind 5—6mal so lang als an der Basis breit. (Bei vielen andern Chitonengruppen sind sie viel kürzer und demnach relativ breiter). Unter dem Mikroskop sieht man schon bei schwacher Vergrösserung, dass jedes Kiemenblättchen aus einer mittleren centralen Achse oder Spindel und zwei gegenüberstehenden Reihen von Läppchen besteht. Dieser Seitenläppchen sind etwa jederseits 50—60, sie sind an der Basis des Blättchens am längsten und verkürzen sich anfangs nur wenig, später sehr merklich, bis endlich ein pseudoterminales Läppchen die Spitze des Blättchens bildet (fig. 45). Man sieht an der gegebenen Figur, welche das Ende eines Kiemenblätichens vorstellt, dass die einzelnen Läppchen sich nicht gerade gegenüberstehen, sondern dass ein Einschnitt auf einer Seite auf die Mitte der Basis eines Läppchens der andern Seite trifft, so dass das Ganze eine überraschende Aehnlichkeit mit vielen Farrenkraut- blättern erhält. Wie bei jenen Wedeln ist auch hier das letzte Läppchen nicht eigentlich endständig, sondern ein vorwärts gerichtetes seitenstän- diges. Die untersten Läppchen liegen einander sehr dicht an und sind so schwer von einander zu trennen, dass es mir manchmal den Eindruck machte, als sei hier das ganze Kiemenblättchen mit seinen Läppchen von einer äusserst zarten Haut überzogen, die ich indessen niemals zur An- schauung bringen konnte, Diese ganze Läppchenbildung ist, wie es scheint, bei Cryptochiton nur durch die Runzeln in der Haut des Kiemen- blättchens angedeutet, wobei indess zu bemerken ist, dass hier nach Middendorff die Runzeln auf dem Breitendurchmesser des Läppchens senkrecht stehen, wohingegen bei Chiton piceus die Achse der Läppchen im Breitendurchmesser des ganzen Blätichens liegt. Interessant ist das Gefässsysteın der Kiemenblättchen, welches ich fig. 16 in halbschematischer Zeichnung dargestellt habe. Ich nenne die Abbildung halbschematisch, weil ich erstens die Gefässe der Spindel vav [: etwas weiter auseinander gerückt habe als sie wirklich sind, zweitens - weil ich, um ein Muster der Verschiedenheit der Gefässvertheilung in den Läppchen zu geben, zwei Läppchen, die ich aus ganz entfernten Stellen des Blättchens auswählte, neben einander gezeichnet habe. Der ganze Kreislauf in den Kiemenblättchen geschieht in Gefässchen mit deutlichen Wandungen bis zur kapillaren Vertheilung herab und man kann diese Gefässe sowohl an injieirten Exemplaren als auch in glück- lichen Fällen ohne Injektion bei mässig starker Vergrösserung (die Zeich- nung ist bei 140 linear gemacht) wahrnehmen. 45 Wir haben bereits früher gesehen, dass in der muskulösen Rinne ‚an der Basis der Kiemenblättchen eine Kiemenarterie und eine Kiemen- vene verlaufen, bei denen, sobald sie zwischen die Muskeln getreten wa- on, deutliche Seitenwandungen durch Präparation nicht mehr dargestellt rden konnten. Aus der Arterie entspringt für jedes Kiemenblättchen in Stamm (a fig. 46), welcher in der Mitte der Spindel des Blättchens uft, zu beiden Seiten liegen ihm hier zwei andere Stämme (v v) mit ichen Wänden, die in die Kiemenvene münden. Aus diesen drei ssen der Spindel des Kiemenblättchens kommen analoge Gefässe für Kiemenläppchen. Aus der mittleren Arterie entspringt ein Stämm- n, das mit der Vene der Spindel sich kreuzend am Rand des Läpp- ns in die Höhe steigt und sich entweder bald (fig. 16, 1) oder nahe em obern Ende (fig. 16, 2) in sehr feine Gefässchen auflöst, während ) her keine deutlichen Gefässchen von ihm abgingen. Die kleinen Ge- isse bilden am obern Rand ein sehr dichtes Geflecht, aus dem sich zwei :pen sammeln, die ebenfalls nur oben Aeste aufzunehmen scheinen ind dann mehr oder weniger gestreckt herablaufen. Auf dem eigent- lichen Mittelfelde des Läppchens waren die Gefässe nicht deutlich, _ Die Läppchen tragen vermuthlich Flimmerepithel, das aber bei den Erklärung der Abbildungen. Chiton piceus in.natürl. Grösse nach Entfernung der Schaalen. Man sieht die blosgelegten Kapselmembranen, von den Dornenschüppchen des Mantelrandes begränzt. g Vorderer gesägler Rand der ersten Schaalen-. kapsel, mit den einzelnen Fächerstreifen. Die-Vorderränder aller andern sind bedeckt von 5, a dem Hinterrande; 5 breiter Sehnenstreifen des Hin- terrandes ; a schmaler äusserster Sehnenstreifen des Hinterrandes. Die Zähne des Seilenrandes unterbrochen bei d durch die in den Einschnitt der Schaale passende Sehnenfalte; f die Sehne des schrägen und c die vereinten Sehnen des geraden Schaalenmuskels. Der hintere Theil des Thieres mit dem ilerzen und dem Ursprung der Aorla. Die Schaalenkapseln sind entfernt. Die Ränder der 8ten sind bei #3 umgeschlagen, soweit sie nicht mit dem Herzen verwachsen sind. Man sieht die zwei Vorkammern mit ihren vier Mündungen in die Kammer und 00 Jen Einmündungen der Kiemenvenen; d die mittlere längliche ver- dünnte Stelle der Kammer ; d’ die vordere ovale verdünnte Stelle, die sich auf A die Aorta als 4’ verdünnie Rückenwand der Aorta fortselzt; ee hin- teres Zwerchfell unter dem Herzen, dies lässt ff die Eileiter, und wo es sich nach vorn verdünnt, bb die Wandungen der Ovarien durchschim- mern; gg zeigen vergrössert die Sehnenfalten d von fig. A. Das Herz von dem Mantelrande ganz frei präparirt und etwas nach vorn verschoben : x dieSpitze der Kammer mit einem daran höngengebliebenen Fig. ,%. Fig, B. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig.- 9 Fig. 10 Fig. 44 Fig. 12 Fig. 13. 46 Zipfel des Mantelrandes. Unter ihr erscheint R die Kommunikation zwi- schen beiden Vorkammern, zu deren Präparalion B die künstliche Spal- tung im hintersten Mantelrande vorgenommen worden; x, xx Stellen, wo die Vorkammer am engsten mit dem Mantelrande verwachsen ist; da, d’ Lücken im äussern Ueberzug der Herzkammer, wie in fig. 2. Muskulatur der Vorkammer mit ihren vielen Geflechten und Theilungen, wie sie ohne weitere Präparation sichtbar sind, bei schwacher Vergröss. Ein Stück des Ovariums von innen, um die dichotomische Spaltung eines Arterienstammes und die von der Fläche ber als Körnchen erscheinenden blinden Anhänge der Eierschläuche zu zeigen. Ein abgeschnittenes Stück der faltigen Innenhaut des Eileiters mit mehre- ren anhängenden mehr oder weniger ausgebildeten Eiern. Ansicht der Eingeweide vom Rücken her nach Entfernung der Cirkulations- und Geschlechtsorgane bei einem elwas kleineren Exemplar. O das un- reife auf die Seite geschobene und elwas nach vorn gezogene Ovarium. Die Eileiter waren nicht deutlich und die Drüse lief nach hinten in einen sehnigen Stiel aus. (Vielleicht ist dies männliches Geschlechtsorgan). p obere gefaltete Decke des Pharynx; s Anfang der Schlundsäcke; I Hebe- muskel der Zungenknorpel; eeee Magen; aufihm f oberer Leberlappen; i Darm. Der Darm ist bei demselben Thiere von f der Leber abgewickelt und bis auf ii seine Anfangs- und Endportion entfernt. e der Magen ist etwas ent- faltet. Der Oesophagus ist etwas nach links gezogen, um r die in ihrer Scheide durchschimmernde Reibplatte zu zeigen; s unterer Theil des Schlundsackes; ! Hebemuskel des Zungenkuorpels, von ihm geht auf der rechten Seite /—p die Pharyngealporlion nach p dem Pharynx. Der Lebersack /‚aufgeschnitten, man sieht in seinem Innern r die Reib- platte in der Scheide in gestrecktem Verlauf; ! Hebemuskel. Der mittlere Theil der Reibplatte von oben gesehen. Ein einzelnes abgelöstes Glied derselben von hinten, die Buchstaben bez. die einzelnen Haken und Zähne. Das vordere Ende des Thieres vergrössert dargestellt, um die Muskeln der Zungenknorpel und der Reibplattenscheide zu zeigen. Die hinteren Enden der Zungenknorpel x sind weit auseinandergezogen und etwas in die Höhe gehoben, um die Muskein zz, m,m, bb und p zu spannen. Die Reib- platte r mit ihrer Scheide ist in ihrem vorderen Dritttheile abgeschnitten und ganz nach oben und etwas nach vorn umgedreht, so dass ihr vorderer Anfang bei p und der hintere Stumpf bei r liegt. Der Muskelast, der mit seinem hinteren Endet sich hinter der abgeschnittenen Stelle an die Reibplattenscheide lest, Nloltirt demnach frei und künstlich abgelöst, die Muskeln u, v, vv'v, ss spannen sich, hingegen sind die Muskeln nn und u durchschnitten und abgelöst; aaa ist die Hülle des Nervenringes ; hh sind die breiten Pigmentanlagerungen zu beiden Seilen der sehnigen Mittellinie des Bauches. (Nieren bei Middendorff). Der Magen e entfaltei 0 mittlere, obere Pharynxfalte, p seitliche obere Phbarynxfalle; s Hals des Schlundsackes; s’ unlerer angeschwollener Theil des Schlundsackes ; e’ blindsackartige Ausbuchtung des Magens nach oben auf der rechten Seite; e” blüttriger nach links gerichteter Anhang des 47 Oesophagus über dem Magen; f Stück der Leber; p ein Loch in der _ Magenwand, beim Ablösen der Leber entstanden. (Mündung der Leber- günge?) ; i Darm. Vielfache zum Theil verzweigte und pigmentirte Zotten auf der Schleim- haut der Schlundsäcke. - Ein Ende eines Kiemenblätichens, um die farrenkrautartige Anordnung der _ Läppchen zu zeigen. Die Gefässe der Kiemenläppchen halbschematisch nach einem injieirten Exemplar. A Arlerie des Kiemenblätichens. ss Arterie des Kiemenläpp- ehens; bb die Venen des Kiemenläppchens; vv die zwei Venen am - Rande der Spindel des Kiemenblätltchens. Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Gattung Myzostoma i Leuckart. Von Carl Semper. Mit Tafel II. IV. F. S. Leuckart beschrieb 1827!) ein kleines Schmarotzerthier, wel- ches er auf dem Discus der Comatula mediterranea gefunden hatte, unter dem Namen Myzostoma parasiticum. 14830 beschrieb er?) eine zweite, Art, welche auf der Comatula multiradiata Lam. des rothen Meeres lebte, und noch einige Jahre später lieferte er*) eine Characteristik seines Ge- nus Myzostoma, unter welches er nun 3 Arten stellte: Myzostoma glabrum, costatum und cirriferum. Die erste Art ist das unter dem Namen M. parasiticum beschriebene, auf Com. mediterranea lebende Thier, da zweite lebt auf der Com. multiradiata und die dritte Art benannte er nach einer Abbildung und kurzen Beschreibung, welche Thompson nach’ einem an der englischen Küste auf C. europaea lebenden Thiere angefer- tigt hatte*). 1842 lieferte er?) wiederholte Beschreibung und Abbildung der beiden von ihm entdeckten Arten, ohne jedoch wesentlich Neues dem schon Bekannten hinzuzufügen. In demselben Jahre gab Loven eine Be ser Menge an der norwegischen Küste aufgefunden hatte. Seitden sind di Thiere durchaus keiner weiteren Untersuchung unterzogen worden; man begnügte sich vielmehr damit, sie nach den vorhandenen Beschreibunge: 4) Versuch einer naturgemässen Eintheilung der Helminthen etc. eic. Heidelberg 1827, p. %. ö 2) Isis 1830. Heft 5. p. 612. 3) Froriep's Nolizen. No. 4087. p. 130. 4) Froriep’s Notizen. No. 4057. p. 5, 5) Zoologische Bruchstücke. Heft 3. p.5. 12. i. Programm zur Eröfln. d. Vorlesung gen in Freiburg. Winter 4842. 6) Erichson’s Archiv für Naturgeschichte. Jahrgang 8. 4842. Isis 4845. p. 438. 49 arts und Loven’s bald in diese, bald in jene Classe einzureihen, je em man die eine oder andere Eigenthümlichkeit derselben für sebend biel: bei der Frage nach ihrer Stellung im System. Eben es zweifelhaften Characters wegen, welcher seitber der Gattung My- a anklebte, unternahm ich eine genauere Untersuchung derselben, der Hoffnung, ihr wo möglich eine gesichertere Stellung im System schaffen zu können. Diese Hoflnung schlug fehl. Wenn ich trotzdem ne Beobachtungen, welche ich in Triest im Monat October an zwei jen anstellte, veröffentliche, so’ geschieht es theils wegen der grossen ingelhaftigkeit der bisher über diese Thiere publieirten Beobachtungen, eils weil ich sie dadurch einer unverdienten Verachtung von Seiten der bachter zu entziehen hoffe. 'hon bekannte M. cirriferum Leuck., die andre dagegen eine neue ich unbeschriebene Art ist. Zu der von Thompson und Loven geliefer- n Beschreibung der ersten Art weiss ich nur noch das hinzuzufügen, ss die Cirren auf ihrer untern, also gegen das Wohnthier gerichteten, iche eine ziemlich tiefe Furche besitzen, so dass es von oben gesehen ‚ aussieht, als ob sie hohl wären (Tab. III, Fig. 2). Die andere Art II, Fig. 5), welche ich M. tubereulosum nenne, ist rundlich, mit rrandes, an welchen bei jener die 20 langen Cirren entspringen, 20 ze conische Papillen, welche sich ziemlich stark contrahiren und aus- inen können. Anzahl und Stellung der Saugnäpfe und Beine dieselbe > bei M. cirriferum. Die Farbe ist bald gelb, bald dunkelroth gefleckt. [dem Rücken sitzen zahlreiche, unregelmässig vertheilte, gelb pigmen- Tuberkeln. Am meisten Aehnlichkeit hat sie noch mit M. costatum ick. doch unterscheidet sie sich durch das Vorhandensein eines con- n Rüssels, welcher jenem fehlt, und durch die vielen gelbpigmen- n Tuberkeln, statt deren M. costatum verschiedene Rippen trägt. rd bis zu 2%,” gross. Banz ausserordentlich weichen beide Arten in ihrer Lebensweise von arab. Während M. cirriferum äusserstlebhaft am Wohnthiere, meist en Armen herumläuft, wobei sie sehr an die schnellen Bewegungen schiedenen schmarotzenden kleinen Milben erinnert, sitzt dagegen überculosum, ohnealle Bewegung, fest auf dem Discus des Haarsterns, st, dass es nur schwer gelingt, sie ohne Verletzung abzureissen. ch gegen Berührung scheint sie sehr unempfindlich zu sein. Auffal- ‚ist ferner das Verbältniss dieser beiden Arten zu den verschiedenen etäten der Comatula mediterranea. Während nämlich die erste fast auf der rothen Comatula vorkommt, lebt die letztere fast aus- liesslich auf der gesprenkelten Varietät; nur einige Male fand ich auch if der rotlien ein M. tuberculosum, ein einziges Mal nur zwei Stück der 1. cirriferum auf der gesprenkelten Varietät. Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. IX. Bü. 4 50 Die Epidermis wimpert bei beiden Arten auf-allen Theilen ‚des - Körpers; ‚doch ist diese Wimperung nicht überall ganz gleiehmässig. An einzelnen Stellen, die nicht sehr regelmässig zu liegen scheinen, gewöhn- lich aber zu zwei zwischen je zwei Cirren, sitzen längere Wimperbüschel und an der Spitze jeder ‚Cirre sieht ‚man einzelne längere Wimpern, (Tab. UI, Fig. 2), welche ich jedoch nie habe schlagen sehen. Am hinte- ren Ende des Rückens sitzen ebenfalls, wie es scheint ziemlich unregel- mässig, einzelne längere Wimperbüschel, welche immer in äusserst leb- hafter Bewegung begriffen sind. Diese Cilien werden von einer feinen Cutieula getragen, welche jedoch überall leicht nachzuweisenist (Tab. I, Fig. 2). Die Zellen der Epiderwis unzweifelhaft darzustellen, gelang mir | nicht, doch ist es wohl a priori anzunehmen, dass solehe wirklich vor- handen sind. Die Pigmentirung, wo solche vorhanden ist, wie bei M. tuberculosum, bat ihren Sitz in dieser Epidermis; die Bauchseite des Tbieres ist jedoch nie roth pigmentirt, sondern es beschränken sich die hochrethen Flecken auf den Rücken desselben. ° + Eine Leibeshöhle ist bei keinem der beiden Thiere vorhanden, es wird vielmehr der ganze innere Raum vollkommen von den verschie- denen inneren Organen ausgefüllt. Muskulatur und Bewegungsorgane. Das Muskelsystem besteht aus einem centralen und zehn peripheri- N schen Theilen. Der centrale Theil wird von 10 oder 12 radienartig vom Mittelpuncte des Tbieres ausstrahlenden Muskelbündeln gebildet, welche bei M. eirriferum schon ziemlich früh miteinander verschmelzen, so dass hier eine mittlere längliche Muskelmasse gebildet wird, bei M. tuberculo— sum dagegen erst im Mittelpunete zusammentreffen, und einen ziemlich regelmässigen Stern darstellen. Bei der letzten Art schieben sich noch zwischen: diese ‚grösseren Muskelbündel 10 kleinere ein. Diese ganze Muskelmasse liegtaufder Bauchseite des Thieres dicht über der Epidermis. Die 40, radienartigen Muskeln der M, eirriferum setzen sich zum grössten Theile an den Knopf des zweiten: Hakens im Fusse') an; ein Theil. ihrer Fasern geht. jedoch an den Füssen seitlich vorbei und strahlt in die zwischen letzteren liegenden Organe aus.‘ Zugleich setzen sich an denselben Knopf noch zwei Muskelbündel, welche, das eine von, vorne, das andere von hinten entspringend, das centrale Muskelbündel zwischen sich lassen und zur Vorwärtsbewegung des Fusses dienen. Die Verbin- dung des geknöpften Hakens mit dem die Locomotiou vermittelnden ge- schieht auf dieselbe Weise, wie bei M. tuberculosum, Bei dieser. Art ist die Muskulatur viel complieirter. Die 12 grösseren centralen Muskelbündel gehen zwischen den Füssen durch, heilen sieh 4) Man vergleiche die Abbildung des Fusses von Loven. 51 in zwei Aeste und verlieren sich in die umliegenden Parthien, olme es möglich ist, sie weiter zu verfolgen. Die 10 kleineren entspre- len oben: beschriebenen von M. cirriferum, indem sie sich, wie se, an den Knopf des zweiten Hakens ansetzen (Tab. IV, Fig. 2 a). ich setzen sich an diesen noch etwa 8 einzelne Muskelbündel, welche, s den angrenzenden Theilen des Leibes entspringend, auf ihn Basen, wie die Streben eines halbaufgespannten Regenschirmes auf dessen An das hintere Ende desselben Hakens setzen sich noch 3 Mus- In; der eine (Tab. IV, Fig. 2 k) verbindet ihn mit dem hinteren Ende es ersten Hakens, dessen Zurückzieben er zu bewirken scheint, die eiden andern (Tab. IV, Fig.2 d, d) setzen sich dicht unter jenen: an und jheinen nur ein Verschieben des hintern Hakenendes bewirken zu Alle diese Muskeln können nun oflenbar nur ein Zurückziehen oder ches Verschieben des Hakensystemes bewirken, auf welche Weise a5 Vorstrecken des ersten Hakens bewirkt wird, ist mir völlig ent- en. Dass jedoch ein solches Vorwärtsschieben wirklich Statt findet, ht man sehr leicht, wenn man ein abgelöstes Thier auf den Rücken 30: bei den Anstrengungen, die dasselbe macht, um sich umzuwenden, ht man, dass mit dem Vorwärtsschieben des Fusses ein Ausstrecken s Hakens, mit dem Zurückziehen des ersteren auch ein Einziehen des eren verbunden ist. _ Ausser den beiden schon erwähnten Haken finden sich noch 2 oder ere (Tab. IV, Fig. 2 f,g,/), welche sehr in der Grösse variiren und $ nicht mit dem eigentlichen, durch jene beiden andern Haken ten Bewegungsapparate in Verbindung stehen. Man könnte leicht Glauben kominen, sie als Reservehaken anzusehen, doch scheint e Anordnung der Muskulatur, namentlich aber ein anderes Organ IV, Fig. 21. Tab. Ju, A 8) dieser Annahme bedeutende Schwie- ementen zu barlaheh au ad von einer en Membran ein- us sich gegen die Rinne des Hakens hin etwas ver engert und sehr kurzen Canal bildet, der, wie es scheint, mit der Rinne, r sich der Haken auf- und abbewegt, in Verbindung, steht. scheint auf eine drüsige Natur des Gebildes hinzudeuten ; sollte es : cht eine Art Schleimdrüse sein, deren secernirter und in die Rinne sener Schleim die Beweglichkeit des Hakens erhöhte ? n. dem; hinteren Ende des zweiten geknöpfien Hakens findet man n.ovalen Sack (Tab. IV, Fig. 1 m), dessen Membran noch ein kurzes ck des hornigen Hokens umschliesst, und der vielleicht mit der Bil- \ ing desselben zu thun haben möchte. Ten Innern liegt feinkörnige Masse, ist über die feinere Structur derselben nichts Genaueres zu ermil- h* 52 teln. Niemals fand sich ein ähnliches Organ an den hintern Enden der ondern Haken. Die Form der Beine von M. luberculosum ist ziemlich von derjeni- gen bei M. cirriferum verschieden. Sie bestehen nur aus zwei Gliedern, wenn man bei diesen Thieren überhaupt von Gliedern sprechen kann, von denen das erste sehr klein, das zweite dagegen unverhältnissmässig gross ist (Tab. IV, Fig. 2 n u. m im Durchschnitt). Das erste kann ganz und gar in das zweite eingezogen werden ; ist es ausgestreckt, so be- merkt man auch nicht die mindeste Spur einer Gliederung, sondern es geht das erste Glied in das zweite ohne irgend einen Absatz über. Aehn- lich ist auch die Gliederung bei den Beinen von M. cirriferum; ist das Bein eingezogen, so markiren sich allerdings zwei Einschnitte, die jedoch verschwinden, sobald der Fuss gänzlich ausgestreckt ist. Diese Füsse sind also keinenfalls als »gegliederte« zu bezeichnen, insofern man näm- lich mit diesem Ausdruck die Füsse der eigentlichen Gliederthiere be- zeichnet; dagegen stehen sie den Fussstummeln der Anneliden durch.die Art ihrer Bewegung noch am nächsten. Loven erwähnt noch in seiner Beschreibung‘) von M. eirriferum 3 Stücke, aus denen jedes Basalglied gebildet sein sollte, von welchen ich auch nicht die mindeste Spur aufzufinden wusste; ebensowenig weiss ich darauf irgend einen der von mir am Fusse dieser Art gesehenen Theile zu beziehen. Als Anheftungsorgane dienen 8 Saugnäpfe, welche in den Zwischen- räumen zwischen den 5 Fusspaaren dicht am Rande des Körpers stehen. Sie sind bei beiden Arten im Wesentlichen gleich gebildet; indem ich auf die Beschreibung derselben durch Loven verweise, füge ich dieser nur noch hinzu, dass das Lumen des Saugnapfes von einem grosszelligen Pflasterepithel ausgekleidet ist (Tab. IV, Fig. 1 a). Verdauungsorgane. Bei heiden Arten sind diese im Wesentlichen gleich gebildet, so dass ich mit Bezugnahme auf Loven’s Beschreibung und Abbildungen gleich zu den feineren Verbältnissen übergehen kann. Der vorstreckbare Rüssel, welcher bei M. tubereulosum niemals am vordern Ende so zahlreiche und. tiefe Lappen zeigt, wie der von M. cirriferum, besteht aus einer sehr dicken Muskelschicht und dem sie überziehenden Epithel. Das äussere Epithel (Epidermis) trägı Wimpern, welche in der Weise schlagen, dass ein Strom ‘vom Körper an dem Rüssel entlang bis zum Munde entsteht, wo er umbiegt und sich in die Mundöflnung hinein fortsetzt; das innere Epithel des Schlundes ist wimperlos. Die Muskelschicht besteht aus längsverlaufenden Fasern; am Mundrande befindet sich ein Sphincter. 4) 1. c. p. 442. 53 in jener Längsfaserschicht liegt eine mehrfache Lage querlaufender Mus- kelfasern (Tab. IV, Fig. 3a), welche auf allen Seiten gänzlich abgeschlos- en ist und namentlich dann, wenn der Rüssel halb zurückgezogen ist, lurch ihre ovale Form sehr an den Schlundkopf der Trematoden erinnert. ‚hinter diesem Ringmuskel scheint sich eine Höhlung zu befinden, [ immer zellige Massen liegen (Tab. IV, Fig. 3 c), über deren Deu- ng ich jedoch ganz im Unklaren bin. Das Epithel des Schlundes, welcher bald sehr weit geöffnet, bald ‚geschlossen ist, geht direct in das des Magens über, doch nehmen die Zeilen desselben dann gleich eine dunkelbraune Färbung an, welche urch bald mehr bald minder dicht liegende Pigmentkörnchen bedingt ist. Der Magen selbst ist je naclı der Anfüllung und dem Contraetions- © des Rüssels bald länglich\ bald sehr rundlich und enthält fast im- ner eine krümelige Masse, in der sich einzelne grössere braune Klumpen efinden. - Die Anhänge des Magens, welche bei beiden Arten ziemlich gleich bildet sind, namentlich in Betreff ihrer Anzahl und ihrer von Loven so nau beschriebenen grüberen Verästelungen , zeigen ein deutliches Epi- | (Tab. Ill, Fig. 3 a), die directe Fortsetzung des Magenepithels. Die irch Zerreissung des Thieres einzelne derselben völlig zu isoliren; über- jupt ist die Sonderung der einzelnen Organe von einander höchst un- äindig, so dass es z. B. fast nie gelingt, durch Zerreissen die Drüsen - ‚der männlichen Geschlechtstheile von denen der weiblichen zu liren. Im Lumen dieser Schläuche findet man ausser einer durchsich- Flüssigkeit mitunter sehr viel körnige Molekularmasse, fast iminer er eine bald grössere, bald geringere Zahl gelblichbrauner Kügelchen Ta „ll, Fig. 3b), welche ganz dasselbe Aussehen bieten, wie die schon n erwähnten braunen Klunpen des Magens. Sehon beim: unverletzten Tbiere fällı es auf, dass diese Magenan- inge, namentlich die letzten Enden derselben, sich unabhängig von der se des übrigen Thieres zu contrahiren scheinen; dass dies aber wirk- er Fallist, siebt man an isolirten Schläuchen, welche häufig noch eine 0. Es muss also diese Fähigkeit, sich zu contrahiren, den Drüsen- en selbst zukommen, da ja weder eine Tuniea propria, noch eine ikellage vorhanden ist, auf deren Wirksamkeit man allenfalls diese vegungserscheinungen beziehen könnte. sr Magen ist von dem Darme durch einen sehr starken Sphincter schieden, welcher immer geschlossen ist, so dass man die Oeflnung in selben nur als einen Spalt heinerkt, und nur beim Uebertreten von nassen in den Darm oder die Cloake geöffnet wird. Diese ist oval, n ziemlich grosses Lumen und endet mit einer ziemlich kleinen 54 Oeffnung in der Mittellinie des Thieres dicht am hintern Rande des Thie- res. Auffallend ist dabei, dass diese Oeffnung, welche bei M. cirriferum auf der Bauchseite liegt, bei M.tubereulosum auf dem Rücken unter einer kurzen Papille angebracht ist (Tab. III, Fig. 5d). Das letzte Ende dieser Gloake wimpert und zwar gebt die Richtung dieser Wimperung von aussen in dieselbe hinein, wasman namentlich sehr deutlich sieht, wenn man ein M. tuberculosum beobachtet, da hier bei dem Oeffnen des Afters ein ziem- lich tiefer senkrechter Trichter entsteht, in den sich die Flimmerung hin- einzieht. Da nämlich der ganze Tractus auf der Bauchseite des Thieres liegt, so muss der Darm, um auf dem Rücken mit dem Alter ausmünden zu können, eine Biegung in die Höhe machen, in deren Lumen man hin- einsieht, sobald der After geöffnet wird. Mit diesem Darm oder richtiger Gloake verbindet sich auf weiter unten,näher zu 'beschreibende .. 4 das weibliche Geschlechtssystem. Nervensystem. Das Nervensystem von M. cirriferum ist schon von Loven recht gut erkannt, so dass ich mich mit einer Beschreibung desselben bei der an- dern Art begnügen kann. Es liegt auf der Bauchseite des Thieres zwi- schen Magen und centralem Muskelsystem und wird aus einer einzigen centralen Masse gebildet, von welcher die grösseren Nervenstämme aus- strablen (Tab. Ill, Fig. 6). Am vordern Ende sieht man einen mittleren unpaaren Nerv (Tab. Ill, Fig. 6 a), dann folgt ein dünner paariger (b, b) und diesem ein ziemlich dicker, ebenfalls paariger Stamm (ec, c). Diese 5 Nerven sind für den Schlund und die vordern Parthien des Körpers bestimmt. Dann folgen 3 grosse mittlere Nervenpaare (d, e, f) entspre- chend den Ursprüngen der 3 Darmanhänge. Unter den Nerven dundf entspringen noch 2 kleinere (g, h). Am hintern Ende sieht man ein ziem- lich starkes (ö) und ein dünnes Nervenpaar (k), von denen das ea gleich nach seinem Ursprunge einen Ast abgiebt: Ganz eigenthümlich scheint das centrale Nervensystem in seiner fei- neren Structur gebildet zu sein. Es besteht nämlich aus einer feinkör- nigen äusseren ziemlich dicken Schicht (Tab. IN, Fig. 6«) und einer cen- tralen länglichen Masse (Fig. 6 8), welche immer ziemlich viel dunkler gefärbt ist, als die Rindenschicht und aus zelligen Elementen zusammen- gesetzt zu sein scheint. Essigsäure giebt leider über ihre zellige oder nicht zellige Natur keinen Aufschluss, da durch dieselbe die Rindensebicht gleich so stark getrübt wird, dass dadurch die centrale Masse gänzlich verdeckt wird. Auch die Anwendung von Alkalien giebt kein besseres Resultat. An frischen, in Seewasser untersuchten Präparaten sieht man jedoch deutlich, dass diese centrale Masse ganz abgeschlossen ist und auf keine Weise durch Fasern mit den Nerven in Verbindung steht. Diese letzteren bestehen, soweit ich an frischen und nur mit Essigsäure und Alkalien behandelten Präparaten sehen konnte , aus einer sehr feinen 55 an und einem fein 'molekulären Inhalt, welcher die directe Fort- ng der körnigen Rindenschicht des centralen Nervensystems ist. Leber die weitere Verästelung: derselben, sowie über ihre ee rspr unge abreissen und im lebenden Thiere eihen bei starker Bomph es- on nicht viel weiter zu verfolgen sind. Geschlechtsorgane. ie Zwilternatur unserer Thiere wurde schon von Loven I. ec, eı- Dieser Forscher lieferte eine etwas genauere Beschreibung und ildung. derselben von M. eirriferum, doch kann ich nach meinen Un- jungen selbst in ganz wesentlichen Puncten nicht mit seiner Dar- ng übereinstimmen. Ä "Die männlichen Geschlechistheile sind bei beiden Arten paarig und en, ausser einer nicht sehr wesentlichen Verschiedenheit in der Ver- hg, der Hiodentollikel mit den Ausführungsgängen, ganz denselben a und dieselbe Lage. Zwischen dem 3ten und Aten Fusspaare, etwa ten auf der Seite des Thieres befindet sich auf einer sehr kurzen, is vorstreckbaren Papille eine Oeßnung, welche durch einen starken neter gegen eine ziemlich weite Höhlung im Innern des Thieres (Tab. fig. 4b) abgeschlossen ist. Diese letztere ist bei M. eirriferum läng- md läuft nach innen zu in zwei lange Zipfel aus (Tab. IV, Fig. 4 c), che bald sehr schmal werden, dann aber plötzlich in einen weiten, ösen Canal übergehen (Tab. IV, Fig. 4 d). Nur bis an diese Stelle eint Loten das Organ erkannt zu haben; er hält es für den eigent- en Hoden und beschreibt als samenbildende Masse einen in jener ng befindlichen Körper, dessen Bedeutung und Bildung ich weiter ‚auseinandersetzen werde. _ Diese varicösen Schläuche sind nur der Anfang, oder eigentlich das le der Ausführungsgünge der eigentlichen Hodenfollikel. Beide gehen en einander bis dicht an den Magen heran; hier biegt sich der eine lı vorne, der andere nach hinten um und beide verästeln sich nun in "Weise, dass ihre Zweige den Verzweigungen der Magenanhänge fol- So verhreiten sie sich mit diesen bis an die letzten Enden dersel- ier erst finden sich die eigentlichen Hodenfollikel, welche bei bei- n jedoch ziemlich von einander abweichen. Bei M. eirriferum u ‚Fig, 4) sieht man in dem zelligen Parenchym hier und da Blasen . Ill, Fig. 4a) eingebetter, welche immer einen Haufen kleiner scharf enzter Kügelchen einschliessen. Diese finden sich bald in geringerer, in grösserer Anzahl und dann sind sie immer bedeutend kleiner, ht man ovale und endlich schon ziemlich langgestreckte. Zer- man nun ein Tbier, so sieht.man alle diese Formen frei liegen und omınt leicht an einem und demselben Thier au allen möglichen der Hohkdang der, einzelnen Kügelchen in. haarfürmige Zoosper- 56 mien (Tab. ll, Fig.4 und 7). Jene ebenerwähnten Blasen stellen also die h eigentlichen Samenzellen vor, deren Kern sich wohl direct in die Zoo- spermien nach vorhergegangener mehrfacher Theilung verwandelt haben wird. Eine besondere Tunica propria, welche alle diese vereinzelt lie- genden Samenzellen miteinander zu einem wirklichen Drüsenfollikel verbände, habe ich nicht auffinden können. Die letzten Endigungen des Samenleiters sind bei dieser Art blasig aufgetrieben (Tab. Il, Fig. 4b), und fallen durch ihre vollkommene Durch- sichtigkeit sehr leicht in die Augen. In ihnen finden sich immer einzelne, _ völlig ausgebildete Zoospermien, welche sich lebhaft hin und her schlän- geln und freilich langsam in den eigentlichen Ausführungsgang hinein- rücken. Ausser diesen frei sich bewegenden sieht man fast in jeder sol- chen Endblase einige Zoospermien (Tab.1ll, Fig. &c), welche an der Wand derselben festzusitzen scheinen, und fortwährend in schlängelnder Be- wegung begriffen sind. Allmälig treten sie immer weiter vor in das Lu- wen, schliesslich werden sie ganz frei und bewegen sich nun in dersel- ben schlängelnden: Weise vorwärts. Bald kommen nun von allen’Seiten einzelne Zoospermien herange- eilt; so wie sie sich berühren, fangen sie an, sich zu verschlingen, der so gebildete Knäuel (Tab. II, Fig; 4. d) wird immer dichter und grösser durch neuhinzukommende, bis schliesslich der Ausführungsgang fast ganz angefüllt ist mit solchen einzelnen Ballen von Samenfäden. Diese rücken nun immer weiter und weiter, bis sie endlich in jenes zweihörnige Or- gan eintreten, welches, wie schon oben erwähnt, Loven für den eigent- lichen Hoden zu nehmen geneigt ist. In dieser Höhlung, dem letzten Ende des Samenleiters, werden nun die einzelnen eingetretenen Sa- menballen zu einer einzigen diehten Masse auf höchst eigenthümliche Weise verbunden. Von Zeit zu Zeit sieht man nämlich, wie die Wan- dung jener Höhlung einen kurzen conischen Fortsatz (Tab. IV, Fig. 4 f) gegen die Samenballen ausschickt, an denselben eine Zeitlang verweilt und sich dann, unter Zurücklassung eines schleimigen Fadens zwischen sich und der Samenmasse, wieder zurückzieht (Tab. IV, Fig. 4g). Dieser Schleimfaden wird immer dünner, reisst zuletzt durch und bildet an der Samenmasse eine kleine Hervorragung, die sich jedoch allmälig abllacht. Auf solche Weise werden die einzelnen eingetretenen Samenballen zu einer einzigen zusammenhängenden Masse verbunden. Ist endlich die ganze Höhlung, deren Wände übrigens einer ganz ausserordentlichen. Ausdehnung fähig zu sein scheinen, von Samenmasse erfüllt, so wird diese, indem sich der Sphincter öffnet, aus der männlichen Geschlechts- öffnung ausgestossen. Am vorderen Ende der Samenmasse sitzt immer | ein ziemlich breiter Schleimpfropf. Im Seewasser angelangt, fängt die- ser Samenballen alsbald an, sich aufzulösen; eine Beobachtung, ei übrigens auch schun Loven gemacht hat. Der Bau desselben Organes von M. tubereulosum ist in Ban u 57 uf die Bildung des Samenballens, das Verhalten des Samenleiters und ie Bildung der Zoospermien ganz derselbe, nur unterscheidet es sich nmal durch den Mangel jener Endblasen, in welche die ausgebilde- n Zoospermien von M. cirriferum aus den Samenzellen eintreten, und ann durch das Vorhandensein wirklicher Hodenfollikel (Tab. IV, Fig. 7). -Follikel besteht aus varicösen, einfachen oder schwach verästelten Schläuchen (Tab. IV, Fig. 7 a), welche sich in bald grösserer, bald ge- ingerer Anzahl zu einem ziemlich diesen Schläuchen an Dicke gleich- umenden Ausführungsgange (Tab. IV, Fig. 7 b) vereinigen. Diese ein- elnen Hodenschläuche lassen kein Lumen erkennen, sondern man findet ie immer in ihrem ganzen Verlaufe mit Zellen oder mit in Bildung be- jenen Zoospermien angefüllt. Das äusserste Ende (Tab. IV, Fig. 7 c) | immer mit vollkommen durchsichtigen Zellen angefüllt, in dchas man n frischem Zustände keine Kerne erkennt; weiter gegen den Ausfüh- sgang hin werden diese immer deutlicher und in der Nähe des- sind die Schläuche ganz angefüllt mit einzelnen Ballen ausge- ‚Zoospermien. Die Ausbildung dieser letzieren geht auf dieselbe ® vor sich, wie bei M. cirriferum (Tab. II, Fig. 4 u. 7); der Kern, er ursprünglich ganz rund ist (Fig. I a), wird oval (Fig. 4 5), dann ichst er nach beiden Seiten zugleich in feine etwas gekrümmte Spitzen Fig. A c); bei noch weiterer Ausbildung verschwindet auch allmälig 4.d) die mittlere Anschwellung, bis endlich ein hanrförmiges halb- indartig gekrümmtes Spermatozoon gebildet ist (Fig. 4 e), welches als- d seine Bewegungen beginnt und dabei die Form annimmt, wie sie b. Ill, Fig. 7 zeigt. Ihre Bewegungen sind alsdann ausserordentlich ft, und namentlich stark äussert sich bei ihnen der Trieb des Ein- ns; sie versuchen dieses nicht allein an ausgebildeten und unaus- jildeten Eiern, sondern auch an allen möglichen ihnen gerade in den kommenden Gegenständen. Ein wirkliches Eindriogen derselben bst in die Eier, welche ich für befruchtungsfäbige halten musste, habe jedoch niemals beobachtet, obgleich ich beide Theile häufig genug mit nder in Berührung brachte. Hauptunterschied des Hodens bei beiden Arten liegt also haupt- h darin, dass M. tubereulosum wirkliche, zahlreiche zellige Ele- te enthaltende Hodenfollikel besitzt, welche sich an das Schema der hrzelligen Drüsen anschliessen; während dagegen bei M. cirriferum ‚Organ nach dem Schema solcher einzelliger Drüsen gebildet zu sein int, deren Ausführungsgänge sich zu einem gemeinsamen Gange ver- 1. Zwar ist es mir nicht gelungen, die Ausführungsgänge an ein- Zellen in dem übrigen Parenchyme zu erkennen; die vereinzelte ‚dieser Hodenzellen aber lässt es wohl erwarten, dass jede ihren n Ausführungsgang besitzt, der sich entweder direct oder mit meh- ‚andern Ausführungsgäingen vereinigt in jene grossen Blasen ergiesst, 58 welche als die eigentlichen Anfünge des wirklichen Samenleiters BER trachtet werden müssen. Die weiblichen Geschlechtsorgane scheinen noch viel eomplieirter M gebaut zu sein, soweit mir die Ungunst der Objecte erlaubte, einen Blick in ihren Bau zu thun; durch die grosse Durchsichtigkeit der unausgebil- deten Bier wird es unmöglich gemacht, am unverletzten Thier etwas Sicheres über den Bau des Eierstocks zu erlahren, und ebenso ungun- stige Resultate giebt das Zerreissen der Thiere, da die einzelnen Elemente der Eierstocksfollikel, die man doch wohl vorauszuseizen berechtigt ist, so wenig fest mit einander zusammenhängen, dass es niemals ge= lingt, einen unzweifelhaften, geschlossenen Follikel zu isoliren. ‘Es blei- ben vielmehr einzelne Eierparthien an den Muskeln, den Magenanhängen, dem Hoden, kurz an allen Organen haften, nur nicht an einander, Es scheint also, als ob die Eiersiocksfollikel sich dergestalt zwischen alle andern Organe einschieben, dass an eine unverletzte Isolirung derselben nicht zu denken ist. Die unreifen Eier (Tab. II, Fig. 4e) lassen immer einen deutlichen Keimfleck erkennen, um welchen sich bei weiterem Wachsthum der Dotter in der Art eines Hofes herumlagert (Tab. III, Fig. 4). Die ganz ausgebildeten Eier, wie ich sie in den letzten Enden des Eilei- y ters und in der Gloake getroflen habe, zeigen ausser einem sehr grossen Keimleck mit Keimkörperchen und einem braunen feinkörnigen, nicht sehr stark ausgebildeten Dotter jedesmal eine oder zwei Falten ihrer Meınbran (Tab. IV, Fig. 6). Durch Einwirkung des Seewassers kann diese Faltung der Dotterhaut nicht wohl bedingt sein, da selbst Eier, welche in der Gloake gefunden werden, dieselbe zeigen. In Betreff des Verhaltens des Eileiters bin ich zu ganz anderen Re= sultäten gekommen, als ich nach der schon vor der Untersuchung mir bekannt gewordenen Abhandlung Zoven’s erwarten konnte. Mir ist’ es nämlich niemals gelungen, die Vereinigung der Eileiter beider Seiten zu einer in der Mittellinie liegenden Scheide zu erblicken, es scheint mir vielmehr die Anordnung eine solche zu sein, wie ich sie imTab.IV, Fig.5 schematisch dargestellt habe; «a ist der Magen mit seinen 3 Anhängen jederseits, 5 ist der Sphineter, welcher diesen gegen die Cloake c ab- schliesst; dicht hinter dem Sphinceternmünden die beiden Eileiter d, d ein und e ist die Oefinung der Cloake, welche bei M. eirriferum auf der‘ Bauch- seite, bei M. tuberculosum auf der Rückenseite liegt. j Dass diese Darstellung eine vollkommen naturgetreue ist, will ich allerdings dahingestellt sein lassen, da ich nur ein einziges Mal ein Prä- parat hatte, bei welchem ich den Uebergang des Lumens des Eileiters in das der Gloake deutlich zu erkennen glaubte. Ich will aber wenig- stens versuchen, durch andere Gründe dieselbe wahrscheinlich zu machen. Bei M. tubereulosum liegt die Cloakenöffnung auf dem Rücken, und fällt, wie schon erwähnt, beim Oeffnen sehr leicht in die Augen durch die stärke in sie hineinziehende Wimperbewegung. Hat das Thier entwickelte Pe RE er ae aa Ge Zi un 59 Bier in der Cloake, so kann man bei einiger Geduld leicht den Weg ver- gen, den sie nehmen; sie rücken nämlich allmälig gegen die Oeffnung obei sie das schmälere Ende der Cloake stark ausdehnen, und tre- on, häufig mit Kothballen vermischt, aus jener aus. Hierbei kann ie Verwechselung stattfinden, da man von oben in die Oeffnung hin- ansieht und man oft schon die auszustossenden Eier durch dieselbe noch er Cloake liegend erblickt und das Austreten aus jener einzigen Oetl- ‚keinen Zweifel darüber lässt, dass sie wirklich in der Cloake gele- en. Wenn man nun auch annehmen wollte, dass die vorliegen- en sich in diesem Puncte so gänzlich verschieden verhielten, eine e, welche vielleicht in der so wesentlich verschiedenen Lage der ung eine Stütze suchen könnte; wenn man auch für diese e Lowen’s so bestimmt gehaltene Versicherung anführen wollte, s es nämlich sehr leicht sei, die Scheide und deren Oelinung von dem arm und dem After zu unterscheiden, so kann ich doch nieht um= es einigermaassen in Zweifel zu ziehen. Niemals habe ich ein Ob- ehabt, welches ich, selbst mit der günstigsten Deutung, auf Lowen’s stellung hätte beziehen können. Immer sah ich die reifen Eier in der ke liegen, immer aus der Cloakenöflnung austreten. * Aufmerksam eifrig nach jener weiblichen Geschlechtsöffnung suchend, bätte sie doch wohl schwerlich entgehen können, zumal da sie nach jenem wischen After und Körperrande, also in einer Parthie liegen sollte. je sich zur Beobachtung eines so breiten Organes') nicht günstiger önnte. Ferner spricht dagegen noch die, freilich nur einmal ge- bie Beobachtung, dass sich in der Cloake 3 solche Samenballen be- wie sie in den männlichen Geschlechtstheilen gebildet werden; chten Druck sah ich diese ganz deutlich aus der Cloakenöflnung ssen treten, wo das Seewasser alsbald seine befreiende Wirkung inzelnen Zoospermien auszuüben begann. e wirkliche Begattung habe ich niemals beobachtet. Ein einziges ich ein kleines M. eirriferum , welches nur ausgebildete Zoosper- a enthielt, in der Weise auf einem grossen mit entwickelten Eiern jenen Individuum derselben Art sitzen, dass die eine männliche Ge- ung ungefähr in die Nähe des Afters zu liegen kam. Spätere ingen müssen diesen Punct aufklären. on der Entwickelung unserer Thiere habe ich ebenfalls wenig zu die künstliche Befruchtung, obgleich mehrfach versucht, lieferte ein günstiges Resultat und ebenso vergeblich durchsuchte ich die ‚Wohnthiere nach allenfalls an ihnen befestigten Eiern. Eiwas n Glück begünstigt war ich bei der Untersuchung der Thiere denen ich 2 Mal noch wenig entwickelte Junge haften fand. \ # Loven ie. Tal \, Fig. 6c. 60 Das eine Mal fand ich auf einem 1”” grossen M. tuberculosum in der Nähe des Schlundes zwei Junge sitzen, welche im äusseren Aussehen schon ganz dem Alten glichen; sie waren. beide Y,,—*%,”' gross, hatten weder Geschlechtstheilenoch Magenanhänge und die Haken der 5 Fusspaare waren | etwa 6mal so kurz, als die des ausgewachsenen Thieres. Interessanter durch die abweichende äussere Form war ein Junges, welches ich auf einem ausgewachsenen M. eirriferum sitzend fand (Tab. III, Fig. 9). Das- selbe hatte eine längliche, vorn etwas schmälere, hinten abgerundete Gestalt und besass nur 4 Beine, und gleicht eher einem Tardigraden, als einem Myzostoma. An zwei Theilen aber erkennt man auf das Sicherste, dass dies in der That ein junges Myzostoma sein muss, nämlich einmal an den Fusshaken, welche sich von denen des erwachsenen Thieres nur durch ihre geringere Grösse unterscheiden, und dann an dem Rüssel, welcher in seinem Innern schon denselben Ringmuskel zeigt, wie ich ibn weiter oben beschrieben habe. Von Geschlechtsiheilen und den Magen- anhängen war auch keine Spur zu sehen. Das Thier sass mit seinenKral len auf dem erwachsenen fest und war %, lang. v Schliesslich will ich noch bemerken, dass ich ebensowenig, wie Lodl ven, auch nur die geringste Spur eines Gelässsystemes auffinden konnte. bis glücklichere Beobachter die Eniwickelungsstadien zwischen dem E und jener oben näher geschilderten Larve aufgefunden haben werden Dennoch wird es von Interesse sein, sie mit den Gliederthieren und Wü mern zu vergleichen, eine Vergleichung, deren Hauptresultat allerding das wenig befriedigende sein wird, dass sie nach den für die einzelne) Classen aufgestellten systematischen Characteren eigentlich in keine de L| vorhandenen gehört. Wollte man hier also ganz consequent sein, so müsste für dieselbe eigentlich eine neue Classe geschaffen werden, welche Arbeit ich jedoch gerne Anderen überlasse. die Entozoen, Annulaten, Crustaceen und Arachniden zur Vergleichung | übrig bleiben. Unter den Entozoen sind es die Trematoden, mit welchen. sie durch ihre rundlich Buite Gestalt, die Form der Saugnäpfe, den deut- ästelten Anhänge des Magens übereinstimmen. Einer Vereinigung mil v diesen Tbieren "steht aber, abgesehen von dem grossen Unterschiede i in dem Bau der N; een das Vorkommen eines Al- & 61 würmer sind von vornherein bei einer solchen Vergleichung aus- hliessen. it den Annulaten haben sie ehenfalls manche Aehnlichkeit, auf der ern Seite aber entfernen sie sich auch wieder ebenso weit von ihnen. ‚die Turbellarien schliessen sie sich an durch die Wimperung, den streckbaren Rüssel, an dessen Spitze der Mund liegt, die Verästelung Magenanhänge, den Hermaphroditismus; sie weichen ab von ihnen ‚ den Mangel jeglichen Gefässsystemes, den deutlichen After, die uben und die Bewegungsorgane. Die Hirudineen besitzen einen apf, welcher im Wesentlichen mit denen unserer Thiere überein- und den Borstenwürmern sind sie namentlich verwandt durch 'Porm der Fussstummeln und der Haken in denselben. ‚Unter den Arachniden sind es lediglich die Tardigraden, mit welchen ‚einige Verwandtschaft zeigen. Diese beruht aber eigentlich nur in r die Systematik ziemlich werthlosen Geschlechtsorganen ; die Tar- en nämlich sowohl, als Myzostoma sind Zwitter, und bei beiden sich eine Cloake, in welche die paarigen Eileiter einmünden. Der Bau aber muss sie gänzlich von einander trennen und namentlich n es mir hier das Nervensystem und die Bildung der Extremitäten ‚ welche eine Trennung fordern. Die Füsse sind bei allen Ara- i ohne Ausnahme so gebildet, dass niemals ein vollständiges Zu- ziehen des einen Gliedes in das andere Statt findet; es sind vielmehr Fussglieder so mit einander verbunden, dass das eine sich un- von dem vorhergehenden bewegen kann, in der Weise, dass es eine in der Verbindungsebene beider Glieder liegende feste Axe Ganz ebenso ist auch die Einlenkung der Endkrallen;; niemals sie in das letzte Glied zurückgezogen, sondern immer nur, wenn aupt beweglich, um einen festen Punct gedreht. Ganz anders sind isse von Myzostoma gebildet. In ausgestrecktem Zustande sind sie } gegliedert und immer werden die vorderen Partbien des Fusses t in die hinteren zurückgezogen ; ebenso drehen sich die Fusshaken it um einen an dem Ende des Fusses liegenden festen Punct, sondern werden, gerade wie die Borsten in den Fussstummeln der Borsten- er, in der Axe des Fusses ein- und ausgezogen. Endlich lässt das system aller Arachniden eine entschiedene Gliederung erkennen, e existirt, wenn das Bauchmark ungegliedert ist, wie bei manchen n, ein deutlicher Schlundring, eineAnordnung, welche auch nicht deste Aebnlichkeit mit derjenigen zeigt, welche ich oben vom ensysterne der Myzostoma beschrieben habe. 2s bleiben jetzt nur noch die Crustaceen übrig. Für eine Vereini- ‚mit diesen scheint namentlich das jugendliche Stadium des M. cirri- im zu sprechen, indem dasselbe ziemlich an die jugendlichen Formen "Schmarotzerkrebse erinnert, und wenn man dabei an die grosse Aehn- eit einiger ausgebildeten Thiere, z. B. der Linguatula mit den Wür- 62 mern, denkt, so kann man leicht mit v. d.Hoewen') zu einer solehen. Vereinigung kommen. Doch scheinen mir die Gründe, welche ich oben aus der Form ihrer Beine und des Nervensystems schon gegen ihre Ver- einigung mit den Arachniden hernahm, auch hier dem ähnlichen Vorha- ben ähnliche Hindernisse in den Weg zu legen. Bei allen Crustaceen mit | vom Bauchmark getrenntes Hirnganglion, oder blos ein Schlundring; bei jenen Ausnahmen zeigt das Bauchmark immer eine deutliche Gliederung | in mehrere Ganglienknoten. Ebenso ist die Art und Weise der Einlen— kung der Fussglieder und Endhaken der Grustaceen ganz dieselbe wie die der Arachniden, und selbst an der Larve des Pentastoma taenioides und der Linguatula Diesingii sieht man am Fussende eingelenkte, nicht einziehbare Krallen, ganz abgesehen davon, dass sich bei diesen auch die allen Grustaceen zukommende Sonderung in Vorderleib und Hinter— leib (Schwanzanhang) findet. Der leichteren Uebersicht wegen gebe ich hier eine kurze Winderäf holung der verschiedenen Affinitäten der Gattung Myzostoma. Durch die Saugnäpfe erinnern ihre Thiere an die Entozoen, Annulaten (zum Theil) und die Grustaceen; ihre Füsse sind den Fussstummeln der Borsten— würmer unter den Annulaten gleich gebildet; der Verdauungsapparat nähert sie den Entozeen und Annulaten sowohl, als Arachniden, und. dureh ihren Hermaphroditismus sind sie den Entozoen, Annulaten, Ara chniden und Ürnstaceen verwandt. Von sämtlichen Classen aber wei- chen sie durch das eigenthümlich gebildete Nervensystem ab. Stellt man sich nun auf den Rechtsboden der Charaetere — und ich glaube, dass dieser der einzige ist, auf welchem ein Streit über die Stellung irgend eines Tbieres in unsern künstlichen Systemen ausgefochten werden kann — so kann ohne Zweifel diese Gattung keiner der angeführten Glasse angehören, da sie selbst in allen Lebensstadien, soweit bekannt, Charac- tere besitzt, welche mehreren Classen gemeinschaftlich sind?). Trotz- 4) Handbuch d. Zoologie. Bd. I. p. 604. 2) Anmerkungsweise will ich mir einige kurze Bemerkungen über Systematisiren überhaupt erlauben. Alle derartigen systemätischen Erörterungen erreichen nicht ihren vollen Werth, so lange nicht scharf bestimmte Normen aufgestellt sind; welche der individuellen Willkühr Schranken setzen. So sollte z. B, kein systematischer Versuch als maassgebend angenommen werden, in welchem nicht die Klippe alückz b lich vermieden wäre, an welcher so viele derselben scheitern, nämlich die Unbe- stimmtheit der Charactere oder besser gesagt, die Eigenheit vieler Autoren, die san Gattung, Classe, Ordnung etc. durch den Mangel eines Organes zu bezeichnen, des sen Vorhandensein eine andere Gattung, Classe, Ordnung ete. characterisiren | sollte. Eine andere, mindestens unliebenswürdige Eigenschaft so mancher Autoren | ist es, eine Abiheilung durch ein Kennzeichen zu characterisiren, welches nicht allen in diese Ablheilung gehörenden Thieren ohne Ausnahme zukommt. So lautet z. B. die Characteristik der Annulaten in v. d. Howven’s Zoologie so: Animalia elongäta, in a LEE > n ‚plerumque articulata ... ...... Respiratio vel bronchüs externis 63 bleibt es, so lange nieht die noch fehlenden Entwickelungsstufen bekannt sind, ein höchst missliches Unternehmen, in dieser Frage endgülliges Urtheil abgeben zu wollen, ich hemerke vielmehr aus- lich, dass ich diese systematische Frage selbst noch als eine oflene Erklärung der Abbildungen. Taf. Il. Zoospermien von M. tuberculosum in Bildung begriffen. Cirren von M. cirriferum a von unten, b von der Seite, ce die Längsfurche. Ende eines der Aesie der Magenanbänge, a Epitbel, 5 braune (Fäcal-) Mas- sen im Innern. M. tuberceulosum. Ende der Magenanhänge, Samenleiter, Hoden und Eier. M. cirriferum. a Samenzellen; 5 Kolbige Enden des Samenleiters mit den eindringen- denZoospermien c; dSamenballen; e unausgebildete Eizellen; f aus- gebildete Eier. Myzostoma tuberculosum vom Rücken gesehen ; a Schlundröhre ; b Zipfel des Randes; ce Papillen des Rückens; d After und Cioakenöffnung. Man sieht den Magen mit seinen Anhängen schwach durchschimmern. Nervensystem vom M. tuberculosum. 1. Ausgebildete Zoospermien. M. tuberculosum. 8. _ Fuss mit den Endhaken und dem drüsigen Organ. M. tuberculosum. a zellige Masse; b umhüllende Membran. Taf. IV. - Saugnapf mit dem Epithel @ von M. cirriferum. _ Muskelsystem des Beines. M. tuberculosum. a Gentraler Muskelstrang: b Knopf des 2ten Hakens c; d, d zwei horizon- tale Muskeln am Hinterende desselben; e erster Haken; / 3ter Haken; 9, h ster u, ter Haken; % Verbindungsmuskel des Asten und 2ten Ha- kens; I Drüsiges Organ im Fuss; m einziehbarer Fusstheil; n Basal- glied des Fusses. is iniernis vel cute ipsa peragitur. Organa circulationis in plerisque elc.eic. So wenig störend derartige Diagnosen für die Erkennung der Thiere jenigen einwirken, der überhaupt schon die’Thiere kennt, so sehr störend sind n Anfänger, namentlich sobald bei tiefergehenden Gruppentheilungen die Üntergaltungen nur durch ein einziges Merkmal characterisirt sind, mit fügung eines »in plerisque«. Vide Milne Edwards, Histoire nalurelle des Cru- 1. Abgeselien aber von dem Missbehagen, welches Jeden ergreift, der auf solche cbkeiten des Systemes stösst, däucht es mir gerade die Hauptaufgabe des jalisirenden Zoologen zu sein, alle Ablheilungen scharf und bestimmt zu cha- Fisiren, so scharf und so bestimmt, dass sie jegliches, häufig so bequeme Ein- igeln heterogener Dinge in dieselben durch die Schärfe der ihnen gezogenen 1 zurückweisen, 64 Durchschnitt durch den Rüssel von M. tubereulosum. a Rinzımuskel, d Schlundkopf der Trematoden ähnlich; 6 äusseres wimperndes Epithel ; c zellige ? Masse hinter dem Ringmuskel; d Lüngsfaserlage; e inner: nicht wimperndes Epithel; f Falte entstanden durch das Einziehen de vorderen Rüsselparthie in die hintere, Ende des Samenleilers. M. cirriferum. Verbindung des Traclus mit den weiblichen Geschlechtstheilen. Schema; tisch. a Magen; 5Sphincter, cCloake; dEileiter; e Cloakenöffnung. Ausgebildete Eier mit Fallen von M. cirriferum. Ende der Hodenschläuche von M. tuberceulosum. a Satnenleiler; 5 Ho- denfollikel; c letzte nur von durchsichtigen Zellen erfüllte Enden de: selben. Von Th, L. W. Bischoff, Professor der Anatomie und Physiologie in München. ne Blutprobe bei der Hinrichtung zu erhalten, nochmals dar, und ich sie nicht vorbeigehen, ohne meine frühere (von Siebold’s und Kolli- Es fie] also bei demselben das Bedenken, welches Henle Jahresbericht 1855 p. 35) gegen meine erste Bestimmung er- u hat, weil der damalige Verbrecher an einem leichten Scorbut ge- hatte, weg. ch habe ferner verschiedene Versuche angestellt und anstellen las- , um die Sicherheit und Genauigkeit der Welker'schen Methode in hung auf die Unterscheidung der Farbenntangen verdünnter Blut- und einiger anderer Umstände zu prüfen. $ (Untersuchungen über den Werth des englischen Patentfleisches ) erwähnen, dass es ihm bei seinen Bestimmungen vortheilhafter om habe, grössere Quantitäten der betreffenden Blutverdünnun- en Cylindergläsern mit einander zu vergleichen, als in gewöhn- einen Reagenzgläsern oder Röhrchen. In der dabei von ihm her- benen Rücksicht, dass man, wenn man mit grösseren Quantitä- sperirt, die Multiplication der unvermeidlichen Beobachtungsfehler indert, kann natürlich nieht widersprochen werden. Dagegen habe der That wider Erwarten gefunden, dass die Vergleichung zweier inllangen desselben verdtinnten Blutes in solchen grösseren Flüs- Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. IX. Bd. 5 66 sigkeitssäulen nicht erleichtert, sondern erschwert wurde. Mehrere Per- sonen waren darüber einstimmig, dass man solche Nüancen, die in den grossen Gläsern nicht mehr zu unterscheiden waren, in kleinen gegen das Licht gehaltenen Reagenzröhrchen noch sehr leicht als verschieden unterscheiden konnte, namentlich wenn man hinter die gegen das Licht gehaltenen Reagenzröhrchen noch ein weisses Blatt Papier hielt. Verschiedene Arten von Roth indessen, wie sie sich z. B. ergeben, wenn man frisches verdünntes oder schon gestandenes dunkelgeworde- nes und längere Zeit mit Wasser verdünntes Blut mit einander vergleicht, lassen sich leichter in grossen Quantitäten als in kleinen unterscheiden, obgleich sie einem aufmerksamen und scharfen Auge auch in kleinen Röhrchen nicht entgeben. Einen sehr grossen Vortheil der Vergleichung kleiner, Quantitäten gewährt indessen der Umstand, dass man mit ihnen weit schneller und auch sicherer in quantitativer Hinsicht operirt, daher die Versuche in weit grösserer Zahl anstellen und dadurch die Beobachtungsfehler mög- lichst eliminiren kann. Ein wichtiger Umstand, der bei den meisten Fällen praktischer An- wendung der Welker'schen Methode zur Bestimmung der Blutmenge in Betracht kommt, ist die oben schon erwähnte Veränderung der Blutfarbe durch die Zeit und durch Wasserzusatz. Es ist bekannt, dass alles Blut durch längeres Stehen an der Luft und indem es anfängt zu faulen dun- kelroth wird. Denselben Einfluss hat der Zusatz von Wasser, der sich h' noch mit der Veränderung durch die Zeit combiniren kann. Solches 7 dunkelrotbes Blut lässt sich in seinen Farbennüangen bei Verdünnung mit Wasser kaum mehr mit frischem verdünntem Blute und den da- durch entstehenden Nüancen vergleichen. Das dunkelgewordene Blut behält immer eine viel dunklere Farbe als frisches, auch wenn es mit viel mehr Wasser als dieses verdünnt wird. Der Unterschied tritt vorzüg- lich stark bei Vergleichung grösserer Flüssigkeitsmengen hervor, wie ich oben schon bemerkt habe; aber auch bei kleineren macht er sich immer durch den braunrothen Ton bemerklich, den dunkelgewor- denes Blut bei Verdünnungen annimmt. — Dieser Umstand wird nun zwar bei Bestimmungen wie die gegenwärtige weniger nachtheilig, weil sowohl das zur Probe dienende Blut, als auch das ausgewaschene, den gleichen Veränderungen in seiner Farbe durch die Zeit ausgesetzt ist. Allein bei dem ausgewaschenen kommt noch die Wirkung des Wassers hinzu. Am öten und 6ten Tage nach der Hinrichtung war die Welker’- sche Probe gar nicht mehr anwendbar, weil das ausgewaschene Blut viel dunklere Farbennüangen angenommen hatte, als die obgleich ebenso alte und auch dunkler gewordene, aber nicht mit Wasser versetzte Blutprobe. Es ist daher rathsam, das Auswaschen und die Vergleichung so bald als möglich zu beenden und vorzunehmen, worauf auch Dr. Heiden- 67 tprobe sogleich mit einer bestimmten Menge Wasser zu versetzen. s So sehr ich indessen die hier erwähnte Schwierigkeit, anerkenne, "glaube ich dennoch nicht, dass sie der Anwendung der Methode in vorliegenden Falle wesentlich hindernd entgegentritt. Denn die Feh- ie sich aus ihr innerhalb der in Betracht kommenden Zeit ergeben en, sind in keinem Falle so gross, als die Differenzen der Angaben Blutmenge, um die es sich hier handelt. Zudem würde durch den huten Umstand in jedem Falle das Resultat nur zu gross ausfallen ‚ also in keinem Falle die Zweifel unterstützen, welche man gegen ihode, als ein zu niedriges Resultat gebend, erhoben hat, oder er- könnte. Es handelt sich ja hier nicht um 4 oder 1% Pfd. Blut, n um 40—15 Pfd. mehr. oder weniger; wovon gar keine Rede ‚Aehnlich verhält es sich mit der verschiedenen Färbekraft des arte- jen und venösen Blutes, deren Unterschied in der neuesten Zeit vor- lich von Dr. Heidenhain') genauer ermittell und festgestellt worden _ An und für sich unterliegt er wobl keinem Zweifel und eine Ver- hung wirklich arteriellen und venösen Blutes in ihren Verdün- ‚en würde zu keinem sicheren und genauen Resultate führen. Allein wird dieser Unterschied überhaupt selten praktisch zur Frage men, da ja jedes venöse Blut, kurze Zeit nachdem es an der Luft ge- den und gar mit derselben geschüttelt worden ist, hellroth wird und ı in arterielles umwandelt, man also immer nur dessen Farbennüan- mit einander vergleicht. In unserem speciellen Falle ist aber von die- nstande um so weniger die Rede, als das bei der Hinrichtung aus- e und aufgefangene, ebenso wie das ausgewaschene, sowohl ar- als venöses Blut ist, also beide vermischt und vereinigt zur Un- ung kommen. Endlich, dieses Alles auch nicht berücksichtigt, der begangene Fehler, wenn die Blutprobe z. B. arterielles, das zewaschene- venöses Blut wäre, noch immer unendlich viel kleiner ‚als die Differenz, um die es sich hier handelt. lerr Dr. Heidenhain hat in seiner oben erwähnten Abhandlung p. 13 kt, dass ich keine directen Versuche über die Genauigkeit der Wel- en Methode und die Fehlergränzen in der Vergleichung verschie- Blutmischungen angestellt habe. Er zieht alsdann die verschiede- Zahlen der ganzen Blutmengen in Betracht, welche ich in den sechs gebenen Versuchsreihen gewonnen, und findet, dass dieselben um ) Proc. von einander abweichen. Diese Differenz erscheint ihm sehr und er giebt an, dass es ihm nach einiger Uebung gelungen, eine f) Disquisitiones criticae et experiment. de sanguinis quantilate in mammal. cor- pore exlante, Halis 4867. 4. 5" 68 weit grössere Genauigkeit, nämlich bis zu einer Differenz von nur 3,25 Proc, zu erlangen. Ich habe allerdings über die Versuche, welche ich in ersterer Bezie N hung angestellt, nicht berichtet, obgleich sie nicht unterblieben, so wie ich solche auch jetzt wieder angestellt habe. Die Unterscheidung ging bei mir und 5—6 anderen Personen, welche zugegen waren, unter sonsk gleichen Verhältnissen, nämlich bei gleichen Blutmengen und gleicher Verdünnung, nicht so weit wie bei Hrn. Dr. Heidenhain. Allein bis zu 5 Proc. waren Alle bei einer 100fachen Verdünnung so ziemlich einig. Darüber hinaus entstand Unsicherheit. Es versteht sich aber von selbst, dass wenn man solche Vergleiche und Proben anstellt, alle Umstände, also namentlich die angewendeie Blutmenge und die Verdünnung, einan— der gleich sein müssen. Wenn man das eine Mal 4 Gem, Blut, das andere Mal 2 oder 4 Cem., das eine Mal eine 50-, das andereMal eine 100- oder | 200- oder 400fache Verdünnung nimmt, so können die Resultate nicht‘ wohl unter einander verglichen werden, obwohl man sie alle zur Gewin- nung eines Mittels benutzen kann. Bei den sechs Versuchsreihen meiner früheren Beobachtung, deren jede wieder aus einer grösseren Anzahl ein zelner Zoe ae sind his nicht gleiche nina sonde n Ich glaube also nicht, dass die einzelnen Versuchsreihen wohl mit einan- der verglichen werden können, obgleich ich zugebe, dass sich eine grös sere Genauigkeit erlangen Tasst, und diesesmal auch wirklich erlangt worden ist. Endlich habe ich auch noch über die Färbekraft verschiedener Blutarten von verschiedenen Menschen einige Beobachtungen gemacht und allerdings einen Unterschied gefunden. Es wurden bei dieser Ge- legenheit zwei Verbrecher zugleich hingerichtet. Von beiden wurde Blut aufgefangen, allein nur einen war es möglich gewesen vor der Hin- richtung zu wiegen, auch hatte ich nicht beide zur Bestimmung der Blutmenge benutzen wollen. Aber ich verglich beide Blutproben mit ein- ander. Ihre Färbekraft verhielt sich in einem ersten Versuch wie 1:14,25 in einem zweiten wie 4:1,12. Das erste Individuum war blond und jünger, das zweite brünet und älter. — Dieser Unterschied ist nicht un- bedeutend und würde z. B. in unserem Falle fast %, Pfd. Blut ergeben haben. Aber auch er hat für unseren Fall keine Bedeutung, wo es sich um dasselbe Blut handelt. # Was nun den gegenwärtigen Fall betrifft, so wog der Sonnabend den 18. April d. J. bingerichtete Lettel unmittelbar vor der Execution mit seinen Kleidern 72000 Grm. Nach der Hinrichtung wog er abermals mit | den Kleidern 68,530 Grm. Er hatte also bei der Hinrichtung 3470 Grm. Blut verloren. Die Kleider waren aber etwas mit Blut bespritzt. Um dessen Menge zu bestimmen, wurden die Kleider gewogen, dann das 69 Blut abgewaschen, die Kleider getrocknet und wieder gewogen. Die Klei- der wogen mit dem Blut 4030 Grm. ; gewaschen 3990 Grm. Es hingen ilso an denselben 40 Grm. Blut, welche also obigen 3470 Grm. zugezählt den müssen. Der gesammte Blutverlust war also 3510 Grm. = 7 Pfd. ) Grm. Zollgewichi. Der nackte Körper aber wog 68040 Grm. vor der nrichtung. Der Rumpf wurde hierauf durch eine Carotis nach Unterbindung " anderen Carotis und der beiden Vertebrales nach dem Herzen zu mit isser injicirt, welches blutig durch die beiden Venae jujulares und an- ‚Halsvenen ablief. Dabei beobachtete man, da der Körper noch ganz fm war, an allen Muskeln Zuckungen in allen ihren einzelnen Bün- |, sowie auch allgemeine Zusammenziehungen , namentlich in den sren der Arıne, wodurch dieselben gebeugt und gegen den Thorax ezogen wurden. itzten, vielmehr trat bald eine immer stärkereSchwellung aller Theile, mentlich der Muskeln ein, wodurch dieselben ganz rigid wurden. Um Abfluss durch die Venen zu befördern, wurden dann noch die grös- en Venen an mehreren Stellen geöffnet und so lange Wasser einge- itzt, bis dasselbe fast ungefärbt abfloss. Ebenso wurde mit dem Kopf fahren, der auch durch eine Carotis ausgespritzt wurde. Hierauf wurde der ganze Körper zerschnitten und alle Theile und bilde, namentlich Muskeln und Knochen, mit dem Hackmesser zer- kt und mit einem sogenannten Doppelwiegemesser zerkleinert. Alles ammen kam in ein Fass und wurde mit Wasser übergossen , dem h das ausgespritzte Blutwasser zugesetzt wurde. Nachmittags % 3 Uhr "de das blutige Wasser abgeseiht, nachdem das Magma tüchtig dureh- netet worden. Hierauf wurde dasselbe nochmals mit frischem Wasser gossen und bis Dienstag früh stehen gelassen. - Alsdann wurde auch lüssigkeit abgeseiht, die Weichtheile ausgepresst und ablaufen ge- Die erste und zweite Flüssigkeit wurden hierauf zusammenge- umgerührt und mit einem genau larirten.. ige gemessen. Die als in dem früheren Falle, wo ich nur 86000 Cem. angewendet Von diesem Waschwasser wurde sodann eine beliebige Menge ir Ind diese hierauf zu den Proben benutzt. Bei der Hinrichtung waren 56,88 Grm. Blut aufgefangen und mit paar reinen Kieselsteinen geschüttelt worden. Das filtrirte Blut mass ) Cem. ; der Faserstofl wurde mit ebensoviel Wasser ausgewaschen 1 bei den Proben dem Blute ebenso viel zugesetzt, als man von dem- en in Anwendung seizte. Die nachfolgenden Proben wurden von meinem Assistenten Hrn, Dr. 70 Voit mit der grössten Sorgfalt und Zuverlässigkeit unter Assistenz noch einer zweiten Person und stets so ausgeführt, dass die Bürette, aus der das Wasser zufloss, verdeckt war. Die Vergleichung der Farben geschah bei durchfallendem Lichte bei Haltung gegen das Fenster in zwei gewöhn- lichen Reagenzgläsern von möglichst gleicher Glasfärbung und Durchmes- ser, und indem ein Stück weisses Papier hinter die Gläser gehalten wurde. In den vier ersten Versuchsreihen wurde stets so verfahren, dass | 1, 2, 3 etc. Gem. Blut, denen 1, 2, 3 Gem. der Waschflüssigkeit des Faserstoffs zugesetzt wurden, zuerst mit einer bestimmten Menge Wasser verdünnt wurden. Von diesem verdünnten Blute wurden alsdann 1, 2, 3 etc. Cem. genommen und diesem in einem Reagenzgläschen aus einer Bürette so viel Wasser zugesetzt, bis dieMischung die Färbung des Wasch wassers des Körpers hatte. In dem 5—9ten Versuche wurde bestimmten Mengen Blut direct so viel Wasser zugesetzt, bis die Färbung der des Waschwassers gleich kam. Bei der ersten Methode operirt man begreif- lich mit kleinen, bei der zweiten mit grossen Mengen. Ich habe über die Vortheile beider schon oben gesprochen. I. 4 Cem. Blut + 4 Gem. Waschwasser des Faserstofls + 10 Gem. Wasser; also in 12 Cem. 4 Gem. Blut. Davon braucht Zahl d.Ccm. Fernere |also kommen | Folglich in dem Gesammt- verdünnten | Verdünnung | auf 4 Cem. waschwasser an Blut Blutes mit Wasser | Blut Wasser Cem, | Grm. *) A 14,5 Th 1294 4355 A 15,2 182 1232 ‚1294 2 30,2 481 41240 1302 HU. 2 Cem. Blut + 2 Cem. Faserstoffwaschwasser + 30 Ccm. Wasser; also in 34 Cem. 2 Cem. Blut. 10,5 178 1259 1322 4 4 10,2 173 1296 1361 2 20,0 170 1332 | 4388 2 20,6 17 1283 1347 3 31,0 175 1283 1347 3 30,4 172 1309 1374 fi 39,6 168 1339 1402 h 42,4 180 1247 1309 5 50,1 170. 1318 | 1384 5 49,5 168. | 1335 1402 *) Das spec. Gewicht des Blutes ist zu 4050 angenommen worden, io I. 3 Cem. Blut + 3 Cem. Faserstoffwaschwasser + 60 Cem. Wasser ; ü also in 66 Cem. 3 Gem. Blut. ‘Davon brauchen Zahl d.Ccm.| Fernere |also kommen| Folglich in d. Gesammt- verdünnten | Verdünnung | auf4 Cem. waschwasser an Blut Blutes mit Wasser | Blut Wasser Com | Grm Bi 8,0 176 1277 1344 7 [| 7,9 174 1292 1357 2 16,4 480 1248 4310 2 45,9 175 1284 1348 3 22,6 166 1354 1422 3 22,4 164 1370 1438 25 189,5 167 1346 AbA3 BB 196,5 473 1299 1364 I. 5 Cem. Blut + 5 Cem. Faserstoffwaschwasser -+ 150 Cem. Wasser ; also in 160 Cem. 5 Cem. Blut. Davon brauchen I) 5,6 179 1255 1348 A 5,9 189 1489 1248 2 41,5 184 1224 1282 2 a4, 178 1263 1326 Bi” 27,1 173 - „A299 1364 Bis 28,1 180 1248 1310 40 53,8 172 1307 1372 10 55,1 176 1277 134 20 108,3 173 1299 1364 1 30 155,1 165 1362 1430 iv 50 270,0 173 1299 1364 4 Cem. Blut + I Gem. Fa- serstoffwaschw. brauchen Wasser 44,2 . . . 183 1228 1289 löftwaschw. brauchen 345,8 Wasser . . 175 I. 3 Cem. Blut +3 Gem. Fa- serstoflwaschw. brauchen 2,5 Wasser } 179 . 6 Gem. Blut+6 Cem. Fa- serstoflwaschw. brauchen 809 Wasser . . . 180 40 Gem. Blut + kocm; Faserstoflwaschw. brau- chen 1780 Wasser . . 180 1284 1348 1255 1318 1248 1310 | 1248 13410 Mittel 1348 12 Da die höchste gefundene Zahl 4438 Grm., die niedrigste 458 be- | trägt, so ergiebt sich allerdings eine Differenz von 490 Grm. Bei der grossen Zahl der angestellten Versuche kann man aber wohl mit vollem Recht annehmen, dass die Wahrheit in der Mittelzahl liegt, “Da nun der Blutverlust bei der Hinrichtung betrug 3510 Grm. und durch die Auswaschung erhalten wurde 1348 — so betrug die ganze Blutmenge 4858 Grm. 1 also fast 9%, Pfd. Blut und bei eineın Körpergewicht von 68040 Grm. ge- nau “,,. des Körpergewichtes. Dieses Resultat stimmt auf eine auffallende Weise mit dem früher erhaltenen überein, wo die Blutmenge ebenfalls beinah 9%, Pfd. und etwas mehr als %. des Körpergewichtes betrug. Ich will bei dieser Ge- legenheit bemerken, dass Hr. Dr. Walter in Freiburg ganz richtig einen Fehler in meiner früheren Rechnung entdeckt hat. Die Menge des Blutes, welches damals in den Kleidern sich befand, war nicht 294 Grm., son- dern 388; der ganze Blutverlust bei der Hinrichtung betrug danach da- mals 3888 Grm., und mit dem ausgewaschenen Blute 4872 Grm. = bei- nah 9%, Pfd. In Beziehung auf den Blutverlust durch die Enthauptung kann ich auch noch einen dritten Fall hinzufügen, den ich leider nicht zur Bestim- j mung der ganzen Blutmenge benutzen konnte, weil es nicht glückte, eine Blutprobe zu erhalten. — Der nackte Körper des damals Hingerichteten wog 63960 Grm. und der Blutverlust bei der Hinrichtung 3600 Grm. = 7 Pfd. 100 Grm. Nach diesen drei Erfahrungen lässt sich also wohl mit ziemlicher Sicherheit behaupten, dass ein Mensch von 125 bis 135 Pfd. Körpergewicht 7—7'/, Pfd. Blut bei der Enthauptung verliert und eiwa 2'% Pfd. Blut noch im Körper zurückbleiben. Es wäre jetzt wohl noch eine Beobachtung bei einem weiblichen In- dividuum wünschenswerth. ’ München, den 10. Mai 1857. Beim Bemerkungen aus einem Sendschreiben an 6. Th. v. Siebold. x Von Guide Wagener in Berlin. Mit Tafel V. VI. ‚Die Arbeit, welche ich der Haarlemmer Gesellschaft am 4. Jan. 1855 legen die Ehre hatte, behandelt namentlich die auf die Entwick- hiebte der Trematoden bezüglichen Fragen. Entwicklung der Tetrarhynchen und der Cestoden im Allgemei- ‚ist ein Auszug aus meiner damals noch ungedruckten Abhandlung: Entwicklung der Gestoden nach eignen Untersuchungen. « Schema- Darstellungen meiner Untersuchungen sind dem Auszuge ange- st, und die Aehnlichkeiten der verschiedenen Gattungen in den Ju- di men besonders hervorgehoben. Aitrotz grössimöglichster Kürze in der Darstellung doch durch die se Menge der zu berücksichtigenden Formen etwas umfangreich ge- dene Arbeit ist in den Händen des Druckers. Wann sie indess er- a wird, ist mir unbekannt. ch erlaube mir deshalb, Ihnen die Resultate kurz mit unwesentlich ‚ vorzulegen. Alle beigefügten Figuren, eine einzige vielleicht sinmen (Fig. 4), sind nicht in der Preisschrift enthalten. Prof. de Filippi war so freundlich, seinem bekannten 2ten Me- ‚pour servir a Phist. genet. d. Tremat. eine briefliche Mittheilung hir anzufügen, welche die Hauptsachen meiner Haarlemmer Sehrift Diese Anzeige ist noch kürzer als die Mittheilungen, welche die Jahr- 1852-54 der Vossischen Zeitung von den Sitzungen der Berlini- Gesellschaft naturforschender Freunde geben. 74 Von den Cestoden möchte Folgendes bemerkenswerth sein. In der Leibeshöhle von Nais elinguis fand ich einen an den 6 Haken zu erkennenden freien Cestodenembryo, der ganz aus gekernten Zellen bestand. Seine Länge war dem Querdurchmesser der Naide fast gleich; seine | Breite betrug fast ein Drittel desselben. ) Die Zellen hatten häufig biscuitförmige Kerne. Die also wohl durch” Zellentheilung sich vermehrenden Zellen waren von einer gemeinschaft— lichen Haut umschlossen. | Der Embryo von Dibothrium rugosum aus Gadus Lota zeigt schon im Eie ein ähnliches Verhalten (der Embryo aus Nais ist durch seine Ha- ken von dem des Dibothrium wesentlich verschieden). ‘ Fig. 10—12 der Embryo von Dibothr. rugosum. Fig. 10 der Embryo 660mal vergrössert. Die Zellen zeigten keine | deutlichen Kerne. Der Embryo bewegte sich. Fig. 11 die Haken des Embryo 1300mal vergr. a das mittlere Paar. b u. c die beiden seitlichen Paare. Fig. 12 derselbe Embryo noch im Eie 500mal vergr. e die dicke äussere Eischale. "f eine bei allen reifen Eiern vorkommende deckelartige Ver- diekung der Eischalenmasse — die kleineren unentwickelten Eier, in deren Centrum man häufig einen Kern und Kernkörper wahrnimmt, haben an dem einen Pol eine kleine Spitze an der Stelle der deckelarti- gen ey ' die 2te faltige dünnere Eihaut. Sie umschliesst unmittelba den eye Zwischen ihr und der äusseren befinden sich immer feittropfenartige Gebilde. — # Bei Triaenophorus und Caryophyllaeus habe ich häufig ale Zeichnungen unter der siructurlosen Haut auf der Oberfläche der Thiere” | gefunden. Bei letzterem sah ich kernartige Gebilde, welche in den Zellen ent- halten zu sein schienen. Es ist leicht, die Zellen des Embryo mit diesen Thatsachen sich in? Verbindung zu denken! 5 Wie bei Triaenophorus, Taenia osculata etc. so münden auch bel Dibothrium rugosum die Gelässe seitlich aus. Der pulsirende Schlauch dieses Schmarotzers ist inwendig mit Eu zen Zotten besetzt. Leuckart, der die seitlichen Gefässmündungen auch bei T. sährald gesehn, äussert sich in seiner Schrift »die Blasenbandwürmer und ihre Entwicklung« pag. 135 folgendermaassen: »Die übrigen Veränderungen unsrer Blasenbandwürmer betreffen ausschliesslich den sog. Kopf, dessen 75 ‚erste Anlage und Entwicklung wir schon pag. 129 verfolgt haben. Wir sen, dass dieses Gebilde in der ten Woche nach der Fütterung als ein hohler Zapfen von dem vorderen Pole des Wurmkörpers in den In- raum desselben hineinhängt (Tab. II, Fig. 6, 7). — (Vergl. »die Ent- lung der Gestoden nach eignen Untersuchungen« von mir Tab. VI, ig. 71 u. 72 von Gyst. fasciolaris, ferner Tab. IV, Fig. 44 u. Fig. 41 von r2ten eysticercen schon von Joh. Müller gesehenen Echinoeoccenform). — t dem späteren Bandwurmkopfe hat dieses Gebilde einstweilen noch nicht die geringste Aehnlichkeit. Man könnte deshalb denn auch — be- nders mit Rücksicht auf die Stein’sche Darstellung von der Entwicklung ‚Gysticercus Arionis pag. 419 — vielleicht vermuthen, dass dasselbe ‚eigentlich den späteren Kopf unsres Wurmes, sondern bloss die de dieses Kopfes — den späteren Mittelkörper oder Bandwurmhals äsentire. Es scheint auch wirklich, als ob den Helminthologen,, die h mit der Entwicklungsgeschichte unsrer Cestoden bisher befassten, ine solche Ansicht vorgeschwebt habe. So lässt unter Anderen von Sie- old (Band- und Blasenwürmer $. 47 u. 63) den Kopf der Cestoden erst jchträglich im Innern des Zapfens entstehen und vom Boden desselben er Scheitelöffnung entgegenwachsen, wie es etwa unsre Abbildung ig. 12, Taf. Ill veranschaulicht. Auch Wagener giebt an (l. ec. pag. #1), Ms sich der Boden dieses Zapfens zum Zwecke der Kopfbildung emporhebe.«. Doch alle diese Angaben und Vermuthungen sind — für unsre Bla- andwürmer wenigstens — unrichtig. Der Kopf der Cysticercen ent- nieht erst durch eine Neubildung im Innern jenes hohlen Zapfens, lern durch eine einfache"Metamorphose desselben. Der Zapfen mit m flaschenförinigen Hohlraume ist bereits, wie wir oben andeuteten, ; erste Anlage des Bandwurmkopfes zu betrachten; er ist der einst- ilen freilich nur unvollständig entwickelte Bandwurmkopf. Aber nicht ss die unvollständige Entwicklung ist es, die diesen Zapfen von dem en Bandwurmkopfe unterscheidet und die Erkenntniss von der en Natur desselben erschwert, sondern namentlich auch der Um- nd, dass diese erste Anlage des Kopfes eine ganz andre und abwei- de Haltung hat. Die spätere äussere Fläche des Kopfes erscheint örmigen Hohlraum des Kopfzapfens auskleidet und in die Oberhaut sticercusblase übergeht, wie wir oben (S. 130) gesehen haben, die Epidermis des Kopfes. Es ist, als wenn der Kopf des [sticercus — den man nur irrthümlicher Weise von Anfang an ; einen soliden Körpertbeil betrachtet — nach innen in die hwanzblase hineingestüulpt wäre. Steinbuch, der Verfasser der bekannten »Beiträge zur Physiologie der inne« hat 1802 eine Schrift veröffentlicht, betitelt: de Taenia hydati- jena anomala Commentalio e. lab. aen. In dieser Schrift, welche eineebenso 76 weitläufige wie genaue Darstellung der Gestalt, des Cystie. cellulosae so- wohl im ein- als ausgestülpten Zustande giebt, und in welcher erst sehr riehtig, umständlich und klar das Verhalten des Kopfes und Halses zur Schwanzblase im Allgemeinen mit Berücksichtigung aller Verhältnisse geschildert und sodann eine genaue Auseinandersetzung der zur Ausstül— pung des Kopfes nöthigen Handgriffe gegeben wird, bei welcher alle dabei stattfindenden Ereignisse und sichtbar werdenden Körpertheile des Cysti- cercenkopfes genau aufgeführt werden, lässt sich Steinbuch pag. 17 u. folg. ungefähr so aus: »Aus dieser Darstellung geht hervor, dass das Thier ebenso aus sich selhst hervortritt, wie z. B. der Tentakel der Schnecke, der in sieh gekehrt und zurückgezogen durch Umkehren aus sich selbst hervortritt. Dann erst tritt der der Oeffinung zunächstliegende Theil, dann der darauffolgende und end- lich der Hals an das Tageslicht. — Dass aber der Wurm, wenn er frei- willig herauskommt, den Kopf zuerst herausstreckt und die diesem zu- nächstliegenden Theile der Bewegung folgen, also unsrer Beschreibung (NB, bei dem mit den Fingern bewirkten Hervorstülpen des Kopfes) ent- gegengesetzt, verstebt sich von selbst. Denn zuerst komnıt der Kopf, der in der Körperhöhle steckt, und der Hals hervor, dem beim Umwen- den der nächste Körpertheil zum Rande der Oeflnung allmälig folgt. Die Umwendung schreitet also allmälig vom Halse anfangend vor bis zur besprochenen Extremität. « Am Schlusse der Auseinandersetzung pag. 36 heisst es: »Aus dem Gesagten geht hervor, dass der Körper des Thieres in der Ruhe in sich selbst umgestülpt und zurückgezogen ist, dass der Hinterkopf vom Vorderkopf (d. b. dem rüsseltragenden Vordertheile) erfüllt undin der beschriebenen nicht umgestülpten Lage von den ihm zunächstliegenden Halstheilen umschlossen daliegt. Hierdurch wird: endlich das kuglige Körperchen, was in der Schwanzblase liegt, gebildet, « # Steinbuch handelt von pag. 7—36 nur von den verschiedenen For- men, welche Cystie. cellulosae in seinen verschiednen Contractionszu- ständen annimmt. Meiner Dissertation sowohl als auch meiner in den Leopoldinischen Acten sich befindenden Arbeit liegt die Steinbuch'sche Dissertation zu Grunde. Wr Eine umfangreiche Arbeit eines Steinbuch als bekannt vorauszusetzen, erschien erlaubt. 4 Wenn man jetzt in Betracht zieht, wie ich bei Echinococeus hervor—. hebe, dass es zweierleiArten von Echinococcenköpfen giebt: die eine mit nach dem Gentrum der Blase gerichteten Hakenkränzen, die andre mit nach der Peripherie derselben gerichteten Rüsseln, welche beim Ausstül- pen die Blase durchbohren müssen : so wird das von Zeuckart gebrauchte Gitat pag. 41 meiner Arbeit: »Um diesen‘ (sc. in die Höhe gehobenen Kopfsackboden) bildet sich ein Ring, ganz wie bei den Echinocoecen«, 77 st den in dem Cap. von Echinococeus pag. 35 stehenden Worten: e freie Spitze (sc. der Knospe) umgiebt sich mit einem dicken Ringe. ere wird der Rüssel, letzterer seine Scheide.« allein über meine meinen Untersuchungen bedingte Vorstellung Auskunft geben. — in 'man noch meine Figuren, deren Erklärung und die auf die Bla- nbandwürmer bezüglichen Aeusserungen in meiner Arbeit hinzu, so ist s klar, dass die von Zeuckart gegebne Darstellung sich auch bier bereits ort ndet. _ Folgende Thatsachen von den Echinorhynehen möchten für Sie Inte- se haben. Die schon im Eie sich bewegenden jungen Echinorbynehen haben i allen Species dieselbe Gestalt. f Sie haben alle über den ganzen Leib regelmässig aufgestellte Sta- Br welche je nach der Species grösser oder kleiner sind. E urch Pressen der reifen Eier gelingt es häufig, die Embryonen mit isgestrecktem in den Hals etwas zurückgezogenem Halse zu erhalten. haben dann eine unverkennbare äussere Aehnlichkeit mit ihren Die ’Kopfbewaflnung der Jungen ist bei den verschiednen Species chieden. Vier Verschiedenheiten derselben sind bis jetzt beobachtet. ‚Jederseits am Kopfporus befindet sich ein Paar grosser Haken. ymorphus und gigas. (Bei letzterem haben Sie sie zuerst gesehn). 4 ) Jederseits des Porus findet sich nur Ein grosser Haken. Ech. acus. Beide Arten haben aber ausserdem mehrere Reihen von grösseren eln als die des Leibes um den Kopf. Die 3te Art hat die Kopfstachelreihen ohne die grossen Haken (Ech. is? Rud.). ‚Die ite Art wie Ech. tuberosus und transversus hat keine besonders chneten Haken oder Stacheln am Kopfe. g. 13 Ei von Ech. polymorphus (Int. Anas boschas) mit einem ı Embryo 660mal vergr. € die äusserste durchsichtige Eischale. €” die 2te dicke anscheinend aus zwei Lagen bestehende Schale, innere mit €” bezeichnet ist. Es zeichnet sich die Schale e” durch eine Menge feiner schwer zu be- kender Grübchen aus, welche sich an demselben Orte auch bei Ech. us-Eiern finden. Bei Ech. gigas ist diese Zeichnung so eigen- mlich, dass der Anschein bei schwachen Vergrösserungen enisteht, sei die Eihülle mit Zotten besetzt. €” ist die innerste feine Hülle dicht am Embryo. Sie besitzt bei diesem Echinorhynchen die Eigenthümlichkeit, bei ngerem Liegen im Wasser sich in viereckige oder ovale Scheiben zu tren- 78 nen, welche sich später ganz auflösen. Etwas Aehnliches sah ich an den Eiern von Ech. Silicollis (s. Fig. 16 €”). a Eine Grube in Form eines Schlitzes, welche ich bis jetzt bei kei- nem Echinorhynchusemhryo vermisste. Sie erinnert an den von älteren Schriftstellern schon angegebnen Kopfporus der erwachsnen Echino- rhynchen. Die Grube «a scheint mit dem Sacke q in Verbindung zu stehen. Unter dem Sacke g findet sich ein mit d bezeichneter Körnerklumpen, welchen Sie als Dotterüberrest auffassen. u sind die grossen Haken am Kopfe. u’ die Reihen grösserer Spitzen. Unter ihnen fangen die feineren Körperhäkchen oder Spitzen an. Fig. 13a weiner der grossen Kopfhaken sehr stark vergrössert. Fig. 14 der Kopftheil des Embryo sehr stark vergrössert. Die Bezeichnung wie vorhin in Fig. 43. Man sieht den Sack g mit dem dicht darunter sich befindenden Körnchenballen d. Fig. 15 der von den Eibüllen befreite Embryo von Ech. filieollis” Rud.? 760mal vergr. i Ich fand diesen Eebinorhynchus sehr häufig mit dem Ech. polymor- j phus in grossen Schaaren im Darme von Enten hiesigen Marktes, desgl. in Enten aus der Provinz Posen. — Die Verschiedenheit beider Species 2 spricht sich hinlänglich im Eie aus. 4 DieserEmbryo hat.nur die Kopfreihen grösserer hakenartigerSpitzen u en Man kann an ihm eine äussere Haut o und eine ihr anliegende in- nere Schicht 0’ unterscheiden, welche eine Leibeshöhle begrenzt, ö In der Leibeshöhle sieht man einen Körnerklumpen d und zwei aus Körnern bestehende lange Körper p, welche lebhaft an dieLemnisken der erwachsenen Krätzer erinnert. a ist die auf dem schräg abgestutzten Scheitel liegende Grube oder Schlitz. Fig. 16 der im Eie noch liegende Embryo von der Seite gesehn. a der in einer Grube liegende Schlitz. e—e”’ die verschiednen Eihäute. y Falten in der äussersten derselben. Sie fanden, dass, wenn die spindelförmigen Eier verschiedner Echi- norhynchen zerdrückt werden, so scheint die äusserste Eihaut aus feinen Fäden zu bestehen, (oc Ich habe diese Thatsache sehr häufig gesehn, glaube aber diese Fä- den für Falten halten zu müssen. | Um sich Präparate von Echinorhyncben-Embryonen zu machen, braucht _man sie nur eintrocknen zu lassen. Ich habe auf diese Weise sehr schön Eier mit Embryonen von Ech. gigas fast 2 Jahre hindurch wird ! erhalten. J 79 ‚Fig. 17 der Kopf von Eeh. tuberosus ungefähr 6mal vergr. - wdie Kopfhaken. Jede Echinorhynchenspecies hat verschieden gestaltete Haken, deren rm allein schon hinreicht, in den meisten Fällen über die Species zu scheiden; da die Haken der Echinorhynchen sehr gross, stark und reich und ein wesentliches Merkmal für diese Klasse von Helminthen d, ferner diese Thiere selten vereinzelt vorkonımen, so ist es wohl ich, in Koprolithen sowohl als auch in dem die Bauchhöble fossiler che ausfüllenden Gesteine auch diese Klasse von Eingeweidewbrmern sil vertreten zu finden. 0 die äussere Haut. » die Lemmisken mit den eigenthümlichen zellenartigen Räumen in deren klarem Inhalte eines oder mehrere ovale kernartige Gebilde finden. Ech. tuberosus ist bis jetzt der einzige Kratzer, bei welchem ich Iben Räume auch unter der äusseren Haut fand. Bei Ech. gigas igen anderen sind diese Räume mit ihren Kernen schon länger | z der von Ihnen entdeckte ganglionartige Zellenhaufen im Grunde Rüs rseide. welche sich verzweigen. Ich habte ans in der inneren Mus- ht 2 der Rüsselscheide einBündel Fäden vom Ganglion ausgehend n, welche Zweige mit sich sparsam verzweigenden Fäden nach Se ten hin abgaben. q Eine Art Sack oder Zapfen, welcher öfters sehr stark ie ge- . und fetttropfenartige Gebilde enthielt. dei den Embryonen dieses Kratzers findet sich ebenfalls ein deut- it dem Schlitze des Kopfscheitels zusammenbängender Sack. kann q als Rudiment dieses embryonalen Organes auffassen. 4 äussere Schicht der Rüsselscheide. ‘2 innere Schicht derselben. - 3 der Retractor proboseidis, in wird q und = umschlossen. er durchbricht den Grund der Rüsselscheide und tritt als Lig. sus- um 5 und als die beiden Retinacula 4 hervor, welche letztere in die Muskelwand des Leibes inseriren. 5 die ussere Muskelschicht der Leibeswand. 5” die innere. 80 Fig. 18 die dicht unter der Haut von Ech. angustatus liegende Schicht von blasig körniger Masse mit den darin sich befindenden Zellen 415mal vergr. { o die äussere Haut. 0”’ die Zellen. Fig. 19 eine solche Zelle 660mal vergr. 0’ der hier wie sich abschnürend erscheinende Kern. Die Zellenwand ist doppelt conturirt. Man findet in den einzelnen Zellen den Kern in allen Formen der Theilung und in einer Vervielfälti gung, welche die Zahl 6 erreicht. In Ech. polymorphus und Silicollis sind auch die ganzen Lemnisken mit solchen Zellen erfüllt. Ihre Bedeutung ist völlig räthselhaft. Aus dem schon Gesagten ge hervor, dass Haut und Lemnisken bei den Echinorhynchen in Bezug auf innere Structur sich sehr nahe stehen. Fig. 20 die Rüsselscheide von Ech. acus aus Platessa Flesus etwas gedrückt 60mal vergr. ; Die feine schräge Linirung deutet die Maschen der Muskelfasernetz: an. 4 u. 2 Schichten des Organes. 3 der Retractor des Rüssels. ü 4 die von ihm entspringenden, die Wandungen der Scheide durch- bohrenden hohlen Retinacula. B 5 das von dem Retractor entspringende Lig. suspensorium, was die Schichten der Rüsselscheide durchsetzt. Z das Nervensystem, was innerhalb des Retractor liegt und durch den Druck etwas hinaufgeschoben ist. Mm Fig. 21 die Uterusglocke von Ech. acus, bintere Ansicht; schwach vergrössert. Fig. 22 die Uterusglocke von vorn angesehen ; 400mal vergr. NB. in beiden Figuren bedeuten dieselben Buchstaben und Zahlen dasselbe. } Die Linie mit den zwei Pfeilspitzen bedeutet, dass das von ihr ein- gefasste Eileiterstück dreimal genommen die Länge desselben bei 100- maliger Vergrösserung giebt. Fig. 23 der untere Theil des Eileiters mit den ihm anhängende j Organen. 5 das aus der Uterusglocke hervorragende hoble Lig. suspenso— rıum. $ 5’ der im Grunde der Glocke sich anheftende zum Halbeanal ge- spaltne Theil des Lig. suspensorium. ] 6’ in der hinteren Glockenwand anscheinend liegende, in ihrem Innern eine klare Zelle enthaltende Wülste von bis jetzt unbekannter Bedeutung. 81 6” seitliche Wülste mit ebensolchen Zellen. 6” untere körnige Wülste mit ebensolchen Zellen. 7 fasriger häufig durch Körnchen ganz verdunkelter Stiel des lockenapparates, welchen das obere Ende des Eileiters umfasst. 8 seitliche Taschen aus deutlichen Muskelfasern bestehend, deren lung mit der der Glocke communieirt. 9 die Höhlung der Glocke, welche durch das grosse Loch 16 mit r Leibeshöhle wiederum in Verbindung steht, wie Sie nachgewiesen 7 40 der untere Theil des Eileiters. - e ein darin befindliches Ei. 41 fasriger meist mit Körnchen durchsetzter Fortsatz, welcher von iten aus der mit 14 bezeichneten Anschwellung herkommt. 12 die vier ersten Anschwellungen desEileiters, worin wieder klare llen mit 6 bezeichnet zu sehen. 43 zweite Anschwellung des Eileiters, das ihn durchbobrende Loch mit der in 11 schon bezeichneten körnigfasrigendunklen Masse aus- Er; die dritte Real: mit der körnig dunklen. Masse m welche Zellen gruppirt sind 6, welche von Henle entdeckt und Ganglien erklärt wurden. } A 6 die untere PIERRE (s. oben unter 9), deren hintere Wand 7 die Geschlechtsöffnung 2 am Körper. Ic h habe öfters an dieser Oeffinung das namentlich von Cloquet und l erwähnte Gebilde haften gefunden, welches wohl, wie Sie aus der N ‚ schlossen, von der Begatiung herrührt, indem man in ihr den Ab- ck der Schwanzglockenhöhlung des Männchens erkennen kann. Beim n habe ich durch die beiden, neben der Penisspitze mündenden den Inhalt der sechs ‚keulenförmigen dunklen Gebilde hindurch- können, während die Samenthiere aus der Penisspitze flossen. n Weibchen, von dem dieser Kitt sich wäbrend der Beobachtung zeigle an der Lösungsstelle einen berausfliessenden Strom von ieren. Später habe ich diese Beobachtung wiederholen können. Bei einem anderen Weibchen glaube ich auch Samenthiere inner- » der Bauchhöhle gesehn zu haben. Leider bewegten sie die lockigen | nicht von ächten Samenthieren zu unterscheidenden zahlreichen en nicht. Veber die Bildung der Eier kann ich Ihnen trotz vielfacher Mühen s Gewisses melden. gewissen Jahreszeiten kommen im Lig. suspens. schöne grosse len vor, mit doppelt eonturirter Haut, Kern und Kernkörper versehen Zeitschr. f. wissenseh, Zoologie. IX. Bd. 6 82 Diese findet man später mit blasigkörniger Masse angefüllt, während der Kernkörper sich dem Anscheine nach durch Theilung vervielfältigt. Zuweilen erscheint die Zelle selbst noch klar, während der Kern mi jener Masse gefüllt erscheint. Nachher sieht man von der ehemaligen Zelle weiter nichts mehr als die Haut, welche eine körnige, viele schr schwer sichtbare Kerne enthal- tende Masse umschliesst. } In dieser Masse sieht man im günstigsten Falle noch eine auf den Kern der ursprünglichen Zelle vielleicht zu beziehende Abtheilung. i Jetzt erscheint der Haufen platt und mit vielen Buckeln versehen, In ‚diesem Zustande findet man ihn noch allseitig vom Lig. suspen- sorium umschlossen. In seiner Nähe sind viele Körnchen abgelagert. Das Lig. suspensoriuın ist durch ihn aufgetrieben. Bei Ech. gigas, dessen platte Eierhaulen eine starke Lage von Fett- tropfen überzieht, ‚sah ich diese Scheiben aus dem Ligament mit der Spitze hervorragen und zwar aus einer dem Durchmesser des Bierhau- fens durchaus nicht entsprechenden kleinen Oeflnung. Man: findet, je .mehr der Eierhaufen gebildet wurden, schliesslich 2 das ganze Band so, durchlöchert, und zerfetzt, dass die Sonst so leicht zu bewirkende Isolirung desselben ohne Zerreissung nicht mehr möglich ist. Im, weiteren Verlaufe ist.gewöhnlich statt des festen Lig. suspenso rium eine nur schleimige Masse von unbestimmt faseriger Structur vor handen, deren Ansatz in der ‚Glocke und 'an dem Grunde der Rüssel- scheide ganz von Fetitröpfchen durchwirkt ist. ‚Der -leiseste Druck reicht hin, diese Ansätze zu zerstören. Diese Ihnen bier im Zusammenhange vorgetragenen Beobachtungen stimmen genau mit der von Ihnen ausgesprochnen Vermuthung, ‘dass die Eierhaufenbildung im Lig. suspensorium stattfindet. Ki Dujardin behauptet dagegen, sie fände an den Körperwänden der Eehinorhynehen statt. j Es scheint auch dieses in gewisser Beziehung richtig zu sein, d z. B. bei Echinorh. gigas das Lig. suspensorium oft nur mit Gewalt von der Körperwand sich trennen lässt. Es liessen durch dieses Factum beide Meinungen sich wohl vere nigen. Der weitere Verlauf der Entwicklung der Eier ist bekannter. Der Rand der Scheiben unterliegt einer Art von Furchung. Die daraus entstehenden Kugeln sondern sich. Hie und da umgiebt eme Haut diese Gebilde. Sie ziehen sich in die Länge und fallen, die allge meine Hülle der Scheibe durchbrechend, heraus. In manchen dieser nur mit Einer feinen Haut umkleideten jungen Rier sah ich einen Kern und Kernkörper in dem feinkörnigen schwach lichtbrechenden Dotter. Ob es ein Keimbläschen ist, weiss ich nicht. 3 "Der Dotter fängt jetzt an sich in 2, dann in 4 u. s. w. Theile zu e verschwimmend conturirte Haut sich ab. - Diese wird zur 2ten Haut, welcher bald die 3te oder auch wie bei h. gigas eine kte folgt. Zuletzt besteht der Embryo ganz aus Bläschen. Seine Organe wer- bald sichtbar. Das Ei sowohl wie sein Inhalt haben sich bei diesen Vorgängen Vieymanns Archiv eine Vermuthung auf, welche Daran u Ehe sie ennen , wiederliolte. Aubert’s Arbeit führte diesen Gedanken weiter dass nur noch geringe Zweifel in der Erkenntniss der Genese die- Thieres übrig sind. Dieser letzteren Arbeit füge ich nur noch eine Kleinigkeit hinzu. Im jungen Aspidogaster sieht man zwei Blindschläuche, der eine teht mit den Kopfnapfe,, der schmälere ebenso lange aber steht gezipfelten Napfe in Verbindung. — Letzteren Sack auf das Ex- sorgan zu beziehen ist natürlich. Doch ist der Stamm desselben ‚achsenen Thiere sehr kurz. In Betreff des Gyrodactylus elegans habe ich die Kenntniss tichts fördern können. Ich habe das, was Sie schon gebracht hat- bestäligt, wenn es dessen überhaupt bedurft hätte, aectylogyrus hat eine direkte Entwicklung. Er besitzt eineu nen Keimstock oder nach aa vielleicht besser einen Bierslock, ben diesen befindet sich noch. ein nal: der bei Hetsekann End ‚ebenfalls an ähnlicher Stelle vorkommt. m Beneden bildet ihn Fig. 2 ! von Onchocotyle borealis (Bulletin end. royale de Bruxelles Tom. XX. No. 9) olıne weitere Angabe ah. 'r Sack enthält eine klare zühe Masse. Polystoma Seymni spinosi mihi mündet er mit Dotter- und Rier- Bei Tristoma papillosum und coccineum mündet dieser Sack mit be- rer Oeflnung aus. e Eier von Dactylogyrus besitzen in den meisten Fällen einen kur- Stiel, der bei der ohne Dotlterfurchung verlaufenden Entwicklung jerstreichen scheint. 6* 84 Die Eier werden an die Kiemen der Fische gelegt. Dort findet man sie zuweilen mit einer Art Cyste umgeben. ! Bei den Dactylogyren von Meerfischen hat das Ei zuweilen einen längeren Stiel, welcher mit 3 quirlartig gestellten Spitzen endet. s. Fig. 80. Mir sind bis jetzt ungefähr 44 Dactylogyrusarten bekannt, die na mentlich durch die Haken der Schwanzscheibe und des Bauches von ein- ander unlerschieden sind. , Von Gyrodactylus sind sie durch Stellung der grossen Haken auf der Schwanzscheibe sogleich zu unterscheiden, indem Gyrodactylus die Hakenspitzen der Bauchseite zukehrt, Dactylogyrus sie aber nach dem Rücken hin gerichtet trägt. Dactylogyrus monenteron mihi (Esox lucius, Branchiae) hat, allein einen einfachen Blindsack als Darm. I Diese Species sowohl wie einige andere haben vier grosse Schwanz scheibenhaken, welche mit ihren Längsaxen radial gelagert sind. | Dactylosyrus Echeneis (Branchiae von Chrysophrys aurata) hat eine rosettenartig in Falten gelegte, feste Haut auf der Innenfläche der Schwanzscheibe. £ Dactylog. aequans (Branch. Labrax lupus) und pedatus (Julis spec, inc.) haben statt einer Schwanzscheibe deren zwei ; dielnnenfläche dieser Organe ist mit in concentrische Kreise gelegten Stäbchen bekleidet, Die beiden Schwanzscheiben sind durch einen 3gliedrigen Apparat getrennt, dessen äussere Enden die scheerenartig gegeneinander beweg- | lichen 2 grossen Hakenpaare tragen. I Die grossen Haken haben stets häutige Scheiden, deren Oeflnung meist von einer festen Einfassung umgeben ist. Fig. 7 ein Dactylogyrusembryo im Bie. Die punctirte Linie zeig) die Grösse der unverletzten Eischale 500mal vergr. (Branchiae von Silu- rus glanis). Zu welcher Species dieser Einbryo gehört, weiss ich nicht Bauchansicht. | a der Schlundkopf mit der Mundöflnung. d Körner (vielleicht des Exerelionsorganes), sie lagen in einen gewundnen Schlauche, der eine durchsichtige Flüssigkeit enthielt." f Gefässe mit Flimmern. n die kleinen Bauchhaken. | Es giebt deren meistens zwei. Nach den von mir beobachteten Bewe- gungen derselben dient der eine dem anderen, ungefähr wie eine Hohl= sonde dem Messer, zur Leitung. h Schwanzscheibe. u die schon vorhandnen Spitzen der grossen Bauchhaken. Fig. 8 Ei von Dactylogyrus pedatus mihi (Branch. von Julis >p8 inc.) 500mal veregr. v Die quirlartige Endigung des Eistieles. 85 "Fig.'9 Kopfiheil desDactylogyrus monenteron mihi (Branch. von Esox B en 450mal vergr. Rückenansicht. ' a Mundöffnung. b Schlundkopf. In ihm sowohl wie in dem andrer Trematoden ommen auch zellenartige mit Kern versehene helle Räume vor. b' der Anfang des einfach blindsackförniigen Darmes. f Gefässe mit Flimmern. Der Verlauf der Hauptstämme ist schon in Ihnen bei einem anderen Dactylogyrus geschildert worden. Sie ülinden als Ein sehr kurzer Stamm auf dem Rücken dicht über der hwänzscheibe aus. 0 Aeussere Haut, in dieser Species mit sehr kleinen in regelmäs- zen Reihen stehenden Spitzchen bedeckt, welche in der Zeichnung weg- elassen sind. kei Dactyl. aequans und pedatus bildet die Haut am Schwanzende ; Leibes Schuppen wie die Halshaut mancher Distomen. yeigenthümliche Anhäufungen einer braunen Masse, bei allen mir annten Dactylogyren vorkommend. Sie geht an den Seiten des Thieres herab und bildet im Schwanz- le neben dem starken Muskelfaserzug für die Schwanzscheibe dicke üre ohne bestimmte Endigung. Eine ähnliche Masse kommt aussen an den Rüssel-Kolben und -Schei- n einiger Tetrarhynchen vor, wo sie wie Ausführgänge Fasern nach ı Austritisstellen der Rüssel 'schickt. s. meine Arbeit über Cestoden- jwickl. Fig. 202, Taf XX. Tetr. striatus mihi. 5 neryensystemarliges Band unter der Rückenseite über dem An- ge des Darmes liegend. 2 Ex. obere Aeste. iR untere Aeste. I land ist streifig und die oberen Aeste lassen sich bis zu den unter- nP Pigmentllecken w ZERRER: binter denen & ein linsenartiger kugli- a -Die Entwicklung der Distomen ist von mir bei Dist. eygnoides her untersucht worden. Der Embryo dieses Distomes ist früheren Beobachtern bekannt ge- ie reifen Jungen zeigen schon im Eie zwei seitlich liegende Nim- de Stellen, welche sich in hellen gefässartigen Schläuchen befinden. Von diesen ausgehend findet man leicht noch an mehreren anderen rlen unter der mit einem Flimmerepithel bedeckten Haut Wimprung in nastomosirenden Kanülen, 86 Ein schöner grosser Embryo wurde 2 Stunden hindurch lebendig beobachtet. Er verlor unterdess das sich in gekernte Zellen, deren jede mit Einer Wimper versehn war, lösende Epithel, nachdem er sich an dem Mantelstück eines Pisidium festgesetzt hatte. 2 Viele Pisidien und eine grosse Zahl von einigen 50 Dist. eygnoides, sämmtlich mit reifen Eiern erfüllt, wurden in ein Gefäss gesetzt. Ich erhielt auf diese Weise eine Reihe von Ammenıormen, welche sämmtlich Gefässe mit Wimpern enthielten und jene eigenthümlichen Zellenhaulen zeigten, aus dem die zweite Generation sich entwickelt. Der wimperlose Embryo und die schon Ammen enthaltende Gross- amme boten nur Einen Unterschied dar, den der Grösse. Inhalt, Struc- tur, Bewegung, anatomischer Bau, Anordnung und Lage der Flimmern und Gefässe waren bei allen dieselben. Sämmtliche Grossammen kamen einzeln vor. Die cercarienhaltigen Ammen oder die Ammen in der Grossamme dagegen zeigten bis jetzt kein Gefässsystem. Das von de Filippi als Selbsttheilung aufgefasste Zerbrechen der Ammen habe ich bei den Am- men von Dist cygnoides ebenfalls gesehn. de Filippi I. Memoire, Tab. 1, Fig. XII. Sie lagen stets in Haufen bei einander. Die Cercaria maerocerca de Filippi ist wahrscheinlich die zu Dist. eygnoides gehörige Larve, die mit- telst ihres mächtigen Schwanzes direkt in den Alter des Frosches ein- wandern und in die Harnblase gelangen kann. Ich habe alle Formen von der schwanzlosen Cercarie an bis zum entwickelten Distom bei einander gesehn. Die Windungen des Darmes, des Excretionsorganes, die feinen Sta- cheln am Halse der Erwachsenen, die relative Grösse der Saugnäpfe, kurz Alles, was die Anatomie verlangt, stimmt mit dieser Behauptung. Hiernach würde also der Embryo gewisser Trematoden direkt in die Grossamme übergehn. Flimmerung in den gelben Würmern sah schon Meckel, s. Müller’s Archiv 1846 pag. 5. In dem Trematodenembryo aus Sterna cantiaca sah sie Zavalette, s. Symbolae ad evolut. Trematodum Tab. I, Fig. 15, 1855. de Filippi beschrieb und bildete Theile des Gefässsystems der Am- men ab in seinem II. Memoire pour servir a l'hist. genet. des Trematodes 1855. Taf. I, Fig. X. Fig. 1 Embryo von Monostoma flavum (Trachea von Anas boschas dom.) Seitenansicht. 500mal vergr. a die etwas in den Hals zurückgezogne von mir nicht ausgestreckt gesehene Kopfspitze, welche mit Wimpern besetzt ist. Sie hat eine Grube oder ein Loch auf dem Scheitel, welche in eine Höhle a führt, deren Wände doppelt conturirt sind. 87 o die äussere Haut. 0’ die längeren Wimpern am oberen Körpertheile. 0” dicke Lage körniger Substanz unter der Haut, welche nament- h im oberen Körpertheile bei den Pigmentflecken bei allen Embryonen rk angehäuft ist. f grosses mit doppelt conturirten Wandungen versehenes Seiten- e f' der darin befindliche grosse Flimmerlappen. f? Seitengefässe mit Flimmern. innerhalb der im Embryo liegen- 2 letztere mit Zellenconglomeraten erfüllt. = die viereckigen Pigmentflecke des Embryo, welche beim Zer- cken eine linsenartige Kugel sichtbar werden lassen. Fig. 2 die Grossamme nach dem Zerfallen des Embryo, 500mal . Seitenansicht. a Mundöffnung. 5b Schlundkopf. b' der daranhängende Darmblindsack. f? das eine Seitengefäss, von welchem Zweige abgehn. Man sieht n beiden häufige Flimmerlappen. k.die aus Keimzellen bestehenden kugligen Conglomerate, ‚welche heist das ganze Thier ausfüllen. - 2 die äussere Haut. 0” die Geburtsöffnung für den entwickelten Inhalt, s. Lavalette c al, 1, Fig. V.H. 0" die zitzenartigen Fortsätze. Ich babe bis jetzt die Ausmündung des Gefässsystems der Ammen rgeblich gesucht '). _ Die Amme bildet sich bei Monost. Navum und mutabile mit.dem sie ülbaltenden Embryo zu gleicher Zeit, so dass Embryo und Amme zu- mmen stets im gleichen Stadium der Entwicklung stehen. NB. Das Ei von Monost. favum ist kleiner, dickschaliger und brau- sr als das von Monost. mutabile. Fig. 3 ein Ei aus dem Darme 'von Anas boschas mit einer eigen- limlichen Hülle 410mal vergr. a die Kopfspitze des mit 4 bezeichneten Embryo. h e' der Stiel des retortenförmigen Eies, der hohl:ist. v die stark gelbgefärbte Hülle des Eies. " _ Fig. 4 der dem Ei eninommene Embryo, 340mal yergr. Seitenan- N) Meckel |, ©. suchte ebenfalls vergeblich nach einem foramen caudale bei den gel- ben Würmern des Bojanus. 88 a die Kopföflnung. b innere Doppelcontur des wahrscheinlichen Schlundkopfes, dessen äussere Conturen mir bis jetzt nicht sichtbar wurden. b' der Darmblindsack. Dieses Organ, das bei den diesen ähnlichen Embryonen von Diplodiscus, soviel ich weiss, von Ihnen zuerst gesehen wurde, ist ein mit doppelten Conturen versehener Sack, in dessen öfters ganz heller Flüssigkeit Körn- chen schweben, deren Verschiebbarkeit durch Druck und Bewegungen des Embryo jeden Zweifel über die Natur dieses Organes beseitigen. f das eine Seitengeläss. f die besonders deutliche Flimmerstelle. Die blauen Linien und Punkte bedeuten andre Theile des Gefässsystemes mit und ohne Flimmern. k die den Embryo ganz erfüllenden aus Keimzellen bestehenden Kugeln. o die äussere Haut, auf welcher o' das Wimperepithel, dessen Cilien wie bei allen anderen be- wimperten Embryonen am Kopfe etwas länger sind, sitzt. 0” eine Erhöhung mit einer Grube oder einem Loche, das der Geburtsöffnung der Ammen entspricht. Diesem Embryo ähneln sehr die kleineren Jungen von Diplodiscus und Monostoma capitellatum. Bis auf die äussere Contur des Schlundkopfes, welche man sich mit der Vorstellung leicht ergänzen kann, und das abfallende Wimperepithel gleicht der Embryo von Diplodiscus genau der Amme, welche die Di- plodiseus-Cercarien und die Ammen enthält. Der in Fig. 4 dargestellte Embryo ist der kleinste der sonderbaren retortenförmigen Eier aus dem Entendarm. Es gab deren, welche ihn an Grösse fast um das zweifache übertrafen. Von welchem Distom dieses Ei stammt, weiss ich nicht. Die noch keine Embryonen, sondern nur Dotter enthaltenden Eier hatten einen weit kürzeren Stiel. Je grösser der Embryo, um so länger wurde der Hals des Eies. Es liegt somit nahe, den Stiel oder Hals als eine während der Entwicklung stattfindende Bildung anzusehn. Fig. 5 der Embryo von Dist. globiporum. Bauchansicht 500mal vergr. a die Kopföffnung oder Grube. 0’ die etwas längeren Kopfwimpern. f Gefässe mit Flimmern. f” die beiden besonders deutlich fimmernden Stellen in den bei- den grossen Hauptstämmen des Gefässsystems. Dieser Embryo hat die Form derer von Distoma cygnoides, nodulo- sum, folium eic. Er würde dem oben Gesagten gemäss sein Flimmerepithel abwerfen und in diesem Zustande die Grossamme darstellen. 89 Alle diese Embryonen und alle ohne Wimpern welche ich bis jetzt kenne, haben nie contractile Blasen, wie: das in den Anodonten vorkom- mende Paramecium compressum, die im Froschdarme sich findende Bur- jaria vorax und die im Regenwurme und in Schnecken parasitisch vor- ko mmenden Infusorien. Die Structur allerOpalinen, welche bis jetzt be- annt sind, ist theils durch die contractilen Räume und Blasen, theils durch den in ihnen vorkommenden Infusorienkern, theils durch die ruetur ihres Körpers, die diesem anscheinend unmittelbar aufsitzenden mpern und den Mangel Wimpern enthaltender Gefässe wesentlich von Structur verschieden, welche durch die deutliche Zellen bildende Furch ng des Eiinhaltes dem Embryo der Trematoden verliehen wird. Fig. 6 ein wimperloser Trematodenembryo aus dem Darme von Sadus lota 500mal vergr. Das Kopfende ist etwas umgebogen, um die Ansicht des Scheitels u geben. j w vier eigenthümliche Körper, welche dicht unter dem Kopfende gen. Die Zusammenlagerung derselben erzeugt ein Kreuz, was durch @ bezeichnet ist. Diesem Embryo gleichen die Jungen von Dist. tereticolle variegatum. Das erstere hat auf seinen Embryonen, welche in einem von einer n Wasser. löslichen Gallerthülle umgebenen Eie stecken, eine eigenthüm- (an einen aus 40 langen radial gelagerten Stacheln bestehenden kranz erinnernde) Zeichnung. aneinander gelagerte Keile aussehn, fort, und den bs verkleinert, ‚man die Jungen von Dist. perlatum und Gasterostomum fim- "Was aus diesen Embryonen wird, weiss ich nicht. Vergleicht man indess die Anatomie bis in die kleinsten Details hin- ı von Dist. tereticolle und Dist. duplicatum, Gasterostomum fimbria-— n und Bucephalus polymorphus, so ergiebt sich eine, Achnlichkeit, Ich ‚der Vermuthung grosse Wahrscheinlichkeit verleiht, dass der bryo' von Dist. tereticolle direkt die Amme bildet, in welcher sich st. duplicatum entwickelt, und der sich verzweigende Embryo von srostomum der Bucephalus haltende Schlauch in den Anodonten ist. - Für letzteres, dass der Embryo sich verzweigt, spricht, dass ich in iner Anodonte eine sehr kleine Blase von circa 0,04 "= Länge fand. Von eser gingen 2 dünne Schläuche ab, welche beide zusammengenommen lang waren. Beide Schläuche bewegten sich, waren leer und hatten ae doppelt conturirte Haut. Das Bläschen, welches mit ihnen commu- eirte, enthielt Zellen, welche an die Cercarienkeime erinnerten. — 90 In den wimperlosen Embryonen habe ich eben’ so wenig wie in den daraus herzuleitenden Ammen ein Gefässsystem oder Wimpern nachwei- sen können. Leucochloridium paradoxum, welche ich durch die grosse Gefälligkeit des Herrn Dr. Piper erhielt, zeigte ebenfalls von Gefässsystem keine Spur. Es giebt also gewissermaassen als leibeigne und als freie geborne Ammen. Die Structur der Gercarien bot in 3 Punkten Bemerkenswerthes. 4) Das Gefässsystem mündet bei: vielen Cercarien zu beiden Seiten des Schwanzes entweder an der Spitze oder nicht weit von der Schwanz- wurzel aus, so bei der von Lavalelte loc. eit. Tab. I, Fig. 4 abgebildeten, an der Schwanzspitze beiDiplodiscus und einigen anderen Cercarien, an- scheinend auch bei den furcocercen Distomenlarven, in welchem Falle die beiden Mündungen auf die beiden Schwanzspitzen sich vertheilen. Bei einigen Cercarien sah ich auch Wimperunginnerhalb der Schwanz- wandung. 2) Moulinid bildet in seinem grossen Werke de la reproduct, des Treat. endoparasites in den Genfer Academieschriften Tab. 9, Fig. 14 und i2 eine Cercarie ab, welche ich in Suceinea frei fand, ohne Amme. — Diese Gercarie hat nur ein Schwanzrudiment, daran kenntlich, dass das Excretionsorgan an der Spitze des kurzen Rudimentes sich in 2 nach aussen mündende Aeste spaltet. 3) Beieiner Cercarie fand ich ausser den gewöhnlichen grossen braunen unter dem Rücken liegenden drüsenartigen Organen unter dem unteren RandedesKopfnapfes 2 in demselben ausmündende grosse kuglige Organe. Bei der Geschlechtsentwicklung der Distomen ist es namentlich der Hinterleib, welcher wächst, eine bei Dist. megastomum sehr auffällige Thatsache. In Betreff der Holostomen enthält die Arbeit nichts wesentlich Neues. Das Holost. cuticola von Nordmann ist in Betreff seiner ganzen Orga- nisation und Gestalt von Hol. spatula nicht zu unterscheiden. Das von de Filippi in seiner bekannten ersten Abhandlung pag. 23 Tab. II, Fig. 25 abgebildete und geschilderte Holostom kommt anschei- nend auch bier in Berlin in Acerina cernua vor. Dies Holostom hat wie die nach Ihrer Vermuthung wahrscheinlich zu Dist. holostomum gehörige Cercarie die Eigenthümlichkeit, sich in seiner eignen Haut gewissermaas- sen zu incysliren, doch ist das von Filippi als verzweigter Darm abgebil- dete Organ in dem Holostom aus dem Peritoneum von Acerina das Ex- eretionsorgan, während der Darm als ein glatter Doppelschlauch mit blinden Enden wie bei den Distomen erscheint. Mit diesem Holostom ist auch das H. urnigerum, was ebenfalls ohne Geschlechtsorgane ist, sehr nahe verwandt, vielleicht identisch. Berlin, den 16. Januar 1857. Beiträge zur Anatomie des menschlichen Trommelfelles. Von Dr. von Troeltsch, prakt. Arzt in Würzburg. Dazu Tafel VII. A. GErBITEND N her kennen zu lernen, musste ich zu meiner eigenen Verwunderung n, dass die bisherigen anatomischen Untersuchungen über das Trom- und seine Struktur keineswegs zu jenem Abschlusse gediehen wie es die Bedeutung dieses Gebildes für den Physiologen sowohl Praktiker von vornherein hätte vermuthen lassen ; daher ich an- iessend an die bereits im Juni 4856 der medizinisch-physikalischen Ischaft zu Würzburg gemachten Mittheilungen (siehe deren Verhand- von 1856. Heft II. S. XXXVIIL.) hier die Ergebnisse meiner Un- ungen weiter vorlege. pria membranae tympani, und den beiden UVeberzügen, die dieselbe, en von der Haut des Gehörganges und innen von der Schleimhaut Paukenhöhle, erhält. zuerst den äusseren Ueberzug betrifft, so setzt sich nicht blos dermis, sondern auch Gorium vom äusseren Gehörgang auf das srumelfell fort. Die Epidermis des Trommelfells ist an der Leiche ist als eine zusammenhängende Scheibe abzuheben und bei etwas vor- tener Maceration lässt sie sich häufig in Verbindung mit der haut des Gehörganges als ein vollständiger Blindsack aus demselben Den iehen. Es besteht diese Schicht aus mehreren Lagen epidermoi- r Elemente, die sich nach aussen ols unregelmässig contourirte Hora- 92 plättehen, weiter nach innen meist als polygonale kernhaltige Zellen dar- stellen. Namentlich bei Kindern findet man dieselbe häufig von abnor- mer Dicke und dann unter der derberen obersten Hornschicht mehrere Lagen eylindrischer oder spindelförmiger Zellen, epidermoidalen Gebil- den jlingeren Datums entsprechend. Hat man den Epidermisüberzug von der Auskleidung des Gehörganges und dem Trommelfell entfernt, so sieht man deutlich , wie von der oberen Wand des ersteren sich ein der- ber Strang auf das Trommelfell fortsetzt und daselbst über dem Ham- mergriffe bis zu dessen Ende verläuft. Bei näherer Prüfung findet sjch dieser Strang hauptsächlich aus Gefässen und Nerven zusammengesetzt, die sich auch in der oberen Wand der Haut des äusseren Gehörganges eine Strecke weit verfolgen lassen. Mit ihnen gehen zugleich eine Reihe Cutiselemente auf das Trommelfell über, die in der nächsten Nähe des Harmmergriffes am dichtesten, von da centrifugal sich ausbreiten. In ähnlicher, wenn auch weniger stark ausgesprochener Weise setzt sich die Cutis des Gehörganges von den übrigen Seiten auf die Peripherie des Trommelfelles fort, auch hier Gefässe führend, welche in feiner radiärer Anordnung von der Peripherie gegen das Gentrum zu verlaufen. Diese feine Coriumlage besteht aus Bindegewebe mit reichlich eingestreuten elastischen Fasern, durch Essigsäure lassen sich meist einige Kerne nach- weisen. Gomplizirte Cutisbestandtheile, wie Papillen oder Drüsen, feh- len vollständig. Ueber die fibröse Platte des Trommelfells findet man in den Handbüchern der Anatomie meist nur erwähnt, dass sich in ihr sowohl ringförmige als radiäre Fasern nachweisen lassen, von denen die ersteren mehran der Peripherie, die letzteren mehr in der Mitte der Membran vor- kommen. Wharton Jones war meines Wissens der Erste, der in der Cy- . clopaedia of Anatomy and Physiology (London 1838. Artikel »Tbe Organ of Hearing.« Vol. II. pag.545) und später in-der Cyclopaedia of Praetical Surgery (4841. Artikel »Ear and Hearing Diseases of« P. IX) darauf auf- merksam machte, dass sich die Membrana propria des Trommellfells tren- nen lasse in eine äussere Schicht mit radiärer und eine innere mit ent- gegengesetzter Faserrichtung. Ausführlicher stellte dann Joseph Toynbee diese Verhältnisse in seiner gediegenen Arbeit dar »On structure ofthe Membrana Tympani in the human Ear.« (Philosophical Transactions 1851, P. 1. 159—168). Anknüpfend an die Untersuchungen dieses bekannten Forschers, gelang es mir, diese Verhältnisse noch weiter zu verfolgen. — Wenn man ein Trommelfell unter Wasser mittelst zweier Pincetten be- handelt, so gelingt es ziemlich leicht, die von den Autoren angegebenen radiären und ringförmigen Fasern der fibrösen Platte in zwei Schichten darzustellen, welche, wenn auch innig mit einander zusammenhängend, doch als wesentlich getrennt aufgefasst werden müssen. Beide Schich- ten scheinen gleichmässig in Verbindung zu stehen mit dem sogenannten annulus cartilagineus (nach Arnold annulus membranaceus), jenem derb- 93 faserigen Ring, durch den das Trommelfell in seinem Knochenfalze be- festigt ist!). . Die äussere Schicht der fibrösen Platte besteht aus Fasern, die vom nenring gegen den Hammergriff zu verlaufen, und zwar finden die ern des unteren Segmentes ihr Centrum in dem leicht schaufelför- u Griffende, während die übrigen mehr oder weniger gerade an der deren Kante des seitlich abgellachten (spatelförmigen) Hammergriffes h anheften. Am dichtesten ist daher diese radiäre Schicht am Griff- e, oder umbo, wo sich am meisten Fasern auf gegebenem Raume be- iren, während nach oben, gegen den Hals des Hammers, diese Lage immer zarter wird und bereits unter dem processus brevis mallei lässt ı keine bestimmte radiäre Faserung mehr nachweisen. Der radiäre arakter dieser Schicht wird nicht durch eine direkt speichenartige An- wdnung der einzelnen Fasern hervorgebracht, wie man nach der sche- jatischen Zeichnung oder nach dem durch geringe Vergrösserung gewon- enen Bilde glauben könnte, sondern durch ein Zusammentreffen und Jurchkreuzen von Fasern, die schief von zwei Seiten kommend, erst in n Zusammenwirken, resp.ihrer Resultante, radiär verlaufen, welches hältniss dem stärker vergrösserten Bilde etwas Rautenförmiges gibt. Während diese radiäre Faserschicht vom Hammergriffe gegen die herie zu an Stärke abnimmt und bereits in der Höhe des processus s ımallei nicht mehr deutlich nachzuweisen ist, finden wir ein we- h anderes Verhalten in der nach innen, gegen die Paukenböhle zu, nden Ringfaserschicht, welche unter gewöhnlichen Verhältnissen inniger mit der Schleimhautplatte des Trommelfells, als mit der oben childerten Radiärfaserschieht zusammenhängt, daher wohl von letz- , nicht aber von jener sich trennen lässt. Sie besteht, wie der sagt, im Wesentlichen aus kreisförmig angeordneten Elementen, > in der unmittelbarsten Nähe des Sehnenrings eine dichte, starke Lage jmachend, inmer spärlicher werden, je mehr sie sich von der Periphe- ternen, so dass sich endlich.im Centrum nur eine fast homogene ‚an ınit einzelnen Andeutungen von Ringfasern nachweisen lässt. hr interessant ist nun das Verhalten dieser Ringfasern zum Hammer. rend nämlich die untere und grössere Partie dieser Schicht nach "vom Hammergriff liegt und sich in Gemeinschaft mit dem Schleim- überzuge des Trommelfells von ihm und der Radiärschicht abziehen st, schlägt die oberste Partie der Ringfasern sich nach vorn, liegt vor n Hammerhals, gegen den äusseren Gehörgang zu, so dass also der ; des Hammers von diesen Kreisfasern ähnlich wie von einer Hals- rause umgeben ist (wobei allerdings der vordere, dem Halse dicht an- sy ) Toynbee nimmt an, dass nur die Radiärfaserschicht, nicht aber die der Ring- - Sasern mit dem annulus carlilagineus zusammenhünge, was mir meine Unter- - suchungen nicht bestätigten, indem man im Sehnenring selbst noch die sich ver- dichtenden Fasern in doppelter Anordnung findet. 94 liegende Theil der Krause eine viel geringere Ausdehnung hat, als der hintere.oder untere Theil derselben). Nach den Angaben und Zeichnun- gen Toynbee’s muss man annehmen, dass er das Verhältniss von Ring- fasern und Hammer in einer anderen Weise aufgefasst hat, während sich das eben Geschilderte leicht durch Präparation darstellen lässt und sich eigentlich schon a priori hätte ergeben müssen für Jeden, der die das Trommelfell zusammensetzenden Bestandtheile in der bekannten Auf- einanderfolge graphisch im Durchschnitte sich vergegenwärtigt hätte. Da der Hammerkopf sich in einem stumpfen Winkel vom Griffe abbiegt und frei in die Paukenhöhle ragt, während der Griff die Ringfasern in ihrer Hauptpartie nach hinten hatte, und diese einen ununterbrochenen Kreis bilden, welcher die ganze Ausdehnung des Trommelfells umfasst, so muss der oberste Pol dieser Fasern nothwendig nach aussen vom Hammerhalse liegen. Der beigegebene schematische Durchschnitt wird diese Verhält- nisse am besten zur Anschauung bringen '). Der innere Ueberzug, den das Trommelfell von der Schleimhaut der Paukenhöhle erhält, erscheint gewöhnlich verdünnt zu einer einfachen Lage von Pflasterepithel, findet sich aber nicht selten pathologisch ver- ändert, und alsdann bedeutend verdickt. Betrachtet man das Trommelfell in seiner Befestigung im Schuppen- theildes Schläfenbeins von innen, nachdem die ganze Pyramide weggenom- men und sodann der Ambos aus seiner Gelenkverbindung mit dem Ham- merkopfe gelöst ist, so fällt uns ein Gebilde auf, das wohl, weil es ge- wöhnlich durch den langen Schenkel des Amboses verdeckt ist, die Auf- merksamkeit der Anatomen wenig auf sich gezogen hat. Es ist dies eine verhältnissmässig grosse Duplikatur oder Falte des Trommelfells, die in der hinteren oberen Partie desselben vom Sehnenring ausgehend, und anfangs in einer eigenen stets mehr oder weniger stark ausgebildeten, mit dem suleus pro membrana tympani zusammenhängenden Knochen- rinone und dann auf einem feinen in die Paukenhöhle mit scharfem Rande ragenden Knochenvorsprunge verlaufend, sich gegen den Hammergriff nach vorn wendet und sich dieht unter der Insertion der Sebne des Musculus tensor tympani an dessen hintere Kante ansetzt. Diese Dupli- katur bildet mit dem eigentlichen, nach aussen gelegenen, Trommelfelle eine Tasche, deren grösster Höhendurchmesser, dicht am Hammer ge- messen, bis #"" beträgt, und von oben nach unten an Weite zunehmend, ihren freien konkaven Rand nach unten, gegen den Boden der Pauken- höhle, zukehrt. An diesem freien Rande läuft eine Strecke weit die Chorda tympani, welche alsdann sich mehr nach oben gegen den Hals 4) Nach Toynbee wäre die Radiärfaserschicht eine Foriselzung des Periosts des äusseren Gehörganges, die der Ringfasern aber eine Fortsetzung des Periosis der Paukenhöble, Dies nachzuweisen möchte bei der kaum demonstrirbaren Feinheit der Knochenhaut eine eigene Präparationsweise erfordern, von der ich bei unserem Antor nichts erwähnt finde. 95 ‚s Hammers wendet und so den tiefsten Ansatz dieser Duplikatur am Hammergriffe als ein kleines Dreieck unter sich lässt. Diese Duplikatur, elche sich bei jeder Betrachtung des Trommelfells von innen deutlich ‚ indessen bei durchfallendem Lichte auch von aussen, ja selbst am nden bei guter Beleuchtung und normal durchsichtiger Membran sich ht erkennen lässt, schliesst in der durch sie gebildeten und mit ver- nnter Schleimhaut ausgekleideten Tasche nicht selten Schleim ein; findet man an der Leiche zuweilen die beiden sich zugekehrten eimhautflächen in einer mehr oder weniger grossen Ausdehnung ver- 'achsen, Verhältnisse, die von grosser praktischer Bedeutung erschei- wenn man bedenkt, dass dadurch die Elastizität und Schwingungs- eit des Trommelfells, somit auch sein functioneller Werth für das iduum jedenfalls wesentliche Alterationen erfahren muss. Auffallend häufig finde ich auch bei denjenigen meiner Patienten, ren Schwerhürigkeit auf einen chronischen Catarrh des mittleren bezogen werden muss, gerade an diesem hinteren oberen Theile rommelfelles Veränderungen; -doch sind meine Beobachtungen bis ‚U noch zu wenig zahlreich, als dass ich mich hierüber bestimmter aus- ‚rechen könnte. Dieses Gebilde zeigt sich auch dadurch als eine ächte Duplikatur, integrirender Bestandtheil des Trommelfells, dass es wesentlich selben faserigen Elementen zusammengesetzt ist, die hauptsäch- hg verlaufen, und, wie mir scheint, mit den Ringfasern zusammenhän- Für deu zwischen dieser Falte und der hinteren oberen Partie des nelfells vorhandenen Raum möchte der Name »hintere Tasche Prommelfells « um so passender sein, als ein ähnlicher abge- sner Raum in derselben Höhe auch nach vorn vom Hammer exi- . Diese »vordere Tasche des Trommelfells« ist indessen durch eine Duplikatur der Tunica propria membranae tympani, durch einen dem Hammerhalse sich zuwölbenden und allmälig spitzenden Knochenvorsprung und alle jene Gebilde bedingt, durch die Fissura Glaseri ein- und austreten — also nebst dem Kindern vollständigen processus longus mallei, vom Ligamentum lei anterius, der Chorda tympani, der Arteria lympanica inferior der alle Theile der Paukenhöble bekleidenden Schleimhaut. Diese Tasche ist wohl auch ziemlich geräumig, hat indessen eine ge- re Höhenausdehnung und ist ebenso weniger lang, da ja der Ham- nicht ganz in der Mitte des Tromanelfelles, sondern näher dem vor- n Rande desselben sich befirrdet. In den mir zu Gebote stehenden omischen Werken finde ich nichts erwähnt von diesen beiden Ta- sen, angedeutet sind dieselben in Arnold's lcones organorum sensuum - VI, Fig. XVII, und werden im Texte »Plica membranae mucosae or et posterior« genannt, wornach Arnold sie blos für Schleimhaut- 96 } falten ansieht. Indessen scheint er sie nichtals konstante oder wesentliche Gebilde zu betrachten, indem sie in allen den sonstigen Abbildungen, wo man das Trommelfell yon innen sieht, weggelassen werden, so na- mentlich in Fig. XX, Tab. V, wo »Membranae tympani facies interna« nach Hinwegnahme des Amboses, also unter Verhältnissen gezeichnet ist, die für die Deutlichkeit der hinteren Tasche am günstigsten sind; auch erwähnt er sie nicht in seinem Handbuche der Anatomie, das sonst eine sehr ausführliche Beschreibung des Trommelfells und seiner adnexa ent- hält. Ebensowenig kann ich mich überzeugen, dass Toynbee diese Ge- bilde gekannt hat. Was die Nerven des Trommelfells betrifft, so erhält dasselbe einen verhältnissmässig sehr bedeutenden Stamm, der von der Cutis der obe- ren Wand des äusseren Gehörganges auf dasselbe übergehend, in der Höhe des processusbreyis mallei bereits Aestchen abgibt, längs und ober- halb des Hammergriffes oder etwas hinter demselben ganz oberflächlich in der Goriumlage bis zum Griffende verläuft, und auch unter demselben noch in feinen Reiserchen zu verfolgen ist. Weder in der Tunica propria s. fbrosa, noch in dem Schleimhautüberzug des Trommelfells konnte ich bisher Nervenfäden auffinden und möchte daher annehmen, dass der sehr beträchtliche Nervenreichthum des Trommelfells sich wesentlich auf die Cutislage beschränkt, womit eine häufige praktische Erfahrung gut in Einklang zu bringen ist, dass krankhafte Prozesse in der äusseren Schicht des Trommelfells meist mit heftigen Schmerzen verbunden sind, während in Fällen, wo selbst die bedeutendsten Veränderungen dieser Membran sich finden in Folge chronischer Catarrhe der Paukenhöhle, die Kranken gewöhnlich nur durch die stetig zunehmende Schwerhörigkeit auf ihr Leiden aufmerksam gemacht werden. Von dem geschilderten Verhalten des Nervus tiympani und namentlich seinem Verlaufe und sei- ner Ausbreitung in der Coriumschichte des Trommelfells überzeugt man sich leicht, wenn man die Auskleidung des äusseren Gehörganges nahe dem Trommelfell ablöst, im Zusammenhang mit ihr die Cutis und Epi- dermis des Trommelfells abpräparirt, und nun mit Natron behandelt. Der Hauptast ist indessen so bedeutend, dass man ihn häufig mit blosem Auge oder einfacher Lupe eine Strecke weit an der Aussenseite des Trommelfells verfolgen kann). Wenn es mir bisher auch noch nicht geglückt ist, binlänglich bewei- sende Injectionen des Trommelfells zu erhalten, so wird es doch leicht aus der Beobachtung am Lebenden und an natürlich injizirten Präparaten deutlich, dass sich gemeinschaftlich mit den Nerven ziemlich bedeutende 4) Nach Arnold und C. A. Bock stammen die Nerven des Trommelfells vom 3ten Ast des Trigeminus, resp. von dessen N. temporalis superficialis s, auricularis anlerior; das eben geschilderte Verhalten desselben finde ich nirgends ange- geben. i 97 2 Gefässe von der oberen Wand des äusseren Gehörganges aufs Trom- _ melfell überschlagen, ebenfalls über dem Hammergriffe oder etwas hinter demselben in Bar Baaechichte bis zum Umbo verlaufen und dort einen nicht ganz geschlossenen Bogen bilden, um sich schliesslich centrifugal auszubreiten, während an der Peripherie der Membran, wie schon er- hnt, ein feiner centripetaler Gefässkranz sich befindet, der allseitig nit den Gefässen der Maut des äusseren Gehörganges in Verbindung . Die fibröse Platte selbst scheint keine Gefässe zu besitzen, wohl sieht man nicht selten, namentlich an Kindesleichen, deren Pauken- öhle mit schleimig-eitrigem Sekret gefüllt und die Schleimhaut injizirt eine Gefässchen in der Schleimhautplatte des Tromelfells, tbeils in ler Gegend der hinteren Tasche von oben nach unten ziehend, theils in bindung mit einer stärkeren Vene, die sich längs der inneren Kante ‚Hammersgriffes berabschlängelt. Nach Arnold (Tab. V, Fig. 23) entsteht stärkste längs des Hammergriffes verlaufende Arterie des Trommelfelles s einem Zusammentritt der Arteria tympanica von der stylomastoidea der Art. tympanica von der maxillaris interna, während nur die ipherischen Gefässe des Trommelfells von der Art. auricularis pro- a abstaımmen. Mir scheint es nach Obigem wahrscheinlicher, dass nze oberflächliche und mithin bedeutendste Gefässversorgung des ommelfells von aussen kommt, d. h. von dem äusseren Gehörgang und in Art. auricularis profunda, nicht aber von der Paukenböhle. Ueber die feinere Struktur der fibrösen Trommelfellplatte hier nur el, dass sie aus eigenthümlichen, das Licht stark brechenden Fasern ht, die zwischen sich zellige Elemente besitzen, welche in Form und tenz gegen Säuren sich analog den Bindegewebskörperchen ver- D. Das Unvollständige dieser Arbeit, dessen ich mir sehr wohl bewusst in, möge einige Entschuldigung finden in den mannichfachen Abhaltun- und Unterbrechungen, die dem praktischen Arzte aus seinem Berufe ehr auszufüllen, sobald meine fortlaufenden Untersuchungen, na- entlich über die feineren Strukturverhältnisse, die Nerven und die Ge- ‚des Trommelfells an Abschluss gewinnen. Doch kann ich mir be- eits hier nicht versagen, meinen verehrten Lehrern, den Professoren 4. Kölliker und Heinrich Müller, meinen herzlichsten Dank zu sagen für die männichfache Güte, mit der sie mich fortwährend bei diesen meinen rbeiten unterstützen. Fig. Fig. Fig. 2. 3. 98 Erklärung der Abbildungen. Schematische Ansicht des Trommelfells vom äusseren Gehörgang aus, nach Hinwegnahbme des äusseren Üeber- zuges. a—e Hammer; a Kopf; b Hals; c kurzer Fortsatz ; d Grifl, des- sen vordere Kante den Radiärfasern zum Ansatze dient, daher das Weilere nur durchschimmert; e schaufelförmiges Ende des Grifles; f Sehnenring (annulus cartilagineus). In ihm die fibröse Platte des Trommellfells mit ihren beiden Faserschichten,, der radiären, welche allenthalben die äus- sere, und der ringfaserigen, welche, nach innen von der ersieren und dem Hammergriffe, nur oben, gg, nach vorn, nach Hinwegnahme des äus- seren Ueberzuges, also ganz oberflächlich zu liegen kommt. Schematischer Vertikalschnitt durch Hammer und Trom- melfell. MAE aeusserer Gehörgang; C T Trommelhöhle; OP Kno- chen des Schläfenbeins; a Epidermis und Cutis des äusseren Gehörgangs, aufs Trommelfell sich fortsetzend; 5 Periost; c—f Hammer; ce Kopf; d Hals; e kurzer Fortsatz; f Griff. 9 Radiärfaserschicht; A Ringfaser- schicht vor und hinter dem Hammer; iSehnenring; %k Schleimhaut der Paukenhöble, die Ringfaserschicht, den Hammer und das Aufhängeband desselben (ligamenlum suspensorium mallei ].) überziehend. Ansicht des linken Trommelfells von der Paukenhöhle aus, nach Hinwegnahme des Amboses. a Schuppe des Schlä- fenbeins; 5 Andeutung der Zellen des Warzenfortsatzes; c äussere Wand der knöchernen Tuba; d vordere Hällte; e hintere Hälfte des Trommel- fells; f—k Hammer; f Kopf; g Gelenkfläche für den Ambos: A Hals; i Griff (in der Zeichnung etwas zu stark gebogen); k Ansatz der Sehne des Musculus lensor tympani; I! hintere Tasche; m Chorda tympani; » vor- dere Tasche: o Glaserische Spalte; p Fortsetzung der Chorda tympani in Verbindung mit sämmtlichen durch die Glaserische Spalte tretenden Ge- bilden. be ‚die Kalkkörperchen der Trematoden ') und die Gattung Tetracotyle. Von Edonard Claparede aus Gent. Mit Tafel VII. ., Die Kalkkörperchen der Helminthen haben die Beobachter mehrfach chäftigt. Nachdem sie lange Zeit hindurch für Eier angesehen wor- waren, wurde ihr Kalkgehalt erkannt und heutzutage werden sie 1z allgemein als eine Kalkahlagerung in der Haut betrachtet. Siebold B ergleicht sie mit den Kalkkörperchen, die in der Haut der Holo- und in den weichen Theilen vieler Polypen gefunden werden. "ist es indessen seit ein paar Jahren bekannt, dass diese Körperchen, einigen Trematoden wenigstens, in einer gewissen Beziehung zum retionsapparat stehen. Diese Wahrnehmung wurde zuerst im April bei Diplostomum rachiaeum Henle aus dem Wirbeikanal der Frö- macht. Es fiel damals auf, dass von jedem ovalen Kalkkörper- Gefässchen abging. Bei genauerer Betrachtung ergab es sich, s Körperchen in einer ziemlich dicht anliegenden Kapsel einge- ist, deren Wandung in diejenige des Gefässchens übergeht. © solche Gefässchen vereinigen sich zu einem Ast, der mit einem Exeretionsgefässsy stems zusammenhängt (Fig. 3). — Der Excere- parat von Diplostomum rachiaeum ist so beschaffen, dass ein dün- en dicker werdender Stamm (vgl. Fig. 2) in der Mittellinie des 5 von hinten nach vorn verläuft. Am vorderen Ende des Thieres rechts und links durch ein Quergefäss mit den Seitenstämmen indung. Letztere laufen dem Rande ziemlich parallel herunter, egt der Gesellschaft der naturforschenden Freunde zu Berlin, in der Sitzung 49. Mai 4657. — Vgl. Vossische Zeitung, 28. Mai 1887. 7” 100 indem sie sich allmälig erweitern, und münden am hinteren Ende in die zweizipfelige contractile Blase. Von jedem dieser drei Hauptstämme gehen zahlreiche flimmernde Gefässchen ab; ausserdem hängen diese drei Stämme durch Querverbindungen mehrfach mit einander zusammen. Es kommt namentlich ein solches Quergeläss kurz vor dem Bauchnapf regelmässig vor. Bekanntlich hat Leydig') diesen Excretionsapparat für einen verzweigten Darm und umgekehrt den wirklichen Darm für einen gegabelten Excretionsapparat gehalten. Jedes Gefässchen endigt blind, indem es zu einer eiförmigen Blase anschwillt.. In letzterer steckt regelmässig ein Kalkkörperchen. Niemals aber hefinden sich die Körperchen in den Hauptstämmen oder im Ver- lauf der Nimmernden Gefässe. Mitunter kommen Individuen vor, die gar keine Kalkkörperchen enthalten, sei es, weil sich dieselben nicht gebil- det haben, oder weil sie ausgeleert worden sind. Bei diesen Individuen findet man aber trotzdem die eifürmigen Anschwellungen der Gefäss- endigungen. Als ich diese Beobachtung machte, hatte ich das Vergnügen, die Her- ren Joh. Müller, de la Valeite, Weinland und Lachmann von ihrer Rich- tigkeit zu überzeugen. Neuerdings gelang es mir ebenfalls, Herrn Prof. Virchow das Verhältniss der Kalkkörperchen zu dem Execretionsapparat deutlich zu machen. Dr. de la Valeile glaubt gefunden zu haben, dass kleine Zweigcheu von den die Körperchen einschliessenden Gefässanschwellungen abgehen. Ich konnte mich nicht davon überzeugen. Es ist beim Diplostomum rachiaeum so überaus leicht wahrzuneh- men, dass die Kalkkörperchen innerhalb des Excretionsapparates liegen, dass es auffallen muss, wenn dieses Verhältniss nicht früher erkannt wurde. Allein ich habe hierüber bei den verschiedenen Schriftstellern, selbst bei den Neuesten, Pagenstecher mitgerechnet, nichts finden können. Es lag nabe zu vermuthen, dass nicht allein Diplostomum rachiaeum, sondern auch ändere Trematoden ein ähnliches Verhältniss vom Gefäss- system zu den Kalkkörperchen zeigen würden. Es wurde natürlich zu- nächst an andere Diplostomenarten gedacht. Diplostomum volvens (Fig. 4) und clavatum aus der Linse und dem Glaskörper verschiedener Susswasserfische wurden in dieser Hinsicht untersucht und lieferten das erwarlete Resultat. Das Excretionsgefässsystem dieser beiden Thiere wurde von Nordmann?) genügend beschrieben. Es ist nur hinzuzufügen, dass hier auch die Gefässendigungen sich kuglig erweitern und ein Körperchen einschliessen (Fig. 5). Bei den drei untersuchten Diplosto— menarten eignet sich eine gewisse Körperslelle ganz ausserordentlich zur 4) Zeitschrift für wiss. Zoologie. 2) Mikrographische Beiträge zur Naturgesch. der wirbellosen Thiere. Berlin 1832. p- 37 u. ff. 101 "Erkenntnis dieses Verhältnisses. Es ist dies die hinter dem hintersten ugnapf gelegene Gegend. Die Kalkkörperchen sind hier nur spärlich treten, und das Zusammenhängen der Gefässe mit den die Kalkkör- hen einschliessenden Höhlen fällt, sobald das Thier etwas ruhig wird, ins Auge. Die Kalkkörperchen der Diplostomen sind also mit denjenigen, die np den Hauptstämmen des Excretionsapparates bei vielen Cercarien und wissen Distomen vorkommen, vollkommen vergleichbar. Jch kann nach Moulinie’) nicht beistimmen, wenn er beiderlei Körperchen nander halten will. Nach seiner Ansicht sollen die Körperchen, die, ie er meint, nicht im Gefässsystem, sondern im Parenchym des Thieres vor ommen, das erste Stadium eines Verkalkungsprozesses andeuten. s würde sich also hier nur um ein pathologisches Produkt handeln, vährend ich keinen Grund finde, um diese Körperchen nicht für normal zusehen, Als ich vor kurzer Zeit Dr. Guido Wagener meine Beobachtungen sichtlich der Kalkkörperchen der Diplostomen mittheilte, sagte mir tselbe, er habe selbst dieses Verhalten des Excretionsapparates zu den alkkörperchen längst erkannt, aber nicht bekannt gemacht, und er legte darauf bezügliche Zeichnungen vor. Zugleich munterte er mich auf, Species darauf zu untersuchen. Es wurde zuerst an die unreilen stomenformen gedacht, da die Diplostomen selbst offenbar nichts es als Holostomenlarven sind. Steenstrup?) hatte schon die Ver- schaft der Holostomen und Diplostomen erkannt, und stellte die t auf, dass Diplostomum clavatum, Holostomum cuticola und Di- num volvens eine und dieselbe Species seien. Die beiden ersten unreife Stadien, das letztere das reife Thier sein. Diese Verei- erscheint um so weniger gerechtfertigt, als Diplostomum vol- is eine eben so unreife Form ist als Diplostomum clavatum: Indessen ht es unzweifelhaft, dass die reifen Formen dieser verschiedenen e der Gattung Holostomum angehören müssen. — Mehrere unreife lomen zeichnen sich bekanntlich durch ein Netz von in der Haut elmässig eingestreuten Kalkkörperchen aus, so z. B. Holostomun cola. Da letzteres nicht sogleich zu Gebote stand, so wandte ich mich stzu Trematodencysten aus dem Peritoneum des Kaulbarsches (Acerina ‚ auf welche Dr. @. Wagener mich aufmerksam machte. Die Cy- aren oval, etwa 0,50—0,60”" jang und leicht zerreissbar. Das n enthaltene Thier zeigte zwar in mancher Hinsicht eine unläugbare herung zum Typus der Holostomen , wich jedoch in mancher Bezie- £ "yon demselben bedeutend ab. Die Rückenseite des Thieres bildete . 4) De la reproduction chez les Tr6matodes endo-parasites. Genöve 1816, p. 223. m Forplantning og Udvikling gjennem vexlende Generationsraekker. Kjöben- havn 4842, p. 58, 102 nach hinten einen sackartigen mit dem Porus exeretorius versehenen Vor- sprung gerade wie bei den Diplostomen und Holostomen. Die Bauch- seite trug die drei gewohnten Saugnäpfe und krümmte sich selbst in ihrer ganzen Ausdehnung zu einem grossen Napfe zusammen. Rechts und links vom Mundnapfe jedoch befand sich am Körperrande wie ein streifi- ges dickes Polster, worin sich mitunter eine napfartige Vertiefung erken- nen liess. Es waren diese Polster wirkliche und zwar gewaltige Saug- näpfe, welche das Thier sehr bald mit Lebhaftigkeit aus- und einstülpte (Fig. 7). Das streifige Ansehen der beiden Polster rührt von Fasern her, olne Zweifel Muskelfasern, durch welche die Bewegungen des Saugnapfes vermittelt werden. Diese Saugnäpfe zeichnen sich durch ihre äusserste Beweglichkeit aus. Sie krümmen und winden sich vielfältig und können plötzlich bis zum vollkommenen Verschwinden eingezogen werden, Die innere Fläche der Saugnäpfe, die sich beim Ausstülpea nach aussen wul- stet, ist mit zahlreichen kleinen Wärzchen besetzt (Fig. 7). — Der Mund- napf ist stark muskulös und die Körperhaut bildet um denselben einen zierlich gezackten Kragen. Der eigentliche Bauchnapf ist sehr'gross und dessen Rand regelmässig gelappt. Hinter demselben endlich befindet sich die breite napfartige Oeflnung, die auch bei den Holostomen vor- kommt, und ohne Zweifel dem künftigen Geschlechtsapparat angehört. Auf der äusseren Haut sind kleine, etwa 0,003 bis 0,004 "" lange Stachel- chen zerstreut (Fig. 6).— Der Excretionsapparat besteht aus zwei Haupt- stämmen, die an den Seiten des Körpers herunterlaufen und in eine dop- pelte contractile Blase münden, die an diejenige von Diplostomum volvens lebhaft erinnert. Diese Seitenstämme sind ungemein breit, so dass die inneren Organe von der Leibeswandung durch einen weiten Zwischen- raum getrennt sind. Es gehen jedoch zahlreiche Stränge (vgl. Fig. 6) von der Leibeswandung zu den inneren Organen, wodurch letztere fixirt wer- den. Dadurch erscheinen heim ersten Anblick die Seitenstämme des Ex- eretionsapparates wie gekammert, Sie sind nämlich mit, feinen Kalk- iheilchen erfüllt, die beständig hin und her laufen; da dieselben aber durch die scheinbaren Kammerwan@@ögen in ihrem Laufe keineswegs behindert werden, so erhellt daraus, dass diese keine wirklichen Wan- dungen , sondern blosse Stränge sind. Von den Seitenstämmen des Ex- cretionsapparales gehen Aeste ab, die im vorderen Theile und den Sei- tentheilen des Körpers ein Netz bilden. In diesen Aesten stecken die Kalkkörperchen, die nicht selten bis in die Hauptstämme hineingetrieben werden. Es konnte kein Flimmern der Gefässe wahrgenommen werden. Jedenfalls steht es fest, dass die Kalkconeremente hier auch im Excre- tionsapparate steeken und dieses Verhältniss wird wohl bei den Holo- stomen mit netzartiger Vertheilung der Kalkkörperchen, wie z. B. bei Holostomum cuticola durchgängig dasselbe sein. — Die Kalkkörperchen sind sehr mannigfach gestaltet (Fig. 8): die einen sehen ganz homogen aus, andere zeigen einen deutlich concentrischen Bau, andere endlich 103 bestehen eigentlich aus mehreren Körperchen, die durch eine sie gemein- sehaftlich umhüllende Kalkschicht vereinigt sind. Mitunter werden in Bien Seitenstämmen zellenartige Gebilde angetroffen, welche Kalkkörper- hen und feine Kalktheilchen einschliessen (Fig. 8a). Was die systematische Stellung dieses Schmarotzers aus dem Bauch- feli des Kaulbarsches anbelangt, so ist die grosse Aehnlichkeit desselben ‚dem Thiere, welches von Steenstrup!) Distoma tardum und von Fi- ip; ;?) Tetracotyle genannt wurde, nicht zu ger Die Tetracotylo den angetroffen. Daher ist es gekommen, dass Shen dieselbe in Entwicklungscyclus der Cercaria armata hineinbringen wollte, und Filippi in ihr ein Thier wollte gefunden haben, welches zum Be- "habe, neue Redien der Cercaria echinatoides zu erzeugen. Moulinie?) hat Filippi mit Recht widerlegt und die Tetracotyle für einen Schmarotzer Fische, und zwar im Barsche von Moulinie gefunden, der unentschieden isst, ob es dieselbe Art ist wie diejenige der Schnecken. Es erscheint brscheinlich, dass alle diese Tetracotylen von einander verschieden d, und dass noch andere dieser Gruppe angehörende Arten werden gefunden werden. Die Tetracotylen aus dem Barsch und dem Kaul- ch besitzen ein Kalkkörperchennetz, während kein solches bei den- en, die in Schnecken gefunden werden, vorkommt. Die Exemplare, e von Moulinie in Paludinen angetroffen wurden, besassen noch Spur von Darımkanal; Filippi aber fand, ebenfalls in Paludinen, dividuen mit einem dendritischen Darme. Dagegen haben die Tetra- tylen aus Perca fluviatilis nach Moulinie's und aus Acerina cernua nach nen Beobachtungen einen einfach gegabelten Darm. Die Tetracotylen wohl aus dem Barsche wie aus dem Kaulbarsche Beben keinen Schlund- J ulinies Zeichnung an — viel näher dem ee als bei a letzteren ein. Das Lagerungsverbältniss der Saugnäpfe scheint aus- m bei den verschiedenen Tetracotylen ein verschiedenes zu sein und jlacheln wurden bis jetzt nur bei deu Schmarotzern des Kaul- worden ist, Letzterer a eahbnt dagegen dieselbe bei 1 rt - aus dem Barsche. Es ist indessen wahrscheinlich, dass diese Oefl- ng auch bei den ersten Tetracotylen vorkommt und von den Beobach- bersehen wurde. #) Loc. cit. p. 48. 2 Me6moire pour servir A l’histoire gendtique des Trematodes. — Mem, de l’Acad, de Turin. Serie II, t. XV. 3) Loc. cit. p. 9% und 224 u. ff. 104 Gleichwie die Tetracotylen aus den Schnecken und aus dem Barsche, umhüllt sich die Tetracotyle des Kaulbarsches mit einer gallertartigen, der eigentlichen Haut dicht anliegenden Substanz. Die Tetracotylen bilden also wie die Diplostomen eine Abtheilung von unreifen Trematoden und es erscheint höchst wahrscheinlich, dass die entsprechenden reifen Formen unter den Holostomen zu suchen sind. Dr. G. Wagener lenkte meine Aufmerksamkeit auf die Thatsache, dass die meisten Holostomen mit zwei ohrförmigen, polsterartig verdickten und oft eigenthümlich gestreiften Lappen versehen sind, deren Lage- rungsverhältnisse dieselben sind, wie diejenigen der seitlichen Saug- näpfe bei den Tetracotylen. Ob diese polsterartigen Verdickungen wirk- liche, ausstülpbare Saugnäpfe darstellen, wurde bis jetzt nicht erkannt. In vielen Fällen scheint es durchaus nicht der Fall zu sein und man müsste dann annehmen, dass die Saugnäpfe der Larve ihre Funktion beim ausgebildeten Thiere einbüssen und zu einem dicken Polster er- härten. Die oben dargestellten Facta lassen mit Recht vermuthen, dass auch bei den Cestoden ein Zusammenhang zwischen Kalkkörperchen und Ex- eretionssysteme gefunden werden wird. Vergebens habe ich Echinocoe- cen in dieser Beziehung untersucht. Oft sah ich, wie ein Kalkkörper- chen einem flimmernden Gefäss die Bahn absperrte, aber ohne jemals mit Bestimmtheit entscheiden zu können, ob das Körperchen auf oder in einer Erweiterung desselben lag. Bei Triaenophorus nodulosus glaubte ich mehrmals den Zusammenhang der Gefässchen mit den Kalkkörper- chen mit grösserer Sicherheit zu erkennen, jedoch möchte ich ihn nicht verbürgen. Vom chemischen Standpunkte aus sind die sog. Kalkkörperchen der Trematoden und Cestoden bis jetzt sehr ungenügend untersucht worden. Huxley‘) hat behauptet, dass sie ursprünglich bei Echinococcus veteri- norum aus einer eiweissartigen Substanz bestehen, dass sie aber später verkalken können, eine Angabe, die von Zeuckari*) bestritten wird. Ich möchte Huxley’s Behauptung nicht geradezu verwerfen, denn die chemi- sche Zusammensetzung der fraglichen Körperchen ist je nach den Specjes verschieden und es ist leicht möglich, dass sie bei einer und derselben Species je nach den Umständen variiren könne. Die organische Sub- stanz, welche der anorganischen als Träger dient, ist jedenfalls meist stark vertreten. Bei Einwirkung von kaustischem Kali auf die Kalkkör- perchen von Diplostomum rachiaeum, volvens und clavatum glaubt man beim ersten Anblick ein Auflösen der Körperchen wahrzunehmen. Diese Erscheinung besteht aber in einem einfachen Durchsichtigwerden, welches 4) Annals and Magazin of Natural History. 2. Ser. XIV. 2) Die Blasenbandwürmer. Giessen 1856. 105 erchen nehmen an Lichtbrechungsvermögen bedeutend ab, bleiben aber ach da wie zuvor. Dieses beruht offenbar auf einer Auflösung des nischen Trägers durch das Kali. Die incrustirende Substanz ist bei gewissen Thieren regelmässig koblensaurer Kalk, so z. B. bei Diplosto- um rachiaeum , Echinococcus veterinorum, Triaenophorus nodulosus, incerustirende Substanz phosphorsaurer Kalk ist. _ Die concentrisch bauten Körperchen aus Distoma nodulosum lösen sich in Säuren ohne , so dass man kaum in ibnen phosphorsauren Kalk vermuthen dürfte, i denn, dass das Aufquellen die organische Basis allein betrifft. örperchen sich bei Taenia solium, denticulata, Bothriocephalus latus, tus und clayiceps ohne Aufbrausen in Säuren auflösen. — Man ematoden und Cestoden erforscht ist. Es ist ein Gegenstand, der erth wäre, dass die Aufmerksamkeit der Forscher sich darauf chen ein helleres Licht auf die Funktion des Excretionsapparates dürfte. n Erklärung der Abbildungen. 1. Diplostomum rachiaeum aus dem Wirbelkanal des Frosches, mit _ den Kalkkörperchen in der Haut. Excretionsgefässsystem desselben Thieres. _ Die in den Gefässendigungen steckenden Kalkkörperchen, von demselben. Diplostomum volvens mit seinen sog. Kalkkörperchen, aus dem Glaskörper von Cyprinus rutilus. 5. Die in den Gefässendigungen liegenden Körperchen, von demselben. 2 Tetracotyle aus Cysten des Bauchfelles vom Kaulbarsch. _ -Vorderer Theil desselben Thieres, stark vergrössert. . Kalkkörperchen von demselben; a zellenartiges Gebilde mit darin enthal- tenen Kalktheilchen. shiv für phys. Heilkunde. X. p. 333. Ueber Eibildung und Befruchtung bei den Nematoden.: Vorläufige Mittheilung von Edouard Claparede aus Genf, Der Streit zwischen Nelson, Bischoff und Meissner über die Bildung der Eier und die Befruchtung bei Ascaris mystax hat bis jetzt keine be- friedigende Lösung erhalten. Keiner von diesen drei Beobachtern hat irgend was von seinen früheren Angaben ‘zurückgenommen und jeder scheint vielmehr noch entschieden zu behaupten, das Recht sei auf sei- ner Seite. Bedauernswerth ist es, dass der Kampf nicht immer inner- halb der wissenschaftlichen Schranken blieb und dass zu oft der Leiden- schaft freies Spiel gegeben wurde. Dadurch sind gewiss Irrthümer ent- standen, die ohnedies niemals entstanden wären. Neuerdings wurde über den fraglichen Gegenstand eine Mitthei- lung?) von Allan Thompson bekannt gemacht, worin der Verfasser die streitigen Punkte ruhig ins Auge fasst und mit grosser Genauigkeit erläu- tert. Wir halten diese Schrift für das Beste, was über die Befruchtung von Ascaris mystax erschienen ist. Thompson, ein Freund von Nelson, hat sich in der Diskussion so unparteiisch wie möglich verhalten, dennoch möchte eine Bestätigung seiner Angaben von Seiten eines anderen, eben- falls unparteiischen Beobachters nicht unerwünscht erscheinen, um so mehr als Thompson Schneider's Beobachtungen über die Bewegungen der Spermatozoen bei den Nematoden nicht gekannt, und also nicht berück- sichtigt hat. Wenn nun diese Beobachtungen verallgemeinert werden, | und wenn man annimmt, dass die amoebenartigen Bewegungen den Zoo- spermien aller Nematoden zukommen, dann könnte es unwahrscheinlich erscheinen, dass die fingerhutförmigen Körperchen, die von Nelson, Meiss- — 4) Zeitschrift f, wiss. Zoologie. Bd. VIII. Heft 3. 107 ner und Thompson für die Samenkörperchen der Ascaris mystax erklärt wurden, die wahren Zoospermien sind. Diese Körperchen haben näm- ich eine so constante Form, dass man sich nicht wohl vorstellen kann, vie sie sich amoebenartig bewegen sollten, wenn nicht das Ausstrecken nd Einziehen von Fortsätzen sich auf das flockige Ende des Körperchens beschränkt. Fr 4. Histologie der Geschlechtsröhre. _ Es ist vor allen Dingen nöthig, die in der Geschlechtsröhre der Ne- N: atoden vorkommenden Gewebe genauer zu studiren, um die Frage ent- scheiden zu können, ob Epithelialgebilde vorkommen, die mit Bischo/]’s ithelialkegelchen übereinstimmen oder nicht. Bei den Weibchen besteht die Geschlechtsröhre aus einer wenigstens jeinbar vollkommen strukturlosen Membran. Dass das blinde Ende lben aus einer Reihe von mit einander verschmolzenen Zellen be- wie Kölliker') es dargestellt hat, ist gewiss ein Irrthum, dessen rund Reichert”) mit Recht in Diffusionserscheinungen suchte. -. Das lin ıde Ende ist nicht selten bedeutend verdickt. Eine solche Verdickung mmt fast beständig bei Cueullanus elegans, bei einer unbestimmten aus dem Dünndarm von Triton taeniatus u. s. w. vor. Mitunter iben wir das hintere Ende des Keimstockes auch bei Asc. mystax ganz deutend verdickt gefunden. Diese strukturlose Tunica propria wird auf der nach dem Lumen gekehrien Fläche mit einem Epithelium bekleidet, wie Lieberkühn, meider und Meissner es schon bei verschiedenen Nematoden angege- haben. Bei den meisten Species ist dieses Epithel in der Vagina und m Uterus sehr deutlich ; im Eileiter und Dotterstock ist dessen Wahr- ımung schwieriger. Im oberen Theile des Dotterstockes und im Keim- haben wir bei keinem einzigen Nematoden einen Epithelialüberzug en können. Lieberkühn, der die Verbreitung des Epitheliums bei urm aus dem Proventriculus von Fulica atra und Anas boschas ica genauer beschrieb®), hat auch niemals dasselbe bis zum ober- P: eile der Geschlechtsröhre verfolgen können. „Bei einer Ascarisart haben wir eine Epithelform angetroffen, die rsten ‚Anblick Bischo/f, in seinem Streite mit Nelson und Meissner, "Wort zu reden schien. Es ist dies die Ascaris suilla aus dem Darııe 5. hweines. Bei dieser Ascaris sind sowohl die Uteri wie die Eileiter ‚grossen 0,10 bis 0,18”” breiten Epithelzellen ausgekleidet, deren de ın einem 0,018 bis 0 ‚027 ”® langen Zapfen versehen ist, der in das .- 9 Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Samenkörperchen bei den Nematoden. Müller’s Archiv. 4847. 8) Beiträge zur Anatomie der Nematoden. Müller's Archiv 1855. 108 Lumen des Schlauches hineinragt. Die Breite der Zapfen ist der Länge derselben etwa gleich. Es ist nicht zu läugnen, dass eine ziemlich grosse Aebnlichkeit zwischen diesen Zapfen und Bischoff’s Epithelialkegelchen besteht, nur dass erstere bedeutend grösser sind. Indess ist die Ascaris des Schweines auch bedeutend grösser als diejenige der Katze. Zapfen und Kegelchen weichen jedoch in mancher Hinsicht von einander ab. Diese sollen der Wand der Geschlechtsröbre nur sehr lose anhaften, jene dagegen sitzen auf der Epithelzelle fest, sie werden von einer Verlänge- rung der Zellmembran gebildet und lassen sich durchaus nicht ab- streifen. Die meisten Bischo/f’schen Epithelialkegelchen werden in der Tuba von Ascaris mystax, angeblich der Zartheit der ursprünglichen Verbindung wegen, frei gefunden. Es gelang uns aber nicht, die Zapfen der Ascaris suilla von ihrer Grundlage zu trennen. Endlich ist ein Um- stand zu erwähnen, der genügend beweist, dass Zapfen und Kegelchen mit einander nichts zu schaffen haben. Bei gewissen weiblichen Indivi- duen von Ascaris suilla nämlich — und zwar, wie wir später sehen werden, bei den unbefruchteten Individuen — kommen nicht nur die Zapfen der Epithelzellen, sondern auch Bischo/f’s Epithelialkegelchen vor. Diese sind bedeutend kleiner als jene, und es war nicht möglich, eine Beziehung derselben zu dem Epithel zu erkennen. r Meissner hat schon bei Ascaris megalocephala ein zottiges Epithel erwähnt, welches dem eben beschriebenen Epithelialüberzug von Asc. suilla wahrscheinlich sehr ähnlich ist. Bei Ascaris mystax bietet das Epithelium nichts Aehnliches dar; es ist vielmehr dasselbe vollkommen glatt, und Nelson') hat es sehr genau beschrieben und abgebildet. Ebenso wenig wie Nelson, Meissner und Thompson haben wir uns trotz der entgegengesetzten Angabe von Bischoff und Leuckart überzeugen können, dass die sog. Epithelialkegelchen der Wand jemals aufsitzen. Die äussere Fläche der Tunica propria wird im unteren Theile der Geschlechtsröhre von einer contractilen Schicht bekleidet. -Diese Schicht besteht bei vielen Species (Ascaris suilla, A. mystax, Oxyuris vermicu- laris etc.) aus leicht nachweisbaren Muskelfasern. Bei anderen Arten erscheint sie vollkommen strukturlos oder einfach körnig, wie Meissner es schon bei Gelegenheit des Uterus von Mermis nigrescens und verschie- dener Gordiusarten bemerkte. Mitunter jedoch, wie z. B. bei Cucullanus elegans kann man eine unbestimmte Anordnung der Körnchen in Quer- reihen erkennen, woraus man sehr leicht auf die Vermuthung geführt werden dürfte, dass diese Körnchenreihen schwer sichtbaren Muskel- fasern entsprechen. Es war jedoch nicht möglich, diese vermuthlichen Muskelfasern durch Reagentien nachzuweisen. 