zen IH ) 8 fz La f OR EyN oe r Ben x Da M SW Be Ar ade een BR A ir, f ; KR ART ee f ee EI BE zaralh Mn I Br DR h 5 RN N 2 ne \ j ala SHE ELIA ER HL: = ; 2 ER 1-3 > BR: ei, \ SC) ü ET a Sans a euer en 5 St : N; a - N Na So { Ro, a .. Fa Bee e A tet FF en I I |! | | Be: _ E Er RSS Win Ä | |! I Ih Ih A | At | (4 nr e. x a en FE AR y ON N - EN EN i “ a N R a 2 % e' Be Ne we i i | Ar ) % il = ZZ % f 5 EN BE wu 7 ® = N ae da aa gi T ‚N a N i | | Hl] : B l h ö fa > N . Re, 5 "y ML 1 ie 1 Sp Ye, a IN ı N ' ZB \l | a ER EL ee Ware na De F {7 = Fe. se SYy0,$ Zeitschrift für WISSENSCHAFTLICHE ZOOLOGIE nd: Carl Theodor v. Siebold und Albert v. Kölliker Q herausgegeben von Albert v. Kölliker und Ernst Ehlers Professor a.d. Universität zu Würzburg Professor a. d. Universitätzu Göttingen. Sechzigster Band Mit 39 Tafeln und 8 Figuren im Text. LEIPZIG Verlag von Wilhelm Engelmann 1895. ? N ENTE N be 67 Den Eu ner Inhalt des sechzigsten Bandes. Erstes Heft. Ausgegeben den 4. October 1895. Seite Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra medi- terranea Leach im Speciellen und die Amitosenfrage im Allgemeinen. Von O0. vom Rath. (Mit Taf. I—II.. y L Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. (Zugleich ein Beitrag zur Turbellarien-Fauna Böhmens.) Von F. Vejdovsky. (Mit Taf. IV—VII und 4 Fig. im Text.) EN ET : N 90 Zweites Heft. Ausgegeben den 22. October 1895. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. (Zugleich ein Beitrag zur Turbellarien-Fauna Böhmens). Von F. Vejdovsky. II. (Mit Taf. VIII bis X und A Fig. im Text.). En oe aan) Die Kerntheilung von Euglena viridis Ehrenberg. Von J. Keuten. (Mit Taf. X1.) se ass BAER . 245 Protozoenstudien. Ill. Über eine Süßwasserart der Gattung Multicilia Cien- kowsky (M. lacustris nov. spec.) und deren systematische Stellung. Von R. Lauterborn,. (Mit Taf. XII.) . Ä 236 Über die Regeneration herausgeschnittener Theile des Centralnervensystems von Regenwürmern. Von B. Friedlaender. (Mit Taf. XIII und XIV.) 249 Ciliate Infusorien im Cöcum des Pferdes. Von A. Bundle. Mit Taf. XV und XVI.) . 284 Drittes Heft. Ausgegeben den 17. December 1895. Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. Von H. E. Ziegler. (Mit Taf. XVII—XIX.) Pe A ho) Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Cuvieri. Von R. Hesse. (Mit Taf. XX—XXI und 3 Fig. im Text.). . dam IV ; Seite Die Doppelspermatozoen der Dyticiden. Von E.Ballowitz. (Mit Taf. XXIII DISSXXVI A U. BD.) 00 ae 2 re Zur Kenntnis des feineren Baues der Nervenzellen bei Wirbellosen. Von M. Pflücke.“ (Mit Taf: XXVIL). :. . 0.020. 2m se Viertes Heft. Ausgegeben den 31. December 1895. Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. Von E. Korschelt. (Mit Taf. XXVII—XXXIWNV......... . 543 Tropische Polycladen. I. Das Genus Thysanozoon Grube. Von R.Ritter von Stummer-Traunfels. (Mit Taf. XXXV—XXXVIL)...... 689 Über Filaria loa Guyot im Auge des Menschen. Von H. Ludwig und Th. Saemisch. (Mit Taf. XXXVIL) ... 2 2222.02 2 — u ee ——— . Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach im Speciellen und die Amitosenfrage im Allgemeinen. aa a SE u < Ze öu, Von Dr. ©. vom Rath (Freiburg i. B.). Mit Tafel III. Anilocra mediterranea. - Als ich mich bei einem Aufenthalte an der Zoologischen Station in Neapel i im Frühjahr 1888 mit vergleichenden Studien über die Sinnes- organe der Crustaceen beschäftigte, fertigte ich gelegentlich auch .: durch die Luise mariner Isopoden an. or günstige | I. Theil. Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von | | @ kann; ferner sind die Zellen und ihre Kerne durch eine erstaunliche Größe ausgezeichnet, so dass man mancherlei interessante Aufschlüsse "über die feineren Strukturverhältnisse derselben erhält. e Schon bei flüchtiger Durchmusterung meiner Präparate bei schwacher Vergrößerung fielen mir damals große Zellen mit mächtigen, ft in der Mehrzahl vorhandenen Kernen auf, welche eine mir unbekannte eigenartige Anordnung des Chromatins mit großer Regelmäßigkeit er- ‚kennen ließen. : Da mir trotz eifrigen Suchens bei einer großen Zahl von assimi- -lirenden und secernirenden Zellen vieler anderer Metazoen niemals "wieder ähnliche Chromatinfiguren zur Anschauung kamen und ich - eben so wenig in der Litteratur eine hierher gehörige Angabe oder Ah- \ "bildung auffinden konnte, habe ich in aller Kürze meine Befunde be- "kannt gegeben (2a), in der Hoffnung, dass anderen Autoren derartige Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX. Bd, A 2 : 0. vom Rath, Bilder begegnen könnten und durch Vergleichung eine befriedigende Erklärung der chromatischen Sterne ermöglicht würde. Wie wir weiter unten noch näher besprechen werden, hat dann ein Jahr später MA- NILLE IDe (1) ganz ähnliche Bilder bei Jone thoracica Q aufgefunden und |. c. auf Tafel II in Fig. 26 abgebildet, ohne aber diese Chromatin- figuren weiter zu besprechen und ohne auf die Ähnlichkeit unserer beiderseitigen Befunde hinzuweisen. In Fig. 3 habe ich eine Kopie einer solchen von Ipe gezeichneten Zelle gegeben: Da ich nun im Frühjahr dieses Jahres (1895) noch einmal Anilocraköpfe untersuchte, die ich in Neapel nach einer neuen guten Methode konservirt hatte, kann ich meine früheren Angaben wesentlich erweitern und Fragen ent- scheiden, die ich früher offen lassen musste. Ich beginne meine Dar- stellung mit einer Beschreibung meiner Konservirungs- und Färbungs- methoden. Konservirungs- und Färbungsmethoden. Zur Konservirung und Färbung meiner älteren Präparate habeich früher die damals üblichen, relativ einfachen Methoden in Anwendung gebracht; es ist daher nicht zu verwundern, dass ich Centrosomen, Sphären und besondere Feinheiten der Zellstruktur nicht habe er- kennen können. Ich verfuhr folgendermaßen: Den lebenden Thieren wurden mit einer scharfen Schere die Köpfe abgeschnitten und sofort in Pikrinschwefelsäure, Pikrinsalpetersäure, absoluten Alkohol, Subli- mat, Chromessigosmiumsäure etc. eingelegt und die Präparate in toto in Pikrokarmin, Alaunkarmin, Boraxkarmin, Alaunkochenille und anderen Farben tingirt. Es wurden Zupfpräparate und Serienschnitte herge- stellt. Meine neuen Präparate fertigte ich aber mittels einer Mischung von Pikrinessig- und Platinchloridosmiumsäure (confer 2d) an, die ich übrigens stark mit Pikrinessigsäure verdünnte, da sonst leicht eine zu starke Bräunung der Objekte stattfindet. Ich unterließ meist eine Nachbehandlung mit unreinem Holzessig und färbte mit Safranin und dann mit Hämatoxylin (nach DerArırıv). Da die Farben bei dieser Konservirung nur sehr langsam einwirken, muss lange gefärbt werden. Bei den meisten übrigen in dieser Arbeit erwähnten Objekten wurde die gleiche Methode befolgt. Andere Konservirungen sind stets aus- drücklich angegeben. Ein längeres Verweilen meiner Objekte in einer schwächeren Mischung meiner Konservirungsflüssigkeit erwies sich für manche Be- ziehungen aber auch zum Studium der Sphären und Gentrosomen als besser wie ein kurzes Verweilen in der stärkeren Lösung, die aller- dings für das Studium der Hodenzellen von Amphibien mehr leistet. Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Aniloera mediterranea Leach etc, 3 Des Vergleiches halber habe ich auch andere Konservirungsflüssig- keiten in Anwendung gebracht, z. B. meine Nr. 2b beschriebene Pikrinessigosmiumsäure, sowie meine Nr. 2d empfohlene Pikrinessig- platinchloridlösung. Gute Erfolge hatte ich ferner mit einer Pikrinessig- sublimatlösung, die ich folgendermaßen herstelle. In eine koncen- trirte wässerige Sublimatlösung gieße ich die gleiche Menge einer gesättigten, wässerigen Pikrinsäurelösung und setze je nach dem zu erreichenden Zwecke auf 1000 ccm 4 ccm oder mehr Eisessig zu. Handelt es sich lediglich um eine Darstellung der Gentrosomen und Sphären, so kann man recht viel Eisessig nehmen, dann wird aber die feinere Struktur des Zellplasmas recht undeutlich, wo hingegen beson- ders die Strahlungen der Sphäre sehr scharf hervortreten. Ich habe auch für manche Zwecke befriedigende Resultate erzielt, wenn ich zu absolutem Alkohol ein wenig Sublimat und ein wenig Eisessig zugab. Empirischer Theil. Über die topographische Anordnung der Kopfdrüsen von Anilocra mediterranea und ihre physiologische Bedeutung, Die durch die von mir früher beschriebene eigenartige, poly- centrische Anordnung des Chromatins ausgezeichneten Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra umlagern gruppenweise den Vorderdarm, doch fand ich sie auch im vorderen und oberen Theile des Kopfes, sowie in den Mundwerkzeugen. Vielfach sind solche Zellen in Form von Ro- setten gruppirt, es treten aber auch unregelmäßig angeordnete Kom- plexe von Zellen, sowie vereinzelte Drüsenzellen auf. Die Größe der Rosetten sowie die ihrer Zellen und Kerne ist sehr verschieden. Ich sah kleine Rosetten dicht neben recht großen. Einzelne Zellen maßen 120, 80, 64 bis A0 u, während ihre Kerne dem entsprechend 50, 40, 30 und 20 u im Durchmesser hatten. Die im vorderen und oberen Theil des Kopfes gelegenen, in ihrer Form recht unregelmäßigen Zellen, sind noch wesentlich größer als eben angegeben wurde, doch sind diese Zellen und ihre Kerne ganz unverkennbar in Degeneration begriffen (vergleiche Fig. 6, 7 und 8). Die in Rede stehenden Kopfdrüsenzellen unterscheiden sich nun von allen anderen Drüsenzellen desselben Thieres durch die bereits früher (2a) eingehend beschriebene, poly- centrische Anordnung des CGhromatins, so dass eine Verwechslung mit Zellen des Darmes oder der Leber (Hepatopankreas) ausgeschlos- sen ist. Es drängt sich jetzt die Frage auf, welche physiologische Bedeu- tung mögen diese Kopfdrüsenzellen von Anilocra haben? In meinem in 4 2 0. vom Rath, früheren Aufsatze habe ich diese Zellen schlechthin als Speicheldrüsen- zellen bezeichnet, obschon ich mich davon überzeugt hatte, dass ein Theil von ihnen sicherlich gar nicht in den Mund oder Darm ein- mündet und somit an der Verdauung keinen direkten Antheil nimmt. Bekanntlich fehlen den Crustaceen eigentliche Speicheldrüsen durch- gängig, man hat aber trotzdem die Drüsenzellen der Oberlippe, der Mundhöhle und der Mundwerkzeuge aus Analogiegründen vielfach als Speicheldrüsenzellen bezeichnet. In manchen Fällen unterscheiden sich solche Zellen in ihrem feineren Bau in nichts von gewöhnlichen Haut- drüsenzellen, die über den ganzen Körper hin vertheilt sein können. Da nun aber die histologisch gleich gebauten Drüsenzellen des Kopfes, des Rumpfes und der Extremitäten, offenbar in Anpassung an die je- weilige Lebensweise der betreffenden Thiere, in physiologischer Bezie- hung die größten Modifikationen erfahren haben, zog ich es vor, in diesem Aufsatz den ganz indifferenten Ausdruck Kopfdrüsenzelle zu verwenden. Ich wies schon in meinem früheren Aufsatze darauf hin, dass bei den Crustaceen die Funktion der Speicheldrüsen allgemein durch die meist mächtig entwickelte Mitteldarmdrüse (Hepatopankreas) in den Hintergrund gestellt wird. Bemerkenswerth ist ferner, dass bei den Crustaceen mit saugenden Mundwerkzeugen (wie auch bei den In- sekten) die Speicheldrüsen (Kopfdrüsen) wesentlich stärker entwickelt sind, als bei den nächsten Verwandten mit kauenden Mundwerkzeugen. Vielleicht sondern die in Rede stehenden Drüsenzellen von Anilocra einen Giftstoff ab. Über den histologischen Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra. ‘ Um meine Beschreibung vom feineren Bau der in Rede stehenden Drüsenzellen möglichst kurz fassen zu können, habe ich eine Reihe von Abbildungen gegeben, die bei den stärksten Vergrößerungen ent- worfen wurden, und in welche ich alle feineren Einzelheiten sorgfältig eingezeichnet habe. Selbstverständlich wählte ich nur solche Zellen für meine Figuren aus, welche für eine Entscheidung der uns hier näher interessirenden Fragen besonders günstig waren. Dass bei gut ge- lungenen Serien immer nur einige Schnitte und auf letzteren auch nur einige Zellen für das Studium der Gentrosomen und Sphären brauch- bare Bilder zeigen, ist hinlänglich bekannt. Von vielen, mit der Pikrin- essigplatinchloridosmiumsäure behandelten Köpfen von Anilocra waren einige für das Studium der Gentrosomen und Sphären besonders günstig, während andere, die durch ein längeres Verweilen in der Konser- virungsflüssigkeit etwas dunkle Bilder lieferten, zumal bei Nachfärbung Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach etc. 5 der Serienschnitte mit Safranin und Hämatoxylin, eine prachtvolle Diffe- renzirung in der Färbung des Drüsensekretes, des Zellplasmas, sowie der Nucleolarsubstanz zeigten. Ferner waren Lininfäden, welche die chromatischen Sterne unter einander verbinden, mit großer Deutlichkeit zu erkennen. In Figur ! habe ich von einer Drüsenrosette eines sol- chen Anilocrakopfes eine Abbildung gegeben, die nach vier auf ein- ander folgenden Schnitten kombinirt wurde. Das Gesammtbild ist trotz dieser Zusammenstellung keineswegs schematisirt. Die übrigen Abbil- dungen sind alle nach je einem Schnitt entworfen. Die Drüsenrosetten von Anilocra sind in folgender Weise zusam- mengesetzt. In allen Fällen ist eine Gruppe typischer Drüsenzellen mit großen, oft in der Mehrzahl vorhandenen Kernen um eine wesentlich kleinere, centrale Zelle gelagert, welche sofort durch ihren Gesammt- habitus gegen die peripheren großen Zellen absticht (Fig. 1). Der Kern dieser centralen Zelle lässt keine Spur der interessanten polycentri- schen Anordnung des Chromatins erkennen, vielmehr ist letzteres in einem feinen Maschennetz vertheilt. Es fallen meist zwei dunkel tin- girte kleine Nucleolen auf, die jeweils einen dicht anliegenden viel größeren blassen Gefährten besitzen!. Das Zellplasma zeigt in Bezug auf feinere Strukturverhältnisse nichts Charakteristisches, doch traf ich mit Regelmäßigkeit in demselben einen größeren Ausführungsgang, in welchen viele kleinere und zarte Gänge einmünden. Die centrale Zelle ist nichts Anderes als eine Sammelzelle für die Ausführungsgänge der eigentlichen Drüsenzellen jeder Rosette. Wesentlich verschieden von dieser centralen Zelle sind die großen, peripheren Drüsenzellen (Fig 1 a—e). Letztere zeigen häufig einen scheinbar wabigen Bau des Cytoplasmas. In letzterem bemerkt man häufig das abgesonderte Drüsen- sekret in Form eines großen, dem Kern meist dicht anliegenden 1 Das Vorkommen von doppelter Nucleolarsubstanz ist in letzter Zeit von LOENNBERG (Kernstudien. Biologiska Foereningens Foerhandlingar, Bd. IV, 1892, Nr. 44, p. 83) näher besprochen, nachdem bereits früher eine Zusammensetzung des Hauptnucleus aus zwei verschieden lichtbrechenden und verschieden färb- baren Substanzen in Eizellen durch Leyoıg, FLemming und O. Herrwig in Follikel- zellen des Hodens durch F. Herrmann beschrieben war. LoENNBERG fand diese dop- ; _ pelte Nucleolarsubstanz bei Leberzellen von Mollusken (Nudibranchien) und bei Astacus. Bei letzterem Thiere waren die kleineren, stärker lichtbrechenden und tingirbaren Theile der Kernkörper häufig doppelt oder mehrfach vorhanden, Diese Befunde möchte LoEnNBERG in eine Beziehung zum intracellulären Stoffwechsel setzen, da ein derartiges Verhalten bisher bei Zellen gefunden wurde, bei denen i dieser als besonders lebhaft anzunehmen ist. Ich selbst habe solche Vorkomm- - nisse recht häufig gesehen und im Hoden nicht nur in Stützzellen, sondern hin und wieder in echten Sexualzellen, ferner in der Leber vieler Mollusken, CGrustaceen und Amphibien gefunden. 6 0. vom Rath, Tropfens, der seinerseits wieder aus überaus feinen Sekrettröpfehen zusammengesetzt ist; ferner sieht man in jeder Zelle einen oder mehrere Ausführungsgänge, deren Zahl mit der der Kerne recht häufig überein- stimmt (Fig. 1, &). Das intracelluläre Stück der Ausführungsgänge ist Anfangs kolbig angeschwollen und sehr zartwandig und in dieses münden in großer Zahl überaus feine haarförmige Gänge. Auf Schnitten kommt begreif- licherweise nur in seltenen Fällen der intracelluläre Drüsengang mit seinem kolbenförmigen Anfangsstück und den einmündenden feinen Gängen in seiner ganzen Länge zur Anschauung, eben so bemerkt man nur hin und wieder einmal den Eintritt des Ausführungsganges in die centrale Sammelzelle und seine Verbindung mit dem gemeinsamen Sammelgang dieser Centralzelle. Sehr instruktive Übersichtsbilder er- hält man dagegen auf Zupfpräparaten, bei welchen oft mehrere neben einander liegende Rosetten in Zusammenhang bleiben. Ganz ähnliche Befunde, wie ich sie eben beschrieben habe, hat ManıLLE IpE in seinen Arbeiten »Les glandes cutannees a canaux intracellulaires« und »Le tube digestif des Edriophthalmes« publicirt (Nr. 1). Für unsere Zwecke kommt hauptsächlich die erste Arbeit in Betracht, in welcher auch die auf Drüsenzellen von CGrustaceen be- züglichen Arbeiten von Weser, Hurt, Levpıs, CLaus, NEBESKI, MAYER, SPANGENBERG, HOEK, BLANC, v. SIEBOLD und STANNIUS, CORNALIA und PANCERIL, Dourn, HALLER, RosENSTADT, GIARD und BoNNIER, BRAUN, FRENZEL und Anderer in so ausführlicher Weise erörtert werden, dass ich mich hier darauf beschränken darf, auf diese vergleichende Darstellung zu ver- weisen. Die wichtigsten Ergebnisse seiner Beobachtungen über ro- settenförmige Drüsen fasst In wie folgt zusammen: »Les glandes en rosettes ne sont pas des acinis glandulaires ordinaires, ce sont des pseudo-acinis. Chaque paire de cellules ou peu s’en faut, y possede un canal exer&teur propre et, chez l’Asellus et la Vibila, nous avons constat& la presence de canalicules intraplasmatiques. L’analogie seule nous permettrait d’appliquer cette maniere de voir aux autres especes: Ione, Gyge, Anilocra, m&me Idotea et Gammarus, dont les glandes, malgr& leur ressemblance avec celles de l’Asellus, ne nous ont pas laiss& voir les canaux dans leur cytoplasma. Mais, abstraction faite de ce point delicat, les glandes de ces especes sont encore des pseudo-acinis, parceque leurs cellules sont enveloppees individuellement de tissu conjonctif et que leur lumiere contient des canaux chitineux.« Vergleichen wir diese Befunde von Ipe mit meinen eben erwähn- ten Angaben, so finden wir eine überraschende Ähnlichkeit. Wie bei Asellus und Vibila findet man nach meinen Untersuchungen auch in “ , : ; t a A a a N en , rer ine ba Tr La a ten Bun 2 Zi Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach et, 7 - den Rosettenzellen von Anilocra mediterranea intracelluläre Ausfüh- rungsgänge, die in eine centrale Sammelzelle einmünden. Auf meinen Abbildungen sind die Ausführungsgänge etwas zu stark kontourirt ge- zeichnet. / Beiläufig möchte ich hier daran erinnern, dass Drüsenzellen mit intracellulären Gängen außer bei Crustaceen auch bei anderen Meta- zoen beschrieben wurden. Ich verweise hier in erster Linie auf die Arbeit von Gızson »Les glandes odoriferes du Blaps mortisaga«, sowie auf die Untersuchungen von Boısıus »Les organes segmentaires des hirudinees«. Gellule T. V. | Über das Drüsensekret der in Rede stehenden Zellen von Anilocra kann ich mich kurz fassen. Das Sekret liegt, wie bereits oben erwähnt wurde, dem Kern in Form eines großen Tropfens vielfach dicht an und verleiht demselben häufig seine eigenartigen Formen, z. B. Einbuch- tungen. In manchen Fällen sah ich auch in Zellen, deren Gesammthabi- tus sowie der ihrer Kerne unbedingt auf eine Degeneration hinweisen, innerhalb der Kerne selbst eine Sekretmasse liegen, so dass der Kern offenbar selbst an der Sekretbildung Antheil nimmt (vergleiche Fig. 8). Während nun meine alten Schnittserien über das Drüsensekret keine befriedigenden Aufschlüsse gaben, haben mir meine neuen Prä- parate und zumal die, welche auf dem Objektträger mit Safranin und Hämatoxylin nachgefärbt waren, höchst instruktive Bilder geliefert. In allen Fällen war das Sekret selbst viel weniger intensiv tingirt als das Zellplasma und trat hierdurch oft mit außerordentlicher Schärfe hervor. Von besonderem Interesse ist es nun, dass jeder Sekretklumpen stets dieselbe Farbe hatte wie die Nucleolen. Letztere hatte ich auf meinen früheren Präparaten wegen ihrer Blässe nicht mit genügender Schärfe erkennen können. Auf meinen neuen Präparaten waren aber je nach der Einwirkung der Farbstoffe die Nucleolen und das Drüsen- sekret auf einigen Schnittserien grau, auf anderen braun, manches Mal aber gelb gefärbt, stets aber war eine ganz auffallende Über- einstimmung der Färbung bei Nucleolen und Sekret vorhanden. Dieser Befund deutet wohl auf eine verwandte chemische Zusammen- setzung der Nucleolarsubstanz und des Drüsensekretes hin und - scheint zu Gunsten einer unlängst von V. Hicker über die Bedeutung der Nucleolarsubstanz ausgesprochenen Auffassung zu sprechen. Auf Grund von Untersuchungen über die Veränderungen, welche die Nucleolarsubstanz während des Keimbläschenstadiums erfährt, glaubt nämlich Häicker (Das Keimbläschen, seine Elemente und Lageverände- rungen, II. Theil, Archiv für mikr. Anat. Bd. XLII, 1893) annehmen 8 0. vom Rath, r zu dürfen, dass die Nucleolen nicht, wie gewöhnlich angegeben wird, die Bedeutung von Nähr- oder Reservestoffen haben, welche bei der Bildung des Chromatins verwendet werden, dass dieselben vielmehr Spaltprodukte sekretorischer Natur darstellen, welche während der vegetativen Thätigkeit der Kernsubstanzen ihre Entstehung nehmen und vor oder während der Kerntheilung der Auflösung anheimfallen. Mit dieser Auffassung lässt sich nicht allein das früher von verschiedenen anderen Autoren genau beschriebene Verhalten der Nucleolen im Wirbelthierkeimbläschen gut in Einklang bringen (Rückerr, Born), sondern vor Allem auch die Thatsache, dass die Nueleolarsubstanz gerade in Drüsenzellen zu besonderer Entfaltung kommt. Der ge- steigerten sekretorischen Leistungsfähigkeit des Zellplasmas würde hier eine erhöhte sekretorische Thätigkeit des Kernpiasmas parallel laufen. In Betreff näherer Einzelheiten sowie Litteraturangaben verweise ich auf die oben eitirte Arbeit von V. Häcker. Über die Centrosomen und Sphären der Kopfdrüsenzellen von Anilocra mediterranea. Wenn schon bei ruhenden und auch bei sich amitotisch theilenden Zellen Centrosomen und Sphären nur bei Anwendung relativ kompli- cirter Methoden und dann auch vielfach nur in glücklichen Fällen mit befriedigender Deutlichkeit zur Anschauung kommen, so gilt dies be- sonders für typische Drüsenzellen. Bei allen secernirenden und assi- milirenden Zellen ist obendrein eine Verwechselung der Gentrosomen und Sphären mit Zelleinschlüssen wie Sekrettropfen nur zu leicht mög- lich und in diesen Fällen ist eine Untersuchung mittels recht ver- schiedener Methoden dringend anzurathen. Trotzdem gerade die Os- miumgemische besonders leicht zu Irrthümern Anlass geben, habe ich gerade mit der oben erwähnten Mischung von Pikrinessig- und Platin- chloridosmiumsäure bei den Kopfdrüsenzellen von Anilocra und eben so in Drüsenzellen anderer Thiere, die ich des Vergleiches halber mit beigezogen habe, besonders gute und unzweideutige Resultate zu ver- zeichnen. In meinen Abbildungen habe ich Gentrosomen und Sphären, sowohl was ihre Größe- als Lageverhältnisse anbetrifft, stets mit pein- licher Sorgfalt eingezeichnet. Die Abbildungen der Anilocrazellen lassen im Zellplasma in ver- schiedener Entfernung von den Kernen dunkel tingirteKugeln erkennen, die in einem unregelmäßig gestalteten Plasma liegen, welches gegen das übrige Plasma scharf absticht. Nur in einigen Fällen erkannte ich im Inneren dieser Kugeln ein, zwei oder mehrere Körner, die als Gentrosomen zu deuten sind, während ich die Kugeln selbst, obschon u A ed io Be: Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach et. 9 sie häufig völlig homogen zu sein scheinen, als Sphären ansehen möchte. Ganz ähnliche Verhältnisse fand ich in den Leberzellen (Hepatopankreas) von Porcellio scaber (vgl. Fig. 9, 10); auch in diesem Falle halte ich die Kugeln für Sphären und nicht für besonders große Centrosomen und ich finde mich in dieser Auffassung durch meine Befunde in Sexualzellen von Amphibien bestärkt (vgl. Fig. 28—41). Schon in meiner früheren Arbeit habe ich von Sexualzellen von Amphibien, die nicht in Mitose waren, Sphären abgebildet, die meist völlig homogen zu sein schienen, bei welchen ich aber doch hin und wieder ein oder zwei Gentrosomen erkennen konnte. Auf neu hergestellten Präparaten, welche ab- sichtlich nicht so stark tingirt wurden, erkannte ich mit großer Regel- ‚mäßigkeit ein oder zwei Gentrosomen in den Sphären!. In meiner eben erwähnten Arbeit machte ich auch auf das Vorkommen von mehr als zwei Sphären in Sexualzellen von Amphibien aufmerksam. Auf eine genauere Beschreibung der Sphären und Centrosomen der Kopfdrüsen von Anilocra med. sowie der Leberzellen von Porcellio scaber will ich hier nicht eintreten, da diese Verhältnisse einestheils in den großen Abbildungen deutlich zu erkennen sind und ich anderen- theils eine vergleichende Besprechung der Lage, der Zahl und anderer auf die Gentrosomen und Sphären bezüglichen Gesichtspunkte am Schlusse meines Aufsatzes in einem besonderen Kapitel bringen will; dort sollen auch die Arbeiten anderer Autoren, so weit sie unser Thema berühren, berücksichtigt werden (p. 57—83). Wenden wir uns jetzt noch einmal den chromatischen Sternfiguren der Kerne zu. 1 Wenn V. Hicker auf der Versammlung der deutschen zoologischen Gesell- schaft 1894 in einem Vortrag »Über den heutigen Standpunkt der Centrosomen- frage« erwähnt, dass einige Autoren bei ihren Angaben über die generativen Zellen des Salamanders darüber im Zweifel waren, ob sie besonders große Centrosomen oder geschrumpfte Sphären vor sich hatten, und nun seinerseits erklärt, dass eine vergleichende Betrachtung aller dieser Körper sowie ihres Schicksals bei der Kerntheilung nur ihre Deutungals Gentrosomen zulasse, so ist dies ein entschiedener Irrthum Häcker’s. Auchich habe mich früher in manchen Fällen, aber selbstverständlich nur bei ruhenden und bei sich amito- tisch theilenden Zellen beziehungsweise Kernen (bei der Mitose ist eine Verwechslung überhaupt ausgeschlossen) vorsichtig darüber ausgedrückt, ob ich eine Sphäre oder ein besonders großes Centrosom vor mir hatte, doch war ich in zweifelhaften Fällen stets geneigt die betreffenden Körper als Sphären anzusehen, wie es sich jetzt auch durch meine neuen Untersuchungen, wie diejenigen von NıcoLas und Meves als richtig herausgestellt hat. HäÄcker hatte selbst keine Untersuchungen über die Sexualzellen des Salamanders angestellt. Ob nun die von genanntem Autor für seine Befunde bei Sida gegebene Deutung von einem besonders großen Centrosoma die richtige ist, möchte ich nach eigener Betrachtung der Präparate Häcker’s bezweifeln. 10 0. vom Rath, Über die polycentrische Anordnung des Chromatins. Die eigenartige polycentrische Anordnung des Chromatins in den Kernen der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra med. habe ich früher so eingehend beschrieben, dass ich diesen Angaben kaum etwas Neues hinzufügen kann. Eine jede der chromatischen Sternfiguren besteht aus einem sich intensiv färbenden Centrum und einer Anzahl genau radiär angeordneter, etwas heller tingirter Chromatinstäbchen. Meist erscheint das Centrum als ein vollkommen homogenes Korn, hin und wieder, und zumal auf recht dünnen Schnitten, erkennt man aber an Stelle desselben einen dunklen Ring mit hellem centralen Innenraum. Auf weniger stark gefärbten Präparaten sehen die ziemlich dunkel gefärbten Centren Kernkörperchen nicht unähnlich, während die Chro- matinstäbchen die Farbe nur wenig angenommen haben und daher nur bei sorgfältigem Zusehn erkannt werden können. Letztere sind alle an der dem Centrum zugekehrten Spitze bedeutend verjüngt, an der anderen angeschwollen. Eine direkte Verbindung der Chromatinstäbchen mit den CGentren scheint auf den ersten Blick nicht stattzufinden, viel- mehr glaubt man vielfach um die Gentren einen hellen Hof zu erkennen. Mit starken Immersionslinsen bemerkt man aber deutlich, dass das keulenförmige Chromatinstäbchen centralwärts in einen überaus dün- nen und blassen Lininfaden übergeht, welcher das dunkle Centrum erreicht. Nie ist eine Andeutung dafür vorhanden, dass zwei Chromatin- stäbchen sich mit ihren verjüngten Spitzen vereinigen. Es umstehen nun aber die chromatischen Stäbchen das Centrum keineswegs scheiben- förmig, wie man es vielleicht auf den ersten Anblick der Abbildungen vermuthen könnte, dieselben sind vielmehr genau radiär um die cen- trale Kugel angeordnet. Auf Serienschnitten kommen begreiflicher- weise neben intakten Sternfiguren häufig angeschnittene Stücke solcher Sterne zur Anschauung. Wenn der Schnitt das Gentrum nicht getroffen hat, sieht man stets angeschnittene Strahlen und zumal in der Gegend der Kernmembran. Es liegt nämlich das Gentrum des Sternes in keinem Fall der Kernperipherie dicht an. In Kernen mit nur einem Stern fällt das Centrum des Sternes und des Kernes meist ziemlich genau zu- sammen; in Kernen mit mehreren Sternen ist das Centrum eines jeden Sternes von der Kernperipherie stets um die Länge eines Sternradius entfernt. Von den chromatischen Stäbchen und zumal von ihren ange- schwollenen peripheren Enden gehen blasse achromatische Fäden aus, welche nicht nur die Stäbchen jedes Sternes mit einander verbinden, sondern sich auch an die Stäbchen der Nachbarsterne ansetzen und somit ein feines blasses Netzwerk bilden, welches sämmtliche Sterne Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach etc. 11 eines Kernes mit einander in Verbindung setzt. Der Sterndurchmesser in den verschiedenen Kernen ist ein sehr verschiedener und auch bei den Sternen desselben Kernes ungleich. Im vorderen Theile des Ani- loerakopfes sind die Zellen und ihre Kerne meist am größten, während die Sterne oft recht winzig und tiberaus zahlreich sind (Fig. 6—8). Diese letzteren Zellen verrathen durchgängig mehr oder weniger deutliche Spuren von Degenerationserscheinungen, und es erscheint dann oft das gesammte Chromatin in Form von unregelmäßigen verklumpten Brocken, zwischen denen aber meist einige kleine Sternfiguren gesehen werden. Es findet übrigens zwischen den verklumpten und verkommenden Kernen und solchen mit schönen großen Sternfiguren des Chromatins ein allmäh- licher Übergang statt, den man auf guten Serien mit großer Deutlichkeit verfolgen kann (Fig. 6). Es giebt nun sowohl in Kernen, die nur einen Stern, als solchen, die deren mehrere enthalten, Chromatinfiguren, die von der typischen radiären Anordnung der Stäbchen Abweichungen zei- gen, die auf Theilungen der Sterne hinweisen. In Fig. 2 habe ich solche Theilungsphasen der chromatischen Sterne schematisch dargestellt. Vielfach fand ich Figuren, bei welchen an Stelle des Sterncentrums ein biskuit- oder hantelförmiger chromatischer Strang gelagert war, welchen die Stäbchen allerorts umstanden, sowohl an den Polen als am Verbindungsstück. Manchmal waren die Stäbchen fast genau radiär um die Knöpfe der Hantel gruppirt, während das Verbindungsstück nicht von Stäbchen umstellt war. Ich fand auch Figuren, in welchen zwei Sterne nur durch einen blassen chromatischen Faden verbunden waren. Es dürfte dies die letzte Phase in der Sterntheilung darstellen, denn mit dem allmählichen Verschwinden des die beiden Sterne ver- bindenden Fadens werden die Sterne von einander isolirt. Bei einer neuen Durchsicht meiner alten und neuen Präparate fand ich aber auch gar nicht so selten Sterne mit zwei Centren, die bald ganz dicht neben einander lagen, bald etwas weiter von einander entfernt waren. Diese Bilder werden wohl mit Recht als die Anfangsphasen der Sterntheilungen zu deuten sein. Man könnte, wenn man die Figuren (Fig. 1, 2, k) be- trachtet, geneigt sein, von einer direkten Theilung der chromatischen . Sterne innerhalb der Kerne zu sprechen. Ich habe mich nun mit Sicher- heit davon tiberzeugen können, dass diese Theilungen der Sterne von der Theilung der Kerne völlig unabhängig erfolgt. Die durch Amitose ver- laufende Kerntheilung will ich nachher besonders besprechen und auch auf das Verhalten der Gentrosomen und Attraktionssphären dieser Zellen eingehen. Beiläufig möchte ich noch erwähnen, dass ich eine polycen- trische Anordnung des Chromatins in den übrigen secernirenden oder assimilirenden Zellen (Darm und Leberzellen) bei Anilocra und ihren 12 0. vom Rath, nächsten Verwandten Gymothoa, Cirolana etc. niemals gefunden habe. Bis jetzt ist mir überhaupt kein anderes Beispiel dieser eigenartigen Anordnung des Chromatins zu Augen gekommen, ich war daher um so mehr überrascht, als ich in der Arbeit von M. Ior (1) die oben er- wähnte Abbildung auf Tafel II, Fig. 26 zu Gesicht bekam, die eine Drüsenrosette von Jone thoracica Q im Schnitt darstellt und deren Kerne eine ganz unverkennbare polycentrische Anordqung des Chro- matins verrathen, obschon die chromatischen Sterne nicht so gleich- mäßig zu sehen sind wie bei Anilocra. Es schien mir von Interesse zu sein diese Abbildung zu kopiren (Fig. 2). Über die Deutung der polycentrischen Anordnung des Chromatins. In meinem früheren Aufsatze habe ich für die polycentrische An- ordnung des CGhromatins in den in Rede stehenden Drüsenzellen von Anilocra zwei Deutungen als möglich bezeichnet, von denen aber, wie ich ausdrücklich hervorhob, weder die eine noch die andere wirk- lich befriedige. Bevor ich jetzt eine andere Erklärung zu geben versuche, will ich meine früheren Hypothesen wiederholen, um zu zeigen, dass dieselben damals sehr wohl berechtigt waren. »Was die chromatischen Gentren der Sternfiguren angeht, so könnte man geneigt sein, dieselben als Kernkörperchen aufzufassen, um welche auf irgend welchen Reiz hin sich das Chromatin radiär angeordnet hat. Die große Zahl von Kernkörperchen innerhalb eines Kernes ist nichts Außer- gewöhnliches und bei Drüsenzellen längst bekannt; eben so findet man in den Kernen (Keimbläschen) von Ovarialeiern nicht selten mehrere Nucleoli. Zu einer anderen Auffassung könnte man gelangen, wenn man auf die intensive Färbbarkeit der CGentren kein großes Gewicht legt; dann wäre es denkbar, die Erscheinungen mit der multipolaren indi- rekten Kerntheilung in Beziehung zu bringen. Bei dieser Auffassung wäre jedes Centrum als ein Polkörperchen (Gentrosoma) zu deuten und die Theilung der CGentren als eine Theilung der Polkörperchen aufzu- fassen, wie sie von E. van BEneDEn und Boverı bei Ascaris gesehen und auch von RasL angenommen wurde. Da die Kerne in Folge der An- passung an die Drüsenfunktion der Zelle schon beträchtlich von normalen Kernen abweichen, so würde die Theilung der Polkörperchen nicht mehr die Theilung des Kernes nach sich ziehen und könnten daher zahlreiche Centren in einem Kerne erscheinen. Wichtige Einwände gegen diese Auffassung liegen aber darin, dass von den Chromatinelementen niemals die typische Form zu sehen ist, dass niemals achromatische Spindeln $; Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Aniloera mediterranea Leach et. 13 deutlich werden und keine der charakteristischen Phasen der Mitose sich konstatiren lassen. « Die erste Hypothese, dass die chromatischen Centren der Sterne Nucleolen sein könnten, möchte ich keineswegs weiter vertheidigen, ob- schon ich recht häufig und zumal bei Drüsenzellen eine mehr oder weniger auffallende strahlige Anordnung sowohl des Chromatins als auch der achromatischen Kernsubstanz um unzweideutige Nucleolen habe bemerken können. Man könnte immerhin daran denken, dass die Centren der Sterne Hauptnucleolen seien und die vorhin erwähnten blassen Nucleolen als Nebennucleolen zu bezeichnen wären. Die zweite Hypothese muss schon desshalb fallen gelassen werden, da es mir bei meinen neuen Präparaten gelang, die als Gentrosomen und Sphären zu deutenden Gebilde stets außerhalb der Kerne im Zellplasma nachzuweisen (vgl. Fig. 1, A, 8). Zur Zeit scheint mir die einfachste Deutung der chromatischen Sternfiguren die zu sein, dass die CGentren der Sterne nichts Anderes als die Knotenpunkte des chroma- tischen Netzwerkes an den Kreuzungsstellen sind, um welche das übrige Ghromatin eine radiäre Anordnung angenommen hat. Beiläufig möchte ich hier noch bemerken, dass die Zahl der Zellen mit polycentrischer Anordnung des Chromatins je nach den Individuen außerordentlich schwankt; eine große Zahl von Drüsenzellen, die auch in Rosettenform angeordnet sind und neben den in Rede stehenden charakteristischen Zellen gesehen werden, lassen sehr häufig nichts von einer polycentrischen Anordnung des Chromatins erkennen; diese Zellen sind dann auch regelmäßig in auffälliger Weise anders gefärbt wie ihre Nachbarzellen, welche diese chromatischen Sternfiguren erkennen lassen. Über die Innervirung der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra. Über die Innervirung der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra habe ich bereits früher die Angabe gemacht, dass zwischen den einzelnen Drüsenzellen unverkennbare Nervenfasern verlaufen, die vom oberen Schlundganglion und wohl auch vom ersten Bauchganglion ihren ‚Ursprung nehmen. Von einem unteren Schlundganglion kann bei Ani- locra nicht die Rede sein. In welcher Weise aber die einzelnen Nerven- fasern mit den Drüsenzellen in Verbindung stehen, konnte ich auch auf meinen neuen Präparaten nicht mit Sicherheit nachweisen, doch scheint es mir nach Befunden bei anderen Drüsenzellen wahrscheinlich zu sein, dass die Fasern mit frei endigenden Verästelungen die Drüsen- zellen korbförmig umspinnen und dass keine Kontinuität der Drüsen- zellen mit den Nervenfasern stattfindet, sondern eine Kontiguität (Kontaktwirkung). Mit der GoLsr’schen Methode und der Methylenblau- 14 0. vom Rath, färbung Enruicn’s habe ich bei diesen Zellen keine Erfolge gehabt. Eine Innervirung von Drüsenzellen bei Arthropoden ist bekanntlich nichts Auffallendes, so hat beispielsweise schon vor Jahren Knürreı (4) auf Nervenendigungen an den Speicheldrüsen von Periplaneta aufmerk- sam gemacht. Letzterer Autor hatte die damals bekannt gewordene Litteratur in seiner Arbeit eingehend berücksichtigt. Es liegen nun auch den in Rede stehenden Drüsenzellen Binde- gewebszellen dicht an, doch können dieselben mit den Zellen des Neuri- lemms nicht leicht verwechselt werden. Die Kerne des letzteren haben ein sehr feines Ghromatingerüst, während bei den Kernen der gewöhn- lichen Bindegewebszellen das Chromatin in groben Strängen ange- ordnet ist. Zur Amitosenfrage. Über Amitosen der Kopfdrüsenzellen von Anilocra mediterranea. Bereits in meiner ersten Mittheilung über die Zellen der Kopfdrüsen von Anilocra (2a) habe ich auf das Vorkommen von Amitosen in diesen Drüsenzellen aufmerksam gemacht und hervorgehoben, dass mich dieser Befund keineswegs überrasche, daAmitosen häufig bei Zellen gefunden werden, welchen eine intensive sekretorische oder assimilatorische Funktion zufällt und welche für diese specielle Funktion eine tiefgehende Anpassung erfahren haben. Ich verwies ferner auf die schon früher von H. E. ZıEGLER (5 a) betonte biologische Beziehung der Amitose zur Sekretion und Assimi- lation. Diese Angaben, die für die damalige Zeit (1890) gewiss von Wichtigkeit waren, sind von den meisten der späteren Autoren, welche sich mit Studien über die Amitose beschäftigt haben, völlig ingnorirt worden; auch Fremming erwähnt dieselben nicht in seinem 1893 er- schienenen zusammenfassenden Referat (9e). Betrachten wir jetzt einmal den Verlauf der Amitosen in den in Rede stehenden Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra med. etwas näher, so finden wir einen Kerntheilungsmodus, der von dem gewöhnlichen Vorgang der Amitose wesentlich verschieden ist. Hier erfolgen keine Einbuchtungen und nachher Durchschnürungen der Kerne, so dass die Tochterkerne zum Schluss nur noch durch einen feinen Faden, der schließ- lich auch durchreißt, verbunden wären, vielmehr haben wir eine Amitose mit typischer Kernplattenbildung vor uns. Von einer Zellplattenbildung ist mir bei diesen Amitosen nie eine Andeutung zur Anschauung ge- . kommen, obschon ich eifrig danach gesucht habe, eben so wenig ein Bild, welches auf eine nachfolgende Zelltheilung hinweisen konnte. Derartige Kerntheilungen mit Kernplattenbildung sind mir recht häufig Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach etc. 15 begegnet und zumal bei secernirenden und assimilirenden Zellen, aber auch bei Follikelzellen des Hodens. Schon in früheren Arbeiten (2b, d) habe ich auf diesen eigenthümlichen Kerntheilungsmodus hin- gewiesen und hier habe ich des besseren Verständnisses halber einige Abbildungen solcher Theilungsvorgänge gegeben, die besonders typisch in den Zellen der Leber (Hepatopankreas) von Porcellio scaber und ande- ren Isopoden zur Anschauung kommen (Fig. 10). Auch in der Zwitter- drüse von Helix pomatia sieht man recht deutlich bei den Follikel- zellen Amitosen mit Kernplattenbildung. Der Vorgang dieser Amitose ist besonders deutlich in Fig. 10 zu erkennen. Der runde, ovale oder auch eingebuchtete Kern lässt plötzlich einen von der Kernperipherie beginnenden und nach der anderen Kernseite hinziehenden blassen Strei- fen erkennen (Fig. A405), an dessen Stelle bald zwei gekörnelte einander genau parallele Membranen gesehen werden, die mehr und mehr an Deutlichkeit gewinnen (Fig. 10c und 10f). Es entstehen so aus einem Mutterkerne zwei Tochterkerne die einander dicht anliegen und in einigen Fällen ziemlich symmetrisch ausfallen können. Besondere Umlage- rungen des Chromatins kommen bei dieser Kerntheilung nicht zur An- schauung. Es kann nun aber auch die Kernplattenbildung von ver- schiedenen Stellen der Peripherie des Mutterkerns gleichzeitig erfolgen, so dass der eine Kern in eine größere Zahl von Tochterkernen von oft sehr verschiedener Größe zerlegt wird. In manchen Fällen kommt es aber gar nicht zu einer völligen Trennung der Tochterkerne, vielmehr ist aus dem runden Mutterkerne durch die verschiedenen von der Peripherie ausgehenden Kernplattenbildungen ein polymorpher Kern ent- standen. Es kommen bei derartigen Kernplattenbildungen obendrein die allerverschiedensten Modifikationen vor, wie ein Blick auf die Ab- bildungen lehrt. Ich habe die Amitose mit Kernplattenbildung zuerst bei denFollikelzellen des Astacus-Hodens gesehen und in 2b beschrieben, doch ist auf diesen eigenartigen Theilungsmodus, wie ich später ersah, schon früher von SaBATıEr in einer kurzen Angabe ohne Abbildungen aufmerksam gemacht worden (A. Sısarıer, D’un mode particulier de la division du noyau chez les Crustaces. Communication A la section de Zoologie du Congres tenu A Paris par l’Association francaise en 1889; vgl. ferner »De la spermatogenese chez les Crustac&s Decapodes« par A. Sırarıer 1893). Dieser Kerntheilungsvorgang, bei welchem der Mutterkern wie mit einem scharfen Messer in zwei oder mehr völlig getrennte Stücke durchgeschnitten zu sein scheint, hat nach meinen Beobachtungen eine große Verbreitung. Ähnliche Angaben sind auch von anderen Autoren gemacht worden. Nach Lozwır erfolgen die Amitosen der Blutzellen des Krebses mit 16 ER 0. vom Rath, einer bloßen Einschnürung des Kernes ohne lang ausgezogene Ab- schnürungsbrücken, bald mit einer Art von Scheidewand- oder Platten- bildung im Kern ohne Einschnürung; es kann aber auch diese mit einer Plattenbildung zugleich vorkommen. Nach Carvoy giebt es Amitosen, bei welchen sich der Zellleib nach Zerlegung des Kernes mit Bildung einer Zellplatte theilt (La Cytodier&se chez les Arthropodes p: 225, 227 u. fl.). In ähnlicher Weise hat van DER Strıcat (Le developpement du sang dans le foie embryonnaire. Archives de Biologie Bd. XI, 1891) eine Form der Amitose bei Riesenzellen beschrieben »par formation d’une plaque cellulaire«, eine andere Amitose »par simple etranglement«. Die erste Form führe zur Bildung von Zellenpaaren, welche einander mit breiten Flächen berühren und sich spiegelbildlich verhalten. Heımenuam’s Be- funde an den Riesenzellen des Knochenmarkes von Kaninchen stimmen mit denen von YAN DER SırIicHt gut überein. Aus den Angaben von v. Kosranecekı (Riesenzellen der embryonalen Leber) glaubt HrıpenHAın annehmen zu müssen, dass nach der Auffassung dieses Autors sich zuerst der Kern in zwei oder mehrere gleiche oder aber verschieden große Kerngruppen zerlegt, auf welche die Einschnürung des Zellleibes nach- folgt; nach Heipennam’s Präparaten beginnt aber die direkte Zerlegung der Zelle stets am Protoplasma. HEıpenuain theilt seine Bilder der direkten Zellentheilung in zwei typischeKlassen ein. »Einmal findet man Riesen- zellen, welche sammt ihrem Kern stark in die Länge gezogen sind und mehr oder weniger hochgradige Einschnürungen des Zellleibes zeigen. Sind die Einbuchtungen von bedeutenderer Tiefe, so haben die Zellen eine veritable Biskuit- oder Semmelform. In diesen nach einer Richtung hin stark verlängerten Zellen zeigt sich, was als ein wesentlich neuer Befund anzumerken wäre, die Gentralkörper-Hauptgruppe zu einer band- artigen Form ausgezogen. Bei einer zweiten Klasse von Bildern der Amitose ist die Verlängerung des Zellkörpers nicht so erheblich und die Einfurchung, welche zur Zweitheilung führt, erinnert ihren rein äußer- lichen Verhältnissen nach etwa an die erste Furchung eines Amphibien- eies: Die Gesammtform der Mutterzelle wird ungefähr gewahrt und die Zweitheilung beginnt mit einer mehr spaltartigen Einsenkung, welche wohl immer einerseits an der Zelle beginnt und erst späterhin um den ganzen Umfang derselben fortschreitet. Man findet häufig Zellen, bei denen einerseits ein scharfer Einschnitt durch das Zellenprotoplasma hindurch bis auf die Oberfläche des Kernes hinabreicht. Diesen Einsen- kungen folgt die Zellenmembran, so dass in den letztgedachten Fällen Kernmembran und Zellmembran einander zu berühren scheinen. »Ferner betont HeipenuAın, dass diese verschiedenartigen Bilder der Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Äniloera-mediterranea Leach ete. 17 _ Amitose genau den von van DEr Srrıcat neben die direkten Theilungen - der Riesenzellen der embryonalen Leber beigebrachten Unterscheidun- gen entsprechen. Ich muss hier hinzufügen, dass ich bis jetzt niemals Amitosen mit Zellplattenbildung sondern nur mit Kernplattenbildung vor Augen gehabt habe, damit will ich gewiss nicht solche Amitosen mit Zellplattenbildung in Abrede stellen, zumal dieselben bereits von - verschiedenen glaubwürdigen Autoren beschrieben wurden. Auf jeden Fall ist es nach der Darstellung von van DER Stricht und der von HeıpenHain recht wahrscheinlich, dass bei diesen Amitosen der Riesen- - zellen ähnliche Vorkommnisse statthaben, wie ich es für die Amitosen - mit Kernplattenbildung beschrieben habe. In letzter Zeit habe ich auch - Amitosen mit Kernplattenbildung im Hoden von Salamandra aufge- - funden (vgl. Fig. 37). 4 Ich möchte hier noch die Gelegenheit wahrnehmen, auf einige Bei- spiele einer anderen typischen Form der Amitose hinzuweisen, die durch eine einseitige Einbuchtung der Kerne charakteristisch ist, sonst 4 aber wie die bekannte hantelförmige Amitose verläuft, so dass die beiden Tochterkerne, die wohl immer asymmetrisch ausfallen, schließ- lich nur noch durch einen ganz feinen Plasmafaden verbunden sind, der dann auch durchreißt (Fig. 13, 17, 18). Eine Zelltheilung konnte ich auf meinen Präparaten nicht wahrnehmen, nur in einem Falle war eine Andeutung einer solchen vorhanden (Fig. 18), doch ist das Bild absolut "nicht beweisend und kann auch anders gedeutet werden. Meine für 4 Abbildungen ausgewählten Präparate zeichnen sich ferner dadurch aus, dass CGentrosomen und Sphären sowohl bei völlig ruhenden als bei ein- - gebuchteten Kernen mit großer Schärfe zur Anschauung kamen. Die r Zellen gehören dem Bauchfell der Salamander- und Tritonlarve an und sind vermuthlich sämmtlich Leukocyten. Die in toto in die Konser- E virungsflüssigkeit (Pikrinessig-Platinchlorid-Osmiumsäure) eingelegten Larven wurden nach ihrer Härtung und Nachbehandlung in rohem Holz- essig zerzupft und die feineren Gewebe zur Untersuchung in toto ver- wendet. Die Einbuchtung dieser Kerne, die stets nur von einer Seite her 7 beginnt (Fig. 22), giebt dem Kern zunächst eine wurstähnliche Form, | E die Durchschnürung mit lang ausgezogenen Verbindungsbrücken erfolgt | 4 recht häufig gar nicht in der Mitte der Kerne (Fig. 14), wodurch die I Tochterkerne nicht nur in der Größe, sondern auch in ihrer äußeren Gestalt recht unähnlich ausfallen. Auch bei den Amitosen mit Kern- — plattenbildung sind die Kerne hin und wieder einseitig oder von meh- Teren Seiten her eingebuchtet, bei diesen haben aber die Einbuch- tungen mit den Durchschnürungen meist nichts zu schaffen. Wir haben somit hier zwei wesentlich von einander verschiedene Formen der i Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX, Bd. p) 18 0. vom Rath, Amitose vor uns. Bei der typischen Hantelform der Amitose können wir andererseits auch zwei Unterabtheilungen machen und unterscheiden zwischen hantelförmigen Kerndurchschnürungen mit vorhergehender Chromatinumlagerung, wie wir es von den Makronuclei der Infusorien kennen und ohne nachweisbare Chromatinumlagerungen, wie man es bei den Metazoen gewöhnlich findet. Schon in einer früheren Arbeit (2d) habe ich dazu aufgefordert, die bis jetzt bekannten Formen der Amitose scharf von einander zu trennen und hierbei auf das Verhalten der Gentrosomen und Attraktionssphären besonders zu achten. Ich gedenke demnächst eine derartige Eintheilung näher auszuarbeiten. Dass auch das Verhalten der Nucleolen für eine Eintheilung der Amitosen von Wichtigkeit sein kann, braucht kaum betont zu werden. Ich erinnere hier daran, dass von PrArner (38) Amitosen in den Mar- rısarschen Gefäßen von Wasserkäfern gefunden wurden, auf welche Zelltheilungen gefolgt wären. Der Nucleolus soll nach diesem Autor bei der Kerntheilung eine streifige Umwandlung erfahren und sich in zwei senkrecht gegen die Theilungsebenen gelegene gestreifte Platten zer- legen, die sich späterhin wieder abrunden. Ich habe selbst eine große Zahl Marpicurscher Gefäße bei Insekten (Hydrophilus, Dytiscus, Peri- planeta, Blatta, Apis, Gryllotalpa) und Myriapoden (Julus, Polydesmus, Glomeris u. A.) auf diesen Punkt hin untersucht, doch habe ich niemals eine derartige streifenförmige Struktur des Nucleolus finden können, obschon ich Amitosen in diesen Zellen recht häufig gesehen habe. Hantelförmige Figuren der Nucleolen bemerkt man übrigens nicht selten bei Amitosen, aber auch bei völlig ruhenden Kernen und hierbei muss stets im Auge behalten werden, dass derartige Bilder keineswegs un- bedingt als Theilungen des Nucleolus aufgefasst werden müssen, indem solche Figuren gerade so gut durchZusammenfließen mehrerer Nucleolen entstehen können. Auf eine von Frexzeı (7b) beschriebene sogenannte nucleoläre Kernhalbirung werden wir weiter unten bei der Besprechung der Untersuchungen dieses Autors über die Mitteldarmdrüse von Astacus noch einmal zurückkommen. In dem folgenden Theile meiner Arbeit werde ich einige der neuesten für die Entscheidung der Amitosenfrage besonders wichtigen Arbeiten kritisch besprechen. Il. Theil. Über die Amitosenfrage im Allgemeinen. Das Studium der Amitosen in den Drüsenzellen des Kopfes von Aniloera mediterranea war für mich der Ausgangspunkt für um- fassende vergleichende Untersuchungen über die biologische Bedeu- | Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach ete. 19 tung der Amitose. Zuerst studirte ich hauptsächlich secernirende und assimilirende Zellen vieler Vertebraten und Evertebraten, dann auch die übrigen Somazellen und zum Schluss die Sexualzellen. Meine Resultate habe ich in verschiedenen Schriften bekannt gegeben und in meiner letzten diesbezüglichen Arbeit (Ad) in folgender Weise zu- sammengefasst: | »Alle Zellen, welche einmal amitotische Kerntheilung erfahren haben, können sich unter keiner Bedingung mehr mitotisch theilen, sie gehen vielmehr einem sicheren Unter- gang entgegen, doch können die Kerne sich vielleicht vorher noch einmal oder einige Male amitotisch theilen. Bereits in einem früheren Aufsatze haben H.E. Zıesrer und ich (6) betont, dass die amitotische Kerntheilung sich keineswegs beliebig oft wiederholen kann, dass vielmehr die Zahl der successive sich folgenden amitotischen Kerntheilungen und noch mehr die Zahl der dabei stattfindenden etwaigen Zell- theilungen eine beschränkte ist. In allen Geweben und Organen, in welchen ein kon- tinuirlicher oder periodischer Zellverbrauch stattfindet, erfolgt die Regeneration, das heißt der Ersatz der abge- nutzten und zu Grunde gehenden Zellen durch mitotische Theilungen von wenig differenzirten jugendkräftigen Re- generationszellen her, die öfters in größerer Zahl in Re- generationsherden beisammen liegen. Ein regenerativer Charakter der Amitose ist weder bei Metazoen noch bei Protozoen wirklich nachgewiesen. Wenn nun auch in man- chen Geweben oder Organen Mitosen und Amitosen neben einander vorkommen, so darf man daraus keineswegs schließen, dass Mitose und Amitose als gleichwerthige Theilungsmodi zu betrachten sind, die ent- weder neben einander auftreten oder mit einander abwechseln, es sind vielmehr in diesen Fällen die mitotisch sich theilenden Zellen die Er- satzzellen für die in Folge von Amitose zu Grunde gehenden Nachbar- zellen. Wir können in allen Fällen, wo Amitose auftritt, auch solche Regenerationszellen auffinden, doch gelingt es bekanntlich nicht immer mit Leichtigkeit, diese Mitosen der Ersatzzellen zur Ansicht zu be- kommen, da solche Mitosen oft nur zu bestimmten Jahreszeiten, also periodisch auftreten, wie bei den Arthropoden. Vielfach steht das Auf- treten von Mitosen in den Regenerationszellen mit wichtigeren bio- logischen Momenten, z.B. mit Häutungen, in Beziehung. Amitose tritt hauptsächlich in Zellen auf, die in Folge besonderer Specialisirung einer intensiveren Assimilation, 9% 20 0. vom Rath, Sekretion oder Exkretion vorstehen; ferner im alternden abgenutzten Gewebe und folglich da, wo die Zellen nur eine vorübergehende Bedeutung haben (z. B. bei Zellen der Eihüllen). Dass Amitose auch im relativ jungen Gewebe vorkommen kann, braucht kaum betont zu werden, da auch in Furchungs- oder Blastodermzellen sowie bei Embryonen und Larven an einzelnen Stellen Zellen zu Grunde gehen. In den meisten Fällen der Amitose fallen die Zellkerne durch besondere Größe auf (Meganucleus ZıesLer’s), und lassen sich hierdurch von den Kernen der Regenerationszellen, die ihren normalen Habitus bewahrt haben, leicht unterscheiden, auch wenn letztere in keiner Phase der Mitose stehen. ! Den Mitosen gegenüber haben die Amitosen durchweg einen mehr oder weniger deutlich erkennbaren degenera- - tiven Charakter. Die Mitose hat sich keineswegs aus der Amitose ent- wickelt,so dass die letztere den ursprünglicheren Theilungs- modus darstellte; die Amitose ist allerdings ein unzweifelhaft ein- facherer Vorgang als die Mitose, sie führt aber auch nicht zu dem gleichen Resultate wie diese, indem eine gleichmäßige Vertheilung von Kernsubstanz und CGhromatin auf die Tochterkerne nicht stattfindet. Es ist sehr wohl möglich, dass die Amitose zur Mitose gar keine Beziehungen hat und einen völlig unabhängigen Vorgang repräsentirt. Auf Grund meiner Studien über die Amitosen in Sexualzellen glaubte ich zu folgenden Schlussfolgerungen berechtigt zu sein: Die bei Sexualzellen beobachteten Amitosen stehen mit meinen über Ami- tose bei Somazellen festgestellten empirischen und theoretischen Resul- taten in keinem Widerspruch, vielmehr im besten Einklang. Wenn im Hoden, dem Ovarium, oder der geschlechtlich noch nicht differenzirten Genitalanlage Amitose gesehen wird, so findet dieselbe entweder an den vergänglichen Umhüllungszellen (Follikelzellen, Gysten- zellen, Follikelepithel) statt, oder an Sexualzellen, die sich nicht weiter entwickeln und degeneriren. Die Angaben der Autoren, welche behaupten, dass sich in den Theilungsceyklus der Ei- oder Samenzellen Amitosen einschieben, müssen mit der größten Vorsicht aufgenommen werden, da sie einer großen Zahl empirischer Befunde und eben so theoretischen Erwägungen direkt widersprechen. Solche Angaben bedürfen dringend einer Nach- untersuchung und ich zweifle nicht daran, dass sich in allen Fällen die Grundlosigkeit dieser Behauptungen wird klar stellen lassen. Die Anschauungsweise der Autoren, welche zwischen Amitosen und Mitosen keinen principiellen Unterschied anerkennen wollen, hat N Re Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach etc. 21 nach dem gegenwärtigen Standpunkte unserer Kenntnisse über Kern- theilungsvorgänge keine Berechtigung mehr und muss als irrig fallen gelassen werden. « Beinahe ‚gleichzeitig mit meiner letzten Schrift erschien dann Freunine’s vergleichendes Referat über Amitose und ich möchte wenig- stens in Kürze auf einige Punkte dieser Darstellung eingehen, da in Bezug auf die Auffassung der Amitose zwischen FLEmnıne einerseits, und H. E. ZıecLer und mir andererseits, außer erfreulichen Überein- stimmungen doch auch wichtige Differenzen vorhanden sind. Während nämlich H. E. ZıesLer und ich eine generative Wirksamkeit der Ami- tose für Protozoen und Metazoen unbedingt in Abrede stellen, verharrt Fremning bei seiner früher mit aller Reserve nur als Hypothese aufge- stellten Ansicht, »dass die amitotische Theilung bei Protozoen und einigen Metazoenformen noch vielfach in generativer Wirksamkeit, diese bei den übrigen, und besonders bei Wirbelthieren und höheren Pflanzen verloren hat; dass sie sich hier in der Norm nur noch in der von CHun (39) vertretenen Bedeutung (Erzeugung vielkerniger Zellen) geltend macht, sonst aber nur entweder unter pathologischen Bedin- gungen, oder doch als ein Vorgang auftritt, der kein keimfähiges Zellen- material mehr liefert. Die Amitose wäre danach in den Geweben der Wirbelthiere — sowie der höheren Pflanzen und vielleicht auch bei recht vielen Wirbellosen — ein Vorgang, der nicht mehr zur physio- logischen Neulieferung und Vermehrung von Zellen führt, sondern wo er vorkommt, entweder eine Entartung oder Aberration darstellt oder vielleicht in manchen Fällen (Bildung mehrkerniger Zellen durch Frag- mentirung) durch Vergrößerung der Kernperipherie dem cellulären Stoffwechsel zu dienen hat.« Den von H.E. ZiesLer und mir vertretenen Ansichten möchte Freuming nicht unbedingt folgen, da dieselben weiter gehen, als seine eigenen. Gegen meine in einer früheren Arbeit (2b) über die Amitose im Hoden ausgesprochenen Resultate erhebt Freu- mine Bedenken, die ich zur Vermeidung von Missverständnissen kurz besprechen muss. Ich sagte damals, dass in allen Fällen, in welchen eine amitotische Kerntheilung im Hoden beobachtet wird, sich diese Kern- theilung nur an den vergänglichen Stützzellen also den Follikelzellen (meinen Randzellen) vollziehe ete. Da nun dem Wortlaute allein nach dieser Passus falsch verstanden werden konnte, habe ich in einer ande- ren Arbeit (Qc) über die Spermatogenese von Gryllotalpa des Näheren ausgeführt, dass zwar auch Amitosen bei Sexualzellen vorkommen, dass aber solche Zellen sich fernerhin nicht mehr mitotisch theilen und über- haupt nicht in den Entwicklungscyklus der Samenzellen hineingehören, vielmehr degeneriren. Ich wies speciell auf die Amitosen in Sexual- 22 0. vom Rath, zellen von Amphibien hin (2e, p. 152). Zu meinem Bedauern ist Freunine der diesbezügliche Passus meiner Gryllotalpa-Arbeit, die auch im Litteraturverzeichnis des Referates nicht aufgeführt wird, völlig entgangen. Die von Fremnine vorgeschlagene Milderung meines Satzes der Astacus-Arbeit (2b) ist somit bereits ein Jahr früher von mir selbst durch eine präcisere Ausdrucksweise zur Ausführung gekommen. An einer anderen Stelle des Referates p..79 erklärt Fremming, dass mein Urtheil, wonach Zellen, die sich einmal amitotisch getheilt haben, sich nie wieder mitotisch theilen können, doch zu hart sei, indem man beispielsweise nicht beweisen könne, dass die Töchter einer der Spermatogonienzellen im Salamanderhoden, welche durch die Meves- sche Form der Amitose (hantelförmige Amitose mit ringförmiger Sphäre) entstanden sind, nicht wiederum sich mit Mitose theilen können. Mir scheint es nun, dass mit derartigen negativen Beweisen oder Beweis- versuchen nicht viel gewonnen wird, dass vielmehr, wie FLemmine an einer anderen Stelle desselben Referates (l. c. p. 73) sagt, zwei posi- tive Befunde mehr werth sind, als tausend negative, und so möchte ich diejenigen Autoren auffordern, welehe an die Möglichkeit einer nor- malen mitotischen Theilung nach einer Amitose glauben, hierfür einen positiven Beweis beizubringen. Die bis jetzt zu Gunsten dieser Ansicht angeführten Beispiele sind aber weit davon entfernt, irgend welche Beweiskraft beanspruchen zu dürfen, vielmehr lassen dieselben sämmt- lich eine andere und wie mir scheint, viel plausiblere Deutung zu. Auf den eben erwähnten Fall der Mrvzs’schen Amitose werde ich weiter unten noch eingehender zu sprechen kommen. Die Bedenken, die Fremmins in Betreff der Protozoen gegen die Auffassung der Amitose von H.E. ZıesLer und mir geltend macht, kann ich nicht theilen. Wenn auch bei manchen Einzelligen bis jetzt mit Sicherheit noch keine Mitosen nachgewiesen werden konnten, so ist da- mit nicht bewiesen, dass dieselben doch noch gefunden werden können, wenn erst genauer die Biologie der betreffenden Lebewesen erkannt sein wird. In letzter Zeit haben sich übrigens in erfreulicher Weise die Angaben gemehrt, nach welchen Mitosen auch bei solchen Proto- zoen gesehen wurden, bei welchen bisher vergeblich nach denselben gesucht wurde. Aus der Fremmine’schen Darstellung möchte ich hier nur noch folgenden auf die Amitose der Infusorien bezüglichen Satz hervorheben. »Wenn aber auch anzunehmen wäre, dass bei Infusorien lediglich Makronuclei zur amitotischen Theilung kommen, so würde man diesen Vorgang doch nicht gerade als degenerativ bezeichnen können, da die so getrennten Kernportionen in den normal weiterlebenden Tochter- Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach etc. 23 - organismen ja zu fungiren fortfahren.« Diesem Satze muss entgegen- - gehalten werden, dass bei der Konjugation der eiliaten Infusorien aber - thatsächlich der Makronucleus, der sich amitotisch theilt, zu Grunde - geht, während der sich mitotisch theilende Mikronucleus jeweils einen neuen Mikronucleus und einen neuen Makronucleus liefert. Diese Verhältnisse stehen mit der von H. E. ZiegLer und mir vertretenen An- schauung über die biologische Bedeutung der Amitose im besten Ein- klang. Was ferner den degenerativen Charakter der Amitose anbe- trifft, so haben wenigstens H. E. Zıesrer und ich niemals schlechthin von einem degenerativen Charakter der Amitose gesprochen, vielmehr stets ausdrücklich betont, dass die Amitose der Mitose gegen- über einen mehr oder weniger deutlich erkennbaren, degenerativen Charakter verrathe. (Vgl. ZıesLer und vom Rırtn, die amitotische Kerntheilung bei den Athropoden, Biolog. Gen- tralbl. Bd. XI, 1894, p. 757, ferner vom Rırn, Beiträge zur Kennt- nis der Spermatogenese von Salamandra mac., diese Zeitschr. Bd. 57, Hft. 1, p. 147.) Auch haben wir hervorgehoben, dass auf Amitosen zwar noch eine beschränkte Zahl von Amitosen, niemals aber mehr Mi- tosen folgen. In neuester Zeit hat sich übrigens einer der besten Ken- ner der Protozoen A. Gruper (8) auf Grund seiner eigenen Beobach- tungen an Einzelligen ausdrücklich zu der von H. E. Ziester und mir vertretenen Auffassung der biologischen Bedeutung der Amitose be- kannt. Ich bin ein entschiedener Anhänger jener Forscher, sagt A. GrüBEr 1. c. p. 27, welche der Ansicht sind, dass alle diejenigen Kerne, die noch zur weiteren Fortpflanzung bestimmt sind, sich mito- tisch theilen, während die Amitose nur bei solchen Kernen sich findet, welche, sei es durch pathologische, sei es durch normale Vorgänge, dem früheren oder späteren Untergang geweiht sind. In derselben Schrift bespricht A. Gruger auch unter Anderem die Kerntheilungsvor- gänge bei Sporozoen und Radiolarien und möchte die Möglichkeit nicht abweisen, dass die von Branpt beschriebenen Vorgänge der Sporula- tion der Radiolarien später einmal eine andere Deutung erfahren können. In Betreff näherer Einzelheiten verweise ich auf die eben citirte Arbeit Gruser’s. Beiläufig möchte ich hier noch einmal daran erinnern, dass die Amitosen der Makronuclei der Infusorien zur Mitose eine viel engere Beziehung haben als alle amitotischen Vorgänge der Metazoen. Auch bei den Makronuclei der Infusorien findet eine Chromatinumlage- rung statt, doch ist dieselbe von der für die Mitose charakteristischen schleifenförmigen Anordnung des Chromatins wesentlich verschie- den; desshalb darf auch die streifenförmige Anordnung des Chromatins 24 0. vom Rath, bei der Theilung der Makronuclei der Infusorien mit der Knäuelform (Spirem) der Mitose nicht homologisirt werden. Man könnte daran denken, dass bei den Protozoen mit Makro- und Mikronuclei die Ami- tose sich aus der Mitose entwickelt hat, während bei den Metazoen die Amitosen und Mitosen Kerntheilungsvorgänge eigener Art sind, die in keinem genetischen Verhältnisse zu einander zu stehen braucken, wie ich bereits früher betonte. Auf eine weitere Besprechung des Fenning’schen Referates möchte ich hier nicht eintreten und nur die Schlussworte anführen: »die Aus- gleichung der Gegensätze ist von weiterer Arbeit zu erwarten, die sich wohl zunächst besonders auf die Fragen zu richten haben wird, ob irgendwo im Arthropodenkörper bei sicherlich-physiologischer Regene- ration von Zellen die Mitose sich ganz ausschließen lässt, und eben so ob dies bei gleichen Regenerationsvorgängen beim Wirbelthier, wie z. B. in Drüsen, der Fall sein kann. Einstweilen glaube ich bei dem Wortlaute meiner oben citirten Hypothese, unter Verweis auf deren Motivirung an den zwei genannten Stellen, stehen bleiben zu können, da sie mit keiner der zuletzt besprochenen Meinungen in absolutem Widerspruch steht; wie früher mit dem Vorbehalt, dass ich selbst mich nicht als Vertreter dieser Hypothese benehme, aber sie für die Beur- theilung von Befunden über Amitose auch ferner zur Erwägung em- pfehle« (vgl. p. 21 dieser Arbeit). In dem vor Kurzem erschienenen neuen Referate Fremnming’s » Über die Zelle« (Arbeiten von 1893) ist wieder ein Kapitel der Amitose ge- widmet, und soll hier ebenfalls in Kürze besprochen werden. Zuerst hebt Fremmine noch einmal die Unterschiede in der Auffassung der bio- logischen Bedeutung der Amitose hervor, die zwischen seiner und H. E. ZıesLer’s Angaben bestehen, da von einigen Autoren diese Unter- schiede nicht die entsprechende Beachtung gefunden hätten. Die ZiesLer' sche Ansicht, dass amitotische Theilung nie eine regenera- torische Bedeutung habe und dass eine Zelle an der oder an deren Kern dieser Vorgang geschehen sei, selbst oder in den dadurch noch etwa entstandenen, nächsten Nachkommen dem Untergang entgegen gehen und also nicht mehr der Regeneration dienen könne, bliebe noch zu beweisen. Es werden dann die neuesten Arbeiten be- sprochen, die gegen die von H. E. ZıesLer und mir vertretene Auffas- sung zu sprechen scheinen und dann solche, die zu unseren Gunsten ins Feld geführt werden können. Für unsere Zwecke kommen hier na- türlich in erster Linie die Arbeiten der ersten Kategorie, welche für eine regeneratorische Bedeutung der Amitose zu sprechen scheinen, in Betracht. Es sind dies die Schriften von Frexzer über die Mitteldarm- 2 3 a a Zn ir 0, EEE EN En NEE SER, rn a a la ee a r , Bin u; Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Aniloera mediterranea Leach etc. 25 drüse des Flusskrebses (7c), von Nicor4s tiber die Epithelialprocesse im Darme der Amphibienlarven (10c), von Knorı über die Blutzellen der Evertebraten (12), von Sasırıer über die Spermatogenese der Decapoden, beiläufige Angaben von Craus (32c), sowie eine Mittheilung von Verson über die Puppe von Bombyx mori (13). Es kann selbstverständlich nicht in meiner Absicht liegen gegen diese Angaben hier sofort den auf empirischen Befunden begründeten direkten Gegenbeweis zu erbringen; daich aber mit Ausnahme des eben erwähnten Untersuchungsobjektes von VErson und einiger Objekte von Craus, die sämmtlichen übrigen Objekte selbst bearbeitet habe, möchte ich wenigstens die Erklärung abgeben, dass ich mit den Deutungen der oben erwähnten Autoren auf Grund meiner eigenen Beobachtungen absolut nicht einverstanden bin. Beiläufig will ich aber bemerken, dass ich keineswegs geneigt bin, mich der undankbaren Aufgabe zu unterziehen jedes Mal, wenn ein Autor für eine regeneratorische Bedeu- tung der Amitose einen »scheinbar beweisenden« neuen Fall beibringt, meinerseits durch eine mühsame Nachuntersuchung den Gegenbeweis zu liefern. Es werden ohne Zweifel derartige Fälle noch mehrfach in der Litteratur bekannt werden, doch halte ich es für verfehlt, solchen Fällen bei der Beurtheilung der Amitosenfrage eine besondere Bedeu- tung beizumessen, so lange dieselben nicht besser begründet sind als die bisher vorgebrachten. In Betreff der Untersuchungen Frexzer’s über die Mitteldarm- drüse von Astacus (7), möchte ich bereits hier einige Bemerkungen machen und dann an anderem Orte eine eingehendere Besprechung mit Abbildungen folgen lassen. Bereits früher (6) habe ich mich in Gemeinschaft mit H. E. ZıeeLer über die Regeneration der Drüsen- zellen der Mitteldarmdrüse von Astacus (6, p. 748) ausgesprochen. Trotzdem FrenzeL angab, dass er in diesen Drüsenzellen keine Mitosen gefunden habe und dass wohl wenig Aussicht vorhanden sei, dass sie gefunden werden dürften, wurden sie durch H. E. ZıeaLer und mich konstatirt. Wir sprachen uns hierüber etwa wie folgt aus: Bekanntlich besteht die Leber (Mitteldarmdrüse) von Astacus aus zahl- reichen dünnen Schläuchen, an deren blinden Enden sich die Regenera- tionsherde vorfinden. In dem Schlauchende besteht das Epithel aus kleinen Zellchen, welche die Eigenschaften jugendlicher Zellen haben, In diesem obersten Theile des Schlauches haben wir bei jungen Exem- plaren von 2—5 em:Länge mit Regelmäßigkeit in jedem Falle zahl- reiche Mitosen gesehen; es mag dabei bemerkt werden, dass wir die Thiere sofort konservirten, nachdem wir sie ihrem früheren Aufent- haltsorte entnommen hatten. Bei ausgewachsenen Krebsen wurden 26 0. vom Rath, bei zwei Exemplaren in den obersten Theilen der Leberschläuche eben- falls wie bei den jungen Krebsen Mitosen in großer Menge angetroffen. Dagegen wurden die Mitosen bei vielen (bei mindestens 12) Exemplaren vergeblich gesucht. Letztere Exemplare waren mit den beiden anderen gemeinsam in einem von frischem Wasser durchströmten Aquarium gehalten und reichlich mit Regenwürmern gefüttert worden. So wurden wir zu dem Schlusse geführt, dass bei erwachsenen Krebsen das Auf- treten der Mitosen in den Leberschläuchen ein periodisches sei. Viel- leicht bestehe eine Beziehung zwischen dem periodischen Auftreten der Mitosen und den periodischen Häutungen, doch ließen wir diese Frage einstweilen unentschieden. Frenzer hat nunmehr ebenfalls in den blinden Enden der Leberschläuche von Astacus Mitosen gefunden, die zu einer Erneuerung des Epithels führen, doch möchte er diesen Vor- gang als eine Wachsthumserscheinung deuten, die bei jungen und noch nicht völlig ausgewachsenen Thieren vorkäme, womit auch in Einklang stände, dass von ZIEGLER und mir diese Mitosen reichlich bei jungen, aber nur einzeln und schubweise bei älteren Individuen beobachtet wurden. Es wird dann des Weiteren ausgeführt, dass die Flusskrebse eben so wie die Octopoden sehr langsam und lange wachsen, so dass auch bei Thieren, die als alte und ausgewachsene bezeichnet werden, immer noch ein Wachsthum der Mitteldarmdrüse angenommen werden dürfte. Ferner fand Frenzer auch unter den kleinen Zellen der blinden Enden der Schläuche außer Mitosen zahlreich amitotische Theilungen, die er an dieser Stelle ebenfalls als normale Vorkommnisse ansehen möchte. Bei den Drüsenzellen will FrenzeL einen scharfen Unterschied zwischen Ferment und Fettzellen machen. Die amitotischen Theilungen sowohl der Ferment- als der Fettzellen sollen nach dem Schema der nucleolären Kernhalbirung verlaufen. FrenzeL versteht hierunter bekanntlich eine bestimmte Form der Amitose, bei welcher im Gegen- satz zur Mitose der alte Nucleolus während der Theilung nicht ver- loren geht, vielmehr ein zweiter im anderen Halbtheile des Kernes auf- tritt; die Zerschnürung erfolge dann genau in der Mitte des Kernes, so dass zwei genau gleiche Kugeln hervorgehen. Bereits in einer früheren Arbeit hatte Frenzer (7 b) eingehend seine nucleoläre Kernhalbirung geschildert und ich möchte wenigstens einen Passus dieser Schrift her- vorheben, der sicherlich bei allen Kerntheilungsforschern wenig Beifall finden wird. »Gerade wie bei der mitotischen Kerntheilung sich die chromatische Substanz, zum Theil wohl gerade auf Kosten der Nucleolen vermehrt, so vermehrt sich hier die Substanz des Nucleolus, und gerade wie dort an den chromatischen Schleifen eine genaue Halbirung geschieht, wodurch die größtmögliche Gleichheit der Potenz beider er Kr Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Aniloera mediterranea Leach ete. 27 Tochterkerne erzielt werden soll, so tritt hier eine genaue Gleich- stellung der beiden Nucleolen ein. Während sich im Allgemeinen aber bei der Mitose die chromatische Substanz nicht verdoppelt, was jeden- falls wohl sehr schwierig zu erweisen wäre, so können wir noch einen Schritt weiter gehen und aussagen, dass bei uns vor Beginn der Theilung eine genaue Verdoppelung der Nucleolensubstanz bewahrheitet wird. So weit wir uns auf unseren Gesichtssinn verlassen dürfen, können wir behaupten, dass bei der nucleolären Kerntheilung jeder Tochterkern genau dem Mutterkern gleicht, an Gestalt, Volumen, Anordnung des Kerngerüstes und Aussehen des Nucleolus. Bisher war man bekannt- lich der Ansicht, dass die Hauptbedeutung der Mitose darin beruhe, dass vor Allem die chromatischen Substanzen möglichst gleichmäßig auf beide Tochterkerne vertheilt werden. Wir haben nunmehr gesehen, dass eine solche Vertheilung auch auf einem anderen, anscheinend doch viel einfacherem Wege vor sich gehen kann, und man wird jetzt mit Recht bezweifeln dürfen, ob darin gerade die Hauptbedeutung der Mitose beruhe. Warum sollte sich denn auch ein so komplicirter Process abspie- len, bloß zu dem Zweck, um die Kernpotenz, wenn ich so sagen darf, genau zu halbiren. Diese Halbirung soll nicht geleugnet werden, dahin- gegen ihre Bedeutung als einziger Endzweck der Mitose, deren Wesen uns vielmehr vor der Hand noch recht unverständlich bleiben muss.« Da nun in der Mitteldarmdrüse von Astacus Mitosen und Amitosen mit Sicherheit nachgewiesen sind, fragt es sich, wie diese Befunde zu deuten sind. Frenzer hält dafür, dass die Mitosen nur zur Vergrößerung des Drüsenschlauches zu einem Wachsthum der Schläuche an Dicke und Länge dienen, während die Amitosen zum Zellersatz hinreichten. Allerdings sagt Frenzer ausdrücklich, können wir auch jetzt nur noch von einer großen Wahrscheinlichkeit sprechen, denn einen strikten Beweis für unsere Ansicht zu geben sind wir zur Zeit wenigstens außer Stande, und es muss immer noch die geringe Möglichkeit zugegeben werden, dass, wenn auch nur bei bestimmter Gelegenheit, ein Nach- rücken der Zellen vom Keimlager aus vor sich geht. | Ich möchte hier nur noch kurz auf die Schlussfolgerungen desselben 2 Autors hinweisen. »Es scheint mir, dass die Art und Weise der Zell- regeneration, wie sie oben aus einander gesetzt ist, nicht auf die Mittel- darmdrüse des Flusskrebses oder der Decapoden beschränkt sein dürfte. Sie wird zunächst bei den Arthropoden noch weiter verbreitet sein, und, wie ich glaube, auch noch bei anderen Wirbellosen. Ja man wird dann vielleicht, wenn man von Zelltheilung spricht, in weiterer Durch- führung von zwei wesentlich verschiedenen Erscheinungen zu sprechen haben, nämlich einerseits von der Zellvermehrung, die sich mitotisch 28 0. vom Rath, vollziehend ein Wachsthum des ganzen Organs resp. Organtheiles zur Folge hat, und von dem Zellersatz — was ich auch Regeneration nannte, — der auf amitotischem Wege vor sich geht und nur den Zweck hat, die behufs ihrer Thätigkeit dem Epithel verloren gehenden Zellen zu ersetzen, ohne dass daraus also ein Gesammtwachsthum resultiren würde. Wie sich bei dieser Frage endlich die Wirbelthiere verhalten, bleibt noch gänzlich offen. Es würde indessen einen außerordentlich großen Gegensatz zwischen den beiden Hauptabtheilungen der Meta- zoen bedeuten, wenn die Verhältnisse hier vollständig anders liegen und eine Abweichung von obiger Regel bedingen würden. Zwar soll diese letztere auch nicht für die Wirbellosen zur alleinigen Regel, zum Dogma erhoben werden, denn es wird auch unter diesen genug Ausnahmen davon geben.« Wir sehen aus diesen kurzen Kossisen der FRENZEL’ schen Dar- stellung, dass wir es lediglich mit Hypothesen zu thun haben, gegen deren Richtigkeit schwerwiegende Bedenken erhoben werden können. Die empirischen Befunde dieses Autors stimmen obendrein mit meinen eigenen sehr wenig überein. Die Präparate, auf welche sich die Angaben von H.E. ZıesLer und mir beziehen, wurden von mir vor Jahren zu Zellstudien angefertigt und waren vorzüglich konservirt; ich erwähne dies nur desshalb, da . FrenzeL nach der von uns gegebenen Abbildung (Zinkographie), die ich mit dem Ogrrnäuser’schen Zeichenapparat genau nach einem Schnitt entworfen habe, auf schlechte Konservirung schließt. Bei meinen seit 1890 fortgesetzten Studien über die Sexualzellen von Astacus, habe ich seit den Frenzer’schen Publikationen stets die Mitteldarmdrüsen der größten Exemplare mit untersucht und ich bin so in der Lage, auf Grund eines ganz außerordentlich reichen Unter- suchungsmaterials neue Aufschlüsse zu geben. Besonders wichtig für den vorliegenden Gesichtspunkt ist der Umstand, dass ich recht häufig bei wahren Riesenexemplaren zu allen Jahreszeiten und selbst in den kalten Wintermonaten bei Thieren, die sicherlich mit einer Häutung nichts zu thun hatten, Mitosen auffand. Selbst bei Thieren, die ich vom Händler als auserlesene Prachtexemplare bezog, und die auf einem längeren Transport gehungert hatten, Kkonstatirte ich in den sofort nach der Ankunft konservirten Leberschläuchen Mitosen. Ich muss daher die von ZıesLer und mir früher gemachten Angaben dahin ergänzen,-dass Mitosen bei den größten Astacus- Individuen zu allen Jahreszeiten, selbst nach Hungerperioden und unabhängig von der Häutung in den Schläuchen der Mitteldarmdrüse gefunden werden, dass aber die Zahl dieser Mitosen in den einzelnen a Sl Bin Hl a muue Dun den nn nen a an Ann > a ut TEE IE ET BE. = ERENTO R a DB aD ae ee ; Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach ete. 29 Schläuchen zu diesen Zeiten eine wesentlich geringere ist, als bei an- deren Thieren, die vermuthlich einen Häutungsprocess durchmachen. Während nämlich bei letzteren in jedem Schlauche, auf jedem Längs- wie Querschnitt die Mitosen in großer Zahl auftreten, sind sie bei den übrigen Thieren relativ selten, ich habe in einem Schlauche nie mehr als sieben Mitosen finden können. Bei meinen Zählungen habe ich der Einfachheit halber von der Schnittmethode abgesehen und von der dem lebenden Thiere entnommenen Drüse schnell eine Reihe von Schläuchen isolirt, diese dann konservirt und mit einem gewöhnlichen Kernfärbemittel tingirt (z. B. Alaunkochenille) und in toto untersucht. Wenn überhaupt Mitosen vorkamen, waren dieselben bei den in Gedernholzöl aufgehellten Schläuchen durch die lebhafte Färbung der Chromosomen, die gegen die der nur schwach gefärbten ruhenden Kerne deutlich abstach, sofort kenntlich. Wenn Mitosen in einigen Schläuchen gefunden werden, so kommen sie desshalb aber keineswegs in allen Schläuchen derselben Drüse vor. Um von einer Mitteldarmdrüse eines Exemplares behaupten zu wollen, dass Mitosen überhaupt nicht vor- kommen, muss man überaus sorgfältige Untersuchungen anstellen, die natürlich sehr zeitraubend sind. Ich habe einmal auf einer lücken- losen Querschnittserie durch die blinden Enden eines größeren Kom- plexes solcher Schläuche auf etwa 400 Schnitte eine Mitose im Äqua- torialplattenstadium und eine im Spirem feststellen können. Nach den eben gemachten Angaben hat die Frenzer’sche Hypothese, dass bei Flusskrebsen, die sehr lange und langsam wachsen sollen, auch ein Längen- und Dickenwachsthum der Mitteldarmdrüse angenommen werden muss, für welche die Mitosen dienten, während der eigentliche Zellersatz für die bei der Sekretion zu Grunde gehenden Zellen ledig- E lich durch Amitosen gedeckt würde, nur recht wenig Wahrscheinlich- E keit für sich. Eine Annahme, dass die Riesenexemplare, bei denen ich Mitosen gefunden habe, alle noch nicht völlig ausgewachsen gewesen - wären, dürfte mindestens als gewagt bezeichnet werden. Dass gewisse Edelkrebse und zumal solche aus Zuchtanstalten eine bedeutende - Größe erreichen können, ist eine ausgemachte Thatsache und die Maxi- - malgröße dürfte schwer zu bestimmen sein; ich habe aber trotz eif- - riger und mühsamer Untersuchungen nie einen besonders großen Stein- krebs erhalten können, die in den Bächen Badens sehr häufig sind, vom - Menschen aber nicht verfolgt werden, da ihr Geschmack kein besonders - guter sein soll. Diese Thiere wachsen über ein bestimmtes Maß nicht - heraus, wie ich mit Sicherheit aus den Größenverhältnissen der von mir gesehenen zahlreichen Exemplare, welche beim Ablassen der Bäche beim Forellenfang gefunden werden, behaupten darf. Auch bei ii ea 2 De ! ER 30 0. vom Rath, den größten dieser Steinkrebse habe ich häufig genug Mitosen in der Leber konstatirt. | Meine empirischen Befunde stimmen auch mit manchen anderen Angaben ‘von FrenxzeL nicht überein. Dass in den blinden Enden der Schläuche neben den Mitosen zahlreiche Amitosen vorkommen, trifft für meine Objekte auf keinen Fall zu; damit will ich allerdings nicht in Abrede stellen, dass hin und wieder einmal ein Bild zur Anschauung kommt, welches man mit gutem Willen als eine Andeutung einer amitotischen Kerntheilung in Anspruch nehmen kann; von einer auf eine Amitose folgenden Zelltheilung habe ich auf meinen Präparaten an keiner Stelle der Drüse ein Bild auffinden können; einen scharfen Unterschied zwischen unzweifelhaften Ferment- und Fettzellen habe ich ebenfalls nicht ausfindig machen können, obschon ich die besten und bewährtesten Konservirungs- und Färbungsmittel in Anwendung brachte. Was ferner den Ausdruck nucleoläre Kernhalbirung anbetrifft, so muss ich denselben als nichtzutreffend bezeichnen, da in fast allen Fällen, in welchen bei den in Rede stehenden Zellen eine Amitose vorliegt oder wahrscheinlich ist, die Tochterkerne ungleich ausfallen. Einigermaßen symmetrische Figuren sind überaus selten anzutreffen. Eine annähernd gleichmäßige Chromatinvertheilung ist bei diesem amitotischen Kerntheilungsvorgang, bei welchem eine irgend- wie sichtbare Umlagerung des Chromatins nicht stattfindet, so gut wie ausgeschlossen. Dass FrexzeL besonders auf das Verhalten der Nucleolen bei den Amitosen geachtet hat, ist entschieden verdienstvoll, ich wun- dere mich aber darüber, dass es diesem Autor entgangen ist, dass die Nucleolarsubstanz gerade in diesen Zellen in Form von zwei verschieden tingirten einander dicht anliegenden Kugeln einer dunklen und einer blassen auftritt (siehe oben p. 5). In welcher Beziehung übrigens die Nucleolen zum Chromatin stehen, ist auf jeden Fall noch nicht be- wiesen; dass sie Reservestoffe für das Chromatin darstellen, ist bekannt- lich in letzter Zeit eben so lebhaft bestritten, wie vertheidigt worden. Wenn nun aber FrenzeL gerade von der nucleolären Kernhalbirung der Zellen der Mitteldarmdrüse von Astacus behauptet, »dass jeder Tochter- kern genau dem Mutterkern gleicht an Lage, an Gestalt, Volumen, An- ordnung des Kerngerüstes und Lage und Aussehen des Nucleolus«, so muss ich dem auf Grund meiner Präparate energisch widersprechen. Frenzer fährt dann fort: »Bisher war man bekanntlich der Ansicht, dass die Hauptbedeutung der Mitose darin beruhe, dass vor Allem die chro- matischen Substanzen möglichst gleichmäßig auf beide Tochterkerne ver- theilt werden. Wir haben nunmehr gesehen, dass eine solche Verthei- lung auch auf einem anderen, anscheinend doch viel einfacherem Wege x 7 Über den feineren Bakı der Drüsenzellen des Kopfes von Auiloera mediterranea Leach etc, 31 vor sich gehen kann, und man wird jetzt mit Recht bezweifeln dürfen, ob darin gerade die Hauptbedeutung der Mitose beruhe.« Nach meiner Ansicht hat nun aber Frenzer eine solche gleichmäßige Vertheilung des Chromatins auf beide Tochterkerne nicht nur nicht bewiesen, sondern nicht einmal wahrscheinlich gemacht und jede weitere Spekulation hierüber erscheint mir unberechtigt und überflüssig. Eine Verallgemeinerung der auf der Frexzer’schen Hypo- these beruhenden Schlussfolgerungen stößt sofort auf bedenkliche Schwierigkeiten. Wie bereits FLeumıne in seinem Referat betont, findet bei Wirbelthieren die Regeneration stets »bewiesener Weise« auf mito- tischem Wege statt. Wenn aber FrenzeL glaubt, dass bei Evertebraten und obendrein bei den Arthropoden ähnliche Vorgänge eine größere Verbreitung haben, wie er sie für den Flusskrebs »annimmt«, so muss dem doch gleich entgegengehalten werden, dass gerade für die Arthro- poden von H. E. Zıesrer und mir (6) eine größere Zahl von Beispielen aufgeführt wurde, bei welchen die Regeneration ganz unzweideutig nur auf mitotischem Wege erfolgt und amitotische Regeneration sicher ausgeschlossen ist. Dasselbe gilt nach den Untersuchungen von LöENnN- BERG (3) bei den Mollusken. Sollen vielleicht in all’ den von Zis6GLER und mir einerseits, von LoEnnBErc andererseits aufgeführten Beispielen die Versuchsthiere noch nicht völlig ausgewachsen gewesen sein, so dass noch ein Wachsthum der betreffenden Organe möglich gewesen wäre, für welche die von uns beschriebenen Mitosen gedient hätten’? FRENZEL giebt übrigens selbst das Hypothetische seiner Anschauungen zu. Auf jeden Fall werden durch die von ZıesLer und mir vertretene Auffassung die empirisch festgestellten Befunde von dem Vorkommen von Mitosen neben Amitosen in demselben Gewebe viel einfacher und natürlicher erklärt. In einer nahen Beziehung zu den Angaben von Frenzer steht eine Untersuchung von Nicoras über die Epithelialprocesse (Bourgeons ger- minatifs) im Darme der Amphibienlarven (10c). Diese »Bourgeons germinatifs« sollen bei der Larve von Salamandra maculosa Regenera- tionsherde für das Flächenepithel auf mitotischem Wege darstellen, dagegen beruhe ihre erste Entstehung auf Amitosen. Ohne hier weiter auf dies Untersuchungsobjekt eintreten zu wollen, muss ich auf Grund eigener Untersuchungen über den Darm der Larven von Salamandra maculosa und solcher von Tritonen gestehen, dass ich die Deutung von Nıcoras für recht unwahrscheinlich halte. Es bleibt eben zu be- weisen, dass die Zellen, welche sich hier mitotisch theilen, wirklich Abkömmlinge von den Zellen sind, die früher Amitosen erfahren haben. In Betreff der Angaben von Craus über Amitosen will ich mich 32 a 0, vom Rath, ganz kurz fassen, da dieser Autor zwar bei verschiedenen Objekten Amitosen erwähnt, aber so viel ich weiß, nirgends deutlich ausge- sprochen hat, dass mitotische Theilungen, durch welche der Ersatz ge- liefert werden könnte, direkt auszuschließen wären, wenn dieselben auch in den betreffenden Fällen nicht zur Anschauung gekommen ‚sind. Wenn Knorr (12) bei seinen Untersuchungen über die Blutzellen der Evertebraten und zumal der Arthropoden, Mollusken und Tunicaten vergeblich nach Mitosen gesucht hat, aber trotz Anwendung guter Me- thoden, welche, wie Fremmine in seinem Referat hervorhebt, sehr wohl geeignet waren, Mitosen gut zu konserviren, nur Amitosen gefunden hat, so ist damit sicherlich nicht bewiesen, dass Mitosen der Blutzellen bei diesen Thieren in Wirklichkeit fehlen. Ich habe selbst häufig ge- nug Mitosen von Blutzellen bei jungen Exemplaren von Astacus ge- sehen und zwar mit Sicherheit im fließenden Blute; ich erinnere ferner daran, dass ich bereits früher in dem mit H. E. ZırcLer gemeinsam publieirten Aufsatze auf Mitosen im Blute von Gymothoa und Hyperia (l. c. p. 755) aufmerksam gemacht habe. Es handelte sich allerdings auch bei Gymothoa und Hyperia um jugendliche Exemplare. Bei einer 5 mm langen Gymothoa sahen wir Mitosen nicht selten an Zellen, welche wir für Blutkörperchen halten durften und welche in den Blut- bahnen (größtentheils in den seitlichen Theilen der Rumpfsegmente und in der großen Schwanzplatte) gelegen waren; die Vermuthung, dass die fraglichen Zellen vielleicht dem fixen Bindegewebe angehören könnten, mussten wir bei der geringen histologischen Differenzirung des Bindegewebes so junger Thiere nicht ganz ausschließen, durften sie aber in Anbetracht des Aussehens und der Lage der Mitosen für un- wahrscheinlich halten. Bei mehreren jungen (3—5 mm langen) Exem- plaren von Hyperia medusarum sahen wir nicht selten Mitosen in Blutzellen, die im Lumen von Blutbahnen lagen. Bei ausgewachsenen oder doch recht großen Exemplaren von Astacus habe ich bis jetzt ver- geblich nach Mitosen im strömenden Blute gesucht, doch sind hier, wie bereits (6, p. 755) hervorgehoben wurde, die Vorbedingungen der Untersuchung recht ungünstige. Auf jeden Fall können die negativen Befunde von Knorz gegen die von H. E. ZıesLer und mir vertretene Auffassung der Amitose keineswegs als bedenklich oder gar verhäng- nisvoll angeführt werden. Die mit vielen Tafeln ausgestattete Arbeit von SABATIER ist eine SO umfassende und die Punkte, in welchen zwischen diesem Autor und mir eine Meinungsdifferenz besteht, sind so zahlreiche, dass es mir hier nicht zweckmäßig zu sein scheint alle diese Streitfragen hervorzuheben, zumal N an nn ee Fe a ST a Tr a Er a WERDET EU, ENG EZ a a a Ze Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach etc. 33 ich in einer eingehenden, mit vielen Abbildungen versehenen Erwiede- rung demnächst die Richtigkeit meiner früheren, bereits von LA VALETTE St. George bestätigten Angaben, noch einmal mit Nachdruck betonen werde. Ich habe, wie bereits oben erwähnt wurde, seit meiner früheren Publikation über den Hoden von Astacus (2b) beständig zu allen Jahreszeiten die Ovogenese und Spermatogenese des Flusskrebses auf das sorgfältigste studirt und möchte hier nur daran erinnern, dass weder zu Anfang noch zu Ende der Ei- und Samenreife Amitosen sich in den Theilungseyklus der Sexualzellen einschieben und dass ferner von einer Umwandlung von Follikelzellen (meinen Randzellen) zu Sexualzellen niemals die Rede sein kann, dass vielmehr zu allen Zeiten und auch bei ganz jungen Exemplaren scharf zwischen Follikelzellen und Sexualzellen unterschieden werden kann. Ich halte sowohl die empirischen Befunde von SABATIER als auch seine theoretischen Spekulationen über das Ver- halten der Amitose zur Mitose für unrichtig. Wenn mir übrigens SABATIER vorwirft, ich hätte bei Astacus meine Auffassung, dass auf Amitosen keine Mitosen mehr folgen können, unbedingt beweisen wollen, so muss ich dem gegenüberhalten, dass ich gerade umgekehrt, gestützt auf meine Befunde bei Astacus, meine diesbezügliche Auffassung in der scharf formulirten Form aussprach, die wegen ihrer kategorischen Art von vielen Autoren zwar Widerspruch niemals aber Widerlegung ge- funden hat. Ich hätte eine Entgegnung gegen Sasarıer längst publicirt, wenn ich nicht angenommen hätte, dass die Angaben dieses Autors wenig Beifall finden würden. Die Untersuchung Verson’s über die Drüsenzellen der Puppe von Bombyx mori war mir nicht zugänglich. Nach dem Fremuing’schen Referate beschreibt Verson Drüsenzellen, die als »Cellule epigastriche « bezeichnet werden, welche, wie die bereits früher von demselben Autor beschriebenen »Cellule ipostigmatiche«, ihre Herkunft aus der Hypoder- mis nehmen, sich bei der ftinf bis sechs Tage alten Puppe lebhaft ami- totisch zu vermehren beginnen, wobei auf die anfängliche Kerntheilung Zerlegung des Zellleibes folge. Verson fasst diese Processe in keiner Weise als degenerativ auf, sondern sieht die Zellen wegen der an ihnen zu beobachtenden Erscheinungen als lebenskräftige und fungirende - Drüsenelemente an. Ich habe dies Objekt selbst nicht untersucht, so dass ich mir kein entscheidendes Urtheil hierüber erlauben darf, nach dem eben ceitirten Wortlaute des Fremming’schen Referates finde ich aber in der Auffassung Vrrson’s und der von ZırgLer und mir vertretenen keinen direkten Widerspruch. Ob wirklich auf diese amitotischen Kerntheilungen unzweideutige Zelltheilungen folgen, muss ich selbstver- ständlich dahingestellt sein lassen. Dass aber Drüsenzellen, die Amitosen Zeitschrift f, wissensch. Zoologie, LX. Bd, 3 En 4 1 a = PER ) 34 0. vom Rath, aufweisen, sehr wohl ihre physiologische Rolle erfüllen können, ist von uns nie bestritten worden, sondern nur, dass auf solche Amitosen noch weiterhin normale ‚Mitosen folgen können. Ich habe übrigens selbst bei typischen Drüsenzellen schon früher, wie auch in diesem Aufsatze, Ami- tosen beschrieben, aber niemals daran gedacht, diesen Zellen die Fähig- keit abzusprechen ihre Funktion ausgiebig zu erfüllen, vielmehr betonte ich ausdrücklich, dass Amitosen häufig in solchen Zellen gefunden wer- den, die einer intensiven Sekretion und Assimilation vorstehen. Ein Theil dieser Zellen geht nun aber sicherlich zu Grunde, nachdem die Kerne sich vielleicht noch mehrfach amitotisch getheilt haben. Der Ersatz für die zu Grunde gehenden Zellen wird aber nicht durch diese Amitosen gedeckt, sondern erfolgt bei Drüsenzellen stets von jugendkräftigen Regenerationszellen her, die viel weniger differenzirt sind und an der Sekretion keinen Antheil haben. Freunmine hat inzwischen seine oben auf p. 21 citirte Anschauungs- weise über die Amitose nicht wesentlich geändert, sondern bleibt auch ferner völlig neutral. Da nun aber von dem Urtheile Frenning’s als des besten deutschen Kenners der Zell- und Kerntheilungsfragen auf zoolo- gischem Gebiete die Entscheidung der gesammten Streitfrage in erster Linie abhängig ist, bleibt dieFrage einstweilen offen; ich zweifle meiner- seits nicht daran, dass die von H. E. ZıecLer und mir vertretene Auf- fassung, der übrigens viele andere Autoren beigetreten sind, auf die Dauer allgemein acceptirt werden wird. Auf eine Besprechung der von FrEemming referirten neueren Arbeiten, die zu Gunsten der von ZIEGLER und mir vertretenen Anschauung sprechen, will ich hier nicht weiter eintreten, da es sich hier lediglich darum handelt, ob überhaupt in einem Falle eine regeneratorische Bedeutung der Amitose nachge- wiesen werden kann oder nicht. Von den in meiner Salamandra-Arbeit formulirten Sätzen stimmt Fıemning dem einen bei, dass ein regenerativer Charakter der Amitose weder bei Metazoen noch bei Protozoen wirklich nachgewiesen ist. Da- gegen könne man die beiden anderen Sätze: »Alle Zellen, welche einmal amitotische Kerntheilung erfahren haben, können sich unter keiner Be- dingung mehr mitotisch theilen, sie gehen vielmehr einem sicheren Untergang entgegen, doch können die Kerne sich vielleicht noch einmal oder noch einige Male amitotisch theilen« und ferner »In allen Geweben und Organen, in welchen ein kontinuirlicher oder periodischer Zellver- brauch stattfindet, erfolgt die Regeneration d. h. der Ersatz der abge- nutzten und zu Grunde gehenden Zellen durch mitotische Theilungen« in dieser Allgemeinheit hingestellt, wohl nicht als Ergebnisse, son- dern noch als Hypothesen bezeichnen. Genau genommen sind beide 3 Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Aniloera mediterranea Leach etc. 35 - Bezeichnungen nicht passend, indem Ergebnisse zu viel, Hypothesen _ zu wenig ausdrücken. Ich habe mich folgendermaßen ausgesprochen: 4 Wenn ich jetzt die wichtigsten meiner aufempirischem Wege gewonnenen * Resultate über die biologische Bedeutung der Amitose in Kürze zu- 4 'sammenfasse, beziehungsweise früher publiceirte Angaben wiederhole, so ergiebt sich Folgendes ete. Richtiger hätte ich an Stelle des Aus- druckes »so ergiebt sich« gesagt »so glaube ich folgende Schlussfolge - _ rungen mindestens im höchsten Grade wahrscheinlich gemacht zu haben«. - An dem Wortlaute meiner Sätze braucht dann nichts geändert zu werden. - Ein direkter und positiver Beweis ist für die Richtigkeit meiner | Folgerungen überhaupt nicht zu erbringen, vielmehr wäre jede Angabe ' über eine regeneratorische Bedeutung der Amitose durch Feststellung - des wirklichen Thatbestandes zu widerlegen; in vielen Fällen beruhen _ aber die Meinungsverschiedenheiten der Autoren gar nicht einmal auf einer Verschiedenheit der empirischen Befunde, sondern nur auf der Deutung dieser Befunde und in diesen Fällen kann eben nur von einer mehr oder weniger großen Wahrscheinlichkeit die Rede sein. So sagt _ denn auch Fremuing (l. c. p. 133): Es bleibt also der weiteren Diskussion unter den betheiligten Untersuchern vorbehalten, ob sich die Befunde 1 so oder anders werden deuten lassen. 3 Wer übrigens die Fremuıng’schen Angaben über Amitosen sorgfältig - verfolgt hat, wird sicherlich die Überzeugung gewonnen haben, dass - dieser Autor in den letzten Jahren viel mehr an die Möglichkeit einer - regeneratorischen Bedeutung der Amitose (wenigstens bei Sexualzellen) - gedacht hat wie in früheren Jahren und der Grund hierfür ist offenbar - in den Untersuchungen seines Schülers Meves (20) über die Sperma- E togonien des Salamanderhodens zu finden. Es scheint mir daher von 3 Wichtigkeit zu sein, hier noch einmal diese Verhältnisse im Salamander- hoden eingehend zu besprechen, zumalin neuester Zeit von Meves eine - diesbezügliche Arbeit (20c) erschienen ist, die mit meinen Befun- - den keineswegs in Einklang steht. | Als ich meine Beobachtungen am Salamanderhoden publicirte und gegen die Auffassung von Mkvzs Stellung nahm, war mir eine interes- - sante Arbeit von Nıcoras (0b) entgangen, die ebenfalls Fremming und - Meves unbekannt geblieben zu sein scheint; diese Arbeit ist eben so - wie eine andere Schrift desselben Autors (10a) in den beiden FLEmminG- } schen Referaten über die Zelle nicht angeführt. Ich glaube auf diese - Angaben hier etwas näher eingehen zu müssen, als dieselben in einigen F Punkten mit der Auffassung von Mevss, in den meisten Punkten aber - mit der meinigen übereinstimmen. In Übereinstimmung mit Meves glaubt Nrcoras (1. e., p. 7), dass im g* 36 0. vom Rath, Frühjahr eine Umwandlung der polymorphen Kerne, die im Herbste in großer Zahl auftreten, in runde Kerne stattfindet. In Bezug auf die Sphären und ihre Veränderungen während der Umwandlung der poly- morphen Kerne zu runden ist dagegen der französische Autor zu sehr abweichenden Resultaten gekommen, die sich aber mit meinen in der Salamandra-Arbeit publieirten Befunden recht gut vereinigen lassen. Über den Bau und die Lage der Sphären drückt sich NicoLas folgender- maßen aus: »Le corps cellulaire renferme un corpuscule volumineux, bien limite, teinte en gris jaunätre par le procede de Freunmıng generalement spherique, quelquefois aplati, de forme variable en un mot. Sa situa- tion parait quelconque; tantöt contigu au noyau, il est d’autres fois tout a fait ä la peripherie de la cellule. Mevzs qui deerit ce corpuseule le considere comme la sph£re attractive. Il n’a apercu que rarement un corps central dans son interieur. J’adopte l’opinion de Mrvzs, mais, plus heureux que lui, c’est dans la majorit€ des cas qu’il m’est arrive de constater la pr&sence d’un et plus souvent de deux corpuscules centraux entoures chacun d’une zone medullaire claire. Par contre les irradia- tions protoplasmiques, frequentes au dire de Mevzs, m’ont paru extreme- mentrares (dans les noyaux au repos).« Auf meinen früheren Präparaten habe ich im Inneren der Sphären, die meist vollkommen homogen er- schienen, nur in selteneren Fällen ein oder zwei kleine Körner erkannt, die als Gentrosomen gedeutet werden konnten, auf neu hergestellten Präparaten habe ich aber bei Tritonen, bei Salamandra maculata, bei Bufo vulgaris, bei Rana esculenta und fusca in den Spermatogonien mit einer so großen Regelmäßigkeit zwei solcher Körper, in selteneren Fällen nur einen, zur Anschauung bekommen, dass ich dieAngaben von Nıcoras direkt bestätigen muss (Taf. III). Außer den Sphären fand nun Nroozas noch andere Körper im Zellplasma, deren Deutung er unbestimmt lässt. »Outre ce corpuscule & caracteres bien tranches, il en existe parfois d’autres en nombre variable, plus petits, e&galement jaunätres. Je ne sais si ce sont lA aussi des spheres attractives. Je ferai remarquer seulement qu’ä ’&poque oü les spermatogonies se divisent mitotiquement, on trouve des figures pluripolaires. On observe en outre des grains chromatiques issus manifestamement du noyau.« Wir werden weiter unten noch desNäheren auszuführen haben, dass diese Befunde von Nıcoras vollkommen richtig sind. Auch in Betreff des genetischen Verhältnisses der Sphären zu den Körnerhaufen in den polymorphen Kernen des Salamanderhodens be- finde ich mich mit NicoLas im besten Einvernehmen, wie aus einem Ver- gleich unserer beiderseitigen Angaben hervorgeht. Meves konnte in den polymorphen Kernen der Spermatogonien, die er mit Recht von den Kernen mit hantelförmigen Kerndurchschnürungen abtrennt, niemals die REIZE a se u da N A Br en cr ee Oel ET Ir ae. de - Yor3 7 Es: a az ya Dinns EEE TERTETR DET ERENTO TR u Fe SE pa ie Ba a ni TE IIREN, E : x 7 es ih r East u Sei nei 2.öe. nn a Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach etc. 37 hellen, scharf kontourirten Körper, die als Sphären zu deuten wären, auf- finden, vielmehr sah er statt derselben dunkle, körnige Massen, welche den Kern wie eine Hohlkugel umschließen, jedoch so, dass an verschie- denen Stellen Zwischenräume bleiben. Dieser Autor glaubt, dass ein Übergang der Körnerhaufen zu Sphären stattfindet, indem im Frühjahr sich nicht nur die polymorphen Kerne abrunden, sondern gleichzeitig auch die Körnermassen, welche den Kern umgeben, sich mehr und mehr auf eine Stelle zusammenziehen, so dass sie ihn bald nur noch zu einem Theil schalenförmig umfassen. Durch ein weiteres Zusammendrängen auf einen dichteren Haufen entstände dann eine Sphäre. Es sollen die beiden Processe, Abrundung des Kernes und Rekonstitution der Sphäre, häufig neben einander einhergehen. In manchen Zellen mit runden Kernen verbleibe aber die Körnermasse in aufgelöstem Zustande durch den ganzen Sommer hindurch, auch könne die Rückkehr des Kernes zum runden Zustand der Rekonstitution der Sphäre voraneilen. Gegen die Darstellung von Mevrs hat Nıcoras mit Recht folgende Einwände erhoben: »La sphere attractive ne fait nullement d6faut dans les cellules a noyau polymorphe et elle s’y presente avec les m&mes characteres que dans les cellules ä noyau spheriques. (est la un fait facile A verifier. Elle ne derive done pas de l’amas granuleux, ou inverse- ment, puisque ces deux formations coexistent. Quant ä la substance granuleuse elle m&me on la rencontre presque aussi souvent ä cöte de noyaux spheriques qu’a cöte de noyaux polymorphes. Elle se trouve d’ailleurs aussi dans des spermatocytes (Hrrmann) quoiqu’en moins grande abondance et moins constamment. Je pense que cette substance constitue tout simplement des materiaux nutritifs qui sont employes ulterieurement.« Ich habe gegen die Darstellung von Mevss ganz ähn- liche Bedenken erhoben, indem ich einerseits gegen die Annahme protestirte, wonach die polymorphen Kerne des Herbstes und Winters sich im Frühjahr wieder abrunden und es andererseits für nicht richtig erklärte, dass die von Mrves besprochenen Körnerhaufen mit der Sphäre in einem genetischen Verhältnis stehen. In einer ganzen Reihe vonFällen habe ich in Zellen mit solchen Körnerhaufen die von Meves als Sphären bezeichneten Körper recht deutlich gesehen und so sprach ich die An- sicht aus, dass die Körnerhaufen mit Attraktionssphären gar nichts zu thun haben (vgl. 1. c. Fig. 3, 5, 6, 7). Welches aber die Bedeutung dieser Körnerhaufen sein möchte und aus welcher Ursache sie entstehen, konnte ich nicht angeben, ich vermuthete, dass sie mit Degenerations- vorgängen im Inneren des Zellplasma in Beziehung gesetzt werden könnten (l.c. p.475). Dass übrigens die Sphären zeitweise in Form von Körnerhaufen auftreten können, habe ich ausdrücklich mit Hinweis 38 0. vom Rath, auf die Beobachtungen von Bovzrı bei Ascaris megalocephala und die von Hermann bei Proteus anguineus hervorgehoben. Ich erwähnte ferner, dass ich selbst bei vielen Hodenzellen der verschiedensten Metazoen im Stadium der Ursamenzellen neben dem völlig ruhenden bläschen- förmigen Kern im Zellplasma eine dunkel gefärbte körnige Plasma- masse gesehen habe, in welcher hin und wieder ein oder zwei Gentro- somen lagen; diese Körnermasse entspricht offenbar dem Archiplasma oder Archoplasma der Autoren; das Archiplasma beim Salamander ist aber von den in Rede stehenden Körnerhaufen völlig unabhängig und beide kommen neben einander vor. Über die Amitosen im Salamanderhoden spricht sich NıcoLas wie folgt aus: »J’arrive maintenant & une importante question, celle de la division des spermatogonies. Leur multiplication par voie karyokin6tique ne fait pas de doute; on peut la constater des la fin du mois de mars, mais en outre elle s’opere par voie directe, par simple Etranglement. Ce serait surtout pendant les mois d’hiver, de mars notamment d’apres Meves, qu’on observe la division amitotique dans ces elements. Je ne parle pas des noyaux polymorphes qui, pour certains auteurs, seraient des noyaux en division (v. LA VALETTE ST. GEORGES, Nusspaum), mais de noyaux spheriques ou ovoides qui s’etranglent r&gulierement en un point de leur surface et se trouvent finalment partages en deux seg- ments sphöriques. Ge mode de division me semble extr&mement rare, je dirais presque exceptionel. Il faut chercher longtemps pour voir des images demonstratives, surtoutsil’on a soin de suivre des coupes s£ri&es. Le plus souvent l’e&tranglement se fait de telle sorte, que les deux noyaux-filles sont de taille inegale, l’un pouvant etre de moitie ou meme des deux tiers plus petit que l’autre. Les seules modifi- cations de structure du noyau ainsi en voie de division consistent en ceque: 4. Yun des noyaux-filles, et c’est d’habitude le moins volumi- neux, est plus compact, par suite plus color& que le second. Mais il y a simplement condensation du suc nucl&aire, et l’arrangement ainsi que la quantite des elements chromatique n’ont subi apparement ainsi que la quantit& des elements chromatiques aucun changement; 2. on voit dans le pont d’union des noyaux-filles surtout quand il est encore assez large, des fibrilles chromatiques &tir&es, tendues d’un cötE a Y’autre, avec des renflements sur leur parcours, et en continuit6 avec la charpente chromatique des noyaux-filles. Une fois dans un cas oü les deux noyaux n’etaient plus reunis que par un pont tres mince, celui-ci etait tr&s dense en son milieu, colore par la safranine et comme form& par un faisceau de fibrilles. Il y alä peut-&tre en somme des phenomenes rappelant ceux qui, dans la division indirecte, president Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach etc. 39 a la formation des »filaments r&unissants« lors de l’ecartement des noyaux-filles. La division du corps cellulaire se fait ou bien progres- sivement en m&me temps que celle du noyau, ou bien commence seule- ment apres que celle-ci est pres d’etre terminee, ou m&me achevee. Dans ce processus de division la sphere attractive jouirait, d’apres Meves, un röle absolument remarquable. Elle formerait ä& l’endroit de Vetranglement un anneau qui se resserre de plus en plus et fini par couper, pour ainsi dire, le noyau en deux. Malgre toute mon attention je n’ai rien pu voir de semblable. Chaque fois, soit dans des cellules änoyau polymorphe, soit dans des cellules anoyau en voie de division directe, jai reconnu la sphere attractive avec ses caracteres habituels, logee en un endroit quelconque du corps cellulaire, enregard.de l’echan- erure ou ailleurs; jamais je n’ai constate quelque particularit& assez nette qui put faire croire quelle avait une relation avec la fragmen- tation ou avec le polymorphisme du noyau. A plusieurs reprises, j’ai cru avoir sous les yeux des anneaux ou segments d’anneau comme ceux que Mrves signale, mais j’ai reconnu que c’etait une illusion due A la cause suivante. Lorsqu’un noyau est 6&trangle, le protoplasma s’insinue dans l’öchanerure annulaire ainsi formee, et plus l’etranglement s’accentue, plus la lamelle protoplasmique qui occupe sa cavit& s’amineit. Il peutarri- ver alors que sous l’action des r&actifs probablemenit, cette lamelle prenne un aspect dense, et en outre se retracte en rompant sa continuite avec le protoplasma situe A l’orifice de l’&echanerure. On concoit que dans ces conditions on puisse apercevoir une bande annulaire isolee autour du pont d’union des deux noyaux-filles. En cherchant ailleurs, on trouve la sphere attractive. Je ne veux pas toute fois mettre en doute les faits annonce6s par Mevzs et qui, d’apres lui, seraient rares. Le hasard m’a sans doute mal servi.« Fernerhin verweist Nıcoras auf die Angaben von M. HEIıDENHAIN, wonach dieser Autor bei den Amitosen von Leukocyten nie- mals den Sphärenring von Meryes gesehen hat. Dass der Sphärenring thatsächlich vorkommt, ist durch mich und, wie wir gleich sehen werden, auch durch Benva bestätigt worden. Von Wichtigkeit ist aber der Um- stand, dass Nıcozas und ich darin übereinstimmen, dass die Hantelform der Amitose bei den Sexualzellen von Salamandra mac. überhaupt sehr selten vorkommt und in diesen Fällen obendrein die Tochterkerne in den bei Weitem meisten Fällen an Größe recht ungleich ausfallen, wo- durch eine gleichmäßige Vertheilung des Chromatins und eine weitere normale mitotische Theilung von vorn herein unwahrscheinlich wird. Ganz ähnliche Befunde wie Mrves hat nun Benpa vor sich gehabt (Verhandl. d. Anatom. Gesellschaft 1893 p. 161), der sich folgender- maßen aussprach: »Betreffs der Spermatogonien (des Salamander- 40 0. vom Rath, hodens) kann ich in allem Wesentlichen die Beobachtungen von MEvEs (Anat. Anzeiger 1891) vollauf bestätigen. »Bei der Umwandlung der polymorphen Kerne in runde steigert sich schnell der Gehalt an Chro- matin, welches aber hier auch stets in einzelnen Brocken auftritt und kein Gerüst bildet, sondern in den Knotenpunkten eines feinen Linin- gerüstes liegt. Mrves’ amitotische Zerschnürungen fand ich in mehreren Hoden aus dem Frühjahr sehr schön mit dem von ihm beschriebenen Archiplasmaring. Ich füge seiner Beschreibung nur hinzu, dass man von den verschiedenen Theilen des Ringes Protoplasmastrahlungen aus- gehen sieht; dieselben erschienen alsdann wie ein äquatorialer Strahlen- kranz des Kernes. Im ruhenden Zustand zeichnet sich das Archiplasma dieser Kerne durch seine scharfe Begrenzung aus, "die fast membran- artig erscheint. Protoplasmastrahlungen, die von ihm ausgehen, sind nicht regelmäßig wahrzunehmen, und es dürfte ausgeschlossen er- scheinen, dass an diesen Zellen zwischen Archiplasma und Chromatin eine Verbindung im Sinne Rasr’s besteht. In einem Hoden fanden sich recht reichliche Mitosen neben solchen amitotischen Theilungen. Eines auffallenden Bildes muss ich hier Erwähnung thun. In einem Fall fand ich die Spindel mit zwei Gentrosomen sehr deutlich im Inneren eines noch scharf begrenzten Archiplasmaklumpens, ein Befund, der eine wichtige Bestätigung der Beobachtungen Hermann’s über die erste Spindelbildung abgiebt. In der Nachbarschaft der Spermatogonien und Spermatocyten erster Ordnung finden sich übrigens auch mitotische Theilungen der vegetativen (Follikel-)Zellen, die von den Vorunter- suchern nicht erwähnt sind.« Ich habe diese Angaben von Benpa in meiner Salamandra-Arbeit nicht mehr benutzen können. Auch ich habe auf das Vorkommen von Mitosen in Follikelzellen aufmerksam gemacht, mich aber vergeblich bemüht, die Schleifenzahl der Chromo- somen festzustellen. In einer eben erschienenen Arbeit von L. Drüner (Studien über den Mechanismus der Zelltheilung, Jenaische Zeitschr. XXIX. Bd. 1894) finde ich die Angabe, dass bei diesen Mitosen 24 Schlei- fen auftreten, während bei den Sexualzellen nur 12 gezählt werden. Auf p. 302% giebt derselbe Autor eine Beschreibung der Sphäre, welche mit meiner Darstellung gut übereinstimmt. »Bei intensiven Färbungen nimmt die Sphärenhülle so viel Farbstoff auf, dass feinere Einzelheiten in ihrem Inneren nur an Schnitten zu erkennen sind, die einen Theil derselben getroffen haben. Liegt der ganze von dieser Sphärenhülle umgebene Körper in einem Schnitt, so ist es meist un- möglich, in ihm die beiden Gentrosomen und andere Einzelheiten zu erkennen, und er hat dann ein gleichförmig granulirtes, dunkles Aus- sehen, wie dies vielfach vom Nebenkern beschrieben ist. Die feinere ee 2 SE rt et En RT N ER Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach ete, 41 Struktur desselben ist F. Hzrmann (Arch. f. mikr. Anat. Bd. XXXIV, 1889) bei seinen früheren Untersuchungen verborgen geblieben. Mrves geht ebenfalls auf dieselbe nicht genauer ein und behält sich dies für spä- tere Mittheilungen vor. Vom Rara (diese Zeitschr. 1893) hat dagegen in seiner neuen Abhandlung diese Verhältnisse richtig erkannt und be- schrieben. Moore’s Untersuchungen (Quarterly Journal of Microscop. Science, XXXIV, 1893) stehen zum Theil mit denen vom Rırn’s und den meinigen in gutem Einklang.« Ich habe mich über die polymorphen Kerne und ihre Beziehung zu den hantelförmigen, amitotischen Kerndurchschnürungen sowie über das Vorkommen der ringförmigen Sphären wie folgt ausgedrückt: Mit vollem Recht trennt Meves die polymorphen Kerne von den typischen Formen der Amitose ab. Als amitotische Kerntheilungen beschreibt dieser Autor solche Theilungen, die unter dem Bilde einer einfachen Durchschnürung vor sich gehen und durch ein eigenthümliches Ver- halten der völlig intakten Sphäre verlaufen. Nach Meves »muss« man annehmen, dass von den polymorphen Kernen, die hauptsächlich im Herbste und im Winter zur Anschauung kommen, im Frühjahr eine Umwandlung der polymorphen Kerne in runde stattfindet. »In der That beginnen im Hoden aus dem Monate März die so merkwürdig ge- lappten Formen, wie man sie im Spätherbst und Winter antrifft, all- mählich durch Ausgleichung ihrer Spalten und Buchten ein regel- mäßigeres Aussehen zu gewinnen und zu einem abgerundeten Zustande des Kernes zurückzukehren.«< Dass die polymorphen Kerne dem Untergang verfallen sollten, hält Meves für unwahrscheinlich, »weil man in einzelnen Winterhoden fast nur Spermatogonien mit solchen ge- lappten Kernen findet. Außerdem sieht man sich vergeblich nach Endstadien dieser polymorphen Degeneration um. Chromatolysen, unter deren Bildung die Degenerationsprocesse auch in diesen Zellen verlaufen, finden sich ziemlich selten und im Frühjahr nicht häufiger als zu anderen Jahreszeiten.« Wollen nun Hermann und Mevss in den polymorphen Kernen keine Degenerationsformen sehen, so muss ich auf Grund völlig überzeugen- der Präparate mit Krause, Fremming und Berroncı den degenerativen Charakter der polymorphen Kerne betonen. Dass sich die poly- morphen Kerne des Herbstes und Winters im Frühjahr wieder ab- runden, trifft auf jeden Fall für die größte Zahl der polymorphen Kerne nicht zu. Die Degenerationserscheinungen der polymorphen Kerne im Spätherbst und Winter sind so typische und der Kernhabitus dieser Zellen ist ein so verkommener, dass von einem Ausglätten der Einbuchtungen gar keine Rede sein kann. Dass im Frühjahr im ER ee RER ET BEL oe 42 0. vom Rath, Regenerationsfelde viel weniger polymorphe Kerne vorkommen als im Herbste und Winter, und dass alle Regenerationszellen einen ge- sunderen Habitus aufweisen als in den kalten Monaten, steht fest, dess- halb ist man aber keineswegs zu der Annahme gezwungen (Mevzs), dass eine Abrundung der zerklüfteten Kerne im Frühjahr stattfindet. Die Kerndegenerationen vollziehen sich auch keineswegs gleichzeitig im Beginn des Frühjahres, vielmehr findet man sie reichlich während des Herbstes und im Winter; im Frühjahr finden sich nur desshalb weniger typische Degenerationsformen, weil bereits die große Menge der poly- morphen Kerne vorher zu Grunde gegangen ist. Das gesammte Regenerationsfeld ist aber in Folge dessen auch wesentlich kleiner ge- worden, als es im Herbste und Winter war. Im Oktoberhoden bildet das Regenerationsfeld einen gewaltigen Komplex von normalen und degenerirenden Sexualzellen, im März und April, also kurz vor der Samenentleerung und Neubildung von Samenzellen, ist aber das Regenerationsfeld auf einen ganz kleinen Streifen am oberen Ab- schnitte jedes Lappens reducirt. Die übrig gebliebenen Regenera- tionszellen, die, wie ich schon oben erwähnte, möglicherweise durch das zerfallende Kernmaterial der degenerirendenZellen ernährt wurden, zeigen durchgängig runde und gesunde Kerne und diese treten nach der Samenentleerung in schnell auf einander folgende Mitosen ein. Ich möchte hiermit nun keineswegs in Abrede stellen, dass manche Kerne mit kleineren Unregelmäßigkeiten sich wieder abrunden können, haben wir doch genügende Beispiele für amöboide Kerne, die vor unseren Augen Gestaltveränderungen eingehen. Die polymorphe Gestalt der Kerne vieler Sexualzellen ist offenbar durch ungünstige biologische Verhältnisse und zumal Nahrungsmangel bedingt, und ich möchte mit Hermann annehmen, dass der Kern offenbar durch Oberflächenver- größerung seinen Bedürfnissen nach Nahrung abzuhelfen sucht; in den meisten Fällen aber fehlt es ihm nachher an Kraft, seine Fortsätze wieder einzuziehen und diese bröckeln dann leicht ab. Die Bilder, welche ich im Hoden der Tritonen und Frösche im Regenerationsfelde im Herbste und Winter vorfand, und eben so die polymorphen Kerne, welche in der Genitalanlage vor der geschlechtlichen Differenzirung bei sämmtlichen Amphibien auftreten, sind denen des Salamanders so ähnlich, dass ich sie nicht näher zu besprechen brauche. Besonders interessante Bilder von polymorphen Kernen fand ich aber im Hoden der Kröte (Bufo vulgaris), indem dort die Zahl der Kernstücke, die aus einem polymorphen Kern entstanden sind, oft eine erstaunlich große ist (Fig. 8)1. i In der Tafelerklärung meiner Salamanderarbeit (II. Theil, p. 185) heißt es We Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach etc. 43 Ob man nun alle polymorphen Kerne unbedingt zur Amitose rechnen darf, bleibt einstweilen eine Streitfrage. Auf jeden Fall können bei vielen polymorphen Kernen in Sexualzellen die Einbuchtungen persistiren, ohne dass eine Kerndurchschnürung stattfindet und der Kern degenerirt; in anderen Fällen zerfällt der polymorphe Kern in eine ganze Zahl mehr oder weniger runder Kernfragmente (Fig. 1, Zelle 5). Einstweilen dürfte es sich empfehlen, die polymorphen Kerne insgesammt der Amitose zuzurechnen, da eine ganze Kette von Über- gangsformen zwischen polymorphen Kernen bis zur Hantelform der Amitose gefunden werden. Ob nun auf die Hantelform der Amitose in den Regenerationszelien des Salamanders eine Zelltheilung folgt, wie es Mrves annehmen möchte, scheint mir sehr fraglich zu sein; ich habe niemals bei Salamandra, Tritonen und Fröschen eine Andeutung hierfür gefunden, es treten aber die Hantelformen überhaupt so überaus selten auf, dass ihnen eine besondere Bedeutung bei der Regeneration unter keiner Bedingung zukommen kann. Die hantelförmigen Kerndurchschnürungen bei Sexualzellen des Salamanders beanspruchen ein besonderes Interesse, da Meves bei seinen Studien über die Kerntheilungen des Hodens bei solchen » Achter- oder Hantelformen« ein eigenartiges Verhalten der Attraktionssphären konstatirte. Der eingeschnürte Kern war von einem blassen, band- förmigen Ringe umgeben, den genannter Autor als Sphäre deutet. Zu Gunsten dieser Auffassung spreche der Umstand, dass man in solchen Zellen niemals einen anderen Körper findet, den man eventuell als Sphäre in Anspruch nehmen könnte. Meine eigenen Beobachtungen an den gleichen Zellen des Regene- rationsfeldes von Salamandra maculosa bestätigen den Befund von Mevzs, wie aus einem Vergleich meiner Fig. 10 mit den von Mrvss ge- gebenen Fig. 5, 6, 7 deutlich hervorgeht. Ich habe auch ganz ähnliche Bilder im Hoden von Tritonen aufgefunden. Es braucht kaum darauf hingewiesen zu werden, dass der bandförmige Ring, welcher nach Art eines Saturnringes den Kern umgiebt, aufSchnitten nur stückweise zur Anschauung kommen kann; in vielen Fällen findet man in den beiden Einbuchtungen nicht weit von dem eingeschnürten Kerne jeweils einen blassen, bald runden, bald ovalen Körper, welcher den Querschnitt des Ringes darstellt; in besonders glücklichen Fällen und dicken Schnitten in Fig. 8 irrthümlich Alytes obstetricans, es muss heißen Bufo vulgaris. Eine auf Alytes bezügliche Abbildung habe ich im letzten Augenblick weggelassen, dadurch ist dies Versehen entstanden. 44 0. vom Rath, kann man aber auch eine Ringhälfte intakt zu sehen bekommen (Fig. 10). Mevzs gelang es, auf zwei aufeinander folgenden Schnitten festzustellen, dass in dem ersten von beiden ein helles Band über, in dem zweiten aber ein solches unter der Einschnürungsstelle des Kernes verläuft (l.c. Fig. 6 u. 7). Es soll nun, während die Einschnürungsstelle schmäler wird, der Sphärenring, welcher dem Hals der Einschnürung immer ziemlich dicht anliegt, dicker werden. | Mevss ist auf Grund seiner Beobachtungen zu der Annahme geneigt, dass die ringförmige Sphäre einen mechanischen Einfluss auf die Kern- theilung ausübt, wofür auch das Vorhandensein eines Stranges von Sphärensubstanz in jeder Kernbucht bei dem in drei Theile sich zer- legenden Ringkerne spräche. Eine definitive Entscheidung ist in dieser Frage einstweilen nicht zu geben, da wir über das Verhalten der Sphäre während des ge- sammten Verlaufes der Kerndurchschnürung nicht genügend unter- richtet sind, auch betont Meves selbst, dass er sich über das Verhalten der Sphäre in den Endstadien der Theilung keine völlige Klarheit verschaffen konnte. Ich erinnere übrigens hier daran (cf. p. 166), dass die hantel- förmigen Amitosen relativ selten zur Anschauung kommen, und die Sphärenringe nur bei glücklicher Schnittrichtung mit befriedigender Klarheit wahrgenommen werden können. Bei der Besprechung meiner Salamandra-Arbeit bemerkt nun Fremning (9a, p. 123) weiterhin: »Die von Mrves beschriebenen Amitosen von sicheren Sexualzellen (Spermatogonien) des Salamanderhodens erkennt vom Rarn nach eigener Nachuntersuchung an, glaubt aber offen- bar nicht, dass eine Zelle nach diesem Vorgange sich noch mitotisch theilen und also für die Regeneration in Betracht kommen könne. Diese Frage scheint mir gänzlich offen und wohl durch theoretische Be- trachtung nicht entscheidbar.« Ich habe bereits oben ausgeführt, dass diese Frage auch empirisch schwerlich entschieden werden kann, da ein negativer Beweis überhaupt keine Beweiskraft haben würde, der posi- tive Beweis aber, dass doch noch Mitosen auf diese Amitosen folgen können, schon aus äußeren Gründen nicht beigebracht werden kann. Es handelt sich eben um Zellen, die nur durch Zerzupfen des Hoden- gewebes isolirt werden können und dadurch in wesentlich veränderte biologische Bedingungen versetzt werden. Wenn es nun wirklich ein- mal gelingen sollte solche lebenden Zellen, welche die beschriebene Amitose zeigen, unter dem Mikroskop einzustellen, was wegen der überaus geringen Zahl derselben schon im höchsten Grade unwahr- scheinlich ist, so könnte man wohl lange auf eine Mitose warten, da Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Aniloera mediterranea Leach ete. 45 selbst im Falle eine Mitose noch eintreten könnte, dieselbe keineswegs sofort auf die Amitose zu folgen brauchte. Durchsichtige Eier, Einzellige, Blutkörperchen, sowie Zellen dürchsichtiger Gewebe kann man im lebenden Zustande auf Kerntheilungsfragen studiren, Hodenzellen gehen aber, wenn man den Hoden zerzupft, sehr bald zu Grunde, wie ich bei meinen Studien über die Spermatogenese vieler Metazoen, zumal aber bei Astacus und Amphibien, die ich frisch und zum Theil mit Methylenblau gefärbt untersucht habe, konstatiren konnte. Wenn ferner Fremuine die Arbeiten Sısırıer’s als eine Stütze der Auffassung von Mevzs ansieht, dass man die wahren Amitosen der Salamander- spermatogonien nicht als Degenerationsprocesse anzusehen hat, so muss ich doch daran erinnern, dass die Angaben Sasarıer’s erst bewiesen werden müssen. Wenn SıasArıEr die Amitose als einen, den unvoll- kommeneren Zellenelementen (imparfaits soit par jeunesse, soit par vieillesse) zugehörigen Vorgang, die Mitose andererseits als den voll- entwickelten Zellen eigen anspricht, so ist dies doch wohl nichts Anderes als eine Hypothese. Bei alternden Zellen ist Amitose allerdings recht häufig zu beobachten und dies entspricht auch vollkommen der von ZiEGLER und mir vertretenen Auffassung, bei jugendlichen Zellen, wenigstens bei normalen, dürfte aber Sararıer’s Anschauung sehr wenig zutreffend sein. In Betreff der polymorphen Kernformen bei Spermatogonien der Amphibien betont Fremming, dass er durch die Untersuchungen von Meves darin sehr zweifelhaft geworden sei, ob sie wirklich Degenera- tionsformen seien, wie er es selbst früher neben Krause und BerLoncı angenommen hatte und es wieder von mir behauptet wurde. Ich sehe meinerseits keinen Grund, warum gerade diese eigenartigen Amitosen des Salamanderhodens besonders zu einer Hypothese berechtigen, dass auf dieselben noch Mitosen folgen und dass sie überhaupt in den Ent- wicklungseyklus der Samenzellen dieses Thieres hineingehören. Wir kennen jetzt eine größere Reihe von Arbeiten, in welchen der gesammte Verlauf der Ei- und Samenbildung auf das sorgfältigste untersucht worden ist und ein Auftreten von Amitosen bei entwicklungsfähigen Ei- oder Samenzellen niemals beobachtet wurde. Sollte da der Sala- mander eine Ausnahme machen? In demselben Referate bespricht Fremnıns meine beiläufigen Be- merkungen über Ring- und Lochkerne und glaubt, dass meine Auf- fassung, nach welcher ich eine weitere mitotische Theilung der Ring- kerne für unwahrscheinlich halte, unbegründet sei (l. c. p. 124). Ich habe mich über diese Frage wie folgt ausgesprochen: »Bekanntlich sind von verschiedenen Autoren Ring- und Lochkerne in den verschieden- 46 0. vom Rath, artigsten Geweben gefunden worden. Ich habe dieselben außer bei Sexualzellen von Amphibien (Fig. 4) auch in der Haut dieser Thiere wiedergefunden (Fig. 12 b, e, h). In Übereinstimmung mit Arnoıp sah ich sie im Knochenmark und der Milz verschiedener Warmblüter (weiße Maus, Kaninchen, Meerschweinchen und Hund). Wie Freummg fand ich sie hin und wieder in der Blase von Salamandra, häufiger in der Lunge bei Tritonen (zumal Triton palmatus) und der Salamanderlarve. HAT- SCHER erwähnt ringförmige Kerne im Epithel von Amphioxuslarven. REınke giebt an, dass er durchlochte Kerne in der Milz der weißen Maus gefunden habe und im Mesenterium willkürlich hervorrufen konnte. Das Vorkommen von Ringkernen in der Iymphatischen Randschicht der Salamandrinenleber, welches von Görrerr beschrieben wurde, kann ich bestätigen. Die Verbreitung der Ring- und Lochkerne ist somit eine große. Was die Entstehung dieser Kerne angeht, so verweise ich auf die neueste Arbeit von Mzves. Wenn nun auch Ringkerne im Salamander- hoden im Anschluss an eine Mitose entstehen können, wie es BELLONcI und Mrvszs nachzuweisen versuchen, so steht es für mich fest, dass die Tochterkerne sich nur noch amitotisch theilen können, eben so wie die Tochterkerne, welche aus anderen anormalen Mitosen hervorgehen. Wenn auch Ringkerne, wie Mrvzs es beschrieb, aus einer Mitose hervorgehen können, so ist doch eine solche Mitose schon eine anormale, da sich die Spindelfigur zu spät zurückbildet und so die Ringform ent- standen ist. Es ist folglich sehr unwahrscheinlich, dass die Ringkerne sich weiterhin mitotisch theilen können.« Dagegen möchte Fremmıng den Mitosen, aus denen Ringkerne ent- stehen, einen »so gefährlichen Charakter« nicht beilegen und zwar auf Grund eigener Studien an Leukocyten der Salamanderlarve. Genannter Autor fand erstens, dass an solchen Stellen, wo im Larvenbindegewebe mitotische Theilungen von Leukocyten reichlich vorkommen, die meisten davon, wenn nicht vielleicht gar alle, mit Lochkernbildung verlaufen; und zweitens, dass hierbei in allen Übergängen die Kernlöcher bald groß, bald kleiner, bald ganz winzig gefunden werden, was doch wohl am nächsten auf ein Wiederverstreichen dieser Löcher zu deuten sei; endlich habe er bei solchen Leukoeyten, und in einzelnen Fällen auch bei fixen Zellen, Ringkerne, sowie auch (bei ersteren) polymorphe, stark hufeisenförmige Kerne gefunden, welche sich im Spiremstadium befanden und dabei dieselbe Größe hatten wie die Kerne umliegender ruhender Zellen. Danach ließe sich annehmen, dass eben so wie Zellen mit polymorphen Kernen auch solche mit aus Mitose entstandenen Ringkernen wieder in Mitose treten könnten, und zwar letztere bald 3 VIER Pa re HE a 0 nn en { TEEN Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach ete. 47 nach Wiederausgleichung der Ringform, bald schon, während diese noch besteht. Die Meinung, dass die Kernpolymorphie bei Leukocyten immer ein Anzeichen von Dekrepidität und Sterilität der Zelle wäre, kann Freuming nicht theilen, da er keinen Beweis zu ihren Gunsten sieht und die obigen Fälle dagegen sprächen. Ob man übrigens die zur Ringform führenden Mitosen abnorm oder atypisch nennen wolle oder nicht, sei Geschmackssache, jedenfalls repräsentirten sie einen bei der Theilung abweichenden Hergang, der nur bei einzelnen Zellenarten vorkommt, da er bei den meisten nicht bemerkt wird. Aber dafür, dass diese Ringmitosen allgemein Zeichen von Degeneration oder Steril- werden der betreffenden Zellen sein sollten, dafür ließe sich nach dem Obigen kein Grund ersehen. AufGrund eingehender Studien über Leukocyten Lymphocyten und Riesenzellen bleibe ich bei meiner früheren Anschauung, dass eben so wenig die Ringkerne der Leukocyten als die der Sexualzellen späterhin noch Mitosen eingehen, wenigstens keine normalen, die zu einer gleich- mäßigen Vertheilung des Chromatins auf die Tochterkerne führen. Die Leukoeyten stellen überhaupt eine Zellgruppe dar, die in vielen Be- ziehungen, zumal aber in den Kerntheilungsvorgängen allen anderen Zellen gegenüber mancherlei Abweichungen aufweisen, und demgemäß eine gewisse Sonderstellung einnehmen. Es sind eigenartig differenzirte Zellen, bei welchen die Neigung zu atypischen, aberranten oder abnor- men Kerntheilungen eine ganz auffallende ist. Außer runden, fragmen- tirten und polymorphen Kernen finden sich Ring- und Lochkerne vor, Riesenzellen sind sehr häufig; außer verschiedenen Formen der Amitose herrscht auch unter den mitotischen Kerntheilungsvorgängen eine große Mannigfaltigkeit und ist ein pathologischer Charakter mancher Mitosen um so weniger auszuschließen, als man im normalen Gewebe durch störende Einflüsse künstlich ähnliche Kerntheilungsvorgänge hervor- rufen kann; es sind hier in erster Linie die vielen multipolaren Mitosen gemeint, bei welchen oft eine erstaunlich große Zahl von Spindelfiguren in einer Zelle gefunden werden. Bei scheinbar völlig normalen Mitosen ist obendrein oft eine große Verschiedenheit der Chromosomenzahl vor- - handen, worauf ich bereits in meinem früheren Aufsatze ! hinwies (2.d). 1 Ich sprach mich I. c. folgendermaßen über diese auffallenden Befunde aus: »Interessante Schwankungen der Chromosomenzahl fand ich neuerdings in ver- schiedenen Geweben eines etwa drei Wochen alten Hundes. Leider waren die Chromosomen so zahlreich und obendrein so winzig klein, dass ich weder bei Sexual- noch Somazellen eine genaue Zählung, sondern nur eine annähernde Schätzung vornehmen konnte. Relativ große Mitosen von Somazellen (Regene- rationszellen) traf ich im Blasenepithel an und zwar in den tieferen Schichten, während die oberen Schichten vielfach Amitosen erkennen ließen, Bei den Spin- 48 0. vom Rath, Dass nebenbei in großer Zahl Degenerationserscheinungen bei Leukocytenzellen zur Beobachtung kommen, ist hinlänglich bekannt. In Fig. 12 habe ich eine Reihe von verschiedenen Kernen von Leuko- cyten aus der Milz eines jungen Hundes abgebildet, bei welchen bei einer relativ einfachen Behandlung (Konservirung in Pikrinessigosmium- säure und Färbung mit DerArızLp’schem Hämatoxylin) auch die Gentro- somen in scharfer Weise zur Beobachtung gekommen sind. Ich verweise ferner auf die Abbildungen 13—27, welche Leukocyten aus verschie- denen Geweben der Larven-von Salamandra maculosa und Triton dar- stellen. Weiter unten werde ich im Anschluss an eine Arbeit von M. Hrienuam noch einige Bemerkungen über Leukocyten im Allge- meinen anführen. Auf jeden Fall muss man bei Leukocyten sowohl in der Beurtheilung der empirischen Befunde, als auch bei einer Ver- allgemeinerung der festgestellten Resultate ganz besonders vorsichtig n deln dieser »Regenerationszellen« waren die Chromosomen im Äquator in Form einer großen völlig ausgefüllten Scheibe aufgestellt und ihre Zahl betrug wesent- lich mehr wie 32 und vielleicht 64. Große Abweichungen konstatirte ich dann in den Mitosen der Milz und des Knochenmarks desselben Individuums. Ich sah zu- nächst sowohl in Riesenzellen wie in kleineren Zellen häufig pluripolare Mitosen mit sehr verschiedener, nicht genau bestimmbarer Chromosomenzahl, ich sah ferner Mitosen, deren Chromosomenzahl schätzungsweise theils wesentlich größer, theils wesentlich geringer war als die typische Zahl. Ein besonderes Interesse beanspruchen aber kleine Zellen, die ich ihrem Gesammthabitus nach als Leukocyten auffassen muss, deren Mitosen bei Polansichten im Äquator nur acht recht große kugelige oder kubische in Kranzform angeordnete Chromosomen erkennen ließen. Auch in an- deren Geweben, z. B. im Blasenepithel und in selteneren Fällen auch im Hoden konstatirte ich solche charakteristische Mitosen mit geringer Chromosomenzahl, ein Befund, der meine Auffassung, dass es sich hier um Leukocyten (Wanderzellen) handelt, wesentlich stützt. Die auffallende Größe und die geringe Anzahl der Chromosomen dieser Mitosen deutet allein schon darauf hin, dass ein jedes der- selben in Wirklichkeit ein Multiplum verschiedener gewöhnlicher Chromosomen repräsentirt; da nun aber die typische Zahl 32 wesentlich übersteigt und vielleicht 64 beträgt, so haben wir ein schönes Beispiel dafür, dass es außer zwei- und vier- werthigen Chromosomen auch noch vielwerthige geben kann und dies obendrein bei Somazellen. Dass übrigens die typische Chromosomenzahl dieses Hundes ein Vielfaches der Zahl 8 ist, scheint mir aus Analogiegründen sehr wahrscheinlich zu sein. Ich will an anderem Orte noch näher auf die so sehr verschiedenen Mito- sen der Gewebe des Hundes sowie auch auf die Amitosen unter Beifügungen von Abbildungen eingehen. Man wird sich die Entstehung von vielwerthigen Chromo- somen am besten in der Weise vorstellen, dass im Knäuelstadium der längsge- spaltene Chromatinfaden in wesentlich weniger Segmente in der Querrichtung zer- legt wird als bei den gewöhnlichen Mitosen der Somazellen. Für eine Annahme, dass die geringe Zahl der Chromosomen durch einen Reduktionsvorgang oder Chromalinatrophie hervorgerufen sein könnte, ist nach meinen Präparaten nicht der geringste Anhaltspunkt vorhanden.« (Vgl. Fig. 12 dieser Arbeit.) - Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach etc. 49 ‘sein. Finden sich nun aber in einem Gewebe Kerntheilungsfiguren und 7 Kernformen vor wie bei den Leukocyten, so liegt immer der Verdacht nahe, dass es sich da um nicht ganz normale oder aberrante Verhält- “ nisse handeln kann. i In seiner vor Kurzem erschienenen Arbeit (Archiv für mikrosk. - Anat. Bd.XLIV) hat Mrvzs eingehend eine Metamorphose der Attraktions- sphäre in den Spermatogonien von Salamandra maculosa geschildert, die im Wesentlichen darin bestehe, dass die Sphäre gegen Ende des _ Sommers und im Anfange des Blörksätes in Körnerhaufen übergeht, aus | welchen dieselbe, wie derselbe Autor schon früher behauptet hatte, - sich im Frühjahr wieder aufbauen soll. Gegen diese Ansicht haben - Nıcoras und ich (2) bereits früher protestirt. Diese neue Arbeit von - Meves, in welcher die bereits früher ausgesprochene Auffassung ein- i gehender begründet wird, kommt für die Amitosenfrage kaum in Be- tracht, denn wenn, wie Mxves es annimmt, die polymorphen Kerne . überhaupt zur Amitose keine Beziehung haben, vielmehr im Frühjahr sieh wieder abrunden und in Mitose treten, so folgen eben die Mitosen nicht auf Amitosen und dieser Punkt ist ja in erster Linie zu beweisen, wenn man an eine regeneratorische Bedeutung der Amitose glaubt. Ob j nun aber wirklich die Veränderungen, welche die Sphäre Handin Hand - mit der Umwandlung des polymorphen Kernes in einen runden durch- - machen soll, so sind, wie es Mevzs schildert, ist mir sehr wenig wahr- - scheinlich, da ich, wie bereits oben betont wurde, der Ansicht bin, dass - der größte Theil der polymorphen Kerne im Herbste und Winter dege- nerirt, nachdem dieselben zum Theil noch Amitosen erfahren haben. 3 Eine Abrundung im Frühjahr konnte ich nur für eine beschränkte An- zahl polymorpher Kerne zugeben, bei denen offenbar die Kerne sich "noch rechtzeitig vor einer Degeneration erholt hatten. Dass die Bilder, welche Meves von seiner Sphärenmetamorphose gegeben hat, richtig sind, will ich keineswegs bestreiten, ich beweifle aber sehr, dass die Reihenfolge der Bilder, wie sie Mxves zusammengestellt hat, die rich- tige ist. Da man aber lediglich auf Kombiniren der Befunde ange- wiesen ist, dürfte eine definitive Entscheidung in dieser Frage schwer zu geben sein; auf jeden Fall kann man die Bilder auch in einer an- deren Reihenfolge gruppiren und demgemäß auch anders deuten. Nach - Meves soll der neue Aufbau der Sphären nach dem Zerfall in derselben Weise wieder so vor sich gehen, wie auch der Zerfall eingetreten ist, _ und mit dem Konsolidiren der Sphären aus ihren Zerfallstücken soll auch die Abrundung der Kerne erfolgen. Mit demselben Rechte kann - man aber auch die Präparate so deuten, dass sämmtliche Bilder, welche ‚angeblich den Wiederaufbau der Sphäre und die Abrundung der Kerne Zeitschrift f. wissensch, Zoologie, LX, Bd. {A 50 0. vom Rath, zeigen, umgekehrt als beginnende Zerfallserscheinungen der Sphäre mit zunehmendem Polymorphwerden der Kerne interpretirt werden. Für letztere Ansicht sprechen mehrere Gründe. In ein und demselben Hoden sind die Zerfallserscheinungen und eben so die Konsolidirungs- vorgänge der Sphären keineswegs bei allen in Rede stehenden Zellen gleichzeitig in demselben Stadium vorhanden, so dass beispielsweise im Herbste die Zerfallerscheinungen in ihren verschiedenen Phasen bis gegen Ende des Winters allein zu konstatiren wären und dann gegen Frühlingsanfang die Konsolidirungsvorgänge zur Beobachtung kämen, vielmehr findet man im Herbste wie Winter und im Frühjahr alle Phasen von Kern- und Sphärenveränderungen im gleichen Hoden neben einander vor. Im Winter sind allerdings nach meinen Beobachtungen die Degenerationserscheinungen der polymorphen Kerne, die von einer Degeneration der Sphäre begleitet sein können aber nicht begleitet zu sein brauchen, in großer Zahl vorhanden, im Frühjahr sieht man da- gegen viel mehr runde als polymorphe Kerne, da letztere zum groben Theil bereits degenerirt sind, aber auch im Frühjahr, ja auch im Sommer, findet man noch polymorphe Kerne, da auch in diesen Jahreszeiten noch Kerne zu Grunde gehen, welche den Winter überstanden hatten. Gegen die Auffassung von Mxvzs spricht ferner der Umstand, dass ich in völliger Übereinstimmung mit Nicorss auch in Zellen mit ganz exquisit polymorphen Kernen ganz unzweideutige intakte Sphären mit ein oder meist zwei Gentrosomen in überaus zahlreichen Fällen auffand (vgl. Fig. 40). In einzelnen Fällen war allerdings die Sphäre zerfallen, dann war aber auch der gesammte Kernhabitus ein so verkommener, dass an einer gleichzeitig erfolgenden Degeneration von Kern und Sphäre gar kein Zweifel sein konnte. Wenn nun Mezves behauptet (l. c. p. 127), dass er in Zellen mit polymorphen Kernen einen scharf kontourirten hellen Körper, welcher unzweifelhaft eine intakte Sphäre war, beim Salamander niemals be- obachtet habe, so ist dies ein entschiedener Irrthum. Derselbe Autor möchte die von mir (2a) beschriebenen und erwähnten Körper nicht als Sphären, sondern als Einschlüsse der Zelle ansehen, über deren Bedeutung er einstweilen keine Angaben machen könne; be- sondere Differenzirungen in ihrem Inneren konnte er nicht erkennen, eben so sah er sie niemals von einer Strahlung umgeben. »Es können nur diese Körper sein, welche neuerdings vom Raru im Salamander- hoden in Zellen mit Körnerhaufen gefunden und für Sphären angesehen hat. Der sehr erhebliche Unterschied dieser Körper gegenüber den Sphären in den Zellen mit runden Kernen scheint vom Raru nicht auf- gefallen zu sein. Dieselben waren mir schon zur Zeit meiner ersten Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Aniloera mediterranea Leach etc. 51 Mittheilung bekannt, jedoch habe ich dort ihrer ausdrücklich keine Er- wähnung gethan. Dass es sich nicht um dieselben Körper handelt, welche ich als Sphären beschrieben habe, kann durchaus keinem Zweifel unterliegen.« Da nun nach meinen Präparaten auch nicht der geringste Zweifel darüber sein kann, dass diese Körper neben den polymorphen Kernen mit Körnerhaufen identisch sind mit jenen bei runden Kernen, und eben so deren Sphärennatur gar nicht angezweifelt werden kann, eben so wenig wie die Gentrosomennatur der meist in der Zweizahl vorhan- denen Körner in diesen Körpern (vgl. die Tafeln I, IE u. III), glaube ich annehmen zu dürfen, dass die von Meves in Anwendung gebrachten Methoden nicht immer gleichmäßig gute Resultate geliefert haben; meine Angaben sind neuerdings auch von Drüner (33a) im Gegensatz zu Mr- ves bestätigt worden. Wenn nicht etwa in Folge des Lichtdruckes die Meves’schen Abbildungen bedeutend matter sind und weniger er- kennen lassen als die Originalzeichnungen, so geben mir meine Prä- parate auf jeden Fall wesentlich mehr Aufschlüsse. Die ferneren Bedenken, die Mzvzs gegen meine Angaben erhoben hat, will ich ganz kurz besprechen. Zunächst wird für die polymorphen Kerne angeführt, dass sie keine Veränderungen des Kernbaues er- kennen lassen, welche als degenerativ gedeutet werden könnten. »Die Veränderung der Form aber ist an und für sich kein Degenerations- zeichen; sie findet genügende Erklärung (Herrmann) durch die von O. ScHauLtzE aufgestellte Hypothese, der sich übrigens auch vom Rarn anschließt, dass der Kern durch Oberflächenvergrößerung seinem Nah- rungsbedürfnisse nachkommt.« Ich bleibe bei meinen früheren An- gaben, dass die Degenerationserscheinungen der polymorphen Kerne im Spätherbste und Winter so unverkennbare und typische sind und der Kernhabitus dieser Zellen ein so verkommener ist, dass von einem Ausglätten der Einbuchtungen durchgängig keine Rede sein kann. Es ist nun ein Irrthum von Seiten Meyzs, wenn dieser Autor annimmt, dass ich nur wegen der äußeren, gelappten und polymorphen Form der Kerne von einem verkommenen Habitus sprach, vielmehr waren es gerade die Zerfallserscheinungen der Kernbestandtheile selbst, welche mich auf eine unverkennbare Degeneration hinwiesen. Eine genauere Beschreibung dieser Degenerationserscheinungen habe ich nicht gegeben, da dieselben doch nur an der Hand einer größeren Zahl farbiger, sorgfältiger Abbildungen verständlich gemacht werden können. Ich habe beiläufig bemerkt wiederholentlich darauf hingewiesen, dass die Degenerationserscheinungen der Zellen und ihrer Kerne in einer außerordentlich verschiedenen Weise verlaufen, Ar 5 FE Ei EEE DIR 0 Zur 7 - 52 0. vom Rath, so dass es eine dankbare Aufgabe wäre, diese verschiedenen Degene- rationsformen, wie sie an bestimmten Zellkategorien auftreten, zu einem besonderen Studium zu mächen, da eine Anzahl von Autoren der Ansicht zu sein scheint, dass es nur wenige Erscheinungen der Zell- und Kerndegeneration giebt, von denen die sogenannte chromato- lytische Kerndegeneration die bekannteste ist. Mrves bespricht übri- gens selbst auf p. 165 u. ff. einige typische Degenerationserscheinungen. Wenn aber genannter Autor hervorhebt, dass er ebenfalls an den Kernen der sogenannten Follikelzellen im Hoden und Ovarium des er- wachsenen Thieres Zerklüftungen wahrgenommen habe, die häufig mindestens eben so hochgradig sind, wie diejenigen der Spermato- gonien bezw. der Oogonien, so sagt er uns damit nichts Neues, da ich selbst in verschiedenen Arbeiten (2b, c, d) gerade die Degenerations- erscheinungen der Follikelzellen (meine Randzellen) eingehend bei verschiedenen Thieren z. B. Astacus, Salamandra u. a. diskutirt habe. Diese Angaben sind Mrves offenbar entgangen. Ob die polymorphen Kerne zur Amitose in Beziehung stehen oder nicht, kann nicht so leicht entschieden werden, ich erwähnte früher, dass viele polymorphe Kerne der Sexualzellen von Amphibien degene- riren, ohne dass eine Kerndurchschnürung an den Einbuchtungsstellen stattfindet, dass aber thatsächlich in manchen Fällen solche Durch- schnürungen stattfinden, ist nach meinen Präparaten ganz sicher. Ich wies ferner darauf hin, dass ich zwischen polymorphen Kernen und solchen mit hantelförmiger Amitose eine ganze Kette von Übergangs- formen gefunden habe und es mir »einstweilen« empfehlenswerth schien die polymorphen Kerne noch zu den Amitosen zu rechnen. Dem gegenüber betont Mevss, dass die neben den polymorphen Kernen vor- kommenden Amitosen schon wegen des Verhaltens der Attraktions- sphären scharf von diesen zu trennen sind. Nun giebt es aber, außer vielen anderen Formen der Amitose des Salamanderhodens z. B. mit Kernplattenbildung Fig. 37 auch solche Hantelformen, bei welchen die Sphäre keineswegs die charakteristische Ringform aufweist, vielmehr in gewöhnlicher Kugelform auftritt und diese Beispiele sind auf jeden Fall wesentlich zahlreicher, als die mit Sphärenring. Es kommt übri- gens auch ganz darauf an, wie man den Begriff der polymorphen Kerne definirt. Rechnet man zu diesen nur die stark zerklüfteten und viel- fach gelappten Kerne, so muss man für alle die anderen eigenthümlich gestalteten Kerne, die unverkennbare Amitosen zeigen und weder rund noch zerklüftet, noch hantelförmig sind, besondere Namen einführen. Es scheint mir, dass Mrvrs auf solche Übergangsformen zwischen ex- quisit polymorphen, runden und hantelförmigen Kernen nicht genü- Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach ete. 53 gend geachtet hat. Einseitig eingebuchtete Kerne sind beispielsweise recht häufig, eben so zweiseitig eingebuchtete, bei welchen aber die Einbuchtungen keineswegs einander genau gegenüberliegen, ferner knospenförmige Kernabschnürungen etc. | Meine früheren Studien über die polymorphen Kerne der Sexual- zellen haben mich zu Resultaten geführt, die ich kurz in folgender Weise zusammengefasst habe. Alle Zellen im Sexualapparat der Amphibien (und sämmtlicher anderen Metazoen), welche maulbeerförmige oder polymorphe Kerne haben,gehören nichtinden Ent- wicklungscyklus der Samen- und Eizellen; sie sind weder andenAnfangnochan das Ende der Spermatogenese oder Ovogenese zu stellen; sie gehen allmählich zu Grunde und können höchstens für dieübrigensich normal entwickeln- den Sexualzellen als Nährmaterial Verwendung finden. Es leitet die Maulbeerform unter keinen Umständen eine Mitose ein, sie deutet vielmehr daraufhin, dass die Zelle fernerhin keine Mitose mehr eingehen kann. Man wird nun fragen, wie kommt es, dass Meves, Benpa und Nı- coras der Ansicht sind, dass im Allgemeinen die polymorphen Kerne des Herbstes sich im Frühjahr abrunden, während nach meinen An- gaben der größte Theil der polymorphen Kerne im Winter degenerirt? Es scheint mir sehr wohl möglich zu sein, dass diese Verschiedenheit der Angaben in einer Verschiedenheit des Untersuchungsmaterials be- gründet ist und die Thiere in wesentlich verschiedenen Existenzbe- dingungen gelebt haben. Ich habe zu meinen Untersuchungen stets frisch eingefangene Salamander benutzt, die ich selbst noch im No- vember in genügender Zahl an geschützten Stellen unter Holzhaufen, in zugedeckten Springbrunnen, Sommerhäuschen und Kellern finden konnte; eben so hatte ich im Februar wieder frisches Material, im De- cember und Januar musste ich mich dagegen mit Thieren begnügen, die ich im Oktober oder November in ein mit Moos und Steinen gefülltes * Fass zur Überwinterung gebracht hatte. Ich habe nun außerdem F Exemplare untersucht, die in der Gefangenschaft gefüttert wurden > und reichlich Mehlwürmer gefressen hatten. Bei diesen gut genährten Thieren fand ich weitgehende Verschiedenheiten im Hoden. Von Thieren, die den ganzen Winter im Terrarium im gewärmten Zimmer lebten und gefüttert wurden, untersuchte ich in kurzen Intervallen stets einige den ganzen Winter hindurch; bei diesen Exemplaren war die - Zahl der polymorphen Kerne wesentlich geringer als bei Thieren, die | 4 gehungert hatten und im Fass ihren Winterschlaf abhielten, ferner 54 0; vom Rath, waren die Degenerationserscheinungen der Zellen und Kerne viel sel- tener und lange nicht so auffallend, als bei den gefütterten Exemplaren. Beiläufig möchte ich noch erwähnen, dass bei Thieren, die ich im Sommer eingesetzt und gut gefüttert hatte, die Hoden im Oktober, ja noch im November viele Nachzügler in der Mitose aufwiesen, die bei Thieren, die dem Freien entnommen waren, bereits im September recht selten waren. Da ich nun aus verschiedenen Arbeiten von FLen- nmına ersehen habe, dass die Kieler Forscher ihre Salamander vom Händler beziehen, ist es keineswegs ausgeschlossen, dass die betref- fenden Autoren Thiere zu ihrer Untersuchung benutzen, die unter we- sentlich günstigeren Existenzbedingungen gelebt hatten und dem ent- sprechend weniger Degenerationserscheinungen an den Hodenzellen erkennen ließen, als meine Exemplare. Bei den Larven von Salamandra maculosa haben wir in den Sexualzellen ganz ähnliche Verhältnisse kennen gelernt, wie beim aus- gebildeten Thiere. Zur Winterszeit findet man in den Sexualzellen dieser Larven, welche bekanntlich im Uterus der Mutter überwintern, recht häufig polymorphe Kerne und viele unverkennbare Degenerations- erscheinungen, wie ich es bereits in meiner früheren Arbeit (2d) ein- gehend beschrieb. Zumal wenn die Thiere ihren Dottervorrath völlig verzehrt haben, sind polymorphe und degenerirende Kerne überaus häufig zu finden, während bei Larven, die im Frühjahr ins Wasser ab- gesetzt wurden, und reichlich fressen, solche Kernformen nur selten vorkommen. In gleicher Weise sieht man Mitosen bei Thieren, die hungern, nur recht selten, während sie bei den ins Wasser abgesetzten Exemplaren bekanntlich in großer Zahl beobachtet werden. Schneidet man nun Salamanderlarven im Herbste oder Winter aus dem Uterus der Mutter und füttert dieselben, so findet man auch Mitosen in allen Geweben in großer Zahl und sind polymorphe Kerne und Degene- rationserscheinungen viel seltener. Zur Vermeidung von Missver- ständnissen ist es daher dringend zu rathen, dass die Autoren, welche Angaben über Salamanderlarven machen, genau angeben, ob sie die Thiere aus den Bächen herausgefischt oder aus dem Uterus der Mutter herausgeschnitten und eventuell gefüttert haben. Zum Schluss will ich noch erwähnen, dass in letzter Zeit E. VErson wieder mit Nachdruck für das Vorkommen von Amitosen in Sexual- zellen (Hodenzellen von Bombyx mori) eingetreten ist. Bereits in früheren Arbeiten hatte derselbe Verfasser (13) behauptet, dass bei der Spermatogenese von Bombyx mori und anderen Lepidopteren die Kerne der Samenmutterzellen jedes Hodenfaches durch amitotische Theilung von einem einzigen großen Sexualkern sich herleiten, und | u 3 ee he a Zt Keen Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach etc, 55 dass folglich amitotisch entstandene Kerne weiterhin sich mitotisch vermehren können. Gegen diese Auffassung haben H. E. ZıEsLErR und ich (6) geltend gemacht, »dass Vzrson durch seine Beobach- tungen nicht zu der Annahme genöthigt ist, dass die kleinen Zellen, welche er im jüngsten vorliegenden Stadium neben der großen Zelle in jedem Hodenfach bemerkt, durch amitotische Theilung von der groben Zelle herstammen; es erscheint eine Deutung zulässig, welche die Befunde Verson’s mit denen vom Rarw’s (bei Astacus) in Überein- stimmung bringen könnte, nämlich die Auffassung, dass die kleinen Zellen nicht die Abkömmlinge, sondern so zu sagen die Geschwister der großen Zelle sind, und dass sie durch successive mitotische Theilung die zahlreichen Samenbildungszellen erzeugen, während der Kern der _ großen Zelle, welche den Charakter einer Rand- oder Stützzelle hat, ee" ne 2 a» sich mehrfach amitotisch theilt. Demnach bleiben wir bei der Behaup- | tung, dass Kerne, welche durch amitotische Theilung entstanden sind, nie mehr in mitotische Theilung eintreten«. In meiner Salamandra- Arbeit fügte ich dann hinzu, dass die Befunde Verson’s auch eine andere Deutung zuließen als die vorhin gegebene und sagte, es ist immer misslich die Befunde anderer Autoren in anderer Weise zu interpretiren, wenn man keine eigenen Präparate über die betreffen- den Objekte zur Kontrolle hat und obendrein die beigefügten Abbil- dungen wie in der Vzrson’schen Arbeit an Klarheit sehr zu wünschen übrig lassen. Es ist wohl denkbar, dass die Zelle, welche die Amitose zeigt, eine in Rückbildung begriffene Sexualzelle ist. Auch bei anderen Evertebraten und Vertebraten sind in Sexualzellen Amitosen beob- achtet worden, doch gehen solche Sexualzellen, wie bereits oben be- tont wurde, unzweifelhaft zu Grunde. Es ist nun keineswegs aus- geschlossen, dass auch bei den Lepidopteren in manchen Sexualzellen Amitosen auftreten, diese Zellen werden sich dann aber auch sicherlich nicht zu befruchtungsfähigen Samenzellen entwickeln. Kurze Zeit später sprach sich Tovama Nocakusaı auf Grund von Studien über das- selbe Objekt in einer vorläufigen Mittheilung dahin aus, dass die Verson’sche Zelle keine Keimzelle, sondern eine Fußzelle (supporting cell), also eine Stützzelle sei. Die Arbeiten von ZieGLER und mir waren diesem Autor unbekannt. In seiner neuen Arbeit wendet sich nun VeErson gegen mich und sagt: »Dass meine Abbildungen nicht geziert, oder wie man zu sagen pflegt, vervollständigt sind, gebe ich gern zu: sie sind eben den Präparaten treu nachgezeichnet und bringen schlimmsten Falls, wo die Gewebselemente zu ge- drängt standen, eine geringere Anzahl derselben zur Darstellung, um die Klarheit des Bildes eben nicht zu stören. Was hingegen die 56 0. vom Rath, Art und Weise betrifft, über Objekte abzuurtheilen, die man einge- standenerweise gar nicht kennt, lässt sich nicht leugnen, dass die von O. vom Rıra beliebte Methode sehr billig zu stehen kommt: ob sie auch recht erbaulich sei, das überlasse ich dem Leser sich selber zurechtzu- legen.« Im Übrigen hält Verson an seiner Behauptung auch gegen Toyamaı (den er irrthümlich Nocakusaı nennt, während dies Wort so viel ich weiß ein Titel ist), fest, dass die betreffende Zelle eine Keim- zelle ist, und dass er neun Kerne mit eingeschnürtem oder fragmentir- tem Kerne gezählt habe. Mittlerweile ist die definitive Arbeit von Toyama (14) erschienen, in welcher der Verfasser in Bezug auf die in Rede stehende Zelle zu dem Resultate kommt, »that Verson’s cell is not a genital cell as Verson states, but it is a supporting cell connecting all the younger genital elements with the wall of the testicular follicle and probably nourishing them. This confirms the assumption of ZIEGLER and vom Ruta, who says that „es erscheint eine Deutung zulässig, welche die Befunde von Verson mit denen von vom Rara in Überein- stimmung bringen könnte, nämlich die Auffassung, dass die’ kleinen Zellen nicht die Abkömmlinge, sondern so zu sagen die Geschwister der großen Zelle (Verson’s cell).sind, und dass sie durch successive mito- tische Theilung die zahlreichen Samenbildungszellen erzeugen, wäh- rend der Kern der großen Zelle, welche den Charakter einer Rand- oder Stützzelle hat, mehrfach sich amitotisch theilt‘“. Versox’s cell may therefore be safely assumed to be a supporting cell of the testicular folliele, and is also to be seen in the blind end of an egg tube as is schown in fig. 14 and in quite young stages, it is very diffieult to dis- tinguish the male and the female elements except by the external shape of the folliele as already described«. Ferner bemerkt K. Toyamı in einer Anmerkung auf p. 6: The cells which divide amitotically in the genital follicles of the silk-worm do not belong to the cycle of sexual cells as above described and this confirms the opinion of vom Rırtn who says that. »Den Mitosen gegenüber haben die Amitosen durchweg einen mehr oder weniger deutlich erkennbaren degenera- tiven Charakter ete.« Die Abbildungen, welche K. Toyıma seiner Arbeit beigefügt hat, sprechen sehr zu Gunsten der Deutung, die dieser Autor seinen Befunden gegeben hat. Wenn ich nun in meiner Salamanderarbeit, ll. Theil, p. 155 sagte, dass die Angaben Verson’s nur mit größter Vor- sicht aufgenommen werden dürfen, da gegen die Richtigkeit der- selben große Bedenken erhoben werden müssen, so war diese Mahnung, wie aus der Untersuchung von Tovama hervorgeht, sicherlich berechtigt. Wenn Verson meine Kritik wenig erbaulich findet, so kann ich nur Li ehe TE U NO RENEEN. NO, A A ZA an Fe ln Zr De Eu Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Aniloera mediterranea Leach etc. 57 erwiedern, dass ich nicht zur Erbauung der Leser die Resultate meiner Studien veröffentliche, sondern zur Klarlegung wissenschaftlicher Streit- fragen; im Übrigen habe ich in einem streng sachlichen und keineswegs unhöflichen Tone geschrieben. Vrrsox hätte auf jeden Fall besser daran gethan seine Deutungen schärfer zu begründen, als seiner persönlichen Entrüstung über meine Interpretirung in dieser Weise Ausdruck zu verleihen. Aus der gesammten Diskussion über die Amitosenfrage ergiebt sich von selbst, dass ich an meiner Auffassung auch nicht das geringste ändere. Ill. Theil. Bemerkungen über die Zahl, Lage und Bau der Centrosomen und Sphären bei ruhenden und sich amitotisch theilenden Kernen. Schon in einem früheren Aufsatze (2d) habe ich eine Reihe von Angaben über das Verhalten der Gentrosomen und Sphären bei ruhen- den und sich amitotisch theilenden Kernen gemacht, die ich jetzt auf Grund fremder und eigener Beobachtungen erweitern kann. Es liegt nun aber keineswegs in meiner Absicht hier ein kritisches Referat der großen Zahl von Arbeiten, welche in letzter Zeit über Centrosomen und Sphären erschienen sind, geben zu wollen, ich will nur aus einigen Arbeiten gewisse Punkte herausgreifen, die für den hier vorliegenden speciellen Zweck von Wichtigkeit sind. In Übereinstimmung mit Fremnme behalte ich auch fernerhin die Bezeichnungen Centrosom (= Centralkörper) und Sphäre (— Archo- plasma, Archiplasma, Astrosphäre) bei, da mir kein Grund vorzuliegen scheint, dieselben mit anderen zu vertauschen. Von den Arbeiten, welche hier in erster Linie in Betracht kommen, verdient die von M. HrıpenHamn »Neue Untersuchungen über die Central- körper und ihre Beziehungen zumKern und Zellenprotoplasma« (Archiv für mikr. Anat. Bd. XLII, 1894) ganz besondere Beachtung, da sie außer einer großen Zahl interessanter empirischer Befunde, eine Dis- cussion sämmtlicher auf die Gentrosomen und Sphären bezüglichen Streitfragen enthält. Im Anschluss an die Hrıpennai’sche Arbeit will ich dann einige abweichende Auffassungen anderer Autoren besprechen. Zu meinem Bedauern konnte Heıpennaın meine Salamandra-Untersu- chungen (2d) nicht mehr benutzen, da dieselben kurz vor dem Ab- schluss seines Manuskriptes erschienen. Bevor ich nun die hierher gehörigen HeıpenuAnn’schen empirischen Resultate und theoretischen Betrachtungen bespreche und mit anderen Angaben vergleiche, will ich in Kürze die wichtigsten meiner eigenen © nr 58 0. vom Rath, diesbezüglichen früheren Resultate wiederholen. Ich sprach mich zu- nächst über das Verhalten der Sphären und ihrer CGentrosomen bei den Amitosen der Sexualzellen von Salamandra maculosa und anderen Am- phibien im Speciellen und dann über das Verhalten der Gentrosome während der Ruhe der Kerne im Allgemeinen wie folgt aus: Seit der wichtigen Entdeckung E. van BeneDen’s (4), dass die Attraktionssphäre und ihr Gentralkörper (Gentrosoma) ein permanentes Organ der Zelle ist und eine allgemeine Verbreitung bei allen Zellarten hat (mindestens bei solchen, die sich mitotisch theilen), sind bekannt- lich in einer Reihe von Fällen auch bei ruhenden Zellen mit bläschen- formigem Kerne ein oder zwei Centrosomen, die manchmal von einer deutlichen Strahlung umgeben waren, beschrieben worden. Was lag nun näher, als auch bei Amitosen das Vorkommen und Verhalten der Attraktionssphären und Gentrosomen eingehend zu studiren, durfte man doch erwarten, durch sorgfältige Beobachtungen wichtige Auf- schlüsse über eine etwaige Betheiligung dieser Gebilde bei der amitoti- schen Kerndurchschnürung zu erhalten. Wenn nun aber einstweilen die auf diesem Gebiete erzielten Resultate immer noch recht dürftige sind, so liegt dies einerseits an der Kleinheit der in Rede stehenden Körper, andererseits an der Schwierig- keit geeignete Konservirungs- und Färbungsmittel ausfindig zu machen. Die zur Zeit üblichen Methoden sind bekanntlich für diesen speciellen Zweck nicht völlig ausreichend, und es gelingt meist nur in besonders glücklichen Fällen die Attraktionssphären und Centrosomen bei ruhen- den und sich amitotisch theilenden Kernen mit befriedigender Deutlich- keit zur Anschauung zu bringen. Die besten Präparate erhielt ich durch längere Behandlung mit der Fremmine’schen Flüssigkeit oder der Hrrmann’schen Lösung, sowie durch die von mir angegebenen Mischungen von Pikrinessigosmiumsäure und zumal der von Pikrinessig-Platinehloridosmiumsäure. Die Färbung mit Safranin-Gentian-Orange nach Fremning glückte mir nur in seltenen Fällen, dagegen gaben mir Hämatoxylinfärbungen gute und klare Bilder (ef. I. Theil, p. 102)!. Beiläufig möchte ich hier bemerken, dass bei den Amitosen der Sexualzellen, die als Attraktionssphären und Centrosomen interpretirten Körper durchgängig viel klarer zur Anschauung kommen als bei Somazellen und hier oft ohne Anwendung komplicirter Metho- ! Die HeıpennAın’sche Methode scheint für den vorliegenden Zweck die sichersten Resultate zu liefern. Ich habe dieselbe für diese Objekte nicht mehr in Anwendung bringen können, da meine Präparate beim Erscheinen der letzten Arheit Hsıpenaaın’s (15d) bereits fertig gestellt waren. Bei anderen Objekten habe ich aber seit dieser Zeit mit dieser Methode gute Erfolge gehabt. Bu ı% ® Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Aniloera mediterranea Leach etc. 59 den erkannt werden können. Wenn ich nun im Folgenden einige meiner über das Verhalten der Attraktionssphären und CGentrosomen bei der Amitose gemachten Beobachtungen bekannt gebe, so geschieht es nur desshalb, weil ich in meinen Abbildungen vielfach Körper ein- gezeichnet habe, die sehr wohl als Attraktionssphären, beziehungsweise Centrosomen, gedeutet werden können. Im Übrigen habe ich die Über- zeugung gewonnen, dass wir erst ein viel größeres vergleichendes Material beibringen müssen, ehe wir in dieser interessanten Frage zu einem entscheidenden Urtheil berechtigt sind. Ein flüchtiger Blick auf meine Abbildungen genügt, um eine große Mannigfaltigkeit in der Ge- stalt, Lagerung, Zahl und Anordnung der Attraktionssphären und CGentrosomen erkennen zu lassen, so dass von einem einheitlichen Verhalten dieser Gebilde auch bei dem gleichen Gewebe desselben Thieres gar nicht die Rede ist, geschweige denn an eine Gleichmäßig- keit des Verhaltens bei den Amitosen der Sexualzellen und der Soma- zellen gedacht werden kann. Bevor ich nun zu meiner speciellen Beschreibung übergehe, will ich daran erinnern, dass auch bei den Mitosen dasVerhalten der Attrak- tionssphären und Centrosomen nicht immer genau das gleiche ist. Beispielsweise sind die Angaben über den feineren Bau der Attrak- tionssphären und Centrosomen der Mitosen von Salamandra maculosa einigermaßen von denen bei Ascaris megalocephala verschieden, ja die diesbezüglichen Befunde von Boverı (7), van BEnEDEN (4), Brauer (8) bei Mitosen der Sexualzellen von Ascaris megalocephala stimmen keines- wegs genau mit einander überein!. Wir wissen ferner, dass Attraktions- 1 Die Gentrosomen von VAN BENEDEN und NeEyT sollen aus einem Häufchen kleiner Körner bestehen und von einem hellen Hof umgeben sein, der als Markschicht (zone medullaire) bezeichnet wird (cf. Boverı). Die Markschicht wäre nach den belgischen Autoren von spärlichen radialen Fädchen durchzogen, die sich an das Centralkörperchen ansetzen. Letztere Angabe konnte Boverı auf Grund eigener Untersuchungen desselben Objekts nicht bestätigen (l. c. p. 760), indem die radialen Fädchen auf seinen Präparaten nicht sichtbar waren, Ob das Centrosoma der belgischen Forscher dem ganzen aufgequollenen Gentrosoma Boverr’s oder nur dem centralen Korn desselben entspricht, lässt BovErı unent- schieden, Über Gestaltsveränderungen der Centrosomen während des Verlaufs der Mitose macht Bovezrı folgende Angaben. Die Gentrosomen sind zur Zeit, wo nur eine Archoplasmakugel im Ei besteht, sehr klein, quellen aber, während das Archo- plasma in zwei Kugeln sich spaltet, auf das Vier- bis Sechsfache ihres ursprüng- lichen Durchmessers auf und erscheinen während der Ausbildung der Spindel als relativ große blasse Kugel mit einem kleinen Korn im Centrum, Wenn der Process der Spindelbildung sich seinem Ende nähert, nehmen sie wieder an Größe ab. Das centrale Korn im Boverr’schen Centrosoma wurde auch von Brauer bei Ascaris megalocephala gefunden, VAn BEnEDEn unterscheidet den kompakten centralen 60 0. vom Rath, sphären und Centrosomen vom Beginn der Spindelfigur bis zur Rück- kehr in das Ruhestadium der Tochterkerne aus dem Dispirem be- deutende Veränderungen in Größe und Gestalt erfahren können. Dass übrigens die Centrosomen keineswegs immer rund sind, wurde bereits von Fremuing hervorgehoben, bei Leukocyten fand genannter Autor häufig länglich geformte Gentrosomen. In neuester Zeit hat ZimmErMANN in Pigmentzellen von Fischflossen längliche und stabförmige Centro- somen gefunden; die Attraktionssphären zeigten dem entsprechend gleichfalls erhebliche Abweichungen vom gewohnten Schema. Fragen wir jetzt, wie eigentlich der Bau einer typischen Attrak- tionssphäre nebst Gentrosoma beschaffen ist, so ist zur Zeit eine definitive Antwort nicht gut zu geben, da bei so sorgfältig untersuchten Objekten wie Ascaris megalocephala und Salamandra maculosa gewisse Ver- schiedenheiten vorzukommen scheinen. In Übereinstimmung mit Fremming und Hermann habe ichin den ver- schiedenen Geweben von Salamandra maculosa eben so wie bei vielen anderen von mir untersuchten Vertebraten und Evertebraten stets nur einen relativ einfachen Bau der in Rede stehenden Gebilde gefunden. Das Centrosoma von Salamandra war von einem Strahlenkranz um- geben, der in vielen Fällen nicht bis an das CGentrosoma heranreicht, vielmehr einen hellen Hof um letzteres frei lässt, welcher der Zone medullaire van BEneDeEn’s entsprechen dürfte; in manchen Fällen treten aber die Strahlen direkt an das Gentrosoma an. Von einem centralen Korn im Centrosoma, wie es von Boverı bei Ascaris megalocephala ge- funden wurde, eine Beobachtung, die durch die Bestätigung von Seiten BraAuver’s über jeden Zweifel erhaben ist, habe ich bei meinen Objekten his jetzt nichts wahrnehmen können, ferner konnte ich niemals im Strahlensystem einen kompakteren centralen Bereich und einen peri- pher fibrillären, wie es van BEneDen bei Ascaris megalocephala be- schreibt, erkennen. Im Gegensatz zu meinen Befunden stehen die Angaben von Moorr, der bei Sexualzellen von Salamanderlarven, die aus dem Mutterthier herausgeschnitten waren, in der geschlechtlich noch nicht differenzirten Genitalanlage Sphärenbilder gefunden hat, die den von van BzneDen bei Ascaris megalocephala beschriebenen direkt zu vergleichen wären. »By whatever means it has been brought into view, Bereich des Strahlensystems als sphere attractive von den peripheren Fibrillen, in gleicher Weise wird in einer späteren Arbeit von vAn BEnEDEN und Nevr diese Tren- nung festgehalten, wozu nach Bovzrı kein Grund vorliegt, da beide Theile aus der ursprünglich kompakten gleichmäßig körnigen Archoplasmakugel hervorgegangen sind. Die peripheren feinen Fädchen repräsentiren nach Bovzkı nur die modificirte Rindenschicht dieser Kugel. | Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach ete. 61 there is always presented in this particular phase of celle life one or two central bodies, immediately surrounded by the light zone, ‚medullary corpuscule‘ of van BeneDen, across which can be traced a few broad radial bands, putting the central body (or bodies) in connection with a large and pale granulous sphere, the archoplasm, the radiation of whose granules is centred to the ‚medullary zone‘ as a whole, and not directly towards the central body, as in the ‚spheres‘ of van Benepen. The further relation of these constituent parts and the general protoplasmie radiation of the cell are identical with that obtaining in the segmentation spheres of Ascaris. As I have already said, all these parts are never visible at once in any attraction-sphere of FLemmine etc.« In wie weit diese auf Salamandra maculosa bezüglichen abweichen- den Angaben auf Konservirungs- und Färbungsverschiedenheiten zu- rückzuführen sind, muss einstweilen dahingestellt bleiben. Haben wir so eine große Mannigfaltigkeit in der Größe und Gestalt der Attraktionssphären und Gentrosomen bei Mitosen kennen gelernt, darf es uns um so weniger wundern, bei der Amitose noch mehr Besonderheiten zu begegnen. Bedenkt man, dass in allen Fällen der Amitose die Kerne einen mehr oder weniger auffallenden degenerativen Habitus verrathen, so ist es wohl begreiflich, dass auch die Attraktionssphären und Centrosomen regressive Veränderungen eingegangen sind. Ob aber die Ursache der Amitose durch Veränderungen des Kernes oder durch solche der Attraktionssphären und Centrosomen bedingt ist, kann erst entschieden werden, wenn festgestellt ist, welchen aktiven Antheil Attraktions- sphären und Gentrosomen bei Kerntheilungsvorgängen nehmen. Wir haben festgestellt, dass bei den Amitosen der Sexualzellen und auch bei denen der Somazellen von Amphibien eine große Mannig- faltigkeit der Gestalt, Größe, Zahl und Anordnung der Attraktionssphären und eben so der Gentrosomen beobachtet wurde. Ob aber für jede bestimmte Form oder Unterabtheilung der Ami- tose ein besonderes Verhalten der Attraktionssphäre charakteristisch ist, bleibt zunächst unentschieden; dass eine Theilung der Attraktions- sphäre bei der Amitose stattfinden kann, ist nach meinen Präparaten (Fig. 9, 11,42 a, c, f) sicher; ob sie aber immer stattfinden muss, ist unwahrscheinlich. Man findet zwar häufig bei Amitosen zwei Centro- somen von nur einem gemeinsamen Strahlenkranz umgeben, in solchen Fällen ist es aber keineswegs ausgeschlossen, dass bei einem weiteren Auseinanderrücken der Gentrosomen auch noch eine Theilung der Attraktionssphäre stattfinden kann. Bereits früher habe ich diesbe- zügliche Abbildungen von Kernen von Randzellen (Follikelzellen) aus 62 0. vom Rath, dem Hoden von Gryllotalpa gegeben; neben dem einen Kern, der im typischen Ruhestadium war, lagen zwei winzige Gentrosomen ohne Spur einer Strahlung; neben dem anderen Kern lagen in einer Ein- buchtung, die auf Amitose hindeutete, zwei Gentrosomen, welche von einer gemeinsamen deutlichen Strahlung umgeben waren. Niemals habe ich bei dem gleichen Objekte in den Randzellen, die häufig Amitose erkennen ließen, zwei Attraktionssphären auffinden können (34 ec). Bei den Amitosen von Sexualzellen des Salamanders und der Tritonen habe ich häufig nur eine aber recht große Sphäre mit Strahlung gesehen; nicht selten fand ich aber auch zwei kleinere Attraktionssphären, die gleichfalls eine deutliche Strahlung erkennen ließen (cf. Tafel VI). Bei polymorphen Kernen des Regenerationsfeldes von Salamandra maculosa konnte ich mehrfach eine größere Zahl kleiner Sphären zählen, die in den verschiedenen Einbuchtungen gelegen waren. Man wird daran denken können, dass die größere Zahl von Sphären aus einer großen Sphäre durch Theilung, beziehungsweise Zerfall derselben entstanden ist, ob aber aus einer solchen Anzahl von Sphären sich wieder eine große Sphäre rekonstituiren kann, erscheint mir wenig wahrscheinlich. Die Frage, ob die Attraktionssphären und Centrosomen bei den Amitosen eine ganz bestimmte Lage in der Zelle einnehmen, ist noch nicht entschieden, ich glaube aber nicht daran. Bei eingebuchteten Kernen findet man diese Gebilde allerdings meistentheils in den Ein- buchtungen gelegen, zumal bei einseitig eingebuchteten Kernen, eben so liegen bei Ring- und Lochkernen die Gentrosomen und ihr Strahlen- kranz recht häufig im Inneren des Ringes oder Loches; ich habe aber häufig genug Ausnahmen von diesem scheinbar regelmäßigen Verhalten feststellen können. Wenn man die Amitose überhaupt für etwas Degeneratives hält, so erscheint es keineswegs auffallend, dass das Verhalten der Attrak- tionssphären und Centrosomen keine deutliche Gesetzmäßigkeit zeigt; während in der Mitose die größte Regelmäßigkeit herrscht, ist das, was man Amitose nennt, kein scharf bestimmter Vorgang, und demgemäß sind auch die Befunde so verschiedenartig. In Betreff näherer Einzelheiten über die Gestalt und die Lage- verhältnisse der Attraktionssphären bei Ringkernen des Salamander- hodens verweise ich auf eine jüngst erschienene Arbeit von Mevss; ich möchte hier nur daran erinnern, dass ich bereits betont habe, dass Ringkerne zwar sehr gut im Anschluss an eine nicht völlig normal ver- laufende Mitose entstehen können, dass aber späterhin die so entstan- denen Tochterkerne sich höchst wahrscheinlich nur noch amitotisch theilen werden. Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach etc, 63 Wenden wir uns jetzt zu einer Besprechung der uns hier näher interessirenden Punkte der Arbeit Hrıpennamn’s. Das Heipennamm’sche Material bezieht sich durchweg auf Leukocyten, Lymphocyten und Megacaryocyten. Untersucht wurden die Leukocyten der Darmwand des Salamanders, die Lymphocyten des Knochenmarks des Kaninchens und besonders die einkernigen Riesenzellen. Für die letzte Arbeit (15d) war das rothe Knochenmark des Kaninchens das wichtigste Unter- suchungsobjekt. Nebenher wurden noch andere Gewebsformen studirt, z. B. die Milz vom Kaninchen, die Lymphdrüsen und Darmwand vom Hunde. Ferner zog HEıpEnHamn ältere und neuere Präparate vom Sala- mander und dessen Larve heran, sowie Gewebe von Proteus, bei welchem die Lymphocyten und Phagocyten der Niere und Leber eine eingehende Beachtung fanden. Die gesammten Untersuchungen dieses Autors beziehen sich somit auf eine einzige Zellgruppe, die man kurz als Leukoeyten bezeichnen kann. : In ruhenden Lymphzellen fand Hewenuamn der Regel nach zwei Centrosomen, häufig aber noch ein drittes, weniger intensiv gefärbtes Körperchen (Nebenkörperchen). Die beiden Centrosomen sind schon un- mittelbar nach ihrer Theilung ungleich groß. Bei den regulären großen sessilen Leukocyten des Knochenmarks fand derselbe Autor an jener Stelle, wo der Regel nach ein oder zwei Gentrosomen vermuthet werden konnten, nicht nur zwei oder drei, sondern vier kugelige Körper, zwei nach Art der CGentrosomen tief schwarz tingirt, die beiden anderen viel heller. Es finden sich »in der Mitte der Astrosphäre der Leukocyten nicht bloß zwei, drei oder vier färbbare Körperchen, sondern diese treten durch Vermittelung einer andersartigen Substanz zu einem ein- heitlichen Komplex zusammen, welcher bei seinem zwar wechselnden, aber gesetzmäßigen Aufbau als ein stets, doch in ähnlicher Weise wiederkehrendes Strukturgebilde einfacher Art sich vorstellt. Dieses Gebilde, als ein Ganzes betrachtet, bezeichne ich weiterhin als das Mikrocentrum der Zelle«. Die Gentrosomen sollen so entstehen, dass stets eines am anderen durch Knospung hervorgeht. Bei den Riesen- zellen kommen die Gentrosomen in großer Anzahl vor, die in Gruppen und oft so dicht neben und über einander liegen, dass eine Zählung unmöglich wird. Es wird unterschieden zwischen einer Centralkörper- Hauptgruppe im Endoplasma und Centralkörpernebengruppen in der Innenschicht des Exoplasmas. In Betreff näherer Einzelheiten verweise ich auf die Originalarbeit. Aus seinen Färbungsergebnissen schließt dann Hrıpensam p. 656: »dass den Centralkörpern irgend eine im chemischen Sinne specifische Substanz zukommen muss, welche an anderen Orten der Zelle nicht vorhanden ist und dass die Gentrosomen LE ae Be 3 he ’ 7 x is u os ER Ba ie ge % y 0 15 ae.‘ BR 64 0. vom Rath, ihrer Materie nach Dinge sui generis sind«. Derselbe Autor giebt dann (p- 637) folgende Charakteristik der Centrosomen: Centralkörper sind scharf umgrenzte solide (durch Eisenhämatoxylin unter Umständen färbbare) Granula von sehr geringer Größe. Sie besitzen die Fähigkeit zu assimiliren, zu wachsen und sich durch Knospung zu vermehren. Sie zeigen in hohem Maße die Neigung Gruppen zu bilden, wobei sie innerhalb der Gruppe durch eine bei Gelegenheit ihrer Vermehrung zwischen ihnen sich ausspinnende Substanz an einander gekettet sind. Sie können entweder für sich allein oder als Gruppe vereinigt die Ur- sprungspunkte für die Fäden eines centrirten Systems abgeben«. Ob man nun die Gentrosomen (mit van BEnEDEn) als Organe der Zelle be- zeichnen darf oder nicht, ist von Fremmmne (9, p.8%) in folgender Weise besprochen worden: »Dass man die Gentrosomen nach vAN BENEDEN Organe der Zelle nennt, scheint mir nach allem jetzt Vorliegenden zu- lässig; dass sie »permanente« Organe derselben sind, erscheint gleich- falls möglich, wenn man den Ausdruck nicht ganz streng fasst, sondern berücksichtigt, was ich im vorigen Bericht betont hatte, dass sie physio- logische Veränderungen durchmachen können. Es kann aber nach den jetzigen Kenntnissen eben so wenig wie damals sicher behauptet wer- den, dass sie stets und in allen Zellenarten persistiren und stets und überall gleiche und bestimmte Funktion haben. Das würde an ihrem Titel als Organe der Zelle nichts ändern, denn es giebt ja recht viele Organe, die nur zeitweilig fungiren.« Mit Hrıpennain halte ich die Centro- somen für Gebilde, die eine andere chemische Beschaffenheit haben als das Zellplasma, ich möchte sie auch mit van BENEDEN als Organe der Zelle ansehen, einstweilen allerdings mit der eben citirten FLEmming- schen Einschränkung. In Betreff der Sphäre herrscht unter den Autoren immer noch eine große Meinungsverschiedenheit, die nach meiner Überzeugung einer- seits durch das jeweilige Untersuchungsobjekt, andererseits durch die Methode der Konservirung und Färbung hervorgerufen ist. Hier ist es ganz besonders nothwendig, vergleichende Untersuchungen bei mög- lichst verschiedenen, aber auch besonders günstigen Objekten vorzu- nehmen, und stets mehrere bewährte Methoden in Anwendung zu bringen. Nach Hzıpennaın würde die Astrosphäre sehr wahrscheinlich über- haupt nicht als irgend ein besonderer Körper imponiren, wenn nicht die von dem Gentrosoma (oder Mikrocentrum) nach allen Richtungen hin ausstrahlenden, in sich kontinuirlichen Radiärfäden die Gewohn- heit hätten, an einer bestimmten Stelle ihres Verlaufes, welche überall die gleiche oder sich entsprechende ist, zu einem Mikrosoma von be- TEUER ö E‘ RL U a A > - Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Aniloera mediterranea Leach etc. 65 sonderem Umfang anzuschwellen. Hierdurch wird ein Mikrosomen- stratum gebildet, welches in den Fällen der regelmäßigsten Gestaltung die Form einer Kugeloberfläche haben kann (van BeneDen’sches Mikro- somenstratum). Wo das Mikrosomenstratum fehlt, kann nach diesem Autor von einer Ästrosphäre keine Rede sein. »Die Astrosphäre steht und fällt mit dem van BEneDen’ schen Mikrosomenstratum.« Ein Mikrosomen- stratum sei in den Mitosen der Gewebezellen der Wirbelthiere innerhalb der radiären Strahlen, welche zumal auf den Äster- und Dyasterstadien mit Leichtigkeit zu beobachten sind, von Niemand nachgewiesen worden. »Die van BEnzpen’sche sphöre attractive ist mithin durchaus nicht etwa eine konstante Eigenthümlichkeit der centrirten Systeme, sondern sie erscheint nur als ein ganz specielles vereinzeltes Vor- kommen, und auch beim Leukocyten ist sie nur während der Zellen- ruhe, nicht aber während des Ablaufes der Mitose vorhanden. Wenn van BENEDEN nicht bloß für den Gentralkörper, sondern auch für die Sphäre behauptet, dass sie ein konstantes Organ der Zelle sei, so kann ich dem nicht zustimmen (l. ec. p. 639 u. 640).« Es wird ferner ausgeführt, dass die Astrosphäre, wo sie überhaupt vorkommt, kein besonderes Organ sei; auch PrArner, der im reifen Ei ‚von Aulastomum gulo nur das »nackte Gentrosoma« gefunden hatte, betrachtet die Sphäre nicht als nothwendige Umhüllung des Gentro- soma. HEIDENHAIN meint, dass der Ausdruck Sphäre nur als eine topo- graphische Bezeichnung Geltung haben kann. »Die Astrosphäre hat keine Selbständigkeit und ist kein Organ mit demselben Titel des Rechts wie der Kern und ist keine konstante : Eigenthümlichkeit weder der Zelle, noch auch der centrirten Systeme. - Eine Astrosphäre kommt dadurch zu Stande, dass die inneren Enden 4 der Fäden eines centrirten Systems in sekundärer Weise durch das _ Auftreten eines vaw Benkoen’schen Körnerstratums gegen die übrigen - Zellbestandtheile hin abgesetzt werden (l. ce. p. 644).« In einem folgenden Kapitel wird dann vox Heıpexnain der Archo- plasmabegriff diskutirt und ausgeführt, dass das Archoplasma keine - Substanz von specifischer Qualität, sondern ein Theil des Cytomitoms ist. Es wird gegen die Auffassung Boverr's Stellung genommen, wonach E das Archoplasma eine von den übrigen Zellbestandtheilen verschiedene Substanz repräsentirt. Bei einer bestimmten Einwirkung der Pikrinessigsäure auf das Ei - verquellen nach Boyzrı alle Bestandtheile der Zellsubstanz: Grund- - masse, Fäden, Körnchen und Dotterkörper zu einer homogenen, leicht vaeuolisirten, durchsichtigen Masse, in der nur die Struktur der Kerne _ und des Archoplasmas sich erhält. Heıpensamn behauptet dagegen: Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX. Bd. 5 % a 66 0. vom Rath, man kann auf keine Weise zeigen, dass die von den Gentralkörpern ihren Ausgang nehmenden Radiensysteme von der übrigen Zellsubstanz verschieden und unabhängig sind. Vielmehr zeigen mir unter Anwen- dung schonender Methoden die Leukocyten und Riesenzellen, dass die Radiensysteme mit einem großen, ja vielleicht sehr großen Theile des Zellenprotoplasmas identisch sind. Die geforderte Isolation des Archoplasmas kann überhaupt erst scheinbar, wie wir behaupten, durch die Anwendung eines offenbar so sehr stark »differenten« Mit- tels erzeugt werden, wie es die Pikrinessigsäure ist: durch diese werden zunächst große Theile der Zelle vollkommen zerstört und es bleibt lediglich derjenige Antheil des Protoplasma übrig, der so wie so ungemein dicht gebaut ist und dem Herzudringen der Reagentien die relativ größten Schwierigkeiten bereiten muss. Wenn aber bewiesen werden soll, dass diese Protoplasmaüberbleibsel eine (qualitativ) spe- cifische Substanz seien, dann darf zur Beweisführung nicht wiederum die Pikrinessigsäure herangezogen werden, durch die es überhaupt erst gelang, jene Masse als etwas scheinbar Besonderes zu isoliren, was doch sonst auf keine Weise möglich ist, wenigstens wenn schonend vorgegangen wird. — Wenn die radiären Systeme während der Mitose eine so große Rolle spielen, so ist das nicht auf eine besondere Qualität. der Substanz, sondern nur auf die in ihnen vorliegende besondere Form der morphologischen Anordnung und ihre vielleicht dauernde, viel- leicht auch nur vorübergehende, besondere Art der Verknüpfung mit anderen Zellbestandtheilen zurückzuführen. Aus dem Gesagten ergiebt sich nun von selbst, dass HrıpenHaın sich im Strahlensystem eine Astrosphäre ohne CGentrosoma nicht vor- stellen kann. »Fehlt der Ursprungspunkt für die Radiärfäden, fehlt das CGentrosoma oder Mikrocentrum, dann ist auch diese Sorte von morpho- logischer Anordnung unmöglich, ja es kann der Fall überhaupt nicht vorkommen, dass wir Astrosphären finden würden, welche keinen Gentralkörper enthalten.« — »Nur auf Grund der eigenthümlichen An- lage des Archoplasmabegriffes konnte Boverı behaupten, dass in der unbefruchteten Eizelle die diesem entsprechende specifische Substanz vorhanden wäre, das Gentrosoma aber fehle; dieses sollte erst durch das Spermatozoon in das Ei hineingetragen werden. « Bekanntlich hatte das Studium desselben Objektes, nämlich Audi megalocephala, van BENEDEn und BovEri zu einer ganz verschiedenen Be- urtheilung der Sphäre geführt. Nach van BENEDEN ist die Sphäre ein morphologisch von dem Zellplasma unterscheidbares Element, welches zwar auf das intimste mit dem Zellplasma in Zusammenhang steht, aber immerhin ein differenzirtes Stück des protoplasmatischen Gerüst- Bey Zu 00 = Ne 2 2 a Pre ag = a Sn = Au lt Sa et A anal ET 2 3, EV TO VERTRE Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach ete. 67 werkes (du treillis protoplasmique) repräsentirt. Ferner giebt dieser Autor an, dass die Sphäre während der ganzen Entwicklung der Zelle neben dem Kern persistirt und sich in zwei Tochtersphären theilt, von denen je eine zu einer Tochterzelle sich begiebt. Nach Bovzrı be- steht die Sphäre aus einer Kugel von Körnern; bei dem Auftreten der Strahlungen soll die Masse dieser Körner abnehmen, indem dieselben sich in radiär angeordnete Strahlen umwandeln. Die Substanz, welche die Körner und Strahlen bildet, wird Archoplasma genannt. Während des Äquatorialplattenstadiums soll die Sphäre gegen den Zellkörper nicht scharf abgesetzt sein, dagegen wäre die Sphärensubstanz in Form des Strahlensystems durch fast die ganze Zelle verbreitet. Mit Recht weist ein Schüler van Benepen’s, Victor Hera, darauf hin, dass das Archoplasma Bovsrr's und die Attraktionssphäre Boverr's zwar während des Ruhezustandes der Zelle, aber nicht während des Äquatorialplattenstadiums gleichbedeutend ist. Nach Bo- VERI Setzt die in Strahlen umgewandelte Sphäre das ganze Strahlensy- stem, den ganzen Aster zusammen, nach van Benepen bildet die Attrak- tionssphäre aber nur den centralen Theil des Strahlensystems und die peripheren Strahlen sind von dem netzigen Zellplasma gebildet. Auf gut gefärbten Präparaten habe ich in Übereinstimmung mit van Br- NEDEN und Herıı bei Mitosen von Ascaris megalocephala bivalens deut- lich innerhalb des Strahlensystems eine centrale Zone erkannt, welche als Sphäre im Sinne van BEnEDEN’s gedeutet werden kann. Bei den Mi- tosen der Urgeschlechtszellen, bei Thieren vor der geschlechtlichen Differenzirung, eben so bei den Mitosen der Urei- und Ursamenzellen, konnte ich dagegen einen morphologisch unterscheidbaren Körper im Strahlensystem bis jetzt nicht finden. Besonders schön erkennt man die aus Körnern bestehende Sphäre während der Ruhe des männlichen und weiblichen Pronucleus. Zuerst sieht man zwischen diesen beiden Kernen nur eine grobe scharf tingirte, aus Körnern bestehende Kugel liegen, dann gewahrt man zwischen beiden sich nahe anliegenden Kernen in je einer Einbuchtung eine Sphäre ohne Strahlung. Die Kerne wandern dann beide nach = der Peripherie und jeder derselben tritt für sich in die Prophase der > Mitose ein. An den Sphären wird die Strahlung sichtbar, der centrale Theil wird kleiner, die Strahlen länger und die Chromosomen bei- _ der Kerne treten in einer gemeinsamen Spindelfigur zusammen, in E welcher häufig die männlichen und weiblichen Schleifen deutlich ge- trennt bleiben; je mehr die Spindel sich jetzt von der Peripherie her 4 dem Eicentrum nähert, wächst auch die Strahlung heran, so dass schließlich thatsächlich das ganze Ei von den beiden Strahlungen der 68 | 0. vom Rath, Spindelpole eingenommen wird. Bei der gewöhnlichen Mitose der ersten Furchungsspindel sah ich bei Ascaris megalocephala bivalens dann immer noch deutlich den von E. van BEneDen als Attraktionssphäre gedeuteten Körper in dem centralen Theil jedes Strahlensystems liegen, der allerdings wesentlich kleiner war als zu Beginn der Mitose. Für Ascaris megalocephala muss ich folglich angeben, dass die Sphäre im Sinne van BENEDEN’s sowohl während. der Ruhe, als auch während der Mitose als ein vom übrigen Zellplasma leidlich scharf ab- gesetzter Körper wahrgenommen werden kann, aber keineswegs bei sämmtlichen Mitosen deutlich innerhalb der Strahlung sichtbar ist. Bei den Amphibien: Salamandra mac., Triton, Rana, Bufo vulgaris ist bei den ruhenden Sexualzellen eine Sphäre vielfach außerordent- lich scharf als ein mit einer dicken Membran versehener Körper, der ein oder zwei CGentrosomen in seinem Inneren birgt, wahrnehmbar (vgl. Fig. 39 u. 41). Bei den Mitosen sowohl der Sexualzellen als Somazellen ist dagegen nur in seltenen Fällen innerhalb der Strahlung eine cen- trale dunkler tingirte, das Gentrosom umgebende Zone bemerkbar, die eventuell als Sphäre im Sinne van BEneDEn’s gedeutet werden kann. Also auch bei Amphibien kann die Sphäre als ein oft scharf abgesetzter Körper erkannt werden, es ist aber eben so wenig bei letzteren wie hei Ascaris als Regel zu betrachten. Ganz ähnliche Verhältnisse wie bei Ascaris megalocephala fand ich, was den Bau der Sphären angeht, bei Seeigeln, von denen ich be- sonders die Befruchtung und Furchung der Eier von Echinus micero- tuberculatus am lebenden wie konservirten Material studirte. Auf die in letzter Zeit viel umstrittene Frage, ob nur der Sperma- kern oder nur der Eikern oder beide Pronuclei oder keiner von beiden Centrosomen hat, will ich hier nicht näher eingehen und nur bemerken, dass kurze Zeit nach dem Eindringen des Spermatozoons (bei künst- licher Befruchtung), wenn der Spermakern noch weit von dem excen- trisch gelegenen Eikern entfernt ist, auf meinen Präparaten der Spermakern zwei Gentrosomen zeigte. Wenn ein zweiter Spermakern (Polyspermie) in das Ei eingedrungen war, zeigte dieser überzählige Spermakern zwei deutliche, einander gegenüberliegende Strahlungen mit Centrosomen. Schwieriger liegen die Verhältnisse beim Eikern; nur auf einigen Präparaten sah ich neben demselben und zwar auf der dem Spermakern abgewendeten Seite zwei winzige durch einen blassen Faden (Linin?) verbundene Körper, die als CGentrosomen ge- deutet werden können. Die Möglichkeit einer doppelten Befruchtung. war bei diesen Präparaten nicht völlig ausgeschlossen. Die erste Furchungsspindel erscheint stets excentrisch; sie steht zuerst schräg ze. en A u 2, L DB muL an 02 DT u DB u ee En nz a ar u 0. EP ak Bad a ro DI. Aa a Sn aD aa num nn Ent nn 2 Kl Bar a a Fu a De X Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Aniloera mediterranea Leach etc. 69 und begiebt sich dann erst nach dem Eicentrum, wobei wichtige Ver- änderungen an der Sphäre vor sich gehen, die ich mit Anwendung verschiedener Konservirungs- und Färbungsmittel beim konservirten wie beim lebenden Objekte studirte. Bei einer Konservirung mit meinem Gemisch von Pikrinessig-Platinchloridosmiumsäure sah ich auf Schnitten, sowohl bei gefärbten Präparaten als solchen, die mit Holz- essig und Methylalkohol ohne Farbe nachbehandelt waren, genau die gleichen Sphärenbilder. Eine Färbung mit Safranin, Hämatoxylin und Orange ist besonders empfehlenswerth. Um das dunkel tingirte Gen- trosoma bemerkte ich niemals einen hellen Hof, vielmehr traten die Sphärenstrahlen direkt an das Centrosoma an. Bei einer Behandiung mit Pikrinessigsublimat (cf. p. 3) war dagegen stets ein scheinbarer heller Hof bemerkbar, der allerdings auch gefärbt war, aber die Farb- stoffe weniger energisch angenommen hatte. Man kann übrigens hier. darüber streiten, ob man ein großes Gentrosoma mit Gentralkorn oder ein winziges CGentrosoma mit gefärbtem hellen Hof vor sich hat. Ich gedenke demnächst auf die gesammte Streitfrage zurückzukommen. Innerhalb des Strahlensystems, welches das Gentrosom umgiebt, erkannte ich zu allen Zeiten eine centrale dichtere Zone mit strahlen- förmiger Anordnung und eine periphere lockere Abtheilung von Strah- len, die aus der kompakten Zone herausgingen. Zu Beginn der Mitose ist die centrale Zone ungleich voluminöser, als zur Zeit des Äquatorial- plattenstadiums, indem die Strahlen der peripheren Zone auf Kosten der centralen wachsen. Wenn nun die Spindelfigur, die bei Beginn der ersten Furchung zuerst excentrisch und schräg lag (bei den fer- neren Furchungen haben wir genau dieselben Lageveränderungen der Spindel, wie Metamorphosen der Sphäre selbst), sich genau in das Ei- centrum eingestellt hat, ist die centrale Zone relativ klein geworden, während die Strahlen bis an die Zellmembran reichen; im Äquator überkreuzen sich die Polstrahlungen wie bei Ascaris. Ich glaube nun, auf Grund meiner Beobachtungen am lebenden Objekte, dass die ge- sammte Strahlung nicht nur aus eigentlicher Sphärensubstanz besteht, sondern dass auch das gewöhnliche Zellplasma an dieser Strahlung Theil genommen hat, so dass Sphärenstrahlen und gewöhnliche Plasmastrahlen direkt in einander übergehen. Bei der Zellruhe sind allerdings die gewöhnlichen Plasmastrahlen nicht deutlich als solche kenntlich, während ich Sphärenstrahlungen auch bei Furchungszellen mit völlig ruhenden Kernen deutlich neben den Kernen erkennen konnte; eben so sah ich in den Blastomeren gleich bei Beginn der Mitosen beim ersten Spirem innerhalb der Sphären, die einander gegenüber lagen, deutliche Gentrosomen. So- wur 70 | 0, vom Rath, wohl bei Ascaris als bei Echinus microtubereulatus habe ich die Über- zeugung gewonnen, dass das Strahlensystem für die Zelltheilung me- chanisch von größerer Wichtigkeit ist, als bisher angenommen wurde, und bei einer neuen Durchsicht meiner Amphibienpräparate fand ich, dass auch bei Salamandra, Triton u. a. die Strahlen bei der Mitose viel länger sind, als ich es früher gedacht hatte. Bei der Amitose ist das Strahlensystem dagegen bei den oft sehr deutlich hervortretenden Sphären oft recht rudimentär, und es ist wohl möglich und sogar wahr- scheinlich, dass dies der Grund ist, wesshalb, wenigstens nach meinen Präparaten, so selten auf die amitotische Kerntheilung Zelltheilung folgt. Beiläufig möchte ich noch erwähnen, dass unter den völlig nor- malen Eiern von Echinus auch viele mit Abnormitäten auftreten; Poly- spermie ist recht häufig. Über die Sphären bei Drüsenzellen habe ich bereits im ersten Theile meiner Arbeit berichtet; hier erschienen dieselben als scharf umschriebene, dunkel tingirte Kugeln, die mehrere Körner (Gentro- somen) enthalten können (vgl. Fig. I bis 10). Auch über Leukocyten, Lymphocyten und Riesenzellen bei ver- schiedenen Vertretern der Mammalia, Aves, Reptilia und Amphibia habe ich eingehende Studien angestellt und einerseits den Kerntheilungs- vorgängen, andererseits dem Verhalten der Sphären und CGentrosomen bei ruhenden und sich amitotisch theilenden Zellen beziehungsweise Kernen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Besonders wichtige Präparate stellte ich von den verschiedensten Gewebezellen der Larven von Salamandra und Triton her, indem die in toto konservirten und gefärbten Thiere zerzupft und feinere Membranen aus den verschie- densten Körpergegenden (Bauchfell, Bindegewebe) in Kanadabalsam eingeschlossen wurden. Die Konservirung erfolgte bei den Amphibien mit meiner oben erwähnten Mischung von Pikrinessig- mit Platin- chloridosmiumsäure und Nachfärbung mit Safranin und DeLArIELD- schem Hämatoxylin oder durch Nachbehandlung mit unreinem Holz- essig und Hämatoxylinfärbung. Die auf Warmblüter bezüglichen Prä- parate (Milz und Knochenmark des jungen Hundes, der Maus, des Kaninchens, Meerschweinchens u. a.) hatte ich bereits vor längerer Zeit durch Konservirung mit Pikrinessigosmiumsäure und Hämatoxy- linfärbung angefertigt und eine Reihe instruktiver Abbildungen ent- worfen. Ich sah von einer Publikation meiner Befunde ab, da meine einfachen Zeichnungen von den brillanten Bildern der mittlerweile erschienenen Heıpenuamm’schen Arbeit bei Weitem übertroffen wurden. Wenn ich trotzdem einige meiner alten Zeichnungen hier beigefügt habe, so geschieht es. einestheils weil diese Figuren für die Kerntheilungsvor- Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach ete. 71 gänge und zumal die Amitose (siehe oben) von Wichtigkeit sind, andern- theils weil sie beweisen, dass man auch mit einer überaus einfachen und von der Heıpenuam’schen Methode principiell verschiedenen Behand- lungsweise ziemlich ähnliche Resultate erzielen kann. Selbstverständ- lich gebe ich gern zu, dass die Hrıpennamn’sche Methode für diesen und viele andere Zwecke, zumal aber für das Studium des Zellplasmas allen anderen bis jetzt bekannten Verfahren entschieden überlegen ist. Fig. 12 bezieht sich auf Leukocyten der Milz eines jungen Hundes. Von dem- selben Individuum habe ich auch das Knochenmark untersucht und so ähnliche Bilder vor Augen gehabt wie bei der Milz, dass ich von einer Wiedergabe meiner diesbezüglichen Zeichnungen abgesehen habe. Alle übrigen auf Leukocyten bezüglichen Abbildungen stammen aus dem Bindegewebe oder Bauchfell von Larven von Salamandra macu- losa oder Triton palmatus. Wenn es nun auch nicht absolut sicher ist, dass alle Figuren 13—27 wirklich Leukocyten darstellen, so ist es mir doch im höchsten Grade wahrscheinlich, bei den meisten sicher. Wie ich übrigens bereits früher angab (2) sah ich mehrfach in einer Zelle mehr wie zwei Centrosomen, hin und wieder deren vier. Bei den nicht selten auftretenden multipolaren Mitosen kann die Zahl der Gentro- somen eine recht große sein, wie beispielsweise aus Fig. 12a her- vorgeht. Gruppen von Centrosomen, wie sie HrıprnnaAaın abgebildet hat (Haupt- und Nebengruppen von Gentralkörpern), sind mir zwar auch hin und wieder begegnet, doch habe ich damals nicht an das Vorkommen einer so hervorragenden Zahl von Gentrosomen gedacht und in Fällen, in welchen derartige oder ähnliche Körnerhaufen auftraten, habe ich den Verdacht, es möge sich um Kunstprodukte handeln, die durch Be- handlung mit Osmiumgemischen hervorgerufen sein könnten, nicht ausschließen wollen. Ich habe übrigens bei genauerer Anwendung der Heipennarn’schen Vorschrift bei manchen in letzter Zeit unter- suchten Objekten, so beispielsweise bei den eben befruchteten Eiern von Seeigeln, z. B. Echinus microtuberculatus, häufig im Dotter dunkel tingirte Körner gesehen, welche Gentrosomen zum verwechseln ähn- lich waren, es ist somit auch bei dieser Methode eine Täuschung möglich. In Betreff der multipolaren Mitosen möchte ich hier noch bemerken, dass ich dieselben auch recht häufig in völlig normalen an- deren Geweben, z. B. im Hoden von Vertebraten (Salamandra, Triton) und Evertebraten (Astacus) antraf; eben so aber überaus häufig bei den Furchungsstadien der Eier von Seeigeln und Ascaris megalocephala zwischen völlig normalen Eiern normaler Thiere. Ich habe hier eine solche Abbildung aus dem Hoden eines normalen Astacus gegeben (Fig. 31). Ich glaube, dass von den multipolaren Mitosen, bei welchen PE | 0. vom Rath, gar nicht einmal immer sämmtliche Phasen der Karyokinese durch- gemacht werden und auf welche auch im günstigsten Falle gar keine Zelltheilung folgt, sehr viele einem mehr oder weniger schnell ein- tretenden Untergang geweiht sind. | Auf Grund meiner vergleichenden Untersuchungen über die Sphäre beiDrüsenzellen (Anilocrakopf, Leber von Porcellio), Leukocyten, Lymphocyten, Riesenzellen bei den verschiedensten Evertebraten, sowie meiner Studien über die Sexualzellen von Echinus microtubereulatus, Astacus, Ascaris megalocephala, Salamandra maculosa, Triton palmatus, Bufo vulgaris, Rana esculenta und Rana fusca, sowie vieler anderer Vertebraten und Evertebraten kann ich nach dem eben Gesagten weder der Heıpennain’schen noch der Bovzrr’schen Auffassung über die Natur der Sphäre beipflichten, vielmehr habe ich mir eine Ansicht gebildet, welche der von En. van BEneDen näher steht. Ob die Sphärensubstanz von dem Zellplasma chemisch verschieden ist, lasse ich dahingestellt sein. Mir scheint die Sphäre nur ein modifieirter Theil des Zellplasmas zu sein, der sich durch eine größere Dichtigkeit auszeichnet, aber mit dem übrigen Zellplasma in direktem Zusammenhang und intimster Be- ziehung steht. Die Abgrenzung der Sphärensubstanz gegen das Zell- plasma kann in gewissen Fällen eine deutliche sein, so dass man beim konservirten Material die Sphäre als einen im Zellplasma liegenden distinkten Körper wahrnimmt, z. B. Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra, Leberzellen von Porcellio, ferner bei runden und manchen polymorphen Kernen der Sexualzellen von Amphibien (Fig.40), während in anderen Fällen eine solche scharfe Abgrenzung zwischen Zellplasma und Sphärensubstanz nicht nachweisbar ist, z. B. bei vielen Leukocyten, Lymphocyten und Riesenzellen von Warmblütern. Das Strahlensystem im Äquatorialplattenstadium (Aster) und Dyasterstadium der Mitose be- steht vielfach (immer?) nicht nur aus Sphärensubstanz sondern auch aus radiär auf die Sphäre centrirtem Zellplasma (Plasmastrahlen) und gehen die Sphärenstrahlen und Zellplasmaradien oft ohne sichtbare Grenze unmerklich in einander über. Ist das Zellplasma feinkörnig oder finden sich Einschlüsse im Zellplasma, so kann bei der Mitose die Strahlung des Zellplasmas überaus deutlich sein und die gesammte Zelle einnehmen. In Betreff einer Kontinuität von Plasmastrahlen und Sphärenstrahlen stimme ich im Wesentlichen einer HrınznnAnn’schen Auffassung bei. Dieser Autor fand, dass bei Leukocyten ein Theil der Fäden des Faden- gerüstes des Zellkörpers auch außerhalb der Zelltheilung (Zellruhe) mit den Sphärenstrahlen in Kontinuität steht und mit ihnen ein einheitliches Radiensystem bildet. Die zur Sphäre centrirten, radiär angeordneten R a f 5 - F 4 n h hi y 2 Mt IN S ir z Br: 3 W de £ ee 4 E Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Aniloera mediterranea Leach etc, 73 Fila werden als organische Radien der Zelle bezeichnet. Eine zur Sphäre koncentrische Anordnung im Zellenleib wird durch eine koncentrische Vertheilung der Mikrosomen der organischen Radien erklärt. Wie ein Blick auf meine Abbildungen (Fig. 24, 25, 28, 29, 30, 32, 35, 38) lehrt, habe ich ganz ähnliche Bilder bei Leukocyten und Sexualzellen von Amphibien vor Augen gehabt, und ist in den eben erwähnten Abbil- dungen stets ein deutliches Mikrosomenstratum zu erkennen. Man wird auch die in Fig. 12—20 um die Centrosomen gezeichneten Kreise als solche Mikrosomenstrata auffassen dürfen und ist das innerhalb der Kreise gelegene Plasma stets dunkler tingirt als das außerhalb dieser Kreise befindliche Zellplasma. Man kann den durch den Kreis abge- grenzten Plasmatheil unbedenklich als Sphäre bezeichnen. Eine von den Sphären ausgehende Strahlung wurde in Fig. 21, 23, 24, 25 abge- bildet. Auch sind mir bei einigen Präparaten zwei Mikrosomenstrata zur Anschauung gekommen, z. B. Fig. 28, 32, 35, 38. Selbstverständlich kommen solche Bilder, welche, wie Fig. 32, deutlich das gesammte Strahlensystem zeigen, nur bei solchen Präparaten vor, die mit einer Flüssigkeit konservirt wurden, welche das Plasma des Zellleibes nicht zu sehr alterirt; ich habe solche Bilder bei Konservirung mit meinen Mischungen nur dann gesehen, wenn ich die Pikrinessig-Platinchlorid- osmiumsäure stark mit Pikrinsäure verdünnte. Bei allen Konser- virungsflüssigkeiten, welche viel Essigsäure enthalten, kommen dagegen Bilder, welche die feinere Struktur des Zellplasmas erkennen lassen, nicht vor, da das gesammte Plasma zu einer fast homogen erscheinen- den Masse verquillt. Beiläufig erwähne ich hier noch, dass nach Moore (19) in einer neuen Arbeit über die Spermatosomenbildung bei Säugethieren ange- führt wird, dass in den Spermatocyten der Ratte die Gentrosomen außer der Theilung außerhalb der Sphäre (Archoplasma) gefunden wurden. Dieser Befund steht mit der Herıpennamn’schen Auffassung über die Sphäre in schroffem Widerspruch. Über die Lage der Sphäre und Centrosomen im Zellplasma habe ich meinen früheren Angaben nicht viel hinzuzufügen. In allen von mir beobachteten Fällen sowohl bei Sexualzellen als bei Somazellen (auch bei Leukocyten) kann von einer gesetzmäßigen Lage dieser Ge- bilde in Beziehung zum Kern gar keine Rede sein; dies ist auch von _ Heıpennann für seine Objekte (Leukocyten, Lymphocyten, Riesenzellen) ausgesprochen worden. Wohl giebt es gewisse Lagerungsverhältnisse _ der Sphären, welche bei bestimmten Kernformen mit einiger Regel- mäßigkeit gefunden werden und es ist keineswegs ausgeschlossen, dass die Sphären bei bestimmten Formen der Amitose auch einen ak- 74 0. vom Rath, tiven Einfluss auf die Kerntheilung ausüben können. Ob sich die Sphäre bei der Amitose theilt oder nicht, ist weder mit ja noch mit nein zu beantworten. Früher hatte Fremmine bei der Beschreibung der Leukocyten des Salamanders sich dahin ausgesprochen, dass bei der Fragmentirung dieser Zellkerne eine Theilung der Sphäre nicht er- folgt, weil sich vielfach in Zellen mit abgeschnürten Kernen, deren Habitus zeigte, dass die Abschnürung erst kürzlich geschehen war, ganz sicher nur eine Sphäre fand und dasselbe auch in Zellen mit sehr langen abgeschnürten Kernbrücken stets der Fall war (in diesen Fällen liegt die Sphäre in auffälliger Weise in der Nähe der Abschnürungs- stelle). Es hat dann Hsınennam in zwei unter sehr vielen Fällen in einem zweikernigen Leukocyten doppelte Sphären mit dazwischen ge- lagerter Spindel gesehen. Fremmins und HEIDENHAIN stimmen darin überein, dass eine Verdoppelung der Sphäre und ihres Gentralkörpers bei einer Fragmentirung des Kernes zum wenigsten bei den Leukocyten nicht mitspielt. Fremmine betont aber ausdrücklich, dass bei einer auf die Amitose erfolgenden Zelltheilung selbstverständlich eine Theilung der Sphäre vorausgesetzt werden müsse. Ich habe das Vorkommen von zwei und mehr Sphären in einer Zelle bei meinen Objekten schon in meiner früheren Arbeit hervorgehoben; bei zweikernigen Zellen ist das Vorkommen von zwei Sphären keine Seltenheit. Auf jeden Fall erfolgt bei der Amitose auf eine Sphärentheilung keineswegs unbedingt auch eine Zelltheilung. Mir scheinen überhaupt solche Zelltheilungen bei der Amitose viel seltener zu sein, als es angegeben wird. Eine mit einer Kerneinschnürung Hand in Hand gehende Zelleinschnürung braucht eben so wenig zu einer Zelltheilung zu führen, wie eine Kern- einschnürung zu einer Kerndurchschnürung. In Betreff der Ringkerne (siehe p. 46) möchte ich hier bemerken, dass die Sphäre nicht immer dem Loch gegenüber, sondern auch, wie bereits in meinem früheren Aufsatze angegeben wurde, häufig in der Öffnung des Ringes selber liegt. Wenn daher Heıpennam vermuthet, dass man bei einer Untersu- chung einer größeren Anzahl Zellen mit ringförmigen Kernen höchst wahrscheinlich finden würde, dass die Sphäre auch unter Umständen in der Öffnung des Ringes selber liegen könne, so habe ich bereits vor- her die Thatsache dieser Lagerungsverhältnisse der Sphäre bei Sexualzellen und Somazellen konstatiren können. Heıpennam erwähnt ferner, dass er neben Kernen mit polymorphem und vieltheiligem Kern auch in großer Menge solche mit kugeligem Kern und gut ge- färbter Sphäre zu Gesicht bekam und es auffallend war, dass die Sphäre in der ungeheueren Mehrzahl der Fälle direkt der Kernober- fläche anliegt und dabei sehr oft die Kernmembran um ein Geringes en ; e Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach ete. 75 eindrückt, so dass eine kleine Delle entsteht. Dieser Autor weist übri- gens auch darauf hin, dass schon Frenming die Bemerkung gemacht habe, dass nicht immer die Sphäre in der Nähe des Kernes und an den typischen Orten zu finden ist. In Bezug auf eine Unregelmäßigkeit der Lage der Sphären dem Kern gegenüber, stehen daher meine Befunde mit denen von HEIDEN- HAIN und Freuming in bestem Einklang. Über das Verhalten der Centrosomen während der Ruhe der Kerne. : Über das Verhalten der Centrosomen während der Ruhe der Kerne habe ich mich früher folgendermaßen ausgesprochen: Während der größte Theil der Autoren die Auffassung vertritt, dass die Centrosomen nach Beendigung einer Mitose im Zellplasma verbleiben und somit keine eigentlichen Kernbestandtheile sind, hat bekanntlich O. Herrwıc die Ansicht geäußert, »dass die Gentralkörperchen für gewöhnlich Bestand- theile des ruhenden Kernes selbst sind, indem sie nach der Theilung in seinen Inhalt eintreten und bei der Vorbereitung zur Theilung in das Protoplasma wieder austreten. Das oder die Gentralkörperchen verblieben nur in ganz bestimmten Fällen, während der Kernruhe im Zellplasma und stellten gewissermaßen einen Nebenkern neben dem Hauptkern dar«. Zu Gunsten dieser Auffassung spricht eine interessante Beobach- tung von Brauer (17), dem es beim Studium der Spermatogenese von Ascaris megalocephala gelang, nicht nur das Gentrosoma im ruhenden Kern nachzuweisen, sondern auch die Theilung des Gentrosomas im Kerne und den Austritt der beiden Tochtercentrosomen aus dem Kern in das Zellplasma festzustellen. Nach Brauer hat »der bisher stark be- tonte Gegensatz zwischen Gentrosom und Kern keine Berechtigung mehr«. Wenn ich nun auch an der Richtigkeit der Brauzr’'schen Beobach- tungen nicht zweifle, so möchte ich doch auf diesen einzelnen Befund hin die Streitfrage keineswegs als endgültig entschieden ansehen. Dass in vielen Fällen die Gentrosomen auch während der Ruhe der Kerne im Zellplasma verbleiben und nicht in den Kern eintreten, darf als sicher gelten, und ist ja auch von O. Herrwıc für besondere Fälle zugegeben worden. Es liegt nicht in meiner Absicht alle derartigen von den Autoren in neuester Zeit beobachteten Beispiele hier anzu- führen, ich möchte nur einige eigene Befunde in Kürze mittheilen, welche meine Bedenken rechtfertigen. In Übereinstimmung mit Frrmmıng sah ich häufig bei Leukocyten 76 0. vom Rath, des Feuersalamanders und der Tritonen, eben so aber auch bei fixen Zellen der Epithelien und Endothelien derselben Thiere neben dem ruhenden bläschenförmigen Kern ein oder zwei unverkennbare Gentro- somen. Die Lage dieser Gentrosomen ist eine wechselnde; ich fand sie beispielsweise bei länglichen Zellkernen aus der Haut von Salamandra- und Tritonlarven recht häufig an einer Spitze des Kernes, hin und wieder aber auch an einer Längsseite. In einigen Fällen konnte ich nur ein einziges meist größeres Centrosom auffinden, meistens aber erkannte ich deren zwei, die vermuthlich durch Theilung des einen ‚größeren entstanden waren. Ganz ähnliche Verhältnisse wie bei Somazellen konnte ich bei Sexualzellen konstatiren. Nicht selten fand ich bei Ursamenzellen und indifferenten Keimzellen von Amphibien (Salamandra, Triton, Rana) neben dem völlig ruhenden bläschenförmigen Kern einen größeren oder zwei kleinere kugelige Körper, die man als Sphären deuten kann. Ein dunkles Korn innerhalb dieser Kugeln, welches in einigen allerdings ‚seltenen Fällen wahrgenommen werden konnte, dürfte ein Gentrosoma darstellen. Bei meinen Objekten erfolgt also auf jeden Fall die Theilung der Sphäre und des Centrosomas nicht im Kern, wie es BrAUER für Ascaris megalocephala angiebt, sondern im Zellplasma außerhalb des Kernes. Meine Beobachtungen an Sexualzellen bei Evertebraten haben genau das gleiche Resultat ergeben. Auf Schnittserien durch den Hoden von Astacus sind mir vielfach Ursamenzellen und Samenmutterzellen zur Anschauung gekommen, in welchen neben dem völlig ruhenden runden und in jeder Beziehung normalen Kern eine oder zwei Kugeln, die manchmal eine Verbindung erkennen ließen, gelegen waren. Diese Kugeln wird man als Sphären - oder Nebenkerne deuten dürfen. Von besonderem Interesse aber ist der Umstand, dass ich in vielen Fällen im frisch zerzupften Astacus- hoden dieselben Körper neben dem Kerne erkennen konnte, wenn das Licht abgeblendet wurde. Bei einer flüchtigen Färbung von frischen Hodenstückchen mit Methylenblau tingirt sich das Zellplasma sehr schnell und intensiv, und dann fallen die nicht gefärbten in der Einzahl oder Zweizahl vor- kommenden Körper sehr deutlich auf. Ich glaube, dass nach den angeführten Beispielen ein Eintreten der Gentrosomen nach der Mitose in den Kern und ein Austreten der innerhalb des Kernes getheilten Gentrosomen in das Zellplasma bei Beginn einer neuen Mitose sicherlich nicht als allgemein gültige Regel $ o 7 h % % i B Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach etc, 77 angesehen werden darf, da ein solches Verhalten nicht einmal für alle Sexualzellen zutrifft. Gesetzt aber den Fall, dass bei Sexualzellen, die sich bekanntlich häufig recht schnell hinter einander theilen, die Gentrosomen nach der Mitose regelmäßig wieder in den Kern zurücktreten würden, so dürfte man ein solches Verhalten bei Somazellen, bei welchen auf jede Mitose gewöhnlich ein längeres Ruhestadium des Kernes folgt, mit um so größerer Wahrscheinlichkeit erwarten. Wie ich aber bereits oben betonte, trifft dies bei Leukocyten und fixen Gewebszellen des Salamanders und anderer Amphibien keines- wegs zu, wenigstens nicht in allen Fällen. Bei Amitosen sind die in Rede stehenden Verhältnisse besonders schwer nachzuweisen, man kann auch ruhenden Kernen keineswegs stets mit Sicherheit ansehen, ob sie sich fernerhin mitotisch oder amitotisch theilen werden, nach meinen Präparaten aber ist es so gut wie ausgeschlossen, dass nach einer Amitose die Gentrosomen in die Tochterkerne eintreten. Die Frage von der Herkunft der Gentrosomen und ihr Verhalten während des Ruhezustandes des Kernes bedarf nach der vorstehenden Auseinander- setzung noch eingehender vergleichender Studien. Seit dieser Zeit ist die definitive Arbeit von Brauer erschienen und der in Rede stehende Befund eingehend diskutirt worden; so viel ich weil ist aber bis jetzt bei Thieren kein anderes Beispiel dafür be- kannt geworden, dass die Gentrosomen während der Zellruhe im Kerne liegen und bei dem Beginn der Mitose aus demselben in das Zellplasma austreten. Da nun die Frage von der Herkunft der Gentrosomen und ihr Ver- bleiben während der Zellruhe in neuester Zeit bei der Wichtigkeit dieser Streitfrage zumal für die Theorien der Befruchtung schon viel- fach diskutirt wurde, z. B. von Waıpever (Antrittsrede beim Kongress der Anat. Gesellsch. Göttingen 1893), von Fremming (Referat über die Zelle, Wiesbaden 1894), will ich meinerseits von einer neuen Bespre- chung absehen. Mir scheint es, dass man einstweilen nicht berechtigt ist, auf diesen wenigstens bei Thieren alleinstehenden Befund hin, all- gemeine Schlüsse zu ziehen, zumal demselben so viele entgegengesetzte gegenüber stehen. "Ich selbst habe Sphären und Centrosomen bei den Sexualzellen von Salamandra maculosa und Triton palmatus zu allen Zeiten der Entwicklungsphasen bei den völlig ruhenden Zellen neben den Kernen im Zellplasma gesehen, eben so bei vielen Drüsenzellen, bei Leukocyten und stets bei amitotischen Theilungen, ferner bei den völlig ruhenden Furchungszellen von Ascaris megalocephala und Echinus microtuberculatus. 718 \ 0. vom Rath, Eine Beziehung der Gentrosomen zur Nucleolarsubstanz! halte ich für völlig ausgeschlossen, um so mehr, als ich häufig sowohl bei Gryllotalpa, bei Salamandra maculosa u. a. in den Hodenzellen, im Spiremstadium, wenn die Gentrosomen deutlich außerhalb der Kerne zu erkennen waren, noch zwei Nucleolen im Kern habe erkennen können; dieselben lassen sich bei guter Färbung auch im späteren Spiremstadium noch nachweisen, ich sah sie häufig bei Ei- und Samenzellen noch dann, wenn die bekannten Vierergruppen vor den beiden letzten Theilungen (Reifungstheilungen) bereits gebildet waren. HeipenHhaın sprach sich über die Herkunft der Gentrosomen folgen- dermaßen aus: Wir wissen jetzt zwar ganz genau, dass bei einer Reihe von Zellformen die Gentralkörper dauernd ihre Lage im Protoplasma haben, allein sie könnten ja auch während der Ontogenese der be- treffenden Zellenspecies aus dem Kern herausgetreten sein, um für die Zukunft im Protoplasma stationär zu werden. Wenn nun aber auch auf die Erörterung der Frage, wo denn die Gentrosomen bei Gelegen- heit der Mitose zuerst aufzutreten pflegen, nach manchen Richtungen hin Gewicht zu legen ist, so muss ich doch betonen, dass mit Bezug auf das ursprüngliche Heimatsrecht der Gentralkörper hierbei nichts heraus- kommen wird. Denn setzen wir selbst den Fall, dass man die Gentro- somen bei Beginn der frühesten mitotischen Veränderungen der Regel nach im Kern selbst treffen würde, was ja immerhin möglich ist, so könnte sich die Sache doch noch so verhalten, dass diese Lage im Laufe der Phylogenese sekundär erworben wurde, denn seitdem bei den Ein- zelligen die indirekte Theilung als eine neue Errungenschaft erwor- ben wurde, sind geradezu ungeheuere Zeiträume verstrichen und die ursprünglichen Verhältnisse könnten sich mithin von Grund aus ver- ändert haben. Daher sind auch für die Heimatfrage jene schönen Entdeckungen Brauzr’s nicht zu verwerthen, durch welche wir in den 1 V, WAsıELEWsKI (Die Keimzone in den Genitalschläuchen von Ascaris megalo- cephala, Archiv f. mikr. Anat. Bd. XLI, 4893) glaubt bei seinen Studien über die Sexualzellen der Keimzone von Ascaris megalocephala, bei den Theilungsvorgängen zwischen Nucleolen und Centrosomen, wenn nicht eine Identität beider Gebilde, so doch einen Zusammenhang zwischen beiden, festgestellt zu haben. Ferner be- hauptet der Botaniker G. Karsten (Die Beziehungen der Nucleolen zu den Gentro- somen bei Psilotum triquetrum. Ber. d. deutsch. bot. Gesellsch.), dass bei den Mito- sen des sporogenen Gewebes von Psilotum triqueirum die Centrosomen aus dem Kern entstehen und sich von den zwei Nucleolen herleiten. Die beiden Nucleolen sollen nach dem Schwinden der Kernmembran aus dem Kern herausrücken und zu Centrosomen werden, um dann nach der Mitose wieder von den beiden Tochter- kernen aufgenommen zu werden. Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Aniloera mediterranea Leach ete. 79 Besitz der Kenntnis kamen, dass bei Ascaris megalocephala univalens während der Spermatogenese die Gentrosomen zeitweilig im Kern ein- geschlossen gefunden werden. Brauer freilich wehrt sich dagegen, dass diese Lagerung im Kernraum nur eine vorübergehende, zeitweilige, durch äußere Ursachen bedingte sein könnte, und er mag ja vielleicht auch Recht haben: allein seine Argumentation ist eine irrige. Hören wir den Autor selbst: »Wo man bisher das Gentrosoma außerhalb des Kernes gefunden hat, ist es stets von einer Strahlung, beziehungsweise Archoplasma bekleidet gewesen; dagegen in allen Fällen, wo man das Centrosoma wohl während und kurz vor der Theilung, aber nicht in der Zwischenzeit zwischen zwei Theilungen außerhalb des Kernes gefunden hat, hat man keine Strahlung beobachtet, und desshalb halte ich den Schluss für berechtigt, dass, weil die letztere fehlte, auch das Gentrosoma im Protoplasma fehlte.« Diese Art zu schließen ist ganz unmöglich aus dem einfachen Grunde, weil es unter allen Umständen leichter ist die Gentrosomen zu färben als die Strah- lungen sichtbar zu machen. Sehr oft sieht man die CGentrosomen in den Zellen, während man von den radiären Systemen nichts erkennen kann, daher ist es nicht erlaubt zu folgern, dass, weil man die Strah- lungen nicht fand, auch kein Gentrosom im Protoplasma vorhanden sein konnte. Gegen die Argumente, welche O. Herrwıc zu Gunsten der Zuge- hörigkeit der Gentrosomen geltend macht, erhebt Heıpennamm folgende schwerwiegende Bedenken: Erstens führt Herrrwıc an, dass man in der ruhenden Zelle, wenige Fälle ausgenommen, im Protoplasma etwas den Centrosomen Ent- sprechendes nicht auffinden kann. Hierauf bemerkt Heipennam, dass zur Zeit als Herrwıc diesen Satz schrieb und drucken ließ, etwas den Centralkörperchen »Entsprechendes« im Kern tiberhaupt noch nicht aufgefunden war und dass der Brauzr’sche Fall bis dato der einzige ist, in welchem die Gentrosomen im Kernraum gefunden wurden. Zweitens betont Herrwıg: dass bei Beginn der Theilung die Polkörperchen un- mittelbar an der Kernmembran auftreten und dann erst weiter vom Kern weg in das Protoplasma hineinrücken. Hiergegen ist nach Hripen- HAIN geltend zu machen, dass die Lage der Centralkörper in der Nähe der Kernoberfläche rein sekundär zu Stande kommt und dass dadurch nicht die geringste substantielle Beziehung zwischen Centralkörpern und Kern an die Hand gegeben wird. Drittens: meint Hrrrwıc, dass bei dem Auftreten der Polkörperchen die Kernmembran häufig einge- fallen ist, als ob aus einer kleinen Öffnung Kernsaft ausgetreten sei. Hierbei erübrigt (nach Heipdenuam) nur die Frage, wo dies denn eigent- 80 0. vom Rath, lich »häufig« der Fall sein soll. Auch verweist Hrıpen#Am auf seine obige Angabe: wenn selbst der Regel nach die Centrosomen bei Zellen der Metazoen im Kern getroffen werden sollten, so könne diese Lage doch auch erst sekundär im Laufe der Phylogenese erworben sein. Viertens sagt HEıpennAm, lesen wir bei Herrwic, »dass bei manchen Objekten das Auftreten der Polkörperchen mit dem Zerfall der Nucleolen zeitlich zusammenfällt. Hier verweise ich zunächst auf das vorstehende Kapitel über die Substanz der Centrosomen. Dann mache ich darauf aufmerk- sam, dass Zellen, die im Ruhezustand schon die Centrosomen im Proto- plasma beobachten lassen, doch auch die Nucleolen im Kern zeigen (Riesenzellen und Leukocyten). Außerdem mag es ja sein, dass bei manchen Objekten im Anfange der Mitosen die Nucleolen in Theilstücke zerfallen, indessen habe ich an dem von mir untersuchten Materiale nie etwas davon gesehen und ich bestreite das allgemeine Vorkommen dieses Zerfalles der Nucleolen.« | ' Man wird diese von HEIDENHAIN gegen Herrwiıc erhobenen Bedenken größtentheils theilen müssen. | Wenn aber M. Heıpennam (15d) bei der Besprechung der Cen- trosomen und Centralspindeln des Vergleiches halber die Infusorien beizieht und die Hoffnung ausspricht, dass mit seinen diesbezüg- lichen Auseinandersetzungen auch andere Untersucher sich wer- den befreunden können, so muss ich dies von meinem Standpunkte aus entschieden bezweifeln; ich vermuthe vielmehr, dass HEıpEn- HAIN mit diesen Auseinandersetzungen auf allgemeinen Widerspruch stoßen wird. Die wichtigsten, uns näher interessirenden Sätze sind folgende: »Die aus dem Mikronucleus der Infusorien entstehende Spindel mit durchgehenden Fasern ist identisch mit der Gentralspindel HErmann’s, deren Existenz bei allen thierischen Zelltheilungen wahrscheinlich ist; sie wird zum mindesten als Rudiment sich bei Gelegenheit der ersten Entstehung der Spindelfigur überall nachweisen lassen. Die in dem Mikrocentrum der Lymphocyten enthaltene »achro- matische« Substanz, welche eine primäre Centrodesmose bewerk- stelligt? und aus sich die CGentralspindel hervorgehen lässt, ist gleichwerthig mit eben jenen achromatischen Bestandtheilen des Mikronucleus der Infusorien, welche bei diesen die Spindel aus sich entstehen lassen. | Der Makronucleus oder Hauptkern der Infusorien entspricht dem Kern der Zellen der Metazoen. Die achromatische Substanz des Mikronucleus oder Nebenkerns der Infusorien ist bei den Zellen der Metazoen verschwunden, Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Aniloera mediterranea Leach etc. 81 Die bei der Theilung der Mikronuclei von diesen gelieferten Chromosomen werden in den Zellen der Metazoen vermöge eines Ablösungsvorganges nunmehr von dem Makronucleus, d. h. dem Zell- kern der Autoren, geliefert.« er Ft a TE Will man wirklich, um mit Hrıpexnam zu reden, über die ur- sprüngliche Zugehörigkeit der Gentrosomen bei der Mitose etwas Genaueres erfahren, als bei den Metazoen möglich ist und zu den Einzelligen hinabgehen, in deren Kreise die Mitose ursprünglich er- worben wäre (l. c. p. 685), so darf man doch sicherlich nicht die Infusorien zum Ausgangspunkt seiner Spekulationen machen. Be- - kanntlich bilden diese eine für sich abgeschlossene, höchst kom- plieirte Gruppe der Einzelligen, von welchen gewiss Niemand die Metazoen herleiten will; sie sind ein blind auslaufender, eigenartig differenzirter Zweig des Protozoenstammes. Wenn nun auch bis jetzt bei den Mikronuclei der Infusorien keine Gentrosomen mit Sicherheit gesehen wurden und auch HEIDEnHann sich mit seiner bewährten Technik vergeblich bemühte, ihre Existenz nachzuweisen, so ist damit noch lange nicht bewiesen, dass sie wirklich fehlen. Auch ich habe bis jetzt vergeblich mit den besten, mir bekannten Methoden dieselben zu er- kennen versucht. Bei der Kleinheit der gesammten Kerntheilungsfiguren ist es aber gar nicht so sehr zu verwundern, dass Gentrosomen nicht _ gesehen werden, ist es doch häufig schon schwer genug, sich von dem Vorhandensein der Chromosomen zu überzeugen. Ich habe auch ver- geblich bei den Makronuclei nach Centrosomen gesucht und ich glaube - doch, dass man mit Recht auch bei diesen Kernen Centrosomen er- warten darf. Einen Vergleich der Spindel des Mikronucleus der In- - fusorien mit der Centralspindel der Metazoen halte ich für eben so ver- fehlt wie unberechtigt. Für die Auffassung vollends, dass der Makro- 3 nucleus (der vegetative Kern) der Infusorien dem Kern der Metazoen ! entsprechen soll, ist überhaupt kein plausibler Grund ausfindig zu machen. Warum sollte sich auch die Mitose der Mikronuclei der In- fusorien anders verhalten als die Mitose bei anderen Protozoen mit nur Eh VD a are SE Re a an TE ee tu we RERE NT " Far e 38 Fre unge ER 1 Die Theilung der Gentrosomen der Metazoen wäre demnach ein der Thei- lung der Mikronuclei der Infusorien gleichbedeutender Vorgang, bei dem nur das - Chromatin (nämlich die Hauptsache) fehlt. Vielleicht, sagt HEıDEnaHAIn, entsprechen die stäbchenartigen Körper, welche PLATner und HERMANN in der Cirkumferenz der Centralkörper im Inneren der Astrosphäre fanden, und welche bei Gelegenheit der - Mitose sich theilen, rudimentären Chromosomen, so dass hier vielleicht die Über- reste des Chromatins des Mikronucleus vorliegen. Ich habe selbst die in Rede stehenden Stäbchen gesehen; obschon sie sich dunkel färben, ist es mir sehr frag- en lich, ob sie mit dem Chromatin in Beziehung stehen. Zeitschrift f, wissensch. Zoologie. LX. Bd. 6 82 0. vom Rath, einem Kern, die ihrerseits mit den Mitosen der Metazoen in so auf- fallender Weise übereinstimmt. Wie ich übrigens nach Abschluss meines Manuskriptes ersehe, hat schon Drüner in einer eben erschienenen Schrift gegen diese HEıpen- HAIN’Sche Anschauungsweise schwerwiegende Bedenken erhoben!. Beiläufig möchte ich hier noch erwähnen, dass Brauer (17) die Theilung der Gentrosomen eine amitotische nennt. »Das Gentrosom ist gewissermaßen ein Kern im Kern, der sich wenigstens bei Ascaris amitotisch theilt.« Gegen diesen Ausdruck muss ich entschieden prote- stiren. Die Bezeichnung Amitose ist für einen bestimmten Kern- theilungsmodus acceptirt, welcher dadurch charakteristisch ist, dass eine schleifenförmige Anordnung des Chromatins, wie wir es von den Prophasen der Mitose her kennen, nicht stattfindet. Bei den Gentro- somen ist nun von Ghromatin bekanntlich gar keine Rede, es kann so- 1 Gegen die Auffassung HEIDENHAIN’S spricht ferner eine in dieser Zeitschrift Bd. LVIII, 4. Heft, Ende 1894 erschienene Arbeit von Jos. RompE, betitelt, »Kentro- chona Nebaliae n. g.n. sp., ein neues Infusor aus der Familie der Spirochoninen, zugleich ein Beitrag zur Lehre von der Kerntheilung und dem Centrosoma«. Der Verfasser glaubt bei seinen Untersuchungen über dieses Infusor auch das Centro- soma aufgefunden zu haben. »Das bereits für mehrere einzellige Organismen nach- gewiesene Gentrosom tritt (aus dem Dargelegten) auch bei Infusorien auf. Es dürfte hier, so weit ich die Litteratur kenne, zum ersten Mal das Vorhandensein des Centrosoms bei dieser Protozoengruppe dargethan sein. Die Zukunft wird ent- scheiden müssen, ob das Gentrosom bei den Infusorien allgemein verbreitet ist etc.« In Betreff der Verwandtschaft der Mikronuclei der Infusorien mit den Centrosomen [die von Bürscauı (Protozoen, III. Abth.) angeregte Frage] äußert sich RomPpEL wie folgt: »Die Frage scheint durch die Untersuchungen bei Kentrochona eine ver- neinende Antwort zu erfahren, da nebst den Centrosomen, welche von ganz be- stimmtem Aussehen sind, ganz bestimmte Beziehungen zu dem sich theilenden Kerne zeigen und schwach färbbar sind, ein ganz andersartiger Ersatzkern vor- handen ist, der eine sehr ausgesprochene Färbbarkeit besitzt. Diese Auffassung wird durch die Thatsache, dass Spirochona gemmipara nach R. Herrwic drei Er- satzkerne besitzt, wohl kaum alterirt werden. Denn die Annahme, dass im Ver- gleich zu den drei Ersatzkernen der Spirochona zwei davon während der Kerntheilung als Centrosomen funktioniren, während der dritte konstant seine Lage entfernt vom Großkern beibehält, dürfte doch eine sehr gewagte sein.« Gegen den Heıpenaain’schen Vergleich der Mikronuclei der Infusorien mit den Centrosomen der Metazoen bemerkt am Schlusse seiner Arbeit RompEL noch Folgen- des: »Wenn meine Beobachtung, dass bei einem Infusor nebst dem Ersatzkern auch Centrosomen vorkommen, sich bei weiterer Untersuchung als richtig er- weist, so ist klar, dass die von BürscaLı begründete, von HEIDEnHAIN ausführlich dargelegte Hypothese, wonach die Centralkörper mit dem Mikronucleus der Infu- sorien in verwandtschaftlicher Beziehung stehen, nicht haltbar ist.« Ob die Deu- tung, welche RompeL seinen Befunden gegeben hat, die richtige ist, möchte ich einstweilen dahingestellt sein lassen. nn ae a ern Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach etc. 83 mit eine schleifenförmige Umlagerung derselben auch nicht stattfinden und hat somit der lediglich auf das Chromatin bezügliche Ausdruck hier gar keine Berechtigung. Zum Schluss möchte ich nicht unterlassen, in Kürze darauf hinzu- weisen, dass in neuester Zeit Gebilde, die im Zellplasma neben dem Kern gefunden werden, von manchen Autoren direkt mit den Centro- somen und Sphären verglichen werden, ich meine die »Nebenkerne« der Samenzellen und die »Dotterkerne« der Eizellen. Ohne hier weiter auf die diesbezügliche Litteratur einzugehen, will ich nur bemerken, dass ein solcher Vergleich nur ein sehr bedingtes Recht beanspruchen kann, da einerseits unter der unglücklichen Bezeichnung »Nebenkern« und andererseits unter dem ebenfalls ungeeigneten Ausdruck »Dotter- kern« Gebilde verstanden werden, die genetisch oft die größten Ver- schiedenheiten aufweisen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass als »Nebenkern« in Samenzellen vielfach Gebilde beschrieben werden, die man mit Recht zur Zeit Sphären (und Gentrosomen) nennen wird; es sind aber als »Nebenkerne« auch solche Gebilde bekannt geworden, die sicherlich mitSphären (und Centrosomen) nicht das mindeste zu schaffen haben, sondern Zelleinschlüsse sui generis sind; dasselbe gilt vom Dotterkern der Eizellen. Auch unter den sogenannten »Dotterkernen« giebt es solche, die sicherlich mit Sphären (und Gentrosomen) gar nicht in Beziehung stehen, während es bei anderen wenigstens möglich ist. Es wird sich nach dem Gesagten empfehlen, sowohl mit der Bezeich- nung Nebenkern als Dotterkern möglichst vorsichtig umzugehen und nicht schlechthin Nebenkerne und Dotterkerne mit Sphären und Centro- somen zu homologisiren. An anderem Orte gedenke ich mich über Sphären und Centro- somen baldigst eingehender aussprechen zu können, als es mir hier möglich war. Neapel, den 31. März 1895. 6* 84 0. vom Rath, Litteraturverzeichnis!, 4. MAnILLE Ipe, a) Glandes cutandes a canaux intracellulaires chez les Crustacees edriophthalmes. La Cellule. Tome VII. b) Le tube digestif des Edriophthalmes. La Cellule. Tome VIII. 3. 0. vom RAta, a) Über eine eigenartige polycentrische Anordnung des Chroma- tins. Zool. Anz. Nr. 334. 4890. b) Über die Bedeutung der amitotischen Kerntheilung im Hoden. Zool. Anz. 1891 Nr. 373—375. c) Zur Kenntnis der Spermatogenese von Gryllotalpa vulg. Archiv f. mikr. Anat. Bd. XL. 1892. d) Beiträge zur Kenntnis der Spermatogenese von Salamandra mac. I. u. II, Theil. Diese Zeitschr. Bd. LVII. 4893. e) Über die Konstanz der Chromosomenzahl bei Thieren. Biolog. Centralbl. 4894 Bd. XIV. Nr. 43. 3. E. LoENNBERG, Kernstudien. Biologiska Föreningens Förhandlingar. Bd.IV. 1892, 4. A. KnürpeL, Über Speicheldrüsen von Insekten. Archiv f. Naturg. 1886. | 5. H.E. ZıEGLER, a) Die Entstehung des Blutes bei Knochenfischembryonen. Arch. f. mikr. Anat. Bd. XXX. 1887. j b) Die biologische Bedeutung der amitotischen Kertheilung im Thierreich. Biol. Centralbl. 1894. c) Über das Verhalten der Kerne im Dotter der meroblastischen Wirbel- thiere. Festschrift f. A. WEISMAnn. Ber. d. naturf. Gesellsch. zu Freibure. 4894. 6. H.E. ZiEGLER U. O. vom RATH, Die amitotische Kerntheilung bei den Arthropoden, Biol. Centralbl. Bd. XI. 1891. . J. FRENZEL, a) Zur Bedeutung der amitotischen (direkten) Kerntheilung. Biolog. Centralbl. Bd. XI. 1894. b) Die nucleoläre Kernhalbirung. Archiv f. mikr. Anat. Bd. XXXIX. 1891. c) Die Mitteldarmdrüse des Flusskrebses und die amitotische Zelltheilung. Archiv f. mikr. Anat. Bd. XLI. 4893. 8. A. GruBEr, Amöben-Studien. Berichte d, naturf. Gesellsch. Freiburg. (Festschr. f. A. WEISMANN.) 1894. 9. W. FLeunminc, a) Beiträge zur Kenntnis der Zelle und ihrer Lebenserscheinungen. Archiv f. mikr. Anatomie. Bd. XVI. 1878. b) Fortsetzung von a. Ebenda. Bd. XVII. 1880. c) Fortsetzung. Ebenda. Bd. XX. 1884. d) Zellsubstanz, Kern- und Zelltheilung. 1882. =] ! Es liegt keineswegs in meiner Absicht hier ein ausführliches Litteraturver- zeichnis sämmtlicher Arbeiten über Amitose oder solcher über das Verhalten der Centrosomen und Sphären bei ruhenden und sich amitotisch theilenden Zellen geben zu wollen, vielmehr werden nur Arbeiten aufgeführt, die im Text be- sprochen wurden. In Betreff der übrigen Litteratur verweise ich in erster Linie auf die beiden letzten Jahresreferate FLemmine’s in den Ergebnissen der Anatomie und Entwicklungsgeschichte von MERKEL und Bonner. Wiesbaden 1893 u, 1894. Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Aniloera mediterranea Leach etc. 85 W. FLEMMInG, e) Zur Orientirung über die Bezeichnung der verschiedenen Formen von Zell- und Kerntheilung. Zool. Anz. Nr. 246. 1886. f) Neue Beiträge zur Kenntnis der Zelle, Archiv f. mikr. Anat. Bd. XXIX. 1887. g) Neue Beiträge zur Kenntnis der Zelle. II, Ebenda. Bd. XXXVII. 1891. h) Attraktionssphären und Centralkörper in Gewebszellen und Wanderzellen. Anat. Anz. VI. Jahrg. Nr. 3. 4894. i) Über Theilung und Kernformen bei Leukocyten und über deren Attrak- tionssphären,. Archiv f, mikr. Anat. Bd. XXXVII 4891, k) Amitotische Kerntheilung im Blasenepithel des Salamanders. Ebenda. Bd. XXXIV. 1889. l) Entwicklung und Stand der Kenntnisse über Amitose. Ergebnisse d. Anat. u. Entwicklungsgesch., herausgeg. von MERKEL u. Bonner, Bd. II, 1892, Wiesbaden 1893. m) Morphologie der Zelle und ihrer Theilungserscheinungen. Ebenda. Bd.IIl. 1893, Wiesbaden 4894. 40, M. A. Nıcoras, a) Les spheres attractives et le fuseau achromatique dans le testicule adulte, dans la glande g£nitale et le rein embryonnaire de la Salamandre. Extrait des Gomptes rendus des s&ances de la Societe de Biologie. 4892. b) Les spermatogonies chez la Salamandre d’hiver. Ebenda. 1892. ce) Les bourgeons germinatifs dans l’intestin de la larve de Salamandre. Bibliographie anatomique. 1894, 44. A, SABATIER, De la spermatogenese chez les Crustaces d&capodes, Travaux de institut de Zoologie de Montpellier. 1893. 12. Pa. Knorr, Über Blutkörperchen bei wirbellosen Thieren. Sitzungsber.d. Wiener Akademie d. Wiss. 1893. 13. E. VERSoN, a) Altre cellule glandulare di origine postlarvale. Padova 1892. b) La Spermatogenesis nel Bombyx mori. Padova 1889. c) Zur Beurtheilung der amitotischen Kerntheilung. Biol. Centralbl. 1894. d) Zur Spermatogenesis der Seidenraupe. Diese Zeitschr. Bd, LVIII. 4894. 44, K. Toyama, On {he Spermatogenesis of the Silk Worm. Bulletin of the Agricultural College Tokyo Japan 14894. Eine vorläufige Mittheilung dieser Arbeit er- schien im Zool. Anzeiger Nr. 438. 45. M. HEIDENHAIN, a) Über die Centralkörperchen und Attraktionssphären der Zellen. Anat. Anzeiger 1894. b) Über Kern und Protoplasma. Leipzig 1892. c) Die Riesenzellen des Knochenmarks und ihre Centralkörper. Würzburger Sitzungsberichte 4892. d) Neue Untersuchungen über die Centralkörper und ihre Beziehungen zum Kern und Zellenprotoplasma. Archiv f. mikr, Anat. Bd. XLIII. 1894. 4:6. Tu. Boverı, a) Zellstudien. Heft A. 1887. b) Zellstudien. Heft 2. 1888. 47, BRAUER, a) Zur Kenntnis der Herkunft des Centrosoms, Biol. Centralbl. 4893. b) Zur Kenntnis der Spermatogenese von Ascaris meg. Archiv f. mikr. Anat. Bd. XLI, 1893, 18. v. KoSTANEcKI, Über Kerntheilung bei Riesenzellen nach Beobachtungen an der embryonalen Säugethierleber, 86 49, 20, 24. 0. vom Rath, Joun E. S. Moor£E, a) On the relationship and röle of the archoplasm during mitosis in larval salamander. Quart. Journ. of micr. scienc. Bd. XXXIV. 41893. b) Some Points in the Spermatogenesis of Mammalia. Internat. Monatsschr. f. Anat. u. Phys. 1894. Fr. Meves, a) Über amitotische Kerntheilung in den Spermatogonien des Sala- manders. Anat. Anz. 4894. b) Über eine Art der Entstehung ringförmiger Kerne und die bei ihnen zu beobachtenden Lagen und Gestalten der Attraktionssphäre. Inaug.-Diss. Kiel 4893. c) Über eine Metamorphose der Attraktionssphäre in den Spermatogonien von Salamandra maculosa. Archiv f. mikr. Anat. Bd. XLIV. 1894. Fr. REINKE, a) Untersuchungen über das Verhältnis der von ArnoLp beschrie- benen Kernformen zur Mitose und Amitose. Kiel 1891. b) Zellstudien. Archiv f. mikr. Anat. Bd. XLIII. 1894. 22. E. van BENEDEN, a) Recherches sur la maturation de l’oeuf, la fecondation et la division cellulaire. Gand et Leipzig, 1883. b) Recherches sur la maturation de l’oeuf et la fecondation. Archives de Biologie. Tome IV. 4883. c) Idem u. JuLın, La spermatogenese chez l’Ascaride m&galoce&phale. Bull. Acad. roy. des sciences etc. 4884. d) Idem u. Neyr, Nouvelles recherches sur la fecondation et la division cel- lulaire caryokinetique chez l’Ascaris de cheval. Le Moniteur Belge. 1887, e) Idem u. Neyt, Nouvelles recherches sur la fecondation et la division mitosique chez l’Ascaride me&galocephale. Bulletin de l’Acad. royale Belgique. III. serie. T. XIV. 1887. 23. E. GöPPErRT, Kerntheilung durch indirekte Fragmentirung in der lymphatischen Randschicht der Salamandrinenleber. Archiv f. mikr. Anat. 4894. 24. V. LA VALETTE ST. GEORGE, a) Über die Genese der Samenkörper. Archiv f. mikr. 25. 26. 27. 28. Anat. Bd. Ill. 1867. b) Spermatologische Beiträge. A. bis 5. Mittheilung. Ebenda. 1885—1887. c) Zelltheilung und Samenbildung bei Forficula auricularia. Ebenda. 4887. d) Über innere Zwitterbildung beim Flusskrebs. Ebenda. Bd. XXXIX. 4892. F. HERMANN, a) Über regressive Metamorphose des Zellkerns. Anat. Anz. 1888. b) Beiträge zur Histologie des Hodens. Archiv f.mikr. Anat. Bd. XXXIV. 4889. c) Beitrag zur Lehre von der Entstehung der karyokinetischen Spindel. Ebenda. Bd. XXXVII. d) Die postfötale Histiogenese des Hodens der Maus bis zur Pubertät. Ebenda. Bd. XXXIV. 1889. M. NussgAum, a) Zur Differenzirung des Geschlechts im Thierreich. Archiy für mikr. Anat. Bd. XVII. b) Über die Veränderungen der Geschlechtsprodukte bis zur Eifurchung ete. Ebenda. Bd. XXI. LoEwır, a) Über amitotische Kerntheilung. Biol. Centralbl. 4894. b) Die Anordnung und Neubildung von Leukoblasten und Erythroblasten in den Blutzellen bildenden Organen. Archiv f. mikr. Anat. 1894. VAN DER STRICHT, a) Contribution a l’&tude de la sphere attractive. Extrait des Bulletins de l’Academie royale de Belgique. T. XXIll. 1892. h Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach etc. 87 VAN DER STRICHT, b) Nouvelles recherches sur la genese des globules rouges et des globules blancs du sang. Archive de Biologie. T. XII. 1892. c) Le developpement du sang dans le foie embryonnaire. Archive de Bio- logie. T. XI. 1894. d) Recherches sur la structure et la division des cellules g&antes. Verhandl. des X. Internat. Kongresses zu Berlin. 4890. e) Caryomitose et division directe des cellules ä noyau bourgeonnant, Extrait des annales de la societe de m&decine de Gand. 1891. f) Nouvelles recherches sur la formation des globules blancs et des glo- bules rouges. Ebenda. 4892. g) Division mitosique des Erythroblastes et des leucoblastes a l’interieur du foie embryonnaire. Anat. Anzeiger 4891. h) Nature et division mitosique des globules blancs des mammiferes. Ver- handlungen der anat. Gesellsch. 4893. 29. BenpA, Zellstrukturen und Zelltheilungen des Salamanderhodens. Verhandl. der anat. Gesellsch. 4893. 30. WALDEYER, Eröffnungsrede der Anatomen-Versammlung in Göttingen. 1893, 34. Jonnson, Amitosis in the embryonal envelopes of the scorpion. Bull. of the museum of compar. Zoology Harvard College. V. 4894. 32. C. CrAus, a) Die Halocypriden des atlantischen Oceans und Mittelmeeres. Wien 1894. ‚b) Beiträge zur Kenntnis der Süßwasserostracoden. Arb. d. Zoolog. Instit. in Wien. 1892. c) Über die Entwicklung des Scyphostoma von Cotylorhiza, Aurelia und Chrysaora etc. Ebenda. 1892. 33. L. DrUENER, a) Beiträge zur Kenntnis der Kern- und Zelldegeneration und ihrer Ursachen. Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. XX VIII. 1894. b) Zur Morphologie der Centralspindel. Jenaische Zeitschr, f. Naturw. 1894. 34. G. Karsten, Die Beziehungen der Nucleolen zu den Centrosomen bei Psilotum triquetrum. Berichte der deutschen botan. Gesellschaft. 35. Pa. NıcosLu, Über die Hautdrüsen der Amphibien. Diese Zeitschr. Bd. LVI. 1893. 36. OppEL, Unsere Kenntnis über die Entstehung der rothen und weißen Blut- körperchen (Referat). ZıEGLEr’s Centralblatt f. allgem. Pathol. 1892. 37. B. SoLger, Zelle und Zellkern. in: Thiermedicinische Vorträge. Leipzig 1892. 38. PLATNER, Beiträge zur Kenntnis der Zelle und ihrer Theilungsersch. Archiv für mikr. Anat. Bd. XXXIIl. 1889. 39. Chun, Über die Bedeutung der direkten Kerntheilung. Sitzungsber. aus d. Schr, d, Physik.-Ökon. Ges. Königsberg. 1890. Erklärung der Abbildungen. Tafel I—IIUI. Fig. 4. Eine Drüsenrosette aus dem Kopfe von Anilocra mediterranea. Die peripheren Zellen sind mit a, b, c, dund e bezeichnet. In der Mitte der Rosette liegt eine kleine Centralzelle (cz). Die Kerne der peripheren Zellen zeigen die 38 | 0. vom Rath, eigenartige polycentrische Anordnung des Chromatins; letztere ist bei der Central- zelle niemals vorhanden. In Zelle d ist mit si. Th eine Sterntheilungsfigur bezeich- net. Nucleolen = nucleol, Sekret = s, Neurilemmkerne = nl, Bindegewebskerne = bg, Sphären = sph. Vergr. etwa 4500. Fig. 2. Schema einer Sterntheilung. a, ungetheilter Stern; db, beginnende Theilung mit Centrenverdoppelung; c, biskuitförmige Centren; d, letzte Phase der Theilung. Die beiden Tochtersterne stehen nur noch durch einen chromatischen Strang in Verbindung; dieser verschwindet und beide Tochtersterne bleiben durch feine Lininfäden, die auch fernerhin persistiren, in loser Vereinigung. Fig. 3. Eine Drüsenzelle des Kopfes von Jone thoracica @ nach MANnILLE IpE kopirt. Fig. 4. Zelle einer Drüsenrosette von Anilocra mit gegabeltem Ausführungs- gang (die Sphäre war auf dem Präparate auffallend deutlich zu erkennen). In jedem Kern eine Sterntheilung. Vergr. etwa 1500. Fig. 5. Eine Drüsenzelle von Anilocra mit vielen chromatischen Sternen des Kernes. Es sind drei Sekretansammlungen (s) bemerkbar. In einem dieser Tropfen (s’) sind überaus feine haarförmige Gänge, welche in den intracellulären Aus- führungsgang einmünden, sichtbar. Die übrigen Bezeichnungen wie vorhin. Vergr, etwa 4500. Fig. 6, 7, 8. Verschiedene Stadien normaler Zell- und Kerndegeneration aus dem vorderen Theile des Kopfes von Anilocra. In Fig. 6 ist die beginnende Degene- ration dargestellt, die in Fig. 7 an der Beschaffenheit der chromatischen Sterne, der dunklen Tingirung der Kerne etc. kenntlich ist. In Fig. 8 zeigt der Kern be- reits einen verkommenen Habitus. Das Chromatin ist verklumpt und an eine Kern- seite herangedrängt, während der übrige Theil des Kernes mit Sekret erfüllt ist. Vergr. etwa 4500. Die Figuren 9 und 40 stellen Zellen der Leberschläuche von Porcellio scaber dar. In Fig. 9 sind zwischen den beiden Kernen, die Amitose mit Kernplattenbildung zeigen, zwei Sphären zu sehen. In Fig. 40 habe ich nur Kerne, die Amitosen mit Kernplattenbildung erkennen ließen, mit den Sphären abgebildet, ohne die Zellen auszuzeichnen. In Fig. 405 erkennt man den Anfang der Kernplattenbildung, die in Fig. 40a noch nicht sichtbar ist. In Fig. 40c und A0fist der Verlauf der Kern- plattenbildung besonders deutlich; die Tochterkerne berühren einander fast noch mit parallelen Trennungsflächen. Die Abbildungen sind nach verschiedenen Schnitten zusammengestellt, welche die Sphären besonders deutlich erkennen ließen. Vergr. etwa 1500. Fig. 44. Kerne von Follikelzellen aus der Zwitterdrüse von Helix pomatia mit verschiedenen Formen der Kernplattenbildung.. Vergr. etwa 1500. Fig. 42. Sämmtliche Abbildungen sind Zellen von Schnitten durch die Milz eines jungen Hundes. a,b, c,d,f,g, h stellen Bilder von multipolaren Mitosen dar, e und k sind scheinbar normale Mitosen mit auffallend geringer Chromosomenzahl, während in ö die Chromosomenzahl auffallend groß ist. Die übrigen Figuren sollen in erster Linie die Lageverhältnisse der Centrosomen, beziehungsweise Sphären zeigen. msir = Mikrosomenstratum. Vergr. etwa 4500. Fig. 43—22, ferner 26 u. 27 stellen Leukocyten aus dem Bauchfell der Sala- manderlarve mit ruhenden und sich amitotisch theilenden Kernen dar. Vergr. etwa 4500, Fig. 23—25. Leukocyten des Bauchfells der Larve von Triton. Vergr. etwa 1500. Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach etc, 89 Fig. 28 u. 29. Vielkernige Sexualzellen des Hodens von Bufo vulgaris. Vergr. etwa 1500. Fig. 30. Ein kleiner Hodenfollikel mit drei Zellen ays dem Hoden von Bufo vulgaris. Vergr. etwa 1500. j Fig. 34. Eine multipolare Mitose aus dem Hoden von Astacus fluviatilis. Vergr. etwa 4500. Fig. 32, 33 u. 36. Spermatogonien aus dem Hoden von Rana esculenta, Vergr. etwa 1500. nz Fig. 34 u. 35. Zellen aus dem Hoden von Salamandra maculosa. Vergr, etwa 1500, | Fig. 37. Spermatogonie aus dem Hoden von Salamandra maculosa. Der Kern zeigt Amitose mit Kernplattenbildung. Vergr. etwa 4500. Fig. 38, 39, 44. Spermatogonien aus dem Hoden von Salamandra maculosa mit runden Kernen und deutlichen Sphären und Centrosomen. Vergr. etwa 1500, Fig. 40. Polymorpher Kern einer Spermatogonie von Salamandra maculosa mit Körnerhaufen im Zellplasma; deutliche intakte Sphäre mit zwei CGentrosomen. Vergr. etwa 1500. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. (Zugleich ein Beitrag zur Turbellarien-Fauna Böhmens.) Von F. Vejdovsky in Prag. Mit Tafel IV—VII und 4 Figuren im Text. El Als ich in den letzten zwei Decennien das Untersuchungsmaterial zu meinen früheren Arbeiten sammelte, begegnete ich verschiedenen Vertretern der Sülwasserfauna, die meine Aufmerksamkeit um so mehr auf sich zogen, als sie theils wegen ihres sporadischen Vorkommens nur selten oder überhaupt nicht beobachtet wurden, theils wegen der morphologischen Eigenthümlichkeiten und der systematischen Stellung zu genaueren Untersuchungen aufforderten. So habe ich im Laufe der Jahre eine Reihe von Beobachtungen zu- sammengebracht, deren Resultate ich in einer Reihe von kleineren Mittheilungen zu veröffentlichen mich entschlossen habe. In der vor- liegenden Arbeit beginne ich mit Turbellarien, über welche ich schon früher Einiges mitgetheilt habe!. 1 4) Vorläuf. Bericht über die Turbellarien der Brunnenwässer von Prag etc. Sitzungsber. kgl. böhm. Gesellsch. Wissensch. Prag. 4879. p. 504—507. — 2) Thieri- sche Organismen der Brunnenwässer von Prag. Mit 8 Taf. Prag 1882. — 3) Exkrecni soustaya Planarii. Sitzungsber. kgl. böhm. Gesellsch. Wissensch. Prag 1882. p. 273 bis 280. 4 Taf. — 4) O novem rodu zemskych Planarii (Microplana humicola). Ibidem. 1886. — 5) Sur une nouv. Planaire terrestre (Microplana humicola). Revue biolog. du Nord de la France. 4890. 2 Planches. — 6) O rodu Opistoma. Vestnik kräl. spol. nauk v Praze. 4894. — 7) Organisace nov& Bothrioplany. Ibidem. 1894. — 8) Nove zprävy 0 turbellariich. Ibidem. 1895. — Nebst dem hat SekerA Nachfolgendes über die Turbellarien Böhmens veröffentlicht: Ergebnisse meiner Studien an Derostoma typhlops. Zool. Anz. 1886. Nr. 233. — Pfispevky ku znämostem o turbellariich slad- kovodnich. Vestnik kräl. spol. nauk v Praze. 1886—1888. In den Abschnitten I—V wird behandelt: 4) Über Derostoma typhlops. — 2) Über die Geschlechtsverhält- nisse von Microstoma. — 3) Über die Stenostomiden. — 4) Über neue oder wenig bekannte Turbellarien. — 5) Über Anatomie von Planaria albissima. — Schließlich Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 91 Die Arbeit enthält nachfolgende Abschnitte: I. Über die Gattung Opistoma O. Schmidt. II. Über die Geschlechtsverhältnisse der Derostomeen. II. Über zwei neue Vortex-Arten, vorzugsweise mit Berück- sichtigung deren Geschlechtsorgane. IV. Über die Prorhynchen Böhmens. V. Zur Kenntnis von Macrostoma. VI. Über Bothrioplaniden, eine Familie der Alloiocölen. VII. Zur Kenntnis der Dendrocölen Böhmens. I. Über die Gattung Opistoma 0. Schm. Zu den Thierarten, welche nur periodisch in größerer Anzahl zum 2 en kommen, um dann auf Jahre lang zu verschwinden, gehört unter den Turbellarien die Gattung Opistoma, die man bisher nur aus wenigen Fundorten in Europa kennt. Oskar Scanipr hat dieselbe zum ersten Male 1848 bei Axien a./E. und später bei Krakau entdeckt!, nachher ist sie von Max Scaurtze?2 1854 bei Greifswald und erst 1879 wieder von mir? in Böhmen (in einem Teiche bei Okor) und schließlich von Durrsssiıs* in den Tümpeln an den Ufern des Genfer Sees gefunden worden. Möglicherweise ist das Opistoma geographisch weit verbreiteter und nicht so selten, wie man annimmt; nach den übereinstimmenden Angaben der genannten Autoren erscheint es nämlich in kälteren Jahreszeiten, sogar unter dem Eise, meist aber in den ersten Frühlings- monaten, von März bis Mai, zu welcher Zeit die Zoologen im Großen und Ganzen ihr Untersuchungsmaterial wohl nur spärlich in den kalten Wässern zu suchen gewohnt sind. Den heutigen Kenntnissen des Turbellarien- Organismus gegen- über ist es höchst wünschenswerth, neue Untersuchungen über den Bau von Opistoma anzustellen; trotz der eingehenden Angaben von Mıx ScauLtze giebt es nämlich so viele Lücken in der Kenntnis der ge- nannten Gattung, dass der von v. GRAFF ausgesprochene Wunsch, neue Forschungen über die Verwandtschaft von Opistoma mit den übrigen führen KarkA, Frıc (Fritsch oder Frırcn) und VAvraA in ihren Verzeichnissen der Thierarten aus verschiedenen Teichwässern Böhmens zwei oder drei Tubellarien an, welche Angaben jedoch jeder wissenschaftlichen Bedeutung entbehren, 1 OsKAR SCHMIDT, Die rhabdocölen Strudelwürmer des süßen Wassers. 1848, — Die rhabdocölen Strudelwürmer aus der Umgebung von Krakau. Wien 4830. 2 Max SCHULTZE, Beiträge zur Naturgeschichte der Turbellarien. 4854, 3 VE)DOVSKY, Vorläufiger Bericht etc. 4 G. Duruessis, Sur l’origine et la repartition des Tirbelläries etc. Acta soc. Helvatiae 1878. 92 - FR. Vejdovsky, Turbellarien vorzunehmen, sich als berechtigt herausstellt. Da ich über ein zahlreicheres Material verfügen konnte, versuche ich in dem vorliegenden Kapitel diese Lücke auszufüllen. Die Umgebung von Piibram gehört nach den bisherigen Erfah- rungen zu den interessantesten und ergiebigsten Gebieten für die fau- nistischen Forschungen in Böhmen. Mein Assistent A. Mrizer hat der Umgebung dieses seines Geburtsortes die sorgfältigste Aufmerksam- keit gewidmet und durch die Darstellung der vorzugsweise hier entdeckten Copepoden! und Cysticercoiden?2 die mitteleuropäische Fauna wesentlich bereichert. Demselben verdanke ich nun, dass er in den Tümpeln der Umgebung von Pribram mehrere seltene oder neue Turbellarien gefunden hat, unter welchen das Opistoma und andere, weiter unten angeführte Arten, hervorgehoben zu werden ver- dienen. | Bei Pribram kommt Opistoma in zwei kleinen, mit Binsen be- wachsenen Waldpfützen vor. Sehr früh im Frühjahr, sobald der Schnee verschwindet, erscheint hier Opistoma in ungeheuerer Menge; Ende März konnte ich über mehr als 50 Exemplare verfügen, die im mäßig erwärmten Zimmer in kleinen Gefäßen gezüchtet, bald die Geschlechts- reife erlangen. Die Opistoma-Arten. Über die Dignität der bisher beschrie- benen Arten gehen die Ansichten aus einander. Der Begründer der Gat- tung, Oskar Scamipt, stellte die Art O. pallidum mit den weiter unten angeführten Merkmalen auf. In der Vermuthung, dass sein Vorgänger nur in Folge des ungenügenden Materials die besprochene Art unzu- länglich beschrieben hat, identifieirte Max ScauLtzE die von ihm ge- fundene Form mit derselben Art (0. pallidum), die dagegen von OÖ. Scanipr? als eine ganz verschiedene angesprochen wird. In Folge dessen unterscheiden die späteren Autoren, wie De Man und DissınG zwei Arten, welche als Opistomum pallidum (De Man) und Opistomum Schultzeanum (De Man) (Typhloplana pallida und Schultzeana Diesing) angeführt werden. Dagegen versucht v. Grarr! den Nachweis zu führen, dass man in t A. MRAzEk, Pfispevky k poznäni sladkovodnich Copepodü. Vestnik kräl spol. nauk v Praze. 1893. — Beitrag zur Kenntnis der Harpacticidenfauna des Süßwassers. Zoolog. Jahrbücher. Abth. f. System. Geogr. und Biologie. VII. Bd. 2 A. Mrizek, O cysticerkoidech nasich Korysü sladkovodnich. Vestnik kräl spol. nauk v Praze, 4890. I. — Piispevky k vyvojezpytu nekterych tasemnic ptatich. Ibidem. 4894. p. 97. 3 O0. ScaMipT, Strudelwürmer von Krakau. |. c. * v. GRAFF, Monographie der Turbellarien. I. Rhabdocoelida. 1882. p. 365. N }. y 3 j ’ ; : e EB Ze ER L ’ E & “ i Dr 4 B S Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 93 Europa nur eine einzige Art, Opisioma pallidum, annehmen müsse. Nachdem ich nun diese Art selbst genauer zu untersuchen Gelegenheit hatte, muss ich der Ansicht huldigen, dass sie nicht mit der Scampr- schen Form übereinstimmt, deren unterscheidende Merkmale etwa die nachfolgenden sind: 4) Der zungenförmige Körper, nach vorn verengt, nach hinten er- weitert, »flach und verhältnismäßig breit«. '2) Der Magen reicht nach vorn über die Dotterstöcke hinaus. 3) Die Spermatozoen in der Mitte knotenartig verdickt. k) In dem proximalen Ende des Penis kommen zwei starke Haken vor. Bezüglich der Abbildungen von O. Scunipr bemerke ich, dass sie zwar unzureichend sind, dass dagegen die Verhältnisse des Penis bei der Pfibramer Form so deutlich auch bei den schwächeren Vergröße- rungen hervortreten, dass man sie mit den von O. Scamipr abgebildeten nicht identificiren kann. v. GrRAFF vereinigt, wie gesagt, die von O. Scamipr und ScauLtze beobachteten Formen zu einer einzigen, O. pallidum, indem er von dem Standpunkte ausgeht, dass »der ganze Streit sich um die relative Größe und Form zweier an der Basis des ausgestülpten Kopulationsorgans befindlichen Chitinstäbe dreht«; er weist ferner darauf hin, »dass die Details des chitinösen Kopulations- organs bei einer und derselben Species oft Schwankungen in der Form aufweisen, die viel bedeutender sein können, als die, welche hier das Streitobjekt abgeben«. Ich gebe zu, dass es eben so bei an- deren Arten sein kann, obwohl ich bezüglich der weiter unten be- schriebenen Kopulationsorgane von Vortex- und Derostoma-Arten dieser Ansicht nicht beipflichten kann, — aber das chitinöse Kopulationsorgan des Pribramer Opistoma behält in allen Fällen dieselbe Form und Länge der Haken, wie M. Scnurtzze darstellt, niemals aber war ich im Stande, die von O. Scamipr abgebildete Gestalt des Penis sicherzu- stellen. Die übrigen von O. Scamipr hervorgehobenen Unterschiede zwischen beiden Arten berücksichtigt v. Grarr nicht. Ich finde mich daher veranlasst, das O. pallidum O. Schm. als eine an- dere Art zu betrachten, die von der von M. Scuurtze beobachteten Spe- cies sich durch wesentliche Charaktere unterscheidet. Nur die letztere Art ist Gegenstand des vorliegenden Kapitels und ich führe sie als Opi- stoma Schultzeanum an. Äußere Charaktere und Biologie von Opistoma Schultzeanum. Fast sämmtliche mir zur Verfügung stehende Exemplare waren von gleichen Dimensionen; die Länge der völlig geschlechtsreifen In- 94 F. Vejdovsky, dividuen beträgt 2,5 mm Länge und 0,8 mm Breite in der mittleren Körperzone. Die jüngeren Exemplare unterscheiden sich von den ge- schlechtsreifen nicht durch Länge, sondern bloß durch Schlankheit des Körpers. Nach vorn verengt sich der Körper allmählicher als nach hinten, wo er scharfspitzig endet. An Querschnitten ist der Körper durchaus rund, niemals abgeflacht. Wenn Scnvrrzz angiebt, dass der Körper »vorn abgestumpft« ist, so glaube ich, dass diese Angabe aus den Beobachtungen der durch den Druck des Deckgläschens etwas zu- sammengezogenen Thiere resultirt. Bei den meisten Thieren ist die Farbe des Körpers schneeweiß ; eine gelbliche, welche M. Scuuutze er- wähnt, habe ich niemals beobachtet, allerdings aber waren zwei von mir untersuchte Exemplare schön rosa gefärbt, was von einer diffusen Färbung des Darminhaltes verursacht wurde. Die Durchsichtigkeit des Körpers ist eine bedeutende, so dass man die anatomischen Details na- mentlich des Geschlechtsapparates sehr bequem wahrzunehmen ver- mag. Meiner Ansicht nach wäre es möglich, bei den allerjüngsten Exemplaren, bei denen die Geschlechtsorgane, vornehmlich die Hoden und Dotterstöcke noch nicht angelegt sind, den Verlauf sämmtlicher Exkretionskapillaren zu ermitteln; bei den erwachsenen Thieren ist dies nicht möglich, wegen der mächtigen Entfaltung der genannten Geschlechtstheile und des fettartigen Mageninhaltes. Die Parenchym- flüssigkeit zeichnet sich durch eine diffuse, grünliche Färbung aus. In dem hinteren Körperdrittel (Fig. I, 2 o, ep, op) findet man in der Medianlinie der Bauchseite drei dicht hinter einander folgende Öff- nungen: 4) die Mundöffnung (0), 2) den Exkretionsporus (ep) und 3) die Geschlechtsöffnung (op). | Bei den jüngeren Thieren ist das hintere Körperende ganz durch- sichtig, bei den älteren sieht man hier bereits mit unbewaffnetem Auge ein weißes Pünktehen — die Samenblase (Fig. 4 vs). In den völlig geschlechtsreifen Exemplaren sind auf der rechten Pharynxseite immer ein oder zwei große, röthlichbraune Eier auffallend. Der Grund der oben erwähnten Pfützen, in welchen Opistoma lebt, ist mit einer bedeutenden Schicht des Schlammes bedeckt, in welchem der organische Detritus einen Hauptbestandtheil vorstellt. In diesem Schlamme züchtete ich auch die Turbellarien in Prag. Anfänglich ent- wickelten sich die Thiere ganz normal, verborgen vor dem Tageslichte unter einem Holzstücke. Künstlich den scharfen Sonnenstrahlen oder dem gewöhnlichen Tageslichte ausgestellt, schlichen die Würmer sofort auf der Oberfläche des Schlammes und suchten einen, den Licht- strahlen unzugänglichen Ort aus. Vom 3. und 4. April fing die bisher leere Samenblase an sich mit Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 95 reifem Sperma zu füllen. Nachher aber hörte die weitere Geschlechts- entwicklung auf und eine Degeneration der Geschlechtsorgane war deutlich. Da auch der Magen der Nahrungspartikel entbehrte, so war es nothwendig den Schlamm zu erneuern, in welchem sich auch die kleinen Würmer wie Nais und Dero befanden. Die Turbellarien ver- zehrten bald sowohl die vegetativen Partikeln als die genannten Oligo- chäten, und in einigen Tagen — am 8. April — fand ich die zum ersten Male sich begattenden Individuen. Sonst ist Opistoma ein zähes Turbellarium; die stundenlang unter dem Deckgläschen beobachteten und stark komprimirten und nachher in das Wasser geworfenen Thiere entwickelten sich anstandslos weiter, was ich vornehmlich an den oben erwähnten rosaroth gefärbten Exem- plaren kontrolliren konnte. M. Schutze giebt an, dass er Opistoma zuerst im December in einem Wiesengraben mit jungen Vortex viridis antraf. Die Geschlechts- organe waren noch nicht vorhanden, aber im warmen Zimmer erschien bald die mit Sperma gefüllte Samenblase und später die Eier. Ge- schlechtlich entwickelte Thiere fand ScaurLtze im Freien erst im März, später aber, im Mai, verschwanden sie gänzlich, während O. Schmidt die Thiere bei Krakau erst im Mai beobachtete. Aus diesen Beobachtungen geht hervor, dass Opistoma im Spät- herbste oder im Winter die Kokonschale verlässt, um in den ersten Frühlingsmonaten geschlechtsreif zu werden. Die warmen Sommer- monate verträgt es nicht. Organisation vom Opistoma. Über die Hypodermis habe ich nicht viel Neues zu sagen. Sie ist nicht in allen Körpertheilen gleich hoch; mit Ausnahme des vordersten und hintersten Körperabschnittes stellt sie ein sehr dünnes, durch- sichtiges Häutchen vor, dessen Elemente man im frischen Zustande von der Flächenansicht beobachten kann, wobei sie als fünf- bis sechs- und vielseitige Feldchen erscheinen. An den mit Platinchlorid-Chromessig- säure behandelten Thieren erscheint die Intercellularsubstanz stark ge- färbt, wobei ihre Linien nicht gerade, sondern gewellt oder stärker ge- lappt erscheinen (Fig. 3). Vorn und hinten sind die Zellen viel höher, gegen die mittleren Körperregionen kubisch (Fig.4), weiter nach hinten eylindrisch (Fig. 5). Die Zellgrenzen treten hier auch viel deutlicher hervor als in den mittleren Körperzonen. Das während des Lebens ganz durchsichtige Protoplasma erscheint an konservirten Hypodermiszellen aus ungemein zarten Streifen (Fig. 7) zusammengesetzt, wie dies un- längst bei Alloiocölen Bönmie sehr eingehend dargestellt hat; nur sind 96 F. Vejdovsky die Plasmastreifen von Opistoma weit zarter und nur mit stärksten Vergrößerungen wahrnehmbar. Die Zellkerne sind im frischen Zustande nur sehr schwierig nach- weisbar, etwas leichter ist es an gefärbten Präparaten möglich. In den Cylinderzellen des Vorder- und Hinterkörpers sind es kugelige oder ellipsoide Körper, in denen die stark gefärbten chromatischen Körnchen hervortreten. In den abgeflachten Zellen sind die Kerne dagegen meist unregelmäßig und gelappt und mit ungemein spärlichen chromatischen Elementen. Zwischen den Zellen des Vorderkörpers habe ich hyaline, spindelförmige und kernlose Zellen beobachtet. Nach außen ist jede Zelle mit einer zarten, hyalinen Cuticular- lamelle bedeckt, welche dicht porös ist, wie sowohl die Flächenpräpa- rate (Fig. 3c) als Querschnitte deutlich zeigen. Wenn ich in dieser Hin- sicht nichts Neues sicherstellen konnte, so muss ich in einem Punkte M. Scaurtzze und L. v. GrAFF widersprechen. Diese Forscher geben be- kanntlich an, dass sich die Cuticula unter dem Drucke des Deckgläs- chens losreiße, und inForm von Fetzchen in der Umgebung des Körpers in Folge der Wimperung umhergetrieben werde. Dass bei diesem Processe nicht die Cuticula, sondern einzelne Hypodermiszellen ins Spiel kommen, beweist nachfolgende Beob- achtung: In Folge des Druckes des Deckgläschens fangen die Zellen an einzel- nen Körperstellen — namentlich zu beiden Seiten des Körpers — anzu- schwellen, und erscheinen dabei als hoch über die Körperoberfläche ragende Läppchen. An der Außenseite jeder Zelle erscheint der hyaline Cuticularsaum, durch dessen Poren lebhaft wimpernde Haare hervor- treten. Bald löst sich die ganze Zelle vom Körper los (Fig.4), wird rund und stirbt allmählich ab, wobei der früher kugelige oder elliptische Kern unregelmäßig wird, die Wimpern hören nach und nach auf sich zu bewegen und erscheinen dann als rigide Härchen. Die Zelle wird flach, unregelmäßig kontourirt, nimmt eine gekrümmte Gestalt an und die Wimpern resorbiren sich gänzlich. So sehen dann die »Schüppchen« aus, welche ScauLtze als abgerissene Guticula auffasst. v. GrAFF hat solchen Process bei anderen Turbellarien als richtig bestätigt. Noch interessanter ist die Beobachtung, wenn man zu dem unter- suchten Objekte eine stark verdünnte Essigsäure zuthut. Dann schwellen die Hypodermiszellen noch stärker an und jede für sich tritt in ihren Umrissen über die Körperoberfläche hervor (Fig. 4’). Im ersten Momente erscheint sie als ein kesselförmiger Becher (a) und später als ein kegel- förmiges Gebilde (b, c), dessen äußere Fläche sich stark vertieft und aus deren Vertiefung die allmählich‘ absterbenden Wimperhaare hervor- Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 97 ragen (c). Schließlich sterben die Zellen ab und lösen sich vom Kör- per los. Max Scnurtze hat bereits richtig hervorgehoben, dass Opistoma der Rhabditen gänzlich entbehrt. Über die Muskelschichten habe ich nichts Besonderes mitzutheilen ; die Ring- und Längsmuskelschicht ist an Schnitten gut nachweisbar; die gekreuzten Fasern zu sehen gelang mir nicht. Auch die dorsoven- _ tralen Muskeln sind nicht vorhanden. Dagegen sind auf der Bauchseite zwei Längsmuskel auffallend, welche zu beiden Seiten des Pharynx im - Parenchym verlaufen und in der Region der Geschlechtsorgane seitlich am Hautmuskelschlauche inseriren (Fig. 2m). Zwischen dem Pharynx und den Ausführungsgängen der Exkretionsorgane sind diese Längs- muskeln durch eine bogenförmige Kommissur verbunden (cm). Das Körperparenchym ist nur schwach entwickelt; nur im vor- deren und hinteren Körperende findet man eine größere Anhäufung der verschieden großen Bindegewebszellen, während durch die mäch- tige Entfaltung des Magens und der Geschlechtsorgane dasselbe weit zurücktritt. In dieser Region findet man an Querschnitten meist nur ‚eine Lage von Zellen, die epithelartig die Muskelschichten des Leibes- schlauches bedecken (Fig. 6p); nur selten sind die Zellen in mehreren Schichten vorhanden, namentlich dort, wo die Exkretionsgefäße ver- laufen (Fig. 7). Die Parenchymzellen des hinteren Körperendes sind sehr klein, ziemlich spärlich vorhanden, dagegen tritt die wässerige diffus- grünlich gefärbte Parenchymflüssigkeit reichlich hervor. Sie umspült die mit den Parenchymzellen belegten Wandungen des Leibesschlauches und der Geschlechtsorgane. Dessgleichen findet man die Leibesflüssigkeit im vorderen Körper- abschnitte in der Umgebung des Gehirnganglions und hier sind, sowohl an lebenden Thieren als an konservirten Präparaten, zweierlei Gebilde - sehr auffallend. Zunächst sind es die Schleimdrüsen, die in verschie- _ denen Größen am vorderen Rande des Hautmuskelschlauches ange- - bracht sind; die lateralen Drüsen stellen sehr schlanke Zellen (Fig. 10 %s) mit eirunden Kernen vor, während die großen birnförmig angeschwol- _lenen und mit großen Kernen versehenen Schleimdrüsen mehr das _ Gentrum des Leibesraumes einnehmen und mit langen Ausführungs- gängen zwischen den Hypodermiszellen nach außen münden (Fig. 10 95). Noch auffallender sind die großen verästelten Zellen, die man füg- lich als Lymphoidzellen bezeichnen kann. Sie sind bald farblos, bald mit einer grobkörnigen Substanz versehen, die sich meist um den centralen Kern gruppirt und sich durch starke Lichtbrechung aus- zeichnet (Fig. 8 pz, Fig. 9) oder schließlich ist ihr Inhalt. eine homogene Zeitschrift f, wissensch, Zoologie, LX, Bd. 7 98 F. Vejdovsky, und glänzende braungefärbte Flüssigkeit, die sowohl den Zeilkörper als die langen und verästelten Fortsätze erfüllt. Die besprochenen Zellen sind offenbar umgebildete gewöhnliche Parenchymzellen ; sie besetzen im vorderen Abschnitt die hier be- findiichen Gewebe, vorzugsweise aber das Gehirnganglion, so dass man leicht zu der Ansicht verführt werden kann, dass sie als Deckzellen desselben dienen. Man trifft fast regelmäßig eine solche Zelle am vorderen Rande des Gehirnganglions (Fig. 8 pz, Fig. 10), welches sie mit sehr langen Fortsätzen von beiden Seiten umarmt und die durch faserige Struktur dieser Fortsätze leicht für eine große Ganglienzelle gehalten werden könnte. Ja, ich hielt sie anfänglich, als ich in dem bläschenartigen Zellkörper nur die grobkörnigen Konkretionen gefun- den hatte, für ein Analogon der Otocyste; die späteren Befunde des Inhaltes haben mich aber von einer anderen physiologischen Funk- tion belehrt. An Schnitten durch das Gehirnganglion findet man diese kolossalen Zellen nicht nur an dessen Vorderrande, sondern auch zu beiden Seiten (Fig. 42 pz), ferner an den oberen und unteren Flächen (Fig. !ka, 1% pz) desselben. Nach der Beschaffenheit des Inhaltes dieser Zellen ist wohl die Ansicht berechtigt, dass man hier mit Phagocyten es zu thun hat. In ihrer Umgebung findet man auch die meisten Wimperflammen der Exkretionskapillaren. Das Nervensystem. Max SchuLtze hat von dem Nervensysteme so viel dargestellt, was sich an den Quetschpräparaten der lebenden Thiere ermitteln lässt; er zeichnet jedoch das Gehirnganglion ein wenig nach hinten und die lateralen Nerven deutet er als dichte Büschel an. Sonst ist es ziemlich schwierig die Nervenzahl so genau zu ermitteln, wie neuerdings von anderen Rhabdocölen angegeben wird, was da- durch veranlasst wird, dass namentlich die vorderen Nerven so zahl- reich verästelt sind, dass diese Nervenbüschel auch die seitlichen Nerven unkenntlich machen. An den Quer- und Längsschnittserien sind außerdem die Nervenverästelungen so dicht an einander gruppirt, dass man nicht immer verlässlich beurtheilen kann, welcher Nerv der Dorsal- oder Ventralseite des Gehirnganglions entspringt. Ich verweise dabei auf die Abbildungen Fig. 10—12, 14, Aka, aus welchen hervorgeht, dass die Nerven sowohl dem Vorder- als Hinter- rande des Gehirnganglions entspringen, dass sie ferner von der Rücken- fläche beider Hälften ausstrahlen, um sich auf weiterem Verlaufe in feinere Äste zu verzweigen. Fig. 1% stellt den hintersten Abschnitt des Gehirnganglions mit einem unteren, nach hinten sich begebenden Nervenaste (un) und einem oberen Nervenbüschel (dn) dar, aus welchem wenigstens fünf Nerven Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 99 ausstrahlen. In lebenden durchsichtigen Thieren kann man die hintersten Äste bis in die Region verfolgen (Fig. Shn), wo die Dotterstöcke und Hoden. beginnen, und hier entsenden sie kurze seitliche Veräste- lungen (1, 2,5), welche sich nach innen begeben, keinesfalls aber ziehen die hinteren Nervenäste bis in die hinterste Körperregion; selbst in dem durchsichtigen Körpertheile, wo sich die Geschlechts- organe befinden, vermochte ich keine Nervenverästelungen wahrzu- nehmen. Wie es sich mit den vorderen und seitlichen Nerven verhält, dürften die Fig. 40, 44, Aka veranschaulichen. In Fig. 14a (vn.o) sieht man einen dicken dorsalen gangliös angeschwollenen Ast, der sich bald seitlich und nach vorn verästelt und die meisten Nerven abgiebt, welche im lebenden Thiere als dichte vordere Nervenbüschel so auf- fallend sind. Die Horizontalschnitte zeigen aber noch (Fig. 11 vunu, 1—5), dass auch.dem unteren Vorderrande beider Gehirnhälften eine Anzahl der Nerven entspringen, die ebenfalls meist den Vorderkörper ver- sorgen. Eine bestimmte Anzahl solcher Nerven anzugeben ist aus dem oben erwähnten Grunde sehr schwierig; ich finde meist vier bis fünf solche Nervenäste, aber auch nur drei Nerven treten auf einem Hori- zontalschnitte hervor (Fig. 10 7—35); die hinteren drei Äste (Fig. 11 4—6) haben einen anderen Ursprungsort in dem Neuralreticulum als die vorderen. Die Gestalt des Gehirnganglions, wie sie an lebenden Thieren am besten hervortritt, ist in Fig. 8. dargestellt; durch einen vorderen und hinteren Einschnitt ist das Gehirnganglion in zwei Hälften getheilt, die sich auch in histologischem Baue des Gehirnganglions wiederholen. Die ganze Oberfläche ist mit kleinen Ganglienzellen besetzt, die auch den größten Theil der peripheren Nerven begleiten. Auf jedem Nerven sind diese Zellen reihenartig angeordnet. Ob diese Belegzellen der Nerven- äste als Ganglienzellen funktioniren, möchte ich bezweifeln; sie zeigen zwar dieselbe Struktur des Protoplasmas und der Kerne, sind aber bald rund, bald oval, niemals aber verästelt, d. h. in die Ganglienzellfortsätze auslaufend, wie die Zellen auf der Oberfläche des Gehirnganglions. Das innere Neuralreticulum ist in seinen Strukturverhältnissen äußerst schwierig zu enträthseln. Hier nehmen die Seitennerven ihren Ursprung. Um daher ihre Beziehungen zu dem Neuralreticulum näher zu bestimmen, muss man Schnitte in den verschiedenen Richtungs- ebenen führen. An Querschnitten sieht man, dass das Reticulum aus zwei Hälften besteht (Fig. 14a); in der einen — oberen — verlaufen die feinen Fibrillen des Reticulums vorzugsweise in der Längsrichtung nr, ‚während sie in der unteren Hälfte eine Querkommissur zwischen der 7* 100 F. Vejdovsky, rechten und linken unteren Gehirnanschwellung bilden (nr’) und hier entspringen die hinteren Nerven (hn). Die Nachbarschnitte zeigen aber. . dass die untere Kommissur einen Theil ihrer Fibrillen auch in die obere Hälfte des Neuralreticulums entsendet (nr’), dessen Verlauf sich vorzugs- weise nach der Längsachse des Gehirnganglions richtet. Aus dem oberen Reticulum entspringen vornehmlich die vorderen Nerven (vn.o), werden daher auch mit den Theilen des unteren Reticulums versorgt, in Folge dessen eine Art Kreuzung der Reticulumsubstanz zu Stande kommt, wie man dieselbe am Gehirnganglion des lebenden Thieres gewissermaßen deutlich wahrnehmen kann. An den Querschnittserien begegnete ich neben den besprochenen Nervenverästelungen fast an der Grenze zwischen der oberen und hin- teren Hälfte des Gehirnganglions jederseits einem mehr oder weniger deutlich hervortretenden Lappen (Fig. 14, Aka, !g), welcher nur aus Gan- glienzellen besteht. Nur äußerst undeutlich erscheinen die Verhältnisse der Ganglien- zellfortsätze zu dem Reticulum; ich konnte nur in einigen Fällen die Thatsache sicherstellen, dass der Hauptfortsatz einer Ganglienzelle in die Reticularsubstanz eintritt (Fig. 13gz) und sich hier spurlos verästelt; doch schließe ich aus dieser Thatsache keinesfalls, dass das Reticulum aus diesen Verästelungen der Ganglienzellen zu Stande kommt, vielmehr bestehe ich auf den Angaben, welche ich über den Ursprung der frag- lichen Substanz bei Oligochäten veröffentlicht habe!; ich werde wohl noch Gelegenheit haben auf diese Frage zurückzukommen. Verdauungsapparat. Die runde Mundöffnung liegt beinahe im hinteren Körperdrittel (Fig. 2 o) und führt in eine ziemlich volumi- nöse, trichterförmige Pharynxscheide, welche letztere — wie die Längs- schnitte sehr überzeugend beweisen, — eine Einstülpung der Körper- haut vorstellt. Betrachtet man die Mundöffnung an lebenden Thieren, so gewahrt man an deren Peripherie einen Kranz von großen Zellen, die sich durch einen getreiften plasmatischen Inhalt und stark glänzenden Kern auszeichnen (Fig. 17, 18 mz). Ihre Anzahl ist verschieden; ein- mal habe ich deren sechs, meist aber acht gefunden. Die Längsstreifung des Plasma nimmt nur die zwei unteren Drittel der Zellen ein, während der innerste Theil, in welchem der Kern liegt, sich durch einen hyalinen Inhalt auszeichnet. Wie nun die Längsschnitte durch die Pharynxtasche zeigen, sind diese Zellen als direkte Fortsetzung der Hypodermis aufzu- fassen (Fig. 18 mz) und unterscheiden sich von den gewöhnlichen Hypo- dermiszellen durch ihre Größe und keilförmige Gestalt. Weiter nach ! Entwicklungsgesch. Untersuchungen. p. 368—371. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 101 innen der nach und nach sich erweiternden Tasche sind die Zellen sehr spärlich, dagegen sehr groß und flach. Man findet im mittleren Theile der Pharynxtasche nur äußerst wenige runde Kerne (Fig. 15 k) und die Zellgrenzen sind an gefärbten Präparaten überhaupt nicht nachweisbar. Erst am inneren Rande der Pharynxtasche findet man eine regelmäßige Anordnung der Zellen; sie umgeben kranzförmig den proximalen Theil der Tasche, zeichnen sich durch ihre Größe und Dicke, sowie durch die intensiver sich färbenden runden Kerne von den unteren aus (Fig.15 ep). Meist habe ich in diesem inneren Kranze 12—13 Zellen gezählt. Dieses innere Epithel der Schlundtasche ist nach außen, d. h. gegen die Leibesflüssigkeit, mit einer Muscularis belegt, welche aus unteren Ringfasern (Fig. 15 rm) und oberen Längsmuskeln (lm) bestehen. Die Ringfasern sind äußerst fein, blass und in bedeutenden Abständen von einander entfernt (rm); wegen ihrer Feinheit kann man sie leicht übersehen und ich habe sie nur an Flächenschnitten mit den stärksten Vergrößerungen wahrgenommen. Dagegen sind die Längsmuskeln bereits auf frischen Präparaten leicht nachweisbar; sie stellen starke Züge vor (Fig. 17), enthalten die innere kontraktile Substanz (cs) und äußere sarkolemmatische Umhüllung (sl), die jedoch an den tingirten Präparaten nicht deutlich hervortritt. Der Pharynx selbst besteht, wie schon Max Scuurtze bemerkt, aus zwei Abschnitten, einem äußeren, eichelförmigen und einem inneren, röhrenförmigen Theile. »Beide sind gleich muskulös« und »zwischen den Muskeln findet man Gänge mit einer feinkörnigen Flüssigkeit gefüllt«. Diese Flüssigkeit ist an lebenden Thieren leicht zu beobachten; bei der Hervorstreckung des Pharynx zur Mundöffnung strömt sie zum äußeren Pharynxrande, während der Rückzüge kehrt sie zurück. Der äußere eichelförmige Pharynxabschnitt steckt während der Ruhe in der Schlundtasche, während der innere Pharynxtheil vom Leibesparenchym und der Leibesflüssigkeit umgeben ist. Die Oberfläche des äußeren Abschnittes ist mit äußerst feinen und kurzen Cilien besetzt, doch kann man weder an lebenden noch an konservirten Thieren eine zellige Grundlage dieser Wimpern ermitteln. An Schnitten findet man, dass die Muskelschicht des äußeren Pharynxabschnittes nicht mit einem Epithel, sondern nur mit einem protoplasmatischen (Fig. 18, 23 pr) und einem cuticulaartigen, glänzenden, und dicht porösen Saume (Fig. 18, 23 c) begrenzt ist. Theoretisch fasse ich dieses eigenthümliche Ver- - halten in der Weise auf, dass die epitheliale Schicht der Pharynxtasche sich auf den äußeren Pharynxrand fortsetzt, dass der plasmatische Theil _ auf Kosten der euticularen Umhüllung und der Cilien redueirt wird. Ähnliches findet man bekanntlich auch an der ganzen Oberfläche des Der, # Bar: 102 F, Vejdovsky, Planarienschlundes. Der innere Theil des Pharynx von Opistoma ent- behrt des erwähnten Saumes und wimpert daher nicht. | Der innere röhrenartige Pharynxtheil ist 0,25 mm lang und zeigt an Querschnitten nachfolgende Schichtung: 4) Die äußere Muscularis besteht aus den äußeren Längsmuskel- fasern, welche auf der Peripherie des Pharynx rippenartig hervortreten und sich durch feine Streifung auszeichnen. Die Streifen stellen wahr- scheinlich Querschnitte der Muskelfibrillen vor (Fig. 20 elm). Auf die Längsmuskelfasern folgt nun die Ringmuskelschicht (erm); wie die Längsschnitte zeigen (Fig. 19, 24 erm), sind die Ringmuskelfasern ebenfalls nur in einer einzigen Schicht vorhanden und erscheinen als hyaline glänzende Pünktchen, welche hier mit den Radialmuskeln alterniren (rdın). 2) Die Pharynxhöhle ist ausgekleidet mit einer Plasmaschicht, in welcher mir die Kerne nachzuweisen gelang, dagegen ist hier eine mächtige in Falten zusammengelegte Cuticularschicht vorhanden (Fig. 20 c), in Folge dessen das Pharynxlumen als ein enger, länglicher Spalt erscheint; die Gutiecula ist offenbar ein Produkt der vermuthlichen Plasmaschicht, die wiederum wenigstens ursprünglich das innere Epi- thel vorstellte, wie ein solches bei Derostoma von Lirritsch nachge- wiesen wurde. 3) Auf die soeben besprochene Schicht folgen nun die inneren Muskelschichten, zunächst die Ring- und Längsmuskelschicht. Diese innere Ringmuskelschicht (irm) ist etwas mächtiger als die äußere, während die inneren kernlosen Längsmuskelfasern ebenfalls nur in einer einzigen Schicht vorhanden sind (lm). Auch sie alterniren mit den proximalen Enden der Radialmuskeln, wie deren Distalenden mit den Ringmuskeln der äußeren Musecularis (vgl. Fig. 24 rdm). k) Der innere weite Raum zwischen der äußeren und inneren Muscularis ist eingenommen 1) von den Radialmuskeln und 2) Speichel- drüsen. Ob auch hier ein Bindegewebe vorhanden ist, gelang mir nicht nachzuweisen. Betrachtet man die Pharynxoberfläche der lebenden Thiere, so ist die Anordnung der beiden erwähnten Bestandtheile so- gleich in die Augen fallend. Man sieht nämlich der Länge nach ziehende Höhlen, welche mit einer grobkörnigen Flüssigkeit erfüllt sind; dies ist die Speichelflüssigkeit (Fig. 21, 22 spd). Mit den Höhlen alterniren die Radialmuskeln, deren Distalenden an der äußeren Museularis inse- riren und als glänzende, runde, elliptische oder unregelmäßig einge- schnürte Feldchen erscheinen (Fig. 21, 22 rdm). Die Mannigfaltigkeit dieser Figuren rührt davon her, ob aus dieser Stelle nur eine oder mehrere, sich aber berührende Radialmuskelfasern en ee TEST El ENDE en NT GET TE Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien, 103 ausstrahlen (Fig. 25). Sonst sind dieselben bereits genügend von ande- ren Rhabdocölen bekannt. Die Speicheldrüsen stellen der ganzen Länge des Pharynx nach verlaufende Schläuche dar, welche aus je einer Zellreihe bestehen, wie die günstig geführten Längsschnitte zeigen. Die Zellen kommunieiren unter einander, oder besser, sind der ganzen Länge nach durchbohrt, so dass der Drüseninhalt in der ganzen Länge strömen kann. Die Drüsen können auch seitliche Aussackungen bilden (Fig. 22) und verengen sich im eichelförmigen Pharynxabschnitte zu schlanken Ausführungsgängen, die an der Peripherie des Pharynx nach außen münden (Fig. 19 md). Das Sekret der Speicheldrüsen er- scheint als glänzende Tröpfchen, mit denen der ausgestülpte Pharynx reichlich an seiner Peripherie besetzt ist. Dort, wo die Speicheldrüse nach außen mündet, findet man ein feines Grübchen in der oben er- wähnten Guticularschicht (md). An den Querschnitten habe ich überhaupt 24 Radialmuskeln und eben so viele Speicheldrüsen gefunden. Der äußere, eichelförmige Pharynxabschnitt hat denselben histo- logischen Bau, nur verlaufen hier die Radialmuskeln schräg oder schwach bogenförmig. r | Der Pharynx ist an der Körperwand durch drei Paar mächtige Muskeln befestigt, welche sich an der Übergangsstelle zwischen dem Pharynx und der Tasche ansetzen. Jeder Muskel besteht aus fünf bis acht hell glänzenden, in einer Fläche parallel neben einander ver- laufenden kernlosen Fasern (Fig. 1, 15, 19,23 r). Es sind offenbar Retraktoren, welche den Pharynx, nachdem dessen eichelförmiger Ab- schnitt sich ausgestülpt und die Nahrung aufgenommen hat — wieder zurückziehen können. Zwischen dem Pharynx und dem Darme findet man noch einen dünnwandigen Abschnitt, welcher an lebenden Thieren sehr schwierig nachweisbar ist; es ist der Ösophagus, in welchem lang ausgezogene Drüsen einmünden. Exkretionssystem. Einzelne Theile der Exkretionsorgane von Opistoma Schultzeanum, namentlich im hinteren Körpertheile, hat M. Scuurtze auch mit den Wimperflammen abgebildet. Es ist dabei nur auffallend, dass er die bei jedem Exemplare leicht nachweisbaren Ausführungsäste übersehen hat, indem er sie weder im Texte erwähnt, noch abbildet. Ganz verfehlt sind die Öffnungen von zwei Ästen, die er in Fig. 2 hinter dem Penis zeichnet, nach welcher Angabe v. GrArF dafür hält, dass die Ausführungsäste durch zwei Öffnungen wie bei Derostoma nach außen münden (l. e. p. 366). Bei jungen Exemplaren, wo die Geschlechtsorgane noch nicht ent- 104 F. Vejdovsky, wickelt sind, wird man wahrscheinlich bei der Durchsichtigkeit der Thiere den Verlauf auch’ der feinsten Exkretionszweige verfolgen können. Solche standen mir nicht zu Gebote und so kann ich nur theil- weise über das Exkretionssystem berichten. Die Dotterstöcke, Hoden und der mit der Nahrung gefüllte Magen erlauben nicht die Exkretions- gefäße im Zusammenhange zu verfolgen. Eine sehr feine Verästelung der Exkretionsgefäße findet man im vorderen und hinteren Körperende und es ist nicht schwierig zahlreiche Wimperflammen in diesen Kapil- laren zu beobachten, während dieselben in den stärkeren Ästen fehlen. Nach alledem, was ich sicherstellen konnte, verhält sich die Vertheilung der Exkretionsgefäße folgendermaßen: Die stark verästelten Gänge begeben sich aus dem hinteren Körper- ende nach vorn, wobei namentlich in der Umgebung des Gehirnganglions zahlreiche Wimperflammen auf eine starke Verästelung der Haupt- gefäße hinweisen. Die letzteren treten in dieser Körperregion nament- lich zu beiden Seiten der hinteren Gehirnnerven sehr deutlich hervor, aber ihr weiterer Verlauf nach hinten lässt sich wegen der oben er- wähnten Hoden und Dotterstöcke nicht verfolgen; erst in der Region, wo der Schlund in den Magen übergeht, sieht man die Fortsetzung der Hauptstämme in der Form von zwei glänzenden Kanälen, welche aber in diesem Verlaufe keine Nebenäste aufnehmen und daher die Aus- führungsgänge des Exkretionsapparates vorstellen. Sie gehen von links und rechts zur Mittellinie der Bauchseite (Fig. 1, nf) und schwellen in einer unbedeutenden Entfernung hinter der Mundöffnung ampullen- artig an (Fig. 2 @). Diese Ampullen sind an der Leibeshaut derart befestigt, dass man ihre Ansatzumrisse leicht für äußere, selbständige Ausmündungen betrachten könnte. Dem ist aber nicht so; in der Hypo- dermis findet man unter den Ampullen keine Öffnungen und nur durch . die Beobachtung des Exkretionsprocesses kann man die Ausmündungs- stelle sicherstellen. Die Ampullen schwellen mehr und mehr an, indem sie sich mit einer wasserklaren Exkretionsflüssigkeit füllen, wobei schließlich noch ein V-förmiges Verbindungskanälchen zwischen beiden Ampullen hervortritt, welches mittels einer kleinen zwischen beiden Ampullen befindlichen Öffnung nach außen mündet (Fig. 2 ep). Die Öff- nung selbst ist so klein, dass man sie leicht übersieht, nur eine unbe- deutende Vertiefung in der Haut und eine lebhaftere Wimperung der Hypodermis-Gilien in deren Umgebung verräth ihr Vorhandensein. An Querschnitten gelang es mir einzelne Theile der Exkretions- apparate sicherzustellen; namentlich im Vorderkörper fand ich im Paren- chym links und rechts dickere Äste und ihre Verästelung (Fig. 7, 10 nf). Geschlechtsapparat. Ende März waren die Geschlechtsorgane Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 105 vollständig angelegt, aber noch nicht thätig, d. h. die Dotterstöcke be- standen aus großen weißen Zellen, welche des bekannten fettartigen Inhaltes entbehrten und in den Hoden befanden sich noch keine Sperma- tozoen. Die Hoden reichten tief bis zur Penisscheide, in deren basalem Theile sich eine leere Samenblase befand. Die Spermatheca erschien zu | dieser Zeit als ein centrales, scheinbar mit einer zähen Cuticula um- } gebenes Säckchen mit einem hyalinen peripherischen Höfchen, um welches sehr zahlreiche ebenfalls hyaline Drüsen angeordnet waren. In dem Keimstocke befanden sich fünf in der Bildung begriffene Eier, der Uterus war selbstverständlich leer. Einige Tage später füllte sich die Vesicula seminalis mit Spermatozoen, und am 7. April traf ich zum ersten Male die sich begattenden Individuen. Bevor ich durch eigene Beobachtungen die Geschlechtsorgane von Opistoma erkläre, erwähne ich die Angaben von M. ScHuLtze, welcher ziemlich ausführlich diesen komplicirten Apparat darstellt, ohne jedoch denselben richtig erkannt zu haben. Er beschreibt die Hoden als zwei lange Schläuche, welche mit ihren blinden Enden bis zum Nervensystem des Vorderkörpers reichen, nach hinten dagegen in die Samengänge übergehen. Die letzteren münden dicht neben einander in ein flaschenförmiges Organ, welches hinten die Samenblase, weiter nach vorn den Penis enthält. Der Penis stellt einen langen gewundenen Kanal vor, dessen Wandungen im Inneren mit mehreren Reihen von Widerhaken besetzt sind und dessen dickeres äußeres Ende mit einer, ebenfalls mit Haken bedeckten Kappe versehen ist. Von der letzteren gehen nach hinten zwei harte Stäbchen aus, die nach vorn den Hals des flaschenförmigen Organs verschließen. Das letztere befindet sich in einer dünnwandigen bis zur Geschlechtsöffnung sich : erstreckenden Scheide. Den ausgestülpten Penis fand Scaurtze bei einem abgestorbenen Exemplare, wobei die Häkchen die ganze Ober- fläche der inneren Röhre bedeckten und die oben erwähnten Basal- stäbchen als Stützorgane des Penis dienten. Den weiblichen Apparat beschreibt M. Scaurtze als bestehend aus zwei Dotterstöcken, einem Keimstocke,-der Scheide, dem Receptaculum und Uterus. Die Dotterstöcke münden neben einander unweit von der Mundöffnung in einen Raum, wo sich bei den geschlechtlich nicht entwickelten Thieren zahlreiche kleine Zellen und später die Dotter- 4 körnchen befinden, und in dessen Mitte das Receptaculum seminis liegt. 5 Zu dieser Stelle reicht von der Geschlechtsöffnung eine lange, zum Re- , ceptaculum sich verengende Scheide. Über diesem Raume, wo die | Dotterstöcke einmünden, liegt der Eierstock, welcher 10—-12 Eier ent- hält und neben ihm ein Eiersack, in welchen die Dottersubstanz und 106 F. Vejdovsky, »die Keimbläschen« herabtreten, um mit einer harten Schale bedeckt zu werden. Dieser Eierstock mündet in der Geschlechtsöffnung nach außen. Befremdend sind nachfolgende Beobachtungen Scauutze's: Unmittelbar nach der Begattung ist das Receptaculum dicht mit Spermatozoen erfüllt, nach einigen Tagen ist es aber wieder leer und einzelne Spermapartien liegen wie encystirt entweder in dem Raume, wo die Dotterstöcke einmünden, oder außerhalb desselben. Diese An- gabe Scnurtze’s kann ich nicht bestätigen, vielmehr stimme ich mit v. Grarr überein, dass die erwähnten Spermaballen durch die Dehis- cenz der Hoden zu Stande kommen können, was wahrscheinlich am Ende der Geschlechtsreife vorkommt. 1) Die Geschlechtsöffnung und der Vorraum. Unmittelbar hinter dem Porus excretorius findet man die Geschlechtsöffnung als eine weit deutlichere mit einer Drüsenrosette zierlich umgebene Vertiefung der Haut (Fig. 2 op). Die Drüsen sind einzellig, mit einem klaren Inhalte und intensiv sich färbenden Kerne und langen Ausführungsgängen ver- sehen, welche letzteren direkt in die Geschlechtsöffnung einzumünden scheinen (Fig. 27 dr). Gelingt es das Thier in der Profillage zu beobach- ten, so erkennt man das Verhältnis der Geschlechtsöffnung zum Antrum genitale (Fig. 26 op). Das letztere ist bekanntlich durch die Einstülpung der Haut nach innen entstanden, aber die Wandungen des Antrum sind viel höher als das Hypodermisepithel, namentlich in den jüngeren Stadien (Fig. 26, 27 a). Später erscheinen die Wandungen des Antrums viel niedriger, indem die Zellen flach werden. Die Geschlechtsöff- nung wird durch einen sphinkterartigen Ringmuskel zusammengezogen (Fig. 27 sph). Das Antrum wird durch einen verästelten Längsmuskel an die Leibeswandung befestigt (Fig. 26 m). In das Antrum genitale münden, beziehungsweise als dessen innere Aussackungen ergeben sich: 1) Die Penisscheide, 2) der gemeinschaft- liche Ausführungsgang, 3) der Uterus. 2) Die männlichen Geschlechtsorgane bestehen aus zwei Hoden, zwei Samenleitern, einem Kopulationsorgane mit einer Vesicula seminalis und Prostatadrüsen. Die Hoden sind zwei langgestreckte glatte Schläuche, die mit ihrem blinden Ende hinter demGehirnganglion anfangen und etwa in der Region des Pharynx allmählich sich zu Samenleitern verschmälern (Fig. 1 v). An Querschnitten liegen sie streng zu beiden Seiten des Magens, sind von einer sehr resistenten Tunica propria mit spärlichen Kernen um- geben, innerhalb welcher alle Stadien der Spermabildung sich befinden. Die entwickelten Spermatozoen nehmen meist das Centrum derSchläuche ein, später sind sie unregelmäßig zwischen den Spermazellen vertheilt. ee Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 107 Die Wandungen der Samenleiter verhalten sich übereinstimmend mit denen der Hoden, nur findet man die Kerne an Querschnitten weit spärlicher. Bei starker Anhäufung der reifen Spermatozoen in den Samenleitern entstehen die bekannten Ausweitungen (Fig. 26 /s) oder sog. falschen Samenblasen, wie sie v. GrArr bezeichnet. Sie münden gesondert in die eigentliche Vesicula seminalis (vs) und zwar auf der Rückenfläche des Begattungsapparates (Fig. 31 vs). Der letztere stellt bekanntlich eine Aussackung des Antrum-Epithels dar. Es ist ein Blindsack von flaschenförmiger Gestalt, welcher durch einen halsartigen, stark muskulösen Abschnitt in den Vorraum ausmündet (Fig. 36). Sein angeschwollener Theil besteht aus einer äußeren sehr derben und dicken muskulösen Umhüllung, in welcher mir die langge- streckten Kerne nur selten nachzuweisen gelang (Fig. 31 m). Darunter befindet sich eine zellige Schicht, bestehend aus sehr flachen Zellen, deren Kerne sich sehr stark im Pikrokarmin färben (Fig. 31 !). Nur eine Zelle dieser Schicht zeichnet sich durch auffallende Merkmale aus; es ist eine Ringzelle mit einem hyalinen Plasmainhalte und kolossalem Kerne mit Kernkörperchen (Fig. 26, 31 rz). Durch seine Größe und sonstige Eigenschaften erinnert der Kern dieser groben Ringzelle an die Kerne der Eizellen. Die Zelle selbst umgiebt ringförmig die chiti- nöse Mündung der Penisscheide (Fig. 30 ch). Ihre Bedeutung ist mir unklar geblieben, da es mir nicht gelang das ausgestülpte Kopulations- organ zu Gesicht zu bekommen: doch glaube ich, dass sie gerade zur Ausscheidung der chitinösen Mündung der Penisscheide dient. Als Penisscheide betrachte ich nämlich das bisher beschriebene flaschen- förmige Organ, dessen Mündung sich eben durch die erwähnte chiti- nisirte Umrandung auszeichnet. Die Chitinmembran färbt sich an Dauerpräparaten diffus im ganzen Umkreise der Mündung, während sie sich im optischen Längsschnitte als zwei zu beiden Seiten der Mün- dung stehende Stäbe kund giebt (Fig. 31 ch), wie sie auch von O. Scumipr und M. Schurrze gedeutet wurde. Meine Deutung, dass das Chitin nur aus der Ringzelle ausgeschieden wird, unterstütze ich nur aus der Betrachtung der Querschnitte (Fig. 30); man sieht hier, dass die innere Chitinwandung (ch) mit dem sie ringsum umgebenden Zellplasma zusammenhängt (rz). Die Penisscheide selbst ist nun durch eine zellige Membran, deren intensiv sich färbende Kerne ziemlich dicht neben einander stehen, in zwei Kammern getheilt; die hintere stellt die Vesicula seminalis vor, während die vordere Kammer das Kopulationsorgan enthält. Die Samenblase (Fig. 31 vs) stellt bei den jungen Thieren ein kug- liges, wahrscheinlich mit einer hyalinen Flüssigkeit gefülltes Säckchen 108 -F. Vejdovsky, vor, welches sich später mit den Spermatozoen füllt, wo sie jedoch noch nicht beweglich sind, wodurch sie sich von den im Receptaculum be- findlichen unterscheiden. Dasselbe habe ich sonst auch bei Vortex und Derostoma beobachtet. In der vorderen Kammer der Penisscheide befindet sich das zu jeder Zeit und in jeder Lage des Thieres leicht zu beobachtende Kopu- lationsorgan (p), oder der eigentliche Penis. Derselbe beginnt nach vorn mit einem rüsselartigen Köpfchen (pk), welches aus zahlreichen (etwa 16), leicht gebogenen langen Häkchen besteht. Der weitere Theil des Penis ist eine mit Widerhaken besetzte und eine Schlinge bildende Röhre, die nach und nach enger wird und schließlich durch einen hell- wandigen Kanal in die Samenblase übergeht. | Besondere zwei Stützstäbchen, in welche der Penisrüssel nach ScumidT und ScHuLtze übergehen sollte, existiren nicht. Die Ausstülpung des Penis, welche die äußere Form desselben erklären würde, gelang mir nicht zu erreichen; weder durch das Zerreißen mit den Nadeln, noch während der Begattung vermochte ich den Penis in der Gestalt zu sehen, wie ScHULTZE sie veranschaulicht. Neben den genannten Komponenten der Penisscheide kann man bei jeder Gelegenheit besondere mehr oder weniger zahlreiche, gewundene und mit einem glänzenden Inhalte erfüllte Schlingen beobachten, die sich an den Anfangstheil des Penis anschmiegen und in günstigen Fällen auch feine Kanälchen enthalten. Ihren Ursprung kann man nicht ermitteln; es scheint mir aber, dass diese so verschieden in der Gestalt sich verhaltenden Schlingen das Sekret der Prostatadrüsen vorstellen. Eine»Vesicula granulorum«, die bei Vortex und Derostoma so allgemein und überzeugend hervortritt, existirt bei Opistoma nicht, obwohl die homologen Drüsen, welche ich als Prostatadrüsen auffasse, auch bei der letztgenannten Gattung sehr ausgebildet sind. Man kann sie nament- lich bei jungen Exemplaren beobachten. Sie sind in verschiedener Anzahl und Größe zu beiden Seiten der »falschen Samenblasen« ent- wickelt; meist habe ich drei bis vier einzellige große Drüsen beobachtet welche mit einem schlanken Ausführungsgange zugleich mit den Samenleitern in die Öffnung der Penisscheide einmünden (Fig. 31 pd). Sie sind stark angeschwollen, keilförmig, und mit einer gelblichen, ein wenig lichtbrechenden Substanz erfüllt, während gegen den Ausführ- kanal eine feinkörnige, wahrscheinlich schmierartige Substanz vor- handen ist, in welcher sich der Kern befindet. Ihr Sekret gelangt offenbar gleichzeitig mit Sperma in die Samenblase, ist hier jedoch theils wegen seiner schmierigen und desshalb wenig körnigen Beschaffenheit, theils wegen der vorherrschenden Masse der Spermatozoen nicht nach- a nit < Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 109 weisbar. Trotzdem scheint mir nach alledem, was ich beobachten konnte, dass sich das Sekret schließlich am distalen Ende der Vesicula, d.h. an der Basis des Penis in den erwähnten Schlingen anhäuft, welche sich wahrscheinlich mit den Ausführungsgängen der Prostatadrüsen in direk- tem Zusammenhange befinden. 3) Die weiblichen Geschlechtsorgane bestehen aus einem Keimstocke, zwei Dotterstöcken, einer Spermatheca, einem Uterus, ver- schiedenen accessorischen Drüsen und einem Ductus communis. a) Der Keimstock liegt, wenn man das Opistoma von der Bauch- seite betrachtet, auf der rechten Seite und besteht aus den bekannten Theilen, in welchen die allerjüngsten Keime sich befinden und ferner aus einem Abschnitte, wo die bereits bestimmt geformten Eier reihen- artig nach der Altersstufe gelagert sind (Fig. 31 ks). Ich habe darüber nichts Neues mitzutheilen, nur bemerke ich, dass die äußere Umhüllung des Keimstockes aus ziemlich spärlichen sehr flachen Zellen besteht, deren Kerne sich intensiv färben. Die Anzahl der völlig gebildeten Keime beträgt meist fünf, seltener sechs bis sieben; mehr habe ich niemals gesehen. Das älteste Ei ragt in den Eileiter, dessen Wandung dieselbe Struktur hat wie der Keimstock. Dieser Abschnitt unter- scheidet sich von allen mir bekannten Rhabdocölen dadurch, dass er stets mit einem eigenthümlichen Inhalte erfüllt ist (Fig. 31 ek). Es sind hyaline Tröpfchen, deren Ursprung ich mir nicht erklären kann; äußerlich ähneln sie ganz denselben Elementen, welche man in den im Uterus befindlichen Kokons findet, und welche bekanntlich nur von den Dotterstöcken herrühren. Es ist auch möglich, dass die erwähnte Eileiterkammer sich bereits sehr früh mit den Dotterelementen anfüllt. b) Die Dotterstöcke kommuniciren nämlich mit dem offenen Ende der erwähnten Kammer durch einen gemeinschaftlichen, verschmälerten und dünnwandigen Ausführungsgang, doch gelang mir niemals deren Elemente im Momente des Austrittes zu beobachten. Die Dotterstöcke bestehen in der Jugend aus blassen Zellen, die sich erst nachträglich mit den Dotterkügelchen füllen. Sie verlaufen längs des ganzen Vorder- körpers auf der Bauchseite, wonach sie sich in der Region des Pharynx auf die Rückenseite begeben, um schließlich etwas seitlich von der Medianlinie des Körpers zu verlaufen und sich hier zu einem gemein- schaftlichen Ausführungsgang zu verbinden (Fig. 31 dg). Die Angabe M. Scaurtze’s, dass die Dotterstöcke »neben einander dicht neben der Mundöffnung in einen Raum, welcher vor der Geschlechtsreife viele kleine gekernte Zellen, später Dotterkörnchen enthält« münden, ist jedenfalls unrichtig, wie dessen ganze Darstellung des weiblichen Geschlechtsapparates verfehlt ist. 5 Wir w RR: | 110 F. Vejdovsky, Über die histologische Struktur der Dotterstöcke habe ich nichts Besonderes zu bemerken. | c) Eigenthümlich für Opistoma gestaltet sich die Spermatheca. Gegenüber der Ausmündung der Dotterstöcke in den Ductus communis öffnet sich durch ihren Ausführungskanal dieSpermatheca. In den jungen Würmern ist dieselbe sehr auffallend, jedoch in ihrer physiologischen Funktion schwierig zu enträthseln, indem sie sich ganz anders verhält als in den völlig geschlechtsreifen Thieren. Bei jungen verhält sie sich folgendermaßen. Ihre Wandungen bestehen aus kolossalen keilförmigen Drüsenzellen (Fig. 32 ep) mit einem Anfangs ganz hyalinen, später fein- körnigem Inhalte (rs), in welchem ein runder ziemlich großer Kern liegt. Die Zellen sind radienartig um eine Gentralhöhle zusammengestellt, die in diesem Stadium um so auffallender ist, als hier ein eystenförmiges Säckchen durch seinen lichtbrechenden Inhalt sofort die Aufmerksamkeit des Beobachters fesselt. Die Wandung des Säckchens ist glatt und offen- bar chitinös (ch), nach innen mit starken Borsten besetzt. Es enthält eine klare, glänzende Flüssigkeit, nach außen ist es jedoch durch einen hellen Raum von den Wandungen der Spermatheca getrennt. Es war ziemlich schwierig die Natur dieser centralen Blase zu ermitteln und es gelang mir erst später eine annähernd richtige Ansicht darüber zu gewinnen. Die Spermatheca legt sich offenbar sehr früh an und zwar als ein durch die erwähnten Keilzellen begrenzter Hohlraum mit seinem kanälchenartigen Stiele, der in seinem Innern mit Flimmer- cilien ausgestattet ist (Fig. 32 rsd). Der innere Raum der jungen Sperma- theca ist mit einer Guticularmembran ausgestattet, durch welche die Cilien in das Innere des Organs hineinragen. Später vergrößert sich das Organ, sowie dessen innerer Raum, wogegen sich die cuticulare innere Hülle nicht vergrößern kann; sie trennt sich daher von der zelligen Basis los, um dann als die oben beschriebene Blase so lange zu existiren, bis die Spermatozoen den peripheren Raum zu erfüllen beginnen. Und in diesem Stadium ist die Spermatheca in Fig. 31 rs dargestellt. Die Wandungen derselben fangen an eine neue Gestalt anzunehmen, in- dem der frühere klare Inhalt der Zellen sich zuerst in der nächsten Umgebung der Gentralhöhle zu einer grobkörnigen Substanz umzu- wandeln beginnt. Nach und nach vermehren sich diese kernartigen Kügelchen, und an der reifen Spermatheca sieht man die Zellen mit denselben ganz erfüllt (Fig. 31 rs). M. Scnurrze hat dieselben als Dotterkörnchen gedeutet. Nach der Begattung sammeln sich die Spermatozoen zuerst in der freien Umgebung um die cuticulare Blase (Fig. 32), und wenn sie in größerer Menge vorhanden ist, so verdrängen sie die letztere in der Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien, 141 Weise, dass sie als ein geschrumpftes, cuticulares Fetzchen innerhalb der Spermatheca kaum zu erkennen ist, um so mehr, als ihr früher so auffallend glänzender Inhalt verschwunden ist. Die inneren Umrisse der reifen Spermatheca sind sehr unregel- mäßig, obwohl sich an den Wandungen eine neue, aber weit dünnere Cutieula entwickelt hat (Fig. 31 c). Die hier enthaltenen Spermatozoen bewegen sich sehr lebhaft in einer feinkörnigen Flüssigkeit, die theils vom Sekrete der Prostatadrüsen, theils von den kugeligen kurzgestiel- ten hyalinen Drüsen herrührt, welche die Mündung und den Stiel der Spermatheca (Fig. 31 drs) besetzen. Max Scauutze ließ nun die Spermatheca mit dem Ductus commu- nis — oder wie er denselben bezeichnet, mit der Scheide — direkt zusammenhängen, so dass die letztere den eigentlichen Stiel der Spermatheca vorstellen sollte. Dem ist aber nicht so, Zwar ist die Sicherstellung des wahren Sachverhaltes in dieser Beziehung sehr schwierig wegen des komplieirten Zusammenhanges einzelner Kompo- nenten und durch das Vorhandensein großer und zahlreicher accessori- scher Drüsen, indessen gelingt es nach einiger Mühe und durch die Beobachtung des Thieres in verschiedenen Lagen, die interessanten Wechselbeziehungen zwischen den in Rede stehenden Organen zu er- kennen. Der Stiel oder Gang der Spermatheca ragt nämlich mittels einer trichterförmigen Mündung in den Ductus communis; diese Mündung ist zweilippig, die Wandungen des Ganges sind klar, das Lumen mit langen, aber spärlichen geißelartigen Wimpern ausgestattet. Die Spermatheca ist höchst wahrscheinlich durch die Ausstülpung des Ductus communis entstanden, wofür die innere chitinöse Ausstattung derselben spricht. d) Ich beabsichtige nun eingehender das Organ zu besprechen, wel- ches im Vorigen als »Ductus communis« bezeichnet wurde. M. ScHuLTzE nennt diesen Gang »Scheide«, und es wäre auch passend diese Be- zeichnung beizubehalten, zumal ich bei den sich begattenden Thieren gesehen habe, dass das Kopulationsorgan beinahe bis zum Ende des Organs, d. h. bis in die Nähe der Spermatheca eindringt. In Anbe- tracht der Thatsache aber, dass in der späteren Geschlechtsthätigkeit sowohl die befruchteten Eier als die Dotterelemente und das schalen- bildende Sekret diesen muskulösen Gang passiren müssen, betrachte ich es als zweckmäßig denselben als Ductus communis zu bezeichnen. Er stellt eine und zwar die mächtigste Aussackung des Antrums vor (Fig. 26, 31 dc), welche gegen die Rückenseite des Thieres in einer Umbiegung zieht und hier durch sein verschmälertes Proximalende sich mit dem Eileiter verbindet. Dass dem so ist, bewiesen die mittels I: N u 112 F. Vejdovsky, der Nadeln auspräparirten Geschlechtsorgane, sowie die günstig ge- führten Schnitte (Fig. 33 de). An seinem Übergange zum Ductus communis verschmälert sich ein wenig das Antrum, und von hier an ist das Organ durch seine muskulösen Wandungen, sowie durch das weite Lumen sehr auffallend. Kurz vor seiner Verbindung mit dem Eileiter schwillt der Ductus com- munis bedeutend an; es ist an der Stelle, wo er die Schalendrüsen (Fig. 31, 33 schd) aufnimmt. Nach innen ist das ziemlich flache Epithel des Ductus mit einer cuticularen Membran ausgestattet, nach außen mit einer mächtigen Längs- und Ringmuskelschicht versehen. Namentlich treten die Ring- muskel als glänzende Reifen hervor, und in Folge der Kontraktion der- selben ist der Ductus der ganzen Länge nach bald zusammengezogen, bald erweitert. Die Schalendrüsen (Fig. 31 schd) sind zu zwei Gruppen vereinigte große, keilförmige Zellen mit einem im Leben feinkörnigen, an konser- virten Thieren mit homogenem diffus sich färbenden Inhalte. Ihre run- den, mit reichlicher chromatischer Substanz und kleinen Kernkörperchen versehenen Kerne liegen dem distalen Ende nahe oder in der Mitte der Zellen, deren Ausführungsgänge nur allmählich sich gegen die Wan- dungen des Ductus communis verschmälern. e) Die dritte Aussackung des Antrums stellt den Uterus vor (Fig. 26, 31 ut), welcher sich neben dem Pharynx erstreckt und einen mächtigen durchsichtigen Sack von demselben Bau, wie der Ductus communis vorstellt, nur sind die Muskelschichten weit schwächer ent- wickelt als dort. M. Scuurtze spricht von einem bis fünf Kokons, welche sich im Uterus befinden, ich habe meist einen, und nur in zwei Fällen zwei Kokons gefunden. Bemerken muss ich noch, dass ich bei einigen Individuen auch Kokons vorfand, bei welchen sowohl die Vesi- cula seminalis als Spermatheca leer waren. Verwandtschaftsbeziehungen. Scanipr hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, dass Opistoma mit Vortex sehr nahe verwandt ist, und »wohl einmal zu den Vortieinen zu ziehen sein dürfte«. L. v. Grarr vereinigte thatsächlich die letztgenannten und andere Gattungen als nächst verwandt zu einer Familie der Vorticiden, welcher Auffassung man beipflichten muss, wenn man die Charaktere von Opi- stoma mit der Diagnose dieser Familie, wie sie v. GRAFF vorschlägt, ver- gleicht. Es sind vorzugsweise der Pharynx und die Geschlechtsorgane. Zwar kann man die Gestalt des erstgenannten Organs nicht als »dolii- formis« oder »tonnenförmig « bezeichnen, indem es bei Opistoma eine Röhrenform angenommen hat. Diese letztere bringt offenbar mit sich, fr ‘ R A A j} e Rh, } R N Pi: SUN ß Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 113 dass sich auch das in der Schlundtasche steckende eichelförmige Mund- stück verhältnismäßig verlängert hat. Dass der Pharynx von Opistoma nur dem tonnenförmigen Schlunde von Vortex und Derostoma ent- sprechen kann, beweist sein histologischer Bau. Dieselben Muskel- schichten, die v. Grarr bei Vortex gefunden hat, wiederholen sich bei der uns beschäftigenden Gattung. Die Speicheldrüsen, oder wie sie v. Grarr bezeichnet, Pharyngealzellen, liegen bei Vortex zwar nur ver- einzelt und sind von geringer Größe, während die von Opistoma mächtig entwickelt sind und eher an dieselben Organe der Mesostomiden er- innern. Indess glaube ich, dass diese Organe nicht von Belang sind, und außerdem findet man bei den verwandten Derostomeen eben solche Entfaltung der Speicheldrüsen wie bei Opistoma. Was die Geschlechtsorgane anbelangt, so scheinen sie bei Opistoma viel komplieirter gebaut zu sein als die von Vortex und Derostoma — ich berücksichtige nur die Vorticiden-Gattungen, welche ich selbst verglichen habe —, indessen findet man bei näherer Betrachtung ihrer Komponenten bei den drei genannten Gattungen keine so tiefgreifen- ‚den Unterschiede, als dass man Opistoma als Repräsentanten einer besonderen Familie betrachten sollte. Wir müssen zu diesem Zwecke auch die übrigen Gattungen, vornehmlich Derostoma und Vortex ein- gehender in Vergleich ziehen und vornehmlich die Geschlechtsorgane dieser Gattungen berücksichtigen. U. Der Geschlechtsapparat der Derostomeen. Die Gattung Derostoma ist in Böhmen sehr verbreitet; in den sumpfigen Wässern, an deren Grunde zahlreiche Tubifex- und die Limnodrilus-Arten vorkommen, findet man ganz gewiss eine oder mehrere Derostoma-Arten, von denen D. unipunctatum zu den ge- meinsten gehört; mit ihm kommen gleichzeitig auch die weiter unten nach dem Geschlechtsapparate analysirten drei andere Species vor, von denen bereits eine, nämlich D. iyphlops vor Jahren von mir entdeckt und eingehender von Sekerı beschrieben wurde. Da auch unlängst der erstgenannten Art von Seiten Lirritscn', eines Schülers von v. Grarr, Aufmerksamkeit geschenkt wurde, und außerdem schon früher Braun detaillirte Angaben über drei Arten geliefert hat, so scheint es fast unmöglich etwas Neues über die in Rede stehende Gattung zu be- richten. Einerseits aber die nothwendige Vergleichung des Geschlechts- apparates von Opistoma mit dem des Derostoma, andererseits die oben erwähnten Arbeiten verursachten, dass ich dem letztgenannten Genus einige Aufmerksamkeit widmete, um dessen Geschlechtsorgane ein- E gehender zu erkennen. Zeitschrift f, wissensch. Zoologie. LX. Ba. 5 114 F, Vejdovsky, In dem Schlamme des Klecaner Teiches bei Prag, welcher im November in mein Institut gebracht wurde, erschienen etwa in 14 Tagen massenhaft Derostoma und zwar sogleich in vier Arten, welche in nach- folgender Reihe der Entwicklung zum Vorschein kamen: Zuerst und in der größten Menge D. unipunctatum, dann etwas spärlicher D. anoph- thalmum n. sp., noch später das kleinste von allen Arten D. gracile n. sp. und schließlich D. iyphlops Vejd. So konnte ich die in Rede stehende Frage über den Geschlechtsapparat von Derostoma an lebendem Material lösen, welche Methode für die Erkenntnis der allgemeinen Lage- und Formbeziehungen weit vortheilhafter ist, als die Schnittmethode, ob- wohl ich auch derselben mich bedient habe. Mit Bezug auf die morphologische Bedeutung einzelnerKomponenten des Geschlechtsapparates ist es höchst wünschenswerth auch dessen Entwicklung zu erkennen, welches Gebiet bei den Turbellarien bisher fast gänzlich vernachlässigt ist, was sich dadurch erklärt, dass sich der ganze Apparat allzu früh anlegt und seine Bestandtheile bald nach der Anlage bereits thätig sind. Meine Erfahrungen sind auch in dieser Hin- sicht sehr lückenhaft, doch dürften sie auch einiges Licht auf die ersten Phasen der Geschlechtsorgane werfen. In einem jungen, 1,5 mm langen Derostoma anophthalmum legen sich die Ausführungsgänge und der Keimstock folgendermaßen an: In der Medianlinie der Bauchseite, etwa in dem ersten Körperdrittel, erscheint eine voluminöse, unregelmäßig umschriebene Hautvertiefung (Fig. 37 op), welche mit großen, mit einem hyalinen Plasma und runden Kernen versehenen Zellen ausgestattet ist. Dieses Epithel entspricht der Hypodermis und es ist klar, dass sich dieselbe nach innen eingestülpt hat. Thatsächlich führt nun diese Öffnung in eine geräumige Höhlung, in welcher sich das besagte Epithel fortsetzt und nach außen mit einer mächtigen Muskellage versehen ist (Fig. 37 a). Diese Höhle stellt das primäre Antrum vor, aus welchem sich noch weiter nach vorn zwei sekundäre Ausstülpungen bilden. Die eine, rechte, stellt einen langen, diekwandigen Cylinder vor, welcher nach außen mit einer schwachen Längs- und Ringmuskelschicht, nach innen mit hohem Epithel ausge- stattet ist (Fig. 37 dc). Die Lichtung dieser Röhre ist unbedeutend und erscheint als ein sehr enges Kanälchen, welches erst an seinem Ende zu einem hellen, dünnwandigen Blindsacke anschwillt. Die linke Ausstülpung des primären Antrums ist dagegen in unserem Stadium bereits zum .männlichen Penisapparat differenzirt (Fig. 37 psch) und enthält auch das sich anlegende, mit kleinen Häk- chen besetzte Kopulationsorgan (p). Die Bildung dieses Apparates habe Erz Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 115 ich nicht weiter untersucht, bin aber überzeugt, dass er sich ursprüng- lich als eine einfache Ausstülpung des primären Antrums anlegt. Zu beiden Seiten des letzteren befindet sich links und rechts je ein mächtiger birnförmiger Lappen, welcher mit dem verengten Ende an den Wandungen des Antrums angebracht ist, mit dem freien Ende dagegen in das anliegende Parenchym hineinragt (Fig. 37 zb). Jeder Lappen besteht aus einer Anzahl hyaliner Zellen, die geldrollenartig angeordnet sind und einem Keimstocke nicht unähnlich erscheinen. Wahrscheinlich entstanden diese Zellen durch reihenförmige Prolife- ration der Antrumzellen, eben so wie eine große Zelle an der Basis der Penisscheide (Fig. 37 d). Welche physiologische Bedeutung die in Rede stehenden Lappen haben können, vermag ich nicht zu entscheiden. Sie sind charakte- ristisch für sämmtliche Derostoma-Arten, wo sie auch zu beiden Seiten des völlig entwickelten Antrum superius vorhanden sind, wo aber die distalen Zellen der Lappen bandartig verlängert sind und sich an den Hautmuskelschlauch ansetzen (Fig. 34 zb). Wahrscheinlich dienen sie zur Befestigung des später als Uterus funktionirenden Antrum supe- rius zum Hautmuskelschlauche; nie aber darf man sie mit den an der Peripherie des Uterus befindlichen einzelligen Drüsen vergleichen. Sonst habe ich die gleich sich gestaltenden Lappen auch am Antrum von Mesostoma personatum sichergestellt. Zu den weiteren Bestandtheilen des jugendlichen Geschlechts- apparates, von welchem jedoch sich nicht nachweisen lässt, dass sie durch die Einstülpung des Hautmuskelschlauches direkt entstanden sind, sondern die eher als aus inneren Geweben gebildete Organe zu betrachten sind, gehören: 1) Ein stark geschrumpfter Sack , welcher sich dem blind ge- schlossenen Ende des rechten Ganges (dc) anlegt. In Fig. 37 (rs) sieht man, dass dieser Sack aus großen mit klarem Plasma erfüllten Zellen besteht, die nach innen eine cuticulare, stark gefaltele Membran aus- scheiden, so dass hier von einem Lumen keine Rede sein kann. Es ist dies die Anlage der Spermatheca, von der man annehmen darf, dass sie als eine Aussackung der rechten Antrumausstülpung zu betrachten ‚ist. Es geschieht dies an der Stelle, wo wir das blinde Ende der Aus- Sackung sichergestellt haben. Wir haben es daher mit denselben Ver- hältnissen zu thun, wie bei Opistoma, bei welchem wir die Sperma- theca als wahrscheinlich von dem Ductus communis entstanden betrachten. Die rechte Aussackung des Antrums von Derostoma stellt daher die Anlage des Ductus communis (dc) vor. Von der Spermatheca sehen wir an unserer Abbildung (Fig. 37 vs) g*+ 116 °F, Vejdovsky, nur den unteren Theil; der obere biegt sich in der Medianlinie zur Wand desDarmes um und ist daher sein Proximalende ziemlich schwierig zu Sehen. ; u 2) Der zweite Bestandtheil des Geschlechtsapparates, welcher jedenfalls nicht aus der oben besprochenen Einstülpung des Haut- muskelschlauches entsteht, stellt die Anlage des Keimstockes vor. Es ist eine große birnförmige Geschlechtszelle (Fig. 37 gc), deren ver- engtes Ende direkt in der Medianlinie des Körpers, oberhalb der Spermatheca-Anlage befestigt ist, während der angeschwollene Theil derselben sich bogenförmig zur Bauchseite umbiegt und seitlich von der Anlage des Ductus communis aufhört. Dieses Stadium der Ge- schlechtszelle ist leider nur höchst selten anzutreffen, ja mir gelang es nur einmal es zu sehen, so dass man schließen muss, dass sie sehr früh und rasch eine Theilung zu Eikeimen eingeht. Als ich das Stadium kennen gelernt habe, in welchem man die ursprüngliche Geschlechts- zelle findet, verfertigte ich die Abbildung, wie sie eben in Fig. 37 mög- lichst genau wiedergegeben ist. Die Messungen habe ich leider nicht vor- genommen; später aber habe ich schon nur den gewöhnlichen Keimstock mit Eikeimen vorgefunden. Es geht aber aus der vorliegenden Beob- achtung hervor, dass sich der Keimstock als eine einzige große Ge- schlechtszelle anlegt, aus der erst durch nachfolgende rasche Theilung das Keimlager zu Stande kommt. Histologisch unterscheidet sich die Geschlechtszelle von den Eikeimen. Sie ist mit einer feinen Membran umgrenzt, ihr Inhalt ist ein dichtes, feinkörniges, gleichmäßig vertheil- tes Protoplasma. In dem erweiterten unteren Ende der Geschlechts- zelle befindet sich ein ellipsoider, mit fast homogenem Plasma versehener Kern (n) mit einem kleinen, glänzenden und excentrisch liegenden Kernkörperchen. Durch diesen Kern erinnert die Zelle an eine Ge- webszelle. Der Kern ist in unserem Stadium mit einem breiten, un- regelmäßig gelappten hyalinen Hof umgeben, nach welchem Umstande man urtheilen darf, dass die Zelle eben sich zur Theilung anschickt. Die Geschlechtszelle ist bisher isolirt, d.h. sie liegt im Körperparen- chym, ohne mit einem Ausführungsgange mit dem Ductus communis verbunden zu sein. Bei Opistoma haben wir den Keimstock mit platten Zellen bedeckt gefunden, und Ähnliches findet man auch an dem Keim- stocke der geschlechtsreifen Derostomeen, wie auch richtig Braun und Lirritscn bei D. unipunctatum gefunden haben. Man darf mit Recht annehmen, dass diese »Tunica propria« ebenfalls aus den äußersten Theilungsprodukten der Geschlechtszelle zu Stande kommt. Bei Dero- stoma kann man diese Ansicht, allerdings recht schwierig, durch über- zeugende Thatsachen unterstützen, dagegen liefert der Keimstock von Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 117 Vortex (Fig. 57 Ks) hierfür die verlässlichste Stütze. Die Deckzellen des Keimstockes haben denselben histologischen Charakter wie die jüngsten Keimzellen, wie man sich leicht davon überzeugt, wenn man den Keimstock sorgfältig im Wasser auspräparirt. Durch die Wir- kung des Wassers schwillt die Keimstockmembran in der Weise an, dass sie ein schönes Epithel vorstellt, dessen Zellen und Kerne mit dem des Keimlagers vollständig übereinstimmen. Aus den im Vorigen dargestellten embryonalen Komponenten ent- steht der komplieirte Apparat, wie man ihn bei den geschlechtsreifen Derostomeen findet. In dieser Hinsicht stimmen alle vier beobachteten Arten überein. In der ersten Reihe entsteht eine Differenzirung des primären Antrums zu einem Antrum inferius und einem Antrum supe- rius. Ich bediene mich der von Lirrirscn eingeführten Termini aus dem Grunde, weil diese Abtheilungen des primären Antrums bei den geschlechtsreifen Thieren in der entsprechenden Lage sich befinden. Bei den ersten Vorgängen der Differenzirung stellen aber die Abschnitte eine vordere und hintere Höhlung vor, wesshalb sie richtiger als An- trum posterius (inferius L.) und anterius (superius L.) bezeichnet wer- den sollten. Durch das raschere Wachsthum erstreckt sich das Antrum - anterius theilweise unter das A. posterius, und so entsteht der doppelte Vorraum des Apparates, wie man ihn bei den geschlechtsreifen Thieren antriffi. Die Differenzirung des primären Antrums wird dadurch ein- geleitet, dass sich seine Wandungen in der Zone unter den Zelllappen tiefer einschnüren, wonach die beiden Abtheilungen äußerlich nach den vorherrschenden Muskelschichten kenntlich sind. In dem Antrum posterius ist die Ringmuskelschicht (Fig. 37a, ap) bedeutender ent- wickelt als die Läingsmuskelschicht, in dem Antrum anterius umgekehrt. Zu dieser Zeit ist bereits der Keimstock mit einer Reihe junger Eikeime versehen und durch einen kurzen Eileiter mit dem Ductus communis verbunden. Die Spermatheca ist schon hohl. Nach dieser entwicklungsgeschichtlichen Darstellung kann man die einzelnen Komponenten des reifen Geschlechtsapparates genauer be- trachten. 1) Das Antrum inferius beginnt mit einer runden Öffnung (Fig. 35 op), welche je nach der Kontraktion oder Dilatation der hier - radial angeordneten Muskelfasern ihren Durchmesser verengern oder _ erweitern kann. Der innere Rand der Öffnung ist mit größeren Epithel- zellen ausgestattet, die zur Zeit der Geschlechtsthätigkeit lebhaft wim- pern. Der Porus genitalis führt in das kugelige oder tonnenförmig an- geschwollene Antrum inferius (Fig. 35 at); dasselbe ist nach außen mit 118 F, Vejdovsky, einer mächtigen Ringmuskelschicht und nach innen mit einem Wimper- epithel ausgestattet. Je nach der Kontraktion der Muskelschicht kann das Antrum inferius seine Gestalt ändern und in gewissem Grade aus seiner ursprünglichen, d. h. vertikalen Lage, in eine schräge übergehen, _ in welchem Falle dann seine Beziehungen zu dem Antrum superius äußerst überzeugend hervortreten (Fig. 35). Spielt das Antrum supe- rius die Rolle des Uterus, d. h. ist es mit dem Kokon erfüllt, so ist das Antrum inferius derart verdrängt, dass es oberflächlich als ein lippen- artig hervortretender Wall erscheint (Fig. 39). 2) Durch sein bedeutend verengtes Proximalende geht das Antrum inferius in das A. superius über (Fig. 35 as). So lange die Geschlechts- thätigkeit nicht eintritt, ist es ziemlich schwierig am lebenden Materiale sich über die Gestalt und Struktur dieser Höhlung zu überzeugen; das Gleiche gilt, wenn sie mit dem Kokon erfüllt ist. Nur in den günstigen Lagen des Antrum inferius, von welchem der obere Raum in normalen Verhältnissen verdeckt ist, erscheint der letztere als eine. längliche, diekwandige Höhlung, welche mit einer klaren Flüssigkeit erfüllt ist; nach innen ist sie mit einem flachen Epithel, nach außen mit einer mächtigen Längsmuskelschicht und schließlich mit hyalinen Drüsen- zellen besetzt. Nach den Kontraktionen der Muskelschicht kann sich das Antrum superius mehr oder weniger zusammenziehen. Vertritt es die Funktion des Uterus, so ist es nach der Gestalt des Kokons rein kugelig; funktionirt es aber als Vagina, so ist es cylindrisch oder flaschenförmig und nach der Längsachse des Körpers ausgezogen (Fig. 34 be). Aber auch in der letzterwähnten Funktion ist das Antrum superius bedeutend angeschwollen, zumal sich die hyaline Flüssigkeit vermehrt hat, in welcher die Spermatozoen sammt der Kornmasse der Prostatadrüsen lebhaft sich bewegen. Das Antrum superius ist zu beiden Seiten durch die oben erwähn- ten Zelllappen an den Hautmuskelschlauch befestigt (Fig. 34 zb). 3) Der Ductus penialis (Fig. 34 dp) ist in dem fertigen Geschlechts- apparat von D. unipunctatum sehr kurz, da sich dessen größerer proxi- maler Theil zum Kopulationsorgane differenzirt hat. %) Der Ductus communis stellt dagegen einen langen dickwandigen Kanal vor (Fig. 34 dc), dessen Lumen aber sehr eng ist. Der Unter- schied zwischen dem Antrum und Ductus beruht in dem histologischen Baue. In dem Ductus ist das innere Epithel vorherrschend, indem es aus langen, eylindrischen Zellen besteht, während die äußere Muskel- schicht, im Gegensatze zum Antrum, ziemlich schwach entwickelt ist. So erscheint der Ductus communis zur Zeit, wenn die Geschlechts- thätigkeit noch nicht eingetreten ist; befindet sich dagegen der Kokon e 1 Be ae Bar Sur a9 0 Me a Ha Du 2 za 2 ba Sa a a et Bi ade al aus Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 119 - im Uterus, oder steigt das Ei sammt den Dotterkügelchen und Sekreten _ der Schalendrüse in den Uterus, so sind die Wandungen des Ductus communis sehr abgeplattet, sein Lumen sackartig erweitert und erfüllt _ mit einer hyalinen Flüssigkeit, in welcher meist die zur Bildung des Kokons nicht verwendeten Dotterkörperchen umhergetrieben werden (Fig. 39, 46 de). is 5) Die leere Spermatheca ist ein äußerlich zusammengezogenes, innerlich sehr geschrumpftes Organ, welche letztere Eigenschaft von der stark gefalteten cuticularen Ausstattung des inneren Lumens her- rührt. Der Gestalt nach ist sie ein gutes Unterscheidungsmerkmal für die Derostoma-Arten, bei allen besitzt sie einen kurzen hohlen Stiel (Fig. 34, 38, 46 st), mittels welchem sie in den Ductus communis ein- mündet. Die eigentliche Spermatheca stellt einen voluminösen Sack vor, welcher fast unter rechtem Winkel sich von dem Stiele abgliedert und durchaus aus zwei Abschnitten besteht, die durch eine tiefe Ein- schnürung getrennt sind. Im leeren Zustande, oder bei theilweiser Anfüllung mit Sperma sind diese Anschwellungen schwierig zu unter- scheiden, wenn aber die Spermatheca erfüllt ist, so treten beide Kam- mern sehr überzeugend hervor (z. B. Fig. 38,46 rs). Die eine Kammer der Spermatheca, in welche der Stiel übergeht, liegt an der Bauchseite, die andere, durch die erwähnte Einschnürung markirte proximale Kammer liegt dorsal, so dass sie im leeren Zustande ganz übersehen werden kann. Während der Geschlechtsthätigkeit wird die Spermatheca nicht bloß mit Sperma gefüllt; nachdem nämlich das letztere zur Befruchtung verwendet wurde, füllt sich die Spermatheca mit den überflüssigen Dotterkügelchen, welche aus dem Ductus communis hereintreten und manchmal das Lumen vollständig erfüllen (Fig. 39 vt). Neben den Dotterkügelchen findet man hier noch namentlich bei Derostoma Iy- a phlops gelbe Tröpfchen, welche man ursprünglich nach der Begattung in der Bursa copulatrix antrifft, und die später bis in die Spermatheca gelangen. 6) Zum weiblichen Geschlechtsapparate gehören schließlich die Schalendrüsen, welche man gewöhnlich als »accessorische Drüsen « - bezeichnet. Aus den weiter unten angeführten Beobachtungen darf man sie aber mit dem Namen »Schalendrüsen« bezeichnen, indem sie das Sekret zur Bildung der Kokonschale ausscheiden. Es sind einzel- ige Drüsen, die mit einem kurzen Ausführungsgange wahrscheinlich durch eine gemeinschaftliche Mündung an der Basis des Eileiters in den Ductus communis ausmünden (Fig. 34 schd). Physiologische Funktion. Nach der vorhergehenden Dar- 1209 F. Vejdovsky, stellung erscheinen die einzelnen Komponenten des Geschlechtsappa- rates in verschiedenen Gestalten, so dass ihre physiologische Funktion bei den vereinzelten Beobachtungen nicht selten räthselhaft erscheinen kann. Die-wichtigste Rolle fällt gewiss dem Antrum superius zu, welches in der letzten Phase der Geschlechtsthätigkeit als Uterus funktionirt, was nachzuweisen nicht schwierig ist, wenn diese Höhlung von einem Kokon eingenommen wird. Anders dagegen in der ersten Phase der Geschlechtsthätigkeit, wo das Antrum superius eine Art Vagina vorstellt. Um diese Funktion sicherzustellen, ist es nothwendig direkte Beobachtungen über die Begattung anzustellen, wobei es sich ergiebt, dass bald danach die Reifung des ältesten Eies im Keimstocke stattfindet. Bei der zu diesem Zwecke angestellten Beobachtung habe ich Nachfolgendes gefunden: Die kurz nach der Begattung beobachteten Individuen zeigen, dass das Antrum superius mit einer reichlichen hyalinen Flüssigkeit erfüllt ist, in welcher zahlreiche Spermatozoen und lichtbrechende Körnchen umhergetrieben werden. Je nach der Länge des Begattungsaktes sind die Spermatozoen im Antrum spärlicher oder zahlreicher; in einem Falle fand ich die Höhle mit Sperma vollgepfropft. Da bei der Begat- tung gleichzeitig mit dem Sperma auch die Produkte der Prostatadrüsen herauskommen, so kann man die im Antrum superius befindlichen Körnchen und größeren Kügelchen als das Sekret derselben betrach- ten!. Einzelne dieser Körperchen sind gelb oder orangegelb, die meisten aber stark lichtbrechend und farblos, eben so wie man sie im Ductus ejaculatorius des Penis findet. Ä Das Antrum superius vertritt daher auch während und nach der Begattung die Funktion einer Vagina oder besser einer Bursa copulatrix, wo das Sperma eine Zeit lang verweilt und erst nachträglich in die Spermatheca verdrängt wird. Dies geschieht nämlich nicht durch eine einfache Wanderung der Spermatozoen, sondern durch eine konvulsive Zusammenziehung der Bursa copulatrix und des Ductus communis, was sich je nach der Menge des Sperma mehremals nach einander wiederholt?. Zunächst kontrahirt sich das distale Ende der Bursa; die dadurch entstandene Welle setzt sich nach vorn fort und drückt aus dem vordersten Ende der Bursa eine btindelartige Portion der Sperma- tozoen in den Ductus communis hinein, dessen Mündung sich an dieser ı Es stimmt dies mit den von v. GrArr mitgetheilten Beobachtungen an Gyrator überein. 2 Auch diese Thatsache bestätigen die älteren Beobachtungen, namentlich die von v. GRAFF, nur gehen die Processe nicht so rasch vor sich, wie v. GrAFF angiebt. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 121 Stelle bedeutender erweitert. Die konvulsive Kontraktion wiederholt sich nun von dem distalen Ende des Ductus communis in gleicher Weise bis zur Basis der Spermatheca (Fig. 34 dc), wobei sich die Mündung des Eileiters (od) in der Weise zusammenzieht, dass kein einziger Samenfaden zum Eie gelangen kann. Inzwischen folgen neue Spermapartien auf demselben Wege aus der Bursa copulatrix durch den Ductus communis zur Spermatheca, die sich selbst nicht kontrahirt; die Samenfäden treten durch eigene Bewegungen von dem Anfangstheile bis in die äußerste Höhle der- selben, wobei die früher geschrumpfte innere Wänd der Spermatheca ‚glatt wird. Die ausgeleerte Bursa copulatrix bleibt aber angeschwollen wie früher. Wir können die beschriebenen Vorgänge als die erste Phase der Geschlechtsthätigkeit bezeichnen. Der nachfolgenden Periode geht der Reifungsprocess des Eies voran, dessen Anfänge noch in dem Keim- stocke stattfinden, da ich mich wenigstens von der Bildung der ersten Reifungsspindel überzeugt habe. In der Reihe der Eier ist dasjenige das älteste, welches in der Mündung des Keimstockes in den Eileiter (Fig. 34 od) sich befindet- Während die der Reihe nach jüngeren Eier geldrollenförmig angeord- net sind, wird das älteste Ei ganz kugelförmig, sein Plasma ist viel dichter, was vornehmlich von dessen Peripherie gilt (Fig. 34 o). Etwas excentrisch befindet sich ein großer (0,02 mm im Durchmesser), mit einer scharf kontourirten Hülle umgebener runder Kern mit einem großen, doppelt kontourirten Kernkörperchen. In dieser Gestalt fand ich das freie Ei — dessen feinere Strukturen im Plasma und Kerne ich hier unberücksichtigt lasse — um 10 Uhr Vormittag. Um 10!/, Uhr, wo inzwischen meine Aufmerksamkeit auf die Eindringung der Sperma- tozoen in die Spermatheka gelenkt wurde, resorbirte sich spurlos die Kernmembran (Fig. 36 b), so dass das Kernplasma eine amöbenförmige Gestalt annahm, ohne jedoch mit dem Plasma des Eies zusammen zu fließen. Das Kernkörperchen existirte wie früher. Das Ei änderte seine äußeren Umrisse, indem es lappenförmige Ausbuchtungen und Ver- tiefungen bildete und auf diese Weise amöbenförmige Bewegungen produceirte (Fig. 36 c). Diese Erscheinungen verfolgte ich bis 41!/, Uhr Vormittag, zu welcher Zeit ich die interessante Beobachtung unter- brechen musste. Um 2 Uhr Nachmittag war das Ei noch an seiner ur- sprünglichen Stelle, unbeweglich, mit demselben Plasma, aber das Kernkörperchen war nicht mehr vorhanden und anstatt des Kernes enthielt das Ei eine blasse tonnenförmige Figur, die wohl die erste Reifungsspindel vorstellt (Fig. 36 d). Bekanntlich hat Hazızz bei Gyralor 122 F. Vejdovsky, sichergestellt, dass die Knospung der Polzellen erst im Kokon statt- findet!. Bisher habe ich keine Erwähnung der Verbindung der Dotterstöcke mit den weiblichen Geschlechtsorganen gemacht. Sie sind zwar schon in jüngeren Stadien vorhanden, aber ihre Kommunikation mit den beschriebenen Komponenten ist durchaus nicht so klar, als dass man genau die Stelle angeben könnte, wo sie einmünden. Erst kurz vor der zweiten Phase der Geschlechtsthätigkeit ist es möglich. Was die Vertheilung der Dotterstöcke im Körper anbelangt, so wird allgemein nach der Beobachtung M. Scaurtze’s an D. unipunctatum angegeben, dass die Dotterstöcke hier verästelt sind und ein einheit-. liches Netz auf der Bauchseite des Körpers bilden. Das Gleiche veran- schaulicht v. Grarr bei D. salinarum und Lipritsch giebt an, dass die Dotterstöcke in das »Atrium gen. superius« einmünden. Meinen Beobach- tungen zufolge verhalten sich die Dotterstöcke gleich bei allen vier von mir untersuchten Arten. Sie sind eben so paarig angelegt, wie bei den nächst verwandten Gattungen, aber die beiden die Bauchseite ein- nehmenden Hauptstämme sind lappenförmig verästelt, wie man nament- lich im hinteren Körper sicherstellen kann (Fig. 45 ds). In der Mitte des Körpers sind die Lappen einander genähert, und können hin und wieder von beiden Seiten verschmelzen, indessen scheint mir die Be- zeichnung, dass die Dotterstöcke netzförmig sind, nicht zutreffend. Nach vorn sind die Hauptstämme schlanker und geben nur wenig ausge- sprochene Lappen ab. Zur Zeit also, wo die Spermatheca mit Sperma gefüllt ist und das älteste Ei des Keimstockes sich zum Verlassen seiner Ursprungsstelle anschickt, ‘werden die Dottergänge deutlicher, indem sie sich mit den Dotterkugeln zu füllen beginnen. Jeder Dottergang geht von links und rechts schräg zu beiden Seiten des Ductus communis, und beide ver- binden sich an der Ventralseite desselben direkt gegenüber der Aus- mündungsstelle des Eileiters (Fig. 6 dv). Mit dem Antrum superius haben die Dottergänge nichts zu thun. Wir finden daher an dem Scheitel des Ductus communis drei Mün- dungen: 4) die vordere der Spermatheca, 2) die dorsale des Eileiters und 3) die ventrale der Dottergänge. Somit stimmt der Ductus communis von Derostoma mit dem von Opistoma; der Unterschied zwischen beiden Gattungen ist der, dass bei Opistoma die Dottergänge von vorn, die Spermatheca von hinten und der Eileiter seitlich in den Ductus com- munis einmünden. Dieser Unterschied wird aber durch die Lage des ! Harrzz, Contributions a l’hist. nat. des Turbellaries. s y Fe . Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 123 ganzen Geschlechtsapparates verursacht, indem wir gezeigt haben, dass der Ductus communis von Opistoma bis zur Dorsalseite des Thieres hin- ‘zieht und von dem Magen nicht bedeckt ist. Die zweite Phase der Geschlechtsthätigkeit wird wohl durch das Herabsteigen des reifenden Eies in das Autrum superius eingeführt, welches letztere von jetzt an die Funktion eines Uterus annimmt. Obwohl ich eine Anzahl der Individuen untersucht habe, so gelang mir leider niemals das herabsteigende Ei zu beobachten. Ich fand nur, wie die Dotterkügelchen aus den Dottergängen in den Ductus communis eintraten, ein anderes Mal, wie aus der Spermatheca austretende Spermatozoen den Ductus passirten, um sich an der Mündung des Ductus in den Uterus anzustauen. Am häufigsten sieht man die sich bildende Kokonschale (Fig. 46), welche Anfangs als eine blasse, weiche Hülle _ die innere Dottermasse umgiebt, durch einen hohlen Zipfel in den Duetus communis eingreift und durch feine faserförmige, stark glänzende Fortsätze bis zur Ausmündung der Schalendrüsen reicht. Es ist eine zähflüssige, homogene Substanz, die nur von den erwähnten Drüsen (Fig. 3% ete. schd) ausgeschieden werden kann'. | Die Folgen der Bildung des Kokons im Uterus sind in den Ge- schlechtsgängen sehr auffallend. Die früher meist prallgefüllte Sperma- theca wird entweder im ganzen Umfange oder nur theilweise schlaff und geschrumpft, je nach dem, ob sämmtliche Spermatozoen oder nur ein Theil derselben sich zur Befruchtung des Eies aus der Sperma- theca ausschütteten. Die bisher mit Dotterkugeln gefüllten Dottergänge werden wieder unkenntlich, da sich die hier noch befindlichen Dotter- elemente sehr rasch in die Dotterstöcke zurückziehen (ich habe diesen interessanten Vorgang zweimal gesehen). Und was schließlich den Duc- tus communis anbelangt, so hat er von jetzt an ein ganz anderes Aus- sehen als früher (vgl. Fig. 39). Er ist stark angeschwollen (dc), dünn- wandig, mit einer durchsichtigen Flüssigkeit ganz erfüllt, in welcher die überflüssigen Dotterkügelchen flottiren, welche zur Bildung des Kokons nicht benutzt wurden. Sie dringen auch in die Spermatheca ein, ver- drängen die hier noch weilenden Spermatozoen und erfüllen nicht selten das ganze Lumen der Samentasche (Fig. 39 vt). Zwischen ihnen treten auch die oben erwähnten gelb gefärbten, stark lichtbrechenden Kügel- chen hervor (cl). 1 L. v. GRAFF giebt an, dass die Absonderung der Kokonschale nur von den Uterusdrüsen, oder, wenn diese fehlen, vom Epithel des Uterus stattfindet, Das erstere bestätige ich für Vortex microphthalmus; bei Opistoma bildet sich die Schale wohl auf dieselbe Weise wie bei Derostoma aus den specifischen Schalen- drüsen, 124 F. Vejdovsky, Schließlich bemerke ich, wie sich das Atrium superius verhält, wenn der Kokon abgelegt, oder künstlich aus dem Thiere ausgepresst wird. Dann schrumpft es bedeutend zusammen und erscheint als ein einseitig ausgebuchteter, hohler Lappen (Fig. 44 ut), mit sehr dünnen Wandungen. Der Druck des Kokons hat wohl diese Veränderungen hervorgerufen. Über die Geschlechtsorgane und deren Ausführungsgänge der Derostomeen ist bereits öfters geschrieben worden; ich betrachte die älteren Angaben als allgemein bekannt, da mich aber die neueren Arbeiten persönlich berühren, so muss ich hier ein wenig verweilen. O. Scammpr beschreibt und bildet ab zuerst den Geschlechtsapparat von D. unipunctatum, welcher allerdings recht schwierig mit dem in Ein- klang zu bringen ist, was ich in diesem Kapitel dargestellt habe. M. Scauuitze hat wenigstens darauf hingewiesen, dass die Spermatheca und der Keimstock einen gemeinschaftlichen Ausführungsgang haben. Sonst ist es ebenfalls schwierig zu beurtheilen, ob sein D. schmidtianum mit unserem D. unipunctatum identisch ist. Eingehender über die Ge- schlechtsorgane von drei Derostoma-Arten berichtet M. Braun, bei wel- chem nur das zu bedauern ist, dass er nur nach der Schnittmethode die Lage und Gestalt der Organe bestimmt. Ich hebe nachdrücklich hervor, dass mit dieser Methode, ohne Berücksichtigung des lebenden Materials nur Missverständnisse hervorgerufen werden können. Nach Braun ist das Antrum von D. unipunctatum fast birnförmig und nimmt von vorn »einen zweizipfeligen Uterus« auf. Seitlich von dem Penis befindet sich ein gestieltes Säckchen, entweder Spermatheca oder Bursa seminalis, welche in den Eileiter einmündet. | Bei D. balticum fand Braun einen größeren Uterus als bei der vorigen Art. Die Bursa und der Eileiter münden dicht über einander, vielleicht mit derselben Öffnung in den Uterus. Die Bursa ist ein langer Kanal, welcher zuerst an der Rückenseite, dann in einem Bogen nach hinten verläuft. Bei D. megalops mündet der Penis, die Bursa und der Keimstock direkt in den Uterus. Die Bursa ist sehr lang, hufeisenförmig ganz mit Spermatozoen erfüllt und mündet seitlich neben dem Penis in den Uterus. An derselben Stelle mündet auch der Keimstock durch einen sehr kurzen Ausführungsgang, eben so wie die Dotterstöcke. Die beschriebenen Eigenthümlichkeiten des Uterus der drei er- wähnten Arten, deren Dignität ich nicht zu beurtheilen vermag, veran- schaulicht Braun nur an Längsschnitten und zeichnet nur das Antrum, den Uterus und den in den letzteren einmündenden Penis. Es ist sehr wahr- scheinlich, dass ihm verschiedene Entwicklungsphasen der genannten Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 125 Organe bei einer und derselben Art vorlagen; jedenfalls ist aber zu bedauern, dass er die Organe nicht in der natürlichen Lage und Gestalt abgebildet hat. Es wäre dann eher möglich über die Unterschiede zwischen den erwähnten drei Arten und meinem D. unipunctatum sich. auszusprechen. Die von mir untersuchten vier Arten, deren specifische Merkmale des Geschlechtsapparates ich weiter unten anführe, stimmen bezüglich des Ductus communis im Verhältnis zum Keimstocke, zur Spermatheca und zum Antrum superius (Uterus Braun) völlig überein; es muss daher als höchst bedenklich erscheinen, dass die Braun’schen Arten derart von einander abweichen, dass bei der einen »die Bursa« und der Eileiter gemeinschaftlich, bei der anderen dagegen getrennt in den Uterus einmünden. Ehe ich zur Besprechung der Arbeit des nächstfolgenden Autors, SERERA, übergehe, will ich auf den letzten Bearbeiter! des Derostoma unipunctatum hinweisen, welcher ebenfalls nur mit der Schnitt- methode diese Art untersuchte und auf Grund der Schnittserien ein Schema des Geschlechtsapparates zu konstruiren versuchte, das zwar richtiger ist, nichtsdestoweniger den Verhältnissen in allen Punkten keinesfalls entsprechen kann. Nach Lirritsch münden die Dotterstöcke in das Atrium gen. superius durch dessen hintere Aussackung, in welche von oben auch der Oviduct sich öffnet. In den Oviduct soll das Receptaculum durch einen langen Ausführungsgang einmünden, und zwar »dicht an der Stelle, wo er vom Keimstocke abgeht«. Dieser Irr- thum ist wohl nur durch die Schnittmethode verschuldet, eben so wie der allzu lange Oviduct, von dem wir wissen, dass es nur ein kurzer, schwach muskulöser Gang ist. Nach der weiteren Darstellung dürfte es wahrscheinlich sein, dass dieser Oviduct nichts Anderes ist, als der von uns beschriebene Duetus communis, indem er in das Atrium geni- tale superius einmündet. Bereits Anfangs der achtziger Jahre waren mir die Geschlechts- verhältnisse von Derostoma unipunctatum und typhlops in einem Stadium der Entwicklung bekannt, wie ich sie oben dargestellt habe. Später übergab ich Sererä dieses Material zur eingehenden selbstän- digen Bearbeitung, unter Anderem auch eine Zeichnung, auf welcher der Penis und Ductus communis in das Antrum einmünden. Der ge- nannte Autor will aber neben den genannten Komponenten noch eine besondere »Bursa seminalis« beobachtet haben, in Folge dessen er eine neue Abbildung lieferte, wie dieselbe sich in seiner Arbeit unter Fig. 21 ! LiprirscH, Beiträge zur Anatomie des Derostoma unipunctatum Oe. Diese Zeitschr. Bd. XLIX. 1889. (Arbeiten aus dem zoolog. Institut zu Graz. Bd. II. Nr, 6.) 126 F. Vejdovsky, befindet, während die Bezeichnung des Autors auf der Tafel (Vzıpovsky) unverändert blieb, als ob diese Zeichnung von mir herrühre. Es ist dieselbe Abbildung, welche Lirrirsch in seiner Arbeit bespricht, worin er zu dem Resultate gelangt, dass bei Derostoma keine Bursa seminalis existire. Oben haben wir die Ergebnisse der Beobachtung ausführlich dargestellt; wenn man nun die Zeichnung SerzrA’s beurtheilt, so muss man anerkennen, dass dieser Autor gewiss richtig das ange- schwollene Antrum superius nach der vollbrachten Begattung beob- achtete, dass er aber dessen Kontinuität mit dem Ductus communis nicht erkannte, den letzteren dagegen als einen selbständigen Dotter- gang auffasst. Andererseits ist die Darstellung der Geschlechtsorgane, wie sie Sekera nach den Schnittserien kombinirt, ziemlich verfehlt, zumal er die Spermatheca übersehen hat und eine in das Antrum in- ferius einmündende Bursa seminalis annimmt. Als Uterus bezeichnet er einen selbständigen, aus dem Ductus communis an der Basis des Keimstockes nach unten sich abzweigenden Sack. Dagegen hat er zu- erst die Schalendrüsen von Derostoma richtig abgebildet und bezeichnet sie mit dem läufigen Namen »accessorische Drüsen «. Der Geschlechtsapparat der einheimischen Derostoma- Arten. Bisher ist eine Reihe von Derostoma-Arten beschrieben wor- den, von denen jedoch nur wenige eingehend und bestimmt charakteri- sirt sind. Selbst das Derostoma unipunctatum, wie es von OÖ. ScHmipT beschrieben wurde, dürfte kaum etwas Anderes vorstellen als das bereits 1828 von Dusks aufgestellte D. megalops. Das letztere ist von Braun nach dem äußeren Habitus abgebildet worden und mit ihm stimmt das von mir in dieser Arbeit besprochene D. unipunctatum. In den Gewässern Böhmens habe ich von den mit Augen versehenen Arten nur die genannte Form gefunden und hätte sie gleich von Anfang als D. megalops bezeichnet, wenn Braun neben dem D. megalops nicht noch ein D. unipunctatum angeführt hätte. Leider hat er keine Abbildung der äußeren Gestalt dieser Art publieirt!. Sonst hat schon v. GRAFF darauf hingewiesen, dass D. megalops Duges mit D. unipunctatum O. Schmidt übereinzustimmen scheint. Die in Böhmen bisher gefundenen Arten, die man ganz sicher nach dem Geschlechtsapparate bestimmen kann, zerfallen in zwei Gruppen, welche künftig wenigstens als Subgenera zu betrachten sind. In die erste Gruppe gehört: ! Braun giebt von den Augen des D. unipunctatum an, dass sie diffus ausge- bildet sind, was jedoch nur für einzelne Individuen gelten kann, denn bei anderen sind dieselben scharf abgegrenzt. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 127 ’ 1. Derostoma unipunctatum aut. = D. megalops Duges, Braun. Mit zwei großen röthlichen Augen, von der Körpergestalt und den Dimensionen, die Braun richtig darstellt. Die Geschlechtsorgane un- mittelbar hinter dem Pharynx. Kopulationsorgan glatt, ohne Haken. Die Sekretpackete in der Vesicula granulorum schräg gegen den Ductus ejaculatorius angeordnet (Fig. 34 vg). Die Spermatheca sehr lang, mit einer mächtig angeschwollenen Proximalkammer und langer Distal- kammer (Fig. 34 rs). Diese Charaktere kann man durch die Darstel- lungen früherer Autoren vervollständigen. ; Die zweite Gruppe der Derostoma-Arten enthält augenlose Formen, deren Körper nach vorn zugespitzt, hinten abgestutzt oder mit drei Läppchen versehen ist, von denen das eine in der Mitte, die übrigen zwei zu den Körperseiten sich befinden. Das zugespitzte Vorderende entbehrt der Augenflecken, und ist mit drei röthlichen Längsstreifen versehen. Die Geschlechtsorgane befinden sich weiter hinter dem Pharynx als bei D. unipunctatum, so dass die Geschlechtsöffnung etwa in dem ersten Körperdrittel liegt. Diese Arten sind sehr lichtscheu, sie wühlen meist im Schlamme und nur im Dunkeln kriechen sie an den Wandungen der Gefäße, wo sie gehalten werden. Von diesen augenlosen Arten hat zuerst OErsTED eine Art Dero- stoma coecum beschrieben, welche v. Grarr nach der Abbildung für eine Makrostomide hält. Nach der Beschreibung ist es aber sicher, dass man es hier mit einem blinden Derostoma zu thun hat. Es ist 3,3 mm lang, vorn zugespitzt, hinten abgestutzt, komprimirt, von weiß-röth- licher Farbe und ohne Augen. Schlund noch im ersten Körperdrittel mit bauchständiger längsspaltiger Öffnung (v. Grarr, 1. c. p. 371). Ohne die Arbeit Orrstev’s zu erwähnen, beschreibt neuerdings O. Funrmann auch ein blindes Derostoma, welches er zufälligerweise auch als D. coecum n. sp. bezeichnet. Der Beschreibung nach scheint die Orrstev’sche Form mit der letzteren übereinzustimmen. Die Be- schreibung Funruann’s bedarf allerdings einer Vervollständigung durch die Untersuchung der Geschlechtsorgane von D. coecum im lebenden Zustande, um dessen Verwandtschaft mit den in Böhmen vorkommen- den Arten näher bestimmen zu können. Namentlich ist es nothwendig die Vertheilung der Stacheln am Penis und die Form der Spermatheca genauer darzustellen. Die Hoden gehen bei D. coecum von hinten bis an den Pharynx, wodurch sich D. coecum von den blinden Arten Böh- mens wesentlich unterscheidet. In Böhmen habe ich zuerst im Jahre 1879 Derostoma iyphlops an- PRO, ah 128 F. Vejdovsky, geführt, das seit dieser Zeit noch einmal beobachtet wurde; später habe ich noch drei andere augenlose Derostomen gefunden und beschreibe im Nachfolgenden ihre Geschlechtsorgane als verlässlichste Unter- scheidungsmerkmale. 2. Derostoma gracile n. sp. (Fig. 41 —43.) Es ist vielleicht die kleinste Art, welche meist 1,5, selten 2,5 mm lang ist; sein Körper ist ziemlich durchsichtig, aber sehr weich, so dass er unter dem Deckgläschen bald zu Grunde geht. Nach vorn ist der Körper stark verschmälert, am äußersten Ende aber gerade abgestutzt, hinten mit einem medianen Läppchen versehen (Fig. 44). Sonst glaube ich, dass seine Organisation, die ich nicht weiter untersucht habe, von den übrigen Arten nicht verschieden ist. Durch den Geschlechtsappa- rat unterscheidet sich D. gracile von allen bekannten Arten. Die Hoden befinden sich zu beiden Körperseiten von hinten bis an die Grenze des zweiten Körperdrittels verlaufend und hier durch schlanke Samenleiter mit der elliptischen Vesiceula seminalis sich verbindend (Fig. 42, v, Hoden, vs, Vesicula seminalis). Der Penis ist sehr schlank und glatt, ohne Stacheln. Die Vesicula granulorum aus wenigen schlanken Packeten bestehend. Die Spermatheca ist mit einer hinteren kurzen Kammer versehen, dieselbe verlängert sich kanalartig von der vorderen, mit Sperma angefüllten Kammer. Die Spermatozoen sind sehr lange, dick- köpfige Elemente (Fig. 43), die sich nur im Ductus ejaculatorius und der Spermatheca lebhaft bewegen, während sie in der Vesicula ganz bewegungslos in einem Knäuel sich befinden. Der Keimstock (Fig. 42 ks) ist sehr klein, elliptisch und nur mit drei in der Bildung begriffenen Eiern versehen. Derostoma gracıle scheint ziemlich selten vorzukommen, oder aber ist bisher übersehen worden. Ich habe nur vier Exemplare aus dem Klecaner Teiche gefunden. Von allen blinden Arten unterscheidet sich diese Art durch den glattwandigen Penis, kurze und schlanke Sperma- theca und kleinen Keimstock. 3. Derostoma anophthalmum n. sp. (Fig. 37, 37 a, 45—50.) Erreicht fast die Größe eines D. unipunctatum, ist nach vorn zu- gespitzt, hinten abgestutzt (Fig. 45) und ist äußerlich sehr dem D. iy- phlops ähnlich. .Die Analyse der Geschlechtsorgane zeigt aber, dass man es hier mit einer ganz verschiedenen Art zu thun hat. Die auffallend- sten Unterschiede sind in der Gestalt des Penis und der Spermatheca Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 129 zu suchen. Die Sekretpackete in der Vesicula granulorum sind sehr schlank und spärlich (Fig. 49 vg), die Vesicula seminalis fast kugelig, der Ductus ejaculatorius wie bei D. iyphlops. Das Kopulationsorgan hat, so lange es eingezogen ist, eine kugelförmige Gestalt (Fig. 47) und ist mit mehreren Stachelreihen besetzt. Über die Zahl dieser Reihen be- lehrt man sich bei der Hervorstreckung des Kopulationsorgans oder nach der künstlichen Herauspräparirung. Dabei kommt es außerhalb des Porus genitalis zu liegen, und man wird dann eine untere und obere, d.h. der Körperwand zugekehrte Seite zu unterscheiden haben. Von der unteren Seite betrachtet (Fig. 48) erscheint das Kopu- lationsorgan mit drei Stachelreihen bewaffnet. Die linke (Fig. 48 a) be- steht aus schlanken, schwach gebogenen Chitinhäkchen, die am Proxi- malende die längsten sind, nach unten sich aber verkürzen. Die mittlere Längsreihe (b) besteht aus kurzen und stumpfen Stacheln, die schon unregelmäßig vertheilt sind und zwischen den deutlichen Stacheln erscheinen noch kleine, nur dem Glanze nach wahrnehmbare oft punktförmige Elemente. Die rechte Längsteihe (c) besteht aus den- selben Stacheln, die aber viel zahlreicher sind wie in der mittleren Reihe. Ferner findet man an dieser Seite die Öffnung des Kopulations- organs, welche ebenfalls von beiden Seiten mit kleinen Stacheln be- setzt ist. Die obere Seite des Kopulationsorgans (Fig. 49) trägt die vierte Längsreihe der Stacheln, die hier sehr zahlreich und in verschiedenen Größen vorhanden sind. Die proximalen Stacheln sind die längsten, die distalen die kürzesten. Neben dieser vierten Reihe gewahrt man an der oberen Seite des Kopulationsorgans noch zwei mächtigere und zwei niedrigere Dornen (Fig. 49 a, b, c), welche sich von den Stacheln dadurch unterscheiden, dass sie an einer chitinigen Basis stehen (Fig. 50. d,e,f), während die gewöhnlichen Stacheln aus je einem Stücke bestehen, welches basalwärts angeschwollen ist (Fig. 50 a, b, ec). Die Spermatheca zeichnet sich durch einen enorm langen kanal- artigen Blindsack aus, der von der zweiten Kammer ausgeht (Fig. 46 rs). — Klecaner Teich mit den übrigen Arten. November. 4. Derostoma typhlops Vejd. (Fig. 38, 39, 40, 44.) Die Unterschiede dieser eben so großen Art sind aus der Fig. 38, 39, 40 und 44 so auffallend, dass man nur Weniges zu deren Erklärung beifügen kann. In dem mächtigen Penis sind die Sekretpackete der - Vesicula granulorum palissadenartig vertikal neben einander gestellt (Fig. 38, 40 vg). Das lange, eylindrische Kopulationsorgan mit mäch- Zeitschrift f, wissensch, Zoologie. LX. Bd. 9 130 F. Vejdovsky, tigen, fast gleich großen und dicken, auf der ganzen Oberfläche gleich- mäßig vertheilten Chitinstacheln besetzt. Die Spermatheca ziemlich kurz (Fig. 38, 39 rs), aus zwei Kammern bestehend, von denen die ventrale fast kugelig, die dorsale fast doppelt so lang ist. — Die im Winter untersuchten Exemplare entbehren völlig der Zoochlorellen, welche so zahlreich in den Sommermonaten im Körper von D. typhlops sichergestellt wurden. III. Über zwei Vortex-Arten mit Berücksichtigung deren Geschlechtsorgane. Bei den äußerst zahlreichen Arten des Genus Vortex hat v. GRAFF wahrscheinlich zu machen versucht, dass hier die Geschlechtsorgane nach einem und demselben Typus aufgebaut sind. Und zwar in zwei Richtungen: Erstens, dass das Kopulationsorgan und die Samenblase nicht von einander getrennt sind und daher das chitinöse Kopulationsorgan vom Sperma passirt wird. Zweitens, dass wahrscheinlich bei allen Arten des Genus Vortex eine Bursa copulatrix und ein Receptaculum seminis als selbständige und getrennte Organe vorhanden sind. »Das Genus Vortex zeigt uns sehr schön «, sagt v. GrAFF, » wie das ursprüngliche Verhalten in dem alleini- gen Besitz einer Bursa seminalis gegeben ist, und wie diese allmählich dadurch zur Bursa copulatrix wird, dass ein anderer Theil des Atriums die Funktion eines Receptaculums erhält.« Nach dem Verhalten der Spermatheca theilt nun v. Grarr die Arten in zwei Gruppen; in der einen (V. armiger, Schmidtii, truncatus, Millportianus, pietus [?], euspi- datus, sexdentatus) ist die Spermatheca noch nicht selbständig ent- wickelt, indem hier als solche der Eileiter funktionirt. Bei der anderen Gruppe (V. scoparius, viridis) hat sich die Spermatheca vom Keimstock abgegliedert und erscheint schließlich bei V. Hallezü als ein selbstän- diges Organ. v. GrArr hat bei V. armiger, truncatus und sexdentatus beobachtet, dass hier der Eileiter als Receptaculum funktionirt, und da hierher auch die Dotterstöcke einmünden, so kann man es als eine Ausstülpung des Atriums betrachten. Nach diesen eingehenden Mittheilungen von v. GrAFF scheint es thatsächlich, dass die Geschlechtsorgane von Vortex nach einem und demselben Typus gebaut sind, dass überall das Kopulationsorgan vom Sperma passirt wird und dass bei allen Arten eine Bursa copulatrix und eine Spermatheca als selbständige Organe funktioniren. Indessen Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 131 hat bald nach dem Erscheinen des Werkes von v. GRAFF SILLIMAN ! in Nordamerika eine interessante Art, Vortex pinguis, entdeckt, wo das Kopulationsorgan und die Samenblase ganz getrennt sind, Ich kann nun auch eine neue Art aus den Wässern Böhmens anführen, die sich durch dieselbe Eigenthümlichkeit der männlichen Ausführungsgänge auszeich- net und weiter eine andere Art, die keine selbständige Bursa copula- trix und Spermatheca besitzt, sondern durch ein Organ, welches v. Grarr als »Bursa seminalis« bezeichnet, charakterisirt ist. In dieser letzteren Hinsicht ist mir übrigens seit lange V. pictus bekannt, welcher eben- falls keine Bursa copulatrix und Spermatheca besitzt. Ich lasse zunächst die Beschreibungen der beiden Arten folgen, und auf Grund deren Geschlechtsverhältnisse werde ich versuchen die Geschlechtsorgane von Opistoma, Derostoma und Vortex auf einen ein- heitlichen Organisationstypus zurückzuführen. 1. Vortex microphthalmus n. sp. Diese Art, meist 1,5 mm groß, erschien in mehreren Exem- plaren in den Wasserproben mit organischem Schlamme aus der Um- gebung von Pribram und Chotebor, wo sie zugleich mit Bothrioplana bohemica lebt. In meinem Institute kam sie im November und December zum Vorschein. Die Art ist je nach den Individuen im verschiedenen Grade weißlich, röthlich oder orange gefärbt, je nach der Menge der subeutanen Pigmentzellen; bei der einen herrschte die weiße, bei der anderen die röthliche Farbe vor. Das vordere, abgestutzte Körperende ist mit zahlreichen Zittergeißeln versehen (Fig. 59), das Hinterende geht in das bekannte »Schwänzchen« der Vortices über. Die Anatomie dieser Art habe ich speciell nicht untersucht, da ich meine Aufmerksam- keit vorzugsweise den Geschlechtsorganen zuwandte. Auffallend waren mir nur die kleinen, punktförmigen, schwarzen Augen, die dem Vorder- rande des Gehirns auflagen. Von vorn herein hebe ich die Geschlechtscharaktere hervor, durch welche sich Vortex microphthalmus von allen übrigen Vortices unter- scheidet, indem 4) das Kopulationsorgan in eine lange Rinne ausläuft, 2) hier keine Bursa copulatrix und Receptaculum im Sinne von v. Grarr vorhanden ist. Der männliche Geschlechtsapparat. Die wurstförmigen Hoden liegen im Vorderkörper und reichen bis zu beiden Seiten des Pharynx; von der Körpermitte gehen sie in die Samenleiter über, welche 1 A. SırLıman, Beobachtungen über Süßwasserturbellarien Nordamerikas. Diese Zeitschr, Bd. XLI. 1885, 9* 132 - F, Vejdovsky, namentlich an der Mündung in die Vesicula seminalis mit Sperma gefüllt sind (Fig. 58 vd). Die Samenblase ist eine mächtig angeschwollene fast halbkuglige Höhlung, welche im leeren Zustande scharf von der Vesicula granulorum abgeschnürt ist. Der distale Theil des Kopulations- organs verengt sich allmählich und steckt in einer Penisscheide, deren Wandungen verdickt und glänzend sind (Fig. 58 ach) und es gelang mir hier nicht Kerne nachzuweisen; durch ihren Glanz erinnern die Wandungen dieser Scheide an die chitinösen Theile des eigentlichen Kopulationsorgans. Gewiss muss man annehmen, dass sie elastisch sind, bei der Ausstülpung des Kopulationsorgans sich zusammenziehen und das Zurückziehen desselben bewirken. Ihre Verbindung mit dem Antrum wird durch einen dünnwandigen Ductus penialis vermittelt. Die Vesicula granulorum (Fig.58 vg) enthält dasSekret in palissaden- förmig um die centrale Öffnung zusammengestellten Kammern. So lange nicht der Begattungsakt stattgefunden hat, ist diese Öffnung zwischen der Vesicula seminalis und granulorum durch eine Masse verschlossen, welche sich auch weiter nach unten in den Ductus ejaculatorius fortsetzt und dessen Lumen bis zu der Penisrinne verstopft (Fig.58 p). Diese Vorrichtung ist nur für die Vortex-Arten charakteristisch, deren Sperma das Kopulationsorgan passiren muss. Die erwähnte Verstopfung des Ductus ejaculatorius bildet eine homogene Substanz. Sie erscheint zwar auch, wie unsere Abbildung veranschaulicht, geldrollenförmig und nur die äußersten Abzweigungen sind aus alveolenartigen Ele- menten zusammengesetzt. Bei näherer Betrachtung, namentlich aber, wenn man die Masse durch einen stärkeren Druck des Deckgläschens aus einander zu weichen zwingt, erweist sie sich ganz aus kleinen Alveolen zu- sammengesetzt, die ihr ein schaumförmiges Aussehen verleihen; jedes Schildchen, wie es in unserer Abbildung kenntlich ist, besteht aus je einer Schicht solcher Alveolen. Bei längerer Beobachtung dieser inter- essanten Masse unter dem Deckgläschen erkennt man schließlich, dass die Alveolen aus einander gehen und als helle Kügelchen erscheinen, zwischen welchen das dadurch frei gewordene Sperma der Vesicula seminalis lebhaft sich bewegt und durch die weiter unten beschriebene Penisrinne nach außen strömt. Es giebt also zweierlei Sekrete, die im Penis des beschriebenen Vortex auffallend sind; zuerst das sog. Kornsekret in der Vesicula granulorum und das homogene in Form der Tropfen erscheinende Sekret des Ductus ejaculatorius. Die Frage, wo der Ursprung beiderlei Sekrete zu suchen ist, kann man leicht durch die Betrachtung der Prostatadrüsen beantworten Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 133 (Fig. 58 pd). Dieselben stellen eine mächtige Gruppe der einzelligen Drüsen vor, die scheinbar unpaarig auf die rechte Seite des Körpers beschränkt ist, thatsächlich aber aus zwei Hälften besteht, von denen sich die eine nach links, die andere nach rechts zum Proximalende des Penis begiebt, um in das Innere dieses Organs die Sekretmasse zu ergießen. Nun findet man in den Prostatadrüsen die verschieden sich gestaltenden Drüsenzellen. Die meisten sind mit einem grobkörnigen lichtbrechenden Inhalte erfüllt, welcher auch in die langen Ausführungs- gänge der Drüsen steigt und sich schließlich in die Vesicula granulorum in Form von groben Körnern ergießt. | Die anderen Drüsenzellen sind nur zum Theil mit diesem »Korn- sekrete« erfüllt, indem das letztere in einer hellen Grundsubstanz der Drüsen liegt und ebenfalls durch die schlanken Ausführungsgänge ent- leert wird. Die dritte Kategorie der Drüsen stellt helle mit Kernen versehene Zellen vor, deren Ausführungskanäle ebenfalls mit derselben Substanz erfüllt sind. Nun ergießen sämmtliche erwähnte Drüsen- zellen ihren Inhalt in den Begattungsapparat und es ist sicher, dass die »Kornsekrete« in die Vesicula granulorum, die flüssige helle Substanz der Drüsenzellen in den Ductus ejaculatorius ergossen wird. Das Kopulationsorgan besteht aus den bekannten Chitinstäben und einer Penisrinne, welche in dieser Gestalt bei keiner anderen Vortex- Art bekannt ist. Die Ausrüstung des Penis besteht nämlich aus den bei so vielen Arten bekannten seitlichen Chitinstäben (Fig. 58 ich), welche zu. beiden Seiten des Ductus ejaculatorius verlaufen und mit einer Querbrücke verbunden sind. Von hier aus gehen die Stäbe in eine chitinöse Lamelle über (Fig. 62), deren Ränder sich zur unteren Seite erheben, ohne jedoch mit einander zu verschmelzen. Auf diese Weise entsteht eine Penisrinne (Fig. 58 p, Fig. 64), die mehr oder weni- ger offen ist, je nachdem sich die Ränder berühren oder nicht (in Fig. 62 sieht man die Rinne von oben, in Fig. 63 in der Profillage und in Fig. 64 von der unteren Seite). Die äußere Ausrüstung der Penisrinne besteht aus drei Seiten- ästen, nämlich einem dorsalen und zwei seitlichen. Der dorsale (Fig. 69—64 d) ist der kürzeste, schnabelförmig und steht in Verbindung mit der oben erwähnten Querleiste. Der rechte Seitenast ist etwas länger (Fig. 6%2—64 a), am freien Ende spieß- förmig und löffelförmig vertieft. Eben so der linke, längste Ast (b), welcher bauchwärts mit Seitenstacheln einseitig besetzt ist, so dass man sie von der Dorsalseite nicht sieht (Fig. 62). Bei der Auspräparirung des Apparates mittels feiner Nadeln sieht man, dass die Penisrinne aus ihrer Scheide hervorsehnellt und die 134 F. Vejdovsky, seitlichen Äste sich in der Weise entfalten, wie Fig. 64 es veranschau- licht. Bei der Begattung dringt wohl die Penisrinne in die »Bursa seminalis«, während die Seitenäste sich flügelartig entfalten. Es scheint mir zweifelhaft zu sein, ob sie ebenfalls in die Geschlechtsöffnung ein- dringen. Nach der äußeren Ausrüstung der Seitenäste und Stacheln steht Vortex microphthalmus dem von O. Scamipr beschriebenen Voriex armiger am nächsten, bei welchem allerdings, wie bei allen übrigen Arten, die Penisrinne fehlt. Möglicherweise existirt sie noch bei V. pictus, wenn die Abbildung O. Scamipr's richtig ist. Andererseits be- schreibt Funrmann ! einen Vortex fuscus, bei dem ebenfalls eine aber nur sehr kurze und abgestutzte Penisröhre vorhanden ist und giebt an, dass eben solche Penisrinne auch bei V. armiger existirt. « Noch bedeutender unterscheidet sich Vortex microphthalmus von allen genauer bekannten Arten in den weiblichen Geschlechtsorganen. Der Keimstock öffnet sich mit einem kurzen Eileiter in das Antrum gleichzeitig mit den Dotterstöcken; er trägt daher keine Spermatheca. Anstatt dessen ist hier ein voluminöses und immer auffallendes Organ entwickelt, welches v. Grarr als »Bursa seminalis« bezeichnet, die aber komplicirter ist als bei allen Rhabdocölen, bei welchen sie nach v. GRAFF vorkommt. Es beginnt am Antrum durch eine weite Mündung und stellt weiter in seinem Verlaufe einen in der Regel doppelt geknickten Kanal vor (Fig. 58 bs), der schließlich einen Blindsack bildet. Seine Wan- dungen sind stark muskulös, mit einer chitinösen Intima ausgekleidet, nach außen sind die Wandungen mit starken Ringmuskeln und den- selben entsprechenden ringförmig angeordneten Höckerchen versehen. Am blinden Ende dieses Kanals ist die eigentliche Spermatheca (Fig. 58 rs) befestigt, ein im gefüllten Zustande kugeliges Organ, das sich in einen stielförmigen Hals verlängert und mit einer trichter- förmigen Mündung in das Innere des Kanals sich öffnet. Die Be- ziehungen der Spermatheca zu dem Gange sind recht schwierig zu ermitteln, so lange man sie nur im gefüllten Zustande beobachtet. Erst wenn sie nicht das Sperma enthält, kann man sicherstellen, dass die Spermatheca eine Wiederholung der Intima vorstellt, indem sich die- selbe am blinden Ende des Kanals nach innen hervorstülpt und sich am freien Ende öffnet (Fig. 60 rs). In diesem leeren Zustande stellt die Spermatheca ein winzig kleines, aus hellen Wandungen be- stehendes Säckchen dar, das man leicht übersehen kann ; erst wenn 1 Orro FunrmAnn, Die Turbellarien der Umgebung von Basel. Revue suiss. de zoologie. 1894. T. 11. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien, 135 sich die Spermatheca mit Sperma füllt, ist sie sehr auffallend. Wenn nun die Spermatozoen entleert werden, verbleibt hier nur das Korn- sekret und die Spermatheca ist durch dessen braune Färbung auf- fallend (Fig. 61 rs). Beim Drucke wird auch dieser Inhalt entleert; ist ‚sie ganz leer, dann ist das ganze Organ schlauchförmig, am Proximal- ende nicht angeschwollen (Fig. 61 bs). Ich glaube das Richtige getroffen zu haben, wenn ich das eben beschriebene Organ mit der »Bursa seminalis«, wie sie v. GrAFF bei so vielen Gattungen hervorhebt, identificire. Bezüglich des Baues »des Stieles oder Ausführungsganges« stimmen beide Organe überein, aber v. Grarr thut keine Erwähnung der endständigen inneren Sperma- theca, sondern nur eines verschmälerten Stieles und birnförmig oder sackartig angeschwollenen Proximalendes. Nur bei einigen Arten, wie bei Monotus, Macrorhynchus etc. kommen mehrere seitliche mit Sperma gefüllte Bläschen vor, die nach v. Grarr wahrscheinlich die Funktion der Samentaschen übernehmen. Fragt man sich nun nach der morphologischen Bedeutung des muskulösen Schlauches von Vortex microphthalmus, welcher wahr- scheinlich — nach der Darstellung von O. Scumipr! und Harızz? auch bei Vortex pictus vorhanden ist, wo er einfach als Receptaculum semi- nis gedeutet wird — so giebt uns Opistoma für dessen Deutung die verlässlichsten Aufschlüsse. Der lange, muskulöse und überhaupt mit übereinstimmenden histologischen Charakteren sich auszeichnende Gang von Opistoma, in welchen der Keimstock, die Dotterstöcke und die Spermatheca einmünden, und welche wir daher als Ductus com- munis bezeichnet haben, während er von ScuuLtze auch passend als Vagina gedeutet wurde — ist das einzige Homologon des Organs, welches v. Grarr als »Bursa seminalis« annimmt. Bei Vortex microphthalmus verbindet sich der Eileiter und die 1 0. Scamipt, Rhabdocölen von Krakau.#Taf. I, Fig. 7 s. 2 Harzez, Contributions A l’hist. nat, des Turbellaries, Pl. I, Fig. 4 RS. L. v. GrAFF betrachtet die von HALLEz richtig als V. picta beschriebene Form als neu und hebt hervor, dass der letztgenannte Verfasser die Bursa copulatrix über- sehen hat. Er nennt daher die neue Species Vortex Hallezi n. sp. Dem ist aber gewiss nicht so, indem die Art von HArLLez mit der auch mir aus den Brunnen von Prag bekannten V. picta übereinstimmt. Das von Harızz als Receptaculum (RS) ge- deutete Organ stimmt wohl mit dem von mir bei Vortex microphihalmus beschrie- benen überein. Bei beiden ist keine Bursa copulatrix vorhanden, und wenn eine solche von v. GrAFF gefunden wurde, so ist das ein sicherer Beweis, dass ihm eine ganz andere Art vorlag. HALLez nimmt in seiner letzten Arbeit (Catalogue des Tur- bellaries du Nord de la France etc. Revue biologique, Tome II, 41889—1890) die Art als»Y, Halleziü« an, was jedoch mit seiner früheren Abbildung und der Dar- stellung von v. GrRAFF nicht vereinbar ist. 136 F. Vejdovsky, Dotterstöcke mit dem Antrum, daher entwickelte sich der Ductus com- munis selbständig, und an dessen Ende stülpte sich die Spermatheca aus. »Bursa seminalis« v. Grarr's stellt hier daher zwei Organe vor, den muskulösen Gang, welchen man passend als »Vagina« bezeichnen wird, und die Spermatheca. In derselben Weise wird man wahrschein- lich alle »Bursae seminales« deuten müssen. 2. Vortex quadrioculatus n. sp. Derselben Größe und Farbennuancen wie V. microphthalmus. Bei den schwimmenden Thieren ist jedoch der vordere Körperrand ab- gerundet (Fig. 51) und die schwänzchenartige Verlängerung nicht so scharf hervortretend, wie bei den ruhig sitzenden, etwas kontrahirten Thieren, deren Vorderrand dann als fast abgestutzt erscheint (Fig. 52). Die Art ist übrigens dem V. truncalus äußerlich so ähnlich, dass ich sie ursprünglich — ohne die Kenntnis des Geschlechtsapparates — für dieselben gehalten habe. Während aber bei der letztgenannten Art die Augen meist einfach, d. h. als ein Paar schwarzer Punkte erscheinen, und ausnahmsweise derart getheilt sind, dass zu jeder Seite ein größerer und ein kleinerer Augenfleck vorhanden sind!, die wieder in einigen Fällen durch eine Brücke verbunden sein können —, so waren sämmtliche von mir untersuchte Individuen mit vier Augen versehen, nämlich mit zwei größeren schüsselförmigen hinteren und zwei kleineren vorderen (Fig. 52). Indessen glaube ich, dass die zwei Augenflecke je einer Seite nur einem Auge entsprechen, indem die- selben durch gemeinschaftliche innere Kolben verbunden sind. Die übrige Organisation des Nervensystems, des Verdauungs- und Exkre- tionsapparates habe ich nicht besonders untersucht, da ich vorzugs- weise die Geschlechtsorgane zu erkennen trachtete. Und diese sind ganz verschieden von denen der übrigen Arten. Ich beschreibe sie sehr kurz in den Theilen, welche bereits bei anderen Arten bekannt sind. Die Geschlechtsöffnung ist rund und zu beiden Seiten derselben findet man je eine Gruppe großer Drüsen, die mit einem grobkörnigen, glänzenden Inhalte gefüllt sind (Fig. 57 d). Das Antrum ist sehr um- fangreich und erscheint in lebenden Thieren als eine mächtig ange- schwollene, dünnwandige Höhlung (Fig. 57 a). Auf den auspräparirten Geschlechtsorganen platzt es dagegen, und dann sieht man seine mäch- tige Ringmuskulatur. Im lebenden Zustande ist das Antrum wahr- scheinlich mit einer hyalinen Flüssigkeit erfüllt, welche bei der Präparation sich nach außen ergießt, wenn das Organ platzt. ! Braun hat bei Dorpat nur vieräugige Individuen gefunden. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 137 In das Antrum münden drei Organe: 1) der gemeinschaftliche Aus- führungsgang der Spermatheca und des Eileiters, somit der Ductus communis, 2) eine Bursa copulatrix und 3) der männliche Ausführungs- gang. | Ad. Ductus communis (Fig. 57 dc) nimmt den kurzen Eileiter (Fig. 57 od) am Distalende auf und gleichzeitig mit ihm einen schlanken aber ziemlich langen Stiel der Spermatheca (Fig. 57 rs), die rund und prall mit Sperma angefüllt ist. Schließlich münden gemeinschaftlich in den Duetus communis auch die Dotterstöcke; ich kann jedoch die Stelle nicht ganz genau angeben, wo dies geschieht. In unserer Abbildung sind die Dotterstöcke glattwandige mit der Dottersubstanz prall ge- füllte Schläuche, während bei jüngeren Exemplaren sie viel schlanker und mit seitlichen Ausbuchtungen versehen sind (papillös nach dem Ausdrucke v. GrArr’s). Den gemeinschaftlichen Dottergang vermochte ich nicht so zu verfolgen, dass ich seine Ausmündung in den Ductus com- munis verlässlich anzugeben vermag. Wahrscheinlich geschieht dies in der Nähe des Eileiters. Nach den von den übrigen Vortices bekannten Verhältnissen stimmt mit unserer Art nur Vortex Hallezü überein, bei welchem die Sperma- theca ebenfalls mit einem langen Stiele in den Ductus communis ein- mündet. Ad2. Die Bursa copulatrix ist ein mehr oder weniger deutlich hervortretender, kurzstieliger Sack von scharf umschriebenen Wan- dungen (Fig. 57 be). Nach den weiblichen Geschlechtsorganen stimmt daher Vortex qua- drioculatus mit den meisten im Werke v. Grarr’s genauer beschriebenen Arten überein. Aber in den männlichen Geschlechtsverhältnissen ist unsere Artin der europäischen Fauna allein dastehend, zumal dadurch, dass das Kopulationsorgan von der eigentlichen Vesicula getrennt ist. Ad3. Die Hoden befinden sich im vorderen Körper, bis zu beiden Seiten des Pharynx reichend. Sie verbinden sich durch die Vasa defe- rentia mit der Vesicula seminalis, die ich in meinen Exemplaren meist leer gefunden. Die Vesicula seminalis, Vesicula granulorum und der Ductus ejaculatorius stellen ein selbständiges Organ vor, welches eben durch den Ductus ejaculatorius seitlich in einen hohlen Schlauch einmündet, in welchem das chitinöse Kopulationsorgan enthalten ist. DieserSchlauch verlängert sich als ein dünnwandiger Ductus penialis in das Antrum. Die Prostatadrüse ist sehr eigenthümlich verästelt und besteht aus nicht zahlreichen Drüsenzellen, die durch ihre Ausführungsgänge unter einander anastomosiren und mittels eines gemeinschaftlichen Aus- führungsganges in eine schräg gelagerte Vesicula granulorum einmünden. 138 F, Vejdovsky, Der unterhalb der letzteren befindliche Ductus ejaculatorius ist erweitert, verengt sich aber distalwärts zu einem kurzen mit scharf kontourirten und muskulösen Wandungen versehenen Kanälchen, das in die erwähnte Scheide mit dem Kopulationsorgan einmündet. Das Kopulationsorgan erscheint in der Profillage als ein einfacher Chitinstab, welcher sich am unteren Ende in vier Seitenäste theilt, von denen man zwei längere als dorsale, zwei kürzere als ventrale bezeichnen kann. Dass der Hauptast aus zwei ursprünglich getrennten Stäben entstand, beweist eine längliche Rinne, die an der Dorsalseite des Haupt- astes mehr oder weniger deutlich verläuft (Fig. 54). Die dorsalen Seitenäste sind meist mit neun, die ventralen.mit sieben Stacheln be- setzt (Fig. 53). Die-Eier von Vortex quadrioculatus sind gestielt (Fig. 55). Ich habe diese Art im Wasser der Pribramer Waldpfützen gefunden. Vergleichende Rückblicke überdie weiblichen Ge- schlechtsorgane der Vorticiden. In den vorliegenden drei Kapiteln haben wir die Organisation der weiblichen Organe von Opistoma, Derostoma und Vortex eingehend dargestellt und es bleibt uns nun übrig dieselben auf ein und dasselbe Schema zurückzuführen. Es ist nicht schwierig ein solches für die erstgenannten zwei Gattungen zu entwerfen, wenn man die langen Gänge, die wir als Ductus communis bezeichneten, als homolog betrachten. In beiden Gattungen entstanden dieselben als sekundäre Ausstülpungen des pri- mären Antrums, welches letztere bei Opistoma als solches persistirt,' während es bei Derostoma sich zu einem Antrum superius und Antrum inferius differenzirt. Bei beiden Gattungen entstand durch seitliche Ausstülpung des erwähnten Ductus die Spermatheca, und in denselben münden noch der kurze Eileiter und die Dotterstöcke. Schwieriger wäre es die besprochene Homologie bei Vortex zu statuiren, zumal man hier mit zwei Typen der weiblichen Geschlechts- organe es zu thun hat, die sich einerseits in Vortex quadrioculatus, andererseits in V. microphthalmus manifestiren. Mit der erstgenannten Art steht es noch nicht so schlimm; auch hier begegnet man denselben Komponenten wie bei Opistoma und Derostoma: In das Antrum mündet ein langer gemeinschaftlicher Aus- führungsgang der Spermatheca und des Eileiters und höchst wahr- scheinlich auch der Dottergang. Somit haben wir es hier wieder mit einem Ductus communis zu thun. Anders dagegen bei Vortex microphthalmus , hier mündet der Eileiter mit den Dotterstöcken direkt in das Antrum ein. Nur der aus dem An- Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 139 4 trum sekundär ausgestülpte und an seinem blinden Ende die Sperma- | theca aufbewahrende Sack kann dem Ductus communis entsprechen. k. Fig. A—D. Schema des Geschlechtsapparates von Opistoma (A), Derostoma (B), Vortex quadrioculatus (C), Vor- iex microphthalmus (D). Ks, Keimstock ; od, Eileiter; ds, Dotterstöcke; rs, Spermatheca; sch, Schalen- drüsen; dc, Ductus communis; vg, Vagina; ut, Uterus; a, Antrum; co, Kopulationsorgan; vs, Vesi- cula seminalis; df, Samenleiter; pd, Prostatadrüsen; vg, Vesicula granulorum; c, Bursa copulatrix. 140 F. Vejdovsky, Und thatsächlich glaube ich durch dessen histologischen Bau nachge- wiesen zu haben, dass der Blindsack dieselbe morphologische Bedeu- tung haben kann, wie der Ductus communis von Opistoma. Bei Vortex microphthalmus hat er aber nur die Funktion einer Vagina, an deren äußerstem Ende eine Spermatheca erst sekundär zu Stande kommt, wesshalb die Bezeichnung des ganzen Organs als Vagina +4 Sperma- theca passender ist als »Bursa seminalis «. Die voranstehenden Figuren dürften die Ergebnisse dieser theore- tischen Betrachtungen veranschaulichen. Die Verhältnisse des Geschlechtsapparates von Vortex dürften außerdem eine tiefergreifende systematische Bedeutung haben. Bisher ist eine große Anzahl der Vortexarten (30) beschrieben, und hoffentlich wird sich in der Zukunft zeigen, dass die Geschlechtsorgane derselben entweder nach dem Typus von Vortex microphthalmus, oder nach dem Typus von VY. quadrioculatus gebaut sind. Es wäre daher angezeigt das bisherige Genus Vortex wenigstens in zwei selbständige Unter- gattungen zu theilen, von denen die eine durch die Bursa copulatrix, die andere durch die Vagina sich auszeichnet. IV. Über die Prorhynchiden Böhmens. Litteratur. m . M. Braun, Die rhabdocölen Turbellarien Livlands. Archiv für die Naturkunde Livlands, Esth- und Kurlands. II. Ser. Bd. X. L. v. GrAFF, Monographie der Turbellarien. I. l. c. . P. Hırıez, Contributions a l’'hist. des Turbellaries. DE Man, Geocentrophora sphyrocephala. . Vv. KEnnEL, Untersuchungen an neuen Turbellarien. Zool. Jahrbücher. Abth. für Anatomie und Ontogenie der Thiere. Bd. Ill. 1889. 6. E. SEKERA, Prispevky ku znämostem o Turbellariich. 1. c. 1. 7. F. Veıpovsky, Vorläufiger Bericht über die Turbellarien der Brunnenwässer von Prag. 1. c. 1879. a EL) Bisher ist in Böhmen meist nur‘eine Prorhynchus-Art angeführt worden, nämlich Prorhynchus stagnalis, welcher, wie ich vor Jahren mitgetheilt habe, in ungemein großer Anzahl in den gewesenen Wasser- kästen in Prag vorhanden war, die damals mit dem unfiltrirten Moldau- wasser gespeist wurden. In der Moldau selbst ist diese Art derzeit recht selten; wo sie unter Steinen in dem Detritus lebt. Zahlreicher kommt sie in dem Kejer und Pocernitzer Teiche vor. Eine andere Art, Prorhynchus balticus ist von SekerA als Bewohner der Waldtümpel in der Umgebung von Hlinsko erwähnt worden. Nähere Angaben über diese auch in Böhmen vorkommende Art fehlen bisher. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 141 In den nachfolgenden Zeilen suche ich zur Kenntnis der ein- heimischen Süßwasserfauna durch eine Beschreibung von zwei neuen Arten beizutragen, die mir seit einer Reihe von Jahren bekannt sind, über welche ich aber nur vorübergehende Mittheilungen in meinen Vorlesungen gemacht habe, während eine eingehendere Darstellung derselben einer späteren Zeit vorbehalten wurde, da ich hoffte durch künftige Befunde meine lückenhaften Kenntnisse über diese Arten zu vervollständigen. Da es mir aber nicht glückte neues Material zu bekommen, so veröffentliche ich die mangelhaften Erfahrungen, um wenigstens auf die Existenz dieser Arten aufmerksam zu machen. Die eine Art nenne ich Prorhynchus fontinalis, die andere Pr. hygrophilus. 1. Prorhynchus fontinalis n. sp. Diese Art fand ich im August 1882 in einigen Exemplaren im Böhmerwalde, und zwar am Fuße des Spitzberges in einer kleinen Quelle, welche sich am Wege zwischen dem Schwarzen See und den dortigen Hötels befindet. Der Wurm schleicht hier unter Steinen und im Schlamme und ist durch seine schneeweiße Farbe sofort auf- fallend. Er erschien bloß an der Stelle, wo das Wasser unmittelbar aus der Erde ans Tageslicht kommt, während ich weiter im unteren Ausflusse der Quelle kein einziges Exemplar fand, obwohl ich hier durch mehrere Tage und mit Hilfe meines damaligen Hörers Jos. A. Frıc das Quellwasser durchsuchte. Nach diesem Umstande darf man dafür halten, dass Prorhynchus fontinalis eine subterrane Art vorstellt, welche nur durch Quellwasser an den Tag kommt und hier nur in der nächsten Umgebung der Quellenstätte unter Steinen und im Schlamme sich vor den Lichtstrahlen verbirgt. Der Körper ist lang gestreckt, von 5 mm Länge, es kommen aber auch kleinere Exemplare vor; durch die Protraktion des Körpers kann sich das Thier um etwas verlängern. Dann erscheint es sehr schlank. am Vorderrande fast gerade abgestutzt und in kleine öhrchenförmige Fortsätze — wie bei einer Planaria alpina — sich ausbreitend. Hinter den letzteren befinden sich ziemlich lange, aber seichte Wimpergruben, die weit auffallender sind als bei P. stagnalis; namentlich treten sie als weite und vertiefte Schlitze hervor, wenn das Thier den Pharynx zum Munde herausstreckt (Fig. 67 vj), wobei auch die seitlichen Fortsätze deutlicher zu beiden Körperseiten hervorragen. Nach hinten ist der Körper abgerundet, und hier, wegen des Magens wenig durchsichtig, während der Körpertheil, wo der Pharynx verläuft, sich durch eine große Durchsichtigkeit auszeichnet. Die terminale, ein wenig bauchwärts liegende Mundöffnung führt 142 F. Vejdovsky, in eine dünnwandige, lang ausgezogene Pharynxtasche, deren Längs- faltungen (Fig. 66 pht) namentlich bei der Ausstülpung des Pharynx darauf hinweisen, dass hier eine Längsmuskelschicht vorherrscht. Der leere Raum der Schlundtasche reicht bis etwa zum ersten Fünftel oder Sechstel der Körperlänge und erst hier gewahrt man das Distalende des Pharynx, durch welchen sich P. fontinalis von allen bisher bekann- ten Arten unterscheidet. Es ist eine sehr lange, gleichmäßig breite Röhre, welche der ganzen Länge nach quergestreift ist und ein ziemlich enges Lumen enthält. Zum Vergleiche mit den Schlunden der bisher bekannten Prorhynchusarten muss man dafür halten, dass die Quer- streifung von der Ringmuskulatur herrührt und dass die letztere der ganzen Länge nach gleichmäßig vertheilt ist, so dass man keine Ab- schnitte mit Längs- und Quermuskeln unterscheiden kann. Unter dem Deckgläschen stülpt sich der Pharynx rasch aus und ein, während welcher Vorgänge es sich herausstellt, dass sein äußeres Ende mit einer Anzahl Ausbuchtungen (Fig. 66) versehen ist, die sich einmal wahrscheinlich als Tastpapillen ergeben dürften. Bei der völligen Ausstülpung erweitert sich das freie Ende des Pharynx sehr bedeutend. Der Magen ist ganz undurchsichtig, zu beiden Seiten undeutlich gelappt und bis zur hinteren Körperwand reichend; bei der Feinheit des hinteren Hautmuskelschlauches bricht er sehr oft durch und der Mageninhalt strömt wie durch einen After nach außen. Von der übrigen Organisation der Thieres habe ich nur noch das paarige Gehirnganglion sichergestellt. Jede Hälfte besteht aus einem langausgezogenen Knoten, die sich vor dem Pharynx befinden (Fig. 65 g) und nach vorn durch eine Querkommissur verbunden sind. Nach hinten geht jede Hälfte in einen sehr langen Nerv aus, die zu beiden Seiten des Pharynx verlaufen und sich nicht selten bis zum Magen verfolgen lassen (kn). Nach vorn habe ich zwei kurze und schmale Nerven beobachtet, die sich schräg, scheinbar zu den Wimper- gruben begeben (Fig. 65 vn). Die letztgenannten Gebilde habe ich als die einzigen Sinnesorgane sichergestellt, denn die Augen fehlen bei der uns interessirenden Art. Das ist Alles, was ich an Ort und Stelle über Prorhynchus fonti- nalis mit mäßigen Vergrößerungen ermitteln konnte (ich verfügte da- mals nur tiber ein Obj. E Zeıss). Daher habe ich keine Erfahrungen über die Exkretions- und Geschlechtsorgane. Bezüglich der Vermehrung muss ich bemerken, dass ich in einem Exemplare im hinteren Körper- drittel scheinbare Spuren der Quertheilung beobachtete. Dass Prorhynchus fontinalis eher der subterranen Fauna angehören dürfte, schließe ich aus nachfolgenden Thatsachen: DEE = > Na en a er a ee Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 143 a) dass er völlig weiß, pigmentlos ist, b) dass er mit Ausnahme der Magenwandungen durchsichtig ist, c) dass er der Augen entbehrt, d) dass er lichtscheu ist und unter Steinen und im Schlamme lebt, e) dass er nur an der Stelle gefunden wurde, wo das Wasser un- mittelbar aus der Erde quillt. 2. Prorhynchus hygrophilus n. sp. J. Bavor a K. Pısarovıc ! erwähnen in einer kurzen Mittheilung über das Vorkommen von Rhynchodemus terrestris in Böhmen, dass Herr Dr. A. Srorc in dem Thale von Jarov bei Zbraslav (Königsaal) einen bisher unbekannten Prorhynchus entdeckt hat. Es gelang mir einige Exemplare dieser Art im Herbste 1890 und 1891 zu gewinnen und theile im Nachfolgenden eine lückenhafte Beschreibung ihrer Organi- sation mit. Prorhynchus hygrophilus lebt in dem genannten Thale in der feuchten Erde und unter dem abgefallenen Laube am Ufer eines Bäch- leins, er ist daher hygrophil aber hydrophob, indem es ins Wasser gebracht sofort dasselbe verlässt und an den feuchten Wandungen des Gefäßes schleicht, wo er gehalten wird; es verschluckt mit Vorliebe die Rotatorien, selbst kleine Daphniden, die sich im Wasser befanden, in welches er gebracht wurde. Sonst ist diese Art sehr resistent und bleibt mehrere Tage am Leben in den feuchten Behältern, wo sie ge- züchtet wird; man muss nur die Luft feucht halten. Was also die Lebensweise anbelangt, ist P. hygrophilus dem von pe Man beschrie- benen P. sphyrocephalus (Geocentrophora sphyrocephala de Man) ähn- lich, welche letztere Art von dem genannten Verfasser ebenfalls im Niederland in feuchter Erde gefunden wurde. Die uns beschäftigende Art ist von weißlicher Farbe und höchstens von 3—4 mm Länge. Der vordere Körperrand etwas erweitert und seicht herzförmig eingeschnitten, in welchem Einschnitte ventralwärts die Mundöffnung liegt. Nach hinten verschmälert sich der Körper beim Kriechen (Fig. 69), wenn sich aber das Thier festheftet, so verbreitert sich das Hinterende spatelförmig, wie bei Macrostoma (Fig. 68). Der Körper ist ziemlich durchsichtig, so dass man die Lage der Organe, mit Ausnahme der Exkretionsorgane, leicht verfolgen kann. Im.Leben sieht man den Vorderrand des Körpers mit starren Tastborsten besetzt; ich habe auch bei der homogenen Immersion keine Zitterbewegungen derselben wahrgenommen. Auf der ganzen Oberfläche, namentlich 1 J. BaBor a K. Pısarovic, Rhynchodemus terrestris v Cechäch. Vestnik kräl. spol, nauk. v Praze 4893. ER TEEN 144 F. Vejdovsky, aber am hinteren Körperumfang, sieht man zahlreiche Wärzchen, die mit eben solchen starren Sinnesborsten bedeckt sind (Fig. 68 p). Die Hypodermis der Rückenseite ist im Leben auffallend durch das Vor- handensein von zahlreichen hyalinen Drüsen, die durch ihre runde Gestalt und glänzenden Inhalt aus der grauen Umgebung der Hypo- dermis scharf hervortreten (Fig. 70 hd). Man sieht, dass aus denselben eine scheinbar klebrige Substanz in der Form von glänzenden Läpp- chen heraustritt, ohne sich jedoch vom Körper loszutrennen. Was den Inhalt dieser Drüsen anbelangt, so ist es eine wahr- scheinlich fettartige Substanz, die sich im Alkohol löst und deren Reste sich in Pikrokarmin diffus färben. An Schnitten sieht man nun diese Überreste in der Gestalt von birnförmigen oder abgeflachten Körperchen, welche mit verengten Enden in der Hypodermis stecken, mit dem erweiterten Körper aber zwischen den Längsmuskeln dicht angehäuft sind (Fig. 75, 77, 79, 80 hdd). Niemals kommt in diesen Drüsen ein Kern zum Vorschein. In der Reihe der von mir beobachte- ten Turbellarien kenne ich derartige Elemente der Hypodermis noch bei Bothrioplana bohemica und werde sie weiter unten näher darstellen, sowie auf ihre vermuthliche physiologische Funktion hinweisen. Bei Pr. stagnalis haben die in Rede stehenden Drüsen ScaxeIper und HaLLzz beobachtet, welcher Letztere sie als »Organes en forme d’urne des t&egu- ments« bezeichnet, während v. Kenner sie richtig als Hautdrüsen auffasst. Die ventrale Hypodermis entbehrt der besprochenen Hautdrüsen. Nur ° in dem Vorderkörper habe ich besondere einzellige Elemente gefun- den, welche an Querschnitten durch ihre Größe auffallen, aber von den ersteren durchaus abweichend sind. Es sind meist runde Zellen, deren Körper eigentlich innerhalb der Leibeshöhle sich befindet und die durch allmählich sich verengende Stiele mit der Hypodermis in Ver- bindung stehen (Fig. 75 hdv). Ihr Inhalt ist ein klares Protoplasma, in welchem ein großer runder Kern mit zierlichem Kernnetze vorhanden ist. Die Drüsenzellen liegen in bedeutenden Abständen von einander, so dass an einzelnen Schnitten meist nur drei bis vier solche Ele- mente zum Vorschein kommen. In Fig. 76 (dv) sieht man zwei solche Zellen, die durch einen gemeinschaftlichen Stiel in der Hypodermis stecken. Sonst habe ich die übrigen Komponenten der Hypodermis im frischen Zustande nicht speciell untersucht, und an Schnitten sehe ich nur eine fein gestreifte Schicht, in welcher die Kerne nicht zum Vor- schein kommen. Wahrscheinlich färben sie sich nicht. Die Guticula ist sehr resistent. Nur die Bauchseite des Körpers ist mit Wimpern besetzt (Fig. 75), während die Dorsalseite der letzteren völlig entbehrt. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 145 Daher stimmt Prorhynchus hygrophilus in dieser Hinsicht mit der eben- falls Jandbewohnenden Microplana humicola überein. Von der Leibesmuskulatur verdient namentlich die Längsmuskel- schicht besprochen zu werden. Sie tritt an Querschnitten sehr deutlich hervor und verhält sich verschieden auf der Rückenseite und der Bauchseite. Auf der ersteren sieht man nämlich in ziemlich weiten Abständen von einander sehr lichtbrechende, runde Querschnitte der Längsmuskelfasern, deren feineren Bau mir wegen der Kleinheit nicht zu ermitteln gelang. Sie sind in eine wahrscheinlich feinkörnige, nur recht schwach diffus sich färbende Grundsubstanz eingelagert (Fig. 75, 79, 80, 81 Imd). Die Längsmuskelfasern der Bauchseite sind dagegen dicht an einander gedrängt, an Querschnitten trapezförmig und wegen der Höhe und Differenzirung der Substanzen allerdings nur mit den stärksten Systemen viel verlässlicher zu ermitteln (Fig. 75, 77, 76, 79 Imv). Man sieht hier, dass die lichtbrechenden, farblosen Feldchen mit dunkleren Intervallen alterniren; die letzteren stellen offenbar wieder die intermuskuläre Substanz vor, während die hyalinen Feld- chen den eigentlichen Muskelfasern angehören. Bedient man sich nun der homogenen Immersion, so ist der Bau derselben ziemlich verläss- lich festzustellen. Man erkennt, dass jeder Muskelquerschnitt aus einer hyalinen Grundsubstanz und der lateralen Rindensubstanz besteht. Wählt man noch zur Beobachtung solche Partien, die ein wenig schräg geschnitten wurden, so erkennt man auch die feinsten Komponenten der kontraktilen Substanz. Sie erscheint zu beiden Seiten einer jeden Muskelfaser als eine dunkle Lamelle, die aus feinen Pünktchen zu- sammengesetzt ist (Fig. 90 /mv). Diese Pünktchen stellen wieder Quer- schnitte der ungemein feinen Fibrillen dar, die wohl der Länge der Muskelfasern nach verlaufen. Die Grundsubstanz der Muskelfasern scheint homogen zu sein, indessen ist es recht schwierig sich von deren Struktur zu überzeugen. Ich begnüge mich daher mit der Feststellung der Thatsache, dass bei dem geschilderten Turbellar der Bau der Muskelfasern wesentlich der- selbe ist, wie ich ihn unlängst bei Gordiiden dargestellt habe. Es ist indessen die Frage zu beantworten, ob die erkannten Muskelfasern je einer Zelle entsprechen, oder mehrere Muskelfasern aus einer Zelle entstanden sind. Ich glaube diese Frage nur in dem letzteren Sinne beantworten zu müssen. Zunächst findet man in der Längsmuskel- schicht nirgends einen Zellkern; die Fasern sind durchaus kernlos. Aber an jedem Schnitte findet man, dass eine Anzahl von Muskel- fasern von je einer großen Zelle bedeckt sind; einmal erscheint es, dass die Zelle isolirt ist, ein anderes Mal reihen sich mehrere Zellen an Zeitschrift f, wissensch. Zoologie. LX. Bd, 40 146 F, Vejdovsky, einander, dass sie förmlich ein Epithel vorstellen (Fig. 79 pz). Diese Zellen sind so auffallend durch ihre Zugehörigkeit zum Hautmuskel- schlauche, dass es mir schien dieselben als ein Homologon einer » Peritonealmembran« betrachten zu müssen. Keinesfalls darf man sie aber so einfach zum konventionellen Parenchym zurechnen. Ich be- trachte sie einfach als Muskelzellen, deren basaler Theil sich zu mehreren Muskelfasern differenzirt hat, wähsen der übrige u mit dem Kerne als Sarkoplasma funktionirt. Noch auffallender sind diese Verhältnisse auf der dorsalen Längs- muskelschicht, wo die großen Kerne der Intermuskularsubstanz so dicht anliegen (Fig. 91 mz), dass man sie füglich als Kerne der Muskel- zellen betrachten muss [in Fig. 80 (mz) sieht man zwei solche in der Theilung begriffene Kerne]. Dabei würde die oben erwähnte fein- ‘körnige Substanz, in welcher die Muskelfasern der Rückenseite ein- gebettet sind, als Sarkoplasma zu deuten sein (vgl. auch die weiter unten folgenden Angaben über die Leibesmuskulatur von Bothrioplana). Die dorsoventralen Muskeln (Fig. 75 ete. dvm) sind bald einfach, bald an beiden Enden verästelt. Die in dem engen Raume zwischen dem Darm und Keimdotterstocke hinziehenden Transversalmuskeln (Fig. 88 im) sind ebenfalls kernführend. Der durch den eben beschriebenen Hautmuskelschlauch, zu dem ich also noch die Deckzellen der Längsmuskelschicht (Fig. 79 pz) rechne, umgebene Leibesraum ist neben den weiter unten dargestellten Or- ganen von dem sog. Parenchym eingenommen, welches bei Prorhynchus hygrophilus aus zwei verschieden sich gestaltenden Komponenten besteht. Von den einen Elementen dieses Gewebes kann man an Prä- paraten nur die großen (0,008 mm) und mit reichlichem Chromatinnetze versehenen Kerne statuiren, da das Plasma der Zellen wahrschein- lich durch die angewandten Reagentien (Chromosmiumessigsäure- Platinchlorid) zerstört ist. Diese Elemente sind vorzugsweise in dem Vorderkörper zwischen den Dorsoventralmuskeln angehäuft (Fig. 75, 91, 77 p), in spärlicherer Menge findet man sie auch weiter nach hinten (Fig. 81 p) zwischen den verästelten Parenchymzellen. Diese stellen den zweiten Bestandtheil des sog. Parenchyms vor und erfüllen den weit größeren Theil der Leibeshöhle zwischen dem Darme und dem Hautmuskelschlauche. Sie sind bereits in lebenden Thieren kenntlich. erstens durch ihre lappenförmige Vertheilung zu beiden Seiten des Darmes (Fig. 68 pnz), indem sie mit den Seitenläppchen des letzteren alterniren, und zweitens durch ihre tiefbraune Farbe. Am besten sieht man ihre Vertheilung an Querschnitten (Fig. 79 pnz), wo sie sowohl durch ihre großen, intensiver sich färbenden Kerne, als durch ihren Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 147 grobkörnigen, glänzenden Inhalt und durch ihre seitlichen Verästelun- gen sehr auffallend sind. | In der Form und Färbung, wie dieses »Parenchym« in den lebenden _ Thieren vertheilt ist, machte es auf mich den Eindruck, als hätte man es hier mit Elementen drüsiger Natur zuthun. Thatsächlich gelang mir an geeigneten Schnitten sicherzustellen, dass wenigstens einzelne dieser Zellen sich in einen kanalartigen Fortsatz verlängerten, dessen Inhalt sich von dem grobkörnigen des Zellleibes unterscheidet (Fig. 81 pnz). In dem Ausführungsgange findet man große lichtbrechende Kügelchen dicht neben einander und der Reihe nach angeordnet. Allerdings aber vermag ich nicht anzugeben, wo und auf welche Weise diese »Drüsen« nach außen münden. Sonst findet man zwischen den »Parenchymzellen« zahlreiche und größere Lücken, namentlich in der hinteren Körperregion in der Um- gebung des Darmes und der Geschlechtsorgane (vgl. Fig. 84, 85, 86, 88). Die Darmwandung pflegt hier mit einzelnen ganz isolirten Zellen besetzt zu sein (Fig. 82 pz). Schließlich muss ich auf große Drüsen hinweisen, welche zu beiden Seiten der Mundöffnung nach außen münden und wahrscheinlich den Schleimdrüsen anderer Turbellarien entsprechen (Fig. 54 d). Durch ihre enorme Länge und ihren grauen grobkörnigen Inhalt sind sie bei der Beobachtung des lebenden Thieres sehr auffallend. Sie reichen bis hinter den Pharynx, verschmälern sich dann weiter nach vorn zu engen Ausführungsgängen, welche letzteren ebenfalls mit demselben drüsigen Inhalte erfüllt sind, wie der lang ausgezogene, schräg abge- stutzte Zellkörper (Fig. 57). Prorhynchus hygrophilus entbehrt der Stäbchen überhaupt, während Braun bei seinem P. curvistylus »nur am hinteren Körperende stäbchen- artige Bildungen« beobachtete. Über die Beziehungen des Pharynx zur Schlundtasche habe ich keine Erfahrungen, da ich Längsschnitte nicht verfertigt habe. Die Lage desselben ist sonst in Fig. 68 und 69 ersichtlich und in Fig. 72 und 73 erkennt man dessen Abschnitte, nämlich den vorderen längs- gestreiften (lm), und den hinteren, tonnenförmigen und quergestreiften Abschnitt (rm); in dieser Gestalt scheint der Pharynx von P. hygro- philus mit dem P. curvistylus übereinzustimmen, denn wie Braun angiebt, findet man die entsprechende Streifung auf dem ähnlich sich gestalten- den Pharynx der genannten Art. Auch hat der genannte Forscher die Vertheilung namentlich der Ringmuskelfasern ganz genau dargestellt. Die sonstigen Angaben von Haıırz, v. KenseL, Braun und DE Man hoffe ich durch die nachfolgende Beschreibung des Pharynx und Magens von 10* 148 F, Vejdovsky, P. hygrophilus zu vervollständigen. Der vordere Abschnitt des Pharynx besteht aus den normalen Muskelschichten, welche für den tonnen- förmigen Pharynx nach v. Grarr charakteristisch sind. Dieser Theil ist sehr protraktil und wird wahrscheinlich nur bei der Nahrungsauf- nahme zur Mundöffnung hervorgestülpt. In dieser Region sind sowohl die inneren als äußeren Längs- und Ringmuskelfasern sehr schwach, nämlich einschichtig vorhanden und ein solcher Querschnitt des Pha- rynx erinnert an dieselben Verhältnisse, welche wir bei Opistoma und überhaupt bei den tonnenförmigen Schlunden kennen (Fig. 91). Man sieht hier nämlich zu äußerst eine einschichtige Längsmuskelschicht (lz) mit der darunter liegenden Ringmuskelschicht. In dem inneren Lumen habe ich aber, im Gegensatze zu v. KenneL, kein Epithel sicherstellen können; hier tritt eine feinkörnige, nach innen mit einer Guticula scharf umrandete Substanz hervor, in welcher eben die inneren Längs- muskelfasern vertheilt und von einer einfachen Ringmuskelschicht umgeben sind (Fig. 9 Li). Zwischen der äußeren und inneren Muscularis sind nun die Radial- muskeln ausgespannt (rm), mit denen wieder, wie bei Opistoma, die Speicheldrüsen mit großen, runden und dem äußeren Rande des Pha- rynx genäherten Kernen alterniren. Während der Beobachtung des Pharynx im lebenden Zustande treten diese Kerne sehr schön hervor und ihre Anordnung verleiht dem Ganzen das Aussehen, als hätte man es hier mit einer epithelialen Umhüllung des Pharynx zu thun (vgl. Fig. 72, 73). Natürlich erscheint die eben beschriebene Anordnung der Pharynxkomponenten erst während der mächtigen Protraktion des vorderen Abschnittes. In dem hinteren Abschnitte nimmt dagegen die innere Ringmuskelschicht überhand, während die übrigen Schichten sich gleich wie im vorderen Abschnitte verhalten. In Fig. 92 ist ein Querschnitt des hinteren Abschnittes reprodueirt. Man findet nach außen wieder je eine einfache Längs- und Ring- muskelschicht (lz), dann die Radialmuskeln mit den Speicheldrüsen und die innere, hier fünfschichtige Ringmuskulatur (rim), worauf die einfache innere Längsmuskellage folgt (im). In anderen Schnitten wird die innere Ringmuskelschicht noch mächtiger, das innere Pharynx- lumen dann dreistrahlig, eng und mit scharfen Kanten wie im Pharynx der Nematoden ausgerüstet. Die Ringmuskelfasern dieser inneren Schicht sind quergestreift, wie man sich verlässlich an lebenden Thieren (mit starken Vergröße- rungen, Fig. 74) überzeugen kann. Weniger überzeugend tritt diese Querstreifung an Schnitten hervor, wobei sie als feine Querstrichelchen zum Vorschein kommt. Allerdings darf man diese Querstrichelung Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 149 nicht immer mit der Querstreifung der Muskelfasern identifieiren, da die Ringmuskelschicht von den Radialmuskeln durchsetzt wird. An der Grenze zwischen dem Pharynx und dem Darm, welche Stelle an Querschnitten als sphincterartigeingeschnürt erscheint, mündet jederseits eine Gruppe von kugeligen, mit hyalinem Plasma und runden Kernen versehenen Drüsen (Fig. 68 phd). Ähnliche Drüsen erwähnt Harızz bei Pr. stagnalis, bei welchen er, sowie bei Pr. curvistylus BRAUN an Schnitten Andeutungen davon gefunden hat. Der Darm ist regelmäßig gelappt, allerdings sind die seitlichen Ausbuchtungen sehr stumpf, so dass sie an Querschnitten leicht über- sehen werden können (Fig. 88 dl); nichtsdestoweniger unterscheiden sie sich histologisch von den übrigen Wandungen des Darmes, indem sie aus kleineren Zellen bestehen. An lebenden Thieren habe ich 26 solche seitliche Lappen sichergestellt. Die histologische Struktur der Darmzellen richtet sich nach dem, ob man ein hungerndes oder gut genährtes Thier untersucht. Die ab- gebildeten Querschnitte des Darmes (Fig. 79, 86, 88 d) sind aus dem zwei Tage hungernden Thiere verfertigt und man sieht, dass die Zellen aus einem klaren Plasma bestehen, in welchem ein großer, runder Kern auf dem äußeren Zellrande liegt. Im anderen Falle sind die Darmzellen stark angeschwollen und mit grobkörnigem, wahrscheinlich fettartigem Inhalte erfüllt. In diesem Zustande hat sie v. Kenxer (l. c. Taf. VII, Fig. 11) abgebildet. Das Gehirnganglion liegt wie bei den bekannten Arten, vor dem Pharynx, über der Schlundtasche (Fig. 68 g); es besteht aus zwei lang ausgezogenen Ganglien, die durch eine schmale Querkommissur ver- bunden sind. Von den Seitennerven habe ich nur die hinteren Äste unzulänglich beobachtet. Viel interessanter gestalten sich die faserigen Nervenäste, welche aus den Gehirnhälften, etwa in der Mitte, ausgehen und sich über dem Schlunde zu feinen Nervenzweigen verästeln. Es sind dies Nerven, die an lebenden Thieren sehr überzeugend zu ver- folgen sind und gewiss den Gehirnnerven entsprechen, welche in gleichen Verhältnissen am Schlunde gewisser Annulaten, z. B. Chäto- gaster, längst bekannt sind. Noch interessanter ist die ventrale Schlundkommissur, welche die beiden Gehirnhälften von der Bauchseite verbindet und somit die Schlundtasche von unten umarmt (Fig. 77 vsn). Sie unterscheidet sich von der dorsalen Schlundkommissur (Fig. 77 ds, 91 cm) nur durch ihren histologischen Bau; die letztere besteht, wie die Gehirnganglien, aus den Ganglienzellen und dem neuralen Reticulum, während die ven- trale Kommissur nur aus Ganglienzellen gebildet ist (Fig. 93). Die 150 F. Vejdovsky, letzteren sind sehr große Elemente mit eben so großen ovalen oder runden Kernen; ich habe nur bipolare Ganglienzellen in dieser Schlund- kommissur sichergestellt, und zwar verlaufen die beiden Ganglienzell- fortsätze in der Richtung der Kommissur. Die Ganglienzellenschicht der Gehirnganglien und der oberen Schlundkommissur ist sehr scharf von dem darunter liegenden Reti- culum getrennt (Fig. 91 gzs), allerdings aber sieht man nur die großen runden Kerne der Ganglienzellen, indem durch das Zellplasma die Reagensflüssigkeiten zerstört sind. Von den Sinnesorganen habe ich die vorderen Sinnesborsten und die mit ockergelbem Pigment versehenen Augen beobachtet, während über die Beschaffenheit der für Prorhynchus so charakteristischen Wimpergrübchen ich leider keine Erfahrung habe. Indessen hat pe Man dieselben bei dem ebenfalls landbewohnenden P. sphyrocephalus sicher- gestellt, so dass es sehr wahrscheinlich ist, dass sie auch bei P. hygro- philus vorhanden sind. Eben so wenig kann ich eine detaillirte Darstellung des Exkre- tionssystems geben; nach alle dem, was mir bekannt ist, kann man dafür halten, dass sich die Pronephridien eben so verhalten wie bei P. stagnalis. Die Wimperläppchen sind vornehmlich im vorderen Körper, zu beiden Seiten der Schleimdrüsen (Fig. 74 nf) und vor den Gehirnganglien (Fig. 78 nf) vorhanden. Die Geschlechtsorgane. Ich untersuchte die in Rede stehende Art immer nur im Oktober und fand bei allen Exemplaren, dass der männliche Geschlechtsapparat bereits meist ganz degenerirt war, wäh- rend die weiblichen Geschlechtsdrüsen noch in voller Thätigkeit sich befanden. Nach diesen Beobachtungen, sowie nach den Mittheilungen meiner Vorgänger, die sich mit dieser Frage befasst haben, ist es sicher, dass Prorhynchus einen proterandrischen Zwitter vorstellt. Nach v. Kenner und Braun darf als festgestellt angesehen werden, dass die Hoden von Prorhynchus zu beiden Seiten des Darmes als kleine rundliche Follikel angelegt werden, von denen der letztgenannte Autor zwei bis drei Paar neben dem Darme gefunden hat, während sie v. Kenner als »bald näher zusammengerückt, bald weiter von einander entfernt, Anfangs in einfacher, später in unregelmäßig mehrfacher Reihe nicht ganz bis zum Hinterende des Thieres« vertheilte Bläschen beschreibt. In meinen Schnittserien habe ich nur drei solche Hodenfollikel ge- funden, die aber schon nicht mehr thätig waren. Sie liegen dicht an den Seiten des Darmes (Fig. 79 t, 88 ti) und stellen länglichrunde Bläschen vor, welche 0,018 mm in der Breite und fast eben so viel in der Länge halten. In Fig. 88 i sieht man fünf kleine Zellen eines Follikels mit Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 151 runden Kernen. Ein älterer Follikel ist in Fig. 83 dargestellt, und man sieht hier sechs derartige Follikelzellen (ep), und nebstdem zwei größere feinkörnige mit einem intensiv sich färbenden Kern versehene Zellen, die dem äußeren Aussehen nach den weiter unten beschriebenen jüngsten weiblichen Geschlechtszellen gleich sind. Die von anderen Arten bekannte Vesicula seminalis ist überhaupt in meinen Präparaten nicht vorhanden, und nur den Ausführungsgang kann man in der vorderen Körperregion statuiren. In die Schlundtasche mündet nämlich etwas seitlich auf der Bauch- seite ein weiter Gang (Fig. 92 pt), bestehend aus einer Muscularis, in welcher vornehmlich die Längsmuskelfasern sehr schön hervortreten. Diesen muskulösen Gang verfolgt man einige Schnitte nach hinten, wo er einen zelligen, Anfangs lumenlosen Strang (Fig. 94 p) enthält. Noch weiter nach hinten ist der Strang hohl, und stellt einen Kanal vor, welcher wahrscheinlich dem als »Ductus ejaculatorius« betrachteten Ausführungsgang des Hoden (Fig. 81 pn) entspricht. Das Ganze ist aber in der Weise atrophirt, dass man von dem chitinösen Kopulations- organ anderer Arten keine Spur mehr findet. Es ist daher möglich, dass das letztgenannte Organ nach der vollbrachten Begattung ab- geworfen wird. Über die weiblichen Organe habe ich nachfolgende Erfahrungen. Der hintere Theil des Keimdotterstockes ist ziemlich kurz, und man beobachtet in den lebenden Thieren den hintersten Abschnitt mit indifferenten Geschlechtszellen, weiter nach vorn die median liegenden Keime (Fig. 69 As) in einer Reihe angeordnet und‘von den sich bilden- den Dotterzellen (ds) umgeben. Der vordere- Abschnitt stellt eine voluminöse, undurchsichtige und dotterreiche Masse vor, in welcher zahlreiche glänzende, meist eingeschnürte, aber auch mehrlappige Körperchen eingebettet sind. In der Mitte der Bauchseite liegt eine ziemlich große, runde und scharf kontourirte weibliche Geschlechts- öffnung (Fig. 69 po). Genauer belehrt man sich über diese Verhältnisse an Querschnitten, von denen der in Fig. 84 reproducirte durch die hinterste Region des Keimdotterstockes geführt wurde. In einer geräumigen Höhle, welche von oben durch die Darm- wandung (d) und von beiden Seiten durch die Dorsoventralmuskeln [welche mit epithelartig angeordneten »Parenchymzellen « (pz) bekleidet werden] begrenzt ist, liegt eine Gruppe von Zellen, von denen die inneren vier scharf begrenzt sind und die Geschlechtszellen (992) vor- stellen, während die äußeren drei, welche sich durch ein klares Plasma auszeichnen, als Deckzellen (dz) bezeichnet werden können. Die Ge- 152 F. Vejdovsky, schlechtszellen haben ein feinkörniges Protoplasma mit einem kleinen intensiv sich färbenden Kerne. Sie entsprechen den größeren Zellen, welche wir in dem Hodenfollikel gefunden haben (vgl. Fig. 83 s). Weiter nach vorn vergrößert sich eine der Geschlechtszellen und ist vornehmlich durch ihren großen bläschenförmigen Kern auffallend (Fig. 84’ kz); die übrigen Geschlechtszellen vergrößern sich zwar auch merklich (Fig. 84’ fz), indessen ist ihr histologischer Charakter nach wie vor derselbe. Wir werden die große Zelle weiter als die Keim- zelle, die peripheren als Follikelzellen bezeichnen. Die Deckzellen bleiben unverändert. In den weiteren nach vorn fortschreitenden Schnitten wiederholen sich derartige Bilder etwa fünf- bis sechsmal, dann aber schwillt die Geschlechtsdrüse an, und nach einigen Schnitten erscheint das in Fig. 85 abgebildete. Die Follikelzellen (fz) sind hier zierlich epithel- artig angeordnet, ihr Inhalt ist grobkörnig, offenbar zu Dotterkügelchen umgewandelt, während die Kerne die ursprüngliche Gestalt und Größe beibehalten. Die Deckzellen (dz) bedecken di@Follikelzellen wie früher, sind aber sehr abgeflacht. Innerhalb des Follikels sieht man nun die große Keimzelle (kz) mit einem klaren Plasma und großem ovalen Kerne, dessen chromatische Substanz sehr intensiv sich mit Pikrokamin imbibirt hat, während das früher punktförmige Kernkörperchen eine biskuit- förmige Gestalt angenommen hat und sich nur gelb färbt. In den besprochenen Gestaltsverhältnissen findet man die sich bildende Keimzelle in dem hinteren Abschnitt des Keimdotterstockes. Anders dagegen in dem vorderen, wo wir während des Lebens einen großen undurchsichtigen Körper gesehen haben, in welchem die stark glänzenden Kugeln eingebettet waren. Nach meinen Schnitten sind es ebenfalls zwei Follikel, welche zwei in der Entwicklung fortge- schrittene Eizellen aufbewahren. Die Follikelzellen gestalten sich jetzt aber als mächtige Dotterzellen, welche die Größe der Eizelle er- reichen, oder noch voluminöser sind. Von diesem Abschnitte habe ich zwei Schnitte in Fig. 86 und 88 veranschaulicht. In der ersteren sieht man nur die Dotterzellen, in der letzteren ist auch die Keimzelle mit getroffen. Sowohl die letztere als die Dotterzellen sind hier sehr auffallend durch ihre Struktur. Die - Dotterzellen sind sehr groß, vielseitig, mit Dotterkügelchen erfüllt, zwischen welchen der Kern liegt (dz). Der letztere ist sehr eigenthüm- lich modificeirt, indem seine Gerüstsubstanz mit feinkörniger chroma- tischer Substanz nur in einer schmalen Zone um das Kernkörperchen vertheilt ist (Fig. 87 a, b). Am auffallendsten sind die Kernkörperchen der Dotterzellen; es sind große, aus homogener, in Pikrokarmin gelb Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 153 sich färbender Substanz bestehende Gebilde, die nicht die gewöhn- liche kugelige Gestalt bewahren, sondern immer in Theilung begriffen sind. Man findet meist doppelte Kernkörperchen (Fig. 87 a), deren Hälften durch eine ziemlich tiefe Furche von einander getrennt sind und die eine centrale Höhlung erkennen lassen. Nebstdem findet man in Drei- selbst Viertheilung begriffene Kernkörperchen (Fig. 87 b). Die glänzenden Körper, welche wir im lebenden Zustande erwähnt haben, sind also die eben beschriebenen Kernkörperchen der Dotterzellen- kerne. Id Welche Bedeutung die so auffallenden Kernkörperchen haben, kann man schwierig entscheiden, meiner Ansicht nach darf man ihnen keine wesentliche Funktion zuschreiben; ich glaube aber, dass man es hier mit einer Hypertrophie der normalen Kernkörperchen zu thun hat, welche schließlich zur Degeneration der Kerne führt. Diese Ansicht glaube ich durch die Vergleichung der eben so großen Kernkörperchen in den erwachsenen Eiern der Najaden, von Sternaspis etc. unter- stützen zu können, wo dieselben bei der Reifung des Eies keine wesent- liche Rolle spielen. Außerdem zeichnet sich auch die Eizelle von Pro- rhynchus, die sich innerhalb der beschriebenen Dotterzellen befindet, durch das sich gleichgestaliende Kernkörperchen aus (Fig. 89 X). Hier liegt es excentrisch in einem großen, chromatinarmen und bläschen- förmigen Kerne, welcher durch eine Membran von dem umliegenden Protoplasma scharf abgegrenzt ist (Fig. 89 j). Das letztere stellt eine dichte Substanz vor, deren Gerüst sich in Pikrokarmin intensiv roth imbibirt. Man kann hier aber keinesfalls von einem Dotter sprechen, wie denselben früher Ep. van BEnEDEn und Harızz innerhalb der reifen Keimzelle anzunehmen geneigt waren. Diese Plasmamasse (Fig. 89 pl) ist ziemlich scharf abgegrenzt von einer äußeren, hyalinen und fein porösen Schicht, welche das Ei an der ganzen Peripherie umgiebt (Fig. 89 um). In den jüngeren Stadien war dieselbe nicht vorhanden, wesshalb man sie als eine neue, inner- halb der Dotterzellen gebildete Schicht deuten muss. Es ist also eine der Dottermembran anderer Eier entsprechende Umhüllung, welche offenbar von den umliegenden Dotterzellen ausgeschieden wurde. Braun spricht bei P. curvistylus noch von einem accessorischen Dotterstock, welcher sich zwischen dem »Ovarium« und dem Pharynx befinden und »offenbar zur weiblichen Geschlechtsöffnung« in gewissen Beziehungen stehen soll. Bei Pr. hygrophilus kann von einem solchen accessorischen Dotterstocke keine Rede sein. Wenn ich aber die Abbildung Braun’s (Taf. II, Fig. 7 Dr) mit meiner Fig. 69 vergleiche, so scheint es mir, dass die von Braun erwähnten 154 FR, Vejdovsky, Drüsen mit den in meiner Abbildung als pnz bezeichneten » Parenchym- zellen« übereinstimmen, die aber in der ganzen Länge des Körpers, und wie die Schnittserien zeigen, zu beiden Seiten des Darmes sich wiederholen. Zu dem beschriebenen Keimdotterstocke sowie zur Geschlechtsöffnung habe ich keine Beziehungen derselben statuiren können. Prorhynchus hygrophilus ist der zweite Repräsentant dieser Gattung, welcher sich dem Leben in feuchter Erde angepasst hat. Bekanntlich hat pe Man zuerst P. sphyrocephalus kennen gelehrt, welcher in den- selben Verhältnissen in Holland aufgefunden wurde. Beide Arten sind aber bezüglich der Organisation so ähnlich, dass ich ursprünglich dafür hielt, dass die bei Prag gefundene Form identisch ist mit der von DE Man beschriebenen. Es giebt nur wenige Charaktere, durch welche sie sich unterscheiden, vornehmlich die Größe, die bei P. sphyrocephalus 1 mm und nach v. Grarr 1,5 mm, und dann der Vorderrand des Körpers. Die Form des Penis ist bei der böhmischen Art nicht bekannt, indessen giebt es keinen Grund die Arten zu identificiren, zumal P. sphyro- cephalus mit Stäbchen versehen ist. Es wollte mir eher scheinen, dass mein P. hygrophilus mit dem von v. Kenner beschriebenen P. appla- natus nach der äußeren Körpergestalt übereinstimmt und dass diese letztere Art in anderen Gegenden im Wasser leben kann, während sie sich bei uns dem Landleben angepasst hat. Die letztgenannte Art wurde von Kenner in den stark bewachsenen Teichen auf Trinidad gefunden, ist 3—4 mm lang, und nach der Beschreibung und Abbildung des Autors hat sie dieselben Charaktere des Körpers und dessen Organe, wie P. hygrophilus. Nur der Darm ist bei der Trinidadschen Art abweichend; er stellt nämlich ein sehr dünnes, gerade gestrecktes Rohr vom Hinter- ende des Pharynx vor und durchzieht den Körper bis fast zum Hinter- ende; »ein Blindsack von derselben Gestalt erstreckt sich aber auch nach vorn unterhalb des Pharynx bei voller Streckung des Thieres im lebenden Zustand und reicht mindestens bis an die Hälfte des Schlund- kopfes«. Dieser Blindsack fehlt bei P. hygrophilus. Weiter heißt es bei v. Kenner: »Der ganze Darm, auch dieses Divertikel ist in seiner ganzen Länge besetzt mit einer großen Zahl seitlicher Blindsäcke, welche schmale, senkrecht stehende Taschen darstellen, in dichter Folge recht- winklig vom Darmrohr abtreten und die ganze Breite des Thierchens bis unter den Hautmuskelschlauch durchsetzen. Sie sind gänzlich unver- ästelt und ihre Lagerung so dicht hinter einander, dass der Darm fast regelmäßig segmentirt erscheint, da die Unregelmäßigkeiten auf den beiden Seiten in Folge der dichten Stellung kaum auffallen. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 155 Dies ist der wesentlichste Unterschied zwischen P. applanutus und hygrophilus; denn über den Geschlechtsapparat berichtet v. KenneL nur so viel, dass er ebenfalls die männlichen Geschlechtsorgane nicht fand und vermuthet daher, dass diese sich überhaupt sehr spät anlegen, was im Vergleiche mit P. hygrophilus kaum zutreffend ist, indem wir wissen dass bei der letzteren Art im Oktober nur der degenerirte Penis und auch die Hodenfollikel vorhanden waren (v. Kenner beobachtete P. appla- natus noch am 20. Februar). Weibliche Geschlechtsdrüsen verhielten sich wahrscheinlich wie bei unserer Art. Durch die vorstehende Darstellung ist keinesfalls die Fauna der Prorhynchiden Böhmens erschöpft. Nach einer mündlichen Mittheilung von Mrazek und nach flüchtigen Abbildungen desselben leben in den fließenden Wässern bei Pribram noch zwei Arten, die sich sowohl durch die äußere Körpergestalt als durch ihre Größe von allen bekann- ten Arten unterscheiden. Dieselben sollen aber sehr empfindlich gegen die Verletzungen sein, so dass sie beim Transporte nach Prag immer zu Grunde gingen. V. Zur Kenntnis der Macrostomiden. (Fig. 95—1 02.) In einem Aufgusse von Chotebor fand ich mehrere Individuen eines neuen Macrostoma, dessen Charaktere eine Erweiterung der Dia- gnose der Makrostomiden veranlassen kann. Es ist ein kleines, kaum 1,5—2 mm langes Turbellar mit dem hinteren schaufelförmig erweiterten »Schwanze« und den vorderen fast gerade abgestumpften Vorderrande des Körpers. Durch die äußerst zahlreichen Stäbchenpackete in der Hypodermis ist dessen innere Organisation ziemlich schwierig zu er- mitteln, obwohl der Körper verhältnismäßig durchsichtig und farblos ist. Die Wimpern und Geißelhaare verhalten sich in derselben Weise wie bei M. hystric, eben so wie die Rhabditenpackete und Klebzellen in dem hintersten Körperabschnitte. Auch das Gehirnganglion ist huf- eisenförmig wie bei der letztgenannten Art. Aber die Augen sind un- gemein klein, punktförmig und befinden sich unter der Haut, an deren Oberfläche man über den Augenflecken einen hellen, grübchenartigen Saum wahrnimmt, in dessen Grunde die Augen liegen. Leider habe ich die Schnitimethode nicht angewandt, um das Verhältnis der schein- baren Grübchen zu den Augenflecken näher zu präeisiren. Neben den Augen und Sinnesgeißeln ist Macrostoma obtusum — so will ich die Art bezeichnen — mit Seitengrübchen versehen, wodurch es sich von allen Macrostoma-Arten unterscheidet. Diese Grübchen liegen zu beiden 156 F. Vejdovsky, Körperseiten etwa in der Höhe der Mundöffnung, doch sind sie ziemlich schwierig zu entdecken; bei den schwimmenden Exemplaren’gelang es mir überhaupt nicht sie zu finden. Erst wenn das Thier sich zu bewegen aufhört und sich nun mehr oder weniger kontrahirt, erscheinen auf der Bauchseite in der erwähnten Körperregion zwei deutliche und tiefe Grüb- chen, welche denselben Organen der Stenostomiden, Prorhynchiden und Mikrostomiden entsprechen. Man sieht hier eine hypodermale Einstül- pung, es gelang mir aber keine gangliöse Anschwellung der feinen Nervenäste an der Basis derselben sicherzustellen. Die erwähnten Nerven ziehen schräg vom Gehirnganglion bis zu den Grübchen. Be- sondere, auffallend lange Flimmercilien in den Seitengrübchen habe ich auch nicht gefunden. Die Mundöffnung stellt einen schmalen Längsspalt vor wie bei M. hystrix und führt in einen sehr kontraktilen Pharynx simplex. Der- selbe stülpt sich bei der Nahrungsaufnahme nicht aus, sondern öffnet sich und durch zwei Paar Dilatatores Pharyngis erweitert er sich in dem Maße, dass sogar die Magenzellen nach außen gähnen. Dabei werden die unverdauten Nahrungspartikeln, als die Diatomeenschalen, Difflugiengehäuse etc. ausgespuckt. Die erwähnten Dilatatoren ver- laufen schräg nach links und rechts von der Mundöffnung zur Leibes- wand. Zahlreiche verästelte Speicheldrüsen münden in das Pharynx- lumen ein (Fig. 99). Sowohl der Pharynx als der Magen sind mit äußerst feinen Wimpern, wie bei M. hystrix, ausgestattet. Das Exkretionssystem der Makrostomiden ist meines Wissens nach nicht bekannt, indem nur einzelne Theite derselben bisher beobachtet wurden. Bei einem sehr durchsichtigen Exemplare von M. obtusum gelang es mir wenigstens die gröbere Vertheilung der Pronephridialkanälchen zu ermitteln. Dieselben sind aber so fein, dass man die stärksten Vergrößerungen anwenden muss, um sie im Zusammenhange verfolgen zu können. Zu beiden Seiten des Körpers findet man je ein dicht gewundenes Kanälchen (Fig. 97), welches von hinten bis zum vorderen Körperrande im Parenchym hinzieht, hier sich wieder nach hinten wen- det, weiter aber wegen des Magens nicht zu ermitteln ist. Etwa in. der Körpermitte sieht man aber zu beiden Seiten stärkere Kanälchen, die sich durch ihren hyalinen Inhalt verrathen und bis zum hintersten Körperende gerade verlaufen. Dieselben stellen offenbar die Aus- führungskanäle des vorderen Exkretionsapparates vor, indem sie sich in dem »Schwanze« vereinigen und eine ampullenartige Erweiterung bilden, die durch eine ziemlich große Öffnung nach außen mündet (Fig. 98). In den Kanälchen habe ich keine Wimpern sicherstellen können. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien, 157 Durch die Geschlechtsorgane nähert sich M. obtusum der alten Art M. hystrix, unterscheidet sich aber von derselben durch einige Eigen- thümlichkeiten. Den männlichen Geschlechtsapparat beobachtete ich im November und December, während die weiblichen Geschlechts- organe mir fast gänzlich unbekannt sind. Zwei kleine, birnförmige Hoden liegen auf der Bauchseite (Fig. 81 {) unweit hinter dem Pharynx. Sie gehen in äußerst zarte Samenleiter über, die gerade zu beiden Seiten des Körpers nach hinten ziehen (df) und in der Region, wo der Magen aufhört, in eine voluminöse Vesicula seminalis einmünden (vs). In den Hoden habe ich lebhaft sich bewe- gende Spermatozoen eben so wie in den Samenleitern beobachtet, aber in der größten Menge sind dieselben in der Samenblase angehäuft. Das letzterwähnte Organ ist fast kugelförmig (Fig. 100), in dem unteren Theile von einem flachen Wimperepithel begrenzt (Fig. 100 wp). Die obere Hälfte ist von großen, keilförmigen Drüsenzellen (Fig. 100, 4104 d) eingenommen, welche rosettenartig um die Einmündung der Samenleiter angeordnet sind. Die weite Höhle der Samenblase ist mit einer hyalinen Flüssigkeit erfüllt, in welcher die Spermatozoen zu Bündeln vereinigt oder einzeln sich lebhaft bewegen. Durch ihre Gestalt sind die Spermatozoen von M. oblusum völlig verschieden von denen von M. hystrix. Es ist ein feiner langer Faden, der sich auf dem einen Ende wellenförmig bewegt, auf dem anderen Ende aber spindelförmig angeschwollen und gesäumt ist (Fig. 102). Diese Spermaspindel ist aus einer hyalinen Substanz gebildet, während die Säume aus demselben feinkörnigen Plasma gebildet sind wie der fadenförmige Abschnitt; in diesem Theile befindet sich der stäbcehenartige Kern. Der lange, dünnwandige Ausführungsgang der Samenblase (Fig. 100 ag) ist bogenförmig und meist mit Spermatozoen erfüllt, wo- durch sein Verlauf deutlicher wird, als wenn er leer ist. Der distale, ein wenig angeschwollene Theil des Ausführungsganges steht in Ver- bindung mit der Vesicula granulorum (Fig. 100 vg), mit welcher sich das Kopulationsorgan verbindet (p). Die Prostatadrüse scheint unpaar zu sein, wenigstens habe ich nur einen Ausführungsgang derselben sicherstellen können (Fig. 100 pad). Dieselbe mündet in die Vesicula granulorum ein, welche letztere mit einem glänzenden, grobkörnigen Inhalte erfüllt ist. Das Kopulationsorgan ist zwar in seiner Gestalt sehr veränderlich, es entspricht aber im Großen und Ganzen dem Kopulationsorgan von M. hystrıx. Die in Fig. 100 und 101 abgebildeten Penes entsprechen den Gestalten, welche ich meist gefunden habe. 158 | RB, Vejdovsky, Wie sich die weiblichen Geschlechtsdrüsen verhalten, weiß ich nicht zu sagen. Während der zwei Monate, in denen ich M. obtusum untersuchte, fand ich immer nur eine große amöbenartig gelappte Zelle (Fig. 95, 98 ov), die mit einem grobkörnigen, undurchsichtigen Inhalte erfüllt war; aus dem letzteren schimmerte ein blasser Kern durch. Die Zelle befand sich in allen Fällen vor der Samenblase. Es ist nun schwierig zu entscheiden, welche Bedeutung diese Zelle hat. Viel- leicht ist es ein rudimentäres, nicht abgelegtes Ei. Dagegen spricht aber das regelmäßige Erscheinen der Zelle in jedem untersuchten Exemplar. Nebstdem hat der Kern der Zelle nicht den Charakter eines Eikernes. Ferner kann man kaum annehmen, dass ein Ei in dem Körper zurückgeblieben wäre und zugleich keine Spur der Keimdotter- stöcke wahrnehmbar wären. Schließlich erscheint es als kaum an- nehmbar, dass diese Art proterogynisch sei, da die Hoden in der ersten Thätigkeit sichergestellt wurden. Es ist daher möglich, dass die erwähnte große Zelle eine einzellige Anlage der weiblichen Geschlechtsdrüsen, d. h. des Keimdotterstockes vorstellt. Die Entscheidung dieses Problems muss ich den weiteren Untersuchungen überlassen. (Fortsetzung im nächsten Heft.) Erklärung der Abbildungen. Allgemeine Buchstabenbezeichnung: a, Antrum; ea, Exkretionsampulle; ai (ap), Antrum inferius; ek, Eileiter; as (aa), Antrum superius; elm, äußere Längsmuskelschicht; bc, Bursa copulatrix; ep, Epithel; bs, Vagina; erm, äußere Ringmuskelschicht; c, Cuticula; exp, Exkretionsporus; cc, Kokon; f, Anschwellung des Samenleiters; ch, chitinöser Ring; cm, Verbindungsmuskel; cs, kontraktile Substanz; chs, Chitinstab des Kopulationsorgans; d, Darm; dc, Ductus communis; de, Ductus ejaculatorius; dn, dorsale Nerven; ds, Dotterstock; dvm, dorsoventrale Muskeln; dsn, dorsale Schlundkommissur; dz, Deckzellen; fz, Follikelzelien; g, Gehirnganglion ; gc, Geschlechtszelle; gs, große Schleimzellen ; gz, Ganglienzellen ; hd, Hautdrüsen; hdd, dorsale Hautdrüsen ; hdv, ventrale Hautdrüsen; hn, Hinternerv; ho, hyaliner Hof um den Kern; hp, Hypodermis; ilm, innere Längsmuskelschicht; Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. irm, innere Ringmuskelschicht; k, Kern; kk, Kernkörperchen ; ks, Keimstock ; kss, kleine Schleimzellen ; kz, Keimzelle; ig, Seitenganglion; Imd, dorsale Längsmuskelschicht; Imv, ventrale Längsmuskelschicht,; In, Seitennerv; m, Längsmuskel ; md, Ausmündung der Speicheldrüsen ; mr, M. retractor penis; mz, Muskelzellen; nf, Wimperflamme; nr, Neuralreticulum ; o, Mundöffnung; od, Eileiter; oe, Ösophagus; oeg, Ösophagealdrüse ; op, Geschlechtsöffnung ; ov, Keimstock ; p, Kopulationsorgan; »d, Prostatadrüse; ph, Pharynx; phd, Pharyngealdrüsen ; phm, Pharynxmuskel; pk, Chitinhaken; pl, Eiplasma; pn, Penis; 159 psch, Penisscheide; pt, Schlundtasche; pz, pnz, Parenchymzellen ; r, Retractor pharyngis; rdm, Radialmuskel ; rm, Ringmuskelschicht ; rs, Spermatheca; rsd, Ductus spermathecae; rz, Ringzelle; s, Schleimdrüsen; schd, Schalendrüsen; si, Sarcolemma; spd, Speicheldrüsen; sph, Sphincter; sz, Samenzelle; t, Hoden; im, Transversalmuskel; un, untere Nerven; ut, Uterus; v, Hoden; vd, Samenleiter; vg, Vesicula granulorum; vn, vordere Nerven; vp, Wimperepithel; vs, Samenblase; vsn, ventrale Schlundkommissur; vt, Dotter; vz, Dotterzellen. wg, Wimpergrübchen; Tafel IV. Fig. 1—33. Opistoma Schultzeanum. Fig. 4. Opistoma Schulizeanum, Bauchseite mit Nervensystem, Darmapparat und Geschlechtsorganen. Fig. 2. Hinterer Körpertheil von der Bauchseite betrachtet, um die Lage der Mundöffnung, des Nephridioporus und der Geschlechtsöffnung zu veranschaulichen. Fig. 3. Hypodermiszellen nach der Behandlung mit kaltem Sublimat. Poren in der Guticula. c, die Fig. 4. Hypodermis im lebenden Zustande, in der Profillage betrachtet. x, die losgetrennten, schüppchenartigen Hypodermiszellen. Fig, 4. Hypod@rmiszellen nach der Behandlung mit schwacher Essigsäure. a, in dem ersten Moment nach der Behandlung, 5, fünf Minuten später; c, stärker vergrößerte Hypodermiszelle des letzteren Stadiums. Fig. 5. Hypodermis des hinteren Körperendes. Fig. 6. Hypodermis und Längsmuskelschicht im Querschnitte, nach der Be- handlung mit Sublimat. Vergr. Zeıss E. Fig. 7, Hypodermis und. die darunter folgenden Schichten nach der Behand- lung mit Chrom-Osmium-Essigsäure-Platinchlorid. Vergr. Zeıss, hom. Imm. 1/12, 160 ' F, Vejdovsky, Fig. 8. Gehirnganglion mit seinen peripheren Nerven, im lebenden Zustande gezeichnet. Fig. 9. Große Parenchymzelle, nach dem Leben. Fig. 10. Sagittalschnitt durch den Vorderkörper mit Gebirnganglion, Seiten- nerven und Schleimzellen. Fig. 44. Der nächstfolgende Sagittalschnitt gegen die Rückenseite durch das Gehirnganglion. Fig. 412. Theil des Gehirnganglions mit großer, ansitzender Parenchymzelle. Fig. 43. Drei Ganglienzellen (gz) und Neuralreticulum (nr). Hom. Imm. Fig. 44. Querschnitt durch den hinteren Rand des Gehirnganglions. Fig. 14a. Weiter nach vorn geführter Querschnitt durch das Gehirnganglion, Fig. 15. Die Schlundtasche von der Oberfläche. Fig. 16. Längsmuskel der Schlundtasche. Fig. 47. Insertion der Längsmuskeln der Schlundtasche. Fig. 18. Längsschnitt durch die Schlundtasche. Fig. 19. Medianer Längsschnitt durch den Pharynx und die Schlundtasche, Fig. 20. Querschnitt durch den Pharynx. Tafel V. Fig. 21. Theil des Pharynx von der Oberfläche im Leben betrachtet. Fig. 22. Ähnliches Bild, um die seitlichen Ausbuchtungen der Speicheldrüsen spd zu veranschaulichen. Fig. 23. Übergang der Schlundtasche in die Schlundwandungen. Fig. 24. Muskulatur des Schlundes. Fig. 25. Radialmuskeln des Schlundes. Fig. 26. Hinteres Körperdrittel des Thieres, um vorzugsweise die Geschlechts- organe in der Profillage zu veranschaulichen. Fig. 27. Theil eines tangentialen Längsschnittes durch das hintere Körper- drittel, um die Verhältnisse des Antrums zu veranschaulichen. Fig. 28. Vorderer Theil des Kopulationsorgans. Fig. 29. Hinterer Theil des Kopulationsorgans mit der Samenblase. Fig. 30. Querschnitt durch den vorderen Theil des Kopulationsorgans, um das Verhältnis der Ringzelle zum Chitinringe zu veranschaulichen. Fig. 34. Die Geschlechtsorgane im lebenden Zustande von der Rückenseite aus betrachtet. Fig. 32. Junge Spermatheca. Fig. 33, Verbindung des Keimstockes mit dem Ductus communis. Fig. 33—50. Derostoma, Fig. 34. Geschlechtsorgane von Derostoma unipunctatum (= megalops) im opti- schen Längsschnitte, in dem Iebenden Zustande kurz nach der Begattung, von der Bauchseite aus betrachtet. r Fig. 35. Äußere Theile des Geschlechtsapparates (Antrum inferius und supe- rius) desselben Thieres. Fig. 36. Reifungszustände des Eies im Keimstocke. Fig. 37. Junge Anlage des Geschlechtsapparates von Derostoma anophthalmum n. Sp. Fig. 37a. Das nachfolgende Stadium, in welchem sich das primitiv angelegte Antrum genitale zu einem vorderen (aa) und einem hinteren (ap) Abschnitte diffe- Tenzirt, Fig. 38. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. 161 Geschlechtsapparat von: Derostoma iyphlops Vejd. mit ausgestülptem Kopulationsorgan und angefüllter Spermatheca. | Fig. 39. Geschlechtsapparat von Derosioma typhlops mit fertigem Kokon. Fig. 40. Das ausgestreckte Kopulationsorgan von Derosioma typhlops Vejd. Tafel VI. Fig. 41.. Derostoma gracile n. sp., mäßig vergrößert. Fig. 42. Fig. 43, Fig. 44. Dessen Geschlechtsapparat, Dessen Spermatozoon. Theil des Geschlechtsapparates von Derostoma typhlops nach dem Herauspressen des Kokons aus dem Uterus. Fig. 45. Fig. 46. Fig. 47. Fig. 48. betrachtet. Fig. 49, Fig. 50. Derostoma anophthalmum n. sp., schwach vergrößert. Dessen weiblicher Geschlechtsapparat mit dem sich bildenden Kokon. Eingezogenes Kopulationsorgan von Derostoma anophthalmum. Ausgestülptes Kopulationsorgan derselben Art von der Bauchseite Dasselbe von der Rückenseite betrachtet. a, b, c, schwächere Stacheln; d, e, f, starke Dorne des. Kopulations- organs von Derostoma anophthalmum. Fig. 54. Fig. 52. Fig. 53. Fig. 54. Kıe. 55. Fig. 56. Fig. 57. Fig. 54—57, Vortex quadrioculatusn.sp. Vortex quadrioculatus, schwimmend, schwach vergrößert, Vordertheil des ein wenig zusammengezogenen Thieres. Chitinstab des Kopulationsorgans von der Bauchseite. Derselbe von der Rückenseite. Kokon. Anfangstheil der männlichen Geschlechtsorgane. Hinteres Körperende von der Bauchseite betrachtet, um die Lage des Geschlechtsapparates zu veranschaulichen. Fig. 58. Fig, 58—64. Vortex microphthalmusn, sp. Hinteres Körperende von der Bauchseite betrachtet, um.die Lage des Geschlechtsapparates zu veranschaulichen. Fig. 59. Fig. 60. stande. Fig. 61. Vortex microphthalmus, schwimmend, schwach vergrößert. Vagina und Spermatheca (Bursa seminalis v. GrArr's) im leeren Zu- Proximaler Theil der Vagina mit der Spermatheca, in welcher die Produkte der Vesicula granulorum zurückgeblieben sind. Fig. 62, Fig. 63. Fig. 64. Fig. 65. Fig. 66. Fig. 67. Fig. 68. Fig. 69. Kopulationsorgan von der Rückenseite, Dasselbe in der Profillage. Dasselbe hervorgestülpt. Fig. 65—67. Prorhynchus fontinalis n, sp. Schwimmendes Thier, mäßig vergrößert. Der sich zur Ausstülpung anschickende Pharynx. Hervorgestreckter Pharynx. Fig. 68—94. Prorhynchus hygrophilus n. sp. Thier nach dem Leben, von der Rückenseite beobachtet, Von der Bauchseite betrachtet, mäßig vergrößert. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX. Bd. 44 162 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fie. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 75. 76. MR 78. drüse (99z). 84’, Der nächstfolgende Querschnitt. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 85. 86. 87. 88. 89. 90. Sue 92. 93. 94. F, Vejdovsky, Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. Tafel VII. . Theil der Haut von der Oberfläche und Profillage. . Große Schleimdrüsen. . Pharynx in der Ruhe. . Pharynx in der Hervorstreckung begriffen. 74. Ringmuskel des Pharynx (hom. Immersion). Theil des Querschnittes aus dem vorderen Körpertheile. Theil des letzteren mit den Bauchdrüsen. Querschnitt durch den vorderen Körpertheil mit Gehirn ud Dhärye, Theil des letzteren, stark vergrößert. . Querschnitt, geführt in der Region des vorderen Körperdrittels. . Theil der Rückenmuskulatur, stark vergrößert. . Theil des Querschnittes mit Parenchym und Penisscheide. . Querschnitt durch den Darm und den weiblichen Ausführungsgang (ut). 83. 84. Querschnitt durch einen Hodenfollikel. Querschnitt durch den hintersten Theil der weiblichen Geschlechts- Weiter nach vorn geführter Querschnitt durch den Keimdotterstock. Noch weiter nach vorn geführter Querschnitt mit den Dotterzellen. Kerne der Dotterzellen, stark vergrößert. Querschnitt durch den Darm und den Dotterfollikel mit einem Ei (ov). Ei aus einem Dotterfollikel, stark vergrößert (hom. Immersion). Querschnitt durch die Längsmuskeln des Leibesschlauches. Querschnitt durch den Pharynx im vorderen Theile. Querschnitt durch den Pharynx im hinteren Theile. Ganglienzellen der vorderen Schlundkommissur. Querschnitt durch die muskulöse Penisscheide (pt). Fig. 99—102. Macrostoma obtusum n. Sp» . Schwimmendes Individuum, von der Bauchseite. . Vorderes Körperende, ein wenig stärker vergrößert, von der Bauchseite. . Vorderes Körperende, stark vergrößert. . Hinteres Körperende, stark vergrößert. . Speicheldrüsen des Pharynx (hom. Immersion). 100. Kopulationsorgan mit der Samenblase (hom. Immeraieel 04, 402. Spermatozoen. Dasselbe in anderer Lage (Zeıss E). - el a Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. (Zugleich ein Beitrag zur Turbellarien-Fauna Böhmens.) Von F. Vejdovsky in Prag. Il. Mit Tafel VII—X und einer Figur im Text. VI. Über die Bothrioplaniden, eine neue Familie der alloiocölen Turbellarien. Litteratur. 4. L. Bönnse, Untersuchungen über rhabdocöle Turbellarien. II. Plagiostomina und Cylindrostomina Graff. Diese Zeitschr. Bd. LI. 4891. p. 4168—470. Mit Taf. XII—XXI und 24 Holzschnitten. . Max Braun, Über Dorpater Brunnenplanarien. Dorpat 1884. Mit einer Tafel. Du Puessiıs, Note sur l’Otoplana intermedia. Zool. Anz. Nr. 340. 1889. p. 339. L. v. GrArr, Monographie der Turbellarien. p. 207. Anm. P. HırLrez, Morphog£nie generale et affinit& des Turbellaries. Trav. et mem. de Facultes de Lille 1892. 6. E. SEKkERA, Prispevky ku znämostem o turbellariich sladkovodnich. IV. Vestnik - kräl. spol. nauk v Praze 1888. 7. —— Einige Bemerkungen über das Wassergefäßsystem der Mesostomiden. zo, Anz. Nr. 403. 1892. 8. F. VE)povsky, Organisace nov& Bothrioplany (Bothrioplana bohemica n. sp.). Vestnik kräl. spol. nauk v Praze 1894 (kgl. böhm. Gesellsch. Wissensch.). 9. OÖ, ZacuArıAs, Zwei neue Vertreter des Turbellariengenus Bothrioplana. Zool. Anz. Nr. 229. 4886, p. 477—479, a =» wm DW Zu den interessantesten Vertretern der Süßwasserturbellarien ge- hört unstreitig das Genus Bothrioplana. Sie ist zum ersten Male 1881 von Braun (2) in den Dorpater Brunnen entdeckt und genauer beschrieben worden und bald danach wurde sie Gegenstand von neuen Beobach- tungen und Erörterungen sowohl über ihre systematische Stellung als auch über die Phylogenie der dendrocölen Turbellarien. Nach Braun ist Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX. Bd. 49 164 ; F. Vejdovsky, Bothrioplana nämlich wieder von ZacHarus (9) und von SErkERA (6) be- schrieben worden, welcher Letztere die genannte Gattung auch in Böhmen gefunden und manche Angaben über ihre Organisation mitgetheilt hat; schließlich habe ich (8) die Entdeckung einer neuen Art B. bohemica angezeigt, ihre Organisation dargestellt und die systematische Stellung näher zu präcisiren versucht. | Sämmtlichen diesen Angaben zufolge scheint es, dass Bothrioplana den ziemlich seltenen Turbellarien angehört. Zu dieser Ansicht führt mich zunächst der Umstand, dass sie den älteren Specialisten überhaupt unbekannt war, dass ihre Entdeckung in die neueste Zeit fällt, und ferner, dass sie den genannten Bearbeitern nur in wenigen Exemplaren | zu Gebote stand. Die von mir beschriebeneBothrioplana erhielt ich in größerer Anzahl aus der Umgebung von Pribram, wo sie in kleinen Wiesentümpeln im Mai von meinem Assistenten A. Mrazek gesammelt wurde!. Die Exem- plare waren zu dieser Zeit sämmtlich geschlechtlich nicht entwickelt, durch die künstliche Züchtung derselben in meinem Institute in Prag gelang es mir die volle Geschlechtsreife der Thiere zu erzielen, so dass ich die Untersuchungen Ende Juni abzuschließen im Stande war. l. Über die Bothrioplana-Arten. Braun beschreibt zwei Arten und charakterisirt sie folgender- maßen: 1) Bothrioplana Semperi. Körper vorn und hinten abgerundet, Kopf platt, an den Seiten desselben zwei Wimpergruben, in der Haut zahl- reiche Stäbchenpackete, welche zum Theil aus derselben hervorragen, ganz farblos, 2,5—3 mm lang. — Fundort: der Schlamm eines 9 Faden tiefen Brunnens der Gartenstraße in Dorpat. 2) Bothrioplana Dorpatensis. An den Seiten des Kopfes vier Wimper- gruben, bei der Kontraktion entsteht an der Vorderfläche des Kopfes ein Einschnitt, Stäbchenpackete fehlen, ganz farblos, 2,0—2,2 mm lang. — Fundort: Mit der vorigen Art zusammen. Auch Zacnarras (9) hat nicht versäumt zwei neue Arten aufzustellen, welche er in dem kleinen Teiche im Riesengebirge gefunden hat. Die Arten sind 3—3,5 mm lang, von denen sich B. sılesiaca durch eine halsartige Einschnürung des Vorderkörpers auszeichnet, was bei der anderen Art — B. Brauni — fehlt. Die erstgenannte Art ist hinten mit zahlreichen Klebzellen und Tastborsten versehen, wodurch sie sich 1 MrAzek erwähnt diese Art unter dem Namen Bothrioplana alacris Sek. Vgl. dessen »Beitrag zur Kenntnis der Harpacticidenfauna des Süßwassers«. Zool. Jahr- bücher Bd. VII. p. 89. Note. a eg Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. II. 165 von der ersteren Art unterscheiden soll, die dagegen angeblich der Wimpergruben entbehren soll. Der Schlund von beiden Arten ist kegel- förmig und sehr kurz. B. sılesiaca hat in den Rhabditenpacketen zu 2—3, B. Brauni zu A—5 Stäbchen. »Der Kopf« soll der Stäbchen ent- behren. Nach dieser Darstellung sind die Charaktere der genannten Arten sehr ungenügend und wird man die Beschreibung des genannten Autors revidiren müssen. Als fünfte Art dieser Gattung ist von SekerA B. alacris aufgestellt worden, welcher dieselbe zugleich abbildet und in mehreren anato- mischen Einzelheiten beschreibt. Er hat diese Art in zwei Exemplaren in einem Walde bei Hlinsko gefunden, von denen das eine 5 mm, das andere 7 mm lang waren. Nach vorn ist B. alacrıs abgestumpft, hinten erweitert. Die Haut ist farblos und enthält keilförmige oder spindel- föormige Rhabditengruppen. Gleichzeitig sind hier zahlreiche grob- körnige, birnförmige Drüsen mit deutlichen Ausführungsgängen ent- wickelt. Nach vorn sind Tastborsten vorhanden. »Das ziemlich unbedeutende Gehirnganglion liegt über dem re leren Lappen des Darmes, es ist unregelmäßig vierseitig mit schwachen Einschnitten. Die Darmlappen waren nicht in einer Ebene, sondern in mehreren Reihen und Flächen, so dass der Darm traubenförmig erschien.« Die paarigen Öffnungen der Exkretionsorgane sind im vorderen Körper- theile oberhalb des Darmes, welche Angabe aber später (7) Serera da- hin korrigirt, dass der Exkretionsporus sich auf der Bauchseite vor dem Pharynx befindet. Von den Geschlechisorganen beschreibt SekerA die paarigen fein- körnigen und schwach gelappten Dotterstöcke, welche in der ganzen Körperlänge hinziehen. »Zu beiden Seiten des Darmes sind die Hoden- bläschen vertreten; ihre Anzahl betrug in einer Reihe bis zehn.« Die Samenleiter hat SererA nicht beobachtet, dagegen trat unter dem Pha- rynx eine birnförmige Vesicula seminalis hervor; in der Mitte war ein, den Penis vorstellendes muskulöses Röhrchen kenntlich. Ein großes Atrium ist mit accessorischen Drüsen versehen, die Geschlechtsöffnung befindet sich hinter dem Pharynx. Zu beiden Seiten des Pharynx be- fanden sich die mehr oder weniger frei gewordenen Eizellen, von denen die größte vor dem Atrium 0,06 mm hielt. Die von mir angestellten Beobachtungen über Bothrioplana sind so abweichend von denen der genannten Autoren, dass ich mich entschlos- sen habe dieselben zu veröffentlichen und die beobachtete Art als eine neue — B. bohemica — aufzustellen, wobei ich allerdings die Vermuthung 12* 166 F. Vejdovsky, ausspreche, dass vielleicht sämmtliche genannte Arten nur unbedeutend von einander abweichen und nach dem Vergleiche des bisher unter- suchten Materials nur eine einzige Species vorstellen dürften. Die Ent- scheidung dieser Frage überlasse ich den künftigen Untersuchungen. 2. Äußere Merkmale von Bothrioplana bohemica. Es ist ein lebhaft im Schlamme kriechendes, schneeweißes Turbel- lar, von 5—7 mm Länge, die dem äußeren Habitus nach einer jungen Planaria albissima oder Planaria vitta! sehr ähnlich ist. Am vorderen Körperende ist sie abgestutzt mit einem unbedeutenden medianen Läppchen, welches je nach der Kontraktion oder Dilatation des Körpers mehr oder weniger deutlicher hervortritt und in seiner Medianlinie eine durchscheinende weiter unten näher zu besprechende Längslinie erkennen lässt. Die Wimpergrübchen sind bald in einem bald in zwei Paaren vorhanden, doch ist der letztere Fall weit gewöhnlicher. Die Sinnesborstenpinsel sind am Vorderrande, eben so wie am hinteren Körperrand sehr zahlreich vorhanden. Mittels der Klebzellen heftet sich der kriechende Wurm gleich einem Macrostoma an die Wasserob- jekte fest. Die Wimpern sind ziemlich kurz und bedecken den ganzen Körper mit Ausnahme des Hinterendes, welches derselben entbehrt. In der Medianlinie der Bauchseite findet man vier Öffnungen und zwar: 1) Den vorderen Exkretionsporus dicht am Vorderrande des Körpers. 2) Den hinteren Exkretionsporus etwa in der Region, wo der Pharynx mit dem Darme kommunicirt. 3) Die Mundöffnung in dem hinteren Körperdrittel. k) Die Geschlechtsöffnung unweit hinter der Mundöffnung. Schließlich erscheint bei sorgfältiger Beobachtung und unter starken Vergrößerungen an der Rückenseite unmittelbar hinter dem Gehirnganglion ein Längsspalt, welcher je nach der Kontraktion des Körpers mehr oder weniger deutlich wird. Der ganze Körper ist wenig durchsichtig, wozu vornehmlich der Darminhalt und die Dotterstöcke beitragen. Aber auch der Hautmuskelschlauch ist wenig durchsichtig, ‚da er ungemein zahlreiche Stäbchenpackete enthält. Am meisten durchsichtig ist die Pharynxumgebung. Nur eine größere Individuen- zahl erlaubt eine genauere Einsicht der Organisation von Bothriaplana im lebenden Zustande. 1 Nicht selten vermochte ich diese Planarie von Bothrioplana mit bloßem Auge überhaupt nicht zu unterscheiden. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. Il, 167 8. Anatomie von Bothrioplana. - Wie Braun erwähnt, besteht die Hypodermis aus flachen, fünf- bis sechsseitigen Riffzellen, die bald regelmäßig auf ihren Grenzrändern gezähnelt sind, bald alterniren längere Zellfortsätze mit kurzen und abgestumpften. An lebenden Thieren sieht man die Riffzellen ziemlich deutlich (Fig. 21), während an Flächenpräparaten und an Querschnitten die Zellgrenzen verschmelzen und man in einer kontinuirlichen Plasma- substanz die außerordentlich in der Gestalt variirenden Kerne sieht (Fig. 22). Am seltensten sind die ovalen, dicht mit Chromatinsubstanz erfüllten Kerne, während die stabförmigen, gelappten und verästelten Kerne mit reichlichem Kernsaft und feinen getrennten Chromatin- schleifen vorherrschen. Die kurzen Wimperhaare sind gleichmäßig auf der ganzen Hypo- dermisoberfläche vertheilt, nur der hintere Körperrand entbehrt derselben, während Braun und Sekerı angeben, dass auch diese Körperregion bewimpert ist. Braun stellt das Vorhandensein einer Basalmembran in Abrede, was ich nur bestätigen kann. Nirgends sieht man an Querschnitten die unter diesem Namen bekannte Schicht, "was namentlich an solchen Stellen überzeugend hervortritt, wo durch die Reagensflüssigkeiten die Muskulatur sich von der Hypodermis los- trennt. BrAun stellt die Hautdrüsen in Abrede, während Sekera einzellige Drüsen mit körnigem Inhalte bei B. alacris hervorhebt. Diese Angabe ist richtig; neben Prorhynchus hygrophilus kenne ich kein anderes Turbellar, bei welchem die Hautdrüsen so zahlreich und auffallend hervortreten wie bei B. bohemica ; denselben können nur die mit fein- körnigem Inhalte erfüllten Hautdrüsen von Microstoma entsprechen. Bei Bothrioplana sind die Hautdrüsen auffallend theils durch ihre Größe, theils durch den glänzenden hyalinen Inhalt, aus welchem Grunde ich sie wie bei Prorhynchus als hyaline Drüsen anführe. Sie sind zwar auf dem ganzen Körper unregelmäßig zerstreut, am dichte- sten aber kommen sie in der Umgebung der Mund- und Geschlechts- öffnung, ferner am vorderen Körperrande und in ganz eigenthtimlicher Anordnung auf der Bauchseite der vorderen Körperregion vor. Wie ich in Fig. 3 (hd) veranschauliche, verläuft von dem medianen Körper- läppchen nach links und rechts in schwach bogenförmiger Linie je eine Reihe von dicht neben einander sitzenden und glänzenden Drüsen, die durch verschiedene Größe sich auszeichnen. In Fig. 7 ist wieder eine Gruppe der Hautdrüsen aus der Umgebung der Mundöffnung reprodu- eirt. Durch die Beobachtung derselben von der Fläche sowie in der 168 F, Vejdovsky, Profillage, kann man sich von der Beschaffenheit dieser Drüsen über- zeugen. Von der Fläche besehen (Fig. 7 hd) erscheinen die Drüsen als mehr oder weniger kugelige oder ovale Bläschen mit einem glänzenden, vollständig homogenen Inhalte; über denselben sieht man noch einen scharfen kreisrunden Umriss (hp) und im Centrum desselben eine ebenfalls scharf kontourirte Öffnung (p). Zuweilen ist dieser Porus undeutlich, und dies in Folge der Veränderung der Substanz, welche dem Bläschen aufsitzt. Die Beobachtung in der Seitenlage erleichtert die gegenseitigen Beziehungen der besprochenen Verhältnisse (Fig. 8). Die Drüse er- scheint dann als ein voluminöses birnförmiges Bläschen, welches eigentlich im Körperparenchym liegt, mit dem verengten Halse in der Hypodermis zwischen den normalen Zellen steckt und durch den Porus (p) nach außen mündet. Die Drüsen entbehren überhaupt der Kerne. Die Hautdrüsen behalten die beschriebene Gestalt, so lange das Thier nicht gereizt wird; wenn es dagegen durch den Druck des Deck- gläschens gewissermaßen gereizt ist, so reagiren die Drüsen in eigen- thümlicher Weise. Auf der ganzen Oberfläche des Körpers erscheinen nämlich hyaline, stark lichtbrechende Kügelchen in der Gestalt von Tröpfchen, welche aus den erwähnten Poren hervorquellen und auf eine längere Zeit dieselben verstopfen (Fig. 8 ex). Erst nach und nach trennen sich die Tröpfehen vom Körper los, worauf sich neue Kügelchen bilden. Das Wasser wirkt offenbar auf die Veränderung dieser secernirten Substanz ein; dieselbe, Anfangs ganz homogen, fängt sich bald am äußeren Ende zu gröberen, graulichen und stark lichtbrechenden Körnchen umzubilden (Fig. 9 a, b), später erscheint in dieser Gestalt das ganze Tröpfchen (Fig. 9 ex) und fällt vom Körper weg. Was die chemische Beschaffenheit des Inhaltes der hyalinen Drüsen anbelangt, so wird man es hier mit einer fettartigen Substanz zu thun haben. Es ist nämlich sehr auffallend, dass man an Quer- schnitten nur recht spärliche oder gar keine Spuren der besprochenen Drüsen findet. Ihr Inhalt ist wohl durch Alkohol aufgelöst worden und es bleibt eine nur mit den schärfsten Vergrößerungen recht schwierig zu erkennende, geschrumpfte Substanz zurück. In der beschriebenen Gestalt trifft man die Drüsen nur bei erwachsenen, geschlechtsreifen Thieren, während man bei jungen Exemplaren verschiedenen Bildungsstadien der Drüsen begegnet. Sie entstehen aus den gewöhnlichen Hypodermiszellen, in welchen zuerst kleine hyaline Inselchen erscheinen, die man mit den » wasser- klaren Räumen« anderer Turbellarien vergleichen muss. Doch die Vermehrung der hyalinen Substanz geschieht wohl auf Kosten des x Er Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. II. 169 normalen Zellplasmas. Und so sieht man die entstehenden hyalinen Drüsen als schlanke, lang ausgezogene und in das Parenchym hinein- ragende Gebilde, in denen jedoch der Kern persistirt. Die Degenera- tion des letzteren habe ich nicht verfolgt. Diese Drüsen stimmen wohl mit den oben beschriebenen Haut- drüsen von Prorhynchus hygrophilus überein und sie sind in ähn- lichen Gestaltverhältnissen auch bei P, stagnalis beschrieben worden. L. v. Grarr identificirt nun die letzteren mit den gewöhnlichen Schleimdrüsen anderer Turbellarien, welche die bekannten Schleim- fäden »spinnen.«. Nach der oben dargestellten Funktion der hyalinen Drüsen von Bothrioplana kann ich dieser Auffassung nicht beistimmen; einmal, da Bothrioplana überhaupt keine derartige gespinstartige Sekrete produ- eirt, das andere Mal, da die Drüsen ein Verhalten wie Fett zeigen. Im physiologischen Sinne wird man die in Rede stehenden Gebilde als » Fettdrüsen« bezeichnen müssen. In meiner vorläufigen Mittheilung habe ich noch besondere »braune Drüsen« als Komponenten der Hypodermis hervorgehoben. Indessen hat sich später bei der Durchmusterung der Schnittserien herausgestellt, dass dieselben eigentlich in den Pharynx einmünden; sie werden später als Speicheldrüsen eingehend besprochen werden. Und so kann ich nur noch Einiges über die Rhabditenpackete erwähnen, und zwar mit Berücksichtigung der Mittheilungen meiner Vorgänger, welche nach dem Verhalten der genannten Gebilde die Aufstellung der verschiedenen Bothrioplana-Arten zu begründen versuchten. Die Rhabditen der erwachsenen Bothrioplana bohemica sind höchst auffallend; auf der ganzen Körperoberfläche sieht man die mit den- selben erfüllten Packete, wodurch das Thier ein besonderes Aussehen gewinnt. Jedes Packet enthält eine so große Zahl der Rhabditen, dass es mir nicht einmal gelang dieselbe näher zu bestimmen, während bei den oben erwähnten von ZacuHaArıs aufgestellten Arten bemerkt wurde, dass sie nur eine unbedeutende Anzahl (®—5) der Rhabditen enthalten und die Braun’sche B. dorpatensis derselben sogar entbehren soll. Meiner Ansicht nach wird man es hier mit jugendlichen Stadien einer und derselben Art zu thun haben; denn die jungen Exemplare von B. bohemica besitzen ebenfalls nur eine kleine Anzahl Rhabditen, die nebstdem in der Haut sehr spärlich zerstreut sind. Die Rhabditen-Packete sind nun meist flaschenförmig; das stark angeschwollene Ende ragt tief in das Körperparenchym, während das äußere verengte Ende in die Hypodermis eingekeilt ist (Fig. 10). In gleicher Weise sind die Stäbchenpackete bei Monotiden bekannt. 170 F, Vejdovsky, Die Rhabditen-Packete dagegen, welche das periphere Nerven- system in der Gestalt der sog. Stäbchenstraßen begleiten!, sind lang ausgezogen und gehen in ein feines Kanälchen über, in welchem die Rhabditen reihenweise hinter einander angeordnet sind (Fig. 14). Diese Rhabditen sind merklich kürzer und schwächer auf der Rückenseite als der Bauchseite. Außerdem findet man mit starken Systemen (hom. Immersion) in einzelnen Hypodermiszellen äußerst kleine, glänzende Körperchen, welche kurzen Stäbchen ähnlich sind, sonst aber den Rhabditen entsprechen (Fig. 4 kr): sie bilden keine Packete. Man findet sie in größerer Menge nur im vorderen Körpertheile. _ In den Rhabditenpacketen gelang es mir auf keine Weise die Kerne nachzuweisen. Was die Struktur der Stäbchen anbelangt, so verweise ich auf Fig. 10 (a, b). Jedes Stäbchen besteht aus einer Anzahl von hinter einander folgenden Abschnitten, die ich auf 5—7 abzuschätzen vermag. In einem aus dem Körper herausgestoßenen Stäbchen (a) sieht man dieselben als helle eingeschnürte Hohlräume, während bei den in der Haut steckenden Stäbchen die letzteren als dunkel kontourirte Pünktchen (b) erscheinen. Die Stäbchen aber, welche in dem erweiter- ten Packettheile sich befinden, erscheinen auch bei den stärksten Ver- größerungen fast homogen, was jedoch auf die Einwirkung der Reagens- flüssigkeiten zurückzuführen ist, indem an den frisch auspräparirten Stäbchen dieselbe Struktur hervortritt, wie oben beschrieben. Ähn- liche Struktur der Rhabditen ist übrigens von Cnıcakovy? bei Planarien statuirt worden. Die mit Mürzer’scher Flüssigkeit behandelten Rhab- diten sollen außerdem auf der Oberfläche mit kaum wahrnehmbaren Poren versehen sein, die zwischen 2—4 variiren; zuweilen kann nur ein Porus vorhanden sein, sehr oft aber können sie fehlen; im Glycerin verschwinden diese Poren. Ferner erscheint eine doppelt kontourirte Membran, so dass die Rhabditen einer Kapsel ähnlich sind, deren Hohl- raum durch Septen in kleine Kammern getheilt ist. Ich habe in dieser Hinsicht auch die Rhabditen der weiter unten beschriebenen Planaria Mrazekiti untersucht und in Fig. 57 abgebildet. Man sieht hier ebenfalls die doppelt kontourirte Membran und die innere in 3—12 Abschnitte getheilte Höhlung. Die kurzen Rhabditen sind nach der Behandlung mit Chrom-Osmiumsäure segmentweise eingeschnürt, die innere Sub- stanz homogen, die queren Scheidewände aus ungemein feinen Körn- chen gebildet (Fig. 57 b, c). Die äußeren von Crıcakov erwähnten Poren habe ich aber nicht sicherstellen können. Wenn aber durch diese Beobachtungen festgestellt ist, dass die 1 Braun stellt die Stäbchenstraßen unrichtig in Abrede. 2 Recherches sur les Dendrocoeles d’eau douce. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. II. 171 Rhabditen keine homogenen Körperchen vorstellen, dass sie ferner innerhalb der rhabditogenen Drüsen auf die Kosten des Protoplasma zu Stande kommen, so ist gewiss die Frage zu beantworten, wie soll man die Struktur der Rhabditen erklären? Meiner Ansicht nach wird man bei der Beantwortung dieser Frage wohl nur die Zuflucht zu der Lehre Bürscaır's über die alveoläre Struktur des Protoplasma nehmen können. Die erwähnten Kammern in den Rhabditen dürften den reihenweise angeordneten Alveolen entsprechen, während die »Septen« der Rhab- diten von Planaria Mrazekii wieder von einer queren Reihe der klein- sten Alveolen gebildet sind. Allerdings aber wage ich nicht die Ent- stehung der resistenten doppelt kontourirten Membran der Rhabditen auf diese Weise zu erklären. Die Muskulatur von Bothrioplana ist ganz nach dem Typus der Rhabdocölen gebaut. Man findet hier nur eine einzige Schicht der Ringmuskelfasern und eine eben solche der Längsmuskelfasern. Nach Braun sollte die erstere aus eirkulär verlaufenden Fasern bestehen, »an denen mehrere Fasern neben einander Theil nehmen« und ferner soll die Längsmuskulatur geringer sein als die Ringmuskulatur. Gerade das Gegentheil findet sich in dieser Beziehung bei B. bohemica. Die Ring- muskulatur besteht aus ungemein feinen und gleich dieken Fasern, die dicht neben einander und gleichmäßig in der ganzen Länge des Körpers vertheilt sind. Man überzeugt sich davon am besten an tangentialen Längsschnitten, auf welchen man sieht, dass zwischen der Hypodermis und Längsmuskelschicht eine Reihe von dicht neben einander liegenden, ungemein feinen und nur durch ihren Glanz sich verrathenden Pünkt- chen den Querschnitten der Ringmuskelfasern (Fig. 16 rm) folgen. Weder Kerne noch eine intermuskuläre Substanz findet man zwischen diesen Ringmuskelfasern. Weit deutlicher kommt die Längsmuskulatur an Querschnitten zum Vorschein, wenn auch die Muskelfasern ebenfalls in einer einzigen Lage vorhanden sind. Die letzteren erscheinen als flache Bänder, die auf der Bauchseite merklich breiter sind als auf der Rückenseite. Sonst kommen sie in regelmäßiger Anordnung auf der ganzen Peripherie eines jeden Querschnittes vor (Fig. 15, 25 Im). Die Längsmuskelfasern bestehen aus einer basalen, stark glänzen- den Platte, nämlich der kontraktilen Substanz, und einem hyalinen, homogenen Plasma (Fig. 25 /m). Die kontraktile Substanz besteht aus feinen Pünktchen, welche den Querschnitten der zarten Fibrillen entsprechen. Die Längsmuskelfasern sind in regelmäßigen Abständen von ein- ander entfernt und durch eine feinkörnige plasmatische Substanz 172 F. Vejdovsky, getrennt. Bei spärlicher Entwicklung des Parenchyms und bei dem Umstande, dass sich die Leibesmuskulatur von der Hypodermis durch die angewandten Reagentien an zahlreichen Stellen lostrennt, gelingt es den feineren Bau der Körpermuskulatur noch besser zu ermitteln als wir bei Prorhynchus sicherstellen konnten. Wir kommen dadurch zur Erkenntnis, dass die Längsmuskelfasern in einem feinkörnigen Sarkoplasma eingebettet sind (Fig. 15, 25 Im), in welchem die intensiv sich färbenden, gleich großen und von den Kernen des Körperparen- chyms ganz abweichenden Sarkoplasmakerne ebenfalls in regelmäßigen Abständen vertheilt sind. Auffallend ist nun, dass man in der Ringmuskulatur weder Kerne noch Sarkoplasma nachweisen kann, und ferner dass die Ringmuskel- fasern sich eng an die Längsmuskelschicht anschmiegen. Diese Um- stände scheinen dafür zu sprechen, dass sich beide Muskelschichten aus einer und derselben Zellenlage differenzirt haben. Nach der An- ordnung der Muskelfasern und der Kerne in dem Sarkoplasma muss man annehmen, dass hier ursprünglich ein einschichtiges Muskelepithel vor- handen war, an dessen basalem Theile sich das Zellplasma zur kontrak- tilen Substanz der Ring- und Längsmuskelfasern differenzirt hat, während der dem Körperparenchym zugekehrte Theil des Muskel- epithels als Sarkoplasma bestehen bleibt und die Kerne unverändert enthält. | Die dorsoventralen Muskelzüge sind namentlich im vorderen Körper entwickelt, wo sie auch das Gehirnganglion durchsetzen; weiter nach hinten beschränken sie sich auf die beiden Körperseiten. Das Körperparenchym ist wie bei den Alloiocölen höchst spärlich entwickelt, man findet sogar Stellen, z. B. an der Rückenseite, wo die Darmwandungen direkt das Sarkoplasma der Muskelschicht be- rühren, so dass hier zuweilen keine einzige Parenchymzelle vorhanden ist (Fig. 15). Auch auf der Bauchseite und den beiden Körperflanken, namentlich wenn die Dotterstöcke den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht haben, sind die Parenchymzellen recht spärlich in der Form von amöboiden Zellen erkennbar. Am meisten trifft man sie noch in der Region des Pharynx und zwar auf der Rückenseite des Körpers zwischen dem Hautmuskelschlauche und der Höhlenwandung, in welcher die Schlundtasche verläuft (Fig. 25 pz). Die Gestalt und Größe der amöboiden Zellen sind äußerst verschieden, eben so wie deren Plasma, das sich bald intensiv roth im Pikrokarmin färbt, bald als eine hyaline feinkörnige Substanz erscheint. Sonst habe ich keine ein- gehenden Beobachtungen über die Parenchymzellen angestellt. Inter- essanter erscheinen mir die bindegewebigen Umhüllungen, die wohl Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. II. 173 auch ihren Ursprung den Parenchymzellen verdanken. Man findet solche sehr abgeflachte, mit großen Kernen versehene Zellen meist auf der Peripherie der Dotterstöcke (Fig. 25 pt, pt’, pt"), ferner aber bilden sie eine kontinuirliche Membran, mittels welcher eine geräumige Höhle begrenzt wird, in welcher die Schlundtasche gelagert ist (Fig. 25 pm). Die Zellen sind sehr flach, ihre Kerne zwar spärlich, aber doch an jedem Schnitte hervortretend, und verleihen dieser Hülle das Aussehen einer Peritonealmembran der höheren Würmer. Das Nervensystem von Bothrioplana ist höchst schwierig zu untersuchen; die dicht in der Hypodermis gestellten Rhabditenpackete, sowie die zahlreichen Gehirnnerven erlauben nicht eine präcisere Ein- sicht über die Vertheilung derselben. Nur bei jüngeren Thieren, deren vorderer Körpertheil durch eine spärlichere Rhabditenentwicklung durchsichtiger wird, kann man eine genauere Beobachtung über die Gestalt des Gehirnganglions und deren Nerven anstellen. Nach wieder- holten Beobachtungen einer größeren Anzahl von jungen Exemplaren war ich endlich im Stande eine halbschematische Darstellung des Nervensystems in Fig. 3 zu reproduciren. Das Gehirnganglion liegt ziemlich entfernt von dem vorderen Körperende (Fig. 1 g, 26 g), welche Lage allerdings den Protraktionen und Zurückziehungen des genannten Körpertheiles unterliegt. In allen Fällen liegt es vor dem vorderen Lappen des Magens und besteht aus zwei symmetrischen, auf der Rückenseite durch eine Längsfurche von einander getrennten Hälften. Die Längsfurche ist allerdings indivi- duell verschieden deutlich, nicht selten auch scheinbar fehlend. Jede Gehirnhälfte besteht nun aus zwei nach vorn gerichteten Lappen, so dass das ganze Gehirnganglion als ein vierlappiges, hinten deutlich eingeschnittenes Organ aus den Körpergeweben durchschimmert. Durch diese Gestalt des Gehirnganglions unterscheidet sich B. bohemica von den Arten, die Braun und Srrera beschrieben haben. Nach dem ersteren Beobachter ist das Gehirn »ein Doppelganglion, dessen Hälften vorn fast ganz verschmolzen, hinten durch einen Einschnitt noch ge- trennt sind; dadurch entsteht die Form eines Kartenherzens, dessen Spitze nach vorn sieht. B. alacrıs Sek. ist dagegen mit einem ziem- lieh unbedeutenden Gehirnganglion versehen, welches oberhalb des mittleren Darmlappens liegt und von einer unregelmäßigen vierseitigen Form mit schwachen Einschnitten ist, aus welch letzterer die Nerven nach vorn zu den starren Borsten ausgehen.« Was die Histologie des Gehirnganglions anbelangt, so findet man an Quer- und Längsschnitten die gewöhnlichen Komponenten: das cen- trale neurale Reticulum und den äußeren Ganglienzellbelag (Fig. 27). 174 F, Vejdovsky, Das Reticulum ist durch seine enorme Entwicklung an Schnitten auf- fallend, während die Ganglienzellen wahrscheinlich nur in einer ein- zigen Schicht vorhanden sind und als eine epitheliale Umhüllung des Reticulums erscheinen. Bestimmt kann ich dies von den hinteren Ganglienzellen behaupten (Fig. 27 hgz), deren große und intensiv sich färbenden Kerne das Gehirnganglion in einer Schicht nach hinten be- grenzen. Auch an der unteren Seite des Gehirnganglions sieht man die Kerne meist in einer einzigen Schicht (ugz), während die oberen Ganglienzellen meist noch von anderen Zellen bedeckt sind, von denen es schwierig zu entscheiden ist, ob sie Ganglien- oder Parenchymzellen vorstellen (0gz). Ferner gelang es mir noch Bindegewebszellen zwischen der Ganglienzellenschicht und dem Neuralreticulum nachzuweisen (Fig. 27 nl, nl’). Sie sind zwar spärlich vorhanden und treten nur an einzelnen Schnitten als sehr flache Elemente hervor, deren ebenfalls abgeflachte Kerne sich intensiv roth färben und durch ihre Gestalt von den Kernen der Ganglienzellen abstechen. Es kann daher keinem Zweifel unterliegen, dass das Neuralreticulum von einer selbständigen Hülle umgeben ist, welche letztere dem sog. inneren Neurilemm der höheren Würmer entspricht. Es hat viele Mühe gekostet, ehe ich mir eine bestimmte Vor- stellung von den peripheren Nerven gebildet habe. Mit den hinteren Nervenästen steht es noch nicht so schlimm, da man sie an allen Quer- und Längsschnitten ziemlich leicht nachweisen kann. Aber die Be- schaffenheit der vorderen Nerven konnte ich lange nicht erkennen, da sie in so großer Anzahl vorhanden sind, dass sie eigentlich den vor- deren Körpertheil ganz erfüllen. Eine bestimmtere Anzahl derselben anzugeben ist ganz unmöglich, da sie nicht nur von den oberen Theilen, sondern auch aus der unteren Fläche des Gehirnganglions ausgehen und so dicht neben einander verlaufen, dass ich lange nicht die ein- zelnen Nerven zu verfolgen im Stande war. Dazu kommt noch die histologische Struktur der vorderen peripheren Nerven. Bei anderen Turbellarien, selbst bei den Planarien, bestehen dieselben wenigstens auf den äußersten Enden aus feinen Fasern, welche dem Neural- reticulum des Gehirnganglions entspringen, wie wir es z. B. bei Opi- stoma angegeben haben. Von einer faserigen oder reticulären Struktur der vorderen Gehirnnerven kann aber bei Bothrioplana keine Rede sein. Jeder dieser Nerven besteht nur aus einer Reihe der hinter ein- ander folgenden Zellen, und in dieser Struktur endigt er auf dem Haut- muskelschlauche. Man verfolgt diese Zellanordnung namentlich nach den klar hervortretenden Kernen, die der ganzen Länge eines Nerven nach dieselbe Größe und etwas komprimirte Gestalt bewahren. Das Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. Il. 175 Plasma dieser Nervenzellen ist recht spärlich, da die Kerne dicht nach einander folgen. An Längsschnitten gewahrt man nur die reihenartig angeordneten großen und intensiv sich färbenden Kerne, welche äußer- lich von denen des Gehirnganglions nicht abweichen (Fig. 27 pn). Eine schärfere Begrenzung der Nerven an diesen Schnitten kann man nicht sicherstellen, während im lebenden Zustande die Nerven als glatt- wandig und in der ganzen Länge gleich dick erscheinen (Fig. 26 vpn); besondere Nervenendigungen, mit Ausnahme der Riechnerven, habe ich daher nicht ermitteln können. Die hinteren Dorsalnerven bestehen dagegen nur aus der Reticu- larsubstanz (Fig. 27 dn) und man sieht nur an Querschnitten hin und wieder eine dieselbe begleitende Zelle. Die Dorsalnerven verfolgt man an Querschnitten auf der Rückenseite des Magendarmes unterhalb der Sarkoplasmaschicht, wo sie als hyaline Feldchen erscheinen. Sie ziehen bis in die Körperregion, wo der Pharynx anfängt, weiter nach hinten finde ich deren Durchschnitte nicht mehr (Fig. 47 dn). Die ventralen Nervenstränge möchte ich nicht als periphere Nerven, sondern als direkte Fortsetzungen des Gehirnganglions auffassen, und zwar aus nachfolgenden Gründen: 4) Das Gehirnganglion selbst gehört eigentlich der Bauchseite, was sowohl die Quer- als Längsschnitte beweisen, somit sind die ventralen Nervenstränge direkte Fortsetzungen je einer Gehirnhälfte. 2) Die histologische Struktur der Nervenstränge ist dieselbe wie die des Gehirnganglions. Wie die Querschnitte, namentlich unmittelbar hinter dem Gehirnganglion zeigen, bestehen die ventralen Nerven- stränge aus einer peripheren Ganglienzellschicht und dem centralen Nervennetze. Weiter nach hinten sind die Ganglienzellen spärlicher, während das Neuralreticulum vorherrscht. Sie ziehen bis zum hin- teren Körperende als parallel verlaufende Stränge (Fig. 19 n). 3) Erst von den ventralen Nervensträngen strahlen die peripheren Nerven aus, wie man sich an Querschnitten verlässlich überzeugen kann. Die Nerven gehen nach links und rechts zum Hautmuskel- schlauche, bestehen nur aus dem Neuralreticulum und verästeln sich in feinere Abzweigungen. Außerdem habe ich gefunden, dass die beiden Nervenstränge durch Querkommissuren verbunden sind (Fig. 26 c, c'), deren ich wenigstens drei sichergestellt habe, nämlich zwei gleich hinter dem Gehirnganglion und eine in der Region, wo der Pharynx in den Darm einmündet (Fig. 19 ncm). Die Sinnesorgane sind bei Bothrioplana in drei Arten vertreten, von denen zwei schon bei den bisher beschriebenen Arten bekannt sind, die dritte kann ich zum ersten Male anführen. Es sind dies: 176 F. Vejdovsky, 4) Die Sinnesborsten, 2) die Riecligruben, 3) ein unpaares Grübchen auf der Rückenseite unmittelbar hinter dem Gehirnganglion. 1) Die Sinnesborsten sind als Tastorgane durch ihre Länge und Starrheit so auffallend, dass sie den früheren Autoren nicht ent- gehen konnten. Sie sind meist in der größten Anzahl am vorderen Körperende, weniger am hinteren Körperende vertheilt und treten bald einzeln, bald zu Büscheln vereinigt, zu je drei bis vier gleich- zeitig hervor (Fig. 4 rg). Indem sie am basalen Theile zusammen- geklebt sind und am äußeren Ende frei hervorragen, sind sie kleinen Pinseln ähnlich (Fig. 5). Ihre Insertion in den Hypodermiszellen konnte ich zwar leicht sicherstellen, keinesfalls aber ihre Verbindung mit den dicken Nervenfasern, wie SekerA angiebt. Möglich, dass andere Arten in dieser Hinsicht viel günstiger sind als B. bohemica. Übrigens zweifle ich nicht, dass die Verhältnisse sich hier eben so verhalten, wie bei den Tasthaaren der Naidomorphen etc., bei denen man leicht die hypodermalen Sinneszellen — ebenfalls mit Tastborsten versehen — in Verbindung mit den Nervenfasern statuiren kann. Mit den stärksten Vergrößerungen trachtete ich zu ermitteln, ob die in Rede stehenden Tastborsten zitternde Bewegungen ausüben, wie es bei Macrostoma bei den Zittergeißeln der Fall ist. Niemals aber ge- lang es mir solche Bewegungen wahrzunehmen, die Tasthaare waren immer steif, unbeweglich. Vergebens suchte ich auch die von Bönmıs bei verschiedenen Alloiocölen entdeckten Tastkörperchen zu finden. 2) Die Wimper- oder Riechgruben treten bei B. bohemica bald in einem, bald in zwei Paaren auf. Je nach dieser Anzahl der erwähnten Organe erkennt man, dass das Vorderende der schwimmenden Bothrioplana zu beiden Seiten des Vorderkörpers je ein Paar (Fig. 2) oder zwei seichte Vertiefungen in der Hypodermis trägt. Die Individuen mit je einem Paare Riechgruben sind allerdings höchst selten. Das erste Paar erscheint an den vorderen Ecken des Thieres, welches hier schräg abgestumpft ist, das zweite Paar liegt ein wenig nach hinten. Nicht selten sind die vorderen Grübchen so verkümmert, dass ich ver- gebens ihre Struktur zu ermitteln versuchte. Übrigens ist das Studium dieser Organe sehr erschwert durch das Vorhandensein von zahlreichen Stäbchenpacketen in der vorderen Körperregion, und will man ihre Struktur und Verbindung mit den Nerven erkennen, so muss man nur die jüngeren, durchsichtigen Exemplare wählen und dabei noch die schärfsten Vergrößerungen anwenden. Erst dann sieht man die Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. II. 177. langen flackernden Riechhaare innerhalb der äußeren Öffnung der Grübchen. Die Lage sämmtlicher vier Grübchen ist in Fig. 26 (rg) dargestellt. Wiewohl die Öffnungen weit und schlitzartig erscheinen, so sieht man bei näherem Zusehen mit homogener Immersion (Zeıss 1/42), dass sie höchst unbedeutend und rund sind (Fig. 28). Aus der Tiefe dieser mit einem glänzenden, wahrscheinlich cuticularen Höfchen umrandeten Riechporen flackern die farblosen und langen Geißeln, deren ich höchstens sechs sichergestellt habe. Sonst ist die Vertiefung der Hypo- -dermis, in welcher sich der eigentliche Riechporus befindet, nur von wenigen Hypodermiszellen umgeben, wovon man sich überzeugen kann, wenn sich die Riechgrube aus ihrer ursprünglichen Lage hervorstülpt (Fig. 29 hp). Man sieht dann, dass vier bis fünf hyaline Hypodermis- zellen über die Körperoberfläche hinausragen und dass an ihrer Basis die Geißelhaare sitzen. Im normalen Zustande bildet die Hypodermis- einstülpung eine flaschenförmige (Fig. 31 hp), oder bei der Zusammen- . ziehung des Körpers eine schüsselförmige (Fig. 32 hp) Vertiefung, aus welcher die Riechgeißeln nach außen ragen. Durch einen centralen Porus steht die Vertiefung mit dem eigentlichen Riechsäckchen in Ver- bindung (Fig. 31,32 rs), dessen Lumen von einer glänzenden, wahr- scheinlich euticularen Membran ausgestattet ist, welche letztere aber keine Cilien trägt, wovon ich mich zu wiederholten Malen überzeugt habe. Die Höhlung ist mit einer glänzenden, zuweilen feinkörnigen Flüs- sigkeit erfüllt (Fig. 29 fl). Betrachtet man nun das Riechsäckchen in optischen Längsschnitten, so sind auf der äußeren Fläche der cuticularen Umhüllung glänzende, ziemlich steife Rippen auffallend, deren Ursprung ich an lebenden Objekten nicht zu ermitteln wusste (Fig. 28 of). Das Lumen des Riechgrübchens ist äußerlich von einer Zellmasse um- hüllt, die sich sowohl an lebenden Thieren als Schnittserien als Gan- glienzellen erweisen (Fig. 26, 31, 32 rgl). Ihre Kerne haben dieselbe Größe, denselben Glanz und dieselbe histologische Struktur, wie die Kerne der vorderen peripheren Nerven. Betrachtet man auch das Gan- glion näher, so sieht man, dass die Riechnerven sich direkt von dem Gehirnganglion an die Basis desselben ansetzen und im optischen Längs- schnitte erweisen sich die Ganglien als die eigentlichen Fortsetzungen der Riechnerven (Fig. 28 rn, 26 rn’, rn”). Was nun die oben erwähnten glänzenden Streifen an der cuti- eularen Umgrenzung der Riechgrube anbelangt, so geben uns Schnitte über deren Beschaffenheit die verlässlichsten Aufschlüsse. In Fig. 30 ist ein wenig schräger Schnitt der Riechgrube (rg) mit ihrer basalen Wandung dargestellt. Es sind hier vier Ganglienzellen mit großen, 178 F, Vejdovsky, intensiv sich färbenden Kernen (rgl) reproducirt. Ihr Zellplasma bildet je einen zarten Fortsatz, der längs der Riechgrube hinzieht und offen- bar je einer oben erwähnten glänzenden Rippe entspricht. Wenn wir daher die Riechgruben von Bothrioplana noch einmal betrachten, so erkennen wir einen weit komplicirteren Bau derselben, als dies von anderen, in dieser Beziehung eingehender untersuchten Turbellarien bekannt ist. Man unterscheidet hier die eigentlichen Riechsäckchen, an deren Zusammensetzung sich die epithelartig an- geordneten Ganglienzellen betheiligen, und das äußere Grübchen, welches durch die Einstülpung der Hypodermis zu Stande kommt.. Schwierig ist die Erklärung der inneren cuticularen Begrenzung des Riechsäckchens; ist diese Membran von besonderen, zwischen den Ganglienzellen befindlichen und als Stützzellen zu betrachtenden Ele- menten hervorgegangen, oder ist es ein Produkt der Ganglienzellen selbst? — das sind Fragen, die ich nicht zu beantworten vermag. An Schnitten gelang es mir nicht zwischen den Ganglienzellen befind- liche Stützzellen nachzuweisen. Nur die gewöhnlichen Ganglien- zellen mit ihren Fortsätzen sieht man an den Schnitten (Fig. 30 rgl). Aber durch das Vorhandensein des eigentlichen Sinnessäckchen inner- halb des Ganglions erscheint die Funktion der in Rede stehenden Organe als »Riechorgane« viel wahrscheinlicher als man bisher anzu- nehmen geneigt war. Wenn mir nun von einer Seite vorgeworfen wurde, dass ich zuerst eine bestimmte Äußerung über die Funktion der Wimpergrübchen als »Riechgruben« gewagt habe!, so glaube ich dies mit demselben Rechte gemacht zu haben, wie man »die Augen« der niederen Turbellarien, z. B. Macrostoma und Vortex, als Augen auffasst. In meinem Werke »Thierische Organismen der Brunnenwässer von Prag« habe ich die besprochenen Organe der einheimischen Steno- stomiden beschrieben und bildlich dargestellt?. Sie bestehen nach diesen Untersuchungen aus einer hypodermalen bewimperten Ein- stülpung, die sich direkt an die Riechganglien — welche jedoch solid sind — ansetzen und die letzteren durch gesonderte Nerven mit dem Gehirnganglion in Verbindung bringen. Dies lässt sich an lebenden Exemplaren von Sienostoma wunicolor ganz verlässlich nachweisen. Nach mir hat dann Lannsger@® von Neuem, und zwar durch die Schnitt- i Vesıpovskv, Vorläufiger Bericht etc. ?2 VEıpovsKy, Thierische Organismen der Brunnenwässer von Prag. Prag 1882. Bars 1. VI. 3 B. LAnosperg, Über einheimische Mikrostomiden, eine Familie der rhabdo- cöliden Turbellarien. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. II. 179 methode, die fraglichen Organe untersucht, dieselben als Riechorgane aufgefasst, ist aber bei der Ignorirung meiner Arbeit in Bezug auf das eigentliche Wimpergrübchen und die Innervirung der Riechganglien zu ganz anderen Resultaten gelangt, als ich. Ohne mich in eine Pole- mik einlassen zu wollen, glaube ich diese Angaben Lanpsgerg's als unrichtig bezeichnen zu müssen. Schließlich hat neuerdings Jacos Kerzer! über die Regeneration der Riechgrübchen der Stenostomiden geschrieben, ohne etwas Neues in dieser Beziehung beizubringen, da die Entstehung der besprochenen Organe bereits in meinem Werke enthalten ist, das aber ebenfalls von dem genannten Autor ignorirt wurde (sonst sind manche Mittheilungen dieses Autors, namentlich die über die Geschlechtsorgane der Stenostomiden meist falsch). 3) Das unpaare dorsale Grübchen hinter dem Gehirnganglion ist bisher bei Bothrioplana nicht beobachtet worden. Es ist recht schwierig zu entdecken, namentlich wenn es nicht funktionirt und wenn der Druck des Deckgläschens allzu stark ist. Ist das Objekt günstig, so erscheint je nach den Kontraktionen des Thieres bald über, bald unmittelbar hinter dem Gehirnganglion ein kleiner Längsschlitz, den man aber erst mit der homogenen Immersion deutlich als solchen unterscheiden kann. Seine Lage ist sonst gekennzeichnet durch eine hellere Stelle, wo in der Hypodermis weder hyaline Drüsen, noch Rhabditenpackete vorkommen (Fig. 4 kp). Die letzteren sind radien- artig in dem Umkreise dieser Stelle angeordnet. Die Gestalt dieses Schlitzes ist nicht konstant, indem er sich zusammenzieht und wieder allmählich erweitert, was offenbar die radial um denselben ausstrahlen- den ungemein feinen Fäserchen bewirken, die man daher als kontrak- tile Muskelfibrillen ansprechen darf. Bei der intensivsten Dilatation erscheint der Schlitz als eine runde, ringsum mit einem hellen Höfchen umrandete Öffnung (Fig. 6 a). Wenn er sich zusammenzieht, verlängert er sich in der Längsachse des Körpers (Fig. 6 b); das so entstandene Grübchen verschmälert sich (c), bis es wie eine dunkle Längslinie erscheint (Fig. 6 d), es kann auch gänzlich verschwinden, und nur das hyaline Höfchen und die Muskelfibrillen verrathen die Stelle, wo sich dieses Organ befindet. Schwer nur gelingt es diese Stelle zu finden, so dass ich sicher bin, dass die künftigen Beobachter viele Mühe ver- wenden werden müssen, wenn sie sie wieder finden wollen. Ob das Grübchen tiefer in den Körper eingreift, vermag ich nicht anzugeben, da ich an Schnitten keine Spur desselben wiederfinden kann. Wohl aber sehe ich, dass das Gehirnganglion in dieser Körper- I Jacog Ketter, Die ungeschlechtliche Fortpflanzung der Süßwasserturbella- rien. Inaugural-Dissertation. 1894. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX. Ba. h 43 180 F, Vejdovsky, region mit einer hohen Gruppe von Ganglienzellen versehen ist, die bis zur Hypodermis reichen. Aus diesem Grunde glaube ich, dass das besagte Grübchen in direktem Zusammenhange mit dem Ganglion sich befindet und als ein Sinnesorgan aufzufassen ist. Noch ein anderer Grund führt mich zu dieser Deutung. Unter den einheimischen Tubi- fieiden hat Srorc eine recht interessante und morphologisch wichtige Gattung beschrieben, die er Bothrioneuron nennt und dies nach der Thatsache, dass am Prostomium dieses Wurmes ein sehr markanter Längsschlitz vorhanden ist, welcher um so deutlicher hervortritt, als er sich zusammenzieht und erweitert und in letzterem Zustande lebhaft wimpert. Es ist nicht schwierig seine direkte Verbindung mit dem Gehirnganglion nachzuweisen !. Der Darmkanal. Die Mundöffnung liegt in dem hinteren Drittel des Körpers und führt in die lange Schlundtasche, in welcher sich der lebhaft zusammenziehende Pharynx befindet. Die Wandung der Schlundtasche ist eine sehr dünne Membran, mit ziemlich spär- lichen Kernen (Fig. 25 pht). An Längsschnitten erweist sich dieselbe als direkte Fortsetzung der Hypodermis; eine Muskulatur habe ich nicht nachweisen können. Am Proximalende geht das Epithel der Schlund- tasche in das äußere Epithel des Schlundes über, was vornehmlich . an Längsschnitten sehr schön hervortritt. Es zeigt sich dabei, dass der Pharynx von Bothrioplana einen typischen Pharynx plicatus vorstellt und dass er sonst die histologische Struktur des letzteren wiederholt. Sowohl die Quer- als Längsschnitte bestätigen diese Angabe. Man findet zu äußerst eine im Leben homogene, an Querschitten aus feinen Prismen gebildete Schicht, in der ich auf keine Weise die Kerne nachzuweisen vermochte (Fig. 17 ee). Es ist ein höchst modifi- cirtes Epithel, das in gleicher Weise am Pharynx einiger Planarien vor- kommt, wo aber seine epitheliale Struktur durch CGaıcakoy nachgewiesen wurde. Die erwähnten Prismen sind jedoch keine Cilien, da der Pharynx im Leben nicht wimpert, vielmehr glaube ich hier eine cutieu- lare Bildung zu erblicken. Dann folgt eine einfache Längsmuskelschicht (Fig. 17 elm), unter welcher sich eine eben solche Ringmuskelschicht erstreckt (erm). Die innere Wandung des Pharynx hat andere Schichtung; die innere Epithelschicht ist als solche leicht erkennbar, da sie viel höher ist als die äußere, da sie eine gröbere Querstreifung besitzt und dicht mit Wimpercilien bedeckt ist (Fig. 17 ve). Unter dem Epithel folgt eine Ringmuskelschicht (Fig. 17 rm) und eine Längsmuskelschicht (Fig. 17 im). ! Vgl. A.StoLc, Monografie &eskych Tubificidü. Abhandl. kgl. böhm. Gesellsch. Wissensch. Prag. 1888. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. II. 181 Zwischen der äußeren und inneren Muscularis ziehen die Radial- muskeln (Fig. 17 rm), während die Räume zwischen den letzteren mit einem Bindegewebe erfüllt sind, in welchem die Ausführungsgänge der Speicheldrüsen verlaufen (Fig. 17 pha). Wenn man die inneren und äußeren Längsmuskelfasern des Pharynx an Querschnitten näher betrachtet (Fig. 17), so ist die Mächtig- keit und Anzahl derselben sehr auffallend. Was die Mächtigkeit anbelangt, so sind die inneren Muskelfasern viel dicker als die äußeren, die letzteren dagegen weit zahlreicher als die inneren. In der äußeren Längsmuskelschicht liegen die Fasern dicht neben einander, während die inneren in weiten Abständen von einander entfernt sind. Man sieht aber, dass in den Intervallen zwi- schen je zwei Längsmuskelfasern die Radialmuskeln sich an Öse inner Ringmuskelschicht ansetzen, eben so wie sie mit den stark abgeflachten und verästelten äußeren Enden an der äußeren Ringmuskelschicht inseriren. Ferner ist die histologische Richtung beider Längsmuskelschichten verschieden. An Querschnitten wiederholen die Muskelfasern eine U-förmige oder bogenförmige Gestalt; zwischen beiden Schenkeln zieht eine namentlich in den inneren Längsmuskeln durch eine hyaline Plasmamasse leicht erkennbare Rinne. Wenn wir nun die Richtung dieser Rinne in beiden Schichten vergleichen, so erkennen wir sogleich, dass dieselben nach innen gerichtet sind. Dies ist aber durch die Betrachtung der Längsschnitte dadurch erklärlich, dass die äußere Längsmuskelschicht (Fig. 34 alm) ohne Unterbrechung in die innere (lm) übergeht, wobei der Schichtenwechsel beider Muskellagen am äußeren Pharynxmunde stattfindet (Fig. 34). Die Radialmuskeln fehlen in dem hinteren Drittel des Pharynx (Fig. 33); hier inseriren die Retractoren und hier findet man, dass die Parenchymzellen fast epithelartig die beiden Muskelschichten nach innen begleiten (Fig. 33 ap, ıp), so dass man an Querschnitten von einem äußeren und inneren »Parenchymepithel« sit venia verbo!) reden kann. Ä Die Speicheldrüsen liegen extrapharyngeal und sind leicht zu ver- folgen durch ihren braungefärbten Inhalt und die langen Ausführungs- gänge. In der Umgebung der Stelle, wo der Pharynx in den Darm einmündet, sieht man nämlich eine größere Anzahl großer, braun gefärbter Drüsen, die sich meist durch eine schaumige Struktur ihres Protoplasma auszeichnen. In dem angeschwollenen, verschieden sich gestaltenden Zellkörper sieht man in einer braunen grobkörnigen Grundsubstanz mehrere hyaline Bläschen oder Alveolen, die sich so 13* 182 F. Vejdovsky, vermehren können, dass sie den ganzen Zellkörper erfüllen und ihm die obgenannte Struktur verleihen (Fig. 16). Der Kern pflegt in dem unteren Theile der Zelle zu liegen, und man findet, dass sich gewöhnlich noch seitliche Ausbuchtungen bilden, so dass die Drüsenzelle wie ver- ästelt aussieht. Dann verengt sich jede Drüsenzelle zu einem stiel- artigen Fortsatze, der sich durch das Vorhandensein eines feinen Kanäl- chens als Ausführungsgang der Drüse erweist. Sämmtliche Ausführungs- gänge dieser Drüsen begeben sich nun in das Parenchym des Pharynx, wo man sie leicht an lebenden Thieren nach ihren braunen Färbungen und knotenartigen Anschwellungen bis zur Ausmündung des Pharynx- mundes verfolgen kann (Fig. 19 spd, 20 aspd). Die von den besprochenen Drüsen secernirte Flüssigkeit erscheint an der Umrandung des Pharynxmundes in der Form von ziemlich großen Tröpfchen von bräunlicher Farbe und feinkörniger Struktur. An Querschnitten durch den Pharynx findet man auch die Querschnitte der Ausführungsgänge von Speicheldrüsen, besonders der Stellen, die sich als knotenförmige Anschwellungen im Leben erwiesen. In diesen Stellen staut sich offenbar die Speichelflüssigkeit an (Fig. 17 phd) und werden solche Stellen von dem umliegenden Parenchym fast epithel- artig begrenzt. Der Darm gestaltet sich sehr mannigfaltig; bei den jungen Thieren ist er vorn und hinten nur schwach gelappt, mehr stabförmig, welche Theile durch zwei zu beiden Seiten verlaufende Schenkel verbunden sind. In den geschlechtsreifen, hungernden Thieren sieht man aber, dass der vordere und hintere Theil tief gelappt ist; nach vorn zu er- streckt sich der vordere Stamm bis an das Gehirnganglion und endet hier mit einem blinden Zipfel, hinter welchem drei bis vier kleinere Seitenlappen folgen. Die nachfolgenden Lappen sind dagegen sehr mächtig, symmetrisch nach links und rechts sich von dem Hauptstamme abzweigend und ziemlich stumpf endigend; bis zum Schlunde habe ich derselben meist neun Paare sichergestellt. Bei reichlicher Nahrungs- aufnahme sind diese Seitenlappen wenig schlank und derart ange- schwollen, dass die Verzweigung nur recht undeutlich hervortritt, indem sich die benachbarten Lappen der Quere nach berühren und“ die Lappenbildung dadurch unkenntlich wird. Dadurch erklärt sich die Angabe Srrrra’s, dass der Magen von B. alacris traubenförmig ist. Ähnlich verhält es sich mit dem hinteren Stamme, an welchem ich fünf bis sechs deutliche größere Lappen und einige unbedeutende Seitenläppchen sichergestellt habe. Die Verbindungsschenkel zu beiden Seiten des Pharynx lassen keine Lappenbildung erkennen. EERRIER Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. Il. 183 Die Schnittserien zeigen nun sehr überzeugend, dass die ein- zelnen seitlichen Ausbuchtungen sich nur auf der Rückenseite befinden, indem sie von der Bauchfläche durch die mächtige Entwicklung der Dotterstöcke verdrängt werden (vgl. Fig. 48 d). Zwischen je zwei benachbarten Lappen sieht man besondere Quer- muskelzüge zwischen der Körperwandung und dem Magen; dadurch wird der letztere in seiner geraden Lage gehalten. Wie Fig. 25 d zeigt, sind die Wandungen des Darmes in allen Theilen aus großen, keil- förmigen Zellen gebildet, die ein schönes Darmepithel vorstellen. Die Zellgrenzen treten in allen Fällen mit der größten Deutlichkeit hervor. Im Leben sieht man namentlich in der hinteren Region lebhafte Wimpe- rung der Darmzellen; an Schnitten sind aber die Wimpern nicht kennt- lich. Die Kerne der Darmzellen sind gelappt und enthalten neben dem Kernkörperchen noch besondere festere Bestandtheile, welche den in dem Zellkörper befindlichen nicht unähnlich sind. Ich habe Bothrioplana vornehmlich mit Regenwürmern gefüttert. Exkretionssystem. Braun hat nur die Lage des hinteren »Porus excretorius, an welchen sich eine kleine Blase anschließt«, richtig an- gegeben. Dann habe ich die Vertheilung der Hauptgefäße und deren Verästelung eingehender besprochen und kann jetzt meine früheren Angaben durch eine detaillirte Darstellung des gesammten Exkretions- apparates vervollständigen, wobei ich mich auf die halbschematische Darstellung (Fig. 13) desselben berufen werde. Es giebt zwei Nephridioporen, einen vorderen (Fig. 13 exa) und einen hinteren exp). Der letztere befindet sich im Hautmuskelschlauch auf der Bauchseite an der Stelle, wo der Pharynx mit dem Magen kom- munieirt, es ist daher etwa das Körpercentrum. In diesen Nephridio- porus münden zwei Ausführungsgänge des Exkretionsapparates (ed), welche von links und rechts verlaufen. Bei dem Entleerungsakte bildet sich die bekannte kontraktile Blase, welche auch Baaun beobachtete (Fig. 19 eanp), welche sich allmählich mit einer klaren Flüssigkeit füllt und durch eine plötzliche Zusammenziehung dieselbe nach außen entleert. Die beiden Ausführungsgänge nehmen in einiger Entfernung von der Körperwandung je zwei Seitengänge (Fig. 13, 19 v, h), einen vor- deren und einen hinteren, auf. Der vordere Gang begiebt sich längs der Körperwandung bis zum Vorderrande, wobei er sich zahlreich verästelt und dadurch ein Kanälchennetz bildet (Fig. 13 vAn). Die Kanälchen sind vielfach geschlängelt, von verschiedener Dicke und entsenden seitliche Blindästchen {Fig. 13 «), die bis in die Hypodermis eindringen, ohne jedoch mit der Außenwelt zu kommunieiren. Sie 184 F. Vejdovsky, dienen vielmehr nur zur Befestigung des ganzen Apparates an den Hautmuskelschlauch. | Kurz vor dem vorderen Körperrande, dort nämlich, wo das hintere Paar der Riechgrübchen sich befindet, steigt noch weiter nach vorn aus dem Kanälchennetze ein isolirter, vielfach geschlungener Kanal auf, der sich bald zurückwendet und oberhalb des ersteren, somit auf der Rückenseite nach hinten verläuft (Fig. 13 va). In diesem Verlaufe ver- engt er sich allmählich, und in der Mitte des Körpers, ein wenig hinter den Ausführungsgängen, löst er sich zu mehreren äußerst feinen Kanäl- chen auf, welche nur mit den schärfsten Vergrößerungen und beim schwachen Drucke des Deckgläschens verlässlicher wahrnehmbar sind (Fig. 13 rt). Da diese Kanälchen von der rechten und linken Hälfte des Exkretionsapparates in querer Richtung gegen die Medianlinie des Körpers verlaufen und hier vielfach anastomosiren, so entsteht ein recht feines Kapillarnetz, das sich nur an diese mittlere Körperregion beschränkt. Der hintere Seitengang (Fig. 13 h) begiebt sich in derselben Weise wie der vordere nach hinten und bildet längs der Körperwand das hintere Kanälchennetz (hkn), welches zwar bis zum hinteren Körper- ende reicht, aber keinen selbständigen zurückkehrenden Ast abgiebt. Nach hinten angelangt, löst sich das Kanälchennetz wieder zu einem ähnlichen Kapillarnetze auf, das wir in der Körpermitte sichergestellt haben. Der vordere Nephridioporus befindet sich auf der Bauchseite des mittleren unbedeutenden Läppchens am vorderen Körperrande (Fig. 13 exa), er kann sich sogar dem Vorderrande in der Weise nähern, dass es scheint, als ob er eine terminale Lage hätte. Thatsächlich aber gehört der Porus der Bauchseite an. Diese Stelle ist immer — selbst bei schwächeren Vergrößerungen — durchscheinend, doch muss man immer eine der stärksten Vergröße- rungen anwenden, um die wahre Beschaffenheit des Ausführungskanales zu erkennen. Es befindet sich hier nämlich ein längsverlaufendes, wahrscheinlich kontraktiles und diekwandiges Säckchen (Fig. 13 aed), welches sich zuweilen schraubenförmig einschnürt. Durch die stattgefundene Einschnürung wird die Exkretionsflüssig- keit aus dem centralen, vielfach geschlungenen Kanälchen ausgepresst, wonach die Wandungen des Säckchens wieder glatt werden. Am proximalen Ende münden in das Säckchen vier gewundene Ausführungskanälchen (Fig. 43 c), von denen zwei der Dorsalseite, und zwei der Ventralseite des Thieres angehören. Die ersteren entspringen den lateralen selbständigen Hauptkanälen (va), während die ventralen PR ER un“ Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. II. 185 in dem lateralen Kanälchennetze ihren Ursprung haben. So gestaltet sich das präcerebrale Exkretionssystem. Die übrige Verästelung des lateralen Systems ist sehr interessant, indem wir hier sehr regelmäßig vertheilten Seitenkapillaren mit den Pronephridiostomen begegnen, und zwar wiederholen sich dieselben in derselben Weise auf der Rücken- und Bauchseite, wesshalb ich die beiden Systeme in die Abbildung Fig. 13 eingetragen habe, die eben desshalb als schematisch betrachtet werden müssen. Sonst sind die Kanäle, Netze und Wimperflammen möglichst naturgetreu gehalten. Man ersieht, dass aus dem selbständigen absteigenden Dorsalkanale sieben Paar Seitenkanälchen entspringen, nämlich das vorderste über dem Gehirnganglion verlaufende (Fig. 13 m) und sechs, welche auf der Rückenseite über dem Darme hinziehen («—f). Unter dem Gehirngan- glion war ich nicht im Stande einen dem dorsalen entsprechenden Seitenast zu ermitteln; man findet hier regelmäßig in fast gleichen Abständen fünf Seitenäste (’—5), während ein sechstes, dem dorsalen (f) entsprechendes Seitenkanälchen auf der Bauchseite fehlt. Wahrschein- lich entspricht demselben der ventrale Ausführungsgang (ed). Sämmt- liche ventralen Seitenzweige entspringen dem lateralen Kanälchen- netze (vin). Alle angeführten Seitenzweige sind nach einem und demselben Typus gebaut. Es sind äußerst feine, dünnwandige Kanälchen, die quer bis fast zur Medianlinie des Körpers verlaufen und hier mit einem Pronephridiostom endigen. Das letztere weicht nicht von den bereits bekannten Organen ab. Zuweilen kann sich das Kanälchen nochmals verästeln und blindgeschlossene Auswüchse bilden, auch habe ich noch seitliche Pronephridiostomen gefunden, aber solche Ab- weichungen sind ziemlich spärlich. Ob in der Pharyngealregion die Pronephridiostomen auch auf der Rückenseite vorkommen, habe ich nicht ermitteln können; aber auf der Ventralseite, der ich immer eine größere Aufmerksamkeit in Bezug auf die Geschlechtsorgane gewidmet habe, sind die Pronephridiostomen sehr regelmäßig vertheilt. So fand ich in der Pliaryngealregion je ein Paar derselben (Fig. 13 b), ferner kommt das zweite Paar in der Um- gebung der Geschlechtsöffnung (Fig. 20 nf) vor, das dritte Paar habe ich in der Region der Dottergänge sichergestellt (Fig. 23 nf), und das vierte Paar habe ich schließlich in dem hinteren Körperende unweit von dem Kapillarnetze gesehen. An manchen dieser Pronephridiostomen habe ich fast regelmäßig ermitteln können, dass sich neben der Wimperflamme noch ein Seiten- 186 F. Vejdovsky, ast abzweigt, welcher aber blind endigend 5 einen sonderbar gewundenen Kanälchen- knäuel bildet (Fig. 13 d, 20 An). Wir werden daher im Exkretionssysteme von Bothrioplana unterscheiden: 4) Die Wimperflammen, Kapillarnetze und Kanälchenknäuel als Sammelorgane der Exkretionsprodukte. 2) Die Seitenkanäle und Seitennetze als abführende Organe. 3) Die Ausführungsgänge mit den Ex- kretionsblasen. Die Meinung mancher Forscher, nach welcher die Exkretionsorgane der Turbella- rien auch eine respiratorische Funktion ver- treten, theile ich nicht. Die nebenstehende Figur dürfte halb- schematisch die Vertheilungder besprochenen 24 Organe auf der Bauchseite des Thieres ver- er eP? anschaulichen. Die Geschlechtsorgane von Bothrio- plana sind recht dürftig bekannt. Braun hat an Schnitten nur einzelne Theile der weib- lichen Geschlechtsorgane gefunden und meint daher, dass ihm getrennt geschlechtliche Formen vorlagen. Das Ovarium ist nach --pnt ihm paarig, je eins liegt auf der Seite un- mittelbar hinter dem Schlund, und stellt ein etwa kolbenförmiges Organ dar, dessen Spitze von jugendlichen Eizellen eingenom- men wird, während die großen Eier in der Auftreibung liegen. »An vielen Eizellen sehe ich (cf. Fig. 11) einen oder mehrere langge- streckte Kerne der Peripherie des Eies an- liegen, sich den Kontouren desselben an- passend, so dass eine aus platten, kernhaltigen Zellen bestehende Follikelhaut vorhanden zu sein scheint.« Die Dotterstöcke hat Braun 7) 027, ar Halbschematische Darstellung des Exkretionsapparates von Bothrioplana bohemica von der Bauch- seite. exa, vorderer Exkretionsporus; aed, vorderer Ausführunssgang; g, Gehirnganglion; a, seit- liches Kanälchennetz ; d, Seitenkanal; ed, hinterer Ausführungsgang; exp, hinterer Exkretionsporus; vri, vorderes, hrt, hinteres Kapillarnetz; pnt, Wimperflammen. Zur vergleichenden-Anatomie der Turbellarien. II. 187 richtig erkannt, aber die. Ausführungsgänge nicht gefunden. SrkERA hat die Angabe Braun’s bezüglich der Dotterstöcke bestätigt. Die Hoden deutet er als in einer Doppelreihe angeordnete Follikel, deren Anzahl in einer Reihe zehn betrug, aber ihr Inhalt war bisher nicht differenzirt und die Samenleiter nicht nachweisbar; nur hinter dem Pharynx fand er eine birnförmige Vesicula seminalis mit einer muskulösen Penisröhre. Das große Atrium war mit großen accessorischen Drüsen versehen. »Zu beiden Seiten des Pharynx befanden sich die mehr oder weniger freien Eizellen.« Irgend ein accessorisches weibliches Organ und den Uterus hat Serera nicht gefunden!. Die Geschlechtsöffnung befindet sich unweit hinter der Mundöffnung, ist rund und von einem glänzenden Cuticularsaume um- randet (Fig. 24 po). Wie die Querschnitte zeigen, ist die Hypodermis in der Umgebung der Geschlechtsöffnung merklich höher, ihre Kerne sind größer und chromatinreicher (Fig. 35 hp). Rings um die Öffnung sieht man eine zierliche Rosette von blassen Drüsen (Fig. 24 dr), deren Inhalt an Querschnitten (Fig. 35 ad), wo sie fast vertikal in den Leibes- raum hineinragen, ganz homogen erscheint; auch gelang mir niemals in denselben Kerne nachzuweisen. Mit diesen Drüsen strahlen auch gleichmäßig von der Geschlechtsöffnung nach allen Seiten feine Aus- führungsgänge anderer Drüsen aus (Fig. 24), die aber erst mit den stärksten Vergrößerungen zu erkennen sind. Dieselben nehmen ihren Ursprung aus kleinen Drüsenzellen, welche büschelförmig den erwähn- ten Kanälchen aufsitzen (Fig. 20 d). Das Antrum genitale stellt einen mächtigen Sack vor, welcher sich im Leben lebhaft zusammenzieht, stark angeschwollen ist, wäh- rend in den Querschnitten er als eine von beiden Seiten zusammen- gedrückte Höhlung zwischen den Dotterstöcken und Darmschenkeln von der Bauchseite bis beinahe zur Rückenwand sich erstreckt (Fig. 50) und sich auf einer größeren Anzahl hinter einander folgender Schnitte wiederholt. Ich habe das Antrum in Fig. 24 u. 23 (A) nach dem Leben gezeichnet, um seine Veränderlichkeit in der Gestalt zu veranschau- lichen. Seine Wandungen sind sehr dünn {Fig. 23, 35 ep) und erweisen sich als ein Epithel, dessen ebenfalls flache Kerne in ziemlich weiten 1 Neuerdings hat mich SekkErA in einem Schreiben von seinen letzten Be- funden benachrichtigt. Danach sind bei B. alacris zwei Hoden mit einem Paar Samenleiter vorhanden, welche letzteren in eine große Vesicula seminalis ein- münden, und zwei Dotterstöcke münden getrennt von der vorderen Seite in das Antrum. Die Eierstöcke sind traubenförmig und im Antrum befindet sich das reife Ei. Diese Angaben weichen von meinen Erfahrungen sehr wesentlich ab und wird daher der Geschlechtsapparat von B. alacris revidirt werden müssen. 188 F, Vejdovsky, Abständen von einander gelagert sind. Nach außen sieht man im Leben zahlreiche, unregelmäßig auf der Oberfläche hinziehende und glänzende Muskelfasern, die man im Großen und Ganzen als Ring- muskeln bezeichnen kann, wenn sie auch nicht regelmäßig in Ringen angeordnet sind (Fig. 24 m). Das Antrumepithel wimpert sehr lebhaft, außerdem scheint mir, dass die Antrumhöhle mit einer wasserklaren Flüssigkeit erfüllt ist. Will man sich aber von diesen Verhältnissen, sowie über den ganzen Geschlechtsapparat verlässlich überzeugen, so muss man die stärksten Vergrößerungen anwenden, um vornehmlich die Beziehungen einzelner Komponenten zu ermitteln. i Die weiblichen Geschlechtsorgane bestehen I) aus den Keim- stöcken, 2) Dotterstöcken und 3) dem Uterus. 1) Die Keimstöcke liegen auf der Bauchseite, zu beiden Seiten des Antrums. Im lebenden Zustande stellen sie halbkugelige Organe vor, die durch ihre glänzenden Keime und die scharfe Begrenzung aus dem umliegenden Parenchym sofort in die Augen fallen (Fig. 20, 24 ks). Man findet sie allerdings nur in jüngeren Thieren, während sie später, wenn sich das letzte Ei gebildet hat, spurlos zu Grunde gehen. Die Querschnitte zeigen, dass die Keimstöcke dem Hautmuskelschlauche dicht anliegen (Fig. 35 ks) und durch die intensiv sich färbenden Kerne mit Kernkörperchen auffallen. Diese sind epithelartig auf der Peripherie angeordnet, wodurch die oben erwähnte scharfe Umgrenzung erklärt wird. Aus den Keimzellen bilden sich die Eier durch die Vergrößerung sowohl des Kernes als des Zellkörpers. Das sich bildende Ei befindet sich in der Keimdrüse, so dass die umliegenden Keimzellen wie ein Follikel dasselbe umgeben (Fig. 36 a). Es ist oval, hat einen fein- körnigen, im Leben byalinen Inhalt, und einen runden Kern mit Kernkörperchen, welcher die Gestalt des Keimbläschens annimmt. Die Bildung der Eier findet auf dem inneren Pole der Keimdrüse statt; die gebildeten Eier aber bleiben hier nicht, sondern befinden sich außerhalb derselben zu einem Strange angeordnet (Fig. 20, 23, 24 ov), in welchem die Größe der Eier auf die Altersstufe derselben hin- weist; das der Keimdrüse sich direkt anlegende ist das jüngste, das am äußersten Ende des Stranges befindliche ist das größte und älteste. Die Keimdrüse liegt aber nicht, wie bei den Rhabdocölen am terminalen Pole des Stranges, sondern auf der inneren Seite des jüngsten Eies (Fig. 20, 24). Den Eierstrang kann man daher als einen selbständigen Abschnitt Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien, II. 189 auffassen, wo die Eier die vollständige Größe und Reife erlangen, um nachher in den Uterus einzutreten. Nach der Resorption der Keimzellen findet man nur den Eierstrang und dann hat es den Anschein, als ob dieser die Keimdrüse vorstellt. In Fig. 23 habe ich einen solchen Eierstrang abgebildet, wo die Keim- drüse bereits nicht funktionirt. In der Regel findet man in dem Eier- strange fünf gebildete Eier, sehr selten habe ich nur vier, in einem Falle sechs (Fig. 36 a—f) gefunden. Der Eierstrang ist von einer zelligen Membran umhüllt, die im Leben, wenn die Eier vollständig entwickelt sind und rein kuglige Gestalt haben {Fig. 23), deutlich hervortritt und an Querschnitten durch spärliche aber intensiv sich färbende Kerne kenntlich ist (Fig. 36 ep). Verfolgt man nun dieselbe an Schnittserien, so ergiebt sich, dass sie höchst wahrscheinlich umgebildete Keimzellen vorstellt und auch auf die Eileiter übergeht. Das Zellplasma der Eier ist im Leben hyalin, nur mit wenigen lichtbrechenden Körperchen vermischt, während es auf den gefärbten Präparaten als ein zierliches Gerüstwerk erscheint, in dessen Maschen die hyaline Substanz gelagert ist. In den eroßen runden Kernen ist das Plasma ganz farblos und glänzend im Leben, während es an kon- servirten Präparaten durch ein dichtes und gröberes Gerüstwerk sich auszeichnet, in welchem ein rundes intensiv sich färbendes Kern- körperchen mit einem Nucleolinus eingebettet ist (vgl. Fig. 36 f). Die Eileiter Fig. 20, 23, 2% od) sind sehr kurz, durchsichtig und ziemlich dickwandig, indem das innere Epithel mit einer äußeren Ring- muskelschicht besetzt ist. Bei den Thieren, in welchen noch der Uterus und der Dottergang nicht entwickelt ist, sieht man, dass die Eileiter . des rechten und linken Eierstranges in einander übergehen (Fig. 20), später entsteht ein gemeinschaftlicher Raum (Fig. 23, 24) am hinteren Rande des Antrums, in welchen zugleich die Dotterstöcke mit dem Uterus einmünden; diese sämmtlichen Gänge kommuniciren mit dem Antrum (Fig. 23, 24). Die Dotterstöcke der jungen Thiere sind in zwei Paaren angelegt, einem vorderen (präpharyngealen) und einem hinteren (postpharyngealen). Darüber kann man sich am verlässlichsten überzeugen, wenn man junge Thiere mit der Chromosmiumsäure hehan- delt; durch die Wirkung des Osmium werden die Dotterstöcke schwärz- lich oder schwarz und erscheinen in der Anordnung, wie Fig. 42 ver- anschaulicht. Man sieht hier die langen vorderen und die etwas kürzeren hinteren Dotterstöcke. Bei der fortschreitenden Geschlechtsreife verbinden sich die - vorderen Anlagen mit den hinteren durch zarte Verbindungsäste, welche zu beiden Seiten des Pharynx und des Antrums hinziehen und 190 F. Vejdovsky, sich sowohl auf die Dorsal- als Ventralseite des Thieres erstrecken (Fig. 25 dsd). Indessen findet man an einzelnen Schnitten (Fig. 49 ds), dass die dorsalen Dotterstöcke mit den ventralen verschmelzen können. Sonst gehören die Dotterstöcke den Seitentheilen des Körpers an und werden nur durch die Darmlappen auf die Bauchfläche verdrängt (Fig. 48 ds); zwischen je zwei nach einander folgenden Lappen nehmen sie die beiden Seiten des Körpers ein (Fig. #7). Im Leben erscheinen die Dotterstöcke als undurchsichtige graue und unregelmäßige Ausbuchtungen bildende Stränge, welche letztere durch die mächtigen seitlichen Anschwellungen der Dotterzellen ent- stehen. Dieser Gestalt nach dürfte man die Dotterstöcke von Bothrio- plana nach der Eintheilung von v. Grarr’s in die Kategorie der sog. lappigen Dotterstöcke einreihen. An Querschnitten sieht man, dass die mächtig entfalteten Dotterstöcke an der Peripherie gegen das um- liegende Körperparenchym durch eine bindegewebige, großkörnige Membran begrenzt werden (Fig. 25 pt, pt’, pt’), welche Hülle wahr- scheinlich zu der Auffassung Anlass gab, dass die Dotterstöcke einen follikulären Bau aufwiesen. Die jüngsten, noch nicht differenzirten Dotterzellen sind auf der äußeren Fläche der Dotterstöcke epithelartig angeordnet (Fig. 47 jd). Wie auch schon Bönmis richtig hervorhebt, sind diese jungen Dotterzellen von den Spermatogonien kaum zu unter- scheiden; bei Bothrioplana sind sie nur beträchtlich größer als die letzteren. Aus diesem Epithel erheben sich ältere keilförmige Zellen, deren Inhalt sich zu den Dotterkügelchen differenzirt. Die reifen Dotterzellen (Fig. 25 dsd) stellen wahrhaft kolossale Elemente vor, die insgesammt denselben Bau und Struktur besitzen. In einer klaren Grundsubstanz ziehen äußerst feine verästelte Balken eines Gerüst-. werkes und in den Maschen derselben sind grobe, glänzende und im Pikrokarmin gelb gefärbte Dotterkügelchen eigebettet. Die großen (etwa 11 u) Kerne liegen immer excentrisch und zeichnen sich durch ein ebenfalls excentrisch liegendes Kernkörperchen aus, welches von einer hyalinen Vacuole umgeben ist. Rings um diese Vacuole erstreckt sich das ziemlich intensiv sich färbende chromatische Netz- werk. Über den Zusammenhang der Dotterstöcke mit den Eileitern, be- ziehungsweise mit dem Uterus und dem Antrum konnte ich lange, d.h. in den jüngeren Stadien, keine klare Einsicht gewinnen. Erst in den späteren Stadien bilden sich in der hinteren Körperregion zwei quer verlaufende Äste der Dotterstöcke, die in der Medianlinie, unmittelbar hinter dem Antrum, verschmelzen, und hier sieht man, dass sie von einer feinen Membran umhüllt sind. Aus dieser Membran besteht auch Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. II, 191 der gemeinschaftliche, sehr kurze Dottergang (Fig. 23, 24 vdi), der in die Eileiter, gleichzeitig mit dem Uterus einmündet. Als Uterus bezeichne ich einen sehr langen Blindsack, welcher auf der linken Seite der Bauchfläche hinzieht, und da er meist unter den Dotterstöcken verläuft, so ist er bisher von meinen Vorgängern übersehen worden. Ich habe ihn auch lange nicht entdecken können, da er sich wahrscheinlich erst sehr spät anlegt. Er entsteht auf der ventralen Fläche des Antrums, dort nämlich, wo die Dotterstöcke in die Eileiter einmünden. An dieser Stelle entsteht daher ein gemein- schaftlicher Raum, welcher einerseits mit dem Antrum kommunicirt, andererseits die beiden Eileiter, den Dottergang und den Uterus auf- nimmt (Fig. 23). Seinem Ursprung nach ist der Uterus wohl als eine Ausstülpung der Antrumswandung aufzufassen, indem seine Wandungen aus dem- selben platten und innerhalb lebhaft wimpernden Epithel und einer feinen Ringmuskulatur besteht, wie die Wandungen des Antrums. Mit dem erwähnten Raume kommunicirt der Uterus durch einen kurzen, stielförmigen Abschnitt, der sich bald sackartig erweitert, gegen sein blindes Ende aber allmählich sich verschmälert (Fig. 23 ut). Ich habe ihn nur in dieser Gestalt beobachtet, wobei er sich mächtig, wie der Uterus von Opistoma, kontrahirte und in seinem Inneren mit einer wasserklaren Flüssigkeit erfüllt war. Allen diesen Merkmalen zufolge entspricht die beschriebene Antrumsaussackung dem Eibehälter von Opistoma. Allerdings aber habe ich irgend ein Ei in demselben nicht gefunden, da ich meine Untersuchungen Ende Juni abgeschlossen habe. Nachher erfuhr ich von meinem Assistenten A. MriAzek, welcher Bothrio- plana im August und September beobachtete, dass dieselbe mit einem runden röthlich braunen Kokon versehen war, welcher letztere etwa in der Mitte des Körpers, auf der Seite des Pharynx lag und fast die ganze Breite des Thieres einnahm. Nähere Beziehungen des Kokons zum Geschlechtsapparate konnte MrAzek nicht sicherstellen, mir scheint aber sicher zu sein, dass sich der Kokon nur in dem langen sackartigen Uterus befinden konnte. Die mit dem Kokon beladene Bothrioplana soll nach der Angabe MaAzer’s sehr verkürzt und in der Körpermitte recht angeschwollen sein. Drüsen der weiblichen Geschlechtsorgane. Als solche habe ich zweierlei Gebilde zu unterscheiden. Erstens die Drüsen, welche in der Umgebung der gemeinschaftlichen Öffnung der Geschlechts- drüsen und des Uterus in das Antrum vertheilt sind. Sie sind von dem- selben histologischen Charakter, wie die Drtisen mit langen Ausfüh- Tungsgängen in der Umgebung der Geschlechtsöffnung. Nur sind die 192 F. Vejdovsky, Ausführungsgänge der Drüsen an der inneren Mündung des Antrum viel länger und mit deutlicherem Lumen versehen als die ersteren. Ihr Inhalt ist eine bräunliche Flüssigkeit. Ich habe diese Ausführungsgänge in Fig. 20 und 24 d abgebildet. Auffallender sind die Uterusdrüsen, die in einem Paare auf der inneren Wandung des Eibehälters angebracht sind und wahrscheinlich in ihn direkt einmünden. In Fig. 23 {uid) habe ich nur eine solche Drüse abgebildet. Man sieht hier einen zelligen Strang, der mit seinem verengten Proximalende mit dem Uterus zusammenhängt, mit dem anderen ver- engsten Ende fast bis zur Spitze des Uterus reicht. Er besteht aus 6—7 spindelförmigen Zellen mit klarem Plasma und großen, bläschen- artigen Kernen mit central liegendem Kernkörperchen. Die Drüse ist nicht unähnlich einem Marrıcn!schen Gefäße einiger Insekten oder selbst einem Rierstocke — so merkwürdig sind die sie zusammensetzen- den Zellen. Was die physiologische Funktion der Uterusdrüsen anbelangt, so möchte ich sie als Schalendrüsen auffassen, da es in den weiblichen Geschlechtsdrüsen keine anderen Gebilde giebt, welche die harte Kokon- schale produciren würden. Doch dürften erst künftige Untersuchungen diese meine Voraus- setzung bestätigen. Der männliche Geschlechtsapparat besteht aus einem Hodenpaare, zwei Samenleitern, einer Vesicula seminalis und dem Penis. Die Hoden liegen dorsal zu beiden Seiten der Schlundtasche und zwar in dem ersten Drittel der Länge derselben (Fig. 20 t, 81 t). Sie stellen ziemlich kleine, runde und durchsichtige Körperchen vor, die von einer flachen kernführenden Membran umgeben sind (Fig. 38 ep). Bei der Betrachtung der jüngeren Hoden im Leben findet man in deren Innerem die meisten Bildungsstadien der Spermatozoen; die jüngeren derselben befinden sich auf der äußeren Wandung der Hoden ange- bracht (Fig. 24 as) und bilden eine sehr hohe Schicht der Sperma- bildungszellen, während der innere in die Samenleiter übergehende Theil der Hoden hohl ist (Fig. 24 is) und die fortgeschritteneren Bildungsstadien der Spermatozoen, selbst auch fertige Samenfäden ent- hält. Die Zellen der äußeren Schicht sind im Leben sehr blass und es ist unmöglich deren feinere Struktur zu ermitteln. Die im hohlen Theile der Hoden befindlichen Stadien zeigen zwar deutlicher ihren - Bau, namentlich tritt der glänzende Chromatinfaden in ihnen sehr deutlich hervor, indessen vermochte ich mich nur an Schnittpräparaten Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien, II. 193 über einige Bildungsstadien der Spermatozoen verlässlicher zu über- B zeugen.. | In Fig. 38 ist ein Theil des Schnittes durch die äußere Hodenhälfte eines völlig geschlechtsreifen Thieres abgebildet, in welcher der weit größere Theil der Samenbildungszellen sich in der Hodenhöhlung befindet und wo nur die jüngsten Stadien noch auf der Wandung des Hodens, deren abgeflachte Kerne (ep) nur spärlich vorhanden sind, epithelartig angeordnet erscheinen (sg). Es sind meist in einer Achse ausgezogene Zellen mit äußerst blassem feinkörnigem und nur an seinem Glanze erkennbaren Gytoplasma, in welchem ein großer, meist ovaler und intensiv sich färbender Kern liegt. Die Struktur des Kernes darf man als feinkörnig bezeichnen (Fig. 38 sg), obwohl in manchen günstigen Lagen man wahrnehmen kann, dass die » Körnchen« eigentlich fadenförmig sind. Es ist daher ein sehr dichtes Gerüst vorhanden, in welchem ein intensiv sich färbendes Kernkörperchen eingebettet ist. In jüngeren Stadien findet man an Querschnitten diese Zellen in mehreren Schichten angeordnet. Wenn ich ihr Alter zu den späteren Bildungsstadien bestimmen soll, so möchte ich diese Zellen als Sperma- togonien auffassen, indem sie bezüglich der Struktur am meisten mit den unter diesem Namen bekannten Stadien der Samenbildungszellen übereinstimmen. | Die Spermatogonien vergrößern sich sowohl im Zellkörper als im Kerne; das feine Netzgerüst in den Kernen verschwindet und es bildet sich anstatt dessen ein Knäuel (Fig. 38 a, b), bestehend aus dicken Chromatinfäden, welche in einer achromatischen Substanz eingebettet sind. Das früher so deutlich hervortretende Kernkörperchen ist nicht mehr zu finden (Fig. 38 b). Weiter konnte ich die sich zur Theilung anschickenden und tonnenförmige Spindeln bildenden Stadien häufig beobachten (Fig. 38 c, Fig. 44), aus welchen wohl die Spermatogemmen von je zwei Spermatocyten (Fig. 38 d, Fig. k1 a) entstehen. Ob sich diese Spermatocyten noch weiter theilen, kann ich nicht mit Sicherheit an- geben, da ich dem Process der Spermabildung nur vorübergehende Auf- merksamkeit geschenkt habe; es ist mir aber wahrscheinlich, dass noch eine Theilung des letztangeführten Stadiums stattfindet. In der Kern- spindel der Spermatogonien konnte ich nämlich, sofern sich die Objekte als günstig herausstellten, acht Chromatinschleifen zählen (Fig. 38 c, Fig.41), während in den Spermatogemmen von je zwei Spermatocyten (Fig. 40) sich regelmäßig nur zwei Chromatinstäbchen finden. Es ist daher Sehr wahrscheinlich, dass bei Bothrioplana Spermatogonien wenigstens zwei nach einander folgende Theilungen eingehen, bevor es zur Bildung der Spermatiden kommt. Dadurch würde sich die spärliche Menge der 194 F. Vejdovsky, Spermatozoen sowohl in dem Hoden als in der Vesicula seminalis, durch welche sich Bothrioplana auszeichnet, erklären. Sonst würde sich empfehlen die Spermatogenese eingehender zu untersuchen als ich dies vornehmen konnte. Namentlich handelt es sich hier um die Erklärung von sehr kleinen Zellen (Fig. 39), die ich in den Hoden von Bothrioplana regelmäßig finde, aber nicht zu erklären weiß, obwohl man sie leicht als Spermatiden betrachten könnte, wenn die cytoplasmatischen Elemente, an welchen die ersten Stadien der Bildung der eigentlichen Samenfäden (Fig. 44 b) sitzen, nicht größer wären, als die erwähnten Zellen, in deren runden Kernen, so viel ich bestimmt sicherstellen konnte, zwei bis drei Chromatinfäden in einer reichlichen achromatischen Substanz einge- bettet sind. | Die jungen Samenfäden sind in Fig. 42—43 abgebildet und zeichnen sich durch reichliche chromatische Substanz aus, eben so wie die reifen, sichelförmigen, in der ganzen Länge gleichmäßig dicken Spermatozoen, die man zu einem Bündel vereinigt in der Vesicula semi- nalis findet (Fig. 37 vs). Ich habe sowohl die in Bildung begriffenen als die reifen Samen- fäden nur im konservirten Zustande untersucht und vermag nicht anzugeben in wie weit das Zellplasma den mächtigen chromatischen Gentralfaden umhüllt. Ganz gewiss aber betheiligt sich das gesammte Cytoplasma einer Spermatide nicht an der Bildung eines Spermafaden, da die Überreste der Spermatiden in dem Hohlraume der Hoden zwi- schen den Spermatocyten sehr zahlreich vorhanden sind und als plas- matische kernlose Kugeln mit feinkörniger Substanz erscheinen. Bei einer speciell hinsichtlich der Spermabildung angestellten‘ Untersuchung über Bothrioplana dürfte sich zeigen, dass dieselbe höchstwahrscheinlich in derselben Weise vor sich geht, wie Bönnig bei den meisten Plagiostomiden sichergestellt hat, nur dass die Zahl der nach einander folgenden Theilungen der Spermatogonien sehr beschränkt ist. Die Samenleiter sind ziemlich kurze und durchsichtige Kanäl- chen, deren Wand aus derselben Membran besteht, welche die Hoden umhüllt; nur sind die Zellen der Samenleiter in die Länge gestreckt, eben so wie deren intensiv sich färbenden Kerne (Fig. 37 vd). Je nach der Zahl der entwickelten Samenfäden pflegt der Anfangstheil, so wie der Endabschnitt der Samenleiter mehr oder weniger ange- schwollen zu sein, und bildet im letzteren Falle die sogenannte falsche Samenblase (Fig. 24 fvs). In vielen Fällen habe ich auch gesehen, dass der Samenleiter nur auf der einen Seite vorhanden war, und dann bildet sich ebenfalls nur eine einzige falsche Samenblase (Fig. 23 vs); zugleich sieht man, dass der Hoden der anderen Seite sehr verkümmert Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. IT, 195 ist und überhaupt keine Samenfäden enthält; es kann aber der Samen- leiter als ein stark redueirter Strang erscheinen. Schließlich habe ich in einem Falle gesehen, dass der Hoden nur auf der einen Seite der Schlundtasche entwickelt war. Über das Verhalten der eigentlichen Vesieulaseminalis war ich lange nicht im Klaren, da ich sie nicht in allen Fällen gefunden habe. In den meisten Fällen begegnet man den in Fig. 24 dargestellten Verhältnissen, so nämlich, dass die angeschwollenen mehr oder weniger genäherten Samenleiter direkt in die konische Penisscheide einmünden. Erst als ich auf die lebenden Thiere einen größeren Druck durch das Deckgläschen ausgeübt hatte, stülpte sich aus der Penisscheide in der Richtung gegen die Dorsalseite ein mehr oder weniger angeschwollener Kanal aus (Fig. 11 vs), in welchen von der Rückenseite die Samen- leiter einmündeten (df), während er andererseits mit der sogenannten Penisscheide in Verbindung war. Es ist also die Samenblase. Im lebenden Zustande unterscheiden sich die Wandungen der Samenblase einigermaßen von denen der Samenleiter, indem sie merk- lich dicker sind als die letzteren, ein wenig starr und inwendig mit äußerst feinen und sehr langen Flimmerhaaren ausgestattet (Fig. 41 vs). Aber an Schnitten vermochte ich keinen Unterschied von den Wandungen der Samenleiter wahrzunehmen (Fig. 37 vs), zumal ich die Vesicula stark mit Spermatozoenbündeln vollgepfropft fand. Was die Anordnung der Spermatozoen in der Vesicula anbelangt, so habe ich oben schon angegeben, dass dieselben hier bündelartig vereinigt sind; es ist dies immer auffallend, zumal wenn man die knäuel- artig gewundenen Samenfäden in den Samenblasen der übrigen Turbel- larien berücksichtigt. Der Penis ist höchst einfach gebaut, obwohl man sich an lebenden Thieren über dessen Bau und Verhalten zur Antrumswandung keine bestimmtere Einsicht verschaffen kann. Von unten betrachtet (Fig.20 p), erscheint der Penis als ein kugliges oder ellipsoides Organ mit einer kreisförmigen, scharf umschriebenen Öffnung und einem äußeren Zell- beleg, in welchem die großen gekörnten Kerne hervortreten. Von der Seite betrachtet, erscheint der Penis (Fig. 23, 24 p' als ein konisches Gebilde, welches mittels seines verengten Endes in die weite Höhle des Antrums hineinragt und an diesem Pole die oben erwähnte Öffnung trägt. Das erweiterte, schwach gewölbte Proximal- ende nimmt die falschen Samenblasen auf. Man sieht ferner, dass das Organ äußerlich mit einem großzelligen Epithel besetzt ist, dessen Elemente namentlich am oberen Ende in koncentrischen Kreisen an- geordnet sind; unter dem äußeren Epithel ziehen dicht an einander Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX. Ba. 44 196 F. Vejdovsky, sich reihende Ringmuskelfasern. Die erwähnte Öffnung führt in einen Centralkanal des Penis. Zu beiden Seiten des verengten Penistheiles inserirt sich je ein Muskel (Fig. 23 m), der sich beim weiteren schiefen Verlaufe in zwei Schenkel zweigt, und durch diese wahrscheinlich auf der Rückenseite an den Hautmuskelschlauch sich ansetzt. Doch konnte ich über diesen letzteren Punkt sowohl an lebenden Thieren als an Querschnitten nicht ganz verlässlichen Aufschluss gewinnen. Sonst aber muss man die erwähnten Muskel als Retractores penis auf- fassen. Die Einfachheit des Penis erklärt sich erst an Schnittserien; durch die Einwirkung der Konservirungsflüssigkeiten wird der Begattungs- apparat, wie wir denselben im lebenden Zustande dargestellt haben, in der Weise gereizt, dass er sich in seiner ganzen Länge ausstülpt und in seiner definitiven Gestalt in die Antrumhöhle hineinragt (Fig. 37 p). In dieser Lage erkennt man auch seine Beziehungen zu den Antrum- wandungen. Es ist eine 0,009 mm lange spindelförmige Röhre, die sich sowohl am proximalen als distalen Ende allmählich verengt und in der Mitte angeschwollen erscheint. In dem oberen Theile der angeschwollenen Höhle befindet sich die Samenblase (vs), die weiter gegen die Rücken- seite des Thieres die Samenleiter (vd) aufnimmt. Die angezogene Ab- bildung zeigt nun ferner, dass der Penis eine einfache röhrenförmige Einstülpung des Antrums vorstellt; man sieht nämlich, dass die Wan- dung des letzteren (an) in das etwas verdickte Epithel des Penis über- geht. Die Ringmuskelschicht, welche wir auf der Oberfläche des Antrums sichergestellt haben, wiederholt sich ebenfalls auf der inneren Fläche der Penisröhre, wo sie allerdings viel deutlicher und kontinuir- licher in der ganzen Länge erscheint (rm). Die Verwandtschaftsbeziehungen von Bothrioplana. Es ist selbstverständlich, dass ein durch so eigenthümliche Organisa- tion sich auszeichnendes Süßwasserturbellar Gegenstand verschiedener Betrachtungen über seine systematische Stellung geworden ist. Bisher ist Bothrioplana allerdings keine bestimmte Stelle in der Klassifikation der Turbellarien angewiesen worden, da unsere Kenntnisse über ihre Organisation ziemlich unvollständig waren, somit konnten nur Ver- muthungen über die vermeintliche Stelle ausgesprochen werden, welche Bothrioplana in der Klassifikation der Turbellarien einnehmen dürfte. | Braun hat Bothrioplana zu den Dendrocölen eingereiht, »da bei keiner Rhabdocöle ein Darm vorkommt, der in der Höhe des Schlundes Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. Il. 197 sich gabelig theilt«. »Gerade diese nicht zu leugnende und auf Beob- achtungsfehler nicht zurückzuführende Theilung des Darmes bei unseren Brunnenplanarien bewegt mich, dieselben den Dendrocölen zuzurech- nen; der gespaltene Darm würde allein zu dieser Einreihung genügen, wenn auch keine Formen bekannt wären, welche zwischen dieser hier und den typischen Dendrocölen, etwa Dendrocoelum lacteum Oerst., in Betreff des Darmkanales vermittelten.« Dazu kommt der Bau der ‚ Schlundtasche, welche dem entsprechenden Organ der Dendrocölen gleicht, sowie der Bau des Ovariums entsprechend dem Bau desselben Organs bei den Dendrocölen. Nach der Auffassung Braun’s nimmt Bothrioplana unter den Dendrocölen die niedrigste Stelle ein, weil sie eine ganze Anzahl Charaktere hat, welche an die Rhabdocölen erinnern: das ist einmal die Anordnung der Stäbchen in Packeten, die bei Dendrocölen nicht vorkommt; ferner die gering entwickelte Muskulatur, die man aber aus der geringen Körpergröße erklären kann; weiterhin zählt hierher Braun das Vorkommen des Wasserbechers und seine Lage in der Mitte des Körpers, welcher aber auch einer zweiten Dendrocöle, der Cercyra ‚hastata O. Schm. (hier aber auf dem hinteren Körperende) zukommt. Nach allen angeführten Merkmalen kommt Braun zum Resultate, dass Bothrioplana eine selbständige neue Dendrocölengattung vor- stellt. Auf Grund der von Braun mitgetheilten Angaben und nach der Besichtigung der Präparate des genannten Forschers kommt v. GRAFF in seinem großen Werke (p. 207 Anm.) zum Schlusse, dass es sich schwer entscheiden lässt, ob Bothrioplana thatsächlich eine niedrigste Trieladengattung vorstellt, oder zu den Alloiocölen (in die Subfamilie Allostomina) einzureihen ist. Er führt sie daher am Ende des erwähn- ten Werkes als »Genus incertae sedis« an. Endlich spricht Sexsrı seine Ansichten über die Verwandtschaft dieser Gattung aus. »Nach der Lebensweise und Nahrung, sowie nach dem äußeren Habitus erinnert Bothrioplana an Planarien, während der innere Bau, vornehmlich die Geschlechtsorgane, den Verhältnissen ent- sprechen, welche man bei einem Theile der alloiocölen Turbellarien kennt. Serera weist in dieser Beziehung auf die Gattung Monocelis, Allostoma und Cylindrostoma hin, welche sich durch Wimpergruben oder bewimperte Furchen und ein vierseitiges Gehirnganglion aus- zeichnen.« Die Auffassung, dass Bothrioplana den Alloiocölen angehört, ist die einzig richtige. Fast sämmtliche Charaktere, welche v. Grarr und Bönnis für diese Rhabdocölengruppe hervorheben, kann man an 14% ni re Br 198 F. Vejdovsky, Bothrioplana sicherstellen, außerdem aber zeichnet sich diese Gattung durch eine Reihe von Charakteren, welche einerseits auf die Rhabdo- cöliden, andererseits auf die Tricladen und die von nu Pızssıs ent- deckte Gattung Otoplana hinweisen. Der Tribus der alloiocölen Turbellarien enthält nach der Ein- theilung v. Grarr’s zwei Familien: Plagiostomidae und Monotidae; wir werden daher versuchen die Stelle ausfindig zu machen, welche Bothrioplana in einer derselben einnehmen sollte. Indem die Monoti- den mit zwei Geschlechtsöffnungen und einer Bursa seminalis versehen sind, wogegen Bothrioplana des letztgenannten Organs entbehrt, so muss man ihre systematische Stelle in der Familie der Plagiostomiden suchen, obwohl sie andererseits mit den Monotiden darin überein- stimmt, dass sie, wie die letzteren, einen Pharynx plicatus und zahl- reiche Stäbchenpackete in der Hypodermis enthält. v. GrArr hat Bothrio- plana wohl nur aus dem Grunde zu den Allostominen eingereiht, weil die Mündung des Pharynx nach hinten gerichtet ist, und weil die Geschlechtsöffnung im hinteren Körperende sich befindet. Sonst aber weichen sowohl die Plagiostomiden als Monotiden von Bothrioplana da- durch ab, dass bei den erstgenannten Familien follikuläre, neben und hinter dem Gehirnganglion vertheilte Hoden vorhanden sind, während Bothrioplana kompakte Hoden im Sinne v. Grarr's besitzt, wodurch sie sich eher den Rhabdocölen nähert, eben so, wie durch eine Tunica propria, welche die Geschlechtsdrüsen von dem Körperparenchym scheidet. Der Pharynx plicatus kann wohl nur ausnahmsweise bei den Plagiostomiden (Bönnıg) vorkommen, indem hier für die weitaus größte Anzahl der Gattungen der Pharynx variabilis charakteristisch ist. Durch den so ausgesprochen verästelten Darm, den Pharynx pli- catus und das Nervensystem, nähert sich Bothrioplana am meisten den Trieladen, indem einfache Seitenäste, wie Bothrioplana, auch Mierc- plana humicola besitzt. Wenn man daher sämmtliche angeführte Charaktere der Bothrio- plana näher ins Auge fasst, so ergiebt sich, dass dieselben auf die nahe Verwandtschaft sowohl mit den Rhabdocölen als Tricladen hinweisen, in der Hauptsache aber meist mit den der Alloiocölen übereinstimmen. Da sie aber in dem letztgenannten Tribus weder zwischen den Plagio- stomiden noch den Monotiden eine richtige Stelle findet, so wird es rathsam sein, eine selbständige Familie der Bothrioplanidae aufzu- stellen, deren Charaktere etwa die nachfolgenden sind: 4) Alloiocoela mit einem in drei Hauptäste verästelten Darm, von denen die hinteren, wie bei zahlreichen Tricladen, sich hinten zu einem einzigen Darmaste vereinigen (Verwandtschaft: Trielades). Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. II. 199 2) Der vordere und hintere Ast des Darmes bilden seitliche paarige und einfache Ausbuchtungen (wie bei Microplana — Triclades). 3) Pharynx plicatus (Monotidae, Triclades). 4) Ein bis zwei Paar Riechgruben. 5) Nervensystem nach dem Typus der Tricladen gebaut. 6) Das Exkretionssystem nach dem Plane der Trieladen vertheilt und nach dem Typus der Rhabdocölen nach außen mündend. 7) Der Geschlechtsapparat in dem hinteren Körpertheile hinter dem Pharynx, mit einem großen Antrum, in welches von oben die paarigen, rückenständigen kompakten Hoden mittels zweier Samenleiter und einer Vesicula seminalis (ohne Vesieula granulorum) durch einen einfachen Penis einmünden. Der letztere erinnert an das gleich ge- baute Organ der Plagiostomiden. Ein Paar Keimstöcke, ein Paar gelanpte Dotterstöcke, ein Uterus. Die Geschlechtsdrüsen mit einer Tunica propria. Mit Bothrioplana scheint nächst verwandt zu sein Otoplana inter- media, welche nu Pıessis (3) bei Nizza entdeckte. Dieselbe ist 4 mm lang. entbehrt der Augen, besitzt dagegen eine Otocyste und ein Paar Riechgruben. An der Körperoberfläche findet man zahlreiche Tast- borsten und Klebdrüsen. Das Gehirnganglion ist schildförmig. Die Geschlechtsorgane bestehen aus zwei zu beiden Seiten des Pharynx liegenden Keimstöcken, zwei Dotterstöcken, aus dem follikulären Hoden im vorderen Körpertheile und einem chitinigen Penis. In dieser Be- ziehung stimmt Otoplana mit Monotus, welcher aber mit zwei Ge- schlechtsöffnungen versehen ist, während Otoplana nur einen Porus genitalis besitzt und in dieser Hinsicht, sowie hinsichtlich der Gestalt und Struktur des Pharynx mit den Trieladen übereinstimmt. Auch hier besteht der Darm aus drei Ästen, von welchen der vordere und hintere mit einer größeren Anzahl unregelmäßig gabelig verzweigten Seiten- zweigen versehen ist. Nach diesen Charakteren reiht pu Pıessıs die genannte Gattung zu den marinen Trieladen ein, während dieselbe thatsächlich nur zu den Alloiocölen zu zählen ist, welchen sie auch P. Harırz zurechnet. Ich möchte sie vorläufig in die Familie der Bothrioplaniden einreihen. Wenn daher die Tricladen mit Recht von den Alloiocölen abge- leitet werden, dürfte die von mir aufgestellte Familie der Bothriopla- niden auf die Grenze zwischen die Rhabdocöliden und Tricladen ge- stellt werden, so dass wir in den Alloiocölen nachfolgende drei Familien unterscheiden dürften: 300 F. Vejdovsky, 1) Pr 2) Monotidae 3) B Rn rlades VII. Zur Kenntnis der Dendrocölen Böhmens. 1. Über augenlose Planarien. Unter den europäischen Süßwasserplanarien kennt man bisher zwei Arten, welche sich durch eine schneeweiße Farbe auszeichnen und gleichzeitig blind sind. Von diesen hat eine zuerst Duczs! in einem Exemplare gefunden und als Planaria coeca beschrieben. »Elle est allong&e, tronquee, &chancr&e me&me en avant, obtuse en arriere, plate, mais moin mince que la prec&dente et de couleur blanche«. — »Elle differe de la bandelette (vitia) et de la lactee par l’absence com- plete de points oculiformes et la disposition de l’arbre gastrique, du system circulatrice etc. Longueur 3 lig !/,. Largueur 3/, de lig.« Für dieselbe Planarie hat später Stımpson ? auf Grund des Mangels an Augen eine selbständige Gattung Anocelis coeca kreirt und folgen- dermaßen definirt: »Gorpus depressum, elongato ovale, saepe antice trun- catum. Ocelli nulli. Fluviatiles.« Ob dieses Merkmal, die Blindheit, als ein Gattungscharakter zu betrachten ist, vermag man heute nicht zu entscheiden, aber die Anordnung des Exkretionsapparates, durch welchen sich Anocelis von allen Planarien bedeutend unterscheidet, berechtigt zu der Scheidung derselben aus dem Genus Planaria. In Böhmen habe ich Anocelis in dem Polenzflusse bei Tetschen gefunden, seitdem aber diesen Fundort nicht besucht, um die Geschlechtsverhält- nisse dieser Art zu ermitteln. Die andere blinde Planarie ist unter dem Namen Planaria cavatıca bekannt, unter welcher Bezeichnung dieselbe Frıers in die Wissen- schaft eingeführt hat. Er hat sie in einem, die Falkensteiner Höhle durchfließenden Bache gefunden. Sie ist 2 cm lang und erinnert- bezüglich der Farbe, Gestalt und Bewegung an die Planaria lactea. Die weißliche Farbe ist blasser und der ganze Körper durchsichtiger. 1 A. Duezs, Apercus de quelques Observat. nouv. sur les Planaires etc. Ann. sc. nat. Tom. XXI. 4830. p. 72—90. Pl. II, Fig. 20. ?2 Stımpson, Prodromus descript. anim. evertebr. etc. Proceed. Acad. Nat. Sc. Philadelphia 4837. I. 9..49 34. : 3 VEIDOVskY, Exkrecni apparät Planarii. Zprävy o zasedäni kräl. spol. nauk. v Praze (Sitzungsber. kgl. böhm. Gesellsch. Wissensch. Prag). 1882. p. 273—280. * S. Fries, Mittheilungen aus dem Gebiete der Dunkelfauna. Zool. Anz. Nr. 24. 41879. p. A51—153. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. II. 201 Die Anordnung der Darmäste erinnert an die von Pl. lactea, von welcher sie sich lediglich durch den Mangel an Augen unterscheidet. Dann wurde P/. cavatica noch in einem Brunnen in Münden (Han- nover) und nach der Mittheilung von Monızz ! in einem Brunnen in Lille gefunden; von dem letztgenannten Fundorte waren die in Alkohol konservirten Exemplare nur cm lang, ganz weiß und augenlos. Nach- her berichtete ich ?, dass mir WrzeSnıowskı aus Zakopane in Tatra drei Planarien geschickt, in welchen ich ebenfalls P!. cavatıca erkannt habe. An dem genannten Fundorte lebte sie mit Niphargus und Phreoryctes in einem Brunnen. Nach den Alkoholexemplaren hielt ich dafür, dass man diese Art zu der Gattung Dendrocoelum einreihen dürfte, was allerdings ‚erst die Verhältnisse des Geschlechtsapparates entscheiden müssten ; aber meine Exemplare waren noch nicht geschlechtlich entwickelt. P. Hırızz 3 trachtete dieseFrage an den oben erwähnten Exemplaren aus dem Liller Brunnen zu entscheiden und berichtet über seine Be- funde, die er durch die Schnittmethode dieser stark kontrahirten und verletzten Planarien gewonnen hat. Nach Haırrzrz gehört sie zur Gattung Planaria. Der Kopftheil soll nämlich der bei Dendrocoelum bekannten ‘ Charaktere entbehren, indem die Schnitte durch diese Körperregion an die bei der Gattung Planaria bekannten erinnern. Das Gehirn, die Eierstöcke und der Pharynx zeichnen sich durch keine bemerkens- " werthen Merkmale aus. Die postpharyngeale, den Uterus und Penis enthaltende Region war verletzt. Dagegen fand Harızz, dass hier eine birnförmige »Bursa copulatrix« vorhanden war, welche mit einer kleineren Höhlung versehen war als die bei Pl.torva und Dendrocoelum lacieum bekannte. Die Histologie des Uterusausführungsganges zeigt auf die Verhältnisse von Planaria, während die Oviducte sich zu einem gemeinschaftlichen Kanal verbinden, welcher direkt in die Kloake und nicht an der Uterusbasis ausmündet. Harrzz postulirt für das Genus Dendrocoelum die charakteristische Sauggrube und nur nach diesem Charakter würde sich die genannte Gattung mit D. lacteum erhalten, bei welch’ letzterer Art das genannte Organ recht deutlich auch im lebenden Zustande erscheint. Diese 1 R. Monıez, Faune des eaux souterraines du departement du Nord et en particulieur de la ville de Lille. Revue biologique du Nord de la France. : Anne&e 1886. p. A43—A4A, 2 VEıDovsky, O nov&em rodu zemskych planarii (Microplana humicola). Vestnik spol. nauk v Praze 1889. Mit 6 Holzschnitten. — Note sur une nouvelle Planaire terrestre (Microplana humicola). Revue biologique du Nord de la France. 1890, Avec2pl. 3 P. Hauzez, Catalogue des Turbellaries du Nord de la France. Ibidem. 1890. 302 F. Vejdovsky, Sauggrube ist aber auch für Pl. alpina konstatirt worden und ich habe dieselbe ebenfalls an konservirten Exemplaren von Pl. gonocephala (Fig. 61 sg) als eine lange, schlitzartige Vertiefung am vorderen Körper- ende sicherstellen können. Da aber, wie man in Fig. 51 sieht, die Saug- grube bei P!. cavatıca im lebenden Zustande so deutlich hervortritt, wie bei keiner der letztgenannten zwei Arten, so mtisste man Pl. cavatıca selbst nach dem Postulate von Hauızz in die Gattung Dendrocoelum ein- reihen, ebenfalls wie noch mit größerem Rechte die weiter unten ange- führte Pl. Mrazeki. | Nach dem Vergleiche aber sämmtlicher Charaktere der beiden bisher anerkannten Gattungen muss ich mich gegen die Unterscheidung eines selbständigen Genus »Dendrocoelum« aussprechen und bis auf Weiteres dasselbe in die Gattung Planaria einreihen. Für die nähere Kenntnis von Pl. cavatica sind genauere Unter- suchungen sehr erwünscht und dürfte daher jede Mittheilung über deren Organisation willkommen sein. Ich habe einige Beobachtungen an zwei lebenden Exemplaren angestellt, die ich leider nicht konser- viren konnte, um die Organisation auch auf Schnittserien zu verfolgen. Pl. cavatica kommt auch in Böhmen vor. Als im Jahre 1890 ver- schiedene Versuche über die Qualität des Quellwassers aus dem Rado- tiner Thale bei Prag angestellt wurden, sind aus einer »ad hoc« ver- fertigten Pumpe am 2. April zwei Exemplare der in Rede stehenden Planarie mit einigen Niphargen und Crangonyx subierraneus ausge- pumpt worden. Beide Exemplare waren gleich groß, 2 cm lang und 4!/, mm breit in der mittleren Körperzone. Ein Exemplar war be- deutend verletzt, das andere bewegte sich lebhaft und saugte sich mit seiner Sauggrube an die Gefäßwandungen fest. In dem wenig durch- sichtigen, rein weißen Körper konnte ich nur einige Organsysteme beobachten. Der Vorderrand des Körpers ist für Pl. cavatıca sehr charakteristisch, indem die lappenförmigen Öhrchen der übrigen Plana- rien nicht zu beiden Seiten, sondern nach vorn gerichtet sind (vgl. Fig. 51). In der medianen Körperlinie des vorderen Körperrandes stülpt sich eine tiefe, lebhaft sich kontrahirende und wieder erweiternde Grube ein, die in der Ruhe um so auffallender ist, als sie von beiden Seiten mit größeren, stumpfen Läppchen begrenzt ist. In der Grube selbst befindet sich der bekannte Saugnapf. Der übrige Körper erweitert sich in keiner Region, sondern ist gleichmäßig breit, und glatt, nicht gewellt, erst in dem hintersten Theile allmählich sich verengend. Durch die Körperwandungen kann man den verästelten Darm verfolgen, an dessen präpharyngealen Hauptstamme ich 41 Paar Seitenäste sichergestellt habe. Auch die Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. Il. 203 Äste zu beiden Seiten des Pharynx sind verzweigt, vereinigen sich ‚weiter hinter der Geschlechtsregion zu einem gemeinschaftlichen hinteren Hauptstamme, welcher einige Paare stumpfe Lappen trägt. In den Würmern aus Zakopane waren bloß die Hoden angelest, während die Planarien aus Radotin auch mit Geschlechtsgängen ver- sehen waren, die ich leider nicht genauer in ihren Lagebeziehungen und in histologischem Baue erkennen konnte. Ich fand einen langen ausgestülpten Penis, den vorderen Uterustheil und das drüsige musku- löse Organ, welches neuerdings Harzzz grundlos als eine Bursa copula- trix auffasst. | Wenn ich daher über die Anatomie von P!. cavatica nicht eingehen- der zu berichten vermag, versuche ich eine ausführlichere Beschreibung einer anderen einheimischen Art beizufügen, welche ebenfalls der Augen entbehrt und daher die dritte in Böhmen vorkommende blinde Planarie vorstellt. Sie lebt in den gewöhnlichen Bachwässern in der Umgebung von Pribram, wo sie zuerst von meinem Assistenten A. Mrizek gesammelt wurde; nach demselben benenne ich sie Planaria Mrazekii n. sp. * Es ist eine schöne, in den größten Exemplaren bis 24 mm haltende Planarie, in den weit meisten Fällen rein weib, nicht selten auch schwach rosa oder violett; der vordere Körperrand kommt nicht bei allen Exemplaren in gleichen Gestaltverhältnissen vor. Die jungen Exemplare (Fig. 53) haben nur schwach entwickelte Seitenöhrchen und ein unbedeutendes Mittelläppchen. Bei den entwickelten Thieren sind die weit längeren Öhrchen gegen die Seiten gerichtet (Fig. 52) und dieser Körpertheil mit den erwähnten Organen und dem Mittelläppchen ist tief von dem nachfolgenden Körpertheile abgeschnürt. ‚Die Seiten- ränder des Körpers üben wellenförmige Bewegungen aus wie bei P!. lactea. Die gereizte Pl. Mrazekii zieht zuerst ihre Öhrchen ein, wäh- rend das mittlere Läppchen aus einem tiefen Grübchen nach vorn ragt (Fig. 5%); schließlich wird auch dieses eingezogen und der vordere Körperrand erscheint dann tief eingeschnitten (Fig. 55). Die Sauggrube lässt sich in günstigen Fällen auch während der Ruhe der lebenden Thiere als eine unbedeutende Vertiefung auf der unteren Seite des Mittelläppchens wahrnehmen; deutlicher kenntlich ist dieselbe an konservirten Thieren als ein Längsspalt (Fig. 60 sg), welcher sich aber nie so tief einstülpt, wie bei Pl. alpina. Die Saug- grube von Pl. Mrazekii ist daher »latent«, wie sich Haıızz ausdrückt, aber eben so latent ist die Sauggrube von Pl. gonocephala (Fig. 61 sg), indem sie in diesem letzteren Falle nur an konservirten Exemplaren und hier auch nicht immer als ein Längsspalt zum Vorschein kommt. 204 F, Vejdovsky, ‚Aber das Vorhandensein des in Rede stehenden Organs bei P!. Mrazekü verräth sich um so auffallender beim Kriechen des Thieres; dabei stülpt sich aus dem Grübchen ein kleines Scheibchen aus, mittels dessen sich das Thier an die Wasserobjekte festsaugt. Bei der Beobachtung im lebenden Zustande ist vor Allem der ver- ästelte Darm auffallend; der vordere Hauptstamm geht zu beiden Seiten des Pharynx in die lateralen Äste über, welche sich aber in der Geschlechtsregion wieder vereinigen und so entsteht der unpaare hintere Hauptstamm, welcher bis zum hinteren Körperende zieht. Das habe ich in sämmtlichen (einigen Hundert) Exemplaren ohne eine Ausnahme sichergestellt. Schon früher habe ich! dieselben Verhältnisse des unpaaren hinteren Darmastes bei Anocelis coeca und Planaria vruliciana als Charaktere dieser Arten hervorgehoben; dasselbe gilt nun auch für Pl. cavatıca und Pl. Mrazekü. Harıez? fand außerdem eigenthümliche Monstrositäten bei Pl. lactea und punctata, dass nämlich die hinteren zwei Darmäste, die be- kanntlich normal getrennt verlaufen, ziemlich häufig sich hinter den Geschlechtsorganen nähern und bald durch eine oder zwei quere Ana- stomosen verschmelzen oder gänzlich verwachsen. Es kann daher keinem Zweifel unterliegen, dass die bei Planaria cavatica, Pl. Mrazekü, Vruticiana, Anocelis coeca und schließlich bei Planaria (?) Nausicae Schm. sichergestellten Verhältnisse des Darmes als sekundär aufzufassen sind, während die getrennten hinteren Darm- schenkel anderer Planarien ursprüngliche Zustände vorstellen. ! Die Gestalt der Seitenzweige ist meist sehr charakteristisch; die- selben sind symmetrisch nach links und rechts vertheilt und nur recht selten vermag man eine unsymmetrische Verästelung des Hauptstammes zu statuiren, während Iısıma und Cnıcakov für andere Arten angeben, dass eine symmetrische Vertheilung der Seitenzweige überhaupt nicht nachweisbar ist. Bei gut gefütterten Thieren habe ich meist die Form der Seitenzweige wenigstens im vorderen Abschnitte nach diesem Schema gebildet gefunden: Der Seitenzweig entsendet unmittelbar hinter seinem Ursprungsaste einen kleinen Auswuchs auf der vorderen Seite, weiter nach außen verzweigt er sich dichotomisch zu zwei Lappen, einen vorderen und einen hinteren, von denen jeder bald endständige stumpfe Läppchen bildet, oder sich noch sekundär diehotomisch ver- ästelt. Diesem Schema entsprechen auch die Seitenäste zu beiden Seiten des Pharynx, einfacher sind nur die hintersten Seitenzweige. Die Darm- 1 F, VEIDOVSKY, Exkrecni soustava Planarii. 1. c. 2 Harırz, Sur l’origine vraisablablement teratologique de ots: especes de Triclades, Compt. rend. 1892, Sr KR B Er x Mr a RR Be en are Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. Er 305 äste zu beiden Seiten des Pharynx sind auch auf der inneren Seite ver- 4 ‚ästelt, doch entsprechen diese Verästelungen nur kurzen, stumpf ab- gerundeten Läppchen ohne jede weitere Verzweigung. | Was die Anzahl der Darmzweige anbelangt, so habe ich sicher- gestellt, dass bei den kürzeren Individuen eine kleinere, bei den längeren eine größere Zahl von Darmzweigen vorkommt; ich habe im Allgemeinen die Anzahl derselben meist folgendermaßen gefunden: r a) Kleinere (bis 2 cm lang) Individuen besaßen am vorderen Darmabschnitte 14 Paar Seitenzweige auf den peripharyngealen Abschnitten 6 » » auf dem postpharyngealen Abschnitte 6 » ) Zusammen 23 » » b) Größere (über 2 cm lange) Individuen besaßen am vorderen Darmabschnitte 12 Paar Seitenzweige auf den peripharyngealen Abschnitten 7 » » auf dem postpharyngealen Stamme ee) ) Zusammen 26 » j) Der größten Variation in der Anzahl der Seitenzweige unterliegt aber der hintere Hauptstamm, an dem ich nicht selten auch acht bis - neun Paar Seitenzweige sichergestellt habe. Was die Lage und Größe des Pharynx anbelangt, so stimmt unsere Planaria mit den übrigen, namentlich mit Pl. lactea überein; auch in der Anordnung der histologischen Elemente gleicht der Pharynx von Pl. Mrazekii dem von P!. lactea, indem bei beiden Arten, die innere mehrschichtige Ring- und Längsmuskellage nicht getrennt nach ein- ander folgen, sondern die beiden Schichten in der Weise alterniren, dass auf eine einfache Längsmuskelschicht eine einfache Lage von Ring- muskeln folgt, dann kommt wieder eine Längsmuskelschicht, danach eine Ringmuskelschicht ete.,so dass man in dieser Weise sieben Schichten von Längsmuskeln und sieben mit den ersteren alternirenden Schichten von Ringmuskeln sicherstellen kann. Durch diese Anordnung unter- scheiden sich die genannten zwei Arten von den übrigen, zu welchem Zwecke ich namentlich die auch von anderen Autoren beobachteten Arten, nämlich Pl. alpina und Pl. gonocephala verglichen habe. Das Nervensystem von Pl. Mrazekit ist ähnlich dem von P!. lactea, doch kann man dessen Verästelung wegen der Undurchsichtigkeit des Körpers im lebenden Zustande nicht so genau verfolgen; nur an Schnitt- serien begegnet man fast derselben Anordnung der Nervenäste und des Gehirnganglions wie bei Pl. lactea. Auch die Augennerven sind vor- 206 F. Vejdovsky, handen, doch konnte ich das sog. Ganglion opticum von P!I. lactea und der übrigen mit Augen versehenen Planarien nicht finden. Auch das Exkretionssystem scheint dem von Pl. albissima zu entsprechen. Es erübrigt nur noch die Geschlechtsorgane von Pl. Mrazekii zu besprechen, welche man leicht sowohl an lebenden Thieren als an konservirten Flächenpräparaten und Schnittserien ohne größere Schwierigkeiten zu ermitteln vermag. Die Eierstöcke (Fig. 55) sind zwei voluminöse in je eine Kapsel eingeschlossene Drüsen, welche man schon mit bloßem Auge an den durchscheinenden Thieren wahrnehmen kann. Sie befinden sich im vorderen Körper zu beidenSeiten desHauptdarmastes und zwar zwischen dem zweiten und dritten Darmzweige, während bei Pi. lactea die Ovarien nach der Angabe von Iısıma in der Region zwischen dem vierten und fünften Paare der Seitenzweige liegen. Die völlig entwickelten Ovarien sind elliptisch, die jüngeren lappenförmig. Meist fand ich einen schlanken Lappen mit den jüngsten Eizellen, während die übrigen vier scharf begrenzten Lappen mit wachsenden und erwachsenen Eiern erfüllt waren. Ihr Protoplasma ist ganz durchsichtig, die Kernkörperchen liegen excentrisch in den großen Kernen. Die Eileiter weichen nicht von denseiben Organen von P!I. lactea, sie vereinigen sich aber auf der rechten Seite des Antrums und münden so durch einen gemeinschaft- lichen Ductus an der Basis des Uterus in das Antrum ein. Also in der- selben Weise wie bei P!. lactea (Fig. 58 ovd). Die Hoden sind in der ganzen Körperlänge vertheilt und nach der Beobachtung der Dauerpräparate von der Fläche kann ich im Allge- meinen dafür halten, dass sie immer zwischen je zwei Darmzweigen sich befinden. Im vorderen Körpertheile finde ich sie zu beiden Seiten des medianen Darmastes, eben so wie zu beiden Seiten des Pharynx zwischen den Verästelungen der peripharyngealen Darmäste und schließlich zwischen den postpharyngealen Zweigen. Vorn findet man gewöhnlich nur je ein Paar zwischen den Darmzweigen, nicht selten’ aber kommen sie in größerer Anzahl vor und stellen lappige oder maul- beerförmige Gebilde vor. Die sog. Samenblasen sind mächtige dünn- wandige Schläuche (Fig. 58 vs), welche wie bei Pl. lactea getrennt von einander in den Penissack einmünden. Der Penis hat dieselbe Gestalt wie bei der letztgenannten Art (Fig. 61 pn). Dasselbe gilt von dem Uterus (Fig. 58 ut), welcher aber mit einem weit längeren Ausführungs- gang versehen ist und dadurch bis in die Region der Schlundtasche reicht. Die Uterushöhle ist mit seitlichen Lappen versehen, die bald paarig und gleich groß, bald asymmetrisch zu beiden Seiten und ver- schieden groß sich erstrecken. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. II. 207 Das von den älteren Autoren als »räthselhafte Drüse« (Fig. 58 ad) und neuerdings von Harızz als »bursa copulatrix« bezeichnete Organ hat dieselbe Lage und Gestalt wie bei Pl. lactea. Es ist schwierig an- zunehmen, dass man es hier mit einem gleich funktionirenden, wenn auch homologen Organe, wie die Bursa copulatrix der Rhabdocölen, es zu thun hat. Zunächst spricht gegen eine solche Auffassung der vor- herrschende solide obere Drüsenabschnitt, welcher bei der Bursa copu- latrix die Hauptrolle spielen sollte. Ferner spricht der kurze und enge Ausführungsgang der Drüse keinesfalls für diese Funktion. Schließlich ist das äußere Ende des Organs zugespitzt, welcher Umstand die Ausstülpung desselben erleichtert. An meinen Präparaten sehe ich nämlich das in Rede stehende Organ meist ausgestülpt, eben so wie den Penis. Nach der Darstellung der Organisation von P!. Mrazekii kann man kaum in Zweifel ziehen, dass dieselbe mit der gewöhnlichen Pl. lactea nächstverwandt ist, von welcher sie sich durch den Mangel von Augen, durch die weniger entwickelte Sauggrube, durch die Lage der großen Eierstöcke und die größere Zahl der Hoden, eben so wie durch den langgestielten Uterus unterscheidet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Pl. Mrazekii einen direkten Nachkömmling von Pl. laciea vorstellt, es ist aber recht schwierig anzugeben, welche Faktoren hier auf den Ver- lust der Sehorgane einwirkten, zumal unsere neue Art in ganz denselben biologischen Verhältnissen in den gewöhnlichen Wässern lebt, wie Pl. lactea. Dasselbe gilt von der augenlosen und ebenfalls in gewöhn- lichem Flusswasser lebenden Anocelis coeca. Auf der anderen Seite wird man jetzt nicht mehr bezweifeln können dass Planaria cavatica nächstverwandt ist mit Pl. Mrazekü und Pl. lactea. Die letztere Art ist wohl die verbreitetste. 2. Revision der bisher in Böhmen beobachteten Trieladen. Im Jahre 1891 veröffentlichte ich die erste Übersicht der in Böhmen bis dahin beobachteten Dendrocölen. Seit der Zeit kamen einige neue Formen zum Vorschein, so dass es zweckmäßig ist diesel- ben von Neuem zu revidiren. Nach der Klassifikation, welche mir für praktische Unterscheidung der Tricladen sehr nützlich erscheint, theilt man dieselben nach Harırz in drei Gruppen, nämlich: I. Tribus: Maricola, 1.49 Paludicola, DL,» Terricola. 208 F. Vejdovsky, I. Tribus Paludicola. Süßwasserformen, deren Darmäste stark verästelt sind. Der Körper flach. Uterus zwischen dem Penis und Pharynx, der Uterusgang auf der Rückenseite verlaufend. Von dieser Gruppe sind in unserer Fauna nachfolgende Gattungen vertreten: 4) Anocelis, 2) Planaria, 3) Polycelis. Die alte Gattung Dendrocölum, welche Harzzz aufrecht zu erhalten trachtet, welche aber nach dem Obigen nicht begründet ist, reihe ich in die Gattung Planaria. A. Weiße oder weißliche Arten. a. Augenlose. c&@. Ohne Öhrchen. Gen. I. Anocelis Stimpson. | 1. An. coeca (Syn. Planaria coeca Dug&s 1830). In Böhmen: Polenzfluss bei Teschen. Geschlache u unbekannt. ß. Mit Öhrchen. Gen. II. Planaria O. F. Müller. 2. Pl. cavatica Fries 1879. Mit nach vorn gerichteten Öhrchen und größeren Lappen zu bei- den Seiten der Sauggrube. Geschlechtsorgane wie bei Pl. lactea. In Böhmen: Unterirdische Wässer in Radotin bei Prag. 3. Pl. Mrazekii Vejd. Mit seitlichen Öhrchen. Geschlechtsorgane nach dem Typus von Pl. lactea gebaut. In den Bächen bei Pribram in Böhmen. b. Mit zwei Augen. a. Die Augen weit von einander entfernt. a’. Mit ausstülpbarem Drüsenorgan (Bursa copulatrix HaLLzz). k.Pl.lactea Müller 1776. (Dendrocoelum lacteum Oersted.) Überall in Böhmen verbreitet. ß’. Ohne ausstülpbares Drüsenorgan. 5. Pl. albissima Vejd. 1882. | Bis zum heutigen Tage von mehreren Fundorten in Böhmen bekannt. Zuerst habe ich sie in den großen Quellen von Kropätova Vrutice ge- funden, wo sie aber heute — wahrscheinlich durch Planaria lactea — ausgerottet ist. Nachher hat sie Sererı bei Hlinsko zu Tausenden in einer kleinen Waldpfütze gefunden. Im vorigen Jahre hat diese Art MsaAzer bei Pribram, Kolin und Chotebor gesammelt. Es ist dies die kleinste Wasserplanarie von kaum 40 mm Länge. SekErA hat sie ein- gehend beschrieben und nachgewiesen, dass sie des muskulösen Drüsenorgans entbehrt, was ich aus eigener Beobachtung bestätigen Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. II. 209 kann (vgl. Serera, Piispevky ku znämostem o turbellariich sladkovod- nich. Sitzungsber. kgl. böhm. Gesellsch. Wissensch. Prag 1888. V. Ana- tomie a histologie Planarie beloskvouei (Pl. albissima). ß. Die Augen der medialen Rückenlinie sehr genähert. 6. Planaria vitta Dug6s 1830. Diese schöne Art, welche ich in Fig. 56 nach der Theilung abbilde, scheint selten zu sein, da sie meist nur im Schlamme lebt und selten auf den Wasserobjekten umherkriecht, was in der Gefangenschaft nur dann geschieht, wenn sie der Nahrung im Schlamme entbehrt. Dann kriecht sie aufden Wasserobjekten herum und ist auffallend durch ihre rein weiße Farbe und glatte, nicht gewellte Umrisse. Sie erreicht 40—15 mm, entbehrt der Öhrchen und die vorderen Körperecken sind abgerundet. Die sehr kleinen Augen sind in der Mittellinie des Rückens einander genähert, wodurch sie gleich auffallend ist. In der Ge- fangenschaft vermehrt sie sich durch Theilung, doch habe ich die näheren Vorgänge derselben wegen Mangel an zahlreicherem Materiale nicht verfolgen können. Von den Geschlechtsorganen habe ich mir vor Jahren eine Skizze hergestellt, die mir leider verloren gegangen ist. Planaria vitta ist nur einmal von Duszs (1830) in einem Exemplare in Frankreich gefunden worden, welcher bemerkt, »qu’elle a sans doute . ete souvent confondue avec la lact&e, quoique toujours bien plus petite et plus 6troite; elle differe de la lactee par ses deux points oculiformes fort recul6s et fort rapproches l’un de l’autre, par l’absence des angles ou sub-auricules de la tete«. Aus welchem Grunde P!. vitia von GIRARD, Srimpson, Diesing und Hırızz zur Gattung Dendrocoelum eingereiht wurde, vermag ich nicht zu entscheiden. In Böhmen habe ich diese Art hin und wieder gefunden, immer aber erst in den Gefäßen, in denen ich den Schlamm der betreffenden Wässer aufbewahrt habe. So kenne ich PI. vitta aus der Moldau bei Prag, aus den Elbetümpeln bei Elbekosteletz und aus einem Bache bei Chotebof, wo sie von Mrızex gesammelt wurde. B. Dunkel(braun oderschwarz) gefärbte Arten. a. Mit zwei dicht einander genäherten Augen. a. Mit normaler Penisscheide. ; «a. Ohne ausstülpbares Drüsenorgan. + Der Vorderkörper scharf zugespitzt, mit Seiten- öhrchen. 7.Planariagonocephala Duges 1830. Syn. Planaria aurita Kennel 1889. Es ist dies in den Bach- und Quellwässern von Mittelböhmen die 210 F, Vejdovsky, gewöhnlichste Planarie. Nebstdem habe ich sie auch im Böhmerwalde in einer Quelle am Spitzberge gesammelt. | In der nächsten Umgebung von Prag lebt Pl. gonocephala bei Chuchle, Zävist und Roztok. — Vor einigen Jahren beschrieb v. KenneL eine Pl. aurita, die wohl nichts Anderes als Pl. gonocephala vorstellt. Zwar giebt der Verfasser an, dass diese Art von lichter Färbung ist, indessen hat er auch braune und dunkel gefärbte Exemplare, wie sie in Mitteleuropa vorkommen, beobachtet. Die Gestalt des Penis, wie sie v. KunneL von »Pl. aurita« abbildet stimmt mit der desselben Apparates von Pl. gonocephala überein. Daher muss man Pl. aurita als synonym der europäischen il. gonocephala anführen. —-- Der Vorderkörper abgerundet oder unbedeutend zugespitzt. 8) Planaria polychroa ©. Schmidt 1862. In Böhmen ziemlich selten vorkommend. Bei Prag in den Gräben unterhalb der früheren Stadtmauern, wird aber in der nächsten Zukunft ausgerottet werden. Von SererA bei Hlinsko gefunden. HarLrz meint, dass diese Art theilweise als Pl. torva von MüLier betrachtet wurde. BP) Mit ausstülpbarem Drüsenorgan. 9) Planariatorva M. Schultze 1852. In den südböhmischen Teichen, in der Elbe und Moldau. In die Verwandtschaft der letzt angeführten zwei Arten wird man 10) Planaria Vruticiana Vejdovskv 1882 einreihen müssen, welche ich vor Jahren im ungeschlechtlichen Zu- stande in großer Menge in den großen Quellen bei Kropäcoyva Vrutice entdeckt habe. Ihre Beschreibung und Abbildung befindet sich in meinem Aufsatze »Exkrecni soustava Planariic. Nach demselben ent- behrt Pl. Vruticiana der Öhrchen, das Vorderende ist in ein schwaches Centralläppchen verlängert, welches sich aber beim Kriechen in einen langen Fortsatz erweitern kann. Die peripharyngealen Darmäste ver- einigen sich hinter dem Pharynx zu einem einzigen unpaaren Darmast. Das Exkretionssystem nur im vorderen Körpertheile vorhanden. In geschlechtslosem Zustande beobachtet. — Um die nähere Verwandt- schaft der in Rede stehenden Art sicherzustellen, namentlich um ihre Geschlechtsverhältnisse kennen zu lernen, besuchte ich im vorigen Jahre die erwähnten Quellwässer in und bei Kropäcova Vrutice, doch habe ich keine Spur derselben gefunden. Früher lebten hier gemischt und in großer Anzahl Pl. lactea, Pl. albissima, Pl. alpina, Pl. gonocephala und Pl. vrutieiana. Jetzt trifft man hier in den zwei oberen Quellen nur Pl. lactea, in dem unteren (dem sog. Klokot) nur Pl. alpina. Ob die Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. II. >71 übrigen Arten durch die seither vorgenommenen Adaptations-Arbeiten der Quellstätten zu Grunde gingen, oder ob sie von den hier zahlreich gehaltenen Enten und Gänsen ausgerottet worden, oder schließlich, ob sie von der zurückgebliebenen P!. lactea verdrängt wurden, vermag ich nicht anzugeben. Ein gewiss seltsames Bild der Ausrottung der nie- deren Thierwelt. ß. Die Penisscheide mit einer mächtigen Umhüllung von .chiti- nösen Leisten. 14. Planaria alpina Dana. Syn. Planaria subtentaculata Vejdovsky 1890. Planaria montana Chichkov 1892. Diese Art habe ich in meiner früheren Übersicht aus einer großen Anzahl von Fundorten Böhmens als Pl. subtentaculata angeführt. In Böhmen ist Pl. alpina eben so zahlreich in der Ebene als in den Gebirgen (Böhmerwald, Spitzberg) verbreitet; in der nächsten Umgebung von Prag bei Chuchle in den oberen Theilen unterhalb der Quelle, während die weiter gegen die Moldau gelegene Einmündungsstrecke von Pl. gonocephala eingenommen wird. Im Mittelgebirge gemein. b. Mit zahlreichen Augen, welche bogenförmig am vorderen Rande und den Seitentheilen des Körpers vertheilt sind. 3. Gattung Polycelis Ehrbg. 12. Polycelis nigra Ehrbg. 1831. In Mittelböhmen sehr verbreitet. 13. Polycelis cornuta Johnson 1822. Syn. P. viganensis Vejdovsky 1890. Lebt bei uns nur im Böhmerwalde unterhalb des Schwarzsees, in dem Bache am Panzer etc. Im Mittelgebirge fehlt sie gänzlich. I. Tribus Terricola Hallez. Landbewohnende Tricladen mit einfach gelappten Seitenzweigen am Darme; die ventrale Muskulatur sehr entwickelt. In Böhmen zwei Gattungen mit 2 Arten vorkommend. %. Gattung Mieroplana Vejdovsky 1890. 1%. Mieroplana humicola Vejd. Bisher nur in Bechlin bei Raudnie gefunden. Seit der Zeit der Entdeckung dieses interessanten Turbellars war ich in jedem Jahre bemüht einige Exemplare desselben zu finden. Trotzdem ich nun in meinem Garten zu wiederholten Malen neue Komposthaufen anlegen ließ, gelang es mir niemals auch nur ein Individuum zu finden. In dem früheren Komposte, wo Microplana vorkam, befand sich auch der Schlamm aus einem Teiche und wahrscheinlich mit diesem kam Microplana in Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX. Bd. 45 19 -_F, Vejdovsky, den Kompost. Allerdings aber müsste sie nur in der feuchten Erde am Ufer des Teiches leben, indem sie im Wasser selbst zu Grunde geht. 45. Rhynchodemus terrestris Leidy 1851. | Erst vor Kurzem ist diese Landplanarie auch in Böhmen entdeckt worden, nämlich in dem Thale Jarov bei Zbraslav (Königsaal), wo sie mit vielen hygrophilen Landthieren zusammen leht. In diesem inter- essanten Fundorte ist auch Prorhynchus hygrophilus Vejd. und Arion Vejdovskyi Babor et Kost’äl gefunden worden !. Prag, im Januar 1895. Erklärung der Abbildungen. Tafel VII. Bothrioplana bohemica. Fig. 4. Schwimmendes und ausgehungertes Thier, mäßig vergrößert, von der Rückenseite betrachtet. wg, Wimpergrübchen; g, Gehirnganglion; ds, Dotter- stöcke; d, Darmlappen ; ph, Pharynx; i, Hoden; n, Nahrung, Fig. 2. Vorderkörper des Thieres mit zwei Wimpergrübchen. Fig. 3. Vorderkörper des Thieres mit vier Wimpergrübchen, von der Bauch- seite aus betrachtet, um die Anordnung der Hautdrüsen (hd) zu veranschaulichen. Fig. 4. Theil des Vorderendes stark vergrößert, von der Rückenseite, um die Anordnung der Stäbchenpackete (pr) in dem Umkreise des dorsalen Grübchen (kp), ferner die langen Wimpergeißeln in den Riechgrübchen (wg), die kleinen Haut- stäbchen (kr) und die starren Sinnesborsten (z9) zu veranschaulichen. Fig. 5. Ein Sinnesborstenpinsel, stark vergrößert. Fig. 6. Rückengrübchen in a offen, in d&—c allmählich sich zusammenziehend, in d geschlossen. Fig, 7. Theil der Hypodermis von der Oberfläche betrachtet, mit den hya- _ linen Drüsen (hd) und Stäbchenpacketen (pr); p, Porus der Drüsen in der Cuticula ; hp, Hals der Drüse in der Hypodermis; d, Körper der Drüse im Parenchym. Fig. 8. Hyaline Drüsen in der Profillage. p, erweiterter Porus; ex, homogenes Exkretionskügelchen; ex’, Zerfall derselben in kleinere Kügelchen. Fig. 9. Veränderung des hyalinen Inhaltes der Exkretionskügelchen zu einem feinkörnigen Inhalte. Fig. 10. Struktur der Stäbchen. Fig. 14. Theil des männlichen Geschlechtsapparates. df, Samenleiter; vs, Samenblase; ej, Zellen des Kopulationsorgans. Fig. 12. Bothrioplana nach der Behandlung mit Chrom-Osmium-Essigsäure, um die getrennten Anlagen der Dotterstöcke zu veranschaulichen. Fig. 43. Halbschematische Darstellung des Exkretionsapparates. Die Abbil- dung ist nur so weit schematisch, als auch die Wimperflammen (a—f) der Rücken- seite eingetragen sind. Sonst entspricht der Verlauf und die Anordnung der Haupt- 1 Vgl. J. BaBor a K. Pisanovic, Rhynchodemus terrestris v Öechäch. Vestnik kräl. spol. nauk v Praze 4892. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. I. 313 und Seitenkanäle dem natürlichen Sachverhalte. exa, vorderer Exkretionsporus; exp, hinterer Exkretionsporus; aed, vorderer Exkretionsschlauch, welcher die zwei ventralen (c) und zwei dorsalen (d) Verbindungskanäle aufnimmt; va, ventraler Theil des Hauptkanals, welcher nach hinten sich zu einem Längsnetze (vkn) ver- ästelt; x, Anheftungsästchen der Längskanäle an die Hypodermis, #—5 ventrale _ Seitenästchen mit Wimperflammen, m Seitenästchen am Gehirnganglion ; hkn, hin- teres Längsnetz ; aus dem vorderen und hinteren Längsnetze entspringen die Aus- fuhrkanäle v und Ah, diesich zu einem Enäkanalevereinigen ; ri, feines Kapillarennetz, Tafel IX, Fig, 44. Stäbchenpackete mit Stäbchenstraßen. Fig. 45. Hypodermis (hp), Längsmuskelschicht (lm) und Darmwand (d). Fig. 16. Längsschnitt durch die Hypodermis (kp), Ringmuskelschicht (rm), Längsmuskelschicht (Im) und Parenchym (pn). : | Fig, 47. Theil des Querschnittes durch den Pharynx. ie, inneres Epithel; irm, innere, erm, äußere Ringmuskelschicht; ilm, innere, elm, äußere Längsmuskel- schicht; rm, Radialmuskel; phd, Ausführungsgänge der Speicheldrüsen. Fig. 48. Speicheldrüsen, stark vergrößert. Fig. 49. Pharynx mit Speicheldrüsen (spd) nach dem Leben gezeichnet. n, Längsnerven; ncm, Querkommissur; nfn, hinteres Nephridialnetz; eamp, Exkre- tionsampulle. Fig. 20. Lage der Geschlechtsorgane. po, Porus genitalis; p, Kopulations- organ; ks, Keimstöcke; ov, gebildete Eier; od, Eileiter; t, Hoden; d, Drüsen im Um- kreise der Geschlechtsöffnung; ph, Pharynx; aspd, Ausführungsgänge der Speichel- drüsen; nf, Nephridialkanäle mit Wimperflammen und Exkretionsknäueln (An). Fig. 21. Hypodermiszellen von der Oberfläche, nach dem Leben gezeichnet. h, hyaline Räume innerhalb des körnigen Protoplasma. Fig. 22. Eine Partie der Hypodermis von der Oberfläche nach einem mit Chrom-Osmium-Essigsäure behandelten und in Pikrokarmin gefärbten Präparate. Fig. 23. Geschlechtsorgane mit sämmtlichen Komponenten. vs, Anschwellung des Samenleiters; p, Kopulationsorgan; a, Antrum; vid, Vitelloduct; od, Eileiter; ov, entwickelte Eier; ui, Uterus; uid, Uterusdrüsen; ep, Epithel des Antrums; nf, Nephridialkanälchen, Tafel X. Fig. 24. Geschlechtsorgane mit anders sich gestaltender Antrumhöhle (a). po, Porus genitalis; dr, dessen Drüsen; m, Muskulatur des Antrums; p, Kopulations- organ; fvs, Anschwellung des Samenleiters; it, Hoden; as, Spermatogonienschicht; is, Spermatocyten ; d, Drüsengänge; od, Eileiter; ks, Keimstock ; ov, reife Eier. Fig. 25. Querschnitt durch die Mitte des Körpers. hp, Hypodermis ; Im, Längs- muskelschicht ;, vn, ventrale Nervenstränge; ph, Pharynx; pht, Pharyngealtasche; pm, zellige Schicht einer geräumigen Höhle, in welcher die Pharynxtasche sich er- streckt; d, Darm; dsd, dorsale Dotterstöcke ; dsv, ventrale Dotterstöcke; pt, pt’, pt", Umhüllungsmembran der Dotterstöcke; pz, Parenchymzellen ; dd, Querschnitt einer Speicheldrüse. Fig. 26. Halbschematische Darstellung der Nervenverzweigung in dem vor- deren Körpertheile. nfe, vorderer Nephridialschlauch; rgl, vorderes Riechgrüb- chen von der Oberfläche; rg, hinteres Riechgrübchen im optischen Längsschnitlte; 4ı5* En 214 F, Vejdovsky, Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. Il. rni, rn?, Riechnerven;; vpn, vordere Nerven; dn, Dorsalnerven; vn, ventrale Nerven- stränge, durch die Kommissuren c und c’ verbunden; g, Gehirnganglion. Fig. 27. Hauptlängsschnitt durch den vorderen Körpertheil mit dem Gehirn- ganglion. dm, dorsoventrale Muskeln; pn, vorderer Nerv; 0gz, obere Ganglien- zellen ; ugz, untere Ganglienzellen; hgz, hintere Ganglienzellen; nl, nl‘, Kerne der Neurilemm-Membran; dn, Dorsalnerv. Fig. 28. Riechgrübchen nach dem Leben (hom. Immersion). p, äußere Öff- nung mit Geißeln ; gf, Fortsätze der Ganglienzellen rgl; rn, Riechnerv. Fig. 29. Ein wenig ausgestülptes Riechgrübchen; hp, Hypodermiszellen in der Umgebung des Riechporus; /, hyaline Flüssigkeit innerhalb des Riechganglions. Fig. 30. Riechgrübchen nach einem etwas schrägen Schnitte. rgl, Ganglien- zellen. Fig. 34. Riechgrübchen im optischen Längsschnitte. hp, eingestülpte Hypo- dermis; rs, innere Höhlung des Organs; rgl, Riechganglion. Fig. 32. Dessgleichen, etwas zusammengezogen. Bezeichnung wie in Fig. 31. Fig. 83. Pharynx mit seiner Tasche im Hauptlängsschnitte. ap, äußeres, ip, inneres Parenchym; i, Hoden. Fig. 34. Oberer Theil des Pharynxmundes. aep, äußeres, iep, inneres Epithel; alm, äußere, ilm, innere Längsmuskelschicht;; arm, äußere, irm, innere Ringmuskel- schicht; * bezeichnet die Stelle, wo der sog. Schichtenwechsel stattfindet. Fig. 35. Längsschnitt durch die Antrumhöhlung. ep, Epithel; m, Muskel- faser; ad, Antrumdrüse; hp, Hypodermis. Fig. 36. Längsschnitt durch den Keimstock (ks) mit den sich bildenden Eiern a, b, c und reifen Eiern d—f. | Fig. 37. Kopulationsorgan im ausgestreckten Zustande. vd, Samenleiter; vs, Samenblase; p, Epithel; rm, Ringmuskelschicht; an, Antrumepithel. Fig. 38. Querschnitt durch den Hoden. ep, äußeres Epithel; sg, Spermato- gonien ; a, b, c, zur ersten Theilung sich anschickende Spermatogonien; d, getheilte Spermatogonien. Fig. 39. Kleine Zellen im Hoden mit zwei Chromosomen. Fig. 40. Getheilte Spermatogonie. Fig. 44. Dessgleichen (a) und die sich bildenden Spermatozoen (b). Fig. 42 u. 43. Weiter gebildete Spermatozoen. Fig. 44. Spindel der Spermatogonien mit acht Chromosomen. Fig. 45—50. Sechs Querschnitte aus verschiedenen Körperregionen von Bothrioplana. Fig. 45, Querschnitt durch die Mitte des Gehirnganglions; Fig. 46, durch den hinteren Theil des Gehirnganglions (pn, periphere Nerven); Fig.47, durch den vorderen Theil des Magendarmes (dn, dorsale Nerven; vgn, ventrale Nerven- stränge, pn, periphere Nerven; jd, junge Dotterzellen); Fig. 48, durch den Darm- lappen (d); Fig.49, durch die Pharynxregion; Fig.50, durch die Geschlechtsöffnung (po). Fig. 51. Planaria cavatica, nach dem Leben gezeichnet. Schwach vergrößert. Fig. 52—55. Planaria Mräzekii. Schwach vergrößert. Fig. 56. Planaria vitta, unmittelbar nach der vollbrachten Theilung. Schwach vergrößert. Fig. 57, Rhabditen von Planaria Mräzekii. Fig. 58. Geschlechtsorgane derselben Art nach einem Dauerpräparate. Fig. 59. Vorderende von Planaria Mräzekii, mit dem Rückengrübchen (a). Fig. 60. Dasselbe von der Bauchseite mit der Sauggrube (sg). Die Kerntheilung von Euglena viridis Ehrenberg. Von “Jacob Keuten, approbirtem Thierarzt in Neuss a./Rh. Mit Tafel XI. Der Vorgang der Kerntheilung ist während der letzten Decennien in ganz besonderer Weise der Gegenstand zahlreicher eingehender Untersuchungen gewesen. Mit Hilfe zeitgemäß verbesserter optischer ‚und technischer Apparate und mühsam ausgeprobter Fixirungs- und Färbemethoden, hat man bei den verschiedensten Thieren und Pflanzen die komplicirten Umwandlungen, welche der Zellkern bei dem Thei- lungsprocesse erfährt, näher kennen gelernt. Das Ergebnis der For- schung lehrt, dass das Vorkommen der amitotischen Kerntheilung, der Vermehrung des Zellkernes durch einfache Zerschnürung viel enger be- grenzt ist, als man früher anzunehmen geneigt war. Die indirekte, mitotische Kernvermehrung gewinnt dagegen von Tag zu Tag an Bedeu- tung und Ausdehnung. Selbst für die einzelligen Thiere, die Protozoen, kann die direkte Kerntheilung nicht mehr als vorherrschend angesehen werden. So hat Scuzwiskorr (36) bei Euglypha alveolata, einer Süß- wasserrhizopode, alle typischen Phasen der mitotischen Kerntheilung beobachten können. Nach R. Herrwie (22) und Bravzr (8) geht bei Actinosphaerium Eichh. die Theilung desKernes ebenfalls auf indirektem Wege vor sich. Für den Theilungsprocess der Mikronuclei der Infuso- rien liegen nach den zahlreichen Untersuchungen Bürscuur's (9) die typischen Stadien so klar vor, dass nach dem Ausspruch desselben Autors (11, p. 1532) kein Zweifel an der indirekten Theilung der Neben- kerne bestehen kann. Bei Paramäcien hat R. Herrwıg (23) den Theilungs- vorgang des Mikronucleus nochmals verfolgt. Den gleichen Vorgang hat auch Mauras (32) an den verschiedensten Infusorien beobachtet. Die Karyokinese ist von R. Herrwig (21) für den Makronucleus der 216 Jacob Keuten, Spirochona gemmipara und von Prıtzxer (33) für die Kerne der Opalina ranarum festgestellt worden. Die mitotische Kerntheilung wurde ferner bei einer Reihe von Mastigophoren konstatirt, so bei CGodosiga botrytis von Fısc# (14), bei Polytoma uvella und Monas vivipara von BLOCHMANN (4), bei Geratium hirundinella von Brasc (2) und fast gleichzeitig von ZıcHArtas (37), bei Noctiluca miliaris von Isuırawa (25, 26). Im Gegen- satz zu Branc und ZacHarnas (l. c.), welche die Kerntheilung bei Cera- tium hirundinella auf dem gewöhnlichen mitotischen Wege vor sich gehen lassen, hat LauTersorn nach einer brieflichen Mittheilung an Herrn Professor Dr. Brocnmann, die Letzterer mir gütigst zur Ver- werthung überlassen hat, gefunden, dass die Kerntheilung hier der Theilung des Makronucleus der Ciliaten gleicht. Brocamann (3) hält es - nach seinen Beobachtungen für wahrscheinlich, dass sich auch bei Oxyrrhis marina der Kern indirekt theilt. Auf Grund einiger zufällig beobachteter Kernfiguren bei Euglena vermuthet Bürscaui (10), dass sich auch hier der Kern auf mitotischem Wege vermehrt. Die Anregung, die Kerntheilungsverhältnisse bei Euglena einer näheren Untersuchung zu unterziehen, verdanke ich meinem hochyer- ehrten Lehrer Herrn Professor Dr. BLocHmans, dem ich für die Unter- stützung, welche er mir bei dieser Arbeit in jeder Hinsicht in der zuvor- kommendsten Weise hat zu Theil werden lassen, auch an dieser Stelle meinen innigsten Dank abstatte. Die Beschaffung genügenden Untersuchungsmaterials bot selbst bei vorgeschrittener Jahreszeit keine besondere Schwierigkeit. Im December des Jahres 1893 fand ich in der Nähe der Stadt einen Tümpel mit deutlich grün aussehendem Wasser. Gleich die erste Probe, die ich diesem Tümpel entnahm, enthielt in ungezählter Menge freibeweg- liche Exemplare der Euglena viridis suspendirt. Die Steine, Porzellan- scherben u. dgl., welche den Boden des seichten Tümpels bedeckten, waren von einer tiefgrünen Schicht Euglenen überzogen. Bei der Ge- winnung des Untersuchungsmaterials habe ich besonders diese Über- züge bevorzugt, weil ich durch Abspülen derselben in möglichst wenig Wasser möglichst viele Euglenen erhalten konnte. Während es an Material selbst nicht mangelte, war die Untersuchung mit mannigfachen Schwierigkeiten verknüpft. Einerseits machte der große Gehalt der Euglenen an Chlorophyll eine Extraktion desselben nöthig, andererseits erschwerten bei Färbungen mit nicht exquisiten Kernfärbemitteln die sich ebenfalls färbenden zahlreichen Chromatophoren das genauere Studium der Kernverhältnisse. Der Reichthum an stark lichtbrechen- den Paramylumkörnern schloss eine eventuell gewünschte Untersuchung in Wasser fast gänzlich aus. Die frei beweglichen Euglenen als solche Die Kerntheilung von Euglena viridis Ehrenberg. 217 unter dem Deckglase zu fixiren und zu färben war ein mühseliges Beginnen, das zudem in Bezug auf Kerntheilung ganz ergebnislos blieb. Es zeigte sich nun bald, dass die Euglenen in den Gläsern, in welchen ich das die fraglichen Organismen in Menge enthaltende Wasser auf- bewahrte, an die Oberfläche stiegen und eine grüne Schicht auf dem Wasser bildeten. Diese Anfangs leicht zerstörbare Schicht nimmt nach 24 Stunden ein so festes Gefüge an, dass man dieser Haut mit dem Spatel Stücke entnehmen kann, die bei einiger Vorsicht als Ganzes weiter behandelt werden können. Die Bildung dieser Häute wird da- durch bedingt, dass die Schleimhüllen, welche die ruhenden Euglenen ausscheiden, unter einander verschmelzen. Kırss (28) und auch Bürscatı (10) erwähnen speciell für Euglena viridis »die Bildung von zusammenhängenden Häuten, welche in dichter Zusammendrängung Massen ruhender Euglenen umschließen«. In diesem Ruhezustande fehlt die Geißel, dabei hat der metabolische, meist gestreckte Leib von Euglena viridis eine mehr kugelige Form angenommen. Bei der mikro- skopischen Untersuchung dieser ruhenden Euglenen konnte ich an gefärbten Präparaten feststellen, dass in einigen Individuen zwei Kerne vorhanden waren. Obgleich ich mich auf dem richtigen Wege glaubte, wollte es mir Anfangs nicht gelingen, irgend ein Stadium der eigent- lichen Kerntheilung nachzuweisen. Nach diesem Misserfolge musste an die Möglichkeit gedacht werden, dass die Kerntheilung des Nachts ablaufe, zumal auch Kızss (28) angiebt, dass die Theilung der Eugle- naceen vorzugsweise des Nachts vor sich gehe. Ich ging in Folge dessen mehr systematisch vor. Um ganz sicher zu sein, entnahm ich während 24 Stunden den oben beschriebenen Häuten stündlich eine Probe. Jede Probe wurde für sich gleich nach der Entnahme konservirt und nach- träglich einer genauen Untersuchung unterzogen. In den Proben, die während des Tages entnommen waren, konnte ich auch dieses Mal nichts nachweisen, das auf eine Vorbereitung zur Kerntheilung hätte schließen lassen. Anders verhielt es sich mit den Proben, die nach Eintritt der Dunkelheit entnommen waren. An gefärbten Präparaten konnte ich hier bald deutlich verschiedene Phasen der Kerntheilung unterscheiden. Den untrüglichen Einfluss der Nacht auf die Kernthei- lung bei Euglena konnte ich im Verlaufe meiner Untersuchung genau verfolgen. In den kurzen Tagen des December und Januar traten die ersten Stadien der Kerntheilung früher auf, dem entsprechend war auch der Höhepunkt der Kerntheilung eher erreicht als in den folgenden Monaten, in denen es länger hell bleibt. Nach meinen ver- gleichenden Beobachtungen glaube ich feststellen zu können, dass die - Periode, in welcher die Kerntheilung vor sich geht, etwa 2 Stunden 218 Jacob Keuten, nach Eintritt der Dunkelheit beginnt und etwa 5 Stunden später ihr Ende erreicht. Bemerken will ich noch, dass die Gläser mit dem Euglenen-hal- tigen Wasser im ungeheizten Zimmer und zwar direkt an den Fenstern der Südseite gestanden haben. Die Gläser waren mit einer Glasscheibe bedeckt und, um die Ansammlung der chlorophyllreichen Organismen an der Oberfläche zu unterstützen, bis zur Oberfläche des Wassers mit dunklem Papier umwickelt. Da mir reichliches Material zur Verfügung stand, habe ich eigentliche Kulturen nicht angelegt. Um möglichst gesunde und normale Euglenen zu untersuchen, habe ich mein Unter- suchungsmaterial 24 bis 48 Stunden nach dem jedesmaligen Einholen des Wassers konservirt. Diese Vorsicht ist geboten, weil bei längerem Verweilen der Euglenen in den Gläsern manche Kerne eine unten näher zu beschreibende, offenbar pathologische Veränderung eingehen. In 8 Tagen waren in meinen Gläsern die meisten Euglenen abgestorben. Einige Bemerkungen über die Behandlung des Materials will ich vorwegschicken. Zur Fixirung der Euglenen habe ich koncentrirte Subli- matlösung, Platinchlorid-Osmium-Essigsäure (1 °/,iges Platinchlorid 45,0, 10/,ige Osmiumsäure 3,0, Eisessig 1,5) und Pikrin-Osmium-Essigsäure (koncentr. Pikrinsäure 33,0, A°/,ige Osmiumsäure 2,0, Eisessig 1,0, dest. Wasser 66,0) verwandt. Die Einwirkungsdauer dieser Lösungen auf die dünnen Euglenenhäute betrug 5—15 Minuten. Das Sublimat bewährte sich hier weniger gut; es schien die Chromosomen quellen zu machen, die Bilder ließen daher an Schärfe zu wünschen übrig. Das Platinchlorid-Gemisch (Hermann’sche Lösung) zeigte sich als ein sehr gutes Fixirungsmittel. Das Gemisch von Pikrin-Osmium-Essigsäure war mir besonders werthvoll; einerseits erhält es die Kernstruktur sehr gut, andererseits bringt es das Chlorophyll schnell zum Schwinden. Letztere Eigenschaft kommt bei den chlorophylireichen Euglenen wesentlich mit in Betracht. Von der Benutzung des Fremmine’schen Gemisches musste ich bald abstehen, weil das so behandelte Material selbst bei längerem Liegen in Alkohol fast kein Chlorophyll abgab. Wesentlich wurde die Untersuchung der mikroskopisch kleinen Orga- nismen — der Durchmesser der ruhenden Euglena viridis beträgt 15—30 u — durch die oben erwähnte Häutebildung erleichtert, da es mir auf diese Weise ermöglicht wurde, das Untersuchungsmaterial in Paraffin einzubetten und in Schnitte von 5 u Dicke zu zerlegen. Die Schnitte wurden nach der bekannten Wassermethode aufgeklebt. Der Kern der Euglena viridis liegt, während das Thier die lang ge- streckte frei bewegliche Gestalt besitzt, in der Nähe des hinteren Endes (Fig. 1). Die Form des Kernes ist hierbei stumpf eiförmig, sein größerer Die Kerntheilung von Euglena viridis Ehrenberg. 319 Durchmesser liegt in der Längsachse des Thieres. In der Mitte des Kernes liegt ein Körper von fast gleicher Gestalt wie der Kern, dem man bisher die Bezeichnung Nucleolus beigelegt hat. Dieser Körper färbt sich sehr leicht; mit Orange-G. färbt er sich intensiv orangegelb, mit Karminlösungen sogar intensiver als die chromatische Substanz des Kernes (Fig. 15—18), seine Färbbarkeit mit Hämatoxylin ist dagegen sehr schwach. Doppelfärbungen des Kernes mit Orange-G.-Hämatoxylin geben sehr schöne und instruktive Bilder. Wenn der fragliche Körper zunächst auch durch seine Lage, seine Größe und sein Verhalten gegen Farbstoffe an einen gewöhnlichen Nucleolus erinnert, so spielt er doch in der Kerntheilung der Euglena eine Rolle, die ihm die Bedeutung eines aktiven Theilungsorgans giebt. Aus diesem Grunde werde ich das fragliche Gebilde »Nucleolo-Gentrosoma« nennen. Die chromatische Substanz ist sehr reich im Kern vertreten. Das Chromatin ist aber nicht, wie man es gewöhnlich im ruhenden Kern findet, in Gestalt von Körnchen unregelmäßig im Kernraum zerstreut, sondern es stellt von vorn herein stäbchenförmige Gebilde dar, welche leicht gebogen, radial . zu dem central gelegenen Nucleolo-Gentrosom gerichtet sind. Die Chro- mosomen sind überaus zahlreich, dabei so dicht an einander gelagert, dass ich bei der Kleinheit des Objektes nicht im Stande bin, auch nur annähernd ihre Zahl anzugeben. Eine Differenzirung innerhalb des einzelnen Chromosoms in chromatinreichere und -ärmere Partien konnte ich nicht nachweisen. Das einzelne Chromosom zeigte sich viel- mehr bei den verschiedensten Färbemethoden ganz gleichmäßig gefärbt. Dass eben so wie in anderen Fällen zarte Lininfäden die Chromosomen unter einander verbinden, scheint wahrscheinlich zu sein, ließ sich jedoch nicht mit der wünschenswerthen Sicherheit feststellen. Schwer ist es sowohl am unveränderten Kern als auch in den ersten Stadien der Theilung eine Kernmembran nachzuweisen. Ohne Zweifel ist aber eine solche vorhanden, sie hebt sich Anfangs nur nicht ab, weil’ die Menge der Chromosomen den Kernraum dicht erfüllt. In späteren Stadien, in denen die Chromosomen eine Umlagerung erfahren haben, tritt die Kernmembran dagegen ganz klar zu Tage. In den ruhenden, kugelig abgerundeten Euglenen zeigt der Kern zunächst noch das eben beschriebene Bild (Fig. 2). Bei der Vorbereitung zum Theilungsprocesse scheint der erst mehr peripherisch gelegene Kern regelmäßig in eine mehr centrale Lage überzugehen. In den folgenden Phasen der Kerntheilung nimmt das Nucleolo-Gentrosom wegen seines eigenartigen Verhaltens ganz besonders unsere Aufmerk- samkeit in Anspruch. Die beginnende Kerntheilung dokumentirt sich am auffälligsten dadurch, dass das Nucleolo-Centrosom eine Streckung 23230 Jacob Keuten, erfährt. Fig. 3 stellt ein Stadium dar, in dem das gestreckte Nucleolo- Gentrosom die ganze Länge des Kernes einnimmt. Dasselbe erscheint hier als gleichmäßig gefärbtes Stäbchen, dessen stumpfe Enden kaum merklich verdickt sind. Die Chromosomen scheinen etwas an Länge zugenommen zu haben, dabei hat auch ihre Richtung eine Änderung erfahren. Während die Segmente bisher eine annähernd senkrechte Richtung zur Oberfläche des Nucleolo-CGentrosoms eingenommen hatten, bilden sie jetzt einen spitzen Winkel mit demselben (Fig. 3). Sie be- kunden das Bestreben sich parallel zum Nucleolo-Gentrosom zu grup- piren, wie es in Fig. 4 bereits eingetreten ist. In der Folge sehwellen die Enden des Nucleolo-CGentrosoms kolbenartig an, während das verbin- dende Mittelstück im Durchmesser etwas abnimmt. Das bis dahin stäb- chenförmige Nucleolo-CGentrosom nimmt allmählich die Gestalt einer Sanduhr und später einer Hantel an (Fig.5). Aufdiesem und auf allen spä- teren Stadien lassen die Präparate, welche nach M. HrıpEnaain (18) mit Bordeaux R. vorgefärbt und nachher mit Eisenammoniumalaun-Häma- toxylin behandelt sind, am Nucleolo-CGentrosom eine deutliche Differen- zirung erkennen, die beim ersten Blick auffällt. Während das Nucleolo- Centrosom bisher nach demselben Färbeprocesse gleichmäßig schwarz gefärbt wurde, wie Fig. 3 zeigt, hat jetzt (Fig. 5) das dünnere Mittel- stück statt der schwarzen Farbe einen grauröthlichen Farbenton ange- nommen, wogegen die beiden verdickten Endstücke schwärzer gefärbt sind als zuvor. Der Übergang vom Mittelstück zu den Endstücken ist sehr scharf, sowohl was die äußere Gestalt, als auch den Unterschied in der Färbung anbelangt. Eine derartige Differenzirung gelingt nicht nach Eisenalaun-Hämatoxylin (M. Heıpennann, 47) ohne Vörfärbung mit Bordeaux-R., eben so nicht nach Färbung mit dem EnrLıca-Broxnpr schen Gemisch oder mit Orange-Hämatoxylin (DELAFIELD), nur nach Safranin- Färbung ist ein Unterschied zwischen dem Mittelstück und den End- stücken bemerkbar, der allerdings nicht so deutlich ist wie bei der Bordeaux-Eisen-Hämatoxylin-Methode. Nach Safranin färben sich die Endstücke im Verhältnis zum Mittelstück auffallend dunkler roth. In der folgenden Phase rücken die parallel zum Nucleolo-Gentrosom gelagerten Chromosomen von beiden Polenden her nach dem Äquator zu, so dass die Enden des Nucleolo-Centrosoms nunmehr frei in die Kernhöhle hineinragen, während die Chromosomen als breite äqua- toriale Zone das Mittelstück des Nucleolo-Gentrosoms umgeben (Fig. 6). In dem weiteren Verlaufe der Kerntheilung geht die kugelige oder in der Richtung des Nucleolo-Gentrosoms etwas ausgezogene Form des Kernes in ein Rotationsellipsoid über, dessen kurze Achse vom Nucleolo- Centrosom gebildet wird (Fig. 8). Analog dem Vorgange bei der Die Kerntheilung von Englena viridis Ehrenberg. 23231 gewöhnlichen mitotischen Theilung geht auf diesem Stadium auch bei = Euglena eine Längsspaltung der Chromosomen vor sich. Der Nachweis der Spaltung ist nicht immer leicht, es sind besonders günstig ge- troffene Schnitte dazu erforderlich. Auf Präparaten, in denen der Kern nur oberflächlich angeschnitten ist und die Untersuchung durch Über- einanderliegen der Chromosomen nicht erschwert wird, erkennt man deutlich, dass die Chromosomen im entsprechenden Stadium der Länge nach gespalten sind. Fig. 7 veranschaulicht einen solchen Schnitt, in welchem fünf Chromosomen resp. Stücke solcher eine deutliche Längs- spaltung erkennen lassen. Fig. 7 dürfte einem gleichen oder etwas früheren Stadium angehören wie Fig. 8; dafür spricht die Größe und die Gestalt des Kernes, der eben so wie in Fig. 8 in der Richtung der Chromosomen einen geringeren Durchmesser aufweist als in der Rich- tung von links nach rechts der Figur. Durch den Nachweis der Längs- spaltung der Chromosomen ist auch die Trennung derselben in Tochter- segmente als gesichert anzusehen. Das Stadium, welches in Fig. 8 wiedergegeben ist, lässt schon dadurch, dass die Chromosomen im Gegensatz zu ihrer bisherigen mehr regelmäßigen Anordnung jetzt mehr wirr durch einander liegen und manche sogar schleifenförmig gebogen sind, vermuthen, dass es sich hier um Trennung und Umlage- rung der Tochtersegmente handelt, zumal das Vorkommen einer Längs- spaltung derselben sicher erwiesen ist. Außerdem ist bei genauerem Zusehen ein Unterschied im Dickendurchmesser verschiedener Chromo- somen bemerkbar, von denen die dickeren wohl als Muttersegmente, die dünneren als Tochtersegmente aufzufassen sind. Wenn auch in - Fig. 8 die Spaltung der diekeren Chromosomen nicht angedeutet ist, so ist dies bei dem schwierigen Nachweis nicht so sehr ins Gewicht fallend. Das Nucleolo-Gentrosom zeigt in dem Stadium der Fig. 8 zum ersten Male in jedem Endstücke etwa drei bis fünf Vacuolen, die be- sonders nach Behandlung mit Eisenalaun-Hämatoxylin ohne Vorfärbung mit Bordeaux-R. sichtbar werden. Diese Vacuolen lassen sich von jetzt ab bis zur vollständigen Theilung des Nucleolo-Gentrosoms regelmäßig nachweisen. Die Gestalt des Kernes wechselt in der nächsten Phase der Theilung wieder, indem die bisher kürzere Achse des Ellipsoids zur Längsachse auswächst. Bedingt wird diese Gestaltsveränderung durch Vorgänge, welche sich im Inneren des Kernes abspielen. Das Nucleolo-Gentrosom, speciell sein Mittelstück, beginnt jetzt stark in die Länge zu wachsen. Während dieses Längenwachsthums nimmt das _ Mittelstück etwas an Dicke ab, behält aber im Übrigen seine gleich- mäßige Struktur bei; die Endstücke des Nucleolo-Centrosoms bleiben _ im Wesentlichen unverändert, sie setzen sich nur noch etwas schärfer 222. Jacob Keuten, ab als bisher. Gleichzeitig mit der Streckung des Nucleolo-Gentrosoms setzen sich auch die Chromosomen in Bewegung, sie verlassen ihre äquatoriale Lage und gehen aus einander, indem der eine Theil dem einen, der andere Theil dem entgegengesetzten Ende des Nucleolo- Centrosoms zustrebt. In Fig. 9 liegt die Längsachse des Kernes in der Richtung des Nucleolo-Centrosoms, das schon eine Längenzunahme auf- weist, die Schleifen der Chromosomen sind flacher als auf dem vorher- gehenden Stadium, die Chromosomen selbst beginnen aus einander zu weichen. Fig. 10 stellt ein noch weiter vorgeschrittenes Stadium dar, in welchem das Mittelstück des Nucleolo-Gentrosoms bereits bedeutend verlängert ist und leicht gekrümmt erscheint; die nur noch schwach gebogenen Chromosomen sind schon so weit nach den Polen aus ein- ander gerückt, dass die äquatoriale Zone fast frei ist. In der Fig. 11 sind die Endstücke des Nucleolo-Gentrosoms von den Chromosomen schon erreicht und theilweise von ihnen eingeschlossen. Das ver- bindende Mittelstück ist eben noch als sehr feine Linie zu erkennen. Gegen das Ende der Kerntheilung umgeben die Chromosomen je ein Endstück des Nucleolo-Gentrosoms allseitig, dessen Mittelstück in der Mitte reißt und wahrscheinlich in die nunmehr als Tochternueleolo- Centrosomen erscheinenden Endstücke eingezogen wird. Schnürt sich schließlich der Kern, der allem Anscheine nach während des ganzen Theilungsvorganges seine Membran behält, in der Mitte noch durch, so haben wir zwei Kerne mit je einem Nucleolo-Gentrosom in einer Euglena, wie es Fig. 42 zeigt. Denselben Modus der Kertheilung hat BLocHmann (5) auch bei Euglena velata und Trachelomonas volvocina beobachtet. Dadurch, dass sich das Mutterthier senkrecht zur Ver- bindungslinie der beiden Tochterkerne theilt, entstehen zwei Tochter- individuen mit je einem Kern, die den Charakter von ruhenden Euglenen haben und zunächst noch von einer gemeinsamen Schleimhülle um- geben sind (Fig. 13). Viele Mühe habe ich mir gegeben um achromatische Fasern und Polkörperchen bei Euglena nachzuweisen. Die verschieden- sten einschlägigen Tinktionsmittel habe ich ohne Erfolg angewandt. Auch Eisenalaun-Hämatoxylin, mit welchen ich zur Kontrolle Lungen- epithelien von Salamanderlarven behandelt habe und sämmtliche achromatische Fasern sowie die Polkörperchen mit ihrer Strahlung prachtvoll zur Darstellung bringen konnte, haben mich bei Euglena im Stich gelassen. Wiewohl mir der sichere Nachweis von achromatischen Fasern nicht gelungen ist, will ich nicht unerwähnt lassen, dass ich in ver- schiedenen Phasen der Kerntheilung innerhalb der Kernmembran feinste ungefärbte Fäserchen beobachtet habe, ohne ihren Verlauf Die Kerntheilung von Euglena viridis Ehrenberg. 3933 sicher feststellen und ihre wahre Bedeutung ergründen zu können. Derartige Fädchen habe ich öfter vom Nucleolo-Gentrosom ruhender Kerne ausgehen sehen. In Fig. 14 entspringen vom Nucleolo-Gentrosom drei solcher Fäserchen, die nur auf eine kurze Strecke zu verfolgen sind. In Fig. 7 ziehen rechts unten vier äußerst feine Fäserchen schein- bar von der Kernmembran aus nach den Chromosomen hin; dass hier eine Verbindung mit den Chromosomen statthat, kann ich nicht mit Sicherheit behaupten. Auf einem späteren Stadium, in dem die Tochter- segmente schon polwärts aus einander gerückt waren, glaubte ich bei einer unzertheilten Euglena innerhalb der von Chromosomen freien äquatorialen Zone feinste Fäserchen zu erkennen, die mit dem Nucleolo- Centrosom parallel verliefen. Die Beobachtung der beiden zuletzt erwähnten Arten von Fäser- chen ist so selten, und der Verlauf derselben bei ihrer Feinheit so schwer aufzuklären, dass ich es vor der Hand nicht wage diesen Ge- bilden eine bestimmte Deutung zu geben. Centrosomen resp. Polkörperchen habe ich ebenfalls niemals nachweisen können. Nach Färbung mit Kerntinktionsmitteln fallen im Protoplasma Körnchen auf, die in der Einzahl oder, wie es meist der Fall ist, zu zweien vorhanden sind und sich besonders durch einen hellen Hof auszeichnen. Nach Hämatoxylinfärbung sind die Körnchen, weil das Plasma etwas mitgefärbt ist, weniger deutlich; nach Behand- lung mit Alaunkarmin und besonders mit Pikrokarmin tritt das inten- siv gefärbte Körnchen mit dem umgebenden Hofe sehr deutlich hervor. In Fig. 15 und 16 ist nur je ein solches Körnchen zu sehen; in Fig. 17 sind zwei Körnchen, wahrscheinlich ein Theilungsprodukt, von einem gemeinsamen Hofe umgeben; Fig. 18 weist zwei Körnchen mit je einem Hofe auf. Wie sehr diese Erscheinung — centrales Korn mit hellem Hof — an ein Gentrosom erinnern mag, habe ich mich doch nicht zu einer derartigen Auffassung verstehen können. Die fraglichen Körnchen liegen, wie auch die Figuren zeigen, sehr oft bedeutend weiter vom Kern weg als dies für ein Gentrosoma der Fall zu sein pflegt. Auch habe ich niemals gesehen, dass der Kern etwa eine Einbuchtung ge- zeigt hätte, wenn ein fragliches Körnchen in seiner Nähe lag. Wie weit ein derartiges Körnchen vom Kern weg liegen kann, zeigt wohl am besten Fig. 16. Schon eine so weit vom ruhenden Kern entfernte Lage des Körnchen lässt eine Deutung desselben als Gentrosoma mehr als fraglich erscheinen. Während der Kerntheilung ist die Lage der Körn- chen ebenfalls eine ganz unbestimmte, wenn sie auch durch das Her- anwachsen des Kernes diesem im Allgemeinen näher liegen als sonst. In verschiedenen Stadien der Kerntheilung habe ich die fraglichen 224 ' Jacob Keuten, Körnchen dicht der Kernmembran anliegen sehen; selbst in unmittel- barer Nähe eines Kernpoles konnte ich bisweilen ein Körnchen nach- weisen. Niemals aber habe ich gleichzeitig an beiden Polen des Kernes Körnchen gefunden, wie ich überhaupt irgend eine Beziehung der fraglichen Körnchen zu der Karyokinese von Euglena nicht habe fest- stellen können und auch nicht für wahrscheinlich halte. Bei der Rolle, welche in unserem Falle das Nucleolo-Gentrosom bei der Kerntheilung spielt, dürfte wohl die Thätigkeit eines außerhalb des Kernes gelegenen Gentrosoms überflüssig sein. | In Folge der Besprechung von Brocnmann’s Mittheilung » Über die Kerntheilung bei Euglena« (5) durch Laurzrsorn im »Zoologischen Cen- tralblatt« (30) habe ich, da der Hinweis des letzteren auf die Arbeit Bürscnuv's »Über den Bau der Bakterien ete.« (12) eine Annahme der Identität unserer Körnchen mit den sog. »rothen. Körnchen« BürschLr's vermuthen lässt, die Körnchen auch in dieser Hinsicht näher unter- sucht. Die Untersuchung hat ergeben, dass unsere Körnchen nicht mit den von Bürscauı (12) im Protoplasma der Euglenen gefundenen »rothen Körnchen« übereinstimmen, da unsere Körnchen sich mit DELAFIELD- schem Hämatoxylin und eben so mit Jodalkohol-Hämatoxylin nicht roth oder rothviolett sondern blau färben. Im Kern selbst habe ich eben so niemals rothe Körnchen gefunden, wie es Bürscauı (12) angiebt und in einem scheinbar ganz normalen Kern von Euglena viridis abbildet. Auch habe ich eine Färbung der lebenden Euglenen mit Methylen- blau versucht. LauTzrgorn (29) konnte durch Lebendfärbung von Dia- tomeen mit Methylenblau die Kerne rein blau und eben dieselben Körnchen rothviolett färben, welche in abgetödteten Diatomeen mit Hämatoxylin die gleiche rothviolette Farbe annahmen. In Euglenen, die mehrere Tage in stark verdünnter Methylenblaulösung kultivirt worden waren, war bisweilen nur ein winzig kleines Körnchen im Protoplasma blau gefärbt, während alles Andere einschließlich des Kernes vollständig ungefärbt blieb. Waren die Euglenen in der Farb- lösung dem Absterben nahe, so konnte man viele blau gefärbte Körn- chen von sehr schwankender Größe im Protoplasma nachweisen. In der Farblösung abgestorbene Euglenen hatten einen blau gefärbten Kern und blau gefärbtes Plasma, in dem die vorhin erwähnten Körnchen noch zu unterscheiden waren. Es lassen sich mithin auch diese Körn- chen der Euglenen nicht mit den von Lautzrgorn (29) im Protoplasma der Diatomeen beobachteten »rothen Körnchen« in Vergleich ziehen, wie denn auch der Kern der lebenden Euglenen im Gegensatz zu dem der Diatomeen gegen Methylenblau ein ganz indifferentes Verhalten zeigt. Die Kerntheilung von Euglena viridis Ehrenberg. 335 Übersehen wir den Kerntheilungsprocess von Euglena, so müssen wir ihn ohne Zweifel als mitotischen bezeichnen. Die Koncentrirung der chromatischen Substanz zu Fäden, die Wanderung der Fäden nach dem Äquator hin, die Längsspaltung der Chromosomen, das nach- folgende Auseinanderweichen der Tochterchromosomen und die Ver- theilung derselben auf zwei Hälften sind charakteristische Merkmale der indirekten Theilung. Daneben bietet aber die Kernvermehrung von Euglena höchst merkwürdige Abweichungen von der gewöhnlichen Art und Weise der mitotischen Theilung. Während für gewöhnlich in ruhenden Kernen die chromatische Substanz äußerst fein vertheilt ist und erst als Vorbereitung zur Kerntheilung sich zu Fäden konsolidirt, kommt bei Euglena die chromatische Substanz nur in Gestalt von Fäden vor. Eine sehr beachtenswerthe Rolle spielt das Nucleolo-Gentrosoma. Als axialer Stab, um den herum die Chromosomen je nach den ver- schiedenen Phasen in verschiedener Anordnung sich gruppiren, ist das Nucleolo-Gentrosoma von vorn herein bestimmend für die künftige Richtung der Kerntheilung, und indem es auf die Bewegung der Chromosomen richtend wirkt, beherrscht es den ganzen Kerntheilungs- vorgang. Da der hier geschilderte Modus der Kerntheilung besonders durch die Eigenart des Nucleolo-Centrosoms geradezu isolirt dasteht, so finden wir in der reichen Litteratur über Kerntheilung nur wenige Kern- theilungsformen, die in gewisser Beziehung mit der von Euglena darge- stellten verglichen werden können und dadurch geeignet sind, uns einen wenn auch nur geringen Anhalt in der Beurtheilung des Nucleolo- Centrosoms zu gewähren. Die Karyokinese der Euglena als eine einfache Zwischenstufe der direkten und indirekten Kerntheilung aufzufassen, weil die chroma- tische Substanz ein mitotisches Verhalten zeigt, die Persistenz und Theilung des als Nucleolus angesprochenen Körpers aber an die direkte Kerntheilung erinnert, dürfte dem thatsächlichen Sachverhalte nicht voll entsprechen. Eine derartige Auffassung würde an dem Verhalten des sogenannten Nucleolus scheitern, der eben kein Nucle- olus im gewöhnlichen Sinne ist, da er nicht eine bei der Kerntheilung 'nebensächliche Masse darstellt sondern als Hauptfaktor in den Vorgang der Kerntheilung der Euglena eingreift. Bei einer gewissen Form der direkten Kerntheilung jedoch, die Scuauvınn (35) an Amoeba crystalli- gera beobachtet hat, hat das Verhalten des Nucleolus eine große Ähn- lichkeit mit dem unseres Nucleolo-Centrosoms. Während in der Regel in Kernen mit direkter Theilung die Vermehrung der Nucleolen zeitlich verschieden von der Theilung der Kerne vor sich geht, verläuft bei 226 Jacob Keuten, Amoeba erystalligera die Durchschnürung des Kerns und des Nucleolus gleichzeitig. Bei der Theilung des Kernes nimmt hier der Nucleolus die- selbe Lage ein wie in unserem Falle das Nucleolo-Gentrosom, auch streckt er sich eben so in die Länge wie dieses, so dass Scuaupınn ihm eine be- sondere Bedeutung beilegt. Indem der Autor sagt: »Der als Nucleolus bezeichnete Theil des Kerns scheint bei der Durchschnürung des Kerns die Hauptrolle zu spielen,« giebt er dem Nucleolus der Amoeba cry- stalligera eine Deutung, die wir für unser Nucleolo-Centrosoma in An- spruch nehmen. Aus der Bemerkung Scnaunınw’s geht hervor, dass er den fraglichen Nucleolus offenbar für etwas Anderes als einen Nucleolus im gewöhnlichen Sinne hält. Unser Nucleolo-Centrosoma scheint sich demnach mit dem fraglichen Nucleolus der Amoeba erystalligera zu decken. In diesem Falle würde die Verschiedenheit der beiderseitigen Kerntheilungsvorgänge nur auf dem verschiedenen Verhalten der chro- matischen Substanz beruhen. Zu einem weitergehenden Vergleich mit der Kerntheilung der Euglena eignet sich, wie auch BLocHMmANN (d) schon erwähnt, die Kerntheilung der Diatomeen, die LAUTERBORN (29) untersucht hat. Außerhalb des Kernes liegt bei den Diatomeen ein Körper, den LAUTERBORN »Centrosoma« nennt; zwischen letzterem und dem Kern hat ein zweites, Anfangs etwas kugeliges Gebilde seine Lage, das LAUTERBORN seines späteren Verhaltens wegen als »Centralspindel« bezeichnet. Über die Herkunft der letzteren ist der Autor, wie aus einem mir gütigst zur Verfügung gestellten Briefe desselben an Herrn Prof. Brocumann hervorgeht, jetzt der Ansicht, dass sie wahrscheinlich dem Centrosom entstammt. Wie eine eingeklammerte, mit einem Aus- rufungszeichen versehene Bemerkung verräth, scheint es LAUTERBORN (29) besonders aufgefallen zu sein, dass die Gentralspindel »etwa von der Farbe der Nucleolen ist«, sich also ähnlich färbt wie die Nucleolen. Mit der fortschreitenden Vorbereitung zur Theilung verschwinden die Nucleolen im Kern; die außerhalb des Kernes gelegene Gentralspindel nimmt die Gestalt eines niederen Cylinders an, in dessen Inneren eine immer mehr deutlicher werdende Längsstreifung auftritt. An der dem Centrosom zugekehrten Seite der Centralspindei finden sich beider- seits, d. h. an den späteren Polenden dunkel gefärbte Ansammlungen, Die wahre Natur der letzteren sowie das Schicksal des nunmehr ver- schwindenden Gentrosoms konnte LAurErgorn vorläufig leider noch nicht aufklären. Nachdem die Segmente des Kernes sich ausgebildet haben, rückt die jetzt mehr in die Länge gestreckte, stabförmige Centralspindel, wie Lautergorn am lebenden Objekt direkt beobachten konnte, durch die Kernmembran in den Kernraum hinein und wächst bald zu ihrer definitiven Größe heran. Die Kerntheilung von Euglena viridis Ehrenberg. 297 Von nun ab zeigt diese Gentralspindel eine geradezu auffallende Ähnlichkeit mit dem Nucleolo-Centrosoma von Euglena. Wie dieses orientirt sich die Centralspindel senkrecht zur späteren Theilungsebene des Kernes, auf die Chromosomen wirkt sie genau so ein, wie wir es bei unserem Nucleolo-Centrosoma gesehen haben. Die Chromosomen, die bis zum Eintritt der Gentralspindel in den Kern hier regellos zer- streut lagen, sammeln sich jetzt am Äquator in Gestalt eines breiten Ringes an. LAuTErsorn schreibt über die Vorgänge, welche sich im Kern abspielen: »Im Centrum des Kerns liegt die garbenförmige allseitig scharf kontourirte Centralspindel, deren Fasern (d. h. Längsstreifen) ununterbrochen von Pol zu Pol verlaufen und hier etwas divergiren, während die Chromosomen als dicker Ring den verschmälerten Äqua- tor umschließen.« In Bezug auf Surirella calcarata sagt LAUTERBORN: »Es mag noch besonders betont werden, dass ich Halbspindeln im Sinne von VAN BENEDEN (1) und Boverı (6) nicht mit Sicherheit nachweisen konnte; hier findet sich nur eine Centralspindel, entlang welcher später nach der Theilung die beiden Kernhälften aus einander gleiten.