4) The reproduction of ihe Ascarismystax, Philosophical Transactions Part. II. 1855. Ze ee nl ED er ehe 109 Endlich hätten wir die körnigen Längsfalten des Dotterstockes von aris mystax zu erwähnen, die auch bei Ascaris suilla vorkommen. jedoch Nelson diese Falten mit der Dotterbildung hat in Zusammen- g bringen wollen, so wollen wir denselben unsere Aufmerksamkeit men, wenn wir auf die Bildung des Dotters zu sprechen kommen Die männliche Geschlechtsröhre ist histologisch ganz gleich beschaf- wie die weibliche. Nur fallen die Zapfen der Epithelzellen bei der nnlichen Ascaris suilla weg. Bei einer Ascaris aus dem Darme von ı vulgaris, die wir für Asc. mucronata halten, besteht die Muskel- cht aus spindelförmigen Zellen, welche an die glatten Muskelzellen er höheren Tbiere erinnern. Jede Zelle ist mit einem bis 0,046" gros- n, mehrere Kernkörperchen enthaltenden Nucleus versehen. — Der der männlichen Geschlechtsröhre von Ascaris suilla, der dem Dot- cke der weiblichen entspricht, ist wie letzterer mit körnigen Längs- lten versehen, Wir wollen noch erwähnen, dass drei bis vier grosse eilörmige Zel- a an der Basis der Spicula gewisser Nematoden vorkommen. Ihre Be- ütung ist noch vollkommen räthselhaft. Vielleicht müssen sie als ein- Drüsen betrachtet werden. Solche Zellen werden z. B. bei Ascaris gefunden, wo sie selbst eine Länge von 0,23”” erreichen. Bei caris mucronäta sind sie gegen 0,18”" lang, aber. schmal. - Nach einer mündlichen Mittheilung von Dr. Guido Wagener hat der- e ähnliche Gebilde bei verschiedenen Nematoden ebenfalls wahrge- m men. 2. Bildung der Eier. Man kann die Nematoden bezüglich der Eibildung in zwei Abthei- gen bringen. Die eine umfasst diejenigen Arten, deren Eier im Dot- tock um eine centrale Rhachis angeordnet sind, die andere wird von gen Species gebildet, die keine Rhachis haben. Man kann im All- behaupten, dass alle Nematoden, deren Dotterstock mehrere ‚demselben Querschnitt zeigt, der ersten Categorie, während die- ‚ bei denen jeder Querschritt ein einziges Ei trifft, der zweiten en. Wir werden uns namentlich mit den Species der ersten Ab- ng beschäftigen. Hier finden wir wieder die zugleich berühmte jerüchtigte Ascaris mystax und neben derselben die Ascaris suilla. ‚wollen lieber letztere zum Gegenstand unserer Untersuchung wäh- , da sie sich dazu besser eignet als die erstere. Die Rhachis ist näm- | bei jener viel dicker als bei dieser, und schimmert als eine dunkle » in der Achse des Dotterstockes durch die Wandungen des Organes 110 So wenig wie Bischo/f und Thompson haben wir Meissner's weibliche Keimzellen wieder finden können. Der Keimstock ist voll blasiger Ele- mente, die später die Keimbläschen der sich bildenden Eier werden. Aber Bilder, die für Meissner’s Änsicht irgendwie hätten sprechen kön- nen, wurden niemals bemerkt. Wie die Keimbläschen zuerst entstehen, liess sich zwar nicht ermitteln. Wir halten es nur für wahrscheinlieb, . dass sie sich durch Theilung vermehren. Nelson’s Angabe glauben wir widersprechen zu müssen, wonach die Keimflecke zuerst entstehen, welche sich erst später mit einer Membran umgeben, um die Keimbläs- chen zu bilden. Indem die Keimbläschen in der Geschlechtsröhre herabsteigen, um- geben sie sich mit einer körnigen Substanz, dem ersten Dotterrudiment. Da, wo diese Ablagerung zuerst stattfindet, fängt eigentlich der Dotter-— stock an. Es besteht aber keine rechte Grenze zwischen Keim- und Dotterstock. Schon im sog. Keimstock sind die Keimbläschen durch eine zähe, durchsichtige Substanz mit einander verbunden, die nichts anderes ist als der erste Anfang der Dotterablagerung. Allmälig erscheinen inner- halb dieser zäben Grundsubstanz kleine Körnchen, die ersten Dotterkörn- chen, welche bald so überaus zahlreich werden, dass es nieht mehr mög- lich ist, die Keimbläschen zu erkennen. Der Inhalt der Eierstocksröhre erscheint dann einförmig granulös. Wenn die Röhre durchschnitten wird, quillt dieser Inhalt als eine zusammenhängende Masse heraus. Wenn man nun ein etwas weiter nach unten gelegenes Stück der Eierstocks- röhre betrachtet, so findet man grössere in der Axe des Organes ange- ordnete Körnchen. Es ist der erste Anfang der Rhachis, die allmälig breiter und dunkler wird, während die Peripherie der Inhaltsmasse ma- melonirt erscheint. Beim Zerreissen der Geschlechtsröhre mittelst Nadeln merkt man nun, dass diese Inhaltsmasse aus pyramidenförmigen Eiern besteht, deren Spitze der Rhachis anhaftet, und deren Basis jedes Mal eine halbkugelförmige Erhabenheit an der Peripherie bildet. Es frägt sich jetzt, ob diese Rhachis eine wirkliche, oder nur eine scheinbare ist, wie Meissner es behauptet, — Die Rhachis ist eine wirkliche: darüber kann kein Zweifel obwalten. Bei Ascaris suilla, wo die Rhachis sehr dick ist, gelingt es leicht, vermittelst Nadeln die meisten Eier von der Rhachis abzustreifen und lange Stücke derselben frei zu bekommen. Man kann sich dann überzeugen, dass die Rhachis eine wirklich zusam- menhängende Säule bildet, und dass sie nicht aus einer Reihe von Keim- | zellen besteht. Bei Ascaris mystax, wo die Rhachis weit dünner ist, ge- lingt freilich diese Präparation nicht so leicht; doch sind auch hier die Verhältnisse genau dieselben, Sowohl bei Ascaris mystax, wie bei Asca- ris suilla, aber namentlich bei letzterer, ist.es leicht, die Sternförmigen Eiergruppen zu bekommen, die Meissner abgebildet und für Keimzellen mit den daran hängenden Eiern erklärt hai. Es sind aber blosse Kunst- producte, die man durch Abreissen kleiner Stücke der Rhachis nach # 111 ieben darstellen kann. — Es ist sehr auffallend, dass Meissner, ob- h er diese Verhältnisse bei Strongylus armatus sehr genau erkannte, ne durchaus falsche Theorie dennoch aufrecht hielt, Bischoff und Meissner haben darüber wacker gestritten, ob die Eier erhalb des Dotterstockes mit einer Dotlerhaut versehen sind oder ht. Es ist-aber unserer Ansicht nach ein Streit um des Kaisers Bart, "schon viel zu viel Worte gekostet hat, der aber so weit gediehen ist, s er ihrer noch mehr kosten wird. — Es wäre wünschenswerth ge- sen, dass die Kämpen, bevor sie sich zum Kampfe rüsteten, sich klar acht hätten, was sie unter Membran verstehen, Es ist das ein danke, der sich unwillkürlich aufdrängt, wenn man Thompson’s Auf- 2 liest. Dieser Forscher läugnet nämlich?) die Existenz der Membran, il die Oberfläche der Eier gerade wie diejenige eines Proteus (Amoeba) ssieht. Dadurch wird aber die Schwierigkeit keinesweges gehoben, ın keine Frage ist heutzutage so ußentschieden, als die der An- oder vesenheit einer umhüllenden Membran bei den Amoeben. Noch vor ‚Zeit hat Auerbach?) Gründe für die Anwesenheit derselben vor- ht. Gesetzt also Auerbach’s Ansicht sei die richtige, so würde mpson’s Bemerkung Nelson nicht mehr zum Schutz gereichen, sondern Bine Membran ist eine dünne Schicht einer Substanz , deren chemi- der physikalische Eigenschaften (Zähigkeit, Festigkeit, Dichtigkeit v.) von jenen der ihr auf beiden Seiten angrenzenden Medien sich Pf unterscheiden. Die Peripherie einer Amoebe wird obne Zweifel b eine diehtere Sebicht gebildet als das übrige Körperparenchym. ° es erscheint nicht unwahrscheinlich, dass das Parenchym stufen- > von innen nach aussen an Dichtigkeit zunimmt, und dass die äus- ' diehtere Schicht gegen das innere weniger feste Parenchym sich grenzt. In diesem Falle ist keine eigentliche Membran vorhan- an kann nur von einer diehteren Schicht oder Region reden. Bose Pasbalmsge bei den ‚Pllanzen schon berücksichtigt ups Eier von Ascaris mystax und Ase. suilla verhalten sich unseres itens in dieser Beziehung gerade wie die Amoeben. Es sind im " zweierlei Dinge, zuerst die Dotterkörnchen und dann eine durch- ige, farblose, bindende Zwischensubstanz zu unterscheiden. Die isere Schicht der Eier wird nur von letzterer gebildet; es sind in ihr Pat us keine Dotterkörnchen enthalten. Aus dieser Schicht hat Meiss- ©. li. p. 488. die Binzelligkeit der Amoeben. Zeitschrift für wiss, Zool. Tier Bd. 4. Heft. 112 ner seine Dotterhaut gemacht. Es ist aber wie gesagt keine Haut, son- dern nur die nach aussen allmälig dichter werdende Zwischensubstanz. Gerade deshalb, weil diese Zwischensubstanz in der Peripherie dichter ist, dringen nicht die Dotterkörnchen bis in die äussere Schicht hinein. Alle Beobachter kommen darin überein, dass die Eier im unteren Theile der Tuba mit einer Haut umgeben sind. Diese Haut kommt da- durch zu Stande, dass die äussere, körnerlose Dotterschicht sich gegen das Innere des Eies scharf abgrenzt. Wo aber die Diferenzirung anfängt, das ist schwer zu sagen. Deswegen kann Bischo/f einigermaassen mit Recht behaupten, dass die Eier im Doiterstock von keiner Membran um- geben sind, da die Membran vom Dotter noch nicht nachweisbar diffe- renzirt ist. Auf der anderen Seite bat Meissner nicht geradezu Unrecht, wenn er die Anwesenheit der Membran vertheidigt, da dieselbe doch schon im Werden ist. Wenn Meissner die Dotterkörnchen in seinen vermeintlichen Keim- zellen gebildet werden lässt, so wollen dagegen Nelson und Bischo/f die Bildungsstätte dieser Körnchen in den körnigen longitudinalen Vor- sprüngen des Dotterstockes finden. Thompson, der eine Ablagerung der Dottersubstanz von aussen annimmt, handelt vorsichtiger, indem er sich nicht zutraut, über den Ort der Bildung der Dotterkörnchen irgendwie zu entscheiden. — Wir glauben nicht, dass die Dotterkörnchen von den longitudinalen Vorsprüngen gebildet werden können, weil freie Dotter- körnchen zwischen der Wand der Geschlechtsröhre und der Eiersäule niemals vorkommen. Ausserdem müssten die Körnchen zuerst in die äussere körnerlose Dotterschicht eindringen, wenn die Ablagerung von aussen her statt fände, während man nichts dergleichen beobachtet. Dass im oberen Theile der Geschlechtsröhre die Körnchen überall um die Keimbläschen herum gebildet werden, ist nicht zu bezweifeln, aber so- bald die Rhachis auftritt, glauben wir dieselbe für die Bildungsstätte der Dotterkörnchen in Anspruch nehmen zu müssen. Sie ist verhältnissmäs- sig (bei Ascaris suilla) sehr breit und dieht mit Dotterkörnchen erfüllt, viel dichter sogar als die Eier selbst. Im unteren Theile des Dotterstockes, da wo die Eier sich abschnüren, verschwindet die Rhachis. Was ist dann aus ihrem Inhalte geworden? Es ist derselbe in die entsprechen- den Eier übergegangen und wir glauben, dass jedes neue Dotterkörnchen, welches in einem Ei erscheint, aus der Rhachis herübergekommen ist. Diese Ansicht weicht von derjenigen Meissner’s nicht bedeutend ab. In beiden Fällen entstehen die Dotterkörnchen in der Rhachis, nur ist diese Rhachis das eine Mal eine wirkliche, und das andere Mal eine scheinbare. Die Frage der Micropyle bei den Ascarideneiern ist eine sehr wich- tige, da Meissner’s Befruchtungstheorie gänzlich davon abhängt. Eine Micropyle, wie sie Meissner beschreibt, das heisst ein Loch in einer Mem- bran existirt freilich nicht, da wir keine wirkliche Membran zu erkennen vermochten. Dadurch wird zwar Meissner's Theorie noch nicht gefährdet, i 113 da ein Riss in der äusseren, dichteren Dotterschicht die Verrichtung einer n Micropyle sehr wohl übernehmen könnte. Aber selbst in diesem inkten Sinne können wir die Micropyle nicht gelten lassen. Das chnürt sich allmälig von der Rhachis ab, so dass die Brücke zwischen en stufenweise dünner und endlich gleich Null wird. Es bleibt dann Riss in der äusseren Schicht zurück, sondern die Stelle der angeb- ichen Micropyle wird von dieser Schicht wie das übrige Ei überkleidet, ‚Die Veränderungen, welche das Ei im unteren Theile des Eileiters det, ‚werden wir weiter unten zugleich mit der Befruchtung be- hen.' Unter den Nematoden, in deren Dotterstock eine Rhachis zu finden ist, wollen wir bier noch den Cucullanus elegans erwähnen. Siebold h t schon in seiner vergleichenden Anatomie diesen Wurm unter denen die eine Rhachis im Dotterstocke haben, theilt aber nichts Näheres »r mit. Es musste deshalb befremden, dass die beiden Schrift- die sich mit den Eiern des Cueullanus elegans umständlich befasst haben, Kölliker‘) nämlich und Gabriel?), mit keinem Worte eine Rhachis wähnen. Das blinde Ende der Eierstocksröhre ist bei Cueullanus mit hellen en, den Keimbläschen mit ihren Keiindecken erfüllt. Zwischen Bläschen befindet sich schon da eine durchsichtige Substanz, wo- h selbe umhüllt werden. Es ist der erste Anfang der Dotterbildung schon kann man bei einiger Aufmerksamkeit zarte Linien unterschei- welche die Eichen begrenzen. Eine Unterscheidung von Keim- und terstock ist also hier praktisch vollkommen unmöglich. Dass die Jläschen in der oberen Hälfte des Eierstockes der Keimflecke er- In, wie Gabriel es behauptet, ist jedenfalls i irrig. Dieser Forscher gar Bagge des Irrihums bezüchtigt, weil er die Keimflecke im oek von Strongylus aurieularis und Asearis acuminata wollte beob- haben. Indessen kann sich ein Jeder von der Richtigkeit von s Angabe leicht überzeugen. — Andererseits haben wir eben so die Beobachtung KAülliker’s bestätigen können, der die Keimflecke n Keimbläschen selbst entstehen lässt. Indem die Eier in der Geschlechtsröhre herabrücken,, nehmen sie ch, dass der farblose, durchsichtige Dotter sich rasch bildet, sehnell urchmesser zu. Sie bilden dann eine zusammenhängende Masse. man von dieser Masse ein Ei abreisst, so erkennt man an demsel- Bein. birnförmige Gestalt und einen kurzen dünnen Stiel. Bei vor- Behandlung der Eiermasse mit Nadeln oder durch sanftes Drük- n vermivl des Deckglüschens gelingt es niehi selten, die Eier aus ander zu bringen, so dass man erkennen kann, wie die Eier eine zier- G 1} fi TA Los. aik; Müllers Archiv 4843, 2) De Cuoullani elegantis viyipari evolutione. Auctore Benno Gabriel. Berolini 1883. Zeitschr, f, wissensch, Zoologie. IX, Rd. 8 114 liche Traube bilden. Die Traube besteht gleichsam aus überaus dimnen‘ zarten Aestchen und dicken Beeren. In der Achse der Geschlechtsröhre kommen die Aestchen zusammen und bilden einen Hauptstamm, die hier sehr dünne Rhachis. Da diese Rhachis und deren Aestehen nicht nur sehr zart, sondern auch, wie die Dottersubstanz bei Cucullanus elegans, farblos sind, so sind sie nicht immer sehr leicht zu erkennen. Dies’ ge- lingt aber sogleich, wenn man die Eiertrauben durch Jodlösung färbt. Von den Nematoden, bei denen der Dotterstock immer nur eine ein- zige Reihe von Eiern enthält, wollen wir hier nicht reden, da die Eibil- dung bei denselben von Siebold und Bagge schon genügend erläutert wurde. 3. Bildung der Samenkörperchen. In Bezug auf die Bildung der Samenkörperchen stossen wir sogleich auf einen Streit, der das Gegenstück desjenigen ist, welchen wir bei Gelegenheit der Eibildung schon besprochen haben. Die Einen behaup- ten, die Samenkörperchen seien von Anfang an mit einer Membran um- geben, die Anderen wollen von dieser Membran nichts wissen. Die Hauptvertreter der letzteren Ansicht sind Siebold, Nelson, Bischoff, Thomp- son. Reichert und Meissner bekennen sich zur ersteren. Die Wahrheit scheint hier wiederum in der Mitte oder, wenn. man will, auf beiden Seiten zu liegen. Den Angelpunkt der ganzen Diskussion bildet hier wiederum die Ascaris mystax. Leider haben wir nur wenige Katzen zur Verfügung gehabt und immer nur weibliche Ascariden darin gefunden. Da wir jedoch männliche Individuen von Ascaris''suilla 'erhalten haben, so ist diese Lücke leicht zu verschmerzen. Die reifen Samenkörperchen bei- der Species nämlich sind einander so gleich, dass es vollkommen unmög- lich ist, sie zu unterscheiden; daber darf man wohl annehmen, dass der Entwicklungsgang in beiden Fällen wesentlich derselbe sein wird. Das blinde Ende der Geschlechtsröhre ist voll kleiner farblosen Bläs- chen. Von den männlichen Keimzellen Meissner’s kann gar keine Rede sein. Es war uns eben so unmöglich wie Nelson, Bischoff und Thompson, siezufinden, und es ist nieht wahrscheinlich, dass sie so vielen Beobach- tern hätten entgehen können. Indem die farblosen Bläschen in der Ge- schlechtsröhre herunterrücken, umgeben sie sich mit einer körnigen Masse, die aus stark liehtbrechenden Körnchen und einer farblosen Zwi- schensubstanz besteht. Der Inhalt der männlichen Geschlechtsröhre äbnelt dann vollkommen dem Inhalte des Dotterstockes, um so mehr, als die werdenden Samenkörperchen birnförmig gestaltet sind, und deren Spitze nach der Achse des Organes zu gerichtet ist. Die Spitzen kleben mehr weniger an einander, ohne dass eine eigentliche Rhachis dadurch entsteht. Jedes Körperchen sieht jetzt wie ein Ei aus: das helle Bläschen 115 schimmert durch, wie ein Keimbläschen durch den Dotter. Diese Ah- erung von Körnchen hat Siebold zuerst bei Ascaris paueipara beschrie- "Er fand aber — offenbar mit Unrecht — einen Widerspruch bei chert. Letzterer beobachtete aber Strongylus auricularis und Ascaris iminata, deren Samenelemente verhältnissmässig klein sind. Bei Asca- ris paueipara und Asc. suilla sind dagegen die verschiedenen Entwick- Be dien der Samenelemente bedeutend grösser und lassen deshalb e viel grössere Sicherheit der Beobachtung zu. & Im unteren Theile des Hodens runden sich die früher birn- oder ‚ie mehr pyramidenförmigen Körperchen ab; der Kern (das helle Bläs- Ben) verschwindet vollkommen. Jedes Körperchen stellt dann eine kör- r Kugel dar. Die Körnchen wandern bald alle nach einer bestimmten te der Kugel hin, so dass dieselbe eine helle durchsichtige Sphäre ellt, die an einer gewissen Stelle ihrer Peripherie mit einem Haufen chen versehen ist. Es ist dies das Stadium, welches Meissner’s rei- Keimzellen entspricht. Die Kugel zeigt dann eine sehr scharfe Con- , a well defined margin, wie Nelson sagt. Dennoch läugnet Bischoff ederum hier die Anwesenheit einer Membran, und nennt die Kugel ne Sarkodekugel. Die Frage ist schwer zu entscheiden. Wir würden 5 bestimmt gegen die Annahme einer umhüllenden Membran erklären, 9 lange die Ablagerung von Körnchen um das ursprüngliche Bläschen noch statt findet. Aber ob die äussere Schicht der Kugeln im unteren Abschnitte des Hodens oder im sog. Ductus deferens zu einer Haut erbär- el 0X der nicht, ist schwer zu entscheiden. Wir glauben vielmehr, dass dasselbe Verhältnis wie bei den Eiern im Dotterstock eintritt, und ie Kugel nach der Peripherie zu allmälig an Dichtigkeit zunimmt. li Nelson behauptet, dass die Kerne (die ursprünglichen hellen Bläs- der Körperchen persistiren, um sich innerhalb der weiblichen Ge- von ihrer körnigen Hülle zu befreien und als Spermatic-cells zu erscheinen. Das ist gewiss ein Irrthum. Der Kern verschwin- chon sehr früh und es ist dann keine Spur mehr davon zu finden. sher hat man keine weitere Entwicklung der Samenkörperchen in ännlichen Geschlechtstheilen beobachtet. Die folgenden Stadien n immer in den weiblichen Genitalien angetroffen. Wir waren er glücklicher als die bisherigen Beobachter, in so fern als wir hei ris suilla die Entwicklung der Samenkörperchen in der Samentasche ' Münnchens weiter verfolgen konnten. Nachdem die hellen Kugeln -Körnchenhaufen sich durch Theilung vermehrt haben, gelangen sie die Samenblase, Sie können dann als Entwicklungszellen der Zoo- 'mien betrachtet werden. Von irgend einem Punkte des Körnchen- fens erlebt sich ein kleiner gewölbter Vorsprung, der allmälig zu » fingerförmig gestalteten Körper heranwächst. Wir haben nicht en können, dass dieser Vorsprung eine Membran vor sich her- 8” 116 treibt, wodurch die Frage der An- oder Abwesenheit der Membran hätte gelöst werden können, Vielmehr löst sich sehr bald die Kugel auf, so dass der Körnchenhaufen mit dem darauf sitzenden fingerförmigen Kör- per frei wird. Nicht selten triff\ man Körnchenhaufen, die zwei bis vier fingerförmige Körper tragen, obne dass wir uns hätten überzeugen kön- nen, dass alle diese Körper von einer und derselben Zelle herstammen. Möglich ist es, dass solche Gruppen dadurch zu Stande kommen, dass mehrere Körnchenhaufen an einander kleben und gleichsam verschmel- zen. Jedoch haben wir niemals bemerkt, dass die mehrere fingerförmige Körperchen tragenden Körnchenhaufen grösser gewesen seien als diejeni- gen, die mit einem einzigen versehen waren. Endlich findet man lose fingerförmige Körperchen, welche den Körnchenhaufen nicht mehr anhaf- ten. Es haben dieselben die grösste Aehnlichkeit mit den fingerhutför- migen Körperehen, die in den weiblichen Genitalien gefunden werden (Bischoff’s Epithelialkegelchen). Nur sind sie etwas länger. Dieser Un- terschied ist aber unwesentlich, sobald man bedenkt, dass die fingerhut- förımigen Körperchen des Weibchens an dem einen Ende mit einem flok- kigen Wesen versehen sind. Gesetzt ein kleiner Theil des fingerförmi- gen Körpers nehme eine flockige Beschaffenheit an, so wird es nicht mehr möglich sein, denselben von einem fingerhutförmigen Körperchen zu unterscheiden. Innerhalb der männlichen Genitalien wurde keine wei- tere Entwicklung beohachtet. t Bischo/f bat bebauptet, er habe seine Epithelialkegelchen bei Stron- gylus auricularis und Ascaris nigro-venosa, wiewohl etwas anders gestal- tet wieder gefunden. Bei Strongylus auricularis kommen die kegelför- migen zuerst von Bagge und Reichert beschriebenen Sanıenkörperchen, doch nicht nur in den weiblichen, sondern auch massenhaft in den männlichen Geschlechtsorganen vor. Ein Anhaften derselben an der Wandung der Geschlechtsröhre wurde niemals beobachtet. Die Ent- wicklung dieser Körperchen ist ziemlich verwickelt und unsere Beobach- tungen stimmen hierüber mit denjenigen Reicher!'s nicht vollkommen überein. Reichert war in der Idee befangen, dass die Theile der meisten Zoospermien, nämlich der Kopf und der Schwanz, auch bei den Samen- körperchen von Strongylus auricularis wieder zu finden seien, wodurch manche Irrthümer entstanden sind. Ein solcher Vergleich zwischen die- sen Samenkörperchen und den geschwänzten Zoospermien ist nicht zu- lässig. Bei letzteren ist der Schwanz der bewegende, der Kopf der passiv bewegte Theil. Wir werden weiter unten sehen, dass, wenn die Samenkörperchen von Strongylus auricularis anfangen sich zu bewegen, gerade der Theil sich bewegt, den Reichert den Kopf nannte, während der sog. Schwanz nachgeschleppt wird. Vorläufig werden wir uns mit diesen Bemerkungen begnügen, ohne auf eine genauere Beschreibung des Entwicklungsganges dieser Samen- körperchen einzugehen. Wir wollen nur noch hinzufügen, dass das letzte 117 in wicklungsstadium, welches bei den Männchen angetroflen wird, Kör- darstellt, die man mit einem langgestreckten Kegel oder besser viel- ‚ da die Spitzen meist umgebogen sind, mit dem Horn einer Genise 4. Von der Befruchtung. Es ist eine der schönsten Errungenschaften der Physiologie der neue- jeit, dass es mehreren Forschern gelang, bei verschiedenen Thieren zuweisen, dass ein Eindringen eines oder mehrerer Zoospermien die Bedingung der Befruchtung sei. Es möchte dennoch heutzutage eiwas voreilig sein, wenn man den allgemeinen Salz aufstellen te, dass ohne unmittelbares Eintreten des Spermatozoons selbst keine uchtung möglich sei. Wir brauchen nur auf die gewaltigen Zcosper- gewisser Salamander hinzuweisen, und namentlich auf diejenigen Cyprisarten, die so ungemein gross sind, dass sie nicht nur das Ei, ndern auch das ausgewachsene Tbier selbst an Länge bedeutend über- reffen. Solche Fälle machen es nicht unwahrscheinlich, dass unter Um- tänden nicht das Zoospermion selbst, sondern nur ein Theil oder ein ass desselben des Eindringens theilbaftig wird. - Unter den Species, bei denen das Eindringen der Zoospermien in das eobachtet wurde, hat die Ascaris mystax eine Hauptrolle gespielt. ‚ist jetzt unsere Pflicht, zu untersuchen, in wie weit wir Nelson’s und issner’s Beobachtungen bezüglich dieses Eindringens einen unbeding- a Glauben schenken dürfen. Es drängen sich uns zwei Fragen auf: erstens, sind die Körperchen, ch Nelson und Meissner die Befruchtung vermitteln, die wirklichen rmien? und zweitens, dringen diese Körperchen wahrhaftig in die inein, oder wenigstens sind Nelson’s und Meissner's Beobachtungen en Eindringen entscheidend ? chon haben wir angedeutet, wie wir die erste Frage beantworten. nımen hierüber Nelson und Meissner vollkommen. bei und halten fingerhutförmigen Körperchen für ächte Zoospermien. Es wurde schon igt, dass diese Körperchen mit dem Epithel nichts zu schaffen haben ; rch wird aber noch keinesweges nachgewiesen , dass sie zum Be- lungsakt in irgend einer Beziehung stehen. Wir haben in der Er- rung dieser Frage einen grossen Nutzen von den nicht befruchteten fibchen gehabt. Alle Weibchen von Ascaris mystax, die wir unter- hit haben, waren zwar befruchtet, wie man es leicht an den in den ‚eingetretenen Veränderungen erkennen konnte. Dagegen haben r über zwanzig Weibchen von Ascaris suilla erhalten, deren Eier nicht geringste Veränderung zeigten, die man auf einen Einfluss der Be- ing hätte beziehen können, und deshalb haben wir diese Weib- r unbefruchtet gehalten. Es fanden sich nur zwei Weibchen aus 118 dem Schweine vor, derenEier, den schon erlittenen Veränderungen nach, offenbar befruchtet waren. Auffallend war es, dass unter den ersteren Ascariden keine einzige in ihren Genitalien fingerhutförmige Körperchen enthielt. Bei den beiden letzteren war dagegen der Eileiter mit solchen dicht erfüllt. Unser Freund Dr. de la Valeite hat ein ganz ähnliches Fac- tum bei Ascaris mystax beobachtet. Er fand nämlich ein Weibchen, welches er dem Zustande der Eier nach für unbefruchtet halten musste : dasselbe enthielt kein einziges fngerhutförmiges Körperchen. — Wenn man einerseits diese Thatsachen ins Auge fasst und sich andererseits die äusserste Äehnlichkeit vergegenwärtigt, die zwischen dem letzteren Ent- wickelungsstadium der Zoosperinien innerhalb dermännlichen Geschlechts- organe bei Ascaris suilla und den fraglichen fingerhutförmigen Körperchen besteht, dann muss man die Ueberzeugung gewinnen, dass letztere die wahren, reifen Zoospermien sind. Dass das scharf abgeschnittene Ende des fingerförmigen Samenkörperchens des Männehens, wenn dieses Kör- perchen in die weiblichen Geschlechtsorgane gelangt, eine flockige Be- schaffenheit annimmt, und zum flockigen Ende des fingerhutförmigen Zoospermions wird, wurde zwar nicht direkt beobachtet. Die Wahr- scheinliebkeit dieser Veränderung wird aber dadurch zur Gewissheit er— hoben, dass wir einen ganz ähnlichen Prozess bei den Samenkörperchen des Strongylus auricularis unmittelbar beobachtet haben. Es ist bemerkenswerth, dass diese Thatsachen Bischoff nicht voll- kommen unbekannt geblieben sind. Er hat selbst eine Ascaris mystax in den Händen gehabt, deren Eier!) allem Anschein nach nicht befruchtet waren, und die Geschlechtsorgane derselben enthielten auch keine von den angeblichen Epithelialkegelchen. Dennoch hielt Bischoff an seiner Ansicht fest und nahm an, dass die Kegelchen deshalb fehlten, weil das Weibchen unreif wäre. Einen Beweis dafür glaubt er in der Thatsache zu finden, dass die Eier ganz anders ausgesehen haben als sonst: das Chorion sei nicht granulös, wie gewöhnlich, sondern lamellös und dünn gewesen. Es ist dies kein Beweis; jedoch ist die Bemerkung interessant, indem wir sogleich zeigen werden, dass bei manchen Nematoden der Mangel der Befruchtung die Bildung eines abnormen Chorions nach sich zieht. . Dass die unbefruchteten Ascariden, die wir beobachtet haben, nicht unreif waren, ist ganz gewiss. Die meisten waren sehr gross; mehrere darunter überschritten sogar das Maximum der Länge, welches sonst die- ser Species zugeschrieben wird, ganz bedeutend. Das Schicksal der Eier bei Ascaris suilla ist, je nachdem sie befruch- tet worden sind oder nicht, ein verschiedenes. Wir wollen zuerst das befruchtete Ei betrachten. 1) Ueber Ei- und Samenbildung und Befruchtung bei Ascaris mystax. Zeilschrift f. wiss. Zool. Februar 18585. 119 Sobald das Ei die Stelle überschritten hat, wo die Belruchtung ein- tritt, umgiebt.es sich mit einer.deutlichen Membran.. Es ist dieselbe keine 7 eubildung, kein von der Tuba ausgeschiedenes ‚Gebilde: es will uns vielmehr scheinen, als ob diese Haut nur durch eine schärfere Abgren- - zung der schon oben besprochenen ‚äusseren, dichteren Dotterschicht steht. Jedenfalls ist die Bildung dieser Membran keine unmittelbare e der Befruchtung, denn sie tritt ebenfalls bei den-unbefruchteten behen ein. Nur schien diese Membran bei letzteren dünner und zar- u sein. . Um diese Membran herum bildet. sich eine zweite, wahr- inlich von der Wandung der Geschiechtsröhre abgesonderte, das rion. Dieses Chorion erreicht eine beträchtliche Dieke und ist glatt an der Oberfläche. Zugleich zeigt sich eine moleculäre Veränderung in- nerhalb des Doiters. Leizterer war vor der Befruchtung vollkommen un- urehsichtig und erscbien deshalb unter dem Mikroskop beinahe schwarz. mälig aber werden nach der Befruchtung die Dotterkörnchen weniger lichtbrechend und dadurch erscheint der Dotter heller und durch- - er. Ein helles Bläschen wird zugleich mitten in demselben sichtbar. In den unbefruchteten Weibchen umgiebt sich das Ei eigentlich mit ‘zweiten Membran. An .der Stelle. derselben lagert sieh eine dicke t. einer flockigen, weisslichen, etwa. wie lockere Baumwolle aus- »nden Substanz. Diese, Schicht erhärtet niemals zu einem wahren horion. Zwischen den Eiern ‚befinden sich hie und da lose Klumpen lieser eigenthümlichen Substanz.. Kleine lichibrechende Körperchen sind nn und wann in derselben eingelagert. Diese unbefruchteten Eier blei- hen immer tief dunkel und hellen sich niemals auf; auch nehmen sie i keine so regelmässig ovale Gestalt an, wie die befruchteten. Diese Einwirkung der befruchtenden Körperchen auf die Bildung des jorions bietet um; so mehr Interesse dar, als sie an eine ganz ähnliche scheinung auf dem Felde der Botanik erinnert: Pringsheim') hat 'be- ontlich entdeckt, dass die ruhenden Sporen der Vaucherien zuerst voll- nmen nackt im Sporangium da liegen und 'sich erst dann mit einer bran umgeben, wenn die Spermatozoiden durch die Micropyle in das amgium eingedrungen sind. Ganz äbnliche Beobachtungen hat Prings- "bei Oedogonien gemacht. Wir können nicht unterlassen, die unbefruchtete Ascaris mystax hier der zu erwähnen, die von Bischoff beobachtet worden ist, und deren ‚nach den Angaben dieses Forschers ein abnormes, nicht granulöses, ondern lamellöses Chorion besassen.: Schon Nelson hatte auf einen iterschied im Bau des Chorions bei den Eiern von Ascaris mystax, je dem dieselben befruchtet worden sind oder nicht, aufmerksam ge- Veber die Befruchtung der Algen. — Monalsbericht der Berliner Akademie. März 4555. 2) Monaisbericht der Berliner Akademie der Wissenschaften. 1856, 120 macht. Seine Angaben jedoch weichen von denjenigen Bischoff's be- trächtlich ab. Er beschreibt das Chorion: seiner falschen, d.h. unbe- fruchteten Eier (false eggs) als granulös, während dasjenige der befruch- teten vollkommen glätt sein soll. Hier müssen wir uns entschieden gegen Nelson aussprechen. Die Weibchen von Ascaris mystax, die uns zu Ge- bote standen, waren älle befruchtet, aberbei keinem einzigen erschien das Chorion der Eier glatt, sondern es zeigte dasselbe stets eine sehr deut- liche Struktur. Bei starker Vergrösserung erwies sich diese Struktur als eine zierliche Facettirung der Oberlläche. Die Facetten sind uhrglas- förmig, leicht concav ; sie sind eben so wohl auf der inneren wie auf der äusseren Fläche des Ghorions sichtbar. Je nach den Individuen sind sie grösser oder kleiner. Wenn sie sehr klein sind, kant man nicht leicht erkennen, was man vor sich hat, und man kann sich olsdann dazu ver- führen lassen, die Struktur als granulös zu bezeichnen, oder gar feine Kanäle im Chorion zu vermuthen. Sobald aber Individuen angetroffen werden, bei denen die Facetten 0,004,—0,005"" breit sind, ist kein Zweifel mehr möglich. — Es muss also dahin gestellt bleiben, ob Nelson’s false eggs der Befruchtung wirklich entgangen waren. Es liegt keinesweges in unserer Absicht, diesen Einfluss des Be- fruchtungsaktes auf die Bildung des Chorions als ein Allgemeines darzu- stellen. Es kotnmen Nematoden vor, bei denen sich die Eier auch in den unbefruchteten Weibchen mit einem gänz regelmässigen Chorion umgeben. So z. B. Oxyuris vermieularis u. a. m. Wir haben unsere Aufmerksamkeit auf die Art und Weise, wie die Befruchtung zu Stande kommt, ganz besonders gerichtet, aber olıne zu irgend einem positiven Resultat gelangen zu können. Es konnte nament- lich Nichts aufgefunden werden, woraus man mit einiger Wahrschein- lichkeit hätte schliessen können, dass die Zoospermien in den Dotter ein- dringen. Es ist ein anerkannter Grundsatz, dass eine positive Beobach- tung durch eine negative nicht umgestossen werden kann; auch werden wir deswegen Nelson’s und Meissner's Angaben noch keinesweges für unwahrscheinlich erklären, — Es möge nichtsdestoweniger uns vergönnt sein, die Untersuchungen beider Forscher einer gesunden Kritik zu un- terwerfen, um zu sehen, in wie fern dieselben eine genaue Prüfung über- stehen können und ob sie das wirklich beweisen, was sie beweisen sollen. Gesetzt, dass die fingerhutförmigen Körperchen in den Dotter ein- dringen, so fragt es sich vor allen Dingen, ob dieses Eindringen Nelson’s oder Meissner's Beschreibung gemäss geschieht. Nelson fand zahlreiche an der Oberfläche der Eier anhaftende Samenkörperchen, was wir sehr gern glauben, da diese Körperchen vermittelst ihres flockigen Endes an fremden Gegenständen sehr leicht adhäriren. Dieses Anhaften an allen mögliehen Körpern ist sogar die Ursache des Irrthums, worin Bischoff, Leuckart und Eckhard verfallen sind. Nelson aber geht noch weiter: er ne a ee er ea y 121 will gesehen haben, wie die Samenkörperchen die Oberfläche des Dotiers ‚eindrückten und schliesslich in denselben von allen Seiten ber eindran- > Es waltet kein Zweifel ob, dass Nelson’s Abbildung und Beschrei- 5 genau sind. Jedoch fragt es sich, ob dieser Forscher mit einer na- tu nenen oder mit einer zufälligen Erscheinung zu thun gehabt hat. Ve nn wir Nelson’s Abbildung genauer ins Auge fassen, so können wir nicht umhin, das letztere für das wahrscheinlichere zu halten. Sie stellt onbar zerdrückte Eier dar, und dass Zoospermien in ein zerdrücktes zufällig hineingeratben, katn nicht befremden. — Thompson ist vor- 6 siehtiger als sein Freund gewesen: er hat wohl das Anhaften der Samen- rperchen an der Oberfläche der Eier beobachtet, Risse der äusseren erschicht bemerkt, aber er wagt nicht zu Behatipien;, dass er Samen- körperchen in dem Dotter selbst gesehen habe ; ja er glaubt nicht einmal, lass man diese Erscheinungen in Zusammenhang mit dem Befruchtungs- kte nothwendig bringen solle. Es will uns übrigens scheinen, als ob und Thompson ihre Beobachtungen durch die Wandung des Eilei- selbst anstellten, Diese Art der Beobachtung ist freilich nicht zu hachlässigen , um die gegenseitige Lage der verschiedenen Theile des altes zu erkennen, allein sie isi nicht genügend, da sie der Undurch- igkeit wegen einen ziemlich starken Druck und also eine Verletzung s Objektes erheischt. Wenn man die Wandung des Eileiters unter inem, oder besser leicht salzigern Wasser aufschneidet, so dass die Ben Zwang herausfliessen, dann findet man die Eier mit zerrisse- berfläche, die Nelson abbilder, nicht. Man sieht auch dann, dass das ften von Samenkörperchen an den Eiern keinesweges so häufig ist, > die beiden englischen Beobachter es behaupten. Namentlich kann n sich überzeugen , dass dieses Anhaften einzig und allein vermittelst ‚flockigen Endes statt findet. Wir glauben also Meissner beisiimmen zu müssen, wenn er Nelson’s 'hreibung des Eindringens der Samenkörperchen in den Dotter be- Es bleibt noch zu untersuchen, ob Meissner's Darstellung selbst unseres Beifalls mit grösserem Rechte erfreuen darf. " Es wurde schon gezeigt, dass die Meissner'sche Micropyle nicht exi- Dadurch wird jedoch noch keinesweges nachgewiesen, dass nicht 0ospermien gerade an der Stelle, wo Meissner seine sog. Micropyle nommen hat, in den Dotter eindringen. Meissner behauptet, die Sa- örperchen haften an der Stelle der angeblichen Micropyle viel öfter irgend einer anderen, und dieses Anhaften werde durch die Kappe 7 ürperchens erleichtert. Dieser Forscher beschreibt nämlich, wie n sich erinnern wird, die Bildung der Samenkörper auf eine ganz ro Art und Weise als wir es gethan: Er lässt das Samenkörperchen erhalb der Entwicklungszelle bilden. Indem es wächst, muss es ‚krumme Gestalt annehmen, bis es sich plötzlich gerade streckt und ı vorderes Endo die Zellmembran durchbohrt, Letztere geht des- 122 wegen doch nicht verloren, sondern soll als Kappe auf dem Körperchen sitzen bleiben. Diese Kappe haben wir indessen nicht sehen können, und wir müssen, deren Anwesenheit durchaus bestreiten. Ein einziges Mal unter Tausenden von Samenkörperchen der Ascaris mystax kam eines vor, das Meissner’s Abbildungen ziemlich entsprach und mit einer Kappe versehen war. Wir können aber in diesem vereinzelten Falle nur eine abnorme Bildung erkennen. Meissner hat mehrere Bier abgebildet, auf deren angeblicher Micropyle ein Samenkörperchen sitzt. Ohne die Richtigkeit der Abbildungen bean- standen zu wollen, müssen wir jedoch sagen, dass uns niemals etwas Aehn- liches vorgekommen ist. Dagegen beobachteten wir mehrfach bei Ascaris suilla eine Erscheinung, die vielleicht ein ganz anderes Licht auf Meiss- ner’s Zeichnungen werfen dürfte. Nicht selten nämlich werden bei un- befruchteten Weibchen Eier angetroffen, die noch die Pyramidengestalt darbieten,, obgleich ihre Dotterhaut ‚schon gebildet ist, und deren Apex sehr lang ist. Solch ein Ei erinnert an Meissner’s Zeichnungen von Eiern mit auf:der Micropyle sitzenden Samenkörperchen vollkomınen. Mit- unter zieht sich der Dotter im Apex von der Membran etwas zurück, und dann wird die Aehnlichkeit mit einem Meissner’schen Samenkörper- chen, das seine Kappe anbat, noch bedeutender. Nichtsdestoweniger ist es gewiss, dass dieser Vorsprung der Apex des Eies und kein Samen- körper ist, denn diese Beobachtung wurde stets bei Weibchen gemacht, deren Genitalien sonst Nichts enthielten, was man als ein Samenkörper- chen hätte ansprechen können. Ein genaueres Beobachten lehrt übrigens, dass es sich hier um ein Ausstossen eines Dottertheiles handelt. Der Apex schnürt sich nämlich allmälig ab, so dass er endlich nur noch durch eine schmale Brücke mit dem Ei zusammenhängt. Bald verschwindet auch diese. Es lagert sich dann um das abgeschnürte Stück ein falsches Cho- rion, gerade wie um das unbefruchtete Ei, ab. Deshalb findet man oft bei den Weibchen von Ascaris suilla ausser den gewöhnlichen Eiern eine ganze Anzahl von Körperchen, die gerade wie die Eier gebildet, aber winzig klein sind. Es sind keine verkümmerten Eier, sondern ausgestos- ‘ sene Dottertheile von normal grossen Eiern. Es ist dies eine Erschei- nung, die mit, dem Ausschliessen eines kleinen Dotterstückes zusammen- fällt, welches man bisher bei vielen Thieren beobachtet hat. Fr. Müller’s sog. Richtungsbläschen ist nichts Anderes als ein solches ausgestossenes | Dotterstück. — Wir wollen nicht behaupten, dass ähnliche Eier wie die eben beschriebenen Meissner's Abbildungen zu Grunde gelegen haben, aber doch ist dies nicht ganz unwahrscheinlich. = Was am meisten zu Gunsten Meissner's spricht, das ist seine Angabe, $ dass er unzweifelbafte Samenkörperchen im Inneren von Eiern gesehen bat. Wir baben kein Recht, die Richtigkeit einer solchen Angabe zu be- zweifeln, obgleich die unzweifelhafte Erkenntniss eines Samenkörper- y chens innerhalb des Dotters nicht immer eine ganz leichte Sache sein ’ I 123 echte. Wenn wirklich Meissner Samenkörperchen in gewiss nicht ver- sten Eiern angetroffen hat, so ist dies ein unumstösslicher Beweis, ‚die Zoospermien, es sei auf diesem oder jenem Weg, in das Ei ein- ngen. — Eine einzige unter Meissner's Abbildungen stellt ein unzwei- haftes Samenkörperchen innerhalb des Eies dar. Im Texte jedoch iebt der Verfasser an, er habe mitunter drei bis vier Samenkörperchen n einem und demselben Ei von Ascaris mystax angetroffen und er habe ich. seitdem (namentlich bei Ascaris megalocephala) überzeugt, dass eist mehrere (dann und wann sogar zehn) Zoospermien in ein und das- e Ei eindringen. Leider ist es nicht ersichtlich, ob sich diese Be- sichzeitige Eindringen mehrerer Samenkörper daraus erschlossen hat, ‚er die angeblichen Produkte ihrer Metamorphose in den Eiern ge- n hat. Wenn die letzte Alternative die richtige ist, wie das wahr- jeinlich erscheint, so steht die ganze von Meissner aufgestellte Befruch- igstheorie auf sehr schwachen Füssen, wie das sogleich gezeigt wer- n soll. - Sowohl Nelson wie Meissner sahen die Samenkörperchen nach ihrem dringen in den Dotter ganz bedeutende Veränderungen erleiden. Nach in's Darstellung büssen sie ihre charakteristische Gestalt ein, und vandeln sich endlich in unregelmässige, durchsichtige, aber stark echende Klumpen. Meissner fasst diese Veränderungen als eine all- ige Feitmetamorphose zusammen. Der Samenkörper erleidet nach fenweise eine Umwandlung in einen Fetttropfen. m ersten Anblick kann man nicht umhin, eine grosse Deberein- mung in der Darstellung beider Schriftsteller zu finden, eine Ueber- immung, die um so mehr zu Gunsten der Beobachtung scheint ge- et werden zu müssen, als sonst die beiden genannten Forscher den- jen Weg zu gehen nicht gewohnt sind. Diese Uebereinstimmung ist nur eine scheinbare. Nelson nahm an, wie man sich erinnern wird, jedem Weibchen eine gewisse Anzahl Eier der Befruchtung ent- Es sind seine falschen Eier (false eggs). Es zeigen sich bald in au nach Nelson’s Angabe die Symptome einer Rückbildung. Das ıbläschen verschwindet und an dessen Stelle erscheint eine gewisse | ‚durchsichtiger Kügelchen, die wie Oeltropfen aussehen. Der Ver- sr meint, diese Kügelchen seien ein Erzeugniss einerseits des ver- denen Keimbläschens und andererseits einer eintretenden Tren- ig zwischen Dotteröl und Dotterkörnchen. Er fügt hinzu, dass man Tropfen mit den durch die Umwandlung der Samenkörperchen ent- denen Klümpehen nicht verwechseln kann, weil letztere unregelmüs- llet sind und niemals die gleichmässige Gontur eines Oeltropfens ” 1 sieht jetzt ein, dass die Oeltropfen in Nelson’s falschen Eiern viel grössere Achnlichkeit mit Meissner's in Fett verwandelten Zoo- 124 spermien haben, als die Klumpen, welche Nelson durch die Umwandlung der Zoospermien entstehen lässt. Meissner hat auch dies richtig aner- kannt, und deshalb läugnet er, dass Nelson’s false eggs unbefruchtet gewesen seien. Die darin enthaltenen Oeltropfen sind für ihn umgewan- delle Samenkörper. Unter allen diesen einander widersprechenden Angaben sind wir im Stande, nur diejenigen Nelson’s in Bezug auf seine falschen Eier mit Sicherheit zu bestätigen. Wenn Meissner's Theorie richtig wäre, so müsste jedes oder beinahe jedes Ei im unteren Theile der Tuba und im Anfang des Uterus einen oder mehrere Fetttropfen enthalten. Dies ist aber keinesweges der Fall. Es sind bei weitem die wenigsten Eier, die solche Tropfen einschliessen. Dagegen konnten wir bei den unbe- fruchteten Weibchen von Ascaris suilla die Bildung von Oeltropfen in viel grösserem Maassstabe verfolgen. Nicht selten trifft man solche In- dividuen, in deren Uterus die meisten Eier mit einem oder mehreren Tropfen versehen sind. Diese Tropfen sind den Meissner'schen vollkommen identisch. Nicht selten trifft man solche, die grösser sind als k bis 5 Sa- menkörperchen zusammengenommen. — Hier wiederum zeigt sich also das Studium von unbefruchteten Weibchen von grossem Nutzen und es ist zu bedauern, dass die bisherigen Beobachter dasselbe vernachlässig- ten. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das Auftreten von Oeltropfen in dem Ei als ein Zeichen zu betrachten ist, dass dasselbe sein Ziel ver- fehlt bat, dass es dem Absterben und der Rückbildung anheimfällt. Wir können nicht behaupten, dass die wenigen Eier, worin sich Oeltropfen bei den befruchteten Weibehen bilden, der Befruchtung entgangen sind, denn auch diese haben sich mit dem normalen Chorion umgeben, wel- ches erst nach eingetretener Befruchtung sich bildet. Aber es lässt sich leicht denken, dass ein befruchtetes Ei aus irgend einer Ursache verküm- mern und absterben kann. Es ist also nicht unmöglich, dass die frag- lichen Eier als verkümmert betrachtet werden müssen. Von befreundeter Seite ist uns eine Bestätigung für unsere Beob- achtungen zugekommen: Dr. de la Valeite hatte ein unbefruchtetes Weib- chen von Ascaris mystax erhalten und fand in den Eiern desselben die Bildung von Oeltropfen in grossem Maassstab. Dadurch sah sich de la Valette, ganz unabhängig von unseren Untersuchungen, veranlasst, Meiss- ner’s ganze Theorie der Umwandlung der Spermatozoen in Zweifel zu ziehen. Es soll nicht geläugnet werden, dass die Samenkörperchen eine Fettmetamorphose eingehen können. Hie und da findet man in den Ge- nitalien der Weibchen freie, fettig aussehende Körperchen, die möglicher Weise durch Umwandlung von Samenkörperchen entstanden sind. Aber es iragt sich auch dann, ob diese Umwandlung eine nothwendige Stufe in dem Entwicklungseyclus des Samenkörperchens, oder ob die Fetitme- tamorphose nicht eine Folge des Absterbens desselben ist. Wie es auch a N I 125 sein mag, so müssen wir Meissner's Beobachtungen für ungenügend er- en, da er die Bildung von Oeltropfen in unbefruchteten Eiern nicht Bis jetzt haben Schneider’s Beobachtungen über die Bewegungen der imenkörperchen bei den Nematoden') weder Bestätigung noch Wider- ung gefunden. Es ist kaum möglich die Genauigkeit der Beobachtun- n in Zweifel zu ziehen, da der Bericht selbst von einer grossen Sorgfalt er angestellten Untersuchung zeugt. Jedoch kann man sich noch im- fragen, ob die fraglichen Körperchen wirkliche Zoospermien oder leicht auch fremde Wesen, Schmarotzer Ma und zweitens, ob zungsart der Amoeben erinnert. So haben wir noch neuerdings durch ickart?) und Kölliker®) solche Erscheinungen bei den Leberzellen des inchens, bei den Zellen des Mantels der Ascidien und bei den zellen- zen Bindegewebszellen des Zitterrochens kennen gelernt. Die von ider entdeckten Bewegungserscheinungen bei den Samenkörperchen Nematoden würden also nur ein neues Glied in dieser Reihe von jachtungen sein. Nicht Schneider, sondern Bischoff versuchte auerat einen Vergleich hen Amoeben und Samenkörperchen der Nematoden. Bischo/f aber diesem Vergleich blosse DARHelanpeRsehaTmungen im Sinne, die als en, es, bei ae einer Species Bewegungserscheinun- aus der Samenblase des Männchens genommenen er ie /ahrzunehmen. Dasselbe war Schneider auch begegnet. Das Er ss war aber ein ganz anderes, sobald Samenkörperchen aus dir bericht der preussischen Akademie der Wissenschaften, April 1856. senbandwürmer und ihre Entwicklung. Giessen 1856. p. 121. les mouvements particuliers des cellules plasmatiques etc. Gazette hebd, de cine, No. 48. 4956, 126 züglich zur Untersuchung der fraglichen Bewegungserscheinungen. Es ist dies der Strongylus aurieularis, den wir deshalb hier näher ins Auge fassen wollen. Es fällt zuerst auf, wie viele verschiedenartige Körperchen ausser den Eiern selbst innerhalb der weiblichen Genitalien vorkommen. Schon Bagge‘) gaban, dass dieSamenblase des Männchens ganz anders gestaltete Körperchen enthält, als diejenigen, welche er beim Weibchen für Samen- körperchen in Anspruch zu nehmen geneigt war. Die ersten sind die kegellörmigen, der Gestalt nach oft einem Gemsenhorn ähnlichen Körper- chen, welehe schon oben erwähnt wurden. Die zweiten stellen runde, mit einem länglichen Kerne versehene Zellen dar. Diese Beobachtung Bagge's ist vollkommen richtig, doch unvollständig. Nicht nur die ge- kernten Zellen nämlich, sondern auch ganz ähnliche Körperchen, wie diejenigen aus der männlichen Samenblase, und ausserdem noch andere unregelmässige, deren Gestalt nicht wohl zu beschreiben ist, kommen in den weiblichen Genitalien vor. Wennman die Körperchen der letzteren Art beobachtet, so nimmt man sehr bald an ihnen das Ausstreeken und Einziehen von Fortsätzen, mit einem Worte die Schneider’schen amoeben- arüigen Bewegungen wahr. Nicht alle bewegen sich zugleich, vielmehr ruhen die meisten, doch triffi man gewöhnlich sogleich Individuen, die in der Bewegung begriffen sind. Die Bewegungen sind meist langsam und träge. Jedoch sieht man nicht selten ein Körperchen, dessen Bewe- gungen bisher höchst langsam und bedächtig waren, plötzlich lebhafter werden und ziemlich behende und rasch hinter einander mehrere Ge- staltveränderungen vollziehen, um sich gleich hinterher der alten Träg- heit wieder hinzugeben. Fr Es ist leicht, sich zu überzeugen, dass es sich hier nicht um Diffu- sionserscheinungen handelt, wie diejenigen, die Bischo/f bei Ascaris my- stax beschrieben hat. Die Bewegungserscheinungen gehen nämlich stun- denlang vor sich, und werden sogar meistens lebhafter, wenn die Samen- körperchen eine Stunde in der Flüssigkeit zugebracht haben. Dass die Körperchen keine Schmarotzer sind, lässt sich gerade bei Strongylus au- ricularis leicht nachweisen, weil dessen Samenkörperchen sehr charak- terislisch gestaltet sind. Man findet nämlich alle Uebergänge von den unbeweglichen Formen der Zoospermien bis zu den beweglichen Körper- chen, wie dies Schneider schon angedeutet hat. Man trifft zuerst in den weiblichen Geschlechisorganen kegelförmige und gemsenhornförmige Kör— perchen mit scharf abgeschnittener Basis, die mit den Zoospermien des’ Männchens vollkommen übereinstimmen. Ferner begegnet man in den weiblichen Genilalien anderen ganz gleich gestalteten Körperchen, deren Basis aber nicht einfach abgestutzt, sondern etwas ausgebreitet und ge- lappt ist. Schon diese Form ist bewegungsfähig. Es ist nur der kleinere 4) De evolutione strongyli auricularis et Ascaridis acuminatae. Erlangae 4841. J 127 lappte Theil, der sich bei der Bewegung betheiligt. Die kegel- oder förmige Spitze verhält sich ganz passiv, wird nachgeschleppt, voll- ‚aber keine eigene Bewegung. Die weitere Umwandlung des Samen- erchens besteht darin, dass die gelappte, bewegungsfähige Basis im- mer grösser wird, während die unbewegliche Spitze in demselben Ver- iältniss abnimmt. Die starre Spitze löst sich allmälig in den beweglichen, ünregelmässigen Theil auf. Endlich verschwindet die Spitze vollkom- en und das Körperchen sieht vollkommen amoebenartig aus. Der Um- wandlungseyclus ist damit noch nicht geschlossen. In dem amoebenarti- en Körperchen erscheint nämlich bald ein Kern, der sich allmälig in die änge zieht. Das Körperchen ballt sich dann kuglig zusammen und ireckt seine Fortsätze nur von einer bestimmten Seite seiner Oberfläche us. Die Aebnlichkeit zwischen einem solchen Samenkörperchen und Bagge's gekernten Zellen ist so auffallend, dass sie Keinem entgehen . Es kann kein Zweifel darüber obwalten, dass das sich amoeben- 2 i8 bewegende Ep perehen in eine solche Zelle übergeht. Es fragt en ins, öder ob sie selbst noch bewegungsfähig ist. Darüber innen wir kein Urtheil fällen. Wir haben wohl gekernte mit ganz kur- Fortsätzen versehene Zellen gesehen, die noch bewegungsfähig waren; er es ist uns noch nicht gelungen, das Ausstrecken von Fortsätzen ch gekernte Zellen wahrzunehmen, die vorher mit keinem einzigen Isatz versehen waren. Es kommen übrigens mitunter Weibchen vor, in denen die letzten men des Umwandlungseyclus der Zoospermien fehlen. Das sind ohne jfel solche, die erst seit kurzer Zeit befruchtet wurden. Ganz ähnliche Beobachtungen haben wir bei einer Ascaris aus dem e von Bufo cinereus gemacht, die mit der Ascaris acuminata ver- und vielleicht mit der Ascaris commutata Diesing eine und die- etder's Beobachtungen bei Cucullanus elegans haben wir eben- estätigt, obgleich es hier der Kleinheit der Samenkörperchen wegen fällt, sich von dem Ausstrecken und Einziehen der Fortsätze zu n. öndlich wollen wir noch hinzufügen, dass Wagener und Lieberkühn, bi hdlicher Mittheilung, die Entdeckung Schneider's bei dem Thier, von letzterem in seinem Aufsatze unter dem Namen Angiostoma seis Duj. erwähnt wurde, vollkommen bestätigt haben. Nur behaup- sie, der fragliche Wurm sei kein Angiostoma, sondern ein noch nicht ebener Nematod. ineider's Entdeckung der Bewegungsfähigkeit der Samenkörper- bei den Nematoden kann also nicht in Zweifel gezogen werden. Es sich nur noch, ob diese Bewegungsfäbigkeit den Samenkörperchen Nematoden zukommt. Vergebens haben wir in dieser Beziehung x 198 \ die Samenkörperchen von Ascaris suilla und Ascaris mystax untersucht. Wir haben keine Spur von Bewegung an denselben wahrnehmen können. Nichtsdestoweniger möchten wir keinesweges diesen Samenkörperehen jede Bewegungsfähigkeit absprechen, Das flockige Ende derselben erin- nert allzusehr an die gelappte Basis der Samenkörperchen von Strongylus aurieularis, als dass man nicht in ihm ein Bewegungsorgan vermuthen _ dürfte, Vielleicht sind die Bewegungen bei diesen Zoospermien so lang- sam, dass sie uns entgangen sind, Vielleicht auch haben wir nicht den - richtigen Goncentrationsgrad. der angewandten Kochsalzlösung getroffen. 6. Rückblick. Wir wollen zum Schlusse die Hauptergehnisse dieser Mittheilung zu- sammenfassen : 1. Bischo/f’s Epithelialkegelchen sind Samenkörperchen, wie Nelson, Meissner und Thompson es mit Recht behauptet haben. 2. Meissner's weibliche Keimzellen existiren nicht. Die von diesem Forscher gegebene Darstellung der Eibildung bei den Nematoden muss als durchaus verfehlt betrachtet werden. 3. Die im Dotterstock gewisser Nematoden vorkommende Rhachis ist niemals eine scheinbare im Sinne Meissner's, sondern immer eine wirkliche, 4. Meissner’s Mieropyle bei den Eiern von Ascaris mystax existirt nicht. Bischo/f und Thompson haben mit vollem Rechte deren Existenz bestritten. 5. Ob die Befruchtung der Eier durch Eindringen der Samenkörper- chen zu Stande kommt oder nicht, steht dahin. Jedenfalls erscheinen die von Nelson und Meissner hierüber mitgetheilten Beobachtungen unzurei- chend, um das Eindringen festzustellen. j 6. Meissner's Theorie der Umwandlung der Samenkörperchen in Fett ermangelt jedes festen Grundes und kann dieselbe durchaus nicht auf- recht erhalten werden. 7. Die Bildung von Fetttropfen geht in den unbefruchteten Eiern in grossem Maassstabe vor sich. ai 8. Schneider's Mittheilung über Bewegungserscheinungen an den Sa- menkörperchen gewisser Nemätoden beruht auf sehr genauen Beobach- tungen, die nicht nur durch die unserigen, sondern auch durch diejeni- gen von G. Wagener und N. Lieberkühn bestätigt werden. das Vorkommen von Anguillulen in erkrankten Blüthenköpfen vr von Dipsacus fullonum 1. Von Dr. Julius Kühn in Bunzlau. Mit Tafel VII.C. Die Weberkarde, Dipsacus fullonumL., leidet zuweilen an einer mkhbeit, welche als Kernfäule bezeichnet wird. Diese Krankheit haracterisirt durch ein allmäliges Missfarbigwerden und Vertrocknen Blüthenköpfe. Das Markgewebe derselben wird dabei gebräunt und hehen welken und sterben frühzeitig ab. Die Bräunung des Zell- beginnt am Blüthenboden und schreitet nach Innen vor, bis das ark davon ergriffen ist. Die Krankheit tritt in nassen Jahren er auf als in trockenen‘, ihre Ursache sucht man daher gewöhnlich "zu feuchten Witterung; wo dieser Erklärungsgrund nicht aus- a de abe man die Krankheit durch einen zu kräftigen Boden ver- Ich fand Gelegenheit, diese Krankkeitserscheinung Ende Juli und ß 5% v. J. an einigen Exemplaren von Dipsacus fullonum im Jan. Garten zu Poppelsdorf bei Bonn zu untersuchen. rkraukten Blüthenköpfe liessen in den verkümmerten Frucht- vie am Blüthenboden unmittelbar an der Anheftungsstelle der Ihehen, selbst weiter nach Innen im Markgewebe kleine weissliche ı n erkennen, die dem blosen Auge wie das dichtgehäufte Mycelium ee ae Als ich jedoch diese weissliche Substanz a8 Mikroskop brachte, war ich nicht wenig überrascht, in jedem en eine Masse dicht verschlungener Angnuillulen zu finden. Sie age leblos zu sein, denn die zerrenden und ruckweisen Be- 1, welche durch den Zutritt von Wasser hervorgebracht wurden, hr. f. wissensch. Zoologie. IX. Bd. 9 uch 130 waren rein mechanischer Art. Nach kurzer Zeit jedoch begann ein reges Leben; ein Würmchen nach dem anderen fing an sich zu strecken und zu regen und bald bewegte sich Alles munter durcheinander. Trocknete das Wasser ein und befeuchtete man die Würmcehen dann wieder, so wiederholte sich der Vorgang; man konnte dieselben auf diese Weise zu wiederholten Malen aus einem scheinbar leblosen Zustande zur lebhaften Bewegung übergehen lassen. Hielt man die Thierchen dauernd unter Wasser, so behielten sie ihre Lebensthätigkeit noch am zweiten Tage, starben dann aber in dem ihnen fremden Aufenthaltsorte ab. — Dagegen blieben die.in den‘abgepflückten und trocken gewordenen; Kardenküpfen noch befindlichen Anguillulen lebenslähig. Ich habe wiederholt im Herbst und Winter, und zwar jedesmal ganz ohnfehlbar, die Anguillulen aus den trockenen Kardenköpfen aufleben sehen. Noch jetzt, Ende März, sind sie leicht zur regsten Lebensthätigkeit zu bringen, obgleich die noch vor- handenen Reste der Kardenköpfe nun 8Monate bereits trocken und wäh- rend des Winters in der geheizten Stube aufbewahrt wurden. Dabei ist es auch gleichgültig, ob die Köpfe unversehrt erhalten wurden. Die An- guillulen jedes Stückchens leben eben so gut auf, wie früher die aus den unversehrten Köpfen genommenen. Sie erwachen übrigens nur bei nicht zu niedriger Temperatur zum Leben; bei + 5° R. salı ich sie regungs- los liegen, während sie alsbald sich bewegten, wenn sie in ein wärmeres Zimmer gebracht wurden. Es währt jedoch auch im warmen Zimmer jeizt eiwas länger, ehe die Bewegung der Tbierchen beginnt, . In. der Regel vergehen. nach dem Befeuchten 50—55. Minuten ‚, ‚ehe. die ersten Regungen erfolgen: — Die, Würmchen liegen trocken in sehr manniglal- tigen Formen in den Häufchen vereinigt, bald spiralig, seltener schrau- benförmig aufgerollt, bald unregelmässig hin und her gebogen, oder\mehr oder weniger ausgestreckt und durcheinander gekreuzt. Bringt man solch ein Häufchen ins Wasser, so, fährt es auseinander und man kann die einzelnen regungslosen Würmchen schon mit dem blosen Auge als kleine zarte Fäserchen erkennen. Ihre ersten wirklieben Bewegungen sind langsam und steif, sie strecken sich allmälig aus und biegen sich ‚unbe- holfer hin und her. Bald aber werden ihre Bewegungen geschmeidig und lebhaft, sie richten den Kopf dabei wie suchend hald da, bald dort- hin, beugen den Körper in verschiedenen uuregelmässigen Windungen, rollen sich auch wohl theilweis, namentlich am Hintertheil zusammen. Ihre Bewegungen sind nicht schwimmend, sondern wurmförmig kriechend. — Die Würmehen sind verschiedener Grösse, man findet gleichzeitig in frischen Kardenköpfen Mänuchen und Weibchen, Geschlechtslose und Eier. In den eingetrockneten Kardenköpfen fand ich die letzteren in verschie- denen Entwickelungsstufen noch bis im October, später jedoch nicht mehr, dagegen sehr jugendliche. Würmchen, so dass die Entwickelung der Eier auch durch das Eintrocknen der frisch gebrochenen Köpfe nicht ganz unterbrochen, wean auch wahrscheinlich verlangsamt wurde. Das 131 Legen der Eier seheint schon im Sommer heendet zu sein, denn ich fand im August keine weiblichen Individuen mehr, in. denen ich Eier hätte _ erkennen können. Das Eierlegen geschieht nicht gleichzeitig, man findet emselben Häufchen Eier, die eine Zerklüftung des Dotters noch nicht n, und andere, in denen die Embryonen schon vollkommen ent- elt sind, und ebenso findet man die geschlechtslosen Würmehen von verschiedensten Grösse in einem Häufchen vereinigt. Die Bewegun- a.der geschlechtslosen Anguillulen sind ungleich lebhafter als die der ‚männlichen und weiblichen; denn obgleich man. auch diese sich deutlich ewegen sieht, so liegen sie doch meist ruhig und ihre Regungen sind rüg und langsam. ‚Nach Allem, was ich über die Kardenfäule beobachtet habe, sind die illulen die Ursache dieser Krankheitserscheinung, Dafür spricht die ‚Analogie mit gewissen Krankheiten anderer Gewächse, bei n ebenfalls Anguillulen beobachtet wurden. Bekanntlich erzeugt illula Tritiei‘) eine eigenthümliche Krankheit des Weizens, das Gichtigwerden desselben. In den erkrankten Aehbren sind die Körner um Theil oder sämmtlich missgebildet ; sie sind kleiner, zugerundet, 'hwarz und besteben aus einer dicken harten Schale, dee Inhalt eine sse Substanz bildet. Diese Substanz ist von staubigfaseriger Beschaf- jheit und geht beim Befeuchten mit Wasser zu feinen Körperchen aus- er, die sich unter dem Mikroskope als Anguillulen ausweisen, auf e Weise, wie dieder Karden allmälig zum Leben gelangen und sich zu bewegen beginnen. — An wildwachsenden Pflanzen finden ähnliche Kraukheitserscheinungen. So entdeckte Sieinbuch in ab- m vergrösserten Blüthchen von Agrostis sylvatica einen dunkelviolet- eylindrischen oder länglieh-conischen kleinen Beutel, der in die zu- m ngewickelte Spelze eingeschlossen, in seinem won ehenfalls An- en von eigenthümlicher Art enthielt, die von Steinbuch als Anguil- Agrostis?) beschrieben wurden. Derselbe Forscher fand in erkrank- Blüthen von Phalaris phleoides die Anguillula Phalaridis®), In Ben der Anguillula Tritiei bat C. Davaine*) überzeugend dar- in, dass sie in der That die Ursache jener Krankheit des Weizens Die, in Jem völlig, ausgebildeten kranken Getraidekorne enthalte- mehen sind geschlechtslos, Kommt das Korn in den feuchten ‚ so erweicht und fault es; die darin entlialtenen, vorher einge- sten Würmchen aber gelangen durch die Fauchtigkeit zur Lebens- seit und die erweichte, verfaulte Hülle gestattet ihnen, sich aus ihr 4 Vibrio Tritiei Roffredi, Rozier Observat, sur la Physiqne tab, U, Fig. #1. 2. 5 Arad Agroslis Steinbuch Naturforscher XXVII. Stück, pag. 241, tab. V, F brio Phalaridis Sleinbuch 1. c. pag. 257, tob. V, Fig. 6. 7. oples rendus de l’Academis des seionces 4855 p. 485—488; ibid. 4856, ung vom 24. Juli. 9 ” 132 zu entfernen und sich im Boden zu verbreiten. Gelangen sie zu einer jungen Weizenpflanze, so kriechen sie an derselben herauf, halten sich bei trockener Witterung in den Blattscheiden ohne Bewegung und Le- benszeichen auf, suchen aber bei einfallendem Regen mit dem’ Empor- wachsen des Halmes immer weiter nach oben zu kommen und gelangen so zu einer Zeit schon in die oberste Blattscheide und somit zu der sich bildenden Aehre, in welcher dieselbe noch in ihrer ersten Entwickelung begriffen ist. Die Blüthentheile der Aehrchen sind dann nur erst in Schuppenform vorhanden und bestehen aus einem weichen zarten Zell- gewebe, in das die Würmchen leicht eindringen können. Durch die ein- gedrungenen Würmchen wird nun eine abnorme Entwickelung der Blü- tbentbeile in ähnlicher Weise veranlasst, wie wir die Galläpfel durch In- sectenlarven entstehen sehen; es bildet sich aus ihnen ein gerundeter Auswuchs, in dessen Mitte sich die Würmchen befinden. Diese ent- wickeln sich bier rasch zur normalen Ausbildung, in Folge welcher nun auch der Unterschied der Geschlechter erkennbar ist. Die Weibchen legen eine grosse Menge Eier und sterben dann, wie auch die Männchen, bald ab. Während dem wächst der Auswuchs, bis er zur Zeit der be- ginnenden Reile des Weizens fast die Grösse eines normalen Kornes er- reicht hat. Die alte Generation der Anguillulen ist dann schon ausge- storben, nur einzelne Ueberreste finden sich von ihnen als zusammenge- schrumpfte Hüllen; aus den Eiern sind die Embryonen längst ausgekro- chen und bilden nun als geschlechtslose Larven den staubig gfaserigen Inhalt des Gallengewächses. Dieses trocknet mit den scheinbar leblosen Würmchen zu dem sogenannten Gicht- oder Radenkorn des Weizens zu- sammen. Gelangt dasselbe mit gesunden Weizenkörnern in den feuch- ven Ackerboden, so wiederholt sich der Kreislauf, die Anguillulen werden aufs Neue Ursache zu der bezeichneten Krankheitserscheinung des Wei- zens. — Es ist kein Grund vorbkanden, um zu bezweifeln, dass es mit den übrigen, unter ähnlichen Verhältnissen auftretenden Anguillulen eine gleiche Bewandtniss habe, dass auch Anguillula Agrostis und A. Phalari- dis Ursache, nicht Folge der Krankheitserscheinungen sind, welche ihr Auftreten characterisirt. | Die Anguillulen in den Blüthenköpfen von Dipsacus fullonum reihen 3 sich in Bildung und Entwickelungsweise den genannten Pflanzenpara- siten vollständig an. Auch bei den Karden sind die kranken, Anguillulen bergenden Körner von den gesunden Samen verschieden. Sie sind noch nicht halb so gross und nicht so scharfeckig als diese. Der Pappus des gesunden Samens ist gestielt, bei den kranken Körnern ist er fast doppelt so gross und sitzend. Die kranken Körner sind nicht vollständig mit Anguillulen ausgefüllt, vielmehr findet sich in denselben noch der verkümmerte Samenkern, während die ersteren zu weisslichen Häufchen vereinigt in dem Gewebe der abnorm verdickten Samenschale, nament- lich am Grunde derselben vorhanden sind. Aber nicht nur in den Kör- 133 nern, auch i in dem Pappus, und zwar im untern Theile desselben, finden ‚die Anguillulen, sowie auch am Fruchtboden und sogar in dem ke des Blüthenkopfes. An den letzten beiden Orten bewirken sie edoch nicht eine abnorme Bildung, sondern nur ein allmäliges Absterben "und Braunwerden des Gewebes. So sehen wir auch die Anguillulen von psacus fullonum sich analog den Insectenlarven verhalten, welche in anzentheilen schmarotzen und dadurch abnorme Bildungen und ein rben der Gewebe verursachen. — Da die Entwickelung der An- len, insbesondere das Emporkriechen der Larven zu den Blüthen- len, durch feuchte Witterung begünstigt wird, so erklärt es sich recht I, dass die Kardenfäule in nassen Jahren häufiger und allgemeiner ftritt als in trockenen; doch ist ihr Vorkommen keinesweges aus- esslich an solehe Jahrgänge geknüpft, weshalb man schon: früher einem weiteren Erklärungsgrunde suchte und ihn in einem zu kräf- Boden zu finden glaubte. Das wahre Sachverhältniss ist aber die- es, dass auch in trockenen Jahrgängen hinreichende atmosphärische Nie- derschläge erfolgen, um die Anguillulen zu den Kardenköpfen gelangen zu sen, dass aber dann meist eine geringere Menge der ersteren die letz- n erreicht, ihre weitere Entwickelung und Vermehrung durch trocke- Welter auch weniger begünstigt wird. — Fernere Beobachtungen otersuchungen werden noch weitereAufklärung über die Kernfäule arden bringen, hier sei nur noch mitgetheilt, was ich über die sie rrufenden Anguillulen selbst beobachtete. | Die Anguillulen der Weberkarden sind durchsichtig und meist von weisser Färbung. Diese Färbung rührt von kleineren und grös- örnchen her, mit welchen der Körper dieser Thiere mehr oder ‚er reich erfüllt ist. Die Körnchen sind nicht gleichmässig in der Länge des Körpers vertheilt, sowohl nach dem Kopf hin wie am ende finden sie sich sparsamer. Zwischen ihnen sieht man häu- 'elne Bläschen verschiedener Grüsse (Fig. 4); nicht selten sind 'y solche Individuen, bei welchen grössere, scharf umgrenzte Blasen tunder oder ovaler Form den ganzen Körper entlang vorhanden, von anche aber zum Theil überlagert sind; Fig. 5 zeigt einige " Blasen. Seltener ist der Körperinhalt gelblich oder gelbbräun- | Von der Menge des körnigen Inhaltes rührt es wahrschein- er, dass es nicht gelingen wollte, eine deutliche Einsicht über die ‘und Lage des Darmes, des Eierbehälters und der Hoden zu ge- - Es lassen weder Männchen und Weibchen noch Geschlechts- inen hinreichend scharfen Unterschied in der innern Bildung er- 1, wenn auch die letzteren einen mehr gleichimässigen körnigen i zeigen, während derselbe bei den weiblichen Individuen mehr nach ‚ der Vulva gegenüberliegenden Seite gedrängt ist. Anfang und Ende ırınes kann ınan jedoch zuweilen einigermaassen deutlich erkennen. - Der Körper der Tbiere ist rund und die Oberfläche desselben gleich- „154 mässig eben; nur im eingetrocknelen Zustande und auch noch einige Zeit nach dem Aufweichen zeigen manche Individuen verschiedenartige Einkerbungen, oft sehr regelmässiger Art, wie in Fig. 9. Der Querdurch- messer des Leibes ist ziemlich gleichmässig, nach Kopf und Schwanz zu aber. allmälig etwas vermindert. Das Kopfende ist contractil und je nach- dem es ınehr oder weniger verlängert oder zusammengezogen ist, erscheint es mehr oder weniger verdünnt; die Fig. 5—-8 stellen es in verschiede- nen Zuständen dar; Fig. 5 zeigt das gewöhnliche Verhältniss. ‘Vorn an derMundspitze oder am eigentlichen Kopf verringert sich der Durchmesser etwas bedeutender, es scheint an dem dadurch hervorgebrachten kleinen Absatze ein stärkerer Muskel zu liegen, man bemerkt hier eine deutliche Querlinie. Fig. 6 zeigt ein langausgestrecktes Vordertbeil, Fig. 8 ein sehr zusammengezogenes, so dass man deutliche Querfalten bemerkt. Diese sind auch in Fig. 7 sichtbar, wo sich zugleich die vordere plattab- gestutzte Kopffläche bemerken lässt, in deren Mitte der Mund liegt. Von dem Mund aus ist der Oesophagus bis zu einer Länge von sehr regel- mässig = 0,012”” scharf und deutlich zu erkennen. Er endet hier in eine runde, knollige Erweiterung. Von da ab ist sein Verlauf niebt immer sicher zu verfolgen, zuweilen aber sieht man sehr deutlich, wie sich der Oesophagus von seiner ersten Verdickungnoch weiter fortsetzt und in eine zweite, etwas grössere Erweiterung endigt, von welcher aus man auch wohl eine Andeutung des von hier beginnenden Darmes bemerkt, wie in Fig. 5. — Der Oesophagus und seine beiden Erweiterungen zeichnen sich durch ihr gleichartig dichtes Anseben und ihre bläulich schillernde Fär- bung selir scharf ab. Der vordere Theil desselben mit der ersten Ver- dickung ist stets sichtbar und bleibt bei allen Bewegungen des Kopfes steif ausgestreckt. Der hintere Theil dagegen wird oft von dem körnigen Inhalt des Körpers so überlagert, dass er der Beobachtung sich entzieht. Seine Länge ist weniger gleichmässigals die des Vordertheiles, sie schwankt zwischen 0,032—0,057 “", im Mittel von mehreren Messungen ist sie = 0,045. Dieser hintere Theil des Oesophagus verändert auch bei den Bewegungen des Körpers mehr oder weniger seine Lage, er bildet dabei bald eine gerade, bald eine wellenförmig gebogene Linie wie in Fig. 5.— Der hintere Theil des Körpers endet in eine gerade oder etwas abgebo- gene, auch sonst verschieden gestaltete Schwanzspitze. Fig. 10 zeigt verschiedene beobachtete Formen. Am häufigsten sind die Formen von Fig. 10a und Fig. 4. — Der körnige Körperinhalt setzt sich bis zur Schwanzspitze fort, wie Fig. 4 zeigt, es ist daher meist nicht möglich, das Ende des Darmes und die Lage des Afters aufzufinden. Bei einigen geschlechtslosen Würmern glückte es mir jedoch beides zu sehen. Die | Länge vom Darmende bis zum Ende des Schwanzes betrug 0,066”. Die Afteröffnung war im Mittel 0,052" von der Schwanzspitze entfernt. Eine Vergleichung der Figuren 13a und b zeigt, dass der Aftercanal bei den verschiedenen Individuen nicht gleich lang ist. 135 Die geschleehtslosen Würmchen zeigen die mannigfaltigsten Grössen- verhältnisse je nach dem Stadium ihrer Entwickelung; die ausgebildei- - sten von ihnen haben dieselben Dimensionen in Länge und Breite wie die männlichen und weiblichen Tbierchen.' Mehrere Messungen von An- - guillulen aus ein und demselben Häufchen, ‘in dem sich nur geschlechts- - lose befanden, ergaben : a. 0,475”= Längeund 0,019"® Breite; b. 0,502” ge, 0,045” Breite; c. 0,934”" Länge; 0,032 =” Breite; d. 0,963 "” . ge, 0,027 == Breite. Mit Männchen und Weibchen gemischt in einem äufchen finden sich Geschlechtslose auch bis zu einer Länge von 1,42 ”®, Deutliche Uebergänge aus dem geschlechtslosen in den geschlechtlichen Zustand habe ich nicht wahrnehmen können. Nur einmal sah ich An- -deutungen der wulstigen Ränder des weiblichen Geschlechtsorganes, ohne dass ich die Spalte zu erkennen vermochte. Jedenfalls tritt die Ausbil- der Getierationsofgane erst nach vollständig beendigtem Wachsthume R der Larven ein, denn niemals sind dieselben an Individuen zu bemerken, elche die normale Grüsse noch nicht erreicht haben. Da bei ein und lemselben Kardenkopf die Anguillulenhäufchen sich in sehr verschiedenen Stadien der Entwickelung befinden und man sowohl Häufchen mit Eiern ünd ausgeschlüpften Embryonen, als solche mit nur geschlechtslosen, und ederum andere beobachtet, diegeschlechtslose, männlicheund weibliche ndividuen gemischt enthalten, so vermuthe ich, dass die Anguillulen der on melırere Generationen in demselben Jahre und in demselben Kar- enkopf bilden, und dass nur die zur Zeit des Absterbens der Karden- staude vorhandenen Geschlechtslosen , also die Larven der letzten Gene- on, ihre Entwickelung erst in den Köpfen neu erwachsener Karden im nächsten Jahre vollenden. - Die Länge der männlichen Anguillulen schwankt zwischen 1,036 bis 1,269”®. AlsMittel von fünf Messungen ergab sich die Länge von 4,162=“. änge der Weibchen wechselt zwischen 0,940 —1,144”®. Im Durch- initt von fünf Messungen war sie =1,005"". Die Dicke der Männchen d Weibchen schwankt zwischen 0,026-—0,032”", Am bäufigsten ist © = 0,028”®. Es finden sich die beiden Geschlechter oft von gleicher ige und gleichem Durchmesser, im Allgemeinen lässt sich jedoch sagen, E ie Weibchen um ein Weniges kürzer und dicker, die Männchen um länger und schlanker sind. märinliche Geschlechtsorgan befindet sich am bintern Theil des so dass die Länge vom Penis bis zur Schwanzspitze ‘\, der Kör- ge ausmacht und im Mittel 0,078”= misst. Der Penis ist etwas en und aus breiter Basis lang zugespitzt. Die Ränder der Scheide, in sich befindet, sind meist geschlossen, wie Fig. 44 b und d zeigt. mal beobachtete ich sie etwas geöffnet (Fig. Me). -— Fig. 11a Organ bei der Rückenlage des Thieres. Bei der Seitenlage des ‚res bemerkt man stets eine zarte Contour (x in Fig. 41), dieuber das inliche Geschlechtsörgan gespannt ist. Ich war über dieselbe lange 136 Zeit im Zweifel, bises mir gelang, an einem Individuum zarte, aber sicher und deutlich erkennbare Falten in der Richtung mit dem ‚Querdurchmes- ser des Thieres in der Weise, wie Fig. 11.d zeigt, wahrzunehmen, deren hyperbolische, an der hintern Seite etwas schwächere Linien auf das Unverkenvbarste zeigten, dass jene Contour die Begrenzungslinie einer zarten völlig wasserhellen Haut ist, ‘welche wie ein Schleier über das männliche Geschlechtsorgan gespannt ist. Längsfalten oder eine Spalte bemerkte ich an dieser Haut nicht. Bei der Rückenlage des Thieres sieht man sie, wiein Fig. 41a, in der Regel nicht, zuweilen aber ist sie.als ein schmaler völlig durchsichtiger Rand durch eine zarte Contour zu beiden Seiten dieser Stelle des Körpers bemerkbar. Es ist mir nicht bekannt, dass an einer anderen Species von Anguillula etwas Aehnliches beob- achtet wurde. Das weibliche Geschlechtsorgan liegt ebenfalls im hinteren Theile des Körpers. Die Länge von der Vulva bis zur Schwanzspitze beträgt Y% der Körperlänge und misst 0,193—0,22 "=, im Mittel 0,2””. Es stellt eine Einkerbung mit mehr oder weniger wulstigen Rändern dar, an der sich der Spalt deutlich erkennen lässt (Fig. 12a). Bei dem Individuum, dessen Geschlechtsorgan Fig. 125 darstellt und das in Folge des seitlich schrägen Gesichtspunktes statt des Spaltes die Fläche desselben zeigt, war einigermaassen der, wie es schien, leere und deshalb zusammenge- fallene Eierbehälter angedeutet, obne dass jedoch über seine Lage etwas Genaues zu ermitteln gewesen wäre. Die Eier sah ich in verschiedenen Stadien der Entwickelung, aber nur ausserhalb des Mutterkörpers. Sie sind etwas mehr als doppelt: so lang wie breit. Fig. 4 zeigt ein Ei, in dem der Durchfurchungsprocess noch nicht begonnen hat; in Fig. 2 beginnt die Zerklüftung des Dotters; Fig. 3 zeigt.den vollständig entwickelten Embryo. Die entwickelten Em- bryonen bewegen sich lebhaft in ihren Eihullen und durchbrechen end- lich dieselben. Zuweilen gelingt es, das Ausschlüpfen derselben unter dem Mikroskope zu beobachten ; ihre Länge beträgt Y, von der der aus- gewachsenen Individuen. Nach dem Dargelegten sind die Anguillulen der kernfaulen Karden specifisch von den bis jetzt bekannten Arten der Gattung verschieden. — Zunächst sind alle bisher bekannten parasitischen Anguillulen von den nicht parasitischen dadurch unterschieden, dass sie nicht wie diese leben- dige Junge gebären, sondern Eier legen, und dass die weibliche Genital- öffnung bei den ersteren anı hinteren Theile des Körpers gelegen ist, wäh- rend sie bei den letzteren in der Mitte des Körpers sich befindet, Es machte auf dieses Verhältniss schon Prof. Dr. Grube in Troschel’s Archiv für Naturgeschichte 45. Jahrg. I. Bd. S.361 aufmerksam. Die Anguillula Dipsaci mihi schliesst sich hierin den übrigen parasitischen Anguillulen vollständig an, stimmt aber mit den einzelnen Arten derselben in den sonstigen Merkmalen nicht völlig überein. Von Anguillula Tritiei ist sie 137 n durch die geringere Grösse unterschieden, von A. Agrostis durch ungleichen Endspitzen des Körpers, indem nach der Zeichnung, die buch 1. c. giebt, das Kopfende von A. Agrostis dem Schwanzende einem Durchmesser gleich ist. Von A. Phalaridis ist die A. Dipsaci h den Mangel an brauner Farbe und dadurch unterschieden, dass ersterer die Geschlechtsöffnung des Weibchens weiter nach hinten , indem die Länge von der Vulva bis zur Schwanzspitze fast nur Y, örperlänge ausmacht. Characteristisch scheint endlich noch für Art ‚die Membran an dem männlichen ‚Geschlechtsorgane zu sein, e bei den übrigen Arten nicht etwa übersehen wurde; in natura ch keine derselben vergleichen. Ich gebe schliesslich die Diag- unserer Species : guillula Dipsaci nov. spec. corpore 0,93—1,42”" longo, —0,032 @” lato, extremitate antica parum attenuata obtusa rotun- postica sensim subtiliter acuminata, cauda feminae (ab vulva) %, (ab pene) ,, corporis aequante, recta vel paulo incurva, oeso- go postico bulboso, vulva in postico corpore sila. Kleinere Mittheilungen und Gorrespondenz - Nachrichten. Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Histologie von A. Kölliker, 1. Eigenthümliche an den Gefässen der Holothuria tubulosa ansitzende Körper. "An den Darm- und Lungengefässen der Holothuria tubulosa fand ich in Nizza bei mehreren Individuen besondere milchweisse runde Körper von ziemlicher Grösse (elwa '/%"J, die dem ersten Kenner der Echinodermen J. Müller, dem ich die- selben zeigte, unbekannt waren und daher wohl eine kurze Erwähnung verdienen. Es waren meist gestielte Blasen mit deutlicher Hülle und körnigem, dunklem, fett- | ähnlichem Inhalt, die unabänderlich zwei keimbläschenartigeKörper, jeden mit einem grossen feingranulirten keimfleckartigen, Gebilde, enthielten. Einige dieser Gebilde sassen auch breit den Gefüssen jan und waren von dem flimmernden Peritonealepi- thel überzogen, während die gestielten, wie es schien, immer nackt waren. Mich interessirten diese Gebilde, weil ich an die Schnecken der Synapta dachle, doch war ich nicht im Stande, weiter etwas zu ermitteln, was über ihre Bedeutung Aufschluss gegeben hätte, und will ich dieselben somit einfach spätern Beobachtern empfehlen. 2. Ueber die Luftgefässe der Velellen. Die kleine zwischen Vogt, Leuckart und mir noch bestehende Meinungsverschie- denheit mit Bezug auf diese Gebilde schlichtet sich nach dem, was ich in Nizza fand, in derArt, dass einmal diese Gefässe entschieden nicht bloss aus der centralen Kammer der Schaale, sondern aus mehreren Kammern entspringen. Die Ursprungsstämmchen, deren Zahl bis 46 erreichen kann, verösteln sich theils nahe an ihrem Anfange, theils später 1- 2- 3mal, so dass schliesslich einige 60 Kanälchen entstehen, die, wie ich nun bestimmt gesehen zu haben glaube, mit freien Oeffoungen am Rande und an der untern Fläche der Leber zwischen den kleinen Polypen ausmünden. Ist dem so, 80. werden diese Gefässe wohl eine bestimmte Beziehung zur Füllung oder Entleerung der Schaale haben, in Betreff welcher fernere Beobachter das Genauere ausmitteln werden. 139 Cestoden. In Nizza fand ich im Darm von Muraenophis saga, Risso einen jungen Bandwürm (Seolex) mit zwei röthlichen Flecken am Kopf und einem Stirnnapf, der mit einer von Beneden beschriebenen Scolexform (Vers cestoides Pl. I, fig. 1—4) identisch zu ein scheint. Die erste Untersuchung desselben zeigte mir gleich ı ein eigenthümliches Verhalten der Gefässe, nämlich viele freie Ausmündungen derselben, von en ich damals glaubte, dass sie noch nicht beobachtet seien. Jetzt habe ich frei- aus der eben erhalterien neuesten Arbeit von Wagener (Nov. Act. Nat. Cur. XXIV. plem. pag. 16 und 33) ersehen, dass dieser eifrige Erforscher der Helminthen Mündungen schon bei Taenia osculata, Triaenophorus und Dibothrium elavaeceps chtet hat, nichtsdesioweniger möchte bei der Neuheit der Sache die Bestätigung Wagener’schen Erfahrungen nicht ganz überflüssig sein. Der von mir gesehene ex hatte 4 Längsstämme, die am hinteren Leibesende aus einem contractilen, h aussen sich Öffnenden Behälter entsprangen und an den Rändern des platten bes bis in den Kopf verliefen, wo sie dem Blicke sich entzögen. An zweien der ostämme nun und zwar den äusseren fanden sich in den vordern drei Vier- en des Körpers, und vielleicht auch noch weiter hinten, zahlreiche (gesehen wur- ı 30—33 jederseils), unter rechlem oder spitzem Winkel abgehende Nebenäste, denen jeder ungetheilt bis zur Haut verlief, und mit einer unzweifelhaflen sehr ichen Oeffnung von 0,004—0,0045°” ausmündete. Alle Gefässe, deren Inhalt klar war, und deren Durchmesser 0,001—0,004’ betrug, hatten eine deutliche ie Haut, waren jedoch, soviel ich ermitteln konnte, ohne Flimmerorgane und be- en auch keine Contraclilität. — Der ganze Leib des Thieres enthielt sehr zahl- ıe Kalkkörner von ovaler Form, sonst keine Spur besonderer Organe. — N r h Entwicklung der quergestreiften Muskelfasern des Menschen aus einfachen Zellen. "Der Nachweis der grossen Verbreitung einzelliger Muskelfasern oder eontractiler len bei Wirbellosen führte mich dazu, die Frage aufzuwerfen, ob nicht der nodus, den’ zuerst Lebert und später auch Remak bei den quergestreiften ern des Frosches gefunden haben, nümlich der, dass jede Muskel- F aus einer einzigen Zelle hervorgebe, die ungemein sich verlängere, für alle reiften Muskelfasern Geltung habe (Würzb. Verb. VIII, pag. 443). Ich bin der That im Faile, diesen Bildungsmodus auch für den Menschen nachweisen inen. Bei einem zweimonatlichen Embryo, den ich der Güte des Herrn Dr. Ger- istenten der Poliklinik, verdanke, fand ich die Muskeln der Anlage des n einem so unentwickelten Zustande, dass es nicht gerade schwer war, sehr istände derselben sich zur Anschauung zu bringen. Die jüngsten Formen, sah, waren einfache spindelförmige Zellen von 0,06—0,08” Länge, die in 10,004— 0,0045" ‚breiten mittleren Stücke einen oder zwei längliche Kerne ent- d an ihren Enden in ganz feine Fäden von höchstens 0,0004’ Breite aus- 0, uch keine Spur von Querstreifüng zeigten. Vot diesen einfachen Faserzellen, is anderes als verlängerte primitive Embryonalzellen sein können, liess 1 durch Nerbeiziehung der Muskelmassen der Unter- und Oberschenkelnnlagen e anze Formenreihe herstellen bis zu Fasern von 0,3—0,3'” Länge und 0,002” ‚ die an beiden Enden ebenfalls ganz spitz zuliefen, mit 4—9 länglichen, in be- aden Abständen befindlichen Kernen und den ersten leisen Andeutungen einer reilung, 60 dass, um 80 mehr da die Kerne dieser Elemente fast alle die nämlichen u einerlebhaften Vormehrung darboten, die ich schon früherbeschrieben habe, 'hesweileln wor, dass die spätern Muskelfüsern einfach durch ein von einer 140 energischen Vermehrung der Kerne begleitetes Wachsthum der primitiven einkernigen Faserzellen in die Länge und Breite zu Stande kommen, zu welchem Wachsthume später auch eine eigenthümliche Umwandlung des Inhaltes sich hinzugesellt. Ich bin überzeugt, dass man auch bei ältern Embryonen die spitzen Enden der Muskelfasern auffinden wird, und hat nun auch durch diese meine Beobachtungen, wie mir scheint, die neue von A. Rollett ‚gemachte Erfahrung von dem Vorkommen von zahlreichen freien spitzen Enden der Muskelfasern des Erwachsenen ihre Erklärung gefunden. — Wenn beim Frosch und Menschen die Muskelfasero den Werth einfacher unge- mein gewucherter Zellen haben — was, beiläufig gesagt, ein vortrefllieber Beweis der ungemeinen Leistungsfähigkeit auch thierischer Zellen ist — so lässt sich nicht länger bezweifeln, dass diess für alle quergestreiften Muskelfasern gilt, und kann demnach in Zukunft nicht mehr zwischen contractilen Faserzellen und Muskelfasern von dem Werthe vieler Zellen. unterschieden werden. Immerhin werden gewisse Unterschiede stehen bleiben und will ich schon jetzt darauf aufmerksam machen, dass der Umstand, ob die verlängerte Muskelzelle nur Einen oder viele Kerne enthält, ein brauchbares Eintheilungsprincip abgibt. Ebenso wird auch, wie bisher, der Grad der Differenzirung des Inhaltes berücksichtigt werden können, obgleich offenbar dieser Punkt, wie ich schon früher gezeigt habe, von geringerem Gewicht ist. 5. Ueber die umspinnenden elastischen Fasern. Diese Elemente sind in den letzten Jahren einem, wenn auch nicht extensiv, doch intensiv bedeutenden Angriffe von Reichert ausgeselzt gewesen, der zugleich seine Freude darüber ausspricht, dass nun die Histologie von einer der blendendsten Täuschun- gen erlöst werde, worauf Henle ihm antwortete, dass die umspinnenden Fasern, wenn es das Schicksal so füge, mit Anstand sterben würden, einstweilen aber dem Urtheils- spruche rubig entgegensähen.. Wie Henle, so bin auch ich durch die so bestimmte Behauptung Reichert's, der nun auch die seines Schülers Taube (de membr, serosis, Dorp.4854) und von Leydig (Histol. pag. 31) sich anreihen, stutzig geworden und war ich daher allerdings erstaunt, als eine vor Kurzem vorgenommene Untersuchung mir zeigte, dass die genannten Autoren diesen Gegenstand nicht nach allen Seiten geprüft haben und nur theilweise im Rechte sind. Die Sache ist die: Reichert und die andern Genannten behaupten, der Anschein spiraliger Umwick- lung entstehe von Einschnürungen, die eine Scheide der betreffenden Bindegewebs- bündel erzeuge. Das Wahre hieran ist, dass die fraglichen Bündel eine Scheide haben und dass, jedoch nicht durch Zerreissungen derselben, wie Leydig annimml, wohl aber durch partielle Ausdehnungen derselben oder ein partielles Nachgeben derselben gegen den Druck des durch A aufquellenden Bindegewebsbündels, reihen- weise binter einander liegende knotige Anschwellungen und Einschnürungen zwi- schen denselben entstehen, an welchen letztern dann die nicht ausgedehnie Scheide den Anschein ringförmiger Fasern und breiterer solcher Bänder erzeugt. Diese ring- förmigen Bildungen, die Reichert besonders im Auge zu haben scheint, haben jedoch Henle und ich selbst, freilich ohne dieselben zu unterscheiden, nicht gemeint, sondern die schmalen spiralig verlaufenden faserartigen Züge, und dass diese Fasern sind, unterliegt nicht dem geringsten Zweifel. Man untersuche die Arachnoides eines reifen Fötus oder eines Kindes aus dem ersten Jahre und man wird sich bei nur einiger- maassen sorgfältigerem Eingehen bald überzeugen, dass an vielen Orten dieschon gutausgeprägten Spiralfasern mitkernhaltigenAnschwellungen versehen sind. Solche Fasern, die man ohne Weiteres Bindegewebskörperchen oder Saftzellen heissen kann, trelen besonders in dreierlei elwas verschiedenen Formen auf. In den mei- sten Fällen stehen dieselben wie beim Erwachsenen etwas weiter von einander ab, setzen sich jedoch nicht selten durch feine Ausläufer unter einander in Verbindung, so dass die Bindegewebsbündel meist reichlicher umsponnen sind, als man es den spätern Bil-" 141 ‚zufolge erwartet. Ausserdem findet man aber hie und da Bündel, die stellen- se eine fast vollständige Scheide von sehr deullichen queren Saftzellen en, so dass oft Bilder entsteben, die in gewissem Sinne an die Muskelhaut einer ie erinnern. Drittens endlich findet man, und diese Objecte sind die schönsten, ings nicht häufig, ganze Gruppen von Saltzellen aussen an den Bündeln anlie- und von diesen gehen dann fascikelweise nach einer Seite dunkle elastische Fa- ab, die auf längere Strecken ein Bündel mit schönen Spiraltouren umgeben. Ne- esen lehrreichen Formen fehlen nun allerdings ausgebildete Spiralfasern obne ‚auch nicht, doch erkennt man bei Kindern auch diese viel leichler als das was ind, weil sie oft am Rande etwas vorspringen oder nicht ganz regelmässige Con- eim Erwachsenen nun sah ich bisher von solchen Saftzellen nichts mehr. Die ‚der Bündel zeigt hier an vielen Orten, besonders nach Natronzusalz, ein tes Netzwerk feiner blasser Fäserchen mit stellenweise stärkeren Zügen ; leizteren sind nichts anderes als die Spiralfasern, wogegen von den andern noch nitteln ist, ob sie alle zu diesen oder, zu der bindegewebigen Grundlage der de gehören. Die letztere scheint aus Zellen mit blassen grösseren Kernen sich wickeln, von denen man noch beim Neugebornen Ueberreste sieht. — sem zufolge hat Reichert wohl in sofern Recht, als durch die Scheide der noideabündel der Anschein von ringförmigen umspinnenden Fasern entstehen dagegen hat er ohne hinreichende Grundlage aus dieser Thalsache auf das geschlossen und sich so bewegen lassen, die in grosser Menge wirklich vorhan- Spiralfasern in Abrede zu stellen. — 6. Entwicklung der Muskelfasern der Batrachier., ich habe nun auch Gelegenheit gehabt, diesen Gegenstand zu studiren und kann tzt Lebert und namentlich Remak in allem beistimmen. Ich empfehle besonders einen bis drei Tage in Chromsäure zu legen, in welchem Falle sich dann die Ifasern mit Leichtigkeit isoliren. Die jüngsten Stadien, die ich sah, entsprechen Fig. 4 auf Tab. XI. Bei Krötenlarven, die noch nicht ausgeschlüpft . } ‚den Schwanz eben erst anzulegen begannen, waren es 0,025 lange, 003” breite, an beiden Enden abgestuzie Zellen, die ganz mit Dotterkör- füllt waren und in der Mitte zwei dichtbeisammenstehende Kerne enthielten, eschlüpften Jungen von Rana temporaria, die ihre äusseren Kiemen besassen, enthielt das Schwanzende noch jüngsteFormen von Muskelfasern ellörmige, 0,02" lange, 0,002-—0,005”’ breite, ebenfalls mit Dotterkörnern ge- an mit einem, zwei oder drei Kernen. Schon an diesen Zellen fand sich hie a eine Andeutung von Querstreifung und ganz deutlich war dieselbe bei den eren Fasern in den vorderen Theilen des Schwanzes. Diese waren an beiden Enden ff zugespitzt, nicht so quer abgestulzt, wie Remak wahrscheinlich von einer Art sie abbildet, 0,03—0,05” lang, 0,0083—0,005” breit, mit 2, 3, höchstens hligen Kernen mit grossen oft doppelten Nucleolis und immer noch vielen hr zerstreut liegenden Dotterkörnern. Alle enthielten an einer Seile querge- Masse, scheinbar in Form eines dünnen Streifens, der bis in die Spitzen der len auslief, während die Kerne und Dotterkörner auf der andern Seite sich en, drehte man jedoch eine solche Zelle, so sah man, dass dieselbe eine dünne ( rtige, die ganze eine Seite derselben einnehmende Lage dicht unter der embran oder dem späteren Sarcolemma bildete Diese Masse war hell, zum hon schr zierlich gestreift, und war ich nicht im Stande, irgend eine bestimmte ng über ihre allmälige Entstehung zu gewinnen. Diesem zufolge kann es wohl Zweifel unterliegen, dass auch hier die quergestreiften Muskelfasern aus einfachen ervorgehen, die sich sehr verlängern und in ihren Kernen sich vervielfältigen, 142 denn die beschriebenen Faserzellen sind so lang als die Muskelabtheilungen am Schwanz und lassen sich übrigens leicht in ihrer Entwicklung bis zu ganz langen Fa- sern verfolgen. Dazu eignen sich besonders ältere Larven mit innern Kiemen,, aber vor der Bildung der Extremitäten. Bei solchen, die dem Stadium mit den äussere Kiemen noch näher standen, fand ich hinten im Schwanz noch ganz kurze breite Fa- sern mit schöner querstreifiger Subslanz, etwa wie Remak's Figg. 8, 9 und 41, nur noch kürzer (von 0,02—0,03”) und an beiden Enden mehr zugespitzt. Weiter vorn am Schwanz maassen dieselben schon 0,04—0,05°”, am vordern Theile des Rumpfes 0,07—0,08’” Länge, 0,007—0,04” und mehr Breite, und am Kopf 0,14—0,46°" in der Länge, 0,003—0,004” in der andern Richtung. Alle waren bandartig und enthielten zahlreiche Kerne, wie sie Remak in seinen Figg. 12, 43, 44 abbildet, nur grösser, und ebenso fanden sich auch in den längsten noch Reste der Dolterkörner, die freilich hier spärlich waren; in den mittellangen waren sie zahlreicher und in den Fasern am Schwanzende fanden sich auch, was mir auffiel, braune Pigmentkörnchen dabei. Alle Fasern waren an den Enden so beschaffen, zum Theil zugespitzt (Kopf) zum Theil mehr abgerundet (Rumpf), dass ersichtlich war, dass dieselben nichts an- deres als die verlängerten früheren Zellen sind. — Mehrere Male sah ich auch Sehnen mit den jungen Muskelfasern verbunden. Ein- mal sah ich genau das, was Remak in fig. 41 abbildet. Ein ander Mal, und diess wäre von Interesse, wenn es sich bestätigte, verband Eine kernhaltige in Zerfaserung be- griffene Bildungszelle des Bindegewebes von 0,05” Länge die spitzen Enden zweier Muskelfasern von 0,0%”. Die jungen Muskelzellen erleiden nach Remak auch eine Lä ngstheilung. Ich war noch nicht so glücklich, Formen, wie er sie in Fig. 5 und 6 abbildet, zu sehen, doch lassen dieselben wegen der Stellung der Kerne, wie mir scheint, kaum einen Zweifel zu. AlleFasern, die ich sah, zeigten nichts derArt und namentlich scheint mir vorläufig nicht der geringste Grund vorzuliegen, um später etwas der Art anzuneh- men. Ebenso spricht aber auch auf der andern Seite nichts für eine Verschmelzung embryonaler Fasern und braucht man ja nur Remak's Figuren anzusehen, mit denen meine Erfahrungen ganz übereinkommen, um sich zu überzeugen, dass die ursprüng- !ichen Zeilen durch Längen-und Dickenzunahme zudem werden, was sie später sind. Ich erlaube mir noch beizufügen, dass der neue Gesichtspunkt, der dureh die Untersuchungen von Zebert, Remak und mir über die Entwickelung der quergestreil- ten Muskelfasern sich eröffnet, nun auch zum Verstündniss der von Virchow und Bill- roth abgebildeten Formen von palhologisch neugebildeten solchen Fasern führt, und durch die Erfahrungen dieser Autoren unterstützt wird. Beide diese Forscher haben offenbar ganz frühe Stadien quergestreifter Fasern von der Form kürzerer Spindel- zellen gesehen; doch ergeben Billroth's Wahrnehmungen, dass solche Elemente auch einer weiteren Entwickelung fühig sind. Würzburg, den 16. April 4857. Von Dr. Ferdinand Cohn in Breslau. Hierzu Taf. VH. B. ortpflanzung der Infasorien durch Schwärmsprösslinge ist zwar schon bei Arten nachgewiesen worden ; nichts desto weniger ist die Zahl der Formen, nen man endogene Embryonen beobachtet, so beschränkt, dass man gegenwär- nicht berechligt ıst, über die Allgemeinheit dieser Reproductionsweise einen nen Ausspruch zu thun, und es bleibt deshalb immer noch von Interesse, alsachen zu saınmeln. Ich habe im vergangenen Sommer Gelegenheit gehabt, h inigen unvollständig beobachteten auch einen entschiedenen, wenn auch eigen- ch modifizirien Fall von Embryonenbildung zu constaliren, und zwar bei dem santen Infusorium, welches von Ehrenberg als Nassula elegans bezeichnet wird. fand dieses seltene Thierchen gleichzeitig mit der neuerdings von Lieberkuhn n Ophryoglena atra und Bursaria fruncatella; es ist einem Paramecium ähnlich , aber etwas schmäler und nach aussen wie ‚Paramecium von einer ro nig gezeichneten Cuticula begrenzt, welche die gleichmüssig über den Körper en Wimpern trägt. Das Innere des Thieres ist durch gelbbraune und violette Massen ausgezeichnet, die bald spärlich und einzeln zerstreut, bald in Anzahl und in Gruppen den Leib erfüllen. Am unteren Theile des Körpers ähe der Afleröffnung befindet sich eine grosse, violetle Masse, Fig. 4. 2 mi, b zahllose dunkelblaue Körnchen tiefer gefärbt erscheint (Fig. A ms.). Mitun- I sich ‚auch am entgegengesetzten Körperende eine solche blaue Masse. Ueber ing derselben sind eigenthümliche Ansichten ausgesprochen worden ; Ehren- hnet sie zu den Körpern, deren Bekanntwerden plötzlich helles Licht auf viele unkle und zweifelhafle Kenntnisse verbreitet hat; er erblickt nämlich in ihnen System, das die Absonderung eines violett gefärbten, der Verdauung enenden, mithin gallenähnlichen Saftes vermitile; er beschreibt ein 1 schön violetter Bläschen im Nacken des Thieres, von wo aus sich eine Reihe r oder krystallheller Bläschen längs des Rückens nach dem Aller bin ziehe; ben des farbigen Saftes mit dem Inhalt der Magenzellen geschehe im hin- ‚des Körpers und jener werde mit diesem zugleich ausgeschieden. Ich bir zwar über die Natur dieser Pigmentmassen noch nicht ganz im Klaren ; es mir jedoch nicht zweifelhaft, dass dieselben zu jener Reihe von Farbstoffen ‚welche bei den mikroskopischen Algen, und zwar in den Familien der n und Noslochinen verbreitet, von Naegeli den Namen des P hykochrums ben. Das Charakteristische dieses Farbstofls ist, dass er sich theils im Lebensprocesses, theils bei der Zerselzung in. verschiedene Nüangen 144 umfärbt, und zwar in Spangrün, Indigoblau, Violett, Purpurroth, Olivengrün und Braungelb ; wir finden bei den Oscillarien Arten, die alle diese Modifikationen des Phykochroms zeigen. Es ist eine Eigenthümlichkeit des Phykochroms, dass es sich in der lebenden Pflanze anscheinend in ungelöstem Zustande (mit dem Proloplasma ge- mischt) vorfindet, bei der allmäligen Zersetzung derselben aber sich allmälig im Was- ser mit blauer Farbe löst; daher wird das Wasser, in dem Oscillarien faulen, violett und blau, und das Papier, auf dem man diese Algen trocknet, bekommt einen intensiv blauen Rand. Dieser Farbstoff kommt ganz unzweifelhaft auch bei allen den Infuso- rien vor, welche durch ihre bunte, zwischen blau, spangrün und gelb schwankende Färbung einen so eleganten Anblick darbieten, so bei den zahnführenden Gattungen : Nassula, Chilodon, Prorrdon und Chlamydodon. Nur darüber könnte Zweifel entstehen, ob diese Pigmentmassen ins Innere des Thieres nur durch das Verdauen und Dige- riren gefressener Oscillarien gelangen, welche bekanntlich die Hauptnahrung der sämmitlichen hier angeführten Arten sind, und die man meist noch in Bruchstücken in ihrer Körperhöble antrift: oder ob sie, wie die Chlorophylibläschen von Loxodes Bursaria, Spiroslomum oder Vorticella viridis elc., sich zum Theil wenigstens im Thier- körper als eigenlhümliches Pigment bilden ; bis jetzt ist mir noch das erstere wahr- scheinlicher. Wie dem nun auch sei, jedenfalls werden die Phykochrommassen nach einiger Zeil entfernt und sarnmeln sich bei Nassula elegans vor dem Auswerfen in der Aftergegend zu grösseren Haufen an; es sind dies eben jene violelten, aus zahlreichen blauen Kügelchen gebildeten Massen im Hintertheile des Thieres. Dass die blauen Kügelchen nur Tröpfchen flüssigen Phykochroms sind, ergiebt sich daraus, dass, wenn man eine Nassula zerfliessen lässt, die Kügelchen plötzlich zu einer blauen Füssigkeik zusammenfliessen, die einen Moment darauf ihre Farbe verliert. Offenbar trill hier- bei Wasser ins Innere des Thieres von Aussen ein, und in diesem Wasser lösen die ; Phykochromtröpfchen sich sofort auf, Das Auswer‘ fen der Phykochromtröpfchen durch den After und ihr plölzliches Entfärben im Wasser hat bereils Ehrenberg beobachtet und abgebildet. Ich kann keinen Grund finden, weshalb diesen blauen Massen eine Function besonderer Art im Ernährungssystem zuzuschreiben sei. Dagegen kann ich sie auch nicht für Oseillarienbruchstücke halten, wie dies Stein gelhan (Infus. p. 249), sondern ich muss dieselben vielmehr für Nüssige, aus den gefressenen Oscillarien aus- gesogene und in Verdauung begriffene Phykochromklümpchen erklären, Die Anhäu- n fung derselben im Nacken kann ich nicht constant finden. 2 N Ausserdem ist bei Nassula elegans noch interessant der von Ehrenberg bereits g nauer untersuchte reusenartige, trichterförmige Zahnapparat (Fig. Az), an ‚welchem dieser Forscher 26 Zähne gezählt hat, und der im Innern des Körpers befindliche Nucleus, von elliptischer Gestalt, Y,,'" lang, an einem Ende mit einer Grube versehen, in welcher ein kleiner Nucleolus sieckt. Das ganze Gebilde ist von einer dichtanlie- genden Blase umschlossen (Fig. 5) und entspricht genau dem Bau der von mir sch: früber beschriebenen Kerne von Loxodes Bursaria. Contractile Vacuolen beschreibt Ehrenberg drei bei Nossula elegans, wovon zwei neben dem Munde, eine dritte sich auf der »mittleren Drüse«, dem Nucleus, befinden sollen. Ich selbst beobachtete nur zwei, dem ersten und zweiten Drittel des Thieres entsprechend (Fig. 1cv); das Eintreten einer Rosettenform, das Stein bei Nassula ambigua angiebt, babe ich nicht wahrgenommen. Im Frühling des vergangenen Jabres fand ich mehrere Exemplare voı Nassula elegans, in deren Innern eine grosse centrale Höhle von elliplischer Gestalt sichtbar | war, scharf begrenzt gegen den übrigen Körperinhalt (Fig. 1 bei e). Da, wo die Höhle der äusseren Wand am nächsten lag, war derKörper des Thieres nach Innen taschei förmig vertieft und eine lange, von parallelen Rändern begrenzte Spalte führte v. Innen nach Aussen (Fig. 4. 6 sp). Im Innern der Höhle beobachtete ich ein bis z grosse Kugeln (Fig.1.2.3. 6e) von %,, im Durchmesser, niemals aber mehr; diese Kugeln traten langsam in die Spalte hinein, durch welche die Höhle mit der Aussen- 145 welt communicirte, und indem sie dieselbe ausdehnien, gelang es ihnen, sich hindurch- zuzwängen und so ins Wasser zu gelangen (Fig. 2.3). Hier erschienen die Kugeln vegungslos und ungefärbt, aber körnig, mit einem centralen Kern und einer excen- rischen contractilen Vacuole (Fig 4). Merkwürdig war, dass ich an diesen Kugeln den mperüberzug vermisste, welcher bei den Schwärmsprösslingen von Loxodes Bur sarıa die Bewegung derselben vermiltelt, dagegen waren an der Oberfläche die kur- zen, strahlenarligen, an der Spitze knopfförmig etwas verdickten Fäden sichtbar, die fein und ich bei Loxodes bereits abgebildet haben (Fig. 3. 4). Es kann daher über ie morphologische Debereinstimmung der Nassulakugeln mit den Schwärmsprösslin- gen von Loxodes kein Zweifel sein, wenn auch die erstern keine Bewegung zeigten, was möglicherweise von einer vorzeitigen Geburt in der Kälte herrühren könnte ; ich habe leider versäumt, festzustellen, ob dieNassulakugeln mit dem Nucleus im Zusam- menbang stehen, wie Stein von anderen Fällen behauptet. Die Bildung der Fortpflan- zungskugeln fand sich sogar bei solchen Individuen, die eben erst aus der Theilung hervorgegangen, nur die Hälfte ihrer normalen Grösse erreicht hatten (Fig. 3). Auf- %: fallend ist, dass Stein bei dem mit Nassula nahe verwandten Chilodon Cucullulus eben- falls endegene Embryonen ‚beohachtel hat; diese entwickelten sich aber. in den en- _ eystirten Tbieren, duiehbohrteu heim Ausineten die Cyste und.waren mit langen - Wimpern versehen, beweglich, dem Ehrenberg'schen Cyclidium Glaucoma ähnlich (Infus. pag. 126). Bei der 32. Versammlung deutscher Nalurforscher zu Wien hat Stein eine Reihe merkwürdiger Beobachlungen über ‚die Acinetenbildung aus Schwärm- Be ngen von Loxodes Bursaria, Stylonychia Mylilus, Urostyla grandis und RL a truncalella vorgetragen (Tageblatt der Versammlung No.8. p. 58). Obne der genaueren Darstellung Steins vorgreifen zu wollen, kann ich nicht umhin, darauf üfmerksam zu machen, dass die Fortpflanzungskugeln von Nassula elegans in der at durch ihre tentakelartigen Fortsätze einen acinelenartigen Charakter tragen, uni mebr, da ihnen auch die schwiogenden Wimpern ‚fehlten. j hat in seiner interessanten Abhandlung über Cystenbildung bei Infu- jen (Band WI, Heft3, pag. 804 dieser Zeitschrift) die Entwickelungsgeschichte einer yandten Nassule.gegeben, die er N. viridisDuj ‚in «einer im vorigen Jahre erschiene- russischen Abhandlung über N. ambigua, nennt. ‚Er 'so wie Stein haben bei dieser ‚das Ein e ystiren beobachtet ; Cienkotwsky,giebtinoch an, (dass nach einiger Zeit Örper des eneystirten Infusoriums in viele scharf begrenzte Zellen zerfalle, welche Vand derCyste durch halsartigeVerlängerungen durchbrechen ; alsdanatheilt sich Inhalt der Zelle in eine grosse Zahl von monadenarligen Körperchen (Mikrogoni- ), die durch den Hals nach aussen heraustreten und sieh im Wasser zerstreuen. diese Beobachtungen, weiche'mit den von Stein bei Vorticella wicrosloma ge- en völlig übereinstimmen (vergl. Stein Anfusorien Tab. IV, fig.53 ‚56, p.1 94 seq.) eine Fortpflanzungsweise von 'Nassula bezeichnen‘), so würden bei diesem um neben derQuertheilung noch zwei ganz verschiedene Arten von Fortpflan- gskörpern existiren, deren weitere Entwickelungifreilich noch völlig. unbekannt ist. A) Anmerk. Es ist in hohem Grade auffallend, wie vollständig die von Cienkowsky und Stein beobachteten Mikrogonidien der Vorticellen- und Nassulacysten sammt ihren Naschenförmigen Mutterzellen den im Innern vieler Pflanzen .schmarotzen- n Chytridien (Ch, endogenum’A. Br.) gleichen, mikroskopischen einzelligen Pil- zen, deren Schwärmsporen die Haut einer Conferven-, Spirogyren- oder Achlya- le, oder eines: Closterium durchbohren ‚und dann im Innern. dieser Pflanzen ükugeligen Blasen anschwelten ; diese treiben ‚späler.hnlsartige Fortsätze, mit deren Hülfe sie ihren Nührorganismus durchbrechen, während der-Inbalt des Pilzes sich in zahllose Schwärmsporen umwandelt, die durch den Hals nach ’ 146 Erklärung der Abbildungen. Yie 4. Eine Nassula elegans mit zwei endogenen Kugeln e im Iunern einer Höhle, die durch eine grosse Spalle sp in eine Einbuchtung des Körpers mündet, obere (ms) und uulere (mi) Anhäufung von Phykochromtröpfehen, Mund und Zahnapparat bei 3, Alter bei a; zwei contractile Vacuolen ve. Fig. 2.1. Ein kleineres Exemplar, aus welchem eine »Fortpflanzungskugel« am obern Theil des Körpers austritt; mi Anhäufung von blauen Phykochromtröpf- chen vor dem After. ee | ‚Fig. 3. Eine eben aus der Theilung bervorgegangene Nassula, mit einer eben au tretenden »Fortpflanzungskugel«. Fig. 4. Eine freie Fortpflanzungskugel, ohne Wimpern, aber mil.geknöpften Tens- keln und contractiler Vacuole, eiuer Acinete sehr ähnlich, Fıg. 5. Der Nucleus von Nassula elegans frei herausgedrückt' mit’ dem dos Basis aufsitzenden Nucleolus. big. 6. Eine Nassula, so von oben gesehen, dass mau unmittelbar in die Spalte sp und auf die dahinter liegende Fortpflanzungskugel e blickt. Nachschrift 2 zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Gattung Myzostoma Leuckart. Von Garl Semper. Durch eine mir soeben von Herrn Prof. -Kölliker gütigst milgetheilte Arbeit 0. Schmidt's »Zur Kenniniss der Turbellaria rhabdocoela« auf eine frühere Arbeit M. Schultze's aufmerksam gemacht, in welcher derselbe einige Beobachtungen. über die Gattung Myzostoma mittheilt (Würzburger Verhandlungen 1853 Bd. 4, p. 224), erlaube ich mir, an die Bitte um Entschuldigung dieses Vebersehens, welches seine Erklärung in der verhüllten Erscheinung derselben findet, einige Bemerkungen über Schultze's Darstellung anzuknüpfen. Es geht daraus hervor, dass ihm das cen- trale Muskelsystem nicht entgangen war, während er in der Auffindung des Nerven- syslems weniger Erfolg hatte. Gegen die Darstellung Loven’s von den männlichen Ge- schlechistheilen scheint Schullze zu einem ähnlichen Resultste gekommen zu sein, wie ich, soweit aus der kurzen Schilderung desselben zu schliessen ist; dagegen ist ihm die Bildung der Samenballen gänzlich entgangen, welche er vielmehr als die eigentlichen Multerzellen ansieht, deren Membran länger, als sonst gewöhnlich, per- sistiren solle. An die alte Darstellung Loven’s scheint O0. Schmidt sich wieder an- schliessen zu wollen, indem derselbe an jeder Seite nur einen Ausführungsgang der männlichen Genitalien annimmt. Die widersprechenden Angaben Schultze's und Schmidts über das Fehlen einer Afteröffnung glaube ich in der oben versuchlen Weise hinreichend einigen zu können; entgegen der Angabe Schmidts habe ich jedoch bei M. cirriferum keine Oeffnung auf dem Rücken wahrnehmen können, Würzburg den 21. Juni 4857, Aussen entleert werden. Die Entwiekelungsgesehichte dieser Parasiten ist im vergangenen Jahre dureh die Beobachtungen von Al. Braun, Pringsheim, Naegeli, Kilos, Cienkowsky enthüllt worden; vergl. die Abhandlungen von Braun über Chytridium in den Monalsberichten und den Schriften der Berliner Akademie von 4856, und Cienkowsky über Rhizidium Confervae glomeralae, Botanische Zeitung 1857. NS Dad. Knolagız 1? Lrmifjenschaftl. Ver hch, Krtsehrij£ 7 mnjjänschofet Zoofooe BR“ 1 < Zap AN v Zap darre. Bi IX. u BZ eetsehriff £ najfenschafl. ZH if AN. D eotonte kerterAnj£ LS muiferschaftt en ne wg menge 73 Fön FRaener del her | Zap Zap IH. kaotante. Bat AK. % Anmijfensckaftl. © Ps833 22308 © SR, S ET IBETEETERS s ern PREUSSEN oo - & Ö & u oo v 00 Tingensihinder 26 die Entwickelung der Knochensubstanz nebst Bemerkungen über den Bau rachitischer Knochen‘). Von Heinrich Müller, Mit Tate IX u. X. 36 Lehre von der histologischen Entwickelung der Knochen hat be- reits mehrfache Wandlungen erlahren. Eine Zeit lang galt fast allgemein zma, dass jeder Knochen durch Metämorphose von Knorpel ent- [ ‚und nach den bekannten Untersuchungen von Miescher wurde das vorgehen der sogenannten Knochenkörperchen aus den Knorpelkörper- n als ausgemacht angesehen. Nur über die Art und Weise der Um- g waren die Ansichten zweifelhaft. Schwann?*) hielt zwei Fälle für Fu erstens eine Verdickung der Zellenwände und Uebrigbleiben von anälchen i in denselben oder, zweitens, eineUmwandlung der rund- Knorpelzellen in sternförmige Zellen, welche letztere derselbe für einlicher erklärte. Eine dritte Annahme, dass die Kerne der n durch sternförmiges Auswachsen in die Knochenkörperchen Strahlen übergingen, wurde früher von Gerber, Bruns, Meyer, 'owman vertheidigt, ist jedoch jetzt wohl durchaus VorgoRn ‚das sternförmige Knöchenkörper chen durch ungleichmässige ng der Wand der Knorpelhöhle analog der Porenkanalbildung bei zen entsiehe, von Henle aufgenommen, und nachdem sie von sonders durch die Untersuchung rachitischer Knochen gestützt | war, ist diese Theorie zu einer fast alleinigen Herrschaft gelangt. ae“. Der wesentliche Inhalt der vorliegenden Abhandlung wurde von mir bereits in den Sitzungen der Phys. Med. Gesellschaft am 20. Februar und 48. April 4857 getheilt und die bezügliche Notiz in den Verhandlungen (Bd. VIII. S. 450) noch im April d. J. gedruckt. likr. Untersuchungen 4839, S. 35 u. 445. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. IX. Rd. 40 “ a 148 Mittlerweile war die alte Erfahrung, dass nicht jedem Knochen die Existenz eines Knorpels vorhergehe, auf mikroskopische Untersuchungen gestützt wieder hervorgetreten. J. Müller beschrieb (Abhandl. d. Berliner Akademie 1838. S.238) aus der Scheide der Chorda dorsalis von Chimära »Ringe, die aus einer Knochensubstanz von ähnlicher Structur, wie die fibröse Schicht selbst, nämlich aus Faserbündeln mit eingestreuten Jangge- streckten Zellchen bestehen«, indem er bemerkte, dass man in diesem Fall ein ganz evidentes Beispiel von » Faserknochen « habe. Hiemit war das Ver- halten eines nicht aus Knorpel hervorgegangenen Knochens vollkommen bezeichnet. Für die höheren Wirbelthiere wurde zuerst von Sharpey (1846), dem sich alsbald Kölliker anschloss, die Entstehung von ächtem Knochen aus einer membranösen, bindegewebigen Grundlage dargethan. Diese Form der Entwickelung von Knochengewebe ohne Präexistenz eines Knorpels wurde in grosser Ausdehnung theils beim Diekenwachsthume knorpelig präformirter (primordialer) Knochen nachgewiesen, theils bei der ersten Entstehung einer Anzahl von Knochenstücken, welche in kei- nem ihrer Theile knorpelig präformirt waren (secundäre Knochen). Am schärfsten bezeichnet wurde diese Art der Osteogenese für die höheren Wirbelthiere durch Virchow, der bereits 1847 die directe Össification von Bindegewebe auch in pathologischen Bildungen nachgewiesen hatte (Archiv. 1847. S. 135). Derselbe zeigte, dass hier die Knochenkörperchen stern- förmige Zellen sind, welche, den Bindegewebskörperchen analog, in Höh- lungen einer Grundsubstanz liegen, die dem fasrigen Bindegewebe ent- spricht, und wies die Entstehung des Knochengewebes durch einfache Kalkablagerung in das präexistente Gewebe nach. Obschon diese Lehre von dem bindegewebigen Ursprung eines grossen Theils der Knochensubstanz in den wesentlichsten Punkten kaum mehr bestritten wird, blieb die vorerwähnte Theorie von der directen Umbil- dung des Knorpels in den Knochen für die erste Entstehung der meisten Skeletstücke und für das Längenwachsthum derselben in vollem Ansehen, mit Ausnahme weniger Autoren, unter welchen besonders Sharpey') und Bruch?) hervorzuheben sind. Auf diese komme ich nachher ausführlicher zurück. Fast alle deutsche Histologen dagegen, unter denen ich Gerlach, Henle, Kölliker, Leydig, H. Meyer, Reichert, Schlossberger, Virchow nament- lich anführen will, halten mit seltener Uebereinstimmung bis in die neueste Zeit im Wesentlichen an der älteren Ansicht von jener Metamorphose fest. Diese Ansicht lässt sich jetzt kurz so ausdrücken: Es geschieht eine Ab- lagerung von Kalksalzen in die Grundsubstanz des Knorpels. Indem die Höhlen der Knorpelzellen durch ungleichmässige Ablagerung neuer Schich- ten (mit Hinterlassung von Porenkanälen) sich verengern, werden die Knorpelzellen zu strahligen Knochenzellen. Grundsubstanz des Knorpels +) Quain’s Analomy fifth edition. 146. 2) Beiträge zur Entwickelungsgeschichte des Knochensystems. Denkschrift der Schweizer. naturf. Gesellschaft. 149 und Verdickungsschichten verschmelzen zu der Grundsubstanz des Kno- _ chens, indem sie einen lamellösen Bau annehmen. Ein grosser Theil der neugebildeten oder in Bildung begriffenen Knochensubstanz wird aufge- löst und es entstehen so die mit Mark gefüllten Räume, zwischen on die Reste des verknöcherten Knorpels als die Bälkchen der spongiösen Substanz übrig bleiben. - Eine ähnliche Anschauungsweise scheint ausserdem auch in Frank- reich und England jetzt die herrschende zu sein. Ch. Rouget‘) hat kürzlich _ eine Darstellung der histologischen Verhältnisse des Knochensystems ge- geben, welche sich durchaus an die neuesten Angaben der deutschen Autoren anschliesst, und Robin hält in einer so eben veröffentlichten aus- führlichen Beschreibung der Einwirkung von Glycerin auf Knochen ?) seine früheren Ansichten über diese fest*). Derselbe weicht zwar darin ab, dass er die Anwesenheit der Kerne und Zellen in den Knochenkörperchen leugnet, aber auch nach ihm gehen die zackigen Knochenhöhlen direet aus - den Knorpelhöhlen und die Grundsubstanz des Knochens aus der des Koorpels durch Verkalkung hervor. Tomes. dessen Arbeiten über Knochenstructur*) sich einer grossen Autorität mit Recht erfreuen, hat in einer mit De Morgan publieirten > neueren Abhandlung” ) die früher von ihm geleugnete directe Umwandlung ‚der Knorpel- in Koochenhöblen ebenfalls acceptirt; doch nehmen diese Autoren das Hervorgehen des Knochens aus Knorpel allerdings nicht in so grosser Ausdehnung an, als dies sonst gewöhnlich geschieht. Eine Reihe von Beobachtungen, welche ich seit einiger Zeit an Kno- jen auf verschiedenen Stufen der Entwickelung angestellt habe, nöthigt ‚mich zu einer abweichenden Ansicht, welche ich im Folgenden kurz zu- sammenfasse : Die ächte, aus lamellöser Grundsubstanz mit strah- ligen Höhlen und Zellen bestehende Knochenmasse ent- steht beiMenschen und Säugethieren überallaufdieselbe Weise; strahlig auswachsende Zellen werden von einer puerst weichen, aber alsbald sklerosirenden und ver- salkenden Grundsubstanz umschlossen. Dies gilt nicht nur für die Entwickelung der secun-. dären Knochen und das periostale Wachsthum der übri- gen, sondern auch da, wo der Knochen direct aus Knorpel hervorzugehen scheint, undzwar sowohl bei dem Auftre- > 4) Developpement et structure du syst&me osseux, Paris 4856. #) Gazelle med. de Paris 4857. Nr. 4% u. 18. 3) Möm. de la soc. de Biologie, annee 4850, S. 149. 4) Cyelopnedia of anatomy, Art. Osseous tissue. 5) Observations on the Structure and Development of bone. Philos, Trans. of Ihe > Royal Soc, 4863. 1. 8. 408, 40* 150 ten der ersten Spuren ächter Knochensubstanz, als bei dem späteren Wachsthum derselben. Es setzt sich hierbei die ächte Knochensubstanz an die Stelle des Knorpels, indem dessen, in der Regel ver- kalkte, Grundsubstanz wieder einschmilzt. Die letztere hat somit hier nur eine provisorische Bedeutung. Die sträahligenKnochenhöhleninsbesondereentstehen nicht durch Verdiekungssebichten, welche unter Zurück- bleiben von Porenkanälen an die verkalkten Wände der geschlossenen Knorpelhöhlen sich lagern, also durch sue- cessive Verengerung der letztern, sondern sind von Anfang zackig, nach derForm der vonder neugebildeten Grund- substanz umschlossenen Zellen. Diese Zellen sind, theilweise wenigstens, für Abkömm- linge der ursprünglichen Knorpelzeilen zu halten. Die Bildung der ächten Knochensubstanz erfolgt theils an der äusseren Oberfläche desKnorpels, theils’an seiner inneren, nämlich von den Knorpelkanälen und den Mark- räumen des wachsenden Knochens aus. Es stellt somit die ganze ächte Knochenmasse dasdar, was man jetzt als Bindegewebsknochen zu bezeichnen pflegt. Sie entsteht nicht auf zweierlei Art, theils aus Knorpel, theils aus einer dem Bindegewebe ähnlicheren Masse, sondern nur aus letzterer. Diese Aufstellungen haben auch in den übrigenWirbel- thierklassen eine mindestens sehr ausgedehnte Geltung. Knorpelverkalkung — Aechte Knochensubstanz — Chemische Verhältnisse. Es ist hier vor Allem nothwendig, die Verschiedenheit der ächten Knochensubstanz von anderen ähnlichen Massen hervorzuheben. Bekanntlich können sehr verschiedenartlige organische Substanzen der Sitz einer grössern Menge von erdigen Materien werden, wodurch sie fest, knochenartig werden. Da der Kalk hievon in der Regel den grössten Theil ausmacht, pflegt man der Kürze wegen häufig nur von diesem zu sprechen. Einen Theil dieser Ablagerungen hat man als m- krustation, Verkreidung etc. ausgeschieden, und dabei theils mehr eine mechanische Depesition der Salze als eine chemische Verbindung mit der organischen Grundlage vorausgesetzt, theils den häufig damit vergesell- schafteten Mangel an Weiterentwickelung und vitaler Energie in den, be- troffenen Geweben berücksichtigt. Indessen sind die Gränzen keineswegs scharf gezogen, wenn man grössere Reihen der Verkalkungsvorgänge überblickt. Wenn es sich um Knochen im eigentlichen Sinne des Wortes 151 ‚handelt, sind vor Allem alle Bildungen auszuschliessen, welche der Gruppe - ‚derBindesubstanz nicht angehören, z.B. Verkalkungen der Krystalllinse, wobei der eigenthümliche Bau derselben erhalten bleibt. 0 Von den Geweben der Bindesubstanz ist zuerst der ächte Knorpel zu nennen. Derselbe erleidet häufig eine einfache Verkalkung, wobei Grundsubstanz und Kapseln in eine feste, in geschliffenem Zustand durch- _ scheinende Masse übergehen. > DieHöhlen dieser Masse, welche, anfänglich wenigstens, die Knorpel- zellen oder ihre Reste enthalten, zeigen die meist rundliche Form dieser Zellen, besitzen keine strahligen Ausläufer, und die Grundsubstanz ist nicht lamellös, wie die ächte Knochensubstanz. Die Grösse und Gruppi- rung der Höhlen, sowie ihr Verhältniss zur Grundsubstanz wechselt je _ nach dem Zustande des Knorpels vor der Verkalkung beträchtlich. Eine solche einfache Knorpelverkalkung bildet bekanntlich die Rinde des Pla- giostomenskelets, wo sie von J. Müller‘) zuerst als pflasterförmiger, kalk- _ haltiger Knorpel genau charakterisirt worden ist. Bei Menschen und _ höheren Wirbelthieren kommt diese einfache Knorpelverkalkung eines- _theils als vorübergehende Bildung bei der sogenannten Ossification des ‚Knorpels zu Stande, und es soll nachher gezeigt werden, dass sie hier wieder schwindet, ohne in ächte Knochensubstanz überzugehen. Andern- Iheils kommt dieselbe an einzelnen Stellen bleibend vor. So namentlich ter den Gelenkknorpeln, an der Verbindung der Rippenknorpel mit den Rippen, an den Wirbel- und Beckensynebondrosen, überhaupt, wo eine Ossifieationslinie im Knorpel sich schliesslich begränzt hat. Indessen - stösst an manchen Stellen z. B. der Schaambeinsymphyse der Knorpel da nd dort auch unmittelbar an ächte Knochensubstanz mit strahligen Kör- chen oder an die davon umschlossenen Markräume. Sharpey (a. a.0. SLVIII) hat die Natur dieser verkalkten Knorpelschicht, ibre Analogie ‚der präparatorischen Knorpelverkalkung bei ächter Ossification und ‚Verschiedenheit von letzterer wenigstens vermuthungsweise erkannt. feyer?) hat diese Schichten als Verknöcherung des dusgewachsonen orpels der Verknöcherung des fötalen und des wachsenden Knorpels nübergesetzt, aber abgesehen davon, dass in der » fötalen Verknöche- 3« die gänzlich verschiedenen Vorgänge der fötalen Knorpelverkalkung ‚der ächten Knochenauflagerung zusammengeworfen sind, ist auch ijeUnterscheidung nicht durchgreifend, dass beim ausgewachsenen Knor— zuerst die Zellen verkalken. Denn wie hier die Verdickungsschichten (Zellen Meyer’s), so verkalken dort gewöhnlich zuerst die Schichten der Grundsubstanz,, welche den Zellen zunächst liegen (Kapseln). Hiegegen vird allerdings ‚die‘Form.dieser bleibenden Knorpelverkalkungen dadurch ist von der präparatorischen Knorpelverkalkung des wachsenden Kno- ‚ehens verschieden, dass dort ein älterer, nicht mehr wuchernder Knorpel 4) Mysinoiden I, 489%. S. 132. Pöggendorf's Annalen 1836. 8. 347. '®) Müller’s Archiv 1849. S. 340. 152 zu Grunde liegt. Von Kölliker wurden die fraglichen Schichten als un- vollkommen ausgebildete Knochensubstanz beschrieben. Bruch endlich bezeichnete ausführlicher und bestimmter: als Sharpey das Verhältniss dieser bleibenden Knorpelverkalkungen sowohl zu-der ächten Knochen- substanz als zu denjenigen, welche bei der Bildung der letztern auftreten, um bis auf geringe Reste wieder zu schwinden. Einzelne verkalkte Knorpelreste bleiben nämlich auch sonst aus dem sogenannten ossifiei- renden Knorpel übrig, aber in geringerer Menge, wovon später, Gegen die ächte Knochensubstanz ist diese Knorpelverkalkung in der Regel dureh eine ‚deutliche Linie abgegränzt, welche anzeigt, dass ein allmäliger Uebergang hier nicht stattfindet, sondern nur eine Aneinanderlagerung. Die Höblen, welche gewöhnlich auch hier als Knochenkörperchen bezeich- net werden, sind allerdings zum Theil nicht glatirandig, sondern etwas eckig, aber ich habe, wie Bruch, nie ächte, mit anastomosirenden Kanäl- chen versebene Knochenkörpercehen daraus werden sehen. Wenn auch wirklich bisweilen, wie Tomes und De Morgan (a.a.0.8. 148) angeben, ein wohl entwickeltes Knochenkörperchen in einer Höhle des Gelenkknorpels zu Stande kommen sollte, so würde dies für den gewöhnlichen Entwick- lungshergang der ächten Knochensubstanz nichts beweisen. Man ‚muss aber vor Verwechselungen sich hier sehr hüten, denn es kommt in diesen Knorpelverkalkungen allerdings vor, dass map kleinere Lücken wie Ka- nälchen durch die Grundsubstanz sich verbreiten, auch wohl mit den ehemaligen Knorpelhöhlen communiciren sieht. Diese Lücken, die na- mentlich an getrockneten Schliffen bervortreten, wo Luft in sie eindringt, haben jedoch nur eine ähnliche Bedeutung, wie die Interglobularräume, welche am Zahnbein, an Linsenverkalkungen und sonst vorkommen. Die Imprägnation mit Kalk ist im Knorpel überhaupt von Anfang häufig eine sehr ungleichmässige, wodurch das bekannte krümelige Ansehen entsteht, das z. B. sehr oft in der Grundsubstanz um Knorpelkapseln zu bemerken ist, welche bereits homogen verkalkt und dadurch durchscheinend ge- worden sind. Aber auch die im Ganzen durch fortschreitende Verkalkung wieder durehscheinender gewordene Grundsubstanz ist stellenweise von sehr zahlreichen unregelmässigen Lücken durchzogen, wo theils nur die Verkalkung mangelhaft ist, theils auch vielleicht bisweilen eine Verflüs- sigung der Grundsubstanz stattfindet. An andern Stellen ist die Substanz dicht und homogen, wie es scheint hauptsächlich da, wo gleich von An- fang eine gleichmässige Imprägnation mit Kalk stattfand. Auch bei Pla- . siosiomen kommen die beiden Formen der Verkalkung, die homogene und die krünelige, vor. Diese Form der »Verknöcherung«, welche man als Knorpelkno- chen oderKnorpelverkalkung!) bezeichnen mag, ist natürlich nicht 4) Ich werde hier den letztern Ausdruck gebrauchen, wenn er auch nicht durchaus entsprechend ist, da der erstere zur Zeit leicht Missversländnisse herbeifuhren er 153 gemeint, wenn ich behaupte. dass Knochen nicht direet aus Knorpel her- _ worgehe, sondern die zweite Haupiform, welche man als ächte Knochen- substanz bezeichnen kann, und durch lamellösen Bau der Grundsubstanz und strahlige Körperchen ausgezeichnet: ist, ı Dass die letzteren mit ihren Ausläufern Höhlen darstellen, in welchen sternförmige Zellen liegen, ist seit ‚den bekannten Untersuchungen Firchow's nicht weiter zu bezweifeln !). Für die eigenthümliche Schichtung der Grundsubstanz ist im Allgemeinen bezeichnend der Ausdruck, den Todd und Bowman (S. 120) gebrauchen, dass sie »parallel t0 4he vascular sunface« sei, sofern damit äussere ‚Oberfläche des Knochens, und innere Oberfläche der Markräume und Ha- versischen Kanälchen zugleich zusammengefasst ist. Dass diese lamellöse Struetur mit Bruns, Sharpey, Tomes, Bruch als der Ausdruck eines schichtweisen Wachsthums und nicht, wie häufig geschah, als secundäre Metamorphose des Knocbenknorpels anzusehen ist, geht auch für das intracartilaginöse Wachsthum aus den später anzuführenden Thatsachen ‚hervor. - Wenn sich, wie ich glaube, nachweisen lässt, dass diese ächte Kno- chensubstanz überall auf dieselbe, bisher beim Periostwachsthum und bei den sogenannten secundären Knochen angenommene Weise entsteht, so würde man sie nach der jetzt üblichen Ausdrucksweise als Bindege- websknochen gegenüber dem Knorpelknochen bezeichnen können. Allein glaube, dass man dies nicht thun sollte, da der Ausdruck » Bindege- webe« zu lange für eine bestimmte Form unter denjenigen Geweben ge- ‚braucht worden ist, welche man jetzt passend als.Gewebe der Bindesub- sianz zusammenzufassen pflegt. Es ist aber, wie Bruch richtig hervorhebt, e organische Grundlage des ächten Knochens oder die kalklose Knochen- z ebenso von dem exquisiten »Bindegewebe« im Bau verschieden, wie das Knorpelgewebe oder die organische Grundlage des Zahnbeins, ‚und eine Verkalkung von gewöhnlichem Bindegewebe gibt ebensowenig Knochensubstanz als die Verkalkung des Knorpels. Es dürfte des- ‚halb gerechtfertigt sein, der organischen Grundlage des Knochens eine gene Bezeichnung neben den andern Geweben der Bindesubstanz zu würde, indem.man darunter einen an der Slelle eines Knorpels sich entwickelo- den ächten Knochen verstehen könnte, 4) Es halte übrigens bereits Hassall. (Mikroskop. Anatomie 4849) sich mit Bestimmt- heit dafür ausgesprochen, dass nach der Entwicklung der Knochenzellen und P h nach der Wirkung der Salzsäure auf dieselben, dieAnsicht Schwann’s die richtige sei, nämlich dass jene für sternförmig ausgewachsene, vollkommene Zellen zu u hallen seien. Bei Arnold (Anatomie 48451. S. 243) findet sich auch die Angabe, dass die Kuochenkörperchen »in Folge der Behandlung der Knochen mit Salz- ‚sbure bie und da als isolirte Kapsela noch sichtbar sind«, aber derselbe glaubte darin mit Rücksicht auf Erfahrungen an Pflanzen keinen Beweis für das Vorhan- densein von eigenen Wänden sehen zu dürfen, und die Erfahrungen Virchow's nn frischen Knochen beziehen sich hauptsächlich auf den Inhalt der Höhle (die eigent- liche Zelle) nicht auf ihre Wände, 154 geben, und man müsste sie, da der alteAusdruck » Knochenknorpel« nicht mehr recht passen will, entweder, wie Virchow gethan hat, als osteoides Bindegewebe (osteoide Bindesubstanz) bezeichnen oder man könnte sie einfach osteogene Substanz nennen’). Es kann gegen eine solche Trennung nicht geltend gemacht werden, dass alle Zwischenformen zwi- schen dieser osteogenen Substanz und dem ächten Bindegewebe vorkom- men und dass man in der That Manches als Bindegewebe bezeichnet, dem wenig mehr fehlt als der Kalk, um Knochen zu sein, sowie dassımanche Knochensubstanz dem verkalkten Bindegewebe sehr nahe steht, ja ge- radezu dafür erklärt werden kann, namentlich bei niederen Wirbelthie- ren. Denn es kommen solche Zwischenformen auch gegen den ächten Knorpel hin vor und man könnte bisweilen offenbare Periostbildungen ebenso gut als Hyalioknorpel mit strahligen Höhlen bezeichnen, wie als Bindegewebe, ehe sie durch Verkalkung Knochen geworden sind. Die- selben Uebergänge kommen ja ebenso zwischen Knorpel und Bindegewebe, zwischen Knochen- und Zahnsubstanz vor, ohne dass man darum diese Trennungen für die exquisiten Formen aufgibt. So gut man sich gewöhnt hat, als exquisites Bindegewebe die Form zu bezeichnen, welche diesen Namen bei Menschen und nahestehenden Wirbelthieren verdient, während bei andern Tbieren andere Formen erscheinen, so mag es auch erlaubt sein eine exquisite Knochensubstanz und eine exquisite osteogene Substanz aufzustellen, während sowohl bei Menschen und Säugern als auch besonders bei niederen Wirbelthieren Formen vorkommen, welche immerhin zum »Knochen« gehören, aber theils als weniger ausgeprägt, theils als Uebergünge zu andern Hauptformen der Bindesubstanz, theils als Modificationen anzusehen sind, z. B. der Knochen mit langgestreckten Faserzellen ohne weitere Ausläufer, welcher bei Amphibien und Fischen hie und da an den Extremitäten und an der Sklerotika vorkommt. Was die chemischen Verhältnisse der in Frage stehenden Gewebe, des Knorpels und des ächten Knochens betrifft, so sind folgende Punkte ins Auge zu fassen. Erstens ergibt sich eine einfache Erklärung dafür, dass der ächte Knochen Glutin, der Knorpel Chondrin beim Kochen gibt. Da die Knorpel- substanz nicht in die Knochensubstanz übergeht, sondern letztere sich an die Stelle der ersteren setzt, so fällt die Frage nach dem ob? und wie? 4) Verkalkter »Knochenknorpel« würde doch kein »Knorpelknochen« sein. Der Ausdruck »osteoid« aber ist auch bereits für andere knochenähnliche, verkalkte, aber nicht wie ächter Knochen gebaute Massen gebraucht worden, so dass der Name »osleoide Substanz« schlechtweg leicht zu Missverständnissen führen würde. Wie sehr die organische Grundlage des üchten Knochens, auch wenn sie nie verkalkt war, durch ibren Bau gegen andere verwandte charakterisirt ist, zeigen namentlich die später zu erwähnenden Beobachtungen an rachitischen Knochen, wo eine solche »osteogene Subslanz« in grössererMenge und von exquisitem Bau vorkommt. EEE 155 des Uebergangs von Chondrin und Glutin bei der Ossification weg. Es d- durch den gröberen Wechsel erreicht, was Schlossberger') durch pnahme eines molekulären Austausches von Gollagen für Chondrogen erklären suchte. "Bruch hat das ’Schwankende dieser Stoffe besonders hervorgehoben nd bemerkt, dass die gewöhnlich untersuchten chondringebenden Ge- abe älter seien und deswegen nicht mit den jungen Knochen verglichen verden dürfen. Die vorkommenden Zwischenformen schliessen jedoch ie Annahme nicht aus, dass die chemischen Verhältnisse den histogene- ischen parallel gehen, da in diesen ebenfalls Uebergänge stattfinden. Ge- de der Nachweis aber, dass die glutingebende Grundlage des ächten ens nicht auf verschiedene Weise bald ausKnorpel, bald aus Binde- ebe ‚hervorgeht, sondern überall wesentlich BRREEIR Entwickelung al, ist jener Annahme günstig. Wenn Schwann in den ossifieirten Knorpeln von Schweinembryonen Substanz fand, welche er für Chondrin hielt, so stimmt dies damit zusammen, dass in jenen Objeeten ohne Zweifel mehr Kuorpel- lkung als ächter Knochen enthalten war. Ebenso kann die Angabe Kölliker*, dass die Epiphysen der Röhrenknochen von einem 48jäh- en Mann auch Spuren von Chondrin gaben, darin ihre Erklärung fin- ss in demselben kleine Reste von verkalkter Knorpelsubstanz noch halten waren. In vorgerückteren Jahren wird diese Menge wohl eine | ingere ‚sein. Esı erfordern übrigens diese Verhältnisse, über che Schlossberger a. a. O. nachzusehen ist, ‚eine erneuerte Unter- Bin zweiter dabei zu beachtender Punkt ist, ob der Leim aus ächten en mit dem aus andern Formen der Bindesubstanz durchaus über- bslimmt, oder gewisse constante Modilicationen zeigt. J.Müller hat bereits einzelne solche Variationen im Verhalten des Glutins aufmerksam ge- und Schlossberger (S. 29) bemerkt treffend, dass es möglich sei, s bei recht umsichtiger Prüfung für jede von den Bistologen als eigen- *h erkannte Modification des leimgebenden Gewebes auch noch eine ens in einigen Beziehungen bezeichnende Leimart aufgefunden Für das Verhältniss des exquisiten Koochens zu exquisitem Binde- würde dies einen werthvollen Anhaltspunkt geben. Endlich ist noch zu fragen, ob nicht die quantitativen und qualitati- Verhältnisse der unorganischen Bestandtbeile Modificationen erleiden, hbdem sie Knorpel oder osteogene Substanz betreffen. Ich muss mich fig begnügen, diese Fragen aufzustellen, und ihre Beantwortung für Nachträge vorbehalten. Je je der Gewebe I. $. 38. Fremy (S. 438) scheint durch chemische Unter- hbungen zu einer ähnlichen Ansicht gekoimmen zu sein, wie sie hier nach mikroskopischen Beobachtungen vertheidigt wird. chr, für wissensch. Zool. IL. 8. 288. 156 Es soll nun zuerst das intracartilaginöse Knochenwachsthum bei Menschen und Säugethieren, dann bei anderen Wirbelthieren betrachtet und hieran eine Aufzählung früherer bezüglicher Angaben gereibt werden. Hierauf folgt das erste Auftreten der Knochensubstanz in kurzen Knochen und Epipbysen, sodann an Röhrenknochen und Rippen: Dann kommen Beobachtungen über den Bau rachitischer Knochen, endlich einige allge- meine Bemerkungen. Intracartilaginöses Knochenwachsthum bei Menschen und Säugethieren. Anordnung der Knorpelzellen. Verkalkung der Grundsubstanz. Eröffnung der Höhlen. Bildung der ächten Knochensubstanz. Pseudomorphose durch Ausfüllung früherer Höhlen. Stoffwechsel im jungen Koochen, Ursprung der Knochenzellen. Knorpelkanäle. Ich will zuerst auf die Verhältnisse an dem Ossificationsrand wach- sender Knochen, besonders Röhrenknochen eingehen, weil sie der üblichen Ansicht von der Umwandlung des Knorpels in Knochen stets vorzugsweise zu Grunde gelegt worden sind, Zum Studium derselben empfehlen sich Knochen, welche durch Säuren ihres Kalks beraubt wor- den sind und zwar erhält man besonders dureh Chromsäure (mit oder ohne Salzsäure) sehr ausgezeichnete Präparate, welche einen klaren Ueberblick über die Stellen gewähren, wo sonst die von der Kalkablage- rung bedingte Brüchigkeit und Dunkelheit die Einsicht so sehr erschwert. Diese Präparate gewähren dieselbe Erleichterung wie rachitischeKnochen, ohne die eigenthümlichen, später zu berührenden Schwierigkeiten darzu- bieten. Es zeigt sich auch hier wieder, dass für schwierige und zweifel- hafte Punkte die Auffindung einer geeigneten Präparationsmethode von entscheidendem Werth ist und leichter zum Ziel führt, als die sorgfältigste Untersuchung ohne solche methodische Präparation. Glycerin macht die Schnitte sehr schön durchsichtig, welche zugleich auf diese Weise sich sehr leicht conserviren lassen. Von den Veränderungen im ossificirenden Knorpel ist zuerst zu’er- wähnen die Anordnung der Zellen zu eigenthümlichen Gruppen. An den Mittelstücken der Röbrenknochen bilden dieselben bekanntlich bei Menschen und Säugethieren lange Reihen oder Säulen, wobei sie anfänglich in die Quere verlängert sind, später zu mehr rundlichen Blasen anwachsen. An ‚den Epiphysen sind diese Reihen weniger entwickelt oder es bilden die Zellen rundliche Gruppen und an man- chen Stellen, wie am Gelenkkopf des Unterkiefers beim Neugebornen und beim Kalb, liegen die Zellen ziemlich gleichmässig in der Grund- substanz, wie dies bei Vögeln auch an dem Knorpel der Diaphysen der Fall ist. Jene Reiben kann ich mit Bruch und Reichert nicht als ebenso viele Mutterzellen ansehen. Dieselben scheinen auch ‚mir in der Regel vielmehr durch eine eigenthümliche Verschiebung der Zellen zu ö 157 istehen, welche der bestimmten Anordnung der Knorpelzellen an vielen andern Stellen, z. B. an den Oberflächen der Knorpel oder in der Umge- a der Knorpelkanäle analog ist. Virchow*) hat neuerlich besonders iervorgehohen, wie das von ihm sogenannte »Richten« der Knorpelzellen überhaupt der weitern Entwickelung vorherzugehen pllegt. Auf’ derandern ite läugne ich keineswegs wie die erstgenannten Beobachter das Vor- men der Tochterzellenbildung im ossificirenden Knorpel, wenn ich lieselbe auch nicht überall gleich stark entwickelt finde. In einigen sehr ut erhaltenen Präparaten fand die Vermehrung offenbar in ziemlicher Intfernung vom Knochenrande statt, an einer Stelle, wo die Zellen noch "klein und nicht »gerichtet« waren. Dann war nichts davon zu be- erken bis an den Ossificationsrand. Das Verhalten in diesem selbst omınt bei der Markzellenbildung in Betracht. In andern Fällen dagegen indet allerdings eine Zellenwucherung in grosser Ausdehnung, und entlich auch gegen den Ossificationsrand hin statt und es geschieht nn häufig, dass dieAbkömmlinge je einer Zelle in Gruppen beisammen- gen, ohne dass man darum überall die dickeren Züge der Grund- als Reste der Mutterzellen ansehen dürfte. Jedenfalls aber ist n der Zunahme der Grundsubstanz und der Vergrösserung der Zellen e Vermehrung der letztern ein Hauptfactor für das Wachsthun: eines nal ‚gebildeten Skelettheils?). Eine zweite Veränderung des Knorpels besteht in der Ablag gerung on Kalk in demselben. Sie gibt sich mikroskopisch durch die stärkere rechung zu erkennen, sowie dadurch, dass der Schnitt die Spuren avon erzeugten Sprödigkeit an sich trägt. Auch an Chromsäure- äparaten sind die verkalkt gewesenen Stellen in der Regel durch die 3 noch kenntlich, wenn auch die Gränze weniger deutlich ist. Die ng beginnt häufig dicht an den Höhlen, in denen die Zellen lie- 1, und breitet sich allmälig über die ganze Intercellularsubstanz aus, enn diese nicht theilweise vorher zerstört wird. Wo die Zellen einzeln er in kleineren Gruppen liegen, werden sie vollkommner von der Ver- ung umschlossen, als wo sie lange Reihen bilden, indem im erstem » stärkeren Bälkchen ringsum imprägnirt werden. Es entstehen so geschlossenen Höhlen, welche Hassall als primäre Markräume, indt als Knochenkapseln bezeichnet hat. Dieselben werden jedoch hier Knochenkörperchen. Wo dagegen die Zellen in sehr langgestreck- öihen liegen, kommt es nicht überall zur Verkalkung der dünnen ta zwischen den Zellen, oder es fehlen dieselben und die rasch fückenden Markräume dringen zwischen die verkalkten Längshbalken ] a, nur hie und da durch ein verkalktes stärkeres Querseptum abge- 1: Hiedurch bildet die Gränze der Verkalkung einen unregelmüssig ie Eutwickelung des Schädelgrundes. 4857. 8. 28. he AH: Meyer (Müller's Archiv4849 5.846). Virchow (Archiv 1849 5. 224). Kül- liker (Mikr. Anat. 11.5. 366). 158 zackigen Rand, dessen Zacken bald ganz kurz sind (zwischen einzelnen Zellen), bald sehr Janggestreckt (zwischen Zellenreihen) vorspringen. Schwann hat bereits angegeben '), dass am Verknöcherungsrand die Kalksalze theils gleichmässig an die Substanz desKnorpels gebunden sind, theils als dunkle körnige Massen auftreten, und liess es unentschieden, »ob die leizien einem blossen Depositum ähnlichen Ablagerungen reine, nicht an Knorpel gebundene Kalkerde, also bloss vorliufige Ablagerungen sind, oder ob diese Kalkerde schon an Knorpel gebunden ist und das gleichmässige Aussehen des verknöcherten Knorpels dadurch entsteht, dass sich nach und nach die ganze Substanz. auf dieselbe Weise mit Kalkerde verbindet. « Jedoch war ihm die erste Annahme unwahrscheinlich, und in der That ist sie, wie Kölliker?) und Bruch (a. a. 0.5.56) gezeigt haben, nicht wohl haltbar. Der Uebergang in eine homogene Masse, die jedoch nicht als ächte Knochensubstanz angesehen werden darf, ist häufig un- vollständig, wo eine rasche Zerstörung der verkalkten Partien eintritt, wie dies an den meisten Ossificationsrändern bei Menschen und Säugethieren der Fall ist. Es scheint mir ausserdem hier ein Theil des ungleichmässi- gen, körnigen Ansehens der jungen Knorpelverkalkung auf Rechnung der in der Grundsubstanz vorhandenen Neigung zum Zerfallen geschrieben werden zu müssen, da dasselbe auch nach dem Ausziehen der Kalksalze nicht ganz schwindet. Die ungleichmässig inkrustirte Grundsubstanz ist bier nebenbei in ähnlicher Weise verändert, wie dies vor der Inkrustation bereits vorkommt, nämlich streifg-körnig und trübe geworden®). "Ich will jedoch nicht verschweigen, dass eine durch Salzsäure nicht ganz verschwindende Ungleichmässigkeit auch an Knorpelverkalkungen vor- kommt, welche schliesslich nicht zerfallen, wie bei Plagiostomen, oder'an der Schaambeinsymphyse des Menschen (s. oben). Auf der andern Seite” ist auch die Verkalkung der ächten Knochensubstanz nicht ganz eonslant eine von Anbeginn homogene, wiewohl dies weitaus die Regel ist. 5 Der nächste Schritt zur Knochenbildung ist die Eröffnung der Knorpelhöhlen von den bereits im Knochen bestehenden Markräumen her. Dieselbe geschieht durch Schmelzung der verkalkten Knorpelsubstanz *) und betriflt, wie ich I 1) Mikr. Untersuch. S. 38. rei 2) Mikr. Anat. II. 4. S! 359. - ur 3) Da Keichert (Jahresbericht 4853 $. 49) diese Veränderung der Grundsubstanz ge- gen Arnold und Kölliker in Abrede stellt, will ich erwähnen, dass ich dieselbe bei menschlichen Knorpeln wenigstens kurze Zeit nach,.der Geburt sehr ausgeprägt und häufig gefunden habe, namentlich wo die Grundsubstanz grössere Koolen punkte bildete. Dieselbe fehlt aber auch bei Thieren keineswegs. | Die Angabe, dass die Markräume des Knochens dadurch wachsen, dass di Zwischenwände der in Längsreiben gestellten Knorpelzellen verflüssigt werden, und zwar in grösserer oder geringerer Ausdehnung, findet sich bereits bei Bruns. (Allg. Anat. S. 255). Henle (Allg. Anat. $. 832) führt ebenfalls das Verschmelzen der Knorpelhöhlen zu Kanälen an. Man thut übrigens auch Bidder Unrecht, wenn 4 159 ‚öhnlichen Ansicht entgegen annehmen muss, in der Regel die sämmt- ichen Höhlen des Knorpels, an welche die Ossifieationslinie herantritt. " Die Formation des Umsichgreifens der Markräume durch Eröffnung er Knorpelhöhlen ist etwas verschieden. Am einleuchtendsten so ziem- "zeigt sie sich an Knochen, wo eine sehr exquisite Anordnung der löhlen zu langen Reihen stattgefunden hatte, wie z. B. in den langen öhrenknochen von Rindsembryonen von 1—2 Fuss Länge (s: Fig. 3). lier sieht man auf Längensehnitten am äussersten Rande vorzugsweise e Höhlen einer Reihe geöffnet, wodurch lange, schlauchartige Räume nistehen, welche etwas varikös sind, indem die Gränzen zwischen den elnen Höhlen jederseits eine Reihe von Vorsprüngen bilden, zwischen ‚ coneave Bogenlinien liegen. Dazu kommen aber auch alsbald ürchbrüche der stärkeren Scheidewände zwischen den einzelnen Reihen, ‚Ende von: solchen oder an beliebigen Stellen in der Mitte, und weiter ‚wärts gehen die anfänglich langgestreckten schmalen und sparsamer einander communicirenden Markräume in weitere und unregelmässi- re Höhlungen über, indem die Zwischenwände da und dort ausgefressen srden. Es bleiben dabei weder ganze Reihen noch die Kapseln einzelner len verschont. Sehr instrucetiv ist es, von denselben Knochen neben den s- auch successive Quersehnitte zu untersuchen, welche namentlich liche Zusammenfliessen der Höhlen nachweisen, indem aus der glich gleichmässig netzartigen Knorpelverkalkung nach und nach sere; buchtige Räume hervorgehen. Etwas anders ist das Bild, wo die n statt in langen Reiben einzeln oder in kleineren Gruppen stehen. "ist überhaupt der ganze Process auf einen viel kürzeren Raum zusam- seschoben und die Eröffnung der Höhlen geht gleich anfangs nicht so n einer Richtung vor sich, sondern es fressen die Markräume vom hen her mehr nach allen Richtungen um sich in die einzelnen Höh- wodurch eine unregelmässigere Gestaltung der Markräume entsteht ie Verfolgung ihres Zusammenhangs schwieriger wird. Es geschieht ich natürlicherweise sehr häufig, dass in einem Schnitt manche e rings von einem Contur umzogen erscheinen, also noch für ge- en gehalten werden, während einfach die Stelle, an welcher sie et waren, weggeschnitten ist. Eine gute Anschauung davon, wie man in dieser Beziehung Täuschungen unterliegt und wie vielfach hat die Ausbuchtungen der Markräume in die Knorpelhöhlen sind, man durch Betrachtung nicht zu dünner, aber durebsichtig 'ge- ‘Präparate bei schwacher Vergrösserung. Die rolhe Färbung des welche sich auch an Chromsiiurepräparaten erhält, ist dabei häufig hriguter Anhaltspunkt. An den Epiphysenkernen kürzerer Röhren- en, z.B. der Phalangen vom neugebornen Kalb, Fig 1 u. 2, pflegen n übersicht, dass er (Müller's Archiv 4848, 5. 384) nicht lediglich einzelne lenreihen zu einzelnen Markräumen werden liess, sondern auch das Zusam- fliessen der Höhlen nach der Dicke ausdrücklich erwähnte. 160 die Formen besonders sinuös zu sein. Man sieht dahei bisweilen mehrere Höblen hinter einander anfangs je nur durch eine schmale Oeffnung conı- municiren; indessen muss man auch hier daran denken, dass der grös- sere Theil dieser Oeflnung abgeschnitten sein kann. Anderwärts' greift die Zerstörung gleich von vorneherein mehr in die Breite, so dass ganze Gruppen von Höhlen mit ihrer Zwischensubstanz ganz wegfallen und nur sparsame Bälkchen (einstweilen) stehen bleiben. Dies ist z. B. bei den langsam wachsenden Wirbeln der Fall, deren Markräume sehr früh eine rundliche Form und beträchtliche Grösse erhalten. Weiterhin werden überall auch die anfänglich stehen gebliebenen, aus verkalkter Grund- substanz und Resten von Kapseln bestehenden Balken in ihrer Totalität oder wenigstens bis auf geringe Spuren zerstört, so dass fast nichts davon in den bleibenden Knochen übergeht. Hierauf komme ich später zurück. Für die Verfolgung dieses Einschmelzungsprocesses an dom verkalk- ten Knorpel sind Chromsäurepräparate besonders passend, da an ihnen die Unebenheiten und Lageveränderungen fehlen, welche durch die Härte und Brüchigkeit frischer Präparate beim Schnitt erzeugt werden, während andernseits die organische Grundlage, soweit sie vorhanden ist, erhärtet und dadurch zur Anfertigung sehr dünner Schnitte geeigneter wird. Man sieht in der Gegend des Schmelzungsprocesses die vorher scharfen und gleichmässig bogigen Wände der einzelnen Knorpelhöhlen zuerst uneben und wellenförmig oder buchtig werden und kann successiv alle Stadien bis zum gänzlichen Schwund der Zwischen wände grösserer Gruppen über- sehen. Die Anfänge der Einschmelzung finden sich auf jeden Fall nicht nur an den Wänden, welche den bereits offenen Markräumen zugekehrt- sind, sondern auch an Zwischenwänden noch geschlossener Gruppen von Höhlen. Es scheinen solche Zwischenwände auch mehr oder weniger häufig völlig einzuschmelzen, ehe die Wand gegen die Markräume durch- gebrochen ist, so dass zuerst grössere, geschlossene Höhlen entstehen, die sich dann erst in die Markräume öflnen, es ist dies aber, wie oben er- wähnt,. bei Weitem nicht so häufig, als an den Schnitten der Anschein gegeben ist. Hinter der Markraumbildung rückt nun alsbald die Entstehung. der ächten Knochensubhstanz her, und zwar so, dass diese im In-. nern der durch Auflösung der Knorpelsubstanz entstandenen Markräume als eine neue Bildung auftritt. Man erkennt zuerst an den Wänden der. Markräume eine zarte, opalisirende Lamelle, welche dieselben auskleidet. Weiter rückwärts wird sie dicker und geht in unzweifelhafte, ächte Kno- chensubstanz mit.den charakteristischen strahligen Körperchen über. Die Ablagerung folgt im Ganzen den Formen der jeweilig dureb Schmelzung gebildeten Räume, indem sie nur an den äussersten Partien, gegen den, Knorpel hin, fehlt. Indess geschieht ihre Ablagerung auch weiterhin un— gleichmässig, was mit dem daneben andauernden Schwund mancher Partien zusammenhängt. Je nach der Form des Knorpels und der Mark- 161 e ergeben sich sehr verschiedene Bilder. Wo aus den langen Reihen Knorpelhöhlen sehr gestreckte Markräume hervorgegangen sind, er- nt die neue Knochensubstanz nur allmälig und bildet weithin nur ünne Auskleidung dieser varikösen Röhren, sie erscheint im Profil ein bogiger Streifen, der allmälig an Breite zunimmt (abgebildet von mes Cyclop. of Anatomy Ill. p. 856). Erst ziemlich weit rückwärts er- heinen bier stärkere Bälkehen aus dieser Masse gebildet. Wo dagegen ‚ Ossification im Ganzen langsamer vorschreitet (z. B. an Wirbeln, so- d sie einmal grössere Knochenkerne besitzen) und der Vorgang auf sen kurzen Raum zusammengedrängt ist, sieht man gleich an den Enden Markräume eine rasch zunehmende Auflagerung, die in: sehr kleiner ornung bereits einen beträchtlichern Theil der Markräume ausgefüllt einzelne Bälkchen gebildet hat. Hier, wo die Markraumbildung lang- m, vielleicht in einzelnen Absätzen, vorrückt, hat die Knochenbildung it, gleich in dickern Schichten nachzurücken, während dort die Schmel- ing des Knorpels so rasch vordringt, dass die Anbildung des neuen Kno- $ über eine grosse Strecke rückwärts ausgedehnt wird. An den iphysenkernen, z. B. der Phalangen vom Kalb (Fig. 4), entstehen der ordnung der Markräume folgend sehr labyrinthische Bilder durch die oder minder beträchtliche Ausfüllung mit Knochensubstanz '). Dass diese die Markräume auskleidende Knochenschicht in der That neu gelagert ist, kann bei Untersuchung geeigneter Präparate nicht bezwei- den. Es ist dieselbe überall durch eine Linie deutlich gegen die i 2 der Knorpelgrundsubstanz abgegränzt, und es geht sowohl aus der eichung der Dicke der beiden Substanzen an verschiedenen Siellen Iben Präparats als aus der Anwesenheit der gleich weiter zu erwäh- en Knochenkörperchen in der Auflagerung mit Bestimmtheit hervor, ss sie nicht aus der Grundsubstanz durch Metamorphose entstanden ı kann. Sie löst sich auch bisweilen durch den Schnitt an manchen »n davon ab. Dass sie aber auch nicht aus einer Bildung von Ver- ngsschichten in den einzelnen Knorpelkapseln hervorgeht, ist evi- wenn man sieht, wie sie über die jeweilige Oberfläche der Mark— continuirlich, wenn auch nicht gleichmässig dick hinweggeht, auch iese aus einer ganzen Reihe oder Gruppe von Kapseln hervorgegangen Es ist die Anlagerung somit offenbar erst nach dem Zusammen- sen dieser Kapseln, resp. nach Umbildung derselben zu Mark räumen Die Bilder, welche man von den Markräumen und der in dieselben nachrücken- den Knochensubstanz hinter der Ossificationslinie erhält, werden auch an dem- ben Knochen zu verschiedenen Zeiten nicht ganz gleich ausfallen, da das bsihum des Skelets in manchen Perioden sehr rasch, in andern sehr laug- n vorschreitet und ohne Zweifel hiebei das Einschmelzen der Knorpelver- kalkung und «die Anbildung der Knochensubstanz nicht stets ganz einander pro- portional bleiben. In der That glaubte ich manchmal den einen, manchmal den andern Factor relativ mehr vorgerückt zu finden, 162 erfolgt. Bisweilen hat es an dünnen Schnitten den Anschein, als ob'ein Anfang der Auflagerung bereits in geschlossenen einzelnen Kapseln, oder, häufiger, in Gruppen von solchen erfolge (Fig. 1 u.2). ‚Allein es ist leicht einzusehen, dass dieser Anschein an dünnen Schnitten dadureh entstehen muss, dass die Communication mit.den bereits vorhandenen Markräumen des neuen Knochens weggeschnitten ist. Es kommen solche Bilder auch am häufigsten vor, wo die Markräume unregelinässig, nach den Seiten um sich fressen, während an den exquisit longitudinal, nach den Reihen der Knorpelhöhlen vorrückenden Markräumen die Continuität in der Regel vollkommen zu übersehen ist, wenn der Schnitt genau in der Längenaxe der Reihen, nicht schief geführt ist. Je mehr schief dagegen der Schnitt fällt, um so mehr anscheinend geschlossene Kapseln mit Auflagerung darin kommen zum Vorschein, bis’endlich ein Querschnitt ein Netz von fast lauter geschlossenen Maschen zeigt. Ich will natürlich hiemit nicht sagen, dass das vielfach beschriebene Netz von verkalkter Substanz, welches man auf Querschnitten sieht‘), nie durch ringsum geschlossene Kalkkapseln gebildet werde, sondern nur, dass dies bloss in der Höhe der Fall ist, wo noch reine Knorpelver- kalkung existirt. Die Ausdehnung dieser Partie ist zum Theil so gering, dass sich nicht’ wohl ein Querschnitt machen lässt, der ganz geschlossene Kalkkapseln enthielte, während sie an andern Stellen einen grössern Raum.einninimt. Wo dagegen bereits ächte Knochensubstanz. in den Maschen auftritt, ist das Geschlossensein derselben auf dem Querschnitt nur für diesen gültig, fehlt aber bei Schnitten in andern Ebenen. Es muss allerdings zugestanden werden, dass es nicht möglich ist, für jeden Hohlraum eines Präparats die vorherige Eröflnung nacuzuweisen. Aber es war dies an einigen genauer hierauf untersuchten Knochen von Men- schen und vom Rind in einer so überwiegenden Mehrzahl zu constatiren, dass ich mich ebenso zu einem Schlusse auf die übrigen Höhlen berech- tigt: glaube, ‘wie man dies in vielen ähnlichen Fällen, z. B. in Betreff’ des Zusammenhangs der Harnkanälchen mit den Kapseln der Glomeruli zu thun pflegt. Demungeachtet will ich nicht behaupten, dass die Bildung einer Grundsubstanz mit sternförmig, auswachsenden Zellen gar nirgends: in den noch geschlossenen Höblen vorkommen könne. Die Beobachtungen bei Rachitis ermahnen in dieser Beziehung zur Vorsicht, und es mag Aehnliches auch sonst ausnahmsweise vorkommen, es lässt ‚dies aber ’ keinen Schluss auf den regelmässigen Gang der Ossification überhaupt zu und gerade die exquisiteste Knochensubstanz bildet. sich oflenbar erst von den oflenen Markräumen her. ' Fasst man die in den Markräumen auftretende Knochensubstanz etwas näher ins Auge, so zeigt sich die Grundsubstanz anfänglich ziemlich structurlos, weiterhin, wo sie dieker wird, etwas streihig im 4) Tomes in der Cyclopaedia III. Fig. 461. : Bruch Taf. 1. 163 Profile. Die lamellöse Beschaffenheit, welche bisweilen auch durch leichte ‚Spaltbarkeit angezeigt ist, erklärt sich durch die successive Auflagerung sehr leicht, während sie Bisher, wo sie meist als Resultat einer seeundä- en Metamorphose der Knorpelsubstanz angesehen wurde, ziemlich un- _ klar blieb. Das Ansehen der Substanz ist ausserdem sowohl an Chrom- Säurepräparaten als nach Behandlung mit stärkerer Salzsäure oder Kali _ ein anderes als das der nächstgelegenen Grundsubstanz des Knorpels und es dürfte eine genauere chemische Analyse ohne Zweifel ganz bestimmte Unterschiede herausstellen. Es ist wahrscheinlich, dass dieselbe von nfang an den Geweben zuzurechnen ist, welche Glutin geben, während lie Knorpelsubstanz wohl auch nach der Verkalkung Chondrin gibt. Die Verkalkung der Grundsubstanz geschieht hier, wie in der Regel bei dem riostalen Wachsthum, homogen oder diffus von Anfang an, so dass nicht, wie bei vielen Koorpelverkalkungen, zuerst ein krümeliges Stadium vor- bergeht. Rücksichtlich der Bildungsweise der Grundsubstanz erhe- en sich hier ähnliche Fragen wie für andere Gebilde, namentlich die ındsubstanz der Knorpel, die Glashäute; das Bindegewebe. Von einem ‚directen Hervorgehen aus Zellen (durch Verschmelzung etc.), habe ich hier die alsbald erstarrende, ziemlich homogene Masse nur unter dem Einfluss er damit in Berührung stehenden Zellen zu Stande kommt, und es ist bier orzugsweise an die sternförmigen Zellen zu denken, welche in jene ein- geschlossen werden (Knochenzellen), vielleicht aber auch an die andern enachbarten, sogenannten Markzellen. Es scheint jedoch das Verhältniss ich der ersteren Zellen zu der Grundsubstanz nicht ein scharf begränz- les zu sein, wie dies sonst vorkommt. Bei Pflanzen bleibt bekanntlich Masse, welche um eine Zelle (Primordialschlauch) sich ablagert, in der el völlig abgegränzt von der zu den benachbarten Zellen gehörigen nd das Vorkommen einer Masse, welche dem entspricht, was ınan in ler thierischen Gewebelehre gewöhnlich Grundsubstanz nennt, scheint sehr beschränkt zu sein. Auch unter den thierischen Geweben kommen jölche Productionen vor, welche ihre Herkunft von einzelnen Zellen stets rkennen lassen und Aülliker ') hat so eben das ausgedehntere Vorkommen olcher Ausscheidungen einzelner Zellen, namentlich an Guticularbildun- en nachgewiesen. Aber in andern Fällen ist die Abgränzung der Pro- te der einzelnen Zellen eine unvollkommene, und es ist zuletzt, chwierig, wie Kölliker a. a. O. gezeigt hat, die Trennung der gemein- haftlichen Producte ganzer Zellencomplexe, welche bleibende Organ- sile darstellen, von flüssigen Drüsensecreten u. dergl. streng durchzu- bren. Ich habe?) schon früher erwähnt, dass an den Glashäuten des 4) Verh. der Phys. Med. Ges, VIIT, Heft I. Siehe auch dessen Gewebelehre. 2. Aufl. S. 38. 2) Archiv f. Ophtlalmologie, 11. Ba. 2. Abthl. S. 64, Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. IX, Bd. 4 164 Auges es nicht nur unstatthaft ist, jeden einzelnen Theil als Product einer einzelnen Zelle anzusehen, sondern auch dass eine Verdickung durch eine anscheinend identische Substanz sogar noch vorkommt, wo eine unmittelbar anliegende Zellenlage gar nicht mehr vorhanden ist, und es kann bier diese Ablagerung vorläufig nicht wohl anders aufgefasst wer- den, als durch den Einfluss der umgebenden Gewebe entstanden, wobei fernere Beobachtungen wohl die zunächst maassgebenden Gebilde noch weiter nachweisen werden. Beim Knorpel wird die im Innern, fern von Blutgefässen und Nerven, erfolgende Zunahme der Grundsubstanz schwerlich als unabhängig von den Zellen betrachtet werden können und doch lässt sich nicht durchaus trennen, wieviel der einen, wie viel der andern Zelle zugehört. Die soge- nannten Knorpelkapseln dagegen lassen sich an vielen Stellen wenigstens als Productionen nachweisen, welche den einzelnen Zellen zugehören'). An der Grundsubstanz des Knochens nun ist eine Abtheilung nach ein- zelnen Zellen von Anfang an nicht zu erkennen, und die rundlichen Con- turen, welche hie und da um die Knochenkörperchen her beschrieben worden sind, können nicht als Beweise für eine isolirte Ablagerung der Grundsubstanz um dieselben im Allgemeinen gelten. Fürstenberg hat zwar neuerlich als allgemeines Verhalten angegeben, dass bei Behandlung von Knochen mit Schwefel- oder Chromsäure Con- turen um die Knochenkörperchen auftreten, welche er für den Ausdruck der ursprünglichen, dicht gedrängten Zellen ansieht. Ich will nun nicht behaupten, dass gar nirgends in einer geschlossenen rundlichen Knorpel- höhle ein sternförmiges Knochenkörperchen entstehen könne, obschon ich dies als regelmässigen Vorgang bei der intracartilaginösen Ossificalion leugne. Aber jedenfalls würden die von Fürstenberg beschriebenen Con- turen ebensogut auf Ablagerung bestimmter Massen von Grundsubstanz um je eine sternförmige Zelle gedeutet werden können. Dies mag recht wohl irgendwo vorkommen, ich habe mich jedoch davon noch nicht über- zeugt. Auch Fürstenberg scheint jenes Verhalten nur einmal bei vollstän- dig ausgebildeten Knochen gesehen zu haben. Bei Fötusknochen aber können dergleichen Bilder durch eine ganz fremdartige Ursache, eine Art von Pseudomorphose entstehen, wovon nachher, und dieselbe Ursache kann ausnahmsweise bei Erwachsenen vorkommen. Ueberdies kommen durch Ernührungsverhältnisse ganz ähnliche Conturen zum Vorschein, indem, wenn auch die Grundsubstanz nicht als trennbares Product der 4) Es ist kaum zweifelhaft, dass auch hier Zwischenstufen vorkommen, und, so der Streit über die Existenz der Kapseln als Irennbarer Gebilde einer gewissen Vermittelung zugängig wäre. An den Knochenkörperchen dürfte wohl der zu- nächst um die Höhle (resp. Zelle) gelegene Theil der Grundsubstanz, welcher wirkung trennen lässt, als ein Analogon der Knorpelkapseln bezeichnet werden, das nicht jederzeit gleich entwickelt vorkommt. i d we 165 einzelnen Zellen auftritt, dennoch jede Zelle auf die von Goodsir und Vir- chow.(s.. dessen Archiv 1852. S. 375) erörterte Weise einen trophischen - Einflussauf einen bestimmten Theil der Zwischensubstanz ausüben kann'). -— Einen sehr klaren Beleg dafür, dass die ächte Knochenlamelle, welche die Markräume auskleidet, neu aufgelagert ist, gibt die Art und Weise, _ wie dieals Knochenkörperchen bekannten Höhlen darin auftreten. — Dieselben sind von Anfang an sternfürmig und werden nurnachundnachvonder sklerosirenden Grundsubstanz eingeschlossen. An den äussersten Enden der Markräume begegnet man häufig in verhältnissmässig grossen Strecken keinen Spuren von Höhlen in der dünnen Lamelle der Grundsubstanz, besonders an Stellen, wo der ganze Process sehr in die Länge gedehnt ist (Diaphysen von lan- Röhrenknochen). Indessen ist es bier immerhin möglich,, dass bei der nothwendigen Feinheit der Schnitte gerade die Stellen, wo Höhlen in Bildung begriffen waren, weggeschnitten sind?). Das Erste, was man dann bei Profilanusichten, welche weniger leicht Täuschungen zulassen, won. den Knochenkörperchen sieht, ist eine Kerbung des freien Randes der Koochenlamelle, von welcher aus feine Streifen in diese hineinziehen, Im günstigen Fall sitzt daran die Kuochenzelle noch an, mit weniger als der Hälfte ihres Umfangs anliegend, ein rundliches, blassgranulirtes Kör- ‚perchen von eirca 0,015”" Durchmesser. Bisweilen nimmt man daran ‚zackige Fortsätze wahr, die indessen an der freien Seite noch wenig ent- ‚wickelt sind oder wegen ihrer Zartheit schwer zu beobachten sind. Es _ wächst nun die Grundsuhstanz mehr und mehr über die Zelle her, indem n Ich habe mich an dem Cement der Zähne, welches für die Existenz der Zellen- 2 conturen aussen um die Kuochenkörperchen seit Gerber öfters angeführt wird, überzeugt, dass die oben genannten Täuschungsquellen auch hier vorkommen. Es entstehen erstens durch die starken Ausbuchtungen der Gränzlinie zwischen Zahnbein und Cement leicht bei gewissen Schniltrichtungen Conturen um ein- zelne oder mehrere Zellen, und etwas Aehnliches findet an den Gränzen der ein- zelnen Lamellen des Cements selbst statt. Ausserdem kommen zweilens Gon- j {uren im Innern des Cements vor, aber nicht nur um einzelne Zellen, sondern auch um grosse Gruppen, so dass vielfach buchtige Figuren entstehen, Diese müsslen grossen, sonderbar gestalteten Mutterzellen entsprechen, von denen hier nichts bekannt ist, Es sind aber ferner die Conturen um die Knochenkörper- chen häufig nicht glatt, sondern sehr uneben, und oflenbar von einer Verände- rung der Grundsubstanz abhänzig. Sie folgen den sehr ungleich langen Ausläufern und es entstehen so Figuren, die mil knoligen Zacken in einer Weise besetzt sind, dass sie unmöglich als der Ausdruck der ursprünglich umgebenden Zelle ange- sehen werden können. Von diesen sind aber alle Vebergünge zu den ganz zelr lenähnlichen Zeichnungen zu sehen. Ich will hiermit übrigens vorläufig das Vorkommen von Kapseln mit sternförmigen Zellen darin auch bier nicht durchaus in Abrede siellen, da meine Beobachlungen noch zu wenig zahlreich sind, son- _ dern nur die Nolhwendigkeit genauer Untersuchungen hervorheben. 