« Im Dya- sterstadium umgeben die Tochtersegmente ringförmig die beiden wenig verdickten Pole der Gentralspindel. »Interessante Veränderungen gehen mit den beiden Tochterkernen von jetzt ab vor sich, indem nämlich das Loch der beiden Chromosomenringe sich allmählich immer mehr verengt, bis schließlich die terminalen Theile der Gentralspindel, also die beiden breiten Pole, förmlich von dem äquatorialen Theile abgeschnürt er- scheinen. Diese abgeschnürten Spindelenden runden sich bald ab und liegen schließlich in einer Einsenkung der beiden Tochterkerne; aus ihnen gehen dann die Gentrosomen hervor.« Von dem Verbleib des Mittelstückes der Gentralspindel nimmt Laurersorn als sehr wahrschein- lich an, dass je eine Hälfte desselben in die beiden Tochtercentrosome . eingezogen werden. Um Irrthümern vorzubeugen will ich nochmals her- . vorheben, dass die sog. Gentralspindel hier ein einheitliches Gebilde ist und dass die angeführten Fasern nichts Anderes als Längsstreifen sind. | Da die Natur des von LAuTErsorn »Centrosoma« genannten Gebildes aus dem wahrscheinlich die Centralspindel hervorgeht, noch nicht auf- geklärt ist, so stößt die Deutung der Gentralspindel auf gewisse Schwierigkeiten. Nach meiner Ansicht ist die Benennung Central- Spindel und der Vergleich derselben mit der Herwann’schen GCentral- spindel (19), wie ihn Laurersorn in seiner Arbeit anführt, nicht besonders glücklich. Abgesehen von den noch nicht aufgeklärten dunkel gefärbten Ansammlungen, die Laurzrngorn an den Polen der Centralspindel feststellen konnte, wäre bei der offenkundig centroso- Zeitschrift f, wissensch, Zoologie. LX, Bd, 16 228 Jacob Kenten, matischen Funktion der Centralspindel der Diatomeen ein Vergleich dieser Gentralspindel mit der Centralspindel plus Polkörperchen der Salamanderzellen wohl zutreffender gewesen, zumal immerhin eine gewisse Differenzirung (auf die Laurersorn selbst hinweist) der Cen- tralspindel der Diatomeen in Spindelenden und äquatorialen Theil besteht. Dieser Auffassung würde der Hinweis LAUTERBORN’S auf Be- ziehungen seiner Gentralspindel mit den von v. LA VALETTE ST. GEORGE (31) entdeckten Nebenkernen verschiedener samenbildenden Zellen nicht entgegenstehen, da nach Prarxer (34) sowohl die achromatische Spindel als auch die CGentrosomen aus solchen Nebenkernen hervor- gehen. Auf jeden Fall haben Euglena und die Diatomeen viel Verwandtes in den Vorgängen ihrer Kerntheilung. Das Verhalten der Centralspin- del und des Nucleolo-Gentrosoms zu den Chromosomen und der letzteren zu den ersteren ist, wie wir gesehen haben, in beiden Fällen in den Hauptpunkten das gleiche. Mit Surirella stimmt Euglenä auch damit überein, dass bei der Kerntheilung beider achromatische Fasern mit Sicherheit nicht nachgewiesen sind. Nach der Bemerkung LAUTERBORN’S, dass die Gentralspindel sich ähnlich wie Nucleolen färbt, gleicht jene unserem Nucleolo-Gentrosoma auch im Verhalten zu Farbstoffen. Mit der aktiven Einwirkung des Nucleolo-Gentrosoms auf die Kerntheilung hat die Gentralspindel auch die Differenzirung in Polstücke und Mittel- stück gemeinsam. Darin, dass die fragliche Gentralspindel ohne allen Zweifel eine centrosomatische Aufgabe hat, finde ich eine Bestätigung meiner Auffassung, dass dem Nucleolo-Centrosoma der Euglenen eine gleiche Funktion zuzusprechen ist. Der bestehende Unterschied, dass das Nucleolo-Gentrosoma im Gegensatz zur CGentralspindel stets im Kern liegt, ist in der That nicht so groß als er auf den ersten Augenblick er- scheint, da A. Brauer (7) an Spermatocyten von Ascaris univalens nach- gewiesen hat, dass auch hier das Gentrosom ursprünglich im Kerne seine Lage hat. Das Verhalten der Centrosomen der Spermatocyten von Ascaris univalens bietet uns auch noch weitere Anhaltspunkte zu einem Vergleich mit unserem Nucleolo-CGentrosom. Nach den Unter- suchungen Bravzr's (7) theilt sich das Gentrosom innerhalb des Kernes bei noch vollständig geschlossener und intakter Kernmembran, dazu tritt neben Fasern, welche von den Tochtercentrosomen zu den Chromo- somen hinziehen, Anfangs eine der Hermann’schen Gentralspindel (19) entsprechende Spindel zwischen den Tochtercentrosomen auf, die später wieder verschwindet. Erst bei weiterem Auseinanderweichen treten die Polkörperchen, nach Auflösung der Kernmembran in das Protoplasma über. Durch die Theilung des Centrosoms innerhalb des Die Kerntheilung von Euglena viridis Ehrenberg. 339 Kernes und die Verbindung der Theilprodukte unter einander ähnelt der Kerntheilungsapparat der Spermatocyten von Ascaris univalens auf einem gewissen Stadium unserem Nucleolo-Gentrosoma. Beide nehmen ihren Ursprung aus dem Kern und beide weisen dichtere Polmassen auf, die mit einander verbunden sind. Dieser Vergleich ist immerhin nur ein oberflächlicher, da die Natur der Verbindungsstücke nicht mit einbegriffen werden kann, weil gerade die Herkunft der achromatischen Fasern noch sehr dunkel ist. In ähnlicher Weise wie bei den Spermatocyten von Ascaris uni- valens lässt sich das Nucleolo-Gentrosoma der Euglenen mit den Pol- körperchen und der Centralspindel der Salamanderzellen vergleichen. Bei der besonders durch die Arbeiten von Fremmins (15, 16) und Hermann (19) uns aufgedeckten Karyokinese beim Salamander ent- stehen aus dem hier neben dem Kern gelegenen CGentrosom die Pol- körperchen, welche während der ganzen Kerntheilung durch die Hermann’sche Centralspindel, deren Fasern von Polkörperchen zu Pol- körperchen verlaufen, verbunden sind. Bei einem Vergleich würden die Polstücke den Polkörperchen, das differenzirte Mittelstück des Nucleolo-CGentrosoms der Centralspindel an die Seite zu stellen sein, natürlich auch hier mit dem Unterschiede, dass weitere achromatische Fasern, mit denen die Polkörperchen ausgestattet sind, dem Nucleolo- Centrosom fehlen. Im Übrigen glaube ich, wie nach Annahme von Hermann (49) und Drüner (13) durch Wachsthum der Centralspindel bezw. durch Streckung der Spindelfasern die Polkörperchen zum Aus- einanderweichen gebracht werden, eine ähnliche Wirkung von der Streckung des Mittelstückes des Nucleolo-Gentrosoms auf die Polstücke annehmen zu können. Ferner haben nach der Darstellung von Karsten (27) die Nucleolen der Sporangien von Psilotum triquetrum eine gewisse Beziehung zu unserem Nucleolo-Gentrosom. Nach Karsten treten zur Zeit der Kern- theilung die Nucleolen, deren mehrere in jedem Kerne vorhanden sind, aus dem Kern hervor und verhalten sich vollständig wie Polkörperchen; sie bestimmen die Richtung der Kerntheilung, auch fehlt ihnen eine deutliche Strahlung nicht. Karsten sagt: »Es kann durchaus keinem Zweifel unterliegen, dass unsere von den ins Plasma ausgetretenen Nucleolen sich herleitenden Gebilde mit den von GuicnarD für die Pflanzenzelle zuerst nachgewiesenen Centrosomen übereinstimmen. « Nach dieser Schilderung sind also bei Psilotum die Nucleolen gleich- zeitig auch Centrosomen. Mit diesen Nucleolen, die Karsten übrigens auch Nucleolo-Gentrosomen nennt, wären unsere Nucleolo-Centrosomen fast gleichzustellen, da beide Nucleolen gleichen und beide als Kern- 16* 230 Jacob Keuten, theilungsorgane funktioniren. Der Ausführung Kırsren’s widerspricht aber Humrarey (24). Humrurey hat mit den gleichen Methoden, die Karsten benutzt hat, die Sporangien von Psilotum nachuntersucht, da- bei aber niemals die von Karsten beschriebenen Vorgänge beobachten können. Nach Humrarey schwinden die Nucleolen während der Kern- theilung vollständig, dagegen hat Karsten im Protoplasma Gebilde gefunden, welche mit den spheres directrices Gurenarv’s vollständig übereinstimmen. Hunpnary bemerkt: »Es ist klar, dass Karsten durch die zufällig stattfindende Ausstoßung von Nucleolarsubstanz aus dem Kerne irregeleitet worden ist und dass er die echten Gentrosphären vollständig übersehen hat.« Nach dieser Darstellung würde die Kern- theilung bei Psilotum allerdings nichts Außergewöhnliches an sich haben. Wenn aber Hunrnaey an der betreffenden Stelle sagt: »Es ist wahrscheinlich, dass die kinetischen Centren der Zelle streng extra- nucleäre Körper sind, sowohl in ihrer Abstammung wie in ihrer Thätigkeit,« so dürfte dies etwas zu weit gegangen sein. O. HERTwIG (20) hält daran fest, dass die Centrosomen aus dem Kern stammen und Brauzr bestätigt durch seine Untersuchung an den Spermatocyten von Ascaris univalens die Annahme Herrwıc’s. Die Kerntheilung der Diatomeen, wie sie uns LAUTERBORN schildert, spricht auch dagegen,. dass die Thätigkeit der »kinetischen Centren « eine streng extranucleäre sei, da die Gentralspindel der Diatomeen, welche von außen durch die Kernmembran hindurch in den Kern eindringt, doch ohne Zweifel auch ein »kinetisches Gentrum« darstellt. Die zur Beurtheilung der Karyokinese von Euglena und speciell zur Aufklärung des Nucleolo-Centrosoms verwendbaren Anknüpfungs- punkte sind hiermit der Hauptsache nach erschöpft. Wenn wir uns auch aus dem Verhalten des Nucleolo-Gentrosoms selbst und durch Vergleich mit einigen in ihrem Verhalten zur Kerntheilung ähnlichen Gebilden eine gewisse Vorstellung von der Funktion und Bedeutung des Nucleolo-Gentrosoms machen können, so stehen doch die bisher bekannten Formen der Kerntheilung noch zu unvermitteit der Karyo- kinese von Euglena gegenüber, als dass man jetzt schon im Stande wäre, über die Beziehungen des Nucleolo-CGentrosoms zum Nucleolus und zum Gentrosom ein abschließendes Urtheil zu geben. Ob gar die Vermuthung O. Herrwıe’s (20), dass das Gentrosom vom Nucleolus abzu- leiten sei, in dem Verhalten des Nucleolo-Gentrosoms der Euglena eine Stütze findet, ist eine Frage, die ich nicht weiter berühren will. Die weitere Forschung auf dem großen Gebiete der einzelligen Organismen kann hier nur Aufklärung schaffen. Le 0 3 Ah Eee Die Kerntheilung von Euglena viridis Ehrenherg, 231 Anhang. Ich habe noch einige Bemerkungen hinzuzufügen über Struktur- verhältnisse des Kerns von Euglena, die pathologischer Natur sind, welche bisher aber eine andere Deutung erfahren haben. Bürscazi (10, p. 744) schreibt über die Kernstruktur der Flagel- laten Folgendes: »Gewöhnlich zeigt die helle Kernsaftzone der bläschen- förmigen Nuclei auch bei Behandlung mit Reagentien nichts von feineren Strukturverhältnissen. Die einzige Ausnahme bildet bis jetzt Monas vivipara. Hier sah ich den Nucleolus von einer etwas knotigen und wahrscheinlich netzigen Hülle umschlossen, von welcher feine Fädchen zur Kernhülle ausstrahlen. Eine Weiterbildung dieses Zustandes mit rudimentärem Kernnetz stellen wohl gewisse Kernbildungen dar, welche unter den Euglenoidinen sehr verbreitet sind und die sich dem Haupt- kerne mancher Ciliaten anreihen. Der Charakter dieser Kerne, welche gewöhnlich eine mehr ovale Gestalt besitzen, besteht darin, dass der Nucleolus im Verhältnis zu dem gesammten Kernvolumen relativ viel kleiner ist, ferner namentlich darin, dass zwischen ihm und der Kernhülle nach Anwendung von Gerinnungsmitteln eine meist sehr fein granu- lirte, seltener etwas grobkörnigere und gut tingirbare Substanz auf- tritt. Kress gelang es, eine verschlungen fadige oder netzige Struktur dieser Gerüstsubstanz der Euglena nachzuweisen. Als seltener Fall ist schließlich noch zu erwähnen, dass Kızrss bei Euglena sanguinea im Kern vier bis fünf dichtere, nucleolusartige Massen beobachtete. Wie gesagt, ist es sehr wahrscheinlich, dass die soeben geschilderten Kern- formen nur weitere Entwicklungszustände der gewöhnlichen bläschen- förmigen Kerne sind. Dies scheint namentlich auch daraus hervorzu- gehen, dass bei gewissen Formen zuweilen Kerne der ersten, zuweilen solche der zweiten Art angetroffen werden. Auch Anisonema grande zeigt vielleicht einen solchen Wechsel, da ihr Steım einen deutlich bläschenförmigen Kern zeichnet, wogegen ich einen granulirten nucle- olusfreien beobachtete. Es scheint nämlich sicher, dass schließlich noch bei manchen Formen Kerne vorkommen, welchen ein Nucleolus ganz fehlt und deren Substanz durchaus von der geschilderten granulirten bezw. netzigen Maße gebildet wird. So fand ich wenigstens die Kerne gewöhnlich bei Phacus und Anisonema, Kress neuestens bei Euglena Ehrenbergii. Auch die interessante Oxyrrhis besitzt nach den Unter- suchungen BLocumann’s einen derartigen Nucleus.« Nach meinen Beobachtungen an Euglena viridis Ehrenberg gelange ich zu einer von der Auffassung Bürscaur's ganz abweichenden Anschau- 233 Jacob Keuten, ung über die Bedeutung der von Kızss an Euglena beobachteten Kern- strukturen. Wie oben geschildert sind bei Euglena viridis nach geeigneter Fixirung und Färbung etwa mit Hämatoxylin und Orange, im Kerne deutlich zahlreiche Chromosomen und der sog. Nucleolus, den ich Nucle- olo-Centrosoma nenne, zu erkennen. Unter gewissen Umständen zeigt derKern aber ein ganz anderes Bild, das mit den von BürscaLı mitgetheil- ten Verhältnissen übereinstimmt. Der Kern ist dann mehr körnig oder netzartig, enthält mehrere nucleolusartige Massen oder nichts von einem sog. Nucleolus. Diese Veränderungen des Kerns habe ich bei Euglena regelmäßig auftreten sehen, wenn die Organismen sich längere Zeit in meinen Vorrathsgläsern befunden hatten und im Absterben begriffen waren; es handelt sich demnach um Erscheinungen pathologischer, regressiver Natur. Ich habe die verschiedensten Stadien beobachtet, welche die fortschreitende Auflösung der Chromosomen und des Nucle- olus erkennen lassen. Die Kerne, in welchen derartige Veränderungen vor sich gehen, sind von kugeliger Gestalt und meist bedeutend größer als normale. Bürscauı (12) hat wahrscheinlich diese pathologisch ver- änderten Kerne schon gesehen, da er erwähnt, dass er mehrfach Euglenen beobachtet habe, deren Kern durch irgend welche Umstände stark auf- gequollen war. In Fig. 19 sind die Chromosomen zum Theil aufgelöst, andere oder Reste solcher liegen an der Peripherie des Kernes, während im Inneren gekörnte Maschen bemerkbar sind. Das Nucleolo-Gentrosoma ist noch erhalten, liegt aber in der Nähe der Kernmembran. Fig. 20 zeigt im Kernraum ein sphärisches Maschenwerk; die Chromosomen sind alle verschwunden, das Nucleolo-Gentrosom weist eine starke Ein- schnürung auf. In Fig. 21 ist das Nucleolo-Gentrosom bedeutend kleiner geworden, das Maschenwerk des Kernes zeigt in den Knotenpunkten größere Ansammlungen von Substanz, die vielleicht identisch sind mit den dichteren, nucleolusartigen Massen, die Kırss von Euglena san- guinea beschreibt. Die Frage, ob diese Massen vom Nucleolo-Gentrosom herstammen oder chromatischer Natur sind, lasse ich offen. Die Kerne, welche auch das Nucleolo-Gentrosom verloren haben, enthalten im Inne- ren ein weitmaschiges Wabenwerk, dessen Knotenpunkte deutlicher hervortreten. Dass es sich um ein Wabenwerk und nicht um eine Gitter- kugel handelt, geht daraus hervor, weil die entsprechend veränderten Kerne auf der Schnittfläche stetslein flächenartig ausgebreitetes Netz zei- gen; würde es sich um Hohlkugeln handeln, so müsste man gelegentlich auch kreisförmige Zeichnungen in den vom Schnitt getroffenen Kernen beobachten, was aber nie der Fall ist. Das Maschenwerk der verän- Die Kerntheilung von Euglena viridis Ehrenberg. 233 derten Kerne färbt sich, wenn auch nicht besonders gut, mit den ge- wöhnlichen Kerntinktionsmitteln. Es dürfte wohl wahrscheinlich sein, dass es sich in den von Bürscnti angeführten Fällen, in welchen dieKerne ein so wechselndes Bild bieten, um eine ähnliche Destruktion des Kerns handelt, wie ich sie bei Eu- glena beobachten konnte. AT. 48, Neuss am Rhein, im April 1895. Litteraturverzeichnis. ‚ VAN BENEDEN et Neyr Nouvelles recherches sur la f&condation et la division mitosique chez l’ascaride me&galocephale. Bull. Ac. R. Belg. T. XIV. Nr.8. 1887. . H. Branc, Bulletin de la Societe Vaudoise des Sciences naturelles. 3. Ser. Vol. XXIX. Lausanne 14893. . BLocHmAnn, Bemerkungen über einige Flagellaten. Diese Zeitschr. Bd. XL. 1884. . Derselbe, Kleine Mittheilungen über Protozoen. Biol. Gentralbl. Bd. XIV. Nr. 3. 1894, , Derselbe, Über die Kerntheilung bei Euglena. Biol. Centralbl. Bd. XIV. Nr. 5. 1894. . 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Kern im Ruhe- zustande, Vergr. ca. 800:4. Nach einem Orange-Hämatoxylinpräparate. Fig. 2. Individuum und Kern im Ruhezustande. Nach einem Orange-Häma- toxylinpräparate. | Fig. 3. Das gestreckte Nucleolo-Centrosom nimmt den ganzen Durchmesser des Kerns ein; Polenden des Nucleolo-Centrosoms wenig verdickt. Chromosomen im spitzen Winkel zum Nucleolo-Centrosom geneigt. Nach einem Eisenalaun- Hämatoxylinpräparate mit Bordeauxvorfärbung, Fig. 4. Nucleolo-Centrosom gestreckt. Chromosomen parallel dem Nucleolo- Gentrosom. Nach einem Orange-Hämatoxylinpräparate. | Fig. 5. Differenzirung des Nucleolo-Centrosoms in die beiden Polstücke und das dünnere Mittelstück. Nach einem Eisenalaun - ee, mit Bordeauxvorfärbung. Fig. 6. Chromosomen bilden einen äquatorialen Ring um das Nucleolo- Centrosom. Nach einem Orange-Hämatoxylinpräparate. Fig. 7. Kern oberflächlich angeschnitten. Mehrere Chromosomen mit Längs- spaltung. Rechts unten ziehen vier sehr feine Fäserchen von der Kernmembran nach den Chromosomen hin. Nach einem Eisenalaun-Hämatoxylinpräparate. Fig. 8. Nucleolo-Gentrosom mit Vacuolen in den beiden Polstücken, Chromo- somen theilweise Schleifen bildend. Stadium der Umordnung der Chromosomen. Nach einem Eisenalaun-Hämatoxylinpräparate. Fig. 9. Streckung des Nucleolo-Centrosoms. Auseinanderweichen der Chro- mosomen. Nach einem Eisenalaun-Hämatoxylinpräparate. Fig. 40. Mittelstück des Nucleolo-Centrosoms stark ausgezogen. Zwischen den aus einander gewichenen Chromosomen eine schmale äquatoriale Zone frei. Nach einem Eisenalaun-Hämatoxylinpräparate, Fig. 44. Chromosomen sammeln sich um die Polstücke des Nucleolo-Centro- soms, dessen Mittelstück als feinste Linie noch eben sichtbar ist. Nach einem Orange-Hämatoxylinpräparate. Fig. 42, Ruhendes Individuum mit zwei Tochterkernen, Nach einem Orange- Hämatoxylinpräparate. Fig, 13. Zwei Tochterindividuen von einer feinen gemeinsamen Hülle um- geben. Nach einem Orange-Hämatoxylinpräparate. Fig. 44. Kern im Zustande der Ruhe. Vom Nucleolo-Centrosoma gehen drei feine Fädchen aus. Nach einem Eisenalaun-Hämatoxylinpräparate. Fig. 15—18. Optische Durchschnitte von unzertheilten Euglenen. Kern im Zustande der Ruhe. Färbung mit Pikrokarmin zur Darstellung der im Protoplasma gelegenen, mit einem Hofe umgebenen Körnchen, Fig, 17 zwei Körnchen von einem gemeinsamen Hofe umgeben. Fig. 49—24. Pathologisch veränderte Kerne mit beginnender bezw. voll- ständiger Auflösung der Chromosomen und Destruktion des Nucleolo-Gentrosoms. Fig. 49 nach einem Orange-Hämatoxylinpräparate. Fig. 20 und 24 nach Bordeaux- Eisenalaun-Hämatoxylinpräparaten. Protozoenstudien. III. Über eine Süßwasserart der Gattung Multicilia Cienkowsky (M. lacustris nov. spec.) und deren systematische Stellung. - Von Robert Lauterborn. (Aus dem Zoologischen Institut der Universität Heidelberg.) Mit Tafel XI. Im Jahre 1881 wurde von CiEnkowsky (3) unter dem Namen Multi- cilia marina ein sehr eigenartiger Organismus beschrieben, welcher durch den Besitz zahlreicher, über die ganze Körperoberfläche ver- theilter Geißeln ausgezeichnet war und darum als eine Art Mittelform zwischen den Flagellaten und den ciliaten Infusorien ein erhöhtes Interesse gewann. Da Cıenkowsky’s Arbeit in russischer Sprache ge- schrieben ist, und daher auch nur einem beschränkten Kreise der Zoologen zugänglich sein dürfte, mag es nicht überflüssig erscheinen, wenn ich hier den Passus über Multicilia in extenso mittheile, zumal ich auch in Folgendem noch öfters darauf zurückzukommen haben werde. CiEnKowsky giebt von Multicilia folgende Beschreibung: »Multicilia besteht aus einer nackten Anhäufung farblosen Protoplasmas, mit zerstreuten Geißeln auf der Oberfläche versehen. Im Inneren finden sich weder Kerne noch kontraktile Vacuolen; auch eine Mundöffnung fehlt. Die Fort- bewegung geschieht langsam rotirend und ist durch schwache Bewegungen der Geißeln bedingt. Daneben ist der Körper schwacher Kontraktionen fähig und kann auch seine Form verändern, doch ist nie ein Einströmen des Plasmas in die neuentstandenen Pseudopodien zu beobachten, wie es bei Amöben geschieht. Die Geißeln sind etwas länger als der Körper. Feste Nahrung wurde im Inneren der Multicilia nie bemerkt. Bis jetzt nur eine einzige Art, Multicilia marina, 1 Ich verdanke die Übersetzung des betreffenden Theils der CıEenkowsky’schen Arbeit der Freundlichkeit des Herrn cand. zool. Joukowsky in Heidelberg. WEBER EN, ta et _ Di u br tl Zn nn Suede Ei, a3, u Fu © > ud u 29 > darin Hua 27 mu a un a rn zi a m fin De udn En Ti ante u AS a a ce ae N Se & Protozoenstudien, III. 237 zwischen Entomorpha im Hafen des Klosters!. Dasselbe Thier habe ich später auch im Schwarzen Meer, in der Krim und bei Odessa gefunden, aber nur in einer sehr beschränkten Anzahl von Exemplaren. So viel mir bekannt ist, giebt es in der Abtheilung der Flagellaten keine Art, die auf der ganzen Oberfläche mit Geißeln versehen wäre und kann darum Multicilia als einzige Vertreterin einer beson- deren Familie der Flagellaten gelten. So lange nicht der Begriff »Geißel« und »Cilie« genau begrenzt ist, kann Zweifel entstehen, ob dieses Thier nicht einfach zu den Ciliaten zu rechnen ist. Dieser Zweifel kann nur durch zukünftige Beob- "achtung der Entwicklungsgeschichte von Multicilia gelöst werden. Diagnose: Protoplasmatischer Körper von veränderlicher Form, ohne Kern und kontraktile Vacuole. Viele Geißeln.« Wenige Jahre später (1884) fand Gruser (5) im Hafen von Genua die nämliche oder doch eine sehr nahe verwandte Form und beschrieb dieselbe, ohne von Cienkowsky’s Arbeit Kenntnis zu haben, nach einem einzigen Exemplare als Polymastix sol. In einer späteren Arbeit (6) kommt GruBEer noch einmal auf diese Form zurück, wobei er seine frühere Beschreibung in mehreren Punkten ergänzt und in einer Nach- schrift hierzu sich von der Identität der Gattung Polymastix mit Multicilia überzeugt, nachdem schon vorher Bürscaui (2) Polymastix als Synonym zu Multicilia gezogen hatte. Im März dieses Jahres hatte ich nun das Glück in den an interes- santen Thierformen so reichen Diatomeenrasen des Altrheins bei Neu- hofen? einen Organismus aufzufinden, welcher sich bei näherer Untersuchung als eine neue Art der bisher nur aus dem Meere be- kannten Gattung Multicilia erwies; wegen ihres Vorkommens im Süßwasser mag dieselbe darum den Namen Multicilia lacustris führen. Natürlich benutzte ich nach Möglichkeit die so unerwartet gebotene Gelegenheit den interessanten und bezüglich seiner systema- tischen Stellung noch so unsicheren Organismus etwas eingehender zu untersuchen, wodurch ich im Stande bin die Beobachtungen meiner Vorgänger nach mehreren Richtungen hin zu erweitern und zu ver- tiefen. Wenn hierbei nicht alle Organisationsverhältnisse gleich ein- gehend geschildert werden konnten, so liegt das daran, dass mir trotz eifriger Bemühungen nur relativ wenige (etwa 20—25) Exemplare der Multicilia lacustris zu Gesicht kamen, deren Isolirung aus den Anhäufungen zahlloser Diatomeen dazu noch mit einigen Schwierig- keiten verknüpft war. — Der protoplasmatische, auf seiner ganzen Oberfläche mit langen Geißeln bedeckte Körper der Multicilia lacustris besitzt im All- 1 Gemeint ist das Kloster auf den Solowetzky’schen Inseln im Weißen Meere, wo sich eine Zoologische Station befindet. 2 Etwa 6 km südlich von Ludwigshafen am Rhein. 238 Robert Lauterhorn, gemeinen eine kugelige Gestalt, welche indessen öfters auch in eine mehr ovale übergehen kann, da der Organismus schwach amöboider Bewegungen fähig ist. Sein Durchmesser beträgt 0,030—0,040 mm. Eine besonders differenzirte Hülle ist nieht vorhanden und bildet die oft auch schon im Leben sehr deutlich hervortretende Alveo- larschicht (Taf. XII, Fig. * av) des Plasmakörpers die Begrenzung nach außen. Das Innere der Multicilia lacustris war bei allen untersuchten Individuen erfüllt von zahlreichen grünen Körpern, die indessen keine Zoochlorellen sind, sondern lediglich die Zellkörper eines Chlamydomonas, die als Nahrung von außen aufgenommen wurden. Auf der ganzen Oberfläche dieses kugeligen Körpers erheben sich zahlreiche ! ziemlich lange Geißeln, welche meist annähernd radiär an- geordnet sind und dadurch der Multicilia ein sehr charakteristisches, fast heliozoenartiges Aussehen verleihen. Die Länge dieser Geißeln, welche ihren Ursprung aus der äußersten Schicht des Körperplasmas nehmen, beträgt durchschnittlich das 1,5—2fache des Körperdurch- messers, doch finden sich daneben öfters auch bedeutend kürzere (Taf. XII, Fig. 4 u. 2). Sie erscheinen stets vollkommen homogen, bei hoher Einstellung hell und glänzend, bei tieferer dunkel und sind in ihrer ganzen Ausdehnung überall gleich breit, d.h. gegen das freie Ende hin nicht merklich verschmälert, verhalten sich somit in ihren optischen Eigenschaften ganz wie die Geißeln typischer Flagellaten, z. B. einer Euglena. | Auch in ihren Bewegungserscheinungen bieten die Geißeln der Multicilia große Ähnlichkeit mit denjenigen der Flagellaten- geißeln dar, doch scheint es, als wenn sie so lebhafte Schlängelungen und Windungen, wie sie z. B. die Geißel einer Euglena häufig zeigt, nicht zu vollführen im Stande wären. Nur selten und meist nur auf kurze Zeit sind sie ganz gerade ausgestreckt und dann ohne merkbare Bewegung; gewöhnlich sieht man sämmtliche Geißeln der Multicilia langsam hin- und herschlagende oder pendelnde Bewegungen aus- führen, wobei ihr. freies Ende sich oft stark bogenförmig hin- und her- krümmt oder sich mehr oder weniger lebhaft schlängelt, ja bisweilen sogar ösen- oder schlingenförmig umbiegt (Taf. XII, Fig. 1 oe). Durch die vereinte Thätigkeit dieser Geißeln kommt auch die Fortbewe- gung der Multicilia zu Stande, wobei das Thier langsam um seine Achse rotirt. Die hierbei erzielte Geschwindigkeit ist übrigens ziem- ! Eine genaue Zählung der Geißeln ist nicht gut durchführbar; an mit Osmiumsäure fixirten Exemplaren konnte ich ca. 40—50 wahrnehmen. | | aa nn a eo HD na Dr be 2 De .f Protozoenstudien. III. 239 lich gering, denn ein Exemplar, das ich genauer kontrollirte, legte in 25 Sekunden nur einen Weg von 0,090 mm zurück. Ein Einziehen der Geißeln wurde in keinem Falle beobachtet, eben so wenig das Entstehen einer neuen Geißel. Äußeren Eingriffen wider- stehen dieselben kräftig, dasie an sehr stark gedrückten oder selbst voll- ständig zerquetschten Thieren keine besondere Veränderung erleiden; eben so erhalten sich die Geißeln auch bei Zusatz von Alkohol, der den Organismus rasch tödtet, abgesehen davon, dass sie sich an ihren freien Enden spiralig einrollen. Kurz, die ganze optische Erscheinung, die Art und Weise der Bewegung, das Verhalten gegen Reagentien etc. — Alles lässt wohl zweifellos erkennen, dass bei Multicilia wirkliche Geißeln vorhanden sind, und nicht etwa nur fadenförmige Pseudo- podien, wie man vielleicht bei oberflächlicher Betrachtung annehmen könnte, denn letztere werden ja bei Rhizopoden und Heliozoen ein- gezogen, sobald ein stärkerer Druck auf sie einwirkt, und lassen sich auch nur sehr schwer einigermaßen ausgestreckt fixiren. Bei gewissen Gelegenheiten kommt es indessen bei Multicilia auch zur Bildung wirklicher Pseudopodien; so bei der Nahrungsauf- nahme, wie unten näher geschildert werden wird. Auch sonst, d. h. wenn keine Nahrung aufgenommen wird, sieht man bisweilen, dass sich zwischen den Geißeln kurze stummelförmige, oft etwas gekrümmte Plasmafortsätze erheben, die nach einiger Zeit oft wieder eingezogen werden; es ist wahrscheinlich, dass aus ihnen die bei der Nahrungs- aufnahme thätigen Pseudopodien sich entwickeln. GRruser (6) hat ähn- liche Plasmafortsätze bei Polymastix sol beobachtet. Ja sogar wirkliche Pseudopodien, mit deren Hilfe sich Multicilia nach Art der Rhizopoden fortbewegte, habe ich unter gewissen anormalen Be- dingungen sich bilden sehen. Unterwirft man nämlich die Multicilia einem immer stärker werdenden Druck, indem man das mit Wachs- füßchen versehene Deckglas immer mehr dem Objektträger anpresst, so verliert der Körper des Thieres seine kugelige Gestalt und nimmt lappige Umrisse an. Hierbei zeigte sich an einem von mir etwa zwei Stunden lang beobachteten stark komprimirten Thiere die sehr auf- fallende Erscheinung, dass an verschiedenen Stellen nach einander das Plasma bruchsackartig über die Oberfläche hervorquoll, sich hier in Gestalt eines anscheinend vollkommen homogenen Peudopo- diums eine Strecke weit längs des Randes ausbreitete, worauf der grüne Inhalt des Körpers in dasselbe nachströmte. Indem sich dieser Vorgang öfters wiederholte, rückte Multieilia ganz wie ein Rhizopode langsam vom Platze. Die Geißeln erschienen hierbei nicht betheiligt, da sie größtentheils auf einem der vorherrschenden Bewegungsrichtung 240 Robert Lauterborn, entgegengesetzten Bezirk des Körpers vereinigt ohne lebhaftere Bewe- gung verharrten. Übrigens darf hierbei nicht außer Acht gelassen werden, dass eine Fortbewegung mittels der Geißeln schon durch die starke Pressung, welcher der Organismus unterworfen wurde, aus- geschlossen war. Wenden wir uns nun zur inneren Organisation. Wie bereits hervorgehoben wurde, entbehrt der kugelige Körper der Multicilia einer besonderen Hülle; auch wurde keine Differenzirung des Plasmas in Ekto- und Entoplasma beobachtet. Die Alveolarschicht, welche den Körper nach außen begrenzt, tritt sowohl im optischen Durchschnitt als auch bei Ansicht von der Fläche — in letzterem Falle als sehr fein- maschiges Netzwerk — deutlich hervor, besonders an den mit Osmium- säuredämpfen fixirten Exemplaren. Sie enthält stets zahlreiche kleine glänzende Körnchen eingelagert, die aber ziemlich ungleichmäßig ver- theilt sind (vgl. Taf. XII, Fig. 4). Das Innere des Körpers war bei allen untersuchten Individuen derart vollgepfropft mit verschieden großen grünen Zellen einer Chlamydomonas-Species, dass die Untersuchung sehr erschwert wurde, Kerne fanden sich bei den von mir daraufhin untersuchten Exemplaren der Multicilia lacustris in der Mehrzahl vor; das auf Taf. XII, Fig. 3 abgebildete Exemplar enthielt fünf Nuclei. Im Leben ist von ihnen wegen der zahlreichen Nahrungskörper nur ab und zu an günstigen Stellen etwas zu sehen; viel deutlicher treten sie hervor, wenn man die Multicilia stark presst oder selbst zerquetscht und mit Essigsäuremethylgrün (oder einem ähnlichen andern Farbstoff) färbt. Dann erscheint jeder Kern als rundliches Bläschen, welches in seinem Inneren einen relativ großen »Binnenkörper« (Nucleolus) um- schließt, der manchmal eine verwaschen netzig-wabige Struktur er- kennen lässt. Einen ähnlich gebauten Kern fand Grupzr (6) in der Einzahl bei Polymastix sol, während Ciexkowskv für Multieilia marina das Vorhandensein eines Kerns bestimmt verneint — eine An- gabe, die wohl zweifellos den thatsächlichen Verhältnissen nicht ent- spricht. Kontraktile Vacuolen wurden bei Multicilia marina (Poly- mastix sol) weder von CIiEnkowsky noch von GrusEr beobachtet, doch scheint mir trotzdem ein Fehlen noch keineswegs sicher zu sein. Bei Multicilialacustris fand ich auf der ganzen Oberfläche unmittel- bar unter der Alveolarschicht sehr zahlreiche kleine Vacuolen, welche sich langsam kontrahirten. Dieselben sind indessen nur sehr schwer und nur bei Anwendung stärkster Systeme etwas deutlicher wahrzu- nehmen (vgl. Taf. XII, Fig. 4). Die Nahrungsaufnahme geschieht bei Multicilia lacustris Eh re N el Zr u me Dan an a a Ze en ei a hund Protozoenstudien. II. 241 nach meinen Beobachtungen in der Weise, wie sie sonst bei den Rhizo- poden gewöhnlich ist, d. h. mit Hilfepseudopodienartiger Fortsätze. So weit ich bis jetzt bemerken konnte, werden ausschließlich Flagellaten und zwar merkwürdigerweise nur Exemplare von Chlamydomonas. gefressen, trotzdem der Fundort der Multicilia von den verschie- densten anderen Flagellaten, wie Euglena, Trachelomonas, Hyme- nomonas, Cryptomonas, CGhroomonas etc. geradezu wimmelte. Die Individuen von Chlamydomonas verfangen sich bei ihrem rast- losen Hin- und Herschwärmen mit ihren Geißeln in denjenigen der Multicilia und werden von diesen festgehalten. Dann erhebt sich an der betreffenden Stelle an der Oberfläche des Multicilia-Körpers ein aus körnigem Plasma bestehender Fortsatz, welcher die Beute umfasst und langsam in das Innere hineinzieht, wie aus Fig. 2 Taf. XII, hervor- geht, wo zwei verschiedene Stadien der Nahrungsaufnahme abgebildet sind. Die Verdauung im Inneren geht jedenfalls nur sehr langsam vor sich, da bei der großen Mehrzahl der Chlamydomonas-Exemplare die grünen Chromatophoren und deren kugeliges Pyrenoid stets deut- lich wahrnehmbar bleiben. Die unverdaulichen Reste der Nahrung sammeln sich in Gestalt brauner körniger Massen (Fig. 2ex) an, und werden schließlich an einer beliebigen Stelle des Körpers ausge- stoßen. Die Vermehrung der Multicilia erfolgt auf dem Wege der Zwei- theilung, die einmal intra vitam verfolgt wurde; der betreffende Vor- gang ist auf Taf. XII, Fig. 5—9 nach dem Leben abgebildet. Das sich zur Theilung anschickende Exemplar fiel mir bei der Durchmusterung einer Schlammprobe sofort durch seine ovale Gestalt auf (Fig. 5). Isolirt und bei starker Vergrößerung untersucht ließ dasselbe schon nach kurzer Zeit in seiner Mitte eine Anfangs nur seichte Einschnürung er- kennen, die sich aber rasch immer mehr vertiefte, so dass das Thier schließlich eine deutlich biskuitförmige. Gestalt besaß (Fig. 6). Nach Verlauf weniger Minuten verschmälerte sich die aus farblosem körnigen Plasma bestehende Einschnürung immer mehr, wobei sie sich durch das Auseinanderweichen der beiden Theilhälften gleichzeitig immer mehr in die Länge streckte (Fig. 7). Schließlich waren beide annähernd kugelige Theilhälften nur noch durch eine lange dünne Plasmabrücke verbunden (Fig. 8), die dann in ihrer Mitte durchriss, worauf beide Theilhälften sich von einander entfernten , aber noch längere Zeit an der Trennungsfläche einen schmalen, am Ende etwas zugespitzten plas- matischen Fortsatz erkennen ließen (Fig. 9). Der ganze Theilungsvor- gang spielte sich ziemlich rasch, in noch nicht ganz einer Viertelstunde ab; die Geißeln erschienen hierbei meist gerade ausgestreckt und ohne 242 Robert Lauterborn, lebhaftere Bewegung. Das Verhalten der Kerne konnte der zahlreichen Nahrungskörper halber nicht genauer ermittelt werden. — Multicilia lacustris wurde von mir bis jetzt nur im Altrhein bei Neuhofen gefunden, wo ich sie im März dieses Jahres bei Gelegen- heit meiner faunistischen Studien entdeckte. Sie bewohnt hier in Ge- sellschaft zahlreicher Rhizopoden, Flagellaten und Ciliaten die braunen Diatomeenrasen, welche während der kälteren Jahreszeit an seichten Stellen selbst unter einer dicken Eisdecke überaus üppig vegetiren. Multicilia gehört zu den seltensten Mitgliedern dieser an Arten und Individuen fast unerschöpflich reichen Winterfauna, denn ich habe, wie bereits erwähnt, trotz eifrigen Suchens nur etwa 20—25 Exemplare erhalten. Erschwert wird das Auffinden noch ganz besonders dadurch, dass der Organismus unter den zahllosen hin und hergleitenden Dia- tomeen und schwärmenden Flagellaten nur wenig hervortritt und über- dies bei schwacher (etwa hundertfacher) Vergrößerung eine sehr große Ähnlichkeit mit einer kugelig kontrahirten Euglena hat. — Wenden wir uns nun zur Frage nach der systematischen Stel- lung der Gattung Multicilia, so betreten wir ein Gebiet, auf welchem eine sichere Entscheidung nicht leicht ist, denn Multicilia vereinigt in ihrer Organisation Merkmale verschiedener Abtheilungen der Proto- zoen. Der Besitz zahlreicher Geißeln ist eine Eigenthümlichkeit, welche die Mastigophoren charakterisirt; die amöboide Bewegung des Körpers, weiche so auffallend unter starkem Druck hervortritt, sowie die Art und Weise der Nahrungsaufnahme erinnert stark an entsprechende Verhältnisse bei gewissen Sarkodinen, während aus der großen Zahl der über die ganze Körperoberfläche gleichmäßig vertheilten Geißeln sich ohne besonderen Zwang Beziehungen zu den Giliaten erkennen lassen dürften. Es fragt sich nun, welche Eigenthümlichkeiten in der Organisation der Multicilia als ausschlaggebend zu betrachten sind, wenn es sich darum handelt, ihr einen Platz im System der Protozoen anzuweisen. Da scheint es mir nun am einfachsten, Mu lticilia — unbeschadet ihrer Beziehungen zu anderen Gruppen — der formenreichen Klasse der Mastigophoren einzureihen, denen sie durch den Besitz zahlreicher Geißeln wohl doch am nächsten stehen dürfte. Von den vier Ord- nungen — den Flagellata, Choanoflagellata, Cystoflagellata, Dinoflagellata —, in welche Bürscnuı in seinem grundlegenden Werke (2) die Mastigophoren sondert, kann für uns natürlich nur die erste in Betracht kommen. Schwieriger wird nun aber die Sache, wenn wir noch weiter gehen und die Unterabtheilung der Flagellaten bestimmen wollen, zu Protozoenstudien. I. . 243 welcher Multicilia gehört. BürscaLı (2) hat die Gattungen der Flagel- laten auf vier Unterabtheilungen, die Monadina, Euglenoidea, Isomastigoda und Heteromastigoda, vertheilt, während Kıess (7), der neueste Bearbeiter des Flagellatensystems, hier fünf Abthei- lungen, nämlich Protomastigina, Polymastigina, Euglenoidina, Chloromonadina, Chromomonadina unterscheidet. Von der Kızss’schen Eintheilung können bei der Frage nach der systematischen Stellung von Multicilia nur die Gruppe der Protomastigina (welche Bürscaır's Monadina, Isomastigoda und Heteromasti- goda sowie dessen Choanoflagellata umfasst) oder die Gruppe der Polymastigina (auf Angehörige der Bürscaur'schen Isomastigoda gegründet) in die engere Wahl kommen. Vergleichen wir nun aber die Merkmale, welche nach der Auffassung von Kırss die beiden Gruppen charakterisiren sollen, mit den Organisationsverhältnissen der Multicilia, so ergiebt sich bald, dass gerade das für letztere beson- ders Charakteristische — so die radiäre Gestalt, die große Zahl der über die ganze Oberfläche gleichmäßig vertheilten Geißeln, die Fähig- keit an jeder beliebigen Stelle des Körpers Nahrung aufzunehmen u. A. — weder in der Krzss’schen Charakterisirung der Protomastigina noch in derjenigen der Polymastigina eigentlich recht zum Ausdruck ge- langt. Will man nun nicht die eine oder andere Charakteristik bedeu- tend modificiren, um die Aufnahme einer so eigenartigen Form wie Multicilia zu ermöglichen, so dürfte es sich vielleicht empfehlen, für Multicilia eine eigene Unterordnung zu errichten, welche man als die der Holomastigina bezeichnen könnte, und die den oben aufgezähl- ten fünf Kress’schen Unterordnungen zu koordiniren wäre. Ich verkenne hierbei durchaus nicht, dass es immerhin eine etwas missliche Sache ist auf eine bis jetzt überhaupt nur zwei Arten um- fassende Gattung gleich eine neue Unterordnung zu begründen. In- dessen ist doch aber auch andererseits zu berücksichtigen, dass Multicilia in ihrer Organisation eine ganze Reihe von Eigenthümlich- keiten darbietet, die schon Cıenkowsky bedeutend genug erschienen um Multicilia als Vertreterin einer besonderen Familie der Flagel- laten gelten zu lassen. Auch Bürscauı hat die isolirte Stellung der Gattung wohl erkannt und deren wahrscheinliche Beziehungen zu den Ciliaten besonders betont, doch schien es ihm bei dem damaligen Stand der Kenntnisse noch verfrüht, ihr eine bestimmte Position im System anzuweisen und eventuell eine besondere Gruppe der Proci- liata für sie zu errichten. | Die Gruppe der Holomastigina lässt, wie im Vorstehenden bereits angedeutet wurde, zu verschiedenen Abtheilungen der Proto- Zeitschrift f, wissensch. Zoologie, LX, Bd, 47 ) 244 Robert Lauterborn, zoen verwandtschaftliche Beziehungen erkennen, die ich — ohne das unsichere Gebiet phylogenetischer Spekulationen zu betreten — in Folgendem noch kurz skizziren möchte. Zunächst dürfte es keinem Zweifel unterliegen, dass Multieilia noch zahlreiche Beziehungen zu den Sarkodinen, und zwar sowohl zu den Rhizopoden als zu den Heliozoen, aufweist. Die Fähigkeit amö- boider Bewegungen, die Nahrungsaufnahme mit Hilfe pseudopodien- artiger Fortsätze des Körperplasmas, schließlich wohl auch die Art und Weise der Theilung sowie das Vorhandensein mehrerer bläschenför- miger Kerne dürften diese Beziehungen zu den Rhizopoden am besten illustriren, während in der radiären Anordnung der zahlreichen Geißeln sowie auch in der Nahrungsaufnahme wohl Anklänge an die Heliozoen gefunden werden könnten. Nicht ohne Wichtigkeit für die Beurtheilung der verwandtschaftlichen Beziehungen scheint mir noch der Umstand zu sein, dass auch den Bewegungserscheinungen der Geißeln von Multi- cilia.wenigstens bis zu einem gewissen Grade etwas Entsprechendes bei Rhizopoden zur Seite gestellt werden kann. Es giebt nämlich unter den letzteren einige Formen, deren fadenförmig ausgezogene Pseudo- podien im Stande sind mehr oder weniger lebhafte geißelnde Be- wegungen zu vollführen. So hat Amoeba radiosa nach Bürscaurs (1) Beobachtungen »zeitweilig die Fähigkeit, mit ihren fein ausgezogenen, häufig schlingenförmig umgebogenen Enden leicht hin und her zu schwingen oder sich anhaltend drehend zu bewegen«. In noch stärke- rem Maße als bei Amoeba radiosa findet sich diese Fähigkeit bei dem von,CLAPAREDE und Lacnmann (2) beschriebenen Podostoma fili- gerum entwickelt, dessen Pseudopodien selbst heftig geißelnde Be- wegungen vollführen können. Unter Berücksichtigung aller dieser Thatsachen dürfte meines Er- messens Multicilia wohl unbedenklich als ein weiteres Mitglied jener so interessanten Gruppe konnektenter Formen betrachtet werden, die, wie Dimorpha, Mastigamoeba, Giliophrys, Mastigophrys etc. Merkmale von|Sarkodinen und Mastigophoren in ihrer Organisation vereinend, die Kluft zwischen diesen beiden Abtheilungen überbrücken. Was die verwandtschaftlichen Beziehungen der Holomastigina zu den.ciliaten Infusorien anbelangt, so scheinen mir dieselben weniger innige zu |sein als jene zu den Sarkodinen, wennschon sich nicht ver- kennen)lässt, dass die große Zahl formb eständiger (d. h. nicht ein- ziehbarer) von der ganzen Körperoberfläche ausgehender plasmatischer Fortsätze, wie es die Geißeln der Multicilia sind, eine Eigenthümlich- keit darstellen, die unter den Protozoen ihr Analogon wohl nur in den zahlreichen plasmatischen Cilien der Infusorien findet. Bei dem jetzigen { | Protozoenstudien. II. 245 Stande unserer Kenntnisse scheint mir Multieilia darum auch in Über- einstimmung mit BürscaLrs (2) schon früher geäußerten Ansicht, am meisten den Anforderungen zu entsprechen, welche man an eine »Ur- form« der Ciliaten stellen kann, weit mehr jedenfalls als jene Formen, denen man in neuester Zeit theilweise die Vermittlerrolle zwischen Flagellaten und Ciliaten zuerkennen will. Sowohl das interessante Spironema multiciliatum Klebs (7) und Trichonema gracile Möbius (8) (vomEntdecker als »Cilioflagellate« bezeichnet), als auch die merkwürdige, zur Gruppe der »Mastigotricha« gehörige Maupasia paradoxa Schewiakoff (9) scheinen mir doch bereits zu sehr specifisch differenzirt, um mit größerer Wahrscheinlichkeit als »Übergangsformen « von den Flagellaten zu den Ciliaten betrachtet zu werden. Denn — ohne sich in Vermuthungen über die Herkunft der Ciliaten zu verlieren — dürfte doch so viel sicher sein, dass deren Abtrennung und selbständige Weiterentwicklung schon sehr frühe erfolgt sein muss, wesshalb auch gerade jene Formen mit der relativ größten Wahrscheinlichkeit als Ausgangspunkt (resp. Übergang zu einer weniger hoch differenzirten Protozoenklasse) zu betrachten sind, die wie Multicilia nicht nur Merkmale von Ciliaten und Mastigophoren, sondern daneben auch noch solche von Sarkodinen in ihrer Organisation vereinigen. | Als Resultat der vorliegenden Untersuchungen würde sich etwa folgende Charakteristik der Gattung Multicilia ergeben. Klasse: Mastigophora. Ordnung: Flagellata. Unterordnung: Holomastigina (LAUTERBORN). Körper nackt, schwach amöboider Bewegungen fähig, auf seiner ganzen Oberfläche mit langen Geißeln bedeckt. Keine besondere Mund- öffnung, sondern Nahrungsaufnahme an jeder beliebigen Stelle der Ober- fläche mit Hilfe pseudopodienartiger Fortsätze des Körperplasmas. Gattung: Multieilia Gienkowsky (emend. Lauterborn). Syn.: Polymastix Gruber. Körper ziemlich klein (0,020—0,040 mm), kuglig oder schwach oval, . amöboider Bewegungen fähig, ohne besondere Hülle. Auf seiner ganzen Oberfläche mit zahlreichen langen, das 1,5—3fache des Körperdurch- messers erreichenden Geißeln bedeckt, zwischen welchen manchmal kurze stummelförmige plasmatische Fortsätze. Keine Differenzirung in Ekto- und Entoplasma. Kerne in Einzahl oder in Mehrzahl vorhanden von »bläschenförmigem« Bau. Kontraktile Vacuolen bei einer Art beobachtet, sehr zahlreich, dicht unter der Oberfläche Nahrungs- aufnahme auf thierische Weise mit Hilfe pseudopodienartiger plumper A 246 | Robert Lauterborn, Fortsätze des Körpers. Vermehrung, so weit bekannt, durch einfache Zweitheilung im beweglichen Zustande. Zwei Arten. A. Multicilia marina Cienkowsky!. (Polymastix sol. Gruber.) Körper kuglig, farblos, ziemlich lebhafter amöboider Bewegungen fähig. Geißeln bis dreimal so lang als der Körperdurchmesser. Kern in Einzahl vorhanden. Kontraktile Vacuole noch nicht beobachtet. Nahrungsaufnahme? Durchmesser des Körpers 0,020 — 0,030 mm. Vorkommen: Weißes Meer, Schwarzes Meer (Cırnkowsky); Mittel- meer im Hafen von Genua (GRruBER). 2%. Multieilia laceustris Lauterborn. Körper kuglig oder etwas oval, im normalen Zustande nur schwach amöboider Bewegungen fähig. Äußerste Schicht des Körperplasmas mit zahlreichen eingelagerten Körnchen. Geißeln 1,5—2mal so lang als der Körperdurchmesser, öfters von ungleicher Länge. Kern in Mehr- zahl vorhanden; kontraktile Vacuolen klein, sehr zahlreich, dicht unter der Oberfläche gelagert. Das Innere des Körpers stets erfüllt von ge- fressenen Flagellaten (Chlamydomonas sp.) Durchmesser des Körpers: 0,030—0,040 mm. Vorkommen: Im süßen Wasser. Bis jetzt nur im Diatomeen- schlamm des Altrheins bei Neuhofen, südlich von Ludwigshafen a.Rh. (LAUTERBORN). Die vorliegende Arbeit wurde auf dem Zoologischen Institut zu Heidelberg ausgeführt und hatte sich dieselbe stets des lebhaften Inter- esses meines hochverehrten Lehrers, des Herrn Prof. Bürscauı, zu er- freuen. Ich erfülle eine angenehme Pflicht, wenn ich demselben auch an dieser Stelle meinen innigsten Dank ausspreche. Ludwigshafen a. Rhein, 29. April 1895. ! Obwohl die Beschreibungen Cıenkowsky's und GrusEr’s in mehreren nicht unwesentlich erscheinenden Punkten von einander differiren, möchte ich doch an der Identität von Multiciliamarina und Polymastix sol schon darum fest- halten, weil GruseEr selbst in einer Nachschrift zu seiner Arbeit (6) erklärt hat, dass für ihn die Identität von Polymastix sol und Multiciliamarina keinem Zweifel unterliege. - Protozoenstudien, Il. 247 Litteratur. . Bürscauı, Beiträge zur Kenntnis der Flagellaten und verwandter Organismen. in: Diese Zeitschr. Bd. XXX (1878). p. 205—2814. . BürscauLı, Bronn’s Klassen und Ordnungen des Thierreichs. Protozoa. 1880 bis 1889. . Cıenkowsky, Bericht über Exkursionen ins Weiße Meer. in: Arbeiten der St. Petersburger Naturf. Gesellschaft. Bd. XII (1881). Russisch. . CLApArbDE et LACHmAnN, Etudes sur les Infusoires et les Rhizopodes. (1858 bis 1861.) . GRUBER, Die Protozoen des Hafens von Genua. in: Nova Acta Acad. C.L. C.N. Cur. Vol. XLVI (1884). . GRUBER, Über einige Rhizopoden aus dem Genueser Hafen. in: Ber. d. Naturf. Gesellsch. zu Freiburg i. B. Bd. IV (p. 33—44). 4888. . Kress, Flagellatenstudien. in: Diese Zeitschr. Bd. LV (1892). p. 265—445. . Mösıus, Bruchstücke einer Infusorienfauna der Kieler Bucht. in: Archiv für Naturgesch. 1888. „ SCHEWIAKOFF, Über die geographische Verbreitung der Süßwasserprotozoen. in: Memoires de l’Academie imperiale des Sciences de St. P&tersbourg, VIIe Serie. Tome XLI. No. 8. (204 pag.) 4893. Erklärung der Abbildungen. Buchstabenbezeichnungen: av, Alveolarschicht; chl, als Nahrung aufgenommene Exemplare von Chlamydomonas, cv, kontraktile Vacuolen; exc, unverdauliche Reste der Nahrung; nu, Nucleus; oe, ösenförmig umgebogenes Ende einer Geißel; pl, plasmatischer Fortsatz der Oberfläche. Tafel XII. Multicilia lacustris .nov. spec. Fig. 4. Nach dem Leben. Gewöhnliches kugeliges Exemplar mit zahlreichen Geißeln. Oben ein stummelförmiger Plasmafortsatz. Im Inneren zahlreiche Nah- rungskörper (chl), links ein bläschenförmiger Kern sichtbar (nu). Im optischen Durchschnitt gezeichnet. Fig. 2. Ein Exemplar im Moment der Nahrungsaufnahme. Links und rechts e ein Exemplar von Chlamydomonas, von pseudopodienartigen Fortsätzen ergriffen. £ Fig. 3. Ein Exemplar unter starkem Druck (vgl. p. 240). Körper mit unregel- mäßigen Umrissen, vorn das bruchsackartige hyaline Pseudopodium. Im Inneren fünf bläschenförmige Kerne sichtbar. & 248 Robert Lauterborn, Protozoenstudien. Il. Fig. 4. Kleines Stück der Oberfläche. Man sieht die Alveelarschicht, die kon- traktilen Vacuolen (cv) und die Körnchen. a Fig. 5—9. Theilung. Nach dem Leben. Fig. 5. Die Kugelgestalt ist in eine ellipsoidale übergegangen. Fig. 6. Beginn der mittleren Einschnürung. Fig. 7. Die Einschnürung ist weiter vorgeschritten. Fig. 8. Theilung fast vollendet; beide Theilhälften noch durch eine schmale farblose Plasmabrücke mit einander verbunden. Fig, 9. Ein Theilsprössling unmittelbar nach Durchschnürung der verbinden- den Plasmabrücke. Sämmtliche Figuren sind bei SEIBERT Ap. 2 mm, Oc. VIII gezeichnet, jedoch in verschiedenem Maßstabe. Über die Regeneration herausgeschnittener Theile des Central- nervensysiems von Regenwürmern. Von Benedict Friedlaender. Mit Tafel XIII und XIV. Im LVII. Bande von Prrüscer’s Archiv, habe ich einige Versuche über die Physiologie des Gehirns und des_Bauchstranges von Regen- würmern mitgetheilt. Es waren den Würmern Stücke des Bauch- stranges, das Unterschlund- ‘oder das Oberschlundganglion ausge- schnitten worden, nach Methoden,“ welche, in jener Mittheilung ausführlich beschrieben sind. Ich en erfahren, ob und wie jene Verletzungen reparirt werden würden. Da im Verlaufe der physiologischen Versuche ein Verschwinden der charakteristischen Bewegungsstörungen nicht zur Beobachtung gelangte, so war zu er- warten, dass die Wiederherstellung, wenn sie überhaupt zu Stande kam, jedenfalls längere Zeit in Anspruch nehmen würde. Weil nun ferner von gefangenen Regenwürmern meist ein großer Theil ziemlich bald zu sterben pflegt, so operirte ich in den‘ ersten,Tagen des August eine größere Zahljauf einmal, und hielt‘ sie in Erde’bis zu Anfang Oktober. Es zeigte sich dann, dass die meisten der Thiere mit Bauch- markslücke noch immer beim Kriechen die charakteristischen Störungen zeigten; nur bei wenigen waren sie so gut wie verschwunden; die- jenigen. Thiere hingegen, denen das Oberschlundganglion heraus- geschnitten war, bewegten sich wie normale Regenwürmer. Die Zahl der Versuchsthiere war inzwischen stark zusammengeschmolzen, und da sich gerade in jenen Tagen wieder eine große Sterblichkeit ein- stellte, so fürchtete ich, auch noch ‚den Rest zu verlieren und konser- virte ‚daher die wenigen übrig gebliebenen nach den bewährten und früher beschriebenen Methoden gegen Mitte Oktober; einige mit Subli- matalkohol, die anderen mit A°/,iger Osmiumsäure. Auch trug ich 250 Benediet Friedlaender, Sorge, das eine der Thiere mit Bauchmarkslücke, welches keine Be- wegungsstörung mehr zeigte, getrennt zu halten. Die Sublimatpräpa- rate wurden dann mit dem Mayrr’schen alkoholischen Karmin- gefärbt, dem ich wegen der Bequemlichkeit der Anwendung und seiner siche- ren Wirkung den Vorzug zu geben pflege, besonders auch weil man die Präparate beliebig lange Zeit darin liegen lassen kann, ohne Mace- ration befürchten zu müssen. Schließlich wurden die Theile der Würmer, in denen die verletzten Strecken lagen, in Querschnittsserien zerlegt, da ich auf diese Weise noch die verhältnismäßig beste Aus- nutzung des etwas spärlichen Materials zu erreichen hoffte. Um die früheren Stadien zu erhalten, wurden außerdem im Laufe des Winters eine Anzahl von Bauchmarks- und Gehirnausschneidungen vorgenommen und die Thiere in geeigneten Zwischenzeiten getödtet. Ehe ich aber zur Beschreibung der Regenerationserscheinungen selbst übergehe, sei es mir gestattet, meine Ansicht über Untersuchun- gen dieser Art überhaupt auszusprechen. Ganz kurz gesagt, halte ich sie für sehr viel schwieriger, als man zu erwarten geneigt ist, ehe man sie selbst versucht hat. Die Untersuchungen über die Regeneration, z. B. von peripheren wie auch centralen Theilen des Nervensystems höherer Thiere sind ja sehr zahlreich, und trotzdem ist man selbst bei diesen an sich viel besser gekannten Dingen von einer Übereinstimmung in 'den wichtig- sten Fragen weit entfernt; so sagt z. B. einer der letzten Autoren auf diesem Gebiete, Orro v. Bücner !, mit vollem Rechte, dass Betreffs der Entstehungsweise der neuen Fasern »alle nur denkbaren Ansichten über die histologische Regeneration der Nerven und über die Genese der neuen Fasern ihre Vertreter gefunden« haben. Und ähnlich Ströge? (p. 168): »Fast sämmtliche Möglichkeiten, die a priori ausdenk- bar sind, haben in Bezug auf diese beiden Punkte |Entstehungsort und Entstehungsweise der jungen Fasern] ihre Vertreter gefunden. « Es lässt sich auch die Ursache jener Schwierigkeiten in wenigen Worten zusammenfassen. Die Regeneration ist eine ununterbrochene Kette von Veränderungen, die sich als solche der direkten mikroskopisch- histologischen Beobachtung überhaupt entziehen. Durchsichtige Eier von Seethieren kann man unter günstigen Umständen Schritt für Schritt im lebenden Zustande stätig beobachten; von den Regenerationsvor- ' 0. v. Bücner, Über die Degenerations- und Regenerationsvorgänge am Ner- ven nach Verletzungen. in: ZıesLer's Beiträge zur patholog, Anatomie und allgem. Pathologie. Bd. X (1894). ? H. Ströse, Experimentelle Untersuchungen über Degeneration und Regene- ration peripherer Nerven nach Verletzungen. in: ZıEsLer’s Beiträge etc. Bd. XIU. p: 460— 278, Über die Regeneration herausgeschn, Theile des Centralnervensyst. von Regenwürmern. 251 gängen, die für die makroskopische Betrachtung zu klein, für eine un- mittelbare mikroskopische Beobachtung aber zu groß und zu undurch- sichtig sind, kann man hingegen nur gleichsam mehr oder minder zahl- reiche Augenblicksbilder erhaschen, nach denen man dieZwischenstufen, so gut oder vielmehr schlecht das geht, vermuthungsweise ergänzt. Mit dieser Erklärung bezwecke ich nichts Anderes, als die Nachsicht des Lesers zu erbitten, wenn er sich etwa wegen der Niehtbeantwortung vieler und naheliegender Fragen enttäuscht fühlen sollte. An Präparaten, die für dies oder jenes scheinbar »beweisend« sind, und die leicht zu apodiktischen Behauptungen verleiten könnten, ist kein Mangel. Allein, mir scheint gerade hier die Schwierigkeit der Beurtheilung und zugleich die Verführung zu Voreiligkeiten ganz besonders groß zu sein, und ich ziehe es vor, lieber wenig, aber Siche- res, als vieles Fragliche bekannt zu geben. So macht meine Arbeit durchaus keinen Anspruch auf Vollständigkeit, und eine Nachunter- suchung mit noch mehr Aufwand von Material, Zeit und Geduld, viel- leicht auch mit besseren Methoden oder besonderen Kunstgriffen mag noch Manches ans Licht bringen. Litteratur. Die Angaben über Regenerationserscheinungen bil- den zusammen eine recht umfangreiche Litteratur; eine reichhaltige Zusammenstellung findet man namentlich in den Jahresberichten von BARFURTE !. Von Untersuchungen, die sich ohne Weiteres mit den hier zu be- sprechenden vergleichen lassen, sind mir jedoch nur die von Loers? und später von P. Mıneazzını? angestellten Regenerationsversuche an Asci- dien bekannt; wenigstens sind es die einzigen, bei denen, so viel ich weiß, die nervösen Centralorgane eines wirbellosen Thieres bei isolirter Ausschneidung auf ihre Reparationsfähigkeit untersucht worden sind. Das Nachwachsen ganzer Körpertheile, z. B. auch von Anneliden- Vorder- oder Hintertheilen, mitsammt den zugehörigen Abschnitten des Gentralnervensystems, ist denn doch nicht ganz der- selbe Fall; eben so wenig lassen sich die ziemlich zahlreichen, meinen Versuchen im Übrigen ähnlichen Experimente an Wirbelthieren als im Wesentlichen identisch ansehen, davon abgesehen, dass, wie die Referate Barrurrn’s ergeben, auch dort noch keineswegs eine hinrei- ! BARFURTH, Kapitel über »Regeneration«. in: »Ergebnisse der Anatomie und Entwicklungsgeschichte«, herausgegeben von MERKEL u. Bonner. Bd. I—IlI. 4891 — 1893. 2 Los, Untersuchungen zur physiologischen Morphologie der Thiere. Bd. Il. pP. 37. Würzburg, Hertz, 1892. 3 P. Mıneazzını, Sulla rigenerazione nei Tunicati. in: Bollettino della Societä di Naturalisti. Napoli 1891. 252 Benediet Friedlaender, chende Übereinstimmung der verschiedenen Beobachter erreicht worden ist. Ganz dasselbe gilt, wie schon gesagt, auch von den Untersuchungen über die intimeren Vorgänge bei der Regeneration der peripheren mark- haltigen Faser der Wirbelthiere. Trotz der seit langer Zeit sehr oft und von verschiedenen Forschern angestellten Versuche und histo- logischen Untersuchungen, zeigen noch die jüngsten Angaben aus diesem Jahrzehnt verschiedene und mit einander nicht vereinbare Angaben. Dass wenigstens einige jener Autoren demnach das fragliche Problem, das »Wie« jener Regeneration, nicht gelöst haben können, wird ihnen Niemand zum Vorwurf anrechnen, der sich selbst auf jenem äußerst schwierigen Gebiete versucht hat; das Einzige, was in Zukunft und überhaupt wünschenswerth sein möchte, das wäre eine strengere Schei- dung des völlig Sicheren von mehr oder minder unsicheren Ver- muthungen oder gar bloßen Annahmen. Ganz sicher sind nun, wie gesagt, wegen der Unmöglichkeit einer kontinuirlichen Verfolgung der histologischen Vorgänge, meist nur die zu einer gewissen Zeit erreichten Zustände; wie aber jene Zustände erreicht wurden, welche Bewegungen, Änderungen ete. stattgefunden haben, das beruht eben gleichsam auf interpolationen, die zwar im günstigsten Falle einen sehr hohen Grad von Wahrscheinlichkeit haben mögen, die aber immerhin doch mehr oder minder problematisch bleiben und daher besser von dem Sicheren auch formell und äußerlich zu trennen sind. Aber selbst hierbei kann man auf Schwierigkeiten stoßen; es wichen nämlich bei meinen Ver- suchen die einzelnen Thiere in einigen Beziehungen nicht unwesentlich unter einander ab. Nicht kontrollirbare Abweichungen der Art der beigebrachten Verletzung, verschiedenes Alter der Versuchsthiere, indi- viduelle Verschiedenheiten, nicht eruirbare Zufälligkeiten müssen die Ursache jener Abweichungen sein; auch ist zu bedenken, dass die Innehaltung gleicher Zeiten seit der Verletzung noch nicht das gleiche Stadium der Regeneration verbürgt; denn, wie bereits lange bekannt, verhalten sich die Thiere je ;nach Jahreszeit, Alter, Temperatur und anderen, z. Th. auch schwer zu ermittelnden individuellen Umständen, verschieden in Bezug auf die Geschwindigkeit der Regeneration. Nur eine sehr große Zahl von Wiederholungen desselben Versuches könnte auch bloß dieFrage entscheiden, was denn eigentlich das häufig- ste, das normale oder typische Verhalten sei. Zwar habe ich manche der hier zu beschreibenden Vorgänge ausnahmslos in wesentlich derselben Weise verlaufen sehen; aber in den Einzelheiten kamen immer und in einigen anscheinenden Hauptpunkten wenigstens mitunter recht ansehn- liche Verschiedenheiten vor, so dass ich überzeugt bin, dass die Wieder- holung derselben Versuche durch Andere eben Resultate ergeben könnte, Über die Regeneration herausgeschn. Theile des Öentralnervensyst. von Regenwürmern. 253 die in so manchen Dingen von meinen vielleicht eben so sehr abweichen, wie meine einzelnen Versuchsthiere unter einander abwichen; dies war auch einer der Hauptgründe, wesswegen ich der photpgraphischen Ab- bildung auch dieses Mal den Vorzug gegeben habe. Immerhin haben meine Versuche eine Anzahl von sicheren Thatsachen ergeben, die auch in allen Fällen so ziemlich dieselben waren, und die mir ein hinreichen- des Interesse zu haben scheinen, um ihre Veröffentlichung zu rechtfer- tigen. Dabei ist es eigentlich ein Zufall, dass sich manche der wichtigeren jener Thatsachen gerade auf die von mir schon früher ausführlicher beschriebenen Lrypie’schen Fasern beziehen; in dieser Hinsicht ist dem- nach die vorliegende Arbeit als die Fortsetzung jener eben erwähnten anzusehen. Genauer untersucht habe ich die Regeneration des Oberschlund- ganglions, sowie diejenige von Stücken des Bauchmarks, die ich hinter dem Glitellum exstirpirt hatte; mehr cursorisch diejenige des Unterschlundganglions, sowie ganzer Hinter- und Vorderenden, welch’ letztere ja schon von Anderen wiederholt untersucht worden ist. Die Verheilung von Wunden des Hautmuskelschlauches habe ich an zahl- reichen Thieren und an Stadien verschiedenen Alters zu studiren versucht; allein gerade bei diesem scheinbar so einfachen Vorgange traf ich auf die größten Schwierigkeiten und habe desswegen darüber nur wenig zu berichten. Eine der natürlich am allernächsten liegenden Hauptfragen bei Regenerationsversuchen ist die nach dem Woher der regenerirten Gewebspartien; von welchen Zellen oder Bestandtheilen des Körpers überhaupt geht die Regeneration aus? Welches ist die _ Art und Weise der Umwandlung in solche Gewebselemente, die den ursprünglich entfernten gleichen? Wenn man nun auf völlige Zuver- lässigkeit der Beobachtungen! hält, so stellen sich eben hier fast unüber- windliche Schwierigkeiten in den , Weg; Schwierigkeiten, welche die Regenerationsforschung nur noch mit gewissen embryologischen Unter- suchungen theilen dürfte und die darin bestehen, dass sich von irgend welchen, an’der Wundstelle vorgefundenen oder nach Ablauf bestimmter Fristen entstandenen Gewebspartien nachher eben nicht mit Sicherheit angeben lässt, woher sie denn eigentlich gekommen seien. Hierbei ist namentlich auch an die von einigen Forschern beobachtete Thatsache zu erinnern, dass mitunter an Wunden Zellen amöboid werden, die das sonst nicht sind; und wenn man nun ferner in Betracht zieht, dass die jungen Zellen sehr verschiedener Gewebsarten einander sehr ähnlich sein können, so wird man fast geneigt sein, jene Fragen für zum Theil nahezu hoffnungslos anzusehen, falls nicht besondere Kunstgriffe erfunden werden. 254 | Benedict Friedlaender, Die Verheilung von Wunden des Hautmuskelschlauches. Schon früher habe ich berichtet, dass in der Regel Schnittwunden des Hautmuskelschlauches bei Regenwürmern in sehr kurzer Zeit ver- heilen. Bei meinen letzten Versuchen im Winter und mit einer kleine- ren Art!, war dies womöglich in noch höherem Grade der Fall, und ich habe, entgegen meinen früheren Beobachtungen, in einem Falle sogar eine Wunde, welche den Darmtractus verletzt hatte, heilen sehen. Um nun die näheren Vorgänge bei der Wundheilung des Haut- muskelschlauches besser studiren zu können, schnitt ich bei einer Anzahl von Würmern, meist in den vorderen Segmenten, anstatt nur einen Schnitt zu machen, ein Stück des Hautmuskelschlauches von eini- gen Millimeter Länge und eben so viel Breite ganz heraus. Die Thiere waren immer, wie früher angegeben, alkoholisirt. Schon wenige Stun- den nach der Operation, nachdem sich auch die Beweglichkeit wieder eingefunden hat, bedeckt sich die Wundfläche mit einem trüben, zähen, weißlichen Schleime. Am nächsten Tage ist diese Schleimbedeckung bedeutend kompakter geworden, zugleich zieht sie sich beträchtlich zusammen, so dass die Wundfläche bedeutend verkleinert und die an- grenzenden Partien einander genähert werden, wobei es natürlich oft zu mehr oder minder auffallenden Verzerrungen kommt. Mit der Zeit wird die Wunde äußerlich immer weniger auffallend, wenn auch die Verzerrung bestehen und die Farbe lange Zeit hindurch ein wenig verschieden bleibt. Untersucht man etwas von dem eben er- wähnten Schleime, der die Wunde schon nach ganz kurzer Zeit be- deckt, unter dem Mikroskop bei starker Vergrößerung, so sieht man, dass er größtentheils aus unzähligen Zellen besteht, die sich so dicht an einander gelegt haben, dass man sie meist nur am Rande der Schleimflocke unterscheiden kann. Sie sind äußerst blass, haben viele, spitz zulaufende Pseudopodien, die langsame amöboide Bewegungen machen; kurz, es sind die typischen Leukocyten des Regenwurms, deren Gestalt vielleicht am besten mit derjenigen der Rosskastanien mitsammt der grünen Schale verglichen werden kann. Will man nun diese allem Anschein nach im Wesentlichen nur aus Leukocyten be- stehende Wundausfüllung auf Schnitten studiren, so stößt man auf eine technische Schwierigkeit, die darin besteht, dass bei der durch die Abtödtung des Wurmes gesetzten Reizung meist so starke Muskel- kontraktionen ausgelöst werden, dass die Wunde aufreißt, und das ! Die kleine Art, an der ich die Verheilung der Hautwunden und die. frühe- ren Stadien der Gehirnregeneration studirte, war nach der freundlichen Bestim- mung eines Exemplares durch Herrn Dr. Coruın die Allolobophora caliginosa (Sav.). Über die Regeneration herausgeschn. Theile des Centralnervensyst, von Regenwürmern, 255 Präparat vollständig verdirbt; um dies zu vermeiden, musste ich wie- der zur Alkoholisirung mit etwa A—5°/,igem Alkohol meine Zuflucht nehmen, was wohl zu beachten ist, indem hierdurch möglicherweise, wie sogleich aus einander gesetzt werden wird, eine Fehlerquelle ein- geführt sein könnte. Das jüngste untersuchte Stadium war 4 Stunden alt und zeigte bereits im Ganzen dasselbe Aussehen wie ein bis zwei Tage alte Stadien. Auf Querschnitten von Karminpräparaten sieht man Folgendes. Die Wundausfüllung hebt sich sogleich von dem angrenzenden nor- malen Gewebe durch ihren außerordentlichen Reichthum an gefärbten Zellkernen ab, in dem Grade, dass schon bei makroskopischer Betrach- tung des Schnittes die betreffende Stelle durch ihr rötheres Aus- sehen auffällt. Die Zellkerne sind von deutlich unterscheidbaren Zell- leibern umgeben. Beide, Zellen wie Kerne, sind in den peripheren Theilen der Wundausfüllung stark spindelförmig gestreckt, und zwar verläuft der größere Durchmesser bei ihrer großen Mehrzahl in der Verlängerung des angrenzenden Ringmuskelsystems des Wurmes, so dass, von dem viel größeren Kernreichthum abgesehen, die Zellen in der Wundausfüllung fast wie Fortsätze der glatten Fasern des Ring- muskelsystems aussehen; womit natürlich durchaus nicht etwa be- hauptet werden soll, dass jene Zellen, die, wie gesagt, eben wohl nichts Anderes sein können wie Leukoceyten, auf dem Wege seien, sich in Muskelfasern umzuwandeln. Kerntheilungsfiguren habe ich weder bei diesem, noch bei älteren Stadien auffinden können, wohl aber sehr intensiv gefärbte, unregelmäßig geformte Gebilde etwa von Größe der Kerne, oder darunter, die nach Ansicht des Herrn Dr. Scuauvınn den Eindruck von degenerirenden oder zerfallenden Kernen machen. Den- noch möchte ich aus später ersichtlichen Gründen keineswegs geradezu sagen, dass unter diesen Umständen Kerntheilungsfiguren nicht vor- kämen; denn die Ursachen, die zum Übersehen der Mitosen führen können, sind zahlreich und aus später ersichtlichen Gründen habe ich sogar eher Grund anzunehmen, dass Mitosen vorhanden und mir nur aus irgend einem Grunde entgangen seien. In den meisten Fällen reichte die Schicht spindelförmiger Zellen bis zur Wundoberfläche; nur in einem-Präparate von 24 Stunden Alter zeigten sich als oberste Schicht einige Lagen fast kugelrunder Zellen mit gleichfalls runden Kernen; diese waren auch entschieden größer als diejenige der Spindelzellen und hatten eine ziemlich gleichmäßige rothe Färbung, während die Kerne der Spindelzellen ein deutliches Chromatingerüst aufwiesen. Ich muss mich jeden Urtheils darüber enthalten, was jene kugeligen Zellen eigentlich für Gebilde seien; man möchte z. B. an amöboid ge- 256 Benedict Friedlaender, wordene Epithelzellen denken, die von dem Wundrande des normalen Epidermisepithels stammen und vielleicht zur Regeneration der Epi- thelzellen dienen könnten. Auch darüber weiß ich nichts, wesswegen jene Schicht runder Zellen meist fehlte; es liegt hier die schon ange- deutete Befürchtung nahe, das jene Zelllage, die ohnehin einen sehr lockeren Eindruck machte, vielleicht bei der Abtödtung oder der Alko- holisirung verloren gegangen sein könnte. Schon in sehr jungen Stadien zeigte es sich, dass das normale Epithel am Wundrande, nicht wie sonst der Ringmuskellage unmittelbar aufliegt, sondern es findet sich, und zwar ausnahmslos, eine ansehnliche Zahl von Zellen zwischen Epidermis und Muskellage, die sich anscheinend dazwischen geschoben haben; ihre Zahl ist unmittelbar am Wundrande am größten und nimmt mit der Entfernung von diesem ab. Trotz Anfertigung und Betrachtung von Präparaten verschiedener Stadien mag ich auch über die Art und Weise der Epithelregeneration keine bestimmte Ansicht äußern; in manchen Fällen war deutlich zu sehen, wie vom Wundrande, d.h. dem normalen Epithel aus eine Schicht immer kleiner werdender Zellen sich über einen Theil der Wunde herüber erstreckte; dies zeigt z. B. das 24 Stunden alte Präparat in Fig. 19. Hiernach würden viel- leicht manche Beobachter ein Auswachsen des normalen Epithels über die Wunde als sichere Thatsache aussprechen; ich ziehe aber vor, dies nicht zu thun, da ich anstatt des Schnittes in Fig. 19 auch andere von verschiedenem Aussehen hätte abbilden können. Auch im normalen Epithel am Wundrande habe ich Kerntheilungsfiguren niemals gefun- den, will aber auch hier ihr Vorhandensein nicht geradezu bestreiten. An älteren Präparaten, und schon früher an solchen, bei denen nur eine einfache Schnittwunde, aber keine Exeision vorgenommen war, geht bereits über die Wunde ein vollständiges Epithel sammt Guticula; jedoch sind die Epithelzellen sehr viel niedriger als die normalen. Die Grenze zwischen dem normalen Epithel und der Wundoberfläche ist zwar in den ersten Tagen immer deutlich erkennbar, aber doch nicht so scharf, wie man vielleicht glauben möchte. Die dem Wundrande nächsten Epithelzellen sind nämlich oft in der Weise etwas geneigt, dass ihr peripheres Ende nach der Wunde zu weist; je weiter man sich von der Wunde entfernt, um so mehr nähern sich die Zellen ihrer normalen, senkrechten Stellung. Hierzu kommt noch die schon er- wähnte, anscheinende Einwanderung von Leukocyten unter die Basis der Epidermiszellen. An einigen Präparaten erstreckte sich von dem normalen Epithel ein ziemlich stark gefärbter Saum über einen Theil der Wundoberfläche; er enthielt Kerne, ließ aber keine Zellgrenzen erkennen. Ich erwähne dies, ohne dafür eine Deutung versuchen zu | f | | | , | j Über die Regeneration herausgeschn. Theile des Centralnervensyst. von Regenwürmern, 257 wollen; Deutungen zu machen ist leicht, besonders wenn man schon von vorn herein eine vorgefasste Meinung hat; sicher zu gehen ist hier aber sehr schwer. Die Regeneration des Oberschlundganglions. Die Anfang August operirten Würmer hatten bis Mitte Oktober das Oberschlundganglion so vollkommen regene- rirt, dass ich beim Ansehen der ersten Präparatenserie fast glaubte, es sei eine Verwechslung vorgekommen, und erst das übereinstimmende Verhalten aller Würmer sowie erneute Beobachtungen und Versuche erlauben mir, es als völlig sicher auszusprechen, dass die Regenwürmer das isolirt ausgeschnittene Oberschlundganglion meistentheils voll- ständig regeneriren. Noch ehe ich meine ersten Präparate angefertigt hatte, theilte mir der damals in Berlin anwesende Herr Prof. MorGAn mündlich mit, dass er sich bereits früher von derselben Thatsache durch den Versuch überzeugt habe, so dass hierfür also die Priorität dem genannten Herrn gebührt, auch wenn er die Sache nicht publieirt hat. Es war bei meinen Würmern der Hautmuskelschlauch zur Herausnahme des Oberschlundganglions in der Medianlinie geöffnet worden, und die Spuren hiervon noch Mitte Oktober an den Präparaten sichtbar ge- blieben. Jene Zellen, die sich an der Schnittwunde des Epithels, wie oben angegeben, zwischen Epithel und Ringmuskellage einfinden, waren nämlich noch deutlich sichtbar vorhanden, und zwar zu beiden Seiten der Medianlinie, in ansehnlicher Entfernung von dieser. Be- trefis der Gehirnregeneration stand ich also einer völlig vollendeten Thatsache gegenüber und musste daher, zur Erlangung jüngerer Stadien, den Versuch wiederholen. Ich experimentirte im Winter, wie erwähnt, mit einer anderen viel kleineren Art, der Allolobophora caliginosa (Sav.). Zur Unter- suchung gelangten Stadien von 5, 8, 14 und 20 Tagen; nach Ablauf dieser Frist etwa war bei jener Art im Winter (November bis Januar) die Regeneration fertig!. Die Schnittwunde des Hautmuskelschlauches ist in der oben angegebenen Weise dicht mit kernreichem Gewebe, höchst wahrscheinlich Leukocyten, angefüllt; und ähnliche Zellen nehmen im Ganzen auch die durch die Herausnahme des Gehirns er- zeugte Lücke ein. Vielfach haben sie sich auch dort unter Streckung zur Spindelform zu Strängen angeordnet, die von der Schnittwunde an die Leibeshöhle in der Peripherie stellenweise dicht umkleideten. Aber auch in ansehnlicher Entfernung von der Wunde wimmelte die 1 Es sei auch hervorgehoben, dass ich diese Versuchsthiere im Winter meist in Löschpapier hielt, wodurch möglicherweise die Regeneration verzögert wurde, 258 Benediet Friedlaender, ganze Leibeshöhle von anscheinenden Wanderzellen, die sich zwischen den Muskellagen, am Bauchmark und so ziemlich überall in großen Mengen angefunden hatten. Man erinnere sich nun daran, dass vom Oberschlundganglion des Regenwurms zwei Paare großer Nervenfaser- stränge entspringen; das eine Paar wendet sich nach hinten und um- zieht dann als Schlundring den Darm, um sich mit dem Unterschlund- ganglion, und so mit dem ganzen Bauchstrang zu verbinden; das andere Paar geht nach vorn. Natürlich lenkte ich mein Hauptaugenmerk auf die Stümpfe jener großen nach vorn ziehenden Nerven, sowie der Schlundkommissuren. Diese Stümpfe sind nun immer von einer dich- ten Lage eines kernreichen, kompakten Gewebes umgeben, welches ich gleichfalls als hauptsächlich aus Leukocyten bestehend anzusehen geneigt bin. Ich werde hinfort jenes Gewebe, ohne über seine Her- kunft oder Bedeutung damit ein bestimmtes Urtheil abzugeben, einfach als »Regenerationsgewebe« bezeichnen. Sonst hätte ich es ja auch »Leukocytengewebe« nennen können, da ich beim Verheilen der Wunden des Hautmuskelschlauches seine Herkunft aus Leukocyten in hohem Grade wahrscheinlich machen konnte und weil es in den an- deren Fällen, in denen es ja gleichfalls an den Wundrändern und von diesen ausgehend, in einem Theil der durch die Ausschneidungen ge- schaffenen Lücken auftritt, im Wesentlichen eben so aussieht; aber, wie schon gesagt, halte ich die größte Zurückhaltung bei der Inter- polirung der muthmaßlichen Vorgänge zwischen verschiedenen Regene- rationsstadien für angebracht. — Die Zellen und Zellkerne des Regene- rationsgewebes, welche unmittelbar an die Hauptnervenstümpfe angrenzen, sind meist deutlich spindelförmig gestreckt, in der Weise, dass ihre Längsachsen dem Kontour des Nervenstumpfes parallel ver- laufen, wie dies auf Fig. 21 einigermaßen zu sehen ist. Hier ist nun ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass in allen Theilen des Gentralnervensystems des Regenwurms solche spindelförmige Zell- kerne auch normalerweise vorkommen, wie u. A. auch ich sie schon in meiner ersten Arbeit beschrieben, abgebildet und als Bindegewebszell- kerne bezeichnethabe. Demnach ist es nicht ohne Weiteres möglich, die Herkunft dieser an der Peripherie der Nervenstümpfe liegenden Zellen mit Bestimmtheit zu ergründen, also etwamit Sicherheit ausschließlich auf Leukoeyten zurückzuführen. In jenen Partien kommen Mitosen vor. Nie- mals habe ich Nervengewebe in der durch die Ausschneidung erzeugten Lücke auftreten sehen, sondern es scheint sich, so weit meine Beobach- tungen reichen, das regenerirende Nervengewebe ausschließlich an die Stümpfe des vorhandenen anzusetzen: d. h., wie man zu sagen pflegt, das regenerirte Gewebe »entsteht von dem gleichartigen, vor- Über die Regeneration herausgeschn. Theile des Gentralnervensyst. von Regenwürmern. 259 handenen aus« — womit aber wenig bewiesen ist, weder in diesem, noch nach meiner Ansicht, in andern Fällen. Ich hüte mich natürlich vor der Behauptung, dass das regenerirte Gewebe von den Leukocyten abstamme — aber ich weiß nicht, wie man diese doch bestehende Mög- lichkeit ganz widerlegen will. Mag sein, dass die Leukocyten nur zum »provisorischen Wundverschlusse« dienen, und dass das regenerirende Gewebe durch ein Auswachsen der Stümpfe des normalen entsteht, wie dies die herrschende, und wohl auch die wahrscheinlichste Annahme ist; mir scheint es jedoch so, als ob eine etwa thatsächliche Umwand- lung der den Wundstümpfen anliegenden Leukocyten in andersartige Gewebselemente nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden könne. In einem späteren (14 Tage alten) Stadium war es zur Bildung von neuer Nervenfasermasse in der Querrichtung des Wurms gekommen; die Fasermasse war dicht mit massenhaften kleinen Zellkernen umgeben, und das Ganze offenbar die Anlage des neuen Oberschlundganglions. Am meisten Licht wirft vielleicht auf die Art und Weise der Regene- ration eine Missbildung, die ich an einem Exemplar einer anderen größeren unbestimmten Art!, der das Oberschlundganglion heraus- geschnitten war, und dessen Altersangabe leider verloren ging, an einer vollständigen Schnittserie mit Sicherheit beobachtete. Hier waren näm- lich die beiden nach vorn gehenden Nerven mit den gleichseitigen Schlundkommissuren verwachsen, aber es war zu keiner queren Bil- dung, d. h. zu keiner eigentlichen oder normalen Gehirnregeneration gekommen; dafür hatten sich auf beiden Seiten ansehnliche Anschwel- lungen gebildet, mit zahlreichen kleineren und größeren Ganglienzellen, also, wenn man so will, ein doppeltes, symmetrisches Oberschlundgan- glion. Es sei dabei auch noch bemerkt, dass dieser Wurm vor seiner Tödtung die von mir beschriebene Bewegungsstörung der Würmer ohne Oberschlundganglion eben so wenig zeigte, wie die Würmer, die ein normales, unpaares Gehirn regenerirt hatten; so weit also unsre aller- dings erst kaum in den allerersten Anfängen stehenden Kenntnisse der Funktionen des Oberschlundganglions reichen, scheint nicht nur eine histologische, sondern auch eine physiologische Regeneration stattzu- finden, und dabei jenes abnorme, paarige Gehirn dieselben Dienste zu leisten, wie das normale, unpaare. Die Regeneration von Bauchmarksstücken. Am ausführlichsten habe ich die Regeneration von Stückchen des Bauchmarks studirt, die ich hinter dem Clitellum, nach den früher mit- getheilten Methoden, entfernt hatte. 1 Wahrscheinlich, aber nicht sicher Lumbricus herculeus. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX. Bd. 48 260 Benediet Friedlaender, Die Regeneration nimmt mindestens eine lange Zeitin Anspruch, und es ist einigermaßen fraglich, ob sie immer, d. h. auch bei sehr langen Exeisionen zum Erfolge, nämlich zum Zusammenwachsen der beiden Stümpfe führt; von meinen Würmern war dies nach 21/, Monaten nur bei einem einzigen Exemplare der Fall, und zwar gerade bei dem- jenigen, an dem ich vor der Abtödtung keine Bewegungsstörung mehr mit Sicherheit bemerken konnte, was entschieden dafür spricht, dass es hier gleichfalls zur Wiederherstellung auch der Funktionen kommt. In allen anderen Fällen waren zwar beide Bauchmarksstümpfe ein Stück weit nachgewachsen, allein sie hatten einander noch nicht er- reicht; vermuthlich war das ursprünglich entfernte Stück Bauchmark in dem zuerst erwähnten Thiere besonders kurz gewesen. Ein Mangel meiner Versuche bestand nun auch darin, dass die Stelle der ursprünglichen Durchschneidung nicht mehr mit Sicherheit festzustellen war; auch fürchte ich, dass eine hierfür ausreichende Versuchsanordnung nach Art der an peripheren Wirbelthiernerven- fasern von manchen angewandten Durchschnürungen, mit Zurücklassung des dazu benutzten Haares oder Fadens in unserem Falle nicht leicht anwendbar sein dürfte. Die beiden Bauchmarksstümpfe werde ich nach ihrer Lage im Wurme bezeichnen, also das hintere Ende des vorderen Bauch- markstheils als den vorderen oder den oralen, das vordere Ende des hinteren Abschnittes als den hinteren oder den aboralen Stumpf. Eine wesentliche Verschiedenheit beider habe ich nicht bemerkt; jedenfalls wachsen beide nach, wennschon es mir an meinen verhältnismäßig nicht sehr zahlreichen Präparaten so vorkam, als ob der vordere Stumpf etwas schneller regenerire. Wir werden nunmehr am besten zuerst eine Schnittserie, beispielsweise eines vorderen Stumpfes, verfolgen und so weit vorn beginnen, dass wir zuerst noch ein ziemlich normal aussehendes Stück Bauchmark an- treffen. Fig. 8 ist ein solches; jedoch sieht man schon hier eine Ab- weichung, in so fern sich unter den großen Leynıe’schen Fasern vier viel kleinere, aber im Wesentlichen übereinstimmende befinden, die zu einem kleinen Bündel dicht zusammengelagert sind. Von der medianen großen Lrypie’schen Faser geht ein Ast ventralwärts ab, was man ja bekanntlich auch beim normalen Bauchmark an be- stimmten Stellen regelmäßig beobachtet; hier hingegen fällt denn doch der ungewöhnliche Durchmesser des abgehenden Seitenastes auf und dieser begiebt sich nicht, wie sonst, zu den früher von An- ‘ deren und auch von mir beschriebenen Nervenquerbrücken, son- dern er kommunieirt offenbar mit den eben erwähnten, überzähligen, Über die Regeneration herausgeschn. Theile des Centralnervensyst. von Regenwürmern. 261 kleinen Leyovig’schen Fasern, die ihrerseits gleichfalls in der Längs- richtung verlaufen. Fig. 7, ein der vorderen Durchschneidungsstelle schon etwas näherer Schnitt, zeigt wiederum die kleinen überzähligen Fasern, sonst aber wenig Abweichung von normalen. Die nun in einigem Abstande folgenden Schnitte weisen hingegen bereits dasjenige Verhalten auf, durch welches sich die regenerirten Partien am auffallendsten von den normalen unterscheiden. Die großen Leyviıg’schen Fasern gehen eine reiche, anscheinend regellose Verästelung ein, so dass man auf dem Querschnitt anstatt der gewöhnlichen Dreizahl eine viel größere Menge erblickt. Zugleich ist er- wähnenswerth, dass auf einer kleinen Strecke die beiden lateralen Leyvıe’schen Fasern ihr Lumen einbüßen, und nur aus einem Zuge von Marksubstanz bestehen (Fig. 6 u. 14) — es liegt die Vermuthung nahe, dass hier die Stelle der ursprünglichen Verwundung zu suchen sei; doch muss ich bemerken, dass ich solche lumenlosen Strecken auf meinen Präparaten nur an den lateralen Leyvıg’schen Fasern und nie- mals an den medianen gefunden habe. Nähern wir uns dem Stumpfe noch mehr, so verlieren die Leypıs’schen Fasern mehr und mehr ihre Individualität und sind von den gewöhnlichen Fasern schließlich nicht mehr zu unterscheiden (Fig. 1—4). Zugleich nimmt der Querschnitt des gesammten Bauchmarks sehr beträchtlich an Durchmesser ab; Fig. 1—8 sind bei nahezu gleicher Vergrößerung aufgenommen (vgl. den Maßstab). Hingegen nimmt die Dicke der Bauchmarksscheiden, besonders der Muskelscheide, absolut (und noch mehr relativ) außerordentlich zu; zuletzt sieht man den Querschnitt eines kompakten, mit Muskel- fasern und Blutgefäßen reichlich versehenen Gewebes, in dessen Mitte sich ein kleines Bündel von Nervenfasern vorfindet (Fig. 4 u. 2); das Nervengewebe wird aber spärlicher und spärlicher, um endlich ganz zu verschwinden, ohne dass man genau angeben könnte, auf welchem Schnitte sich die letzten Fasern befinden. Der bindegewebige und muskulöse Strang ist auf dieser Schnittserie inzwischen mit dem großen ventralen Blutgefäße verschmolzen (Fig. 4), zugleich auch mit der Muskulatur der ventralen Seite der Leibeswand. — Der hintere Stumpf derselben Serie, die dort leider unvollständig war, schien sich im Wesentlichen ganz eben so zu verhalten; so zeigt z. B. Fig. 9, ein Schnitt aus dem hinteren Stumpfe, sogar eine ganz besonders reich- liche Verzweigung der Levpie’schen Fasern. — Wie wir aber bald sehen werden, wichen einige andere Serien in manchen Beziehungen so sehr ab, dass es einigermaßen schwer zu sagen ist, was als das Typische 18* 262 Benedict Friedlaender, oder Normale anzusehen sei. Zuvor aber sei noch auf eine andere Thatsache hingewiesen, die mir schon längst aufgefallen war, und die eigentlich schon in meinen früheren Arbeiten hätte erwähnt‘ werden sollen; sie bezieht sich auf das Aussehen der Osmiumprä- parate des Regenwurmbauchstranges und gilt auch wohl für andere ähnliche Objekte. Ich meine das recht verschiedene Aussehen des- selben Gegenstandes, ja verschiedener Schnitte derselben Serie, je nach der besseren oder schlechteren Erhaltung der Achsencylinder- substanz. Man kann drei Haupttypen des scheinbaren Strukturbildes unterscheiden. In manchen Fällen ist die Achsencylindermasse so stark geschrumpft, ja anscheinend zerstört, dass sie nur hier und da über- haupt sichtbar ist, jedenfalls aber nicht besonders auffällt; dann er- scheinen also die Röhren — ich setze hier die Bekanntschaft mit dem allgemeinen Bau des Bauchstranges natürlich voraus — so gut wie leer; auf Querschnitten erblickt man dann demnach ein dunkles Netz- werk, dessen Maschenräume ganz hell erscheinen. Das sieht man besonders gut auf der Photographie Fig. 13 meiner Arbeit in dem frühe- ren Jahrgange (Bd. LVIII) dieser Zeitschrift. In anderen Fällen ist die Achsencylindermasse etwas besser erhalten, jedoch noch immer stark geschrumpft, so dass die Achsencylinder auf dem Querschnitte als Pünktchen erscheinen, die ungefähr in der Mitte der Maschenräume liegen; dieses gleichfalls sehr charakteristische Bild sieht man auf manchen der diesmal beigegebenen Photographien, wie beispielsweise Fig. 8 und 9 recht gut. In dem dritten, übrigens entschieden selteneren Falle endlich ist die Achencylindersubstanz noch besser erhalten und so gut wie gar nicht geschrumpft; sie erfüllt demnach die Achsenräume (d. h. auf dem Querschnitt die Maschenräume) vollständig; und wenn sie, was dann meist der Fall ist, zugleich durch die Osmiumsäure gebräunt ist, so sieht der ganze Bauchmarksquerschnitt kompakt aus (Fig. 10). Nur bei geeigneter Beleuchtung und genauerem Zusehen findet man auch in diesem Falle die gleiche Struktur wie sonst. Über die Ursachen dieser Verschiedenheiten im Erhaltungszustande der Achsen- cylindermasse kann ich nur daran erinnern, dass ich besonders bei Palaemon ein leicht verständliches Zusammentreffen einer besseren Er- haltung mit den dünnen, einer schlechteren Erhaltung mit den dickeren Markscheiden vorfand; doch müssen wohl noch andere Ursachen wirk- sam sein. \ Was nun meine anderen, noch nicht beschriebenen Schnittserien durch regenerirte Bauchmarksstrecken betrifft, so ist zunächst diejenige zu erwähnen, bei der es zu einer vollständigen Heilung, d.h. zu einem Über die Regeneration herausgeschn. Theile des Oentralnervensyst. von Regenwürmern. 263 Zusammenwachsen der beiden Stümpfe gekommen war; sie zeigte außer dem schon Angeführten nichts Besonderes; die regenerirte Strecke war bedeutend schmäler und die Levpıe’schen Fasern wiesen die charakte- ristischen Verzweigungen auf (Fig. 40 und 47). Auffallende Leukocyten- anhäufungen fanden sich keine. An einer dritten Serie, deren Konservationszustand aus unbe- kannten Gründen leider sehr viel zu wünschen übrig ließ, war ein recht abweichendes Verhalten zu beobachten, so weit die Sache überhaupt deutlich zu verfolgen war. Das orale Ende verlief nämlich theilweise innerhalb der Längsmuskulatur; vielleicht hätte sich das vorwachsende Ende gleichsam verirrt; das alleräußerste Ende war allerdings wieder frei in der Leibeshöhle, wenn auch beträchtlich außerhalb der Median- linie; es war stellenweise ganz außerordentlich dünn, indem auf ansehn- lichen Strecken der größte Durchmesser auf !/,, mm, ja bisweilen auf /,, mm sank. Doch kann ich wegen der missrathenen Konservirung Alles dies nur mit einiger Reserve mittheilen, obwohl ich meiner Sache ziemlich sicher bin. Eine vierte Serie, die mit Sublimatalkohol und Karmin präparirt war, stimmte mit der zuerst beschriebenen in so fern überein, als auch hier der Bauchstrang in ein Regenerationsgewebe hineinwucherte; allein es waren die Verhältnisse dadurch verändert, dass dieses Regenerations- _ gewebe von einer Unmenge kleiner Nematoden durchsetzt war (Fig. 22) und sich noch ein beträchtliches Stück über das äußerste kenntliche Ende des Bauchstranges fortsetzte. Ferner hatte sich in den geschädig- ten Segmenten (außer dem Regenerationsgewebe am Bauchmarks- stumpfe) ein ganz ähnliches Gewebe in der einen Hälfte der Leibes- höhle gebildet, das einen wahrhaft kolossalen Umfang erreichte und von unzähligen Nematoden wimmelte (Fig. 23). Außer diesen kleinen Nematoden, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit den oft erwähnten, aber noch immer nicht hinreichend studirten »Regenwurmtrichinen« (Pelodera pellio, vgl. z. B. Anton Scuneivder, Monographie der Nema- toden p. 154) identisch sein dürften, fanden Sich etwa vier bis sechs andere, viel größere Nematoden in dem ventralen Hauptblutgefäße, dessen Lumen sie stellenweise fast ganz einnahmen (Fig. 22—26). So bot diese Serie in der That ein sehr wunderliches Aussehen; an der Stelle, wo sonst der Bauchstrang liegt, befindet sich ein kom- pakter Strang kernreichen Gewebes mit massenhaften Nematoden, der Anfangs noch in der Mitte ein dünnes Bündel hineinwuchernder Nerven- fasern erkennen lässt, übrigens aber reichliche Blutgefäße (Fig. 22) ent- hält; weiterhin findet sich auf der Seite, auf vielen Schnitten, fast die eine ganze Hälfte der Leibeshöhle einnehmend, derselbe Gewebstypus, 264 Benedict Friedlaender, mit noch 'zahlreicheren Nematoden (Fig. 23), während das Lumen des ventralen Gefäßes durch eine andere Nematodenart stellenweise fast verstopft ist (vel. Fig. 22, 25, 26). Auf die Nematoden im Blutgefäße werde ich später näher eingehen, da es sich möglicherweise um eine noch nicht beschriebene Art handeln könnte; und nachdem ich so kurz die beträchtlichen Abweichungen meiner einzelnen Versuchsthiere von einander skizzirt habe, seien die gemeinsamen Eigenthümlichkeiten der regenerirten Bauchmarksstrecken systematisch beschrieben. In Bezug auf das gröbere morphologische Aussehen ist zuerst der in allen Fällen bedeutend verjüngte Durchmesser hervorzuheben; eine Erscheinung, die bei sehr vielen Regenerationen vorkommt, von der ich aber nicht weiß, ob sie schon von irgend Jemand besonders hervor- gehoben worden ist, was mir bei dem großen Umfang der Regenerations- litteratur vielleicht entgangen sein könnte. Selbstverständlich ist jenes Nachwachsen in verjüngtem Maßstabe keineswegs, denn es wäre eine allmähliche Verlängerung der Organ- oder Thierstümpfe im normalen Durchmesser von vorn herein eben so gut denkbar. Bekannt muss im Übrigen die Erscheinung auf jeden Fall sein; denn die ganz dünnen nach- wachsenden Kopfenden oder Schwanzenden ganzer Anneliden, beispiels- weise der Hinterenden der Regenwürmer oder der Köpfe und Schwänze der Eunicide Diopatra napoletana u. a. sind in hohem Grade auffallend. Ferner scheinen Unregelmäßigkeiten in der Segmentirung d. h. dem normalen Wechsel eines einfachen und eines doppelten Nerven häufig vorzukommen; doch muss ich hierbei darauf aufmerksam machen, dass mitunter von dem dünnen, nachgewachsenen Bauchmarke so außeror- dentlich starke Nerven entsprangen (vgl. Fig. 11), dass ich nicht sicher bin, ob sich nicht etwa einer der alten segmentalen Nerven, die ja bei der Operation großentheils zurückbleiben konnten, erhalten hatte und mit dem nachwachsenden Bauchmarke verschmolzen war. | Ferner ist eines eigenthümlichen Verhaltens des sogenannten Leibeshöhlenendothels Efwähnung zu thun. Normalerweise bildet dieses als äußere Begrenzung der Leibeshöhle einen dünnen, einschichtigen Überzug der inneren Oberfläche der Längsmuskulatur; seine Zellen und Kerne unterscheiden sich übrigens kaum merklich von denen des Re- generationsgewebes oder auch den alienthalben verbreiteten Zellkernen meist spindelförmiger Gestalt, die sich sowohl in der Muskulatur, als auch dem Bauchstrange und Gehirn vorfinden. Im normalen Regenwurme bildet jedenfalls jenes Endothel einen einschichtigen, ganz dünnen Be- lag. In den Segmenten hingegen, in denen zur Entfernung von Bauch- marksstückchen ein medianer Schnitt durch den Hautmuskelschlauch | Über die Regeneration herausgeschn. Theile des Centralnervensyst. von Regenwürmern. 265 gemacht war, ist das Endothel nach 21/, Monaten wenigstens meist in zwei Lamellen vertreten, die durch eine Zwischenschicht von ansehn- licher Dieke von einander getrennt sind. Diese Zwischenlage (Fig. 11) zeigt mitunter einen ziemlich deutlich geschichteten Bau und färbt sich mit Osmiumsäure hellgraubräunlich, mit Karmin (an Sublimatalko- holpräparaten) hellroth. Sehr oft gehen von dem inneren Endothelblatte Stränge zum regenerirten Bauchstrange, die auf den ersten Blick auf Querschnitten fast wie segmentale Nerven aussehen, aber sicherlich keine sind, da sie keine Spur von Nervenfasergewebe enthalten (Fig. 10, 12, 13). | Im Übrigen zeigt die Struktur des nachgewachsenen Bauchmarks, was das Aussehen der faserigen Elemente anbetrifft, keinen wesentlichen Unterschied von den normalen Partien. Nur schien mir das vorher er- wähnte, »kompaktere« Aussehen etwas häufiger zu sein (Fig. 10), als bei dem normalen Bauchstrange; doch kommen in beiden Fällen alle drei Typen vor, so dass ich annehme, dass hier nur unwesentliche Abwei- chungen in Folge von Zufälligkeiten der Konservation etc. vorliegen. Höchstens könnte man daran denken, dass vielleicht die regenerirten jungen Fasern weniger markhaltig seien, als die alten, und daher die Osmiumsäure leichter eindringen ließen. Jedenfalls kann aber diese oft auf einer und derselben Serie vorkommende Verschiedenheit der schein- baren Struktur im Anfange leicht irre führen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf die Vorzüge der Photographie gegenüber den Zeichnungen hinweisen. Es ist ja richtig, dass die Photographie nicht in allen Fällen anwendbar ist; vor Allem kommt es natürlich darauf an, dass das ganze zu photographirende mikroskopische Bild mit hinreichender Annäherung in einer einzigen Ebene liege. Ferner kann man ja auf solchen Zeich- nungen, die mehr zur Illustration, als zum Beweise dienen sollen, das Eine oder das Andere etwas hervorheben, während die Photographie in dieser Beziehung die Dinge eben so abbildet, wie sie sind. Allein gerade hierin liegt auf der anderen Seite auch ein gewaltiger Vortheil; gerade bei der bildlichen Darstellung der sogenannten »Leynıe’schen Punktsubstanz« haben die meisten Beobachter ihre Ansicht in die Zeich- nungen mehr oder minder künstlerisch hineingebracht; und es liegt hierin sogar kaum ein Vorwurf; denn eine ganz exakte Wiedergabe jedes Pünktchens und jedes Strichelchens bei verwickelten histologischen Strukturen ist ja fast unmöglich. Ich glaube nun, dass einige der dieser Arbeit beigegebenen Photographien mit besonderer Deutlichkeit und nicht anzuzweifelnder Objektivität für diejenige Auffassung der nervö- sen Gentralsubstanz — wenigstens beim Regenwurme — eintreten, wie ich sie in meiner vorigen Arbeit aus einander gesetzt habe. Freilich ver- gi a : a 266 Benedict Friedlaender, langen Photographien eine genauere und mühevollere Betrachtung, als Lithographien nach Zeichnungen, da jene eben Alles, Wesentliches und Unwesentliches zeigen; zudem sehen sie meist auch wenig künstlerisch schön aus. Wenn jedoch die Reproduktion hinreichend gut ausfällt, so möchte ich z. B. Fig. 7—9 und 11—13 allen Denjenigen empfehlen, die sich für die Struktur der nervösen Centralorgane bei Wirbellosen überhaupt interessiren. Von den faserigen Theilen des regenerirten Bauchstrangs verlangen nun noch die drei Lewvie’schen Fasern eine eingehendere Besprechung, da die bei ihnen regelmäßig vorkommenden Abweichungen vom nor- malen Bau sowohl an sich, wie auch im Hinblick auf ähnliche Dinge bei der Regeneration markhaltiger Fasern bei Wirbelthieren von besonderem Interesse sind. Auch hier möchte ich mir eine kleine Abschweifung erlauben. Die Natur der Leyvıg’schen Fasern ist bekanntlich bis auf die letzten Jahre eine Streitfrage gewesen, an deren Bearbeitung sich eine beträchtliche Zahl von Beobachtern, wenn auch meist nur gelegentlich versucht und oft gar wunderliche Ergebnisse zu Tage gefördert hat. Jetzt, nachdem eingehendere Specialuntersuchungen vorliegen, erscheint es kaum glaublich, dass jene markhaltigen Nervenfasern des Regenwurms und anderer Anneliden der Anlass zu so vielen und so groben Irrthü- mern geworden sind, denen nicht etwa nur Anfänger, sondern mitunter auch namhafte Histologen unterlagen; und alles Das fast nur aus dem Grunde, dass sich jene Leynie’schen Fasern entgegen dem Dogma vom Vorkommen markhaltiger Fasern nur bei Wirbelthieren, bei Wirbel- losen vorfinden, und dass sie in einigen unwesentlichen Beziehungen, wie besonders durch auffallende Größe, abweichen. Wenn sie sich aber beispielsweise im Rückenmark irgend eines beliebigen Wirbel- thieres finden, so wären sie sicherlich niemals verkannt und höchstens als Fasern von ungewöhnlichen Dimensionen beschrieben worden. Von frühern Beobachtern abgesehen, die gern auch bei Anneliden so etwas wie eine Chorda dorsalis zu besitzen wünschten — (daher der frühere Name »Neurochord«) — und in Ermangelung von etwas Bes- serem komischerweise auf jene markhaltigen Nervenfasern verfielen, hat namentlich Eısıe in seiner Gapitellidenmonographie aus einigen ver- fehlten Auslegungen mikroskopischer Bilder ein an sich ganz geist- reiches Gebäude von Irrthümern aufgeführt, deren Widerlegung Ange- sichts der geringen Verbreitung und schweren Beschaffbarkeit des Mastobranchus beinahe eine Sache des Zufalls zu nennen war; und wenn jener Zufall nicht eingetreten wäre, so würde voraussichtlich die Eısıe’sche Degenerationshypothese nicht nur von Arn. Lang, sondern ganz allgemein angenommen worden sein; um so mehr, als die Irrthümer Über die Regeneration herausgeschn. Theile des Centralnervensyst. von Regenwürmern. 267 Eısıg’s, wie. ich ausdrücklich anerkenne, nicht nur ‚sehr verzeihlich waren, sondern auch für alle Diejenigen, die sich nicht vergleichend und speciell mit jener Sache beschäftigt hatten, recht bestechend sein mussten. Die allerletzten Fehler anderer Autoren hingegen waren frei-. lich sehr viel gröber und sind schon früher gekennzeichnet worden. Gegenwärtig können aber jene Dinge nun wohl als endgültig über- wunden angesehen werden; und anstatt die Leynıse’schen Fasern — (von ihrer ganz hypothetischen Specialfunktion und von Einzelheiten natürlich abgesehen) — auf ihr Wesen hin zu erforschen, muss jetzt umgekehrt ihre Natur als markhaltiger Nervenfasern vorausgesetzt werden und sie selbst können wegen ihrer Größe als ein zu Special- untersuchungen besonders geeignetes Beispiel markhaltiger Fasern gelten. Verfolgt man eine Querschnittsserie von dem normalen Bauch- mark ausgehend, in Richtung auf die regenerirte Partie, so findet man, — das war an allen meinen Serien ohne Ausnahme zu beobachten — eine sonst ganz normal aussehende Stelle, an der eine Verzweigung der Leyvig’schen Fasern beginnt; diese ist somit das erste und zunächst einzige Anzeichen dafür, dass man sich dem regenerirten Theile nähert. Die regenerative Verzweigung beispielsweise der medianen Faser unter- scheidet sich nun dadurch von den schon früher bekannten, normalen segmentalen ! Verzweigungen, dass die abgehenden Ästchen in unserem Falle erstens oft einen viel ansehnlicheren Durchmesser haben, und dass sie zweitens nicht sowohl ventralwärts ziehen, sondern alsbald längs umbiegen; sie ziehen in der Richtung auf das nachwachsende Ende; ob etwa auch ein Umbiegen nach dem anderen Ende vorkommt, weiß ich nicht. Zu der ersten Verzweigung gesellen sich auf den nun folgenden Schnitten sehr bald andere; ich konnte dabei auch öfters sehen, dass die mediane Faser mit der ersten überzähligen Faser noch später wiederholt durch Seitenäste in Verbindung tritt. Bald kommen nun auch Verzweigungen der seitlichen Fasern hinzu — mitunter mögen auch diese den Anfang machen; die überzähligen Fasern theilen sich weiter. Dabei kommen die auffallendsten Verlagerungen vor, indem z. B. die Fasern mitunter nicht, wie normalerweise, neben, sondern unter einander verlaufen. Immerhin finden sich auch im regenerirten Theile die Leynıe’schen Fasern vorzugsweise, aber nicht ausschließlich, in der dorsalen Hälfte des Bauchstrangs. So weit nun meine Beobach- tungen über den Modus der Verzweigung reichen, so glaube ich ihn ! Die normalen segmentalen Verzweigungen der Leynıg’schen Fasern, über die wohl GERFONTAINE bisher das Genaueste mitgetheilt hat, mögen vielleicht mit den sog. »Collateralen« der Fasern des Wirbelthierrückenmarks verglichen werden. 268 | Benedict Friedlaender, am kürzesten kennzeichnen zu können, wenn ich sage, dass so ziem-. lich alle denkbaren Anastomosen vorkommen. Die Fasern anastomosiren sämmtlich mit einander, indem sie sich bald hier, bald da durch die Ver- zweigungen mit einander in Verbindung setzen; zugleich ist der Ver- lauf eines jeden der Zweige nicht gerade, sondern mannigfach ge- schlängelt; ferner kommen alle nur denkbaren Größen vor zwischen eigentlichen Kolossalfasern, solchen mittlerer Dicke und endlich solchen, die sich von den gewöhnlichen Fasern nicht mehr mit Bestimmtheit unterscheiden lassen und das um so weniger, als auch die Entwick- lung der durch die Osmiumsäure geschwärzten Markscheiden gleich- falls alle nur denkbaren Übergänge zeigt. Die Entwicklung der Mark- scheide ist von der Dicke der Fasern ziemlich unabhängig; es kommen Fasern von ansehnlichem Kaliber vor, deren Markscheide fast uner- kennbar ist, während es auf der anderen Seite auch ganz dünne Fasern mit recht dicker Scheide giebt. Hierin ähnelt ein Querschnitt durch das regenerirte Bauchmark bald an Verhältnisse, die man meist bei Palae- mon beobachtet, bald an gewisse Polychäten. Jene Ununterscheidbar- keit der Ästehen und Verzweigungen der Lrynie’schen Fasern von ganz gewöhnlichen Nervenfasern wäre natürlich ein weiterer Wahrschein- lichkeitsbeweis für die von mir im Anschlusse an Leypıe vertretene Auffassung der Kolossalfasern, wenn anders es eines solchen gegen- wärtig noch bedürfte. Auch darin erinnern die regenerirten Fasern an die Nervenfasern des Palaemonbauchstrangs, dass man sehr oft auf demselben Schnitte solche mit gut erhaltener und ziemlich stark gebräunter und solche mit fast zerstörter Inhaltsmasse findet, wie dies z. B. auf Fig. 4 im Vergleich mit Fig. 9 deutlich sichtbar ist. — Die schon erwähnten, lumenlosen Abschnitte der seitlichen Fasern bereiten sich durch ein allmähliches Engerwerden des Achsenraumes auf der Schnittserie vor; solche Partien fanden sich auf mehreren Serien mit größter Deut- lichkeit, wie es beispielsweise auf Fig. 6 und 14 sichtbar ist. Es ist hier- bei wohl darauf zu achten, dass sich jene achseneylinderlosen Abschnitte immer erst in größerer Nähe der Excisionsstelle finden, nachdem die Verzweigungen schon begonnen haben, so dass also die nervöse Lei- tung, die auf dem normalen Wege wegen Fehlens des Achsencylinders als unterbrochen angesehen werden muss, nach dem Zusammenheilen der Stiimpfe eben durch jene Seitenäste vor sich gehen kann. Auch liegt, wie schon erwähnt, und wie später noch wahrscheinlicher gemacht werden wird, die Vermuthung nahe, dass jene lumenlosen Abschnitte die Stelle der ursprünglichen Durchschneidungen bezeichnen. Die Verzweigungen der Leynıg’schen Fasern sind oft so reich, dass man auf { E i : Über die Regeneration herausgeschn. Theile des Gentralnervensyst. von Regenwürmern, 269 manchen Präparaten bis zu einem Dutzend »riesiger« Faserquerschnitte vorfindet, wobei man dann die Zahl desswegen nicht genau angeben kann, weil es, wie gesagt, keine erkennbare Grenze zwischen den dickeren, dünneren und dünnsten Verzweigungen der Leypıe’schen und den gewöhnlichen Fasern giebt. Dies gilt um so mehr, je mehr man sich dem nachwachsenden Ende selbst nähert; wie aus den beiden z. Th. photographirten Serien (vgl. Fig. 1—8 und Fig. 14—13) hervorgeht. Die Verzweigungen der Leypie’schen Fasern kommen übrigens nicht nur im einzeln regene- rirten Bauchmark vor, sondern ich habe sie auch im Bauchmarke eines nachgewachsenen Vorder- wie Hinterendes vorgefunden. Hier waren die Levvig’schen Fasern in dem dünnen nachgewachsenen Schwanz- ende selbst, eben so im nachgewachsenen Vorderende, allerdings nur wenig entwickelt und unscheinbar; die erwähnten Verzweigungen fanden sich aber an derjenigen Stelle deutlich vor, an der das nachge- wachsene Ende in den durch bedeutenderen Durchmesser kennt- lichen alten Stumpf überging, wo sich also die ursprüngliche Regene- rationsknospe gebildet haben musste. Von der näheren Beschaffenheit der Verzweigungen will ich noch erwähnen, dass sich — scheinbar paradoxer Weise — nicht selten eine Faser in zwei spaltet, um nach ganz kurzem Verlaufe wieder zu einer zu verschmelzen; auch sind mitunter die Scheidewände schon vor dem Zerfall in gesonderte Fasern in der Weise sichtbar, wie das z. B. Fig. 17 zeigt. Das beschriebene Verhalten der Leyvie’schen Fasern bei der Regeneration ist nun zunächst desswegen interessant, weil es offenbar die Chancen des Zusammentreffens der Enden vermehrt; indem die zahlreichen Verzweigungen auf einander zuwachsen, kann es sich viel leichter ereignen, dass zwei einander beinahe oder ganz erreichen, als wenn nur eine einzige vorwachsende Spitze vorhanden wäre. Freilich würde man auch hier wohl beitieferem Eindringen aufeinen Richtungs- reiz stoßen in dem von Hersst ausgeführten Sinne. Übrigens wird man annehmen, dass (wenn anders die drei normalen Leypie’schen Fasern verschiedene Funktionen besäßen, d. h. beispielsweise verschiedene Partien des Körpers versorgten), durch die Bildung der beschriebenen Anastomosen und Ästchen, die Lokalisation leiden müsse. Allein auch diese könnte ganz gut nachträglich gleichfalls wieder hergestellt wer- den, indem etwa gewisse Bahnen später degenerirten. Jedenfalls sieht die Verzweigung der Leyvie’schen Fasern ganz so aus, wie eine jener »zweckmäßigen « d. h. erhaltungsgemäßen Reaktionen des Organismus, indem durch sie zunächst einmal die Wiederherstellung der nervösen 270 Benediet Friedlaender, Leitung, wenn auch etwa zunächst auf Kosten der in diesem Falle kaum wahrscheinlichen Lokalisation erleichtert wird. Ein weiteres Interesse ergiebt sich ferner aus dem Vergleich mit dem aus manchen Arbeiten schon längst bekannten Verhalten der markhaltigen Fasern der Wirbelthiere. So weit mir dieses aus der Litteratur bekannt ge- worden ist, so scheint es vollständig mit dem der Leypıe’schen Fasern übereinzustimmen. So sagt z. B. Neumann! p. 331: »In der großen Mehr- - zahl der Fälle findet man als Fortsetzung der alten Fasern eine neue Faser, indess kommt es auch vor, dass sich zwei ausgebildete Fasern an die alte Faser anschließen. Eine größere Zahl habe ich nie ge- sehen, wenn auch allerdings dieselbe im weiteren Verlauf der Fasern sich auf drei bis vier steigern kann. Es steht dies in Übereinstimmung mit den Angaben Eıcnnorsr's, welcher durchschnittene Froschnerven bis zu dem Eintritt der Faserneubildung untersuchte; er fand hier ebenfalls gewöhnlich nur eine und hebt mit Recht den Gegensatz her- vor, in welchem diese Thatsache zu den Befunden bei Kaninchen steht, indem man hier nach Durchschneidung die alten Fasern in ganze Bündel neuer Fasern übergehen sieht.« (Von mir gesperrt.) Die zelligen Elemente treten in den regenerirten Partien, wenig- stens in denen mit verjüngtem Durchmesser, entschieden in den Hinter- grund, obwohl sie durchaus nicht fehlen. Es finden sich Ganglienzellen vor, allein an Zahl und an Größe bleiben sie offenbar hinter den normalen zurück. Um so auffallender ist das Vorkommen einer an- sehnlichen Zahl jener charakteristischen Ganglienzellen, welche zuerst im Hinterende als Ursprungsstätten der Achsencylindermasse der Leypig’schen Fasern bekannt wurden. Im normalen Regenwurm kenne ich sie nur aus dem Hinterende und dem Vorderende; und auch Cer- FONTAINE erwähnt sie an keiner anderen Stelle; dennoch möchte ich nicht bestimmt behaupten, dass sie in den mittleren Abschnitten des normalen Regenwurms fehlten. Immerhin fanden sie sich in den regenerirten Partien in einer verhältnismäßig großen Zahl und, im Gegensatze zu den meisten anderen Ganglienzellen, in sehr guter Aus- bildung (Fig. 4 und 6). Ja, an manchen Stellen konnten sie geradezu als »Riesenzellen « gelten, da sie etwa eben so groß, wie im normalen Wurm, das Bauchmark aber viel dünner war. Den Zusammenhang mit dem Achsencylinder der Leynie’schen Fasern konnte ich zwar hier nicht sicher ermitteln, doch gehört dazu eben auch ein besonders glücklich geführter Schnitt. Jedoch ist der Zusammenhang beim normalen Regenwurme mit Sicherheit nachgewiesen und das Aussehen der i NEUMANN, Über Degeneration und Regeneration zerquetschter Nerven. in: Archiv f. mikr. Anat. Bd. XVIII (1880). p. 302. Über die Regeneration herausgeschn, Theile’des Centralnervensyst. von Regenwürmern. 271 Zellen an Osmiumpräparaten so äußerst charakteristisch, dass man mit größter Wahrscheinlichkeit annehmen darf, dass jene Zellen auch im regenerirenden Bauchmarke die Bedeutung haben, die Achsencylinder- substanz der Levvıe’schen Fasern zu liefern. Jüngere Stadien der Bauchmarksregeneration. Die früheren Vorgänge bei der Bauchmarksregeneration studirte ich an einigen Schnittserien von einwöchentlicher Dauer der Regeneration, Einen wesentlichen Unterschied zwischen oralem und aboralem Stumpf habe ich auch hier nicht gefunden. Gehen wir eine Schnittserie von einem Punkte an durch, der noch ein ansehnliches Stück von der Schnittstelle entfernt ist, so bemerken wir als erstes Anzeichen von Abnormität ein schwer zu definirendes Aussehen des ganzen Bauch- märksquerschnittes; er sieht so aus, als wenn die nervöse Substanz vermindert wäre, d. h. es sind die Röhrenquerschnitte sehr klein und anscheinend etwas zusammengesunken; der ganze Bauchstrang sieht desswegen ein wenig kompakter aus als normalerweise. Nähern wir uns nun der Schnittstelle etwas mehr, so fallen drei verschiedene Dinge auf, die sämmtlich für die Regenerationserscheinungen oder für die histologische Struktur des Bauchstranges von Interesse sind. Erstens fand ich nämlich schon auf dem einwöchentlichen Stadium in einem Falle und zwar, vermuthlich zufälligerweise, an dem aboralen Stumpfe, eine deutliche Verzweigung der medianen Faser in ziemlicher Entfernung von der Schnittstelle; und da der abgehende Ast von auf- fallender Dicke und mit sehr starker Markscheide versehen war, auch in der Längsrichtung des Bauchstranges verlief, so kann ich mit Be- stimmtheit annehmen, dass es sich nicht etwa um einen der normalen Äste handelte, sondern der erste Beginn der für die Regeneration charakteristischen Verzweigungen war. Demnach beginnen also diese nicht an der Schnittstelle, sondern in einiger Entfernung von dieser. Schon auf diesem Niveau der Serie, auffallender aber noch in größerer Nähe der Schnittstelle, hatte sich das Aussehen des gesammten Bauch- marksquerschnittes stark verändert. Es fand sich nämlich auf den Osmiumpräparaten eine große Menge von tief geschwärzten Massen, die stellenweise in Form sehr kleiner Tröpfchen allenthalben verbreitet waren und so dem ganzen Querschnitt bei schwacher Vergrößerung ein schwärzliches granulirtes Aussehen verliehen; an anderen Stellen aber waren die schwarzen Massen größer, hatten die Form unregelmäßiger Bröckehen und Klümpchen, die sich nicht etwa nur in der Nähe der Levpie’schen Fasern, sondern im ganzen Bauchmark zerstreut fanden. Nun ist aus den Untersuchungen über die Degeneration und Regene- 212 Benedict Friedlaender, ration der peripheren markhaltigen Wirbelthiernervenfaser der soge- nannte Zerfall des Markes wohlbekannt und die eben erwähnte Beob- achtung kann sich kaum anders deuten lassen als durch die Annahme, dass es sich um etwas Ähnliches handele; hierdurch erhält aber die in meiner vorigen Arbeit (diese Zeitschr. Bd. LVIII, p. 673) ausgesprochene Vermuthung eine weitere Stütze: Es besitzen nicht nur die Leypic- schen Fasern, sondern auch die gewöhnlichen Fasern im Bauch- marke des Regenwurms in ihren Wandungen eine nervenmark- artige Substanz; jedoch ist diese quantitativ und qualitativ, in dem in meiner Neapler Arbeit (Mitth. d. Zool. Stat. zu Neapel, Jahrg. 1889) erläuterten Sinne, allerdings nur sehr wenig ausgebildet. Ich zweifle nicht im geringsten daran, dass diese meine Meinung bei manchen (und sogar bei Kennern des Regenwurmbauchmarks) einiges Bedenken erregen wird; allein ich bitte hierüber nicht abzuurtheilen, ehe man sich mit der verschiedenen Ausbildung des Markes überhaupt vertraut gemacht hat, und verweise desswegen besonders auf meine Neapler Schrift. In gewissem Sinne kommt Angesichts dieser Ver- schiedenheiten in der quantitativen und qualitativen Ausbildung des Markes die Frage, ob eine Faser »markhaltig« sei oder »nicht mark- haltig«, allerdings beinahe auf die berühmte Frage der Sophisten hinaus, wie viel Körner einen Haufen ausmachten — allein, nach den soeben mitgetheilten Beobachtungen halte ich es für noch wahrschein- licher als vorher, dass die Regenwurmnervenfasern immerhin noch genug Mark enthalten, um eben, wenn auch cum grano salis, als »markhaltig« zu gelten. Freilich könnte man ja die beschriebenen, durch Osmiumsäure geschwärzten Bröckchen und Tröpfchen auch als die Produkte einer »fettigen Degeneration« deuten, die etwa auch von anderen Dingen als von den fraglichen Markscheiden herrühren könn- ten; mir scheint jedoch meine Erklärung mit anderen Beobachtungen besser zusammenzutreffen und daher wahrscheinlicher zu sein, wenn sie auch der herrschenden Meinung widerspricht. Je mehr wir uns nun auf der Serie der Schnittstelle nähern, um so mehr umgiebt sich der Bauchstrang mit einer eigenthümlichen Scheide, die bald dicker wird als der Bauchstrang selbst, der seinerseits immer dünner, besonders dorsoventralzusammengedrückt und an Mark- bröckchen immer reicher erscheint. Die erwähnte Scheide besteht aus dem früher beschriebenen Regenerationsgewebe und dürfte im Wesent- lichen, wie ich vermuthe!, eben aus Leukocyten bestehen; manche Theile von ihr, namentlich die ventralen, zeigten auf den Osmium- 1 Ich bitte hier, wie überall in dieser Arbeit, das als Vermuthung Be- zeichnete von dem als sicher Mitgetheilten wohl zu unterscheiden. Über die Regeneration herausgeschn. Theile des Oentralnervensyst. von Regenwürmern. 273 präparaten ein fein faseriges Aussehen (Fig. 15 und 16), das ich auf die spindelförmige Streckung jener Leukocyten zurückzuführen geneigt bin. Jenes faserige Gewehe zog dann, wie auch auf Fig. 15 zu erkennen ist, in die Schnittwunde des Hautmuskelschlauches hinein; wie ja regel- mäßig die durch Ausschneidungen entstandenen Lücken, besonders aber die frischen Wundflächen und -Stümpfe mit Regenerationsgewebe erfüllt und überkleidet werden. Die dorsalen Partien jener Umhüllung des Bauchstrangs zeigten stellenweise eine besondere Verdickung, wie auf Fig. 15 ersichtlich. Es fanden sich dort auch mit Blut gefüllte Hohl- räume von zackigem Querschnitt (vgl. Fig. 15) vor, die, wie ich ver- muthe, den Anfang der Vaseularisirung darstellen, d. h. später eine besondere Gefäßwand und damit einen regelmäßigeren Querschnitt er- halten; denn auf vorgerückteren Stadien fand ich immer in dem Re- generationsgewebe ziemlich reichliche Gefäße vor. Stellenweise lagen in dem Regenerationsgewebe bereits auf dem eine Woche alten Stadium vereinzelte Nematoden der kleineren Art. Sublimat-Karminpräparate ließen auch hier in dem Regenerationsgewebe einen großen Kernreich- thum erkennen. Was meine photographischen Abbildungen betrifft, so sei noch darauf hingewiesen, dass sich die erwähnten, auf den Präpa- raten äußerst deutlichen Marktröpfehen natürlich nicht gut abbilden, weil sie schwärzliche Zeichnungen auf dunkelbräunlichem Grunde dar- stellen. Immerhin ist auf Fig. 15 zu sehen, dass der Bauchstrang im Positiv bedeutend dunkler gekommen ist, wie das Regenerationsgewebe; und jener Farbenunterschied rührt größtentheils von der Anwesenheit der hier allenthalben vertheilten kleinen Mark- oder Fetttröpfchen her. Kursorische Beobachtungen an einem regenerirten Unterschlund- ganglion. Wie früher mitgetheilt, verursacht die Entfernung des Unter- schlundganglions oder der ersten Bauchmarksganglien überhaupt — ich bin nicht sicher, wie viele Ganglien außer dem Unterschlundgan - glion ausgeschnitten worden waren — verhältnismäßig schwere Bewe- gungsstörungen; allein auch dieser Verlust wird regenerirt, indem sich die Schlundkommissuren wiederum mit dem vorderen Bauchmarks- ende in Verbindung setzen. Ich habe nur ein einziges Versuchsthier dieser Art nach 2!/, Monaten geschnitten und dabei gefunden, dass die Kontinuität wieder hergestellt war; doch fiel auf, dass die Schlund- kommissuren, die sonst in einem sehr kurzen Bogen den Verdauungs- kanal umziehen, um sich mit dem Unterschlundganglion in Verbindung zu setzen, in jenem Falle einen merklich längeren Verlauf hatten, sogar eine Strecke weit unter dem Darme, ohne sich zu vereinigen entlang 274 : Benedict Friedlaender, zogen, so dass ich nicht genau weiß, ob sich das Unterschlundganglion im strengen Sinne des Wortes wiedergebildet hatte. Das erste vorhan- dene Ganglion zeigte freilich die für die regenerirten Bauchmarks- strecken so charakteristische Verzweigung der Leypie’schen Fasern; demnach glaube ich annehmen zu dürfen, dass auch hier sowohl der Bauchmarksstumpf nach vorn, als auch die Stümpfe der Schlundkom- missuren nach hinten gewachsen, diese jedoch schneller vorgeschritten seien als jener. Kursorische Untersuchung eines ganzen nachgewachsenen Vorder- und Hinterendes. Das meiste hierhin Gehörige ist wohl schon bekannt; so nament- lich das Vorkommen von Mitosen im Epithel desDarmes, der Epidermis, ‚der Zellen in der Leibeshöhle (die namentlich die äußerste Schwanz- spitze fast vollständig ausfüllen), sowie auch in den nervösen Central- organen; ja sogar im Gehirn, das sonst ganz so aussah, wie das eines normalen Wurmes, fand ich eine vereinzelte, aber zweifellose Mitose. Für die Verifikation und z. Th. auch die Auffindung der Mitosen bin ich dem hierin besonders geübten Herrn Dr. Scuaupınn zu Dank verpflichtet, der auch eine Zzıss’sche apochromatische Ölimmersion zur Hand hatte. Ich will ferner noch hervorheben, dass in dem regenerirten Bauchmarke eine Zellenart vorkommt, die im normalen Marke fehlt. In diesem giebt es außer Ganglienzellen nur noch kleine, spindelförmige Zellkerne, die wohl von allen Beobachtern gesehen und von mir früher als »Binde- gewebszellen« bezeichnet wurden. In dem regenerirten Marke fielen nun noch außerdem kleine rundliche Zellkerne auf, die meist nester- artig in Haufen bei einander lagen. Auch ist erwähnenswerth, dass sich stellenweise die Ganglienzellenschicht weiter median und dorsal erstreckte, als dies normalerweise vorkommt. Die beiden zuletzt er- wähnten Dinge sieht man auf Fig. 18. In dem regenerirten Vorderende fiel an der Übergangsstelle zwischen alter und regenerirter Strecke die ganz kolossale Entwicklung der Blutgefäße auf, die einen großen Theil der Querschnitte einnahmen. Theoretische Erwägungen über die Bedeutung der beschriebenen Regenerationserscheinungen wie der Regeneration überhaupt will ich hier nicht anknüpfen. Doch sei darauf hingewiesen, dass wir es hier mit einem der (allerdings sehr zahlreichen) Fälle zu thun hatten, bei denen eine Art der Verletzung reparirt wird, die in der Natur nicht oder kaum vorkommen kann, deren Reparationsfähigkeit also von keinem »Vortheil« für die Erhaltung der Art, und daher wenigstens speciell Über die Regeneration herausgeschn. Theile des Centralnervensyst. von Regenwürmern. 275 als soiche nicht vangezüchtet« worden sein kann. Mit dieser Bemerkung (auf die mir Manche erwidern würden, dass eben eine allgemeine Regenerationsfähigkeit wegen ihrer Nützlichkeit vangezüchtet« worden sei) will ich aber nicht andeuten, dass ich ein Anhänger der teleologi- schen Auffassung und Deutung sei, die von manchen hervorragenden und sehr verdienstvollen Forschern neuerdings wieder der herrschenden Schulmeinung zum Trotze vertreten wird. Wohl aber will ich auch diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen um mich, Betrefls rein histologischer Fragen, ganz ausdrücklich wenigstens zu den Grundanschauungen zu bekennen, die von LEyDI6 besonders in seinem Werke »Zelle und Gewebe« (Bonn 1885), speciell am Schlusse, aus einander gesetzt werden und der sich in der Hauptsache NAnsen, ROHDE, sowie auch ich bereits in meinen früheren Schriften, wenn auch weniger bestimmt, angeschlossen haben. Auch möchte ich, da ich nunmehr die Nervenhistologie einstweilen zu verlassen ge- denke, das Augenmerk der späteren Beobachter auf zwei Punkte hin- lenken, die mir zwar ganz besonders schwierig, aber um so wichtiger zu sein scheinen. Erstens musste ich die interessante Frage nach der Struktur des reizleitenden Plasmas, also der Achsencylinder, d. h. in unserem Falle der »Inhaltsmasse der Leypie’schen Fasern« offen lassen. Von den einigermaßen fraglichen Strukturen, die in ähnlichen Gebil- den von Anderen, besonders von Nansen gesehen worden sind, habe zwar auch ich gelegentlich Einiges bemerkt und theilweise auch be- schrieben, aber niemals mit völliger Sicherheit unterscheiden können, was davon präformirt und was Kunstprodukt war. Auch die Frage nach dem Vorhandensein eines präformirten Gerüstes in der Scheide der Leynıg’schen Fasern, also ein Analogon zu der Frage des Neuro- keratingerüstes der Wirbelthiernervenfasern, konnte ich nicht mit Sicherheit beantworten. Von besonderer Wichtigkeit erscheint mir ferner die Frage nach der Ursprungsweise der großen Fasern in der sogenannten Punkt- oder von Ronpe sogenannten Centralsubstanz. Roupe hat uns darüber bei Hirudineen werthvolle Aufschlüsse ertheilt; ich möchte aber auch hier wieder die Beobachter aufPalaemon hinweisen, der mir in dieser, wie auch in anderer Hinsicht ein ganz ausgezeich- netes Objekt zu sein schien. Der Querschnitt der Kommissuren zeigt nämlich dort eine sehr große Zahl zum Theil sehr dicker, stark mark- haltiger Fasern; die Ganglien viel weniger Fasern und dafür eine Masse von Punktsubstanz. Wie vollzieht sich der Übergang, der hier statt- haben muss, abgesehen von den durch das Ganglion hindurchpassiren- den Fasern? Ich glaube, dass auch hier Leyvic in seinem erwähnten Buche, das ich unvergleichlich höher schätze als manche der modernen Zeitschrift f, wissensch, Zoologie, LX. Bd. 49 276 Benediet Friedlaender, Prachtwerke und Untersuchungen mit der Chromsilber- oder auch der Methylenblaumethode, speciell auf p. 204 u. ff. das Richtige getroffen hat. Das reizleitende Plasma des Thierkörpers, wie dieser überhaupt, bildet ungeachtet seines verwickelten inneren Baues nicht nur physio- logisch (wie auch manche der neuen Arbeiten auf dem Gebiete der experimentellen Embryologie wahrscheinlich machen), sondern auch histologisch und anatomisch in viel höherem Grade ein einheitliches Ganzes, als Viele glauben. Die Lebewesen bestehen mit nichten wie Maschinen aus vielen gleichsam aus einander nehmbären Theilen. — Natürlich ist bei solchen Untersuchungen aber vor einer unkritischen Anwendung gewisser Methoden ganz besonders zu warnen, worüber an anderer Stelle Ausführlicheres berichtet werden wird (in diesem Jahrgange der Zeitschr. f. wissensch. Mikroskopie). Anhang, betreffend die in den Regenwürmern gefundenen parasitischen Nematoden. Wie auf p. 263/64 mitgetheilt, fand sich in einer der Schnittserien, theils in dem Regenerationsgewebe, das den Bauchmarksstumpf um- gab, theils in einem eben so aussehenden ähnlichen Gewebe in der Leibeshöhle, eine ganz kolossale Menge kleiner Nematoden vor, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit der oft genannten Pelodera pellio identisch sein dürften, wenn sich nämlich nicht etwa unter jenem Namen mehr als bloß eine Art verbergen sollte. Auf den zwar sehr zahl- reichen, aber regellos geführten Schnitten war natürlich das nähere Studium jenes Nematoden mindestens sehr schwierig, besonders auch desswegen, weil die Nematoden wegen der Dicke und Undurchlässig- keit ihrer Guticula Färbungen aller Art einen großen Widerstand ent- gegensetzen. Die schon erwähnten Nematoden ganz anderen Aussehens in dem ventralen Blutgefäß haben mir viel Arbeit gemacht, ohne dass es mir gelungen wäre, die Materialien zu einer ausreichenden Be- schreibung zu gewinnen. Die Species des betreffenden Regenwurms war nicht bestimmt; ferner war gerade bei jener Schnittserie ein Versehen beim Aufkleben der Schnitte vorgekommen, so dass eine große Zahl einzelner Schnitte des Nematoden beim Auflösen des Paraf- fins fortschwamm und nur die Hohlräume in dem geronnenen Blute des Gefäßes übrig ließ. Ganz besonders gingen aber aus begreiflichen Gründen gerade die kleinen Schnitte durch die Vorder- und Hinter- theile des Parasiten fast sämmtlich verloren, und die wenigen übrigen liegen so ungünstig, dass eine sichere Bestimmung der Gestalt jener für die Nematodensystematik wichtigsten Abschnitte nicht recht mög- Über die Regeneration herausgeschn. Theile des Centralnervensyst. von Regenwürmern. 277 lich war. Das Einzige, was auf meinen Präparaten in ausreichender Weise vertreten ist, ist eine größere Zahl von Querschnitten und schiefen, regellosen Längsschnitten durch die mittleren Theile des Wurmkörpers. Meist fanden sich im Querschnitte des ventralen Hauptblutgefäßes des Regenwurms zwei Nematodenquerschnitte, wie Fig. 22 und 25 zeigt. In anderen, selteneren Fällen war nur ein einziger sichtbar (Fig. 26). In dem ersteren Falle konnte ich nun mit- unter nachweisen, dass die beiden Querschnitte von einem und dem- selben Nematoden herrührten, da ich eine Umbiegungsstelle auf der Serie fand. Aber ich weiß nicht, ob das in allen Fällen zutrifft, da eben meine Serie zu unvollständig ist. Was ich nun an dem mangel- haften Materiale feststellen konnte, ist Folgendes: Die Cuticula ist sehr dick und zeigt, wie namentlich an den erwähnten Umbiegungsstellen zu sehen war, eine feine Längs- und Querriefung. Sie muss eine ganz erstaunliche Undurchlässigkeit haben, da die Thiere auch nicht eine Spur der Karminfärbung angenommen hatten. (Die Serie rührte von einem Regenwurme her, der mit Sublimatalkohol gehärtet und mit Mayver’schem Karmin gefärbt war.) Dafür aber hatten die Nematoden, selbst auf ziemlich dünnen Schnitten, eine sehr ausgesprochene Eigenfärbung und ein starkes Licht- brechungsvermögen, so dass sie im allerhöchsten Grade auffallend waren. Anfangs wusste ich nicht, was jene fast das ganze Lumen ausfüllenden, bräunlichgelben, hornartig aussehenden Gebilde sein könnten. In der Mitte sieht man einen ovalen Kranz von etwa 10 epithelzellartigen Figu- ren mit deutlichen Grenzen und einem engen Lumen — jedenfalls das Darmepithel des Nematoden. Von den Schmalseiten des Ovals erstreckt sich unter fächerartiger Verbreitung ein System feiner Linien bis zur Guticula — vermutlich das Muskelsystem. An die Langseiten des ovalen Darmes dagegen schließt sich, gleichfalls bis zur Guticula gehend, eine durchsichtigere Partie an, die ein ziemlich weitläufiges, feines Netzwerk erkennen lässt und wahrscheinlich die sogenannten Seitenfelder darstel- len dürfte, Ein jedes ist in der Mitte durch eine vom Darme zur Cuticula sich erstreckende Lamelle in zwei Hälften getheilt. In den Seitenfeldern finden sich dunklere (d. h. dunkler bräunliche, da von Karminfärbung, wie gesagt, ganz und gar nichts zu sehen ist!) Kerne, vielleicht Zell- kerne. Da, wo die Mittellamelle die Cuticula erreicht, hat diese eine auf dem Querschnitte als Ecke vorspringende Verdickung, die also am ganzen Nematoden offenbar als seitliche Kante entlang ziehen muss und möglicherweise so etwas ist, wie die sogenannten Seitenmembranen mancher Nematoden. Alles das kann man an Fig. 25 und 26 ganz gut erkennen. An 49* 278 Benedict Friedlaender, manchen Schnitten, die wegen ihres geringeren Durchmessers von dem * Vorder- oder Hintertheil des fraglichen Thieres stammen mussten, hatte der Darm einen dreieckigen Querschnitt, wahrscheinlich der bei man- chen Nematoden dreikantige Pharynx. Wenn man einen der Schnitte, wie Fig. 22 betrachtet, wo der große Nematodenquerschnitt im Blut- gefäße, eine Masse von kleinen aber im Regenerationsgewebe am Bauchmarksstumpfe sichtbar ist, kommt man unwillkürlich auf den Ge- danken, dass hier zwei Generationen derselben Art vorliegen möchten. Jedoch dürfte, wie gesagt, die kleine Art mit Pelodera pellio iden- tisch sein, welche beim Faulen des Regenwurms geschlechtsreif werden soll. Desswegen, und weil weder der eine noch der andere Ge- schlechtsorgane zu haben schien, so neige ich doch zu der Ansicht, dass es sich um zwei verschiedene Arten, die nichts mit einander zu thun haben, handeln möchte. Beim Durchsehen von mancher Litteratur über Nematoden habe ich keinerlei Angabe über einen Blut- oder Ge- fäße bewohnenden Nematoden beim Regenwurme finden können; immerhin wäre es jedoch bei dem großen Umfange und der Ver- zettelung der Nematodenlitteratur möglich, dass ich eine Angabe über- sehen habe. Hierzu kommt nun noch die Unvollständigkeit meines Materials und der vielfach zu beklagende Mangel an guten Abbil- dungen. Sonst wäre es vielleicht möglich gewesen, nach dem allge- meinen Habitus mangels der eigentlich systematischen Merkmale die Zugehörigkeit des Parasiten zu der einen oder der anderen Gruppe wenigtens vermuthungsweise festzustellen. Vielleicht kann ein spe- cieller Nematodenkenner aus meinen Abbildungen einige systematische Anhaltspunkte gewinnnen. Mit allem Vorbehalt möchte ich für den Para- siten den Namen »Lumbricicola yasorum« vorschlagen; falls es sich später gelegentlich herausstellen sollte, dass er zu einer bereits beschriebenen Gattung gehört, so könnte mein provisorischer Gattungsname zur Speciesbezeichnung gemacht werden. Selbst die Länge des Thieres konnte ich aus den angegebenen Gründen nicht bestimmen; auch die Dicke nur annäherungsweise, wegen der oft vorkommenden, auf Schrumpfung hindeutenden, asymmetrischen Verzerrungen. Die unge- fähre Dicke beträgt !/,, mm. Im Anfange erwähnte ich bereits, dass von den operirten Regen- würmern ein großer Theil nachträglich, d. h. über zwei Monate nach der Operation einging. Nach Auffindung der Nematoden liegt natür- lich der Gedanke nahe, dass entweder der Blutgefäßnematode oder die massenhafte Ansiedelung der Pelodera die Todesursache gewesen sein könnte. Denn eine unmittelbare Folge der Operation konnte die große Sterblichkeit nicht sein, wegen der Länge der inzwischen verstrichenen Über die Regeneration herausgeschn. Theile des Öentralnervensyst. von Regenwürmern, 379 Zeit. Wohl aber könnte sie eine indirekte Folge sein. Die Zerstörung der nervösen Centralorgane in einigen Segmenten hat vielleicht die Bedingungen für die Ansiedelung oder Vermehrung der Nematoden verbessert, wie ja z. B. die Zerschneidung von Gliedmaßennerven in den betroffenen Gliedern auch außer Gefühls- und Bewegungsstörungen allerlei Nachtheile mit sich zu bringen pflegt. — Resultate. Zur Bequemlichkeit derjenigen Leser, denen die Kenntnisnahme der hauptsächlichen Ergebnisse genügt, stelle ich diese hier zusammen. 4) Regenwürmer regeneriren nicht nur, wie bekannt, eine Anzahl abgeschnittener, vorderer oder hinterer Segmente, mitsammt den in ihnen enthaltenen Organen, sondern auch einzeln herausgeschnittene Stücke des Gentralnervensystems, insbesondere das Oberschlundgan- glion, sowie auch Strecken des Bauchmarks. 2) Alle diese Regenerationen kommen in der Weise zu Stande, dass sich die angeschnittenen Stümpfe verlängern, bis sie zusammen- wachsen, was wahrscheinlich (und im Einklange mit der herrschenden Ansicht) so aufzufassen ist, das sich die regenerirten Partien durch Auswachsen der angeschnittenen, normalen, bilden. 3) In allen Wunden und an allen Stümpfen kommt es zur Bil- dung eines kompakten, kernreichen Gewebes, das aller Wahrschein- lichkeit nach aus Leukocyten besteht; die regenerirenden Gewebe scheinen in dieses »Regenerationsgewebe« gleichsam hineinzuwachsen; die Bedeutung des Regenerationsgewebes (oder der dasselbe wahr- scheinlich zusammensetzenden een ne muss einst- weilen dahingestellt bleiben. k) Alle langgestreckten Organe oder Stücke — Vorder- oder beson- ders Hinterenden, wie auch einzeln herausgeschnittene Bauchmarks- strecken -— wachsen Anfangs mit bedeutend verjüngtem Durchmesser nach. Diese Thatsache scheint eine sehr allgemeine Verbreitung zu haben. 5) Bei allen Regenerationen kommen gelegentlich Abweichungen von dem normalen Typus vor; z. B. gelangten zur Beobachtung eine symmetrische Doppelbildung des Oberschlundganglions sowie Unregel- mäßigkeiten in der Segmentirung nachgewachsener Bauchmarks- strecken. 6) Eine regelmäßig vorkommende Abweichung besteht darin, dass die drei unter dem Namen der Leryoig’schen Fasern bekannten, dicken, mit starken Markscheiden versehenen Fasern auf der Dorsalseite des Bauchstrangs, die bekanntlich bis auf die jüngste Zeit den wunder- a te B.. wa NR 2330 Benediet Friediaender, lichsten Missdeutungen unterlagen, in den nachgewachsenen Bauch- markspartien reiche Verästelungen eingehen, in den regenerirten Stücken des Bauchmarks findet sich also immer eine viel größere Zahl dieser Fasern vor, so dass jede der Fasern des normalen Bauchmarks durch eine Mehrzahl von regenerirten fortgesetzt erscheint; auch hierin zeigt sich die schon früher nachgewiesene Übereinstimmung der Leypıc- schen Fasern mit den markhaltigen Fasern der Wirbelthiere. 7) Die hellen Ganglienzellen, deren Ausläufer den Achseneylinder der Leypıe’schen Fasern bilden, werden gleichfalls in ansehnlicher Zahl regenerirt; ihre Anordnung legt den Gedanken nahe, dass sie ledig- lich die Bildung der Achsencylindersubstanz (des reizleitenden Plasmas) zu besorgen haben. 8) Manche der Einzelheiten sprechen wiederum entschieden zu Gunsten der neueren Lrypıse’schen Auffassung des CGentralnervensy- stems, der sich in den wesentlichen Punkten Ronpe, Naxsen und der Verfasser angeschlossen haben. 9) Einige Ergebnisse dieser Untersuchung sind geeignet, die in meiner letzten Arbeit ausgesprochene Vermuthung zu stützen, dass auch die gewöhnlichen Fasern im Bauchmarke des Regenwurms eine wenn auch nur sehr wenig entwickelte Markscheide besitzen; eine scharfe Grenze zwischen markhaltigen und marklosen Fasern lässt sich über- haupt nicht ziehen. 40) Bei einigen der Regenwürmer mit Bauchmarkslücke fanden sich massenhafte parasitische Nematoden, wahrscheinlich Pelodera pellio, die namentlich im Regenerationsgewebe, aber auch sonst in der Leibeshöhle, in ein kompaktes Gewebe eingeschlossen, zur Beobachtung kamen. Ob diese gewaltige Vermehrung mit den Schädigungen der Thiere in Folge der Bauchmarksdefekte ursächlichen Zusammenhang hat, muss dahingestellt bleiben. — Bei einem der Thiere mit Bauchmarks- lücke fanden sich einige Nemathelminthen anderer Art und beträcht- licherer Größe in dem ventralen Hauptblutgefäße vor; sie gehören möglicherweise einer noch nicht beschriebenen Art an. Auch dieses Mal bin ich Herrn Geheimrath Prof. Dr. F. E. Schurze für Überlassung eines Arbeitsplatzes und mancherlei Förderung, eben so auch den Herren DrDr. v. MäinrentHAr, Heymns und ScHauDInn zu aufrichtigem Danke verpflichtet. Berlin, im Mai 1895. Über die Regeneration herausgeschn. Theile des Gentralnervensyst. von Regenwürmern, 281 Erklärung der Abbildungen. Tafel XIII und XIV. Sämmtliche Abbildungen sind auf mechanische Weise nach eigenen photo- graphischen Aufnahmen mit den Zeıss’schen Apochromaten hergestellt, die meisten mit demjenigen von 4 mm Brennweite. Der beigegebene Maßstab (hundertstel Millimeter) gilt nur für Fig. 4—43; auch ist er wegen vorgekommensr, wennschon geringfügiger Änderungen des Camera-Auszuges nicht ganz, wohl aber hinreichend genau. Fig. 1—8 stellen einige Querschnitte von einer Schnittserie durch einen 21/, Monate alten, oralen Regenerationsstumpf dar; Fig. 44—13 sowie Fig. 16 dess- gleichen von einer anderen Schnittserie. Fig, A. Schnitt unweit des äußersten Endes des vorwachsenden Bauchmarks. Die abnorm dicke Muskelscheide ist mit einem Strange von Regenerationsgewebe verschmolzen, in dem hier und da Blutlakunen — vermuthlich den Anfang der Vascularisation darstellend — angeschnitten sind. Der Strang von Regenerations- gewebe geht nach links oben in die Scheide des großen ventralen Blutgefäßes (dieses selbst zur Raumersparnis nicht abgebildet), nach unten, wenn auch weniger intim, in den ventralen Hautmuskelschlauch über. Fig. 2. Dessgleichen, aber etwas weiter nach vorn (im Wurmkörper). Das Nervengewebe ist bereits stärker, deutlicher und charakteristischer ausgebildet. Links ein angeschnittener segmentaler Nerv. Kolossale Entwicklung der Muskel- scheide. Fig. 3. Dessgleichen, noch weiter nach vorn. Der Querschnitt hat bereits einen sehr viel bedeutenderen Durchmesser, aber im Wesentlichen noch ein ähn- liches Aussehen, wie die vorigen. Muskelscheide nicht mehr so abnorm stark ent- wickelt. Einige Nervenröhren heben sich bereits in Folge ibres beträchtlicheren Durchmessers von den übrigen ab. Fig. 4. Dessgleichen, noch weiter nach vorn. Dieser Schnitt ähnelt bereits ganz den normalen, bis auf die Anordnung der Leyvig’schen Fasern. Rechts eine der zu diesen gehörigen Ganglienzellen, Fig. 5. Dessgleichen, noch weiter vorn. Verzweigungen der medianen Lkyvic- schen Faser. Die beiden medianen haben ihr Lumen, d.h. also den Achsencylinder fast ganz eingebüßt. Fig. 6. Ähnlich dem vorigen, doch haben die Verzweigungen der medianen Faser aufgehört, es ist nur eine von entsprechend größerem Querschnitte vor- handen. In der ventralen Partie drei der zu den Leyvig’schen Fasern gehörigen Ganglienzellen. Fig. 7. Ähnlich den beiden vorigen; die beiden medianen Fasern haben be- reits einen deutlichen Achsencylinder. In der Medianlinie etwa, ein wenig unter den normalen Leypıg’schen Fasern, liegt ein kleines Bündel von vier markhaltigen Fasern, die in der Größe zwischen den gewöhnlichen und den kolossalen Fasern stehen. Fig. 8. Verbindungsast zwischen der medianen Leypig’schen Faser und den vier überzähligen kleineren markhaltigen Fasern. Fig. 9. Ein Schnitt von derselben Serie, aber aus dem aboralen Regenera- 282 Benedict Friedlaender, tionsstumpfe. Außerordentlich viel Querschnitte durch die Verästelungen der Levypig’schen Fasern, deren man, je nachdem man die kleineren mitrechnen will oder nicht, 8 bis 42 zählt. Fig. 40. Schnitt durch die aborale Regenerationszone eines Wurmes, dessen beide Bauchmarksenden vollständig zusammengeheilt waren. Etwa acht Quer- schnitte durch Levypie’sche Fasern oder ihre regenerativen Verästelungen. Einige von ihnen zeigen einen wohl erhaltenen, andere, wie das bei Osmiumsäurepräpa- raten die Regel ist, einen fast ganz zerstörten Achsencylinder. Fig. 44. Schnitt durch den oralen Stumpf einer anderen Serie. Links geht ein unverhältnismäßig starker Nerv ab, vielleicht einer der alten segmentalen Nerven. Einige Nervenfasern von etwas stärkerem Kaliber fallen auf, aber sie präsentiren sich noch nicht als » Kolossalfasern «. Fig. 12 u. 43. Zwei Schnitte derselben Serie, wie der vorige, aber weiter nach vorn. Die Leynie’schen Fasern präsentiren sich schon als solche, doch finden sich, außer den beachtenswerthen Verlagerungen, manche Übergangsformen zwischen den »eigentlichen « Kolossalfasern und gewöhnlichen Fasern. Fig. 14. Schnitt derselben Serie, doch noch viel weiter nach vorn. Die Leypıg’schen Fasern haben bereits ihre normale Lage, doch haben die beiden seit- lichen kein Lumen. Sehr zahlreiche Mittelformen zwischen gewöhnlichen und Kolossalfasern. Alle bisher erwähnten Pe waren mit Osmiumsäure hergestellt. Fig. 6 bis 13, besonders aber Fig. 9 zeigt die Struktur des Bauchmarksgewebes beson- ders gut. Fig. 45. Aus dem oralen Stumpfe einer 8 Tage alten Regeneration des Bauch- marks. Bauchmarksgewebe degenerirt, durch massenhafte Marktröpfchen (bei OsO4-Behandlung) geschwärzt. Dicke Scheide aus Regenerationsgewebe um den ganzen Bauchstrang, besonders aber auf seiner dorsalen Seite. Auf der ventralen Seite erstreckt sich das Regenerationsgewebe in die Wunde des Hautmuskel- schlauches hinein. Fig. 16. Dessgleichen, aber aus dem aboralen Stumpfe. Fig. 47. Schnitt durch die Leyvıe’schen Fasern der regenerirten Partie eines ganz geheilten Wurmes (desselben wie Fig. 40), mit Scheidewänden im Achsen- cylinder der medianen Levypıs’schen Faser. Fig. 48. Schnitt durch eines der vorderen Ganglien eines Regenwurms, der das ganze Vorderende regenerirt hatte. Die Vertheilung der Ganglienzellen ist etwas anders als gewöhnlich; außerdem finden sich Nester rundlicher,, kleiner Zellkerne, die in dem normalen Bauchmarke fehlen. Fig. 19. Regeneration einer 24 Stunden alten Wunde des Hautmuskelschlau- ches. Das Regenerationsgewebe ist vor Allem durch den großen Kernreichthum ausgezeichnet. Fig. 20. Verheilte Schnittwunde durch den Hautmuskelschlauch von 14 Tagen Dauer. Über dem Schnitte hat sich, wie das meist der Fall ist und im Text zu er- wähnen vergessen wurde, eine kantenartig vorspringende Verdickung gebildet- Das Epithel, wenn auch viel niedriger als beim normalen Wurme, überzieht be- reits die ganze Wunde. i Fig. 24. Regenerirende Schlundkommissur von 5 Tagen Dauer. Zellen und Zellkerne des Regenerationsgewebes haben sich spindelförmig gestreckt, so dass ihr längerer Durchmesser den Umrissen des Stumpfes gleichgerichtet ist. Fig. 22. Schnitt aus dem Stumpfe eines 2!/, Monate alten Regenerationssta- Über die Regeneration herausgeschn. Theile des Gentralnervensyst. von Regenwürmern, 283 diums des Bauchmarks. Dieses ist von einer sumfangreichen Hülle von Regene- rationsgewebe umgeben, in der sich massenhafte kleine Nematoden, wahrschein- lich Pelodera pellio, angesiedelt haben. Nur in der Mitte ist ein wenig Nerven- fasergewebe unterscheidbar; im Regenerationsgewebe sieht man zahlreiche Blutgefäße. Im ventralen Hauptblutgefäße finden sich die Schnitte der im Text ausführlicher besprochenen, größeren Nematodenart. Einer der Schnitte (der untere) ist etwas schief gegangen. Sublimat-Karminpräparat, Fig. 23. Schnitt derselben Serie; die Hälfte der Leibeshöhle ist fast ganz von einem dem Regenerationsgewebe ähnlichen, dichten Gewebe erfüllt, das wahr- scheinlich, wie auch dieses, im Wesentlichen aus Leukocyten besteht. Es finden sich in ihm zahllose Nematoden der kleinen Art. Fig. 24. Schnitt durch dasselbe Gewebe bei stärkerer Vergrößerung (etwa dem Maßstab von Fig, 4—8 entsprechend). Man sieht, wie dicht die Nematoden liegen. Fig. 25. Schnitt durch das ventrale Blutgefäß desselben Regenwurms, mit zwei Schnitten durch den fraglichen größeren Nematoden. Vergrößerung etwa wie der vorige Schnitt. Fig. 26. Dessgleichen, aber mit nur einem Schnitte durch den großen Nema- toden, bei noch stärkerer Vergrößerung. Auf diesem und dem vorigen Bilde er- kennt man fast alle im Texte erwähnten Eigenthümlichkeiten dieses Nematoden. Erklärung der Umrisszeichnungen. In den Pausen bedeutet: B, das ventrale Hauptblutgefäß ; Ba, Bauchstrang; b, Blutlakune im Regenerationsgewebe; C, seitliche Cuticula-Kante des im Text beschriebenen Blutgefäßparasiten ; D, verdicktes Leibeshöhlenendothel ; e, das regenerirte junge Epidermisepithel; f. faseriges Regenerationsgewebe; G, Grenze zwischen normalem und Regenerationsgewebe; Lf, Leyvie’sche Fasern. Oft sind nur ihre Umrisse skizzirt, ohne Hinzu- fügung von Buchstaben. Eine Unterscheidung zwischen den Ver- zweigungen der Leypıg’schen Fasern und den dickeren unter den gewöhnlichen Fasern ist oft nicht möglich; Lz, die hellen Ganglienzellen, deren Fortsätze die Achsencylinder der Levvig’schen Fasern bilden; n, Nervengewebe; N, Nematoden; NG, mit Nematoden erfülltes Gewebe; r, Regenerationsgewebe; sch, Bauchmarksscheide ; S, Seitenfelder der Blutgefäßnematoden; vf, ventrale Riesenfasern; sie finden sich auf fast allen Schnitten, sind aber nur auf einem bezeichnet; ich habe sie früher gelegentlich be- schrieben; Z, abnorme Zelleinlagerungen im Bauchstrange, vgl. den Text. Giliate Infusorien im Göcum des Pferdes‘. Von | Dr, Albert Bundle, städtischer Thierarzt in Friedrichshagen-Berlin. (Aus dem zoologischen Institut zu Berlin.) Mit Tafel XV und XVI. Einleitung. Angeregt durch die vorzügliche Arbeit Scauserg’s über die Proto- zoen des Wiederkäuermagens?, auf die ich durch meinen hochver- ehrten Lehrer, Herrn Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. F. E. Scnuze, aufmerksam gemacht wurde, und von der Erwägung ausgehend, dass dem Rumen der Wiederkäuer in mancher Hinsicht physiologisch das Cöcum des Pferdes entspricht, unternahm ich es, im Inhalt dieses Darmtheiles nach Protozoen zu forschen. Der Erfolg war ein günstiger. Der dünn- flüssige Inhalt des Pferdecöcums zeigte sich reich an ciliaten und flagellaten Infusorien, welche mit ungemeiner Geschwindigkeit hin und her, auf und nieder eilen, so dass es Anfangs schwierig ist, sich von den lebenden Infusorien ein klares Bild zu machen. Erst, wenn die sie umgebende Flüssigkeit anfängt zu erkalten, wodurch die Thiere matter und in Folge dessen langsamer werden, ist es möglich, sie genauer zu beobachten. Sie sind jedoch gegen niedere Temperaturen (etwa + 15°C. und weniger) sehr empfindlich, sterben rasch ab und geben in der Regel ihren Inhalt von sich oder platzen. Hierin unter- scheiden sie sich also in unangenehmer Weise von den Infusorien des 1 Diese Arbeit ist gleichzeitig mit der vor Kurzem in dieser Zeitschrift von EBERLEIN veröffentlichten und unabhängig von ihr entstanden. Sie war bereits druckreif, als letztere erschien. Da sich jedoch die Drucksetzung aus äußeren Gründen verzögerte, so habe ich es nicht verabsäumt, gegebenen Orts auf die Aus- führungen EsErLEIN’s Bezug zu nehmen. 2 ScuußerG, Die Protozoen des Wiederkäuermagens. in: Zool. Jahrbücher. Bd. II. p.1365—418. Giliate Infusorien im Göcum des Pferdes. 385 Wiederkäuermagens, die ich unter gleichen Verhältnissen noch am an- deren Tage lebend fand und von denen es Scauszrg ! sogar gelungen ist, sie drei Tage am Leben zu erhalten. Das Material zu meinen Untersuchungen, das ich mir von der Berliner Central-Rossschlächterei holte, kam sofort nach meiner An- kunft im zoologischen Institute in einen auf 35° C. eingestellten Wärme- ofen. Aber, obwohl ich es nur soeben geschlachteten Pferden entnahm und sofort gut einpackte, gelang es mir doch nie, die Thiere länger als zwei, höchstens drei Stunden am Leben zu erhalten, so dass ich, wollte ich meine Untersuchungen andern Tags fortsetzen, immer neues Mate- rial holen musste. Da es nicht zu vermeiden war, dass der dem Darme entnommenen Flüssigkeit eine Menge Futterpartikel beigemischt waren, so habe ich mit gutem Erfolge dieselbe durch ein, natürlich vorher erwärmtes, Leinentuch gegossen. Die Zwischenräume zwischen den einzelnen Fasern des Gewebes sind weit genug, um die Thiere hin- durchzulassen. Die Untersuchung der lebenden Thiere habe ich theils auf dem heizbaren Objekttisch nach M. ScauLtze, theils ohne diesen vor- genommen. Letzterem möchte ich fast den Vorzug geben, und zwar desshalb, weil die Thiere ohne Ausnahme bei höherer Temperatur sich viel zu schnell bewegen, als dass sie eingehend zu studiren, ins- besondere zu zeichnen wären, während sie auf dem mäßig erwärmten, einfachen Objektträger gerade in dem für die Untersuchung günstigsten Stadium — im allmählichen Absterben — sich befinden. Die Anwen- dung von Stützen für das Deckgläschen ist unnöthig, da die Thiere sich auch ohne dieselben ungehindert bewegen können. Als Zusatz- flüssigkeit verwendete ich anfänglich filtrirte Darmflüssigkeit, später jedoch sog. physiologische Kochsalzlösung, deren Anwendung denselben Erfolg hat und weit bequemer ist. Zur Konservirung habe ich neben verschiedenen anderen Mitteln, wie Osmiumsäure, Chromsäure etc. vornehmlich eine gesät- tigte Lösung von Quecksilberchlorid benutzt. Ich gebe dieser den Vorzug hauptsächlich desshalb, weil durch dieselbe die Bewimperung am besten erhalten bleibt. Nachdem ich 24 Stunden im Wasser aus- gewaschen, härtete ich mit Alkohol und färbte hauptsächlich mit Borax- karmin, aber auch mit Alaunkarmin, Hämatoxylin u. a. m. Am besten wurden die Präparate, wenn ich sie zwei Tage in der Farbstofflösung liegen ließ und dann mindestens eben so lange Zeit mit 63°/Jigen salz- saurem Alkohol auszog. Die weitere Behandlung war dann die wohl allgemein übliche: absoluter Alkohol, Xylol, Kanadabalsam. ! Ibidem p. 370. 286 Albert Bundle, Als beste Methode, die feinere Struktur der Infusorien, insbeson- dere die ihres Ektoplasmas kennen zu lernen, fand ich folgende: Nachdem die Thiere mit Boraxkarmin in der eben beschriebenen Weise gefärbt und in Xylol eingelegt waren, wurden sie in den auf +- 45° C. eingestellten Wärmeofen gebracht. Hier wurde dem Xylol allmählich immer mehr Paraffın zugesetzt. Es empfiehlt sich hierbei, als Gefäß ein Uhrschälchen zu benutzen, da man durch rotirende Be- wegung desselben im Stande ist, die Infusorien in der Mitte zusammen- zudrängen. Hat man durch längeres Erwärmen das Xylol allmählich entfernt, was etwa nach 2% Stunden der Fall ist, so lässt man das Paraffin erkalten, schneidet aus ihm das mittelste Stück, also dasjenige, in welchem die meisten Infusorien sich befinden, heraus und fertigt von diesem möglichst feine Schnitte an. Diese klebt man mit Eiweiß auf Objektträger, entfernt das Paraffin durch Xylol, dieses durch Alko- hol und färbt nun die Schnitte mit Hämatoxylin, indem man die Objekt- träger direkt in eine mit dieser Farblösung gefüllte Guvette stellt. Auf diese Weise ist es möglich, eine bessere und vor Allem gleichmäßigere Tinktion zu erzielen als mit allen anderen von mir versuchten Metho- den, insbesondere eine bessere, als wenn man die Infusorien in toto färben würde. Allerdings giebt auch dann die Untersuchung nur durch Anwendung sehr starker Vergrößerung (Ölimmersion) befriedigende Resultate. Was die Häufigkeit des Vorkommens anbelangt, so fand ich Cyeloposthium bipalmatum, die Form, die auch die größte ist, fast aus- nahmslos bei jedem Pferde. Sehr häufig sind dann auch die Formen Blepharocorys uncinata, Paraisotricha colpoidea, Didesmis quadrata und ovalis. Blepharoprosthium pireum wird nicht gerade häufig angetroffen, tritt aber, wenn es vorkommt, immer in größerer Anzahl auf. Die übrigen von mir beschriebenen Arten fand ich immer nur vereinzelt und mehr oder weniger selten vor. Die Litteratur über die Infusorien des Pferdedarmes ist eine äußerst spärliche. Zuerst erwähnt werden dieselben im: Recueil de Medecine veterinaire practique, XX® Volume, Paris 1843, wo GruBY et Deraronp! unter dem Titel »Recherches sur des animalcules se deve- loppant en grand nombre dans l’estomac et dans les intestins, pen- dant la digestion des animaux herbivores et carnivores«? neben den Infusorien des Wiederkäuermagens, des Hundedarmes etc., deren erste Entdecker sie ebenfalls sind, sieben Arten aufzählen und kurz 1 Diese Autoren berichten unter gleichem Titel auch an die Acad&mie des Sciences (s. Compt. Rend. T. XVII. p. 1304—14308. Paris 1843). 2 p. 863—864. Bi Giliate Infusorien im Cöcum des Pferdes. 287 beschreiben. Leider ist ihre Darstellung nicht derart, dass man aus ihr viel entnehmen könnte, zumal Abbildungen fehlen. Am besten noch ist daraus ihre premiere esp&ce zu erkennen, die jedenfalls mit Cycloposthium bipalmatum identisch ist. Ihre zweite Art dagegen habe ich nicht erkennen können, es müsste denn sein — und ihre ganze Beschreibung passt darauf —, dass sie ein in Theilung begrif- fenes Cycloposthium für eine andere Species gehalten haben, was ja nicht unmöglich wäre. Die folgenden Arten sind noch kürzer als die ersten gekennzeichnet. Ich vermuthe, dass sie unter quatriöme espece Paraisotricha quadrata meinen. Ihre dritte, fünfte und sechste Species wage ich überhaupt nicht zu bestimmen. Als siebente führen sie kurz an: Monades de !/,.u° de millimetre. Dies dürften die auch von mir beobachteten Flagellaten sein. Weıss! bezieht sich auf die Ahhandire obiger Autoren. Doch geht er bereits einen Schritt weiter und giebt eine Abbildung von Cyeloposthium bipalmatum, ohne es anders als die beim Pferde häufigste Art zu nennen. Doch ist die Zeichnung nur skizzirt. Sie stellt in groben Umrissen das Thier mit eingezogenem Giliophor dar. Von den Cilien dieses letzteren, von Kern, Vacuolen etc. ist nichts zu sehen. Vor ihm, im Jahre 1854, hatte schon Corivn mehrere Arten ent- deckt und beschreibt sie kurz in seinem »Traite de physiologie com- paree des animaux domestiques«. Leider war mir diese erste Ausgabe des Buches nicht zugänglich. In der zweiten Auflage desselben giebt er? an, dass im Blind- und Grimmdarm des Pferdes acht bis zehn Arten von Infusorien vorkämen. 15 Abbildungen unterstützen den knappen Text. Aus ihnen ist zu entnehmen, dass Fig. I, wenn auch sehr wesentliche Details fehlen, Gyeloposthium bipalmatum ist. Fig. 2—4 sind anscheinend kleinere Exemplare derselben Species in verschie- dener Lage; Fig. 5 wahrscheinlich Blepharoprosthium pireum mihi mit kontrahirtem Halstheil. Die Abbildungen Fig. 6—8 lassen auf Blepharo- corys uncinatum schließen. Fig. 9 sind zwei Flagellaten, Fig. 10 viel- leicht Paraisotricha colpoidea, Fig. 11 eine Form, die ich nicht zu be- stimmen wage, Fig. 12 und 13 wahrscheinlich Paraisotricha oblonga. Alle sind nur oberflächlich gezeichnet, nur bei einer ein Kern abge- bildet. In allerletzter Zeit, als ich vorliegende Untersuchungen bereits abgeschlossen hatte, da mir eine Abhandlung Fıorenrint’s ? zu Gesicht, 1! Weiss, Specielle Physiologie der Haussäugethiere. p. 131—132. Stuttgart 4859. 2 Paris 4871. p. 8386—837,. 3 FIORENTINI, Intorno ai Protisti dell’ intestino degli equini, Pavia 4890. 288 Albert Bundle, um die ich mich lange vergeblich bemüht hatte. Dieser Autor be- schreibt 14 Arten von ciliaten Infusorien, die er im Blind- und Grimm- darm des Pferdes fand. Er ist der Erste, der diese Thiere benennt und sie zu klassifieiren sucht. In wie weit er hierbei das Richtige getroffen, soll im speciellen Theil untersucht werden. Hier will ich zunächst nur bemerken, dass meine Messungen mit den von FIOREN- tını gegebenen keineswegs übereinstimmen. Damit wäre die gesammte Speciallitteratur über unseren Gegen- stand, so weit ich im Stande bin, dieselbe zu überschauen, erschöpft und ich gehe zu der Beschreibung der einzelnen, von mir aufgefun- denen Infusorien über. Specieller Theil. Cycloposthium! nov. gen. Gyeloposthium bipalmatum Fiorentini. Synon.: 1. u. 2. Infusorienart von GRrUBY et DELAFOND; 4. bis 4. Infusorienart von CoLın; häufigste Infusorienart des Pferdes nach Weiss; Entodinium bipalmatum Fiorentini (Fig. 1—6). Von allen Protozoen, welche das Cöcum des Pferdes bevölkern, ist diese Form die häufigste. Ich vermisste sie in den weit mehr als tausend Präparaten, die ich anfertigte, wohl nicht öfter als höchstens zwei- bis dreimal. Dieser Umstand, sowie jener, dass dieses Infusor nicht nur das größte aller hier in Betracht kommenden Ciliaten ist, sondern auch bezüglich seiner äußeren Gestalt am wenigsten leicht mit anderen verwechselt werden kann, mag die Ursache sein, dass es verbältnismäßig am meisten gekannt und am genauesten beschrie- ben ist. Die Gestalt des Thieres ist langgestreckt, im vorderen Theil dicker, im hinteren etwas dorsoventral abgeplattet. Der Querschnitt, wenigstens jener der vorderen vier Fünftel des Körpers, zeigt eine ellipsoide Form, mit der Abweichung, dass der Längsleiste ent- sprechend eine manchmal fast gar nicht, manchmal sehr deutlich aus- geprägte dritte Kante wahrzunehmen ist, wodurch er mehr die Form eines Dreiecks bekommt, dessen Seiten aus Bogenlinien bestehen. Diese eben erwähnte Leiste (Fig. I /) befindet sich auf derselben Seite, auf welcher der Kern liegt und läuft in derselben Richtung wie dieser als eine dicht am Collare (Fig. 4 c) beginnende, doppelt kon- 1 xuUx)os = Kreis, nocs1ov = Vorhaul. Giliate Infusorien im Göcum des Pferdes. 289 tourirte Kante nach hinten. Vorn ist dieselbe scharf abgesetzt und verhältnismäßig breit, verjüngt sich aber in ihrem weiteren Verlaufe immer mehr. An dem rechten der beiden, zweckmäßig als »Caudalia« zu bezeichnenden hinteren Fortsätze (Fig. I cd) biegt sie nach links um, beschreibt einen nach vorn offenen Bogen und verliert sich in der Gegend des linken Caudale. Auf diese Weise werden nach hinten zu, von da ab, wo das Tbier an Dicke bedeutend abnimmt, zwei verschie- den lange, dünne, aber breite Platten gebildet. Zwischen beiden ist ein quer verlaufender Einschnitt, aus dem die CGaudalia hervorstreben. Der Körper ist formbeständig. Seine äußere Hülle starr, fest und unelastisch. Sie lässt sich durch Behandlung mit Wasser und Alkohol abheben. Das Ektoplasma (Fig. 4) ist eine Schicht von größerer Dichtig- keit und verschiedener Stärke — am dicksten hinten, am schmalsten an den Seiten — und frei von Einschlüssen. Bezüglich seiner feineren Struktur möchte ich Folgendes erwähnen: Bereits frühere Forscher, wie CoLın, STEIN, Maupas waren zu dem Resultate gekommen, dass das Ektoplasma nicht eine einfache Schicht sei, sondern aus einer äußeren Hülle und dem eigentlichen Ektoplasma bestehe, wie ich die verschiedenen Bezeichnungen, die von ihnen an- gewandt worden, kurz zusammenfassen will. Die Untersuchungen von Balantidium elongatum, die BürscnLı gemeinsam mit ScHEWIAKOFF ! aus- führte, ergaben, dass die dicke Membran (Cuticula Stei’s) dieses In- fusors eine sehr schön entwickelte Alveolarschicht ist, die namentlich auch gegen das unterliegende Plasma durch einen scharfen Grenzsaum gesondert erscheint. Letzterer sei desswegen so deutlich, weil zwi- schen ihm und dem Entoplasma eine ganz hyaline Zwischenzone be- stehe. Auch Scuusers? konnte bei Diplodinium- und Ophryoscolex- Arten eine Ekto- und Entoplasma trennende »Membran« sowie eine Alveolarschicht konstatiren. Es ist daher wohl anzunehmen, dass auch bei anderen, wenn nicht bei allen, Infusorien sich Differenzirungen des Ektoplasmas nachweisen lassen. Denn auch meine Untersuchungen von Gyeloposthium bestätigen dies. Ich fand nämlich an Schnitten, die ich zu diesem Zwecke ausführte, folgende Verhältnisse vor: Auf die Pellicula (Fig. 4 p), die sich als die äußerste, zarte und feine, dabei beim Schneiden doch spröde periphere Schicht repräsen- tirt, folgt eine schmale, glänzende, hyaline Schicht (Fig. 4 h), an die 1 Bronn’s Klassen und Ordnungen. Bd. III. p. 1264. 2 ScHUBERG, Einige Organisationsverhältnisse der Infusorien des Wiederkäuer- magens. in: Sitzungsber. der physikalisch-medicinischen Gesellschaft zu Würz- burg. Jahrg, 1894. p, 10. 290 Albert Bundle, sich eine breite Zone anreiht, welche durch je zwei feine, radiär verlaufende, bald neben einander liegende, sehr häufig aber auch einen kleinen, verschieden großen, gewöhnlich keilförmigen Zwischen- raum zwischen sich lassende! Fädchen in gleich große Abthei- lungen getrennt ist (Fig. 4 al). Auf diese Alveolarschicht folgt wie- der eine schmale, hyaline Schicht (Fig. 4 h,), welche durch einen gut sichtbaren, dunkel kontourirten »Grenzsaum« (Fig. 4 g) vom Ento- plasma getrennt ist. Wir können demnach am Ektoplasma unter- scheiden: i) die Pellicula, 2) die äußere hyaline Schicht, 3) die Alveolarschicht, 4) die innere hyaline Schicht, 5) den Grenzsaum. Der Kern und die kontraktilen Vacuolen liegen, wie ich schon an dieser Stelle hervorheben will, bei Gyeloposthium bipalmatum, nicht im Ekto-, sondern im Entoplasma, eine Thatsache, die mit den An- sichten BürscaLr’s? in Übereinstimmung, mit den Wahrnehmungen SCHUBERG’S? dagegen im Widerspruch steht. Denn Letzterer fand bei den Diplodinium- und Ophryoscolex-Arten diese Organula im Ekto- plasma. Das Entoplasma ist in der Regel fein granulirt und schließt in sich eine große Anzahl Futterpartikel der verschiedensten Art und von oft bedeutender Größe ein. Eine eigenthümliche Gestaltung zeigt es bei ganz großen Individuen: Hier ist der ganze Innenraum ausgefüllt mit einer Unmasse stark lichtbrechender, glänzender Gebilde von un- regelmäßiger Form, die sich aber in ihren Kontouren an einander an- passen und die dem Ganzen das Aussehen fein genarbten Leders geben. Bei scharfer Einstellung bemerkt man an ihnen einen hellen Saum, während der Körper dunkel ist. Bei Zusatz von heißem Wasser lösen sie sich nach vorhergehendem Quellen. In Alkohol sind sie unlöslich. Durch Jod werden sie im festen Zustand braun bis braunviolett, im gequollenen oder gelösten dagegen weinroth gefärbt. Diese Reaktionen decken sich vollständig mit jenen, die BürscaLı für einen Stoff fest- stellte, welchen er bei gewissen parasitischen Heterotrichen (Nyeto- 1 Ob sich dies am lebenden Thiere eben so verhält, vermag ich natürlich nicht zu sagen. Doch scheint es mir, als ob diese Zwischenräume Kunstprodukte seien, hervorgebracht durch Schrumpfung der Alveolenwandungen in Folge der Wasserentziehung bei der Behandlung mit Alkohol. ? Bürscauı, in: Bronn’s Klassen und Ordnungen. Bd. III. p. 41492. 3 SchuBERG, Einige Organisationsverhältnisse der Infusorien des Wiederkäuer- magens. in: Sitzungsberichte etc. p. 10. A nd HE 1 nn She 32 nk EL a a Zn en u ee ie ee a a Ze a ae nn di ETEER, Ya ua a) ’ u £ 5 ae Im Si nd u az P" re it 2 RE FRE Oiliate Infusorien im Göcum des Pferdes. 391 therus und Balantidium) ! und Gregarinen ? entdeckte und als Paragly- kogen bezeichnete. Da auch Form und Aussehen unserer Gebilde mit den Beobachtungen BürscaL!’s übereinstimmt, so nehme ich keinen Anstand, sie ebenfalls für Paraglykogen anzusprechen. Wimpern besitzt Cyceloposthium bipalmatum mit Ausnahme der noch zu beschreibenden, amCiliophor und den Caudalien sitzenden, nicht. Die Bewegung ist, so lange die Thiere nicht durch Hindernisse aufgehalten werden, eine gleichförmige, ruhige und, gegenüber der bei den meisten anderen hier in Betracht kommenden Giliaten, langsam bis mäßig schnell. Sie wird durch die beiden Caudalia (Fig. I cd) hervorgerufen, die sich zu beiden Seiten des Hinterendes befinden und einander gegenüberstehen. Diese bestehen aus drei Theilen: 1) einem ringförmigen, aus einer dicken, doppelt kontourirten Membran bestehenden Theil, der 2) das Basalstück umschließt, an welchem 3) je sechs Cilien sitzen. Letztere sind breit, lang, nach allen Seiten hin beweglich. Das Basalstück ist am Grunde gerade und schräg abgesetzt. Von hier aus gehen 2—3 sehr feine, schwer sichtbare Fädchen (Myophane?) in das Innere des Körpers (Fig. I m). An dem bei der Bewegung nach vorn gerichteten Pole des Thieres befindet sich das Peristom. Vier Theile können wir an ihm unter- scheiden: 1) das Collare, 2) den Cilienkranz, 3) den Giliophor, %) den Mundrand. Das Gollare (Fig. 4 c) bildet einen äußeren, peripheren, durch eine Falte der Pellicula gebildeten, starren Grenzwall und ist nicht einziehbar. Der Form nach entspricht es einem Krater mit ovaler Mündung, in dessen Innenraum die übrigen Theile des Peristoms ein- geschlossen sind. An dasselbe schließt sich nach innen zu der Cilio- phor (Fig. I cp) an, der die Gestalt eines oben abgestumpften Hügels besitzt. Zwischen beiden ist eine Furche, die, je nachdem letzterer mehr oder weniger eingezogen ist, verschieden tief ist und bei voll- ständiger Ausstülpung des Ciliophors fast ganz verschwindet. An der Basis des letzteren sitzen ca. 24 breite, ziemlich lange Wimpern in 1 BürschLı, Über das Vorkommen einer dem Amyloid verwandten Substanz in einigen niederen Thieren. in: Arch, f. Anat, u. Physiol. 1870. p. 362. 2 Derselbe, Bemerkungen über einen dem Glykogen verwandten Körper in den Gregarinen. in: Zeitschrift f. Biol. Bd. XXI. p. 603—612. 4885. Zeitschrift f, wissensch. Zoologie. LX. Bd. 30 399 Albert Bundle, kreisförmiger Anordnung um denselben herum: der Cilienkranz (Fig. A kr). An der Spitze des genannten Hügels ist ein ovaler Aus- schnitt, die Mundöffnung (Fig. 1 o), die in den weiten Schlund führt. Ciliophor sammt Wimpernkranz können, wie schon erwähnt, einge- zogen werden. Dies geschieht aber nicht in der Richtung der Längs- achse, sondern die retrahirende Bewegung ist eine schraubenförmige, in der Richtung von rechts und vorn, nach links und rückwärts ver- laufende. Ein- und Ausstülpung wechseln oft mit einander ab und sind theils vollständig, theils mehr oder minder unvollständig. Auch bei gänzlicher Einziehung des Ciliophors ragen die Cilien noch mit ihren Spitzen zum Theil aus der Peristomhöhlung hervor. Die Wimpern des CGilienkranzes werden wohl auch zur Unter- stützung der Bewegung verwendet, in erster Linie jedoch zur Nah- rungsaufnahme gebraucht. Sind Nahrungstheile in das Innere des Kranzes durch die Wimperung, die häufig von einer ruckartigen Vor- wärtsbewegung des Thieres unterstützt wird, gelangt, so wird der Giliophor eingezogen, wodurch die Gilien sich über die Mundöffnung garbenförmig zusammenlegen und die Nahrung in dieselbe hinein- drücken. Auf diese Weise kommen oft sehr große Futterpartikel in das Innere, wo sie durch eine sehr gleichmäßige und starke Cirkulation (Fig. 5) weiter befördert werden. Diese ist am stärksten an der Peri- pherie, schwächer im Inneren, fast gar nicht wahrnehmbar am Collare. Sie beginnt in der Mitte, unterhalb der Mundöffnung, geht von da nach der Nucleargegend, hier längs des Kernes nach hinten, in der Höhe des rechten Gaudale nach links, nicht ohne vorher einen zweiten, kleineren Strom, der sich aber am linken Caudale zum Theil wieder mit dem Hauptstrom vereinigt, im Übrigen kreisförmig im Hintertheil des Thieres verläuft, abgegeben zu haben, und von da wieder yach vorn. Der Schlund wird, so weit man überhaupt von einem solchen sprechen kann, einzig und allein gebildet durch die im Inneren des Giliophors befindliche Höhlung. Er ist demnach kurz und breit, vorn verhältnismäßig eng, und erweitert sich nach hinten zu. Der After (Fig. I a) befindet sich hinter der Basis des linken Cau- dale, in dem durch die Wiedervereinigung der beiden »Endplatten« ge- bildeten Winkel. Er ist klein und schwer sichtbar. Doch wird seine Auffindung erleichtert durch die Beobachtung der nicht allzu selten und immer nur hier stattfindenden Ausstoßung von Exkrementen. Eine Afterröhre ist nicht vorhanden. | Größe. Cycloposthium bipalmatum ist das größte aller uns hier interessirenden Ciliaten. Doch ist seine Größe sehr wechselnd. Exem- plare, die ich gemessen, zeigten folgende Dimensionen: EEE EEE ET TUE ER BR Giliate Infusorien im Göcum des Pferdes. 393 Exem- Länge | Breite | Dicke plar. in mm in mm inmm a 0,092 0,044 — b 0,084 0,032 — C 0,144 0,042 0,038 d 0,064 0,030 0,027 e 0,194 0,085 — f 0,4135 0,072 — 8 0,079 0,034 | 0,27 Im Mittel beträgt demnach die Länge 0,107, die Breite 0,047 mm. Ein genaues Durchschnittsmaß der Dicke zu geben, ist mir nicht mög- lich, da ich gerade die größten Formen daraufhin nicht messen konnte. Der Kern (Fig. I man) liegt nahe der Peripherie auf der dem After entgegengesetzten Seite, unter der Längsleiste, ist langgestreckt, ziemlich schmal und zeigt die Form einer Pistole. Vorn ist er etwas dicker, abgerundet und nach der Mitte des Thieres zu rechtwinkelig umgebogen. Manchmal, besonders bei großen Individuen, ist dieses Vorderende wieder lateralwärts zurückgeschlagen. Nach hinten zu wird der Nucleus schmäler und ist am aboralen Ende mehr oder weniger zugespitzt. Auf der lateralen Längsseite, ziemlich genau in der Mitte, ist ein halbkreisförmiger Ausschnitt, in welchem der Neben- kern liegt. Der Makronucleus ist grobkörnig, von derber Konsistenz ‚und intensiv tingirbar. Der Mikronucleus (Fig. 4 min) liegt in dem eben erwähnten Ausschnitte des Hauptkerns und ist von ellipsoider Gestalt. Seine bei- den Pole — man kann einen oralen und aboralen unterscheiden — sind zugespitzt. An ihnen ist dichter granulirtes, nach vorn bezw. nach hinten allmählich an Dichtigkeit und Stärke abnehmendes Proto- plasma (Fig. I pr) angehäuft. Die Großkerne wiesen folgende Dimensionen auf: Exem- Länge | Breite | Dicke plar!. in mm in mm in mm a 0,084 0,003 0,003 b 0,055 0,005 — G 0,095 0,006 — d 0,049 0,004 0,004 e 0,155 0,044 — f 0,142 0,008 _ g 0,053 0,004 0,005 Demnach sind die Durchschnittsmaße: Länge 0,086, Breite 0,006, Dicke etwa 0,004 mm. ! Die Buchstaben entsprechen denen der oben gemessenen Individuen, 2 Breite und Dicke sind in der Mitte des Kerns gemessen. Am vorderen, kol- benförmigen Ende sind die Verhältnisse durchweg etwa 2—21/ymal größer, 20 * 294 Albert Bundle, Kontraktile Vacuolen (Fig. I cv) sind sechs vorhanden. Die- selben liegen in der Nucleargegend, dicht unter dem Ektoplasma, in einer von vorn nach hinten gehenden Reihe und sind von verschiedener Größe. Da sie sich häufig kontrahiren, so ist gewöhnlich immer die eine oder die andere unsichtbar, wesshalb man anfänglich leicht geneigt ist, ihre Zahl geringer anzunehmen. Die für einige Ciliaten des Wiederkäuermagens, sowie die meisten des Pferdedarmes so charakteristischen Konkrementvacuoien (Kon- krementhaufen Scauserg’s) fehlen hier ganz. Manchmal stößt man allerdings im Innern der Thiere auf Gebilde, die damit eine entfernte Ähnlichkeit haben. Es sind dies große, einzeln oder zu zweien und dreien vorkommende, fast die ganze Breitseite des Infusors einneh- mende Hohlräume, in deren Innern, umgeben von einem breiten, homogenen Saum, allerdings auch Körnchen liegen, die jedoch von jenen braun pigmentirten dadurch wesentlich unterschieden sind, dass sie farblos erscheinen und dass sie, mit Boraxkarmin gefärbt, bei meh- rere Tage langer Behandlung mit 63 °/,igen salzsaurem Alkohol immer noch schön rosa tingirt sind, während das sie umgebende Plasma die Farbe vollständig verloren hat. Konjugation habe ich niemals beobachtet, dagegen sehr häufig und in den verschiedensten Stadien eine Theilung. Diese besteht ausschließlich in einer Quertheilung und geht folgendermaßen vor sich: 1. Stadium. Das Infusor nimmt an Länge sowie in der Mitte an Dicke zu. Der Nebenkern ist als solcher nicht mehr zu erkennen. Der Makronucleus verdickt sich in der Mitte und wird (etwas) wurmförmig gekrümmt. An beiden Seiten des Thieres wölben sich zwei halbkugel- förmige Gebilde hervor. Aboral von diesen bildet sich eine rings- herumlaufende Einschnürung. Hinter der letzteren entsteht auf der linken Seite eine hellere Stelle. 2. Stadium. Aus den an den Seiten befindlichen Halbkugeln sprossen kurze, breite Gilien hervor. Die Einschnürung wird tiefer, das ganze Thier und mit ihm der Kern länger. Innerhalb der hellen Stelle hinter der Querfurche werden eine Anzahl geschlängelter Linien sichtbar. 3. Stadium. Der Kern theilt sich, er wird dort, wo er vorher am dieksten war, nunmehr am dünnsten. Die Einschnürung vertieft sich, aber unregelmäßig, derart, dass — den Kern immer auf der rechten Seite gedacht — die vordere Hälfte des Gesammtthieres mehr nach rechts, die hintere nach links gerückt erscheint. Die neuen Caudalia haben so ziemlich ihre endgültige Form erreicht. Ihre Wimpern be- wegen sich bereits. Auf der linken Seite hat sich die helle Stelle Giliate Infusorien im Cöcum des-Pferdes. 295 scharf gegen ihre Umgebung abgegrenzt. Innerhalb derselben sind die späteren Cilien des Peristoms deutlich unterscheidbar. Die kon- traktilen Vacuolen haben sich vermehrt. 4. Stadium (Fig. 6). Vordere und hintere Hälfte sind noch mehr nach rechts und links aus einander gewichen. Der Kern hat sich getheilt, doch ist die hintere Hälfte an ihrem vorderen Ende noch zugespitzt. Die Gilien des neuen Ciliophors (Fig. 6 cp,) bewegen sich bereits im Innern. Der Cirkulationsstrom, der bislang durch beide Hälften un- unterbrochen ging, hat sich getheilt, so dass jede dieser ihre besondere Strömung aufweist. Das neue Collare (Fig. 6 c,) wird erkennbar. 5. Stadium. Die Verbindung der beiden neu entstehenden Indi- viduen ist nur noch eine minimale. Das neugebildete vordere Ende des Kerns wird dicker. Die Cilien des neuen Giliophors ragen mit ihren Spitzen ab und zu aus der Peristomhöhle hervor. 6. Stadium. Vollständige Trennung. Je mehr man im Darme des Pferdes nach hinten kommt, desto mehr todte, im allmählichen Verdautwerden begriffene Infusorien, also auch Cyeloposthien, trifft man an. Völlig verschieden von diesen sind jedoch gewisse Exemplare, die, ohne dass sie Leben zeigen, im Blind- darm neben einer Unzahl lebender ab und zu vorkommen u. z. be- sonders dann, wenn die letzteren von ganz hervorragender Größe waren. Denn, wenn jene anderen todten Individuen, selbst in Fällen, wo sie schon fast völlig aufgelöst waren, immer noch deutlich die Um- risse der lebenden erkennen ließen, zeigten diese eine hiervon ab- weichende Form, darin bestehend, dass das Protoplasma sich von der äußeren Hülle zurückgezogen hat, und anscheinend eingedickt, rissig und brüchig geworden ist. Die Caudalia sind verschwunden, der Ciliophor ist eingezogen. Das Collare hat sich von beiden Seiten über die Peristomhöhlung zusammengezogen und verschließt diese fast ganz, so dass das Lumen der Öffnung, aus der beim lebenden Thiere der Ciliophor hervortrat, auf ein Viertel seines früheren Durchmessers ein- geschränkt ist. Aus dem so verengten Collare ragen noch einige Spitzen von Cilien hervor. Der Kern ist im Zerfall. Bei halbverdauten Exemplaren ist der Kern in der Regel noch gut erhalten, während das Protoplasma vollständig verschwunden ist, also gerade umgekehrt. Auch findet man das Collare nie über die Peristom- höhle zusammengezogen, dagegen ist der Ciliophor verschwunden. Welche Umstände diese verschiedenen Verhältnisse herbeiführen, vermag ich nicht zu sagen. Die Vermuthung, dass man es hier mit einer Encystirung zu thun habe, liegt allerdings nahe. Aber der Beweis 296 Albert Bundle, selbst nur für die Wahrscheinlichkeit eines solchen Vorgangs dürfte sehr schwer zu führen sein. In seiner bereits erwähnten Abhandlung über die Protozoen des Darmes der Pferde! hat Fıiorentisı unter »Entodinium bipalmatum« ein Infusor beschrieben, das mit dem von mir »Cycloposthium bipalmatum genannten wohl identisch sein dürfte, jedoch nicht zur Gattung Ento- dinium Stein gehört. Denn: Bürscatı? stellt folgende Diagnose der Gruppe Ophryoseolecina, zu der Entodinium gehört, auf: »Klein bis ziemlich groß. Starr, mit dicker Pellicula; nur das Peristom ist retraktil; sein Saum kann vor- und zurückgezogen werden. Adorale Wimperzone nahezu kreisförmig geschlossen; ihr Oralende steigt tiefin die trichterförmige Peristomhöhle hinab. Letz- tere ist vorn so weit geöffnet, dass sie fast das gesammte Peristomfeld einnimmt, auf der linken Ventralseite setzt sich ihre Öffnung in einen Spalt fort, welcher mäßig weit nach hinten zieht. Die Peristomhöhle vertieft sich zu dem ansehnlichen Schlund, welcher nicht scharf gegen sie abgegrenzt ist. Derselbe zieht etwas nach links gekrümmt nach hinten. Das Peristom- oder Stirnfeld ist von einem ziemlich hohen Peristomsaum umzogen, der einen Spiralumgang beschreibt, also nicht kreisförmig geschlossen ist. Bei geöffnetem Peristom wird der Saum nach innen (gegen das Peristom) wie nach außen durch eine tiefe Einfaltung der Oberfläche begrenzt. Letztere be- schreibt demnach etwa zwei Spiralumgänge. Sie ermöglicht, dass derSaum über das retrahirte Peristom vollständig vor- oder zurückgezogen werden kann und es nach außenab- schließt. In der vorderen Körperhälfte, linksseitig oder mehr auf den Rücken übergreifend, zuweilen eine quere Membranellenzone, von vorderer und hinterer Einfaltung begrenzt und gleichfalls retraktil (Diplodinium). Das Hinterende häufig mit stachelartigen Fortsätzen (Ophryoscolex). After bei den unbestachelten Formen terminal; ge- wöhnlich mit Afterröhre. Gattung Entodinium Stein: Klein bis mäßig groß (0,03—0,12). Gestalt etwa oval bis drei- eckig, da hinten zum Theil etwas verjüngt. Hinterende zuweilen mit drei stachelartigen Fortsätzen, von welchen der linke viellänger ist, wie die beiden rechten. Hauptcharakter der Mangel einer Membranellen- zone am Körper. Eine kontraktile Vacuole vor der Körpermitte, rechts- seitig oder dorsal. MaN länglich, ganz rechtsseitig, dicht unter der 1 p. 1143, ? BürscaLı, Protozoa, in: Bronn’s Kl, u. Ordn. d. Th. Bd. II. p. 1737—38. Giliate Infusorien im Göcum des Pferdes. 297 Oberfläche, mit anliegendem MiN. Parasitisch im Rumen und Reti- culum der Wiederkäuer. Drei Arten.« Vergleichen wir das Ergebnis der Untersuchungen, die ich bei Cyeloposthium bipalmatum ausgeführt habe, mit der Charakteristik der Ophryoscolecinen, so werden wir finden, dass allerdings auch bei unserem Thiere das Peristom retraktil ist; auch nimmt die Öffnung der Peristomhöhle fast das gesammte Stirnfeld ein. Das ist aber auch so ziemlich das Einzige, was mit Entodinium übereinstimmt. Die Haupt- charaktere, auf die es doch allein ankommt, fehlen. Denn weder Fiorentist noch ich konnten an Cycloposthium bipalmatum entdecken, dass die adorale Wimperzone »nahezu kreisförmig geschlossen« ist und dass »ihr Oralende tief in die trichterförmige Peristomhöhle hinab- steigt«, eben so wenig, wie »einen Peristomsaum, der einen Spiralum- gang beschreibt, »also nicht kreisförmig geschlossen ist!« Gerade das Gegentheil ist der Fall. Die adorale Wimperzone ist kreisförmig ge- schlossen und ein Peristomsaum, der einen Spiralumgang beschreibt, ist nicht vorhanden. Einen Saum, der nach innen und außen durch eine tiefe Einfaltung der Oberfläche begrenzt wird, die es ermöglicht, dass derselbe vor- und zurückgezogen werden kann, hat Gyeloposthium ebenfalls nicht. Das, was Fiorentisı zeichnet und was augenscheinlich diesen vorstellen soll, ist etwas ganz Anderes. Er hat wahrscheinlich Individuen, die den Ciliophor nicht ganz, aber doch nahezu ganz ausge- stülpt hatten — man trifft das sehr häufig — vor sich gehabt (s. Fig. 1). Denn in diesem Falle scheinen die eine dem Rand des Collare parallel laufende Linie bildenden Ansatzstellen der an der Basis des Ciliophors sitzenden Wimpern durch, und man glaubt es bei oberflächlicher Be- obachtung mit einem Saum zu thun zu haben. Wenn das auch falsch ist, so sieht man hieraus doch, dass FıorEnrinı es versucht, wenigstens in einem Punkte dem Familiencharakter gerecht zu werden. In allem Übrigen ist es bei diesem einen Versuche geblieben und, da er sein »Entodinium bipalmatum« auch so, wie er es gesehen hat, nicht in der genannten Familie unterbringen kann, lässt er in der einleitenden Cha- rakterisirung des Genus Entodinium die von STEIN, SCHUBERG, BÜTSCHLI aufgestellten Hauptmerkmale weg und beschränkt sich auf Folgendes: »Breite und einzige Ciliarkrone in der vorderen Gegend, eine ge- räumige (ambia) Mundöffnung umschließend, die in einen weiten Schlund führt. Voluminöser länglicher Nucleus, große, zusammenzieh- bare Blase; Tegument resistent; Nahrungskörper im Protoplasma.« Übrigens bedürfen die Mittheilungen Fıorentin’s auch noch an anderen Stellen einer Ergänzung. So sind,ihm die Verhältnisse des Peristoms unklar geblieben. Er zeichnet einen breiten Saum, auf dem 298 Albert Bundle, ein Wimpernkranz sitzt. Die dazwischen liegende Öffnung soll der Mund sein. Vom Ciliophor und dem wirklichen Mund hat er nichts ge- sehen. Des Weiteren zeichnet er einen nach links gerichteten Schlund. Offenbar aber hat er die Peristomhöhle, d.h. also die Höhle, in welcher das retrahirte Peristom liegt, damit verwechselt. Dass das kolbenför- mige Vorderende des Kerns sich lateralwärts umbiegt, habe ich nie- mals finden können, sondern immer nur das Gegentheil. Möglich wäre es aber immerhin, dass solche Fälle hier und da vorkommen. Die Längsleiste halte ich mit Fiorexrini für die Vereinigungsstelle der beiden Platten des Teguments. Dagegen fand ich die von ihm als charakteri- stisch angegebene Abwechslung von hellen und dunklen Zonen an der genannten Leiste durchaus nicht immer, sondern nur ab und zu, und auch dann nicht in der von ihm beschriebenen Form, sondern die Längsleiste war in eine Anzahl kleiner, heller, von einander durch einen schmalen Zwischenraum getrennter Rechtecke zerfallen. Eine Erklärung für dieses Phänomen kann ich eben so wenig wie FıorEntinı geben. Den After verlegt Fıorenrtint auf den Rücken, ungefähr in die Mitte der aus der Längsleiste hervorgegangenen Querleiste. Letztere hat er vollständig übersehen, während er die erstere nur bis zum rechten Caudale gehen lässt. Dass ich Exemplare gefunden habe, deren Inneres genarbtem (Chagrin-) Leder ähnelt, habe ich bereits bemerkt, eben so auch, dass dies nur selten und nur bei den allergrößten Individuen vorkommt, Fıorenrtini stellt es als Merkmal für die ganze Art auf. Auch nimmt er an, dass es das Tegument sei, das so aussieht. Er will außerdem bei Exem- plaren, die sich in Theilung befanden, eine longitudinale Streifung be- merkt haben. Ich fand eine solche niemals. Die Maße, die der ita- lienische Autor giebt (Länge 0,214 mm, Breite 0,99 mm), sind, wie schon weiter oben im Allgemeinen bemerkt, unrichtig. Denn, wenn ich auch zugeben will, dass es ausnahmsweise solche lange Individuen geben mag — ich selbst fand als allergrößtes nur ein solches von 0,191 mm Länge — so ist die Breite offenbar um das Zehnfache zu hoch gegriffen. Aber auch dann, wenn man diesen Fehler berichtigt, sind die gegebenen Zahlen als »Durchschnittsmaße« viel zu groß. Blepharocorys' n. g. Die Gattung Blepharocorys gründe ich auf drei Arten. Zwei der- selben sind bereits bekannt, aber von ihrem ersten Erforscher in andere Gattungen gestellt worden. Die dritte wurde bis jetzt noch nicht beschrieben. ! Blepaoov = Augenlid, Wimper, xoovs — Helm. BEE a Se in aa se Er ak ea u spenden a Suse Se a, Giliate Infusorien im Göcum des Pferdes. 299 1. Blepharocorys uncinata (Fiorent.). Synon.: 6. bis 8. Infusorienart von CoLın; Diplodinium uncinatum Fiorent. Fig. 7—9. Dieses Infusor ist das am schwierigsten zu beobachtende, sowohl 'seines selteneren Vorkommens und seiner Kleinheit, als auch, und zwar hauptsächlich, seines etwas verwickelten Baues wegen. Bezüg- lich seines Vorkommens ist es an keine Jahreszeit gebunden. Von der Seite gesehen, zeigt dieses Thier die Gestalt eines un- regelmäßigen, an den Ecken stark abgerundeten Fünfecks. An einer Spitze desselben, nämlich derjenigen, welche bei der Bewegung nach vorn gerichtet ist, ragt ein pfropfenzieherartig gewundener, starrer und unbeweglicher Fortsatz (Fig. 7—9 f) hervor, der 2—-21 Win- dungen macht, an seinem vorderen Ende abgestumpft ist und recht- winkelig zur Längsachse endet. Nach innen zu durchbricht der Fort- satz die äußere Hülle, geht, sich wurmartig krümmend, nach hinten, und endet, indem er sich immer mehr verjüngt, an der Schlund- spitze. Rücken- und Bauchfläche sind von verschiedener Form. Erstere ist konvex gewölbt, letztere mehr eben und zeigt einen tiefen, nahezu senkrechten Einschnitt, den »Querspalt« (Fig. 6—8 sp), an dessen hin- terem Rande sich noch ein besonderer Ausschnitt für die Mundöffnung befindet. Der Körper ist unelastisch, formbeständig, nicht kontraktil, un- gefähr doppelt so lang (ohne den Fortsatz) wie breit. Seine größte Dicke zeigt er etwa im ersten, vorderen Drittel, dort, wo der Mund liegt. Von hier aus nimmt der Dickendurchmesser nach hinten lang- sam, nach vorn rasch an Länge ab. Die äußere Hülle des Körpers ist starr, fest, nicht nachgiebig. | Das Ektoplasma kennzeichnet sich als eine estate, stärker licht- brechende, dünne periphere Schicht von fast homogenem Aussehen. Das Entoplasma ist ziemlich gleichförmig. In ihm suspendirt ist außer Futtertheilchen noch eine besondere Art von Einschlüssen, wie ich sie sonst nur noch bei Paraisotricha, und auch da nur aus- nahmsweise und in geringeren Quantitäten, angetroffen habe. Diese fraglichen Einschlüsse sind größere flockige Massen, die im ungefärbten Thiere nicht sichtbar sind, die aber an gefärbten Präparaten die un- angenehme Eigenschaft zeigen, dass sie trotz 8— IAktägiger Behandlung mit salzsaurem Alkohol ihre Farbe nicht verlieren. Es ist desshalb bei den allermeisten gefärbten Exemplaren von Blepharocorys uncinata nicht möglich, die Strukturverhältnisse und den inneren anatomischen 300 Albert Bundle, Bau zu erkennen. Über die Natur dieser Flocken vermag ich keine Angaben zu machen. Die Körperoberfläche ist zum größten Theil unbewimpert: die vorkommenden Wimpern sind von verschiedener Länge und Anord- nung. Vollständig bewimpert ist der vordere Theil des Infusors, die »Stirnkuppe« (Fig.7”—9 st), d. h. derjenige Theil, der durch den Quer- spalt von dem übrigen Körper getrennt ist. Hier sind auch die Wim- pern, die in unregelmäßiger Anordnung über die ganze Oberfläche vertheilt stehen, am längsten. Sie sind so lang, dass sie weit über den Querspalt und die Mundöffnung hinüberhängen. „Von geringer Größe und einreihig angeordnet sind diejenigen, mit denen der Saum des Querspaltes und des Mundes besetzt sind. Ihnen schließen sich jene an, welche in Spiralreihen den Schlund auskleiden. Rings um den After steht, so weit die Körperoberfläche hier ab- geplattet ist, eine dritte Art Wimpern, die etwas größer als die letzt- genannten sind, aber niemals die Länge der auf der Stirnkuppe stehen- den erreichen. Die Verwendung der langen Wimpern ist eine doppelte. Eines- theils haben sie die Aufgabe, die Nahrungsmittel der Mundöffnung zuzutreiben, anderntheils dienen sie als Bewegungsorgane. Da ihre Zahl nicht allzugroß ist, so ist auch die Schnelligkeit der Fortbewegung nur eine mäßige, wenn man sie mit derjenigen vergleicht, welche wir bei vielen anderen hier in Betracht kommenden Giliaten beobachten können. Die Bewegung geht nicht gleichförmig, sondern ruckweise vor sich. Sie findet in der Regel in der Richtung der Längsachse statt, wobei die Thiere gewöhnlich auf der Seite liegen. Häufig genug be- obachtet man auch eine Rotation um Längs- oder Querachse. Der Mund (Fig. 7—9 o) liegt auf der Ventralseite in einem bucht- artigen Einschnitt des hinteren Randes des Querspaltes. Seine Licht- weite beträgt ungefähr ein Fünftel des Querdurchmessers des Infusors. Er ist an seinem Rande, wie schon erwähnt, mit feinen, kurzen Wim- pern besetzt und geht in einen trichterförmigen, mit seiner Spitze ziemlich genau im geometrischen Mittelpunkte des Thieres endigenden, gerade verlaufenden Schlund (Fig. 7—9 s) über, der, wie ebenfalls schon hervorgehoben, mit kurzen, spiralig geordneten Wimpern be- setzt ist. Der After (Fig. 7—9 a) ist deutlich wahrnehmbar. Er befindet sich, gleich der Mundöffnung, ebenfalls auf der Ventralseite, und zwar ziemlich weit nach hinten, aber immerhin nicht ganz am aboralen Ende. Er kennzeichnet sich als eine feine runde Öffnung, die inmitten einer eirunden, abgeplatteten, dicht mit Wimpern besetzten Fläche liegt. Ciliate Infusorien im Cöcum des Pferdes, 301 An den After setzt sich nach innen zu eine mäßig lange, gerade verlaufende Afterröhre (Fig. 7—9 ar) an, die bis zu der hier liegen- den, ziemlich großen kontraktilen Vacuole (Fig. 6—8 cv) — der einzigen dieses Ciliaten — reicht, so dass es den Anschein erweckt, als ob letztere mit ihr in Verbindung stände. Ob dies thatsächlich der Fall ist, vermag ich mit Sicherheit nicht zu sagen. In Bezug auf seine Größe steht Blepharocorys uncinata ungefähr in der Mitte der Pferdedarminfusorien. Messungen von sechs ver- schiedenen Exemplaren ergaben folgende Resultate: Exem- Länge! | Breite Dicke plar in mm in mm in mm a 0,047 0,025 0,024 b 0,036 0,018 == c 0,049 0,026 0,020 d 0,043 0,019 — e 0,042 — 0,017 f 0,044 | 0,049 | —— Demnach im Mittel: Länge 0,043, Breite 0,024, Dicke 0,019 mm. Der Makronucleus (Fig. 7—9 man) liegt fast in der Mitte, etwas mehr nach vorn, derart, dass sein aborales Ende nicht ganz die Schlund- spitze, sein orales nicht ganz die Mundhöhe erreicht. Er zeigt die Form einer Pyramide mit abgerundeten Kanten und Ecken, deren Basis nach vorn, deren Spitze nach hinten gerichtet ist, und ist von fein- körnigem, fast homogenem Aussehen. Seine Größenverhältnisse sind folgende: Exem- Länge | Breite Dicke plar 2 in mm in mm in mm a 0,013 0,040 0,008 b 0,009 0,007 — (& 0,091 0,009 — d 0,012 0,040 — e 0,012 — 0,009 f 0,013 — 0,009 Im Mittel beträgt demnach die größte Länge des Kernes 0,012 mm, während er 0,009 mm breit und etwa eben so dick ist. Nebenkerne (Fig. 7 min) sind zwei vorhanden. Sie sind in der gewöhnlich anzutreffenden Seitenlage des Thieres schwer sichtbar, dagegen gut, wenn es auf dem Rücken liegt. Im letzteren Falle sieht 1 Ohne Fortsatz gemessen. Mit demselben sind die Zahlen für die Länge um etwa 0,002 zu erhöhen. 2 Die Buchstaben bezeichnen dieselben Thiere wie in der vorigen Tabelle. 302 Albert Bundle, man den einen an der aboralen Spitze des Makronucleus, durch einen kleinen Zwischenraum von ihm getrennt, während der andere auf der rechten Seite des Großkerns in einem halbkugelförmigen Ausschnitt desselben liegt. Beide Mikronuclei sind klein von kugeliger Gestalt und ungefähr gleicher Größe. Die Fortpflanzung geschah, so weit ich sie zu beobachten Gelegen- heit hatte, durch Theilung und zwar durch Quertheilung (Fig. 8 und 9). Sie wird eingeleitet dadurch, dass die Nebenkerne nicht mehr zu sehen sind, während eine Vergrößerung des Makronucleus zu konstatiren ist, wobei letzterer eine glocken- oder birnenförmige Gestalt (Fig. 9 man) annimmt. Im 2. Stadium wird der Kern langgestreckter und es tritt zwischen dem 2. und 3. Drittel des Thierkörpers eine querverlaufende Einschnürung auf (Fig. 8 und 9 if). 3. Stadium. Der Kern ist noch größer und insbesondere bedeutend länger geworden. Von der Seite gesehen, hat er ein wurmförmiges Aussehen angenommen. k. Stadium. Der Kern hat noch mehr an Länge zugenommen und reicht nunmehr fast bis zur kontraktilen Vacuole. Während er an beiden Enden von ungefähr gleicher Dicke geblieben ist, verdünnt er sich in der Mitte immer mehr (Fig. 9 man). Aboral von der ersten, das ganze Thier umfassenden, bildet sich auf der Ventralseite eine zweite, partielle Einschnürung (Fig. 9 sp,): die erste Anlage des Quer- spalts des neu entstehenden Individuums. 5. Stadium. Aboral von der Anlage des zukünftigen neuen Quer- spalts ist der neue Schlund durch zwei schräg von vorn und ventral nach hinten dorsalwärts verlaufende Linien angedeutet (Fig. 9 sı). Wimpern sind an der Theilungsfurche noch nicht aufgetreten. Individuen, bei denen die Theilung weiter fortgeschritten war als bis hierher, habe ich leider in den anderthalb Jahren, während welcher ich mich mit den vorliegenden Untersuchungen beschäftigte, niemals aufgefunden. Ich habe dies um so mehr bedauert, als es mir sehr inter- essant gewesen wäre, den Zeitpunkt zu bestimmen, wann und wo die ersten Wimpern an dem neuen Individuum auftreten. Vielleicht ist es mir möglich, hierüber später noch zu berichten. 2. Blepharocorys valvata (Fiorent.). Synon.: Entodinium valvatum Fiorent. (Fig. 10). Dieses noch seltener als das vorige vorkommende, ihm an Länge fast gleiche, an Breite etwas nachstehende Infusor wird zu allen Jahres- zeiten gefunden. r s. 1) R & 5 ERWIESEN TG DE bed a Ciliate Infusorien im Cöcum des Pferdes. 303 Die Gestalt des Körpers, der eben so formbeständig, starr und unelastisch ist wie bei der vorigen Form, ist länglich, im vorderen Drittel am breitesten, nach hinten dorsoventral abgeplattet und etwas zugespitzt. Die bewimperte Stirnkuppe (Fig. 10 st) ist nicht so massig wie bei B. uncinata. Sie erleidet nämlich auf der Ventralseite eine gewisse Veränderung in so fern, als hier der Querspalt nicht ein ein- facher Einschnitt ist, sondern sich buchtartig erweitert. Da auch an der, etwa der Mundöffnung gegenüber liegenden Stelle des Rückens eine, wenn auch nur schwache, Vertiefung sich vorfindet, so erscheint die helmartige Stirnkuppe nicht nur kleiner und schlanker, sondern auch schärfer von dem übrigen Körper abgesetzt. Die eben hervor- gehobene Modifikation des Querspalts ist übrigens nicht die einzige, denn sein aboraler Rand ist glatt und verläuft in gerader Richtung. Es fehlt ihm demnach der Ausschnitt, in welchem bei B. uncinata die Mundöffnung liegt. Die äußere Hülle ist auch hier starr, fest, unelastisch und nir- gends kontraktil. Das Ektoplasma ist eine mäßig dicke, lichtbrechende Schicht von homogenem Aussehen, an der sich eben so wenig wie bei den beiden anderen Arten von Blepharocorys besondere Strukturen nachweisen lassen, womit jedoch durchaus nicht gesagt sein soll, dass solche nicht vorhanden sind. Auch das Entoplasma weist keine Unterschiede auf. Wimpern sitzen ebenfalls nur an drei Stellen: Auf der Stirnkuppe, um den Mund, von wo sie sich in den Schlund hinein fortsetzen, und um den After. Sie sind fein, dünn und verschieden lang. Auch hier sind die Wimpern auf der helmartigen Stirnkuppe am längsten, obgleich nicht ganz so lang wie bei B, uncinata. Bedeutend kürzer sind die um den After, noch kleiner die um den Mund stehenden, am kürzesten die- jenigen, welche den Schlund auskleiden. Am übrigen Körper ist eine Wimperung nicht nachweisbar. Die Bewegung ist, da die Wimperung im Großen und Ganzen derjenigen der ersten Form entspricht, auch ungefähr dieselbe, höch- stens dass sie vielleicht noch etwas langsamer ist, obwohl die Wim- perung besonders in solchen Fällen, wo das Infusor durch irgend welche Hindernisse aufgehalten wird, lebhafter wird. Der Mund (Fig. 10 0) zeigt bezüglich seiner Lage einen wesent- lichen Unterschied gegenüber dem der vorigen Form in so fern, als er, wie schon bei Besprechung des Querspaltes hervorgehoben, nicht in einer Ausbuchtung der ventralen, aboralen Kante des letzteren liegt, sondern in die Tiefe desselben hineingerückt ist, wo er sich als ein- 304 Albert Bundle, fache, rundliche Öffnung darstellt. Auch hier ist, wie ebenfalls schon an anderer Stelle erwähnt, der Mundrand mit feinen, kurzen Cilien besetzt, die sich — ob spiralig angeordnet, vermochte ich nicht mit positiver Sicherheit festzustellen — in den Schlund hinein bis zur Spitze desselben fortsetzen. | Der Schlund (Fig. 10 s) zeigt außer dieser, noch nicht genau nachgewiesenen Abweichung noch einen weiteren Unterschied im Vergleich mit dem von B. uncinata. Während er nämlich bei dieser Species ganz gerade in schräger Richtung nach dem Mittelpunkte des Thieres zu verläuft und sich nur gegen das Ende ein klein wenig krümmt, zeigt er hier zwei Biegungen. Von der Mundöffnung ab geht er nämlich erst eine kurze Strecke fast parallel der Ventralfläche, biegt dann dorsalwärts um, und verändert, ziemlich in der Nähe der Längs- achse angekommen, abermals seine Richtung, indem er von hier aus nach dem aboralen Pole zu verläuft. Der After (Fig. 10 a) liegt merkwürdigerweise nicht auf der Ventral-, sondern auf der Dorsalseite, ziemlich dicht am hinteren, stumpfen Ende des Thieres. Auch hier ist die Thatsache zu konstatiren, dass sich an ihm eine bis zur kontraktilen Vacuole gehende Afterröhre (Fig. 10 ar) anschließt. Diese eben erwähnte, ziemlich große kontraktile Vacuole (Fig. 10 cv) ist hier ebenfalls die einzige ihrer Art. Folgende Maße bezüglich der Größe von B. valvata konnte ich konstatiren: Exem- Länge Breite Dicke plar in mm in mm in mm a 0,044 0,044 0,013 b 0,039 0,013 0,012 C 0,042 0,045 — d 0,043 0,016 0,014 e 0,044 0,015 0,043 Die Größe ist demnach nicht so variabel zwischen den einzelnen Individuen, wie bei den anderen Arten, sondern muss als eine ziemlich konstante bezeichnet werden. Durchschnittslänge ist nach obigen Zahlen 0,041, -Breite 0,045, -Dicke 0,013 mm. Der Kern (Fig. 10 man) hat so ziemlich dieselbe Lage wie bei der vorigen Species, unterscheidet sich aber etwas der Form nach. Er ist, von der Seite gesehen, ausgeprägt nierenförmig und liegt so, dass seine konvexe Seite peripher und ventral, seine konkave medial sich be- findet. Quer- und Längsachse des Makronucleus entsprechen der des * Ciliate Infusorien im Göcum des Pferdes. 305 ganzen Thieres. In Bezug auf die Größe, namentlich auf die Dicke und Breite zeigt er kleinere Dimensionen wie der von B. uncinata. So fand ich folgende Zahlen: Exem- Länge | Breite | Dicke plar ! in mm in mm in mm a 0,049 0,007 0,007 b 0,008 0,005 0,004 C 0,009 0,007 0,007 d 0,044 0,008 0,008 e 0,009 0,006 0,006 Mittelmaße demnach: Länge 0,009, Breite 0,007, Dicke 0,006 mm. Der Nebenkern (Fig. 10 min) — ich habe stets nur einen auf- finden können — liegt als kleiner, ziemlich kugeliger Körper an der Stelle, wo die Einbuchtung des Makronucleus am tiefsten ist. Die Fortpflanzung geschieht, nach den wenigen von mir in Theilung auf- gefundenen Exemplaren zu schließen , ebenfalls durch Quertheilung und zeigt dieselben Erscheinungen, wie die es sind, welche ich bei der vorhergehenden Form beschrieben habe. 3. Blepharocorys jubata n.g. n. sp. (Fig. 11). Eine Species, die anfänglich leicht mit B. valvata verwechselt werden kann, ist B. jubata. An und für sich selten vorkommend, ist sie immerhin häufiger als jene. Man findet sie in der kälteren Jahres- zeit weniger oft als in der wärmeren. Der Körper ist gleich dem der beiden anderen Blepharocorys- Arten starr, formbeständig, nicht elastisch und nicht kontraktil. Auch seine Gestalt ist in den groben Umrissen der vorigen Species so ziem- lich konform. Nur zeigt sich die Dorsalfläche viel stärker gewölbt, die Ventralfläche in ihrem aboralen letzten Drittel etwas mehr konkav ein- gezogen, wodurch die Gestalt des Thieres etwas gekrümmt erscheint. Die Hauptunterschiede liegen in der Form der Stirnkuppe (Fig. 11 st), dem Vorhandensein eines besonderen ventralen Wimperzuges (Fig.11 o) und der Lage des Mundes (Fig. 41 o). Hieran' schließt sich noch Ble- pharocorys uncinata gegenüber das Fehlen des korkzieherartigen Fort- Satzes an. Die helmartige Stirnkuppe (Fig. A1 st) hat eine von den beiden anderen Species verschiedene Form und Veranlagung. Betrachten wir dieselbe von der Dorsalfläche, so finden wir auf ihr eine, etwa ein Rhomboid mit abgerundeten Ecken darstellende Fläche, die mit langen, I Die Buchstaben entsprechen den oben gemessenen Individuen, - 306 Albert Bundle, feinen Wimpern besetzt ist. Diese Fläche (Fig. #1 pl) liegt jedoch nicht in einer Ebene, sondern die vier Ecken liegen einerseits oval und ab- oral, und die beide verbindende, längere Diagonale verläuft auf der Dorsalfläche parallel mit der Längsachse, andererseits zu beiden Seiten des Thieres, und die sie verbindende kürzere, quer verlaufende Dia- gonale bildet einen Bogen. Das Ganze macht den Eindruck, als ob es eine auf dem Rückentheil der Stirnkuppe befestigte Platte wäre, ein Eindruck, der noch dadurch verstärkt wird, dass sie durch eine scharf kontourirte, doppelte Linie begrenzt ist. Einzig und allein diese»Rücken- platte«, wie ich dies Gebilde in der Folge nennen will, ist mit Wimpern besetzt, während die übrige Fläche der helmartigen Stirnkuppe nackt ist — eine Anordnung, welche von der bei den anderen Blepharocorys- arten, wo bekanntlich die Wimpern über die ganze Oberfläche zer- _ streut sind, wesentlich abweicht. Am besten und schärfsten zu beob- achten sind diese Verhältnisse dann, wenn das Thier auf der Seite liegt — allerdings zugleich die Lage, wo dasselbe am leichtesten mit der vorhergehenden Art zu verwechseln ist; dann nämlich, wenn die Wimpern über den Rand der Rückenplatte ventralwärts herüberhängen und ihn verdecken. Wartet man den Moment ab, wo die Wimpern dorsalwärts bewegt werden, so sieht man sehr klar und deutlich die doppelt kontourirte Kante der Rückenplatte. Der Querspalt (Fig. 11 sp) ist dem von B. valvata ähnlicher wie dem von B. uncinata. Nur zeigt er den Unterschied, dass er in seiner Richtung der Querachse nicht parallel ist, sondern nur Anfangs median, dann aber aboral verläuft, und dass die Mundöffnung am Grunde seiner größten Vertiefung liegt. Der ventrale Theil der Stirnkuppe ist außerdem nicht so tief ausgebuchtet, wohl aber die Spitze derselben mehr nach dem oralen Pole zu verschoben. Durch diese Verhältnisse wird es bedingt, dass der Querspalt bedeutend weiter erscheint wie selbst bei B. valvata, und dass Mundöffnung nebst Schlund vielmehr median zu liegen kommen, Verhältnisse, die man ebenfalls am besten in der Seitenlage beobachten kann. | Dicht unterhalb des Querspaltes zieht sich ventral auf beiden Seiten in der Richtung nach dem aboralen Pole zu, etwa eine halbe Ellipse beschreibend, eine mähnenartige (daher »jubata«) Reihe halb- langer Wimpern (Fig. 41 w), die in oraler Richtung stehen und ventral- wärts etwas überhängen. Hängen die Wimpern der Rückenplatte über sie hinweg, so ist die Verwechselung mit B. valvata noch leichter. Nur die Lage des Afters (s. daselbst) giebt in diesem Falle das einzige Unterscheidungsmerkmal. Kleinere Wimpern stehen, wie bei den bei- den anderen Arten, um den Mund und ziehen sich ebenfalls bis zur $ Giliate Infusorien im Oöcum des Pferdes. 307 Schlundspitze hin. Außerdem stehen auch bei dieser Species Wimpern um den After. Die Bewegung ist eben so langsam und wird im Allgemeinen auf dieselbe Weise und mit denselben Hilfsmitteln ausgeführt wie bei den vorigen Arten. Dazu kommt eine viel häufigere Drehung des Thieres um seine Längsachse, eine Bewegung, die hauptsächlich durch die mähnenartige Wimpernreihe veranlasst wird. Ekto- und Endoplasma weisen keine wesentlichen Unterschiede gegenüber den beiden anderen Arten auf. Was die Größe anbelangt, so ist B. jubata die kleinste der drei Arten. Die von mir gemessenen Exemplare zeigten folgende Verhältnisse: Exem- Länge Breite Dicke plar in mm in mm in mm a 0,034 0,012 | — b 0,039 0,013 0,044 C 0,033 0,043 0,044 d 0,034 0,044 0,040 e 0,036 0,012 — Hieraus ergiebt sich, dass die mittlere Länge 0,036, die mittlere Breite 0,012, die mittlere Dicke 0,0411 mm beträgt. Der Mund (Fig. 41 o) liegt, wie schon hervorgehoben, noch mehr nach der Mittellinie des Thieres zu, am Grunde des buchtartig erwei- terten Querspaltes. Der Durchmesser und die Form seiner Öffnung entsprechen den übrigen Arten. Der Schlund (Fig. 11 s) zieht sich, sichelförmig gekrümmt, nach hinten und endet spitz ziemlich genau im geometrischen Mittelpunkt des Thieres. Seine Krümmung entspricht der des ganzen Individuums: konkay an der Bauchseite, konvex auf der entgegengesetzten dorsalen Seite. Die Bewimperung von Mund und Schlund habe ich schon be- schrieben. Sie entspricht vollkommen der bei B. valvata. Der After (Fig. Al a) liegt wie bei B. uncinata auf der Ventral- seite, also entgegengesetzt dem von B. valvata und bietet demnach unter den oben erwähnten Verhältnissen das für den Augenblick einzig brauchbare Unterscheidungsmerkmal. Auch an ihn setzt sich eine Afterröhre (Fig. 10 ar) in derselben Art und Weise wie bei den bei- den anderen Species an. Form und Bewimperung des Afterfeldes sind genau wie bei B. uncinata. Eine große kontraktile Vacuole (Fig. 11 cv) liegt an derselben Stelle wie bei den vorigen. Eigenthümlicherweise findet sich bei B. jubata eine Kon- Zeitschrift f, wissensch, Zoologie. LX. Bad. 94 308 Albert Bundle, krementvacuole! (Fig. 11 Kv). Dieselbe liegt jedoch nicht wie bei allen anderen, eine solche besitzenden Pferdedarminfusorien ? in dem bei der Bewegung vorderen Theil des Körpers, sondern ziemlich weit nach hinten, im letzten Drittel, oral und dorso-lateral von der kon- traktilen Vacuole. Fassen wir an dieser Stelle die Unterschiede zusammen, die diese neu aufgestellte Art von B. valvata trennen, so bestehen dieselben in Folgendem: | Etwas geringere Größe. Körper mehr gekrümmt. Ventrale Öff- nung des Querspalts weiter. Wimpern der Stirnkuppe auf scharf begrenzter Fläche. Mund mehr nach der, Medianlinie des Thieres zu; ventral von ihm ein mähnenartiger Wimpernzug. Schlund sichelförmig. After ventral. Konkrementvacuole. Der Makronuceleus (Fig. 11 man) liegt in der Regel an derselben. Stelle wie bei den beiden anderen Formen und zeigt gewöhnlich die- selbe bohnenförmige Gestalt wie der von B. valvata. Jedoch habe ich hier öfter Abweichungen gefunden, sowohl in Bezug auf die Gestalt, als auch auf die Lage. So sah ich einen Kern, der, etwa doppelt so groß wie sonst, lang ausgezogen, nach hinten übergeschlagen war und ventralwärts weit hinter der Schlundspitze lag. Ein andermal befand er sich zwar an der gewöhnlichen Stelle, war aber fast kugelig. Ver- schiedene Male zeigte er die gewöhnliche bohnenförmige Gestalt, lag dann aber mehr dorsalwärts. Die Größe des (normalen) Kernes ergiebt sich aus folgenden Zahlen: Exem- Länge | Breite | Dicke plar3 in mm in mm in mm a 0,009 0,006 — b 0,040 0,006 0,008 c 0,008 0,004 — d 0,009 0,005 0,006 e 0,099 0,006 0,007 Also im Durchschnitt: Länge 0,009, Breite 0,006, Dicke etwa 0,007 mm. 1 Wenn ich diesen Namen, den J. MÜLLER zuerst (1856) aufstellte, für diese Gebilde beibehalte, also von der Scuugere’schen Bezeichnung »Konkrementhaufen« absehe, so thue ich dies in Anschluss an Bürscarı (Bronn’s Klassen u. Ordn. Bd. III, p- 1488), welcher, da um die Körnerhaufen ein heller Hof ist, diesen nach Analogie mit ähnlichen Vorkommnissen wohl unbedenklich für eine Vacuole erklären zu dürfen glaubt. Auch ScHugerg giebt zu, dass seine Konkrementhaufen in vacuolen- ähnlichem Raum eingeschlossen erscheinen. 2 Auch bei den im Pansen lebenden Bütschlien ist dies der Fall. 3 Die Buchstaben entsprechen den Individuen der vorigen Tabelle. Giliate Infusorien im Cöcum des Pferdes. 309 Der Nebenkern (Fig. 11 min) liegt auch hier in den normalen Fällen, d.h. also dann, wenn der Großkern bohnenförmig ist, in der dorsalen Einbuchtung des letzteren und charakterisirt sich als kleiner, kugeliger Körper. Individuen in Theilung begriffen habe ich nur selten gesehen, so dass ich ein vollständiges Bild derselben nicht zu geben vermag. Doch scheint es, als ob sie eben so verliefe wie bei B. valvata. k. Allgemeines. Fıorentist beschreikt in seiner mehrfach von mir eitirten Abhand- lung! zwei Giliaten — Diplodinium uncinatum Fiorent. und Entodinium valvatum Fiorent. —, die mit den von mir unter den Namen Blepharo- corys uncinata und B. valvata beschriebenen identisch sein dürften. Denn die Unterschiede, die auf den ersten Blick nicht unerheblich er- scheinen, heben sich bei eingehender Vergleichung auf oder lassen sich auf ein Minimum zurückführen. Gleich vorausschicken will ich hier, dass Diplodinium uncinatum Fiorent. auch so, wie es der genannte Autor beschreibt und abbildet, weder in die Gattung Diplodinium, noch überhaupt in die Familie der Ophryoscoleceinen zu bringen sein dürfte. Denn selbst dann, wenn »Diplodinium uncinatum«, wie FiORENTINI angiebt, durch eine zweite Wimperzone ? (über die Wahrscheinlichkeit des Vorhandenseins einer solchen werde ich mich weiter unten aus- lassen) ausgezeichnet ist, so fehlen ihm doch alle jene übrigen Eigen- schaften, die ihm als einer Gattung der Ophryoscoleeinen und dem- nach als Diplodinium zukommen. Die Gründe decken sich fast ganz mit den bei Cycloposthium bipalmatum angeführten. Denn auch hier ist ein, einen Spiralumgang beschreibender, Peristomsaum nicht vor- handen, kann also auch nicht über ein retrahirtes Peristom vor- und zurückgezogen werden. Aber auch das Peristom retrahirt sich nichts zeigt demnach auch in seiner Gesammtheit absolut nichts von dem »sphinkterartigen«, was schon Stein? sehr treffend als Charakteristicum für Entodinium (und Diplodinium, das erst SchugerG? von dieser Gattung abzweigte) hervorhob. Freilich berücksichtigt Frorenrint die von BürscaLi aufgestellte Charakteristik der Familie Ophryoscolecinae? gar nicht, 1 FIORENTINI, Intorno ai protisti, etc., p. 9—11. 2 Wodurch Diplodinium sich bekanntlich von Entodinium unterscheidet, 3 Stein, in Abhandlungen der k. böhm. Gesellschaft, 4858, p. 69. x %* ScuuBERG, Die Protozoen des Wiederkäuermagens. in: Zool. Jahrbücher, III. Bd., p. 404. 5 in Bronw’s Klassen u. Ordn., Bd. III, p. 1738. 247 810 Albert Bundle, sondern giebt! als Kennzeichnung des Genus Diplodinium nur folgende kurze Beschreibung: Eigenschaften: wie Isotricha, außerdem Körper mit zwei Wim- perkronen: widerstandsfähiges und lederartiges Ektoplasma, großer, rundlicher oder ovaler Kern.« Hier ist also als einzige besondere Eigenthümlichkeit das Vor- handensein zweier Wimperkronen aufgeführt, wobei anscheinend die zweite, dorsal gelegene der »linksseitige quere Membranellenzug«? sein soll. Aber dieser ist meines Erachtens in Wirklichkeit gar nicht vorhanden, sondern FIorEsTiInI ist hier aller Wahrscheinlichkeit nach ein Irrthum unterlaufen, der, wie ich gern zugeben will, -sehr leicht möglich war. Beobachtet man nämlich das Thier bei der Vorwärisbewegung, so wird man häufig bemerken, dass die Wimpern, welche auf der Stirnkuppe stehen, sich zu Seiten des pfropfenzieherartigen Fortsatzes »scheiteln« und theils dorsal-, theils ventralwärts überhängen, ein Anblick, der ja leicht in die Versuchung führen kann, hier zwei getrennte Wimperzonen anzunehmen. Allerdings zeichnet Fıorexrtisı den vom Fortsatz ventral gelegenen Theil der Stirnkuppe nackt und nur Wimpern um den Mund. Allein auch das ist leicht erklärlich, da die langen Wimpern dieser Stelle bei der Vorwärtsbewegung nach hinten überhängen und erst in der Gegend des Querspaltes, bezw. des Mundes deutlich sichtbar werden. Dass außer der ventral gelegenen Mundöffnung noch eine zweite auf der Dorsalseite der Stirnkuppe gelegen sei, konnte ich trotz eifrigen Suchens nicht finden. Mit einer von Friorenrinı gezeichneten Falte, die seiner Beschreibung nach über die Vorderseite hinlaufen soll, ist ihm meines Erachtens ein weiterer Irrthum unterlaufen. Wie in der speciellen Beschreibung hervorgehoben, ist ein Querspalt vorhanden, in welchem der Mund liegt. Beobachtet man das Thier in der Seiten- lage in welcher man es fast ausschließlich zu sehen bekommt), und es dreht sich auch nur ein ganz klein wenig um seine Längsachse, so sieht man einen Kontour, der von der ventralen bis zur dorsalen Begrenzung des Infusors geht — eine Täuschung, der auch ich mich anfänglich hin- gegeben hatte, ohne sie mir erklären zu können, und die dadurch ver- anlasst wird, dass die jenseitige Kante des Querspalts durchscheint und desshalb mit der diesseitigen eine einzige Linie zu bilden scheint. Den Mund fand ich nicht dreieckig, sondern rund. Doch erklärt sich Fiorentin!’s Annahme aus dem Vorhergehenden. Auch fand ich niemals die Wimpern um denselben — eben so wenig wie auf der Stirnkuppe — 1 pag. 9. ® BürscnLı in Broxn’s Klassen u. Ordn. des Thierr. Bd. III, p.4738. SCHUBERG, Die Protozoen des Wiederkäuermagens. in: Zool. Jahrbücher, III. Bd., p. 404. Oiliate Infusorien im Oöcum des Pferdes. 311 breit und lanzettförmig', sondern fadenförmig. Bezüglich der Lage des Mundes habe ich mich schon im speciellen Theile ausgelassen. Nach FIoRENTInI liegt er etwa da, wo ich den Querspalt fand, und zwar so, als. wenn er ein lateraler, keilförmiger Einschnitt auf einer Seite wäre. Die ventrale Lage des Mundes dürfte ein weiterer Grund sein, vorliegendes Infusor nicht zu den Diplodinien zu rechnen. Bezüglich der Afterröhre schreibt Fiorentinı, dass sie mit der kon- traktilen Vacuole in Verbindung stände. Den Beweis hierfür ist er jedoch schuldig geblieben. Was die Übereinstimmung der Beobachtungen Fiorexrinv’s bezüg- lich seines »Entodinium valvatum« mit denen betrifft, die ich bei Ble- pharocorys valvata machte, so ist dieselbe hier eine größere. Aller- dings zeichnet er die Stirnkuppe nackt und die Wimpern um den, nach meinen Erfahrungen zu großen, Mund, sowie die um den After viel zu breit, allein es dürfte wohl nicht zu weit gegangen sein, wenn ich bei diesen minder wichtigen Einzelheiten ebenfalls einen Irrthum des ita- lienischen Autors annehme. Aber selbst auch dann, wenn der Irrthum auf meiner Seite sein sollte, so ist dieses Infusor doch niemals ein Ento- dinium, worauf es an dieser Stelle in erster Linie ankommt. Denn alle Gründe, die ich schon bei Cycloposthium bipalmatum und Blepharo- corys uncinata angeführt habe, gelten hier in demselben, ja theilweise noch erhöhtem Maße. Übrigens macht hier Fıorentisı auch nicht einmal den Versuch, eine Übereinstimmung zwischen seiner »Entodinium valva- tum« und der Familiendiagnose herbeizuführen. Die Maße, die Frorzntint giebt, sind meiner Überzeugung nach viel zu hoch. So giebt er an: »Entodinium valvatum Länge 0,6, Breite 0,2 mm Diplodinium uneinatum - 09 - 03.-.« Fassen wir nach dem Gesagten die Familiencharaktere des neu- aufgestellten GenusBlepharocorys zusammen, so ergeben sich dieselben wie folgt: »Klein bis mäßig groß (bis 0,049 mm). Äußere Hülle starr und unelastisch. Körper mindestens dreimal so lang wie breit. Dorsalfläche mehr oder weniger konvex, Ventralfläche konkav gekrümmt. Kein re- traktiles Peristom. Mund eine einfache kreisrunde Öffnung, ventral in einem Querspalt gelegen. Schlund trichterförmig, bewimpert. Über dem Mund eine helmartige Stirnkuppe. Wimpern nur auf dieser, um Mund und After, sowie im Schlund; der übrige Körper nackt. After am Hinterende, dorsal oder ventral, mit Afterröhre. Eine kontraktile 1 FIorENTINI zeichnet sie eben so breit wie bei Cycloposthium bipalmatum. >12 Albert Bundle, Vacuole in der Aftergegend. Bewegung mäßig schnell, häufig mit Rota- tion um die Längsachse. Nahrung fein, aus Futterpartikeln bestehend. Parasitisch (r. als Kommensalen) im Cöcum und Colon des Pferdes.« Paraisotricha Fiorentini. Unter diesem Namen stellt Fıorentinı! eine neue Gattung auf, von der er angiebt, dass sie vom Charakter derIsotricha sei, außerdem aber dadurch sich auszeichne, dass sie mit einer pigmentirten Masse (Kon- krementvacuole, d. V.), umsäumt von einer hyalinen Zone und gekrönt mit einem Büschel langer Gilien, versehen sei, lange Cilienbüschel am Peristom und fast immer eine Afteröffnung besitze. Sechs Arten hat der genannte Autor gefunden. Zwei davon, P. colpoidea undP. oblonga, sind auch mir bekannt; die übrigen vier habe ich in den dreiSemestern, während welcher ich mich mit den vorliegenden Untersuchungen be- schäftigte, niemals zu Gesicht bekommen, Es sind dies jene, die auch F. als selten und sehr selten bezeichnet, und auf die ich noch im all- gemeinen Theil kurz zurückkommen werde. Dagegen bin ich in der Lage, eine neue Art, die ich im Sommer 1894 entdeckte, der Gattung hinzuzufügen. 1. Paraisotricha colpoidea (Fiorent.). Synon.: 40. Infusorienart von Corm (Fig. 12). Häufig und zu jeder Jahreszeit vorkommend, besitzt dieses Infusor die Gestalt eines Eies, das auf einer Seite im vorderen Viertel einen nach innen zu gehenden breiten Einschnitt besitzt. FiorEntinı verglich seine Gestalt mit der von Colpoda, daher die Bezeichnung »colpoidea«. Der Körper ist formbeständig, fest, starr und unelastisch. Der Längsschnitt hat die Form eines Ovals, der Querschnitt ist fast kreis- rund. Größte Länge und Dicke fallen mit Längs- und Querachse zu- sammen. Der ganze Körper ist bedeckt mit feinen Wimpern, die in Reihen angeordnet stehen und alle von gleicher Länge sind. Eine Aus- nahme hiervon machen jene, welche um den Mund herum stehen und auf der Ventralseite der Stirnkuppe ihren Sitz haben. Sie können die fünffache Größe der übrigen Wimpern erreichen. In Folge dessen hängen sie über die Mundöffnung und sind daher ein vorzügliches Mittel, dieser Nahrungstheilchen zuzutreiben. Die lebhafte, wogende Bewegung der Wimpern in der Adoralgegend ist sehr interessant. Sie beginnt, wenn die Wimpern über den Mund hängen, damit, dass sich bei letzteren das ihrer Basis zunächst befindliche Stück etwas hebt und ! Intorno, etc. p. 16. Ciliate Infusorien im Oöcum des Pferdes. 313 so einen kleinen Bogen bildet. Diese Bewegung theilt sich dem peri- pheren Ende der Wimpern wellenförmig mit, wodurch dieselben sich nach vorn aufrichten, von wo sie dann ziemlich rasch, von Spitze bis Basis einen weitenBogen bildend, wieder über die Mundöffnung herab- fallen. Dieses Spiel wiederholt sich sehr häufig und wird nur unter- brochen, wenn das Thier sich vorwärts bewegt, in welchem Falle diese langen Wimpern platt am Körper herunterhängen, ohne sich an der Motion zu betheiligen. Allerdings schien es mir öfter, als ob das letzte »Herabfallen« vor beginnender Fortbewegung besonders kräftig wäre und so den ersten Impuls dazu gäbe, eine Annahme, die dadurch an Wahrscheinlichkeit gewinnt, als die, übrigens sehr schnelle, Vorwärts- bewegung häufig ruckweise geschieht und die adoralen Wimpern sich dann jedes Mal in den Zwischenpausen aufrichten. Freilich kommt dem gegenüber wieder vor, dass die Bewegung längere Strecken hindurch gleichmäßig verläuft. Auf jeden Fall Hauptursache der Motion sind die über den ganzen Körper vertheilten, reihenweise angeordneten kleinen Wimpern. Die Streifen verlaufen, wenn man sie vom aboralen Pol, wo sie zusammenstoßen, aus verfolgt, auf der aboralen Körperhälfte in regelmäßig meridionaler Richtung nach vorn zu, auf der Ventralseite bis zur Mundspalte, auf der dorsalen Seite bis zum oralen Pole, wo sie, ohne sich zu treffen, nach der Ventralseite umbiegen, um ebenfalls an der Mundspalte zu endigen. Ich hebe dies insbesondere desshalb hervor, weil Fıorentisı meint, dass die Streifen sich an der am Vorderende be- findlichen Konkrementvacuole treffen, und ich dies für einen Irrthum. halte. Denn abgesehen davon, dass es wenig Wahrscheinlichkeit für sich hat, dass Konkrementvacuole und Streifung in Beziehungen stehen, sah ich immer, wenn ich die auf den Rücken liegenden Thiere beobachtete, deutlich, dass die Streifen über die Konkrementvacuole in denselben Abständen, welche sie vorher hatten, hinweggehen. Während die langen adoralen Wimpern in ihrem ganzen Verlauf gleich dick sind, verjüngen sich die kurzen nach ihrer Spitze zu. Dies wurde mir an Querschnitten (Fig. 14 B) klar, die außerdem zur Kon- statirung der Thatsache beitrugen, dass die Streifen kantenartige Er- höhungen sind, auf denen die Wimpern sitzen (Fig. 11 Bw). Es war mir interessant, hierbei feststellen zu können, dass die Pellicula (Fig. 14 Bp) ohne irgend welche Unterbrechung direkt in die äußere Begrenzung der Wimpern übergeht. Jede Wimper besteht demnach aus einer äußeren Hülle und einem von dieser eingeschlossenen inne- ren, kegelförmigen Theil, der nur als direkte Fortsetzung der (äußeren) hyalinen Schicht des Ektoplasmas angesehen werden kann. Das Ektoplasma ist nirgends von besonderer Stärke. Daher sind 314 Albert Bundle, auch die Strukturverhältnisse noch schwerer zu studiren als bei Cyclo- posthium. Doch ist man an besonders guten Schnitten immerhin in der Lage, auch hier eine äußere (Fig. 12 Bh) und innere (Fig. 12 Bhs) hyaline Schicht, sowie zwischen beiden eine nur wenig breitere Alveolarschicht (Fig. 12 Bal) feststellen zu können. Nach innen wird das Ektoplasma ebenfalls durch einen Grenzsaum (Fig. 12 Bg) abge- schlossen. ! | Das Endoplasma ist blass, fein granulirt und enthält in der Regel eine Menge von verhältnismäßig großen Futterpartikeln, die durch eine schwache, aber deutlich wahrnehmbare Cirkulation in fortwährender Bewegung erhalten werden. Die Cirkulation erstreckt sich allem Anschein nach auch auf den Kern (Fig. 12 Aman), den man höchst selten an ein und derselben Stelle findet, sondern in der Regel bei jedem Individuum an einer anderen. Aber nicht nur die Lage, son- dern auch dieForm und Gestalt des Makronucleus ist sehr verschieden. So fand ich ihn länglich oval, spindel-, wurst-, walzen-, birn- und mit- unter auch keilförmig. Auch ganz kugelrunde Kerne kommen vor (Fig. 12 0). Bezüglich seiner Größe kann ich folgende Angaben machen: Exem- Länge! Breite Dickel par | inmm in mm in mm a 0,043 | 0,069 0,0142 b 0,012 — 0,004 C 0,044 | 0,040 0,017 d 0,047 | 0,009 — e 0,040 | — 0,030 f 0,024 °° 0,018 0,045 Die Durchschnittsmaße stellen sich also wie folgt: Länge 0,01%, Breite 0,012, Dicke 0,012 mm. Nebenkerne (Fig. 12 min) sind gewöhnlich zwei vorhanden, doch kommt auch nicht allzu selten der Fall vor, dass nur ein einziger auf- findbar ist. Die Lage des Nebenkernes im Organismus kann ich, da der Großkern die seinige wechselt, folgerichtig nicht bestimmt angeben. In den Fällen, wo ich nur einen Nebenkern konstatiren konnte, lag derselbe gewöhnlich an einem Pole des Makronücleus. Waren zwei ! Unter Länge, Breite, Dicke des Kernes verstehe ich jederzeit das Resultat derjenigen Messung, die in der Richtung jener Linie ausgeführt wurde, auf welcher die Länge etc. des betr. Individuums gemessen wurde. Da der Kern, wie schon hervorgehoben, hier in den verschiedensten Stellen und in allen möglichen Lagen sich vorfindet, so erklärt sich hierdurch die Thatsache der oft größeren Dicke, resp. Breite. Ciliate Infusorien im Cöcum des Pferdes. 315 Kleinkerne vorhanden, so konnte eine bestimmte Regel für ihre Lage am Hauptkern nicht festgestellt werden. Nur das Eine fand ich immer: Sie lagen niemals in einem Ausschnitt des Makronucleus, wie das bei Cyeloposthium u. A. der Fall ist (Fig. 12 0). Der Mund (Fig. 12 o) befindet sich auf der Ventralseite ziemlich weit nach vorn und charakterisirt sich als ein tiefer, trichterförmiger Einschnitt — ein Mundspalt —, der derart verläuft, dass seine Konka- vität ventralwärts sich befindet, während seine Spitze ziemlich genau nach dem aboralen Pol gerichtet ist. Der ganze Mundspalt ist ausge- kleidet mit verhältnismäßig langen, dicht stehenden Wimpern, die je- doch nach meinen Beobachtungen nicht, wie Fiorextinı meint, lang aus demselben heraushängen. Der After (Fig. 12. d) befindet sich entweder genau am aboralen Pole, oder — und das scheint mir das Häufigere zu sein — etwas mehr ventralwärts. Er stellt sich als eine mäßig große, kreisrunde Öffnung dar, die in einer grubenartigen Vertiefung der äußeren Hülle liegt. Die schwer sichtbare Afterröhre ist sehr kurz. Die Messungen, welche vorgenommen wurden, um die Größen- verhältnisse von Paraisotricha colpoidea festzustellen, ergaben fol- gende Resultate: Exem- | Länge | Breite Dicke par | inmm in mm in mm a 0,047 0,035 — b 0,045 0,034 0,030 C 0,040 | 0,032 0,036 d 0,055 | 0,036 — EA MEIN N 0,046 f 1,0897: 1|.'0,057 1° 0,05% Als Mittelmaße ergeben sich hieraus für die Länge 0,054, Breite 0,039, Dicke 0,044 mm, wobei jedoch zu bemerken ist, dass kleinere Individuen bedeutend häufiger vorkommen als größere. Das Exem- plar f war außerdem das einzige, das derartig große Dimensionen zeigte. Was Breite und Dicke anbetrifft, so wechselt dieselbe bei gleich- langen Individuen hier mehr als bei den meisten anderen, an dieser Stelle in Betracht kommenden Infusorien, was meiner Ansicht nach lediglich auf die Masse der aufgenommenen Nahrungstheilchen zurück- zuführen ist. Am aboralen Pole, ziemlich dicht am After, befindet sich eine große Vacuole (Fig. 12 v), bezüglich derer ich mit Fiorentint annehmen möchte, dass sie kontraktil ist; doch habe ich ein Zusammenziehen, resp. Verschwind&n niemals beobachten können, ein Umstand, der 316 Albert Bundle, jedoch nicht allzu sehr ins Gewicht fallen dürfte, wenn man bedenkt, wie schwer es bei diesen flinken und äußerst schwer längere Zeit am Leben zu haltenden Thierchen ist, ein und dasselbe Thier lange zu be- obachten. Zwei weitere, mit Bestimmtheit als solche erkannte kon- traktile Vacuolen (Fig. 12 cv) finden sich auf der Ventralseite und liegen, das Infusor von der Bauchfläche beobachtet, in gleichen Ab- ständen zu beiden Seiten des Mundspaltes. An beiden ist deutlich ein nach außen gehender Porus zu konstatiren. Möglich, sogar wahrschein- lich ist es, dass auch noch an anderen Stellen derartige Vacuolen vor- kommen; wenigstens glaube ich, mehrmals solche gesehen zu haben. Doch vermag ich dies nicht mit positiver Sicherheit zu behaupten. Eine Konkrementvacuole (Fig. 12 Xv) findet man jederzeit am vorderen Pole. Auch sie besteht aus einem Körnerhaufen von gelblich- brauner Farbe, umgeben von einem hellen, hyalinen Hof. Öfter habe ich hier bei platzenden Individuen gesehen, dass diese Vacuole ihren Inhalt entleerte. Bei diesem Vorgang war es dann auch möglich, die Körnchen einzeln und unverletzt zu beobachten. Dieselben stellten sich dar als kleine, braune Körperchen von regelmäßig biskuitartiger Form (Fig. 12 D). Interessant ist bei P. colpoidea das öftere Vorkommen einer zweiten Konkrementvacuole, die dann dicht neben der ersten, dorsal von ihr, auftritt. Dieselbe erreichte jedoch in den von mir beobach- teten Fällen niemals die Größe der ersten. Auch ist ihr Inhalt viel ge- ringer und besteht oft nur aus einigen wenigen Körnchen. Eine Theilung konnte ich, trotzdem dieses Infusor keineswegs selten vorkommt, leider niemals beobachten. 2. Paraisotricha oblonga Fiorent. Synon.: 42. (u. 13.2) Infusorienart von Corın (Fig. 13). Bezüglich dieses Giliaten pflichte ich Fıorentinı bei, wenn er sagt, dass er sehr selten sei. Denn ich fand ihn im Ganzen nur in drei Exemplaren — zwei im Sommer 1893, eines im darauf folgenden. In seiner Gestalt stimmt er an seinem oralen Ende mit P. col- poidea ziemlich überein; nur am Pole erscheint er etwas abgeflachter. Dagegen ist die aborale hintere Hälfte wesentlich anders und zeigt Verhältnisse, welche sehr an die des Hinterendes von Bütschlia neglecta erinnern. Bei beiden hat nämlich der Querschnitt die Gestalt eines Kreuzes, dessen centrale Ecken abgerundet sind. Die vier »Bal- ken« des Kreuzes sind nicht von gleicher Form und Länge, sondern es sind die dorso-ventralen lang, schmal und spitz ehdend, die beiden , e h J ; F ) F: A ae Ciliate Infusorien im Göeum des Pferdes. 317 anderen kurz, dick und an den Enden abgerundet (Fig. 12 A). Dem ent- sprechend ist der aborale Theil des Körpers von P. oblonga dorso- ventral in zwei dünne, aber breite Platten ausgezogen, während er in. der Mitte diek und nach beiden Seiten ausgewulstet erscheint. Ekto- und Endoplasma zeigen dieselben Verhältnisse wie bei P. colpoidea. Nur erscheint das letztere in dem dicken Mitteltheile viel dichter als in den Dorsoventralplatten, was als einfache, optische Erscheinung aufzufassen sein dürfte. Bemerken will ich hierbei noch, dass Einschlüsse nur im Mitteltheile vorkommen. Wimperung und Streifung unterscheiden sich nirgends wesentlich von denen der ersten Species. Nur die langen Wimpern auf der Ventralseite der Stirnkuppe sind etwas kürzer. Der Mund (Fig. 13 o) liegt an derselben Stelle wie bei der vorigen Form, zeigt aber einige Unterschiede. Während er dort ein tiefer Ein- schnitt ist, der in das Innere führt, ohne dass sich ein besonderer Schlund differenzirt, ist er hier eine einfache, ventral gelegene Öff- nung, an die sich dann der scharf gesonderte Schlund (Fig. 13 s) an- schließt. Dieser ist trichterförmig, verläuft von der ventralen Seite in gerader Richtung aboral und dorsal bis ungefähr zur Längsachse, wo- selbst er spitz endet. Der After (Fig. 13 a) liegt am aboralen Pole, innerhalb einer kon- kaven Ausbuchtung des mittleren, dicken Theiles. Die große kontraktile (?) Vacuole (Fig. 13 cv) liegt, den ver- änderten Körperverhältnissen entsprechend, weiter nach vorn, dort, wo der centrale, dicke Theil sich oralwärts zu verbreitern beginnt. Eine Konkrementvacuole (Fig. 13 Kv) ist vorhanden und hat ihre Lage an derselben Stelle wie bei der vorigen Art. Kleinere pul- sirende Vacuolen, wie ich sie bei P. colpoidea fand und beschrieb, scheinen ebenfalls vorhanden zu sein, doch wage ich nicht, in Anbe- tracht des wenigen Materials, das mir zur Verfügung stand, mich be- stimmt über diesen Punkt auszulassen. Die Bewegung ist eine äußerst rasche und findet nach allen Rich- tungen hin statt. Insbesondere drehen die Thiere sich sehr häufig und mit großer Vehemenz um ihre Längsachse. Der Kern (Fig. 13 man) lag bei den von mir beobachteten Exem- plaren dorsalwärts von der Schlundspitze, zwischen dieser und der großen Vacuole. Er war langgestreckt, spindelförmig, grobkörnig, an beiden Enden sich etwas verjüngend. Dorsal von ihm lag ein kleiner, kugeliger Nebenkern (Fig. 12 min). Messungen konnte ich nur ein- mal vornehmen; sie ergaben: 318 Albert Bundle, Körper: Länge 0,054 mm Breite 0,035 » Dicke 0,031 » Kern: Länge 0,016 » Breite 0,004 » Dicke 0,004 » Nach Fıorentinı Länge des Körpers 0,12, Breite 0,6 (!) mm. 3. Paraisotricha truncata n. sp. (Fig. 14). Während Fiorextint, wie schon erwähnt, unter Genus Paraisotricha außer den beiden eben beschriebenen vier weitere Arten anführt und kurz beschreibt, ist es mir gelungen, noch eine bisher unbekannte Species aufzufinden, die ich, wenn auch in den einzelnen Fällen nicht sehr zahlreich, doch immerhin häufig genug angetroffen habe. Der Gestalt nach ähnelt diese Art in ihrem oralen Theile sehr den beiden anderen Formen. Nur ist die dorsale Wölbung nicht gleich- mäßig konvex, sondern geht ungefähr an der Stelle, welche der Mund- öffnung gegenüber liegt, in eine flache, konkave Vertiefung über, wo- durch der Theil, welcher durch die dorsale Fläche des Mundspaltes einerseits, durch die Rückenfläche des Thieres andererseits begrenzt wird, ein schlankeres Aussehen erhält. Die orale Ventralfläche ent- spricht im Großen und Ganzen der von P. colpoidea. Den Hauptunter- schied, durch welchen die Aufstellung dieser Form als einer neuen Species bedingt wird, weist die aborale Hälfte des Infusors auf. Die- selbe ist nämlich nicht wie bei P. colpoidea eiförmig zugespitzt, son- dern nahezu ceylinderförmig, mit schwacher dorso-ventraler Wölbung, und am aboralen Ende schräg abgestumpft (daher »truncata«). Die aborale Begrenzung des Körpers ist demnach eine eirunde Fläche, die von vorn und der Ventralseite schräg nach hinten und dorsal verläuft, konkav gewölbt und von den Längsseiten durch eine scharfe Kante ge- trennt ist. Der Körper ist auch hier formbeständig, unelastisch und voll- ständig bewimpert. Die Wimpern sind mäßig lang, stehen in Reihen, die, vom After ausgehend, in meridionaler Anordnung über den Körper bis zur Mundspalte verlaufen und sich bis in diese hinein fortsetzen. Die Wimpern der Ventralfläche der Stirnkuppe erreichen, wenn sie auch länger sind wie die des übrigen Körpers, niemals die bedeutende Länge, wie diejenigen, welche wir bei P. colpoidea finden, ja, sie sind sogar noch etwas kürzer wie bei P. oblonga. Die Bewegung ähnelt in Folge der fast fortwährenden Achsen- Ciliate Infus orien im Cöcm des Pferdes. 319 drehung mehr der von P. oblonga. Sie ist mäßig rasch, die Vorwärts- bewegung sogar relativ langsam zu nennen. Hinsichtlich der Größe unterscheidet sich P. iruncata wenig von den vorigen Formen, nur scheint dieselbe eine konstantere, sich in engeren Grenzen bewegende zu sein wie bei P. colpoidea. Vorgenom- mene Messungen ergaben: Exem- | Länge Breite Dicke plar inmm inmm in mm a 0,055 0,030 0,034 b 0,059 0,032 0,034 € 0,054 0,029 — d 0,064 = 0,035 e 0,058 0,032 0,034 Demnach können wir folgende Durchschnittsmaße annehmen: Länge 0,057, Breite 0,031, Dicke 0,032 mm. Das Ektoplasma ist überall, mit Ausnahme des vorderen Poles, wo es eine etwas dickere Schicht bildet, überall von gleicher Stärke. Seiner Struktur nach entspricht es dem von P. colpoidea. Das Endoplasma ist fein granulirt und mit einer Unmenge der hier in Betracht kommenden Einschlüsse durchsetzt. Letztere sind zum Theil von recht beträchtlicher Größe. Die Mundspalte (Fig. 14 0) zeigt große Ähnlichkeit mit der von P. colpoidea. Nur ist dieselbe, das Thier von der Seite betrachtet, nicht so ausgeprägt sichelförmig, sondern verläuft, nachdem sie sich nach dem aboralen Pole umgebogen hat, nahezu gerade und parallel der Längsachse. Der Makronucleus (Fig. 14 man) liegt jederzeit an derselben Stelle: ziemlich in der Mitte des Thieres, ventralwärts von der Mund- spalte, derart, dass eine der Querachse des Infusors-parallel gedachte, die Spitze des Mundspaltes berührende horizontale Ebene ihn in zwei gleiche Hälften theilen würde. Der Form nach ist er langgestreckt, von bohnen- oder nierenförmiger Gestalt, mit ventraler, konkaver Ver- tiefung. Seine Größe betrug: Exem- | Länge Breite Dicke plar! | inmm in mm inmm a 0,047 0,009 0,008 b 0,049 0,040 0,009 C 0,047 0,008 == d 0,049 — 0,009 e 0,019 0,040 0,008 1 Die Buchstaben entsprechen den in der vorigen Tabelle gemessenen In- dividuen. 320 Albert Bundle, Als Durchsehnittsmaße ergeben sich hieraus: Länge 0,018, Breite 0,009, Dicke 0,008—0,009 mm. Einen Nebenkern vermochte ich nicht aufzufinden. Eine kontraktile Vacuole (Fig. 14 cv) befindet sich ziemlich weit nach hinten und ist dorsal gelegen. Die Konkrementvacuole (Fig. 14 Kv) liegt an dersolbia Stelle wie bei den beiden anderen Paraisotricha-Arten. Teilung oder Konjugation wurden nicht beobachtet. k. Allgemeines. Wie bereits in den einleitenden Worten zu dieser Gattung be- merkt, hebt Fıorenrinı hervor, dass Paraisotricha vom »Charakter der Isotricha« sei. Isotricha ist 1859 von Srein! entdeckt und später von Kenrt?, dann in neuerer Zeit von Schugerg ? eingehend erforscht worden. Letzterer stellt die Diagnose dieser Gattung folgendermaßen: »Körper etwa umgekehrt eiförmig, dorso-ventral etwas kompri- mirt; Dermatoplasma dick und aus drei Schichten bestehend; Ober- fläche dicht mit langen Cilien besetzt und längsgestreift, so zwar, dass die Streifen längs einer vom Mund zum »Hinterende« ziehenden Linie zusammenstoßen; eigenthümliche »Afterspalte«; Schlund lang, am Vorderende, oder nahe bei diesem gelegen, mit feiner Spiralstreifung; mehrere kontraktile Vacuolen in der vorderen Körperregion; Nucleus mit angelagertem Nucleolus in einer Art Kapsel eingeschlossen, die durch die »Kernstiele« mit dem Dermatoplasma verbunden ist.« Hieraus geht hervor, dass die charakteristischen Hauptmerkmale darin bestehen, dass I) die Streifen in einer vom Munde zum »Hinter- ende« ziehenden Linie zusammenstoßen, 2) dass eine Art Kernkapsel, sowie »Kernstiele« vorhanden sind. Beides aber ist bei Paraisotricha — auch bei den von mir nicht gefundenen Formen — nicht vorhanden. Fiorentinı macht auch nur in einem Falle den Versuch, etwas Der- artiges nachzuweisen. Denn nur bei P. colpoidea giebt er an, dass die Streifen nicht am Munde, sondern an der Konkrementvacuole zu- sammenstoßen. Wie ich schon weiter oben ausgeführt habe, dürfte das ein Irrihum sein. Aber selbst dann, wenn es sich so verhielte, wäre damit eine nahe Verwandtschaft mit Isotricha keineswegs er- wiesen. Denn abgesehen von dem Fehlen der anderen Hauptmerk- male, glaube ich, dass gerade auf die Verlagerung des Mundes Gewicht 1 Lotos, p. 57—58, Prag 1859. ? Kent, in: A Manual of the Infusoria, Vol. II, p. 652—654. 3 SCHUBERG, Die Protozoen des Wiederkäuermagens, in: Zool. Jahrbücher, Bd. III. 4888, p. 377—405. ae ae a za u e, An2e nal ARE Asa 3250 a Zu et le el ae Dt LEE EEE Ar Ba 2 Öiliate Infusorien im Cöcum des Pferdes. 321 gelegt werden muss, diese aber nur dann angenommen werden kann, wenn die Streifen in einer bis zum Munde gehenden Linie, nicht aber in einem von ihm entfernt liegenden Punkte, wie nach Fiorenrinıan der Konkrementvacuole, zusammenstoßen. Viel eher kann meiner Meinung nach an eine Verwandtschaft zwischen Paraisotricha und Blepharocorys gedacht werden. Denn auch abgesehen von der Ähnlichkeit der äußeren Gestalt sprechen die Lage des Mundes, sowie die Form und die Bewimperung der Stirnkuppe für eine solche. Erwähnen muss ich noch, dass nach Fıorenrini die Streifung bei P. colpoidea und oblonga schraubenförmig verläuft. Ich habe das niemals gefunden. Auch bezüglich der Wimpern selbst ergaben meine Unter- suchungen wesentlich andere Resultate. So habe ich schon weiter oben hervorgehoben, dass ich die Wimpern des Mundspaltes von P. col- poidea immer kürzer als die auf der Stirokuppe und niemals aus ihr heraushängend fand. Ferner: Nach Fıorzxrinı sprossen bei P. colpoidea und oblonga über den Konkrementvacuolen lange Wimpern, welche in anderer Anordnung stehen wie die übrigen; ich aber konnte feststellen, dass die Wimpern an der Ventralseite des Vorderendes lediglich länger sind, sonst aber in denselben Reihen stehen wie die anderen. Was die lichtbrechenden Körperchen, die Fıorenrini fand, und die er für Sporen hält, anbelangt, so habe ich dieselben nie entdecken können. Möglich, dass eine Verwechselung mit den kleinen pulsirenden Vacuo- len vorliegt. | Während die drei hier beschriebenen Arten in ihren Hauptcharak- teren große Übereinstimmung zeigen, so dass man sie, ohne auf Wider- spruch zu stoßen, als zusammengehörig betrachten kann, zeigen die übrigen von Fıorentint beschriebenen vier Paraisotrichen derartige Ab- weichungen, dass es mir unklar geblieben ist, worauf Frorznrint ihre Zu- gehörigkeit zu den drei (zwei) anderen begründet, zumal er auch nir- gends etwas anführt, was Anlass dazu geben könnte, sie in diese Gattung zu stellen. Am meisten Anspruch hierauf hat noch seine P. incisa. Allein es ist mehr als wahrscheinlich, dass Fıorentinı eine verstüm- melte P. colpoidea, bei welcher der ventrale Theil der Stirnkuppe ab- gebrochen war, gesehen hat. Denn diese angeblich nur selten vor- kommende P. incisa hat auf ihrer Ventralseite, zwischen Mund und oralem Pol, kein Ektoplasma! Da dies ein sehr merkwürdiges Vor- kommnis wäre, und der übrige Körper genau dem von P. colpoidea entspricht, so darf man wohl, ohne zu weit zu gehen, annehmen, dass die ektoplasmalose Stelle die Bruchstelle ist. \ Von P. triangularis und P. ampulla Fiorent. kann ich mit Bestimmt- heit behaupten, dass sie mir niemals zu Gesicht gekommen sind. Da- 322 | Albert Bundle, gegen glaube ich im Anfang meiner Untersuchungen, zu einer Zeit, wo ich die italienische Arbeit noch nicht kannte, eine Form gesehen zu haben, die mit P. ovalis, der wohl auch die 11. Form Corıw’s entspricht, identisch sein dürfte. Da ich mich damals gerade mit der Unter- suchung anderer Arten beschäftigte, so untersuchte ich diese nicht eingehend, zumal ich hoffte, sie später noch öfter anzutreffen. Leider verwirklichte sich diese Hoffnung nicht, und so unterlasse ich es, eine Beschreibung von P. incisa zu geben. | Da die von Fıorenrtini aufgestellte Gattungscharakteristik eben so wenig präcise und erschöpfend ist wie die anderer Arten, ferner, da die Formen P. ovalis, triangularis und ampulla kaum hierher gehören dürften, so möchte ich die Diagnose der Gattung Paraisotricha folgender- maßen fassen: »Klein bis mäßig groß (bis 0,081 mm). Gestalt länglich, ganz oder theilweise eiförmig. Körper starr, fest, nicht elastisch und nicht kon- traktil, etwa doppelt so lang wie breit. Vorderende abgerundet, Hin- terende verschieden gestaltet. Mund im vorderen Drittel, auf der Ven- tralseite. After am oralen Pol. Vollständig bewimpert. Meridionale Streifung. Wimpern auf der Ventralfläche der Stirnkuppe länger als die übrigen. Cirkulation des Inhalts. Kern lang gestreckt, gewöhnlich in der Nähe der Spitze des Schlundes (oder der Mundspalte) gelegen. Große Vacuole am Hinterende, Konkrementvacuole am Vorderende. Bewegung schnell, mit Rotation um die Längsachse. Nahrung fein, aus Futterpartikeln bestehend.« Didesmis Fiorentini. Mit dem Namen »Didesmis« bezeichnet Fıorenrisı eine von ihm ebenfalls neu aufgestellte Gattung, von der er folgende Charakte- ristik giebt: »Ein Peristom mit einem breiten Pharynx, zwei Büschel feiner und sehr langer Cilien, von denen der eine das Peristom, der andere die Afteröffnung umgiebt. Protoplasma grüngelblich und sehr körnig, die pigmentirten Massen (Kalkkonkremente Schupere’s) sind größer und deutlicher.« »Kern dick, dicke zusammenziehbare Blase. Wir haben dieses neue Genus gegründet, weil, wie ähnlich auch seine allgemeinen Cha- raktere mit Bütschlia sind, doch Vieles anders ist.« Ich gebe im Nachstehenden auch meinerseits eine Beschreibung der hierher gehörenden Arten. Es geschieht dies auf Grund eigener Beob- achtungen, welche bereits angestellt waren, ehe ich die Arbeit des Ciliate Infusorien im Cöcum des Pferdes. 393 italienischen Autors kannte, also unabhängig von ihr. Auch bedarf diese i einer Ergänzung, bezw. Richtigstellung. 4. Didesmis quadrata Fiorentini (Fig. 15). Diese Art fand ich ziemlich häufig und ohne dass ich ihr Vorkom- men in Beziehung zu einer Jahreszeit hätte bringen können. Ihre Gestalt entspricht in ihrer Grundform einem Rechteck mit abgestumpften Ecken, das an seiner oralen Schmalseite in einen kurzen, wenig schmäleren Halstheil, an seiner aboralen dagegen in einen mehr zugespitzten Hügel übergeht. Der Körper ist anderthalbmal so lang wie breit, formbeständig, nicht kontraktil, unelastisch, dorsoventral etwas abgeplattet. Ein her- vorragendes Merkmal findet sich sowohl auf der Dorsalfläche in Gestalt einer ziemlich breiten Rinne (Fig. 15 r), als auch auf der Ventralfläche als scharfe Kante (Fig. 15 A). Beide verlaufen in der Mitte der be- treffenden Fläche parallel zur Längsachse, beginnen an der Mundöff- nung und enden vor dem Afterhügel. Die Dorsalrinne ist stark licht- - brechend, hell, glänzend und zeichnet sich, wenigstens bei großen - Individuen, durch eine feine Querstreifung aus. | Das Ektoplasma ist homogen, frei von Einschlüssen und nicht gleichmäßig dick, sondern an den Polen bedeutend stärker. Das Endoplasma ist fein granulirt, gelbgrünlich bis gelbröthlich, mit feinen Futtertheilchen durchsetzt und in schwacher Cirkulation. Auch hier finden sich, wie bei der folgenden Art, jene feinen Flocken, welche wir, wenn auch in größerer Masse, schon hei den Blepharo- corys-Arten bemerkt haben. Die Größe von Didesmis quadrata ist sehr variabel. Die vorge- nommenen Messungen hatten folgendes Ergebnis: Exem- Länge Breite Dicke plar in mm inmm in mm a 0,048 0,029 0,047 b 0,059 0,040 — (& 0,075 0,050 0,038 d 0,064 0,042 0,028 e 0,061 0,044 0,028 Es resultirt hieraus 0,0641 mm als mittlere Länge, 0,042 mm als mittlere Breite, während die Dicke durchschnittlich 0,028 mm beträgt. Bezüglich der Bewimperung ist zu bemerken, dass das Thier an den beiden Polen bewimpert, am übrigen Körper aber nackt ist. Die vorhandenen Wimpern sind ziemlich lang, fein, fadenförmig, stehen Zeitschrift f, wissensch. Zoologie. LX. Bd, 9323 324 ; Albert Bundle, regellos und ziemlich dicht bis zur Grenze der polaren Ektoplasma- schicht. Die Richtung der adoralen Wimpern fällt in der Regel mit der Längsachse zusammen, während die um den After wellenförmig nach beiden Seiten aus einander gehen, eine Anordnung, welche in Folge ihrer Symmetrie einen ganz besonders schönen Anblick gewährt. Die Bewegung findet gewöhnlich in der Richtung der Längs- achse, und zwar eben so oft rück- wie vorwärts statt. Ist die unter dem Deckglas befindliche Flüssigkeitsschicht dick genug, so bemerkt man auch häufig eine Drehung der Thiere um ihre Längsachse. Die Motion wird ausgeführt vornehmlich durch die am aboralen Ende be- findlichen Wimpern, während den adoralen hierfür nur eine sekundäre Bedeutung beizumessen ist. Diese stehen besonders im Dienste der Nahrungsaufnahme, welche dadurch geschieht, dass diese Wimpern durch eine nach dem Lumen des Mundes zu ausgeführte Bewegung ihm Futterpartikel zutreiben. Der Mund (Fig. 15 o) ist (am besten) als ein das ganze Vorderende einnehmender Krater zu bezeichnen. Er ist demnach im Verhältnis zu dem Infusor von ganz ungewöhnlicher Größe. Sein Saum charakteri- sirt sich als ein Oval, das an der einen Längskurve in eine periphere Spitze (der Längskante entsprechend) ausgezogen ist, während an der dieser gegenüberliegenden Stelle ein halbkreisförmiger Ausschnitt sich erkennen lässt, welcher der Rinne auf der Dorsalfläche entspricht. Rand und Umgebung des Mundes sind mit den schon beschriebenen Wimpern besetzt. An den Mund schließt sich ein mulden- oder schüsselförmiger Schlund (Fig. 15 s) an, welcher, der Größe der Mundöffnung ent- sprechend, sehr weit ist, aber nicht tiefer als bis zur Grenze des allerdings hier sehr breiten Ektoplasmas in das Innere hineinragt. Er ist nicht mit Wimpern ausgekleidet und nur bei großen Individuen deutlich sichtbar. Der Kern (Fig. 15 man) liegt für gewöhnlich genau in der Mitte des Thieres, und zwar in der Richtung der Längsachse. Doch habe ich ihn auch öfter ziemlich weit nach hinten und querliegend gefun- den. Im letzteren Falle war er keilförmig, während er sonst langge- streckt walzen- oder spindelförmig und ungleichmäßig dick ist. Er ist grobkörnig und intensiv tingirbar. Bezüglich der Größe des Makronucleus kann ich folgende Angaben machen: Giliate Infusorien im Cöcum des Pferdes. 335 Exem- | Länge | Breite Dicke plar! | inmm inmm in mm a 0,015 0,005 0,095 b 0,022 0,006 | -— C 0,025 0,009 0,008 d 0,023 0,007 = e 0,019 0,006 0,005 Als Durchschnittsmaße wären demnach anzunehmen: Länge 0,024 mm, Breite 0,007 mm, Dicke etwa 0,006 mm. Einen Nebenkern (Fig. 15 min) konnte ich nicht immer mit Be- stimmtheit erkennen. Wenn ich ihn vorfand, so lag er an einer Längs- seite des Makronucleus in einem Ausschnitte desselben. An der Schmalseite desselben befand er sich, wenn der Kern die oben er- wähnte keilförmige Gestalt hatte. Pulsirende Vacuolen (Fig. 15 cv) sind zwei vorhanden. Die eine liegt ziemlich gleich weit von den beiden Polen entfernt, median von der Längskante; die andere ziemlich weit nach hinten, peripher vom Kern, rechts von der Längsrinne, wenn das Thier auf der Bauch- seite liegt. Diagonal dieser zweiten kontraktilen Vacuole gegenüber befindet sich eine Konkrementvacuole (Fig. 15 kv), die bei den einzelnen Thie- ren verschieden groß ist. Der After (Fig. 15 a) befindet sich am. hinteren Pol, der Mund- öffnung gegenüber, am aboralen Ende der Medianlinie. Er ist jederzeit deutlich als kleine runde Öffnung zu erkennen und geht in eine, bei großen Exemplaren etwa 0,005 mm lange Afterröhre über. Fortpflanzung fand in den zur Beobachtung gekommenen Fällen ausschließlich als Quertheilung statt. Diese beginnt in der Regel damit, dass der Kern an Größe, insbesondere an Länge zunimmt, während der Nucleolus aufhört, sichtbar zu sein. Doch sah ich auch Individuen, bei denen der Nucleus weniger an Länge als an Dicke zugenommen hatte. In diesem Falle war dann eine quer um den Kern gehende Furche zu erkennen. Leider ist es bei der Schwierigkeit, die Thiere längere Zeit am Leben zu erhalten, nicht möglich gewesen, die Entwicklung dieses Zustandes zu verfolgen. In allen anderen Fällen wurde der Kern, nachdem die Einschnürung am Thierkörper aufge- treten war, langgezogen und in der Mitte immer dünner, bis zuletzt jede Verbindung zwischen den beiden Kernhälften aufgehoben war. Im Gegensatz zu den Blepharocorys-Arten bemerkt man in der Quer- furche sehr bald das Auftreten neuer Wimpern. 1 Die Buchstaben entsprechen den in der vorigen Tabelle gemessenen Individuen. 3ar 326 Albert Bundle, 2. Didesmis ovalis Fiorentini (Fig. 16). Diese Art ist eben so wenig wie die vorige bezüglich ihres Vor- kommens an eine Jahreszeit gebunden, wird aber viel häufiger ange- troffen. Wenn auch ihre Größe keine konstante ist, sondern ebenfalls sehr wechselt, so ist sie doch im Allgemeinen viel kleiner als Didesmis quadrata. Als Hauptunterscheidungsmerkmal dürfte aber meines Er- achtens nicht die Größe, auch nicht die Gestalt, sondern in erster Linie das Fehlen der Längsrinne, resp. der Längskante zu bezeichnen sein. Denn in ihren äußeren Umrissen ist diese Species der vorigen sehr ähnlich, da sie, so weit meine Beobachtungen reichen, eben so oft rechteckig wie mehr oder weniger oval angetroffen wird. Desshalb kann Letzteres nicht als prägnantes Merkmal gelten. Außerdem kom- men Übergänge von der rechtwinkeligen zur ovalen Form so häufig und in den verschiedensten Variationen vor, dass ich oft unschlüssig war, ob das betreffende Individuum als » oval« oder als »rechteckig« zu be- zeichnen sei. Der Gestalt nach sind sich also D. quadrata und D. ovalis sehr ähnlich. Auch zeigt der Körper bei beiden Arten dieselben physika- lischen Eigenschaften. In Betreff der Größe von D. ovalis fand ich Folgendes: Exem- | Länge | Breite | Dicke plar | in mm in mm in mm a 0,023 0,020 0,049 b 0,029 0,024 0,020 € 0,044 0,034 — d 0,034 0,023 0,022 e 0,036 0,029 0,027 Da hiernach im Mittel die Länge 0,033, die Breite 0,025, die Dicke etwa 0,022 mm beträgt, so erhellt hieraus, dass diese Species im Gegen- satz zu der vorigen relativ breiter ist und dass die dorso-ventrale Ab- plattung nicht so bedeutend wie bei jener ausgeprägt ist. Über äußere Begrenzung, Ekto- und Endoplasma ist nichts Neues zu sagen. Auch die Verhältnisse des Mundes, des Afters und des Schlundes sind die gleichen wie bei D. quadrata. Eben so wenig unterscheidet sich die Bewegung. Nur scheint es, 'als ob die Schnelligkeit ihrer Ausführung bei der kleineren Species eine größere sei, was aber auf Täuschung beruhen kann, da die nur dünne Flüssigkeitsschicht unter dem Deckglas der letzteren mehr Ak- tionsfreiheit gewährt wie jener. EEE BR ERBEN TEE DE WERDEN TR ER U ETTEOE- = rn Sn Ki ae EBEN ET ) e; ur a Ciliate Infusorien im Göcum des Pferdes. 337 Der Makronucleus (Fig. 16 man) liegt etwas lateral von der Längsachse des Thieres, ist lang gestreckt, spindelförmig, am oralen und aboralen Ende zugespitzt und etwa doppelt so lang wie breit. Er ist grobkörnig und gut färbbar. Die für ihn gefundenen Maße waren folgende: Exem- Länge Breite Dicke pları lee in mm in mm in mm a 0,095 0,003 0,003 b 0 007 0 004 0,003 C 0 ‚009 0 ‚004 — d 0,007 0, 003 0,003 e 0 ‚008 0 ‚004 0,004 Als Durchschnittsmaße können demnach gelten: Länge 0,007, Breite 0,004, Dicke 0,003 mm. Der Nucleolus (Fig. 16 min) — ich habe nie mehr wie einen fin- den können — liegt zur Seite des Makronucleus, medial von ihm, etwa am Ende des vorderen ersten Drittels derselben, ist kugelig und sehr klein. Pulsirende Vacuolen (Fig. 16 cv) sind auch hier zwei vorhan- den, welche dieselbe Lage haben wie bei D. quadrata. Eben so wenig fehlt eine Konkrementvacuole (Fig. 16 kv) an der betreffenden Stelle?. Auch bezüglich der Fortpflanzung, resp. Theilung, herrscht Übereinstimmung zwischen beiden Arten. 3. Allgemeines. Wenn man zwischen den Ergebnissen der Untersuchungen Fiıo- RENTINTS und den meinigen Vergleiche zieht, so wird man finden, dass dieselben sich zwar in vielen Punkten decken, an verschiedenen und nicht immer unwesentlichen Stellen aber beträchtlich von einander abweichen. ! Die Buchstaben entsprechen denen der oben gemessenen Individuen. 2 FiorEntinı versucht bei Beschreibung der Konkrementvacuole von D. ovalis (Fig. 45 c) Scauugerg zu widerlegen, indem er sagt, dass diese Gebilde gar keine Kalkkonkremente seien, da man bei Behandlung mit Acid. nitr. kein Aufbrausen bemerken könne, und nennt sie desshalb »pigmentirte Masse«. Allein mit diesen Ausführungen wendet er sich gegen etwas, was SCHUBERG nirgends gesagt hat. Denn dieser Autor spricht nur von »Konkrementhaufen«, das sind nach ihm »stark licht- brechende, krystallähnliche, glänzende Konkretionen, die sich stets an derselben Stelle des Körpers, in der Nähe des Vorderendes vorfinden und meist in einen vacuolenähnlichen Raum eingeschlossen erscheinen«. Von Kalk ist also nichts erwähnt, 328 Albert Bundle, So habe ich den, wenn auch in der Beschreibung nicht erwähnten, so doch von Fiorentini gezeichneten, breiten, wulstigen Mundsaum niemals gefunden, sondern die Begrenzung des Mundes immer als eine einfache Kante gesehen. Der Schlund verjüngt sich nach Frorentinı nach hinten zu ziemlich stark, um dann in der Nucleargegend ohne sichtbare Grenze im Endoplasma zu endigen, während ich denselben in Form einer am Grunde breiten Schüssel und deutlich nach hinten zu begrenzt fand. Auch reicht derselbe nach meinen Beobachtungen niemals so tief in das Innere, sondern endet, wie oben ausgeführt, an der Grenze zwischen Ekto- und Endoplasma. Eine Afterröhre hat Frorentinı nicht gefunden. Eben so ist ihm die in der Kerngegend liegende kontraktile Vacuole entgangen. Speciell in Bezug auf D. ovalis muss ich bemerken, dass die Benennung »ovalis« als eine wenig glückliche zu bezeichnen ist. Denn wie ich schon im speciellen Theil hervorhob, ist diese Art eben so oft rechtwinkelig wie oval und sind die Übergänge zwischen diesen beiden Eigenschaften zahllos. Aber auch bei D. quadrata findet man Übergänge zur ovalen Form, wenn auch nicht in dem Maße, wie bei der kleineren Species. Hierzu kommt noch, dass Längskante und -rinne je nach der Größe des Thieres mehr oder weniger ausgebildet, Ja, bei den kleineren Individuen oft nur angedeutet sind, so dass wir auch bezüglich dieser Merkmale Übergangsformen haben. Ich kann daher an dieser Stelle den Verdacht nicht unterdrücken, es möchten D. quadrata und D. ovalis nur eine einzige Art sein, die in der Jugend oval ist, dann rechteckig wird und bei welcher im späteren Alter eine Längskante und -rinne sich differenzirt. Auch die Thatsache, dass D.quadrata viel seltener ist, dürfte ein weiterer, wenn auch schwacher Beweis für diese Vermuthung sein. Denn auch hier wie überall wird es der Fall sein, dass nur eine beschränkte Anzahl von Individuen ein höheres Lebensalter erreicht. Bei D. quadrata konstatirt Fıorenrinı eine hyaline Zone, die den ganzen Körper in der Richtung von Rinne und Kante meridional um- zieht. Ich kann dies nicht bestätigen, sondern habe nur gefunden, dass die Längsrinne stärker lichtbrechend ist. Dagegen hat Fiorentint die Querstreifung besagter Rinne nicht bemerkt. Die von Fıorentisı gegebenen Maße zeigen auch hier keine Über- einstimmung mit dem Resultate meiner vielfach vorgenommenen Mes- sungen, sondern sind viel höher. FIorEnTIN! giebt für beide Arten an: Länge 0,6, Breite 0,4 mm. Die Gattungsdiagnose dürfte nach Obigem folgendermaßen zu stellen sein: »Klein bis mäßig groß (bis 0,075 mm). Schwach gelblichgrün bis Ciliate Infusorien im Cöcum des Pferdes. 399 röthlichgrün gefärbt. Starr, mit mäßig dicker, nicht kontraktiler, un- elastischer Pellicula. Ektoplasma an den Polen verstärkt. Gestalt oval bis rechteckig. Querschnitt oval. Körper dorso-ventral abgeplattet, etwa anderthalbmal so lang wie breit. Vorderende abgestumpft, Hinterende sich verjüngend. Mund das ganze Vorderende einnehmend, eine einfache, verhältnismäßig große, kraterförmige Öffnung, in einen weiten, kurzen Schlund übergehend. After terminal, mit Afterröhre. Wimpern lang, nur an beiden Polen; der übrige Körper nackt. Mit oder ohne Längsrinne- und -kante. Kern gewöhnlich langgestreckt und in der Mitte liegend. Ein Nebenkern. Zwei kontraktile, eine Kon- krementvacuole. Bewegung schnell, mit Rotation um die Längsachse. Nahrung fein, aus Futterpartikeln und Bakterien (?) bestehend. Para- sitisch (kommensal) im Göcum und Colon des Pferdes.« Bütschlia Schuberg. Die Gattung Bütschlia wurde von Scuusere! im Jahre 1887 für zwei von ihm im Rumen der Wiederkäuer entdeckte Arten — B. parva und B. neglecta — aufgestellt. Die Gattung charakterisirt sich nach ihm hauptsächlich dadurch, dass die beiden von ihm unterschiedenen Arten »in verschiedenen Punkten, vor Allem in der Bewimperung, von allen anderen bekannten Infusorien wesentlich abweichen und außer- dem andere gemeinsame, sonst nicht vorkommende Merkmale, zu denen er in erster Reihe den eigenthümlichen ‚Konkrementhaufen‘ rechnen möchte, haben«. Dass das Vorkommen von »Konkrementhaufen« nicht mehr in erster Reihe die Gattung bestimmen kann, dürfte, nachdem ich solche auch bei anderen, mit Bütschlia kaum mehr verwandten, im Pferde- darm lebender Ciliaten nachgewiesen habe, eines weiteren Beweises nicht bedürfen, wenn ich auch damit durchaus nicht leugnen will, dass es immerhin ein wichtiges Merkmal ist. Wichtiger erscheint es mir, auf die Bewimperung, sowie vornehmlich auf die von Scuugere bei B. parva beschriebene, am Vorderende befindliche, besonders breite Protoplasmazone Gewicht zu legen. Bütschlia posteciliata n. sp. (Fig. 17). Als einzige Species, die zu einer der im Rumen der Wiederkäuer vorkommenden Giliatengattungen gehören dürfte, fand ich im Pferde- darm ein Infusor, das sich von Bütschlia parva Schuberg hauptsächlich dadurch unterscheidet, dass es nicht nur am oralen, sondern auch am 1 SCHUBERG, Die Protozoen des Wiederkäuermagens. in: Zool. Jahrb. Bd. IM. P. 314-4376. 330 Albert Bundle, aboralen Ende bewimpert ist (daher posteiliata), im Übrigen aber mit der genannten Art große Übereinstimmung zeigt. Sein Vorkommen ist selten und man findet es immer nur in einzelnen Exemplaren. Ich sah es nur im Sommer. Doch will ich damit nicht ausschließen, dass ich es in der kälteren Jahreszeit übersehen habe. Die Gestalt von B. posteiliata ‘weicht wenig von B. parva ab: letztere ist oval, erstere tonnenförmig und oral wie aboral gleichmäßig abgestumpft. Auch ist der Körper im Verhältnis zu seiner Länge etwas schmäler. Die äußere Begrenzung ist doppelt kontourirt. Das Ektoplasma zeichnet sich durch seine Homogeneität, seine größere Dichtigkeit und durch den Mangel an Einschlüssen dem Endo- plasma gegenüber aus. An beiden Polen ist es unverhältnismäßig breit und in gerader Linie scharf gegen das darunterliegende Endoplasma abgegrenzt. Letzteres ist blass, schwach granulirt und enthält eine Menge stark lichtbrechender Körperchen und feiner Futtertheilchen. Der mittlere Theil des Körpers ist unbewimpert. Die vorhandenen Wim - pern sind nicht ganz doppelt so lang wie bei B. parva, bedecken die beiden polaren Ektoplasmazonen bis zu ihrer medianen Grenze, stehen ebenfalls unregelmäßig vertheilt und bewegen sich ziemlich gleichmäßig. Die Bewegung des Infusors ist eine mäßig schnelle und geht fast nur in der Richtung der Längsachse vor sich. Die Mundöffnung (Fig. 17 o) befindet sich, wie bei den beiden anderen Arten, in der Mitte des Vorderendes, bildet eine schwache, muldenartige Vertiefung und geht ebenfalls in einen engen, kurzen Schlund (Fig. 17 s) über, welcher aber nur bis zur medianen Grenze der Ektoplasmaschicht reicht. Eine besondere Afteröffnung war nicht auffindbar; eben so fehlen pulsirende und Nahrungsvacuolen. Dagegen findet sich eine Kon- krementvacuole (Fig. 17 kv), und zwar an derselben Stelle wie bei den beiden anderen Bütschlien, also lateral- und oralwärts vom Kern, dicht an der Grenze von Ekto- und Endoplasma. Der Nucleus (Fig. 17 man) ist bedeutend kleiner wie bei B. parva und neglecta. Er ist länglich, blass und sehr fein gekörnt. Dass er sich weniger stark färbt wie bei anderen Infusorienarten, habe ich nicht bemerken können. Er liegt in der Regel nicht ganz in der Mitte, son- dern etwas mehr nach der Konkrementvacuole zu. Seine Größe be- trägt: Länge 0,005—0,006, Breite 0,005—0,004, Dicke 0,003 mm. Beginnende Theilung hatte ich in einem einzigen Falle Gelegen- heit zu beobachten. Sie unterschied sich durch nichts von der den meisten Ciliaten eigenthümlichen. Eine quer verlaufende Ein- schnürung umzog den Körper in der Mitte. Der Kern war länger, im Oiliate Infusorien im Oödeum des Pferdes. 331 mittleren Theil dünner, biskuitartig geworden. An der Seite zeigten sich in der Querfurche einige Wimpern. Von einer Neuanlage der Kon- krementvacuole war jedoch noch nichts zu bemerken. Die vorgenommenen Messungen des Körpers ergaben: Exem- Länge Breite Dicke plar in mm in mm in mm a 0,032 0,021 0,017 b 0,036 0,023 0,018 C 0,045 0,025 0,020 d 0,056 0,028 0,023 e 0,057 0,023 0,024 Durchschnittlich beträgt demnach die Länge 0,045, die Breite 0,025, die Dicke 0,020 mm. Blepharoprosthium ! m.u&. Blepharoprosthium pireum n. g.n. sp. (Fig. 18). . Eine bisher noch nicht beschriebene Form fand ich zwar selten, dann aber immer in großer Anzahl. Ihre Gestalt ist birnenförmig (daher pireum), der orale Theil sich nach dem Munde zu allmählich verjüngend, der aborale bedeutend verdickt. Der Körper ist formbeständig, weich, nachgiebig, elastisch, sein oraler Theil kontraktil und nach allen Seiten hin beweglich. Die Kon- traktilität erstreckt sich, vom Munde aus gerechnet, auf etwa zwei Fünftel der gesammten Körperlänge. Ist die Kontraktion sehr stark, so hildet sich zwischen dem kontraktilen und dem nicht zusammen- ziehbaren Theile eine tiefe, rings um den Körper verlaufende Furche (Fig. 18 B, rf). Bei konservirten Exemplaren, die fast ausnahmslos kon- trahirt gefunden werden, zeigt sich dagegen nur auf der Ventralseite eine Vertiefung. So weit der vordere Theil des Körpers kontraktil ist, ist er dicht mit mäßig langen, unregelmäßig stehenden Wimpern besetzt, die nach vorn zu etwas an Länge zunehmen, so dass sie um den Mund herum am längsten sind, ohne jedoch eine adorale Wimperzone zu bilden. Der hintere Theil des Körpers ist nackt. Ausgenommen hier- von ist die Partie um den After, um welchen herum auf einer Fläche von circa 0,009 mm Durchmesser ein Büschel Wimpern von derselben Beschaffenheit wie auf der oralen Körperhälfte stehen. Die Bewegung der Wimpern ist eine sehr lebhafte. I BAEpaoov = Wimper, rroo0Juos = vorn, 332 Albert Bundle, Die äußere Begrenzung (Hülle) bildet eine feine, einfach kon- tourirte, sehr weiche, zarte und biegsame hyaline Schicht, die anschei- nend um den Mund etwas verdickt ist. Das Ektoplasma ist eine verhältnismäßig :. an den beiden Polen ihre größte Stärke erreichende, stark lichtbrechende periphere Schicht, die frei von Einschlüssen ist. Das Endoplasma ist weich und dicht granulirt von kleinen runden Plasmakörperchen. Eine Menge Futtertheilchen der verschie- densten Art und von mäßiger Größe sind von ihm eingeschlossen. Die Größenverhältnisse von Blepharoprosthium pireum sind folgende: Exem- | Länge Breite Dicke plar | in mm in mm in mm a 0,052 0,025 0,022 b 0,055 0,039 0,034 C 0,049 0,020 0,018 d 0,076 0,048 0,045 e 0,109 0,065 0,061 Aus diesen Zahlen ergiebt sich, dass der Größenunterschied zwi- schen den einzelnen Individuen ein sehr bedeutender ist, so bedeutend, wie bei keiner anderen hier in Betracht kommenden Infusorienart. Allerdings, das will ich nicht unerwähnt lassen, kommen Exemplare, wie das unter e gemessene, nur sehr selten vor. Die Durchschnitts- maße, die nach obigen Zahlen für die Länge 0,068, die Breite 0,039, die Dicke 0,036 mm betragen, dürften demnach in Wirklichkeit etwas niedriger anzusetzen sein. Der Mund (Fig. 18 o) befindet sich an dem bei der Bewegung nach vorn gerichteten Ende. Er ist eine einfache, kreisrunde bis schwach ovale Öffnung und bildet die vordere Begrenzung des abge- stumpften Kegels, welchen der kontraktile Theil des Körpers, der »Halstheil«, bildet. Der After (Fig. 18 a) liegt am aboralen Ende der Längsachse des Körpers. Er stellt sich als kleine Öffnung in einer muldenartigen Ver- tiefung dar. Eine Afterröhre ist nicht vorhanden. Der Kern (Fig. 18 man) liegt für gewöhnlich etwas peripher im dicksten Theile des Körpers, also ziemlich weit nach hinten, aboral von dem zusammenziehbaren Halstheil. Doch habe ich ihn auch des öftern an anderen Stellen des Körpers gefunden, was wohl mit der hier regel- mäßig zu beobachtenden Plasmaströmung zusammenhängt. Er ist schon bei lebenden Thieren deutlich zu sehen, fein gekörnt, gut färbbar, nicht ganz doppelt so lang wie breit, dagegen verhältnismäßig dick. Giliate Infusorien im Cöcum des Pferdes. 333 Seiner Gestalt nach ist er scheibenförmig, doch kommen auch sehr un- regelmäßig gestaltete Kerne vor. Der Makronucleus zeigte folgende Größenverhältnisse : Exem- | Länge Breite Dicke plar! | inmm inmm in mm a 0,010 0,007 0,008 b 0,016 0,009 0,014 C 0,040 0,007 0,009 d 0,024 0,044 0,047 e 0,032 0,012 0,022 Durchschnittlich beträgt demnach die Länge 0,018, die Breite 0,009, die Dicke 0,015 mm, doch gilt auch hier das in Betreff der Körpermaße Gesagte. Nebenkerne (Fig. 18 min). Es sind zwei vorhanden, von denen der eine dem vorderen Ende des Makronucleus anliegt, während der andere etwas entfernt von diesem in einer Vertiefung seiner medialen Seite sich befindet. Bei dem zweiterwähnten Mikronucleus ist am oralen und aboralen Pole eine stärkere, spitz zulaufende Anhäufung von feinkörnigem Endoplasma wahrzunehmen. Beide Nebenkerne sind von kugeliger Gestalt und geringer Größe. Im letzten aboralen Drittel des Körpers findet man regelmäßig eine große, durchschnittlich etwa 0,02 mm im Durchmesser haltende pulsirende Vacuole (Fig. 18 cv). Im Halstheil, nicht allzu weit von der Mundöffnung liegt eine Konkrementvacuole (Fig. 18 kv), welche sich in nichts von den bei anderen Arten schon beschriebenen unter- scheidet. Bewegung. Dadurch, dass der Halstheil dieses Ciliaten nicht nur sich nach allen Richtungen hin — bis zu einem Winkel von ca. 60° zur Körperachse — bewegen, sondern auch zusammenziehen und wieder ausstrecken lässt, ferner dadurch, dass der Körper sehr weich, elastisch und nachgiebig ist, wodurch die Thiere im Stande sind, sich auch durch sehr enge Zwischenräume mit großer Leichtigkeit hindurchzudrängen, um sofort ihre gewöhnliche Gestalt wieder anzunehmen, wird die Be- wegung, die außerdem noch mit großer Schnelligkeit vor sich geht, zu einer äußerst gewandten und graciösen. Dieselbe findet nur in der Richtung der über den Mund hinaus verlängert gedachten Medianlinie, unter fast fortwährender Rotation um die Längsachse statt. Die Nahrungsaufnahme erfolgt einmal dadurch, dass die Thiere bei der Bewegung auf brauchbare Futterpartikel stoßen, wodurch letz- ! Die Buchstaben entsprechen den oben gemessenen Individuen. 334 Albert Bundle, tere ohne Weiteres in den Mund gelangen, andererseits dadurch, dass die Wimpern sie demselben zutreiben. Wie schon erwähnt, findet eine regelmäßige Cirkulation des Endoplasmas nebst seinen Einschlüssen statt. Die ziemlich starke Strömung geht hierbei — das Thier in einer Lage gedacht, in welcher der Kern links von der Medianebene zu liegen kommt — von vorn rechts nach hinten, wendet sich hier nach der linken Seite und von da wieder nach vorn. Dass sie Ursache der vorkommenden Lageverände- rung des Kerns ist, darf wohl angenommen werden. Doch muss letz- tere sehr langsam vor sich gehen, da sie in der allerdings nur kurzen Zeit, während welcher man die Thiere am Leben zu erhalten vermag, nicht nachgewiesen werden kann. Die Fortpflanzung entzog sich der Beobachtung. Individuen in Theilung oder Konjugation kamen mir nicht zu Gesicht. Blepharosphaera! n. g. Blepharosphaera intestinalis n. g.n. sp. (Fig. 19). Dieses, zu den einfachsten Formen der im Pferdedarm vorkom- menden Infusorien zählende Thier habe ich nur zweimal, und zwar beide Male im Sommer 1893 gefunden. Es hat die Gestalt einer Kugel, welcher am oralen Pole ein Seg- ment fehlt. Der Körper ist formbeständig, weich und nachsgiebig, sehr elastisch, nicht kontraktil. Er giebt, wenn sich die Thierchen zwischen den zahllosen Futterpartikeln durchdrängen, leicht nach, doch nimmt er nach überwundenem Hindernis sofort wieder seine frühere Gestalt an. Der Körper ist auf seiner Oberfläche gleichmäßig bedeckt mit dicht stehenden feinen Wimpern, die in einzeiligen Reihen angeordnet sind. Diese Streifen verlaufen vom aboralen Pole aus in regelmäßig meridionaler Anordnung bis zum Munde, dicht neben einander, einen Zwischenraum von höchstens 0,0025 mm zwischen sich lassend. Ob die Streifen Furchen oder Erhöhungen sind, vermag ich nicht zu ent- scheiden, da mir Schnitte von den beiden Exemplaren, die mir zu Ge- bote standen, nicht gelangen. Das Ektoplasma ist eine stärker lichtbrechende, nicht allzu dicke Schicht von überall gleichem Durchmesser. Das Endoplasma ist fein granulirt und sehr weich. In ihm ist eine große Menge Futtertheilchen eingebettet, jedoch nicht überall gleichmäßig viel, sondern letztere sammeln sich in der aboralen Körper- hälfte und sind von oft ganz beträchtlicher Größe. Das Endoplasma der oralen Körperhälfte erscheint dadurch viel heller und klarer. | 1 BlEpaoov = Wimper, opeioa = Kugel. ’ Giliate Infusorien im Oöcum des Pferdes. 335 Der Mund (Fig. 19 0) ist kreisförmig. Er führt, ohne sich in einen Schlund fortzusetzen, direkt in das Innere. Um den Mund herum, auf dem Rande desselben, steht eine Reihe Cilien, welche sich von denen des übrigen Körpers wesentlich unterscheiden. Denn sie zeichnen sich - einerseits durch etwa dreifache Länge, andererseits auch dadurch aus, dass sie minder beweglich, anscheinend dicker, ziemlich starr und an ihrem peripheren Ende schwach gegen das Lumen des Mundes zu ge- bogen sind. Einen After habe ich nicht konstatiren können, das Austreten von Exkrementen nicht bemerkt. Der Kern (Fig. 19 man) liegt lateral der Längsachse dicht unter dem Ektoplasma und reicht mit seinem oralen Ende fast bis an die ge- nannte Achse. Er stellt eine ovale Scheibe vor, deren Größenverhält- nisse bei beiden Exemplaren folgende waren: Exem- | Länge | Breite Dicke plar | in mm | in mm in mm a 0,025 0,046 0,004 b 0,034 0,020 0,005 Wie aus diesen Zahlen hervorgeht, ist der Kern etwa anderthalb- mal so lang wie breit; dagegen beträgt seine Dicke nur ein Viertel seiner Länge. Einen Nebenkern aufzufinden war mir nicht möglich. Zwischen Kern und aboralem Pole, auf derselben Seite der Median- ebene und von ihr theilweise geschnitten, liegt eine außergewöhnlich große kontraktile Vacuole (Fig. 19 cv). Auf der anderen Seite der Mittelachse, etwas weiter nach vorn, eine nicht ganz halb so große Konkrementvacuole (Fig. 19 kv), die sich nach Form und Inhalt durch nichts von den bereits anderweitig beschriebenen unterscheidet. Die Größenverhältnisse von Blepharosphaera intestinalis er- geben sich aus folgenden Zahlen: Exem- Länge Breite Dicke plar in mm in mm in mm a 0,082 0,084 0,084 b 0,140 0,145 0,116 Da Exemplar db bedeutend mehr mit Futtermassen angefüllt war wie a, so erklärt sich hieraus wohl die relativ größere Dicke. Die Bewegung dieses Infusors ist eine rollende und findet so- 336 | Albert Bundle, i wohl um jede beliebige Eigenachse als auch nach jeder Richtung hin statt. Konjugation oder Theilung wurden nicht beobachtet. Blepharocodon!n.g. Blepharocodon appendiculatus n.g.n. sp. (Fig. 20). Als Vertreter der peritrichen Ciliaten lebt im Pferdeblinddarm ein Infusor, das ich häufig, aber niemals in größerer Menge, sondern immer nur vereinzelt, vorfand. An eine bestimmte Jahreszeit war sein Vor- kommen nicht gebunden. Seine Gestalt ist glockenförmig; das orale Ende breit, das abo- rale sich verjüngend und am Pole abgerundet. Der »Glockenrand« zeigt (Fig. 20 ap) an einer Stelle eine zungenförmige Hervorragung (daher »appendiculatus«). Rings um den Körper, etwa in der Mitte, läuft eine schwache Einbuchtung, die von verschiedener Tiefe ist, so dass die Gestalt etwas unsymmetrisch sich darstellt. Der Körper ist starr, unelastisch und nicht kontraktil, nur am oralen Ende bewimpert, auf dem Durchschnitt kreisrund bis schwach oval. Seine äußere Begrenzung ist einfach kontourirt. In Betreff seiner Größe gehört B. appendiculatus zu den klein- sten hierher gehörigen Ciliaten. Nur eine einzige Art, die jedoch so selten vorkommt, dass ich meine diesbezüglichen Beobachtungen nicht abschließen konnte und in Folge dessen vorläufig Abstand nehmen musste, dieselben zu veröffentlichen, ist noch kleiner. Die gefundenen Maße waren folgende: Exem- Länge | Breite Dicke plar in mm | inmm | in mm a 0,037 0,012 0,014 b 0,035 0,04 0,040 C 0,032 0,009 0,009 d 0,036 0,012 0,091 e 0,035 0,040 0,010 Es ergiebt sich hieraus: durchschnittliche Länge 0,035, Breite 0,044, Dicke 0,040 mm. Das Ektoplasma kennzeichnet sich als eine dünne, periphere Schicht von fast homogenem Aussehen, die sich vom Endoplasma durch ihr stärkeres Lichtbrechungsvermögen deutlich absetzt. Das Endoplasma ist dicht granulirt von kleinen, runden, glän- zenden Plasmakörperchen und enthält, wie alle Darminfusorien, eine 1 BAEpapov = Wimper, z0dov —= Glocke. Oiliate Infusorien im Cöcum des Pferdes. 337 Menge Einschlüsse, die aber hier eine gewisse Größe nicht über- schreiten. Die Mundöffnung (Fig. 20 0) befindet sich am breiten Ende und wird durch eine einfache, das ganze Vorderende einnehmende Höhlung gebildet, der sich keinerlei Gebilde anschließt, das als Schlund be- zeichnet werden könnte. Rings um den Mund, auf dem Rande des- selben, steht eine einfache Reihe mäßig langer Wimpern, welclre sich in lebhafter Bewegung befinden, zart, dünn und von mäßiger Länge sind. Ein After konnte nicht festgestellt werden. Eben so wenig Vacuolen irgend welcher Art. Der Kern (Fig. 20 man) liegt ziemlich weit nach vorn, noch vor der queren Einbuchtung, unterhalb und seitlich von dem am Mund- rande befindlichen Fortsatze. Er ist eiförmig, grob granulirt, gut tingir- bar und besitzt folgende Dimensionen: Exem- | Länge Breite | Dicke plar! | inmm inmm | jinmm as 2. 0.009 0,004 | 0,003 DB 0.008 | 00. | e | 0,007 0,003 | 0.003 d | 0,009 0,004 e | 0,008 0,003 | 0, ‚003 Die durchschnittliche Länge beträgt demnach: 0,008, die Breite 0,003, die Dicke 0,003 mm. Nebenkerne waren nicht auffindbar. Die Bewegung ist sehr langsam. Sie geht unter fortwährender Achsendrehung und stoßweise vor sich. Die Nahrung unterscheidet sich nur durch die Feinheit ihrer ein- zelnen Bestandtheile von der, welche die übrigen Wimperinfusorien des Blinddarmes aufnehmen. Blepharocodon appendiculatus ist das gegen Temperaturunter- schiede am wenigsten empfindliche Darminfusor und desshalb am längsten von allen am Leben zu erhalten. Konjugation oder Theilung wurden nicht beobachtet. Außer diesen eiliaten Infusorien leben im Blinddarm des Pferdes auch noch Flagellaten (ich habe sechs verschiedene Arten gesehen), die mit Ausnahme einer Form, die Corın 2 unter Nr. 9 abbildet, noch nir- ! Die Buchstaben entsprechen den oben gemessenen Individuen. 2 Corın, Traite de physiologie comparee des animaux. Paris 1874. p. 836. 398 Albert Bundle, gends erwähnt sind. Ich sehe von einer ausführlichen Beschreibung derselben ab, da sie außerhalb des Rahmens, den ich mir gesteckt habe, liegt, behalte mir jedoch vor, später an anderer Stelle darauf zu- rückzukommen. Infektion. Auf welche Weise die Infusorien in den Darm der Pferde ge- langen, ist mir trotz mancher dahin zielender Versuche unklar ge- blieben. Doch glaube ich, dass dieselben kaum in ihrem ausgebildeten Zustande durch den Mund in das Innere ihrer Wirthe gelangen. Denn niemals konnte ich an Futterpartikeln, die ich aus dem Maule der Pferde nahm, Infusorien finden. Wenn Corin und Schugers bei den Wiederkäuern entgegengesetzte Beobachtungen machten, so dürfte die Ursache darin zu suchen sein, dass bei diesen Thieren die Protozoen im Pansen sich befinden, und der Inhalt dieser Magenabtheilung bei der Rumination wieder in die Mundhöhle zurückbefördert wird. Die Anwesenheit von Mageninfusorien daselbst kann demnach nur als eine sekundäre aufgefasst werden. Außerdem verdient hierbei noch Fol- gendes Erwähnung: Es finden sich, wie alle älteren Autoren übereinstimmend berich- ten, und wie ich mich selbst überzeugt habe, niemals lebende Proto- zoen im Abomasus der Wiederkäuer, sondern sie sind, wenn sie vorkommen, todt und größtentheils mehr oder weniger verdaut. Da nun die rechte Magenhälfte des Pferdes dem Labmagen der Wieder- käuer bezüglich seiner Funktion entspricht, so ist anzunehmen, dass ausgebildete Infusorien, falls sie in demselben Zustande, in welchem sie im Darme leben, durch den Mund eingeführt würden, verdaut wären, ehe sie nur in den Darmkanal gelangen könnten. Auch im hin- teren Theile des Pferdedickdarmes, von da ab, wo die alkalische, bezw. neutrale Reaktion des Darminhaltes in eine saure überzugehen beginnt, finden sich niemals lebende Infusorien, sondern nur todte, die allmäh- lich aufgelöst werden, wobei sich die Pellicula und die Konkrement- körperchen am widerstandsfähigsten zeigen. Nun ist es eine auffallende Thatsache, dass Infusorien in solch un- geheurer Anzahl und von so verschiedenen Formen nur bei Pflanzen- fressern vorkommen. Allerdings findet man auch bei Omnivoren einige wenige Arten, aber auch nur in ganz geringer Anzahl. Bei reinen Fleischfressern sind bis jetzt überhaupt keine nachgewiesen. Nur der Hund macht eine Ausnahme, indem nach Coum u. A. zwei Arten in seinem Magen vorkommen sollen. Aber auch er ist nicht reiner Carni- vore, sondern seine Nahrung besteht ebenfalls sehr oft zum Theil aus Ciliate Infusorien im Cdcum des Pferdes. 339 Vegetabilien. Es ist daher mit großer Wahrscheinlichkeit anzu- nehmen, dass die Träger der Infektionsstoffe Nahrungsmittel sind, welche dem Pflanzenreiche entstammen. Diese Annahme wird noch verstärkt durch den Umstand, dass bei Saugkälbern (säugende Fohlen standen mir aus naheliegenden Gründen nicht zur Verfügung), die also eigentlich als Fleischfresser anzusehen sind, niemals Protozoen zu fin- den waren. Um nun festzustellen, auf welche Weise und durch welche Nah- rungsmittel Pferde infiecirt werden, habe ich verschiedene Versuche gemacht. Das nächstliegendste Objekt zu diesen war das Heu, als das häufigste und gewöhnlichste, fast nie fehlende Nahrungsmittel unserer pflanzenfressenden Hausthiere. Auch hatten schon frühere Forscher mit diesem günstige Erfolge erzielt. Zu denselben gehört in erster Linie Coste!, der auf die einfachste Weise zu positiven Resultaten ge- langt sein will. Er übergoss Heu mit Wasser und ließ es stehen. In diesem Aufguss will er nach einiger Zeit Wimperinfusorien gefunden haben, gleich denen des Schafmagens, auf Grund welcher Thatsache er der Ansicht ist, dass sie mit dem Heu (Moos, Blättern) hineingekommen seien. Auch stellt er die Behauptung auf, dass, wenn man ein Infus, in welchem man während 10—20 Tagen kein Infusor hat nach- weisen können, mit einigen Darminfusorien impft, diese sich hier un- geheuer vermehren. Mırne Epwarps ? kommt zu denselben Resultaten. Aber ihn wie Goste widerlegt PoucHer? noch in demselben Bande der Compt. Rendus. Dieser Forscher ist bei seinen Versuchen bedeutend korrekter und einwurfsfreier vorgegangen als die beiden erstgenannten Autoren. Denn er versuchte, sein Infus, bestehend aus 10 g Heu und 250 cem Wasser, durch eine Glasglocke, die er darüber stellte und deren Rand in Wasser stand, gegen äußere Einflüsse abzuschließen. In Folge dessen fand er wohl hier und da nach 6—10 Stunden einige seltene Infusorien, aber in den allermeisten Fällen waren seine Nach- forschungen erfolglos, immer aber dann, wenn der Aufguss länger als die angegebene Zeit stand. In neuerer Zeit will dann CGerres*, welcher die Infektion der Rehe 1 CostEe, Developpement des Infusoires cilies dans une mac£ration de foin. in: Compt. Rendus des seances de l’Academie des Sciences, Tome LIX, Paris 1864, p. A49—155. | ? MıLne Epwarps, Remarques A l’occasion de la precedente communication, ebenda, p. 455. 3 Poucuzt, Embryogenie des Infusoires cili6s. Response aux observations de M, CostE, ebenda, p. 276. * Gertes, Notes sur les Micro-Organismes de la Panse des Ruminantes. in: Journal de Micrographie, Tome XIII, Vol. 9, Paris 1889, p. 277—279. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX, Bd. 23 340 Albert Bundle, studirte, in seinen Aufgüssen Organismen wiedergefunden haben, die denen des Pansens der Rehe identisch gewesen seien. Doch versäumt er, anzugeben, wie er zu diesen Resultaten gekommen ist. Geleitet von der Ansicht, dass es unbedingt nöthig sei, den Auf- guss, so weit wie irgend möglich, vor aller und jeder Berührung mit anderen eventuellen Infektionsträgern zu isoliren, suchte ich die Methode Poucher’s in so fern zu vervollkommnen, als ich die Glas- glocke, welche den Aufguss bedeckte, nicht in Wasser, sondern in 0,1 %/,ige Sublimatlösung mit ihren Rand setzte, sowie dadurch, dass ich genannte Glocke auf ihrer Innenfläche mit Löschpapier, das mit der- selben Lösung getränkt war, belegte. Die Aufgüsse stellte ich folgen- dermaßen her: A. Heu unter Zusatz von: 1) destillirtem Wasser, ) Flusswasser, ) Leitungswasser, 4) Leitungswasser und Pferdespeichel, ) Leitungswasser, Pferdespeichel und filtrirtem Magensaft, ) Leitungswasser, Pferdespeichel, filtrirtem Magensaft und fil- trirter Darmflüssigkeit. | B. Heu mit denselben Zusätzen; in diese Infuse wurden dann lebende Blinddarminfusorien gebracht. Das Resultat war ein völlig negatives. Weder war es mir möglich, bei den Versuchen unter A Infusorien irgend einer Art zu finden, noch konnte ich in den geimpften Aufgüssen eine Vermehrung der hinein- gesetzten Ciliaten beobachten. Dieselben waren hier auch nicht länger am Leben zu erhalten, als in der ursprünglichen Darmflüssigkeit. Nach 12 Stunden lebte auch nicht ein einziges Exemplar mehr, trotz peinlichst genau regulirter Temperatur. Aber auch abgesehen von der Erfolglosigkeit dieser Versuche, und trotzdem ich bei Kälbern, die, eben entwöhnt, nur Heu zu sich ge- nommen hatten, bereits die für den Wiederkäuermagen charakteristi- schen Infusorien im Pansen fand, halte ich die Frage, ob das Heu der Träger der Infektion sei, noch für eine offene. Denn wenn ich auch nicht verkenne, dass das Heu und mit ihm die eventuell an ihm haf- tenden Dauerformen der in Frage stehenden Infusorien einen ganz anderen Weg zurückzulegen haben, bevor sie bei Pferden an ihren Bestimmungsort kommen, als bei Wiederkäuern, in so fern, als sie verschiedene Flüssigkeiten, in erster Linie den sauern Magensaft, pas- siren müssen, welche auf ihre Entwicklungsfähigkeit Einfluss haben könnten, so ist es doch sehr auffallend, dass, obwohl Pferde doch min- ET 0 Aal Zn Th ur Tide 2 ne we Ge Giliate Infusorien im Cöcum des Pferdes. 341° destens eben so häufig wie Wiederkäuer mit Heu gefüttert werden, niemals bei ihnen sich Infusorien finden, die mit denen des Pansens identisch sind. Es giebt daher nur zwei Möglichkeiten: A. Das Heu ist nicht der Infektionsträger. Für diese Annahme spricht außer dem oben erwähnten Umstand auch noch die Thatsache, dass bei den Rennthieren des hiesigen Zoo- logischen Gartens, die fast ausschließlich mit Moos gefüttert werden, sich ebenfalls dieselben Infusorien wie bei den übrigen Wiederkäuern finden !; ? gegen dieselbe, dass bei Kälbern, die noch kein anderes vegetabili- sches Nahrungsmittel als Heu zu sich genommen hatten, sich die in Frage stehenden Infusorien bereits vorfanden; oder B. das Heu ist der Infektionsträger. Für diesen Fall muss man annehmen, dass die Dauerformen der Infusorien des Pansens sich gegenüber dem sauren Magensaft des Pferdes weniger widerstandsfähig zeigen als die des Blinddarmes, während umgekehrt letztere im Pansen nicht die nöthigen Lebens- bedingungen finden und daher vor ihrer endgültigen Entwicklung zu Grunde gehen. Dieselben Gründe, die für und wider das Heu als Infektionsträger sprechen, gelten meiner Ansicht nach auch für das Trinkwasser. Dass bei Garni- und Omnivoren keine Infusorien, wie sie den Pflanzen- fressern eigenthümlich sind, vorkommen, dürfte einfach seinen Grund darin haben, dass diese in dem sauren Mageninhalt nicht zu leben ver- mögen, und ein Abschnitt des Digestionsapparates, in welchem die auf- genommene Nahrung einen Gährungs- und Macerationsprocess durch- machen muss, nicht vorhanden, auch bei der Zusammensetzung der Nahrung der Fleisch- und Allesfresser nicht nöthig ist. Wohl aber könnte der Umstand, dass Kälber von dem Zeitpunkte ab, wo sie Pflanzenkost erhalten, auch Wasser zu sich nehmen, für das letztere als Infektionsträger sprechen. In dritter Linie käme der Hafer in Betracht. Der Umstand, dass einerseits wohl jedes Pferd, wenn auch bald mehr, bald weniger, Hafer im Futter bekommt, andererseits Cycloposthium bipalmatum fast aus- nahmslos im Blinddarm gefunden wird, brachte mich auf die Ver- muthung, dass hier Beziehungen statthätten. Auch glaube ich bemerkt zu haben, dass Cyeloposthium gerade bei gut genährten Pferden, von denen man also Ursache hatte, anzunehmen, dass sie in ihrer letzten Lebenszeit viel Hafer bekommen hatten (was man nicht von allen der i EBErLEIN, Über die im Wiederkäuermagen vorkommenden ciliaten Infuso- rien. in: Diese Zeitschr. LIX, 2, p. 286. a 23* Br Be, 342 Albert Bundle, Rossschlächterei verfallenen Thieren sagen kann), besonders häufig aufzufinden war. | Als weiterer Infektionsträger könnte der Mais angesehen werden und zwar aus folgenden Gründen: Im Sommer 1893 fand ich plötzlich eine vorher nie gesehene Infusorienart in großer Menge (Blepharo- prosthium pireum). Eine Untersuchung des Darminhaltes, sowie Er- kundigungen bei dem Vorbesitzer ergaben, dass das fragliche Pferd hauptsächlich mit Mais gefüttert worden war. Hierdurch aufmerksam gemacht, behielt ich diesen Umstand im Auge. Wochen vergingen, ehe ich wieder den Darminhalt eines eben so gefütterten Pferdes auf Pro- tozoen untersuchen konnte, und eben so lange vermisste ich Blepharo- prosthium in meinen Präparaten. Als ich aber wieder Mais in größeren Mengen im Blinddarm vorfand, traf ich auch genanntes Infusor wieder. Diese Wahrnehmung machte ich in der Folge noch öfter, so dass ich wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen darf, dass Blepharo- prosthium pireum nur bei Maisfütterung vorkommt, obwohl auch die mit diesem Futtermittel angestellten Kulturversuche resultatlos ver- liefen. Was die übrigen Nahrungsmittel der Pferde, wie Kleie, Spreu, Stroh (Häcksel), Treber, anbelangt, mit welchen ich gleichfalls ergeb- nislose Versuche anstellte, so sind mir keinerlei Beziehungen derselben zu einzelnen Infusorienarten aufgefallen. Auch werden sie nie für sich, sondern immer gemischt mit anderen, den Pferden verabreicht. Sehr zu bedauern ist, dass Untersuchungen lebender Pferde so gut wie ausgeschlossen sind. Denn auf der einen Seite ist das wichtigste Hilfsmittel zur Untersuchung des Panseninhaltes lebender Wieder- käuer, die Magensonde, hier natürlich nicht anwendbar, auf der an- deren verbieten sich Versuche mit Fohlen, die nach ihrer Entwöhnung mit den verschiedenen Nahrungsmitteln zu füttern wären und dann getödtet werden müssten, für mich durch ihre Kostspieligkeit. Interessant wäre es mir gewesen, erforschen zu können, ob auch die übrigen Einhufer dieselben Infusorienarten im Cöcum beherbergen wie das Pferd. Allein, da die in Frage kommenden Thierformen nicht geschlachtet werden, es also ein ganz besonders glücklicher Zufall wäre, ein eben getödtetes oder verendetes derartiges Individuum untersuchen zu können, so habe ich es mir versagen müssen, For- schungen in der angedeuteten Richtung zu unternehmen. Die Frage, in welchem Lebensalter die Pferde zuerst inficirt wer- den, vermag ich nicht direkt zu beantworten, da mir aus den oben er- wähnten Gründen passendes Material nicht zur Verfügung stand. Ich war desshalb genöthigt, mich nach anderen Versuchsthieren umzu- & 2 ; Br Giliate Infusorien im Oöcum des Pferdes. 343 sehen. Als solche habe ich Kälber gewählt und mit ihnen eine Reihe von Versuchen ausgeführt, deren Resultat im Großen und Ganzen sich mit dem der von EsErLeIın unternommenen deckt, wesshalb ich es unterlasse, sie hier zu beschreiben. Bi | Aus meinen Versuchen geht ebenfalls hervor: 4) Die Infektion durch Infusorien findet erst dann statt, wenn die Wohnthiere ausschließlich pflanzliche Nahrung zu sich nehmen. 2) Die Infusorien vermögen in einem stark sauren Medium weder sich zu entwickeln, noch, in dasselbe hineingebracht, sich längere Zeit am Leben zu erhalten. Hieraus folgt: Die Infusorien können nicht in dem Zustande, in welchem sie im Cöcum gefunden werden, dorthin gelangt sein. Also muss die Infektion durch widerstandsfähigere Dauerzustände erfolgen. Physislogische Bedeutung. Die ungeheure Anzahl der beschriebenen Infusorien, der Um- stand, dass sie beim Pferde im CGöcum, bei den Wiederkäuern im Rumen, also in jenen Abtheilungen des Digestionsapparates, die für die Verdauung von gleicher Bedeutung in Bezug auf Gährung und Maceration der Futtermassen sind, jederzeit vorkommen, sowie die Thatsache, dass Schädigung des Organismus der Wohnthiere durch sie noch nicht konstatirt werden konnte, bietet Anlass zu einer Reihe von Erwägungen der verschiedensten Art. Der Umstand, dass fast alle Forscher auf diesem Gebiete mehr Physiologen wie Zoologen waren, brachte es mit sich, dass man der Frage nach der physiologischen Bedeutung der Darm-(Pansen-)Infusorien eher Gehör gab als der nach ihrem anatomischen Bau. So haben Grupy und DeLaronp! ihre Ansicht, der auch Con? beitritt, Weıss3 aber nicht beipflichten kann, dahin geäußert, dass unsere Infusorien von Be- deutung für die Verdauung sein müssten, da sie nur aus leichtverdau- lichen Substanzen — Fibrin und Albumin — beständen. Sie berech- nen die Zahl der Infusorien des Pansens der Schafe auf 15—20 pro Centigramm Flüssigkeit und schätzen das Gewicht der in 5 kg Magen- 1 GrusY et DELAFOND, Recherches sur des animalcules se developpant dans Vestomac et dans les intestins pendant la digestion des animaux herbivores et car- nivores (l). in: Recueil de medecine-veterinaire pratique. XX® Vol. Paris 1843, p. 839. 2 Corıs, Traite de physiologie comparee des animaux. Paris 1874, 3 Weiss, Specielle Physiologie der Haussäugethiere. Stuttgart 1869. p. 131 bis 432. 344 Albert Bundle, flüssigkeit lebenden auf I kg, also den fünften Theil. So unglaublich uns dies Gewicht im ersten Augenblick auch vorkommen mag, so stimmt es doch so ziemlich überein mit den von Cerres! gefundenen Zahlen. Denn dieser Autor berechnete die Zahl der Infusorien des Pansens mit Hilfe des Tropfenzählers des Dr. Marassez auf 9!/, Millionen für den Cubikcentimeter. Daraus ergiebt sich, dass in fünf Liter Blinddarm- flüssigkeit? 47500 Millionen Infusorien leben. Diese 47500 Millionen wiegen aber fast 1 kg, vorausgesetzt, dass ihr specifisches Gewicht gleich 4 ist, denn ein mittelgroßes Exemplar hat die Durchschnitts- größe von 0,05 mm Länge, 0,02 mm Breite, 0,02 mm Dicke, nimmt also einen Raum von 0,05.0,02.0,02 = 0,00002 cemm ein. Es würden also den Rauminhalt eines Gubikmillimeters . — 50.000 solcher Thiere ausfüllen, d.h. 50000 Stück wiegen 0,001 g, mithin 50000 Millionen 1 Kilogramm°. Bei dieser gewaltigen Menge ist es um so interessanter, dass die Infusorien den Wirthen anscheinend nicht nur nicht die geringsten Beschwerden verursachen, sondern dass sie auf das Wohlbefinden der Pferde keinerlei ungünstigen Einfluss zu haben scheinen (wie auch Esereix für die Wiederkäuer konstatirt). Allerdings meint Zürn“, dass Magen- und Darmkatarrhe entstehen könnten, wenn sie in zu großer Anzahl aufträten. Allein ein Beweis für diese Ansicht ist bis heute weder erbracht noch versucht. Von den übrigen Autoren ist CGertes®, der sich auch mit -dem Nachweis von Glykogen® bei diesen Infusorien beschäftigte, der An- sicht, dass dieselben Ursache der fermentativen Processe im Pan- sen Seien. Baugranı” hält sie nicht für Parasiten, sondern für » Commensalen«. ! Certes, Notes sur les micro-organismes de la panse des ruminantes. in ae de Micrographie. Tome XIII, No. 9, p. 277—279. Paris 1889. ?2 Für das Cöcum dürfte das Verhältnis das gleiche sein wie für den Pansen. 3 Es ist dies ein weiterer Beweis dafür, dass die Zahlen der FiorEnTint'schen Größenbestimmungen nicht richtig sein können. Denn z. B. von Diplodinium un- cinatum Fiorent., das nach ihm 0,9 mm lang und 0,3 mm breit ist, würden schon 412,5 Millionen Stück 1 kg, mithin 47000 Millionen 380 kg wiegen! * Zürn, Die Schmarotzer in und auf dem Körper unserer Haussäugethiere. 2. Aufl., Bd. II, p. 790. 5 CERTES, Notes sur les micro-organismes de la panse des Ruminantes, in: Journal de Micrographie. Tome XIII, p. 277—279. 6 Ders., Sur la glycogene&se chez les Infusoires. in: Compt. Rend. des seances de l’Academie des Sciences. Tome XC. Paris 4890. p. 77—80. 7 Bausıanı, Evolution des micro-organismes animaux et vegetaux parasites. in: Journal de Micrographie. Tome XI, No. 43, p. 442. Giliate Infusorien im Cöcum des Pferdes. 345 Fiorentinı! beschränkt sich darauf, die Ansichten der älteren Autoren zu wiederholen. | Liıst2 weist darauf hin, dass die Infusorien des Pansens und der Haube häufig in ihrem Inneren Spaltpilze zu beherbergen scheinen, meint aber, die ziemlich naheliegende Vermuthung, dass die Infusorien einer dem thierischen Organismus eventuell gefährlich werdenden Ver- mehrung der Spaltpilze im Wiederkäuermagen dadurch steuern, dass sie dieselben verspeisen und vernichten, bedürfe noch eines Beweises, weil diese (die Spaltpilze) durch Tinktionen nicht nachweisbar seien. Was das betrifft, so habe ich bei starken Vergrößerungen sehr häufig gesehen, dass die Bakterien von den Infusorien, in deren Innerem sie ihre lebhafte Bewegung fortsetzen, aufgenommen werden. Ob sie aber da verdaut werden, ist damit auch noch nicht erwiesen, zumal man eben so oft sehen kann, dass sie sich aus den Infusorien wieder durch die Mundöffnung entfernen., ScHUBERG?® macht uns mit der interessanten Thatsache bekannt, dass bei Wiederkäuern die größeren Arten von Diplodinium sehr häufig auch kleinere Individuen von Isotricha und Dasytricha aufiressen, wo- bei es vorkommen soll, dass eine Isotricha das Innere ihres Räubers fast vollständig füllt. Bei den Infusorien des Blinddarmes habe ich Der- artiges nie bemerken können, obwohl ich, angeregt durch diese Be- merkung, eifrig nach gleichen Vorgängen forschte. Auch meint dieser Autor, dass es »an sich vielleicht nicht undenkbar wäre, dass die Infu- sorien für die Verdauung, speciell für die Gelluloseverdauung, von Be- deutung sein könnten«“. Nach den Ansichten aller genannten Forscher sind demnach un- sere Infusorien: Gruppe I, Parasiten, die eventuell ihren Wirthen Schaden zu- fügen können; Gruppe II, Parasiten, die für die Verdauung wichtig sind; Gruppe III, Parasiten, die einer Vermehrung schädlicher Spaltpilze Einhalt thun können; Gruppe IV, keine Parasiten, sondern Commensalen. Die Ansicht, dass die Darminfusorien pathologische Erscheinun- 1 FIORENTINI, Intorno, etc. p. 20. 2 Lıst, Untersuchungen über die in und auf dem Körper des gesunden Schafes vorkommenden niederen Pilze. Inaug.-Dissert. Leipzig 1885. p. 49. 3 SCHUBERG, Einige Organisationsverhältnisse der Infusorien des Wiederkäuer- magens. in: Aus den Sitzungsberichten der Physikalisch-Medicinischen Gesell- schaft. Würzburg 4891. p. 1—3. 4 Dieser Ansicht hat sich in neuester Zeit auch EBERLEIN (Über die im Wieder- käuermagen vorkommenden Ciliaten. in: Diese Zeitschr. Bd. LIX, 2, p. 291—293) angeschlossen, 346 Albert Bundle, gen, wie Magen- und Darmkatarrhe herbeiführen könnten, hat wenig Wahrscheinlichkeit für sich; eben so die andere, dass sie eine zu große Vermehrung der Spaltpilze verhindern. Denn wenn es auch Thatsache ist, dass man nach dem Absterben der Infusorien Bakterien in ungeheurer Anzahl auftreten sieht (wenn der Darminhalt im Wärme- ofen sich befindet), so dürfte sich dies doch nicht darauf zurückführen lassen, dass letztere nun nicht mehr gefressen werden, sondern einfach seinen Grund in der beginnenden Fäulnis haben. Was die Frage des Einflusses unserer Wimperinfusorien auf die Verdauung, in erster Linie auf die Gelluloseverdauung, betrifft, so möge hier Folgendes erwähnt werden: Noch bis vor Kurzem wurde die Cellulose als ein der Stärke und dem Zucker gleichartiger Nährstoff angesehen. Man nahm an, dass der von der sogenannten Rohfaser als verdaulich geltende Theil Cellulose sei. Allein neuere Untersuchungen, ausgeführt von TAPPEINER und Weıskg, haben uns gezeigt !, dass die Cellulose im Verdauungskanal der Wiederkäuer nicht eigentlich verdaut, sondern mittels eines durch Spaltpilze hervorgerufenen Gährungsprocesses (Sumpfgasgährung) in Kohlensäure, Sumpfgas, Aldehyd, Essigsäure und eine buttersäureähn- liche Substanz umgewandelt wird. Die so gelöste Cellulose kann dem- nach als Nährstoff nicht angesehen werden, sondern ihr Werth und ihre Bedeutung erstreckt sich einerseits darauf, dass durch ihre Auflösung viele von ihr fest umschlossene Nährstoffe (Protein, Kohlehydrate, Fett) freigelegt und so der Verdauung preisgegeben werden, andererseits darauf, dass sie und die aus ihr der Hauptsache nach bestehende Roh- faser den pflanzlichen Nahrungsmitteln ein größeres Volumen verleiht, dadurch die den Verdauungssäften dargebotene Angriffsfläche ver- größert und so indirekt eine bessere Verdauung und Ausnutzung der Futtermittel begünstigt. Desshalb vermischt man auch absichtlich zu konzentrirte Futtermittel mit voluminösen, rohfaserreichen Substanzen (Strohhäcksel u. dgl.). Da beim Pferde die Verdauung der Cellulose wohl kaum eine am- dere sein dürfte wie bei den Wiederkäuern, nur mit dem Unterschiede, dass sie nach dem Blinddarme verlegt ist, außerdem bei letzteren ja auch nur dort, wo die Umwandlung der Cellulose vor sich geht, Infu- sorien sich finden, so dürfte auch diese Frage hiermit erledigt sein. Grupy und Dzraronn glauben, dass, da unsere Infusorien haupt- sächlich aus Fibrin und Albumin beständen, und weil sie allmählich 1 Nach Port, in: Encyklopädie der Thierheilkunde. Bd. II, p. 426. Die Ver- öffentlichungen TArreEıner u. WEISKE’S sind mir im Original leider nicht zugänglich gewesen. Giliate Infusorien im Cöcum des Pferdes. 347 im Darm verdaut würden, sie bestimmt seien, schwerer lösliche Futterstoffe in leicht verdauliche überzuführen, dass also mit anderen Worten die Herbivoren bei der gewaltigen Anzahl der verdauten In- fusorien eigentlich auch Carnivoren oder wenigstens doch Omnivoren seien. Ich muss gestehen, dass diese älteste Theorie mir die wahr- scheinlichste ist. Denn thatsächlich bestehen die Giliaten des Pferde- darmes nur aus Riweiß, Glykogen, Paraglykogen etc. Allerdings hat man noch keine Kenntnis von einer Eiweißverdauung im Dickdarm. Allein die Thatsache, dass eiweißreiche Nährklystiere mit Erfolg ange- wendet werden, beweist zur Genüge, dass faktisch eine Eiweißverdau- ung im Dickdarme stattfindet. Wenn man nun bedenkt, dass Infusorien im Dickdarm (von der hinteren Hälfte des Grimmdarmes ab), je weiter sie nach hinten kommen, immer und immer mehr aufgelöst, also doch wohl verdaut werden, so dürfte obige Annahme nicht ohne Weiteres von der Hand zu weisen sein. Aber abgesehen von alledem: Es ist bekannt, dass im Blinddarm des Pferdes eine Gährung und Maceration der Futtermassen, die ohne solche nicht verdaut werden könnten, stattfindet. Beides kann nicht vor sich gehen, ohne dass Wasser die einzelnen Futterpartikel um- spült, und zwar um so besser und gründlicher, je mehr die Futter- massen der Einwirkung derselben ausgesetzt sind. Bedenkt man die ungeheure Anzahl der Infusorien, beachtet man, mit welch großer Ge- schwindigkeit sie den Darminhalt durcheilen, erwägt man, ‚welch be- deutende Kraft sie aufwenden, um sich zwischen den einzelnen Futter- partikeln hindurchzudrängen, so wird man sich sagen müssen, dass : selbst die besten Maschinen nicht im Stande wären, dem Wasser (und den mit ihm vermischten Verdauungssäften) so den Zugang überall hin zu bahnen, wie es unsere Infusorien thun. Es ist desshalb nicht zu verkennen, dass dieselben auch schon durch ihr rein mechanisches Wirken allein einen bedeutenden Einfluss auf die Verdauung der Futtermassen, die sich im Blinddarm (Pansen) befinden, ausüben müssen. Kommt zu dieser Thätigkeit noch die Fähigkeit, schwerver- dauliche Futterbestandtheile in leichtverdauliche überzuführen, so wäre beides zusammengenommen ein Moment, die Verdauung der kolossalen Mengen von Nahrungsmitteln, welche die Herbivoren! zu sich nehmen, auf das Wesentlichste zu fördern, selbst für den Fall, dass sich die an und für sich sehr wahrscheinliche Vermuthung, wonach den Infusorien eine fermentative Wirkung zukommt, nicht bewahrheiten sollte. ! Ein gut ernährtes mittelgroßes Pferd erhält pro Tag etwa 3 kg Hafer, 51/o kg Heu, 41/, kg Stroh (Häcksel), zusammen also 13 kg Futter, Dazu kommen noch ca, 20—25 kg Wasser, 348 Albert Bundle, Für die Förderung dieser Arbeit boten mir die reichen Hilfsmittel des Berliner zoologischen Instituts eine wesentliche Unterstützung. Ich erlaube mir daher, Herrn Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. F. E. Scaurze für die Überlassung derselben, sowie ganz besonders für die mir im reichsten Maße erwiesene Anregung und Belehrung auch an dieser Stelle meinen tiefgefühltesten Dank auszusprechen. Eben so danke ich den früheren und jetzigen Assistenten genannten Instituts, den Herren Prof. Dr. Kor- SCHELT, Prof. Dr. HEiDer, Dr. Hrymons und Dr. Scuaupinn, sowie Herrn Dr. v. MinrentuAaL für das lebhafte Interesse, das sie meinen Unter- suchungen entgegenbrachten, auf das herzlichste. Berlin, im Mai 1895. Litteraturverzeichnis. . BaLzıanı, Evolution des micro-organismes animaux et vegetaux parasites. in: Journal de Micrographie. Tome XIII. No. 43. . BürscaLı, Über das Vorkommen einer dem Amyloid verwandten Substanz in einigen niederen Thieren. in: Archiv für Anatomie und Physiologie. 4870. . Derselbe, Bemerkungen über einen dem Glykogen verwandten Körper in den Gregarinen. in: Zeitschrift für Biologie. Bd. XXI. 1885. . Derselbe, Protozoa. in: Bronn’s Klassen und Ordnungen des Thierreichs. Bd. I—Ill. Leipzig u. Heidelberg 1883—1 887. . CERTES, Notes sur les micro-organismes de la panse des ruminantes. in: Jour- nal de Micrographie. Tome XIlI. No. 9. Paris 1889. . Derselbe, Sur la glycogenese chez les Infusoires. in: Comptes Rendus des seances de l’Acad&mie des Sciences. Tome XC. Paris 1890. . Coun, Beiträge zur Kenntnis der Infusorien. Ill. Über die Cuticula der Infuso- rien. in: Diese Zeitschr. Bd. V. 1854. . Couin, Traite de physiologie comparee des animaux. 2. Aufl. Paris 1871, . Coste, Developpement des Infusoires cili6s dans une mac£ration defoin, in: Comptes Rendus des seances de l’Academie des Sciences. Tome LIX. Paris 14864. . EBERLEIN, Über die im Wiederkäuermagen vorkommenden ciliaten Infusorien. in: Diese Zeitschr. Bd. LIX, 2. p. 234— 304. . FIoRENTINI, Intorno ai protisti dell’ intestino degli equini. Pavia. Maggio 1890. . Derselbe, Intorno ai protisti dello stomaco dei bovini. Paris 1889. . Fısc#, Untersuchungen über einige Flagellaten und verwandte Organismen. in: Diese Zeitschr. Bd. XLIl. 1885. . GRUBER, Über Kerntheilungsvorgänge bei einigen Protozoen. in: Diese Zeitschr. Bd. XXXVIII. 41883, 15, 16. IT. 18. 12 20, 21, 22, 36. 37, Ciliate Infusorien im Göcum des Pferdes. 349 Grußy et DELAFOnD, Recherches sur des animalcules se developpant en grand nombre dans l’estomac et dans les intestins, pendant la digestion des animaux herbivores et carnivores (l). in: Recueil de Medecine-veterinaire pratique. XXe Vol, Paris 4843. und in: Comptes Rendus des seances de l’Academie des Sciences. Tome XVI. Horrumann, Lehrbuch der Zoochemie. Wien 4876. KENT, A manual of the Infusoria. London 1881 —82. KÜNSTLER, Recherches sur la morphologie des Flagelles. in: Bulletin scient. France et Belg. Tome XX. Vol. 42. LEUCKART, Die Parasiten des Menschen. 2. Aufl. Leipzig 1886. Lıst, Untersuchungen über die in und auf dem Körper des gesunden Schafes vorkommenden niederen Pilze. Inaug.-Dissert. Leipzig 1885. MauraAs, Contribution a l’etude morphologique et anatomique des Infusoires eilies. in: Arch. Zool. Exper. et Gen. (2idme ser,). Tome I. Paris 4883. MıLnE-EpwaArns, Remarques a l’occasion de la pr&ec&dante communication. in: Comptes Rendus des seances de l’Acad&emie des Sciences. Tome LIX. Paris 4864. . Mus, Physiologie des Menschen und der Säugethiere, 2. Aufl. 1888, . OgarTa, Über Reinkulturen gewisser Protozoen (Infusorien). in: Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. XIV. Nr. 6. . PFEIFFER, Die Protozoen als Krankheitserreger. Jena 1891, . Port, Cellulose. in: Encyklopädie der gesammten Thierheilkunde. Herausge- geben von A. Kocn. Bd. II. ‚ PoucHET, Embryog£nie des Infusoires cilies. Response aux observations de M. CostE. in: Comptes Rendus des seances de l’Acad&mie des Sciences. Tome LIX. Paris 1864. . SCHEWIAKOFF, Beiträge zur Kenntnis der holotrichen Ciliaten. Cassel 1889. Aus- gegeben unter dem Titel: Bibliotheca zool. Heft 5. . SCHUBERG, Protozoen des Wiederkäuermagens. in: Zoologische Jahrbücher. Bd. III. 1888. . Derselbe, Einige Organisationsverhältnisse der Infusorien des Wiederkäuer- magens, in: Aus den Sitzungsberichten der Physikalisch-Medicinischen Gesellschaft. Würzburg 1891. . Stein, in: Abhandlungen der Königl, Böhm, Gesellschaft der Wissenschaften, (Fünfte Folge.) Bd. X. Prag 1858. . Derselbe, Charakteristik neuer Infusoriengattungen, in: Lotos. IX. Jahrgang, Prag 1859, . Derselbe, Der Organismus der Infusionsthiere. Leipzig. Bd. I. 4856. Bd. II. 1867, . Weiss, Specielle Physiologie der Haussäugethiere. Stuttgart 1869. . Wrzesniowsky, Ein Beitrag zur Anatomie der Infusorien. in: Archiv für mi- kroskopische Anatomie. Bd. V. 1869. Derselbe, Beiträge zur Naturgeschichte der Infusorien. Ebenda. Bd. XXIX. 1877. Zürn, Die Schmarotzer in und auf dem Körper unserer Haussäugethiere. 4, Aufl. Bd. II. 1874. 2, Aufl. 1887. 350 Albert Bundle, Ciliate Infusorien im Cöcum des Pferdes. Erklärung der Abbildungen. a, After; ar, Afterröhre; cv, kontraktile Vacuole; kv, Konkrementvacuole; man, Makronucleus; min, Mikronucleus; o, Mund; s, Schlund; v, Vacuole; w, Wimpern. Tafel XV. Fig. A. Cycloposthium bipalmatum. Ciliophor cp, fast ganz ausgestülpt; ce, Col- lare; cd, Caudale; kr, Cilienkranz; }, Längsleiste; m, Myophane. Vergr. 800/1. Fig. 2. Dasselbe. Ciliophor eingezogen. Fig. 3. Dasselbe im encystirten (?) Zustande, von der Seite. Vergr. 800/41. Fig. 4. Dasselbe, Theil des Ektoplasmas. Schnittpräparat, Ölimmiersion, Dop- pelfärbung: Boraxkarmin, Hämatoxylin. 9, Pellicula; Ah, äußere, A, innere hya- line Schicht; al, Alveolarschicht; g, Grenzsaum; e, Endoplasma. Vergr. 2400/4,.. Fig. 5. Dasselbe. Darstellung der Cirkulation. Fig. 6. Dasselbe im 4. Theilungsstadium. if, Theilungsfurche; cı, Collare-; cdı, Caudale-; cp}, Ciliophor-; kr,, Cilienkranz-; l,, Längsleiste-Neuanlage. Fig. 7. Blepharocoıys uncinata, von der Seite. f, pfropfenzieherförmiger Fortsatz; si, Stirnkuppe; sp, Querspalt. Vergr. 1800/1. Fig. 8. Dasselbe von der Ventralseite, in Theilung. if, Theilungsfurche. Vergr. 1800. Fig. 9. Dasselbe von der Seite, in Theilung (späteres Stadium). if, Theilungs- furche; sı, Schlund-; sp}, Querspalt-Neuanlage. Fig. 40. Blepharocorys valvata von der Seite. Vergr. 2080/1. Fig. 44. Blepharocorys jubata. pl, Rückenplatte. Vergr. 2080/A. Fig. 12. Paraisotricha colpoidea. A, von der Seite. kv,, zweite Konkrement- 'vacuole. Vergr. 1450/41. B, Querschnitt durch das Ektoplasma; », Pellicula; h, äußere, hı, innere hyaline Schicht; al, Alveolarschicht; g, Grenzsaum; e, Endo- plasma. C, verschiedene Kernformen. D, Konkrementkörperchen. Tafel XVI. Fig. 43 A. Paraisotricha oblonga. Vergr. 1300/A. Fig. 43 B. Querschnitt. v, ventral; d, dorsal; r, rechts; 1, links. Fig. 44. Paraisotricha truncata. Vergr. 1300/A. Fig. 15. Didesmis quadrata. %k, Längskante; r, Längsrinne. Vergr. 4400/1. Fig. 16. Didesmis ovalis. Vergr. 1575/14. Fig. 47. Bütschlia postciliata. Vergr. 1000/1. Fig. 48. Blepharoprosthium pireum. A, im ausgestreckten, B, im kontra- hirten Zustande. hi, zusammenziehbarer (Hals-Theil; rf, Ringfurche. Vergr.1060/4. Fig. 19. Blepharosphaera intestinalis. Vergr. 420/1. Fig. 20. Blepharocodon appendiculatus. ap, Fortsatz am Mundrande. Vergr. 1300/. Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. Zugleich ein Beitrag zur Zellenlehre. Von Heinrich Ernst Ziegler, Dr. phil., Prof. extraord, der Zoologie, Freiburg i. B. Mit Tafel XVII—XIX. I. Material und Methode. Bekanntlich hat Aurrsach schon vor zwanzig Jahren die ersten Entwicklungsvorgänge eines Nematoden sorgfältig beobachtet!; sein Untersuchungsmaterial waren die Eier von Rhabditis nigrovenosa Rud. (= Rhabdonema nigrovenosa — Ascaris nigrovenosa). Ausrsach be- richtet von einer sehr merkwürdigen Bewegung der sich vereinigen- den Geschlechtskerne, welche neuerdings von O. Hrrrwig zur Begrün- dung seiner Theorie über die Einstellung der Kernspindel verwerthet worden ist?2; nach Aursksacn kommen die beiden Kerne bei der Befruchtung in der Längsrichtung des Eies zusammen und wenn sie sich an einander gelegt haben, erfahren sie eine Drehung um 90°, so dass dann die entstehende Theilungsspindel in der Längsrichtung des Eies liegt. Anfänglich wollte ich nur die ebengenannte Drehung der sich ver- einigenden Geschlechtskerne bei Rhabditis nigrovenosa oder einem anderen Nematoden aus eigener Anschauung kennen lernen; ich dehnte aber dann die Untersuchung dahin aus, die ersten Entwicklungsvor- gänge überhaupt zu beobachten und wollte wenigstens für ein e Species möglichst genau beschreiben, was man am lebenden Ei vom Austritt 1 L. AuersAcH, Organologische Studien. Zur Charakteristik und Lebens- geschichte der Zellkerne. Breslau 1874. 2 0. Herrwic, Die Zelle und die Gewebe. Jena 1893. p. 475. Zeitschrift f, wissensch, Zoologie. LX. Bd. j 9% 3952 Heinrich Ernst Ziegler, aus dem Ovarium bis zum Beginn der Furchung geschehen sieht. Nachher verfolgte ich dann die ganze Furchung und den Gastrulations- vorgang. Ich habe mich bemüht, auch diejenigen Beobachtungen zu verzeichnen, welche zwar für die Embryologie unwichtig sind, aber für die Zellenlehre Bedeutung haben können. Beim Beginn meiner Untersuchung im vorigen September stand mir Rhabditis nigrovenosa nicht in genügender Menge zur Verfügung, da die Species in hiesiger Gegend in den Fröschen nicht häufig ist und Kröten schwer zu bekommen waren. Ich sah daher zunächst davon ab, diese Species als Untersuchungsmaterial zu wählen und legte einige todte Regenwürmer auf einen Teller mit feuchter Erde, um so die an faulenden Regenwürmern vorkommende Species Rhabditis pellio Schn. zu erhalten. Es traten mehrere Species von Rhabditiden auf, am häufig- sten Diplogaster longicauda Claus, ziemlich häufig auch Rhab- ditis teres Schn.; Diplogaster longicauda erwies sich zur Untersuchung als günstig und auf diese Species beziehen sich die meisten der nachher mitzutheilenden Beobachtungen. Ich habe diese Art den ganzen Winter hindurch sehr bequem zur Hand gehabt, da sie an den faulenden Regen- würmern, die ich alle acht Tage erneuerte, stets in großer Menge zu finden war; in diesem Sommer ist die Species nicht mehr so regel- mäßig in den Kulturen vorhanden gewesen und nahmen zeitweilig an- dere Species ihre Stelle ein; manchmal fand ich fast nur Rhabditis teres Schn., manchmal diese Species gemischt mit Rhabditis aspera Bütschli und anderen Arten. Neuerdings habe ich aus Kröten Rhab- ditis nigrovenosa erhalten; es zeigte sich, dass zwischen dieser Species und Diplogaster longicauda in den ersten Entwicklungs- vorgängen kein wesentlicher Unterschied besteht. Bei Rhabditis nigro- venosa habe ich dann auch die ganze Furchung und die Gastrulation beobachtet. Alle Beobachtungen bei Diplogaster sind am lebenden Ei gemacht. Es ist zwar wohl möglich die kleinen Würmer mit dem Mikrotom zu schneiden, wenn man sie in Menge klumpenweise zusammengeballt gehärtet hat. Aber da die Eier so klein sind und die Thiere überhaupt sehr kleine Zellen haben, so ergeben sich auf den Schnitten bei Weitem nicht so deutliche Bilder wie bei den größeren Nematoden. Auch für das Studium der Chromosomen sind die Eier von Diplogaster longicauda nicht günstig, da die Chromosomen zahlreich und klein sind; ich habe daher davon abgesehen, an dem vorliegenden Objekt die Verhältnisse der Chromosomen zu verfolgen, die man bei anderen Nematoden z. B. bei, Ascaris megalocephala so leicht sieht. Die Methode, welche ich verwandte, war anfänglich folgende. Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 353 Ich brachte einige der Würmer auf die Glasplatte des Kompressoriums1, schnitt sie mit einem Skalpell ein- oder zweimal durch und komprimirte sie; es traten dabei Embryonen der verschiedensten Entwicklungssta- dien aus dem Körper der Würmer aus und gewöhnlich wurden auch der Darm und die Genitalschläuche theilweise ausgepresst; ich ver- wendete nur solche Embryonen zur Beobachtung, welche noch im Inneren des Wurmkörpers waren oder in einem aus dem Körper hervor- kommenden Theil des Uterus lagen; denn diese Eier befanden sich in ihrem natürlichen Medium, welches für die Entwicklung günstig ist, während die Zusatzflüssigkeit, mag sie Wasser oder physiologische Kochsalzlösung oder Glaskörperflüssigkeit oder eine Mischung von Ei- weiß mit Wasser sein, auf die Embryonen der frühen Entwicklungs- stadien eine schädliche Einwirkung ausübt. Weil ich die nachtheilige Wirkung des Wassers fürchtete, sah ich vorerst von einer Durchströ- mung ab. Bei dieser Methode ist die Beobachtung dadurch sehr er- schwert, dass die Eier sehr oft alsbald in der Entwicklung stillstehen, sobald man die Würmer in dem Apparat komprimirt hat; manchmal geht die Entwicklung noch einige Zeit weiter, verlangsamt sich aber dann und kommt zum Stillstand. Ich habe zwar dann und wann einmal bei einem Ei die Vorgänge durch zwei bis drei Stunden hindurch ver- folgen können, aber meistens erfolgte der Stillstand viel früher und ich habe manche Stunde verloren, indem ich vergeblich -auf das Weiter- gehen der Entwicklung wartete. Ich versuchte daher eine andere Methode. Es war zu vermuthen, dass es hauptsächlich der Mangel an Sauerstoff sei, welcher die Ent- wicklung hemmt. Diplogaster longicauda lebt an der Oberfläche der faulenden Regenwürmer, man konnte also annehmen, dass der Wurm ein lebhaftes Sauerstoffbedürfnis hat?. Ich verfuhr nun folgender- 1 Ich verwandie den Apparat, den ich vor Kurzem im Zoologischen Anzeiger beschrieben habe (H. E. ZıEeeLer, Ein Kompressorium mit Durchströmung. Zoolog. Anzeiger 1894, Nr. 456—457 u. 464). 2 Es gilt dies keineswegs für alle Nematoden. Für die im Darme der Katze und des Hundes lebende Species Ascaris mystax hat Bunge durch Experimente gezeigt, dass sie den Sauerstoff lange entbehren kann; die in einem Reagensröhr- chen in einer Lösung von Kochsalz (1°/,) und kohlensaurem Natrium (0,40/,) be- findlichen Würmer blieben bei Ausschluss des Sauerstoffes 4—5 Tage, bei Zutritt des Sauerstoffes 8—15 Tage am Leben (Bunde, Über das Sauerstoffbedürfnis der Darmparasiten. Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. VIll. 1883—84. p. 48). In einer späteren Versuchsreihe hat BunGe festgestellt, dass die im Darm des Hechtes lebende Ascaris acus nach vollständiger Sauerstoffentziehung 4—6 Tage lebendig bleibt; er konnte ferner Anguillula aceti Ehrbg. bei Ausschluss des Sauerstoffes sieben Tage am Leben erhalten, und Ascaris lumbricoides lebte bei vollständiger Sauerstoffentziehung 5—7 Tage und schied in dieser Zeit eine beträchtliche Menge 24% 394 Heinrich Ernst Ziegler, maßen; die Würmer wurden auf die Platte des Kompressoriums ge- bracht und nicht zerschnitten; die Deckplatte wurde so weit herabge- schraubt, dass die größeren trächtigen Exemplare festgehalten wurden und nicht mehr weggeschwemmt werden konnten, wenn die Durch- strömung begann; dann wurden alsbald die Schläuche angesetzt und frisches Brunnenwasser durch den Apparat geleitet!. Das Resultat war sehr günstig: ein Stillstand der Entwicklung trat in den ersten Stunden der Beobachtung fast nie mehr ein und die Vorgänge liefen meist durch viele Stunden in einer allem Anscheine nach normalen Weise ab. Wenn man die Entwicklung eines Eies lange Zeit hindurch beobachten will, darf man den Wurm nicht zu stark drücken; ein zu sehr kom- primirter Wurm stirbt ab und die in ihm enthaltenen Eier entwickeln sich dann nicht mehr lange weiter. Ich hatte die Absicht, die Eier so stark zu komprimiren, dass die Furchung in modificirter Weise ablaufe, wie man es bei Amphibien- von Kohlensäure aus (BungeE, Weitere Untersuchungen über die Athmung der Wür- mer. Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. XIV. 1889. p. 318—324). Es scheint, dass vor Allem die im Darm von Wirbelthieren parasitisch lebenden Nematoden darauf angepasst sind, wenig oder gar keinen Sauerstoff zu brauchen, da der Inhalt des Dünndarmes keinen freien Sauerstoff enthält. Aber hinsichtlich der Eier solcher Nematoden ist zu bemerken, dass sie bei manchen Species sicherlich des Sauer- stoffes zu ihrer Entwicklung bedürfen; in diesem Falle sind die Eier unfähig, sich im Darme des Wirthes zu entwickeln. Harızz hat die Eier des Pferdespulwurmes (Ascaris megalocephala) (vom Zweizellenstadium an) unter verschiedenen Verhältnissen sich entwickeln lassen, und dabei ergab sich, dass die Entwicklung stillsteht, wenn dem Ei kein Sauerstoff zugeführt wird, und dass die Entwicklung ihren Fortgang nimmt, wenn wieder Sauerstoff zutritt. Er beobachtete daher die Eier einzeln offen an der Luft aufeinem Uhrglas, oder in einer feuchten Kammer, durch welche er Luft oder reinen Sauerstoff hindurchleitete (HarLtez, Recherches sur l’embryog£nie et sur les conditions du developpement de quelques n&matodes. Memoires de la societe des sciences de Lille. 4. Serie. T. XV. 1886). Beiläufig will ich bemerken, dass bei der in der Lunge der Amphibien lebenden Rhabditis nigrovenosa sowohl die Thiere selbst als auch ihre Eier des Sauerstofles be- dürfen, die Entwicklung der Eier vollzog sich in dem Durchströmungskompres- sorium bei statifindender Durchströmung ganz regelmäßig und vollständig, blieb aber stehen, wenn die Durchströmung eingestellt wurde. 1 Es erwies sich als nothwendig, eine kleine Verbesserung an dem Durchströ- mungskompressorium anzubringen. Da die Würmer sehr dünn sind, ist der Ab- stand zwischen dem Deckglase und der Objektplatte ein sehr geringer, und in diesem Falle findet keine genügende Bewegung des Wassers unter dem Deckglase statt, wenn das Wasser außerhalb der Spiegelglasplatte einen Weg findet. Ich ließ daher an der unteren Platte zwei kleine Zapfen anbringen, innerhalb deren der Kautschukring eingesetzt wird, so dass er eine biskuitförmige Gestalt annimmt und an zwei gegenüberliegenden Stellen an die Spiegelglasplatte sich anlegt. In Folge dessen muss nahezu alles Wasser, das durch den Apparat fließt, unter dem Deck- glas hindurchgehen (Zoolog. Anzeiger. 41894. Nr. 464). Untersuchungen über die ersten Entwieklungsvorgänge der Nematoden. 355 eiern und besonders bei Seeigeleiern so leicht erreichen kann!; da die Eier aber sehr klein sind und von einer zähen Eihaut umschlossen werden, welche bei der Kompression nicht abgeht, so haben sie sich zu solchen Versuchen nicht als günstig erwiesen; ich habe daher meist die Eier nur in geringem Maße komprimirt, und oft die Eier gar nicht durch Druck deformirt, sondern nur den Wurm durch Druck festge- gehalten. Jedoch kann man manche Vorgänge, z. B. die Drehung der sich vereinigenden Geschlechtskerne und die Bildung der Kernspindel nur am komprimirten Ei deutlich erkennen. Zur Kenntnis der Species. Diplogaster longicauda Claus. Craus, Über einige im Humus lebende Anguilluliden. Diese Zeitschr. Bd. XI. 1863. p. 355, und Taf. 35, Fig. 6. BürscaLı, Untersuchungen über freilebende Nematoden. Diese Zeitschr. Bd. XXVI. 4876. p. 369, und Taf. 23. Fig. 1 a—c. ÖrLey, Die Rhabditiden und ihre medicinische Bedeutung. Berlin 1886. p. 41, und Tafel 3, Fig. 1—5. Da die Beschreibungen der Autoren nicht ganz mit einander übereinstimmen und auch mit meinen Beobachtungen nicht genau zusammenfallen, muss ich auf die Diagnose eingehen. Die Länge des Weibchens beträgt nach Craus 0,5, nach BürscaLı 4,0—1,2, nach ÖrLey 1,0—1,5 mm. Die Zahl von Craus ist offenbar zu niedrig, die gewöhnliche Länge ist I—1,3 mm. Die Länge des Männchens beträgt nach BürscaLı bis 4 mm, nach meinen Messungen 0,9—1,4 mm. »Cuticula glatt und durchsichtig«, schreibt ÖrLey, während BürscaLı angiebt: »Ringelung und Längs- 1 E. PrLücer, Über die Einwirkung der Schwerkraft und anderer Bedingungen auf die Richtung der Zelltheilung. Archiv f. d. ges. Physiologie. Bd. XXXIV. 4884, — W. Roux, Beiträge zur Entwicklungsmechanik des Embryo. Breslauer ärztliche Zeitschr. 4885. — Oscar Herrwig, Über den Werth der ersten Furchungszellen für die Organbildung des Embryo. Archiv f, mikrosk. Anatomie. Bd. XLII. 4893. — G. Born, Über Druckversuche an Froscheiern. Anatom, Anzeiger. Bd. VII, 1893, — G. Born, Neue Kompressionsversuche an Froscheiern. Jahresbericht der schles. Gesellschaft f. vaterl. Kultur. Zoolog.-botan. Sektion. 1894. — H. DriescH, Ent- wicklungsmechanische Studien. IV. Diese Zeitschr. Bd. LV. 1893. — H. E. ZıEs- LER, Über Furchung unter Pressung. Verhandlungen d. anatom., Gesellschaft. 1894. p. 132—446,. 2 Ich zweifle nicht, dass man auch bei den Nematoden dasselbe Resultat wie bei den Seeigeln erreichen könnte, dass nämlich bei der Furchung der gepressten Eier acht oder sechzehn in einer Ebene liegende Zellen entstehen; es käme nur darauf an, das Ei hinreichend flach zu drücken. Bei den kleinen Eiern gelingt das nicht so leicht wie bei größeren. Bei meinen Beobachtungen stellten sich die Kernspindeln fast stets schon beim vierzelligen Stadium in vertikaler oder schiefer Richtung, so dass bei der Theilung tiefere und höhere Zellen entstanden; doch sah ich einige Male bei stark komprimirten Eiern, dass sechs oder sieben in einer Ebene liegende Zellen vorhanden waren. 356 Heinrich Ernst Ziegler, streifung der Cuticula mäßig entwickelt.« Ich sehe eine Ringelung der Cuticula nur an gekrümmten Thieren auf der konkaven Seite. Nach BürscaLı stehen um die Mundöffnung »sechs ziemlich deutliche Lippen, je mit einer Borstenpapille«, und ÖrLEY giebt ebenfalls an, dass sechs spitze Papillen tragende Lippen vorbanden seien; ich sah die Lippen nicht recht deutlich, bestätige aber das Vorhandensein von sechs feinen Borsten, welche auf niedrigen konischen Erhöhungen stehen. Die Mundhöhle ist mäßig tief und weit (Bürscauı, ÖrLey), ungefähr eben so breit wie lang, oder mehr breit als lang, nicht langgestreckt röhrenförmig, »auf dem Boden der Mundhöhle erheben sich drei mäßig große Zähne, die weiter nichts sind, als die drei stärker chitinisirten Übergangsstellen der Dreieckseiten des Öso- phagealrohres in den Boden der Mundhöhle« (Bürsckzr). Der dorsale Zahn ist ein wenig größer als die beiden anderen (Fig. 36). Der Ösophagus hat zwei Anschwel- lungen, besitzt aber im hinteren Bulbus keinen Zahnapparat. In der vorderen An- schwellung befindet sich ein ovaler Apparat, welcher, wie es scheint, aus drei be- weglichen Längsleisten besteht, die, wenn der Wurm saugt, aus einander weichen und wieder zusammenklappen. Die Länge des Ösophagus beträgt nach Bürscauı bei beiden Geschlechtern 1/e—-1/, der Gesammtlänge; diese Angabe passt ziemlich gut zu meinen Messungen, nach welchen die Entfernung vom Vorderende des Kör- pers bis zum Ende des Ösophagus 0,17 mm beträgt; davon kommen auf den zwei- en Abschnitt des Ösophagus 0,06 mm. Am Mitteldarm möchte ich den vordersten Abschnitt als Magen von dem folgenden Darme unterscheiden; die Wand dieses Abschnittes ist zwar, abgesehen von der geringeren Dicke, histologisch ganz eben so gebaut wie die Wand des Darmes, aber dieser Abschnitt zeigt regelmäßig bei allen Individuen ein weiteres Lumen; er ist häufig dicht erfüllt mit kleinen Flagellaten, welche sehr lebhaft sich in demselben herumbewegen; wenn der Wurm stark gepresst wird, treten diese Flagellaten lebend auch in den dünneren Theil des Darmes über. Ich bin im Zwei- fel, ob die Flagellaten dem Wurme zur Nahrung dienen oder ob sie zu demselben nur in dem Verhälinis des Commensalismus stehen nach Analogie der Infusorien im Wiederkäuermagen!; das Erstere ist mir aber wahrscheinlicher. Der lange und dünne Schwanz nimmt nach BürscaLı beim Weibchen den 3. bis 4. Theil, beim Männchen den 5. bis 7. Theil der Körperlänge ein. Meine Messungen bestätigen diese Angabe. Die Bursa des Männchens ist jederseits durch einen schmalen feinen Saum dargestellt, welcher eine Strecke vor dem After beginnt und an der Stelle endet, wo der dünne Theil des Schwanzes anfängt; der Rand dieses Saumes ist in Fig. 34 durch die mit den zwei Sternchen bezeichnete Linie angegeben. Aus derselben Figur erkennt man auch die Stellung der Papillen; es sind jederseits sechs große Papillen vorhanden und außerdem noch drei kleine undeutlichere Papillen ventral, nahe der Stelle, wo der dünne Theil des Schwanzes anfängt. Die beiden Spicula sind nicht verwachsen; der vorderste Theil derselben liegt in dem sogenannten accessorischen Stück, welches in seiner Gestalt einer hinten geschlossenen Halb- rinne ähnlich ist und offenbar für die Spicula zur Führung dient (Fig. 33 a u. b). Der männliche Genitalapparat ist ein einfacher Schlauch, welcher am Ende ! A. Scauserg, Die Protozoen des Wiederkäuermagens. Zoolog. Jahrbücher. Abth. f. Syst. Bd. III. 4887. — Derselbe, Einige Organisationsverhältnisse der In- fusorien des Wiederkäuermagens. Sitzb. d. phys.-med. Gesellschaft zu Würzburg. 1891. 16. Sitzung. p. 3. Untersuchungen über die ersten Entwieklungsvorgänge der Nematoden, 357 des vorderen Drittels des Körpers beginnt, nach vorn bis zum Magen geht und an diesem nach hinten umwendet. Der letzte Abschnitt des männlichen Geschlechts- schlauches hat eine dünne Wandung drüsigen Charakters, deren Zellen ziemlich stark lichtbrechend sind (Fig. 34 g).. Vom weiblichen Genitalapparat wird im folgen- “ den Abschnitt die Rede sein; hier möchte ich nur noch erwähnen, dass bei der vorliegenden Species nur wenige Eier im Uterus gleichzeitig sich entwickeln; man findet gewöhnlich 2—5 Eier in jedem der beiden Uterusschläuche. Rhabditis teres Schn. (Rhabditis teres Schn. = Pelodera teres Schn.) SCHNEIDER, Monographie der Nematoden. Berlin 1866. p. 153. BürscaLı, Beiträge zur Kenntnis der freilebenden Naloun. in: Nova Acta d. K.L.C. Akad. Bd. XXXVI. 1873. p. 407. ÖrLey, Die Rhabditiden. Berlin 1886. P. 35. Diese Species hat einen kurzen Schwanz; das Hinterende ist beim Weibchen kuppelförmig mit einem kurzen, dünnen Schwanzfaden. Die Mundhöhle ist röhren- förmig. Diese Species enthält viele sich entwickelnde Eier im Uterus; ich zählte über 30 Embryonen in einem Uterus, also über 60 Embryonen in dem Mutterthier,; die ältesten Embryonen verlassen schon im mütterlichen Körper die Eihülle. Das Receptaculum seminis und der Anfangstheil des Uterus sind in Fig. 62 dargestellt; man sieht das letzte Ei des Ovariums, den aus großen Zellen bestehenden Oviduct, die Spermatozoen im Receptaculum (welche nach der Mündung des Oviductes ge- richtet sind) und zwei Eier im Anfangstheil des Uterus. II. Der Übertritt des Eies und die Bildung des ersten Richtungskörpers. Bekanntlich besteht der weibliche Genitalapparat eines Nematoden aus einem oder mehreren langen Schläuchen, an welchen man der Reihe nach folgende Abschnitte unterscheidet: Ovarium, Oviduct, Recepta- culum seminis, Uterus, Vagina. Wenn mehrere Schläuche vorhanden sind, ist die Vagina für dieselben gemeinsam. Bei dem Weibchen von Diplogaster longicauda sind zwei Genital- schläuche vorhanden, von denen der eine in der vorderen, der andere in der hinteren Hälfte des Tbieres liegt. Die Vagina ist kurz und ver- läuft in querer Richtung; die Geschlechtsöffnung befindet sich nahezu in der Mitte des Körpers (ein wenig vor der Mitte). Jeder Geschlechts- schlauch ist geknickt, der Uterus und das Receptaculum seminis er- strecken sich von der Vagina aus nach vorn oder nach hinten, dann biegt sich der Schlauch am Ausführungsgang des Ovariums um und es läuft das Ovarium in umgekehrter Richtung beziehungsweise nach hinten oder nach vorn. In Fig. 37 ist die Umbiegungsstelle abgebildet; man sieht links das Ovarium, von welchem nur der letzte Theil gezeichnet ist; dasselbe enthält bei dem vorliegenden Exemplar nur ein einziges reifes Ei, während man sonst gewöhnlich mehrere reife Eier findet. Ein kurzer Ausführungsgang (Oviduct) führt vom Ovarium zu dem Re- 358 Heinrich Ernst Ziegler, ceptaculum seminis, in welchem man eine große Zahl von Spermatozoen sieht. Über dem Receptaculum seminis beobachtet man an dem Aus- führungsgang des Ovariums einige größere rundliche Zellen, welche vielleicht Drüsenzellen sind. Unter dem Receptaculum seminis beginnt der Uterus; in der Figur ist von demselben nur das Fach des obersten Eies gezeichnet. Der Uterus ist bei Diplogaster longieauda nur kurz und jeder der beiden Uterusschläuche enthält gewöhnlich zwei bis fünf Eier, selten mehr. Wenn das Ei sich im achtzelligen oder sechzehn- zelligen Stadium befindet, wird es meistens aus dem Uterus aus- gestoßen, und die im Uterus befindlichen Eier rücken vor, so dass oben Raum frei wird für die Eier, welche aus dem Ovarium in den Uterus übertreten. Bei manchen Indivi@uen trifft man im Uterus Embryonen, welche schon die ganze Furchung durchgemacht haben und schon die erste Form des jungen Wurmes zeigen; es ist dies vermuthlich nur bei älteren Individuen der Fall, bei welchen das Nachrücken der Eier aus dem Ovarium für einige Zeit oder für immer aufgehört hat. Die Eier treten einzeln aus dem Ovarium heraus und zwar kommt bei Diplogaster longicauda gewöhnlich jedes Ei dreiviertel Stunden bis anderthalb Stunden nach dem vorhergehenden oder noch etwas später, während bei manchen Rhabditis-Species nur eine halbe Stunde vom Austritt eines Eies bis zu dem des nächsten vergeht. Wenn ein Ei demnächst aus dem Ovarium austreten wird, so be- merkt man an demselben energische Bewegungen; es fragt sich, ob es Eigenbewegungen des Eies sind oder ob Kontraktionen des Endtheiles des Ovariums stattfinden; ich glaube eher das Letztere, denn die Be- wegungen erfolgen nicht so langsam wie amöboide Bewegungen, son- dern ruckweise wie plötzliche Muskelkontraktionen ; ich nehme also an, dass der Endtheil des Ovariums eine feine Muskellage besitzt, welche vor dem Austritt des Eies partielle Kontraktionen zeigt und dann beim Austritt des Eies sich im Ganzen kontrahirt; vermuthlich sind die Muskelfasern sehr fein, da ich sie selbst bei starken Vergrößerungen nicht erkennen konnte. Gleich nach dem Austritt des Eies wird das nächste Ei des Ovariums an seine Stelle vorgeschoben. Das Ei tritt in den Ausführungsgang zunächst mit einem dünnen Fortsatz über, welcher etwa ein Drittel oder ein Viertel so breit ist als das Ovarialei und rasch bis in das Receptaculum seminis vordringt; sobald er dieses erreicht hat, fließt mit großer Schnelligkeit die ganze übrige Masse des Eies durch den Ausführungsgang nach; da letzterer sich dabei nur in geringem Grade erweitert, so kann die Eisubstanz nur als ziemlich dünner Strang durch denselben hindurchgehen, etwa so wie wenn man eine flüssige Masse durch einen Trichter laufen lässt. Untersuchungen über die ersten Entwieklungsvorgänge der Nematoden, 359 Es ist nicht wahrscheinlich, dass bei solcher starken Formveränderung sich im Ei die relative Anordnung seiner Theile erhalte, ich glaube viel- mehr, dass der Eikörper beim Übertritt so zu sagen durch einander ge- rührt wird !. Um in den Uterus zu gelangen, muss das Ei durch das Recepta- culum seminis hindurchgehen. Befruchtet wirdes wahrscheinlich beim Eintritt in dasselbe; doch habe ich das Eindringen des Spermatozoons nicht beobachten können; ich glaube, dass dasjenige Spermatozoon zur Befruchtung gelangt, welches am nächsten an der Mündung des Aus- führungsganges sich befindet; wenn dies richtig ist, so nimmt das Ei im Moment des Eintritts in das Receptaculum seminis das Spermatozoon auf und es ist demnach begreiflich, dass der rasch ablaufende Vorgang nicht leicht zu erkennen ist?. Das befruchtete Ei geht neben den Spermatozoen durch das Receptaculum seminis hindurch, wobei die Spermatozoen sich nicht gegen das Ei wenden, also so zu sagen von demselben gar keine Notiz nehmen. Die Spermatozoen haben im Ruhezustand und im abgestorbenen Zustand eine kugelige Gestalt (Fig. 35 a),sie nehmen aber im Receptaculum 1 Die durch den engen Gang gehende Eimasse mit den Dotterkörnchen ge- währt ein ähnliches Bild wie der Sand, welcher durch den engen Theil einer Sand- uhr hindurchgeht. — Ein Hindurchfließen des Eies durch einen dünnen Kanal kommt auch bei den Cynipiden vor. Wie BEYErıNck beschrieb, ist der Kanal in der Legeröhre dieser Gallwespen sehr fein und geht das Ei in der Weise hindurch, dass es zuerst in den langen feinen Fortsatz der Eihaut, den sogenannten Eistiel, zurücktritt, während der vordere Theil der Eihaut durch die Legeröhre hindurch- geschoben wird. Sobald dieser Theil der Eihaut aus dem unteren Ende der Lege- röhre herauskommt, fließt das Ei durch den dünnen Kanal wieder in denselben vor (BEYERINCK, Beobachtungen über die ersten Entwicklungsphasen einiger Cyni- pidengallen. Natuurk. Verhandl. d. K. Akademie zu Amsterdam. Bd. XXII. 4882. p- 23). 2 Man weiß nur von wenigen Nematoden, wie das Spermatozoon mit dem Ei zusammenkommt. Bei Ascaris megalocephala ist die Befruchtung von meh- reren Autoren genau beschrieben worden. Bei Cephalobusrigidus Schn. (=Lep- todera rigida Schn. = Cephalobus oxyuris Bütschli) hat BürschLı Folgendes beob- achtet. »Das vom Eierstock sich lösende Ei vereinigt sich augenblicklich, sobald es das erste Spermatozoon der Samenblase erreicht, mit demselben, indem es das- selbe mit sich reißend, es lang auszieht. Das Spermatozoon schmiegt sich der Ober- fläche des Dotters dicht an und schien bei diesem Objekte schon nach dem Eintritt des Eies in den Uterus vollständig mit dem Dotter verschmolzen zu sein; mit großer Sicherheit ließ sich jedoch konstatiren, dass das Ei auf seinem Durchtritt durch die Samenblase mit keinem weiteren Spermatozoon in Verbindung tritt. « 0. Bürscauı, Vorläufige Mittheilung über Untersuchungen, betr. die ersten Ent- wicklungsvorgänge bei Nematoden und Schnecken. Diese Zeitschr. Bd. XXV. 1875. p. 202. — Derselbe, Studien über die ersten Entwicklungsvorgänge etc. Abh. d. SENCKENBERG. naturf. Gesellschaft. Bd. X. Frankfurt 1876. p. 233. 360 Heinrich Ernst Ziegler, seminis eine kegelförmige Gestalt an, ähnlich derjenigen der Sperma- tozoen von Ascaris megalocephala. Der kleine Kern des Spermatozoons liegt in einem Haufen sehr kleiner Körnchen und dieser befindet sich an irgend einer Seite der Kugel, beziehungsweise an der Basis des Kegels (Fig. 35). In dem Receptaculum stehen die Spermatozoen so, dassihrschmales Ende nach der Öffnung des Oviduetshin gerichtet ist, man hat den Eindruck, dass sie sich nach dieser Stelle hindrängen!; ich vermuthe dabei eine chemotaktische Reaktion auf einen chemischen Reiz, der von dem reifenden Ei oder von den Zellen , des Ausführungsganges ausgeht. Wie schon gesagt, glaube ich, dass dasjenige Spermatozoon, welches am weitesten zum Ausführungsgang des Ovariums vorgedrungen ist, beim Austritt des Eies zur Befruchtung kommt; in Fig. 37 ist ein Spermatozoon weiter in die Mündung des Ausführungsganges eingedrungen als alle anderen; doch schien es mir in anderen Fällen, als ob zwei oder drei Spermatozoen so zusagen aequo loco an der Mündungsstelle ansäßen. Alle Spermatozoen der ganzen Gruppe zeigen amöboide Bewegung?; dieselbe kann Verlängerung, Verkürzung und seitliche Krümmung des Spermatozoons bewirken. Bei günstiger Beleuchtung erkennt man, dass über die Oberfläche des Spermatozoons in der Richtung von vorn nach hinten wellenartig ganz feine Erhebungen hingleiten (Fig. 35 5)3. ImInneren des Spermatozoons finden Strömungen des Plasma statt, wie man daraus erkennen kann, dass die Körnchen, welche bei den meisten Spermatozoen in Form von einer oder zwei Reihen aus dem Körnchenhaufen nach vorn reichen (Fig. 37), sich in langsamer Bewegung befinden; manchmal schien es mir, dass sie in der einen Reihe in aufsteigender, in der anderen in absteigender Bewegung begriffen waren. Ich glaube, dass die Außen- schicht und die mit Körnchen durchsetzte basale Masse des kegel- förmigen Spermatozoons aus dichterem Plasma bestehen als der Innen- kegel; ich sah bei günstiger Beleuchtung die Außenschicht gegen die Innenmasse durch einen feinen Kontour abgesetzt (Fig. 35). Manchmal findet man in dem Receptaculum seminis zwei Gruppen ! Bei Rhabditis teres verhalten sich die Spermatozoen im Receptaculum se- minis eben so wie bei Diplogaster longicauda (siehe Fig. 62). 2 Frühere Autoren haben bei den Spermatozoen verschiedener Nematoden amöboide Bewegungen bemerkt; siehe Schneider, Monographie der Nematoden. pP. 279— 281. 3 Zu dieser Figur möchte ich bemerken, dass ich über die richtige Zeichnung des Vorderendes nicht ganz in Sicherheit bin, da man der dichten Häufung der Spermatozoen wegen das Vorderende der einzelnen Samenzelle nur sehr schwer erkennt. TEE nn. Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 361 von Spermatozoen; die eine besteht aus kegelförmig gestreckten Sper- matozoen wie eben beschrieben, die andere aus runden; die letztere liegt hinter der ersteren; es könnte sein, dass sie von einer zweiten Begattung herrührt, es ist aber auch möglich, dass die runden Sper- matozoen zugleich mit den anderen in das Receptaculum gekommen sind und dass sie, der chemotaktischen Wirkung noch nicht unter- liegend, die kegelförmige Gestalt noch nicht angenommen haben. WenndasEiin den Uterus eingetretenist, hatesnoch eine unregelmäßige Gestalt; es erhält aber bald eine regelmäßige Form mit ellipsenförmigem Kontour (vgl. Fig. A u. 2). Die Eihaut entsteht wahrscheinlich, wenn das Ei die regelmäßige Form annimmt oder erst, wenn es dieselbe angenommen hat; da sie sehr dünn ist, wird sie erst dann erkennbar, wenn der Zwischenraum zwischen der Eihaut und dem Zellkörper auftritt, was dreiviertel Stunden oder nahezu eine Stunde nach dem Eintritt des Eies in den _ Uterus geschieht. Da die Eihaut, wie ich annehme, erst im Uterus ge- bildet wird, so ist sie sicherlich ein Abscheidungsprodukt des Eies selbst, denn das Ei steht nur stellenweise mit der Wandung des Uterus in Berührung’. Die Eier haben eine Länge von 55 bis 70 und eine Breite von 35 bis 40 Mikromillimeter. Dies sind die Dimensionen der Eihaut; der Zell- körper ist etwas kleiner, nachdem der Zwischenraum zwischen der Eihaut und dem Zellkörper aufgetreten ist. Die Eihaut ist nach beiden Polen hin von gleicher Breite. Als vorderen Pol bezeichne ich denjenigen, welcher gegen das Receptaculum seminis, als hinteren denjenigen, welcher gegen die Vagina und die Geschlechtsöffnung gerichtet ist. Da .die beiden Uterus- schläuche in umgekehrter Richtung verlaufen (vgl. p. 357), wähle ich die Bezeichnung des vorderen Poles nach der Lage des Eies im Ge- nitalschlauch, nicht nach der Lage des Eies im Wurmkörper. Wir werden später sehen, dass der vordere Pol des Eies keine gesetz- mäßige Beziehung zum Vorderende des Embryo hat. Wenn das Ei in den Uterus gekommen ist, liegt der Eikern in der Nähe der Mitte des Eies, der Spermakern im hinteren Drittel des Eies. Während das Ei die regelmäßige Form annimmt, begiebt sich der Ei- kern nach dem vorderen Pol des Eies. Genau am vorderen Pol oder in 1 Scuneiper beobachtete, dass die dicke Eihaut von Ascaris megalocephala und anderen Ascaris-Species auch vom Ei abgeschieden wird (ScHnEiDER, Mono- graphie der Nematoden. Berlin 1866. p. 284. — Derselbe, Das Ei und seine Be- fruchtung. Breslau 1883, p.6). In demselben Sinne sprach sich CArnoy aus (J. B. Car- Nov, La cystodierese de l’oeuf. La Cellule. Tome II. p. 50). 362 Heinrich Ernst Ziegler, der Nähe des vorderen Poles kommt es zur Ausstoßung des ersten Richtungskörpers. Nur in seltenen Ausnahmefällen findet die Richtungs- körperbildung am hinteren Pole des Eies statt. Die Bildung des Zwischenraumes zwischen Zellkörper und Eihaut beginnt kurz vor dem Austreten des ersten Richtungskörpers. An ‚verschiedenen Stellen, besonders in der Nähe des vorderen und des hinteren Poles, sieht man den Zellkörper von der Eihaut sich zurückziehen; die so entstandenen kleinen Zwischen- räume fließen dann zusammen, während der Zellkörper anfängt amö- boide Bewegungen auszuführen. Während so am vorderen und hinteren Pol des Eies ein größerer Zwischenraum entsteht, erscheint am vorderen Pol der erste Richtungskörper; die Stelle, an welcher er hervortritt, ist bei der Entstehung des erwähnten Zwischenraumes noch in Be- rührung mit der Eihaut und indem der übrige Zellkörper sich zurück- zieht, bleibt der Richtungskörper der Eihaut angeklebt. Er hat daher bei seiner Ablösung die Form einer Birne, welche mit ihrer vorderen Fläche der Eihaut anliegt und noch durch einen feinen Stiel mit dem Zellkörper verbunden ist. — Die Ausstoßung des ersten Richtungs- körpers und die Bildung des Zwischenraumes zwischen der Eihaut und dem Zellkörper erfolgen bei Diplogaster longicauda 45—60 Minuten nach _dem Austritt des Eies aus dem Ovarium. Die Flüssigkeit, welche den Raum zwischen derEi- haut und dem Zellkörper erfüllt, stammt aus dem Ei selbst. Es enthält nämlich das reife Ei eine große Anzahl heller Blasen oder Vacuolen (Fig. I u. 37). Indem diese sich zur Zeit der Bildung des ersten Richtungskörpers an der Eihaut entleeren, entstehen die vorhin erwähnten kleinen Räume zwischen der Eihaut und dem Zellkörper, welche dann zu den größeren Räumen zusammenfließen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich eben so auch bei anderen Nematoden ver- hält. Harzez hat die Vacuolen an unbefruchteten Eiern von Ascaris megalocephala gesehen und abgebildet!. Aurrsaca hat bei Rhabditis nigrovenosa keine Vacuolen gesehen, aber er schreibt, dass die Flüssigkeit, welche den Raum unter der Eihaut erfüllt, von dem Zell- körper des Eies ausgepresst werde (l. c. p. 191). In ähnlicher Weise spricht sich LeuckArr aus in Bezug auf die Eier der Nematoden über- haupt: »Die körnige Substanz, die ursprünglich den ganzen Innenraum des Eies ausfüllte, zieht sich zusammen, so dass zwischen ihr und der Eischale ein heller Zwischenraum entsteht, der bei den ovalen Eiern 1 Hırrez, Recherches sur ’embryog£nie de quelques Nematodes. Me&moires de la societe des sciences de Lille. 4. Serie. T. XV. 4886. Fig. 89 u. 90. Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 363 an den Polen am merklichsten ist!.« BürscaLı hat den Vorgang am besten erkannt; wie er für Rhabditis dolichura Schn. angiebt, »zeigen die im unteren Ende des Ovariums liegenden Eier neben dem großen Kern eine bedeutende Anzahl heller Bläschen, die ähnlich wie Kerne aus-. sehen«; »sobald jedoch die Eier in den Uterus übergetreten sind, wer- den diese hellen Bläschen aus dem Dotter ausgestoßen und bilden dann ohne Zweifel die helle Flüssigkeit, die sich zwischen dem Dotter und der entstandenen zarten Eischale findet«?. Ich will hier noch zwei einzelne Fälle erwähnen, welche in- teressante Abnormitäten darstellen; es ist ein Ei, welches unbefruchtet geblieben war und ein anderes Ei, welches keinen Eikern hatte. Wie diese beiden Fälle zeigen, gilt für die vorliegende Species (Diplogaster longicauda) Folgendes: Ein Ei ohne Spermatozoon bildet die Eihaut nicht, nimmt keine regelmäßige Gestaltan und ent- leert die Vacuolen nicht; ein Ei ohne Eikern, welches ein Spermatozoon aufgenommen hat, bildet die Eihaut, nimmt die regelmäßige ovale Gestalt an und entleert die Vacuo- len, entwickelt sich aber nicht weiter. Ich beobachtete einmal ein Ei, welches eben in den Uterus überge- treten war und in welchem ich nichts von einem Spermatozoon er- kennen konnte. .Der Eikern war deutlich zu sehen und nahm im Verlauf der nächsten Viertelstunde eine ellipsenförmige Gestalt an, wie es normal ist; denn es bezeichnet dies den Beginn der Bildung der Rich- tungsspindel. Von jetzt an blieben aber die normalen Vorgänge ganz aus; der Eikern stieg nicht nach dem oberen Pol hin auf, sondern ver- blieb im Inneren, er bekam in der nächsten halben Stunde allmählich eine etwas unregelmäßige bohnenähnliche Gestalt und war späterhin nicht mehr zu erkennen. Das Ei erhielt nicht die normale regelmäßige Ge- stalt, sondern nahm allmählich unregelmäßige Formen an. Die Vacuolen, deren Inhalt sich bei normalen Eiern in den Zwischenraum zwischen der Eihaut und dem Zellkörper ergießt, entleerten sich nicht, sondern blieben im Ei. Eine Eihaut war nicht zu erkennen. Nach vier und einer halben Stunde wurde das Ei aus dem Uterus ausgestoßen; es besaß zu dieser Zeit eine unregelmäßige Gestalt und enthielt noch die Vacuolen. Nachdem das Ei aus dem Wurm herausgekommen war, quoll es ein wenig auf und die Vacuolen waren nicht mehr zu sehen. 1 R. LeuckART, Die menschlichen Parasiten. Bd. II. Leipzig und Heidelberg 4876. p. 89. 2 BürscHLı, Beiträge zur Kenntnis der freilebenden Nematoden. Nova Acta. Bd. XXXVI. 1873. p. A104. 364 Heinrich Ernst Ziegler, Ich bin der Ansicht, dass das Ei unbefruchtet war und dass dieser Umstand allein das anormale Verhalten des Eies bedingte; denn so- wohl das im Uterus vorhergehende Ei als auch das nachfolgende zeigten eine normale Entwicklung. Ich schließe also aus diesem Falle, dass, wenn der Spermakern fehlt, bei dem Ei dieser Species folgende Vor- gänge ausbleiben : die Bewegung der ersten Richtungsspindel zum vor- deren Pol des Eies, die Bildung der normalen ellipsoidischen Gestalt des Eies, die Abscheidung der Eihaut, die Entleerung der Vacuolen {, die Bildung der Richtungskörper. Ähnlich, aber nicht ganz gleich ver- hält sich das unbefruchtete Ei von Ascaris megalocephala; wie Haırrz von demselben angiebt, wird kein Richtungskörper gebildet, der Eikern ist schwer erkennbar, die Eihaut hebt sich nicht ab, von den beiden Schichten der Eihaut ist nur eine, die äußere, vorhanden und die innere wird nicht gehildet?. Einen interessanten Versuch über das Verhalten unbefruchteter Nematodeneier hat Bürscauı angestellt. Von Rhabditis teres Schn. und Rhabditis pellio Schn. setzte er junge Individuen jedes für sich in ein Tröpfehen Eiweiß. Als die Thiere geschlechtsreif ge- worden waren, füllte sich der Uterus reichlichst mit unbefruchteten Eizellen, die aber sämmtlich keine Weiterentwicklung zeigten. »Das Keimbläschen (und bei Rhabditis teres auch der Keimfleck) erhielt sich ohne irgend welche Veränderung und fing erst an undeutlich zu werden, wenn die Dottermasse selbst deutliche Zeichen des Zugrundegehens durch fettige Degeneration aufwies.« Bei Rhabditis teres konnte BürschLı an den unbefruchteten Eiern keine Spur einer Dotterhaut finden, beim Übertritt in Wasser zerflossen sie, ohne dass sich irgend 1 Da bei der vorliegenden Species die Befruchtung dazu nothwendig ist, dass sich der Zwischenraum zwischen der Eihaut und dem Zellkörper entwickelt, so will ich beiläufig erwähnen, dass es sich beim Ei des Herings nach den Beobach- tungen von KuPFFEr eben so verhält, obgleich dort die Flüssigkeit, welche den Raum ausfüllt, unter Eindringen von Wasser sich bildet (C. Kuprrer, Die Entwick- lung des Herings, Jahresbericht der Kommission zur wissensch. Untersuchung der deutschen Meere. Jahrgang IV—VI. 4878. p. 480). Jedoch gilt dies nicht für alle Knochenfische; z. B. beim Lachs entsteht der erwähnte Zwischenraum auch beim unbefruchteten Ei, sobald dasselbe einige Zeit im Wasser liegt. Dasselbe gilt nach Reıcuarn für das Ei von Stizostedion vitreum Mitch. (»Wall-eyed Pike«). ReıcHann giebt von diesem Fische an, dass, wenn Wasser durch die Eihaut ein- dringt, aus der Rindenschicht des Eies viele Tropfen einer eiweißartigen Flüssig- keit austreten; die so entstandene Flüssigkeitsschicht zwischen der Eihaut und dem Eie nimmt dann durch Osmose noch mehr Wasser auf (J. REiGBARD, The ripe eggs and the spermatozoa of the Wall-eyed Pike, Tenth Biennal Report of the State Board of Fish-Commissioners 4890—1892, Lansing, U. S. A. 1893. p. 147). 2 HAtez, 1.c.p. 40. 3 BürscaLı, Studien über die ersten Entwicklungsvorgänge der Eizelle. Ab- handl. d. SENncKENBERG. Naturf. Gesellschaft zu Frankfurt. Bd. X. 1876. p. 442. Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nemaloden. 365 etwas von einer Hülle zeigte; »bei Rhabditis pellio hingegen wurde ein zartes den Dotter überziehendes Häutchen deutlich«. Scuxzıper be- richtet, dass bei unbefruchteten Individuen von Ascaris megalocephala, mystax und lumbricoides, Filaria papillosa, Leptodera appendiculata die Eier sich im Uterusansammeln und ohne Entwicklungserscheinungen einfach zu Grunde gehen; nur von Oucullanus elegans sagt er, dass sich an unbefruchteten Eiern die Dotterhaut abhebe und eine Art Furchungs- process eintrete; Cucullanus würde demnach eine auffallende Aus- nahme bilden und man muss die Beobachtung nachprüfen, besonders da Scuneiper den baldigen Untergang der Furchungskugeln feststellte und da man wohl vermuthen kann, dass es sich in diesem Fall entweder um amöboide Bewegung oder um eine Zerfallserscheinung, aber nicht um wirkliche Furchung handelte. In einem anderen Fall fehlte dem Ei der Eikern. Es blieb nämlich beim Austritt des Eies aus dem Ovarium ein Theil des Eies zurück, weicher den Eikern enthielt; die übertretende Eimasse riss ab, offen- bar weil der Wurm stark gedrückt und folglich der Ausführungsgang etwas komprimirt war. Der kernhaltige Rest des Eies, welcher im Ovarium zurückgeblieben war und ungefähr ein Fünftel oder Sechstel der ganzen Eimasse betrug, erfuhr im Verlauf der nächsten Stunden keinerlei Veränderung. An dem in den Uterus eintretenden Theil aber beobachtete ich Folgendes. Man konnte mit ziemlicher Sicherheit ein Spermatozoon in demselben erkennen; das Eindringen des Spermato- zoons scheint also in der normalen Weise stattgefunden zu haben. DasEi nahm allmählich die normale ellipsoidische Gestalt an, die Eihaut wurde gebildet, aber die Ausbildung des Zwischenraumes zwischen der Eihaut und dem Zellkörper war etwas verzögert; im Verlauf der zweiten Stunde zog sich der Zellkörper an einigen Stellen von der Eihaut zurück und zeigte nun ein bis zwei Stunden hindurch ganz langsame amöboide Bewegungen; es war aber nur am oberen Pole des Eies ein Zwischen- raum zwischen der Eihaut und dem Zellkörper vorhanden ; vier Stunden nach dem Eintritt des Eies in den Uterus war der Zellkörper ruhig ge- worden und hatte eine ellipsoidische Gestalt; der Spermakern war nicht zu sehen, er war also wahrscheinlich klein geblieben und hatte sich nicht, wie esnormal geschieht, durch Aufnahme von Flüssigkeit (Kernsaft) zu einem großen scharfbegrenzten und deutlich sichtbaren Körper ent- wickelt?. Im Laufe der folgenden fünf Stunden konnte ich keine 1 SCHNEIDER, Monographie der Nematoden. Berlin 41866. p. 285. 2 Ich hätte vielleicht genauere Angaben über das Verhalten desSpermakernes machen können, wenn die Beobachtung nicht in so ungünstige Zeit gefallen wäre; der Austritt des Eies erfolgte nämlich am 24. December Abends um 4 Uhr 20 Min,, 366 Heinrich Ernst Ziegler, weitere Veränderung bemerken, abgesehen davon, dass der am oberen Pol zwischen der Eihaut und dem Zellkörper befindliche Zwischenraum allmählich verschwand, was also auf eine Quellung des Zellkörpers hin- weist. In diesem Zustande blieb das Ei regungslos während der fol- genden vier bis fünf Stunden ; es war also offenbar ein Stillstand der Entwicklungsvorgänge eingetreten, und dieser kann nicht auf äußere Umstände zurückgeführt werden, da bis dahin die Durchströmung des Apparates nicht unterbrochen war und die anderen im Uterus des be- treffenden Wurmes enthaltenen Eier unterdessen sich normal weiter entwickelten. Etwa zwölf Stunden nach dem Eintritt des Eies in den Uterus ging in dem Zuflussgefäß der Durchströmung das Wasser aus und als ich einige Stunden später wieder an dieBeobachtung ging, war dasEi noch genau in demselben Zustande wie vorhin beschrieben; bei er- neuter Durchströmung wurde das Ei mitsammt der Eihaut an ver- schiedenen Stellen eingebuchtet und verblieb dann in der so entstan- denen anormalen Form. Ich schließe aus diesen Beobachtungen, dass im Falle das Ei ein Spermatozoon aufgenommen hat, der Eikern nicht nothwendig ist zur Bildung der Eihaut, zur Entleerung der Vacuolen und der Bildung des Zwischenraumes zwischen der Eihaut und dem Zellkörper und zur Ein- leitung der amöboiden Bewegungen; doch sind beim Fehlen des Eikerns diese Vorgänge etwas verzögert und das Ei bleibt dann bald in der Entwicklung stehen. Da die genannten Vorgänge, wie wir oben ge- sehen haben, beim unbefruchteten Ei ausbleiben, so ergiebt sich, dass das Spermatozoon nahezu unabhängig vom Eikern diese Vorgänge her- vorruft. Wir sehen, dass das Ei der vorliegenden Species sich ohne Eikern nicht entwickelt. Dies war von vorn herein wahrscheinlich und man hätte wohl kaum etwas Anderes gedacht, wenn nicht Bovzrı behauptet hätte, dass bei der Bastardirung von Seeigeln Eifragmente ohne Eikern zur Entwicklung kommen können; freilich ist die Richtigkeit dieser Beobachtung durch die neueren Untersuchungen von SEELIGER und Morgan zweifelhaft geworden!. bei einem Wurme, welcher schon seit dem Vormittage zur Beobachtung gedient hatte; es wurde dann bald dunkel und bei der künstlichen Beleuchtung kann man bekanntlich die im Inneren eines dotterhaltigen Zellkörpers gelegenen Gebilde viel weniger gut beobachten. > 1 Boverı, Ein geschlechtlich erzeugter Organismus ohne mütterliche Eigen- schaften. Berichte der Ges. f. Morph. u. Phys. zu München. 4889. — SEELIGER, Giebt es geschlechtlich erzeugte Organismen ohne mütterliche Eigenschaften? Archiv für Entwicklungsmechanik. Bd. I. 4894. — T. H. MorcAn, The Fertilisation of non- nucleated Fragments of Echinoderm-Eggs. Arch. f. Entwicklungsmech. II. Bd. 4895. Untersuchungen über die ersten Entwieklungsvorgänge der Nematoden. 367 II. Von dem Austritt des ersten Richtungskörpers bis zur in Vereinigung der beiden Geschlechtskerne. Wenn der Zwischenraum zwischen der Eihaut und dem Zellkörper gebildet ist, beginnen die amöboiden Bewegungen des Eies; es entstehen Verwulstungen und Auswüchse an dem Zellkörper, welche fortwährend ihre Form wechseln; wie man es bei den Pseudopodien einer Amöbe zu sehen gewöhnt ist, bemerkt man manchmal an solchen Auswüchsen bei ihrem Hervortreten einen klaren körnerfreien Saum. Während der äußeren Formveränderungen des Zellkörpers sind im Inneren desselben Strömungen vorhanden und durch diese können die beiden Geschlechtskerne von ihrer Stelle weggeführt werden; manchmal nähert sich der Eikern der Mitte des Eies und kehrt dann wieder an den oberen Pol zurück; aber meistens entfernt er sich vor der Bildung des zweiten Riehtungskörpers nicht weit vom oberen Pol. Der Spermakern liegt während der Bildung des ersten Richtungs- körpers in der hinteren Hälfte des Eies, meist am Anfang des letzten Drittels der Länge des Eies; er wird während der amöboiden Bewe- gungen des Eies manchmal bis zur Mitte des Eies vorgeschoben. Die Kerne sind in dieser Periode nicht deutlich und scharf zu sehen und desshalb in den Figuren ohne Kontour gezeichnet (Fig. 4—6). Die Zeit, welche zwischen dem Austritt des ersten und dem Austritt des zweiten Richtungskörpers liegt, beträgt etwa 3/, Stunden. Bei der Bildung des zweiten Richtungskörpers tritt die Richtungs- spindel ganz nahe an die Oberfläche, manchmal geschieht dies gerade am vorderen Pol (häufig in einem hier hervortretenden Auswuchs), manchmal geschieht es mehr seitlich, aber auf jeden Fall doch in der Nähe des vorderen Poles (Fig. 7—-9). Es ist manchmal schwer, den hervortretenden Richtungskörper von den vergänglichen amöboiden Auswüchsen der Zelle zu unterscheiden. Nur in seltenen Ausnahmefällen findet die Bildung beider Richtungskörper am hinteren Pole des Eies statt, also an demjenigen Pol, welcher vom Receptaculum seminis abgewendet ist. Nach der Ausstoßung des zweiten Richtungskörpers finden weiter- hin fortwährend langsame amöboide Bewegungen des Zellkörpers statt, sie hören erst dann auf, wenn die erste Furchungsspindel sich ausbildet; man sieht die Formveränderungen des Zellkörpers an Fig. 10—28. Da ich die amöboiden Bewegungen zuerst an etwas komprimirten Eiern beobachtete, so dachte ich Anfangs, dass sie vielleicht durch die Kompression veranlasst seien; aber ich habe mich dann durch viel- Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX. Bad. 95 368 Heinrich Ernst Ziegler, fache Beobachtung überzeugt, dass die amöboiden Bewegungen eine ganz normale Erscheinung sind!. AurrsacH hat die amöboiden Bewe- gungen des Zellkörpers gerade an nicht gedrückten Eiern gesehen und hat sie ebenfalls für eine normale Erscheinung gehalten?. Bürscarı be- obachtete die amöboiden Bewegungen des Zellkörpers bei mehreren Arten der Gattung Diplogaster, bei Rhabditis dolichura, bei Oxyuris Diesingi und bei Tylenchus pellucidus Bast.; bei letztgenannter Species sind die amöboiden Bewegungen überaus lebhaft, obgleich die Ent- wicklung bei dieser Art langsam vor sich geht und die erste Theilung erst 24 Stunden nach der Eiablage erfolgt?. Bald nach der Bildung des zweiten Richtungskörpers zeigen die beiden Geschlechtskerne eine ganz runde Gestalt und ihr Kontour wird scharf und deutlich erkennbar (Fig. 13 u. ff.)‘. Dann nehmen die bei- den Kerne bis zur Zeit des Zusammentreflens noch beträchtlich an Größe zu. Über die Bewegungen der Geschlechtskerne hat Aurrsıch berichtet, dass bei Rhabditis nigrovenosa die beiden Geschlechtskerne an den beiden Polen des Eies auftreten und sich meistens in gerader Linie gegen einander bewegen, so dass sie sich ungefähr in der Mitte 1 Nicht allein bei Nematoden, sondern auch bei manchen anderen Thieren kommen bekanntlich in der Zeit vom Eindringen des Spermatozoons bis zur ersten Theilung des Eies lebhafte amöboide Bewegungen vor; insbesondere bei durch- sichtigen Eiern von Knochenfischen sind dieselben von vielen Autoren gesehen und von Ransom an befruchteten Eiern von Gasterosteus leiurus und pungitius ge- nauer beobachtet worden (H. W. Rınsom, Observations on the ovum of osseous fishes. Philosophical Transactions. Vol. CLVII. 4868. p. 463... Bei solchen Knochenfischen, bei welchen am unbefruchteten Ei der Zwischenraum zwischen der Eihaut und dem Zellkörper sich ausbildet, finden auch am unbefruchteten Ei eine Zeit lang amöboide Bewegungen statt, wie vAn BAMBEKE bei Tinca vulgaris konstatirt hat (van BAmBERE, Recherches sur l’embryologie des poissons osseux. Me&m. cour. et m&m. des sav. &tr. publies par l’Acad&mie R. de Belgique. T. XL. Bruxelles 4876. p. 4). 2 AUERBACH, 1. c. p. 209. Die Abbildungen 2—7 von AUERBACH Sind nach kom- primirten Eiern gezeichnet und zeigen daher nichts von den amöboiden Bewegun- gen des Zellkörpers, welche bei Rhabditis nigrovenosa in ganz ähnlicher Weise wie bei Diplogaster longicauda ablaufen. 3 BürscauLı, Beiträge zur Kenntnis der freilebenden Nematoden. Nova acta d. K. Leop.-Carol.-Akademie. Bd. XXXVIL 4873. p. 401 u. 402. — BürscaLı, Stu- dien über die ersten Entwicklungsvorgänge der Eizelle. Abhandl. d. SENCKENBERG- schen naturf. Gesellschaft. Bd. X. 1876. p. 235, und Taf. 1. * Boverı hat bei Ascaris megalocephala die allmähliche Ausbildung der Ge- schlechtskerne genau verfolgt und berichtet eingehend über die Entwicklung des Chromatingerüstes, das Auftreten der Membran und das Anwachsen der Kerne (Boverı, Zellen-Studien. Jenaische Zeitschr. Bd. XXII. 4888. p. 704—726, und Tal XIX). 3 Untersuchungen über die ersten Entwieklungsvorgänge-der Nematoden. 369. des Eies treffen; freilich beschreibt er auch mehrfache Variationen ; so sagt er, dass in einzelnen Fällen die Vereinigung der Kerne in der hin- teren Hälfte des Eies stattfindet und dass die Kerne bei ihrer Bewegung gegen einander sich verfehlen können; auch sei der Ursprung der bei- den Kerne nicht immer genau an den Polen gelegen (l. c. p. 215). Bei Diplogaster longicauda erfolgt dasZusammenkommen der Kerne in sehr variabler Weise; die verschiedenen Ortsveränderungen der Kerne müssen eingehend erörtert werden, denn es hat sich heraus- gestellt, dass bei Diplogaster longicauda von den Bewegungen der Kerne die Orientirung des entstehenden Embryo abhängt; je nachdem die Kerne in der vorderen oder in der hinteren Hälfte des Eies zusammentreffen,istdasVorderende des entstehen- den Embryo nach dem Hinterende, beziehungsweise Vor- derende des Eies gerichtet! (s. p. 392). Da die Richtungskörper in der Regel am vorderen Pole des Eies gebildet werden und folglich der weibliche Geschlechtskern nach der Bildung des zweiten Richtungskörpers sich in der Nähe des vorderen Poles befindet und da der Spermakern zu dieser Zeit in der Mitte des Eies oder in der hinteren Hälfte nahe an der Mitte des Eies liegt, so möchte man denken, dass die Vereinigung der Kerne in der vorderen Hälfte des Eies erfolge; dies trifft in einzelnen Fällen zu, aber viel häu- figer kommen die Kerne in der hinteren Hälfte des Eies, etwa am Ende des zweiten Drittels der Länge oder ganz am hinteren Ende des Eies zusammen. Es findetalsonichteinfach ein Gegeneinanderrücken der beiden Kerne statt; man sieht die Kerne meist mannigfache unerwartete Bewegungen ausführen, ehe sie sich zusammenlegen. Es handelt sich hier wahrscheinlich nicht um aktive Bewegungen derKerne, sondern dieKerne werden durch dieimEi stattfindenden Strömungen umhergeführt. Wie schon oben gesagt wurde, macht der Zellkörper des Eies zu dieser Zeit lebhafte amöboide Bewegungen; an der Oberfläche des Zellkörpers sieht man amöboid sich bewegende flache oder runde Hervorragungen,, und mit diesen an der Oberfläche sich zeigenden Bewegungen hängen natürlich Strömungen im Inneren zusammen, welche verschiedenartige Bewegungen der Kerne herbei- führen können. Manchmal sieht man, dass die Kerne in geringer Ent- fernung von einander sich gleichzeitig nach hinten oder nach vorn be- 1 Ich habe als vorderes Ende des Eies dasjenige bezeichnet, welches dem Receptaculum seminis zugewandt ist; bei dem auf Fig. 37 abgebildeten Eie stehen die Kerne im Begriff, in der vorderen Hälfte des Eies zusammenzukommen; man vergleiche das umgekehrte Bild Fig, 20. 25* BYAL Heinrich Ernst Ziegler, wegen, manchmal entfernen sich die schon nahe beisammen liegenden Kerne wieder von einander, um dann später erst zusammenzukommen, manchmal geht der eine Kern neben dem anderen vorbei und bewegt sich dann erst nach ihm hin. Bei den verschiedenartigen Befunden glaubte ich zuerst, dass man gar keine Gesetzmäßigkeit in der Bewegung der Kerne erkennen könne; aber beim Vergleich vieler Fälle zeigte sich öfters ein übereinstimmender Verlauf, so dass man für die Bewegung der Kerne einige Typen aufstellen kann, die ich nun beschreiben will. Ich bespreche zuerst einen Fall, bei welchem die Kerne in der hinteren Hälfte des Eies zusammenkamen. Häufig bewegen sich die Kerne so, wie es die Figuren 11—-20 zei- gen, welche die Vorgänge bei demselben Eie in ihren successiven Phasen darstellen. Diese Bilder geben auch eine Vorstellung von den amöboiden Bewegungen; es wurde fast immer nach fünf Minuten wie- der eine Zeichnung gemacht und die Zeiten sind bei den einzelnen Sta- dien angeschrieben; es sind nicht einmal alle die amöboiden Formver- änderungen zur Darstellung gekommen, da sich das Bild von Minute zu Minute ändert. | Im vorliegenden Fall befand sich der Spermakern zur Zeit der Bildung des zweiten Richtungskörpers am Anfang des hintersten Vier- tels des Eies; er wurde dann nach der Mitte des Eies hin verschoben, welcher sich von vorn her auch der weibliche Geschlechtskern näherte (Fig. 11—14); die Kerne trafen aber nicht in der Mitte des Eies zusam- men, sondern wurden mit einander nach hinten verschoben und kamen am hinteren Ende des Eies zur Berührung. Währenddessen ist bei den amöboiden Bewegungen des Zellkörpers eine Einschnürung entstanden, welche den Zellkörper in einen vorderen und einen hinteren Theil zer- legt (Fig. 20). Der hintere Theil des Zellkörpers, welcher die Kerne enthält, nimmt eine rundliche Form an und zeigt keine amöboiden Her- vorragungen mehr, während am vorderen Theil, der wie ein Auswuchs erscheint, lebhafte amöboide Bewegung stattfindet; doch ist auch der hintere Theil des Zellkörpers nicht ganz in Ruhe, wie aus der Lage- veränderung der sich berührenden Kerne geschlossen werden kann (Fig. 20—23). Der hintere Theil des Zellkörpers wird immer größer und der vordere Theil immer kleiner, bis letzterer schließlich in dem ersteren ganz aufgeht (Fig. 21—28); die Dotterkörnchen ziehen sich früher aus dem vorderen Theil zurück als das klare Protoplasma und folglich erscheint der letzte Rest des Auswuchses ganz klar und es bleibt eine helle Stelle da wo dieser Rest mit dem übrigen Zellkörper zu- sammenfloss; es geht daraus der helle Saum hervor, welcher bei der Zweitheilung am vorderen Rand der vorderen Zelle zu sehen ist Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 371 (Fig. 39—42). Von den Vorgängen, welche unterdessen an den Kernen sich abgespielt haben, von der gegenseitigen Abplattung derselben, dem Auftreten der Attraktionssphären, der Entstehung der Spindel und der Drehung der Spindel wird später die Rede sein. | Man sieht, dass der Zellkörper zur Zeit der Zusammen- lagerung der Kerne so eigenthümliche merkwürdige For- menannimmt, dassmanleicht glauben könnte, dieselben seien nicht normal; in der That habe ich Anfangs Eier von so auf- fallendem Aussehen für änormal gehalten und nicht weiter beachtet; dieser Irrthum war eine Zeit lang für den Fortgang der Untersuchung ein Hemmnis, da ich in Folge desselben oft die gute Gelegenheit zur weiteren Beobachtung unbenutzt vorübergehen ließ ; aber es kann kein Zweifel mehr bestehen, dass diese Bilder vollkommen normal sind ; denn sie kehren stets regelmäßig wieder, sie treten in ganz ähnlicher Weise auch bei anderen Speeies auf, und stets geht die Entwicklung dann in normaler Weise weiter!, Wenn die Kernspindel sich ausbildet, nimmt der Zell- körper allmählich eine regelmäßige Forman, und die amö- boiden Bewegungen hören auf. Wenn sich die Kernspindel in die Länge streckt, hat der Zellkörper eine ganz regelmäßige ellipsoidische Gestalt; sehr bald darauf nimmt er die biskuitförmige Gestalt an und es beginnt so die Theilung der Zelle (Fig. 29 und 30). Aus den Bildern Fig. 20—28 erkennt man, dass der Zellkörper sehr deutlich polar differenzirt ist, sobald die Kerne sich in die hin- tere Hälfte des Eies begeben haben; die Verschiedenheit der vorderen und hinteren Hälfte erhält sich und tritt wieder bei der Zweitheilung hervor, indem die vordere Zelle die größere wird; diese Zelle theilt sich dann zuerst und aus ihren Abkömmlingen wird das Ektoderm. Da alle meine Beobachtungen dafür sprechen, so glaube ich, dass diese 1 Ähnliche Bilder wie meine Fig. 20—23 hat BürschLı bei Diplogaster similis gesehen (O. Bürscarı, Studien über die ersten Entwicklungsvorgänge der Eizelle etc, Abhandl. d. SEncKENBERG’Schen naturf. Gesellschaft. Bd. X. Frankfurt 1876. Taf. I, Fig. 11 u. 12). Bei den befruchteten Eiern einer Bryozoe, Hypophorella expansa Ehl. hat Enters sehr auffallende amöboide Formveränderungen des Zellkörpers beobachtet (Abhandl. d. K. Gesellschaft der Wiss. zu Göttingen. Bd. XXI. 1876. p. 70); es traten helle dotterfreie Auswüchse an dem Zellkörper hervor, welche ihre Gestalt von Minute zu Minute wechselten und dann in eine helle Masse zusammenflossen ; später ergaben sich Bilder, welche meinen Fig. 22—25 ähnlich sind, und darauf ging das Ei wieder in die Kugelgestalt über. Es ist wohl möglich, dass diese amö- boiden Formveränderungen des Bryozoeneies eben so wie diejenigen der Nema- todeneier zu den normalen Entwicklungserscheinungen gehören, 372 | Heinrich Ernst Ziegler, - Gesetzmäßigkeit ohne Ausnahme gültig ist. Wir werden später sehen, dass die Polarität umgekehrt ist, wenn die Kerne in der vorderen Hälfte des Eies zusammenkommen; vorerst will ich aber noch einen anderen Fall besprechen, in welchem die Kerne ebenfalls in der hinteren Hälfte des Eies zusammentrafen, bei welchem aber die Art ihrer Bewegung einen anderen Typus darstellt!. In diesem Falle begab sich der Spermakern an das hintere Ende des Eies, bis er dort die Oberfläche des Eies berührte; der weibliche Geschlechtskern blieb unterdessen ganz ruhig im vorderen Drittel des Eies ; es entstand dann durch amöboide Bewegung des Zellkörpers eine tiefe Einschnürung etwa am vorderen Ende des hintersten Viertels des Eies und diese Einschnürung theilte das Ei in einen kleinen hinteren und einen großen vorderen Theil; da dann die Einschnürung sich nach vorn verschob, wurde der hintere Theil größer, der vordere kleiner; indem die Einschnürung am weiblichen Geschlechtskerm vorbeiging, kam letzterer in den hinteren Theil des Eies zu liegen und näherte sich dann ziemlich rasch dem Spermakern, ohne dass der letztere ihm ent- gegenkam. Zu dieser Zeit erschien der vordere Theil des Zellkörpers als ein eben solcher Auswuchs, wie wir ihn an Fig. 20—25 sahen. Während dieser Auswuchs allmählich eingezogen wurde, legten sich _ die beiden Geschlechtskerne an einander und es wurde durch das Sicht- barwerden der Attraktionssphären die Bildung der Spindel eingeleitet. Die beiden Kerne entfernten sich jetzt ein wenig vom hinteren Rande und wurden dann undeutlich, indem sich die Spindel ausbildete; die junge Spindel drehte sich allmählich in die Richtung der Längsachse des Eies und verschob sich so weit nach vorn, bis sie in der Mitte stand; unterdessen wurde der Auswuchs am vorderen Ende des Eies ganz eingezogen, das Ei nahm eine regelmäßige ovale Form an, die Kernspindel streckte sich in die Länge und es begann die Zweitheilung des Zellkörpers; von den beiden neuen Zellen war die vordere die größere, wie in dem vorhin beschriebenen Falle. Ich will jetzt einen Fall besprechen, bei welchem die Kerne in der vorderen Hälfte des Eies zusammenkamen. Der Spermakern lag zur Zeit der Ausstoßung des zweiten Richtungskörpers gerade hinter der i Zum besseren Verständnis der folgenden Beschreibung wolle man zuerst die Figuren 64 a bis e betrachten, welche sich auf eine Rhabditis-Species beziehen, die ich wegen des Mangels der Männchen nicht bestimmen konnte. In Fig. 61 b ist das Ei durch eine Einschnürung in zwei Theile getheilt, von denen der vordere den weiblichen, der hintere den männlichen Geschlechtskern enthält. Der vordere Theil wird immer kleiner, während die Kerne im hinteren Theile zusammen- kommen (Fig. 61 b bis d); nach der Vereinigung der Geschlechtskerne folgt die Theilung der Zelle (Fig. 61 e). ' Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden, 373 Mitte des Zellkörpers; er bewegte sich nach vorn und näherte sich dem Eikern, welcher sich nur wenig vom vorderen Ende des Zellkörpers entfernte; die beiden Kerne kamen dann im vordersten Viertel der Zelle zur Berührung und ungefähr zur gleichen Zeit entstand etwa in der Mitte des Zellkörpers eine Einschnürung, welche die Zelle in einen vorderen und einen hinteren Theil zerlegte (Fig. 37); der vordere wurde immer größer, der hintere wurde allmählich kleiner und erschien als ein eben solcher Auswuchs, wie wir ihn an den Fig. 20—25 gesehen haben. Dieser Auswuchs floss mit dem übrigen Zellkörper zusammen und bei der dann folgenden Theilung war diejenige Theilzelle die größere, welche auf der Seite des Auswuchses, also in der hinteren Hälfte des Eies lag; diese größere Zelle theilte sich dann auch zuerst. _ In einem anderen ähnlichen Falle, bei welchem die Kerne eben- falls in der vorderen Hälfte des Eies zusammenkamen, bewegte sich der Spermakern bis an das Vorderende des Zellkörpers und ging dabei an dem Eikern vorbei; der Eikern, welcher sich unterdessen eine Strecke weit vom vorderen Ende entfernt hatte, kehrte um und bewegte sich gegen den Spermakern, so dass er nahe am vorderen Ende des Zellkörpers mit ihm zusammenkam. Die folgenden Vorgänge verliefen genau so wie im vorigen Falle und wie dort war bei der Theilung die hintere Theilzelle die größere. Manchmal kommt es vor, dass beide Geschlechtskerne sich zuerst nach der Mitte des Eies hin begeben und dann mit einander (ohne zusammenzustoßen) nach dem vorderen Ende sich bewegen, eben so wie sie in einem früher besprochenen Falle (Fig. 16—20) mit einander nach dem hinteren Ende gingen. Wie die angeführten Beobachtungen zeigen, verläuft die Bewegung der Kerne in so mannigfaltiger Weise, dass es schwer ist eine allgemein- gültige Gesetzmäßigkeit zu erkennen. Nach dem Austritt des zweiten Richtungskörpers liegt der weibliche Ge- schlechtskern am Vorderende desZellkörpers, der Sper- makern etwas hinter der Mitte. Meistens bewegen sich die beiden Kerne gegen die Mitte des Eies. Jedoch beruht dies offenbar nicht auf wechselseitiger Anziehung der Kerne; es ge- schieht nicht gleichzeitig von Seiten der beiden Kerne und wenn sich die Kerne der Mitte des Eies genähert haben, so kommen sie doch nicht hier zusammen, sondern be- wegen sich dann beide (ohne zur Berührung zu kommen) in den vorderen oder in den hinteren Theil des Eies. Wie schon oben gesagt wurde, kann es auch geschehen, dass der Sper- makern nahe an dem Eikern vorbeigeht, was nicht wohl möglich wäre, 374 Heinrich Ernst Ziegler, . wenn die Kerne sich anziehen würden. Ich glaube also, dass die Be- wegungen der Kerne zunächst nicht durch wechselseitige Anziehung bedingt sind!; erst wenn die beiden Kerne sich dem einen Pole 'ge- nähert haben oder wenn der Spermakern an einem Pol angekommen ist, dann scheinen die beiden Kerne sich anzuziehen und treffen zu- sammen. Wenn der Spermakern ganz an der Peripherie des Zellkör- pers liegt, so bewegt er sich gar nicht dem Eikern entgegen, sondern der letztere kommt zu ihm hin. Wie die beschriebenen Fälle zeigen, liegt die größere Zelle des zweizelligen Stadiums an demjenigen Pole, wo sich der Auswuchs be- fand ; diese größere Zelle ist die animale Zelle und theilt sich früher als die vegetative. Es ergiebt sich also die Beobachtung: Je nachdem die beiden Geschlechtskerne in der hinteren oder in der vorderen Hälfte des Eies zusammenkamen, liegt die animale Zelle des zweizelligen Stadiums beziehungsweise in der vorderen oder in der hinteren Hälfte. Nicht bei allen Nematoden verlaufen die Bewegungen der Kerne in so variabler Weise; bei manchen Nematoden sind die amöboiden Bewegungen des Zellkörpers bedeutend weniger lebhaft und von kürze- rer Dauer, und demgemäß ist auch die Bewegung der Kerne eine ein- fachere; beimanchen Species findetinder ThatnureinGegen- einanderrücken der Kerne statt. Dieses verschiedene Verhalten der Species ist schon von Bürscauı beobachtet worden: »Die Wanderun- l gen, welche die Kerne sogleich nach ihrer Bildung innerhalb des Dotters beginnen, sah ich immer zur Vereinigung derselben führen, doch nur bei Cephalobus rigidus (Cephalobus oxyuris Bütschli— Leptodera rigida Schneider) marschirten die Kerne gewöhnlich in gerader Linie von beiden Polen auf einander zu, um sich im Centrum zu vereinigen; bei den übrigen Versuchsthieren (Rhabditis dolichura, Diplogaster) fanden viel unregelmäßigere Wanderungen im Dotter statt2.« Ich werde unten noch auf eine Rhabditis-Species zu sprechen kommen, bei welcher der weibliche Geschlechtskern sich einfach direkt zum männlichen Kern begiebt (p. 377). Bei Rhabditis nigrovenosa gehen die Kerne ge- wöhnlich, ohne weite Umwege zu machen, auf einander zu, doch kommen 1 Ich glaube, dass die Ortsveränderungen der Kerne durch die amöboiden Bewegungen des Zellkörpers veranlasst sind, und durch die Strömungen im ‘ Inneren des Zellkörpers, welche mit denselben zusammenhängen. Um diese Strö- mungen zu sehen, muss man auf die Bewegung der einzelnen Dotterkörnchen ach- ten und da die Körnchen sehr klein sind, ist die Beobachtung recht schwierig. In einzelnen Fällen habe ich ganz deutlich das Fließen des Zellkörpers beobachtet. 2 O0. BürscaLı, Entwicklungsvorgänge im befruchteten Ei von Nematoden und Schnecken. Diese Zeitschr. Bd. XXV. 4875. p. 205. Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 375 sie meist nicht gerade in der Mitte des Zellkörpers zusammen, wie es Ausrpach als das gewöhnliche Verhalten angiebt, sondern sie treffen sich in der hinteren oder in der vorderen Hälfte des Eies; Aurrsıcn erwähnt diese Möglichkeit unter den Varianten (l. c. p. 215). | Interessant ist das Verhalten der Kerne bei Rhabditis teres Schn. Nach dem Austritt des zweiten Richtungskörpers sieht man deut- lich den Eikern am vorderen Pol, während der Spermakern nahe am hinteren Pol liegt; ich sah bei auf einander folgenden Eiern, dass im einen Fall der Spermakern zum Eikern ging, im anderen Fall der Eikern zum Spermakern sich begab ; im ersteren Fall fand demnach die Vereinigung der Kerne am vorderen Ende statt und lag also bei der Zweitheilung die größere Zelle nach hinten, im letzteren Falle fand die Vereinigung der Kerne am hinteren Ende statt und lag also bei der Zweitheilung die größere Zelle nach vorn. Es schien mir auch hier, dass der Sperma- kern, wenn er ganz an der Peripherie des Eies liegt, wie man es an dem unteren Ei der Fig. 62 sieht, sich nicht von da entfernen kann (vielleicht durch die Oberflächenspannung da festgehalten wird) und dass dann der Eikern zu ihm hinkommen muss. Bei Rhabditis teres läuft die ganze Entwicklung viel rascher ab als bei Diplogaster lon- gicauda. Die beiden Geschlechtskerne führen nicht so mannigfache Bewegungen aus wie bei jener Species sondern bewegen sich kurzweg gegen einander; unterdessen finden amöboide Bewegungen am Zellkör- per statt, aber sie sind nicht so mannigfaltig und ergeben nicht so merk- würdige Bilder wie bei Diplogaster longicauda. Da die Kerne bei Diplogaster longicauda bald in die vordere, bald in die hintere Hälfte des Eies sich begeben, so ist es naheliegend an eine Wirkung der Schwerkraft zu denken; es wäre möglich, dass die Kerne specifisch leichter oder schwerer seien als der Zellkörper und folglich in demselben an das obere Ende aufsteigen oder an das untere Ende herabsinken. Wenn das Mikroskop vertikal steht und demnach der Wurm zwischen horizontalen Platten liegt und etwas flachgedrückt ist, so sind die Eier alle auch in nahezu horizontaler Lage, so dass eine Wirkung der Schwerkraft nicht in augenfälliger Weise sich zeigen kann; ich habe daher das Mikroskop schief gestellt, bis der Objekttisch einen Winkel von 60° mit der Horizontalebene bildete. ! Um das Durchströmungskompressorium bei schiefstehendem Mikroskop auf dem Objekttisch festzuhalten, habe ich früher die an dem Objekttisch vorhandenen Klemmen benutzt; neuerdings bin ich auf eine bequemere Methode gekommen und verwende ein aus einem gewöhnlichen Flaschenkork geschnittenes keilför- 316 Heinrich Ernst Ziegler, Ich wählte dann solche Eier zur Beobachtung, deren Längsachse der Drehungsebene des Mikroskops parallel war. Die Beobachtung kann nur dann ein Resultat geben, wenn der Wurm während der Zeit, die zwischen dem Austreten deszweiten Richtungskörpers und dem Zusam- mentreffen der Kerne liegt, also mindestens eine halbe Stunde lang sich nicht bewegt und auch das Ei im Wurme seine Richtung nicht ändert!. Aus einer Reihe von verfolgten Fällen ergab sich, dass die Schwerkraft zwar einigen Einfluss ausübt, aber nicht von so lebhafter Wirkung ist, wie man es vielleicht erwartete. Die Verschiebung des Eikernes nach der Mitte des Eies tritt stets ein, mag sie eine Aufwärtsbewegung oder eine Abwärtsbewegung sein. Wenn die Kerne beide einmal nach einer Seite sich bewegt haben, wenn sie also bei der Schiefstellung des Mikroskops schon dem oberen oder unteren Pol sich genähert haben (ohne sich zu berühren), so gehen sie ganz unabhängig von der Schwer- kraft an den Pol, welchem sie nahe sind. Aber es scheint, dass der Spermakern bei seiner Bewegung von der Schwerkraft beeinflusst wird, indem er etwas leichter ist als die ihn umgebende Masse des Zell- körpers und daher eine schwache Tendenz oder Kraft hat nach oben zu steigen. Bei den 17 beobachteten Fällen befinden sich sieben, in welchen der vordere Pol des Eies (an welchem auch die Richtungskör- perchen ausgetreten waren) nach unten gerichtet war?; in allen diesen sieben Fällen kamen die Kerne in der hinteren Hälfte des Eies zusam- men ; unter den übrigen zehn Fällen, in welchen also der vordere Pol des Eies nach oben gerichtet war, kamen dieKerne in vier Fällen in der hin- teren und in sechs Fällen in der vorderen Hälfte zusammen. Ich erkläre mir dieses Resultat in folgender Weise. Es ist daran zu erinnern dass bei horizontal liegenden Eiern die Kerne meistens in der hinteren Hälfte zusammenkommen. Ich nehme also an, dass eine Tendenz be- steht die Kerne in die hintere Hälfte zu führen; ist diese hintere Hälfte die obere, so wirkt diese Tendenz im gleichen Sinne, wie die angenom- miges Korkstück, welches zwischen das Kompressorium und die Säule des Stativs eingeschoben wird. 1 Es kam oft vor, dass die Beobachtung durch eine Lageveränderung des Wurmes oder des Eies gestört wurde; die Eier werden in dem Uterusschlauche weitergeschoben und da dieser eine etwas gewundene Form hat, ändert sich dabei die Richtung des Eies. Bei den Würmern zeigt sich ein instinktiver Trieb, in dem schiefstehenden Kompressorium aufwärts zu kriechen; sie nehmen daher mit Vor- liebe eine Lage parallel der Drehungsebene des Mikroskopes an, was für die vor- liegende Beobachtung günstig ist, da die obersten Eier im Uterus meistens der Längsrichtung des Wurmes nahezu parallel liegen. Der genannte instinktive Trieb hat für die Würmer offenbar die Bedeutung, dass sie in jeder Flüssigkeit an die Oberfläche zu kommen suchen und so an den Ort bester Athmung gelangen. 2 Im mikroskopischen Bild erscheint natürlich das untere Ende oben. Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 377 mene Tendenz der Kerne nach oben zu steigen; daher das einheitliche Resultat in den genannten sieben Fällen. Ist aber die hintere Hälfte die untere, so wirken sich die beiden Tendenzen oder Kräfte entgegen; in Folge des Auftriebes der Kerne gehen dieselben in einem ungewöhn- lichen hohen Procentsatz von Fällen nach der vorderen Hälfte; aber es ist also der Unterschied des specifischen Gewichts der Kerne gegen den Zellkörper nicht so beträchtlich, dass er bei den auf 60° schiefgestellten Eiern stets den Ausschlag giebt. Es muss noch hervorgehoben werden, dass die Einwirkung der Schwerkraft bei Diplogaster longicauda nicht in der Weise stattfindet, wie man sie bei den Eiern der Knochenfische oder Batrachier beobach- tet, bei welchen das ganze Ei sich innerhalb der Eihaut so dreht, dass die Keimscheibe die ihr zukommende Lage unten oder oben einnimmt. Wenn bei Batrachiern die äußerste Schicht des Eies festgehalten ist, so rotirt doch noch der ganze Zellkörper innerhalb dieser äußersten Schicht. Bei Rhabditis aber wirkt die Schwerkraft nur auf die Be- wegung der Kerne und es ist nichts davon zu sehen, dass der Zellkörper wie bei den Batrachiern als Ganzes sich dreht. Bei den Knochenfischen ist es offenbar nicht ein Unterschied im specifischen Gewicht der Kerne, welcher die Drehung und Orientirung bewirkt, sondern das geringe speeifische Gewicht der Ölkugeln; sind die Ölkugeln unter der Keim- scheibe gelegen, wie es bei den Salmoniden der Fall ist, so drehen sie die Keimscheibe nach oben, ist eine große Ölkugel dem Keime gegen- über gelagert, wie es bei vielen pelagisch schwimmenden Eiern der Fall ist, so liegt die Keimscheibe unten. Eher könnte auf solche Fälle Bezug genommen werden, in welchen das Keimbläschen im Ei entgegen der Richtung der Schwerkraft an die Oberfläche des Eies aufsteigt, wie es Häcker bei Moina beobachtete!. Wenn auch bei Diplogaster longicauda ein gewisser Einfluss der Schwerkraft konstatirt werden konnte, so trifft dies doch für nahver- wandte Arten nicht zu. Bei einer Rhabditis-Species, die ich nur selten sah, und die ich nicht bestimmen konnte, weil ich kein zugehöriges Männchen fand, kamen die Kerne stets am Hinterende des Eies zusam- men, mochte dieses bei schiefstehendem Mikroskop aufrecht oder abwärts gerichtet sein; der Spermakern lag zur Zeit des Austritts des zweiten Richtungskörpers am Hinterende des Eies, der weibliche Geschlechtskern am Vorderende; der Spermakern befand sich ganz an der Oberfläche und ging nicht vom Hinterende des Eies weg, während der weibliche Eikern in langsamer Bewegung eine Strecke weit gegen 1 V, Hicker, Das Keimbläschen, seine Elemente und Lageveränderungen. Archiv f. mikrosk. Anat. Bd. XLII. 1893. p. 304. 378 Heinrich Ernst Ziegler, die Mitte desEies sich verschob und dann in ziemlich rascher Bewegung zu dem Spermakern sich begab (Fig. 57—60) ; erst nachdem die Kerne am Hinterende des Eies zur Berührung gekommen waren und die Attraktionssphären an den Kernen sichtbar wurden, entfernten sich die Kerne vom Hinterende; nachdem die Spindel sich ausgebildet hatte, trat die Theilung ein und die vordere Zelle wurde die größere; es lag also auch bei dieser Species die größere (animale) Zelle auf der dem Vereinigungsort der Kerne entgegengesetzten Seite. Beiläufig erwähne ich noch eine eigenthümliche Beobachtung, welche sich an diesen Eiern bei der Näherung der Kerne ergab. Wäh- rend der weibliche Kern sich dem männlichen näherte, fand eine langsame Strömung im Zellkörper statt; man sah erst eine Strömung in der Richtung des Pfeiles a in der Fig. 59 und diese führte den Spermakern an der Peripherie entlang vom Punkte * zum Punkte ** dann entstand eine rückläufige Bewegung in der Richtung des Pfeiles b und brachte den Kern wieder in die frühere Lage. Es ist in diesem Abschnitt schon öfters gesagt worden, dass die Lage dersich vereinigenden Kerne darüber entscheidet, an welcher Seite die größere Zelle (animale Zelle) des zweizelligen Stadiums und dasKopfende des entstehen- den Embryo auftritt. Die definitive Polarität des Eies ist also weder durch die Lage des Eies im Uterus, noch durch den Ort des Austritts der Richtungskörper bestimmt, sondern dadurch, wo die bei- den Geschlechtskerne zusammenkommen!. Daraus geht hervor, dass man nicht annehmen darf, dass im Zellkörper ein bestimmter Theil desselben für einen bestimmten Theil des Embryo determinirt- sei. Es konnte dies auch schon aus den amöboiden Bewegungen geschlossen 1 Diese Beobachtung ist in Beziehung zu setzen mit folgender Angabe, welche Wırson und MATHEws vor Kurzem in Bezug auf das Ei eines Seeigels (Toxopneustes variegatus Ag.) gemacht haben; wie diese Forscher berichten, sind die Eintritts- stelle des Spermatozoons und der Vereinigungsort der beiden Geschlechtskerne ohne konstante Lagebeziehung zu der Stelle der Bildung der Richtungskörper, also ohne konstante Beziehung zur ursprünglichen Eiachse; nachdem die beiden Ge- schlechtskerne zusammengestoßen sind, bewegen sie sich mit einander nach der Mitte des Eies, und da sie das Centrum nicht erreichen oder überschreiten, bilden sie die erste Furchungsspindel an einer Stelle, welche etwas excentrisch ist; die Lage dieser Stelle bestimmt die Polarität des Eies für die Fur- chung und die weitere Entwicklung; denn die erste Furche tritt zuerst an derjenigen Seite des Eies auf, welche dieser Stelle am nächsten ist und an der entgegengesetzten Seite erscheinen später die Mikromeren beim Übergang vom achtzelligen zum sechzehnzelligen Stadium (E. B. Wırson and A. P. MATHEws, Ma- turation, Fertilisation and Polarity in the Echinoderm egg. Journal of Morphology. Vol. X. Boston 4895. p. 322). Untersuchungen über die ersten Entwieklungsvorgänge der Nematoden. 379 werden, denn durch diese werden alle Theile des Eies gegen einander verschoben, der ganze Zellkörper wird so zu sagen durch einander ge- rührt, so dass man nicht glauben kann, dass ein bestimmter Theil des. Eies einem bestimmten Theil des Embryo entspreche (vgl. p. 358). "Ich möchte hier noch eine theoretische Bemerkung anknüpfen, welche sich auf die Hypothese bezieht, dass das Protoplasma in der Zelle stets die Struktur eines Radiensystems aufweise In diesem Sinne hat sich vor einigen Jahren van BENEDEN ausgesprochen, auch Rıpr hat eine derartige Auffassung vertreten und Heıprnnaın hat neuer- dings diese Hypothese weitläufig ausgearbeitet!. Nach meinen Beobach- tungen an den Nematoden glaube ich aus dem Verlauf der amöboiden Bewegungen und aus der mannigfaltigen Art der Bewegung der Kerne schließen zu dürfen, dass es wenigstens zur Zeit der Bewegung der beiden Geschlechtskerne im Zellkörper kein feststehendes Radiensystem giebt ? Insbesondere könnte man sich nicht denken wie im Zellkörper so mannigfaltige auf- und abgehende Strömungen und cirkuläre Strö- mungen möglich wären, wenn das Protoplasma eine persistirende radiäre Struktur hätte. Obgleich der Zellkörper zur Zeit der Theilung ganz deutlich die Radienfigur zeigt, und obgleich, wie HzıpexHamm nach- wies, manchmal auch in einer ruhenden Zelle ein Radiensystem ge- funden werden kann, so halte ich es doch im Allgemeinen nicht allein für unbewiesen, sondern auch für sehr unwahrscheinlich, dass stets im Zellkörper ein Radiensystem vorhanden sei. Ich glaube, dass ein durch die ganze Zelle gehendes Radiensystem nur zur Zeit der Zellthei- lung besteht und dass dasselbe nach der Theilung in der Regel voll- ständig oder doch bis auf eine kleine Strahlenfigur verschwindet°. IV. Die Drehung der Spindel und die erste Theilung. Wenn die beiden Geschlechtskerne zur Berührung gekommen sind, entsteht die Spindelfigur der ersten Furchungstheilung; es ist für die 1 EpovArn VAN BENEDEN et ADOLPHE Neyt, Nouvelles recherches sur la fecon- dation et la division mitosique chez l’Ascaride m&galoc&phale. Bulletins de l’Acade- mie R. de Belgique. 57eAnnee, Bruxelles 1887. p.280.—C. Rası, Über Zelltheilung. Anatomischer Anzeiger. Bd. IV. 4889. p. 25. — M. HEIDENnHAIN, Neue Unter- suchungen über die Centralkörper. Archiv f. mikr. Anatomie. Bd. LXII. 4894, ?2 Wie ich oben sagte, war sowohl bei Diplogaster longicauda als auch bei Rhabditis nigrovenosa vor dem Zusammentreffen der beiden Geschlechtskerne an keinem derselben etwas von einer Attraktionssphäre oder Strahlung zu sehen; beim Ei der Seeigel aber entwickelt sich bekanntlich schon vor dem Zusammentreffen der Kerne eine deutliche Attraktionssphäre und Strahlung am Spermakerm 3 Ich habe mich darüber an anderer Stelle ausführlicher ausgesprochen (H. E. ZıesLer, Untersuchungen über die Zelltheilung. Verhandl. der Zoolog. Ge- sellschaft 1895). 350 Heinrich Ernst Ziegler, weitere Entwicklung gleichgültig, in welcher Richtung die Kerne zu- sammenkamen. Die entstehende Spindel stellt sich in die Längsrichtung des Eies ein, einerlei in welcher Rich- tung die Kerne zusammengetroffen sind. Aversach beobachtete bei Rhabditis nigrovenosa, dass die beiden Geschlechtskerne gewöhnlich in der Längsrichtung des Eies zusammen- treffen und dass dann eine Drehung der sich vereinigenden Kerne in die quere Richtung stattfindet, so dass die Berührungsebene der beiden Kerne und die Achse der Spindel in die Längsrichtung des Eies zu liegen kommen!. Aurrsacn berichtet ferner, dass die Kerne manchmal in schiefer Richtung zusammenkommen, so dass dann nur eine kleinere Drehung nöthig ist um die Kerne in die quere Stellung zu bringen (l. e. p. 216). Bei Diplogaster longicauda kommen die Kerne gewöhnlich in der Längsrichtung oder annähernd in der Längsrichtung des Eies zusam- men, manchmal in einer schiefen, selten in querer Richtung. Die typische Drehung der Kerne, durch welche die entstehende Spindel in gesetzmäßiger Weise in die Längsrichtung der Zelle sich einstellt, be- ginnt erst zu der Zeit, wenn die Attraktionssphären sichtbar werden; es kann aber schon vorher eine Verschiebung oder Drehung der beisam- menliegenden Kerne stattfinden, Bewegungen, welche offenbar andere Ursachen haben als die genannte typische Drehung. Wie schon oben gesagt wurde, treffen sich die Kerne in der Nähe des vorderen oder hinteren Poles: gewöhnlich berührt einer der beiden Kerne die Ober- fläche des Zellkörpers (Fig. 21) und sehr oft legen sich die beiden Kerne an die Oberfläche des Zellkörpers an, so dass die beiden Kerne schon dabei in eine quere oder schiefe Lage kommen; wenn die Attraktions- sphären bemerkbar werden, entfernen sich die Kerne vom Rande des Zellkörpers und dann folgt die typische Einstellung der jungen Spindel. Wenn die Kerne sich nicht an die Oberfläche des Zellkörpers angelegt haben, so kann doch durch langsame Strömungsbewegungen des Zell- 1 Ich hebe noch besonders hervor, dass AuersAcn an diese Beobachtung eine Überlegung geknüpft hat, welche im Wesentlichen schon das Richtige trifft. AuEr- BACH Sagt, dass wahrscheinlich die beiden sich vereinigenden Kerne qualitativ ver- schieden sind und dass in Folge der stattfindenden Drehung auf jede der beiden ersten Furchungszellen ein Theil von jedem Kerne kommt. »Jede Kopulation oder Konjugation hat offenbar die Bestimmung, individuelle Einseitigkeiten durch Ver- mischung zu bessern, Fehlendes gegenseitig zu ergänzen.« »Die Verschiedenheit der Ursprungsstätten wird auch die Qualität des Kernmaterials beeinflussen und in jedem der beiden Kerne einseitige Mischungsfehler bedingen; es gilt also, die Differenz auszugleichen und jeder der beiden Eihälften Material von jedem der bei- den primitiven Kerne zuzuführen« (l. c. p. 248). Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 381 körpers, welche mit den amöboiden Bewegungen zusammenhängen, eine Verschiebung oder Drehung der Kerne stattfinden, ehe die Attrak- tionssphären der jungen Spindel sichtbar geworden sind. Als die typische Einstellungsbewegung der Spindel betrachte ich also die Drehung, welche die zusammenfließenden Kerne in der Zeit vom Sichtbarwerden der Attraktionssphären bis zum Beginn der Zell- theilung ausführen; es ist manchmal eine Drehung um einen rechten Winkel, manchmal eine Drehung um einen kleineren Winkel, je nach- dem die Kerne zur Zeit des Sichtbarwerdens der Attraktionssphären eine quere Stellung hatten oder eine schiefe. Diese typische Drehung, durch welche sich die Spindel in die Längsachse des Eies einstellt, be- zeichne ich als die Taxis, ein. Ausdruck, welchen ich überhaupt bei jeder Zelltheilung für die Bewegung der Spindel gebrauchen will, durch welche die Spindel in die Richtung der größten Ausdehnung des Zell- körpers sich einstellt!. Bevor ich die Drehung genauer beschreibe, muss ich ein Wort über das Auftreten der Attraktionssphären sagen, welche von AversacH nicht beobachtet worden sind. Ehe die Kerne zusammen getroffen sind, habe ich an keinem derselben eine Attraktionssphäre oder Strahlung beobachten können?; wenn die Kerne sich berühren und sich an einan- der abgeplattet haben, erscheint nach einiger Zeit (nach 12—20 Minuten) eine kleine Attraktionssphäre mit kurzer Strahlung an einer Seite der beiden Kerne (Fig. 24 u. 39); bald darauf wird eine ähnliche Attraktions- 1 Über die Lehre, dass die Spindel in die Richtung der größten Ausdehnung der Protoplasmamasse sich einstellt und über die Begründung dieser Lehre durch O. Herrwıe und Rovx habe ich mich schon in meiner vorigen Publikation ausge- sprochen (Über Furchung unter Pressung. Verhandl. d. anat. Gesellschaft. 1894). Ich möchte hinzufügen, dass ich neuerdings durch Herrn Prof. Rast aufmerksam gemacht wurde, dass schon K. E. v. Baer eine ähnliche Beziehung zwischen der Gestalt der Zelle und der Richtung der eintretenden Zelltheilung beobachtet hat. K.E. v.Baer knüpft an seine Darstellung der Furchung des Frosches einige »allge- meine Bemerkungen über den Mechanismus der Theilungen« und sagt: »Eine all- gemeine Regel der Theilungen ist, dass, wenn an einer isolirten Dottermasse (d. h. Furchungszelle) eine Seite entschieden länger ist als die anderen, diese von der neuen Theilung getroffen wird« (K.E.v. Baer, Die Metamorphose des Eies der Batrachier. Mürrer’s Archiv f. Anat. u. Phys. 1834. p. 499). 2 In Bezug auf das Auftreten der Attraktionssphären verhalten sich die Nema- toden offenbar verschieden. OscAr MEYER sah bei Strongylus tetracanthus an dem Spermakern schon eine Strahlung, während der erste Richtungskörper gebildet wurde; die Attraktionssphäre theilte sich während der Bildung des zweiten Rich- tungskörpers, und es waren also schon vor dem Zusammentreffen der Vorkerne zwei Attraktionssphären mit großer Strahlung vorhanden (Oscar MEYER, Celluläre Untersuchungen an Nematoden-Eiern, Jen. Zeitschr. Bd. XXIX. 4895. p. 397). 382 Heinrich Ernst Ziegler, sphäre an der anderen Seite der Kerne sichtbar. Die beiden Attraktions- sphären nehmen an Größe zu, dann verschwindet die Grenzlinie zwischen den beiden an einander liegenden Kernen und mit dem Ver- schwinden des äußeren Kontour der Kerne entsteht die Spindelfigur!. Bei der Spindel kann man zwei Stadien unterscheiden, das Stadium der kurzen Spindel und das Stadium der gestreckten Spindel. Bei der Streckung der Spindel rücken die Mittelpunkte der Attraktionssphären so aus einander, dass sich die Entfernungen ungefähr wie 2:3 verhal- ten. Obgleich man am lebenden Objekt die Chromosomen nicht sieht, so ist es doch nahe liegend, anzunehmen, dass dieselben sich bei der kurzen Spindel in Äquatorialplattenstellung befinden. Das Auseinan- derrücken der Gentrosomen, also die Streckung der Spindel, vollzieht sich theilweise schon im Äquatorialplattenstadium und schreitet dann beim Übergang zum Dyasterstadium (während des Auseinanderrückens 1 Da man am lebenden Objekte die Centrosomen nicht sieht, kann ich nichts darüber sagen, ob etwa zur Zeit des Auftretens der Attraktionssphären eine Cen- trenquadrille, wie sie FoL bei Seeigeleiern sah, oder ein ähnlicher Vorgang statt- findet; in neuerer Zeit haben Wırson und MATHEws und auch Bovzrı starke Be- denken gegen die Richtigkeit der Beobachtung von For geltend gemacht; sie sind der Ansicht, dass die Centrosomen des Eies nach der Richtungskörperbildung degeneriren und dass die CGentrosomen des Spermatozoons allein die Gentren der ersten Theilungsspindel werden (E. B. Wırson and A. P. MArkews, Maturation, Fer- tilisation and Polarity in the Echinoderm Egg. Journal of Morphology. Vol. X. Boston 1895. Bovers, Über das Verhalten der Centrosomen bei der Befruchtung des Seeigeleies. Verhandl. der phys.-med. Gesellschaft zu Würzburg. Bd. XXIX. 1895). Wenn sich dies so verhält, so ist das oben beschriebene Auftreten der At- traktionssphären bei Diplogaster in folgender Weise zu deuten: wenn nur eine Attraktionssphäre vorhanden ist, enthält dieselbe die beiden Centrosomen des Spermatozoons, und indem diese beiden Gentrosomen auseinander rücken, entstehen zwei Attraktionssphären. Ich habe zwar nicht bestimmt erkennen können, ob die zweite Attraktionssphäre von der ersten aus durch Theilung entstanden ist, halte dies aber für sehr wahrscheinlich; es scheint, dass das Auseinanderrücken der beiden Attraktionssphären in der Ebene der Berührungsfläche der beiden Kerne längs der Rinne zwischen den Kernen vor sich geht. — Das Auftreten und Verhalten der Attrak- tionssphären passt vollständig zu dem, was die Autoren bei Ascaris megalocephala beobachtet haben ; wenn nur eine einzige Attraktionssphäre auf einer Seite der beiden Kerne da ist, entspricht dies den Fig. 29, 32 u. 33 von Bovert in seinen »Zellenstudien« (Jenaische Zeitschr. Bd. XXII. 1888); wenn die beiden Attraktions- sphären auf den beiden Seiten der Kerne vorhanden sind, so passen dazu die Fi- guren von VAN BENEDEN et Neyt, Bulletin de l’Acad&emie R. de Belgique. 57e annee. 1887. Pl. I, Fig. 5. Pl. III, Fig. 4 und die Figuren von HErLA, Archives de Biologie. Bd. XIII. 1894. Fig. 5, 6, 412,44 u. A. Carnoy hat bei verschiedenen Nematoden beobachtet, dass, nachdem die beiden Kerne sich an einander gelegt hatten, an einer Seite derselben eine Attraktionssphäre sichtbar wurde, wie ich es bei Diplogaster am lebenden Ei gesehen habe (CArnoy, La cystodierese de l’aeuf chez les n&ema- todes. La Cellule. Tome ]II. 4886. Planche VIII, Fig. 237 u. 258). Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 383 der Chromosomen) weiter fort; ich habe mich an Präparaten der ersten Theilung von Ascaris megalocephala durch Messung vieler Theilungs- figuren überzeugt, dass das Auseinanderrücken der Centren schon vor dem Auseinanderrücken der Chromosomen beginnt; es ist nicht richtig, wenn man glaubt, dass die Gentren gerade in dem Maße aus einander rücken, wie die Chromosomen aus einander gehen ; wenn die Chromosomen aus einander rücken, so nähern sie sich den Centren, da die letzteren zu dieser Zeit bei Weitem nicht um so viel aus einander weichen als die ersteren. Das Auseinanderrücken der Centren mag vielleicht die Veranlassung des Auseinanderrückens der Chromosomen sein, aber die beiden Vorgänge fallen nicht zusammen, wie es der Fall wäre, wenn sie beide durch dieselbe Kraft, etwa, wie angenommen wird, durch den Zug kontraktiler Polfasern bewirkt wären!. Es wäre also in Bezug auf den Verlauf der Vorgänge nicht ganz genau, wenn ich das Stadium der kurzen Spindel mit dem Äquatorialplattenstadium und das Stadium der gestreckten Spindel mit dem Dyasterstadium identificiren würde. Doch wäre es richtig in Bezug auf den Anfang und das Ende. i Ich kann also Boverı nicht zustimmen, wenn er von der Streckung der Spindel Folgendes sagt: »Am stärksten werden sich die Fädchen der Polkegel kon- trabiren und somit die Gentrosomen mit ihren Spindelhälften der Fixationsstelle dieser Fibrillen an der Oberfläche des Eies beträchtlich sich nähern; gegen diese Verkürzung kann die der axialen Spindelfasern nur eine geringe sein, demgemäß die Höhe der Spindelkegel selbst nur relativ wenigabnehmen.« Freilich entsprechen dieser Darstellung die von Boverı auf Taf. XXII zusammengestellten Fig. 65, 67und 69, aber seine Fig, 43 auf Tafel XX, Fig. 55 und 57 auf Tafel XXI widersprechen der- selben, da auf diesen Bildern die Centren schon vor dem Auseinanderweichen der Chromosomen nahezu eben so weit aus einander gegangen sind wie in dem Dyaster- stadium Fig. 69 (Boverı, Zellenstudien. Jenaische Zeitschr. Bd. XXII. 4888. p. 795). — Auf den Photographien von van BENEDEN und Neyr sieht man in Fig. 6 auf Tafel III ein Monasterstadium, dessen Centren schon eben so weit von einander entfernt sind wie in den Dyasterstadien Fig. 3 u.4 auf Tafel IV (EnouArn van BENE- DEN et ADOLPHE NEYT, Nouvelles recherches sur la fecondation et la division mito- sique chez l’Ascaride megalocephale. Bulletin de l’Academie R. de Bruxelles. 1887). Was die Hypothese betrifft, dass die Streckung der Spindel auf der Kontrak- tion der Polfasern beruhe, so habe ich mich schon an anderem Orte gegen die- selbe ausgesprochen (H. E. ZiEGLER, Untersuchungen über die Zelltheilung. Ver- handlungen d. D. Zoolog. Gesellschaft. 1895. p. 75). ReınkE sagt auf Grund seiner Beobachtungen an Bindegewebszellen des Sala- manders: »Ich bemerke BovErı gegenüber, dass sich in meinen Präparaten die Zug- fäden (Fäden zwischen den Centren und den Chromosomen, Spindelmantelfasern) sicher verkürzen und es daher nicht die Polstrahlungen allein sein können, die die Trennung der Fäden bewirken, obgleich ich zugebe, dass diese auch dabei eine Rolle spielen« (Frıeprıch Reınke, Zellenstudien. Il. Theil. Archiv f. mikrosk. Anat. Bd. XLIV. 1894. p. 277). Zeitschrift f. wissensch. Zoologie, LX. Bd. 26 384 Heinrich Ernst Ziegler, in der kurzen Spindel besteht die Äquatorialplatte (Monaster) und die gestreckte Spindel enthält schließlich den Dyaster. Die typische Drehung der beiden vereinigten Kerne findet gewöhn- lich zu der Zeit statt, wenn die kurze Spindel entstanden ist, und die genaue Einstellung erfolgt bei der Streckung der Spindel (Fig. 27—30, 10—42). Nur ausnahmsweise sah ich einmal bei einem Ei, welches stark komprimirt und wahrscheinlich auch in der Athmung behindert war, dass die Spindel sich erst zur Zeit der Streckung drehte. Die kurze Spindel dreht sich allmählich in die Längsrichtung des Eies. Der Vorgang ist manchmal schon in fünf Minuten beendet, nimmt aber meistens 10—25 Minuten in Anspruch. Auzrıca (l. c. p. 212) be- schreibt die Drehung der beiden Geschlechtskerne bei Rhabditis nigro- venosa mit folgenden Worten: »Die anfänglich querliegende Tren- nungslinie der beiden Kerne bildet successive einen kleineren Winkel mit der Längsachse des Eies; nach ungefähr 12 Minuten beträgt dieser Winkel 45 Grad und nach einem eben so großen Intervall befindet sich die Grenzlinie in der Längsachse des Eies.