2) Das Vorkommen grösserer Stücke verkalkter Grundsubstanz ohne eingeschlos- sene Zellen, namentlich bei niederen Wirbelthieren, wird natürlich hiermit in keinem Fall in Abrede gestellt, 11* 166 sie dieker wird; man sieht (im Profil) über den Rand der Zelle erst kür- zere, dann längere Spitzen sich erheben, die sich dann erreichen, womit die Zelle schliesslich in die Grundsubstanz aufgenommen ist (s. Fig.1—3). Der Vorgang ist also hier wesentlich derselbe, wie ihn Virchow!) vom Periostwachsthum beschrieben hat, nur dass hier in den Markräumen die Grundsubstanz sehr rasch nach ihrem Auftreten gleich sklerosirt. Doch erkennt man die noch nicht sklerosirte, jüngste Schicht derselben oft an einem verwaschenen Saum der Knochenlamelle, der namentlich da, wo diese über die Zellen berkriecht, bisweilen eine eiwas. grössere Breite hat. Sobald eine feste Grundsubstanz an einer Seite der Zelle wahrzu- nehmen ist, sind die zackigen Fortsätze auch bereits da. Die Zellen sind anfänglich grossentheils mehr rundlich, bis sie aber in die Grundsubstanz eingeschlossen sind, haben sie bereits die eigenthümlich linsenförmige, zum Theil ziemlich verlängerte Gestalt erhalten, die man von den Kno- chenkörperchen kennt (Länge 0,02—0,025, Dicke 0,005—8). Auch die Lage zu den Markräumen ist bereits die typische. Die Vergleichung von Flächenansichten mit Profilansichten zeigt dies leicht. In den ersteren erscheinen die Körperchen blasser und breiter, rundlich oder oval. Da die Zellen durch die Chromsäure in der Regel etwas geschrumpft sind, wiewohl bisweilen sehr wenig, so erhält man hier die bestimmteste Ansicht von der Anwesenheit der Zellen in den Höhlen ?), und häufig der Kerne in den Zellen. Die Kerne sind meist rundlich, klein (0,006 ""), bei stärkerer Chromsäureeinwirkung gelblich glänzend. Der Contur der - Zelle wiederholt die Zacken der Höhle, und von einer Täuschung durch Lichtbrechung ist hier keine Rede, da der Kalk durch die Chromsäure entfernt ist, ohne dass die Substanz aufquillt. Auch die Fortsätze der Zelle in die Kanälchen der Grundsubstanz sieht man nicht selten sehr deutlich. Indem nun die Grundsubstanz sich fortwährend verdickt, wer- den allmälig mehrere Reihen von Knochenkörperchen über einander ge- bildet. Wo die Markräume sehr unregelmässig buchlig sind, haben die Körperchen bisweilen anfänglich eine unregelmässigere Form und Lage- rung und erst weiterhin, wo die Begränzung derMarkräume etwas ebener wird, tritt die Anordnung derselben, wie die der Lamellen charakteristi- scher hervor. Die Ausläufer der Knochenhöhlen oder die Knochenkanäl- chen sind an den Chromsäurepräparaten in der Regel sogleich deutlich. Dadurch wird übrigens nicht ausgeschlossen, dass ihre Entwickelung auch nach der Umschliessung der Zellen mit fester Grundsubstanz noch zu- nimmt, denn ihre beträchtliche Länge und namentlich ihre Anastomosen 4) Archiv. V. S. 455. 2) In Rücksicht darauf, dass Robin neuerlichst wieder die Anwesenheit der Zellen und Kerne in den Knochenhöhlen in Abrede stellt, will ich im Allgemeinen an- führen, dass ich dieselbe zwar nicht für alle und jede Knochen durchaus be- haupten kann, sie jedoch in jungen Knochen gar nirgends, wo ich aufmerksam danach suchle, vermisst habe. Pe 167 mit denen benachbarter Höhlen lassen nicht wohl die Annahme zu, dass sie völlig in dieser Form bereits in die Grundsubstanz eingeschlossen worden seien. Es hleiben also die Angaben Kölliker’s') über das Weiter- _ sehreiten der Kanälchen durch Resorption von Grundsubstanz gültig, wenn auch nicht in der Ausdehnung, als dies nach der Theorie von der "Entstehung der Knochenhöhlen in den einzelnen geschlossenen Knorpel- _ kapseln angenommen werden musste. Es scheint mir auch nicht undenk- - bar, dass die Form der Knochenhöhle selbst noch Modificationen, z. B. _ einer Verengerung durch secundäre Ablagerungen, unterliege. Hingegen - scheint es nicht, dass die Knochenkanälchen in die Reste der ursprüng- lichen Knorpelsubstanz eindringen, sondern diese scheint denselben in der Regel wenigstens ein Hinderniss entgegenzusetzen, das nur durch gi änzliche Einschmelzung weegeräumt wird, wie dies auch von Tomes und De Morgan angegeben wird. Besonders hervorzuheben ist nun die eigenthümliche Formation der neuen Knochensubstanz mitihrenKörperchen, welche dadurch zu Stande kommi,. dass sie mehr oder weniger weit geöffnete Knorpelkapseln ausfülli, alsoan präexi- ente Räume bestimmter Form gebunden ist. Es entsteht urch eine Art von Pseudomorphose, wie bei den falschen Krystallen?). ‚Knochensubstanz bekommt die äussere Form der vorher dagewesenen norpelzellen und dies Verhältniss hat ohne Zweifel anı meisten dazu bei- agen, die herrschende Vorstellung von dem directen Uebergang der orpel- in die Knochenhöblen zu unterstützen. Wenn die Höhle einer zigen Knorpelzelle in geringer Ausdehnung geöffnet war, und durch ndsubstanz mit 1—2—3 sternförmigen Zellen ausgefüllt wurde, so gibt öllig das Bild einer Kapsel, in welcher 1—2—3 Knorpelzellen durch enkanalbildung sternförmig geworden sind, sobald man die Stelle der nun ausgefüllten Oeflnung nicht siebt. Dies ist der Fall, wenn man senk- it auf diese sieht, während man im Profil erkennt, dass die Ausfül- masse wie ein Köpfchen auf einem schmalen Hals sitzt, der die Ver- ng mit der übrigen ächten Knochensubstanz herstellt. Die Verfolgung vollkommen ausgefüllter Kapseln lässt über dasZustandekommen keinen ) ) Mikr. Anat. II. 362. Ich finde bei Durchmusterung vieler Präparate sehr häufig, dass die Kanälchen auf der Seite der Knochenkörperchen, welche den jüngern Schichten zugekehrt ist, mehr entwickelt, namentlich länger sind, als auf der _ anderen, und es erklärt sich dies Verhalten leicht durch die Annahme, dass das Auswachsen der Knochenzellen nach der Seite, wo die Grundsubstanz sich erst - anlagert, lüngere Zeit forldauern kann, Allein es ist dies nicht überall zu finden und reicht auch wohl nicht aus, um die Annahme einer Weiterbildung der - Kanälchen iu der bereils formirten Grundsubstonz überflüssig zu machen. 2) Diese Ausfüllung der Höhlen ist wohl zu unterscheiden von der molekulären Pseudomorphose durch Umsatz der Grundsubstonz,, welche Schlossberger zur Erklärung des Debergangs von Chondrogen in Collagen (s. oben) annehmen zu - inlisseo glaubte (a. a, 0, 8.38). 168 Zweifel. Fig. A f. ist eine solche Höhle, welche auf den ersten Blick von einer sternförmigen Zelle mit Grundsubstanz ausgefüllt erscheint. Genauere Betrachtung zeigte, dass die Höhle mit dem grösseren Markraum commu- nicirte und die Knochenzelle nur in der dünnen Auskleidung von Knochen- substanz lag, deren geringe Dieke im Profil sich zu erkennen gab. Hier war die obere Wand der Höhle mit der Auskleidung stehen geblieben ; in andern Fällen ist diese weggeschnitten, und die reine Profilansicht lässt dann keinen Zweifel über das wahre Verhältniss. Solche geöffnete Höhlen init theilweiser oder gänzlicher Ausfüllung sind in Fig. 1—3 in verschie- denen Formen zu finden. In den unvollkommen gefüllten Höhlen ist häufiger nur eine Zelle vorhanden, zu der später noch andere hinzukommen. Die Zahl derselben, die in eine Höhle zu liegen kommen, ist auf diese Weise ganz zufällig. Es kann wohl geschehen, dass eine Knorpelhöhle von Grundsubstanz mit einer einzigen Knochenzelle ausgefüllt wird, doch ist dies nicht häufig und selbst in diesem Fall ist die Verschiedenheit von dem gewöhnlich ange- nommenen Verhältniss einleuchtend. Wo die Höhlen kleinerer oder grös- serer Gruppen von Knorpelzellen verschmolzen und von einer relativ kleinen Oeffnung her ausgefüllt sind, entsteht das Ansehen grosser Mutter- zellen, deren Tochterzellen Knochenkörperchen geworden sind. An Kno- chen, wo die Markraumbildung sehr buchtig vorschreitet, wie an den Epiphysenkernen, erhält dann fast die ganze zuerst gebildete Knochen- masse das Ansehen, -als ob sie nicbt nur in Knorpelhöhlen gebildet, son- dern aus diesen hervorgegangen wäre. Wo ein grösserer zackiger Streifen von Knorpelgrundsubstanz stehen bleibt, sind die Höhlen ringsum von allen Seiten her angefressen und nach deren Ausfüllung entsteht ein Bälkchen, welches von jeder Seite betrachtet die Knochenmasse von den Conturen der ehemaligen Knorpelhöhlen mehr oder weniger umgeben zeigt (s. Fig. 1 links unten). Dazwischen sieht man die Reste der Knorpelgrundsubstanz als zackige Leistchen (eigentlich Blätter), die nach und nach schwinden. Wenn dies bisweilen geschieht, ehe die ächteKnochensubstanz auch wie- der einschmilzt, so entstehen spaltenarlige Lücken in derselben, deren Form ihre Entstehung hinreichend zeigl. Wo die Markraumbildung nach den Reihen der Knorpelzellen besonders longitudinal fortschreitet, sind Profilansichten weniger täuschend, da dort von den einzelnen Höhlen nur kleinere Stücke (/,—%, des Umfangs) stehen zu bleiben pflegen und sich die einzelnen Höhlen meist zu varikösen Schläuchen aufreihen. Wenn aber ein solcher variköser Markraum mit seiner knöchernen Auskleidung gerade so gesehen wird, dass diese sich von der Fläche präsentirt, so entsteht in grösserer oder geringerer Ausdehnung das Bild, als ob die Knorpelzellen in Knochenzellen übergegangen wären, wie in Fig. 31 an den zwei untersten Varikositäten des Markraums. Auch hier überzeugt man sich durch den Rand, der durehschimmert, durch Focaleinstellung, durch die Blässe der von der Fläche gesehenen Lamelle mit dem Knochen- ERREGT eg Are 169 körperchen, und vor Allem durch Vergleichung vieler Stellen, an denen - Höhlen theils wenig, theils sehr weit geöflnet waren, davon, dass die Koorpelhöble nur zufällig die Form der Knochensubstanz bestimmt, und dass die Knorpelhöhle nicht direct in die Knochenhöhle übergeht. | Auch für die Verfolgung dieser allmäligen Ausfüllung der kleineren und grösseren Markräume sind neben den Längenschnitten Quer- sebnitte sehr zu empfehlen. Dieselben zeigen theils ebenfalls das Auftreten einer zuerst dünnen Lamelle in den mit Mark erfüllten kleine- ren Räumen, theils weisen sie nach, wie die Knochensubstanz in seitlich geöffneten und ausgefüllten Höhlen mit der in den grösseren Räumen be- findlichen in Verbindung steht. Man sieht nicht selten den Querschnitt eines solchen Raums ringsum von seichten und tieferen Buchten begränzt, die aus kleinern und grössern Abschnitten einzelner Höhlen oder Reihen ostehen, und alle von Knochensubstanz ausgefüllt sind, deren später aufgelagerte, jüngere Schichten dann gleichmässiger an der Innenfläche ‚hinlaufen. Dass diese von neuer Knochensubstanz ausgefüllten Knorpelhöhlen irklich vielfach für Umwandlung der Knorpel- in Knochenzellen innerhalb er geschlossenen Höhlen genommen wurden, ist leicht nachzuweisen. sind z. B. die von Todd-Bowman S. 119 gegebenen Figuren charakte- isch genug (l ist Knorpelgrundsubstanz, e und A ausfüllende Knochen- stanz) und die in Kölliker's halbschematischer Figur (Mikrosk. Anat. Tab. IIl.), sowie die von Tomes und De Morgan ‘) Taf. VII. Fig. 24 abgebil- eten Reiben von grossen Knochenkörperchen sicherlich bierherzuzieben. Am letztgenannten Ort Fig. 16 u. 25 sind ebenfalls die ausgefüllten Höh- ‚ zum Theil mit der ehemaligen Oefinung, deutlich zu erkennen. Die asser sind jedoch (ibid. S. 126) der gewöhnlichen Ansicht über die fetamorphose der Knorpelhöhle und Zelle zugethan, indem sie sich Köl- ter's Beobachtungen an rachitischen Knochen anschliessen, zugleich aber ie bereits von Sharpey (Quains Anatomy p. CLV) und Kölliker (Züricher erkannten zackigen Formen wieder für identisch mit den Knochenzellen alten, was sie sicherlich nicht sind?. Auch die Angaben von Brandt und Reickert über den Verknöche- gsprocess stützen sich wesentlich auf die fraglichen ausgefüllten Knor- jelhöhlen. Diese Autoren unterscheiden die Markhöhlenbildung mit Er- finung der Knorpelhöhlen als »zellige Knochensubstanz « während sie die zefüllten Höhlen als Globuli ossei bezeichnen, welche sammt einem heil der Grundsubstanz die »feste solide Knochensubstanz « bilden. Die- Iben verwerfen zwar die gewöhnliche Annahme einer Porenkanalbildung ei der Entstehung der Knochenzellen, aber da sie das Ausfüllsel der ya 4) Philos transactions, 4853. Part. 4. 2) Die von den Verfassern hervorgehobene Isolirbarkeit dieser zackig gewordenen Knorpelzellen hatte Vötsch bereits erwähnt, 170 Höhle, wodurch dieselbe sternförmig wird, als obne vorherige Eröffnung derselben darin neu abgelagerte Grundsubstanz bezeichnen, so ist der Unterschied ein sehr geringer, sobald ınan die eigentliche Knorpelzelle als etwas dem Primordialschlauch der Pflänzen Entsprechendes innen an der secundären Membran (Kapse!) liegend annimmt (Kölliker und, etwas abweichend, Remak). Im letztern Fall wird das Ausfüllsel der Kapsel als Product dieser Zelle, im andern Fall als Grundsubstanz bezeichnet, deren Herkunft dabinsteht. Es ist also hiegegen ebenfalls zu erinnern, dass nicht die geschlossene Knorpelhöhle durch allmälige Ausfüllung in die Koochenhöhle übergeht, ferner dass die Markhöhlenbildung der Knochen- bildung nicht nur vorangeht, sondern beide in denselben Knorpelhöhlen stattfinden, eine Trennung von zwei verschiedenen Substanzen also nicht gerechtfertigt ist, endlich, dass die Globuli ossei eben nur an der Knochen- substanz zu finden sind, welche nächst dem Knorpel gebildet wurde, nicht aber in derjenigen, welche sich auflagert, nachdem die tieferen Buchten bereits ausgeglichen sind, oder welche weiterhin in den Mark- räumen entsteht, nachdem die unregelmässigen Bälkchen mit den Globulis bis auf geringe Reste resorbirt wurden. Dass ähnliche Globuli bei perio- staler Knochenbildung auch vorhanden seien, wie angegeben wird, habe ich nicht beobachtet. Es geschieht wohl, dass die Sklerosirung und Ver- kalkung einma! auch hier mit kugeliger Gränze vorrückt, wie dies Ver- kalkungen überhaupt schr häufig ihun, aber es ist dies bier immerhin Ausnahme und etwas wesentlich von den erst beschriebenen Globulis im Innern Verschiedenes. Auch die oben erwähnte neuere Angabe von Fürstenberg, dass in fötalen Knochen die einzelnen Knochenkörperchen bei Behandlung mit Schwefelsäure oder Chromsäure von einem der Knorpelhöhle entsprechen- den Hof umgeben sind, ist ohne Zweifel durch die geschilderten Verbält- nisse zu erklären. Dass dies aber bei Erwachsenen in der Regel nicht der Fall ist, erklärt sich wohl einfach durch die erwähnte Wiederaufsau- gung der erstgebildeten Bälkchen. Es findet nämlich, abgesehen von dem Ansatz neuer Knochenmasse vom Knorpel her und der Wiederaufsaugung gegen die Markröhre bin, welcher Wechsel durch das Wachsthum im Grossen bedingt wird, ein Stoffwechsel im Innern der ächten Knochensubstanz in der Weise statt, dass ältere Partien aufgelöst und neue dafür gebildet werden. Dies geht aus der Vergleichung der Formation, welche die Bälkchen und Maschen der spongiösen Substanz bei wachsenden Knochen dicht am Knorpel und weiter rückwärts zeigen, unzweifelhaft hervor; ebenso aus der mikroskopischen Betrachtung der Züge der Lamellen und Knochen- körperchen, welche häufig der jeweiligen Oberfläche folgen, mag sie flach sein, oder concav, oder convex, mit grossem oder kleinem Radius. In andern Fällen richten sich die Lamellen nach gewissen Centren, welche 171 von einem Bluigefäss, oder in grösseren Markräumen von einer Gruppe _ von Mark mit mehreren Gefässen gebildet werden. Dadurch entstehen die euen Bälkchen, welche grössere Räume durchsetzen. Der Unterschied der compacten Rinde und der schwämmigen Substanz besteht in dieser Beziehung hauptsächlich darin, dass dort meist nur das Gefäss, hier da- gegen in der Regel grössere Markmassen von den Lamellensystemen um- schlossen übrig bleiben, wiewohl auch hier das erstere vorkomnit. Die — Wiederauflösung der erstgebildeten Knochensubstanz steht auch mit voll- endetem Wachsthum nicht still. Wenn man z.B. einen Längsschlifl durch eine Phalanx macht, so erkennt man sehr gut, wie die ursprüngliche _ Substanz fast überall wieder von den Markräumen ausgefressen ist, um einer regelmässiger lamellösen Platz zu machen, auch da, wo die Epi- hyse mit der Diaphyse verwachsen ist. Es ist so nur ganz ausnahms- weise richtig, wie Arnold und Todd-Borwman (S. 120) gethan haben, die isse, welche bei Erwachsenen zwischen mehreren concentrischen Haver- Inder compacten Substanz der Röhrenknochen kann davon, wie schon Kölliker bemerkt hat, am wenigsten die Rede sein. An andern Stellen ommt das fragliche Verhältniss zwar vor, aber selten in einiger Aus- ehnung, wie an den BERORRESRREREIG und dann ist es meist sehr icht zu erkennen. Dieser gröbere Stoffwechsel im Knochen, wohei ganze Bälkchen ent- nt und neue wieder gebildet werden, und namentlich die Thatsache, s derselbe auch nach bereits vollendetem Wachsthum in gewissem arade noch fortdauert, wie besonders durch das Verhalten an den Ver- hmeizungsstellen der Epiphysen dargethan wird, ist für die Beurthei- 3 der abnormen Ernährungsverhältnisse der Kuochen von Interesse, fern theils der Schwund, theils die Vermehrung der inneren Substanz dadurch an die normalen Vorgänge mehr anschliessen. Etwas Aehn- ches ist bis jetzt nur von wenigen Geweben bekannt. - In Hinsicht auf die Entfernung der Reste des ursprünglichen Knor- Is ist dieser Stoflwechsel im bereits gebildeten Knochen auch von enen, welche ihn vorzugsweise berücksichtigt haben, wie mir scheint, 1 zu gering angeschlagen worden. Tomes und De Morgan ') geben » an, dass von der verkalkten Grundsubstanz des Knorpels nur da ‚dort kleine Spuren in Erwachsenen vorkommen, welche sie aus dem nbein abbilden. Allein diese Autoren lassen die Knorpelzellen inner- b ihrer llöhblen zu Knochenzellen werden und so in den definitiven ochen eingehen. Dabei heben dieselben allerdings den im ächten Kno- ‚selbst staufindenden gröberen Stoffwechsel mehr hervor als gewöhn- i geschieht, indem sie nicht nur die bekannte (s. Kölliker Mikr. Anat. 370) Wiederauflösung des älteren Knochens erwähnen, welche durch 4) Philos, Tronsaclions 1853. I, 435. 172 das Wachsthum bedingt ist, sondern auch das Vorkommen ähnlicher Vor- gänge im Erwachsenen hervorheben und eine Darstellung der verschie- denen Formen von Lamellensystemen geben, welche dadurch zu Stande kommen!'). Bruch dagegen, obschon er wie die genannten Autoren dem Stoffwechsel im wachsenden Knochen grosse Ausdehnung und Wichtigkeit beimisst, lässt doch (a. a.0. S. 106 u. 136) von der Substantia spongiosa die unter den Verknöcherungsrändern gelegenen Theile, sowie die Diplo& der kurzen und dicken Knochen, die keine grössere Markhöhle besitzen, namentlich der Wirbelkörper, in ihren Fundamenten von der primordialen Verknöcherung, d. i. Knorpelverkalkung, berrübren, und dann durch Auflagerungen verstärkt werden. Die Gehörknöchelchen aber bestehen nach ihm auch beim Erwachsenen noch fast ganz aus primordialem Kno- chengewebe mit grossen, strahlenlosen Knochenkörperchen. Was zuerst die Wirbelkörper betrifft, so tritt bier leicht eine Täuschung durch die scheiben - oder ringförmigen Epiphysenkerne ein, von denen J. Müller (Myxinoiden I. S. 242) bereits bemerkt hat, dass sie »beim Menschen merkwürdigerweise so spät bei Vollendung des Wachsthuns erscheinen. « So lange diese Epiphysen nicht völlig mit dem Körper verwachsen sind, findet man an der Berührungsfläche, also in einiger Entfernung von der Endfläche des Knochens, auch bei Erwachsenen eine gewisse Portion Knorpelverkalkung. In der tieferen Diplo& aber kann man schon jetzt grosse Strecken durchmustern, ohne auf grössere Reste derselben zu stossen. Später wird sie auch an jener Berührungsfläche eliminirt und von ächter lamellöser Knochensubstanz ersetzt. So fand ich bereits bei einem 27jährigen Individuum kaum eine Spur jener Ansatzlinie der Epi- physe mehr vor, die übrigens häufig eine sehr zackig ein- und aus- springende ist. Meyer?) hat diese Wirbelepiphysen beim Menschen als » Verknöcherung des ausgewachsenen Knorpels« nicht den Epiphysen der Röhrenknochen, sondern der Schicht von verkalktem Knorpel an den Gelenkenden der Röhrenknochen gleichgesetzt, was mir nicht richtig scheint. Denn es ist hier allerdings, dem vorgerückten Alter entsprechend, die Intercellularsubstanz bereits vermehrt und die Kapseln nicht selten verdickt, allein abgesehen von der äussersten Schicht, welche, wie auch an den ächten Epiphysen, persistirt, wird der verkalkte Knorpel nicht nur wieder zur Markraumbildung verwendet, sondern es entwickelt sich darin eine beträchtliche Menge ächter Knochensubstanz (ein ächter Kno- 4) Bruns erwähnt bereits (a. a. 0. S. 255) eine schichtweise Bildung von neuer Knochenmasse in den Markkanälen, scheint jedoch vorzugsweise die compacte Substanz im Auge zu haben, während Kölliker (Mikr. Anal. II. 373) bemerkt, dass auch in der zelligen Substanz, die aus Knorpel entsteht, secundäre Ablage- rungen, äbnlich denen der Haversischen Kanäle, nur nicht so entwickelt, vorzu- kommen scheinen. Ueber den Stoffwechsel beim Wachsthum im Grossen 8. Köl- liker S. 370 u. 380. 2) Müll. Archiv 1849. S. 350. Sin ran ea Pan 173 chen ern), ehe die Verschmelzung mit dem übrigen Wirbelkörper einge- eitet ist. Es verhält sich somit jene Scheibe wie eine ächte Epiphyse'). In den Gehörknöchelchen fand ich bei Neugeborenen allerdings noch ziemlich beträchtliche Mengen verkalkter grosszelliger Knorpelsubstanz, laneben aber auch die schon von Bruch erwähnten Auflagerungen ächter nochensubstanz an den Wänden der beträchtlichen Markräume, sowie uch theilweise an der äusseren Oberfläche wohl entwickelt. Bei Erwach- senen dagegen und namentlich älteren Individuen fanden sich im Innern Hammers wie des Amboses nur einzelne Gruppen jener Reste des ur- inglichen Knorpels, von denen eine der grösseren in Fig. 5 gezeichnet st. Bei Weitem überwiegend war die ächte Knochensubstanz, welche die Markräume so ausgefüllt hatte, dass die Substanz nun fast überall als com- act bezeichnet werden konnte. Die Oberfläche der Knöchelchen war zum ' mit einer periostalen, lamellösen Rinde versehen, an den meisten en aber fand sich dort eine Schicht unvollkommener Knochensubstanz kleinen, etwas zackigen Höhlen, welche wohl der Uebergangsschicht ursprünglichen Knorpels zu dem Perichondrium entsprach und an man- ı Stellen ebensogut als kleinzellige Knorpelverkalkung angesprochen n konnte. Dieses Verhalten der Oberfläche hängt mit dem geringen ehsthum nach der Ossification zusammen. Sogar das sog. Ossiculum i zeigte geschliffen einen Markkanal mit ächter Knochensubstanz her, während die Oberfläche ebenfalls aus jener kleinzelligen Schicht and, die in eine unverkalkte faserknorpelige Masse überging. An den n lag unter dem Knorpel die verkalkte Schicht, wie sonst an grös- 'n Knochen. "Wenn nun die neue Knochensubstanz nicht aus dem Knorpel hervor- und die Knochenhöhlen nicht den Knorpelhöhlen entsprechen, so steht die Frage, wie verhalten sich die in beiden enthaltenen Zellen zw ander; gehen die Knochenzellen aus den Knorpelzellen or oder nicht? idder*) hat, soviel ich weiss, sich zuerst bestimmt dahin ausgespro— dass aus den Knorpelzellen durch endogene Bildung neue Zellen oder „ ) ichka sagt (Virchow's Archiv IX. 313), dass man mit Unrecht die Knorpel- - plallen der Wirbelkörper als scheibeuförmige Epiphysen bezeichnet habe, da die Verknöcherung vom Wirbelkörper aus allmälig ohne Dazwischenkunft es besonderu Knochenkerns bis zu einer gewissen Gränze fortschreite, Es ist mir jedoch nicht klar, was Luschka hiermit meint; da einem so erfahrnen nnlomen das fragliche Factum an sich sicherlich nicht entgangen sein kann, welches seil Albin’s (lcones ossium fötus. 4737. 5. 54) prüciser Beschreibung von Pomp Auatomen bestätigt worden und so leicht zu sehen ist. Es sind darüber besonders auch die schönen Untersuchungen von Bergmann nachzusehen (Ueber die Skelelsysteme der Wirbelthiere ; in den Götlinger Studien 4848). Müll. Arch. 1843. S. 892. Schwann (a. a.0,$. 25) halte sich bereits gegen die orstellung verwahrt, dass die in Koorpelzellen gebildeten jungen Zellen auch wieder Knorpel werden müssten, und die Vermuthung, dass das Mark aus dem Knorpel hervorgehe, findet sich schon bei Nesbitt. 174 Zellenkerne entstehen, welche die Grundlage der verschiedenen Gewebe sind, die in späterer Zeit die Knochenkanäle erfüllen, des Fettzellgewebes, der Blutgefässe nebst Inhalt ete. Bidder hat dabei nicht nur die kleinen Markzellen, sondern auch die grossen, vielkernigen Formen erwähnt, welche später von Robin und Kölliker näher beschrieben worden sind. Hierauf hat Rathke‘ wiederholt mit Bestimmtheit das Hervorgehen der Markzellen aus den Knorpelzellen, unter rascher Vermehrung derselben beobachtet und Virchow kam durch Vergleichung des Knorpelmarks mit dem Knochenmark zu derselben Ansicht (Archiv 1853. $. 428). Da nun die Zellen, aus denen die sternförmigen Knochenzellen wer- den, anfänglich von den andern Markzellen nieht zu unterscheiden sind und in denselben Räumen liegen wie diese, so lässt sich auch die Ent- stehungsweise beider vorläufig nicht trennen. In der That hat Hasse (Zeitschr. f rat. Med. V. 192) schon längst vermuthet, dass die bei Rheu- matismus von ihm in den Knochen entdeckten Zellenmassen, welche den kleinen Markzellen jedenfalls zum Theil sehr nahe stehen, sich zum Theil in wirkliche Knochensubstanz umbilden möchten, und Kölliker ?) be- merkte, dass die Knochenbildungsvorgänge im Innern der Knochen nicht von Knorpel, sondern von den weichen Theilen des Knochenmarks aus- gehen. Hassall?) liess aus den granulirten Zellen, welche er in fötalen und, in geringerer Menge, auch in den ausgewachsenen Knochen fand, sowohl die Knochenzellen als das Mark hervorgehen, hielt es jedoch für wahr- scheinlich, dass zwei Arten von granulirten Zellen vorhanden seien. Hein®) ’ n\ 2 # dagegen erklärte diese Markzellen für Bildungszellen, aus denen vorzugs- weise die verschiedenen Arten von Bindesubstanz, einschliesslich des Knochens heryorgingen, wogegen für die jungen Zellen in wachsenden h Knochen wenigstens nichts einzuwenden sein wird. Ich zweifle nun nach dem, was ich gesehen habe, ebenfalls nicht daran, dass die Mark- und jungen Knochenzellen im Allgemeinen als Ab- kömmlinge der Knorpelzellen zu betrachten sind®). Man sieht manchmal # a & 2 an oder in dem Ossificationsrande Knorpelhöhlen, in denen mehrere, durch Vermehrung gebildete Zellen liegen, welche an Grösse und Be- schaffenheit den Markzellen schon sehr nahe stehen, während in einiger Entfernung die Knorpelzellen beträchtlich grösser waren. Hier geschieht | der Uebergang der wuchernden Knorpel- in Markzellen einfach durch Einschmelzen der Grundsubstanz. In andern Fällen dagegen sieht man 4) Froriep's Not. 1847. II. 305. Dort unterscheidet Rathke auch bereits sehr gut die stets dünnwandigen Zellen des Knorpels von den durch Verdichtung der Grund- substanz zunächst um jede Zelle entstandenen Kapseln, die von der übrigen Grundsubslanz durch eine meist scharfe Gränze' geschieden sind. S. ferner Ent- wicklungsgeschichte der Schildkröten S. 136. 2) Zootom, Bericht 4849. S. 44. 3) Mikr. Anat. 1849. 4) De ossium medulla Diss. Berol. 1856. 5) Bruch (a. a. 0. S. 56.) spricht sich durchaus für das Gegentheil aus. 4 3 ” ü 175 en so allmäligen Uebergang nur in sehr wenigen Zellen oder gar nicht. Es liegen in den Höhlen Zellen von 0,02—0,04—0,06"", mit Kernen von -0,01—0,015”" und an diese schliessen sich gleich Höhlen an, welche dicht t granulirten Markzellen von circa 0,015 und häufig mit Blut gefüllt ind, dabei aber grossentheils nachweislich bereits gegen die ältern Mark- ume hin offen sind. Die letzten grossen Zellen sind in grösserer oder ngerer Anzahl etwas trübe und, wie Virchow (a. a. ©. 428) bemerkt jat, dadurch ausgezeichnet, dass sie wicht mehr so leicht durch Wasser zusammenschrumpfen'). Es mag nun sein, dass dabei dennoch in ein- Inen Zellen eine Vermehrung stattfindet, welche wegen ihrer Rapidität hwer zu beobachten ist, aber eine grosse Zahl der in verkalkter Grund- anz enthaltenen Knorpelzellen geht hier, wenn ich nicht sehr irre, unde und ich glaube in manchen eben eröffneten Höhlen die zusam- engefallene Zelle neben einem Häufchen eingedrungener Blutkörperchen schen zu haben. Dies rasche Eindringen von Blut in viele der eben st geöffneten Knorpelhöhlen ?), wobei mir das Verhalten der Gefässe ht recht klar wurde, ist für die fraglichen Verhältnisse in mehrfacher iehung interessant. Einmal zeigt die Anwesenheit von Blutkörperchen elen Höhlen, die auf den ersten Blick geschlossen erscheinen, dass eselben in der That bereits von den Markräumen her eröffnet waren, in es wird von jenen Niemand annehmen, dass sie aus der Knorpel- e so rasch hervorgegangen seien. Ausserdem geht daraus hervor, dass halt der Markräume auch durch verbältnissmässig kleine Oeffnun- ‚in die neu eröffneten Knorpelhöhlen vordringen kann, und es ist um veniger die Möglichkeit zu leugnen, dass auch die in Vermehrung be- enen Markzellen von den älteren Räumen aus in die später eröffneten en vordringen. Es sind demnach die neuen Knochenzellen theilweise als die Ab- mlinge der an derselben Stelle gelegenen Knorpelzellen zu betrach- ind es scheint vorzukommen, dass die Knochenzellen mit der neu- en Grundsubstanz den Raum derselben Höhle ausfüllen, in welcher terzelle gelegen war. Es dürfte auch kaum im Allgemeinen zu nen sein, dass dieselbe Zelle, die für sich eine Knorpelhöhle ausfüllte, je sternförmige Knochenzelle auswachsen kann, da ein solcher Ueber- g an andern Orten nicht bezweifelt werden kann®). Doch dürften beim Br ‚Rathke bemerkt hat, und z. B. in dem Fig. 4 gezeichneten Prüparat der Fall war. Es ist dies indess doch wohl als Leichenphänomen zu deuten und an andern ge- Jungenen Chromsäurepräparaten sah ich die Zellen den Kapseln dicht anliegen. Chromssureprüparate lassen in geeigneten Fällen den Zweifel nicht zu, dass das Blut erst bei der Präparation in die Höhlen gerathen sei. Eine Stelle, wo ein solcher Uebergang sehr exquisit beobachtet werden kann, sind die Intervertebralscheiben von Rindsembryonen. Hier findet sich in frü- 'heren Stadien unzweifelhafter Knorpel, nur durch die Richtung der Zellen etwas ausgezeichnet. Später wachsen die Zellen Iheils nach zwei, (heils nach mehre- 176 normalen Wachsthum die Knochenzellen in der Regel wenigstens als eine ganz junge Brut anzusehen sein. Von diesen jungen Zellen aber ist es schon an den äussersten Enden der Markräume zum Theil zweifelhaft, ob sie die unmittelbaren Abkömmlinge der Knorpelzellen sind, deren Stelle sie einnehmen, und weiter rückwärts, wo sich in grosser Entfer- nung vom Knorpel neue Knochenschichten von den grösseren Markräumen her anlegen, ist es sicher, dass die Knochenzellen nicht unmittelbar aus den Knorpelzellen, sondern aus den-Zellen des weichen Marks hervorgehen. Hier steht somit Zahl, Form und Anordnung der Knorpel- und Knochen- zellen in gar keinem bestimmten Verhältniss zu einander, und es mögen die letztern zum Theil nur sehr entfernt von den erstern abstammen, Es ist sogar keineswegs sicher, wie viele von den neuen Knochenzellen über- haupt Abkömmlinge der Knorpelzellen sind, welche von der verkalkten und dann schwindenden Grundsubstanz umschlossen waren, und ob nicht ein Theil derselben von ganz anderen Zellen abstammt. Es sind nämlich bei der Frage nach dem Ursprung der Mark- zellen auch die Kanäle zu berücksichtigen, welche den Knorpel an den Enden der Röhrenknochen vor der Ossification durchziehen. Bidder und H. Meyer haben die Bedeutung dieser Knorpelkanäle sehr gering angeschlagen '), wogegen sich Kölliker mit Recht erklärt hat, da die- selben in den grösseren ossifieirenden Knorpeln von Neugeborenen und älteren Fötus constant vorkommen. Die in ihnen frühzeitig entwickel- ten Blutgefässe stehen, wie E. H. Weber schon angegeben hat (Meckel's Archiv 1827 S. 235), sowohl mit denen des Perichondrium, als mit denen des ossificirten Mittelstücks in Verbindung. Der Inhalt derselben verdient den von Meyer mit Unrecht so sehr verworfenen Namen des Knorpelmarks durchaus, indem dieselben nicht selten eine Masse ent- halten, welche dem fötalen Knochenmark völlig entspricht, nämlich Blut- gefässe und Markzellen in eine mehr oder weniger entwickelte weiche Substanz eingebettet. In anderen (jüngeren) Kanälen trift man klein- zellige Massen, welche dem Knorpel noch mehr oder weniger nahe stehen, zum Theil mit longitudinaler Spaltung der Grundsubstanz und analoger Forın der Zellen. Was die Entwickelung dieser Knorpelkanäle betrifit, so glaube ich ren Richtungen in ramifieirte Fortsälze aus, die vielleicht theilweise anastomosi- ren, so dass sie sehr grossen Bindegewebskörperchen ganz ähnlich werden. Die Grundsubstanz erleidet mittlerweile theils eine Erweichung, Iheils eine Zerfase- rung. Da dieser Vorgang vom Innern der Interverlebralscheibe aus sich ver- breitet, und zwischen den wahren Wirbeln früher, am Schwanz späler auftritt, ‚so kann man hier alle Vebergangsstufen theils hintereinander, Ibeils nebenein- ander beobachten. Fig. 13 zeigt einige Zellen aus dem Zwischenwirbelband des Lumpbaltheils von einem $zölligen Rindsembryo. Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass Bidder vorzüglich und mit Recht gegen. die ältere Ansicht kümpfte, wonach die Knorpelkanäle als die bereits vollkommen vorgebildelen Markkanälchen des Knochens angesehen wurden. > 177 ‚sie zum grossen Theil durch eine Umbildung des Knorpels bedingt _ gesehen zu haben, wie sie Virchow!) von rachitischen Knochen beschreibt, allerdings von einer Stelle, wo diese Kanäle mehr den Markräumen zu _ entsprechen scheinen, die sonst hinter der Knorpelverkalkung herrücken, um so mehr, als derselbe (S. 425) der Gelässe des Epiphysenknorpels noch besonders erwähnt, ebenfalls als einer in diesem Alter, kurze Zeit nach der Geburt, constanten Bildung. Ich glaube jedoch an diesen Kanä- en der Epiphysenknorpel ein Wachsthum auch in etwas anderer Art ge- offen zu haben, als durch Umsichgreifen in den Knorpel mit Assimilation lesselben. Es schien mir nämlich ein Fortschreiten in die Dicke und ] Länge durch Verdrängen der Knorpelsubstanz stattzufinden, indem ‚der bereits vorhandene Inhalt der Knorpelkanäle wohl durch Zellenver- mebrung sich ausdehnt. Dies gilt besonders für anfänglich enge, fast spaltenartige Fortselzungen der»Kanale, in welche sehr früh Blutgefässe ‚eindringen. Dass Lagenveränderungen durch molekulare Vorgänge im Knorpel vorkommen, zeigt die reihenweise Anordnung der Zellen, wel- che nach und nach »gerichtet« werden, und speciell in der Umgebung ler Knorpelkanäle haben die Zellen in der Regel eine eigene longitudi- nale und dahei strahlige Anordnung, die sich häufig auf eine ziem- lich grosse Entfernung erstreckt (Sharpey a..a. 0. CLU. s. auch Bidder a... 0. 8.386). Da nun die Kanäle des Knorpels mit den Markräumen des schon ge- ildeten Knochens in Verbindung stehen, so ist auch die Möglichkeit zegeben, dass die in den Knorpelkanälen entstandenen jungen Zellen päterhin zu Knochenzellen werden, und durch Wucherung einen grösse- ren oder geringeren Antheil an der Bildung der Knochenmasse haben. ie später mitzutheilenden Erfahrungen über die Bedeutung der Knorpel- sonäle für die Entstehung der Knochenkerne in den Epiphysen könnten r Annahme günstig sein, dass dieser Antheil ein sehr beträchtlicher ‚ also die Knochenzellen vorwiegend Abkömmlinge der Knorpelzellen sien, deren Umgebung noch nicht verkalkt war. Indessen ist dagegen zuführen, dass, wie schon Hassall angab, die Verknöcherung nicht ge- e da am weitesten vorgerückt ist, wo Knorpelkanäle in die Ossifica- linie zu liegen kommen, und für die weiter rückwärts gelegenen u ıgen Knochenzellen ist es unmöglich, die Abstammung genau anzuge- en, ob sie von den Zellen des verkalkten Knorpels oder dem Mark der norpelkaniile herrühren, und namentlich auch, im wievielsten Grade sie t den ursprünglichen Knorpelzellen verwandt sind. Es ist ebenso un- glich nachzuweisen, dass nicht Knochenzellen ganz neu aus einem tem entstehen, indessen muss man bei dem dermaligen Stand der fohrungen von einer solchen Annahme, so lange sie nicht direct erwie- ist, wohl Umgang nehmen. 4) A.8.0. 5.424, 178 Intracartilaginöses Knochenwachsthum bei Wirbelthieren anderer Qlassen. Röhrenknochen vom Huhn. Frosch. Salamander. Polypterus. Die im Vorhergehenden dargelegten Beobachtungen wurden an ver- schiedenen Knochen des Menschen und einiger Haussäugethiere gemacht. Wiewohl es nun stets misslich ist, im Bereich der vielgestaltigen Binde- substanzen generalisirende Schlüsse zu ziehen, so ist es doch wohl er- laubt anzunehmen, dass überall, wo bei Säugern es vor der Ossification zur Bildung der grossen Knorpelhöblen und zur Verkalkung der dazwi- schenliegenden Grundsubstanz kommt, auch das Verhalten der ächten Knochensubstanz zum Knorpel dasselbe ist. Für die andern Wirbelthier- classen ist ein allgemeiner Schluss weniger zulässig, doch ist auch bei die- sen das Vorkommen jenes Verhaltens ein wenigstens sehr ausgebreitetes. Es geht nämlich auch bier sehr vielfach nachweisbar das Vorrücken eines schon bestehenden ächten Knochens gegen den Knorpel im Wesent- lichen dadurch vor sich, dass die ächte Knochensubstanz und das Mark sich an die Stelle desKnorpels setzen, welcher einschmilzt, mit oder obne vorherige Verkalkung. Im Einzelnen kommen mancherlei Modifieationen vor, von denen ich einzelne Beispiele anführen will. An den langen Röhrenknochen der Vögel tritt die ächte Kno- chensubstanz anfänglich blos als periostale Rinde auf, später aber, wenn jene eine gewisse Grösse erreicht haben, rückt dieselbe in der ganzen Dicke des Knochens gegen den Epiphysenknorpel vor. Man sieht dann z. B. an der Tibia des Hubns (s. Fig. 4) die Höhlen dieses Knorpels gegen den OÖssificationsrand hin eine im Allgemeinen quere Lage einnehmen und zu Blasen von 0,015—0,02 "" anwachsen, welche jedoch zum Theil stets etwas länglich bleiben, meist mit Vorwalten des queren Durchmessers, Eine Anordnung in Längsreihen fehlt oder ist sehr wenig ausgesprochen. Durch Imprägnation mit Kalk, die alsbald homogener wird, als dies bei Säugethieren meist der Fall ist, entsteht eine sehr zierliche Knorpelver- kalkung, deren Durchschnitte in jeder Richtung ein Netz mit ziemlich gleichmässigen Maschen darstellen. Dieselbe ist hier auf eine viel grössere Strecke ausgedehnt, als die entsprechende Partie bei Säugethierknochen, da sie mehr allmälig zu Grunde geht. Dicht an der Ossificationslinie ist die Knorpelverkalkung von Stelle zu Stelle von Markräumen durch- brochen, welche mehr oder weniger senkrecht an jene Linie heran- _ tretend dort in Knorpelkanäle übergehen, deren Bluigefässe an. Quer- schnitten von einer Substanz umgeben sind, welche Zwischenstufen von Knorpel und fasrig-zelligem Mark, nicht selten mit concentrischer Anordnung zeigt. An Längsschnitten wechseln also am Anfang der 4) Durch Verkalkung solcher Stellen entstehen auch hier Mittelstufen zwischen äch- tem Knochen und Knorpelverkalkung, durch die man sich nicht zur Annahme — eines regelmässigen Uebergangs verleiten lassen darf. 179 { Knorpelverkalkung diese Längsräume mit säulenförmigen Massen der erste- ‚ab, während Querschhitte diese in Gestalt eines Netzes zeigen, dessen ken aber je aus einer ziemlichen Zahl von Knorpelhöhlen bestehen'). Weiter gegen den fertigen Knochen hin werden die Markräume viel- taltiger, indem sie die Knorpelverkalkung der Quere nach durehhre- on, dann wieder longitudinal in den stehengebliebenen Säulen vor- Icken, überhaupt die Knorpelverkalkung nach allen Richtungen ausfres- sen, bis nichts oder nur da und dort ein kleiner Rest davon übrig ist. Ein "theilweiser Schwund der Zwischenwände der Knorpelhöhlen, so dass 2—3—4 lappige Räume entstehen, scheint auch hier der Eröffnung von den Markräumen her theilweise voranzugehen, doch ist man sehr leicht Täuschungen in dieser Beziehung ausgesetzt. Der Schwund der Knorpel- verkalkung geht auch bei Vollendung des Wachsthums fort, denn man findet an den Gelenkenden erwachsener Thiere nur eine dünne Schicht "von Knorpelverkalkung?) unter dem Gelenkknorpel, wo sich Wachsthum, Markraumbildung und ächte Ossification begränzt haben. Die darin ein- chlossenen Höhlen sind hier grösstentheils den grossen Blasen des chsenden Knorpels unähnlich, klein, die Grundsubstanz nicht selten ig. Ausserdem aber ist die Knorpelverkalkung fast durchaus ge- wunden, um ächter Knochensubstanz Platz zu machen, auch an der erwachsungsstelle der Epipbysen mit dem Mittelstück. Die ächte Knochensubstanz zeigt sich auch hier als eine neue Bildung ‚an den Wänden der Markräume, mit zackigen Höblen, die nicht aus denen des Knorpels bervorgehen. Zuerst tritt eine ganz dünne Knochenschicht ‚welche weiter rückwärts durch lamellöse Auflagerung an Dicke zu- nt, indem die Reihen der über einander liegenden Körperchen sich n. Diese sind gleich von Anfang strahlig und ihre Lagerung so, ‚ein Hervorgehen aus den Knorpelhöhlen nicht zu denken ist, ab- n davon, dass man auch hier die Anbildung der rasch sklerosiren- n Substanz von der Markhöhle her verfolgen kann. Die Gränze gegen Knorpelverkalkung ist an hinreichend dünnen Schnitten oft sehr deut- nd man sieht sie auch hier durch theilweise angefressene und wie- sgefüllte Knorpelhöhlen buchtig (s. Fig. 6). Bei der geringeren Grösse eizteren geschieht es leichter, dass nur ein einziges Knochenkörper- n eine solehe Höhle zu liegen kommt und der Anschein einer Um- 5 derselben in ein Knochenkörperchen entsteht. Aber auch die am sten zurückgelegenen Knorpelhöhlen sind nicht Knochenkörperchen worden, und die Kuochensubstanz ist abgesehen von den Körperchen [ reichend verschieden. Die Scheidung wird besonders nach Behand- ) An Gelenktheil des Unterkiefers von Menschen und Säugetbieren ist die Anord- ‚nung eine ähnliche, Doch ist die Bedeulung der gefässhaltigen fasrigen Streifen, _ welche den aus dem Periost hervorgegangenen Knorpel durchselzen, hier an- fänglich eben wegen dieser Eniwickelungsweise eine etwas andere. 2) Meyer und Bruch haben dieselbe auch hier bereits erwühnt. Zeitschr. f, wissensch. Zoologie, IX. Rd. 12 ” 180 lung mit Salzsäure sehr deutlich und fast noch auffälliger wirkt Schwefel- säure. Die Knorpelverkalkung ist nach Zusatz derselben noch sehr deut- lich zu einer Zeit, wo die zwischenliegende ächte Knochensubstanz nur ‚mehr eine undeutlich schleimige Masse bildet, die jedoch durch Zusatz von Jod noch längere Zeit als solche erkannt werden kann. Die definitive Gestaltung des Knochens erfolgt nun, indem die Ah- lagerung der ächten Substanz nicht nur den in der Knorpelverkalkung ausgegrabenen Räumen folgt, sondern auch denen, welche durch Wieder- auflösung der ersten Knochenbälkchen sich bilden, ein Process, der viel- leicht nie ganz aufhört. An den Knochenkernen der Epiphysen fehlt die Eigenthümlichkeit, dass die Markräume anfänglich langgestreckte und auch der Breite nach viele Höhlen einschliessende Balken von verkalktem Knorpel zwischen sich lassen; die gleich anfänglich mehr sinuösen Markräume, welche durch Knorpelkanäle schon früh mit denen des Mittelstücks in Commu- nication stehen, zerstören den Knorpel rasch, während die Knochenmasse sich einschiebt, so dass der ganze Process hier auf einen kurzen Raum zusammengedrängt ist. Was die Knorpelzellen und ihr Verhältniss zu den Knochenzellen betrifft, so ist leicht zu sehen, dass die ersteren in den Höhlen des ver- kalkten Knorpels noch weit rückwärts wohl erhalten sind; in der Regel ist eine in jeder Höhle, doch kommen auch zwei vor. Dass dieselben nicht alsbald nach Verkalkung der Grundsubstanz in strahlige Knochenzellen übergehen, ist bei der beträchtlichen Ausdehnung der Knorpelverkalkung offenbar. Es mögen die übrig bleibenden, nicht geöffneten Höhlen hie und da durch Verdickungsschichten kleiner und dabei auch wohl etwas uneben werden, aber damit sind die Zellen noch nicht ächte Knochen- zellen geworden, abgesehen davon, dass dies nur einen äusserst kleinen Bruchtheil der ganzen Substanz ausmachen würde. Vielmehr lassen die Verhältnisse gerade bei den Vögeln eher die Deutung zu, dass die Zellen, aus denen, lediglich längs der Wände der Markräume, Knochenzellen werden, die Abkömmlinge der Knorpelzellen vor der Verkalkung, also des Knorpelmarks und nicht der Zellen aus den zuletzt eröffneten ver- kalkten Knorpelkapseln seien, da nicht nur in spätern Perioden die Mark- räume des Knochens hier deutlich zum Theil aus denen des Knorpels hervorgehen , sondern auch das erste Mark der Diaphyse aus dem nicht verkalkten Knorpel innerhalb des Kuochenrohrs hervorgeht, welches vom Periost her entstanden ist. i An den Röhrenknochen der Frösche entsteht nach Duges') und Bruch?) zuerst eine knöcherne Scheide, innerhalb deren der Knorpel sich in gefässhaltiges Mark umbildet. So schwindet der grösste Theil des Knörpels ohne verkalkt gewesen zu sein und ohne dass im Innern % 4) Recherches sur l’osteologie des Batraciens 1834. S. 414, 2) A.a. 0. S. 417. 181 1 der Röhre ächte Knochensubstanz auftritt. Unterdessen hat sich, wie die genannten Autoren (S.116 u. 148) angeben, der wuchernde Epiphysen- - konorpel über die knöcherne Scheide aussen so zurückgelegt, dass diese von ihm umgeben wird, wie eine Röhre, die man um den Stiel eines Pil- zes unter dessen Hut schiebt. Während so das gefisshaltige Periost, neuen Knochen producirend, in den Knorpel hineinwächst, tritt in diesem Ver- kalkung auf, und zwar sowohl in dem von der Knochenröhre umschlos- ‚senen Theil als in dem eigentlichen Epiphysenknorpel sammt seiner Um- ‚stülpung. Die Kalkablagerung g geschieht hier in kugelig-drusigen Formen, _ welche von Molekülen bis zu beträchtlicher Grösse wechseln, gı ‚ossentheils isolirt auftreten, um später zu confuiren. Dadurch wird eine von der ächten Knochensubstanz sehr verschiedene, grosse Knorpelhöhlen ein- ‚schliessende Masse gebildet, die Bruch sehr gut beschrieben hat. Es ist ‚aber damit der Process nicht beendigt, sondern es kommt auch noch zu ‚theilweisem Schwund dieser Knorpelverkalkung dureh Bildung kleinerer Markräume von der grossen Markröhre aus und um diese her entsteht dann ächte Knochensubstanz mit allen ihren Charakteren. Diese Anlage- rung erstreckt sich auch eine Strecke weit rückwärts in die grosse Mark- 'öhre, und ist dort durch stark verlängerte, spindelförmige, bisweilen ich sich kreuzende Knochenkörperchen ausgezeichnet. Wie die Sache ch völlig vollendetem Wachsthum bei ganz alten’ Fröschen sich aus- immt, weiss ich nicht, da man über letzteres auch bei grossen Fröschen wer ganz sicher sein kann. Auf jeden Fali ist hier nicht nur der [ schied der Knorpelverkalkung und der ächten Knochensubstanz sehr markirt, sondern auch die Entstehung der letztern von den Markräumen er ganz analog dem Verhalten bei Säugethieren und Vögeln. Die Masse persistirenden Knorpelverkalkung aber ist grösser als bei diesen. "Die Röhrenknochen einer erwachsenen Salamandra maeculata zeigten ter dem Gelenkknorpel die gewöhnliche Knorpelverkalkung mit einigen en sehr grosser Höhlen, dann eine weite Markröhre mit Blutgefässen d Feitzellen, durchsetzt von sparsamen Bälkchen ächter Knochensub- tanz, die sich an die äussere (periostale) Knochenröhre anschlossen, nn der Knorpelverkalkung aber scharf getrennt waren. An der Innen- erkalkter Knorpelsubstanz, sowie einzelne durch Ausfüllung ange- ner Kapseln entstandene Globuli ossei. Es geht daraus hervor, dass Verhältniss analog dem beim Frosch ist, nur dass die pilzartige Wulstung Epiphysenknorpels fehlt. An den grossen Koochenkörperchen sind nur die darin enthaltenen Zellen sehr deutlich, sondern auch die Fort- ze, welche sie zu den ziemlich weiten Anfüngen der Canaliculi abgeben. In derKlasse der Fische kommen sehr verschiedene Formen von ver- kalkter Bindesubstanz vor. Es finden sich darunter einerseits Knorpel- verkalkungen, andererseits steht häufig deutlich der Knochen zu dem Knorpel in keinem näheren Verhältniss oder bildet einfach einen Beleg 12° 182 desselben. Doch lässt sich auch hier an zahlreichen Orten der Vorgang beobachten, dass an die Stelle eines schwindenden Knorpels sich ächter Knochen in einer Weise setzt, dass er auf den ersten Blick daraus ber- vorgegangen zu sein scheint. Man darf deswegen auch hier nicht zu rasch auf eigenthümliche Vorgänge schliessen. So hat Zeydig ‘) nach seinen Beobachtungen an Polypterus bichir geglaubt, für diesen Fisch einen abweichenden Modus der Ossification statuiren zu müssen. Hier geht nach ihm aus dem hyalinen Knorpel am Schädel wie an den Extre- mitäten ein spongiöser Knochen dadurch hervor, dass die Kalksalze zuerst in Molekülen, dann in Schichten die Knorpelzellen imprägniren und ganze Gruppen zu maulbeerförmigen Kalkmassen umwandeln, welche sich nach dem Ausziehen der erdigen Substanzen als Hohlräume darstellen, die mit einander verschmolzen ein grosses Lückensystem erzeugen, zwischen dem sich nur dünne Netze des übriggebliebenen Knorpelgewebes hinzie- hen. Indem die Räume sich mit Mark füllen, ist unterdessen das Balken- netz ebenfalls ossifieirt, womit die Umwandlung des Hyalinknorpels zum spongiösen Knochen geschlossen ist. Prof. Kölliker hat mir von demselben Exemplar von Polypterus, wel- ches er Zeydig überlassen hatte, die eine noch übrige vordere Extremität und die Schwanzflosse gegeben und ich habe an den Skelettheilen der- selben Folgendes gefunden : 1) Sämmtliche Knochenstücke besitzen eine periostale Rinde, welche sich auch eine Strecke weit über die knorpeligen Enden erstreckt. 2) Im Innern dieser Knochenröhre ist der Knorpel theilweise ohne vorherige Verkalkung in Auflösung begriffen, ähnlich wie beim Frosch. Die Knorpelzellen gehen dabei an manchen Stellen zusehends in Fett- zellen über. 3) Die Verkalkung des Knorpels geht wenigstens in der überwiegen- den Mehrzahl der Fälle nicht von den Zellen, sondern von der Grund- substanz aus, in ähnlicher Weise wie beim Frosch, nur dass hier keine so grossen Kugeln zu entstehen pflegen. Wenn auch Zellen allerdings in die Drusen eingeschlossen vorkommen; so folgen doch die Umrisse der grösseren zusammengesetzten Drusen keineswegs denen benachbarter Zellengruppen. 4) Nach Entfernung der Kalksalze durch Säuren bleiben hier an der Stelle der Drusen nirgends Lücken zurück, sondern eine Substanz, welche durch ihre Blässe von der umgebenden Knorpelsubstanz unterschieden ist?). 5). Endlich ist es sicherlich irrig, dass die zwischen den »Lücken« gelegenen Balken von Knorpelsubstanz unterdessen »ebenfalls« ossifieirt 4) Zeitschr. f. wissenschafll. Zool. V. Bd. S. 51 u. 55. — Histologie S. 36. 2) Wenn an andern Stellen ein Einschmelzen der verkalkten Knorpelsubstanz in toto eintritt, so ist dies dem Verhalten bei andern Thieren völlig entsprechend, Ein "Theil der Verkalkung persistirt jedoch wohl auch hier am Ende der Röhren- knochen. = ar 183 sind, denn die ächte Knochensubstanz, welche im Innern der periostalen Röhre vorkommt, theils an diese angelagert, theils als Bälkchen zwischen dem Mark durchziehend, trägt die unverkennbaren Zeichen ihrer secun- dären Bildung. Sie erscheint an Stellen, wo der Process noch fortschreitet, _ als dünne Schicht in buchtig ausgegrabenen Höhlungen und ihre strahli- - gen Körperchen, welche denen des periostalen Knochens gleich sind, ste- chen scharf gegen einzelne da und dort eingeschlossene Knorpelhöhlen ab. : Es scheint mir somit in allen wesentlichen Punkten eine Ueberein- stimmung mit der intracartilaginösen Ossification bei andern Thieren vor- handen und kein Grund gegeben zu sein, einen abweichenden Ossifica- tionstypus anzunehmen. Was die von Zeydig beschriebene merkwürdige Formation der Kno- _ chen bei Orthagoniscus betrifft, so lässt sich das Verhältniss des Knorpels _ zu den verkalkien Theilen vorläufig noch nicht übersehen , die letzteren scheinen aber auch von der Structur der »exquisiten Knochen « beträcht- lich abzuweichen. £ mac Ich will nun die mir bisher bekannt gewordenen Angaben früherer iftsteller aufführen, welche von der gewöhnlichen Ansicht über die mwandlung des Koorpels in Knochen abweichend, einen grössern oder Beer Theil der bisher von mir vorgetragenen Thatsachen er Pen Ir h eigene Untersuchung zu einer Ueberzeugung one ist, man ehträglich dieselbe, sofern man nämlich will, von Vielen bereits ange- tet oder ausgesprochen findet. chen und Bildung von Knochen ohne Knorpel neuerdings wieder berühmt geworden sind, behauptet mit derselben Bestimimtheit die gänzliche Un - bhängigkeit des Knochens vom Knorpel, und stützt sich dabei theils auf die leichte Ablöslichkeit der Knorpel von den wachsenden Kno- ‘hen, theils darauf, dass man vernünftiger Weise nicht annehmen könne, dass die Natur gleichartige Substanzen in demselben Körper und zu der- 1 Zeit auf verschiedene Art hervorbringen sollte. Auch £. H. Weber?) st geneigt nach Howship und Beelard anzunehmen, dass der Knorpel des hochens ein anderer ist, als der ursprüngliche, wie er denn auch der los häutigen Grundlage der platten Schädelknochen Erwähnung thut. dessen sind von ihm ebenfalls keine mikroskopischen Angaben gemacht. Nach Pr. Arnold®) lagert sich zwischen die faserig gewordene Knor- pelsubstanz erdige Materie ab, dann erscheinen an den Wandungen der 4) Osteogenie übers, von Greding 4733. S. 14 u. 46. 2) Meckel's Archiv 4827. 8. 235. 8) Anatomie des Menschen I, Bd. 1845. S. 241 u. 243. 184 durch Absorption von Masse entstandenen Lücken und Gänge concentri- sche ringförmige Schiebten, welche durch allmäligen Zuwachs sich meh- ren. Arnold unterscheidet danach die primäre, durch Umwandlung der Grundmasse des Koorpels entstandene Knochensuhstanz, und die seeun- däre, welche von den Gelässen in den Markkanälen, sowie von der Bein- haut aus neu gebildet wird. Die Knochenkörperchen hält Arnold nicht für umgewandelte Knorpelkörperchen,, erklärt sie jedoch zugleich nur für Lücken in der Substanz, die mit erdiger Materie erfüllt seien. Auch nimmt derselbe (Bd. III. S. 4255) eine nachträgliche Bildung von Kno- chenkörpercben in der verkalkten Grundsubstanz des Knorpels an, wel- che dadurch zu ächter Knochensubstanz werde. Sharpey') hat bekanntlich nach dem Vorgang von Nesbilt die intra- membranöse und intracartilaginöse Ossificalion unterschieden und seine Angaben über die erstere sind namentlich durch Kölliker zu allgemeiner Anerkennung gelangt?). In Bezug auf die letztere haben seine Ansichten weniger Beifall gefunden, obschon sie dies, wie ich glaube, ebenso sehr verdient hätten. Nach Sharpey öffnen sich die Höhlen des verkalkten Knorpels in einander, dieKnorpelzellen verschwinden, und an die Wände der so entstandenen Markräume lagert sich die neue Knochenmasse ab, welche dieselben theilweise mit concentrischen Lamellen füllt. Diese Masse besteht aus einem Netzwerk von Fasern, und scheint in derselben Weise gebildet, wie bei der intramembranösen Ossification. In derselben erscheinen zuerst die Knochenkörperchen, während sie in dem primary granular bone (Knorpelverkalkung) fehlen. Die Knochenkörperchen sind blosse Lücken, obschon es nicht unwahrscheinlich ist, dass in deren Centralhöble ursprünglich vielleicht eine Zelle oder ein Kern gelegen sein mag. Sharpey hat auch die Analogie erkannt, welche die Knorpelverkal- - kung unter den Gelenkkuorpeln mit derjenigen hat, welche der erste Schritt zur gewöhnlichen Knochenbildung ist, und eine Abbildung (Fig. 46 B) gegeben, welche das Verhalten der jungen Knochensubstanz auf einem Querschnitt vollkommen deutlich zeigt. Tomes®), dessen Untersuchungen jedoch nach den Citaten bei Todd- Bowman und Sharpey älter sind, als die Angaben der genannten Autoren, nahm an, dass an den Wänden der durch Verschmelzung der reihenför- mig gestellten Knorpelzellen gebildeten primären Markräume eine Abla- gerung von Knochenmasse geschehe, in welcher die Knochenzellen als 4) Quain’s Anatomy 5. ed. 4846. S, CXLVII. i 2) Abr. Walson, Edinb. Journal April 1845, Schmidt's Jahrb. Bd. 47, hatle aller- dings bereits hervorgehoben, dass ein mikroskopisches Netzwerk, das allmälig das Gefüge des Knochens erhält, im Periost nach Ablösung desselben gebildet werde, sonst aber, nach dem citirten Referat zu urtheilen, die histologische Seite der Frage, namentlich die Unterscheidung jener Masse von Knorpel wenig be- rücksichtigt. 3) Cyclopaedia of anatomy and phys, 4847. Vol. III. Art, Osseous tissue, 185 ‚kleine Räume frei bleiben. Tomes gab dabei Fig. 462 u. 463 eine unver- kennbare Abbildung der Knochenauflagerung in den jüngsten Markräu- men, nahm aber weiter an, dass der vollkommene Knochen dadurch _ entstehe, dass in der stehen gebliebenen Grundsubstanz Knochenzellen sich bilden und dass aus jedem von jenen röhrenförmigen Markräumen _ ein Haversisches System hervorgehe. Derselbe vertheidigte die Entste- hung concentrischer Systeme durch innere Auflagerung auch neuerdings E (Philos. Trans. 4853), obschon er die Umwandlung der Knorpelzellen in _ Knochenkörperchen im Sinne der deutschen Histologen hier acceptirte. Hassall’) schloss sich in so fern an Sharpey an, als er die Knochen- ubstanz für eine neue Auflagerung in den Markräumen erklärt, obschon Sharpey blos bei der »intramembranösen Verknöcherung« citirt. Da- en spricht er sich dafür aus, dass die Knochenkörperchen aus granu- en Zellen in den Markräumen hervorgehen, welche nach der von Schwann angenommenen Weise strahlig werden. Hassall bildet übrigens demungeachtet Taf. XXXI Fig. 4 die erstentstandenen Knochenkörperchen ich in der Grundsubstanz des Knorpels liegend ab, gerade wie dies ‚Bidde früher angegeben hatte, während von der ächten Auflagerung nichts zu erkennen ist. Taf. XXVIN Fig. 2 ist die Knorpelverkalkung zwischen der Rippe und ihren Knorpel kenntlich abgebildet, aber auch sind Knochenkörperchen bis in die verkalkte Knorpelgrundsubstanz inein gezeichnet, so dass es fast zweifelhaft wird, wie viel Werth man ‚das im Text Angeführte legen soll. a Bruch?) endlich verdanken wir umfassendere Angaben über die vor- iegenden Verhältnisse. Er verfolgte das Vorkommen des’ verkalkten els einerseits und des eigentlichen Knochengewebes andererseits schied der »Primordialverknöcherung« und der »secundären Kno- ildung« als allgemein durchgreifend bin, und machte auf die manch- Folgerungen, welche sich für die vergleichende Anatomie und verdiente Anerkennung so wenig fanden, wie die seiner Vorgänger, imentlich Sharpeys, und trotzdem die gewöhnliche Ansicht über die irecte Umwandlung des Knorpels in Knochen herrschend blieb, so ist neben einigen andern Lücken der thatsächlichen Grundlage wohl asweise den folgenden Punkten zuzuschreiben, welche allardings Beweisfähigkeit seiner Darstellung wesentlich beeinträchtigen mussten, nmal hatte sich Bruch nicht nur in Bezug auf die Uebereinstimmung N) Mikroskopische Anatomie übers. von Kohlschütter. 4852. (Das Original 18469.) 2) Beiträge zur Entwickelungsgeschichte des Knochensystems. Denkschrilten der > Sehweizer. nelurf, Gesellschaft. 41. Bd. 186 ‚der intracartilaginösen und intramembranösen Rorm der Knochenbildung an Sharpey angeschlossen, sondern auch in der geringen Bedeutung, welche er, trotz der neueren Untersuchungen Virchow’s, den in den Kno- chenhöhlen befindlichen Zellen beimaass'). Ferner konnte Kölliker mit Recht entgegenhalten, dass die zweifellose Entwickelung von ächtem Knochengewebe mitten im Knorpel der Epiphysen und kurzen Knochen, für welche Bruch keine nähere Erklärung gegeben hatte, durchaus gegen die von ihm als allgemein gültig vertheidigte Theorie spreche. In der That konnte das Verhältniss der ächten Knochensubstanz zu dem Knorpel nicht als durchgreifend festgestellt angesehen werden, so lange die beiden erwähnten Punkte nicht befriedigender erledigt waren und nicht nachge- wiesen war, dass eine Uebereinstimmung in der Entwickelung des ächten Knochengewebes an den verschiedenen Stellen, namentlich auch mit Rücksicht auf die darin enthaltenen sternförmigen Zellen existire. Erstes Auftreten ächter Änochensubstanz im Innern von Knorpel; Epiphysen, kurze Knochen. Nachdem ich an den vom Knorpel her wachsenden Knochen die beschriebenen Resultate erhalten, und mich besonders überzeugt hatte, dass die Entstehung der Knochenkörperchen hier ebenso durch Ein- schliessung sternförmig auswachsender Zellen in eine neugebildete Grundsubstanz geschieht, wie dies bereits von den periostalen Knochen- schichten und den sog. secundären Schädelknochen fast allgemein ange- nommen war, so musste ich mich vor Allem zu der Untersuchung der ersten Knochenkerne in Epiphysen und kurzen Knochen wenden. Denn die Entstehung ächter Knochensubstanz mitten in diesen Knorpelmassen schien von vornherein viel grössere Schwierigkeiten dar- zubieten, sobald eine Metamorphose des verkalkenden Knorpels nicht an- genommen werden sollte, als die Bildung der ächten Knochensubstanz an Röhrenknochen, wo das seit Duges von vielen Thieren bekannte peri-. pherische Auftreten derselben eher einen Ausweg vermuthen liess. Es lag hier offenbar der entscheidende Punkt für die thatsächliche Begründung der Auffassung der Knochensubstanz gegenüber dem Knorpel, und waren meines Wissens keine genaueren Beobachtungen hierüber be- kannt ?). 4) Bruch spricht sich a. a. 0. S. 56 dahin aus, dass insbesondere die Knorpelzellen nicht in der entfernlesten genelischen Beziehung zu den sog. Knochenkörper- chen stehen, während er an andern Stellen den Antheil von Zellen an der Bil- dung von Knochenkörperchen nicht völlig in Abrede stellt. S. auch Virchow, Archiv. f. path. Anat. V. 446 und Aeichert, Müll. Arch. 4853. Jahresbericht. Nesbitt a. a. 0. S. 13 gibt an, dass an den Epiphysen die »beinigen Theilchen« in den erweiterlen Gefässen auftreten. Dabei ist aber natürlich von einer Unter- scheidung des ächten Kaochens von der Knorpelverkalkung keine Rede, und die 2} 4 4 , 187 Ich babe nun gefunden, dass auch bier die ächte Knochen- substanz nicht durch eine Metamorphose des verkalkten - Koorpels entsteht, sondern durch Verkalkung einer wei- chen, osteoiden Substanz. Die Bildung dieser Substanz wird von den sogenannten Knorpelkanälen vermittelt. Meine Erfahrungen hierüber beziehen sich bis jetzt auf Menschen und ügethiere. Ich habe das erste Auftreten ächter Knochensubstanz in der litte grösserer Knorpelmassen erstens in Fusswurzelknochen und zwar im Os cuboideum verfolgt, wo man kurze Zeit nach der Geburt einen inen Knochenkern findet. An einem angeblich 25 Tage alten, wahr- heinlich zu früh geborenen Zwillingskinde lag ein Knochenkern von hezu 4 == Grösse in den Knorpel eingesprengt, wiewohl nicht genau in ssen Mitte. Gegen diesen Kern zu nahmen die Knorpelzellen beträchtlich ‚Grösse zu und lagen in Gruppen, zwischen denen die Grundsubstanz m Theil sehr breite Streifen bildete, während zwischen den Zellen der- selben Gruppe nur schwache oder gar keine Zwischenwände zu bemerken waren. Die Verkalkung bildete zuerst ziemlich homogene Ringe um die srpelhöhlen, während der übrige Theil der Zwischensubstanz dunkel- jrnig wurde, um nach und nach ebenfalls gleichmässiger zu werden. de: eine beträchtliche ae, Arabien wobei sie in Auflösung begriflenen Knorpel dicht anlagen. Es erstreckten sich ) aber die Umgebung der in den Knochenkern eanesnden Gefäss- le ebenfalls verkalkt war, entstanden aus den kleineren Knorpel- ‚ welche längs der Kanäle zu liegen pflegen, Körper, we!che den enkörperchen an Grösse und linsenförmiger Gestalt bereits viel ähn- waren, als die grossen runden Höhlen der weiteren Umgebung. ch zeigien sich ächte, strahlige, wenn auch etwas unregelmässige »benkörperchen, durch Verkalkung der äussersten Schicht des in den isskanälen enthaltenen weichen Knorpelmarks entstanden, und es ® hier nach der Lage und Beschaffenheit derselben über ihren Ur- g kein Zweifel sein (s. Fig. 44). Es ist der Vorgang hier also so, dass eine Kanalbildung auftritt, wobei einestheils eine Umbildung des pels in eine Masse geschieht, welche jungem Bindegewebe ähnlicher -anderntheils Blutgefässe vom Perichondrium her eindringen. Mit der ‚Beschreibung ist überhaupt, wenn man berücksichtigt, dass die Knorpelverkal- kung allein anfünglich ohne Mikroskop bemerkbar ist, sehr zweifelhaft. 188 Verkalkung des Knorpels und der hinterher auftretenden Auflösung des- selben vollendet sich die osteoide Umbildung eines Theils des Knorpel- marks und durch Verkalkung ist dann der ächte Knochen fertig. Der weitere Fortgang der Knochenbildung geschieht dann auf die früher bei den Röhrenknochen geschilderte Weise, wobei namentlich allmälig eine mehr exquisit gebaute Knochensubstanz an die Stelle der anfänglichen, weniger vollkommenen tritt. In den Epiphysen der Röhrenkno- chen ist der Vorgang derselbe und es erweisen sich somit bier die Knorpelkanüle im Gegensatz zu den von Bidder und Meyer geäusserten Ansichten als ein wesentliches Mittelglied der ächten Knochenbildung im Innern des Knorpels. Ganz ähnliche Resultate gibt die Untersuchung der Ossifications- punkte im Steissbein von Kindern einige Zeit nach der Geburt oder im Kreuzbein vom Fötus aus der letzten Schwangerschaftshälfte, Man trifft hier häufig genug, wenn man die Wirbel in lauter dünne Quer- schnitte tbeilt, ganz kleine Knochenkerne, welche rings von Knorpel um- geben sind, obgleich sie auch hier nicht gerade in dessen Mitte liegen. Vor dem Auftreten dieser Knochenkerne wird die betreffende Stelle durchscheinender, was damit zusammenhängt, dass wie an dem Ossif- cationsrand der Röhrenknochen die zuvor kleinen Knorpelzellen und Höhlen beträchtlich grösser werden. Indem nun die Grundsubstanz ver- kalkt, entstehen grosse Kalkkapseln, die auch hier von den nachher auf- tretenden ächten Knochenkörperchen schon durch ihre Grösse aufs Be- stimmteste sich unterscheiden. Die ächte Knochensubstanz aber erscheint | auch hier an oder in den Knorpelkanälen. Solche Kanäle sind hier stets” a vor der Össification zu finden und zwar dringen sie von der Peripherie, vom Perichondrium aus, gegen die Mitte des Knorpels, bisweilen mit fast radiärer Anordnung heran. ‚In den von der Ossification entfernteren Wirbeln sind die Kanäle am sparsamsten und kürzesten, während sie um die Zeit der Ossification die Mitte der Wirbel in verschiedener Richtung durchziehen. In der um diese Zeit noch mehr oder weniger dem Knorpel‘ ähnlichen Anlage der Intervertebralscheiben dagegen pflegen die Kanäle” zu fehlen. Die Kanäle enthalten theils eine dem Knorpel ziemlich ähnliche | und gegen diesen nicht scharf abgesetzte Zellenmasse mit mehr oder we- niger streifiger Grundsubstanz, theils eine weichere markähnliche Zen masse mit mehr bindegewebiger Grundlage und frühzeitig a welche zum Theil deutlich zusammengesetzte Wände hüben‘ jedoch i Allgemeinen beträchtlich kleiner sind als die Kanäle. i Diese Kanäle sieht man nun constant auch in den kleinen Be kernchen resp. Kuorpelverkalkungen und die Bildung der ersten ächte Knochensubstanz geht von ihnen aus. Indem dann die Knorpelverkalku zerfälll und Markräume entstehen, schreitet die Knochenbildung gerade” wie an den Röhrenknochen fort, hier nach allen Richtungen, bis das ae 189 Perichondrium erreicht ist, nachher ebenfalls nur gegen die beiden End- ichen, während am Mittelstück die Periostverdickung binzukommt. Von besonderem Interesse ist, dass auch hier, wie dies von Rathke ls allgemeines Gesetz ausgesprochen wurde, der Knochenkern in der jgebung der Chorda dorsalis oder ihrer Reste auftritt. Ich finde nämlich Gegensatz zu der allgemeinen Angabe, wonach die Chorda beim Men- hen sehr früh schwinde, dass constant noch nach der Geburt sich durch 5 Steissbein, soweit dasselbe noch nicht verknöchert ist, ein eontinuir- cher Streifen hindurchzieht, der zum Theil nur aus der Scheide der horda (Knorpel mit etwas eigenthümlicher Anordnung) besteht, zum Theil er in einem deutlichen Lumen noch die Zellen der Chorda hinreichend ‚potlich enthält. An diesen Chordastreifen nun treten die Knorpelkanäle C bt heran, und man sieht bisweilen einen derselben eine Strecke weit ımii verschmolzen oder darin verlaufen. Derselbe Streifen geht aber ch stets durch den kleinen Knochenkern hindurch, an welchem ich eine jarige Anlage hier am Br ein noch nicht gesehen un: d von deren wichtiger Bedeutung Pur Zralte, musste sich die Frage en, wie sich in dieser Beziehung die Knochenkerne verhalten, che in früher Zeit des Embryolebens im Innern von rpel auftreten? Als Repräsentanten derselben können die Kerne den Wirbelkörpern gelten. Es ist nicht schwer, sich zu überzeugen, ‚in denselben ziemlich frühzeitig ächte Knochensubstanz erscheint, ings erst, nachdem die Knorpelverkaikung eine gewisse Ausdehnung ngt hat, aber doch für die meisten Wirbel sicher, bevor die Verkal- ig die Oberfläche des Knorpels gder das Perichondrium erreicht hat. = "Wirbelbogen dagegen stösst die Knorpelverkalkung sehr früh, vor Entwickelung der ächten Knochensubstanz, an die innere, dem Wir- al zugewendete Gränze des Knorpels an. Was nun die Knorpelkanäle betrifft, so wurden zwar schon von ship dergleichen in. ziemlich früher Perioden des Embryolebens, zur der Össification der Phalangen und Mittelhandknochen, gefunden, r über ihr Vorhandensein in den Wirbeln zur Zeit des Auftretens der n Knochenkerne war eines Wissens nichts bekannt. Manche chter, z. B. Bidder a. a. O. S. 385, Bischoff ') leugnen dasselbe timmt, und Külliker?) gibt dieselben erst vom 4—5 Monat an in den senknorpeln als constant an, in den Wirbeln noch später. Bruch 0. 8. 49) sagt zwar im Allgemeinen, dass er die Kanäle schon früh achsenden Knorpel fand, sah dieselben dann aber nie auf der Ober- 'e münden und erst in spätern Monaten mit Gefässen versehen. Ich habe mich nun bei Rindsembryonen von 2—3” Länge überzeugt, ‚Entwickelungsgeschichte der Säugethiere und des Menschen S. 441. Mikr, Anat, 11. 8. 867, 190 dass auch diese frühzeitig in den Wirbelkörpern auftretenden Knochen- kerne keine Ausnahme machen, sondern in der That das Auftreten ge- fässhaltiger Knorpelkanäle auch hier der Bildung ächter Knochensubstanz vorbergeht. Bei einem Embryo, dessen Humerus, Ulna, Radius schon deutliche Ossificationen besassen, während sie am Metacarpus eben auftraten, fanden sich in den Körpern sämmtlicher Brust- und Lendenwirbel Knochenkerne, welche die Chorda ringförmig umgaben, jedoch theilweise etwas quer biskuilförmig waren. Am Perichondrium war noch keine Össificalion zu sehen. Die Knochenkerne bestanden jedoch an den genauer untersuchten Wirbeln lediglich aus exquisiter Knorpelverkalkung, deren einzelne Räume einen Durchmesser von 0,03—0,04”"” erreichten. An allen genauer un- tersuchten Brust- und Lendenwirbeln aber gingen bluthaltige Kanäle von dem Wirbelkanal aus zu der Verkalkung bin. In dem Fig. 12 abgebilde- ten 6. Brustwirbel z. B. lag jederseits ein mit Blutkörperchen gefülltes Gefäss von 0,012”" in einem Kanal von 0,04”", dessen übrigerRaum von einer weichen, blasse Zellen enthaltenden Masse ausgefüllt war. Biswei- len war in dem Kanal noch ein zweites Gefäss zu erkennen, die beiden Kanäle der rechten und linken Seite aber schienen noch nicht zu commu- niciren. Die Mündung der Kanäle an der Oberfläche war etwas trichter- förmig erweitert und es setzte sich die mit länglichen Zellen versehene Uebergangsschicht zwischer. Knorpel und Perichondrium längs des Kanals bis zu der verkalkten Stelle fort. Ganz ähnlich war das Verhalten der Gefässkanäle an den übrigen Wirbeln, namentlich den beiden letzten Lendenwirbeln. } Von den Kreuzwirbeln hatte nur der erste einen kleinen etwas zwei— lappigen Knochenkern, der jedoch fast ganz an der hinteren Seite der Chorda lag, und dort der hinteren Gränze des Knorpels ziemlich nahe” kam, während die vordere Seite der Chorda noch frei blieb. Hier war nun von den Gefässkanälen nichts zu bemerken und da ich dieselben auch ‚in den mit noch sehr kleinen Knochenkernen versehenen Wirbeln anderer Embryonen vermisste, so scheint die Entwickelung der Kanäle hier den Anfängen der Knorpelverkalkung erst zu folgen, wiewohl in sehr kur- zer Frist. An einer Stelle jedoch habe ich bei zwei Embryonen dieser frühen Periode in ähnlicher Weise wie am Steissbein der Neugeborenen das umgekehrte Verbältniss gefunden, nämlich am Zahn des Epistro— pheus. In dem zuerst erwähnten Embryo besass der Epistropheus zwar eine ziemlich grosse Verkalkung jederseits in dem Bogen, aber keine im Körper. Am Anfang des ebenfalls kalklosen Zahnfortsatzes nun fand sich eine Anzahl von Kanälen im Knorpel, welche zum Theil deutlich” Blutgefässe enthielten, hier aber nicht blos von der hinteren, er auch von der vorderen Fläche des Kuorpels her eindrangen. Bei einem zweiten Embryo, dessen Epistropheus bereits eine Verkalkung im Körper, nicht aber im Zahnfortsatz besass, fanden sich ähnliche Knorpelkanäle, 191 ch schien hier jederseits nur ein Kanal da zu sein, der vom Wirbel- ausging. Ich will bei dieser Gelegenheit anführen, dass die Ueber- stelle des Körpers zum Zahnfortsatz sich bei Embryonen der ange- en Grösse ähnlich verhält wie eine Wirbelsynchondrose, indem die bst kleinen Knorpelzellen eine etwas ringförmige Anordnung haben ad in derselben Richtung mehr oder weniger verlängert sind. In einem sr erwähnten Embryonen war diese Modification des Knorpels zwischen srper und Zahn des Epistropheus sogar mehr ausgeprägt, als zwischen m Epistropheus und dem dritten Halswirbel. Es sprechen also auch histologischen Verhältnisse für die Deutung des Zahnfortsatzes als ener Wirbelkörper, durch den auch beim Menschen die Chorda deut- hindurchgeht'). Nachdem durch die vorstehenden Beobachtungen erwiesen ist, dass e Bildung bluthaltiger Kanäle der Entstehung der ächten Knochensub- nz in den ersten Anlagen der Wirbelkörper von Säugethieren vorher- t, wird der analoge Vorgang für die später an andern nicht speciell rsuchten Stellen im Innern von Knorpel auftretende Knochensubstanz o weniger zu beanstanden sein, und ich will nur noch erwähnen, an bei etwas älteren Rindsembryonen an den Schwanzwirbeln ® Beobachtungen über das Verhältniss der ächten Knochensubstanz 'Knorpelverkalkung machen kann. Indess erreicht die Verkalkung, siter sie gegen das Ende des Schwanzes vorrückt, um so eher die he des Knorpels, und ich habe bei mehreren Embryonen von '% Fuss keinen Schwanzwirbel gefunden, wo die beginnende Ver- kung nicht bereits wenigstens auf einer Seite die Oberfläche des Kner- berührt hätte. Damit aber treten rasch auch periostale Koochen- Mit Bezug auf das Erscheinen der Knochenkerne will ich anführen, dass bei dem jauer durchsuchten Embryo sämmtlliche wahre Wirbel bereits Kerne in den den Bögen halten, mit Ausnahme des letzten Lendenwirbels. Dieser hatte "auf einer Seite einen Kern, der kleiner war als der im Körper, verhielt sich o wie ein Kreuzwirbel, bei denen die Kerne in den Körpern früher zu erschei- nen pflegen als die in den Bögen. Auch hier hatten dieKörper der obern Kreuz- bel bereits Kuochenkerne (d. h. Knorpelverkalkungen), während diese in den n noch fehlten. Ich kann übrigens die Angaben älterer Autoren, z. B. Ruysch, /f (De ineremento ossium. Diss, Halae 4801), dass manchfache Variationen ‚dem Auftreten der Knochenkerne vorkommen, mehrfach bestätigen. So war i dem Körper vom Epistropheus des mehrerwähnten Ermbryos noch keine Spur von Kalk zu sehen, während bei einem anderen, etwas kleineren, auch sonst in or Ossifiealion etwas weniger vorgerückten Embryo der Körper des Epistro- us einen Kern von 0,3 besass, die nächstfolgenden Halswirbel aber erst ganz ine Kerne zeiglen. In diesen bildete die Verkalkung nur einige Bälkchen um Chorda, welche noch gar keine Knorpelhöhlen ganz umschlossen und mit der Chorda nur 0,1 im Durchmesser hatten. Im 6. Halswirbel betrug der Durch- messer ersl 0,2", Ich kann daher die Angabe von Bruch (a. a. O. S. 148) be- släligen, dass hier heim Rinde wenigstens in vielen Fällen die Distinction eines doppelten Kerns auch in den ersten Anfüggen nicht möglich ist. 192 1 bildungen ein, und es stellen sich die Wirbelkörper in Rücksicht der ; substanz als peripherische Auflagerung in Röhrenform auftritt, wobei einigermaassen der geringere Dickendurehmesser des Knorpels von Belang - sein mag. Bei den niederen Wirbelthieren gehören, wie besonders aus den Untersuchungen von Rathke hervorgeht, die Wirbel in dieser Bezie- hung überhaupt mehr und mehr in jene Gruppe von Knochen. Auch bei Säugethieren wachsen die Wirbelkörper, sobald sie eine gewisse Grösse erreicht haben, durchaus nach Art der Röhrenknochen. Das Verbalten der letzten einen Ossificationskern enthaltenden Schwanzwirbel war in- dessen etwas verschieden bei jüngeren und älteren Rindsembryonen. Bei einem Embryo von % Fuss zeigten die letzten ossificirenden Wirbel | im Innern eine sehr schöne Knorpelverkalkung, deren Höhlen in derRegel ganze Gruppen von Zellen umfassten und 0 ‚02-0, 04”" (in andern Fällen bis 0,06) maassen, während der Dorcbmesser der Zwischenwände meist gegen 0,01” betrug. Im Umfang trat dann eine vom Periehondrium ausgehende Knoebanschals auf, deren zackige Körperchen nur 0,006 0,012"= maassen. Bei einem Fötus von 2%. Fuss dagegen bestand der letzte im Schwanz vorfindige Kern, der die Oberfläche des Knorpels erst an einer Stelle erreichte, bereits zum grössten Theil aus ächter Knochen- substanz mit Markräumen. Diese poröse Knochensubstanz reichte bis zur” Oberfläche, so dass diese wie zerfressen aussah. Im nächst oberen Wire bel ging der Knochenkern bereits durch die ganze Dicke hindurch un enthielt viel Blut im Innern des grossen, eentralen Markraums, der von einer mehrfach durchbrochenen Röhre umfasst wurde. Durch die Oefl- nungen in der letzten stand das Mark mit dem Periost in Verbindung, Der nächst untere, nicht ossificirte Wirbel enthielt in einem andern Fötus desselben Alters an der Stelle der Wirbeloberfläche, wohin der Knochen— kern zu liegen kommen musste, eine Anordnung der Knorpelzellen, wel- % che durehaus an die ersten Stadien der Knorpelkanäle in älteren Embryo- nen erinnerte, welche Virchow bezeichnend Periehondriumzapfen genannt hat, und ich vermuthe, dass damit die rasche Ausbildung der üchten Knochensubstanz i in diesen Wirbeln zusammenhängt. Die letzten Schwanz- wirbel solcher mer von 1 Wuss DRERN und darüber sind ubeigonä Eh das Gewebe desselben besteht noch aus kleinen Zellen mit so wenig und so weicher Zwischensubstanz, dass es noch kaum als Knorpel cha- rakterisirt ist. Gegen die Umgebung gränzt sich das Gewebe dadurch ab, dass die äussersten Zellen weiterhin immer mehr eine longitudinale Stel lung erhalten '). s ! 4) Nachträglich sei erwähnt, dass ich auch bei kleinen menschlichen Embryon mich davon überzeugt habe, dass die Bildung ächter Knochensubstanz in Innern der Wirbelkörper von zahlreichen Knorpelkanälen ausgeht. 193 ’ gr: Erstes Auftreten ächter Kuochensubstanz an Röhrenknochen. -Esist noch das erste Auftreten der ächten Knochensub- tanz an den Röhrenknochen zur Sprache zu bringen, welche t den unabhängig von Knorpel entstehenden sogenannten secundä- n oder Deckknochen die frühesten Ossificationskerne zeigen. Die Schwierigkeiten sind hier dadurch viel geringer, dass die ächte ochensubstanz, wie es scheint allgemein, zuerst als peripherischer Be- a des Knorpels auftritt, in derselben Weise, wie später bekanntermaassen as Dickenwachsthum vom Periost her geschieht. - Gegen die Zeit des Auftretens der Knochenkerne in den Mittelstücken ır Röhrenknochen erleidet der Knorpel ähnliche Veränderungen, wie nst vor der Verkalkung. Von den Enden des Knorpels anfangend trifft an zuerst eine kleinzellige, noch etwas weichere Substanz, dann wach- ie Zellen, indem die Grundsubstanz etwas zunimmt und fester wird, gegen die Axe des Gliedes aus, so dass sie meist die Form einer se haben, deren Flächen den Enden des Knorpels .zugewendet sind; ch gegen die Mitte der künftigen Röhre werden die Zellen in allen ingen grösser, rundlichen Blasen ähnlich. Hier tritt dann die Kalk- erung auf und es entsteht das grosszellige Kalknetz, wie es fast rall als Vorläufer der eigentlichen Ossification gesehen wird. Auch häufig eine Gruppe von Zellen in eine einzige grössere Höhle ein- ssen. Diese Verkalkung schreitet dann gegen die Enden des Knor- wobei die Vergrösserung der Zellen vor ihr her läuft. Die ver- norpelmasse zerfälit nachher, wobei ihr Raum von Knochenmark mmen wird, und nachdem Gefässe in das Innere gedrungen sind'), ich von den Markräumen aus ächte Knochensubstanz, wie es frü- hrieben wurde. Dies geschieht jedoch hier, wie es scheint, stets hdem eine deutliche Knochenbildung an der Oberfläche des Knor- tande gekommen war. ‚Die Knorpeloberfläche ist zunächst dadurch ausgezeichnet, dass an die Zellen platt und longitudinal verlängert sind, wodurch sie im ‚spindelförmig erscheinen, während sie sich von der Fläche mehr r weniger linsenförmig zeigen. Diese peripherische Schicht nimmt den Apophysen her an Ausbildung zu, und erreicht zuweilen (am chenkel vom Rind) eine solche Dicke, dass man im Profil 4—5 der malen Zellen hinter einander stehen sieht. Diese Zellen bilden hier wie ewilrts (z. B. an den Rippenknorpeln) den Uebergang zu dem um- len Gewebe, das man, wenn man will, als Perichondrium, wohl ser als Anlage der Knochenröhre und ihres Periostes deuten kann, h sind dieselben noch mehr zum Knorpel zu rechnen, indem nicht nur ‚Vor dem Auftrelen der Knorpelverkalkung und der peripherischen Knochenrinde habs ich in den Extremitäten nirgends Knorpelkanäle gesehen. 194 allmälige Uebergänge zu den Zellen im Innern des Kuorpels vorkommen, sondern auch die opalisirende Grundsubstanz dieselbe ist, und die Kno- chenrinde an der äussern Seite derselben entsteht. An der äussern Seite dieser longitudinalen Zellen liegt vor dem Auftreten der Ossifeation eine weiche Zellenmasse, welche weiterhin in mehr oder weniger deut- liches embryonales Bindegewebe übergeht, von dem Knorpel indess auch nicht durch eine lineare Gränze absolut geschieden werden kann, wie dies Reichert bereits bemerkt bat (Müller’s Archiv 1848. S. 501). Die Bildung der ächten Knochensubstanz geht nun von dieser Gränze aus. Es wird dabei entweder sofort Kalk alıgelagert, so dass die Substanz sogleich dunkler erscheint, wie dies namentlich beim Rind der Fall ist, wo die Kalkablagerung auch hier zuerst nicht homogen, sondern ungleichmässig geschieht, also ein körniges Ansehen entsteht. Oder es bildet sich zuerst eine sklerotische, osteoide, wenig kalkhaltige Schicht, wie sie besonders von Virchorw beim Periostwachsthum der Kno- chen genau beschrieben worden ist, und diese verkalkt erst im nächsten Zeitmoment vollständiger. Die ziemlich homogene!) Grundsubstanz ist | anfänglich so dünn, dass von einem Eingeschlossensein von Zellen kaum die Rede sein kann, sobald sie aber etwas an Mächtigkeit zugenommen hat, sieht man Höhlungen, welche anfänglich blos von einer Seite durch die sklerotische Substanz geschlossen sind, nach und nach aber ganz umwachsen werden, wie dies Virchow a. a. 0. von den späteren Stadien der Auflagerung angegeben hat. Genauere Untersuchung lässt auch die darin enthaltenen Zellen sehr häufig deutlich erkennen. Die ersten Höhlen und Zellen nun sind ächten Knochenkörperchen noch ziemlich unähnlich, meist grösser, linsenförmig platt, ohne exquisite Strahlen. .Alsbald aber treten die Charaktere der ächten Knochenkörperchen an den nächstein- geschlossenen Zellen unzweifelhaft auf, und zwar ist die osteoide Beschal- fenbeit bisweilen schon vor der Verkalkung der ersten Anlagen deutlich genug. Die erste dünne Knochenlamelle ist wie eine Membran über eine grössere Fläche, wenn auch nicht ganz gleichmässig ausgebreitet, und bildet so eine Scheide um den Knorpel. Die weitere Verdickung erfolgt dann, wie später, in Form von unregelmässigen Leisteben und Vorsprüngen, zwischen denen Vertiefungen liegen, die, später umwachsen, zu Kanälen für die Gefässe werden. Diese Gefässkanäle werden von Haversischen Sy stemen theilweise ausgefüllt, die freilich an dieser ersten en ne Jo E den Umfang wie später nicht erreichen, vielmehr anfänglich meist sehr r dimentär sind. Diese Formation gibt sich sowohl auf Flächen- wie au! Profilansichten zu erkennen. Die letzten können longitudinal theils a Band des ganzen Knöchelchens, theils an Schnitten gewonnen werden. Besonders instructiv aber ist es, den ganzen Knorpel mit der ossifieiren- den Stelle in lauter successive Querscheiben zu theilen, wodurch man 4) Bisweilen wird die Grundsubstanz schon sehr früh streifig oder grob reticuli zwischen den Zellen getroffen. 195 eine Webersicht aller Stadien erhält, und sich namentlich überzeugt, dass das rasche Diekenwachsthum der Knochenröhre ausschliesslich an ihrer äussern Seite erfolgt, so lange nicht im Innern der knöchernen Röhre eine Bildung von Markräumen mit Blutgefässen erfolgt ist. An dem Ober- schenkel eines 3zölligen Rindsfötus zeigten Querschnitte bereits 2 bis 3 Reihen von Gefässkanälen in der knöchernen Röhre, während in Innern noch lediglich die Knorpelverkalkung bestand. - Fragt man nun, ob die Knorpelverkalkung im Innern oder die Bil- dung der peripherischen Röhren aus ächter Knochensubstanz früher ge- schieht, so scheinen auch bei Menschen und Säugethieren Verschiedenhei- in dieser Beziehung obzuwalten, was von den niederen Wirbelthieren cher ist. Im Allgemeinen herrscht wohl auch für jene die Vorstellung, s die sogenannten Knochenkerne zuerst im Innern der Extremitäten- knorpel auftreten, und Bruch (S. 405 u. 441) gibt ebenfalls an, dass bei en Säugethieren »die Auflagerung nur an den bereits verknöcherten Stellen auftritt« und hält deshalb die Knochen derselben für wenig ge- isnet zur Beobachtung der ersten Anlagen des secundären Skelets. ichert (a. a. ©.) dagegen sah bei Menschen und Säugethieren die Rin- schicht an den Extremitätenknorpeln zuerst ossifieirt und die centrale erst später und unabbängig von der Rindenschicht. Ich habe bei Rindsembryonen von circa 2 Zoll Länge in gleicher Weise das Vor- gehen der peripherischen ächten Verknöcherung beobachtet '). Die tste Spur derselben zeigte sich bei Betrachtung des ganzen Knorpel- ı werden begann. Dabei fehlte zuerst jede Verkalkung des eigent- en Knorpels, die aber alsbald binterher eintrat. Auch das weitere en der Össificalion geschah an etwas grösseren, frischen Embryo- ‚ dass die peripherische Knochenschicht wenigstens ebenso weit gerückt war, als die Knorpelverkalkung, in der Regel aber weiter. jei ging die Verkalkung des Knorpels zuerst nahe an der Oberfläche vor ', so dass die der Apophyse zugewendete Fläche der Knorpelverkal- g eoncav war, und auf Querschnilten dieser kleinen Röhrenknochen en noch unverkalkter Knorpel lag, dann ein Ring verkalkter Knorpel- ’stanz folgte, endlich ein Ring ächter Knochensubstanz, mehr oder iger ausgehildet. Der Oberschenkel eines frischen 3zölligen Rinds- a8 diekeren Präparaten passend verdünnter Alkalien oder des Glycerins, wo- durch die Weichtheile durchscheinend werden, — Ich glaube erwähnen zu müs- schon in Weingeist gelegen waren, und dass hiedurch möglichenfalls ein modili- eirender Einfluss auf das Verlialten der Knorpelverkalkung nusgeübt worden sein könnte, indem geringe Anfänge derselben aufgelöst worden wären, doch ist dies kaum in einiger Ausdehnung anzunehmen, Zeilschr, f- wissennch. Zoologie. IX. Rd. 13 196 fötus zeigte bereits Anfänge von Haversischen Kanälchen in der knöchernen Rinde, an Stellen wo die Verkalkung das Gentrum des Knorpels noch nicht erreicht hatte!). An einem 1 Zoll langen frischen menschlichen Fötus dagegen konnte ich mich durch die Gefälligkeit von Prof. Kölliker überzeugen, dass in Femur und Tibia die Verkalkung im Innern des Knorpels begann und dort Höhlen von 0,042—0,02”” einschloss, während die Zellen der Apophysen nur 0,005—6"” maassen. Diese Kalkkerne erreichten die Oberfläche des Knorpels noch nicht und es war überbaupt noch keine peripherische verkalkte Schicht da, nur am Femur war ein Anfang von sklerosirender Substanz an der Gränze des Knorpels zu erkennen, jedoch noch ohne Kalk. Fernere Beobachlungen müssen nachweisen, ob es vielleicht speci- fische Verschiedenheiten in dem Verhalten bei Menschen und Säugethieren gibt, auf welche sich die widersprechenden Angahen von Bruch und Reichert reduciren lassen, welche dem Angeführten zufolge vermuthlich beide auf richtigen Beobachtungen fussen, denen jedoch nach beiden Sei- ten eine allgemeinere Geltung zugeschrieben wurde als ihnen zukommt. Es kommt indess auf diese Chronologie in dem Auftreten der Knor- pelverkalkung und der peripherischen Knochenrinde hier wenig an; die Hauptsache ist, dass leiztere nicht aus dem eigentlichen Knor- pel hervorgeht. Ich muss in dieser Beziehung besonders hervorheben, dass man nicht mit Reichert (a. a. O. S. 501) die centrale und die in der Rindenschicht auftretende Ossilication einander gleichsetzen darf, als Dinge, die sich nachher zu einem gleichmässigen Ganzen vereinigen können. Die Ver- schiedenheit ist eine viel tiefer gehende, indem die verkalkte Knorpel- masse, sei der Ausgangspunkt central oder peripberisch, nie Knochen wird, sondern erst wieder zerfällt, um mit dem Auftreten gefässhaltiger Markräume der Bildung von Knochensubstanz im Innern Raum zu geben. Die peripherische Knochenrinde dagegen wächst direct durch Apposition von aussen her, von dem weichen, zelligen Lager aus, das sich an ihrer Oberfläche befindet. Diese Masse erreicht bisweilen eine beträchtliche Dicke, was das rascheDickenwachsthum der Knochenröhre erklären hilft. Eine sehr gute Anschauung darüber, dass die Knorpelverkalkung und die peripherisch gebildete Knochenröhre zwei wesentlich verschiedene Dinge sind, obschon ihre Grundlagen ohne scharfe Grünzen in einander über- gingen, gaben Querschnilte durch den Oberschenkel des erwähnten 3zöl- ligen Rindsfötus. : Es war hier die mit longitudinal gestellten Zellen ver- sehene Rindenschicht des Knorpels stark entwickelt und obschon hier die 4) Wenn Bruch (S. 69) angibt, dass der Achsentheil des Verknöcherungsrandes läu- Hi gere Zeit voraus bleibt und daher eine convexe Kegellläche bildet, so ist dies für den a. a. 0. abgebildeten Wirbelkörper richlig und mag vielleicht auch bei äch- ten Röhrenknochen vorkommen, aber allgemein ist jenes Verhalten bei den Röhrenknochen von Säugelhierembryonen nicht. Lu e| a 197 ‚Knorpelverkalkung bei ihrer Ausdelinung gegen die Apophysen nicht cen- ‚tral, sondern peripherisch auftrat, so blieb doch jene Rindenschicht lange als ein unverkalkter Streifen übrig, der die Knorpelverkalkung im Innern von der knöchernen Röhre aussen schied ?) (s, Fig. 44): Die Rippen verhalten sich fast völlig wie Röhrenknochen in Hin- sicht der Verknöcherung. Reichert und Bruch geben für dieselben über- einstimmend an, dass die peripherische Verknöcherung der Bildung der »Knochenkerne« im Innern nachfolge, wihrend ändere Autoren (z. B. - Amold a. a. ©. III. 1261) zuerst eine peripherische Kruste auftreten las- en. Ich kann wenigstens so viel angeben, dass eine sklerosirende osteoide Lage an der Aussenseite der auch hier mit longitudinalen Zellen verse- nen Rindenschicht des Knorpels vor der Verkalkung des letztern auf- ‚und dass beim Fortrücken der Ossification die peripherische Knochen- icht mindestens nicht hinter der Knorpelverkalkung zurückbleiht, e dass die letztere auch bei menschlichen Embryonen, wie bei den hrenknöochen des Rinds mit concavem Rande fortrückend getroffen d. Jedenfalls ist darüber kein Zweifel, dass auch bier die ächte Kno- hensubstanz als röhrenförmige Rinde auftritt, während der Knorpel im nern verkalkt und schwindet, wie auch Bruch bereits angegeben hat. e erste ächte Knochenschicht tritt auch hier an der äusseren Seite der ngitudinalen Knorpelzellen auf und wächst rasch von den umgebenden sichen Zellen aus, an denen ich eine strahlige Form bereits vor der lerosirung und Verkalkung der Zwischensubstanz zu erkennen glaubte. hi Ar gute Ansichten über diese Verhältnisse erhält man durch successive jerschnilte der Rippen von menschlichen Embryonen aus dem 3. Mo- ‚ wovon Fig. 7. 8. 9. 10. vier Schnitte abgebildet sind, zwischen je eine Anzahl anderer gelegen waren. Zuerst (Fig. 7) ist der ganze pel kleinzellig, mit wenig Grundsubstanz, am Rande in ein weicheres, it etwas verlängerten Zellen versehenes Gewebe übergebend; ‚Sodann sachsen die Knorpelhöhlen beträchtlich an, so dass sie 0,02—0,06”" °n, während die peripherischen Zellen sich longitudinal ausdehnen, latı bleiben. An der äussern Gränze dieser Rindenschicht entsteht ‚die sklerosirende und alsbald verkalkenda Lage, welche die Anlage Knochenrinde bildet, während der innen anstossende Knorpel ver- . Fig. 8 zeigt einen Schnitt in dieser Gegend, der ein bischen schief ‚fallen ist, so dass die verkalkte Partie des Knorpels nur auf einer to getroffen ist. Weiterhin, Fig. 9, verkalkt der Knorpel durch seine Dicke, wobei in den sehr grossen Höhlen in der Regel Gruppen von » Die von Reichert angezogene Knochenrinde an den Knorpeln der Plagiostomen ist eiwas Anderes, indem hier in der That ein Theil des Knorpels selbst verkalkt Ist, Der Entdecker dieser Rinde hat dieselbe wohl mit Vorbedacht als »kalk- Nligen Knorpel« bezeichnet und die Bemerkung Leydig’s (Rochen und Haie 8. 7), »dass dieser Ausdruck nur synonym sein kann mit Knochen, « enthält kel- neswegs eine Verbesserung, 13* 198 Zellen liegen, und aussenher wird die Knochenrinde mit den zackigen Körperchen deutlich. Unebenheiten des oberen und unteren Randes zei- gen die ersten leistenartigen Vorsprünge an, zwischen denen die Vertie- fungen zu Gefässkanälen werden. Fig. 10 endlich zeigt die Knochen- röhre an dem oberen und unteren Ende zu breiten, mit zahlreichen Haversischen Kanälen versehenen Anhängen verdickt, wodurch die Rippe ibre flache Gestalt erhält. Im Innern ist die Knorpelverkalkung zum grössten Theil zerstört und ihr Platz von Mark eingenommen. Hier ist kein Zweifel möglich, dass die ganze Knochenmasse der äusseren Auf- lagerung gehört und aus der Knorpelverkalkung im Inneren kein Knochen wird. An etwas älteren Rippen geht nun einestheils die Auflagerung vom Periost her fort, wobei auch an den flachen Seiten Haversische Kanäle sich bilden, andererseits entwickelt sich in derMarkhöhle, in welche Blutgefässe getreten sind, nun auch ächte Knochensubstanz, von der Knorpelver- kalkung wohl unterschieden. Dieses Auftreten von Knochensubstanz im Innern der Röhren war hisher meines Wissens ebensowenig näher er- klärt, als bei den Kernen im Innern der Knorpelmassen. Es redueirt sich aber wesentlich auf denselben Vorgang, nur dass hier bereits eine knö- cherne Hülle vorher existirt, die dort fehlt. Diese Knochenscheide wird dabei an manchen Stellen durchbrochen und es entsteht so eine Art von schwammiger Substanz , eine Configuration, wie sie Bruch von 8zölligen Rindsfötus beschrieben hat, wo die Ossification der Rippen schon soweit vorgeschritten ist, dass man kaum mehr an den Enden derselben die ur- sprüngliche Bildungsweise studiren kann, denn sobald Gefässe in das Innere der ursprünglichen Röhre eingedrungen sind, schreitet die ächte Ossification auch 'bei den Rippen nicht nur aussen, sondern auch im In- nern fort, gerade wie dies früher von wachsenden Röhrenknochen be- schrieben wurde. Auch die weitere Umgestaltung des Knochens dureh innere Resorption und Wiederanlagerung ist wesentlich dieselbe wie dort. Bei den anderen Wirbelthierklassen erfolgt die ersteBildung der Röhrenknochen ini Hauptsächlichen nach denselben Prineipien, wie bei Säugethieren. Von den Fröschen hatte Duges (a. a. O. 114) zu- erst angegeben, dass eine dünne Knochenkruste um die Knorpel der Extremitäten auftrete, von der er zweifelhaft liess, ob sie durch Verknö- cherung des Periostes oder der oberflächlichen Lage des Knorpels selbst entstanden sei. Rathke wies hierauf nach, wie bei Schildkröten ') im Innern der Knochenröhre der Knorpel des Mittelstücks schwindet, d. h. zu Mark wird, ohne verkalkt gewesen zu sein, während gegen die Apo- physen hin der Knorpel im Innern der Röhre ebenfalls zu Knochensubstanz wird, und gab an, dass die Röhrenknochen bei anderen Amphibien und bei den Vögeln sich in derselben Weise entwickeln, welchen Angaben sich auch Reichert anschloss. Diese Thatsachen hat Bruch nach eigenen Unter- 4) Schildkröten S. 436. 4 199 "suchungen bereits richtig dabin gedeutet, dass die peripherische Röhre ‚Auflagerung von ächter Knochensubstanz sei, zu der dann eine Verkalkung des Apophbysenknorpels hinzutrete. Ich habe oben schon bemerkt, dass such beim Frosch zuletzt eine Bildung ächter Knochensubstanz im Innern derRöhre, von den in den verkalkten Knorpel eingegrabenen Markräumen ber, nicht fehlt, wenn sie auch nur aus wenigen Blättchen und Bälkchen ‚besteht, sowie dass bei den Vögeln dieser Process, an vielen Knochen wenigstens, z. B. den hinteren Extremitäten, eine grössere Ausdehnung er- langt, indem ein grösserer Theil des Knorpels, nachdem er zuvor verkalkt war, in Markräume umgewandelt wird, von denen aus ächte Knochen- ‚substanz gebildet wird. Ueber das feinere histologische Verhalten der ersten Spuren von peripherischer Knochensubstanz hat Bruch (S. 144 ff.) Beobachtungen an Röhrenknochen von Hühnchen mitgetheilt, deren Deutung im Einzel- nen ich nicht ganz beitreten kann. Nach Bruch sind die Diaphysen der Knorpel unmittelbar vor der ification von einer glashellen Scheide umgeben, welche die Stelle des chondrium vertritt!). An der Oberfläche dieser structurlosen Scheide tritt nun eine veitmaschige Ablagerung einer knorpelähnlich spiegelnden ubstanz auf, velche, indem sie allmälig massenhafter und dichter wird, gegen die \pophysen ausbreitet. Ich habe Hühnchen untersucht, n grössere Röhrenknochen schon deutliche Knochensubstanz an der fläche besassen, während die kleineren erst Andeutungen der von ‚erwähnten glashellen Scheide an dem Mittelstück besassen. Hier- h glaube ich diese Scheide selbst als den Anfang der Knochenbildung jetrachten zu müssen. Es entsteht hier wie bei den Säugethieren an der berfläche des Knorpels zuerst eine ganz dünne sklerosirende Schicht, velche hier nur noch homogener und über grössere Flächen ausgedehnt „ als dort, weshalb sie sich leichter verfolgen und getrennt darstellen isst. Diese dünne Schicht enthält anfänglich keinen oder wenig Kalk, 0 dass sie sich in Falten legen lässt, die allerdings denen structurloser nbranen sehr ähnlich sind. Weiterhin aber nimmt die Membran, in- em sie dicker wird, Kalk auf und wird dann spröde, so dass sie durch ruck Risse bekommt und bricht. Es mag diese Substanz vielleicht aller- hgs einige Analogie mit den Glashäuten haben, in so fern als sie eine jomogene, ziemlich resistente Grundsubstanz ist, bei deren Bildung ohne A veifel die benachbarten Zellen betheiligt sind, allein sie findet sich in hnlicher Weise, wenn auch nicht ganz so homogen, an Stellen, wo sie ine Scheide um einen Knorpel bildet, z. B. in den ersten Anlagen des klerotikalknochens, und die Substanz der auf die Scheide nachher auf- ngerten Knochenbälkchen ist, ehe sie stärker verkalkt ist, wesentlich 4) Gerlach (Gewebelehre 2. Aufl. S. 150) ist ebenfalls geneigt, ein structurloses - Häuichen, das er an der Oberfläche der Knorpel fand, als primitives Perichon- drium aufzufassen, das später zum Periost werden dürfte. 200 dieselbe. Man kann auch die membranöse Scheide leicht, wie Bruch angegeben hat, vom Knorpel ablösen, nicht aber von den aufgelagerten knöchernen Bälkchen, die eben nur partiell stärkere Verdickungen sind. Was die Knochenkörperchen betrifft, so sind in der ersten dünnen mem- branösen Schicht allerdings keine enthalten, sobald aber ihreDicke etwas anwächst, ehe noch einzelne Bälkchben vorspringen, treten Höhlungen auf, welche anfänglich auf einer, dann auf beiden Seiten von der sklerosiren- den Suhstanz eingeschlossen sind. Die ersten derartigen Höhlungen sind den länglich-linsenförmigen Zellen des anstossenden Knorpels noch ähn- lich. Denn auch hier liegt unter der Scheide die im Profil longitudinal geordnet erscheinende Rindenschicht des Knorpels. An diesen ersten Höhlungen, welehe bald vereinzelt, bald dichter gedrängt auftreten und meist etwas grösser sind als die Centralhöhlen der späteren Knochen- körperchen, sind Ausläufer wenigstens nicht deutlich wahrzunehmen, während die darin enthaltenen Zellen nicht selten, namentlich mit Essig- säure zu erkennen sind. Alsbald aber werden die weiter nach aussen liegenden Höhlungen der folgenden Schichten zackig und überhaupt ächten Knochenkörperchen durchaus äbnlich, namentlich wo durch stärkere Ver- dickung einzelne Bälkchen vortreten. Die Verkalkung tritt aber auch in dem membranösen, nur mit unvollkommenen Knochenkörperchen verse- henen Theil der Scheide auf’). Ich stimme somit dem Ausspruche Bruchs, »dass die Ablagerung sich von den periostalen Schiehten des wachsenden Säugethierknochens nur dadurch unterscheidet, dass sie nicht von einem Periost oder Perichondrium, oder, wenn man jene structurlose Scheide dafür gelten lassen will, nicht auf die innere, sondern auf die äussere Seite desselben abgesetzt wird, « so weit bei, dass ich die balkigen Ver- diekungen an beiden Stellen für vollkommen analog, jedoch an beiden Stellen nicht für die erste Anlage der Knochen halte wie Bruch, sondern diese in der schon früher aufgetretenen membranösen, nur hie und da vielleicht schon mit einer Lücke als Anlage einer Markraumbildung ver- sehenen Lamelle finde, die jedoch, was den feinsten Bau anlangt, auch in verkalktem Zustande nicht ganz dem ächten Knochengewebe gleicht, son- dern gewissermaassen den Uebergang zu diesem bildet. Was das Periost betrifft, so ist dessen Anlage sicherlich nicht an der inneren, sondern auch bier an der äusseren Seite der Knochenlamelle zu suchen, und zwar in dem von Bruch selbst aussen an der Scheide erwähnten, mit Blutgefässen versehenen zellig-streifigei Gewebe, dessen äussere Lagen späterhin das Periost werden, während die innersten das Dickenwachsthum des Kno- chens durch andauernde Wucherung vermitteln. Die betreffenden Ab- bildungen bei Bruch erkenne ich vollkommen an, es sind jedoch Fig.7 u. 8 Taf. ll bei so geringer Vergrösserung gezeichnet, dass die zwischen den 4) Die Verkalkung ist hier wie bei den Anfängen der Knochenrinde an Röhren- knochen von Rindsembryonen theilweise nicht ganz homogen, sondern etwas körnig. 201 "Bälkchen der Knochensubstanz liegende, sicherlich auch bereits Höhlen enthaltende und kalkbaltige membranöse Lamelle nicht in ihrem histolo- gischen Verhalten kenntlich ist. In Fig. 8 sind die Knochenkörperchen in - den Bälkchen der Auflagerung als Punkte angedeutet. Fig. 9 ist offenbar bei viel stärkerer Vergrösserung gezeichnet und zeigt di unvollkomme- ‚nen, den Knorpelböhlen noch’ sehr ähnlichen Erischöhkiörperchen der _ ersten membranösen Auflagerung, und da dasPräparat von einem älteren _ Hülmehen ist, so vermuthe ich, dass die gezeichnete Stelle nicht einem _ Bälkchen, sondern einer der dünneren Stellen zwischen diesen angehörte. @ scheint eine ganz dünne, daher weniger Zellen einschliessende, aber bereits verkalkte Stelle der Membran zu sein. Die Rippen verhalten sich nach den Angaben der früher genannten Autoren auch bei Amphibien und Vögeln wie die Röhrenknochen, und es it namentlich aus der höchst genauen Beschreibung, welche Rathke von der Entwickelung der Rippen bei Schildkröten gegeben hät, a.».O. zunächst um den Knorpel eine continuirliche knöcherne Scheide entsteht, ‚welche sich dann durch weitere Auflagerung die mit Haversischen nälen versehene Knochensubstanz anschliesst, die bei den Schildkröten nders hohe Nlügelfürmige Anhänge bildet. Gegen diese Deutung spricht die Aeusserung Rathke's, dass bei manchen Arten diese Säume eine ore Zeit hindurch zum grössten Theile aus Knorpelsubstanz bestehen. s muss dahingestellt bleiben, ob etwa bei diesen Arten abweichend von den andern eine secundäre Bildung von Knorpel vorkommt, wie sie z. B. h Unterkiefer der Säuger bekannt ist. Hingegen hat Rathke sehr wohl nerkt, dass die vanfänglich völlig dichte « Knochenscheide später durch- hen wird und im Innern dann statt des Knorpels eine spongiöse Sub- ı zur Entwicklung kommt. An den Rippen von Knochenfischen wird ‚Knorpel ebenfalls von einer knöchernen Scheide umgeben, von wel- "A. Müller (Müller’s Archiv 1853) bemerkt hat, dass sie nicht durch 'erknöcherung des Knorpelladens entsteht, sondern sich dazu verbält wie "Wirbelkörper zur Chorda. Di In Betreff der ersten Entstehung der nicht knorpelig präformirten nochen ‘), sowie des periostalen Wachsthums bereits gebildeter Knochen 4) Ich will bei dieser Gelegenheit erwähnen, dass Nesbitt schon das Schlüsselbein — snter den Knochen aufgezählt hal, welche nicht knorpelig präformirt sind. Es kann dadurch natürlich dem Werth der Beobachtungen , welche Bruch hierüber nitgetheilt hat, kein Eintrag geschehen. Doch ist es ein neues Beispiel, wie viel auch ohne unsere besseren Hülfsmittel bereits erkannt oder geahnt worden war. Was meine eigenen Erfahrungen über das Schlüsselbein botrift, so hatte ich nicht Gelegenheit hinreichend junge menschliche Embryonen zu untersuchen, um entscheidende Beobachtungen zu machen. An einem Embryo von 4” Lüngo 202 habe ich dem von andern Seiten her Bekannten nichts Besonderes beizu- fügen. Für das Letztere geben GREEN PER EI ebenfalls sehr gute Anschauungen. Bemerkungen über den Bau rachitischer Knochen. Ich muss schliesslich noch auf den Bau der rachitischenKno- chen zurückkommen, da die Beobachtungen an solchen der jetzt übli- chen Ansicht über Knorpelossification so wesentlich zu Grunde liegen, dass man diese kaum behandeln darf, ohne jener zu erwähnen. Bekanntlich hat Kölliker ') zuerst die histologischen Verhältnisse des Ossificationsrandes bei rachitischen Knochen genauer beschrieben und diese Beobachtungen wurden im Wesentlichen von Meyer?), Virchow®) u. A, bestätigt. Indem man von dem Verhalten der rachitischen Knochen auf die normalen zurückschloss, wurden jene zugleich als dasjenige Ob- jeet bezeichnet, wo der sonst so verborgene Vorgang der Umwandlung des Knorpels in Knochen sich evidenter als sonst irgendwo beobach- ten lässt, Die Beobachtungen von Kölliker und seinen Nachfolgern kann ich ebenfalls fast durchaus bestätigen, aber demungeachtet muss ich in Rück- sicht auf das an den normalen Knochen Gesehene zu anderen Folgerungen gelangen. Ich muss dabei von vornherein die rachitischen Knochen gerade für ein sehr gefährliches Object halten, sobald es sich um ein Urtheil über den Hergang der normalen Knochenbildung handelt, insofern als ein un- bedingter Rückschluss auf den letztern mir nicht stattihaft erscheint. Den Vorzug, dass die Dunkelheit und Sprödigkeit der verkalkten Partien bei rachitischen Knochen wegfällt, besitzen Chromsäurepräparate von normalen Knochen in derselben Weise *). Dagegen kommt in rachiti- schen Knochen eine Fülle von Zwischenstufen zwischen verschiedenen Knorpelformen vor und namentlich zwischen diesen und Gewebsformen, die man als mehr oder weniger osteoide Bindesubstanz bezeichnen kann. Diese Zwischenstufen finden sich aber an dem Ossihicationsrand normaler Knochen nicht in derselben Weise und dürfen namentlich nicht lediglich war das Schlüsselbein von einem kleinen Scherbehen ächter Knochensubstanz gebildet, an welchem jedoch fast in der ganzen Länge, und namentlich an einem Ende in grösserer Masse, Knorpel anlag. Nach den Angaben von Bruch würde es zu dessen Ausbildung erst nach der Entstehung desKnochens gekommen sein. (Zeitschr, f. wiss. Zool. 1853 S. 371), 4) Mittheil. d. Züricher nat. Ges. 1847. 2) Müllers Archiv 1849. S. 358, 3) Archiv V. S. 409. 4) Es ist sogar nicht unzweckmässig rachilische Knochen in Chromsäure zu unter- „ suchen. Auch Schnitte von getrockneten Knochen werden bisweilen recht gut. 203 als successive Umwandlungsstufen betrachtet werden, so dass daraus direct die ächte, vollkommen ausgebildete Knochensubstanz hervorginge. Es scheinen mir deswegen die rachitischen Knochen ein sehr gutes Object " jene sonst nicht in dieser Weise gruppirt vorkommenden interessanten ‚Gewebsformen zu sein, nicht aber für das Studium des normalen Ossifi- eätionsbergangs im Knorpel. Es kann nicht meine Absicht sein, eine ausführliche Schilderung der Rächilis zu geben, um so mehr, als die umfassende Arbeit von Virchow eine solche ganz überflüssig macht. Ich will nur die Punkte hervorheben, ‚welche für die Histogenese des Knochens von Belang sind; doch dürften einige derselben auch für die Kenntniss des rachitischen Processes im Allgemeinen von Wichtigkeit sein, insofern die Auffassung des Baues der hitischen Knochen wesentliche Modificationen erleidet. Die augenfälligste Abweichung der rachitischen Knochen von der n ist bekanntlich der Mangelder erdigen Materien in Partien, he bei normalem Gang der Össification bereits verkalkt sein würden. ser Mangel betrifft sehr gewöhnlich die beiden in Frage kommenden bstanzen. Es fehlt die Verkalkung der Knorpelgrundsubstanz, welche er Schmelzung derselben vorhergeht; ebenso ist die neugebildete Kno- engrundsubstanz, mit deren Sklerosirung die Verkalkung sonst fast eichzeitig auftritt, nicht oder mangelhaft verkalkt. Diese beiden Mo- 'ente bat man beider bisherigen Betrachtungsweise der ssilication nicht getrennt, da man die zweite Substanz lediglich den metamorphosirten Rest der ersten betrachtete, Es wurde somit sunze als Mangel der Kalkablagerung im Knorpel bezeichnet, während ur ein Theil diesen Namen verdiente. - An manchen Stellen zeigt der Ossificationsrand rachitischer Knochen eine andere beträchtliche Abweichung als den Kalkmangel und es haben in diese Stellen ganz das Verhalten analoger Stellen gesunder Kno- en, denen die erdige Materie durch Säuren entzogen worden ist. Man it die Markräume in wenig oder nicht verkalkten Knorpel vordringen die Bildung des ächten, jedoch ebenfalls kalklosen Knochens rückt in Markräumen nach. Hiebei entsteht häufig, wie dies oben vom nor- n Knochen beschrieben wurde, durch Ausfüllung einzelner Knorpel- 1 der Anschein eines directen Uebergangs der rundlichen Knorpel- ile mit ihrer Zelle in das strahlige Knochenkörperchen. Auf diesen Pseudomorphismus lässt sich ein grosser jeil dessen zurückführen, was als Uebergangsstufen a Knorpel- zu Knochenkörperchen bei Rachitis be- irieben worden ist. an erhält an hinreichend dünnen Schnitten unzählige Male die un- elbare Evidenz, dass die zackigen Knochenhöblen in den geöffneten pelhöblen auftreten (s. Fig. 46.) Es sind die letztern nicht selten theilweise von der Grundsubstanz gefüllt, welche sich von dein 204 weiteren Markraum aus hineinzieht. Die Grundsubstanz umschliesst die zackigen Zellen oft nur theilweise, so dass ein Theil ihrer Peripherie in einer noch nicht sklerosirten, weichen Substanz liegt. Von den flachen Ausbuchtungen der Markräume finden sich alle Zwischenstufen zu Höblen, welche nur an einer kleinen, balsähnlichen Stelle mit dem Markraum communieiren. Die Zahl der Knochenkörperchen, welche in eine solche Höhle zu liegen kommen, ist dabei begreiflich wechselnd, und es ist nicht selten, dass in jeder mindestens 2—3 zackige Körperchen liegen, wäh- rend alle umgebenden uneröffneten Knorpelhöhlen nur eine einzige Zelle enthalten. Es können in diesem Falle die in einer Höhle gelagerten Rno- chenkörperchen nicht als zusammengehörig, als ein einziges, zusammen- gesetztes Knochenkörperchen bezeichnet werden, sondern ihre Gruppi- rung ist nur ein äusserliches, gewissermaassen zufälliges Verhältniss. | In vielen Fällen ist das fragliche Verhältniss nicht unmittelbar zu ersehen, wenn die Stelle, wo die Höhle mit dem Markraum ecommuni- eirte, weggeschnitten oder verdeckt oder sonst undeutlich ist, was natür- lich sebr häufig vorkommen muss. Namentlich ist dies der Fall bei den Höhlen, welche Ausbuchtungen eines weggeschnittenen Markraums bil- deten, die nicht einmal gar tief gewesen zu sein brauchen. Dieselben erscheinen dann als isolirte, ringsum von einem fortlaufenden Contur begränzte, niit Knochenkörperchen gefüllte Höhlungen, welche ausserdem mit Knorpelkapseln völlig übereinstimmen. War die Höhle erst mit einer dünnen Lamelle von Knochengrundsuhstanz belegt, so entsteht der An- schein einer beginnenden Verdickung der Knorpelkapsel, die bereits an _ einer oder mehreren Stellen zackig sein kann, wenn dort, wie es häufig der Fall ist, junge Knochenkörperchen gelegen hatten. Dies gibt völlig das Ansehen einer beginnenden Porenkanalbildung. Liegen mehrere Knochenkörperchen in einer ausgefüllten Höhle, so erscheint diese als zusammengesetztes Knochenkörperchen, da ein scharfer Contur rings um - die ganze Gruppe herzieht. Es ist vielfach unmöglich, an einem gegebe- nen Exemplar sich zu überzeugen, ob die Entstehungsweise die hier an- gegebene war oder nicht, allein die Betrachtung im Proßl, wobei das Verhältniss zum Markraum sichtbar ist, weist eine solche Menge von Fällen nach, die bei anderer Richtung des Schnittes als abgeschlossene Höhlen hätten erscheinen müssen, dass ganz sicher ein Theil der Objecte, welche in der That so erscheinen, auf die angegebene Weise zu deuten ist. Ueberdies ist eine Ueberzeugung auch an manchen anscheinend ab- geschlossenen Höhlen zu erhalten. So ist z.B. bisweilen in einer anschei- nend abgeschlossenen, in der That angeschnittenen Knorpelhöhle nur die eine Seite verdickt und mit anscheinenden Porenkanälen versehen, wäh- rend die übrige Peripherie noch frei ist. Oder es liegen in einer rund- lichen oder 2—3lappigen Höhle 2—3 Zellen, deren jede an einer Seite an die sklerosirende Substanz an der Wand der Höhle stösst (anscheinende” Verdickungsschicht), an der andern frei ist, oder von einer weichen Masse \ 5 LE 205 begränzt ist. Es würden hier partielle Verdickungen mit Porenkanalbil- - dung angenommen werden müssen, wobei die andere Seite der Zellen ei bliebe, was Niemand wahrscheinlich finden wird, während die An- lagerung der Knochengrundsubstanz, wie sie früher beschrieben wurde, ‚diese und ähnliche Fälle leicht erklärt. Hierher lässt sich auch eine an- dere Erfahrung ziehen, nämlich dass man nicht selten einzelne Knorpel- höhlen anscheinend im höchsten Grade verdickt und mit einigen Knochen- ‚körperchen erfüllt sieht, wo ringsum an den andern Knorpelhöhlen keine - Spur einer Verdickungsschicht zu bemerken ist. Dieses ganz umschrie- bene, fleckweise Auftreten der veränderten Knorpelkapseln wäre sehr auffallend, wenn es als einfache Bildung von Verdickungsschichten mit ankentilen aufgefasst werden müsste, während dasselbe ganz einfach _ erläutert ist, sobald man annimmt, dass jene Höhlen von benachbarten arkräuinen aus mit Knochengrundsubstanz gefüllt wurden, womit man überdies sich am meisten an das anschliesst, was normale Knochen zei- gen. Frübere Beobachter (Meyer S. 363, Virchow 8. 431) haben die Be- merkung gemacht, dass die sdiekwändigen Knorpelzellen« resp. die -»Umbildungen der Knorpelzellen zu knochenkörperchenartigen Bildungen « vorwiegend im Umfang der Markräume vorkommen. Dies gilt allerdings, em mit ächten Verdickungsschichten, einen Theil der jener Bemerkung u Grunde liegenden Beobachtungen glaube ich jedoch auch auf kleinere usbuchtungen grösserer Mirkiäune beziehen zu dürfen. Besonders Querschnitte von Stellen, wo die Markräume sparsam und nicht gar zu unregelmössig sind, geben für einen grossen Theil der fraglichen Bildun- gen überzeugende Ansichten, indem man sie Neckweise um die Mark- fäume gruppirt sieht und vielfach den Zusammenhang der osteogenen ® in den einzelnen Höhlen mit der in dem grösseren Raume befind- chen erkennt. Inder Regel jedoch ist es viel schwieriger, über die Bildungen, die in als Uebergänge von Knorpel- zu Knochenzellen beschrieben hat, zu er genauen Einsicht zu kommen. Es rührt dies daher, dass ausser m Mangel der erdigen Materien noch andere Abweichungen vorhanden u sein pflegen, und es scheint mir sehr zweifelhaft, ob solehe nicht stets reis da oder dort zu finden sind, wo die Rachitis überhaupt an den öchen erkannt werden kann. Ich habe deswegen oben nur von »ein- nen Stellen« gesprochen, wo lediglich Kalkmangel zu erkennen ist. e anderen Abweichungen aber sind für die Beurtheilung des Verhält- es der Knorpel- zu den Knochenzellen in verschiedener Weise von luss. Es kommen einmal in der That Verdickungen der Knorpel- eln vor, auf welche ich nachher zurückkomme. Ausserdem aber ist ‚Bildung der Mürkräume von dem Verhalten im Normalzustand ab- hend, und zwar möchte ich einestheils die Form derMorkräunmse, derntheils ihre Beschaffenheit als abnorm bezeichnen. 206 Die Form der Markräume ist bei ihrer ersten Bildung schon in normalen Knochen nicht gleich, sondern weicht nach der Anordnung der Zelleureihen, der Raschbeit des Wachstbums u. dergl. manchfach ab, wie früher angegeben wurde. Doch gilt als allgemeiner Typus, dass nur einzelne präexistirende Knorpelkanäle den Ossificationsrand durchbre- chen, während die Mehrzahl der Markräume des jungen Knochens erst durch Schwund des vorher verkalkten Knorpels zu Stande kommt. Bei Rachitis entstehen nach Kölliker in der homogenen Knochensubstanz durch Resorption Lücken und Kanäle, während nach Meyer hinter den Veränderungen des Knorpels die Markraumbildung wie im normalen Zu- stande herschreitet, ohne dass jedoch eine wirkliche Verknöcherung durch Kalkablagerung dabei erfolgte. Virchow hat dies (S. 429) bestimmter dahin ausgedrückt, dass die Markraumbildung nicht blos in den Front der Ossificationslinie tritt, sondern über dieselbe hinausgreift. Es nähert sich also die Markraumbildung bei Rachitis dem Verhalten bei niederen Wirbelthieren, wo vielfach der unverkalkte Knorpel von derselben ver- zehrt wird. Die Formation im Einzelnen aber weicht gerade nach der enigegengesetzten Richtung ab. Während bei jenen der Knorpel in der Regel in Masse zu einem grossen Raum verwandelt wird, tritt bei Rachitis an vielen Stellen eine fein verästelte Kanalisirung auf, zwischen welcher beträchtliche Kuorpelreste stehen bleiben, bis-zu einer Tiefe, wo normal kaum mehr Spuren des ursprünglichen Knorpels vorhanden ind. Es ist also dort der rachitische Knochen durch eine unvollständige Zerstörung der ursprünglichen Knorpel-' substanz ausgezeichnet. Die früheren Beobachter haben sehr gut das zackige Vorgreifen der Markräume in den wuchernden Knorpel beschrieben, was von Virchow mit gefalteten Händen verglichen wurde, und Kölliker hat angegeben, dass dadurch manchmal selbst ganze Inseln von Knorpelsubstanz um- schlossen würden. Allein es konnte dieses Stehenbleiben von Knorpel nicht in seiner eigentlichen Bedeutung aufgefasst werden, so lange die Ansicht herrschte, dass bei der normalen Ossification ebenfalls Balken von Koorpelsubstanz stehen blieben, die in die Knochenbälkchen zwi- schen den Markräumen direct übergingen. Es schien sich hier also nur um Mangel der Össification zu handeln (VirchowS. 429), höchstens‘ mit einem Mehr oder Weniger von restirendem Knorpel. Nachdem aber normal die sämmtliche Knorpelgrundsubstanz bis auf ganz geringe Reste schwinden soll, erscheint jenes Persistiren der Knorpelsubstanz als ein Moment von besonderer Bedeutung. In einigen Fällen konnte ich mich davon, dass diese Nichtzerstörung des Knorpels bereits in einem sehr frühen Stadium eingetreten war, sehr gut daran überzeugen, dass ganz in der Tiefe, gegen den Knochen hin, beträchtliche Reste vollkommen verkalkter Knorpelsubstanz übrig waren, während weiter heraus gegen den Knorpel zu von Kalkablagerung kaum mehr eine Spur bestand. Diese E 207 "Koorpelverkalkung datirte jedenfalls aus der ersten Zeit der Störung, wahrscheinlich aber war sie als Rest der noch normalen Ossitieation zu achten, blieb aber doch unzerstört in einer Gegend des Knochens, wo onst von verkalkter Knorpelsubstanz mit ganzen Gruppen von Höhlen nichts mehr zu sehen ist. Solche Beobachtungen würden, wenn sie häu- u machen sind, dafür sprechen, dass nicht blos der Mangel der Ver- Ikung das Zerfallen der Knorpelgrundsubstanz. aufhält, da auch die wirklich verkalkten Reste mehr als sonst resistiren. Das längere Persistiren von Knorpelmassen, die nur von fein ver- 'heilten Markräumen durchzogen sind, ist auch fernerhin für die Confor- nation der rachitischen Knochen von Einfluss. Es wird nämlich dadurch eteris paribus die von jenen aus gebildete Knochensubstanz ein feineres, aber häufig dichteres Balkennetz bilden, als wo unter Bildung von brei- teren Markräumen die Knorpelmasse rascher vergeht. In der That sieht man an. rachitischen Knochen öfters die an die Ossificationslinie anstos- ende spongiöse Substanz ausnehmend feinmaschig, und es wird des- halb leicht auch nach der Heilung das Gewebe dichter sein als sonst, falls auch nicht eine stärkere Ausfüllung der Lücken binzukommt. Ich komme uf diese jungen Knochenschichten noch zurück. Die Koorpelbalken, welche zwischen den zackig vordringenden seren Markräumen bleiben, sind, wie erwähnt, bisweilen, wiewohl eswegs überall, von kleineren Markräumen davekzidgen, welche durch ‚ausserordentliche Entwickelung secundärer Ausbuchtungen ausge- ohnet sind. Dieselben dringen nach allen Richtungen in einzelne norpelböhlen, von diesen wieder in eine zweite und dritte, oft von jeder r einen kleinen Theil der Zwischenwand durchbrechend, so dass ‚rosenkranzartige Aufreihung und im Ganzen ein wahres Lahy- von Güngen entsteht, die bald weiter, hald enger da und dort ana- ren und entferntere grössere Markräume verbinden. Es hat diese irte Kanalisation mehr den Charakter, den die normale Markraum- dung an den äussersten Enden zuweilen hat, wo von den grösseren imen aus ebenfalls zahlreiche einzelne Höhlen corrodirt werden, wäh- weiter rückwärts in der Regel alsbald ein massenhalterer Dusch- erfolgt, so dass grössere, durch einzelne Bälkchen und Blättchen ollkommen getrennte Räume mit mehr cavernösem Gefüge entstehen. kann also wohl sagen, dass die Markraumbildung in rachitischen nochen manchmal in grosser Ausdehnung die Anordnung behält, welche nur den ersten Anfängen angehört. Dieses eigenthlimliche Umsichfressen in einzelne Höhlen ist nun ein grund dafür, dass man bei Rachitis an vielen Stellen ') zahlreicher An manchen Partien rachitischer Knochen trifft man diese kleinen Ausbuch- tungen nicht nur nicht zahlreicher, sondern zuweilen sogar sparsamer als normal. Veberhaupt kommen in der Gruppirung und Ausdehnung der einzelnen bei Rachitis beobachteten Veränderungen sehr bedeutende Verschiedenheilen 208 als sonst diese Höhlen mit neuer Knochensubstanz gefüllt sieht, und noch schwieriger die CGommunicationen der verschiedenen Räume nachweisen | kann, da diese in allen Richtungen erfolgen. Belehrend sind hier nament- lich Schnitte, an denen ein Theil der Ausläufer desselben Markraums bereits mit osteogener Substanz gefüllt ist, andere noch nicht, da man an den letzteren den Zusammenhang einzelner wenig geöffneter Höhlen oft sehr deutlich sehen kann, und sich so überzeugt, wie die Höhlenbil- dung auch bier dem Auftreten der Knochensubstanz voranschreitet ') (s. Fig. 16). Ein Beleg dafür, dass die Markraumbildung bei Rachitis mangelhaft ist, und den Knorpel nicht in der normalen Ausdehnung auflöst, scheint mir auch in dem folgenden Befund bei einem Kinde zu liegen, dessen Rachitis offenbar erloschen oder wenigstens im Erlöschen begrilfen war. Es fand sich nämlich an zahlreichen Knochen jenseits der zackigen Linie, welche die grösseren Markräume bilden, ein weissgelblicher Streifen in dem bläulichen Knorpel eingelagert. Dieser Streifen bestand mikrosko- pisch aus einer regelmässigen, fein netzlörmigen Knorpelverkalkung, welche nur hie und da dem Grade nach von der normalen noch etwas abwich. An den Knochen, wo die Linie der Markräume sehr grosse Ex- eursionen bildete, z. B. am oberen Ende des Humerus, war auch der Kalkstreifen etwas buchtig, an anderen, weniger alfıcirten Skeletstücken dagegen, z.B. an den kleinen Kuöchelchen der Hand, bildete derselbe ein fast ebenes Septum quer durch den Knorpel. Hier lagen nun überall, besonders an den letztgenannten Präparaten deutlich, beträchtliche Par- tien von Knorpel diesseits der Verkalkung (gegen den Knochen zu), und grosse Bezirke davon zeigten ausser der Kalklosigkeit keinerlei besondere Veränderungen, namentlich keine Verdickungsschichten und keine modi- ficirten Markräume. Wenn man annehmen darf, dass hier die wieder- kehrende regelmässige Verkalkung die Stelle einnabm, welche sie ohne die rachitische Störung erreicht haben würde, so waren in einer grossen Portion Knorpel die Veränderungen gänzlich ausgeblieben, welche bei der vor, wie dies bereits aus den Angäben der früheren Beobachter hervorgeht, und eine weilere Verfolgung dieser Modifieationen je nach den einzelnen Fällen und Localiläten dürlte für eine specielle Geschichte der Rachilis nicht fruchtlos sein. 4) Die Fälle, wo die Bildung der Knochensubstanz rasch hinter der Markraumbil- dung herschreitet, so dass man Knorpelhöblen, die nur an einer kleinen Stelle geöffnet waren, bereits wieder von osteogener Substanz mit mehrern Körperchen ausgefüllt findet, sprechen auch hier dafür, dass die lelztern die directen Ab- kömmlinge der in der Höhle gelegenen Koorpelzelle sein können. Dagegen wird auch hier durch die nachher zu erörternde Ablagerung osteogener Subslanz im % Innern des spongiösen Knochens auf das Bestimmteste dargethan, dass nicht stets die Jungen der Knorpelzellen in loco zu Knochenkörperchen werden, son- dern die letztern auch aus den jungen Zellen hervorgehen, welche im Mark ent- halten sind. Zwischen beiden Arten von Zellen ist eben wohl keine Gränze zu ziehen. 209 siheation hätten innerhalb der verflossenen Zeit eintreten sollen. Es hierbei die Frage nahe, warum die wiederkehrende Verkalkung nicht die zunächst am Knochen befindlichen, sondern jentferntere Knorpel- artien betraf, und spricht dies dafür, dass einmal ein bestimmter Er- nährungszustand der typischen Verkalkung günstig ist, dann aber auch, lass der Mangel der Verkalkung von localen Bedingungen im Knorpel bhängig ist, die demselben vielleicht vorhergehen, wenn sie auch schw e- Verfassbar sind. DieMarkraumbildung weicht ausser in ihrer gröberen ormation zweitens auch in der Beschaffenheitder inund ‚den Räumen gelegenen Gewebe ab. Es ist dabei sowohl das Auflösung oder Umwandlung begriffene Knorpelgewebe, als auch die h erst hervorbildende Knochen- und Markrnasse zu berücksichtigen. Bei der normalen Ossification ist das Verhältniss so, dass die Knor- srundsubstanz plötzlich schwindet, ohne dass man das, was daraus ‚ verfolgen kann; sie scheint völlig aufgelöst zu werden, und man kann nur vermuthen, dass ein Theil des flüssigen oder weichen ainor- hen Inhaltes der Markkanäle daraus hervorgegangen sei. Aus den Zellen agegen scheinen sowohl Mark- als junge Knochenzellen hervorzugehen. ie neue Knochengrundsubstanz ist gleich bei ihrem Auftreten sehr rasch sirt, wiewohl sie aus einer weichen Masse hervorgehen muss. Ein eier Uebergang der Knorpelgrundsubstanz in Knochengrundsubstanz ei Rachitis dagegen wird einmal häufig die Knorpelsubstanz nicht sch aufgelöst als normal, sondern sie erleidet langsame Transforma- ‚ welche denen analog sind, die bei der Bildung der Knorpelkanäle physen oder anderen später verknöchernden Knorpeln vorkommen. ie dort kommen alle Uebergangsstufen von der homogenen Knor- tanz zu einer blassen, weichen, homogen-streifigen Masse vor, rend die Zellen, durch Wucherung sich vermehrend, tbeils den Mark- en, theils den zackigen Knochenzellen ähnlich werden. Bisweilen ı geht dabei die Zwischensubstanz in eine dunkle, starre Faserung )- Diese Umbildung kommt namentlich an der Peripherie von Mark- umen oder Knorpelkanälen vor, deren Inneres von einer weicheren Masse enommen wird. Eine ähnliche Lentescenz des Vorgangs bemerkt man, wenn man der Bildung der Kuochensubstanz ausgeht. Man sieht in Markräu- no, welche offenbar durch völlige Schmelzung des Knorpels zu Stande ommen sind, statt des umschriebenen Auftretens der Knochensubstanz weilen einen ganz allmäligen Uebergang von weichen, blassen, zellig- Meyer hat a. a. 0, solche Vorgänge bei Rachitis wie in normalen Knorpeln er- 'wähnt, und Virchow hat dieselben genauer beschrieben, theils als faserige Mark- dumme, die er bereils den von ihm sogenannten Perichondriumzapfen verglichen hat, theils »ls osteoide Umbildung des Kaorpels in grösseren Gruppen. 210 streifigen, markähnlichen Massen zu sklerosirender, zackige Zellen ein- schliessender, kalkloser Knochensubstanz. Diese letztere ist dabei bald vollkommener, bald unvollkommener entwickelt, z. B. die Körperchen sehr unregelmässig, die Grundsubstanz nicht deutlich lamellös, wie dies auch sonst bei den ersten Anfängen ächter Knochensubstanz vorkommt, bei Rachitis jedoch in grösserer Ausdehnung. Hierher scheinen mir zu einem güten Theil die Partien der rachitischen Knochen zu gehören, welche von den früheren Autoren als Verschmelzung der verdickten Knorpel- kapseln mit der Grundsubstanz angesehen wurden. Es ist aber in der That nicht überall möglich zu entscheiden, ob man einen Knorpelkanal vor sich hat, wo die Substanz in Transformation begriffen ist, oder einen Markkanal, dessen weicher Inhalt mehr oder weniger unvollkommen osteoid wird. Hier erscheint es auch möglich, dass Knorpel in eine dem ächten Knochen sehr nahestehende Substanz verwandelt wird, ohne dass vorher die Grundsubstanz gänzlich aufgelöst und neugebildet worden wäre. Allein dies beweist für die gewöhnliche intracartilaginöse Ossifi- cation durchaus nichts, schon weil an solchen Stellen rachitischer Kno- chen es nie zu der grosszelligen Knorpelverkalkung gekommen war, die beim Menschen constant zuerst bei der normalen Ossification eintritt, und die nie mehr in ächte Knochensubstanz direct übergeht. Dagegen ist die grosse Aehnlichkeit hervorzuheben, welche zwischen den hier er- wähnten Bildungen und den Knorpelkanälen herrscht, die ich oben als Ausgangspunkt der spät auftretenden Ossification in Epiphysen und kur- zen Knochen beschrieben habe. Dies gilt namentlich auch in Rücksicht auf die Entwickelung der Blutgefässe, welche bier häufig nur langsam und sparsam in dem transformirten Knorpel vorrücken, während bei dem normalen Wachsthum des Knochens im Knorpel die Gelässe so energisch vordringen, dass die Anfüllung mit Blut nicht selten das erste Kennzei- chen ist, dass eine Höhle von einem Markraum her arrodirt wurde?). ' Diese Aehnlichkeit mit den langsam die Knochenbildung präparirenden Kanälen gegenüber dem rapiden Hergang des normalen intracartilaginösen Knochenwachsthums ist ein weiterer Beleg dafür, dass bei Rachitis auch abgesehen vom Kalkmangel die eigentlich ossificatorischen Veränderungen eng F 4) Es darf dies jedoch nicht so verstanden werden, dass Gefäss- und Blutarmulb eine allgemeine Eigenschaft der rachitischen Knochen sei. Es kommen viel- mehr bei Rachilis auch im Knorpel sehr beträchtliche Gelässwucherungen vor, x die dann auch mit ausgiebiger Höhlenbildung verbunden zu sein pflegen. Da. gegen ist dann in diesen Höhlen oft weithin dieBildung der osteogenen Substanz ‚ eine spärliche und mangelhafte. Ueber die Hyperämie der rachitischen Knochen w s. Virchow a. a. 0. S. 486. Ich will bei dieser Gelegenheit noch bemerken, dass ich in rachitischen Knochen mehrmals in ziemlicher Ausdehnung das Mark mit Pigment in Köroern und Klümpchen von gelber bis brauner Farbe besetzt fand. u Ganz kleine Mengen desselben sah ich jedoch einigemal auch am Ossiheations- rand nicht rachitischer Knochen, und Virchow traf im Keilbein häufig pigmenige hallige Markzellen. a 5 211 ‚des Knorpels im Allgemeinen unvollkommener und energieloser eintreten ‚als normal. Zu den berührten Eigenthümlichkeiten des ossificirenden Knorpels hei Rachilis kommen nun noch, wie früher erwähnt, Knorpelzellen mit Verdickungsschichten. Es geht aus dem ‚schon Angeführten ‚hervor, dass ich einen Theil der von Kölliker und allen seinen Nachfolgern I Srbergerechneten Körper anders auffassen zu müssen glaube. Allein für ‚einen andern Theil der fraglichen Bildungen schliesse ich michder Auflas- sung Aölliker's an, und stehe z. B. nicht an, die von demselben Mikr. Anat. Fig. 412 B abgebildeten Körper im Zusammenhalt mit Fig. 95, wo die ana- en Knorpelzellen aus der Symphyse dargestellt sind, für ächte verdickte orpelkapsein zu halten. Ich gebe ferner zu, dass die Aehnlichkeit der- 'ben mit Kapseln, die nach ihrer Eröffnung von osteogener Substanz mit 3 Knochenkörperchen ausgefüllt worden sind, häufig so gross ist, dass nicht möglich ist, eine Entscheidung über bestimmte Objecte zu geben, hrend exquisite Präparate der einen und der andern Art kaum eine echselung zulassen. Verdickte Knorpel kapseln sind bisweilen nach- veislich ringsum frei, liegen in der Regel in Gruppen heisammen, an de- jen man die allmälige Entstehung verfolgen kann, und die zuletzt übrig- ibenden Höhlen sind, sehr häufig wenigstens, wenn auch nicht ganz randig, doch auch nicht mit so langen, deutlichen Ausläufern verse- n ‚als die ächten Knochenkörperchen. Uebrigens kann auch der Nach- e 's, dass mit längeren Kanälchen versehene Höhlen in verdickten Knor- len entstehen, gegen das früher Gesagte nicht präjudiciren, indem bei erwandtschaft, resp. den Zwischenstufen, welche zwischen Knorpel, webe und osteogener Substanz (üchtem Knochen) existiren, und bei hst wahrscheinlichen Abstammung vieler Knochenzellen von Knor- en es nichts Auffallendes hat, wenn unter gewissen Umständen ı geschlossenen Kapseln ein zackiges Auswachsen der Zelle mit zeitiger Bildung secundärer Schichten stattfindet. Kölliker (Gewebe- I. Aufl. S. 262) hat die Analogie zwischen soleben sternförmigen s und des Knochens bereits hervorgehoben, und in der That ist orschied ein sehr geringer, wenn man die Knochengrundsubstanz diekungsschichten in den Knorpelhöhlen parallel setzt, was nicht in B nkten, aber doch in gewissem Grade wohl angeht. Es wäre dabei ur zu untersuchen, ob die innerhalb der Höhle sternförmig auswachsen- n Zellen die ursprüngliehen Knorpelzellen oder erst Abkömmlinge der- sind; das Letztere ist wenigstens in den sehr zablreichen Fällen unehmen, wo mehrere zackige Höhlen in einer ursprünglichen Knorpel- ‚ sich vorfinden, was Kölliker als zusammengesetztes Knochenkörper- bezeichnet hat. Auch daran lässt sich denken, dass diese Bildungen geschlossenen Knörpelhöblen eine Verwandtschaft, oder, wenn man R wisseuseh, Zoologie, IX. Bd. ) 14 212 - will, Tendenz zu der Bildung ächter Knochensubstanz andeuten, wie sie normal an den entsprechenden Stellen der Skeletstücke stattfindet. In jedem Fall aber muss ich mich wie Bruch (S. 93) gegen eine ein- fache Uebertragung solcher Beobachtungen auf die normale Ossification aussprechen. Einmal fehlen jene exquisiten Verdiekungssebichten im normalen Knorpel am Össificationsrand, und sie scheinen mir auch bei Rachitis vorwiegend in älteren Knorpelpartien vorzukommen. Dann ist eine Gruppe verdickter Küorpelkapseln mit etwas zackigen Höhlen auch nach der Verkalkung keineswegs ächtes Knochengewebe, denn es fehlen mindestens die Anastomosen der Kanälchen und der lamellöse Bau des letziern. Denn ein Durchbrechen der Knorpelgrundsubstanz von den Kanälchen scheint nur schwer zu geschehen, während die Körperchen in einer eröffneten Kapsel begreiflich nach der Seite der Oellnung mit anderen Körperchen leicht in Verbindung treten können. Sicherlich ge- hören auch gerade die exquisitesten Knochenkörperchen, welche in Knor- pelhöhlen getrofien werden, solchen Höhlen an, die vorher eröffnet und wieder ausgefüllt waren. Die concentrisch streifigen Verdickungsschichten der einzelnen Knorpelzellen aber und die zwischengelagerte Grundsub- stanz haben, einmal so weit gekommen, gewiss nicht mehr die Fähigkeit den eigenthümlich lamellösen Bau der exquisiten Knochen anzunehmen, von dem man weiss, dass er sonst stets das Resultat der successiven Ablagerung der einzelnen Lamellen ist. Wenn exquisites Knochengewebe an die Stelle jener Gruppen von verdickten und verkalkten Knorpel- zellen treten soll, so kann dies nicht durch Umwandlung, sondern nur durch Auflösung und Erseizung geschehen. Es wiederholt sich hier ge- wiss durchgängig das Verhalten bei der normalen Ossification, wo zuerst der Knorpel und dann grösstentheils auch der neue, durch die Einschie- bung in die jungen Markräume unregelmässige Knochen wieder aufgelöst — wird, also ein zweimaliger Ersatz stattfindet, ehe die exquisite Structur des Knochens vollkommen ausgebildet erscheint. Die vorher erwähnte mehr oder weniger osteoide Umbildung des Knorpels in einzelnen Zügen geschieht wahrscheinlich stets mit Bildung junger Zellen, bevor die einzelnen grossen Höhlen mit starken, von der Umgebung abgegränzten Verdiekungsschichten zu Stande gekommen sind, welche als Hauptargumente für die Entstehung der Knochen- aus Knons » pelkörperchen gegolten haben, und nach ihrer Verkalkung den von Meyer und Kölliker beschriebenen Zellen aus den Symphysen oft sehr abn- L lich sind. Was das Eintreten der Verkalkung bei Rachitis betrifft, so sehn mir, dass dieselbe bei hochgradigen Fällen ganz fehlt, so lange die Krank- heit eigentlich dauert. Wenigstens trifft man bisw eilen jenseits der offen- bar aus früherer Zeit stehen gebliebenen Reste von Knorpelverkälkung“ gar keine fest gewordenen Theile, obschon das Wachsthum seitdem ein be- trächtliches war. Treten dauernd oder vorübergehend Beilungstendenzen“ Ver 213 ‚ein, so ist wieder die präparatorische Knorpelverkalkung und die Ver- _ kalkung der osteogenen Substanz zu unterscheiden. Ich habe oben schon ‚erwähnt, dass ich die erstere nicht in den ältesten Knorpelschichten auf- ireten sah, sondern weiterhin in jüngeren Lagen. Die Verkalkung der "mehr oder weniger vollkommenen osteoiden Substanz erfolgt wie gewöhn- i ich ganz diffus, und scheint längs der grössern Markräume vorzurücken. azu kommen dann die von Kölliker beschriebenen Verkalkungen isolirter eher Zellen in kalkloser Umgebung, die um so häufiger zu sein ‚scheinen, je mehr bereits eine Heilungstendenz besteht, woher sich er- lären möchte, dass sie von Meyer und Virchow als seltener bezeichnet werden. In einigen hochgradigen Fällen sah ich gar keine, in dem er- Yähnten Fall mit starker gewöhnlicher Knorpelverkalkung sehr viele, aber weiter rückwärts als diese. Bisweilen ist man hier auch Verwechse- lungen mit geöffneten und ausgefüllten Höhlen ausgesetzt. Jedenfalls ist dabei zu beachten, dass die jüngst gebildete Extracellularsubstanz früher verkalkt als die ältere (die umgebende Grundsubstanz des Knorpels). Es stimmt dies mit dem besonders von Brandt und Reichert hervorgeho- jenen Verhalten bei der präparatorischen Knorpelverkalkung überein, wo alalls zunächst an den Höhlen die erste Kalkablagerung erfolgt, noch ir mit dem Verhalten der bereits angezogenen Zellen mit Verdickungs- hten an den Symphysen. Diese grössere Neigung zur Verkalkung in jüngern Schichten spricht jedenfalls für eine gewisse Verschiedenheit elben von der übrigen Grundsubstanz, mögen sie als Kapseln isolirbar oder nicht. Tomes und De Morgan (a. a. ©. S.115) haben Beobach- n gemacht, welche dafür zu sprechen scheinen, dass bei Rachitis nmen osteoiden Massen, sowie die sünkieh mit Verdickungs- ten versehenen Knorpelpartien, wenn sie erst einmal verkalkt sind, "lange persistiren können, ohne durch ächte Knochensubstanz ersetzt werden. Dieselben haben nämlich in den Knochen rachitisch gewese- Personen Partien gefunden, deren Knochenkörperchen strahlenlos . Diese Autoren nehmen an, dass hier die Kanälehen derselben räglich mit fester Masse ausgefüllt worden seien, was auch sonst bei 1 Individuen vorkommen soll. Nach der Abbildung a.a.0.Fig.12 b h glaube ich die Vermuthung äussern zu dürfen, dass es bich hier um Knorpelzellen mit verdiekten Wänden handelte, deren Con- n gegen die Grundsubstanz man sogar noch sehr gut erkennt, und ch glaube diese Beobachtung als einen neuen Beweis ansehen zu müssen, ass die Verdickungsschichten bei Rachitis nicht die Bildung ächter Koo- insubstanz bedingen, und um so weniger für die normale Ossification regen angesehen werden können. Dafür, dass auch bei Rachitis das exquisite Knocbengewebe nicht ürch directe Metamorphose des Knorpels entsteht, ist endlich noch eine h; tsache anzuführen, welche auch in anderer Beziehung von grossem nleresse ist. 14” 214 Es geht nämlich auch in dem nicht mehr knorpeligen TheilderSkeletstücke ingrosserAusdebnungdieBildung einer Substanz vor sich, welche vollkommen den Bau des exquisitenKnochens hat, mitderAusnahme, dass sie nicht oder wenig verkalkt ist. Diese dem sogenannten Knochenknorpel identische Substanz findet sich in den Markräumen der rachitischen Knochen von der Ossifications- linie an rückwärts. An dieser geht sie in die mehr oder weniger vol!- kommen osteoide Masse direct über, welche die Markräume des Knorpels auskleidet oder erfüllt. Sie verhält sich zu dieser Masse, wie beim nor- malen Knochen die weiter rückwärts gelegenen Bälkchen der spongiösen Substanz, in denen Knochenkörperchen und Lamellen bereits die be- kannte regelmässige Conformation haben, zu der zuerst erzeugten, dicht an die Ossificationslinie gränzenden Knochensubstanz, welche in die Hohl- räume ‚der schwindenden Knorpelverkalkung eingelagert und noch Reste derselben einschliessend, allerdings dieser nk als ächte Knochen- substanz bezeichnet werden muss, aber jene exquisit regelmässige An- ordnung noch nicht besitzt. Diese kalklose Kuochenmasse kann nicht durch nachträgliches Aus- ziehen der Erdsalze erklärt werden, da dieser Annahme die Anordnung der Substanz an vielen Orten, z. B. in der Markröhre mancher Knochen widerspricht!). Die auf Kosten des Marks neugebildete Masse verdient somit durchaus den Namen einer osteogenen Substanz. Diese osteogene Substanz findet sich gelegentlich auf unverkalktem oder verkalktem Knorpel gelagert, der sich an der Wand grösserer Mark- räume vorfindet; weiter rückwärts aber liegt sie entweder auf ällerem wirklichem Knochengewebe auf, oder sie bildet ganze Bälkchen und La- mellen der spongiösen Substanz für sich. Sehr häufig werden dünne Knochenbälkchen von einer Schicht osteogener Substanz aussen überzo- gen und wenn man hier durch Säuren den Kalk völlig auszieht, so ver- schwindet die Gränze der beiden Substanzen unter den Augen des Zu- schauers. Diese Gränze ist bisweilen eine verwischte, bisweilen eine scharf markirte. Es darf dies wohl dahin gedeutet werden, dass in. dem ersten Fall die rachitische Störung gerade während der allmäligen Bil- dung des Bälkchens im Vorschreiten war, während im zweiten Fall dem älteren Knochen später erst die kalklose Substanz aufgelagert wurde?), nachdem mittlerweile die Rachitis ausgebrochen war (s. Fig. 15). Dr An Fahr 4) Im Allgemeinen schliesse ich mich völlig der Ansicht Pirchow's an, dass die Ra- ehitis nicht in Erweichung der bereits gebildeten Knochen bestehe, doch muss hl ich sagen, dass mir einige Zweifel darüber geblieben sind, ob nicht in Fällen, wo die spongiöse Substanz gexen die Markröhre hin rarefeirt vorkommt, ein The I der kalkarmen Bälkchen dadurch zu Stande gekommen sei, dass die Erd- salze früher als die organische Grundlage entfernt werden. : Es bedarf kaum der Erwähnung, dass in dem Kalkgehalt überhaupt Uebergangs- stufen vorkommen, wie man denn auch in nicht rachitischen Knochen bisweilen“ H Y $ 4 ; ä = 215 Ein grosser Theil dieser Auflagerung osteogener Substanz darf als esultat des normalen Stoffwechsels angesehen werden. Denn es verge- und entstehen auch im Innern des normalen ‚Knochens während des ‚stattfindet. Rachitische Knochen geben in ähnlicher Weise wie die Kno- en mit Krapp gefütterter Tbiere eine gute Anschauung dieses gröberen fwechsels, wenn man Längsschnitte der spongiösen Substanz mit chwacher Vergrösserung betrachtet, wo dann im Allgemeinen der feste, \ nkle Knochen die älteren, die kalklose, hellere Masse die jüngeren rtien andeufet. Allerdings muss man dabei an Störungen durch wech- Inde Zu- und Abnahme des rachitischen Processes denken. Bei starker grösserung erkennt man zuweilen an denselben Bälkchen einerseits im Fortgang begriflene Anlagerung neuer, kalkloser Masse, während der andern Seite die unebene, porös-körnige Knochenmasse der Auf- lösung anheimfällt, Dieser Stoffwechsel, wobei feste Masse entfernt, und weiche dafür abgelagert wird, ist für die Beurtheilung der Cöhsit ehr der rachi- hen Knochen von Wichtigkeit. Denn es erklärt sich dadurch, wie r vor der rachitischen Ka ep gebildete Theil nn Be seine n Hin: da auch die compacte Rindensubstanz der Röhrenknöchen hl von dem oben erwähnten Stoffwechsel nicht frei bleibt, als auch esondere gegen die Markröhre zu fortwährend aufgelöst wird, wäh- ) der Cyclopaedia of anatomy. Art. Bone, haben sich gegen "die ı über beträchtliche Weichheit der rachitischen Knochen ausge- wie sie z. B. von Boyer gemacht worden sind. Auch Virchow feigentliche Krümmungen nur an dem weich gewordenen und weich liebenen Knorpel, während derselbe an dem knöchernen Theil nur In- ei onen und Fraeturen zulässt. Ich will gewiss die von Virchow viel- ı belegte Häufigkeit und Wichtigkeit der letziern Vorgänge, von denen t ich selbst mehrfach überzeugt habe, nicht in Abrede stellen, um so ehr, als sie auch in practischer Beziehung alle Aufmerksamkeit verdie- ‚ Allein dass rachitische Knochen in selteneren Fällen auch in den eren Partien ihre’ Festigkeit so einbüssen können, dass Krümmungen stehen, scheint mir unzweifelhaft. " Unter einer Anzahl von rachitischen Knochen, welche ich theils der fälligkeit von Prof, Friederich verdanke, theils frisch untersuchen inte, besassen einige eine beträchtliche Biegsamkeit, und es war der dünne Lögen an der inneren Oberfläche der Markrlöiume und Kanäle trifft, welche noch nicht völlig verkalkt sind. 216 Grund derselben in den anatomischen Verhältnissen auf die angegebene Weise deutlich. Bei dieser Biegsamkeit müssen dauernde mechanische Einwirkungen, namentlich der Schwere und der Muskeln nach und nach bleibende Krümmungen erzeugen. Diese werden jedoch stets Qache Bogen, nicht winklige Formen bilden, und nie so beträchtlich sein, als die durch Kpickung bedingten Deformationen, die an Zahl und Bedeutung weit vor- anstehen. Die interstitielle Entwickelung der zähen osteogenen Substanz trägt übrigens wahrscheinlich neben den analogen periostalen Schichten dazu bei, dass die Brüche des älteren Knochens meist als Infractionen auftreten. Es ist schwer zu beurtheilen, welches die Ausdehnung des erwähn- ten gröberen Stollwechsels in rachitischen Knochen gegenüber normalen im Ganzen ist, namentlich ob eine Vermehrung oder Verminderung in der Auflösung der festen Knochensubstanz statifindet, obschon einige Angaben für das Erstere zu sprechen scheinen (Virchow S. 461). Dagegen ist es mir nicht zweifelhaft, dass in manchen Fällen eine abneorme Vermehrung der neuen osteogenen Substanz im Innern des alten Knochens vorkommt. Ich habe einmal in den Rippen eines mehrjährigen Kindes, welche überall ziemlich biegsam waren, das Innere viel feinzelliger gefunden als normal, und die Bälkchen bestanden zum bei Weiten grössten Theil aus exquisiter osteogener Substanz mit sehr wenig verkalktem Knochen. Die Gegend, welche der ehemaligen compaeten Rinde entsprechen musste, war wenig abgegränzt, und dort sogar war nirgends die feste Knochen- substanz allein zu finden, sondern überall unverkalkte Substanz da- zwischen gelagert!), Auch an einigen Oberarmknochen_ fand ich nicht nur überall in der spongiüsen Substanz osteogene Masse vor, sondern auch die alte compacte Rinde enthielt solche in grösserer oder geringerer Ausdehnung, namentlich in ihren innersten, vom Periost am meisten ent- fernten Schichten. Sicherer dürfen als abnorme Vermehrung angeseben werden grössere Mengen osteogener Substanz, welche in der Mark- röhre von mehreren Oberarmknochen vorkamen. In dem Humerus eines ®/, jährigen Kindes zog sich von der spongiösen Substanz her durch’ die ganze Markröhre eine für das blosse Auge theils balkige, theils membra- nöse, unter dem Mikroskop fein spongiöse Schicht hin, die lediglich aus osteogener Substanz bestand. In einem zweiten Humerus fast aus der- selben Altersperiode ging das Ende der spongiösen Substanz gegen die Markröhre hin in ein sehr grobes Balkennetz aus reiner osteogener Sub- stanz über, welches sich durch einen grossen Theil der Markröhre er- streckte und in der untern Hälfte streckenweise einen rundlichen, die Röhre fast völlig ausfüllenden Strang bildete. In einem dritten Fall von sehr hochgradiger Rachitis bei einem älteren Kinde zog sich durch die 4) Ich bemerke, dass mehrfache Infractionsstellen dabei wohl unterschieden wurden. 1 u f j 217 ganze Markröhre eine fein spongiöse, nur bie und da von etwas grösseren Markräumen durchzogene Masse hin, welche weicher als Knochenknorpel war, mikroskopisch aber mit demselben völlig übereinstimmte. In allen diesen Fällen war von einer Knickung des Knochens nichts wahrzuneh- men. In dem letzten Fall war derselbe im Ganzen schwach gebogen , in den beiden ersten dagegen vollkommen gerade. An andern Knochen, wo die rachitische Veränderung der Enden geringer war, battle auch die Entwickelung der unverkalkten osteogenen Substanz im Innern eine ge- ringere Ausdehnung erreicht. Was die schwammige Substanz betrifft, so fand ich an den Enden grösserer Knochen bei höheren Graden von Rachitis mehrmals die fol- gende Anordnung. Zuerst kommt der gewöhnliche Epiphysenknorpel, ‚dessen innere Abtheilung die bläuliche Schicht mit den bekannten Rei- ben bildet. Die zweite Lage ist dann diejenige, wo Knorpelreste und ‚Markräume mit Ossificationsanfängen in einander greifen. An der Linie, von wo aus der Ossificationsrand nun zackig in den Knorpel eindringt, wo also die regelmässige Ossification unterbrochen wurde, finden sich dicht beisammen noch sehr verschiedene Entwickelungsstufen. Unver- ‚änderter und verkalkter Knorpel, die stehen geblieben sind, Knorpel mit - Verdickungsschicbten und kleine Stückchen fester Knochensubstanz von den Markräumen her eben gebildet, als die rachitische Störung eintrat; zwischen und über diese Theile zieht sich unverkalkte, mehr oder weniger ide Substanz hin, theils an den Wänden grösserer Markräume, tbeils in einzelnen geöffneten Kapseln gelagert, An diese unregelmässige Gränz- - schicht des Knorpels schliesst sich dann drittens eine Substanz, welche die grösste Aehnlichkeit mit einem sehr feinlöcherigen Schwamm hat. ‚Sie hat den Bau eines spongiösen Knochengewebes, dessen Maschen äusserst klein sind, während die Bälkchen zum grössten Theil aus osteo- ner Substanz bestehen, und nur sparsame Strahlen fester Kuochen- tanz bindurobziehen *). Hierauf folgt viertens eine Schicht, welche ich durch gröbere Maschen und eine grössere Resistenz unterscheidet, ‚so dass sie dem Druck nicht so leicht wie die feinmaschige Schicht nach- gibt. Sie zeigt auch mikroskopisch in den Balken mehr feste Knochen- anz, wiewohl vielfach von unverkalkter Masse überzogen oder von neren Bälkchen derselben durchsetzt. Hieran soll sich endlich die röhre schliessen, die aber, wie eben erwähnt, bisweilen noch grös- p Massen von osteogener Substanz enthält. 1 4) Diese Masse, welche schon Aufz (Virchow 8. 446) mil einem Schwamme mit sehr engen Maschen vergleicht, ist ollenbar etwas wesentlich Anderes, als was Vir- chow nach. Guerin als »spongoide Schicht« bezeichnet, nämlich die präparato- j rische Knorpelverkalkung; sie würde aber diesen Namen eher verdienen als ‚leiziere, welche unler allen Umständen spröde und brüchig, und eigentlich stets ein Produet der vor- oder nachrachitischen Bildungsperioden ist, und daher bei hochgradigen Füllen, wie Virghow selbst angibt (S. 434), bisweilen fast ganz fehlt. 218 Durch den Reichthum an kleinen Bälkchen osteogener Substanz im Innern müssen derartige rachitische Knochen nach der Heilung im Innern ein dichteres Gefüge haben und ich glaube dies auch an den Knochen eines Kindes gesehen zu haben, von dem ich vermuihete, dass es früher rachitisch gewesen. Doch scheint dies Verhalten nicht allgemein zu sein. In einem Fall habe ich trotz der Anwesenheit kalkloser Bälkchen die Markröbre sehr-gross und die spongiöse Substanz sparsamer gefunden als normal. Es würde dies vielleicht in höherem Grade entwickelt den ra- chitischen Schwund (Guerin) darstellen, von welchem indess auch Virchow (S. 161) nur geringe Grade angetroffen hat. Auch ist zu bedenken, dass es nicht leicht zu bestimmen ist, welche Diehtigkeit der spongiösen Substanz noch als normal betrachtet werden darf. Dieselbe unverkalkte osteogene Substanz findet sich übrigens wie in den Diaphysen, so auch in den Kernen der Epiphysen und der kurzen, z.B.Handwurzelknochen, deren ich noch kurz Erwähnung thun will, da sie gewöhnlich weniger berücksichtigt worden zu sein scheinen. An etwa bohnengrossen Epiphysenkernen im Kopf desOberarms fand ich in der centralen Partie einigemal Reste von Knorpelverkalkung, einige Bälkchen von fester Knochensubstanz und osteogene Substanz als Auflagerung der Markräume, in denen Mark mit Blutgefässen und Fett- zellen enthallen war. Die peripherischen Partien des Kerns dagegen waren blos durch Lacunen im Knorpel gebildet, an denen weder Ver- kalkungen, noch osteogene Substanz zu finden waren. Der Knorpel er- litt zum Theil eine Umbildung wie in den Knorpelkanälen an den ersten Spuren der normalen Knochenkerne (s. oben S. 187). Es kam aber nur zur Bildung, eines sehr unvollkommen osteoiden Gewehes. Dagegen fand ich zweimal in den Ausbuchtungen der Lacunen hyalinen Knorpel, der durch seine helle Beschaffenheit, seine scharfe Abgränzung gegen die umgebenden Partien, sowie die dichte Lagerung seiner kleinen Zellen sich als neue Bildung zu charakterisiren schien. Es kam also hier, nachdem der in der Bildung begriffene Knochenkern von der Rachitis ereilt worden war, nur mehr zu einer unvollkommenen Höhlenbildung im Knorpel, die nicht mehr von osteogener Substanz, sondern nur weichem Mark, viel- leicht hie und da von neuem Hyalinknorpel ausgefüllt wurde, über dessen Neubildung an andern Stellen rachitischer Knochen Virchow a.a. 0. nach- zusehen ist’). Eine andere Entwickelungsstufe zeigte ein erbsengrosser Kern in der 4) Die Neubildung von Hyalinknorpel bei Rachitis und andern pathologischen Vor- _ gängen schliesst sich an das embryonale Auftreten des Knorpels, und namentlich an das nachträgliche Auftreten von Knorpel an sog. Deckknochen enge an, wie dies von Kölliker und Bruch beobachtet wurde. Am eigenthümlichsten würde das Verhältniss sein, wenn der secundäre, an die Stelle des älteren gelretene Knor- pel neuerdings unter Markraumbildung von ächtem Knochen ersetzt würde. Az Rare ER er ie Te » w 219 ern Epiphyse eines Oberarmknochens. Hier fand sich blos ein feines z osteogener Substanz, gegen den Knorpel meist scharf abgesetzt, gar ne Verkalkung. "Ein stark erbsengrosser anscheinender Epiphysenkern des oberen Endes eines Oberarms endlich bestand bei genauerer Untersuchung blos s einem durch Erweichung und Zerfaserung des Knorpels gebildeten eunensystem, zwischen welchem unvollkommene Knorpelbalken übrig blieben. Hier fehlte auch die ächte osteogene Substanz. Die umgebenden Knorpelhöblen zeigten hie und da geringe Verdickungen ihrer Wand, aber lurchaus keine sternförmigen Höhlungen darin. Hier war also der höchste Grad der Abweichung gegeben : Höhlenbildung im unverkalkten Knorpel, mit Persistenz eines Theils des Knorpels; Erfüllung der Höhlen mit blos weicher, nicht osteoider Masse. ‚Bei einem angeblich 4 Monate alten Kinde mit mässiger Rachitis eich auch den Knochenkern im ersten Steisswirbel untersucht. Der- be hatte noch ringsum eine Lage von verkalktem Knorpel, der wie ine Kapsel eine buchtige Markhöhle umschloss. Diese llöhle war fast Il von einer dünnen Lage osteogener Substanz ausgekleidet, die an ıchen Stellen jedoch bereits kleine Haversische Systeme gebildet hatte. alkhaltiger Knochen war nicht da. - Es ist kaum glaublich, dass diese unverkalkte Masse im Innern der nochen in der Literatur der Rachitis, die mir nicht zur Hand ist, nicht valnt sein sollte, da sie bisweilen für das blosse Auge sehr wohl be- kbar ist. Die neueren histologischen Angaben über Rachitis indessen ten niebts darüber t). ‚In Betreif der Abweichungen, welche die Knochenbildung vom Pe- bei Rachitis erleidet, welehe viel mehr zu Tage liegen als die lilaginösen Vorgänge, und für meine Zwecke hier nicht direct von 2 sind, kann ich nur auf die Darstellung von Virchow verweisen. Dagegen mag schliesslich noch eines Verhältnisses bei rachitischen en Erwähnung gethan werden, von dem ich nicht weiss, ob es bis- pr worden ist. Es erreicht nämlich die rachitische cbied an den Oheräruiknochen von vier Rindern aufgefallen ‚war, die Veränderung stets am oberen Ende bedeutend entwickelter £), untersuchte ich in einem Fall die kleinen Knöchelchen der Hand ruch (a. a. 0. 8,94) gibt an, dass die Bildung des secundären Knochengewebes om Periost, den Markkanälen und Markräumen aus in derselben Weise im ra- c hitischen Knochen stattfindet wie sonst, spricht aber weder von der Kalklosig- t dieser Substanz, noch von ihrer grösseren Ausdehnung. Ich bemerke bei dieser Gelegenheit, dass in der sonst so genauen Analomie von Arnold Ill. 4282 wobl durch ein Versehen die Kerne des Proc. cubitalis als vor 220 | und des Fusses und fand bier an Mittelhand und Mittelfuss das untere Ende, an den Phalangen dagegen das obere Ende mehr affieirt. Auch bier verhielt sich der sogenannte erste Mittelhand- und Mittelfussknochen wie eine Phalanx. An anderen Röhrenknochen war das Verhältniss ebenfalls mehr oder weniger deutlich. Ob dasselbe ganz constant ist, wird sich leicht constatiren lassen. Vorläußg will ich dahin gestellt sein lassen, welches die Beziehung zur Richtung der Arteriae nutritiae sein mag und nur bemerken, dass jene Enden, wo die Epiphysenkerne auftreten sollen, durch ein sehr starkes Wachsthum ausgezeichnet sind, und es daher ganz natürlich ist, wenn die rachitische Störung dort in einer gegebenen Zeit ausgedehntere Veränderungen erzeugt, als wo das Wachsthum gerin- ger ist. Resumire ich die Abweichungen der intracartilaginösen Ossificalion bei Rachitis, so lassen sich folgende Punkte hervorheben. 