« Ich habe den Vorgang ebenfalls bei Rhabditis nigrovenosa öfters gesehen und kann diese An- gaben von AUERBACH nur in so fern nicht bestätigen, als die Zeiten zu lang bestimmt sind ; wenn die Eier stark gedrückt sind und zu wenig Sauerstoff erhalten, so mögen die Vorgänge wohl so langsam ablaufen, aber ich habe bei den im Durchströmungskompressorium bei genügen- dem Wasserzufluss beobachteten Eiern gesehen, dass fünf Minuten nach dem Zusammentreffen der Kerne schon die beiden Attraktionssphären sichtbar waren und dass nach weiteren fünf Minuten schon die ganze . Drehung beendet war; nach mehreren Beobachtungen glaube ich, dass die Drehung bei Rhabditis nigrovenosa unter normalen Umständen nicht mehr als 5—A0 Minuten erfordert. Bürscuıı hat die Drehung der Spindel bei Diplogaster similis Bütschli gesehen und mit folgenden Worten beschrieben: »Fig. 12 zeigt die schon verschmolzenen Kerne, welche schon eine Streckung erfahren haben, jedoch eigenthümlicher Weise sich noch nicht im Centrum des Dotters befinden und auch mit ihrer verlängerten Achse quer zur Längsachse des Dotters stehen; bald jedoch wurde der Kern ins Cen- trum des Dotters geschoben, sowie auch seine Längsachse in die des Doiters eingerichtet «!. Es kann vorkommen, dass die Spindel nach der Drehung noch durch . Strömungen des Plasma mehr oder weniger umhergeführt wird; oft geht sie in der Richtung nach einem Pole des Eies hin und kehrt dann in die 1 O0. Bürscauı, Studien über die ersten Entwicklungsvorgänge der Eizelle etc. Abhandl. d. SEnckEnBerg’schen naturf. Gesellschaft. Bd. X. Frankfurt 1876. p. 235. Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden, 385 Mitte des Eies zurück. Man kann daraus erkennen, dass die Spindel mit den Attraktionssphären ein in sich festes Gebilde im Zellkörper, so zu sagen im mechanischen Sinn ein starres System ist, welches als Ganzes bewegt wird. Wenn die Spindel sich in die Länge streckt, so nimmt sie eine ganz bestimmte Lage an; sie steht in der Mitte des ovalen Zellkörpers und ihre Richtung fällt genau mit der Längsachse des Eies zusammen. Zu dieser Zeit erreichen die Attraktionssphären ihre größte Ausdehnung, und die von ihnen ausgehende Strahlung erstreckt sich bis zum Rande der Zelle. Die amöboiden Bewegungen haben ganz aufgehört und der Zellkörper hat eine regelmäßige ellipsoidische Gestalt!. Gleich darauf nimmt der Zellkörper eine biskuitförmige Gestalt an und es folgt die Theilung (Fig. 30, 42,51). : | | In manchen Fällen macht die Spindel im Anschluss an die Drehung höchst eigenthümliche Bewegungen ; sie stellt sich nämlich bei der Dre- hung nicht kurzweg in die Längsrichtung des Eies ein, sondern dreht sich über diese Stellung hinaus und kehrt dann zurück; sie wiederholt dies mehrmals, sie macht also Bewegungen, welche man als ein lang- sames Oscilliren um die Gleichgewichtslage , als eine Art von Pendeln auffassen kann; in einem Falle zählte ich ein neunmaliges Hin- und Hergehen. Diese Bewegungen finden ihr Ende, wenn die Strahlung bis zur Peripherie sich ausdehnt , darauf beginnt alsbald die Einschnürung des Zellkörpers. Während der erwähnten Bewegungen der Kernspindel sieht man das ganze Plasma in langsamer Strömung, so dass es den An- schein hat, dass die Spindel eben durch diese Strömung des Plasma passiv bewegt werde; die Strömung ist eben so eine hin- und zurück- gehende, wie die Bewegung der Spindel. Diese Oscillationsbewegungen treten nicht immer auf, sondern nur in Ausnahmefällen; ich sah sie einige Mal bei ziemlich stark komprimirten Eiern; einige dieser Eier hatten schon bei der Drehung der vereinigten Geschlechtskerne eine auffallende Erscheinung gezeigt, die ich noch zu beschreiben habe. Diese sehr merkwürdige Abnormität bestand darin, dass die bei- den Attraktionssphären die Drehung rascher ausführten als die beiden Kerne selbst, und dass dann scheinbar jeder der beiden an einander liegenden Kerne eine zugehörige Attraktionssphäre hatte?; es schien, 1 So schreibt BürscaLı in Bezug auf Rhabditis dolichura: »Gleichzeitig mit dem Erscheinen einer gesetzmäßigen (radiären) Gruppirung des Dotters erlischt die Bewegung desselben und seine früher unregelmäßigen Ränder runden sich nun gleichmäßig ab.« Bürscarı, Beiträge zur Kenntnis der freilebenden Nematoden. Nova acta. 4873. p. 402. ?2 Eine Abbildung von BürscaLı zeigt dieses Vorkommnis ebenfalls, 1. c. Tafel XXVI, Fig. 61d, Vlla. 26* en 7 BET ? er Ba re 3 2, W Mac Bu —. ii 386 Heinrich Ernst Ziegler, als ob die beiden Attraktionssphären die Kerne wieder aus einander reißen wollten (Fig. 31); dies geschah aber nicht, sondern die Kerne verschmolzen mit einander (Fig. 32), so dass das normale Bild der Spindelfigur auftrat. Die entstehende Spindel führte dann Oseillationen aus, wie vorhin beschrieben. Darauf folgte die Zweitheilung der Zelle, welche in ganz normaler Weise vor sich ging. Ich möchte am Schlusse dieses Abschnittes darauf hinweisen, welche Beziehungen zwischen den hier beschriebenen Vorgängen und dem Ablauf der gewöhnlichen Zelltheilung bestehen. Wie die beiden Geschlechtskerne (in der Zeit vom Austreten des zweiten Richtungskör- pers bis zu ihrer Vereinigung) allmählich an Größe zunehmen, so findet bei jeder Furchungszelle in dem sogenannten Ruhezustand der Zelle ein Anwachsen des Kernes statt. Wie die bei den heranwachsenden Geschlechtskernen befindlichen Gentrosomen zunächst keine Attrak- tionssphäre und Strahlung erzeugen, so ist bei dem Kern einer Furchungszelle in der sogenannten Ruheperiode (bei der vorliegen- den Species) von Attraktionssphären und Strahlung nichts zu sehen. Wie der Zellkörper des Eies in dieser Periode amöboide Bewegun- gen zeigt, so finden auch am Zellkörper der Furchungszellen amöboide Bewegungen statt, welche freilich viel weniger lebhaft und andauernd sind. Wie die beiden Geschlechtskerne sich vor dem Sichtbarwerden der Attraktionssphären gern an die Peripherie der Zelle anlegen, so liegt der Kern einer ruhenden Furchungszelle gewöhnlich der äußeren Oberfläche der Zelle dicht an. Wie die an einander liegenden Kerne, wenn die beiden Attraktionssphären sichtbar geworden sind, gegen die Mitte des Zellkörpers rücken, so thut es auch der Kern der Furchungs- zelle, wenn die zugehörigen Attraktionssphären sich ausbilden; die sichtbar werdenden Attraktionssphären und die entstehende Strahlung deuten die beginnende Aktivität der Centrosomen an. Wie die amöboiden Bewegungen nach dem Auftreten der ersten Spindel auf- hören und der Zellkörper unter Einziehung der Fortsätze sich abrundet, so zieht sich der Zellkörper jeder Furchungszelle zur Zeit der Bildung der Theilungsspindel auf eine annähernd kugelige Gestalt zusammen. Wie die Spindel die Drehung in die Längsrichtung des Eikörpers aus- führt, so stellt sich in der einzelnen Furchungszelle (wenn sie eine längliche Gestalt hat) die Spindel in die Längsrichtung der Zelle ein, ein Vorgang, für welchen ich den Namen »Taxis« vorschlage. Ich glaube, dass ein an den Centrosomen stattfindender physio- logischer Vorgang, bei welchem das Protoplasma chemisch betheilist ist, die Ursache für folgenden Komplex von Erscheinungen bildet: Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 387 Auftreten der Attraktionssphären, Entstehung der Strahlung, Abrundung des Zellkörpers und Aufhören der amöboiden Bewegungen, dann Ein- stellung (Taxis) der Kernspindel, Ausdehnung der Strahlung bis zur Peripherie des Zellkörpers und Theilung des Zellkörpers. Nach der Theilung geht die Aktivität der Centrosomen zurück, daher folgen dann die Rückbildung der Strahlen, das Kleinerwerden und Verschwinden der Attraktionssphäre und der Wiederbeginn der amöboiden Bewegun- gen. Man kann sagen, dass die Gentrosomen zur Zeit ihrer Aktivität (also während der Kern- und Zelltheilung) das Plasma beherrschen, aber in der sogenannten Ruheperiode des Kerns keinen bemerkbaren Einfluss auf den Zellkörper ausüben. V. Das zweizellige Stadium. Ehe ich auf die Beschreibung der Furchung eingehe, will ich vor- erst noch kurz angeben, in welchen Zeiträumen die bisher beschriebenen Vorgänge bei der vorliegenden Species (Diplogaster longicauda) ablau- fen. Vom Eintritt des Eies in den Uterus bis zum Austritt des ersten Richtungskörpers vergeht nahezu eine Stunde, vom Austritt des ersten bis zum Austritt des zweiten Richtungskörpers dreiviertel Stunden; von diesem Zeitpunkt, bis die beiden Geschlechtskerne zur Berührung kamen, eine halbe Stunde bis eine Stunde, von da bis zum Sichtbar- werden der beiden Attraktionssphären 15—25 Minuten, von da bis zur ersten Zelltheilung (d. h. bis zur Durchschnürung des Zellkörpers) 45—25 Minuten. Von den Zellen des zweizelligen Stadiums wird sich die eine etwas früher theilen als die andere und ihre Theilung (Durch- schnürung) vollzieht sich dreiviertel Stunden nach der ersten Thei- lung; einige Minuten später theilt sich dann die andere Zelle. Bei der Zweitheilung des Eies und bei den folgenden Theilungen wird der Zellkörper durch eine cirkuläre Furche, welche immer tiefer einschneidet, in zwei Theile getheilt; erst nach vollzogener Theilung legen sich dann die Theilzellen mit breiter Fläche zusammen. Dies ist der normale Ablauf der Theilung; aber unter anormalen Umständen (insbesondere bei mangelnder Athmung) kann die Zelle auch unter Bildung einer Zellplatte ohne beträchtliche Einschnürung getheilt wer- den. Die Angabe von Carnov, nach welcher die Zelltheilung hei den Nematoden stets durch die Bildung einer Zellplatte sich vollziehe, kann ich nicht bestätigen (Carnoy, La cytodierese de l’oeuf chez les Nematodes, La Cellule, Tome III, 1886, p. 79). Über die Kerne und die Attraktionssphären im zweizelligen Sta- dium ist Folgendes zu berichten. Während der Zweitheilung des Eies haben die beiden Attraktionssphären ihre größte Ausdehnung und es 388 Heinrich Ernst Ziegler, verbindet dieselben ein schmales helles Band, nämlich die Spindel im Dyasterstadium; in diesem Bande erscheinen die neuen Kerne!. Wäh- rend die Attraktionssphären rasch kleiner werden, wachsen die Kerne heran ; sie haben bei ihrem ersten Auftreten einen Durchmesser von 5 und erhalten allmählich einen Durchmesser von 10 Mikromillimeter, was einer Volumzunahme auf das Achtfache entspricht ; die Kerne kön- nen sogar eine Größe von 13 Mikromillimeter im Durchmesser errei- chen. Avrrsach giebt an, dass bei Rhabditis nigrovenosa nach der ersten Theilung der Durchmesser der Kerne von 5—8 auf 15—18 Mi- kromillimeter wachse (l. c. p. 224), und dies passt ganz gut zu meinen Beobachtungen. Es muss also der Kern eine sehr beträchtliche Flüssig- keitsmenge aus dem Zellkörper aufnehmen. — Zur Zeit wenn die Kerne groß geworden sind, ist von den Attraktionssphären nichts zu erken- nen; erst wenn die neue Theilungsperiode beginnt, werden an jedem Kern zwei Attraktionssphären sichtbar?. 1 AuERBACH giebt eine ausführliche Beschreibung des Sichtbarwerdens der Kerne (bei Rhabditis nigrovenosa). Die Kerne erscheinen »im Stiele der karyolyti- schen Figur in zwei der Furchungsebene nahen Punkten«; sie sind Anfangs sehr klein, »dann wachsend, aber noch etwas unregelmäßig und unscharf begrenzt«; » allmählich runden sie sich unter weiterer Größenzunahme völlig ab und rücken zugleich langsam nach den Polen hin«. Unterdessen »schrumpft die karyolytische Figur allmählich zusammen«; »ihr Stiel verschmälert sich in dem Grade, dass sehr bald der Kern wie in einer lokalen Anschwellung des Stieles eingefügt erscheint«; »der Körper der Sonne (Attraktionssphäre) flacht sich zu einem konkav-konvexen Meniscus oder zu einer Scheibe ab, so dass er mit seinem Stiele eine pilzähnliche oder im mikroskopischen Bilde hammerförmige Gestalt gewinnt« (l. c. p. 224). 2 Bei der Bildung der Spindel nimmt der Kern offenbar an Volumen ab, wäh- rend die Attraktionssphären anwachsen; nach der Theilung nimmt der Kern an Größe zu, während die Attraktionssphären kleiner werden. Es kann wohl ange- nommen werden, dass dabei Stoffe aus dem Kern in die Attraktionssphären, be- ziehungsweise aus den Attraktionssphären in den Kern übergehen. Ich hebe daher aus einer Arbeit von BürscaLı die folgenden Sätze hervor (Bürtscauı, Studien über die ersten Entwicklungsvorgänge etc. Abhandl. der SEncKENBERG’Schen naturf. Ge- sellschaft. Bd. X. Frankfurt 1876). »Je mehr ein Tochterkern wächst, desto mehr wird der Centralhof des ihm anliegenden Radiensystems verkleinert und der erstere rückt mehr und mehr an die Stelle des letzteren selbst; hieraus dürfte sich denn die gegründete Vermuthung ergeben, dass die Centralhöfe das Material zu dem Wachsthum der Kerne her- geben« (l. c. p. 442). Um das Volumen der entstehenden Spindel mit demjenigen des Kernes vergleichen zu können, hat BürschLı beide Gebilde in proportionalen Verhältnissen aus Wachs nachgebildet und dabei ergab sich Folgendes: »In der ersten Furchungskugel zweiter Generation von Cucullanus hatte der einfache Kern das Volumen einer Kugel von 23, die entsprechende Kernspindel kam hingegen nur dem Volumen einer Kugel vom Durchmesser 16 gleich, was nahezu das Verhältnis von 3:4 zwischen den Volumina des ursprünglichen Kerns und der Kernspindel Untersuchungen über die ersten Entwieklungsvorgänge der Nematoden, 389 Die Zellen des zweizelligen Stadiums, sind von ungleicher Größe; wie schon im dritten Abschnitt gesagt wurde, liegt die kleinere stets an derjenigen Seite, wo die Kerne zusammentrafen, die größere an der anderen Seite, wo sich der Auswuchs befand; die größere Zelle zeigt an ihrem äußeren Rande noch einen hellen Saum, welcher daher rührt, dass dort der hyaline Rest des Auswuchses mit dem übrigen Zellkörper zusammenfloss. Die größere Zelle tritt stets früher in Theilung als die andere Zelle und auch ihre Abkömmlinge gehen denen der anderen Zelle in der Theilung voraus (Fig. 42—49). Wenn die erste Theilung beendet ist und die Attraktionssphären klein geworden sind, zeigt die größere Zelle amöboide Bewegungen, welche manchmal bis zum Beginn der nächsten Theilung andauern; doch ändern diese Bewegungen die Form der Zelle nur wenig; meist bestehen sie nur darin, dass der Zellkörper gegen die kleinere Zelle auf einer Seite sich langsam vordrängt, so zu sagen einen plumpen Fortsatz treibt, welcher sich dann wieder zurückzieht; oder es entstehen mehrere kurze Auswüchse, welche gegen die kleinere Zelle gerichtet sind; auch sie treten bald wieder zurück. Ähnliche amöboide Be- wegungen finden auch an der anderen Zelle statt. Bei jeder der beiden ergiebt« (l..c. p. 402). »Sehen wir das Kernvolumen sammt Kernsaft mehr und mehr schwinden und in entsprechendem Maße die beiden Centralhöfe der Strah- lensysteme wachsen, so scheint es nahe zu liegen, zwischen diesen beiden That- sachen ein Wechselverhältnis zu vermuthen, so, dass nämlich der aus dem Kern austretende Kernsaft (Wasser plus vielleicht sehr wichtigen Stoffen) sich in den Centralhöfen der beiden Strahlensysteme anhäufe« (l. c. p. 403). AUERBACH geht nach meiner Ansicht zu weit, indem er annimmt, dass die Attraktionssphären und die Strahlen der Sonne gänzlich aus der Substanz des Kernes gebildet würden. Er schreibt: »Die Strahlen um die Spitzen des Kernes (resp. der Spindel) sind eben der Ausdruck der Bahnen, innerhalb welcher feine Strömchen des Kernsaftes in das Protoplasma eindringen«; »indem an den einmal gewonnenen Ausströmungspunkten immer mehr Substanz nachdrängt, verlängern sich die Strahlen nicht bloß, sondern werden auch an ihrer Basis erweitert und fließen hier zu dem rundlichen, allmählich an Ausdehnung gewinnenden Raume zusam- men, welcher den Körper der Sonne darstellt« (AuErBAcCH, 1. c. p. 221). Es ist zu bedenken, dass man zu der Zeit, als AuerBAcH diese Ansicht aussprach, noch nichts von der Existenz der Gentrosomen wusste. ‘Von vielen neueren Beobachtern ist gesehen worden, dass der Kern kurz vor der Spindelbildung während des Anwachsens der Attraktionssphären an Volu- men abnimmt. So schreibt O0. Hertwıc von der Theilung der Samenmutterzellen von Ascaris megalocephala: »Die Kernblase ist, indem Kernsaft ausgetreten sein wird, im Ganzen etwas geschrumpft, die Membran hat in Folge dessen die pralle Spannung verloren und sich eingefaltet« (Oscar Herrwıc, Vergleich der Ei- und Samenbildung bei Nematoden. Archiv f. mikr, Anat. Bd. XXXVI. 1890. p. 38, dazu Taf. I, Fig. 24 u. 25). 390 Heinrich Ernst Ziegler, Zellen hören die amöboiden Bewegungen stets auf, wenn die neue Theilung beginnt. Aus der größeren Zelle gehen nur Ektodermzellen heaxanz von der kleineren stammen das Entoderm, das Mesoderm, die Genitalzellen und noch einige Zellen, welche sich dem Eiktadenni anschließen. Ich bezeichne also die erohlre Zelle als Ektodermzelle oder als animale Zelle; die andere Zelle Entodermzelle zu nennen wäre ungenau, eher kann man sie, da sie nun einmal einen Namen haben muss, als vege- tative Zelle bezeichnen. Im Allgemeinen sieht man in der vergleichenden Embryologie, dass, wenn das zweizellige Stadium zwei Zellen von ungleicher Größe aufweist, in der Regel die animale Zelle die kleinere ist und sich früher theilt als die vegetative; die letztere pflegt viel Dotter und relativ wenig Protoplasma zu enthalten!. Bei der vorliegenden Species ist es ebenfalls die animale Zelle, welche sich früher theilt als die vegetative, aber sie ist ein wenig größer als diese. Ich erinnere daran, dass sie an demjenigen Pole des Zellkörpers liegt, wo der hyaline Auswuchs mit dem übrigen Zellkörper zusammenfloss; man kann daher annehmen, dass die größere Zelle nicht nur absolut, sondern auch relativ zum Dottergehalt mehr Protoplasma enthält als die andere Zelle; aus dem relativ höheren Gehalt an Protoplasma kann man erklären, dass die Zelle sich früher theilt als die andere, da ja bekanntlich der relativ höhere Dottergehalt einer Zelle verzögernd auf die Theilung wirkt. Sehen wir nun wie es sich hinsichtlich der Größe der beiden Zellen bei anderen Nematoden verhält. Auch bei Strongylus paradoxus ist die Ektodermzelle die dotterärmere;, bei dieser Species sind die beiden ersten Furchungszellen von gleicher Größe, die Ektodermzelle enthält wenig Dotter und alle die großen Dotterkugeln befinden sich in der anderen Zelle;, so berichten WAnDoLLEck und Sprmann übereinstim- mend?. WaAnpoLLeck behauptet, dass sich manchmal das eine, manchmal das andere Blastomer zuerst theile, während Sremann sagt, dass »die Theilung wohl stets in der dotterarmen Zelle zuerst stattfindet«. 1 Den Begriff des Protoplasma fasse ich in solchem Sinne auf wie ihn O. Herr- wıc in seinem Buche über die Zelle (Jena 4893. Kap. II) darlegt. Als Zellkörper (= Zellsubstanz nach Freuning) bezeichne ich die Zelle unter Abrechnung des Kernes und der etwa vorhandenen Membran. Als Protoplasma bezeichne ich den Zellkörper nach Abrechnung des Kernes, der Centrosomen und sämmtlicher Ein- schlüsse der Zelle (Dotterkörnchen, etwa vorhandene Sekrettropfen, Exkretkörn- chen, Vacuolen, etwa eingeschlossene Nahrungstheile etc.). ?2 BEnno WANDOLLECK, Zur Embryonalentwicklung des Strongylus paradoxus. Archiv f. Naturgesch, 58. Jahrg. Bd. I. 14892. p. 134. — Spemann, Zur Entwicklung des Strongylus paradoxus. Zoolog. Jahrbücher. Abth. f. Anat. u. Ontog. Bd. VIII. 1895. p. 304. Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 391 Bei Bradynemarigidum fand zur Strassen !, dass die erste Furchungs- ebene das Ei in zwei ungleiche Hälften theilt; gewöhnlich trägt die kleinere Hälfte die beiden Richtungskörper; die kleinere Kugel sei die Ektodermzelle; die größere Kugel theile sich stets zuerst. Avzrsach sah bei Rhabditis nigrovenosa, dass die Zellen des zwei- zelligen Stadiums etwas ungleich an Größe sind, und dass die größere derselben sich zuerst theile und auch ihre Theilzellen wieder den Ab- kömmlingen der anderen Zelle in der Theilung vorangehen. Aurrsach sagt, dass bei Rhabditis nigrovenosa die größere Zelle des zweizelligen Stadiums stets an demjenigen Pole liege, wo die Richtungskörper aus- getreten sind, was für Diplogaster longicauda nach den obigen Ausfüh- rungen nicht immer zutrifft. Wie AuzrsıcH giebt auch Harızrz? an, dass bei Rhabditis nigrovenosa und anderen Nematoden im zweizelligen Stadium die Ektodermzelle stets an demjenigen Pole liege, an welchem die Richtungskörper austraten; nach Harzez ist die Ektodermzelle in der Regel die größere Zelle und theile sich früher als die andere; aus- nahmsweise komme es aber auch vor, dass die Entodermzelle die größere sei und dann theile sich diese zuerst. Vielleicht handelt es sich in diesen Ausnahmefällen um eine Umkehrung der Polarität, wie ich sie bei Diplogaster longicauda beobachtete, wenn die beiden Ge- schlechtskerne in der vorderen Hälfte des Eies zusammenkamen. GoEtTE, welcher ebenfalls Rhabditis nigrovenosa untersuchte, ist wie AUERBACH und Harıez der Ansicht, dass die Ektodermzelle stets an demjenigen Pol liege, an welchem die Richtungskörper austraten?. GoETTE behauptet dass die Ektodermzelle des zweizelligen Stadiums manchmal größer sei als die andere, manchmal kleiner, und dass sie sich manchmal früher theile, manchmal später. Nach meinen Beobachtungen ist bei Rhabditis nigrovenosa in der Regel die animale Zelle die größere; es kann aber ausnahmsweise vor- kommen, dass die vegetative Zelle die größere ist; ich habe dies ein einziges Mal gesehen. Ich lege also weniger Gewicht auf die Frage, welche Zelle die größere ist, als vielmehr darauf, welche Zelle die animale ist; da gilt nach meinen Beobachtungen bei Rhabditis nigro- venosa eben so sicher und ausnahmslos wie bei Diplogaster longicauda die obengenännte Gesetzmäßigkeit, dass die vegetative Zelle auf der- : O0. zur Strassen, Bradynema rigidum v. Sieb, Diese Zeitschr. Bd.LIV. 1892, p. 679, 2 Harıez, Recherches sur l’embryogenie de quelques nematodes. Paris 1885 (Mem, de la Soc. des sciences de Lille 4886). p. 48, 49 u. 54. 3 A. GoETTE, Entwicklungsgeschichte der Rhabditis nigrovenosa. in: Unter- suchungen zur Entwicklungsgeschichte der Würmer. Leipzig 4882. p. 60. 392 Heinrich Ernst Ziegler, jenigen Seite liegt, wo die beiden Geschlechtskerne zusammenkamen; auch gilt stets das Gesetz, dass die animale Zelle sich zuerst theilt. Da die beiden Geschlechtskerne meistens in der hinteren Hälfte des Eies zusammenkommen, liegt die animale Zelle gewöhnlich an dem vorderen Pole, also an dem Richtungskörperpole. An demjenigen Pol des Eies, an welchem im zwei- zelligen Stadium die animale Zelle (Ektodermzelle) lag, befindet sich später das Kopfende des entstehenden Embryo. Es wird von Ausrsach für Rhabditis nigrovenosa und von Hırıez für Rhabditis aceti angegehen, dass das Vorderende des Embryo an demjenigen Pol sich befindet, an welchem die Richtungs- körperchen austraten. Diese Angabe ist dann zutreffend, wenn die Ektodermzelle des zweizelligen Stadiums am Richtungskörper - Pole liegt, was ja meistens der Fall ist. Gorrre ist der Meinung, dass das Hinterende des Embryo an denjenigen Pol zu liegen komme, an welchem die Ektodermzelle des zweizelligen Stadiums lag (l. c. p. 61). Ich habe mich aber sowohl bei Rhabditis nigrovenosa als auch bei einer anderen Rhabditis-Speceies! durch kontinuirliche Verfolgung der ganzen Ent- wicklung überzeugt, dass das Vorderende des Embryo an demjenigen Ende entsteht, an welchem die Ektodermzelle des zweizelligen Sta- diums lag. Dasselbe wird von Spzmann (l. c. p. 305) für Strongylus paradoxus angegeben. Ich werde von jetzt an den Pol der animalen Zelle als den vor- deren Pol des Embryo bezeichnen. VI. Die nächste Theilung. Unmittelbar nach der ersten Theilung lagen die beiden neuentstan- denen Kerne und die Attraktionssphären symmetrisch zur Trennungs- ebene der Zellen. Wenn nach Beendigung der Theilung die Attraktions- sphären klein geworden sind und die beiden Zellen sich mit breiterer Fläche zusammenlegen und wenn die vorhin genannten amöboiden Bewegungen stattfinden, so giebt es dabei Strömungen im Plasma, durch welche die Kerne mit ihren Attraktionssphären verschoben und gedreht werden; die Attraktionssphären liegen bald nicht mehr symme- trisch zur Trennungsebene?. Bei der Ektodermzelle ist die Drehung ! Ich konnte die Species nicht bestimmen, weil trotz der Anwesenheit zahl- reicher Weibchen keine Männchen zu finden waren; es ist vielleicht eine noch unbeschriebene hermaphroditische Species. 2 Bei Diplogaster longicauda wird die Attraktionssphäre sehr klein und ist in der zweiten Hälfte der Ruheperiode gar nicht mehr zu erkennen, während der a Br ; k j = w a ge Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 393 gewöhnlich eine geringe, die Attraktionssphäre bleibt gewöhnlich an der von der Theilungsebene abgewandten Seite; sie theilt sich dort in die beiden Attraktionssphären der neuentstehenden Spindel, wenn die beiden Centrosomen aus einander rücken; man sieht an Fig. 45 die beiden neuen Attraktionssphären, welche je eben die Bildung der Spindel hervorrufen. In der hinteren Zelle findet gewöhnlich eine größere Drehung des Kerns statt und die Attraktionssphäre rückt gewöhnlich an eine Seite des Kerns oder noch weiter gegen die Trennungsebene der Zellen hin; das Auseinanderrücken der beiden Centrosomen und die damit zusam- mengehende Theilung der Attraktionssphäre findet in der hinteren Zelle gewöhnlich an der gegen die Ektodermzelle gerichteten Seite des Kerns statt; man erkennt dies an Fig. 46, in welcher der Kern dieser Zelle eben in das Spindelstadium übergeht; man vergleiche das’ ähnliche Bild bei Rhabditis nigrovenosa Fig. 74. Da die entstehende Spindel sich nachher in die Längsrichtung der Zelle einstellt, so ist es für die weitere Entwicklung gleichgültig, welche Stellung die erste Anlage der Spindel haben mag!. Die Theilung der vorderen Zelle geht in folgender Weise vor sich. Die entstehende Spindel steht zuerst annähernd quer, d. h. annähernd senkrecht zur Längsachse des Eies; wenn dann die Spindel sich in die Länge streckt, nimmt der Zellkörper eine biskuitförmige Gestalt an und gleichzeitig schiebt sich der Zellkörper gegen die hintere Zelle hin vor, so dass die beiden Theilzellen eine schiefe Lage in der Eihaut einnehmen, wie Fig. 46 und Fig. 47 zeigen. Der Grund dieser Lage- veränderung ist leicht einzusehen; wenn der Zellkörper sich in die Länge streckt um sich zu theilen, bietet die Eihaut in querer Richtung nicht genug Raum und folglich muss sich der Zellkörper in der bezeichneten Weise verschieben. Es betrug die Summe der beiden Durchmesser der zwei Zellen 45 Mikromillimeter, der quere Durchmesser der Eihaut nur 38 Mikromillimeter. Ganz richtig schrieb Gorrte (l. c. p. 65) in Bezug Kern zu seiner vollen Größe heranwächst. Bei der Furchung der Seeigel aber habe ich deutlich gesehen, dass der neue Kern sich beim Kleinerwerden der Attraktions- sphäre in dieselbe hinein bewegte und dass gleichzeitig die Attraktionssphäre sich in die Breite zog und theilte; die Theilung der Attraktionssphäre entspricht natür- lich dem Auseinanderrücken der beiden Centrosomen; die beiden Attraktions- sphären sind klein, aber bleiben stets sichtbar, bis sie sich stark vergrößern und die Pole der neuen Spindel bilden (Verhandl. d. D. Zoolog. Gesellschaft 1895 p. 68). 1 AUERBACH giebt für Rhabditis nigrovenosa an, dass die Spindel in der hinte- ren Zelle »in einer unbestimmten, d,. h. in den einzelnen Eiern sehr verschiedenen Richtung« entsteht; am häufigsten bilde sie einen Winkel von 45° mit der Längs- achse des Eies (l. c. p. 228). 394 Heinrich Ernst Ziegler, auf Rhabditis nigrovenosa: »Die feste Eihaut widersteht einer Verlän- gerung der beiden ersten Blastomeren in querer Richtung, die Ver- längerung und Theilung muss daher in schräger Richtung erfolgen.« Eine Messung bei Rhabditis nigrovenosa ergab, dass der quere Durch- messer der Eihaut 0,063 mm betrug, der Durchmesser der Ektodermzelle beim Beginn der Theilung 0,056 mm, die Summe der beiden Durch- messer unmittelbar nach der Durchschnürung 0,0731. Man sieht bei Rhabditis nigrovenosa sehr deutlich, dass die Ektodermzelle sich zuerst in querer Richtung so weit streckt, bis sie jederseits die Eihaut berührt und dass dann der Zellkörper sich auf einer Seite an der Eihaut entlang vorschiebt; lebhafte Strömungen im Zellkörper begleiten diesen Vor- gang. Betrachtet man während der Längsstreckung die Zelle in der Richtung, dass man gerade auf einen Pol der Spindel sieht, so bemerkt man die merkwürdige Art, wie die Spindel sich bewegt; dieselbe geht nicht einfach durch eine kleine Drehung in die schiefe Lage über, son- dern der Pol der Spindel macht dabei eine kreisähnliche Bewegung, wie sie auf Fig. 74 durch die punktirte Linie angegeben ist; oder, wie ich es in einem anderen Falle sah, der Pol der Spindel geht mehrmals auf und ab, d.h. die Spindel oscillirt; eine solche Oseillation der Spindel kommt ja auch bei anderen Theilungen vor (vgl. p. 385). Durch die Theilung der vorderen Zelle erfährt die hintere Zelle eine solche Veränderung ihrer Form, dass die längste Dimension der- selben parallel der Streckung der vorderen Zelle liegt; die Kernspindel der hinteren Zelle stellt sich annähernd in die Richtung der längsten Dimension der Zelle und daher erfolgt die Theilung der hinteren Zelle annähernd parallel der Theilung der vorderen Zelle (Fig. 47). Nachdem die Theilungen beendet sind, legen sich die Zellen mit breiten Flächen an einander, wie Fig. 48 zeigt. Bei Rhabditis nigrovenosa sieht man in der hinteren Zelle deut- lich die Stellungsänderungen, welche die Theilungsspindel bis zum Vollzug der Theilung erfährt. In dem Falle, welcher in Fig. 75—77 abgebildet ist, bewegte sich die junge Spindel (welche eine Distanz der Centren von 0,025 mm hatte) in den oberen Theil der Zelle und kehrte dann wieder nach unten hin zurück; unterdessen streckte sie sich auf eine Distanz der Gentren von 0,04 mm?. Dann führte sie einige Oseil- 1 Wenn man aus einer Kugel zwei einander gleich große Kugeln macht, so verhält sich der Durchmesser einer kleinen Kugel zu dem der großen Kugel wie 4 zu 5; die Summe der beiden Durchmesser der kleinen Kugeln verhält sich folg- lich zu dem Durchmesser der großen Kugel wie 5:8. Die obigen Zahlen zeigen nicht ganz genau dieses Verhältnis, da die Zellen nicht genau Kugelgestalt haben. 2 Die gestreckte Spindel entspricht dem Dyaster-Stadium, wie die Fig. 63 erkennen lässt, welche dieses Stadium von Rhabditis nigrovenosa nach einem Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 395 lationen aus, indem die CGentren sich mehrmals herüber und hinüber bewegten (der untere und der obere Pol im entgegengesetzten Sinne); unterdessen bereitete sich die Einschnürung des Zellkörpers vor und mit dem Einschneiden derselben nahm die Spindel die definitive Stel- lung an, bei welcher der untere Pol ein wenig unter der Mitte des Zellkörpers, der obere ganz deutlich eine kleine Strecke unter der Mitte des Zellkörpers sich befand. Der sonst oft bestätigte Satz, dass das Theilungscentrum zur Zeit der Durchschnürung des Zellkörpers im Centrum der Theilzelle steht, trifft hier offenbar nicht zu (vgl. p. 399). Von den beiden Theilzellen der hinteren Zelle bezeichne ich die vordere als Ento-Mesodermzelle, da sie das Entoderm und das Meso- derm erzeugt. Die hintere kann man nach der Bezeichnungsweise von Bovezrı die »Stammzelle« nennen. Dies ist der normale Ablauf der Theilungen. Ich muss jetzt auf die Ausnahmefälle eingehen. Auvrrsach berichtet, dass bei Rhabditis nigrovenosa manchmal in der oberen Zelle eine Theilung in querer Richtung und in der unteren Zelle eine Theilung in der Quer- oder in der Längsrichtung des Eies eintrat, so dass ein bilateral symmetrisches Bild entstand (l. ec. p. 232, Fig. 20—23). Ich glaube, dass solche Theilungen nur unter ganz be- sonderen Umständen eintreten; die genaueren Bedingungen ihres Vorkommens können aber aus der Beschreibung von AurrsAaca nicht ersehen werden!. Was die Theilung der hinteren Zelle betrifft, so Präparat zeigt, das nach der Vorschrift von Hrrra mit Essigsäure-Alkohol, Vesuvin und Malachitgrün behandelt war (V. HerrA, Etudes sur les variations de la Mitose. Archives de Biologie. Bd. XIII. 4893, p. 425). i Es kann sein, dass die betreffenden Eier durch Druck stark abgeplattet waren oder sonst von der normalen Form abwichen. Nach der Zeichnung von AUERBACH hätten sich in den bezüglichen Fällen die Kernspindeln nicht bis zu der Länge gestreckt, wie es nach seinen anderen Bildern in den normalen Fällen ge- schah. Ich komme daher zu der Vermuthung, dass die in Frage stehenden Zeich- nungen von AUERBACH die Kontouren und Dimensionen der Zellen und ihrer Theile nicht genau angeben. War das Ei anormal verkürzt und verbreitert, so können daraus die Theilungen erklärt werden, welche Auersac#’s Fig. 20—93 darstellen ; ich habe selbst einmal bei einem Ei von anormaler, nahezu kugeliger Form ge- sehen, dass die Theilungsrichtung der unteren Zelle senkrecht zur Theilungsrich- tung der oberen Zelle war, wie in AuRRBACH's Fig. 20 u. 24. Wenn das Ei gedrückt war und das umgebende Wasser nicht gewechselt wurde, also die Athmung des Eies ungenügend war, so konnte auch dadurch eine Theilung in anormaler Rich- tung veranlasst werden. Unter solchen Umständen befand sich das Ei, welches ich in Fig. 64 u. 65 abgebildet habe. Die ganze Theilung war verlangsamt, bei der Streckung der Spindel nahm der Zellkörper die eigenthümliche Form Fig, 64 an und nach Beendigung der Theilung ergab sich das Bild Fig. 65; es waren also zwei neben einander liegende Zellen entstanden, wie bei Auensacn’s Fig, 94 u. 23. 27 FUcHEN Ban > un ZN nn % re en 396 72 2.2 Heinrich Ernst Kalk giebt es zwar einige Nematoden, bei ken dieselbe: in des Längs- richtung des Eies erfolgt [z. B. bei Ascaris megalocephala (nach. Haıızz l. ce.) und bei.Bradynema rigidum (nach ‚zur Strassen |. e.)], aber ich glaube, dass ein solches Verhalten bei den Rhabditis-Species. nur: aus- nahmsweise vorkommt!. Ich will nun einen Fall beschreiben, welcher für dee Verständnis der mechanischen Vorgänge sehr key ist, da man deutlich er- kennt, dass die exceptionelle Form der Zelle eine ungewöhnliche Thei- lung nach sich zog. Bei. einem stark gepressten Exemplar von Diplo- gaster longicauda waren Theile des Darmes und des Uterus durch den Anus ausgetreten und ein Ei war so an den Anus zu liegen gekommen, dass die Eihaut bruchsackartig ein wenig aus der Öffnung heraustrat. Da der Körper des Wurmes bekanntlich am Hinterende zugespitzt ist und in der Analgegend schon beträchtlich sich verschmälert, hatte das Ei eine etwas verlängerte und verschmälerte Gestalt erhalten ; der vor- dere Theil des Eies war nach dem spitzen Ende des Wurmes hin ge- richtet und folglich am meisten eingeengt. Die Zweitheilung des Eies fand in normaler Weise statt, wie Fig. 51 zeigt; beiläufig will ich be- merken, dass bis kurz vor dem Stadium der Fig. 50 der Zellkörper am Anus weit in die Ausstülpung der Eihaut hineinragte, aber in diesem Stadium sich zurückzog; ich deute diese Beobachtung in dem Sinne, dass sich das Protoplasma zur Zeit der Theilung um die in den Attrak- tionssphären liegenden CGentrosomen kugelig zusammenzieht (vgl. p-. 386). Im zweizelligen Stadium trat in der vorderen Zelle eine Spin- del auf, welche. in einer Querrichtung der Zelle nahezu vertikal zur Bildfläche lag; diese Spindel hatte also zunächst eine normale Lage, sie machte aber dann eine überraschende Bewegung; sie schwankte drei bis viermal hin und her (führte also eine oscillierende Bewegung aus, wie eine solche schon oben erwähnt wurde p. 385) und drehte sich dann ziemlich rasch (in wenigen Sekunden) unter lebhafter Strömungs- bewegung des ganzen Zellkörpers in die Längsrichtung des Eies; wie die Zeichnung zeigt, war dies die Richtung, in welcher der Zellkörper seine größte Ausdehnung hatte. Wir sehen also hier ein deutliches Beispiel, dass die Richtung der Theilung einer Zelle nicht durch eine 1 BürschLı sah bei Rhabditis dolichura Schn. eine Längstheilung der hin- teren Zelle des zweizelligen Stadiums (Beiträge zur Kenntnis der freilebenden Nematoden. Nova acta. Vol. XXXVIl. Taf. XXVI, Fig. 64.c III), ich bin geneigt, diesen‘ Fall für einen exceptionellen zu halten; denn offenbar ist die Furchung dieser Rhabditis-Species derjenigen von Diplogaster sehr ähnlich. Die Figuren von BürschLı passen sehr gut zu meinen Beobachtungen, wenn man sie in folgender Reihenfolge betrachtet: Fig. 64 d VII, VIII, IX, XI, 64 c I, IV (umgekehrt), V. Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 397 innere Veranlagung, sondern durch die Form der Zelle bestimmt ist. Die Theilung der hinteren Zelle geschah in normaler Weise; sie folgte der Theilung der vorderen Zelle und zog eine Verschiebung der beiden ersten Theilzellen nach sich, so dass die vier Blastomeren des vierzelligen Stadiums so ziemlich die normale Lage hatten (Fig. 53—55). Nachdem die Theilung der hinteren Zelle abgelaufen war, folgte wieder die Theilung in den beiden vorderen Zellen ; und zwar ging diese in vertikaler Rich- tung (senkrecht zur Bildfläche) vor sich. Im Stadium der Fig. 56 sind als Abkömmlinge der vorderen Zelle vier Zellen, zwei obere und zwei untere vorhanden, als Abkömmlinge der hinteren Zelle zwei Zellen; letztere treten eben in Theilung ein und zwar wird sich die Spindel in der hintersten Zelle in querer Richtung stellen, die Spindel der an- deren Zelle steht gemäß der langgestreckten Form der Zelle parallel der Längsachse des Eies. VII. Die weitere Furchung und die Gastrulation. Bei der Species, auf welche sich die bisherige Darstellung haupt- sächlich bezieht, nämlich bei Diplogaster longicauda, habe ich die Furchung nur durch wenige Stadien verfolgt. Man sieht in Fig. 48 das Vierzellenstadium und in Fig. 49 das Sechszellenstadium, welches da- durch entstanden ist, dass die beiden Ektodermzellen sich soeben ge- theilt haben. Bei Rhabditis nigrovenosa habe ich die Furchung am lebenden Ob- jekt bis zur Gastrulation beobachtet!; ich will über dieselbe eingehend berichten, da in der beztiglichen Darstellung von Gortre nur schema- tische Abbildungen gegeben sind und der Vorgang der Gastrulation dort nicht ganz richtig beschrieben ist?. Die Furchung von Rhabditis nigrovenosa stimmt in hohem Grade mit der Furchung von Strongylus paradoxus überein, wie sie vor Kurzem von Spemann beobachtet wor- den ist?; ich habe eine ähnliche Farbenbezeichnung gewählt wie Spemann, um die Übereinstimmung der Vorgänge auffällig zu machen. Wie Spemann sagt, verläuft die Furchung von Ascaris megalocephala nach den Beobachtungen von Boyzrı fast ganz eben so wie diejenige 1 Um die einzelnen Zellen mit Sicherheit verfolgen zu können, muss man starke Vergrößerung verwenden; die Figuren auf Taf. XIX sind mit dem Zeichen- apparat bei dem Objektiv Seıgert homogene Immersion 1/2 gezeichnet und dann photographisch verkleinert. ?2 GOEITTE, Untersuchungen zur Entwicklungsgeschichte der Würmer. Leipzig 1882. p. 59—81. GoETTE’s Fig. 4—8 passen zu meinen Fig. 72—80. 3 SPEMANN, Zur Entwicklung des Strongylus paradoxus. Zoolog, Jahrbücher, Abth. f. Anat. u. Ontog. Bd. VIII. 4895. 398 Heinrich Ernst Ziegler, von Strongylus paradoxus!; demnach ist jetzt bei drei Nematoden aus verschiedenen Familien (Rabditis nigrovenosa, Strongylus paradoxus, Ascaris megalocephala) dieselbe Art der Furchung konstatirt. Auf Tafel XIX sind die Ektodermzelle im zweizelligen Stadium und ihre Abkömmlinge in den folgenden Stadien gelb gemalt; die Ento- Mesodermzelle im vierzelligen Stadium und ihre Abkömmlinge in den folgenden Stadien sind blau gehalten; der Zellkörper vor der ersten Theilung ist mit einem grauen Ton übergangen ; eben so die vegetative Zelle des zweizelligen Stadiums, die hinterste Zelle des vierzelligen Stadiums und weiterhin diejenigen Zellen, welche nach der Benennung von Bovezrı als »Stammzellen« bezeichnet werden ;, damit die Tafel nicht gar zu viele Farbeplatten erfordere, ist derselbe graue Ton auch noch für einige Zellen verwendet, die nicht zu den »Stammzellen« gehören. Im vierzelligen Stadium erfolgt zunächst die Theilung der beiden Ektodermzellen?; einige Minuten später theilt sich die Ento-Mesoderm- zelle und noch etwas später die hinterste Zelle (»Stammzelle«); man sieht in Fig. 80 drei von den vorhandenen vier Ektodermzellen, ferner die beiden Theilzellen der Ento-Mesodermzelle und die beiden Zellen, welche aus der hintersten Zelle hervorgehen; die letztgenannte Thei- lung ist stets eine inäquale, und es entsteht eine kleinere ventrale und eine größere dorsale Zelle; die größere ist roth gemalt; in den Abbil- dungen von SpEmann (l. c.) ist die entsprechende Zelle ebenfalls durch einen röthlichen Ton gekennzeichnet. Die Theilprodukte der rothen Zelle werden dem Ektoderm zugehören (sekundäres Ektoderm). 1 Boverı hat von seinen Beobachtungen bis jetzt nur das Endergebnis publi- cirt (Boverı, Über die Entstehung des Gegensatzes zwischen den Geschlechtszellen und den sematischen Zellen bei Ascaris megalocephala. Sitzungsb. d. Gesellschaft für Morphol. u. Phys. zu München. Bd. VIII. 4892. p. 420). 2 Fig. 66 zeigt ein vierzelliges Stadium, bei welchem die Theilung der Zellen durch das Auseinanderrücken der Centren eingeleitet ist (Präparat mit Essigsäure- Alkohol, Vesuvin und Malachitgrün in verdünntem Glycerin). Man sieht nur die Attraktionssphären; die Centrosomen waren an dem Präparat nicht zu erkennen. Bei den beiden Ektodermzellen sind die Centren schon beträchtlich von einander entfernt, das eine Centrum liegt höher als der Kern, das andere befindet sich in der Tiefe; die Gentren haben nur eine kurze Strahlung, aber sie werden bald eine stärkere Strahlung entwickeln und gleichzeitig den Kern zwischen sich ziehen und ihn in die Spindel umgestalten. In der Ento-Mesodermzelle sind die Centren auch schon deutlich sichtbar, aber sie haben sich noch nicht so weit von einander ent- fernt wie in den Ektodermzellen. In der hinteren Zelle (Stammzelle) sind noch nicht zwei CGentren erkennbar, aber man sieht neben dem Kern seitlich eine Stelle, an welcher der Zellkörper eine dichtere Struktur hat und es ist naheliegend anzuneh- men, dass diese dunklere Stelle die beiden Centrosomen enthält, welche nachher bei ihrem Auseinanderrücken zwei Attraktionssphären erzeugen werden. SEN ER NEEREIRRL G N Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 399 Über den Ablauf der eben erwähnten Theilungen möchte ich Fol- gendes bemerken. Bei der Theilung der Ento-Mesodermzelle ist manch- mal die eine der beiden Theilzellen beim Beginn der Einschnürung beträchtlich kleiner als die andere und nimmt dann noch während des weiteren Einschneidens der Theilung an Größe zu, indem Zellsubstanz aus der größeren Zelle herüberfließt. Schließlich sind die beiden Zellen nahezu gleich groß, doch ist in der Regel die obere Zelle ein wenig kleiner als die untere. Unmittelbar nach dem Vollzug der Durchschnürung zeigt die un- tere Zelle amöboide Bewegung und zwar tritt an dem der Trennungs- ebene entgegengesetzten Theile der Zelle ein pseudopodienartiger hyaliner Fortsatz hervor, welcher sich eine Strecke weit über die kleine hinterste Zelle erstreckt (Fig. 80) und nachher wieder zurückgeht. Bei den beiden hintersten Zellen befinden sich die Centren der - Kerntheilungsfigur während der Durchschnürung der Zelle nicht in der Mitte ihrer zugehörigen Zellkörper; insbesondere in der kleineren Zelle ist es sehr auffallend, dass die Attraktionssphäre von der Tren- nungsebene der Zellen weiter entfernt ist als von der gegenüberliegen- den Oberfläche der Zelle (vgl. p. 395). Merkwürdigerweise tritt dann unmittelbar nach der Theilung gerade an dieser der Theilungsebene gegenüberliegenden Oberfläche amöhoide Bewegung auf und es entsteht hier ein kurzer hyaliner Fortsatz, welcher nachher wieder eingezogen wird. Die Theilung der hintersten Zelle des vierzelligen Stadiums ist, wie oben schon gesagt wurde, eine ganz auffallend inäquale und den- noch ist nichts davon zu erkennen, dass die eine Zelle mehr Dotter er- halte als die andere; es scheint, dass die Zellsubstanz beider Zellen in gleicher Weise mit Dotterkügelchen beladen ist. Man kann daher die inäquale Theilung nicht wohl in der gewöhnlichen Weise erklären, in- dem man sagt, dass beide Zellen eine ähnliche Menge von Protoplasınma und eine ungleiche Menge von passivem Deutoplasma enthalten. Ich bin daher zu der Hypothese gekommen, dass die beiden Centren eine ungleiche Kraft haben ; ich glaube also, dass die Gentrosomen an den beiden Polen der Spindel nicht eine gleich starke, sondern eine un- gleiche Wirkung auf das Protoplasma ausüben und dass also schon die aus einander rückenden Centrosomen etwas different sind; die ent- stehende Differenzirung der Zellen würde also durch eine Differen- zirung der CGentrosomen eingeleitet. Es wäre also für manche Fälle inäqualer Theilung anzunehmen, dass die Gentren während des ganzen Verlaufs der Theilung von un- gleicher Kraft seien; diese Hypothese ist wohl zulässig, denn es haben Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX. Bd, 97 400 Heinrich Ernst Ziegler, Fremming und Hermann beobachtet, dass bei der gewöhnlichen Zell- theilung die beiden Polstrahlungen Anfangs von ungleicher Größe sein können'!; wenn demnach die Centrosomen bei der Entstehung der Spindel eine ungleiche Kraft zeigen können, so darf man auch anneh- men, dass sie in manchen Fällen während der ganzen Mitose von un- gleicher Stärke sein und folglich eine inäquale Theilung herbeiführen können. Ich habe in einer früheren Publikation gesagt, bei der Zell- theilung stelle sich die Kernspindel so, dass die von dem Protoplasma auf den Pol der Spindel ausgeübte Anziehungskraft jederseits gleich ist2; dies gilt für den gewöhnlichen Fall, dass die Wechselwirkung zwischen den CGentrosomen und dem Protoplasma an den beiden Polen von derselben Intensität ist; ist diese Kraft an den beiden Polen un- gleich, so muss der Satz folgende Form annehmen: bei der Zelltheilung ist die Stellung der Kernspindel durch die relative Intensität der an den Polen stattfindenden Vorgänge gesetzmäßig bedingt. Nachdem die bisher beschriebenen Theilungen vollzogen sind, kommen die Ektodermzellen wieder an die Reihe sich zu theilen. Wäh- rend die Ektodermzellen sich zusammengezogen haben um sich zu theilen, sind die beiden Ento-Mesodermzellen auf eine große Fläche ausgebreitet (Fig. 81); wenn dann diese beiden Zellen in Vorbereitung der Theilung sich kugelig zusammenziehen, breiten sich die Ektoderm- zellen aus; man kann bei der Beobachtung der weiteren Entwick- lung noch oft sehen, dass die in Theilungsruhe befindlichen Zellen sich in der Fläche ausdehnen, während die in die Theilung eintretenden Zellen sich kugelig zusammenziehen. — Fig. 81 zeigt den Moment der Theilung der vier Ektodermzellen, und es sind drei Theilungspaare sichtbar ; Fig. 82 stellt den Moment der Theilung der beiden Ento-Meso- dermzellen dar; die beiden Zellen theilen sich nicht in gleicher Rich- tung, sondern ihre Theilungsrichtungen stehen schief zu einander und bilden so zu sagen ein schiefwinkliges Kreuz mit einander; in Folge dessen sind dann die beiden Theilzellen der hinteren Ento-Mesodermzelle hinter einander (in der Richtung der Medianebene), die beiden anderen Theilzellen aber vor jenen seitlich rechts und links gelagert; die beiden ersteren Zellen werde ich weiterhin als Entodermzellen bezeichnen, da sie nach ihrer nächsten Theilung das Entoderm der Gastrula bilden. Die beiden anderen Zellen bezeichne ich mit Spemann als Mesoderm- 1 FLemming, Neue Beiträge zur Kenntnis der Zelle Archiv f. mikrosk. Anat. Bd. XXXVII. 4894. p. 744.— HERMANN, Beiträge zur Lehre von der Entstehung der karyokinetischen Spindel. Arch. f. mikr. Anat. Bd. XXXVII. 4894. p. 575. ?2 H.E. Zıecer, Über Furchung unter Pressung. Verhandl. der Anatom. Ge- sellschaft. 1894. p. 140. Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 401 zellen, obgleich ich mich noch nicht vollständig überzeugt habe, dass sie lediglich das Mesoderm liefern. Wenn durch die bisher beschriebenen Theilungen acht Ektoderm-, zwei Entoderm- und zwei Mesodermzellen entstanden sind, treten auch die beiden noch übrigen Zellen in Theilung ein, die rothe und die graue; die rothe theilt sich gewöhnlich ein klein wenig früher als die graue; die Theilung der rothen Zelle erfolgt bei dem vorliegenden Objekt an- nähernd in der Längsrichtung des Embryo, während die entsprechende Zelle bei Strongylus paradoxus nach Spemann sich quer zur Längsachse des Embryo theilt (l. c. p. 306). Man sieht die Theilung der rothen Zelle an Fig. 84, welche eine Ansicht des Embryo von links oben ge- sehen darstellt; in Fig. 83 und 85 sind die Embryonen von rechts unten gesehen und ist daher die Theilung der rothen Zelle nur durch punk- tirte Linien dargestellt, da die Zelle der abgewandten Seite (der linken Seite der Blastula) angehört. _Die Theilung der grauen Zelle ergiebt zwei Theilzellen von gleicher oder fast gleicher Größe, während die entsprechende Theilung bei Strongylus paradoxus nach Sprmann eine ganz kleine Zelle (»Geschlechtszelle«) und eine große ergiebt; ich be- zeichne diejenige Zelle, welche der kleinen Zelle von Strongylus para- doxus entspricht, mit dem Buchstaben G, die andere mit dem Buchstaben D; die letztere ist in der Darstellung von Spemann ebenfalls mit diesem Buchstaben versehen. Nach der Benennung von Bovert heißt die Zelle D Ursomazelle /V (ss), die Zelle G Stammzelle IV/ps); Boverı giebt für Ascaris megalocephala an, dass erst bei der nächsten Theilung der Stammzelle die Urgenitalzelle und die letzte Ursomazelle gebildet wer- den, während von Spemann bei Strongylus paradoxus schon die Zelle G als Urgenitalzelle aufgefasst und »Geschlechtszelle« genannt wird. Die Zellen, welche später durch Theilung der Zelle D entstehen, gehören dem Ektoderm zu (tertiäres Ektoderm). Nach den beschriebenen Theilungen folgt wieder eine Theilung der Ektodermzellen; es sind dann 16 Ektodermzellen vorhanden; sodann folgt die Theilung der beiden Mesodermzellen und bald darauf die Thei- lung der beiden Entodermzellen (Fig. 86). Nicht lange danach theilt sich die hintere von den beiden roth bezeichneten (sekundären) Ekto- dermzellen; ihre beiden Theilzellen sind diejenigen Zellen, welche von GOETTE (l. c. p. 62 u. Fig. 45) als Schwanzzellen bezeichnet worden sind !; die Theilung der vorderen der beiden rothen Zellen folgt bald nach. 1 Wie aus seiner Figurenbezeichnung hervorgeht, ist SpEmAnn der Ansicht, dass die beiden Schwanzzellen nicht durch die Theilung der einen der beiden rothen Zellen entstehen, sondern dass sie von beiden herkommen; demnach ver- hält sich in dieser Hinsicht Strongylus paradoxus anders als Rhabditis nigrovenosa. 37% 402 Heinrich Ernst Ziegler, Ich möchte besonders hervorheben, dass bis zu dem jetzt erreich- ten Stadium mit 30 Zellen (16 Ektoderm-, 4 Entodermzellen, 4 Meso- dermzellen, 4 sekundäre Ektodermzellen, ferner die Zelle G und die Zelle D) keinerlei Einstülpung oder Umwachsung von Zellen stattfindet; dieses Stadium ist also noch als Blastulastadium aufzufassen; die Bla- stula hat eine einschichtige Wand und umschließt nur einen minimalen Hohlraum. Betrachten wir nun Fig. 87; die Ektodermzellen sind in Theilung und wenn alle Theilungen derselben vollzogen sind, werden 32 Ekto- dermzellen vorhanden sein. Nach dieser Theilung der Ektodermzellen findet die Gastrulation statt. Man sieht an Fig. 87 jederseits ein Paar von Mesodermzellen, und in der Mitte zwei hinter einander liegende Paare von Entodermzellen; diese vier Entodermzellen sind schon zum Theil von den Mesodermzellen überdeckt; sie sinken nämlich in der nächsten Zeit in die Tiefe und werden überwachsen. Der Vorgang der Gastrulation läuft also in derselben Weise ab, wie ihn Spemann bei Strongylus paradoxus beobachtet hat. — Hinter den Entodermzellen bemerkt man die Zellen G und D; die erstere ist groß ausgebreitet und erstreckt sich von hinten her mehr und mehr über die Entodermzellen nach vorn. Hinter der Zelle @ sieht man die Zelle D, welche soeben in Theilung begriffen ist, es entstehen zwei seitlich symmetrische Zellen. Man könnte denken, dass jetzt auch die Zelle @ als die Schwester- zelle von D in Theilung eintreten werde; die Theilung dieser Zelle findet aber erst beträchtlich später statt. Einige Zeit nach der Theilung der Ektodermzellen beginnen auch die beiden Mesodermzellenpaare in Theilung einzutreten; während sie sich kugelig zusammenziehen und dann strecken und theilen, findet das Einsinken der vier Entodermzellen statt; in dem Maße als die Ento- dermzellen in der Tiefe verschwinden, rücken die Mesodermzellen von den Seiten her zusammen und schiebt sich dem entsprechend von den Seiten auch das an sie anstoßende Ektoderm vor!. Man erhält dann ein Bild wie es Fig. 88 zeigt; man sieht noch einen kleinen Theil der eingestülpten Entodermzellen, nämlich die Stelle, wo die vier Zellen des Entoderms zusammenstoßen; den Rand des Blastoporus nehmen die acht Mesodermzellen ein, welchen sich median von hinten her die Zelle @ einfügt. ! Ich stelle mir die Mechanik des Gastrulationsvorganges so vor, dass die Ektodermzellen nach ihrer Theilung sich abflachen und in Folge dessen ausbreiten; dabei schieben sie die Mesodermzellen über die Entodermzellen herüber. Es kann dies um so eher geschehen, da die Mesodermzellen zum Zweck der Theilung sich kugelig zusammengezogen und dabei an die Oberfläche des einschichtigen Epithels emporgehoben haben. Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 403 ‚ Diese Zelle &, welche bisher flach ausgebreitet und groß war, zieht sich allmählich zusammen und wird kleiner als irgend eine der Meso- dermzellen ; dann theilt sie sich und ihre beiden Theilzellen fügen sich den Mesodermzellen ein, wie es in den späteren Stadien Fig. 89 und 90 zu Sehen ist. Jetzt folgt wieder eine Theilung der Ektodermzellen; es ist dies die sechste Theilung der Ektodermzellen und es entstehen jetzt 64 Zellen. Gleichzeitig bemerkt man auch eine Theilung der zwei Schwanz- zellen (Fig. 89), so dass in den nächsten Stadien vier Schwanzzellen zu sehen sind (Fig. 90). Bald nach der ebenerwähnten Theilung der Ektodermzellen findet eine Theilung der beiden Zellen D statt (Fig. 90). Gleichzeitig beginnt die Einsenkung von Mesodermzellen. Jederseits verschwindet die Zelle Mın zuerst (Fig. 90); fast zur selben Zeit treten die Zellen Mı und Mr in Theilung ein (die Abrundung der Zellen deutet die bevor- stehende Theilung an). Es schien mir dass die Zelle Mır, sobald sie in die Tiefe gesunken ist, ebenfalls. sich in der Längsrichtung des Embryo theilt. Die beiden Theilzellen der Zelle Mr legen sich median zusammen, so dass die Vertiefung, in welcher die Entodermzellen ver- sanken, ganz verschlossen wird. Unterdessen theilt sich auch die Zelle Mıv und ihre Theilzellen senken sich während oder nach der Theilung ein und verschwinden von der Oberfläche. Dann folgt die neue Theilung der Ektodermzellen (Theilung von 64 Zellen zu 128). Während dieser Theilung beginnt die Einsenkung der vorhin genannten Theilzellen der Zelle Mır, und gleichzeitig ver- kleinern sich die beiden Genitalzellen (die Theilzellen der Zelle @) ; die Theilzellen der Zelle Mır und die Genitalzellen ziehen sich in die Tiefe; an der Stelle, wo sie verschwinden, ist zunächst eine schmale Einsen- kung von lancettlicher Form vorhanden!, die aber bald durch das Zusammenrücken der seitlichen Zellen geschlossen wird. Ob die Theilzellen der Zelle Mı ebenfalls eingesenkt werden und wann dies geschieht, kann ich nicht bestimmt angeben; sie bleiben an der Ober- fläche, während die Zellen Mır und Mıv versinken; es ist mir wahr- Scheinlich, dass sie zur gleichen Zeit einsinken wie die Theilzellen von Mın. Nach der Beobachtung von Spemann werden bei Strongylus para- doxus alle vier Zellen Mr—Miıv oder ihre Theilzellen in das Innere eingesenkt und bilden das Mesoderm des entstehenden Embryo (l. c. 1 Zu gleicher Zeit ist im vorderen Theile des Embryo ebenfalls eine Ein- senkung vorhanden, welche durch die Bildung des Ösophagus veranlasst ist. 404 Heinrich Ernst Ziegler, p. 312); die Zellen Mırı und Mı werden nach SpEmann zuerst ein- gesenkt. | Mit der Einstülpung der Genitalzellen verhält es sich bei Rhabditis nigrovenosa etwas anders als bei Strongylus paradoxus; wie SPEMANN angiebt, theilt sich bei letzterem Wurm die Zelle G erst dann, wenn sie schon eingesunken ist; sie sinkt früher in die Tiefe. Wie oben gesagt wurde, theilt sich bei Rhabditis nigrovenosa die Zelle G lange bevor ihre Theilzellen in die Tiefe gehen; erst nach der siebenten Thei- lung der Ektodermzellen verschwinden die beiden Theilzellen der Zelle G von der Oberfläche der Gastrula. Bei älteren Embryonen von Rhabditis nigrovenosa, welche sich schon in die Länge strecken und umkrümmen, sieht man an der Bie- gungsstelle jederseits vom Darm eine große Zelle, welche offenbar die Anlage des Keimorgans der betreffenden Seite darstellt; ich bestätige hinsichtlich dieses Punktes die Figuren von GofETTe l. c. Taf. Ill, Fig. 20 und Taf. IV Fig., 32. Man kann annehmen, dass diese beiden Zellen die Genitalzellen des oben beschriebenen Stadiums sind, also die Theil- zellen der Zelle G, welche nach der siebenten Theilung der Ektoderm- zellen in die Tiefe einsanken. Ich halte dies für wahrscheinlich, kann es aber nicht bestimmt behaupten, da ich die Zellen in der zwischen- liegenden Zeit nicht verfolgt habe. Die Beobachtungen von SPEMANN gehen in dieser Hinsicht nicht weiter als die meinigen und SpEMANN trägt doch kein Bedenken die beiden Theilzellen der Zelle G als die Geschlechtszellen zu betrachten (l. c. p. 313). Jetzt wollen wir zum Schluss noch einen übersichtlichen Blick auf die Periodieität der Theilungen werfen. Die Ektodermzellen theilen sich in den beschriebenen Stadien stets annähernd gleichzeitig; freilich ist diese Gleichzeitigkeit keine so vollständige, dass die Zellen alle die Theilung mit einander in den gleichen Phasen durchmachten, sondern die eine Zelle kann schon am Ende der Thei- lung stehen, während die andere eben erst zur Theilung sich abrundet. Die Perioden zwischen den Theilungen der Ektoderm- zellen werden im Verlauf der Entwicklung successive länger; es vergehen von der Bildung der Ektodermzelle (animalen Zelle) im zweizelligen Stadium bis zur nächsten Theilung (Durchschnü- rung der Ektodermzelle) 40—-45 Minuten, bis zur nächsten Theilung (Entstehung von 4 Zellen) 60—65 Minuten ; zwischen der dritten und vierten Theilung der Ektodermzellen und zwischen der vierten und fünften Theilung liegt eine Zeit von 60—80 Minuten und die nächste Theilung findet nach einem noch etwas längeren Zeitraum statt. Selbst- - Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 405 verständlich kommt es nur auf das relative Verhältnis der Zeitangaben an; denn.wenn das Ei nicht genug Sauerstoff erhält, so verlaufen die Vorgänge viel langsamer; natürlich ist die Geschwindigkeit der Ent- wicklung auch von der Temperatur abhängig. | Bei den Abkömmlingen der vegetativen Zelle sind die Theilungen etwas verspätet im Vergleich mit denen der animalen Zelle; schon die erste Theilung der vegetativen Zelle erfolgt um einige Minuten später als diejenige der animalen Zelle. Verfolgen wir die Linie der Ento- dermzellen, so ergeben sich stets längere Perioden als bei den Ekto- dermzellen und diese Perioden nehmen wie bei den Ektodermzellen successive an Dauer zu. Die hinterste Zelle des vierzelligen Stadiums und ihre Abkömm- linge in der Linie der Zelle @ (also die »Stammzellen« von Bovzrı) zeigen die langsamste Theilung; die Theilung im Stadium der Figur 80 ist schon etwas verzögert gegenüber der Theilung der Ento-Mesodermzelle. Die nächste Theilung, bei welcher die Zelle @ entsteht (Fig, 83), erfolgt 40—20 Minuten nach der Theilung der beiden Ento-Mesodermzellen. Die Theilung der Zelle G ist so sehr verzögert, dass zwischen der Ent- stehung der Zelle @ und ihrer Theilung zwei Theilungen des Ektoderms liegen. Man sieht also, dass die während der Furchung ent- stehende Differenziation derZellen in ganz gesetzmäßi- ger Weise auch in den Theilungszeiten zum Ausdruck kommt (Gesetz der differenten Theilungszeiten)!. Bei der Beobachtung am lebenden Objekt ist es wichtig auf diese zeitlichen i Wenn bei der Furchung eines Thieres die Differenziation der Zellen spät eintritt, so erfolgen die Theilungen aller Zellen lange Zeit in demselben Tempo, wie es von manchen Cölenteraten und Echinodermen bekannt ist. Z. B. giebt HÄcker an, dass bei den Eiern von Aequorea, wenn sie sich in normaler Weise entwickeln, mindestens bis zum Stadium von 64 Zellen alle Zelltheilungen gleich- zeitig verlaufen und alle Blastomeren von annähernd gleicher Größe sind (V. Häcker, Die Furchung des Eies von Aequorea forscalea. Archiv für mikrosk. Anat. Bd. XL. 4892. p. 248). — Wenn bei der Furchung eines Thieres die Zellen ungleiche Mengen von Dotter bekommen, so kann man in dem verschiedenen Dotter- gehalt die Ursache der ungleichen Theilungszeiten sehen. Wenn die Zellen aber wie bei Rhabditis nigrovenosa, so viel man bemerkt, in gleichmäßiger Weise mit Dotterkörnchen durchsetzt sind, so erkennt man, dass unabhängig vom Dotter die Differenzirung der Zellen differente Theilungszeiten zur Folge hat. — In ähnlichem, aber nicht ganz in gleichem Sinne hat O. zur Strassen nach seinen Beobachtungen an Ascaris megalocephala die »Regel von der zeitlichen Konkordanz« aufgestellt (Verhandl. d. Deutschen Zool. Gesellschaft 1895, p. 87); ich kann diesen Ausdruck nicht für gut halten, da weniger die Übereinstimmung der Theilungszeiten, als viel- mehr ihre Verschiedenheit zu betonen ist. 406 Heinrich Ernst Ziegler, Differenzen zu achten; denn man erleichtert sich dadurch das sichere Wiedererkennen der einzelnen Zellen. Man kann annehmen, dass Schwesterzellen, wenn sie in ihrer physiologischen Funktion gleichartig sind, sich auch gleichzeitig theilen, wenn sie aber gegen einander differenzirt, also physiologisch ungleich sind, so theilen sie sich auch zu verschiedener Zeit. Daher bleiben die (primären) Ektodermzellen durch fünf bis sechs Theilungen mit einan- der nahezu in demselben Rhythmus; die beiden Schwanzzellen oder die beiden Theilzellen der Zelle D treten fast genau zur selben Zeit in Theilung ein, aber die Zelle D und die Zelle G, welche auch Schwester- zellen sind, theilen sich zu sehr differenter Zeit, da sie in morphologi- scher Hinsicht eine ganz verschiedene Bedeutung haben und offenbar auch in physiologischer Hinsicht verschieden sind. Man muss sich denken, dass die einzelne Zelle von einer Theilung zur anderen einen physiologischen Entwicklungsgang durchmacht, wie er auch aus dem in der Ruhezeit der Zelle stattfindenden successiven An- wachsen des Kerns erschlossen werden kann!; die Zelle theilt sich dann, wenn sie in diesem physiologischen Entwicklungsgang zur Theilungs- reife gelangt ist. Obgleich die Theilung der einzelnen Zelle nicht etwa durch einen von den anderen Zellen ausgeübten Reiz, sondern durch die eigene Reife der Zelle veranlasst wird, ergiebt sich doch eine ziem- lich regelmäßige Theilungsfolge der verschiedenen Zellen, da eben die relative Geschwindigkeit der Erreichung der Theilungsreife in den einzelnen Zellen durch deren physiologische Natur gesetzmäßig be- stimmt ist?. Doch kommen kleine Verschiebungen vor; z. B. habe ich beobachtet, dass die Theilung der Zelle G das eine Mal vor, das andere Mal erst nach der Theilung der zwei Schwanzzellen eintrat; ein anderes Mal waren die Theilungen der Zellen D und G etwas verspätet. Folgende Tabelle veranschaulicht die Reihenfolge der Theilungen; i Von dem Anwachsen des Kerns ist schon früher gesprochen worden (p. 386 u. 388); man sieht dasselbe in den Ektodermzellen an Fig. 75—78, in den Ento- dermzellen an Fig. 79—81. 2 Ich möchte dies durch ein Gleichnis anschaulich machen. Denken wir uns in einem Zimmer einige Pendeluhren mit demselben Werk, aber mit ungleich langen Pendeln, so dass die Uhren mit ungleicher Geschwindigkeit gehen; die Uhren werden dann nicht gleichzeitig die Stunden schlagen, aber in einer gesetz- mäßigen Reihenfolge, und es kann die Zeitenfolge durch Rechnung genau bestimmt werden. Um das Gleichnis weiterzuführen, kann man annehmen, dass an jeder Uhr nach jedem Stundenschlag das Pendel um ein Zehntel seiner Länge verlängert wird, so dass also jede Uhr bei jedem folgenden Zeigerumgang langsamer geht; die Zeitenfolge, in welcher die Uhren zum Stundenschlag kommen, ist trotzdem gesetzmäßig und berechenbar. Untersuchungen über die ersten Entwieklungsvorgänge der Nematoden, 407 es sind einige Zeitangaben beigefügt, welche unter der Voraussetzung reichlicher Sauerstoffzufuhr und bei einer Temperatur von 20 Grad Celsius Geltung haben. Zweitheilung des Eies. Dann nach 40—45 Minuten: 1. Theilung! der animalen Zelle (Ektodermzelle); dann einige Mi- nuten später: Theilung der vegetativen Zelle (Fig. 77). 2. Theilung der Ektodermzellen (2 zu #), etwa eine Stunde nach der 4. Theilung. Dann 10—15 Minuten später: Theilung der Ento-Mesodermzelle (Fig. 79). Dann 15—25 Minuten später:- Theilung der hintersten Zelle (inäquale Theilung, Fig. 80). 3. Theilung der Ektodermzellen (A zu 8), 60— 70 Minuten nach der zweiten Theilung. Dann nach etwa 30 Minuten: Theilung der Urentodermzelle und der Ur-Mesodermzelle (Fig. 82). Dann nach 10—20 Minuten: Theilung der rothen Zelle und der grauen Zelle, also der beiden Theilzellen der hintersten Zelle (»Stammzelle «) des vorigen Stadiums; bei der Theilung der grauen Zelle entstehen die Zellen G und D (Fig. 83 u. 84). 4. Theilung der Ektodermzellen (8 zu 16), 60—80 Minuten nach der dritten Theilung. Dann nach etwa 30 Minuten: Theilung der beiden Mesodermzellen. Etwa 15 Minuten später: Theilung der beiden Entodermzellen (Fig. 86). Dann etwa eine halbe Stunde später: Theilung der hinteren der beiden roth bezeichneten Zellen (Entstehung der Schwanzzellen); bald darauf Theilung der vorderen Zelle des rothen Paares. Dann: Theilung der Zelle D; diese fällt zeitlich schon zusammen mit der fünften Theilung der Ektodermzellen (Fig. 87). d. Theilung der Ektodermzellen (16 zu 32), etwa 80 Minuten nach der vierten Theilung. Nach dieser fünften Theilung der Ekto- dermzellen beginnt die Einstülpung der vier Entodermzellen (Fig 87); sie wird vollendet während der etwas später statt- findenden 1 In dieser ganzen Tabelle ist unter dem Worte »Theilung« stets die Durch- schnürung des Zellkörpers verstanden; ich muss dies ausdrücklich bemerken, da die Zeitangaben sonst keinen bestimmten Sinn hätten, 408 Heinrich Ernst Ziegler, Theilung der vier Mesodermzellen. Dann eine halbe Stunde später: Theilung der Zelle %; dann etwas später: Theilung der Schwanzzellen (2 zu %); dieselbe fällt zusam- men mit der 6. Theilung der Ektodermzellen (32 zu 64), etwa anderthalb Stun- den nach der 5. Theilung. Ungefähr zu derselben Zeit findet die Theilung der vier eingestülpten Entodermzellen statt; sie erfolgt in der Längsrichtung des Embryo, so dass zwei Reihen von je vier Entodermzellen entstehen. Etwa eine Viertelstunde nach der 6. Theilung der Ektodermzellen vollzieht sich die Theilung der beiden Theilzellen der Zelle D (Fig. 90). Zu- gleich: Beginn der Theilung der Mesodermzellen und Einstülpung von Mesodermzellen. . Theilung der Ektodermzellen (64 zu,128). Nach dieser Theilung beginnt die Einstülpung der beiden Theilzellen der Zelle G (Genitalzellen). 7 Freiburg i. B., Zoolog. Institut der Universität, 4. Juli 1895. Erklärung der Abbildungen. Tafel XVII. Fig. 4—30. Die Entwicklung eines Eies von Diplogaster longicauda Claus von der Zeit des Eintritts in den Uterus bis zur ersten Furchungstheilung. Es sind bei den einzelnen Stadien dieZeiten angeschrieben; bei Fig. 414—30 sind die gezeichneten Stadien je um fünf Minuten von einander entfernt. Vergr. etwa 500. Fig. 31—32. Ei von Diplogaster longicauda, stark komprimirt; anor- maler Verlauf bei der Drehung und der Verschmelzung der Geschlechtskerne. Fig. 33a u. Fig. 335. Die beiden Spicula und das accessorische Stück von Diplogaster longicauda. Fig. 34. Das Hinterende des Männchens von Diplogaster longicauda; man sieht die Spicula, die Papillen, den Rand der Bursa (**), und das Ende des Vas deferens (g). Fig. 35a. Spermatozoen von Diplogaster longicauda abgestorben. Fig. 355. Spermatozoen derselben Species, lebend beobachtet im Receptacu- lum seminis. Fig. 36. Vorderende von Diplogaster longicauda. Fig. 37. Endtheil des Ovariums, Ausführungsgang, Receptaculum seminis und Anfangstheil des Uterus von Diplogaster longicauda; Vergr. 730; im Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. 409 Receptaculum seminis sieht man viele Spermatozoen, welche alle nach der Mün- dung des Oviducts gerichtet sind; in dem Anfangstheil des Uterus befindet sich ein Ei, welches auf derselben Entwicklungsstufe steht wie Fig. 20, aber das umge- kehrte Bild bietet; die beiden Geschlechtskerne kommen in der vorderen Hälfte des Eies zusammen, was der ungewöhnlichere Fall ist. Tafel XVII. Fig. 38—42. Ein Ei von Diplogaster longicauda, bei welchem die bei- den Geschlechtskerne in der Längsrichtung der Zelle zur Berührung gekommen waren; nachdem die Attraktionssphären der neuen Spindel aufgetreten sind (Fig. 39 u. 40), findet die Drehung der Spindel statt (Fig. 41 u. 42). Vergr. etwa 500. Fig. 43—49. Theilung des Eies von Diplogaster longicauda. Fig. 43 kurze Zeit nach der Zweitheilung des Eies, Fig. 44 in dem Ruhezustande des zwei- zelligen Stadiums, Fig. 45—47 während der Theilung der beiden Zellen, Fig. 48 in dem Ruhezustande des vierzelligen Stadiums, Fig. 49 nach der Theilung der beiden Ektodermzellen. Fig. 50—56. Ei von Diplogasterlongicauda im Schwanzende des Wur- mes eingeklemmt und in Folge dessen von verlängerter Form. In Folge der lang- gestreckten Form der Ektodermzelle theilt sich dieselbe in der Längsrichtung des Eies (Fig. 52 u.53). Siehe p. 396. Fig. 57—60. Zusammenkommen der beiden Geschlechtskerne in einem Ei von Rhabditis sp. Siehe p. 377. Fig. 64 a—e. Zusammenkommen der Geschlechtskerne und Zweitheilung in einem Ei einer kleinen Rhabditis-Species. Siehe p. 372 Anm. Fig. 62. Ende des Ovariums, Ausführungsgang, Receptaculum seminis und oberster Theil des Uterus von Rhabditis teres Schn. Die beiden Eier im Uterus entsprechen der Entwicklungsstufe nach den Eiern Fig, 7 u. 42 auf Taf. XVII, Fig. 63 u. 66. Furchungsstadien von Rhabditisnigrovenosa nach Präpa- raten, welche mit Essigsäure-Alkohol, Vesuvin und Malachitgrün behandelt waren. Vergr. 280. Fig. 63. Übergang vom zweizelligen zum vierzelligen Stadium, entsprechend Fig. 76. Fig. 66 vierzelliges Stadium. Fig. 64 u. 65. Zwei auf einander folgende anormale Furchungsstadien von Diplogaster longicauda. Vgl. p. 395 Anm. Fig, 66. Vierzellenstadium von Rhabditis nigrovenosa; s. die Erklärung zu Fig. 63, Tafel XIX. Diese Tafel stellt die Furchung von Rhabditis (Rhabdonema) nigrovenosa Rud. dar. Die Bilder sind nach dem lebenden Objekt mit dem Objectiv Seibert 1/ı2 homogene Immersion und dem Zeichenapparat gezeichnet und dann photogra- phisch verkleinert. Vergr. etwas über 400. Die Ektodermzellen sind gelb gemalt, die Theilzellen der Ento-Mesodermzelle blau, die sekundäre Ektodermzelle und ihre Theilzellen roth. Fig. 67—72. Zusammenkommen der beiden Geschlechtskerne, Drehung der Spindel und erste Theilung des Eies. Fig. 73. Zweizelliges Stadium kurze Zeit nach der Theilung. Fig. 74. Stadium der Theilung der animalen Zelle. Siehe p. 394. Fig. 75—76. Folgende Stadien an einem anderen Ei beobachtet; Theilung der animalen Zelle (Ektodermzelle) und Spindelbildung in der vegetativen Zelle. 410 Heinrich Ernst Ziegler, Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorg. d. Nematoden. Fig, 77—83. Folgende Stadien an einem anderen Ei beobachtet. Fig. 77 u. 78 vierzelliges Stadium. Fig. 79, die zweite Theilung der Ektodermzellen ist voll- zogen, die Theilung der Ento-Mesodermzelle nahezu beendet. Fig. 80 die inäquale Theilung der hintersten Zelle (Stammzelle). Fig. 81, neue Theilung der Ektoderm- zellen. Fig. 82, Theilung der Entodermzelle und der Mesodermzelle. Fig. 83, Thei- lung der beiden Theilzellen der hintersten Zelle des vierzelligen Stadiums (Theilung der sekundären Ektodermzelle und der Stammzelle). En, die beiden Entodermzelien. Fig. 84. Ähnliches Stadium an einem anderen Ei beobachtet, Ansicht des Embryo von oben links; die in Fig. 83 eingeleiteten Theilungen sind nahezu beendet. Siehe p. 404, Fig. 85 u. 86. Fortsetzung der Reihe Fig. 77—83. Fig. 85, Theilung der Ekto- dermzellen , bei Fig. 86 ist die Theilung der beiden Mesodermzellen vollzogen, die Theilung der Entodermzellen eingeleitet. Fig. 87. Folgendes Stadium nach einem anderen Ei gezeichnet; die Ento- dermzellen sind wieder in Theilung; es sind vier Entodermzellen vorhanden und vier Mesodermzellen, welche dieselben schon theilweise bedecken; die Zelle D ist in Theilung begriffen. Fig. 88. Folgendes Stadium nach einem anderen Ei gezeichnet; es sind jeder- seits vier Mesodermzellen vorhanden (M I/—IV), die vier Entodermzellen sind in die Tiefe eingesenkt und nahezu verschwunden. Fig. 89 u. 90. Folgende Stadien nach einem anderen Ei gereichneh, die Zelle G hat sich getheilt, die Schwanzzellen sind in Theilung; bei Fig. 90 theilen sich die beiden Tochterzellen der Zelle D; in diesem Stadium beginnt die Ein- senkung der Mesodermzellen; die Zelle M III ist schon größtentheils eingesunken. Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Cuvieri. I Von Dr. Richard Hesse, Privatdocenten der Zoologie und Assistenten am Zool. Institute in Tübingen. (Aus dem Zoologischen Institut zu Tübingen.) Mit Tafel XX—-XXIl und 3 Figuren im Text. So übereinstimmend die Angaben der verschiedenen Forscher über das Nervensystem der craspedoten Medusen lauten, so sehr gehen sie aus einander über dasjenige der Acraspedoten. Vor Allem ist unsere Kenntnis des peripherischen Nervensystems derselben noch eine ganz ungenügende. Eine eingehende Untersuchung des gesammten Nerven- systems der Medusen ist daher sehr nothwendig. Herrn Professor Eımer bin ich sehr dankbar, dass er meine Aufmerksamkeit auf dies Gebiet lenkte, dessen Fruchtbarkeit ihm durch eigene Bearbeitung be- kannt war. Die Untersuchung, welche mehr ergeben hat, als ich erwartet hatte, wurde im März und April 1895 an der Zoologischen Station in Neapel begonnen und in den Monaten Mai und Juni in Tübingen zu Ende geführt. Leider bewirkten die ungünstigen Witterungsverhält- nisse, welche in diesem Frühjahr in Neapel herrschten, dass ich nur eine einzige Art, Rhizostoma Guvieri, frisch untersuchen konnte. Vielen Dank schulde ich Herrn Losıanco, der sich eifrigst bemühte, mir trotz der Ungunst des Wetters Quallen zu verschaffen, und der mich für mein Missgeschick zu entschädigen suchte durch freundliche Überlassung konservirten Materials. Eben so hat mich Herr Professor Paur Mayer durch liebenswürdigste Unterstützung bei meinen Untersuchungen zu Danke verpflichtet. | Von Cotylorhiza tuberculata L. Ag. (Cassiopeia borbonica) und von Pelagia noctiluca konnte ich gehärtetes Material untersuchen. Be- 412 Richard Hesse, sonders an ersterer vermochte ich viele Punkte des bei Rhizostoma Ge- fundenen zu bestätigen; von Pelagia machte ich nur wenige Präparate. Schon an diesem geringen Materiale konnte ich mich davon überzeugen, dass die Verhältnisse des Nervensystems im Einzelnen mannigfach wechseln, und dass zur Erlangung eines Überblickes über das Acra- speden-Nervensystem eine Ausdehnung der Untersuchung auf eine größere Anzahl von Gattungen nothwendig ist. Vor Allem muss die bisher am eingehendsten, sowohl morphologisch wie physiologisch, untersuchte Aurelia aurita mit Bezug auf die neu gefundenen Gesichts- punkte nachgeprüft werden. Die ersten Nachrichten über das Nervensystem der acraspeden Medusen be- ziehen sich zunächst fast nur auf die Randkörper und die äußere Sinnesgrube. Die ‚ älteren Angaben über die Randkörper, welche deren Natur verkannten, in ihnen After oder Exkretionsorgane sahen, werde ich hier nicht weiter berücksichtigen ; ich verweise dafür auf die Besprechungen, welche sich bei Gebrüder HErrwie (14) und Einer (8) finden. Der Erste, der die Randkörper als Sinnesorgane ansprach, war EHRENBERG (5); er that dies auf Grund des Pigmentfleckes, den er bei Aurelia an denselben fand, und hielt daher die Organe für Augen; die Krystallsäckchen verglich er mit den Kalkansammlungen an den Spinalganglien des Frosches und vermuthete Nerven im Zusammenhang mit ihnen. Außerdem schildert er »zwei drüsige Knötchen unter jedem Augenstiele, die zur Pigmentstelle hinlaufende Schenkel haben«; er hält sie für Nervensubstanz, eben so wie ähnliche Knöt- chen am Mantelrand, zwischen je zwei Fühlfäden. — Huxuey (15) äußert sich nicht über die Natur der Randkörper, die er von verschiedenen Quallen (Rhizo- stoma, Cephea, Phacellophora) beschreibt und abbildet; die EarEnBERG’schen Gan- glien hält er für Täuschungen; auch die äußere Sinnesgrube (»Riechgrube« EımEr) schildert er und beschreibt ihre Wimperung, erkennt sie jedoch nicht als Sinnes- organ; er nimmt fälschlich an, dass sie sich am Grunde in den Randkörperkanal öffne — GRENACHER und NoLL (10) geben ebenfalls eine gute Abbildung der vorde- ren Sinnesgrube von Crambessa Tagi; doch finden wir bei ihnen keine näheren Aufschlüsse über Randkörper und Sinnesgruben, da sie durch die Umstände an einer genauen histologischen Untersuchung gehindert wurden. Von der physiologischen Seite nahm Eimer die Untersuchung des Medusen- nervensystems in Angriff, und bald darauf, unabhängig von ihm, RomAnEs. Sie befolgten beide die gleiche Methode: indem sie Einschnitte in den Schirm der Quallen machten oder Stücke von demselben abtrennten, suchten sie aus dem Ver- halten des verletzten Thieres, bezw. des Theilstückes Schlüsse zu ziehen auf den Sitz der Nervencentren und die Vertheilung der peripheren Nerven. RoMmAnES untersuchte daneben auch die Einwirkung chemischer Stoffe auf die Lebensäuße- rungen der Quallen. Eimer (6) veröffentlichte seine ersten Mittheilungen über diese Versuche im December 4873 und im Anfang des Jahres 1874, RomAnes im Novem- ber 41874, Beide kamen zu ganz ähnlichen Ergebnissen; die Anfangs in einzelnen Angaben noch vorhandenen Verschiedenheiten wurden bei weiteren Untersuchun- gen (7, 8; 48, 49) ausgeglichen, so dass schließlich eine völlige Einstimmigkeit der zwei Forscher erreicht wurde. Das Hauptergebnis war, dass das Herausschneiden aller Randkörper mit Umgebung (Emer’s »kontraktiler Zonen«) eine Lähmung der Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Ouvieri. 413 Medusen hervorbringt; auf diese folgt unter günstigen Umständen zwar eine ge- wisse Erholung, doch tritt der Tod schneller ein als bei unverletzten Vergleichs- thieren, und zwar »rasch, nach Art eines Collapses«; beim Verbleiben eines ein- zigen Randkörpers jedoch setzte die Meduse ihre Zusammenziehungen fort. Ich werde am Schluss der Arbeit noch genauer auf die Versuche einzugehen haben; desshalb kann ich mir hier Weiteres ersparen, Eimer (6) theilte zugleich als vorläufiges Ergebnis seiner an Aurelia vorge- nommenen morphologischen Untersuchungen mit, »dass die Verbindung der ein- zelnen Strahlstücke der Scheibenquallen durch Nervenfäden von unmessbarer Feinheit vermittelt wird, welche überall den Gallertschirm dieser Thiere durch- ziehen«; körperliche Ganglien fand er nicht; doch »den ungewöhnlich zahlreichen Nervenelementen (Fasern und Zellen) in der Umgebung der Randkörper « fällt ohne Zweifel zum Theil die Aufgabe zu, die kontraktilen Zonen zu beherrschen. Die von Eımer und Romanes ausgeführten Versuche gaben mannigfache An- regung zu genaueren Untersuchungen über die anatomischen Verhältnisse des Quallennervensystems. So erschienen denn in den folgenden Jahren in schneller Folge eine Anzahl größerer Arbeiten über das Nervensystem der Acalephen. Zu- erst hielt im September 4877 Eıner auf der Münchener Naturforscherversammlung einen Vortrag, der alsbald darauf imDruck erschien. Er schildert dort das Nerven- system der Acraspedoten in folgender Weise: das Epithel des Randkörperstiels besteht aus Geißelzellen und zapfenartigen Bildungen; beide setzen sich an ihrer Basis in Nervenfädchen fort. Diese Fädchen bilden auf dem Randkörperstiel einen dichten Filz von Nervenfäserchen. Auch auf dem Otolithensack, wo die Zapfen und Geißelzellen fehlen, setzen sich die Elemente des Epithels in feinste Fädchen fort, welche einen dünneren Filz bilden. »Unter der Punktmasse des Randkörper- stiels« liegen verästelte Zellen, deren Fortsätze sich einerseits mit jenen Nerven- fädchen, andererseits mit Nervenfasern der Gallerte verbinden. An der Außen- fläche über der Randkörperwurzel findet sich bei Aurelia (nicht bei Gyanea) eine kleine mit Sinnesepithel ausgekleidete Grube (Riechgrube). Im Gebiete der Riech- grube liegen Nervenzellen und ebenfalls ein Nervenfilz unter dem Epithel, und es ziehen zahlreiche Nervenfäden durch die Gallerte, vorzugsweise in der Richtung nach dem Randkörper hin; auch unter der Muskelhaut der Randlappen finden sich zahlreiche Nervenzellen. Bei Cyanea geht die Lokalisirung des Nervensystems noch nicht so weit; vielmehr ist die ganze Körperoberfläche von einem wimpern- den Cylinderepithel bedeckt, dessen Zellen, besonders deutlich nahe dem Rande, mit Fäden in der Gallerte in Verbindung stehen. Bei den Quallen mit Gallertzellen gehört augenscheinlich ein Theil dieser Zellen zum Nervensystem; besonders reichlich liegen solche in der Gegend der kontraktilen Zonen; bei Cyanea jedoch liegen noch alle Nervenzellen im Ektoderm — eine tiefere Stufe der Entwicklung. Die Randkörperstiele und die umliegenden Theile des Schirmrandes bilden offen- bar den koncentrirtesten Theil des Nervensystems, den Centralapparat i. e. S.; im weiteren Sinne ist er in der ganzen Körperoberfläche zu suchen. Bald darauf kam die vorläufige Mittheilung der Gebrüder Herrwıc (13) über das Nervensystem und die Sinnesorgane der Medusen heraus. Sie beschreiben die Sinnesträger (Randkörper) von Nausitho& und Pelagia; die ersteren nehmen eine Sonderstellung ein, während jene von Pelagia mit denen der weniger genau unter- suchten Phacellophora und Aurelia große Ähnlichkeit zeigen. Der Sinnesträger von Pelagia ist ein walzenförmiger, am freien Ende abgerundeter Körper; im Inneren ist er nur wenig über die Hälfte von einem flimmernden Kanal durchzogen; sein 414 Richard Hesse, vorderer Theil (Krystallsäckchen) enthält Konkrementzellen. Der Epithelüberzug besteht im basalen Abschnitt aus hohem flimmernden Cylinderepithel mit schlan- ken, um den Kern herum angeschwollenen Zellen; die Kerne liegen in verschiede- ner Höhe. Die Zellen verlängern sich centralwärts zu Fäserchen, die mit denen der Nachbarzellen zu einem dichten, beträchtlich dicken Gewirr sich verflechten. Das Epithel und das von ihm ausgehende Fasergewirr allein stellen bei den Acra- speden das centrale Nervensystem dar, das somit noch auf einem ursprünglicheren Zustande verharrt als selbst bei den craspedoten Medusen. Zu Anfang des Jahres 1878 erschien eine Abhandlung von Craus (1), welche schon März 1877 der Akademie vorgelegt war. In dieser wird auch das Nerven- system und die Sinnesorgane der Acraspedoten, am genauesten von Aurelia aurita, besprochen. CrAaus beschreibt Gestalt und Lage der Randkörper, schildert die äußere Sinnesgrube wie schon EImEr vorher, und macht Angaben über die Sinnes- epithelien beider. Die Furchen der äußeren Sinnesgrube führt er auf Schrumpfung beim Konserviren zurück. Im verdickten wimpernden Ektodermepithel des Rand- körpers findet er veine tiefe Lage von Ganglienzellen und Nervenfibrillen«. An der Basis der Randkörper liegt »eine paarige, in Form zweier Zapfen angeschwollene Ektodermverdickung«, deren Beziehungen zur Muskulatur und den Sinnesorganen noch unklar sind; er vergleicht sie mit den von EarENBERG erwähnten Ganglien und behält für sie diesen Namen bei. An Chrysaora beobachtet er außerdem eine Menge größerer, bipolarer oder multipolarer Ganglienzellen mit sehr langgezogenen Ausläufern unter dem Epithel der Ringmuskulatur, und betrachtet sie als motori- sche Centren dieser Muskellage. Bei Chrysaora und Rhizostoma ist der Randkörper ähnlich beschaffen wie bei Aurelia; beide haben auch eine Riechgrube, die bei Chrysaora als tiefer Trichter in der Decke des Randkörpers liegt. Gebrüder Herrwie (44) gaben im Frühjahr 1878 endgültig die Ergebnisse ihrer Forschungen über das Nervensystem der Medusen heraus. In diesem Werke sind leider die Acraspeden den Craspedoten gegenüber schlecht weggekommen. Die Verfasser untersuchten neben Nausitho&, die für uns hier weniger in Betracht kommt, hauptsächlich Pelagia eingehender. Darin ist wohl der Grund zu suchen, dass ihnen an der flüchtiger untersuchten Aurelia die äußere und innere Sinnes- grube, die bei Pelagia fehlen, entgangen sind. Die Nervenfibrillen glauben sie da- her ganz auf das Epithel des Randkörperstiels beschränkt; Ganglienzellen fanden sie nicht. Aus diesen lückenhaften Befunden ziehen sie den Schluss, dass das Ner- vensystem der Acraspeden gegenüber dem der Craspedoten eine viel niedrigere Entwicklungsstufe einnehme. In der zweiten Hälfte des Jahres 4878 erschien eine vorläufige Mittheilung von ScuÄrer (Proceed. Roy. Soc. Bd. XXVII) über das Nervensystem von Aurelia aurita; seine ausführliche Arbeit (20) kam erst Anfang 4879 heraus. Die wichtigste unter den Angaben, die er bringt, betrifft den subumbrellaren Nervenplexus bei dieser Qualle. Derselbe setzt sich aus bipolaren Ganglienzellen zusammen, von welchen Fasern ausgehen; die Fasern sind selten verästelt; ihre Vertheilung ist nicht gleichmäßig, stellenweise sind sie spärlich, an anderen Stellen bilden sie ver- wickelte Geflechte; einzelne sah er in der Nähe der Randkörper nach diesen zu konvergiren, konnte sie jedoch nicht in diese selbst oder die anliegenden Nerven- epithelien verfolgen. Die Fasern sind nie über 4 mm lang; sie stehen in keinem anatomischen Zusammenhang unter einander, wohl aber in physiologischem. Über dem Randkörperursprung liegt als Einziehung der Exumbrella die Fovea nervosa superior; ihr Nervenfilz steht mit demjenigen am Entoderm des Randkörpers in Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Cuvieri. 415 Verbindung, eben so gehen von dort Fädchen zum Ektoderm des Randkörpers durch die Gallerte hindurch. Die Schilderung des Randkörpers und seines Epithels bringt nichts Neues; Ganglienzellen findet ScaÄrer nicht am Randkörper. Hinter dem Randkörper liegt eine Strecke von Nervenepithel, welche als Fovea nervosa inferior benannt wird. Die Gesammtheit der Nervenepithelien des Randkörpers und der beiden Foveae erscheint ihm als Nervencentrum. Wenig später als ScHÄrer’s erste Mittheilung veröffentlichte Eımer (8) seine zu- sammenfassende Arbeit. Er behandelt in zwei Theilen getrennt die Ergebnisse seiner physiologischen und seiner morphologischen Untersuchungen. Das Werk ‘enthält die nähere Ausführung der schon früher mitgetheilten Befunde und bringt eine eingehende Analyse der in Betracht kommenden Gewebe, mit vielen histologi- schen Einzelheiten; außerdem wird die innere Sinnesgrube von Aurelia (paarig, »Riechkappen «, Rhizostoma und Cotylorhiza geschildert, Die beiden Theile von HarEcker’s Medusenmonographie bringen keine neuen Angaben über das Nervensystem der Acraspeden; HAEcKEL folgt vielmehr in der Hauptsache der Darstellung von Craus. v. LENDENFELD (46) findet bei Cyanea annaskala außen auf der Deckplatte des Randkörpers eine äußere Sinnesgrube; der Randkörper steht auf einem Wulst, der ebenfalls von Sinnesepithel überzogen ist; außerdem liegt nach innen vom Rand- körper ein Sinneswulst, und jederseits an den Sinneslappen finden sich zwei Paare von Sinneswülsten oder elliptischen »Sinnesinseln«. An der Subumbrella gehen vom Randkörper strahlenartig Nerven ab bis in die Nähe des Ringmuskels; sie ver- schmälern sich und bilden Anastomosen; beim jungen Thiere sind sie dicker und an Zahl geringer, beim ausgebildeten dünner und von größerer Zahl, wahrschein- lich durch Theilung der Fasern des jungen Thieres entstanden. In der subepithe- jialen Schicht der Subumbrella liegen Ganglienzellen und Nervenfasern. — Bei den australischen Rhizostomeen findet v. LENDENFELD (47) ebenfalls eine äußere Sinnes- grube und Sinneswülste an den dem Randkörper zugekehrten Wänden der Ephyra- lappen; unter dem vorspringenden Ende des Radiärkanals, einwärts vom Rand- körper, liegt hier kein Sinnesepithel; doch sind Ganglien- und Sinneszellen dort vorhanden, In der Gallertwand zwischen dem Boden der äußeren Sinnesgrube und der Randkörpernische liegt in der Gallerte eine Gruppe multipolarer Zellen; sie stellen das nervöse Centralorgan des Randkörpers dar; außer ihnen fehlt jede Ver- bindung zwischen äußerer Sinnesgrube und Subumbrellamuskeln. Oberhalb der subumbrellaren Muskelschicht finden sich auch hier regellos vertheilte multipolare Zellen. SCHEWIAKOFF (24) giebt eine Beschreibung des Randkörpers von Aurelia aurita; er schildert ihn als cylinderförmig, mit kegelartig verjüngtem Ende, das nach der subumbrellaren Fläche hakenförmig umgebogen ist. Der distale Theil des Rand- körpers ist solid, der proximale umschließt einen Gastrovascularkanal. In der Nervenfilzschicht des Randkörpers, die von stark lichtbrechenden »Stützfäden « durchzogen wird, sind einzelne, obgleich ziemlich spärliche, anscheinend multipo- lare Ganglienzellen eingebettet. Die Nervenfilzschicht des Randkörpers steht mit derjenigen der äußeren Sinnesgrube in direkter Verbindung. Im Zusammenhang meiner Untersuchungen werde ich noch vielfach näher auf die angeführten Arbeiten einzugehen haben, auch werden dort noch manche verstreute Angaben Berücksichtigung finden, die ich hier übergangen habe. Von allen Untersuchern haben nur Craus (1) und Eıyer (8) näher auf Rhizo- Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX. Bd. 28 416 | Richard Hesse, stoma Cuvieri Bezug genommen, und zwar der Erstere nur kurz; v. LENDENFELD (47) behandelt nahe stehende Formen. Aus den vorliegenden Arbeiten geht hervor, dass das Nervensystem und die Sinnesorgane nicht bei allen Quallen in ganz gleicher Weise ausgebildet sind. So nimmt Nausitho& eine mehr gesonderte Stellung ein (Craus, O. und R. Herrwic); bei Cotylorhiza fehlt die äußere, bei Chrysaora die innere Sinnesgrube. Für Rhizostoma Cuvieri im Besonderen ist festgestellt, dass hier sowohl äußere Sinnesgruben (CrAus, Eımer) als auch Nervenepithelien in der Nachbarschaft des Randkörperansatzes, innere Sinnesgruben (Einer) vorhanden sind. Im Allgemeinen kann man dreierlei Ansichten über das Nerven- system der Acraspedoten unterscheiden. Eımer findet folgende Be- standtheile des Nervensystems: Sinneszellen im Epithel, Nervenzellen und -fasern unter dem Epithel, Nervenzellen und -fasern in der Gal- lerte; die unter dem Epithel gelegenen Nervenzellen fasst er als Sinnesganglienzellen auf, und die centralen Theile des Nervensystems sucht er innerhalb der Gallerte in der Umgebung der Randkörper. In letzterem Punkte schließt sich ihm v. Lenpenrerp an. Gebrüder Herr- wıe und ScHÄrer führen nur die epithelialen Sinneszellen mit ihren Fortsätzen und die motorischen Ganglienzellen des Subumbrellaepithels an; sie sehen in diesen Sinnesepithelien die Centralorgane. raus findet außer diesen Elementen noch Ganglienzellen dicht unter den epithelialen Sinneszellen des Randkörpers; die Gesammtheit dieser Gan- glienzellen betrachtet er als Gentralorgan. Ich werde im Folgenden zunächst den Randkörper mit seiner Um- gebung (also den beiden Sinnesgruben) und dann das peripherische Nervensystem besprechen. In einem dritten Abschnitte soll auf Grund der morphologischen Befunde der beiden vorhergehenden eine Erklä- rung der Eımer-Romanzs’schen Versuche unternommen werden, um die Übereinstimmung jener mit diesen zu prüfen. Die Untersuchung wurde zum Theil an frischem Material vorgenommen, zum Theil an gehärtetem. Die Härtung geschah am besten mittels Pikrinschwefelsäure oder Chromosmiumessigsäure; Sublimat erwies sich als ungeeignet. Da die Gallerte von Rhizostoma eine ziemliche Festigkeit besitzt, konnte bei einiger Vorsicht die Paraffineinbettung ohne Nachtheil angewandt werden. Zur Färbung der Präparate wandte ich Safranin, bei den mit Pikrinschwefelsäure fixirten Stücken auch Häma- toxylin erfolgreich an. I. Die Randkörper und ihre Umgebung. Die Lage der Randkörper ist schon von früheren Untersuchern genau geschildert; zur Einführung beschreibe ich dieselbe möglichst Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Cuvieri. 417 kurz. Die Randkörper sitzen subumbrellar an den Enden der acht radialen und interradialen Gefäßkanäle, ganz nahe dem Schirmrande. Zu ihren Seiten liegen ein paar Lappen, die sich vor den übrigen Rand- lappen des Schirmrandes von Rhizostoma durch geringere Größe, schmä- lere und dickere Gestalt auszeichnen; sie gehen aus den Lappen der Ephyra hervor, zwischen welche die übrigen Randlappen sich später einschieben, werden also am besten als Ephyralappen (Craus) bezeich- net. An diese Lappen schließt sich am Rande der Exumbrella eine wulstförmige Verdickung des Mantelrandes; auf derselben befindet sich eine Einsenkung, welche über der Ansatzstelle des Randkörpers sich ziemlich tief in die Gallerte einbohrt; sie ist mit Sinnesepithel ausgekleidet und stellt die äußere Sinnesgrube vor. Der untere Rand des Wulstes, der Decklappen (Fig. 4 dl), ragt nach unten etwas über den Randkörper vor und bildet so die äußere Wand des theilweise abgeschlossenen Raumes, in welchem der Randkörper liegt, der Rand- körpernische oder -tasche. Die seitlichen Wandungen dieser Nische werden gebildet durch die einander zugekehrten Wände der Ephyra- lappen (Fig. / el); indem diese nach unten zunächst ein wenig näher zusammentreten, um dann aus einander zu gehen, verengert sich die Randkörpernische nach unten etwas. Nach innen (oralwärts) ist die Nische offen ; doch springen die Ränder der Subumbrella und der Ephyra- lappen ein wenig vor und verengern den hinteren Eingang zu einem langbirnförmigen Schlitz, der nach unten durch Übereinandergreifen der Lappenränder sich streckenweise schließt (Fig. 2). Der größte Theil der oberen Wand und der obere Theil der seitlichen Wände der Randkörpernische ist mit einem hohen Nervenepithel besetzt: es ist das die von Eımzr beschriebene innere Sinnesgrube (Fig. 1 :1sg). Der Randkörper von Rhizostoma liegt so, dass er bei der schwim- menden Qualle etwas schräg nach unten gerichtet ist, wobei seine Achse mit der Horizontalebene einen Winkel von etwa 10° bildet. Er ist ein gestreckter, hohler Körper, dessen Innenraum mit dem Radiärgefäß zusammenhängt, eine Fortsetzung desselben bildet. Seiner Länge nach kann man drei Theile an ihm unterscheiden (Craus, Scrärer): einen knie- förmig gebogenen hbasalen Theil, mit dem er nach oben zu der Subum- brella ansitzt, einen mittleren, geraden und einen Endtheil, der sich durch die dort angehäuften Kalkkrystalle auszeichnet und als Krystall- sack bezeichnet wird; die beiden ersten Theile fasst man passend als Randkörperstiel (Eimer) zusammen. Äußere schwache Einbuchtungen fallen ungefähr — aber nicht genau — auf die Trennungslinien der Theile. Seiner Gestalt nach ist der Randkörper denen der übrigen Acraspeden (mit Ausnahme von Nausitho&) sehr ähnlich (Eimer, O. und 28* 418 Richard Hesse, R. Herrwig, Craus); dieselbe ist leichter aus Abbildungen zu ersehen, als zu beschreiben (Eımer, Taf. II, Fig. 1 und 2). Die Betrachtungen von verschiedenen Seiten und die Querschnitte zeigen jedoch, dass der Randkörper nicht etwa walzenförmig (0. und R. Herrwig, SCHEWIAKOFF) ist, sondern eine viel größere Breite als Höhe hat. Man könnte ihn mit einem mittelalterlichen, vorn sehr breiten Schuh mit niedrigem Spann und ohne Absatz vergleichen — ein Vergleich, den ich für die Bezeichnung der einzelnen Stellen am Randkörper noch öfter gebrau- chen werde —, die Sohle des Schuhes würde dann nach unten zeigen, mit seiner Öffnung würde er der Subumbrella ansitzen. Der Anfangs- theil des Randkörpers ist doppelt so breit als hoch (Fig. 6a); in der Mitte ist der obere Theil ziemlich eben, der untere jedoch abgerundet (Fig. 6b). Der Krystallsack ist breit und ziemlich flach (Fig. 6c ist in schräger Richtung geschnitten, wesshalb der Durchschnitt beinahe kreis- rund erscheint); die Vergleichung des senkrechten und wagrechten Längsschnittes (Fig. 3 und Fig. 7) wird die beste Vorstellung von der Gestalt dieses Organs geben. Ich gebe hier einige Maße des Randkörpers an. Die Länge vom Absatz zur Spitze ist etwa 850 u, vom dorsalen Ansatz (Spann) zur Spitze 570 u, der Längs- durchmesser des Randkörperansatzes 300 u. Die Länge des Krystallsacks ist dorsal 340 u, ventral 440 u. Die Höhe beträgt am Anfang des Krystallsacks etwa 290 u, weiter nach vorn 340 u; die größte Breite des Randkörperstiels ist 440 u, die des Krystallsacks 475 u. Der Randkörper ist außen vom ektodermalen Epithel überzogen; sein Hohlraum ist vom Entoderm ausgekleidet; beide werden durch die Gallerte der Stützlamelle von einander getrennt. Da das Ento- dermrohr im Randkörperstiel überall den gleichen kreisförmigen Quer- schnitt hat und nicht ähnliche Gestaltverschiedenheiten aufweist wie die äußere Umhüllung, so muss die Stützlamelle, welche den Raum zwischen beiden ausfüllt, an den verschiedenen Theilen des Randkör- perstiels sehr verschiedene Dicke zeigen; am dünnsten ist sie an der Stelle, die man mit dem Hacken des Schuhes vergleichen könnte, am dicksten an den Seitentheilen, wo sie bis 69 u misst (Fig. 6a und D). Am Vorderende des Krystallsacks ist die Dicke der Stttzlamelle sehr gering (0,6 u). Die Gallerte des Randkörpers ist an den dünnen Stellen fast ganz frei von Zellen; an den verdickten Seitentheilen jedoch finden sich solche regelmäßig, wenn auch in geringer Zahl. So viel ich sehen kann, ist die Gallerte nirgends unterbrochen. . Die äußere Umhüllung des Randkörpers wird durch ein ekto- dermales Epithel gebildet, welches zum größten Theil, vielleicht sogar in seiner ganzen Ausdehnung, ein Sinnesepithel darstellt. Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Cuvieri. 419 Die Höhe dieses Epithels ist an verschiedenen Stellen verschieden, je nachdem wenige Zellen auf einer bestimmten Fläche vereinigt sind oder viele. Im ersteren Falle haben die Zellen cylindrische oder selbst kubische Gestalt und liegen neben einander wie die Steine eines Pflasters. Drängen sich aber eine große Anzahl von Zellen auf eine kleine Oberfläche zusammen, so ist die Gestalt der einzelnen ent- sprechend verändert: nur der Kern als Hauptorgan der Zelle hat seine Gestalt beibehalten; der Plasmakörper dagegen ist lang und dünn aus- gezogen, um so länger und dünner, je dichter die Zellen bei einander stehen; in den verschiedenen Zellen liegen die Kerne verschieden hoch, so dass ein sehr enges Zusammenpacken der Zellkörper möglich ist; die Plasmaleiber jedoch reichen alle bis zur Oberfläche des Epithels. Nach der Dicke der Kernlage lässt sich dann die Anzahl der Zellen beurtheilen. Die außerordentlich schlanke Form ist also nicht eine Eigenschaft der epithelialen Nervenzellen als solcher, sondern ist da- durch zu erklären, dass in Sinnesorganen zur Erhöhung der Leistung die Zellen auf kleinem Raume möglichst gehäuft werden. Freilich kommt bei Nervenzellen noch dazu, dass ein Theil ihres Zellplasmas in den Nervenfortsatz eingeht, also ohnedies schon weniger Plasma in der Umgebung des Kernes liegt. Die Zellen des Epithels sind theils Sinneszellen, theils Stützzellen (Eımer, O. u.R. Herrwic, Craus). DieSinnes- zellen verlängern sich an ihrem proximalen Ende in einen oder meh- rere Nervenfortsätze, an ihrem distalen Ende tragen sie, eben so wie die Stützzellen, ein Geißelhaar. Die Nervenfortsätze der Sinneszellen verflechten sich unterhalb ihrer Zellkörper zu einem dichten Nervenfilz, dessen Fasern jedoch eine bestimmte Richtung haben. Die Dicke des Nervenfilzes hängt von der Menge der Fasern ab, die in denselben eingehen, diese ihrerseits richtet sich zunächst nach der Anzahl der Sinneszellen, welche an der betreffenden Stelle des Epithels liegen; außer dem aber kommen noch Fasern von benachbarten Stellen hinzu, so dass in der Richtung auf ein Centralorgan, nach dem die Fasern hinstreben, der Nervenfilz an Dicke zunimmt; desshalb steht er in kei- nem bestimmten Verhältnis zur Dicke des FEpithels. Die Stützzellen sind unveränderte Epithelzellen ; sie erstrecken sich von der Oberfläche des Epithels bis auf die unterliegende Gallerte, der sie häufig mit einer fußartigen Verbreiterung aufsitzen; ihre Ausdehnung zeigt die Dicke des Epithels an : die Basis desselben ist an der Oberfläche der Stütz- lamelle, nicht an der oberen Grenze der Nervenfilzschicht zu suchen. Der Nervenfilz liegt also nicht unter dem Epithel, son- dern innerhalb desselben. Auf Schnitten sieht man überall die 420 | Richard Hesse, unteren Theile der Stützzellen deutlichst den Nervenfilz durchsetzen, selbst an Stellen, wo derselbe mehr als ?/; der gesammten Epithelhöhe einnimmt, wie am Boden der Sinnesgrube (Fig. 12; vgl. ferner die Figg. 4, 5, 9, 41). — Eine genauere Schilderung des Nervenfilzes kann ich hier nicht geben, da ich denselben hauptsächlich an Schnitten, jedoch nicht hinreichend an Zupfpräparaten untersucht habe. Craus schreibt in seinem Lehrbuch (4. Aufl. 1880), dass er selbst, sowie 0. und R. Herrwig, gleichzeitig und unabhängig von einander, das Nervenepithel und dessen Fibrillenschicht am Randkörper entdeckt haben; in einer Anmerkung fügt er dann hinzu, dass »neuerdings« Eimer dieselben ebenfalls gesehen und auch »die von Craus entdeckten Riechgruben« beobachtet habe. Dem entgegen ist doch zu be- tonen, dass die erste Veröffentlichung dieser beiden Entdeckungen von Seiten Eımer’s geschah, in seinem Münchener Vortrage (7), während die Arbeit von CrAus (4) erst nach dieser und eben so nach der vorläufigen Mittheilung von Gebrüder HERT- wıc im Druck erschien. CrAvs nennt sich also mit Unrecht als den ersten Entdecker des Randkörper-Nervenepithels und der Riechgruben. — SCHEWIAKOFF (24) erwähnt die den Nervenfilz durchsetzenden unteren Theile der Stützzellen; er bezeichnet sie als »Stützfasern «, »welche nichts als Fortsätze der inneren Enden der Stützzellen sind, welche bis zur Stützlamelle reichen und mit ihr in innige Verbindung treten«. Doch zieht er daraus nicht den Schluss, dass der Nervenfilz innerhalb des Epithels liegt. ' An der unteren Grenze der Kernschicht des Randkörper-Epithels findet man hier und da Ganglienzellen; doch ist dies Vorkommen kein häufiges. Eımer und Craus haben diese Ganglienzellen zuerst nachge- wiesen, Gebrüder Herrwıe fanden nichts davon. Allgemein lauten die Angaben der bisherigen Untersucher dahin, dass das Epithel, so weit es den Krystallsack überzieht, wimpernlos und nahezu ein Plattenepithel sei. Daran ist das Eine wahr, dass es hier bei Weitem niedriger ist als in anderen Stellen des Randkörpers. An Schnitten kann man sich aber überzeugen, dass auch hier bedeutende Unterschiede herrschen. Nur an der Stelle, die im Schuh über dem Rücken der Zehen liegen würde, also am vordersten dorsalen Ende des Randkörpers, ist das Epithel ein kubisches (Fig. 4; vgl. auch die nicht blau angegebene Stelle des Rk in Fig. I); an dem Vorderende, den Seiten und der unteren Fläche des Krystallsackes finde ich ein Cylinder- epithel, das sich durch die basale Nervenfilzschicht alsSinnesepithel aus- weist; nach hinten zu wird dieses Epithel stetig höher und die Nerven- filzschicht dieker. (Auch Emer fand an den Zellen des Vorderendes Nervenfortsätze.) Aber auch an jenem kubischen Epithel glaube ich an frischen Objekten, die ich in seitlicher Lage untersuchte, Wimpern wahrgenommen zu haben; konservirtes Material freilich zeigt solche nicht; doch es lässt sie auch an Stellen vermissen, wo im lebenden Thiere sicher welche vorhanden sind. Es wäre möglich, dass die Zahl Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Cuvieri. 421 der hier verlaufenden Nervenfäserchen so gering ist, dass sie sich der Untersuchung entziehen. — Die übrigen Theile des Randkörpers tragen ein hohes Sinnesepithel von wechselnder Dicke. Auf Längsschnitten sieht man dorsal eine dicke Epithellage, die nach vorn und hinten zu ziemlich steil abfällt zu niedrigeren Epithelien (Fig. 3 und 4), nach vorn zu in das Krystallsackepithel, nach hinten in dasjenige des Deck- lappens übergehend. An den übrigen Ansatzstellen des Randkörpers setzt sich das Nervenepithel direkt in dasjenige der inneren Sinnes- grube fort (Fig. 5, links). Am dicksten ist das Epithel an den Seiten- theilen, wie die Querschnitte Figg. 6a und 6b zeigen... Um die Dickenverhältnisse des Randkörperepithels näher zu belegen, führe ich einige Zahlen an: Das höchste Epithel an den seitlichen Theilen des Rand- körpers hat eine Gesammthöhe von 80 u, davon kommen auf den zugehörigen Nervenfilz 36 x; an dem Vorderende des Randkörpers sind die entsprechenden Zahlen 18 u bezw. 3,5 «; an der Sohle unter dem Beginn des Krystallsacks 21 u bezw. 8 u; etwas weiter nach dem Ansatz des Randkörpers, ebenfalls an der Sohle 32 u bezw. 16 u (die Steigerung des Verhältnisses von Epithelhöhe und Filz an diesen drei Stellen ist besonders lehrreich); an dem dem Hacken entsprechen- den Theile 32 bezw. 11,5 «; auf der dorsalen Seite sind die höchsten Zahlen 39 u bezw. 43 u. Das Verhältnis des Nervenfilzes zur Gesammthöhe, in Decimalbrüchen berechnet, ist der Reihe nach 0,45, 0,19, 0,38, 0,5, 0,36, 0,33. Die Flimmerung ist an den einzelnen Theilen des Randkörpers verschieden. Sie ist oben und unten sehr lebhaft; auf der unteren Seite (der Sohle des Schuhes) geht die Flimmerung von hinten nach vorn, ‘dem distalen Ende des Randkörpers zu; die Flimmern liegen dabei sehr schräg, wie die Halme eines von heftigem Winde bewegten Korn- feldes; Ähnliches beschreibt v. Lenpenrern (16) bei Cyanea Annaskala. An der oberen Fläche (dem Fußrücken entsprechend) ist die Flimme- rung ebenfalls nach vorn gerichtet. Am Vorderende geht die Wim- perung nach abwärts (auf die Spitze der Sohle zu) und ist ziemlich schwach; die Flimmern stehen fast senkrecht zum Epithel und be- schreiben bei ihrer Bewegung einen spitzen Kegelmantel. Die Faserrichtung im Nervenfilz ist ebenfalls verschieden an den einzelnen Stellen des Randkörpers. Auf Schnitten erkennt man sie am deutlichsten dann, wenn sie mit der Schnittrichtung zusammen- fällt; sie erscheint in diesem Falle als feine Streifung. Da jedoch diese Erscheinung eine Deutung auf zwei entgegengesetzte Richtungen zu- lässt, so kommen als weitere Kennzeichen die Dickenverhältnisse des Nervenfilzes in Betracht: die Fasern verlaufen nach der Seite, nach welcher der Nervenfilz verhältnismäßig dicker wird. Fallen Schnitt- richtung und Faserrichtung nicht zusammen, so erscheint auf den Prä- paraten der Nervenfilz punktirt durch die Quer- oder Schrägschnitte 422 Richard Hesse, der Fasern. In den seitlichen und unteren Theilen des Randkörper- 4 epithels ziehen die Fasern von vorn nach hinten; an den unteren Thei- len stimmt hierzu gut die Zunahme der relativen Dicke des Nervenfilzes: 0,49; 0,38; 0,5 (vgl. oben). In dem dorsalen Nervenepithel, welches ja hinten in das niedrige Exumbrellaepithel übergeht, laufen die Fasern offenbar nach beiden Seiten hin ; dafür spricht auch der Umstand, dass auf einem Querschnitt der Nervenfilz in der Mitte dünner ist und nach beiden Seiten zu ansteigt (Fig. 6a und b). Die seitlichen Theile bilden offenbar eine besondere Ansammlung von Fasern; hier ist der Filz am dicksten; die Fasern verlaufen in diesen Seitentheilen von vorn nach hinten, gegen den Randkörperansatz hin. Zur Erhärtung dieser Angaben weise ich auf die Zahlen der folgenden Tabelle hin; in derselben bedeuten die Zahlen eines Faches der Reihenfolge nach: die Dicke des Gesammtepithels, die Dicke des zugehörigen Nervenfilzes, das Verhältnis bei- der (in Klammern). Die wagerechten Reihen beziehen sich auf denselben Quer- schnitt; in den senkrechten Reihen stehen die Zahlen von entsprechenden Stellen der verschiedenen Querschniite unter einander. 1) Über dem An- | fang des Kry- R' Mlsacks . - 148,3 4; 43,8 uu; (0,29)| 55,2 1; 18,4 u; (0,33) 59,8 u; 23 u; (0,38) 62,1 u; 32,2 12; (0,50) stallsacks .. . 2) In der Mitte 2 des Randkör- BE perstiels.... . 62,1 u; 18,4 u; (0,30) 64,4 u; 25,3 u; (0,40) 69 u; 32,2 u; (0,47) 73,6 u; 39,4 u; (0,58 i] 3) Nahe d. Rand- [In der Mitte der Dorsal- Etwas mehr seitlich Ganz an der Seite körperansatz . 25,3 u; 9,2 u; (0,36)| 48,3 u; 18,4 u; (0,38)| 66,7 u; 34,5 u; (0,52)| 78,2 u; 43,7 u Man bemerkt überall ein Ansteigen der Verhältniszahlen von der Mitte nach der Seite für denselben Querschnitt; die absolute Dicke des Epithels ist in der zweiten wagerechten Reihe am größten; dagegen steigt in der letzten senkrechten Reihe die absolute Dicke des Epithels und des Nervenfilzes sowie die relative Dicke des letzteren von vorn nach hinten. Man kann sich nach diesen Zahlen leicht ein Bild von der Beschaffenheit des dorsalen Randkörperepithels machen. GREEFF (9) meint, dass »der mit sehr hohem Cylinderepithel bis an den End- knopf des Sinnesorgans herantretende verhältnismäßig breite Nervenstrang« hier plötzlich mitsammt dem Cylinderepithel aufzuhören scheine. Er hört aber hier nicht auf, sondern er entspringt hier. An den seitlichen und dem hinteren Theile der Randkörperbasis (im Schuh unter der Stelle, wo die Knöchel sitzen und am Absatz) er- fährt das Sinnesepithel eine bemerkenswerthe Umbildung. Die Ner- venfilzschicht ist hier verhältnismäßig sehr dick ; bei einer Gesammthöhe des Epithels von 48 u misst sie 32 u, also 0,66 oder 2/,; in diesem Nervenfilz liegen zahlreiche Ganglienzellen, deren Kerne an Hämatoxy- linpräparaten sehr auffallen (Fig. 9 und Fig. 5 gz). Wir haben hier offenbar einen Theil des Nervencentrums vor uns; der andere bedeu- Größte Dicke in den | fläche | Seitentheillen ; (0,56 | Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Guvieri. 423 tend größere Theil, mit dem diese Stellen in direkter Verbindung stehen, liegt in der inneren Sinnesgrube; ich werde daher weiter unten noch näher darauf einzugehen haben. Jedenfalls ist es sehr bezeich- nend, dass sämmtliche Nervenfibrillen des Randkörpers nach diesen Stellen hinlaufen: die Fibrillen von den dorsalen und seitlichen Ner- venepithelien laufen nach den seitlichen, die von den ventralen laufen nach den hinteren (inneren) Theilen des Nervencentrums am Rand- körper zusammen. Durch das Vorhandensein von Ganglienzellen zeichnet sich der Nervenfilz an dieser Stelle vor dem aller übrigen Theile des Randkör- pers aus, wo Zellen in ihm selbst nur vereinzelt vorkommen; auch die an der unteren Grenze der Kernlage des Epithels gelegenen Ganglien- zellen (vgl. oben) sind bei Weitem spärlicher. Über das Vorkommen von Ganglienzellen im Randkörper gehen die Ansichten der Forscher sehr aus einander, während sonst meine Schilderung des Epithels mit den Darstellungen der Mehrzahl übereinstimmt. EımEr und Craus finden im ganzen Epithel des Randkörpers Ganglienzellen »unter dem Epithel«, die Gebrüder Herrwıs nirgends eben so wie SCHÄFER. CLAus (2, p.258) führt seine Ansicht des Genaueren in folgender Weise aus: »Von den Stützzellen abgesehen, die eine mehr oberfläch- liche Lage einhalten, liegen die kleinen Kerne der hohen, in zarte Stäbchen ausge- zogenen Nervenzellen in mehreren Reihen geschichtet. Indessen gehören die theil- weise durch bedeutendere Größe ausgezeichneten tiefen Kerne nicht mehr den Stäbchenzellen, sondern besonderen von der Oberfläche herabgerückten Ganglien- zellen an, wie wir sie auch am Randkörperstiel von Charybdea, wenngleich mehr in die Fibrillenschicht selbst herabgerückt, kennen gelernt haben. Es handelt sich hier um ein Verhältnis, in dessen Beurtheilung ich den Ansichten O. und R. HERT- wis’s entschieden gegenüberstehe. Während diese Forscher sämmtliche Kerne des geschichteten Nervenepithels auf die Zellen desselben beziehen, und demgemäß das Nervensystem der Acraspeden lediglich aus Sinneszellen und der dicken Schicht feinster Nervenfibrillen bestehen lassen, so dass sich die Nervenfaserschicht nur aus den Ausläufern der Epithelzellen zusammensetze, sind nach meinen Beobach- tungen, wie bei den Craspedoten, so auch hier eine Menge allerdings relativ kleiner tief liegender Ganglienzellen vorhanden.« Dass solche Ganglienzellen wirklich da sind, habe ich oben bestätigt. Doch scheint Craus ihre Zahl zu überschätzen ; jedenfalls treten sie gegen die von mir als Nervencentrum bezeichneten Ganglien- zellen in ihrer physiologischen Bedeutung zurück. — Eine ganz besondere Schilde- rung giebt v. LENDEnFELD von dem Nervenepithel der australischen Medusen:; er findet es stets zusammengesetzt aus einem Epithel und einem Subepithel; bei Cyanea Annaskala beschreibt er im Epithel zwischen sehr breiten Stützzellen spindelförmige Sinneszellen, welche direkt aus subepithelialen Ganglienzellen ab- gehen; eine Nervenfilzschicht fehlt. Dagegen besteht das Subepithel von Grambessa mosaica aus zahlreichen longitudinalen Fasern, die vielfach die direkte Fortsetzung von Sinneszellen sind und in ihrem Verlaufe oft zu bipolaren Ganglienzellen an- schwellen. Seine Zeichnung hat jedoch mit den von mir gesehenen Bildern keine Ähnlichkeit; sie sieht etwas schematisirt aus. Dass die australischen Quallen im histologischen Aufbau von ihren morphologisch nahestehenden europäischen Ver- 424 Richard Hesse, wandten so weitgehende Abweichungen zeigen, ist sehr wunderbar. — Die wenigen, innerhalb des Nervenfilzes am Randkörperstiel gelegenen Ganglienzellen hat auch SCHEWIAKOFF (24) gesehen. In der nächsten Nähe des Becherauges von Aurelia be- merkte er außerdem eine größere Anzahl von Ganglienzellen, »die jedoch von den peripher gelegenen Sehzellen nicht zu unterscheiden sind«. Wie schon gesagt, istder Randkörper innenhohlund dieserHohlraum, das Randkörperrohr (Emer), hängt mit dem Gastrovascularsystem zusammen, ist eine Verlängerung des radiären (bezw. interradiären) Gefäßkanals; seine Wandung besteht somit aus Entodermzellen. Das Randkörperrohr zerfällt nach der Weite seines Lumens und der Beschaffenheit seiner Wandung in zwei Abschnitte, die den äuße- ren Abschnitten des Randkörpers, dem Randkörperstiel und dem Kry- stallsack, entsprechen. Im Inneren des Randkörperstiels ist der Hohlraum von kreisrundem Querschnitt und hat überall gleichen Durchmesser; die Wand besteht hier aus wimpernden Zellen, die denen der Gefäßkanäle vollkommen gleichen, nur dass sie etwas höher sind als diese (19 «). Aber auch auf einem und demselben Querschnitte des Randkörperrohres zeigt das Epithel an verschiedenen Stellen eine wechselnde Dicke; es sind nämlich die Zellen der seitlichen Wandun- gen höher als die der oberen und unteren (23 u gegen 18,5 u) (Fig. 6« und 65). Zwischen den Flimmerzellen sind Drüsenzellen eingestreut. Der andere Theil des Randkörperhohlraumes liegt innerhalb desKrystallsackes; erist den bisherigen Untersuchern vollkommen entgangen, da er bei der Undurchsichtigkeit seiner Wan- dungen von außen nicht sichtbar ist und auf senkrechten Längsschnitten des Randkörpers nur dann deutlich wird, wenn diese genau in der Längsachse geführt sind; ich konnte ihn auf solchen eben so wie auf Querschnitten an zahlreichen Präparaten nachweisen (Figg. 3, %, 6c, 7 rkr,). Der Hohlraum ist hier viel enger als im Randkörperstiel, hat auch nicht wie dort einen kreisförmigen Querschnitt, vielmehr könnte man die Form desselben als lang birnförmig bezeichnen oder mit dem Querschnitt eines Keils vergleichen, dessen Rücken abgerundet ist. Diese Verengerung wird bewirkt durch die bedeutendere Höhe der Epithelzellen, welche die Wandung des Randkörperrohres in diesem vorderen Theile bilden. Auch hier sind die Seitenwandungen dicker als die oberen und unteren, nur sind die Unterschiede noch bedeuten- der als im Entodermrohr des Randkörperstiels (vgl. Fig. 8b mit 8a). Durch diese Verschiedenheiten in der Dicke der Wandungen wird die von den Seiten her plattgedrückte Form des Krystallsackhohlraumes bedingt. Die Grenze zwischen den beiden Abschnitten des Randkörperrohres Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Cuvieri. 425 fällt mit derjenigen zwischen Randkörperstiel und Krystallsack zu- sammen, und steht somit, wie diese, nicht senkrecht zur Längsachse des Randkörpers, sondern ist gegen dieselbe in der Weise geneigt, dass sie auf der »Rückenseite« der Spitze näher liegt als auf der »Sohlenseite« (Fig. 4). Die beiden Abschnitte des Randkörperrohres sind scharf gegen einander abgesetzt durch eine Erhöhung des Entodermepithels, Jedoch ist diese Erhöhung nicht eine plötzliche; die an der Grenze stehenden Zellen würden ja sonst mit ihren Seitentheilen eine Oberfläche be- grenzen, was wohl nirgends vorkommt. Vielmehr nehmen die Zellen allmählich an Größe zu und neigen sich mit ihren oberen Theilen der Basis des Randkörpers zu, so dass sie auf diese Weise eine Ebene bilden, welche den Eingang zu dem enge- ren Theile des Randkörperrohres rings umgiebt; das beigedruckte Schema (Abbildung I) und die Fig. # machen dies deutlich. Es besteht also am Eingang des verengten Randkörperrohres die Wandung desselben aus hohen Epithelzellen. Weiterhin scheint das auf den ersten Blick anders zu sein. Dort liegt in der Wand eine große Anzahl wabenförmiger Hüllen, welche im frischen Randkörper je mit einem Krystall erfüllt sind, nur durch wenig Zwischenmasse von einander getrennt; in der Zwischenmasse sieht man Zellkerne und einzelne Häufchen körnigen Pigments vertheilt, und man bekommt den Eindruck, als lägen hier polygonale Zellen, in welchen die Krystalle durch Absonderung entstanden wären. In dieser Weise ist der Inhalt des Krystallsackes bisher auch stets aufgefasst worden. Bei genauerem Zusehen entdecken wir aber auch in diesen Theilen der Krystallsack- wand die Spuren von hohen Epithelzellen. Besonders in der Um- gebung des Hohlraums sieht man diese schmalen Zellkörper deutlich neben einander liegen; die Pigmentkörnchen, welche zwischen denZellen liegen, machen das noch augenfälliger durch ihre Anordnung senkrecht zur Oberfläche der Wand (Fig. 4, 8a und 8b). An günstigen Stellen kann man diese Zellenden bis weit zwischen die Krystalle hinein ver- folgen, häufig bis zu ihrem Kern; bisweilen sieht man sie dann einem Krystall so aufsitzen, dass man sich der Vermuthung nicht verschließen kann, dieser Krystall sei von der Zelle abgesondert, so in Fig. 8a links und rechts am Rande. Die Zellkörper verlaufen parallel, bisweilen nach außen strahlenförmig aus einander weichend, einzelne wohl auch etwas gebogen, sich zwischen den Krystallen durchschlängelnd. Nach der inneren (proximalen) Grenze des Krystallsackes zu zeigen diese Verhältnisse eine zunehmende Klarheit; die Krystalle werden kleiner 426 Richard Hesse, und spärlicher, die Zellen immer deutlicher, bis man endlich zu den an der Grenze selbst liegenden Zellen kommt, in denen überhaupt keine Krystalle abgesondert worden sind (Fig. 4). So finden wir einen allmählichen Übergang von einem deutlichen hohen Cylin- derepithel zu dem durch Krystallablagerung durchaus veränderten Theile der Wand. Jedenfalls ergiebt sich daraus, dass auch jene Theile, in denen jetzt die Zellen undeutlich sind, ursprünglich ein Gylinderepithel mit hohen schmalen Zellen darstellten. Die einzelnen Übergänge, die wir jetzt noch vom unveränderten zu dem verwandelten Epithel neben einander sehen, zeigen uns die ver- schiedenen Zustände, welche von jenen Theilen zeitlich nach einander durchlaufen wurden. Bisher wurde der Krystallsack stets als solid angenommen; dass er jedoch in früheren Entwicklungsstufen einen Hohlraum hat, dessen Wände von Entoderm- epilhel gebildet werden, hat Craus (4, p. 444) von Chrysaora beschrieben. v. LENDENFELD meint, dass das »entodermale Subepithel« eine Masse polyedrischer Zellen im distalen Randkörpertheil bilde, deren jede einen Otolithen von rundlicher oder eckiger Gestalt birgt. Dieses »entodermale Subepithel« ist eigens für die Er- klärung des Krystallsacks erfunden, denn sonst kommt es im Entoderm nirgends vor. — Die Ansicht von GREEFF, dass die Krystalle sammt dem sie stützenden Zell- netz vom Mesoderm abstammen, wird keine weiteren Anhänger finden, eben so wenig wie die Vermuthung, dass der nach vorn verlaufende »Nerv« sich an der Stelle, wo er aufzuhören scheint, in ein feines Netz auflöse und in das die Krystalle bergende Stützwerk des Sinneskörpers eindringe. Der »Nerv« läuft eben nicht nach vorn, sondern von vorn nach hinten. An der Entodermbekleidung des Randkörperrohres findet sich noch eine Stelle, welche unsere Aufmerksamkeit in hohem Maße ver- dient. Gerade über der Ursprungsstelle des Randkörpers nämlich er- streckt sich die äußere Sinnesgrube, welche wir weiter unten näher zu besprechen haben, ziemlich tief in die Gallerte hinab, so dass ihr Boden von der Wand des Randkörperrohres nur durch eine dünne Gallertlage (etwa 10 u dick) getrennt ist. Durch diese strahlen vom Boden der Sinnesgrube zahlreiche Nervenfäserchen gegen das Rand- körperrohr aus und bilden um dasselbe eine Hülle verfilzter Nerven- fasern, einen Nervenfilz, der den Gefäßkanal in der Höhe des Randkörperursprungs umgiebt (Fig.önfs). Es ist un- wahrscheinlich, dass dieser Nervenfilz Fäserchen von den Entoderm- zellen bekommt. An der hinteren Seite des Randkörperursprungs (dem Hacken des Schuhs entsprechend) steht dieser Nervenfilz mit dem- jenigen des dort liegenden Nervenepithels in Verbindung, wie ich auf Querschnitten deutlich erkannte. Also haben wir hierin wohl nur die Brücke zu sehen, durch welche die äußere Sinnesgrube mit dem Ner- Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Quvieri. 427 vencentrum am Grunde des Randkörpers verbunden ist. Doch scheinen _ auch einige Nervenfasern an das Gastrovascularsystem abzugehen; wenigstens habe ich eine solche eine Strecke weit in der dorsalen Wand des Radiärgefäßes zwischen der Basis der Epithelzellen verfolgen können (Fig. 5 nf). SCcHÄFER (20) hat diese Nervenbrücken zwischen äußerer Sinnesgrube und Randkörperrohr sowie den Nervenfilz um das Randkörperrohr zuerst beobachtet und gut abgebildet (Fig. 48). Er findet jedoch am ganzen Randkörperstiel unter den Entodermzellen ein »Fibrous stratum« wie unter den Ektodermzellen, und führt dasselbe auf dünne Fortsätze von Zellen des Krystallsackes zurück; ich habe nir- gends an den vorderen Theilen des Randkörperrohres einen: Faserfilz unter den Zellen beobachten können. — ScHEWIAKOFF (24) sagt, dass bei Aurelia die Nerven- faserschicht des »Riechgruben«-Epithels »mit der Nervenfaserschicht des Rand- körpers in direkter Verbindung« stehe, »wie man sich an höher geführten Schnit- ten leicht überzeugen kann«; er wiederholt dann später, dass sich die letztere »in die unterhalb der Riechgrube gelegene Nervenfaserschicht fortsetze«. Eine ge- nauere Beschreibung oder Abbildung giebt er jedoch nicht, so dass schwer zu sagen ist, wie weit seine Beobachtungen mit denen von ScHÄFER und mir überein- stimmen, Wie Eımer (8) habe auch ich einen Zwillingsrandkörper mit gemein- samer Randkörperwurzel gefunden (Fig. 40). Auf gewisse Abweichungen in der Lage der Randkörper werde ich weiter unten zu sprechen kommen, Zur Vergleichung bespreche ich in Kurzem den Randkörper von Gotylorhiza. In der Form ist derselbe demjenigen von Rhizo- stoma sehr ähnlich; nur erscheint er etwas plumper. DieFig.17und18 geben besser eine Vorstellung von der Gestalt desselben, als es Schil- derungen vermögen; auch hier haben wir keine walzenförmige, sondern eine von oben nach unten zusammengedrückte Gestalt. Die histologische Beschaffenheit des Epithels ist die gleiche wie bei Rhizostoma. Eben so sind die Dickenverhältnisse desselben ähnliche; vor Allem sind es auch hier die Seitentheile des Randkörpers, welche das dickste Epithel und zugleich den verhältnismäßig dicksten Nervenfilz zeigen (69 u bezw. 39 u, Verhältnis 0,63). In der Nervenfilzschicht des Randkörperepithels liegen auch hier keine Ganglienzellen, auch an der Ansatzstelle des Randkörpers nur vereinzelte; das Nervencentrum scheint hier fast ganz in der inneren Sinnesgrube gelegen zu sein. Der Theil des Randkörper- rohres, der sich in den Krystallsack hinein fortsetzt, ist hier außerordent- lich dünn, bisweilen ganz obliterirt; so ist er auf Fig. 18 noch deutlich wahrnehmbar; an dem Querschnitt durch den Krystallsack jedoch, der auf Fig. 19 dargestellt ist, findet sich nur eine Andeutung davon. Die Absonderung von Krystallen finde ich auch an jungen Exemplaren schon so weit fortgeschritten, dass krystallfreie Zellen, wie bei Rhizo- stoma, nicht mehr vorhanden sind. Doch erkennt man auf Querschnitten 428 Richard Hesse, noch ziemlich deutlich die Zellkörper der Epithelzellen (Fig. 19). Wir können also nicht zweifeln, dass auch hier der Krystallsack ursprüng- lich von einem hohen Cylinderepithel ausgekleidet war. An dem En- toderm des Randkörperrohres fand ich bei Cotylorhiza keinen Nervenfilz; es hängt dies offenbar mit dem Fehlen der äußeren Sinnesgrube zu- sammen, ein Zeichen, dass der Nervenfilz am Entoderm bei Rhizostoma wahrscheinlich nur als Verbindungsbrücke von der äußeren Sinnes- erube zum Nervencentrum am Randkörperansatz und der inneren Sinnesgrube dient. Das Dach der Randkörpernische hat bei Rhizostoma hinter dem Randkörper die Form eines Tonnengewölbes, das in seiner Längs- erstreckung radiär d.h. auf den Mundstiel der Meduse zu, gerichtet ist. In der gleichen Richtung ist es mitten durchzogen von einem scharfen Kamm, der das Gewölbe in zwei Theile sondert. Diese. Sonderung er- kennt man schon bei der Betrachtung der unverletzten Randkörper- nische von der Subumbrella aus (Fig. 2) ; durch die helle Gallerte der Subumbrella siehtman das undurchsichtige Epithel des Daches der Rand- körpernische in Formeiner dunklen breiten, abgerundeten Scheibe durch- scheinen, die oben in ihrer Mitte einen hellen Einschnitt, das Bild jenes Gallertkammes, zeigt. Auch auf Schnitten (Fig. 14 khs) ist der Kamm deutlich sichtbar, und wir erkennen hier, dass wir es nicht etwa mit einer Faltung des Epithels, sondern mit einer kielförmigen Erhebung der Gallerte zu thun haben, der das Epithel dicht anliegt, und in der sich hier und da auch Gallertzellen finden. Nach seinen beiden Enden zu nimmt der Kamm an Höhe ab und verstreicht nach hinten ; mit seinem Vorderende geht er gerade in den Ursprung des Randkörpers ein (Fig. 1 khs). Dieses Dach der Randkörpernische trägt fast in seiner ganzen Aus- dehnung ein hohes Nervenepithel, welches dem des Randkörpers in allen Stücken gleicht, ich bezeichne diesen Bezirk als innere Sinnes- grube. Nach vorn zu steht das Epithel derselben mit dem des Randkörpers in ununterbrochenem Zusammenhang, nach hinten reicht es nicht ganz bis an den Eingang der Randkörpernische, sondern ist durch eine Strecke einfachen Cylinderepithels von demselben getrennt. Seitlich greift das Nervenepithel in etwa halbkreisföormigem Bogen auf die Seitenwände der Randkörpernische über. Die Ausdehnung dieses Epithels habe ich in Fig. mit blauer Farbe angedeutet. Der Schnitt ist bei dieser Figur etwas seitlich von dem Gallertkamme radiär durch die Randkörpernische geführt; die eine Hälfte des Gewölbes ist also fort- genommen, und man sieht auf den Kamm und die von diesem theil- weise verdeckte andere Hälfte des Gewölbes. Auch der Kamm ist von Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Cuvieri. 499 Nervenepithel überzogen; er trennt also nicht zwei Epithelgebiete von einander, sondern dient lediglich der Vergrößerung der Oberfläche. Im Übrigen istdie Wand der Sinnesgrube vollkommen glatt, ohne Falten, Zapfen oder Vorsprünge. Der Vergrößerung der epithelialen Oberfläche mögen auch die paarigen Ein- senkungen dienen, welche bei Aurelia die innere Sinnesgrube darstellen. Von Eimer (8) sind sie als Riechkappen bezeichnet, ScnäÄrer (20) hat zwar ihre Paarig- keit verkannt, schildert aber sonst treffend diese »Fovea nervosa inferior« als »a deep depression of ihe surface«, und giebt eine entsprechende Zeichnung davon. Seine Abbildung, Fig. 17, stimmt mit derjenigen Eımer’s, Taf. V, Fig. 4, ganz über- ein. Diese inneren Sinnesgruben sind wahrscheinlich das Gleiche, was EHRENBERG bei Aurelia als Ganglien beschreibt. Auch Craus (1) bildet diese paarigen Gruben richtig ab und nennt sie Ganglien, beschreibt sie aber als »paarige, in Form zweier Zapfen angeschwollene Verdickungen des Ektoderms« Craus selbst scheint nach seinen Ausführungen im Nachtrag zu 3 diese Übereinstimmung seiner »Ganglien« mit Eımer’s Riechkappen nicht zuzugeben; wenn er sich hier aber auf ScHÄrer's Darstellung beruft, so erkennt er damit auch die Richtigkeit des Eımer’schen Be- fundes.an; seine erste, oben im Wortlaut angeführte Angabe aber lässt sich nur so deuten, dass er diese Gebilde für solide Zapfen gehalten hat. Diesen Eindruck hat schon Eımer bekommen, und ich theile denselben, auch auf die Gefahr hin, von CrAus dafür eben so wie Eımer ohne Namennennung in wohlfeiler Weise angegriffen zu werden. — Bei Cotylorhiza ist die innere Sinnesgrube nicht von einem Kiel durchsetzt, sondern ganz glatt; bei Pelagia fand ich das Nervenepithel in der Randkörpernische auf eine geringe Stelle am Randkörperansatz beschränkt. In der inneren Sinnesgrube liegen im Nervenfilz des Epithels zahlreiche Ganglienzellen, wie ich das oben von den Stellen am Grunde des Randkörperstiels beschrieben habe. Be- sonders in der Nachbarschaft des Kammes und an der Ansatzstelle des Randkörpers sind diese Zellen häufig, an den anderen Stellen der Sinnesgrube kommen sie nur vereinzelt vor. Die in der Nervenfilz- schicht liegenden Ganglienzellen halte ich für gleichwerthig mit denen, welche O. und R. Herrwie und Eımer an der gleichen Stelle bei Craspe- doten nachgewiesen und auf in die Tiefe getretene Epithelzellen zurück- geführt haben. Man kann für sie wohl die gleiche Herkunft annehmen. Auch hier sind die Kerne der Ganglienzellen verschieden groß; die meisten haben dieselbe Größe wie die Kerne der Epithelzellen, doch sind auch solche von fast doppeltem Durchmesser eingestreut. Der Zellleib der Ganglienzellen ist an Hämatoxylinpräparaten ungefärbt und hebt sich so gegen den umgebenden Nervenfilz deutlich ab (Fig.5); er ist meist von etwas länglicher Gestalt und hat, so weit sich das nach Schnittpräparaten beurtheilen lässt, nur zwei Fortsätze, welche der Ober- fläche des Epithels parallel nach entgegengesetzten Richtungen abgehen. Die mit Ganglienzellen ausgestatteten Epitheltheile der Sinnesgrube und des Randkörpers hängen unter einander 430 Richard Hesse, zusammen, und zwar bilden sie in ihrer Gesammtheit etwa die Ge- stalt eines Spornes, der dem Randkörperschuh ansitzt; der Hacken des Randkörpers wird von den zwei Spangen der Sporngabel seitlich um- "griffen, während die zu Seiten des Kammes der Sinnesgrube liegenden Strecken dem Stachel des Spornes entsprechen würden. In diesen, mit Ganglienzellen versehenen Theilen des Nervenepithels möchte ich die eigentlichen Central- organe des Nervensystems der Medusen sehen. Ich gehe dabei von der Überlegung aus, dass eine centrale Nervenzelle, welche willkürliche Bewegungen ausiösen soll, nicht direkt mit der Außenwelt in Beziehung stehen, vor Allem von dort keine unmittelbaren Reize empfangen darf. Zu einer Betrachtung dieser Stellen als Nervencentren stimmt auch die Thatsache, dass nach ihnen zu die Fasern der Nerven- filzschichten zusammenströmen. Die Nervenfibrillen gehen im Randkörper, wie wir oben sahen, alle in den Seitentheilen und dem ventralen Theile desselben gerade auf die an seiner Basis gelegenen Theile des Nervencentrums zu. Auch die äußere Sinnesgrube ist durch die das Randkörperrohr umspinnenden Fasern mit der Basis des Rand- körpers verbunden. Später werden wir sehen, dass auch das periphe- rische Nervensystem durch zahlreiche Fasern mit der inneren Sinnes- grube verbunden ist; doch kann ich den Verlauf dieser Fasern nur bis zum Eintritt in den Nervenfilz der Sinnesgrube verfolgen, innerhalb desselben jedoch nicht mehr genau bestimmen. Die am Randkörperstiel gelegenen Theile des Nervencentrums sind es vielleicht auch, welche verletzt werden beim Einstechen in den Randkörperstiel, worauf die rhythmischen Zusammenziehungen der Meduse aufhören (Eınzr, vgl. unten). Dass die Nervencentren in der Umgebung der Randkörper liegen, ist ja durch die Versuche von EımEr und Ronanes unzweifelhaft festgestellt. Ich glaube hier- mit die morphologischen Grundlagen derselben gefunden zu haben. Zugleich aber ist die Ansicht von O. und R. Herrwıc widerlegt, dass bei den Acraspeden keine Ganglienzellen im Nervenfilze der Nervenepithelien vorkommen; damit fällt auch die Folgerung, dass das Acraspedennervensystem niedriger stehe als das der Craspedoten. Unhaltbar ist auch die Ansicht von ScHÄrEr, dass wahrscheinlich die Gesammtheit der mit nervösem Substratum versehenen Epithelien ein rudimentäres Nervencentrum bilde. Auf die Ansichten von EımEr, dass das nervöse Centralorgan in der Gallerte gelegen sei, werde ich weiter unten zu sprechen kommen. Dort werde ich auch v. LENDENFELD’S Angaben berücksichtigen. Noch ein Wort über die Gefäßverhältnisse der Randkörpergegend, besonders der Ephyralappen. Das Radiärgefäß, in dessen Verlänge- rung das Randkörperrohr liegt, sendet nach den Seiten zwei Schenkel ab, TR u re Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Cuvieri. 431 die in die Ephyralappen eindringen. Das Randkörperrohr ist mit den übrigen Gefäßen nicht durch eine Gefäßplatte verbunden, wie sie sich sonst zwischen den Gefäßen des Medusenschirmes ausbreitet; eine solche setzt sich an das Randkörperrohr überhaupt nicht an. Wohl aber gehen von den beiden Gefäßschenkeln der Ephyra- lappen Gefäßplatten aus; diese vereinigen sich mit dem Ektoderm /Figg. 15 und 16). Die Vereinigungsstelle der dem Rand- körper zugekehrten Platte mit dem Ektoderm verläuft zunächst am Rande der inneren Sinnesgrube und geht dann im Grunde einer Furche am Ephyralappen entlang; ähnlich liegt die Verbindungsstelle der Gefäßplatten der anderen Seite in einer Furche (gpf). In den proxi- malen Theilen der Lappen ist die Entfernung zwischen Gefäß und Furche ziemlich groß, also die Gefäßplatte breit (Fig. 15); in dem dista- len Theile dagegen senken sich die Furchen sehr tief ein, so dass nur noch ein ganz schmaler Zwischenraum, weniger Zellen Breite, zwischen dem Gefäß und dem Ektoderm bleibt und die Gefäßplatte hier sehr schmal ist (Fig. 16). Ich erwartete immer, auf eine Öffnung des Ge- fäßes nach außen zu stoßen; doch konnte ich eine solche nicht nach- weisen. Auf der Strecke zwischen den beiden Gefäßplattenfurchen . eines Ephyralappens sind, in den distaleren Theilen der Lappen, die meisten Epithelzellen zu Drüsenzellen umgewandelt (Fig. 16). Interes- sante Aufschlüsse giebt vielleicht die Verfolgung dieser Thatsache an der Ephyra. _ Dies Verwachsen der Gefäßplatten mit dem Ektoderm in der Nähe der Rand- körper wurde zuerst von Eimer beschrieben; doch leugnet v. LENDENFELD Solche Ver- bindung und findet die betreffenden Angaben Eıner’s zweifelhaft. Ich glaube _ dieselben hiermit als richtig erwiesen zu haken. Die äußere Sinnesgrube liegt auf einem flachen Wulst des Exumbrellarandes, der im Zusammenhang mit den Ephyralappen steht (Trichterwulst, Craus). An der Stelle, die über dem Ursprung des Randkörpers liegt, senkt sich das Epithel breit trichterförmig tief in die Gallerte ein, wie schon oben geschildert. Die gegen den Schirm- rand stehen bleibende Gallertleiste, welche von niedrigem Exumbrella- Epithel überzogen ist, wird als Decklappen (Fig. 1 di) des Randkörpers bezeichnet; dieser schließt die Randkörpernische nach vorn ab. Wo sie vom Rande dieses Decklappens begrenzt wird, ist die Sinnesgrube am breitesten; von hier aus setzt sie sich nach oben in der Form eines gleichschenkligen Dreiecks fort; in ihren oberen Theilen ist sie weniger tief eingesenkt (vgl. Figg. 10, 44,15 äsg, und die beigedruckte Abbil- dung 1). Das ganze Gebiet, welches von den Schenkeln dieses Dreiecks und Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX. Bd. 99 432 Richard Hesse, vom Oberrande des Decklappens begrenzt wird, ist mit einem Nerven- epithel bekleidet. Das Epithel ist jedoch nicht glatt ausgebreitet, son- dern stark gefaltet. Die Gallerte unter dem Epithel nämlich erhebt sich in zahlreichen mehr oder weniger scharfen Leisten und Kielen, zwischen denen dann Furchen liegen. Die Richtung dieser Kiele ist eine doppelte; ein Theil derselben geht vom Boden der Sinnesgrube strahlenförmig gegen die Ränder derselben hin; ein anderer dagegen begrenzt die Ränder der Grube. Da IN wo die Leisten von beiderlei Richtung —_ ii N zusammenstoßen, biegen sie in einan- | h.) der um. Das Epithel schmiegt sich der 7 Gallerie eng an und macht ihre Un- / ebenheiten mit; so entstehen also Er- höhungen und Vertiefungen im Gebiete der Sinnesgrube. In der ganzen Sinnesgrube beob- N achtet man eine lebhafte Flimmerung 2) DEE (Huxtey). Die Richtung der Flim- merbewegung ist eine ganz be- stimmte; sie geht in den Vertiefungen von dem Boden der Sinnesgrube fort nach dem Rande zu, also strahlig wie die Thäler zwischen den Leisten. Von den Erhöhungen aber geht überall die Flimmerrichtung den Thälern zu (Ab- bildung II); auf der beistehenden Figur ist durch Pfeile die Richtung der Flimmerbewegung angegeben. Das Epithel der Sinnesgrube gleicht dem des Randkörpers; es ist ein Nervenepithel mit Nerven- und Stützzellen; nur in den Ver- tiefungen finden sich vereinzelte Drüsenzellen von schlanker Gestalt, die sich bei der Untersuchung des frischen Gewebes als hellglänzende Punkte abheben; dieselben unterscheiden sich von denen der Subum- brella dadurch, dass sich ihr Inhalt mit Hämatoxylin nur wenig färbt. Im basalen Theile des Epithels liegt ein Nervenfilz, dessen Dicke nach dem Grunde der Sinnesgrube zu wächst, und zwar nicht nur absolut, sondern auch relativ; das zeigen folgende Zahlen, welche die Höhe des Gesammtepithels und die des zugehörigen Nervenfilzes für eine Anzahl von oben nach unten auf einander folgender Stellen angeben; das’ jedesmalige Verhältnis beider ist in Klammern zugefügt: 16 u, 2,3 u (0,14); 27,6 u, 6,9 u (0,25); 29,9 u, 9,2 u (0,3%); AN,k u, 44,5 u (0,30); 48,3 u, A6,1 u (0,33). Die Richtung der Nervenfibrillen geht strahlig — — TE Abb. II. Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Ouvieri. 433 nach dem Boden der Sinnesgrube zu, wie diejenige der Epithelfalten und Gallertleisten ; die Diekenzunahme des Nervenfilzes nach unten zu erklärt sich also auch hier dadurch, dass zu den Fibrillen der betreffen- den Epithelstelle von oben noch weitere hinzukommen. Im Grunde der Sinnesgrube, wo sich alle diese Fibrillenmengen auf engem Raume vereinigen, ist dann ein Nervenfilz von außerordentlicher Dicke ange- sammelt, so dass das Epithel über demselben hier knopfförmig aufge- trieben wird; im Übrigen ist die Zahl der Nervenzellen hier nicht größer, die Schicht der Kerne der Epithelzellen nicht dicker als an anderen Stellen (Fig. 5 und 9). Bei einer Gesammthöhe des Epithels von 445 u kommen 98 u auf den Nervenfilz (Verhältnis 0,85). Auch im Epithel der äußeren Sinnesgrube gehen die Stützzellen stets bis zur unterliegenden Gallerte, selbst bei dem dicken Nervenfilz am Boden derselben (Fig. 9), so dass auch hier der Nervenfilz innerhalb des Epithels liegt. Vom Grunde der äußeren Sinnesgrube strahlen ziem- lich zahlreiche Nervenfasern aus (Fig. 5 und 9). Man kann dieselben durch die Gallerte zu dem Entoderm des Randkörperrohres verfolgen, in dessen Nervenfilz sie eingehen, wie oben geschildert wurde. Da wo sie von der Sinnesgrube abgehen, erhebt sich das Ge- webe ein wenig kegelförmig, indem wahrscheinlich mehrere Fäserchen, die nicht dicht bei einander liegen, sich zu einem die Gallerte durch- setzenden Bündelchen vereinigen; eine ähnliche kegelförmige Verbrei- terung zeigen diese Bündelchen beim Ansatz an das Entoderm. Auch an den Seitentheilen desBodens der Sinnesgrube konnteichsolcheFäserchen abgehen sehen /Fig. 9), vermochte sie jedoch nicht weiter zu verfolgen. Sie haben scheinbar die Richtung auf das Ektoderm des Randkörper- ursprungs; doch sah ich sie nie bis dorthin verlaufen, eben so wenig wie ich dort kegelförmige Ansätze ankommender Nervenfasern be- merkte!. Ich glaube aber, dass sie in schwachem Bogen nach den etwas ferner liegenden Theilen des Nervenfilzringes gehen, der das Randkörperrohr umgiebt. Da dieser Nervenfilzring mit dem Ektoderm der Randkörperbasis verbunden ist, so ist auch die äußere Sinnesgrube mit dem dort liegenden Nervencentrum verknüpft. Ganglienzellen habe ich — vielleicht mit Ausnahme einer gleich zu besprechenden Stelle — nirgends in der Nervenfilzschicht der. äuße- ren Sinnesgrube bemerken können. Sie ist also lediglich Sinnesorgan. Als solches mag sie dem Geschmackssinn dienen, wenn auch andere Deutungen durchaus nicht auszuschließen sind. 1 ScuÄrer hat allerdings solche Fasern beschrieben und abgebildet (Fig. 18), 29* ef DR AUEEN art EN x) i 434 Richard Hesse, An dem Epithel dieser Sinnesgrube bemerkte ich eine durch besondere Eigenthümlichkeiten ausgezeichnete Stelle; auf radiären Schnitten (Fig. *) liegt sie 250 u vom Boden der Sinnesgrube entfernt und dehnt sich nach oben aus auf eine Strecke von 170 u. Sie nimmt in ihrer Breitenerstreckung die Mitte der Sinnesgrube ein, und ist etwa 400 u breit. Ich habe sie an allen Präparaten an der gleichen Stelle regelmäßig wiedergefunden. Das Epithel zeichnet sich hier dadurch aus, dass in der Nervenfilzschicht noch eine Anzahl Kerne liegen. Die- selben gehören nur zum Theil Ganglienzellen an, wie in der inneren Sinnesgrube, die meisten jedoch gehören zu Epithelzellen, welche durch ihren dünnen, fadenförmigen Protoplasmaleib ganz das Aussehen von Nervenzellen haben; dass sie solche sind, wird wahrscheinlicher da- durch, dass sie sich mit Osmiumsäure dunkler färben als andere, brei- tere Epithelzellen zwischen ihnen, die man als Stützzellen ansprechen muss; dazwischen finden sich noch zahlreiche andere Nervenzellen, deren Kerne nicht im Nervenfilz liegen (Fig. 13). An dieser Stelle nun treten von der Nervenfilzschicht aus zahlreiche Fasern in die Gallerte ein: es bilden sich kleine, in die Gallerte hinein- ragende Kegel, und diese verlängern sich in einzelne Faserbündelchen, die sich wohl auch in mehrere Einzelfasern auflösen. Die Fasern mögen zum Theil den oben besprochenen Zellen zugehören, die man nur hier trifft, zum Theil kann man aber auch verfolgen, dass sie nach dem oberen Ende der Sinnesgrube zu in den Nervenfilz umbiegen. Dieses Verhalten ist um so auffälliger, als ich sonst an keiner Stelle der Sinnes- grube, ausgenommen den Boden derselben, Fasern in die Gallerte habe eintreten sehen, und als hier kein anderes Epithel in der Nähe ist, nach dem sie hinziehen könnten. Auch ist die Zahl der in der Nähe liegenden Gallertzellen, mit denen die Fasern eine Verbindung eingehen könnten, nur eine beschränkte. Jedenfalls ist aber nicht anzunehmen, dass diese Nervenfasern frei in der Gallerte endigen. Eimer hat eine Verbindung von Fasern der Gallerte mit Epithelzellen der Sinnesgrube bei Aurelia in viel größerer Ausdehnung gesehen (8, p. 177). Ver- gleichende Untersuchungen an einer größeren Anzahl von Arten sind hier noth- wendig, um diese wichtigen Verhältnisse, die bisher nur von EımEer beobachtet wurden, genauer zu erforschen. Auffällig ist es, dass die Gallertzellen, welche in dem Gebiete der äußeren Sinnesgrube und der oberen Theile der Ephyralappen unter dem Epithel liegen, in der Mehrzahl eine längliche, vielfach verzweigte Gestalt haben ; sie unterscheiden sich dadurch von den Gallertzellen der übrigen Theile, welche an konservirten Präparaten meist rundlich erscheinen. Freilich sind die verästelten Gallertzellen nicht auf diese Br >} Ri Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Onvieri. 435 Stelle beschränkt, man findet sie auch sonst, doch nirgends in solcher Anzahl wie hier. Sie bilden häufig Ansammlungen, und ihre Fortsätze scheinen dann Verbindungen unter einander einzugehen. Es liegt zu- nächst nahe, dieses reichliche Vorkommen mit der zweifellos nervösen Natur der Sinnesgrube in Verbindung zu bringen und in den verästelten Zellen Nervenzellen sehen zu wollen. Doch sprechen dagegen eine An- zahl schwerwiegender Gründe. Die Gestalt der Zellen ist ziemlich wechselnd ; meist sind sie langgestreckt; doch kommen auch kürzere vor; die Kontouren des Zellleibes sind nicht glatt, sondern bisweilen blasig aufgetrieben. Das Plasma ist ziemlich grob granulirt, und zeigt nicht den fibrillären Bau, wie bei anderen, zweifellosen Nervenzellen der Medusen; der Kern ist ziemlich klein und liegt meist am einen Ende der langgestreckten Zelle. Wechselnd ist auch die Vertheilung;; man findet die Zellen oft in einem Präparate zahlreich an Stellen, wo sie in einem anderen nur in geringer Anzahl liegen. Eimer, der in diesen Zellen Nervenzellen erblickt, verkannte durchaus nicht, dass sie die größte Ähnlichkeit mit Bindegewebszellen haben; doch fand er in der unver- änderlich sternförmigen Gestalt derselben einen Unterschied den amö- boid beweglichen Bindegewebszellen gegenüber. Er sieht .in ihnen werdende Nervenzellen, die sich .eben erst aus indifferenten Zellen herausbilden. Diese Auffassung bietet ihm auch den Schlüssel für das Fehlen dieser Zellen in der Gallerte von Cyanea capillata; bei dieser ist also das Nervensystem ganz auf das Ektoderm beschränkt und noch nicht in die Gallerte eingetreten. Schließt man sich dieser Ansicht nicht an, so wird es allerdings durch das Fehlen von Gallertzellen bei manchen Medusen unwahrscheinlich, dass wir es in diesen Zellen mit wirklichen Nervenzellen zu thun haben. Man müsste sonst annehmen, dass zwischen so nahe verwandten Formen tiefgehende Unterschiede im Aufbau des Nervensystems vorhanden seien. Nur durchaus zwin- gende Gründe können aber zu einer solchen Annahme nöthigen. Solche Gründe hatte offenbar Eimer für seine Annahme, dass die verästelten Zellen der Gallerte Nervenzellen seien und eine Anhäufung derselben das Central- organ darstelle. Denn nur so erklärte sich ihm die wunderbar enge Verknüpfung der einzelnen Abschnitte des Schirmes unter einander, die ihm seine physio- logischen Versuche zeigten. Andererseits fand er hierin eine annehmbare Erklä- rung dafür, dass eine Qualle, welche durch Ausschneiden aller Randkörper mit Umgebung (kontraktile Zonen) bewegungslos geworden ist, nach einer gewissen Zeit ihre Zusammenziehungen wieder aufnimmt (»Erholung«) und für kürzere oder längere Dauer fortsetzt; er führte diese Erscheinung zurück auf eine Bildung von Ersatzcentren in der Gallerte. Der erste Grund Eımer’s fällt für uns fort, da, wie im U. und III. Abschnitt dargelegt werden wird, ein ausgedehntes System peripherer Nerven vorhanden ist, welches diesen Zusammenhang hinreichend erklärt. Die ziemlich hohe Ausbildung dieses Nervensystems und seine Geschlossenheit machen 436 Richard Hesse, ein weiteres Nervensystem nicht nöthig. Auch ist ja nach unseren Untersuchungen ein Nervensystem in der inneren Sinnesgrube und am Randkörperansatz vorhan- den, welches allen Anforderungen entspricht und eben so gebaut ist wie die cen- tralen Theile der Craspedoten, wie sie Eımer selbst und Gebrüder Hertwic be- schrieben haben. — Wie freilich die Erholungserscheinungen zu erklären sind, ist zweifelhaft; zur Klarstellung dieser Frage sind erneute: Versuche nothwendieg. Immerhin muss man im Auge behalten, dass erneute Untersuchungen erweisen können, dass die aus der äußeren Sinnesgrube in die Gallerte eintretenden Nerven- fasern sich mit Gallertzellen verbinden und somit sichere Nervenzellen in der Gallerte vorhanden sind. — v. LENDENFELD (47) hat zwar eine »unüberwindliche Abneigung« gegen die Annahme von Ganglienzellen im Mesoderm der Medusen; trotzdem betrachtet er bei den australischen Rhizostomeen einen in der Gallerte zwischen dem Boden der Sinnesgrube und dem Entoderm des Randkörpers ge- legenen Haufen verästelter Zellen als »nervöses CGentralorgan des ganzen um den Randkörper gruppirten Apparates«. Diese Zellen sind wohl den von Eimer als Nervenzellen gedeuteten gleich zu setzen, wenn auch v. LENDENFELD Selbst sich da- gegen verwahrt. v. LENDENFELD’S Grund dafür, diese Zellen als nervös zu betrach- ten, ist offenbar der, dass ihm sonst eine Verbindung zwischen äußerer Sinnes- grube und Randkörper fehlt. Dieser fällt für uns fort, da ja von ScHÄFER bei Aurelia, von mir bei Rhizostoma eine genügende Verbindung nachgewiesen ist. Auch hier eine auffällige Abweichung der australischen Rhizostomeen von ihren europäischen Verwandten! Die äußere Sinnesgrube kommt nicht allen Medusen zu. Sie wurde nach- gewiesen für Aurelia aurita (EımErR, CLAUSs, ScHÄrer), Chrysaora hyososcella (CLAus), Cyanea Annaskala (v. LEnDENFELD), Rhizostoma Cuvieri (CLAus, EımEr), Pseudorhiza aurosa, Phyllorhiza punctata, Grambessa mosaica (v. LENDENFELD), Crambessa Tagi (GRENACHER und Nor). Bei Cyanea capillata fand Eimer eine schmale Furche als Homologon der »Riechgrube«, Bei Pelagia noctiluca und Cotylorhiza tuberculata finden sich an den entsprechenden Stellen seichte Vertiefungen, die von Eimer als Riechgruben gedeutet wurden; ich konnte jedoch hier kein Sinnesepithel nach- weisen. Bei Aurelia vermochte Craus am lebenden Objekt keine Faltenbildung in der Sinnesgrube zu sehen; bei Rhizostoma ist eine solche normalerweise vorhan- den, wie mir die Betrachtung des lebenden Thieres und auch die Schnitte beweisen, die keine Spur künstlicher Veränderungen zeigen. II. Das peripherische Nervensystem. Das peripherische Nervensystem von Rhizostoma breitet sich auf der Subumbrellarseite aus. Es bestehtin einem ausgedehnten Geflecht von Nervenfasern, welche Ausläufer bipolarer Ganglienzellen sind. Die Fasern zeigen eine bestimmte Anordnung, oder sagen wir eine Bevorzugung bestimmter Straßen, und stehen zu den inneren Sinnesgruben mit ihren Nervencentren in einer gewissen Beziehung. Bis jetzt sind nur wenige Angaben über ein solches peripherisches Nerven- system in der Subumbrella vorhanden. Craus (1) fand bei Chrysaora hyososcella »im Verlaufe der Ringsmuskeln des Schirmes bipolare oder multipolare Ganglien- Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Guvieri. 437 Er zellen mit sehr langgezogenen Ausläufern in großer Zahl, besonders leicht an den 46 schmalen Feldern, durch welche die weiten Magentaschen von einander abge- grenzt werden, der Beobachtung zugänglich«. Er giebt jedoch keine nähere Schilde- rung und keine Abbildungen. — Eimer (8, p, 190) fand bei dem Versuch, die Neuro- muskelzellen der Subumbrella zu isoliren, zweifellose Nervenfädchen, bisweilen mit einer spindelförmigen Nervenzelle; er vergleicht sie mit denen, die er bei Cycloneuren (Lizzia) zwischen dem Muskelfaden und der Deckzelle liegend ange- troffen hat. Doch konnte er keine Verbindung, weder mit den Muskeln noch mit den Deckzellen, nachweisen. — ScHÄFER (29) beschreibt genau einen subumbrellaren Nervenplexus bei Aurelia aurita; derselbe besteht aus Nervenfasern mit meist bipolaren spindelförmigen Ganglienzellen. Die Vertheilung der Fasern ist keine gleichmäßige: an manchen Theilen bilden sie wundervoll verwickelte Geflechte, an anderen kreuzen nur wenige das Gesichtsfeld. In der Nähe der Randkörper sind sie nicht angehäuft, doch konvergiren die dort liegenden Fasern nach dem Rand- körper zu. Eine Verbindung der Fasern mit diesem oder mit dem benachbarten Nervenepithel konnte ScHÄrEr nicht auffinden. Die Fasern sind selten verzweigt. Sie stehen in keiner anatomischen Verbindung, sondern nur in physiologischer, Eine Zelle mit ihren Fasern ist nie über eine Ausdehnung von mehr als 4 mm zu verfolgen. ScuÄrer giebt zahlreiche Abbildungen der Nervenfasern. — v. LENDEN- FELD (46) schildert bei Cyanea Annaskala an der Subumbrellarseite »ein Bündel strahlenartig vom Randkörper in centripetaler Richtung abgehender Nerven«, welche sich verästeln, unter einander verbinden und schmäler werdend bis in die Nähe des Ringmuskels gehen. Die dünneren Fibrillenbündel älterer Medusen ent- stehen durch Theilung der dickeren Bündel, wie man sie bei jüngeren Medusen findet. Die »den Fasern anliegenden Ganglienzellen« finden sich sowohl an Ver- zweigungsstellen wie an anderen Orten. Die Fibrillenbündel sammt ihren Ganglien- zellen liegen bei jungen Thieren in der epithelialen, bei ausgebildeten in der sub- epithelialen Schicht der Epidermis. Nach besonderer Angabe des Autors ist dieser Nervenplexus nicht identisch mit den von ScaäÄrer in der Nähe des Randkörpers beobachteten konvergirenden Fasern. In der subepithelialen Schicht der Epidermis findet v. LENDENFELD sternförmige motorische Ganglienzellen. Bei der Untersuchung frisch ausgeschnittener Stücke des Mantel- randes von der Subumbrellarseite her fielen mir eine Strecke weit über dem Eingange zur Randkörpernische zahlreiche, dicht neben ein- ander hinziehende helle Linien im Epithel auf; sie lagen über dem zum Randkörper führenden Radiärgefäßkanal und waren offenbar Fasern aus einer anders lichtbrechenden Substanz. Die überwiegende Anzahl derselben lief den Radiärgefäßen parallel, mit geringen Schlängelungen und Abweichungen von der Richtung, wodurch die Fasern sich öfters unter sehr spitzem Winkel kreuzen. Verfolgte ich die Fasern weiter, so sah ich zuweilen eine davon spindelförmig angeschwollen, und bei stärkerer Vergrößerung fand ich in dieser Anschwellung einen hellen Kern mit einem oder zwei Kernkörperchen ; durch Essigsäurezusatz wurde dieser Kern deutlicher. Die stärkere Vergrößerung zeigte mir auch an den Fasern eine deutliche Längsstreifung, die auf einen fibril- lären Bau, auf eine Zusammensetzung aus feinsten Fäserchen schließen 438 Richard Hesse, lässt. Diese fibrilläre Zusammensetzung des Faserinhalts fand sich auch in den spindelförmigen, kernhaltigen Anschwellungen (Fig. 25). Wenn die Gewebsstücke eine Zeit lang liegen, so treten Verän- derungen an den Fasern auf. Die Kontouren derselben, die bisher parallel liefen, wölben sich stellenweise nach beiden Seiten vor: es bilden sich zuerst spärliche, dann häufigere 'Auftreibungen, Varicosi- täten. Solch eine Auftreibung zeigt sich bei stärkerer Vergrößerung in der Mitte von einem Fibrillenbündel in der Fortsetzung der Faser durchzogen (Fig. 26): zu den Seiten dieses Bündels hat sich eine helle Flüssigkeit angesammelt, welche die Auftreibung veranlasst hat. Man kann hieraus auf eine feine Membran schließen, welche das Fibrillen- bündel umhüllt hat und nun durch jene Flüssigkeitsansammlung davon abgedrängt ist. Gehen die Veränderungen noch weiter, so treten in der Nachbarschaft der Varicositäten Verdünnungen auf, die sogar zu Zer- reißungen führen können. | Diese Erscheinungen: die starke Lichtbrechung, die fibrilläre Streifung, die Zartheit des Baues, wie sie sich im Auftreten der Vari- cositäten bekundet, weisen darauf hin, dass wir es hier mit nervösen Elementen zu thun haben. | Ich habe den Versuch gemacht, noch weitere Anhaltspunkte für diese An- nahme zu bekommen. Jedoch waren die Ergebnisse meist ungünstige. Bei Be- handlung mit flüssiger Osmiumsäure schwärzten sich die Fasern nicht, blieben im Gegentheil heller als das umgebende Gewebe; durch Osmiumdämpfe konnte ich jedoch eine geringe Schwärzung bekommen. Bei Färbung des überlebenden Ge- webes mit Methylenblau blieben die Fasern ungefärbt; eben so wenig hatte ich Erfolg bei Anwendung der Chromsilber- und Goldmethode. Jedoch spricht das Versagen dieser Mittel durchaus nicht gegen die nervöse Natur der Fasern. Entscheidend jedoch für die Auffassung dieser Fasern als Nerven war die Art und Weise ihrer Vertheilung, die ich im Folgenden schil- dern werde, ferner ihre eigenthümliche Lage innerhalb des Epithels, die weder für Muskel- noch für Bindegewebselemente erklärbar ge- wesen wäre, und endlich ihr Zusammenhang mit der Nervenfilzschicht der inneren Sinnesgrube, welchen ich auf Schnitten nachweisen konnte. An frischen Präparaten gelang es mir nicht, die Fasern bis an den Ein- gang der Randkörpernische genau zu verfolgen, da das hohe Epithel der beiden Sinnesgruben gerade hier das Präparat undurchsichtig macht. Jedoch wäre der Schluss, dass die Nervenfasern in die Randkörper- nische eintreten, schon dadurch gestützt, dass keine Fasern über dieses Gebiet hinaus, etwa in die Ephyralappen sich fortsetzen, welche man als Verlängerung der weiter oben unsichtbar gewordenen betrachten könnte. Wir finden also in der Subumbrella von Rhizostoma bipolare Ner- R 7 L Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Ouvieri. 439 venzellen in großer Anzahl. Bei der Verfolgung der Fasern, die zu diesen Zellen gehören, fand ich im ganzen Verlaufe derselben nie mehr als eine Anschwellung mit einem Kerne: also jede Faser gehört einer einzigen Zelle an. Ich konnte die Fasern oft recht weit verfolgen, und wenn mir dies an einer Stelle nicht mehr gelang, so war das stets die Folge der engen Verflechtung der Fasern, welche die einzelnen un- deutlich machte, nie weil ich an ein natürliches Ende einer Faser gekommen wäre ; immerhin konnte ich Fasern 6 mm weit gut verfolgen — während Scnärzr für die Fasern bei Aurelia aurita “mm als höchste Länge angiebt. Wir haben es also mit Nervenzellen zu thun, die in zwei Fortsätze sehr lang ausgezogen sind. Der Zellkörper hebt sich gegen die Faser nur wenig ab (Fig. 25) ; bei einer Faserdicke von 7,2 v. misst er nur 18 u in der Dicke (etwa dasselbe Maß giebt Scuärzr bei Aurelia an); das feine Häutchen, welches die Fibrillenbündel umschließt und an den Varicositäten abgehoben wird, ist nichts als eine Zellmembran, die helle Substanz in den Varicositäten ist interfibrilläres Plasma. Wenn man in der Richtung des Radiärkanals senkrechte Schnitte durch die Schirmwand legt, so trifft man die Nervenfasern im Längs- schnitt. Sieliegen innerhalb desEpithels, zwischen dessen Zellen. Wir fügen also hier zunächst eine Schilderung des Sub- umbrellaepithels ein (Fig. 23 a und db). Dasselbe besteht in der Hauptsache aus zwei Arten von Zellen: Stützzellen (siz) und Mus- kelzellen (mz). Die Stützzellen sind unveränderte Epithelzellen; sie haben einen cylindrischen Körper, der sich nach unten (basalwärts) verschmälert; der ovale Kern liegt an der Grenze des oberen Drittels; ihr Plasma ist stark granulirt, ihr Kern reich an Chromatin. Die Mus- kelzellen dagegen haben etwa die umgekehrte Form wie die Stützzellen; sie kehren ihr stark verdünntes Ende nach oben und liegen mit diesem zwischen den Stützzellen. Ihr Plasma ist durchsichtig und wenig färbbar, ihr runder Kern ist wenig chromatinreich, zeigt ein deutliches Kernkörperchen, und liegt nahe ihrer Basis. An ihrem unteren Ende tragen sie quergestreifte Muskelfasern; diese sind flachgedrückte Bänder, die mit ihrer schmalen Seite der Zelle ansitzen und bei radiären Schnit- ten durch den Medusenschirm quergeschnitten werden; in ihrer Längs- erstreckung reichen diese Muskelbänder über eine Zelle nach beiden Seiten hinaus und verlaufen unter den benachbarten Zellen weiter, so dass nicht alle die vier oder fünf Muskelquerschnitte, welche man unter einer Zelle liegen sieht, organisch zu dieser Zelle gehören, sondern auch von Nachbarzellen stammen können; es ist anzunehmen, dass jeder Zelle nur ein Muskelband zukommt (Emer). Die basalen Enden der Stützzellen reichen zwischen den Muskelbändern hin- 440 Richard Hesse, durch bis auf die Gallerte, wie man überall deutlich sieht (Fig. 23 a und b); die Muskelbänder liegen also innerhalb des Epithels, eben so wie wir das früher für den Nervenfilz festge- stellt haben. Wir haben also in dem Subumbrellaepithel zwei über einander liegende Reihen von Kernen; die Kerne der oberen Reihe sind dunkel, eiförmig und gehören den Stützzellen an, die der unteren Reihe sind hell, rund und gehören zu den Muskelzellen. Zwischen den beiden Kernreihen sieht man die Nervenfasern zwischen den Zellen hindurch im Epithel entlang laufen. Eben so treffen wir auf Schnitten die ver- diekten kernhaltigen Stellen der Fasern: die Zellkörper der diaxonen Ganglienzellen. Die Höhe dieser Zellkörper scheint etwas bedeutender zu sein als ihre Breite, sie sind also seitlich etwas plattgedrückt, was mit ihrer Lage zwischen den Zellen des Epithels zusammenhängen wird. Bisweilen trifft man Zellen von besonderer Gestaltung; diese tragen nach der Epitheloberfläche zu gleichsam einen Höcker, einen ausgezogenen Theil, der weit zwischen die Epithelzellen hereinragt; der Kern liegt dann innerhalb dieses Höckers. Diese Ganglienzellen machen den Eindruck, als seien sie nur in die Tiefe gerückte Epithel- zellen, und ich gehe wohl nicht fehl, wenn ich solche Zellformen als Zeugnis dafür auffasse, dass diese Ganglienzellen der Subum- brella von Epithelzellen abstammen. Eine so vollständige Reihe von Zwischengliedern von der epithelialen Sinneszelle zur Gan- glienzelle, wie sie O. und R. Herrwis und Emer für die Graspedoten aufgestellt haben, kann ich freilich nicht vorführen. Aber das Vor- kommen solcher Übergänge bei den Craspedoten unterstützt meine Vermuthung. Am Randeder Randkörpernische hört das Muskelepithel der Subum- brella auf und es findet sich am Eingange zunächst ein einfaches Cylinderepithel, welches weiterhin in das Nervenepithel der inneren Sinnesgrube übergeht. In dieses CGylinderepithel hinein kann man die Nervenfasern verfolgen (Fig. 24). Sie verlaufen unterhalb der Kerne dieses Epithels, nahe der Basis zwischen‘ den Zellen durch. Da sich die Nervenfasern an diesem engen Eingang etwas zusam- mendrängen, so sieht man öfters mehrere Fasern über einander verlaufen. Man kann sie dann so weit verfolgen, bis sie sich im Ner- venfilz der inneren Sinnesgrube verlieren. Die Nervenfasern sind hier sehr dünn, und heben sich in Folge dessen nicht mehr so deutlich ab; man kann sie nur an günstigen Präparaten weit verfolgen. Da das über dem Radiärgefäß liegende lockere Bündel von Nerven- fasern breiter ist als der ovale Eingang der Randkörpernische, so Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Gurvieri, 441 - können nicht alle Fasern am oberen Theile des letzteren eintreten, sie z ‘ müssten sich denn außerordentlich drängen; vielmehr verlaufen die seitlich gelegenen Fasern noch ein Stückchen weiter, biegen dann um und treten von der Seite her in die Randkörpernische ein. Wie schon oben ausgeführt, waren gerade über dem Eingang zur Randkörpernische die Nervenfasern an Totalpräparaten nicht zu erkennen; doch konnte ich mich auf Querschnitten von diesen Verhältnissen überzeugen. ScHÄrER (20) bildet in Fig. 9 einen Schnitt durch das Subumbrellaepithel mit einer Ganglienzelle ab; jedoch deutet er die Muskelzellen des Epithels nur an; im Übrigen stimmt seine Abbildung etwa mit meiner Fig. 23a. v. LENDENFELD (16) hat bei Cyanea Annaskala gerade da, und nur da, wo ich bei Rhizostoma nichts sehen konnte, Nervenfasern gefunden, welche vom Eingang der Randkörpernische radiär ausstrahlen und im Allgemeinen einen ähnlichen Eindruck machen, wie die von mir beschriebenen, aber durch das Vorhandensein von Verästelungen und Anasto- mosen von ihnen abweichen; sie sollen am unteren Ende des Ringnerven aufhören. Ferner giebt er an, dass bei Cyanea Annaskala irh ausgewachsenen Thiere die Gan- slienzellen im Subepithel liegen, oder, wie er ja in Fig. 51 zeichnet, unter dem Epithel; ich finde bei Rhizostoma nichts Ähnliches, trotzdem mir lauter ausge- wachsene Exemplare zur Untersuchung dienten. Bei Gotylorhiza liegen die Verhältnisse des Subumbrellaepithels etwas anders, da die Muskellage hier in Falten gelegt ist, eben so wie das v. Lenpenrerp (17) von Crambessa mosaica angiebt. Diese Faltung der Muskellage kommt dadurch zu Stande, dass das Epithel an den verschiedenen Stelien verschieden hoch ist (Fig. 27): nur die Basis des Epithels macht die Faltung mit; die Muskelzellen reichen in der Tiefe der Falten entsprechend weiter herunter, als auf den Erhebungen, die Basaltheile der Stützzellen verlängern sich ebenfalls; jedoch bleibt die Oberfläche des Epithels vollkommen eben. Die Falten sind also nach der Oberfläche zu bei Cotylorhiza mit Epithelzellen ausgefüllt, nicht wie bei Crambessa mit dünner Gallerte, die sich zwischen Muskeln und Epithel einschiebt (v. LExpenreLp 16) ; wir haben bei Cotylorhiza eben so Epithelmuskeln wie bei Rhizostoma; die australische Art weicht auch hierin ab (!). Die Ganglienzellen mit ihren Nervenfortsätzen verlaufen aber hier genau wie bei Rhizostoma parallel der Oberfläche (Fig. 27), unter der Kernlage der Stützzellen; bei Crambessa liegen sie ja der Muskellamelle auf und werden durch die Gallertschicht vom Epithel getrennt. Auch bei Cotylorhiza konnte ich die Nervenfasern bis zur Nervenfilzschicht der Sinnesgrube verfolgen; ihren Verlauf innerhalb des Cylinderepithels zeigt Fig. 28. Diese Nervenfasern nun zeigen auf der Subumbrella eine ganz bestimmte Anordnung, die ich in dem Schema Fig. 22 darzustellen versucht habe. Von der Anhäufung von Fasern, die sich über den 443 Richard Hesse, radialen und interradialen Gefäßen finden, haben wir oben schon ge- sprochen. Die Richtung der Fasern ist meist annähernd parallel dem Verlaufe jener Gefäße; doch bilden sie durchaus kein geschlossenes Bündel, sondern sie sind durch Zwischenräume von einander getrennt, etwa wie die Radspuren auf einer vielbefahrenen Straße. Ich werde für dieses von der Umgebung deutlich abgrenzbare Nebeneinander von Nervenfasern den Namen »Nervenstraße« gebrauchen!. Die Breite der radiären Nervenstraße übertrifft ein wenig die des Radiär- gefäßes; man sieht beiderseits von diesem noch eine Anzahl von Ner- venfasern in radiärer Richtung verlaufen. Je nach der Größe der Quallen wechselt die Breite dieser Nervenstraße von 1,7 bis 2,3 mm. Da ich auf eine Breite von 850 u im Durchschnitt 50 Fasern zählte, so wird die Nervenstraße über 400 parallel verlaufende Fasern enthalten. Auf Fig. 20 habe ich einen Theil der radiären Nervenstraße gezeichnet. Wenn man eine radiäre Nervenstraße nach der Mitte des Schirmes zu weiter verfolgt, so sieht man von der Stelle an, wo sie das Ring- gefäß (Fig. 22 rgf) kreuzt, zahlreiche Fasern nach rechts und links in sanftem Bogen umbiegen und rechtwinklig zu dem bisherigen Verlauf weiter gehen. Sie folgen dabei der Richtung einer anderen Nerven- straße, welche parallel dem Ringgefäß nach innen von dessen äußerem Rande verläuft, und die wir als »Ringnervenstraße« oder kurz als »Ringstraße« bezeichnen wollen (Fig. 22 nr). Die Fasern dieser Ring- straße liegen in ähnlicher Weise neben einander wie diejenigen der radiären Nervenstraßen; sie drängen sich am peripheren Rande der- selben am dichtesten zusammen; proximalwärts sind sie immer weiter von einander getrennt, die Zwischenräume werden immer größer. Die Ringstraße geht in ihrer Breite etwas weiter, als in den Adradien die Gefäßnetze sich nach dem Mundstiel zu erstrecken; doch lässt sich eine feste Grenze nach innen nicht angeben. Über die innere Grenze der Ringstraße sah ich keine Faser der radialen Nervenstraße hinausgehen: sie biegen alle um und ziehen in ceirkulärer Richtung weiter. Durch die acht Radiärstraßen und die Ringstraße werden auf dem peripheren Theil der Subumbrella acht Felder abgetheilt. Sie sind auch äußerlich geschieden und mit bloßem Auge daran zu erkennen, dass auf diesen Feldern das Epithel parallel dem Schirmrande leicht gefaltet ist, während in dem Gebiete der radiären Nervenstraßen diese Falten fehlen; die Falten dienen offenbar zur Vergrößerung der mit Muskeln besetzten Oberfläche. Diese Felder werde ich im Folgenden als »Muskelfelder« bezeichnen, ein Name, der sich durch seine Bequem- ! Schon Eımer hat betont, dass den Zoophyten aus strangartigen »Bündeln von Nervenfasern bestehende Nerven« fehlen. Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Guvieri. 443 lichkeit empfiehlt, wenn er auch immer mit der Einschränkung ge- braucht werden muss, dass der Muskelbelag in den Radiärstraßen nicht unterbrochen wird, sondern auch unter diesen hinläuft. Von den Radiärstraßen und der Ringstraße treten in diese Muskelfelder Nervenfasern ein, indem sie im Bogen von der früheren Richtung abweichen und sich aus den Straßen heraus- biegen. In den Radiärstraßen geschieht dies auf zwei verschiedene Weisen: ein Theil der austretenden Fasern kommt nämlich vom Rand- körper her, ein anderer vom Ringnerven; die ersteren bilden mit dem Radius einen proximalwärts offenen spitzen Winkel, die anderen einen solchen, der sich nach der Peripherie zu öffnet. Die Nervenfasern wer- den nach ihrem Austritt bald dünner und sind weithin verfolgbar; es ist also das ganze Muskelfeld von einem weitmaschigen Geflechte feiner, meist nicht über 1 u dicker Nervenfasern überzogen, die man als Fortsetzungen der in den radiären Nervenstraßen und dem Nerven- ring verlaufenden Fasern anzusehen hat. Die Figuren 21« und b stellen Theile dieser Nervengeflechte dar. Eine Endigung von Nervenfasern konnte ich hier nicht finden, obwohl man solche sicher erwarten muss; doch hindern öfters die Falten des Epithels an der vollständigen Ver- folgung einer Nervenfaser. Die Nervenfasern verlaufen offenbar in der gleichen Weise zwischen den basalen Theilen des Epithels, wie wir das in den Nervenstraßen gefunden haben; wahrscheinlich geben sie dabei feinste Ästchen an die Epithelmuskelzellen ab. Dass jede Epithel- muskelzelle ein solches Nervenästchen bekommt, ist bei der Weite der Maschen des Nervengeflechtes nicht anzunehmen; ich denke mir, dass durch die Zusammenziehung eines Muskels die nebenliegenden eben- falls zur Zusammenziehung gereizt werden. Nervenzellen sind mir in den Muskelfeldern nicht aufgestoßen; doch muss ich ee Eu dass ich nicht besonders danach gesucht habe. Häufig sieht man Nervenfasern, welche die radiären Nervenstraßen unter einem rechten oder spitzen Winkel kreuzen (Fig. 20), also aus einem Muskelfelde in ein anderes übergehen. Es ist aus der angeführ- ten Figur leicht ersichtlich, dass die Dicke dieser Fasern unter der durchschnittlichen Faserdicke in den Nervenstraßen liegt. Welches ist nun der Zusammenhang der einzelnen Fasern, diein diesen verschiedenen Nervenstraßen und -Geflechten verlaufen? Ich kann dabei die sehr wahrscheinliche Voraussetzung machen, dass jede solche Nervenfaser ein Fortsatz einer bipolaren Ganglienzelle ist, wie wir sie in den radiären Nervenstraßen gefunden haben. Nach der einen Seite hin senden diese Ganglienzellen — wohl alle, sicher der größte Theil — ihre Fortsätze zu dem in der ent- 444 Richard Hesse, sprechenden inneren Sinnesgrube und der Randkörperbasis gelegenen Nervencentrum. Die Fortsätze der Ganglienzellen nach der anderen Seite treten entweder aus der Nervenstraße heraus in die Muskelfelder, oder sie biegen am Ende der radiären Straße in die Ringnervenstraße um. Aus dieser kann nun eine solche Faser wiederum in ein Muskel- feld eintreten, vielleicht nachdem sie ein beträchtliches Stück in ihr verlaufen ist. Wie oben schon ausgeführt wurde, treten aber in die radiären Nervenstraßen auch Fasern von der Ringstraße aus ein. Man erkennt ihre Richtung, wenn sie aus der Nervenstraße in ein Muskel- feld umbiegen: sie bilden dann mit der Richtung derselben einen nach der Peripherie zu offenen spitzen Winkel. Da man aus jeder der acht radiären Nervenstraßen zahlreiche Nervenfasern in die Ringstraße eintreten sieht, so ist man zu der Fol- gerung berechtigt, dass die überwiegende Anzahl, ja vielleicht alle Fasern derselben aus den Radiärstraßen stammen und somit mit einem der Nervencentren in den inneren Sinnesgruben im Zusammenhang stehen. Dasselbe können wir dann für die Nervenfasern annehmen, welche von der Ringstraße aus in die Muskelfelder treten, auch wenn sie zuvor noch in eine radiäre Nervenstraße einbiegen. Auch für die Nervenfasern, die aus den Radiärstraßen, von der Peripherie kommend, in die Muskelfelder austreten, müssen wir einen Zusammenhang mit dem zugehörigen Nervencentrum annehmen. Also stehen wahr- scheinlich alle auf den Muskelfeldern sich ausbreitenden Nerven mit einem der acht Nervencentrenin Verbindung. Man kann häufig die Beobachtung machen, dass eine aus der Ring- nervenstraße in ein Muskelfeld eintretende Faser, wenn man sie rück- wärts verfolgt, in keine der beiden Radiärnervenstraßen einbiegt, welche das Muskelfeld seitlich begrenzen; sie stammt also wahrschein- lich aus einer entfernteren Radiärstraße und somit von einem weiter ab gelegenen Nervencentrum. Also stehen, wenn wir die Betrachtung umkehren, mit einem Nervencentrum nicht nur die beiden be- nachbarten Muskelfelder, sondern auch ferner gelegene durch Nervenfasernin Terbialluns Dass es vereinzelte Nervenzellen giebt, reiche mit den Nervencentren in keiner unmittelbaren Verbindung stehen, muss ich aus folgender Beobachtung schließen. Ich traf eine Nerven- faser, welche sich deutlich unter spitzem Winkel in zwei Äste spaltete, die nach kurzem Verlaufe endigten; als ich das andere Ende der Faser weiter verfolgte, sah ich es durch die Nervenstraße durchtreten; in der Straße selbst fand ich die zugehörige bipolare Nervenzelle, deren ‚nach der entgegengesetzten Seite abgehende Faser jenseits der Nerven- Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Guvieri. 445 ei straße bald endigte, diesmal ohne Spaltung. Der Verlauf dieser Zelle ? . 4 ie “ ee a ee, ser di SS Zune SIE Bu @ nn nl an un On A nen ul u au an m Sad an 2 30 00 Rn Are, mit ihren Ausläufern war ein verhältnismäßig kurzer. Die drei Nerven- enden dieser Zelle sind die einzigen, die ich gesehen habe; eben so habe ich nirgends sonst eine Spaltung einer Nervenfaser gefunden; es ist mir wichtig, dass ich bei der einzigen Nervenzelle, an der ich die Theilung eines Fortsatzes fand, die Sonderstellung so gut nachzuweisen vermochte. Diese Ganglienzelle mit ihren Fortsätzen mag die Übermitt- lung eines Reizes von einem Muskelfelde zum anderen besorgen. Einem günstigen Zufall verdanke ich eine Beobachtung, welche darauf schließen lässt, dass auch ein Nervencentrum mit einem benach- barten durch eine Anzahl Fasern verbunden ist. Bei der Untersuchung einer Nervenstraße bemerkte ich nämlich, dass sich dieselbe eine Strecke (etwa 1,2 mm) vom Eingange in die Randkörpernische ent- fernt unter spitzem Winkel in zwei gesonderte, nach dem Rande zu verlaufende Nervenstraßen theilte. Leider war der eine Ast nicht bis an den Schirmrand zu beobachten, da sein Ende beim Zurechtschneiden des zur Untersuchung dienenden Stückes fortgeschnitten war und nicht wieder gefunden werden konnte; den anderen Ast vermochte ich wie gewöhnlich bis in die Gegend des Sinneskörpers zu verfolgen. Als ich darauf das Thier, von dem ich das vorliegende Stück genommen hatte, näher untersuchte, fand ich, dass ein Octant, und zwar der dem ent- - nommenen Stück benachbarte, den Randkörper vermissen ließ, und dassan ihm auch der betreffende Radiärkanal nicht wie sonst aus- gebildet war, sondern sehr bald seine Selbständigkeit aufgab und sich in dem Netz der übrigen Kanäle verlor. Daraus schloss ich, dass ich es hier wohl mit einer Hemmungsbildung zu thun hatte: dass nämlich zwischen zwei Lappenpaaren der Ephyra in der Weiterentwicklung die Lappenbildung unterdrückt sei, so dass dieselben mit ihren Rand- körpern in benachbarter Lage bh. HI. geblieben waren; ich glaube also annehmen zu müssen, dass an den beiden Enden jener gespaltenen Nervenstraße ein Randkörper lag. Diese Annahme zweier so nahe beisammen gelegener Randkörper kann ich stützen durch die wirkliche Beobachtung eines solchen Falles, die aber in eine Zeit 446 Richard Hesse, Ra fiel, bevor ich den subumbrellaren Nervenplexus gefunden hatte; ich hatte daher die nähere Untersuchung der hierauf bezüglichen Fragen versäumt. Die beiden Randkörper, welche die vorstehende Abbildung (Abb. II!) zeigt, waren nur durch einen äußeren Randlappen getrennt; jeder hatte jedoch seine zwei Ephyralappen (wobei die einander zugekehrten Ephyralappen schwächer ausgebildet waren), seine äußere und seine innere Sinnesgrube; dagegen war das Polster, auf dem die äußeren Sinnesgruben liegen, gemeinsam; die Randkörper selbst waren etwas von einander fort gebogen, so dass ihre Längsachsen beträchtlich aus einander liefen; hierzu stimmt es, dass bei dem oben besprochenen unvollständigen Präparate der Randkörpcr etwas nach der einen Seite hinübergedrängt erschien, und zwar nach derjenigen, welche dem abgeschnittenen Ast der Nervenstraße entgegengesetzt war. Ich glaube daher mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit die eine Beobachtung durch die andere ergänzen zu können, dahin, dass ich bei dem oben besprochenen Präparate auch am Ende des abgeschnittenen Nervenstraßenastes einen Randkörper vermuthe. An dieser Spaltung der Nervenstraßen — und das ist das Wich- tige — sah ich eine ganze Anzahl von Nervenfasern, wohl zehn oder mehr, aus dem einen Aste bogig in den anderen umbiegen und bis an dessen Ende weiter verlaufen. Diese Fasern würden also nach unserer Annahme eine Verbindung zwischen zwei Randkörpern bilden. Wie in diesem unnormalen Fall dürften auch normalerweise die Rand- körper unter einander verbunden sein durch Nervenfasern, die aber ihren Weg durch die betreffenden radiären Nervenstraßen und das zwischen diesen liegende Stück der Ringnervenstraße nehmen würden. Ob eine solche Verbindung nur zwischen benachbarten oder auch zwischen entfernter gelegenen Randkörpern statt hat, dafür fehlt mir jeder Anhalt. Ich bin mir wohl bewusst, wie viel Hypothetisches dieser Schlussreihe an- haftet, vor Allem desshalb, weil unglücklicherweise die zu Grunde liegenden Beob- achtungen unvollständige sind und durch einander ergänzt werden müssen. Doch konnte ich bei der Wichtigkeit der Sache diese Auseinandersetzung nicht unter- drücken. Vielleicht gelingt es, nachdem einmal darauf hingewiesen ist, Anderen, vielleicht auch mir selbst, durch wiederholte Beobachtungen die Frage klar zu stellen. Aus dem Vorstehenden geht hervor, dass jedes der in den inneren Sinnesgruben und den Randkörperansätzen gelegenen Nervencentren durch Nervenfasern (bipolare Ganglienzellen mit ihren Ausläufern) in Verbindung steht: 1) mit den beiden benachbarten Muskelfeldern, durch Nerven- fasern, die im Verlaufe der Radiärnervenstraße (und vielleicht der an- liegenden Theile der Ringnervenstraße) abgehen; 2) mit entfernteren Muskelfeldern, durch Nervenfasern, die in die Ringnervenstraße umbiegen und in ihr weiter verlaufen, um dann ent- Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Ünvieri. 4.47 weder aus dieser selbst, oder aus einer radiären Nervenstraße, in die sie einbiegen, in die Muskelfelder einzutreten ; 3) mit anderen Nervencentren. Durch Beobachtung der Nervenanlagen an älteren Ephyren wird sich vielleicht eine einfache Erklärung für die örtliche Anordnung des peripherischen Nervensystems bei Rhizostoma ergeben; ich konnte leider solche Beobachtungen nicht machen. Bei Cotylorhiza kann ich nur wenig über das peripherische Nervensystem mittheilen; ich habe auf radialen Schnitten durch den Sinneskörper und die angrenzenden Schirmrandtheile stets in der Schnittrichtung verlaufende subumbrellare Nerven mit ihren Ganglien- zellen gefunden, wie ich sie’ oben geschildert und auf Fig. 27 abgebildet "habe. Die Stückuntersuchung ist bei konservirtem Material in unserem Falle nicht zuverlässig genug, um bestimmte Behauptungen darauf zu gründen; jedenfalls aber habe ich auch bei dieser Untersuchung zahl- reiche radiär verlaufende Nervenfasern über dem Radiärgefäß gesehen. ‚Mit Sicherheit konnte ich jedoch an Schnitten verfolgen, wie die Ner- venfasern in das Epithel des Daches der Randkörpernische eintreten und dort bis zum Nervenfilz der inneren Sinnesgrube verlaufen. Bei Übereinstimmung in mancher Hinsicht weichen doch meine Ergebnisse über die Beschaffenheit der subumbrellaren Nervenfasern und deren Vertheilung bei Rhizostoma in einer Anzahl wichtiger Fragen von denen ab, die ScHÄFER (20) von Aurelia aurita ermittelte; es erscheint daher eine Nachuntersuchung von Aurelia in Bezug auf diese Verschiedenheiten sehr nothwendig; ich hoffe, dieselbe bald vornehmen zu können. Meine Abweichungen von v, LENDENFELD’S (47) Dar- stellung sind, trotzdem uns nahe verwandte Thiere vorlagen, zu bedeutend, als dass unsere Ergebnisse in Einklang gebracht werden könnten. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, dass die Ringnervenstraße in keine Beziehung zu dem Nervenring der Craspedoten gesetzt werden kann; denn letzterer stellt ein Nervencentrum dar, jene aber gehört dem peripherischen Nervensystem an. Ich möchte mir die allgemeinen Betrachtungen über die Stellung des Acraspeden-Nervensystems zu dem der Craspedoten und der übrigen Cölenteraten einstweilen noch versparen, bis ich durch Untersuchung anderer Arten einen weiteren Überblick gewonnen habe. Das Eine möchte ich aber hier schon sagen: wenn mit dem Nervenring der Craspedoten etwas ver- glichen werden soll, so können es nur die inneren Sin- nesgruben sein; siebestehen ebenfalls aus Nervenepithel und haben im Nervenfilz Ganglienzellen, die aus dem engeren Epithelverbande ausgetreten sind. Wenn man sich den Nervenring der Graspedoten in acht Theile getrennt denkt, welche um die acht Enden der Radien und Interradien zusammengedrängt wären, so hätte man einen Zustand, der Zeitschrift f, wissensch, Zoologie. LX. Bd, 30 448 Richard Hesse, dem von Rhizostoma entspräche. Auch darin wäre der Vergleich des Zusammengedrängtseins treffend, dass das Nervenepithel der inneren Sinnesgrube von Rhizostoma viel höher, die Nervenzellen dichter ge- drängt, der Nervenfilz dicker ist, als in dem Nervenring der Craspedo- ten. Wir hätten somit bei Rhizostoma eine weit größere Koncentration des Nervensystems; an die Stelle des zwar einheitlichen, aber sehr zerstreuten Nervencentrums sind zwar acht, aber diese als in sich eng geschlossene Gentren getreten. Nach den allgemeinen Auffassungen über Organisationshöhe muss das Rhizostoma-Nervensystem als höher organi- sirt gelten. Die Annahme von O.undR. Herrwıs, dass das Nervensystem der Acraspeden niedriger stehe als das der Craspedoten, kann nicht für uns maßgebend sein, da diese Forscher bei den Acraspeden ja nur einen verhältnismäßig kleinen Theil des Nervensystems erkannt hatten. v. LENHossER hat in seiner Arbeit über die sensiblen Nervenfasern von Lumbri- cus (Arch. f. mikr. Anat. Bd. XXXIX) die sensiblen Zellen der Regenwurmepidermis mit den Ganglienzellen des Spinalganglions der Wirbelthiere verglichen. Wir können diesen interessanten Vergleich hier noch um einen Schritt weiter führen. Auf der niedrigsten Stufe der Entwicklung des Nervensystems, wie wir es bei den Quallen haben, liegen noch sowohl die sensiblen als die motorischen Nervenzellen außerhalb des Nervencentrums im Körperepithel. Auf der nächsten Stufe, welche durch die Verhältnisse beim Regenwurm dargestellt wird, sind die motorischen Nervenzellen in das Centralorgan eingetreten, während die sensiblen (zum größten Theile) noch in der Epidermis liegen und nur ihre Fortsätze in das Nervencentrum ‚senden; bei den Wirbelthieren endlich sind auch die sensiblen Nervenzellen (mit Ausnahme der Zellen des Riechepithels) aus dem Epithel in die Tiefe getreten, und stehen jetzt mit ihren Fortsätzen einerseits mit dem Nervencentrum, andererseits mit der Körperoberfläche in Verbindung. III. Erklärung der Eimer-Romanes’schen Versuche auf Grund der vorstehenden Befunde über das Nervensystem von Rhizostoma. Wenn die Befunde über das Nervensystem von Rhizostoma, die ich in den bisherigen Auseinandersetzungen vorgetragen habe, nicht von vorn herein den Stempel der Unwahrscheinlichkeit tragen sollen, so muss durch sie eine Erklärung der Erscheinungen möglich sein, welche ‚bei physiologischen Versuchen auf Rechnung des Nervensystems zu setzen sind. Hier liegen die vorzüglichen umfassenden Untersuchungen von Eımer und von Romanes vor. Romanes experimentirte nur mit Aurelia aurita, während Eimer auch andere Acraspeden zu Versuchen heranzog; vor Allem ist es mir wichtig, dass er Rhizostoma Cuvieri und Cotylorhiza tuberculata, auf die sich ja meine morphologischen Unter- suchungen beschränken mussten, physiologisch untersuchte. Bei den noch unaufgeklärten Unterschieden zwischen Scnärer’s Ergebnissen an = Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Üuvieri. 449 Aurelia und den meinigen an Rhizostoma könnte man mit Recht ein- wenden, dass eine Vergleichung der letzteren mit den physiologischen Verhältnissen von Aurelia nicht zulässig sei. Ich lege daher in der Hauptsache Emer’s Untersuchungen, so weit sie sich auf die beiden Rhizostomeen beziehen, den nachfolgenden Betrachtungen zu Grunde; diese Untersuchungen finden sich in Emer’s (8) zusammenfassendem Werke, auf das sich somit alle Hinweise im Folgenden beziehen. Zunächst gehe ich auf die vier Grundversuche ein: Der erste Versuch: Ein Randstückchen, das im Zusammen- hang mit einem Randkörper ausgeschnitten wurde, kontrahirt sich auf das lebhafteste rhythmisch; der zweite Versuch: Durch Verkleinern ‘des Stückchens und schließlich durch Herausschneiden des Randkör- pers selbst lässt sich feststellen, dass die rhythmischen Kontraktionen ausgingen von der Gegend des Ansatzes des letzteren an den Schirm- - rand, genauer: von einer nur wenige Millimeter breiten Gewebszone, welche in ihrer Längenausdehnung die Umgrenzung des halbkreisför- migen, je ein Randkörperchen bergenden Abschnittes bildet (kontrak- tile Zone). Die Erklärung dieser beiden Versuche ist schnell zu geben. Die erwähnten Erscheinungen beruhen darauf, dass mit dem Randkörper in den Stücken auch ein Nervencentrum vorhanden ist, welches die Randkörperbasis und einen Theil der inneren Sinnesgrube einnimmt; von dort gehen Nerven an die Muskeln der Subumbrella und regeln deren Zusammenziehungen. Selbst wenn der Randkörper völlig heraus- geschnitten wird, bleibt das Nervencentrum zum größten Theil unbe- rührt und kann weiterhin den Kontraktionen vorstehen; in dem als kontraktile Zone bezeichneten kleinen Gewebsstück ist stets das Ner- vencentrum noch enthalten. Der dritte Versuch: Wurden der Meduse alle acht »kontrak- tilen Zonen« ausgeschnitten, so vermochte sich dieselbe unmittelbar nach der Operation gar nicht mehr zu kontrahiren, war unbeweglich, wie todt. — Das erklärt sich ohne Weiteres dadurch, dass mit den kontraktilen Zonen die in der Decke der Randkörpernische gelegenen Nervencentren ausgeschnitten werden. Der vierte Versuch: Wurden einer Meduse alle »kontraktilen Zonen« mit Ausnahme einer einzigen ausgeschnitten, so zog sich das Thier wie vorher zusammen. — Dieser Versuch findet seine Erklärung in den oben mit großer Wahrscheinlichkeit erschlossenen Verhältnissen des peripheren Nervensystems: jedes der acht Nervencentren ist nicht nur mit den beiden benachbarten, sondern auch mit entfernter gelege- nen Muskelfeldern durch Nervenfasern verbunden; dadurch kann auch 30* 450 Richard Hesse, ein einzelnes Nervencentrum den Bewegungen des ganzen Thieres vorstehen. — Wenn bei dieser Selbständigkeit und dem ausgedehnten Wirkungskreise der einzelnen Nervencentren dennoch eine Einhellig- keit in ihrem Zusammenwirken bei der unverletzten Meduse stattfindet, so ist dieser Umstand wohl zurückzuführen auf die Verbindungen der Nervencentren unter einander, deren Vorhandensein ich wahrscheinlich machen konnte. Wenn die von Eimer im VI. Abschnitte berichteten Zerschneidungs- versuche auch für Rhizostoma Geltung haben, so sind sie unschwer zu erklären: wurden vom Rande einer Aurelia zwei radiäre Schnitte in den Adradien geführt, so dass der Schirm in zwei unvollständig ge- trennte, in der Mitte zusammenhängende Abschnitte getheilt wurde, so hörten die Bewegungen der Theilstücke erst dann auf synchronisch zu sein, wenn die Einschnitte bis nahe an die Keimdrüsen heranreich- ten. Es würde bei Rhizostoma die nervöse Verbindung der beiden Abschnitte erst nach Durchschneidung der letzten Fasern der Ring- nervenstraße aufgehoben sein, welche erst eintritt, wenn die Schnitte sehr weit nach der Mitte der Scheibe zu geführt sind. Es fragt sich hierbei nur, in wie weit etwa sensible Fasern in der Subum- brella vorhanden sind, die bei einer von einem entfernten Nervencentrum veran- lassten Zusammenziehung eines Muskelfeldes die Thätigkeit der nächstgelegenen Centren mit jenem in Übereinstimmung bringen; es wäre ja nicht undenkbar, dass die motorischen Nerven bei diesen niedrig organisirten Thieren auch centripetale Reize übermitteln könnten. Im anderen Falle müsste man annehmen, dass die Gleichzeitigkeit der Bewegungen nur so lange erhalten bleibt, als noch Verbin- dungsnerven zwischen einem Nervencentrum des einen und einem solchen des anderen Abschnittes vorhanden sind. Auf die Einschneidungsversuche bei dem ringförmig abgetrennten Mantelrand kann ich hier nicht näher eingehen, da diese nur für Aurelia gemacht wurden, und eine Anwendung auf Rhizostoma zu viel des Hypothetischen in sich schließen würde. Beim Zerstören der Randkörper werden sicher diejenigen Theile des Nervencentrums, welche an der Randkörperbasis (dem Absatz des Stiefels) liegen, leicht aber noch weitere benachbarte Theile desselben in der inneren Sinnesgrube zerstört. Doch bleiben immerhin die größeren Theile der Nervencentren unverletzt. Daher ist einerseits das Aufhören der Zusammenziehungen, andererseits auch die nach Tagesfrist eintretende, dauernde Erholung erklärlich, welche der Zer- störung aller acht Randkörper bei Rhizostoma und Cotylorhiza folgen. Große Schwierigkeiten bietet die Erklärung solcher Fälle, wo bei Zerstörung aller acht »kontraktilen Zonen« nach längerer Zeit der Starr- heit eine Wiederaufnahme der Bewegungen erfolgte. Wir können dabei zwei Fälle unterscheiden: der eine umfasst die Versuche, bei Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Cuvieri. 451 denen die »Erholung« nur in einzelnen Bewegungen bestand, welche _ ungeordnet, mit ungleichmäßigen Zwischenräumen stattfanden. Sie sind wohl zu unterscheiden von den anderen, bei denen sich wieder rhyth- - mische Zusammenziehungen einstellten, die mehr oder weniger lange anhielten, dann jedoch durch rasch, »nach Art eines Collaps« eintre- tenden Tod schnell beendigt wurden. — Für den ersten Fall ist eine Erklärung weniger schwierig. Eimer theilt eine Beobachtung mit, dass an operirten Thieren die Erregbarkeit erhöht ist in der Weise, dass sie beim Einstechen in den Schirm, ja selbst beim Einblasen in das Wasser — also auf schwache mechanische Reize hin sich zusammenzogen. Diese Steigerung der Erregbarkeit ist vielleicht auf Stoffwechselvor- gänge, etwa auf eine mangelhafte Versorgung der Nerven mit Sauerstoff zurückzuführen, welche sich beim Ausbleiben der Zusammenziehungen des Schirmes (Athembewegungen) einstellen muss. Vielleicht sind es dann zufällige mechanische Reize, welche die Zusammenziehungen veranlassen. Vielleicht wäre selbst daran zu denken, dass durch das Absterben der verletzten Nerven selbst chemische Reize ausgeübt würden. — Wie nun aber bei Wiederaufnahme der rhythmischen Zu- sammenziehungen? Ich habe da an eine Erklärung gedacht, welche sich auf eine Angabe Eınzr’s über die Anstellung dieser Versuche stützte: mit den operirten Versuchsthieren wurden unverletzte Vergleichsthiere im gleichen Gefäße gehalten; konnten nicht diese durch ihre rhyth- mischen Zusammenziehungen im Wasser des Gefäßes Strömungen her- vorrufen, die als rhythmisch auf einander folgende mechanische Reize auf jene einwirkten? Doch wie steht der Fall, wenn ein einzeln auf- bewahrtes Thier seine rhythmischen Bewegungen wieder aufnahm! Hier müssen vielleicht erneute Beobachtungen angestellt werden. Jedenfalls ist es nicht ausgeschlossen, dass sich in den motorischen Nervenzellen der radiären Nervenstraßen Ersatzcentren bilden — wozu freilich der Mangel einer Verbindung zwischen diesen Zellen nicht gut stimmen will. — Jedenfalls sprechen diese Erscheinungen in keiner Weise gegen meine Befunde. In der schönsten Übereinstimmung mit meinen Ergebnissen stehen aber alle die Versuche, welche auf eine Durchschneidung oder Schä- digung des subumbrellaren Muskelepithels in der Nähe der kontraktilen Zonen hinauslaufen. Halbkreisförmige Einschnitte in die Subumbrella um die acht Randkörperzonen bewirkten bei Rhizostoma Bewegungs- losigkeit der ganzen Meduse. In der Erklärung fällt dieser Fall für mich mit dem dritten Grundversuch zusammen. Alle Nervenfasern, die von dem Nervencentrum zu den Muskeln gehen, verlaufen ja inner- halb des Subumbrellaepithels. Eine Durchtrennung dieses Epithels im 452 Richard Hesse, Halbkreise um die Randkörper bewirkt also eine eben so vollständige Zerstörung der Leitung vom Nervencentrum zu den Schirmmuskeln, wie das gänzliche Ausschneiden der »kontraktilen Zonen«. Ja dieser Versuch weist sogar direkt auf die Anwesenheit leitender Substanz in dem Subumbrellaepithel hin. Was Eimer davon abhielt diese Folgerung zu ziehen, war offenbar der Umstand, dass auch bei so behandelten Thieren sich nach einer gewissen Zeit »Erholung« zeigte. Diese aufs Neue eintretenden rhythmischen Bewegungen lassen sich vielleicht mit der Empfindlichkeit gegen mechanische Reize erklären. Die abgetrenn- ten Bezirke des Medusenschirmes bewirkten durch ihre selbständig fort- gesetzte Bewegung sehr wahrscheinlich Reize an der Schnittstelle der Nervenfasern, die in ihrer rhythmischen Aufeinanderfolge auch rhyth- mische Zusammenziehungen des ganzen Schirmes zur Folge hatten. Das- selbe tritt wohl dann ein, wenn durch einen ringförmigen Einschnitt in die Subumbrella ein 3 cm breiter Rand theilweise abgetrennt wird, welcher sich Anfangs selbständig weiter bewegt, später den Rest des Schirmes ebenfalls zu rhythmischer Bewegung reizt. Beide Fälle sind auf mechanische Reizung der der Nervencentren beraubten Theile zurückzuführen. Interessant ist die Wirkung von Eingriffen, welche von einem Medusenoktanten den Randkörperbezirk durch unzusammenhängende Einschnitte in die Subumbrella nur theilweise abtrennen, unter Be- lassung von Epithelbrücken. Liegen diese Verbindungsbrücken seitlich von der radiären Nervenstraße (Eımer, p. 54, Holzschnitt 8), so ge- nügt es, sie auf die Breite von 1—2 mm zu bringen, um die Fortpflan- zung der rhythmischen Zusammenziehungen über den abgetrennten Randkörperbezirk zu verhindern; lag jedoch die Verbindungsbrücke auf der radiären Nervenstraße selbst, also genau im Radius des Rand- körpers, so hörte die Weiterleitung des Bewegungsreizes nicht eher auf, als bis die Brücke vollständig durchgeschnitten war (p. 55 oben). Der Grund dafür liegt auf der Hand: auf der Nervenstraße liegen die Nerven so dicht, dass auch durch Vermittelung einer noch so schmalen Epithel- brücke immer noch unverletzte Fasern die Verbindung herstellen, während zu den Seiten der Nervenstraße eine Strecke von 4 mm wohl ohne Nerven sein kann. Diese für mich sehr wichtigen Versuche wur- den an Cotylorhiza ausgeführt. Ein weiterer Versuch an Cotylorhiza stimmt ebenfalls sehr gut zu meinen Befunden. Mit einem Skalpell wurde die Muskelhaut der Sub- umbrella unmittelbar um die Wurzel der acht Randkörper fortgeschabt. Sowie der achte Randkörper in dieser Weise operirt war, wurde das Thier bewegungslos. Offenbar ist die Erklärung dafür die gleiche, wie ich - Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Cuvieri. 453 sie oben für die Folge der halbkreisförmigen subumbrellaren Einschnitte um die acht Randkörpergebiete gegeben habe. Am folgenden Tag jedoch hatte sich das Thier ganz erholt, schwamm lebhaft umher; die Unter- suchung zeigte, dass der Mantelrand an den operirten Stellen gegen die Unterseite hin umgeschlagen war; Einer sieht darin lediglich eine Folge ‚ der Operation; vielleicht kann man der Erscheinung jedoch größere Wichtigkeit beilegen und annehmen, dass hierbei Nervenstummel auf Nervenstummel zu liegen kam und so eine Leitung vom Nervencentrum nach den Muskeln hin geschaffen war; vielleicht könnte man auch an einen mechanischen Reiz denken, den die Zusammenziehungen der Reste der kontraktilen Zonen auf die Nervenstummel übten. So finden die physiologischen Versuche der Mehrzahl nach eine einleuchtende Erklärung auf Grund der Thatsachen, die ich über die Beschaffenheit und Anordnung des Nervensystems herausgefunden habe. Für eine Anzahl freilich ist die Erklärung sehr schwierig, würde es aber auch bei jeder anderen Annahme sein. Eine andere Zahl von Ver- suchen jedoch verlangen geradezu ein meinen Befunden ähnliches Er- gebnis der morphologischen Untersuchung. Ich sehe hierin eine will- kommene Bestätigung meiner Angaben, wenn dieselben auch ohnedies durch sichere Beobachtung begründet waren. Dagegen geben die neuen morphologischen Resultate auch wieder neue Gesichtspunkte zur An- stellung weiterer Versuche, denen die schließliche Entscheidung zu- fallen muss. Tübingen, den 2. August 1895. Verzeichnis der angeführten Werke. 4. C. Craus, Studien über Polypen und Quallen der Adria. in: Denkschriften der kaiserl. Akad. d. Wissenschaften. Math.-naturw. Klasse. Bd. XXXVII. 4878. p. 1—64. 2. Derselbe, Über Charybdea marsupialis. in: Arbeiten aus dem Zool. Institut zu Wien. Bd. I. p. 221—276. 3. Derselbe, Untersuchungen über dıeOrganisation und Entwicklung der Medusen Prag und Leipzig 1883. 4. Derselbe, Über die Entwicklung des Scyphustoma von Cotylorhiza, Aurelia und Chrysaora I. in: Arbeiten a. d. Zool. Inst. zu Wien. Bd. XI. p. 85—128. 5. C. G. EurENBERG, Über die Acalephen des Rothen Meeres und den Organismus der Medusen der Ostsee. in: Abhandlungen der kgl. Akad. d. Wissensch. zu Berlin aus dem Jahre 4835. Berlin 4837. p. 481—260. 454 Richard Hesse, 6. Tu. Einer, Über künstliche Theilbarkeit von Aurelia aurita und Cyanea capil- latain physiologische Individuen. in: Sitzungsberichte der physik.-medic. Gesellschaft zu Würzburg vom 43. December 4873 und in den Verhand- lungen derselben Gesellschaft. N. F. Bd. VI. 1874. . Derselbe, Über künstliche Theilbarkeit und über das Nervensystem der Medusen. in: Bericht der 50. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte zu München 4877. (Auch im Arch. f. mikr. Anatomie. Bd. XV.) . Derselbe, Die Medusen, physiologisch und morphologisch aufihr Nervensystem untersucht. Tübingen 1878. 9. R. GrEEF, Über Crambessa Tagi. Zoologischer Anzeiger. 4. Jahrg.1884. No. 96. 44. 12. 13. 44. 45. 19. 20. . GRENACHER und Nouı, Beiträge zur Anatomie und Systematik der Rhizostomeen. in: Abhandlungen, herausgeg. v. d. SENCKENBERG SChen Naturf. Gesellsch. Bd. X. Frankfurt a/M. 1876. p. 449—179. E. HAsckeL, Das System der Medusen. Erster Theil einer Monographie der Medu- sen. II. Acraspeden. Jena 4880. Derselbe, Die Tiefsee-Medusen der Challenger-Reise und der Organismus der Medusen. Zweiter Theil einer Monographie der Medusen. Jena 4884. O. und R. Herrwıs, Über das Nervensystem und dieSinnesorgane der Medusen. in: Jen. Zeitschr. f. Naturwissensch. Bd. Xi. (N. F. Bd.IV.) p. 355—374. Dieselben, Das Nervensystem und die Sinnesorgane der Medusen, mono- rancch dargestellt. Leipzig 1878. Ta. H. HuxLey, On the Anatomy and the Affinities ofthe Family of the Medusae. . in: Philos. Transact. of the Roy. Society. 4849. Part I. p. 443—430. . R. v. LENDENFELD, Über Cölenteraten der Südsee. I. Mittheilung: Cyanea Anna- skala. Diese Zeitschr. Bd. XXXVII. p. 465—552. . Derselbe, Über Cölenteraten der Südsee. VII. Mittheilung: Die australischen rhizostomeen Medusen. in: Diese Zeitschr. Bd. XLVII. p. 204—324. . G. RomaAnes, Preliminary Observations on the Locomotor System of Medusae. in: Philos. Transactions of the Roy. Soc. Vol. 166. Part I. p. 269 ff. Derselbe, Further Observations on the Locomotor System of Medusae. Ebenda. Vol. 467, E. A. Schärer, Observations on the Nervous System of Aurelia aurita. Ebenda. Vol. 469. Part II. 24. W. SCHEWIAKOFF, Beiträge zurKenntnis desAcalephenauges. Morphol.Jahrbuch. Bd. X. p. 4 —60. Erklärung der Abbildungen. Bedeutung der Abkürzungen. äsg äußere Sinnesgrube, ez Epithelzellen, di Decklappen des Randkörpers, g Gallerte, dz Drüsenzelle, gf Gefäß, egf Gefäß des Ephyralappens, gP Gefäßplatte, ekt Ektoderm, gpf Gefäßplattenfurche, el Ephyralappen, gz Ganglienzelle, Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Ouvieri. 