4) Die präparatorische Koorpelverkalkung hört auf oder wird man- gelhaft. 2) DieMarkkanäle dringen in den unverkalkten Knorpel vor, weichen aber theils in der Ausdehnung und Form, theils in der Art ihrer Ent- wickelung ab. Im Allgemeinen ist ihre Ausbildung eine geringere. Der Knorpel erleidet dabei theilweise eine faserige oder osteoide Transfor- mation. 3) Im Innern der Markräume des Knorpels wird an vielen Stellen osteogene Substanz gebildet, deren Form, nach derjenigen der Markräume sich riebtend, häufig den Anschein gibt, als ob Knochenkörperchen. in ge- schlossenen Knorpelhöhlen entstanden wären. An andern Stellen kommt es nicht zur Bildung von osteogener Substanz, sondern die Markräume enthalten nur weiche oder unvollkommen osteoide Massen. Es kommen jedoch Zwischenstufen verschiedener Art vor. 4) Der zwischen den Markräumen abnorm persistirende Knorpel er- hält Verdickungsschichten, womit die Höhlen zum Theil Knochenkörper- chen ähnlich werden. R 5) Im Innern des schon gebildeten Knochens findet eine ausgedehnte y Anlagerung unverkalkter osteogener Substanz statt, unter theilweiser Resorption der festen Knochensubstanz. Mi Was das Verhältniss zum intracartilaginösen Wachsthum bei norma- len Knochen betrifft, so ergibt sielı einestheils eine Bestätigung dafür, dass ächte Knochensubstanz in den Markräumen aus weicher Masse her- vorgeht, Anderntheils lassen die Metamorphosen des Knorpels, weiche beim normalen Diaphysenwachsthum nicht vorkommen, keinen directen Rückschluss auf dieses zu. Wohl aber zeigen dieselben, wie manchfalig. die Zwischenstufen der verschiedenen Formen der Bindesubstanz sind, und geben die Mahnung, nicht zu leicht von einer Weise des Vorkommens dem des Caput aufiretend angegeben sind, was in der Regel wenigstens nicht . Fall ist. 221 of andere zu schliessen, da fast Alles, was denkbar ist, auch vorzukom- nen scheint. Ich will deswegen auch nicht behaupten, dass der Vorgang, wie man ihn für die normale Össification des Knorpels bisher gewöhnlich igenommen hat, gar nirgends vorkommen könne. Aber aus dem Verhal- der rachitischen Knochen geht kein Einwurf gegen den Satz hervor, dass das ächte, exquisite Knochengewehbe an dem Skelet des Menschen ind vieler Thiere auch da, wo es vom Knorpel her wächst, wie bei der ogenannten Bindegewebsossification, aus einer weichen Masse, durch inschliessung strahlig auswachsender Zellen in eine neue, alsbald skle- >» sirende Grundsubstanz hervorgeht. Schlussbemerkungen. Es sind im Früberen die verschiedenen Fälle betrachtet worden, wo h der gewöhnlichen Annahme ächte Knochensubstanz aus Knorpel rvorgehen sollte. Zuerst das Längenwachsthum der Röhrenknochen, ınn das Auftreten der ersten Spuren von Knochensubstanz in den Wir- In und im Innern grösserer Knorpelmassen überhaupt (Epiphysen, rze Knochen), endlich das erste Erscheinen ächter Knochensubstanz an Röhrenknochen der Extremitäten. Es hat sich dabei gezeigt, dass nschen und höheren Wirbelthieren wahrscheinlich überall, bei den ederen wenigstens sehr ausgebreitet nicht eine directe Umwandlung, dern ein Ersatz des Knorpels durch den Knochen stattfindet, und dass ei die ächte Knochensubstanz überall wesentlich auf dieselbe Weise h bildet, wie dies von dem periostalen Wachsthum der Knochen und nannten secundären Knochen bereits allgemein angenommen einzelnen Thatsachen noch vielfach nothwendig ist, so zeigt sich h bereits jetzt, dass die hier zur Erörterung gekommenen Verhältnisse verschiedenen Richtungen von allgemeinem Interesse sind, welche in der Kürze andeuten will. stens erscheint vom histologischen Standpunkt das exquisite gewebe des Menschen und der höheren Wirbelthiere mehr be- in der schon oben angedeuteten Weise als eine eigene Form der ubstanz bezeichnet zu werden als es bisher, insbesondere dem ] gegenüber, der Fall war, nachdem eine grössere Einheit in seiner wickelungsweise nachgewiesen ist. Es muss aber auch der Ausdruck nochen« um so mehr auf die exquisite Form beschränkt oder in jedem nen Fall näher bestimmt werden, als fast sämmtliche übrige Formen indesubstanz verkalkt oder » verknöchert« vorkommen. Dabei ist h zu beachten, dass zwischen der Koorpelverkalkung und dem 222 ächten Knochen zwar nicht zeitliche aber räumliche Zwischenstufen aller Art existiiren, sowie das Aehnliches in anderen Richtungen sich findet. i Diese genauere Bestimmung des Ausdrucks »Knochen« in Rücksicht auf die Form der organischen Grundlage ist zweitens vor Allem gefor- dert, wenn es sich um vergleichend-anatomische Angaben han- delt. Es kommen nicht nur bei den verschiedenen Thieren vorzugsweise die eben berührten Zwischenformen vor, und was bei dem einen »exqui- siter Knochen« genannt werden kann, würde es nicht sein, wenn man von einem andern ausginge, sondern es sind zum Theil bestimmte For- men des verkalkten Gewebes für bestimmte Gruppen von Thieren oder für bestimmte Stellen charakteristisch. Man hat vielfach darüber gestrit- ten, ob und wie weit im Allgemeinen die histologischen Charaktere der Skelettheile für ihre morphologische Deutung maassgebend seien. Aber wenn auch dies vielleicht nicht ganz durchgreifend der Fall ist, so liefern dieselben auf jeden Fall Behelfe von sehr bedeutendem Werth, und es muss in dieser Beziehung die Auffassung des exquisiten Knochengewebes gegenüber dem Knorpel, wie.sie hier vertheidigt wurde, wesentliche Mo- dificationen in der Anschauungsweise bedingen. Es muss dies ganz besonders der Fall sein, wenn man die histologi- sche und morphologische Entwickelungsgeschichte des Kno- chensystems den Ansichten über dasselbe zu Grunde legt, wie dies alle Forscher unumgänglich gefunden haben, welche sich in neuerer Zeit mit diesen Dingen beschäftigt haben. Hier tritt zuerst die Lehre von dem Primordialskelet gegenüber den Skeletstücken, die man als seeun- däre Knochen zu bezeichnen pflegt, in den Vordergrund. Die eine y Partei, deren hauptsächlichster Vorfechter in letzter Zeit Kölliker war, sah es als einen Unterschied von wesentlicher morphologischer Bedeutung an, H dass ein Theil der Knochen ursprünglich durch Verknöcherung von Knor- pel entstehe, während die anderen, nie knorpelig präformirt, aus einer membranösen, bindegewebigen Grundlage hervorgeben. Die andere Par- tei dagegen, mit Reichert an der Spitze, leugnete die diesem Verhalten hi zugeschriebene Bedeutsamkeit, indem sie die Grundlage der primordialen Knochen als hyalin-knorpelig, die der andern Knochen als bäutig-knorpe- lig bezeichnete. In Beziehung auf diese Charakterisirung der organischen Grundlage der sog. secundären Knochen muss ich mieh völligdem anschlies- sen, was Bruch (a a.a. 0.8.98) und Virchow (a.a. 0. 8.440 u. 457) darüber sagen, nämlich dass der Unterschied der Ansichten nicht so gross ist; al es schien, indem die ossificirende Substanz bald mehr dem Knorpel, bald mehr dem Bindegewebe gleicht. In der That ist bisweilen die Grund- substanz vor der Verkalkung so homogen und gleicht auch nach un zusatz der spiegelnden enstschane so, dass man die Masse fügli einen Knorpel mit zackigen Zellen nennen könnte. Anderemale Fe ist die Grundsubstanz so stark netzförmig-faserig und vor der Verkalkung i 223 o wenig dicht, dass sie einem Knorpel sehr unähnlich ist‘). Dabei blieb er immer die bedeutende Verschiedenheit stehen, dass in dem einen ein Knorpelstück als temporärer Repräsentant des Knochens eine it lang persistirte, in dem andern nicht. Nach der hier gegebenen Darstellung des Verhältnisses von Knochen und Knorpel nun fällt der histologische Unterschied der primordialen, präformirten und der nichtpräformirten Knochen so gut wie ganz weg, jem auch in jenen der Knorpel nicht als solcher ossifieirt, sondern sich ın seine Stelle ein Gewebe setzt, welches mit dem der nichtpräformirten nochen identisch ist, wobei allerdings höchst wahrscheinlich Abkömmlinge ler Knorpelzellen zu Knochenzellen werden. Dagegen wird das zweite Mo- ment jetzt um so bedeutsamer. Die Stücke des Primordialskelets besitzen Jurch ihre knorpelige Präformation ein Stadium, welches die seeundären Knoehen nicht haben; ein Stadium, dessen provisorische Bedeutung für ie höheren Wirbelthiere eben dadurch deutlich wird, dass diese präfor- "Masse nicht in Knochen übergeht, sondern erst wieder schwinden ‚ umdem definitiven Skelettheil Platz zu machen. Schon Nesbitt?) ind nahm an, dass Knochen erst da entstehen, wo eine nicht so harte sse von gleicher Grösse nicht ausreichen würde. So glaubte er, dass die frühe Verknöcherung des Schlüsselbeins und der Rippen dazu mmt sei, die Bewegungen des Herzens vor Hindernissen zu bewah- ‚Obschon eine so ins Einzelne gehende teleologische Begründung sich iwerlich durchführen lässt°), so liegt es doch nahe, im Ganzen für die us angemessen ist. Man könnte so die Chorda dorsalis als das erste, : ste, der Urform des Thieres entsprechende Skelet ansehen, wel- äter von dem zweiten, knorpeligen Skelet grossentheils verdrängt bis endlich dieses wieder bis auf grössere oder kleinere Reste un- 2 um dem Skelet aus ächter Knochensubstanz zu weichen. Berg- *) hat auf diese Weise bereits ein primäres, secundäres und tertiäres et unterschieden, musste jedoch vollkommen in Uebereinstimmung "damals herrschenden Ansicht über das Knochengewebe bemerken, las Verhältniss der Chorda zu den Wirbelkörpern ein anderes sei, as eines Knorpels zu den Knochen, die sich aus ihm entwickeln. vo sich zeigt, dass auch der Knorpel nicht einfach in den Knochen ‚ wird auch hierin das Verhältniss des tertiären knöchernen Schon Henle (Allg. Anat. 826) führt an, dass die Lamellen des Knochenknorpels bald glashell, bald faserig sind. Östeogenie. Lebers. von Greding 4758. S. 23. rymann bemerkt, dass es kleine Kuochen- und grosse Knorpelfische gebe. n ber die Skeletsysteme der Wirbelthiere.. Göttinger Studien 1845. 1. Abthl. . 200. 224 Skelets zu dem secundären knorpeligen ein wenigstens ähnliches*). Auch in Folgendem zeigt sich eine Uebereinstimmung. Der Knorpel tritt zu einem grossen Theil als Beleg in der Umgebung der Chorda auf, aber nicht ausschliesslich. Ehenso bildet sich das knöcherne Skelet zu einem grossen Theil an der (äusseren oder inneren) Oberfläche des knorpeligen, aber es kommen auch Knochenstücke vor, die sehr frühzeitig, andere, die schon von Anfang an vom Knorpelskelet unabhängig sind. Die relative Entwickelung der drei verschiedenen Skeletformen zeigt dann eine unendliche Reihe, an deren einem Endpunkt das Chorda-Skelet fast allein dominirt, während an dem anderen das dritte, ächt knöcherne an Masse und Bedeutung so über die beiden andern prävalirt, dass Wenig vom Knorpel und fast Nichts von der Chorda übrig bleiht?). ß Auf die Bedeutung der Vascularisation bei dem Ersatz des knor- peligen durch ein knöchernes Skelet hat Bruch wit Recht hingewiesen. Sie erreicht einerseits in letzterem eine Ausbildung, wie sie in ersterem nicht vorkam und in Knorpelverkalkungen überhaupt kaum vorkommt, andererseits aber ist die Gefässbildung selbst für die Entstehung der ächten Knochen von entschiedenem Einfluss, und es möchte vielleicht so- gar die Reihenfolge ihres Auftretens zum Theil hiermit zusammenhängen. Für die wesentliche Bedeutung der gefässhaltigen Kanäle bei der Bildung ächter Knochenkerne im Innern des Knorpels, welche von den alten Ana- tomen fast durchgängig angenommen wurde, glaube ich oben die ent- scheidenden Belege beigebracht zu haben. Die Gefässbildung erscheint also theils als Zweck, theils als Mittel bei der Ausbildung des knö- chernen Skelets der höheren Wirbelthiere. Dass die nicht knorpelig präformirten Knochen zum guten Theil frü- her auftreten, als solche, die an die Stelle knorpeliger Massen treten, kann — 4) Es ist eine Auffassung denkbar, wonach dieses Skeletschema eine noch grössere Berechtigung haben würde. Wenn man annähme, dass bei der Bildung ir ächten Knochensubstanz im Innern von Knorpel die Kanäle, von denen sie aus- geht, gewissermaassen Einslülpungen des Perichondrium seien, und alle Kno- chenzellen Abkömmlinge der aus Perichondrium hervorgehenden Markzellen, so würde auch hier das terliäre Skelet theils ganz selbständig, theils als Beleg des 7 secundären (knorpeligen) entstehen, ohne irgend aus dem lelzten hervorzu hen. Es ist dies indessen nicht wahrscheinlich, da an vielen Stellen wenigstens der Anschein sehr dafür ist, dass Abkömmlinge der Knorpelzellen selbst zuKkno- chenzellen werden. R 2) frühzeitig völlig schwindet, als gewöhnlich angenommen wird. Abgesehen v wir Ich muss jedoch hier bemerken, dass auch beim Menschen die Chorda nieht so den Wirbelsynchondrosen sind am hinteren und vorderen Ende der Wirbel- säule, im Steissbein, Zahn des Epistropheus, Basilarknorpel, nach der Geburt | noch deutliche Reste der Chorda und ıhrer Scheide zu finden, welche erst durch die Ossification völlig zerstört werden. Eine ausführlichere Mitlheilung hierüber behalte ich mir vor. — Eine andere Frage, auf die ich bier nicht eingehen will, ist die, wie viel von bindegewebeartigen Massen bei höheren, wie bei ganz nie- deren Wirbelthieren eiwa als unverkalktes Analogon der Theile des tertiären, knöchernen Skelets betrachtet werden darf. “w 225 bei nicht auffallen, ist aber, wie Bruch bemerkt hat, der üblichen cksweise » primäre, seeundäre Knochen « ungünstig, da diese leicht af die Zeit der Ossification zu schliessen veranlasst. Ueberdies verdient ach der bier aufgestellten Betrachtungsweise ein Knochen, der sich an die Stelle eines Kuorpels setzt, gewissermaassen die Benennung »secun- ir« eher als einer, der von vornherein knöchern erscheint. Es dürfte deshalb geeignet sein, nach dem Vorschlag von Bruch jene Ausdrücke anz fallen zu lassen und stets die unzweideutigen Ausdrücke » präformir- skeletstücke handelt. Eine weitere Verwirrung entsteht aber leicht durch den Ausdruck » Primordialknochen«, den Bruch für den verkalkten Knor- pel gebraucht, während unter dieser Benennung sonst auch Skeletstücke standen werden, welche in dem primordialen Knorpel vorgebildet ren, aber aus ächter Knochensubstanz bestehen. Man würde, sobald s sich um die histologische Bezeichnung handelt, wohl am besten den jusdruck Knorpelverkalkung oder kalkhaltiger Knorpel dem ächten Kno- en gegenüber setzen. Der erörterte Gegensatz zwischen knorpeligem und knöchernem Ske- it kann jedoch auch jetzt nicht als ein vollkommen durchgreifender hin- estellt werden. Es würde weniger wichtig sein, dass auch im Knorpel isch persistente Verkalkungen vorkommen, wie bei den Plagiostomen, dass auch sonst kleine Mengen derselben an den Enden der meisten istücke mit dem ächten Knochen eng vereinigt sind. Aber die Ueber- formen zwischen Knorpel, Knochen und Bindegewebe sind zu zahl- ‚um eine scharfe Trennung vorzunehmen zwischen den knorpeligen en nicht präformirten knöchernen Theilen, da für letztere das Kri- m präformirt gewesener Skelettheile fehlt, dass sie sich an die Stelle geschwundenen Knorpelstücks gesetzt hätten. Indessen ist auch rennung zwischen der Chorda dorsalis nebst ihrer Scheide und dem en. Ein anderer Punkt, welchen die Auffassung der knöchernen Skelet- ‚gegenüber den knorpeligen wesentlich influenzirt, ist dieZurück- rung des Skelets aufeine bestimmte Zahl von Stücken. pflegte in der ınenschlichen Anatomie die beim Erwachsenen in der I noch trennbaren Stücke als eigene Knochen zu beschreiben. Allein ie vergleichend-anatomische Beurtbeilung des Skeleis war damit his gewonnen. Zunächst legte man grossen Werth auf die Zahl der rünglich getrennt auftretenden Knochenkerne. E. H. Weber ') hob * längst die Bedeutung hervor, welche neben den Knochenkernen Zahl der Koorpelstücke haben müsse, aus denen die knorpeligen indlagen vor dem Eintritt der Verknöcherung bestehen, und Bruch 4) Meckel's Archiv. 1827, S. 281 u. 238, Be 226 stellte den Satz auf, dass im Primordialskelet die getrennt auftretenden Knorpelkerne, in den nicht präformirten Theilen aber die Knochenkerne als selbständige Knochen aufzufassen seien. Es wäre nun zu untersuchen, _ wie sich zu diesen verschiedenen Momenten die Zahl der getrennt auf- tretenden Kerne von ächter Knochensubstanz verhalten, denn die früheren Zählungen betrafen grossentheils die mehr auffällige Knorpel- verkalkung. In vielen Fällen stimmt ihre Zahl allerdings mit jener der Knorpelverkalkungen überein und es ist möglich, dass bei dem diffusen Auftreten mancher periostalen Knochenschichten, und noch mehr bei nicht präformirten Knochen eine Zählung der kleinsten Anfänge kaum statthaft ist. Allein das Verhältniss bei den Wirbeln des früher erwähn- ten 3zölligen Rindslötus war auffällig genug, um weitere Untersuchungen zu veranlassen. Ich sah nämlich in einer grösseren Zah! von Wirbeln je einen gefässhaltigen Knorpelkanal jederseits in den Körper eindringen, was mit der paarigen Anlage der Wirbel zusammenstimmt, während die Knorpelverkalkung um die Chorda, wie auch Bruch angibt, obschon sie hie und da zweilappig erschien, doch zwei getrennt auftretende Kerne nicht deutlich erkennen liess. Die vergleichende Osteologie wird die Ge- schichte der Entwickelung der knorpeligen Anlagen, der Knorpelverkal- kung und der ächten Knechensubstanz (wozu noch die fibrösen dem Skelet zuzuzählenden Theile kommen), nicht entbehren können. Eine Reihe von fremden und eigenen Angaben in dieser Richtung hat Bruch bereits gesammelt. Es wird aber noch lange dauern, bis die Thatsachen zu einiger Vollständigkeit kommen, vor Allem in Betreff des Schädels*). Zum Schluss mag die Andeutung erlaubt sein, dass auch die patho- logische Anatomie, welche sich der bisher üblichen Auffassung der nor- malen Osteogenese ebenfalls angeschlossen hatte, bei einer Revision der Lehre von der Entwickelung und dem gegenseitigen Verhältnisse der Knorpel- und Knochengebilde wahrscheinlich theilweise dieselben Ver- hältnisse vorfinden würde, wie sie hier von der normalen Ossification auseinandergesetzt wurden. Doch ist dabei zu erinnern, dass einestheils 4) Ein Beispiel gibt das Keilbein. Bruch hat an die Beobachtungen von J. F. Me el anschliessend bereits angeführt, dass dasselbe bei Menschen und Säugelhieren aus sehr verschiedenen Bestandtbeilen zusammengesetzt ist, und bezeichnet di a beiden Wirbelkörper mit ihren Bögen als dem primordialen 'Skelet angehörig, die Plerygoidea externa und Cornua sphenoidalia als einseitige Auflagerungen, & die Pierygoidea inlerna aber als selbständige Deckknochen. Wie schwer es aber se ein wird, in Betreff der einzelnen Anfänge ächter Knochensubstanz bei verschiede- nen Thieren so ins Reine zu kommen, dass weitere Schlüsse erlaubt sind, kann man abnehmen, wenn man die ausführlichen Darstellungen über die Entwicke- lung des menschlichen Keilbeins von Meckel (Deutsches, Archiv 4815. 8. 648) und Pirchow (Entwickelung des Schädelgrundes 1857. S. 15) vergleicht, die übrigens schon hinsichtlich der gröberen Conformation nicht durchaus über- einstimmen. Das letztgenannte Werk zeigt jedoch zugleich, welche Folgerungen sich an dergleichen Studien anschliessen können. ’ # & ”) 227 ie pathologischen Knochenbildungen bereits zu einem sehr grossen Theil nicht aus Knorpel hervorgehend erkannt sind, dass anderntheils, wie schon die Rachilis zeigt und aus den schünen Arbeiten von Virchow, ier, €. 0. Weber hervorgeht, bier complicirtere Verhältnisse und na- mentlich manchfaltigere Zwischenformen und Uebergänge vorkommen ‚als bei der normalen intracartilaginösen Ossifieation. “= Resume. 4) Das intracartilaginöse Knochenwachsthum geschieht jenschen und Säugethieren nicht durch direeten Uebergang des Knor- in Knochensubstanz. ) Indem die verkalkte Grundsubstanz des Knorpels streckenweise ilzt, werden die Knorpelhöhlen von den Markräumen desKnochens net: 7 ) In den so entstandenen Hohlräumen entsteht die Grundsubstanz s Kuochens als eine neue Bildung. 4) Die sternlöürmigen Knochenhöhblen gehen auch hier nicht durch analbildung aus den Knorpelhöhlen hervor, sondern entstehen da- ‚ dass sternförmig auswachsende Zellen in die Grundsubstanz ein- ;chlossen werden. 5) Diese Grundsubstanz ist nicht je um einzelne Zellen trennbar ; ; Schichtung ist der Ausdruck der successiven Ablagerung. anz, eine Art von Pseudomorphose, gibt häufig den Anschein en Uebergangs der Knorpel- in Knochensubstanz. igt werden. ‚ An einzelnen Stellen, z. B. wo sich der intracartilaginöse Ossifi- process schliesslich begränzt hat, bleiben constant Reste des ver- N Ben übrig, welche von dem ächten Knochen wohl zu ünter- iden sind. 9) Die in den strahligen Höhlen eingeschlossenen Knochenzellen m aus den Knorpelzellen hervor, indem durch Wucherung junge Zel- issen entstehen (fötales Mark), von denen ein Theil, sternförmig schsend, in die Knochensubstanz eingeschlossen wird, während die leren das Mark bilden. An der Bildung jener Zellenmassen haben die Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. IX, Bd. 15 228 Knorpelkanäle, welche vor der Verkalkung der Grundsubstanz vorhanden sind, einen grösseren oder geringeren Antheil. 10) Bei Vögeln (Huhn) ist das intracartilaginöse Knochenwachsthum im Wesentlichen dasselbe. Der Knorpel wird nach und nach zerstört und von den so entstandenen Markräumen aus wird die Knochensubstadz neu gebildet. 14) Bei den niederen Wirbelthieren kommt derselbe Ossifications- hergang wenigstens sehr häufig vor. Auch bei Polypterus ist der Typus der Ossification derselbe. 12) Das erste Auftreten ächter Knochensubstanz im Innern von Knorpel geht von den Knorpelkanälen aus. Es bilden sich in denselben osteoide Massen mit sternförmigen Zellen, welche durch Verkalken Knochen werden, während die verkalkte Knorpelsubstanz zer- fällt. Dies gilt von den kurzen Knochen, z. B. den Wirbeln, Fusswurzel- knochen, sowie von den Knochenkernen in den Epiphysen, Das Wachs- thum dieser Knochen erfolgt dann in der zuvor angegebenen Weise. 43) Das erste Auftreten ächter Knochensubstanz an Röhrenknochen geht von dem Perichondrium aus, während der Knor- pel im Innern unter Markbildung zerfällt. Dies geschieht bei Menschen nach vorheriger Verkälkung, bei Vögeln, Fröschen ete. grösstentheils ohne diese. Erst nachdem Markräume im Innern der periostalen Knochenröh- ren entstanden sind, beginnt auch dort ächte Knochenbildung, und das intracartilaginöse Wachsthum ist dann das früher beschriebene. Die Rip- pen der Menschen und Säugetbiere verhalten sich wie Röhrenknochen. 14) An dem intracartilaginösen Ossificationsrande rachitischer Knochen betrifft der Mangel der Verkalkung nicht allein den Knorpel, sondern auch die neugebildete Knochensubstanz, welche Momente bisher + zusammengeworfen wurden. 45) Die Form der Markräume ist bei Rachitis eine abweichende, indem nur eine unvollständige Zerstörung der ursprünglichen Knorpel- masse stattfindet. N 16) Ausserdem zeigt sich häufig statt des raschen Zerfallens des Knorpels eine langsame Transformation desselben nach Art der Knorpek-? kanäle, welche der Ossification vorhergehen. % 17) Ebenso ist häufig der Bildungshergang der neuen Knochensub- stanz ein unvollkommener, lentescirender. 48) In den abnorm persistirenden Knorpelresten kommt es zur Bike dung von Verdiekungsschichten um die Zellen. Ein grosser Theil dessen aber, was als Porenkanalbildung in Knorpelhöhlen gedeutet wurde, ist auch. hier auf die oben erwähnte Pseudomorphose durch Ausfüllung vo Knorpelhöhlen mit Knochensubstanz zu beziehen. R 19) Im Innern rachitischer Knochen kommt sehr ausgedehnt die Bil- dung einer osteogenen Substanz (kalklosen Knochensubstahz) vor. Bei höheren Graden werden hiedurch die Knochen biegsam. vi se 229 20) Die rachitische Veränderung ist an denjenigen Enden der Röh- enknochen stärker ausgeprägt, wo früher Kerne in den Epiphysen auf- eten. 24) In den Kernen der Epiphysen zeigen sich die verschiedenen Grade der rachitischen Ossificationsstörung sehr auffällig. Bei hohem Grade entstehen nurBHöhlen im unverkalkten Knorpel, welche mit weicher, nicht osteoider Masse gefüllt sind. 22) Ein Rückschluss von rachitischen Knochen auf den normalen Issificationshergang ist bei den manchfaltigen Abweichungen der erste- ren nur in sehr beschränkter Weise zulässig. - 93) Die Uebereinstimmung, welche nach den vorstehenden Erfah- rungen in der Entwickelung des exquisiten Knochengewebes an ver- iedenen Stellen stattfindet, fordert.auf, dasselbe als.eigene Form der ndesubstanz sowohl dem Knorpel als dem exquisiten Bindegewebe ge- überzustellen, welche beide durch Verkalkung nicht zu »ächtem Kno- n« werden. 24) In chemischer Beziehung erläutert der beschriebene Hergang der artilaginösen Ossificalion das Verhältniss des Glutin zum Chondrin. em der glutingebende Knochen sich als neue Bildung an die Stelle des schwindenden Knorpels setzt, ist es nicht mehr nöthig eine Erklärung für den Uebergang des einen Stoffes in den anderen zu suchen. 25) Für die Lehre vom Primordialskelet ergibt sich einerseits die rung, dass zwischen den knorpelig präformirt gewesenen Knochen- ken und den bisher sogenannten secundären Knochen ein wesent- » Unterschied in der histologischen Entwickelung ihrer Substanz gar jcht existirt. Andererseits tritt in mehr morphologischer Beziehung eine Jeutende Verschiedenheit darin auf, dass die präformirten Skeletstücke en völligen Ersatz durch eine neue Masse erleiden, also ein provisori- ‚Stadium besitzen, welches den nichtpräformirten Skeletstücken lieser Weise abgeht. 26) Das knöcherne Skelet verhält sich ähnlich zum knorpeligen, wie ses zu dem primitiven Skelet: der Chorda dorsalis, 27) Endlich erleidet die Lehre von den Ossificationspunkten, aus nen sich die Skeletstücke entwickeln, Modificationen, insofern die bis- fast allein berücksichtigten Knorpelverkalkungen von den Anfängen ter Knochensubstanz unterschieden werden müssen.. Fig. Fig. A. 2. 230 Erklärung der Abbildungen. Längenschnitt durch den Össificalionsrand einer Phalanxepiphyse vom Kalb, in Chromsäure, Man sieht die Markräume des Knochens, welche in den Knorpel vordringen, indem dessen Höhlen theils in longiludinaler, theils in transversaler Richtung eröffnet werden. An den Wänden der Markräume lagert sich die Knochensubstanz mit den zackigen Höhlen ab, in denen theilweise die Zellen sichtbar sind. Sie erscheint zuerst als eine dünne Lamelle und füllt nach und nach die Buchten aus. In den meisten Markräumen ist das Mark weggelassen. a. Markräume, deren Communication mit den übrigen ganz oder theilweise in der Ebene des Schnittes liegt. bh. Anscheinend geschlossene Räume, deren Communication wahrschein- lich weggeschnitten ist. . Grundsubstanz des Knorpels, deren Erdsalze durch Chromsäure grössten- theils entfernt sind, d. Junges Mark, mit einem Blutgefäss. . Eine nur auf einer Seite von der festen Grundsubstanz umschlossene Knochenzelle. f. Eine geöffnete Knorpelhöhle, an deren Wand eine dünne, auch im ‚Profil sichtbare Lamelle von Knochensubstanz abgelagert ist. In dem stehen gebliebenen oberen Theil dieser Lamelle liegt eine Knochen- höhle mit ihrer Zelle, welche, von der Fläche gesehen, blass erscheint, Hiedurch entsteht der Anschein, als wenn die Knorpelhöhle ganz aus- gefüllt wäre. 9. Eine theilweise ausgefüllte Höhle, deren Oefinung an einer Seile von einer neueren Larmelle von Koochensubstanz: verlegt worden ist. In dem Rest der wahrscheinlich an einer weggeschnittenen Wand noch , ollen gewesenen Höhle liegt eine Markzelle, Links unten liegt ein diekeres Bälkchen, welches im Innern noch N etwas Knorpelsubstanz enthält, deren Buchten von allen Seiten mit Knochensubstanz erfüllt und dadurch ausgeglichen sind. vi ©” m Querschnitt aus demselben Knochen wie Fig. 1, dicht hinter dem Ossif- cationsrand. ti a. Knorpelgrundsubstanz. b, Knochensubstanz, R Man erkennt die seitlichen Communicationen der zu Markräumen werdenden Knorpelhöblen, sowie besonders, dass die Ablagerung der “ Knochenmasse an den Wänden derselben Markräume ungleichmässig erfolgt, so dass sie an manchen Stellen bereits eine gewisse Dicke erreicht, während sie an andern fehlt, wo der Einschmelzungspro noch im Fortschreiten begriffen ist.’ In der Mitte der Figur ist ein Theil der Knochenlamelle aus einem anliegenden, grösstentheils weggeschnil- tenen Markraum von der Fläche sichtbar. Längenschnitt durch den Ossificationsrand des Mittelslücks vom Metatars eines 2 Fuss langen Rindsembryo's. Die Erdsalze sind Lheilweise durch Chromsäure entfernt. Man sieht das Hervorgehen länglicher Markräume aus den Reihen von Knorpelhöhlen, deren seitliche Wände gleichzei 231 000057 „durchbrochen werden. Die‘ Knorpelzellen sind zum Theil durch Zusam- 000 menfallen verändert. a. Knorpelgrundsubstanz. . „b.. Knochensubstanz. ‚ec. Zellen, welche theilweise von der Knochensnbslanz umschlossen sind, im Profil gesehen. d. Gefässhaltiges Mark. e. Die aus Knochensubstanz bestehende Lamelle ist hier so in den Schnitt zu liegen gekommen, dass sie mit 2 Zellen (Knochenkörperchen) von der Fläche sichtbar ist. Hiedurch entsteht, wie bei fin Fig. 1, der An- schein, als ob die Knorpelzellen direct zu Knochenkörperchen gewor- den wären. f. Ein grösseres Stückchen der neuen Knochenlamelle, in dem zackige Höhlen mit ihren Zellen theils im Profil, theils von der Fläche sichtbar sind. In einer Zelle ist der Kern deutlich. Längenschniti durch den Ossificationsrand des Miltelstücks der Tibia von einem jungen Huhn, a. Knorpel. b. Verkalkter Knorpel. ce. Knochen mit Knochenkörperchen. d. Markräume, welche leer gelassen sind. Die Figur zeigt, wie die Knorpelverkalkung allmälig schwindet, wäh- rend von den Markräumen her der ächte Knochen sich nach und nach "anlagert. Ein Rest des verkalkten Primordialknorpels umgeben von ächter Knochen- _ subslanz, aus dem Hammer eines Erwachsenen. Trockenes, geschliffenes Präparat. Man sieht 7 mit Luft gefüllte Knorpelhöhlen, deren Kapseln (Verdickungsschichten) durch ihre hellere, homogenere Beschaffenheit sich mehr oder weniger vor der übrigen Grundsubstanz des verkalkten Knor- pels auszeichnen. Durch eine Gränzlinie, deren Buchten Bruchstücken anderer Knorpelhöhlen entsprechen, ist von der Knorpelverkalkung ge- ai trennt der ächte Knochen, dessen Anordnung in der zunächst liegenden, frühesten Schicht weniger exquisit ist als in den folgenden. Es ist hier be? zugleich ein Beispiel der successiven Anlagerung der Knochenlamellen auf = eine convexe Fläche gegeben, während siein den Haversischen Systemen R Aa imder Regel an die concave Seite erfolgt. "Ein "Theil der Gränze zwischen Knorpelverkalkung und Knochen aus Fig. 4 slärker vergrössert. a. Knorpelverkalkung. au d. Knochen. «8. 9. 40. Querschnille durch eine Rippe von einem menschlichen Fötus aus dem 3. Monate; schwach vergrössert. Querschnitt durch den vorderen, ganz knorpeligen Theil der Rippe. Der Knorpel ist durchaus kleinzellig. . Sebnitt am Beginn der Ossificalion, etwas schief geführt. Die Knorpel- höhlen sind beträchtlich vergrössert, am wenigsten die ganz in der Peri- pherie gelegenen, linsenförmigen Höhlen. Auf einer Seite hat die Verkal- kung in der Grundsubslanz begonnen. Zugleich hat sich als erste Anlage der ächten Kaochensubstauz eine schillernde Rinde an der äusseren Ober- fläche des Knorpels gebildet. Fig. Fig. Fig. . 40. .41, 43, 14. Fig, 43. g. 16. 232 Die Verkalkung der Grundsubstanz zwischen den sehr grossen Knorpel- höhlen ist vollendet. Die peripherische Knochenrinde ist dicker geworden und zeigt Anfänge von Gefässkanälchen. Die verkalkte Masse im Innern ist grossentheils zerfallen und Mark an ihre Stelle getreten. Durch Verdiekung der Knochenrinde am oberen und unte- ren Rande unter Bildung zahlreicher Haversischer Kanälchen hat die Rippe ihre flache Form erhalten. Erstes Auftreten der ächten Knochensubstanz im Os cuboideum eines Kindes. a. Knorpel, dessen Höhlen gegen den Knochenkern hin anwachsen. b. Knorpelverkalkung. e. Knorpelkanal mit weichem Inhalt. d. Erste Knochenlamelle mit sternlörmigen Körperchen im Umfang des Knorpelkanals. Querschnitt durch einen Brustwirbel von einem 3zölligen. Rindsembryo, schwach vergrössert. a. Knorpelverkalkung im Körper. In der Mitte ist die Chorda dorsalis mit ibrer helleren (unverkalkten) Umgebung sichtbar. Von der Wirbel- höhle tritt jederseits ein gefässhaltiger Knorpelkanal heran. d. Knorpelverkalkung in den Wirbelbögen, die Oberfläche des Knorpels bereits erreichend. Zellen ınit ramificirten Forlsätzen aus der Wirbelsynchondrose eines 8zöl- ligen Rindsembryo's. Stück vom Querschnitt des Oberschenkelknochens von einem 3zölligen Rindsembryo. a. Verkalkter Knorpel. b. Unverkalkte Rindenschicht des Knorpels mit linsenförmigen, der Ober- Nläche parallel gestellten Zellen. e. Rinde aus üchler Knochensubstanz. d. Periost, von welchem her die Knochenrinde wächst. Bälkchen aus der schwammigen Substanz hinter dem Ossificationsrande von einem rachilischen Knochen. a. Reste von Knorpelverkalkung. b. Aechter Knochen, dessen buchtige Gränze bei c noch die Form der Knorpelhöhlen trägt, deren Wände später geschwunden sind. d. Osteogene Substanz (Knochen ohne Kalk), welche sowobl auf dieKnor- pelverkalkung als auf den ächten Knochen aufgelagert ist. Von letzle- rem ist sie theils scharf geschieden, theils geht sie allmälig in densel- ben über (bei «). Stückchen vom Ossißcationsrand eines rachilischen Knochen. Dasselhe zeigt einen Markraum mit vielen kleinen Ausbuchtungen, welche durch Arrosion benachbarter Knorpelhöhlen entstanden sind. Der grössere Raum wie die Ausbuchtungen sind zum grossen Theil von einem weichen Inhalt erfüllt, der an den dunkelschattirten Stellen sklerotisch geworden, aber nicht verkalkt ist. Die zackigen Körper sind Iheils in der weichen, theils in der sklerotischen Masse eingeschlossen, Die überall einfachen Zellen der henachbarten Knorpelhöhlen sind zusammengefallen. aund bsind Knorpel- höhlen, welche anscheinend geschlossen und mit derselben mehr oder we- niger sklerosirten, zackige Körper einschliessenden (osteoiden) Masse gefüllt sind, wie die Ausbuchlungen des Markraums. Höchst wahrscheinlich jedoch bestand eine Communicalion derselben mit einem Markraum, welche durch den Schnitt entfernt worden isl. 233 Nachtrag. 4. Baur (Müller's Archiv 4857. Heft IV.) hat in neuester Zeit ebenfalls die Um- _ wandlung des Knorpels in Knochen geleugnet und die Entstehung des letzteren durch "Verknöcherung eines von den Tochterzellen der Knorpelzellen gebildeten Blastemes beschrieben. Derselbe hat sich jedoch auf die Untersuchung der Diaphyse von Röh- enknochen beschränkt und daran ähnliche Beobachtungen gemacht wie Sharpey und Bruch, dieselben jedoch den seither, namentlich durch Virchow, modificirten Kennt- nissen über die Knochensubstanz gemäss gedeutet, Die früheren Angaben über diese _ Verhältnisse werden nicht erwähnt, ebensowenig die Entwickelung der Knochensub- - slanz an andern Stellen nachgewiesen, obschon die erwähnte Bildungsweise des Kno- chens als allgemein gültig bingestellt wird. Auch darin hat sich Baur die Sache leicht - gemacht, dass er, wie früher Tomes und Todd-Bowman, dieRöhren, welche den Längs- reihen der Knorpelzelien entsprechen, einfach zu den concentrischen Lamellensyste- men des Knochens werden lässt, so dass »einer einfachen Reihe von Knorpelzellen alle Knochenkörperchen eines Lamellensystems entsprechen.« Andere Differenzpunkte rgehend will ich nur noch bemerken, dass auch der Schlusssatz des Verfassers, »dass somit der Lehre von der Identität des Knorpels mit Knochen und Bindegewebe > un ihre wichtigste Stütze genommen ist,« mir nach einer so beschränkten thatsäch- en Grundlage nicht gerechtfertigt erscheint. Der Ausdruck »Identität« besagte stets ‚ als offenbar gemeint war, und wäre in dieser Beziehung wohl besser vermieden . Wenn man aber dafür den Ausdruck setzt, der auch den früheren Erfahrun- enllich entsprochen hätte, ‚dass Knorpel-, Knochen- und Bindegewebszellen og sind und Uebergänge zwischen denselben vorkommen, so ist dies auch jetzt richtig, wenn es auch gerade an der von Baur untersuchten Stelle weniger er- ich ist. Deber die Entwickelung der Eucharis multicornis. Y Von Carl Semper. Mit Tafel XI. So zahlreiche und zum Theil sehr eingehende Untersuchungen ‚wir auch über die Ctenophoren besitzen, so gering sind doch bis jetzt unsere Kenntnisse von der Entwickelungsgeschichte derselben. Selbst in der neuesten Arbeit über diese Gruppe, in den »Studien über Organisation und Systematik der Ctenophoren«') von Gegenbaur finden wir nur die Beschreibungen einiger jüngerer Formen, durch welche jedoch wenigstens so viel festgestellt wird, dass manche Rippenquallen (Cydippidae?) einer wirklichen Metamorphose unterworfen sind. Es mag deshalb nicht ohne Interesse erscheinen, eine etwas vollständigere Reihe von Beobachtungen mitzutheilen, welche ich im Herbste 4856 in Triest über die Entwicke- lungsgeschichte derEucharis multicornis anstellte; um so mehr, als durch dieselben eine ganz einfache Entwickelungsweise ohne Dazwischentreten eines Larven- oder Ammenstadiums für jene Gattung nachgewiesen wird. Zwar bleibt die Beobachtungsreihe noch immer sehr lückenhaft; ein Mangel, welcher hauptsächlich seine Erklärung findet in der abhängigen Stellung, die man Meeresströmungen, Winden, Regen, allen auf den Normalzustand des Seewassers störend einwirkenden Ursachen gegenüber einnimmt. So war es mir nicht vergönnt, durch künstliche Befruchtung eine ganz zusammenhängende Reihe der verschiedenen Entwickelungsphasen her- stellen zu können ; ich musste vielmehr die frei im Meere berumschwim- menden Eier auffangen und durch Aneinanderreihung der einzelnen be- obachteten Stadien allmälig eine vollständige Reihe herzustellen versu- chen. Dass ein derartiger Versuch einige Lücken lassen würde, war namentlich bei sehr beschränkter Zeit leicht einzusehen; dass ich diese“ lückenreiche Reihe veröffentliche, mag mir bei dem Interesse der Sache nicht verübelt werden. ‚ 4) Archiv für Naturgeschichte 1356. 235 Das ausgebildete befruchtete Ei der Eucharis mulflcornis lässt eine sehr dünne Eihülle erkennen, welche ziemlich weit von der eigentlichen ganz glashellen Eizelle absteht, an welcher man weder eigentliche Dotter- nasse noch Keimbläschen erkennen kann. Der Durchmesser des Eies mit er Eihülle beträgt etwa Y,,—"2", der der eigentlichen Eizelle Y.— 0. Die Furchung (Fig. 4— 4) geht im Allgemeinen nach bekannter Weise r sich; sie unterscheidet sich von allen ähnlichen durch das frühe Auf- tan einer nicht sehr regelmässig begrenzten centralen Höhle, welche die erste Anlage des Magens darstellt. Ganz dasselbe Verhalten sehildert Gegenbaur‘) von Sagilla; ein Umstand, der mich geneigt machen: würde, die vorliegenden Eier für Sögitianeier. anzusprechen, wenn dies nicht durch verschiedene, später zu erwähnende Umstände mindestens sehr wahrscheinlich gemacht würde.. Man bemerkt diese Höhlung zuerst in en Furchungsstadium mit 46 Furchungszellen (Fig. 2). Bald, nachdem die ersten Entwickelungsstadien durchlaufen sind, rend weicher die einzelnen Furchungszellen ziemlich gleich gross en, bildet sich die erste’ Anlage des eigenllichen Embryos durch Dif- nzirung der Furchungszellen in zwei gesonderte Zellenlagen (Fig. 4), eren eine, die äussere, aus grösseren, ziemlich. hellen Zellen -_. ürch welche die innere kleinzellige Lage als etwas dunklerer Kern bin- rehschimmert. In diesem Stadiurn ist die centrale Höhle auf ein Mini- um redueirt, doch lässt sie sich durch Gompression immer noch leicht achweisen. In dieselbe Periode fällt auch die Bildung der Mundöflnung, lche in der ersten Anlage als seichte Grube auf der Oberfläche des hten Bies auftritt; diese Grube wird allmälig tiefer und dringt bald in die zweite Zellenschicht in der Form eines Trichters ein_(Fig. 5). en Schritt mit der Ausbildung desselben hält auch die des eigent- n Magens, dessen erste Anlage ich schon erwähnt habe, bis endlich e bis jetzt noch gänzlich gesonderte Höhlungen zusammenstossen und ne einzige mit der Aussenwelt communieirende Höhlung. gebildet ist « 6), in der man jedoch als Andeutung einer nicht ganz gleichmässi- Ausbildung einen Vorsprung oder eine Falte findet. , Allmälig geht ch diese Falte verloren und die Höhlung erlangt eine gegen die Grösse nbryos ganz übermässige Ausdehnung (Fig. 7). leichzeitig geht die Theilung der Zellen, aus denen noch immer le Schichten des Embryos bestehen, in kleinere vor sich; namentlich fen sich die rundlichen Zellen der äusseren Schicht sehr schnell in irfache Lagen sehr kleiner Zellen um, welche sich auf der äussern he abplatten und dadurch dem Embryo einen sehr glatten Umriss Jeiben, der ilım in früheren Stadien abging. Sobald diese äussere Lage jört sich zu verlindern, fangen die Zellen der inneren Lage an, ausser- nllich zu wachsen, ohne sich jedoch, wie es scheint, dabei zu ver- N Ueber die Entwickelung der Sogilla, 4. Bd. d. nalurf, Gesellsch. in Halle. 236 | mehren, so dass*dadureh das Lumen der Verdauungshöhle, welche vorhin einen so beträchtlichen Raum einnahm, nun auf'ein sehr kleines Maass zurückgedrängt wird. in, a1 Bis dahin war noch eigentlich kein, die Geroidennatur dieser Eier beweisender, Anhaltspunkt gegeben. In die nächste Zeit fällt aber die Bildung von Organen, welche “man "bisher als charakteristisch für die Gruppe der Gtenopboren angesehen haite: ich meine die Schwimmplätt- chenreihen '). Hat sich nämlich die innere Zellenlage derartig ausgebildet, dass die Magenhöhle nur noch als kurzer Trichter aufzufinden ist, doch noch früher, als in derselben die inneren Organe anfangen sich auszubil- den, so treten die Schwimmplättchen als kleine stumpfconische Erhe- bungen an der Oberfläche auf (Fig. 8), und lassen gleich auf den ersten Blick durch ihre achtreihige Anordnung in dem Embryo eine junge’Ce- roide erkennen. Die Anzahl dieser ursprünglichen Papillen ist’dieselbe, wie die der Schwimmplättchen des erwachsenen Thieres, nämlich 8 in jeder Reihe; wie ihre Bildung aus den Zellen der Epidermis, welche überall wimperlos war, vor sich ging, blieb unermittelt, da mir nur ein - einziges Thier in diesem Stadium zu Gebote stand, und dieses während der Beobachtung schnell zu Grunde ging. Nach und nach wachsen diese Papillen länger aus, bald fangen sie an, sich zu bewegen, und schon im Eie nehmen sie eine Form an, welche, bis auf den Unterschied in der Grösse, ganz und gar derjenigen der Schwimmplättchen des erwachsenen Thieres gleicht. In diesem Stadium beginnt das junge Thier schon selbst- ständige Bewegungen innerhalb der Eihülle, welche jedoch weder durch Flimmerepithel — welches allen Entwickelungsstadien ohne Ausnahme abgeht — noch durch die Muskulatur des Körpers hedingt wird, sondern ganz allein auf Rechnung dieser Schwimmplättchen zu schreiben ist. 4 Jetzt beginnt die Ausbildung der inneren Organe. In dem Maasse, wie sich durch die weitere Ausbildung der Schwimmplätichen eine freiere Beweglichkeit der jungen Eucharis herstellt, geht auch die Ausbild des Trichters und der übrigen Organe vor sich. Leider sind meine Beobachtungen darüber sehr dürftig ; auch möchte ich die Figur 9. nicht, 4) Diese scheinen nach einer Beobachtung Gegenbaur's (1. c. p. 203) ihren We für die Charakteristik der Ctenophorengruppe einbüssen zu sollen ; doch mö es gerathen sein, ihnen immerhin noch so lange ihren systematischen Werth lassen, als nicht durch die Entwickelungsgeschichte des Singosoma ruli nachgewiesen wäre, dass auch die jüngeren Formen dieses Thieres jener rakteristischen Schwimmplättchenreihen entbehren. Dass eine rückschrei Metamorphose auch in dieser Gruppe vorkommt, scheint durch eine Cydipp! larve, deren erste Beobachtung wir Gegenbaur (l. ec. p. 187) verdanken, be sen zu sein, und es ist somit durchaus nicht unwahrscheinlich, dass hier Rückbildung jener Locomotionsorgane Statt gefunden hat. Sehen wir doch, gerade die Locomotionsorgane, namentlich in der Gruppe der Gliederihie mitunter ganz ausserordentlichen rückschreitenden Melamorphosen unterw fen sind. PEN 237 Is naturgelreu angesehen wissen, da sie aus dem Gedächtniss nach einer schlechten Skizze wieder hergestellt werden musste, nachdem mir die ım Orte der Beobachtung 'verfertigten Originalzeichnungen verloren ge- angen waren. Deshalb unterlasse ich es aueh, eine schon dem Eie ent- ehlüpfte junge Eucharis multicornis, welche durch ihre Form schon sehr n die des erwachsenen Thieres erinnert, abzubilden, da mir die noth- irflige Skizze, welche ich davon besitze, nieht genügende Anhaltspunkte r Ausführung bietet. Noch während des Eilebens geht die Bildung des Trichters und des Nervensystemes vor sich; auch sieht man zugleich zu yeiden Seiten des Trichters zwei Organe (Fig. 9 a u. 9 b) liegen, welche nz und gar gegen die übrigen Organe abgeschlossen zu sein scheinen, eren weitere Ausbildung mir aber unbekannt geblieben ist. Der Magen al sich ebenfalls wieder vergrössert, der Mund ist ziemlich weit und ld, noch während des Eilebens, bildet‘der Mundrand acht kleine Vor- prünge, die Anlagen jener Mundanhänge, welehe 'der Gattung Eucharis zenthünlich sind. Bald wächst auch der Körperrand am Eingange in ' Trichterhöble zu zwei kurzen, breiten Fortsätzen aus, in denen man ht die ersten Anfänge jener colossalen Lappen erkennt, welche dem sgebildeten Thiere zukommen und durch ibre grosse Contractilität und weglichkeit dem Thiere einen ausserordentlich wechselnden ‚Charakter ihen. In diesem Zustande verlässt die junge Rippenqualle das Ei, uf den Mangel des Wassergefässsystemes und die geringe Ausbildung, "verschiedenen Anhänge schon ganz dem ausgewachsenen Thiere 4. rsuchte, en, geht wohl klar genug namentlich aus den letzten twickelungsstadien hervor; noch aber bleibt mir übrig, die Zusam- ‚ehörigkeit der ersten und letzten Stadien und die Abstammung der- von der Eucharis multicornis nachzuweisen. Zu der Zeit, als ich mit dem Netze fischte, waren Eucharis multicornis und Cydippe »ostata die einzigen Rippenquallen, welche im Hafen von Triest auf- n wurden ; von diesen beiden konnte es mun die erste sein, von Eier abstammten, da ich durch Vergleichung der aufgefangenen solchen, die ich aus geschlechtsreifen Individuen. der C. brevi- a erhielt, in der bedeutenden Grössenverschiedenheit: beider ein res ‚Mittel erhielt, sie von einander zu trennen. Ausserdem fand ich er letzten Ceroide nur wenige Bier frei im Meere schwimmend. Zu Zeit befand sich im Hafen von Triest eine ungeheure. Menge ge- reifer Sagitten, deren Species unbestimmt blieb, auf welche ich, :hon oben erwähnt, die ersten Furchungsstadien zu beziehen ge- re, wenn nicht einmal schon die geringere Grösse der Sagitten- nn aber auch bestimmte Unterschiede in den feineren Verhältnis- ogen sprächen. Die geineinschaftliche Eiweisshülle der Sagitteneier, n einer besonderen Eihülle un jedes einzelne Ei, dieDeutlichkeit 238 des Keimbläschens mit dem um ihn gelagerten Körnchenhofe, die ausser- ordentliche Regelmässigkeit der Furchungszellen, dies Alles dem Verhalten der von mir beobachteten Eier entgegengesetzt, scheint mir die Annahme, als habe hier eine Verwechselung mit Sagitteneiern stattgefunden, völlig auszuschliessen. Weniger entscheidende Anhaltspunkte habe ich für die Zusammenstellung der ersten -und letzten Entwickelungsstadien , doch wird, wie ich glaube, dies gerechtfertigt durch die gleiche Grösse der Eier in allen Stadien, die gleiche Lage des Dotters in der weit abstehenden Eihülle, vor Allem aber durch das gleichzeitige Auftreten aller dieser Sta- dien. Namentlich scheint mir auch für eine Zusammengehörigkeit dersel- ben der Umstand zu sprechen, dass ich niemals Eier fand, welche ich nicht entweder auf jene ausgebildeteren Formen, oder auf die Furchungs- stadien hätte beziehen müssen. So lückenhaft nun auch meine Beobachtungen geblieben sind, so geht-doch, ‚wie mir däucht, wenigstens so viel daraus bervor, dass die Gattung Eucharis weder einer Ammenzeugung, noch auch einer Metamor- phose unterworien ist. Weitere Schlüsse darauf gründen zu wollen, bleibt gewagt, zumal da wir durch Gegenbaur’s Beobachtungen auch den Nach- weis einer wirklichen Metamorphose bei manchen Rippenquallen erhalten haben. Diese Verschiedenheiten in der Entwickelungsweise so ähnlicher Gattungen, wie Eucharis und Cydippe, lassen es erwarten, in der Gruppe der Ceroiden noch auf, complicirtere Entwickelungsvorgänge zu stossen, und machen es doppelt wünschenswerth, das Dunkel, welches noch über _ der Entwickelungsgeschichte der andern Gattungen dieser Gruppe schwebt, baldigst aufgehoben zu seben. Nachsehrift. Zufällig machte ich kürzlich in v. Siebold’s Jahresbericht für niedere Thiere für 4859 (Troschel’s Archiv) die Entdeckung, dass bereits 1846 von Price’) die Entwickelung einer Rippenqualle, der Cydippe pileus, den wesentlichsten Momenten nach vom ersten Anfang an bis zur vollendeten Form beschrieben worden ist. Dass diese Beobachtung bisher der Auf- merksamkeit, wie es scheint, fast aller Zoologen entgangen ist — wenig- stens scheint sie J. Müller sowohl, als Gegenbaur unbekannt geblieben zu sein — dürfte seinen Grund in der Form jenes Jahresberichtes finden. Nach Price nimmt das junge Thier schon sehr frühe die Form des aus- tewachsenen an, selbst die beiden Tentakel sind schon vorhanden und es fehlen ihm nur die Taschen, in weiche jene sich zurückziehen können, 4) Reports of Ihe British Association 1846. 239 ınd die Seitenfransen derselben. Diese Beobachtungen kann ich nach en Untersuchungen, welche ich kürzlich hier anzustellen Eee ppe pileus die Be mai lalinhenreihen und die beiden Tentakeln, mit hen er schon bald anfängt herumzutasten. Das Nervensystem mit den örbläschen sowohl, wie die zeit Verdauungshöble sind auch schon einer Cydippe beschreibt, sind a vorhanden. Kiel den 29. November 1857. Carl Semper. Erklärung der Abbildungen. 4 bis Fig. 4. Verschiedene Furchungstadien. Man sieht in den drei letzten die ‚eentrale Höhle durchscheinen. Die Mundöffnung hat sich in Form eines Trichters gebildet. Magen und Mundöffnung sind in Verbindung getreten, nen ist ganz glalt geworden und nimmt den grössten Raum des Em- . Die Schwimmplättchenreiben sind in Form von kleinen Papillen sichtbar. Junge Eucharis multicornis, dem Auskriechen nahe. Das chemische Skelett der Wirbelihiere. Ein physiologisch-chemischer Versuch von Albert von Bezold, Die Asche eines Organismus sein chemisches Skelett zu nennen, er- scheint auf den ersten Blick als ein gewagter Vergleich. Allein es ist viel Richtiges daran, Schon die Entstehung beider bietet Analogien. Was das Messer des Anatomen an dem Leichnam übrig lässt, wenn es alles ihm zugängliche weggeräumt, das: bleibt als Skelett zurück; was das Feuer des Chemikers an dem Organismus verschont, wenn alles Uebrige seiner Gewalt erlegen, das nennt man seine Asche. Wenn ferner in dem Ske- lette die Hauptstütze, das Form- und Haltgebende für den Organismus er- kannt werden muss, so lässt sich nicht verkennen, dass die anorganischen Stoffe, die im Geschöpfe vorhanden sind und die als Asche zurückbleiben, die Grundlage, das richtunggebende Element für den Stoffwechsel dessel- ben darstellen. Eiwas Wichtiges ist jedoch hier zu bedenken: Das Feuer ist mächtiger und gefährlicher als das Messer. Das chemische Skelett, die Asche, ist ein mannigfach verändertes Gebilde, dem gegenüber, wie wir uns die Aschenbestandtheile im lebenden Organismus angeordnet denken müssen. Der Process der Einäscherung löst alte Verbindungen und bringt neue zu Wege; er verjagt einzelne Glieder des Skelettes durch Reduetion : z. B. Phosphor und Schwefel, eben so auch in manchen Fällen durch un- vollkommene Oxydation; er fügt Anhängsel an andere Glieder, durch Oxydation. Allein die Architektonik des Ganzen leidet nicht erheblich darunter, sobald man nicht zu viel aus der Constitution der Aschen er- schliessen will; die Hauptglieder werden erhalten und es giebt Mittel, durch verschiedene Methoden die man anwendet, den Verlust soviel als möglich zu decken, und den Zuwachs, wenigstens in seinen Consequen- zen, auszuschliessen. Das Bedürfniss, ein Bild von der Constitution dieses Skeleltes aus den verschiedenen grossen Abtheilungen des Thierreiches zu besitzen, ist, wie ich schon früher (s. diese Zeitschrift VIII. S. 488 u. 489) hervorgehoben ‚ 241 hähe, ein philosophisches und ein mehr praktisches. Ein philosophisches desshalb, weil wir in den Verhältnissen, nach denen den anatomischen Anordnungen chemische entsprechen, die Herrschaft unabänderlicher Ge- selze zu vermutben Grund haben ; ein praktisches aus dem Grunde, weil ir durch Reiben derartiger Untersuchungen Grundlagen erhalten, auf die gestützt wir zur besseren Kenntniss der Zahlenverhältnisse, welchen die Richtung und Intensität des thierischen Stoffwechsels unterliegt, veiler forizuschreiten vermögen. — Ich habe im Folgenden den Versuch Be im Anschluss an meine Arbeit »über die Vertbeilung von Was- ete.« (diese Zeitschrift VII.) eine Anschauung von der Vertheilung der ‚einzelnen Aschenbestandtheile im Körper der Wirhsilhiere zu geben, u und einen Theil der Veränderungen zu beleuchten, welche die Anordnung erselben während der Entwickelung des Individuums durchläuft. Zu die- sem Behufe lege ich die Resultate von 11 Aschenanalysen vor, die ich von Wirbelthieren verschiedener Klassen und verschiedenen Alters angestellt e. Die Resultate, die Bauer (Ueber d. Gehalt d. Organ. an Wasser etc. 2, diss.) an der Asche der Maus erhielt, habe ich neben die meinigen ellt, nachdem ich den Schwefel- und "Chlorgehalt einer nach einer erfreien Methode angestellten Correctur unterzogen habe. Die Zahlen v 1 Schmidt, die derselbe für einige Akehohbektandıheilk der Katze erhielt (Vi erd aunngssäfte und Stoffwechsel) habe ich bei der Besprechung meiner esultate zur Vergleichung benutzt. a ereteichbar mit den meinigen sind die Zahlen, die Beaudrimont und Si. Ange durch Aschenanalysen bei Froschlarven verschiedenen Sta- ums erhalten haben, da dieselben ganz unvollkommen vorgenommen sserdem existiren keine Analysen der Aschen von ganzen Thier- smen. — Ich erfülle eine angenehme Pflicht, indem ich meinem verehrten Leh- , Herrn Prof. Scherer, auf dessen Veranlassung und in dessen Labo- torium die nachfolgenden Bestimmungen vorgenommen wurden, für glitigen Rath, den er mir im Laufe dieser Untersuchungen zu Theil an liess, meinen innigsten Dank ausspreche. _ Was nun den Gang der Analyse anlangt, der bei den folgenden tersuchungen eingehalten wurde, so war derselbe für die meisten der tersuchten Aschen folgender: 4) Die gewogene Asche wurde mit warmem Wasser digerirt, fAiltrirt. ıs Filtrat wurde eingedampft, geglübt und gewogen. Der Filterrück- nd wurde geglüht und gewogen. - 2) Der in Wasser lösliche Theil der Asche wurde, nachdem er gewo- in war, wieder mit wenig Wasser gelöst, wenn nölhig nochmals filtrirt, ıd die erhaltene Lösung auf 400 CC. gebracht. 8) Der in Wasser unlösliche Theil der Asche wurde mit Salzsäure hrmals gekocht, die Lösung wurde filtrirt, eingedampft, getrocknet, 242 um alle Kieselsäure unlöslich zu machen, mit etwas HCl befeuchtet, in heissem Wasser gelöst und warm filtrirt. ‘Die Lösung wurde gleichfalls auf 100 CG gebracht. 4) Mit der wässrigen Lösung wurde folgendermaassen ver- fahren: a) In einem genau abgemessenen Theil derselben wurde nach An- b) d = säuerung mit Salpetersäure das Chlor durch Zusatz von AgONO, gefällt, der Niederschlag ausgewaschen, getrocknet, geglüht und gewogen. In einem andern Theile wurde die Phosphorsäure mittelst Zusatz von Chlorammonium, Ammoniak und schwefelsaurer Magnesia gefällt, der Niederschlag stark geglüht (zuletzt unter Zusatz von NO,) und gewogen. In einem dritten Theile der Lösung wurde die Schwefelsäure als Ba0SO, gefällt und gewogen. Ein vierter Theil der Lösung wurde mit Barylhydrat versetzt, fil- trirt, das Filtrat mit kohlensaurem Ammon gefällt, filtrirt, das Filtrat auf dem Wasserbade eingedampft, geglüht nach Zusatz von HC], und gewogen. Man erbielt hiedurch die Alkalien in Form von Chloralkali. Dies wurde in wenig Wasser gelöst, und durch Be- handlung mit Platinchlorid und Alkohol wurde das Kali als Kalium- platinchlorid gewogen und durch Subtraction das Chlornatrium indirect bestimmt. 5) Diesalzsaure Lösung wurde behandelt, wie folgt: e) Ein genau abgemessener Theil derselben wurde mit Ammon im N 9 h — — Ueberschuss versetzt. Der Niederschlag auf ein Filter. gebracht, mit ammoniakhaltigem Wasser ausgewaschen und in Essigsäure gelöst. Der in Essigsäure unlösliche Rückstand ergab geglüht und gewogen die Menge des phosphorsauren Eisenoxyds. Die essigsaure Lösung des Ammoniakniederschlages wurde mit Oxalsäure versetzt. Der Niederschlag geglübt und gewogen ergab den an die Phosphorsäure gebunden gewesenen Kalk in Form von kohlensaurem Kalk. Das Filtrat vom oxalsauren Kalk wurde eingeengt, mit Ammon verselzt und stehen gelassen. Der Niederschlag heftig geglüht und gewogen ergab die Menge der im Ammoniakniederschlag vorhan- den gewesenen phosphorsauren Ammoniakmagnesia in Form von pyrophosphorsaurer Mägnesia. Das Filtrat der phosphorsauren Ammonmagnesia wurde nun mit SO,Mg0, NH,Cl und NH, versetzt. Der Niederschlag stark ge- glüht und gewogen lieferte dieMenge der im Ammonniederschlage an den Kalk gebunden gewesenen Phosphorsäure in ee von pyrophosphorsaurer Magnesia. ur 243 i) Im Filtrate vom ersten Ammoniakniederschlage wurde der nicht an die Phosphorsäure gebundene Kalk als opalsaurer Kalk gefällt und als kohblensaurer Kalk gewogen. k) In einem anderen Theile der Lösung wurde die Schwefelsäure als schwefelsaurer Baryt bestimmt. Ü) In einem dritten Theile der Lösung wurden Kali und Natron wie sub d. bestimmt. Auf die angegebene Weise wurde die Mehrzabl der Aschen behan- delt. Bei einigen anderen wurde ein einfacheres Verfahren eingeschlagen, indem die unverbrennlichen Bestandtheile vollständig in Salzsäure gelöst, d diese Lösung wie oben behandelt wurde. Um den Sch wefel- und Chlorgehalt genauer zu ermitteln, wurde eine Anzahl neuer Trocknungen vorgenommen. Die Trockensubstänzen wurden sorgfältig zerkleinert, gut gemischt, im Ganzen gewogen. In ein- einen gewogenen Theilen dersölken wurden Chlor und Schwefelsäure besonders bestimmt. Zur Ermiltelung des Chlorgehaltes wurde die nes: bei nicht zu grosser Hitze verkohlt. Die Kohle wurde I dünnter Salpetersäure behandelt, filtrirt, und im Filtrat das Chlor lorsilber bestimmt. a "Zur Bestimmung des Schwefelgehaltes wurde eine gewogene Menge feinzertheilter Trockensubstanz mit salpetersaurem Natron gemischt und ‚eschmolzen. Die geschmolzene Masse wurde in Salzsäure aufgenommen ind hier die Schwefelsäure durch Chlorbaryum ausgefällt, geglüht und ‚ewogen. Die Kieselsäure wurde zwar in den meisten Fällen auch bestimmt, ht durch fremdartige Substanzen, Sand etc. verunreinigt gewesen Deshalb habe ich in Folgendem die Kieselsäure nicht berück- Bei der Darstellung der durch die Analyse erhaltenen directen Zahlen mache ich mit den Säugethieren den Anfang. Hier wurde die Asche ) eines 6monatlichen menschlichen Fötus, 2) einer Parthie neugeborner weisser Mäuse, 3) einer Anzalıl A ktägiger weisser Mäuse vollständig unter- icht. In der ersten Asche war durch die Hitze der Muffel jedenfalls ein heil Schwefel und Chlor verloren gegangen. Bei 2 und 3 ist der gefun- ne Chlorgehalt als dem wahren nahekommend anzunehmen; der ch welelgehalt ist dagegen viel zu gering gefunden. Ausser diesem habe ich noch die Zahlen für Schwefel und Chlor, welche Bauer bei der erwachsenen Maus fand, corrigirt, indem ich in einer en Trockensuhstanz jede dieser beiden Substanzen nach der oben an- ebenen Weise besonders bestimmte. Zeitschr. f. wissenseh. Zoologie. IX. Rd. 16 244 1. Säugethiere, 4) 5% monatlicher menschlicher Fötus. Gewicht des Fötus = 523,405 Gr. der Asche = 10,565 ‚, Dieselbe wurde fein zertheilt und = 1,000 ,‚, davon zur Analyse abgewogen. In Wasser löslich = 0,490 ‚, unlöliich = 0,810 „, A. Wässrige Lösung. In 400 Theilen. 4) 20 CG lieferten AgCl = 0,0640 Gr. 0,0760 Cl 2)20 CC ,, Ba0S0Q, = 0,0145 „, 0,0497 SO, 3) 20 CC ” PO,2MgO = Spuren Spuren 4)30CC ,, Chloralkali = 0,054 „, 0,0232 KaO 5)30 CC. ,„, _Platinchloridkal. = 0,1155 „, 0,0423 Ka 0,0210 Na 0,1822. 1 B. Saure Lösung. j In 400 Theilen. 1) 30 CC ergaben 0,016 Fe,0,PO, 0,0516 Fe,0,PO, 18CC . ,„, 0,009 N 0,5799 CaOPOz 2) 30CC , 0,174 Ca0CO, 0,0476 2MgOPO, BCE 7, °2.0,1059 5 5, 0,0057 Ca0SO, 3) 30.CC „, ’ 0,014 2MgOPO; 0,0287 Ca0CO, VICE 7 70,0085 ” 0,0309 KaO 4) 30 CC, 0,41% '2MgOPO, 0,0400 NaO IBcc ee, 0,7764 5) 30 CC ,, 0,010 Ca0Co, 48:60: re 6) 20CC ,, 0,002 Ba0SO, 7) 30.CC _, 0,0450 Chloralkali 30 CC .,,. 0,0475 Chlorplatinkalium. 2) Neugeborene Mäuse. Gewicht von 44 neugeborenen Mäusen = 419,577 ‚„, der kohlereichen Asche = 0,402 ‚, der in BO löslichen Bestandtheile= 0,0725 „» der in BHO unlöslichen ,, —= 0,2885. A. Wässrige Lösung. We Auf,50 GC gebracht. In 50 Theilen. d 1) 10 CC gahen-AsCl = 0,0100 Gr. Chlor 0,0125 2) AOCC ‚„, Ba0SO, —,0002 >; SO, 0,0065 . 3) 10 CC ,, 2MsOPO; =.0,0035. ,, PO, 0,0142 N 4) 15 CC ,, Chloralkali = 0,022, Kali 0,0257 N; 15 CC ,, Chlorplatinkal. = 0,04 ,, Natron 0,0075 Natrium 0,0082 0 0,06 245 B. Saure Lösung. Auf 400 CC gebracht. In 100 Theilen. - 4) 25 CC gaben Fe,0,PO, 0,0025 0,0100 Fe,0,PO, ERBE „,Ca0Cc0, 0,0350 0,0784 CaO (anPO, geb.) 3) 25CC ,, 2MgOPO, 0,0020 0,0082 2MgOPO, 4)25CC „, 2MgOPO, 0,0260 0,0665 PO, (an Ca0 geb.) 0, 0, be in 8), 45CC „‚,.Ca0Cco, 0035 0,0075 Ca0COQ, 6) 30 CC „, Chloralkali 0540. 0,0540 KaO 30 CC ,, Chlorplatinkal. = 0,0865 0,0330 NaO JE 0,2376 Kohlensäure, Sand, Kohle, Kieselsäure 0,0309 0,2885. 3) 6 junge I ktägige Mäuse. Gewicht derselben 21,306 Ä ‚‚ der Trockensubstanz 5,193 „ der kohlereieben Asche 0,581 0, 052 löslich in HO 0,4705 unlöslich inHO 0,0585 Kohle 0,5810. A. Wässrige Lösung. A400 CC. 4) 20 CC gaben Chlorsilber = 0,017 Gr. 2) 20CC ,, .2MgOPO, =, 0082,, 3) 20 CC ,, ‚Ba0SO, = Spuren 4) 30 CC ,, Chloralkali =0,04k „ 30 CC ,, ‚Kaliumplatinchlor. = 0,097 ‚, B. Salzsaure Lösung. 400 CC. 0 4) 30 CC gaben Fe,0,PO, = 1 BCE ,„, Ca0Co, = 0,0685 ‚, 3) 3000 ,, 2MgOPO, 0,0085 ,, * 30 CC’ ,, 2MgOPO, ER ONN,; BPBOICC"",,' Ca0co, = 0,008 ‚, y» .s 30CC ,, Chloralkali BEN ‚so cu” N Kaliumplatinchlor. 0,069, elle man nun hieraus die Metalloxyde und Säuren auf 1000 nes Süugethier, so geben Bauer's und meine Untersuchungen fol= de Zablen. 16* 246 Tab. 1. 4 Kilogramm Säugetbier enthält: Menschlicher Maus. Fötus, FE Te Tr Neugeboren. A 4lägig. Erwachsen. Olsen, |... 4,533 0,638 0,985 0,749 Schwefelsäure . . . 7 7 ? 4,565 Phosphorsäure . . . 6,052 4,389 8,638 13,874 Kalkan. sr Decs 6,9804 4,212 6,655 7,756 Magnesia. .... . 0,346 0,148 0,476 3,936 Eisenoxyd ....& 1,100 0,523 0,817 0,917 Ralf m 2,123 4,056 2,879 3,798 Natron Ha 1,377 2,630 3,000 2,796 Redueirt man die Oxyde auf die Metalle etc. und berücksichtigt man zugleich den Gehalt an Wasser und organischer Substanz, so entsteht Tab. I. A Kilogramm Säugelbier enthält in Grammes: Menschlicher Maus. i Fötus. er BERND TE 05 Neugeboren. | A4lägig. | Erwachsen. Wasser, „422,26 888,48 | 830,57 755,47 703,5 Organ. Substanz. . 92,280 152,86 221,404 | 260,819 Anorgan. Substanz. 19,240 16,564 23,126 35,681 In dieser Schywelel_ "2 ...% 0,185 (zu gering) ? 7 1,826 GHlor: ve ee 1,533 0,638 0,985 0,749 Phösphor: ;”...4> 2,690 1,954 3,717 6,165 Galommwer-r 4,986 3,009 4,75% 5,54 Magnesium .... 0,208 0,089 0,286 2,362 Eisen ln. 9 0,386 0,183 0,286 0,322 Kalmın 21..0687:,573 1,762 3,366 2,389 3,152 Nalniam.. 2 „0: 1,022 1,951 2,196 2,075 Sauerstoff .... . 6,431 5,18% 8,406 13,347 Ueberblickt man die vorstehenden Zahlen und fasst man zunächst die - Veränderungen ins Auge, welche dieMengen der einzelnen anorganischen Bestandtheile der Maus während des normalen Wachstliumes darbieten, so geben die vorliegenden Reihen, so lückenhaft sie sind, doch einige in- teressante Beziehungen zu erkennen, die un so wichtiger erscheinen, als kein erheblicher Grund entgegensteht, dieselben der Hauptsache nach auf die Säugethiere im Allgemeinen zu übertragen. Ueber die Veränderungen der Mengenverhältnisse des Schwefels während der Entwickelung kön- nen wir leider noch Nichts aussagen, da die Gelegenheit fehlte, bei den zwei ersten Stadien der Maus fehlerfreie Schwefelbestimmungen vorzu- nehmen. % 247 Das Chlor zeigt im ersten Zeitraume des extrauterinen Lebens eine ziemliche Zunahme, die später in eine etwas weniger beträchtliche Ab- nahme umschlägt. Das erwachsene Thier ist in seinem Chlorgehalte dem neugebornen ziemlich gleich. Bei der I4tägigen Maus, wo wir mehr Chlor antreflen, ist auch der Gehalt an Natrium ein gesteigerter. Der Gehalt an Phosphor resp. Phosphorsäure, zeigt eine sehr be- deutende fortwährende Zunahme mit fortschreitendem Alter. Bei dem A4tägigen Thiere macht er fast das doppelte, bei dem erwachsenen fast, das vierfache von dem Gehalte des neugebornen Thieres aus. Schon die ‚erste Periode des freien Wachsthums hat es sehr energisch mit der Fixi- rung der Phosphorsäure zu thun. Die fortwährende Aufnahme und das Festhalten der Phosphorsäure scheint bis zur Spitze des freien Wachs- tbums fortzudauern. Das Gleiche ist natürlicher Weise mit dem Gehalte an alkalischen Erden der Fall. Die Menge Sauerstoff, die sie sättigt, beträgt: Gesammtmenge der alkal. Erden: in 4 Kilogramm Thier beim Neugebornen 1,262 Gr. 4,360 beim AAtägigen 2,185 „, 7,134 beim Erwachsenen 3,790 ‚, 41,692. ‚Sie beträgt demnach beim erwachsenen Tbiere absolut das dreifache von der Menge des im Neugebornen vorhandenen Sauerstoffes. - Das Verbältniss des Kalkes zur Magnesia scheint ein mit der Nahrung sehr veränderliches zu sein. Indess scheint mit fortschreitendem Alter die relative Menge der Magnesia auch unter sonst gleichen Verhältnissen zuzunehmen. Wir finden in der erwachsenen (nicht zahmen) Maus nach Bauer das Verhältniss der Magnesia zum Kalke = 4:2 0 bei den (zahmen weissen) neugebornen Mäusen = 1:37 bei den I4tägigen Mäusen =u2M6) - Fragen wir nach dem Verhältnisse, in dem der Sauerstoff der alka- lischen Erden zum Sauerstoff der Phosphorsäure des Säugethierorganis- mus steht, und nach den Veränderungen, welche dies Verhältniss wiüh- rend des Wachsthumes erleidet, so finden wir: - Oder Erden : O der PO,. Beim neugebornen Thiere = 1,262 : 2,438 „» Aktägigen Pe U ee 77 „» ‚orwachsenen"'i,,; =18,790%%.. » 7,706. - Man sieht, dass das Verhältniss ein ziemlich constantes bleibt. Von 1:2 geht es durch 4 :2,4 zu 4:2 zurück. In keinem Falle finden wir demnach dieMenge der alkalischen Erden nreichend, um die Phosphorsäure als 3basische zu sältigen ; in allen len beträgt die Quantität der alkalischen Erden mehr, als die 2basische 1 horsäure zur Sältigung verlangt. Das Verbältniss steht beim neu- gebornen und erwachsenen Thiere gerade in der Mitte zwischen diesen 248 heiden Fällen. Bei der A4tägigen Maus nähert es sich dem Verhältnisse, wie es die neutralen phosphorsauern Erden darbieten, am Meisten. Der Eisengehalt wächst mit dem Wachsthume des Individuums entschieden... Er beträgt bei der erwachsenen Maus nicht ganz das dop- pelte von dem Gehalte des neugeborenen Thieres. Setzen wir dagegen die organische Substanz, welche in der Einheit Thier enthalten ist = 1 Kilogramm, so erhalten wir auf 4000 Grammes organische Substanz Eisen in Grammes: Neugeborene Maus = 1,20 A klägige 89 Erwachsene ',, = 1,23. Hiernach stellt sich die hübsche Thatsache heraus, dass in allen un- tersuchten Stadien der Maus die Menge des Eisens zur Mengeder organischen Substanz in gleichem Verhältnisse steht. Mit der Zunahme der organischen Substanz hält die Zunahme im Eisengehalte gleichen Schritt. Was endlich die Alkalien anbetrifit, so stellen sich die Verhält- nisse am klarsten heraus, wenn man das Kalium und Natrium auf Ein Aequivalent redueirt. Dies geschieht am Einfachsten dadurch, dass wir die Sauerstoffmengen, welche zur Oxydirus,." = in der Gewichtseinbeit Thier enthaltenen Alkalimetalle nötbig sind, mit einander vergleichen. Die Berechnung ergiebt, dass Gesammtmenge des Alkali. 4 Kilogramm Maus neugeboren hievon enthält 1,370 Gr. =6,686 ” „, ‚AAtägig » 1,265. = 3,879 % 35. ERWÄCHSERT 5 PT Sal. PN Re 1:74 Demnach bleibt das Verhältniss der Alkalien (auf Einen Wirkungs- werth bezogen) zum Gewichte des Gesammiorganismus des Säugethieres ein während des fortschreitenden Wachstbumes gleiches und constantes. Der Gehalt des Organismus an Alkali ist ein in den verschiedenen Epo- chen des extrauterinen Lebens unveränderlicher und gleichbleibender. Wecliselnd dagegen ist das Verhältniss des Kaliums zum Natrium: Odeskali : OdesNatron. Kali zuNatron. Neugeborene Maus 0,690 : 0,679 4,065 : 2,630 A4tägige Maus. 0,490 : 0,775 2,879: 3,000 Erwachsene Maus 0,646 : 0,712 3,798 : 2,796. Beim neugebornen Thiere ist demnach die Menge Kali und Natron (auf Einen Wirkungswerth bezogen) einander gleich. In den ersten 4% Tagen fällt die Menge des Kali, während die Menge des Natron ansteigt; heim erwachsenen Thiere finden wir wieder dasselbe Verhältniss wie beim neugebornen, I Vergleicht man die Menge Sauerstoff, der die Alkalien sättigt, mit dem’ Sauerstoff der alkalischen Erden in demselben Tbiere, so ergieht sich: 249 O des Alkali : Oderalkal. Erden. Alkalizualkal. Erden. Neugeborenes Tbier 1,370 ° 4,262 6,686 : 4,360 A4tägiges Thier 1,265 : 2,185 5,879: 7,134 ___ _ Erwachsenes Thier 4,367 : 3,790 = 6,594 : 11,692. Beim neugebornen Thiere ist demnach die Menge der alkalischen Erden (in Bezug auf den chemischen Wirkungswerth) der Menge des fixen Alkalis gleich; während des Wachsthumes des Individuums steigt die erste so, dass sie beim erwachsenen Thiere das dreifache des letzteren ausmacht. — Wenden wir uns nun zur Betrachtung der Aschenbestandtheile des menschlichen Foetus und vergleichen wir die bier erhaltenen Zahlen mit denen, welche die Mäuse ergaben, so sieht man auf den ersten Blick ziemliche Differenzen. Vor Allem findet anan eine, ich möchte sagen grös- sere chemische Reife der Aschenverhältnisse, indem die Menge der alka- lischen Erden beim zur Geburt unreifen Menschen diejenige der 14tägigen Maus noch übertriflt. Dies ist jedoch ganz in Uebereinstimmung mit den anatomischen Verhältnissen, indem der Mensch, wenn er vom Mutterleibe ausgeschlossen wird, eine bedeutend grössere morphologische Entwicke- lung zeigt, als eine eben geborene Maus. > Ferner finden wir das Chlor beim Menschen in doppelt so grosser Menge als bei der Maus vor. Der Gehalt an Alkali ist ein geringerer als wir ihn bei den Mäusen antrafen. Ferner ist das Verhältniss der alkali- ‚schen Erden zur Phosphorsäure ein bedeutend überwiegenderes, als dies die Mäuse darboten. Die Grösse des Eisengehaltes verglichen mit der Quantität der organischen Substanz im menschlichen Foetus stellt sich ungleich bedeutender heraus als bei der Maus. Aus diesem Allen jedoch directe Schlüsse auf die Mengen der Aschen- bestandtheile und ihre Beziehungen beim neugebornen und erwachsenen Menschen zu ziehen, halte ich für unerlaubt, weil ein wichtiger Verglei- chungspunkt, nämlich die Kenntniss der Aschenbestandtheile von Mäuse- bryonen uns ganz abgeht, und das intrauterine Leben in sehr vielen Beziehungen solche Verschiedenheiten vom freien Leben zeigt, dass man- "Abweichungen in den Aschenverhältnissen, die wir oben kennen ten, möglicherweise durch diesen einen Unterschied bedingt sind. So viel können wir jedoch unbedingt aus der Vergleichung beider hlenreihen erschliessen, dass der Gehalt an Chlor und an Erdphospha- ten beim Menschen denjenigen, der bei der erwachsenen Maus gefunden "wurde, um ein Ziemliches übertreffen, werde. II. Vögel. Hier wurde nur 4 Asche genauer analysirt, nämlich die eines jungen, befiederten, nicht Nüggen Sperlings. Ausserdem wurden die Alka- in einem jungen flüggen Stieglitz bestimmt. 250 4) Junger Sperling. / Gewicht desselben = 43,165. Gewicht der Trockensubstanz = 3,410. Sie wurde getheilt. 4) In 0,683 Gr. Trockensubstanz fand sich Chlorsilber = 0,023 Gr. 2) In 0,620 Gr. Trockensubstanz wurde gefunden SO,BaO = 0,038 Gr. 3) In der salzsauren Lösung der Asche aus 2,050 Gr. Trockensubstanz fand sich 1) PO,Fe0, = 0,008 Gr. 2) Ca0CO, = 0,095 „, 3) 2MgOPO, = 0,013 „, 4) 2MgOPO, = 0,080 „, 5) Chloralkali= 0,071 „, r 6) Kaliumplatinchlorid = 0,126 Gr. 7) Ca0C0, (nichtan PO, gebunden gewesen) = 0,0012 Gr. 2) Junger Stieglitz. Körpergewicht — 9,590 Gr. Es wurde in der Asche gefunden Chloralkali = 0,095 Gr. KPICh, = 0,171 Gr. Aus den vorstehenden Analysen berechnen sich folgende Zahlen. 4) 1000 Grammes junger Sperling enthalten in Grammes: Wasser = 740,098 Organ. Substanz = 230,832 Anorgan.Substanz= 28,188. In dieser letzteren Chlor 2,187 = Chlor = 2,187 Schwefelsäure 5,450 = Schwefel = 2,180 Phosphorsäure 7,737 = Phosphor = 3,438 Kalk 6,808 = Calcium = 4,862 Magnesia 0,587 = Magnesium = 0,350 Eisenoxyd 0,225 = Eisen = 0,078 Kali 3,031 = Kalium = 2,512 Natron 2,163 = Natrium = 1,604 28,188 Sauerstol 40,977. 2) Junger Stieglitz. 4 Kilogramm enthält: Kali = 3,427 = Kalium = 2,843 Natron = 2,364 = Natrium = 1,753 + Sauerstoff = 1,195. Leider gestattete es die Zeit nicht, noch die vollständige Aschen- analyse eines erwachsenen Vogels zu machen; so dass wir hier den Entwickelungsgang, den die anorganischen Bestandtheile während des Vogellebens zeigen, vollständig vermissen. Indess werden einige nähere Betrachtungen der Mengenverhältnisse, wie wir sie hier antreflen, na- L mentlich im Vergleiche mit dem analogen Säugethierstadium nicht ganz ohne Interesse sein. hi) ? 251 Der Chlorgehalt, verglichen mit dem der 4tägigen Maus, beträgt hier mehr als das Doppelte von letzterer. Der Schwefelgehalt ist beim Sperling ebenfalls ein sehr bedeutender, über 2 p. Mille; mehr also als der erwachsenen Maus, die 4,8 p. Mille hat. Er erreicht jedoch den von Schmidt für die erwachsene Katze berechneten nicht, der 2,43 p. Mille Körpergewicht ausmacht. Der Gehalt an phosphorsauren Erden ist dem bei der 4tägigen Maus gefundenen vollkommen gleich. Das Eisen ist beim Sperling in sehr geringer Menge vorhanden. Auf 4 Kilogramm organischer Substanz berechnen sich hier 0,33 Grammes Eisen, also der vierte Theil von der bei der 14tägigen Maus gefundenen Zahl. Sauerstoff des Alkali. Gesammimenge des Alkali, Sperling 1,078 — 5,194 9 Stieglitz 1,195 — 5,79. Hier herrscht demnach eine sehr grosse Aehnlichkeit betrefls des Alkali- gehaltes mit den Säugethieren und unter sich. Bei der A4lägigen Maus, deren Stadium dem beim untersuchten Sper- ling analog ist, hatten wir nämlich: O desAlkali. Gesammitmenge des Alkali. 4,265. 5,879. Mit Ausnahme des Chlors und des Eisens finden wir also eine grosse ehnlichkeit in der Zusammensetzung der Säugethier- und Vögelaschen. Dass die Veränderungen, welche der Gehalt der Vögel an den verschie- denen anorganischen Stoffen während der Entwickelung und des Wachs- ums des Individuums durebläuft, ganz denen, welche wir beim Säuge- hiere gefunden haben, analog sein werden, ist äusserst wahrscheinlich. IL. Amphibien, Hier habe ich im Ganzen sechs vollständige Aschenanalysen,, mit trollbestimmungen des Schwefels und Chlors angestellt. Der Analyse wurden unterzogen I. Die Aschen von erwachsenen Eidechsen. I. Die Aschen von Bombinator igneus von 3 verschiedenen Alters- stadien, f Ill. Die Aschen von zwei Tritonenspezies, erwachsen. h gebe zunlchst sämmtliche analytischen Belege und werde dann die rechnungen auf 4 Kilo Körpergewicht übersichtlich darstellen. 1. Lacerta viridis. 4) Analyse einiger Aschenbestandtheile aus einem Tbiere von 8,444 Gr. Körpergewicht. Die erhaltene Asche wurde in HCl gelöst. Es wurde gefunden: 252 4) F&O0,PO, = 0,016 2) Ca0CO, = 0,269 u 3) 2MgOPO, (nach Zusatz ven MgOPO;) = 0,222 4) Ca0CO, = 0,01125 [% 5). Chloralkali= 0,073 6): KPICH .=,0,12355 2) Bestimmung des Chlors und der Alkalien aus einem Thiere von 10,205 Gr. Körpergewicht. Gewicht der Trockensubstanz = 2,253. 1) In 0,653 Gr. Trockensubstanz wurde gefunden AgCl = 0,009 Gr, 2) In 0,460 Gr. Trockensubstanz nach Schmelzen mit NaONO, wurde gefunden = 0,027 Gr. SO,Ba0. ll. Bombinator igneus. A. Thiere, die erst den Larvenzustand verlassen hatten. 4) Analyse der ziemlich er Asche aus 19,645 Gr. Fröschen. Gewicht der Asche = °, ‚3850 Gr. In HO unlöslich 0,2770 ,, A. Wässrige Lösung = 100 CC. Es wurde gefunden 1) In 20 CC Ascı = 0,0145 2) In 20 CC SO,BaAO ‚= 0,0015 3) In 20 CC 2MgOPO, = 0,0060 5) In 35 CC Chloralkali= 0,032 In 35 CC KPiCh = 0,0645. B. Salzsaure Lösung = 100.CC, ii Es wurde gefunden 4) In 25 CC Fe&,0,PO, = 0,0025 2) In 25 CC Ca0CO, = 0,0430 3) Spuren 2MgOPO, (als solche in der Asche vorhanden) 4) In 25 CC (nach Zusatz von M3OSO,) 2MgOPO, = 0,080 5) In 25 CC Chloralkali = 0,0270 6) In 25 CC KPıCO, = 0,0450. 2) Analyse des Chlors, Schwefels und Alkalis in 3,0075 Gr. ganz jungen Thieren. Gewicht der Trockensubstanz = 0,474. Aus 0,127 Gr. Trockensubstanz erhielt man SO,Ba0O = 0,008 Aus 0,347 Gr. Trockensubstanz erhielt man AgClı = 0,085 Chloralkali = ; Kaliumplatinchlor. = 0,035 Chlorsilber aus dem Chlornatrium = 0,030. | B. Frösche 44 Tage bis 3 Wochen nach der Metamorphose. Aus 5,550 Gr. frischem Thier wurden die Pair be- stimmt. 253 Man erhielt hieraus 1,040 Gr. bei 80° R. troekner Substanz. Hie- 0 ‚lieferten : i - 4) 0,190 Gr. So 0,010 Gr. 2) 0,128 ,,; AgCl- = 0,0040 ,, 3) 0,692 ,‚, Trockensubstanz ergaben in der salzsauren Lösung ihrer Asche: F&,0,PO, = 0,003 Gr. C30C0, =0,058"7 ,, 2MgOPO, = 0,0035 „, 2MgOPO, = 0,0490 ,, Chloralkali= 0,0345 „, KPiCh = 0,0650 „, C. Erwachsene Frösche. 4) Analyse der Asche = 1,302 Gr. von 41,675 Gr. Thieren. In HO unlöslich — 1,151 „, In HO lösslich = 0,180, y A. Wässrige Lösung = 100 CC. Es fanden sich 4) In 20 CC SO,BaO = 0,010 Gr. s 2) In 20 GE AgCl = 0,0205 Gr. warn 3) Spuren von PO, ART 4) In 30 CC Chloralkali= 0,046 Gr. 5) In 30 GC KPıCl, = 0,0855 ‚, B. Saure Lösung = 100 CC: Es fanden sich 1) In 30.CC Fe,0,PO, = 0,010 Gr. 2) In 30 CC Ca0CO, = 0,235 „ 3) In. 30 GG 2MgOPO, = 0,029 ,, 4) In 30 CC 2MgOPO, = 0,221, „, « 5) In 20 CG S0,Ba0 = 0,011. ,, NB. Alkali wurde in dieser Lösung nicht bestimmit. 2) Die Alkalien wurden bestimmt in 4 Bombinator von 6,128Gr. - Körpergewicht. ler Asche, die in HCI Bo wurde, ergab sich Chloralkali= 0,055 Gr. Platinkaliumehlorid = 0, '090 2 3) Sund Cl raten ebenfalls besonders bestimmt. 3,055 Gr. Trockensubstanz , die 43,200 Gr. frischen Thieren ent- ‚sprach, wurden 0,615 Gr. zur Chlorbestimmung und 0,927 Gr. zur Schwefelbestimmung verwandt Man erhielt AgCl = 0,014 Gr. S0,Ba0 = 0,055 ,, I. IV. 254 Triton igneus. 4) Analyse der weissgebrannten Asche frischen Tbieren. A. Wässrige Lösung Es wurden erhalten 0,740 Gr. aus 20,075 Gr. 4) In 20 CC AgCıl = 0,0065 Gr. 2) In 25 CC SO,BaO 3) In 25 CC 2MgOPO, — 0,0075 „, 4) In 25 CC Chloralkali= 0,0305 ‚, 5) In25 CCKPIC, = 0,0455 „, B. Saure Lösung = 100 CC. Es wurde erhalten 0,128 „, t) PO,Fe0, in 25 CC = 0,004 Gr. 2) Ca0C0, inB5Cc= 3) 2MgOPO, in 25 CC = 0,0055 „, 1) 2MgOPO, in 25 CC = 0,103 „, 5) Chloralkali in 25 CC = 0,020 „, 6) KPICh, in 25 CC = 0,040 „, 2) Controlibestimmung von Chlor und Schwefel. Gewicht der frischen Thiere = 10,545 Gr. Gewicht der Trockensubstanz = 2,189 1) In 0,724 Gr.Trockensubstanz wurde gefunden AgCl=0,0185 Gr. 2) In 0,550 Gr. Trockensubst. wurde gefunden SO,Ba0=0,023 Gr. Triton eristatus. Gewicht der Thiere = 13,00 Gr. Gewicht der Asche 0,475 „, A. Wässrige Lösung = 100 CC. Es wurde gefunden 4) Chlorsilber in 20 CC = 0,007 Gr. 2) SO,BaO 2MsOPO, in 25 CC = 0,007 ,, in 25 CC = 0,0075 „, 3) 4) Chloralkali in 25 CC = 0,0140 „, 5) Cl,PıK in 25 CC = 0,0335 „,, B. Salzsaure Lösung = 100 CC. Es wurde gefunden 4) Fe,0,PO, in 25 CC = 0,0060 Gr. 2) Ca0CO, in 25 CC = 0,0680 „, 3) Ca0C0, in 25 CC = 0,0020 „, 4) 2M&OPO, in 25 CC = 0,0035 „, 5) 2MgOPO, in 25 CC = 0,0640 ,, 6) Chloralkali in 25 CC = 0,0195 in 25 CC = 0,0300 ,, 7) KPıch, VE. Aus den mitgetheilten Analysen berechnet sich Folgendes: 1 Kilogramm Amphibium enthält in Grammes: T Bombinalor. | Lacerta | 11, bi I Triton viridis. Jüngstes 3 ul Erwachsene |Triton igneus.| „ristatus. Stadium. Thiere. | alte Thiere. Arne; 0,752 0,945 1,405 1,302 4,844 (0,661) Chlor. Schwefelsäure , . . 4,447 3,403 3,286 4,744 2,960 (0,738) Schwefelsäure. Phosphorsäure . . . 13,033 6,43% 9,216 43,163 46,176 15,643 Phosphorsäure. Bi er 18,536 4,907 7,804 | 10,525 44,232 412,064 Kalk. Magnesia. . .'... unbestimmt Spuren 0,334 0,827 0,394 0,400 Magnesia. Eisenoxyd . . + 1,000 0,269 0,445 | 0,424 0,4241 0,970 Eisenoxyd. Balls = ar. 2,818 8,568 3,287 9,825 3,253 3,764 Kali. Natron . . a 2,214 3,367 2,048 | 2,38% 2,579 2,300 Nalron. Redueirt man die Oxyde und die Säuren, und ergänzt man die Reihe durch die Zahlen, welche in meinen feüheren Untersuchungen für Wasser und organische Substanz gefunden wurden, so entsteht Tab. NV. Ein Kilogramm Ampbibium enthält in Grammes: nn nn —— 77 Tab. V. Bombinator. | Lacerta ; 15 Tono bi Triton i Triton viridis. Jüngstes |, rn Erwachsene |Triton igneus.| „ristatus. Stadium. alte Thiere. | Wasser. : 773,210 Wosberk 2.2.2.2. 746,020 367,020 812,980 Organ. Bestandtheile . 241,130 1412,24 159,925 190,629 Organ. Bestandtheile. Anorgan. Bestandtheile 42,850 19,889 | - 27,798 36,164 Anorgan. Bestandtheile. indiesen Chlor . . 0,75% 0,945 1,405 4,308 In diesen Chlor. Schwefel . 1,778 1,364 | 1,88% Schwefel. Phosphor . 5,779 5,850 Phosphor. Calcium . 13,275 7,547 Magnesium unbestimmt k 0,496 Eisen . . 0,830 ; bo 09,048 - Kalium. . 256 Halten wir bei der Prüfung der hier vorgefundenen Zahlen uns zu- nächst an die erwachsenen Tbhiere und betrachten wir zuerst den Re- präsentanten der beschuppten Amphibien, so fällt auf den ersten Blick die grosse Gleichheit der hier gefundenen Zahlen mit denjenigen, die das erwachsene Säugethier darbot, in die Augen. Für den Gehalt an Chlor, Phosphorsäure, Eisen, Kali und Natron, auf 4 Gewichtseinheit Eidechse bezogen, finden wir bier fast die gleichen Zahlen, wie bei der Maus. Der Alkaligehalt ist hier allerdings ein etwas geringerer, allein der Unterschied | ist sehr unbedeutend. Ein durchaus verschiedenes ist dagegen das Verhältniss des Kalkes zur Phosphorsäure. Der O des Kalkes verhält sich zum O der PO, bei der Eidechse = 5: 7, während wir bei der Maus das Verhältniss 4 : 2 an- treffen. Demnach enthält 4 Gewichtseinheit Eidechse mehr alkalische Erden, als die 3basische Phosphorsäure, die in ihr vorhanden ist, zu ihrer Sättigung verlangt. Die bei den drei erwachsenen Repräsentanten der Batrachier erhal- tenen Zahlen, unter sich und mit denen bei der erwachsenen Maus und der Eidecehse verglichen, ergeben Folgendes. Der Ghlorgebalt ist bei Bombinator und Triton igneus, bei denen er fehlerfrei bestimmt wurde, ein absolut gleicher. Er ist grösser als wir ihn bei Maus und Eidechse fanden, kleiner als er sich bei dem unter- suchten Vogel ergab. Mit grosser Wahrscheinlichkeit lässt sich anneh- men, dass die Zahl 4, 3 p.Mille den Chlorgehalt der Batrachier überhaupt darstelle. Der Gehalt an Sch wefel ist bei Bombinator dem bei der Maus und der Eidechse gefundenen vollkommen gleich. Die geschwähzten Batra- chier scheinen einen geringeren Schwefelgehalt zu besitzen, als die schwanzlosen. Den Gehalt an phosphorsauren Erden haben wir am grössten bei Triton igoeus, fast eben so gross bei Triton eristäatus, am kleinsten bei Bombinator gefunden, wo er dem für die Maus erhaltenen vollkommen gleich ist. Die Differenzen bei den drei Batrachiern sind hier jedoch äusserst geringe und finden in Altersdifferenzen ihre genügende Erklärung. Unter- "sucht man die Proportion der alkalischen Erden zu der Phosphorsäure, so findet man O der alkal. Erden. zu O.der ir bei Bombinator igneus = 3,339 : 7,313 =41:2%,2 Triton igneus —,4.839.- 22,808 — \ A \ Triton eristatus = 3,611 . : 8,687 AS Sie e Wir treffen bier somit auf dasselbe Verhältniss, wie wir es bei d ı j Säugethieren gefunden haben. Die Menge der im Organismus enthaltenen alkalischen Erden beträgt mehr, als die im selben Organismus vorhandene u & 257 phorsäure, zweibasisch gedacht, und weniger, als dieselbe Phosphor- re als dreibasische zu ihrer Sättigung verlangt. Das Verhältniss streift jedoch bei den Batrachiern sehr an dasjenige, ches wir in den neutralen phosphorsauren Erden finden, an. © Der Eisengehalt ist bei Bombinator und Triton igneus ein vollkom- nen gleicher; bei Triton eristatus beträgt er auffallender Weise gerade as Doppelte von dem bei Triton igneus vorhandenen. Sollte hierin viel- sicht ein Grund der verschiedenen Pigmentirung beider Arten liegen? Auf 4 Kilogramm organischer Substanz bezogen, beträgt die Menge jisen in Grammes: | Bombinator igneus = 0,78 2 Triton igneus = 0,9% Triton eristatus = 8, 0. j Die Alkalien endlich zeigen bei sämmilichen untersuchten Amphi- jien eine grosse Uebereinstimmung. Der zur Oxydirung der in einem Kilogramm erwachsenes Amphibium ndenen Alkalimetalle nötbige Sauerstoff beträgt: Die Gesammtmenge d. f Alkali beträgt : bei Lacerta viridis 1,054 = 5,032 Bomb. igneus 4,100 = 5,209 Triton igneus 4,225 = 5,832 Triton eristatus 1,238 = 6,061. Der Sauerstoff des Kali zu dem des Natron ver hält sich : OdesKali. OdesNatron. Kali zu Natron. Bei Lacerta viridis wie 0,482 : 0,572 = 2,818 : 2,214 Bombin. igneus „, 0,484 :0,616 = 2.885: 2,384 Triton igneus ,, 0,557 : 0,666 = 3,253 : 8 579 Triton cristatus ‚, 0,644 : 0,594 = 3,764 : 2,300. ‚den erwachsenen Amphibien ist demnach die Menge des Kali, auf 'ichen Wirkungswerth bezogen, dem des Natron utigefähr 1; im Durchschnitt beträgt die erstere etwas weniger. Das Verhältniss der in einer Gewichtseinheit Thier vorhandenen Alka- 1 zu den alkalischen Erden ist, auf gleichen chemischen Wirkungswerth duc iv ‚bei den untersuchten erwachsenen Amphibien folgendes : 0 des Alkali verhält sich Alkali zu deralkal. Erden. zu alkal. Erden. Lacerta viridis wie 1,054 : 5,311 = 5,032 : 48,586 Bombin. igneus ‚, 1,400 : 3,339 = 5,209 : 41,352 Triton igneus: ,, 1,225 : 4,239 = 5,832: 44,676 Triton eristatus „, 1,238 : 3,611 = 6,064 : 42,461. ‚Bei der Eidechse kommen demnach auf 4 Aequivalent Alkali 5 Aequi- ente alkalischer Erden; bei den nackten, Ampbibien ist das Verhält- ie bei den Säugethieren:: Auf 4 Aequivalent Alkali finden wir circa equivalente alkalischer Erden. 258 Uebersieht man die Verhältnisse, wie sie sich bei’den erwachsenen nackten Amphibien vorgefunden haben, noch mit einem Blicke, so macht das Ganze den Eindruck einer grossen Gleichartigkeit in der Vertheilung der einzelnen Aschenbestandtheile, auf die Einheit Körpergewicht bezo- gen. Nicht zu übersehen ist ferner der Umstand, dass die Aschencon- struetion des beschuppten Amphibiums weit mehr derjenigen des Säuge- thieres gleichkommt, als jener, wie sie die nackten Amphibien dargeboten haben. Fassen wir nun, in ähnlicher Weise wie wir es bei den Säugethieren gethan haben, die Veränderungen ins Auge, welche die Mengenverbält-- nisse der einzelnen anorganischen Bestandtheile von Bombinator igneus während des Wachsthumes von dem Abwerfen des Schwanzes an bis zur Höhe der freien Entwickelung durchlaufen. Die vollständigen Analy- sen der Aschen von Individuen aus drei Altersstadien liegen uns vor Augen. Leider war es uns nicht vergönnt die Aschen von Larven aus verschiedenen Entwickelungsstadien zu analysiren; die Analysen ferner, welche Beaudrimont und St. Ange mit den Aschen von Froschlarven vor- genommen haben, sind viel zu unvollständig und zeigen zu sehr die Ver- unreinigung ihrer Aschen mit Sand an, als dass wir hieraus irgendwelche Vergleichungspunkte entnehmen könnten. Wir müssen uns daher auch hier auf die Betrachtung der nicht em- bryonalen Wachsthumsverhältnisse beschränken. Das Chlor zeigt im Anfange des ausgebildeten Lebens eine ziem- liche Zunahme, die sich später in eine sehr geringe Abnahme umwandelt. Bemerkenswerth ist die Gleichheit dieser Veränderungen mit denen, wel- che wir bei der Maus vorfanden. - Der Gehalt an Schwefel bleibt in den ersten Wochen des Wachs- thums vollkommen gleich und erfährt in den spätern Lebensperioden einige Zunahme. ? Eine entschiedene beträchtliche und constante Zunahme zeigt der Gehalt an Phosphor, resp. Phosphorsäure. Er beträgt beim erwachsenen Thiere mehr als das doppelte von dem Gehalte des jüngsten Thieres. Die- selbe Zunahıne und zwar in fast gleichem Verhältnisse als der Phosphoi zeigen die alkalischen Erden. Der Sauerstoff der alkalischen Erden verhält sich zum Sauerstoff der Phosphorsäure: beim jüngsten Thiere wie 1,402 :3,577=1:2,5 s beim dreiwöchentlichen Thiere wie 2,362 : 5,120 = 1: 2,2 N beim erwachsenen Thiere wie 3,339. ZEIT. ” Bei dem jüngsten Stadium ist wahrscheinlich der Sauerstoff für die alkalischen Erden zu gering gefunden, da die Magnesia in der kleinen Menge der Asche, die untersucht wurde, nicht bestimmt werden konn! So finden wir beim jüngsten Stadium das Verbältniss ebenso, wie es d neutralen gewöhnlich phosphorsauren Erden darbieten. Von dem A "259 on 3 Wochen bis zum vollendeten Wachsthum bleibt das Verhältniss das jleiche, nämlich in der Mitte zwischen dem, welches der basisch phos- horsaure, und jenem, welches der gewöhnliche neutrale phosphorsaure Kalk zeigen. _ Das Verhältniss der Magnesia zum Kalk anlangend, so finden wir eine elative Zunahme der ersteren gegen den letzteren mit der fortschreiten- en Entwickelung verknüpft; eine Thatsache, welche wir noch in be- eulend höherem Grade bei der Maus ausgesprochen fanden. Der Gehalt des Organismus an Eisen steigt mit fortschreitendem Wachsthum. Auf 1 Kilogramm organische Substanz kommt in Grammes beim jüngsten Thiere = 0,84 Gr. beim dreiwöchentlichen Thiere = 0,90 Gr. beim erwachsenen Tbiere = 0,78 Gr. Auch hier sieht man, wiewohl mit kleinen Schwankungen verknüpft, ıs Verhältniss, dass der Gehalt an Eisen mit der Menge von organischer ubstanz in demselben Organismus in einer sehr nahen Beziehung steht. \ attrlich gilt dies nur immer für eine und dieselbe Spezies. enden wir uns schliesslich zur Betrachtung der Alkalien, so er- sich beim Frosche, mit der gleichen Prägnanz als beim Säugethiere, Resultat, dass der Gehalt des Organismus an fixem Alkali mit fort- eh tendem Alter des Individuums, vom Anfange bis zur Vollendung des xe embryonalen Wachsthumes vollkommen gleichbleibt. Die Menge Sauer- T, die zur Oxydirung der in 4 Kilogramme Bombinator vorhandenen limetalle nothwendig ist, beträgt: I 0 des Alkali. Gesammtmenge Alkali. beim jtingsten Thiere = 4,219 Gr. = 5,935 beim dreiwöchentlichen Thiere = 1,082 , = 5,335 beim erwachsenen Thiere = 1,100 „= 5,209. - Die Schwankungen, die sich allerdings vorfinden, sind sehr geringe. Kali verhält sich zum Natron folgendermaassen : © des Kali zum O des Natron = Kali zu Natron. beim jüngsten Thiere = 0,608 : 0,641 = 3,568 : 2,367 beim dreiwöchentl. Thiere= 0,563 : 0 519 =3, 087: 2,048 beim erwachsenen Thiere = 0,484 : 0,616 = 2,825 : 2,384. ‚ln den zwei ersten Stadien kommt demnach auf 4 Aequivalent Kali Aequivalent Natron ; im letzten Stadium überwiegt das Natron, jedoch ir um ein Geringes, das Kali. Die Menge der alkalischen Erden, auf gleieben chemischen Wirkungs- erth redueirt, verglichen mit der Menge von fixem Alkali, das im Orga- Bo vorhanden ist, verändert sich, mäbsend des Wachsthumes, fol- 260 O des Alkali zu O der Gesammimenge alkal. Erden. Alkali zu alkal. Erden. Jüngstes Thier 4,249 : 1,402 5,935 : 4,907 Dreiwöchent!. Thier : 1,082 : 2,362 5,335 : 8,135 Erwachsenes Thier : 4,100 : 3,339 5,209 : 11,352. Im Anfange des exembryonalen Lebens finden wir demnach in der Gewichtseinheit des Organismus, wie bei den Säugethieren, so auch bier . so ziemlich gleiche Aequivalente von Alkali und alkalischen Erden, wäh- rend beim erwachsenen Thiere auf 4 Aequivalent Alkali 3 Aequivalente alkalischer Erden kommen. Vergleicht man diesen bei den Fröschen aufgefundenen Entwicke- Jungsgang mit jenem, der sich uns bei den Mäusen zeigte, so staunt man ob der ausserordentlichen Aehnlichkeit, welche in fast jeder Beziehung zwischen beiden herrscht. .Ein Resum6 des Ganzen versparen wir auf das Ende der Arbeit. IN IV. Fische. In dieser Klasse wurden nur von einer Spezies die Aschenbestand- theile genauer analysirt, nämlich von einjährigen Goldfischen, Cyprin auratus. f I. Einjähriger Cyprinus: Gewicht = 8,2025 Gr. | Gewicht der Trockensubstanz = 2,7675 Gr. In 1,021 Grammes dieser Trockensubstanz, die mit NO,NaQ ge- schmolzen wurde, wurden erbalten SO,BaO = 0,038 Grammes. 1,358 Gr. Trockensubstanz ergeben Chlorsilber = 0,011 II. Einjähriger Cyprinus (ziemlich fett) Körpergewicht =45,3 Die Asche in HCl gelöst ergab: F&0,PO, = 0,008 Gr. Ca0C0O, = 0,250 „, 2MgOPO, = 0,027 ,‚, 2MgOPO, = 0,193 „, Ca0CO, {nicht im Ammonniederschlage) = 0,0055 Gr. III. Einjähriger Cyprinus Gewicht = 5,295 Gr. Es wurde in seiner Asche gefunden Chloralkali = 0,048 Gr. und KPiCl, = 0,091 Gr. Es berechnet sich hieraus und aus den in meiner ersten Untersu- chung gefundenen Zahlen folgende Werthe auf 1 Kilogramm Körper gewicht: 4000 Grammes Cyprinus auratus enthalten . f Wasser (im Durchschnitt) : 762, Gr. 4 ‚Organische Bestandtheile : 207,771 Gr. . Anorganische Bestandtheile : 30,229 Gr. Br 2 = per in diesen letzteren er 4 Chlor 0,673 nu. Schwefelsäure 4,302 Phosphorsäure 9,720 0,673 Chlor 1,721 Schwefel | 4,320 Phosphor Kalk 9,285 6,630 Caleium Magnesia 0,634 0,380 Magnesium 7 Eisenoxyd 0,276 0,096 Eisen 2,752 Kalium 1,498 Natrium 13,460 Sauerstoff. Wenn man die vorstehenden Zahlen betrachtet, so findet man eine grosse Aehnlichkeit derselben mit denjenigen, welche wir bei der erwach- _ senen Maus fanden. Das Eisen ist in ziemlich geringer Menge vorhanden, Calcium, Magnesium und Phosphor erreichen nicht die Quantität, in wel- cher sie in der erwachsenen Maus enthalten sind, nähern sich aber der- selben sehr an. Der Sauerstoff des Kali und Natron beträgt hier 1,089 Gr. p-Mille, also ebenso viel als bei der Eidechse. Chlor und Schwefel kommen in ihren Zahlen sehr denjenigen der erwachsenen Maus gleich. Es ist nun an der Zeit, Umschau zu halten über sämtliche Werthe, welche die Analyse für die einzelnen Aschenbestandtheile der Repräsen- tanten aller Wirbelthierklassen ergeben hat, und zuzusehen, ob diese Rundschau nicht zu einigen allgemeineren Sätzen, zu Gesetzen empor- führe, welche die Vertheilung der anorganischen Substanzen im Organis- mus des Wirbelthieres beherrschen. Wer die Zahlen, welche die vorliegenden Reiben zusammensetzen, genauer durchgesehen hat, der wird nicht verkennen, dass in der Zu- ammensetzung der Wirbelthieraschen Ein Typus herrscht, der sich ins- sondere durch die Alkalimengen, welche in der Einheit Wirbelthier ch finden, dann im Verhältniss dieser Alkalien untereinander, endlich n den Beziehungen der Erden zu der Phosphorsäure in der Gewichtsein- sit Tijier, auf das Prägnanteste kundgiebt. Die folgenden Betrachtungen werden dies besser veranschaulichen. Stellt man zuerst die Mengen der fixen Alkalien nebeneinander, Er in die Gewichtseinheit des Wirbelthierorganismus eingehen , so ‚eben sich folgende Zahlen. 4 Kilogramm Wirbeltbier entbält in Grammes: Sauerslof, an die Alkalien gebunden. Im fo Kali 3,320 a Natron 2,049 Kali u. Natron. Maus 6,5947 = 4,867 Stieglitz 5,7, 4,195 Eidechse 5,030 = 1,054 . Bombinator 5,832 = 1,100 Triton igneus 8,832 = 1,225 Triton eristatus 6,016 — 1,238 Cyprinus auratus 5,339 = 1,089. 262 : Der Gehalt an fixen Alkalien ist demnach bei sämmitlichen unter- suchten Wirbelthieren ein fast vollkommen gleicher. Er schwankt zwi- schen sehr engen Grenzen. Die Menge Alkali beträgt im Durchschnitte etwas mehr als %, pCt. von dem Gewichte des Körpers. Die Lebens- erscheinungen, die Ernährung und der Stoffwechsel des Wirbelthieres, gleichviel von welcher Klasse, geht demnach unter der Mitwirkung immer der gleichen Mengen von Alkali vor sich. Es ist diese Thatsache bei der grossen Verschiedenheit des Wassergehaltes ete. der versehiedenen Thiere jedenfalls eine sehr bemerkenswerthe, und die Uebereinstimmung,, die sämmtliche von mir angestellte Analysen ergeben haben, ist ein Bürge dafür, dass hier wirklich ein Gesetz sich vorfinde, das auf die Wirbel- thiere im Allgemeinen seine Anwendung hat. Grosse Uebereinstimmung zeigt ferner das VerhältnissdesKali zum Natron, wie es in der Einheit Körpergewicht bei den Wirbelthie- ren sich vorfindet. ‘Es verhält sich nämlich: Kali :; Natron. OdesKali : O.des Natron. bei Maus wie I DE I D 0,646 : 0,742 Stieglitz 30.2.3 0,584. 0,541 Lacerta 2,8 2,2 0,482 : 0,572 Bombinator 2,8 2,3 0,484: 0,616 Triton igneus 3,2 2,5 0,557 : 0,666 Triton ceristatus 3,7 : 2,3 0,644 : 0,59% Cyprinus auratus 3,3 : 2,0 0,568 : 0,524 Im Durchschnitte 3,2 : 2,3 0,566 : 0,597. Im Durchschnitte kommt demnach auf 1 Aequivalent Natron, das in einem Wirbelthierorganismus enthalten ist, 4 Aequivalent Kali. Schwan kungen in dieser Beziehung kommen nach der einen und der andern Seite in geringem Grade vor und zwar bei einander sehr nahe stehenden Thieren, während andere, entfernter stehende, wieder die grösste Ueber- einstimmung in dieser Reziehung darbieten. Wendet ma nsich nun zur Betrachtung der Mengenverhältnisse, welche die Phosphorsäure und die Erden bei den Wirbelthieren darbieten, so finden sich folgende Summen der PO, u. Erden bei den einzelnen Re- präsentanten der verschiedenen Klassen : Schmidt fand für 4 Kilogr. erwachsene Katze Erdphosphate u. Eisen =:'51,09 Gr. Bauer » 232 >». erwachsene Maus Erdphosphate = 25,663 „ Ich selbst ,, 35 ,,. Lacerta viridis Pr = 31,589 5, me Er »» 9. Bombinator igneus = u AR » na Krilonigneus 45 = 30,852 ,„ 2 A, eitonickistatus a = 28,104 „, E Mol Cyprinus auralus En = 19,6 "Es ist allerdings unmöglich in dieser Beziehung, die rein vom Alter des Thieres und von den Bedingungen seiner Ernährung abhängig zu sein Fi 263 scheint, Vergleichungen zwischen den einzelnen Wirbelthierklassen anzu- stellen, weil uns namentlich von den Thieren, die ich zur Untersuchung benutzte, der Taufschein fehlt. Eine ungefähre Durehschnittszahl lässt sich jedoch gewinnen, und hier scheint uns die Zahl 30 p. Mille die für - das erwachsene Wirbelthier von mittlerem Alter in den meisten Fällen wohl zutreffende zu sein. Die Grenzwerthe für diese Beziehungen, sowie der Einfluss, den etwa die Thierklasse auf dieselben haben möge, sind nach der geringen Zahl der Untersuchung vollkommen unbekannt. Zu berücksichtigen ist für die oben angegebenen Zahlen, dass diese, die Summen der in den Äschen gefundenen Phosphorsäure und der daselbst gefundenen alkalischen Erden ausdrückend, durchaus nicht jener Zahl entsprechen, welche für das Gewicht der im lebendigen Organismus als solche vorhandenen phosphorsauren Erden gilt, da hier sämmitliche Phos- phorsäure des Organismus, auch die an die Alkalien gebundene, mit _ eingerechnet ist. Ein grosser Fehler wird jedoch hiebei nicht begangen. Das Gleiche ist auch für folgende Betrachtung zu berücksichtigen, wowir das Verhältniss der in der Wirbelthierasche befindlichen Ph o s- phorsäure zu den in der Asche vorhandenen alkalischen Erden näher ins Auge fassen. Es ergiebt sich: ; 0 der alkal. Erden Fe sich zu O der Phosphorsäure. Erwachsene Maus wie 3,790 : 7,7066 =1: 2,1 Lacerta viridis 9,911 : 7, 21:18 Bombinator SERTIBE e E Triton igneus 3,390: : 8,9897 —=4 : 2,1 Triton cristatus 3,6441, : 8,687 =1:2,% Cyprinus auratus 8, 909. : 5,400 =4A:1,8 Bei denjenigen Wirbelthieren, die Beine Hautverkalkung besitzen, schwankt demnach das Verbältniss Bektkan 4:2,1 und 4:2,4. Das Mittel ist E* das Verhältniss 1 :2,25. Bei den Wirbelthieren ohne Hauıverkal- ist demnach mehr Kalk vorhanden als die gewöhnlichen neutralen sphorsauren Salze haben. Er reicht jedoch nicht hin, damit sämmt- vn Phosphorsäure des Organismus zum basisch phosphorsauren Salz gesältigt werde. Bei Cyprinus, wo wir bereits eine Hautverkalkung auf- ireten sahen, sind fast hinreichend viel alkalische Erden vorhanden, um alle im Organismus befindliche Phosphorsäure zum basischen Salze zu sätligen. Die Rechnung verlangt das Verhältniss 4 : 4,66, während die Analyse das Verhältniss 1 : 1,8 giebt. Läcerta zeigt das Verhältniss 4 : 1,%, es ist hier also mehr Kalk vor- bi ur als die Phosphorsäure zur Sättigung als basisches Salz ver- j "Die Proportion der fixen Alkalien zu den phosphorsauren FE rden des Organismus ist, wie es die Srühern Tabellen ergeben, dem absoluten Gewichte nach im Mittel 5,5 : 30. Die Menge fixen Alkalis be- 264 trägt demnach im Durchschnitt mehr als % vom Gewichte der phosphor- sauren Erden der Asche. Der Eisengehalt der erwachsenen Wirbelthiere beträgt: Auf A Kilogr. Körpergewicht für 4 Kilogr. organ. Substanz. Bei der Maus 0,322 Gr. 1,2 Gr. Lacerta viridis 0,350 ,, 1,k „ Bombinator 0,148 ,, erg Triton igneus 0,147 ,, 1,92% Triton ceristatus 0,339 „, Bl Cyprinus auratus 0,096 ‚, 0,4 Der Gehalt an Eisen bietet demnach ziemliche Schwankungen dar, die keine Regelmässigkeit erkennen lassen. DasMaximum zeigt Lacertavviridis, wo auf 100,000 Theile Körpergewicht 35 Theile Eisen kommen; das Mi- nimum Cyprinus auratus, welcher in 400,000 Tbeilen seines Gewichtes 9 Theile Eisen enthält. Verschiedene Arten einer Gattung zeigen ferner grosse Unterschiede im Eisengehalte, während wieder Individuen ent- fernter Klassen gleichen Eisengehalt darbieten. Was nun die Vertheilung des Sch wefels im Wirbelthierreiche an- langt, so sind die Zahlenreihen, die wir hier aufstellen können, noch ziemlich unvollkommen. Schmidt fand für die erwachsene Katze S Ich für die erwachsene Maus jungen Sperling Lacerta viridis Bombinator Triton igneus Cyprinus auratus = 29 ng Sr ns Im Ganzen ‘treffen wir auf ziemliche Gleichheit: die Grenzen sind 4,2 und 2,4. Bei den meisten finden wir die Mittelzahl, nämlich 1,7. Der Chlorgehalt für die erwachsenen Wirbeltbiere zusammenge- stellt ist folgender. 1 Kilogramm Katze hat 14,51 Gr. Chlor Maus 0,749 s Lacerta 0,752 5 Bombinator 1,302 & Triton 1,314 > Cyprinus 0,673 SE Im Chlorgehalte können wir hienach kein Charakteristikum für die einzelnen Thierklassen, oder für den Aufenthalt (in Wasser oder zu Land) der einzelnen Individuen erkennen. Er scheint von den jeweiligen Nahrungsverhältnissen, unter denen die Thiere stehen, sehr abhängig zu sein. — 265 Die folgenden Sätze dürften die wichtigsten Ergebnisse der vorher- gegangenen Betrachtung in sich zusammenfassen : 4) Die Vertbeilung der anorganischen Substanzen im Körper der Wirbelthiere zeigt einen einzigen überein- stimmenden Typus. Dieser Typus ist durch folgende Hauptmerk- male bezeichnet: \ - . 2)Bei allen untersuchtenWirbelthieren ist der Gehalt an fixen Alkalien in der Einheit Körpergewicht so ziem- lich ein und derselbe. Im Durchschnitt beträgt derselbe 5,5 p- Mille Körpergewicht. 3) Das Verhältniss desKali zum Natron in der Einheit Körpergewicht ist mit sehr geringen Schwankungen bei sämmtlichen erwachsenen Wirbelthieren ein und das- selbe. Im Durchschnitt kommt auf jedes Aequivalent Kali, das inderEinheit Körpergewicht enthalten ist, einAequi- valent Natron. 4) DieSumme der Phosphorsäure und der Erden in der Gewichtseinheit Wirbelthier beträgt bei den erwachse- nenIndividuen mittleren Alters 30 p. Mille. Dies Verhält- niss ist jedoch bedeuten Jen Schwankungen je nach Nah- rungs- und Altersumständen ausgesetzt; Schwankungen, deren Grenzwerthe noch unbekannt sind. 5) Das Verhältnissder alkalischen Erden zu der Phos- phorsäure in der Gewichtseinheit des Organismus ist bei den Wirbelthieren, welche’ keine Hautverkalkung be- sitzen, ein sehr übereinstimmendes. Im Durcehschnitte kommen hier auf 4 Aequivalent Phosphorsäure 2,2 Aequi- valente alkalischer Erden. Bei den eikaren mit utskelett dagegen überwiegt die relative Menge der al- kalischen Erden diesVerhältniss mehr oder weniger. Grenz- erihe sind hier nicht anzugeben. 6) Die Mengen von Chlor, Schwefel und Eisen in der sah PA Wirbelthier ‚zeigen erhebliche Schn an- Für dasChlor kann die Zahl 1,3 p: Mille fürdenSchwefeldieZahl 4,7p.Mille fürdasEisen die Zahl 4,14 p. Mille ‚die vorläufigen Durchschnittszahlen gelten. 7), Ausdem Allengeht hervor, dass man aus der Zusam- ensetzungder Ascheeines Wirbelthieres durchaus kei- 266 nen Schluss auf dieKlasse, welcher das Thier angehörte, machen kann. Schliessen wir an diese Sätze gleich die wichtigsten von jenen an, die für die Entwiekelungsveränderungen der Aschenbestandtheile des Wirbelthierorganismus resultiren, so ergiebt sich aus den beiden an der Maus und an den Batrachiern angestellten Versuchsreihen folgendes. 8) Während desexembryonalen Wachsthumes desWir- belthierindividuums erleidet ein Theil der Aschenbe- standtheile gewisse Veränderungen in seinen Mengenver- hältnissen, ein anderer Theil bleibt unverändert. 9) Die Veränderungen sind bei den Säugethieren und bei den Batrachiern vollkommen gleich. Ihre Hauptmomente sind: a) Ein Wachsthum des Gehaltes an Chlor in der ersten Lebensperiode, das sich später in einige geringe Ab- nahme umwandelt. b) Ein allmähliges geringes Wachsthum des Schwefel- gehaltes. c) Ein entschiedenes beträchtliches und andauerndes Wachsthum desGebaltes an Phosphorsäureundalka- schen Erden, wobei das Verhältniss der Phosphor- säure zu den alkalischen Erden im Ganzen gleich- bleibt, die Menge Magnesiaaber gegenüber derMenge des Kalkes zunimmt. Dies Wachsthum der Erdphos- phate ist bedeutend intensiver, als dieZunabmeder organischen Verbindungen in der Einheit Körper- gewicht. Ein fortwährendes Steigen des Eisengehaltes, wel- ches mit der Zunahme des Organismus an organi- schen Substanzen gleichen Schritt hält. 10) DerGehaltdesOrganismusan fixem Alkali erleidet während des Wachsthums des Individuums weder eine Zu- nahme, noch Abnahme, so dass das Körpergewicht immer die gleiche Function von der Menge Alkali, die der Orga- nismus enthält, darstellt. Die Alkalien bilden demnach das constante, das unveränderliche Element in der Constitution des chemischen Skelettes der Wirbelthiere, Der Wassergehalt des Organismus vermindert sich mit dem Alter; die Menge von organischen Bestandtheilen nehmen zu, alle übrigen anorga— nischen Bestandtheile zeigen Wachsthum, zeigen Veränderung mit der fortschreitenden Entwickelung des Individuums. Alle diese Verhältnisse zeigen grosse Schwankungen, grosse Verschiedenheiten bei den verschie- denen Wirbelthieren. Nur die Alkalien sind, mag das Individuum alt d — 267 sein, oder neugeboren, mag es Fisch oder mag es Vogel sein, immer in ‚demselben Verhältnisse zum Körpergewichte vorhanden. — Dies sind die Hauptergebnisse unserer Untersuchungen an den Wir- belthieren. Sie sind allerdings sehr lückenhaft und erregen viel mehr neue Fragen, als sie befriedigen, indess haben wir doch in-ihnen ein un- geführes Bild von der Constitution des chemischen Skelettes im Wirbel- thierreiche, und von den Veränderungen dieses Skelettes mit dem Wachs- ihum gewonnen; ein Bild, das als Grundlage für weitere Untersuchungen dienen mag. Es wäre nun wünschenswerth, ähnliche Bilder von der Constitution der Aschen der übrigen grossen Typen des Tbierreiches vor sich zu ha- aben, um Vergleiche anzustellen und insbesondere um die Frage zu beantworten, ob einem grösseren Organisationsplane immer ein ganz be- immter, von den übrigen verschiedener Plan in der Zusammensetzung er Aschen entspräche. Allein dies ist vor der Hand frommer Wunsch. Jeh habe in dem ungeheuren Gebiete der Wirbellosen an einem einzigen Individuum eine vollständige Aschenanalyse gemacht, nämlich an der Asche von einem erwachsenen Arion empyricorum, einer Nacktschnecke, n Resultate ich als Anbang hierherzustellen mir erlaube. Arion empyricorum. Gewicht des Thieres = 27,090 Gr. Gewicht der Asch = 0,790 Gr. Die Asche war reich an Koble. Ben Bun». 1) Wässerige Lösung = 100 CC. Es wurde gefunden: his In 20 CG Chlorsilber = 0,017 Gr. In 20 CC SO;BaO = 0,013 „, In 30 GC Chloralkali = 0,026 „, In 30 CC KPıCl, = 0,065 ,, 2) Sauere Lösung = 100 CC. Es wurde gefunden : 7 Fe,0,P0, in 25 CC = 0,005 Gr. 7 Ca0C0, in25 Cl = 0,1365 (Kalk im Ammonniederschlag) 2MgOPO, in 25 CC = 0 003 Gr. 63060, in 25 CG (Filtrat vom Ammonniederschlag) 0,080 ®MgOPO, in 25 CC = 0,065 Gr. Ghloralkali in 25 CG = 0,0245 Gr. Kaliumplatineblorid = 0,0560 Gr. 4000 Grammes Thier enthalten demnach in Grammes : Wasser 888,64 ai Organische Bestandtheile 71,432 Anorganische Bestandtheile 30,948. 268 In diesen ! Chlor 0,782 = 0,782 Chlor Schwefelsäure 0,822 = 0,328 5 Phosphorsäure 6,780 = :3,013;P Kalk (an PO, gebunden) 11,288 Kalk (nichtan PO, geb.) 6,615) 12,087 Ma Magnesia (an PO, geb.) 0,159 = 0,095 Mg Eisenoxyd 0,389 = 0,136 Eisen Kali 3,134 = 2,598 Kalium Natron 0,980 = 0,727 Natrium 10,482 = Sauerstof. Hierzu sind noch 4,725 Gr. Kohlensäure zu zählen, die dem freien Kalke entsprechen. Wir finden in diesen Aschenverhältnissen schon grosse Abweichun- gen von jenen, welche wir bei den Wirbelthieren vorfanden : vor Allem das Auftreten des kohlensauren Kalkes neben dem phosphorsauren ; dann die Verhältnisse der Alkalien zu einander. Während wir bei den Wirbel- thieren gleiche Aequivalente Kali und Natron in den Aschen vorfanden, kömmt hier auf 2 Aequivalente Kali nicht ganz 4 Aequivalent Natron. Ferner beträgt der Gehalt des Thieres an fixen Alkali PoniBpn als wir bei den Wirbelthieren es fanden; dort betrug derselbe 5,5 p. Mille, hier nur 4,1 p. Mille. ‚ In diesen Thatsachen liegen schon einige Andeutungen über die grosse, von uns früher hervorgehobene Frage, wie den verschiedenen anatomischen Typen des Thierreiches verschiedene Typen in der Anord- nung und den Mengenverhältnissen ihrer unorganischen Bestandtheile entsprechen möchten, — aber weiter nichts als Andeutungen. — Mit Bedauern darüber, dass es mir nicht vergönnt war, etwas Voll- ständigeres zu liefern, schliesse ich diesen Versuch, der, wenn er dazu dient, Andere zur vollkommneren Bearbeitung dieses Gegenstandes an- 4 zuregen, seinen Hauptzweck erfüllt hat. £ Einige Fragen, die bei einer weiteren Bearbeitung dieses Themas zu “ berücksichtigen wären, und auf welche die vorliegende Arbeit unmittel- N bar binführt, erlaube ich mir noch anzudeuten. & 4) Welches sind die Grenzen der Schwankungen, die während der physiologischen Breite der Gesundheit durch die Nahrung, durch den Aufenthalt, durch die Gattung und das Geschlecht im Gehalte des Wirbel- j thierindividuums hervorgebracht werden, und in welchem gegenseitigen Verhältnisse stehen diese Einflüsse? 2) Welches sind die Veränderungen in der Menge der eine Aschenbestandtheile, welche die embryonale Entwickelung des Indivi duums von der Furchung an bis zur Ausbildung des Fötus begleiten. 269 3) Welches sind die Beziehungen, welche die Mengenverhältnisse inzelner anorganischer Stoffe, z. B. der alkalischen Erden zu gewis- en Gruppen von organischen Verbindungen, z. B. der leimgebenden Stoffe etc. in der Einheit des Organismus darbieten? Sind diese Be- iehungen gesetzmässige und constante? Innerhalb welcher Grenzen schwanken sie? - 4) Sind die grossen, typisch verschiedenen Abtheilungen des Thier- eiches, durch gewisse typische Vertheilung ihrer Aschenbestandtheile in er Weise charakterisirt, dass die Betrachtung die Aschenzusammen- ung einen unmittelbaren Schluss zulässt auf die Abtheilung, der das tier angehört? oder wird dieses letztere Moment durch rein lokale Ver- ältnisse, unter denen das Thier lebt, überwogen ? Zum feineren Baue der Molluskenzunge. Von Carl Semper. Mit Taf. XI. Angeregt durch den Widerspruch, welchen meine Angaben über den Bau der Zunge der Pulmonaten ') kürzlich durch Herrn E. Claparöde ?) ge- funden haben, unternahm ich eine nochmalige Prüfung derselben. Dabei kam ich denn allerdings zu Resultaten, die wohl ein (heilweises Zuge- ständniss meinerseits nöthig machen ; dagegen glaube ich die wesentlich- sten Punkte meiner früheren Darstellung auch jetzt noch aufrecht erhalten zu können. In Folgendem gebe ich nun eine vergleichende Darstellung vom hi- stologischen Baue der Molluskenzunge (d. h. der Reibplatte und der mit ihr in Verbindung stehenden Theile) ; eine Darstellung, die natürlich in. ihrer ganzen Anstlehnung nur für die von mir untersuchten Gattungen Geltung hat und auch sicher noch mancher Erweiterung fähig ist. Dass ich überhaupt noch so ausführlich auf die aufgeworfenen Streitfragen eingehe, findet seine Erklärung in der Bedeutung, welche man dem Vor- kommen des Knorpels bei den Mollusken beizulegen geneigt sein könnte” und in dem Widerspruch, in welchen die Troschel’sche Bildungstheorie” der Reibmembran mit unsern bisherigen Anschauungen von der Bildung. structurloser chitinisirter Häute oder Cutieularbildungen geräth. Diesen Widerspruch suchte ich durch eine andere Theorie zu lösen, zu deren Sicherstellung mir freilich der schlagendste Beweis mangelt, nämlich die directe Beobachtung einer zeitweise statt habenden Häutung, welche zu behaupten mich die histologischen Verhältnisse der Reibplatte, deren Träger und der Zungenscheide veranlasst haben. der Pulmonaten. r j 2) Anatomie u. Entwickelungsgeschichte d. Nerilina fluviatilisin Müller’s Archiv 1856. 271 Bau der Zunge. Dieser zeigt in allen von mir untersuchten Gattungen (Doris, Aplysia, Siphonaria, Turbo, Trochus, Murex, Buceinum, Janthina, Ämpullaria, Vaginulus, Limnaeus, Planorbis, Helix, -Bulimus, Arion, Limax, Sepia, ‚oligo) ganz denselben Typus, der sich leicht durch alle Variationen hin- durch verfolgen lässt. Die ganze Muskelmasse der Zunge theilt sich nim- lich in zwei Theile, einen oberen und einen BP, Dr letztere Ba deren Faserrichtung meist eine sehr verschiedene ist; ich übergehe ihn anz, da er von geringerem Interesse für die aufgeworfene Frage ist. Der steht. Das Ganze ist dann umhüllt von einer Bindegewrehiken ünnen Schicht, die das Epithel trägt, welches dicht unter der Reihmem- Durch die verschiedensten Veränderungen jenes paarigen Theiles, DW ohl in Bezug auf seine histologische Structur, als auch auf die gröbe- 'n Verhältnisse, entsteht nun eine Reihe von Forinen, deren Verständ- ss ‚sehr leicht wird, sobald man nur von einem Punkte ausgeht, der wi in der Mitte zwischen beiden Extremen jener Reihe hiegt, Einen jen Ruhepunkt bietet der Bau der Zunge von Aplysia (Fig. 1). Auf | verticalen Querschnitt erkennt man drei: Haupttheile, einen horizon- n unpaaren Muskel (Fig. 4 c) und einen paarigen Theil (Fig. I a), >h welchen die eigentliche Gestalt der Zunge bedingt ist und dessen e Hälften fast ganz von einander getrennt sind. Jeder dieser beiden ile a besteht nun theils aus Knorpelmasse (Fig.1 d), theils aus Muskel- en (gu. e), an welchen man zweierlei ganz verschiedene Richtungen inen kann. Die Hauptmasse derselben wird von Muskelfasern ge- Idet, welche ungefähr senkrecht gegen die Zungenoberfläche verlaufen zum grössten Theile parallel der (senkrechten) Schnittebene liegen. eser Muskelmasse eingebettet liegen ungefähr 410 isolirte horizontal ende Muskelbündel (Fig. 4 e), von denen man auf Fig. 4 nur die chnitte sieht. Der knorpelige Theil besteht bei d fast ganz aus reinen jelzellen; weiterhin ziehen zwischen sie einzelne Muskelfasern, die nälig überhand nehmen, sodass etwa auf der Mitte des ganzen Theiles ar keine Knorpelzellen mehr zu sehen sind, Hier tritt also eine, uch nicht sehr scharf ausgesprochene Sonderung, in eine musku- nd eine knorpelige Partie jenes oberen Theiles der Zunge ein. Der ontal verlaufende Muskel enthält niemals Knorpelzellen. 272 i Von hier aus sind die Verschiedenheiten im Bau der Zunge, z. B. der Ctenohranchiata und der Pulmonata leicht zu vereinigen. Durch noch schärfere Localisation der Knorpelmasse, verbunden mit einem gleichzei- tigen Abnehmen oder Verschwinden der Muskelmasse entstehen die For- men, wie sie uns bei den Gtenobranchiaten (Fig. 2 von Buccinum unda- tum, Fig. 3 von Murex) entgegentreten, bei welchen die Knorpelmasse den grössten oder mitunter den ganzen Theil einnimmt, welcher morpholo- gisch dem oben näher bezeichneten Theile aa von Aplysia entspricht. Bei den Gattungen Buceinum, Turbo, Trochus, Murex, Siphonaria, Janthina, Doris ist dieser Knorpei gänzlich frei von allen eindringenden Muskel- fasern. Beiläufig will ich hier erwähnen, dass derselbe bei Janthina bi- color aus sechsseitigen Zellen besteht, welche etwa %,”' lang und Yo breit sind; die Dicke der Knorpelplatte wird nur von einer einzigen solchen sechsseitigen Zelle gebildet, Die Knorpelkapsel ist verhältuiss- mässig dünn; der Kern 'ziemlich klein und niemals zeigen diese Zellen eine solche endogene Zellenhildung, wie sie uns Claparede von verschie- denen Mollusken kennen gelehrt hat. Ganz ähnliche Knorpelzellen kom- men bei demselben Thiere in dem ziemlich stark ausgebildeten Lippen- knorpel vor. Der muskulöse Theil, welcher dann immer gegen das obere, äussere Ende hingedrängt wird, besteht durchweg aus dicht nebeneinander liegenden Muskelfasern, welche auch an Spirituspräparaten leieht noch als solche nachzuweisen sind. Auf der andern Seite sehen wir die Muskelfasera immer mehr über- hand nehmen und zugleich den Knorpel sich verringern. Zuerst ver- schwindet der isolirte Knorpelkern und es vertheilen sich die einzelnen Knorpelzellen zwischen die Lücken in der Muskelmasse, wie es bei den Gattungen Ampullaria, Vaginulus, Lymnaeus, Planorbis, Helix, Bulimus- und Arion der Fall ist. Die letztern nähern sich schon viel mehr den Gattungen Limax, Sepia und Loligo, insofern nämlich bei ihnen die Knor— pelzellen ausserordentlich klein werden und auch viel von ihrer Knorpel- natur verlieren. Bei den drei letztgenannten Gattungen fehlen jedoch alle Knorpelzellen und es besteht hier die Zungenbasis lediglich aus parallel . laufenden Muskelfasern. Bei der Gattung Sepia kommt darin ein Gewebe vor, welches ganz dem gleicht, wie ich es weiter unten aus der Zungen- scheide beschreiben werde und welebes ich ebenfalls für muskulös halten möchte; doch war es nicht gut genug conservirt, um darüber Etwas mit Sicherheit festzustellen. Mit dieser stärkeren Entwickelung der Muskel- fasern tritt auch eine mehr oder minder weitgebende Vereinigung d beiden getrennten Theile aa zu einem einzigen ein, sodass man dar Durchschnitte erhält, wie sie Fig. 5 von Limax maximus zeigt. id Das Zugeständniss, welches ich zu machen habe, besteht also darin dass ich jetzt das Vorkommen von Knorpelzellen auch bei den Pulmonaten nicht mehr leugnen kann, wenngleich sich diese von echten Knorpelzellei immer noch weit genug entfernen. Trotzdem aber behaupte ‚ich auc 273 ‚jetzt noch das überwiegende Vorkommen von Muskelfasern in jenem "Theile bei den meisten Pulmonaten und das ausschliessliche Vorkommen ‚derselben ohne alle Spur von Knorpelzellen für die Gattungen Limax, Sepia und Loligo. Um hierüber zu einiger Klarheit zu en ‚ muss man die Zunge frisch untersuchen, da in dem Zerfallen der Muskelfasern in einzelne Bruchstücke ein trefliches Mittel gegeben, diese auf das ‚Sicherste nachzuweisen. Hat man sich dann durch Vergleichung frischer, gekochter und in Spiritus aufbewahrter Thiere an die Veränderungen ge- wöhnt, welche die Rindenschicht der Muskelfasern durch verschiedene Behandlung erleidet, so hält es nicht schwer, sich an Spiritusexemplaren z.B. von Vaginulus, Ampullaria ete. von dem unzweilelhaften Vorkommen zahlreicher Muskelfasern zwischen den Knorpelzellen (Fig. 6 von Vaginulus) zu überzeugen und ehenso leicht wird es dann, sich bei Arion von der Kleinheit der Knorpelzellen, bei Limax von dem gänzlichen Fehlen der- selben zu vergewissern. Die Muskellasern sind verschieden breit, je nach en verschiedenen Tbieren, immer aber bedeutend breiter, als die Mus- kelfasern aus anderen Theilen desselben Thieres. An frischen Präparaten kennt man deutlich ein feines Sarcolemma und die beiden Schichten, eren innerer die länglichen Kerne liegen. Jede einzelne Muskelfaser tspricht einer einzigen Zelle; sie durchsetzt die ganze Dicke der Mus- schicht und endigt sowohl oben wie unten mit einem sich verbreitern- den n Ende (Fig. 6 a), in welchem mitunter der Kern liegt. Niemals biegt sich eine solche Muskelfaser oben um, und ebenso wenig kommen Ver- on en der eelfadern. welche sich bier ganz Hehe a anein- legen (Fig. 6). A Dass wir es hier in der That mit Muskelfasern zu thun haben, davon nn 'man sich auch noch auf andere Weise überzeugen. Isolirt man ch die Zungenbasis junger Individuen, z.B. von Planorhis margina- ind bringt sie unversehrt unter das Mikroskop, so sieht man Con- lionen sowohl des ganzen Organes, als auch einzelger Theile desselben, nieht etwa durch Contractionen der angrenzenden Muskeln be- nd — denn diese verlieren durch das Zerfallen ihrer Fasern sehr ihre Contractionsfähigkeit — sondern oflenbar ihren Grund in den Organen selbst haben. Ob hierbei lediglich die Muskelfasern desselben ir] en, ‚oder ob sich auch die Zellen selbstständig eontrahiren können, age ich bis jetzt nicht zu entscheiden ; jedenfalls würde im Tetzte- n Falle die Deutung der Zellen als Knorpelzellen einen argen Stoss leiden. 274 Bau der Zungenscheide und Bildungsweise der F Reibmembran. Der Bau der Zungenscheide ist bei allen Mollusken ein im Wesent- lichen vollkommen gleicher. Auf Durchschnitten (Fig.7 von Aplysia sp. ?) sieht man zu äusserst eine muskulöse Hülle (Fig. 7 a), welche hei 5 mit einem Kerne in Verbindung steht, der sonst ganz frei in der von jener Hülle gebildeten Höhlung liegt und seinerseits erst die eigentliche Zun- genscheide bildet. Dieser Kern lässt folgende Schichten erkennen: zu äusserst eine Muskelschicht c, welche das Epithel der Reibmembran d sammt den Zähnen trägt; die noch übrig bleibende Höhlung wird gänzlich ausgefüllt von einem Gewebe, welches Kölliker') bindegewebig nennt, ich dagegen für wesentlich muskulös halten muss, und welches nach ver- schiedenen Autoren die Matrix der neu zu bildenden Zähne sein soll. An diesem mittleren Theile unterscheidet man zwei Schichten, welche immer vorhanden, aber sehr wechselnd an Dicke sind, eine innere hellere und eine äussere dunklere, welche hei Aplysia eine sehr bedeutende Dicke erlangt. Nach oben zu, dort wo bei f die mittlere Schicht mit dem äusse- ren umhüllenden Muskel in Verbindung steht, verschwindet die äussere Schicht allmälig; sie drückt die Formen der Zähne genau ab, indem sie in die zwischen den einzelnen Zähnen bestehenden Lücken Fortsätze hin- einschickt. Die Zungenpapille nun oder die Zungenmatrix (Fig. 7 e) endigt ziem- lich dicht vor dem Ursprung der binteren Wand des Schlundes, jedoch ohne von der Reibmembran überzogen zu sein, wie ich es früher irr- thümlich angegeben habe. Das Epithel, welches dieselbe überall über- zieht, geht nach oben direct über in das des Schlundes und zugleich nach unten in das Epithel, welches dicht unter der Zunge liegt. Ganz in der— selben Weise stehen auch die Cuticularschichten dieser verschiedenen Abschnitte der Epithelzellenlage wit einander in Zusammenhang. Ein schematischer Längsschnitt wird dies am besten deutlich machen. In der nebenstehenden Skizze ist a die Reibmembran, welche bei 5 in der Zungenscheide e endigt; d istdasEpithel der A haenhran ‚welchesdort, — wo diese bei 5 aufhört, um- biegt undindasE Epithel eder ee j* übergeht; ee setzt sich endlie bei g in das des Schlundes fort. Als äusserste Lage trägb das Epithel überalleinefeine en N 4) Kölliker Mittheilungen zur vergl. Gewebelehre. Würzb. Verhandl. 4857. 4. Hit. “2 2316 Cutieula Ah, welche nur an der sogenannten Zungenmatrix fehlt, und dort, wo die eigentliche Reibmembran auftritt, die Grundlage oder Grund- embran der Zähne bildet. Das Epithel zeigt nun, je nach den versehiedenen Localitäten, grosse rschiedenheiten. Im Schlunde finden sich Wimperzellen ; im vorderen de der Zungenpapille sind sie eigenthümlich modifieirt — worauf ich veiler unten zurückkommen werde — und tragen eine ziemlich dicke icula; an der sogenannten Zungenmatrix sind sie sehr klein und ohne Cutieula und dicht hinter der Umbiegungsstelle bei’h werden sie wieder ziemlich gross und entwickeln dann mächtige Gutieularschichten. Diese Lage hat für die aufgeworfene Frage das meiste Interesse. In der Regel — wenis- tens bei den“ meisten der von mir bis jetzt untersuchten Mellesken _ sind die Zellen dieser Partie gleich gross, doch sieht man auf gut gelun- genen Durchschnitten leichte Ungleichmässigkeiten i in der Dicke und zwar n der Weise, dass je einem Zahne eine geringe Verlängerung der unter hın liegenden Zellen entspricht. Mitunter, namentlich bei kleineren rien, ist das Epithel auch ganz glatt. Jene kleinen Hervorragungen kün- en nun auch zu sehr grossen, bis tief in die Wurzeln der Zähne hinein- senden Papillen werden, wie dies z. B. bei Janthina bicolor der Fall ist Fig. 7). Aebnliche, nur bedentend kleinere Papillen kommen bei Aplysia, Loligo und Sepia vor. Sie werden bedingt durch ein Längenwachsthum ler Zellen an diesen Stellen und nur an den grossen Papillen der Janthina eh mam auch an der Muskellage, welche das Epithel trägt, kleinere, ne en entsprechende Hervorragungen derselben. Der feinere Bau der sogenannten Zungenmatrix ist mir trotz viel- ıcher Mühe nicht recht klar ; geworden. Der innere hellere Kern derselben eht aus einer vollkommen durchsichtigen, homogenen, gelatinösen dsubstanz, in welcher eine Menge Fasern eingebettet liegen, die sich den verschiedensten Richtungen durchkreuzen (Fig. 8). Sie sind serordentlich wechselnd in Dicke, zeigen häufig Anschwellungen, in en dann jedesmal ein Kern liegt, und bilden durch Anastomosen ein ‚oder minder weilmaschiges Netz, in dessen Hohlräumen sich jene e findet. Die dickeren dieser Fasern zeigen die beiden Schichten, sie von den Muskelfasern aus anderen Fheilen bekannt sind. Be- hmte Richtungen derselben lassen sich nur an zwei Stellen auffinden, ich an dem vorderen Ende der Papille und an der oheren Kante, ‚wo bei f (Fig. 6) die Verbindung ınit dem äusseren umgebenden iskel stattfindet. Hier sieht man, wie die einzelnen Muskelfasern des teren sich in den Kern hineinziehen und zwar treten dabei die Fasern "linken Seite auf die rechte, die der rechten auf die linke über, so- s dadurch eine Kreuzung derselben bei f entsteht; die einzelnen Fa- 1 verzweigen sich dann gleichmässig nach allen Richtungen hin und en direct über in jene Fasern, welche ich eben beschrieben habe. Je her man nun dem vorderen Ende der Papille kommt, um so dichter Deitschr. f. wissensch. Zoologie, IN. Bd. 18 276 und dicker werden die einzelnen Muskelfasern, bald nehmen sie eine be- stimmte Richtung der Länge nach an, bis am vordersten Theile die ho- mogene Grundmasse gänzlich verschwunden ist und die einzelnen Fasern diehtgedrängt gegen die Spitze zustreben. An jede derselben setzt sich eine einzige Epithelzelle an, und es scheint fast, als ob hier diese nur die Endigung der Muskelfaser sei. Die Zellen selbst sind länglich, mit einem Kern versehen und tragen eine deutliche, ziemlich dicke Cuticula, welche von der Fläche gesehen sehr fein punktirt erscheint; ob diese Punktirung von Poren herrührt, wage ich nicht-zu entscheiden. Der vorderste Theil der Zelle ist ganz homogen und bricht dasLicht ziemlich stark (Fig. 9).- Hier will ich eine Beobachtung einschalten, die vielleicht dazu die- nen kann, die sonderbaren geschwänzten Epithelzelien, welche Leydig ' vom Magen der Paludina einipara beschreibt, und die ich ebenfalls bei den Pulmonaten gefunden, aber als Kunstproducte angesehen hatte, zu erklären. Der Magen von Murex brandaris zeigt nämlich zu äusserst eine Ringfaserlage und darauf folgt eine homogene feinkörnige Schicht, welche von vielen parallel laufenden Fasern (Fig. 10) senkrecht durchzogen ist, die sich direct in die Epithelzellen des Magens fortsetzen. Der Kern liegt gewöhnlich in einer kleinen Auschwellüng, die ganz gesondert ist von der eigentlichen Zelle, wodurch diese eine Form erhält, wie man sie auch bei andern Mollusken häufig zu sehen bekommt. Sind diese Fasern nun sehr dünn, was z. B. bei sämmtlichen Pulmonaten der Fall zu sein scheint, so reissen sie sicher leicht ab, namentlich wohl bei frischen Prä- paraten, und so mögen wohl jene geschwänzten Zellen entstehen. Ob man jene Fasern von Murex als Muskelfaser bezeichnen kann, muss ich dahingestellt sein lassen. # Die äussere Schicht der sogenannten Zungenmatrix bildet ganz allein die Papillen, welche zwischen die einzelnen Zähne hineinragen und von welchen nach Kölliker die Ausscheidung der letzteren vor sich gehen soll. Sie ist bei allen oben genannten Gattungen sehr dünn, mit Ausnahme von Aplysia (Fig. 6), und hat mich für jene in Bezug auf ihre Structur ganz im Unklaren gelassen. Bei Aplysia ist es mir nur gelungen, ihre A Zusammensetzung aus grossen Zellen zu erkennen, welche von verschie- “ dener Grösse in mehrfachen Lagen übereinander liegen und alle gegen den durchsichtigen Kern hin etwas zugespitzt sind und hier in irgend welchem Zusammenhange mit einander zu stehen scheinen. Ihr Aussehen erinnert sehr an das der Ganglienzellen;; ehe sie jedoch als solche zu be trachten sind, müsste noch ihr zweifelloser Zusammenhang mit dem Ner- ven, welcher in die Zungenscheide eintritt‘); nachgewiesen sein. Trotz vieler Mühe ist mir dies jedoch noch nicht möglich gewesen, festzustellen ; da ich nun auf: längere Zeit von solchen Arbeiten, wie die vorliegende, 4) Troschel, Das Gebiss der Schnecken. 1. Lief. S. 22. 277 Abschied nehmen muss, so kann ich nur die Hoffnung aussprechen, dass recht bald von anderer Seite her diese Lücke ausgefüllt werden möge. i Ich komme nun zur Beantwortung der vorliegenden Frage, ob näm- lich die sogenannte Zungenmatrix wirklich die eigentliche Bildungsstätte der Zähne ist, oder nicht. Um dies genügend thun zu können, muss ich zunächst die Frage erledigen, auf welche Weise das Grösserwerden der einzelnen Zähne vor sich geht. Hier sind nur zwei Fälle möglich, da die "Annahme, dass jeder Zahn fortwährend wachse, nicht weiter zu berück- sichtigen ist. Einmal könnte man. nun annehmen, dass, wie es auch Troschel, Claparede u. A. thun, die Reibmembran allmälig vorrücke und - dadurch sowohl die vorderen untauglichen Zähne ersetzt würden, als atıch eine Grössenzunahme der Zähne ermöglicht sei: oder man müsste eine von Zeit zu Zeit stattfindende Häutung annehmen, die letztere Annahme scheint mir die natürlichste. | Die erste Annahme stützt sich auf die, allerdings ganz wichtige Beobachtung, dass einmal die vordersten Zähne immer am Meisten abge- nutzt erscheinen und dass zweitens die hintersten offenbar die am 'Wenigsten ausgebildeten Zähne sind. Der erste Fall namentlich beweist gar Nichts, denn daraus, dass die vordersten Zähne immer die am Meisten ‚abzenutzten sind, folgt noch nicht, dass nothwendig ein allmäliges Vor- rücken der Reibmembran staufi nden müsse; vielmehr scheint sich mir dieser Umstand auf viel leichtere, mit der Beobachtung genau überein- stimmende Weise erklären zu lassen. Der vorderste scharfe Rand der Reibmembran, der dadurch entsteht, dass sich diese aus ihrer horizon- talen Lage fast unter einem Winkel 90° nach unten umbiegt, ist die ‚Linie, welche beim Fressen zuerst den zu benagenden Theil berührt; er steht also um die ganze Dicke des Blattes vom Rande des Oberkiefers ab, ® liefer er aber in jenes einschneidet, um so mehr nähert sich die Reib- nembran- dem Oberkiefer, bis sich schliesslich beide, wenn das Blatt chschnitten ist, berühren. Hiernach sind also auch die Zähne am charfen Rande der Zunge der geringsten, dagegen die untersten Zähne r stärksten Einwirkung.-von Seiten des Oberkiefers ausgesetzt, und es wird also auch die Abnutzung der einzelnen Zähne 'um so grösser sein issen, je mehr man sich dem vorderen Rande der Reibmembran nähert. ® Art und Weise der Abnutzung enthält also noch durchaus kein ingendes Moment in sich, ein allmäliges Vorschieben der Reibmembran inehmen. Ebenso wenig nöthigend zur unbedingten Annahme jener Theorie eint mir der zweite Grund zu sein. Zwar ist es ganz richtig, dass die srsten Zähne immer weniger ausgebildet sind, als die vorderen, doch üsst sich dies auch dureh das Wachsthum der Zungenscheide nach hinten Iklären. Der Abstand des hinteren Endes der Reihmembran von dem Zungenscheide ist in allen Lebensstadien ein annähernd gleicher; die genscheide selbst aber nimmt sowohl an Länge, als an Dicke bedeu- 18” 278 ten zu, es muss also auch das hintere Ende der Reibmembran noth- wendig sich nach hinten zu verlängern und je näher man nun dem Ende derselben kommt, um so weniger ausgebildet werden dann auch die einzelnen Zähne sein können, ohne dass: man nöthig hat, ein Vorrücken der Reibmembran anzunehmen. Beide Fälle lassen somit auch noch andere ungezwungene Deutungen zu und so lange dies der Fall ist, darf man jene Theorie wenigstens nicht als feststehend annehmen. Direct dagegen scheint mir. nun eben das Verhalten der Gina bran der Zunge zu den Cutieularschichten der umliegenden Theile und die* Structur der sogenannten Zungenmälrix zu sprechen; gerade dies scheint auch Kölliker veranlasst zu baben, sich gegen einen solchen Vor- gang zu erklären.‘ Wie ich schon oben angeführt habe, ist die Grund- membran der Zunge nichts weiter als die Cutieula des darunter liegenden Epithels, und fast gerade so, wie letzteres sich mit dem Epithel der be- nachbarten Theile, also der Schlundwandung, der seitlichen Zungentheile und des Bodens der Mundhöhle, verbindet, mit der Cutieula derselben Theile in so directem Zusammenhange, dass an ein Vorrücken derselben gar nicht zu denken ist. Wäre dies der Fall, so müsste man an irgend einer Stelle der unteren Fläche der Zunge oder des Bodens der Mundhöhle eine mächtige Cutieularfalte finden, welche um so grösser sein müsste, je älter das Tbier wäre. Dies ist aber nie der Fall. An ein Vorrücken der Zähne auf der festliegenden Grundmembran ist bei der festen Ver- bindung beider ebenso wenig zu denken. Dann scheint mir auch die Form der Zunge bei verschiedenen Mol- lusken gegen jene Theorie zu sprechen. Bei Aplysia ist jene so eigen- thümlich gekrümmt, dass sich der vordere Theil der abgezogenen Reib- membran durchaus nicht in eine Fläche ausbreiten lässt, während der hintere aus der Zungenscheide herausgezogene Theil dies sehr leicht erlaubt. Bei der geringen Dehnbarkeit derselben — und selbst wenn sie auch noch so gross wäre — scheint mir nicht gut möglich, dass ihr vor- derer Theil einmal in der Zungenscheide gesteckt haben sollte, da sie dann auch nicht gut die Fähigkeit verlieren könnte, sich in eine Fäche ausbreiten zu lassen; ausserdem scheint es mir unbegreiflich, wie sich der hintere breitere Theil der Reibmembran glatt über das vordere spitze Ende des Zungenträgers legen sollte. In diesem Falle müsste man wieder K eine Cuticnlarfalte an den benachbarten Zungentheilen finden. Auch die Form, wie: sie der Orbis radulae z.B. hei Neritina fluviatilis zeigt, spricht gegen jene Auffassung. Erkennt man nur den innigen Zusammenhang der Grundmembran mit den Zähnen und die Unmöglichkeit eines Vorrückens der letzteren auf jener an — und ich glaube, dass sich namentlich gegen das Letztere Niemand wird erklären können, selbst’ nicht Diejenigen, welche durch ihre eigene Theorie des Vorrückens der Reihmembran Kat wendig zu einer are Annahme hätten kommen müssen — erkennt 279 man dies also an, so folgt daraus, dass, wenn man trotzdem das Vorrücken der ganzen Radula behaupten wollte, auf dem Orbis radulae eine scharfe Trennung zwischen den beiden zahnfreien Seitentheilen und’ dem zahn- tragenden Mitteliheile — der Radula — bemerkt werden müsste. Dies deutet Olaparede’s Zeichnung nicht an, und ich glaube auch nach dem - innigen Zusammenhang, welcher bei allen von mir untersuchten Mollusken - zwischen den verschiedenen Quticularschichten herrscht, schliessen zu dürfen, dass auch bei den übrigen Cephalophoren eine ebenso innige Verbindung zwischen den einzelnen Abschnitten des Orbis radulae unter sich und mit den angrenzenden Quticularbildungen statt hat. "Bei. dieser Betrachtung babe ich noch immer das Epithel ausser Acht gelassen, welches alle Untersucher ohne Ausnahme als zu der Grund- membran der Zunge gehörig betrachten, insofern nämlich die letztere eine Ausscheidung — Cuticularbildung — der ersteren ist. Solche Cuticular- bildungen bleiben immer mit den Zellen in Verbindung, durch deren aus- ‚scheidende Thätigkeit sie gebildet, so zwar, dass niemals ein seitliches Vorschieben auf dem Epithel, woll aber ein durch neue Ausscheidungen bedingtes Abheben der älteren Schichten bewirkt wird. Ein Vorwärts- schieben der Grundmembran in der Seitenrichtung auf dem Epithel der _ Zunge würde danach ohne alle Analogie dastehen und ein Vorrücken der Membran mit dem Epithel selbst wird wohl Niemand annehmen wollen. - Endlich spricht auch noch die Art der Verbindung zwischen dem in der Scheide steckenden Zungentheile und der sogenannten Zugenmatrix en jene Theorie. Wäre sie richtig, ginge also auch die Absonderung Zähne aus von dem Epithel der Zungenmatrix, so müsste bei dein wärtsschieben der Zunge der Absonderungsprozess fortwährend unter- ochen werden, da ja durch das geringste Vorschieben die einzelnen ne aus ihren in der Zungenmatrix befindlichen Gruben heraus und ır die Wälle hinweg gehoben werden, welche dadurch entstehen, dass Zungenmatrix Fortsätze bineinschickt in die zwischen den Zähnen be- findlichen Lücken. Ein solches zeitweiliges Unterbrechen der Absonde- rung scheint mir sehr unwahrscheinlich. Würde derselbe continuirlich schreiten, so müssten bedeutende Ungleichmässigkeiten in der Abla- ung der einzelnen Schichten gefunden werden, was jedoch nie der n ‚oder es ınlisste sich die Zunge ruck weise über jene Wälle hinweg hen. Dazu müssten aber besondere Apparate vorhanden sein, die och nicht da sind, während ein allmäliges Vorschieben sich sehr gut :h das Wachsthum am hintersten ‚Ende der Reibmembran erklären Auch würde eine solche Bildungsweise so einfacher Organe — Cutieularbildungen — obne alle Analogie dastchen, denn dann ‚den sich an. der Bildung eines solchen Zahnes nothwendig alle die en der Zungenmatrix beiheiligen müssen , in welehe derselbe auf sei Wanderung von hinten nach vorne der Reihe nach eingetreten re: Nirgends sonst wo kommt etwas Achnliches vor, es bleiben viel- 280 mehr alle Cutieularbildungen in direeter Verbindung mit ihren Bildungs- zellen — wenigstens für eine Zeitlang, so lange nicht eine Häutung oder ein Abstossen an fremde Theile, wie bei den Insecteneiern, stattfindet und niemals beobachtet man ein seitliches Vorschieben solcher Gutieular- membranen auf ihrem Epithel. Hiernach bleibt also nur übrig, zur Erklärung des Grösserwerdens der Zähne eine von Zeit zu Zeit erfolgende Häutung der Reibmembran anzunehmen, eine Annahme, welche um so gerechtfertigter erscheinen dürfte, als sie alle jene Schwierigkeiten, die der andern Theorie gegen- überstanden, auf leichte Weise wegzuräumen im Stande ist. Die nächste Folge einer solchen Annahme wäre dann auch die, dass die Reibmembran in ihrer ganzen Länge zugleich dort gebildet wird, wo sie liegt, d.h. also von dem Epithel des Zungenträgers und der Zungenscheide, und da so- wohl auf deın freien als eingeschlossenen Theile der Reibmembran Zähne vorkommen, so müssten diese auch von den Epithelzellen gebildet wer- den, welche gerade unter ihnen liegen; oder mit anderen Worten, es könnte der sogenannten Zungenmatrix kein thätiger Antheil' an der Aus- scheidung der Zähne zugesprochen werden. Diese doppelte Annahme nun erklärt alle Erscheinungen, soweit sie bekannt sind, leicht und einfach. Durch eine von Zeit zu Zeit stattfin- dende Häutung wird die Grössenzunahme der Zühne sehr leicht erklärt; die Art und Weise der Abnutzung der vordersten Zahnreihen findet eben- falls ihre Begründung durch die Art der Einwirkung auf dieselben. Die Neubildung von Zähnen am hiutersten Ende der Reibmembran bat ihren Grund in dem Längenwachsthum der Zungenscheide. Auch die Verbin- dung der Reibmembran mit den angrenzenden Cuticularschichten er- scheint dadurch leicht erklärlich, da sich bei einer Häutung jedesmal die ganze Cuticula der Mundhöhle und der Zunge abstreifen wird und eine Verwachsung zwischen ungleich alten Schichten oder eine Faltenbildung, 5 wie sie nach der anderen Theorie nothwendig hätte eintreten müssen, wegfällt, da überall die neue Cuticula gleich in ihrer ganzen Ausdehnung angelegt wird. Ferner fällt dann der Einwurf, den ich der gegnerischen Theorie aus der Form der Zunge selbst herleitete, da dann die ausgeschie- dene Schicht jedesmal die Form ihrer Unterlage annimmt. Ebenso wür- den die seitlichen Vorschiebungen der Cuticularschichten auf dem sie ausscheidenden Epithel nicht mehr nöthig sein, da ja die jedesmalige neue Reibmembran gleich an Ort und Stelle entsteht. Endlich wider- spricht meiner Auffassung auch nicht die Form: der Papillen der soge- nannten Zungenmatrix, da man sich sehr leicht ein schnelles Herausziehen der Zunge aus ihrer Scheide denken kann, wenn ınan nur jenen Papillen eine ganz passive Rolle bei der Ausscheidung der Zähne zuspricht. Zwei‘ Punkte jedoch sind es, die man noch allenfalls meiner Ansicht entgegen- halten könnte, nämlich die Form der Zähne und jener Papillen. Es scheint auf. den ersten Blick wunderbar, wie gleich grosse Zellen so ungleich- 281 mässige Bildungen, wie die Zähne, 'hervorbringen sollten; doch lässt sich dies leicht durch die Annahme erklären, dass die einzelnen Zellen ver- schiedene Ausscheidungsfähigkeit besitzen, eine Annahme, welche ge- stützt wird durch die directe Beobachtung an vielen Cuticularbildungen, z. B. den Kiefern der Mollusken, den Magenzähnen von Aplysia, den 'Saugnäpfen der Cephalopoden u. a. m. Vergleicht man die Epithelzellen mit den einzelnen Zacken und Spitzen der Zähne, so sind diese immer noch breiter, als jene und dass so dicht bei einander liegende Zellen so verschiedene Ausscheidungsfähigkeit besitzen sollten, ist wenigstens nicht als unmöglich zu verwerfen, da man doch selbst einzelne Zellen ganz "ungleichmässige Gutieularbildungen bervorbringen sieht. Ein Beispiel dafür sind die Zähne der Froschlarven. Die Form der Papillen lässı sich auch so erklären, dass sie nur der Abklaısch der Zähne, also nur das seeundäre sei; dass sie überhaupt sich so genau an die Zähne anschlies- sen, scheint mir einen ganz anderen Grund zu haben, den nämlich, eine möglichst feste Vereinigung zwischen der Zungenpapille und der Reib- membran herzustellen. Endlich glaube ich noch zu Gunsten meiner Annahme die Reibmem- bran von Lymnaeus anführen zu können. Bei Lymnaeus vulgaris ist näm- ich die Anzahl der Zwischenplatten der Radula erenkieden, je nach der Grösse des Thieres; bei den kleinsten, die ich untersuchte, fand ich 5, ei nicht ganz ausgewachsenen 4A Zwischenplätlen jederseits, es hatte also die Anzahl derselben in einer Querreihe 10 auf 22 zugenommen. 3edenkt man, dass die jüngsten Individuen schon bedeutend grösser aren, als der Embryo zur Zeit der Anlage der Zunge, die ältesten aber ch nicht erwachsen waren, so ist die Annahme gewiss nicht zu gewagt, die Anzahl der Zwischenplatten des erwachsenen Thieres mindestens mal so gross ist, als beim Eınbryo. Immer aber bleibt auf einer ‚derselben Radula die Anzahl der-Zwischenplatten gleich gross von der ersten bis zur letzten Reihe, und nur die Seitenplatten nehmen an inzahl nach hinten zu. Unter 8 genau darauf untersuchten Zungen habe ch auch nicht eine einzige gefunden, in welcher ich eine Zunahme der inzahl der Zwischenplatten nach hinten hin bemerkt hätte; da aber der Interschied der Anzahl derselben beim Embryo und erwachsenen Thiere erordentlich gross ist, und dieses Thier in etwa 4 Monaten minde- 1s die Hälfte seiner ganzen Grösse erlangt, so hätte ich unter 8 Zungen wohl eine finden müssen, an welcher ich in irgend einem Punkte die Ver- imehrung der Zwischenplatten direct hätte beobachten können. Die ge- entheilige Beobachtung erklärt sich aber auf die einfachste Weise, sobald n nur die Häutung an die Stelle des Vorrückens der Zunge setzt. Alle diese verschiedenen Gründe bestimmen mich nun zu der dop- ten Annahme, dass einmal die Zunge nicht allınälig vorgesehoben wird, ondern sich von Zeit zu Zeit durch eine Häutung erneuert, und dass eitens die Ausscheidung der Zähne nicht von jener sog. Zungenmatrix 282 ausgeht, sondern von demselben Epithel, welches auch die Grundmem- bran bildet. Die Bedeutung der Papille suche ich nach wie vor in einer anspomien= den Thätigkeit, theils die Reibmembran möglichst fest zu halten, teils auch dieselbe vorzuschieben, eine Auffassung, welche ich durch die oben geschilderte feinere Structur jenes Theiles glaube hinreichend begründen zu können. Dass bei manchen Mollusken die Scheide sehr verlängert ist, und deshalb wohl. nicht sehr tauglich "zum Vorwärtsschieben erscheint, kann höchstens beweisen, dass bei diesen der Zungenmatrix keine be- sonders active Rolle zuertheilt ist, wie sie denn auch in solehen Fällen immer sehr wenig entwickelt ist und fast ganz jener Muskelfasern erman- gelt. Ob ihr ausserdem noch die Bedeutung eines Geschmacksorgans bei- zulegen ist, scheint mir noch:erst einer näheren Begründung zu bedürfen, obgleich ich sehr geneigt bin, die eben beschriebene zellige Lage in der- selben für ganglionär zu halten; auch Troschel glaubt in dem vorderen Ende der Zungenpapille, welches er als eischigen Vorsprung!) bezeichnet, ein Geschmacksorgan zu erkennen. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Durchschnitt durch die Zungenbasis von Aplysia. Oberer Theil. ei a, a. Die beiden seitlichen Theile des Zungenträgers, in welchen man bei d den ziemlich localisirten Knorpel, bei ee und g die Muskeln desselben sieht. b. Reibplatte mit Epithel und f darunter liegender bindegewebiger Basis. c. Horizontaler Muskel. Fig. 2. Durchschnitt durch denselben Theil der Zunge von Buceinum undatum. a. Muskel des seitlichen Theils. b. Horizontaler Muskel. ec. Scharf localisirter Knorpel. Fig. 3. Durchschnitt durch denselben Theil von Murex. Die Buchstaben dieselben, wie in der vorigen Figur. Fig. 4. Durchschnitt durch denselben Tbeil von Limax maximus. a. Der Muskel, welcher durch Verschmelzung der beiden seitlichen Theile“ a der Fig. 2 u. 3 und durch Verschwinden von c in Fig. 2 u. 3 entstan- den ist. vg b. Horizontaler Muskel. Fig. 5. Durchschnilt darch den Zungenträger von Vaginulus (Taunaisii?). a. Breitere Endigungen der Muskelfasern e, b. Knorpelzellen. c. Bindegewebige Lage mit Bindegewebskörperchen d e. Muskelfasern. 4) Troschell c. p. 22. % 27 4 283 6. Durchschnitt durch die Zungenscheide von Aplysia. a. Aeussere Zungenscheide, 5 Uebergangsstelle derselben in die innere c. AR d. Reibmembran und Zähne. “ nn: e. Sogenannte Zungenmatrix. a Fa f. Vebergangsstelle der Muskelfasern von c in jene Zungenmatrix. 7. Durchschnitt durch die Reibmembran mit dem Epithel. a. Epithel. b. Zahn. e. Papille des Epithels. Fig. 8. Fasern des Kerns der sogenannten Zungenmätrix von Arion empiricorum. 2. 9. Muskelfasern an der Spitze der sogenannten Zungenmatrix. a. Cuticula. b. Stark das Licht brechende Ende der Zellen c. d. Muskelfasern. 40. Epithelzelle mit isolirtem Kern und anhängender (Muskel?)-Faser von Mu- vex brandaris. Bemerkungen über Räderthiere. ‚ Von Professor Ferdinand Cohn in Breslau. Hierzu Tafel XII. Seit der Veröffentlichung meines Aufsatzes über Fortpflanzung der Räderthiere (Zeitschr. [. wissensch. Zoologie VII. Bd. 4. Heft. 1855) ist über diesen Gegenstand eine Arbeit von Gosse erschienen: On the dioiceous character of the Rotifera, von welcher mir nur ein kurzer Aus- zug in den Annals of natural history Oct. 1856 p. 333 zu Gesicht gekommen ist; es werden darin die Männchen vieler Brachionusarten : B. Pala, rubens, amphiceros, Bakeri, Dorcas, Mülleri, so wie von Asplanchna Brightwellii, Gosse ') (Notommata anglica Dalrymple) A. priodonta Gosse, Synchaeta tremula, Polyarthra platyptera, Sacculus viridis und Melicerta ringens erwähnt. Ausserdem hat Zeydig im letzten Bande von Müllers Archiv 1857, S. 404 meineAngaben über dieMännchen von Hydatina senta in eine ä Details berichtigt. Der Hauptpunkt, in welchem unsere Darstellungen die- ser Thierchen Sussinandergshen, ist der, dass ich bei Enteroplea, wie dies bei den Asplanchna- (Notommata-) Männchen angenommen wird, jede Spur eines Darımkanals in Abrede gestellt hatte, während Leydig erklärt, dass der Nahrungskanal bei denselben in verkümmerter Weise zugegen sei. Ich hatte nämlich dem Hoden eine dicke Wand zugeschrieben, die 4) Der Mangel eines Darms und Aflers, welcher bekanntlich Notommata anglica Dalr. und N. Sieboldii Leydig, so wie N. Myrmileo (nach Leydig) charakterisirt ist olenbar ein so wichtiges und wesentliches Unterscheidungsmerkmal, dass die generische Trennung dieser Thiere von den übrigen Nolommataarten er- heischt; ich habe daher den bezeicbnenden Namen: Asplanchna, der von Gosse (Ann. ofnat. hist. 1850) herrührt, adoptirt. Ohne Zweifel werden auch noch mehrere Gattungen von dem alten Genus Notommata abzezweigt werden müs sen, da dieses sehr verschiedene Typen vereint. Ascomorpha Perly, wozu d ser Autor die Notommala anglica rechnet, ist nach Leydig von letzterer g risch verschieden. 285 sich vorn in ein breites, nach der Stirnwand verlaufendes Band, den Sus- pensor testis, verlängere; Leydig erklärt dieses Band für das » zweifellose Rudiment des Nahrungsschlauchs, der genau nach jener Stelle des Räder-- rgans sich hinziehe, wo bei den Weibchen die Mundöffnung liegt, hinter- wärts aber sich bis zurKloakenöffnung erstrecke..« Trotz dieser verschie— denen Auffassung sind jedoch unsre Beobachtungen, wie auch die Zeich- nungen beweisen, in wesentlicher Uebereinstimmung; denn auch Zeydig muss zugestehen, dass das fragliche Gebilde sich morphologisch nur als ein Band betrachten lässt, da weder von einer Mundöflnung, noch von einem Gebiss, noch von den appendiculären Verdauungsdrüsen, noch endlich von einer Höhlung im Innern des »Nahrungsschlauches« die geringste Spur orhanden ist; daher ist auch niemals farbige Nahrung im Innern jenes Organs vorhanden, obwohl dies Ehrenberg abbildete; ein solches Band ‚mit Bestimmtheit für den verkümmerten Nahrungskanal« zu erklären, önnte nur die Entwickelungsgeschichte rechtfertigen; die aber bisher noch nicht bis zu dieser Vollständigkeit sich hat verfolgen lassen. Die Wand des Hodens hatte ich für contractil erklärt, nicht sowohl eil ich direct eine Zusammenziehung beobachtet, sondern weil ich nicht greifen kann, wie sonst der Same bei der Begatltung ausgesprilzt wer- en soll; Leydig stellt die Contraetilität in Abrede; da es mir jetzt an laterial zur Prüfung fehlt, muss ich dies dahin gestellt sein lassen. Das- be muss ich mit den Berichtigungen thun, welche Leydig meiner Dar- ollung einzelner Structurverhältnisse bei der weiblichen Hydatina ange- ihen liess; so weicht z. B. meine Darstellung des Wirbelorgans von er Leydig,schen darin ab, dass ich innerhalb »der den vorderen Rand junterbrochen umsäumenden Reihe sehr langer und feiner Wimpern, « € zweite innere Reihe der griffelartigen Borsten nicht in einer ununter- jchenen Linie, wie dies Leydig beobachtete, sondern zu Bündeln zu- nengestellt auffasste, wie dies auch Ehrenberg und Dujardin gethan . Ich will gern glauben, dass ein in diesem schwierigen Gebiete der itersuchung so geübter Forscher, wie Leydig, manche Einzelheit richti- "aufzufassen vermochte, als ich es im Stände war. "Nur in Bezug auf einen Punkt halte ich eine Bemerkung für nöthig. dig beharrt bei Be Aussage, dass der Schlund der Rotatorien nie bei Brachionus daraus, dass ich fälschlich die starke Wimperung am inge des Magens in den Schlund verlegt habe, Hiergegen muss ich ern, dass im Schlund von Brachionus unzweifelhaft ein eigenthüm- ‚es Flimmerphänomen stattfindet. Dass dieses Flimmern von schlagen- Yimpern veranlasst sei, will ich nicht mit Bestimmtheit behaupten ; die Erscheinung im Schlunde von Brachionus ist so eigenthümlicher dass sie sich mit der Bewimperung des Magens und Darmes nicht wechseln lässt; sie erinnert weniger an das Spiel haarförmiger Wim- 1, als an das Unduliren einer Flimmermembran ; man beobachtet stets 286 2—4 Wellen, wie bei den »Zitterorganen,« Ein ähnliches Flimmerphä- nomen beobachtete ich im Schlunde eines interessanten Räderthieres, welches ich im vorigen Jahre zahlreich in einem Glase mit Wasserpflanzen auffand, und das mit Notommata vermieularis Duj. und N. tardigrada Ley- dig, insbesondere aber mit Notommata roseola Perty und Lindia torulosa Duj. viele Vergleichungspunkte darbietet. Das Thier (Fig. 4,2) ist über %s lang, von cylindrischer wurmförmiger Gestalt, Kopf und Hals durch Faltungen der Cuticula abgetheilt, und ebenso der Bauch durch eine grös- sere Anzahl von Querfaltungen in Segmente gewissermaassen gegliedert; ich zählte im Ganzen 8 bis 10 Segmente; das .halbkugelig abgerundete Schwanz- oder Fussende läuft in 2 kurze kegelförmige Zehen aus; die Farbe des Körpers ist gelbröthlich. Das Kopfende ist gewöhnlich, so lange das Thier langsam kriecht, halbkreisförmig abgerundet, ohne sichtbare Wimpern ; wenn das Thier- chen aber schwimmt, so entfaltet es zu beiden Seiten des Kopfes je ein, bis dahin eingestülptes, keulenförmiges Wirbelorgan, welches einem klei- nen, auf schmalem Stiele stehenden Rade gleicht (Fig. 2 w). Die Ana- tomie des Thierchens stimmt im Wesentlichen mit der von Notommata tardigrada Leydig und N. vermicularis Duj. überein. Eine halbkreisför- mige Mundspalte führt zu dem lang eylindrischen Schlundkopf (sk), dessen Muskeln ‚ein höchst eigenthümlich gebautes Gebiss in Bewegung selzen; es besteht, so wie ich es auffasse, aus drei nadelförmigen Chitinstücken: jedes dieser Stücke läuft nach hinten in eine kopfförmig abgerundete Spitze aus; nach vorn gabelt es sich in zwei zangenartig gebogene, spitze und lange Zähne, welche an ihrer Basis seitlich in einen ohrartigen Zipfe] ver- längert sind, so dass sie in ihrer Gestalt an Pfeilspitzen erinnern; die drei Chitinstücke sind im Kreise um die Oeflnung des Schlundkopfes g stellt (Fig. 3) ; nach hinten schliesst sich an den Schlundkopf die ziemlich lange Speiseröhre, in welcher ich die schon oben erwähnten Flimme wellen mit der grössten Deutlichkeit beobachtete (Fig. 2 s). An eine Tbiere (vielleicht einem absterbenden) war das Flimmern in der Spe röhre nicht bemerkbar; diese selbst aber erschien als ein deutlicher nal, der innmehrere Querfalten gelegt war, ähnlich den Ringen ’e Luftröhre (Fig.1 s). In welcher Weise diese Falten der Schlundröhre eigenthümliche Flimmerphänomen veranlassen, vermüchte ich nicht Entschiedenbeit anzugeben. Auch bei Notommata saccigera spricht. Eh berg von einer »zitternden Kieme,« welche Leydig für Querfalten- Schlunds erklärt; Leydig selbst erwähnt dieselben auch von Noto t cenirura. Der Darmkanal unseres Thieres ist sehr lang und schmal, geradli (Fig. 4, 2 m), und endet vor der Schwanzwurzel in die Kioakg ers von gelblicher Farbe; am vordern Ende des Darmes sitzen die. beic farblosen konischen Magendrüsen, dem Schlundkopfanliegend (Fig.1, 2md) Unterhalb des Darms mündet in die Kloake die verhältnissmässig klein 287 contraclile Blase (cb); die Zitterorgane habe ich übersehen; sie waren ohl von den Eingeweiden verdeckt. Ebenfalls unterhalb des Darms liegt der Eierstock (e), welcher walzenförmig fast bis zum Schlundkopf hinaufsteigt, und in dem grosse glatie Eier sich entwickeln; der ganze hintere Körpertheil erinnert an dieOrganisation der Philodinaeen. Eigen- jümlich ist das Centralorgan des Nervensystems: man bemerkt unter dem Rücken einen langen walzenförmigen Beutel (9), der an der Stirn fast bis zum Ursprung des Magens hinab reicht und den Schlundkopf ver- leckt; an seinem hintern Ende ist derselbe kugelig abgerundet und zeigt bier bei jungen Exemplaren einen rothen Augenfleek; im Alter verliert ch jedoch die rotbe Färbung, und statt dessen zeigt sich ein schwar- zer Fleck (%k); hinter dem ein mit dunkeln, stark Licht brechenden örnchen gefülltes Säckchen (saceulus cerebralis, Kalkbeutel, Ehrb.) liegt, ie diesvon Ehrenberg und Leydig bei mehrern Notommaiaarten beobachtet yurde; dieser »Kalkbeutel« erscheint bei durchgehendem Lichte un- rehsichtig schwarz, bei reflectirtem dagegen, wie schon Zeydig erwähnt, issglänzend. Der » Kalkbeutel « sitzt unmittelbar auf dem Pigmentfleck, sen oft verdeckend, und ist selbst wieder mit breiter Basis auf dem ebirnsack befestigt. Die systematische Bestimmung dieses interessanten Thierchens bietet zenthümliche Schwierigkeiten. Zunächst ist es mir wahrscheinlich, dass as: elbe mit Lindia torulosa Duj. identisch ist. Körperumriss, Gebiss, Bau °s Eierstocks und Darmkanals sind völlig gleich; auch die Falten des 2); dagegen vermisse ich allerdings in derselben den charakteristi- m Augenfleck und den »Kalkbeutel.« Auch erklärt Dujardin als Cha- ikter seiner Gattung Lindia: die Abwesenheit der Flimmereilien ' des rothen Augenpunktes. Gleichwohl kann ich an eine Verschie- jeit unserer Form vonLindia nicht glauben, und vermuthe, dass Dujar- die kleinen gewöhnlich eingezogenen und nur beim Schwimmen aus- ockten radförmigen Wirbelorgane übersehen habe. Es ist dies darum sresse, weil die Existenz eines Räderthiersohne Flimmer- en eine schroffe Abnormität in dieser Thierklasse sein würde, um neh ', da die Gegenwart derCilien eines der wichtigsten Merkmale ist, ches die Rüderthiere von den Krustäceen irennt. st unser Thier identisch mit Lindia, so muss natürlich der Charakter altung, wie ibn Dujardin aufgestellt, emendirt werden, und ich © dafür folgende Diagnose : i india: Körper oblong, fast wurmförmig, durch Querfalten schwach dert, vorn abgerundet, beim Schwimmen zwei kleine keulenför- , an der Spitze radühnliche, einziehbare Wirbelorgane zu beiden ‚bervorstülpend, hinten in zwei konische kurze Zehen auslaufend Gebiss aus drei zangenartigen zweispitzigen ‚Zübnen gebildet; Ein nlleck mit dahinter liegendem schwärzlichem »Kalkbeutel «. 