455 isg innere Sinnesgrube, nz Nervenzelle, _ k Kern, | » Pigment, khs Kiel, der die innere Sinnesgrube ra- rgf Ringgefäß, diär durchzieht, .. . rk Randkörper, kr Krystall, rkr Randkörperrohr, ks Krystallsack, rkr, im Krystallsack gelegener Theil des- mf Muskelfaser, selben, mz Muskelzelle, rks Randkörperstiel, ne Nervenepithel, rns radiäre Nervenstraße, nf Nervenfaser, se Subrumbrellaepithel, nfs Nervenfilzschicht, sitz Stützzelle, nr Ringnervenstraße, zg Zellen der Gallerte. Tafel XX. Fig. 4—416 beziehen sich auf Rhizostoma Guvieri. Fig. 1. Randkörper und Umgebung; Durchschnitt dicht neben dem Radius, vor dem Längskiel der inneren Sinnesgrube vorbeigehend; der Randkörper selbst ist unverletzt gelassen; Sinnesepithelien und Nerven sind blau eingezeichnet; die beiden mit XIV und XV bezeichneten Pfeile zeigen die Schnittrichtung von Figg.14 und 45 an; die mit einem * bezeichnete Stelle ist in Fig. 43 vergrößert dargestellt; der Atanz des Gefäßes für den Ephyralappen (egf) ist ein wenig zu tief ich Etwas schematisch. Vergrößerung etwa 40fach. Fig. 2. Randkörpernische, von der Subumbrella aus gesehen; der Randkörper selbst ist von denRändern derEphyralappen zum Theil verdeckt; die innereSinnes- grube schimmert dunkel durch. Vergrößerung 50fach. Fig. 3. Randkörper im senkrechten Längsschnitt, Umrisszeichnung zur Er- läuterung der Lage von Figg. 4, 5 und 6. Das umrandete Gebiet IV ist in Fig. 4, eben so V in Fig. 5 mit stärkerer Vergrößerung gezeichnet. Die mit VIa, b und c bezeichneten Linien zeigen die Schnittrichtung der entsprechenden Figuren. Ver- größerung 50fach. Fig. 4, Vorderende des Randkörpers im senkrechten Lanzsschnilt (vergleiche Fig. 3, IV). Vergrößerung 200fach. Fig. 5. Ansatzstelle des Randkörpers im senkrechten Längsschnitt mit dem Boden der äußeren Sinnesgrube (vgl. Fig. 3, V). Vergrößerung 400fach. Fig. 6a—c. Querschnitte durch den Randkörper (vgl. Fig.3, VIa—c). Bei einer Gesammtlänge des Randkörpers von 570 u, von seiner äußeren Ansatzstelle bis zur Spitze gerechnet, liegt a nur 30 u, 5 450 u und c 350 « von dieser Ansatzstelle ent- fernt. Der Schnitt c ist etwas schräg geführt und ist daher höher, als er beigenauem Querschneiden sein würde. Vergrößerung 85fach, Tafel XXI, Fig. 7. Wagrechter Längschnitt durch den Randkörper. Vergrößerung 50fach. Fig. 8a und b, Schnitte durch die Wand des Krystallsackes, um die epitheliale Zusammensetzung derselben zu zeigen; a ist von der dorsalen Wandung, aus einem senkrechten Längsschnitt, b von der seitlichen Wandung, aus einem Querschnitt. Vergrößerung 400fach. Fig. 9. Schnitt durch den Boden der äußeren Sinnesgrube und die Ansatz- 456 Richard Hesse, stelle des Randkörpers; die Schnittrichtung ist senkrecht zum Radius; der Schnitt zeigt die Verbindung des Nervenfilzes der Sinnesgrube mit dem Entoderm des Randkörperrohres und die zu beiden Seiten am - gelegenen Theile des Nervencentrums. Vergrößerung 250fach. Fig. 10. Abnorme Doppelbildung des Randkörpers. Vergrößerung 40fach. Fig. 14. Nervenepithel von der äußeren Sinnesgrube, nicht weit vom Boden derselben. Vergrößerung 450fach. Fig. 12. Nervenepithel aus der Tiefe der äußeren Sinnesgrube, mit außer- ordentlich dicker Nervenfilzschicht. Vergrößerung 450fach. Fig. 13. Nervenepithel von der in Fig. 4 mit * bezeichneten Stelle der äuße- ren Sinnesgrube, wo Fasern in die Gallerte eintreten. Vergrößerung 600fach. Fig. 447 Schräger Schnitt durch die äußere und innereSinnesgrube, senkrecht zur Radialebene; die Richtung zeigt der Pfeil Fig. 1, XIV. Vergrößerung A8fach. Fig. 45. Wie voriger, etwas mehr distal geführter Schnitt; die Richtung zeigt der Pfeil Fig. 4, XV. Vergrößerung 48fach. — Diese beiden Schnitte verdeutlichen zugleich die Theilung des Radiärgefäßes in die beiden Gefäße der Ephyralappen und das Randkörperrohr. Fig. 46. Querschnitt durch einen Ephyralappen. Das dunkel gezeichnete Epithel zwischen den beiden Gefäßplattenfurchen (gpf) besteht hauptsächlich aus Drüsenzellen. Vergrößerung 48fach. Fig. 47—49 beziehen sich auf Cotylorhiza tuberculata. Fig. 47. Randkörper mit Umgebung; senkrechter Schnitt in radiärer Richtung geführt. Vergrößerung 90fach. Fig. 18. Randkörper im wagrechten Längschnitt. Vergrößerung 90fach. Fig. 49. Querschnitt durch das Vorderende des Randkörpers, 150 « vom Vorderende des von der Spitze bis zum dorsalen Ansatz 408 u messenden Rand- körpers. Der Schnitt ist.ziemlich schräg gegangen, wesshalb die Höhe viel bedeuten- der ist als dieBreite; bei genau senkrechtem Schnitt müsste sie geringer sein. Ver- größerung 250fach. Tafel XXII, : Die Figuren 20—26 beziehen sich auf Rhizostoma Cuvieri. Fig. 20. Stück einer radiären Nervenstraße; die Nervenfasern sind blau ge- zeichnet, eine zeigt die den Kern enthaltende verdickte Stelle; nach einem frischen Objekt gezeichnet. Vergrößerung 44 0fach. Fig. 24a und d. Theile des subumbrellaren Nervengeflechtes; a ist aus der Nähe eines adradialen Gefäßes, in ziemlicher Entfernung vom Schirmrande; b aus der Nähe des Schirmrandes, 41/5; cm vom Randkörper entfernt. Vergrößerung 85fach. Fig. 22. Schema der Nerventheilung auf der Subumbrella; die Gefäße sind in Sepia ausgeführt, die Nervenfasern blau. Die Dichtigkeit der Nervenfasern sowohl in den radiären Nervenstraßen und in der Ringnervenstraße, als auch auf den Muskel- feldern ist viel zu gering. Die Zeichnung umfasst zwei Oktanten des Medusenschirmes. Vergrößerung 2fach. Fig. 23a und b. Längsschnitte durch eine radiäre Nervenstraße, a näher dem Randkörper, b in größerer Entfernung von demselben. Vergrößerung 635fach. so FREE E » wrrens Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Ouvieri. 457 Fig. 24. Radiärer Schnitt durch den subumbrellaren (inneren) Eingang der Randkörpernische um den Eintritt der intraepithelialen Nerven in diese zu zeigen, Vergrößerung 540fach. Fig. 25. ZweiGanglienzellkörper aus derradiären Nervenstraße. Vergrößerung 250fach. Fig. 26. Zwei Varicositäten von Nervenfasern aus der radiären Nervenstraße. Vergrößerung 250fach. Die Figuren 27 und 28 beziehen sich auf Cotylorhiza tuberculata. Fig. 27. Längsschnitt durch die radiäre Nervenstraße. Vergrößerung 635fach. Fig. 28. Radiärschnitt durch das Cylinderepithel am subumbrellaren Eingang zur Randkörpernische, mit intraepithelialer Nervenfaser. Vergrößerung 400fach. Die Doppelspermatozoen der Dyticiden. Von Dr. med. Emil Ballowitz, außerordentl. Professor und Prosektor an der Universität Greifswald. Mit Tafel XXIII—XXVIA und B. Im Sommer 1885 machte ich in Rostock die Beobachtung, dass im Vas deferens gewisser Schwimmkäfer (Dyticus, Acilius, Hydaticus, Co- Iymbetes) die Spermatozoen mit den Köpfen: paarweise zu Doppel- spermatozoen vereinigt sind. Nach meiner Übersiedelung nach Greifs- wald untersuchte ich im darauf folgenden Sommer die Samenkörper dieser Coleopteren an einem reichen Material näher. Aus dieser Zeit stammt die vorliegende Arbeit nebst den Abbildungen, worüber ich im ersten Jahrgange des Anatomischen Anzeigers 18861! bereits eine kurze Notiz veröffentlicht habe. Ich fand damals höchst eigenartige und komplieirte Strukturverhältnisse an Kopf und Geißel dieser Gebilde, Strukturverhältnisse, welche in manchen Punkten recht schwer festzustellen und zu deuten waren. Ich beschloss daher, diese Unter- suchungen noch weiter fortzusetzen und auf möglichst alle Gattungen der Schwimmkäfer auszudehnen. Aus diesem Grunde habe ich diese Coleopterenfamilie auch in meiner größeren, in dieser Zeitschrift 1890 erschienenen Abhandlung über den feineren Bau der Sperma- tozoen der Coleopteren? völlig unberücksichtigt gelassen. Leider war es mir aber nicht mehr möglich, wieder in den Besitz eines so reichen Materials zu kommen; außerdem wurde ich auch durch andere Arbeiten zu sehr von diesen Untersuchungen abgezogen. Ich sehe mich 1 Zur Lehre von der Struktur der Spermatozoen. Anat. Anz. A. Jahrg. 1886, Nr. AA. 2 Untersuchungen über die Struktur der Spermatozoen, zugleich ein Beitrag zur Lehre vom feineren Bau der kontraktilen Elemente. Die Spermatozoen der In- sekten. Diese Zeitschr. Bd. L, 3. Heft. 1890. Mi Die Doppelspermatozoen der Dyticiden. 459 daher gezwungen, die Resultate so, wie ich sie vor Jahren erhalten, jetzt zu veröffentlichen. Zur Untersuchung kamen folgende Arten, so weit sie genauer be- stimmt wurden: Dyticus dimidiatus Bergstr: » marginalis L. » eircumeinctus Ahr. » latissimus L. Hydaticus stagnalis F. » transversalis Pontopp. Graphoderes cinereus L. » zonatus Hoppe. Acilius sulcatus L. » fasciatus Deg. Colymbetes fuscus L. ) striatus L. Die Samenkörper dieser Gattungen sind durchaus nicht gleich- gestaltet, zeigen vielmehr sehr bemerkenswerthe Verschiedenheiten. Am komplicirtesten fand ich ihren Bau bei der Gattung Hydaticus. Be- sonders eingehend habe ich die Samenkörper von Hydaticus stagnalis untersucht, ich will daher mit der Schilderung ihres Baues bei diesem Schwimmkäfer beginnen. .Zerzupft man das zusammengeknäuelte Vas deferens eines brün- stigen Männchens in physiologischer Kochsalzlösung, so erhält man im Präparat sehr zahlreiche Samenkörper, welche nicht gerade sehr lang sind und sich daher leicht isoliren (Taf. XXIII, Fig.8). Der ganze Körper misst etwa 0,290 mm, wovon 0,040 mm auf den Kopf entfallen. Ihre im Vergleich mit den Samenkörpern der anderen Dyticidengattungen geringere Länge macht sie für die Untersuchung der Geibßelstruktur be- sonders geeignet, daman an dem Macerationspräparat die Faserverhält- nisse leichter überblicken kann. Sofort bei der Untersuchung schon mit schwachen Systemen fällt dem Beobachter auf, dass die meisten Samenkörper des Vas deferens zwei gleich lange Geißeln zu besitzen scheinen, die an einen, wie es auf den ersten Blick scheinen mag, einfachen, deutlich abgesetzten Kopf angeheftet sind (Taf. XXIII, Fig. 8, Taf. XXIV, Fig. 17). Die nähere Untersuchung ergiebt aber sehr bald, dass es sich um eine Vereinigung zweier Einzelspermatozoen zu einem Doppelspermatozoon handelt: je zwei Samenkörper sind mit den Köpfen paarweise zu einem Doppelgebilde verbunden. Sehr häufig tritt eine Lockerung des 460 | Emil Ballowitz, Zusammenhanges der Köpfe ein, so dass die beiden Samenkörper schließlich wieder getrennt sind (z. B. auf Taf. XXIV in Fig. 23). Einzel- spermatozoen trifft man daher auch mehr oder weniger zahlreich in den Präparaten an. Die Art der Vereinigung beider Köpfe ist nun eine höchst eigen- artige und komplieirte. Sie wird bedingt durch die ganz absonderliche, bis jetzt einzig dastehende Form der Spermatozoenköpfe, welche tüten- förmig gestaltet sind und sich bei der Konjugation um einander herum- wickeln. Um die Art der Vereinigung verstehen zu können, wollen wir uns zuerst mit dem Bau des Kopfes und der Geißel der isolirten Einzelspermatozoen vertraut machen. Untersucht man frisch durch Osmiumsäuredämpfe fixirtes Material in Wasser, so erkennt man, dass der Kopf die Form einer dreieckigen, nach der einen Fläche umgebogenen Platte besitzt. Die Fig. 18 und 19 auf Taf. XXIV und Fig. 25 auf Taf. XXV zeigen uns z. B. die Flächen- ansicht, Fig. 26 auf Taf. XXV die Kantenansicht. In Fig. 35 blickt man an den kurz zuvor getrennten Köpfen eines Doppelspermatozoons rechts in die konkave Fläche des einen, links auf die konvexe Fläche des anderen Kopfes. Die Lichtbrechungsverhältnisse sind indessen an dem ungefärbten Präparat zu ungünstig, um Einzelheiten genauer erkennen zu lassen. Es empfiehlt sich daher eine nicht zu intensive Färbung der fixirten Objekte mit stark färbenden Anilinfarben, z. B. Gentiana- violett. Man kann dann bei Untersuchung mit einer guten ae Immersion Folgendes feststellen. Der dünne Kopf hat, von der Fläche gesehen, etwa die Gestalt eines rechtwinkligen Dreiecks (Fig. 18 auf Taf. XXIV, Fig. 35 auf Taf. XXV). Die eine längere Kathete liegt in der Fortsetzung der Geißel, deren Anheftungsstelle mit dem unteren Theile der Kathete zusammenfällt. Dieser Rand ist geradlinig und verdickt; bei Färbung tritt er daher ‚stets als breiter, intensiv gefärbter Streifen hervor, der besonders im oberen Theile gegen die dreieckige Platte hin scharf und meist gerad- linig vorspringt. Nach oben hin läuft er in eine gleich stark sich fär- bende, kleine, rundliche, bisweilen wie eingebogen erscheinende Ver- dickung aus. Dieser Rand (k der Figuren) scheint mir der wesentliche Bestandtheil des Kopfes zu sein, welcher dem meist nadelförmig ge- stalteten Spermatozoenkopfe der anderen Insekten entsprechen würde. Ich will ihn vor der Hand als eigentlichen Kopf bezeichnen. An ihm ist dann der platte, tütenförmig umgebogene, dreieckige Kopfanhang (kg der Figuren) angeheftet. Bei günstiger Lage dieses Kopfes sieht man an seinem oberen, freien, von dem Kopfanhang abgewandten Rande einen schmalen, zarten Die Doppelspermatozoen der Dyticiden. 461 Saum, der nur sehr wenig Färbung annimmt (z in den Figg. 18 und 19 auf Taf. XXIV und Fig. 25 auf Taf. XXV). Dieser Saum beginnt dicht unterhalb der Endverdickung und erhebt sich dann allmählich als schmaler heller Streif bis gegen die Mitte des Kopfrandes. Hier endigt er rechtwinklig abgeschnitten als niedriger zahnartiger Vorsprung. Diese Bildung ist an gut gelungenen Deckglastrockenpräparaten meist noch recht deutlich wahrzunehmen. Ohne Zweifel hat der Vorsprung bei der Vereinigung der Köpfe eine mechanische Aufgabe und dient zur gegenseitigen Verzahnung und Verankerung der Köpfe. Übrigens kann der Saum auch eingebogen und anders gerichtet sein, so dass er bei der Flächenansicht der Köpfe nicht deutlich hervortritt. Die zweite kleinere Kathete des Kopfdreiecks zeigt eine zarte, unregelmäßige Begrenzung. Dieser (untere) Rand verläuft nicht ge- radlinig, sondern erscheint nach oben ausgeschweift. Meist ist er un- regelmäßig eingeschnitten und eingekerbt, häufig wie eingerissen. Hier setzen sich daher auch häufig Anlagerungen fest (Fig. 20 auf Taf. XXIV). Der Hypotenusenrand des Kopfanhanges beginnt unter dem End- *knötchen des Kopfes und verläuft, ein wenig nach außen gebogen, zu der unteren Kathete. Diese Hypotenusenlinie fällt nun nicht mit dem freien Rande des Kopfanhanges zusammen, der letztere ist vielmehr, wie mir scheint, nach der einen Fläche hin umgebogen, so dass sein freier Rand sich dem Kopfe, wenigstens im oberen Theile, annähert. Zwischen beiden bleiben oben nur ein schmaler, in Form einer hellen Linie hervor- tretender Spalt, unten dagegen ein breites, dreieckiges Feld frei (Fig. 18, 21,22 auf Taf. XXIV, Fig. 25, 35 —39, 44— 44 auf Taf. XXV). Der um- gebogene Theil besitzt dieForm eines gleichschenkligen Dreiecks, dessen Größe etwas variirt, je nachdem die Kopfplatte mehr oder weniger umgerollt ist. Die Umbiegung des Kopfrandes ist eine sehr beständige und haltbare, da ich eine vollständige Entrollung der ganzen Kopfplatte kaum jemals gesehen habe. Dadurch gewinnt der umgebogene, drei- eckige Theil des Randes die Bedeutung eines breiten Hakens. Diese Einzelheiten treten sehr deutlich hervor, wenn die mit Gentianaviolett gefärbten Präparate einige Zeit unter dem Deckglase gelegen haben, wobei sich die Köpfe etwas entrollen und mit ihrer einen Fläche dem Deckglase dicht anlagern. Besonders intensiv sind Anfangs der Kopf und der dreieckige umgeschlagene Rand gefärbt. Fast macht es den Eindruck, als ob der letztere von etwas anderer Be- schaffenheit wäre, als die übrige Kopfplatte (Fig. 18, 21 und 22 auf Taf. XXIV). Bleiben die Präparate längere Zeit, etwa 8—14 Tage, in Wasser unter dem Deckglase liegen, so tritt eine Entfärbung der Köpfe 462 Emil Ballowitz, ein, bis auf den hinteren Theil des Kopfanhanges, welcher sich zwischen dem Kopf und dem umsgefalteten Rande befindet. Diese dreieckige Stelle bewahrt eine sehr deutliche, violette Färbung, so dass sie sich von der Umgebung scharf abhebt und fast wie ein besonderer Körper aussieht (Fig. 19,20 und 24 auf Taf. XXIV, Fig. 39 und 43 auf Taf. XXV). Sein unterer, ausgezackter Rand schien mir bisweilen wie von zwei über einander gelegenen Platten gebildet (vgl. Fig. 20 auf Taf. XXIV, wo zwei derartig entfärbte Köpfe mit den Hypotenusenrändern an einander liegen). Statt des hellen Längsspaltes tritt dann oft eine schmale dunkle Linie auf (Fig. 19 und 20). Nicht minder komplieirt gebaut, wie der Kopf, ist die Geißel dieser - Samenkörper. Zunächst ist ein Unterschied festzustellen zwischen dem ersten und den sechs folgenden Siebentel der Geißellänge. Ihr vorderer Ab- schnitt erscheint nämlich in einer Länge von 0,040 mm breiter und mehr gerade gestreckt. Statt der weiten Einbiegungen, welche am hinteren Theile auftreten, sind vorn nur ausgiebige krausenförmige Umbiegungen des einen Randes sichtbar (Fig. 8 auf Taf. XXIII, Fig. 17 auf Taf. XXIV). Bei Untersuchung mit starken Systemen erkennt ma® dass diese Strecke ausgezeichnet ist durch den Besitz eines sehr zarten, schmalen Saumes, der nach hinten allmählich schmäler wird, um schließlich ganz aufzuhören. Eine scharfe Grenze zwischen den beiden Abschnitten der Geißel besteht nicht, vielmehr ist der Übergang ein ganz allmählicher. Man könnte daran denken, dieses breitere Anfangsstück der Geißel für einen mit dem Verbindungsstück z. B. der Säugethierspermatozoen gleichwerthigen Abschnitt zu halten, obwohl es hier, wie beiden übrigen Dyticiden (siehe weiter unten), nach hinten hin nicht scharf abgegrenzt ist. Seine hintere Grenze wird eigentlich nur durch das Aufhören des zarten Saumes bezeichnet. Eine ähnliche Verdickung des vorderen Geißelendes wurde unter den Insekten von meinem Bruder! bei Gryllus und Gryllotalpa aufgefunden. Alles dort über diesen Abschnitt Gesagte gilt auch für die Dyticiden!. 1 K. Barrowırz, Zur Kenntnis der Samenkörper der Arthropoden. Internatio- nale Monatsschrift für Anatomie und Physiologie. 1894. Bd. XI, 5. Heft. Die be- treffende Stelle lautet: »An dem vorderen Ende der Geißel tritt nun eine sehr be- merkenswerthe Einzelheit sehr deutlich hervor; es ist nämlich der vordere Theil der Geißel in der Nähe des Kopfes verdickt, so dass dieser Theil, der sich unmittel- bar dem Kopfe anschließt, die gleiche Dicke als das Hinterende des Kopfes besitzt und sich daher von dem Kopfe auf den ersten Blick nicht so deutlich abhebt. Nach hinten hin verschmälert sich dieser Theil allmählich, um ohne Grenze in den übrigen Theil der Geißel überzugehen, Besonders bei Gentianafärbung tritt dieser Bataln E aa= 1 u En nal ze #3 hl = urn o 1, 2 04 Aelaca DB LESE nr ne a ae seit. un at nn he ae a Anna BE a m JE FT y u N ee en 7 B. > er PN dt N Dar ze U I 57 Fe ee en Die Doppelspermatozoen der Dytieiden. _ 463 Das hinterste Ende der Geißel läuft in eine feine Spitze aus, ohne dass ein »Endstück« zur Abgrenzung käme (Fig. 47 auf Taf. XXIV). Es sei hier schon voraus bemerkt, dass auch bei Acilius, Dytiecus und Graphoderes kein eigentliches Endstück von mir beobachtet wurde. Besonders deutlich wird der Saum des vorderen Geißelabschnittes in gefärbten Präparaten, die einige Tage in Wasser unter dem Deck- glase gelegen haben, da die abgeplatteten Geißeln sich den Glasflächen alsbald dicht anzulegen pflegen. Man sieht dann {Fig. 18 und 19 auf Taf. XXIV, Fig. 25, 29 und 35 auf Taf. XXV), dass der eine Rand ge- rade verläuft und intensiv gefärbt ist. Nur der freie, schmale, äußerste Theil dieses Randes erscheint häufig etwas heller, besonders im oberen Theile in der Nähe des Kopfes, wo er sich in Form eines sehr niedrigen, blassen (zweiten) Saumes erhebt, der dicht am Zahnvorsprung des Kopfes sein Ende findet (Fig. 18 und 19 auf Taf. XXIV, Fig. 25 auf Taf. XXV bei S,). An der gegenüberliegenden Seite der Geißel ist deroben erwähnte, schmale, wenig gefärbte Saum (S) angeheftet. Zwischen beiden Rändern befindet sich nun ein intensiv gefärbter, mit dem dunklen Geißelrande zusammenhängender Streifen, der bisweilen gerade verläuft (Fig. 18 auf Taf. XXIV, Fig. 29 auf Taf. XXV), meist aber sehr zierliche, regel- mäßige, wellenförmige Einbiegungen zeigt. Sehr häufig tritt dieser Streifen als isolirter, durch intensive Färbung ausgezeichneter Faden hervor. Die starke Färbung bewahrt er auch noch längere Zeit in Deck- glastrockenpräparaten, nachdem die Färbung der übrigen Theile schon sehr verblasst ist. Auch an dem ungefärbten frischen Präparat sind die Einbiegungen dieses Streifens zu erkennen. Sehr eigenthümliche und zugleich instruktive Bilder erhält man in diesen Präparaten nicht selten, wenn die breiten, platten Geißeltheile der Doppelspermatozoen sich in Folge der Adhäsion an einander gelegt und platt an den Glasflächen ausgebreitet haben. So entstehen breite, sehr auffällige Bänder, wie in den Figuren 21 und 22 auf Taf. XXIV. Hier haben sich die vorderen Geißelabschnitte mit ihren geraden Rän- dern an einander gelegt, während die von einander abgewickelten Kopf- anhänge zu beiden Seiten der noch mehr oder weniger vereinigten verdickte Theil hervor. Wie die Macerationen zeigen, wird diese Verdickung be- ‘dingt durch eine Verdickung der Theilfasern der Geißel. Vielleicht handelt es sich hier um die erste Andeutung eines » Verbindungsstückes« der Geißel, eines Ab- schnittes, der ja besonders bei den Säugethieren ausgebildet erscheint, bei den Insekten aber bis jetzt noch nicht beobachtet ist. Allerdings ist hervorzuheben, dass sich das hintere Ende des Verbindungsstückes hier nicht von dem Hauptstück der Geißel scharf abgrenzt, wie es sonst der Fall zu sein pflegt.« Zeitschrift f, wissensch. Zoologie. LX. Bd. 34 \ 464 Emil Ballowitz, Köpfe gelagert sind. Man erkennt an jedem Bandstreifen einen geraden Rand und an der anderen Seite den zarten, hellen Saum. Das hintere Ende des letzteren lässt sich genau feststellen, es befindet sich bei & der Figuren. Der Saum liegt stets nach derjenigen Kopfseite hin, an welcher der Kopfanhang befestigt ist. Am meisten fällt aber die in- tensiv gefärbte, in der Mitte eines jeden einzelnen Bandes gelegene Faser auf, welche meist eine sehr zierliche und regelmäßige Schlänge- lung aufweist. Hiermit korrespondiren nicht selten Einbiegungen des Saumrandes. Die geschlängelte Faser erstreckt sich nach hinten hin über den Bereich des Saumes hinaus (bei &) und wird zu dem geboge- nen freien Rande des hinteren Geißeltheiles. 'Der letztere erscheint in den Präparaten leicht abgeplattet als sehr schmales Band mit einem geraden, helleren (ARf) und einem oft krausenartigumgebogenen, dunkler gefärbten Rande (Sf). Weiteren Aufschluss über die Zusammensetzung der Geißel gaben mir gute Macerationen, welche unter dem Deckglase in 0,750/,iger Kochsalzlösung vorgenommen wurden, wie die Abbildungen 23 und 24 auf Taf. XXIV und Fig. 36—45 auf Taf. XXV zeigen. Die Dytieiden bestätigten mir die Resultate, welche ich bei den anderen Insekten er- halten hatte!. Ich fand auch hier, dass die Geißel von drei Hauptfasern gebildet wird, welche sich von ihrem einen bis zum anderen Ende er- strecken und selbst wiederum aus Fibrillen zusammengesetzt sind. Die eine Faser bildet als Randfaser (Rf der Abbildungen) den einen geraden “Rand der Geißel, während der andere Rand von der sich intensiver färbenden Saumfaser (Sf) dargestellt wird. Die letztere ist, besonders im vorderen Abschnitte, krausenförmig umgebogen, daher länger als die Randfaser. Wenn sich nun die vorderen platten Geißeltheile den Glas- flächen dicht anlagern (vgl. Taf. XXIV, Fig. 21 und 22), so gleichen sich die krausenförmigen Umbiegungen aus und die längere Saumfaser ist meist gezwungen, sich in die oben beschriebenen, zierlichen, wellen- förmigen Biegungen zu legen. Zwischen Randfaser und Saumfaser be- findet sich die Mittelfaser (M/ der Figuren). Eine Stützfaser habe ich bei den Dyticiden nicht gefunden. In Fig. 36 und 37 hat sich die Saum- faser mit dem Saume abgelöst. In Fig. 37 fängt auch der Saum an, sich bei x mit seinem hinteren Ende abzutrennen. In den Figuren 38—44 ist der Saum dann vollständig isolirt, während in Fig. 23 und 24 auf ! Vgl. hierüber diese Zeitschr. Bd. L, 1890 und meine »Bemerkungen zu der Arbeit von Dr. phil. Kar BaLLowırz über die Samenkörper der Arthropoden nebst weiteren spermatologischen Beiträgen, betreffend die Tunikaten, Mollusken, Wür- mer, Echinodermen und Cölenteraten.« Internationale Monatsschrift für Anatomie und Physiologie. 4894. Bd. XI, 5. Heft. DE ET Die Doppelspermatozoen der Dytieiden. 465 Taf. XXIV seine Ablösung unterblieben ist. Der isolirte Saum (S) ist blass gefärbt, sehr zart und läuft nach hinten allmählich in eine feine Spitze aus. Er scheint weich und nachgiebig zu sein und ist meist un- regelmäßig hin und her gebogen oder in Schleifen gelegt, ähnlich einer geschwungenen Peitschenschnur oder mehr noch einem im Winde flat- ternden Schiffswimpel. In dieser Beziehung gleicht er sehr der von mir bei Hydrophilus aufgefundenen »Wimpelfaser«!. Doch sind beide wohl nicht gleichbedeutend, da mir bei Hydrophilus als das Wahrscheinlichste erschien, dass die Wimpelfaser zwischen Rand- und Mittelfaser einge- lagert ist. Bei Hydaticus heftet sie sich aber äußerlich als Saum an die Geißel an. Nach den Resultaten, welche ich durch Maceration und bei Färbung (vgl. Fig. 21 und 22) erhalten habe, glaube ich es für das Wahrscheinlichste halten zu müssen, dass der zarte Saum dem freien Rande der Saumfaser angeheftet ist, denn man kann sich Befunde, wie in Fig. 36, 37 und 21, 22 kaum anders deuten. Bei Untersuchung des frischen Objektes will es allerdings bisweilen scheinen, als verliefe der zarte Saum dicht neben den krausenförmigen Einbiegungen der Saum- faser, so dass eine schmale Rinne zwischen ihnen liegen würde. Der Saum und die Saumfaser wären dann an die Randfaser dicht neben ein- ander angeheftet. Auch finde ich unter meinen Notizen die Beobachtung vermerkt, dass bei einem Hydaticus (nicht stagnalis) bei Untersuchung des frischen Objektes die Krausen der Saumfaser lebhaft flimmerten, 1 Diese Zeitschr. Bd. L. 4890. p. 359. Die betreffende Stelle lautet: »Bei weitergehender Maceration in gut gelungenen Präparaten löst sich nun häufig noch eine vierte, sehr eigenthümliche Faser von den übrigen ab, welche ganz anders aussieht, als die letzteren. Dieselbe bildet ein dünnes, gleichfalls platt bandartiges, blassviolett tingirtes Fädchen, welches sich an das Hinterende des Kopfes anheftet. Gegen das hintere freie Ende hin verjüngt es sich ganz allmählich und wird sehr fein, um mit einer feinsten Zuspitzung aufzuhören. Immerhin ist es aber, auch in seinem hinteren Theile, noch wesentlich dicker, als eine der oben von mir be- schriebenen Fibrillen. Sehr auffällig ist, dass dieses Fäserchen bei Weitem nicht die Länge der übrigen Fasern erreicht; es besitzt nur eine Länge von ca. 0,05 bis 0,06 mm, erstreckt sich mithin noch nicht bis zur Mitte der Geißel, welche gegen 0,13 mm misst. Merkwürdig und sehr charakteristisch ist auch die Art der Ein- biegungen dieser Faser. Sie scheint außerordentlich weich und nachgiebig zu sein, so dass sie meist zahlreiche kleine unregelmäßige Einbiegungen, öfters auch winke- lige Umknickungen zeigt, welche letztere bei den anderen Fasern niemals beob- achtet werden. Auch flottirt sie sehr leicht hin und her. Durch diese zahl- reichen Einbiegungen und durch ihr ganzes Aussehen ähnelt sie einer geschwunge- nen Peitschenschnur, oder mehr noch einem im Winde flatternden Schiffswimpel. Sie möge daher die Bezeichnung der ‚Wimpelfaser‘ führen.« Hierzu sei noch be- merkt, dass ich bei den Dyticiden den isolirten Saum stets im Zusammenhange mit der Geißel, niemals aber an abgetrennten Köpfen antraf, wie es bei Hydrophi- lus häufig von mir beobachtet wurde. Vgl. z. B. I. c. Taf. XIV, Fig. 58 und 63. 34* 466 Emil Ballowitz, während der zarte Saum deutlich war und ruhig daneben lag. Hier bin ich nicht sicher geworden und muss ich diese Frage noch unentschieden lassen. Ich habe diese Verhältnisse desswegen so ausführlich erörtert, weil ich bis jetzt bei den Insektenspermatozoen die gebogene Saumfaser stets am freien Rande der Geißel angetroffen habe, während sie hier eventuell vorn vom Saume bedeckt sein würde. In Fig. 23 und 24 auf Taf. XXIV und den Fig. 40—43 auf Taf. XXV ist dann eine Trennung in Rand-(Rf) und Mittelfaser (Mf) erfolgt. Besonders instruktiv sind die Figuren 23 und 43, wo die Geißeln fast in ganzer Ausdehnung in die drei Hauptfasern zerlegt waren. Fig. 24, k4 und 45 liefern dann weiterhin Beläge für die fibrilläre Struktur der drei Hauptfasern, deren Nachweis mir auch hier sehr oft gelungen ist. Ob der zarte Saum gleichfalls fibrillär strukturirt ist, vermag ich nicht zu sagen, da ich an dem isolirten Saume keine Anhaltspunkte dafür gewinnen konnte. Bilder, wie in Fig. 45, scheinen es nicht auszu- schließen. Diese Abbildung zeigt übrigens nach Entfernung des Kopfes das vordere freie Ende der Geißel, welches in eine feine borstenförmige Spitze ausläuft. Mit dieser Spitze befestigt sich die Geißel ziemlich fest im unteren Theile des Kopfes, wie ich sehr deutlich in einem mit Gen- tianaviolett gefärbten und bereits verblassten Deckglastrockenpräpa- rat erkannte (Fig. 33 auf Taf. XXV). In den bereits farblos gewordenen Doppelkopf drangen die noch intensiv gefärbten Geißelspitzen bis fast gegen seine Mitte hin vor. Wie sind nun die Köpfe der Doppelspermatozoen bei Hydaticus mit einander verbunden? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten, beson- ders was die feinere Mechanik der gegenseitigen Verkuppelung betrifft. Indessen dürften diese Einzelheiten auch wenig von Bedeutung sein. Das Wesentliche, was ich ermitteln konnte, ist Folgendes. Die beiden Köpfe legen sich mit ihren Rändern an einander, kom- men hierbei theilweise auch wohl zur Deckung. Bei der gegenseitigen Befestigung spielen jedenfalls der Zahnvorsprung und der linienförmige . Spalt eine wichtige Rolle. Da die Kopfplatten alle nach derselben Seite umgebogen zu sein scheinen, legt sich der gebogene Kopfanhang des einen Kopfes mit seiner konkaven Fläche um den Rand und die konvexe Fläche des Kopfanhanges des zweiten Kopfes in größerer Ausdehnung herum und eben so der Kopfanhang des letzteren um den ersteren. Hierdurch entsteht eine wechselseitige Umwicklung und Einschachte- lung der Köpfe (Fig. 17 auf Taf. XXIV, Fig. 27 und 28 auf Taf. XXV). Vgl. auch Fig. 34 auf Taf. XXV, wo eine theilweise Abwicklung der Kopfplatten erfolgt ist. Untersucht man die fest vereinigten Köpfe von der Fläche und stellt ihre Ränder ein, so nimmt man bei Bewegung der 6 k ä f i Die Doppelspermatozoen der Dytieiden. 467 Mikrometerschraube wahr, dass an dem einen Rande des Doppelkopfes die hakenförmig umgebogene Spitze des Kopfanhanges nach oben, an dem anderen Rande nach unten gerichtet ist (Fig. 17 auf Taf. XXIV, Fig. 28 auf Taf. XXV). Der Zusammenhang der Köpfe lockert sich zuerst in ihrem hinteren Theile, so dass die Spitzen am längsten vereinigt bleiben (Fig. 34). Ist eine Lockerung der unteren Kopftheile eingetreten, so rücken die beiden Kopfränder ein wenig von einander ab und bringen dadurch die Kopf- anhänge etwas zur Entfaltung. Dabei legt sich meist der eine Kopf in die Konkavität des Kopfanhanges des anderen hinein. Untersucht man einen derartig in seinem Zusammenhange gelockerten Doppelkopf von der Fläche, so findet man die beiden Kopfstreifen nicht in der Mitte, sondern am Rande des etwas verbreiterten Doppelkopfes (Fig. 30). Dies wird häufig angetroffen, besonders wenn die Präparate einige Zeit unter dem Deckglase gelegen haben, auch in Deckglastrockenpräparaten (Fig. 32). Auch eine andere Art der Verhakung kann nach fast völliger Trennung der eigentlichen Köpfe eintreten, indem die Kopfanhänge sich mit ihren umgebogenen Rändern in einander verhaken, wie es bisweilen beobachtet wird. Diese Doppelköpfe erscheinen dann sehr verbreitert (Fig. 34 auf Taf. XXV). Übrigens beobachtet man in den Präparaten nicht selten, dass sich die Kopfanhänge bereits von einander abgewickelt haben, während die Köpfe noch fest zusammenhängen. Dies geschieht häufig, wenn die Präparate einige Zeit unter dem Deckglase gelegen und sich den Glasflächen dicht angedrückt haben. Man trifft dann die Köpfe an einander gelagert und daneben die mehr oder weniger entfalteten Kopfanhänge ausgebreitet (Fig. 21, 22 und 24 auf Taf. XXIV und Fig. 29 auf Taf. XXV). Alle diese Verhältnisse kann man sich recht gut veran- schaulichen, wenn man aus dünnen Wachsplatten Figuren von der Form der Köpfe herausschneidet, dieselben in entsprechender Weise modellirt und in einander legt. Die geschilderte Mechanik der Verkuppelung genügt nun aber noch nicht, um den festen Zusammenhang der beiden Köpfe zu erklären. Vielmehr muss hier noch ein wohl protoplasmatisches Bindemittel mit im Spiele sein, welches die Köpfe mit einander verbindet. Hiermit steht wie ich glaube, auch eine feinkörnige, kugelige Masse im Zusammen- hange, welche dem Doppelkopf als Spitzenknopf aufsitzt (X/ in den Figuren 27, 28, 29, 30 u. 32 der Taf. XXV). Diese Masse färbt sich mit Gentianaviolett intensiv, zeigt meist eine etwas unregelmäßige Begren- zung und findet sich hauptsächlich an den Doppelspermien aus den oberen Theilen des Vas deferens. Werden die Köpfe gewaltsam von _ einander getrennt, so bleibt der Spitze eines jeden Kopfes eine Hälfte 468 Emil Ballowitz, ansitzend. Später verschwindet die Masse mehr und mehr oder dringt auch wohl als Kittmasse zwischen die Köpfe ein, um sie noch fester mit einander zu verkleben. Durch besondere Anhäufung dieses Klebemittels zwischen den vorderen Enden der Köpfe erklärt sich auch wohl der Umstand, dass die Trennung der Köpfe vorn am schwierigsten und zuletzt erfolgt. Von Größendifferenzen der ganzen Spermatosomen und einzelner ihrer Theile abgesehen, fand ich nun genau die gleichen Bauverhältnisse bei anderen Hydaticus-Arten und den untersuchten Species von Grapho- deres. Auch bei den Acilius-Arten sind die Samenkörper und ihre Ver- einigung zu Doppelspermien ganz ähnlich (Fig. 57—09 auf Taf. XXVI und Fig. 5—7 auf Taf. XXIII; Fig. 5 stellt ein Doppelspermatozoon aus dem Vas deferens dar, Fig. 6 und 7 dessgleichen aus dem Receptaculum seminis von Acilius sulcatus L.). Die Geißel ist hier beträchtlich länger (0,280—0,490 mm), während der Kopf kleiner als bei Hydaticus stagnalis ist; er eignet sich daher nicht so gut zur Untersuchung. So habe ich hier z.B. den Zahnvorsprung des Kopfes nicht gesehen. Der eigentliche Kopf ist verdickt und etwas verbreitert, er tritt daher an den frischen, noch mehr an den gefärbten Präparaten sehr deutlich hervor (Fig. 57 und 58 X). Auch mit Alaunkarmin färbt er sich intensiv. Die Art der Verkuppelung ist eine eben so feste, wie bei Hydatieus. Erwähnt sei noch, dass ich an den Doppelspermien aus dem Endstück des Vas defe- rens, besonders bei Kantenansicht, sehr oft einen verschieden hohen Stand der Köpfe gesehen habe, so dass die eine Kopfspitze etwas mehr vorragte als die andere. Der Saum an dem flimmernden Anfangsstück der Geißel ist sehr schmal und nicht so leicht zu erkennen. Er löst sich auch schwerer ab, obwohl ein Zerfall der Geißel in drei bis vier Fasern sehr häufig zur Beobachtung kommt. In Deckglastrockenpräparaten sind diese Fasern oft in auffälliger Weise bogenförmig abgehoben (Fig. 59 auf Taf. XXV]). Wesentlich anders sind die Samenkörper der Colymbetes-Arten beschaffen (Fig. 3 und 4 auf Taf. XXI, Fig. 60—62 auf Taf. XXV]). Vor Allem fehlt an der Geißel eine Differenzirung in einen vorderen und hinteren Abschnitt: ihr vorderes Ende unterscheidet sich in nichts von den übrigen Theilen, mithin fehlt hier auch ein Saum, von welchem ich selbst in Macerationspräparaten keine Andeutung wahrnehmen konnte. Dagegen ist hier ein Endstück von 0,063 mm Länge differenzirt, welches sich allerdings nicht sehr scharf von dem übrigen Geißeltheil absetzt; an gefärbten Präparaten wird die Grenze deutlicher. Haupt- sächlich fällt es dadurch auf, dass es meist gerade gestreckt und mehr Die Doppelspermatozoen der Dyticiden. | 469 starr ist. Die Geibel zerfällt in Macerationen sehr leicht in die drei Haupt- fasern, nicht selten ist, wie bei Acilius, ein weiterer Zerfall in feinere Fasern und Elementarfibrillen. Der Spermatozoenkopf der Golymbetes- Arten ist schmal, pfeilförmig. Der eigentliche Kopf (X, Fig. 60, 61) be- sitzt die Form einer Nadel mit feiner vorderer Spitze. An frischen Präparaten fand ich hier ein kurzes, etwas dunkleres Stück ansitzend, welches, ähnlich dem Spitzenstück an den Samenkörpern anderer In- sekten, nicht selten ein wenig umgebogen war (Fig. 60, 61). An den einen Rand des Kopfes setzt sich der schmale, nach hinten hin allmählich verbreiterte, tütenförmig gebogene Kopfanhang an, der nach hinten mit einer widerhakenartig vorspringenden Spitze vorragt (Fig. 60, 61 Kg). Dieser Kopfanhang erscheint, auch nach Färbung, stets gleich- mäßig hell. Eine sehr merkwürdige Beobachtung machte ich wiederholt in Zupfpräparaten des Vas deferens der Golymbetes-Arten. Ich fand hier die Samenkörper meist zu größeren Bündeln ! vereinigt. Die Köpfe steckten dabei in einer protoplasmatischen Masse (X in Fig. 62 auf Taf. XXVI), während die lebhaft flimmernden Geißeln frei hervorragten (siehe über die Bewegungserscheinungen weiter unten). Der Verband der Bündel lockerte sich bei dem Zerzupfen leicht, so dass kleinere Grup- pen daraus hervorgingen, welche sich lebhaft vorwärts bewegten. Diese Bündel wurden aber nicht allein von Doppelspermatozoen zusammen- gesetzt. Denn ich traf die Samenkörper auch zu dritt zusammengelagert, so dass fest vereinigte Drillingsspermatozoen? entstanden waren. Die Drillingsspermatozoen waren nicht selten (Fig. 4 auf Taf. XXIII). Ihre Köpfe waren durch Vermittelung einer stark lichtbrechenden Kittsub- stanz fest mit einander verkittet. Nicht selten wurden, wie oben er- wähnt, durch die Kittmasse die Köpfe zweier Doppelspermien, oder eines Doppel- und eines Drillingsspermatosoms oder mehrere Doppel- spermien zusammengehalten, so dass vier-, fünf-, sechs- und mehr- schwänzige Gebilde im Präparat herumschwammen. Drillingsspermatozoen fand ich nur bei den Colymbetes-Arten. Auch im Receptaculum seminis der Weibchen traf ich einige wenige Male ‘noch solche an. Diese Drillingsspermatozoen dürfen aber nicht ver- 1 Nachträglicher Zusatz: Dies sind die Spermozeugmen erster Ordnung. Siehe hierüber den Nachtrag am Schlusse dieser Arbeit. 2 Ich wähle die Bezeichnung »Drillingsspermatozoen«, weil sich ein anderes passenderes Wort im Deutschen nicht recht findet, betone aber zugleich, dass auch hier sich die drei Samenkörper erst nach ziemlich vollendeter Ausbildung ver- einigen, nicht etwa sich von vorn herein zu dritt gleichmäßig anlegen und aus- bilden. 470 Emil Ballowitz, wechselt werden mit Zusammenlagerungen, wie ich sie einige Male im Receptaculum seminis (siehe Fig. 14 auf Taf. XXIII) wahrnahm. Hier hatte sich der Kopfanhang des zweiten Samenkörpers mit seiner Kon- kavität um die Geißel des ersten und eben so der dritte um die Geißel des zweiten herumgelegt und in einander geschoben. Jedenfalls stehen diese übrigens nur sehr selten zur Beobachtung kommenden Ver- einigungen im Zusammenhang mit den von mir im Receptaculum auf- gefundenen Spermozeugmen, worauf ich noch zurückkommen werde. Wiederum abweichend verhalten sich die Dyticus-Arten. Beson- ders eingehend habe ich Dyticus marginalis untersucht; aber auch bei den anderen Dyticus-Arten fand ich, von geringfügigen Größendifferen- zen im Einzelnen abgesehen, ganz ähnliche Verhältnisse. Zunächst fällt auf, dass die Samenkörper dieser Gattung enorm lang sind, circa 4,06 mm, ein Umstand, der die Untersuchung der feineren Bauverhältnisse der Geißel sehr erschwert. Die Masse der Geißel steht daher in einem sehr auffälligen Gegensatz zu dem kleinen, dünnen, schmalen Kopfe, der nur 0,0411 mm lang ist (Fig. 4 und 2, 9—13 auf Taf. XXIII, wo die Geißeln eigentlich noch zu kurz gezeichnet sind). Die Sonderung in einen vorderen kleinen und hinteren größeren Ab- schnitt ist sehr deutlich ausgeprägt und sofort in die Augen springend. Der vordere Theil ist in einer Länge von etwa 0,080—0,090 mm meist gerade ausgestreckt (Fig. 9, 10, 41, 43 auf Taf. XXIH, Fig, 52 auf Taf. XXV]), bisweilen etwas gebogen (Fig. 1, 2 und 44), niemals aber spiralig eingerollt, wie der hintere Abschnitt. Hät sich die Geißel, wie es im frischen Präparat bisweilen beobachtet wird, in eine flache Spirale zusammengelegt (Fig. 10—13), so ragt das Anfangsstück doch immer gerade hervor. Ferner ist dieses Stück stark abgeplattet und wesentlich breiter, als der spiralig eingerollte Geißeltheil. Sodann erkennt man bei Untersuchung mit starken Systemen in dem frischen, in physiologischer Kochsalzlösung untersuchten Präparat, wie bei Hyda- ticus und Acilius, nur vorn ein sehr deutliches, auffälliges Flimmer- phänomen. Äußerst zierliche, kleine, krausenförmige Einbiegungen eines schmalen Saumes laufen in rascher Folge wie kleine Ruderplättchen von vorn nach hinten an dem sonst gewöhnlich regungslos bleibenden Geißelstück herab, um nach hinten hin immer kleiner und undeutlicher zu werden und schließlich an dem hinteren Ende des vorderen Ab- schnittes, wie es scheint, ganz zu verschwinden (Fig. 52 auf Taf. XXVI; in den Figuren der Taf. XXIII ist dieser Flimmersaum nicht gezeichnet). (Siehe auch unten p. 477 unter Bewegung.) Ist die Flimmerbewegung erloschen, so sieht man schon an dem ungefärbten Präparat bei günstiger Lage des Objektes, dass neben der geraden Geißel ein breiterer Saum Die Doppelspermatozoen der Dytieiden. 471 von vorn nach hinten herabzieht. Der Rand des abgestorbenen Saumes ist meist krausenartig umgebogen (Fig. 52 und 53). Stellt man ihn in Kantenansicht ein, so erscheint das Anfangsstück der Geißel wellenförmig gebogen (Fig. 54 und z. Th. Fig. 51 und 53 auf Taf. XXV]). Seltener ist der Rand des Saumes gerade gestreckt (Fig. 47). Alsdann stellt man schon an dem frischen, ungefärbten Präparat fest, dass der Saum noch von einem schmalen, hellen, saumartigen Streifen überragt wird (S in Fig. 47). Deutlicher werden diese Verhältnisse, wenn die mit Gentianaviolett gefärbten Präparate mehrere Tage in Wasser unter dem Deckglase gelegen und sich wieder in der oben geschilderten Weise den Glasflächen angelagert haben. Man sieht dann, dass neben dem geraden, dickeren Geißelrande ein entweder gerader oder, wie es häu- figer gefunden wird, in zierliche, wellenförmige Biegungen gelegter Faden herunterläuft, der seinerseits wieder 'von einem sehr zarten, schwach gefärbten Saume (S) überragt wird (Fig. 46 auf Taf. XXV]). Der letztere wird gegen das hintere Ende des Vorderabschnittes immer schmaler, um schließlich ganz aufzuhören. Wir haben demnach hier genau dieselben Verhältnisse, wie bei Hydaticus, Graphoderes und Aci- lius, nur etwas feiner und schwieriger wahrnehmbar. Damit stimmen auch die Resultate überein, welche man bei Maceration der Samenkörper in Kochsalzlösungen unter dem Deckglase erhält. Besonders möchte ich hierzu den Inhalt des Receptaculum seminis empfehlen; weil hier oft schon ein Zerfall eingeleitet ist!. Man findet in den Macerationen nicht selten den Saum, wie bei Hydaticus, abgelöst und nur noch im Zusammenhange mit dem vordersten Geißelende; sein hinteres Ende läuft in eine feine Spitze aus (S in Fig. 55 und 56). Der übrige Theil der Geibel zerfällt häufig in seine drei Hauptfasern (Saumfaser Sf, Mittel- faser Mf und Randfaser Rf in den Figuren 55 und 56), welche die ganze lange Geißel von Anfang bis zu Ende kontinuirlich durchsetzen. Nicht selten ist ein Zerfall in mehrere Fasern (vgl. Fig. 55 nach einem frisch untersuchten, ungefärbten Präparat aus dem Receptaculum seminis). Ja, ich sah in guten Macerationen einzelne Geißelabschnitte in feinere und feinste Fäden buchstäblich aufgelöst. Der größere, hintere, spiralig eingerollte Geißelabschnitt ist schmal und leicht abgeplattet. Sein hinterstes Ende läuft in eine feine Spitze aus, ohne dass ein deutlich abgesetztes Endstück zur Ausbildung käme. 1 Man trifft im Receptaculum meist viele isolirte Theilfäden, die nicht selten in enge Spiralen zusammengeschnurrt sind; auch isolirte Elementartibrillen werden nicht vermisst, Je länger das Sperma im Receptaculum liegt, um so mehr Samen- körper scheinen innerhalb desselben einer Art physiologischer Maceration zu ver- fallen. 472 Emil Ballowitz, Auch das vorderste Ende der Geißel endigt in einer sehr feinen, borsten- förmigen Spitze, wie man an kopflosen Geißeln sieht; diese Spitze ist länger, wie bei Acilius. Am auffälligsten und von Hydaticus sehr abweichend ist der Kopf bei Dyticus gestaltet; er gleicht in seiner Form etwa der Klinge eines kurzen Tischmessers. Dem entsprechend ist er sehr abgeplattet und vorn nur wenig zugespitzt. Der eine gegen die Seite des zarten Geißel- saumes hin gerichtete Rand ist sehr dünn, fein zugeschärft und gerade. Der andere Rand ist gleichfalls gerade, aber verdickt. Nach hinten geht er direkt über in einen schlanken, borstenförmigen, nach der einen Kopffläche hin gekrümmten Widerhaken, welcher mit feiner Spitze frei endigt. Dieser Widerhaken ist bei Dyticus marginalis ziemlich lang, fast halb so lang, als der ganze Kopf, bei anderen Arten etwas kürzer. Von dem verdickten Kopfrande erhebt sich nun aber noch ein schmaler, saumartiger Rand, welcher vorn wenig ausgebildet ist, nach hinten hin aber etwas höher wird, immerhin aber nur niedrig bleibt. Durch diese schmale, dünne Erhebung wird eine Art Falz gebildet, welcher jeden- falls für die gegenseitige Verbindung der Köpfe von Bedeutung ist. Von dem Vorhandensein dieser Erhebung überzeugt man sich am besten an isolirten, von der Fläche gesehenen, platt liegenden Köpfen, besonders nach Färbung. Blickt man vertikal auf die Erhebung, so erscheint der betreffende Kopfrand nur intensiver gefärbt und setzt sich direkt in den Widerhaken fort. Lagert sich der Kopf aber so, dass man in die Kon- kavität des Falzes hineinsieht, so wird eine niedrige Kante im hinteren Bereiche des Kopfes sichtbar, welche gegen den Ansatz des Widerhakens hin schräg abgestutzt ist, ähnlich, wie auch der hintere Rand des Kopfes. Bei Kantenansicht bilden die Köpfe schmale dunkle Linien; meist sind sie nach der einen Fläche hin etwas gekrümmt (Fig. 56). Ist die Kanten- stellung des Kopfes keine vollkommene, so giebt sich die abgeplattete Gestalt des Kopfes in Form eines hellen, undeutlichen Saumes optisch kund (Fig. 56). Schließlich sei noch bemerkt, dass bei Tinktion die Schneide des messerförmigen Kopfes oft weniger gefärbt blieb und dann bei Flächenansicht als schmaler heller Streifen erschien (Fig. 50). Der erwähnte Widerhaken ist bei Dyticus schon von Eımer ! gesehen worden. Die betreffende Stelle in den 187% erschienenen Untersu- chungen dieses Forschers lautet (l. ec. p. 105)!: »Unter den Wirbellosen ließ sich am vorderen, dickeren Abschnitt der dem Hoden entnommenen Samenfäden von Dyticus marginalis, in einzelnen Fällen außerordentlich ! Ta. Eımer, Untersuchungen über den Bau und die Bewegung der Samen- fäden. Verhandlungen der physik.-medic. Gesellschaft in Würzburg. Neue Folge. Bd. VI. 1874, Die Doppelspermatozoen der Dytieiden. 473 schön ausgesprochen, eine Differenzirung in abwechselnd auf einander folgende, dunkle und helle quadratische Theilchen wie an einer quer- gestreiften Muskelprimitivfibrille erkennen, wodurch ein Bild entstand, ähnlich dem durch die Gliederung der Wirbelthierspermatozoen hervor- gerufenen. Doch dürfen beide Dinge offenbar nicht ohne Weiteres zu- sammengeworfen werden. Abgesehen davon, dass die hellen Abschnitte nicht leere Zwischenräume waren, sondern aus einer glänzenden Sub- stanz bestanden, war das Ganze von einer äußerst feinen Membran ein- geschlossen. Und endlich ist dieser Theil dem Mittelstück der Samen- fäden der Säugethiere wohl gar nicht homolog. — Hinten trägt derselbe, wie aus der Figur ersichtlich ist, ein nach hinten und seitlich abstehen- des Widerhäkchen. Nach vorn geht er in eine Spitze aus, welche ein homogenes Aussehen zeigt.« Im Übrigen weiß ich nicht so recht, was ich mit dieser Schilderung Eıner’s anfangen soll. Man könnte geneigt sein, die »Differenzirung in abwechselnd auf einander folgende, dunkle und helle, quadratische Theilchen, wie an einer quergestreiften Muskelprimitivfibrille«, welche »in einzelnen Fällen außerordentlich schön ausgesprochen war«, auf das Flimmerphänomen und die krausenförmigen Saumeinbiegungen zu be- ziehen. Dagegen spricht aber die Lage des Widerhakens, welcher in den Abbildungen hinter der quergestreiften Stelle gezeichnet ist. Ich habe nun bei Dyticus einige Male eine zierliche Kräuselung des einen oder beider Kopfränder gesehen, so dass wohl eine Querstreifung vorge- täuscht werden könnte. Auch fand ich im abgestorbenen Sperma aus dem Vas deferens und Receptaculum solcher Thiere, die längere Zeit in der Gefangenschaft gehalten waren, an den Köpfen oft kleine, stark liehtbrechende Tröpfchen in einer Reihe angeordnet, was wohl als De- generationserscheinung aufzufassen ist. Ich halte es für das Wahrschein- lichste, dass Eımer solche degenerirte, mit Tröpfchen besetzte Köpfe Anlass zu der Täuschung gegeben haben. Die Köpfe je zweier Einzelspermatozoen sind nun in der Weise mit einander kopulirt (Fig. 52 auf Taf. XXV]), dass sie mit zwei Flächen auf einander liegen und bis auf die unteren Theile der diekeren Seitenränder zur Deckung kommen. Dabei legen sich die scharfen Kopfränder wechsel- seitig in die Falzrinne hinein. Die Ränder der kopulirten Köpfe verlaufen nun nicht parallel, sondern konvergiren ein wenig nach vorn hin, so dass die vorderen Spitzen sich wohl meist ein wenig kreuzen. Wenigstens habe ich des öftern eine Kreuzung der Spitzen auf das deutlichste wahrgenommen. (In der Abbildung Fig. 52 ist diese Kreuzung nicht angegeben.) Die beiden Widerhaken scheinen sich bei der Kopulation fest zu verklammern (Fig. 51 — 53). 474 „obiollv! Emil Ballowitzy | >* Die Verkuppelung ist auch hier eine ziemlich feste und löst sich zuerst im unteren Theile desDoppelkopfes. Aus einander gezerrte Köpfe, die nur noch mit ihren Spitzen zusammenhängen, trifft man nicht selten an. Isolirte Doppelköpfe ohne Geißel, deren Elemente noch fest zu- sammenhängen, werden im Receptaculum auch häufig gefunden. Diese feste Vereinigung wäre hier noch weniger, als bei Hydaticus denkbar, wenn nicht eine Kittsubstanz die beiden Köpfe mit einander verklebte. In der That sieht man bei Kantenansicht der Doppelköpfe zwischen den beiden Kopflinien einen hellen, jedenfalls von einer Kittmasse ausge- füllten Raum (Fig. 51 und 53). Vielleicht wird die Klebemasse auch hier mit geliefert von dem dunklen Spitzenknopf, der Anfangs der Spitze der Doppelköpfe noch aufsitzt, um dann allmählich zu verschwinden (Fig. 51). Es wäre nun wichtig, zu wissen, wie und wo die Vereinigung der Elemente zu Stande kommt und welche Bedeutung ihr beizumessen ist. Leider habe ich über diese Punkte noch keine eingehenden Untersuchun- gen anstellen können!. Das Thatsächliche, was ich gelegentlich der Er- mittelungen über die Struktur der Samenkörper auffand, ist Folgendes. Man könnte von vorn herein geneigt sein, für das Wahrscheinliehste zu halten , dass die Vereinigung der beiden Spermatosomen genetisch schon sehr früh erfolgt und die beiden Elemente gewissermaßen als Zwillingszellen zur Ausbildung kommen. Dem ist aber nicht so. ' Ich habe daher in meiner ersten Publikation 1886 auch die Bezeichnung »Doppelspermatozoen« mit Absicht gewählt. Wie überall, so entwickelt sich auch bei den Dyticiden jeder Samenkörper aus einem einzelnen Spermocyten. Die Spermocyten werden, wie bei den Insekten über- haupt, in größerer Anzahl von zelligen Spermocysten umschlossen und gelangen darin zur: Weiterentwicklung. . Zerzupft man den hinteren Theil des Hodens eines Schwimmkäfers, so liegen die Spermatiden gruppenweise, entsprechend den einzelnen ausgewachsenen Cysten, mit den Köpfen zusammen und zwar befinden sich, wie bekannt, alle Elemente einer Cyste stets in der gleichen Entwicklungsphase. Wachsen die Spermatiden länger aus, so lockert sich der Zusammenhang der Elemente in den Bündeln, so dass die Samenkörper im Anfangsstück des Vas deferens ohne bestimmte Anordnung neben einander liegen. Hier trifft man stets nur völlig isolirte Samenkörper an. Erst im oberen Theile des zu einem Knäuel nebenhodenartig zusammengewundenen Vas deferens findet an wechselnder Stelle ihre paarweise Vereinigung statt, so dass gewöhnlich im mittleren Bereiche des Ausführungsganges fast alle Elemente kopulirt sind. Das hintere Endstück des Vas deferens ! Siehe den Nachtrag am Schlusse dieser Abhandlung. Die Doppelspermatozoen der Dyticiden. Ä 475 ist daher mit Unmengen von Doppelspermien erfüllt, während einzelne Samenkörper hier nur selten sind. Wiederholt habe ich aber auch die Beobachtung gemacht, besonders bei Dyticus, dass sich, je weiter gegen das Ende hin, um so mehr der Zusammenhang wieder lockerte; in der Endstrecke des Vas deferens traf ich daher die meisten, wenn nicht alle Samenkörper wieder getrennt an. Bei Männchen, welche längere Zeit in der Gefangenschaft gehalten waren, fanden sich im Verlaufe des ganzen Vas deferens nur noch Einzelspermien, wohl aus dem Grunde, weil sich die kopulirten Samenkörper bereits alle wieder von einander getrennt hatten. Die Trennung erfolgt je nach den Gattungen verschieden leicht und hängt wohl ab von dem Grade der Festigkeit, mit welcher die Köpfe kopulirt sind. So tritt bei Dyticus leichter und früher eine Trennung ein als bei Hydaticus, Graphoderes und Acilius, weil bei letzteren die Köpfe, wie wir gesehen haben, fester mit einan- der verbunden sind. Hiermit steht auch der Befund im Receptaculum seminis der Weib- chen im Einklang, von denen ich eine große Anzahl, mindestens einige 50 Exemplare aller Gattungen, untersucht habe. Auch hier machte ich die Beobachtung, dass je länger das Sperma lagert, um so weniger Doppelspermatozoen angetroffen werden. Bei einer großen Anzahl von Weibchen, besonders solchen, die längere Zeit in der Gefangenschaft gelebt hatten, fand ich nur einzelne Samenkörper, kein einziges Doppel- spermatosom mehr. Dies war besonders bei Dyticus der Fall. Bei anderen Weibchen wurden im Receptaculum Doppelspermatozoen, aber nur vereinzelt, angetroffen, z. B. nicht selten bei Dyticus, wo hier und da die Doppelgebilde auch noch in größerer Zahl gefunden wurden. In der Mehrzahl der Fälle wurde der Inhalt des Receptaculums zu gleichen Theilen oder auch ganz vorherrschend, ja fast ausschließlich von Doppelspermien gebildet. Dies gilt besonders für Hydaticus und Acilius, wohl wieder aus dem Grunde, weil hier die Köpfe fester mit einander verbunden sind. Auch der Zeitpunkt der Paarung spielt hier mit. Andererseits bestand auch bei diesen Arten das reichliche Sperma der Samentasche in einzelnen Fällen wieder ganz ausschließlich aus Einzelspermatozoen. Das Vorkommen von Drillingsspermatozoen bei Colymbetes wurde oben schon erwähnt. Über die Bedeutung des Kopulationsaktes vermag ich nichts Be- stimmtes zu sagen. Jedenfalls ist mir nicht aufgefallen, dass die Samen- körper durch diesen Akt morphologische Veränderungen erleiden. Wie mir scheint, sind die Doppelspermien der Dyticiden auf gleiche Stufe zu stellen mit den Zusammenjochungen zahlreicher Spermatozoen zu mehr- 476 Emil Ballowitz, schwänzigen, von mir als »Spermatozeugmen« bezeichneten ' Gebilden, _ wie sie zuerst von v. Sırror» bei den Heuschrecken entdeckt wurden und bei den Insekten in mannigfachsten Formen mehrfach beobachtet werden!. Allerdings kommen bei Colymbetes außerdem noch regel- mäßige Vereinigungen zahlreicher Samenkörper? vor. Ich fand nämlich bei diesem Schwimmkäfer im Sperma des Receptaculum seminis einer Anzahl Weibchen außer Einzelspermien regelmäßige Zusammenlage- rungen von Samenkörpern, die als »Spermozeugmen« aufzufassen sind. ‚Ich sah, dass sich die einzelnen Samenkörper, deren Kopulation schon gelöst war, mit den Köpfen hinter einander gelagert hatten und zwar derart, dass die Kopfspitze eines hinteren Samenkörpers sich jedes Mal in die tütenförmige Kopfhöhlung des nächstvorderen eingebohrt hatte (siehe Fig. 16 auf Taf. XXIII nach einem mit Gentianaviolett ge- färbten Präparate). So sind längere, nadelförmige, gegliederte, meist etwas geschlängelte Gebilde entstanden, aus denen die Geißeln schopf- föormig hervorragen (Fig. 15 und 16 auf Taf. XXI). In dieser Weise waren gewöhnlich sechs bis neun, bisweilen mehr oder auch weniger Samenkörper mit einander verbunden. Durch die lebhaft schlagenden und flimmernden Bewegungen der Geißeln wurden die Gebilde mit der Spitze des vordersten Kopfes voran lebhaft und ziemlich geradlinig vorwärts getrieben. Zufällig können diese Zusammenlagerungen nicht sein, da ich sie sehr oft und sehr zahlreich angetroffen habe. Aller- dings fand ich sie nur im Receptaculum seminis, das Vas deferens habe ich auf ihr Vorkommen nicht speciell untersucht?. Jedenfalls dient, wie mir scheint, diese Vereinigung der Samenkörper zu Spermozeug- men hier in erster Linie dazu, einen größeren und besseren Bewegungs- effekt zu erzielen, da sich die einzelnen spiralig zusammengebogenen Samenkörper nur langsam vorwärts bewegen zu können scheinen. Immerhin bleiben diese Spermozeugmen bei Colymbetes in mancher Beziehung doch noch merkwürdig genug, z. B. wenn man sich vorstellt, dass bei der Befruchtung eine von diesen Kopfketten gegen die Mikro- pyle des Eies vordringt: eine Polyspermie des Eies erscheint dann ganz unvermeidlich. Außer den auf p. 459 aufgeführten Species habe ich noch eine ganze Anzahl nicht näher bestimmter Arten der Gattungen Agabus und ! Vgl. hierüber diese Zeitschr. 1890. Bd. L. p. 383—386. Statt der Bezeich- nung »Spermatozeugma« könnte man dem kürzeren Worte »Spermozeugma« den Vorzug geben. Für die besondere Spermozeugmaform der Doppelspermato- zoen schlage ich die Bezeichnung »Spermosyzygie« vor (von n ovßvyia, das Zwei- gespann). ? Vgl. hierüber den Nachtrag am Schlusse dieser Abhandlung, Die Doppelspermatozoen der Dyticiden, 477 - Ilybius untersucht, hier bei den Männchen aber nur Einzelspermien = gefunden. Die Samenkörper dieser Gattungen sind sehr lang und an- - scheinend ohne vorderes Flimmerstück. Ich will aber die Möglichkeit nicht ausschließen, dass hier doch eine Kopulation zu Doppelspermien vorkommt. | | Auch die Bewegungserscheinungen der Doppelsperma- tozoen haben viel Eigenartiges und wären eines näheren Studiums werth. Mit Ausnahme des geraden Anfangsstückes (v) sind die Geißeln in Spiralen gebogen, was besonders auffällig an den langen Samenkörpern der Dyticus-Arten wird (Fig. I, 2, 9—11 auf Taf. XXI). Die Spiralen sind entweder lang ausgezogen (Fig. I und 2) oder enger zusammen- gelegt (Fig. 10, 12 und 13). Meist sind sie nicht so regelmäßig, wie in Fig. 9, häufig vielmehr, besonders bei erlöschender Bewegung, etwas wirr zusammengeknäuelt (Fig. 41). Nicht selten fand ich bei Dyticus die ganze lange Geilel zu einer sehr flachen Spirale ringförmig eingerollt; aus dem flimmernden Ringe sah nur das gerade Anfangsstück (v) und das letzte Geißelende hervor (Fig. 12 und 13). Wenn man diese Spiralen nun ganz frisch in geeigneten indiffe- renten Flüssigkeiten (0,73°%/,ige Kochsalzlösung, Bürsenur’s Eiweiß- lösung, Humor aqueus) untersucht, so sieht man, dass im Bereiche des hinteren Theils des Anfangsstückes und dicht dahinter in kurzen Pausen regelmäßige stärkere Einbiegungen der Geißeln erfolgen, die sich in der ganzen Länge der Geißeln wellenförmig fortpflanzen und zwar durch selbständige Kontraktion der einzelnen kleinsten Abschnitte. Hier- durch entsteht die schlagende, wogende Bewegung der Geißeln, die besonders auffällig wird, wenn eine größere Anzahl von Samenkörpern zusammenliegt. Außer dieser gewissermaßen gröberen Bewegung besteht noch eine feinere flimmernde Bewegung. Kleinere Abschnitte der Geißel biegen sich nämlich schnell hinter einander ein, so dass ein flimmern- des Zittern der Geißel entsteht. Ist die Flimmerbewegung lebhaft im Gange, so sieht man bei schwacher Vergrößerung kaum etwas von ihr, da die Geißeln zwar undeutlich, aber doch geradlinig erscheinen (Fig. 1, 3, 4, 6—13). Auch diese Bewegung schreitet von vorn nach hinten hin vor und erstirbt gewöhnlich zuerst im vorderen Bereich der Geißel hinter dem Anfangsstück. Erst beim Absterben und der Verlangsamung der Flimmerbewegung erkennt man die kleinen Umbiegungen, so dass die Spirale mit kleinen Seitenfaltungen besetzt erscheint (Fig. 2 und 5 auf Taf. XXIII, Fig. 17 auf Taf. XXIV). An dem geraden Vorderstück der Geißel tritt an die Stelle dieser 478 Emil Ballowitz, zweiten Form der Bewegung das Flimmerphänomen eines schön aus- gebildeten Krausensaumes, der an die gerade, hier mehr starre Rand- faser angeheftet ist; seine komplieirte Zusammensetzung haben wir oben ja kennen gelernt. Man sieht zierliche, kleine, krausenförmige Ein- biegungen gleich Ruderplättchen von vorn nach hinten in schnellster Folge herabziehen. Nach hinten gegen das Ende des Vorderstückes werden sie niedriger und undeutlicher und gehen schließlich in ein unsicheres, undeutliches Flimmern tber. Das Vorderstück der Geißel verhält sich bei den Dytieiden demnach ähnlich, wie es von mir bei Coprisi gefunden wurde, nur dass bei dem letzteren Coleopter eine wohl charakterisirte Stützfaser vorhanden ist, die sich bei den Dytieiden nicht ausgebildet hat. Es liegt nun nahe, dieses Flimmerphänomen auf den von mir oben beschriebenen, zarten, leicht zur Ablösung kommen- den Saum (S der Figuren) zu beziehen, zumal die sichtbare Flimmerung nur im Bereiche dieser Saumstrecke auftritt. Ob dies nun wirklich zu- trifft oder ob der Saum nur passiv als eine Art Flossensaum durch die Kontraktionen der Saumfaser bewegt wird, was mir wahrscheinlicher erscheinen möchte, lasse ich dahin gestellt; jedenfalls ist die Saumfaser (Sf der Figuren) an dem Flimmerphänomen sehr wesentlich aktiv be- theiligt. Das zuletzt beschriebene Bewegungsphänomen fehlt an den Samen- körpern von Colymbetes, da hier kein besonderes Anfangsstück der Geißel zur Differenzirung gekommen ist. Trotzdem boten mir die Be- wegungserscheinungen der Spermatozoen dieses Schwimmkäfers einen höchst eigenartigen Anblick dar. Zerzupft man das Vas deferens eines brünstigen Männchens von Colymbetes in 0,75°/,iger Kochsalzlösung, so findet man die Samen- körper, wie oben schon beschrieben, meist zu größeren Bündeln? ver- einigt. Die kopulirten Köpfe sind neben einander in eine protoplasma- tische Masse eingebettet, während die frei beweglichen Geißeln garben- artig neben einander liegen (Fig. 62 auf Taf. XXVI). Alle Samen- körper dieser Bündel befinden sich alsbald in lebhaftester Bewegung. Man sieht, dass hinter jedem Doppelkopfe zuckende,, etwa halbkreis- föormige Einbiegungen der Geißeln in regelmäßigem, nicht sehr schnel- lem Tempo erfolgen. Diese Kontraktionswellen rollen nun gewisser- maßen an den Geißeln, in Folge successiver Kontraktion ihrer einzelnen Abschnitte, entlang und bleiben bis hinten hin von gleicher Größe und gleicher Fortpflanzungsgeschwindigkeit. Erst gegen die frei vorstehen- 1 Diese Zeitschr. Bd. L. 4890. p. 369, 2 Siehe den Nachtrag am Schlusse dieser Arbeit. Die Doppelspermatozoen der Dytieiden. 479 N den, mehr gerade gestreckten Geißelenden werden sie etwas unregel- mäßig. Die letzten Geißelenden bleiben geradlinig und werden nur un- regelmäßig hin und her geworfen. Außer diesen Einbiegungen besteht noch die zitternde Flimmerbewegung. Das Auffälligste an der Erschei- nung ist, dass alle die zahlreichen Geißeln eines Bündels sich ganz ge- nau isochron einbiegen, so dass die Bewegung aller Geißeln in einem Bündel ganz gleichmäßig und sehr geordnet wird. Ein derartiges Bün- del in Bewegung gleicht etwa einem sehr regelmäßig ausgekämmten Lockenschopf (Fig. 62 auf Taf. XXVI), die Bewegung selbst erinnert an einen gleichmäßig dahinfließenden Strom. Liegen nun im Gesichtsfelde, wie gewöhnlich, zahlreiche Bündel nach verschiedenen Richtungen hin neben einander, so gewähren die durch einander wogenden Ströme ein höchst eigenartiges Schauspiel. Bisweilen kommt etwas Unordnung in die Stromwellen eines Bündels. Alsdann verschwimmt sofort das bis dahin so regelmäßige, in ganzer Ausdehnung klar sichtbare Bild; statt - dessen erscheinen überall die optischen Querschnittspunkte der sich bewegenden Geißeln. Nach kurzer Unterbrechung stellt sich aber bald die frühere Regelmäßigkeit wieder her. Aus dem Umstande, dass man alle Einbiegungen der Geißeln bei einer und derselben Einstellung selbst bei stärkerer Vergrößerung genau überblickt, geht wohl hervor, dass diese Einbiegungen ziemlich in einer Ebene erfolgen. Dies ist um so merkwürdiger, als die Einzelspermatozoen die Neigung haben, sich spiralig einzurollen. Übrigens kann an den fest kopulirten Doppelspermien die Bewegung des einen Samenfadens bereits ganz erloschen sein, während der andere noch lebhafteste Bewegungen zeigt. An den Doppelspermien sind also die Bewegungen der beiden Samenkörper völlig unabhängig von einander. Ferner kann das Flimmerphänomen der Geißel ohne die gröberen Einbiegungen für sich bestehen, eben so das Flimmerphänomen des Saumes am Vorderstück wieder ohne die beiden anderen Bewegungs- erscheinungen. Das Letztere wird sogar sehr häufig beobachtet. So zeigten z. B. die in Fig. 6 und 7 der Taf. XXIII abgebildeten Doppel- spermien aus dem Receptaculum seminis von Acilius sulcatus, welche in physiologischer Kochsalzlösung untersucht wurden, nur die Flimmer- bewegung des Saumes. Auch kopflose Geißeln sah ich in lebhafter Bewegung. Im Einzelnen gelten für die Kontraktionserscheinungen auch hier dieselben Gesetze, welche ich für dieBewegungsphänomene der Samen- körper der anderen Insekten früher aufgestellt habe. 1 Siehe diese Zeitschr. Bd. L. 4890, Abschnitt C. Bewegung der Spermato- zoen. p. 386—397. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX. Bd. 32 480 Emil Ballowitz, Die Doppelspermatozoen der Dyticiden haben vor nicht langer Zeit eine Parallele gefunden bei einer sehr entfernten Thiergruppe, näm- lich den Beutelthieren, durch die Beobachtungen von SeLENnkA, welcher bei Didelphys Virginiana gleichfalls regelmäßige paarweise Vereini- sungen der Samenkörper, wirkliche Spermosyzygien, aufgefunden hat. Hier scheint die Verkuppelung lediglieh den Zweck zu haben, die lokomotive Leistungsfähigkeit der Samenkörper behufs Auffindung des Eies zu erhöhen. Serenka! beschreibt die »Zwillingsspermatozoen« folgendermaßen (l. c. p. 106 und 107): »Die Spermatozoen haben eine ganz sonderbare Gestalt, welche indessen ihrer Bestimmung vortrefflich angepasst erscheint. Je zwei Spermazellen sind derartig mit einander verbunden, dass sie sich in ihrer Vorwärtsbewegung unterstützen müssen. Zuvorderst liegt ein Bügel, der beiderseits nach hinten in eine Spitze ausläuft; zwischen seinen Schenkeln ist eine dünnere Platte ausgespannt, in der nach innen zu die Kerne liegen, während nach hinten zwei etwas abgeplattete Stäbchen, die Schwanzwurzeln, eingefügt sind, als deren dünnere Ver- längerung dieSchwanzfäden erscheinen. Schwanzwurzeln und Schwanz- fäden zeigen unter der Tauchlinse deutliche Querstreifung. Vor den Kernen erkannte ich meistens noch einige Verdickungen, deren Form undLage aber variüirt. Die Bewegung der dem Weibchen kurz nach dem Begattungsakt entnommenen Spermatozoen ist ein rapides, gleichmäßi- ges Vorwärtsschießen; dies wird, wie es scheint, hauptsächlich bewirkt durch die Vibration der Schwanzwurzeln?. Die Schwanzfäden gerathen hierdurch in Schwingungen, ähnlich denen, wie sie die Zinken einer tönenden Stimmgabel ausführen. Ich glaubte Anfangs vier Schwanzfäden zu sehen; sobald aber die Bewegung nach etwa einer halben bis zwei Stunden sich verlangsamte, gewahrte ich den Irrthum. Die Schwingun- gen gehen allmählich über in peitschenartige Schlängelungen, werden unregelmäßig und endlich reißt die Zwillingszelle in der Mitte aus ein- ander. Diese Durchreißung geschieht manchmal aber auch bei den in sehr lebhafter Bewegung begriffenen Spermatozoen, außerdem traf ich regelmäßig auch in dem frisch ejakulirten Spermaschleim viele solche vereinzelte Zellen, die sich aber nicht geradlinig, wie die Zwillings- zellen, sondern in großen Kreisen fortbewegten. Wenn allmählich die 1 E. SELEnKA, Studien über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Viertes Heft. Das Opossum (Didelphys Virginiana). Wiesbaden 4887. p. 406 u. 407. Taf. XIX, Fig. 7—10. ? Diese Bemerkung SeELENnkA's erscheint mir nicht richtig. Jedenfalls wird sich hier die ganze Geißel wohl eben so aktiv bewegen, wie bei den ähnlich vibrirenden Samenkörpern der Singvögel. Siehe hierüber Archiv für mikr. Anat. Bd. XXX. p. 452. Die Doppelspermatozoen der Dytieiden. 481 Bewegung der isolirten Zellen langsamer geworden, geht sie über in eine stoßende und bohrende. Diese successiven Veränderungen können eine Vorstellung geben von der Art, wie die Spermatozoen bis zum Oviducte gelangen und wie die Befruchtung geschehen mag. Der zurückzulegende Weg ist lang, mehrfach gebogen und winklig geknickt; die Zwillingszellen werden aber durch die energische Vibration ihrer Schwänzchen vorwärts ge- trieben, indem die spitzen, nach hinten gerichteten Enden des Bügels zugleich eine Rückwärtsbewegung verhindern, sobald dieselben mit der Schleimhaut der weiblichen Leitungswege in Berührung stehen, was ja wahrscheinlich dauernd der Fall sein wird. Wenn das Ende des Weges erreicht ist, trennen sich vermuthlich die Doppelzellen, und jedes einzelne Spermatozoon durchkreist den Oviduct, um schließlich durch die stoßenden und bohrenden Bewegungen ins Eiinnere zu ge- langen.« Die Form des »Bügels« erinnert an den von mir oben beschriebe- nen Kopfanhang bestimmter Dytieiden; besonders an dem isolirten Spermatozoenkopf von Didelphys wird diese Ähnlichkeit sehr auffällig (vgl. Fig. 10 auf Taf. XIX der Arbeit von SeLenkA). Spermatogenetische Untersuchungen müssten feststellen, ob homologe Bildungen vorliegen und ob auch bei Didelphys eine nachträgliche Kopulation der Elemente stattfindet oder ob hier beide Zellen von Anfang an paarig als Zwillings- gebilde entstehen. Zum Schluss will ich noch auf die Mittheilungen eingehen, welche L. Auersacn neulich über das Vorkommen der Doppelspermien im Vas deferens von Dyticus marginalis gemacht hat!, freilich ohne meine frühere Publikation? zu berücksichtigen. Ich sah mich daher gezwun- gen, meine Priorität zu wahren, was von AuersAacH denn auch sogleich anerkannt wurde. Die Mittheilungen des genannten Forschers be- treffen die Form, die Bewegungserscheinungen und das Vorkommen der Doppelspermatozoen bei Dyticus. Seine thatsächlichen Beobachtungen sind sehr eingehend und im Allgemeinen zutreffend. In einigen wesent- lichen Punkten bin ich indessen zu anderen Resultaten gekommen und möchte ich hierauf etwas näher eingehen. 1 L. AuErBACH, Über merkwürdige Vorgänge am Sperma von Dyticus margi- nalis. Sitzungsberichte er Königl. Preuß. Akademie der Wissenschaflen zu Berlin Sitzung der physik.-mathem. Klasse vom 23. März 4893. Bd. XVI. p. 185—203. 2 E. BarLowirz, Zur Lehre von der Struktur der Spermatozoen. Anat. Anz. 4. Jahrg. 4886. Nr. 14. p. 374, ® Anat. Anz. vom 3. Juni 4893. p. 505. * Ebendort, Nr. 48 u. 49 vom 5. August 4893. p. 627. 32* 482 Emil Ballowitz, Auch Auvzrsaca vergleicht den Kopf der Samenkörper von Dytieus mit der Form einer Messerklinge, deren hinterer Rand aber nicht »genau quer« verläuft, sondern schräg abgestutzt ist, wie ein Blick auf die Figuren 48—50 meiner Taf. XXVIA zeigt. Die rechte! Seite der Klinge soll aber »gleichsam hohl geschliffen, wie ein Rasirmesser, also quer- konkav sein, während die linke Seite im Gegentheil quer gewölbt ist«. Ich muss gestehen, dass mir diese »Querkonkavität« der einen Seite, die besonders vorn ausgeprägt sein soll, an den völlig ausgebildeten Spermatosomen nicht aufgefallen ist, will damit aber nicht bestreiten, dass nicht doch eine ganz geringe Krümmung der Quere nach bestehen könnte, da ich nicht speciell daraufhin untersuchthabe. Indessen scheint es mir, dass AuergacH wohl hauptsächlich die rinnenartige Vertiefung meint, welche durch die schmale falzartige Erhebung des einen (seines dorsalen) Kopfrandes entsteht. Diese Vertiefung findet sich aber mehr im hinteren Bereiche des Kopfes und nicht vorn, wo mir der Kopf plan zu sein schien (vgl. oben meine Schilderung und die Abbildungen auf meiner Taf. XXVI). Ausrsıcn erwähnt diese Erhebung und ihren hin- teren, schräg abgestutzten Rand gar nicht. Indessen deutet wohl die eine Bemerkung, dass an den ausgebildeten Samenkörpern »die dickste Stelle der Ankerwurzel wie von zwei dünnhäutigen Flügeln eingefasst wird«, darauf hin. Auch scheint mir aus Aurrsach’s etwas umständ- licher Schilderung des Ansatzes der »Ankerwurzel« hervorzugehen, dass wir Beide im Grunde dasselbe meinen. Dort heißt es (l.c. p.189): »Es erhebt sich nämlich an der hinteren Hälfte der rechtsseitigen quer- konkaven Fläche des Kopfes eine Längsrippe als hervorragende Leiste, neben der Mittellinie, nämlich etwas näher dem dor- salen als dem ventralen Rande und von ersterem nach hin- ten hin etwas divergirend. In der Mittelgegend des Kopfes be- ginnend, wird sie bis zur Basallinie hin breiter und höher und wächst dann über diese hinaus nach hinten hin als ein freier, der rechten Seite der Schwanzwurzel lose anliegender, einem steifen schlank zugespitz- ten Haare ähnlicher Fortsatz.« Das Hervorwachsen des Fortsatzes soll eine »Verdünnung des Dorsalrandes am Basaltheile zur Folge haben, während in dem übrigen größeren Theile seiner Länge der Kopf den dicken Dorsalrand und keilförmigen Querschnitt beibehält«. Der »ver- dünnte Theil des Dorsalrandes« wtirde demnach meiner saumartigen Erhebung entsprechen, während ich von dem Begriff einer »Anker- ! Avergacn fasst diese Spermien als »bilaterale Gebilde« auf und unterscheidet an ihnen einen »Dorsalrand« und » Ventralrand«, eine rechte und eine linke Seiten- fläche. Die Doppelspermatozoen der Dyticiden. 483 wurzel« absehe und diesen Theil als verdickten unteren Abschnitt des einen Kopfrandes auffasse, der direkt in den Widerhaken übergeht. Den Widerhaken bezeichnet AvrrsıcHa ganz treffend als »Anker«, damit seine Bedeutung für die Verklammerung der Köpfe andeutend. Es sei daran erinnert, dass dieser Ankerhaken schon von Eımer be- schrieben und abgebildet ist (siehe oben p. 472), was Auersach ent- gangen zu Sein scheint. Über die Bedeutung des Ankerhakens stellt Auersıcn einige Ver- muthungen an, indem er sagt (l. c. p. 190, Anm.): »Ich habe in den von Barrowirz über das CGoleopterensperma bekannt gegebenen Beobach- tungen nach einer meinem Anker homologen Bildung gesucht. Zuerst glaubte ich, eine solche in seiner bei Hydrophilus und Cetonia beschrie- benen »Wimpelfaser« zu finden, die jedoch nach seinen genauen An- gaben nur ein Theilfaden des Schwanzes ist. Eher könnte der von ihm am Kopf von Copris lunaris, und zwar nur bei dieser Species beobach- tete »Nebenstreif« in Betracht kommen, obwohl nur bei Kantenstellung meines Objekts einige Ähnlichkeit und auch dann nur mit dem mace- rirten Gopris-Spermium hervortritt, auch sonst noch Verschiedenheiten von Belang bemerklich sind.« An die von mir beschriebene » Wimpel- faser« ist hier nicht zu denken. Meiner Ansicht nach stellt der Anker- haken von Dyticus ein eigenthümlich umgebildetes Rudiment des großen Kopfanhanges dar, welchen ich als eine Bildung sui generis an den Spermatozoenköpfen von Hydaticus, Graphoderes und Acilius oben be- schrieben habe. Genaue entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen müssten hierüber entscheiden, eben so wie darüber, ob der von mir bei Copris lunaris aufgefundene Nebenstreif ein gleichwerthiges Gebilde darstellt. In Betreff der Geißel erwähnt Aversıcu nur den Unterschied zwischen dem vorderen und hinteren Abschnitt; den ersteren ver- gleicht er mit dem Mittelstücke der Vertebratenspermien und bezeichnet ihn als »Schwanzwurzel«. Auffällig erscheint mir, dass ihre »krausen- artige Faltung« nur als »gelegentlich auftretend« bezeichnet wird, wäh- rend an dem frischen Objekt doch gerade hier der Flimmerschlag am regelmäßigsten zu beobachten ist. Überhaupt scheint Avsrsacn das konstante Flimmerphänomen des Saumes an der »Schwanzwurzel« nicht gesehen zu haben, wenn nicht die Bemerkung (l. c. p. 10), dass »man seltener an diesem Anfangstheil des Schwanzes eine schlängelnde Be- wegung in flachen Biegungen und in gemächlichem Tempo sieht«, darauf Bezug hat. Ein »gemächliches Tempo« tritt aber nur bei absterbender Bewegung ein. Im Übrigen hat Augrsacn die anderen beiden Bewegungs- formen richtig erkannt. Die von Auersacn erwähnten »Nutationen« sind 484 Emil Ballowitz, indessen jedenfalls nur passive, durch Hebelwirkung bei Entstehung der gröberen Kontraktionen am Vorderstück der Geißel bedingte Er- scheinungen. Die Schilderung der Art und Weise, wie die Köpfe mit einander kopulirt sind, finde ich zutreffend. Nicht aber habe ich gesehen — ich betone dies ausdrücklich —, dass auch die »Schwanzwurzeln « köpulirt sind und »auf ungefähr die ersten zwei Drittel ihrer Länge zur theil- weisen Deckung« kommen, wie es von AurrBAacH angegeben wird. »Auf der Höhe des Paarungsaktes« fand ich vielmehr in den frischen Zupf- präparaten die »Schwanzwurzeln« stets frei und ihren nach innen ge- legenen Flimmersaum in lebhaftester Bewegung. Nach der »Dejugation« der Doppelspermien fand AvrrsacH eben so wenig wie ich wesentliche morphologische Veränderungen an den ge- trennten Einzelspermien. In einem wichtigen Punkte muss ich Auersaca widersprechen. Wäh- rend der genannte Forscher mit Recht begründet, dass die Konjugation erst im zusammengeknäuelten Vas deferens stattfindet, ist die Behaup- tung nicht richtig, dass »in der allerletzten Endstrecke des Neben- hodenschlauches und eben so im Receptaculum des Weibchens sich wieder nur Einzelspermien in unregelmäßiger Durchwirrung finden«. Aus meinen oben mitgetheilten Untersuchungen geht hervor, dass dies, besonders bei Dyticus, in einer großen Zahl der Fälle ja zutrifft. Ich habe aber auch sehr häufig in der Endstrecke des Vas deferens sowohl, wie im Receptaculum seminis des Weibchens sehr zahlreiche Doppel- spermien, häufig sogar fast ausschließlich, angetroffen. Die Bedeutung der Vereinigung sieht Aversaca in einem während der Konjugation erfolgenden (aber nicht nachweisbaren) Stoffaustausch zwischen den verbundenen Köpfen, eine Hypothese, auf welche ich nicht weiter eingehen will. Als Zweck des Stoffaustausches wird »ein Ausgleich etwaiger Verschiedenheiten der Mischung und damit auch der vererblichen Qualitäten, als ein Mittel, die Variabilität einzuschrän- ken«, angesehen. Zur Stütze dieser Hypothese zieht Aurrsaca die bei den Insekten zur Beobachtung kommenden Spermozeugmen heran, welche nach ihm dem gleichen Zwecke dienen sollen. Allerdings macht Auergacn sich selbst den Einwand (l. c. p. 202), dass »die Konjugation im Nebenhoden von Dyticus doch noch etwas ganz Besonderes an sich hat, nämlich das Paarige, die Thatsache, dass sich immer nur zwei Individuen verbinden und zwar gesetzmäßig in einer Weise, die eben auch nur unter zweien möglich ist. Es erhebt sich desshalb die Frage, ob etwa eine ursprüngliche Dualität der Spermien, eine qualitative Verschiedenheit oder eine Art polaren Gegensatzes die Veranlassung sei Die Doppelspermatozoen der Dytieiden. 485 und einen Ausgleich in der Paarung suche. Irgend eine derartige Dualität der Anlage ist nun aber nicht ersichtlich gewesen, hat sich wenigstens im Morphologischen nicht kund gegeben«. Dieses Besondere wird der Konjugation der Spermatosomen durch den von mir gemachten Befund von Drillingsspermien bei Golymbetes indessen so ziemlich genommen, Siehe hierüber den folgenden Nach- trag. Greifswald, im Juni 1895. Nachtrag‘. Bei der günstigen Witterung des heurigen September glückte es mir, durch Vermittelung eines Sammlers eine Anzahl von kleineren Dyticiden, besonders Arten von Acilius und Colymbetes, zu erhalten. Ich habe diese Thiere, die entweder frisch gefangen waren oder nur kurze Zeit in der Gefangenschaft gelebt hatten, dazu benutzt, um die oben mitgetheilten Ergebnisse noch einmal nachzuprüfen. Mit Bezug auf die histologischen Einzelheiten habe ich nichts hinzuzufügen. Nur über das Vorkommen und die Entstehung der Spermosyzygien und Spermozeugmen möchte ich Folgendes nachtragen. Unter den 16 Exemplaren von Acilius sulcatus L. und A. fasciatus Deg., welche ich erhielt, befanden sich zehn Männchen und sechs Weibchen. Bei allen Männchen war das zusammengeknäuelte, gelblich weiße Vas deferens strotzend mit Sperma erfüllt. Auch das hintere Endstück des Ganges kurz vor seiner Ausmündung zeigte sich durch eine reichliche Spermamenge erweitert. Wurde dieses letzte Stück zerzupft, so fanden sich stets Unmengen von Doppelspermien, dagegen nur sehr wenig Einzelspermatozoen. Die Doppelkörper zeigten leb- hafte Bewegung: am geraden Vorderstück flimmerte der Saum, wäh- rend der größere hintere Theil der fimmernden Geißel spiralig einge- bogen war, wie ich es in den Fig. 9—-12 auf TafelXXIlI von Dyticus ab- gebildet habe. Eben so habe ich im Receptaculum seminis der sechs Weibchen fast nur Spermosyzygien gefunden. Das Receptaculum enthielt reichlich Sperma, so dass es etwas aufgetrieben war und gelblich weiß aussah. 1 Durch das Entgegenkommen des Herrn Verlegers wurde mir ermöglicht, diesen Nachtrag in die Korrektur des Textes, sowie die Abbildungen 63—84 in die Tafelkorrektur einfügen zu können. Leider war der Stein der Tafel XXVIA für den Zusatz zu klein, so dass die Fig. 63—84 auf einer besonderen Tafel unter XXVIB gebracht werden mussten,, 486 Emil Ballowitz, Die Doppelspermien lagen oft zu größeren Gruppen vereinigt zusam- men, ohne dass daraus eigentliche, regelmäßige Spermozeugmen her- vorgingen. Die Doppelköpfe steckten dann in einer Substanz, welche wohl das Sekret der Drüsen des Receptaculums war. Diese Befunde stehen in direktem Gegensatz zu den Angaben, welche Auzrsıcn von dem Sperma bei Dyticus gemacht hat (siehe hier- über oben p. 484). Ich kann daher, wie oben schon betont, auch nicht den allgemeinen Folgerungen, welche Aurrsacah aus seinen Mitthei- lungen gezogen hat, beistimmen. Jedenfalls geht auch aus diesen meinen Befunden mit Bestimmtheit hervor, dass die Vereinigung zu Doppelspermien nicht ein » vorübergehender Paarungsakt« ist, der sich nur im Vas deferens der Männchen abspielt, wie es von Auzrsach be- hauptet ist. Aurrsacn hat nicht genug Dyticiden untersucht, sonst hätte er sich von dem Vorkommen der Doppelspermien im Endstück des Vas deferens der Männchen und im Receptaculum der Weibchen überzeugen müssen. Von Colymbetes fuseus L., C. striatus L. und C. Paykullii Erichs. standen mir 33 lebende Exemplare zur Verfügung, darunter 22 Weibchen und 41 Männchen. Bei zwei Weibchen war das Receptaculum seminis _ leer; einmal wurde das Sperma von einer abgestorbenen, verfilzten Masse gebildet. Bei den übrigen 19 weiblichen Exemplaren war die Samentasche mit reichlichem Sperma gefüllt. Das herausgeschnittene Receptaculum wurde auf dem Objektträger in toto unter Zusatz von 0,75°/,iger Kochsalzlösung zerzupft und so- fort untersucht. In dem Zupfpräparat waren stets die oben näher be- schriebenen, eigenartigen Spermozeugmen sehr zahlreich. Außerdem fanden sich zahlreiche Einzelspermien; eigentliche Doppel- und Dril- lingsspermien waren hier indessen selten. Nur einmal wurde das Sperma fast ausschließlich von Einzelspermien gebildet bei Anwesen- heit von sehr wenigen Spermozeugmen. Die in einander gesteckten, unter sich verklebten Köpfe der Spermo- zeugmen bilden mehr oder weniger lange Reihen; es können 3—25 und mehr Samenkörper hinter einander befestigt sein. Die längeren Kopfketten sind gewöhnlich leicht spiralig gebogen (Fig. 65 u. 66 auf Tafel XXVIB). Die zugehörigen Geißeln liegen schopfförmig neben ein- ander, der ganze Schopf ist gleichfalls in wenigen langen Windungen spiralig gebogen. Durch den lebhaften Schlag und das Flimmern des Geißelschopfes bohren sich die sonderbaren Gebilde mit dem Kopfende voran in einer Spirale durch das umgebende Medium hindurch und bewegen sich so ziemlich schnell in geradliniger Richtung vorwärts. Bei der beträchtlichen Lokomotion der Spermozeugmen kann es nicht Die Doppelspermatozoen der Dytieiden. 487 | $ fehlen, dass sie alsbald auf irgend einen im Präparat befindlichen .: Gegenstand aufstoßen, z. B. ein Stück vom Fettkörper (Fig. 66 auf Tafel XXVIB bei F), das mit dem Receptaculum in das Präparat hinein- gerieth. Ist das geschehen, so wird, scheint es, die schlagende und flimmernde Bewegung der Geißeln noch lebhafter; binnen kurzer Zeit hat sich denn auch das vorderste Ende der Kopfreihe ein bemerkbares Stück weit in den Fremdkörper eingebohrt (Fig. 66). Bei diesen Bohr- versuchen wird die Kopfreihe oft hin und her geschwenkt, so dass die einseitig angeheftete Geißelfahne zur Entfaltung kommt (Fig. 66 bei a). Man sieht dann sehr schön, dass die Geißeln einzeilig an der Kopfreihe sitzen und davon in regelmäßigen Abständen, entsprechend den ein- zelnen in einander gesteckten Köpfen, entspringen. Bisweilen zerbricht hierbei eine längere, von den Köpfen gebildete Nadel, die Theilstücke büßen aber scheinbar nichts von ihrer Bewegungsfähigkeit ein. Solche zwei- und dreigliedrigen Bruchstücke können echte Doppel- und Dril- lingsspermien vortäuschen!. Diese Spermozeugmen verhalten sich in ihren Bewegunsserschei- nungen also genau eben so wie einfache Samenkörper: ein unbefangener Beobachter, welcher die Gebilde zuerst in Bewegung sähe, müsste sie für einfache, aber mehrschwänzige Samenkörper halten. Unzweifelhaft bohren sich die Spermozeugmen in der oben geschilderten Weise auch bei der Befruchtung in das Ei ein, wenn letzteres am Receptaculum vorbeipassirt. Ich habe oben schon darauf hingewiesen, dass es räthsel- haft ist, wie hierbei eine Polyspermie des Eies vermieden werden soll, - da die Köpfe alle in einander stecken und mit dem vordersten Kopfe, sobald er sich in das Ei eingebohrt hat, auch ein großer Theil des nächstfolgenden mit eingedrungen sein muss. 1 Einen eigenthümlichen Befund machte ich einmal im Inhalt des Recepta- culums eines Weibchens. Ich sah nämlich unter zahlreichen Spermozeugmen im Ganzen etwa acht bis zehn durch ihre Dicke auffallende Fäden von ziemlich-der- selben Länge wie die Spermozeugmen,. Diese Fäden waren um ein Vielfaches dicker als die gewöhnlichen Spermatosomengeißeln und zeigten bei stärkerer Vergröße- rung eine sehr deutliche Längsstreifung. Das Merkwürdige war an ihnen, dass sie sich, gleich einfachen Samenkörpern, durch lebhafte seitliche Einbiegungen vor- wärts bewegten. Anfangs glaubte ich, es mit einer anderen Form von Samenkör- pern oder mit sogenannten Riesenspermatozoen zu thun zu haben. Indessen halte ich es für das Wahrscheinlichste, dass diese ganz auffällig dicken Fäden dadurch entstanden sind, dass die Geißeln von Spermozeugmen durch eine wohl vom Receptaculum gelieferte Masse mit einander verklebt wurden, ohne dass ihre Kontraktilität dadurch aufgehoben wurde. Diesen Befund hatte ich nur einmal. Häufiger dagegen traf ich im Receptaculum unbewegliche, kleinere oder größere, helle, streifige Spindeln und Fäden an, welche jedenfalls wohl von Sekreten der Drüsen des Receptaculums gebildet wurden, 488 Emil Ballowitz, Jedenfalls ist so viel klar, dass die physiologische Aufgabe dieser merkwürdigen Spermozeugma-Bildungen darin besteht, die Bewegungs- energie der Samenkörper zu erhöhen und das Eindringen der Sperma- substanz in das Ei zu erleichtern. Die Bewegungseffekte der einzelnen Geißeln summiren sich, während gleichzeitig durch die Gestalt der ziemlich starren Kopfreihe die Bewegungsform normirt wird. Es wäre also bei Colymbetes zum ersten Male gelungen, einen bestimmten Auf- schluss über die Bedeutung einer Form der bei den Insekten eben so verbreiteten, wie im Allgemeinen räthselhaften Spermozeugmen! zu erlangen. Einen überraschend anderen Befund erhielt ich auch jetzt (vgl. oben im Text) regelmäßig, wenn ich den Inhalt des hintersten, meist durch Sperma etwas aufgetriebenen Endstückes des Vas deferens der Männchen untersuchte ?. Schon mit bloßem Auge erkennt man in dem unter Zusatz von physiologischer Kochsalzlösung angeferligten Zupfpräparat eine große Anzahl kleinster, weißer Pünktchen, welche sich durch Umrühren mit der Nadel nicht weiter zerkleinern lassen. Bei Untersuchung mit schwacher Vergrößerung erweisen sich die Pünktchen als lebhaft be- wegliche Spermozeugmen von ganz anderer Form, wie sie aus dem Receptaculum der Weibchen von mir beschrieben sind. Um diese Bildungen möglichst unverändert zu erhalten, empfiehlt es sich, zunächst ohne Deckglas bei schwächerer Vergrößerung zu untersuchen. Man sieht dann, dass zahllose langeylindrische Walzen in dem Präparat herumliegen, die von vielen neben einander gelagerten Spermatozoen gebildet werden. Je nach der Zahl der sie zusammen- setzenden Elemente sind die Bildungen verschieden groß. Die Köpfe der Samenkörper liegen am vorderen Ende einer jeden Walze dicht neben einander und alle ziemlich in einer und derselben Ebene (Fig. 63 auf TafelXXVIB). Sie gehören aber nicht Einzelspermatozoen an, vielmehr liegen die Samenkörper, mit den Köpfen vereinigt, zu kleineren und größeren Gruppen zusammen (vgl. auch Fig. 81—83 auf Taf. XXVIB). Die einzelnen Köpfe dieser Gruppen werden zusam- mengehalten durch eine Substanz, welche in Form eines hellglänzen- den Stäbchens erscheint. Die vorderen Kopfenden sehen stiftartig aus diesen Gruppen hervor. Ich komme hierauf bei Besprechung der Ent- stehung dieser Gebilde noch zurück. Die Gruppen werden unter sich wieder zusammengehalten durch eine wenig auffällige Masse; vielleicht trägt hierzu auch die zuerst erwähnte Klebemasse mit bei. 1 Vgl. hierüber diese Zeitschr. Bd. L. p. 383. 2 Dieser Befund wurde ausnahmslos bei allen Männchen gemacht. EDie Doppelspermatozoen der Dytieiden. i 489 | In feinen Querschnitten durch das Vas deferens erhält man auch - die Querschnitte durch die Kopfplatten, welche ein sehr zierliches Bild _ geben. Die ganze Querschnittfläche einer Kopfplatte setzt sich zusam- men aus vielen kleinen, sternförmigen Feldern, welche dicht neben einander liegen. Das kreisförmige Innere der Sternchen entspricht der Kittmasse und färbt sich mit Alaunkarmin und Hämatoxylin nur wenig. Um diese Kreise liegen die intensiv gefärbten Querschnitte von drei bis acht und mehr Köpfen in sehr regelmäßiger Anordnung herum. Bisweilen fließen die Querschnittsfiguren mehr zusammen, Von der durch Vereinigung der Köpfe gebildeten Platte gehen nun die frei beweglichen Geißeln aus, welche sich in Spiralen zu einem länglich eylindrischen, nicht selten in seiner Begrenzung etwas un- regelmäßigen Gebilde zusammenlegen. Aus dem hinteren Ende dieser Gebilde starren die geraden Endstücke besenartig hervor. Alle Gei- ßeln zeigen nun einen lebhaften Flimmerschlag, welcher an den Geißel- spiralen von vorn nach hinten entlang läuft; nur das Endstück bleibt geradlinig (Fig. 63 auf Tafel XXVIB). Durch den Flimmerschlag werden die Cylinder, mit den Köpfen voran und zwar um ihre Längsachse spi- ralig rotirend, mäßig schnell vorwärts getrieben. Bisweilen geräth der hintere Theil der Geißeln in Unordnung oder setzt sich irgend wo f{est; ‚alsdann wickelt sich ein großer Theil des Cylinders in Folge der spi- raligen Rotation zu einem dünnen, seilartigen Strange zusammen. Stößt der vordere Theil der rotirenden Körper auf einen Gegenstand, so breiten sich die Geißeln oft straußartig aus (Fig. 64 auf Tafel XXVIB). Sehr leicht tritt dies ein, wenn man unter dem Deckglase untersucht: bald ist der größte Theil der Spermozeugmen mit den Köpfen an der Glasfläche sitzen geblieben, manche Spermozeugmen haben dabei auch die Form einer flachen, fast kreisförmigen Spirale angenommen. Hier entwickelt sich dann alsbald in den Geißelmassen jenes prachtvolle Flimmerphänomen, welches ich oben beschrieben habe (siehe hierüber oben p. 478; vgl. auch Fig. 62 auf Tafel XXVIA)!. Ich habe mich auch jetzt davon überzeugt, dass die isochronen, so regelmäßigen Einbie- gungen der flimmernden Geißelmassen (Fig. 62) eines Spermozeugma alle in einer Ebene erfolgen. Wir haben es hier also mit einer ganz anderen Form von Spermo- zeugmen zu thun, als sie im Receptaculum der Weibchen sich vor- finden. Sehr merkwürdig ist nun, dass ich die Cylinderform nur im Vas deferens der Männchen, die Nadelform ausschließlich bei den Weibchen gefunden habe. Niemals habe ich auch nur Bruchstücke der 1 Die Bündel, von welchen oben im Text p. 469 und 478 die Rede ist, sind eben die Spermozeugmen, 490 Emil Ballowitz, Cylinder im Inhalt des Receptaculums angetroffen. Und doch muss man wohl annehmen, dass die Nadelform aus der anderen hervorgeht. Ich denke mir, dass dies in der Weise vor sich geht, dass die Köpfe sich in ihrem Zusammenhange neben einander lockern und hinter einander rücken, um sich dabei mit den Spitzen in die Konkavitäten der respek- tiven Kopfanhänge zu legen (vgl. Fig. 15 und 16 auf TafelXXIM). Jeden- falls spielt die glänzende Kittmasse hierbei eine Rolle; denn sie lässt sich an den Nadeln meist noch in Form kleiner Tröpfehen durch Fär- bung nachweisen und trägt jedenfalls auch dazu bei, die Kopfreihen zusammenzuhalten. Merkwürdig bleibt dabei immerhin, dass die Geißeln so regelmäßig einzeilig gelagert sind. Wo findet nun diese Umlagerung statt? Weder bei den Männchen noch den Weibchen habe ich dafür Anhaltspunkte gewonnen. Ich ver- muthe, dass die Umlagerung während der Kopulation oder kurz nach derselben im weiblichen Genitalapparat vor sich geht. Jedenfalls spielt sie sich nicht bei dem Männchen ab. Aus Obigem geht hervor, dass bei den Golymbetes-Arten zwei gänzlich differente Spermozeugmen-Formen von verschiedener physio- logischer Dignität beobachtet werden, von denen sich die eine (Gylinder- form) nur bei den Männchen, die andere (Nadelform) nur bei den Weibchen vorfindet. Die erstere mag als Spermozeugma erster Ord- nung, die letztere als Spermozeugma zweiter Ordnung bezeichnet werden. Diese Thatsache steht bis jetzt einzig da, da man bei den ein- zelnen Insekten-Gattungen stets nur eine Form beobachtet hat!; ihr Aussehen und ihre Zusammensetzung ist allerdings je nach der Art sehr verschieden. Während sich bei Golymbetes die Aufgabe der im Receptaculum vorkommenden Spermozeugmen leicht erkennen lässt, ist die Bedeutung der Cylinderform nicht recht klar; man müsste denn annehmen, dass durch diese Zusammenlagerungen der reguläre Export der Spermatozoen von dem Männchen auf das Weibchen bei der Kopu- lation erleichtert wird. Jedenfalls stehen die Spermozeugmen erster Ordnung mit der Befruchtung in keinem Zusammenhange. Schließlich will ich noch einige Angaben über die Bildung der cylinderförmigen Spermozeugmen erster Ordnung machen. Bei der Untersuchung ging ich folgendermaßen vor. Der ganze männliche Genitalapparat wurde sorgfältig herausgeschnitten und unter Zusatz von physiologischer Kochsalzlösung auf einen Objektträger gebracht. Sodann präparirte ich mit Nadeln die Windungen des Vas deferens auf jeder Seite frei und streckte den ganzen Genitalschlauch auf dem Ob- ! Vgl. hierüber diese Zeitschr. Bd. L, p. 383. Die Doppelspermatozoen der Dyticiden. 491 jektträger gerade aus, was meist keine Schwierigkeiten machte. Die Länge des mit Sperma erfüllten, gelblich-weißen Theiles des Vas defe- rens war bei den einzelnen Individuen verschieden und hing ab von der Intensität der Spermaproduktion; sie schwankte zwischen 65 bis 140 mm. Ich verfuhr nun in der Weise, dass ich zunächst den Inhalt der hintersten Endstrecke des Vas deferens feststellte, der stets von den Spermozeugmen erster Ordnung gebildet wurde. Sodann unter- suchte ich das vorderste Ende und ging von hier aus von Strecke zu Strecke nach hinten hin vor, indem ich kleinere Abschnitte aus dem Vas deferens herausschnitt. Im vordersten Ende, am Übergang in den Hodenschlauch, traf ich stets isolirte Samenkörper, die unregelmäßig durch einander lagen. Die Geißeln zeigten noch keine oder nur geringe Bewegungserscheinungen; auch die Köpfe boten nichts Auffälliges dar, der Kopfanhang war schon ausgebildet. In diesem Zustande verharrte die Spermamasse eine Strecke weit; die Bildungszone der Doppel- spermien begann an wechselnder Stelle im Bereiche der vorderen Hälfte des Vas deferens. Untersuchte ich vorsichtig angefertigte Zupf- präparate aus dieser Gegend, so traf ich schon vereinzelte Spermo- syzygien an. Bei genauer Betrachtung dieser Doppelgebilde mit starken Vergrößerungen erkannte ich eine hell glänzende, anscheinend homo- gene Zwischensubstanz, welche die Köpfe mit einander verband (Fig. 81 auf Taf. XXVIB). Diese Zwischensubstanz ist Anfangs noch unregelmäßig, so dass man tropfenartige Hervorragungen an ihr sieht (Fig. 78, 79, 80 auf Taf. XXVIB). Erst später wird sie mehr regelmäßig und nimmt die Form eines glänzenden, schmalen Stäbchens an (Fig. 81 bis 83). Auch die Prüfung der noch zahlreichen Einzelspermatozoen dieser Strecke führte zu einem wichtigen Ergebnis. Ich sah nämlich, dass der mittlere Abschnitt ihres geraden Kopfrandes uneben geworden war. Hier war eine Substanz zur Ausbildung gekommen, welche An- fangs nur in Form einer leichten Verdickung des Randes erschien. An vielen Köpfen war sie aber bereits voluminöser geworden und trat in Form kleinerer oder größerer Tröpfchen und buckelförmiger Hervor- vagungen auf (Fig. 67— 73 auf Taf. XXVIB). Die Tröpfehen können relativ groß werden (Fig. 70, 72). Die Spitze des Kopfes bleibt stets frei, eben so der unterste Theil des Randes. Hier habe ich oft ein kleines kugelförmiges Tröpfchen gesehen, welches die Masse gewisser- maßen nach unten hin abschloss. Dieses Tröpfchen ist nicht etwa zu verwechseln mit einem Endknopf der Geißel, der bei den Dyticiden fehlt; auch bleibt das Tröpfehen an den Köpfen sitzen, wenn sich die Geißel abgelöst hat. Die eigenthümliche, am Kopfrande zur Ausbildung kommende Substanz ist glänzend und anscheinend homogen. Sie färbt 492 Emil Ballowitz, sich im frischen Präparat intensiv mit Gentianaviolett und tritt dann sehr deutlich hervor (Fig. 67—84 auf Taf. XXVIB). Die Masse scheint sehr klebrig zu sein und die Eigenschaft zu haben, mit Theilen der gleichartigen Substanz leicht zusammenzufließen, während sie an andersartigen Stoffen nicht so leicht haften bleibt. Gleiten nun die Köpfe der Einzelspermien, sei es in Folge der jetzt auftretenden Eigen- bewegungen, sei es in Folge des Sperma-Nachschubes, an einander vor- bei, so fließen die Klebemassen der Köpfe zusammen; die Konjugation zu Doppelspermien wäre damit eingeleitet. Solche Vorstadien zur Konjugation sind auf dieser Strecke des Vas deferens sehr häufig (vgl. Fig. 7&—77). Sobald der Kontakt der Klebemassen eingetreten ist, scheinen die Köpfe gewissermaßen an einander emporzurutschen, bis sie sich in genau gleicher Höhe befinden, d. h. bis die beiden Spitzen gleich weit nach vorn vorragen. Man trifft auch in den hinteren Abschnitten des Vas deferens noch sehr oft Doppelspermatozoen, an welchen sich die beiden Köpfe noch nicht im gleichen Niveau befinden, so dass die eine Spitze mehr oder weniger hinter der anderen zurückbleibt (Fig. 76—77). Eben so wie zwei Köpfe zur Vereinigung kommen, können sich auch drei Spermien zu einem Drillingsspermatosom durch Vermittelung der Klebemasse zusammenschließen. Auch solche Anfangsstadien habe ich mehrfach gesehen. Häufiger scheinen allerdings die Drillingsspermien dadurch zu entstehen, dass sich unter dem Einfluss der Klebemasse an ein bereits gebildetes Doppelspermatosom ein Einzelspermium heran- schiebt (Fig. 77). j Trifft es sich glücklich, so können nach Entwicklung der Klebe- masse auch mehrere Köpfe zusammenstoßen, so dass daraus mehrfache Verkuppelungen entstehen. Solche Bildungen sind aber in der Über- gangszone im Vas deferens noch selten. Je weiter nach hinten, um so häufiger werden sie. Hier entstehen sie aber dadurch, dass Doppel- und Drillingsspermatozoen an einander rücken und durch Vermitte- lung der Klebemasse zur Vereinigung kommen (Fig. 82—83). Diese Verbindungen schließen sich dann wieder zu größeren Gruppen zu- sammen, die um so zahlreicher und um so reicher an Einzelindividuen werden, je mehr man sich dem Ende des Vas deferens nähert. In der Nähe des Endstückes trifft man daher nur noch selten einfache, sowie Doppel- und Drillingsspermatozoen an. Sehr bemerkenswerth ist, dass die in dem Endstücke übrig gebliebenen Einzelspermatozoen gewöhn- lich große Tropfen von Klebemasse an ihrem Kopf besitzen, durch deren Vermittelung sie meist wohl auch noch den Anschluss an die größeren Gruppen erreichen. In dieser Weise gehen schließlich aus der Ver- Die Doppelspermatozoen der Dytieiden. 495 _ einigung der größeren Gruppen die Spermozeugmen erster Ordnung hervor. Aus dem geschilderten Entwicklungsgang scheint mir als wichtige Folgerung hervorzugehen, dass die Doppel- und Drillingsspermatosomen nur eine Vorstufe derSpermozeugmen sind, gewissermaßen die einfachste Form dieser Bildungen darstellen. Hierfür spricht auch, dass die Bildung der Spermosyzygien bei den übrigen Dyticiden, bei welchen keine eigentlichen Spermozeugmen vorkommen, in derselben Weise durch Vermittelung genau derselben Klebemasse vor sich geht, so weit ich mich wenigstens bei Acilius davon überzeugen konnte. Leider stand mir hierzu kein genügendes Material mehr zur Verfügung. Bei diesem Schwimmkäfer tritt die Klebemasse aber zuerst am Kopfanhang auf, so dass in einem bestimmten Abschnitt des Vas deferens jedes Sper- matosom mit einem großen, intensiv sich färbenden, oft etwas unregel- mäßigen Tropfen versehen ist, der bisweilen auch in einige kleinere zerfällt. Von dem Kopfanhang scheint sich dann die Klebemasse mehr auf den Kopf zu vertheilen. Auch hier habe ich alle Anfangsstadien der gegenseitigen Verkuppelung beobachtet, die durch Zusammen- fließen der Klebemasse vermittelt wurde. Anfangs haften die Köpfe gewöhnlich noch sehr unregelmäßig an einander, wie sie gerade auf einander treflen; erst später fügen sie sich allmählich in der geschil- derten regelmäßigen Weise zusammen. Auch Avzrsaca! hat bei Dyticus an der Spitze des Ankerlortsatzes ein ganz konstant auftretendes protoplasmatisches Tröpfchen gesehen, welchem er eine Bedeutung für die Vermittelung der Kopulation beilegt. Aus allen diesen Gründen kann ich die Doppelspermatozoen nicht als etwas Besonderes ansehen, ich rechne sie vielmehr zu den Spermozeugmen, deren einfachste Form sie darstellen. Eine weitere Frage ist, woher die Klebemasse stammt und aus welcher Substanz sie besteht. Man könnte daran denken, dass sie von dem Spermatozoenkern (Kopf) abgeschieden würde oder durch Um- wandlung seiner Substanz entstände. Wahrscheinlicher aber ist es, dass sie protoplasmatischer Natur ist. Es ist wohl anzunehmen, dass dem Kopfe noch eine geringe Menge Protoplasma anhaftet, welche dann schnell auswächst und sich zu der eigenthümlichen Klebemasse um- bildet. Auch Aurrsacn kommt zu dem Resultat, das bei Dyticus an dem Ankerfortsatz auftretende Tröpfchen für protoplasmatischer Natur zu erklären. Wenn man sich den oben geschilderten Vorgang der Konjugation 1 ].c.p. 192% u. 199, 494 Emil Ballowitz, bei Colymbetes überlegt, so ist eine aktive Betheiligung der Klebe- masse kaum auszuschließen. Ich habe nun allerdings keine weiteren Beweise hierfür, da ich an ihr keine amöboiden Bewegungen wahr- genommen habe, obwohl die Form der Tröpfchen oft unregelmäßig war. Wie will man sich aber anders erklären, dass die Zusammenlagerungen zu Doppelspermien stets so regelmäßig ausfallen? Dass die mecha- nischen Verhältnisse des Kopfes dies nicht bedingen, dafür habe ich, wenigstens bei Colymbetes, einen ganz bestimmten Beweis. Ich beobach- tete nämlich nicht selten, dass die Spermatozoenköpfe durch Vermitte- lung der Klebemasse in entgegengesetzter Richtung zusammenklebten, so dass die Geißeln nach entgegengesetzter Richtung sahen. Fig. 84 auf Tafel XXVIB zeigt z. B. ein Doppelspermium, mit welchem ein ein- facher Samenkörper in entgegengesetzter Richtung vereinigt ist. Die beiderseitigen Klebemassen sind zusammengeflossen und vermitteln den Zusammenhalt. Hier kann also nur die eigenartige Zwischensub- stanz die Ursache der Vereinigung sein. Solche abnorme Bildungen habe ich in seltenen Fällen auch unter den Spermozeugmen aus dem Endstück des Vas deferens gefunden. Bei einem Männchen waren diese Bildungen sogar sehr häufig, fast in der Mehrzahl. Von den in einer Ebene zusammenliegenden Köpfen gingen nach beiden Seiten hin leb- haft bewegliche Geißelbündel aus, die meist verschieden stark waren. Das stärkere Geißelbündel gewann bei der Bewegung die Oberhand und trieb das ganze absonderliche Gebilde, mit dem sich umbiegenden schwächeren Geißelschopf voran, vorwärts. Jedenfalls waren bei diesem Thiere im Vas deferens perverse Spermabewegungen bei der Bildung der Spermozeugmen eingetreten. Alle diese Fragen fordern zu weiteren Untersuchungen auf. Jeden- falls dürfte durch die obigen Mittheilungen aus dem unerschöpflichen Gebiet spermatologischer Forschung wiederum eine Anzahl Thatsachen aufgedeckt sein, welchen eine weitergehende Bedeutung und ein all- gemeineres Interesse nicht versagt werden kann. Greifswald, im Oktober 1895. Erklärung der Abbildungen. Tafel XXIII. Alle Figuren sind ziemlich in demselben Größenverhältnis bei schwächerer Vergrößerung (Wınket, Obj. 8, Oc. 3) gezeichnet. v, vorderer Abschnitt der Geißel. Der Flimmersaum im Bereiche des Vorderstückes der Geißel ist in allen Figuren dieser Tafel fortgelassen (vgl. Fig. 51 auf Taf. XX VIA). Die Doppelspermatozoen der Dytieiden. 495 Fig. 4 u. 2. Doppelspermatozoen (Spermosyzygien) aus dem Vas deferens von Dyticus marginalis L., frisch in physiologischer Kochsalzlösung untersucht. Die kopulirten Köpfe sind von der Fläche gesehen. Die Geißel ist im Verhältnis noch . zu kurz gezeichnet. v, vorderer Abschnitt der Geißel. Fig. 3. Dessgleichen aus dem Vas deferens von Colymbetes fuscus L. Fig. 4. Drillingsspermatosom aus dem Vas deferens von Colymbetes fuscus L. Fig. 5. Doppelspermatosom aus dem Vas deferens von Acilius sulcatus L. nach einem mit Gentianaviolett gefärbten Deckglas-Trockenpräparat, welches von frischem, durch Osmiumsäuredämpfe fixirtem Sperma angefertigt wurde. Fig. 6 u. 7. Dessgleichen aus dem Receptaculum seminis eines Weibchens von Acilius sulcatus L., frisch in physiologischer Kochsalzlösung untersucht. Fig. 8. Doppelspermatosom aus dem Vas deferens von Hydaticus stagnalis F., frisch in physiologischer Kochsalzlösung untersucht. Fig. 9—44. Doppelspermatozoen aus dem Vas deferens von Dyticus margina- lis L., frisch in physiologischer Kochsalzlösung untersucht. Die Geißeln sind zu mehr oder weniger regelmäßigen Spiralen zusammengerollt, nur ihr vorderer Ab- schnitt bleibt stets gerade gestreckt. Die kopulirten Köpfe sind von der Fläche ge- sehen. Fig. 42. Dessgleichen; die Geißeln sind bis auf ihr Vorderstück ringförmig zu einer flachen, lebhaft flimmernden Spirale zusammengerollt, aus welcher nur das hintere Geißelende hervorragt. Die kopulirten Köpfe befinden sich in Kanten- ansicht; die Widerhaken der Köpfe sind nicht gezeichnet. Fig. 43. Einzelspermatosom nach der Kopulation; sonst wie Fig. 12. W, Widerhaken des Kopfes. Fig. 14. Aus dem Receptaculum seminis eines Weibchens von Colymbetes fuscus L., frisch in physiologischer Kochsalzlösung untersucht. Drei Einzelsper- matozoen sind zu einem sich lebhaft vorwärts bewegenden Gebilde vereinigt, indem sich die Köpfe der beiden hinteren Samenkörper an der Geißel des nächst höheren Samenkörpers hinaufgeschoben haben. Fig. 15. Aus dem Receptaculum seminis von Colymbetes striatus L., frisch in physiologischer Kochsalzlösung untersucht. Eine Anzahl Köpfe von Einzelspermato- zoen haben sich in einander geschoben, so dass ein längeres, nadelförmiges Gebilde mit frei hervorragenden Geißeln (Spermozeugma) entstanden ist, Fig. 46. Dasselbe nach Fixirung durch Osmiumsäuredämpfe und Färbung mit Gentianaviolett. Man erkennt die gegenseitige Verbindung der Köpfe. Tafel XXIV, Alle Figuren sind nach mit Gentianaviolett gefärbten Präparaten bei starker Vergrößerung (Winker’s homogene Immersion 1/24, Oc. 3, Zeiss apochrom. homog. Immers. 3,0 mm, Apert. 4,40, Oc. 42) gezeichnet, in ziemlich demselben Größen- verhältnis, wie die Figuren auf den Tafeln zu meiner Arbeit über die Insekten- Spermatozoen (siehe diese Zeitschr. Bd. L, p. 399, 4890). Fig. 47—24. Aus dem Vas deferens von Hydaticus stagnalis F. Fig. 17. Doppelspermatosom (Spermosyzygie), frisch durch Osmiumsäure- dämpfe fixirt und mit Gentianaviolett gefärbt. Die beiden Köpfe sind fest an einan- der gelegt, so dass die Spitze des einen Kopfanhanges (rechts in der Zeichnung) nach oben, die des anderen nach unten (links) gerichtet ist. Der vordere Theil (v) der Geißel erscheint mehr gerade gestreckt und ist mit krausenförmigen Um- biegungen des einen Randes versehen, Zeitschrift f. wissensch, Zoologie. LX. Bd, 33 496 | Emil Ballowitz, Fig. 18. Kopf und vorderer Geißeltheil, aus einem durch Osmiumsäuredämpfe zuvor fixirten, mit Gentianaviolett gefärbten Deckglastrockenpräparat. %, Kopf; kg, Kopfanhang mit dem umgeschlagenen, dreieckigen, intensiv gefärbten Rand- theil; zwischen letzterem und dem Kopf ein heller schmaler Spalt; z, Zahnvor- sprung am Kopf; Rf, gerader, von dem Kopfanhang abgewandter Rand der Geißel, welcher einen nach oben hin deutlichen, sehr schmalen, zarten Saum erkennen lässt, welcher dicht unterhalb des Zahnvorsprunges am Kopfe aufhört (S4); Sf, wellenförmig eingebogener, im oberen Theil dagegen gerade gestreckter, gegen den Kopfanhang gerichteter Rand, welcher im vorderen Theil der Geißel von einem blassen zarten, nach hinten hin unter Verschmälerung aufhörenden Saum (S) über- ragt wird. Fig. 49. Wie Fig. 18. Aus einem mit Gentianaviolett gefärbten Präparat, wel- ches 11/5 Wochen in gefärbtem Zustande in Wasser unter dem Deckglase gelegen hatte. Am Kopf sind die vorher intensiv tingirten Theile verblasst; nur der untere Theil des Kopfanhanges (u) grenzt sich durch intensivere Färbung deutlich ab; statt des hellen Spaltes eine dunkle Linie. Fig. 20. Aus demselben Präparat wie Fig. 19. Die beiden Köpfe eines Doppel- spermatosoms haben sich getrennt und berühren sich nur noch mit den Hypo- tenusenrändern. Der freie Rand des unteren Theiles (vw) des Kopfanhanges ist un- regelmäßig eingeschnitten. Der Saum (S) des Anfangsstückes der Geißel deutlich, Die beiden Ränder der Geißel treten als Fasern hervor (Rfund Sf); an dem rechten Geißelstück haben sich die Faltungen der Saumfasern (Sf) ausgeglichen, so dass dieselbe geradlinig parallel der Randfaser (Rf) verläuft. Fig. 24 u. 22. Aus einem Präparate, welches in gefärbtem Zustande in Wasser 44 Tage unter dem Deckgläschen gelegen hatte. Fig. 24 vorderer Theil eines Doppel- spermatosoms, Fig. 22 ganzes Doppelspermatosom. Die Köpfe und Geißeln haben sich der Deckglasfläche dicht angelegt. Zugleich haben sich die vorderen Ab- schnitte der Geißeln parallel dicht neben einander gelagert, so dass ein breites Band gebildet wird. In demselben sieht man die beiden geraden Randfasern und die in zierliche, meist sehr gleichmäßige, wellenförmige Einbiegungen gelegten, intensiver gefärbten Saumfasern (Sf), welche nach außen von dem hellen Saume überragt werden. Bei x-hört der Saum auf, so dass die Saumfaser (Sf) hier kon- tinuirlich auf den einen Rand des hinteren größeren Geißelabschnittes übergeht. In Fig. 21 sind die Köpfe noch in Vereinigung, während die Kopfanhänge sich ab- gewickelt haben; in Fig. 22 ist die Lockerung der Köpfe noch weiter vorgeschritten. Rf, gerade Randfaser im hinteren Geißeltheile. Fig. 23 u. 24. Macerationen unter dem Deckglase in 0,750/yiger Kochsalzlösung. Zerfall der Geißeln zweier Doppelspermatozoen in Fasern und Fibrillen. In Fig. 23 haben sich die Köpfe bereits völlig von einander getrennt, in Fig. 24 sind sie noch in Konjugation, aber sehr verblasst (siehe Fig. 19 u. 20)? Zusammensetzung der Geißel aus der Randfaser (Rf), Mittelfaser (Mf) und Saumfaser (Sf). In Fig. 24 hat sich am vorderen Ende der linken Geißel eine Elementarfibrille (Fb) abgelöst; bei x Zerfall der ganzen Geißel in feinere und feinste Fasern. Der Saum war hier noch nicht als Wimpelfaser zur Ablösung gekommen. Tafel XXV. Spermatozoenköpfe mit den vorderen Geißelabschnitten von Hydaticus stag- nalis F. Vergrößerung ziemlich wie auf der vorigen Tafel, nur die Fig. 26, 34 u. 35 sind etwas kleiner gezeichnet. G, Färbung mit Gentianaviolett. Die Doppelspermatozoen der Dyticiden. : 497 Fig. 25. Einzelner Kopf mit vorderem Geißelende, Flächenansicht. Gentiana- violett. %, Kopf mit Endverdickung; z, Zahnvorsprung; kg, Kopfanhang mit dem intensiv gefärbten, umgebogenen, dreieckigen Randtheil; $S, Saum; S,, saumartige Erhebung des geraden Randes der Geißel. Fig. 26. Wie vorige Figur. Kantenansicht. Fig. 27. Köpfe eines Doppelspermatosoms in fester Vereinigung. Gentiana- violett. kf, an der Spitze des Doppelkopfes befindliche, kugelige, intensiv gefärbte (später verschwindende) Anhäufung. Fig. 28. Dessgleichen. Fig. 29. Doppelspermatosom. Gentianaviolett. Die Köpfe noch in Vereinigung, während sich die dreieckigen Kopfanhänge schon von einander abgewickelt haben. kf wie in Fig. 27. Fig. 30. Die beiden Köpfe haben sich bis auf ihre Spitzen von einander ge- lockert, während die Umwickelung der Kopfanhänge noch besteht. Gentianaviolett. Fig. 31. Die beiden Köpfe haben sich ganz von einander getrennt, während sich die Kopfanhänge mit ihren freien Rändern an einander verhakt haben. Die kugelförmige Anhäufung an der Spitze der Köpfe ist in zwei Hälften zertheilt, so dass jedem Kopfe ein Spitzenknopf (kf, kf) aufsitzt. Gentianaviolett. Fig. 32. Wie Fig. 30. Nach einem mit Gentianaviolett tingirten Deckglas- trockenpräparat. Fig. 33. Nach einem mit Gentianaviolett tingirten Deckglastrockenpräparat, welches längere Zeit am Lichte gelegen hatte und stark verblichen war. Der Doppelkopf entfärbt, so dass man sieht, wie die noch intensiv gefärbten Geißel- spitzen bis nahe an seine Mitte vordringen. Fig. 34. Die beiden Köpfe bis auf die Spitzen von einander getrennt. Die Um- wickelung der Kopfanhänge zum Theil gelöst. Fig. 35. Zwei Spermatozoen nach Lösung ihrer Konjugation. Rechts blickt man in die konkave, links auf die konvexe Fläche des Kopfanhanges. S, Saum des vorderen Geißelabschnittes, an dem links liegenden Samenkörper, entsprechend den Faltungen der Saumfaser, regelmäßig eingebogen. Fig. 36—45. Aus Präparaten, welche unter dem Deckglas in 0,750%/yiger Koch- salzlösung macerirt wurden. Gentianaviolett. Fig. 36. Die wellenförmig gebogene Saumfaser hat sich mit dem zarten Saum (S) von einer zweiten Faser abgelöst. Fig. 37. Dessgleichen, bei & löst sich das hintere Ende des Saumes ($) von der Saumfaser (Sf) ab. Fig. 38. Der Saum (S) hat sich in seiner ganzen Länge abgelöst. Sf, Saumfaser. Fig. 39. Wie vorige Figur. Fig. 40. Kopf von der Kante, Die gerade, weniger gefärbte Faseı' hat sich an einer Stelle in Rand- und Mittelfaser zerlegt. Sonst wie Fig. 38. Fig. 44. Rand- und Mittelfaser auf eine größere Strecke hin von ale lanicH ge- trennt, zu einer Schleife gebogen; sonst wie Fig. 38. Fig. 42. Wie in voriger Figur. Fig. 43. Kopf und vordere Hälfte der Geißel eines Samenkörpers, deren Geißel in ganzer Ausdehnung in die drei Hauptfasern, Saumfaser (Sf), Mittelfaser (Mf) und Randfaser (Rf) zerfallen war. Auch der Saum (S) war zur Ablösung gekommen. Zum Theil bestand bereits ein weiterer Zerfall der Fasern, Fig. 44, Wie Fig. 40. An einer Stelle hat sich eine feinste Fibrille (Fb) abgelöst. 33* 498 Emil Ballowitz, Fig. 45. Vorderer Geißelabschnitt, zum Theil in feine und feinste Fasern zer- fallen. Borstenförmige Spitze am vorderen Ende der Geißel. Tafel XXVIA. le wie auf Taf. XXV; nur Fig. 55, 56, 59 und 62 bei schwächerer Vergrößerung gezeichnet. Fig. 46—54. Aus dem Vas deferens von Dyticus marginalis L. Fig. 46 u. 47. Kopf und Anfangsstück der Geißel von der Fläche; der Wider- haken am hinteren Rande des Kopfes sichtbar. S, zarter Saum. In Fig. 46 ist die Saumfaser in zierliche wellenförmige Einbiegungen gelegt, in Fig. 47 ist sie gerade gestreckt. Fig. 46 nach einem durch Osmiumsäuredämpfe fixirten, mit Gentiana- violett gefärbten Deckglastrockenpräparat, Fig. 47 nach einem frischen, ungefärb- ten Präparat. Fig. 48—50. Isolirte Köpfe mit Widerhaken, von der Fläche gesehen. Gen- tianaviolett. Fig. 54. Köpfe und vordere Geißelenden eines Doppelspermatosoms von der Kante gesehen. An der Spitze der Köpfe das intensiv gefärbte Kügelchen. Helle Linie zwischen den beiden Köpfen. Fig. 52. Köpfe und Anfangsstücke der Geißeln eines Doppelspermatosoms von der Fläche. Flimmersaum wie in Bewegung befindlich gezeichnet. Am hinteren Ende des Anfangsstückes der Geißel hört die sichtbare Flimmerbewegung des Flimmersaumes allmählich auf. Fig. 53. Wie Fig. 51, aber ohne Spitzenkügelchen. Fig. 54. Kopf und abgestorbenes vorderes Geißelstück von der Kante ge- sehen. W, Widerhaken am hinteren Kopfende. Fig. 55. Aus dem Receptaculum seminis eines Weibchens von Dyticus margi- nalis L. S, der völlig abgelöste Saum; Sf, Saumfaser; Mf,Mittelfaser; Rf, die wieder- um in zwei Theilfasern zerfallene Randfaser. Kopf von der Fläche gesehen. Aus einem frisch untersuchten, ungefärbten Präparat. Fig. 56. Dessgleichen, Gentianaviolett. Kopf etwas nach der einen Fläche ge- bogen, halb von der Kante gesehen. Bezeichnung wie in voriger Figur. Fig. 57—59. Aus dem Vas deferens von Acilius sulcatus L. 3 Fig. 57. Köpfe und vordere Geißelenden eines Doppelspermatosoms von der Fläche. An der Spitze der Köpfe das intensiv gefärbte Endkügelchen. Gentiana- violett. Fig. 58. Dessgleichen von einem einzelnen Spermatosom. K, der intensiv gefärbte Kopf; kg, der Kopfanhang; S, der zarte Saum des Anfangsstückes der Geißel. | Fig. 59. Anfangsstück der Geißel in drei Theilfasern zerlegt. Aus einem mit Gentianaviolett tingirten Deckglastrockenpräparat. Fie. 60. Köpfe und vordere Geißelenden eines Doppelspermatosoms von Colymbetes fuscus L. Fig. 61. Vorderer Theil eines einzelnen Samenkörpers von Colymbetes fus- cus L. Geißel in drei Theilfasern zerlegt. Fig. 62. Größeres Bündel von Doppelspermatozoen (Spermozeugma) aus dem Vas deferens von Colymbetes striatus L. Zupfpräparat in physiologischer Koch- salzlösung. Bei K stecken die Köpfe in einer protoplasmatischen Masse. Alle Geißeln in der gleichen, regelmäßigen strömenden Bewegung; nur die hinteren Enden bleiben mehr gerade gestreckt (siehe den Text). Die Doppelspermatozoen der Dytieiden. | 499 Tafel XXVIB!. Fig. 63. Cylindrisches Spermozeugma erster Ordnung aus der Endstrecke des Vas deferens von Colymbetes striatus L. Vorn sieht man die in einer Ebene ge- legenen Köpfe mit den sie verbindenden stäbchenförmigen, hellglänzenden Klebe- massen und den stiftartig vorspringenden vorderen Kopfenden; hinten ragen besenartig die geraden Endstücke der Geißeln hervor. Fig, 64. Dasselbe ebendaher. Das cylindrische Bündel hat sich zu einem straußartigen Gebilde aufgelöst. Fig. 65. Nadelförmiges Spermozeugma zweiter Ordnung, in Bewegung be- findlich gezeichnet, aus dem Receptaculum seminis von Colymbetes striatus L. K, die reihenförmig in einander gesteckten und mit einander verklebten Köpfe. Fig. 66. Zwei nadelförmige Spermozeugmen ebendaher, von verschiedener Größe. Die beiden Gebilde sind auf ein Stück des Fettkörpers, das mit dem Re- ceptaculum in das Präparat hineingerathen war, aufgestoßen und haben sich in dasselbe eingebohrt. Bei K die verschieden langen Kopfreihen. In dem Spermo- zeugma a ist bei den Bewegungen die Geißelfahne auf einen Augenblick zur Ent- faltung gekommen. Fig. 67—84. Aus dem Vas deferens von CGolymbetes striatus L. und Colym- betes fuscus L. Zur Demonstration der Ausbildung der Klebemasse zwischen den Köpfen und der Entstehung der Doppel- und Drillingsspermatozoen sowie der Spermozeugmen, Färbung mit Gentianaviolett. Fig. 67—73. Formen der Klebemasse an den noch isolirten Köpfen. Fig. 74—76. Zwei Einzelspermatozoen schieben sich unter Vermittelung der Klebemasse mit den Köpfen an einander. Fig. 77. Mit einem Doppelspermatosom verbindet sich unter Vermittelung der Klebemasse ein einzelner Samenkörper, so dass ein Drillingsspermatosom dar- aus hervorgeht. Fig. 78—80. Frisch gebildete Spermosyzygien. Die Klebemasse ist noch un- regelmäßig. Fig. 84. Dessgleichen, Die Klebemasse hat die Form eines regelmäßigen .Stäbchens angenommen. In Fig. 82 sind fünf, in Fig. 83 sieben Köpfe durch die Klebemasse zur Ver- einigung gekommen (Spermozeugmabildung). Fig. 84. An einem Doppelkopf hat sich unter Vermittelung der Klebemasse ein Einzelspermatosom in entgegengesetzter Richtung angelegt, so dass die’Geißeln nach entgegengesetzter Richtung sehen. 1 Die Fig, 63—84 gehören zu dem am Schlusse der Abhandlung angefügten Nachtrage. Fig. 63—66 sind bei etwas schwächerer Vergrößerung als Fig. 62 ge- zeichnet; die Vergrößerung der Fig. 67—84 ist wie auf Taf. XXV. Zur Kenntnis des feineren Baues der Nervenzellen bei Wirbellosen. Von Max Pflücke (Dresden). (Aus dem zoologischen Institut zu Tübingen.) Mit Tafel XXVII. Bei den Untersuchungen, deren Ergebnisse ich im Folgenden vor- legen will, war ich bemüht, neben einer vergleichenden Betrachtung des Baues der Nervenzellen bei einigen Wirbellosen namentlich auch zur Beantwortung der so oft und scharf besprochenen Grundfrage, ob und welche gegenseitigen Beziehungen zwischen den Strukturtheilen des Zellplasmas und des Kernes in der Nervenzelle bestehen, einige Beiträge zu liefern. Die lebhafte Theilnahme, welche von Seiten nam- hafter Forscher mit dem ersten Bekanntwerden einer faserigen Struktur der Nervenelemente jener Frage entgegengebracht wurde, beleuchtet klar genug die hohe Bedeutung derselben für die Morphologie und Physiologie der Nervenzelle. Wenn indessen die letzten Jahrzehnte auf diesem Gebiete nur eine recht geringe Anzahl von Arbeiten zu Tage förderten, ja in neuester Zeit überhaupt keine Veröffentlichung in dieser Richtung bekannt wurde, so dürfte die Schuld daran wohl besonders zwei Umständen beizumessen sein. Zunächst ließ die entschiedene, verneinende Stellungnahme der Mehrzahl der Forscher gegen einen un- unterbrochenen Zusammenhang bezw. Übergang von Kern- und Plasma- gerüst der Zelle auch im Allgemeinen die ganze Sache als abgeschlossen erscheinen, was natürlich wenig zu einer Neubearbeitung des Themas aufmuntern konnte. Dann waren es aber vor Allem zwei neue Unter- suchungsmethoden von einschneidender Bedeutung für die Kenntnis vom feineren Bau des Nervensystems, welche die Aufmerksamkeit der Fachkreise voll und ganz auf sich lenkten und viele Forscher auf ein weit dankbareres Gebiet der Neurologie hinüberriefen. Ich meine die Enruicn'sche Lebendfärbung mit Methylenblau und das Goısr’sche Ver- fahren der Silberimprägnation. Zur Kenntnis des feineren Baues der Nervenzellen bei Wirbellosen. 501 4 Eine Wiederaufnahme der Untersuchungen zur Klärung der vor- erwähnten Frage wird desshalb gerechtfertigt erscheinen, zumal es - neuerdings zwei Forschern [Rrınke (63) an verschiedenen ruhenden oder in der Mitose befindlichen Zellen, Rawırz (62) an ruhenden Zellen des - Salamanderhodens] vollkommen unabhängig von einander geglückt ist, durch geeignete Vorbehandlung und Färbung der Präparate an Zellen nicht nur einen Zusammenhang des Kern- und Plasmagerüstes, sondern auch die Gleichwerthigkeit der Linin- und Plasmafaser festzustellen. Warum sollte nicht auch Ähnliches in der Nervenzelle bestehen? Die Eintheilung des Stoffes bei der vorliegenden Arbeit war also einfach: Es ergaben sich, dem Aufbau der Nervenzelle und der gegen- seitigen Beziehung ihrer Bestandtheile zu einander entsprechend, drei große, natürliche Abschnitte, nämlich 4) Aufbau der Zellsubstanz, 2) Aufbau des Kernes, 3) gegenseitiges Verhalten von Zellsubstanz und Kern zu einander. Ein erneutes Eingehen auf die Struktur des Ganglien- zellplasmas erwies sich, trotz der stattlichen Litteratur hierüber, schon um desswillen als geboten, als die Ansichten der Forscher in diesem - Punkt derart von einander abweichen und sich widersprechen, dass eine zusammenfassende Darstellung des betreffenden Gegenstandes von ‚einem einheitlichen Gesichtspunkte aus zur Zeit noch unmöglich ist. Zudem lockten Nıssı’s überaus befriedigende Ergebnisse an Nervenzellen höherer Vertebraten, vermittels vervollkommneter Härtungs- und Färbe- methoden gewonnen, auch zu Versuchen an Zellen von Wirbellosen. Doch auch der Nervenzellkern verlangte ein eingehenderes Stu- dium; denn sollten Beziehungen zwischen seinem Gerüstwerke und demjenigen des Plasmas ermittelt werden, so musste erst eine tiefe Einsichtnahme in den Aufbau seiner Theile vorausgehen. Außerdem zeigte sich aber bei Durchsicht der einschlägigen Litteratur nur zu deutlich, dass dem Kerne bei der Untersuchung im Vergleiche zum | Nervenzellplasma bisher eine recht stiefmütterliche Behandlung zu Theil geworden ist. Zum Schlusse sei mir noch kurz eine Erklärung der Beweggründe gestattet, welche mich veranlassten, das Material zu meinen Unter- suchungen lediglich dem niederen Thierreich zu entnehmen. Zunächst konnte ich betreffs Menge und Frische der Objekte bei der Auswahl niemals in Verlegenheit gerathen. Weiterhin war es mir aber auch von Werth, überlebende Nervenzellen unter das Mikroskop zu bekommen, eine Forderung, welche bei Wirbellosen viel leichter erfüllt werden kann. N | Zur Untersuchung bediente ich mich der drei bekannten und allgemein ver- 2 - breiteten Methoden, nämlich: I. der Untersuchung des Ganglions in toto unter 3 Zusatz aufhellender Mittel, II. der Isolationsmethode, III. der Schnittmethode. 502 Max Pflücke, Das erste Verfahren kam nur bei der vitalen Färbung der Zellen durch Methylenblau in Anwendung, da ich nach Versuchen, die gefärbten Nervenzellen aus dem Ganglion mit Hilfe der Nadeln zu isoliren, beiWeitem ungünstigere Resul- tate erhielt, als wenn ich die einzelnen Zellen in natürlichem Zusammenhang mit den anderen nervösen Elementen ließ. Zur Aufhellung der Präparate benutzte ich verdünntes Glycerin mit oder ohne Zusatz von pikrinsaurem Ammoniak. Bemerken möchte ich noch, dass es mir nur beim Flusskrebs gelang, im Leben gute Färbungen der Nervenzellen zu erzielen, bei den anderen Wirbellosen, so bei Würmern und Schnecken, versagte die Methode. Bei diesen Thieren half ich mir mit der von DosıEeL und BIEDERMANN vorgeschlagenen Abänderung des EnrLicu'schen Verfahrens, indem ich ganz frische, womöglich überlebende isolirte Nervenzellen oder auch die dem eben getödteten Thiere entnommenen Ganglien in toto auf dem Objektträger direkt der Wirkung einer stark verdünnten Lösung von Methylenblau aussetzte. Einer der Hauptübelstände bei der Lebendfärbung mit Methylenblau ist die Vergänglichkeit der Farbe an den Präparaten. Diesem hat BETBE (6) in allerneuester Zeit durch ein überaus glücklich erdachtes Verfahren abgeholfen, vermittels des- sen es möglich ist, Schnittpräparate herzustellen, in welchen der Farbstoff dauernd fixirt ist. Leider fiel mir der Berue’sche Aufsatz viel zu spät in.die Hände, als dass ich seine Fixirungsmethode auch für meine Zwecke hätte verwerthen können. Weit ausgiebigeren Gebrauch machte ich von den beiden anderen Methoden. Die Untersuchung der Nervenzellen im frischen Zustande schickte ich allem Anderen voraus. Als Zusatzflüssigkeit diente hierbei meistens die Körperlymphe des betreffenden Thieres oder physiologische Kochsalzlösung. Nun erst schritt ich zur mikroskopischen Bearbeitung des mit Reagentien behandelten Materials. Ich be- nutzte besonders: 4) Alkohol in der von RAnvier als 1/3, von Sousrıg als !/, und von Rawırz als 1/; angegebenen Form; dann 2) Osmiumsäure in verschiedener Koncentration von 0,05 aufsteigend bis 40/,, allein für sich oder in Mischung mit Essig- und Chromsäure, 3) ferner Chromsäure und deren Salze (namentlich Kalium bichromicum) in entsprechend starken Verdünnungen von 0,005—0,40/,, endlich 4) stark verdünnte Pikrin- und Salpetersäurelösung. Die Wirkungsweise aller dieser Reagentien ist eine viel zu bekannte, als dass ich sie an dieser Stelle nochmals zu erörtern brauchte. Etwaige Besonderheiten, die mir im Laufe der Untersuchungen bezüglich der Wirkung einzelner aufgestoßen, werde ich am entsprechenden Orte gebührendermaßen hervorheben. Schnittmethode: Als Fixativ verwandte ich mit Vorliebe Sublimat in koncentrirter Lösung (nach der R. HEIDENHAIN’Schen Vor- schrift in 0,50/yiger Kochsalzlösung). Ich kann dem Urtheile R. HEIDENnHAIN’s über die Güte und Brauchbarkeit dieses Mittels mit voller Überzeugung beipflichten und möchte nur noch hinzufügen, dass gerade bei den Nervenzellen die unterschiedliche Wirkungsweise der einzelnen fixirenden Reagentien auf Kern und Plasma recht schroff zur Erscheinung gelangt, und dass uns auch hier im Sublimat ein Reagens in die Hand gegeben ist, welches Kern- und Plasmastruktur in gleicher, vorzüglicher und naturgetreuer Weise zur Fixirung bringt. Von anderen Fixativen wählte ich noch die Chromosmiumessigsäuremischhung (Freumıng) namentlich für die Kernstruktur, und den 96°/gigen Alkohol (Nısst) für die Plasmastruktur. 'Auch die KLEINENBERG’SChe Pikrinschwefelsäure leistete mir recht gute Dienste. Die Ein- bettung erfolgte vorwiegend in Paraffin. Von sämmtlichen Farbstoffen, die ich durchprobirte, lieferten die schönsten Ergebnisse zunächst das Methylenblau nach der Nıssr’schen Angabe, weiterhin Fuchsin, Safranin, die Enrrıca- „Bionp!’ sche Mischung und endlich noch das Hämatoxylin, als Alaunhäma- Zur Kenntnis des feineren Baues der Nervenzellen bei Wirbellosen. 503 toxylin (Böunmer) oder in Form der Eisenlackfärbung von R. HEIDENHAIN. ‚Schließlich will ich nicht vergessen zu erwähnen, dass ich auch von der Metallim- ‚prägnation (Vergoldungsmethode) Gebrauch machte, indessen ohne großen Erfolg. I. Das Protoplasma der Nervenzelle. 4) Geschichtlicher Überblick. Mit dem Folgenden kann ich keineswegs beabsichtigen, eine in jeder Hinsicht vollkommene und ausführliche Zusammen- stellung der bisherigen Anschauungen über die Struktur des Nervenzellplasmas zu liefern. Es dürfte dies kaum dem Zwecke dieser Arbeit entsprechen, dieselbe viel- mehr mit Hinblick auf die ausgedehnte Litteratur über fraglichen Gegenstand viel zu umfangreich gestalten. Andererseils ist diesem Bedürfnis, wenigstens so weit die ältere Litteratur in Betracht kommt, schon längst in umfassender Weise Rechnung getragen worden. Behufs genauerer Orientirung verweise ich desshalb auf die Ab- handlungen von Sousric (74), HERMANN (42), ViGNAL (75), NAnsen (55) und Frenming (25). Die an erster Stelle genannten vier Forscher ziehen im Wesentlichen nur die Arbeiten über die Nervenzellen bei Wirbellosen in den Bereich ihrer kritisch -historischen Erörterungen, FLemmine hingegen nur die über Spinal- und sympathischen Ganglien- zellen. Endlich giebt F. Quervaım (60) in seinem Aufsatze: »Über die Veränderung des Centralnervensystems bei experimenteller Gachexia thyreopriva der Thiere« kurze geschichtliche Notizen zur Strukturlehre der Gehirn- und Rückenmarkszellen. Anknüpfend nun an die obenerwähnten Arbeiten brauchte ich mich in meinen Angaben somit nur auf die neueste Litteratur zu beschränken. Im Interesse eines leichten und raschen Überblickes über das Ganze erscheint es jedoch vortheilhaft, noch einmal in großen Zügen die Ergebnisse der älteren Forschungen zusammen- zufassen. Bekanntlich ist es das Verdienst EHRENBERG'S (14) zuerst auf die Nervenzellen hingewiesen zu haben. Doch kannte er den Zusammenhang derselben mit Nerven- fasern noch nicht. Diesen sicher und einwandsfrei festzustellen, blieb REmAk (64), HeLmnHoLtz (44) und Hannover (38) vorbehalten. Die damaligen Ansichten über den Nervenzellkörper sind im Großen und Ganzen ziemlich übereinstimmend. Während nun Anfangs die Zellsubstanz bezüglich ihres Aggregatzustandes als eine etwas zähe Flüssigkeit angesehen wurde (HAnnovER, AxMmAnN etc.), entschied man sich später allgemein für eine festweiche Beschaffenheit derselben. Hinsichtlich ihrer mor- phologischen Eigenschaften fand man sie zusammengesetzt aus einer homogenen, hellen, zuweilen leicht gelblichen Grundmasse und aus gröberen oder feineren, von jener eingeschlossenen Körnchen. Die im Jahre 4844 von Remak (65) veröffentlichten werthvollen Entdeckungen einer komplicirten Struktur des Ganglienzellleibes brachten einen völligen Um- schwung der Anschauungen. Remak gelang es nämlich, vorerst an den Zellen des Flusskrebses, später aber auch an den großen Rückenmarkszellen der Rochen, eine feine koncentrisch um den Kern angeordnete Streifung des Plasmas zu beobachten, welche sich bis in den Fortsatz erstreckte, hier jedoch einen parallel zur Längsachse desselben gerichteten Verlauf annehmend. Noch in demselben Jahre beschrieb auch Wırr (79) an den Nervenzellen von Helix pomatia ein gleiches Verhalten der Zellsubstanz. Das allgemeine Interesse, welches dieser Fund auf Seiten der Histo- logen erweckte, musste selbstredend Veranlassung zu zahlreichen Nachunter- suchungen werden. STILLING (142), einer der Ersten, die sich mit jener Frage befassten, glaubte die RemAr’sche Lehre in so fern zu erweitern, als er in besagten Streifen feinste sog, 504 Max Pflücke, Elementarröhrchen erblickte. Doch vermochte die StıLLıng’sche Röhrchentheorie den zahlreichen Angriffen nicht lange Stand zu halten. Weit mehr Anklang ver- schaffte sich dagegen eine andere Vorstellung über die Natur jener Streifen, welche von der Mehrzahl der Anhänger RemAr’s, inbesondere aber von Frommann (30— 32) und M. ScauLtze (70) vertreten wird. Nach dieser entsprechen die Streifen nervö- sen, in einer körnigen Grundsubstanz eingelagerten Fibrillen. An den Ganglienzellen von Wirbellosen wurde die fibrilläre Struktur des Zell- leibes namentlich von WALTER (78), LEypıc (52), DietTt (42) und H. Scaurtze (69) be- stätigt. Letzterer kommt auf Grund ausgedehnter Studien an den Nervenelementen einiger Gastropoden (Helix, Arion), mehrerer Lamellibranchiaten (Unio, Anodonta, Mytilus), sowie verschiedener Anneliden (Hirudo, Lumbricus) zu etwa folgendem Ergebnis. Bei allen erwähnten Objekten lässt sich sowohl an Zellen, als an Fasern, an frischen, wie konservirten Präparaten als letzte Struktureinheit des Nerven- systems die Primitivfibrille nachweisen. In frischen Zellen ist die fibrilläre Struktur des öftern verwischt, eine Erscheinung, die ihre Erklärung einzig und allein in ungünstigen Lichtbrechungsverhältnissen findet. Letztere werden bedingt durch die Gegenwart einer die Fibrillen umgebenden Zwischensubstanz, die im Leben zähflüssig und homogen ist, auf Zusatz von Reagentien aber zu den sog. interfibril- lären Körnern gerinnt. Nach ScauLtze’s Darstellung erscheinen die Fibrillen als feine, überall glatte Linien in der bekannten koncentrischen bezw. längsstreifigen Anordnung. Auch bei den Medusen, wo zum ersten Mal in der Thierreihe ein gesonder- tes, selbständiges Nervensystem auftritt, konnte Emer (24) in schöner Weise die Zusammensetzung der Nervenzellsubstanz oder, wie der Verfasser passender vorschlägt, des Neuroplasmas aus leitenden Fibrillen bestätigen. Neben Ganglien- zellen, die sich vor gewöhnlichen Bindegewebszellen nur durch die Verbindung mit einem Nervenfädchen auszeichnen, fand er auch unter dem Epithel des Schirmrandes in der Nähe der Sinnesorgane solche von bedeutender Größe, ‚wechselnder Form und typischer Streifung im Inneren. Der nicht faserig differen- zirte Theil des Zellleibes war körnig. Interessant sind die Beobachtungen, welche Freup (29) an den Nervenzellen des Flusskrebses in überlebendem Zustande machte. Unter schwacher Vergröße- rung erscheint das Plasma eigenartig matt, »wie chagrinirt«. Erst bei Benutzung stärkerer Systeme gelangen innerhalb einer homogenen Grundsubstanz feinere Strukturen in Form einzelner kleiner Bogenstücke bezw. Plasmastränge zur Ansicht. Indem diese Plasmastränge durch Queranastomosen in gegenseitige Verbindung treten, kommt es zur Bildung eines innig zusammenhängenden Netzwerkes, dessen langgestreckte Maschen sich koncentrisch um den Kern gruppiren. Gegen den Zell- fortsatz hin ist das Netzwerk offen; hier gehen die Plasmastränge unter allmählicher Verringerung ihres Breitendurchmessers unmittelbar in isolirte Fibrillen über. Letztere treten als feine, scharfgezeichnete Linien hervor. Die Plasmastränge da- gegen sind stärker, rauh, an den Rändern verschwommen und an verschiedenen Stellen ungleich breit. Börnmis (7) beschreibt das Protoplasma der Ganglienzellen bei einigen pulmo- naten Schnecken an frischen Präparaten als nahezu homogen; erst bei schärferer Einstellung, besonders aber nach Zusatz von Reagentien, vermag er im Zellleibe ab- wechselnd hellere und dunklere koncentrische Schichten zu unterscheiden. In den helleren Schichten rufen Reagentien eine feinkörnige Trübung hervor. Die dunkle- ren Zonen deutet er, wenn ich ihn recht verstehe, als Züge von Fibrillen, obschon Zur Kenntnis des feineren Baues der Nervenzellen bei Wirbellosen. 505 m eine Auflösung in solche nicht gelungen ist. Auch der Zellfortsatz zeigt fibrilläre ‚Struktur. Endlich wies noch Vıenar (75) an den meisten der von ihm untersuchten Nervenzellen (Crustaceen, Lamellibranchiaten, Gastropoden, Hirudineen, Oligo- _ ehäten) namentlich bei Anwendung der Osmiumsäure in Form der interstitiellen Injektion oder des Dampfes eine fibrilläre Zeichnung des Zellleibes nach. In der _ Regel durchsetzen die Fibrillen als Rindenschicht nur die Oberfläche des Zell- körpers, die centrale Masse bleibt frei und stellt sich entweder als ganz homogen (Mollusken) oder als fein granulirt(Hirudineen) heraus, Der Kern liegt meist zwischen diesen beiden Schichten. Bei Lumbricus ist VıewaL geneigt, die je nach Koncen- tration des einwirkenden Reagens bald als Granulationen bald als Streifen auftreten- der Strukturen als Kunstprodukte aufzufassen. So viel über die Anhänger der von REMmAk begründeten Fibrillentheorie in der ersten Periode der einschlägigen Litteratur. Auf gegnerischer Seite treten haupt- sächlich die Namen Arnpr (2 u.3), Key und Rerzıus(44), WALDEYER (77), BucRHoLTz (8), SOLBRIG (71) und HERMANN (42) hervor. Nach Arnpr'’s vergleichend -histologischen Studien an Gehirn- und Rücken- markszellen, sowie Spinal- und sympathischen Zellen verschiedener Vertebraten besteht die Zellsubstanz im Wesentlichen aus sog. Elementarkügelchen. Da es rein unmöglich ist, die Ergebnisse seiner Forschungen in der von mir bestrebten Kürze wiederzugeben, so verweise ich zur genaueren Orientirung hierüber auf die Original- arbeit. Key und Rerzıvs (44) lassen den Zellleib zusammengesetzt sein aus einer _ homogenen Grundsubstanz, in welcher stärker lichtbrechende, runde oder ovale Körnchen, häufig zu Reihen angeordnet, eingebettet sind. Auch WALDEYER (77) und BUCHHOLTz (8) können eine fibrilläre Struktur nicht nachweisen. Sousrıe (71) fasst dieselbe als Kunstprodukt auf, indem durch Wirkung der Reagentien auf der Zell- oberfläche Einziehungen und Erhabenheiten entstehen, die dem Beschauer Streifen oder Fibrillen vortäuschen. Herrmann (42) bezeichnet die Zellsubstanz der Nerven- zellen beim Blutegel als körnig-fibrillär, den Fortsatz findeter vollkommen sstrukturlos KRIEGER (47) äußert sich nicht direkt gegen eine fibrilläre Struktur. Das Proto- plasma frischer Nervenzellen — seine Untersuchungen beschränken sich nur auf solche von Astacus fluviatilis — stellt sich ihm als feinkörnig, sonst aber als völlig homogen dar. Die betreffende Granulirung tritt nach Einwirkung von Chromsäure | schärfer heraus. Doch erst Präparate, welche mit stärkeren Säurelösungen (Pikrin-, } Chrom- oder Osmiumsäure) behandelt wurden, zeigen die streifige Struktur. Zu * ähnlichen Resultaten kommt auch Yovne (80). Mit den Arbeiten Fremming’s (25, 26) und Levoiec’s (53, 54) treten wir in eine neue Periode der Lehre von der Nervenzellstruktur. Dieselbe ist eng verknüpft mit jenen großartigen Erfolgen, welche auf dem gesammten Gebiete der Cellularhisto- logie Dank der Verbesserung unserer optischen Hilfsmittel gewonnen wurden. Wie bei den verschiedensten anderen Zellarten, so konnte FLEMMING (25) auch bei den Nervenzellen, speciell bei den Spinalzellen die ganze Masse des Plasmas in zwei Haupisubsianzen trennen: Eine festere sog. Filarmasse und eine homogene flüssige oder festweiche Zwischensubstanz (Interfilarmasse). An frischen Zupf- oder Schnittpräparaten gelingt diese Trennung des Plasmakörpers vorläufig noch nicht. Die anscheinend gleichmäßige, matte Granulirung desselben ist so dicht, dass auch unter Benutzung stärkster Systeme eine Entscheidung darüber, ob Kör- ner oder Fäden vorliegen, nicht getroffen werden kann. Erst nach Chromsäure- fixirung, Alkoholhärtung und Färbung der Schnitte mit Hämatoxylin erscheinen re BE Tr » (22 eu: ” WIR ib > 2 PZ RETTEN a ah a RE A 2 er u rt 4 ir ren u , A ee ee wälz 506 Max Pflücke, innerhalb der homogenen, leicht mitgefärbten Zwischensubstanz, in gleichen Ab- ständen von einander entfernt, feine Fädchen, die vielfache Windungen und Knickungen beschreiben und von Strecke zu Strecke dickere Knötchen oder Körn- chen von unregelmäßiger Gestalt und rauher Begrenzung tragen. Die Fragen, ob jene Gebilde Verdickungen der Fäden oder diesen aufgelagerte und von ihnen ver- schiedene Substanzportionen sind oder endlich, ob dieselben nur lokale, engere Windungen bezw. Aufknäuelungen der Fäden darstellen, lässt der Verfasser offen. Eben so vermag er keinen sicheren Aufschluss über das fernere Verhalten der Fäd- chen zu geben. Sind sie nur Theilstücke eines einzigen in vielfachen Windungen durch die Zellsubstanz ziehenden Fadens oder sind sie streng von einander isolirte Fädchen oder endlich gewundene Bälkchen eines Netzwerkes? Körner und Fäden, namentlich erstere, färben sich gleich dem Kernchromatin, nur schwächer und in anderer Nuance. Mit dem Kerne gehen die Fäden keine Verbindung ein. Fast gleichzeitig mit Fremmıng nahm Leypie (53, 54), angeregt durch die Einwände SoLsrıe's gegen eine präformirte koncentrische Streifung der Ganglien- zellen und im Anschluss an zahlreiche, eingehende Zell- und Gewebsstudien, seine Untersuchungen wieder auf, Anfangs nur an Nervenzellen von Limax- und Arion-Arten, später auch an solchen von Aulastomum, Astacus, Dyticus und von verschiedenen Wirbelthieren. Die Resultate seiner Untersuchungen lassen sich etwa in folgenden Hauptpunkten zusammenfassen: Das Protoplasma der Ganglien- zellen zeigt wie dasjenige aller anderen Zellen einen deutlich schwammigen Bau. In den Maschenräumen des festeren, protoplasmatischen Schwammwerkes, welches er Spongioplasma nennt, befindet sich eine homogene, flüssige bezw. halbflüssige Substanz, das Hyaloplasma. Das Spongioplasma besteht aus feinsten, netzartig verbundenen Faserbälkchen, deren Knotenpunkte zu stärkeren, spindeligen Körper- chen angeschwollen sind und einen für die Nervenzellen charakteristischen, kon- centrischen Verlauf einhalten. Sie sind es, die jene Strichelung hervorrufen und bei schwacher Vergrößerung zu scharf gezeichneten Linien von überall gleichem Durchmesser verschwimmen. Das Spongioplasma setzt sich durch den Fortsatz hindurch in die Nervenfaser fort, immer noch den schwammigen Charakter beibe- haltend, nur mit dem Unterschied, dass jetzt die spindelig verdickten Knotenpunkte des Netzes eine der Längsachse parallele Anordnung annehmen. Zur Aufnahme des Kernes wird im Inneren des Zellkörpers vom protoplasmatischen Flechtwerk ein Hohlraum abgesteckt, durch welchen hindurch sich vom Plasma aus ein Netz feinster Fäserchen zum Kern erstreckt, mit dem Gerüstwerk des letzteren anschei- nend nach Durchsetzung der durchlöcherten Kernmembran in Verbindung tretend. Weiterhin stellen auch Ausläufer des Spongioplasmas zwischen den Ganglienzellen und den »Matrixzellen« des umgebenden Gewebes einen ununterbrochenen Zu- sammeghang her. So beobachtete LEeynıc diese Verbindung bei Spinalzellen, von deren Spongioplasma aus feine Fädchen hinübertraten zu dem noch nicht differen- zirten, die Kerne der neurilemmatischen Scheide umgebenden Plasma; ferner soll ein derartiger Zusammenhang zwischen den Nervenzellen der grauen Substanz und dem Neurogliagerüst bestehen. Auf Grund all dieser Beobachtungen wird Leypıs nun zu der Annahme gedrängt, dass als eigentliche, nervöse Substanz das Hyaloplasma zu betrachten ist, während dem Spongioplasma nur die Funktion eines Stütz- und Hüllgerüstes zukommt. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch Roupe (67, 68) und NAnseEn (55). Roupe (68) unterscheidet bei Hirudineen am Nervenzellplasma ebenfalls Spongio- und Hyaloplasma: ersteres besteht aus einem wirren Flechtwerk bald a a ni = Zur Kenntnis des feineren Baues der Nervenzellen bei Wirbellosen. 507 gröberer, bald feinerer Fibrillen, die für Farbstoffe sehr empfänglich sind und auf "Schnitten als Körnchen oder kurze Fäserchen erscheinen. Das Hyaloplasma ist homogen, schwer oder gar nicht färbbar und die eigentlich leitende oder erregbare Substanz. Auch RoapeE sah aus dem Faserwerk des einhüllenden, neurilemma- tischen Stützgewebes — nach ihm Subeuticularfasergewebe — feinste Reiserchen in das Spongioplasma der Ganglienzelletreten und daselbst mit den nervösen Fibril- len verschmelzen. Nanser (55) bringt die alte StırLıng’sche Lehre, freilich in abgeänderter Form und im Lichte Leypie’scher Vorstellungen wieder zur Geltung. Nach ihm — er untersuchte verschiedene Wirbellose, von Vertebraten: Amphioxus und Myxine— bildet das innerhalb der Nervenzell- und Achsencylindersubstanz netzförmig ver- theilte Spongioplasma die Wände feinster Röhrchen, sog. Elementarprimitivröhr- chen, während das flüssige Hyaloplasma als eigentliche nervöse Substanz, den Hohlraum dieser Röhrchen erfüllt. Dazu kommt noch eine dritte, nicht näher zu bestimmende Substanz, welche mit gewissen Reagentien, wie Osmiumsäure etc. eine Dunkelfärbung des Plasma bewirkt. Über die Arbeiten von Rawırz (61) und HALLer (35—37) nur ganz kurze Be- merkungen. Zunächst Rawırz (61). Nach seinem Befunde an Nervenzellen von Muscheln besteht der Zellleib aus zwei Theilen; aus einer festeren netzförmig an- geordneten Substanz und aus einer zähen ölartigen, tropfenbildenden, in den Ma- schen der ersteren suspendirten Zwischenmasse. Rawırz neigt sich mehr zu der Ansicht, welche die flüssige Substanz als den Träger der nervösen Funktionen. auffasst. Eigenartig sind die Anschauungen HaArrer’s (35) über die Plasmastruktur der Nervenzellen. Letztere ist, auch bei Zellen derselben Art und derselben ana- tomischen Stelle, durchaus nicht beständig, sondern einem physiologischen Wechsel unterworfen. Das Protoplasma — Harrer scheidet wie KuprFer die Zellsubstanz in Proto-undParaplasma—besteht nämlich aus kurzen Fädchen, welche innerhalb der Zwischensubstanz {Paraplasma) je nach dem Funktionszustande der Zelle bald ganz unregelmäßig zerstreut, bald in höchst charakteristischer Weise angeordnet sind. So erscheint bei gleichmäßiger Vertheilung der Fädchen im Zellkörper derselbe feiner oder gröber granulirt; reihen sich die einzelnen Fädchen oder auch Fädchen- bündel hinter einander zu längeren Fäden bezüglich zu den nervösenFibrillen auf, so entstehen koncentrisch gestreifte Zellformen;; endlich können:sich die Fädchen auch zu einem Netzwerk zusammenfügen und dem Plasma einen retikulirten Cha- rakter verleihen. Eine von der Harrer’'schen wesentlich abweichende Deutung der nervösen Fibrille giebt in neuester Zeit ALtmann (4), entsprechend der von ihm aufgestellten Granulatheorie, nach welcher der Zellkörper im weiteren Sinne aufzufassen ist als ein Vielfaches von Körnchen oder Granulis. Diese Granula sind die letzten Ein- heiten des organisirten Stoffes und die Träger und Vermittler der Lebensvorgänge in der Zelle, also Elementarorganismen. Doch sind sie außerhalb des Verbandes der Zelle nicht lebensfähig. Die jene Körnchen einbettende Zwischensubstanz (Intergranularmasse) zeigt eine noch feinere Zusammensetzung aus lebenden Gra- nulis und bildet die Matrix für die gröberen Granula. Erst die noch zwischen den feinsten Körnchen übrig bleibende Substanz ist strukturlos und todt. Innerhalb des Zellkörpers sind die Granula bald gleichmäßig vertheilt, bald zu Fäden an ein- ander gereiht. Arrtmann unterscheidet zwei Arten von Fäden, echte oder animale, zu welchen die Nerven- und Muskelfibrillen gehören, und vegetative, welche ganz 508 Max Pflücke, verschiedenen Zellgattungen zukommen. Im Gegensatze zu letzteren, welche im Zusammenhang mit der Zellthätigkeit verschwinden und sich wieder bildenkönnen, bleiben die animalen Fäden das ganze Zellleben hindurch formbeständieg- BürscaLı (9) nimmt eine netzförmige, alveoläre Beschaffenheit der Nervenzell- substanz an. Dieses Plasmanetz entspricht einem Wabenwerke, indem die Begren- zungslinien der einzelnen ziemlich regelmäßig gebauten und koncentrisch um den Kern gruppirten Maschen die optischen Durchschnitte von Wabenwänden darstellen. Auf diese seine Theorie wurde BürscaLı durch die Betrachtung mikroskopischer Schäume geführt; denn ein Ölseifenschaumtropfen bietet im mikroskopischen Bilde dasselbe netzförmige Aussehen, wie das lebende Plasma. Die schaumige bezüglich wabige Struktur ist nun eine allgemeine Eigenschaft des Protoplasmas; die Gan- glienzellen sind daher vor den übrigen einzig und allein gekennzeichnet durch die Streckung und koncentrische Anordnungsweise der Maschen, ferner durch den Zellfortsatz, in welchem die Maschen parallel zur Längsrichtung eingestellt sind. Eine Gruppe für sich bilden die Untersuchungen von KreoNTHAL (48) und Do- sıEL(43). Anlass zu denselben gab die von P. EarLıca (15) in der Mitte der achtziger Jahre entdeckte eigene Reaktion der lebenden Nervensubstanz auf Methylenblau. Die ersten Forscher, welche die neue Methode auf ihre Gebrauchsfähigkeit hin prüften und größtentheils die EnurLicnschen Befunde bestätigen und erweitern konnten, hatten die feinere Anatomie der Nervenzelle zunächst nicht im Auge. Erst KroNTHAL (48) arbeitete in diesem Sinne. Da es ihm indessen niemals gelang am lebenden Thiere befriedigende Resultate zu erzielen, modifieirte er das Eur- LicH’sche Verfahren in so fern, als er kleine, dem frisch getödteten Thiere entnom- mene Theilchen der grauen Rückenmarkssubstanz direkt mit Methylenblau behan- delte. Nach Entfernen des überschüssigen Farbstoffes wurden die Präparate zur Trockne der Luft ausgesetzt und schließlich in Kanadabalsam eingebettet. Das Zellplasma, eben so dieProtoplasmafortsätze boten deutlich eine fibrilläre Zeichnung dar, der Achsencylinderfortsatz hingegen erschien vollständig ungefärbt und struk- turlos. Bei Präparaten, die erst längere Zeit nach dem Tode dem Kadaver ent- nommen wurden, waren die Fibrillen zu spindelförmigen bezw.rundlichen Körpern zerfallen. Weit einwandsfreier, als diese höchst eingreifende Behandlungsweise, ist das von DosiIEL (43) eingeschlagene Verfahren. DosiıEı lässt stark verdünnte Methylen- blaulösung auf die überlebende Nervensubstanz einwirken und fixirt dann die Farbe mit einer Mischung von Ammoniumpikrat- und Osmiumsäurelösung. Als vorzügliches Objekt hierzu erwies sich die Retina der Wirbelthiere. In den so er- haltenen Präparaten tritt klar und deutlich der Aufbau der Nervenzellen aus feinen isolirten Fibrillen hervor, ganz nach dem Scaurtze’schen Typus. Dasich die ner- vösen Fibrillen durch ihre intensive Färbung scharf von der nur schwach tingirten Grundsubstanz abheben, konnte Verlauf und Vertheilung derselben im Zellkörper und den Fortsätzen gut verfolgt werden. Mit dem Kerne stehen die einzelnen Fibrillen in keinem Zusammenhang, vielmehr durchkreuzen und durchflechten sich dieselben im Zellleib derart, dass ein Theil der Fasern aus einem Protoplasmafort- satz in den anderen, ein anderer Theil aus den Protoplasmafortsätzen in den Achsencylinder übertritt. Die Nervenzellen erscheinen demnach gewissermaßen als ein kernhaltiges Geflecht nervöser Fibrillen, als eine Zwischen- bezw. Aus- wechselstation im Verlaufe verschiedener Leitungsbahnen. Eine eigene Gestaltung scheint die Lehre vom Bau der Nervenzellen nach den neuesten Untersuchungen Niıssr’s (56—59) zu gewinnen. Bisher stimmte man allge- Zur Kenntnis des feineren Baues der Nervenzellen bei Wirbellosen. 509 _ mein in der Ansicht überein, dass die den verschiedensten Stellen des Nerven- u systems entnommenen Ganglienzellen bezüglich ihres feineren Baues, wesentlich immer die gleichen Strukturverhältnisse darböten. Dieser Annahme stellt sich Nıssı aufs entschiedenste entgegen. Auf Grund der von ihm festgestellten Thatsachen glaubt er unbedingt folgern zu müssen, dass jeder anatomisch und physiologisch begrenz- ten Nervenzellart auch eine gewisse Besonderheit der Struktur zukomme. Dem- nach zerfallen die Nervenzellen in eine Reihe morphologisch wohl von einander unterscheidbarer Formen, denen auch Zellkerne von bestimmtem, substantiellem Verhalten entsprechen. Niısst’s Angaben beziehen sich nur auf die verschiedenen Nervenzellgattungen der höheren Vertebraten, insbesondere der Säuger und des Menschen. Seinen Untersuchungen legt er ein eigenes Härtungs- und Färbever- fahren zu Grunde. Zur Fixirung und Härtung verwendet er ausschließlich 96 Zigen Alkohol, zur Färbung wässerige Lösungen basischer Aniline, namentlich gern Magentaroth und Methylenblau. An derartig behandelten Präparaten treten die einzelnen Struktureigenthüm- lichkeiten ungemein deutlich und schön hervor. Zunächst besteht der Zellleib aus zwei gut durch die Farbe von einander geschiedenen Substanzen; einer vollständig ungefärbten, häufig Pigmentkörner enthaltenden Zwischen- oder besser Grundsub- stanz und einem färbbaren geformten Bestandtheil. Der letztere zeigt wiederum eine Reihe von Formen. Nissı beschreibt drei Grundformen: 4)Körnchen, 2) Fäden und 3) Körperchen d. h. größere »Substanzportionen wundene Faden höckrig und Fäden eines feineren Gerüstwerks scheinen von ihm auszugehen. Beide Formen könnte man für die Vorberei- tungsstadien der Theilung halten und sie mit dem vorher beschriebenen - Stadium in der Reihenfolge Fig. 418, 419 und 120 auf einander folgen - lassen, doch ist es andererseits gar nicht ausgeschlossen, dass auch _ diese Kerne den Übergang eines getheilten Kernes in die Ruhe dar- stellen. Jedenfalls konnte ich auch solche oder ganz ähnlich beschaffene Kerne bei der Furchung beobachten (Fig. 41, 43, Ak, Taf. XXIX). Es hat in den allermeisten Fällen etwas Missliches, aus verhältnis- mäßig wenigen Bildern den Verlauf eines Vorgangs mit einiger Sicher- heit feststellen zu wollen, wozu hinzukommt, dass die Fig. 118—120 von Eiern stammen, welche sich bereits im Übergang vom Vier- zum Achtstadium der Furchung befinden. Es wurde bereits oben erwähnt, dass im Allgemeinen die Kerne der Richtungskörper sich ziemlich rasch zu den ruhenden Kernen umbilden. Fig. 115 und 146 z. B. stammen von Eiern, die sich im Stadium der Befruchtung befinden. Dieses Ver- halten ließe sich so auffassen, dass der Kern des ersten Richtungs- körpers erst in die Ruhe zurückkehre, um sich dann von Neuem zu einer karyokinetischen Theilung anzuschicken. Eine solehe Deutung vermag ich den Vorgängen desshalb nicht zu geben, weil die Zahl der 604 BR. Korschelt, bei anderen Eiern im ersten Richtungskörper vorgefundenen Chromo- somen gegen sie spricht. Ich bin vielmehr geneigt, anzunehmen, dass die Umbildung der Richtungszellkerne sehr verschiedenartig verläuft. Die einen bilden sich schon sehr bald, andere erst später zu ruhenden Kernen um; noch andere nehmen vielleicht ein&n Anlauf zur Theilung, vollziehen diese jedoch nicht, während sie wieder bei anderen that- sächlich zur Ausführung kommt. Jedenfalls kann man die Richtungs- körper der Eier ein- und desselben Geleges in recht verschiedenartiger Ausbildung finden. Die Vorgänge verlaufen also nicht parallel wie dies mit denjenigen an den Eiern selbst der Fall ist. Außerdem ist es Thatsache, dass nicht bei allen Eiern die ersten Richtungskörper sich theilen, sondern wie schon erwähnt, findet man auch in späteren Fur- chungsstadien Eier mit nur zwei Richtungskörpern. Dieses in ver- schiedener Hinsicht ungleichartige Verhalten dürfte mit zur Erklärung der oben geschilderten, am Kern sich vollziehenden Strukturverände- rungen beitragen. Nicht selten findet man im ersten Richtungskörper Chromatin- elemente von hufeisenförmiger Gestalt, welche denjenigen der Fur- chungszellkerne sehr ähnlich sind (Fig. 121—124). Ihr weiteres Ver- halten macht es zweifellos, dass man es in ihnen mit schleifenförmigen Chromosomen zu thun hat. Die Zahl dieser Kernschleifen mit Sicherheit festzustellen ist desshalb sehr schwierig, weil sie sich meist eng an einander drängen oder auch sonst irgend welche ungünstige Lage haben. So viel ich sehen kann, sind vier Schleifen vorhanden, wie dies auch aus, den verschiedenen hier beigegebenen Bildern hervorgeht. Die Lage der Schleifen gegen einander fand ich ziemlich verschiedenartig, was zum Theil auf die verchiedenen Stadien der Karyokinese, zum Theil vielleicht aber auch auf einen nicht völlig normalen Verlauf der- selben zurückzuführen ist. In dem in Fig. 121 abgebildeten ersten Richtungskörper zeigen die vier Schleifen noch nicht eine Lage wie sie derjenigen in einer Äquatorialplatte entsprechen; jedoch ist es möglich, dass man ein jüngeres Stadium der Kerntheilung vor sich hat und die definitive Lagerung der Schleifen erst später angenommen wird. Eine Stellung derselben, wie sie in einer bereits zur Theilung vorbereiteten Äquatorialplatte oder besser in den beiden Tochterplatten zu erwarten ist, sieht man die Schleifen in anderen Richtungskörpern annehmen (Fig. 122). Die Schleifen sind paarweise mit der konvexen Seite nach verschiedenen Polen hin gerichtet und zwar entsprechend der Längs- achse des Richtungskörpers. Eine Kernmembran ist in diesem wie auch in dem vorherigen Stadium (Fig. 121) nicht vorhanden. Man findet bei der indirekten Theilung des ersten Richtungskörpers Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 605 zuweilen Bilder, die sich mit einem normalen Verlauf der Karyokinese nicht recht vereinigen lassen. Eines von ihnen ist in Fig. 123 wieder- gegeben. Man sieht zwei klar ausgeprägte Schleifen wie diejenigen der Fig. 122 gegen die beiden Enden des Richtungskörpers hin gelegen und zwar in einer Stellung, welche der im Stadium der Fig. 122 bereits an- gedeuteten und nunmehr fortgeschrittenen karyokinetischen Theilung entsprechen könnte. In der Mitte liegt jedoch ein Chromatinkomplex, den ich nicht recht in seine einzelnen Theile auflösen konnte, von dem es mir aber wahrscheinlich ist, dass er sich aus zwei Kernschleifen zusammensetzt. Dieses und andere Bilder weisen durchaus auf einen abnormen Verlauf der Kerntheilung im ersten Richtungskörper hin. Polstrahlungen und Spindelfasern, die man in solchen Stadien, wie sie in Fig. 124 und 122 dargestellt sind, erwarten sollte, vermochte ich nicht zu erkennen, wohl aber konnte ich in einem anderen Falle wenig- stens die Polstrahlungen nachweisen. Es fanden sich vier Chromatin- elemente vor, die zu zwei Paaren etwas entfernt von einander lagen (Fig. 12%). Sie erschienen dadurch wie die beiden Tochterplatten einer Spindel und dies um so mehr, als an jedem Pol ein kreisrundes helles Gebilde von einem weiten dunklen Hof umgeben lag (Fig. 124). Man hat es hier jedenfalls mit den Gentrosomen und Polstrahlungen zu thun. Die Spindel- und Verbindungsfasern waren allerdings in diesem eben so wenig wie in den früheren Fällen erkennbar. — Trotzdem kann es nicht zweifelhaft sein, dass es sich um karyokinetische Theilungen handelt, um so weniger als man den ersten Richtungskörper später getheilt findet und in seinen beiden Theilhälften je zwei Ohromosomen vorhanden sind. Einen solchen getheilten ersten Richtungskörper mit zwei Chromatinelementen sieht man in Fig. 126 (rı,) und in Fig. 125 sind neben dem zweiten Richtungskörper (r3) beide Hälften des ersten vor- handen (rı,). Man erkennt auch in ihnen noch die beiden Chromosomen, obwohl sie bereits, zumal in der einen Hälfte, ihre regelmäßige Gestalt aufzugeben beginnen. Es kehren nämlich auch diese Kerne nach voll- zogener Theilung wieder zu der gewöhnlichen Beschaffenheit ruhender Kerne zurück (Fig. 127). Sie weisen dann eine dunkle Färbung auf, und nur schwierig lassen sich darin einzelne Chromatinpartikel er- Kennen. In der Fig. 127 sind die drei Richtungskörper so bezeichnet, wie man annehmen dürfte, dass sie aus einander hervorgegangen sind. Die Beschaffenheit ihrer Kerne ist dieselbe, wie sie der zweite Rich- tungskörper von Anfang an zeigt (Fig. 130—126). Er behält bei den Umänderungen, welche der erste Richtungskörper durchmacht, unver- ändert seine Struktur bei und nimmt, so viel ich beobachtete, niemals einen Anlauf zu einer weiteren Theilung. 606 E. Korschelt, Ein Wort der Erläuterung muss noch bezüglich der Form, in welcher die Chromosomen bei der Theilung des ersten Richtungskörpers auftreten, hinzugefügt werden. Während dieselben bei der Richtungs- körperbildung selbst die Form von Körnern zeigen, die Anfangs mehr länglich, später von fast kugeliger Gestalt sind (Fig. 95—A12), tritt innerhalb des ersten Richtungkörpers eine Schleifenform der Chromo- somen auf, ähnlich wie sie in den Furchungs- und Gewebszellen von Ophryotrocha angetroffen wird. Diese Erscheinung ist sehr auffallend und sie würde es dann noch um so mehr sein, wenn nicht auch bei der Richtungskörperbildung selbst die Schleifenform der Chromosomen auftreten könnte, wie weiter unten gezeigt werden wird. Ob nun die Eier, in deren erstem Richtungskörper die schleifenförmigen Chromo- somen beobachtet wurden, solche waren, bei denen auch die erste und zweite Richtungsspindel diese Eigenthümlichkeit zeigte, lässt sich nicht feststellen, da zur Zeit der Theilung des ersten Richtungskörpers die Eireifung schon vollendet ist. Ausgebildete Chromosomen von Schleifen- form oder überhaupt solche, welche durch ihre Anordnung ein Thei- lungsstadium vermuthen lassen, fand ich nur in Eiern aus zwei Ge- legen. Obwohl die Wahrscheinlichkeit nicht groß ist, so wäre es doch nicht ausgeschlossen, dass diese Eier zufällig solche waren, bei denen auch die ersten Richtungsspindeln schleifenförmige Chromosomen auf- wiesen. Jedenfalls aber ist die Zahl der Beobachtungen nicht groß genug, um daraus über die Beziehungen der schleifenförmigen Chromo- somen innerhalb des ersten Richtungskörpers zu der gewöhnlichen Körnerform Sicheres zu entnehmen. Darüber kann jedoch kein Zweifel sein, dass bei Ophryotrocha die Schleifenform der Chromosomen auf die Körnerform folgen kann und umgekehrt. Die gleiche Erscheinung beobachtet man ja übrigens auch bei vielen anderen Thierformen, 2. B. bei den Nematoden, Acanthocephalen, Copepoden u. A., wie aus den Untersuchungen von vAn BENEDEN, BOVERI, KAISER, RÜCKERT U. A. her- vorgeht. Es wird auf diesen Punkt weiter unten, wo es sich um die Schleifenform der Chromosomen bei der Ausstoßung der Richtungs- körper handelt, noch näher eingegangen werden. Übrigens scheint selbst innerhalb des ersten Richtungskörpers die Schleifenform nicht immer in gleicher Weise ausgeprägt zu sein; zuweilen findet man sie nur in der Form leicht gebogener Stäbchen (Fig. 124). Von Wichtigkeit scheint mir die Zahl der Schleifen in dem sich theilenden ersten Richtungskörper zu sein. Sie ist dieselbe wie die- jenige in der zweiten Richtungsspindel und zwar verläuft die Theilung völlig in gleicher Weise wie bei der Bildung des zweiten Richtungs- körpers: Vier Schleifen sind am Beginn der Theilung vorhanden; sie io Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 607 - ordnen sich zu einer Aquatorialplatie an und weichen dann, ohne eine _ Spaltung erfahren zu haben, zu zwei und zwei äus einander. Jede Tochterplatte enthält also zwei Chromosomen (Fig. 124), dieselbe An- zahl, welche sich in den Tochterplatten der zweiten Richtungsspindel findet (Fig. 140-112, Taf. XXXI). Jede der beiden, durch die Theilung des ersten Richtungskörpers entstehenden Zellen weist sonach zwei Chromosomen auf (Fig. 125). Eben so viele besitzt der zweite Rich- tungskörper (Fig. 113) und die gleiche Anzahl ist nach der vollendeten Eireifung im Eikern vorhanden (Fig. 113, Taf. XXXI). Nach voll- zogener Ausbildung der Richtungskörper sind somit vier Zellen ent- standen, welche das Chromatin in der gleichen reducirten Zahl der Ele- mente enthalten. Bezüglich ihres Chromatingehaltes haben also die um so viel kleineren Richtungszellen denselben Werth wie die umfang- reiche Eizelle. Die Vorgänge sind ganz dieselben wie am Ende der Spermatogenese. Die vorletzte Theilung führt zur Bildung zweier Zellen mit der Normalzahl der Chromosomen und indem diese Zellen sich wieder theilen, ohne dass ihre Kerne in die Ruhe zurückkehren , wer- - den vier Zellen mit der reducirten Chromosomenzahl geliefert. Ein nn 2 re er Unterschied der Ei- und Samenreifung ist nur darin vorhanden, dass bei der ersteren drei der Zellen rudimentär geworden sind, während die vierte als Eizelle ihr Volumen so bedeutend vergrößert hat. Diese Auf- fassung wird also auch durch das Verhalten der chromatischen Ele- mente bei der Eireifung von Ophryotrocha bestätigt. Das Resultat der Theilung des ersten Richtungskörpers, wie es sich aus dem Vorstehenden ergiebt, macht es wahrscheinlich, dass dieser Vorgang sich so abspielt, wie er oben geschildert wurde, d.h. die Chromosomen gehen jedenfalls, ohne vorher einen ruhenden Kern zu bilden, in die Spindel über. Ich erwähnte früher, dass der Kern des ersten Richtungskörpers vielfach in einem Zustand gefunden wird, welcher darauf hinzudeuten scheint, dass er erst in die Ruhe zurückkehrt und sich dann wieder zur Theilung vorbereitet (Fig. 116 bis 120). Sollte das thatsächlich der Fall sein und würden die vier Kernschleifen ein Folgestadium des Knäuelstadiums darstellen (Fig. 120, 121, 122), so würde der weitere Verlauf der Theilung vielmehr so er- wartet werden müssen, dass die vier Schleifen sich spalten und jede Tochterplatte der im ersten Richtungskörper liegenden Spindel vier Chromatinelemente enthält. Dies ist jedoch nicht der Fall und so wird ınan jene Kernstrukturen nicht als Vorbereitungsstadien der Theilung, sondern als Umbildungsstadien derjenigen Kerne aufzufassen haben, welche nicht zur Theilung gelangen, sondern sich direkt in ruhende Kerne umbilden, so wie dies oben dargestellt wurde. Zeitschrift f, wissensch, Zoologie, LX. Bd. 40 608 E. Korschelt, Findet nun thatsächlich, wie es als wahrscheinlich anzunehmen ist, eine direkte Umlagerung der aus der Tochterplatte der ersten Rich- tungsspindel hervorgegangenen Chromosomen zur Bildung der Äqua- torialplatte der Spindel im ersten Richtungskörper statt, so erscheint die Schleifenform der Chromosomen ganz besonders auffällig. Mankann dann wohl nur annehmen, dass so, wie dies bereits weiter oben ange- deutet wurde, die betreffenden Eier schleifenförmige Chromosomen auch in den beiden Richtungsspindeiln aufwiesen, denn eine Umwandlung der körnerförmigen Chromosomen in schleifenförmige beim direkten Übergang von einer Spindel in die andere ist jedenfalls wenig wahr- scheinlich. Dass bei den Eiern mit schleifenförmigen Chromosomen der Richtungsspindeln deren Gestalt erhalten bleibt und leicht zu der in Fig. 124 und 122 dargestellten Anordnung der Chromosomen führen kann, geht z. B. aus Fig. 134, Taf. XXXI hervor. Übrigens können sich auch die körnerförmigen Chromosomen bis in spätere Stadien erhalten und es mag vielleicht nur vom Zufall abhängen, dass ich sie nicht in einer der Kerntheilung entsprechenden Anordnung fand. Eine Theilung des ersten Richtungskörpers wurde häufig beob- achtet, doch hat man die feineren Vorgänge dabei zumeist nicht fest- gestellt. Dass die Kerntheilung auf karyokinetischem Wege erfolgt, konnte Trınchzse schon im Jahre 1880 bei den Eiern von Opisthobran- chiern nachweisen. Bei Amphorina coerulea beobachtete er einen eigen- . thümlichen Verlauf der Vorgänge, indem die Theilung des ersten Rich- tungskörpers bereits eingeleitet wird, wenn sein Kern sich kaum erst als Tochterplatte von der ersten Richtungsspindel abgetrennt hat. Da die Spindel außerdem die radiale Stellung der ersten Richtungsspindel beibehalten kann, so sieht man am Eirand und weit über diesen hinausragend zwei langgestreckte Spindeln hinter einander liegen. Das Resultat ihrer Theilung sind zwei kleinere Zellen, die Theilungspro- dukte des ersten Richtungskörpers und eine größere, dem Ei dicht an- liegende Zelle, der zweite Richtungskörper. Ganz ähnlich verhält sich auch die von Trınchzsz ebenfalls eingehender studirte Zrcolania Siottü. In diesen Fällen liegt es klar auf der Hand, dass die äußere Tochter- platte der ersten Richtungsspindel sich sofort zur Äquatorialplatte der Spindel im ersten Richtungskörper umgestaltet. Letzteres ist auch bei Neritina fluviatilis der Fall, bei welcher Form Brocumann diese Vor- gänge ebenfalls schon vor längeren Jahren beobachtete. So viel man aus der Darstellung und besonders aus den Abbildungen der ge- nannten Forscher zu entnehmen vermag, findet auch in den von ihnen beobachteten Fällen eine Reduktion der Chromosomenzahl statt, wie ich sie weiter oben näher beschrieb. Sicheres lässt sich über diesen Über Kerntheilung, Bireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 609 Punkt allerdings nicht feststellen, da die Aufmerksamkeit der Beob- achter erklärlicher Weise damals noch nicht besonders darauf ge- richtet war. BrLocHmann giebt an, dass die Theilung des ersten Richtungskörpers nicht regelmäßig stattfindet, sondern zuweilen unterbleibt, so wie ich dies auch bei Ophryotrocha beobachtete. Es wurden niemals mehr als drei Richtungskörper bemerkt; der zweite theilt sich also nicht. Da- gegen soll nach Trıncazse auch das zweite Richtungskörperchen, wenn auch nur selten, in die Theilung eintreten. Er bildet Eier mit vier Richtungskörpern ab. Übrigens sind die bei Amphorina und Ercolania gebildeten Richtungskörper, wie auch die von Neritina recht umfang- reich und Kern wie Zellplasma treten an ihnen deutlich hervor. Nach der Theilung kehren die Kerne, wie man aus Trincnzse’s Darstellung entnimmt, zu der Struktur ruhender Kerne zurück. An den von Erco- lania gegebenen Abbildungen fällt die hufeisenförmige Gestalt der Chromatinelemente in den Richtungskörpern auf, während die Form derselben in den Richtungsspindeln diejenige länglicher Körner ist. Ich werde dadurch an die bei Ophryotrocha beobachteten Vorgänge er- innert, obwohl Trıncazse die Schleifenform auf andere Weise, nämlich - durch Zusammenlegen zweier körnchen- oder stäbchenförmiger Chro- mosomen entstehen lässt. Ich vermag natürlich nicht zu sagen, ob hier wirklich eine Übereinstimmung obwaltet, da ich das von Trıxcu&s£ untersuchte Objekt nicht kenne. Immerhin ist eine Ähnlichkeit unver- kennbar, wenn auch TrıncHEse anzunehmen scheint, dass die Schleifen- form der Chromosomen mit der Neubildung des Kerns im Zusammen- hang steht. Die Theilung des ersten Richtungskörpers auf indirektem Wege wurde ebenfalls bei einer Schnecke von Prirner beobachtet. Bei Arion empiricorum fand er darin in einem Falle eine Spindel mit Äquatorial- platte, in einem anderen Falle die in der Theilung begriffene Spindel. - Es wurde schon weiter oben erwähnt, dass Prarner bei demselben Objekt das Eindringen von Spermatozoen in einen Richtungskörper be- obachtete und dass bei Amphorina nach Trıncuzse’s Beobachtung die Richtungskörper so wie die Eier von einer Hülle umgeben sind. Nach- dem die von Bürscnuı und Grarn aufgestellte Ansicht der Zellennatur der Richtungskörper schon längst sicher erwiesen ist, wird dadurch auch die besonders durch Mark, BürsenLı und Boveri vertretene Auf- fassung dieser Zellen als abortive Eier zu immer größerer Wahrschein- lichkeit erhoben. Bovsrı hat nach dieser Hinsicht besonders das Verhalten der Chromosomen betont. Er beobachtete, dass solche Chromosomen, welche eigentlich den Richtungskörpern angehören und 40% 610 B. Korschelt, abnormer Weise in das Ei gelangen, sich ganz wie die normalen Chromosomen des Eikerns verhalten und zog daraus den Schluss, dass den Richtungskörpern, um als Eier funktioniren zu können, nichts Anderes fehlt als die genügende Menge von Protoplasma und Proto- plasmaprodukten. In der neuesten Zeit ist auch von Sosorra eine Angabe über die mitotische Theilung des ersten Richtungskörpers für das Ei der Maus gemacht worden. Die Zahl der Richtungskörper dieses Thieres soll nach der Aussage des genannten Forschers in so fern eine sehr schwankende sein, als unter Umständen nur ein Richtungskörper gebildet wird. Dieses sehr abweichende Verhalten und die damit verbundenen Vor- gänge, welche von SosoTTA genauer beschrieben worden, gehören nicht in den Kreis meiner Betrachtungen. In der geringeren Zahl der Fälle sollen zwei Richtungskörper gebildet werden und zuweilen kann sich der erste nochmals theilen, so dass dann drei vorhanden sind. Die Theilung ist wie gesagt eine karyokinetische und mir ist dabei Sosorra’s Angabe von besonderem Interesse, dass die Chromosomen nicht die Form kurzer Stäbchen wie diejenigen der Richtungsspindeln besitzen, sondern vielmehr lange Schleifen darstellen. Es ist entschieden sehr auffällig, dass sich diese Erscheinung, die ich bei Ophryotrocha beobachtete, bei der Eireifung der Maus wiederholt und es erhebt sich hier also ebenfalls die Frage, wie die gedrungenen Chromosomen in die lang schleifenförmigen übergehen. Aus Sosorra’s Darstellung ist über diesen Punkt nichts zu entnehmen, da er nur eine kurze Angabe über das Auftreten der mitoti- schen Theilung des ersten Richtungskörpers macht. Dagegen hebt er ausdrücklich hervor, dass die Chromosomen der einen gewöhnlich vor- handenen Richtungsspindel niemals Schleifenform haben oder auch nur schleifenähnlich sind. Bei derjenigen Form der Eireifung, bei welcher zwei Richtungskörper gebildet werden, soll die Gestalt der Chromo- somen unregelmäßig sein und es kommen sogar T- oder V-förmige vor. Dagegen zeigen sie in der zweiten Richtungsspindel wieder die ver- kürzte Form der Körner, wie überhaupt diese zweite Spindel in der Gestaltung jener sonst allein vorhandenen einzigen Spindel ganz gleicht. Eine Übereinstimmung der Chromosomenform mit der im ersten Rich- tungskörper wäre im letzteren Falle also nicht vorhanden, dagegen könnte sie aus Sosorta’s Schilderung der Chromosomen in der ersten Richtungsspindel immerhin entnommen werden, obwohl zwischen der T- oder V-Form und langen Schleifen, wie sie in der Spindel des ersten Richtungskörpers vorhanden sind, immerhin noch ein Unter- schied ist. Es scheint mir nun nicht ohne Bedeutung, dass Ho in den von ihm aufgefundenen Richtungsspindeln der Maus hufeisen- Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis, 611 föormige Chromosomen beschreibt und mehrfach abbildet, wogegen SororrA allerdings polemisirt. Wenn man annimmt, dass beide Forscher gut konservirte Eier vor sich hatten und die verschiedene Form der Chromosomen nicht etwa nur auf einen ungleich guten Erhaltungszu- stand der Kerne zurückzuführen ist, was allerdings möglich wäre, so könnte bei der Maus ebenfalls eine differente Form der Chromosomen vorhanden sein, wie ich sie für Ophryotrocha festzustellen haben werde. Diese Annahme ist jedenfalls wahrscheinlicher als der direkte Über- gang kurzer gedrungener, in lange schleifenförmige Chromosomen, wie er entweder beim Übergang der ersten in die zweite Richtungsspindel oder in die Spindel des ersten Richtungskörpers stattfinden müsste, wobei wie gesagt immer eine gleich gut gelungene Konservirung der von Hoız und Sosorra untersuchten Eier vorausgesetzt wird. Übri- gens ist selbst zwischen der recht gedrungenen Hufeisenform der Chromosomen, wie sie Hoıı zeichnet (Fig. 15, 16, 18, Taf. II) und den von Sosor1A in der Spindel des ersten Richtungskörpers beobachteten langen Schleifen noch ein ziemlicher Unterschied. Obwohl derartige an Säugethiereiern gemachte Beobachtungen gewöhnlich nur über einzelne Daten Auskunft zu geben vermögen, schien es mir doch nöthig, sie wegen der Übereinstimmung mit meinen eigenen Befunden an Ophryotrocha zum Vergleich heranzuziehen. 5. Über Richtungsspindeln mit schleifenförmigen Chromosomen. In einer ganzen Anzahl von Fällen fand ich die Bildung der Rich- tungskörper nicht so verlaufend, wie dies weiter oben geschildert wurde (Fig. 93—113, Taf. XXX und XXXT), sondern der Vorgang gewann dadurch ein wesentlich anderes Ansehen, dass die Chromo- - somen der Richtungsspindeln die Gestalt hufeisenförmiger Schleifen zeigten (Fig. 128—139, Taf. XXXI und XXXI), während sie in jenem anderen Falle einfache Körner waren. Solche schleifenförmige Chromosomen fand ich in neun Gelegen, und ich muss es einem günstigen Zufall zuschreiben, dass ich die einzelnen Phasen der Richtungskörperbildung auch für diese abweichende Form feststellen konnte. Das jüngste Stadium der Richtungsspindel mit schleifenförmigen Chromosomen, welches zur Beobachtung gelangte, zeigt bereits acht in zwei Tochtersterne zu je vier vertheilte Chromosomen (Fig. 128—130). Die Hufeisenform ist nicht immer eine völlig gleiche, sondern kann in verschiedenen Eiern in so fern etwas differiren, als sie entweder schlanker oder gedrungener erscheint. Das Erstere ist der Fall bei einem vom Pol gesehenen Dyaster, der in Fig. 131 dargestellt ist. De N, 0 612 E. Korschelt, Derartige Bilder bekam ich wiederholt zu Gesicht. Sie müssen dadurch entstanden sein, dass die Schleifen vielleicht durch Druck etwas gegen einander verschoben sind. Im Übrigen zeigt auch diese Spindei die Eigenschaften, welche früher für die gewöhnliche Richtungsspindel von Ophryotrocha festgestellt wurden, d. h. die Chromosomen liegen central und die von Pol zu Pol verlaufenden Fasern bilden den Mantel der Spindel, wie dies besonders aus der Fig. 430 hervorgeht. Die Spindeln zeigten einen vorzüglichen Erhaltungszustand im Hinblick auf das Chromatin, wohingegen die achromatischen Strukturen minder deutlich waren. Daher vermag ich auch bei diesen Spindeln nichts Bestimmtes über das Verhalten der CGentrosomen anzugeben. Ich finde an beiden Polen der Spindel einen feinkörnigen Plasmahof, in welchem ich gelegentlich ein ziemlich umfangreiches kugeliges Gebilde zu be- merken glaubte, entweder das CGentrosoma, oder das Centralkorn, im Falle, dass jene Plasmamasse selbst das Centrosoma darstellt. Das betreffende Stadium entspricht ungefähr demjenigen der gewöhnlichen Form der Richtungskörperbildung, welches in Fig. 100 und 102, Taf. XXX) abgebildet ist. Die Differenz fällt bei einem Vergleich mit den Fig. 128 und 130 sofort in die Augen. Ein früheres Stadium mit schleifenförmigen Chromosomen habe ich niemals aufge- funden und aus weiter unten zu erörternden Gründen bleibt mir nur die Annahme übrig, dass auch dieses Stadium auf die gewöhnliche Form der Richtungsspindel zurückgeführt werden müsse. Die weitere Bildung der Richtungskörper verläuft ganz so wie dies auch früher geschildert wurde. Die Spindel rückt an den Eirand, worauf die äußere Tochterplatte in einen sich gleichzeitig erhebenden Hügel des Eiplasmas eintritt (Fig. 132). Der so angelegte erste Rich- tungskörper kommt bald zur Abschnürung (Fig. 133). Er enthält vier schleifenförmige Chromosomen, die auch in einem späteren Stadium noch vorhanden sind (Fig. 134). Es sei darauf hingewiesen, dass diese vier Schleifen ohne Weiteres in die Äquatorialplatte der Spindel des ersten Richtungskörpers, die ja durch den Besitz schleifenförmiger Chromosomen ausgezeichnet ist, eintreten können (Fig. 121, 122). Im Ei bleiben die vier Schleifen der inneren Platte zurück (Fig. 132, 133). Nach Theilung der Centrosomen und ihrer Strahlungen tritt die zweite Richtungsspindel auf. Dieselbe ist zunächst paratangential gelagert, wie dies auch früher schon beschrieben wurde (Fig. 109, Taf. XXXI). Sie nimmt dann eine schräge Stellung an und richtet sich schließlich unter dem ersten Richtungskörper zu der radialen Stellung auf (Fig. 135, Taf. XXXI, Fig. 136, Taf. XXX). Die Lagerung der Chromosomen in der zweiten Richtungsspindel Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 613 fand ich in den geschilderten Stadien nicht ganz so, wie man sie hätte _ erwarten sollen. In Fig. 134 scheint die innere Tochterplatte der ersten Richtungsspindel einfach eine Drehung um 90° erfahren zu haben, ohne dass eine Umlagerung der Schleifen eingetreten ist. Die Äqua- torialplatte der zweiten Richtungsspindel steht in Folge dessen mit ihrer Ebene senkrecht zum Eiradius. Die Spindel liegt paratangential. Aus dieser Lage der Chromosomen kann man sich diejenige hervor- gegangen denken, wie sie die radial gestellte Spindel der Fig. 136 zeigt. Mit der Drehung der Spindel ist zugleich eine solche der Äquatorial- platte erfolgt, und zwei der Schleifen haben dabei eine Umlagerung erfahren, welche ihrer endgültigen Stellung entspricht. Sie würden sich schließlich zu zwei und zwei über einander anordnen. Damit ließe sich auch die etwas abweichende Lagerung der Schleifen in Überein- stimmung bringen, wie sie in der Spindel Fig. 137 auftritt. Dagegen zeigt die schräg gestellte Spindel Fig. 135 eine andere Lagerung der Chromosomen. Obwohl man hier ein etwas früheres Stadium vor sich hat, liegen die Schleifen nicht in einer diesem frühen Zustand ent- sprechenden Lage neben einander, sondern sie scheinen ihrer defini- tiven Stellung bereits näher gekommen zu sein, ohne diese allerdings schon erreicht zu haben. Ich verzichte darauf, weiter auszuführen, wie diese Bilder auf einander zu beziehen sind; auch habe ich nicht pein- lich nach den Übergangsstadien gesucht, da es mir nur auf die genaue Bestimmung der Chromosomenzahl und ihre endgültige Vertheilung in der Spindel, nicht aber auf die einzelnen Vorgänge ankam, die sich bei ihrer Umlagerung in der Spindel vollziehen. Wichtiger war mir dess- halb eine Polansicht der Äquatorialplatte der zweiten Richtungsspindel, wie sie sich zuweilen darbietet und in Fig. 139 abgebildet ist. Die Vierzahl der Chromosomen geht daraus eben so klar hervor wie aus der früher mitgetheilten Polansicht der Tochterplatte der ersten Rich- tungsspindel (Fig. 131) und derjenigen von ersten Richtungsspindeln mit körnchenförmigen Chromosomen (Fig. 107 und 108, Taf. XXXI). Die weitere Ausbildung der zweiten Richtungsspindel besteht darin, dass sich die Kernschleifen zu zwei Paaren über einander an- ordnen, und zwar in der Weise, dass ihre konvexe Seite nach den Spindelpolen gerichtet ist. Die dadurch gebildeten Tochterplatten der Spindel sind somit in der gleichen Weise entstanden, wie es oben für die Spindeln mit körnchenförmigen Chromosomen festgestellt wurde (Fig. 104—112, Taf. XXXT), und wie es auch von der Bildung der zweiten Richtungsspindel anderer Thierformen bekannt ist. Die Tochter- platten rücken dann aus einander (Fig. 138), wobei sich die äußere Platte dem Eirand stark nähert, Bis zur Abschnürung des zweiten 614 E..Korschelt, Richtungskörpers ist dann nur noch ein Schritt. Ich habe dieselbe nicht beobachtet, eben so wenig wie die Umwandlung der im Ei zurückbleibenden schleifenförmigen Chromosomen in das Gerüstwerk des Eikerns, doch ist nach der großen Übereinstimmung der bisher be- sprochenen mit den früher geschilderten Vorgängen kaum ein Zweifel zu hegen, dass auch diese Erscheinungen in entsprechender Weise ablaufen. Aus der vorstehenden Darstellung ergiebt sich, dass der Vorgang der Richtungskörperbildung in derselben Weise verläuft, gleichviel ob die Spindeln körner- oder schleifenförmige Chromosomen aufweisen. Dagegen ist nunmehr die Frage aufzuwerfen, wie man das Auftreten der schleifenförmigen Chromosomen zu erklären hat. Hier muss ich zu- nächst der jedenfalls sehr naheliegenden Vermuthung gedenken, die sich mir selbst sofort aufdrängte, als ich die schleifenförmigen Chromo- somen der Richtungsspindeln zuerst sah, nämlich derjenigen, dass eine der beiden Formen durch ungenügende Konservirung der Eier hervor- gerufen sei. Es kann sich dabei nur um die körnerförmigen Chromo- somen handeln, von denen man annehmen müsste, dass sie durch Aufquellen oder irgend eine andere auf die Reagentienwirkung zurück- zuführende Verstümmelung aus den hufeisenförmigen Kernschleifen her- vorgegangen seien, denn die umgekehrte Annahme anzunehmen, dass die Hufeisen- aus der Körnerform auf solche Weise entstanden sei, ist jedenfalls von vorn herein auszuschließen. Übrigens erscheint die Huf- eisenform schon desshalb als die ursprünglichere, weil sie in den Furchungs-, Gewebs- und Keimzellen der Ophryotrocha auftritt, ab- gesehen davon, dass die Schleifenform der Chromosomen eine bei Weitem größere Verbreitung besitzt als die Körnerform. Bezüglich der Frage, ob man die beiden Chromosomenformen als normaler Weise vorkommend anzusehen oder eine von beiden und zwar die Könerform als Kunstprodukt zu betrachten habe, habe ich Folgendes anzuführen. | 4) Nach meinen Beobachtungen ist die Körnerform der Chromo- somen in den Richtungsspindeln die bei Weitem häufigere, die gewöhnlich vorkommende, während die Schleifenform nur verhältnismäßig selten auftritt. Es wurde gezeigt, wie durch Zerfall und Verkürzung des Kern- fadens im Keimbläschen zunächst vier schleifenförmige, noch sehr langgestreckte Chromosomen entstehen (Fig. 77 und 78 Taf. XXIX), die sich verkürzen (Fig. 79 und 80 Taf. XXX) und durch immer weiter gehende Verkürzung zu den stäbchenförmigen Chromosomen werden (Fig. 81!—86), welche schließlich in die Bildung der Äquatorialplatte der ersten Richtungsspindel eingehen (Fig. 87—90) um dort am Ende durch Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 615 & abermalige Verkürzung die Körnerform anzunehmen (Fig. 9I—95). Ich habe nicht den geringsten Grund zu der Annahme, dass diese Schritt vor Sehritt fortgeführten Beobachtungen an ungenügend konservirten _ Präparaten gewonnen seien, um so weniger, als die Herausbildung der stäbchen- bis körnchenförmigen Chromosomen aus dem Gerüstwerk des Keimbläschens sich mit den Beobachtungen anderer Autoren bei ganz verschiedenartigen Thieren deckt. . Wenn die Körnerform der Chromosomen in der Äquatorialplatte und in den aus ihr hervorgegangenen Tochterplatten (Fig. 93—95) nicht als Kunstprodukt anzusehen ist, so wird dies eben so wenig in den spä- teren Stadien (Fig. 99—112) der Fall sein. Thatsächlich ist der Erhal- tungszustand dieser Spindeln theilweise ein so vorzüglicher, dass ich auch bei ihnen keinerlei Grund habe, an eine Verunstaltung der Chro- mosomen durch Reagentienwirkung zu denken. Diese Richtungsspindeln stehen hinter den besten, welche die Schleifenform zeigen, in keiner _ Weise zurück. Die achromatischen Strukturen erwiesen sich sogar bei - ihnen, die in weit größerer Zahl zur Beobachtung gelangten, oftmals - klarer ausgeprägt, was allerdings hier, wo es sich um die Beschaffenheit des Chromatins handelt, vielleicht nicht als Gradmesser des besseren oder minder guten Erhaltungszustandes angegeben werden darf. In Folge des bei Weitem häufigeren Vorkommens der körnerförmigen Chromosomen bei gleichem Erhaltungszustand der Eier muss diese Form der Chromosomen als eine normale angesehen werden. 2) Die Körner- und Schleifenform der Chromosomen trat bei An- wendung verschiedener Konservirungsmethoden an den Eiern hervor und ein und dieselbe Methode ergab bei ganz gleicher V.erwendung so- wohl die Körner- wie die Schleifenform. 3) Auch an ungenügend konservirten Eiern, in denen sich die Rich- tungsspindeln durch Schrumpfung, Quellung u. s. f. verunstaltet zeigen, Präparate, wie man sie erfahrungsgemäß ab und zu erhält, lässt sich - die Zugehörigkeit zu der einen oder anderen Form immer noch fest- - stellen. Die Schleifen, obwohl verunstaltet, lassen sich doch als solche nicht verkennen und das Gleiche ist mit den körnerförmigen Chromo- somen der Fall. k) Bei ein- und derselben Konservirungsmethode, sei es Sublimat- lösung oder die sich besonders bewährende Pikrinessigsäure, zeigen die Chromosomen der Richtungsspindeln die Körnerform, während die- jenigen der in Theilung begriffenen Furchungszellkerne stets schleifen- - förmige und niemals körnerförmige Chromosomen aufweisen. Ganz das- selbe ist bei den in Theilung befindlichen Gewebs- und Keimzellen der - Fall (Fig. 2—33 Taf. XXVIIM). Sollte die Körnerform der Chromosomen 616 E. Korschelt, in den Richtungsmitosen ein Kunstprodukt sein, so ist nicht einzusehen, wesshalb die Reagentien auf die Mitosen anderer Kerne z. B. der Keim- zellkerne nicht in der gleichen Weise einwirken sollten. 5) Anführen möchte ich hier auch die oben eingehender besprochene Erscheinung, dass bei der Theilung des ersten Richtungskörpers schlei- fenförmige Chromosomen auftreten (Fig. 121—124 Taf. XXXT). Hier ist allerdings die Möglichkeit vorhanden, dass sie auf schleifenförmige Chromosomen der Richtungsspindeln zurückgeführt werden können, aber abgesehen davon, dass die Wahrscheinlichkeit hierfür in Folge des viel selteneren Vorkommens derselben nicht sehr groß ist, muss es auf- fallend erscheinen, dass SosoTTA bei einer Form, deren Richtungsspindeln nach seiner Beobachtung keine schleifenförmige oder doch höchstens wenig gebogene Chromosomen enthielten, doch bei der Theilung des ersten Richtungskörpers lange Kernschleifen vorfand. 6) Die Könerform der Chromosomen in den Richtungsspindeln von Ophryotrocha ist durchaus nichts dieser Form Eigenthümliches, sondern sie wird nach den bisherigen Beobachtungen bei den meisten anderen Thieren gefunden, die im Übrigen Kernschleifen aufweisen. Die Er- scheinung, dass die Chromosomen im Allgemeinen schleifenförmig ge- staltet sind, in den Richtungsmitosen jedoch eine stark verkürzte Form zeigen, ist im Thierreich außerordentlich verbreitet. Sie findet sich von den Cölenteraten bis hinauf zu den Säugethieren und es ist nicht nöthig auf die einzelnen Formen einzugehen, da die meisten Arbeiten, welche die Eireifung irgend eines Thieres behandeln und einigermaßen auf die Einzelheiten des Vorgangs Rücksicht nehmen, dieses Verhalten er- kennen lassen. Nur eine und zwar die am besten bekannte Form, Ascaris megalocephala, möchte ich herausgreifen, weil sie bestimmte Vergleichs- punkte bietet. Bekanntlich erscheinen beim Pferdespulwurm die Chromosomen in den Richtungsspindeln bis auf längliche Körner verkürzt, während sie im Ei- und Spermakern, wie auch in den Furchungskernen als lange Schlei- fen wieder auftreten, ein Verhalten, welches mit dem für Ophryotrocha geschilderten wie mit demjenigen vieler anderer Thiere übereinstimmt. An den von Bovzrı gegebenen Abbildungen fällt mir nun auf, dass ge- legentlich anstatt der körnchenförmigen Chromosomen auch hufeisen- föormig gebogene auftreten. Solche bemerkt man z.B. in seinen Fig. 13, A4 und 16 Taf. III (1887), welche die zweite Richtungsspindel von Ascaris megalocephala univalens darstellen. In den dazu gehörigen ersten Rich- tungskörpern siehtman dagegen zweiChromatinkörnerliegen, was darauf hindeutet, dass die Chromosomen in der ersten Richtungsspindel körn- chenförmig gewesen sein müssen und erst beim Übergang in die zweite Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 617 _ Richtungsspindel die gebogene Form angenommen haben, vorausgesetzt, dass nicht schon sehr bald nach der Ausstoßung des ersten Richtungs- körpers eine nachträgliche Verkürzung und Abrundung der Chromo- somen stattgefunden hat, was ebenfalls leicht möglich wäre. Übrigens kann auch der erste Richtungskörper zwei gekrümmte stäbchenförmige Chromosomen enthalten, wie aus einer anderen Abbildung Bovzrı's hervorgeht (Fig. 15a, Taf. III, 1887). So viel ich aus Boverr’s Darstellung sehe, ist er geneigt, die Krümmung der Stäbchen auf den von den Spindelfasern ausgeübten Zug zurückzuführen, doch zeigen andere Chromosomen, bei denen der Zug ebenfalls stattfinden musste, die Krümmung nicht. Aus den Untersuchungen von Sara tiber den Ablauf der Reifung und Befruchtung bei Eiern, welche durch Kälte in bestimmter Weise beeinflusst wurden, ergiebt sich nun, dass die Chromosomen der Richtungsspindeln thatsächlich ganz die Form von Schleifen aufweisen können, ähnlich denen, wie sie in den Furchungsspindeln vorkom- men. Obgleich es sich hier um abnorme Vorgänge handelt, so scheint mir doch aus diesen wie aus den von Bovzrı mitgetheilten Bildern - hervorzugehen, dass gelegentlich auch beim Pferdespulwurm die Sehleifenform der Chromosomen in den Richtungsspindeln noch her- vortreten kann. : Ein Vergleich mit den Verhältnissen bei Ophryotroch« liegt nahe. Bei dieser Form würde die Erscheinung nur häufiger und in einer regelmäßigeren Weise auftreten. 7) Die erste Richtungsspindel lässt in ihrer Äquatorialplatte, wenn hier von einer solchen gesprochen werden darf, stets nur kurz stäbchen- förmige oder körnerförmige Chromosomen erkennen. Nun ist dieses Stadium dasjenige, welches ich am allerhäufigsten zu Gesicht bekam, sowohl innerhalb wie außerhalb des mütterlichen Körpers. Es kann außerordentlich lange bestehen bleiben, wenn der Wurm nicht zur Ablage der Eier gelangt und man kann es von jedem Wurm bekommen, wenn man ihn lange genug am Leben erhält. Dem entsprechend wurde - dieses Stadium bei sehr vielen Würmern in verschiedenartiger Konser- - virung beobachtet; niemals aber zeigte es schleifenförmige Chromosomen. Aus dem früher geschilderten Zustandekommen der ersten Richtungs- spindel ist dieses Verhalten ohne Weiteres erklärlich. Von einer stets mangelhaften Konservirung kann gerade bei diesem so häufig beob- achteten Stadium nicht die Rede sein. Da die schleifenförmigen Chromosomen der Richtungsspindeln im Ganzen nicht allzu selten zur Beobachtung gelangten und da die so außerordentlich häufig vorkommende erste Furchungsspindel in ihrer - Äquatorialplatte niemals Schleifen zeigt, so muss ich fast die Annahme machen, dass die hufeisenförmigen Kernschleifen der Tochterplatten ; Be do, 618 £. Korschelt, aus den Körnern der Äquatorialplatte hervorgehen. Ist dies thatsäch- lich der Fall, so muss weiter angenommen werden, dass bei der oben geschilderten Spaltung der Chromosomen (Fig. 95—1400, Taf. XXX) eine Biegung derselben stattfindet und dadurch die vier Schleifen jeder Tochterplatte geliefert werden, so wie sonst bei dieser Spaltung die vier körnerförmigen Chromosomen entstehen. Der Vorgang würde also dem Prineip nach derselbe bleiben. Die Übereinstimmung im weiteren Verlauf der Richtungskörperbildung bei Eiern mit schleifenförmigen Chromosomen, wie er oben dargestellt wurde, macht eine derartige An- nahme ganz wahrscheinlich. 8) Während man für gewöhnlich in sämmtlichen Eiern eines Ge- leges nur Richtungsspindeln mit körnerförmigen Chromosomen findet, kommen gelegentlich darunter auch andere vor, welche mehr oder weniger deutlich ausgebildete hufeisenförmig gekrümmte Chromosomen aufweisen. Einige Male beobachtete ich, dass alle Eier eines Geleges nur die Hufeisenform der Chromosomen in den Richtungsspindeln zeigten, während in anderen Fällen außer diesen Spindeln auch solche mit einfach körnerförmigen Chromosomen auftraten. Hier ist gewiss ebenfalls der Einwand möglich, dass einzelne dieser Eier schlecht, andere gut konservirt gewesen seien, doch scheint er mir wenig stich- haltig, da man für die Eier ein- und desselben Geleges wohl eine ziem- ‚lich gleichartige Einwirkung der Reagentien annehmen darf. Übrigens kann ganz derselbe Einwand auch gegen ein anderes Verhalten der Richtungsspindeln geltend gemacht werden, welches ich gelegentlich be- obachtete. Man findet nämlich zuweilen die Hufeisenform der Chromo- somen nicht so klar ausgeprägt, wie dies z. B. in den Fig. 128—133, 138, 139 (Taf. XXXI und XXXI) der Fall ist, sondern die Schleifen sind von mehr gedrungener Gestalt. Dies ergiebt sich schon aus einigen der vor- her besprochenen zweiten Richtungsspindeln (Fig. 134—137), geht aber auch weiterhin aus dem Verhalten mancher ersten Richtungsspindeln hervor (Fig. 140 und 144). In solchen Spindeln, welche sich durch den Erhaltungszustand der achromatischen Strukturen als gut konservirt erweisen und bei denen auch die Gentrosomen erkennbar sind, können die Chromosomen in einer sehr gedrungenen Hufeisenform auftreten. Die Fig. 140 stellt z. B. eine erste Richtungsspindel dar, bei welcher dies der Fall ist. Sowohl die innere wie die äußere Tochterplatte zeigt die sehr gedrungene Form der Chromosomen. Dieselbe kann übrigens noch plumper sein, so wie dies z. B. die innere Tochterplatte der Fig. 144 erkennen lässt. Man findet Spindeln, in welchen die gekrümmte Form der Chromosomen eben nur noch angedeutet ist und diese fast schon in die Körnerform übergehen. Gleichzeitig werden an Eiern derselben Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis, 619 Gelege Richtungsspindeln mit einfachen körnerförmigen Chromosomen gefunden. Weiter kommt es vor, dass die innere Tochterplatte noch die Hufeisenform der Chromosomen erkennen lässt, während diese an der äußeren, schon im Richtungskörper gelegenen Tochterplatte bereits - geschwunden ist (Fig. 141). Ich bin geneigt, alle diese Formen der Chromosomen für thatsächliche Übergänge von der Schleifen- zur Körnerform und nicht für den Ausdruck einer ungenügenden Konser- virung zu halten. Übrigens könnte ich die Bilder für die Übergänge der schlanken in eine allmählich plumper werdende Hufeisengestalt und von ihr zur einfachen Körnerform für so ziemlich alle Stadien der Eireifung beliebig vermehren, da ich sie sehr häufig angetroffen habe. 9) Ein Aufeinanderfolgen bezw. ein Übergang stäbchenförmiger in schleifenförmige Chromosomen konnte auch bei den embryonalen Kernen der Ophryotrocha beobachtet werden. Ich fand, dass in diesen Kernen - vier bezw. acht Schleifen auftreten (Fig. 27 u. 28, 37—39, Taf. XXVIM), - die sich verkürzen und dadurch zu der entsprechenden Anzahl von er Stäbchen werden (Fig. 33—36). Nun sind aber die Chromosomen der Embryonalspindeln nicht stäbchen-, sondern schleifen- bezw. hufeisen- förmig (Fig. 21—33). Bei der Ausbildung der Spindel muss somit eine - Umwandlung der Stächen- in die Hufeisenform, d.h. wohl eine Biegung der ersteren stattfinden. Also folgen auch in diesem Falle schleifen- ‘ förmige auf gestreckte Stäbchen wie dies ähnlich, wenn auch allem Anschein nach nur ausnahmsweise bei der Bildung der Richtungskörper ebenfalls vorkommt. An eine Vernichtung der Schleifenform durch die Einwirkung der Reagentien kann im Falle der embryonalen Mitosen eben so wenig gedacht werden, da man bei ein und derselben Konser- virungsmethode schleifenförmige Chromosomen in früheren Stadien (Fig. 27, 28 und 37, 38), sowie Stäbchen (Fig. 34, 35) und dicht daneben die hufeisenförmigen Chromosomen der Spindeln findet (Fig. 33). Fasse ich das Ganze zusammen, so scheint mir daraus hervor- zugehen, dass die schleifenförmigen Chromosomen der Richtungsspindeln als Folgestadien der Stäbchen auftreten können. Jedoch treten die schleifenförmigen Chromosomen nur selten in den Richtungsspindeln auf. Sie sind als eine außergewöhnliche Erscheinung und als ein Zu- rückfallen in die früheren ursprünglicheren Verhältnisse aufzufassen. Für gewöhnlich besitzen die Chromosomen der Richtungsmitosen wie die anderer Thiere die Körnerform. Diese ist nicht als ein durch die Reagentienwirkung veranlasstes Kunstprodukt anzusehen, sondern stellt - vielmehr das normale Verhalten dar. rs y En hd Sa 620 E. Korschelt, 6. Zur Auffassung der Reifungsvorgänge bei Ophryotrocha. In Bezug auf die bei der Eireifung sich abspielenden Vorgänge bezw. auf den sich zumeist in sehr übereinstimmender Weise voll- ziehenden Process der Samenreifung stehen sich der Hauptsache nach jetzt zwei Auffassungen gegenüber. Die erste hat ihren Vertreter vor Allem in Boverı und wurde an den Eiern von Ascaris megalocephala gewonnen. Es handelt sich bei allen diesen Untersuchungen um die Entscheidung der Frage, auf welche Weise und zu welcher Zeit die Reduktion der chromatischen Substanz eintritt, die bei der Be- fruchtung thatsächlich vorhanden ist. Boverı entschied diese Frage so, dass bereits im Keimbläschen in Folge eines bisher allerdings nicht bekannten Vorgangs die Chromosomen in der reducirten Zahl auf- treten. Er findet im Keimbläschen die viertheiligen Chromatingebilde, welche als Vierergruppen nach den neueren Untersuchungen eine so große Bedeutung beanspruchen. Bei Ascaris megalocephala bivalens sind zwei solche Chromatingebilde (nach Bovzrı Chromosomen) im Keimbläs- chen vorhanden, also die Hälfte der Normalzahl dieses Thieres. Ent- standen sind diese viertheiligen Chromosomen durch zweimalige Längs- spaltung eines Chromosoma. In den beiden Richtungsmitosen werden die Spaltstücke der Chromosomen auf die beiden Richtungskörper bezw. die Eizelle vertheilt und zwar so, dass bei der ersten Mitose zwei Spaltstücke jedes Chromosomas auf den Richtungskörper übergehen, während bei der zweiten Mitose nur ein Spaltstück entfernt wird. Je ein Spaltstück, also der vierte Theil jedes der beiden Chromosomen, bleibt in der Tochter- platte der zweiten Richtungsspindel, d. h. im Ei zurück. Beide Thei- lungen sind echte Mitosen, da sie die durch Längsspaltung entstandenen Theilstücke der Chromosomen von einander entfernen. Man hat also zwei Äquationstheilungen (im Sinne Weismanv’s) vor sich; eine Reduk- tionstheilung ist nicht vorhanden. Nach der vollzogenen Eireifung finden sich zwei Chromosomen im Ei, d. h. dieselbe Zahl, welche schon vor der Reifung im Keimbläschen vorhanden war. Die Reduktion war somit schon vor dem Eintritt des Reifungsprocesses im Keimbläschen erfolgt. Mit Boverr’s Auffassung von der Entstehung der Vierergruppen stimmt diejenige von Brauer überein, welche am gleichen Objekt, jedoch an den Endstadien der Spermatogenese gewonnen wurde. Nach BRAUER erfolgt nicht, wie man bei der Normalzahl vier von Ascaris megalocephala bivalens erwarten sollte, eine zweimalige Segmentirung des Kernfadens, sondern nur eine einmalige, wodurch also nur zwei Chromosomen erhal- ten werden, die sich dann in der von Bovzrı beschriebenen Weise zwei- Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 621 mal der Länge nach spalten. So sind die Vierergruppen gebildet. Die Theilungen erfolgen in der nach Bovzrı von der Eireifung geschilderten Weise. Die Zahlenreduktion der Chromosomen findet auch nach Brauer nicht während der Eireifung statt, sondern war bereits vorher in Folge der unterbleibenden zweiten Quertheilung des Kernfadens im Keim- bläschen gegeben. Die bei Untersuchung der Samenreifung von Ascaris megalocephala genauer begründete Auffassung hatte Brauer schon in einer früheren Arbeit über die Eireifung von Branchipus vertreten und hielt sie später beim Studium des reifenden Eies von Artemia salina fest. Baaver’s Auffassung erwähnte ich vor der älteren O. Herrwıc’s, weil sie sich derjenigen Bover!’s näher anschließt, obwohl sie auch an jene eine starke Anlehnung zeigt. O. Hrrrwıs nahm bereits die nur einmalige Quertheilung des Fadens an und spricht sich für eine darauf folgende doppelte Längsspaltung dieser beiden Theilstücke aus. In dieser Beziehung ist seine Auffassung die von Bovzrı vertretene und auch von Brauer angenommene. Weiterhin fasst er jedoch die ent- standenen Theilstücke als selbständige Kernsegmente (Chromosomen) auf, so dass zunächst eine Verdoppelung derselben gegen die Normal- zahl und dann bei der zweiten Richtungstheilung eine Reduktion ein- tritt. Da diese Anschauung für den Verlauf der Vorgänge an dem von mir beobachteten Objekt weniger in Betracht kommen kann, so gehe ich nicht näher auf sie ein und stelle die von Bovzrı und Brauer ver- tretene Auffassung einer anderen, gleich zu besprechenden gegenüber!. Schon in den Darstellungen, welche die genannten Autoren vom Reifungsprocess geben, sieht man die Vierergruppen eine bedeutungs- volle Rolle spielen. Sie treten als solche in die Reifungstheilung ein und werden durch diese in ihre einzelnen Partien zerlegt. Es er- schien daher von Wichtigkeit, die Entstehung und Bedeutung dieser Gebilde genauer festzustellen und dies ist denn auch in neuester Zeit von verschiedenen Seiten unternommen worden. Hier sind besonders vom Rır#, Hicker ? und Rückerr zu nennen, deren Auffassungen der 1 Es liegt durchaus nicht in meiner Absicht, alle diejenigen Arbeiten hier zu besprechen, welche sich zu den behandelten Vorgängen in Beziehung setzen ließen. Dies ist um so weniger nöthig, als gerade in letzter Zeit eine sehr klare und ausführ- liche Übersicht derselben von Rückerr gegeben wurde. Ich werde mich also auf die Heranziehung derjenigen Arbeiten beschränken, welche sich mit dem von mir bearbeiteten Objekt näher berühren oder zum Verständnis der an ihm sich ab- spielenden Vorgänge nöthig erscheinen. 