288 Lindia torulosa Duj. mit röthlichem Körper. Notommata 'ro- seola Perty ist mit dieser unserer Art höchst nahe verwandt, wahrschein- lich identisch ; der schwarze » Kalkbeutel « und die eigenthüimlichen Räder- organe sind in Perty's Figur angegeben (l. c. Tab. I. Fig. 2), auch das Flim- mern des Schlundes, wie mir scheint, beobachtet (*der Perty'schenFigur, als Zitterorgan gedeutet): dagegen ist das Gebiss nicht genügend unter- sucht. Die Länge des Thieres ist nach Perty %", nach Dujardin 4%" (0,34 mm), Zweifelbaft ist mir dagegen das Verhalten zu Notommata vermicularis Duj. und N. tardigrada Leydig. Erstere ist jedoch sicher verschieden, da sie sich durch einen mit Wimperreihen besetzten Kopf, ein kleines rothes Auge mit lichtbrechendem Körper (ähnlich Stephanops) und einen ganz anders gebauten Zahnapparat auszeichnet; nur ihr Aeusseres erinnert sehr an Lindia, wie Dujardin selbst bemerkt. Höchst eigenthüumlich da- gegen ist das Verhältniss zu Notommata tardigrada Leydig. Diese ist nach Abbildung und Beschreibung von unserer Lindia kaum zu unterscheiden; sie besitzt namentlich dieselbe Bewegungsweise und Körperform, sie hat das Gebiss, den Augenfleck mit dem Kalkbeutel, die quergefalteteSchlund- röhre von Lindia, und unterscheidet sich nur durch das Flimmern an der Mundöffnung, den Mangel der ohrartigen Wirbelorgane, vielleicht auch durch die Grösse (Y,). Ich selbst habe allerdings auch einmal ein Räder- thier beobachtet, das in Gestalt, Kalkbeutel ete. mitLindia übereinstimmte, — jedoch durch den dickeren und kürzeren, farblosen Körper, stärker abge- setzten Fuss, bedeutendere Grösse, sowie durch Bewimperung am Stiro- rande nach Art von Notommata von dieser Gattung unterschieden schien; ich kannte jedoch damals noch nicht die echte Lindia und vermag daher kein endgültiges Urtheil über dieseFormen auszusprechen. Lindia scheint mir übrigens nach der Bewegungsweise, der Beschaffenheit des Wirbel- organs ete. nicht zu den Hydatinaeen, wie Notommata, sondern zu den Philodinaeen zu gehören. Die bisherigen Beobachtungen über Räderthiermännchen haben g zeigt, dass dieselben immer etwas kleiner sind, als die Weibchen, und «lass sie in der Gestalt diesen entweder gleichen, wie die Männchen v Hydalina und Asplanchna Brightwellii Gosse (Notommata anglica Dalr.) oder von ganz verschiedener Gestalt sind wie die Männchen der Asplanchna Sieboldii (Notommata S. ) und der Brachionusarten t). . Es ist daher vi 1) Ich habe bereits früher darauf aufmerksam gemacht, dass Zeydig die re von Brachionus missverständlich als junge, eben aus dem Ei ausgekroche Weibchen aufgefasst hat, welche angeblich erst später durch eine Metamorpho ihre normale Gestalt annehmen, während in der That.die wirklichen Weibeb: schon aus dem Ei in völlig ausgebildeter Gestalt ausschlüpfen und eine Me morphose daher hier nicht stattfindet. Ich komme hier nochmals darauf z weil Pictor Carus in seiner neuen Ausgabe der Icones zootomicae die Figur von Leydig über Brachionus copirt und dabei auch die Verwechslung ı Männchen mit den Jungen wieder aufgenommen hat. ‘In der Erklärung de ee, 289 nteresse, dass die Männchen eines mit Bracbionus nahe verwandten Thieres, ämlich von Euchlanis dilatata Ehr., ihren Weibeben in der Gestalt vollstän- dig gleichen. Bekanntlich hatte Ehrenberg als Charakter der Gattung Eu- eblanis angenommen, dass der Panzer auf der Bauchseite unten klafle, also eigentlich ein Schild (scutellum) darstelle; dagegen hatte Zeydig bemerkt, dass dem nicht so sei, dass der Panzer vielmehr einer Sehildkrötenschale gleiche, indem Bauchschild und Rückenschild seitlich zu einer scharfen Linie verschmolzen sind »und daher der Panzer eigentlich mit Ausnahme des usschnitts für den Fuss auch nicht einmal seitlich klafft«'). Dies ist vollständig richtig und die Abbildung, die ich hier publieire (Fig. 4), wird das Verbältniss leicht verständlich machen. Der Panzer von Euchlanis dilatata besteht nämlich in der That aus zwei Stücken, einem grösseren, halbkugeligen, in zwei Falten abwärts gebrochenen Rückenschild und einem einen, (lacheren Bauchschild. Das Bauchschild ist kürzer und schmäiler, als der Bauch, den es bedecken soll; das Rückenschild dagegen ist grösser s die Rückenfläche, daher zu beiden Seiten abwärts nach dem Bauch scharf umgebogen und seine Seitenränder mit den Rändern des Rückenschildes verwachsen. Von oben (vom Rücken) betrachtet, sieht es daher aus, als ob las Bauchschild gänzlich fehle und dasRückenschild unten klaffe ; in Wirk- lichkeit jedoch ist das Bauchschild von oblonger Gestalt, nach hinten abge- 'undet, vorn aber wellenförmig so ausgerandet, dass es in derMitie einen einen Ausschnilt zeigt (Fig. 4, 5). Ganz ebenso ist der Vorderrand des ckenschilds beschaffen, nur ragt dasselbe weiter nach vorn, der mittlere sschnitt ist tiefer und die beiden durch ihn gebildeten Wellenlinien des Vorderrandes stossen in spitzem Winkel an das Bauchschild (Fig. 6). Auch er hintere Rand des Rückenschilds greift weit über das Bauchschild und st in der Mille etwas ausgeschnitten. Die weichere Cuticula, welche die enzung des übrigen Körpers bildet, setzt sich an die Innenfläche des Janzers an und bildet nach vorn den Hals und das etwas abgesetzte Kopf- ©, nach hinten den kegelförmigen Schwanz oder Fuss, der aus drei, ohrartig ineinandergeschobenen Segmenten besteht und in zwei lange eare, messerförmige Zehen ausgeht. Der Stirnrand ist an der Bauch- tief ausgeschnitten (Fig. 4), um in die trichterförmige Mundöffnung en; nach vorn ist er trompelenarlig erweitert und verlängert sich rschiedene Lappen, welche griffelartige Borsten, ähnlich denen von nyehia, tragen; auch bemerkt man zu beiden Seiten einen konischen plsalz mit einem langen, steifen Borstenhaar, ähnlich wie bei Synchaeta ‚slen Tafel dieses schönen Werks werden, wie ich beiläufig bemerke, die nieder- - slen durch einfache Geisseln bewegten Infusorien nach einer von mir zuerst aus- prochenen Charokteristik als Flabelliferae bezeichnet; es muss jedoch heissen Mibenrae 4 | Da dieser Ausschnitt für den Fuss sich offenbar hinten befindet, so ist es um so auffällender, dass Leydig in die Diagnose der Gattung Euchlanis die Bestim- - mung aufnimmt: »Panzer oval, zum Theil seitlich klafend.« 290 (Fig. 6); das ganze Kopfende kann in den Panzer zurückgezogen werden, Der Schlundkopf (sk) ist sehr gross, würfelförmig, und enthält das Ge- biss, welches aus einem unpaaren beckenförmigen Theil, dem Zwischen- kiefer, und zwei seitlichen Kiefern besteht; an lelztern kann man die gezähnte Kinnlade und die an ihr nach aussen und hinten gerichteten hammerförmigen, vorn schulterblattartig erweiterten Manubria unter- scheiden ; im Ganzen gleicht das Gebiss dem von Hydatina und Brachio- nus; ‚es ist. bereits von Leydig ziemlich genau gezeichnet worden. Die Region um die Spitze der Zähne fand ich durch einen gelblich braunen Stofl gefärbt, der selbst durch Aetzkali sich schwer entfernen liess. Der Schlund zeigt jene Flimmerwellen, die ich schon oben bei Lindia bespro- chen. Der Magen (m) ist.dick und rundlieh, mit zwei kleinen kugligen Ma- gendrüsen; der Darm (d), der bald am hintern Rande des Bauchschilds in die Kloake führt, ist birnförmig; eben da mündet die contractile Blase (eb), aus der die beiden seitlichen geschlängelten Wassergefässe (19) mit je 4, platt trichterförmigen »Zitterorganen « entspringen. Der Eierstock ist wie gewöhnlich ; von den Y,,"” grossen Eiern ist schon durch Zhrenberg bekannt, dass dieselben an Conferven, Lemnawurzeln und andern Was- serpflanzen reihenweise befestigt, und dabei von einer schildartigen, anfangs farblosen, später gelblichen Hülle bedeckt sind, deren Entstehung ich nicht beobachten konnte; nach Ehrenberg ist dieselbe aus erhärtetem Schleime entstanden. Die Längsmuskeln, die das Einziehen und Ausstrecken von Kopf und Schwanz bewirken, sind sehr stark und deutlich, zum Theil quergestreift. Im Kopfende bemerkt man ausser einer Anzahl dunkler Ku= geln noch ein grosses Centralorgan (Fig. 5, 6 g) von gestreckter trapezoi= discher Gestalt, und zellig- körniger Structur, dessen hinterer breiterer Rand erenulirt erscheint und das zu beiden Seiten zwei lange sackförmige, j anscheinend feinkürnige Anhängsel (a) besitzt; in der Mitte dieses Organs (Gehirns), nahe dem vordern Ende hin bemerkt man den rothen Augen fleck ; das Ganze erinnert an den von Leydig beschriebenen Bau des Ge- hirns bei Netommata centrura. Vielleicht ist als eigentliches Gehirn nur) diePartie um den Augenfleck zu betrachten, welche Zeydig bei einer ver- wandten Art, Euchlanis triquetra, getrennt von jenen grossen beutelfö wigen Organen zeichnet; die letztern sind vielleicht mit dem Kalkbeu zu vergleichen, den wir beiLindia auf dem Pigmentlleck aufsitzen sah Leydig zeichnet bei Euchlanis triqueträ einen einzigen Sack in der Me- dianlinie, der angeblich in die Cutieula ausmünden soll; hängsel werden Licht erwähnt. Aus dem mittleren Ausschnitt d Rückenschildes streekt das Thier einen kurzen, senkrecht äbstehen »Sporn« heraus, der steile Borsten trägt (vgl. Fig. 6 sp). ine Brenn SF wie schon bemerkt, in der äussern Form, und insbesondere in dem Bau des Panzers, des Kopfes und Fusses durchaus nicht von den Weibchen; sie sind nur um etwas kleiner und schmächtiger (etwa 1%” lang und%,” 291 breit); dagegen sind sie auf den ersten Blick schon durch die Durchsich- tigkeit zu erkennen, die auf der Abwesenheit der massigen Organe, des Darmkanals und Eierstocks beruht. Es fehlt den Männchen in der That die Mundöffoung, der Schlundkopf, Magen und Darm; in Folge dessen kann man bei ihnen dieOrganisation des freiliegenden Gehirns und seiner Anhängsel, so wie die Muskulatur und das Wassergelässsystem (19), das sich. an beiden Seiten des Körpers in Schlangenlinien hinzieht, besonders deutlich erkennen; auch die contractile Blase und der »Sporn« ist ganz, wie bei den Weibchen. Ebenso ist der Stirnrand und das Wirbelorgan ‚bei beiden Geschlechtern gleich gebaut, und auch bei den Männchen fin- det sieh auf der Bauchseite jener Ausschnitt im Wirbelorgan, der bei den Weibchen zur Mundöffnung führt. Bei den Männchen nimmt der Hoden (A) die Mittellinie der Körpers ein, ein lanzettlicher, lang gestreckter Sack, der von der Kloake bis in die Gegend des Gehirns reicht, und mit stäb- ‚chenarligen Spermatozoen dicht erfüllt ist; ich erkannte einmal auch das Wimmeln dieser Körperchen im Hoden; ist ein Theil derselben bereits ausgetreten, so sieht man die leeren Wände des Hodens elastisch abste- on (Fig. 6). Zu beiden Seiten erscheint der Hoden flügelartig von einem breiten blosen Bande eingefasst, das denselben mit dem Stirnrande in Verbin- dung bringt, und von Zeydig wahrscheinlich ebenfalls als Rudiment des Darmes gedeutet werden würde; ich habe jedoch kein überzeugendes joment für eine solche Auffassung gewinnen können. Am hintern Ende st der Hoden von einem nierenförmigen Körper, der Prostatradrüse (p), imgeben und mündet in den von dicken Wänden eingefassten, von einem leutlichen, inwendig flimmernden Kanale durchbohrten Penis (pe), wel- jer in dem ersten Segmente des Fusses, unterhalb desselben verläuft. '» Körnerblasen, « welche bei den Männchen von Hydatina, Brachionus, splanchna ete., wie ich selbst bereits angegeben, auf dem Rücken des ns bemerkbar sind, konnte ich bei den erwachsenen Männchen von ehlanis nicht wahrnehmen; "nur bei den ausgeschlüpften Thierchen nd ich über dem Hoden ein Conglomerat unregelmässiger Zellen mit Itröpfchen und dunklen Körnchen (Fig. 7). Die Begattung habe ich bei ıchlanis nicht beobachtet, ebenso wenig konnte ich sogenannte Winter- er unterscheiden. Einen zweiten Fall, wo ich im letzten Sommer Räderthiermännchen bachtete, kann ich bei Notommata parasita Ehr. nachweisen. Dieses chen gehört bekanntlich zu den Rotatorien, welche im Innern leben- Volvoxkugeln sich aufhalten und sich insbesondere von den grünen gen Fortpfllanzungskörpern derselben ernähren. Ehrenberg fand ausser amata parasita auch N. Petromyzon, ich selbst eine Diglena, so wie ‚Anguillula im Innern von Volvoxkugeln lebend, und von ihnen » wie nem Schilfe« dabingeführt. Notommata parasita gehört zu den klei- on Rüderthierchen (Länge %,’”); der Körper ist kurz sackarlig, die Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. IX. Bd. 19 292 beiden kurzen Zehen in der Regel eingezogen (Fig. 8), der Kopf durch eine schwache Einschnürung bezeichnet, der ohrartig vorspringende Stirarand ebenfalls eingeschnürt; das Wirbelorgan besteht: aus feineren Härchen und einzelnen dickeren Griffeln; der Schlundkopf (sk) ist eylin- drisch gestreckt, und enthält, so weit ich dies wahrnehmen konnte, zwei scalpellartig zugespitzte Zähne, welche aus dem Munde hervorgestülpt werden können. Der Magen (m) ist mit grüner Speise gefüllt, von dem Darm (d) durch eine Einschnürung geschieden, ziemlich lang und wal- zenförmig; ebenso lang ist der Eierstock (e); die contractile Blase (cb) am Fusse ist deutlich, dagegen die Wassergefässe kaum zu sehen; das Gehirn (g) erscheint als ein langer Beutel im Kopfe, welcher über dem Schlundkopf liegt und am hintern Ende einen rothen Augenlleck trägt. Ein Notommataweibchen legt in die Höhle des Volvox entweder zahlreiche grössere glatte Eier, aus denen dann ähnlich gestaltete Weibchen hervor- gehen, oder mit Stacheln besetzte » Wintereier, « die schon Ehrenberg ab- bildet, deren Entwicklung ich jedoch noch nicht verfolgen konnte. End- lich beobachtete ich Volvoxkugeln ‚ welche neben einem gewöhnlichen Weibchen nur kleinere glatte Eier enthielten, in welchen ein dunkler Fleck sichtbar war; ausihnen entwickelten sich Männchen (Fig. 9), welche in ihrer Gestalt bis auf eine geringere Grösse ganz den Weibchen entspra- chen und auch mit den Männchen von Brachionus grosse Aehnlichkeit be- sassen. Sie halten ein Wirbelorgan, Gehirn (g) und rotlieg Auge wie die Weibchen, aber statt des Darms einen von breitem Bande getragenen, mit dunkeln Samenkörperchen erfüllten Hoden (h), an dessen hinterm Theil die »Körnerblasen« bemerkbar waren. Der Penis (pe) war verhältniss- mässig gross, flimmerte im Innern und am äussern Ende und verdeckte ganz die Zehen. Ich beobachtete in der Regel in einer Volvoxkugel nur Weibchen oder nur Männchen ; zum Zweck der Begattung mlissen ver- muthlich die Männchen von den Weibchen aufgesucht werden, da ieh nicht einsehen kann, auf welche Weise die zahnlosen Männchen im Stande sein sollten, sich aus der Volvoxkugel, in welcher sie geboren, den Aus- gang zu verschaffen und in eine andere Kugel einzudringen, Alle bisherigen Untersuchungen über die Geschlechtsverhältnisse der Räderthiere bestätigen die von mir zuerst in meinem früheren Aufsatze ausgesprochene Ansicht, dass bei diesen Thieren eine eigen- thümliche Form des Generationswechsels stattfindet. Es ist unmöglich, dass die verschiedenen Räderthiergenerationen, ‘welche im Laüfe des Jahres aufeinander folgen, und bei denen mian stets Eier findet, wirklich sämmtlich befruchtet werden, da die Männchen so selten, und, wie es scheint, in der Regel nur zu gewissen Jahreszeiten auftre- ten. Philodina roseola, welche in Regenwasser in Gesellschaft des Chla- mydococeus pluvialis in gewissen Steinhöblungen vorzukommen ‚pflegt, habe ich an denselben Stellen schon Jahre lang beobachtet: sie verhält sich constant das ganze Jahr hindurch, oft in ungeheurer Menge, indem 293 sie beim Austrocknen des Wassers in Ruhezustand übergeht und bei neuem Regen wieder erwacht; alle Individuen sind Weibchen, mit entwick- lungslähigen Eierstöcken und lebenden Jungen; noch niemals sind Minn- chen gefunden worden. Wenn ich nun auch gern glaube, dass bei Philodina Männchen existiren, die unter gewissen Umständen, aber ge- wiss nur sehr selten auftreten, so ist es doch geradezu unmöglich, dass all die zahllosen Thierchen wirklich befruchtet sind, welche Jahraus, Jahrein das Wasser erfüllen. Ihre gewöhnliche Fortpflanzung muss daher eine ungeschlechtliche sein. AlleMännchen, die bisher beobachtet wurden, gehören den Familien derHydatinaeen und Brachionaeen an; beider ganzen Familie der Philodinaeen hat man immer nur Weibchen gefunden. Aber auch bei jeuen Gattungen, deren Männchen man kennt, sind diese in un- - geheurer Minorität, und die gewöhnliche Fortpflanzung muss auch bei diesen eine ungeschlechtliche sein. Ich babe schon früher auf das Zusammenvorkommen der Wintereier und der Männchen aufmerksam gemacht, und die Ueberzeugung ausgesprochen, dass bei den Räderthieren die seltneren, bartschaligen, einer Ruhezeit unter- worfenen Wintereier das Product einer geschlechtlichen Befruch- _ tung sein, die gewöhnlichen sich unmittelbar entwickelnden Sommereier und lebenden Jungen ‚dagegen ohne Befruchtung entstehen müssen; ich habe hervorgehoben, dass die Fortpflanzung der Rüderthiere in allen ‚Stücken mit. der der Daphnien und anderer Entomostraceen übereinstimmt, indem diese Thiere sich ebenfalls in der Regel auf geschlechtslose Weise ‚ohne Befruchtung durch Keime vermehren, die sich auf der Stelle, oft noch im Mutterleibe zu neuen Individuen entwickeln, während nur sel- ten, in der Regel im Herbst und Frühjahr die Männchen erscheinen, von welchen befruchtet, die Weibchen Wintereier legen. Wenn ich in meinem frühern Aufsatze die Räderthiere, welche Keime oder Sommereier hervorbringen, als geschlechtlose Ammen von den eigenllichen Weibchen unterschied, welche wirkliche Eier legen, so musste ich doch anerkennen, dass ich in der Entwicklung und Organisation zwischen Ammen und Weibchen durchaus keinen Unterschied auffinden konnte. Seitdem ist v. Siebold's vichtiges Buch über Parthenogenesis erschienen; und es hat dieser For- cher die ganz analoge Foripflanzungsgeschichte der niedern Krustaceen nicht als Generationswechsel, sondern als Parthenogenesis aufgefasst. ». Siebold macht darauf aufmerksam, dass bei vielen Phyllopoden noch niemals Männchen beobachtet wurden, dass bei Daphnia die der Begat- tung unterworfenen und die unbefruchtet gebärenden Weibchen nicht mindesten Unterschied zeigen (Parthenogenesis S. 138). Ganz das- selbe ist aber auch bei den Räderthieren der Fall, und es scheint mir jiernach höchst wahrscheinlich, dass auch bei den Räderthieren s Gesetz der Parthenogenesis waltet; d.h. die Weibchen der Räderthiere können von Männchen befruchtet werden; aber sie sind 19* 294 im Stande sich fortzupflanzen, auch ohne Mitwirkung der Männchen und ohne Befruchtung. Nur ist das Product dieser beiden Processe ein ver- schiedenes; einzig und allein die’ befruchteten Weibchen legen hart- schalige Eier, welche überwintern, und aus denen die Jungen wahr- scheinlich erst im nächsten Jahre auskriechen ; unbefruchtete Weibchen dagegen entwickeln Sommereier, aus denen unmittelbar entweder wieder Weibchen, oder zu gewissen Jahreszeiten auch Männchen hervorgehen. Breslau den I. December 1857. Erklärung der Abbildungen. Stimmtliche Figuren sind bei etwa 300facher Vergrösserung gezeichnet. Fig. 4—3. Lindia torulosa Duj. (Notommata roseola Perty). Fig. 4, Ein Thierchen mit eingezogenem Wirbelorgan (w) kriechend. Fig. 2. Ein solches mit ausgestülplem Wirbelorgan (w) schwimmend; in beiden Figuren: g. Gehirn ; k. Augenfleck und Kalkbeutel; m. Magen; md. Magen- drüsen ; s. Schlund, bei Fig. 2 limmernd, in Fig. 4 mit starren Querfalten; sk. Schlundkopf und Gebiss; e. Eierstock; ch. contractile Blase. j Fig. 8. Das Gebiss stärker vergrössert. Fig. 4—7. Euchlanis dilatata Ehrenberg. Fig. 4. EinWeibchen, auf dem Rücken liegend, den Bauch nach oben. Fig. 5 und 6. Männchen: 5. auf dem Rücken liegend, 6. auf dem Bauch liegend: 9, a, a. Gehirn mit zwei seitlichen Anhängen; sk. Schlundkopf; m. Magen; d. Darm; cb. contractile Blase; h. Hoden; wg. Wassergefässe ; sp. Sporn ; pr. Prostratadrüse; pe. Penis, Fig. 7. Die Körnerhaufen von einem jungen Männchen. Fig. 8. Weibchen ! N Fig. 9. Männchen von Notommata parasita Ehr. s Die Buchstaben haben dieselbe Bedeutung wie oben. ER Kleinere Mittheilungen und Correspondenz -Nachrichten. Ueber den Kilch des Bodensees (Goregonus acronius). Ein in dem Fischer-Club zu München am 43. November 1357 gehaltener Vortrag. Von €. Th. v. Siebold. & Ich habe den verflossenen Sommer dazu benutzt, mir genauere Aufschlüsse zu erschaffen über die Verbreitung und das Vorkommen der Fische in unseren Gebirgs- er bei welcher Gelegenheit ich mit der Lebensweise eines Fisches näher bekannt 8 worden bin, dessen Existenz man bisher nur sehr wenig Aufmerksamkeit ge- ichenkt hat, und doch bietet dieser Fisch höchst merkwürdige Erscheinungen in sei- nen Lebensverhältnissen dar. Ich meine jenen Fisch, welcher bis jetzt nur im Boden- see Ve wurde, und welcher von den Bodensee-Anwohnern den Namen Kilch halten hat 7 Dieser Kilch gehört zu der Gattung Coregonus, ist demnach eine Renken-Art. | dem Kilch zugleich bewohnen noch zwei andere Renken-Arten den Bodensee, nämlich der Blaufelchen (Coregonus Wartmanni) und der Sandfelchen (Coregonus Fera). Ueber die beiden zuletzt genannten Renken-Arlen habe ich im vergangenen Winter die Ehre gehabt in dieser Versammlung einen Vortrag zu halten, wobei ich ‚erwähnte , dass im Starnberger See neben dem Coregonus Wartmanni (auf dem hie- sigen Fischmarkte schlechthin »Renke« genannt) auch der Coregonus Fera vorkomme, welchem letzteren Fische die Starenberger Fischer den Namen »Bodenrenke« gegeben haben. Es deutet dieser lelziere Name wahrscheinlich auf die verschiedene Fort- ungsweise, durch welche sich Coregonus Fera von Coregonus Wartmanni unler- idet. Die letztere, die gemeine Renke erhebt sich nämlich zur Laichzeil aus der : der See'n an die Oberfläche derselben und na ihren Laich in die Tiefe une cht am Boden ihren Laich abzuselzen. In Ebner Weise mögen sich die em N men »Blaufelchen« und »Sandfelchen« auf jene verschiedene Art zu laichen be- her Name sich auf den classischen Namen des Boden lacus acronius, bezieht. vergleiche: »die Fische des Bodensees«, untersu nd beschrieben von W. app, in den würtlembergischen nalurwissenschaftlichen Jahresheften, Jahrgang X. 2. 1854. S. 158. Der Kilch erreicht nie die Grösse, zu welcher die beiden ande- enken heranwachsen können; die grössten Exemplare, welche Rapp untersuchen nle, halten eine Länge von 42 Zoll, während die gemeine Renke sowie die Bolen- ke bis zu 45 Zoll auswachsen. Sehr auffallend verschieden zeigt sich die Färbung 296 des Kilch im Vergleich zur Farbe der gemeinen und der Bodenrenke, indem diese beiden eben genannten Fische im frischen Zustande einen bläulich-grünen Rücken besitzen, der gegen den schön silberglänzenden Bauch stark absticht, während der Kilch dagegen blass graubraun auf dem Rücken gefärbt ist, welehe Farbe ge- gen den weissen maltglänzenden Bauch weniger absticht. Ich hatte bisher nur Gelegenheit gehabt, in Weingeist aufbewahrte Exemplare des Kilch zu vergleichen, wobei mir auffiel, dass an allen diesen Kilchen der Bauch sehr ausgedehnt, oder runzelig oder gar verlelzt erschien. Eine nach einem frischen Kilchen schön ausgeführte und colorirte Abbildung, die ich der Güte des Herrn Prof. Rapp zu verdanken hatte, liess ebenfalls einen stark angeschwollenen Bauch erkennen. Obgleich nun Rapp in seiner oben angeführten Beschreibung diese eigenthümliche Körperbeschaffenheit des Kilch nicht hervorhebt, wurde ich doch von verschiedenen andern Seiten auf diese Dickbäuchigkeit des Kilch aufmerksam gemacht. In einer kleinen Schrift von Nenning, welche im Jahre 4834 in Constanz erschienen ist, und den Titel führt: »die Fische des Bodensees nach ihrer äusseren Erscheinung«, findet sich nämlich derKilch als Salmo maraena media erwähnt und kurz beschrieben, wobei es unter anderem heisst: »Rücken grünlichgrau, Seiten weisslich, Bauch weiss, gross, hangend, daher der Name Kropffelchen.« Auch Hartmann fügt in seiner 1827 herausgegebenen helvetischen Ichthyologie der Beschreibung des Kilch hinzu : »Bauch weiss, ziemlich gross und hangend, wodurch er sich vor allen seinen Gatlungsgenos- sen merklich unterscheidet und den Namen Kropffelchen erhalten hat.« Die älteste Nachricht über den Kilch befindet sich in Mangoll’s Fischbuch: Von der natur und eigenschaflt der vische insonderheit deren so gefangen werdend im Bodensee (Zürich 4557). Hier heisst es von Kirchlin: »Diss sind weiss schupfisch und geformiert wie die Gangfisch, habend gross beüch, werdend als gross als halb Felchen. Ir wonung ist in der tieffe, und ir leich zuSommers zeyt, sind zu kochen wie die Felchen.« Offen- bar sind mit diesen Kirchlin die Kilche gemeint. Der letztere Name ist wahrscheinlich allemannischen Ursprungs, und es mag sich Kilch zu Kirch verhalten, wie sich heute noch im Breisgau das Wort »Kilche« (Chilche) zu dem hochdeutschen »Kirche« ver- halt‘). Alles dies reizte meine Neugierde, den Kilch im frischen und wo möglich im lebenden Zustande kennen zu lernen. Ich besuchte daher in diesem Sommer zu ver- schiedenen Zeiten die Ufer des Bodensees, um mich nach dieser kropfgen Renke um- zusehen, und begab mich zuerst nach Lindau, wo ich jedoch gar nichts über diesen Fisch in Erfahrung bringen konnte, was aber auch nicht verwundern kann, da inLin- dau die Fischerei gänzlich darniederliegt und die Fischerzunft dortselbst nur noch dem Namen nach existirt. Auch in Bregenz wussten die Fischer nichts von einem Kilch oder Kropffelchen. In Constanz kannte man den Kilch auch nur vom Hörensagen, dagegen waren die Ueberliuger Fischer im Slande, mir ganz gute Auskunft über den Kilch zu geben. Ich erfuhr in Ueberlingen, dass die Kilche stets in grosser Tiefe leben und daher mühsam zu fangen seien, und dass, wenn auch ein guter Zug gemacht wor- den sei, man die erhaltenen Kilche nur schlecht verwerthen könne, da diesen Fischen immer der Bauch bis zum Bersien aufgetrieben sei.‘ In diesem Zustande hielten sie sich nicht lange und müssten deshalb schnell und wohlfeil in der nächsten Nähe der Fangstelle verkauft werden. Diese Mittheilungen machten mich noch begieriger, den merkwürdigen Kropffelchen genauer untersuchen zu können; ich setzte in dieser Be- ziehung meine ganze Hoffnung auf Langenargen, wo man sich, wie mir,Professor Rapp mitgetheilt hatte, auf den Kilchenfang sehr gut verslehe. Ich traf in Langenargen zu meiner Freude sehr verständige Fischer, welche den Kilch und seinen Aufenthalt ge- 4) Die Bezeichnung »Felchen« ist höchst wahrscheinlich auch allemanischen Ur- sprungs und aus dem Worte »Ferchen« entstanden; in den bayrischen und österreichischen Alpen werden die Lachsforellen ziemlich allgemein » Lachs- ferchen« oder »Seeferchen« genannt. 297 nau kannten, Dieselben machten mir Hoffnung, diesen Fisch lebendig herbeizuschaf- fen, wenn ich mich bei, ihnen, Ende September oder Anfang October während der Laichzeit des Kilch wieder einfnden wollte; wöre alsdann der See klar und ruhig, der Himmel heiter, die Luft unbewegt, so könnte ich versichert sein, dass Kilche ge- fangen würden. Ich verliess Langenargen mit dem festen Vorsatze, um die genannte Zeit wiederzukehren, zumal da die Erzählungen der Fischer von Langenargen meine Neugierde, den merkwürdigen Kilch im lebenden Zustande kennen zu lernen, nur noch mehr gesteigert hatten. Ich hatte unter anderem in Laugenargen erfahren, dass sich die Kilche beständig in einer Tiefe von 30 bis 40 Klafter aufbielten, und deshalb nur sehr mühsam mil Grundneizen zu fangen seien ; auch würden diese Kilche, so er- zählten die Fischer, aus der Tiefe des Sees mit so stark aufgelriebenem Bauche her- aufgezogen, gleich als ob sie bersten wollten, und blieben in diesem Zuslande kaum 1, Stunde am Leben. Die Fischer tbeilten mir dabei ein Verfahren mit, durch welches sie die Kilehe ein paar Tage aın Leben erhalten könnten, und welches errathen liess, dass die Auftreibung des Bauches von der ungewöhnlichen Ausdehnung der in der Schwimmblase enthaltenen Luft herrübre. Jenes Verfahren, weiches die Fischer mit dem Namen Stupfen bezeichneten, besteht nun darin, dass ein zugespitztes Holz- stäbchen neben der Afteröffnung in die Bauchhöhle des Fisches bis zu einer bestimm- ten Tiefe eingeschoben wird, worauf alsdann nach dem Zurückziehen des Stäbehens Luft mit pfeifendem Geräusch aus der Bauchhöhle hervordringt, die Bauchwandungen bis zu ihrem normalen Umfang sich zusammenziehen und der so operirte Kilch mun- ter unter Wasser sich foribewegt und forllebt, während er vorber mit dem Rücken nach unten und mit dem kugelförmig aufgeblähten Bauch nach oben gerichtet an der "Wasseroberfläche hängend sich kaum hat fortbewegen können. Erst nach der Milte des October hatte ich mich wieder in Langenargen eingefun- den; die Fischer waren auf meine Ankunft vorbereitet, hatten das sehr complicirte Fischzeug hergerichtet, und warteten (es war am 26. Oclober Vormittags) auf den Abzug des Nebels, um mit mir zum Kilchfang in den See hinauszufahren. Der See war klar und ruhig, die Luft windstill, nur der Himmel wollte sich nicht aufheitern, dennoch versuchten wir es, einen Zug zu ihun und ruderten hinaus in den See bis zu derjenigen Stelle, welche die Fischer die Halde nennen, das ist nämlich diejenige Stelle, wo das seichte Wasser aufhört und der Grund sich ziemlich jähe in die Tiefe senkt. Ein hier eingerammter Pfohl diente zur Befestigung des einen Tauendes des _ Neizes, weiches von da ab, weit hinaus in den See gebracht und dort versenkt _ wurde; nachdem man mit dem andern Tauende nach dem Pfahl zurückgekehrt war, wurde noch einige Zeit gewartet, um dem mit Gewichlen beschwerten Netze Zeit zu lassen, bis auf den Grund zu sinken, da an derStelle, wo .das äusserste Ende des Netzes wersenkt'worden, nach Aussage der Fischer sich eine Wassertiefe von 40 Klafter befinden sollte. Nachdem die Fischer nun auch das Schiff an den eingerammien Pfahl befestigt _ ballen und versichert zu sein glaubten, dass das Netz Zeit genug gehabt, den Grunä des Sees zu erreichen, wurde an den beiden langen Tauen, welche von den Enden les schweren Netzes abgingen, dasselbe durch vier Personen langsam heraufgezogen, zu welcher Arbeit ein Zeilaufwand von fast einer Stunde nöthig war. Als die beiden _ Taue schon ziemlich weit heraufgebracht waren und geschüttelt das klare Seewasser _trübten, machlen mich die Fischer mit einer gewissen Genugthuung hierauf aufmerk- “sam, indem dies ein Beweis sei, dass das Netz, worauf ja zum Gelingen des Zugs alles ankam, den Grund des Sees wirklich erreicht habe. Endlich konnte auch das Netz aus dem Wasser gehoben werden, aber noch wurde meine Erwartung auf die Probe geslellt, bis zuletzt das Ende des langen Netzes, der eigentliche Sack mit seinem In- zum Vorschein kam, Dieser leuchlete mir schon aus der Tiefe ols weissglän- per enigegen, welche sich nach und nach immer deutlicher als dick auf- seschwollene Kilche zu erkennen gaben, und recht eigentlich den Namen Kropffel- 298 chen verdienten. Der Zug war übrigens sehr befriedigend ausgefallen, nahe an 40 Kilche waren in das Netz gegangen, zu denen sich noch mehrere Barsche und einige sehr kleine Saiblinge geseilt halten. SämmtlicheKilche hatten einen ballonförmig auf- gelriebenen Bauch und hingen mit dem Rücken nach unten an der Oberfläche des Wassers. Aus ihrer Matligkeit und aus ihrem vergeblichen Bestreben, in die Tiefe des Wassers niederzutauchen, entnahm ich, dass sich dieseKilche in einem ganz unnatür- lichen und höchst unbehaglichen Zustande befanden. Da dieselben nach kurzer Zeit dem Absterben nahe waren, liess ich sogleich an einigen derselben, um sie vom schnellen Tode zu erretien, das oben erwähnte Stupfen vornehmen. Ich halte jetzt Gelegenheit, die Geschicklichkeit zu bewundern, mit welcher die Fischer von Langenargen diese Operation ausführten. Ich überzeugle mich dabei, dass dieselben das zugespilzle Holzsläbchen durch die Oeffnung, welche sich bei diesem Fische, wie bei allen Sal- moneern, dicht hinter dem After befindet, sehr vorsichtig in die Bauchhöhle einscho- ben und demselben eine Wendung nach vorne gaben, wodurch die Schwimmblase angestochen werden musste. Nach dem Herausziehen des Holzstäbchens strömte so- gleich die Luft der verletzten Schwimmblase mit einem pfeifenden Ton aus der Bauch- höhle nach aussen. Die gestupften Kilche erhielten unter allmähligem Zusammenzie- hen ihrer Bauchwandungen die gewöhnliche Renkengestalt wieder und schwammen, in ihren Wasserbehälter zurückverselzt, in demselben munler und wie jeder gesunde Fisch mit nach oben gerichteten Rücken umher. Aus diesen Beobachtungen geht offenbar hervor, dass die Kilche bestimmt sind, beständig in einer sehr grossen Tiefe des Wassers zu leben. In einer Tiefe’ von 40 Klafter haben diese Kilche und ihre mit Luft gefüllte Schwimmblase einen Druck von ungefähr 7'/, Atmosphären auszuhalten. Werden diese Fische nun aus ihrem nalür- lichen Aufenthalisorte hinauf an die Wasseroberfläche gebracht, wo der Druck von nur 4 Almosphäre von aussen auf sie einwirkt, so wird die in ihrer Schwimmblase eingeschlossene Luft, welche bisher unter dem Drucke von 7%, Atmosphären gestan- den hat, bei dem Heraufziehen der gefangenen Fische allmählig eine Druckverminde- rung um 6%, Atmosphären erleiden und sich in gleichem Verhältnisse ausdehnen; indem aber einer solchen Ausdehnung die dünnen Wände.der Schwimmblase, sowie die nachgiebigen Bauchwandungen des Kilch nicht widerstehen können, muss der Bauch dieses Fisches auf diese Weise sich ausdehnen und die obenerwähnte unförm- liche Gestalt annehmen, wodurch eine so starke Zerrung und Verschiebung der Bauch- eingeweide veranlasst und zugleich ein so heftiger Druck auf die Blutgefässe derselben "Yusgeübt wird, dass der baldige Tod eines solchen trommelsüchtig gewordenen Fisches unausbleiblich erfolgen muss. Aber nicht bloss die Kilche, sondern auch die Barsche, welche in ihrer Gesellschaft jene Tiefe des Sees bewohnt halten und mit ihnen her- aufgezogen worden waren, hallen durch den bei dieser Ortsveränderung erlittenen verminderten Aussendruck grosses Ungemach auszustehen. An allen diesen Barschen sah ich dieRachenhöble mil einem sonderbaren, einer geschwollenen Zunge ähnlichen Körper ausgefüllt, welcher bei einigen sich sogar aus dem Maule hervordrängte, Bei näherer Untersuchung überzeugte ich mich zu meinem grössten Erstaunen, dass dieser pralle kegelfürmige Körper der nach aussen umgestülpte Magen dieser Raub- fische war. Auch in ihrer Schwimmblase hatte sich die Luft nach aufgehohenem äus- seren Druck ausgedehnt; die bei diesen Fischen weniger nachgiebigen Wände der Schwimmblase halten sich aber nicht mit ausgedehnt, sondern waren geplatzt, die auf diese Weise in die Bauchhöhle übergetretene Luft hatle zuletzt, indem die feste- ren Bauchwandungen dieser Fische Widerstand leistelen, von innen her den Magen aus der Bauchhöhle hinausgedrängt und in die nachgiebige Rachenhöhle hinein- gestülpt ‘). 4) Diese Erscheinung ist an dem Barsche übrigens schon öfter beobachtet worden, und die Windsucht dieses Fisches, von welcher Harimann in seiner belvetischen Ichthyologie (S. 67) spricht, ist gewiss auf dieselbe Weise, wie ich es oben be- 299 In gastronomischer Beziehung will ich nun noch hinzufügen, dass der Kilch ein sehr zartes und schmackhaftes Fleisch besitzt, welches durch und durch von einem feinen Oel getränkt ist. Es mag dieser letztere Umstand ebenfalls mitwirken, dass die gefangenen Kilche mit ihrem von Luft aufgetriebenen Leib so leicht in Verderbniss übergehen. Ob es ausführbar und auch lohnend sein dürfte, den Kilch etwa nach dem Starnberger-See, Ammer-See oder Chiem-See vermiltelst der künstlichen Fischzucht zu verpflanzen, muss ich dahin gestellt sein lassen. Jedenfalls verdient der Kilch eino ‚grössere Beachtung, als sie ihm bisher geworden ist. Die Peyer’schen Inseln (plaques) der Vögel. (Widerlegung gegen Herrn Prof. Leydig.) Von J. Basslinger in Wien. Ich habe im Jahre 4854 in den Sitzungsberichten unserer kaiserlichen Akademie ‘) eine Abhandlung veröffentlicht, worin ich die Anatomie der Peyer'schen Drüsenhaufen n derGans beschrieb. Eine der daselbst festgestellten Thatsachen, dieFortsetzung der Follikelmasse in dieDarmzotten, ist von Herrn Prof. Leydig in seinem gezeichneten Lehrbuche der Histologie?) geläugnet worden. Die sogleich mit Sorg- falt von mir wiederholte Untersuchung hat mich aber belehrt, dass meine Angaben jollkommen richtig waren. Da ich gegenwärtig, durch ein medizinisches Rigorosum erhindert, die genauere mit Abbildungen begleitete Darstellung dieses Verhältnisses Ir eine neue vergleichende Beobachtungsreihe vorbehalten muss, die ich seiner Zeit ar diesen Gegenstand und manches, was damit zusammenhängt, veröffentlichen de, so will ich einstweilen nur die dort gewonnenen Resultate abermals feststellen, eich sie nach wiederholter Untersuchung an der Gans, Ente und am Sperling be- ) Die Peyer'schen Inselgruppen sind sowohl der Fläche als der Tiefe ach ein Agelomerat jener Einzelfollikel, wie man sie an den zwischenliegenden len des Darıns überall vorfindet. Sie haben der Fläche nach ein Areal etwa wie he Haselnuss, mit ovaler oder runder Umgrenzung; der Tiefe nach liegen sie (wie ‚auf Durchschnitten sieht) gleichsam in Stockwerken über einander. Das Bild sanzen stell sich also heraus, wie wenn man einen Haufen von Kugeln über ein- r schichtet. 2) Sie haben unvollständige Wandungen, denn man sieht an den über nder geschichteten Follikeln wechselseitige Communication. zn.’ schrieben, entstanden : »der Leib erscheint nämlich aufgetrieben, und aus dem inde trilt eine keilfürmige Blase. Sehr irrig (fährt Hartmann fort) halten diese Fischer für die Schwimmblase: sie ist nichts anders, als die herausgelrie- ae innere Mundhaut des Fisches. Zu C. Gessner's Zeilen glaubte man am Genfersee, dass dies dem Barsch aus Zorn begegne. « Wien, 4854, Bd. Xlli, S. 536, Lehrbuch der Histologie des Menschen und der Thiere von Dr. Franz Leydig, Professor an der Universität zu Würzburg. Frankfurt a, M, 1857. S. 320. 300 3) Die Grenze nach unten ist die äussere Längsmuskelhaut, in welcher nie Peyer’sche Follikel vorkommen. Ein Theil derselben begrenzt sich schon früher. 4) DieGrenze nach oben ist weniger allgemein ausdrüickbar: einige reichen bis unter das Cylinderepithelium der Schleimhaut, während andere schonimBindegewebederselben enden. Wenn wir die innere Längsmuskel- haut (analog der Schleimhautmuscularis der Säugelhiere) als Trennungsfläche an- nehmen, so erhalten wir ein über und einunter derselben, d.h. einhoch- und ein tiefliegendes Stratum der Follikel. Die Communication beider geschieht mit flaschenförmig verschmälerten Hälsen. 5) Auf den Peyer’schen Inseln finden sich wahre Zotten (gleich denen der übri- Schleimhaut), wie man sich durch Ausschneiden mittels der Cooper’schen Schere am frischen Darm überzeugt. Sie sind entwickelter als die der Umgebung. - 6) Die oberste Schicht der Peyer'schen Follikel ragt zum grösseren Theile in brei- ten Kuppen gegen die Darmhöhle vor, indem sie theils aus den Zwischenräumen der Zotten aufstreben, vor allem aber dadurch, dass die sonst einfachen Querfal- ten zweier Zotten auf den Inseln durch vollständige Erfüllung mit Cyloblastenmasse als Peyer'sche Elemente auftreten. — Zotten und Peyer'sche Kuppen sind ringförmig von den Ausmündungen der Lieberkühn’schen Krypten umgeben. 7) Eudlich, und worauf es hauptsächlich hier ankommt, sieht man sehr häufig die bochliegenden Peyer’schen Drüsenmassen eine Strecke weit in die Basis der Zottensich fortsetzen, undindieserohneallenContour, gleich- sam durch allmälige Verdünnung enden, wie diess auf den Tafeln meiner eitirten Abhandlung gezeichnet ist. Ich habe neuerlich Zotten gesehen, die fast bis an die Spitze mit Drüsenmasse erfüllt waren. Was Leydig abbildet (eine scharfbegrenzte Einzeldrüse unter einer Zolte) habe ich lausendmal gesehen, söwohl in den Inseln als namentlich an den isolirten Folli- keln, aber das ist noch nicht Alles, und kann keineswegs zur Widerlegung der von mir gefundenen Thatsache dienen. Ich habe in meiner Abhandlung auch gar kein Gewicht darauf gelegt, weil ich nicht das Bekannte, sondern das Neugefundene darzusiellen hatle. Zotten, die ganz oder in verschiedenen Graden mit Chylus erfüllt sind, habe ich oft gesehen, und müsste eine Verwechslung mit soleben entschieden zurückweisen. Auch habe ich nicht langgezogene Fortsätze der Peyer'schen Drüsen mit den durch ihren Chylusraum und ihr Gefässnetz leicht kennbaren Zolten verwechselt. Ich wage es nicht, meine Behauplung einer direeten Communication auch auf die soli- türen Follikel auszudehnen, da ich sie nie an diesen, sondern immer nur an den Inseln gesehen habe. Man sieht es nicht an jeder Zotle, aber an sehr vielen, und ich lade, wer das nicht glauben will, ein, an Durchschnilten des ausgespüllen und mit leichter Aufspannung eingelrockneten Darms sich zu überzeugen. Ich schneide diese Schnille in ein mil Wasser gefülltes Uhrgläschen, damit sie anquellen, nehme sie nach %, oder %% Stunde einzeln aufs Objekiglas, gebe ein Tröpfchen Essigsäure darauf, und warte (um die Einwirkung nicht zu stören) noch ein Weilchen zu, ehe das Deckglas darauf kommt. — Eine spezielle Anfüllung des Chylusraums (mit der Drüsenmasse) habe ich nie gesehen. Zum Schlusse bitte ich irgend einen Analomen, der dieses liest, um die Gefällig- keit, sich einige Tage mit diesem Gegenstande zu beschäftigen, da in einer so wichli- gen Sache die Autoritäl eines jungen Mannes vielleicht nicht entscheidend genug ist. Mittheilungen an mich (um die ich herzlich bitte) würden am besten durch das phy- siologische Institut vermiltelt, £ 301 Ueber die Chylusgefässe der Vögel. Von J. Basslinger in Wien. Claude Bernard hat im 2. Bande seiner Lecons de physiologie experimentale‘) neue Ansichten über Feltresorplion und Chylusgefässe entwickelt. . Er giebt zu, was durch Brücke, Funke etc. feststeht, dass der grösste Theil der Fette unverseift resorbirt wird, allein er bestreitet die Allgemeinheit des Satzes, dass die Chylusgefässe des Darms die Organe der Fettresorption seien. Er theilt bezüglich dieser die Wirbelthiere in zwei Gruppen: "Die einen, Menschen und Säugethiere, bei denen die Lymphgefässe des Darms wirkliche Chylusgefässe sind, d.h. der Fettresorption vorstehen, — alle diese haben ein geschlossenes Pfortadersystem, _ Dieandere: Vögel, Amphibien, Fische. Hier sind nicht die Lymphgefässe, ‚sondern die Venen des Darms das Organ der Fettresorplion, d. h. sie haben (phy- iologisch gesprochen) keineChylusgefässe, und immer communicirt hier das Pfortadersystem mit der Hohlvene. Als Beweis dafür werden folgende Thatsachen gebracht, die durch höchst zahl- reiche Beobachtungen, namentlich an verdauenden Vögeln nach fetlhaltiger Nahrung, onnen sein sollen: ; 4) Nie sieht man, wie bei den Säugetbieren, milchweissen Chylus iquide blanc, malieres grasses &mulsionndes) während der Ver- dauung in den Lymphgefässen desDarms, die übrigens bei Vögeln auch wenig zahlreich sind. - 9) Sie lassen sich auch nicht künstlich (dureh Injection) mit Fettanfüllen. Wenn man nämlich Fett, in Aelher gelöst, vom Oesophagus her n den Dünndarm bringt, so wird diese Lösung von den Chylusgefässen rasch resor- und lässt nach Verdunstung des Aelhers das Fett als Injection derselben zurück. durch werden bei Säugethieren auch die vorher nicht sichtbaren, d.h. leeren Chy- efässe sehr deutlich sichtbar, bei den Vögeln dagegen nie, d.h. ihre Lympbhgelüsse men kein Fett auf. _ Aus beiden Beobachtungen gehe hervor, dass entweder das Felt im gelösten ande in diesen leerscheinenden Chylusgefässen enthalten sei, oder (da das keines- gs bewiesen werden könne), dass ein anderes Organ dessen Resorplion ver- le. Und das seien die Venen der Darmwand, d.h. die als Venae mesente- ® in der Darmwand haflenden Pfortaderwurzeln. Letzteres erhelle: 4) da die auf- enommenen Felle das Capillarsystem der Leber nicht passiren dürfen, aus der ilgemeinheit des Zusammentreffens (bei all diesen 3 Klassen) mit einer weiten directen ommunicalion zwischen Pforlader und Hohlvene, dem Jacobson’schen Venen- tem, das aus der unteren Hohlader kommend im Innern der Niere mit dem der communicirt; 2) aus der mikroskopischen Untersuchung des Pfortaderblutes nd (da so die Felle ins Herz gelangen) auch des Herzblutes nach felthaltiger Nah- ng. Doch wird bemerkt, doss auch diese Menge Fett wenig beträchtlich war, ıd dass also die Vögel im Ganzen weniger Felt zu absorbiren scheinen als die hiere, Zugegeben, dass das Resultat der Fetlinjection wirklich ein negatives gewesen ‚ und dass (was keineswegs zu sein Scheint) die Conslanz jener venösen Communi- = 4) Paris 4866, p. 310 etc. 302 cation in so ungeheurenThierklassen wirklich mitder Vollständigkeit nachgewiesen wor- den sei, die zur Aufstellung eines allgemeinen Satzes unentbehrlich ist, muss dennoch Bernard’s Ansicht als irrig bezeichnet werden, weil Chylusgefässe ganz mit demselben Inhalt wiebeiMenschenundSäugethiereninder Darm- wand der Vögel vorkommen. Das lässt sich. am leichtesten bei der Ente und Gans constatiren, die, für den Menschen gemäistet, immer im Resorptionszustande ge- tödtet werden, und wovon unsere Märkte frisches und billigesMaterial täglich in Fülle liefern. Ich habe im Winter 485%, als ich die Chylusgefässe der Gans zu studieren begann, nahe an 450 Darmkanäle untersucht und unter 15—20 immer Einen gefunden, der in grösseren oder kleineren Strecken prachtvolle Chylusinjectionen darbot. Ihren »milchweissen festgeronnenen« Inhalt habe ich S. A meiner Abhandlung‘) eitirt. Nur an diesem Inhalt erkennt man die Form und anatomische Verzweigung der sonst un- sichtbaren Chylusnetze.. Die Peritonealseite eines solchen Dünndarmstückes zeigt ein weissliches strolzendes Maschenwerk mit polyedrischen (oft sechseckigen) und meist nach derLängsrichtung des Darms etwas in die Länge gezogenen Räumen. Wenn man zuerst das Peritoneum und vorsichtig dann die äussere Lüngshaut abzieht, so sieht man in jeder dieser Schichlen ein solches Chylusnetz, beide durch Tiefenana- stomosen in Verbindung stehend. Sie treten, auch bei geringerer Injection, ganz deutlich hervor, wenn man die abgelöste und unter das Mikroskop zu bringende Schicht mit Glycerin und Essigsäure durchtränkt. In den Ecke der Maschen liegen knotige Anschwellungen mit deutlichen Klappen, von ihnen gehen senkrechte Aestchen in die Tiefe der Ringmuskelbaut, deren starke und energische Contraction leider mit der Injection auch jede weitere Verfolgung aufhebt. — So weit das Bild der vollkom- mensten mir vorgekommenen Injeclionen. Es ist unbegreiflich, dass solche Bernard nicht eben so zahlreich sollten vorgekommen sein. Vielleicht hat er zu seinen Unler- suchungen den Sommer gewählt, in welchem die Chylusinjectionen (entweder durch ursprünglich schlechtere Gerinnung oder durch raschere Verfüssigung) in der Regel sehr schlecht sind. Die Gründe, die ich nach meinen Studien an gut injieirten Chylusstrecken der Gans gegen Bernard's Lehre vorbringe, sind folgende: 1) Der Inhalt der Chylusnetze in der Darmwand ist vollkom- men identisch mitdem der Säugethiere, d.h. ganz so fellhaltig wie dieser. Die Masse ist milchweiss im auffallenden, dunkel oder fast schwarz im durch- fallenden Licht; weich, oder zuweilen so festgeronnen, dass man sie aus den durchschniltenen Gefüssen in wurstförmigen Pfröpfen herausdrückt; besteht zum aller- grössten Theile aus Fetttropfen, der Rest sind geronnene Albuminoiden, — beides kenntlich durch die bekannten Reaclionen. (Ich halte öfters chyluserfüllte Darmportlio- nen von Menschen und Säugelhieren zur mikroskopischen Untersuchung.) 2) Mit ganz derselben Chylusmasse sieht man (und vorzüglich an den erwähnten Stellen) die Hohlräume der Zotten erfüllt: entweder regelmässig in der ganzen Länge oder als dunkle massenhaftere Anhäufung in der Zottenspitze®). Es ist durch ausgezeichnele Arbeiten, namentlich neuerlich durch Prof. Brücke*) festgestellt, dass die Gewebsspalten der Zolten, direct in die umwändelen Chylusgefässe mündend, die ersten Wege des Chylus sind. Allerdings ist beiden Vögeln dieser Zusammenhang der chylusballigen Zotlenräume mit ‚den äusseren Chylusnetzen der Darmwand noch 4). Untersuchungen über den Darmkanal der Gans, Sitzungsberichte der k. k. Aka- demie der Wissenschaften in Wien, Bd. XIII. S. 536. m 2) Der Hohlraum der Zolte erweitert sich nach oben zu einer Lacune, wieman an leeren Darmzolten gar nicht so selten sieht, wo dann der betreffende Theil dez u) Spitze weisslich erscheint. 3) Ueber Chylusgefässe und die Resorption des Chylus. Denkschriften der k. Kr Akademie in Wien. VI. Bd. (4853). % Kr Ry E 303 nicht nachgewiesen, weil durch die Contraction der starken Muscularis diese Zwi- schenanaslomosen slets entleert gefunden werden; indess will ich doch bemerken, dass vor 3 Jahren Prof. Brücke, der eben seine Untersuchungen an Säugethieren und Menschen vollendet hatte, an einem der exquisiteren Präparate keine ihm anffällige Verschiedenheit entdecken konnte. Wie dem immer sei, Thatsache ist, dass der Chylus in die Zotten tritt. Warum thut er das? Die mit Bernard verträgliche Antwort ist: um von den Blutgefässen derselben resorbirt zu werden. Allein da wir ‚gleich darauf die Felttröpfeben nicht in den Blutgefässen, sondern in einem ganz an- ‚deren Gefässsystem, in den Chylusgefässen vorfinden, so fällt wohl Bernard's Ansicht zusammen, dass die Blutgefässe hier die Resorptionsorgane sind. — Wäre dies richlig, ‚so müsste der Inhalt der Chylusgefässe wasserklar sein, Sonderbar ist es nun allerdings, dass bei dem Bernard’schen Versuch in Aelher gelöstes Fett in die Chylusgefässe nicht eindrang. Diess scheint jm ersten Augen- lick vorauszuselzen, dass entweder jene Chylusgefässe auch nichts Gelöstes, also gar nichts resorbiren, oder dass denselben eine unbedingte Aversion gegen Felt (gleichviel ob im molecularen oder gelösten Zustande) zuzuschreiben sei. Und nun haben wir eben bewiesen, dass sie sogar Fett in Körnchen wie die Säuglhiere in sich aufnehmen. Dieser Widerspruch ist aber, wie ich glaube, sehr einfach zu lösen, Denn bei diesem Resorplionsversuch, der jedenfalls am lebenden Thiere gemacht werden muss, wird der Reiz des eingebrachten Aethers die Muscularis in heflige Contraction bringen, wodurch der Aufnahmsweg abgesperrt, also durch den Versuch selbst das- jenige vernichtet wird, was er hervorbringen wollte. Dass das gerade hier und nicht auch bei den Säugelbieren geschieht, wird Demjenigen leicht begreiflich, der aus mei- ner angefübrten Arbeit kennt, dass die Darmwand jener Vögel ausser dem Peritoneum t ganz aus Muskeln besteht, indem das submucöse Bindegewebe, das bei den ugethieren einen so ansebnlichen Theil der Darmdicke ausmacht, hier völlig fehlt und durch die breite Ringmuskelhaut ersetzt wird. Weil man also bei den Vögeln sowohl die Lymphgefässe der Darmwand als die Hohlräume der Zotten mit fetthaltigerm Chylus injieirt findet, so ist Bernard's Satz in seiner Allgemeinheit unrichtig, es sind (wenigstens bei den von mir untersuchten) wirklicheChylusgefässe vorhanden, und die Resorption der Fette wird ganz nach denselben Gesetzen vollbracht, die wir bisher von den Säuge- hieren als Norm kennen. ich meine nicht, in der vorstehenden Abhandlung etwas besonders Neues oder deutungsvolles gesagt zu haben, ja sie würde nie geschrieben worden sein, wäre es um der merkwürdigen Entschiedenheit willen, mit welcher eine jedem Analo- n bekannte und geläufige Thatsache von dem berühmten Beobachter geläugnet und wegen der sonderbaren darauf gebauten Theorie. 304 Ueber eine pathologische Veränderungder Muskelfasern. Von Prof. €. Oehl in Pavia. Während einer im leiztverflossenen Frühjahre mit Fröschen vorgenommenen Reihe von Versuchen musste ich diesen Thieren zwischen den hinteren Schenkel- muskeln Längsschnitte anbringen und, um die Wunden vor dem Eindringen von Un- reinigkeiten zu sichern, die getrennten Haulstücke zunähen. In diesem Zustande wurden die sich selbst überlassenen Frösche bis nach erfolgtem Tode in Erde aufbe- wahrt und sodann zur genauen Untersuchung des operirten Gliedes geschritten. In einigen der so behandelten Thiere ergaben sich zufällig mehr oder weniger bedeutende, zum Theil unvermeidliche Verletzungen der Muskeltheile und gerade in einem dieser Fälle beobachtete ich bei der Section nachfolgende Erscheinungen. Die Stümpfe der während der Operation verletzten Muskelbündel erschienen als pürpurrothe, gelatinöse Masse, welche, unter der Loupe ein vielfach blasenförmiges Ansehen darbietend, im ersten Momente an einen Haufen von Entozoen-Eiern er- innerte. Bei der mikroskopischen Untersuchung dieser secundären Muskelbündel stellte es sich heraus, dass beinahe alle Muskelfasern die ihnen eigenthümliche Querstreifung eingebüsst halten, wöhrend viele derselben eine unregelmässige Längsslreifung dar- boten, welch letztere jeder einzelnen Muskelfaser das Ansehen gab, als wäre dieselbe ein Aggregat von mehreren kurzen mit ihren Längendurchmessern parallel zur Achse der Muskelfaser verlaufenden Faserzellen. Inmitten dieser durch A klar und deutlich erscheinenden Längsstreifen gewahrte man hie und da die gewöhnlichen länglich runden Kerne, welche in der Richtung ihrer Längenachse dunkle Granulationen ont- hielten. In einem dergestalt in seinen Struktur-Verhältnissen veränderten primitiven Muskelbündel konnte man mit ausgezeichneter Klarheit zwei durch dunkle Ränder sehr genau begränzte ovale Oeffnungen im Sarcolemma wahrnehmen, deren zur Achse der Primitivfaser parallel gelegene Längendurchmesser 0,008% % betrugen. Aus beiden beinahe in gleicher Querrichtung befindlichen Oeffnungen war die im Inneren enthaltene Muskelsubstanz schlingenartig hervorgetreten, um zwei reguläre birnförmige Geschwülste zu bilden, in welchen man deutlich die derart bedungene concentrische Streifung gewahrte, und deren grösster Querdurchmesser den Werth von 0,0383®"% erreichte. Die beiden birnförmigen Körper ruhten mit einem Theile ihres Stielchens auf der Muskelfaser, während der Rest frei von den Rändern derselben herabhing, ein Um- stand, welcher durch die leiseste Berührung des Deckblättchens oder durch sonstige Kunstgriffe eine nicht unbedeutende Oscillation der an ihren Stielen befestigten Kör- per veranlasste. Nach meiner Ansicht würde der Einwurf, dass die an der beschriebenen Muskel- faser beobachteten Erscheinungen durch künstliche Verletzung des Sarcolemma wäh- rend der Zubereitung des Exemplares veranlasst worden seien, um so unhaltbarer erscheinen, als man in derlei Fällen, selbst bei zugegebener Möglichkeit einer künst- 'y n* 305 lichen Bildung von zwei so regelmässigen und winzig kleinen Oeflnungen im Sorco- lemma, bis jetzt noch keine Erscheinung, weder bei partiellen, noch bei totalen Quer- verletzungen der Muskelfasern, beobachtet hat, welche durch Austreien und Lagerung des Inhaltes der Muskelfaser mit den oben beschriebenen auch nur in die entfernteste Beziehung gebracht werden könnte. Um die Bildung der erwähnten Geschwülste gäniigend erklären zu können, scheint es mir unerlässlich den Fortbestand der contractilen Eigenschaft der Muskelfaser auch nach deren Verletzung zu beansprechen. Es wurde bereits im Eingange erwähnt, dass die Muskelbündel in allen Theilen, wo dieselben verwundet wurden, ein blasenförmi- ‚ges Ansehen unter der Loupe darboten, während das Mikroskop, das Räthsel enthül- lend, zeigte, dass die veränderten Muskelfasern , statt der ihnen eigenthümlichen regelmässig eylindrischen Form, nunmehr wechselweise starke Anschwellungen und tiefe Einkerbungen darboten, wodurch sie im riesigen Massstabe jenes perlschnur- arlige Ansehen erhielten, welches man im Kleinen bei den Muskelfibrillen vieler Thiere zu beobachten gewohnt ist. Es ist nun sicherlich erlaubt zu behaupten, dass die Ursache dieser Veränderung der Muskelfasern in den Contractionen derselben lag, und dass die fortwährende An- schwellung der hierdurch gebildeten Knoten den vom Sarcolemma dargebotenen Wi- derstand schliesslich überwand, und nach erfolgter Berstung desselben den Inhalt geschwulstartig hervortrieb. Nach dem so eben Vorgetragenen wäre sohin der gegenwärtige Fall als ein wah- rer, durch Berstung desSarcolemma entstandenerBruch der Mus- kelfasern zu betrachten, der, wegen der Thiergattung, in welcher er beob- “achtet wurde, für den Prakliker zwar wenig Interesse hat, aber dem histologisch forschenden Arzte desto wichtiger erscheinen dürfte, wofern derselbe die Frage erläu- fern solle, ob gewisse muskulöse Geschwülste nicht vielleicht ihre ursprüngliche Entstehung einem Bruch der primitiven Muskel- fasern verdanken. Beistehende Abbildung wurde am Mi- 'oskop unler 450 maliger Linear-Vergrös- ‚serung verfertigt. a) Muskelprimitivbündel, der sein quer- iesireiftes Ansehen verloren hat. 4 5) Durchscheinender länglicher Kern deutlich gekörntem Inhalte längs der Hauptachse. r A Klee cc) Länglich runde Oeffaungen im Sar- olemma, aus welchen man vonallen Rand- nklen die primiliven Muskelfibrillen reten sieht, um mit ihren freien Schlin- die vom Sarcolemma nicht eingehüll- Geschwülste zu bilden. 306 Berichtigung zu G. Wagener’s Aufsatz »Helminthologische Bemerkungen« gehörig. S. Zeitschr, IX. Bd. 4. Hft. S. 90. Die beiden letzten Zeilen des Aufsatzes S. 90 enthalten eine Unrichtigkeit. Man bittet folgenden Satz vor.diesen beiden Zeilen einzuschieben. Mit diesem Holostom oder Tetracotyle kommt noch ein andres Holostom in Schnecken, wie Planorbis etc. vor, was durch seine Organisation und Form auf Holo- stoma macrocephalum oder dem mit diesem wohl identischen Holost. erralicum hinweist, - Mit diesem Holostom aus Planorbis etc. ist auch das Holost. urnigerum , was ebenfalls ohne Geschlechtsorgane ist, sehr nahe verwandt, vielleicht identisch. . Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig. 7 Kae VeitneArit Lreierschaftt lage. Ba N. u I SOSE: L4- kertvehref? Kmnjfenschaffl. *oolone. Bel_IK, ee B ZefT. Kerlwehrijt Mapenscheber 30 [a deatschrf? £ wifenschaftl. Kootoore, Bel AN. ERASSYEIE Ineloote. BE. mujfenschafll. ArrksehrfE Y Wagemihreer 7 N N x N] N} \ x K S Q 3 Ueber die gekreuzten Wirkungen des Rückenmarkes. Von A. v. Bezold. Eine von der medieinischen Facultät in Würzburg gekrünte Preisaufgabe. Motto: Nimiu dispuntatione veritas amitlitur ! Seneca. Das Rückenmark ist einer derjenigen Bestandtheile des Wirbelthier- örpers, mit dem sich die Anatomen und Physiologen alter wie neuer Zeit iel geplagt und über den sie sich viel gestritten haben und noch streiten, hne dass bis jetzt igend ein solider Abschluss in der Anschauung dieses rvösen Stranges als Leitungsorgan und Innervationscentrum erreicht, der auch nur die allgemeinsten Hauptpunkte in Bezug seiner physiologi- hen Leistung auf ihre anatomischen Grundlagen mit Sicherheit zurück- führen wären. So klar uns der Verlauf der Nerven vor Augen liegt, jald sie diesen Strang verlassen haben, so sehr wird ihr Verlauf Gegen- nd des Streites, sobald sie, in denselben eingetreten, dem freien Auge kt sind. Gegenwärtig giebt es fast keinen wichtigeren Punkt in 3 auf die Leitungsgesetze und den Faserverlauf im Marke, über den Pit wenigstens 2 entgegengesetzte Ansichten sich schroff gegenüberstän- Von: Baue des Centralkanales his zur Frage vom Ursprunge der Ner- n im Marke, von der Bedeutung der einzelnen Stränge bis zur Frage * die Bedeutung der Commissuren ist fast Alles noch streitig, giebt es ® Angabe, die nicht von anderer Seite her angezweifelt wäre. »Obund in welcher Weise das Rückenmark gekreuzte ungen habe?« diese Frage gehört zu den am meisten discutirten, meisten bestrittenen in der zanzen Lehre von den Functionen des 28, Hier ist es auch die neueste Zeit, welche die verschiedensten ehten hervorgebracht und gehört hat, Ich halte es für eine passende ung zu Versuchen, welche diese Frage zum Gegenstand hatten, die denen Resultate, zu denen die Experimentatoren im Verlaufe der über diesen Punkt gelangten, etwas einlässlicher darzusteilen, weil sehr. f. wissensch. Zoologie. IX. Bd, 20 308 wir auf der einen Seite den Standpunkt, auf dem wir uns gegenwärtig in dieser Beziehung befinden, am besten hiedurch würdigen lernen, und weil ausserdem die Entwickelungsphasen, die eine Streitfrage in verschiedenen Zeiten dargeboten, kennen zu lernen, ein nicht uninteressantes Bild ge- währt von der Natur menschlichen Wissens und Forschens im Allgemeinen. Hippocrates (DToogönyrınav 5 XXVI) lehrte bereits, dass bei Rücken- marksverletzungen eine Lähmung des Gefühles und der willkührlichen Bewegung in den Theilen unter der alfieirten Stelle eintrete. Er wusste ferner, dass bei Verletzungen des Hirnes die Gonvulsionen auf der glei- chen, die Lähmung auf der entgegengesetzten Seite war. Ueber die Frage, ob schon im Rückenmarke ein Uebergang der Eindrücke von einer Seite auf die andre stattfindet, findet man bei ihm nichts. An welchen anato- mischen Stellen der Centraltbeile nun dieser Uebergang, diese Kreuzung der Wirkungen vor sich gehe, darüber hat Galen (De locis affeetis lib. IV. cap. VIL; de administr. anat. lib. VIIL cap. 6. 8. 9) zuerst Experimente an jungen Schweinen angestellt, die ihn lehrten, dass im Rückenmarke selbst die Aufhebung der Function in den Körpertheilen unterhalb des Schnittes, auf der gleichen Seite erfolge. Die Kreuzung der Wirkungen war demnach nach Galen nicht im Rückenmarke. Cooper (med. chirurg. transact. vol. 4 ed. 3. p. 200, Citat von Nasse) hat auch ‘Experimente in Betrefl dieser Frage angestellt. Er durchschnitt einem Hunde die eine Hälfte des Halsmarkes. ‘Er fand, dass, obwohl der Schnitt bis zur Mittellinie gegangen war, doch einige Zeit nach der Ope- ration: die Gliedmaassen (der verletzten Seite ein wenig bewegt wurden, so dass’esihm wie seinem Assistenten Jeloly vorkam, als ob die unver- letzte Seite auf die verletzte hinübergewirkt habe. Fodera hat (Magendie's Journal A. III. p. 199) die beiden Hälften des Lendenmarkes nicht ohne Störung der Empfindung und Bewegung bei einem Kaninchen durch einen Längsschnitt getrennt, so dass hier eine Kreuzung da zu sein schien. Dagegen hat Flourens (Sur les proprietös et les fonctions du syst&me nerveux dans les animaux vertöbres. Seconde edition. 1842. S. 118, 419) Versuche angestellt, welche ihn zu folgenden Sätzen führten: »Die Reizung einer einzigen Seitenhälfte des Markes, sowohl des Rückenmarkes als des verlängerten. Markes bringt immer Convulsionen auf der gleichen Seite hervor, und gleicherweise läbmt die Verstümmelung einer einzigen Seite des verlängerten oder Rückenmarkes nur die Theile der gleichen Seite. Das Rückenmark und das verlängerte Mark hat dem- nach.nur eine gerade Wirkung. « (S. 121): »Die Säugethiere sind, was die gekreuzte Wirkung anlangt, den nämlichen Regeln als die Vögel un- terworfen.. DasRückenmark der Amphibien bietet ebensowenig gekreuzte Wirkungen dar. hg Friedr. Nasse (Bemerkungen und Untersuchungen über die Funetio- nen des Rückenmarkes in Untersuchungen zur Physiologie und Pathologie 309 Fr. und H. Nasse. Bonn 2. Heft 1835 S. 241) hat gleich Galen und Flou- rens keine gekreuzte Wirkung im Rückenmarke finden können., Er durchschnitt das Lendenmark eines jungen Hundes der Länge nach : we- der die Bewegung der hintern Gliedmaassen noch die des Schwanzes schien zu leiden. Es beginnt nun im Jahre 1839 mit den Versuchen van Deen’s eine be- deutende Gontroverse über die Leitungsgesetze im Marke. Van Deen trat (traites et decouvertes sur la physiologie de la moelle £piniere. Leide. 1841) mit einer ganz neuen Theorie über die Circulation des nervösen Prineipes im Marke auf. Die Resultate einer Menge geistreich ersonnener, mannich- fach modifieirter Experimente an Fröschen ergaben ihm in Bezug auf den Uebergang des Gefühles und der Willenserregung von der einen Seite des Markes auf die andere Folgendes: In seiner ersten Abhandlung ist der wesentliche Schluss der: dass auf Reizung des linken oder rechten Vor- derstranges des Rückenmarkes immer nur Bewegungen in der gleichen Seite des Körpers erfolgen (l. c.S.42). In seiner zweiten Abhandlung führt er an, bei Vergiftung des Frosches mit, Strychnin und Durchschneidung einer Seitenhälfte des Markes sei der Tetanus in. der Extremität unter dem Schnitte ausgeblieben,, in der Extremität auf der entgegengesetzten Seite vorhanden gewesen. Bei Durchschneidungen einer Seitenhälfte des Markes fand er zwar noch Bewegungen im Hinterbein der gleichen Seite, allein diese deutet er als Reflexbewegungen.. Das Gefühl dagegen. war in allen Fällen von halbseitigen Durchschneidungen des Markes in ‚beiden Hinterfüssen erhalten. S. 88 gelangt er demnach zu dem Schlusse: »dass der Wille nur getrennt durch jeden Vorderstrang von vorn nach hinten gehe, dass hingegen das wirkliche Gefühl, ausserdem dass es sich durch ‚die Substantia medullaris postica nach vorne bewege, sich auch vermiltelst der Substantia gelatinosa von einer Seite auf die andere ausbreiten könne. « Stilling (Untersuchungen über die Funetionen des Rückenmarkes ‚und der Nerven mit spez. Beziehung auf die Abhandlung van,Deen’s. 1842) unter- warf die Versuche v. Deen’s einer sehr sorgfältigen experimentellen Kritik. Er kommt durch seine Experimente, die er gleichfalls an Fröschen an- ‚stellte, zu dem Resultate, dass das Gefühl nach der Trennung einer, Sei- enhälfte des Markes in beiden Theilen des Körpers unterhalb des Schnit- 5 fortbestehe und ebenso die willkührliche Bewegung. Er Dimmt eine eigenthümliche anatomische Construction im Rückenmarke an, durch die es möglich werde, dass der Wille,von der einen Seitenhälfte des Markes auf die andere überspringe (S. 85). Aber auch für die ein- seitige Leitung des Willens in jeder Seitenhälfte zu den Gliedern der glei- hen Seite sei gesorgt, indem Längstheilungen des Markes in der Mitte die ührliche Bewegung nicht aufhebe,, sondern nur die Harmonie in den Bewegungen des Körpers störe. - Gleichzeitig mit Stilling hat Budge (Untersuchungen über das Nerven- tem. Erstes left. » Ueber den Einfluss der Centraltheile des Nerven- 20* 310 systems auf die Bewegungen des Thierkörpers. 4841) halbseitige Durch- schneidungen des Markes angestellt. Er fand dasselbe, wie Flourens und Hertwig (Heckers Annalen der ges. Heilkunde S. 145) und sagt (S. 20): » Unbezweifelt steht die Thatsache fest, dass die Bewegungsfasern im Marke stets auf derselben Seite bleiben.« Im zweiten Bande wirft Budge die Frage auf, ob die Gefühlsfasern einer Seile nur auf dieser bleiben, oder ob die von beiden zusammen communiciren. Aus 3 Versuchen an Katzen zieht er (l.c. S. 157) den Schluss » Gefühlsfasern der einen Seite streifen, wenn auch nur in relativ geringer Menge, auf die andre Seite des Rücken- markes über. f Kürschner in s. Zusätzen zu Marshall Hall’s Untersuchungen über das Nervensystem hat in seinen vorsichtig angestellten Experimenten durch Reizung der Vorderstränge des Markes in der Höhe des dritten Wirbelbo- gens Zuckungen der vordern und hintern Extremitäten derselben Seite gesehen ; Thatsachen, diegegen Kreuzung sprechen. In Frankreich war mittlerweile Longet (Anatomie et Phys. du syst. nerveux de l’'bomme et des animaux. Par. 4841 T.1. S.268) sowohl durch eigne als durch fremde Experimente zu folgender Ueberzeugung gelangt: » C'est encore une autre v6rite, acquise a la science et etablie sur des faits sans nombre, que l’abolition de la sensibilit® et du mouvement a lieu dans le cöt& correspondant ä la moitie de la moelle, ou siege la lösion;; en un mot, que cet organe exerce d’aprös l’expression recue, une action directe et non ceroisde, comme cela s’observe pour la plupart des autres parties de l’axe cerebro-rhachidien. Irritez sur un animal vivant ou tue ä lVinstant möme, la portion droite de la moelle separde de l'’en- cephale, les convulsions &clalent A droite, irritez la porlion gauche, elles eelatent ä gauche. « Obgleich wir schon jetzt ziemliche Widersprüche zwischen den Beo- bachtern finden, so ist doch die Ueberzeugung von dem geraden Verlaufe der Leitungswege im Marke bei den meisten Beobachtern die vorherr- schende. Volkmann hat nun (Art. Nervenphys. in St. W. H. S. 553) die An- gaben von Deen, Stilling ete. kritisirt. Er fand, dass Querschnitte, auf einer Seitenhälfte des Markes angebracht, die freiwillige Bewegung und Empfin- dung unterhalb des Schnittes lähmten, dass feraer Längsschnitte durch die Mittellinie des Markes weder die Bewegung noch die Empfindung bei- der Seiten beeinträchtigten. Er ist also ebenfalls ein entschiedener Geg- ner der gekreuzten Wirkungen. Valentin (Lehrbuch der Physiologie 2. Auflage S. 455) sagt wie Volk- mann und Longet: »Jede Seitenhälfte des Rückenmarkes entspricht, soviel man weiss, nur der gleichen Seitenhälfte des Rumpfes. Zerstört man die eine Seitenhälfte des Markes, so zieht dieser Eingriff keine Lähmung nach sich, die auf eine Kreuzungswirkung schliessen liesse. « Da trat Eigenbrodt (die Leitungsgeseize im Rückenmarke, Giessen 2 3 4849) mit einer Reihe sehr exacter Versuche bervor, die im Wesentlichen Wiederholungen der von Deen und Stilling angestellten sind und die den Autor zu folgenden Schlüssen führten (S. 50): Nach Durchschneidung einer Seitenhälfte des Markes beim Frosche besteht die willkübrliche Bewegung und Empfindung in den Extremitäten derselben Seite unterhalb des Schnittes ungestört fort, wenn dieser in einer gewissen Entfernung von dem Ursprunge ihrer Nerven aus dem Rückenmarke gemacht wird. Sie wird mehr und mehr beeinträchtigt, je näher an dieser Stelle der Schnitt ausgeführt wird und endlich ganz aul- gehoben. Bei Versuchen an Hunden, die er anstellte, fand er bei Jinkssei- tigem Querschnitte am dritten Lendenwirbel linksseitige Bewegungsläh- mung, Gefühl in beiden Seiten beeinträchtigt, doch nicht verschwunden..Bei höheren halbseitigen Querschnitten fand er den Fortbestand des Gefühls auf der verletzten Seite noch stärker ausge- ‚sprochen. Als das Wesentliche ging demnach aus Eigenbr od!'s Versuchen hervor, dass bei Säugern nach Durchsebneidung einer Seitenhälfte des Markes das Gefühl, bei Fröschen das Gefühl und die willkührliche Bewegung auf ‚der Seite des Schnittes fortbestehen. Eigenbrodt selbst hält nach diesen Verbältnissen das Vorhandensein einer Kreuzung der Wirkungen im Mark ür sehr wahrscheinlich. _Die Versuche, die nun Kölliker nach Eigenbrodts Vorbild in Gemein- chat mit Czermak und Corti anstellte (S. Mikroscop. Anatom. Leipzig 18 0. II. Erste Hälfte S. 438) bestätigten die Resultate Eigenbrodt’s und erweiterten dieselben in der Weise, dass Kölliker bei Querschnilten am Halse bei Kaninchen auch die willkührliche Bewegung im Hinterfuss der verletzten Seite fortbestehen sah.. Külliker sagt lerner, » Eigenbrodt hat daher sicher den einzig richtigen Weg eingeschlagen, als er die Kreuzung im Marke selbst zur Aufklärung der angeführten Experimente zu Hülfe hahın« und erläutert nun schematisch die Thatsachen durch eine theil- weise Kreuzung der sensibeln und motorischen Fasern im Marke. Allein die Möglichkeiten waren noch nicht alle erschöpft. Brown Sequard führten seine zahllosen, an allen möglichen Thieren ngestellten Untersuchungen im Jahre 1850 (Siebe Gazette medicale, societe Biologie, comptes rendus etc. von diesem Jahre) zu dem Schlüsse : Dass ie Leitung der willkührlichen Bewegung im Marke eine directe, keine jekreuzte sei, dass dagegen alle sensibeln Fasern gleich nach rem Eintritte ton Marke sich kreuzten. Er fand Aufhebung der Em- indungen bei halbseitigen Querschnitten des Rückenmarkes auf der dem hnitte entgegengesetzten Seite, Hyperästhesie auf der dem Schnitte leichen Seite bei den Säugethieren constant, und behauptete das Näm- che für Frösche und Vögel, indem er sagte, dass Deen und Stilling nicht brig vergleichende Gefühlsmessungen an den Extremitäten angestellt 312 Im Jahre 4851: hat Türck in Wien eine Reihe von Versuchen ange- stellt (Ergebnisse physiologischer Untersuchungen über die einzelnen Stränge des Rückenmarkes. Sitzungsberichte der k. k. Acad. 1851. S. 427—130) aus denen er unabhängig von:Brown Sequard: zum Schlusse ge- führt wurde, dass Verletzung der Seitenstränge und der grauen Substanz eine Hyperästhesie auf der gleichen Seite hervorrufe und ebenso Anästhesie auf der anderen: letztere jedochminderconstanttund minder andauernd. Ferner fand er bei Trennung eines Seitenstranges moto- rische Lähmung auf der gleichnamigen Körperseite, jedoch nur eine un- vollkommene, indem die Lähmung der hintern Extremität nie so ausge- sprochen war, als die der vorderen. Schiff (Untersuch. zur Phys. d. Nervensystems) giebt bei der Mitthei- lung seiner Experimente über den Einfluss des Markes auf die Tempera- tur des Körpers Andeutungen über die Empfindung nach halbseiliger Durchtrennung des Markes, indem er sagt, dass immer die Gefühlsäusse- rungen des Thieres bei Reizung auf der verletzten Seite lebhafter waren, als auf der unverletzten. In der letzten Zeit nun ist Chauveau in Lyon (S. Gazette med. u. Gaz. hebdomadaire 1857 Nr. 21 S. 353) in der Academie des Sciences gegen Brown Sequard aufgetreten, indem er nach Experimenten, deren er mehr als 400 an Säugethieren angestellt habe, behauptet, dass »les impressions sensitives pour gagner l’encephale, suivent dans la mo&lle epiniere le cöte, par lequel elles sont arriv6es. Aussi la section’ d’une moitie laterale de l'’axe medullaire loin d’augmenter la sensibilit@ dans le eöt& correspondant du corps, la fait entierement disparaitre. Mais l’exag6ration apparente de l’excitabilite reflexe, qui se manifeste alors constamment, et souvent avec des proportions extraordinaires, peut &tre prise pour de l'byperesthösie: confusion plus facile encore ä commettre, quand il se manifeste des symptomes de sensibilit& recurrente, provoques par les con- traetions involontaires, que l’exeitation du cöte paralyse& fait naitre dans les muscles du cöt£ non paralyse. Darauf hat Brown Sequard fast umgehend im Augusthefle der Gazette inedicale 18. Aug. S. 512—513 geantwortet; er müsse auf seinen Beo- bachtungen bestehen, dass die Sensibilität im Marke gekreuzten Bahnen folge ; allerdings bestände bei einigen Thieren die Sensibilität auch auf der enigegengesetzten Seite, wiewohl in schwächerer Weise fort, so dass in diesen Fällen nur eine theilweise Kreuzung anzunehmen sei. — Halten wir! nun zum Vergleiche eine ganz kurze Uebersicht über die Anschauungen ‚zu denen die anatomische Forschung über die Kreuzung der Fasern im Rückenmarke führte. Es war zuerst das Verhalten der vorderen weissen Commissur, die Cuvier auf den Gedanken brachte, dass sie eine Kreuzung der Fasern vor- stellen könnte (Lecons d’anatomie comp. t. II. p. 188). Ihm folgte Sömmering, 313 der schon in entschiedenerer Weise das Vorhandensein einer solchen Kreu- zung aussprach (De corp. hum. fahr. t. IV p. 78. Citat von Longet). Gall. (Anat. et 'phys. du syst. nerveux t. 1 'p. 42.) sagt, dass kleine Stränge in den'zwischen 2 Strängen von entgegengesetzier Seite befindlichen Zwischenräumen in dieselben gegenseitig eingreifen, wie die Spitzen der Mahlzähne jedes Kiefers, wo die einen zwischen die andern sich einkeilen. Calmeil (Citat von Zonget. Journ. de Progrös. t. IX. p. 79 1828) sagt: »La eommissure blanche ne doit elle point &tre considerce ‚comme un simple pont de substance blanche, jet& entre chaque moiti6 de la meälle epiniere; elle est formee par une serie des faisceaux ou fibres transverses, des languettes medullaires prenant alternativement leur origine dans chacune des colonnes du prolongement rhachidien, et ötablissent entre elles un veritable &change de fihres. Als man anfing, das Rückenmark mikroskopisch zu An wurde gleich im Anfange von den meisten Beobachtern das Vorhandensein querer Fasern, zwischen den Längsfasern eingestreut, mit Entschiedenheit behauptet. Valentin, Remak, Budge, Weber, Volkmann, Stilling, Wallach haben diess mit Bestimmtheit gesehen. Alle diese‘ Forscher hielten es jedoch für unausgemacht, mit welchen Bestandtheilen des Markes.diese queren Fa- sern in unmittelbare Verbindung träten, und hielten es für, unmöglich, durch die mikroskopische Forschung ein Endurtheil hierüber zu erlangen. Sie hielten es in speecie nicht für auszumachen, ob dieselben der Ausdruck _ einer Faserkreuzung oder die Repräsentanten einer Commissur zwischen den gangliösen Elementen seien., Die Forscher der neusten Zeit nun tbei- len ‚sich in zwei grosse Heerlager. Alle nehmen sie das Vorhandensein von queren Fasern zwischen beiden Seitenhälften des Markes an. Die Einen nun halten sie mit mehr oder weniger Entschiedenheit für Kreuzungsfasern, sie selbst sind aber wieder unter sich sehr uneinig, mit welchem Theile die einzelnen Commissuren in unmittelbarer Verbindung stehen. Unter ihnen sind besonders Kölliker , Stilling, Clarke, Schilling (z. Theil), Metzler (z. Theil), Remak, Lenhossek, Blattmann , Engel, Eigen- brodt zu nennen. | Die andre Reihe der Beobachter deutet die queren Fasern des Mar- kes als Commissuren zwischen den Ganglienzellen.der Vorder- und Hin- terhörner: Owsjannikow, Bidder , Kupfer , Schröder van. der. .Kolk „Rudolf Wagner, in neuster Zeit ferner Jacubowitsch. Ihnen haben sich Zeydig und Funke vorzugsweise angeschlossen. — Wir sehen demnach auch hier den grössten Zeriespah ee Meinungen. Die Anatomen geben bier den Physiologen Nichts nach, Sebr anschaulich hat Stilling in seinem neusten Rückenmarkswerke die verschiedenen An- sichten neben einander gestellt; ich halte es daher für überflüssig, hierauf näher einzugehen, 314 Um eine möglichst handgreifliche Vorstellung von der Verwirrung zu geben, in der die Frage von den gekreuzten Wirkungen des Markes sich befindet, wird es gut sein, die verschiedenen Resultate, zu denen die Phy- siologen gelangt sind, in Folgendem übersichtlich neben einander zu stellen: 1) Es existirt keine Kreuzung weder der Willens- noch der Ge- fühlsleitung im Rückenmarke — Galen, Flourens, F. Nasse, Longet, Kürsch- ner, Volkmann, Chauveau. 2) Die Leitung der willkührlichen Bewegungistdirecet, ungekreuzt, die Leitung der Empfindung ist eine vollkommen gekreuzte: — Brvwn Sequard. 3) Die Leitung der willkührlichen Bewegung ist ungekr euzt, die Leitung der Empfindung wird auf 2 Wegen im Rück enmärkk- gleichmässig besorgt: van Deen. 4) Die Leitung der willkührlichen Bewegung ist ungek reuzt, die Leitung der Empfindung ist eine (heilweise gekreuz te: Budge. 5) Die Leitung der willkührlichen Bewegung ist theilweise ge- kreuzt, die Leitung der Empfindung ist theilweise gekreuzt: Fo- dera, Cooper, Kölliker, Eigenbrodt. 6) Die Leitung der willkührlichen Bewegung und der Empfindung ge- schieht durch beide Seitenhälften des Markes gleichzeitig und gleichstark, so dass bei Unterbrechung des einen Leitungsweges die Leitung durch den andern besorgt wird : Stilling. Ein sehr einsichtsvoller Kritiker, Zudwig (Phys. S. 137) , sucht wie ich glaube mit vollem Rechte einen Grund der Meinungsverschiedenbheiten in dem Umstande, dass man Thiere verschiedener Klassen dem Versuche unterwarf und den Schluss von einem auf alle machte. Es ergab sich von vornherein daher für jeden Versuch, diese Frage von Neuem durch Experimente am lebenden Tbiere zu bearbeiten, die Aufgabe, die verschiedenen Thierklassen in dieser Beziehung einer ver- gleichenden Beobachtung zu unterziehen. Es ergiebt sich ferner aus einer genaueren Beurtheilung derartiger Versuche von selbst, dass man die möglichst einfachen Verletzungen den complieirten vorziehen, und die Folgen "der Verwundung als solcher, fer- ner den Blutverlust, die Reizung, das Fieber von den constanten Folgen, welche die mechanische Trennung der Leitungswege allein für sich aus- übt, sorgfältig trennen müsse, dass man ferner die Grenzen des Erstrebten von denen des wirklich Erfolgten genau aus einander halte. Diesen Anforderungen suchte ich insofern Genüge zu leisten, als ich meine Untersuchungen auf 3 Wirbelthierklassen vergleichend ausdehnte, als ich mich mit der einfachsten Verletzung, nämlich mil der Trennung der einen Seitenhälfte des Markes in den meisten Fällen begnügte, als ich die Beobachtung besonders in den ersten Stunden nach der Operation machte, wo die secundären Erscheinungen der Verwundung noch nicht so eomplieirt sind, als ich endlich die Thiere eine relativ kurze Zeit nach 315 der Vivisection (ödtele und die genaue Section jedem Versuche nachfol- gen liess. Ich hielt es ferner für nöthig die Versuchsprotocolle, so wie ich sie ‚ährend des Experimentes notirte, unmittelbar wiederzugeben, damit der Leser das möglichst objective Bild des Thieres und des Versuches habe und im Stande sei, den Schlussfolgerungen kritisch zu folgen. — Die Versuche selbst, deren ich im Ganzen über 200 angestellt habe, wurden im physiologischen Laboratorium der hiesigen Anatomie gemacht, deren Räume und Hülfsmittel mir der Vorstand derselben, mein verehr- er Lehrer Herr Hofrath Kölliker auf die liberalste Weise zur Disposition ellte. Hiefür und für die gütige Mittheilung der literarischen Hülfsmittel in ıch demselben zum innigsten Danke verpflichtet. Ich beginne nun mit der Darstellung meiner Versuche bei den Am- phibien. I. Versuche an Fröschen. Erster Versuch. 3. März, Nachmittags 3 Uhr. Einem weiblichen Frosche vird die linke Seitenhälfte des Rückenmarks unmittelbar unter der Spitze des alamus seriptorius quer durchgeschnitten, indem ein feines Messer in die hin- ere Mittellinie des Markes eingeslossen, und nach links hinaus geschnitten 'urde. Die Haut- und Muskelwunde durch die Naht vereinigt. Der: Frosch ist gleich nach der Operalion sehr munter und nach einer iertelstunde macht er eben so kräftige Sprünge, als ein normaler Frosch. Keine er 4 Extremitäten in ihrer Function beeinträchtigt. Man bemerkt sehr wenig Unterschied in der Bewegungsweise der rechten und linken Vorderextremität. {neipt man den Frosch an einer beliebigen Hautstelle der rechten oder linken sile, oder betupft man sie mit concentrirter Säure, so drückt er ganz constant jach jedem Reize die Augen zu, zieht den Kopf zurück, strampelt mit den Bei- jen und sucht durch Springversuche, durch Winden des Oberkörpers aus den länden des Experimentalors zu kommen — kurz er benimmt sich ganz so, e ein unverletzter Frosch. Kein Zeichen weder in der Bewegung noch in den efühlsreactionen verräth es, dass der Frosch am Marke verletzt sei. 4. März Nachmittags 2°, Uhr. Der Frosch ist vollkommen munter und hacht äusserst kräftige Sprünge. Die Gefühlsreactionen, die durch Kneipen ler Körperstellen sorgfältig geprüft werden, sind wie gestern. _ Dieselben Erscheinungen zeigen sich noch nach zweiligiger fortgesetzter schung. Am 4ten Tage nach der Operation schien es, als ob die Bewe- gen der linken Oberextremität etwas schwächer wären als die der rechten. wurden aber alle Bewegungen, die die rechte Extremität ausführte, auch mit er linken geleistet. Am #ten Tage nach der Operation wird er getödtet und ie Section ergab eine vollkommen gelungene halbseitige Durchtrennung des ückenmarkes, fast eine Linie über dem Abgange der grossen Nervenwurzeln ir die Oberextremitäten. Dieser Versuch wurde an 10 Fröschen stets mit gleichem Resultate aus- 316 Zweiter Versuch. 24. März Nachmittags 2 Uhr. Einem weiblichen Frosche wird das Mark dicht über dem Ursprunge der 2len Nervenwurzel links quer halbseilig durchsehnitten. ' Zwei Stunden nach der Operation wird er genauer beobachtet, Er sitzt in seinem Glase, indem er auf die Hinterfüsse, die beide gleich gut an den Leib gezogen sind, und auf den rechten Vorderfuss sich stützt. Das linke Vorderbein hängt nach hinten und ist gelähmt. Er kriecht und hüpft vollkommen kräftig berum, indem das rechte Vorderbein und die beiden Hinterbeine vollkommen zweckmässig bewegt werden. Bei Zwicken des linken Vorderbeines wird dieses selbst nach hinten gestreckt; es entstehen Bewegungen in den vordern und den hinteren Extremitäten, Bewegungen des Kopfes, Einziehen der Augenlieder und Fluchtversuche. (Bei allen Gefühlsprüfungen wurden die Reize so angebracht, dass der Frosch das Instrument nicht sehen konnte.) Bei Betupfen des linken uod rechten, Vorderbeines mit Salpetersäure entstehen constant sehr heftige Be- wegungen der oben beschriebenen Art. Durch Reizung eines der beiden Hin- terfüsse werden dieselben Beweguägen hervorgerufen, gleichviel ob man rechts oder links den Reiz anbringi. Die Lähmung des linken Armes beschränkt sich auf diejenigen Muskeln, welche ihn nach vorn und auswärts strecken, addueci- ren und beugen. 25. März. Nachmittags 4 Uhr. Der Frosch wird gelödtet. Die Section zeigt eine Durchschneidung der linken Rückenmarkshälfte ungefähr %, Linie über dein Abgange der Nerven für die linke Oberextremität bis zur Mittellinie. Die- ser Versuch wurde mehrmals mit stets gleichen Folgen wiederholt. Dritter Versuch. 29. März, Einem männlichen Frosche wird das Mark in der Gegend des 3ten Wirbels (unter dem Abgange der Wurzeln für die Ober- extremität) links. durchschnitten. Wunde durch die Naht vereinigt. Ist nach der Operation sehr munter und springt sehr lebhaft im Glase umher. Er Slzt gut, indem beide Hinterfüsse vollkommen gut an den Leib angezogen sind. Er macht sehr grosse und gute Sprünge. Die beiden Vorderextremitäten sind in ihrer Bewegung nicht beeinträchtigt. Ebenso wird in der Bewegung der beiden Hinterextremitäten durchaus kein Unterschied gegenüber den Bewegungen, die ein unverletzter Frosch macht, gesehen. Hält man den Frosch am Rücken in der Hand, so bewegt er abwechgblud beide Hinterextremitäten in die Höhe, um sich zu befreien, und zwar in einer äusserst energischen Weise. Der Frosch wird nun an beiden Vorderbeinen gefasst, so dass seine lin- terbeine frei herabhängen. Leichte Reize an jedem Hinterbeine erzeugen jedes- mal ein Zurückziehen des gereizten Beines. Kneipt man das rechte Hinterbein an beliebigen Stellen etwas stärker, so wird die gekneipte Stelle mit dem lin- ken Hinterbeine abgewischt, ferner schreit der Frosch, drückt die Augen zu und bewegt den ganzen Körper, kratzt die Hand, die ihn hebt. Dieselben Be- wegungen, in derselben Intensität und ebenso constant trelen ein, wenn man beliebige Stellen des linken Hinterbeines kneipt, nur dass jetzt die gekneipte Stelle mit der rechten Hinterpfote abgewischt wird. Dieselben Reaclionen er- zielt man durch die Reizung der Vorderextremiläten. Ein Unterschied in der Constanz oder Energie der allgemeinen Bewegungen, welche auf das Kneipen der Vorder- und Hinterfüsse erfolgen, ist nicht zu bemerken. 30. März. Die Beobachtung zeigt die gleichen Bewegungssymplome als gestern. Wenn man den Frosch dasitzen sieht, und sieht, wie er springt, so glaubt man nicht, dass derselbe irgendwo am Marke verletzt ist. Neben einen 317 unverletzten Frösch gesetzt, sieht man keinen Unterschied in seiner gesammten Bewegungsweise. Die allgemeinen Reactionen auf Kneipen wie gestern. 31. März. Der Frosch noch immer sehr munter und kräflig. Bewegung nd Gefühlsreactionen verhalten sich wie gestern. Er wird getödtet und die ulopsie ergiebt eine linkseitige Durchschneidung des Markes, unmittelbar un- r dem Abgänge der 3ten Nervenwurzel. Dieser Versuch wurde 12 mal mit gleichen Resultaten gemacht. ' Vierter Versuch. Einem männlichen Frosche wird das: Mark noeh in der Höhe des unteren Endes des 3ten Wirbels links durchgeschnitten (1% Linie un- erhalb der Stelle, wo im vorigen Versuch durchgeschnitten wurde). Nach 2 Stunden genauer beebachtet. Sitzt aufrecht in seinem Glase, macht mit seinen 4 Extremitäten wohlgeordnete Bewegungen, springt, kriecht wohin er will. Die beiden Vorderbeine werden vollkommen gut bewegt und unter- scheiden sich nicht hinsichtlich der Stärke und Energie ihrer Bewegung’ von denen eines normalen'Frosches. Das rechte Hinterbein wird vollkommen gut an den Leib gezogen und ist in allen seinen Bewegungen ganz: kräftig. Das linke Hinterbein macht alle Bewegungen, die das rechte macht, ebenfalls, allein nicht so energisch und kräftig. Es kann nicht ebenso nah an den Leib herge- zogen werden, als das rechte; sonst wird Beug- und Streckbewegung im selben Umfange ausgeführt als rechts. Die Muskeln des Unterleibes auf der linken Seite sind gelähmt, Bei leisen Kneipen des linken Hinterbeines wird ‚dasselbe immer lebhaft angezogen, ebenso verhält sich das rechte Hinterbein. Wird das rechte Hinterbein etwas stärker gekneipt, an beliebigen Stellen, 50 sucht der Frosch mit der linken Hinterpfote die Pincelte wegzukratzen, macht mit den Vorderbeinen lebhafte Bewegungen, um fortzukommen, drückt die Augen zu, windet den Kopf und schreit. Dasselbe geschieht in gleichem Grade beim eipen des linken Hinterbeines an beliebigen Stellen. Die Reaclionen, welche auf Reizung der Vorderextremiläten erfolgen, sind denen, welche durch Rei- zung der Hinterextremitäten eintreten, vollkommen gleich dem Grade nach. An den 2 folgenden Tagen, an denen der Frosch beobachtet wurde, bleiben sich ‚die Symptome vollkommen gleich. Der hauptsächlichste Unterschied zwi- en der Bewegung des rechten und des linken Hinterbeines besteht darin, dass letzteres nicht mehr so nahe an den Leib angezogen werden kann, als das erste, dass es ferner, wenn man den Frosch so hebt, dass die Beine hersb- hängen, nicht so oft und nicht so energisch gebeugt und aufgehoben wird; dass 'erner der Frosch, wenn er den Sprung gemacht hat, das rechte Bein immer eher um Sitzen anzieht als das linke. In den Reactionen, die auf Reizung beider Beine erfolgen, ist kein Unterschied zu bemerken. Er wird am 26. März getödtet. Bei der Section zeigt sich eine gute halb- seilige Durchtrennung des linken Rückenmarks in der Gegend des unteren En- ‚des 3ten Wirbels. Dieser Versuch wurde öfters wiederholt, immer, wenn ' gelungen war, mit gleichem Erfolge. - Fünfter Versuch. Einem männlichen Frosche wird die linke Seitenhälfte Markes in der Höhe des ten Wirbels, eine halbe Linie über dem Abgange " Bien Nervenwurzel durchgeschnitten. Wunde durch die Naht vereinigt. 28. März. Nach der Operation ist der Frosch ziemlich ınunter, Er kriecht mit seinen beiden Vorderpfoten und seiner rechten Hinterpfote, die vollkommen leistungs- 318 fähig sind, umher. Die Bewegungen der linken Hinterextremität sind in der Weise gestört, dass sie nicht so vollkommen an den Leib angezogen wird, als die rechte. Beugung und Streckung des Unterschenkels und Fusses Sind in vollkommenem Maasse, wie es scheint, willkührlich ausführbar. Diese Bewe- gungen des linken Fusses sind jedoch mit einigem Zittern der Muskeln verbun- den. Während der rechte Oberschenkel beim Anziehen in eine der Körperaxe fast parallele Richtung gebracht wird, kann der linke Oberschenkel nur so weit gebeugt werden, dass seine Axe mit der des Körpers einen rechten Winkel bildet. Oft kommt der Frosch jedoch dadurch zum guten Sitzen, dass, während linker Unterschenkel und Fuss in der Beugung sind, er durch Strecken mit dem rechten Hinterbein und durch die Arbeit der obern Extremitäten seinen ganzen Körper zum linken Oberschenkel, der mit der Körperaxe im rechten Winkel war, in eine fast parallele Stellung bringt, so dass der Frosch oft dasitzt wie ein unverletzter Frosch. Hebt man den Frosch in die Höhe, so sinkt das linke Hinterbein immer viel früher herab, als das rechte. Das Springen gelingt ibm, jedoch etwas unvollkommener als einem nor- malen Frosche. Die Reactionen auf das Kneipen der beiden Hinterbeine, unter sich, und mit denen verglichen, welche aufReizung der Vorderextremiläten enfstehen, bieten nichts Abweichendes vom normalen Verhalten dar, Er zieht den Kopf zurück, dreht ihn, drückt die Augen zu, schreit, agirt mit den Extremitäten auf jedes Kneipen von einer oder der andern Hinterextremität an beliebigen Stellen. Am 29. März ist das Verhalten das gleiche. Er wird getödtet. Die Section ergiebt eine gufe halbseitige Durchschneidung des Rücken- marks an der oben bezeichneten Stelle. Auch dieser Versuch wurde wiederholt angestellt. Sechster Versuch. Einem männlichen Frosche wird in der Gegend des untern Endes des sten Wirbels, nicht weit über dem Ursprunge der Nerven für die Hinterextremitäten, das Mark links quer durchgeschnilten. Nach 3 Stunden wird er beobachtet. j Er bewegt die beiden Vorderbeine und das rechte Hinterbein vollkommen gut willkührlich. Das linke Hinterbein hängt nach hinten. Es kann nicht will- kührlich an den Leib gezogen werden. Beim Fortbewegen wirkt es in der Weise mit, als es durch Beugung und Streekung des Unterschenkels und Fusses, die in schwachem Grade ausführbar ist, den Körper weiter stösst, und den rech- ten Hinterfuss in seiner Function unterstützt. Die Reflexe, die das linke Hin- terbein giebt, werden auch nicht im höheren Maasse, als durch Beugung und Streckung von Unterschenkel und Fuss hervorgebracht. Die allgemeinen Reactionen, die man erhält auf Kneipen des linken Hin- terbeines an beliebigen Stellen, sind ganz denen gleich, welche ein unverletzter Frosch auf stärkere Reize giebt. Alle Stellen des rechten und linken Hinterbei- nes, die gekneipt wurden, verhielten sich in dieser Beziehung normal. Es war kein Unterschied zwischen dem Grade der Reaction, den.man auf Kneipen der Vorderextremitäten und der rechten Hinterextremität erhielt, und zwischen damj der auf Reizung beliebiger Stellen des linken Hinterbeines erfolgte. Der Frosch wurde noch 3 Tage lang beobachtet. Die Symptome blieben gleich. Getödtet und secirt zeigte er eine linksseitige Durchschneidung des 319 arkes bis zur Mittellinie, “, Linie über dem Abgang der Nervenwurzeln für lie linke Ilinterextremilät am Anfange des 5ten Wirbels. Auch dieser Versuch wurde wiederholt. $iebenter Versuch. 24.März. Einem männlichen Frosche wurde, während er auf dem Weibchen sass, das Mark unterhalb der Rautengrube linksseitig quer durchschnitten. Die Haut- und Muskelwunde zugenäht. Während der Opera- on und nach derselben war durchaus kein Nachlass in der Energie und Festig- eit der Umarmung mittels beider Vorderbeine zu bemerken. Es wurde dann las Weibchen von ihm getrennt, an ihm eine ähnliche Operation gemacht und dasselbe dann wieder ins Glas zum Männchen gesetzt. Nach kurzer Zeit war die marmung wieder so fest als zuerst. Die übrigen Erscheinungen der Bewe- gung und Gefühlsreaclionen verhielten sich wie in Exp. I. Der Schnitt war, wie die Section ergab, gut gelungen. Achter Versuch. Einem grossen weiblichen Frosche wurde das Mark in ler Gegend vom I —3ten Wirbel der Länge nach getheilt, indem mit einem feinen esser an der Spitze der Raulengrube eingestossen und bis unterhalb des Ab- gangs der Nerven für die oberen Extremitäten längs der hintern Mittellinie fort- geführt wurde, so, dass die vordere Fläche der dura Mater auch gespalten wurde. Die Wunde durch die Naht vereinigt. - Nach der Operation ist das Thier ziemlich munter. Es springt herum. Die beiden Vorderextremitäten werden vollkommen zweckmässig und harmonisch bewegt. Ebenso beide Hinterbeine. Nach einiger Zeit ist er jedoch etwas deprimirt. Er zieht die vordern Ex- emitäten über den Rücken und den Kopf hin, als ob ihn hier etwas schmerze. Kneipen der beiden Vorderbeine erzeugt sehr energische Reactionen. Er bewegt sich selır lebhaft, drückt die Augen zu, windet seinen Kopf heftig bin und her, wischt mit der einen Vorderextremität, und mit den Hinterbeinen die gekneipte Stelle des andern Vorderbeines, und macht sehr energische Bewe- gungen, um sich aus der Hand des Experimentlators zu befreien. Die Reaclio- nen, die der Frosch auf Reizung der Vorderbeine giebt, übertreffen diejenigen, die naclı Kneipen der Hinterbeine erhalten werden, an Heftigkeit und Ausdauer. Am andern Tage dauern dieselben Symptome fort. Der Frosch wird nun jetödtet und es zeigt sich eine sehr genaue Durchschneidung in der Mittellinie es Markes in der Ausdehnung der 2 erster. Wirbel. Der Versuch wurde öfters /8 Mal) wiederholt. Neunter Versuch. 22. März. Einem männlichen Frosche, der gerade brün- slig war, wurde das Mark in der Mittellinie der Länge nach in der Ausdehnung des ersten und zweiten Wirbels durchschnitten. Er hatte zuerst die Arme fest inter der Brust gekreuzt, gerade wie wenn er das Weibchen hätte. Während des Schnittes nun entstanden augenblicklich einige Zuckungen in beiden Vor- derheinen; gleich danach jedoch waren die Arme unter der Brust ebenso fest gekreuzt, als vorher. Einige Zeit nach der Operation, die ihn sehr angegriffen at, ist er sehr deprimirt und verhält sich vollkommen ruhig. Kneipen der Vor- rbeine giebt schwache Reaclionen, ebenso Kneipen der Hinterbeine. Am andern Tage jedoch sind die Reactionen äusserst gesteigert, bei Rei- in, die auf die Vorderextremitäten applizirt werden, augenblicklich Tetanus er 4 Extremitäten. Jede willkührliche Bewegung, die er macht, ist von mpfen in den Beinen begleitet. Er wird getödtel. Es ergiebt sich eine 320 Durchschneidung des Markes längs der Mittellinie vom 4—-3ten Wirbel. Theil- weise rothe Erweichung an den Rändern der Rückenmarkswunde, Zehnter Versuch. Einem weiblichen Frosche wurde.das Mark in der Gegend des 3ten Wirbels in der Ausdehnung einer Linie, in. der Mittellinie längs durch- schnitten. f Er springt gleich nach der Operalion vollkommen kräftig herum, Man er- hält von allen Stellen des Körpers aus, wie beim normalen Frosch, ganz gute allgemeine Reactionen. von. der öfter beschriebenen Art, Am darauf folgenden Tage zeigen sich starke Reizungserscheinungen. Die Hinterbeine sind angezogen, manchmal aber schnellen sie plötzlich hinten bin- aus. Der Frosch ist schr furchtsam und drückt bei jedem Versuch, ihn anzu- fassen, die Augen fest zu. Auf jedes Kneipen der Hinterbeine erhält man plötz- liche Reflexe in denselben, Einziehen des Kopfes, Zuschiiessen der Augenlieder. Auch auf Kneipen der Vorderextremitäten erhält man ähnliche allgemeine Be- wegungen, Am. 3ten. Tage nach der Operation sind die Erscheinungen noch immer vorhanden. Er schnellt sich fortwährend mit den Hinterbeinen fort. Er springt ungeschickt und fällt immer auf den Bauch auf. Am Aten Tage wird er todt gefunden. Es zeigt sich ein Längsdurchschnilt, in der Mittellinie des Marks in der Gegend des 3—4ten Wirbels. Ein Coagulum in, der spaltförmigen Wunde. In der Umgegend rothe Erweichung der Mark- substanz. Eilfter Versuch. 12. März. Einem weiblichen Frosche wird das Rückenmark in der Gegend des 4— 5ten Wirbels in der Ausdehnung von 1°, Linien der Länge nach in der Mittel- linie durchgeschnilten. Nach der Operation hüpft er sehr lebhaft und kräftig herum. Die Hinter- beine sind in ihrer Funelion durchaus nicht beeinträchtigt. Sie werden immer zu gleicher Zeit gebeugt und gestreckt, und ihre Hülfe, die sie der Forlbewe- gung des Thieres leisten, ist eine durchaus zweckmässige. Ihre Bewegungen sind vollkommen harmonisch. Der Frosch hüpft und kriecht herum, obne dass irgend etwas Abnormes in seiner Bewegungsweise zu bemerken wäre. Kneipt man ihn an den Hinterfüssen, so giebt ersehr lebhafte allgemeine Reactionen, er windet den Kopf, drückt wiederholt die Augen zu, windet den Körper, macht mit Vor- der- und Hinterpfoten energische Fluchtbewegungen. Die Reactionen, die auf Kneipen der Hinterbeine erfolgen, sind constanter, dauern länger an und sind heftiger, als die auf Kneipen der Vorderextremitäten eintretenden. 13. März. Der Frosch zeigt Reizungserscheinungen an den hintern Extre- miläten, die Hinterbeine werden krampfhaft plötzlich an den Leib gezogen und schnellend nach hinten ausgestossen. Der Frosch ist sehr furchtsam. Auf lei- ses Koeipen der Hinterbeine an beliebigen Stellen sehr lebhafte allgemeine Be- wegungen des Körpers von der olt beschriebenen Art. 44. März. Zu den Erscheinungen der Reizung haben sich Erscheinungen der Schwäche in der Aclion der Hinterbeine gesellt. Reactionen auf Kneipen der Hinterfüsse bestehen in ungeschwächter Weise fort. Der Frosch wird ge- tödtet. Das Mark zeigt sich in der Ausdehnung des —5ten Wirbels der Länge nach durchschnitten. Die Substanz des Rückenmarks zeigt sich an einigen Stel- len sehr weich, gerölhet. 321 Zwölfter Versuch. Arm 49. März. Einem männlichen Frosche‘ wird das Rückenmark in der Ausdehnung vom 4—Tten Wirbel der Länge nach in der Mittellinie durchgeschnitten. Unmittel- bar nach der Operation ist der Frosch ziemlich deprimirt. Im Verlauf einer Stunde jedoch hat er sich wieder erholt. . Er setzt sich gut auf seine Hinterfüsse, springt und kriecht fort, Alles wie ein unverleizter Frosch. Reize, auf die Hin- erexiremitäten applizirt, erzeugen starke allgemeine Reactionen des Körpers. 3 Stunden nach der Operation werden die willkührlichen Bewegungen der Hinterbeine von leichten Krämpfen begleitet. Fasst man den Frosch an und hebt ihn in die Höhe, so werden die beiden Hinterbeine krampfhaft gestreckt, und abwechselnd gebeugt. Diese klonischen Krämpfe gehen schliesslich immer Tetanus der Hinterextremitäten über, der 15 Secunden circa andauert. Klei- nere Reize, auf Vorder- und Hinterbeine applizirt, erregen immer starke allge- meine Reactionen. ; Er wird getödtel, und die Section ergiebt eine Längsdurchschneidung der ganzen Lendenanschwellung des Rückenmarkes in der Mittellinie. Die 4 letzten Versuche wurden oftmals wiederholt, mit ähnlichen Erfol- gen, so oft der Schnilt genau blos die beiden Seitenhälften des Markes gelrennt hatte. Die Reizungserscheinungen traten bald früher bald später ein. Nie war unmittelbar oder einige Zeit nach der Operation eine Störung in dem sogenann- en willkührlichen Gebrauche der Glieder zu bemerken. Fast jedesmal war die Sensibilität (wenn man sie so nennen darf) in denjenigen Gliedern, welche ihre Nerven aus dem durchschnittenen Theile des Markes bezogen, erhöht. — Stellt man nun die Erscheinungen, welche auf die verschiedenen Mark- durcebschneidungen, als deren Paradigmata die obigen Versuche anzusehen sind, beim Frosche erfolgen, übersichtlich zusammen, so ergiebt sich Fol- gendes: 4) Halbseitige Querschnitte des Rückenmarkes in be- liebigen Höhen vom Anfang desMarkes bisunmittelbarüber dem Ursprung der Nervenwurzeln für die hinteren Extre- mitätenangebracht, üben durchaus keinenEinflussaufdie Bewegungen der Körpertheile, welche aufder entgegenge- etzten Seite liegen. Siestören fernerin Nichts den Grad, die Constanz und die Dauer der allgemeinen Reactionen, welche auf Reizung der entgegengesetzten Körperbälfte uch beim gesunden Tbiere einzutreten pflegen. 2) Halbseitige Querschnitte durch dasRückenmark der Prösche in grösseren (1 Linie) Entfernungen von dem Ur- Sprunge der Nerven für die Glieder der unter dem Schnitte iegenden Theile angebracht, üben keinen merklichenEin- uss auf die Bewegung dieser Glieder. Sie stören ferner durchausnicht dieallgemeinen Reactionen, diedurch Rei- ung dieser Glieder zu erhalten sind. - 3) Halbseitige Querschnitte durch das Rückenmark der Prösche unmittelbar über dem Abgange der Nerven wurzeln für die Glieder der gleichen Seite angebracht, lähmen die 322 Bewegungdieser Glieder. Sie benachtheiligenjedoehnichı den GradderReaction, dieaufReizungdieser Gliederauch im mormalen Zustande einzutreten pflegt. Man sieht, dass diese Sätze durchaus mit den eng der Eigen- brodtschen Experimente übereinstimmen. 4) Längsschnitte durch dieMittellinie desMarkesin be- liebigen Höhen undiin beliebiger Ausdehnung angebracht, störenalssolehedurchausnicht die Bewegungen des Thie- resund dieHarmonie dieser Bewegungen. Sie erhöhen den Gradderallgemeinen Reactionen, dieaufKneipen derjeni- gen Glieder. erfolgen, welche ihre Nerven aus dem getheil- ten Abschnitte des Markes empfangen. Der Krampf und die übrigen später eintretenden Erscheinungen sind Folgen der durch die Verwundung erzeugten Reizung des Markes. Sehen wir nun zu, wie diese Erscheinungen mit einer gekreuzten Wirkung des Markes in Einklang zu bringen sind. Eine gekreuzte Wir- kung fordert, um constalirt zu sein, folgende Merkmale. Diejenigen Functionen (Bewegung und Empfindung), welche auf der Seite des halbseitigen Querschnittes unterhalb desselben foribestehen, müssen auf der entgegengesetzten Seite aufgehoben sein. Je weiter oben die halbseitigen Querschnitte am Marke gemacht wer- den, desto mehr wird die entgegengesetzte Körperhälfte im Falle einer gekreuzten Wirkung des Markes gelähmt sein. Längsdurchschnitte durch das Mark werden im Falle einer totalen Kreuzung die Functionen beider Körperhälften aufheben, bei partieller Kreuzung entweder einzelne Bewegungen oder Empfindungen aufheben oder jede einzelne Bewegung und Empfindung schwächen. Keines aller dieser Merkmale ist bei unseren Versuchen vorhanden. Eine gekreuzte Wirkung des Markes existirt demnach beiden Fröschen nicht. £ Ich bin hier in vollkommener Uebereinstimmung mit Volkmann , der dieselben Resultate bei Längsdurchschneidungen erhielt als ich. Eigenbrodt, der eine gekreuzte Anordnung der Fasern bei den Frö- schen durch seine Versuche wahrscheinlich gemacht zu haben glaubte, ist jedenfalls in seiner Schlussfolgerung aus den Experimenten an Fröschen, die er anstellte, und mit denen die meinigen vollkommen übereinstimmen, zu weit gegangen. Denn auch er hat keine Abnahme in der Leistungs- fähigkeit der Körperseite, welche dem halbseitigen Querschnitte entgegen- gesetzt war, finden können, und diese Abnahme und zwar compensatorisch zu der Erhaltung der Leistungsfähigkeit auf der gleichen Seite des Kör- pers ist geradezu nothwendig, um den Schluss aufeine gekreuzte Wirkung des Markes nur irgendwie zu rechtfertigen ; abgesehen davon, dass die Resultate der Längsdurchschneidungen der Annahme einer gekreuzten Wirkung ganz kategorisch widersprechen. 323 Man kann zwar einwenden, dass die Bewegungen, welche nach Längsdurehschnitten des Markes vorhanden sind, möglicherweise Reflex- bewegungen seien; allein damit leugnet man überhaupt eine willkührliche Bewegung beim Frosche. Ob man nun aber die Bewegungen des Frosches für Reflexbewegungen nimmt, oder ob man willkührliche, von den Reflex- bewegungen durch die Beobachtung unterscheidbare Bewegungen beim Frosche statuirt, das ändert das Wesentliche der Frage durchaus nicht. In keinem Falle ist eine Kreuzung der Wirkungen durch das Experiment herauszubringen. Etwas Anderes ist es, wenn man fragt, wie die Symptome, die den obigen Experimenten folgten, positiv zu erklären seien, und welche ana- tomische Anordnung von den bisher angenommenen am einfachsten und ungezwungensten den physiologischen Erscheinungen unterzulegen sei. In der neuesten Zeit hat Kölliker') mit Entschiedenheit die Existenz von sich kreuzenden Nervenfasern gerade am Froschrückenmarke behauptet. Ich selbst hatte Gelegenheit einen Theil seiner Praeparate zu sehen und über- zeugte mich allerdings von der Anwesenheit transversaler dunkelrandiger Nervenfasern, sowohl in der vordern als der hintern Commissur des Froschrückenmarks. Aber mit diesen Fasern ist, sobald sie eine Kreuzung darstellen sollen, für das physiologische Verhalten nichts anzufangen. Möglich allerdings, dass Umstände vorhanden sind, welche die gekreuzte Anordnung der Fasern nicht zur physiologischen Erscheinung kommen lassen. — } Sieht man sich nach weiteren physiologischen Erklärungen der That- sachen um, so haben wir in den Ansichten von Pflüger und Auerbach aller- dings ein recht bequemes Auskunftsmittel. Es wäre nach diesen immer mittelbar über den Ursprüngen der Nervenfasern ein Stück Psyche im arke vorhanden. Der Wohnort der Psyche wäre, den Experimenten ach, für die Bewegung der Vorderextremitäten in demjenigen Theil ückenmark, der vom Anfange desselben bis zum Austritt der Wurzeln für ie oberen Extremitäten liegt, also in dem Stücke zwischen dem 1—2ten irbel. Deshalb stört ein Querschnitt über dieser Stelle durchaus nicht ie Bewegung und Empfindung in der Extremität der gleichen Seite. Wird ber der Schnitt unmittelbar über den Nervenwurzeln für die obern Ex- mitäten gemacht, so werden die Nervenfasern von der Psyche getrennt nd es tritt eine Lähmung der Bewegung ein. ' Für die Bewegung der hintern Extremitäten residirt die Psyche in der intern Anschwellung vom ten Wirbel an, denn über dem ten Wirbel adet ein halbseitiger Querschnitt durch das Mark durchaus nichts in auf die Bewegung der gleichnamigen Hinterextremität. — Ich glaube, dass die Erscheinungen allerdings genau mit dem Ur- Vorläufige Mittheilung über den Bau des Rükenmarks bei niedern Wirbelthieren, Zeitschr, f. wiss. Zool. IX. Bd. S. 3. Zeitschr. 1. wissensch, Zoologie. IX. Bd. 2 324 sprunge der Nerven im Marke zusammenhängen. Nimmt man z. B. das Schema (zum Theil), welches Zeydig in seiner Histologie für das Central- nervensystem der Fische nach dem Vorgange von Owwsjannikorw und Bidder gezeichnet hat, für den Frosch, so hat man Folgendes: Angenommen , die Nerven, welche die Muskulatur versorgen, entsprängen unweit vonihrerAb- gangsstelle aus dem Marke von Ganglienzellen, diedurch Commissurenfasern mit den Ganglienzellen der andern Seite zusamınenhängen, und man habe über den Gänglienzellen dereinen Seite den Querschnittgemacht, so istzwar die Verbindung der Hirnfaser mit dieser Ganglienzelle unterbrochen, allein der Wille kann mittelbar durch die Commissurfaser zu derselben gelan- gen. Die Actionen der Extremität auf der Seite des Schnittes sind dem- nach nicht wesentlich beeinträchtigt; ihre Bewegungen harmoniren mit denen der andern Seite und mit dem Bedürfniss des Thieres. Zu gleicher Zeit ist die Bewegung der anderen Seite in ihrer vollen Kraft und Zweck- mässigkeit erhalten, Alles, wie es die Experimente direct aufzeigen. Gesetzt, es wäre diese anatomische Anordnung eine Thatsache, so würden uns die Durchschneidungen den Ort, wo die Nervenfaser von der Ganglienzelle entspringt, ganz genau in der Weise bezeichnen, dass zwi- schen den Grenzen, wo der Querschnitt die Bewegung noch nicht beein- trächtigt, und wo er sie bereits aufhebt, die Stelle des Ursprungs der Nervenfasern und der Commissuren ihrer Ganglienzellen zu suchen wäre. In unserem Falle würden die Ursprungsstellen für die Nerven, die der Bewegung der obern Extremitäten vorstehen, in der obern Anschwel- ung, und die Ursprungsstellen für die Nerven der untern Extremitäten in der untern Anschwellung von dem äten Wirbel an zu suhen sein. — Diese Erklärung will jedoch nichts anderes sein, als eine bypothetische. Sie entspricht jedenfalls den Thatsachen ungezwungener, als irgend eine Kreu- zungshypothese. Was die Empfindung und ihre Leitung beim Frosche anlangt, so halte ich eine Unterscheidung zwischen einer Empfindlichkeitsäusserung und einer allgemeinen Reflexbewegung bei diesen Thieren für eine noch viel schwierigere Sache als bei den Säugethieren. Bis heute ist noch kein Kri- terium für diese beiden Arten von Reactionen zu geben. Damit fällt jede weitere Discussion über den Verlauf der sensibeln Eindrücke zum Hirne des Frosches von vorne berein weg. Brown Sequard hat zwar auch für den Frosch eine Kreuzung der sensibeln Eindrücke statuirt, indem er ‚ sagte, dass auf der entgegengesetzten Seite des halbseitigen Querschnittes die Empfindlichkeit geringer wäre, als auf der-Seite unter dem Schnitte; die früheren Beobachter hätten nur nicht genau vergleichend geprüft. Allein alle deutschen Beobachter haben hierin durchaus keinen Unterschied gelunden, und die Erscheinungen bei Längsschnitten des Markes geben in dieser Beziehung den positiven Gegenbeweis. Was die Temperaturverhältnisse bei halbseitigen Durchschneidungen des Froschrückenmarkes anlangt, so konnte ich keine constanten Tempe- 325 raturunterschiede beider Körperseiten erhalten, ebensowenig als diess Schiff vermochte. Die Versuche an Eidechsen, welche ich ganz ähnlich denen am Frosche darstellte, gaben im Wesentlichen ein ganz gleiches Resultat, so dass die Erscheinungen, welche das Froschrückenmark in dieser Frage aufzeigt, für die Amphibien im Allgemeinen zu statuiren sind. ll. Versuche an Tauben. Erster Versuch, Samstag 24. April. Früh 8 Uhr. Einer ziemlich jungen Taube wurde das Rückenmark in dem obern Theile der Cervicalanschwellung halbseitig links bis zur Mittellinie quer durchgeschnit- ten. Die Haut und Muskelwunde durch die Naht vereinigt. Das Thier zeigt nach der Operation ein ganz eigenthümliches Verhalten in Bezug auf seine Bewegungen. Es hat das Gleichgewicht verloren; sie wälzt sich fort, in dem sie von einer Seite auf die andere fällt. Bei der Foribewe- gung sind der rechte Flügel und das rechte Bein besonders thätig. Der rechte Flügel breitet sich immer weit aus, wenn das Thier zu fallen fürchtet. Der linke Flügel hängt schlaff herab; reibt er sich mit dem Fussboden, so wird er unordentlich, offenbar in reflectorischer Weise bewegt. Von freien Stücken wird er nie ausgebreitet. Das rechte Bein wird viel, wie es scheint willkührlich be- wegl. Giebt man den Finger hin, so wird derselbe von den Krallen umfasst und die Taube stützt sich darauf. Giebt man dagegen den Finger an das linke Bein, so erfolgen höchstens unordentliche Beug- und Streckbewegungen des- selben. Der Finger wird nie von den Zehen des linken Beines umfasst. Die Taube kann sich auch nicht auf dieses Bein stützen. Liegt das linke Bein am Boden unter dem Bauch der Taube, so dass es in Reibung mit dem Fussboden sich befindet, so wird es unzählige Male gebeugt und gestreckt, so lange diese ‚Lage dauert. Gewöhnlich fällt die Taube, wenn man sie frei hinstellt, auf die ‚linke Körperseite. Manchmal taumelt sie auch eine kleine Strecke weit fort, wobei der rechte Flügel und das rechte Bein vorzugsweise behülflich sind. Sie sucht gewöhnlich eine Wand zu erreichen und hieran lehnt sie sich dann mit ‚ihrer linken Körperseite. Wenn sie so dasteht, so stützt sie sich mit dem rech- ten Bein vollkommen gut auf den Boden. Der rechte Flügel ist dann angezo- gen und gut an den Leib gelegt, während der linke schlaff herabhängt. Kneipt man die rechtseitigen Fusszehen und den Unterschenkel rechts, so entstehen heftige Beug- und Streckbewegungen im rechten Hinterbein und Schlagen mit dem rechten Flügel, schwächere Bewegungen im linken Bein und linken Flügel und ein schnelles Hin- und Herschütteln des Kopfes. Schreien. Kneipt man dieselben Stellen links, so entstehen schwache Bewegungen im linken Hinterbein, starke abwischende und kratzende Bewegungen mit dem rechten Hinterbein, Agitstion mit den Flügeln, Hin- und Herschütteln des fes, Schreien. Koeipt man den rechten Flügel, so erfolgt ein heftiges Hin- und Herfahren mit dem Kopfe nach der verletzien und nach der entgegengesetzten Seite, Be- wegungen in den Füssen, im rechten Flügel und schwache Bewegungen mit dem linken Flügel. Schreien. Kneipen des linken Flügels erzeugt die gleichen Bewegungen und Schreien. a4? 326 Nachmittags 3 Uhr. Die Taube befindet sich ganz wohl. Die Bewegungs- und Empfindungs- (?) Symptome die gleichen als am Vormittage. Die Taube wird nun getödtet; die Section ergiebt einen guten halbseitigen Querschnilt links im obern Ende der Cervicalanschwellung über dem Ursprunge der Ner- venwurzeln für die obern Extremitäten. — Zweiter Versuch. 27. April früh 10 Uhr. Einer Taube wird das Mark über der Cervicalanschwellung von der Mittel- linie an rechts quer durchschnitten. Nach der Operation ist sie ziemlich mun- ter. Der rechte Flügel hängt schlaf herab, der linke ist gut an den Leib ange- legt; der Schwanz steht nach links hinüber. Stellt man die Taube aufrecht hin, so dass man sie mit der Hand hält, so fühlt man, dass sie sich blos auf das linke Bein stützt, während das rechte in halbgebeugter Stellung am Unterleib hängt. Lässt man sie los, so fällt sie auf die rechte Seite. Aus ihrer Lage sucht sie sich durch lebhaftes Schlagen mit dem linken Flügel, und durch Anstrengungen ihres linken Beines zu erheben. Zu gleicher Zeit macht das rechte Bein gereizt durch die Lage zwischen dem Leib und dem Fussboden eine grosse Anzahl von Beugungen und Streckungen. Giebt man dem rechten Bein den Finger hin, so reagirt dieses nicht hier- auf, oder es macht Beugungen und Streckungen. Giebt man dem linken Bein den Finger, so wird, wenn man sonst die Lage der Taube etwas minder sicher einrichtet, dieser fest umklammert, und die Taube setzt sich hierauf ganz ruhig mittels ihres linken Beines auf den Finger, während das rechte Bein schlaff herunterbängt. Kneipt man den rechten Fuss mit der Pincette an beliebigen Stellen, so wird das Instrument vom linken Fuss entschieden weggekratzl; ausserdem schlägt die Taube mit den Flügeln, dreht den Kopf hin und her, und sucht evi- dent, aus den Händen des Beobachters zu kommen. Die ganz gleichen Reactionen entstehen bei Kneipen des linken Fusses, nur dass der rechte Fuss nie versucht, das Instrument wegzukratzen, Die allgemeinen Reactionen, welche durch Reizung des rechten Flügels erhalten werden, sind meist heftiger als die Reactionen auf Reizung des linken Flügels. N Nachmittags 2 Uhr. Dieselben Erscheinungen der Bewegung und der Re- aclionen auf angebrachte Reize. Das Thier wird getödtet und es ergiebt sich eine ganz gute rechtseilige Durchschneidung des Markes von der Miltellinie an, über dem Abgange der Wurzeln für den Plexus brachialis. (Das Sectionsresultat wurde von Herrn Hofrath Kölliker durch die eigne Anschauung bestäligt.) Diese Durchschneidungen habe ich zugleich mit Temperaturmessungen (siehe unten) oftmals wiederholt, immer mit dem gleichen Resultate in Bezug auf Bewegung und Empfindung. Dritter Versuch. 29. April. Einer Taube wird in der Mitte zwischen Cervical- und Sakralanschwellung das Mark linksseitig zur Hälfte quer durchschnitten. Nach der Operation frei hingesetzt, hält sie sich gut aufrecht. Die beiden Flügel werden dazu benutzt, um mit ihren Spitzen auf dem Boden aufstehend, den Oberkörper zu stützen. Auf dem rechten Beine steht sie vollkommen kräf- tig und gut; das linke Bein hängt nach hinten hin. Der Schwanz ist nach rechts 327 gedreht. Schiebt man die Taube weiter, so bewegt sie sich kurze Strecken vollkommen gut aufrecht fort. Durch das Schlagen der Flügel und durch den rechten Fuss bewegt sie sich weiter Nimmt man sie bei den Flügeln und lei- tet sie auf dem Boden weiter, so sieht man deutlich, wie sie mit dem rechten Bein wirklich breit auftritt und sich stülzt, mit dem linken dagegen nie einen wirklichen Tritt macht, sondern, wenn sie zufällig mit den Zehenspitzen den Boden berührt hat, wieder zurückfährt. Von einem Stützen auf das linke Bein ist keine Rede. Sitzt sie auf dem Boden, so liegt ihre linke Bauchseite unmit- telbar auf dem Boden auf, indem das linke Hinterbein nach hinten ausgestreckt liegt. Kneipt man das rechte Hinterbein, so erhält man deutliche allgemeine Reactionen ; Schlagen mit den Flügeln, heftiges Hin- und Herdrehen des Kopfes. Schreien. Insbesondere agiren beide Flügel sehr stark, um sich aus den Hän- den des Beobachters frei zu machen. Das rechte Bein selbst bewegt sich sehr * lebhaft, minder lebhaft das linke. Kneipt man das linke Hinterbein,, so treten dieselben Erscheinungen ganz constant und wie es scheint, mit elwas grösserer Intensität und Constanz als auf Kneipen rechts, ein. Die Taube wurde den Tag über beobachtet. Die Section ergiebt eine gute halbseitige Durchschneidung des Markes in der oben bezeichneten Gegend. Dieser Versuch wurde an vielen Tauben stets mit gleichem Resultate wie- derholt. Bei den Vögeln sind demnach, kurz zusammengefasst, die Erscheinungen folgende: Halbseitige Querschnitte durch die Seitenhälfte des Rückenmarkes bei den Tauben stören in Nichts die will- kührliche Bewegung der dem Schnitte entgegengesetizten Seite, gleichviel in welcher Höhe sieangebracht sind. Sie bewirken keinen Unterschied in den Reactionen, die man normaler Weise auf Reiz der entgegengesetzten Körper-. älftezu erhalten pflegt, dem Grade und der Dauer nach. Sie vernichten, gleichviel in welcher Höhe sie ange- bracht sinl, die willkührliche Bewegung in den Körper- theilen unterhalb des Schnittesaufder gleichnamigen Kör- perbälfte, ohne den Grad und die Constanz derallgemeinen Reactionen, die man aufReizung dieser Körpertheile er- hält, zu schwächen. Im Gegentheilescheinen die letztern (Reactionen) in Betreffihrer Constanz, Dauer und Heltig- keiteher zu-alsabzunehmen. ‚ Beurtbeilt man diese Erscheinungen nach demselben Kriterium, wie ir es oben für die Frösche angaben, indem wir fragen, ob sie einer ge- reuzten Wirkung des Markes entsprechen, so ergiebt sich, dass keine er Erscheinungen, welche nach halbseitigen Durchschnei- ungen bei den Tauben eintreten, den Schluss aufeine ge- reuzte Wirkung des Rückenmwarkes bei diesen Thieren zu- ässt. Die willkührliche Bewegung wird immer und blos durch die gleiche 328 Seite des Marks geleitet und diese Leitung bleibt auf diese Seite voll- kommen isolirt. Das gleiche Resultat erhielt Flourens bei den Tauben. Bei der Beurtheilung der Empfindungsleitung hat man bier, wie bei den Fröschen das Missliche, dass es bis jetzt noch kein Unterscheidungs- merkmal für Sensibilität und allgemeine Reflexbewegung bei den Tauben giebt. Wer die allgemeinen Reactionen, die auf Reizung der Theile ent- stehen, für reine Sensibilitätsäusserungen annimmt, für den folgt aus obigen Experimenten nur, dass die sensibeln Eindrücke sowohl auf der gleichen Seite als durch die entgegengesetzte Seite des Markes zum Ge- hirne geleitet werden. Diese Leitung wird möglicherweise durch Commis- suren vermittelt: keinesfalls ist hier der Schluss auf eine gekreuzte Lei- tung gerechtfertigt. Ausserdem habe ich noch bei den Tauben den Einfluss des Rückenmarkes auf die Temperatur des Körpers in Rücksicht auf die Möglichkeit einer ge- kreuzien Wirkung des Markes auch in dieser Beziehung einer genaueren Ver- suchsreihe unterzogen. Hiezu veranlasste mich vorzugsweise eine Angabe Schiffs (Siehe dessen Untersuchungen zur Physiologie des Nervensystemes $. 482), der eine Wärme- erhöhung nach der Durchschneidung des Armgelflechtes bei einer Taube in dem gelähmten Flügel beobachtete, nachdem er die Momente, welche die Ab- kühlung durch die Lähmung bervorbringen, mittels Anheften der Flügel an den Körper durch ein breites Band, beseitigt hatte. Ferner war ich begierig, zu sehen, wie das Mark der Vögel in Bezug auf die Vertheilung der thierischen Wärme im Körper sich zu dem Rückenmarke der Säugethiere verhält, das, wie bekannt, und wie auch weiler unten meine Versuche zeigen werden, einen ganz bemerkenswerthen Einfluss auf diese Function ausübt. Ich habe deninach bei den Tauben eine Reihe von halbseitigen Durch- schneidungen des Rückenmarkes in verschiedenen Höhen angestellt, wobei vor und nach dem Versuche die Temperatur des Körpers an verschiedenen Orlen genau mittels eines von Geissler in Bonn verfertigten, in 74, Grade C. getheilten Thermometers gemessen wurde. Ich lasse einige dieser Versuche folgen. Erster Versuch. 20. Mai 1857. Schwarze Taube. I. Messung. II. Messung. Temperatur der Rechten Achselhöhle _41,0° 41,4° £ „ Linken Achselhöhle 41,6° 41,4° : ‚„, Rechten Schenkelbeuge 41,2" = ‚„„ Linken Schenkelbeuge ,1° u „ Anus 40,8° Derselben wurde das Mark über der Cervicalanschwellung lioks durch- schnitten. Gleich nach der Operätion (', Stunde nachher) Rechte Achselhöhle 39,4 Linke Achselhöhle 40,0° Rechte Schenkelbeuge 39,8" Linke Schenkelbeuge 39,60 329 21. Mai. Früh 9% Uhr, Die Bewegungs- und Empfindungssymptome, wie in den genauer mitgetheilten Experimenten. Die Taube wird mit einem Tuche umbunden, so dass sowohl Beine als Flügel beider Seiten in eine möglichst gleiche Lage zuın Körper kommen. Nach °%, Stunden : Temperatur: Anus 39,6 Rechte Achselhöhle 38,75 Linke Achselhöhle 38,4 Rechte Schenkelbeuge 38,1 Linke Schenkelbeuge 38,0 Aeussere Fläche des rechten Unterschenkels zw. Haut und Muskeln 36,6 Aeussere Fläche des linken Unterschenkels zw. Haut und Muskeln 35,5 Sohle der Zehen des linken Beines 29,9° Sohle der Zeben des rechten Beines 31,5 22. Mai. Früh 8 Uhr: Rechte Achselhöhle 39,3 Linke Achselhöhle 38,9 Die Taube wird wieder mit einem Tuche umwickelt, um den linken Flügel in gleiches Verhältniss der Wärmestrablung und Bewegung zu bringen, als den recliten Nach 1% Stunde: Rechte Achselhöble 33,5 Die niedrigen Zahlen erklären sich aus Linke Achselhöhle 33,3 dem zu festen Einwickeln, wodurch der Rechte Schenkelbeuge 34,5 Respirationsprozess gehindert wurde. Linke Schenkelbeuge 34,2 Die Taube erholte sich wieder. 23. Mai. Vormittags 14 Uhr, Die alten Erscheinungen der willkührlichen ‚Bewegung und Empfindung. Die Taube wird wieder, aber vorsichtiger, mit einem Tuche umwickelt. Es misst pun die Temperalur um 14%, Uhr: Rechte Achselhöhle 39,4 Linke Achselhöhle 39,15 Rechte Schenkelbeuge 38,6 Linke Schenkelbenge 38,6 Rechte Kniekehle 38,0 Lipke Kniekehle 37,8 Aeussere Fläche des rechten Oberschenkels (Hautwunde) 38,0 Aeussere Fläche des linken Oberschenkels (Hautwunde) 37,2 Aeussere Fläche des linken Unterschenkels 37,2 Aeussere Fläche des rechten Unterschenkels 37,4 -— Um 4 Uhr wird die Taube getödtet und es zeigt sich eine ganz genaue Durchschneidung der linken Seitenhälfte des Markes über der Cervicalan- schwellung, Es wurden 6 Versuche dieser Art gemacht, die alle sehr ähnliche Zahlen ergaben. Zweiter Versuch. 23, Mai. Früh 8 Uhr. Erwachsene schwarze Taube. Temperatur: Rechte Achselhöble 42,8° ‚Linke Achselhöbhle 42,7° 330 Rechte Schenkelbeuge 42,8° Linke Schenkelbeuge 42,50 Es wird nun der Taube die linke Seitenhälfte des Markes in der Mitte zwi- schen beiden Auschwellungen quer durchschnitten. Die Bewegungs- und Em- pfindungssymptome wie in Versuch 3 8. 326. %, Stunden nach der Operation misst die Temperatur: Rechte Achselhöhle 39,7 Linke Achselhöhle 39,7 Rechte Schenkelbeuge 40,0 Linke Schenkelbeuge 39,75 Aeussere Fläche des linken Unterschenkels (Hautwunde) 39,6 Aeussere Fläche des rechten Unterschenkels (Hautwunde) 39,7 Die innere Fläche der Zehen rechts 36,2 Die innere Fläche der Zehen links 36,0 Aeussere Fläche deslinken Oberschenkels (unter derHaut) 39,3 Aeussere Fläche des rechten Oberschenkels 39,4 24. Mai. Früh 40 Uhr. Rechte Achselhöhle 40,1 Linke Achselhöble 40,4 Rechte Schenkelbeuge 40,0 Linke Schenkelbeuge 39,9 Linker Oberschenkel 39,15 Rechter Oberschenkel 39,30 Aeussere Fläche des rechten Unterschenkels zwischen Haut und Muskeln 35,7 Aeussere Fläche des linken Unterschenkels zwischen Haut und gs 34,7 Thermometer in die Fusszehen links eingebunden 29,8 Thermometer in die Fusszehen rechts eingebunden 31,0 Thermometer in die Fusszehen links eingebunden 28,0 Thermometer in die Fusszehen rechts eingebunden 32,2 Auch dieser Versuch wurde 4 Mal mit gleichem Erfolge wiederholt. Hier- aus geht hervor: Halbseitige Durchschneidungen des Rückenmarksbei den Tauben, entweder über der Cervical, oder über der Sakralan- schwellung angebracht, haben keinen directen Einfluss auf die Temperatur derbeiden Körperhälften. Ein indirecter Einfluss zeigt sich in sofern, als diejenigen Theile, die der Natur der Verletzung nach weniger sich bewegen, eine kleine Abnahme in der Temperatur gegenüber den normal sich bewegenden Theilen zeigen, eine Ab- nahme, die stärker (0,6—1,0°) in den Räumen zwischen Haut und Muskeln sich zeigt, als auf der Hautoberfläche (0,3 Unterschied). Ich habe nun, hierdurch weiter geführt, noch einige Versuche mit Durch- schneidung der Brachial- und Sakralnervenplexus angestellt, um zu sehen, wie dabei die Temperatur in den gelähmten Theilen sich gestalte: Dritter Versuch. 24. Mai. 3 Uhr 54 Min. Einer grau und weissen Taube wird die Temperatur gemessen. Rechte Achselhöhle 41,40 Linke Achselhöhle 41,45° Linke Schenkelbeuge 41,75 Rechte Schenkelbeuge 41,65 331 Es wurde nun der Plexus brachialis der linken Seite vom Rücken aus blos elegt und durchgeschnitten, so dass der linke Flügel ganz gelähmt war. Nach der Operation: Rechte Achselhöhle 39,55 Linke Achselhöhle 39,6 Es wurden nun 4 Uhr 39 Min. die beiden Flügel gleichmässig an den Leib ebunden und die Taube in ihren Behälter gethan. 4 Uhr 50 Min. Linke Achselhöble 39,7 Rechte Achselhöhle 39,7 25. Mai 9%, Uhr. Die Taube wird vorsichtig mit einem Tuche umwickelt. & 1. Messung. II. Messung. Um 10 Uhr: Linke Achselhöhlle 38,0° 37,8 Rechte Achselhöhle 38,0° 38,0 Rechte Schenkelbeuge 38,2 Linke Schenkelbeuge 38,2 26. Mai. 3 Uhr. Taube noch sehr munter. Sie wird eingewickelt. r. u. ach *% Stunde: Achselhöhle links 40,6 40,2 Achselhöhle rechts 40,6 - 40,4 Vorderarm links, zwischen Haut und Muskel 36,4 Vorderarm rechts, zwischen Haut und Muskel 36,9 Beugefalte am linken Cubitalgelenk 36,3 Beugefalte am rechten Cubitalgelenk 37,0 Die Taube wird nun getödtet und die Section weist eine vollkommene ennung des Plexus brachialis auf. Ich habe diesen Versuch 3 Mal mit ganz gleichen Resultaten wiederholt. Vierter Versuch. 28. Mai. Einer Taube die Temperatur in beiden Schenkelbeugen gemessen. Linke Schenkelbeuge 40,4 Rechte Schenkelbeuge 40,4 Um 7%, Uhr wird der Plexus sacralis vom Rücken aus blos gelegt und urehschnitten. Die linke Extremität ist gelähmt. Die Verhältnisse der Strahlung sind nun eher zum Nachtheil des rechten ines, denn dieses steht, während die Taube im Behälter sich befindet, und linke hängt in halber Beugung am Leibe. Rechte Schenkelbeuge 38,8 Linke Schenkelbeuge 37,9 Aeussere Fläche des linken Unterschenkels 36,9 ’ Aeussere Fläche des rechten Unterschenkels 37,8 Auch dieser Versuch wurde 3 Mal mit gleichen Resultaten angestellt. Es ebt sich hieraus, widersprechend der Angabe von Schiff, dass weder die urchschneidung des Plexus brachialis, noch die des Plexus acralis die Temperatur in der entsprechenden Extremität eer- öhen. Alle Versuche in Betreff der Wärmeverhältnisse bei Tauben hatten: denı- ein negatives Resultat. 332 II. Versuche an Säugethieren. Indem ich eine Besprechung der Ergebnisse, welche die Forscher in Be- treff des Einflusses des Rückenmarkes auf die thierische Wärme erhielten, auf weiter unten verspare, gebe ich die vorzüglichsten der Versuche, die ich an Kaninchen, Meerschweinchen, Katzen und Hunden angestellt habe, vorerst im Zusammenhange. A. Versuche an Kaninchen. Erster Versuch. 9. April früh 10 Uhr, Einem weiblichen weissen Kaninchen wird das Rückenmark in der Gegend des 8ten Dorsalwirbels lioks halbseitig durchschnitten. Nach einer Viertelstunde genauer beobachtet. Es bewegt sich mit, beiden Vorderbeinen gut vorwärts, mit elwas mehr Anstrengung wird das rechte Hinterbein bewegt, das sich jedoch ganz normalerweise bewegt, nur mit etwas weniger Kraft als früher; das linke Hinterbein wird gelähmt nachgeschleift. Das linke Hinterbein wird durch Kneipen mit einer Pinceite an verschiede- nen Stellen gereizt: Jedesmal entstehen, Reflexe mit dem linken Hinterbein, Kratzen der Hand mit dem rechten Hinterbein und Fluchtbewegungen. Jedes- mal richtet das Thier beim Kneipen den Kopf hoch auf und macht dann ge- wöhnlich einen Satz vorwärts. Das rechte Hinterbein wird zuerst schwach mit einer Pincette gereizt. Das Bein wird einfach aber kräftig zurückgezogen. Stärkeres Kneipen mit der Pin- cette hat zur Folge, dass das 'Thier seinen Kopf in die Höhe richtet, einen Sprung macht und fortläuft. Nachmittags 4 Uhr. Das Thier liegt auf dem Bauche. Das rechte Hinterbein zittert und wird mit Anstrengung gebraucht, wenn das Thier sich forlbewegt. Das linke Bein wird nie freiwillig gebraucht, wie man deutlich conslatiren kann, wenn man, während das Thier läuft, das linke Hinterbein leise in die Hand legt. Nie, ausser wenn direct ein Reiz an dasselbe gelangt, fühlt man in dem Beine Muskelbewegungen. Zwicken des linken Hinterbeines, auch ganz leise, bringt gewöhnlich ein Zusammenfahren des ganzen Körpers, unaufhaltsame Fluchtbestrebungen mit den Beinen und lange anhaltende Schreie von Seite des Thieres hervor; Aeusse- rungen, die während des normalen Zustandes gar nie von den Kaninchen, auch durch starke Reize nicht, erhalten werden. Man darf das linoke Hinterbein an beliebigen Stellen zwicken: Jedesmal erfolgen diese Reactionen. Das Thier ist dann gewöhnlich ganz erschöpft. Lässt man ihm nun etwas Rube und kneipt dann das rechte Hinterbein, so wird dieses zurückgezogen, das Thier macht Fluchtbewegungen und schreit manchmal. Das Schreien ist ganz constant zu erzeugen, wenn man das Thier am rechten Tibiotarsalgelenke stärker kneipt. Kneipt man zum Vergleiche die beiden Vorderbeine, so sind die Reactionen sehr ähnlich denen, welche man vom rechten Hinterbein aus erhält. Die Reactionen, die auf Reizung des linken Hinterbeines entstehen, sind an Intensität und An- dauer nicht mit denen zu vergleichen, welche von den Vorderfüssen und dem rechten Hinterfusse aus erzeugt werden, so stark sind sie, 5. Uhr Abends. Das Thier wird getödtet, und die Section zeigt eine ganz gute Durchtrennung der linken Seitenhälfte des Markes bis zur Mittellinie. Dura mater mit Blut unterlaufen. 333 Zweiter Versuch. 13. April Vorm. 40 Uhr. Einem weissen Kaninchen wird das Mark in der Gegend des 1 1—1 2ten Dorsalwirbel slinks halbseitig durch- geschnitten. Das Thier schrie während des Durchschnittes sehr bedeutend. or dem Schnitte nach Bloslegung des Markes wurde noch wilikührliche Be- weglichkeit in beiden Hinterfüssen constalirt. Nach dem Durchschnitte wurde Haut- und Muskelwunde zugenäht und dem Thiere Ruhe gegönnt. Nach '% Stunde genauer beobachtet, Das linke interbein wird vollkommen gelähmt nachgeschleift. Durch Beugung und Streckung, durch Fortschieben des hintern Körperendes unterstützt das rechte Hinterbein die beiden vordern bei der Fortschaffung des Thieres. Die beiden orderbeine werden vollkommen kräftig und normal bewegt. Kneipen des linken Hinterbeines, ja schon Berührung desselben mit der incette reicht hin, um Fluchtbewegungen des Thieres hervorzubringen. Knei- pen des rechten erzeugt Zurückziehen des Beines, und wenn es stärker ist, luchtbewegung; in seltenen Fällen Schreien. 5 Stunden nach der Operation. Das Thier liegt auf dem Boden, auf dem Bauche; das rechte Hinterbein ist an den Leib gezogen; das linke Hinterbein liegt schlaff nach hinten. Kneipen des rechten Hinterbeines bewirkt starkes Einziehen dieses Beines, und wenn es stärker ist, eine allgemeine Bewegung in Kopf, Ohren, Vorderextremitäten, ja bisweilen auch Schreie. Man kneipt nun das linke Hinterbein ganz leise: augenblickliche Flucht. iederlioll man das Kneipen links, so schreit das Thier laut und wiederholt und andauernd. Das Thier wird getödtet. Die Seclion ergiebt eine Durch- schneidung des Markes in der Gegend der Iften Rippe. Hinterstränge, Seiten- stränge, graue Substanz, der grösste Theil der Vorderstränge der linken Seite sind getrennt, einige Fasern der Vorderstränge links sind noch im Zusam- menhange. j Dritter Versuch. Mittwoch den 14. April Vormittags 11%, Uhr. Einem weissen Kaninchen wird in der Höhe des 4ten Halswirbels das lark halb links durclschnitten. Nach der Operation legt es sich auf eine Seite. Es bewegt sich eigenthüm- lich. Wenn es aufrecht hingesetzt wird, so kann es sich so ziemlich halten, indem das vordere rechte Bein weil vorn über ausgestreckt wird, und so den ordern Theil des Körpers im ziemlichen Gleichgewichte erhält, und der Hin- arkörper breit auf dem Boden aufliegt. Bei dem Weiterbewegen wird beson- ders das rechte Vorderbein und das rechte Hinterbein benutzt, die vollkommen willkührlich und sicher bewegt werden. Die linken Extremitäten werden bei iesen Anstrengungen auch bewegt, und zwar besonders die hintere. Die Be- vegung mit dem linken Hinterbein ist jedoch eine ungeordnete, mehr krampf- iafte, während die rechte Körperhälfte sich zweckmässig und ganz sicher be- vegt. Man kann nicht sagen, dass im linken Hinterbeine keine willkührliche Bewegung ist, indem das Kaninchen die meisten Bewegungen, die das rechte Bein macht, etwas schwächer und ungeordneter mit dem linken Beine mit ollführt. Die linke Vorderpfote wird, wie es scheint, nicht willkührlich bewegt. Koneipt man die linke Hinterextremilät, so entstehen constant Fluchtbe- wegungen des Thieres. Auf Kneipen der linken Vorderextremität ebenfalls. Von beiden Beinen aus sind gesteigerte Reactfionen, denen im normalen Zu- land gegenüber zu erlangen. Bei Kneipen des rechten Vorderbeines entsteht furückzichen desselben, Kratzen der Hand mit dem rechten Hinterbeine und 33% Fluchtbewegungen, ungefähr so, wie ein Kaninchen im normalen Zustaude auf Reizung der Vorderextremitäten zu reagiren pflegt. Vomrechten Hinterbeine aus erhält man durch Reizungen ein Zurückziehen dieses Beines, Bewegungen der rechten Körperseite, und, bei stärkerem Kneipen, besonders im Tibiotarsalge- lenke Fluchtbewegungen. ] Nachmittags 2 Uhr. Der Zustand im Wesentlichen der gleiche. Mit den Extremitäten der rechten Seite werden willkührliche geordnete Bewegungen ge- macht; links sind die Bewegungen mehr krampfhafter Natur. Die Reactionen, welche man auf Reizung der linken Körperhälfte, insbe- sondre der Extremitäten, an beliebigen Stellen erhält, sind äusserst heflig, so dass das Thier bei dem geringsten Kneipen laut schreit. Auf der rechten Seite erhält man durch Reizung im Vergleiche zu diesen sehr schwache, aber dem normalen Verhalten sich sehr annähernde Reactionen. Das Kaninchen wird nun getödtet. Die Section ergiebt in der Höhe des sten Wirbels eine quere Trennung der Hinterstränge, des grössten Theils der Seitenstränge und der linken hintern grauen Substanz bis an die Mittellinie. Die Vorderstränge und vordere graue Substanz links sind un- getrennt. Rechte Seitenhälfte ist ungetrennt. — Vierter Versuch. Donnerstag 16. April Nachmittags 3 Uhr. Einem weiblichen weissen Kaninchen wird das Mark links in der Gegend des 3ten Wirbels halbseitig quer durchgeschnitten, Die Wunde der Haut und Muskeln.durch die Naht vereinigt. Das Kaninchen liegt nach. der Operation auf der linken Seite. Es wird, um den Zustand der Bewegung genauer prüfen zu können, auf die rechte Seile gelegt. Reizte man nun an der Schnauze und an der Nase mittels des Kneipens mit einer Pincette, so wurden die rechte Vorderpfote und die rechte Hinterpfote sehr energisch bewegt, um das Instrument wegzubringen. Das Thier suchte die Hand, welche die Pincette hielt, tüchtig zu kratzen, und oft gelang es ihm auch. Nebenbei hielt ich die linke Vorderextremität und ein Freund von mir (Brendel) die linke Hinterextremität leise in der Hand: Beide Extremitäten ver- hielten sich immer vollkommen ruhig in unseren Händen und wurden, so lange sie nicht selbst durch Reibung etc. gereizt wurden, vollkommen unbewegt lie- gen gelassen. Kneipen an der rechten Hinterextremität hatte zur Folge, dass das rechte Bein entschieden zurückgezogen wurde, stärkeres Kneipen erzeugte allgemeine Bewegungen mit dem rechten Körper und mit dem Kopfe; wurde an den normaler Weise empfindlichsten Stellen, an dem Tibiolarsalgelenke und an den Zehen rechts stärker gekneipt, so-schrie das Thier und fuhr auf. Kneipen der rechten Vorderextremität erzeugt, wenn es schwach ist, ein Zurückziehen des rechten Vorderbeines. Wird diess stärker gekneipt, so wird das Bein stärker zurückgezogen, der Kopf nach dieser Seite gedreht, die Ohren gespitzt, und mit der rechten Hinterextremität das Instrument wegge- kratzt. Bei sehr starkem Kneipen schreit das Thier. Kneipt man das linke Hinterbein an beliebigen Stellen, so entstehen convulsivische Bewegungen in diesem selbst, energische Fluchtbewegungen mit beiden rechten Extremitäten, die aber das Tbier nicht von der Stelle bringen, und lautes anhaltendes Schreien, nach jedem einzelnen Kneipen. Kneipt man das linke Vorderbein, so entstehen energische Bewe- gungen im Kopfe, Auffahren desselben, Agitation mit den Extremiläten der rech- 335 n Seile und bei stärkerem Kneipen lautes Schreien. — Diese Aeusserungen rden nach wiederholter Prüfung ganz gleichmässig erhalten. 2 Stunden nach der Operation wird das Thier getödlet. Es ergiebt sich n ganz guter Querschnitt durch die linke Seitenbälfte des Markes bis an die ittellinie, in der Gegend zwischen 2tem und 3tem Halswirbel. — Dieser Versuche, ohne Temperaturmessungen, wurden ausserdem noch 12 Kaninchen angestellt, stels mit gleichen Resultaten, falls der Schnitt gelun- n war. Fünfter Versuch (mit Temperaturbestimmung). 4. Juni. Vormittags 11 Uhr. Einem weissen Kaninchen wird die Temperatur an folgenden Stellen ge- essen. R Aeussere Fläche der rechten Steissgegend Hautfalte 37,3° Aeussere Fläche der linken Steissgegend Hautfallte 37,4" Linker Oberschenkel, Hautwunde 36,4 Rechter Oberschenkel, Hautwunde 36,5 Dem Thiere wird nun die linke Seitenhälfte des Markes in der Gegend des ten Brustwirbels durchgeschnitten. Die Wunde durch Nähte vereinigt. Unmittelbar nach der Operation das Thier etwas deprimirt. Die willkührliche Bewegung ist im rechten Hinterbeine geschwächt, im ken ganz aufgehoben. Nach ', Stunde erholt sich das Thier etwas und be- sich mittels beider Vorderbeine und des rechten Hinterbeines ziemlich bnell weiter. Das linke Hinterbein wird dabei bewegungslos weiter ge- hleppt. Kneipt man das linke Hinterbein, so entstehen tumultuarische Be- egungen des ganzen Körpers; das Thier ergreift die Flucht. Kueipt man am hien llinterbeine, so wird diess zurückgezogen; stärkeres Kneipen erzeugt uchtbewegungen des Thieres. Eine Stunde nach der Operation: utfalte der linken Hinterbacke 35,7 utfalte der rechten Hinterbacke 35,4 ulfalte des linken Oberschenkels 34,3 utfalte des rechten Oberschenkels 34,80 utfalte des linken Oberschenkels weiter unten 34,0° alte des rechten Oberschenkels, ebenda 34,45 utwunde am linken Oberschenkel 33,4 twunde am rechten Oberschenkel 33,7 hier Unterschenkel, Hautwunde 33,0 nker Unterschenkel, Hautwunde 32.4 34,3 33,8 ulfalte an der äussern Fläche des linken Unterschenkels 33,6 Ibe Stelle rechts 32,2 ut zwischen 2. und 3. Zehe links 35,0 t zwischen 2. und 3. Zehe rechts 30,8 utwunde am linken Unterschenkel (da wo die Muskeln schon in Sehnen übergegangen sind) 33,3 iwunde am rechten Unterschenkel 30,2 (derselbe zittert fortwährend) ke Schenkelbeuge 36,1 te Schenkelbeuge 36,0 336 Um 4 Uhr wird der linke Fuss leise und dann etwas stärker gekneipt. Zu- erst Auffahren mit dem Kopie und dann starkes anhaltendes Schreien, worauf das Thier ganz erschöpft ist. N Nachmittags 4 Uhr. Das Thier lebt noch und liegt noch am gleichen Orte. Das Tbier bewegt sich weiter, sobald es sieht, dass man sich ihm nähert. Beide Vorderbeine und rechtes Hinterbein werden gut bewegt. Linkes Hinter- bein wird nachgeschleift, Temperatur des Zimmers 47,0. C. Linke Hinterbacke, Hautwunde 31,9 Rechte Hinterbacke, Hautwunde 31,8 Aeussere Fläche des rechten Oberschenkels F 32,5 Aeussere Fläche des linken Oberschenkels 34,72 Innere Seile des rechten Unterschenkels (Hautwunde) 31,25 Ebenda linker Unterschenkel (Hautwunde) 33,0 Aeussere Fläche des rechten Unterschenkels in der Nähe des Tibio- tarsalgelenkes 29,0 Aeussere Fläche des linken Unterschenkels in der Nähe des Tibio- tarsalgelenkes 32,3 Temperatur zwischen den Fusszehen rechts 29,25 Temperatur zwischen den Fusszehen links 32,5 Das Thier wird um 6 Uhr getödtet. Autopsie ergiebt eine gule Durchschneidung der linken Seitenbälfte des Markes in der Gegend des 12ten Brustwirbels. Sechster Versuch. 2. Juni. Zimmertemperatur 18°. 40 Uhr früh, Einem weissen Kaninchen wird die Temperatur gemessen, Rechte Schulterblattgegend, Hautwunde 37,7 Linke Schulterblattgegend, Hautwunde 37;7 Rechte Sakralgegend, Hautwunde 37,35 Linke Sakralgegend, Hautwunde 37,30 Aeussere Fläche des linken Oberschenkels, Hautwunde 36,5 Aeussere Fläche des rechten Oberschenkels, Hautwunde 36,7 Nun wird dem Thiere die linke Seitenhälfte des Markes in der Gegend der 40ten Rippe durchgeschnitten. Starker Blutverlust. Das Thier ist gleich nach der Operation ganz munter, und bewegt sich mit den beiden Vorderfüssen und dem rechten Hinterfusse vollkommen gut vom Platze, Linkes Hinterbein ge- ähmt. Kneipen des linken Hinterlusses bewirkt energische Fluchtbewegungen. Kneipen des rechten Hinterfusses erzeugt ebenfalls, aber. in geringerem Grade allgemeine Bewegungen. Um 42 Uhr wird die Temperatur gemessen. Rechter Oberschenkel, Hautwunde 32,6 Linker Oberschenkel, dito 31,4 Rechter Oberschenkel, Hautfalte 32,8 Linker Oberschenkel, Hautfalte 34,15 Hautfalte in der Schulterblattgegend rechts 33,9 Hautwunde in derselben Gegend rechts 33,4 Hauffalte in der Schulterblattgegend links 33,6 Hautwunde in derselben Gegend links 33,0 Sakralgegend links Hautwunde 30,8 dl 337 - Sakralgegend rechts Hautwunde 31,75 Hautwunde an der äussern Fläche des Unterschenkels links 27,5 Hautwunde an der äussern Fläche des Unterschenkels rechts 26,4 Reclite Fusssohle 24,3 Linke Fusssohle 22,5 Nachmittags 4 Uhr. Aeussere Fiäche des rechten Unterschenkels, Hautwunde 25,3 Aeussere Fläche des linken Unterschenkels, Hautwunde 22,7 Linker Unterschenkel, Hautwunde weiter oben 24,3 Rechter Unterschenkel, Hautwunde weiter oben 26,9 Linke Fusssohle 22,0 Rechte Fusssohle 24,5 Brustgegend links 28,5 Brustgegend rechts 29,0 Am andern Tage früh 40 Uhr wird das Kaninchen todt gefunden. Die Section ergiebt einen guten Schnitt in der Höhe des I4ten Brustwir- els durch die linke Seitenhälfte des Markes bis an die Mittellinie. Diess Experiment ist für einige der späteren Beurtbeilungen von Wichtig- eit, weil es uns, bei Wegfall der reinen Nervenwirkung auf die Blutgefässe, dem nämlich der Blutverlust die Folgeerscheinungen derselben hinderte, z rein die mitlelbaren Folgen der Verletzung zu erkennen giebt. Es zeigt s nämlich ganz klar den Einfluss der verschiedenen Bewegung der Theile f deren Temperatur. Siebenter Versuch. 7. Juni. Vormittags 9 Uhr. Einem Kaninchen wird die Temperatur gemessen. Rechter Oberschenkel, Hautwunde 37,95 Linker Oberschenkel, Hautwunde : 38,1 Linkes Ohr 36,9 Rechtes Ohr 36,6 Linke Schulterblattgegend 38,1 Rechte Schulterblattgegend 38,1 Es wurde dem Thier nun die linke Seitenhälfte des Markes, ungefähr in Gegend des Tten Wirbels durchgeschnitten. Zuletzt noch eine ziemliche lutung. Das Tbier läuft gleich nach der Operation vollkommen gut herum, wobei e Vorderbeine und das rechte Hinterbein ganz kräftig bewegt werden. Der ke Hinterfuss wird ganz lahm nachgeschleift, ohne irgendwie sich zu bewe- n. Kneipt man den linken Hinterfuss nur ganz wenig, an beliebigen Stellen, entstehen die hefligsten Bewegungen des ganzen Körpers. Liegt das Thier, rend es am linken Hinterfusse gekneipt wird, auf dem Boden, so flüchtet es h der nächsten Ecke. Wird es während des Kneipens an den Ohren gehal- n, so macht es Versuche, die haltende Hand zu kratzen und schreit oft anhal- ‚ wenn man. es etwas kräftiger kneipt, Kneipt man das Thier, nachdem n ihm einige Ruhe gelassen hatte, an der rechten Hinterextremität, so wird diese zurückgezogen, und bei wiederholtem und bei kräftigem Kneipen on Fluchtbewegungen und mitunter Schreie. 4, Stunden nach der Operation wird die Temperatur gemessen. Rechter Oberschenkel, Hautwunde 35,3 Linker Oberschenkel, Hautwunde 34,1 338 Rechte Schulterblattgegend, Hautwunde 36,4 | Linke Schulterblattgegend, Hautwunde 36,3 | | I. u. Rechter Unterschenkel, der fortwährend zittert, Hautwunde 34,1 33,0 weiter unten 34,9 34,0 Linker Unterschenkel, Hautwunde weiter oben 33,9 33,5 weiter unten 34,3 33,8 Hautoberfläche in der Beuge des Tibiotarsalgelenkes links 32,4 Hautoberfläche in der Beuge des Tibiotarsalgelenkes rechts 29,7 Rechte Fusssohle 27,3 Linke Fusssohle 34,0 Nachmittags 4 Uhr. Das Kaninchen lebt noch. Bewegung und Empfin- dung wie oben. Die Reactionen nach Kneipen des linken Hinterfusses sind noch mehr gesteigert. Temperatur (Nachmittags 4 Uhr). Rechte Schulterblattgegend 36,4 Linke Schulterblattgegend 36,0 Linkes Ohr 31,2 Rechtes Ohr 31,2 Rechter Oberschenkel, Hautwunde 35,5 Linker Oberschenkel, Hautwunde 34,8 Linker Unterschenkel untere Hautwunde 29,2 Rechter Unterschenkel untere Hautwunde- 28,0 Linke Fusssoble 34,0 Rechte Fusssohle 30,4 Am andern Tage früh 8 Uhr wird das Thier todi gefunden, und es ergiebt sich eine sehr genaue Durchschneidung der linken Seitenhälfte des Rücken- markes in der Höhe des Tten Dorsalwirbels. Achter Versuch. 41. Juni. Früh 40 Uhr. Einem weissen Kaninchen wird die Temperatur gemessen. Rechte Schultergegend 37,1 Linke Schultergegend 37,3 s) Hautwunde, Linke Sakralgegend 37,4 Rechte Sakralgegend 36,7 Linker Oberschenkel 36,8 Rechter Oberschenkel 37,6 Linker Unterschenkel 32,6 Rechter Unterschenkel 35,5 Linke Fusssohle 25,6) NB. Die Tibiotarsalgelenke waren ge- Rechte Fusssohle 23,7) schnürt und die Füsse ausgestreckt. Es wurde nun den) Thiere in der Gegend der mitlleren Brustregion das Rückenmark linksseitig zur Hälfte durchschnilten. Nach der Operation ist das Tbier ziemlich munter. Auf den Boden gesetzt, verhält es sich ruhig. Kneipt man einen der Vorderfüsse, so macht das Thier Fluchtversuche oder zieht einfach den Fuss zurück. Kneipt man den rechten Hinterfuss, so wird derselbe meist zurückgezogen, ohne dass Fluchtversuche eintreten. Kneipt man jedoch etwas stärker, so erzeugt man auch von hier aus Schreie und Flucht- versuche. 339 Kneipen des liuken Hinterfusses an beliebigen Stellen bringt sehr heftige allgemeine Reactionen und schleunige Flucht jedesmal hervor. Willkührlich werden bewegt beide Vorderbeine und recbtes Hinterbein, linkes Hinterbein ist lahm. 3/, Stunden nach Beendigung der Operation wird die Temperatur gemessen. Der rechte Hinterfuss zittert ziemlich stark. Rechte Sakralgegend 34,5 Linke Sakralgegend 34,15 Linker Oberschenkel 33,5 Rechter Oberschenkel \ 34,8 Linker Unterschenkel 32,5 Rechter Unterschenkel 32,1 Beuge zwischen Ober- und Unterschenkel rechts 33,5 Beuge zwischen Ober- und Unterschenkel links 34,3 Linker Unterschenkel (wo die Muskeln aufgehört haben) 33,4 Rechter Unterschenkel (an gleicher Stelle) 30,5 Zehen am rechten Fusse 24,5 Zehen am linken Fusse et Hautoberfläche in der Beugeseite des Tibiotarsalgelenkes rechts 27,8 Hautoberfläche in der Beugeseite des Tibiotarsalgelenkes links 33,8 Linke Schultergegend 34,7 Rechte Schultergegend 35,0 Nachmittags 3%, Uhr. Das Thier hatte mittlerweile ruhig in einer Ecke des Zimmers gesessen. Bei leisem Einstecken der Thermometercüvelte links am Hinterfusse ent- stehen schon Fluchtbewegungen. Rechte Sakralgegend 33,5 Linke Sakralgegend 1, 238,9 Rechter Oberschenkel 33,8 Linker Oberschenkel 33,1 Rechter Unterschenkel oben 30,75 Linker Unterschenkel oben 32,4 Rechter Unterschenkel unten 28,2 Linker Unterschenkel unten 33,0 Hautoberlläche in der Beuge des Tibiotarsalgelenkes rechts 25,0 Hautoberlläche in der Beuge des Tibiotarsalgeleukes links 32,0 Fusszehen rechts’ 26,4 Fusszehen links 33,5 Das Thier wird andern Tages in der Frühe todt gefunden. Die Section er- iebt einen halbseitigen Querschnitt links bis zur Mittellinie, in der Gegend des ten Wirbels. Neunter Versuch. 14. Juni. Vormittags 9 Uhr. Einem grossen und starken inchen wird die Temperatur gemessen. Innere Fläche des linken Ohres 36,7 Innere Fläche des rechten Ohres 37,3 Rechte Schultergegend, Hautfalte 36,3 Linke Schultergegend, Hauffalte 36,1 Rechte Vorderpfote, Hautfalte 35,6 Zeitschr. f, wissensch. Zoologie. IX. Bd. 22 340 Linke Vorderpfote, Hautfalte 35,4 Rechte Sakralgegend, Haulfalte 36,5 Linke Sakralgegend, Hautfalte 37,4 Rechter Oberschenkel, Hautfalte 37,3 Linker Oberschenkel, Hautfalle 36,9 Rechte Hinterpfote, Hautfalte 36,4 Linke llinterpfote, Hautfalte 35,5 Demselben wird in der Höhe des Tten Dorsalwirbels die linke Seitenhällte des Markes quer durchgeschnitten. Linkes Bein ganz willkührlich gelähmt und giebt die bekannten gesteiger- ten Reactionen. Die 3 übrigen Beine verhalten sich normal. I Stunde nach der Operation. Linke Fusssohle 38,0] hi Rechte Fusssohle 24,5 J NULL Linker Unterschenkel 34,0 Rechter Unterschenkel 32,5 Vorderfuss-Sohle links 25,0 Vorderfuss-Sohle rechts 24,25 Rechter Oberschenkel 36,0 Linker Oberschenkel 35,0 Linke Lendengegend, Hautfalte 35,5 Rechte Lendengegend, Hautfalle 35,5 Nachmittags 3 Uhr. Das Kaninchen war in einer Ecke des Zimmers gele- gen. Bewegung und Empfindung wie Vormittags. Die Reaclionen auf Kneipen des linken Hinterfusses sind noch gesteigerter als Vormittags. Es wird nun die Temperatur gemessen. Linke Hinterpfote, Zehen 34,0 Rechte Hinterpfote, Zehen 24,1 Linker Unterschenkel in der Gegend der Sebnen 3a Rechter Unterschenkel in der Gegend der Sehnen 29,1 Rechter Oberschenkel 34,3 Linker Oberschenkel 33,5 Rechter Oberschenkel zwischen den Muskeln 35,7 Linker Oberschenkel zwischen den Muskeln 34,7 Linke Weiche 35,5 Rechte Weiche 35,5 Linker Unterschenkel zwischen Haut und Muskeln 32,2 zwischen den Muskeln 33,0 Rechter Unterschenkel zwischen Haut und Muskeln 33,3 zwischen den Muskeln 34,6 Rechter Unterschenkel weiter unten, Hautfalte 32,5 Linker Unterschenkel an gleicher Stelle, Hautfalle 33,8 Linke Schultergegend 35,5 , Rechte Schultergegend 35,5 Linke Vorderpfote 24,0 Rechte Vorderpfote 25,0 Es wird um 6 Uhr Abends getödtet. Gute Durchschneidung der linken Seitenhälfte des Markes in der Höhe des Tten Dorsalwirbels. 341 Zehnter Versuch. 24. Juni früh 8 Uhr. Einem grossen weissen Kaninchen ird die Temperatur gemessen. Zimmertemperatur 20° C. Linkes Ohr 38,9 Rechtes Ohr 38,5 Linke Nackengegend, Hauffalte 39,0 Rechte Nackengegend, Hautfalte, 38,6 Linke Vorderfusszehen 33,8 Rechte Vorderfusszehen 33,0 Linker Thorax (An d. Sten Rippe), Hautfalte 39,0 Rechter Thorax (An d. 8ten Rippe), Hautfalte 38,6 Oberarm links h 38,9 Oberarm rechts 38,0 Linke Lumbargegend, Hautfalte 38,7 Rechte Lumbargegend, Hautfalte 38,5 Linker Oberschenkel, Hautfalte 38,6 Rechter Oberschenkel, Hautfalte 38,15 Linke Hinterfusszehen 28,9 Rechte Hinterfusszehen 30,3 Es wird nun dem Kaninchen das Mark in der Gegend des 4ten—5ten Hals- irbels links zur Hälfte durchgeschnitten. Die Haut- und Muskelwunde durch ie Naht vereinigt. Nach der Operation ist das Thier sehr erschöpft, aihmet schwierig. Kneipt man die linke Hinterextremität, so dreht sich der Kopf nach rechts ud aufwärts und das rechte Vorder- und Hinterbein bewegen sich sehr heftig. asselbe geschieht nach Kneipen des linken Vorderbeines. Kneipt man eine der beiden Extremitäten rechterseils, so entstehen allge- eine Bewegungen des Körpers; der Versuch zu entfliehen ist immer resultät- s, da blos die beiden Extremitäten rechterseits zweckmässig bewegt werden. Kneipt man vorn an der Nase, so bewegt sich der rechte Vorderfuss, um as Instrument zu entlernen, der linke bleibt ganz unbewegt. Wenn sich das bier von freien Stücken weiter bewegen will, und man hält die beiden Extre- itäten linkerseils in der Hand, so fühlt man keine Bewegung in denselben. 05 die Füsse der rechten Seite bewegen sich auf eigenen Antrieb des Thieres. 4 Stunde nach der Operation misst die Temperatur: Sohle des linken Hinterfusses 28,0 Sohle des rechten Hinterfusses 24,6 Sohle des linken Vorderfusses 29,0 Sohle des rechten Vorderfusses 25,0 Rechtes Ohr 30,5 Linkes Obr 32,25 Rechte Nackengegend, Haulfalte 36,6 Linke Nackengegend, Hautfalte 35,5 Rechter Oberschenkel, Hauffalte 35,3 Linker Oberschenkel, Hautfalte 34,5 Mscht man Hautfälten auf der linken Seite, so entstehen immer lebhafte wegungen in den Gliedern der rechten Seite und am Kopfe, DE 342 Linker Thorax, I1te Rippe, Hautfalte 36,5 Rechter Thorax, A 1te Rippe, Hautfalte 36,7 Rechter Thorax, 6te Rippe 36,2 Linker Thorax, 6te Rippe 36,0 Linke Lumbargegend, Hauffalte 36,9 Rechte Lumbargegend, Hauftfalte 36,9 Rechter Oberschenkel, Hautfalte 35,4 Linker Oberschenkel, Hautfalte 34,6 Linker Unterschenkel, Hautfalte zwischen Muskeln und Haut 31,9 Rechter Unterschenkel an gleicher Stelle 32,5 Rechter Unterschenkel in der Gegend der Achillessehne, Haulfalte 28,7 Linker Unterschenkel in gleicher Gegend 29,7 Kneipt man nun an verschiedenen Stellen den rechten Fuss, Unter- und Oberschenkel, so kratzt das Thier mit dem rechten Vorderfuss den Boden und hebt den Kopf in die Höhe, der gekneipte Fuss wird heftig zurückgezogen. Kneipt man wiederholt, so schreit das Thier. Kneipt man ganz leise den linken Hinterfuss an beliebigen Stellen, so entstehen heftige Bewegungen mit rechtem Vorder- und Hinterfuss, mit dem Kopfe, Schreie. Das Thier wendet immer seinen Kopf um, aber immer nach rechts. Linker Ober-, Vorderarm und Zehen des Vorderfusses gekneipt: Es entste- hen heftige Bewegungen mit dem Kopfe, den Extremitäten rechterseits und Schreie. Rechter Vorder- und Oberarm gekneipt: das Thier zieht die Extremität zurück, fährt mit dem Kopfe zurück, macht kratzende Bewegungen mit der hin- tern rechten Extremität; ebenso wie es sonst normaler Weise beim Kneipen zu geschehen pflegt. 42 Uhr Mittags (3 Stunden nach Beendigung der Operation). Das Thier sucht sich fortwährend nach rechts im Kreise zu bewegen, die Extremitäten der linken Seite werden nicht mitbewegt. Temperatur. Linker Hinterfuss, Zehen 29,5 Rechter Hinterfuss, Zehen 25,3 Linker Vorderfuss, Zehen 34,0 Rechter Vorderfuss, Zehen 27,4 Beugeseite des Tibiotarsalgelenkes rechts 27,1 links 30,5 Nachmittags 3— 4 Uhr. Das Thier ist sehr deprimirt. Beim leisesten Ge- räusche macht es krampfhafte Bewegungen mit den Extremitäten rechterseils. Kneipt man einen Theil der linkseitigen Exfremitäten, so schreit das Thier laut und anhaltend. Rechter Hinterfuss 21,8 Linker Hinterfuss 23,0 Linker Vorderfuss 22,8 Rechter Vorderfuss 24,0 Rechter Oberschenkel 33,0 Linker Oberschenkel 30,0 Linker Oberarm 32,5 Rechter Oberarm 34,0 Das Thier wird getödtet. Es ergiebt sich unterhalb des Abganges der 3ten Cervicalnervenwurzeln ein Querschnitt durch die linke Seitenhälfte des Markes. 3%3 Hinterstränge,, Seitenstränge, gesammte graue Substanz, der grösste Theil der Vorderstränge sind bis zur Mittellinie links getrennt. Der innerste Theil der Vorderstränge, ein ', Linie breiter Streif ist links noch erhalten. Eilfter Versuch. 28. Juni. Vormittags 41 Uhr. Einem kräftigen weissen Kaninchen wird die Temperatur gemessen. Linkes Ohr 38,2 Rechtes Ohr 37,6 Linke Vorderpfote 34,6 Rechte Vorderpfote 35,2 Rechte Hinterpfote 34,0 Linke Hinterpföte 35,9 Linke Thoraxseite Ste Rippe 38,3 Rechte Thoraxseite Ste Rippe 38,8 Lendengegend rechts, Hautfalle 38,3 Lendengegend links, Hautfalte 38,3 Rechter Oberschenkel, Hautfalte 38,6 Linker Oberschenkel, Hautfalle 37,8 Um 12°, Uhr das Mark links am 3—4ten Wirbel quer durchgeschnilten. Unmittelbar nach der Operation : Linke Hinterpfote 29,0 Rechte Hinterpfote 26,0 Liuke Vorderpfote 31,0 Rechte Vorderpfote 26,5 Nachmittags 2 Uhr wird es genauer beobachtet. Wenn man das Thier an den Ohren in die Höhe hebt, so dass es frei schwebt, so sieht man, dass das rechte Hinter- und Vorderbein an den Leib gezogen werden. Linkes Hinter- und Vorderbein hängen schlail herab. Setzt man es auf den Boden, so bringt es sich durch das recbte Vorderbein, das es quer vorne überlegt, in eine ziemliche Gleichgewichtslage. Das linke Hinterbein ist abei nach hinten gestreckt. Kopf sieht fortwährend nach rechts. Kneipt man an der Nase sanft, so entstehen im linken Vorderfusse leise Reflexe. Kneipt man elwas stärker, so dass es dem Tbier unangenehm wird, so werden die eiden Extremitäten rechterseits, besonders die vordere, dazu benutzt, um die and wegzukratzen. Hiebei werden der liuke Hinter- und Vorderfuss nicht ewegt. Kneipt man den linken Hinterfuss, so stösst das Thier zuerst einen Schrei us, und macht starke Bewegungen (Streckung und Beugung) mit den Beinen er rechten Seite. Die linke Hinterextremität wird hiebei gleichfalls bewegt, udem sie krampfhaft gebeugt und gestreckt wird. Das Thier ist dann ganz er- chöpft und legt sich auf die linke Seite. Die Bewegungen der beiden Extre- iläten rechter Seite sind vollkommen kräftig und ausgiebig. Sie werden hier le ausgeführt, wie im normalen Zustande. Der Schwanz steht nach rechts. neipl man den rechten Hinterfuss, so wird derselbe kräftig zurückgezogen ; pt man hier etwas stärker, an beliebigen Stellen, so fährt das Thier mit dem ‚opfe in die Höhe und zieht das rechte Bein ganz an sich; manchmal schreit es. enso nach Kneipen des rechten Vorderbeines. Kneipt man das linke Vorderbein, so entstehen lebhafte allgemeine Bewe- gen mit Kopf und rechter Körperhälfte und Schreien. ” 34k Temperatur (das Thier liegt auf der linken Seite). Zimmertemperatur 21°. Rechte Vorderpfote 27,3 Linke Vorderpfote 32,7 / Rechte Hinterpfote 26,1 Linke Hinterpfote 33,8 Vordere äussere Seite des rechten Oberschenkels, Hauffalle 35,4 zwischen Haut und Muskeln 36,0 Vordere äussere Seite des linken Oberschenkels, Hautfalte 34,3 zwischen Haut und Muskeln 33,7 Linker Unterschenkel, Hautfalte 3A zwischen Haut und Muskel 32,8 ganz unten, am Tibiotarsalgelenk 33,6 Rechter Unterschenkel, unten, amTibiotarsalgelenk 29,3 Lendengegend rechts, Hautfalte 35,2 links, Hautfalte 34,9 Lendengegend rechts zwischen Haut und Muskeln 35,7 links zwischen Haut und Muskeln 34,8 Linker Oberarm, Hautfalte 38,1 Rechter Oberarm, Hautfalte 34,7 Rechter Vorderarm (oben) Hautfalte 33,7 Linker Vorderarm (oben) Hautfalte 33,0 Linker Vorderarnı (unten an.der Handwurzel) 33,0 Rechter Vorderarm (unten an der Handwurzel) 28,0 Rechte Schultergegend, Hautfalte 34,9 Linke Schultergegend, Hautfalte 34,8 Linker Thorax, Hautfalte 35,5 Rechter Thorax, Hauttalte 35,5 Rechtes Ohr 31,1 Linkes Ohr 33,0 ‚Am 29, Juli. Früh 8 Uhr, Isttodt. Section ergiebt eine ganz genaue Durch- schneidung der linken Seitenhälfte des Markes in der Gegend des. 3 — ten Halswirbels. B. Versuche an Meerschweinchen. Zwölfter Versuch. Einem weiblichen Meerschweinchen wird die Tempe- ratur gemessen. 30. Juli. 4 Uhr Nachmittags. Hautwunde Rechter Oberschenkel 383,65 j Linker Oberschenkel 38,35 Rechter Unterschenkel 35,5 Linker Unterschenkel 35,8 Rechte Schultergegend 38,8 Linke Schultergegend 38,9 Anus 39,5 i Es wird demselben nun in der Gegend der letzten Dorsalwirbel die Me- dulla blosgelegt und die linke Seitenhälfte des Markes quer durchgeschnilten. Gleich nach der Operation, nachdem die Wunde zugenäht war, läuft das Tbier fort. Beide Vorderbeine werden dabei kräftig, das rechte Hinterbein etwas schwächer bewegt. Das linke Hinterbein wird unbeweglich nachgeschleift. - 345 Kneipt man die beiden Vorderbeine, so schreit das Thier stark und sucht fortzukommen. Kneipt man das linke Hinterbein ganz schwach, so slösst es schwache Schreie aus, kneipt man etwas stärker, so erhält man eine Reflexbewegung im linken Hinterbeine (Beugung und Streckung momentan.) Das Thier schreit fer- ner stark, macht einen Satz wit dem ganzen Körper und sucht zu entkommen. Kneipt man das rechte Hinterbein sehr schwach, so wird dasselbe an den Leib gezogen. Kneipt man stärker, so schreit das Thier, wendet sich mit dem Kopfe nach rechts und beschnuppert die gekneipte Stelle. Das linke Hinterbein macht eine Menge von Reflexbewegungen, wenn sich das Thier an der Wand dahinlaufend an demselben reibt. Diese Bewegungen stehen mit dem Laufen jedoch in keinem Zusammenhange, indem das Laufen dadurch nicht unterstützt wird. Die Bewegungen im linken Hinterbeine hören auf, wenn die Reibung seiner Oberfläche aufgehoben wird. Man kann das Bein leise mit der Hand halten, und das Thier läuft dabei, ohne dass das linke Hin- terbein Bewegungen macht. Das rechte Hinterbein dagegen macht ganz regel- mässige Bewegungen und unterstützt die Fortbewegung des Thieres wesentlich. Temperatur. Rechte Schultergegend 38,0 Linker Unterschenkel 35,5 Linke Schultergegend 37,9 Rechter Unterschenkel 35,6 Rechter Oberschenkel 37,1 Rechte Fusssoble 32,5 Linker Oberschenkel 36,4 Linke Fusssohle 35,5 1. August. Früh 9% Uhr. Das Meerschweinchen ist todt. Die Seclion ergiebt eine gute halbseitige Durchschneidung des Markes in der Gegend des i1ten Brustwirbels auf der linken Seite. Dreizehnter Versuch. 2. August. Nachmittags 4 Uhr. Einem Meerschweinchen die Temperatur gemessen. Hautwunde an der Hinterbacke links 38,2 rechts 28,2 Hautwunde, linker Oberschenkel 37,5 rechter Oberschenkel 37,8 Beide Hinterpfoten 27,5 (NB. Das Thier war am Tibiotarsal- Linke Schultergegend 38,7 gelenk gebunden.) Rechte Schultergegend 39,0 Beide Vorderpfoten 34,5 Anus 38,8 Es wird demselben nun das Rückenmark in der Gegend des 5ten Hals- wirbels halbseitig links durchgeschnitten. Nach der Operation liegt das Tbier gekrümmt auf seinem Bauche da. Die linke Seite ist convex, die rechte concav. Beide linke Extremitäten liegen nach hinten gestreckt. Die rechterseits sind in ihrer normalen Stellung. Die beiden linken Füsse kann man in beliebige Lagen bringen, in denen sie verharren. Leises Kneipen der linken Vorderpfote und Hinterpfote und des Rumpfes nkerseits erzeugt lebhaftes Schreien und Zusammenfabren des Thieres. Das eipte Bein wird blitzschnell zurückgezogen und wieder gestreckt. Jedes- I wird eine Drehung nach rechts gemacht, da sich natürlicher Weise das ier nicht weiter nach vorwärts bewegen kann. Kneipen des rechten Hinter- s ruft ein Zurückziehen desselben, eine Bewegung mit dem Kopfe und ‚rechten Vorderbeine, stärkeres Eneipen einen Schrei und ein Zusammen- 346 fahren von Seiten des Thieres hervor. Kneipen des rechten Vorderbeines er- zeugt ein Zusammenlahren, ein Winseln und Versuche, mit dem rechten Hinter- bein das Instrument wegzukratzen. — Selbständige Beweguug, die ohne Anreiz von Aussen entsteht, zeigt die Muskulatur der rechten Seite des Halses, der rechten Rumpfseite und der beiden Extremitäten der rechten Seite Temperatur eine Stunde nach der Operation: Sohle des linken Hinterfusses 35,5 Sohle des rechten Rinterfusses 30,5 Sohle des linken Vorderfusses 35,0 Sohle des rechten Vorderfusses 32,5 Beugeseite des linken Tibiotarsalgelenkes 35,0 Beugeseite des rechten Tibiotarsalgelenkes 32,5 Linke Achselhöhle 36,9 Rechte Achselhöhle 36,9 Linke Schenkelbeuge 36,8 Rechte Schenkelbeuge 36,6 Linker Oberschenkel, Hautwunde 34,6 Rechter Oberschenkel, Hautwunde 35,3 Temperatur des Anus 35,7 Am andern Morgen früh 10 Uhr getödtet. Die Section ergiebt eine link- seitige Durchschneidung des Markes in der Gegend des 2ien Halswirbels bis an die Mittellinie. Vierzehnter Versuch. 5. August Vormittags 10 Uhr. Männliches Meerschweinchen. Temperatur: Rechte Hinterpfote 33,2 Linke Hinterpfote 33,6 Beide Vorderpfoten 36,0 Linke Schenkelbeuge 39,2 Rechte Schenkelbeuge 39,0 s Linke Achselhöhle 39,4 Rechte Achselhöhle 39,2 Anus 38,0 Es wird demselben nun das Rückenmark in der Gegend der oberen Hals- wirbel liuks zur Hälfte quer durchgeschnitten. Wunde durch Nähte vereinigt. Nach der Operation lässt man dem Thiere eine Viertelstunde Erholung. Es liegt balbkreisförmig gekrümmt auf dem Tische, mit der rechten Seite concav, mil der linken Seite convex. Die beiden Extremitäten der linken Seite sind gelähmt in der willkübrlichen Bewegung. Die beiden Extremitäten der rechten Seite sind gut leistungsfähig. Das Thier bewegt sich von freien Stücken nach der rechten Seite in einem Bogen. Kneipen der Extremitäten rechterseits an beliebigen Stellen erregt, wenn es sehr schwach ist, ein Zurückziehen des gekneipten Fusses; wenn es etwas stärker ist, Bewegungen des Kopfes nach der gekneipten Stelle. Ist es noch stärker, so schreit das Thier laut. Ueberall, an allen Stellen der rechten Seite sind diese Erscheinungen hervorzurufen. Die Erscheinungen sind vollkommen ebenso, wie sie nach Kneipen eines ganz unverletzten Thieres stattfinden. Kneipt man an irgend einer Stelle der linkseitigen Extremitäten, so schreit das Thier jedesmal laut auf, und macht starke Bewegungen mit Kopf und den iy% 347 xtremitäten rechts, die eine Rechtsdrebung des Thieres zum Resultate haben. tark wiederholtes Beugen und Strecken der Extremitäten linkerseits. Die Er- cheinungen sind eonstant nach wiederholter genauer Prüfung. Temperatur zwei Stunden nach der Operalion: Rechte Hinterpfote 29,5 Linke Hinterpfote 35,5 Linke Vorderpfote 35,7 Rechte Vorderpfote 30,9 Rechtes Tibiotarsalgelenk, Hautoberfläche 31,5 Linkes Tibiotarsalgelenk, Hautoberfläche 34,8 Hautwunde am rechten Oberschenkel 35,8 Hautwunde am linken Oberschenkel 35,0 Rechte Schultergegend, Hautwunde 36,45 Linke Schultergegend, Hautwunde 35,7 Rechte Schenkelbeuge 36,4 Linke Schenkelbeuge 36,4 Rechte Achselhöhle 36,4 Linke Achselhöhle 36,2 Temperatur des Anus 35,7 "Wird Nachmittags 4 Uhr getödtet. Die anatomische Untersuchung ergiebt ine vollständige quere Durchtrennung der Hinterstränge, Seitenstränge und der rauen Substanz der linken Seitenhälfte des Markes bis zur Mittellinie, in der öhe des 4ten Halswirbels. Ebenso ist der grösste Theil der Vorderstränge ge- rennt. Ein kleines Fädchen weisser Substanz zu den Vordersträngen gehörig t unverletzt. C. Versuchean Katzen. Funfzehnter Versuch. Dienstag den &. August. Einer jungen (6wöchent- icheu) Katze wird die Temperatur gemessen. Linke Vorderpfote 34,0 Rechte Vorderpfote 34,2 Linke Hinterpfote 34,4 Rechte Hinterpfote 34,6 Anus Erler Linker Oberschenkel (zwischen Haut und Muskeln) 36,5 Rechter Oberschenkel 36,4 Rechter Oberarm, Hautwunde 36,1 Linker Oberarm, Hautwunde 36,2 Rechte Achselhöhle ’ 36,6 Linke Achselhöhle 36,6 Linke Schenkelbeuge r 36,7 Rechte Schenkelbeuge 36,8 Der Katze wird nun oben am Halse in der Gegend des 4ten Halswirbels 5 Mark links quer zur Hälfte durchgeschnitten. Operation um 41 Uhr. Haut- und Muskelwunde durch Nähte vereinigt. Nach der Operation ist die willkührliche Bewegung der linken Körperhälfte nichtet. Die Katze liegt mit nach rechts gerichtetem Kopfe, halbkreisförmig rümmt, mit concaver rechter und convexer linker Seite auf dem Bauche. Die fremitäten der linken Seite liegen vom Körper weg ausgebreitet schla@ da 348 und lassen sich in beliebige Lagen bringen. Die Extremitäten der rechten Seite sind an den Leib gezogen. Diese werden ganz gut willkührlich, wie sonst be- wegt, und ihre Bewegung hat zur constanten Folge eine Drehung des Körpers im Bogen nach der rechten Seite. Dabei werden die Extremitäten der linken Seite unbeweglich nachgeschleift. Kneipen der Extremitäten der linken Seite erzeugt Schreien, das Thier macht Bewegungen, um dasInstrument wegzukratzen, und dreht sich im Kreise, indem es offenbar zu entllieben sucht. Kneipen der Extremiläten der rechten Seite erzeugt Schreien, allgemeine Bewegungen, Kratzen und so fort eben so gut wie Kueipen der Extremitäten linkerseils, nur im Ganzen weniger intensiv. 4 Stunde nach der Operalion. Temperatur der rechten Vorderpfote 32,5 der linken Vorderpfote 35,2 der rechten Hinterpfote 33,4 der linken Hinterpfote 35,0 Anus 35,2 Hautwunde: Rechter Oberschenkel 34,2 Linker Oberschenkel 33,5 Linker Oberarm 34,0 Rechter Oberarm 34,5 4 Uhr Nachmiltags. Ist noch am Leben, liegt halbkreisförmig gekrümmt da, und bewegt sich nach der rechten Seite. Häufiges Zittern am Leibe. Kneipen an allen Stellen des Körpers, rechts wie links, ruft Fluchtversuche und Schreien hervor. Rechte Hinterpfote 29,30 Lioke Hinterpfote 32,40 Linke Vorderpfote 33,0° Rechte Vorderpfote 34,00 Rechte Schulter, Hautwunde 32,3 Linke Schulter, Hautwunde 32,0° Sie wird nun getödtet. Die Section ergiebi eine ganz genaue Durch- schneidung der linken Seitenbälfte des Rückenmarkes bis zur Mittellinie in der Gegend des 4ten—5iten Halswirbels. Sechzehnter Versuch. Dienstag am 18. August. Vormittags 40 Uhr. Erwachsene Katze. Temperatur: Anus 37,8 Linke Hinterpfote 28,5 Rechte Hinterpfote 26,7 Linke Vorderpfote 26,5 Rechte Vorderpfote 28,0 Linker Oberschenkel, Hautfalte 36,0 Rechter Oberschenkel, Hautfalte 36,0 Linker Oberarm, llautfalte 37,1 Rechter Oberarm, Hautfalte 36,8 Rechte Lumbargegend, Hautfalte 37,0 Linke Lumbargegend, Hautfalte 37,0 Um 41% Uhr wird ihr nun in der Höhe des 3teu Halswirbels das Rücken“ 349 ark bloss gelegt und die linke Seitenhälfte desselben von der Mittellinie an wer durchgeschnitten. Nach der Operation dreht sie sich gleich nach der rechten Seite, so dass ie mil der rechten Seite concav, mit der linken Seite convex halbkreisförmig gekrümmt daliegt. Die beiden Extremitäten der rechten Seite werden ganz gul illkührlich bewegt. Beide linke Extremitäten liegen schlaf’ am Körper und lassen sich in beliebige Stellungen bringen. Während das Thier von freien Stücken sich dreht, bleiben sie unbeweglich liegen. Das linke Hinterbein giebt jedoch sehr leise Reflexe. Auf Kneipen aller 4 Extremitäten an beliebigen Stellen giebt das Thier all- gemeine Reactionen, Fluchtversuche, Versuche zu beissen und zu kratzen, die aber alle ziemlich schwach sind (unmittelbar nach der Operation nämlich.) Eine halbe Stunde nach der Operation. Temperatur. Zehen des rechten Hinterfusses 22,0| Differenz 12,5 Zehen des linken Hinterfusses 34,51 Zehen der linken Vorderextremität 29,5 Zehen der rechten Vorderextremität 25,0 Anus 36,0 Nachmittags 3 Uhr. Die Katze ist ganz munter. Sie liegt auf der linken Seite und miaut von Zeit zu Zeit. Mit der rechten Vorderpfote greift sie ölters aus, um weiter zu kommen. Wenn sie dann mit der rechten Hinterpfote nachhilft, so hat diess meistentheils eine Bewegung im Kreise nach rechts zur Folge. Die Extremitäten der linken Seite werden hiebei unbeweglich nachge- chleift. Kneipen der Beine linkerseils ruft constante Reflexe in diesen, ferner lautes Schreien, Beissversuche und Anstrengungen, mit den Extremitäten der rechten Seite die Hand zu kralzen, oder zu entfliehen, hervor. Beim Kneipen der Extremitäten der rechten Seite entsteht, wenn es stark ist, constant Schreien, besonders auf Kneipen des rechten Hinterbeines. Linke Vorderpfote 34,5 Rechte Vorderpfote 24,2 Rechte Hinterpfote 23,2 Linke Hinterpfote 35,5 49. August. Vormittags 9 Uhr. Die Katze lebt noch und schreit. Pupille des linken Auges enger, als die des rechten. Mit den beiden rechtseiligen Extremitäten bewegt sie sich am Boden hin, Kneipt man sie linkerseits an den Krallen oder an andern Stellen der Füsse, so schreit sie und sucht auf alle mögliche Weise weiter zu kommen. Durch Berührung der linken Schultergegend werden constante Reflexe mit em linken Hinterbeine ausgelöst. Kneipen der Pfoten rechterseits erzeugt auchSchreien und Fluchtbewegungen, Rechte Vorderpfote, Zehen 22,0 C. B o Linke Vorderpfote, Zehen 34,0 | Dißerenz 12,0. C. Linke Hinterpfote 34,6 - Rechte Hinterpfote 21,5 Rechter Oberschenkel 34,6 Rechter Oberarm 35,1 } Differenz 10,3° } Differenz 12,3 | Differenz 13,10 C. Linker Oberarm 34,4 Linker Oberschenkel 34,% Linker Unterschenkel 33;5 Rechter Unterschenkel 27,3 Rechter Thorax 34,8 Linker Thorax 34,8 Temperatur des Anus 35,3 Zimmertemperatur 19,9 Am 19. August Nachmittags 4 Uhr wird sie todt gefunden. Die Section ergiebt eine gute halbseitige Durchschneidung der linken Seite des Rückenmar- kes in der Höhe zwischen 3tem und Atem Cervicalwirbel. D. Versuchean Hunden. Siebzehnter Versuch. Freitag am 7. August. Vormittags 10'% Uhr. Einem vierteljährigen braunen Pinscher wird die Temperatur gemessen. Linke Vorderzehen 34,3 (zweite und erste) 36,6 (2te und 3te) Rechte Vorderzehen 35,3 (zweite und erste) 37,3 (?te und 3te) Rechte Hinterzehen 36,0 Linke Hinterzehen 36,8 Innere Fläche des linken Ohrlappens 38,2 Innere Fläche des rechten Ohres 38,3 Hautoberfläche am linken Oberarm 38,2 Hautoberfläche am rechten Oberarm 38,0 Linke Schultergegend 38,2 Rechte Schultergegend 38,1 Linker Oberschenkel, Hautfalte 37,6 Rechter Oberschenkel, Hautfalte 37,7 Rechter Unterschenkel, Hautfalte 36,9 Linker Unterschenkel, Hautfalte 37,0 Anus 39,0 Es wird um 11% Uhr das Rückenmark im Zwischenraume des 3ten und sten Halswirbels linkerseits quer durchgeschnitten. Nach dem Schnitte eine ziemlich grosse Blutung, die mit kaltem Wasser gestillt wird. Gleich nach der Operation liegt das Thier concav gekrümmt. Das rechte Hinterbein ist krampfhaft gestreckt, die linken Extremitäten liegen schlaff, wie es scheint gelähmt vom Körper ab. Unmittelbar nach der Operation sind durch Kneipen an verschiedenen Körperstellen gar keine Reactionen zu erlangen. Der Kopf liegt auf dem rechten Vorderbeine, das willkührlich bewegt wird. Nach einiger Zeit legt sich das Thier ausgestreckt auf die linke Seite. Nach einer halben Stunde erhält man sowohl durch Kneipen der rechten als der linken Seite allgemeine Bewegungen des Körpers; d.h. das Thier schreit, bewegt den Kopf und bewegt sich mit den Extremitäten der rechten Seite, Diese Reactionen treten stärker ein auf Kneipen der linken Seite als auf Knei- pen der rechten Körperhälfte, wiewohl sie auch hier ganz constant eintreten. Auf Kneipen der Extremitäten linkerseits schreit das Thier lauter, länger und bewegt sich mehr dabei. Die willkührlichen Bewegungen des rechten Vorderbei- nes sind vollkommen normal und relativ sehr kräftig: die Bewegungen.des rech- ten Hinterbeines haben dagegen immer noch etwas Steiles und Krampfhaftes. . + 351 Um 12%, Uhr wird die Temperatur gemessen. Linke Vorderpfote zwischen den Zehen 35,7 Rechte Vorderpfote zwischen den Zehen 30,7 Anus 37,0 Rechte Hinterpfote zwischen den Zehen 31,8 Linke Hinterpfote zwischen den Zehen 36,3 Rechter Oberarm, Hautfalte 35,4 Linker Oberarm, Hautfalte 35,3 Linke Ellbogenbeuge 35,7 Rechte Ellbogenbeuge 35,1 Handgelenk (Hautfalte) rechts 34,5 Handgelenk (Hautfalte) links 35,5 ‚Rechter Oberschenkel, Hautfalte 35,5 Linker Oberschenkel, Hauftfalte 34,8 Linker Unterschenkel in der Gegend derSehnen 35,5 Reclıter Unterschenkel 33,8 Nachmittags 3‘), Uhr. Der Hund liegt auf der linken Seite. Er athmet schwer. Kneipt man rechterseits an beliebigen Körperstellen (in längeren Inter— vallen, damit der Hund dazwischen Ruhe hat), so zieht er die betreffende Ex- tremität zurück, sucht sich mit den beiden Beinen rechterseits fortzubewegen, hebt den Kopf in die Höhe, und bei stärkerem Kneipen schreit er. Kneipt man links an beliebigen Körperstellen, so schreit das Thier jedes- mal sehr laut und macht heftige Bewegungen, um weiter zu kommen. Er ist nach jeder derartigen Reaction immer sehr erschöpft und man muss ihm da- zwischen Ruhe gönnen. In den beiden Extremitäten der linken Seite sind keine willkührlichen Bewegungen zu beobachten. Wenn sich das Thier von freien Stücken weiter zu bewegen sucht, so geschieht diess mit beiden Extremitäten der rechten Seite und diess hat jedesmal eine Kreisbewegung im Bogen nach rechts zur Folge; hiebei werden die linkseitigen Extremitäten unbewegt nach- eschleift. Man kann sie auch durch sanftes Rücken in beliebige Lagen zum örper bringen, ohne dass sie der bewegenden Hand Widerstand leisten, wäh- nd diess nicht geschieht, wenn man es mit den Extremitäten der rechten Seite ersucht. Diese leisten jedem Bestreben, sie aus ihrer Lage zu bringen, ent- hieden Widerstand und kehren, aus ihrer alten Lage gebracht, wieder beim Nachlass des Zuges in dieselbe zurück. Temperatur. Anus 39,35 Rechte Vorderpfote 38,0 Linke Vorderpfote 38,2 Rechte Hinterpfote 38,0 Linke Hinterpfote 38,0 Rechter Oberarm, Hautfalte 318 Linker Oberarm, Hautfalte 37,4 Rechter Oberschenkel, Hauffalte 37,5 Linker Oberschenkel, Hautfalte 37,0 Wir finden demnach bier eine allgemeine Temperaturerhöhung des Kör- rs, ein Fieber. Der rechte Fuss ist meist krampfhaft ausgestreckt. Jede Berührung der linken Seite erzeugt Schreie des Thieres. Der Ilund wird nun durch Durchschneidung seiner Halseingeweide gotödtet. 352 Die Section ergiebt eine ausgezeichnete Durchschneidung der linken Sei- tenhälfte des Rückenmarkes in der Gegend des 3ten bis ten Wirbels. Zwi- schen beiden Schniltflächen ein Blutcoagulum, das sich innerhalb der Dura mater bis zum verlängerten Marke aufwärts und eine Strecke nach abwärts erstreckt. Die vordere graue Substanz der rechten Seitenhälfte scheint gleichfalls etwas gelitten zu haben. Achtzebnter Versuch. Am 8. August 1857. Früh 10 Uhr. Einem erwachsenen schwarzen Königshunde wird die Temperatur ge- messen. Anus 39,6 Linke Hinterpfote 38,2 Rechte Hinterpfote 38,2 Linker Oberschenkel, Hauffalte 38,0 Rechter Oberschenkel, Hautfalte 37,6 Linke Lendengegend, Hautwunde 38,4 Rechte Lendengegend, Hautwunde 38,7 Linke Vorderpfote 37,1 Rechte Vorderpfote 38,0 Gegend der linken 6len Rippe, Rücken, Hautfalte 39,5 Gegend der rechten 6len Rippe, Rücken, Hautfalte 39,5 Rechter Oberarm, Hautfalte 39,8 Linker Oberarm, Hautfalte 39,8 Es wird demselben nun die Membrana atlanto-oceipitalis posterior geöll- net, mit einem feinen Messer in der Mitte der Medulla oblongata eingegangen und nach links hinausgeschnilten. Nach der Operation liegt der Hund ganz erschöpft auf der linken Seite. Er giebt auf Kneipen keine Reactionen, alhmet sehr schwer und macht keine willkührlichen Bewegungen. Nach einer Stunde macht er Bewegungen mit dem rechten Vorderbeine und dem linken Hinterbeine. Das linke Vorderbein und das rechte Hinterbein sind geläbmt.: Die Reactionen, die er giebt, sind sehr schwach und zweideutig, Kneipt man die linke Vorderpfote, so schreit er jedesmal und athmet schneller. Kneipt man die rechte Vorderpfote, so wird dieselbe angezogen und der Schwanz und das linke Bein bewegen sich. Wird das rechte Hinterbein gekneipt, so wird es gebeug! und dann wieder gesireckt. Kneipt man das linke Hinterbein, so entstehen Bewegungen im Schwanze, im linken Hinterbeine und rechten Vor- derbeine und manchmal schreit das Thier. Temperatur: Anus 38,55 NB. Das Auge links steht sehr stark Linke Hiuterpfote 37,9 nach innen und unten, so dass Rechte Hinterpfote 37,9 eine Durchschneidung des Abdu- Linke Vorderpfotle 37,6 cens zu vermuthen ist. Rechte Vorderpfote 37,6 Nachmittags 2'/, Uhr, Der Hund liegt noch auf der linken Seite. Er ath- met stertorös. Auf Kneipen des linken Vorderfusses stets starke Schreie, Be- wegungen mit dem rechten Vorder- und linken Hinterbeine. Auf Kneipen des rechten Vorderbeines- erfolgt einfaches Zurückziehen desselben. Auf Kneipen 353 er beiden Hinterbeine entstehen manchmal Bewegungen im rechten Vorder- nd linken Hinterbeine, Reflexe im gekneipten Beine, aber weiter Nichts. Temperatur: Linke Hinterpfote 37,0 Rechte Hinterpfote 37,0 Rechte Vorderpfote 36,7 Linke Vorderpfote 36,7 Mastdarm 37,5 Der Hund wird nun getödtet. Die linke Hälfte der Medulla oblongata und es hintern Theiles der Brücke zeigt sich vollständig quer durchgeschnilten. bducens der linken Seite ist durehschnitten. Bedeutendes Extravasat in den ückenmarkshäuten. Der Schnitt war also zu weit nach aufwärts gegangen, o die Kreuzung der motorischen Fasern schon zur Hälfte geschehen war. Neunzehnter Versuch. Mittwoch den 12. August. Vormittags 9°, Uhr. Brauner weiblicher erwachsener Königshund. Temperatur des Zimmers 22,00 C. Anus 39,15 Linke Hinterpfote, Zehen 28,5 NB. angebunden. Rechte Hinterpfote, Zehen 29,9 Linke Vorderpfote, Zehen 31,5 Rechte Vorderpfote 33,4 Linker Oberarm {Hautfalte) 38,5 Rechier Oberarm (Hautfalte) 38,35 Linker Thorax, 8te Rippe 38,4 Rechter Thorax, 8te Rippe 38,3 Linker Oberschenkel, Hauffalte 38,1 Rechter Oberschenkel, Hautfalte 37,9 Linke Sakralgegend 38,0 Rechte Sakralgegend 38,0 Dem Thier wird nun zwischen dem 3ten und ten Wirbel am Halse das ückenmark linkseitig zur Hälfte durchgeschnitten. y Gleich nach der Operation wendet sich der Hund nach rechts. Nachdem losgebunden ist, bewegt er sein rechtes Vorder- und Hinterbein, um fort zu men. DerSchwanz steht nach rechts. Linkes Hinter- und Vorderbein bewe- n sich nicht. Gleieli nach der Operation ist die Temperatur der beiden Vorderpfoten 34,0° der beiden Hinterpfoten 35,0° r Hund liegt auf dem Boden auf der linken Seite. 'Kneipt man die linke Hinterextremität (unmittelbar nach der Operation), so stehen keine Reactionen. Ebenso mit der linken Vorderextremität. Kneipt n eine der beiden Extremitäten rechts, so werden sie angezogen. Der Hund ucht die kneipende Hand zu beissen und mit dem andern Fusse derselben ite die Hand wegzukratzen. Ausserdem sind die beiden Füsse rechterseits mer stark gestreckt, %% Stunde nach der Operation. Man kneipt den linken Hinterfuss: der Hund fährt auf und fängt an zu seln. Zum Aufrichten gebraucht er die beiden rechten Füsse. Man kneipt den linken Vorderfuss. Der Hund führt zusammen und win- tl. Beide Extremitäten linker Seite lassen sich hin und her (natürlich leise) 35% bewegen, ohne Widerstand zu leisten. Die Extremitäten der rechten Seite sind gut leistungsfähig und äussern jedem Bestreben, sie aus ihrer Lage zu bringen, energisch Widerstand. %, Stunden nach der Operation. Die Temperatur wird gemessen. Rechte Hinterpfote 35,6 Linke Hinterpfote 36,2 Rechte Vorderpfote 33,9 Linke Vorderpfote 35,9 Rechter Ohrlappen, innere Fläche 32,3 Linker Ohrlappen, innere Fläche 35,5 Anus ann Linker Oberarm, Hautfalte 35,7 Rechter Oberarm, Hauffalte 36,3 Rechter Oberschenkel 36,1 Linker Oberschenkel 35,2 Linke Thoraxseite 35,8 Rechte Thoraxseite 36,1 Linke Lumbargegend 35,5 Rechte Lumbargegend 35,7 Linke Hinterpfote 36,1 Rechte Hinterpfole 34,6 Linke Vorderpfote 36,5 Reclite Vorderpfote 31,41 Rechtes Tibiotarsalgelenk, Hautfalle 34,3 Linkes Tibiotarsalgelenk, Hautfalte 35,2 Linkes Carpalgelenk, Hautoberfläche 35,5 Rechtes Carpalgelenk, Hautoberfläche 31,4 Kneipen der linken Extremitäten erzeugt Zusammenfahren und Winseln des Thieres, gleichviel wo man dieselben reizt, Kneipen der Extremitäten der rechten Seite rult ein starkes Zurückziehen der gereizten Extremität hervor, und wenn es anhält, Winseln des Thieres. Diese Reactionen werden erhalten, man mag rechts kneipen, wo man will. Nachmittags 4 Uhr. (5 Stunden nach der Operation.) Der Hund liegt auf der linken Seite. Die Extremitäten der rechten Seite zittern stark. Rechte Vorderpfote 27,6 Linke Vorderpfote 36,4 Linke Hinterpfote 36,5 Rechte Hinterpfote 35,5 Rechter Oberarm, Hautfalte 35,0 Linker Oberarm, Hauffalte 35,4 Linker Oberschenkel 35,4 Rechter Öberscheukel 36,0 Linke Hinterpfote 37,0 Rechte Thoraxgegend, 8teRippe 36,3 Linke Thoraxgegend, 8te Rippe 36,0 Rechter Thorax weil oben 35,5 Linker Thorax 35,5 Kneipt man eine Körperstelle, beliebig wo, auf der linken Seite des K Rechter Oberschenkel 36,0 Linker Oberschenkel 35,55 Linkes Ohr 36,5 / Rechtes Ohr 33,5 Linke Lumbargegend 36,3% Rechte Lumbargegend 35,6 ı Anus 37,5 = Pupille links enger als rechts. 355 ers, so fährt der Hund auf und schreit und bellt. Kneipt man rechterseits benso, so wird das Bein anfangs zurückgezogen, und kneipt man auch nech jetzt, so knurrt er und versucht zu beissen. Die Extremitäten der linken Seite erden nie willkührlich bewegt und liegen vollkommen schlaff am Körper an. Das Thier wird um 6 Uhr getödtet und es ergiebt sich eine gutgelungene urchschneidung der linken Seitenhälfte des Markes zwischen dem 3ten und ten Halswirbel. Zwanzigster Versuch. 27. August 1857. Vormittags 10 Uhr. Ein ziemlich grosser weissgelber rauchhaariger Pinscher wird vorge- ommen. Temperatur. inke Hinterpfote 30,4} angebunden, daher die Tempera- echte Hinterpfote 29,0/ tur wohl zu niedrig gefunden. inker Oberschenkel 378 echter Oberschenkel 37,6 nus 39,0 echte Vorderpfote 36,0 inke Vorderpfote 37,0 echter Ohrlappen 37,1 inker Ohrlappen 37,0 inke Oberarmgegend 38,0 echte Oberarmgegend 38,0 horax links, Ste Rippe, Hautfalte 38,2 orax rechis, 8te Rippe, Hautfalte 38,1 Diesem wird nun die Membrana atlanto-oceipitalis posterior geöflnet, in r Mittellinie mit dem Messer eingegangen und nach links hinaus geschnilten. Ungeheure Blutung, die allmählig gestillt wird. Er wird auf den Boden auf die linke Seite gelegt. Eine Viertelstunde nach der Operation regt er sich nicht, und atmet hwer. Nach ', Stunde fängt er an zu winseln und die beiden Extremitäten rech- seits zu bewegen. Die linke Seitenhälfte des Körpers rührt sich nicht. Er athmet fortwährend schwer. %, Stunde nach der Operation. Temperatur des Anus 28,5 Einker Binterfuss 27,5 Rechter Vorderfuss 27,4 Rechter Hinterfuss 26,9 Linker Vorderfuss 27,4 Beim Kneipen der Füsse, gleichviel welcher Seite, erhält man keine Re- ionen. Er wird nun mit alten Kleidungsstücken zugedeckt. 42% Uhr Mittags. Liegtnoch auf der linken Seite, athmet stossweise, schwer, kt beide Extremitäten der rechten Seite stark aus. Dieselben zittern. a Kneipt man nun ganz schwach einen der beiden Füsse linkerseits, so schreit Hund jedesmal. Kneipt man den rechten Hinterfuss, so wird er zurückge- und das Thier winselt. Kneipt man den rechten Vorderfuss, so zieht der dihn unter Winseln zurück. Der Unterschied in den Reactionen, die man Kneipen der rechten und der linken Seite erhält, ist dem Grade und der r derselben nach äusserst verschieden. Die Hyperästhesie (?) links ist enorm. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. IX. Bd. 23 356 £ 12%, Uhr. Temperatur des Anus 37,8 Rechte Vorderpfote 33,5 Linke Vorderpfote 26,4 Linke Hinterpfote 28,0 Rechte Hinterpfote 32,0 Rechtes Ohr 28,0 Linkes Ohr 32,1 Nachmittags 3 Uhr: Der Hund hat sich erbrochen. Rechte Hinterpfote 1,2 Linke Hinterpfote 33,0 Rechte Vorderpfote 31,0 Linke Vorderpfote 33,5 Die Bewegungs- und Gefühlserscheinungen wie am Mittag. Rechtes Ohr 27,3 Linkes Ohr 32,6 Anus 37,3 Linker Oberschenkel 35,0 Rechter Oberschenkel 35,2 Weiter oben ist die Temperatur nicht gut zu messen, da die linke Körper- seite hier von der erbrochenen Flüssigkeit durchnässt ist. Die Section ergiebt eine linkseitige Durchschneidung des Markes in der Gegend des unteren Endes der Nackengrube. Der Schnitt ist nicht ganz zur Mittellinie gegangen, es war noch ein Theil der grauen und der weissen Substanz zunächst der Mittellinie links ungetrennt. Starkes Extravasat in den Häuten. Bei der Beurtheilung und Besprechung der vorausgegangenen Ver- suche, die nur ein Theil von denjenigen sind, welche ich überhaupt an Säugethieren machte, will ich die Erscheinungen der willkührlichen Be- wegung und der Empfindung von dem Einflusse des Rückenmarkes auf die Temperatur des Thierkörpers getrennt abhandeln. Bezüglich der ersteren Functionen lassen sich die Haupterscheinun- gen, welche bei alten, wie bei jungen Säugethieren verschiedener Klassen ganz übereinstimmend auf halbseitige Quertrennungen des Markes bis zur Mittellinie erfolgten, in folgenden Sätzen zusammenfassen : 4)Eine halbseitige Durchtrennung des Rückenmarkes in beliebigen Höhen erzeugt bei den Säugethieren ganz constant 1) EineLäbmung der willkührlichen Bewegungen in den Körpertheilen unterhalb und aufder Seite des Schnittes. 2) Eine mit der Zeit nach der Operation stetig wach- sende Zunahme der allgemeinen Reactionen, die mansonstmitdem Namen Schmerzensäusserungeh zu bezeichnen pflegt, auf Reizung der unter undauf der Seite desSchnittes gelegenen Körpertheile. 2) Eine halbseitige Durchschneidung des Rückenmar- kes der Säugethiere in verschiedenen Hüben beeinträch- # Fr 357 tigt, abgesehen von den Folgen einer derartigen Verwun- dungüberhaupt, weder die willkührliche Bewegung noch die Reactionen, die normaler Weise auf Reizung des Kör- pers erfolgen, in den Theilen der dem Schnitte entgegen- gesetzten Körperseite aufeine erhebliche Weise. — Sind diese Erscheinungen der Art, dass sich aus ihnen der Schluss auf eine gekreuzte Wirkung des Rückenmarkes bei den Säugethieren rechtfertigen lässt ? Einer gekreuzten Leitung der willkührlichen Bewegung im Rückenmarke der Säugethiere stehen die Ergebnisse der Versuche direetentgegen. Denn wir müssten, um auf eine Kreu- zung schliessen zu dürfen, auf der Seite unterhalb des Querschnittes den Fortbestand gewisser willkührlicher Bewegungen finden, welche auf der entgegengesetzten Seite aufgehoben sein müssten. Allein nie war der ‚ Fortbestand einer selbständigen willkührlichen Bewegung auf der Seite unterhalb des Schnittes zu constatiren, während wir auf der andern Seite da, wo die Experimente schonend und mit möglichst geringem Blutverlust angestellt wurden, die vollständige Erhaltung der willkührlichen Bewe- gungen, sowohl der Kraft als der Ausdehnung nach, auf der dem halbsei- tigen Schnitte entgegengesetzten Seite antrafen. Gerade dieses letzte Factum halte ich für eines der wichtigsten in die- ser Frage, denn eine Aufhebung der willkührlichen Bewegung in den Theilen unterhalb des Schnittes konnte auch durch den tiefen Eingriff in die Functionen des Thierleibes, wie es die Durchschneidung des Markes doch ist, hervorgebracht werden, gerade so wie oft genug die Operation eine erhebliche Schwächung der Extremitäten der entgegengesetzten Seite erzeugte. — Meine Versuche stimmen demnach mit denjenigen von Ga- len, Flourens, Nasse, Kürschner, Brown-Sequard, Volkmann vollkommen überein. — Was nun die 2te Frage, die Frage nach dem Verlaufe der sensi- beln Eindrücke im Marke und insbesondere die Frage nach ihrem ge- kreuzten Verlaufe anlangt, den Brown-Sequard in seinen verschie- denen Abhandlungen so entschieden behauptet bat, so erlauben uns die Resultate der Versuche durchaus nicht, auf ihren ge- kreuzten Verlaufzuschliessen. . Denn auch zugegeben, was aber noch sehr zu bestreiten ist, dass die rhöhung der Reactionen nach Reizung auf der gleichen Seite des Schnit- wirklich eine Erhöhung der Empfindlichkeit auf dieser Seite darstellte, ine wirkliche Hyperästhesie, so erlaubt uns doch der Fortbestand der mpfindlichkeit, ja der besonders bei den Meerschweinchen ganz deutlich fundene Foribestand des Ortsinnes in allen Theilen der dem Schnitte tgegengesetzten Seite nicht, einen gekreuzten Verlauf der sensibeln indrücke im Marke anzunehmen, so bequem diess auch die Erhöhung r Sensibilität aufder dem Schnitte gleichen Seite erklären würde. Im 23" 358 günstigsten Falle, d. h. wenn man alle die Reactionen, welche auf Rei- “ zung der Theile erhalten wurden, als Schmerzenssymptome, als Zeichen der Sensibilität auffasst, dürfen wir höchstens schliessen, dass die Em- pfiodung auf 2 Wegen nach dem Hirne geleitet wird. Der eine Weg, auf “ dem die Leitung in gewöhnlicher Weise geschieht, ist die der betreflen- den Körperseite entsprechende gleiche Hälfte des Rückenmarkes, der an- dere Weg, auf dem sie bei Wegfall dieser Leitung vor sich geht, und stür- misch vor sich geht, ist die dem gereizten Körpertheile entgegengesetzte Hälfte des Rückenmarkes. Ueher das anatomische Substrat der Leitung em- pfangen wir natürlich durch das Experiment keine Aufschlüsse. Wer einwenden wollte, dass die Reactionen, welche man auf Rei- zung der dem Schnitte enigegengesetzten Körpertheile nach der Operation erhält, Reflexbewegungen sind, der übersieht, dass er dann die Reactio- nen, welche auf Reizung der dem Schnitte gleichen Seite erfolgen und die sehr verschieden von denen sind, die das Tbier im normalen Zustande giebt, auch für Reflexbewegungen erklären muss. Umgekehrt kann Keiner, der die Reactionen auf Reizung der unter dem Schnitte gelegenen Körpertheile als Empfindlichkeitsäusserungen auf- nimmt, umbin, den Fortbestand der Sensibilität in allen Theilen der dem Schnitte entgegengesetzten Seite vollkommen anzuerkennen. Diess letztere Factum hat auch Chauveau gefunden. Er fand auf der dem Schnitte entgegengesetzten Seite Fortbestand der Sensibilität, entgegen den Versuchen Brown Sequard's. Dieser hat in seiner Antwort auf die Versuche Chauveau's zugeben müssen, dass manchmal eine geringe Spur von Empfindlichkeit in den Theilen auf der dem Schnitte gegenüber lie- zenden Seite verbleibe. Er verschanzt sich jedoch hinter das Resultat der Versuche, welche ihm Längsdurchschnitte durch das Rückenmark liefer- ten; wobei er immer Aufhebung der Empfindung in den entsprechenden beiderseitigen Körpertheilen gefunden hat. Allein abgesehen davon, dass eine positive Erscheinung bei vollkommenem Schnitte durch keine nega- tive Erscheinung, die ein Anderer in dieser Beziehung erhalten hat, um- gestossen wird, ist. eine Längsdurchschneidung des Markes in der Ausdeh- nung mehrerer Zolle immerbia ein hbedenklicher Versuch, nach dem ein Verschwinden der Sensibilität wohl auch andere Erklärungen zulässt, als gerade die Annahme einer Kreuzung. So leicht es nach dem Vorhergegangenen war, zu erweisen, dass die Thatsachen den directen Schluss auf eine Kreuzung der sensibeln BEin- drücke im Marke nicht zulassen, so schwer dürfte es sein, eine positive, Erklärung der Erscheinungen, die auf Reizung der Theile eines operirten. Thieres entstehen, zu geben. Ich glaube nicht, dass wir uns heutzutage ein Urtbeil darüber anmaassen können, ob Schreie und Fluchtbewegungen eines Thbieres im concreten Falle Reflexbewegungen oder Schmerzens- äusserungen darstellen. Ich glaube in specie nicht, dass Herr Chauwveaw im Stande ist, ein sicheres Kriterium in diesen Fällen abzugeben, obgleich { h 359 er dasselbe gefunden zu haben glaubt. Die Möglichkeit, wie er es wirklich gethan hat, erwiesen zu haben, dass allgemeine Bewegungen, Fluchtver- suche und Schreie eines Thieres Reflexbewegungen sein können, diese Möglichkeit ist in Deutschland längst anerkannt. Chauveau auf der einen Seite, der behauptet, es seien die Reactionen, welche nach Reizung auf der Seite des Querschnittes auftreten, Rellexbewegungen und die anschei- nende Hyperästhesie sei eine Anästhesie, und Brown Sequard auf der an- dern Seite, der, indem er die Hyperästhesie auf der Seite des Schnittes als erwiesen annimmt, die Anästhesie auf der dem Schnitte gegenüber- liegenden Seite statuirt und so mit seiner gekreuzten Leitung im Augen- blick fertig ist — Beide gehen zu weit, und die Wahrheit, die bis jetzt con- statirt ist, dürfte die sein, dass man eine gesteigerte Reaction nach Rei- zung auf der dem Schnitte gleichen und einen Fortbestand der gewöhn- lichen Reaction nach Reizung der dem Schnitte entgegengesetzten Seite zu notiren und sich jedes Urtheils darüber, ob man das eine oder das andre eine Iyperästhesie oder eine Anästhesie oder Reflexerresbarkeit nennen müsse, 50 lange zu enthalten habe, bis sichere Kriterien zwischen Reflexbewegun- en und Gefühlsreactionen das Dunkel, in dem uns die Experimente las- en, aufhellen. Wer sich an die pathologischen Thatsachen wenden wollte, die aller ings, genau constatirt, wesentliche Aufklärungen geben würden, der wird bei genauem Nachforschen davon abstehen,, hier sich Rathes zu er- olen, wenn er sieht, dass dieselben pathologischen Ereignisse, dieselben rankengeschichten dem einen Physiologen Zonget (Siehe dessen Anatomie nd Physiologie des Nervensystems) dazu dienen, seine Ansichten. über en directen Verlauf der sensibeln Eindrücke im Marke zu beweisen, dem inderen, Brown Sequard, dazu, um seine Theorie von der gekreuzten Lei- ung dieser Eindrücke im Marke zu erhärten. — Ehe ich nun die Ergebnisse der Versuche, welche den Einfluss esMarkes aufdie Vertheilung der tbierischen Wärme zum egenstande hatten, einer genauern Prüfung unterziebe, wird es nicht berflüssig sein, die Resultate, zu welchen die früheren Forscher übeı iesen Gegenstand gelangten, kurz anzuführen. Es war früher die allgemeine Ansicht, dass die Temperatur motorisch lähmter Theile eine verminderte sei. Indess haben schon frühere Beo- achter und Untersucher, Chossat, Brodie, Dundas, Barleete. anchmal Erscheinungen an Kranken und an Thieren gefunden, wo pa- doxerweise in motorisch gelähmten Gliedern statt Erniedrigung der mperatur eine Erhöhung derselben gegenüber der nicht gelähmten Kör- seite stattgefunden habe. Hierauf aufmerksam, und von eignen klini- en Erfahrungen veranlasst, hat F. Nasse (Versuche über die Functionen Rückenmarkes in Untersuchungen zur Physiologie und Pathologie von ‚und G. Nasse $. 221—284) die verschiedenen Strünge und die eine nhälfte des Markes in Bezug auf diesen Einfluss einer Prüfung unter- 360 zogen. Besonders war es ein Fall von Dundas (Edinburgh medical and chirurg. journal vol. 23 p.205) der ihn hiezu aufforderte: » wo bei einem Manne, der an Ersehütterung des Rückenmarkes daniederlag, auf der noch willkührlich beweglichen, aber der Empfindung beraubten rechten Seite die Wärme um 1° Reaum. niedriger war, als auf der andern be- wegungslosen, aber mehr als gewöhnlich empfindlichen, deren Tempera- tur selbst etwas über dem Normalen war.« Nasse durchschnitt bei Katzen verschiedene Theile des Markes in der Gegend der letzten Brustwirbel und maass die Temperatur in den Schenkeln beider Seiten. Bei halbsei- tiger Durchschneidung in der Gegend des 40ten Brustwirbels fand er hier keine Temperaturunterschiede. Er selbst wagt keinen Schluss aus seinen Resultaten, die er zweideutig nennt, zu ziehen. Brown Sequard (Experim. researches applied to Physiology and Pathology New-York 1853 S. 73 1.) fand bei kompleter transversaler Trennung des Rückenmarkes in der Gervicalgegend bei Vögeln und Säuge- tbieren ein Wachsthum von 2—3° Fahrenheit in der Temperatur der ge- lähmten Theile. Bei halbseitiger Trennung des Markes in der Cervical- und Dorsal- gegend fand er immer eine Erhöhung in der Temperatur des Hinterfusses auf der Seite des Schuittes von 1—4° Fahrenheit, im entgegengesetzten Fuss eine Verminderung von I—5" Fahrht. Er selbst führt wie Bernard und Andere die Erhöhung und Verminderung der Temperatur auf Erwei- terung und Verengerung der Gefässe zurück und statuirt demnach bereits den Verlauf vasomotorischer Fasern im Rückenmarke. Schiff hat in seinen Untersuchungen zur Physiologie und Pathologie des Nervensystemes diesen Gegenstand einer sehr gründlichen Untersuchung unterworfen. Er fand im Wesentlichen nach halbseiligen Rückenmarks- trennungen regelmässige Temperaturerböhungen im Unterschenkel und Fuss auf der gleichen Seite, und Verminderungen der Temperatur im Un- terschenkel und Fuss auf der entgegengesetzten Seite. In den übrigen Tbeilen der Extremitäten und in den Bedeckungen des Rumpfes fand er dagegen Erniedrigung auf der gleichen Seite und Er- höhung auf der andern Seite. Diese Resultate glaubt er nun so deuten zu müssen, dass die vaso- motorischen Fasern des Unterschenkels und des Fusses im Rückenmarke auf der gleichen Seite verbleiben, bis sie im verlängerten Marke endigen; die vasomotorischen Fasern des Oberschenkels und des Rumpfes dagegen kreuztensichimRückenmarke, ehe sie an dieselbe Stelle im ver- längerten Marke gelangten. Somit fügte er den übrigen gekreuzten Wir- kungen, mit. denen das Rückenmark von den verschiedenen Forschern be- laden wurde, eine neue hinzu. Natürlich habe ich meine Experimente besonders im Hinblick Auf diese letztere Frage angestellt. Um secundären Erscheinungen, Entzün- 361 dung und Fieber, welche die Resultate leicht hätten trüben können, aus- zuweichen, habe ich die Temperaturveränderungen besonders in den er- ‚sten 8—12 Stunden nach der Operation genauer geprüft. Die Versuche ergaben nun, in einige kurze Sätze zusammengefasst, Folgendes: Halbseitige Durchtrennungen des Rückenmarkes bis zur Mittel- linie, innerhalb der Grenzen vom ersten Lumbarwirbel bis zum verlän- gerlen Marke vorgenommen, haben zum Erfolge: 4) Eine constante bedeutende absolute und relative Er- höhung der Temperatur in dem untersten Theile des Unter- schenkels (resp. Vorderarmes) und im Fusse auf der Seite unterhalb des Schnittes. 2) Eine constante bedeutende absolute Erniedrigung der Temperatur in dem untern Theile des Unterschenkels undim Fusse aufder entgegengesetzten Seitein der Extre- mitätunterhalb der Verletzung. (Diese beiden Veränderungen beginnen in der ersten halben Stunde nach der Operation und setzen sich innerhalb einer bestimmten Zeit, meh- rere Stunden hindurch stets wachsend fort, so dass im Maximum eine Temperaturdifferenz von 13,0°C. zwischen beiden Extremitäten resultirt.) 3) Ein Sinken der Körpertemperaturim Allgemeinen. 4) Eine constante absolute und relative Abnahme der Temperatur in Oberarm, Oberschenkel, Schultergegend und Sakralgegend und dem oberen Theile des Unterschen- kels und Vorderarms (soweit derselbe stärkere Muskulatur besitzt) aufder Seite des Schnittes unterhalb desselben. 5) Eineabsolute Verminderung, geringer als die sub 4 angeführte, der Temperatur in den gleichen Theilen aufder entgegengesetzten Seite des Körpers. Aus den Veränderungen 4 und 5 resultirt eine Differenz auf beiden Körperseiten von 0,6—1,2" Celsius zum Nachtheile der dem Schnitte ent- sprechenden Seite. 6) Eine gleichmässige Verminderung der Temperaturin beiden Seiten des Thorax, soweit derselbe blos von’Athem-, muskulatur versehen ist. Aus Nr. 4 und 2 schliesse ich mit Schiff übereinstimmend: Die vasomotorischen Fasern, welche den unteren Theil des Unterschenkels und den Fuss versorgen, verlaufen im Rückenmarke aufder gleichen Seite aufwärtsbiszum ver- längerten Marke. Dass sie hier endigen, habe ich wie Schif]' gleich- falls gefunden. S. Experim. 18. Was nun die Kreuzung der vasomotorischen Fasern für Oberschenkel, oberen Theil des Unterschenkels ete. im Marke anlangt, so erlauben uns ie Experimente diesen Schluss keineswegs, denn erstlich ist es nach den ersuchen nicht nöthig, eine gekreuzte Wirkung des Markes anzunehmen, 362 indem wir wit einer einfacheren Erklärung auskommen, und dann ist dieser Schluss nach meinen Experimenten nicht einmal zulässig: Die folgenden Betrachtungen mögen das Gesagte beweisen. Die Thatsachen ergeben eine Temperaturdiflerenz in Oberarm, Ober- schenkel, Sehulterblatt und Sakralgegend , ferner im obern Theile des Unterschenkels auf beiden Körperseiten unterhalb des Schoittes, so zwar, dass diese Theile auf der dem Schnitte gleichen Seite um 0,6 his 1,2% kälter sind, als dieselben auf der dem Schnitte entgegengesetzten, Wenn nun diese letzteren nach dem Experimente eine höhere Temperatur an- nehmen würden, als sie vor dem Versuche hatten, eine höhere Tempera- tur, die nicht eine Fiebererscheinung wäre, so könnte man allenfalls an eine Kreuzung von vasomotorischen Fasern im Marke, welche die Gefässe dieser Theile begleiteten, denken. Allein kein Versuch ergab eine derar- tige Erhöhung, sondern alle Durchschneidungen hatten auch hier eine re- lative Erniedrigung zur Folge. Vergl. Exp. 7, 8, 9. Die Temperaturerniedrigung der Theile auf der dem Schnitte gleichen Seite musste ferner nothwendigerweise grösser ausfallen, ‚als diejenige der entgegengesetzten Theile, denn die Glieder auf der gleichen Seite wa- ren motorisch geläbmt. Weun man nun erwägt, dass alle die Theile, in denen die Versuche auf der dem Schnitte gleichen Seite eine relative Tem- peraturerniedrigung erzeugten, Hautflächen waren, die grosse Muskel- massen zur Unterlage hatten, und dass diese Muskelmassen willkührlich gelähmt waren, so ist eine relative Erniedrigung der Temperatur, die nicht mehr als 0,6 bis 1,2 Grade beträgt, ganz allein durch diese Läh- mung vollkommen ausreichend erklärt. Dazu kommt ferner, dass wir in einigen Experimenten, wo ich vergleichend die Hautoberfläche, die Hautwunden und die Muskeln selbst in Betreff ihrer Temperatur direct maass, die Differenz in der Muskeltemperatur auf beiden Seiten des Kör- pers grösser gefunden haben, als die Temperatur beider Hautoberflä- chen. (Vgl. Exp. 9). Das Gegentheil müsste der Fallsein, sollte man berech- ti,t sein, von Kreuzung vasomotorischer Fasern hier zu sprechen, Ausser- dem finden wir die Abnahme der Temperatur in den motorisch gelähmten Theilen genau auf den Umfang beschränkt, wo willkührliche Muskulatur unter der Haut liegt. Genau an der Grenze dieser Muskulatur, genau da, wo sie in Sebnen übergeht, wo ferner die Oberfllächenwärme durch die Gefässlumina und ihre Füllung allein bedingt ist, also am Unterschenkel und Vorderarm da, wo ihre Muskulatur sich in die Sehnen fortsetzt, wan- delt sich, den übereinstimmenden Versuchen an Kaninchen zufolge , die Temperaturverminderung auf der dem Schnitte gleichen Köpperseite in eine Erhöhung derselben um. Wie gezwungen wäre es, abgesehen von allem Uebrigen, anzunehmen, wie es nach der Theorie von Schiff geschehen müsste, dass der obere Tbeil des Unterschenkels von vasomotorischen Fasern versorgt wird, die sich im Rückenmarke kreuzen, der untere Theil des Un- terschenkels dagegen von solchen, die im Rückenmarke gerade verlaufen ! 363 Endlich verhält sich die Temperaturabnahme in solchen Theilen , wo entweder viel Fett unter der Haut liegt, wie bei den Meerschweinchen in der Achselgegend und Schenkelbeuge, oder wo die Respirationsmuskulatur sich befindet, also am Thorax, gleich, d.h. es ist keine Differenz zwischen heiden Seiten nach der Operation nachzuweisen. In dem 6ten Experimente, wo wegen des Blutverlustes der Einfluss der Lähmung der vasomotorischen Nerven nicht zur Erscheinung kam, wo wir allein den Einfluss der verschiedenen Bewegung der Theile auf ihre Temperatur ungetrübt durch andere Verhältnisse fanden, war die Tem- peraturdifferenz in den besprochenen Theilen auf beiden Seiten eine noch grössere, als wir sie in den meisten übrigen Versuchen angetroffen hatten. Dieser Versuch widerspricht ganz entschieden der Annahme einer Kreu- zung der vasomotorischen Fasern dieser Theile im Marke. Im Gegentheile führt er zur Vermuthung, dass, im Falle die kleinen Gefässe dieser Theile wirklich vom Rückenmarke aus beherrscht werden, die vasomotorischen Fasern auch dieser Theile gleich den übrigen auf der gleichen Seite des Markes zum verlängerten Marke emporsteigen dürften. Wer die simmtlichen Thatsachen,, die vorliegen, unbefangen prüft, der kommt zu dem Schlusse: Eine Kreuzung von vasomotorischen Fasern im Marke ist durch das Experimentnicht zu erweisen: im Gegentheile widersprechen einige Thatsachen dieser Vorstellung ganz entschieden. DieAbnahme der Temperatur in den Theilen auf der gleichen Seite des Schnittes findet in der Bewe- gungslähmung der willkührlichen Muskulaturihre ausrei- chende Erklärung. Was nun die Frage nach dem Orte anlangt, an dem die vasomatori- schen Fasern ihren Verlauf im Rückenmarke nehmen, so sprechen einige Experimente dafür, dass dieselben sehr nahe der Mittellinie ver- laufen möchten. Im letzten Experimente nämlich, wo der Schnitt nicht ganz bis zur Mittellinie reichte, fanden wir im Anfang eine Reizung der vasomotorischen Nerven der linken Seite. Dieselben waren also un- durchschnitten. Im weitern Verlaufe wandelte sich diese Reizung, wahrscheinlich durch das Extravasat und den Druck, in eine Lähmung um. Fuss und Unterschenkel auf der gleichen Seite des Schnittes waren demnach in den ersten Stunden nach der Operation kälter als die der andern Seite, eine Erkältung, die sich allmählig in eine Erwärmung der rechten Seite gegenüber umwandelte. Auf der andern Seite fand ich bei einigen Experimenten, wo der Schnitt etwas weniges über die Mittellinie hinaus auf die andere Seite ging, eine Erhöhung der Temperatur im Unterschenkel und Fuss auch auf er dem Schnitte gegenüberliegenden Seite. Versuche, die ich anstellte, um über die Frage, ob die vasomotori- chen Fasern hinten oder vorne im Marke verliefen, ins Reine zu kommen, 364 haben mir bis jetzt noch kein reines positives Resultat ergeben. So viel fand ich jedoch, bei Experimenten an Kaninchen, dass diese Fasern we- derin den Vorder- nochinden Seitensträngen verlaufen, in- dem bei solchen Schnitten, wo diese beiden Stränge noch vollkommen erhalten waren, eine Erhöhung der Temperatur in ‚den Füssen und im Unterschenkel unterhalb der Verletzung jedesmal eonstatirt werden konnte. Am wahrscheinlichsten wurde mir durch diese Versuche, die anzuführen zu weitläufig wäre, dass sie in der grauen Substanz verlaufen möchten. Wirft man noch einmal einen Rückblick auf die Ergebnisse der vor- anstehenden Versuche, so erhäli man folgendes Resum6: 4)Die willkübrliche Bewegung wird bei Ampbibien, Vögeln und Säugetbieren im Marke direct geleitet. 2) Die Versuche erlaubennicht, einegekreuzteLeitung der Empfindungbei Säugethieren, Vögeln und Amphibien anzunehmen. Die Versuchestellen jedochebensowenigdie Unmöglichkeit heraus, dass die Leitung der Empfindung ingekreuzter Weise vorsich gehe. Eine absolute Entschei- dung dieser Frage ist durch Versuche an Tbieren heute noch nicht möglich. Durch den äussern Anschein ist man allerdings stark versucht, an Kreuzung zu denken. 3) BeiFröschen und Vögeln war durch die Versuche der Verlauf von vasomotorischen Fasern im Rückenmarke nicht zuconstatiren. Bei Säugethieren verlaufen die vasomoto- rischen Fasern derjenigen Theile, auf deren Temperatur eine unmittelbare Einwirkung des Rückenmarkes auf un- zweifelhafte Weise sich herausstellte, im Rückenmarkeauf dergleichen Seitezum verlängerten Marke, um dort zu en- digen. Dieser Verlauf geschieht höchst wahrscheinlich in der grauen Substanz nahe derMittellinie. Ueber Ei- und Samenbildung und Befruchtung bei den Nematoden. Von Hermann Munk in Berlin. Mit Tafel XIV u. XV. Unter nahezu gleichem Titel ist in dieser Zeitschrift (Bd. IX Heft 1. S. 106) nicht längst eine Abhandlung von Ed. Claparede erschienen, die an ihrer Spitze die Bezeichnung: »vorläufige Mittheilung« trägt. Es macht dies nötbig, dass ich einige Worte vorausschicke. Die Entwicklung der Samenkörperchen und der Eier und die Befruchtung der letzteren bei den Nematoden war von der medizinischen Fakultät der hiesigen Uni- versität als Preisaufgabe für das Jahr 1857 gestellt worden. Die eben eitirte Abhandlung des Herrn Claparede ist die eine der beiden, eine jede mit dem vollen Preise gekrönten Bewerbungsschriften, wenngleich nur, wie ich annehmen zu dürfen glaube, im Auszuge. In ihrem Urtheile hatte die Fakultät als ein gewichtiges Moment die Uebereinstimmung beider Beobachter in den Hauptresultaten (Mangel der Dotterhaut an den noch nicht ausgebildeten Eiern, Nichtvorhandensein einer Mikropyle, Nicht- beobachtung des Eindringens der Zoospermien in das Ei) gegenüber der so grossen Meinungsverschiedenheit der früheren Forscher hervorgehoben. Herr Claparöde, der manchmal selbst nicht eben wesentliche Notizen seiner Freunde mit aufgeführt bat, erwähnt unserer Uebereinstimmung, die doch unbedingt eine Bürgschaft mehr für die Sicherheit der Resultate sein musste, mit keinem Worte. Sehen wir jedoch von jenen Hauptre- sultaten ab, so weiche ich in Betreff der Entwicklung der Samenkörper- chen und der Eier in so wichtigen Punkten von Claparede ab, dass ich eine Veröffentlichung dieser Abweichungen für nöthig halten muss. Meine gleichzeitig mit Claparöde angestellten Untersuchungen schon haben mich in den Stand gesetzt, nicht unbedeutende Lücken, die Claparöde gelassen hat, ausfüllen und wesentliche Irrtbümer, in die er verfallen ist, berich- tigen zu können. Ueberdies hoffe ich auch, trotz der zahlreichen voran- gegangenen Behandlungen dieses Themas doch durch so manches interes- sante neue Moment den Leser zu entschädigen. — Durch anderweitige Beschäftigung war ich verhindert, meine Beobachtungen früher zu veröffentlichen. 366 I. Entwicklung der Eier. Claparede*) bringt die Nemätoden bezüglich der Eihildung in zwei Abtheilungen: die Eier der ersten sind im Dotterstock um eine centrale Rhachis angeordnet, die der zweiten entbehren der Rhachis gänzlich, Wir werden später diese Eintheilung als unbegründet verwerfen müs- sen; wollen wir sie aber vorerst noch heibehalten, so sind unter den von mir untersuchten Nematoden die Ascarides mystax, marginata und megalocephala in die erste Abtheilung zu stellen. Wie hieraus hervorgeht, finde ich bei diesen, eben so wie Bischoff und Claparöde bei Asc. mystax und Asc. suilla, eine wirkliche Rhachis, der nur scheinbaren Rhachis Meissner’s gegenüber. Bei allen drei Nematoden ist'es mir ge- lungen, die Rbachis zu präpariren, bei den Ascd. mystax und marginata allerdings nur auf kurze Strecken, weil die Rhachis selbst an der Stelle ihrer grössten Ausbildung hier nur dünn ist und deshalb bei der Prä- paration sehr leicht reisst, bei der Asc. megalocephala hingegen sogar auf grössere Strecken. Bei dieser letzteren ist die Rhachis in ihrem mittleren Theile verhältnissmässig ungemein stark, so dass es mich wahrhaft Wunder nimmt, wie sie Meissner hier hat entgehen können. Die beige- fügten Figuren 3 C und 6 sind treu nach Präparaten ausgeführte Zeich- nungen der Rhachis. Durch die Sicherstellung der Existenz der Rhachis an und für sich lassen sich schon einige der hauptsächlich streitigen Punkte zur Ent- scheidung bringen, allein die Entwicklung der Eier wird immer noch unklar bleiben, so lange nicht auch das Wesen, die Bedeutung der Rbachis feststeht, Zeuckart?), Meissner?) und Thomson*) wissen gar Nichts mit ihr anzufangen, Claparede schreibt ihr eine Funktion zu, die sie gar nicht besitzt. Die Ansicht, welche Bischoff”) von der Rhachis hat, ist die allein richtige, doch hat er sie nicht gentigend durch Beob- achtungen gestützt. Da sie überdies von späteren Beobachtern nicht heachtet worden ist, halte ich es für nötbig, nochmals auf den Gegen- stand einzugehen, um so mehr als wir so bei der Darlegung anderer Thatsachen, die wir mitzutheilen haben, kürzer und deutlicher uns wer- den fassen können. Im ersten Stücke des Eierstocks, unmittelbar von seinem blinden Ende an, soweit seine Wand von der structurlosen Membran allein ge- bildet wird, finden wir gekernte Zellen, die späteren Keimbläschen, in 4) Diese Zeitschrift Bd. IX. S. 109. 2) R. Wagner’s Handwört. d. Phys. Bd. IV. Art.: Zeugung. S. 812, Anm. 3) Beobachtungen über das Eindringen der Samenelemente in den Dotler. No.1. — Diese Zeitschr. Bd. VI. S. 235. 4) Ueber die Samenkörperchen der Asc. mystax. — Diese Zeitschr. Bd. VIII. S. 435. 5) Ueber Ei- und Samenbildung und Befruchtung bei Asc. mystax. — Diese Zeitschr. Bd. VI. S. 382. 367 wischenräumen gelagert, welche von einer homogenen, gallertartigen indemasse erfüllt sind. Gleich Anfangs findet eine Zellenvermehrung tatt; dies ist nicht, wie Claparede will, nur wahrscheinlich, sondern anz gewiss. Der Grössen-Unterschied der dem blinden Ende zunächst elegenen Mutterzellen und der etwas weiter herunter in der Geschlechts- öhre folgenden Tochterzellen ist auffallend genug. Ueberdies kann man ie in der Vermehrung begriffenen Zellen selbst unmittelbar beobachten; ur lassen die geringe Grösse der Objekte, die Schwierigkeit der Unter- uchung dieses Theils im unversehrten Zustande, endlich gerade hier uftretende Körnchen keine sichere Entscheidung zu, auf welche Weise ie Vermehrung vor sich geht. Claparede hat das blinde Einde nicht elten bedeutend verdickt gefunden, so fast beständig bei Cucullanus legans, bei einer unbestimmten Ascaris aus dem Dünndarm von Triton enialus, mitunter auch bei Asc, mystax. Mir ist eine solche Verdickung usser bei der Asc, mystax fast regelmässig auch bei Oxyuris nigrove- osa, Ox. spirotheca Györy (aus dem Darmkanal von Hydrophilus pi- us), Strongylus aurieularis, endlich, wenngleich ‚seltener, bei Ase. cuminata') vorgekommen; und was gewiss interessant ist, diese Ver- ickung stand immer in einer gewissen Beziehung zum Inhalte der be- ellenden Stelle der Geschlechtsröhre, indem gerade hier die in der Ver- ehrung begriflenen Zellen sich vorfanden. Es lässt sich somit die Ver- ickung, wo: sie vorkommt, als ein Anhaltspunkt für die Beobachtung es Tbeilungsprozesses benutzen. Die Vermuthung Thomson’s, dass die Erscheinung des abgesetzten linden Endes bei der Asc. mystax von einer Einwirkung des Wassers errühre, kann ich zur Gewissheit erheben, nachdem es mir nach vielen isslungenen Versuchen doch einmal geglückt ist, seine Entstehung auf as Sehärfste zu beobachten. Im unversehrten Zustande liegen dem inden Ende die Zellen unmittelbar an. Grössere Körnchen finden sich t weiterhin im Inhalte der Röhre. Der Irrthum, den Nelson?) began- n hät, indem er diese Körnchen für die zuerst entstehenden und durch ufquellen in die gekernten Keimbläschen sich umwandelnden Partikel ielt, liegt allerdings nahe, wenn man, wie Nelson, das blinde Ende mer erst zu einer Zeit untersucht, wo die Zusatzflüssigkeit bereits nge darauf eingewirkt hat. Die Bedeutung dieser Körnchen habe ich cht enträthseln können: sie finden sich nur auf einem ganz beschränk- Raume, sodann ist die Zwischensubstanz der Zellen wieder ganz ho- ogen oder feinkörnig; dass sie somit nicht mit den Dotterkörnchen ammenzustellen sind, folgt hieraus von selbst. 4) Für die männlichen Geschlechtsorgand der beiden letzten Thiere ist diese Verdickung, auch in ihrer Beziehung zum Inhalte, schon von Reichert (Müllers Archiv 4847) angemerkt und auch Taf. VI Fig. 4 gezeichnet, 2) On Ihe reproduction of the Asc. mystax. — Philos. Transact. 1852. p. 572. \ 368 Sehr belehrend ist es, den Inhalt des Eierstocks gegen das Ende seines ersten Stücks zu betrachten, nachdem man ihn aus der Röhre herausgeschaflt hat. In der Fig. 4. gebe ich eine Abbildung einer solchen Inbaltsportion von der Asc. mystax. Die gallertige, nunmehr feinkörnige Grundsubstanz (a) bildet ein Continuum, gekernte Zellen (b) sind allerorts in Zwischenräumen in sie eingebettet. Von einer Flüssigkeit zwischen den Zellen des Eierkeimstocks, wie sie Nelson und Thomson staluiren, kann hiernach nicht mehr die Rede sein. Die zweite Portion des Eierstocks, der Dotterstock, hat bei Ase. mystax, wie auch alle Beobachter ausser Meissner erwähnen, eine von derjenigen des ersten Stücks verschiedene Struktur, Claparede spricht von körnigen Längsfalten des Dotterstocks, Bischoff lässt die Wand hier von platten, feinkörnigen, unmittelbar der Länge nach an einander ge- fügten Fasern selbst gebildet werden. Ich muss dem ersten Beobachter, Nelson, beistimmen: die Wand wird auch hier von der strukturlosen Membran gebildet, deren Innenseite die körnigen Fasern aufsitzen. Durch Präparation, oft auch schon durch Verschieben des Deckgläschens gelingt es, die Fasern von der Grundmembran loszulösen. Bischoff’st) Angabe, dass durch Maceration die Röhre in eine Masse solcher Fasern sich auf- löst, ist selbstverständlich kein Gegenbeweis, da durch die Maceration die Grundmembran zerstört wird. — Asc. marginata und Asc. megalo- cephala verhalten sich hierin ganz wie Asc. mystax. Bei den kleineren Nematoden?) findet sich die in Rede stehende Bildung des Dotterstocks nicht; auch die Wand des Dotterstocks besteht bei ihnen nur aus der structurlosen Membran. Dagegen ist die Membran des letzten Stücks des Dotterstocks von Oxyuris nigrovenosa meist mit grossen, gekernten Epi- thelialzellen belegt. Im Folgenden fassen wir zunächst die grösseren Nematoden in’s Auge. — Im Dotterstocke treten, wie bekannt, dunkle Körnchen, die Dotterkörnchen, in immer wachsender Zahl in der Zwischensubstanz der Zellen auf. Gleichzeitig isolirt sich auch diese Zwischensubstanz, welche bisher eine zusammenhängende Masse gebildet hatte, um die einzelnen Zellen herum. Diese Isolation beginnt an der Peripherie der Röhre und schreitet allmählich weiter gegen das Centrum vor. Die Fig. 2 A stellt eine von ihrer Wandung befreite Inhaltsportion des Dotterstocks, kurz nach dessen Beginne, dar; die Fig. 2 B., ein nicht leicht zu erlangendes Präparat, zeigt dieselbe Inhaltsportion im Querschnitt. An der Peripherie bemerkt man den Beginn der Differenzirung der körnigen Zwischen- substanz um die einzelnen hellen Kreise, die gekernten Keimbläschen (a), 4) a. a. 0.S. 384. 9) Unter: ‚‚kleineren Nematoden ‘‘ fasse ich in Zukunft immer Asc. acuminala, Oxyuris nigrovenosa, Ox. spirolheca und Strongylus auricularis zusammen gegenüber den ‚grösseren Nematoden‘‘: Asc. mystax, Asc. marginata, Asc. megalocephala. ” . 869 5 eren Kontouren durch die Körnchen verdeckt sind; nach der Mitte zu befindet sich die körnige Zwischensubstanz noch im engsten Zusammen- ange. Ein späteres Stadium der Ei-Entwicklung, ohngefähr aus dem nfang der zweiten Hälfte des Dotterstocks, verdeutlicht Fig. 3; bei A. efindet sich die Inhaltsportion in der natürlichen Lage, bei B. ist ihr uerschnitt sichtbar. Die Isolirung der körnigen Masse um die Keim- läschen ist nahezu vollendet, nur im Centrum befindet sich zur Um- üllung derselben noch nicht verwandte Masse, durch welche die ein- elnen Eichen (denn diese sind durch den ganzen Vorgang entstanden) nter einander zusammenhängen. Endlich beweist Fig. 3 C, dass das, was aus dem Vorhergehenden schon unmittelbar sich ableiten lässt, auch in der That der Fall ist, dass nämlich die centrale, noch nicht verwandte asse ein Continuum im Verlaufe des Dotterstocks bildet, d. h. dass eine wirkliche Rhachis vorbanden ist. Indem die Isolation immer weiter vor- rückt, wird auch diese centrale Dottermasse verwandt und lagert sich um die einzelnen Keimbläschen herum; die Rhachis ist dann verschwun- en, und die Eier sind frei. Wober die Dotterkörnchen stammen, ist ei Frage, die Anfangs unwesentlich erscheinen konnte, deren Entsch@& ‚ing jetzt aber von Be- eutung geworden ist. .Die Annahme Nelson’s') und Bischo/f’s?), dass die Dotterkörnchen von den die Membran des Dotterstocks bekleidenden asern abgestossen und in die gallertartige Masse eingebettet werden, ässt sich nicht halten. Doch scheinen mir die Gründe, welche Claparede agegen aufführt, keineswegs stichhaltig zu sein. Denn dass freie Dotter- örnchen zwischen der Wand der Geschlechtsröhre und der Eiersäule iemals vorkommen können, selbst wenn jene Bildungsweise derselben ichtig wäre, ist selbstverständlich, da ein freier Raum zwischen der and und dem Inhalt des unversehrten Eierstocks im vollkommen ent- ickelten Thiere durchaus nicht existirt. Ausserdem, sagt Olaparede, abe er nie beob-chten können, dass die Körnchen zuerst in die äussere örnehenlose Schicht eindringen, was der Fall sein müsste, wenn sie on aussen abgelagert würden. Hat hierbei Claparede die allererste Zeit der Dotterablagerung im Auge gehabt, so muss ich bemerken, dass ich ie Dotterkörnchen überall in der ganzen Gallertmasse gleichmässig und nicht etwa in grösserer Zahl gerade um die Keimbläschen herum habe ufireten sehen ; ıneint er jedoch die reiferen Eier, so kann ich die »kör- erlose Dotterschicht« ebensowenig zugeben: der helle Saum der meisten ier der Asc. mystax, jene so oft besprochene Eigenthümlichkeit der- ben, ist feiner als ein Dotterkörnchen und kann somit gewiss nicht Is »körnerlose Dotterschicht« in dem hier erforderlichen Sinne ange- rochen werden. Entscheidender scheint mir Folgendes zu sein. Die 4) a. a. 0. S. 573. 74. 2) Widerlegung des von ... behaupteten Eindringens der Spermatozoiden in das Ei. Giessen 1854. — $. 25. 6. 370 ri Dotterkörnchen der Asc. megalocephala zeichnen sich vor denjenigen der anderen genannten Nematoden dadurch aus, dass sie nur zum klei- neren Theile rund, meist aber länglich und von der verschiedensten Gestalt sind; die Körnchen der Längsfasern aber erscheinen sämmtlich rund, so dass eine Identität beider unmöglich angenommen werden kann. Ueberdies trifft man bei der Asc. mystax sowohl wie bei den anderen grösseren Nematoden die Dotterkörnchen bald’ in grösserer, bald in ge- ringerer Zahl in der gallertartigen Bindemasse an, noch ehe an der Wan- dung der Geschlechtsröhre die körnigen Längsfasern aufgetreten sind. Endlich kommt noch hinzu, dass bei den kleineren Nematoden, bei wel- chen, wie schon erwähnt, körnige Fasern gar nicht existiren, die Dotter- körnchen-Bildung ganz ebenso vor sich geht wie bei den grösseren. Alles dieses spricht gerade dafür, dass wir die Dotterkörnchen als eine sekun- däre Bildung, entstanden im primären Dotter, der gallertiigen Binde- masse, anzusehen haben. Claparede sagt a. a. O0. S. 412: »dass im oberen Theile der Ge- schlechtsröbre die Körnchen überall um die Keimbläschen herum gebildet werden, ist nieht zu bezweifeln, aber sobald die Rhachis auftritt, glau- ben wir dieselbe für die Bildungsstätte der Dotterkörnchen in Anspruch nehmen zu müssen ;« und wiederum später: ».... wir glauben, dass jedes neue Dotterkörnchen,, welches in einem Ei erscheint, aus der Rha- chis herüibergekommen ist.« Wir sehen, die Ansicht, welche Claparöde von der Rhachis ausspricht, weicht gar sehr von derjenigen ab, welche wir uns oben nach unseren Beobachtungen gebildet haben. Es ist a priori nicht einzusehen, warum der Modus der Dotterkörnchen-Bildung nach dem Auftreten der Rhachis ein anderer sein sollte als vorher, da sich durchaus Nichts beobachten lässt, was die ursprüngliche Bildungsweise derselben später unmöglich erscheinen liesse. Der einzige Grund, den ich bei Claparede zu Gunsten seiner Bebauptung angeführt finde, ist, dass die Rhachis diebt mit Dotterkörnchen erfüllt ist, viel diehter sogar als die Eier selbst. Es beruht diese Angabe auf der allerdings sehr rich- tigen Beobachtung, dass die Rhachis dunkler erscheint. Schon Meiss- ner hat dies bemerkt (denn seine Keimzelle ist ja ein Stück der Rhachis), und ist wohl aus demselben Grunde zur Annahme gekommen, dass seine Keimzelle die Körnchen produeire. Allein Meissner und Claparede haben die richtige Beobachtung falsch gedeutet. Während näher der Peripherie der Röhre die Bindesubstanz überall von den hellen Keimbläschen unter- brochen ist, bildet sie im Centrum eine kompakte Masse; treten nun hier und dort in gleicher Dichtigkeit die Dotterkörnchen auf, so wird doch selbstverständlich die Mitte dunkler erscheinen müssen als die Peri- pberie und deshalb leicht zur Täuschung Anlass werden, als ob die Dichtigkeit und relative Menge der Dotterkörnehen in der Rhachis grösser wäre als in den Eiern. Sodann lassen Meissner") und Claparede die Dot- 1) a.a. 0.5. 318.9. 371 terkörnchen, der erstere aus seiner Keimzelle, der letztere aus seiner hachis in die Bier hinüberwandern. Eine solche Wanderung wäre nach Neissner’s Anschauungsweise der Eibildung vielleicht möglich, da die Ötterkörnchen in einer von Menmibranen eingeschlossenen Flüssigkeit sich befinden sollen. Anders bei Claparede, der die Bindesubstanz der Zellen und die Umhüllungsmasse der Keimbläschen ausdrücklich für eine »zähe Substanz « ausgiebt; eine Wanderung von Körnchen in einer Sub- stanz von solcher Konsistenz, dass sie bei Abwesenheit jeder Membran, ie es Claparede selbst zugiebt, kompakte Massen bildet, lässt sich schon schwerer begreifen. Schliesslich muss ich noch einmal die kleine- en Nematoden anführen: die Dotterkörnchen-Bildung geht bei ihnen, obwohl sie vollkommen der Rhachis ermangeln (s. u.), ganz ebenso von Stätten wie bei den mit einer Rhachis ausgestatteten Nematoden. Hier glaube ich diese Erörterung abbrechen zu können, die mich icht so lange aufgehalten haben würde, wenn es sich nicht gleichzeitig auch um die Bedeutung der Rhachis gehandelt hätte. Wir haben gesehen, dass es nicht nur nicht nothwendig, sondern sogar unrichtig ist, die Rlachis als ein Organ der Dotterkörnchen-Bildung anzusehen ; die wahre Bedeutung der Rhachis haben wir oben bereits genügend durch Beobach- ungen gestützt und so erst über die Entwicklung der Eier, in Betreff 'eleber uns Olaparede an manchen Punkten im Dunkeln lässt, Klarheit verschafft. Andererseits sind wir dazu gelangt, die gallertige Substanz einzig und allein für die Bildungsstätte der Dotterkörnchen ansprechen zu ınlssen. Dotterkörnchen-Bildung und Isolation der körnigen Bindemasse um die Keimbläschen herum sind die Vorgänge, welche uns auch im Dotter- stocke der kleineren Nematoden aufstossen ; sie erfolgen hier im Wesent- ichen ebenso, wie wir sie bereits von den grösseren Nematoden her ennen. Da hier jedoch auf dem Querschnitte des Anfangsstücks des Dolterstocks nur wenige, drei oder zwei Keimbläschen sich befinden, so Ist die Isolation der Eier schon früher, gewöhnlich noch vor der Mitte des Doiterstocks, vollendet, und aus demselben Grunde konmt es nicht zur Ausbildung einer eigentlichen Rhachis. Ich sage: eigentliche Rhachis; denn gelingt es uns hier, den Inhalt der Stelle des Dotterstocks, an wel- her die Isolation vor sich geht, unversehrt aus der Röhre berauszu- haffen,, so finden wir bei sorgfältiger Untersuchung, dass die nahezu öllig isolirten Eier noch durch kurze, dünne, von der körnigen Substanz gebildete Stränge unter einander zusammenhängen. Gewöhnlich befindet ich zwischen je zwei Eiern ein solcher Verbindungsstrang, von dem us gleichsam als ein Ast ein neuer Strang zu einem dritten Ei u. s. f. gelit.Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass wir in diesen Verbin- ngssträngen das Analogon der Rhachis zu erblicken haben; auch sie nd die Veberbleibsel des früheren vollkommenen Zusammenhangs der Bindermasse. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. IX. Bd. 24 372 Hierdurch. wird schon der Abstand bedeutend verringert, den Ola- parede hinsichts: der Eibildung, zwischen zwei Abtheilungen unter den Nematoden statuirt, bat. Ich bin aber so glücklich gewesen, eine Beob- achtung zu machen, die uns ‚noch weiter gehen lässt, — Am 14. März v.J. traf ich im Darmkanal einer Katze drei Askariden an, von denen die beiden ersten, Männchen, uns später noch beschäftigen werden. Die dritte Ascaris, ein Weibchen, war nur 4% Zoll lang und, wie sich so- gleich ergeben wird, offenbar noch nicht ausgebildet. * Ihre Geschlechts- organe waren kürzer und schmäler, als man sie gewöhnlich bei aus- gewachsenen Thieren findet, die Struktur der einzelnen Theile der Schläuche bot jedoch durchaus keine Anomalieen dar. Ovidukt, Sphin- kter, Uterus und Vagina waren gänzlich leer; weder Eier noch Samen- körperchen noch sonst welche morphologische Gebilde waren in ihnen sichtbar. Im Eierkeimstocke und im Anfange des Dotterstocks verhielt sich der Inhalt ganz normal, nur waren. die gekernten Zellen weniger zablreich und auch etwas kleiner als gewöhnlich, Die Isolation der körnig gewordenen Bindemasse erfolgte bier im grössten Theile des Umfangs sehr schnell, allein zur Ausbildung einer wahren Rhachis kam es nicht, Auf dem Querschnitte der Röhre, befanden sich zunächst immer zwei Eier und, als man den Inhalt hier auf eine grössere Strecke hin unver- sehrt austreten liess, ergab es sich, dass die Eier hier noch nicht ganz frei waren, dass vielmehr von einem Punkte der Peripherie eines jeden Eies ein feiner Faden ausging, der es zunächst mit seinem Nachbar und mittelbar dann mit allen anderen Eiern in Verbindung brachte. Der Faden wurde von der körnigen Bindemasse gebildet, war aber so dünn, dass nur ein Körnchen hinter dem anderen in ihm lag. Bald war jedoch auch dieser Faden nicht mehr vorhanden, und schon in geringer Entfer- nung vom Beginne des Dotterstocks waren die Eier vollkommen frei. Die Gestalt der Eier war fast regelmässig rund oder mehr oval; von einer Abplattung der Eier und dadurch bewirkter Dreiecksform derselben konnte hier nicht die Rede sein, da die Bier nicht dicht gedrängt in der Röhre lagen. Später lagerten sich die grösser gewordenen Eier so, dass immer eins dem anderen folgte. Die letzte, c. 4” lange Portion des Eierstocks (dieser war 32”"” lang) war vollkommen leer und auch schmaler als. der vorhergehende, noch Pier enthaltende Theil. Obwohl wir durchaus nicht berechtigt sind, aus dieser Beobachtung irgendwie auf die normale Entwieklungsweise der Eier zu schliessen, da die Ascaris sicher noch nicht reif war, so ist sie doch deshalb für uns von Interesse, weil sie zeigt, dass in dem Falle, wo die Breite des Eier- stocks noch nicht genügend gross ist, um einer grösseren Anzahl von Eiern auf dem Querschnitte Raum zu bieten, auch bei der Ascaris myslax die Isolation der Eier so erfolgt, wie regelmässig bei den kleineren Ne- matoden, — Nach allem dem Vorausgeschickten muss Claparöde's Ein- Ü 373 eilung der Nematoden bezüglich der Eibildung in zwei Klassen als jedes ieferen Grundes entbehrend erscheinen. Die Eier sind also, nachdem die ganze Bindemasse (somit auch die hachis, wo sie vorhanden war), zur Umhüllung der Keimbläschen ver- andt worden ist, frei geworden. Unsere Beobachtungen haben uns bis- er nicht Veranlassung gegeben, einer Hüllmembran der Eier, einer Dot- rhaut, Erwähnung zu thun. Halten wir uns zunächst nur an die grösse- en Nematoden, so haben die vorausgeschickten Beobachtungen die Ansicht eissner’s von der Präformirung der vollkommenen Zellen, die später zu den iern selbst werden, so wie die von ihm beschriebene eigenthümliche Ver- ehrungsweise derselben genügend widerlegt. Haben nun die Eier nicht on Anfang an eine Dotterbaut, so wäre es doch möglich, dass um sie herum ‚ährend ihrer Isolation schon eine Membran sich ausgebildet hätte, somit ie frei gewordenen Eier am Ende des Dotterstocks eine vollkommene otterhaut besässen. Die Frage ist jetzt natürlich von Wichtigkeit, wo ie Bier ihrer Befruchtung entgegengehen. Nelson, Bischoff und Thompson klären sich gegen das Vorhandensein einer Membran an den letzten iern des Dotterstocks der Asc. mystax, den letzten Eiern des Ovidukts rechen sie die Membran zu; ihnen muss ich nach meinen Beobachtun- n unbedingt beipllichten. Neuerdings ist die Frage in ein anderes, nicht inder' wichtiges Stadium getreten. Thompson und Claparede sprechen ganz bestimmt aus, dass die Dolterhaut aus einer Verdichtung der Be- enzungszone der Grundsubstanz des Dotters hervorgeht. Sie führen doch hierfür keine Beobachtungen an, — eine Lücke, die wir sogleich erden Ausfüllen können. Claparede muss es unbestimmt lassen, wo die erdichtung beginnt, demgemäss sind seiner Ansicht nach Bischoff und eissner gewissermaassen gleich im Rechte. Hiermit kommen wir aber einen Schritt weiter: denn hat die Verdichtung der peripherischen Binde- bstanz-Schicht an den Eiern, welche in den Ovidukt treten, noch nicht unen oder ist sie noch nicht weit vorgeschritten, so werden die Sa- enkörperchen (nach Nelson) oder vielleicht auch nur Partikel von ilinen beliebiger Stelle in die Eier eindringen können; ist jene Verdichtung er bereits bedeutend, so wird eine Mikropyle wahrscheinlich hierzu thwendig sein. Die folgenden Beobachtungen scheinen mir die Frage r Entscheidung bringen zu können. Wir wenden allmählich sich ver- rkenden Druck auf einige der letzten Eier des Dotterstocks der Ase. ystax an. Bei schwachem Drucke treten in jedem Eie Sarkodetropfen ‚ die sodann nach aussen in die Zusatzflüssigkeit treten ; bei stärkerem ucke reisst das Ei entweder gar nicht oder an mehreren Stellen zu- ich, die Doiterkörnchen werden zerquetscht, laufen zusammen, und es eibt schliesslich eine nahezu homogene, unregelmässige Masse zurück. rfabren wir ebenso mit Eiern aus dem zweiten Drittheile des Ovidukts, treten bei schwachem Drucke ebenfalls in jedem Eie Sarkodetropfen f, die sich wiederum von der Stelle aus, wo sie zuerst sichtbar wurden, 24* 374 nach der Peripherie des Eies hin bewegen, allein sie bleiben stets an der Innenseite desselben liegen und treten nicht in die Zusatzllüssigkeit aus; bei starkem Drucke platzt auch hier das Ei an mehreren Stellen, und die Masse lässt sich (ähnlich wie vorhin) zerquetschen. Anders aber verhält es sich mit Eiern aus dem letzten Drittheil des Ovidukts: bei schwachem Drucke werden Sarkodetropfen in geringer Zahl sichtbar, die an der In- nenseite der Peripherie eines jeden Eies liegen bleiben, allein bei stärke- rem Drucke platzt das Ei nur an einer Stelle, und Sarkodetropfen und Inhalt stürzen durch diese Oeffnung heraus; unverkennbar bleibt hier eine Membran zurück. Die Deutung dieser drei Beobachtungen scheint mir unzweifelhaft folgende zu sein. Die Dotterhaut entsteht durch Verdich- tung der an der Peripherie des Eies befindlichen Bindesubstanz-Schicht, ist jedoch erst an den Eiern aus dem letzten Drittheile des Ovidukts voll- kommen ausgebildet. An den letzten Eiern des Dotterstocks und den Eiern im Anfangsstücke des Ovidukts sind noch durchaus keine Spuren einer Membran wahrzunehmen: die Verdichtung der äussersten Sebicht ist noch nicht so weit vorgeschritten, dass ein Aus- oder Eintritt von Partikeln in das Ei nicht möglich wäre. Letzteres ist aber schon ganz unmöglich bei den Eiern aus dem zweiten Drittheile des Ovidukts, deren Peripherie schon bedeutend verdichtet ist. Wir können’ somit auch Meiss- ner’s Behauptung, dass die in den Ovidukt eintretenden Eier eine Dotter- haut besitzen, geradezu für unrichtig erklären. Die vorstehenden Beobachtungen lassen sich auf gleiche Weise auch bei den kleineren Nematoden machen und widerlegen, wenn dies nach dem oben $.3714 Erwähnten überhaupt noch nöthig ist, auf das Schärfste die Ansicht von der Präformirung vollkommener Zellen als späterer Bier, welche Reichert!) bei Ascaris acuminata und Strongylus auricularis aul- gestellt hat. Bei den kleineren Nematoden werden wir auch am Leichtesten auf eine andere sehr wichtige Veränderung aufmerksam, die mit den Eiern vor Sich geht und merk würdiger Weise bisher von allen Beobacbtern ausser Thompson gänzlich übersehen worden ist. »Nach dem, was ich beobach- lete«; sagt Thompson,*) kam es mir vor, als ob. die Eier (der Ase. mystax) bei ihrem Uebergange aus dem dotterbildenden Theile des Eierstocks in den ganz anders gebildeten Eileiter in ihrer Konsistenz eine wesentliche Veränderung erlitten.« Nelson*) hatte die Zwischensubstanz der Keim- bläschen, die Bindesubstanz der Dotterkörnchen, anfangs vollkommen flüssig sein und erst später in dem Dotterstock gallertartig werden lassen, — eine Ansicht, die durch das Obige bereits widerlegt ist. Gerade das Ent- gegengesetzte hat Statt. Ich kann es als für alle Nematoden, soweit ich 4) Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Samenkörp. bei den Nematoden. — Müllers Archiv 1847. S. 88 u. fgd. 2) a.a.0.S. 436. 8) a.1a.:0.8. 572. 8. 375 ie untersuchte, gemeingültig hinstellen, dass die Bindesubstanz der Dot- erkörnehen anfangs ganz zähe und gallertartig ist, allmählich aber immer ehr an Konsistenz abnimmt und nahezu dünnflüssig wird. Presse man »ereits isolirte Eier ohngefähr aus der Mitte des Dotterstocks z. B. der , se. acuminata, so findet man die Bindemasse noch so zähe, dass die Dot- erkörnchen eher vollkommen zerquetscht als frei werden; grosse Sar- - odetropfen treten zahlreich auf, und es bleibt eine nahezu homogene asse übrig. Verfährt man ebenso mit den letzten Eiern desDotterstocks, o fliessen schon bei noch ziemlich schwachem Drucke die Dotterkörnchen ach allen Richtungen hin aus einander; ein Platzen einer Membran wird ber auch hier noch nicht wahrgenommen. Die Erscheinungen, welche an bei gleicher Einwirkung auf die Eier der grösseren Nematoden wahr- immt, sind bereits oben ausführlich erörtert. Ich habe hier nur noch inzuzufügen, dass der aus der Dotterhaut herausgedrängte Inhalt der Bier us dem letzten Drittheile des Ovidukts nicht mehr fest zusammenhaltet ; löst sich vielmehr ein grosser Theil der Dotterkörnchen los und schwimmt rei in der Zusatzllüssigkeit. Die Konsistenz-Abnahme der Bindesubstanz eht also rascher und früher von Statten bei den kleineren als bei den rösseren Nematoden. Für die Annahme Thompson’s, dass die Samenkör- erchen an dem Weicherwerden des Dotters Antheil nehmen, liegt gar ein Grund vor. Die beiden Vorgänge: Weicherwerden des Dotters und embran-Bildung scheinen mir einander zu bedingen: so lange die Dot- erhaut nicht vorhanden, muss die Bindesubstanz so zähe sein, dass die olterkörnchen nicht frei werden können; ist aber die Membran ausge- ildet, so ist jene Konsistenz nicht mehr nothwendig. Es läge sehr nahe, ran zu denken, dass das Auftreten der Dotterkörnchen mit der Kon- istenz-Abnahme der Bindesubstanz im engsten Zusammenhange stehe, ass eben die Produktion der Körnchen der Grund für das Flüssigwerden er Bindemasse sei, wenn nicht auch noch im Ovidukt, wo neue Dotter- örnehen nicht mehr producirt werden, der Dotter weicher würde. Wir müssen noch einmal auf die Rhachis zurückkommen, um einen unkt zu erörtern, der leicht Irrungen und Widersprüche hervorrufen önnte. Verfolgt man nämlich die Rhachis in ihrem ganzen Verlaufe, so ndet man, dass sie zuerst immer stärker wird, dann aber von einer ge- issen Zeit an immer dünner, bis sie zuletzt kurz vor ihrem Verschwin- en nur noch ein feiner Faden ist. Bei der Ascaris mystax und der Asc. arginata könnte die anfängliche Grössenzunahme der Rhachis leicht über- hen werden; sie ist aber sehr auffällig bei der Asc. megalocephala, in ren langem Dotterstocke schon sehr früh die Eier-Isolation weit vorge- hritten ist. (Man vergleiche in Rücksicht hierauf die Fig. 5 und 6). Wir ten oben gesehen, dass die Rhachis nichts Anderes ist als die im Cen- um der Röhre befindliche, noch nicht zur Isolation der Eier verwandte örnige Masse. Da nun die Isolation der Eier vom Anfange des Dotter- ks an nach seinem Ende hin immer weiter fortschreitet, so stand zu 376 erwarten, dass die Rhachis gerade anfangs am stärksten sein und allmäh- lich immer feiner würde. Die angeführte Beobachtung scheint hiermit auf den ersten Blick in offenbarem Widerspruch zu stehen. Doch wird dieser Widerspruch leicht gehoben, wenn wir nur in Erwägung ziehen, dass die Bindemassemitihrem Vorrücken in der Geschlechtsröhrebedeutend wächst, dass also bis zu einem gewissen Punkte die Rhachis, wenngleich relativ schwächer werdend, doch an Grösse zunehmen wird. Dass die Rhachis in der That relativ immer kleiner wird, erhellt sogleich, wenn wir an den verschiedensten Punkten die ganze Masse der Bindesubstanz in denauf dem jedesmaligen Querschnitte befindlichen Eiern mit dem betreffenden Stücke der Rbachis vergleichen. — Meissner lässt die von ihm bei Strongylus ar- matus beobachtete Rhachis, je weiter zurück im Bierstock, desto feiner, je näher dem Eiweissschlauch, destoansehnlicher werden.’) Meissner hat hier das erste Stadium der Rhachis, wie man es vielleicht nennen könnte, das Wachsen derselben, beobachtet, das zweite Stadium aber, ihre scheinbar erst jetzt erfolgende Grössenabnahme, überseben. Doch sagt er wiederum, die Rhachis höre mit dem letzten Eie, dem reifsten, auf, und thut später- hin der Rhachis (die, wenn sie nieht eben für die Eier verwandt würde, nothwendig noch im Ovidukt hätte irgendwie gefunden werden müssen) nirgends mehr Erwähnung, so dass ich glaube, die Rhachis von Strongy- lus armatus mit vollem Rechte mit den von uns beobachteten Rhachiden zusammenstellen zu können. Dem stände etwa nur noch im Wege, dass Meissner seine Rhachis als einen zarten, dünnwandigen, mit Dottermolekeln erfüllten Kanal beschreibt. Meissner scheint hier zu Gunsten seiner Be- hauptung einer Membran an den Dotterstocks-Eiern auch der Rhachis die Membran zugeschrieben zu haben. Ich habe Strongylus armatus selbst nieht untersucht, muss aber für die Rhachis der von mir beobachteten Nematoden jede Membran mit derselben Bestimmtheit in Abrede stellen, wie für die Dotterstocks-Eier. Es dürfte passend sein, hier an Beobachtungen zu erinnern, welebe Lieberkühn?) an Nemätoden-Weibchen aus dem Gewebe des Proventricu- lus von Fulica atra und Anas boschas domesticä gemacht hat. Zunächst ist seine Angabe hervorzuheben, dass die im ersten Theile des Ovarium befindlichen zellenähnlichen Gebilde beim Zersprengen ihres Behälters zusammenhängend blieben. Sodann hat Lieberkühn hier auch eine wirk- liche Rhachis beobachtet, obne jedoch über ihre Entstehung sich nähere Auskunft verschaffen zu können. » Ohne dass eine bestimmte Uebergangs- stelle bemerkbar wäre, « sagt er, »erscheint in der zelligen Masse die Rha- chisz es ist möglich, dass sie schon im blinden Ende des Ovarium ihren Ursprung nimmt, verfolgen konnte ich sie aber nur biseetwa zum obersten Drittel.« In der Blase, in welche das Ovarium übergeht, hat Zie- 1) a.a.0.S. 235. 2) Beilräge zur Anatomie der Nematoden. — Müller's Archiv 1855. S. 314 u. fgd. 377 berkühn von der Rhachis keine Spuren mehr auffinden können. Diese ganz vorurtheilsfreien Angaben stimmen mit unseren Beobachtungen vollkom- men überein; die Existenz der Rhachis im Bierkeimstocke, wäre nur noch zu bemerken, ist der Bedeutung der Rbachis nach ganz unmöglich. Lie- berkühm führt ferner an, dass er in dieser Rhachis körnige, fettartige Sub- stanz, wie sie nach Meissner in der von Strongylus armatus sieh findet, nicht habe entdecken können. Allein auch die Bier enthalten hier, wie der Verfasser an einer andern Stelle angiebt,, nicht Dotterkörnchen,, son- dern nur eine eiweissartige, durchsichtige Substanz. Ganz dasselbe ist nach Claparede') bei Cueullanus elegans der Fall. Da die Rhachis immer ganz dieselbe Substanz ist wie die Umhüllungsmäasse der Keimbläschen d. h. der Dotter, so stehen auch diese letzten Angaben mit den unsrigen im: besten Einklange. Auffallend ist es, dass nach Lieberkühn die Bier des von ihm beobachteten Nematoden schon im Ovarium von einer deut- lichen Haut umgeben sind, aus der man den Nucleus und die eiweissartige Mass@ herausdrücken kann. Ich habe nach dem Vorausgeschickten die allergrösste Wahrscheinlichkeit für mich, wenn ich behaupte, dass hier eine Verwechselung der Eier des Dotterstocks mit denjenigen des Ovidukts statfgefunden hat; gewiss wird sich bei wiederholter sorgfältiger Untersu- chung die Abwesenheit der Dotterbaut an den Dotterstocks-Eiern ergeben. Wenn wir auf Meissner’s Mikropyle noch zu sprechen kommen, deren Existenz alles bisher Vorgebrachte uns schon unmöglich erscheinen lässt, so geschieht esnur, um zu zeigen, dass sie, selbst wenn wir die Entwicke- lung der Eier nicht vorher verfolgt hätten, sich nicht halten liesse. Nach Meissner’s Ansicht von der Ei-Entwickelung ist es nämlich gar nicht an- ders möglich, als dass die Eier durch Gewalt von der Keimzelle getrennt werden. Meissner selbst giebt auch wiederholentlich dies deutlich zu ver- stehen und lässt jene Gewalt vom Spbinkter, der den Dotterstock vom Ovidukt scheidet, ausgeübt werden. Allein ich habe mit sehr geringen Ausnahmen die Eier immer schon in grösserer Entfernung?) vom Spbinkter völlig isolirt gefunden. Der Vermuthung, dass hierbei die gewaltsame Präparation im Spiele gewesen ist, widerspricht die Gestalt, welche ich an den isolirten Eiern wahrnahm. Ihre Spitze war nicht unregelmässig der zackig, sondern schon mehr abgerundet, und zwar zeigte diese ge- undete Spitze zuerst bei manchen Eiern der Asc. mystax noch ein klei- es, feines Anhängsel (Fig. 4 A. B.), ein Stückchen der körnigen Sub- tanz, welche früher das Ende des Stiels der Eier gebildet hatte; an den llerletzten Eiern des Dotterstockes fehlte stets auch dieses Anhängsel, die pitze war ganz abgerundet und ebenso scharf begrenzt wie der übrige mfang (fig. 4 C.). Schliesslich will ich noch darauf aufmerksam machen, 4) 8.8.0.8. 414. 2) Die Entfernung betrug sogar ein Mal bei einer Asc. mystax 1'% Zoll, ein anderes Mal bei einer Asc. ınarginala 2"), Zoll. 378 dass Meissner,’ während er bei Mermis albicans!) ganz ausführlich die wei- teren Veränderungen angiebt, welche mit den ihrer Tochterzellen, der Eier, beraubten Keimzellen im Eiweissschlauch vor sich gehen, bei der Ascaris mystax der Keimzellen mit keinem Worte ehr gedenkt; der Schluss liegt nahe, dass er sie bei letzterer nicht gefunden hat, wie es denn auch nach der wahren Entwicklungsweise derEier nicht anders sein konnte. Eben sind kleine Anhängsel, die manchmal an der Spitze der Eier der Ase. mystax sich finden, erwähnt worden; vielleicht sind sie auch von Meissner beobachtet worden und der Grund für seine Annahme einer Mikropyle gewesen. Bei dieser Gelegenheit muss ich noch über eine an- dere Art von Anhängseln sprechen. Die Eier der Asc. megalocephala, welche anfangs, so lange sie noch klein sind, rings im Kreise um die Rha- chis gerade so angeordnet sind wie die Eier der Asc. mystax, haben spä- ter, grösser geworden, nicht mehr sämmtlich neben einander Platz und theilen sich deshalb in zwei Lagen, von denen die eine nahe dem UVen- trum, die andere an der Peripherie der Röhre sich befindet. Diese Lage- rung bedingt auch die verschiedenen Formen der Eier: die centralen sind kurz und gedrungen, eckig oder mehr rund, die anderen erscheinen durch ihren sehr lang ausgezogenen glatten, schmalen Stiel bei kurzeın, rundem Körper gleichsam kormetenartig geschwänzt. Es zeigen nun die jüngeren wie die älteren Eier der Asc. megalocephala an ihrem periphe- rischen Theile einen kurzen, schmalen, von der körnigen Masse gebildeten Anhang (fig. 7 A. B.); die Identität der Substanz dieses Anhangs mit der Umbüllungsmasse der Keimbläschen erhellt schon daraus, dass auch im Anhang die eigenthümlich gestalteten Dotterkörnchen dieser Ascaris sich finden. Durch Beobachtung der Eier in ihrer natürlichen Lagerung erfah- ren wir, dass diese letzten Anhänge dazu dienen, die peripherischen Theile je zweier neben einander gelagerter Eier zu verbinden. Bei der Ase. marginata habe ich ebenfalls derartige Anhänge heobachtet, doch lange nicht so regelmässig wie bei der Asc. megalocephata. 2. Entwicklung der Samenkörperchen. Die Lehre von der Befruchtung der Eier der Asc. mystax durch die Samenkörperchen, wie sie Nelson und Meissner aufgestellt hatten, war durch die mit alles macht vertheidigte Behauptung Bischoff’s, die vermeint- }ichen reifen Samenkörperchen seien nichts Anderes als Epitelialgebilde des Ovidukts, in ihren Grundfesten erschüttert worden. Bischoff konnte nur widerlegt werden, wenn es gelang, die Identität der in den untersten Partieen des männlichen und des weiblichen Geschlechtsapparats sicht- 4) Beiträge zur Anatomie u. Physiologie von Mermis albicans. Diese Zeitschr. Bd.V, S. 269, 379 baren Körperchen nachzuweisen und die unmittelbare Abstamniung der reifen Samenkörperchen von den im Hoden des Männchen vorkommenden Gebilden zu erhärten. Die Erörterungen von Nelson und Meissner hatten hierfür offenbar nicht genügt, da Bischo/f bei seiner Behauptung bebarren konnte, Der leizte Forscher in diesem Gebiete, Olaparede, glauht in einer Beziehung weiter gelangt zu sein, als die früheren Beobachter, indem er die Entwicklung der Samenkörperchen im Männchen weiter verfolgt ha- ben will als jene. Allerdings hat Claparede etwas Neues beobachtet, allein wir werden sehen, dass hier eine Täuschung in der Deutung obwaltet, dass seine vermeintliche Fortentwicklung der Samenkörperchen nur der Schluss eines den [rüheren Autoren bereits bekannten Theilungsprozesses ist. Auch in anderer Beziehung ist seine Beschreibung keineswegs geeig- net, die Sache zur Entscheidung zu bringen ; er giebt selbst Differenzen zwischen den letzten Entwicklungsstufen im Männchen und den Körper- chen im Weibchen an, Differenzen, welche ihm unwesentlich erschienen sind, welche ich'’aber, wenn ich mich auf einen ganz unparteiischen Standpunkt Bischo/f und seinen Gegnern gegenüber stelle, als sehr we- sentlich, vielleicht sogar noch bedeutender, als sie nach den früheren Beobachtern vorlagen, bezeichnen muss. Dem Ziele am nächsten ist mei- ner Änsicht nach Thompson gekommen, nur ist zu bedauern, dass seine Mittheilung gerade in den schwierigsten Punkten so kurz gehalten ist. Die Ausbildung der aus dem gegen Ende des Hodens stattfindenden Theilungs- prozesse hervorgegangenen Tochterzellen zu den halbkugelförmigen Ge- bilden, welche Thompson im Männchen und Weibchen gefunden hat, ist nicht verfolgt, — eine Lücke, über deren Misslichkeit kein Zweifel sein kann, wenn man einen späteren Beobachter, Olaparede, dem doch die Thompson’sche Mittheilung vorlag, die Sache wiederum verwirren und eine nahezu neue Bildungsweise der Samenkörperchen aufstellen sieht. So viel üher die erste Aufgabe, welche die Gegner Bischoff’s zu lösen hatten. Wir sehen, die Lösung ist von allen Beobachtern versucht wor- den und Thompson nahezu gelungen. Schlimmer steht es mit der zweiten Aufgabe. Es verstand sich von selbst, dass Bischo/f, wenn er die einen Gebilde als Samenkörperchen in Abrede stellte, nach den wahren Samen- körperchen suchen musste, und wirklich hat Bischoff zweierlei Gebilde als solche bezeichnet, welche möglicher Weise die Samenkörperchen wä- ren. Die einen fand er konstant, die anderen nur selten gerade an den Orten der Geschlechtsröhren, wo man die reifen Samenkörperchen zu fin- den wohl erwarten konnte. Die Gegner Bischoff’s hätten nun auch den negativen Beweis führen sollen, sie hätten zeigen müssen, dass diese Ge- bilde eine bestimmte und ganz andere Bedeutung haben, dass sie somit unmöglich die Samenkörperchen sein können. Dies ist aber bisher kei- nem gelungen, einige übergehen sogar diesen Punkt ganz stillschweigend. Bei der Entwicklung der Samenkörperchen,, auf die wir jetzt ein- gehen wollen, fassen wir nur Asc. mystax, Asc. marginata und Asc. me- 380 galocephala ins Auge. Wenn es uns gelingen wird, die beiden uns vor- liegenden Aufgaben genügend zu lösen, indem wir einerseits die Lücken in der Erörterung Thompson’s ausfüllen und seine Angaben noch besser stützen, andererseits die Bedeutung der vermuthlichen Samenkörperchen Bischoff's enträthseln, so haben wir dies zum Theil dem Glücke zu ver- danken, das unter den zahlreichen Askariden , welche wir untersuchten, uns auch solche zuführte, die für einzelne Untersuchungen allein den Er- folg siebern konnten. 0 Das erste Stück des Hodens unterscheidet sich weder in Struktur noch Inhalt vom Eierkeimstock. Auch finden im zweiten Stück des Ho- ‚dens, dessen Membran die körnigen Längsfasern auflegen, die nämlichen Haupt-Vorgänge statt, wie in dem ihm gleichwertbigen Dotterstock : Auf- treten von Körnchen in der gallertartigen Bindemasse und Isolirung der letzteren um die einzelnen gekernten Zellen herum. Die Isolation geht aber nicht so einfach vor sich, wie man es nach Bischoff’s Beschreibung °) erwarten könnte, der durch die Bindemasse die Keimzellen vollkommen von einander abgeschieden werden lässt, »zu kugelförmigen, wenn auch etwas polygonal gegen einander gedrängten Massen, die also nicht durch eine Rhachis oder etwas dergleichen zusammenhaften.« Wir finden. die neu entstandenen Körperchen schon bei Thompson?) als oval mit leicht zugespitzten Enden, bei Claparede®) als birnförmig mit nach der Achse des Hodens gerichteter Spitze beschrieben. »Die Spitzen, fährt Claparede fort, kleben mehr weniger an einander, ohne dass eine eigentliche Rha- chis dadurch entsteht. « Wir müssen bei der Isolation etwas länger verweilen. Sie erfolgt im Hoden ebenso wie im Dotterstocke. Doch haben wir einen wichtigen Un- terschied zwischen dem Hoden und dem Eierstocke anzumerken : während nämlich in letzterem die Weite der Röhre einerseits, die Masse der Binde- substanz und die Grösse der Keimbläschen andererseits immer in demsel- ben Verhältnisse zu einander stehen, d. bh. während im Eierstocke gleich- mässig mit der Erweiterung der Röhre die Bindesubstanz und die Keim- bläschen an Ausdehnung zunehmen, somit die Zahl der auf dem Quer- schnitte der Röhre befindlichen Keimbläschen oder Eier (so lange diese nicht isolirt sind), immer dieselbe bleibt, hält das Wachsthum der Binde- substanz und der gekernten Zellen im Hoden mit der Erweiterung der Röhre nieht gleichen Schritt, so dass, je weiter hinunter wir im Hoden gehen, die Zahl der auf dem jedesmaligen Querschnitte desselben befind- lichen Zellen desto grösser ist. Hiermit hängt es zusammen, dass wir im Eierstock nur eine Rhachis, im Hoden mehrere Rhachiden antreflen. Ist es durch Zerreissen der Hodenröhre nicht lange nach dem Auftreten 4) Diese Zeitschr. Bd. VI. S. 395. 2) 8.0.0.8. 428. 8) a.a. 0.8.1448. 381 der körnig-faserigen Struktur in derselben gelungen, den Inhalt unversehrt herauszubringen, und zieht man ihn dann mit Nadeln der Quere nach aus einander, so scheidet sich die Masse in mehrere Stränge, deren jeder sich mit dem Blüthenstande einer Graminee vergleichen lässt (fig. 8). Es sitzen nämlich an jedem Strange die durch die Isolation entstandenen ovalen körnigen Körperchen rings um ein gemeinschaftliches, längslaufendes Gen- trum so geschaart, dass dachziegelföürmig immer das eine mit seiner obe- ren, am Ende gerundeten Hälfte die untere Hälfte des zunächst vorher- gehenden bedeckt. Weiteren Aufschluss verschafft man sich, wenn man einen einzelnen Strang der Länge nach zerrt und auf‘verschiedene Weise präparirt. Das untere Ende jedes Körperchens spitzt sich allmählich zu, schliesst jedoch am Ende, wenn man das Körperchen von seiner Verbin- dung trennt, noch ziemlich schroff ab. Mit diesem unteren Ende sind die Körperchen an eine zarte, längslaufende Rhachis befestigt, welche aus der nämliehen Substanz besteht wie die Umhüllung der gekernten Zellen. Die Rhachis ist so fein, dass es selten gelingt, selbst auf eine kürzere Strecke nur sie zu präpariren (fig. 9 und 24). Je weiter wir den Hoden hinunter gehen, desto feiner werden die Stiele der Körperchen ; auch die Rhachiden werden feiner, verschwinden endlich, und die einzelnen Körperchen stehen nur noch durch zarte, unregelmässige, körnige Fäden unter einander in Verbindung (fig. 25). Zuletzt verschwinden auch diese Fäden, und die körnigen Körperchen sind vollkommen frei (fig. 10). Die Stelle in der Geschlechtsröhre, wo die Isolation vollendet ist, lässt sich nicht genau ein für alle Male bestimmen. Bei der Asc. mystax und der Asc. marginata werden die Körperchen gewöhnlich zwischen der Mitte und dem Ende des zweiten Drittheils der zweiten dem Dotterstocke vergleichbaren Portion des Hodens frei (fig. 40), öfters aber hingen sie noch kurz vor dem Ende desHodens zusammen oder zeigten wenigstens noch Spuren ihres früheren Zusammenhangs. Bei der Asc. megalocephala hingegen sah ich ganz regel- mässig die Körperehen im Endstücke des Hodens noch unter einander ver- bunden, ja sogar zwischen den hier in der Vermehrung begriffenen Kör- perchen finden sich noch die erwähnten körnigen Fäden, wie sie die fig. 25 zeigt. Es ergiebt sich hieraus von selbst, dass der ganze Vorgang der Isolation sich leichter und genauer bei der Asc. megalocephala beobach- ten lässt als bei den beiden anderen Askariden, um so mehr als bei erste- rer noch die bedeutendere Länge des Hodens hinzukommt, so dass man die einzelnen Stadien in grösserer Zahl und auf grössere Strecken vor- findet. Eine Eigenthümlichkeit, die uns bei der Asc. megaloeephaln aufstösst, verdient noch Beachtung. Ich habe öfters bei ihr körnige Körperchen ge- -funden, welche an dem einen Pole den lang ausgezogenen, an die Rhachis befestigten Stiel zeigten, deren zweiter Pol aber nicht, wie sonst, frei war, sondern, sich allmählich verdünnend, zu einem feinen Faden wurde, wel- cher das Körperchen mit dem oberen Pole eines neben ihm liegenden / \ 382 verband. Wir haben hierin genau das Analogon zu den oben beschriebenen peripherischen Anhängseln der Eier desselben Thieres. Es kommt aber beim Männchen noch hinzu, dass manchmal der obere allmählich sich ver- feinernde Pol des körnigen Körperchens wiederum zum Stiele eines ande- ren, dem ersten aufsitzenden Körperchens wird. Das Vorhandensein,die- ser Bildungen lässt sich aus der Art und Weise, wie die körnigen Kör- ‚perchen entstehen, sehr wohl erklären, eine Regelmässigkeit im Auftreten derselben aber habe ich bisher nicht herausfinden können. Dieangeführten Beobachtungen sind besonders deshalb von Interesse, weilsieim Verein mit anderen, sogleich zu beschreibenden Verhältnissen über die Entstehung solcher Gruppen von körnigen Körperchen, wie sie die fig. 25 zeigt, uns Aufschluss geben. Ueber die im Verlaufe der Isolation zur Erscheinung kommenden Rha- chiden glaube ich nach der ausführlichen Erörterung bei den Eiern hier kein Wort weiter verlieren zu dürfen. Dagegen habe ich noch eine An- gabe zu machen über das Verhältniss der auf einem und demselben Quer- schnitte des Hodens befindlichen Rhachiden zu einander, wovon bisher noch nicht die Rede war. Genauere Untersuchungen über diesen Punkt haben sich überhaupt nur bei der Asc. megalocephala aus den oben be- reits angeführten Gründen anstellen lassen. Die verschiedenen Rhachiden schienen mir öfters selbst wieder an bestimmten Punkten sich zu vereini- gen. In diesen Fällen glaubte ich auch wahrzunehmen, dass jede Rhachis einen bestimmten, im Verhältniss zur Länge des Hodens nur sehr kurzen Verlauf hatte, dass von ihrem Ende aus aber wieder zwei neue Rhachiden abgingen. Wie sich diese Verhältnisse im Ganzen mir darstellten, wird am Besten auf die Weise klar werden, dass ich eine der zuerst im Hoden sichtbaren Rhachiden dem Stamme, die von ihrabgehenden Rhachiden den Aesten u. s. f., endlich die körnigen Körperchen den Blättern eines Bau- mes vergleiche. Nur müssen wir hierbei bemerken, dass die Zahl der Rhachiden überhaupt sich nicht bedeutend vermehrt, weil sie meist wie- der zusammenlaufen und je zwei wiederum in einen Strang sich ver- einigen, Indessen muss ich gestehen, diese zuletzt besprochenen Verhält- nisse nicht haben sicher stellen zu können, da es mir nicht gelang, sie bei der Asc. mystax und der Asc. marginata wiederzufinden, noch auch über- haupt sie jedes Mal bei der Asc. megalocephala zu beobachten. Die erste Veränderung, welche mit den körnigen Körperchen vor sich geht, wenn sie nicht weit vor dem Ende des Hodens bei der Asc. mystax und der Asc. margivata völlig, bei der Asc. megalocephala bis auf die körnigen Verbindungsfäden isolirt sind, besteht in der strahligen Anord- nung der Körnchen (fig. 11). Meissner‘) hat das Verdienst, auf diesen Vorgang und den Theilungsprozess, den er gleichsam einleitet, zuerst auf- merksam gemacht zu haben. Die Körperchen, wie wir sie jetzt vor uns 1) a a. 0. S. 209. 383 haben, bestehen aus: 1) der durch die beschriebene Isolation der Binde- masse zum Kern gewordenen ursprünglichen Zelle, 2) der den Kern um- hüllenden körnigen Masse, endlich 3) der die körnige Masse eng um- schliessenden Zellmembran. Eine wesentliche Differenz zwischen mir und meinen Vorgängern, deren ganze Bedeutung erst aus ihren Konsequenzen erhellen kann, be- steht darin, dass diese den Kern der körnigen Körperchen im unteren Theile des Hodens verschwinden d. h. untergehen lassen, während ich behaupten muss, dass der Kerh persistirt und nur zeitweilig durch die Körnchenmasse verdeckt wird. Die Frage lässt sich hier noch nicht er- sehöpfend behandeln, weil die Kenntniss der weiteren Entwicklung der Samenkörperchen dazu unumgänglich nothwendig ist. Einzelne Beweise für die Richtigkeit meiner Behauptung könnte ich allerdings schon jetzt beibringen, allein es erscheint mir bei der Wichtigkeit der Frage angemes- sener, diese noch aufzusparen, bis wir später den streitigen Punkt im Zusammenhange werden erörtern können. Ich kann es jedoch, bevor wir weiter gehen, nicht unterlassen, darauf aufmerksam zu machen, dass nach unserer eben ausgesprochenen Ansicht die Auffassung Meissner’s, der von jetzt an die körnige Masse als Kern betrachtet, den Thatsachen nicht angemessen und ungegründet ist; wir werden unter »Kern« in Zukunft immer das noch fortexistirende centrale Kern-Bläschen der Körperchen verstehen. Die Streitfrage, wann die Membran gebildet ist, kehrt ebenso, wie wir sie bei den Eiern angetroffen haben, auch bei den körnigen Körper- chen im Hoden wieder. An eine Widerlegung der Ansicht Meissner’s') von der Präformirung vollkommener Zellen, die später zu den körnigen Körperchen selbst werden, brauchen wir erst nicht zu gehen ; es lassen sich hier dieselben Beobachtungen wider sie geltend machen, wie bei den Eiern. Wir können uns hier jedoch nicht auf die Seite Bischo/]’s schlagen, der das Vorhandensein einer Membran selbst an den gegen Ende des Ho- dens sich zur Theilung anschiekenden Körperchen noch läugnet, ?) sondern müssen mit Thompson®) diesen Körperchen eine Membran zusprechen. Presst man die Körperchen, deren Körnchen sich bereits strahlig angeord- net haben, so platzen sie an einer Stelle, durch den Riss dringt die kör- nige Masse heraus, und es bleibt die Membran gefaltet zurück. Nier dürfte in den allermeisten Fällen auch Denjenigen genügt sein, welche unter »Membran« eine leicht abstreifbare dünne Haut verstanden wissen wol- len. Anders aber bei den körnigen Körperchen auf früheren Entwick- lJungsstufen, die nach Thompson auch ganz bestimmt eine Membran besitzen sollen. Presst man nämlich die eben isolirten Körperchen der Asc. mystax, so platzen sie zwar auch nur an einer Stelle, allein nur wenig Körnchen- 4) a.a.0.S. 208. 2) 3.8.0.5. 397. 3) a.8.0.5. 428. 38% masse dringt durch den Riss heraus, und erst allmählich löst sieb Körn- chen auf Körnchen von der Innenseite der geplatzten Wandung des Kör- perchens los; durch Verschieben des Deckgläschens kann man das Frei- werden der Körnchen unterstützen, bis schliesslich ein homogenes, mem- branartiges Gebilde mit wenigen innen ihm ansitzenden Körnchen zurück- bleibt. Hier könnte man nicht von einer eigentlichen Membran im vorhin aufgeführten Sinne sprechen, wohl aber von schon weit vorgeschritlener Bildung derselben. Halten wir diese Beobachtung mit einer anderen zu- sammen. Behandelt man die körnigen Körperchen kurz vor ihrer völligen Isolation mit Essigsäure, so tritt der Kontour des Körperchens an dem ge- rundeten Theile seines Umfangs ganz scharf und dunkel hervor, bricht aber nahe dem Stiele des Körperchens oder an diesem selbst hart ab, und die Kontouren des Stiels und des körnigen Verbindungsfadens dder der vielleicht noch vorhandenen Rhachis bleiben ganz matt. Aus den beiden letzten Beobachtungen geht hervor, dass die Membran der körnigen Kör- perchen, ebenso wie die Doiterbaut.der Eier, durch Verdichtung der Aussen- schicht der Bindemasse der Körnchen entsteht, und zwar zeigen sich die ersten Spuren dieser Verdichtung schon an den noch nicht ganz isolirtem Körperchen. Es dürfte nicht Recht sein, wollten wir eine bestimmte Stelle des Hodens als diejenige bezeichnen, an welcher die Membran der Kör- perchen immer bereits vollkommen ausgebildet ist. Es kommen hier Schwankungen vor, besonders bei der Asc. megalocephala, von der wir schon wissen, dass der Zusammenhang der Körperchen bei ihr sich lange erhält; man kann das eine Mal schon früb, das andere Mal erst etwas spä- ter von einer vollkommen ausgebildeten Membran sprechen.- Uebrigens ist die in Rede stehende Frage hier von viel untergeordneterer Bedeutung "als bei den Eiern, so dass wir uns nieht länger bei ihr aufzuhalten brau- chen. Die sich gegen Ende des Hodens vermehrenden Körperchen be- sitzen ganz bestimmt eine Membran, und dies, glaube ich, ist durch das Angelührte genügend bewiesen. Mit der "strabligen Anordnung der Körnchen um den hellen Kern be- ginnt der bereits mehrfach erwähnte Theilungsprozess der körnigen Zel- len. Wir unterscheiden zwei Stadien desselben: das erste umfasst die Bildung der Tochterkugeln und ist seit Meissner allgemein beobachtet wor- den; im zweiten werden die Tochterkugeln frei. Dieser letzte Vorgang, der in ähnlichen Fällen so einfach erscheint und schnell vorüber ist, ist bei unseren Askariden sehr komplieirt und nimmt eine längere Zeit in Anspruch. Merkwürdiger Weise ist dies zweite, höchst interessante Sta- dium bisher ganz übersehen worden. In Betreff‘ der Bildung der Tochterkugeln kann ich mich kurz (acc da das. schliessliche Resultat im Wesentlichen schon von Bischoff und Thompson richtig angegeben worden ist. Der helle, centrale Kern der strah- ligen Zelle verschwindet, und zwei neue helle Stellen treten mehr peri- pberisch auf, deren jede wiederum das Centrum einer strahligen Anord- 385 ung der Körnchen wird (fig. 12 A). Gleichzeitig bemerkt man im mittle- en Theile der Zelle, wo die beiden strahligen Anordnungen zusammen- tossen, eine seichte Einschnürung,, welche die beidem Hälften der Zelle, ie in der Mitte nur durch einen helleren Zwischenraum geschieden sind, chärfer markirt. Indessen ist die ganze Zelle gewachsen, und es wieder- olt sich jetzt an jeder ihrer Hälften derselbe Vorgang , den wir zuerst an er ganzen Zelle beobachteten. Auch wird noch eine zweite seichte Ein- chnürung des Randes der Mutterzelle sichtbar, die genau senkrecht auf er ersten steht (fig. 12-B). Die Mutterzellen-Membran nimmt man meist Is einen feinen Kontour wahr, der sich über die Einschnürungen gerade inwegzieht. So enthältalso jede Mutterzelle jetzt vier Tochterkörperchen, eren Trennung aber vorerst nur durch die vier Einschnürungen, welche uf dem Durchschnitte der Zelle sichtbar sind} ausgesprochen ist, indem ie im übrigen Umfange noch eng an einander liegen und nur durch hel- ere Zwischenräume auch bier ihre Trennung angedeutet wird. — Manch- al eilt, wie Bischo/f richtig bemerkt hat, die eine Hälfte des Körperchens er anderen in der Fortsetzung der Theilung voraus, so dass aus der Mut- rzelle nur drei Tochterkörperchen hervorgegangen zu sein scheinen (ig. 12 C).. Allein dass eben nicht alle drei Theile der Zelle auf gleicher tufe stehen, ergiebt sich unzweifelhaft daraus, dass der eine Theil ohn- elfähr dieselbe Grösse hat wie die beiden anderen zusammen. Ueberdies rifft man schliesslich nur Zellen mit vier Tochterkugeln in der Geschlechts- öbre an. Nach Meissner‘) findet hier die Zellen-Vermehrung auf eine andere, anz eigenthümliche Weise Statt. Es ist nicht nöthig, dass wir seine ein- elnen Angaben beleuchten, was zu viel Zeit erfordern würde, wenn es ns nur gelingt, sein Resultat als ein gänzlich irriges zu erweisen. Durch die einmalige Zerklüftung der ursprünglichen Kernmasse (d. h. unserer »körnigen Masse«) will Meissner beliebig viele (2—8) Tochterkerne (d. h. unsere »Tochterkörperchen«) haben] entstehen sehen; indem die Kerne dann je einen Theil der Membran der Mutterzelle ausstülpen und abschnü- ren, gehen nach ihm aus einer Mutterzelle beliebig viele Tochterzel- len hervor. Dieser Ansicht Meissner's haben Bischoff und Thompson nur ein negatives Resultat entgegenstellen können, die Behauptung nämlich, dergleichen eben nie gesehen zu haben; wir werden Meissner sicherer bekämpfen können, indem die Erscheinungen des zweiten Stadiums des Theilungsprozesses, zu dem wir jetzt übergehen, uns die Mittel bieten werden, die Unrichtigkeit seiner Ansicht unmittelbar zu beweisen. In jeder Mutierzelle waren vier Tochterkugeln entstanden: diese haf- ten noch fest an einander, doch waren am Rande Einschnürungen , in rem übrigen Umfange hellere Zwischenräume zwischen ihnen sichibar; umschloss sie noch die Mutterzellen-Membran (fig. 12 B). Diese ist von 1) a. 8.0. $. 209. 10 386 nun an nicht mehr vorhanden; indem die Einschnürungen immer weiter gegen das Centrum vordringen, zerfällt die Mutterzelle bald’ in die vier Tochterkugeln, doch werden diese nicht sogleich frei. Obwohl die zum Präparate zugesetzte Flüssigkeit jetzt, wie es scheint, vollkommen die Zwischenräume zwischen den einzelnen Körperchen erfüllt, gelingt es selbst dadurch, dass man Strömungen im Präparate erregt, nicht, die Kugeln von einander zu trennen. Wir werden hierdurch darauf aufmerk- sam, dass irgend ein Zusammenhang doch wohl noch existiren muss, ohne dass wir uns schon jetzt sicheren Aufschluss über ihn verschaflen könn- ten. Weiter finden wir ganz regelmässige Häuflein von je vier Tochter- kugeln, deren jede an der gegen die Mitte des Häufleins gerichteten Stelle ihrer Peripherie einen kleinen hellen, fast weissen Punkt zeigt (fig. 13). Bei wieder anderen solchen Häuflein findet man die helle Stelle der ein- zelnen Tochterkugeln grösser und grösser geworden, und endlich sind die vier Tochterkugeln in ihrem ganzen Umfange getrennt und stehen weit von einander ab, allein die grossen hellen, nach dem Centrum des gan- zen Häufleins gerichteten Anhängsel der Tochterkugeln hängen in einem Punkte unter einander zusammen (fig. 14 A). Neben diesen ganz regel- mässig aus vier Tochterkugeln bestehenden Häuflein bemerkt man aber auch solche, von denen ein körniges Körperchen ohne sein helles Anhäng- sel losgetrennt ist (fig. 14B.C). Hier können wir uns über letzteres schon genauer unterrichten: an Gestalt gleicht das Anhängsel einem an der Ba- sis ausgehöhlten Kegel; seine gegen das Centrum des ganzen Häufleins sehende Konvexität ist spilz ausgezogen und hängt durch diese Spitze mit den drei anderen Anhängseln des Häufleins zusammen, in seine Konkavi- tät nimmt es die Konvexität des körnigen Körperchens, dem es angehört, auf. Man erhält ferner Ansichten von zwei Tochterkugeln, oft sogar auch einer einzigen, die ihre eigenen hellen Anhängsel noch besitzen, mit denen die Anhängsel der bereits losgerissenen resp. zwei oder drei körnigen Körperchen noch verbunden sind (fig. 14 E); wiederum aber auch solche, wo bald eine bald zwei Kugeln mit ihren Anhängseln vom ganzen Häuflein losgerissen und im letzteren Falle durch diese noch im Zusammenhang sind (fig. 14 D. F). Dass das Losreissen der Tochterkugeln von ihren Anhängseln nicht ewwa Kunstprodukt ist, geht genügend daraus hervor, dass man weiter herunter im Vas deferens sämmtliche körnige Kugeln ohne ihre Anhängsel und wiederum diese allein antrifft. Die letzteren kommen hier gewöhnlich einzeln vor, manchmal nur noch zu vieren in ihrer ur- sprünglichen Lagerung zusammen, sehr selten hingegen zu zweien oder dreien vereinigt (fig. 15). Die Tochterkugeln, deren Beschaffenheit man schon deutlich erken- nen kann, wenn sie noch zu vieren in den Häuflein zusammenliegen, zei- gen ebenso wie ihre Mutterzellen die strahlige Anordnung der Körnchen um das hellere Centrum, den Kern, und einen scharfen Kontour an ihrer Peripherie. An den eben völlig frei gewordenen Körperchen besitzt der 387 ontour der Stelle, welche früher in die Konkavität des Anhängsels auf- nommen war, dieselbe Schärfe wie der des übrigen Umfangs. Auch itt in dem helleren Centrum deutlich ein dunkles Körnchen hervor, das ernkörperchen (fig. 17). Alle die oben beschriebenen verschiedenen Bildungen findet man ge- öhnlich nicht genau hinter einander in der Geschlechtsröbre, sondern eben und unter einander; es ist deshalb eine genaue Durchmusterung es Präparates nothwendig, um die Debergänge der einen Bildung in die dere aufzufinden. Es kommt hinzu, dass bei der Asc. mystax die in ede stehende Entwicklung auf eine ganz kurze Strecke des letzten Stücks es Hodens zusammengedrängt ist. Die Strecke ist schon etwas grösser ei der Asc. marginata, beträgt aber weit über einen Zoll bei der Asc. egalocephala. Hieraus ist leicht ersichtlich, dass man bei der letzten scaris den Vorgang mit geringerer Mühe in allen seinen Einzelheiten ver- Igen kann als bei den beiden erstgenannten ; für die ersten Beobachtun- n ist jedenfalls die Asc. megalocephala zu empfehlen. Es ist kaum aublich, dass Meissner, der doch auch die Asc. megalocephala unter- chte, Nichts von allem zuletzt Beschriebenen aufgefunden bat. Bei der sc. myslax, muss ich noch erwähnen, findet man meist einzelne Kugeln it ihrem ihnen noch anhaftenden Anhängsel; doch gelingt es, wenn man ur mehrere Thiereund sehr vorsichtig untersucht, alle oben angegebenen ormen zu beobachten. Die über den Vorgang beigegebenen Zeichnungen nd treu nach Präparaten ausgeführt und dürften klarer, als es vielleicht einer Beschreibung gelungen ist, die Erscheinungen vor Augen führen. Wir fanden oben, dass nie mehr als vier Körperchen auf die beschrie- iene Weise zusammenhängen, dass aber auch in den Fällen, wo eins oder ehrere bereits fehlen, aus den hellen Anhängseln oder aus der Lagerung r übrig gebliebenen Körperchen erschlossen werden kann, dass in dem versehrten Kugel-Häuflein immer vier Körperchen vereinigt waren. Es idersprechen diese Beobachtungen sämmtlich der Behauptung Meissner’s, ass aus einer Mutterzelle beliebig viele (2—8) Tochterzellen her- orgehen können. Gleichzeitig widerlegen sie die Beschreibung, welche feissner von der Bildung der Tochterzellen und ihrem Freiwerden gege- en hat; Meissner hat die Art und Weise, wie in Wahrheit die Tochter- ilen frei werden, ganz übersehen. Wir sehen uns jetzt zu einer kleinen Abschweifung, wie sie wenig- ns vorerst erscheinen könnte, von dem bisber von uns eingehaltenen ntwicklungsgange genöthigt. Wie wiruns erinnern, waren Bischo/f schon i seinen ersten Beobachtungen!) »runde, scharf kontourirte, gelblich ssehende, homogene Körperchen, « welche konstant im Vas deferens und der Samenblase vorkamen, aufgefallen. Da er ihnen ganz ähnliche auch der Vagina des Weibchens sah, so war er geneigt, sie für die wahren 4) Widerlegung etc, 5. 25. 29. Zeitschr. 1, wissensch. Zoologie. IX. Bd. 25 388 Samenkörperchen anzusehen, die aus den körnigen Körperchen- durch Verdichtung derselben zu einer homogenen Masse entstehen sollten. Ihm entgegen behauptete Meissner '), jene Körperchen wären bereits entwickelte, im Männchen verbliebene und dort in Fett verwandelte Samenkörperchen. Diese Ansicht mochte Bischoff in seiner späteren Abhandlung?) nicht adop- tiren; er hatte indessen beobachtet, dass die Körperchen von da an im Hoden auftreten, wo sich der Theilungsprozess in den Mutterkugeln ent- wickelt, und meinte daher, sie könnten vielleicht aus diesem hervorgehen, analog den sogenannten Richtungsbläschen bei der Dottertheilung. Er liess indessen auch eine zweile Möglichkeit offen, dass die Körperchen nämlich eine zweite Art von Samenkörperchen wären. In denselben Körperchen vermuthete Thomson*) nicht weiter zu Samenkörperchen sich umwan- delnde Kerne von Samenzellen zu finden. Endlich muss ich noch erwäb- nen, dass ich guten Grund habe (s. u.), die Kerne, welche Nelson*) aus den körnigen Körperchen am Ende des Hodens herausgedrückt haben will, mit den in Rede stehenden Körperchen zu identifieiren. Wie wir sehen, sind die Körperchen von allen Beobachtern wahrgenommen worden, aber keiner ist der Ansicht des anderen. Wenn esuns im Folgenden gelingen wird, die wahre Bedeutung dieser Körperchen aufzudecken, so wird es haupt- sächlich deshalb von Interesse sein, weil hiermit gleichzeitig die Stütze zweier wichtiger Behauptungen von Meissner und Bischo/f fallen muss. Wenn das Anbängsel der Tochterkugeln eben frei geworden ist, er- scheint es ziemlich blass. Liegt es auf der Seite und zwar so, dass die Ansatzstelle der Tochterkugel halb nach oben gerichtet ist, so erkennt man leicht, dass es, wie bereits erwähnt, die Form eines an der Basis ausge- höhlten Kegels hat; es folgt diese Gestalt schon aus der bedeutenden Kon- kavität, die zur Aufnahme der Konvexität der Tochterkugel nothwendig ist, und der etwas ausgezogenen Spitze, die zu seiner Anheftung an’ die anderen Auhängsel des Kugel-Häufleins dient (fig. 15 A). Diese Verbält- nisse der Anhängsel ändern sich jedoch bald, je weiter sie mit dem übri- gen, Inhalte der Geschlechtsröhre nach der Mündung dieser hin vorrücken. Sie werden nämlich allmählig immer mehr gerundet, brechen stärker das Licht und nehmen überbaupt ein ganz fettartiges Aussehen an; es finden sich alle Uebergangsstufen, bis sie schliesslich unregelmässig runde, ziem- lich platte, starkbrechende Körperchen vorstellen (fig. 16 A). In diesem Zustande erst sind sie von den früheren Beobachtern aufgefunden worden. Ihre Kontouren sind nicht so scharf, wie Bischoff meint; auch besitzen sie keinen Kern, denn die kleine dunkle Stelle, die manchmal gerade in ihrer Mitte sichtbar ist, dürfte wohl als das Ueberbleibsel ibrer früheren Vertie- fung oder Spitze zu deuten sein. Von Aether werden die Körperchen jetzt 4).a. a. 0.S. 228. 2) Diese Zeitschr. Bd. VI. S. 400. 3) a.a. 0.5. 432. 4) a.a. 0. S. 566. 389 ngegriffen; die Schwierigkeit der Untersuchung verhinderte aber, die rage, ob sie sich in Aether lösen, mit Sicherheit zu entscheiden. Alles was ir hier über die Anhängsel erfahren haben, deutet darauf hin, dass sie, achdem sie won den 'körnigen Kugeln abgestossen worden sind, einer üekbildung (vielleicht einer Fettmetamorphose) unterworfen werden, da ie ferner unnütz sind. Jch hätte nur noch anzuführen, dass manchmal ie vier Anhängsel eines Kugel-Häufleins, wenn die körnigen Kugeln sich hne sie losgetrennt und sie im Zusammenhange zurückgelassen haben, ei ihrer regressiven Metamorphose in ein grosses Körperchen gleichsam usammenschmelzen, in welchem man meist noch vier dunkle Flecken Is Andeutung seiner Zusammensetzung erkennt (fig. 16 B. C). Derartige rosse Körperchen, glaube ich, hat Nelson für die herausgedrungenen und edeutend aufgequollenen Kerne der körnigen Körperchen gehalten. Dass Velson in diesen Körperchen, wie ebenfalls in den nicht aufgequollenen ernen, d. h. in unseren einzelnen, bereits metamorphosirten Anhäng- eln, ein deutliches Kernkörperchen gezeichnet hat, dürften wir wohl auf echnung seiner vorgefassten Meinung stellen. — Die runden, starkbre- henden Körperchen in den unteren Theilen des männlichen Geschlechts- pparats sind also nicht wahre Samenkörperchen, nicht in Fett metamor- hosirte reife Samenkörperchen, nicht Kerne von Samenzellen, sondern ie regressiv metamorphosirten Anhängsel der Tochterkugeln, deren Funk- ion allein auf den Theilungsprozess sich beschränkt. Mit Absicht sind oben die Beobachtungen über das zweite Stadium es Theilungsprozesses nackt hingestellt worden, um sie von jeder Deu- ung unabhängig sicher zu stellen; ich will jetzt beifügen, wie ich auf rund jener Beobachtungen den Vorgang deute. So lange die Tochter- ugeln nur durch die Einschnürungen am Rande von einander getrennt ind, geht die sie umschliessende Mutterzellen-Membran noch über die insehnürungen hinweg. Wenn die Trennung der Tochterkugeln weiter orschreitet, stülpt sie sich von allen Seiten in die Zwischenräume zwischen e zwei Tochterkugeln ein; jede Einstülpung besteht natürlich aus einer oppelten Lage der Membran. Die vier Einstülpungen verwachsen später m Gentrum, wie es auch gar nicht anders möglich ist, in einem Punkte, nd so erhält jede Tochterkugel ihre besondere Membran. Die anfänglich urch die Aneinanderlagerung abgeplatteten, später vollkommen kugeligen ochterzellen sind also im grössten Theile ihres Umfangs ganz von einan- er getrennt und hängen nur in der Mitte des Kugel-Häufleins in einem unkte zusanımen. Jetzt schwitzt jede Tochterzelle an dem Punkte, durch welchen sie mit den anderen verbunden ist, eine zähe, gallertartige Masse us, die sich an der Aussenseite ihrer Zellenmenibran und zwar als ein eller, weisser Punkt zunächst zeigt. Die von den vier Tochterzellen leichzeitig ausgeschwitzten gallertigen Massen vertreten jetzt die Stelle er Zellmembranen, so dass, wenn diese, eine jede mit ihrem körnigen örperchen sich zurückziehend, sich von ihrer Verbindung trennen, die 25” 390 Verbindung der Tochterzellen doch durch die verklebten zühen Exsudate unterhalten wird. Durch fortgesetzte Ausschwitzung lagern sich neue Ver- diekungsschichten ab, die weisse Stelle wird immer grösser, bis sie end- lich die vollkommen ausgebildete Form des an seiner Basis ausgehöhlten” Kegels erlangt hat, indem sie in ihre Konkavität die Tochterzelle aufnimmt, durch ihre Spitze mit den Exsudaten der drei anderen Tochterzellen zu- sammenhaftet. Auf die mannigfachste Weise') trennen sich sodann die vier Tochterzellen theils mit ihrer ausgeschwitzten Masse, dem Anhängsel, theils ohne sie von einander, und es werfen auch die einzelnen freien Tochterzellen, welche ihr Anhängsel mit sich genommen hatten, bald die- ses ab. Die Anhängsel, welche ihre Funktion jetzt erfüllt haben, erleiden sodann, wie wir bereits wissen, eine regressive Metamorphose; die Toch- terzellen hingegen entwickeln sich weiter und bilden das reife Samenkör- perchen in sich aus. So viel mir bekannt, ist ein derartiges zweites Stadium eines Thei- lungsprozesses bisher noch nicht beschrieben. Doch scheint es nicht bei der ‚Entwicklung der Samenkörperchen der Nematoden?) allein sich zu finden. Körnige Körperchen mit hellen Anhängseln hat schon Henle®) »in dem sogenannten Nebenhoden « von Sanguisuga office. bemerkt und in sei- ner Figur 4 a (Taf. XIV) abgebildet, ja er hat sogar schon das Abfallen der Anhängsel beobachtet. »Die Körperchen«, sagt Henle, »sind oval, platt, weisslich und schienen eine körnige, unebene Oberfläche zu haben. Nur an dem einen Ende erscheint ein kleiner, mehr oder weniger vorsprin- gender, oft kugelig gestalteter Theil der Oberfläche glatt und durchsichtig. Diesen Theil sah ich zuweilen bei Behandlung mit Wasser sich ablösen. An den meisten bemerkte ich auf der Mitte der breiten Fläche einen klei- nen runden Fleck, der wie eine Oeflnung aussah und auch blieb, wenn die Körperchen unter dem Pressorium gedrückt wurden.« Die von Henle hier beschriebenen Körperchen entsprechen vollkommen den Tochterkugeln unserer Nematoden, wenn sie eben, eine jede mit ihrem hellen Anhängsel (Henle’s »glattem, durchsichtigem Theile der Oberfläche«), sich von dem Kugel-Häuflein losgelöst haben und in Folge ihrer früheren Aneinander- lagerung noch etwas abgeplattet sind. Der centrale runde Fleck Henle’s ist, wie vornehmlich sicher aus der Abbildung hervorgeht, nichts Anderes als das im Kern gelegene Kernkörperchen. In den frei gewordenen Tochterzellen, die wir von jetzt an mit Meiss- 4) Es ist schon früher gelegentlich erwähnt worden, dass man bei der Asc. mystax die Tochterzellen in grösster Zahl einzeln im Zusammenhange noch mit ihrem Auhängsel findet; ich wäre deshalb geneigt, diese Art der Trennung der Toch- terzellen für die gewöhnliche anzusehen, wenn nicht bei der Asc. nrgelähenkeil mehrere Arten der Trennung sich gleich häufig vertreten fänden, In neuester Zeit habe ich den Theilungsprozess genau so, wie oben beschrieben bei derAsc. osculata Rud. (ex intest. Phocae cristatae) — an Spirilısexomplarggig — wiedergefunden. 3) Ueber die Galtung Branchiobdella ete. — Müller's Archiv 4835. S. 582. 3. Ä = 3 4 391 er als »Entwicklungszellen der Samenkörperchen « bezeichnen wollen, fig. 17) verschwindet bald die strahlige Anordnung der Körnchen; nadel- örmige Körnchen sind nicht mehr in ihnen sichtbar, sondern nur grössere nd kleinere runde, in deren Anordnung eine Regelmässigkeit sich nicht ehr erkennen lässt (fig. 18). Die Entwicklungszellen auf dieser oder der orbergehenden Bildungsstufe sind die letzte Entwicklungsstufe der Sa- enkörperchen, welche Nelson, Meissner und Bischoff im Männchen ange- roffen haben. ') Thomson hat, wie ich wenigstens aus seinen hier nicht ehr scharfen Angaben herauslesen zu können glaube, noch andere halb- ugelige Bildungen im Männchen beobachtet und sich hierdurch von der dentität der Körperchen im Männchen und im Weibchen überzeugen kön- en. Die Beobachtung Thomson’s kann ich, wie sich aus dem Weiteren rgeben wird, für richtig erklären; allein Thomson hat keine Beobach- ungen darüber, wie diese halbkugelförmigen Gebilde aus den zuletzt von os behandelten Entwicklungszellen hervorgehen. Es ist dies gerade,. vie ich schon einmal erwähnen musste, eine sehr missliche Lücke, durch ‚elehe es unmöglich wird, die unmittelbare Abstammung der Samenkör- erchen von den Gebilden im Hoden des Männchen zu beweisen. Es ist wunderbar, dass meine Vorgänger unter den zahlreichen Aska- iden, welche sie untersuchten, immer nur solche Männchen vor sich hat- n, bei denen die letzten Partieen der Gesehlechtsorgane entweder gänz- ich oder wenigstens fast ganz leer waren. Allerdings ist es unmöglich, n solchen Thieren die Entwicklung der Samenkörperchen Schritt für chritt ohne jede Lücke zu verfolgen. Ich muss gestehen, glücklicher als eine Vorgänger gewesen zu sein; ich habe im Verhältniss zu der grossen ahl von Askariden, welche ich untersuchte, in nur wenigen die zuletzt eschriebenen Zellen als die letzte Entwicklungsstufe der Samenkörper- hen im Männchen und, was hiermit im Zusammenhange steht, Vas .de- erens und Samenblase leer angetroffen. In den meisten Fällen war das as deferens gänzlich, die Samenblase ebenfalls ganz oder wenigstens so alb und halb von Inhalt erfüllt ; die Entwicklung der Samenkörperchen war ier immer viel weiter vorgerückt. Ich bin dadurch in den Stand gesetzt orden, über die Bildung der Samenkörperchen in den Entwicklungszel- n mir die grösste Klarheit zu verschaffen.?) Bevor ich jedoch hierauf ein- ehe, kann ich es nicht unterlassen, folgenden Punkt noch zu beleuchten. 4) Von den Abweichungen, die sich zwischen unserer Auffassung dieser Zellen und denjenigen der genannten Beobachter ergeben, ist nur eine einzige noch zu er- örtern, die Ansicht Meissner's von dem Verhalten der Zellmembran ; es soll dies weiter unten an geeigneter Stelle geschehen. 2) Verhällnissmässig viel weniger häufig als bei der Asc, mystax fand ich bei der Asc. megalocephala und der Asc. marginala die unteren Partieen des männlichen Geschlechtsapparats gefüllt; doch haben diese Beobachtungen, da ich vorher be- reits die Bildung der Samenkörperchen bei der Asc. mystax verfolgt halle, voll- kommen ausgereicht, um die völlige Gleichheit in der Entwicklungsweise der Samenkörperchen der drei Thiere konstatiren zu können. 32 Rs Claparede'‘) will die Entwicklung der Samenkörperchen in der Sa- nientasche weiter haben verfolgen können und zwar, ich lege darauf Ge- wicht, bei der Ascaris suilla. »Nachdem die hellen Kugeln mit Körnchen- haufen sich durch Theilung vermehrt haben, gelangen sie in die Samen- blasen u =>\. Von irgend einen Punkte des Körnchenhaufens erhebt sich ein kleiner gewölbter Vorsprung, der allmählig zu einem fingerförmig gestalteten Körper heranwächst ...... Sehr bald löst sich die Kugel auf, so dass der Körnchenhaufen mit dem darauf sitzenden fingerförmigen Kör- per frei wird .... Endlich findet man lose fingerförmige Körperchen, welche den Körnchenhaufen nicht mehr anhaften. Es haben dieselben die grösste Aehnlichkeit mit den fingerhutförmigen Körperchen, die in den weiblichen Genitalien gefunden werden. Nur sind sie etwas länger..... Gesetzt ein kleiner Theil des fingerförmigen Körpers nehme eine flockige Beschaffenheit an, so wird es nicht mehr möglich sein, denselben von einen fingerhutförmigen Körperchen zu unterscheiden.« Durch diese Be- schreibung Claparede's, die ich geglaubt babe hier anführen zu müssen, ist ein neuer, gewichtiger Irrthum in die Entwicklung der Geschlechts- produkte der Nematoden eingeführt worden. Ich freue mich ungemein, durch meine gleichzeitigen Beobachtungen schon diesen Irrthum sogleich aufdecken zu können. Es wird nämlich dem Leser bereits klar sein, dass Claparede gar nicht die Entwicklung der Samenkörperchen, sondern die Entwicklung der bei der Theilung der körnigen Kugeln auftretenden An- hängsel und das Zerfallen der Tochterkugeln-Häuflein beschreibt; seine fingerförmigen Körper sind nichts Anderes als die auch ihrer Bedeutung nach uns schon bekannten Anhängsel. Ich hatte vorhin hervorgehoben, dass Claparöde jene Entwicklung der Samenkörperchen bei der Asc. suilla beobachtet haben will, weilich glaube, aus allen Angaben Claparede’s über Asc. suilla eninehmen zu können, dass zwischen ihr und der Asc. mega- locephala in der» Entwicklung der Geschlechtsprodukte durchaus kein Unterschied existirt. Von der letzteren ist aber schon oben erwähnt wor- den, dass sie am geeignetsten zur Beobachtung des zweiten Stadiums des Theilungsprozesses ist, weil die auf dieser Stufe stehenden Bildungen ge- rade bei ihr auf einer so langen Strecke der Geschlechtsröhre sich finden, dass es fast unmöglich ist, sie zu übersehen. So hat denn auch Claparede diese Bildungen gesehen, allein, vielleicht durch zu geringe Sorgfalt bei der Beobachtung, vielleicht auch durch eine vorgelasste Meinung, weder ihren Zusammenhang erkannt noch ibre Bedeutung enträthselt. Und doch führt er selbst eine Beobachtung an, die ihn hätte aufmerksam machen müssen. Er hat nämlich nicht selten Körnchenhaufen gefunden, die zwei bis vier fingerförmige Körper trugen; möglicher Weise, meint er, kämen solche Gruppen dadurch zu Stande, dass mehrere Körnchenhaufen an ein- ander kleben und gleichsam verschmelzen, doch hat er nie bemerken kön- 4) a.a. 0.8. 115. 6. | i 393 nen, dass die mehrere fingerförmige Körperchen tragenden Körnchenhau- fen grösser gewesen seien als diejenigen, die mit einem einzigen versehen waren. — Es ist nicht nöthig, dass wir länger hierbei verweilen. Nur wollen wir noch bemerken, wie einfach nach Claparede die Bildung der reifen Samenkörperchen vor sich geht. Aller dieser vielen Formen, deret- wegen Bischoff einerseits, Nelson, Meissner und Thomson andererseits so eifrig gestritten haben, ob sie als regressive oder progressive Metamorphose der Samenkörperchen anzusehen sind, geschieht bei Claparöde keine Er- wähnung. Und doch ist es ganz unmöglich, -auch nur ein befruchtetes Weibchen zu untersuchen, ohne diese Forinen sehr zahlreich neben den meist sogar weniger häufigen fingerhutförmigen Körperchen zu finden. Ola- parede nimmt an, dass ein Theil seines fingerförmigen Körpers (unseres Anhängsels) flockig wird, und das reife fingerhutförmige Samenkörper- chen ist entstanden. Ob aber das Flockigwerden überhaupt stattfindet und wie es vor sich geht, darüber hat Claparede keine Beobachtungen, und so hat er, vorausgesetzt selbst, dass seine Ansicht nicht ganz irrig wäre, eine, wie mir scheint, noch grössere Lücke gelassen , als diejenige war, welche er auszufüllen vorhatte. Wir gehen jetzt daran, die Fortbildung der Entwicklungszellen, so weit sie im Männchen vor sich geht, zu verfolgen. Ich muss noch einmal wiederholen, dass die Formen, welche wir jetzt beschreiben werden, nie in Thieren angetroffen werden, deren Vas deferens und Samenblase leer sind. Es ist aber nach meinen Erfahrungen nur nöthig, eine grössere An- zubl von Askariden zu untersuchen, um unter ihnen ganz gewiss einige zu finden, bei denen die unteren Partieen des Geschlechtsschlauchs von Inhalt erfüllt sind. Die Entwicklungszellen der Samenkörperchen, wie wir sie oben ver- lassen haben, bestanden aus einem Kerne, der sicb äusserlich nur durch das hellere Centrum der Körperchen zu erkennen giebt, mit einem dun- kelen runden Kernkörperchen,, aus einer zähen,, unregelmässig körnigen, den Kern einschliessenden Masse, endlich aus einer die letztere wiederum eng umgebenden Zellmembran (fig. 18). Sie sind vollkommen rund und finden sich gewöhnlich sehr zahlreich im ersten Drittheile des Vas defe- rens. Die zähe körnige Masse, die bisher eine breite Schicht um den Kern gebildet hat, wird allmählich immer schmaler, das helle Centrum, der Kern, nimmt mehr und mehr an Grösse zu (fig. 19), bis endlich nur noch eine feine Schicht von Körnchen zwischen dem Kern und der Zellmem- bran übrig geblieben ist. Jetzt geht mit dem Kerne, der bisher ein mit Nlüssigem Inhalte prall erfülltes Bläschen war, eine bedeutende Verände- rung vor sich: er verdichtet sich und zwar zur Form einer hohlen Halb- kugel, wobei sein Lichtbrechungsvermögen sehr zunimmt. Gleichzeitig ist auch die letzte schmale Schicht von Körnchen zwischen dem Kerne und der Zellmembran verschwunden ; wir finden hingegen nun die Höh- lung des Kerns mit feinkörniger Masse, unter welcher das Kernkörperchen 39% scharf hervortritt, erfüllt, ausserdem aber noch eine Reihe ganz regel- mässig im Kreise neben einander gelagerler grösserer Körnchen, welche gerade dem freien Rande des Kerns aufliegen. Es versteht sich von selbst, dass durch die letzteren Körnchen bei der einen Lage der Zelle, wie sie in fig. 20 A gezeichnet ist, die Erkenntniss des Kerns sehr erschwert wird; doch bemerkt man bei genauem Zusehen am innern Rande des Körnehen-Kranzes den scharfen Kontour eines mit dem äusseren Umfange der Zelle konzentrischen Kreises, und der Streifen zwischen den beiden konzentrischen Kreisen fällt durch seine starke Lichtbrechung dem schwä- cher brechenden mittleren Theile der Zelle gegenüber auf. Ueber diese Verhältnisse erlangen wir mehr Klarheit bei der Seitenansicht der Zelle (ig. 20 B). Hier erscheint das Körperchen auf dem Durchschnitte nicht mehr, wie auf den früheren Entwicklungsstufen, als vollkommener Kreis, sondern halbkreisförmig. Am ganzen gekrümmten Rande des Körper- chens ist jetzt der starkbrechende Streifen frei sichtbar, kurz vor dem geraden Rande des Körperchens bricht er hart ab, und zwischen ihm und dem geraden Rande erscheinen die Körnchen, die wir bei der vorigen Ansicht den Kranz bilden sahen; von der Lagerung der Körnchen im Kreise kann man sich auch hier durch Veränderung des Fokus überzeu- gen. Der gerade Rand des Körperchens zeigt einen einfachen Kontour. Dieser rührt von der Zellmembran her, die nur am geraden Rande, wo der starkbrechende Kern nicht vorhanden ist, zur Ansicht kommt, wäh- rend sie im übrigen Umfange des Körperchens dem Kern so eng anliegt, dass ihr Kontour mit dem äusseren Kontour des Kerns zusammenfällt. Die nächste Veränderung, welche mit diesen halbkugeligen Zellen vor sich geht, besteht darin, dass der Kranz der grösseren Körnchen verschwindet (fig. 21 A. B). Jetzt liegen die beschriebenen Verhältnisse des Kerns, der Zellmembran und des körnigen Inhalts des Kerns klar zu Tage, und man kann durch die Beobachtung dieser Zellen über die etwa noch dunkeln Punkte in der Beschaffenheit der vorhergehenden Bildungsstufe sich Licht verschaffen. Die Entwicklungszelle der Samenkörperchen besteht also jetzt aus einem soliden, starkbrechenden Kern von der Form einer hohlen Halbkugel oder einer englischen Mütze mit einem Kernkörperchen, das unter einer feinkörnigen, flockigen Masse in der Höhlung des Kernes liegt, und einer durch den Kern in Spannung versetzten, daher nur an seinem offenen Ende zur Ansicht kommenden Zellmembran. ‘ Die halbkugeligen Körperchen finden sich zahlreich in der Samen- ‚ blase geschlechtsreifer Männchen, die sich nicht kurz zuvor begattet haben, und sind hier auch von Thomson beobachtet worden. Sie kommen aber ausserdem auch sehr zahlreich im Uterus und in der Vagina der begatte- ten Weibchen vor. Da man nun überdies noch die vorhergehenden Ent- wieklungsstufen der Samenkörperchen im Weibchen meist antrifft'), so R 4) Die viel früheren körnigen Bildungen, die eben frei gewordenen Tochterzellen, Y 395 muss, wenn wir später schen werden, dass aus den halbkugeligen Zellen die von Nelson und Meissner als reife Samenkörperchen beschriebenen Ge- bilde hervorgehen, jeder Zweifel daran aufhören, dass diese Gebilde wirklich von den im Hoden des Männchen sichtbaren Körperchen ab- stammen. — Ich kann es hier nicht unterlassen, vor der Anwendung der von Nelson angegebenen Methode, die Geschlechtstheile herauszuschaflen, in dem Falle zu warnen, wenn man die letzten Entwicklungsstufen der Samenkörperchen im Männchen beobachten will. Es wird auf diese Weise gewöhnlich ein grosser Theil des Inhalts der Samenblase entleert, und man gelangt bei der späteren Untersuchung zu keinem genügenden Resul- tate. Man thut deshalb gut daran, am frischen Thiere durch Präparation mit Nadeln die Samenblase freizulegen und diese vorsichtig dann zu öff- nen, oder auf einem kleinen Raume das Schwanzende des Thieres allein auszupressen und dann den herausgedrängten Inhalt zu untersuchen; man kann hier, vorausgesetzt eben, dass die letzten Partieen des Ge- schleebtsapparats nicht leer sind, sicher sein, die beschriebenen Formen aufzufinden. Es dürfte hier noch folgende Bemerkung über die bisher ganz ver- nachlässigte Struktur der Samenblase am Orte sein. Die Innenseite der homogenen, die Wandung der Samenblase bildenden Membran ist mit waulstigen, in das Lumen der Röhre hineinragenden Zellen besetzt, welche einen dunkelkörnigen Inhalt mit deutlichem Kern und einem oder ge- wöhnlich mehreren Kernkörperchen besitzen. Diese Struktur der Samen- blase findet sich ausser bei Asc. mystax, Asc. marginata und Asc. mega- locephala noch bei Asc. acuminata und Strongylus aurieularis; bei den beiden letzten Thieren sind sie schon von Reichert‘) aufgefunden, wenn- gleich ihrer Bedeutung nach nicht sicher erkannt worden. ‚Wahrschein- lich secerniren diese Zellen eine homogene Flüssigkeit, die, wenn sie auch für die Befruchtung selbst von keiner Bedeutung ist, doch die Hinüber- schaffung der morphologischen Samengebilde in das Weibehen jedenfalls erleichtern wird. Das durch unsere Beobachtung sehr wahrscheinlich ge- machte Vorhandensein einer Samenflüssigkeit bei den Nematoden lässt den Samen. dieser Würmer dem Samen der anderen Tbiere analog er- scheinen. Wir verlassen jetzt das Männchen, um nur noch einmal bei einer Beobachtung auf dasselbe zurückzukommen. Es ist längst bekannt, dass die Samenkörperchen der Nematoden erst im Weibchen ihre volle Reife erlangen. Die Veränderungen, welche die Entwicklungszellen der Samen- körperchen im Weibchen noch erleiden, bis das reife Samenkörperchen aus ihnen hervorgeht, sind schon von Nelson und Meissner ausführlich welche Nelson und Meissner immer im Weibchen angetroffen haben wollen, sind mir nur höchst selten dort begegnet. 1) 8.8.0.8. 95. 6. — Taf, VI fig. de. — 396 beschrieben worden. Auch von Thomson sind Angaben hierüber vorhan- den, und ihnen kann ich am ehesten beipflichten. Ich halte es für zweck- mässig, auf die Fragen, welche hierbei ihre Erledigung verlangen, erst dann einzugehen, wenn ich die endliche Entwicklung der Samenkörper- chen, wie sie sich mir dargeboten hat, durchgeführt habe, um so mehr als dies Letztere mit wenigen Worten wird geschehen können. Die Veränderungen der Entwicklungszellen in der Vagina und im Uterus betreffen ausschliesslich den Kern. Er giebt oft bei seinem allmäh- lichen Wachsen die Halbkugelform,, welche er ursprünglich besitzt, auf und nimmt verschiedene Gestalten an. Die Zellmembran passt sich, so lange es geht, der Form des Kerns an, doch muss dieser, wenn er sehr wächst und die Zellmembran nicht mehr seiner Form angemessen aus- dehinen kann, seine gestreckte Lage aufgeben und sich krümmen. Die Krümmung desKerns ist gewöhnlich so bedeutend, dass sein offenes Ende an sein geschlossenes stösst. Hierdurch wird in den meisten Fällen, wie sich von selbst versteht, die Erkenntniss der wahren Form des Kerns er- schwert, wo nicht unmöglich gemacht, und man kann erst aus dem fol- genden, sogleich zu beschreibenden Stadium schliessen, welche verschie- denen Formen der Kern auf dieser Stadium besass (fig. 22). Wir sind jetzt zur letzten Veränderung der Entwicklungszelle ge- langt, die in dem Zugrundegehen der Zellmembran, wahrscheinlich durch Platzen derselben, besteht. Der Kern wird hierdurch frei, streckt sich, wenn er vorher gekrümmt war, und stellt das reife Samenkörperchen vor. Die reifen Samenkörperchen (fig. 23), die also eine Zellmembran nicht mehr besitzen, findet man in der Regel sehr zahlreich im Ovidukt des geschwängerten Weibchens und zwar von der verschiedensten Ge- stalt, von der Halbkugel- bis zur Probirgläschen-Form.') Sie brechen stark dasLicht und zeigen doppelte Kontouren ; ihre Höblung ist von einer feinkörnigen Substanz erlüllt, die auch ein Häuflein, eine konvexeKuppe, am offenen Ende des Körperchens ‚bildet; in der Kuppe markirt sich scharf ein grösseres dunkeles Körnchen, das Kernkörperchen. Die Beobachter, welche in den eben beschriebenen Gebilden die rei- fen Samenkörperchen erkannt haben, stimmen bis auf Meissner hinsichts ihrer Beschaffenheit in ihren Ansichten überein. Meissner”) hingegen lässt die geplatzte Zellmembran nach Art einer Mütze über dem glocken- 4) Die feineren Form-Unterschiede der Samenkörperchen unserer drei Askariden sind schon von Meissner (a. a. 0.) angemerkt worden. — Eine Bemerkung scheint aber noch zu verdienen, da es nach manchen Angaben der früheren Autoren anders erscheinen könnte, dass, wenngleich die Körperchen von Hand- schuhfinger- oder Probirgläschen-Form unbedingt die am weitesten ausgebilde- ten Samenkörperchen sind, doch die von ihrer Zellmembran befreiten halbkuge- ligen Gebilde und die Debergangsstufen bis zu der ersterwähnten Form alsreife Samenkörperchen sämmtlich gleich werthig anzusehen sind. 9) 8.2.0.5. 215. zz 397 förmigen geschlossenen Theile des Samenkörperchens sitzen bleiben und nur den dickeren und flockigen Theil des letzteren frei zu Tage treten. Der Irrthum Meissner’s erhellt gerade aus den Abbildungen schon, die er seiner Beschreibung beigefügt hat, aus seinen Figuren 2e. f u. 6. Der äussere schwache Kontour, den wir in diesen Figuren den inneren stär- keren Kontour umgeben sehen, ist nach ihm der Ausdruck der verblei- benden Zellmembran, der innere starke Kontour soll den Kern der frühe- ren Zelle bezeichnen. Allein Meissner giebt selbst zu, dass der Kern der Entwicklungszellen doppelte Kontouren besitzt, ja er hat sogar in einigen Zellen seiner fig. 2 den Kern mit doppelten Kontouren gezeichnet; wie sollte es nun kommen, dass in den reifen Samenkörperchen nach dem Platzen der Zellmembran der Kern nur einen einfachen Kontour zeigte! Uebrigens lehrt schon die allererste und einfachste Betrachtung der noch von der Zellmembran umschlossenen Kerne und der reifen Samenkörper- chen, dass diese mit jenen ganz identisch sind und dass eben bei den letzteren keine Spur von der Zellmembran mehr vorhanden ist. Die An- nahme liegt nahe, dass Meissner das Verbleiben der Zellmembran zu Gunsten seiner Ansicht‘) vom Anhaften der Samenkörperchen an die Mikropyle der Eier behauptet hat. Wir hatten oben kurz nach dem Beginne unserer Beschreibung der Samenkörperchen-Entwicklung eine Frage oflen gelassen. Meissner , Bi- schoff und Claparöde lassen den von der körnigen Masse umbüllten hläs- chenartigen Kern im Hoden noch vor dem gegen Ende desselben stattfin- denden Theilungsprozesse verschwinden, untergehen ; ich habe behaup- tet, dass das Kern-Bläschen persistirt. Die Frage konnte vorhin unwe- sentlich erscheinen, sie hat aber jetzt grosse Bedeutung erlangt, wo wir aus dem bläschenartigen Kerne unmittelbar das reife Samenkörperchen haben hervorgehen sehen. Wir müssen zur Erörterung der Frage auf sehr frühe Entwicklungsstufen zurückgehen. — Die ursprünglichen ge- kernten Zellen werden, nachdem sie sich im Anfange des Hodens ver- mehrt haben, im zweiten Stücke desselben von der körnigen Bindemasse umhüllt und so zu den Kernen der neu entstehenden körnigen Körperchen. So lange die Körnchenzahl in der Bindemasse noch nicht sehr gross ist, erkennt man den Kontour des Kerns deutlich durch dieselbe hindurch ; ist die Masse aber dunkler geworden, so zeigt im unversehrten Zustande der Körperchen nur noch ihr helleres Centrum das Vorhandensein des Kerns an. Ein solches helles Centrum besitzen nun die ohngefähr in der Mitte der zweiten Partie des Hodens befindlichen Körperchen in der Re- gel, und bei ihnen ist der Kern auch allgemein anerkannt worden. Später wird aber das helle Centrum undeutlich, und jetzt soll nach den genann- ten Beobachtern der Kern zu Grunde gegangen sein. Allerdings muss ich zugestehen, dass manchmal, nicht iinmer, auf einer kurzen Strecke des 4) a.a.0. 8. 224, 7. i 398 Hodens bis zu den zur Theilung sich.anschickenden Körperchen im un- versehrten Zustande der Kern sich gar nicht kundgiebt (fig. 10. B). Allein ich glaube, dass man keineswegs berechtigt ist, hieraus allein, wie es geschehen ist, auf seinen Untergang zu schliessen. Gar nicht selten habe ich bei der Asc. mystax theils unter Anwendung von Druck, theils selbst ohne diesen das helle Centrum bis zu den strahligen Körperchen verfol- gen können (fig. 10 A). Dies gelingt unter Anwendung von Druck sogar stets bei der Asc. marginata und der Ase. megalocephala, bei welchen die körnige Umbüllungsmasse gegenüber der eigenthümlichen Blässe dersel- ben bei der Asc. mystax ganz dunkel erscheint. In den Zellen, deren Körnchen sich strahlig angeordnet haben (fig. A1) geben die Beobachter sämmtlich ein helles Centrum zu. Nichts ist natürlicher, als dass man dieses helle Centrum wiederum als den Ausdruck des Vorhandenseins des Kerns ansieht. Doch Meissner sagt geradezu,') ein Kern liege nicht in diesem Gentrum, ohne für seine Behauptung Gründe anzuführen. Was bedeutet nun nach Meissner das helle Centrum? Er selbst giebt es zwar nicht an, doch können wir nicht irren , da seine Ansicht nur eine Mög- lichkeit zulässt: das helle Centrum sei nämlich solid und werde von der körnigen Masse gebildet, deren Körnchen aber hier mehr zerstreut und in geringerer Zahl als an der Peripherie sich befänden. Hätte Meissner nur einmal die Erscheinungen beobachtet, welche sich beim Pressen dieser Zellen darbieten, er wäre gewiss anderen Sinnes geworden. Bei schwa- chem Drucke wird das helle Centrum noch deutlicher als zuvor als run- der Fleck erkennbar; bei starkem Drucke platzt das Körperchen an einer Stelle, man sieht, dass es im Innern hohl ist und dass nur eine etwas dickere Schicht von Körnchen an der Peripberie des Körperchens gelegen ist (s. auch o. S. 383 f.). Das hatten wir natürlich nicht erwarten dürfen, dass es uns gelingen würde, den Kern herauszudrücken, da dieser, ein mit Flüssigkeit prall erfülltes Bläschen, durch den Druck gewiss eher platzt, als in der zähen Körnchenmasse ein Riss entsteht. Doch wird man mir zugeben, dass der Hoblraum, der uns im Centrum des gepressten Körperchens aufstösst, für die Anwesenheit eines bläschenartigen Kerns im unversehrten Körperchen deutlich genug spricht. Ueberdies gelingt es oft durch Behandlung der frischen Körperchen mit Essigsäure den Kon- tour des Kerns sichtbar zu machen. In den zunächst folgenden Entwick- lungsstufen ist das helle Centrum überall sichtbar, also kein Grund vor- handen, die Fortexistenz des Kerns zu läugnen. Hier verdient aber noch Folgendes Beachtung. In den sich vermehrenden strahligen Zellen gegen Ende des Hodens haben wir der Theilung der Körnchenmasse immer erst eine Vermehrung des hellen Centrum vorhergeben sehen. Entspricht diese Beobachtung mehr unserer Ansicht von der Bedeutung des hellen (en- trum oder derjenigen Meissner’s? Die Antwort kann wohl nicht zweifel- 1) a.2.0.$. 209. ENRENED ORR 399 \ haft sein. Ich für meine Person wenigstens muss gestehen, nach Meiss- ner’s Ansicht mir keinen rechten Begriff von dem Vorgange machen zu können: wohl aber ist es sehr natürlich und den an vielen anderen Orten beobachteten Vermehrungsweisen der Zellen entsprechend, wenn hier der Theilung.des Zelleninhalts eine Theilung des Kerns vorhergeht (oder, wie es vielleicht richtiger gesagt wäre, die erstere Theilung durch die letztere hervorgerufen wird). Ich erinnere bier an die Beobachtungen Reichert's (a. a. ©.) bei Stron- gylus auricularis und Ascaris acuminata. Diese Thiere sind auch von uns hinsichts ihrer Samenkörperchen-Entwicklung untersucht worden, sollen jedoch heute aus anderen Gründen (s. u.) nicht besprochen werden. Nur will ich bemerken, dass die Entwicklung der Samenkörperchen dieser Thiere im Wesentlichen mit derjenigen unserer grössten Nematoden voll- kommen übereinstimmt. ABeichert, der zuerst bei ihnen den Theilungs- prozess der körnigen Zellen am Ende des Hodens beobachtet hat, lässt den ursprünglichen Kern noch in den zur Theilung sich anschickenden Kör- perchen vorhanden sein und giebt an, dass er in dem hellen Centrum der Tochterzellen wiederum ein rundes, vollkommen durchsichtiges Körper- chen von dem mikroskopischen Ansehen und Beschaffenheit der Kerne der Furchungskugeln mit Sicherheit aufgefunden hat. Ich kann Reichert bei- stimmen und glaube überhaupt auch noch die Ascaris acuminata und den Strongylus auricularis denjenigen empfehlen zu müssen, die sich etwa bei unseren grösseren Askariden von der Persistenz des Kerns nicht sollten überzeugen können. Es gelingt also, den bläschenartigen Kern bei unseren Askariden bis zu den Zellen zu verfolgen, in welchen zwischen ihm und der Zellinem- bran nur noch eine dünne Schicht von Körnchen sich befindet. Dieser Entwicklungsstufe zunächst folgen Zellen, die einen soliden Kern von der Gestalt einer hohlen Halbkugel und Körnchen im Innern und auf dem freien Rande desselben zeigen. Dass dieser solide Kern nichts Anderes ist als der veränderte bläschenartige Kern, daran dürfte, glaube ich, nach dem Vorausgeschickten wohl Niemand mehr zweifeln, um so mehr als uns eine Verdichtung des bläschenartigen Kerns auch bei der Entwick- lung der Samenkörperchen so vieler anderer Thiere aufstösst. Ich bin überzeugt, hätte Meissner so wie wir die halbkugeligen Zellen beobachtet, er wäre gewiss nicht dazu gekommen, den Untergang des ursprünglichen Zellenkerns zu behaupten und die Samenkörperchen mit Ne/son durch Verdichtung eines Theils der körnigen Masse entstehen zu lassen. Auf die von Nelson und Meissner angegebene Bildungsweise der Samenkör- perchen weiter einzugehen, halte ich jetzt für unnöthig. — Mit der hier ausgesprochenen Ansicht vom Kern stimmt, wenn ich nicht irre, Thom- on überein. Wenigstens thut er des Untergangs des bläschenartigen Kerns im Hoden nirgends Erwähnung, vielmehr scheint auch er zu glau- en, wenngleich er dies nicht geradezu ausspricht, dass durch die Ver- 400 dichtung des persistirenden bläschenartigen Kerns das reife Samenkör- perchen entsteht. . Auf dem Gebiete, das wir hier behandeln, haben die sogenannten Sarkode-Erscheinungen eine grosse Rolle gespielt. Ein sorgfältiges Stu- dium dieser Erscheinungen, dass einen grossen Aufwand von Thieren er- forderte und viele Zeit und Mübe in Anspruch nahm, hat mich gelehrt, dass sie ganz gesetzmässig unter denselben Verhältnissen auch vollkom- men gleich auftreten. Bischoff bat, wie sich aus meinen Beobachtungen ergab, das Auftreten der Sarkodeblase in allen Einzelheiten ganz richtig verfolgt. Durch die Sarkode-Erscheinungen lassen sich mehrere wichtige Fragen, vornehmlich die der An- oder Abwesenbeit der Zellmembran zur Entscheidung bringen. Hierfür genügt es aber nicht, die Entstehung der Sarkodeblase verfolgt zu haben (denn diese ist immer eine und dieselbe), sondern die Rückbildung der Blase muss beobachtet werden. Das Letz- tere hat Bischoff verabsäumt und so mehrmals unrichtige Behauptungen aufgestellt. Gellissentlich habe ich es bisher vermieden, die Sarkode- Erscheinungen anzuführen. Bischo/f hat bereits genügend vor den Irrthü- mern gewarnt, die durch sie hervorgerufen werden können, und ich hatte deshalb nicht nöthig, an den einzelnen Stellen unserer Beschreibung darauf aufmerksam zu machen. Andererseits halte ich es für gerathen, wo man irgend andere Stützen für seine Behauptungen beibringen kann, die Sarkode-Erscheinungen aus dem Spiele zu lassen. Bisber ist es uns überall gelungen, Beweise für unsere Ansichten zu finden, ohne die Sar- kode-Erscheinungen in Anspruch zu nehmen. Jetzt sind wir aber zur Besprechung eines Punktes gelangt, wo wir jene Erscheinungen nicht mehr übergehen können. Nelson und Meissner lassen nämlich die Kerne, aus welchen die Samenkörperchen sich hervorbilden, wandständig in grossen, bläschenartigen, runden Zellen liegen, während wir oben ange- geben haben, dass Jie Zeilmembran den Kern eng umgiebt, ja sogar in Spannung durch ihn versetzt ist. Die Ansicht jener Autoren ist durch Nichtbeachtung des Austreibens der Sarkodeblase aus der feinkörnigen Masse des Kerns hervorgerufen. Was Bischoff gegen sie beibringt,') ist durchaus richtig: die Blase silzt immer an dem offenen Ende des Kerns, weil sie aus diesem hervorgetrieben ist; bei vielen Lagen des Körper- chens aber kann es scheinen, als läge der Kern in der grossen Zelle. Es ist unbedingt nothwendig, die Körperehen ganz frisch zu untersuchen, um die Verhältnisse richtig, wie wir sie beschrieben haben, zu erkennen.?] Wie ich hierin ınit Bischoff übereinstimme, so muss ich mich auf das Entschiedenste dagegen aussprechen, dass Bischoff die Körperchen im ı 4) a.a 0.5. 401. f 2) Die Angabe Thomson’s (a. a. 0. S. 430) [der sonst übrigens unserer Ansicht ist], dass das Auftrelen der Sarkodeblase eine Erscheinung sei, die bis zu einem ge- wissen Grade manchmal auch an Samenkörperchen gefunden werde, die mi keine schädlichen Flüssigkeiten in Berührung kamen, kann ich nicht bestätigen 401 Uterus und in der Vagina keine Zellmembran hesitzen lässt. Die Körper- chen aus dem Ovidukt einerseits, die aus dem Uterus und der Vagina andererseits treiben aus dem flockigen Ende auf die nämliche Weise eine Sarkodeblase aus; man beobachte nun bei beiden Arten die Rückbildung der Blase. Das eine Mal — und dies ist bei den Körperchen aus dem Utle- rus und der Vagina der Fall — platzt die Blase plötzlich und verschwin— det dann sogleich, oder sie bildet sich ganz allmäblich zurück. Der Inhalt der Blase wird nämlich immer dunkeler, sein Lichtbrechungsvermögen wird immer schwächer; gleichzeitig nimnıt die Blase an Umfang ab. An- fangs geschieht dies, ohne dass eine Aenderung in dem geraden scharfen Kontour der Blase eintritt, plötzlich aber erscheint diese an einer Stelle wie gebrochen oder gefaltet, bald treten mehrere solche Stellen auf, der Kontour der Blase schrumpft immer mehr ein, und man sieht diese schliesslich zusammengefallen, unregelmässig dem Kern anliegen.') Das andere Mal — bei den Körperchen aus dem Ovidukt — geht die Sarkode- blase auf ganz andere Weise zu Grunde. Auch hier wird der Inhalt der Blase immer dunkeier und nimmt an Lichtbrechungsvermögen ab, allein der Kontour der Blase wird nicht so, wie dort, verändert, sondern ver- liert nur mehr und mehr an Schärfe, wird ganz matt und verschwindet endlich plötzlich, wenn der Inhalt der Blase von der Zusatzflüssigkeit sich nicht mehr unterscheidet; von der früheren Blase ist dann keine Spur mehr aufzufinden. Wir haben so die beiden Hauptverschiedenheiten ken- nen gelernt, welche sich hinsichts der Rückbildung der Sarkodeblase fin- den; aus ihrem Gegensatze geht auf das Sicherste ihre Deutung hervor: die Körperchen aus dem Uterus und der Vagina besitzen eine Zellmem- bran, nicht aber die aus dem Ovidukt. — Bei der Behandlung dieser Frage sind auch die wesentlichsten Momente der Sarkode-Erscheinungen rörtert worden, so dass wir diese nicht noch speziell zu behandeln brau- chen; nach obigem Beispiele wird man auf Grund der Sarkode-Erschei- nungen immer mit Sicherheit entscheiden können, ob ein Körperchen eine Zellmembran besitzt oder nicht. — Das Vorstehende hat gezeigt, dass die von Nelson und Meissner für die Samenkörperchen unserer Nematoden angesehenen Gebilde im Ovi- dukt des Weibchens in der That die reifen Samenkörperchen sind; wir haben die Identität der Entwicklungsstufen derselben in den unteren Partieen der Geschlechtsorgane des Männchens und des Weibchens fest- 4) Da Bischoff einmal (Widerlegung etc. S. 23) das Ansehen einer zusammengefalle- nen Zelle für eine Erscheinung der fortschreitenden Bildung der Sar- kodeblase erklärt, so muss ich es noch hervorheben, dass unsere Erscheinung hier der Rückbildung der Blase angehört und immer erst beobachtet wor- den ist, wenn die Sarkodeblase das Maximum ihrer Ausbildung erreicht halte und dann zusammenschrumpfte. — Das naturgemüsse Platzen der Entwicklungs- zellen, welches Meissner (a. a. O. 8. 245) oft unter dem Mikroskope beobachlet haben will, ist gewiss mit dem hier beschriebenen Platzen der Sarkode-Zellen identisch. 402 gestellt, wir haben die Entwicklung der Geschlechtsprodukte des Männ- chens von den allerersten Gebilden des Hodens Schritt für Schritt bis zu’ den reifen Samenkörperchen verfolgt. Wir haben somit die eine Hauptauf- gabe ‚welche uns für den Fall gestellt war, dass wir uns gegen Bischoff’s Ansicht, die Samenkörperchen Nelson's seien Epitelialgebilde des Ovidukts, aussprechen mussten, bereits gelöst. Die zweite Aufgabe liegt vor uns, die Bedeutung der Gebilde aufzufinden, in welchen Bischo/f die wahren Samenkörperchen vermuthet hat. Es sind dies zunächst die runden, starkbrechenden, homogenen Kör- perchen, welche konstant in dem Vas deferens und der Samenblase des Männchens einerseits, in der Vagina und im Uterus des Weibchens ande- rerseits unter dem übrigen Inhalte dieser Theile zerstreut sichtbar sind. Wir haben uns oben schon längere Zeit mit ihnen beschäftigt und dort auch ihre Entstehung und Bedeutung erkannt, es sind die beim Theilungs- prozess gegen Ende des Hodens entstandenen Anhängsel der Tochterkugeln, die später einer regressiven Metamorphose anheimgefallen sind. Durch die Begattung gelangen sie mit den Entwicklungszellen in das Weibchen. Von der zweiten Art von Körperchen, in welchen Bischo/f die wah- ren Samenkörperchen vielleicht gefunden zu haben glaubte, *) ist bisher noch gar nicht die Rede gewesen, weil sie nicht nur nicht konstant, son- dern sogar sehr selten in den Askariden angetroffen werden.?) Sie be- gegneten mir zuerst in einer Anzahl Askariden,, welche am 4. November 1856 in dem Dünndarm einer älten Katze gefunden waren. Die Tbiere waren bei weitem nicht so lang und sö diek, wie ich sie sonst gesehen hatte; die Weibchen maassen 2/,—2', Zoll, die Männchen durchschnitt lich 4%, Zoll. Als ich zuerst ein Männchen untersuchte, strömten aus der eröffneten Samenblase eine ungeheure Menge kleiner ovaler Körperchen (ig. 27) heraus. Die Körperchen waren nicht gleich gross; ihre Länge‘ schwankte zwischen 0.0059"® und 0.0042"”, ihre Breite zwischen 0.0047” und 0.0024”=. Ihre Kontouren waren sehr scharf und dunkel, sie brachen stark das Licht und liessen in ihrem homogenen Innern hin und wieder nur einen dunkelen Flecken in der Mitte erkennen, den ich aber, da er keine bestimmten Kontouren darbot, nicht als Kern ansprechen mochte. Die von Bischo/f gegebene Beschreibung der ovalen Körperchen, welche er im März 1854 in Askariden gefunden hatte, passte ganz genau auf unsere Körperchen, so dass ich hier auf Bischoff’s Angaben verweisen kann. Nur konnte ich mich zu Bischoff’s Deutung in einem Punkte nicht verstehen: die beiden konzentrischen, verschieden hellen Kreise, welche an den auf einem ihrer Pole stehenden Körperchen (fig. 27 a) sichtbar waren, schienen mir keineswegs der Ausdruck einer napfförmigen Ver- 4) Diese Zeitschr. Bd. VI. S. 408—5. 2) Die folgenden Beobachtungen sind von Herrn Geh. R. Müller der Gesellschaft na- turforschender Freunde in Berlin in der Sitzung vom 47. Novbr. v. J. mitge theilt worden. — Vergl, Vossische Zeitung. 27. Novbr. 1857. 403 iefung an ihren Enden, sondern nur eine durch ihre elliptische Gestalt bedingte Erscheinung zu sein. Auch konnte ich die beiden helleren Kreise n den Enden der Körperchen bei der gewöhnlichen Lage derselben, welche Bischoff wiederum die naplförmigen Vertiefungen andeuten lässt, icht auffinden. Die Behandlung der Körperchen mit Reagentien ergab ieselben Resultate, wie sie schon von Bischoff angemerkt worden waren. Diese ovalen Körperchen fanden sich nun bei allen Männchen (ich atte deren vier) in ungeheurer Menge in der Samenblase und im Vas de- erens; ausser ihnen waren noch Tochterzellen mit strahliger oder unre- elmässiger Lagerung der Körnchen und metamorphosirte Anhängsel, beide ildungen jedoch nur sehr spärlich, sichtbar. Im Hoden waren die nor- alen, oben beschriebenen Gebilde vorhanden; die ovalen Körperchen eigten sich in grösserer Menge nur im letzten Stücke des Hodens neben en sich vermehrenden Zellen und ihren Tochterzellen ; unter dem weiter inauf gegen das blinde Ende zu gelegenen Inhalte kamen sie nur verein- elt hier und da vor, so dass der Verdacht nahe lag, sie wären vielleicht rotz aller Vorsicht auf irgend eine Weise bei der Präparation dorthin ge- ommen. Auch in den Geschlechtsorganen von drei Weibchen, welche dieselbe atze geliefert hatte, fand ich dieselben ovalen Körperchen mit ganz den- elben Eigenschaften wieder. Ovidukt, Uterus und Vagina waren ausser iner geringen Anzahl von Eiern und einigen metamorphosirten Anhäng- seln ganz von ihnen erfüllt, aber auch im Eierstocke kamen sie, wenngleich ‚eniger zahlreich, unter dem normalen Inhalte vor. Die von uns als die reifen Samenkörperchen erkannten Gebilde fanden sich in keiner Ascaris, elbst nicht in den geringsten Spuren. Die Eier in dem Uterus und der agina besassen kein Chorion, sondern nur eine zarte Dotterhaut; der otter dieser Eier sowohl wie derjenigen des Ovidukts war meist blasig und stand an einer oder mehreren Stellen weit von der Dotterhaut ab, kurz, diese Eier boten ganz das Ansehen unbefruchteter Eier dar. Um mich noch sicherer zu überzeugen, dass die Eier in der Vagina und im Uterus nicht befruchtet waren, brachte ich ein viertes Weibchen aus derselben Katze in Spiritus; nach 14 Tagen wurde es untersucht, alle Verhältnisse waren bei ihm die rämlichen wie bei den anderen drei Weib- chen, kein Ei zeigte eine weitere Entwicklung. Bei einen Weibchen aus einer anderen Katze hingegen, das nahezu die gleiche Zeit in demselben Spiritus gewesen war und „wie sich bei der Untersuchung ergab, unsere Samenkörperchen besass, fanden sich die Eier in der Vagina schon weit n der Furchung vorgerückt. — Ich war damals noch nicht zur völligen ewissheit in Betreff der Nelson'schen Samenkörperchen gelangt, allein iese Beobachtungen schienen mir schon sicher zu beweisen, dass die valen Körperchen Nichts mit den wahren Samenkörperchen zu schaffen oben. Indessen hatte ich wich noch bei der Untersuchung der ersteren Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. IX. Bd. 26 40% Thiere in allen möglichen Vermuthungen erschöpft, woher wohl die ovalen Körperchen stammen könnten. Wo nur irgend im Geschlechtssehlauche Körnchen an den Wänden oder im Inhalte vorkamen, wurden sie genau untersucht, weil ich an die Möglichkeit einer pathologischen Umbildung der runden Körnchen in ovale dachte; aber vergebens, die runden Körn- chen waren überall ganz normal vorhanden. Die Untersuchung dieser Würmer gab keinen weiteren Aufschluss, die ovalen Körperehen blieben für mich ein Räthsel und wurden dies in noch viel höherem Grade, als ich später die Entwicklung der wahren Samenkörperehen, wie ich sie oben beschrieben, erkannt hatte. Da war ich so glücklich, am 44. März 41857 die Körperchen zum zweiten Male zu erhalten. In einer an diesem Tage getödteten Katze traf ich drei Askariden an, von deren einer, einem nur 1% Zoll langen, noch unreifen Weibchen, schon oben gesprochen worden ist. Die beiden anderen, Männchen, wa- ren 2 resp. 2%, Zoll lang und enthielten in ihren Geschlechtsorganen die ovalen Körperchen in ungeheurer Menge. Sie zeichneten sich aber vor den früher untersuchten Männchen dadurch aus, dass die ovalen Körper- chen auch die Hoden der beiden Männchen bis zu ihrem blinden Ende hin- auf erfüllten; neben ihnen waren die normalen Entwicklungsstufen der Samenkörperchen im Hoden, doch in bedeutend geringerer Zahl als ge- wöhnlich, vorhanden. Diese Beobachtung liess keinen Zweifel übrig, dass die ovalen Körperchen weder selbst die reifen Samenkörperchen wären noch in irgend einer Beziehung zu den letzteren ständen. Es kam nun noch hinzu, dass ich bier öfters im Innern ausnehmend langer ovaler Kör- perchen zwei dunkele Flecken bemerkte und, dadurch aufmerksam ge- worden, Theilungen der ovalen Körperchen ganz sicher beobachtete. Nach allem Diesem musste ich die ovalen Körperchen für parasitische oder pathologische Bildungen halten, welche unter Umständen die Ge- schlechtskanäle der Ascd. mystaces erfüllen, und zwar entweder die der Männchen und der Weibchen gleichmässig oder die der ersteren allein, in welchem Falle sie durch die Begattung erst in das Weibchen übergeführt würden. Ich musste ferner nach meinen Beobachtungen behaupten, dass die ovalen Körperchen, wo sie in den Geschlechtskanälen der Männchen vorhanden sind, die Entwicklung der Samenkörperchen und dadurch mit- telbar die Befruchtung und weilere Entwicklung der Eier verbindern. Die Ansicht, welche ich so in Betreff der ovalen Körperchen gewon- nen hatte, hat sich später als sehr richtig bewährt. Frey und Lebert?) fanden in den Seidenraupen, den Puppen und den Schmetterlingen, welche von der neuesten in Oberitalien herrschenden Krankheit afficirt waren, sowohl im Innern der Thiere wie auf verschiedenen Punkten ihrer Ober- fläche eine zahllose Menge kleiner, einzelliger, pflanzlicher Elemente. Diese 5) 4) Vierteljahrsschrift der naturf. Gesellschaft in Zürich. Erster Jahrgang. Heft iv. 1856. — Virchow’s Archiv Bd. XI. 4857. S. 147 u. fgde. . ’ I F 405 parasitischenGebilde in der Seidenraupe etc, sind, ihrer Beschreibung naclı zu schliessen, nieht nur ähnlich, sondern durchaus gleich denjenigen, welche ich bei einer Anzahl der Ascd. mystaces gefunden habe. Die An- gaben von Frey und Zebert stimmen mit den meinigen in Betreff der Ge- stalt und Grösse der Körperchen auf das Genaueste überein. Nur in Betreff der Bewegung der Körpereben sind wir verschiedener Ansicht: Prey und Lebert halten sie nur für Molekulär-Bewegung, ich musste mei- pen Beobachtungen nach Bischoff folgen, der eine eigenthümliche vibri- ende Bewegung den Körperchen zuschreibt. Ich muss gestehen, auf diese Bewegung, die auch ich anfangs für Molekular-Bewegung hielt, erst dann ufmerksam geworden zu sein, als ich ein ovalos Körperchen lange Zeit ich so hatte im Kreise herumdreben sehen, dass sein eine Pol das Cen- rum, der andere die Peripherie des Kreises bildete. Durch Essigsäure hat schon Bischoff die vibrirende Bewegung aufgehoben werden sehen; ch kann der Essigsäure als in dieser Hinsicht ebenso wirkendes Reagens lie Jodtinktur hinzufügen. Verglich ich ein mit Essigsäure behandeltes Präparat mit einem anderen, in welchem die Körperchen nur in Wasser uspendirt waren, so glaubte ich mich sicher davon überzeugen zu kön- pen, dass den Körperchen im unversehrien Zustande eine von der Mole- ular-Bewegung verschiedene Bewegung zukomme. Uebrigens liegt die Differenz zwischen Bischoff und mir einerseits und Frey und Lebert ande- erseits nur in der Deutung des Gesehenen. Frey und Leber! wollen nur eine Progressionsbewegung abwehren, und diese haben weder Bischoff noch ich für die Körperchen in Anspruch genommen; eine oseillirende Bewegung geben Frey und Lebert selbst zu. — Reagentien sind auf die Körperehen der Seidenraupe in ausgedehnterem Maassstabe angewandt worden , als auf die der Asc. mystax; Essigsäure und Jodtinktur ergahen bei beiden dieselben Resultate. Endlich, was gerade sehr hervorgehoben erden muss, sind Theilungen der ovalen Körperchen bei der Seiden- aupe von Frey und Lebert, bei der Asc. mystax von mir beobachtet vorden.') . Ich glaube demnach kein Bedenken tragen zu dürfen, anzunehmen, lass es ganz dieselben parasilischen Gebilde, Algen, sind, welche Frey ind Zebert immer in den kranken Seidenraupen ete., Bischoff und ich manchmal in den Ascd. mystaces angetroffen haben. Ich bedauere es jetzt unendlich, die Geschlechtsorgane allein dieser Askariden untersucht zu aben, doch können wir nach den angeführten Beobachtungen es ganz be- tirmınt aussprechen , dass auch unsere Askariden krank waren; ihr Zeu- zungsverinögen war gehindert. So erhalten wir eine neue Uebereinstim- mung, denn auch Frey und Lebert haben in den kranken Seidenraupen 4) Ich will noch bemerken, dass die von mir hin und wieder im Innern der Kör- perchen gesehenen dunkelen Flecken wohl identisch sein dürften mit den Hohl- räumen von Frey und Lebert. 26* 406 kein Organ, speziell zerstört gefunden, wohl aber hat schon Cornaliat) beobachtet, dass die kranken Seiden-Schmetterlinge zeugungsunfähig sind und keine Brut geben. f Frey und Lebert haben die Frage offen lassen müssen, ob die ovalen Körperchen die Ursache der Krankheit sind, ob sie dieselbe hervorrufen oder nur begleiten. Unsere Beobachtungen, glaube ich, berechtigen uns dazu, bei der Asc. mystax die Parasiten für die Ursache der Krankheit anzusehen: wo wir die ovalen Körperchen antrafen,, waren die normalen Bildungen in den Geschlechtsschläuchen in viel geringerer Zahl und weni- ger weit ausgebildet als gewöhnlich vorhanden. Es scheint aus den Beo- bachtungen hervorzugehen, dass die parasitischen Bildungen, indem sie sich sehr sch#ell und sehr stark vermehren, den für die Entwicklung der Geschlechtsprodukte nothwendigen Raum erfüllen und diese dadurch gleichsam mechanisch an ihrer Ausbildung verbindern. | Wir beschliessen diesen Theil unserer Mittheilung passend mit eini- gen Bemerkungen über die Bewegungsfähigkeit der Samenkörperchen der Nematoden. Die Entdeckung Schneider's?) ist kürzlich von Claparede®) und, wie wir durch diesen erfahren, auch von G. Wagener und N. Lieber- kühn bestätigt worden. Claparede’s Miuheilung bringt über diesen Gegen- stand nichts Neues, ausser dass die Bewegungen der Samenkörperchen auch bei einer Ascaris (commutata Diesing?) aus dem Darme von Bulo cinereus von ihm beobachtet worden sind. Die von Schneider beschriebe- nen Bewegungen der Samenkörperchen von Angiostoma limaeis, Strongy- lus auricularis, Ascaris acuminata, Hedruris androphora und Cueullanus elegans bestehen in Gestaltsveränderungen der Körperchen ; Ortsverände- rungen erwähnt Schneider nur bei Angiostoma limaeis, wo er unter den übrigen starren Samenkörperchen einige hat amöbenartig zwischen den Eiern herumkriechen sehen. Bei Claparede ist von Ortsveränderungen gar nicht die Rede, es handelt sich inımer nur um das Ausstrecken und Ein- ziehen von Fortsätzen. Solche amöbenartige Bewegungen (aber nie Orts- veränderungen) sind auch mir bei der Untersuchung in den verschiedenen Flüssigkeiten an den Samenkörperchen von Strongylus aurieularis und Ascaris acuminata, die ich allein beobachten konnte, aufgefallen. Trotz- dem habe ich in der Abhandlung, welche ich im vorigen Jahre der biesi- gen Fakultät vorlegte, mich nicht für die Bewegungsfähigkeit der Samen- körperchen erklären können. Die später wiederholte sorgfältige Unter- suchung hat michnur noch mehr an den Gründen festhalten lassen, welche ich dort geltend gemacht hatte. Den Hauptgrund will ich hier anführen, 4 4) Monografia del Bombice del Gelso. Milano 4856. — Vergl. Virchow's Arch Bd. Xll. 4857. S. 453. 2) Monatsberichte der Berliner Akademie der Wissenschaften. April 4856, 5. 4 u. fgde. 3) a.a.0.S. 125 u. fgde. { 407 ei den Samenkörperchen der grösseren Nematoden, deren Form und Be- chaffenheit uns genau bekannt ist, sehen wir den amöbenartigen Bewe- ungen ähnliche Sarkode-Erscheinungen, welche nur in der Diffusion wischen der Zusatzllüssigkeit und der feinkörnigen Masse im Innern und m offenen Ende des Samenkörperchens ihren Grund haben. An diesen amenkörperchen, sagen Schneider und Claparede ausdrücklich, haben ie keine Bewegung (Gestaltsveränderungen) wahrgenommen. Es war un zu verlangen, dass Schneider und Claparede zunächst auch die wahre orm und Beschaffenheit der reifen Samenkörperchen der kleineren Ne- atoden feststellten, bevor sie sich in Betreff ihrer Bewegungsfähigkeit ent- schieden. Wirerfahren aber von den genannten Autoren etwas Genaueres ur über die Samenkörperchen von Strongylus auricularis. Schneider acht in seiner Mittheilung kurze Angaben über die letzten Entwicklungs- stufen und die Form der reifen Samenkörperchen dieses Thieres ; Olapa- öde, der gerade Strongylus auricularis für ganz vorzüglich geeignet zur Untersuchung der fraglichen Bewegungs-Erscheinungen erklärt, führt diese ngaben etwas weiter aus, in ganz demselben Sinne wie Schneider. Aus einen Beobachtungen geht nun hervor, dass Schneider und Claparede die Entwicklung der Samenkörperchen von Strongylus auricularis nieht rich- ig verfolgt und die Form des reifen Samenkörperchens gar nicht erkannt aben. Dasselbe muss ich hinsichts der Samenkörperchen von Ascaris cuminata behaupten, da Schneider sonst wohl seine Abweichung von Reichert (a. a. O.) nicht stillschweigend übergangen hätte. Füge ich nun noch hinzu, dass die von mir erkannte Forın jener reifen Samenkörper- ben uns ein Recht giebt, an amöbenarligen Bewegungen ähnliche Sar- kode-Erscheinungen auch bei diesen zu denken, so wird es mir gewiss \iemand verargen, wenn ich mich für die Bewegungsfähigkeit der Samen- körperchen noch nicht unbedingt aussprechen kann. — Das Gesagte sollte nur meine Stellung in der Bewegungslähigkeits-Frage darthun. Meine Untersuchungen bei Strongylus auricularis sind schon vor mehr als einem ahre völlig abgeschlossen gewesen, und später wiederholte Untersuchun- en haben meine damaligen Resultate nur bestätigt. Nicht ganz so glück- ich bin ich bei Ascaris acuminata gewesen, bei welcher eine kleine Lücke sich noch nicht hat ausfüllen lassen. Sobald es meine Zeit erlauben wird, erde ich durch neue Untersuchungen diese Lücke fortzuschaflen suchen und dann meine Resultate veröflentlichen. i 3. Befruchtung der Eier, Im Ovidukt treflen die reifen Samenkörperchen mit den Eiern zu- mmen, und hier werden die letzteren durch die ersteren befruchtet. Ueber den Vorgang der Befruchtung besitzen wir zwei ausführliche Be- hreibungen von Nelson und Meissner, die jedoch beide nur in einem 408 Punkte übereinstimmen, darin nämlich, dass die Samenkörperchen in die Bier eindringen. Bischoff, Thomson und Olaparede behaupten, weder das Eindringen der Samenkörperchen noch die eingedrungenen Samenkörper- chen im Innern der Eier je haben beobachten zu können. Auf ihre Seite muss auch ich mich schlagen, wie gleich anfangs erwähnt wurde. Der Gegenstand ist schon so oft und so ausführlich behandelt worden, dass ich ein nochmaliges ausgedehnteres Eingehen auf denselben, selbst wenn er von einem anderen Gesichtspuükte aus beleuchtet werden sollte, für unnöthig halten muss. lch werde mich daher darauf beschränken, einige Punkte, die von grösserer Bedeutung sind, sicher zu stellen oder zu wi- derlegen, auf andere neue Momente aufmerksam zu machen, Es muss sich zunächst darum handeln, mit Sicherheit entscheiden zu können, ob in einem Weibchen die Eier befruchtet sind oder nicht. Wir könnten hierzu die Anwesenheit der Samenkörperchen benutzen wollen; allein es wäre vortheilhaft, wenn es uns gelänge, die Befruchtung oder Nichtbefruchtung der Eier auf Grund anderer Thatsachen unmittelbar fest- zustellen. Würde sich dann ergeben, dass, wo die Eier entwicklungsfähig sind, immer auch unsere Samenkörperchen vorhanden sind, und wiederum, wo diese fehlen, die Eier unbefruchtet sind, so wäre die Ansicht, welche Bischoff in Betreff’ unserer Samenkörperchen hat, aufs Neue ganz selbstän- dig bekämpft. Die Entscheidung der vorliegenden Frage ist schwierig, wo nicht ganz unmöglich, an den Eiern des Ovidukts selbst; glücklicher Weise sind wir aber im Stande, sie auf andere Weise sicher zu lösen. Wir hatten früher bereits gesehen, dass im letzten Drittheile des Ovi- dukts die Bier eine vollkommen ausgebildete Dotterhaut besitzen. Gegen Ende des Ovidukts, oft aber auch erst im Anfange des Uterus, beginnt die Umbildung einer Schalenhaut um die Eier. Das Material hierfür wird un- zweifelhaft von den wulstigen Epitelialzellen der Geschlechtsröhre gelie- fert. Vollkommen ausgebildet finden wir das Chorion erst an den Eiern in der Vagina (selten schon an den letzten Eiern des Uterus), und es ge- währt dann ein recht zierliches Ansehen. Bei der Ascaris mystax erscheint es bei oberflächlicher Betrachtung körnig und ist auch so von Nelson be- schrieben worden ; doch hat schon Reichert!) angegeben, dass dieses An- sehen durch Grübchen hervorgerufen wird, welche auf der ganzen Ober- Nläche dicht gedrängt neben einander stehen. Das Chorion der Eier der Asc. megalocephala zeichnet sich vor dem der Asc. mystax dadurch aus, dass die Grübchen viel feiner erscheinen; hingegen sind die Facetten des Chorion der Eier von Asc. marginata sehr gross und polygonal, Ich werde dieses Chorion weiterhin immer als das facettirte bezeichnen. — Die eben angegebenen Verhältnisse finden sich gewöhnlich bei unseren Askariden, doch nieht immer, wie aus folgenden Beobachtungen hervorgehen wird. Eine am 20. Oktober 1856 getödtete Katze lieferte neben einem noch 1) Ueber die Mikropyle der Fischeier ete. — Müller's Archiv 1856. S. 89. r 409 nicht geschlechtsreifen Thiere eine einzige vollkommen entwickelte weib- liche Ascaris mystax. Die Struktur der Geschlechtsorgane war vollkom- men normal, wie auch ihr Inhalt bis zum Beginne des Ovidukts. Allein ausser einigen Abweichungen in ihrer inneren Struktur zeichneten sich die Eier in den unteren Theilen des Geschlechtsapparats dadurch aus, dass sie gar keine Spur eines Chorion zeigten, sondern nur eine zarte Dot- terhaut besassen. Dieselben Verhältnisse fanden sich wieder bei zwei anderen vollkommen ausgebildeten Weibchen, bei einer Ascaris ınystax, ‚welche am 6. December 4856 in einer Katze allein gefunden worden war, und einer Asc. marginata, welche der Darmkanal eines am 29. December desselben Jahres getödteten Hundes neben einem kleinen ungeschlecht- lichen Thiere allein enthalten hatte, nur mit dem Unterschiede, dass hier die wenigen allerletztien Eier in der Vagina ein Chorion besassen ; aber dieses Chorion erschien nicht facetlirt, wie wir es vorhin beschrieben, sondern glatt und gleichsam lamellös und war auch nicht so stark wie ge- wöhnlich. Schliesslich erinnere ich noch an die bereits oben beschriebene Beschaffenheit der Eier derjenigen Askariden, welche die ovalen Körper- chen, die Algen, enthielten. Es kommen also zwei wesentliche Verschiedenheiten in Betreff der Bier in der Vagina vor: das eine Mal besitzen sie ein starkes facettirtes Chorion, das andere Mal entweder nur eine feine Dotterbaut oder ein dün- nes glattes Chorion. Es fragt sich nun, ob diese Verschiedenheiten im Zusammenhange mit der Befruchtung stehen, und wenn dies der Fall ist, welche Beschaffenheit den befruchteten, welche den unbefruchteten Eiern zukommt. Ein Versuch, den ich, um die Frage zu entscheiden, anstellte, ist schon oben angeführt worden. Ein Weibchen, das die ovalen Körperchen enthielt, wurde auf 14 Tage in Spiritus gesetzt; die letzten Eier zeigten nur eine Dotterhaut und keine Spur einer weiteren Entwicklung. Bei einem Weibchen aus einer anderen Katze hingegen, welches ohngefähr dieselbe Zeit in demselben Spiritus geblieben war, fanden sich die Eier in der Vagina schon weit in der Furchung vorgerückt, und diese Eier be- sassen, wie ich hier hinzufügen kann, ein vollkommen ausgebildetes, fa- cellirtes Chorion. Diese Beobachtungen schon könnten genügen, wenn uns nicht der Zufall noch zu grösserer Sicherheit verholfen hätte. Die Eier aus der Va- gina der beiden oben erwähnten, am 20. Oktober und am 29. December 1856 gefundenen Thiere waren in einer Lösung von doppeltchromsaurem Kali (2%) aufbewahrt worden und haben sich so, wie sie eingeschlossen worden waren, bis beute erhalten. Später, im Januar des, vorigen Jahres, schloss ich mit Zusatz derselben Flüssigkeit zu verschiedenen Zwecken Eier aus der Vagina (auch aus dem letzten Stücke des Uterus) einiger Ascd. marginatae und einiger Ascd. megalocephalae ein. Diese Eier zeig- ten ein ausgebildetes facettirtes Chorion und standen auf der letzten Ent- 410 wicklungsstufe, die in diesen Nematoden aufgefunden wird, d.h. die vom Chorion abstehende Dotterkugel zeigte keine Spur einer Furchung. Wie sehr erstaunle ich, als ich nach einigen Tagen fast alle diese Eier gefurcht fand, und zwar die einen weiter vorgerückt, die anderen etwas zurück- geblieben. Mit den eingeschlossenen Eiern der Ascd. megalocephalae ging weiter keine Veränderung vor sich, sie blieben, nachdem sich 2—8 Fur- chungskugeln gebildet hatten, auf dieser Stufe stehen. Die Eier der Ascd. ınarginalae hingegen entwickelten sich weiter und weiter, bis nach ohn- gefähr einem Monate die ausgebildeten Embryonen sich im Innern der Eischalen lebhaft bewegten.) Abgesehen davon, dass diese Erfahrungen uns einen neuen Beweis von der ungemeinen Widerstandsfähigkeit der Eingeweidewürmer-Eier geben, sind wir durch sie im Verein mit den früheren Beobachtungen in den Stand gesetzt, mit aller Bestimmtbeit es auszusprechen, dass nur die befruchteten , entwicklungsfähigen Eier ein facettirtes Chorion besitzen.?) Füge ich nun noch die Angabe hinzu, dass der Ovidukt aller Weibeben, deren Eier ein facettirtes Chorion zeigten, die reifen Samenkörperchen enthielt, dass diese bingegen selbst nicht in Spuren in den Geschlechts- organen derjenigen Weibchen aufzufinden waren, deren Eier gar kein Chorion oder wenigstens nur ein glatles besassen, so können wir wiederum behaupten, dass die Befruchtung und Entwicklungsfäbigkeit der Eier von der Anwesenheit unserer reifen Samenkörperchen abhängig ist. Umge- kehrt könnte nun auch die Anwesenheit der Samenkörperchen, die wir bereits sicher als solche erkannt haben, eine neue Stütze dafür abgeben, dass nur die befruchteten Eier ein facettirtes Chorion besitzen. Hierbei ist noch zu erwähnen, dass die Anwesenheit der Samenkörperchen nicht 4) Ein solches Präparat mit den noch lebenden Embryonen ist in der Sitzung vom 47. November v. J. der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin vorge- legt worden. Vgl. Vossische Zeitung. 27. Novbr. 1857. — Noch heule, nach c. 45 Monaten, lebt eine Anzahl der im Präparate entwickelten Embryonen, und sie bewegen sich lebhaft in ihren Eischalen. Ein Theil derselben ist jedoch be- reits abgestorben, und was sehr interessant ist, diese letzteren unterscheiden sich von den noch lebenden sehr wesentlich. Der Körper der eben entwickelten und der noch lebenden Embryonen nämlich erscheint mit Ausnahme des Kopf- endes durch sehr zahlreiche Körnchen ganz dunkel; die bereits abgestorbenen Embryonen sehen ganz hell aus, indem nur hier und da im Körper sich noch kleine Körner-Häufchen finden. Wahrscheinlich ein auffälliges Beispiel von Selbstverzehrung. — Nie hat übrigens ein Embryo seine Hülle gesprengt, — ein Beweis, dass das Zugrundegehen des Chorion durch äussere Einflüsse für — Die Zudkungen sind verschwunden. Der Nerv reagirt weder auf die Pincette, noch auf den starken Strom des Schlittens. ## 1° Der Nerv kommt in eine Kochsalzlösung von %%. 4" 10' Der Nery reagirt auf den starken Strom des Schlittens nicht. 1" 40’ Jetzt ist der Nerv mit der Pincette schwach reizbar. s = Reizbarkeit mit der Pincelte geprüft vollkommen. 5" 20 5" 45°) Ebenso. Der Versuch wird beendet. bb 55 Zweiter Versuch. (Mai 1857.) 3" 17’ Der andere Nerv desselben Frosches kommt In Kochsalz von 10%,,. — 18 Lebhafte Zuckungen der Muskeln. — 36’ Zuckungen schwach. 424 . 3» 59’ Die Zuckungen sind verschwunden, der Nerv ist noch mit der Pincetteschwachreizbar. 4" 44’ Nerv ttodt bei Reizung mit der Pincelfe und dem starken Strome des Schlittens. 4> 42” Kommt in Kochsalz von ,%. 4" 20’ Ist noch nicht reizbar, weder mit Pincette noch mit starkem Strome des Schlittens. j 4% 42° Nerv mit der Pincette schwach reizbar. "58 Mit der Pincette ist nichts zu erzielen. 5" 20° Nun reagirt der Nerv ziemlich ordentlich auf den Reiz der Pincette. 5b - Der Nerv ist gut reizbar, aber etwas schwächer als der der andern 55 57J Seite. Dritter Versuch. (Mai 1357). 14° 45 Der Nerv kommt in Kochsalz von 10% ; gleich starker Tetanus.' 11® 45’ Nerv, ganz lodt, auch bei Reizung mit starkem Strome des Schlittens. 11» 50’ Derselbe kommt in Kochsalz von %%,. 42° 5” Noch keine Reaction, weder auf die Pincette noch den starken Strom des Schlittens. 42% 15’ Ebenso. 12» 30” Jetzt ist der Nerv ganz gut reizbar bei Anwendung der Pincelte. ELDER Bj enso. 2» 50’ Der Nerv ist nicht mehr reizbar. Vierter Versuch. (21. Jan. 1858) 3» 16° Der Nerv kommt in Kochsalz von 40%. 4b 25’ Reagirt auch auf den Strom des Schlittens (bei halb übergeschobener Rolle) nicht mehr. 4b 26° Kommt in Kochsalz von Y,%. ° 4" 52’ Nerv immer noch reizlos. 5» 7’ Ebenso. 5b 30° Nun wirkt derselbe schwach aber bestimmt auf den Gastrocnemius bei Reizung mit der Pincette. 5» 50’ Ebenso. Der Nerv wird die Nacht über an einem kühlen Orte aufbe- wahrt. A Am folgenden Morgen um 10» 45 ist derNerv ganz gut mit der Pincette reizbar und wirkt auf den Gastroc- nemius und die Extensoren. 4» 30’ Ebenso, wirkt auch auf die Zehen. ga Der Nerv ist mit der Pincelte noch schwach reizbar. Fünfter Versuch. (22. Jan. 1858). 22. Jan. 3" 13’ Nerv in Kochsalz von 10%. Gleich Tetanus. 4 2’ Zuckungen fertig. Nerv am untern Ende noch etwasmit der Pincette reizbar. I 4» 12" Ebenso. Nerv wirkt vom untersten Ende aus noch ganz vohwaclg auf die Zehen. 425 4" 22’ Nerv todt bei Reizung mit der Pincette und dem Schlitten (bei halb und ganz übergeschobener Rolle). 4 23’ Nun in Kochsalz von 1%%. 4 53 Nerv immer noch reizlos mit Pincelte und starkem Strom des Schlittens. BE 5330 5b 50' 23.Jan. 10°415’ Nun ist der Nerv und zwar ganz hübsch reizbar und zwarauch mit der Pincette und wirkt auf alle Un- terschenkelmuskeln. Wahrscheinlich war derselbe schon am vorigen Abend reizbar geworden. 4530’ Genau ebenso. 4" 2’ Immer noch starke Zuckungen der Muskeln beiei- zung des Nerven sowohl mit der Pincelle und dem Schlitten. Dieselben sind nicht unipolar, denn sie bleiben nach dem Quetschen des untersten Stückes des Nervenaus. Ebenso. Der Nerv wird die Nach! über in einem kühlen Raume aufbewahrt, Gegen solche Versuche wird wohl selbst Herr Ordenstein nichts ein- zuwenden wissen. Eine weitere Aufzählung halte ich für überflüssig und gebe ich im Folgenden noch eine tabellarische Uebersicht der von mir in dieser Richtung angestellten Versuche. Tab. 1. ze 3 S zei, zu der na 383] Tödtende |S 3 | _Belebende er Nerv 0 | Dauer dieser Reiz-| 3 32] Solution. |7 2 Solution Ber: Schuh barkeit =® >3 De B wieder reizbar x gs S a 2 5 | wurde. | 25 I I 4| Kochsalz |3® 22 Na O, Ho, Po, | gelingt nicht; _ | 15° R von 5$ | von3$ die Muskeln | sind nicht mehr reizbar. | 2 Kochsalz | 25’ Wasser BEE Re 4b später die Mus- | 15° R, von 9% keln starr +3! Kochsalz 46‘, Kochsalz von 4$ 39' nach 4" 45° noch | 44° R. von 408 reizbar +4 Kochsalz \1b44'| 2 Na O, Ho, Po, ht nach 2b 8° die un- | 13° R. von 40$ von 38 gen # noch reiz- ar +5 Kochsalz | 57 Kochsalz von 4 $ 30" nach Ab 47° noch | 14° R. von 408 | | F reizbar +6) Kochsalz 53’ 2 Na O, Ho, Po, 2 gh 44 165°. von 408 | von & +7 Kochsalz | 380’) Kochsalz von 4 $ 40° nach 30° noch reiz- | 45° R, von 408 bar; nach 2" 20’ nicht mehr +8) Kochsalz | 54° - - 20' nach 2# 27’ noch | A465°R. von 408 | | reizbar 3 [>] {er} ZS 5 Eu =? | S@, Zeit, nach der ne | = 3 | Todtende |5 3 Belebende der 'Nerv in | pauer dieserReiz- | 2.3 &.3| Solution. I Solution. der 2. Solution barkeit =? z_ | 13:2 wieder reizbar : 3 : 8| &8 wurde. | sg! +9) Kochsalz | Ah 9) Kochsalz von 4% | ha nach 236 30’ noch | 6° R. von 10% | reizbar | -+10 Kochsalz 46° 2 Na‘O, Ho, Po, | 22‘ an aa! 163° R. |„yoa 108 | von 4% +14) Kochsalz | 4" 9, Kochsalz $ $ |nach ıh 38’ ? 6er. von 10% | noch nicht nach 47h 52’) beobachtet +12. Kochsalz 40") Wasser 45 ah 48 162°R. von 108 43| Kochsalz |1W45| Kochsalz von 4% |gelingt nicht _ 44° RR. von 10% 44| Kochsalz |1b27' - - + + - _ 44° RR. von 40$ 45| Kochsalz | 4b 3° - - - S - _ 44° R. von 408 16| Kochsalz 59" - - = n e r} ao R. von A408 47) Kochsalz 50 - -- - - _ 14° RR, von 108 48| Kochsalz 46 - - - - - en 44° R. von 10% 49| Kochsalz | 36°) verdünnte Zucker- - - _ 16° R. von 45$ ‚| Jösung 20| Kochsalz 837|2 Na0, Ho,Po,| - - _ 45° R. von 20% ‚|.3% 21| Kochsalz 48/2 Na O, Ho, Po, - - —_ 45° R, von 20% sg +22) Kochsalz 18° Wasser 50' ah 2’ 15° R, von 20$ : 23) Kochsalz 44" Wasser \ gelingt nicht; _ 45° R. von 258 nach Ah 44° fast alle Mus- keln starr 24 Kochsalz | 18) 2 Na O0, Ho, Po, | gelingt nicht — concen- von 4% trirk +25| Kochsalz 14\2 Na O, Ho, Po, ah 35’ 28’ lang beobach- concen- von 1% tet; nach 50° trirt nichts mehr 36| 2Na 0,Ho,|4b 28’ Wasser gelingt nicht; e Po, v. 98 4b nach dem HO Zusatz die Muskeln starr @7|2Na0,Ho,| ? | Kochsalz von 4% | gelingt nicht; _ Po, v.208 ah 30 nach dem NaCIZu- \ satz die Mus- keln starr +28| Glauber- |6} — Wasser 5 ah salz 93 +29| Glauber- |i"28' - 27 IE} salz 458 427 NS I 4 € © Zeit, nach der a : er ä - 3 Tödtende x E Belebende ıder ae Dauer dieser Reiz- S3 ; = ; | ; = Solution. ı2 8 Solution. | wieder reizbar barkeit. SE IE 5 | wurde. | 5 = / ze 4 ee I * Glauber- |4h25’ Wasser | EI | ah! 15,5°R. salz 488 Glauber- 1ha3’ = | 6’ ahas' 45,5°R. salz 208 | Glauber- | 55’ - | 8 ab 59’ 145,5°R. salz 255 I Glauber- Ih — - | 6 35’langbeobachlet 15,° R. salz 258 \ Glauber- | 49) - | 46’ an a8’ A4,70R. salz 305 | | Glauber- | 55’) - | 20’ ah — 45,50. salz 308 | I | | Unter 35 Versuchen gelangen somit 20; bei den 15 missglückten wurden in 5 die Muskeln in der kürzesten Zeit starr gefunden, was schon an und für sich ein Gelingen unmöglich machte, bei den andern blieb die Ursache des Nichterfolges verborgen. Von den gerathenen Versuchen sind besonders 4, 9, 44 und namentlich 25 bemerkenswerth, weil in die- sen eine lange Zeit verstrich, bevor der Nerv wieder reizbar wurde. Im Ilgemeinen ist zu sagen, dass die Versuche mit Glaubersalz besser gelan- en als die mit Kochsalz und dass bei diesen die Versuche mit 10%, Lö- ungen in der Mehrzahl glückten, während von 7 Experimenten mitstärkeren Solutionen 5 versagten. Herr Ordenstein wird es daher wohl auch mit der zu geringen Zahl seiner Versuche zuzuschreiben haben, wenn er nur ne- gative Resultate erbielt. 3. Dauer der Reizbarkeit der Nerven in verschiedenen 4 Solutionen. In meiner vorläufigen Mittheilung hatte ich contra Eckhard den Satz aufgestellt: »Es ist ein allgemeines Gesetz, dass die Reizbarkeit der Nerven den Zustand der Erregung derselben um eine gewisse Zeit überdauert.« Auch diesen Satz beanständet Herr Ordenstein für concentrirte Kochsalz- solutionen, sieht sich dagegen genöthigt, denselben für solche, die mit dem gleichen Volum Wasser verdünnt waren, zuzugeben und ebenso auch für concentrirte Lösungen von Glaubersalz, und phosphorsaurem Natron wenig- stens in gewissen Fällen. Wie Recht ich hatte, den angegebenen Satz aus- zusprechen, ist aus den folgenden Tabellen zu ersehen, in die auch die Prüfungen diluirter Solutionen eingetragen sind. Die Temperatur der Salz- lösungen war 15—16" R., die zur, Nervenreizung angewandten Ströme dieselben wie bei der vorigen Versuchsreihe. Ein Aufhören der Muskel- zuckungen wurde erst dann angenommen, wenn aucl nicht die leisesten Bewegungen an den Zehen und dem Gastroenemius wahrzunehmen waren. 428 a. Versuche mit Kochsalz. 1 Tab. II. Z \ ss ge Verhalten der Sg & | Dauer der | SB 55 Muskelzuckun-| 5 Nerven- Verhalten der Muskeln. = 5 52 gen. | 5 = ribarki, | Aeusserst schwache t.|% pCt.| Zuckungen | 2° | 25% 30’ | nach 42" starr gefunden. der Zehen a ddr = Keine — 7" 23° | nach 7* 42° Unterschenkel- muskeln nicht mehr reiz- bar, Tarsusmuskeln reiz- bar 3 |12° =| Keine = 6" 55’ | nach 7* 35’ Unterschenkel- muskeln nur spurweise reizbar, Tarsus reizbar 4 5 -| Anfangs | 4" 22’| 8+ 2’ |reizlos nach 3% 58° schwach | nach 47’ leb- | haft 5 9 -| Lebhaft 45’ 25’ | nach 2° 40° viele Tarsus- | | muskeln und der ganze | | Unterschenkel starr 6 |10 -| Anfangs hg’ 53° | nach 34 28’ Muskeln gut schwach | reizbar A später fast Tetanus 7.140. =-)\ Ebenso 43" 54 ebenso 8 40 - | Ebenso nur | 33’ 46 | gut reizbar nach 3* 33° schwächer 9 140 - Ebenso 33’ 40’ ebenso, doch Unterschenkel schwächer reizbar 10 140 -) Tetanus 18’ 28° | gut reizbar nach 2" 41’ 44 140. -| Lebhaft 4R 50° | gut reizbar nach 2+ 12 [40 -| Tetanus 49° |) 4% 6° |'gutreizbar nach 25* 43 |15 - |Lebhaft, nach 42’ | nach 12’ ° 4 Tetanus | noch vor- handen, nach 31’ d nicht 4 ı mehr da { 14 |20 -| Tetanus Sb" 37’ |nach #® 3’ grösstentheils reizlos 15 |20 -, Telanus aa 18° | nach 25 23° veizlos 16 |20° - Tetanus 16° 18 nach 5# alle reizlos 429 “uonnjog ap ayıms =>o© D-} oa om ww» _—— 12 = sl12 - 5 - A | 5535| 25 | Verhalten der | 29 | Dauer der e3| =5 ‚Muskelzuckun- = Ei Nerven- Verhaltender Muskeln. sel ‚So gen. | 52 |reizbarkeit. sei "Ss 7 ee LEER Br T, r | ® ’ 17 |25 pCt. Tetanus 12 14 nach 4" 28’ alle Muskeln starr, mit Ausnahme des kurzen Zehenstreckers N ’ ’ . 418 |26,5- | Teianus g' 14 nach 3° 30 reizlos 19 |26,5 - | Tetanus 15, | nach 45° 2 noch vor- handen nach 20’ ver- | schwund.| b. Versuche mit Glaubersalz. Tab. II. Dauer der Reizbarkeit der Nerven am Schniltende ‚am unt. Theil. Verhalten der Zuckungen. Keine = | 1% 20’ nach 2» 7’ noch, nach | 3b 5’ nicht \ mehr Keine — I gan g0' 22% Keine —_ 5b 50’ 6 Keine RT: 26" 30 Keine E= 238 BP Nach 42’ leise Zuckun- | 3° |nach 7" 32’ 2 gen noch reizbar Keine —_ 2 3b 44’ Nach 42’ leise vorüber- | — 6* 5 6" 39’ gehende Zuckungen Keine — |'nach 4” noch ? reizbar Keine — ? 5: Keine — | nach 4" noch ? reizbar \ Keine _ 2 6" | Keine | — | nach 3? 23° ? noch reizbar Nach 3’ Zuckungen, 28° | nach A® 44'| 4+ 28’ nach 44’ Tetanus, noch , gut dann Zuckungen | | reizbar 430 > [7 ®& sel 22 | Ki; eh E P | as Dauer der Reizbarkeit des E5 =5 | Verhalten der Zuckungen. | gs | Nerven 5: en RES, | am Schnittende Jam unt. Theil. a .. : I er re = B um ea u on 15 18 pCt. | Nach 3° Zuckungen, | 28’ m 43’ 1595’ nach 8° Tetanus 16 120 ° — | Nach #° lebhafte Zuk- | 15’ ah 4a’ 1495 kungen 17 25 - |Nach 2° Zuckungen, | 15° | nach 40’noch 55° nach 5’ ordentlicher ganz reizbar Tetanus 18 25 - | Erst Zuckungen, nach | 24 ? yh 5’Tetanus, dann wie- der Zuckungen | 19 30 - Nach 2 Zuckungen, | 28° | nach44’noch| ° 55’ nach 15’ Tetanus ganz reizbar 20 30 - ‘Nach 4’Tetanus, dann | 30’ ? 49’ Zuckungen c. Versuche mit zweibasisch phosphorsaurem Natron, Tab. IV. SS AR Dauer der Reizbarkeit 2 = Stärkeder Dauer i einem 82 | Solution. Yerkollen.d, Zuckungen.| demeinen N nn s® | Nerven | Theil. A %, pCt. Keine Pie 1728’ 2h4g’ 2 8% - | Schwach vereinzelt ? Hagı 8 He A Keine ? 5 a An Keine >« ? 6° 6 08 _ Leichte ? a b> 6'B - Leichte Baar ? 538 788 — Schwache mas’ ? 6: 58° 8 9 - Anfangs schwach, | 35’ ? 14 28° nach 15’ ziemlich lebhaft 9 120 - |XNach 5’ leise, leb- 50 Ü mehr als 3" 9" hafter nach 25’ weniger als 5h Eine Beanstandung dieser Versuche mit Bezug auf den von mir aus-. gesprochenen Satz, dass die Reizbarkeit der Nerven den Zustand der Erre- gung derselben überdaure, dass somit die Zuckung nicht von dem durch die eoncentrirten Salzlösungen plötzlich herbeigeführten Tode der Nerven her- rühre, scheint mir nicht möglich. Ich habe mich bei denselben vor unipo- 431 r . aren Zuckungen gesichert und auch stets die gänzliche Ruhe der Muskeln bgewartet, bevor ich reizte, und wüsste ich daher nicht, was gegen die esultate eingewendet werden könnte. Uebrigens hat ja auch Herr Orden- tein in dieser Beziehung wenigstens z. Th. dasselbe gefunden wie ich, und teht eigentlich fast nur die eoncentrirte Kochsalzlösung in Frage. Bei dieser habe auch ich nur eine kurze Dauer der-Erregbarkeit der Nerven nach dem ufhören der Zuckungen gesehen und will ich Herrn Ordenstein schon zu- eben, dass dieselbe nicht in allen Fällen zu beobachten ist. Hierdurch ird jedoch die Bedeutung der von mir gefundenen positiven Ergebnisse icht im Geringsten getrübt und bleibt desswegen die von mir verthei- igte Auffassung der Zuckungen durch concentrirte Lösungen doch im echte. Die Tabellen II—IV ergeben, so unvollständig dieselben auch sind, och noch einige andere Resultate, auf die ich in Kürze aufmerksam ma- hen will.) Einmal zeigen dieselben, dass bei gleichen Concentrationen das ochsalz stärker wirkt als das Glaubersalz und das phosphorsaure Na- ron, ein Resultat, das mit dem bei den Samenfäden von mir Gefundenen anz übereinstimmt, und zweitens lehren dieselben auch, dass es bei bei- en Salzen eine Concentration giebt, die so zu sagen unschädlich ist. In iner %%, Kochsalzlösung erhielt sich ein Nerv 25% Stunden reizbar nd beim Glaubersalz fand ich bei Lösungen von 4, 2%, und 3 per Cent ine Dauer der Reizbarkeit von 22, 26% und 23 Stunden. Meine Beo- achtungen sind zu wenig zahlreich, um die Wirkungsweise der beiden alzlösungen durch eine auf vollkommene Gültigkeit Anspruch machende urve auszudrücken, nichts desto weniger scheinen mir dieselben alle Be- chtung zu verdienen und müssen auf jeden Fall von allen denen wohl ewürdigt werden, welche Versuche über die Einwirkung verschiedner ubstanzen in Lösung auf die Nerven anstellen, worüber mein Artikel über jrari nachzusehben ist. Aus dieser Grunde will ich auch noch heson- ers hervorheben, dass Wasser nichts weniger als eine indifferente Sub- tanz ist, wie vielleicht aus Eckhard’s Angabe, dass dasselbe innerhalb er Temperaturgrenze 0—16° R. eine auffallend erhaltende Kraft habe, efolgert werden könnte. Schon in vorigen Jahrhundert hat Fontana ge- eigt (l. e. pg. 451), dass Nerven in Wasser ungefähr 100 Minuten reizbar 4) In meiner mehrmals citirten Mittheilung habe ich gestülzt auf meine Versuche mit Salzlösungen auch den Satz aufgesiellt, dass das Nervenmark nicht, sondern nur der Axencylinder leite. In der 2. Aufl. seiner Physiologie p. 647 sagt Funke mit Bezug auf diesen Satz: »Bestimmte Beweise für diese Ansicht feblen; wenn Kölliker als solchen angiebt, dass die Reizbarkeit auch nach eingetretener »Ge- rinnung des Markes« noch erhalten bleibe, so ist diess ebenfalls auch nur eine Behauptung, die durchaus nicht sicher erwiesen ist,« worauf ich mir zu bemer- ken erlaube, dass es ein eigenes Verfahren ist, eine von mir bestimmt ungege- bene Thatsache, dass nämlich Nervenröhren mit Mark, das mikroskopisch nach- weisbar geronnen ist (Siebe auch Virch. Archiv X pg. 68), noch vollkommen gut leiten, so ohne Weiteres als nicht erwiesen zu bezeichnen. 432 bleiben, was ich im Ganzen bestätigen kann. Ich fand bei vielen Ver- suchen, dass bei einer Temperätur des Wassers von 13—16° R. Nerven am Schnittende in Zeit von 4" 20°—2" reizlos werden, und auch am milt- leren und unteren Theile die Leistungsfähigkeit höchstens bis in die3. und den Anfang der 4. Stunde hinein erhalten. — k. Wiederbelebung von Nerven, diein Wasser abge- storben sind. Ich füge nun auch die in dieser Richtung gemachten Versuche bei, die ınir bis jetzt fast nur mit Wasser gelungen sind. Doch zweifle ich nicht, dass bei weiterer Verfolgung derselben günstigere Resultate zu erzielen sein werden. Die Methode war dieselbe wie bei den vorigen Versuchen und bemerke ich nur, dass die Nerven stets ganz in die Flüssigkeit einge- taucht waren, und dass die Teınperatur der angewandten Solutionen 13— 16° R. war. - d. Wiederbelebungen nach diluirten Solutionen. Tab. V. PR 'giy 23 Tödtende Eigentlich belehrend und maassgebend wird erst die Natur des Con- ceptaculum. Untersucht man einen mit concentrirter Kalilösung behan- delten feinen Querschnitt desselben, so findet man im Allgemeinen sehr verschieden entwickelte Perithecien,, alle noch ziemlich jung und nicht vollkommen ausgebildet neben einander liegend, welche jedoch nicht über %,®" Durchmesser in den grössten zeigen, nicht eng an einander liegen, sondern durch eine Zwischensubstanz getrennt sind und etwa 40—50 an Zah! in dem Querschnitt sich zeigen. Ihr längerer Durchmesser ist arallel der Axe des Conceptaculum. Dieselben bestehen aus bräunlich gefärbten Wandungen und sind voll Sporenschläuchen. Zwischen den Peritheeien befindet sich Markgewebe. Die Wandung des Conceptaculum stelit aus eng an einander anliegenden Zellen Fig. 23]. Untersucht man mit starken Vergrösserungen von 500maligem Durch- esser die feinere Struktur der Perithecien, so ergiebt sich Folgendes: Die Wandung besteht nach der innern Seite aus stark abgeplatteten,, in der Mitte aus scharf begrenzten polyödrischen, zu äusserst aus zarten po- yödrischen Zellen. Die Wandung des Peritheeium ist überdiess aussen äufig nicht scharf abgegrenzt [Fig. 24 aa] nach dem Durchschnitt zweier neben einander liegender Perithecien. Zwischen den Wandungen findet an das bereits vielfach beschriebene Markgewebe [Fig. 24 $]. Das In- nere eines Peritheeiums aber bietet auf dem Querschnitt die eigentlich harakteristischen Elemente des Pilzes, nämlich querdurchschnittene Spo- enschläuche [Fig. 24 7]. Von diesen sind einige leer, da die Sporen aus denselben herausgefallen zu sein scheinen, in den meisten aber unter- scheidet man 3—6 querdurchschnittene Sporen. Die Sporenschläuche liegen, wie es scheint, sehr dicht beisammen nd ebenfalls in der Richtung der Axe des Capitulum. Ein Schlauch kann is auf 0,270” lang werden, misst dabei nur 0,007”" in der Dicke. Er ann wenigstens 400 Sporen enthalten [Fig. 25]. Die Membran des Behlauches ist ausserhalb der schärfern Kontouren der’Sporen kaum zu erkennen, Diese Sporen liegen gedrängt, von mehr spindelförmiger Ge- stalt, neben einander. Es gelang endlich auch. einige freie Sporen zu un- ersuchen, welche von länglicher Gestalt nach oben und unten schmäler erden, aber abgerundet enden, 0,041—0,014”"” Länge auf 0,002— D,0025”® Breite zeigen [Fig. 26). Das Innere derselben ist durchaus ho- ogen und sie sind einzellig. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. IX. Bü. 29 452 Im Innern des Insekts findet sich ein reichliches Mycelium, welches bei der Härte, welche diese Thiere sehr schnell nach dem Tode anneh-' men, mit überwiegender Wahrscheinlichkeit dafür spricht, dass der Pilz während des Lebens sich gebildet habe und von innen nach aussen em- porgewachsen sei. Herr Prof. Kramer hat die Güte gehabt, über die systematische Stel- lung dieses Pilzes einige Untersuchungen anzustellen und theilte mir hier- über folgende Notizen mit: Eine Clavaria ist der Pilz entschieden nicht, das beweist die Sporen- bildung im Innern von Schläuchen. Gegen “eine Sphaeria spricht der Man- gel von Oeffnungen an den Perithecien; diese sind in das Gapitulum ein- gesenkt, durch das ganze Conceptaculum zerstreut und ohne Ausnahme durch eine mehrschichtige zellige Wandung vollständig verschlossen. Es ist wahrscheinlich, dass sich später die Wände der einzelnen Perithecien auflösen, die Schläuche oder nach deren Auflösung die Sporen in eine Masse zusammenfliessen und durch endliche Zerstörung der Wand des Conceptaculums in Freiheit gesetzt werden. In diesem Falle wäre dann der Pilz zu den Gastromyceten im Sinne von Dr. Th. Bail') zu stellen. Ueberhaupt kommt dieser Pilz mit keinem der beschriebenen Genera ge- nau überein, und es ist dermgemäss wahrscheinlich, dass es sich um eine neue Gattung handle. So gelangen wir also zu folgender Diagnose: Polistophtbora novum genus Lebert. Stroma claviforme stipite ex strato corticali et medulla composito, apice, ubi leviter intumeseit, conceptaculis elausis immersis instrueta, sporae unicellulares elongatae, hyalinae, in ascis. Polistophthora Antillarum nova species Lebert. Stipite uni ad bipollicari tenui, capitulo fusiformi, ascis 0,27” ® lon— gis, 0,007” " latis, sporis 0,04”=—0,044"" longis, 0,002°"—0,0025” "* latis, Habitat in Poliste Amerieana Antillarum [Insectum Jamaicense.]- Ich beschliesse hiermit diese Beschreibungen, an welche ich absicht- lich keine bibliographischen Notizen füge, da diese zu sehr weitläufigen Erörterungen und Diskussionen führen würden. 4) System der Pilze, p. 4. i Erklärung der Abbildungen. Fig. 4 und 2. Puppen von Fidonia piniaria, äusserlich mit Pilzen bedeckt. Fig. 3. Verfilzte Pilzfäden des Verticillium mit schwacher Vergrösserung beobachtet. Fig. 4. Feinerer Bau des Pilzes dieser Puppen, Verticillium corymbosum. a. a. Ho- mogene Föden; b. b. Fäden mit Fetttröpfchen im Innern. c. c. Verzweigungen der Fäden; d. d. doldenartiges Ansehen der Verzweigungen; e. e. auf dem Ende der Zweige aufsitzende Sporen. Fig. 5. Freie Sporen. Fig. 6. Stachelartige Pilze der Oberfläche von Cerastis vaccinii, von oben gesehen. Fig. 7. Die gleichen dornartigen Pilze an der unteren Fläche des Körpers. Fig. 8. Verfilzte Pilzfäden des Akanthomyces, schwach vergrössert. Fig. 9 und 40. Stark vergrösserte Pilzfäden;, a. a. mit homogenem Inhalt; 5. d. mit Fetttröpfehen im Innern; c. c. Zweige der Hauptfäden ; d. d. zugespitztes Ende der Zweigchen; e. e. Sporen; f. eine von Pilzfäden umsponnene Schuppe. Fig. 44 und 42. Gesammtanblick dieser mikroskopischen Elemente, Fig. 13. Sphinx pinastri mit zackigen Pilzen bedeckt. Fig. 44. Ein Pilzfaden, schwach vergrössert (5mal), in «. «. «. mit kleinen birnförmi- s gen Kapseln seitlich bedeckt. Fig. 45. Ein solcher Körper 50mal vergrössert mit der Art seines Ansalzes auf dem Hauptstamme. Fig. 46. Fäden dieses Pilzes. A. einfache, neben einander liegende Fäden. B, isolirte Fäden; a. a. längliche dunkle Körper im Innern einzelner Fäden. C. Fäden mit kleinen Feitkörnchen im Innern. Fig. 47. Breitere Fäden aus einem Conceptaculum, in «.. Längsstreifen zeigeud. Fig. 48. Pilz aus dem Thorax von Polistes americana hervorwachsend. a. Ursprung der Pilze; b. Theilung der Pilzstiele; c. Pilzstiel ohne Kopf; d. Conceptaculum. Fig. 49. Die Wespe von der Seite gezeichnet, um in a den Ursprung des Pilzes aus dem Thorax zu zeigen. Fig. 20. Einzelner Pilz in natürlicher Grösse. Fig. 24. Querschnitt durch den Stiel, 40mal vergrössert; «. Rindenschicht; $. Mark- . schicht. Fig. 22. Längs- und Querschnitt des Stiels, 200mal vergrössert. a. Querschnitt, «.Rindenschicht: 3. Markschicht; b. Längsschnitt ; «. Rindenschicht:: 3. Mark- schicht. Fig. 23. Querschnitt des Conceptaculum, 30mal vergrössert, zahlreiche rundliche Pe- ‚ rithecien zeigend. Fig. 24. Stück der Wand eines Perithecium, 500mal vergrössert. «. «. Rindenschicht, ß. Markschicht; y. Querschnitt vieler Sporenschläuche. Fig. 25. Sporenschlauch der Länge nach gezeichnet, im Innern mit länglichen Sporen ausgefüllt. Fig. 26. Einzelne Sporen. Kleinere Mittheilungen und Correspondenz -Nachrichten. Hemmungsbildung des Herzensin einem erwach- senen Frosche., Von Prof. Schiff in Bern. Mit einem Holzsehnitt. Im Laufe des letzten Winters ist mir eine elwa zweijährige männliche Rana tem- poraria mit einer eigenthümlichen Hemmunssbildung des Herzens vorgekommen, wie sie meines Wissens bis jetzi noch von keinem Wirbelthiere beschrieben ist, Das Indi- viduum zeigte äusserlich durchaus nichts Auffallendes,, es war kräftig gebildet, das Hautpigment war sogar sehr stark entwickelt. Es wurde mir mit noch eiwa 50 andern Fröschen, die zusammen in einem geräumigen Erdloche aufbewahrt waren, eines Mor- gens scheintodt gebracht, Da bei allen diesen Thieren das Herz noch ziemlich kräfug schlug, beschloss ich sie zum Studium der Bewegungen der grossen Venen zu verwen- den und das Herz möglichst ohne allen Blutverlust vom Halse her bloszulegen. Auf diese Weise kam das bier zu beschreibende Präparat unversehrt zur Beobachtung. Sogleich nach Entfernung der Haut der Kehle fiel mir bei einem Frosche eine klop- fende Geschwulst neben dem binteren Theil des linken Unterkiefers auf, welche die Bün- del des Musc. mylobyoid,. in die Höhe drängte, Ich schnitt einige Muskelbündel vorsichtig ein und gewahrle eiue herzartig sich zusaımmenziehende Blase, von der eine verschmä- lerte aber noch ziemlich breite Fortsetzung in die Brust hinabstieg. Als ich den obern Theil des Brustbeins weggenommen, fiel mir dıe besondere Form des Herzens auf und die anomale Lage der beiden Aortenbogen, von denen der linke anfangs gar nicht zu erkennen war, während der rechte aus der Blase unter der Kehle sich nach unten zu senken schien. Das Ganze machle anfangs den Eindruck, wie wenn zwei in ihren Be- wegungen alternirende Herzen vorhanden wären. Das Eine in der Brust, welches nur eine plötzliche starke Erweiterung der hier ohne Verschiebung der Organe in ihrem ganzen Verlauf sichtbaren unteren Hohlvene darstellte und aus dem keine Arterien- zwiebel aber ein breiter nach oben gerichteler Gang entsprang, welcher zum andern Herzen unter derKehle führte, aus welchem der rechte Aortenbogen hervorging. Beim Einschneiden des Perikardiums, welches sich bis zur muskulosen Umhüllung des Kehl- herzens fortsetzte, zeigte sich indessen der wahre Sachverhalt. Nur die sehr grosse Vorkammer (g der beigegehenen von Herrn G. V. sogleich aufgenommenen Skizze) lag in der Brust. Es war an ihr keine äussere Spur einer Theilung zu sehen und in ihre am meisten nach rechts und unten gelegene Stelle mün- dete die untere Hohlvene (n), nachdem letztere, wie die spätere Präparalion zeigte, aufihrer hinteren Seite von oben kommende Venenslämme aufgenommen hatte. Von der Vorkammer ({g) ging ein ziemlich breiter langer Ductus auricularis (k) zu der unter der Keble gelegenen verhältnissmässig kleinen Herzkammer {f) aus der ein stark mus- kuloser Bulbus Aortae (i) enisprang, der neben dem Ductus auricularis zurück in die Brust liefund sich hier in die beiden Aortenbogen spaltete, von welchen nur der rechte rei verlief, der linke ging wie im Embryonalzustande hinter dem Herzen nach unten 455 und innen. Die Iujektion zeigte, dass die von diesem Bogen abgehenden Theilungen, ausser Abweichungen in der Weile ihres Lumens, nichts Besonderes darboten. -1 An der Herzkammer war kein besonderes Perikardium zu entdecken, aber merk- würdigerweise war sie ganz von dem Musc. mylohyoideus angehörigen quergestreiften Muskelmassen umgeben. Der genannte Muskel spaltete sıch nämlich über dem Her- zen in zwei Schichten; die tiefere Schicht, der wir in der Abbildung das Herz auflie- gen sehen, halte ganz ihren normalen Verlauf, die oberflächliche umhüllte von vorn vollständig das klopfende Herz und den Anfang des Bulbus Aortae. Diese Bündel bogen sich etwas um das Herz herum, und gingen dann in eine zellgewebige meınbranöse Substanz über, die sich in den Zellhüllen des untern normalen Theiles des mylohyoi- deus verlor. Von der engsten Stelle des Ductus auricularis an begann ebenfalls mit den Muskelhüllen verbunden der Herzbeutel, der sich dann in die Brust herab fortsetzle. Das ganze Herz zeigte eine mässig rasche, sehr deutliche Peristaltik: die Kontrak- tion begann an der Hohlvene und seizte sich dann von n über g und Ah nach f und i fort. Die Bewegungen von h waren weniger ausgesprochen, als die von g und f. Komprimirte man die Hohlvene mil einer platten Pinzette, so stand die Bewegung des ganzen Herzens augenblicklich still, die Theile erblassten, bei länger fortgeseizter Kompression fingen aber schwache Herzbewegungen wieder an. Wo man auch den Ductus auricularis komprimirte, stand die Herzkammer und die Vorkammer schlug weiter (Stanniusscher Versuch) Herr Valentin legte sebr genäherte Elektromotardräthe an die Hohlvene. Das ganze Herz stand still. Bei Anlegung an den verengerten Duclus auricularis sland nur die Kammer, die Vorkammer schlug fort. Es geht hieraus hervor, dass die bewegenden Aeste des Herzvagus, trotzdem sie hier auf einem viel näheren Wege zur Kammer hät- ten gelangen können, doch an die Vorkammer in der Brust eiutraten, um. von hier aus durch den Ductus auricularis zur Kammer zurückzulaufen. Sonst hätte die relativ starke (wenn auch ziemlich mässige) galvanische Erregung der Bahnen in dem Ductus auricularis nicht vorübergehend lähmen und die Kammer in Unthätigkeit verselzen können.‘) - In dreifacher Beziehung hat sich also in diesem merkwürdigen Falle die fötale' Form des Herzens erhalten: 4) Es existirt eine ungelheilte Vorkammer (Herzohrensi- 4) In seiner schönen Abhandlung über Gifte schiebt mir Kölliker die Ansicht unter, es sei der Herzschlag von dem Einfluss des Nervensystems nicht abhängig. Dies " wird zwar von Brown-Sequard aber durchaus nicht von mir behauptet. In mei- ner Abhandlung über die Herzuerven habe ich nach meinen Versuchen mich da- hin erklärt, dass der Herzschlag nicht direkt abhänge von den Herznervenstäm- men, wohlaber von den letzten Muskelenden der Nerven im Herzen, ohne deren - Mitwirkung und Erregung das Herz nur tonischer, idiomuskularer Zusammenzie- hung, durchaus aber keiner Pulsationen fähig sei, deren Intermittenz ich sogar von einer periodischen Schwächung dieser Nervenenden berleite. Nicht weil das Herz der Nerven nicht bedarf, sondern weil Curare und verwandte Gifte die Aussersten Enden der Muskelnerven verschonen, erkläre ich mir die Fort- dauer des Herzschlags bei der Curarelähmung auf eine viel ungezwungenere Weise, als diesbisher geschehen ist. Alle Gifte, welche die wahren Enden der Ner- ven lähmen, sistiren in erster Linie den Herzschlag, weil sie mit den Nerven des Herzens in die innigste Berührungtreten. Die idiomuskuläre Herzköntraktion bleibt "aber stets dann noch so lange möglich, bis sich, wie wenigstens an Säugethieren nachzuweisen, der Herzmuskel chemisch verändert hat. Trotzdem seit meinen Untersuchungen über die Herzbewegungen jetzt eilf Jahre eifrigen Forschons vor- übergegangen, trotzdem in der Lileralur dieser Gegenstand seitdem vielfach be- “ em wurde, habe ich keinen Grund gefunden , auch nur von einer meiner mals ausgesprochenen Ansichten abzugehen, noch eine einzige zu verändern, ausser dass ich jetzt noch viel schärfer als damals auf der Unabhängigkeit des Herzschlags von den Nervenstämmen bestehen muss, die ich in der Fort- setzung meiner Physiologie durch neue Gründe stützen werde. 456 nus) mit endständiger Vena cava. 2) Ductus auricularis ist erhalten und relativ länger gestreckt als beim Fötus. 3) Das günze Herz hat sich nicht so um seine Querachse ge- dreht, dass die ursprünglich nach oben und vorn stehende Kammer nach unten und die Vorkammer nach oben kam, sondern die erste embryonale Lagerung hat sich in Folge derschiefnach oben und innen vor sich gegangenen Abplattung durch Haut- und Muskelbildung sogar im Uebermaass ausgesprochen erhalten. Das Herz erscheint da- dureh wie verkehrt. a, Unterkiefer. d. Muskulatur der Kehle, cc. Obere Extremitäten. dd. Leber. . Gallenblase. Herzkammer., . Vorkammer. . Ganalis auricularis zwischen beiden. i. Bulbus Aortae, k. Rechter Aortenbogen mit den nächsten unter den Muskeln sich verbergenden Theilungen. l, Linker Aortenbogen. m. Linke Armarterie. n. Hoblvene. Er Louis Agassiz, Contributions to the Natural History ofthe United States of America. Vol. I. and II. Boston. 1857. k. Besprochen von Prof. Valentin. Die äusseren Verhältnisse dieses grossarligen Werkes dürften in der Geschichte der Wissenschaft unerreicht dastehen. Als der verstorbene Gray in Boston die Ver- öffentlichung der von Agassiz gemachten zoologischen Studien der nordamerikanischen Faunaanregte, hoflie man 700 bis 800 Subscribenten für das Unternehmen zu erhalten. Die Kosten sollten mit 500 Exemplaren gedeckt sein. DerErfoig übertraf alle Erwartun- gen. Als Agassiz die Vorrede schrieb, waren 2500 Unterzeichnungen eingelaufen. Der Bericht der Smilhsonian Institution für 1856‘) spricht von 3000. Da ein Exemplar 120 Dollarskostet, so stehen Agassiz 360000 Dollars oder beinahe zwei Millionen Fran- ken für das auf 10 Bände berechnete Werk zu Gebote. Nicht blos Fachmänner, sondern auch Leute der verschiedensten Berufsarten unterstützten das Unternehmen mit der grössten Hingebung. Reisende, die den am rikanischen Continent durchstreiften, um den besten Weg für die nach dem stille Meere führende Eisenbahn zu finden, suchten zugleich Thiere, um sie Agassiz zu zustellen. Ein Herr Winthrop Sargent in Natchez sammelte Schildkröten auf den wei testen Excursionen in den südlichen und westlichen Theilen der Union und macht EEE BER, | ' 1) Tenth annual Report of the Board of Regents of the Smithsonian Institution Washington. 4856. 8. p. 23. #57 dann eine Reise von mehr als 1000 Meilen, um die lebenden Exemplare Agassiz in Cambridge vorzulegen. Die Arbeit beginnt mit der Erläuterung einer Reihe allgemeiner Fragen, um hierdurch die spätere Behandlung des Einzeluen verständlich zu machen und näher zu begründen. Die kleinere Hälfte des ersten Bandes beschäftigt sich daher mit den Grundsätzen der wissenschaftlichen Eintheilung der Thierwelt und den bierbei in Betracht kommenden philosophischen Anschauungen. Die Morphologie, die Ent- wicklungsgeschichte, die geographische Verbreitung in der Jetziwelt und die geolo- gische Reihenfolge liefern dieGrundlage einer Anzahl von Betrachtungen, die von einem spiritualistischen und oft entschieden theistischen Sinn getragen werden. Der Grund- gedanke, der sich durch das Ganze zieht, ist der, dass bestimmte, oft nicht unmittel- bar auffallende Plane das Schöpfungsgebäude durchziehen und die Organisation der gleichzeitig vorhandenen Wesen und der successiv auftretenden Organismen beherr- schen. + Die zeitliche Verknüpfung verrälh sich dadurch, dass viele Formen, die man in früheren geologischen Epochen antrifit, den einfacheren Typen derselben Klassen in späteren Zeiten entsprechen. Man stösst überdies auf prophetische Bildungen d. h. auf solche aus vorangegangenen Epochen, die Merkmale gleichzeitig Jarbieten, welche auf verschiedene Typen späterer Perioden vertheilt sind. Die Sauroidei unter den Fischen der geologischen Epochen, die den Reptilien vorangingen, vereinigten auf diese Art Zeichen von Fischen und Reptilien, die in der Folge nur gesondert auftraten. Die Pterodactylen, die Ichthyosauren u. Ss. w. gehören ebenfalls hierher. j Der Abschnitt, der von der Classification der Thierwelt handelt, liefert nicht blos eine historische Darstellung der verschiedenen Systeme und der Gesichtspunkte, un- ler denen sie entworfen worden, sondern auch die eigenen Ansichten von Agassiz über die Abgrenzung der weiteren und engeren Gruppen der Thierwelt. Ein Versuch einer selbständigen Eintheilung derselben ist p. 184—187 gegeben. Die Schildkröten, denen die übrigen Theile der beiden ersten Bände des Werkes gewidmet sind, werden in zwei Unterordnungen mit sieben Familien getrennt, näm- lich die Chelonit Oppel (Chelonioidae und Sphargididae) und die Amydae Opp. (Trio- nychidae, Chelyoidae, Hydraspididae, Chelydroidae, Cirosternoidae, Emydoidae und Testudinina). Eine vergleichend anatomische Uebersicht des Baues dieser Thiere nebst einzelnen physiologischen Bemerkungen, Betrachtungen über nachembryonale für die Zoologie wichtige Entwickelungsveränderungen und die Lebensthätigkeiten der Schildkröten, deren gegenwärtige und deren geologische Vertheilung reihen sich zu- nächst an. Die ausführliche zoologische Darstellung der untergeordneten Gruppen und der Genera schliesst den ersten Band des Werkes. Der zweite, welcher die Entwicklungsgeschichte enthält, muss das Interesse des Physiologen in hohem Grade in Anspruch nehmen. Agassiz benutzte hier das reiche, ihm zu Gebote stehende Material mit allen Hülfsmitteln, welche die Gegen- wart für morphologische Forschungen darbietet. Die mikroskopischen Beobachtun- gen spielen daher eine Hauptrolle in dieser embryologischen Darstellung. Die Menge der neuen Thatsachen nöthigt hier zu einer mehr ins Einzelne gehenden Mittheilung. Die jüngsten Eierstockeier der Schildkröten sind gleichartige Kugeln, dıe zwischen den Zellen der Masse des Eierstockes liegen. Man hat daher weder eine endogene Entstehungsweise des Eies, noch einen von vorn herein angelegten Zellenbau dessel- ben. Das erste Auftreten des Keimbläschens innerhalb dieser Anlage des Eies wech- selt in hohem Grade. Es geht aber nie der Abscheidung der Dotierhaut voran, übt (als Kern) keinen sichtlichen Einfluss auf die Bildung der Eizelle und liegt auch nicht in dem Mittelpunkte derselben bei seiner ersten Erscheinung. Man findet die frühesten Entwicklungsstufen der Eier im Eierstocke in ausserordent- lichen Mengen. Die späteren dagegen sind reihenweise nurin den Zahlen vorhanden, die jeder der nächsten Ablagerung von Eiern entsprechen. Naneımys bietet daher nur zwei oder drei, Chrysemis picta fünfbis sieben und Chelydra serpentina mehr als dreissig dar. 458 Um die einzelnen Theile der Zellen unabhängig von aller Theorie zu bezeichnen, schlägt Agassiz den Namen des Ectoblasten für dieZellenhaut und den des Meso- blasten für denKern vor. Der Nucleolus heist dann Entoblast undein in diesem enthaltenes ausgezeichnetes kleineres Körperchen der Entosthoblast. Die Dolter- haut des Eies entspricht hiernach einem Ectoblasten, das Purkinje’sche Bläschen einem Mesoblasten, der Wagnersche Keimfleck einem Entoblasten und das oft in diesem enthaltene eigenthümliche Bläschen einem Entosthohlasten. Der Kern oder der Mesoblast der Dotterzellen entsteht später als diese. Manche kleinere Zellen enthalten ihn schon, während er oft in anderen grösseren mangelt. Der Ectoblast oder die Dotterhaut erzeugt sich durch die Verschmelzung einer Schicht der peripherischen gleicbartigen Kugeln. Von einer Verdichtung der Zellenmembran um den Kern ist nicht die Rede. Das Purkinje’'sche Bläschen bildet ursprünglich einen festen Körper mit unbe- stimmten Grenzen, der in keinem bedingenden Zusammenhange mit der Entwicklung‘ der Eizelle steht. Er bekommt später eine sehr dünne Begrenzungshaut und einen flüssigen Inhalt. Man kann in diesem im Anfange keineSpur von Wagner’schen Flecken auffinden. Einer oder zwei Ireten erst auf, wenn der Durchmesser des Purkinje’schen Blöäschens ungefähr den vierten Theil von dem der Eier erreicht hat. Sie vermehren sich in der Folge, sind im Anfange hell und durchsichtig , werden später trüber, be- kommen eine scharfe Begrenzungslinie und zeigen im Innern einen excentrischen En- tosthoblasten, der sich bald rascher, als das Wagner'sche Bläschen vergrössert, bis er oft %, des letzteren einnimmt. Beide verschwinden später. Der Inhalt des Purkinje'- schen Bläschens wird dann wieder gleichförmig. Einzelne Eier von bestimmter Grösse können schon diese Veränderung durchlaufen haben, während sie anderen desselben Durchmessers noch bevorsteht. Die oben erwähnten stärker ausgebildeten Reihen von Eierstockeiern‘, von denen jede in einer künftigen Brütezeit gelegt werden soll, entwickeln sich periodisch, jedoch erst nachdem die Thiere ein gewisses Alter erreicht haben. Chrysemis picta enthält z. B. bis zum siebenten Lebensjahre nur kleine, noch nicht reihenweise gestellte Eier. Erst von nun an bilden sich von Jahr zu Jahr Eierreihen. Jede von diesen enthält dann, wie erwähnt, eben so viel Eier, als das Tbier zu einer Brunstzeit legt. Dieses geschieht aber erst nach vier Jahren zum ersten Mal. Die erste Begattung fallt hier mit der neuen Entwicklungsweise der Eier zusammen. Jeder Frühling, der eine aber- ınalige Brunstzeit herbeiführt, bedingt eine stärkere Ausbildung einer neuen Eierreibe, die erst nach vier Jahren allmölıgen Wachsthumes in der oben genannten Schildkröte gelegt wird. Diese Veränderungen hängen nur mit der Brunst, nieht aber mit der Be- frachtung zusammen. Sie treten blos im Frübjahre auf, während sich die Sehildkrö- ten noch ein zweites Mal im Herbste zu begalten pflegen. Da die gefangenen Thiere diesen Aktnie vollziehen, so stösst diegenauere Verfolgung des Befruchtungsprocesses auf ausserordentliche Schwierigkeiten. Agassiz konnte die Spermatozoiden bei den sich selten darbietenden Beobachtungen nur bis in den Eilei- ‘ter verfolgen. Eine Mikropyle kommt in dem Eie der Schildkröten nicht vor und es zeigte sich bis jetzt noch keine Erfahrung, die ein Eindringen der Spermatozoiden in das Ei andeutete. Agassiz spricht sich über diesen Punkt überhaupt in hohem Grade zweifelnd aus. Unbefruchtete Bier können auch in diesen Thieren einen beschränkten Furehungsprocess durchmachen. Glyptemis insculpta liefert das deutlichste Beispiel einer eigenthümlichen Bil- dungsart des Eiweisses, die von der der Vögel wesentlich abweicht. Die erste Eiweiss- masse und die Eischalenhaut werden hier in einem und demselben oberen Bezirke des Eileiters abgesetzt. Das später abgelagerte Eiweiss muss daher durch die Poren der sich (ortentwickelnden Schalenhaut in dasEBi eindringen. Alle Drehungen, welche die- ses zu jenerZeit im Eileiter vornimmt, berühren daher nicht die innere Eiweissmasse. Der Mangel der Chalazen erklärt sich hieraus.ohne Weiteres. Die einzelnen Eiweiss- 459° schichten werden später durch dunkele Linien geschieden. Diese entstehen durch eigenthümliche längliche Körperehen, deren grosse Axen in einer Richtung in dersel- ben Lage, in anderen dagegen in benachbarten Schichten dahingehen, Die Zusam- menselzung der Eischale aus verschmolzenen krystallinischen Kugeln und die hier- durch bedingte Porosität scheinen sich auf ähnliche Art, wie in den Vögeln zu gestal- ten. Die untergeordneten Merkmale des Gefüges fallen jedoch in den verschiedenen Familien der Schildkröten ungleich aus. ei Agassiz bemerkt mit Recht, dass man bis jetzt in den Vögeln noch nicht genügend untersucht hat, wie die Eiweissmasse im Laufe der Embryonalentwicklung theilweise "in den Dotter dringt und zur Formveränderung desselben wesentlich beiträgt. Diese Erscheinungen lassen sich in befruchteten Schildkröteneiern Schritt für Schritt ver- folgen. Eine Reihe von Einzelverhältnissen, die in dem Werke ausführlich geschildert rden, erläutert das Geselzmässige dieses Vorganges. Die Grösse desKernes oder des Mesoblasten der Dotterzellen nimmt später in dem Grade zu, dass sein Rand die Innenfläche des Ecloblasten berührt. Diese Veränderung wird in den befruchteten Eiera regelmässig angetroffen. Wie aber die Dotterfurchung auch in unbefruchteten Eiern vorkommen kann, so wiederholt sich das Gleiche für die eben erwähnten Veränderungen einzelner Dotterzellen. Die Zahl der Entoblasten vergrössert sich in der Folge in dem Grade, dass oft ein Mesoblast hundert Entoblasien einschliesst. Man beobachtet überdies eine merkwürdige fortgesetzte Selbsttheilung des Mesoblasten. Sie kann in unbefruchteten Eiern vorkommen, fehlt aber immer in solchen, die erst in den Eileiter übertreten, geht stets der Dottertheilung voran und schreitet allmälig von der Peripherie nach dem Mittelpunkte des Dotters während der ‘Dauer der Embryonalentwicklung fort. Die gesondenten und frei gewordenen Thei- lungsstücke der Mesoblasten rücken zusammen und werden auf diese Weise zu En- bryonalzellen, eine Umwandlung, die sich obne irgend eine Lücke verfolgen. lässt. Das Purkinje'scheBläschen hat keinen Antheilan dem Aufbaue desEmbryo, Der Name des Keimbläschens ist daher nicht in der Wirklichkeit begründet. Es entsteht und vergeht nur ia Folge derallmäligen Vertheilung der Eiweiss- und der Feitmassen der Dotterkugel. Die beschränkte Dottertheilung der Schildkröten schreitet sehr rasch fort. Sie ist wahrscheinlich innerhalb 24 Stunden grösstentheils vollendet. Ein blosser Zufall machte es nach vielen vergeblichen Versuchen an verschiedenen Arten möglich , die früheren Stufen der Dotterzerklüftung an Glypfemys insculpta zu beobachten. Es ge- lang aber selbst bier nicht, den ersten Anfang, nämlich die Anwesenheit einer blossen einfachen Furche nachzuweisen. Eine Reihe grösserer Abtheilungen des der Furchung unlerworfenen Dotterabschnittes zeigle sich in den Eiern eines Exemplares, das den 237. Mai geöffoet wurde. Ein zweites Thier derselben Art, das man Tags darauf unler- suchte, führte Eier mit dem Grade von Zerklüftung, welcher der Maulbeerform der gesammten Dotterfurchung entsprechen würde, Ein drittes zeigte am nächsten Tage Bier mit ausgebildeter Keimhaut und keine Spur von Dottertheilung mehr. Die Thei- lungsfurchen haben keine symmetrischen Gestalten, Die einzelnen Abschnitte werden wahrscheinlich nicht von besonderen Häulen, sondern nur von Eiweiss eingehüllt. Sıa gehen übrigens noch eine Strecke weit über die Keimscheibe, reichen daher in den Raum, der für den Gefässhof bestimmt ist, und erscheinen vermuthlich überall, wo dieser letztere vordringt. Sie treten später nach und nach in der ganzen Dot- termasse auf. Diese bildet übrigens in keinem Geschöpfe eine blosse Nahrungssub- stanz für den Embryo, sondern geht allmälig in die Körpergebilde vor oder nach der Vollendung der Embryonalentwicklung über, Die tieferen Dotterschichten haben da- her am Ende dieselbe höhere Bedeutung, wie von Anfang an die oberflächlicheren, welche die Keimhauterzeugte. Man muss das ganze Ei als Embryonalmasse ansehen, ungefähr wie ein junges und ein alles Tbier nur verschiedene Formen des gleichen Ge- schöpfes bilden, - Ein ausfübrlicher, die Faltungen der Keimhaut überschriebener Abschnitt behan- 460 delt die allmälige Ausbildung des Embryo und der Eihäute in sehr ausführlicher Weise. Ich kann nur bedauern, dass dieser und die beiden folgenden lehrreichen Abschnitte keines verständlichen Auszuges ohne die Beifügung der Abbildungen fühig sind und ich mich daher auf einige der wichtigsten Punkte beschränken muss. Nach einigen gelegentlich gemachten Mittheilungen scheinen Abnormitäten der frühesten Entwicklungszustände in den befruchteten Schildkröteneiern nichts weni- ger als selten vorzukommen. Physiologisch interessant ist auch die Thatsache, dass der Embryo noch 36 Stunden fortlebt, wenn man das von seiner Schalenhaut befreite Ei in einer sehr dichten Zuckerlösung aufbewahrt. Versenkt man in diese einen sehr jungen Embryo, der noch mit seinem Gefässhofe verbunden ist, so schlägt das Herz wenigstens 12 Stunden lang kräftig fort. Zwei Abtheilungen,, von denen die eine die Entwicklung der Organe und die an- dere die derGewebe behandelt, beschliessen diese auf reichster Beobachtung fussenge Untersuchung. Hat es auch nach den Abbildungen, die Bojanus nach der erwachsenen Emys europaea gegeben, den Anschein, als entsprängen die Nervi optici aus den Cor- pora quadrigemina, so lehrt doch die Embryologie, dass sie nicht aus diesen, sondern aus den Lobi optici hervorgehen. Das Cerebellum gehört zw denjenigen Gebilden, die von Anfang an durch Abschnürung aus der Gesammtanlage des Nirns gesondert wer- den. Es ist mithin kein erst secundär hervortretendes Gebilde. Eine Hypophysis, wie man sie in der erwachsenen Schildkröte sieht, ist selbst in dem frisch ausgekrochenen Thiere nicht vorhanden. Die erste Spur des Auges zeigt sich hier als eine Hervorstülpung, die mit dem Lobus opticus der gleichen Seite zusammenhängt. Eine gemeinschaftliche Augengrube wurde nicht wahrgenommen. Man erkennt dagegen vorzugsweise in den Zeichnungen die Einstülpungsbildungen der Krystalllinse und die hierdurch bedingte Einschlagung der Netzhaut, aus der dann die späteren Unterschiede der Jacob’schen Haut und der übrigen Retina hervorgehen. Eben so erläutert eine sehr deutliche Abbildung, wie sich die Linsenzellen reihenweise und mit queren Zwischenwänden zusammenlegen. Man trifft die Pupillarmembran nicht blos in der Schildkröte, die eben das Ei ver- lassen hat. Sie erhält sich auch wahrscheinlicherweise während der übrigen Lebens- zeit. Ein ungefähr 20jähriges Exemplar von Trachemys scabra hatte sogar eine dop- pelte, sehr dicke Haut der Art. Die erste Anlage des Ohres bildet eine Vertiefung, die mit der Mittellinie der Un- terseite des verlängerten Markes durch einen Stiel verbunden ist. Die Grube selbst entspricht dem äusseren Gehörgange. Das Vestibulum entsteht erst später als eine Anschwellung an dem Hörnerven. Die eben ausgekrochene Schildkröte besitzt einen noch sehr unvollkommen ver- knöcherten Schädel. Der Zwischenkieferknochen zeigt verhältnissmässig die stärkste Verknöcherung, obgleich er nur aus schwammiger Masse besteht. Das Oberkiefer-, das Siebbein und die Stirnbeine sind kaum weniger verknöchert, als die Unter- kiefer. Die Scheilelbeine folgen dann zunächst. Die Crista occipitis besitzt nur eine äussere Knochenschicht und ist im Uebrigen knorpelig. Die Basis ossis occeipitis und das Sphenoideum beginnen in ihrem Innern zu erhärten, alle andern’Schädelknochen dagegen sind nur noch knorpelig angelegt. Das Herz und die Blutgefässe entstehen als Hohlräume der einzelnen Embryo- naltheile, vorzugsweise des Gefässblattes oder der Intestinal-Subsidiarschicht, wie Agassiz sie nennt. Die erste Spur’ des Blutlaufes besteht auch hier darin, dass das schlauchförmige Herz eine mit Embryonalzellen vermischte eiweissartige Flüssigkeit vor- und rückwärts stösst. Der Mangel scharf gesonderter Wandungen in jenen ur- sprünglichen Gefässlücken begünstigt das Verschwinden früherer zahlreicher Gefäss- verbindungen, wie man z.B. im Laufe der Entwicklung des Harnsackes sieht. Die Area vasculosazeichnetsich durch die vielfachen Unregelmässigkeiten ihrer Entwicklung aus. Während die anfänglichen Zeilen überall die gleichen sind, bieten meist die spa- 461 teren eigenthümliche Merkmale dar. Die des Amnion z. B. erscheinen zu allen Folge- zeiten polygonal und.durchsichlig. Sie enthalten einen hellen Mesoblasten, der wie- der einen durchsichtigen Inhalt mit einem in der Mitte gelegenen Entoblasten führt. Nur das verlängerte Mark, nicht aber der anstossende Theil des Rückenmarkes hat ge- schwänzte Zellen kurz vor dem Auskriechen des Embryo. Die Lobi olfactorii führen schmalere, dunklere und undurchsichtigere Zellen, als die Grosshirnhemisphären. Die der N. N. olfactorii legen sich reihenweise zusammen, ehe sie durch Schwinden ihrer Zwischenwände in Nervenfasern übergehen. Untersucht man die Rückensaite zur Zeit, wenn die Wirbel in der ganzen Länge der Wirbelsäule angelegt worden, so findet man, dass sie nach aussen hin aus spin- delförmigen durchsichtigen Zellen besteht, deren längerer Durchmesser auf der Längs- achse der Rückensaite senkrecht steht. Ihre Wand verdickt sieh später. Sie selbst werden breiter und bekommen unregelmässigere Umrisse. Dieäusseren, dieinniger un- ter einander zusammenhängen, bilden dann eine Hülle, welche die inneren und locke- reren einschliesst. Diese haben aber kugelise Formen, düunere Wände und einen durchsichtigen Inhalt. Man konnte einen Mesoblasten in keiner der Zellen der Rücken- seite zu irgend einer Zeit entdecken. - Die verknöcherten Theile der Wirbel der ausgekrochenen Schildkröte enthalten Kalkfasern, die zwar im Allgemeinen nahe bei einander liegen, jedoch noch zahlreiche längliche Zwischenräume übrig lassen. Man kann drei gelrennte Lagen solcher Ge- bilde in dem erhärteten Theile unterscheiden. Der Kalk setzt sich zuerst in den Fasern und später zwischen ihnen ab, bis das Ganze eine gleichartige Lage bildet, die nur bin und wieder von hellen Flecken unterbrochen ist. Bei der Verknöcherung der ächten Knorpelmasse schlagen sich die Kalkkörnchen längs der Wände der Knorpelkörper nieder, Sie verbinden sich dann mit dem benachbarten Netzwerke der schon vorhan- denen Knochenmasse. Die Extremitätenknorpel zeichnen sich dagegen dadurch aus, dass sich in ihnen die Kalkkörnchen zuerst in der Mitteder Knorpelkörper absetzen, von ihnen gebildete Strahlen gehen dann von jener Mittelmasse nach dem Umkreise der Körper aus. Die Netzhautzellen besitzen eine säulenförmige Gestalt, kurz nachdem die Ent- wicklung des Augapfels begonnen hat. Ihre Längenachse schneidet die Augenwand in senkrechler Richtung. Jede von ihnen nimmt zugleich die ganze Dicke der Netzhaut ein. Die Relina der eben ausgekrochenen Schildkröte dagegen liefert schon einen eben so verwickellen Bau, als die des erwachsenen Thieres. Man findet eine Schicht sehr dünner Fasern unmittelbar hinter der Hyaloidea. Sie erstreckt sich von der Eintrilts- stelle der Sehnerven bis zu dem Vorderrande der Netzhaut. Nun folgt eine Lage gros- ser durchsichliger runder Zellen, von denen jede einen umfangreichen Mesoblasten einschliesst und manche uni- und andere bipolare Fortsälze darbieten, dann kleine sehr dünnwandige, hierauf ähnliche nur mehr längliche oder spindelförmige Zellen mit Forlsätzen, die nach beiden benachbarten Schichten gehen, und endlich noch eine äussersie Lage Zellen, von denen hin und wieder Verlängerungen in die Jacob’sche Haut hinübertreten. Diese letztere endlich besteht aus zwei Arten von Zellen. Die eine gleicht den nach innen zu benachbarten Zellen, hat aber keine Mesoblasten und sendet Fortsätze nach innen. Die andere bietet dieses zweite Merkmal nicht dar. Diese ZeV’en enden abgerundet oder gehen beiderseits indünnere Fädenüber. Sie führen einen blasten, dessen Farbe von Weiss bis zum liefsten Orangerolh wechselt. Agassiz nnteaber nie finden, dass sich Fasern ununterbrochen von der inneren Lage (der Faser- schicht der Sehnerven) bis zur äussersten (der Stäbchenschicht) unmittelbar hinziehen. Die Linsenfasern bilden in früher Zeit linienförmige Reihen von Zellen. Sie ent- stehen also nicht aus der Verlängerung einer einzigen Zelle. Die Schleimhaut der Speiseröhre Irügt kurz vor dem Auskriechen eine doppelte Schicht von Zellengebilden. Die oberen, welche Flimmerhaare haben, führen je einen Mesoblasten mit einfachen oder mehrfachen Entoblasten. Die unteren besitzen eine eylindrische Form und einen körnigen Inhalt ausser dem hellen Mesoblasten. Die 462 Haare der Flimmerzellen des Magens sind regelmässig vertbeilt. Sie stehen an dem Umkreise der Oberfläche, da wo die benachbarten Zellen zusammenstossen. Jede Ma- gensaltdrüse enthält nur eine einfache Zellenschicht. k Untersucht man den Nahrungskanal zur Zeit des Auskriechens, so findet man, dass sich die einfachen Faserzellen der Muskelbaut der Speiseröhre durch ihre beträcht- liche Länge auszeichnen. Die Schleimhaut des Magens hat mindestens vier, die des Dünndarms vier oder fünf, und die des Dickdarms sechs, endlich die der Harnblase fünf Zellenschichten. Die malpighischen Knäuel liegen nicht in Endanschwellungen, son- dern mitten im Verlaufe der Harnkanälchen, wie durch einesebr schöne Abbildung er- läutert wırd. Die Blutkörperchen bilden blosse runde durchsichtige Zellen, wenn das Herz seine Röhrenform zu verlieren beginnt. Diese Beschaffenheit bleibt, bis der Harnsack von dem Embryo berangewachsen ist. Sie scheinen dann einen körnigen Mesoblasten zu bekommen. Dieses rührt aber vermuthlich nur von der Natur des Entoblasten her. Die Eiform der ausgebildeten platten Blutkörperchen stellt sich erst spät ein, Ueber- gangsgestalten kommen häufig vor. Sie kleben zu dieser Zeit leicht zusammen und platten sich dann durch gegenseitigen Druck oder den Widerstand anderer Körper häufig ab. Die Muskeln des zum Auskriechen reifen Embryo zeigen sehr verschiedene Ent- wicklungsstufen. Die an den Wirbelbogen gehefleten Fasergebilde bestehen theils aus Spindelzellen, die mit ihren schiefen Wänden an einander liegen und einen eiförmigen, viele Körnchen enthaltenden Mesoblasten einschliessen,, theils aus kernlosen Zellen, deren Zwischenwände an vielen Stellen schon geschwunden sind, Manche der kern- führenden Zellen zeigen übrigens schon die gleiche Vereinigungsweise, wie die kern- losen, Der körnige Inhalt derselben bietet häufig eine lineare Anordnung dar, Die Muskelfasero des Vorderfusses dagegen besilzen um diese Zeit die charakteristi- schen Merkmale der gleichen Gewebe des erwachsenen Geschöpfes. Die Fibrillen aber bestehen auch hier noch aus blossen Körnchensträngen, wie die oben erwähnten. Diese lassen sich auch noch kurz vor der Geburt an dem oberen Zurückziehen des Kopfes nachweisen, so wie die frischen Fibrıllen aus ihrer natürlichen Lage verrückt oder die Muskelfasern mit Weingeist behandelt werden. Die dem zweiten Bande beigefügten, lilhographirten Quarliafeln zusammenge- drängter Abbildungen sind theils zoologischen, Iheils embryologischen Gegenständen gewidmet, Die ersten sechs stellen eine beträchtliche Menge junger Schildkröten (un- mittelbar nach dem Auskriechen oder kurz darauf) dar. Jedes Thier ist meist von mehreren Seilen gezeichnet. Nur die letzte Tafel enthält auch schon einige embryolo- gische Gegenstände. Die beiden folgenden Tafeln behandeln die mannigfachen For- men der gelegten Schildkröteneier. Vier Tafeln sind der Anatomie der weiblichen . Geschlechtswerkzeuge, drei der Abbildung einzelner Embryrnen, Spermatozoiden etc, und schematischen Figuren, dreizehn der Ovologieund der Embryologie, vier der Ge- webeentwicklung gewidmet. Die beiden letzten in Farbendruck gegebenen Tafeln end- lich zeigen die mannigfachen Varietäten vorzüglich der Färbungen, welche Ptychemis rugosa Ag. (Emys rubiventris auct.) darbietet, Manche der embryologischen Zeichnun- gen sind eben so treu und schön gehalten, als z. B. in dem Prachtwerke des Kataloges des Hunter'schen Museums, an dessen Darstellungsweise sie oft erinnern. Der Werth der mikroskopischen Abbildungen yerräth sich dadurch, dass der Kenner in der Regel auf den ersten Blick weiss, was gezeichnet worden. Das Verdienst dieser Abbildungen ist aber um so grösser, als hier mit Steindruck erreicht wurde, was man sonst oft in Kupferstich kaum in ebenbürtiger Weise erlangen konnte, Berichtigung. S. 443 Z. 4% v. u. |, »unbefruchteten Weibchen« statt »unbefruchtelen Eiern.« ! Entuchrjt. [7 venjinschafll Zootogae, BE | { = Te T e Zap: 8 | | Keetschrif£ 7. Zenjgenschaffl. Foolarze: Da AN. ..n.mnnnn Haare der | Umkreise d gensaftdrür Unters sich die eiı liche Länge Dünndarm Zellenschic dern mitte: läutert wır Die.Blı Röhrenlorr dem Embr bekommen Die Eiform gangsgesta platten sie häußg ab. DieM wicklungs: Spindelzel viele Körn: deren Zwit führenden losen, Dei Muskel schen Mer bestehen ı Diese lass und schen yiepsanlip lich zei auf den ist 2 n c 8.432 9.07% Zap: 70. N = } rn Sa 7 f) ll Ik / HD Y j f vr | / | \ } A J ei } [ i ) / } g | ' Ri | | ——— —— e 00 | S | RR) a ».a £ 0 5 rer rn a —— - : f Gartner? S reifönschaftt. Snebagre. Bel I Zug NUR / ei i len = Inter Lamaua = Tatı lan. Ueber das Receptaculum seminis der weiblichen Urodelen. Von €. Th. von Siebold in München. Mit Tafe) XVIM. | Als ich vor zweiundzwanzig Jahren bei den weiblichen Insekten zu- st die Anwesenheit und Bedeutung des Receptaeulum seminis nach- 5, ') ahndete ich nicht, dass mir vorbehalten bliebe, auch hei Wirbel- r-Weibchen ein gleiches Organ zu entdecken. Nachdem später ausser fer Insekten-Classe noch in verschiedenen anderen Classen der wir- D könnte, von welchem aus die nach vollzogener Begattung in bald sren bald geringeren Zeit-Zwischenräumen von den Ovarien sich nenden Eier durch Spermatozoiden befruchtet würden. Obwohl Mir gewiss auch andere Naturforscher sich eine solche Frage auf- en haben mögen, so scheint man sich doch nie ernstlich mit dem hen eines Receptaculum seminis bei weiblichen Wirbelthieren be- t zu. haben, denn gewiss wäre der Fund, den ich während des enen Spätsommers in dieser Beziehung gemacht habe, auch ande- orschern nicht entgangen, wenn sie darnach gesucht hätten. Recht konnte Leydig noch im vorigen Jahre sagen :?) »bei Wir- n kennt man mit Sicherheit noch nichts von einem Receptaculum inis.« Zwar erklärt Hyrt/®) einen bei Chimaera monstrosa von ei 3. meinen Aufsatz über- die Spermatozoen in den befruchteten Insekten-Weib- chen, abgedruckt in Müller's Archiv 4837, Pp- 392. ergl. dessen Lebrbuch der Histologie. 4857. pag. 543. gl. Sitzungsberichte der mathemat. naturwissenschaftl. Classe der k, Akade- mie der Wissenschaften. Bd. XI. Wien. 4854, Pag. 4086, Fig. 2. gh, tschr. f. wissensch. Zoologie. IX. Bd. 30 k6k, Leydig*‘) aufgefundenen Sack, der mit dem weiblichen Genitalsystem zu- sammenhängt, für eine Samentasche, ohne aber einen überzeugenden Beweis für die Richtigkeit seiner Deutung geliefert zu haben. Dagegen kann ich heute mit der grössten Bestimmtheit die Behauptung aussprechen, dass bei gewissen Wirbelthier-Weibchen, nämlich bei allen weib- lichen Salamandern und Tritonen ein Receptaculum seminis vor handen ist. Die erste Vermuthung, dass die weiblichen Urodelen eine Samen- tasche besitzen möchten, kam mir in den Sinn, als ich während der letz- ten Herbstferien in der herrlichen Gebirgsgegend von Berchtesgaden einen längeren Aufenthalt gemacht und es unternommen hatte, die Entwick- lungsgeschichte des lehendiggebärenden schwarzen Alpensalamanders, über welche Schreibers?) so viel merkwürdiges mitgetheilt, mit eigenen bei Augen zu verfolgen. Ich hatte mir einen gehörigen Vorrath von dieser Berchtesgaden nicht selten vorkommenden Salamandraatra verschaflt, und war erstaunt, bei der Zergliederung der weiblichen Individuen die- ses Molches dieselben in den verschiedensten Stadien der Trächtigkeit anzutreffen. Dasselbe nahm ich so eben achtMonate später an zahlreichen Weibchen eines Transportes von 80 lebenden schwarzen Erdmolchen wahr, die im Anfang dieses Monats Juni in der Umgegend von Berchtesgaden bei ihrem ersten Erscheinen nach einem warmen Gewilterregen 'gesammel und an mich hieher gesendet worden waren. j Ich überzeugte mich bei diesen Untersuchungen von der Richtigkei b aller von Schreibers über diese Salamandra atra gemachten Angaben Nach diesen Mittheilungen ist es bekannt, dass der lebendiggebärende schwarze Erdsalamander immer nur zwei vollkommen ausgebildete, »20 bis 22 Linien lange Junge, an denen jede Spur von Kiemen verschwun- den ist, zur Welt bringt, während dieselben als Foetus mit ausgezeichnet langen bis über die Hinterschenkel hinabragenden Kiemen versehen sind?®), so dass also diese als Landthiere zur Welt kommenden schwarzen Erd- 4) S. Müller’s Archiv. 1851. pag. 268. 2) S. dessen bei der Natutforscher-Versammlung zu Wien gehaltenen und in Isis 1833 pag. 527 abgedruckten Vortrag: »über die specifische Verschiedenh des gefleckten und des schwarzen Erdsalamanders und die höchst mer) dige, ganz eigenthümliche Fortpflanzungsweise des letztern». Einige denselb Gegenstand betreffende Notizen Iheilte Schreibers in einem wenig bekannt gewe denen Briefe mit, der sich in dem naturwissenschaftllichen Anzeiger der sch zerischen Gesellschaft für gesammte Naturwissenschaften, Jahrg. Il. 48149. P i abgedruckt findet. Van der Hoeven hat in seinen Fragmens Zoologiques sur les Batraciens (in Memoires de la societe d'bistoire naturelle de Strassbourg. Tom. Il. 4840—! Fig. 6. 7.) einen zieralich erwachsenen Foetus, den er aus dem Uterus ei schwarzen Salamanders herausgeschnitten halte, abgebildet, dessen Kiemen sich gewiss schon in der Rückbildung befanden, da sie nicht bis zur Hälfte Abdomens hinabreichten. E) 465 salamander ihre Metamorphose von Anfang bis zu Ende im Muütterleibe durchmachen müssen. Während der Monate August und September fand ich nun in einigen erwachsenen Weibchen des schwarzen Erdmolches zwei ganz ausgetragene Junge, in anderen dagegen hatten sich die beiden Jungen eben erst zu entwickeln angefaugen, während wiederum in ande- ren die beiden Jungen als kiementragende Larven mehr oder weniger die Hälfte ihrer Entwicklungszeit überstanden hatten. Eine solche Verspä- tung des Fortpflanzungs- Geschäftes war mir an diesem schwarzen Sala- mander um so mehr aufgefallen, als die Brunstzeit dieser Thiere, wie bei fast allen geschwänzten und ungeschwänzten Betrachiern in die Zeit des Frühlings und des Frühsommers fällt. In der That zeigten sich auch bei den männlichen Individuen des schwarzen Salamanders, welche ich im August und September untersuchte, die inneren Geschlechtstheile in einem vollständig unthätigen Zustande, während die im Anfang Juni von mir _ untersuchten Männchen Hoden und Samenleiter mit beweglichen Sperma-— tozoiden gefüllt besassen, woraus ich schloss, dass von diesem geschwänz- _ ten Betrachier der Begattungsakt ebenfalls in den wärmeren Frühlings- tagen vorgenommen werde und dass die Trächtigkeit und das Gebären der Weibchen dieses Erdmolches von da ab den Sommer hindurch bis gegen Herbst und Frühling hin sich vielleicht mehrmals wiederhole. Da die schwarzen Salamander in der höheren Alpenregion zu leben be- stimmt sind, wo sich nicht so leicht und so andauernd futterreiches Wasser findet, in das die trächtigen Weibchen dieser Salamander-Art, wie die in niederen und wasserreicheren Gebirgs-Regionen wohnenden gelbgefleckten Salamander, mit Kiermen athmende Jungen unterbringen könnten, so sind ‚dieselben auch dazu bestimmt, ihre Brut, länger bei sich zu tragen, um sie nachher sogleich als fertige Land- und Lungenthiere zur Welt zu bringen. Es gebären aber auch aus diesem Grunde die schwarzen Sala- mander nicht, wie Salamandra maculosa, dreissig bis vierzig und 12 bis 15 Lin. lange Larven, sondern, wie schon vorhin erwähnt wurde, nur ‚zwei aber um so viel grössere, nämlich bis zu 22 Lin. lange vollkommen ausgebildete kiemenlose Junge. Dieser vollkommene Entwicklungszustand der neugeborenen schwarzen Salamander wird durch einen höchst merk- würdigen, schon von Schreibers beobachteten *) Vorgang erreicht. Es treten nämlich, wie bei dem gefleckten Salamander, vierzig bis sechszig Bier jederseits in den Uterus ein, aber von diesen Eiern entwickelt sich wie ich beobachtet babe, immer das unterste dem Uterus-Ausgang zu- nächst gelegene Ei, während die übrigen Eier zu einer gemeinschaftlichen Dottermasse zerfliessen. Hat der Embryo sich auf Kosten seines eigenen Dotters mit Kopf, Rumpf und Schwanz entwickelt, so eignet sich derselbe ie übrige Dotterflüssigkeit des Uterus durch Verschlucken und Verdauung & 4) S. Isis, a. a. O. pag. 529, h 30* 466 ebenfalls an, und ist dadurch im Stande, alle Entwicklungsstadien der Urodelen-Brut bis zur vollständigen Ausbildung eines Landsalamanders im Mutterleibe durehzumachen. Durch den Umstand, dass sich der Ge- burtsakt von nur zwei Jungen bei Salamandra atra während eines Jahres wahrscheinlich mehrmals wiederholt, wird wohl dieser Erdsalamander in seiner Vermehrung den ührigen Urodelen nicht nachsteben. Weichen die Weibchen des schwarzen Erdmolches von den meisten übrigen Batrachiern, welche nur einmal im Frühjahre oder Frühsommer ihre Geschlechtsfunktion verrichten, schon dadurch ab, dass sie in dem langen Zwischenraume von zwölf Monaten mehrmals hintereinander in jedem ihrer Ovarien die beträchtliche Summe von je 50 bis 60 Eiern zur Reife bringen, so erhält diese Erscheinung noch eine ganz besonders auf- fallende Seite, indem von diesen in die Fruchthälter gelangenden Eiern jedesmal nur eines auf jeder Seite zur vollständigen Entwicklung gelangt. Ich habe mich, wie schon oben erwähnt worden ist, überzeugt, dass die Männchen won Salamandra atra, deren Weibchen im August und Septem- ber so wie im Anfang Juni sich in. den verschiedensten Stadien der Träch- tigkeit befanden, um dieselbe Zeit auch nicht die geringsten Zeichen von Brünstigkeit an sich trugen. Aus diesem Grunde musste die Entwick- lungsfähigkeit jener, wenn auch nur wenigen Eier in mir die Frage her- vorrufen : wie kömmt die Befruchtung aller dieser Eier zu Stande? Diese ” Frage versuchte ich zuerst dadurch zu beantworten, dass ich das in Be- | zug auf lebendiggebärende Wirbelthiere Wahrgenommene auch auf die viviparen schwarzen Erdsalamander anwendete und annahm, die be- fruchtenden Spermatozoiden des schwarzen Erdsalamanders treten im Uterus oder im Eileiter mit den Eiern in jene innige Berührung, welche die Befruchtung der letzteren zur Folge hat, freilich musste ich alsdann auch annehmen, dass die Spermatozoiden sich mehrere Monate lang in den weiblichen Geschlechtswegen, nämlich in den Fruchthältern oder Tuben des schwarzen Erdsalamanders unversehrt aufhalten könnten, da die Weibchen des schwarzen Erdmolches vom: Frühjahr ab das ganze matozoiden, frei*in den weiblichen Geschlechtswegen eine so lange Zeit befruchtungsfähig, das heisst, beweglich bleiben, ist zweifelhaft, den von.anderen Wirbelthieren hat man bis jetzt ganz entgegengesetzte Ei fabrungen,, indem nämlich die Beweglichkeit der Spermatozoiden in weiblichen Geschlechtswegen bei Säugethieren von Prevost und Dumas von Leuckart noch nach zwölf Tagen beobachtet wurden. ') Bs ist ausserdem noch ein anderer bedenklicher Umstand vorha 4), Vergl. Leuckart's Artikel: Zeugung in Rud. Wagner’s Handwörterbuch der Phj siolegie. Bd. IV. pag. 920. . 467 welcher die Einsicht in den Befruchtungs- Vorgang der Eier des schwar- - zen Erdmolchs erschwert und der sich durch die Frage ausdrücken lässt: wie mag es kommen, dass bei Salamandra atra von allen 50 bis 60 Eiern, welche zu ‘verschiedenen Zeitabschnitten beiderseits den Eierleiter durch- gleiten und den Fruchthälter ausfüllen, jedesmal nur ein einziges und zwar immer das unterste Ei befruchtet wird und zur Entwicklung ge- langt? Diese Frage in Verbindung mit den bereits erwähnten Bedenk- lichkeiten brachte mich auf den Gedanken, nachzuforschen,, ob nicht in den weiblichen Geschlechtswegen von Salamandra atra irgendwo eine - Art Receptaculum seminis verborgen stecke, welches die nach der Begat- - tung übergetretenen Spermatozoiden ähnlich, wie bei gewissen Arthro- poden, länge Zeit frisch und beweglich erhalten und von Zeit zu Zeit etwas von seinem Inhalte zur Befruchtung jener untersten Eier der Fruchthälter abgeben könnte. Um eine solche Samentasche bei dem weiblichen schwarzen Erd- molch zu finden, untersuchie ich zuerst genau das unterste Ende der bei- den Fruchthälter, konnte aber hier nichts entdecken, was als Receptacu- Jum hätte gedeutet werden können. Ich liess mich aber durch diesen ersten misslungenen Versuch nicht abschrecken und richtete meine Auf- merksamkeit auf die Kloake und zwar auf die den Uterus-Oeflnungen zu- nächst gelegene Gegend derselben. Ich wurde auch bald für meine Be- mühungen belohnt, denn hier fand ich wirklich ein Organ, welches be- _ wegliche Spermatozoiden enthielt und nichts anderes als ein Receptaculum sewinis sein konnte. Als ich nämlich an den auf dem Rücken liegenden schwärzen Salamander-Weibchen, welche ich durch mehrere Schläge auf - den Kopf betäubt hatte, die Kloake ihrer ganzen Länge nach mit einer feinen Scheere aufspaltete, fiel mir eine auf der Mitte der farblosen Rücken- wand der Kloake angebrachte weissliche Erhabenheit ins Auge, über wel- ‚eher rechts und links die beiden Fruchthälter ausmündeten. Ich schnitt diesen Theil der Kloakenwandung heraus, um ihn unter dem Mikroskope genauer zu untersuchen. Wie war ich erstaunt und erfreut, im-Inneren Substanz dieses Theils der Kloakenwandung eine Menge blinddarm- iger scharf abgegrenzter farbloser Schläuche zu erblicken,, welche mit ‚sehr lebhaft beweglichen Spermatozoiden mehr oder weniger angefüllt "waren. Bei einem sanften Drucke, welchen ich mit dem Deckglase auf s Präparat ausübte, gelang es bir die Spermatozoiden ander, der Klöakenhöhle zugekehrten Oberfläche der Kloakenwandung zum Hervor- treten zu bringen, so dass ich sie isoliren und mit einer stärkeren Ver- grösserung betrachten konnte, wobei ich mich vollständig von der Iden- lität dieser beweglichen Samenfäden mit den ihres langen Flimmersaumes wegen so berübmt gewordenen Spermatozoiden der Land- und Wasser- Salamander überzeugte. Sie stimmten in Form und Bewegung vollkom- men mit den von J. N. Czermak aus dem Vas deferens der männlichen Salamandra atra beschriebenen und abgebildeten Spermatozoiden über- 468 ein.') Ich vermisste bei keinem Weibehen des schwarzen Erdmolches dieses Receptaculum seminis. Da, wo die einzelnen Schläuche dieses Re- ceptaculum seminis mit Samenfäden dicht angefüllt, verräth sich an der herausgeschnittenen und zwischen zwei Glasplatten gepressten Kloaken- wand die Anwesenheit des Receptaculum bei auffallendem Lichte durch die milchweisse Färbung und bei durchfallendem Lichte durch die schwärz- liebe Färbung der einzelnen Schläuche. Es besteht nach meinen genaueren und oft wiederholten Untersuchungen ein solches Receptaculum seminis aus zwei an der erwähnten Stelle in der Kloakenwandung eingebetteten Gruppen wurstförmiger und verschieden gebogener oder gewundener Blindschläuche ,' deren unteres nach der freien Mündung bingerichtetes Ende stets verengert ist, während das entgegengesetzte blinde Ende im- mer erweitert erscheint. Es lassen sich ohngeführ 30 bis 40 solcher Blind- schläuche an jeder Gruppe herauszählen, welche als Receptaculum semi- nis der rechten und linken Seite einander so genähert sind, dass nur ein ganz schmaler Zwischenraum in der Mittellinie am Rücken der Kloaken- wandung von diesen Blindchläuchen frei bleibt. Die Blindschläuche sind übrigens auf beiden Seiten so geordnet, dass ihre verengerten Hälse mit ihren sehr schwer in die Augen fallenden Mündungen mehr oder weniger nach dem Mittelpunkte einer jeden Gruppe hingerichtet sind, während die blinden Enden derselben rund umher die Periferie der beiden Gruppen einnehmen. Aus der ganzen Anordnung dieser Samenbhehälter lässt sich mit gröss- ter Wahrscheinlichkeit annehmen, dass sie demselben Zwecke zu dienen haben, wie die Receptacula seminis der Arthropoden, das heisst, sie wer- den, wie diese, bei der Begattung die von der Kloake des Männchens in die Kloake des Weibchens überströmenden Spermatozoiden aufzunehmen und längere Zeit aufzubewahren haben‘, um aus diesen Samen-Vorrath später je nach Bedürfniss von Zeit zu Zeit eine gewisse Quantität Spe matozoiden zur Befruchtung der Eier abgeben zu können. Es werden hierbei aber die Eier von den vorräthig gehaltenen Spermatozoiden nicht, wie hei den meisten Arthropoden, während ihres Hindurchgleitens durch die untersten Geschlechtswege befruchtet, sondern es werden bier, die Entwicklung der Jungen des schwarzen Salamanders bereits im Ute vor sich geht, die Spermatozoiden aus dem Receptaculum seminis in de Uterus eintreten müssen. Der Eintritt der Spermatozoiden in die beide Fruchtbälter des schwarzen Salamanders erscheint dadurch ermöglich dass sich hier in der nächsten Nähe der Samentaschen auch die bei Mündungen der Fruchthälter befinden, welche mit ihren kurzen falti Rändern und im geschlossenen Zustande eine papillenartige Hervorrag 4) $. dessen Beitrag zur Kenntniss der festen Formbeslandiheile im Samen de Molche. Fig, 4—6. (Abgedruckt in der Uebersicht der Arbeiten und Verände rungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur im Jahre 1848 pag. 79.) ven 469 dicht über derjenigen Stelle der Kloake bilden, an welcher die Blind- schläuche der Samentaschen verborgen liegen. Man darf wohl annehmen, dass durch eine leichte Kontraktion der Kloake bei geschlossener fusserer Kloakenspalte die Ränder der schwach und vorübergehend geöffneten Uterus-Mündungen jene Stelle der Kloake berühren können, an welcher die Blindschläuche der Samentaschen in die Kloakenhöhle ausmünden, und dass auf diese Weise ein Austreten einzelner Spermatozoiden aus diesem oder jenem Blindschlauch sowie ein Eintreten derselben durch den geöffneten Muttermund in den Uterus zu Stande käme. Ob dieser Uebertritt von Spermatozoiden aus dem Receptaculum se- minis in den Uterus bei Salamandra atra erst statt findet, nachdem sich bereits die Fruchthälter mit Eiern gefüllt haben, oder ob jener Vorgang sich vorher ereignet, darüber habe ich mir keine Auskunft verschaffen können, indessen möchte ich doch glauben, dass ersteres statt finde, weil sich dadurch jene Frage, warum von 50 bis 60 Eiern in den Frucht— hältern des schwarzen Erdiolchs jedesmal nur ein einziges und zwar immer das unterste Ei zur Entwicklung gelangt, am besten beantworten lässt. Es werden nämlich bei den mit vielen Eiern angefüllten Fruchthäl- tern die Wandungen derselben die Eier so dicht umschlossen halten, dass die durch den geöffneten Muttermund eindringenden Spermatozoiden nur zu dem untersten diesem zunächst liegenden Eie vordringen und dieses allein befruchten können. Eine merk würdige Erscheinung, welche noch genauer verfolgt zu wer- ‚den verdient, will ich hier nieht mit Stillschweigen übergehen. Es war mir ‚nämlich einige Male im unteren Ende des einen oder des anderen Uterus eines trächtigen Erdmolchs neben einem halberwachsenen ebenmässig ge- _ bildeten Fötus ein eigenthümlicher ovaler oder rundlicher grauer Körper aufgefallen, welcher in Grösse kaum ein reifes gelbes Ei dieses Erdmolchs übertraf. Bei genauerer Untersuchung sah ich die Oberfläche dieses Kör- ‚pers Simmern, und schwarze körnige Pigmentmassen aus dem Innern desselben hindurchsehimmern , an ein Paar eingeschnürrten Stellen des- selben Körpers ragien verästelte Fortsätze hervor, welche an die Kiemen der Urödelen-Larven erinnerten, eine dritte Stellenahm sich wie ein kur- zer Schwanzstummel aus, kurz: ich überzeugte mich , dass diese Körper nichts anders als ganz missgestaltete Embryone waren. Die Entstehung ‚dieser Monsira liesse sich wohl daher ableiten, dass in jenen Fruchthäl- tern ein zweites Ei unvollkommen befruchtet wurde, indem vielleicht auf ‚dasselbe eine nicht hinreichende Menge von Spermatozoiden eingewirkt hat; die darauf gefolgte mangelhafte Entwicklung das Embryo ist hier um mehrere Entwicklungsstadien weiter gegangen als jene, auf wel- r die von Newport!) absichtlich unvollkommen befruchteten Froscheier ‚stehen geblieben sind. | u) Vel. dessen wichtige Abhandlung: on Ihe impregnation of he ovum in the Am- phibia, II series, in den philosophical Iransactions. 1853. Part. II. pag. 247. 470 Ich fand übrigens nicht bei allen von mir im August und September untersuchten weiblichen Individuen der Salamandra atra sämmtliche Blindschläuche der Receptacula seminis mit Spermatozoiden angefüllt; bei einigen sah ich sogar beide Receptacula von Spermatozoiden ganz leer. Es hing dieses verschiedene Verhalten der Samentaschen gewiss von dem geringeren oder grösseren Verbrauche ihres Inhalts ab. Da, wo die Samentaschen erwachsener Weibchen gar keine Spermatozoiden ent- hielten, waren die letzteren vermuthlich gänzlich aufgebraucht, und hatte bei diesen Individuen das Fortpflanzungsgeschäft für dieses Jahr seinen Abschluss erreicht. Bei anderen Individuen mit leeren Fruchthältern hatte ich um dieselbe Zeit eine bald grössere bald geringere Zahl der samen- taschenartigen Blindsehläuche von Spermatozoiden erfüllt und die Eier- stöcke mit einer grossen Anzahl fast ganz reifer Eier besetzt angetroffen, woraus ich schliessen durfte, dass diese Weibchen noch einmal trächtig werden könnten. Als bemerkenswerth füge ich noch hinzu, dass ich bei allen nicht vollkommen ausgewachsenen Weibchen der Salamandra atra nicht bloss unentwickelte Ovarien sondern auch leere Receptacula semi- nis beobachtet habe, und dass ich bei einem nur 2% Zoll langen Weib- chen im Stande gewesen bin, die beiden Gruppen von samentaschenarli- gen aber leeren Blindschläuchen zu unterscheiden. Nachdem ich in der Kloake.der weiblichen Individuen von Salaman- dra atra die Spermatozoiden entdeckt hatte, musste ich mir die Frage aufwerfen : auf welche Weise können die Spermatozoiden in jene Samen- taschen der weiblichen schwarzen Salamander gelangen? Ich erinnerte mich, dass die Meinungen der Naturforscher über die Begattungs- und, Befruchtungsweise der Urodelen sehr verschieden lauten, und dass ein wirklicher Begattungsakt den Urodelen von den meisten Naturlorschern bisher abgesprochen wurde, dennoch bin ich jetzt überzeugt, dass, ob- gleich ich selbst bei den schwarzen Salamandern noch keinen Begattungs- akt habe beobachten können, ein solcher Akt bei diesen Erdmolchen statt findet. Zuerst berufe ich mich auf die weiter unten ausführlicher erwähn- ten Beobachtungen Finger's, welcher die Tritonen sich wirklich begatten gesehen hat. Zwar fehlt den gefleckten wie den schwarzen Erdsalaman- dern ein Begattungsglied , welches die Tritonen besitzen, und ‚dürfte es deshalb zweifelhaft erscheinen, ob die männlichen und weiblichen Indi- viduen jener Molche auch wirklich die Fähigkeit besitzen, ihre Kloaken- öffnungen in die zur Ueberführung des Samens nöthige, gegenseitige eng Berührung zu bringen. Achtet man aber bei den männlichen Landsala- mandern auf die äussere Umgebung der Kloakenspalte, so bemerkt mat hier ähnlich wie bei den männlichen Tritonen zwei seitliche die Kloa spalte verschliessende wulstige Lippen, welche auf ihrer inneren Kloakenhöhle zugewendeten Seite, in noch höherem Grade als bei Tritonen, eine Organisation besitzen, die sie ganz geeignet erscheine lässt, die weibliche Kloakenspalte zu umfassen undan dieselbe sich för AT i ‚lich festzusaugen. ‘Es ist die innere Seite dieser Lippen mit vielen dich- ten Reihen Papillen besetzt, welche in ihrem Inneren den Ausführungs- gang eines Drüsenschlauchs enthalten, der an der stumpfen Spitze der Papillen ausmündet und eine klebrige farblose Masse entleeren kann. Von der grossen Zahl dieser Drüsenschläuche rührt zum Theil der aufgewulstete Zustand der Kloakenlippen der männlichen Urodelen her. Ich sah zwar an den erwähnten Papillen keine Bewegung, dennoch machten sie auf mich den Eindruck, als könnten dieselben während der höchsten Liebes- aufregung sich erigiren und mit ihrer klebrigen Mündung an die Kloake des Weibchens festheften,, wodurch trotz des Mangels eines Penis, doch eine so innige Vereinigung der beiden Kloakenspalten zu Stande käme, dass von der männlichen Kloakenhöhle in die weibliche die Samenmasse mit Sicherheit hinübergepresst werden könnte. Diese von mir vermuthete Vereinigung der männlichen und weiblichen Kloakenspalte dürfte durch eine Art Umarmung der beiden sich begattenden Salamander-Individuen sehr erleichtert werden; eine solche Umarmung hat Schreibers bei Sala- mandra atra wirklich gesehen und ‚mit folgenden Worten beschrieben. !) »Bei den Land-Salamandern endlich muss die Befruchtung um so gewisser im Innern geschehen, als sie lebend gebärend sind und doch findet auch bei ihnen keine Vermischung der Geschlechtstheile statt, weileben so wie bei obigen (Wassersalamandern) keine äussern vorhanden sind, wohl aber ein\Amplexus, der so vielich weiss, noch von keinem Naturforscher beo- bachtet, wenigstens nicht bekannt gemacht wurde, und den ich nament- lich beim schwarzen Salamander selbst in der Gefangenschaft sehr oft beobachtete. Das Männchen umfasst nämlich, gleich den Fröschen, das Weibchen vom Rücken mit den Vorderfüssen fest um die Brust, und,das Weibehen schlägt (was bei den Fröschen nicht geschieht) seine Vorder- füsse über jene des Männchens von hinten nach vorn und so kriechen sie oder vielmehr schleppen sie sich gemeinschaftlich vom Lande, wo der Akt . stets begann, ins Wasser, ‚wo sie oft Stunden lang verblieben , theils “ruhend, theils schwimmend, ohne dass weiter etwas bemerkt werden konnte, als bisweilen eine schwache Trübung der ihre Körper nächst um- gebenden Wassermasse. « Vermuthlich geht der eigentliche Begattungsakt bei den schwarzen Erdsalamandern ebenso schnell vorüber, wie bei den Tritonen,, und ist derselbe deshalb von Schreibers übersehen worden. Dass die schwarzen Erdsalamander während der Umarmung dem Wasser nachgehen sollen, scheint mir unwahrscheinlich, und wenn Schreibers dieselben wirklich im Wasser bemerkt hat, so mögen sie, während sie sich in Liebe umfan- gen bielten, zufällig dahin gerathen sein. Schreibers scheint dabei an die Tritonen gedacht zu haben, von denen man behauptete, dass die Männ- chen ihren Samen in das Wasser ergiessen und dass derselbe alsdann von 4) S. Isis, a. a. O. pag. 532. * 472 den Geschlechtstheilen der Weibchen mittelst des Wassers aufgesogen würde. Ich muss gestehen, dass ich mir von diesem Vorgange nie recht eine Vorstellung machen konnte, und dass es mir jetzt vollends unerklär- bar erscheint, wie sich auf diese Weise die Receptacula seminis der Weib- chen mit beweglichen Spermatozoiden füllen könnten, die sich vermögeihrer Beweglichkeit jedenfalls im Wasser nach verschiedenen Richtungen hin zerstreuen, aber bald durch den Einfluss des Wassers ihre Beweglichkeit einbüssen und sich alsdann zu Boden senken müssen, dagegen wird die Füllung der Receptacula seminis mit beweglichen Spermatozoiden gewiss kaum mit Schwierigkeiten verbunden sein, wenn die Spermatozoiden in dichten Massen und direkt aus der männlichen Kloake gegen die Rücken- wand der weiblichen Kloake hingepresst worden, wo die Mündungen der Samentaschen zu ihrer Aufnahme bereit sind. Es wird übrigens nicht schwer fallen, festzustellen, ob die Annäherung der Kloakenöffnungen, um den Begattungsakt zu vollenden, am Anfang oder am Ende der Um- arınung eines männlichen und weiblichen schwarzen Salamanders erfolgt, da in jenen Gebirgsgegenden, wo sich Salamandra atra aufhält, diese Thiere nach einem warmen Frühjahrsregen nicht selten in so grosser Zahl sich paarweise festhaltend zum Vorscheinkommen und unter possierlichem Benehmen sich über den Weg wälzen, dass sie in diesem Zustande von den Landleuten nicht unbemerkt geblieben sind, und von denselben in der Umgegend von Berchtesgaden und Partenkirchen den Spottnamen Weg- narren erhalten haben. Ich darf es nicht unerwähnt lassen, dass bereits J. J. Czermak, der sich vielfach mit Untersuchungen des schwarzen Landsalamanders be- schäftigt hat, es sich nicht anders denken konnte, ') als dass die Befruch- tung der Eier innerhalb des Mutterleibes der lebendiggebärenden Land- salamander in Folge einer vorausgegangenen Begattung statt finden müsse, wobei, da kein Begattungsglied vorhanden sei, die männliche Kloaken- öffnung sich an die weibliche anschmiege und der männliche Same un- mittelbar, ohne Vermittlung von Wasser in den weiblichen Körper tber- geführt werde. Derselbe Beobachter fand sich durch direkte Beobachtung auch zu dem Schlusse veranlasst:?) »dass jedes Salamanderweibchen jährlich wenigstens zwei Trachten zu vollenden im Stande sei, und dass die zweite Tracht in vielen Fällen ohne neuerdings erfolgte Begattung vor sich gehen könne, und dass bei Salamandra eine unvollkommene Ueberbefruchtung sich nachweisen lasse.« Durch meine an den weih- lichen schwarzen Landsalamandern gemachte Entdeckung eines Recepta- culum seminis tritt diese von Czermak als Superfoeeundatio bezeich- nete Erscheinung in ein helleres Licht und kann jetzt jenen in der Fort- 4) Vergl. dessen Beiträge zur Anatomie und Physiologie des schwarzen Salaman- ders, in den medicinischen Jahrbüchern des österreichischen Staates. Bd. 4, Wien. 1843. pag. 5. 2) Ebend. pag. 8. 473 pflanzungsgeschichte an niederen Thieren bekannt gewordenen Erschei- nungen angereiht werden, wo, namentlich bei gewissen Arthropoden, zwischen Begaltung und Befruchtnng ein oft sehr langer Zeitraum ver- läuft. Was die vorbin mitgetheilte Angabe Czermak’s beurifit, dass die schwarzen Salamander-Weibchen jährlich wenigstens zweimal trächtig sein könnten, so muss ich dies nach den Resultaten, die ich bei der in diesem Monate Junisvorgenommenen Zergliederung der aus Berchtesgaden an mich eingesendeten schwarzen Erdmolche erhalten habe, vollkommen bestätigen. 4) Es befanden sich nämlich darunter viele Weibchen mit ganz kolla- birten nur sehr kleine unentwickelte Eier enthaltenden Ovarien, welche ‚in den beiden Fruchtbältern einen mehr oder weniger ausgewachsenen Fötus beberhergten, dessen Kiemen entweder bis auf drei Stummel jeder- seits verschrumpft waren oder in prachtvoller Entwicklung strotzten, wo- bei die Samentaschen der Mütter meistens ganz leer oder in grösserer oder geringerer Zahl mit beweglichen Spermatozoiden gefüllt erschienen. 2) Bei zwei Weibchen hatte nur der eine Uterus einen’fast vollständig ausgetragenen Fötus mit verschrumpfien Kiemen in sich, die Ovarien zeigten sich kollabirt und die Samentaschen waren in dem, einen Indivi- duum leer, in dem anderen mit beweglichen Spermatozoiden gefüllt. Aus dem leeren und zugleich schlaffen Zustande des anderen Uterus ging her- vor, dass beide Weibeben kurz vorher ein Junges aus diesem Fruchthäl- ter geboren hatten. 3) In mehreren Weibchen sah ich die Ovarien in voller Turgescenz, an dreissig bis vierzig Eier waren der völligen Reife nahe, die Fruchthäl- ter derselben erschienen leer und fest zusammengezogen, die Samenta- schen strotzten von beweglicher Samenmasse. 4) Von wenigen weiblichen Individuen mit kollabirten Ovarien und leeren Fruchthältern besassen die einen ein volles, die anderen ein leeres Receptaculum seminis, 5) Nur einmal fand ich neben kollabirten Ovarien. die beiden Frucht- hälter mit 50 und 60 grösseren und kleineren Eiern angefüllt, von denen das unterste der Uterus-Mündung zunächst gelegene Ei mit der Entwicke- lung eines Embryo bereits begonnen hatte, Der Umfang dieser beiden Eier war durch eine ansebnliche klare Eiweissschicht, welche allen übri- gen Eiern fehlte, ausserordentlich vergrössert. Der Entwicklungszustand beider Eier entspricht ganz der Abbildung, welche Ecker von einem zwölf Stunden alten Embryo der Rana teınporaria auf seiner schönen der Ent- wicklungsgeschichte des Frosches gewidmeten Tafel!) geliefert hat. 6) Bei einigen halbausgewachsenen Weibchen waren die beiden Ova- rien nur in der ersten Anlage entwickelt und die deutlich vorhandenen Receptacula sewinis ganz leer. 4) 8. die von A. Ecker herausgegebenen Icones physiologicae. Tal, XXI. Fig. 18. 4Tk Aus diesem Befunde geht offenbar hervor, dass bei den ad I und 2 untersuchten Salamander-Weibchen den Winter über eine zweite Träch- tigkeit statt gefunden hatte. Die meisten der im Juni von mir zerglieder- ten trächtigen und nicht trächtigen Salamander-Weibchen hatten beweg- liche Spermatozoiden in ihrem Receptaculum seminis, welche sie sich wahrscheinlich nach dem Erwachen des Frühlings durch einen vor kur- zem vorgenommenen Begattungsakt verschafft haben. Die ad 3 erwähnten Salamander-Weibchen hatten sich gewiss auch vor Rurzem begattet und gingen einer neuen Trächtigkeit entgegen. Nachdem ich an den Weibchen der Salamandra nigra ein Recepfacu- lum seminis aufgefunden hatte, war ich überzeugt, dass dasselbe Organ auch bei der anderen lebendiggebärenden Erdsalamander-Species vor- handen sei. Ich verschaffte mir daher von Salamandra maculosa Mitte Mai aus der Umgegend des Schliersee im bairischen Hochgebirge und Anfangs Juni aus der fränkischen Schweiz verschiedene weibliche Indivi— duen dieser Salamander-Art, an denen ich mich nach sorgfältiger Unter- suchung auf das bestimmteste von der Anwesenheit eines Receptaculum seminis überzeugen konnte. Man wird bei den Weibchen von Salamandra maculosa nach Aufspal- tung und Auseinanderlegung der Kloake sehr sicher auf die Stelle gelei- tet, wo in der Rückenwandung der Kloake dicht unterhalb der Uterus- Mündungen die Samentaschen verborgen liegen, wenn man den mittleren Theil eines breiten und dreispitzigen Pigmentlleckes beachtet, welcher sich von dem Hinterende der Kloakenspalte nach! vorne hinaufzieht. Schneidet man die Kloakenwandung mit dem mittleren Theile dieser schwarzen Pigmentirung heraus und betrachtet man dieselbe unter dem Mikroskope, so wird man die schwarze Pigmentmasse aus feinen viel- maschigen Pigmentverästelungen bestehen sehen, welche die Ausführungs- gänge einer grossen Anzahl farbloser oder milchweissgefärbter gewunde- ner Blindschläuche umsponnen halten. Indem ich einen sanften Druck auf ein solches Präparat ausübte, sah ich überall an der inneren Ober- fläche der mittleren schwarzen Pigmentstelle der Kloakenwandung eine Menge beweglicher Spermatozoiden hervorquellen. Es waren mithin alle diese Blindschläuche ebenso viele Samentaschen, von denen die meisten bei allen fünf von mir zergliederten gelbgefleckten Salamander-Weibehen eine reichliche Menge beweglicher Spermatozoiden enthielt, deren Anwe- senheit sich, bei Betrachtung der Samentaschen mit einer einfachen Lupe unter auffallendem Lichte, schon durch die milchweisse Farbe der Blind- schläuche verrieth. Um die Zahl, Form und Beschaffenheit dieser Samentaschen besser übersehen zu können, zupfte ich das Pigmentgewebe, welches die Samen— taschen zum Theil verdeckte, mit Hülfe zweier Nadeln auseinander , wo- durch ich viele dieser Organe isoliren und vollständig übersehen konnte. Sie stimmten bei näherer Untersuchung in ihrem ganzen Wesen vollkom- 475 men mit jenen Blindschläuchen überein, welche bei Salamandra atra die Receptacula seminis bildeten. Sie waren ähnlich wie diese zu einer rech- ten und linken Gruppe zusammengedrängt, an denen je dreissig bis vier- zig Blindschläuche herausgezählt werden konnten. Die Länge eines dieser langgestreckten birnförmigen Blindschläuche betrug 4%, Millimeter, der Ausführungsgang derselben war ohngefähr ‘, Millimeter dick, während das stärkere blinde Ende dieser Schläuche ' Millimeter kaum übertraf. Die Wandungen dieser Blindschläuche hatten eine beträchtliche Stärke, was davon herrührte, dass die äussere homogene Tunica propria dieser Schläuche von Innen mit ansehnlichen aber sehr zartwandigen Zellen be— legt war, die sich häufig da, wo die Schläuche keine Spermatozoiden ent- hielten, in der Axe der Schläuche einander berührten, so dass alsdann kein Lumen in den Schläuchen zu erkennen war. In den mit Spermato- zoiden gefüllten Samentaschen standen die Wandungen derselben oft so weit von einander ab, dass die Höhle der Samentaschen ein Drittel des Querdurchmessers der letzteren ausmachte. In solchen Fällen sah man gewöhnlich die wunderbaren wellenförmigen Bewegungen der Spermato- zoiden sehr deutlich aus dem Innern der Samentaschen hindurchschim- mern, was einen prächtigen Anblick gewährte. Von Rathke wurde die Kloake des weiblichen gefleckten Salamander bisher am ausführlichsten beschrieben , wobei es den Anschein hat, als habe derselbe die von mir als Receptacula seminis gedeuteten Blind- schläuche hereits gesehen. Raihke's Beschreibung lautet nämlich, !) wie folgt: »Hier (in der Kloake) erscheinen am Rücken ganz nach vorne hin die Mündungen der Eierleiter. Nicht weit hinter diesen, also auch an der Rückenseite der Kloake, befindet sich eine pechschwarze Hervorragung, welche ungefähr die Gestalt der Lilie im französischen Wappen hat, in- dem sie nach vorne etwas breiter als nach hinten erscheint, und da in drei abgerundete Lappen ausgeht, von denen der mittelste über die seit- ‚lichen etwas wenig binausläuft. Untersucht man diesen über die Fläche der Kloake hervorragenden Theil näher, so wird man finden, dass er in seiner Struktur einer konglomerirten Drüse ähnlich ist, indem er nämlich aus lauter kleinen dicht an einander gedrängten Körnern zusammengesetzt ist, von denen ich bei einem ziemlich grossen Salamander mit blossen Augen glaube die einzelnen Ausführungsgänge wie am Vormagen der Vö- gel gesehen zu haben. Die einzelnen kleinen Drüsen, die eine gelbe Farbe haben, liegen ziemlich dicht neben einander und sind durch kurzes Zell- gewebe unter sich verbunden. Um'sie zu sehen, muss man die äussere Fläche der Kloake bearbeiten. «— »Bei den weiblichen Tritonen zeigt die Kloake inwendig ebenfalls eine schwarze Farbe und einen etwas faltigen Bau, aber von der Drüse der Salamander habe ich in ihr noch keine Spur entdecken können. « 4) 8. dessen Abhandlung: über die Urodelen in den neuesten Schriften der natur- forschenden Gesellschaft in Danzig. Band I, Heft 4. 4820. pag. 78. 476 Offenbar spricht hier Rathke von derselben Stelle der Kloake, an welcher ich die Receptacula seminis entdeckt habe, schon die Abbildung spricht dafür, welche derselbe über diesen Gegenstand aus Salamandra maculosa gegeben hat. ') Dennoch möchte ich behaupten, dass das, was Rathke als konglomerirte Drüse beschrieben hat, etwas ganz anderes ist, als die von mir beschriebenen Receptacula seminis, denn er sagt von den einzelnen Drüsen, dass sie eine gelbe Farbe haben, während die Samen- taschen im leeren Zustande farblos und im mit Spermatozoiden gefüllten Zustande milchweiss erscheinen. Ferner glaubt Rathke die Ausführungs-— gänge jener Drüsen mit blossem Auge gesehen zu haben, während keine einzige der an den Urodelen von mir beschriebenen Samentaschen mit unbewaffnetem Auge zu sehen ist. Dass Rathke in, jenen gelben Drüsen etwas anderes gesehen hat, als die erwäbnten Samentäschen, dafür spricht endlich noch der Umstand, dass derselbe in den Tritonen-Weibchen, welche nach meinen später anzuführenden Beobachtungen ohne Ausnahme mit denselben Samentaschen ausgestattet sind, keine Spur jener gelben Drüsen hat entdecken können. Auch bei dem gefleckten Salamander werden die Receptacula semi- nis der Weibchen gewiss nur in Folge eines vorausgegangenen Begattungs- aktes sich mit Spermatozoiden füllen können; dieser Akt muss aber noch verborgener vor sich gehen, als bei dem schwarzen Erdmolch, da bis jetzt kein einziger der vielen Beobachter des gefleckten Salamanders mit Sicher- heit die Begattung desselben gesehen hat. Zum Theil mag die in dieser Beziehung verbreitete vorgefasste Meinung Ursache gewesen sein, dass man eine Begattung dieses Erdmolchs gar nicht erwartete, indem man die unrichtige Annahme von der Befruchtung der Tritonen auch auf die Land- salamander übertrug. Es sollten sich nämlich die männlichen und weib- lichen Individuen der Salamandra maculosa zur Zeit der Brunst ins Was- ser begeben, wobei die Männchen ihren Samen in das Wasser fahren liessen und die Weibchen denselben mit ihrer Kloake zur Befruchtung der Eier aufsaugten. So sagt Rathke ausdrücklich ‚*) dass er die Salamander sich begatten zu sehen niemals Gelegenheit gehabt und dass er deshalb vermuthe, ihre Befruchtung erfolge wie bei den Wassersalamandern im Wasser. Allerdings gehen die gefleckten Salamander ins Wasser, aber es sind nur die Weibchen, welche zum Absetzen ihrer Brut im Frühjahre Quellen und Tümpel aufsuchen, wie dies auch schon Rusconi ausgespro- chen hat.?) Es scheint, als wenn sich die gefleckten Salamander zum Vorspiele einer Begattung in ähnlicher Weise, wie die schwarzen Sala- mander, umarmten und herumtummelten, wenigstens deutet eine Mitthei- lung von J. M. Bechstein, und zwar die einzige, welche in dieser Art mir 1) S. a. a. 0. Taf. 1. fig. 4. 2) S.a.a.0. pag. 97. 3) Vergl. Rusconi: Histoire naturelle developpement et metamorphose de la Sala- mandre terresire. Pavie. 1854. pag. 4. i 3 477 ’ 1 bekannt geworden ist, auf'ein solches Liebesspiel hin, wie man aus einer Anmerkung entnehmen kann; in welcher Bechstein sagt: *) »Ich habe auch selbst diese ungefleckten Varietäten mit den gelleckten, zur Zeit der Fort- pflanzung im Junius in den Pfützen und Quellen, auf runden Bergen und _ in‘Thälern zusammen herumkriechen und die tölpischen Bewegungen, wodurch sich beide Geschlechter zur Begattung zu reizen suchen, machen sehen.« Funk hat dieser Beschreibung Bechstein’s eine andere Deutung untergelegt, indem er darüber in folgender Weise berichtete:?) » Bech- stein in translatione operis la Cepediani adnotat, se mense Junio Salaman- dras terrestres in aqua invenisse, quae more Salamandrarum aquaticarum _ eoeuntium gestierint.« Von meiner Seite muss ich gestehen, dass mich Beehstein’s Worte vielmehr an das von mir bereits erwähnte possierliche Benehmen der begattungslustigen schwarzen Erdsalamander als an. die - von Rusconi beschriebenen?) zierlichen Liebkosungen der Wassersalamön- der erinnern. Gravenhorst vermuthete ganz richtig,*) dass sich Salamandra macu- losa vor dem Winter begatte, und dass die Weibchen den Winter über trächtig blieben und im Frühjahre die Jungen zur Welt brächten. Als aber - Gravenhorst bei genauerer Untersuchung an den Männchen des gefleckten Erdsalamanders gar keine Ruthe finden, und überhaupt an diesen Thieren den Begattungsakt niemals beobachten konnte, ward derselbe schwan- kend und gab den Gedanken an eine Begattung wieder auf, indem wegen des Mangels einer Ruthe keine eigentliche innige Verbindung zwischen den Geschlechtern statt finden könne. °) Von Rusconi wurde ebenfalls die Vermuthung ausgesprochen, dass sich die 'gefleckten Erdsalamander be- gatten müssten, obne dass er jedoch die Begattungderselben hatte helauschen können. Derselbe liess sich aber hierdurch nicht, wie Gravenhorst, irre machen, sondern hielt seine Vermuthung fest, zumal da er in Erfahrung gebracht, dass diese Erdsalamander den ganzen Sommer über kein Was- ser aufsuchen, °) wo sie etwa nach Art der Tritonen unter Vermittlung des Wassers die Befruchtung ihrer Eier zu Stande brächten. Wie sehr sich Rusconi Mübe gegeben, dieses Geheimniss aufzudecken, geht aus die- Sen sı/nen eigenen Worten hervor:?) »car malgr& toutes les peines que je me suis donn6es pour epier mes salamandres, je n’ai jamais r&ussi ä les surprendre dans l’acte de la generation ; mais quelqu’en soit le mode, 4) S. De la Cepede's Naturgeschichte der Amphibien, a. d. franz. übers. und mit Anmerkungen und Zusätzen versehen von J. M. Bechstein. Weimar. 1800. Bd. = I. pag. 241. 2) Vergl. A. F. Funk: de Salamandrae terrestris vila, evolutione, formatione trac- tatus. Berolin. 4827. pag. 4. 3) $. dessen: Amours des Salamandres aqualiques. Milan, 1821. pag. 28 — 33. 4). 8. die Göttinger gelehrten Anzeigen. Jahrg. 1807, pag. 72 5) S, ebenda. Jahrg. 4808. pag. 25. 6) 8. dessen : Hist. nat. d. I. Salamandre terrest. a. a. O, pag. 41. 7) S. ebenda. pag. 44. 478 v \ il est certain, que ces reptiles s’accouplent dans leurs retraites obseures. Während Gravenhorst im Juni, Oktober, December und Februar die ge- Neckten Salamander trächtig gefunden hatte, war es Rusconi gelungen, während der Monate August, September und Oktober Junge in den Frucht- hältern dieses Erdsalamanders wahrzunehmen, woraus derselbe den Schluss zog, dass die Trächtigkeit des gefleckten Salamanders ohngefähr acht Monate dauern und die Begattungszeit desselben in den Monat Juli falle.') Ich muss hiergegen aus meinen zu Ende Mai und Anfang Juni angestellten Untersuchungen die Vermuthung aufstellen, dass die gefleck- ten Salamander wenigstens bier zu Lande bald nach dem Eintritte der Frühlingswärme, also im Mai, den Begattungsakt vornehmen, denn in den um diese Zeit von mir untersuchten Weibchen fand ich die beiden Eilei- ter und Fruchthälter leer, die beiden Eierstöcke von reifen Eiern strotzend und die Receptacula seminis mit beweglicher Samenmasse gefüllt. Es ist wahrscheinlich, dass diese Erdsalamander-Weibcben aus diesem Zu- stande sehr bald in den der Trächtigkeit übergegangen wären. Männliche gefleckte Salamander, welche ich um dieselbe Zeit zergliederte, zeigten ihre Geschlechtswerkzeuge im brünstigen Zustande, was mir als ein Be- weis mehr erschien, dass die von mir in den Samentaschen der Weibehen aufgefundenen Spermatozoiden von einem kürzlich statt gefundenen Coi- tus herrührten. Aus dem bisher Mitgetheilten wird es jetzt nicht mehr als'eiwas so Bemerkenswerthes erscheinen, wenn Wurfbain und Blumen- bach?) gelleckte Salamander-Weibchen,, welche von denselben mehrere Monate lang ganz allein aufbewahrt worden waren, lebendige Junge gc— bären sahen. In Betreff der Fortpflanzung der Tritonen scheinen sich die Naturfor- scher noch immer mit der unrichtigen Ansicht begnügen zu wollen, dass bei diesen eierlegenden geschwänzten Batrachiern ähnlich wie bei den ungeschwänzten Batrachiern die Eier im Wasser befruchtet werden, we- nigstens geht dies aus einer Auffassung R. Leuckart's hervor, nach wel- cher®) die sämmtlichen nackten Amphibien mit den Knochenfischen, Mu- scheln, Ringelwürmern und Strahltbieren zu denjenigen Thieren gerechnet werden, bei denen die Eier vor der Berührung mit den Samenfäden nach aussen gelangen. Ich habe oft Tritonenweibchen, getrennt von ihren Männchen in Wasserbehältern Eier absetzen sehen, welche nachher zur Entwicklung kamen und mithin befrucbtet sein mussten, bevor sie gelegt waren. Indem ich mich dieser Beobachtung erinnerte, dachte ich gleich daran, nachdem ich bei Salamandra atra die Samentaschen gefunden hatte, dass auch die Tritonen-Weibchen dergleichen Organe besitzen 4) A.a. 0. pag. 8 und 40. 2) S. Blumenbach's kleine Schriften zur vergleichenden Physiologie und Anatomie. 4800. pag. 135. 3) Vergl, Leuckart's Artikel: Zeugung in R. Wagner’s Handwörterbuch der Physio- logie. Bd IV. 1853, pag. 909. Bi 479 müssten. Schon im vorigen Herbst nahm ich während meines Aufenthalts in Berchtesgaden die Gelegenheit wahr, mehrere weibliche Individuen des Triton igneus zu untersuchen, wobei mir in deren Kloake an derselben ‘Stelle, wo ich bei Salamandra atra die’ Receptacula seminis gefunden _ hatte, verschiedene blinddarmartige Schläuche auffielen, die ich wegen ihrer Aehnlichkeit mit den Samentaschen der Landsalamander jedenfalls für ein Receptaculum seminis angesprochen hätte, wenn sie nicht gänz- lich von Spermatozoiden leer gewesen wären. Es war bier wahrschein- lich bei dem Eierlegen im vorigen Frühjahre sämmtlicher Samenvorrath von diesen Tritonen-Weibchen zur Befruchtung der Eier aufgebraucht wor- den. Ich benutzte daher im Laufe des jüngst verflossenen Aprils einen - Besuch zu Freiburg im Breisgau, um dort eine grosse Zahl der drei in Deutschland vorkommenden Wassersalamander-Arten, nämlich des Tri- ton igneus, Triton eristatus und Triton taeniatus einer genaueren Revi- sion zu unterwerfen. Da sich diese Tritonen gerade auf der Höhe ihrer Brunstzeit befanden, so ward es mir nicht schwer, mich bei diesen sämmtlichen drei Tritonen-Species von der Anwesenheit eines Recepla- eulum seminis zu überzeugen. Bei den Weibchen von Triton igneus wird man, nachdem man die - Kloake an ihrer vorderen Kommissur durchschnitten und auseinanderge— zerrt hat, sehr leicht auf diejenige Stelle hingeleitet, wo in der Kloaken- wandung die Samentaschen verborgen liegen. Es ist dies nämlich ein der Rloakenspalte gegenüber unterhalb der Uterus-Mündungen (Fig. 4. b. b.) auf der Rückenwand der Kloake befindlicher schwarzer Fleck, welcher von zwei stumpfeckigen in der Mittellinie des Rückens einander sehr ge- näherten Vierecken gebildet wird (Fig. 1. e. c.). Schneidet man diesen Theil der Kloake mit einer Scheere heraus und betrachtet denselben unter dem Mikroskope bei mässiger Vergrösserung, so wird man die beiden schwarzen Vierecke aus feinen vielfach verästelten Netzen eines schwarz- körnigen Pigments bestehen sehen (Fig. 2. e. c.), welche zwischen ihren Maschen die Ausführungsgänge und Mündungen von gewundenen blind- darmförmigen Schläuchen vollständig verborgen halten. An der Periphe- rie der beiden schwarzen viereckigen Flecke ragen die Schläuche mit ihren blinden Enden mehr oder weniger hervor und können auf diese Weise: deutlich übersehen werden (Fig. 2). Ich konnte auf jeder Seite eine Gruppe von ohngefähr zwölf farblosen Blindschläuchen unterschei- den, von denen die meisten mit beweglicher Samenmasse gefüllt waren (Fig.2.b.b.b.b.), während nur wenige ganz leer schienen (Fig. 2. a. a.a.) Die sehr scharfen Utnrisse der Schläuche werden von einer festen homo- genen Tunica propria gebildet (Fig. 3. 4. a.), an der sich bei starker Ver- grösserung eine doppelte Conturlinie erkennen lässt. Die Wandungen Schläuche bestehen nach Innen aus grossen locker aneinander ge- drängten und der Tunica propria anklebenden äusserst zartwandigen ellen mit grossen körnchenhaltigen Kernen (Fig. 3. b. b.). In dem er- Zeitschr, f. wissensch, Zoologie. IX. Bd. BZ 480 weiterten Lumen des blinden Endes der Schläuche finden sich die Sper- matozoiden gewöhnlich zusammengeballt (Fig. 3. c), deren lebhafte wel- lenförmige Bewegung als wundervolles Schauspiel das Auge des Beobach- | ters im höchsten Grade fesselt. ‘ | Durch Einwirkung des Wassers, welches ich zur Anfertigung mi- kroskopischer Präparate dieses Gegenstandes häufig verwendete, sah ich in den Samentaschen fast immer eigenthümliche Veränderungen vorgehen, die ich auch an den Samentaschen der übrigen Urodelen wahrnehmen konnte und hier nicht mit Stillschweigen übergehen will. Die Samenta- sehen imbibiren nämlich gerne Wasser, wenn man sie isolirt hat; hier- durch bersten die Zellen der Wandungen in den Schläuchen , ibr Inhalt lliesst durcheinander, die Spermatozoiden erstarren, und der ganze Hohl- raum, welchen die unversehrt gebliebene Tunica propria umschliesst, wird chaotisch von den starren Spermatozoiden, von den grossen Kernen der geborstenen Zellen und von der klaren Inhaltsflüssigkeit der letzteren ausgefüllt (Fig. 4), wobei an einer zufällig abgerissenen Stelle solcher Blindschläuche dieser flüssige Inhalt mit den Kernen (Fig. 4. d. d.) und Samenfäden {Fig. %. e. e.) hervorströmt. Die Weibehen desTriton eristatus waren, wie bei Triton igneus, an derselben Stelle der Kloake mit zwei Gruppen Samentaschen ausge- stattet; auch hier war.der Sitz derselben an der Rückenwand der Kloake durch zwei schwarze fast viereckige Pigmentmassen bezeichnet, nur mit dem Unterschiede, dass hier das schwarzkörnige Pigment noch viel dich- tere und breitere Netze bildete, wodurch die langgestreckten und gewun- denen mit beweglichen Spermatozoiden gefüllten Blindschläuche fast gänz- - lich verdeckt wurden und nur mit Mühe nach dem Zerreissen und Zer- zupfen dieser pigmentirten Stelle der Kloake unter dem Mikroskope hier und dort vereinzelt herausgefunden werden konnten, weshalbes mir auch nicht gelang, die Zahl der Samentaschen genau zu bestimmen, von denen auf jeder Seite ohngefäbr zwölf bis funfzehn vorhanden gewesen sein mochten. In den weiblichen Individuen desTriton taeniatus fielen mir die farblosen gewundenen von beweglicher Samenmasse strotzenden Blind- schläuche, welche ebenfalls in zwei Gruppen 'zusammengedrängt waren, viel leichter in die Augen, indem an der Rückwand der Kloake unterhalb der beiden Uterus-Einmündungen zwar auch eine schwarze Pigmentirung vorhanden ‚war, welche aber nur aus vereinzelten schwarzkörnigen un- regelmässig. gestalteten Flecken bestand und die darunter liegenden Sa- menlaschen nur wenig verdeckte; Die Zahl der letzteren schwankte zwi— schen acht und zehn jederseits. Ich muss hier noch hinzufügen, ‚dass die Menge der Samentaschen bei den verschiedenen Gattungen und Arten der‘ Urodelen sich nicht auf bestimmte Zahlen feststellen lässt, indem diesel bei der Gattung Salamandra zwischen zwei grösseren Zahlen und bei ei Gattung Triston zwichen zwei niedrigern Zablen schwankt. 481 0 Es kann wohl keinem Zweifel unterworfen sein, dass diese auch bei den Tritonen von mir nachgewiesenen Samentaschen sich nicht anders als durch eine Begattung mit Spermatozoiden füllen können. Es muss aber dieser Akt sehr schnell vorübergehen, sonst würde derselbe schon längst bemerkt worden sein, da gerade die Tritonen am häufigsten und sorgfältigsten während der Brunstzeit beobachtet worden sind. Das lange Liebesspiel, welches bei den Tritonen dem eigentlichen Coitus vorausgeht, ist von verschiedenen Beobachtern sehr genau beschrieben worden; im- mer hat man sich aber dabei begnügt, dieses‘ Vorspiel fur den einzigen und Hauptvorgang zu halten, durch welchen die Befruchtung der Trito- nen-Eier zu Stande käme. Demours und Spallanzani'!) sowohl wie Ca- volini?), Rathke?) und Rusconi*), stimmen darin mit einander überein, dass der von den Tritonen-Männchen in das Wasser gelassene Same ent- weder die gelegten Eier im Wasser oder die ungelegten Eier nach erfolg- “ter Resorption im Innern der Weibchen befruchte. Man hatte hierbei den Febler begangen, das lange andauernde liebestrunkene Benehmen dieser brünstigen Tritonen nicht bis zu seinem Ende zu beobachten. Dieses letz- tere ist von J. H. Finger geschehen, durch dessen Mittheilungen?) wir er- fahren, dass die Tritonen sich wirklich begatten. Da Finger’s Beobach- tungen nur wenig gekannt zu sein scheinen, halte ich es für angemessen, seine eigenen Worte, die sich auf die von ihm gesehene Begattung bezie- hen, hier anzuführen.: Nachdem derselbe die männliche ‘und weibliche» Kloake der Tritonen nebst deren Penis genau beschrieben ‚ fährt derselbe fort:®) »Quamvis permultos Tritones in magnis’vitreis aqua repletis con- servaverim alque observaverim, tamen solummodo Tritonis taeniati, qui omnium alacerrimus et salacissimus est, coitum animadverti; ‚praelimi- naria tantum in aliis quoque speciebus, quae diflieilius quam ille captivi- tati assuefiunt. Sed non dubito, quin illae eodem modo quo Triton taenia- tus coitum exerceant, quum omnes in genitalibus et vivendi atqueamandi modo maxime similes appareant.' Itaque' Tritonis taeniati amandi ei eoeundi rationem propius describam. 'Tempore vernali, simulac tempes- tas serena fit, in nostra regione raro ante medium Aprilem masculus femi- nam requirit, quae in aquae profundis sedens assultim progreditur. Hic x 4) Vergl. Spallanzani’s Versuche über die Erzeugung der Thiere und Pflanzen, 4786. pag. 59 und 63. 2) S. dessen Abhandlung über die Erzeugung der Fische und der Krebse. 1792. pag. 72. 8) A. a. 0, pag. 97. a 4) S. dessen Amours des Salamandres aquatiques. 4824. pag. 30 und 33. Dieselbe Ansicht wiederholt Rusconi in seiner bereils erwähnten Histoire de la Salaman- dre lerresire. pag. 41. j 5) 3. H. Finger: de Tritonum genitalibus eorumgue fünctione. Dissert. Marburg. 4841. pag. 26. 6) A. a. 0. pag. 28. 31" 432 vero eam e vesligio insequens cupidior et, ferventior fit, 'eamque brevi eireulo circumeurrib, ut capitibus ex adverso consistant; maseulus cau- dam in latus fleetit eaque motus: celeriter tremulantes perfieit. Saepe per longius temporis spatium amator infatigabilis amatam mox ex latere mox in fronte oppugnans insequitur. Masculus nonnunquam ita ardet, ut se- ınen ei assultim ex aperta cloaca profluat, et aquam albido colore turbet, Cauda tremulans movetur, mox in unum latus conversa, mox huc et illue obliquata; positio ad feminam quoque mutatur, masculus partim supra eam consistit, ut jam deseriptum est, partim in ejus latere versatur. Hic lusus saepe per plures hebdomades durat, anlequam femina masculum admittit, deinde autem in unum Jatus flexa, ad dimidium in aqua sese erigit, et cloacam recludit. Masculus hoc momentum expectäns ex respon— dente latere aceurrit, femineamque eloacam pudendorum labiis eingit, quo facto extremitatibus posterioribus'sese invicem amplectentes, leviterque caudam moventes, per breve temporis spatium corpore semiereeto cohae- rent, leni strepitu facto celeriter diflugiunt et sese occultant. Femina per ‚vices masculum admittit et fugit. Hie lusus tam diu continuatus, quam ovula deponuntur. « Es hängt das Uebersehen des Begattungsaktes gewiss damit zusam- men, dass dieser Akt nicht bloss; sehr schnell vorübergeht, sondern dass derselbe nach der Annahme von Spallanzani, welchem die meisten späte- ren Beobachter gefolgt sind, gar nicht erwartet wurde. Wie befangen man überhaupt bei der Untersuchung und Feststellung der Fortpflanzungs- weise der Urodelen zu Werke ging, das lehren verschiedene Aussprüche, zu denen’ sich mancher Erforscher der Naturgeschichte der Urodelen in seiner vorgefassten Meinung hat verleiten lassen. Ich habe es schon oben erwähnt, dass Gravenhorst von dem lebendiggebärenden gefleckten Salamander ‚anfangs glaubte, es begatte sich dieser Batrachier, dass er aber diesen Glauben wieder gänzlich fallen liess, nachdem er sich von der Abwesenheit eines Begattungsorganes bei den’ männlichen Individuen dieses Molchs überzeugt hatte, und doch lag der Gedanke nahe, dass auch ohne Vorhandensein eines Penis eine Vereinigung beider ‚Geschlechter möglich sei, wie dies die Vögel beweisen. Im Widerspruch. mit Graven- horst befindet sich Rathke, der in den männlichen Tritonen zuerst ein Be- gattungsglied aufgefunden hat und denselben dennoch die Fähigkeit, sich zu begatten, abspricht.') Rusconi verharrte auf der einen Seite, obgleich er niemals bei dem gefleckten Erd-Salamander eine Begattung zu beo- bachten Gelegenheit hatte, fest darauf, dass sich dieser Erdmolch begat- ten müsse, während er auf der anderen Seite von einer Begattung der Wassersalamander nichts wissen will. Dass der von den Tritonen-Männchen in das Wasser gelassene Same nicht zur Befruchtung der Eier dienen könne, dagegen führt Finger ver- 4) A. o. O. pag. 8%. 483 schiedene triftige Gründe in folgender Weise an:') »In cervo, in urogallo coeundi tempore similes positiones, imo seminis ejaculatio spontanea ani- madvertitur, nec quisquam amplius urogallum semen ex arbore demittere gallinamque id colligere putabit, ut in omnibus antiquis scripts legitur. Quomodo semen (Tritonis) ad ovula perveniret? quum cloaca feminea om- nino subtus spectet, illud vero quippe aqua ponderosius certe transiret et ima peteret. Propter cloacae structuram resorptionem spontaneam sta— tuere nequimus. Constat, cercarias, quae prineipium foecundationis ha- bendae sunt, interire, simulae in aquam perveniunt. « Letzteren Einwand kann ich insofern bestätigen, da ich die wunderbaren Bewegungen der Urodelen-Spermatozoiden bei Berührung mit vielem Wasser alsbald habe aufhören sehen. Ich habe meine in Freiburg angefangenen Untersuchungen hier in München an den Tritonen fortgesetzt, und im Monate Mai, während die ‘drei erwähnten Triton-Species noch mit Eierlegen beschäftigt waren, die Samentaschen mehr oder weniger mit lebhaft beweglichen Spermatozoi- ‘ den angefüllt gesehen. An den jetzt in Mitte Juni untersuchten Tritonen- Weibchen, bei denen das Eierlegen bereits aufgehört hat, fand ich nicht bloss die Eierleiter von Eiern sondern auch die Receptäcula seminis fast ganz von Spermatozoiden leer. Die einzelnen Samentaschen zeigten sich jetzt in einem eingeschrumpften Zustande und enthielten nur hier und dort einen kleinen Rest matt beweglicher Spermatozoiden, ein Beweis, dass diese Tritonen-Weibchen ihren Samenvorrath bei dem Eierlegen nach und nach zur Befruchtung der Eier aufgebraucht hatten. Ob noch bei anderen Wirbelthier-Weibchen ein Receptaculum semi- nis vorhanden ist, darüber liessen sich mancherlei Vermuthungen aus- sprechen. Ich selbst bin vor der Hand verhindert, die dahin einschlägi- ‘gen Forschungen, so sehr sie mich auch anziehen, fortzusetzen und will es daher anderen überlassen, auch diese Untersuchungen, wie so manches andere von mir angeregte Thema, zu verfolgen und zu erweitern. München, den 46. Juni 1858. 4) A.a. 0. pag. 27. Fig, Fig. Fig. Fig. k34 Erklärung der Abbildungen. ' Die Kloake von Triton igneus an der vorderen Kommissur aufgeschnilten, in natürlicher Grösse. a. a. Die beiden Eierleiter. d.d. Die Einmündungen derselbe innerhalb der Kloake. c. c. Zwei schwarze Pigmentflecke, unter denen das Receptaculum seminis verborgen liegt, d. d. die durchschnittene und auseinandergezerrte vordere Kommissur der Kloake. Die beiden schwarzen Pigmentflecke aus der Rückenwand der Kloake von Triton igneus, unter welchen die Samentaschben versteckt liegen. a..a. a: Leere Samentaschen, b. b. b. b. mit beweglichen Samenfäden gefüllte Sa- menlaschen, c. c. die beiden schwarzen Pigmeniflecke, welche die Hälse und Mündungen der Samentaschen verdecken. Alles isı stark vergrössert. Eine sehr stark vergrösserte Samentasche von Triton igneus. a. a. Die Tunica propria, b. b. ibr innerer Beleg von zarten Zellen, 'c. ein Ballen durcheinander wirbelnder Spermatozoiden in der Höble der Samentasche. Eine sehr stark vergrösserle Samentasche, ebendaher, durch eingesogenes Wasser verändert. Der Inhalt ist durcheinander und zum "Theil ausgeflos- sen. a. a. Die Tunica propria, d. d. die nach dem Bersten und Auflösen der zarten Beleg-Zellen übrig bleibenden und Körner enthaltenden Kerne, e. e. erstarrte Samenfäden. Fernere Beiträge zur Anatomie und Physiologie von Oxyuris ornata. (s. dies. Zeitschrift. VIII. Bd. 2. Hft. 4856.) r Von Dr. Georg Walter. Mit Taf. XIX. VI. Von den Geschlechtsorganen. A. Die weiblichen Geschlechtsorgane., Wie bei vielen andern Nematoden bestehen auch die weiblichen Ge- schlechtsorgane der Oxyuris ornata aus zwei in vielfachen Windungen in die Leibeshöhle durchziehenden, theils mehr theils weniger erweiterten blind endigenden Schläuchen, welche ungefähr in der Mitte des Körpers sich vereinigen und nach Bildung einer stark muskulösen Vagina in ein von einem Coriumwulste umgebenen Querspalte ausmünden. ö Wenn auch Reichert (Beiträge zu der Entwicklungsgeschichte etc. Müller's Archiv 1847) die von v. Siebold als Ovarium, Tuba, Uterus und Vagina den einzelnen Abtheilungen dieser Doppelröhre beigelegten Bezie- bungen für unzulässig hält, da sie ohne Berücksichtigung des Inhaltes und der Beschaffenheit dieser Röhren gemacht seien, so glaube ich sie doch noch vielfach bei Nematoden angestellten Untersuchungen als sowohl in ihrer anatomischen Struktur wie physiologischen Bedeutung begründet beibehalten zu dürfen. — Sämmtliche Abschnitte der Geschlechtsröhre werden von einer strukturlosen Membran bekleidet, welche nach Innen zu von einem je nach dem Abschnitte verschieden gestalteten Epithel be- legt erscheint und an einzelnen Stellen von theils schwächeren theils stär- keren Muskelpartbien umlagert ist. Beginnen wir am äussersten blinden Ende, so betrachten wir zuerst das Ovarium (Fig. 29 A). Es zerfällt in 2 physiologisch zu scheidende Abtheilungen, den Keim- stock (a) das geschlossene äusserste Ende der Geschlechtsröhre, an wel- 486 chem die Bildung der Keimbläschen von Statten geht, und der Dotterstock (6) die Bildungsstätte der Dottermoleküle. Eine geraue Scheidung der- selben ist jedoch niebt möglich, da beide gleiche Struktur besitzen und einzelne Dottermoleküle beinahebis zum äussersten Ende der Geschlechts- röhre verfolgt werden können: Der Keimstock (Fig. 29 B). Wie erwähnt bezeichne ich hiermit das äusserste blinde Ende der . doppelten Geschlechtsröhre. Er ist verhältnissmässig kurz, sein Ende kol- big erweitert. In dieser kolbigen Anschwellung zeigen sich am äussersten Ende, umlagert von einer feinkörnigen Masse, ein bis mehrere scharf begrenzte Zellenkerne mit deutlichen Kernkörper. Sie liegen zwischen den hier aus einander tretenden doppelten Kontouren der Wandung des Organes, welches auf diese Weise an seinem äussersten Ende als solid betrachtet wer- den muss. Ich habe dessen Zellenkerne, welche von denen den Inhalt des Keimstocks bildenden an Grösse und äusserer Form deutlich zu unterschei- den sind, hier sowohl wie am äussersten Ende des Hodens des Männchens bei sorgfältiger Beobachtung jedesmal wieder gefunden und stimme daher mit Köllikers vielfach bestrittener Ansicht überein, dass die Geschlechts- röhre durch fortwährende neue Zellenbildung und Verschmelzen der ein- zelnen Zellenmembrane wachse, Später werden wir noch einmal auf die- sen Punkt zurückkommen. Wie schon erwähnt, besteht der Keimstock aus einer strukturlosen Membran und einer höchst feinen schwer erkennbaren Epithelialschicht. Das Erkennen der Letztern ist um so schwieriger, da der Keimstock meist mit Keimbläschen und andern Inhaltsformen überfüllt ist. Bei zu- fälliger Zerreissung der Membran und dadurch bedingten Austreten des Inhaltes kann man jedoch die feinen kontourirten polyedrischen Epithe- lialzellen mit ihren Kernen besonders nach Anwendung von verdünnter Chromsäure deutlich bis zum äussersten Zipfel des Keimstockschlauches verfolgen (fig. 29 B 2). Als Inhalt des Keimstocks, dem wir später eine genauere Beachtung widmen werden, nenn ich hier 4) die Keimbläschen (s. fig. 29 B 3), sehr zarte blasse Kerne mit deutlichem verhältnissmässig grossem Kernkörper. Die Kleimbläschen werden meist schon mit einem membhranlosen Eiweisshofe umgeben beo- bachtet. 2) Eiweisskugeln (s. fig. 29 B 4). Membranlose, bläuliche, matt- glänzende, der Sarkode am Meisten zu vergleichende Tropfen, wahrschein- lich Sekret der Epithelialmembran des Keimstocks, welche vielfach zwi- schen den Keimbläschen gefunden werden. 3) Vereinzelt auftretende scharf kontourirte Dottermolekule (s. fig. 29 B 5). Alle diese Formen sind am deutlichsten nach Anwendung von ver- düonnter Chromsäure erkennbar. Auch durch verdünnte Jodtinktur treten dieselben deutlicher hervor. In Wasser quellen sie leicht auf und zer- 487 gehen während der Beobachtung. In den Wandungen der Geschlechts- - zöhre sind sie wohl zu erkennen, werden aber erst deutlich unterschieden, wenn die zerrissene Membran des Keimstocks seinem Inhalt freien Aus- tritt gewährt. Aber auch bei dieser Gelegenheit muss man die einzelnen Formen schnell zu erkennen suchen, da die sehr zarten Elemente bald zergehen, und undeutlich werden. Der Keimstock geht ohne merkliche Strukturveränderung über in den an Weite allmälig wachsenden Eierstock (Fig. 29 Ab; C). Auch er wird im Inneren von deutlich durch Chromsäure erkennbaren polyedrischen Zellen mit kleinen Zellenkernen ausgekleidet (fig. 29 C A). Der Eierstock ist gleichzeitig die Hauptbildungstätte des Dotters, wel- cher sich zuerst in feinen Molekülen lose auf die die Keimbläschen umge- benden Eiweisskugel niederschlägt. Während die kleinsten Eier im Anfang des Dotterstockes anfangs in verschiedener Richtung gegeneinandergelagert sind, so dass mehrere Eier - die Querachse des Eierstocks ausfüllen, lagern sie sich allmälig wie bei den meisten Nematoden in eine einfache Längsreihe ‚ so dass die Längsachse jedes Eies in den Querdurchmesser des Eierstocks fällt, wodurch die Eier ‚eine mehr cylindrische Form erhalten. Gegen das Ende des Eierstocks beginnen sich Muskelablagerungen auf der Membran desselben zu zeigen, die in den folgenden kürzern Ab- theilungen, dem Eileiter (Fig. 29 D) ch deutlicher ausbilden. Auch hier zeigt sich auf der untern Fläche der Umhüllungsmembran eine Epithelialhaut (fig. 29 D 1), deren Zellen aber eine längliche Form annehmen, mit deutlicheren Kernen. Bis zum letzten Ende des Eierstocks waren die Eier noch von keinem Chorion umgeben, ‚sondern die Dotterelemente nur lose um das Keimbläschen in der Eiweiss- schichte eingebettet. ImEileiter dagegen sowie im Anfangstheile des gleich zu beschreibenden Uterus findet man an den Eiern ein allmälig schärfer begrenztes von seinem Dotterinhalt etwas abstehendes Chorion. Daher halte ich diesen Theil der Eiröhre für die Bildungsstätte des Chorion. Der Eileiter ist von starken Muskeln umgeben, welche in schiefer Richtung nach den Wandungen des Uterus hin verlaufen. Auch wird die Eingangs- stelle des Uterus von Ringsmuskeln umschnürt (s. fig. 29 D 2). Der Uterus (Fig. 29 D und E) nimmt plötzlich eine je nach der Anzahl der von ihm umschlossenen Eier verschiedene Weite an, um allmälig wieder sich auf ein kleines Lumen zusammenzuziehen. Durch hinter einander gelagerle vereinzelt liegende Eier wird er oft perlschnurartig erweitert. Durch mehrere dicht gedrängt liegende Eier dehnt er sich manchmal zu enormen Umfange aus. Epithe- alschichte und Tunica propria bilden auch die einzigen Umhüllungen des s (s. fig. 29 EA). Die Epithelialzellen des Uterus sind äussert zart, 488 und unterscheiden sich hierdurch sowohl, wie durch ihre kleinen durch Anwendung von Chromsäure öfter eckig werdenden Kerne deutlich von den später zu erwähnenden im Uterus befindlichen Samenelemente des männlichen Thieres. Die Tunica propria des Uterus ist ebenso wie die der früher beschrie- benen Theile, deren unmittelbare Fortsetzung sie bildet, vollkommen strükturlos, erscheint hier aber bedeutend kontrakil, so dass sie nach grösserer Ausdehnung sich wieder auf ein enges Lumen zusammenziehen kann. Die Ausdehnung der Membran wird aber mechanisch dadurch er- leichtert , dass sich dieselbe in Falten gegen das Innere der Uterushöhle hin zusammenschlägt (fig. 29 D3 E 2), wodurch dasselbe leicht irrthüm- lich als mit kuglichen Elementen angefüllt erscheint. Ein solcher Irrthum verschwindet aber, wenn man, ein Ei während seines Verlaufes durch den Uterus verfolgend, sieht, wie bei allmäligem Fortschreiten des Eies die vor ihnen gelegenen Falten sich ausbreiten, und die scheinbaren Ku- gelumrisse verschwinden, um gleich hinter dem Eie wieder faltig zusam- menzuschlagen. Die in dem Uterus auftretenden Veränderungen des Eies, die Theilung seines Inhalts und die allmälige Embryone-Entwicklung stimmt so vollkom- . men mit den bekannten Ergebnissen der Untersuchung Baggis bei Stron- gylus auricularis überein, dass eine nähere Beschreibung und eine Wie- derholung bekannte Thatsachen wäre. Indem die beiden Uterusschläuche nach der Mitte des Leibes von oben und unten her zusammenstrebend sich vereinigen, bilden sie den gemeinschaftlichen Uterus, diese sowohl wie die letzten Theile der beiden getrennten Uterusschläuche, werden von starken Ringsmuskeln umlagert (s. fig. 29 E 3), welche an dem Uebergang zur Vagina und in dieser selbst noch von Längsmuskeln (E 4) verstärkt werden. Diese entspringen zwi- schen Tunica propria und Ringsmuskeln auf letzterer und gehen rings um die äussere Geschlechtsöffnung in das Corium über. Die Geschlechtsöff- nung selbst, die Vulva ist von einem starken Ringsmuskel so wie von ra— diär verlaufenden Muskelpartbieen (E 5) umgeben, von welchem der Erste als Constrictor, der Zweite als Dilatalor vulvae bezeichnet werden könnte. Die Vulva bildet eine schmale Spalte, die sich nur beim Coitus und beim Austreiben eines Embryo, welches letztere ich mehre Male beobachtete, kreisförmig erweitert. Die Embryone, welche im gemeinschaftlichen Uterus, nach vielfach lebhaften Bewegungen innerhalb der Eihüllen diese endlich durchbrechen, und in mannichfaltigen Wendungen gleichsameinen Ausweg suchend an der Uteruswandung sowohl wie zwischen den Eiern umherkriechen, wer den auf diese Weise zuletzt aus dem mütterlichen Körper entlassen, Diese in der letzten Zeit häufiger beobachtete Thatsache wiederle eine von mir früher ausgesprochene Vermuthung (s. Zeitschr. f. w. Zool. 439 Bd. VIIL. p. 467) und die Oxyuris ornata stimmt in dieser Hinsicht daher it der Ascaris acuminata vollkommen überein. Genaue Messungen der einzelnen Abtheilungen der weiblichen Ge- schlechtsorgane ergeben : Breite des Keimstocks am blinden Ende 0,012— 0,1125”, Einschnürung des Eierstocks am Uebergang zum Eileiter 0,018” ®, Breite der Eileiter 0,015—0,016”", _ Querdurchmesser der Vagina 0,058”, _ Querdurchmesser an der Vulva 0,0247. B. Die männlichen Geschlechtsorgane. (Fig. 31). Wir haben hier die inneren die Samenelemente bereitenden Keimor- ne,d. ii. den Hoden und die Samenblase und deren Ausführungsgang ‚das Vas deferens, sowie die äussern speziell der Begattung dienende Theile, d.i. die beiden Spieula; ihre gemeinschaftliehe Chitinscheide und die die Begattung bewirkenden Muskelgruppen, sowie die Haftorgane der Epider- | mis zu betrachten. In histologiseher Beziehung stimmen die innern Or- ' gane, die aber nur eine einfache Röhre bilden, vollkommen mit den Ge- schlechtsorganen des weiblichen Thieres überein. Auch bier finden wir in dem äussersten Ende eine nach Innen mit einem feinen Epithel über- eidete strukturlose Membran, die eigentliche Keimstelle der Samenele- ‚mente, welche nach (fig. 31 B) kurzem Verlaufe sich erweiternd und mit schon mehr ausgebildeten Samenzellen angefüllt, als Hoden bezeichnet werden kann, Ein hierauffolgender je nach seiner Anhäufung ınit Samenelementen einzelnen Stellen mehr oder weniger ausgedehnter Abschnitt, zeichnet ich durch seine muskulösen Elemente aus und würde als Vas deferens fig. 31 A1) bezeichnet werden können. Sein Ende wird von einem star- ken Ringsmuskel umgürtet, durch welchen dasselbe (fig. A 2), meist ge- chlossen erscheint. Oeflnet sich dasselbe, so werden gleichzeitig die beiden Spicula (A3), welche durch starkeMuskeln an dasselbe angebeftei ind, an das Ende zur Fortleitung der Samenelemente herangezogen. Als hauptcharakteristisches äusseres Merkmal des Männchens erschei- nen die beiden Spicula, zwei häutige Leitungsapparate, welche, sich in einer an der Spitze durchbohrten Chitinscheide vereinigen. . Die Geschlechtsöffnung des Männcbens liegt unmittelbar vor der Al- röffnung und ist von einer geringen Coriumwolle umgeben (A 5). Auf ihr ragt, wie schon früber erwähnt, die gelbliche Spieulascheide etwas ervor. An den äussern Geschlechtstheilen sowohl, wie an den innern tscheinen «der Begattung verschiedenartig dienende Muskelgruppen und war - A)an jedem Spieulum ein Muskel (fg. 31 Aa a), durch welche die- elben in die Oeflnung des Vas deferens hineingezogen werden. 490 2) Zwei Muskelparthieen (fig. 31 Ac), welche an der Innenfläche des Corium entspringend und an die Chitinscheide sich anheftend diese nach Aussen leiten. 1 3) Zwei Muskeln (fig. 31 A e f), wahrscheinlich, entspringt der eine vom Ende des Vas deferens, der andere von der innern Coriumfläche: Beide inseriren sich an der Spieula und ziehen diese nach Innen, Unter stützt werden diese Muskeln in ihrer Wirkung durch } 4) viele die Bawchfläche des Thieres halbeirkelförmig umgebende Muskelgruppen (fig. 31 Ad), durch welche der untere Theil des Leibes eingeschnürt und der Penis hervorgeschoben wird. Die schon früher erwähnten häutigen Gebilde (fig. 341 A g), welche in vierfachen Längsreihen alterniren an der Bauchfläche des Männchens und besonders stark entwickelt um die Geschlechtsöffnung sich vorfinden und wahrscheinlich bei der Begattung als Haftorgane dienen, bestehen aus drei quergestreiften Plättchen, welche senkrecht in die Haut eingeheftet sind. Das Mittlere zeigt im Innern einen Kanal, welcher als Ausführungsgang kleiner unter der Haut gelegene Drüschen dient. Grössere einzellige Drüsen finden sich im Innern des Thieres ange- heftet an das Ende der Spiculascheide (s. fig. 31 A Ah). Dieselben schei- nen analog deren, bei den Männchen der Acanthocephalen beobachteten "am Ductus ejaculatorius ausmündenden Drüsencomplexe. Auch wurden ähnliche Gebilde in der letzten Zeit von Eduard Claparede und Guido agener bei Ascaris sowohl wie bei andern Nematoden gesehen. Genauere Messungen der Geschlechtsorgane bei männlichen Indivi- duen ergeben : 4) Breite des Hodenschlauchs in der Mitte 0,015 2) Länge desselben in der Mitte 0,285 3) Breite mehr gegen sein oberes Ende 0,012 4) Breite des Keimorgans am blinden Ende 0,015 5) Breite der Spiculascheide an ihrer Spitze 0,009— 0,042 6) Länge der einzelnen Spicula 0,105 7) Länge der Spieulascheide 0,165 8) Ihre Breite am untern Ende 0,024 9) Ihre Breite an der Verengung stellen die beiden Spieula 0,015 Entwicklung der innern Geschlechtsorgane bei jungen Thieren. (Fig. 30 und Fig. 32). Küchenmeister (Parasiten Leipzig 1855 p. 344) glaubt in der Leibes- höhle von Ascaris lumbricoides frei vorkommende kugelförmige Zellen als erste Bildungsformen des Genitalschlauches betrachten zu dürfen, was ich aber bezweifeln möchte. Es sind Gregarinen, deren sich wenig- 494 stens in Oxyuris ornata viele frei in der Leibeshöhble liegend vorfinden, und die auch bei mir Anfangs dieselbe Vermuthung hervorriefen. Die erste Bildungsform der weiblichen Geschlechtsorgane (s. fig. 30) zeigt sich als ein birnförmig an der spätern Genitalöffnung gelegener Kör- per, welcher in seinem Inneren dicht von Embryonalzellen angefüllt ist. ‚Allmälig wachsen die Ecken seines breiten, der Geschlechtsöffnung ent- ‚gegengesetzten Randes aus und erreichen manchmal schon eine ziemliche Länge, ehe im Innern des primären Körpers durch Resorption der mitt- lern Zellen die Bildung eines Kanales beginnt. So wachsen auf der einen Seite die beiden Geschlechtsröhren an ihrer Spitze durch fortwährende Zellenbildung immer weiter aus, während ihr Inneres durch Resorption der älteren Zellen gelichtet wird. Auf diese Weise ward es nur möglich ein von Külliker über die Bildung der Geschlechtsorgane der Ascarides sgesprochne, in neuerer Zeit vielfach bestrittene Vermuthung zu bestäti— gane des Weibchens umgebenden Muskelmassen blieb ich im Unklaren. e strukturlose Tunica propria entsteht als Ausscheidung der Epithel- zellen. ’ Aehnlich verhält sich die Bildung des Genitalschlauches der männ- Jichen Individuen (s. fig. 32). Auch hier findet man, ausgehend von der spätern Genitalöffnung einen je nach dem Alter des Individiums verschieden langen an der Bauch- läche des Thieres nach Vornen laufenden Schlauch (fig. 32 a) angefüllt mit. ‚feinen Zellenelementen, welche aber weniger deutlich sind, alsbeim weib- lichen Thiere. Schon früh verschwinden an dem der Genitalöffnung zu- nächst gelegnen Theile die Zellenkontouren, verdrängt von feinen Grann- ationen, während man am blinden Ende dieselben nie vermisst. Gelingt ‚durch Wasseraufsaugung die Membran des Schlauchs zu sprengen , so ndet man an den austretenden Zellenelementen Formen, welche für Vermehrung durch von Kernen ausgehende Theilung freier Kernzellen prechen. A - Ausser diesem Schlauche, unter welchen sich Keimstock und Hoden ntwickeln, findet man noch zwei andre Schläuche (fig. 32 db u. c), deren iruktur die meiste Aehnlichkeit mit den früher beschriebenen Sarkode- 'bläuchen darbietet (s. Zeitsch. f. wiss. Zool. Bd. VII. Taf. V. fig. 7 d8), aus welchen sich die Längsmuskeln des erwachsenen Thieres ent- keln. Ich halte daher diese Schläuche für Bildungsformen , der die sschlechtsorgane umlagernde Muskelgruppen. Einiges über Ei- und Samenbildung. Das blinde Ende des Hodens sowohl wie der beiden Ovarien zeigen, ‚schon erwähnt, ‚keinerlei histologische Verschiedenbeit. In beiden fin- wir eine strukturlose Membran, ausgekleidet von einer äusserst feinen nur durch Anwendung der schärfsten Linsensysteme, mässige Ver- 492. dunklung des Lichts und mittelst cebemischer Reagentien erkennbarer Epi- thelialzellenschichte, als deren Ausscheidung erstere wieder zu betrach- | ten ist. So bilden sie die einfachste Form einer röhrenförmigen Drüse mil histologisch übereinstimmender Struktur und sohöchst differenten Sekreten Reichert, welcher die gekernten Epithelialzellen im Zipfel des Ova- riums der Nematoden bereits erkannte, vermuthete, dass dieselben durch fortwährende Brutzellenbildung das Material für die Entwicklung der Eie liefern (s. Müller's Archiv 1857). Diese Ansicht Reichert's wurde in de neuern Zeit vielfach bestritten. Man glaubte an eine freie Bildung de Keimbläschens, dessen Bildung von Einigen sogar die Bildung des Keim stocks als das Hauptsächlichste vorangeschickt wurde, wodurch sie vielleicht unbewusst der längst todt geglaubten Generatio Spontanea neue Lehbenskräfte gaben. Aber wie in der pathologischen Anatomie di Lehre von der freien Entwicklung des Kernes, von welchen aus die Bil dung der einfachen Kernzellen ausgeht, und welcher daher als der Zel Hauptbestandtheil zu betrachten sein möchte, in immer engre Schranken gewiesen wird, und wie sich dort immer mehr und mehr die Wahrhei geltend macht, dass alle Zellenumbildung theils durch endogene Zellen- bildung, theils durch Theilung freier Kernzellen (vom Kern aus) von Sta ten geht, so wird auch nach meiner festen Ueberzeugung bei grosser Aus bildung unsrer optischen Instrumente und weitern Kenntniss der zur Deu lichmachung der feinsten Zellenkontouren nöthigen Reagentien' die Lebre von.einer spontanen Bildung des Keimbläschens resp. Keimflecks immeı mehr Gegner finden. Meine Untersuchungen scheinen mir wenigsten Reichert's oben erwähnte Vermuthung zu bestätigen. Die Keimbläsche sind eine Bildung der die Tunica‘propria des Ovariums auskleidenden Epithelialzellen, vielleicht aus einem Theilungsprozesse hervorgegangene frei gewordener Zellenkerne, welche entweder als Keimbläschen den erste Ansioss zur Bildung des Eies geben oder wieder zu fernern Wachsthum des Genitalschlauches benutzt werden. Auf diese Weise erkläre ich die in fig. 29 A B genau nach der Natur gezeichneten Formen. Hier zeigt das blinde äusserste Ende von feinen Molekülen umlagert, theils freie theils in der Theilung begriffene Kerne, während an der von ihrem Inbalt befreiten Stelle (fig. 29 B 2) die feinen ältern Epithelialzellen zum Vorschein kommen. In seinem weitern Fortschreiten umgiebt sich'das Keimbläschen näm lich mit einer zähen Eiweissschichte, um welche sich die Dottermolekü dichter gruppiren und durch welche dieselben gebunden zu sein scheinen Dass dieselben hier noch von keiner Membran umgeben sind, erkenn man deutlich beim Austreten der Eier aus dem Eierstock, an dem losen Zusammenhange der Dotterelemente mit der Eiweissschichte und der Keimbläschen. Die Eiweissmasse fliesst auch öfters in Sarkode ähnliche) Tropfen aus der zerrissenen Eierstocksröhre heraus. Die Bildung de k93 Dottermembran, welche wie erwähnt, in dem Eileiter beendet ist, erfolgt nach und nach durch Verdichtung der innern’ die Dottermoleküle binden- den Substanz an ihrer äussersten Oberfläche. Denn indem vielleicht durch Molekulerattraction des Keimbläschens die Dottermoleküle immer dichter sich um dieses lagern, wird die dasselbe umgebende Eiweissschichte nach der Oberfläche gedrängt, verbindet die einzelnen Dottermoleküle als zühe Zwischensubstanz und erhärtet nach Aussen hin zur Membran. Bei allen Weibchen, bei welchen ich in der Entwicklung begriffene Eier fand, zeigten sich auch im Uterus bis zum‘Eileiter hin Samenkör- perchen. Dieselben sind leicht zu erkennen, indem sie vollständig mit denen im Vas deferens des Männchens vorkommenden übereinstimmen. Nur ‚nach längerem Aufenthalte im Uterus scheinen sie durch Verlust ihres Inhaltes einzuschrumpfen. - —— Nur einmal fand ich bei einem von Eiern leeren Weibchen Samenkör- perchen. Sie waren aber nur bis zum gemeinschaftlichen Uterus vorge- drungen. Das Thier schien kurz vorher begattet worden zu sein. Einen Unterschied des Chorions von befruchteten und unbefruchteten Eiern konnte ich nicht wahrnehmen, wie überhaupt die Eier von Oxyuris ornata nur von einfachen Chorion umgeben sind. Erst nachdem der Em- bryo in seinem Aufbau so weit vollendet ist, dass die embryonalen Zellen -undeutlich werden, und das Thier schon in der Längsachse zu wachsen be- sinnt, kann man eine feine Ablagerung auf der Oberfläche des Thieres, als Auscheidung seiner primären Zellen, erkennen und für das spätere Corium - halten, Die Entwicklung der Samenelemente bietet dieselben Erscheinungen ‚dar wie die des Keimbiäschens. Der Kern der spätern Samenzelle ist das primäre, entstanden durch freie Kerntheilung der Epithelialzellen im äusser- sten Ende des Hodens (fig. 31 C 1). Um ihn lagert sich eine Eiweiss- schichte ab, deren äusserste Grenze sich bald als Membran differenzirt (© 2). Allmälig scheint uns, indem die Zelle wächst, aus dem Zelleninbalt sich eine körnigeMasse rings um denKern niederzuschlagen, welche nach und nach fig. 31 (3—8) die bekannte, einigen Nematoden eigenthümliche radiäre Zeichnung annimmt. Eine weitere Entwicklung der Samenelemente habe ich weder in den männlichen noch weiblichen'Geschlechtsorganen vorgefunden,, wohl aber Formen einer regressiven Metamorphose, welche ich gleich näher bezeichnen werde. Ueber das Eindringen der Samenkörperchen durch das Chorion des Eies in das Innere desselben habe ich vielfach bestätigende Beobachtun- gen gemacht. Deutlich konnte ich ein Eindringen des Samenkörperckens durch die Eiweissschicht verfolgen. Eine Mikropyle besitzen die Eier nicht. Da aber dies Chorion nur durch allmäliges Erhärten der äussersten Ei- weissschichte sich erst spät als wirkliche Membran vom Eiinhalte ab- hebt, so ist es leicht anzunehmen, dass die Samenkörperchen die Anfangs 494 r EG r zäbflüssig, membränlose Eiweissschicht durchdringend zum Dotter gelan- sen. Eine Bewegung der Samenkörper konnte ich nicht erkennen, und glaube ich daher diese Erscheinung auf eine noch unerklärliche Molekule- attruction des Keimbläschens auf die Samenkörperchen zurückführen zu müssen. In den meisten Eiern fand ich 4—2 selten 3 en Sei mehr konnte ich nicht beobacbten (fig. 33). Am Dotter angelangt, scheint es Membran des Sarienkurphrehähe zu platzen (s. fig. 33 a) und ihres Inhalts verlustig zu werden. Auf diese Weise verliert das Samenkörperchen seine rundliche Form, wird eckig, gleichsam eingeschrumpft. Die den Kern umgebende Granulationen ver- schwinden, und der Kern bildet zuletzt eine scharf kontourirt eckige Fi- gur (s. fig. 33 5 fg. 31 9—10). Solchermassen veränderte Samenkörper- chen konnte ich nur in den schon in ihrer Entwieklung weit vorgesehrit- tenen Eiern vorfinden. Es scheint aber zur vollen Verwerthung der Sa- menelemente zum Zweck der Befruchtung ein Eindringen durch die Ei- hüllen bis zum Dotter nieht unumgänglich nöthig zu sein, da ich eines Theils manche befruchtete Eier sah, die in ihrem Innern keine Samen- körperchen oder deren Rudimente bargen, andern Theils letztere sich auch ausserhalb des Eies im Uterus dicht um dieselben gelagert sich vor— finden. Andere Beobachtungen bestätigen mir vollkommen die Richtig- keit der Angabe Nelsons, in Bezug auf seine »false eggs« und deren Ent- stehen dureh fettige Degeneration (s. fig. 34). Während man solche For- men bei befruchteten Individuen wenige findet, treten sie bei unbefruch- teten Individuen häufig auf. Meine Zeichnung habe ich einem befruchte- ten. Weibchen entnommen, dessen Eier sich in den verschiedensten Ent- wicklungsstufen darstellten. Euskirchen bei Bonn den 15. Mai 1858. Erklärung der Abbildungen. Taf. XIX, Fig. 29. Weibliche Geschlechtsorgane. A. Ende des weiblichen Keimstocks. a) Eigentlicher Keimstock. b) Uebergang in den Eierstock. B. Ende des Keimstocks. 4) Solides Ende desselben, mit durchscheinenden Kernen, 4 2) Epithelialschichte. 3) Keimbläschen theils in der Theilung begriffen 3 a, theils schon mit einem Eiweisshofe umgeben 3 b. Bi 495 4) Eiweisskugeln. 5) Dottermoleküle. €. Ein Theil des Eierstocks durch Zerreissen eines Theils der Dottermo- leküle beraubt. 4) Durchscheinende Epithelzellen. D. Eileiter und Anfang des Uterus. 4) Epithelzellen des Eileiters mit seinen Muskeln. 2) Ringsinmuskeln an dem Orificium uleri. 3) Falten der Membran des Uterus. E. Uebergang der beiden Uterusröhren in ihren gemeinschaftlichen Theil, Vagina und Vulva, 4) Epithelzellen des Uterus. 2) Falten der Membran des Uterus. 3) Ringsmuskeln, 4 Längsmuskeln der Vagina. 4) Radiäre Muskeln der Vulva, 5) Im Uterus befindliche Samenkörperchen. 6) In den verschiedensten Entwicklungsstufen befindliche Eier. Fig. 30. In der Entwicklung begriffene Geschlechtsorgane eines jüngern Individuums, Fig. 31. Männliche Geschlechtsorgane. 4. Vas deferens, Spicula und ihre Anhänge. 4) Vas deferens von Samenkörperchen” angefüllt und mit Ringsmoskeln. umgeben. 2) Ringsmuskeln am Ende des Vas deferens. 3) Die beiden Spicula in 4) der Chitinscheide sich vereinigend. 5) Männliche Geschlechtsöffnung. a) Muskeln der Spicula, c) Vorwärtszieher der Scheide, d) Ringsmuskeln der untern Bauchfläche. e) und f) Zurückzieher der Scheide. g) Die warzigen Haftorgane, h) Drüsencomplex an der Basis der Chitinscheide. I) Nervenmasse der Schwanzganglien. B. Aeusserstes Ende des Bodens, oder Keimstelle der Samenkörperchen. €. Samenkörperchen, 4—38 in progressiver, 9—12 in regressiver Metamorphose. 2 Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane. a. Hodenschlauch. b und c. Muskelschlauch. d. Darmkanal. e. Schwanz- * ganglien. fund g. Alter und Geschlechtsöffnung. h. Sarkodeschlauch, später Längsmuskel. In die Eiweissschicht eingedrungene Spermatozoiden. a) Ein Samenkörperchen, dessen Membran zerrissen , und. welches seinen Inhalt in den Dotter ergiesst. b) Verschrumpftes Samenkörperchen. Ein nach Nelson in der fettigen Degeneration begriffenes Ri, - Zeitschr. 1. wissensch. Zoologie. IX, Bd. 32 Ueber Perlenbildung. Von Dr. H. A. Pagenstecher in Heidelberg. Mit Taf. XX. Es ist im Laufe der letzten Jahre eine Reihe von Untersuchungen über Entstehung der Perlen, namentlich von de Filippi, Küchenmeister, v. Hess- ling und Möbius veröffentlicht worden. Ein Theil’ dieser Arbeiten giebt uns ein in hohem Grade anziehendes Resume unsrer bisherigen Kenntniss der Perlen im Allgemeinen und insbesondere der Mittel, welche zu küinst- licher Erzeugung von Perlen bisher angewandt wurden, Alle besprechen die von de Filippi angeregle interessante Frage, wie. weit Parasiten die Veranlassung zur Perlenbildung geben und als solche vielleicht künstlich benutzt werden können. Ich glaubte, den Umstand, dass hierorts die Untersuchung echter Flussperlmuscheln möglich wär, nicht unbenutzt lassen zu dürfen und veröffentliche hiermit das, was aus dem Ergebniss meiner Untersuchungen zur Beurtheilung der schwebenden Controversen _ wichtig genug erscheint. Das Material, welches ich zu meinen Arbeiten verwenden konnte, war gering und kann nicht im Entferntesten dem an die Seite gestellt werden, dessen Durchsicht von Hessling’s vortrefllichen Mittheilungen zu Gründe liegt, ein Nachtheil, dessen ich mich bei Ver- öffentlichung dieser Zeilen dringend bewusst wurde. In einer Entfernung von ein. bis zwei deutschen Meilen von Heidel- berg fliesst durch das Schönauer Thal ein Bach dem linken Neckarufer zu, welches er nach einem Laufe von einigen Wegstunden bei Neckarsteinach erreicht. Er zieht meist durch Wiesen und hat klares, weiches Wasser; seine Tiefe ist selten über ein bis zwei Fuss. In ihn liess Kurfürst Carl Theodor im vorigen Jahrhundert aus dem Salzburgischen herübergeholte Perlmuscheln einsetzen und zwar an einer Stelle oberhalb der Schönauer Papiermühle in den Mühlgraben, an welcher sie sich auch heute noch vor— 497 finden. Die Fischerei war früher Dominium und war die der Perlen noch in den vierziger Jahren für jährlich zehn Gulden an den Verein für Natur- kunde in Mannheim verpachtet. Dieselbe rentirte sich aber schlecht , da die Perlen selten, barock und meist gefärbt waren. Mit der allgemeinen Ablösung der Fischereigerechtigkeit ist die Perlenfischerei streitig gewor- den und machte der schwebende Prozess für den Augenblick es unmög- lich, von dort, der Originalstelle aus, Material zu Untersuchungen zu er- halten. Es scheint die Stelle, an welcher sich früher die Einrichtung zur Aufbewahrung von Muscheln mit unreifen Perlen befand, künstlichen Sand- grund zu haben, während sonst der Boden mehr steinig ist. Auf dem Grunde wachsen mässig viele Wasserpflanzen und auch auf den Schalen der Muscheln selbst gedeihen Algen. Schatten hat der Bach nicht und er war um diese Zeit, Juni, sehr warm. Etwa 1000 Stück Muscheln moch- ten auf einer Strecke von 100—200 Schritt beisammen liegen, dann wur- den sie sparsam, sind aber im ganzen Bache zerstreut. Indem die jün- gern, leichter beweglichen Muscheln aufwärts zu wandern, gewinnen sie das Terrain wieder, welches durch das allmälige Herabtreiben der ältern, schwerfälligen , besonders bei'geschwollnem Wässer , verloren geht, und die ganze Colonie behält im Wesentlichen ihren Platz bei. Das Herabtrei- ben der Muscheln wurde Veranlassung zur Gründung der Perlfischerei in Neckarsteinach,, eine Stunde unterhalb Schönau. Der Landrath Welcker aus Hirschhorn machte, als dort Ende der zwanziger Jahre die Muscheln bemerkt wurden, dem Landesherrn , dem Grossherzoge von Hessen, den Vorschlag, dieFischerei selbst betreiben zu lassen, und gründete, als dies abgelehnt wurde, eine kleine Privatgesellschaft zu diesem Zwecke. Man fand 1828 eine Zahl von 558 Muscheln, von denen 88 mit Perlansätzen, 1833 schon 651, unter welchen 98 mit Ansätzen. Der Gesammterlös be- trug 4833 bei der ersten Fischerei nur 5 fl. 25 kr., wovon 2 fl. 45 kr. auf die beste Perle kamen. 4837 und 18514 sah man wieder nach. In letzterm Jahre betrug die Zahl 867, unter denen 447 mit Ansätzen, ausser- dem eine geringe Anzahl junger Muscheln. Herr Physikatsarzt Locherer hatte die eingeschlafne Sache wieder in Gang gebracht. Man löste 47 fl. 35 kr. und würde einen bessern Preis gemacht haben, wenn die Perlen - nicht ausschliesslich an die Mitglieder der Gesellschaft versteigert worden wären. Es deckte also natürlich hier sowohl als in Schönau der Erlös den Betrieb keineswegs und die Perlfischerei wurde mehr als Vergnü- gungssache behandelt. So ungünstig aber auch der Umstand für die Ver- mehrung der Muscheln ist, dass in Neckarsteinach das Terrain der Mu- scheln auch nach oben zu abgesperrt und schr kurz ist, haben sie doch dort an Zahl langsam zugenommen und erhalten eine hübsche Grösse, ein Beweis, dass der Bach ihnen zusagt. Natürlich würde den Fischereiin- habern es: sehr erfreulich sein, wenn zur Hebung dieser Sache etwas ge- schehen könnte, und ich erhielt die Erlaubniss, circa 30 Stück für meine Untersuchungen verwenden zu dürfen, welche ich speziell auf die schwe- 32” 498 benden Fragen richtete. Sie lehrten mich Folgendes: Zunächst zeichnet sich, abgesehn von den bekannten systematischen Kennzeichen, die Fluss- perlmuschel von der in den angeführten Arbeiten mehrfach angezognen Teichmuschel durch die weit bedeutendere Entwicklung der Schale aus, welche aus dem rasch wechselnden Wasser, selbst wenn dies wenig Kalk enthält, doch mit Leichtigkeit beschafft werden kann und es ihrerseits dem Thiere möglich macht, eben gegen diesen stärkern Strom den Platz zu behaupten. Hingegen finden wir keineswegs die gewaltige Entwiek- . lung des Flimmerepitheliums, welche fast jedes Stückchen der Anodonten- oberfläche unter dem Mikroskope zu einer noch lange fortlebenden , be- wegten Masse macht. Der Reichthum der Säfte an Kalk , der die Perlbil- dung eriöglieht, zeigt sich schon in normaler Ablagerung in den Kiemen- lappen, welche diese unter dem Wasser knirschen macht. Die Schale besteht bekanntlich aus der schwarzbraunen Chitinschicht, der Säulenschicht und der Perlmutterschicht. Alle sind stärker als bei Anodonta, besonders die Perlmuttersebicht, während die Säulenschicht sich durch grössere Regelmässigkeit der Säulen auszeichnet. Der Mantel, besonders der Rand, liegt fester an der Schale an als bei Anodonta. Es ist bekannt, wie die Schalenschichten von hinter einander vorrückenden Theilen des wachsenden Mantels gebildet und über einander geschichtet werden. Die Chitinschicht adhärirt dem äussersten sie bildenden Mantel- rande ziemlich fest, ziehtsich dieser bei Gontraktionen des Thieres zurück und streekt sich wechselnd wieder aus, so faltet sich die frisch secernirte Lamelle derselben hin und her übereinander, so eine verschiedne Dicke erreichend und im allmäligen Vorrücken doch zuweilen selbst über die ersten Anfänge der Säulenschicht zurückgreifend. Gleiches trifft die Säu- lenschicht, das Sekret des breitem Mantelrandes mit Ausnahme der Kante. Seine Säulen haben eine durch das Vorrücken während des Wachsens "bedingte leicht schiefe Richtung zur Schalenaussenfläche, ihre Länge ist etwas wechselnd und sie greifen zuweilen wieder zurück in die Anfänge der Perlmutterschicht. Es sind dies Beweise periodischer Schwankungen oder momentaner Störungen in dem Wachsthum des Thieres. Die ganze übrige äussere Mantelfläche sammt deren Fortsetzungen auf dem Rücken des Thieres sondert die Perlmutterschicht in regelmässiger Fortdauer während des ganzen Lebens ab und ersetzt innen das reichlich, was die ältern Theile der Schale etwa durch äussere Einflüsse, durch eigentlichen Verschleiss an Mächtigkeit aussen verlieren. Unter diesen aufgelagerten Schichten ebnen sich durch Störungen, welche die noch nachgiebige Chi- tinschicbt trafen, hervorgerufne Unebenheiten, welche von den ersten Kalkschichten noch nachgebildet wurden , allmälig und geben nur selten, losgebröckelt und rings mit Perlmuttersubstanz umhüllt, Anlass zu Perlen, welche dann zwischen Mantel und Schale liegen und oft letztrer noch mit einem Stielchen anhalten. Verschiedenbeiten aber, welche in dem Maasse der absondernden Thätigkeit einzelner Manteltheile gegen die benachbar- 499 ten krankhafterweise eintreten, müssen je nach dem Leisten oder Rinnen auf der innern Schalenfläche produciren, deren Richtung der Wachs- thumsrichtung des Theils entspricht. Die Schwankungen endlich in der gesammten produktiven Thätigkeit bedingen diedem Schalenrande paral- lel laufenden Absätze, Besondre Verhältnisse nun für die Schälenabson- . derung finden dort statt, wo die Schliessmuskeln angesetzt sind und wo die Schlosszähne liegen. Dä der Mantel die Muskeln durch einen Schlitz hindurehlässt, indem er sich übrigens ihrer Peripherie genau anlegt, kann dort, wo dieMuskeln an die Schale sich anlegen, keine Substanzzunahme der Perlmutterschicht erfolgen und bliebe diese Stelle länger die gleiche, so würde daselbst eine bedeutende Vertiefung oder eigentlich um sie her eine bedeutende Erhöhung, Verdickung der Schale entstehen. Aber im Wachsthum des Thieres verrücken sich diese Stellen und statt der Grube haben wir als Marke des Muskelansatzes einen immer breiter werdenden etwas verlielten Streifen. Namentlich findet dies für den hintern Schliess- muskel Anwendung, da dieser im Wachsthum weit mehr verschoben wird. Die Richtung dieses Streifens gebt hier fast gerade nach hinten, we- nig nach unten und durch die Sekretion der nachfolgenden Mantelstellen wird der Streifen allmälig mehr verwischt, Der vordere Schliessmuskel verrückt seinen Platz, da der vordere Theil am Wachsthum sich viel we- niger betheiligt, nicht viel und ziemlich gleichmässig nach vorn und un- ten, Er verschiebt sich gewissermaassen nur so viel, als es das Wachs- thum der Schlosszähne nöthig macht, welehe auch seine Furche verdecken, In den Schlosszähnen selbst liegt der Mittelpunkt der Ausdehnung, sie stehen fest, wie ja in der That eine Verrückung ohne Resorption nicht zu denken wäre, aber sie wachsen in die Höhe und Breite und jeder Punkt ibrer Peripherie hat seine bestimmte Wachsthumsrichtung. Da es nicht unmöglich erscheint, dass die Rauhigkeiten, welche an den besagten Stel- len leichter entstehn, als an irgend einem andern Theile der innern Scha- lenwand, bei der Perlenbildung in Betracht kommen, so wollen wir diesem Gegenstand noch eine kurze Aufmerksamkeit schenken. Da die Muskeln aus einer Anzabl paralleler deutlich gesonderter Bündel bestehen, so bil- det ihre Peripherie eine fein ausgerandete Linie. Das Verrücken des Mus- kels, bei welchem wohl die anlöthende Kraft der Mantelsekretion eine wesentliche Rolle spielen muss, geschieht also auch mit einer Wellenlinie, der Art, dass einige Punkte länger mit secernirender Manteloberfäche in Berührung sind. Solche Punkte müssen gegen die benachbarten erhaben werden , sie verlängern sich in der Zeit zu feinen erhabnen Linien. In der That begegnen wir häufig einem solchen System von Längslinien in der Richtung der Muskelrione, welche aber rasch verdeckt werden. Sie werden natürlich in der Mitte des Muskelfeldes am kräfligsten, an den Rändern nur schwach ausfallen und ibre Entwicklung individuell sehr verschieden sein, Durch das periodisch raschere Voranschreiten des Mus- kels entsteht auch im Muskelfelde ein System von. Querwellenlinien, ent- 500 sprechend denen der Schale, welche dem Rande parallel laufen. Oft fin- den wir aber gröbere Leisten im Muskelansatze, grösseren Trennungen der Muskelsubstanz entsprechend, und da der vordere Muskel regelmässig, der hintere häufig in zwei Abtheilungen zerfällt, so haben wir für die Lücke zwischen diesen stets einen deutlichen Kamm. Wir finden, dass die hier möglichen Unregelmässigkeiten der Schalenbildung manchmal einen hohen Grad erreichen und sehr gegen die anderweitig selten vermisste Glätte der innern Schalenfläche abstechen. Leisten und Zacken finden sich neben Grübehen und an der Gränze zwischen Zahn und vorderin Muskelansatz sieht die Fläche oft siebartigaus. Freilich muss dort eine besonders starke Absonderung stattfinden und dieselbe um so leichter ungleich vertheilt werden, als eine Ortsveränderung der absondernden Partien und dadurch eine Ausgleichung der Verschiedenheiten nur höchst langsam statthat. Eine Begründung des porösen Zustandes durch Resorption anzunehmen, ist wohl nicht zulässig. Ehe wir sehen, ob wir diese Thatsachen bei Erklärung der Perlen- bildung verwerthen können, wollen wir noeh prüfen, wie es sich mit den Parasiten der Flussperlmuschel verhält. Wir haben in den hiesigen Sumpfen und im Neckar in den Anodonten die Wassermilben sehr ge- mein gefunden. Es begeben sich nur die trächtigen Weibchen in die Mu- scheln, um dort für ibre Eier und Jungen Quartier zu suchen. Ohne Zweifel werden sie nur einmal trächtig und werden meistens ihre Leiber nach beendetem Geburtsgeschäft in der Muschel zurückbleiben, wo sie dann unzählige Male vorgefunden werden. Die Jungen entwickeln sich während des Winters sehr langsam und sichern das Fortbestehn der Ra- milie zur Zeit, wo vielleicht draussen der gesammte Bestand zu Grunde geht. Wenigstens giebt es Zeiten, in denen man neben unzähligen in die Muschel eingebetteten Eiern und jungen Thieren nie in der Muschel ein reifes Weibchen vorfindet. Im Sommer mag die Entwicklung rascher gehn. Es scheint, dass die verschiednen Anodontenarten entsprechend verschiedne Hydrachnenspezies beherbergen , welche namentlich in der Grösse wesentlich differiren. Da diese Thierchen auch in der See vor- kommen, wo ich sie in La Spezia als die Todfeinde der schön scharlach- und violettrothen Cyklopen des Salzwassers erkannte, so wäre es sehr plausibel gewesen, in ihnen eine Bedingung zur Perlenbildung zu finden. Aber es ging mir, wie von Hessling. Ich fand nicht Eine Hydrachne, nicht ein einziges Nest einer solchen in einer Unio sive Margaritana margariti- fera, und auf der andern Seite in den Anodonten niemals einen solchen Rest verkalkt, oder als Perlkern. Die Helminthen aus der Abtheilung der Trematoden, welche man hier in Anodonten findet, 'habe ich an einem andern Orte beschrieben und auf den Unterschied aufmerksam gemacht, welcher auch hier zwischen so nahe stehenden Arten, wie Anodonta eygnea und anatina zu bestehen seheint. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass eine einzige Larvenform, Pi 5 501 ‘ welche'in’einer Anodonta sich zu entwickeln vermag, dies auch in einer Unio kann. Aber ich habe schon früher für den'yveniger anspruchsvollen Zustand des Cystenlebens eine grössere Licenz nachgewiesen und es wäre wohl zu erwarten, dass’irgend ein Distoma echinatum oder ein verwandtes seinen Larvenzustand in einer Unio durchmachte, oder auch der Tetraco- iyle, ‚der den Namen sroAurgorrog verdienen würde, sich daselbst vor- fände. Von vorn herein kann man auch wohl erwarten, dass Unio marga- ritifera ihre eignen Parasiten, vielleicht gar eigne Trematodenlarven habe. Aber ich wenigstens habe nie etwas der Art in’den Tbieren gefunden, weder die Haufen von Larvenbrut noch einzelne eneystirte, obwohl ich im ‚ Durchsuchen der Mollusken nach solchen Insassen reichliche Uebung hatte. Ueberhaupt aber fand sich von Helminthen nur ein kleiner unreifer Rund- wurm, ungewiss ob in oder an’ dem Körper einer der Muscheln. Aber von dergleichen Thieren, von denen man nicht weiss, ob sie Anguillaceen oder Nematoden zu heissen verdienen, wimmelt das Süss- und Salzwasser gleichmässig, sie sind die Begleiter des Schlammes ünd man ist kaum be- rechtigt, ein solches Thier als Parasiten zu betrachten, selbst wo man es in oder an einem andern Thiere findet. Gehen wir nun nach solchen Erfahrungen über Schalenbildung und über das Vorkommen von Parasiten an die Untersuchung der vorgefund- nen Perlen über, so.ergiebt sich Folgendes: "Wir betrachten als Perle jedes vom Thier gebildete Conkrement, wel- ches durch die Auflagerung koncentrischer Schichten entstand, mag'es -in.der,.Farbe zwischen. der schönen milden Perlfarbe ‘und dem dunkeln Schwarz jede beliebige Stelle einnehmen oder auch in der Form eine schöne Rundung oder eine unregelmässige Gestalt zeigen. Auf die der Schale aufsitzenden Halbperlen kommt hier weniger an, ihre Entstehung ist ziem- lich klar. Unregelmässigkeiten in der Chitinschicht oder ihr aufliegende Körper, höckrig hervorragend , werden von den weitern Sebichten über- zogen und erhalten das glänzende Ansehn. So giebt zu derartigen Pro- dukten nicht selten der Schnitt Anlass, welchen die Fischer 'bei der Un- tersuchung der Muscheln als eine Marke derer, welche unreife Perlen be- sitzen, quer über die Schale führen und welcher am Rande schärfer dureh- greifts, Bekanntlich geben die eingelegten fremden Körper zwischen Man- tel und Schale leicht Anlass zu künstlichen Halbperlen. Solche Bildungen waren in den untersuchten Muscheln sehr sparsam und ebenso die Perlen im Mantelrande. Diese letztern allein erreichen eine bedeutendere Grösse, verbunden mit guter Gestalt; eine, ausser etwa als Perlsamen, verkäuf- - liche Perle möchte: wohl selten an einem andern Orte innerhalb des Pa- renchyms gefunden werden. Und selbst die des Mantelrandes sind, je mehr nach hinten sie liegen, von um so weniger heller Färbung, ganz gut nur. die aus dem mittlern und vordern Theil. Von dort erhielt ich in’der ' Tbateine ganz brauchbare, zartröthlich gefärbte Perle von über Hanfkorn- grösse. Auffallen muss hingegen die ausserordentliche Zahl, in welcher 502 x sich am Rücken des Thieres Conkretionen vorfinden. Es wurden deren in sieben beliebig gewählten Muscheln über 130 gezählt. Diese Perlen haben, wenn sie nur wenige Millimeter Grösse erreichen, fast stets eine unregelmässige Gestalt, sind aber überhaupt selten von einiger Grösse, während sie in der Farbe grosse Verschiedenheiten bis zum reinsten Glanze zeigen. Sie liegen zu dreien und mehreren in den Muskeln nahe _ der Sehale, in einer kleinen Reihe am Leberrande, in den Umgebungen des Herzens''und des Darmes, in ganzen Nestern und am häufigsten an dem innern Rande der Schliessmuskeln, besonders des hintern. Sie haben ihren Sitz stets dicht unter der Oberfläche, sind oft leicht verschiebbar, zuweilen fester von den umgebenden Weichtheilen umhüllt. Nie fand ich CGonkremente in dem Fusse oder den Kiemen; öfter solche kleine Körner einzeln oder auch in Nestern im Mantelrande. Bei solchen, die am Rücken des Thiers frei gefunden wurden, war es entweder denkbar, dass sie schon früher selbständig oder dass sie beim Oeffnen ‚der Muschel, den feinen Ueberzug durchbrechend,, aus dem Körper ausgetreten seien. Es wurden nun Perlen von allerlei Form, Farbe und Grösse der genauern Untersuchung unterworfen. Schliffe wurden stets mit der Rücksicht ge- macht, den wirklichen Ausgangspunkt der Bildung, den innersten Kern bloszulegen. Man kann die Conkretionen in ein Stückchen Wachs halb eingedrückt anschleifen, hat man erst beidseitige parallele Flächen herge- stellt, so geht das Dünnschleifen am besten mit dem Finger. Die Schliffe zeigen nun, dass allerdings manchmal die Perle, wie Möbius sagt, eine umgekehrte Schale ist, dass ein Kern von Chitinsubstanz von einem Säu- lensystem, dieses von Perlmutterschichten umlagert ist. Aber es giebt auch kleinere Conkretionen,, .die nur Chitinsubstanz, grössere, die nur Säulenschichten oder nur Perlmutter enthalten, daneben viele, in wel- chen diese Schichten in verschiedner Reihenfolge und wiederholt abwech- seln, seien es alle drei, oder nur zwei. Die gelbbraune, im Grossen schwärzliche Chitinschicht erscheint fast nie neben der Perlmutterschicht, ohne von zweien oder einer, wenn auch geringen, Säulenschicht beglei- tet zu sein. Es kommt vor, dass starke Chitinkapseln noch einen bedeu- tenden Kalkkern einschliessen. Oft werden in Berührung gebrachte Con- kretionen durch nachfolgende Ablagerung verschiedner Art unter einander verschmolzen und ein ähnliches Bild liefert der Fall, wo in die koncen- trischen Schichten eines Conkrements ein unabhängiger rein krystallini= scher Kern eingesprengt liegt. Nicht selten haben zwei verschmolzne Gonkremente eine verschiedene frühere Entwicklungsgeschichte. In der Regel gleicht sich mit der Zeit die Unregelmässigkeit der Form, die nächste Folge solcher Verschmelzung, wieder aus durch die Auflagerung ebnender neuer Schichten, aber sonderbare Bilder entstehen da, wo solche Spalten und Zwischenräume grade durch die Säulensubstanz ausgefüllt werden. Es giebt auch Fälle genug, in denen der Uebergang von einer Schicht zu einer anders gearteten nicht gleichmässig stattfindet, sondern wo auf der 3 j 503 einen Seite eine Schicht schwächer abgelagert wird und eher einer neuen Platz macht, alsauf der’ andern, oder wo, wie wir es in der Schale sahen, eine Schicht in die andre hineingreift. Werden die Conkremente mit Essigsäure, der ich etwas Salzsäure zumischie, behandelt, so löst sich natürlich der Kalk und die Kohlensäure entweicht. Die Perlmutter- und Säulensubstanz hinterlassen feine ge- schichtete strukturlose Membranen, welche das Eindringen der Säuren in die tiefern Schichten der Perlen sehr verlangsamen und häufig eine blass violette Färbung annehmen. Die Chitinsubstanz aber wird Tage lang durch diese Säurenmischung nicht angegriffen und schützt auch die in ihr etwa enthaltnen Kerne vollständig. Ritzt man sie mit der Nadel, so lüsen sich solche Kerne, sie selbst wird durch Schwefelsäure sofort zerreiblich und löst sich dann auf. Weder in den Schliffen noch in den mit Säure extra- hirten Perlen fand sich je eine Spur von Hydrachnen, obwohl auf die letz- tere Weise behandelter wenigstens 200 durchgesehn wurden. Milben- überbleibsel zu übersehen, wäre nicht möglich gewesen. Ebenso fehlte ein über allen Zweifel erhabner Nachweis von Trematodenresten durch Auffindung von festen Bestandtheilen solcher Thiere, d. i. der Stacheln des Mundes, Halskragens, oder der ganzen_Oberfläche. Ich gewann so- wohl in Schliffen als auf die zweite Weise einige Präparate, deren Kerne mit Hülfe der Phantasie wohl als verchitinisirte und verkalkte Trematoden angesehn werden können, aber die Bilder, welche bei der koncentrischen Lagerung der Schichten entstehen müssen, können sehr leicht Cysten und Saugnäpfe nachahmen, und mehr als Aehnlichkeit mit solchen Gebilden ist nicht da. Häufig schloss die Messung die aus’ der Form zu bildende Hypothese aus. Am meisten wiesen einige Bilder auf den besagten Te- tracotyle hin. Auf der andern Seite hingegen waren die Kerne vieler Perlen deut- lich aus der Muschel eigenthümlicher Substanz allein gebildet, oder doch, wo sie. dunkel und nicht bestimmt zu deuten waren, bald zu gross, bald viel zu klein, um irgend wie für verkalkte Trematoden angesehn werden zu können. Treinatodeneier lagen nie in diesen Kernen. Bedenken wir nun, dass wir bier in Anodonten zahlreiche Parasiten verschiedner Art finden, ohne dass Perlen in ihrem Körper entstehn, und dass wir im Durchschnitt eine grosse Zahl von Perlconkrementen jeder Art, bis hinauf zur werthvollen Perle, in den Unionen finden, während man vergebens nach Parasiten in diesen Thieren sucht, so können wir der Parasitentheorie für die Entstehung der Perlen die gewünschte Aus- lehnung nicht zugestehn. Es scheint mir dagegen Folgendes aus dem Beobachteten gefolgert werden zu können. Es fehlt in der Flussperlmuschel nicht an perlartigen Gonkrementen, welche geeignet wären, Kerne zu guten Perlen abzugeben, und es ist nicht nöthig, im Allgemeinen neue Ursachen zur Bildung solcher Kerne einzu- führen. Solche Conkretionen können um ein Schleimklümpchen den Gall- 504 gesteinen ähnlich oder auch ohne einen präformirten Kern indem Kör- per der Muschel entstehn, oder sie können um einen eingedrungnen Kern gebildet werden. In der Regel rührt dieser eingedrungne Kern von frü- . bern Absonderungen der Muschel, den verschiednen Schaleuschichten, her. Aın leichtesten bröckeln kleine Partikelchen am Rücken des Thieres, in den Muskelfeldern und an den Schlosszähnen,ab und betten sich in.den Körper ein, ebenso können bei Contraktionen des Thiers nach starker vorhergehender Ausdehnung oder durch äussere Gewalt Splitterchen der äussern Schalenschicht in den Mantelrand eindringen, vielleicht auch in den ‚absondernden Zellen selbst Anhäufungen entstehen. Nur unter der Manteloberfläche findet die Absonderung von umhüllenden Schichten statt, entsprechend der Thätigkeit dieser Oberfläche nach Aussen und: wahr- seheinlich. in gleicher lokaler Vertheilung für die verschiedne Statur der abgesonderten Substanzen. Während aber der Schale gegenüber. der Mantel verrückt und so die Schichtenfolge bedingt wird, muss; im Mantel die Perle verrückt worden sein, wenn ihre Schichten sich als verschieden- artig erweisen. Das grossmaschige' Parenchym, ‚die lakunenartigen’ Ge- fässe erleichtern solche Streifen , die allem Anschein nach nur zwischen Peripherie und Dorsaltheil des Mantels stattfinden, und die dünne eentrale Partie jeder Mantelhälfte unberührt lassen. Die Analogie der Schalenbil- dung spricht durchaus für die Ansicht, auch von Mübius ausgesprochen, dass die Absonderung der betreffenden Stoffe an die bestimmten Oertlich- keiten gebunden sei. Der Bau der Perle ist dann ihr Wanderbuch.' Hat die Perle eine gewisse Grösse erreicht, so wird ihre Wanderschaft: be- schwerlich und sie wird dann entweder an einer Stelle der Muschel ver- harren, wo sie, wie im gewöhnlichen Zustande leichter Oefloung der Scha- . len im Mantelrande, wenig hinderlich und deshalb nicht leicht verschoben wird, ‚oder sie wird die über ihr liegende Decke atrophiren machen und ausfallen. Das Ausfallen ist natürlich das endliche Loos der Perle, es können aber solche ausgefallne Perlen zwischen Mantel und Schale: blei- ben und.dort wieder angelöthet und allmälig begraben werden.: Ein gutes Beispiel hierzu liegt vor mir, Die Perle ist in eine Grube der Schale aufgenommen und an den Seiten mit einem Walle eingeengt worden, vom Rücken her aber mit der Schale verschmolzen und selbst mit weniger glänzender Schicht verdeckt. Die nach dem Schalenrande zu liegende Stelle ist mit etwas brauner Schalensubstanz bedeckt, während eine zwi- schenliegende Stelle noch den alten Glanz hat.- Es wäre dies frei eine recht schöne Perle gewesen, und ich kann mir den Prozess auf keine Weise als ein beginnendes Lösen aus der Schale, die ‚daselbst äusserlich nicht beschädigt war, sondern nur als das Gegentheil denken. Eine andre Perle ist. in dieser Art vollständig verdeckt und ihr entspricht ein plötzlich an- steigender, sachte abfallender Wulst in der Riehtung des Wachsthums. Bei dem ruhigen Verharren an einer nicht beengten Stelle, welche nach der Art der Muscheln sehr verschieden sein kann, wird eine gleichmässige 505 und regelmässige Substanzzunahme stattfinden und die geeignetste Stelle scheint für unsre Flussperlinuschel der muskulöse Mantelrand zu sein, während am Rücken des Thiers mancherlei Nachtheile einwirken, wie Leichtigkeit der Verschmelzung mit,andern Conkretionen, Druck durch Schlosszähne, Muskeln und die Leisten. Besser rund sind schon die ‘Perlen am vordern Leberrande. Wem eine grössere Anzahl Perlen von einiger Grösse zu Gebote steht, deren Stelle im Thier er kannte, oder wer sie gar in lebenden Thier nach einiger Zeit wieder aufsuchen kann, der wird am ersten sicher entscheiden können, welcher Art die an den ein- zelnen Theilen abgesonderten Substanzen sind. Bei kleinern Conkretio- nen fehlt alle Sicherheit, wie lange sie an dem betreffenden Orte sind. Können wir nun einen praktischen Vorschlag aus dem Vorstehenden ziehen, so wäre es der, in den Mantelrand selbst fremde Körper einzu- legen, da wir das Hineingelangen der in der Muschel bereits enthaltnen Conkremente nicht befördern können. Am geeignetsten möchte es schei- nen, mit Nadel und Faden kleine Glasperlen einzuziehn und dieselben ohne den Faden zurückzulassen. Der Mantelrand ist bei Unionen von einiger Grösse dick genug, um den Technizismus nicht zu schwer zu ma- chen, und eine solche Operation würden die Muscheln wohl ertragen. In Aquarien können die Versuche nicht gemacht werden, weil die Unionen des fliessenden Wassers bedürfen, während man Anodonten länger lebend erhalten kann. Ich hofle, dass es mir möglich sein wird, Versuche dieser Art anzustellen. Heidelberg, 12. Juli 1858. Dr. H. A. Pagenstecher. Fig. 506 Erklärung der Abbildungen. Figur 4—6 bei 100facher, Figur 7 und 8 bei 50facher Vergrösserung. . Perle mit reinem Perlmutterkern und umgebender Chitin-, Perlmutter- und Säulenschicht. . Perle, deren Substanzen in der Reihenfolge der Schale folgen ; der grösste Theil des Chitinkerns ist ausgebrochen. ‚ . Perle uur aus Perlmuttersubstanz. . Drei Perlen verschmolzen. Zwei haben einen Kern von Perlmutterschicht und um denselben Säulenschichten, die drilte einen krystallinischen Kern und um diesen eine Chitinschicht. Alle sind durch Perlmuttersubstanz eingehüllt. ."Abwechselnde Chilin- und Säulenschichten aus der Peripherie einer Perle mit eıngesprenglem krystallinischem Kern. . Ein Abschnilt einer durch Verschmelzung entstandnen unregelmässigen Perle, deren Peripherie vielleicht durch anstossende Membranen tiefe Einschnitte behielt, bis diese nach Ortsverändrung durch krystallinische Masse »usgefüllt wurden. . Schalenschliff der Flussperlmuschel mit Zurückgreifen der Chitin- und der Säulenschicht in die folgenden. . Schwächere Schale von Anodonta anatina mit kürzern, weniger regelmässi- gen Säulen, Die Parthenogenesis bei Aristoteles’ Beschreibung der Geschlechts- und Zeugungsverhältnisse der Bienen. (Nebst einem Sendschreiben an Prof. v. Siebold in München.) Von H. Aubert und F. Wimmer in Breslau. Hochverehrter Herr Professor | Bei einer Uebersetzung und Bearbeitung der Bücher des Aristoteles über die Zeugungs- und Entwickelungsgeschichte der Thiere haben uns seine Ansichten und Auseinandersetzungen über den Haushalt der Bienen sehr überrascht. Von den Zoologen scheint diese Stelle gänzlich unbeach- tet geblieben zu sein, wie überhaupt diese Schrift des Aristoteles eine un- verdiente Vernachlässigung erfahren hat, denn es existirt von ihr nur die lateinische Uebersetzung Gaza’s, welche ohne den Text ganz unverständ- lich ist. Aus jener Stelle geht hervor, dass Aristoteles eine Parthenogenesis zur Erklärung der Zeugungserscheinungen bei den Bienen statuirt hat, dass ihm aber zu einem strengen Beweise genaue Beobachtungen gefehlt haben, wie er selbst sehr wohl eingesehen hat. Nun ist es allerdings eine andere Sache, jetzt, wo durch Sie das Priocip der Parthenogenesis klar und scharf ausgesprochen, ihr Vorkommen in der Natur durch Sie streng bewiesen und ein vernünftiger Zusammenhang in das verwickelte Treiben der Bienen durch Sie und Dzierzon gebracht worden ist, auch beim Ari- sioteles die Parthenogenesis bestimmt ausgesprochen zu finden, als es vor Ibnen gewesen ist. Wir sind auch keineswegs der Meinung, dass etwas dadurch, dass Aristoteles es angenommen oder verworfen hat, bewiesen oder widerlegt wird: indess dürfte es Ihnen doch nicht uninteressant sein, zu sehen, für wie wichtig Aristoteles die Zeugung der Biene als na- turgeschichtlichen Vorgang gehalten bat, mit wie grossem Scharlsinne er die hier möglichen Ereignisse auseinandergesetzt, und durch welchen Ge- dankengang überhaupt und durch welche Schlussfolgerungen er zur An- 508 nahme einer Zeugung ohne Begattung oder Befruchtung gekommen ist. Und dann hat es immerhin einen gewissen Reiz, zu sehen, wie sich vor zweitausend Jahren »ein weiser Mann« mit einem Problem gequält hat, das nun endlich durch Sie so gelöst worden ist, dass wohl kaum noch ein Zweifel an der Richtigkeit Ihrer Auffassung übrig bleiben dürfte. Theilen Sie diese Ansicht, so scheint Ihnen vielleicht die nachfol- gende Uebersetzung jener Stelle aus der Zeugungs- und Entwickelungs- geschichte und die sich daran anschliessenden Stellen aus der Thierge- schichte, so wie die darauf folgende Vergleichung der Aristotelischen Lehre ınit Ihrer Auffassung geeignet, einen Platz in Ihrer Zeitschrift zu finden. Denn es ist wohl wünschenswerth, dass man dem Studium des Aristoteles wieder etwas mehr Aufmerksamkeit schenkt, da man ja vor einem Rück- fall in jene Epoche, wo Aristoteles das A und O der naturgeschichtlichen Studien war, genügend gesichert ist. Audio reclamantes librorum con- temtores, qui nihil legunt, nisi noviter inventum, sagt Haller in seiner schönen Vorrede zu den Elementen, und wenn man mit ihm der Meinung ist, dass man nicht blos die Ansicht des neusten Schriftstellers über ein Problem kennen müsse, sondern auch die seiner Vorgänger; so hat ge- wiss keiner grösseren Anspruch, gelesen und berücksichtigt zu werden, als Aristoteles. Nicht allein, weil er den Abschluss einer Epoche in der Culturgeschiehte der Menschen bildet, die der heutigen so nahe verwandt ist, sondern auch, weil er eine Fülle von Beobachtungen enthält, die noch immer auf eine weitere Ausführung und Erklärung, auf Bestätigung und Beweis oder auf Widerlegung warten; weil er seine Erfahrungen mit ei- nem Scharfsinne gesichtet und mit einer Genialität combinirt hat, die im- ıner bewunderungswürdig bleiben wird, und endlich, weil er selbst in seinen Irrthümern lehrreich ist. Mit dem Wunsche, dass diese Motivirung unsers Interesses für den Aristoteles Ihre Billigung erhalten möge, übergeben wir Ihnen seine Dar- stellung von dem Haushalte der Bienen, insoweit sich dieselbe auf die Zeugungs- und Entwickelungsverhältnisse dieser Thiere bezieht, und hof- fen Ihnen in nicht zu langer Zeit die Uebersetzung und Bearbeitung des ganzen Werkes sregi Lywr yev&oewg einhändigen zu können. Mit vorzüglicher Hochachtung Aubert. Wimmer. Breslau, den 23. Sept. 1858. 509 » De generatione animalium. Editio Beckeri. Lib. Ill. cap. 10. pag. 99, 9 — 103, 13. ‘Die Entstehung der Bienen hat viel Zweifelhaftes. Wie nämlich bei manchen Fischen eine solche Entstehung statt hat, dass sie ohne vor- hergehende Begattung Junge erzeugen, so scheint dies auch den Beobachtungen zufolge bei den Bienen statt zu haben. Denn es ist nothwendig, dass sie entweder ihre Brut von anderswoher holen, wie Einige meinen, und zwar indem sie entweder von selbst entstanden, oder von einem andern Thiere gelegt ist, oder dass sie sie selbst erzeugen, oder dass sie einen Theil derselben herbeiholen, einen andern erzeugen — denn auch dies meinen Einige, dass sie nur die Drohnenbrut herbei- _ bringen — und dass sie Brut erzeugen entweder mit oder ohne Begattung, und dass, wenn Begattung stattfindet, entweder jede Art für sich Brut erzeugt, oder eine Art alle übrigen, oder indem sich die eine Art mit der andern paart, d. h. dass entweder Bienen aus der Paarung von Bienen, und Drohnen aus Drohnen, und Weisel aus Weiseln entstehen ; oder dass alle Uebrigen aus einer Art, z. B. aus den sogenannten Königinnen und Weiseln entstehen, oder dass sie aus den Drohnen und Bienen entstehen. Einige glauben nämlich, die eine Art seien Männchen, die andere Weib- chen, etwa die Bienen seien Männchen und die Drohnen Weibchen. Alles dieses ist aber unmöglich, wenn man die aus den besonderen Erschei- ‚nungen bei den Bienen und aus den allgemeinen bei den andern Thieren sich ergebenden Schlüsse zieht. Gesetzt nämlich, die Bienen holen, ohne selbst zu legen, ihre Brut von anderswoher, so müssten, auch ohne dass die Bienen sie forttragen, Bienen an dem Orte entstehen, von welchem sie den Samen holen; denn warum sollten sie entstehen, wenn der Same an einen andern Ort ver- setzt wird, an jenem Platze aber nicht sein? Denn sie müssten doch eben- sogut entstehen, mag nun’ die Brut in den Blumen von selbst entstehen oder von einem Thier gelegt werden. Und wenn es der Same eines an- dern Thieres wäre, so müsste dieses aus ihm hervorgehen, nicht aber Bienen. Ferner dass sie Honig eintragen, hat seinen guten Grund, da er ihre Nahrung ist: dass sie aber die Brut holen sollten, welche eine fremde ist, und nicht zur Nahrung dient, ist ungereimt. Denn um wessentwillen sollten sie dies (hun? Alle Thiere nämlich, welche für ihre Jungen sor- gen, bemühen sich um ihre ersichtlich eigne Brut. Aber auch das ist nicht wohl erklärlich, dass die Bienen Weibchen, die Drobnen Männchen seien. Denn die Natur verleilit keinem Weibchen die zur Wehr dienende Waffe: die Drohnen sind aber stächellos, die Bie- nen haben sämmtlich einen Stachel. Aber auch das Gegentheil ist nicht wohl erklärlich, dass die Bienen Männchen seien, die Drohnen Weihchen: denn kein Männchen pflegt sich um die Jungen zu bemühen, dies grade aber thun die Bierfen. Ueberhaupt aber, da es Drohnenbrut im Stocke 510 giebt, auch wenn keine Drohne da ist, da sich hingegen keine Bienenbrut' darin zeigt, ohne die Königinnen, — wesshalb auch Einige behaupten, dass nur die Drohnenbrut herbeigeholt werde, — so leuchtet ein, dass sie nicht!) durch Begattung entstehen‘, weder so, dass eine jede beider Arten sich unter sich begattet, noch so, dass sich Bienen mit Drohnen be- galten, Und dass sie die Drohnenhrut allein herbeiholen sollten, ist aus den angegebenen Gründen unmöglich, und es ist auch nicht erklärlich, dass eine ähnliche Erscheinung nicht bei der ganzen Gattung statt haben sollte. Ferner ist es aber auch nicht möglich, dass die Bienen selbst theils Männchen, theils Weibchen sein sollten, Denn in allen Thiergescehblechtern ist ein Unterschied zwischen den Weibchen und den Männchen. Auch würden sie sich ja selbst erzeugen. Nun entsteht aber augenscheinlich keine Brut von denselben, wenn sich die Weisel nicht im Stocke befin- den, wie behauptet wird. Gegen beides aher, sowohl gegen die Erzeu- gung aus einander, als auch gegen die aus den Drohnen, sowohl jeder Art für sich, als auch in Verbindung mit einander, ist das ein Beweis, dass man noch nie diese Thiere in Begattung gesehen hat, was doch oft vor- kommen müsste, wenn das eine von ihnen männlich, das andere weiblich wäre. Es bleibt also übrig, wenn sie durch Begattung entstehen, dass die Königinnen sich paaren und zeugen. Aber die Drohnen entstehen au- genscheinlich, auch wenn keine Weisel in dem Stocke sind, und die Brut derselben können die Bienen weder von anderswoher herbeiholen, noch durch Begattung ihrer selbst zeugen. Somit bleibt nur der Fall übrig, den wir auch bei einigen Fischen vorkommen sehen, dass die Bienen ohne Begattung die Drohnen zeugen, indem sie, insofern sie zeugen, weiblich sind, aber wie die Pllanzen sowohl das Weibliche als das Männliche zu- gleich in sieh tragen. Daher besitzen sie auch das zur Wehr dienende Werkzeug: denn ‚man darf ein Geschöpf nicht weiblich nennen, wenn nicht ein gesondertes Männliches vorhanden ist?). Wenn dies aber bei den Drobnen der Fall ist, und diese ohne Begattung entstehen, so ist es nothwendig, dass auch bei den Bienen und bei den Königinnen dasselbe Verhältniss obwaltet und dass sie nicht durch Begattung erzeugt werden, Wenn sich nun Bienenbrut ohne die Königin im Sftocke zeigte, so müssten auch. die Bienen aus sich selbst ohne Begattung entstehen. Da aber die mit der Pflege dieser Thiere beschäftigten Leute dies in Abrede stellen, so bleibt nur die Möglichkeit übrig, dass auch die Königinnen so- wohl sich selbst, als auch die Bienen zeugen. Weil aber das Geschlecht der Bienen ein ausnahmsweises und absonderliches ist, so stellt sich auch ihre Entstehungsweise als eine absonderliche dar. Denn dass die Bienen auch ohne Begattung zeugen, dürfte auch bei andern Thieren vorkommen, 4) Im Texte ist statt our’, was Becker hat, mit cod. Z, ovx zu De 2) Conf. F. Wimmer Phytologiae Aristotelicae fragmenta. Vratislaviae 1838. p, 56sq. $ 448—124: Prineipium masculum et femineum in plantis non segregatum sed ‚ mixtum est. . Y 51 dass sie aber nicht dieselbe Art zeugen, das ist absonderlich. Denn die Erythrini zeugen Erythrini und die Channae Channae'). Die Ursache liegt aber darin, dass auch die Bienen selbst, nicht wie die Fliegen und _ anderen Thiere der Art gezeugt werden, sondern aus einer andern, jedoch _ verwandten Art: sie entstehen nämlich aus den Weiseln. Daher steht auch ihre Entstehung in einer gewissen Beziehung zu ihrer Gestalt. Die Weisel sind nämlich an Grösse den Drohnen ähnlich, darin aber, dass sie einen Stachel haben, den Bienen; die Bienen gleichen ihnen also hierin, die Drohnen aber hinsichts der Grösse. Denn die Nothwendigkeit erfor- dert hier eine Veränderung, wenn nicht aus einem jeden immer dieselbe Art entstehen soll. Dies ist aber unmöglich, da sonst die ganze Genera- _ tion aus Weiseln bestehen würde. Die Bienen nun sind ihnen ähnlich durch die Kraft und dadurch, dass sie Junge hervorbringen, die Drohnen aber in der Grösse; [?) wenn sie aber einen Stachel hätten, so wären sie Weisel; jetzt aber bleibt dieser Punkt des Zweifels noch übrig. Die Wei- sel nämlich gleichen beiden Arten in demselben, darin, dass sie einen Stachel haben, den Bienen, in der Grösse aber den Drohnen.] Es ist aber nothwendig, dass auch die Weisel aus irgend Einem entstehen. Da sie nun weder aus den Bienen, noch aus den Drohnen entstehen, so müssen sie nothwendiger Weise auch sich selbst zeugen. Ihre Zellen aber werden zuletzt und in geringer Anzahl gebildet. Also geschieht es, dass die Wei- sel sich selbst zeugen, und dass sie auch eine andere Art zeugen, nämlich die der Bienen, dass ferner die Bienen eine andere Art zeugen, die Droh- nen, dass diese aber nicht mehr zeugen, sondern dies ihnen entzogen ist. Da aber die naturgemässen Vorgänge immer ihre bestimmte Ordnung ha- ben, so ist es nothwendig, dass den Drohnen auch die Fähigkeit entzogen ist, eine andere Art zu erzeugen, wie es sich denn auch in Wirklichkeit zeigt. Sie selbst werden zwar geboren, aber sie erzeugen nichts anderes, sondern in ihnen als den Dritten hat die Zeugung ihr Ende. Und so ist dies nun von Natur wohl gefügt, dass die Arten immer fortdauern und keine ausgeht, ohne dass doch Alle zeugen. Auch die Erscheinung ist er— klärlich, dass bei guter Witterung viel Honig und Drohnen werden, bei Regenwetter aber überhaupt viel Brut. Denn Feuchtigkeit bewirkt mehr Ausscheidung in dem Körper der Weisel, dagegen gute Witterung in denen der Bienen; denn da diese kleiner sind, so bedürfen sie mehr der guten Witterung. Auch das ist wohl eingerichtet, dass die Königinnen, da sie gewissermaassen zur Fortpflanzung bestimmt sind, im Stocke bleiben, fern 4) Conf. Schneider Aristoteles de animalibus historiae Ill. p. 456 und Historia litter. Piscium p. 119 und Camus Histoire des animaux d’Aristoteles II. p. 736 u. p. 774 unter Röuget und Serran. .2) Die eingeklammerte Stelle ist als ein unüchter Zusatz zu betrachten, da dieselbe Bemerkung hier zum dritten Male wiederholt wird. Die Unächtheit verrathen auch die unerklärlichen Worte röüro Aslzereı tig krroples, deren Erklärung Philoponus auch miltelst einer kühnen Verdrehung nicht gelangen ist. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. IX. Bd. 33 512 von der nothwendigen Arbeit, und dass sie eine gewisse Grösse haben, indem ihr Körper gewissermaassen zur Bruterzeugungeingerichtet ist; dass die Drohnen hingegen träge sind, da sie keine Waffe haben, um sich die Nahrung zu erkämpfen, und wegen der Schwerfälligkeit ihres Körpers. Die Bienen aber stehen in der Grösse zwischen beiden mitten inne‘), denn so sind sie zur Arbeit tauglich, und sie sind arbeilsam, da sie zu- gleich Kinder und Eltern ernähren. Auch der Umstand, dass sie den Rö- niginnen folgen, stimmt sehr wohl damit zusammen, dass die Bienen ihnen ihre Entstehung verdanken, denn wenn nicht so etwas zu Grunde läge, so wäre die Erscheinung ganz ohne Grund, dass die Weisel sie an- führen, wie auch der Umstand, dass sie jene nichts arbeiten lassen, als ihre Eltern, dass sie dagegen die Drohnen als ihre Kinder züchtigen; denn es ist in der Ordnung, die Kinder und diejenigen, welche keine Arbeit verrichten, zu züchtigen. Dass aber die Weisel, deren Anzahl gering ist, eine Menge von Bienen zeugen, diese Erscheinung mag dem ähnlich sein, ‚was bei den Löwen vorkommt, welche anfangs fünf, dann weniger, end- lich ein und zuletzt gar kein Junges mehr zeugen. Die Weisel aber zeu- gen zuerst eine grosse Zahl, dann nur wenige Weisel, und zwar ist die Brut jener kleiner, aber bei ihnen selbst hat die Natur in der Grösse er- setzt, was sie in der Zahl entzog. So verhält es sich nun mit der Entste- hung der Bienen nach Gründen und nach den darüber bekannten Erfah- rungen. Jedoch hat man darüber nicht ausreichende Beob- achtungen, aber sollten diese gemacht werden, so muss manderBeobachtung mehrGlauben schenken, als denGrün- den, und diesen nur, wenn sie zu dem gleichen Resultate führen wie die Erscheinungen. Historia animalium Lib. V. Schneider cap. 17. MEER; 137,14 —138, 4. (cap. 19). Es entstehen die sogenannten Schmetterlinge aus den Raupen, diese aber entstehen auf den grünen Blättern, besonders denen des Raphanos, den man auch Krambe nennt; zuerst sind sie kleiner als ein Hirsekorn, dann wachsen sie zu kleinen Würmern aus, werden darauf binnen drei Tagen kleine Raupen und, nachdem sie alsdann grösser geworden sind, werden sie unbeweglich, verändern ihre Gestalt, und heissen Puppen; sie haben eine harte Schale, bewegen sich aber, wenn man sie berührt. Sie haften an spinnenwebeartigen Fäden, und haben weder einen Mund noch ein anderes deutliches Organ. Nach nicht langer Zeit zerreisst die Schale und es fliegen gefügelte Thiere heraus, die wir Schmetterlinge 4) Dies widerspricht dem oben Gesagten und der Erfahrung. Die Erklärung des Philoponus, dass sich dies nicht auf die Grösse selbst beziehe, sondern darauf, dass die Arbeitsbienen einen Stachel haben, findet in den Worten 76 weyssos ihre Widerlegung. Die Handschriften bieten keine Hülfe; man wird also die Stelle durch Conjectur emendiren müssen. f ‘513 nennen. Zuerst nun, so lange sie Raupen sind, nehmen sie Nahrung zu ' sich und geben Koth von sich. Auf dieselbe Weise verhalten sich auch die übrigen Thiere, welche aus Würmern entstehen, sowohl diejenigen, welche durch eine Paarung von Thieren, als die, welche ohne Begattung _ als Würmer entstehen. Denn auch die Würmer der Bienen, Anthrenen und Sphäkes, nehmen Nahrung zu sich, so lange sie jung sind und füh- ren offenbar Koth. Wenn sie aber aus der Form des Wurmes zur Glie- derung gelangen, dann heissen sie Nymphen (Puppen) und nehmen weder Nahrung mehr zu sich, noch führen sie Koth, sondern sie sind unbeweg- lich in ihrer Umhüllung, so lange sie noch wachsen. Dann gehen sie her- aus, indem sie die Zelle an der Stelle durchbrechen, wo sie zugeklebt ist. Hist. anim. Schneider cap. 18, 49, 20, 21. ‘Becker 144, 2 — 145, 3. cap. 21. 22, 23. Nicht alle haben dieselbe Ansicht über die Art und Weise, auf wel- che die Bienen erzeugt werden. Denn die Einen behaupten, dass die Bie- nen weder gebären noch sich begatien, sondern dass sie die Brut holen und zwar nach der Meinung der Einen von der Blüthe. des Kallynthros, nach der der Andern von der Blüthe des Rohres, nach einer dritten Mei- nung von den Blüthen des Oelbaumes; und als Beweis führen sie an, dass bei einer reichen Olivenernte auch die meisten Schwärme abgehen. _ Die Andern behaupten, dass sie die Brut der Drohnen von einem Stofle der erwähnten Pflanzen holten, dass aber die Brut der Bienen von den Weiseln geboren würde. Es giebt aber zwei Arten von Weiseln, der bes- sere ist rothgelb (rostgelb), der andere schwarz und bunter, aber (beide) von doppelter Grösse, als die Arbeitsbienen; ihr Hinterleib ist wenigstens anderthalbmal so lang. Und sie werden von Einigen Mütter genannt, weil sie gebären sollen. Als Beweis führen sie an, dass Drohnenbrut im Stocke entsteht, ohne dass ein Weisel darinnen ist, aber keine Bienenbrut. Andere behaupten, es fände eine Begattung statt, die Drohnen wären Männchen, die Bienen Weibchen. Die Erzeugung der Uebrigen geht in den Hohlräumen der Wabe vor sich, die Weisel entstehen unterhalb an der Wabe hängend, ausserhalb zu sechs oder sieben der übrigen Brut gegenüber befindlich. Einen Sta- chel haben die Bienen, die Drohnen nicht. Die Königinnen und Weisel haben zwar auch einen Stachel, stechen aber nicht, wesswegen einige meinen, sie hätten keinen). Es giebt mehrere Arten von Bienen, die beste ist klein, rund und bunt; die andre lang, der Anthrene ähnlich, die dritte der sogenannte Dieb. Dieser ist schwarz und breilleibig. Die vierte ist die Drohne, an Grösse die bedeutendste von Allen, aber stachellos und feige. Desswegen E 4) Schneider 467. Becker 291.44. Die Weisel sind am wenigsten böse und stechen am wenigsten. — Dies ist in Vebereinstimmung mit Dzierzon Neue Art der Bie- nenzucht. 1848. p. 17. 33" 51% “ machen Manche ein Geflecht um die Bienenstöcke von der Art, dass die Bienen hineinkriechen können, die Drohnen aber nicht, weil sie zu gross sind. Von Weiseln aber giebt es zwei Arten, wie schon erwähnt worden ist, Und es sind in jedem Stocke mehrere Weisel, nicht blos ein einziger. Der Schwarm geht zu Grunde, sowohl wenn die Weisel nicht in binrei- chender Zahl vorhanden sind (nicht weil sie dann führerlos sind, sondern wie man behauptet, weil sie zur Erzeugung der Bienen beitragen), als auch, wenn viele Weisel da sind. Denn sie verursachen eine Zersplitte- rung. Wenn es nun ein spätes Frühjahr giebt und Dürre und Mehlthau, so entsteht weniger Brut, vielmehr machen sie bei Dürre mehr Honig, bei Regenwetter mehr Brut. Desswegen treflen reiche Olivenernten und Schwärme zusammen. Sie verferligen aber zuerst die Waben, dann legen sie die Brut hinein, aus dem Munde, nach der Behauptung Einiger, die auch sagen, dass sie dieselbe anderswoher holten, darauf den Honig als Nahrung, theils im Sommer, theils im Herbste; besser aber ist der Herbst- honig. Die Wabe wird aus den Blüthen bereitet, die Wachsmaterie aber holen sie von den Ausschwitzungen der Bäume, der Honig aber, den sie sammeln, tropft aus der Luft herab, besonders beim Untergang der Ge- stirne und wenn ein Regenbogen am Himmel stebt.: Es entsteht aber überhaupt kein Honig vor dem Untergange der Pleiaden. Das Wachs ma- chen sie nur, wie gesagt, aus den Blumen, dass sie aber den Honig nicht machen, sondern ihn holen, wenn er herabtropft, davon ist Folgendes Beweis: binnen einem oder zwei Tagen finden die Bienenzüchter den Stock von Honig erfüllt. Ferner giebt es zwar im Herbste Blumen, aber keinen Honig, wenn er vorher ausgenommen worden ist. Wenn nun der gesammelte Honig schon ausgenommen worden und keine oder wenig Nahrung mehr im Stocke ist, so würde doch welcher hineinkommen, wenn sie ihn aus den Blumen bereiteten. Der Honig verdickt sieb, wäh- rend er reif wird; denn im Anfang ist er wie Wasser und bleibt einige Tage flüssig; wenn er daher in diesen Tagen herausgenommen wird, so hat er keine Consistenz, in höchstens zwanzig Tagen wird er fester. Es ist dies sogleich für den Geschmack deutlich, denn er zeichnet sich durch Süssigkeit und Diekflüssigkeit aus. Es sammeln aber die Bienen von allen Blüthen mit einem Kelche, und auch von den andern, welche Süssigkeit enthalten, obne die Frucht zu verletzen. Die Säfte derselben tragen sie fort, indem sie sie mit dem der Zunge entsprechenden Organe aufneh- men. Es werden die Stöcke gezeidelt, :wenn die Frucht des wilden Fei- genbaumes erscheint. Die besten Jungen liefern sie, wenn sie Honig be- reiten. Sie tragen das Wachs und Bienenbrod an den Schenkeln, den Honig aber speien sie in die Zellen. Wenn sie die Brut abgesetzt haben, brüten sie darauf wie die Vögel. In der Zelle liegt das Würmchen, wenn es klein ist, quer, späterhin aber richtet es sich von selbst auf, nimmt Nahrung zu sich und liegt an der Zelle an, so dass es sich auch daran stützt. Die Brut der Bienen und Drohnen aber, aus der die Würmchen 515 werden, ist weiss, und wenn sie wachsen, so werden Drohnen und Bie- nen daraus. Die Weiselbrut aber wird hellgelb und ist der Consistenz nach wie dicker Honig. Die Körpergrösse hat sie von Anfang an ähnlich, wie das vollendete Thier; es wird aber nicht erst ein Wurm daraus, wie man sagt, sondern sogleich eine Biene (?). Wenn eine Zelle belegt wor- den ist, so wird an der entgegengesetzten Seite Honig bereitet. Das Junge bekommt Flügel und Füsse, wenn die Zelle verklebt worden ist, wenn es aber seine Vollendung erreicht hat, so fliegt es nach Zerreissung der Haut 7 Jahre. Wenn aber ein Schwarm 9—10 Jahre ausdauert, so glaubt man, dass er sich gut gehalten hat). Bist. anim. Schneider p. 460. Becker 286, 30 — 287, 10. Die Drohnen halten sich meistens im Stocke auf, wenn sie aber ein- mal schwärmen, so steigen sie mit Geräusch gegen den Himmel, indem sie sich im Kreise drehen und gleichsam Uebungen machen; wenn sie aber das gethan haben, so gehen sie wieder in den Stock und lassen sichs wohl schmecken. Die Königinnen aber fliegen nicht heraus, ausser mit dem ganzen Schwarme und weder auf die Weide, noch zu einem andern Zweeke. Man behauptet aber auch, wenn sie sich beim Schwärmen ver- irrt?), dass die Bienen dem Weisel nachgehen und nach ihm suchen, bis sie ihn durch den Geruch gefunden haben. Er soll auch von dem Schwarme ‚getragen werden, wenn er nicht fliegen kann und wenn er umkomme, so gehe der Schwarm zu Grunde. Wenn sie aber noch eine Zeit lang blie- ben und Waben bauten, so käme kein Honig hinein und sie selbst gingen schnell zu Grunde. Hist. anim. Schneider p. 461. Becker 287, 24—31. Wenn der Weisel lebt, so sollen die Drobnen für sich entstehen, wenn aber nicht, so sollen sie inden Arbeiterzellen von den Bie- nen gezeugt werden, und solche sollen mutbiger werden. Man nennt sie desswegen gestachelte, nicht weil sie einen Stachel haben, sondern weil sie stechen wollen, aber nicht können, Es sind aber die Zellen für die Drohnen grösser, Und sie bauen die Zellen der Drohnen abgesondert für sich, meist aber zwischen denen der Bienen. Desswegen schneidet man sie auch mit heraus. Hist. anim. Schneider 463. Becker 288, 31 — 289, 45. " Die Arbeitsbienen tödten ohne Schonung auch die Ueberzahl der Weisel und vorzüglich die schlechteren, damit sie nicht, wenn ihrer viele 4) Daierzon |. c. p. 24 hat die Lebensdauer viel kürzer bestimmt. 2) Statt der Lesart des Textes ö aysouog lesen wir nach einer Conjeclur in Veber- eiostimmung mit der Veberselzung von Gaza: si, guum pergunt, rex forte aber- rorit ele.... dv dptouß. 516 sind, den Schwarm zersplittern. Sie tödten sie aber besonders, wenn der Stock nicht reich an Brut ist und keine Schwärme zu erwarten sind. Denn in solchen Zeiten zerstören sie auch die Zellen der Königinnen, wenn sie gebaut sind, weil diese die Veranlassung zum Auszuge sind. Sie zer- stören auch die der Drohnen, wenn ein Mangel an Honig in Aussicht steht und die Schwärme nicht gut Honig eintragen. Und gegen die, welche von Honig eiwas wegnelimen wollen, kämpfen sie am meisten und werfen die übrig bleibenden Drobnen hinaus, und man sieht sie oft aussen am Stocke sitzen. Hist. anim. Schneider 465. Becker 289, 23 — 290, 2. Die Königinnen selbst lassen sich draussen nicht anders, als mit dem Schwarme sehen. Bei dem Abschwärmen sieht man die Uebrigen um diese im dichten Schwarme gedrängt. Wenn aber ein Abschwärmen statt- finden soll, so hört man einige Tage lang einen eigenthümlichen, abson- derlichen Ton, und zwei bis drei Tage fliegen nur wenige Bienen um den Stock. Ob aber auch eine Königin unter ihnen ist, ist noch nicht beob- achtet worden, weil es nicht so leicht ist. Wenn sie sich aber versam- melt haben, so fliegen sie fort, und die übrigen trennen sich, indem sie den einzelnen Königinnen folgen. Wenn sich aber ein kleiner Schwarm in der Nähe eines grossen niederlässt, so geht der kleinere zu dem grös- seren hinüber, und die Königin, welche sie verlassen haben, tödten sie, wenn sie milkommt. Der Gedankengang beim Aristoteles ist also etwa folgender: 4) Entweder holen die Bienen ihre Brut anderswoher und a) entweder entsteht sie durch Urzeugung b) oder sie stammt von einem anderen Thier 2) oder sie holen einen Theil, einen andern gebären sie, 3) oder sie gebären selbst und zwar a) mit Begaltung, b) ohne Begattung. Und wenn sie mit Begattung (3a) gebären, dann «) gebiert jede Art für sich, z. B. Arbeitsbienen entstehen aus Arbeitsbienen, Drohnen aus Drohnen, Königinnen aus Köni- ginnen, ß) oder eine einzige Art gebiert alle übrigen, z. B. die Weisel, y) oder so, dass sich die eine Art mit der andern begattet, z. B. Drohnen mit Arbeitsbienen. Alles das ist unmöglich, folglich müssen sie ohne Begattung (3b) entste- hen. Wie stimmen damit die Beobachtungen ? Um nun die Ansichten und Erfahrungen des Aristoieles mit unsern heutigen in Parallele zu stellen, ist es nothwendig, die Grundlagen unserer 517 jetzigen Hypothesen zu betrachten. Bei allen naturgeschichtlichen und physiologischen Fragen untersuchen wir erstens das anatomische Substrat und bekommen dadurch theils einen festen Grund und eine bestimmte Richtung für die zu stellenden Fragen, theils schliessen wir eine Menge von Möglichkeiten von vorn herein aus. Zweitens haben wir dann die -Aufgabe, Beobachtungen über die Vorgänge bei den Thieren oder in Or- ganen anzustellen und zu versuchen, wie sich diese Vorgänge unter ver- änderten Bedingungen verhalten; drittens combiniren wir die anatomi- schen und naturgeschichtlichen Ergebnisse mit aprioristischen Annahmen und Gedanken, die allerdings bis zu einem gewissen Grade zufällig und willkührlich sind. Untersuchen wir nun zunächst den Unterschied zwischen den ana- tomischen oder morphologischen Kenntnissen des Aristoteles und der neu- sten Zeit in Bezug auf die Bienen. Aristoteles unterscheidet die Bienen nur nach der Grösse und dem Besitz eines Stachels, und nimmt darnach Wei- sel, Arbeitsbienen und Drohnen an. Er unterscheidet auch noch zwei Ar— ten von Bienen, die rothgelben und die bunten. Er scheint aber die Bie- nen nicht secirt zu haben und würde bei dem Mangel von Lupe und Mi- kroskop wohl auch nicht viel zur Erklärung Dienendes gefunden haben : er musste darnach aber zunächst im Unklaren bleiben über das Geschlecht der Bienen. So schwankt er denn, ob die Drohnen Männchen oder Weih- chen sind, für ersteres spricht ihm ihre Grösse, für letzteres das Fehlen des Stachels. Da die Königin gross ist und einen Stachel hat, so glaubt er in ihr das männliche und weibliche Princip vereinigt annehmen zu müssen; sie ist also kein eigentliches Weibchen. Seitdem sind nun folgende anatomische Data gewonnen worden, welche von besonderem Einflusse für die Zeugungsverhältnisse der Bie- nen sein dürften : 4) Die Königin bat zwei Eierstöcke, einen Copulationsapparat und ein Receptaculum Seminis, sie ist also ein vollkommenes, entwickeltes Weibchen. 2) Die Drohnen sind vollkommene Männchen mit Hoden, Spermato- zoiden und Copulationsorganen. 3) Die Arbeitsbienen sind verkümmerte Weibehen mit verkümmer- ten Eierstöcken, verkümmertem Receptaculum Seminis und verkümmer- ten, zur Begattung unbrauchbaren Copulationsorganen. 4) Die Eierstöcke einer einzigen Königin enthalten so viele Eier, dass dieselben ausreichen, die sämmtlichen Arbeiter- und Drohnenzellen eines Stockes zu belegen. 5) Die Samenblase der Königin enthält unter gewissen Verhältnissen und zu gewissen Zeiten lebende Spermatozoiden, zu andern Zeiten nicht. 6) Die Ruthe der Drohnen findet sich zu gewissen Zeiten in der Scheide der Königin. « / 518 7) In den Eiern aus Arbeiterzellen finden sich Spermatozoiden, in denen aus Drohnenzellen sind keine gefunden worden. Durch die Ergebnisse der anatomischen Untersuchung wird also zu- nächst das Geschlecht der 3 Arten von Bienen, die Arisiofeles unterschei- det, sicher festgestellt. Zweitens wird der Begattungsakt zwischen Kö- nigin und Drohnen ein unabweisliches Postulat. Drittens geht daraus die Unmöglichkeit einer Befruchtung der Arbeitsbienen hervor. Viertens’wird es sehr wahrscheinlich, dass die befruchtete Königin Eier mit und ohne Spermatozoiden legt. — Diese anatomischen Thatsachen, mit den Aristo- telischen Angaben über die naturgeschichtlichen Vorgänge bei den Bienen combinirt, würden beinahe genügen, die Schlüsse, die sich heutzutage ziehen lassen, zu sichern, wie sich sogleich ergeben wird. Denn wenn wir nun die Resultate, welche die Beobachtungen der Bienenzüchter zu Aristoteles’ Zeiten ergeben haben, mit dem, was hinzugekommen ist, ver- gleichen, so ergiebt sich, dass Aristoteles schon das meiste gewusst hat. Er hat gewusst: 4) Dass alle drei Arten von Bienen in einem Stocke sein müssen, Weisel, Arbeiter und Drobnen, wenn derselbe fortbestehen und Weisel; so. wie Arbeitsbienen in ihm erzeugt werden sollen. 2) Dass die Königin zur Fortpflanzung ihrer eignen Art und der der Ar— beitsbienen Eier legen oder Würmer gebären muss, dain einem weisellosen Stocke keine Arbeitsbienen und auch keine Königinnen erzeugt werden. (Ob Aristoteles annimut, dass die Bienenkönigin Eier legt oder Wür- mer gebiert, darüber muss man zweifelhaft bleiben. Aus den meisten Stellen geht deutlich hervor, dass Aristoteles die Wurm- und Raupen- periode als einen dem Ei vorhergehenden Zustand aufgefasst hat, und erst die unbewegliche Puppe als das dem Ei der Vögel u. s. w. analoge ange- sehen hat, während der Wurmzustand seinem xUnue entspricht. Gleich- wohl geht aus der oben angezogenen Stelle aus der Thiergeschichte Lib. V. cap. 49 hervor, dass er das wahre Ei der Schmetterlinge gekannt hat und er sagt, dass der Vorgang bei den Bienen derselbe wäre. Der Widerspruch zwischen den Erfahrungen des Arisioteles und seiner Theorie vom Insek- tenei ist also offenbar, und er ist wohl erklärlich, aber nicht zu lösen.) 3) Dass Drohnen auch in weisellosen Stöcken entstehen, dass folg- lich von den Arbeitsbienen Drohnen müssen erzeugt werden können; er schliesst aber weiter, dass die Arbeitsbienen immer und regelmässig die Drohnen erzeugen, was freilich nicht richtig ist. Andrerseits hat er ge- wusst, dass in weisellosen Stöcken Drohnen in Arbeiterzellen ausgebrütet werden, welche kleiner sind als die Drohnenzellen; die Anomalie eines solchen Vorganges ist ihm also doch nicht ganz entgangen. (Hist. anim, p- 287, s. oben.) 4) Dass die Weisel meist im Stocke bleiben, dass sie nie allein aus- fliegen, sondern nur zu gewissen Zeiten und dann gemeinschaftlich mit den Drohnen und Arbeitsbienen. 519 5) Er hat-die Drohnenschlacht gekannt. 6) Er giebt an, eine Begattung sei niemals beobachtet worden. Zu diesen Erfahrungen des Aristoteles ist nun etwa Folgendes an neuen Beobachtungen und Berichtigungen hinzugekommen: 7) Dass die Königin Eier legt und zwar Eier, aus denen Arbeitsbie- _ nen, Königinnen und Drohnen werden, und dass dies die Regel ist. Dass dagegen, wenn ein Stock weisellos wird, auch wohl Arbeitsbienen Eier legen, aus denen Drohnen werden, dass sie die Eier aber unregelmässig legen, und dass die ganze Erscheinung eine Art von Nothbehelf und aus- ser der Regel ist. 8) Dass aus einem Arbeiterinnenei und einem’ jungen Würmchen eine Königin gezogen werden kann. 9) Dass eine Königin, deren Receptaculum Seminis keine Sperma- tozoiden enthält, nur Drohnenbrut erzeugt. Ebenso eine sehr alte Königin. 40) Dass zu einem normalen Schwarme nur eine einzige Königin gehört. 41) Dass bei Kreuzungen zwischen deutschen und italienischen Bie- nen sich die Brut der Drohnen immer nach der Königin richtet. Sehen wir nun drittens, was für Schlüsse Aristoteles aus seinen Er- fahrungen gezogen hat, und vergleichen damit die Resultate Dzierzon’s und von Siebold’s. 4) Aristoteles nimmt eine Erzeugung ohne Begattung oder Befruchtung, d.h. also eine Pa Se an. Seine Gründe dafür sind: a) es ist nie eine Begattung bei den Bienen beobäbktet worden ; b) wenn die Arbeisbienen Weibchen, die Drohnen Männchen sind so enthält die Königin beide Prineipien ungetrennt in sich, weil sie die Grösse der Drohnen und den Stachel der Arbeitsbienen hat. Sie kann daher entwickelungsfähige Eier legen, ohne dass erst durch die Begattung das männliche Princip hinzuzukommen braucht. Ebenso documentiren sich die Arbeitsbienen als Theilhaberinnen an beiden Prineipien, durch den Stachel an dem einen, durch die Brutpflege an dem andern. So er- klärt er es sich, dass auch sie ohne Begattung Drohnen erzeugen können. Legt man auf diese allerdings ganz willkührliche Annahme besondern Nachdruck, so kann man freilich behaupten, eine eigentliche Parthenoge- nesis hätte Aristoteles nicht statuirt ; er selbst betont indess dieses Ver- halten nicht besonders; c) einige Fische scheinen auch ohne Befruchtung zu gebären,, denn man kennt von ihnen keine Männchen. Diesen Punkt lässt aber Aristote- les an zwei andern Stellen seiner Zeugungs- und Entwickelungsgeschichte ganz unbestimmt und zweifelhaft. Diese Gründe sind nun keineswegs für die Annahme einer Parthe- nogenesis ausreichend, denn : ad a: eine Begattung ist zwar bis jetzt noch nicht direct beobachtet 520 worden, indess ist sie so gut wie unzweifelhaft. Denn erstens findet man Spermatozoen in dem Receptaculum Seminis der Königin; zweitens hat Dzierzon in der Vagina der Königin den abgerissenen Penis der Drohnen gefunden und dies hat ihn. auf den glücklichen Gedanken gebracht, den Ausflug der Königin als ihren »Hochzeitsflug« aufzufassen, bei dem eben eine Begattung der Königin mit den Drobnen und die Füllung des Receptaculum Seminis mit Sperma stattfindet. ad b: Die Königin ist ein reines Weibchen und wird befruchtet; die Arbeiterinnen sind verkümmerte, befruchtungsunfähige Weibchen, ohne Besitz eines » männlichen Prineips. « ad e: Die Beobachtungen an den Fischen sind ganz zweifelhaft; die- ser Schluss aus Analogie daher nicht gerechtfertigt. von Siebold nimmt gleichfalls eine Erzeugung ohne Begat- tung respective ohne Befruchtung oder eine Parthenogenesisan, und seine Gründe sind: a) in dem Receptaculum seminis Nügellahmer Königinnen und sol- cher, die keinen Hochzeitsflug gemacht haben oder sonst zu Schaden ge- kommen sind, finden sich keine (oder nur bewegungslose) Spermatozoi- den, und doch legen dieselben Eier, aus denen Drohnen werden ; b) verkümmerte Weibchen (Arbeitsbienen) , bei denen eine Begat- tung und Befruchtung unmöglich ist, legen unter Umständen Eier, aus denen Drohnen werden; c) in den Eiern, welche von einer befruchteten Königin in Drohnen- zellen gelegt wurden, sind keine Spermatozoiden gefunden worden. Es ist also Gesetz, dass die Drohnen immer aus unbefruchteten Eiern entstehen. d) eine Parthenogenesis ist unzweifelhaft bei den Psychen und mit hoher Wahrscheinlichkeit bei den Seidenraupen nachgewiesen. So sind also Aristoteles und von Siebold zu dersellen Hypothese ge- kommen, aber die Annahme des ersteren ist unbegründet, die des letz teren so gut bewiesen, wie es bei einem Gegenstande der Beobachtung nur geschehen kann. \ 2) Aristoteles kommt zu der Annahme, die Königin müsse zweierlei Brutzeugen, nämlich die der Arbeitsbienen und die der Königinnen. Auch dieser Satz gilt noch, aber in anderer Bedeutung: die Königin zeugt zweierlei Art von Brut, nämlich weibliche und männliche. Denn die Arbeitsbienen sind ebenso wie die Königinnen Weibchen und es kann aus demselben Ei und aus demselben Würmchen, ehe es 3 Tage alt geworden ist, unter Umständen eine Arbeitsbiene, unter andern Um-— ständen eine Königin werden. Dies ist also die eine Art. Die andere Art, die Männchen oder Drohnen, werden nicht, wie Aristoteles annimmt, re- gelmässig und ausschliesslich von den Arbeitsbienen gezeugt, sondern nur ausnahmsweise, in der Regel aber auch von den Königinnen. In Aristole- les’ Sinne aber muss man sagen, die Königin zeuge dreierlei Art von Brut. 521 Aristoteles gründet seine Annahme darauf, dass in einem weisellosen Stocke nur Drohnen erzeugt werden, und er schliesst daraus, seinen eig- nen Erfahrungen nicht ganz entsprechend, dass sie immer von den Ar- beitsbienen herrühren. Die Annahme von Siebold’s gründet sich darauf, dass erstens nach der anatomischen Untersuchung die Drohnen Männchen, die Arbeitsbienen Weibchen sind, in denen sich nur ausnahmsweise Eier _ finden, die übrigens nicht befruchtet werden können; und dass nur die Königin ein vollkommenes Insektenweibchen mit Eierstöcken, Copula- tionsorganen und Samenbehälter ist. Dass zweitens die Eier in den Eier- stöcken der Königin in ausreichender Menge vorhanden sind, um den ganzen Stock mit Brut versorgen zu können. Dass drittens in einem Stocke mit lädirter Königin nur Drohnen entstehen. Die Ursache der merk- würdigen Erscheinung, dass die befruchtete Königin bald Drohneneier in Drohnenzellen, bald Arbeitereier in Arbeitsbienenzellen legt, ist aller- dings unbekannt und ebenso der Mechanismus bei diesem Akte. 3) Aristoteles behauptet, die Arbeiterinnen seien alle einer- lei Geschlechts. Er gründet diese Meinung auf das gleiche Aussehen aller Arbeitsbienen. Indess giebt es in der Natur sehr viele männliche und weibliche Thiere, die sich dem äussern Ansehen nach nicht oder nur sehr schwer unterscheiden lassen. Wir erinnern z. B. an die Muscheln, die bis 1836 für Hermaphroditen galten, und die allerdings von Siebold, nachdem er ihre Geschlechtstheile oft geprüft und in den einen immer Eier, in den andern immer nur Samen gefunden hatte, dann auch durch die Wölbung der Schaale unterscheiden lernte. Man kann also auch hier nur behaupten, dass Aristoteles das Richtige gerathen, nicht, dass er es bewiesen hat. Wenn also Arisioteles zu allgemeinen richtigen Sätzen in seiner Be- handlung der Bienenerzeugung gekommen ist, so muss man doch behaup- ten, dass dieselben erst jetzt bewiesen worden sind, und dieser Unter- schied zwischen Aristoteles und der Jetztzeit findet sich öfter ; er triti aber grade in unserm Thema sehr scharf hervor. Wie daher ein Redner in der Gedächtnissrede von Johannes Müller, so können wir auch vom Aristoteles sagen, »dass er in zweifelhaften Fragen fast immer das Glück hatte, früh- zeitig die später siegreiche Partbei anzuerkennen.« Das ist aber grade das Charakteristische für das Genie, mit mangelhaften Beobachtungen und nicht genügend motivirten Annahmen zu allgemeinen richtigen Hypothe- sen durchzudringen. Zur Kenntniss des Horopter's. Von Dr, Edouard Claparede in Genf. Mit der Bestimmung des Horopter's haben sich seit langer Zeit viele Physiologen beschäftigt, ohne dass diese Frage ihrer Lösung viel näher gebracht worden wäre, Die ausführliche Arbeit Georg Meissner’s hat zwar unsere Kenntniss des Horopter’s in mancher Hinsicht befördert, indessen haben manche Irrthümer das Endresultat seiner Untersuchungen so voll- ständig entstellt, dass er annehmen zu müssen glaubte, der Horopter he- schränke sich auf eine gerade Linie, mitunter gar auf einen einzigen ma- thematischen Punkt, Durch meine eigenen Untersuchungen gelangte ich aber zu folgenden Ergebnissen : 1. Für gesunde Augen und zwar in allen Fällen ist der Horopter we- der eine Linie noch ein Punkt, wohl aber immer eine Fläche. I. Diese Fläche enthält sowohl den fixirten Punkt wie eine durch diesen Punkt geführte und zur Visirebene senkrechte gerade Linie. III, ‚Die Horopterfläche ist so beschaflen, dass eine jede durch die optischen Mittelpunkte geführte, und daher mit der Visirebene einen be- liebigen Winkel bildende Ebene, einen Kreis als Durchschnitt der Ho- ropterfläche darstellt. Es folgt unmittelbar aus dieser neuen Bestimmung des Horopter's: erstens dass der Horopterkreis, welcher schon im Jahre XIlI der franzö- sischen Republik (1805) von Pierre Prevost‘) zu Genf nachgewiesen und erst weit später von Vieth und Joh. Müller wiedergefunden wurde, der Horopterfläche wirklich angehört und zwar dass sie den Durchschnitt der- selben durch die Visirebene darstellt; und zweitens dass die durch den fixirten Punkt geführte und zur Visirebene senkrechte Horopterlinie, wel- che von Alexandre Prevost?) 1842 entdeckt wurde, von den meisten Phy- siologen aber unberücksichtigt blieb, der Horopterfläche ebenfalls ange- hört; und zwar stellt diese Linie den Durchschnitt der Horopterfläche durch eine durch den fixirten Punkt und die Mitte der die optischen Cen- tra verbindenden geraden Linie vertical geführte Ebene dar. Ich. beabsichtige diese verschiedenen Aeusserungen nächstens aus- führlicher zu erörtern. Genf, den 18. September 1858. 1) Pierre Prevost: Essai de Philosophie, Gen&ve an Xlll. T. I. p. 173. 2) Alexandre Prevost: Essai sur la vision binoculaire, Geneve 1843. Beitrag zur Kenntniss der Geschlechtsorgane der Tänien. Von Dr. H. A. Pagenstecher in Heidelberg. Mit Tafel XXI. Da bei den Untersuchungen über den genauern Bau der Geschlechts- organe der Cestoden bisher die Tänien der besondern Schwierigkeiten halber weniger Berücksichtigung fanden, so dürfte die Mittheilung der bei einer Tänie vorgefundnen Verhältnisse schon deshalb einiges Interesse bieten. Es wird dieses durch eine bisher für Tänien noch nicht beobach- tete Absonderheit vermehrt. Leider erlauben die mangelhaften Charakteristiken der ältern Lite- ratur fast nur ausnahmsweise eine sichere Diagnose, welchen der Hel- minthen früherer Autoren man vor sich habe, und diese Zweifel bleiben auch hier. Mehrere Exemplare der zu beschreibenden Tänie fanden sich im Winter 1857—58 in Anas Boschas fera im Darme. Ausgezeichnet durch ihre geringe, wenige Linien nicht überschreitende Grösse, einen feinen, langen, mit etwa 40 Haken gekrönten Rüssel und bedeutende Saugnäpfe, bildet sie ihre Glieder fast obne Hals. Am ersten möchte nach Wohnort und Beschreibung die Taenia mierosoma (Creplin) der Eidergans und einiger Enten in ihr erkannt werden.') Diese Tänie bildet keine grosse Anzahl Glieder, deren vierzebntes schon die ersten Anfänge ge- schlechtlicher Entwicklung zeigt. Mit dem ein und zwanzigsten Gliede ist die gesammte geschlechtliche Funktion und mit ihr die Existenz der Pro- glottis abgelaufen. Natürlich kommen geringe Abweichungen von diesen Zahlenverhältnissen vor. Alle die Glieder, in welchen die Ausbildung von Geschlechtsorganen begonnen hat, sind durch feine pigmentirende Körn- chen ausgezeichnet, deren Menge, je weiter nach hinten, um so grösser 4) Oreplin, nov. observ. de entozois, p. 99. Mehlis in Isis 1831, p. 49%, Dujardin, Hist, nat. des Helminthes, p. 640. Diesing, Syst. Helın. I, 528. 78. Die erste Originalmittheilung Oreplins konnte ich nicht vergleichen. 524 wird. In jener geringen Zahl geschlechtlicher Glieder lässt sich mit aus- gezeichneter Klarheit die Entwicklung und Funktion der Generationsor- gane überschauen. Um das Beobachtete hinreichend wiederzugeben, habe ich ausser der Kette (Fig. 1), welche ein Individuum genau nach der Na- tur darstellt, eineReihe von Zwischenstufen andern Exemplaren entnom- men und mehr schematisch gezeichnet (Fig. 2). Wie bei andern Cestoden und den Trematoden beginnt die Ge- schlechtsentwicklung mit dem männlichen Theile. Zuerst zeichnet sich die Stelle des spätern Hodens durch ein kleines Häuflein von Zellen aus (Fig. I a). Die Vermehrung dieser Zellen (Fig. 2 a) ist das Nächste; rings um sie solider geworden liefert das Körperparenchym eine Art Kapsel und der Hoden, die männliche Keimdrüse ist gebildet. Erst gleichzeitig mit dieser Vermehrung der Zellen und entschieden nach ihrem ersten Auftreten beginnt die Bildung des ausführenden Tbeils des männlichen Geschlechtsapparats, sofern dieser von aussen her jenen innern Organen entgegenwächst. Man bemerkt einen länglichen Zellenhaufen quer an jener Stelle des Gliedes liegend, an welcher später die sogenannte Tasche für den Penis gefunden wird. Indem dieser anfangs solide Haufen wächst, differenzirt sich Peripherie und Axe der Art, dass in jener dıe Zellen zu einer soliden Membran verschmelzen, in dieser eine Höblung entsteht (Fig. 4 b und 2 b). Nunmehr beginnt vom Hoden aus, dessen Zellen, zum Theil jetzt schon gereift, ihren Inhalt, die Samenfäden, freizugeben beginnen, das Vas deferens angelegt, gewissermaassen ein durch das Se- kret des Hodens gebahnter Kanal. Indem dieser Anfangstheil des Kanals, sackförmig aufgetrieben, sich erst zu der einen, dann zu der andern Seite wendet, erhält der Hoden mit ihm zusammen ein dreilappiges, kleeblatt- artiges Ansehen. Ohne dass man mit Bestimmtheit ein weitres Entgegen- wachsen von der Tasche des Penis aus bemerken könnte, erreicht das Vas deferens diese, nunmehr durch deutliche Wandungen charakterisirt. Gleichzeitig erbält der kleine, papilläre Penis seine feinen, reihenförmig gestellten Stacheln und es entwickeln sich die Kreisfalten, welche die Geschlechtsgrube umgeben. Wir haben um diese Zeit neben den reifen Spermafäden im Hoden noch Zellen (Fig. { ce und 2 c); das Sperma be- giont, nachdem es das Vas deferens gefüllt und ausgedehnt bat, sich in die taschenförmige Erweiterung, von welcher nur ein kleiner Theil vom retrahirten Penis in Anspruch genommen wird, zu ergiessen: Kurz, wir sehen die männliche Geschlechtsorganisation ihrer Höhe ganz nahe, oder auf derselben, ohne dass die weibliche Entwicklung begonnen hätte. Wenn wir nun die von diesem Augenblicke an auftauchenden Keime weiblicher Fortpflanzungsorgane in ihrem Verlaufe verfolgen, so erkennen wir eine sehr vollkommene Analogie. Zuerst wird in einem Gliede auf der genannten Stufe männlicher Reife ein kleiner Zellenbaufen bemerkt (Fig. 4 d), welcher etwas weiter 525 . nach vorn liegt, als der Hoden. Indem dieser sich ausbreitet, wächst ihm von der Geschlechtsgrube aus ein schmaler Strang entgegen, welcher sich zum Ausführungsgange, der Scheide, entwickelt (Fig. 1 d und 2 d). Vielleicht mit etwas grösserer Geschwindigkeit als für die männlichen Theile kommt nun in den folgenden Gliedern die.Vollendung des Keim- stocks und seine Vereinigung mit dem Ausführungsgang zu Stande. Auch der Keimstock erhält ein kleeblattartiges Ansehen. Es hat jedoch damit der Ausführungsgang nichts zu thun. Dieser verläuft bei geringerer Reife in einem einfachen Bogen und nur, wenn er später mit eingespritztem Sperma übermässig gefüllt ist (Fig. 2 e), schlängelt er sich. Da wo er mit dem Keimstock zusammenhängt, ist er schon vor der Einspritzung des Samens ein wenig ausgedehnt und enthält einige aus dem Keimstock ausgetretene Keime, und an dieser Stelle erfolgt die Begegnung der Sa- menfäden und der Keime. In den Keimkörnern oder Zellen, welche bier liegen, sind Kerne zu erkennen, sie entsprechen also dem Keimbläschen mit dem Flecke. Während die ganze Scheide, der Tasche des Penis ent- sprechend, von aussen nach innen gebildet sich darstellt, entstehen dem Vas deferens analog, welches seine Entwicklung vom Hoden her nahm, auch vom Keimstock aus neue Gebilde und diese, paarig entwickelt, ge- ben mit dem Keimstock die dreilappige Figur. Es sind dies Ausstülpun- gen an jener Stelle des Keimstocks, welche mit der Scheide zusammen- tritt, und in ihnen bemerkt man schon vor diesem Zusammentreten An- häufungen von aus dem Keimstock gelösten Eizellen. Es scheint, dass man diesen beiden Säcken zu gleicher Zeit die Funktion von Uterinbörnern, oder Reservoirs für die Eier, und von Dotterstöcken, oder Organen, wel- che weitre Stoffe zur Vollendung des Eies liefern, zuschreiben muss. Es lassen sich wenigstens keine mit ihnen in Verbindung stebende Drü- sen oder Schläuche entdecken, welche wir als eigne Dotterstöcke ansehn könnten, und in den Säcken liegt eine reichliche molekuläre Masse, die Eier einbettend, deren Volumen bier rasch zunimmt. Es hat unterdessen die höhere Entwicklung der weiblichen Genita- lien die männlichen sehr beengt. In ihnen waren zunächst keine Samen- zellen mehr kenntlich, sondern nur noch Haufen fertiger Samenfäden. Aber auch diese verschwanden aus den innern Partien immer mehr, sie fanden’sich später nur noch im untern Abschnitte des Vas deferens und der Tasche und wurden auch hier allmälig sehr sparsam (Fig. I N). So lange noch die innern männlichen Organe zu erkennen sind, erscheinen sie mehr nach vorn und aussen verdrängt, so dass bei der Annäherung an den Grund der Tasche schon allein durch diese Lagerung der Abiluss der Samenelemente erleichtert wird. Diese deutliche Dekrescenz des männlichen Apparates bereitet den völligen Untergang vor. In dem vor- letzten Gliede bereits (Fig. 4 g) ist keine Spur von Hoden, Vas deferens, . Penis oder Sperma mehr zu entdecken und ein schmutziger verfetteter Rest, ein kleines Körneraggregat ist Alles, was von dem kurz vorher so v -r, 526 regen Leben übrig blieb. Die Wandungen der Tasche des Penis sind je- doch noch im letzten Gliede zu erkennen. ‘Auch in dem weiblichen Keimorgane bat die Vermehrung der Keime und mit ihr die räumliche Ausdehnung des Keimstockes selbst um jene Zeit aufgehört, als ein Uebertritt der Keime in die Uterinhörner und ein Wachsthum der einzelnen befruchteten Eier begann. So leert sich all- mälig der Keimstock, kollabirt und verschwindet und von der Scheide, welche nur der Befruchtung, nicht der Geburt dient, bleibt nur ein strangarliger Rest zurück, der beschriebenen ersten Anlage vergleichbar (Fig. 4 g). Die ganze Thätigkeit des Gliedes ist nun auf die Förderung der Eier gerichtet und bei ihrem zunehmenden Umfang werden die Uterin- hörner gewaltig ausgedehnt. Zuletzt verschwinden die Wandungen bei- der Säcke, das ganze Glied erscheint mit Eiern gefüllt (Fig. 4 h), der Prozess ist abgelaufen. Die Vorgänge bei der Eibildung, welche ich bei einer Anzahl von Vogeltänien, z. B. der Waldschnepfe und auch der wilden Ente vollkom- men der Beschreibung Leuckarts entsprechend wiederfand, lässt sich bier nicht mit gleicher Klarheit nachweisen. Es scheint nicht, dass hier jedes Keimbläschen sein bestimmtes Dotterquantum zugetheilt bekommt, dessen Reste nachher anhangend gefunden würden, und man ist imi Stande, noch aus den letzten Gliedern Eier zu erhalten, welche auch _ aussen von keiner Eiweissschicht umhüllt sind (Fig. 5). Im Prinzip aber scheint es auch hier klar genug, dass das Keimbläschen den Theil des Eies bildet, welcher zum Embryo wird, alles Uebrige ist Nahrung und wird nur auf dem Wege des diosmotischen Austausches in Anspruch ge- nommen, Natürlich ist die Eiweissschicht die letzte Mitgift des Eies. Hier wird dieselbe ganz besonders spät secernirt und erfüllt neben der Be- stimmung, an der Ernährung Theil zu nehmen, noch eine andre Funktion. Es gelangen nämlich in dieser Tänienart die Eier niemals im Innern der Glieder zur Reife. DasGlied platzt zuvor und die Eier werden in den Darmkanal des Wohntbiers entleert. Sie zeigen um jene Zeit noch keinen entwickelten Embryo, sondern nur, in fast hyaline, mit sparsamen Mole- kulen durchsetzte, Masse eingebettet, einen ovalen centralen Haufen von Körnern oder kleinen Zellen. Durch die umfängliche Eiweissschicht, welche nur die blossen Scha- len umgiebt, werden sämmtliche Bier eines Gliedes zusammengehalten. Sie bilden eine ziemlich lange Eierschnur, eine Art Laich, welcher am meisten an den der Schnecken erinnert. Zwischen den klareren Eiweiss- massen erkennt man dunklere Molekule, so dass die Grenzen jedes Ries deutlich bleiben und die ganze Schnur ein zelliges Ansehen erhält. Diese Laichmassen (Fig. 3) fanden sich in grösserer Anzahl im Darm der Ente, so dass man nicht umhin kann anzunehmen, dass sie noch einige Zeit dort verweilen. Ihre weissliche Farbe, ihre Grösse, ihre gestreckte Ge- stalt geben ihnen für das blosse Auge ein den Tänien selbst ähnliches z 527 Ansehen. Es ist bisher eine solcheLaichbildung wohl noch nicht bei einer Tänie beschrieben worden. Zwar erwähnt Dujardin') eine perlschnur- förmige Anordnung der Eier im Innern eines Gliedes, es kann dies Ver- halten jedoch auf keine Weise mit meiner Beobachtung zusammengewor- fen werden. Erst in den zur Schnur Werkihiktän, im Darme freien Eiern gelangt der sechshakige Embryo zur Reife. Man findet in derselben Gruppe reife und unreif® Eier neben einander. In einigen der letztern haben die Em- bryonen noch keine Spur der Haken, in andren erst die feinen, eben an— gelegten Spitzen derselben. Die reifen Embryonen dagegen haben zwei Paar plumpere seitliche und ein Paar schlankere mittlere Haken, zu de- ren Wurzel und Zahnfortsätzen besondre muskulöse Streifen hintreten. Im Uebrigen zeigt der Körper eine umhüllende, faltige Haut und in ihr ein zelliges Pareniehym; in welches kleine Häufchen von Molekulen ein- gestreut sind (Fig. 6). Man könnte denken, dass durch diese Eischnurbildung einerseits ein längeres Verweilen der Eier im Darme nach dem Grundsatze » Viribus unitis« und so die Vollendung der Embryonalentwicklung am geeigneten Orte mehr gesichert wäre; andrerseits auch, dass durch dieselbe die Uebersiedlung der Embryonen in ein neues Wohnthier weniger vom Zu- fall abhängig würde, indem eine solche zusammenhängende Riermasse, dem Auge wahrnehmbar, leicht absichtlich als Nahrung verschluckt wer- den kann. Ich habe bei dieser Tänie nicht Gelegenheit gehabt, den Akt der Befruchtung selbst wahrzunehmen. Von einer innern Befruchtung ohne Copula kann den Einrichtungen nach keine Rede sein. Das Vas deferens mündet nur durch die Oeffnung des Penis nach aussen und da im Ein- gange der Scheide deren Wände einander dicht anliegen , so ist ein ein- faches Ueberfliessen der Samenfäden auch nicht denkbar. Ueberdies trägt in den hintern Gliedern der Penis deutliche Spuren des stattgefun- denen Gebrauches; seine Spitzen sind zum Theil verloren, er ist welk geworden, aber er geht erst in dem allgemeinen Schwunde der männ- lichen Geschlechtstheile mit verloren. Es findet also ohne Zweifel eine Begattung statt. Diese ist nun bekanntlich bei mehreren Cestoden, so von van Beneden und Leuckart, als Selbstbegattungleines Gliedes beobachtet worden. Diese Möglichkeit erscheint allerdings durch das ungleiche Alter ' der beiden Geschlechtsapparate eines Gliedes keineswegs ausgeschlossen. Denn erstens muss das Sperma vollständig gereift und massenhaft ange- bäuft sein, ehe eine Uebertragung stattfinden kann; zweitens müssen gleich die ersten gereiften Keime Sperma in der Scheide, oder deren als Samentasche, der innern Samentasche der Trematoden entsprechend, zu bezeichnenden mechanisch zu Stande gekommenen Erweiterung vorfin- den, falls sie nicht verloren gehen sollen. Das übrige Sperma bleibt dann 4) L. c. pag. 609. 2 Zeitschr. f. wisseusch, Zoologie. IX. Bd, 34 528 . an dieser Stelle kräftig bis zu der Ablösung der letzten Eizellen. Ueber- haupt müssen wir die Höhe weiblicher Geschleehtsthätigkeit in der Rei- fung der Keime, nicht in der Vollendung der Eier suchen.. Letztere ge- hört: der allgemeinen Ernäbrung an und tritt‘ ja.hier zuletzt sogar wnah-! hängig von der Proglottis ein. Auf der andern Seite aber findet keineswegs diese. Selbstbefruch- tung ausschliesslich stätt.' Ich habe am Mittelmeer bei Tetrabothrium auri- eulare aus Mustelus vulgaris die Gopulation eines Gliedes mit einem an- dern beobachtet. Es war nur. der Penis des einen Gliedes in das andere immittirt. - Die beiden Glieder waren durch wenige Zwischenglieder ge- trennt. Es ist klar, dass geringe Differenzen in der Entwicklungsfolge der männlichen und. weiblichen Apparate mehr Wahrscheinlichkeit für die eine oder die andre Möglichkeit bieten. Nur wo der der Befruchtung günstigste Zeitpunkt für beide Apparate iu demselben Gliede zusammen- fällt, wird die Selbstbefruchtung den Vorrang behaupten, und es wird dies natürlich um so eher erwartet werden können, je geringer die Glie- derzahl des einzelnen Cestoden ist. Für die. Einzelnheiten der Anatomie und Physiologie der Gestoden dürfen überhaupt nicht zu rasch allgemeine Sätze aufgestellt werden. Erklärung der Abbildungen. Figur 4. Taenia microsoma Creplin ? a—h. Die letzten 8 Glieder mit den verschiedenen Stufen geschlechtlicher Entwicklung. Figur 2. a—e. Fünf schematisch gezeichnete Glieder, Entwicklungsstufen darstel- lend, welche zwischen jene der Figur 4 fallen. Figur 3. Die freie Eierschnur. Figur 1—3 sind 400fache Vergrösserungen. Figur 4. Einer der Kopfhaken der Tänie 600mal vergrössert. Figur 5. Ein unreifes Ei aus dem 24ten Glied 300mal vergrössert. Figur 6. Ein Ei aus der Eierschnur mit dem reifen sechshakigen Embryo 300mal vergrössert. Ueber die wahre Natur der Dotterplätichen. Von Dr. Ludw, Radikofer in München. Die Entdeckung von Krystallen eines proteinartigen Kör- pers‘) in den Zellkernen von Lathraea Squamaria (einer Schma— rotzerpflanze aus der Familie der Orobancheen) veranlasste mich zu einer vergleichenden Untersuchung all der Fälle, in welchen eine natürliche oder künstlich bewirkte Absonderung von Proteinstoffen unter bestimm- ten Formen bekannt geworden war. Hieher zählen die vielbesprochenen, von K. B. Reichert?) entdeckten Haematokrystallin- Krystalle, um deren nähere Kenntniss sich namentlich Zehmann®) so sehr verdient gemacht hat, und die Aleuron-Körner und Aleuron-Krystalle Hartigs*), welche, wie das Amylum, zu den in Samen- und anderen Pllanzentheilen mit ruhender Vegetation aufgespeicherten Reserve-Nah- rungsstoflen gehören. Ich habe über das gegenseitige Verhalten dieser Körper auf der Näturforschierversammlung in Karlsruhe -berichtet®) und den bei Läthraea vorkommenden, um seine Aehnlichkeit mit dem Hämatokrystallin und _ seine Verschiedenheit vom Aleuron auch durch die Bezeichnung festzu- hälten, vorläufig Phytokrystallin genannt. 2 Gelegentlich dieser Mittheilung wurde ich von Herrn Staatsrath Frit- sche aus Petersburg auf eine weitere — wie der Ausdruck lautete — dem Amylum der Pflanzen analoge Ablagerungsform eines Proteinkörpers in den Eiern von Fischen und Ampbibien d.i. auf die Dotterplättchen „ aufmerksam gemacht, welche in jüngster Zeit für Valenciennes und Fremy®) den Gegenstand eingehenderer chemischer Untersuchungen gebildethaben. 4) Proteinartig in Rücksicht auf sein Verhalten gegen Reagentiem. Um ihn mil vollem Rechte schlechtweg als Proteinkörper bezeichnen zu können, ist vor- erst eine Elementaranalyse desselben zu ermöglichen, 2) K. B. Reichert in Müller’s Archiv, 1847, p. 197. 8) F. C. G. Lehmann physiologische Chemie 1853, und Zoochemie 1858. 4) Th, Hartig io Bot, Zeit. 4855. No, 50, 1856 No. 45; ferner in dessen Entwick- lungsgeschichte des Pflanzenkeimes, Leipzig 1855, 5) Tagblatt der Naturforscherversammlung in Carlsruhe (1558) p. 27. N 6) Comptes rend. XXXVUI. (1854) p. 469, 525, 570; Annales de chimie et de phys. ame sör. t. L (1857) p. 129. 34" 530 Diese Dotterplättehen haben schon vielfach das Interesse der Physio- logen auf sich gezogen. Um hier nur von denjenigen zu sprechen, welche sie nicht bloss wahrgenommen hatten, sondern auch bestrebt waren, ihre Natur aufzuhellen, so wurden sie von J. Müller‘) ob eigenthümlicher Ab- sonderungslinien in ihrem Inneren den Stärkemehlkörnern der Pflanzen und deren Ablagerungszonen verglichen, übrigens zweifelhaft gelassen, ob es Zellen oder solide Massen seien. Bergmann?) spricht ihnen die Zellennatur mit Bestimmtheit ab. €. Vogt?) hielt sie für Ablagerungen eines ziemlich festen Fettes, für »Stearintäfeleben«, mehr oder minder quadratisch, mit abgestumpften Ecken und Kanten. Remakt) hielt sie gleichfalls für Fett, umschlossen von einer durchsichtigen Hülle, und von geschichtetem Bau. R. Virchow°) widerlegt die Angaben dieser beiden Forscher und findet es für wahrscheinlich, dass die Dotterplättchen dem Haupttheile nach aus einem ERPEINEN Körper (Paravitellin) be- stehen. Valenciennes und Fremy®) endlich stimmen mit Virchow darin überein, dass die Dotterplättchen i im Allgemeinen eiweissartige, wir wol- ien lieber sagen proteinartige Körper seien, sie finden jedoch, dass diese Plätteben bei verschiedenen Thieren aus EEE N Stoffen bestehen, welchen sie ihres eigenthümlichen Verhaltens halber besondere Namen geben. Die Substanz der Dotterplältchen bei den Knorpelfischen heisst ihnen Ichthin. Die Ichthin-Plättchen sind unlöslich in Wasser, und lassen sich so von dem übrigen Theile des Eies leicht trennen und in genügender Menge für eine Elementaranalyse sammeln. Die Analyse ergab in 100 Theilen 51,0C; 6,7H; 45,0N; 4,9P; 25,40. Schwefel schienen sie nicht zu enthalten. Die elementäre Zusammensetzung ist also der der bekannten Proteinkörper ausserordentlich ähnlich. Beim Verbrennen hinterlässt das Ichthin eine kaum wahrnehmbhare Quantität Asche. Die Dotierplättchen der Knochenfische unterscheiden sich von den Ichthin-Plättchen durch ihre Löslichkeit in Wasser. Dieser Umstand vereitelte die Reingewinnung und Analyse dieser Substanz. Zum Unter- schiede vom Ichthin wird sieIlchthidin genannt. Zu ihrer Untersuchung wurden namentlich Karpfeneier benutzt, welche jedoch, wie auch die Eier der meisten anderen Knochenfische, im vollkommen reifen Zustande keine Ichthidin-Plättehen mehr enthalten. Die Dotterplättchen der Schildkröten sind wieder unlöslich in Wasser, unterscheiden sich aber vom Ichthin darin, dass sie sich in ver- 4) J. Müller, über den glatten Hai des Aristoteles. Abhandlungen d. Akad. z. Berl. 4840. p. 221. 2) Müller's Archiv 4841. p. 89. 3) C. Vogt, Entwicklungsgeschichte der Geburtshelferkröte. Solothurn 4842. p. 2u. 3. 4) R. Remak in Müller's Archiv 4852. p. 151. 6) A. Virchow in Froriep's Notizen 4846. Mai. No. 825, und in v. Siebold und Köllik. Zeitschr. f. wiss. Zoologie Bd. IV. Heft 2. (1852) p. 236. 6) a.a. 0. > 531 dünntem wässerigem Kali sogleich (nicht langsam) lösen und dass sie in Essigsäure (statt sich zu lösen) nur aufschwellen. Sie werden als Emy- din bezeichnet. Ihre Analyse ergab 49,4 C; 7,4H; 15,6 N; 27,6 Ou. P. Die Dotterplättchen der Frösche endlich bestehen wieder aus lehthin. Valenciennes und Fremy haben sich ferner in Hinsicht auf die regel- mässige, tafelförmige, rektanguläre oder ovale Gestalt der Dotterplätt- -chen, welche constant in jeder Species, aber verschieden bei verschiede- nen Species ist, die Frage vorgelegt, die auch ©. Vogt schon vorgeschwebt zu haben scheint, ob diese Körperchen nicht etwa kleine Krystalle seien. Ihre Antwort darauf lautet wie folgt: Bien que nos observations (über die chemischen Eigenschaften?) aient suffisamment &loign& les doutes ä cet &gard, nous avons eu recours ä l’obligeance de M. de Senarmont, qui a bien voulu examiner nos granules au moyen de l’appareil de pola- risation. Cet examen lui a prouve, comme ä& nous, que les granules d’Ichthine ne sont pas cristallises. Was meine eigenen Untersuchungen betrifit, so beziehen sich die- selben auf die Ichthidinplättchen des Karpfeneies im unreifen Zustande, so wie es im Monate Oktober und November, also ein halbes Jahr vor der Laichzeit dieses Fisches zu haben ist. Rücksichtlich des chemischen Theiles stimmen die Resultate, welche ich erhielt, im Allge- meinen mit der Ansicht Virchow's und Valenciennes’s über die Protein- natur der fraglichen Gebilde überein; wohl aber weichen sie im Einzel- nen wesentlich von den Angaben Virchow's ab, was vielleicht darin mit seinen Grund hat, dass dieser Forscher nicht immer genau specialisirt, für welche der von ihm benutzten Thierarten (Frösche, Kröten, Tritonen und Karpfen) jede einzelne der angegebenen Reaktionen gilt. Ich halte es nicht bier für am Platze, diese Abweichungen hervorzu- heben, da das Detail meiner Untersuchungen in einer besonderen , dem- nächst zu edirenden Abhandlung über die ganze Reihe der in dieser Notiz berührten Fälle von Ablagerung proteinartiger Körper in Krystallgestalt ‚seine Exposition finden soll. Auf diese Abhandlung verweise ich deshalb bezüglich aller Einzelheiten und rücksichtlich der näheren Begründung des hier Gesagien. Für jetzt will ich nur auf die von Valenciennes und Fremy aufgewor- fene und negativ beantwortete Frage über die Krystallnatur der Dotter- plätichen etwas näher eingehen. Meine Untersuchungen nöthigen mich, den genannten Forschern in diesem Punkte direkt zu widersprechen. Die Beobachtungen, welche mich zu dem Ausspruche veranlassen, dass die Dotterplättchen (des Karpfen) Krystalle sind, beziehen sich zwar nicht unmittelbar auf dasselbe Objekt, wie die von Valenciennes, Fremy und de Senarmont, d. h. nicht auf die Ichthinplättchen der Knorpelfische, sondern auf die Ichthidinkörperchen eines Knochenfisches ; bei der grossen Uebereinstim- 532 mung in der äusseren Erscheinung und in den Verhältnissen des Vor- kommens scheint aber kaum erwartet werden zu können ‚dass in Rück- sicht auf die innere Natur der beiderlei Objekte, in Rücksicht auf ihre Struktur, eine Verschiedenheit obwalten werde. Betrachtung möglichst regelmässig entwickelter Dotterplätteben unter wiederholter Veränderung ihrer Lage, in verschiedenen Medien und bei wechselnder Beleuchtung zeigt, dass dieselben im Allgemeinen rektan- guläre Täfelchen sind mit abgestumpften (nicht abgerundeten!) Kanten, Häufig sind auch ein, zwei oder mehrere Ecken des Rektangulums abge- siumpft, so dass dasselbe als ungleichseitiges 5—8 Eck erscheint. Wir wollen bei dem einfacheren Falle bleiben. In diesem lässt sich, wenn man den längeren geraden Durchmesser des Rechteckes parallel der kry- stallographischen Hauptaxe annimmt, das Plättchen als hervorgegangen betrachten aus einem rbombischen Prisma durch Combination mit dem makrodiagonalen Flächenpaare und einem wmakrodiagonalen Doma (und bei abgestumpften Ecken noch weiter auch mit einem brachydiagonalen Doma), Häufig scheint auch noch das brachydiagonale Flächenpaar hin- zuzukommen, Die Durchmesser nach den 3 Dimensionen des Raumes wechseln sehr in ihrem gegenseitigen Verhältnisse; zuweilen sind sie einander nahezu gleich. Die äussere Gestalt unserer-Dotterplättchen ist somit die eines mehr oder minder regelmässig entwickelten Krystalles. Sie gehören allem Anscheine nach dem rhombischen Krystallsysteme an, Unter‘dem Einflusse von Druck, beginnender Verdunstung, unter dem Einflusse ferner verschiedener Medien und namentlich lösender treten in dem Krystalle Spaltungslinien in verschiedenen, aber bestimmten und gleichmässig bei verschiedenen’ Krystallen sich wiederholenden Rich- tungen auf, häufig eine Art unvollkommenen Blätterdurchganges darstel- lend. Nach diesen Linien trennt sich das Plättehen alsbald in mehrere, wieder gesetzmässig begrenzte Stücke. Es leuchtet ein, dass diese Abson- derungslinien, welche aber immer erst im Gefolge äusserer Eingriffe wahr- genommen werden, es sind, welche zur Annahme eoncentrischer Schich- tung und zur Vergleichung der Dotterplättehen mit den Amylumkörnern Veranlassung gegeben haben. Was das Verhalten im polarisirten Lichte betrifft, so stehen meine Erfahrungen an den Dotterplätichen des Karpfen den Angaben.der französischen Beobachter über die Dotterplättchen der Knorpelfische, wel- ehe doch gleich vollkommene Krystallgestalt besitzen sollen, diametral entgegen, und machen es mir höchst wahrscheinlieb, dass diese Au- gaben auf ungenaue Untersuchungen basirt sind. Der oben angeführte Ausspruch der genannten Forscher, dass die Dotterplättchen keine Krystalle seien, muss als gleichbedeutend damit gelten, dass sie nicht auf das polarisirte Licht wirken. Bekanntlich sind alle Krystalle, welche nicht zum tesseralen Systeme gehören, doppelt 533 brechend; ‚und wirken so’ bei gehöriger Lage ablenkend auf den polari- sirten Lichtstrahl. Da nun die Dotterplättchen ihrer Form nach nicht dem tesseralen Systeme angehören können, so forderte man von ihnen, soll- ten sie für Krystalle gelten, dass sie sich als doppelt brechend erwiesen. Das thun sie aber in der That (wenigstens beim Karpfen) , und in Rücksicht darauf können wir uns hier die Brörterung der Frage ersparen, in wie fern das Vorhandensein doppelter Brechung berechtiget, einen Kör- per für krystallisirt anzusehen, ‘in wie fern ihr Fehlen das Gleiche wehren kann. Freilich treten bei den Dotterplättchen die Erscheinungen , welche von ihrem Vermögen doppelt zu brechen Kunde geben, nicht in der glän- - ‚ zenden Weise auf, in der man sie namentlich bei mineralischen Krystallen zu sehen gewohnt ist. Es ist vielmehr nothwendig, die Beleuchtung des Objektes auf's Sorgfältigste zu moderiren und das Auge erst für das dunkle Gesichtsfeld sich accomodiren zu lassen, um sie nicht zu übersehen | So aber erscheinen bei gekreuzten Nicol die Dotterplättehen milchweiss (nicht glänzend, sondern matt) auf dunklem Grunde für den Fall, dass die Rich- tung der auf der Kante liegenden Plättchen oder die geraden Rechtecks- durchmesser auf der breiten Fläche liegender Täfelchen mit den recht- winklig auf einander stehenden Schwingungsebenen der Nicol (resp. mit den horizontal gedachten Diagonalen ihrer rhombischen Endflächen) einen Winkel von 45° oder nabezu einen solchen machen. Am deutlichsten tritt die Erscheinung an den äuf der'Kante liegenden Plättchen zu Tage und hier steigert sich die Helligkeit oft bis zum glänzenden Perlmutierweiss: hinreichend deutlich ist sie auch an den grösseren und dickeren der flach liegenden; für die dünneren dagegen ist sie meist nicht wahrnehmbar. Auch lässt der erste Blick häufig deshalb unbefriedigt, weil oft, was kaum glaublich erscheint, von der Unzahl von Plättchen, welche dieht an einan- der gedrängt das Gesichtsfeld überlagern , nicht eines in der erforder- lichen Lage (gegen die Schwingungsebenen der Nicöl) sich befindet. Dreben des Objektes lässt bier das gesuchte Resultat meist leicht erzielen. Auch dadurch lässt sich übrigens nicht an jedem, gemäss seiner Dicke geeignet scheinenden Plättchen die gewünschte Wahrnehmung machen. Wahrscheinlich hängt das von der jeweiligen Richtung der optischen Axen ab. — Bei paraälleler Stellung der Nieol zeigen nur die dieksten der Pläu- chen einen rauchbraunen Ton im hellen Gesichtsfelde. Durch Einschiebung von Glimmerblättehen verschiedener Dicke lassen sich, wenn auch nicht brillante, so doch sehr artige Farbenerscheinungen hervorrufen. Was noch anzuführen übrigt, ist, dass bei einer vollkommenen Kreisdrehung des Objektes jedes Plättehen in vier verschiedenen Lagen hell im dunklen Gesichtsfelde erscheint, somit sich durchaus den doppelt brechenden, nicht etwa einem einfach brechenden und einfach polarisirenden Körper analog verhält. Mehr noch als die hiemit erwiesene doppelte Brechung der Dotter- plättchen, mehr als das Vorbandensein von bestimmten Spaltungsrich- 534 tungen, mehr als die regelmässigste Krystallgestalt derselben beweist übrigens ihre Krystallnatur der Umstand, dass es mir geglückt ist, die- selben umzukrystallisiren. Mechanische Einwirkungen, Druck und Reibung durch Hin- und Her- schieben des Deckgläschens auf der Masse der aus der Eihülle bervorge- pressten Dotterplättehen machen dieselben zunächst in Stücke zerspalten und in molekuläre Massen zerfallen, und endlich scheinen sie sich in der Mutterlauge, in welcher sie eingebettet waren (einer eiweissarligen dick- flüssigen Substanz) wieder zu lösen. Wird das unter gleichzeitiger Bei- mengung von feitem Oele (Mandelöl) bewerkstelligt, welches an und für sich die Krystalle nicht verändert, so erhält man eine Art Emulsion, Tropfen und Inseln der eiweissartigen Mutterlauge sammt den darin zer- llossenen Krystallen und beigemengten Dotterzellen, umgeben von einer Oelschichte. Nach mehreren Tagen scheiden sich an den Grenzen von Oel und Eiweissmasse und durch das ganze Innere dieser verschieden geformte Krystalle ab, deren Zugehörigkeit zum rhombischen Systeme ıneist unzweifelhaft ausgesprochen ist: längere und kürzere Prismen mit rechtwinklig oder schief aufgesetzten Endflächen, im letzteren Falle viel- mehr lange, schmale , schief abgeschnittene Platten darstellend, oft kurz und dick, kissen- oder ballenartig und häufig dann wieder mit abge- stumpften Ecken und Kanten, sehr spitzwinklige regelmässig rhombische Tafeln, ungleich sechsseitige und anscheinend aus diesen durch Unter- drückung zweier gegenüberliegenden Seiten entstandene rhomboidische Tafeln, ferner dreieckige Tafeln mit abgestumpften Ecken, den tonnen- förmigen Krystallen der Harnsäure ähnliche Formen und so fort. Diese in den verschiedensten Richtungen über einander angeschosse- nen Krystalle verhalten sich gegen das polarisirte Licht ganz eben so wie die Dotterplättchen. Für die spitzig rbombischen Formen tritt das Maxi- mum der Helligkeit ein, wenn die Halbirungslinien ihrer Winkel 45° mit den Schwingungsebenen der Nicol machen, für die rechtwinklig abgescbnit- tenen Prismen bei entsprechender Lage ihrer geraden Durchmesser. Entfernt man das Deckglas und wäscht das Oel mit Alkohol und Aether ab, so bleiben die Krystalle zurück. Sie haben nun einen gelb- lichen Schein gewonnen, die Schärfe ihrer Kanten theilweise verloren und verhalten sich durchaus wie mit Alkohol und Aether behandelte . Dotterplättchen. Beide Agentien, wie ich im Widerspruche mit den An- gaben Virchow's anzuführen habe, coaguliren nämlich die Substanz der Dotterplättchen, d. h. machen sie unlöslich für die vorher (ohne Zer- setzung) lösenden Mittel. Die Identität der neu entstandenen Krystalle mit den Dotterplättchen von ehedem geht unter Anderem daraus unzweifelhaft hervor, dass sie sich durch Jodlösung (in Jodkalium) gleich den durch Al- kohol coagulirten Dotterplättchen intensiv gelb färben ohne sich zu lösen (nicht coagulirte Dotterplättchen lösen sich darin alsbald nachdem sie vorerst gelb geworden sind) und dass sie sich durch das Millon’sche Rea- = 535 gens nach einigen Minuten intensiv ziegelroth und später noch reiner _ roth färben, gleichwie die Dotterplättchen. Diesem Verhalten gegenüber fällt jeder Verdacht hinweg, dass die neu aufgetretenen Krystalle in ungewöhnlichen Formen aus dem Oele ausgeschiedene Fettkrystalle sein möchten, oder die auskrystallisirten Salze des Eies, welchen Gedanken schon die Menge der neu angeschos- senen Krystalle kaum aufkommen liesse. Es bleibt nichts übrig, als anzu- nehmen, dass entweder die vorher in Form von Täfelchen abgesonderte Substanz, oder die Nüssige Eiweissmasse auskrystallisirt sei. Für den letzteren Fall müssten beide Substanzen ihre Rolle getauscht haben, was anzunehmen Nichts einen Grund giebt. Es ist somit erwiesen, dass die Substanz der Dotterplätt- chen im Karpfenei krystallisationsfähig ist, und dadurch ist die Annahme sicher gestellt, dass die krystallgestaltigen Dotterplätichen wirkliche Krystalle einer proteinartigen Substanz, — wenn wir uns der Terminologie von Valenciennes und Fremy anschliessen wol- “len — Ichthidin-Krystalle sind. Suchen wir uns Rechenschaft zu geben von den günstigen Umstän- den, welche in der berichteten Weise das Ichthidin zum Umkrystallisiren brachten, so scheinen sie einfach darin zu bestehen, dass die in der Mutterlauge zerflossene Masse vor schneller Verdunstung durch eine Oel- schichte geschützt ward, Es wird diess noch wahrscheinlicher gemacht dadurch, dass ich ein ähnliches Resultat erhalten habe, indem ich eine ähnliche Schutzdecke gegen rasche Verdunstung‘ durch Hühnereiweiss bildete. München, den 16. Nov. 1858, Ueber Kopfkiemer mit Augen an den Kiemen. Von A. Kölliker. Schon im Jahre 1842 kam mir in Neapel ein kleiner Kopfkiemer unter die Augen, der an seinen Kiemen 8 zusammengesetzte Sehorgane trug. Leider war es mir damals, da ich gerade mit der Verfolgung der Entwicklung der Cephalopoden beschäftigt war, nicht möglich, diese in- teressante Annelide, von der ich ohnehin nur Ein Individuum erhalten hatte, näher zu verfolgen, und unterliess ich es daher, etwas über die- selbe zu veröffentlichen. Im vorigen Herbste nun (1857), fand ich an der Küste von Schottland in der Lamlashbay der Insel Arran, wo mir durch die gütige Unterstützung von Prof. Carpenter die Gelegenheit wurde, die Meerfauna wit Hülfe des Schleppnetzes zu erforschen, einen zweiten Kopfkiemer mit Augen an den Kiemen, den ich anfänglich für ebenso neu hielt, als den erstbeobachteten. Später jedoch, als ich bei meinem Freunde Allen Thomson das seltene Werk von Sir John Graham Dalyell: »The powers of the Creator, displayed in the creation or Observations on life amidst the various forms of the humbler tribes of animated nature with praetical comments and illustrations Vol. I, 1851, Vol. I, 1853 (Posthumous), Quarto, John van Voorst, Paternoster Row, London« ein- gesehen, überzeugte ich mich, dass Dalyell meine Annelide schon ge- sehen und Vol. II, pag. 226—245, Pl. XXXI, XXXII, XXXIII unter dem Namen Amphitrite bombyx, wenn auch nicht gerade gut doch er- kennbar abgebildet und beschrieben hat. Da Dalyel?’s Werk in Deutsch- land kaum bekannt ist, so will ich mir nun zuerst erlauben, das Wich- tigste aus seiner Schilderung anzuführen. Nach Dalyell lebt die Ampbitrite bombyx, deren Länge zu 3” oder etwas mehr angegeben wird, in einer zarten Röhre von »gluten like silk, without earthly partieles«, welche horizontal an verschiedenen frem- den Körpern, Steinen, Muschelschalen etc. festgehellet ist. Die Kiemen bestehen aus gegen 60 Strahlen von etwa ', der Länge des Thierkörpers. 837 Vorn am Körper hinter den Kiemen sitzt’eine iveissliche Randkrause und ‚ auf jeder Seite des Körpers eine Reihe von kurzen steifen Borsten, jede mit einem schwarzen Fleck an der Basis. Eine Furche beginnt in einiger Entfernung von dem vordern Randsaume und verläuft an der Bauchseite weiter, und innerhalb des Randsaumes ist der Basaltheil der Kiemen, welcher weiss erscheint, von einer Reihe von sehr dunklen Linien um- geben. Die Kiemenstrahlen sind halbmondförmig angeordnet wie die der Cristatella und gefiedert. An ihnen findet sich eine gewisse Zahl von gefärbten Stellen (coloured spots),, neben welchen mehrere Paare von eigenthümlich geformten platten durchsichtigen Organen gelegen sind. Diese Organe besitzen ein gewisses Vermögen sich zusammenzuziehen und wieder auszudehnen und stehen gegenüber den Nebenstrahlen der Kiemenfaden an der äussern oder hintern Seite der letztern. In der Mitte des von den Kiemenstrahlen gebildeten Ringes gehen vom Kopfende zwei starke spitze Fühlem aus, welche Organe ebenfalls ceontractil sind und das Vermögen besitzen, fremde Körper aus dem Bereiche der Kiemer. heraus auf den Rücken des Thieres zu bringen. Diess ist das Wichtigste der anatomischen Beschreibung Dalyell's. Ausserdem sagt er nun noch, dass die Amphitrite bombyx ein schüch- ternes Thier sei, welches das Licht schwer ertrage, ferner dass dieselbe die Kiemen und die Röhre leicht reprodueire und auch mit weissen Kie- men vorkomme. Von seinen Abbildungen stellen Tab. XXXI. Fig. 1 und 2 ganze Thiere dar; Fig. 3 und 5 Kiemenstrahlen mit zwei Reiben Pigment- flecken ohne die Nebenorgane; Fig. 6 einen Kiemenstrahl mit den Pig- mentflecken und den Nebenorganen. Auf Tab. XXXII ist in Fig. 4-43 dieselbe Annelide dargestellt, zum Theil in Reproduction der Kiemen begriffen, und auf Tab. XXXII findet sich ein Individuum vergrössert gezeichnet und andere in natürlicher Grösse, von denen einzelne nur we- nige Kiemenstrablen, selbst nur 8 und 19 besitzen, und wahrscheinlich in Regeneration begriffene sind. Diese Mittheilungen Dalyell's kann ich nach einigen Seiten ergänzen, doch habe ich zu bedauern, dass mir während meines kurzen Aufent- haltes in Arran keine Musse blieb, um auch die innere Organisation des Thieres zu untersuchen. Was das Aeussere der fraglichen Annelide he- trifft, die ich mit dem Namen Branchiomma Dalyellii bezeichnen will, da dieselbe auf jeden Fall eine neue Gattung darstellt, so waren die grössten von mir gefundenen Exemplare 2%’ gross, doch messen die "meisten nur 1%,—2”, von welchen Grössen etwa %, auf den Körper, % auf die Riemen kommt. Derleicht abgeplattete aber doch dicke (Breite 9%”, Dicke 2”) Körper bestand bei den längsten aus 55 Gliedern und war im Allgemeinen braunröthlich von Farbe, jedoch mit verschiedenen Nüancen bald mehr ins Bräunliche bald ins Gelbrotbe spielend. Alle Ringe tragen Haken- und Haarborsten und auf jeder Seite einen braunen Pigment- 538 fleck zwischen den beiderlei Borsten. An den 7 ersten Ringen sitzen die Hakenborsten an der Bauchfläche und die Haarborsten an der Rücken- seite des Randes, der durch die Linie der Pigmentflecken bezeichnet wird, an den folgenden Ringen: ist die Lage der beiderlei Borsten umgekehrt, ein Wechsel, auf den schon Grube (Zur Anat. der Kiemenwürmer, 1838, pag. 25) bei Sabella aufmerksam gemacht und der nach ihm auch den Ser- pulen (pag. 64) und nach Huxley auch Protula zukommt (Edinb. New Phil. Journ. Jan. 4855, pag. 7). DieHakenborsten sitzen in einfachen Querreihen auf weisslichen Stellen, die an den ersten Ringen eine Länge von A” und . mehr erreichen, so dass dieselben weit gegen die Mittellinie des Bauches geben, weiter rückwärts dagegen an Länge immer mehr abnehmen und am grössten Theile des Körpers nur ungefähr %,— %”” lang sind. Die Form anlangend so sind diese Haken am festsitzenden Theile kolbig an- geschwollen und noch in einen horizontalen konischen Fortsatz verlän- gert, am freien Ende stark hakenförmig gekrümmt und spitz, und am convexesten Theile gestreift oder schwach gerieft. «Die Haarborsten bil- den einfache compacte Büschel und sind ebenfalls vorn länger. Das Ende ‚der einzelnen Stacheln ist einseitig lanzettförmig verbreitert, hier auch deutlich längsstreifig und dann in eine feine Spitze ausgezogen. — Die Pigmentflecken, die ich jedoch nur an Spiritusexemplaren untersuchte, sind keine Augen, sondern rühren nur von stark pigmentirten eylindri- schen Epidermiszellen unter der Cuticula her, Das .Kopfglied trägt zwei Kiemenbüschel und hinter denselben eine ziemlich starke hellere Randkrause oder Randfalte. Letztere be- steht aus zwei Hälften, welche am Bauche in der Mittellinie mit gerade abgeschnittenen Rändern aneinanderstossen und hier auch je einen brau- nen Pigmentfleck besitzen, an der Rückenseite dagegen wie mit zwei Taschen enden, die halbmondförmigen Klappen gleichen. Ausser dem Pigmentfleck, an dem ich an Spiritusexemplaren ebenfalls keinen licht-- brechenden Körper finden konnte, trägt diese Randkrause auch noch einen seitlichen Pigmentfleck, der als der vorderste der seitlichen Linie von Pigmentllecken erscheint. — Die Kiemen sitzen innerhalb der beschrie- benen Randkrause scheinbar auf einer einzigen gebogenen an der Rücken- Näche offenen Platte. Bei genauerem Zusehen ergiebt sich jedoch, dass diese Platte an der Bauchseite durch eine Einkerbung in zwei getheilt ist, so dass, da auch in jeder Hälfte ein besonderer Basalknorpel sich findet, füglich von zwei Kiemenplatten gesprochen werden kann. Jede dersel- ben geht von der untern Mittellinie, wo sie, wie gesagt, dicht anein- anderstossen, bogenförmig nach der Rückenseite herum und ist am Ende leicht dütenförmig eingerollt. Die Höhe (Länge) der Platte beträgt am Bauche etwa 1 —1%%'", an der Rückenseite dagegen etwas weniger und hier finden sich auch an den Enden derselben stets unentwickelte Kiemenstrablen. Von Farbe sind diese Kiemenplätten weisslich, doch tragen sie an der convexen äussern Seite nahe an ihrem Anheftungs- 539 punkte ‚eine hräunliche Querlinie und am vorderen Rande, da, wo die Kiemenstrahlen von ihnen entspringen, immerzwischen den Basen zweier Strahlen je einen länglichen braunen Fleck. Jede Kiemenplatte enthält im Innern eine schöne Knorpelplatte mit grossen hübschen Zellen wie die, die ich von Sabella beschrieb (Würzb. Verh. VIII, p. 413), und in dem von ihnen umgebenen trichterförmigen Raume findet sich die Mund- öffnung und zu beiden Seiten zwei kürzere Tentakeln von brauner Farbe, die, wie ich finde, als Stütze ebenfalls einen feinen Knorpelstrahl besitzen. Die Kiemenstrahlen besitzen im Wesentlichen ganz den Bau derer von Sahella. Es geht nämlich von dem Rande der Kiemenplatten eine gewisse Zahl — an meinen Exemplaren 16— 48 auf jeder Seite — Hauptstrahlen ab, welche dann noch an der dem Kiementrichter zu- gewendeten Seile mit zwei Reihen Nebenstrablen besetzt sind. Jeder Hauptstrahl besitzt als Axe einen schönen starken Knorpelstrang wie Sabella, der unmittelbar mit dem Knorpel der Kiemenplatten zu- sammenhängt, und von diesem Strang gehen dann in die Nebenstrahlen einfache aus nur Einer Reibe von Knorpelzellen gebildete zarte Knorpel- stäbe ab. Abweichend von Sabella war, dass der Inhalt aller Knorpel- zellen eine eigenthümliche Anordnung zeigte, wie in Pflanzenzellen mit Saftströmung, indem derselbe in einer hellen Flüssigkeit feine verästelte Züge zarter Körnchen darhöt, die vom Kerne aus bis an die Zellenwand sich erstreckten (siehe m. Handb. d.Gewebl. 3. Aufl. Fig. 10). — Von den übrigen Structurverhältnissen der Kiemen erwähne ich eine longitudinale Muskellage und ein zum Theil pigmentirtes Epithel aus cylindrischen Zel- len mit einer Guticula an den Hauptstrahlen, und ein flimmerndes aus kürzeren Elementen bestehendes Oberhäutchen an den Nebenstrah- len. In Haupt- und Nebenstrahlen fand ich ferner nur je Ein pulsi- rendes Gefäss mit grünem Blut, wie denn auch Grube bei Sabella und Serpula nur Einen !Gefässstamm in den Kiemen auffinden konnte (l. e. pag. 29). Noch will ich bemerken erstens: dass die Hauptstrablen der Kiemen an der Spitze nur eine einzige Reihe von Knorpelzellen und ganz kleine Nebenstrablen, so wie auch unentwickelte Augen haben (siehe das Fol- gende) und zweitens: dass an jeder Kiemenhälfte 2—3 unentwickelte Strahlen sich finden, von denen der einfachste gar keine Nebenstrablen und einen ganz einfachen Knorpelfaden besitzt. Ich komme nun zur Beschreibung des Eigenthümlichen an diesen Kiemen, nämlich der Augen und ihrer Nebenorgane. An der äus- sern Seite eines jeden Hauptstrahles sitzen in dessen ganzer Länge in regelmässigen Zwischenräumen 18—20 Paare rundlicher, halbkugelig vor- springender Pigmenifllecken, die bei mikroskopischer Untersuchung als Augen und zwar, was für Anneliden auch nicht ohne Interesse ist, als zusammengesetzte erscheinen. Jeder Fleck nämlich enthält einge- 540 beitet in braune Pigmentkörnchen ‚die die Hauptmasse desselben aus- machen, eine gewisse Zabl (15—18) heller glasartiger birnförmiger Kör- per wie Krystallkegel von 0,01 ”"Lg.,.die alle ganz regelmässig in geringen Entfernungen von einander angeordnet sind und, während sie ihre Spitzen gegen das Innere des Organes zuwenden, mit dem aligerundeten breiteren Ende so aus dem Pigment hervorstehen, dass jeder Augenfleck eine äussere bellere und eine innere, dunkle Zone enthält. Doch ziehen sich dünne Pigmentscheidewände auch’ noch zwischen die äussern Enden der Kry- stallkegel hinein und reichen bis an die das Ganze überziehende Cuticulas Bezüglich auf noch feinere Structurverhältnisse so war ich nicht im Stande, irgend etwas von Zellen oder von Nerven an diesen Augen aul- zufinden, und ist das Einzige, was ich noch weiter namhaft machen kann, das, dass die Guticula, der Mitte einer jeden Linsenendfläche ent- sprechend, eine Einsenkung besass und dass ich an isolirten Krystall- kegeln'an der breiten Endfläche manchmal wie ein kleines rundes Löchel- chen ‚oder Grübehen sah, das in gewissen Fällen in einen feinen Kanal ins Innere sich fortzusetzen schien. Consistenz und chemisches; Ver- halten der Krystallkörper sind übrigens der Art, dass jeder Gedanke: an drüsige Bildungen, der durch die eben erwähnten Thatsachen etwa aul- tauchen könnte, in den Hintergrund gedrängt wird. Hinter jedem zusammengesetzten Auge sitzt ein gestieltes blattför= migesÖrgan, wie ein Augenlid, das vermöge seiner Lage und Contrac- tilität, die schon Dalyell erwähnt, wohl im Stande ist, die Augen zu schützen, namentlich auch dann, wenn das Thier sich in sein Gehäuse zurückzieht. Der Structur nach sind diese Organe im Innern faserig und aussen von einem Epithel bekleidet, dessen Zellen da und dort, nament- lich am Rande, wie in kleine nicht bewegliche Fortsätze ausgezogen sind. Allem zufolge gehört Branchiomma in die Abtheilung der Ser- puleen und ist durch die Form der Kiemen und die Augen an denselben sammt ihren Nebenorganen hinreichend characterisirt. Wenn einmal die Kopfkiemer mit Augen an den Kiemen hinreichend bekannt sein werden, wird sich leicht eine noch genauere Characteristik derselben geben las- sen, für einmal mag das Angegebene genügen. Dass es noch andere Capitibranchiata mit Augen an den Kiemen giebt, habe ich schon ein- gangs erwähnt, doch ist das, was ich über die vor Jahren in Neapel ge- sehene Annelide mittheilen kann, sehr spärlich und füge ich das Folgende mehr nur bei, um Andere auf diese 2. Form aufmerksam zu machen. Es war dieselbe ein kleines in einer Röhre lebendes Thier mit 8 Kiemen- strahlen. Sechs dieser Strahlen trugen in gleicher Höhe und unweit des Kopfes an der den Nebenstrahlen abgewendeten Seite je ein Sehorgan und die mittleren dieser Strahlen ausserdem etwas weiter vorn noch ein sol- ches, so dass im Ganzen 8 Augen da waren. Jedes Auge von 0,048” Grösse war ein birnförmiger am Kiemenstrahl seitlich ansitzender aber doch stark vorspringender Körper und bestand aus ungefähr 50 — 60 54 einzelnen Augen, von denen jedes einen besondern lichtbrechenden birnförmigen Körper und ausserdem eine leicht vorspringende Guticula wie eine Hornhaut besass. Wie bei Branchiomma war auch hier eine Pigmentmasse von braunrother Farbe zur Umhüllung der Krystallkegel da, dagegen fehlten die augenlidartigen Nebenorgane. Da DalyelDs Werk wenig bekannt ist, so werde ich, sobald ich Musse finde, auch eine Abbildung von Branchiomma veröffentlichen, vor- läufig mögen diese Bemerkungen genügen, um das Augenmerk auf diese neuen Formen von Kopfkiemern hinzulenken. Würzburg am 29. Nov. 1858. Ueber einen glatten Muskel in der Augenhöhle des Menschen und der Säugethiere. Vorläufige Mittheilung von Heinrich Müller. 4) Die Fissura orbitalis inferior ist beim Menschen von einer grau- röthlichen Masse verschlossen. Diese besteht aus Bündeln glatter Muskel- fasern, welche meist mit elastischen Sehnen versehen sind. 2) Bei Säugern findet sich als Analogon dieses Muskels eine stärker entwickelte, mit elastischen Platten zusammenhängende Fleischhaut (Mus- eulus orhitalis, Membrana orbitalis der Autoren), welche ebenfalls aus glatten Muskelfasern besteht. 3) Die Nickhaut der Säuger besitzt theils glatte Muskeln als Fort- setzung des Orbitalmuskels, theils quergestreifte Vor- und Zurückzieher (Hase). 4) Der Orbitalmuskel wird von Nerven-Bündeln versorgt, welche fast durchaus feine oder marklose (sympathische) Fasern führen. Diese Nerven lassen sich zum Theil anatomisch zum Ganglion sphenopalatinum verfolgen. 5) Der Orbitalmuskel bedingt durch seine Contraction das bei Thie- ren auf Reizung des Halssympatbicus beobachtete Hervortreten des Bulbus. Derselbe dient als Antagonist der Muskeln, welche den Augapfel in seine Höhle zurückdrängen (M. retractor, orbicularis palpebrarum). Kleinere Mittheilungen und Correspondenz - Nachrichten. Die Magenfäden der Quallen. Von Dr. Fritz Müller in Desterro (Brasilien). Man kennt seit lange bei den höheren Schirmquallen, deu Familien der Rhizosto- miden, Medusiden, Pelagiden und Charybdeiden, Gruppen tentakelähnlicher Fäden in der Nähe des Mundes, die mit langsam wurmlörmiger Bewegung begabt, mit Flim- mereilien bedeckt und mehr weniger reichlich mit Nesselorganen ausgestaltet sind. Sie scheinen den Quallen der genannten Familien allgemein zuzukommen und dürften das einzige sie von den niederen Quallen (Cryptocarpae Eschsch., Gymnopbthalmata Forb., Craspedota Gegenb.) scheidende gemeinsame Merkmal sein. Der Mangel des Velum wenigstens, den Gegenbaur als solches betrachtet, ist es eben so wenig, als die Bedeckung der Randkörperchen, von der Forbes den Namen der Steganophthal- 'mata entlehnte ; zwei mil Charybdea marsupialis Per. in den wesentlichsten Zügen, ihres Baues übereiastimmende Arten, Tamoya hoplonema und quadrumana mihi, £ deren ausführliche Beschreibung ich dieser Tage meinem Freunde Max Schullze über- sandte, haben ein höchst entwickeltes Velum. £ Weniger übereinstimmend, als über das Vorkommen, lauten die Angaben über die Bedeutung dieser Fäden. Ihr constantes Vorkommen in der Nähe der Geschlechts- organe bei den ersten drei Familien gab Veranlassung, sie als »fühlerähnliche An- hänge der Geschlechtsorgane« zu bezeichnen und damit implicite eine Beziehung zur Geschlechtsfunction auszusprechen. Gegenbaur, der sie bei Nausilhoe und Charybdea als hoble mit der Magenhöhle in Verbindung stehende Fäden beschreibt, erklärt sie‘ als Reservoirs der im Gastrovascularsystem sich bewegenden Flüssigkeit. Milne Edwards bezeichnet sie bei Charybdea als canaux biliaires. Leuckart parallelisirt sie den von ihm als nierenarlige Absonderungsorgane gedeutelen Mesenterialflamenten] der Actinien. Soweit ich darüber Angaben finde, werden sie allgemein als hohl und vom Gastrovascularsystem frei nach aussen oder in die Geschlechtshöhlen gerichtet be- schrieben. Ich hatte Gelegenheit, diese Fäden bei den genannten beiden Arten von Ta- moya, beieinerRhizostomide und bei einer grossen Chrysaora zu unter- suchen, ohne mich einer der gegebenen Deutungen anschliessen zu können. Bei Tamoya finden sich die Geschlechtsorgane in den weiten Seilentaschen des Magens, entfernt von.den dem blossen Auge als trübe Streifen der Magenhaut erschei- nenden Gruppen der Magenfäden, so dass also wenigstens hier an eine nähere Be- ziehung beider Organe nicht zu denken ist. Bei allen 4 Arten finde ich die Fäden solid und in die Höhle desMagens gerichtet, letzteres ist bei allen, namentlich bei Chrysaora leicht zu constaliren, wo sie eine Länge von einigen Zoll erreichen ; ersteres wird besonders nach Beband- 543 Jung mit Chromsäurelösung deutlich, worauf sich die Rindenschicht leicht von dem durchsichtigen hei frischen Fäden allerdings einer Höhle ähnlich erscheinenden soli- den Centralstrang abpinseln lässt. Dadurch ist denn für unsere Arten die Erklärung von Gegenbaur unmöglich gemacht. Nahe liegt es dagegen, an eine Beziehung der Magenfäden zur Verdauung zu den- ken. Diese Vermulhung zu bestätigen oder zu widerlegen , bedeckle ich Muskeln aus einer Krabbenscheere und ein Stück vom Hintertheile eines Alpheus mit den einer lebenden Tamoya hoplonema entnommenenMagenfädengruppen und übergoss sie mit ein, wenig Seewasser. Entsprechende Stücke legte ich in reines Seewasser. Letztere zeiglen sich nach 40 bis 42 Stunden nicht merklich verändert. Dagegen war unler dem Einfluss der Magenfäden das Fleisch des Alpheus vollständig, das aus der Krab- benscheere [asi ganz zu einer trüben Flüssigkeit gelöst; die schwärzlichgrüne Schaale- des Alpheus halle sich röthlich gefärbt; ein schleimig erweichter Rest auf der Chitin- platte, von der die Muskeln der Krabbenscheere entspringen, liess unterm Mikroskop noch seine Muskulatur erkennen. Die Magenfäden zeigten sich noch frisch, limmernd ‚und wie gewöhnlich in langsam wurmförmiger Bewegung. Ob nun ein eigenthümliches von dem der übrigen Magenwand verschiedenes Se- cret von den Fäden erzeugt wird, oder ob sie nur zur Vergrösserung der verdauenden Magenflüche dienen, ist allerdings hiermit noch nicht entschieden, ersteres jedoch mir wahrscheinlicher, da ich unregelmässig rundliche dunkel contourirte Körperchen von 0,04 Millimeter Durchm., die ich auf der Oberfläche der Fäden und in der um- gebenden Flüssigkeit bei Tamoya fand, im übrigen Theile des Magens vermisste, Auffallend sind die bei Tamoya sehr spärlich, bei den beiden anderen Arten sehr reichlich den Fäden eingestreuten Nesselorgane, wie sie auch Will bei Cephea, Gegenbaur bei Charybdea fand. Bei Tamoya und Chrysaora könnte man sie auf Be- wältigung lebend verschluckter Beute beziehen. Was aber können sie in der cenlralen Höhle unserer polystomen Rhizostomide bedeuten, die weit entfernt liegt von den Oefl- nungen der Arme? ‚Ueber die Ursachen der Perlbildung bei Unio margarilifer. Von Dr. von Hessling, Briefliche Mittheilung an Herrn Professor von Siebold. Da die Herausgabe meines Buches über die Perlmuschel sich noch etwas ver- zögert, die Perlbildung aber gegenwärlig zu einem beliebten Thema der Naturforscher gehört, so erlaube ich mir Ihnen, welcher stets ein lebhafles Interesse und eine freundliche Unterstützung diesen meinen Untersuchungen zu Theil werden liess, meine Ansichten darüber in ganz allgemeinen Zügen milzuibeilen, Die vielfachen Theorien, welche im Laufe der Zeit ausgedacht und in die Welt posaunt wurden, sollen hier übergangen werden und es sei nur der Filippi- Küchenmeister'schen Theorie gedacht. Ich habe dieselbe, welche die Perlbildung der Gegenwart von Parasiten zuschreibt,‘ schon früher*) aus mehrfachen Gründen bezweifelt, gleichwohl aber sprach sich 4) Gelehrte Anzeigen der bayr, Akad. d. W. 4856. S. 456. II. N, 17. Zeitschr. T, wisseusch, Zoologie IX. Bd, 35 Shk f Möbius‘) für dieselbe aus, und Filippi?) begegnete meinem Bedenken mit der Bemer- kung, dass, wenn auch keine bleibenden Parasiten auf unserm Unio lebten, doch durchwandernde ihre Eier in ihm deponiren könnten. Ich bleibe bei meinem frühern Ausspruche und eine Verständigung zwischen Filippi und mir wird nie zu Stande kummen, wenn er mir stalt seiner aprioristischen Analogien nicht mit Thatsachen zu Leibe rückt. Ich babe eine grosse Anzahl See- wie Flussperlen untersucht, aber nie- mals Parasiten oder deren Eier als Kerne gefunden, welchen Erfolg auch Meckel®) bei seinen Forschungen halle; das, was Möbius als solche abbildet, kann geradezu'auch für alles Andere genommen werden: den Rückenmarkstrang eines Arihropoden aber als solchen zu beanspruchen, klingt zum mindesten etwas gewagt; ebensowenig kamen mir auch die krystallinischen Kalkkerne, welche Möbius beschreibt, jemalszu Gesicht; doch läugne ich keineswegs die Gegenwart von Entozoen in Perlen bei den dünnschaligen Teichmuscheln : bei Unio margarilifer ist aber eine solche Annahme von Parasiten als Perleukerne ein für allemal falsch, denn diese Uniospeecies besitzt keinen ihr eigentbümlich zukommenden Parasiten, weder einen stabilen, noch einen durchwandernden, und wenn Herr Filippi einmal so viele Thiere wie ich durcbgemu- stert hal, so wird er ebenfalls auf meine Seile treten. Die Perlbildung befolgt denselben Modus, wie den der Schalenbildung und soll dieser Prozess am genannten Orte weitläufg von mir besprochen werden, ich be- schränke mich nur hier auf die eigentlichen Ursachen der Perlentwicklung und zwar auch nur im weilesten Sinne des Wortes. Die Perigenese geht hauptsächlich im Mantel vor und hat zweierlei Uraachlnk: äussere, wie innere. Die äussern sind die sellneren und bestehen darin, dass durch das nach Aussen offenstehende Gefässsystem kleine fremde Körper, wie Stein- chen,! Pllanzenüberreste, in den Muschelleib gelangen und zwar entweder in den Ge- fässröhren liegen bleiben oder deren Wandung durchbrechen und so ins Gewebe der übrigen Organe, namentlich des Mantels, eindringen. Das wusste schon unser vor- ireflicher Filurl®) und kommt bestimmt vor trotz aller Gegenreden. Die innern Ursachen sind die gewöhnlichen und hängen mit den Bildungs- und Wachsihumsverhältnissen der Schalen überhaupt zusammen. Moleküle, Körnchen, Körnerhaufen der grünlichgelben Oberhautsubstanz von Yon — 40 P. L. gebep in der Regel die Kerne für die Perlen ab. Ihre Masse ist nach dem Durchtrilt durch die Gelässwandungen im Gewebe, gewöhnlich und in grösster Menge in dem muskulösen Saume des Manlels, liegen geblieben d. h. ihr Stoff wird nicht von den, dem Mantel aussen aufliegenden Zellen zur eigentlichen Oberhaut verwendet, die Perlenkerne sind ‘also der nicht zur Oberhaulbildung der Schale verbrauchte gefärbte Schalenstofl, Möglich ist auch, dass von der Pigmenldrüse (Bojanus’sches Organ) Moleküle oder körper, welche meist aus kohlensaurem Kalk, elwas organischer Substanz und dem Farbstoffe bestehen, in die mit ihr in Verbindung stehenden Gefässe gelangen und auch dort zu Kernen von Perlen werden. Ist nun auf die eine oder andere Weise ein Kern vorhanden, um welchen sich nach Art einer Zwiebel verschiedene Schichten herumlagern, um zur Perle zu wer- den, so ist die weilere Frage: auf welchem Wege diese Schichtenumlagerung vor sich gehe. Sie geschieht immer, gerade wie bei der Schalenbildung, durch Vermilt- lung von Zellen: jeder Sack, in welchem eine Perle liegt, ganz gleich von wel- cher Farbe, ist an seinen Wandungen mit solchen, sich einander abplattenden Zel- len ausgekleidet, welche eben aus dem Blute die zu jeder Umschichtung. nölhigen 4) Die echten Perlen. Hamb. 4857. S. 79. 2) Troisitme memoıre pour servir Al’histoire gendlique des Ir&malodes. Exir. des Mem. de l’Acad. des sc. de Turin, Ser. 1. tome 13. page 29. 3) Mıkrogeologie. Berlin 4856. S. 20. 4) Beschreibung der Gebirge von Bayern und der Oberpfalz. S. 315. Stoffe ausscheiden. WR Körper und Körner der Pigmentdrüse innerhalb der Gefässe, so werden sie von den in der Ernährungsflüssigkeit suspendirten Körper- chen (Blutkörperchen) eingebüllt und diese übernehmen dann die Ausscheidungsrolle der Schalensubstanzen. Von grosser Wichtigkeit für die Güte einer Perle ist der Ort, wo sie gebildet wird; denn davon hängt die Umlagerung ihrer Schichten ab; Perlen, deren Kerne in derjenigen Gegend des Mantels sitzen, welche die schöne Perlmutterschichte der Scha- len ausscheidet, werden auch diese Perlmulterumlagerung erhalten und also zu soge- nannten Perlen mit schönem Wasser werden; Perlen, deren Kerne in demjenigen Theile des Mantelsaumes silzen, welcher die Oberhaut und Säulenschichte der Schale bildet, werden auch diese beiden Strukturen, namentlich die letztere sich aneignen, also zu nicht preiswürdigen Perlen werden. Da aber, wie schon erwöhnt, aus dem Bojanus’schen Organ ein Farbstoff abgeschieden wird, welcher von ihm aus ins Blut gelangt, um einen Theil des Schalenstoffes zu färben, und diese Ausscheidung eines pigmentirlen Schalenstofles an gewisse Perioden gebunden ist, so kann dieselbe auch die vorhandenen weissen, wie braunen Perlen treffen und ihnen die eigenthirmliche Färbung verleihen, also die weissen, wie braunen Perlen einhüllen. Ist die Ausschei- dung des pigmentirten Schalenstoffes vorüber, oder besser gesagt, wird die Ausschei- dung des Farbstofles geringer, so dass der Schalenstofl weniger gefärbt wird, so kann bei beiden Perlenarten die Umlagerung ihrer alten ursprünglichen Schichte beginnen. Ebensogut wie farbige Umlagerungen je nach den physiologischen Vorgängen beim Thiere möglich sind, können auch farbige Perlen weisse Perlmutterüberzüge bekom- men, so namentlich im Saum des Mantels, wenn die Perle in Folge der Zunahme ihres Volumens nach der äussern Oberfläche, welche nur Perlmulterschichte ausscheidet, weiler vorrücken muss; daher man so häufig bräunliche, röthliche Perlen mit dünnen Perlmulterüberzügen theils ganz überkleidet — sogenannte rosenrothe Perlen — theils nur an dem einen oder an beiden Polen mit weisser Substanz überzogen findet. Bei der Flussperlmuschel wählen die Perlen besondere Stellen zu ihrem Auf- enthaltsorte; die meisten befinden sich im hintern Theile des muskulösen Mantel- saumes: sitzen sie in dessen Mitte,'so sind es meistens braune, nähern sie sich-.mehr der äuss@n farblosen Oberfläche des Saumes, so erhalten die grössern braunen Per- -jen weisse Ueberzüge; kleine Perlen können von Anfang an weiss sein; dann kommen sie vor am hintern Theile des übrigen Mantels, sowie nicht ungerne in der Mantel- gegend unmiltelbar unter dem Schlosse: die Perlen dieser Gegend sind meistens farblos und schön, aber kleiner. Endlich trifft man Perlen im Mantelsaume gegen- über dem Schlosse; hier finden sich die meisten zusammengewachsenen, länglichen, sie sind in der Regel braun, nicht selten aber auch weiss, bisweilen sogar sehr schön. Dass Perlen durch die Zusammenziehung der Mantelmuskulatur von einer Gegend zur andern wandern, und dadurch verschiedene Ueberzüge erhalten können, ist unwahr- scheinlich: das räumliche Missverhältniss der wachsenden Perlen zu ihrer Umge- bung, sowie die periodisch wiederkehrende Pigmenlausscheidung tragen schon das Ihrige zu diesen Veränderungen bei. Möglich ist indessen eine Wanderung der Perlen bei ihrem Aufenthalte innerhalb der Gefässe, wenn die ein- und ausströmende Ernäh- rungsflüssigkeit sie von ihrem frühera Orte wegführt: dahin gehören alle jenen selte- neren Fälle, bei welchen Perlen in anderen Körpergegenden, denn im Mantel, z. B. in den Schalenschliessern, in den Geschlechtsdrüsen u. s. w. gefunden werden. Einen ferneren wichtigen Einfluss auf die Güte der Perlen übt die Qualität der "Gewässer aus, in welchen die Thiere leben. Thiere, deren Bächejwenig niedere Püanzenvegetation besitzen, sind an und für sich pigmenlärmer, als solche, welche in zahlreich von Wasserpflanzen bewohnten Wassern leben; letztere sind pigment- reicher, In klaren Bächen mit reinem, kiesigem Grunde produziren die Thiere gute, farblose, in unreinen Bächen, besonders mit Einmündung saurer Wiesenwässer, oder von Abfällen aus Fabriken u. 's. w. farbige, schlechte Perlen : das ist eine richtige Er- fahrung der ältesten Fischer; dem Thiere wird hie Nanzlicher Farbstoff zur Nahrung geboten und deshalb auch sein thierisches P verer Menge in ihm abgelagert. Aus diesen Gründen, welche die Verschiedenheit Pe rer bedin- gen und den Perlen ihre verschiedenen Farbentöne verleihen , geht auch zur Genüge hervor, dass die bisber beliebte Eintheilung von reifen und unreifen Perlen eine vollkommen unrichtige ist, da von einem Reifen nirgends die Rede sein kann: eine Perle, welche kaum unter dem Mikroskop im Mantelgewebe entdeckt wird, ist ebenso reif, wie eine prachtvolle Perle in der Krone eines Königs: die Quantität der Umlage- rungsschichten gibt ihre Grösse und Form, die Qualität derselben ihre Brauchbarkeit oder ihre Werthlosigkeit. Und wenn man die Umlagerung einer braunen Perle mit * Perlmutltersubstanz unter den Begriff der Reife bringen wollte, so selzie diese Be- zeichnung, wenn man sie bei allen Perlen gelten lässt, voraus, dass jede weisse, schönes Wasser haltende Perle zuvor braun gewesen sei, was gerade in der grössten Mehrzahl der Fälle ganz irrig ist. 1-13 Werthvolle Antiqnaria! e So eben erschien der Antiquarische Catalog a - CXXI. sach Historia naturalis in universum, zoologia, physfülagi A. (Ueber 2500 Bde.) ' Enth.: 4) Allgem. Naturgeschichte, Gesellschaftsschriften ete. Biographieen v. Naturforschern. a 2) Naturwissenschaftliche Reisen. 3) Zoologie, Osteologie, Physiologie etc. u Interessenten steht dieser Catalog gratis zu Diensten und bitte deshalb gel. verlangen zu wollen. s Halle .a.d.S. a ‚ H. W. Schmidt, Antiquar, rn i “2 Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig: ‚grösserer und intensi- Zeitschrift £. wiffenschaftl. Zoologie Ba.IX. Taf: XV. a >; er Bas Ss 5. - = 1 d au] Kun ärd£ Lwienschafäl Zootoote. BSR . [ j Zap MR. Zeitschrif? Pronpjenschaftl Zoologie BE 17 Taf AMT ld b d L_ Wägenschieher * Fagenstecher del: ) - 2 ur y nr d (& ur wa rw Bu u ee DE # AL 4 KiR 1 | dr ar