2 Ich beziehe mich hier nur auf die letzte Arbeit Häcker’s über die Vorstadien der Eireifung, da Häcker in den früheren Arbeiten anderen Anschauungen über die in Rede stehenden Vorgänge huldigte, 622 E. Korschelt, Vierergruppen sich vereinigen lassen. Gewonnen wurden dieselben hauptsächlich an Arthropoden, speciell durch die Untersuchung der Spermatogenese von Gryllotalpa (vom Rara) und der Eireifung der Copepoden (Häcker, Rückerr), doch fand vom Rara seine an Gryllotalpa gemachten Erfahrungen auch bei der Spermatogenese einiger Amphi- bien (Salamandra, Triton, Rana) bestätigt und Rückerr glaubt Ähnliches für die Eibildung der Selachier annehmen zu dürfen. Dies würde dafür sprechen, dass diesen Vorgängen eine allgemeinere Geltung zukommt. Wenn ich sie im Folgenden kurz charakterisire, so halte ich mich an ihre Erscheinung bei der Eireifung der Copepoden, wo sie von RÜckERT und in Hicker’s neuer Schrift am klarsten zum Ausdruck gebracht wurden. Im Keimbläschen tritt bei der Eireifung eine bereits reduecirte Zahl von Chromatinpartien auf, 12 bei Cyclops und Canthocamptus, deren Normalzahl 24 beträgt. Diese 12 Chromatinmassen zeigen eine ganz besondere Beschaffenheit und sind auf folgende Weise entstanden: Bereits sehr früh kann eine Längsspaltung des Kernfadens auftreten, welcher durch Quertheilung in 12 Segmente zerfällt. Jetzt sind also 12 längsgespaltene (scheinbare) Chromosomen vorhanden. Jede dieser 12 Schleifen erfährt noch eine Quertheilung, welche jedoch nicht zu einer Trennung der dadurch angedeuteten beiden Segmente führt. Diese bleiben vielmehr mit einander vereinigt und indem nunmehr noch eine Verkürzung eintritt, kommt es zur Bildung von Vierergruppen, die jedoch eine andere Entstehung zeigen, als sie denjenigen von Äscarıs megalocephala zukommen soll. Sie sind nicht wie diese durch eine zweimalige Längsspaltung, sondern durch einmalige Längsspaltung und darauf folgende Quertheilung entstanden. Dem entsprechend gewinnen auch die beiden Reifungstheilungen, in welche diese Vierergruppen eintreten, ein anderes Bild. In der ersten Richtungsspindel stellen sich die Vierergruppen so ein, dass ihre Längsrichtung zur Spindelachse senkrecht steht. Nach dem Schema der karyokinetischen Theilung werden also die durch Längsspaltung entstandenen Stücke der Vierer- gruppen von einander getrennt. Es liegt somit eine echte Mitose vor. Diesen Charakter hat die zweite Richtungstheilung nicht. Die durch sie geschiedenen Stücke der Vierergruppen sind durch Quertheilung aus einander hervorgegangen. Die letzte der beiden Theilungen ist also eine Reduktionstheilung. Da der Kern nach Vollzug der ersten Thei- lung nicht wieder in die Ruhe zurückkehrte, so unterblieb die Längs- spaltung. In Folge der Bildung der Vierergruppen oder was dasselbe sagt, in Folge der unterbleibenden letzten Segmentirung sind zwei Seg- mente in ähnlicher Weise wie sonst die durch Längsspaltung ent- standenen Theile mit einander verbunden und ähnlich wie diese treten Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis, 623 sie in eine Spindel, die zweite Richtungsspindel ein. Der ganzen Er- scheinung nach scheint also eine echte karyokinetische Figur mit ge- spaltenen Chromosomen vorhanden zu sein. Thatsächlich ist dies jedoch, wie wir sahen, nicht der Fall. Rückzar fasst dieses Verhalten so auf, dass für den Vollzug einer Theilung im Sinne der Karyokinese eine zweireihige Anordnung der Ghromatinelemente nöthig ist und eine solche ist denn auch hier gegeben. Um den Unterschied in den beiden hier charakterisirten An- schauungen nochmals hervorzuheben, so findet nach der ersteren eine zweimalige Längsspaltung der Chromosomen statt (Bildung der Vierer- gruppen); beide Reifungstheilungen verlaufen nach dem Schema der Karyokinese und sind demnach Äquationstheilungen im Sinne Weris- MANN’Ss. Die Reduktion hat bereits im Keimbläschen stattgefunden, wahrscheinlich in Folge des Unterbleibens einer Segmentirung des Kernfadens. Nach der anderen Anschauung erfährt der Kernfaden nur eine einmalige Längsspaltung. In Folge der unterdrückten oder besser der unvollständigen Durchführung einer Quertheilung bleiben je zwei längsgespaltene Segmente mit einander verbunden, wodurch die Vierer- gruppen entstehen. Zwar sind auch nach dieser Anschauung die Chro- matinmassen im Keimbläschen in redueirter Zahl anzutreffen, aber die Reduktion ist nur eine scheinbare (Pseudoreduktion Rückerr's) und ver- ursacht durch die nicht völlig ausgeführte letzte Quertheilung. Die erste Reifungstheilung ist eine echte Karyokinese (Äquationstheilung im Sinne Weismann’s), die zweite eine Reduktionstheilung. Von dem Standpunkte der Zellenlehre wird man geneigt sein, der ersteren Auffassung die größere Wahrscheinlichkeit zuzusprechen, da nach ihr der Verlauf der Theilungen keine Abweichung von dem sonst beobachteten Gang der Zelltheilung zeigt. Das Unterbleiben einer der sonst bis zur Erreichung der Normalzahl eintretenden Segmentirungen erscheint eher verständlich als der so abweichende Verlauf der Thei- lung, wie ihn die Reduktion während dieser verlangt. Man muss sagen, dass die erstere Auffassung die Reduktion sowohl der Zahl der Chromo- somen wie auch der Ghromatinmasse in einer befriedigenderen Weise - erklärt und doch vermag man sich dem Druck der beobachteten That- - sachen nicht zu entziehen. Schließt man sich aber der von Rückerr, vom Rırtz und Hicker vertretenen Anschauung an, wie man kaum anders kann, so lange ihre sehr bestimmten Angaben nicht als un- _ richtig nachgewiesen sind, so wird man auch die früheren Befunde - mittels dieser Anschauung deuten müssen. Das ist denn auch that- - sächlich bereits geschehen und die genannten Autoren sind durchaus geneigt, die von den früheren Forschern vor Allem an Ascaris ge- Zeitschrift f, wissensch. Zoologie, LX. Bd. 41 624 BR. Korschelt, wonnenen Ergebnisse zu Gunsten ihrer eigenen Auffassung umzu- deuten. Ihnen darin zu folgen, beabsichtige ich nicht. Es liegt auf der Hand, dass man einfach annehmen kann, eine der beiden Längsspal- tungen sei nur fälschlicher Weise für eine solche gehalten worden und sei in Wirklichkeit als eine Quertheilung anzusehen. Eine Entschei- dung dieser recht wichtigen Frage ist nur von erneuten Untersuchun- gen der Ei- und Samenreifung bei Ascarıs megalocephala zu erwarten, die übrigens bereits von verschiedener Seite in Aussicht gestellt wurde. Setze ich jetzt die Verhältnisse, wie sie sich bei dem von mir unter- suchten Objekt darbieten, zu dem bisher Bekannten in Vergleich, so ergiebt sich Folgendes. Im Keimbläschen von Ophryotrocha treten die Chromosomen nicht in der redueirten, sondern in der Normalzahl auf. — Man findet zu einer gewissen Zeit vier gespaltene Chromosomen. Schon als langgestreckte Schleifen sind sie in dieser Zahl vorhanden und sie bewahren dieselbe bis zum Eintritt in die erste Richtungsspindel (Fig. 76— 96, Taf. XXIX u. XXX). Vierergruppen treten im Keimbläschen von Ophryotrocha nicht auf. Konstruiren lassen sie sich allerdings dadurch, dass die gespaltenen Stäbchen in der Äquatorial- platte sich hinter einander lagern und zwar derart, dass die Längsachse des einen die Verlängerung der Längsachse des anderen bildet (Fig. 88 bis 92 Taf. XXX). In dieser Anordnung liegen sie schließlich parallel zur Spindelachse. Wenn man ein solches gespaltenes Stäbchenpaar auf seine Entstehung betrachtet, so ist diese dieselbe, welche die Vierer- gruppen nach den Angaben von Häcker, vom Raıru und Rückerr zeigen. Indem ich annehme, dass im Keimbläschen ein zusammenhängender Kernfaden vorhanden ist, was jedoch nicht mit Bestimmtheit erwiesen werden konnte, so tritt an ihm eine zweimalige Quertheilung auf, welche vier Kernschleifen liefert. Diese spalten sich der Länge nach. Wenn man nun weiter annimmt, wie es thatsächlich im Äquator der Spindel eintritt, dass zwei der gespaltenen Stäbchen sich mit einem Ende an einander lagern, so würde damit eine Vierergruppe von der- selben Entstehung zu Stande kommen, wie sie jene Autoren bei Arthro- poden und Vertebraten auffanden. Eine Längsspaltung und Quertheilung hat zu ihrer Entstehung geführt und nicht eine zweimalige Längs- theilung. Ophryotrocha weist dieselbe Normalzahl der Chromosomen auf wie Ascaris megalocephala bivalens, doch tritt bei ihr, wie man sieht, weder eine Reduktion, noch eine Pseudoreduktion derselben im Keimbläschen ein, sondern der Kernfaden spaltet sich der Länge nach und zerfällt durch Quertheilung in vier Segmente. Im Keimbläschen ist somit die Normalzahl der Chromosomen vorhanden. Dieser Befund ist nicht mit Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis, 625 demjenigen von Bovzrı, Hrrrwiıg und Brauer für Ascaris, Branchipus und Artemia zu vereinigen, sondern deckt sich mit dem von Häcker vom Rara und Rückerr für Oyclops, Canthocampius, Salamandra ete., wobei von der Pseudoreduktion abgesehen werden kann, da sie die thatsächlich vorhandene Normalzahl der Chromosomen (durch das Ver- bundenbleiben je zweier derselben) nur verdeckt. Leider geht die so gewonnene Übereinstimmung mit den genannten Formen sehr bald wieder verloren, indem sich die Richtungstheilungen auf andere Weise vollziehen, als dies bei jenen festgestellt wurde. Es ist weiter oben ausführlich geschildert worden, wie die vier gespaltenen stäbchenförmigen Chromosomen sich in der Äquatorial- platte der ersten Richtungsspindel eng zusammendrängen (Fig. 90—93, Taf. XXX), um jene viertheilige Chromatinmasse zu bilden, welche mich bei der ersten Bekanntschaft mit diesem Objekt zu der Annahme verführte, ich habe es mit einem einzigen viertheiligen Chromosoma zu thun, wie es sich bei Ascaris megalocephala univalens findet. Mit dieser höchst eigenthümlichen Anordnung der Chromosomen ist auch ein sehr abweichender Verlauf der Theilung verbunden. Die Längsspaltung der Chromosomen, welche schon früh aufgetreten und noch an den in die Spindel eingetretenen Stäbchen zu bemerken war, geht mit dem Zu- sammendrängen derselben verloren und führt daher nicht, wie man von vorn herein vermuthen sollte, zu dem Auseinanderweichen der Spalthälften im Sinne der mitotischen Theilung. Die erste Theilung verläuft überhaupt nicht auf karyokinetischem Wege, sondern die bei- den den Polen zugewandten Chromosomenpaare weichen einfach gegen diese hin aus einander (Fig. 95 und 96, Taf. XXX). So werden die beiden Tochterplatten gebildet, wie man sie wohl nach der Analogie mit der echten Karyokinese bezeichnen darf. Da durch diese Theilung ganze Chromosomen aus dem Ei (mit der Bildung des ersten Richtungs- körpers) entfernt werden, so ist sie eine Reduktionstheilung. Ich muss hier bemerken, dass ich mich gegen die in diesen An- gaben vertretene Auffassung lange gesträubt habe, denn sie wider- spricht dem, was man bei dem Vorgang der Eireifung sonst kennt und für richtig hält. Trotzdem vermag ich die erhaltenen Bilder nicht anders zu deuten und theile sie mit, wie sie sich ungezwungen an ein- ander anschließen. Man wird aus der gegebenen Darstellung erkennen, dass ich die Eireifung sowohl, wie auch die sie vorbereitenden Vorgänge Schritt für Schritt verfolgen konnte, so dass kein wichtiges Stadium zu fehlen scheint, keine besonders fühlbare Lücke vorhanden ist und eben das Bild des ganzen Reifungsprocesses zu Stande kommt, welches ich oben vorgeführt habe und jetzt durch einige vergleichende Betrach- 44* 626 E. Korschelt, tungen ergänzen muss. Dass dieses Bild sich nur zum Theil mit den Angaben deckt, welche von anderen Thierformen gemacht wurden, empfinde ich selbst peinlich und obwohl ich betreffs meiner Darstellung der ersten Reifungstheilung entschiedenem Unglauben zu begegnen fürchte, muss ich doch daran festhalten. Ich brauche kaum zu bemerken, dass es mir selbst von vorn herein viel wahrscheinlicher war, die vier Chromosomen der schon vorhandenen Längsspaltung entsprechend in die Karyokinese eintreten zu sehen, so dass also die erste Richtungsthei- lung einer echten Mitose entspräche, doch ist dies nach den Bildern, welche ich in übereinstimmender Weise erhielt, nicht der Fall, sondern die vier Chromosomen nehmen eben die Anordnung an, welche es be- dingt, dass zwei von ihnen nach dem einen und zwei nach dem anderen Pol der Spindel geführt werden. Bezüglich der Stellung der Chromosomen in der ersten Richtungs- spindel von Ophryotrocha ist eine von Rückerr in Verbindung mit der Erscheinung der Pseudoreduktion geäußerte Ansicht von Interesse. Er erklärt das Verbundenbleiben zweier gespaltener Segmente (d. h. also die Vierergruppen) dadurch, dass die in der zweiten Richtungsspindel sich vollziehende Theilung nicht verständlich sei, wenn nicht eine zwei- reihige Anordnung der chromatischen Elemente, d. h. eine solehe vor- handen ist, wie sie sich bei der Karyokinese aus der Stellung der durch die gespaltenen Schleifen repräsentirten Chromatinelemente ergiebt. Diese zweireihige Aufstellung hält er aber nur für möglich, wenn die Chromosomen unter einander verbunden sind. Ähnlich liegen nun die Verhältnisse bei Ophryoirocha in der ersten Richtungsspindel. Die ein- ander in den Tochterplatten entsprechenden Chromatinelemente (Fig. 95 und 96) sind nicht durch Längsspaltung aus einander hervorgegangen, sondern repräsentiren je ein vollständiges Chromosoma. In der Äqua- torialplatte sind sie jedoch wie zwei Hälften eines einzigen Chromosomas gelagert (Fig. 99 —9%), d. h. die zweireihige Anordnung ist auch hier vorhanden, da sie eben für den Mechanismus der mitotischen Theilung erforderlich erscheint. Übrigens scheint die Verbindung der Chromosomen oder doch wenig- stens der mit einer Vierergruppe zu vergleichenden in der Äquatorial- platte der ersten Richtungsspindel von Ophryotrocha thatsächlich eine sehr enge zu werden, denn ich fand zuweilen die allerdings abnorm ausgebildete erste Richtungsspindel in der Weise verändert, dass die Chromosomenpaare so aus einander gerückt waren, wie sie das nor- maler Weise thun, aber zwischen ihnen bestand noch eine aus chroma- tischer Substanz bestehende Verbindungsbrücke. Es macht den Ein- druck, als ob die beiden Chromosomen aus einer gemeinschaftlichen Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 627 plastischen Masse beständen, die sich bei ihrem Auseinanderweichen zu einem dünnen Strang auszieht. In Fig. 142 A—D (Taf. XXXI) sind vier Spindeln aus einem Gelege abgebildet, dessen Eier größtentheils krankhaft verändert waren. Fig. 142A zeigt eine Richtungsspindel von gewöhnlicher Beschaffenheit; in 3 beginnt das Auseinanderweichen und doch sieht man beide Chromosomen noch durch eine breite Brücke verbunden; in C und D sind die Chromosomenpaare zwar schon weiter von einander entfernt, aber die Verbindungsbrücken bestehen noch immer. Wie gesagt handelt es sich hier um krankhaft veränderte Eier, denn für gewöhnlich erfolgt das Auseinanderweichen nicht auf diese Weise (Fig. 95 und 96, Taf. XXX), aber immerhin scheint mir dieses Verhalten auf eine, wenn auch nur vorübergehende innigere Verbin- dung zwischen. je zwei Chromosomen hinzuweisen. Möglicherweise hängt dies mit dem Mechanismus der Kerntheilung zusammen. That- sächlich ist auch in.der Äquatorialplatte der normalen Spindel die An- lagerung der Chromosomen eine sehr enge (Fig. 92—94, Taf. XXX, Fig. 104a, Taf. XXXI, Fig. 142A, Taf. XXXI), so dass zwischen ihnen nur ein ganz schmales helles Kreuz erkennbar ist. Sie können in Wirk- lichkeit enger zusammenliegen, als in anderen Fällen die vier Theile einer Vierergruppe; allerdings gilt dies nicht nur von den beiden einer Vierergruppe zu vergleichenden, sondern von allen vier Chromosomen. Durch die eigenartige Anordnung der Chromosomen in der Rich- tungsspindel ist übrigens auch deren ganze Gestalt beeinflusst. Das enge Zusammendrängen der wenig umfangreichen Chromosomen in der Mitte der Spindel hat jedenfalls die schlanke Form derselben zur Folge und auch die eigenartige Vertheilung und starke Ausbildung der Spindel- fasern ist darauf zurückzuführen. Mit dem geschilderten Verhalten der ersten Richtungsspindel hängt noch eine andere Eigenthümlichkeit derselben zusammen, nämlich die wieder eintretende Spaltung der Chromosomen. Es wurde gezeigt, dass dieselben Anfangs gespalten waren (Fig. 83—86, Taf. XXX) und auch in der in Ausbildung begriffenen Spindel dieses Verhalten noch zeigten (Fig. 87—90). Nachher ging die Längsspaltung verloren bezw. sie war nicht mehr wahrzunehmen (Fig. 92—96), doch bemerkt man dann, wenn die beiden Tochterplatten ziemlich weit aus einander gerückt sind, eine Zweitheiligkeit ihrer Chromosomen (Fig. 97 und 98), die sehr bald zu einem Zerfall derselben in zwei Stücke führt (Fig. 99 und 100). Jede Tochterplatte besteht jetzt also nicht mehr aus zwei, sondern aus vier chromatischen Elementen. Ich kann es kaum für zweifelhaft hal- ten, dass die jetzt eingetretene Theilung der früher angedeuteten Spal- tung der Chromosomen entspricht und dass somit die vier Ghromatin- 628 E. Korschelt, elemente als durch Längsspaltung entstandene aufzufassen sind. Die Stadien, in denen die Längsspaltung schwindet (Fig. 90, 91) und wieder auftritt (Fig. 97, 98) sind nicht so weit von einander entfernt, als dass man eine derartige Annahme nicht machen dürfte. Zudem tritt die Zweitheiligkeit der Chromosomen unter Umständen (allerdings nicht normaler Weise) noch früher hervor, nämlich bereits dann, wenn die beiden Tochterplatten erst ganz wenig von einander entfernt oder noch mit einander vereinigt sind. An Eiern, welche die fertig ausgebildete Richtungsspindel auf- weisen, bemerkt man ausnahmsweise, dass sie nicht die gewöhnliche viertheilige Chromatinmasse als Äquatorialplatte zeigen, sondern an- statt ihrer acht Chromatinkörner erkennen lassen. Ich habe, da dieses Verhalten in verschiedener Hinsicht für die Verhältnisse der Eireifung bei Ophryotrocha von Bedeutung ist, mehrere dieser Spindeln abge- bildet (Fig. 146—150, Taf. XXXI). Sie können sich sowohl innerhalb des mütterlichen Körpers, wie auch in den soeben abgelegten Eiern finden. In beiden Fällen waren gleichzeitig Eier mit ganz abnorm aus- gebildeten Spindeln vorhanden; die Eier schienen also durch irgend welche äußere Einflüsse in ihrer normalen Ausbildung gestört worden zu sein und auch die hier zu beschreibenden Spindeln sind daher ebenfalls als abnorm entwickelte anzusehen. Sie stellen sich in etwas verschiedener Weise dar. | Unter den Eiern mit den abnormen Spindeln finden sich auch immer einige ganz normale. Eine solche normale Spindel aus einem Ei, welches neben ganz abnorm ausgebildeten Eiern lag, ist in Fig. 92 (Taf. XXX) abgebildet. Die in Fig. 147—150 dargestellten Spindeln stammen von Eiern desselben Thieres. Fig. 146 ist dem Gelege eines anderen Wurmes entnommen. Die letztere Figur zeigt die Spindel bereits an die Peripherie des Eies gerückt und erheblich verkürzt, in einem Sta- dium, welches etwa dem in Fig. 96 (Taf. XXX) dargestellten entspricht. Der Unterschied in der Ausbildung beider Spindeln wird gerade durch einen Vergleich mit der letztgenannten Figur recht augenfällig. Jede der beiden noch nicht weit von einander getrennten Tochterplatten setzt sich aus vier Chromatinkörnern zusammen, die kaum anders als durch Spaltung der zwei sonst vorhandenen Körner entstanden sein können. Diese Spindel schließt sich also jedenfalls am nächsten an die früher besprochenen älteren Stadien mit den normaler Weise ge- theilten Chromosomen an (Fig. 100, 99, 98). Die Spaltung kann nun noch früher als in dem eben erwähnten Stadium hervortreten. Fig. 147 zeigt die beiden Tochterplatten zwar ebenfalls schon, aber nur erst sehr wenig von einander getrennt. Die Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 629 Spindel ist noch unverkürzt und liegt inmitten des Eies. Auch hier weist jede Tochterplatte in klarer Weise vier Chromatinkörner auf. Übrigens ist in der genannten Figur wie überhaupt bei diesen abnorm _ ausgebildeten Spindeln ein schon früher erwähntes Verhalten zu be- merken, nämlich dass sich zwischen den Chromatinelementen der beiden Tochterplatten chromatische Verbindungsbrücken hinziehen, ähnlich, wenn auch nicht in so starkem Maße wie dies früher für einige ebenfalls abnorm entwickelte Spindeln beschrieben wurde (Fig. 142). Man sieht z. B. in den Fig. 146 und 147 derartige dünne Verbindungs- stränge zwischen den beiden Tochterplatten verlaufen. Fig. 148 zeigt die beiden aus vier Ghromatinelementen bestehen- den Tochterplatten noch ziemlich dicht an einander gelagert. Der Unterschied dieser Spindeln mit einer normal ausgebildeten tritt durch den Vergleich mit einer solchen von entsprechender Ausbildungsstufe (Fig. 92, Taf. XXX und Fig. 147, 148) recht deutlich hervor. Auf- fallenderweise können diese bezüglich ihres Chromatins abnorm ent- wickelten Spindeln im Hinblick auf die achromatische Struktur besser ausgebildet sein. So erkennt man bei ihnen (Fig. 147,148) in dem Archoplasma einen kugligen Körper, den man für das Gentrosoma halten möchte. Die Entstehung der vier CGhromatinkörner jeder Tochterplatte durch Spaltung der ursprünglich vorhandenen beiden Chromosomen ist auch bei den abnorm ausgebildeten ersten Richtungsspindeln deut- lich zu erkennen. Man sieht oft eine Einkerbung der Chromosomen ähnlich wie sie in den Fig. 97 und 98 (Taf. XXX) dargestellt ist. Es kommt vor, dass zwei Chromosomen bereits in Spaltung begriffen sind, die anderen beiden jedoch noch nicht (Fig. 149), oder man findet je zwei Chromosomenhälften paarweise dicht an einander gedrängt, so dass ihre Herkunft auch daraus ersichtlich wird (Fig. 150). Alles dies spricht für eine Spaltung der Chromosomen, wie sie normalerweise sonst erst in späteren Stadien stattfindet. Zwischen diesen letzteren und den frühen Stadien der sich erst ausbildenden Spindel, in wel- cher die Längsspaltung der Stäbehen noch vorhanden ist (Fig. 89, 90, Taf. XXX), scheinen mir die soeben besprochenen abnormen Spin- deln (Fig. 146—150) die verbindende Brücke herzustellen, denn wenn es nicht an und für sich schon sehr wahrscheinlich wäre, dass der Zer- fall der Chromosomen in den Tochterplatten auf die früher angedeu- tete Längsspaltung derselben zurückzuführen ist, so würde es dies durch das Verhalten der abnormen Spindeln. Über die Zusammengehörigkeit je zweier Chromatinelemente der Tochterplatten zu einem einzigen Chromosoma dürfte nach dem Vor- 630 BE. Korschelt, stehenden wohl kaum ein Zweifel obwalten, aber es kommen außer- dem Bilder aus der Eireifung zur Beobachtung, welche dies zu völliger Sicherheit erheben. Die soeben besprochene, auf die Längsspaltung zurückzuführende Theilung derselben tritt nämlich nicht immer schon in dem oben geschilderten Stadium der beiden Tochterplatten (Fig. 99 und 100), sondern ausnahmsweise erst später ein. Man findet zuweilen in der bereits in den Plasmahügel eingetretenen äußeren Tochterplatte, ja sogar im Richtungskörper selbst nur zwei Chromatinelemente (Fig. 143) und eben so verhält sich die innere Tochterplatte. In anderen Fällen zeigen beide Platten im Stadium der Abschnürung des ersten Richtungs- körpers nur eine Andeutung der Spaltung (Fig. 144) oder eine der beiden Tochterplatten (die äußere oder die innere) erweist sich be- reits als getheilt, während dies bei der anderen noch nicht der Fall ist (Fig. 145). Derartige Zustände der beiden Platten kommen in Ge- legen, welche Eier in den entsprechenden Stadien der Richtungs- körperbildung enthalten, nicht allzu selten vor. Als abnorm kann ich sie nicht bezeichnen, da sie dieselbe Beschaffenheit zeigen wie die- jenigen Richtungsspindeln, in denen die Spaltung zu der gewöhnlichen Zeit auftrat (Fig. 103—105, Taf. XXXI). Eier mit solchen regelrecht beschaffenen ersten Richtungsspindeln sind neben jenen ebenfalls vor- handen. Es ist weiter hinzuzufügen, dass im abgeschnürten ersten Richtungskörper auch in späterer Zeit vielfach nur zwei Chromatin- körner aufgefunden werden, dass also eine weitere Zertheilung der- selben in manchen Fällen unterbleiben mag. Viel Werth ist allerdings auf diese letztere Beobachtung nicht zu legen, da oft eine Verschmel- zung der Chromatinkörner in den Richtungskörpern stattfindet. So können z. B. alle vier Chromatinkörner des ersten Richtungskörpers zu einer größeren Masse verkleben. Man könnte vermuthen, dass es sich bei einem Stadium wie dem in Fig. 143 dargestellten gar nicht um die erste, sondern um die zweite Richtungsspindel handelt, welcher letzteren diese Spindel thatsächlich durchaus gleicht (Fig. 111— 1143, Taf. XXXI). Dies ist jedoch aus ver- schiedenen Gründen als ausgeschlossen zu betrachten. Einmal be- finden sich alle Eier eines und desselben Geleges ungefähr auf der gleichen Entwicklungsstufe und es wurde schon erwähnt, dass neben diesen abweichend ausgebildeten Stadien auch solche von der gewöhn- lichen Beschaffenheit vorhanden sind. Sodann bleibt der erste Rich- tungskörper lange Zeit an der Stelle liegen, wo er entstand und ich habe ihn bei der Bildung der zweiten Richtungsspindel ganz regel- mäßig über derselben gefunden. Außerdem weisen die in denselben Gelegen vorkommenden Eier, bei welchen die erste Richtungsspindel FEN Über Kerntheilung, Bireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 631 erst theilweise gespaltene Chromosomen in den Tochterplatten enthält, oder bei welchen die letzteren zum Theil aus vier oder nur zwei Chro- matinkörnern bestehen, darauf hin, dass es sich nur um eine Verzöge- rung in der Ausbildung der Tochterplatten handelt. Die Spaltung tritt erst später ein, was für den Verlauf der ersten Richtungstheilung ziem- lich gleichgültig ist, da ja doch zwei vollständige Chromosomen bei derselben nach außen befördert werden. Das zuletzt geschilderte Verhalten der ersten Richtungsspindel scheint mir ganz besonders lehrreich zu sein, weil aus ihm mit voll- kommener Sicherheit hervorgeht, dass mit dem ersten Richtungskörper zwei ganze Chromosomen aus dem Ei entfernt werden (Fig. 143, 145). Wie die Dinge liegen, vermag ich also nicht daran zu zweifeln, dass die erste Richtungstheilung bei Ophryotrocha eine Reduktionstheilung ist. Sie verläuft nicht nach dem Schema der Karyokinese, was dess- halb um so überraschender ist, weil die erste Richtungsspindel aus dem ruhenden Kern hervorgeht. Es fragt sich nunmehr, wie man die zweite Richtungsspindel auf- zufassen hat. Nach dem Ablauf der ersten Richtungstheilung bleiben vier Chromatinkörner im Ei zurück und es wurde vorher gezeigt, dass sie durch Spaltung zweier Chromosomen entstanden. Sie ordnen sich zu zwei und zwei in den Tochterplatten der zweiten Richtungsspindel an, so dass zwei von ihnen bei der zweiten Richtungstheilung aus dem Ei befördert werden. Wie diese beiden Chromatinkörner anzusehen sind, d.h. ob sie die Hälften eines einzigen Chromosomas oder zweier verschiedener Chromosomen sind, ließ sich nicht feststellen. Es ist bei der Umlagerung, welche die vier Körner in Folge der Überführung in die zweite Richtungsspindel erfahren, keinerlei Merkmal vorhanden, welches die Entscheidung dieser Frage in dem einen oder dem anderen Sinne zulässt. Und doch würde diese Entscheidung von Wichtigkeit sein, denn falls die beiden Chromatinkörner einer Tochterplatte zu- sammen d.h. zu einem einzigen Chromosoma gehören, hätte man aber- mals eine Reduktionstheilung vor sich, im anderen Falle jedoch, wenn sie die Hälften zweier Chromosomen sind, handelte es sich um eine Äquationstheilung. Ich glaubte die Frage Anfangs im ersteren Sinne entscheiden zu können und zwar aus folgendem Grunde. Es wurde weiter oben gezeigt, dass in der ersten Richtungsspindel ausnahms- weise die beiden Chromosomen jeder Tochterplatte gar nicht oder erst später in die Spaltstücke zerfallen (Fig. 143). Falls die Spaltung auch dann noch unterbliebe, wenn die innere Tochterplatte der ersten Rich- tungsspindel sich zur Äquatorialplatte der zweiten umwandelt und auch in den Tochterplatten der letzteren noch nicht stattfände, so würde 632 E. Korschelt, man eine zweite Richtungsspindel erhalten, welche wie diejenige von Ascaris megalocephala univalens nur ein Chromatinelement in jeder Tochterplatte aufwiese. Dann wäre natürlich die Frage dahin ent- schieden, dass auch die zweite Theilung eine Reduktionstheilung ist, indem sie ebenfalls zur Entfernung eines einzigen (ungespaltenen) Chromosoma führt. Ich bemerkte nun wiederholt Bilder, welche für eine solche Auffassung sprachen, aber diese Bilder hielten einer peinlichen Prüfung nicht Stand. Entweder konnte der Erhaltungszustand des be- treffenden Präparates nicht als genügend erachtet werden oder es schien, als ob eines der beiden CGhromatinkörner durch das andere ver- deckt sei; kurz ich vermochte nicht die Anschauung zu gewinnen, als ob unter Umständen die Längsspaltung der Chromosomen bis in die zweite Richtungsspindel hinein unterbleiben könne. Vielmehr schien es mir, als ob die Tochterplatten der zweiten Richtungsspindel regel- mäßig zwei Chromatinelemente enthielten. Dass man oft im zweiten Richtungskörper nur ein Chromatinkorn findet, während auch im ersten nur zwei Körner enthalten sind, kann nicht als maßgebend betrachtet werden, da auch hier eines der Körner durch das andere verdeckt oder beide nachträglich verschmolzen sein können. Die Frage nach der Zu- gehörigkeit der beiden Chromatinkörner des zweiten Richtungskörpers und damit diejenige nach der Natur der zweiten Richtungstheilung, wird sich bei Ophryotrocha schwer beantworten lassen und konnte in der vorliegenden Untersuchung jedenfalls nicht entschieden werden. Die größere Wahrscheinlichkeit spricht jedoch dafür, dass die zweite Theilung eine Äquationstheilung ist, d. h. also im Sinne einer echten Karyokinese verläuft. Wenigstens möchte man dies im Hinblick auf den Verlauf der Dinge bei anderen Formen vermuthen. Hält man sich allerdings an das Thatsächliche, so wird man gestehen müssen, dass es schwer einzusehen ist, wie die Chromatinkörner jetzt noch ganz regel- mäßig in eine der Äquationstheilung entsprechende Lage gebracht werden sollen. Die Vermuthung, dass die Anordnung der Chromatin- körner in den Tochterplatten eine ihrer Herkunft nach unregelmäßige sei, liegt demnach eben so nahe. | Der ganze Vorgang der Eireifung stellt sich nunmehr folgender- maßen dar. Der anscheinend zusammenhängende Kernfaden des Keim- bläschens zerfällt in vier Segmente, welche längsgespalten sind. Die vier Segmente sind völlig unabhängig von einander und durch weite Zwischenräume getrennt. Da auch die Längsspaltung später an ihnen wieder schwindet, so ist es bei Ophryotrocha sehr klar, dass die Chromo- somen im Keimbläschen weder in einer vermehrten noch in einer ver- minderten, sondern in der Normalzahl vier auftreten. Später und zwar Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 633 & in der schon größtentheils ausgebildeten Spindel kommt eine Annähe- _ rung der Chromosomen zu Stande, welche zu der dichten Zusammen- Jagerung derselben führt. Abgesehen davon, dass sich die Chromosomen _ der Länge nach also parallel an einander legen, stoßen auch je zwei _ mit ihren Enden zusammen. Hierin würde man also eine den Vierer- gruppen entsprechende Vereinigung sehen können und zwar nach der von Rückerrt, vom Rarn und Häcker vertretenen Auffassung. Jede dieser durch Vereinigung zweier vorher getrennten Stäbchen entstandenen Vierergruppen ist also auf eine einmalige Längs- und Querspaltung zurückzuführen. Von einer zweimaligen Längsspaltung (Bovzrı, HErTwIG, Brauer) kann bei Ophryotrocha nicht die Rede sein. Aber auch der Ver- gleich mit jenen anderen Vierergruppen stößt auf eine große Schwierig- keit, nämlich die, dassnichteine Anordnung derselben mit der Längsachse parallel zur Äquatorialebene also senkrecht zur Spindelachse, sondern vielmehr eine solche parallel zur letzteren statifindet. In Übereinstim- - mung mit dieser abweichenden Stellung erfolgt bei der ersten Theilung nicht eine Trennung der Spalthälften sämmtlicher Chromosomen wie bei der Theilung jener Vierergruppen, sondern vielmehr eine Entfernung ganzer Chromosomen. Die erste Theilung ist somit nicht wie dort eine Äquations-, sondern eine Reduktionstheilung. Bezüglich der zweiten Richtungstheilung, welche dort als Reduktionstheilung aufgefasst wird, weil sie die durch Quertheilung entstandenen Partien der Vierer- gruppen entfernt, lässt sich bei Ophryotrocha Bestimmtes nicht aussagen. Sie kann möglicherweise eine Äquationstheilung, vielleicht aber auch eine Reduktionstheilung sein. Es würde nun vielleicht nahe liegen, die an Ophryotrocha gewonne- nen Ergebnisse mit denjenigen früherer Autoren zu vergleichen und thatsächlich bieten sich im Einzelnen überall Vergleichspunkte in den Arbeiten von IsuıkawA, Henkıng, HÄcker, von Rarn, Juni u. A. dar, aber es sind dies zum Theil Punkte, die nicht über jeden Zweifel erhaben und wohl auch von anderer Seite schon angefochten worden sind. So _ wird man es vielleicht für ein Zeichen von ominöser Vorbedeutung - halten, dass meine Darstellung der Reifungsvorgänge bei Ophryotrocha mit einer früher von Häicker für Cyclops gegebenen in vielen Punkten übereinstimmt. Nun ist diese Darstellung von Rückerr als unrichtig bezeichnet und von Häcker selbst zu Gunsten der früher besprochenen und jetzt von ihm wie von Rückert und vom Raru vertretenen Anschau- ung fallen gelassen worden. Eben so ist man geneigt, Hznkıng’s Befun- den, welche sich mit den meinigen in verschiedener Hinsicht vergleichen _ lassen, eine andere Deutung zu geben. Henkıng fand bei seinen ausgedehnten Untersuchungen über die 634 E. Korschelt, Spermatogenese und Eireifung bei den Insekten in den vor der Reifung stehenden männlichen und weiblichen Geschlechtszellen die Chromo- somen in der Normalzahl vertreten, dadurch jedoch, dass je zwei von ihnen sich vereinigen, tritt die Reduktion der Chromosomenzahl auf die Hälfte ein. Nachdem dies geschehen, findet die erste Reifungstheilung statt, bei welcher die Doppelchromosomen wieder getrennt werden. Waren also z. B. Anfangs 24 Chromosomen vorhanden, eine Zahl, welche HenkınGg in den Ovocyten und Spermatocyten der Feuerwanze feststellte, so entstehen durch deren Verklebung 12 Doppelchromosomen und bei der ersten Reifungstheilung treten in Folge deren Durchtrennung je 12 Chromosomen in die Tochterplatten der ersten Reifungsspindel ein. Es werden somit hier ganze (ungetheilte) Chromosomen von einander ent- fernt und die erste Reifungstheilung ist demnach eine Reduktionstheilung. Auch die zweite Reifungsspindel weist die gleiche Zahl von Chromatin- elementen in jeder Tochterplatte (12 bei Pyrrhocoris) auf, die durch Spal- tung der bei der ersten Theilung zurückgebliebenen (12) Chromosomen entstanden. Die zweite Theilung ist sonach eine Äquationstheilung. Die Übereinstimmung der Henkıne’schen Befunde mit meinen eigenen liegt auf der Hand. Ich finde im Keimbläschen die Normalzahl der Chromosomen. Eine paarweise Vereinigung derselben im späteren Stadium lässt sich leicht annehmen. Bei der ersten Theilung werden die in der Richtungsspindel paarweise verklebten Chromosomen wieder getrennt und zwar werden ganze Chromosomen ausgeschieden. Diese erste Theilung ist somit ebenfalls eine Reduktionstheilung. Die Chromo- somen zeigten bereits früher eine Spaltung, die später wieder auftrat und zum Zerfall in Chromosomenhälften führte. Die zweite Reifungs- theilung kann daher eine Äquationstheilung sein. Das Auftreten der Normalzahl der Chromosomen, die sekundäre Vereinigung und die Art und Weise des Vollzugs der Theilungen bieten jedenfalls zunächst eine auffallende Übereinstimmung und doch vermag ich keinen allzugroßen Werth darauf zu legen, weil es mir scheint, als ob die Entstehung der Vierergruppen, welche nach Henkıngs (wie auch nach vom Rare’s) Darstellung offenbar bei den Insekten vorhanden sind, einer erneuten Untersuchung bedürften. Diese würde zu entscheiden haben, ob der Vorgang sich thatsächlich in der von Henkına darge- stellten Weise vollzieht oder ob eine Übereinstimmung mit den von vom Rate, Hicker und Rückerr beobachteten Vorgängen vorhanden ist. Obwohl gerade durch die Bemühungen der letztgenannten Autoren und besonders Rückerr’s nach verschiedener Richtung eine größere Übereinstimmung in den so verschiedenartig beschriebenen Vorgängen der Ei- und Samenreifung erzielt worden ist, so ist man doch noch Über Eanlelunn, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 635 weit davon entfernt, alles bisher bekannt Gewordene mit einander ver- B: sen zu können, ohne dass man allen abweichenden Befunden von vorn herein den Stempel der Unwahrscheinlichkeit aufdrückte. Ich E denke hierbei z. B. an die Arbeit von JuLin über Styelopsis grossularia, welche ebenfalls gewisse BD enungen zu meinen eigenen Ergebnissen _ darbietet. Juix studirte bei der genannten Ascidie unter Anderem die Ei- und Samenreifung und fand im Keimbläschen die Chromosomen in der - Normalzahl vier. Diese spalten sich, doch bleiben die Spalthälften nicht in der gewöhnlichen Weise vereinigt, sondern trennen sich völlig von einander, so dass dann acht kurze Stäbchen in einer ganz un- regelmäßigen Lagerung vorhanden sind. Bei der Bildung des ersten - Richtungskörpers werden vier von ihnen diesem zugetheilt und die - vier anderen verbleiben im Ei. Da die Stäbchen vorher keine regel- - mäßige Lage gegen einander zeigten, ist nicht zu sagen, ob man es mit einer Reduktions- oder Äquationstheilung zu thun hat. Das Gleiche gilt für die Bildung des zweiten Richtungskörpers. Bei ihr werden zwei von den noch im Ei vorhandenen vier Stäbchen entfernt. Zwei bleiben im Ei zurück. — Von besonderem Interesse erscheint mir nun im Hin- blick auf die von mir bei Ophryotrocha beobachteten Vorgänge das Ver- halten der Chromosomen bei der Samenreifung von Siyelopsis. Vor Beginn derselben sind im Kern vier Chromosomen vorhanden. Diese spalten sich nicht, sondern bei der eintretenden Theilung weichen sie einfach zu zwei und zwei aus einander, so dass man also eine zweifel- lose Reduktionstheilung vor sich hat. Da auch hier nach vollzogener Theilung der Kern nicht in die Ruhe zurückkehrt, so erhält bei der zweiten Reifungstheilung jede Zelle nur ein Chromosoma. Erst später- hin bei der Befruchtung spaltet sich dieses in zwei Hälften, so dass dann auch hier der Ei- und Spermakern bezüglich derZahlihrer Chromo- somen einander gleichwerthig sind. Die zweite Reifungstheilung der männlichen Zellen würde sonach ebenfalls eine Reduktionstheilung sein. Wenn die Angaben von Juriın dem wirklichen Sachverhalt ent- sprechen, so muss es verwunderlich erscheinen, dass bei der Eireifung ‚die Trennung der Chromatinelemente eine so vollständige wird, wäh- rend bei der Samenreifung im Gegentheil die Längsspaltung ganz unter- drückt ist. Man wird fast zu der Vermuthung geführt, dass die als Längsspaltung und Quertheilung der Chromatinelemente unterschiede- nen Vorgänge nicht so differenter Natur und von so großer Bedeutung - sind, als man sie ihnen für gewöhnlich zuschreibt. Die bereits bei der s ersten Theilung stattfindende Reduktion und die Möglichkeit einer solchen bei der zweiten Theilung sind mit dem Verhalten von Ophryotrocha zu 5 Y IR ei: FERN - - ER TERN un Ye ie EEDETLET EEE DET TER EDIERRN WEL TETLEEDRBETTENE 636 E. Korschelt, vergleichen. Eine zeitweise Unterdrückung der Längsspaltung bezw. ein Hinausschieben derselben wurde auch für diese Form festgestellt. In dem sehr richtigen Bestreben, die verschiedenen Modalitäten der Reifungserscheinungen auf einander zurückzuführen, war man allzu leicht geneigt, solche Beobachtungen, welche sich nicht ohne Weiteres mit den anderen vereinigen ließen, für unrichtig zu erklären. Es will mir jedoch scheinen, als ob man darin zu weit gegangen sei, denn ein- zelne Darstellungen wie gerade auch diejenige von JuLın weisen auf so ganz verschiedenartige Bilder hin, dass man nicht ohne Weiteres an einen Beobachtungsfehler glauben kann. Man wird aus diesen wie auch aus meinen Darstellungen die Lehre entnehmen müssen, dass es nöthig ist, noch andere und womöglich für die Beobachtung recht günstige Formen in den Kreis der Untersuchung zu ziehen. Sollte sich dabei herausstellen, dass die Vorgänge nicht in so ganz einheitlicher Weise verlaufen, wie man zur Zeit anzunehmen geneigt ist, so müsste man dem Vorgang eine andere Bedeutung zuschreiben, als man dies jetzt zu thun gewöhnt ist und auf die bloße Massenreduktion des Chromatins ein größeres Gewicht legen. Sicherheit in dieser Frage wird jedoch erst von weiteren und ausgedehnteren Untersuchungen zu erwarten sein, denn man darf sich nicht verhehlen, dass unsere Kenntnisse dieser Dinge, auf welche sich so weitgehende Spekulationen stützen, recht . mäßige sind und dass auch in den besten und klarsten Darstellungen . der Reifungsvorgänge ein erheblicher Antheil Konstruktion und Speku- lation mit unterläuft und die Darstellung selbst beeinflusst. Davon kann man auch die neueren Untersuchungen über die Entstehung der Vierergruppen nicht freisprechen. Obschon sie die Erscheinungen recht gut erklären, erscheint mir Angesichts der entgegenstehenden Be- obachtungen ihre Richtigkeit durchaus nicht über jeden Zweifel er- haben. Dass sich die gleiche Erklärungsweise für so verschiedenartige Objekte wie Arthropoden und Wirbelthiere Geltung verschaffte, braucht nicht so viel zu beweisen, als es zunächst scheinen will, da die Beobach- tungen des einen Autors auf denjenigen des anderen fußen oder von ihnen beeinflusst sind. Alle diese feineren Untersuchungen bieten große Schwierigkeiten, die Bilder sind zumeist nicht so klar, wie man sie wünschen möchte; Deutungen spielen daher eine große Rolle und sie können leicht durch neue Beobachtungen in andere Richtung gelenkt werden. Ich spreche dies aus in der Hoffnung, dass meine und andere in einzelnen Punkten so abweichende Angaben sich schließlich doch in einer zunächst nicht ersichtlichen Weise mit jenen Beobachtungen werden vereinigen lassen. | Da meine Befunde ziemlich isolirt stehen und sich zumal von den- Über Kerntheilung, Bireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 637 jenigen Anschauungen, welchen man zur Zeit die größere Wahrschein- lichkeit zuschreibt, in verschiedener Hinsicht entfernen, so würde es verfehlt erscheinen, mit ihrer Hilfe frühere Ergebnisse umdeuten oder die daran geknüpften Spekulationen durch sie in entsprechender Weise beeinflussen zu wollen. Nichtsdestoweniger möchte ich daran erinnern, dass die Reifungsvorgänge, wie ich sie bei Ophryoirocha fand, sich mit den theoretischen Ausführungen Weıswmann’s in mancher Beziehung eben sowohl und besser als andere Befunde vereinigen lassen. Eine thatsäch- liche Verdoppelung der Chromosomenzahl des Keimbläschens in der Weise, dass die Spalthälften sich von einander trennten, erfolgt aller- dings nicht, sondern dieselben bleiben im Gegentheil bei Ophryotrocha außergewöhnlich lange, bis zu der schon verkürzten ersten Richtungs- spindel erhalten. Obwohl nun in Folge dieses Verhaltens eine einmalige Reduktionstheilung sehr nahe läge, durch welche von den vier Chro- mosomen einfach zwei entfernt würden und damit die reducirte Zahl gegeben wäre, sieht man doch die Längsspaltung, d. h. also die von WeEIsMAnN so hoch gewerthete Verdoppelung der Chromosomen auf- treten. Da man bei Ophryotrocha keine direkte Beziehung dieses Vor- gangs zur mitotischen Kerntheilung erkennt, so liegt dessen Deutung in der durch Weısmann vertretenen Form hier besonders nahe, wenn auch nicht in demselben Maße wie etwa bei der Eireifung von Siyelop- sis, wo die Längsspaltung der Chromosomen zu einer völligen Trennung der Spalthälften führen soll, so dass die Verdoppelung auf der Hand liegt und die Kombinationen der regellos auf die Tochterplatten der Richtungsspindeln vertheilten Chromosomen möglichst zahlreiche wer- den. In der ersten Richtungsspindel von Ophryotrocha werden, wie mehr- fach erwähnt, ganze Chromosomen entfernt, deren Spaltung zunächst nicht erkennbar war. Mit der zweiten Reifungstheilung können mög- licherweise Spalthälften verschiedener Chromosomen entfernt werden. Bei der ersten Richtungstheilung tritt nach meiner Beobachtung be- stimmt keine Spaltung der Chromosomen ein, wie sie der gewöhnliche Verlauf der mitotischen Theilung verlangt; in der zweiten Reifungs- theilung ist dieser Modus jedenfalls auch aus dem ganzen Verlauf der Theilung nicht erkennbar, obwohl er dem Princip nach vorhanden sein kann, wie dies soeben ausgesprochen wurde. Es kann also kein Zweifel darüber obwalten, dass die von Weısmann geforderte besondere Form der Karyokinese, bei welcher eine Spaltung der Chromosomen nicht stattfindet und die er eben als Reduktionstheilung bezeichnet, in der ersten Reifungstheilung der Ovocyten von Ophryotrocha stattfindet. Die unterdessen erfolgte Spaltung der Chromosomen bedingt höchstwahr- scheinlich eine verschiedenartige Vertheilung derselben in verschiede- 638 B. Korschelt, nen Eiern bei der Bildung des zweiten Richtungskörpers. Die Art und Weise, wie sich diese Theilung vollzieht, entspricht ebenfalls nicht dem Bild einer regelrechten Karyokinese, obwohl sie unter Umständen und dem Princip nach als eine solche aufgefasst werden kann, wie dies be- reits oben näher ausgeführt wurde. Höchst auffallend ist bei dem ganzen Vorgang, dass die Abweichung von der gewöhnlichen Form der Karyo- kinese bereits beim Übergang des ruhenden Kerns (des Keimbläschens) zur Theilung und nicht erst beim Übergang der ersten in die zweite Rei- fungsspindel unter Ausfall des Ruhestadiums stattfindet, wie dies bei anderen Formen der Fall ist. Mit diesem Verhalten hängt es zusammen, dass beide Theilungen einen so abweichenden Verlauf zeigen. Ill. Die Befruchtung. Nach vollzogener Eireifung blieb im Ei die aus zwei Chromo- somen bestehende Tochterplatte der zweiten Richtungsspindel zurück (Fig. 113, Taf. XXXI). Die Strahlung ist noch deutlich ausgeprägt. Die beiden Chromosomen verlieren bald an Färbbarkeit und lassen sich schließlich nicht mehr erkennen. Sie wandeln sich zum chromatischen Gerüstwerk des Eikerns um. Wenn dieser schon ausgebildet ist, be- wahrt er zunächst noch dieselbe Lage (Fig. 114). Meist ist an ihm keine Strahlung mehr sichtbar. Dieselbe ist geschwunden. Ausnahmsweise bewahrt aber auch in diesem Stadium der Eikern die Strahlung noch. ‚Ein solcher Fall ist in Fig. 114 dargestellt. Im Archoplasma ist ein helles rundes Gebilde, jedenfalls das Gentrosoma zu erkennen. Früher oder später geht dasselbe jedoch endgültig verloren. An Eikernen, welche ihre randständige Stellung zu verlassen beginnen und im Begriff sind, mehr nach der Mitte des Eies zu wandern, findet man das Centro- soma und die Strahlung nicht mehr auf (Fig. 176—178, Taf. XXXII). Anfangs bemerkte man im Eikern nur ein chromatisches Faden- oder Gerüstwerk, später tritt außerdem ein Nucleolus in ihm auf. Der- selbe erreicht einen bedeutenden Umfang und zeigt einen ähnlichen wabigen Bau, wie er früher für die Nucleolen der Furchungszellkerne und des Keimbläschens geschildert wurde (Fig. 157). Auch die spätere Umwandlung des Kernkörpers ist eine ähnliche wie dort. Übrigens verlaufen diese Vorgänge in entsprechender Weise wie beim Sperma- kern und sollen daher bei dessen Schilderung mit in Betracht gezogen werden. Das Eindringen des Spermatozoons in das Ei fällt schon in ein frühes Stadium der Eireifung. Es findet zu der Zeit statt, wenn die erste Richtungsspindel sich am Rande des Eies bereits verkürzt hat und die Trennung der Tochterplatten eingetreten ist. Die Fig. 128 Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 639 (Taf. XXXI) zeigt ein von Spermatozoen umschwärmtes Ei, in welches eins derselben eingedrungen ist. So viel ich beobachten konnte, tritt normaler Weise immer nur ein Samenfaden in das Ei ein. Wie sich dieses vor Überfruchtung schützt, ist mir nicht bekannt. Die Eihülle ist jedenfalls schon vorher innerhalb des mütterlichen Körpers vor- handen und muss also für die Spermatozoen durchdringbar sein. Aus- nahmsweise finden sich mehrere Spermatozoen im Ei, dessen Entwick- lung jedoch in diesem Falle eine abnorme zu werden scheint. Davon soll im nächsten Kapitel noch etwas eingehender die Rede sein. Die Stelle, an welcher das Spermatozoon in das Ei eindringt, ist nicht bestimmt. Man sieht es vielfach an einer den Richtungskörpern entgegengesetzten Stelle eintreten (Fig. 101, Taf. XXX), doch scheint die Eintrittsstelle auch eine beliebige andere sein zu können. Bei dem in Fig. 102 dargestellten Ei liegt sie z.B. in der Nähe der Richtungs- spindel und eben so in dem Ei Fig. 128 (Taf. XXXI). Dieses letztere lässt den Kopf eines erst ganz vor Kurzem eingedrungenen Samen- fadens erkennen, der sich von den in der Umgebung des Eies gelege- nen Spermatozoen noch kaum unterscheidet. Die Schwanzfäden der Spermatozoen von Ophryotrocha sind außerordentlich zart, so dass sie sich an Schnitten gewöhnlich nicht mehr erkennen lassen. Am Spermatozoenkopf, der zunächst in seiner Struktur unver- ändert bleibt, tritt bald eine Strahlung auf. Dies geschieht in der Weise, dass ein körniger Plasmahof (Archoplasma) dicht neben dem Kern auftritt und von diesem die Strahlung ausgeht. Man findet diesen Plasmahof an kürzlich erst eingedrungenen und noch nicht weit vom Eirand entfernten Spermatozoen entweder nach außen, d. h. zwischen dem Spermakern und dem Eirand oder aber nach innen, d. h. gegen die Mitte des Eies hin gelagert. Im ersteren Falle sieht man oft den Spermakern noch völlig außerhalb der Strahlung gelegen, d. h. wenn man von der Eiperipherie her gegen ihn fortschreitet, so trifft man zu- nächst auf das Archoplasma mit einer noch wenig umfangreichen Strah- lung und dann erst auf den Spermakern. Dieses Verhalten kann jeden- falls nicht anders gedeutet werden, als dass die Strahlung hinter dem | Spermatozoenkopf, also wahrscheinlich aus einem Mittelstück, ihren Ur- sprung nimmt. Man bemerkt an den gefärbten Spermatozoen sowohl innerhalb des Wurmkörpers wie auch außerhalb desselben eine helle, wenig gefärbte Partie, welche dem Spermatozoenkopf wie eine kleine Kappe aufsitzt (Fig. 151 sp). Sie dürfte wohl dem Mittelstück entsprechen. Der Spermakern scheint nun bald eine Wendung zu machen, denn in kürzester Zeit findet man die Strahlung nach innen gegen die Eimitte zu gerichtet (Fig. 151, Taf. XXXII). Da man gelegent- Zeitschrift f, wissensch, Zoologie. LX. Bd, 1) 640 E. Korschelt, lich das Archoplasma auch neben dem Kern findet (Fig. 101, Taf. XXX), so ist es mir sehr wahrscheinlich, dass derselbe mit seinem Ein- treten in das Ei eine Drehung von 180° erfahren hat. So viel ich sehen kann, nimmt er den kürzesten Weg, d.h. er bewegt sich in . ziemlich gerader Linie vorwärts; wenn man dabei die Strahlung nicht zwischen der Eiperipherie und dem Kern, sondern seitlich von diesem gelagert findet, so kann man ziemlich sicher annehmen, dass dieser Kern in der Drehung begriffen ist. Der Vorgang scheint sich übrigens nicht bei allen Spermatozoen in gleichem Zeitpunkte ab- zuspielen. Ich finde solche Kerne, die bereits tiefer in das Ei einge- drungen sind und bei denen doch das Archoplasma mit Strahlung noch ganz gegen den Eirand zu gelagert ist, während es sich hingegen bei anderen, die noch mehr peripher liegen, bereits vor dem Kern, also centralwärts gelagert findet (Fig. 151). Wenn der Kern noch nicht weit vom Eirand entfernt ist, wird die Bahn, welche er genommen hat, da- durch bezeichnet, dass zwischen ihm und dem Eirand eine schmale Strecke des Eiplasmas dunkler gefärbt ist (Fig. 151). Sie beginnt an einer leichten, hügelförmigen Erhebung des Eies, wo höchst wahr- scheinlich das Spermatozoon eindrang. Es scheint also auch hier wie bei den Eiern anderer Thiere ein Empfängnishügel gebildet werden zu können, den ich allerdings nicht immer bemerken konnte. Es mag sein, dass er in anderen Fällen schon rasch wieder schwindet. An dem in Fig. 151 abgebildeten Ei hat die Drehung des Spermatozoenkopfes bereits sehr früh stattgefunden. Derselbe liegt bereits innerhalb der Strahlung und man sieht eine Anzahl von Radien seiner (dunkel ge- färbten) Bahn entsprechend gegen den Empfängnishügel hinziehen und sich allem Anschein nach bis an den Rand des Eies verlängern. Die Strahlen des Archoplasma verschmelzen mit dem Eiplasma, welches einen maschigen Bau zeigt und verlieren sich gegen ihr Ende hin in ihm. Die Strahlung des Spermakerns zeigt sich in verschiedener Weise aus- gebildet. Entweder finde ich nur eine ziemlich homogene oder ganz fein- körnige Plasmapartie, von welcher die Strahlung ausgeht (Fig. 101,102). Es ist dieselbe, welche ich bisher als Archoplasma bezeichnete. In ihr bemerkte ich jedoch in anderen Fällen ein helles, kugliges Gebilde 'Fig. 151) und es ist wohl wahrscheinlich, dass dieses dem CGentrosoma entspricht, welches nur in jenen anderen Fällen nicht hervortrat. Anfangs zeigt der ins Ei eingedrungene Spermatozoenkopf die intensiv dunkle Färbung, welche die Köpfe der Samenfäden über- haupt auszeichnet (Fig. 128, Taf. XXXI). Diese Beschaffenheit behält er noch eine längere Zeit bei (Fig. 101, 102, Taf. XXX, Fig. 151, Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 641 _ Taf. XXXII) und bereits recht tief in das Ei eingedrungene Sperma- kerne zeigen zunächst nur eine ganz gleichmäßig dunkle Färbung. - Dann bemerkt man in ihnen einzelne helle Stellen Vacuolen ähnlich (Fig. 152). Dieselben vergrößern sich, was übrigens auch für den - ganzen Kern gilt (Fig. 153). Seine Färbung ist nicht mehr eine so inten- sive (Fig. 110, Taf. XXX]. Während die Grundfärbung etwas heller - geworden ist, bemerkt man in ihm Stränge einer dunkleren Substanz; es tritt also jetzt schon ein Kerngerüst auf (Fig. 153). In einem späteren Stadium zeigt sich dasselbe bereits etwas deutlicher ausgebildet; _ vacuolenartige Bildungen sind aber noch immer im Kern vorhanden. Es beginnt sich ein Kernkörper herauszubilden, der rasch immer um- fangreicher wird (Fig. 154). Die Größe des Kernes hat unterdessen A schon erheblich zugenommen und dies ist auch weiterhin der Fall - (Fig. 155). Das Kerngerüst wird immer deutlicher; der Kernkörper hat = sich vergrößert und zeigt nunmehr bereits den wabigen Bau, welchen wir - früher an den Nucleolen der Furchungszellen kennen lernten. Gegen- - über seiner anfänglichen Beschaffenheit hat sich der Spermakern jetzt bereits außerordentlich verändert. Um die Wandlungen, welche er in 4 Größe und Struktur durchmachte, recht klar hervortreten zu lassen, H wurden die Fig. 151—155 bei der gleichen Vergrößerung angefertigt. - Dasselbe gilt übrigens auch für die Fig. 156—169 (Taf. XXXII und _ XXXII), welche die weitere Ausbildung des Spermakerns darstellen. £ Während Ei- und Spermakern bisher eine kugelrunde Gestalt - zeigten, fängt sich dies nunmehr an zu ändern. Besonders der Sperma- kern erhält hier und da Ein- und Ausbuchtungen, welche seine Form - unregelmäßig erscheinen lassen (Fig. 156). Seine Färbung ist zunächst noch ziemlich dunkel, so dass sowohl das Kerngerüst' wie auch der - Kernkörper sich noch nicht so stark von der Umgebung abhebt. Dies ist auf einer etwas späteren Ausbildungsstufe bedeutend mehr der } Fall (Fig. 157). Das Kerngerüst besteht aus feineren und stärkeren # Strängen, die sich hier und da kreuzen. An den Kreuzungspunkten 4 ‘ tritt das Chromatin mehr hervor. Man erkennt hier besonders deut- B ! K * z lich, was aber auch sonst an den Strängen zu bemerken ist, dass sie aus feinen Körnchen zusammengesetzt sind. Der Kernkörper ist außer- ordentlich umfangreich geworden und zeigt jetzt sehr klar die schon - früher erwähnte Wabenstruktur. ; Die zuletzt vom Spermakern gegebene Schilderung kann eben so- _ wohl für den Eikern gelten, denn beide Kerne sind einander in Gestal- tung und Bau jetzt völlig gleich. Der Eikern brachte schon sehr bald ein Kerngerüst zur Ausbildung, in welchem dann ebenfalls ein Nucleo- _Jus auftrat (Fig. 176—178). Die Fig. 157 zeigt beide Kerne schon ein- Y n 42* 642 E. Korschelt, ander stark angenähert und man sieht, dass ihr Bau ein sehr überein- stimmender ist. Auch von ihrer äußeren Form gilt dasselbe. Wie schon erwähnt kann dieselbe unregelmäßig sein (Fig. 157, 458, Taf. XXX), doch erscheinen beide Kerne auch vielfach von kugelrunder Gestalt (Fig. 176—180). Verschiedenartig ist dagegen die Größe beider Kerne. In Folge des frühen Eintritts des Spermatozoons nimmt der Spermakern rascher als der Eikern am Umfang zu und auch seine Ausbildung schreitet schneller fort. Übrigens wächst dann der Eikern rascher und wenn beide Kerne zur Berührung kommen, zeigen sie im Allgemeinen ziemlich gleichen Umfang. Es ist hier noch zu bemerken, dass die an- geführten Unterschiede in den beigegebenen Figuren nicht immer in gleicher Weise hervortreten, da diese nach Schnitten ausgeführt wur- den und in letzteren oft nicht die Kerne in ihrem vollen Umfang ent- halten sind. Weiterhin erleiden Ei- und Spermakern sehr auffallende Verände- rungen ihrer Struktur. Von der Beschaffenheit der achromatischen Strukturen in ihrer Umgebung sehe ich dabei zunächst ab. Die Größen- zunahme der beiden Kerne schreitet noch weiter fort, wovon ihre Struk- tur zunächst noch nicht beeinflusst wird. So zeigt die Fig. 158 einen etwas älteren Spermakern, welcher außer dem dunkel gefärbten und höchst umfangreichen Nucleolus ein wenig hervortretendes Gerüstwerk chromatischer Substanz enthält. Auffallenderweise fängt dieses letztere bei der weiteren Größenzunahme des Kernes an undeutlich zu werden. Man erkennt im Kernraum nur noch wenig ausgeprägte Chromatin- stränge, die gegen den Kernsaft fast verschwimmen (Fig. 159). Später schwinden sie vollständig (Fig. 160, 164). Mit dieser Erscheinung ist eine beträchtliche Vergrößerung und eine Umgestaltung in der Struktur des Nucleolus verbunden. Diese Vorgänge betreffen in gleicher Weise sowohl den männlichen wie den weiblichen Kern, so dass sie für beide zusammen abgehandelt werden können. Sie zeigen außerdem eine große Übereinstimmung mit den Strukturveränderungen, die in einem frühe- ren Kapitel von den Kernen der Furchungszellen beschrieben wurden (Fig. 49-—60, Taf. XXIX). Ganz ähnlich wie bei jenen erfährt auch hier der Nucleolus einen Zerfall und gelangt schießlich zur Auflösung, wobei die chromatische Substanz eigenthümlichen Veränderungen unter- worfen ist. Anfangs war das Maschenwerk des Kernkörpers sehr regelmäßig gestaltet. Die Zwischenräume der Maschen erschienen ziemlich eng (Fig. 157, 158); später werden sie erheblich weiter (Fig. 159) und der Nucleolus erscheint gegen früher wie aufgebläht, zumal auch seine Färbbarkeit nicht mehr eine so starke ist. Diese nimmt überhaupt Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 643 immer mehr ab, wie dies in ähnlicher Weise auch für die Nucleolen der embryonalen Kerne festgestellt wurde. Ebenfalls übereinstimmend mit jenen stellt sich dann bald ein Zerfall des Maschenwerks ein. Die Maschenräume werden größer, was wohl damit zusammenhängt, dass einzelne von ihnen zusammenfließen. Außer den stark färbbaren Maschenwänden treten dunkle Körnchen Anfangs in geringer, später in größerer Zahl auf (Fig. 160). Damit und im Verein mit dem Zerreißen oder sonstigen Schwinden der Maschenwände wird die ganze Struktur des Nucleolus gegenüber seiner früheren Beschaffenheit außerordent- lich unregelmäßig. Von den beiden in Fig. 160 abgebildeten Vorkernen zeigt der eine bereits den Anfang dieses Processes, welcher bei dem anderen schon weiter vorgeschritten ist und in dem durch Fig. 161 dargestellten Spermakern einen noch höheren Grad erreicht hat. Der letztere Nucleolus weist nur noch wenige Reste des Maschenwerkes auf, dagegen ist in ihm eine große Zahl stark gefärbter Körner enthalten. Vielfach glaubt man ganz direkt verfolgen zu können, wie diese Körner durch Zerfall des Maschenwerkes entstehen. Ich will diese Vorgänge nicht ins Einzelne verfolgen. Sie spielen sich in ähnlicher Weise ab wie bei den Embryonalkernen, bei deren Schilderung sie genauer dar- gestellt wurden. Nochmals hervorheben möchte ich jedoch, dass mit der Abnahme der Färbbarkeit des Nucleolus und dessen Zerfall eine Zunahme des Färbungsvermögens des »Kernsaftes« Hand in Hand geht, welche Erscheinung darauf hinweist, dass eben die färbbare Substanz des Nucleolus an den Kern selbst übergeht. Dass vom Kerngerüst zu dieser Zeit nichts mehr zu erkennen ist, wurde bereits früher mit- getheilt. Auf einer etwas späteren Ausbildungsstufe des männlichen und weiblichen Kernes ist vom Maschenwerk des Kernkörpers nichts mehr vorhanden. Die Färbung des Kernraums ist eine noch dunklere ge- worden und gegen ihn hebt sich jetzt der hellere Nucleolus ganz be- sonders deutlich ab (Fig. 162). Letzterer ist erfüllt von heller und dunkler gefärbten Körnern verschiedener Größe, von denen anzunehmen ist, _ dass sie durch Zerstückelung des Maschenwerks entstanden. Man sieht die bedeutende Größe, welche die Nucleolen erlangen, die übrigens bei den in Fig. 163 abgebildeten Kernen noch zugenommen hat. Die Be- schaffenheit der Kernkörper ist hier ungefähr dieselbe geblieben; eben so ihre Beziehungen zum übrigen Kern im Hinblick auf das Färbunsgs- vermögen. Der Nucleolus erscheint hell, der Kernraum dunkel gefärbt; im letzteren ist noch immer nichts von einem Kerngerüst zu bemerken. Für die beiden Geschlechtskerne möchte ich hier hervorheben, dass sie ihren Umfang noch bedeutend vergrößern, wenn sie sich ein- ee N nn 644 BE. Korschelt, ander schon stark genähert oder bereits. berührt haben. Der Weg, welchen sie im Ei durchlaufen, ist im Hinblick auf dessen Umfang ein so kurzer, dass die immerhin recht bedeutenden Umwandlungen, welche beide Kerne erleiden, außerordentlich rasch verlaufen müssten, wenn sie schon vor ihrer Berührung beendigt sein sollten. Die Größenver- hältnisse der bereits in ziemlicher Nähe gelegenen Kerne ergeben sich am besten aus einem Vergleich der Fig. 157, 160, 463, 469. Nachdem der Nucleolus beider Kerne einen so beträchtlichen Um- fang und die zuletzt geschilderten Strukturverhältnisse erreicht hat, beginnt seine thatsächliche Auflösung. Bisher war seine Begrenzung stets eine sehr scharfe gewesen. Er hob sich an seinem ganzen Umfang deutlich gegen den übrigen Kerninhalt ab, gegen den er im Anfang durch die stärkere, späterhin im Gegentheil durch die schwächere Fär- bung abstach (Fig. 157, 158, 160, 162). Nunmehr wird aber seine Be- grenzung hier und da undeutlich, so dass sein Inhalt an einigen Stellen sich kaum mehr gegen die Umgebung abhebt. Es scheint fast, als ob in Folge der fehlenden Umgrenzung des Kernkörpers eine Mischung seines Inhalts mit dem Kernsaft einträte, so dass beide sich allmählich immer weniger in der Färbung von einander unterscheiden. Die Diffe- renz zwischen Kernkörperinhalt und Kernraum schwindet auch in so fern immer mehr, als in dem letzteren jetzt erst vereinzelt, dann zahlreicher körnige oder strangförmige Ghromatingebilde aufzutauchen beginnen. Die Figuren 164—166 wurden zur Erläuterung dieses Verhaltens an- gefertigt. Fig. 164 lässt den Nucleolus zwar noch im Ganzen erkennen, aber seine Begrenzung ist im gesammten Umkreis undeutlich geworden, so dass er gewissermaßen gegen die Umgebung verschwimmt. Auffällig ist es, dass man zu dieser Zeit im Nucleolus vielfach eine Zusammen- lagerung einzelner oder mehrerer Körner zu einer reihenartigen Anord- nung bemerkt. Dies trat schon in einem früheren Zustand hervor, so z. B. in dem Spermakern der Fig 162. Wenn man eine solche reihen- weise Anordnung der Körner in noch früheren Stadien bemerkt, so könnte man leicht geneigt sein, dieselbe auf einzelne noch erhalten gebliebene und im körnigen Zerfall begriffene Stränge des Maschen- werkes zurückzuführen. Für die späteren Stadien ist jedoch eine der- artige Annahme in keiner Weise mehr stichhaltig. Der Nucleolus hat sich stark vergrößert und in seinem ganzen Bau verändert. Das kör- nige Stadium mit wohl ausgebildeter Begrenzung sieht man jenem zuletzt geschilderten, bei welchem die deutliche Umgrenzung verloren geht, vorangehen. Es müssen daher die aus Körnern bestehenden Y Über Kerntheilung, Bireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 645 strangartigen Gebilde, die man jetzt auftauchen sieht, für eine Neu- bildung gehalten werden. Die reihenweise Anordnung der Körner tritt immer schärfer hervor und wird dadurch noch deutlicher, dass zwischen den einzelnen Kör- nern eine Verbindung hergestellt wird. Die Körner scheinen mit ein- ander zu verkleben; indem sie selbst weniger scharf sich hervorheben, - fällt der Strang als solcher mehr in die Augen (Fig. 165). Er hat das re Se Eee en > TEE a. ” o > R Aussehen einzelner Strecken eines körnigen Kernfadens. Da ein sol- cher von ebenfalls körniger Struktur im Kernraum aufzutauchen be- ginnt, so ist das Verhalten des Kernkörperinhalts jedenfalls auffallend. Einzelne Partien der chromatischen Struktur des Kernraums erkennt man in den Fig. 164—166. Die Verbindung der Körner zu einem kernfadenartigen Strang macht immer weitere Fortschritte, indem diese Strangstücke länger werden. Solche gewundene Partien erkennt man z.B. in dem Nucleo- lus Fig. 166 an verschiedenen Stellen. Es kann nicht geleugnet wer- den, dass die Übereinstimmung mit einem Kernfaden hier eine auffällige ist. Da während dieses Zustandes des Nucleolus dessen Begrenzung immer unklarer wird und sein Inhalt sich mit dem übrigen Kerninhalt vermischt, so wird schließlieh die Unterscheidung zwischen den im Kernkörper und den außerhalb d. h. im Kernraum liegenden geformten Gebilden schwierig und fast unmöglich. An einzelnen Stellen, wo die Grenze des Nucleolus völlig geschwunden ist, kann man jedenfalls von einem Übergang der chromatischen Substanz des Kernraums in die- jenige des Kernkörpers sprechen. Man muss das Objekt selbst betrach- ten; Abbildungen vermögen dies nicht so deutlich und überzeugend zu machen, wesshalb ich von weiteren Figuren, die sich in großer An- zahl beibringen ließen, absehe. Der Nucleolus, welcher bereits in einzelnen Partien kaum mehr zu erkennen war, wird späterhin völlig undeutlich , so dass sein Inhalt nunmehr thatsächlich in denjenigen des Kernes übergegangen ist. Wenn zu dieser Zeit noch strangförmige Gebilde im Kernkörper vor- handen waren, so werden sie von denen des Kernes selbst kaum zu unterscheiden sein. Dagegen kann man als deutlichen Rest des Kern- körpers im Kernraum noch eine Menge von Körnern auffinden, falls diese noch zu einer größeren Gruppe zusammen liegen, so wie dies z.B. in Fig. 167 der Fall ist. Auch sonst findet man einzelne Körner im Kernraum zerstreut, welche wohl des gleichen Ursprungs sein mögen. Von vorn herein erscheint eine Verwendung der geformten Sub- stanz des Kernkörpers zum Aufbau der chromatischen Theile des En ri - Kernes wenig wahrscheinlich und doch wird man bei derartigen Bil- 646 E. Korschelt, dern, wie ich sie hier von der Auflösung des Kernkörpers mittheilte, an eine solche denken müssen. Es liegt mir fern zu sagen, dass ich eine solche Verwendung der Nucleolensubstanz bewiesen hätte, aber als bemerkenswerth muss ich dieses Verhalten doch ansehen. Es kommt hinzu, dass ich auch bei den embryonalen Kernen ein sehr ähn- liches Verhalten der Kernsubstanz bemerkte, nur dass dieses weniger in die Augen fallend als dasjenige des männlichen und weiblichen Kernes ist. Immerhin schienen auch dort die Umwandlungen des Nu- cleolus mit dem Schwinden und Wiederauftreten des Kernfadens in Verbindung zu stehen. Ich wies bereits bei jener Gelegenheit darauf hin, dass Färbungen mit dazu geeigneten Reagentien die hier gehegten Vermuthungen entweder zu größerer Gewissheit erheben könnten oder aber dazu führen müssten, sie zu verwerfen. Ich hoffe, dass es mir selbst noch möglich sein wird, an dem für derartige Untersuchungen offenbar recht günstigen Material besser geeignete Färbungsmethoden anzuwenden. Immerhin schienen mir die hisherigen Ergebnisse auch in der vorliegenden Form schon mittheilenswerth, da sie vielleicht zu weiteren Untersuchungen über die Bedeutung der Nucleolen Veran- lassung geben. Beobachtungen, welche für eine Verwendung der Nu- cleolensubstanz zum Aufbau der Chromatingebilde des Kernes sprechen, sind überdies wiederholt gemacht worden und lassen es jedenfalls nicht als unmöglich erscheinen, dass Derartiges vorkommt. Auf einige der in Frage kommenden Angaben wies ich bereits weiter oben hin, als von den Kernen der Embryonalzellen die Rede war. Ich bin auf die Strukturverhältnisse und besonders auf die Um- wandlungen des Nucleolus desshalb etwas näher eingegangen, weil die Ähnlichkeit dieser Erscheinungen mit denen an den Nucleolen der Embryonalkerne eine so große ist. Man erkennt dies sofort bei einer Vergleichung der auf die Geschlechtskerne bezüglichen Figuren 157 bis 159, 160, 4164, 463, 164—166 (Taf. XXXII und XXXIII) mit den auf die Embryonalkerne bezüglichen, ungefähr parallelen Figuren 49—51, 52—56, 80B, 58—60 (Taf. XXIX). Der anfängliche wabige Bau, dessen Zerfall, das Auftreten der Körner; das Aufblähen und die all- mähliche Auflösung des Kernkörpers in Verbindung mit der Zunahme der Färbbarkeit des Kernplasmas, dem Schwinden und Wiederauf- tauchen der chromatischen Elemente, alles dies sind Erscheinungen, die sich hier wie dort in gleicher Weise wiederholen und die nämliche Deutung herausfordern. Eine solche wurde in dem einen wie in dem anderen Falle versucht. Das Verhalten der beiden Geschlechtskerne wurde zunächst bis zur Auflösung ihrer Kernkörper verfolgt (Fig. 167). Des Auftretens der Über Kerntheilung, Rireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 647 chromatischen Gebilde wurde bereits gedacht. Sie erscheinen zu- nächst als körnige Fäden von recht unregelmäßiger Bildung. Diese Fäden ziehen eine Strecke weit durch den Kern, dann sieht man sie sich gabelförmig theilen (Fig. 168). Sie erscheinen sehr plump; die sie zusammensetzenden Körner treten deutlich hervor. Die Färbung der Fäden ist Anfangs nur eine schwache, doch nimmt dieselbe bald zu. In einem späteren Stadium (Fig. 169) sieht man das Kerngerüst besser ausgebildet. Die Fäden erscheinen stärker gefärbt; ihre Zusammen- setzung aus Körnern erkennt man noch immer, aber das ganze Gerüst- werk ist so zu sagen distinkter. Längere Fadenzüge durchsetzen jetzt den Kernraum, doch findet man außer diesen nicht getheilten Partien auch noch solche, die sich gabeln. Ein einziger zusammenhängender Kernfaden ist in diesem Stadium jedenfalls nicht vorhanden. Immer- hin erinnert das ganze Aussehen des Kernes bereits stark an dasjenige eines solchen, der von einem kontinuirlichen Kernfaden durchzogen wird. Aus dem Kerngerüst, von welchem man füglich jetzt noch sprechen kann, geht in Folge des Schwindens der Verbindungsstücke der Kernfaden hervor. Derselbe ist Anfangs noch sehr lang und durch- zieht den Kern in einer Anzahl von Windungen, so dass dieses Sta- dium von dem vorigen zunächst noch wenig verschieden ist. Allmäh- lich ändert sich jedoch die Beschaffenheit des Kernfadens dadurch, dass seine Substanz eine Verdichtung erfährt, wobei die körnige Struktur schwindet und die Färbbarkeit zunimmt. Den Verlauf dieser Vorgänge fand ich ebenfalls in beiden Kernen übereinstimmend. Man sieht jetzt in ihnen einen mehrfach gewundenen Kernfaden (Fig. 170). Ob dies thatsächlich ein einziger, zusammenhängender Faden ist oder ob er aus zwei Stücken besteht, wie man vermuthen könnte, diese Frage zu ent- scheiden war weder in diesem Stadium noch in den jetzt folgenden Zuständen beider Kerne möglich, da der Faden wie gesagt verschiedene Windungen macht und man diesen nicht stetig zu folgen vermag. Mit der Verdichtung des Chromatins im Kernfaden war auch eine Verkürzung desselben verbunden, die sich nunmehr noch weiter fortsetzt, wie man dies aus einem etwas vorgeschritteneren Stadium (Fig. 171) erkennt. Diese Verkürzung nimmt auch weiterhin noch ihren Fort- gang und eben so die Zunahme der Färbbarkeit des Kernfadens. Übri- gens bemerkt man jetzt eine Verminderung des Volumens beider Kerne, während dieselben bis vor Kurzem an Umfang stets zugenommen hatten. Bisher waren beide Kerne sehr scharf begrenzt (Fig. 170, 174), doch beginnt nunmehr ihre Umgrenzung undeutlich zu werden. Noch kann man zwar beide Kerne in ihrem ganzen Umfang erkennen (Fig.172), aber hauptsächlich nur daran, dass der Kernraum heller erscheint als 648 E. Korschelt, die Umgebung. Die Membran der Kerne ist fast ganz geschwunden. Geltend macht sich auch die Volumabnahme beider Kerne, welche wohl von einer Vertheilung des Kernsaftes in die Umgebung herrührt. Jedenfalls schwindet die Abgrenzung beider Kerne nun bald völlig und man kann dann beide nur noch an den getrennten Chromatinpartien erkennen. Schon zu einer Zeit, da man die Anlage der Spindel deutlich wahrnimmt (Fig. 171, 472), sind doch beide Kerne noch vollständig von einander getrennt und zum Theil in der völlig gleichen Ausbil- dung wie früher vorhanden (Fig. 171). Ihre Vereinigung erfolgt also erst sehr spät und auch in der schon gebildeten Furchungsspindel kann man die jedem Kern zugehörige Chromatinpartie noch wahr- nehmen (Fig. 173). Die schon vorher bemerkte Verkürzung des Kern- fadens hat sich unterdessen im verstärkten Mahe fortgesetzt und end- lich ließ sich auch eine Zweitheilung der Chromatinpartie jedes Kernes deutlich erkennen. Wenn die Kernmembran geschwunden ist und das Chromatin nunmehr direkt in der unterdessen zur Ausbildung ge- langten Spindel liegt (Fig. 173), finden sich zwei Paare von Kern- schleifen in derselben Lage, wie sie aus dem Ei- und Spermakern her- vorgingen. Dass diese »bilaterale Symmetrie« auch fernerhin bei den embryonalen Kernen noch vorhanden wäre, wie dies RückERT ganz neuerdings für den von ihm untersuchten Oyclops angiebt und für andere Formen wahrscheinlich machte, habe ich nicht beobachtet. Die Schleifen sind noch immer ziemlich lang und mehrfach ge- wunden. Um in die endgültige Form der Chromosomen überzugehen, müssen sie sich noch bedeutend verkürzen. Auch ihre Lage hat sich noch entsprechend zu verändern. Die weiter ausgebildete Furchungs- spindel ist in Fig. 174 bei schwächerer Vergrößerung dargestellt. Sie weist in der Äquatorialplatte vier gegen früher erheblich verkürzte, aber noch immerhin ziemlich lange Kernschleifen auf. Man sieht also auch bei Ophryotrocha, wie dies nach E. van BENnEDEN’s Entdeckung an Ascaris auch bei einer Reihe von anderen Formen bekannt geworden ist, die Chromosomen des väterlichen und diejenigen des mütterlichen Kernes getrennt von einander in die Äquatorialplatte der Furchungs- spindel eintreten und dem entsprechend auch bei der nunmehr er- folgenden Theilung zunächst getrennt bleiben. Dieses Folgestadium, die erste Furchungsspindel mit den beiden Tochterplatten bringe ich hier ebenfalls noch zur Darstellung, weil die Zahlenverhältnisse ihrer Chromosomen aus dem in einem früheren Kapitel besprochenen Grunde von Wichtigkeit sind. Jeder Tochterstern enthält vier hufeisenförmige Chromosomen. Die Chromatinverhältnisse der ersten Furchungsspindel NETT N ne N NR ie Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 649 sind also dieselben, wie sie auch weiter oben von den ersten Fur- chungsstadien und anderen embryonalen Zellen beschrieben wurden (Fig. 19— 21, Taf.XXVIII). Bezüglich ihrer sonstigen Gestaltung scheint die erste Furchungsspindel mit der in Bildung begriffenen ersten Rich- tungsspindel Ähnlichkeit zu haben, indem auch bei ihr Mantelfasern vorhanden sind, die von Pol zu Pol ziehen (Fig. 17%, 175). Genauer habe ich allerdings die achromatischen Strukturen der ersten Fur- chunssspindel nicht untersucht. In ihrer Gestalt ist sie von der ausge- bildeten ersten Richtungsspindel sehr different, was damit zusammen- hängt, dass sich bei dieser die sehr verkürzten Chromosomen inmitten der Spindel dicht zusammendrängen, während hier vier noch recht umfangreiche und von einander ganz unabhängige Kernschleifen vor- handen sind (Fig. 92, 93, Taf. XXX, Fig. 174,175, Taf. XXXIN. Die Gestalt der ersten Richtungsspindel ist dem entsprechend eine sehr schlanke, die der ersten Furchungsspindel eine weit plumpere. Bei der bisherigen Darstellung des Befruchtungsvorganges wurde absichtlich fast nur des Kernes selbst gedacht und die achromatische Struktur zumeist unberücksichtigt gelassen, doch muss dies nunmehr nachgeholt werden. Vom Eikern wurde schon erwähnt, dass seine Pol- strahlung zwar zunächst noch erhalten sein kann (Fig. 114, Taf. XXXT), jedoch bald verloren geht. Der nach der Eimitte hin sich bewegende Eikern entbehrt jedenfalls der Strahlung gänzlich. Weder von ihr noch von einem Centrosoma ist an ihm etwas wahrzunehmen (Fig. 176). Das Gleiche ist auch in späteren Stadien der Fall (Fig. 177—479). Anders verhält es sich mit dem Spermakern. Von ihm wurde früher bereits angegeben, dass die Strahlung schon sehr bald auftritt und zwar hinter dem Spermatozoenkopf, so dass die Annahme seiner Entstehung aus einem Mittelstück gerechtfertigt erscheint (Fig. 101, 102, Taf. XXX). Die Anfangs schwache und wenig umfangreiche Strahlung des Sperma- kerns breitet sich bald immer weiter aus. Sie liegt jetzt vor dem Spermakern, wohin sie jedenfalls durch dessen Drehung gelangt ist. i - Allerdings ist dies nicht regelmäßig der Fall. Wie ich schon erwähnte kann die Polstrahlung auch bei tiefer eingedrungenen Kernen hinter denselben, d. h. also nach außen von ihnen liegen. Die Drehung des Spermatozoenkopfes scheint demnach nicht regelmäßig zur selben Zeit einzutreten. Ich fand sie zuweilen bereits vollzogen oder doch in Aus- führung begriffen, wenn der Kern erst eine kurze Strecke vom Eirand entfernt war und bezüglich seiner Struktur noch völlig homogen er- schien. Die Fig. 104 (Taf. XXX) stellt einen solchen Fall dar; bei etwas weiter fortgeschrittenen Spermakernen kann die Strahlung be- reits nach innen zu oder vor deren Kern liegen. Dieses Verhalten dient 650 E, Korschelt, zur Erläuterung recht verschiedenartiger Bilder, wie man sie vom Ei- und Spermakern wie von der Lagerung der Centrosomen des letzteren erhält. Bei älteren Kernen sieht man nämlich die Polstrahlungen eine recht verschiedene Stellung zu den beiden Geschlechtskernen einneh- men. Hierbei muss jedenfalls auch die Eintrittsstelle des Spermatozoons berücksichtigt werden, die man jedoch am Ei von Ophryotrocha in spä- teren Stadien nicht mehr feststellen kann. Ich erwähnte bereits früher, dass dieselbe eine wechselnde ist. Dringt das Spermatozoon, wie es der Fall sein kann, in der Nähe der Richtungsspindel ein, so wird sich der Weg des Spermakerns jedenfalls etwas anders gestalten, als wenn das Spermatozoon an einer den Richtungsspindeln ungefähr entgegen- gesetzten Stelle in das Ei eintrat. Derartig möchte ich mir die Lage- verschiedenheiten erklären, wie sie z. B. in den Fig. 176—180, Taf. XXXIH, Fig. 181—183, Taf. XXXIV hervortreten. Hier findet man übrigens zumeist nicht mehr eine einzelne sondern eine doppelte Strah- lung vor, wesshalb ich zunächst auf deren Entstehung einzugehen habe. So lange die Richtungsspindeln im Ei andauern, pflegt der Sperma- kern in seiner Ausbildung nur wenig fortzuschreiten. Sein Umfang nimmt nur um ein Geringes zu und auch die Veränderung seiner Struk- tur ist nur unbedeutend. Dagegen kann er allerdings schon während der Richtungskörperbildung bis gegen die Mitte des Eies vordringen. Die Fig. 110 (Taf. XXXI) stellt z. B. einen solchen Fall dar. Die Auf- quellung des Spermakerns hat schon begonnen und er besitzt eine höchst umfangreiche Strahlung. Das Ei befindet sich im Stadium der Bildung des zweiten Richtungskörpers mit schräg gestellten Spindeln. In den Eiern eines anderen Geleges, dessen zweite Richtungsspindeln zumeist auf einem etwas vorgeschritteneren Stadium (Fig. 114, Taf. XXXI) sich befanden, zeigte der Spermakern eine ähnliche Lage und Beschaffenheit, Das Gleiche gilt von der Strahlung in manchen Eiern; in anderen Eiern erschien dieselbe bereits doppelt. Es kann also schon zu dieser Zeit die Theilung des Centrosomas stattfinden; für gewöhnlich sah ich dieselbe jedoch erst später eintreten. Sie geht auf die bekannte Weise durch Einschnürung und Zertheilung des Centrosomas bezw. Archoplasmas vor sich (Fig. 177, 178). Ehe ich jedoch auf diese wie auf die Bildung des achromatischen Theils der Spindel eingehen kann, muss ich darauf zu sprechen kommen, was man beim Befruchtungsvorgang der Ophryotrocha unter dem Centrosoma zu verstehen hat. Ich hob bereits früher bei der Schilderung des Zustandekommens der Richtungsspindel hervor, dass ich leider durch Materialmangel genöthigt war, zunächst die für die Erhaltung der chromatischen Substanz geeigneten Konservirungsmittel anzuwenden und meine Aufmerksamkeit nicht in der gewünschten Weise MEN ae Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 651 auch den achromatischen Strukturen zuwenden konnte. Dieser Mangel macht sich hier um so fühlbarer. Bei den Richtungsspindeln boten sich folgende Befunde dar. An den Polen war entweder nur ein ziemlich homogener oder feinkörniger Plasmahof vorhanden (Fig. 94—100, Taf. XXX), den ich schlechthin als »Archoplasma« ansprach, oder ich konnte in einem solchen Plasma- hof, von welchem wie dort die Radien der Strahlung ausgingen, noch ein helles rundes Gebilde beobachten, welches ich dann für das Gen- trosoma halten musste. Dieselbe Bildung war in manchen Fällen recht deutlich, in anderen Fällen undeutlich; im Ganzen ließ sich wenig Be- stimmtes über sie aussagen (Fig. 92, 93, Taf. XXX, 103—106, Taf. XXXI und andere Figuren). Zuweilen sah ich dieses selbe Gebilde sich weniger durch die helle Färbung als durch scharfe Umgrenzung auszeichnen (Fig. 147, 148, Taf. XXXII). In seltneren Fällen konnte ich inmitten des Archoplasmas zwei kleinere rundliche Gebilde erkennen (Fig. 91 a, Taf. XXX). Bei so verschiedenen Befunden ist man in Verlegenheit, welche dieser Gebilde nun wirklich als Gentrosomen anzusprechen sind. Es kann allerdings kein Zweifel sein, dass die Differenzen wohl zunächst durch die für die Darstellung dieser Gebilde wenig geeigneten Konser- virungsmethoden veranlasst sind. Aus diesem Grunde schien es mir auch nicht lohnend, die Präparate noch nachträglich der Behandlung mit den HEıDEnHaInN’schen Färbungsmitteln zu unterziehen, zumal es sich auch ge- wöhnlich um diejenigen Präparate handelte, welche gerade die für mich wichtigeren chromatischen Strukturen besonders klar erkennen ließen. Wie die Befunde an den Richtungsspindeln schon unter sich nicht recht in Übereinstimmung zu bringen sind, so lassen sich mit ihnen auch diejenigen an den Befruchtungsstadien nicht ganz vereinigen. Allerdings findet sich unter Umständen am Spermakern ähnlich wie dort an den Polen der Spindel ein einfacher Plasmahof von homogener oder feinkörniger Beschaffenheit, von welchem die Strahlung ausgeht (Fig. 104, 402, Taf. XXX). Auch ein solcher Plasmahof mit eingelager- tem hellen Gebilde kommt vor, ebenfalls ähnlich dem Verhalten der Polstrahlungen bei den Richtungsspindeln (Fig. 110, Taf. XXXI). Wenn ein solcher dunkler Hof in der Umgebung der hellen Kugel vorhanden ist, so sieht man jedoch meistens die Radien bis zu dieser letzteren vor- dringen oder besser gesagt direkt von ihr ausgehen. Dieses Verhalten ist das gewöhnliche: ein dem Kern noch ziemlich dicht anliegendes und dann halbmondförmiges oder, wie es meist der Fall ist, ein kugliges helles Gebilde, welches neben dem Kern liegt (Fig. 151—155, Taf. XXXM). Höchst wahrscheinlicher Weise ist dieses als das Gentrosoma anzusehen, in ähnlicher Weise, wie dies auch für die Richtungsspindel angenommen 652 E. Korschelt, wurde, bei welcher eine Theilung verfolgt werden konnte (Fig. 104—106, Taf. XXXI). Wenn es nicht zu sehen, sondern nur eine dunkle körnige Plasmamasse am Spermakern zu bemerken ist, muss man annehmen, dass es in Folge ungenügender Konservirung nicht zum Ausdruck kam. Eben so wie bei den Richtungsspindeln kann dieses Gebilde, wie bereits erwähnt wurde, noch von einem dunklen, ziemlich homogenen Plasmahof umgeben sein, welcher dann zwar nicht immer, aber doch gewöhnlich die von der Mitte ausgehenden. Strahlen erkennen lässt. Der Spermakern selbst wird übrigens sehr bald in diese Strahlung hineingezogen, so dass diese auch von ihm mit auszugehen scheint (Fig. 151—155, Taf. XXX). Der dunkle Hof kann sich übrigens über einen großen Theil des Strahlensystems ausbreiten (Fig. 176—178 u.a. Fig.), doch treten die Radien stets über ihn hinaus in das Eiplasma von gewöhnlicher Färbung. Wie man aus den mitgetheilten Figuren erkennt, zeigen die centralen kugligen Gebilde einen sehr verschiede- nen Umfang. Ich finde sie zuweilen nur klein (Fig. 176, 179, 180), in anderen Eiern dagegen bedeutend umfangreicher (Fig. 182). Man geht wohl nicht fehl, wenn man dieses Verhalten durch die differente Wir- kung der Reagentien erklärt. Es kann kaum ein Zweifel darüber obwalten, dass die hellen kug- ligen Gebilde dieselben sind, welche auch andere Autoren am Sperma- kern fanden. So stimmen sie z. B. mit den von Bovzrı bei Ascarıs be- schriebenen Bildungen in so fern überein, als auch dort ein kugliges helleres centrales Gebilde von einem dunklen, von Strahlen durch- setzten Plasmahof umgeben ist. Von ihm aus setzen sich die Strahlen auf das übrige Eiplasma fort. Diese Bildungen sind Anfangs kleiner und wachsen dann später. Die Größendifferenzen sind also dort nor- maler Natur und durch die Entwicklung dieser Bildungen bedingt. Nach Boverr’s erst neuerdings wieder ausführlicher begründeter Auf- fassung entsprechen die hellen kugligen Gebilde den CGentrosomen, welche man sich demnach nicht immer nur als sehr kleine Körperchen vorzustellen hätte, sondern die auch eine recht bedeutende Größe er- langen können. Ganz besonders umfangreich findet sie Bovzrı auch nach seinen neueren Untersuchungen an Echinodermen. Im Seeigelei können sie zu zwei mächtigen, von der Strahlensonne umgebenen Kugeln heranwachsen. Boverı möchte diese Auffassung der Gebilde auch gegenüber den ebenfalls an Echinodermeneiern angestellten Unter- suchungen von Wırson und MaAruews aufrecht erhalten, welche die- selben Gebilde als Archoplasmen ansprechen. Kleinere Gebilde, welche gelegentlich in den »Gentrosomen« gefunden wurden, und welche man wohl für diese selbst halten könnte, bezeichnet Boverı als Gentro- Über Kerntheilung, Eireifang und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis, 653 someneinschlüsse. Auch bei Ophryotrocha findet man Ähnliches. So bemerkte ich zuweilen noch innerhalb des hellen kugligen Gebildes ein centrales, ein wenig dunkler gefärbtes Korn von ebenfalls kugel- förmiger Gestalt (Fig. 156). Ob derartige Gebilde oder die großen hellen Kugeln selbst als die CGentrosomen anzusehen sind, vermag ich an meinem Objekt nicht zu entscheiden. Darin muss ich Bovzrı bei- pflichten, dass die von ihm als Gentrosomen bezeichneten hellen Ge- bilde vielfach eine völlig scharfe Begrenzung aufweisen, was ich sowohl an den Richtungsspindeln wie an den Strahlungen der Sperma- kerne beobachten konnte. Dass diese an meinen Objekten nicht regel- mäßig vorhanden ist, kann möglicherweise an der hierfür nicht ge- nügenden Konservirung derselben liegen. Das Verhalten, welches diese Gebilde bei der Theilung zeigen, könnte Bovzrr's Auffassung nur bestätigen. Man sieht die regelmäßig gestalteten und scharf begrenz- ten Gebilde sich einschnüren und durchtheilen, wie dies von den Gentrosomen bekannt ist. Zwischen beiden Theilstücken spannen sich dann die Fasern aus. Man kann dieses Verhalten sowohl bei den Rich- tungspindeln als auch bei den Spermakernen beobachten. Die Theilung des Centrosomas am Spermakern kann, wie schon erwähnt, bereits eintreten, wenn die zweite Richtungsspindel im Ei noch vorhanden ist, doch erfolgt sie zumeist erst später, wenn der Spermakern schon größer geworden ist. Sie geht in ganz ähnlicher Weise vor sich, wie dies in einem früheren Kapitel auch schon für die Richtungsspindeln beschrieben wurde (Fig. 105, 106, Taf. XXXI). Das Gentrosoma, ich nenne es so, ohne mich damit für seine wirkliche Bedeutung als solches verbürgen zu wollen, schnürt sich ein, wodurch eine semmelförmige Figur zu Stande kommt (Fig. 178, Taf. XXXIM). Die beiden so entstandenen Centrosomen rücken bald aus einander (Fig. 179) und zwischen ihnen sieht man Fäden auftreten, die sich etwas stärker hervorheben als die Radien der Strahlung (Fig. 177, 176, 180 bis 182). Man erhält also ungefähr dieselben Bilder, wie sie auch bei der Bildung der Richtungsspindeln auftreten und es ist in Bezug auf sie dasselbe wie dort zu sagen. Dartiber, dass eine Art von Central- spindel durch die zwischen den Centrosomen vorhandenen Fasern ge- bildet wird, kann kein Zweifel sein, aber ob diese Fasern bei der Theilung der Centrosomen selbst entstanden oder nicht als bloße Radien des Strahlensystems aufzufassen sind, diese Frage lasse ich hier eben so wie bei den Richtungsspindeln unentschieden. Thatsache ist es hier wie dort, dass die Gentralspindel, auch wenn sie als solche angelegt wurde, nicht erhalten bleibt, da das Auseinanderweichen der Centro- 654 E. Korschelt, somen und die Lagerung der Kerne zwischen ihnen ihr Bestehenbleiben verhindert. Aus den angeführten Figuren (176—182), welche die Theilung der CGentrosomen illustriren, ergiebt sich auch die bereits erwähnte Thatsache, dass die Theilung zu recht verschiedener Zeit erfolgt oder dass die Gentrosomen lange in der Stellung verharren, welche sie kurz nach der Theilung aufweisen. Dass aber thatsächlich die Theilung auch recht spät erfolgen kann, darüber lassen Bilder wie das in Fig. 178 gegebene keinen Zweifel. Andererseits kann die Theilung bereits vor sich gehen, wenn der Spermakern die Beschaffenheit des in Fig. 110 (Taf. XXXI) abgebildeten besitzt. Die Figuren 176, 177, 179—-182 zeigen dann die CGentrosomen in einer Stellung, welche jedenfalls auf die erst kurz vorher vollzogene Theilung hinweist und doch sind diese Kerne in ihrer Ausbildung sehr verschieden, wie schon ihre Größe er- erkennen lässt. Die Lage der Doppelstrahlung zum Kern ist ebenfalls eine recht verschiedene und hängt jedenfalls von den oben erwähnten Umständen, nämlich vom Eindringen und der Drehung des Spermakerns ab. In Fig. 177 und 480 liegt die Strahlung so, wie man sie zu finden er- wartet, wenn das Spermatozoon in der Gegend des vegetativen Pols in das Ei eintrat und ähnlich liegen die Verhältnisse auch in den durch Fig. 176 und 178 dargestellten Eiern, obwohl in ihnen schon eine gewisse seitliche Verschiebung eingetreten ist. Die Kerne zeigen übrigens gerade in diesen Eiern eine sehr verschiedenartige Ausbil- dung. Während Ei- und Spermakern in Fig. 176 noch sehr klein sind und der eine von ihnen noch keinen Nucleolus besitzt, ist ihre Aus- bildung in Fig. 177 weiter fortgeschritten. Beide Kerne haben sich thatsächlich vergrößert und beide sind mit Nucleolen versehen. Die Größe und innere Ausbildung hat in Fig. 178 noch weitere Fortschritte gemacht und doch tritt in diesem Ei erst jetzt die Theilung der Centro- somen ein, welche in den vorher erwähnten Eiern (Fig. 176 und 177) schon vollzogen war. Die dunkle Zone, welche die Centrosomen um- giebt, tritt an allen diesen Eiern deutlich hervor. Zu bemerken ist weiterhin das gänzliche Fehlen der Strahlung am Eikern in diesen wie auch in den weiterhin zu besprechenden Eiern. Eine ganz abweichende Stellung zeigt die Doppelstrahlung in Fig. 181, 182 und besonders in Fig. 179. Die nahe liegende Erklärung für diese Lage der beiden CGentrosomen scheint mir, dass die Sperma- tozoen in diesen Fällen mehr von der Seite her (Fig. 181) oder mehr gegen den animalen Pol zu eingedrungen sind (Fig. 482, 179). Mit Sicherheit ist dies natürlich nicht mehr zu sagen. Es kann viel- Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 655 q leicht auch eine nachträgliche Drehung des Spermakernes einge- treten sein. In den Fig. 179—181 ist übrigens die Struktur beider Ge- schlechtskerne in so fern bemerkenswerth, als kein Nucleolus vor- handen ist und der Kern bereits das Gerüstwerk aufweist, obwohl er in seiner Größe und der Anlagerung der achromatischen Theile von der endgültigen Ausbildung noch ziemlich weit entfernt ist. Zumal be- trifft dies den Eikern. Denselben fand ich übrigens mehrfach in seiner Ausbildung weiter zurückstehend, was ja durch seine spätere Ent- stehung erklärt wird. Dass er längere Zeit einen geringeren Umfang besitzt als der Spermakern, wurde bereits weiter oben erwähnt und geht auch aus den hier beigegebenen Figuren hervor. Aus Fig. 176 er- kennt man, dass der Spermakern bereits einen Nucleolus besitzt, der Eikern aber nicht. In Fig. 182 steht der Eikern in seiner Ausbildung dadurch hinter dem Spermakern zurück, dass bei ihm der Nucleolus noch vorhanden, bei diesem jedoch bereits zur Auflösung gekommen ist. In Fig. 183 zeigen die beiden noch nicht zur Berührung gelangten Kerne einen wohlausgebildeten Kernkörper. i An die letztgenannte Figur (183) möchte ich die weitere Ausbildung. - der achromatischen Struktur der Spindel anknüpfen. Wie erwähnt, - rücken die beiden Gentrosomen nach geschehener Theilung aus einander, wobei anstatt der anscheinend vorhandenen Centralspindel zwischen beiden Gentrosomen Strahlen auftreten, gleich denen in ihrem son- - stigen Umkreis. Die Gentrosomen beginnen sich jetzt so zu lagern, wie dies ihrer endgültigen Stellung an der Spindel entspricht. Da sie nun vorher eine etwas verschiedenartige Stellung zu den Kernen einneh- men können, so muss auch diese Lageveränderung auf verschiedene Weise vor sich gehen. Wenn die Gentrosomen die, wie es scheint, am häufigsten vorkommende Lage zwischen dem Ei- und Spermakern einnehmen (Fig. 177, 180), so rücken sie wohl einfach aus einan- der und indem die beiden Kerne sich an einander legen, ist die künf- tige Lage der Spindel schon bestimmt. Die Gentrosomen haben ihre endgültige Lage eingenommen. Liegen die CGentrosomen hingegen vom Eikern abgewendet (Fig. 179, 182), so muss eines von ihnen um den Spermakern herumrücken (Fig. 183) oder aber die Kerne treten, nach- dem auch hier die Gentrosomen aus einander gewichen sind, zwischen _ ihnen hindurch, wobei der Spermakern vom Eikern weiter gedrängt wird, um diese etwas rohe Ausdrucksweise zu gebrauchen. Die Lage der Kerne und Centrosomen, wie sie sich in Fig. 179 darstellt, lässt _ den Vorgang derartig auffassen, da die Kerne hier noch nicht die centrale Lage eingenommen haben, welche die Furchungsspindel zeigt. Zeitschrift f. wissensch, Zoologie. LX. Ba. 43 656 E. Korschelt, Ähnliches ist aus Fig. 183 zu entnehmen. In wie weit bei diesen Lage- veränderungen der Kerne aktive Bewegungen derselben ‚betheiligt sind, worauf ihre an eine amöboide Beweglichkeit erinnernde Ge- staltsveränderung (Fig. 156 —158) hinweisen könnte oder in wie weit die Verschiebungen durch die Radien veranlasst werden oder ob sie schließlich nur die Folge von Umlagerungen in der Eisubstanz sind, kann hier nicht entschieden werden. Sollte die Strahlenbildung direkt oder indirekt auf die Bewegung der Kerne von Einfluss sein, was wohl ohne Weiteres angenommen werden darf, so müsste die treibende Kraft vom Spermakern ausgehen, da dem Eikern die Strahlung fehlt. Thatsächlich erstreckt sich die Strahlung schon sehr bald in das Gebiet des Eikerns hinein, wie die Fig. 176—183 erkennen lassen. In den weiter ausgebildeten Kernen sieht man die Gentrosomen derartig liegen, dass sie beide Kerne mit ihrer Strahlung zwischen sich fassen (Fig. 167—169). Ich kann hier keinen Unterschied zwischen denjenigen Strahlen sehen, welche nach außen hin, und denen, die gegen die beiden Kerne gerichtet sind und die späterhin wohl die Spindelfasern zu liefern haben, wie ich annehme. Allerdings muss ich nochmals betonen, dass meine Untersuchungen nicht besonders auf diesen Punkt gerichtet waren. Man bemerkt vielfach in Stadien, in denen die Gentrosomen schon längst ausgebildet sein und ihre definitive Lagerung eingenommen haben müssen, dass die beiden Geschlechtskerne nur von einem hellen Hof umgeben sind, um welchen sich wieder eine breite dunkle Zone herumzieht (Fig. 162, 163). Dasselbe kommt auch bei früheren Stadien vor (Fig. 157, 160) und ist offenbar nur auf den mangelhaften Erhal- tungszustand der Gentrosomen und Strahlungen zurückzuführen, welche nur in jenem hellen und dunklen Hof zum Ausdruck kommen. Es geht dies aus einem Vergleich jener Bilder mit anderen (Fig. 167 und 168) hervor, bei welchen jene Erscheinung auch zu bemerken ist, die Gentrosomen aber gleichzeitig besser ausgebildet und deutlich er- kennbar sind. | Anfangs liegen die CGentrosomen den beiden Kernen ziemlich nahe an (Fig. 169), so dass die gegen die Kerne gerichteten Radien sehr kurz sind. So fand ich die Lage der Gentrosomen auch noch in einem Stadium, in welchem der Kernfaden schon recht weit ausgebildet ist (Fig. 170). Eine wesentliche Differenz der nach außen und der gegen die Kerne hin verlaufenden Radien vermochte ich weder jetzt noch in etwas späteren Stadien an meinen Präparaten zu erkennen. Die Gentro- somen beginnen nunmehr von den Kernen wegzurücken, so dass die gegen die letzteren gerichteten Radien dadurch länger werden (Fig. 171). Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 657 Die Centrosomen nehmen während dieser Vorgänge und auch in den folgenden Stadien ziemlich beträchtlich an Umfang zu (Fig. 167—175), - was ich hier nicht auf die Rechnung einer verschiedenartigen Konser- virung, sondern auf ein wirkliches Wachsthum derselben setzen möchte, wie es auch Bovzrı für die entsprechenden Gebilde an den Eiern verschiedener Thiere beobachtete. Das Abrücken der Centrosomen von den Kernen nimmt seinen Fortgang, und die Gestalt der Spindel tritt nunmehr bereits erkennbar hervor (Fig. 172). Offenbar entstehen hier die Spindelfasern außerhalb des Kernes, ob und wie sie aus jenen Strahlen hervorgehen, habe ich jedoch nicht verfolgt. Es ist jedenfalls zunächst eine größere Anzahl von Strahlen vorhanden, als später Spindelfasern gebildet werden. Dies schien mir auch in einem späteren Stadium noch der Fall zu sein, in welchem die Spindel schon weit deutlicher ausgebildet und die Membran der Kerne geschwunden ist, so dass die Kernschleifen jetzt der Spindel selbst angehören (Fig. 173). Es ist nunmehr auch eine Verbindung der von dem einen und vom anderen Pol ausgehenden _ Fasern hergestellt, denn es giebt jetzt von Pol zu Pol durchgehende Fasern (Fig. 173, 17%). Dass dieselben durch Ausziehen der Fasern der vermuthlichen Centralspindel entständen, indem letztere doch während der geschilderten Vorgänge erhalten bliebe, kann ich nicht wohl anneh- men,und wenn dies nicht der Fall ist, so müsste also eine Verbindung der von dem einen oder vom anderen Pol ausgehenden Fasern direkt oder durch Vermittelung der achromatischen Substanz der zwischenliegen- den Kerne hergestellt werden. Beides ist möglich, kennt man doch auch bei dem gewöhnlichen Verlauf der Theilung Spindeln, deren Strahlensysteme Anfangs getrennt sind, indem der umfangreiche Kern zwischen ihnen liegt, und deren Spindelfasern zum Theil außerhalb des Kernes, zum Theil jedoch innerhalb desselben aus seiner achro- matischen Substanz entstehen. Solche »gemischtfaserige Spindeln« beobachtete z. B. Braus in den Zellen der Blastula von Triton. Wenn auch nicht in vollkommener Übereinstimmung mit der Bildung dieser Spindeln, bei denen schon früh die im Kern liegenden Fasern dessen Membran durchsetzen und gegen die Pole hinziehen, wohl aber in ähnlicher Weise kann man sich die Entstehung der ersten Furchungs- spindel bei Ophryotrocha vorstellen, indem die Anfangs außerhalb des - Kernes gelegenen Spindelfasern sich in den Bereich der beiden Kerne hinein verlängern und hier ihre Vereinigung finden. Dass Spindelfasern zunächst aus der Kernsubstanz hervorgingen und in umgekehrter Er- streckung sich gegen die Pole hin fortsetzten, habe ich jedenfalls nicht beobachtet. 43* 658 E. Korschelt, In ganz ähnlicher Weise wie bei Ophryotrocha kommt die Furchungs- spindel auch bei anderen Formen zur Ausbildung. So giebt Boverı von der Befruchtung von Pierotrachea und Phyllirhoe eine Darstellung, aus welcher hervorgeht, dass die sehr umfangreichen Kerne zwischen den beiden Strahlensystemen gelegen sind, ohne dass diese zunächst in Be- rührung stehen. Hier muss also die Spindel auf ganz ähnliche Weise wie bei Ophryotrocha zu Stande kommen. Diese Verhältnisse variiren übrigens sehr stark bei verschiedenen Formen. So bleiben z. B., wie eben- falls aus Boverr's Darstellung zu entnehmen ist, auch bei Ciona intestinalis der männliche und weibliche Kern mit ihren Membranen lange erhal- ten, aber zwischen ihnen verläuft vom einen zum anderen Gentrosoma eine Faserung, d.h. es ist eine Gentralspindel vorhanden, welche bei der Theilung des Centrosomas zwischen den nicht zur Berührung ge- langten Kernen zur Ausbildung kam. Diese gegenüber der Strahlung nur wenig umfangreichen Kerne verlieren ihre Membranen, ohne sich vorher berührt zu haben. Wieder andere Verhältnisse ergeben sich dann, wenn die Membran beider Kerne schon sehr früh zur Auflösung kommt, wie dies z. B. bei Ascaris megalocephala der Fall ist. Trotzdem entstehen nach Bovzrı auch bei diesem Wurm die Fasern der ersten Furchungsspindel aus dem Zellplasma. Ascaris megalocephala verhält sich übrigens in dieser Hinsicht ganz eben so, wie ich dies für Ophryotrocha feststellen konnte. Während die achromatischen Bestandtheile der ersten Furchungsspindel aus dem Zellplasma hervorgehen, entstehen diejenigen der ersten Richtungsspindel aus dem Kerninhalt. Das Gleiche findet bei Ophryotrocha statt. Fasse ich jetzt den ganzen Verlauf des Befruchtungsvorganges bei Ophryotrocha zusammen, so ergiebt sich Folgendes: Das Spermatozoon dringt zur Zeit der Verkürzung und Theilung der ersten Richtungs- spindel in das Ei ein; die Stelle des Eintrittes ist eine sehr wechselnde. Die Strahlung tritt sehr früh auf, und zwar an der Basis des Spermato- zoenkopfes, also hinter diesem, gelangt jedoch bald durch seine Drehung vor ihn zu liegen. Während der Ausstoßung der Richtungskörper ver- ändert sich der Spermakern noch wenig in seiner Struktur und zeigt noch einige Zeit die intensive dunkle und homogene Beschaffenheit des Spermatozoenkopfes, jedoch bewegt er sich bereits gegen die Mitte des Eies zu und kann hier schon angekommen sein, wenn die zweite Rich- tungsspindel noch vorhanden ist. Durch Auftreten von Vacuolen in der dunklen, homogenen Masse und durch Aufquellen der letzteren nimmt der Spermakern allmählich das Aussehen eines gewöhnlichen Zellkernes an. Ein Chromatingerüst tritt in ihm auf, und ein umfangreicher Nucleo- lus kommt zur Ausbildung. Eine ähnliche Struktur hat der Eikern Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 659 _ angenommen. Auch er bewegt sich gegen die Mitte des Eies. Un- mittelbar nach der Ausstoßung des zweiten Richtungskörpers war an ihm die Polstrahlung noch vorhanden, doch geht dieselbe bald verloren. Der Eikern besitzt später keine Strahlung mehr und betheiligt sich dem entsprechend auch nicht an der Lieferung derselben für die Fur- ehungsspindel. Die Polstrahlungen derselben kommen allein vom Spermatozoon her. Die schon früher erwähnte Strahlung des Sperma- kerns theilt sich bald, und indem beide Centrosomen an den unter- dessen zur Berührung gelangten beiden Kernen die entsprechende- Stellung einnehmen, liefern sie die Polstrahlungen der Furchungs- spindel. Von einer Antheilnahme des weiblichen Elements bei diesem Vorgang und von For’s Gentrenquadrille ist also nicht die Rede. Ehe beide Kerne sich einander näherten und zur Berührung ge- langten, hatten sie ganz bedeutend an Umfang zugenommen. Beson- - ders in die Augen fällt jetzt ihr sehr umfangreicher Nucleolus, der einen wabigen Bau zeigt. Derselbe gelangt wieder zur Auflösung, bei welchem Vorgang der Kernsaft eine dunkle Färbung annimmt und das Chromatingerüst des Kernes schwindet. Nach der Auflösung des Nucleolus tritt das Gerüst von Neuem wieder hervor. Bezüglich der Einzelheiten dieser eigenartigen Vorgänge sei auf die genauere Dar- stellung verwiesen. Aus dem Chromatingerüst bildet sich der lange, mehrfach gewundene Kernfaden hervor, bezw. die beiden langen schleifenförmigen Chromosomen. Durch deren Verkürzung ergiebt sich späterhin die definitive Gestalt der Chromosomen. Ehe diese aber er- reicht wird, löst sich die Membran beider Kerne, die sehr lange erhal- ten blieb, auf. Die Furchungsspindel ist bereits durch die Radien der beiden Strahlensysteme vorgebildet. Die Spindelfasern entstehen wohl größtentheils aus dem Zellplasma. In der Spindel liegen jetzt an derselben Stelle, wo kurz vorher beide Kerne noch deutlich er- halten waren, je zwei lange schleifenförmige Chromosomen. Durch völlige Ausbildung der Spindelfasern und durch die erwähnte Ver- kürzung der Chromosomen erreicht die Furchungsspindel ihre definitive Gestalt. Die bisher ihrer Entstehung entsprechend in zwei Paaren angeordneten Chromosomen lagern sich nunmehr zur Bildung des _ -Monasters in die Mitte der Spindel. Es sind jetzt vier schlanke Kern- schleifen vorhanden, durch deren Längsspaltung die vier hufeisen- förmigen Chromosomen der Tochtersterne gebildet werden. Es ist in letzter Zeit eine ganze Reihe von Arbeiten über die - Befruchtung verschiedener Thiere veröffentlicht worden, die durchaus - nicht in allen Punkten übereinstimmen. Einige derselben, welche zu 660 E, Korschelt, den von mir gewonnenen Ergebnissen in Beziehung stehen, sollen hier etwas näher ins Auge gefasst werden. Die Drehung des Spermatozoenkopfes im Ei, ‘welche ich aus der‘ verschiedenen Stellung der Strahlung zum Spermakern erschloss, konnte bei anderen Objekten direkt beobachtet werden. Der im Ei liegende Spermatozoenkopf von Ophryotrocha ist von rundlicher Form, so dass man aus seiner Gestalt ein Vorderende und Hinterende nicht zu unterscheiden vermag. Bei anderen Formen hingegen, so bei den Seeigeln, hat der Kopf des Spermatozoons etwa die Gestalt einer Spitzkugel und behält diese auch nach seinem Eindringen in das Ei bei. In Folge dessen konnten an ihm Wırsoxn und MaArTarws, vowie Boverı die Drehung sehr gut beobachten. Der Kopf ist Anfangs mit der Spitze nach innen zu gerichtet. Unmittelbar nach dem Eintritt beginnt er sich jedoch zu drehen, so dass er bald mit seiner Längsachse parallel zur Eioberfläche und schließlich wieder senkrecht zu dieser steht, aber so, dass jetzt die Spitze nach außen und die stumpfe Basis nach innen gerichtet ist. Schon während der Drehung trat an der Basis die Strahlung hervor. Das kann übrigens auch schon vor der Rotation stattfinden, so dass in diesem Fall die Strahlung außen oder hinter dem Spermakern gefunden wird, während sie sonst neben oder vor dem Kern, d. h. nach innen liegt. Dieselbe Lagerung konnte auch bei Ophryotrocha festgestellt werden, so dass an der Übereinstimmung dieser Vorgänge nicht zu zweifeln ist. Übrigens scheint auch bei den Seeigeleiern die Rotation zu verschiedenen Zeiten einzutreten, denn _ man sieht sie bei dem noch nahe am Eirand liegenden Spermakern bereits neben oder vor ihm, während in anderen Fällen der schon ziemlich weit vom Eirand entfernte Spermakern die Strahlung noch hinter sich hat. Ähnliches wurde weiter oben für die Eier von Ophryo- trocha festgestellt. Aus den von Bovzrı wie von Wırson und Maruews gegebenen Darstellungen, sowie aus meinen eigenen Befunden ergiebt sich, dass jedenfalls das Gentrosoma vom Mittelstück des Spermatozoons herrührt. Bekanntlich liegen auch Angaben vor, dass die CGentrosomen zuerst an der Spitze, also vor dem Spermakern auftreten. Speciell ist auch für die Echinodermen von G. W. Fırp angegeben worden, dass in ihren Spermatozoen das Gentrosoma nicht an der Basis, sondern vielmehr an der Spitze des Kopfes als ein sehr kleines Körperchen liege, welches er bei der letzten Theilung dorthin verfolgen und auch durch die Art und Weise seiner Färbbarkeit als Gentrosoma erweisen konnte. Mit diesen bei der Spermatogenese gemachten Beobachtungen stimmen die bei der Befruchtung erhaltenen Ergebnisse nicht überein, und Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 661 indem man sich an die in übereinstimmender Weise von verschiedenen - Forschern gewonnenen, sehr klaren Resultate hält, muss man diesen in Verbindung mit eigenen und den Untersuchungen noch anderer Autoren eine größere Gültigkeit zuschreiben. So hat Fıck die Ent- stehung des Gentrosomas aus dem Verbindungsstück an den Spermato- zoen des Axolotls mit großer Sicherheit nachgewiesen. Auch bei diesem Thier macht das Spermatozoon eine Drehung durch, die aber komplicirterer Natur ist als bei den bisher besprochenen Formen, und noch einer besseren Erklärung bedarf. Aus Fıcx’s Darstellung er- giebt sich, dass die Bahn des Spermatozoons zum Theil mit durch die Eintrittsstelle in das Ei bedingt ist, welches Moment auch bei Ophryo- trocha in Betracht kam. Vom Mittelstück vermochte auch Kırn. Foor bei Allolobophora foetida das Centrosoma herzuleiten. Die Sphäre tritt im befruchteten Ei dieses Wurmes binter dem Spermatozoenkopf an der Stelle auf, wo das Mittelstück liegt. Derartig ist wohl auch Brauzr’s Beobachtung bei Branchipus aufzufassen. Er findet die Strahlung bei dem noch in der Nähe des Eirandes gelegenen Spermakern nach außen zu gerichtet, d.h. an der Basis des Kopfes gelegen. Die Strahlung wird bei Branchipus sehr bald eine doppelte und liegt dann zu beiden Seiten des Sperma- kerns. Angaben für andere Formen ließen sich in entsprechender Weise deuten. Von denen, welche das Gentrosoma an die Spitze des Spermato- zoenkopfes verlegen, darf vielleicht angenommen werden, dass Ver- wechslungen vorgekommen sein können, die mit der Drehung des Spermatozoenkopfes im Ei zusammenhängen. Im Ganzen muss man sagen, dass dieser Punkt noch einer genaueren Klarlegung bedarf, eben so wie diejenigen Angaben, welche das Gentrosoma auf Grund von Untersuchungen über die Spermatogenese an die Spitze des Spermatozoenkopfes verlegen. Einer dieser Angaben, nämlich der von FıeLd tiber die Spermatozoen, wurde bereits weiter oben gedacht. Sie hat sich in Folge des Verhaltens der Spermatozoen bei der Befruchtung als anfechtbar erwiesen. Besser scheint es auch nicht mit PLArner’s Darstellung vom Bau der Spermatozoen bei Insekten zu stehen. Hier fand Prarner an der Spitze des Spermatozoenkopfes ein Kügelchen, welches er für das Gentrosoma hielt. Nach Henkıng’s Untersuchung, welcher ganz dasselbe Kügelchen bei der Spermatogenese der Insekten beobachtete, wandelt sich dasselbe zu der scharfen Spitze des Samen- fadens (Spitzenstück) um und stellt also wohl eine funktionell ähnliche Bildung dar wie das spitze Vorderstück der Spermatozoen bei den Amphibien. Ein Mittelstück ist bei den Spermatozoen der Insekten 662 B. Korschelt, außerdem vorhanden und es liegt nahe, dass ihm die gleiche Bedeutung zukommt wie bei den Spermatozoen anderer Thiere. Entsteht doch auch nach Henkıng’s Angabe das »Arrhenoid«, welches man als die entstehende Strahlung (Archoplasma) ansehen darf, an der Grenze zwischen Kopf und Faden, so bei Pieris brassicae. Späterhin liegt dieses jedenfalls aus dem Mittelstück hervorgegangene Arrhenoid vor dem Kopf und schreitet also dem Spermakern bei seiner Wanderung voraus. Dieses Verhalten spricht für eine Drehung des Spermakerns, wie sie oben für andere Formen festgestellt wurde. Recht verschiedenartig lauten die Angaben über den Ursprung der Polstrahlungen bezw. der Gentrosomen der Furchungsspindeln. Hier stehen sich die beiden Auffassungen gegenüber, ob die Centro- somen nur vom Spermatozoon geliefert werden, oder ob sie sowohl von der männlichen wie von der weiblichen Zelle herstammen. Dazu kommt noch eine dritte Anschauung, welche unter Umständen die Centrosomen nur von der Eizelle herleitet. Die erstere Auffassung fand ihren Hauptvertreter in Bovzrı, wel- cher für Ascaris megalocephala die Abstammung der Centrosomen der Furchungsspindel vom Spermatozoon nachwies und sie für das Seeigelei wahrscheinlich machte. Durch Ausführungen allgemeinerer Natur suchte er dieser Auffassung weitere Geltung zu verschaffen. Nach Boverr's Darstellung besitzen die Richtungsspindeln von Ascaris megalocephala überhaupt keine Strahlung, wesshalb für diese Eier die Zurückführung der Polstrahlungen der Furchungsspindel auf diejenige der Samenzelle von selhst gegeben erscheint. Anders liegen die Verhältnisse bei den von VEIDoysky untersuchten Oligochaeten. Hier besitzt die Richtungsspindel eine wohl ausgebildete Strahlung, aber diese geht später verloren und auch nach Vemoysky’s Auffassung stammen die Polstrahlungen der Furchungsspindel vom Spermatozoon her. Boverrs Auffassung von der Entstehung der Polstrahlungen fand eine weitere Bestätigung an den von Henkıne untersuchten Insekteneiern, bei denen sie ebenfalls von dem Spermatozoon herrühren. Das Gleiche stellte Brauer für Branchipus fest, in dessen Ei von einer Strahlung des Eikerns nichts zu bemerken ist. Entsprechend lauten die Angaben von Fıck für die Eier des Axolotls und von Juin für diejenigen einer Ascidie, Styelopsis grossularia. Diesen ziemlich gleich lautenden Angaben stand For’s Gentren- quadrille gegenüber, nach welcher sowohl dem Ei- wie dem Samen- kern ein Gentrosoma zukommt. Durch Theilung beider entstehen zwei Halbcentren, die an zwei einander gegenüberliegenden Stellen des vereinigten Ei- und Spermakerns mit einander verschmelzen. So Über Kerntheilung, Bireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 663 rühren die beiden Centrosomen der Furchungsspindel zur Hälfte von der männlichen, und zur anderen Hälfte von der weiblichen Zelle her. Dieser Vorgang fand Bestätigung in dem Verhalten der Centrosomen bei der Befruchtung der Pflanzen, wo er nach Guicnarv’s Unter- suchungen in ungefähr entsprechender Weise verlaufen sollte. Außer- dem kam Conkuin bei Crepidula zu demselben Ergebnis wie For. Weiterhin muss hier noch Branc’s Angabe für das Forellenei erwähnt werden, wonach auch bei dieser Form sowohl der Sperma- wie der Eikern von einer Strahlung begleitet sein soll, die in einer nicht genau zu ersehenden Weise mit einander zur Vereinigung gelangen. So ungefähr war der Stand der Kenntnisse über den Befruchtungs- vorgang, als ich meine Untersuchungen an Ophryotrocha ausführte und zum Abschluss brachte. Auf Grund derselben musste ich mich durch- aus der von Boyvzrı vertretenen Auffassung anschließen. Da ich bei Ophryotrocha an überfruchteten Eiern Bilder erhielt, welche mir eine Erklärung der For’schen Centrenquadrille zu geben schienen, so ' zweifelte ich an der Existenz dieses an und für sich nicht sehr wahr- scheinlichen Vorganges und beabsichtigte gelegentlich eines Aufent- haltes an der See, For’s Befunde an den leichter in großer Zahl und in den rechten Stadien zu erhaltenden Echinodermeneiern nachzuunter- suchen. Da erschien jedoch zu derselben Zeit die Abhandlung von Wırson und Maruews, welche dies vollständig überflüssig machte und eine Reihe weiterer Arbeiten bestätigte bald die Ergebnisse dieser Forscher. Wırson und Mırtaews stellten an den Eiern von zwei Seeigeln und einem Seestern fest, dass die hier vorhandene Strahlung der Richtungs- spindel zu Grunde geht, während diejenige des Spermakerns sich theilt und die Polstrahlungen der Furchungsspindel liefert. Die von For be- schriebene Theilung und Wiedervereinigung der Centrosomen findet nicht statt, Überfruchtete Eier liefern dagegen Bilder, welche denen der Gentrenquadrille ähnlich sind. Dieser Darstellung kann ich mich nach meinen eigenen Befunden an Ophryotrocha vollständig anschließen. Mit ihnen stehen auch die von Bovzrı an Seeigeleiern gewonnenen Er- gebnisse in Übereinstimmung. Boverı unterzog For’s Befunde einer sehr eingehenden und sorg- fältigen Nachuntersuchung und gelangte zu dem Resultat, dass die Gentrenquadrille entschieden auf einem Irrthum beruhe, welcher auf ungenügende Konservirung der Präparate und auf unrichtige Schätzung zufälliger Strukturen zurückzuführen sein dürfte. Boverı versucht die von For gegebene Darstellung bis ins Einzelne hinein zu erklären und man kann sich seinen Deutungen nur anschließen. Die von ihm 664 E. Korschelt, neu gewonnenen Befunde schließen sich den älteren vollständig an. Die Gentrosomen der Furchungsspindel sind durch Theilung aus dem Centrosoma des Spermakerns hervorgegangen. Ein Eicentrosoma ver- mochte Boverı nicht nachzuweisen. Bezüglich der Auffassung der Gentrosomen steht Bovzrı in einem gewissen Gegensatz zu WıLsox und Mıruews, welche das als Archoplasma bezeichnen, was Bovzrı das Centrosoma selbst nennt. Davon war bereits weiter oben die Rede, da die Verhältnisse bei Ophryotrocha auf eine Vergleichung hinweisen. Die Herkunft der Centrosomen von der männlichen Zelle wurde durch die Untersuchungen der neuesten Zeit auch für andere Objekte festgestellt, so von Mean für Chaetopterus pergamentaceus, bei welchem Anneliden die Richtungsspindel zwar eine umfangreiche Strahlung be- sitzt, die jedoch, so wie es Vespovsky für die Oligochäten beschreibt, und wie ich es bei Ophryotrocha sah, zu Grunde geht, während die Strahlung des Spermakerns sich theilt und die Polstrahlungen der Furchungsspindel liefert. Die letztere Thatsache stellt auch ©. Meyer in Übereinstimmung mit Bovsar's früheren Befunden an Nematoden für Strongylus tetracanthus fest. Eine Polstrahlung besitzen die Eier dieses Nematoden eben so wenig, wie sie in ihm von Bovezrı gefunden wurde, so dass die Abstammung der Centrosomen von der Samenzelle hier sehr klar liegt. Allerdings ist von anderer Seite auch für Nematoden- eier ein Vorhandensein der Strahlung an den Richtungsspindeln an- gegeben worden, wie noch zu erwähnen sein wird. Wie die genannten Autoren tritt auch Sosorrı für die Herkunft der Gentrosomen vom Spermatozoon beim Ei der Maus ein, obwohl bei dieser Form die Verhältnisse weniger klar liegen. Sehr entschieden spricht sich dagegen Rückerr auf Grund seiner Untersuchungen an Cyeclops strenuus in einer soeben erschienenen Arbeit für die Abstammung der Gentrosomen von der männlichen Zelle aus. An den Richtungs- spindeln sind nach seiner Angabe weder Gentrosomen noch Strahlungen nachzuweisen, dagegen ist eine solche deutlich am Spermakern ausge- prägt. Sie theilt sich, und ihre Hälften nehmen nach Rückerr's Darstellung an den beiden zur Berührung gelangten, sehr umfangreichen Kernen eine ganz ähnliche Stellung ein, wie ich dies von Ophryotrocha be- schrieb und abbildete. Der Ursprung der Polstrahlungen ist also auch in diesem Falle sehr klar und auf das Spermatozoon zurückzuführen. Gegenüber den übereinstimmenden Befunden der genannten Autoren muss es fast befremdlich erscheinen, dass ebenfalls in neuerer Zeit und gleichzeitig mit jenen Arbeiten eine andere erschien, welche auf Grund einer allem Anschein nach recht genauen Untersuchung, das Vorhandensein einer Strahlung am Spermakern in Abrede stellt und Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryourocha puerilis. 665 die Gentrosomen der ersten Furchungsspindel auf die dem Eikern zu- kommende Strahlung zurückführt. Dies ist die Abhandlung von WnrELer über die Befruchtung von Myzosioma glabrum. Wnrszıer beobachtete die Theilung der Centrosomen und Strahlungen des Eikerns und stellt es sehr glaubhaft dar, wie diese zu den Polstrahlungen der Furchungs- spindel werden. Wenn sich dies wirklich so verhält, und nicht etwa eine Verwechslung mit der vielleicht erst spät auftretenden Strahlung des Spermakerns vorliegt, zu welcher Annahme man allerdings wohl kaum eine Berechtigung hat, so geht daraus hervor, dass die Centro- somen der Furchungsspindel thatsächlich sehr verschiedenen Ursprungs sein können und man würde weiter aus diesem Verhalten schließen können, dass die Gentrosomen eben nur für den Theilungsvorgang von Bedeutung sind, und dass es gleichgültig ist, ob sie von der Ei- oder Samenzelle geliefert werden. Zunächst wird man allerdings noch im Urtheil vorsichtig sein müssen, ehe nicht weitere Fälle der Abstammung der Gentrosomen aus der Eizelle bekannt und die bisher beschriebenen noch besser gestützt worden sind. Bovzrr’s Angabe von der Abstammung der Gentrosomen vom männ- lichen Element bei Ascaris megalocephala findet in Hera emen Gegner, welcher angiebt, dass die neben dem Spermakern gelegene granulirte Masse, aus welcher Bovzrı die Gentrosomen herleitet, nicht diese Be- deutung habe, indem sie nach seiner eigenen Beobachtung schwinde, ehe noch die Gentrosomen auftreten. Freilich wird man dieser Angabe keinen besonderen Werth beilegen können, da Herıı die Herkunft der Centrosomen selbst nicht festzustellen vermochte. Offenbar möchte er sie eher von der Eizelle herleiten. Bezüglich des Fehlens der CGentrosomen oder Strahlungen an den Richtungsspindeln, welches in den Angaben über die Herkunft der Gentrosomen bei der Befruchtung vielfach eine Rolle spielt, wird man die Vermuthung nicht unterdrücken können, dass geeignetere Methoden diese Bildungen noch zur Darstellung zu bringen vermöchten. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die karyokinetischen Theilungen ohne die allem Anschein nach so wesentlichen Gebilde abspielen sollen. So findet man die Richtungsspindeln parthenogenetisch sich entwickelnder Eier ohne Centrosomen und Polstrahlungen beschrieben, und doch treten schon in der ersten und in den folgenden Furchungsspindeln die Strahlungen deutlich hervor, obwohl ja ein Spermatozoon, von welchem die Strahlung herrührte, hier nicht in Frage kommt. Man wird hier geneigt sein, die Centrosomen der Furchungsspindel auf diejenigen der Richtungsspindeln zurückzuführen und annehmen, dass sie in jenem Stadium aus irgend einem Grund nun nicht so leicht zur Darstellung 666 E. Korschelt, gebracht werden können. Wenn man Bilder, wie die von Brauer für Artemia salina gegebenen betrachtet, so wird eine solche Vermuthung um so wahrscheinlicher. Die erste Richtungsspindel dieser Form weist an beiden Polen kugelförmige Ansammlungen eines feinkörnigen Plasmas auf, die man entschieden als Archoplasmen, in denen wohl die Gentrosomen gefunden werden könnten, ansehen möchte. BRrAUER selbst weist übrigens diese Vermuthung nicht ganz von der Hand, ob- wohl er Centrosomen wie Strahlungen niemals auffinden konnte, wäh- rend diese bei gleicher Konservirung an den Furchungsspindeln klar und deutlich hervortraten. Nach der Richtungskörperbildung konnte Brauer am Eikern das Gentrosoma nachweisen, dessen Theilung und Übergang in die Polstrahlungen der Furchungsspindel er verfolgte. Hierzu muss weiter bemerkt werden, dass für die Eier von Ascaris megalocephala, deren Richtungsspindeln wie dem Anschein nach auch diejenigen anderer Nematoden keine Strahlungen besitzen sollten, eine solche doch nachweisbar ist. Angaben darüber liegen von verschie- denen Autoren vor. So vermochte sie Lesrun, vom Raru und Sara nachzuweisen, nachdem ähnliche Angaben auch schon früher von Carnoy und ZacHArıas gemacht worden waren. Wenn auch die Nema- todeneier, welche die Strahlung erkennen ließen, sich zum Theil in einer abnormen Ausbildung befanden, so ist das Hervortreten der Gentroso- men auch in diesen Fällen doch nur durch ein Vorhandensein der- selben auch bei normalen Eiern zu erklären. Ähnlich wie bei Ascaris - liegen die Verhältnisse bei den Insekten, an deren Richtungsspindeln für gewöhnlich keine Strahlung bemerkbar ist, bei denen jedoch schon von Hrnkıng eine Andeutung davon, ja an den durch Druck beein- flussten Eiern sogar eine recht deutliche Strahlung beobachtet wurde. So darf angenommen werden, dass auch in den Eiern anderer Thiere die Strahlungen bezw. die Gentrosomen durch geeignete Behandlungs- weise zur Ansicht gebracht werden können, so dass sich dadurch eine Übereinstimmung mit denjenigen Formen erzielen lässt, bei welchen diese Gebilde an den Richtungsspindeln in so klarer Weise ausge- prägt sind. IV. Abnorme Befruchtungs- und Furchungsstadien. Bei einer früheren Gelegenheit zeigte ich, dass Ophryotrocha pue- rilis hermaphroditisch sein und männliche wie weibliche Genital- produkte in ein und demselben Segment zur Ausbildung bringen kann. In einzelnen Fällen kommt es vor, dass Eier mit der ausgebildeten ersten Richtungsspindel im gleichen Segment vorhanden sind, in welchem sich auch Spermatozoen befinden. Da die Ablage der Eier Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 667 normaler Weise im Stadium der ersten Richtungsspindel erfolgt, und das Eindringen der Spermatozoen sehr bald nachher, ebenfalls noch im Stadium der ersten, allerdings bereits verkürzten Richtungsspindel vor sich geht, so liegt die Vermuthung nahe, dass bei gleichzeitigem Vor- kommen der gereiften oder doch der Reife sehr nahen Geschlechts- zellen eine Kopulation derselben eintreten kann. Dies ist thatsächlich zuweilen der Fall, doch scheint dann die Entwicklung von Anfang an in abnormer Weise zu verlaufen. Ich erwähnte bereits in der früheren Mittheilung eines Wurmes, der beiderlei Geschlechtsprodukte in gereiftem oder nahezu gereiftem Zustande enthielt. Dieser Wurm zeigte sich stark nach der weiblichen Seite entwickelt und die Segmenthöhlen waren von Eiern im Stadium der ersten Richtungsspindel erfüllt. Neben diesen Eiern fanden sich in den vorderen Segmenten auch Spermatozoen. Dieselben lagen ein- zeln oder gruppenweise dicht in der Umgebung der Eier. Die Rich- tungsspindel zeigte zwar noch die volle Länge, war aber bereits an die Peripherie gerückt, ähnlich wie dies Fig. 94 (Taf. XXX) von einem anderen Wurm darstellt. Die Eier befanden sich somit in einem Zu- stand, in welchem sie für gewöhnlich abgelegt und befruchtet werden. Dem Eindringen der Spermatozoen in die Eier schien somit nichts entgegen zu stehen, und doch fand dieses in dem betreffenden Falle nicht statt. Spermatozoenköpfe waren im Eidotter nicht zu erkennen, und die Richtungsspindeln besaßen in den Eiern der vorderen Seg- mente ganz die gleiche normale Beschaffenheit wie diejenigen in den Eiern der hinteren Körpersegmente, in welchen die Leibeshöhle Samenfäden überhaupt nicht enthielt. In dem betreffenden Falle war somit eine Befruchtung innerhalb des Mutterthieres nicht oder noch nicht eingetreten. Möglicherweise besaßen die Samenfäden nicht die völlige Reife, worauf allerdings weder ihr Aussehen, noch ihr ver- einzeltes Auftreten in der Leibeshöhle hindeutet. In anderen Fällen vermögen jedenfalls die Samenfäden noch innerhalb der Leibeshöhle in die Eier einzudringen. Einer dieser Fälle zeigte das folgende Ver- halten. Es handelte sich um einen Wurm mittlerer Größe, der in so fern zunächst das Aussehen eines Weibchens zeigte, als er eine große Zahl ausgebildeter Eier enthielt. Die Eier befanden sich im Allgemeinen auf dem Stadium der ersten Richtungsspindel (Fig. 93, Taf. XXX), ab- gesehen von den noch in Ausbildung begriffenen Eiern. Die reifenden Eier waren im größeren Theile des Wurmkörpers vorhanden. Gleich- zeitig enthielten dieselben Segmente umfangreiche Keimdrüsen mit zumeist männlichen Zellen und bereits frei gewordene, in der Leibes- 668 BE. Korschelt, höhle zwischen den Eiern vertheilte Spermatozoen. In den hinteren Segmenten fanden sich nur noch männliche Organe vor. Außer den Eiern mit der gewöhnlichen langgestreckten und cen- tral gelegenen ersten Richtungsspindel war noch eine große Anzahl anderer Eier vorhanden, die sich auf den ersten Blick als abnorm ent- wickelt zu erkennen gaben. Einige enthielten eine multipolare Kern- spindel mit sehr unregelmäßig angeordneten Chromosomen; in anderen Eiern waren mehrere derartige karyokinetische Figuren vorhanden und gleichzeitig machte sich eine unvollständige Sonderung des Ei- körpers in einzelne Theilstücke bemerkbar. So trat eine Art unvoll- kommener und ganz unregelmäßiger Furchung ein. Es konnten sich einzelne Partien abtrennen, während die große Masse des Eies zunächst ungetheilt blieb, oder diese zerfiel thatsächlich in einige wenige oder in eine größere Anzahl von Theilstücken. Die Art, wie dies geschieht, unterscheidet jedoch diese Theilungsvorgänge ohne Weiteres von den normalen. Die Grenzen verlaufen nicht nach den Gesetzen der nor- malen Furchung und dem entsprechend sind auch die entstehenden Theilstücke von unregelmäßiger Gestalt und sehr differenter Größe. Während bei der normalen Entwicklung bald eine Furchungshöhle auftritt, stellen die etwa zu vergleichenden Stadien des hier stattfinden- den Eizerfalls eine solide Masse mehr oder weniger eng an einander gefügter Theilstücke dar (Fig. 184, Taf. XXXIV). In den Theilstücken sieht man ein oder mehrere karyokinetische Figuren von recht abnor- mer Gestaltung liegen. Diese können zunächst noch zu weiteren Zell- theilungen führen, aber die Eier scheinen dann bald zu Grunde zu gehen. Da in dem betreffenden Wurm reifende Eier und Spermatozoen neben einander vorhanden waren, so sind die polycentrischen Kern- theilungsfiguren wie auch die abnormen Furchungsstadien mit ziem- licher Sicherheit auf eine Überfruchtung der Eier zurückzuführen. Es sind dies offenbar ganz ähnliche Vorgänge, wie sie O. und R. Hrrrwie an den durch verschiedenartige äußere Einwirkungen zur Überfruch- tung gebrachten Echinodermeneiern beobachteten. Auch bei diesen kommt es zu einer jedoch sehr abnormen Furchung. Ein oder mehrere Spermakerne vereinigen sich mit dem weiblichen Kern, und mehr oder weniger komplieirte Spindeln kommen auf diesem Wege oder durch vereinzelte Spermakerne zu Stande, welche ebenfalls die Fähigkeit haben, sich im Plasma des Eies zu Spindeln umzubilden und die sich mit ihren Polen nachträglich vereinigen. Diese Kerntheilungen, obwohl von recht unregelmäßigem Verlauf, vermögen doch eine ebenfalls sehr unregelmäßige, der Furchung immerhin ähnliche Zertheilung des Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 669 Eiplasmas herbeizuführen. Die von Ophryotrocha geschilderten Vor- gänge sind diesen jedenfalls sehr ähnlich und verlaufen eher noch regelmäßiger. Die recht verschiedene Größe der Spindeln, wie sie auch aus der Fig. 184 zu entnehmen ist, deutet darauf hin, dass diese Kerne nicht durch Theilung des vereinigten männlichen und weiblichen Kernes entstanden sind, sondern ihren Ursprung wohl zum Theil auf Spermakerne zurückführen. Bei Ophryotrocha scheint das im mütterlichen Körper liegende Ei, trotzdem es bereits in der Reifung begriffen ist, diese doch nicht zur Vollendung bringen zu können, obwohl auch die Besamung normaler- weise (beim abgelegten Ei) in ungefähr demselben Stadium vor sich geht. Der Bildung der Richtungskörper scheint die Ablage des Eies vorangehen zu müssen, denn die im Inneren des Mutterthieres be- fruchteten Eier weisen keine Richtungskörper auf. Der bezw. die Spermakerne beeinflussen jedenfalls den in der Spindelbildung be- griffenen weiblichen Kern und dadurch kommt es wahrscheinlich zur Ausbildung der oben erwähnten polycentrischen Figuren. Derartig muss jedenfalls auch die in Fig. 185 gegebene Abbildung von dem abnormen Ei eines anderen Wurmes erklärt werden, obwohl Spermato- zoen in der Nähe dieses Eies nicht aufzufinden waren. Es ist hier eine dreipolige Spindel vorhanden, die drei Chromatinpartien enthält. Eine von diesen, nämlich die in der Figur links gelegene, erscheint vier- theilig; sie zeigt Form und Umfang der Äquatorialplatte der normalen ersten Richtungsspindel. Außerdem sind aber noch zwei, weniger regelmäßig gebildete und anscheinend aus je zwei Körnern bestehende Chromatinpartien vorhanden, die in den beiden anderen Spindeln liegen. Dieser Reichthum an Chromatin dürfte dafür sprechen, dass es sich nicht um eine, allein aus dem Keimbläschen entstandene, abnorme Spindelbildung handelt, sondern es ist wahrscheinlich das Chromatin männlicher Zellen hinzugekommen. — Bemerkenswerth ist in dieser Figur das Verhalten der nach innen liegenden Fasern der drei Spindeln des Triasters. Dieselben rücken an jeder Spindel etwas von der Äqua- torialplatte ab, so dass hier ein Zwischenraum entsteht und in der Mitte des Triasters lassen sich die Fasern der einzelnen Spindeln nicht mehr von einander unterscheiden. In demselben Wurm, welcher die oben besprochenen, in einer ab- normen Furchung begriffenen Eier enthielt, fanden sich auch solche, bei denen einzelne Partien des Eies von der Hauptmasse abgetrennt waren, die Kerne sich jedoch in die Mitte des Eies zurückgezogen hatten. Es sind ruhende Kerne, die sich dicht an einander drängen. An einigen kann man die Begrenzung noch deutlich wahrnehmen. 670 E. Korschelt, Die Fig. 186, Taf. XXXIV zeigt drei solcher Kerne, von denen zwei allerdings bereits im Begriff sind, mit einander zu verschmelzen. Es ist dies der zweite Schnitt des Eies in der Serie. Im fünften Schnitt bietet sich ein anderes Bild (Fig. 187). Man sieht hier einen im Centrum des Eies gelegenen sehr großen Kern, welcher einen Kernfaden enthält, der den Kern als im Vorstadium der Theilung befindlich kennzeichnet. Er ist offenbar durch Verschmelzung einzelner abnormer Furchuneskerne entstanden und schickt sich zur Theilung an, ohne wohl in der Lage zu sein, dieselbe zur Ausführung zu bringen. Ich werde ein ähnliches Verhalten an abgelegten Eiern weiter unten noch zu erwähnen haben. In dem hier vorliegenden Falle verhalten sich die Kerne innerhalb des Eies sehr verschieden. Man findet Eier, welche auf dem Stadium der ersten Richtungsspindel stehen; andere enthielten eine oder meh- rere multipolare Kernspindeln, wieder andere waren in einer mehr oder weniger weit fortgeschrittenen abnormen Furchung begriffen und bei manchen Eiern war diese zum größeren Theil unterdrückt, die Kerne aber flossen in der Mitte des Eies zusammen. Alle diese Erscheinungen sind jedenfalls auf die abnormer Weise innerhalb des Mutterthieres er- folgte Befruchtung und Überfruchtung zurückzuführen. Diese Auffas- sung wird durch das Verhalten eines anderen Wurmes bestätigt, welcher neben reifen Spermatozoen ebenfalls Eier auf dem Stadium der ersten Richtungsspindel, sowie solche mit eingeleiteter Furchung und andere mit einer größeren Anzahl von Kernen enthielten. Die Kerne befanden sich fast alle im Ruhestadium. In den ungetheilten Eiern waren sie dicht zusammengedrängt oder bereits mit einander vereinigt. In einem Wurm, welcher sehr dicht mit Eiern erfüllt war, in welchem ich jedoch männliche Zellen nicht bemerkte, fanden sich ähnliche Verhältnisse vor. Nur zeigten die einzelnen, zusammenge- drängten oder bereits vereinigten Kerne eine andere Struktur als gewöhnlich. Sie waren sehr arm an Chromatin; in dem hellen Kern zogen sich einzelne Chromatinstränge vom Kernkörper nach dem Kern- rand. In einzelnen Segmenten zeigte sich die auffallende Erscheinung, dass mehrere der ziemlich eng an einander liegenden Eier mit einander verschmolzen waren. Die Eimembran, welche sonst schon früher ge- bildet wird, fehlte manchen Eiern noch. An einigen dieser mehr oder weniger vollständig vereinigten Eier war gleichzeitig die abnorme Fur- chung eingetreten. Da die Grenzen der Furchungszellen sehr scharfe zu sein pflegen, und dazum Theil auch die Abgrenzung der Eier selbst noch vorhanden war, so kamen auf diese Weise höchst umfangreiche, in un- regelmäßige Territorien zerlegte Eimassen zu Stande. Die Kerne be- fanden sich zumeist im Ruhezustand, eben so wie in den einzelnen Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puenilis. 671 Eiern, welche isolirte oder vereinigte Kerne enthielten. Außerdem waren Eier im Stadium der ersten Richtungsspindel vorhanden. Ein ähnliches Zusammenfließen mehrerer Eier, wie es hier beob- achtet wurde, hat neuerdings Sara bei den Eiern des Pferdespulwurms aufgefunden. Zwei, drei, vier, Jain einigen Fällen sogar sechs und zehn Eier können in Folge der Einwirkung von Kälte mit einander verschmel- zen. Dies kann auch dann noch geschehen, wenn die Membran schon gebildet ist. Die Hülle wird an der Berührungsstelle aufgelöst und die Eikörper vereinigen sich sodann. Das Gleiche scheint auch bei Ophryo- trocha vorzukommen. Die Vereinigung der Eier ist übrigens in dem von mir beobachteten Fall eine weit innigere. Aus diesem Grunde und desshalb, weil die Kerne immer schon zu mehreren vorhanden waren, ließ sich die Zahl der vereinigten Eier nicht mit Sicherheit feststellen. Da männliche Zellen in dem betreffenden Wurm nicht bemerkt wurden, ist es möglich, dass die geschilderte Erscheinung nicht die Folge der Überfruchtung und der dadurch veranlassten abnormen Ent- wicklung ist, sondern vielmehr durch irgend welche, in diesem Falle nicht festzustellende äußere Einflüsse hervorgerufen wurde. An den abgelegten Eiern konnte ich das Eindringen mehrerer Spermatozoen wiederholt feststellen. Sind zwei Spermatozoen einge- drungen, so können sich beide in der früher geschilderten Weise zu Spermakernen umbilden. Die Fig. 188 (Taf. XXXIV) zeigt z. B. einen solchen Fall, in welchem zwei männliche Kerne mit großem Kernkörper vorhanden sind. Die. beiden Richtungskörper wurden gebildet und durch die in normalen Eiern gegebene Orientirung zu ihnen dürfte der Eikern bestimmt sein. Eine mächtige Strahlung umgiebt die drei Kerne und erstreckt sich über den gesammten Eikörper. Die Kerne selbst sind außerdem von einem dunklen Hof umgeben, wie er bei der normalen Befruchtung ebenfalls auftritt. | Das Gelege, von welchem das in Fig. 188 abgebildete Ei herrührt, schien entweder krankhafte Eier zu enthalten oder irgendwie ungünsti- gen Einflüssen ausgesetzt gewesen zu sein. Es fand sich eine größere Anzahl überfruchteter Eier in ihm vor. So zeigt die Fig. 189 ein Ei mit fünf Vorkernen, die auf ein Eindringen von vier Samenfäden schließen lassen. Die Strahlungen schienen in diesem Falle von meh- teren Punkten auszugehen. Letzteres tritt noch deutlicher in einem anderen Ei (Fig. 190) hervor. In diesem Ei scheinen fünf Spermakerne vorhanden zu sein, wie sich aus dem vorhergehenden und folgenden Schnitt durch die Zahl der Kernkörper feststellen lässt. Die Abgrenzung der Kerne selbst ist bereits geschwunden, denn sie sind im Begriff sich unter einander und mit dem jedenfalls vorhandenen weiblichen Zeitschrift f, wissensch, Zoologie. LX. Bd. 44 672 BE. Korschelt, Kern zu einem einzigen großen Kern zu vereinigen. Die verschiedenen Strahlungen weisen darauf hin, dass es zur Bildung einer multipolaren Kernspindel kommen wird. Solche sind übrigens in diesem Gelege ebenfalls vorhanden. Die Fig. 192 stellt den Schnitt eines Eies aus demselben Gelege dar. Sie zeigt eine dreipolige Figur, deren eine Seite von einer Spindel mit Tochterplatten gebildet wird. Auch den beiden anderen Spindeln kam eine solche Chrome zu, wie aus den folgenden Schnitten hervorgeht. Richtungskörper, die in der Fig. 201 vorhanden sind, lassen sich nicht an allen diesen Eiern auffinden und es mag sein, dass sie bei den überfruchteten Eiern nicht immer zur Ausbildung gelangen. Eine eigenthümliche Form der unterdrückten Furchung hatte ich Gelegenheit in einem Gelege zu beobachten, dessen normal entwickelte Eier sich bereits auf dem Stadium der Blastula befanden. Fig. 193 zeigt den Schnitt einer solchen normalen Blastula, die aus Furchungs- zellen verschiedener Größe zusammengesetzt ist und eine wenig um- fangreiche Furchungshöhle besitzt. Ich erwähnte bereits früher, dass die Eier ein und desselben Geleges im Allgemeinen auf ungefähr der- selben Entwicklungsstufe stehen. Dies ist nun bei den Eiern des be- treffenden Geleges nicht der Fall. Die meisten von ihnen weisen weniger Zellen auf und diese sind größerentheils in Besitz von mehreren Kernen (Fig. 19—196). In Folge einer Unterdrückung der Theilung, die sich nur auf die Zellen, nicht aber auf die Kerne bezieht, wird die Zahl der letzteren stärker als die der Zellen vermehrt, so dass die meisten Zellen mehrere Kerne enthalten. Die Fig. 191 z.B. stellt einen Theil eines Schnittes durch ein späteres Furchungsstadium dar, welches von der normalen Ausbildung wenig abweicht. Hier besitzen viele Zellen noch einen Kern (a), in anderen jedoch sind bereits meh- rere Kerne vorhanden. Dieselben drängen sich, wie wir schon früher. sahen, eng an einander. Sie vermögen sich zu karyokinetischen Figuren umzuwandeln, aber diese sind abnormer Natur, wie sich aus der Zelle c derselben Figur ergiebt. Eine von der normalen Beschaffenheit nicht sehr weit entfernte Spindel mit zwei allerdings schon unregelmäßig gebildeten Tochterplatten steht in Verbindung mit zwei anderen bezw. einer nur mehr angedeuteten Spindel, so dass ein von der gewöhnlichen Gestaltung allerdings etwas abweichender Triaster zu Stande kommt. Ob derartige karyokinetische Figuren wirklich eine Zelltheilung einzu- leiten vermögen, ist mir sehr zweifelhaft, doch führen sie wohl zu einer, wenn auch unvollkommenen Theilung der Kerne. Fig. 19% zeigt ein Ei, dessen Zellen noch recht regelmäßig ange- ordnet sind, welches jedoch in Folge der unterdrückten Zelltheilung Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 673 nur verhältnismäßig wenige Zellen und in diesen eine größere Zahl von Kernen aufweist. Diese vermehren sich noch in den aus einer geringeren Zahl von Zellen bestehenden Eiern der Fig. 195 und 196. Besonders in der letzteren erkennt man, dass in den groß gebliebenen Zellen viele Kerne sich zusammendrängen. Einzelne davon liegen noch auf dem vorhergehenden und folgenden Schnitt. Auch hier be- reiten sich die Kerne noch zur Theilung vor, und wenn die Membranen schwinden, sieht man die Kernschleifen in einer höchst umfangreichen Anhäufung vereinigt (Fig. 196 c). Die Unterdrückung der Zelltheilung geht so weit, dass schließlich in einem ungetheilten Ei eine Menge von Kernen in dichter Zusammenhäu- fung zu finden ist (Fig. 197). Ob die Zellgrenzen in diesem Falle wieder zurückgebildet, oder ob sie von Anfang an nicht -angelegt wurden, lässt sich aus den einzelnen Eiern des betreffenden Geleges nicht er- kennen, doch ist mir in Folge des Vorhandenseins einer so großen Zahl ruhender, von einander wohl gesonderter Kerne das Erstere fast wahr- scheinlicher. Kennt man ja doch auch von der normalen Furchung verschiedener Thiere ein derartiges Auftreten und Wiederverschwinden - der Zellgrenzen. Neuerdings hat es erst Fern. Scamipr wieder aus- _ führlicher von den Eiern der Stylommatophoren beschrieben, wo der Vorgang sich bis in die späteren Stadien der Furchung wiederholt, ähnlich wie dies auch Isuırawa von Aiyephyra darstellte. | Bei den vielen in einem Ei vereinigten Kernen sieht man eben so- wohl, wie dies auch bei den Kernen einzelner Furchungszellen vor- kommen kann, die Kernmembranen allmählich schwinden und dadurch die Kerne selbst zu einer gemeinsamen Masse zusammenfließen. In dem Ei der Fig. 198 ist dies schon größtentheils geschehen, doch lassen sich immer noch einzelne Kerne erkennen und verschiedene in der Kernmasse gelegene Kernkörper deuten auf die Entstehungsweise dieses Riesenkernes hin. Derselbe erstreckt sich durch verschiedene Schnitte hindurch. Auch ein solcher Kern vermag noch einen Anlauf ‚zur Theilung zu nehmen, wie Fig. 199 zeigt. Das vorher unregelmäßig und mehr netzförmig im Kern vertheilte Chromatin bildet einen Kern- faden. Der Kern hat sich ausgeweitet und ist dadurch besonders um- fangreich geworden. Einzelne Abtheilungen können sich auch jetzt noch an ihm geltend machen, wie man z. B. auf der linken Seite des Kernes (Fig. 199) erkennt. Die Vorbereitung eines durch Zusammenfließen einer Anzahl kleinerer Kerne entstandenen Riesenkernes zur karyokinetischen Thei- - lung kann noch erheblich weiter gehen. Fig. 200 zeigt einen solchen - Kern, der zwar nicht der einzige eines Eies ist, sondern aus einem in h4* 674 E. Korschelt, vier Abtheilungen zerlegten Ei stammt. In ihm sind größere und kleinere Schleifen enthalten, die zum Theil bereits eine Längsspaltung erkennen lassen. Besonders deutlich tritt diese letztere an den eben- falls vorhandenen stäbchenförmigen Chromosomen hervor. Dieser Kern, der übrigens eine eigene Membran besitzt, steht also sehr nahe vor der Umbildung zur Spindelfigur. Sollte diese gebildet werden, was ich von diesen Riesenkernen jedoch nicht beobachtet habe, so wür- den wahrscheinlich ähnliche Figuren zu Stande kommen, wie sie von verschiedenen Autoren in den Riesenzellen des Knochenmarks und der Leber sowie in pathologisch veränderten Geweben beschrieben worden sind, vielpolige Spindeln mit einer ganzen Anzahl von Äquatorial- platten, die eben so wie die Strahlungen unter sich sehr abenteuer- liche Figuren bilden. Die Kerne der Riesenzellen aus der Säugethier- leber, welche K. v. Kostaneerı beschreibt, zeigen nach den von ihm gegebenen Abbildungen in ihren Vorbereitungsstadien eine ganz be- sonders große Ähnlichkeit mit den hier beobachteten Kernen, und es möchte sein, dass auch die Folgestadien sich gleichen. Derartige Riesenkerne, welche durch Verschmelzen einer Anzahl von Samen- kernen im krankhaft veränderten, überfruchteten Seeigelei entstanden, beschreibt O. Herrwıc. Auch diese Kerne machen die Vorbereitungen zur Theilung durch und zeigen eine große Zahl verschiedenartig aus- gebildeter Chromosomen. In einem anderen Gelege, dessen Eier sich auf dem Viererstadium der Furchung, bezw, im Übergang zum Achterstadium befanden, kamen ebenfalls abnorm gefurchte Eier vor. Die ziemlich große Zahl von Eiern, welche auf dem Stadium der ersten Richtungsspindel ver- harrten, deutete bereits auf eine gewisse Unregelmäßigkeit hin. Es waren Eier auf dem Zweierstadium vorhanden, welche in ihren beiden Zellen zwei und drei Kerne enthielten (Fig. 201), die dicht an einander gedrängt, zum Theil bereits in Verschmelzung waren und eine zwei- oder mehrfache Strahlung aufwiesen. Dieses Verhalten kann eben so- wohl auf irgend welche schädliche Einflüsse wie auch auf Überfruch- tung der Eier bezw. auf beides zurückgeführt werden. Die Einflüsse, welche die krankhaften Veränderungen der Eier und damit die geschilderten abnormen Entwicklungszustände hervor- rufen, sind jedenfalls verschiedene und wirken entweder auf das Mutterthier oder auf die Eier direkt. Zum Theil möchten sie wohl ähnlicher Natur sein, wie O. Herrwie sie für die in Folge von Tempe- ratureinflüssen nicht rechtzeitig zur Ablage gelangten und daher über- reifen Seeigeleier beschrieb. Abnorme Furchungen sind auch sonst beschrieben worden. Große Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 675 Übereinstimmung zeigen die von mir beobachteten Vorgänge mit den- jenigen, die A. Bravzr bei Artemia salina beobachtete. Da die Eier von Artemia sich unbefruchtet entwickeln, so sind diese Erscheinungen nicht auf Polyspermie, sondern wohl auf irgend welche krankhafte Zustände der betreffenden Eier zurückzuführen. Brauer selbst möchte sie damit erklären, dass bei Artemia die Parthenogenese nur eine »exceptionelle Erscheinung« ist! und manche Eier daher in Folge des Ausbleibens der Befruchtung, nicht aber in Folge ungünstiger äußerer Einflüsse einer abnormen Entwicklung verfallen. Ein oder mehrere polycentrische Figuren, unregelmäßige Zelltheilungen und deren Reduk- tion bei gleichzeitigem Auftreten einer größeren Anzahl von Kernen, Riesenkerne, die durch das Zusammenfließen der letzteren entstehen, kommen auch bei Artemia vor, obwohl die Bedingungen, unter denen die Eier dieses Thieres zur Entwicklung gelangen, wesentlich andere sind als bei Ophryotrocha. Auch die Struktur des bei Artemia weit dotterreicheren Eies und das Größenverhältnis der Kerne zum Eikörper ist sehr verschieden. Über die Wiedervereinigung vorher getrennter Furchungszellen hat A. Grar interessante Beobachtungen an Seeigeleiern gemacht, _ welche er einem Druck aussetzte. Er erhielt die von Drıssc#’s Ver- suchen her bekannten Platten. Beim Nachlassen des Druckes bemerkte er, dass mehrere Zellen sich allmählich wieder vereinigten, und dass dadurch aus dem bereits zellenreicheren wieder ein zellenärmeres Furchungsstadium hervorging: Dies war jedoch nicht das Einzige, indem nicht nur die Zellen, sondern in ihnen auch die Kerne sich ver- einigten. Nur zwei bis drei Kerne flossen wieder zu einem einzigen zusammen, so dass also bei diesen durch Druck veränderten Furchungs- stadien der Echinodermeneier ganz ähnliche Vorgänge festgestellt wur- den, wie ich sie an den krankhaften Eiern der Ophryoirocha bemerkte. Ergebnisse der Untersuchung. 4) Die Theilung der Spermatogonien und Ovogonien erfolgt nicht, wie von Brarm angegeben wurde, auf amitotischem, sondern auf mito- tischem Wege. 2) Amitotische Kerntheilungen finden sich dagegen im Darmepithel, in welchem jedoch auch karyokinetische Figuren beobachtet wurden. 1 An der Örtlichkeit, wo BrAUER die Artemia untersuchte, nämlich in Capo- distria, kommen nur Weibchen vor, dagegen können anderwärts auch noch Männ- chen auftreten, wie dies in Cagliari und Odessa der Fall ist, ein Hinweis auf die auch durch BrAver’s Untersuchung festgestellte Thatsache, dass bei Artemia die Parthenogenese noch nicht so weit befestigt ist wie bei anderen Formen. rr Br and 676 | E, Korschelt, 3) Die Zahl der Chromosomen in den Theilungsstadien der Keim- zellen, sowie in den Zellen der ektodermalen, mesodermalen und ento- dermalen Gewebe beträgt vier. k) Das Gleiche gilt für die ersten Furchungszellen. Dagegen treten in späteren Furchungsstadien, bezw. in der Blastula, außer den Kern- spindeln mit vier auch solche mit acht Chromosomen i in jeder Tochter- platte auf. 5) Die Auflösung des Kernkörpers bei der Vorbereitung der Furchungskerne zur Theilung ist mit einem Schwinden des Kernge- rüstes verbunden, welches nach vollzogener Auflösung des Nucleolus wieder hervortritt. 6) Die Kerne der Nährzellen und Ovogonien bezw. Ovocyten sind Anfangs gleichartig gebaut. Während aber die ersteren ein dichtes Kerngerüst, eine dunkle Färbung und unregelmäßige Gestalt annehmen, bildet sich bei den letzteren das spärlichere man zum Kern- faden aus. 7) Die Chromosomen treten im Keimbläschen in der Normalzahl vier auf. Sie sind Anfangs lang und schleifenförmig, verkürzen sich jedoch bald. Die Längsspaltung wird erst spät an den bereits stark verkürzten Chromosomen bemerkbar. Zuletzt erscheinen die Chromo- somen als vier unregelmäßig im Keimbläschen vertheilte, längsgespal- tene Stäbchen. 8) Im Keimbläschen ist außer der chromatischen noch eine wenig färbbare, körnig fädige Substanz vorhanden, die wohl theilweise zur Bildung der Spindelfasern verwendet wird. 9) Die Spindelfasern treten innerhalb des Keimbläschens auf. Die Membran desselben bleibt zunächst vollständig erhalten. 10) Das Centrosoma und seine Strahlung wird zuerst außerhalb des Keimbläschens, ihm dicht anliegend gefunden. Es theilt sich bald, wobei eine Art Gentralspindel bemerkbar ist. Diese bleibt jedoch nicht on 44) Die erste Richtungsspindel entsteht dadurch, dass die Chromo- somen in die Mitte des Keimbläschens verlagert, die Spindelfasern in diesem deutlicher werden und seine Membran schwindet. Die Strah- lungen ordnen sich an beiden Polen an und so kommt zunächst eine plumpe, tonnenförmige Spindel zu Stande. 12) Die Anordnung der Chromosomen in der Spindel erfolgt nicht so, dass durch die Längsspaltung der vier Stäbchen bereits die beiden Tochterplatten angedeutet wären und jede von ihnen vier Spalthälften erhielte, sondern die vier Stäbchen legen sich zu zwei und zwei neben Über Kerntheilung, Bireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis. 677 und hinter einander, so dass nach ihrer weiteren Verkürzung die vier- theilige Chromatinpartie entsteht, durch welche die ausgebildete erste _ Richtungsspindel gekennzeichnet ist (Fig. 87—92, Taf. XXX). Die vorher an den Chromosomen vorhandene Längsspaltung ist jetzt wieder geschwunden. 13) Die Anfangs breite und plumpe Spindel verschmälert sich und wird auffallend gestreckt und schlank. Die vier eng an einander gedrängten Chromosomen nehmen nur einen geringen Raum inmitten der Spindel ein. Eine CGentralspindel ist nicht vorhanden; die Mantel- fasern verlaufen von Pol zu Pol. Die Spindel liegt inmitten des Eies und ist gegenüber dessen Durchmesser sehr umfangreich (Fig. 93, Taf. XXX). 14) Zur Bildung des ersten Richtungskörpers rückt die Spindel an den Eirand, woselbst sie sich bedeutend verkürzt. Die vier Chromo- somen treten zu zwei Paaren aus einander. Die bisher unterdrückt gewesene Längsspaltung kommt jetzt wieder zum Vorschein, und wäh- rend erst jede »Tochterplatte« nur zwei körnerförmige Chromosomen aufwies, zeigt sie deren jetzt vier (Fig. 9% —100, Taf. XXX). Vier Chromatinkörner werden bei der Abschnürung des ersten Richtungs- körpers an diesen übergeben, die vier anderen (der inneren Tochter- Ü platte) bleiben im Ei zurück. “= 15) Aus der inneren Tochterplatte bildet sich sofort die Äquatorial- platte der zweiten Richtungsspindel. Diese letztere zeigt zunächst eine paratangentiale Lage, entsprechend der Richtung, in welcher die Thei- lung des inneren Centrosoma der ersten Richtungsspindel erfolgte (Fig. 104—11%, Taf. XXX]. Sie richtet sich dann auf, die Chromatin- körner weichen zu zwei und zwei aus einander, und der zweite Richtungskörper wird mit zwei von ihnen versehen. Die zwei anderen bleiben im Ei zurück. Aus ihnen geht der Eikern hervor. 16) Beide Richtungskörper stellen deutliche Zellen mit Kern und Protoplasma dar. Der erste ist stets umfangreicher als der zweite. Er kann sich weiter theilen, und zwar auf karyokinetischem Wege; vielfach unterbleibt jedoch die Theilung, und anstatt drei sind also bei manchen Eiern nur zwei Richtungskörper vorhanden. 17) Anstatt der körnerförmigen Chromosomen werden in den bei- den Richtungsspindeln mancher Gelege hufeisenförmige Kernschleifen gefunden (Fig. 128—135, Taf. XXXI, Fig. 136—139, Taf. XXXII). Die Zahlenverhältnisse der Chromosomen sind dieselben, und die Bildung der Richtungskörper verläuft auf die gleiche Weise wie beim Vor- handensein der körnerförmigen Chromosomen. Bezüglich der Zurück- führung. der einen auf die anderen sei auf das betreffende Kapitel - verwiesen. 678 E. Korschelt, _ 48) Eine etwas abweichende, aber für die Auffassung der Rich- tungskörper bedeutungsvolle Bildungsweise derselben besteht darin, dass die Spaltung der beiden Chromosomen jeder »Tochterplatte« der ersten Richtungsspindel erst verspätet auftritt oder ganz unterbleibt (Fig. 101, Taf. XXX, Fig. 143— 145, Taf. XXXII). Dem ersten Rich- tungskörper werden im letzteren Fall anstatt vier nur zwei Chromatin- körner mitgetheilt und es geht aus diesem Verhalten sehr klar hervor, dass es zwei ganze Chromosomen sein müssen, die er auch im anderen Falle erhält. Ä 19) Abnormerweise kann die Spaltung der Chromosomen auch verfrüht auftreten, so dass die inmitten des Eies gelegene, noch nicht verkürzte erste Richtungsspindel bereits acht GChromatinkörner aufweist (Fig. 147—150, Taf. XXXII). In diesem Fall erscheint die Beziehung der acht Chromatinkörner zu den viergespaltenen Chromosomen des Keimbläschens oder der in der Ausbildung begriffenen ersten Rich- tungsspindel besonders klar (Fig. 86—90, Taf. XXX). 20) Die Bildung des ersten Richtungskörpers erfolgt nicht durch eine »Äquationstheilung«, sondern durch eine »Reduktionstheilung«. Bei der Bildung des zweiten Richtungskörpers lässt die Vertheilung der Chromatinkörner eine Entscheidung dieser Frage nicht zu. Vierergruppen werden im Keimbläschen nicht gebildet. Die Zu- sammenlagerung zweier gespaltener Chromosomen in der Längsrich- tung, wie sie bei der Bildung der ersten Richtungsspindel stattfindet, könnte damit verglichen werden, da diese Gruppe von zwei Chromo- somen durch einmalige Quer- und Längsspaltung entstanden ist, so wie die Vierergruppen anderer Formen. Während jedoch bei diesen in der ersten Theilung die durch Spaltung entstandenen Partien der Vierer- gruppe, also die Hälfte der Chromosomen, von einander entfernt werden (Äquationstheilung), werden hier die durch Quertheilung entstandenen Stücke, also ganze Chromosomen, getrennt (Reduktionstheilung). Der Vergleich mit den Vierergruppen ist dadurch erschwert. Wegen der weiteren Auffassung der Richtungskörperbildung von Ophryotrocha ist auf die Ausführungen im Text zu verweisen. 21) Die Befruchtung der Eier erfolgt außerhalb des mütterlichen Körpers bald nach der Ablage. Wenn die erste Richtungsspindel bereits verkürzt ist, dringt ein Spermatozoon an einer nicht vorbestimmten Stelle des Eies ein. Überfruchtung kommt vor, führt jedoch zu einer abnor- men Entwicklung. 22) Bald nach dem Eindringen des Spermatozoons tritt an ihm eine Strahlung auf. Da sie hinter dem Spermatozoenkopf liegen kann, so ist anzunehmen, dass das Centrosoma aus dem Mittelstück hervor- Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis, 679 geht. Der Spermakern macht eine Drehung durch, wodurch die Strah- Jung vor ihn zu liegen kommt. 23) Während der Spermakern nach der Mitte des Eies rückt und unter beständigem Wachsthum das Kerngerüst und einen umfang- reichen Kernkörper zur Ausbildung bringt, theilt sich sein Gentrosoma, bezw. die Strahlung. | 24) Die nach der Abschnürung der Richtungskörper zunächst noch am Eikern bemerkbare Strahlung verfällt der Rückbildung. Die Centro- somen der ersten Furchungsspindel werden somit nur vom Spermato- zoon geliefert. Der Eikern bildet sich in ganz ähnlicher Weise aus wie der Spermakern, indem er sich ebenfalls gegen die Mitte des Eies auf diesen zu bewegt. 25) Ei- und Spermakern zeigen zunächst eine unregelmäßige Gestalt und runden sich später ab. In ihrer Struktur und den Um- wandlungen, welche sie erfahren, stimmen sie durchaus überein. Der Eikern bleibt durch seine Lage unterhalb der Richtungskörper kenntlich. 26) Die Nucleolen beider Kerne sind sehr umfangreich, zeigen einen wabigen Bau und verhalten sich bei ihrer Auflösung so wie die Kernkörper der Furchungszellen, wenn diese sich zur Theilung vor- bereiten (Fig. 157—161, Taf. XXXII, Fig. 162—166, Taf. XXXIII, Fig. 49 bis 61, Taf. XXIX). Die Nucleolen erfahren einen körnigen Zerfall, wo- bei die Färbbarkeit des Kernes zunimmt, sein Gerüstwerk jedoch schwindet, um erst später nach Auflösung des Kernkörpers wieder hervorzutreten. 27) Während die erwähnten Veränderungen ihres Baues erfolgten, haben sich beide Kerne eng an einander gelegt. Die Gentrosomen und Strahlungen des Spermakernes sind aus einander gerückt und haben ihre definitive Lage an den beiden Kernen angenommen, welche sie schon jetzt als diejenigen der Furchungsspindel erkennen lässt (Fig. 169—172, Taf. XXXIM). 28) Die Ausbildung der Furchungsspindel erfolgt dadurch, dass sich das Gerüstwerk beider Kerne zum Kernfaden umbildet und die lange erhalten gebliebene Kernmembran schließlich schwindet, nachdem die Centrosomen von den Kernen abgerückt und die Spindelfasern (der Hauptsache nach außerhalb der Kerne) aufgetreten sind. 29) Nach dem Schwinden der Kernmembran sind in der Spindel entsprechend der früheren Lage beider Kerne zwei Paare langer Kern- schleifen vorhanden (Fig. 173, Taf. XXXIIM). Durch ihre Verkürzung und Anordnung in die Äquatorialplatte ist die endgültige Ausbildung der ersten Furchungsspindel vollendet (Fig. 17%). Sie weist vier huf- 680 RB. Korschelt, eisenförmige Chromosomen auf. Durch Längsspaltung derselben ent- stehen die vier Schleifen der Tochterplatten (Fig. 175, Taf. XXXIM)._ 30) Krankhaft veränderte Eier zeigen die Erscheinung der Über- fruchtung. Mehrere Spermatozoen dringen in das Ei ein und bilden sich auf normale Weise zu Spermakernen um. Multipolare Kernthei- lungsfiguren treten auf; auch die in größerer Zahl vorhandenen Kerne vereinigen sich und bereiten sich zur Theilung vor. Bei anderen krankhaft veränderten und bereits gefurchten Eiern ist ein Ausbleiben der Zelltheilung bei fortschreitender Kerntheilung zu beobachten. Karyokinetische Figuren von unregelmäßiger Ausbildung sind auch in diesen Fällen zu beobachten; mehrere Kerne treten in einer Zelle auf, bezw. das in der Furchung zurückgebliebene oder ganz ungefurchte Ei enthält eine große Zahl von Kernen, die zum Theil oder alle mit einan- der verschmelzen und sich ebenfalls noch zur mitotischen Theilung vorbereiten können. Dadurch kommen höchst umfangreiche Kerne mit einer Überzahl von Chromosomen zu Stande (Fig. 195—200, Taf. XXXIV). Während die Reifung und Befruchtung der Eier von Ophryotrocha für gewöhnlich außerhalb des mütterlichen Körpers erfolgt, kann sie an den allem Anschein nach krankhaft veränderten Eiern auch bereits im Körper des Mutterthieres vor sich gehen. Der Befruchtung folgt dann eine abnorme Eifurchung. Hierbei können mehrere Eier zu einem größeren Komplex zusammenfließen. Marburg i. H., September 1895. Litteraturverzeichnis. z E. van BEnEDEN, Recherches sur la maturation de l’oeuf, la fecondation et la divi- sion cellulaire. Arch. de Biol. Voi. IV. 4883. H. Branc, Etude sur la f6condation de l’oeuf de la Truite. Ber. Naturf. Gesellsch. Freiburg i. Br. (Festschrift für Weısmann.) Bd. VIII. 4894. F. Brocamann, Über die Entwicklung der Neritina fluviatilis. Diese Zeitschr. Bd. XXXVI. 41882. G. Born, Die Struktur des Keimbläschens im Ovarialei von Triton taeniatus. Arch. f. mikr. Anat. 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B, Monaster in Polansicht; A, Tochtersterne bereits ausgebildet; außer den vier Schleifen des einen sieht man in der Polansicht noch zwei Schleifen des anderen Tochterkerns; C, seitliche Ansicht der Spindel mit den vier längsgespal- tenen Schleifen; D, nur zwei Schleifen eingezeichnet; E und F, Spindeln mit den Tochterplatten. Fig. 34—C. Spermatogonien in Theilung, frei in der Leibeshöhle. A, Knäuel- stadium; B, Mutterstern in Polansicht; C, Spindel mit den Tochtersternen. Fig. 4. Spermatocyten in verschiedenen Stadien; frei in der Leibeshöhle. Fig. 5. Ovogonien in Theilung, aus den Ovarien. Spindeln mit den Tochter- sternen in seitlicher (A und B) und in Polansicht (C und D). E, die acht Schleifen zweier Tochtersterne ziemlich in einer Ebene gelegen. Fig. 6. Stück eines Schnittes durch Körperepithel (ke) und mesodermales Ge- webe (mes) eines jungen Wurmes aus der hinteren ER Im Epithel ein Monaster in der Polansicht. Fig. 7. Schnitt durch mesodermales Gewebe eines jungen Wurmes; einige Zellen in Theilung. Fig. 8 u. 9. Zellen des Darmepithels eines ausgewachsenen Wurmes. Fig. 4—9 entworfen bei Zeıss, Komp. Oc. 8, hom. Imm. 2,00, Ap. 4.30. Fig. 10—18. Zellen des Darmepithels eines ausgewachsenen Wurms mit ami- totisch sich theilenden Kernen. Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis, 685 ' Fig. 10—45, 47 und 48 entworfen bei Zeıss, Komp. Oc. 4, hom. Imm, 2,00 etc. 4 Fig. 16 Komp. Oc. 6, hom. Imm. Ap. Fig. 19 u.20. Spindeln aus einem auf den Übergang zum Achterstadium be- - findlichen Viererstadium der Furchung. Fig. 24, Die beiden Tochtersterne in der Polansicht; eine Zelle desselben Stadiums. Fig. 22—29,. Zellen des Blastulastadiums in Theilung. Fig. 19—29 Komp. Oc. 8, hom. Imm. Ap. Fig. 30. Zelle eines auf die Blastula folgenden Stadiums in Theilung. Die gleiche Vergrößerung. Fig. 34. Drei Zellen eines Blastulastadiums, um die verschiedene Größe der Kerne zu zeigen. Oc. 2, hom, Imm. Ap. Fig. 32—40. Zellen der Blastula bezw. eines elwas späteren Entwicklungs- stadiums (Fig. 37) in verschiedenen Stadien der Theilung. Komp. Oc. 8, hom. Imm. Ap. Tafel XXIX. Fig. 44—44, Zellen bezw. Kerne der Blastula in Theilung,. Fig. 45—46. Zwei Kerne eines etwas späteren Entwicklungsstadiums. Fig. 47—64. Kerne des Viererstadiums der Furchung in verschiedenen Zustän- den der Ausbildung. Fig. 47—49, 50 A, Kernfaden und Nucleolus in zunehmender Ausbildung begriffen, Fig. 51, Nucleolus mit Theilen des Kernfadens, Fig. 52 u. 53, beginnende Rückbildung des Nucleolus, der Kernfaden noch gut ausgebildet, Fig. 54—61, 50B, Rückbildung des Nucleolus, Verschwinden und Wiederauf- tauchen des Kernfadens. Komp. Oc. 8, hom. Imm. 2,00, Ap. 1,30. Fig. 62—63. Junge Ei- und Nährzellen aus dem Ovarium. Komp. Oc. 6, hom. Imm. Ap. Fig. 64—66. Frei in der Leibeshöhle flottirende Ei- und Nährzellenpaare in verschiedenen Stadien der Ausbildung. In Fig. 64 ist die Eizelle (eiz) noch kleiner als die Nährzelle (nz), während sie später bedeutend an Umfang zunimmt und die Nährzelle im Wachsthum zurückbleibt. Fig. 64 Komp. Oc. 6, Fig. 65 Komp. Oc. 4, hom. Imm. Ap., Fig. 66 Oc. 2, Obj. E. Zeıss. Fig. 67. Keimbläschen einer ziemlich ausgebildeten Ovogonie. Komp. Oc. 6, hom. Imm. Ap. Fig. 68. Dasselbe auf etwas späterem Stadium. Komp. Oc. 4, hom. Imm. Ap. Fig. 69— 70. Spätere Stadien des Keimbläschens. Der Kernfaden bildet sich aus. Komp. Oc. 4, hom. Imm. Ap. Fig. 74. Keimbläschen mit dem Kernfaden, aus fünf Schnitten kombinirt. Vergr. wie vorher, Fig. 72. Keimbläschen mit dem weiter ausgebildeten Kernfaden und dem - _ Nucleolus. Vergr. wie vorher. Fig. 73. Keimbläschen mit dem weiter ausgebildeten Kernfaden aus einem etwas gedrückten Ei. Komp. Oc. 6, hom. Imm. Ap. Fig. 74—75. Keimbläschen mit dem zum Theil gespaltenen Kernfaden, Nucleo- lus und Strahlung. Komp. Oc. 4, hom. Imm. Ap. Fig. 76. Keimbläschen mit vier schleifenförmigen Chromosomen. Vergr, wie vorher. Fig. 77. Eben so. Strahlung getheilt. Vergr. wie vorher. Fig. 78. Die vier schleifenförmigen Chromosomen verkürzt. Vergr..wie vorher. 686 B. Korsehelt, Tafel XXX. Fig. 79. Keimbläschen mit den vier verkürzten schleifenförmigen Chromo- somen, dem Nucleolus und den an die beiden Pole gerückten Strahlungen. Komp. Oc. 4, hom. Imm. Ap. | Fig. 80—86. Keimbläschen mit den immer mehr sich verkürzenden Chromo- somen, deren Längsspaltung sichtbar wird. Vergr. wie Fig. 79. Fig. 87 u. 88. Im Keimbläschen treten die Spindelfasern auf; es beginnt die Form der Spindel anzunehmen. Vergr. wie vorher. Fig. 88 —94. Die in Ausbildung begriffene erste Richtungsspindel. Die Chromosomen nehmen ihre endgültige Stellung ein. Vergr. wie vorber. Fig. 91a. Die achromatischen Theile der ersten Richtungsspindel, von wel- chen die chromatischen Theile abgeschnitten sind. Vergr. wie vorher. Fig. 915. Polansicht der ersten Richtungsspindel. Der Schnitt traf das Ei quer zur Längsachse der Spindel. Zeıss, Oc. 2, Obj. F. Fig. 92. Die ausgebildete erste Richtungsspindel. Zeıss, Oc. 2, Obj. F Fig. 93. Ei mit der central gelagerten ersten Richtungsspindel. Oc. 2, Ob. E. Fig. 94. Ei mit der randständigen ersten Richtungsspindel. Vergr. wie vorher. Fig. 95 u. 96. Die erste Richtungsspindel ist verkürzt und die Äquatorialplatte ist getheilt. Oc. 2, Obj. FE. Fig. 97—100. Die erste Richtungsspindel im Beginn und nach geschehener Spaltung der Chromosomen. Vergr. wie vorher. Fig. 401 u. 402. Eier mit der ersten Richtungsspindel vor und nach der Längs- spaltung der Chromosomen, kurz nach dem Eindringen des Spermatozoons (sp). Oc. 2, Obj. E. Tafel XXXI Fig. 4083—404. Abschnürung des ersten Richtungskörpers. Oc. 2, Obj. F. Fig. 104a. Die erste Richtungsspindel aus einem Ei desselben Geleges, aus ‚dem Fig. 103 entnommen ist. Vergr. wie vorher. Fig. 105—106. Vorbereitung zur Bildung der zweiten Richtungsspindel, Thei- lung des Centrosoma. Vergr. wie vorher. Fig. 407 u. 408. Die Polansicht der ersten Richtungsspindel nach der völligen Ausbildung der Tochterplatten. Die Schnitte sind quer zur Längsachse der Spindel geführt. Vergr. wie vorher. Fig. 409. Die zweite Richtungsspindel in paratangentialer Lage. Vergr. wie vorher. Fig. 440. Ei mit der zweiten Richtungsspindel und dem Spermakern mit Strahlung. Oc. 2, Obj. E. Fig. 414—443. Abschnürung des zweiten Richtungskörpers. Oc. 2, Obj. F. Fig. 444. Ei nach der Abschnürung der Richtungskörper, Eikern mit Strah- Jung. Vergr. wie vorher. Fig. 445—4127. Die weiteren Veränderungen der Richtungskörper; Theilung des ersten Richtungskörpers. Fig. 445 u. 446 Komp. Oc. 8, hom. Imm. Ap. Fig. 417 Oc. 6 eben so, Fig. 148—124 Komp. Oc. 8 eben so, Fig. 125—127 Oc. 6 eben so. Fig. 128—434. Richtungsspindeln mit hufeisenförmigen Chromosomen. Fig. 428. Ei mit der ersten Richtungsspindel von Spermatozoen umlagert, eines von ihnen in das Ei eingedrungen (sp). Oc. 2, Obj. E. Fig. 129. Die erste Richtungsspindel mit den beiden Tochterplatten. Komp. Oc. 8, hom. Imm. Ap. 3 > Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis, 687 Fig. 130—133. Bildung des ersten Richtungskörpers. ee Oc. 4, hom. Imm., Ap. Fig. 134. Erste Richtungsspindel in der Polansicht. Komp. Oc. 8, hom.Imm. Ap. Fig. 434. Die zweite Richtungsspindel in paratangentialer Lage. Komp. Oc. 4, hom. Imm. Ap. Fig. 135, Die zweite Richtungsspindel in schräger Stellung. Vergr. wie vorher. Tafel XXXI. Fig. 136—138. Die zweite Richtungsspindel in radialer Stellung. Komp. Oc. 4, hom. Imm. Ap. Fig. 139. Äquatorialplatte der zweiten Richtungsspindel in der Polansicht. Komp. Oc. 8, hom. Imm. Ap. Fig. 440 u. A44,. Abschnürung des ersten Richtungskörpers. Chromosomen von gedrungener hufeisenförmiger Gestalt, bezw. von Körnerform. Oc. 2, Obj. F. Fig. 442. Erste Richtungsspindeln von abnormer Ausbildung (B, C, D). A zeigt das Chromatin in normaler Beschaffenheit. Vergr. wie vorher, Fig. 143—445. Erste Richtungsspindeln in abweichender Ausbildung der Chromosomen, deren Längsspaltung verspätet eintritt. Oc. 2, Obj. F. Fig, 446. Erste Richtungsspindel verkürzt und in randständiger Lage, Abnorme Reifung, da die Längsspaltung der Chromosomen verfrüht eingetreten ist. Vergr. wie vorher. Fig, A47—450. Abnorm ausgebildete erste Richtungsspindeln, Die Spaltung der Chromosomen ist verfrüht eingetreten. Vergr. wie vorher, Fig. 454. Theil eines Schnittes durch ein im Stadium der ersten Richtungs- spindel befindliches Ei mit umgebenden Spermatozoen und einem bereits tiefer in das Ei eingedrungenen Spermatozoenkopf mit der Strahlung. Komp. Oc. 8, hom. Imm. Ap. Fig. 452—456. In Ausbildung begriffene Spermakerne mit Strahlung. In dem homogenen Spermakern treten Vacuolen auf, Kerngerüst und Nucleolus kommen zur Ausbildung. Vergr. wie vorher. Fig. 457. Ei und Spermakern in der Annäherung. Vergr. wie vorher. Fig. 458 u. 159. Zwei Spermakerne in etwas weiterer Ausbildung. Vergr. wie vorher. Fig. 460. Ei und Spermakern beinahe in Berührung. Nucleolus in beginnen- der Auflösung, das Kerngerüst nicht sichtbar, Vergr. wie vorher, Fig. 464. Weiter ausgebildeter Spermakern. Der Zerfall des Maschenwerkes im Nucleolus schreitet vor. Das Kerngerüst ist geschwunden, Vergr. wie vorher. Tafel XXXIII. Fig. 162 u. 463. Ei und Spermakern in weiterer Ausbildung. Die maschige Struktur des Nucleolus ist ganz geschwunden, vom Kerngerüst nichts sichtbar. Komp, Oc. 8, hom. Imm. Ap. Fig. 164, Eikern. Vergr. wie vorher. Fig. 4165. Spermakern. Vergr. wie vorher. Fig. 466—468, Eikerne in weiterer Ausbildung. Der Nucleolus schwindet, das Kerngerüst tritt wieder auf. Vergr. wie vorher. Fig. 469. Eikern und Spermakern nach Auflösung des Nucleolus. Das Kern- _ gerüst ist wieder deutlich vorhanden. Die Centrosomen haben, wie schon in EFie. 167 u, 468, ihre endgültige Lagerung eingenommen, Vergr, wie vorher. Zeitschrift £. wissensch. Zoologie. LX. Ba. 45 688 E. Korschelt, Über Kerntheilung, Eireifung u. Befruchtung bei Ophryotrocha puerilis, Fiz. 170. Ei- und Spermakern mit dem bereits ansehe en Kernfaden. Komp. Oc. 6, hom. Imm. Ap. Fig. 474. Die Gentrosomen ae vom Ei- und Spermakern weiter ab, wo- durch die Gestalt der Spindel bereits angedeutet wird. Vergr. wie Fig. 470. Fig. 172. Das Abrücken der Centrosomen ist noch weiter fortgeschritten; die Membranen der beiden Kerne schwinden, doch sind diese noch deutlich zu er- kennen; die Gestalt der Spindel tritt schon mehr hervor. Vergr. wie vorhin. Fig. 473. Erste Furchungsspindel mit den durch Auflösung der beiden Kerne sich ergebenden vier Kernschleifen. Vergr. wie vorher. Fig. 474 ü. 475. Die erste Furchungsspindel mit der Äquatorialplatte und mit den Tochterplatten. Oc. A, Obj. F. Fig. 476. Ei mit dem unter den beiden Richtungskörpern gelegenen Eikern. Der schon etwas weiter ausgebildete männliche Kern weist bereits den Nucleolus auf. Seine Strahlung hat sich getheilt. Oc. 2, Obj. E. Fig. 177—180. Eier mit dem männlichen und weiblichen Kern in verschie- denen Zuständen der Ausbildung. Oc. 4, Obj. E. Tafel XXXIV. Fig. 184—183. Eier mit dem männlichen und weiblichen Kern in verschie- denen Ausbildungsstufen. Oc. 4, Obj. E. Fig. 484. Abnorm gefurchtes Ei mitabnorm ausgebildeten Kernspindeln, Oc.A, Obj. E. Fig. 485. Ei mit einer dreipoligen Spindel. Fig. 186—187. Zwei Schnitte durch ein Ei mit einer Anzahl theilweise ver- einigter Kerne. Einzelne Partien sind von dem übrigen Ei abgegrenzt. Fig. 188 u. 189. Überfruchtete Eier mit mehreren Geschlechtskernen. Fig. 4190. Ei mit mehreren Geschlechtskernen, die in der Vereinigung begriffen sind. Die Nucleolen sind noch vorhanden; Ausbildung von Kernfäden. Fig. 184—4A90 entworfen bei Zeıss, Oc. 4, Obj. E. Fig. 194. Abnorm gefurchtes Ei mit mehreren ruhenden oder in Theilung be- griffenen Kernen in den einzelnen Zellen. Die karyokinetischen Figuren sind un- regelmäßig ausgebildet. Oc. A, Obj. E. Fig. 192. Ei mit dreipoliger Kerntheilungsfigur. Fig. 493. Blastula von normaler Ausbildung. Fig. 494—496. Abnorm ausgebildete Furchungsstadien. Während die Thei- lung der Kerne fortschritt, wurde diejenige der Zellen theilweise unterdrückt, so dass in einzelnen Furchungszellen mehrere Kerne vorhanden sind (d, b).. Manche Eier bestehen nur aus wenigen Zellen, die dann eine um so größere Anzahl von Kernen enthalten (b, b). In Folge des Zusammenfließens der Kerne treten unregel- mäßige Kerntheilungsfiguren auf (Fig. 196). Fig. 497. Ungefurchtes Ei mit einer großen Anzahl zusammengehäufter Kerne, Fig. 498. Die Kerne sind größtentheils mit einander verschmolzen. Fig. 499. Ein ebenfalls abnormes Ei. Die verschmolzenen Kerne nehmen durch Ausbildung der Kernfäden einen Anlauf zur Theilung. Fig. 192—199 entworfen bei Zeıss, Oc. 4, Obj. E. Fig. 200. Theil einer Zelle eines aus vier Furchungszellen bestehenden, ab- norm entwickelten Eies. Der scheinbar einheitliche, aber durch Zusammenfließen mehrerer Furchungskerne entstandene Kern zeigt eine große Zahl verschiedentlich ausgebildeter Chromosomen. Oc. 2, Obj. F. Fig. 204. Ein in zwei Zellen zertheiltes abnorm entwickeltes Ei mit mehreren Kernen in jeder Zelle. Oc. A, Obj. E. a a Tropische Polycladen. I. Das Genus Thysanozoon Grube. Von Dr. Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, Assistent am zool.-zootomischen Institute der Universität Graz. Mit Tafel XXXV—XXXVIL Tropische Polycladen. Seit fast 20 Jahren verwahre ich die von C. SEMmPER und seiner muthigen Frau und Reisegefährtin auf den Philippinen angefertigten prachtvollen Polycladen-Abbildungen, sowie die dazu gehörigen No- tizen. Da kein Material dazu vorhanden war, so zögerte ich auch dann noch sie herauszugeben, als mit dem Erscheinen des großen Werkes von Lang! der Gedanke aufgegeben werden musste, die nun so vor- züglich bearbeiteten Polycladen in meiner Turbellarien-Monographie ? nochmals vorzunehmen. Erst als die von K. Mößıus in Mauritius, von J. Brock im indischen Archipel und von P. u. F. Sırasın auf Ceylon gesammelten und zum Theile sehr gut konservirten Objekte hinzukamen, da erwachte in mir wieder ein lebhafteres Interesse für diesen Theil meines noch unbe- arbeiteten Turbellarienmaterials, welches überdies aus dem Ham- burger Museum, dem k. k. Hofmuseum in Wien, den Universitäts- sammlungen von Breslau und Moskau, der japanischen Ausbeute L. Döperrein’s und meiner eigenen Sammelthätigkeit auf zahlreichen Reisen weiteren Zuwachs erfahren hatte. Nur Weniges davon habe ich bisher publicirt*, die Hauptmasse 1 A. Lang, Die Polycladen (Seeplanarien) des Golfes von Neapel. Leipzig 1884. 2 L. v. GrRAFF, Monographie der Turbellarien. I. Rhabdocoelida. Leipzig 1882, 3 Während des Druckes ist noch das von L. PLATeE in Chile gesammelte und dem kgl. Museum f. Naturkunde in Berlin einverleibte Material hinzugekommen. 4 L. v. GrRAFF, Enantia spinifera, der Repräsentant einer neuen Polycladen- familie. Mitth. d. naturwiss, Ver. f. Steiermark. Jahrg. 1889. Graz 1889. — Pelagi- sche Polycladen. Diese Zeitschr. Bd. LV. Leipzig 1892. Ale Er 690 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, RE des vorwiegend aus tropischen Meeren stammenden Materials soll da- her unter obigem Titel von mir und meinen Mitarbeitern im Grazer In- stitute in einer Reihe von Abhandlungen aufgearbeitet werden, wobei jede eine der von Lang umgrenzten Gattungen oder Familien behan- deln wird. Unsere Kenntnisse von den exotischen Vertretern dieser Turbellariengruppe sind ohnehin sehr dürftig, obgleich dieselbe in zahlreichen und prächtig gefärbten Arten die tropischen Meere bewohnt und in einer Anzahl mit leuchtendem Blau und Gelb geschmückter Formen eine Zierde der Korallenriffe bildet. Wir werden selbstverständlich bestrebt sein, unser Material auch anatomisch möglich zu verwerthen, — ohne anatomische Untersuchung ist Ja eine genaue Bestimmung der Turbellarien in den meisten Fällen unmöglich! —, indessen wird es jeweils von der Menge und dem Kon- servirungszustande der vorliegenden Objekte abhängen, ob die be- treffende Arbeit mehr nach der faunistisch-systematischen oder mehr nach der anatomisch-histologischen Seite hinneigt. Graz am 21. Juni 1895. L. v. GRAFF. I. Das Genus Thysanozoon Grube. Von dem Genus Thysanozoon Grube waren bis jetzt nur wenige Arten bekannt; genau beschrieben eigentlich nur eine einzige: Th. brocchii Grube, von welcher Lane die Anatomie und Histologie ein- gehend bearbeitet hat. Dazu besitzen wir eine Anzahl von älteren Be- schreibungen exotischer und europäischer Thysanozoon-Arten !, welche aber insgesammt dürftig und zum Theil kaum genügend zur Wieder- erkennung der Speeiessind. Die in den älteren Speciesbeschreibungen so häufigen Verwechselungen der verschiedenen Körperöffnungen und -Anhänge hat schon Line sichergestellt. Auch hat derselbe versucht, das Chaos der Synonyma ‘zu sichten und die Ansicht zu begründen, dass an den europäischen Küsten bloß eine Species, das Th. brocchü Gr. vorkomme, der die skandinavische Form Th. papillosum Sars-Jensen als Varietät unterzuordnen sei. Wenn aber Lang dazu die ceylonischen Formen: das Th. diesingi Grube, welches Scumarpa an der Ostküste von Ceylon vorgefunden zu haben angiebt, das Th. ovale Schmarda, die philip- pinische Species Moseev’s, die Neuseeländer Th. cruciatum Schmarda u. Th. aucklandicum Cheeseman ohne Weiteres als identisch mit Th. brocchü Grube, das Th. nigrum Girard von Florida, das Th. tentaculatum Pease von den Sandwich-Inseln und das aus der Lyall Bay (Südpolar- ! Siehe die betreffende Zusammenstellung bei Lang, ]. c. p. 525—538 u. 617. Tropische Polycladen, I. 691 region) stammende Th. huttoni Kirk als bloße Varietäten der europäischen Art bezeichnet, so kann man ein solches Verfahren keineswegs billigen. Bei der großen Uniformität der Thysanozoen ist es unmöglich, auch nur mit einiger Sicherheit aus oberflächlichen Beschreibungen und Abbildungen (namentlich, wenn sie bloß die Dorsalseite be- treffen) eine Speciesdiagnose zu stellen. In solchen Fällen wird es immer der Wissenscheft förderlicher sein, diese Unsicherheit dadurch einzugestehen, dass man solche Formen einstweilen in den unvermeid- lichen Ballast fraglicher Species einreiht. Der Thiergeograph hat das Recht, von dem Monographen einer Gruppe zu verlangen, dass dessen Angaben über die Verbreitung einer Species nicht aus negativen, son- dern aus positiven Befunden geschöpft werden. In zweifelhaften Fällen solcher Art muss die Untersuchung der Originalexemplare erfolgen und, wenn diese unmöglich ist oder kein sicheres Resultat bietet, das Sammel- ergebnis zukünftiger Reisender an der fraglichen Lokalität abgewartet werden. Die große Variabilität und die Altersunterschiede, wie sie für i Th. brocchii Grube von Lang (p. 530) beobachtet und von mir weiter - unten auch für Th. alderi Collingwood und Th. allmani Collingwood ” konstatirt werden, erschwert zwar die Aufgabe des Bearbeiters, entbin- det ihn aber nicht der Pflicht, nach obigen Grundsätzen vorzugehen. i Mir war die Feststellung der Species erleichtert durch das ver- - hältnismäßig reiche exotische Material, das mir Herr Prof. v. Grarr gütigst zur Verfügung stellte und dessen Provenienz aus der Vorrede des Genannten, sowie aus der am Schlusse dieser Abhandlung gegebe- nen Verbreitungstabelle ersichtlich ist. Leider war der Erhaltungszustand des Materials oft. ein sehr schlechter, so dass selbst da, wo das Vorhandensein von mehreren Exemplaren es gestattet hätte, das für die anatomische Untersuchung des Polycladenkörpers einzig sichere Mittel, die Zerlegung in Schnitt- serien, in Anwendung zu bringen, die Resultate nicht im Einklange mit dem Opfer an Zeit und Mühe standen. Von der Mehrzahl der Arten hatte ich aber bloß ein Exemplar, £ das natürlich geschont werden musste. So hat sich die Untersuchung Hd z ER E I Ü ” der Hauptsache nach auf in Glycerin aufgehellte und schwach ge- - quetschte Objekte beschränken müssen, ein Verfahren, das in den meisten Fällen genügte, um über Augenstellung, sowie die topo- % graphischen Verhältnisse des Verdauungs-(Gastrovascular-) und Ge- - schlechtsapparates ins Reine zu kommen. Dabei, wie auch bei der Untersuchung der Schnittserien!, hat ee Br 1 Ich habe solche angefertigt von Th, auropunciatum Coll., Th. alderi Coll., Th, distinctum n. sp. NE DET ER 692 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, ai sich übrigens herausgestellt, dass der äußerlichen Uniformität der Thysanozoon-Species eine große Übereinstimmung der anatomischen Verhältnisse bis auf die feinsten histologischen Einzelheiten herab ent- spricht. So kann ich daher nur in Bezug auf das Verhalten der Darm- divertikel zu den Rückenzotten, über den Bau der »Uterusdrüse« sowie des Kopulationsapparates zu der ausgezeichneten Darstellung, welche Lang von der Organisation des Th. brocchii Gr. gegeben hat, wesent- lich Neues mittheilen. Bevor ich jedoch auf die nähere Beschreibuug dieser neuen Be- funde eingehe, drängt es mich, meinem hochverehrten Chef Prof. v. GrarF einerseits für die Überlassung des Materials, andererseits aber für die Unterstützung, die er mir im Verlaufe dieser Arbeit aus dem reichen Vorrathe seines Wissens und seiner besonders großen Erfahrung in Hinsicht der formellen Ausarbeitung, angedeihen ließ, meinen wärmsten Dank auszusprechen. RückenzottenundDarmäste. Lanc hat (p. 137—138, 532), eine Beobachtung von QuArkeriszs bestätigend, für Th. brocchii Gr. das Eintreten von Darmdivertikeln in die Rückenzotten genau beschrieben und ich erwartete daher ein gleiches Verhalten bei den übrigen Spe- cies. Indessen entbehren alle von mir auf Schnitten untersuchten Arten solcher Darmdivertikel, so dass ich vermuthe, dass dieses Verhalten von Th. brocchii eine Eigenthümlichkeit derjenigen Formen ist, die, wie die genannte, mit besonders langen und schlanken Zotten versehen sind. Denn es fällt, wenn man Spiritusexemplare von Th. brocchü mit den mir vorliegenden exotischen Arten vergleicht, sofort auf, wie die Zotten dieser letzteren viel plumper, relativ kürzer sind und lockerer gestellt erscheinen. Die »„Uterusdrüsen« von Thysanozoon distinctum nov. spec. Auffallend ist bei dieser Art die Zahl und Größe der »Uterus- drüsen«, die hier eine Ausbildung erreichen, welche noch bei keinem anderen Thysanozoon beobachtet wurde. Wenn man einen Längs- schnitt durch die Seitenfelder ‚betrachtet, werden diese großen auf- fallenden Organe dem Untersucher kaum entgehen, insbesondere da in einem Schnitte deren oft zwei bis drei vorhanden sind. In Fig. 1, Taf. XXXVIL ist ein Theil eines solchen abgebildet. Man erkennt daran das dorsale (de) und ventrale (ve) Körperepithel, von welchen der Ein- fachheit halber nur die Umrisse dargestellt sind. Fast der ganze da- zwischen liegende Raum wird nun von der großen »Uterusdrüse« (ud) eingenommen. Diese liegt unterhalb der Schicht der Darmäste (da) Tropische Polyeladen. 1. 693 und stets im Verlaufe des das dorsale Eileiternetz (eil) mit den Uterus- kanälen (u) verbindenden senkrechten Verbindungsganges (vbg) knapp dem Uterus an. Wie man sieht, ist die Lage und Anordnung der »Uterusdrüsen« von Th. distinctum nov. spec. eine andere als die bei Th. brocchiü Gr., bei welch letzterer Species die »Drüse« mittels eines eigenen Ausfüh- rungskanales in den Verbindungsgang einmündet!. Die Eileiter bilden bei den Pseudoceriden bekanntlich ein dor- sales, über den Darmästen gelegenes Netzwerk, in welches die Ovarien einmünden. Lang hat (p. 285) ihren Ursprung aus dem Follikelepithel dieser letzteren nachgewiesen und ihren ferneren Verlauf und Bau ein- gehend geschildert (p. 288—289). Auch bei der vorliegenden Art konnte ich im Allgemeinen denselben histologischen Aufbau der Ei- leiter und des Verbindungsganges konstatiren, wie bei Th. brocchü Gr.; in einigen Punkten jedoch bin ich zu abweichenden Resultaten gekom- men, die wohl zum Theil ihren Grund in der differenten Anordnung der Uterusdrüsen beider Species haben. Lang beschreibt nämlich auf p- 297 den Ausführungskanal der Uterusdrüse von Th. brocchi und hebt dessen Enge und Epithelauskleidung, die aus großen, würfelför- migen und stark färbbaren Zellen besteht, hervor. Ganz dasselbe histo- logische Verhalten fand ich, jedoch am Verbindungsgange, bei Th. distinctum vor, was, da dessen »Uterusdrüsen« separater Ausführungs- kanäle entbehren, leicht zu erklären ist. Und zwar ist hier stets der- jenige Theil des Verbindungsganges in solcher Weise modificirt, der zwischen Eileiter und »Drüse« liegt. Es wird nämlich das platte Epithel des Eileiters unmittelbar, bevor er in den Verbindungsgang nach ab- wärts umbiegt, bedeutend höher und besteht dann aus würfelförmigen Zellen. Das sich daran anschließende Epithel des Verbindungsganges zeigt sich als eine einfache Fortsetzung dieses modificirten Eileiter- epithels, nur werden hier die Zellen noch höher, eylindrisch und engen dadurch das Lumen des Ganges bedeutend ein. Je näher zur »Uterus- drüse« hin, desto enger wird der Gang, bis er unmittelbar vor der Ein- mündung in dieselbe durch den daselbst befindlichen, gleich zu be- sprechenden Sphincter (sph) ringförmig eingeschnürt wird. Ich konnte nämlich auch (im Gegensatze zu Lang) überall an den Eileitern, dem Verbindungsgange und der »Uterusdrüse« eine wohlausgebildete Ring- muskulatur konstatiren. Bei den Eileitern ist sie freilich noch schwach und oft undeutlich zu sehen (meil), desto kräftiger wird sie jedoch beim Verbindungsgange (mvbg), woselbst sie oft, besonders gegen die Uterus- 1 Lang hat (p. 297—302) eine ähnliche Verschiedenheit in der Lage dieser Drüsen auch bei anderen Polycladen konstatirt, Ang 694 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, drüse hin, in doppelter Anordnung zu sehen ist. Unmittelbar vor der Einmündung des Ganges in diese letztere bilden die Ringmuskelfasern den eben genannten Sphincter (sph), der im Stande ist, die Kommuni- kation zwischen Drüse und Gang vollständig aufzuheben. Man sieht ferner sowohl die Eileiter als auch den Verbindungs- gang von einer Art Pseudoepithel des Mesenchyms eingehüllt (pe). Es liegen nämlich die Mesenchymkerne hier in regelmäßigen Abständen dem Eileiter- resp. Verbindungsgangepithel an und schließen die Ringmuskelfasern zwischen sich und diesem letzteren ein. Die »Uterusdrüse« hat Lane bei Th. brocchii (p. 297—298) genau be- schrieben und ist dieser Schilderung nichts weiter beizufügen als, dass bei Th. distinctum die ihren Innenraum auskleidenden Drüsenzellen in das Lumen protoplasmatische Fortsätze entsenden, die, Pseudopodien gleich, den Drüseninhalt zu durchsetzen und zu verzehren scheinen. Dann vermochte ich, wie schon oben bemerkt, auch hier eine kräftige Uterusdrüsenmuskulatnr (udm) nachzuweisen, deren Anwesenheit bei Th, brocchii Lane in Abrede stellt. Diese Muskulatur besteht bei Th. distinctum aus einzelnen kräftigen, aus starken Fasern zusammenge- setzten Bündeln, die über die Außenfläche der »Drüse« zerstreut anzu- treffen sind. Sie hat ohne Zweifel den Zweck, den Drüseninhalt, sei es nach der Richtung der Eileiter, sei es nach der des Uterus hin zu entleeren. Die »Üterusdrüse« mündet nun direkt in die Uteruskanäle (u) ein. Man 'sieht nämlich an einer Stelle ihre Tunica propria ganz unver- mittelt in dieMembrana propria des Uterusepithels übergehen; es kom- municirt also das Lumen der »Drüse« direkt mit dem des Uterus. Bei der in Fig. 1 Taf. XXXVII abgebildeten »Drüse« ist diese Kommunika- tion deutlich sichtbar. Was ist nun die Funktion dieser Organe ? Diese Frage ist schwer zu entscheiden, doch giebt es einige An- haltspunkte, die eine befriedigende Lösung derselben erwarten lassen. Man findet nämlich sowohl die Eileiter als auch die Verbindungsgänge sehr oft, fast stets mit einer Masse erfüllt, die ich nicht anstehe, für Sperma zu halten. In der »Drüse« selbst erkennt man stets eben solche Massen, die ein nur wenig modificirtes Aussehen haben. Beide Arten von Anhäufungen stimmen aber darin überein, dass sie hochgradig kyanophil sind, sich mit Methylgrün lebhaft färben und einen Farbton annehmen, der sich von dem des gefärbten, in den großen Samen- kanälen vorhandenen Sperma nicht unterscheiden lässt. Lang hat kon- statirt, dass die Begattung bei den Pseudoceriden keine Kopulation im wahren Sinne des Wortes ist, sondern dass die Thiere eines dem Tropische Polyeladen. I. 695 - anderen vermittels ihres harten Penisstilettes eine Wunde an irgend einer Stelle des Körpers beibringen und dortselbst ihr Sperma depo- _ niren. Man wird daher überall im Leibe dieser Thiere solche Sperma- - anhäufungen finden können und ihr Vorhandensein in den Eileitern, wo sie sich schließlich koncentriren, dürfte auf eine durch chemotro- pische Reize bewirkte Überwanderung zurückzuführen sein. Meine Deutung des Inhaltes der Eileiter und der »Uterusdrüsen« als Sperma- massen wird noch durch folgende theoretische Betrachtungen gestützt. Es bleibt, wenn man diese Annahme verwirft, nichts übrig, als die fraglichen Massen für ein »Sekret« der »Uterusdrüse« zu erklären, eine Annahme, die aber sofort auf einen schwer lösbaren Widerspruch stößt: Da von diesem »Sekrete« distal weder in den Uteruskanälen, noch im Eiergange oder Schalendrüsengange etwas zu finden ist, so müsste man annehmen, dass dasselbe aus der »Uterusdrüse« proximal in den Ei- leiter ergossen würde, demnach seine Bewegungsrichtung der der Eier, die ja vom Ovarium zum Uterus hin wandern, genau entgegen- gesetzt sei. Die Eier fänden dann in dem ihre Leitungswege prall aus- füllenden »Sekrete« ein gewaltiges Hindernis der Abwärtsbewegung, ohne dass doch abzusehen wäre, welche Bedeutung dieses »Sekret« für die Eier haben sollte, da ein Vergleich der Ovarialeier mit den Uterus- eiern irgend eine auf ein solches »Sekret« zurückzuführende Verän- derung nicht erweisen lässt. Wenn man dagegen die in Folgendem noch zu erweiternde Anzahl von Thatsachen erwägt, welche alle dafür sprechen, dass diese die Eileiter, den Verbindungsgang und die »Uterus- drüse« erfüllenden Massen nichts seien als Sperma, so wird man von diesem Gesichtspunkte aus auch unschwer zu einer plausibeln Er- klärung der bisher unbekannten Funktion der Uterusdrüsen gelangen. Das in den Uterusdrüsen enthaltene Sperma ist in seinem Aus- sehen ein wenig, wenn auch nur in sehr geringer Weise modifieirt; es macht einen zerfallenen, abgestorbenen Eindruck, während das in den Eileitern vorhandene wohlerhalten, und von dem in den großen Samen- kanälen befindlichen nicht zu unterscheiden ist. Wir finden von solchem Sperma weder im Uterus noch in den weiteren gegen den weiblichen WERE een - Genitalporus gelegenen Leitungswegen der Eier etwas vor. . SELENKA! hat nun die Beobachtung gemacht, die auch von Lang E (P- 322) bestätigt wurde, dass in jeder Eikapsel unmittelbar nach der Ablage der Eier ein einziges Spermatozoon enthalten ist. Ersterem gelang es sogar durch eigene Beobachtung nachzuweisen, dass eine Be- fruchtung der Eier von Th. brocchü erst nach der Ablage der Eier 1 SELENKA, Zoologische Studien. II. Zur Entwicklungsgeschichte der Seepla- narien. Leipzig 1884. p. 9 u. 10. EEULTEREERENT?E 696 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, durch eben dieses Spermatozoon stattfindet. Eine Befruchtung der Eier innerhalb der weiblichen Leitungswege ist an und für sich schon nicht möglich, da nach den Angaben von SerenkA!, Lane? und VAN DER Srrıicat, die auch ich bei den sämmtlichen von mir histologisch unter- suchten Thysanozoen bestätigt fand, die Eier innerhalb des mütter- lichen Körpers Theilungserscheinungen des Kernes durchmachen, die sich sogar noch bis nach der Ablage derselben hinziehen. Diese Theilungsvorgänge beginnen unmittelbar nach dem Eintritte der Eier in die Uteruskanäle und führen bis zum Diasterstadium, in welchem die Kerne auch noch einige Zeit, nachdem die Eier abgesetzt sind, ver- weilen. Es war mir auch, trotz angestrengten Suchens nicht möglich, innerhalb der Uteruskanäle und dem sonstigen Leitungswege in die Eier eingedrungene Spermatozoen zu finden‘. Dass nun bei den abgeleg- ten Eiern stets nur ein Spermatozoon anzutrefien ist, lässt nach SeLENKA, dem auch Lan beistimmt, auf eine »sehr subtil und sicher funktionirende Vorrichtung im weiblichen Geschlechtsapparate schließen«. Solch ge- artete Vorrichtungen, sei es nun in Gestalt von Receptaculis seminis, von accessorischen Blasen etc., hat nun weder Lang noch ich vom Uterus an gegen den Genitalporus hin aufzufinden vermocht. ‘Wenn man das die »Uterusdrüse« von innen auskleidende Epithel betrachtet, bemerkt man, wie schon oben angeführt wurde, dass die Zellen gegen das Centrum der Drüse hin unregelmäßig gestaltete zer- franste Fortsatzbildungen entsenden, die den Drüseninhalt zu durch- setzen und zu verzehren scheinen; ihr Protoplasma weist größere und kleinere Vacuolen auf, in welchen fast stets kleine Häufchen des im Drüsenlumen selbst vorhandenen Inhaltes suspendirt sind; mit einem Worte: die Zellen haben einen aufnehmenden, nicht einen absondern- den Charakter. Dies wird bestätigt durch die Thatsache, dass man so- wohlim Lumen der »Uterusdrüse«, sowie im Speciellen in den Vacuolen der sie auskleidenden Zellen auch Bruchstücke von Eiern und Dotter- elemente vorfindet. 1 SELENKA, Biologisches Centralblatt. 4. Jahrg. 1881. p. 492—497. ?2 Lang, Monographie. p. 295. 3 VAN DER STRICHT, Verhandl. d. Anatom. Gesellschaft. 4894. p. 223—232. * SELENKA hat diesen Vorgängen eine Auffassung unterlegt, die ich nicht theilen kann, so lange nicht bestimmte Beobachtungen über die Ausstoßung der Richtungskörperchen vorliegen. Ich glaube vielmehr an Reifungserscheinungen der Eier, eine Ansicht, der auch Van ver Srrıcat Ausdruck giebt, und die dadurch gestützt wird, dass man von der Bildung des Eies im Ovarium selbst bis nach der erfolgten Ablage desselben keine andere Vorbereitung des Kernes zur Abschnürung der Richtungskörper als eben diese beobachtete Theilungserscheinung des Kernes wahrgenommen hat, Tropische Polycladen. 1. 697 Gestützt auf diese eben angeführten Befunde betrachte ich die so- genannte »Uterusdrüse« als ein den Verbrauch von Sperma reguliren- des Organ im Sinne SrLenkA’s und Lane’s. Ich sehe in ihr eine Vor- richtung, vermittels welcher der Organismus der Thysanozoen in der Lage ist, die von ihm producirten Eier sicher zu befruchten und ferner- hin den nach der Abgabe des betreffenden Spermatozoons an die Eier überflüssigen Rest des Sperma auf eine für den Verbrauch der Kräfte nützliche Art zu resorbiren und das frei gewordene Material in anderer‘ Weise zum Weiteraufbau des Körpers zu verwenden. In demselben Sinne scheint dieses Organ auch eine Resorption der ungenügend reifen und widerstandsfähigen Eier durchzuführen, wie das die Ei- bruchstücke und Dotterkörnchen, welche von dem Innenepithel ge- fressen worden, zur Genüge beweisen. Ähnliche Vorrichtungen zur Aufsaugung überschüssiger Massen von Geschlechtsprodukten finden wir in anderen Gruppen der Würmer: Man denke an den Ductus vi- tello-intestinalis der Polystomeen und anderer ektoparasitären Trema- ioden, an die von GrArr! beschriebene Inkorporation der Abortiveier in die bleibenden Eizellen der Acoelen. Ich stelle mir also den ganzen Vorgang von dem Austritte des Eies aus dem Ovarium bis zum Eintritte desselben in die Uteruskanäle folgendermaßen vor: Das fertige Ei verlässt das Ovarium und gelangt, eine Portion des im dorsalen Eileiternetze vorhandenen Sperma vor sich herschiebend, durch den Verbindungsgang in die Nähe der »Üterus- drüse«. Bevor es in dieselbe eintritt, wird naturgemäß das vor ihm be- findliche Sperma in diese hineingeschoben. Hinter diesem schließt sich der Sphincter des Verbindungsganges und hält das Ei für die Zeit als das Sperma in der Uterusdrüse verdaut wird, zurück. An dem Ei bleibt ein Spermatozoon kleben, welches das erstere bei dem nun er- folgenden Durchgang durch die »Drüse« in die Uteruskanäle mitnimmt. Etwa nachfolgendes Sperma wird ebenfalls zurückgehalten und resor- birt. Passirt ein unreifes oder nicht genug widerstandsfähiges Ei die »Drüse«, so unterliegt auch dieses der Verdauung durch letztere. Kopulationsapparat. Ich habe bei einigen der mir zur Untersuchung vorliegenden Arten, nicht wie bei Th. brocchii einen doppelten, sondern einen einfachen männlichen Kopulationsapparat vorgefunden, dessen genauere Beschreibung unten folgt. Nun ist be- kanntlich eine wechselnde Zahl der männlichen Generationsorgane bei sonst ganz gleicher oder ähnlicher Organisation in der Familie der 1 L. v. GrArrF, Die Organisation der Turbellaria acoela. Leipzig 1891. p, 46 bis 47. | 698 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, Pseudoceriden nichts Neues, hat ja Lang bei dem Genus Pseudoceros selbst ein solches Verhalten konstatiren können. Er fand nämlich bei Pseudoceros maximus Lang drei geschlechtsreife Exemplare, von denen das eine einen einfachen Begattungsapparat besaß, das zweite zwar mit einem doppelten Begattungsapparate aber einfacher Ge- schlechtsöffnung versehen war. Hier lagen nun die beiden Penes rechts und links von der Medianlinie, während endlich das dritte mit eben solchem doppeltem g' Geschlechtsapparate und einfacher Genitalöffnung die zwei Penes in der Medianlinie hinter einander ge- stellt hatte. Lang hat (p. 270—271) alle drei Exemplare, da er sonst gar kein specifisches Unterscheidungsmerkmal finden konnte, zu einer Art vereinigt. Dieses Verfahren scheint mir jedoch nicht zulässig zu sein. Eine solche anatomische Differenz muss im System Ausdruck finden, in so lange als es nicht erwiesen ist, dass wir es hier mit einem indivi- duellen Charakter zu thun haben, so dass also aus dem Laiche eines und desselben mütterlichen Individuums von Pseudoceros mascımus Lang die erwähnten drei verschiedenen Formen im Aufbaue des Kopu- lationsapparates hervorgehen können. Es ist diese Vorsicht doppelt geboten für einen Systematiker, dem im Übrigen die Ein- oder Mehr- zahl des Kopulationsorgans wichtig genug erscheint, um sie in Fami- liendiagnosen aufzunehmen. Zudem hat ja Lang einen anderen ana- tomischen Charakter: das Vorhandensein oder Fehlen einer direkten Kommunikation zwischen Darmdivertikeln und Körperoberfläche und im ersteren Falle die Art dieser Kommunikationen verwendet, um nicht bloß Gattungen (Yungia, Oycloporus) zu charakterisiren, sondern auch die Genera einer Familie (Pseudoceridae p. 430) in Untergruppen zu scheiden. Diesem Vorgehen wird Jeder zustimmen, dem ein natür- liches System als letztes Ziel unserer zoologischen Wissenschaft vor- schwebt, — so misslich auch die Konsequenzen für die Praxis des Bestimmens sein mögen. Aber dann wird auch der Bau des Kopula- tionsapparates bis auf Weiteres systematisch nicht so vernachlässigt werden können, wie dies Lang bei Pseudoceros maximus gethan hat, und man wird ihm zum mindesten den Werth eines specifischen Merk- males beilegen müssen. Was den Bau des einfachen Penis anbelangt, so habe ich durch das genannte Organ von Th. auropunctatum Coll. und Th. alderi Coll. Schnittserien angefertigt, aber bei allen ein und denselben Bau in anatomischer und histologischer Beziehung vorgefunden. Ich lasse da- her, um spätere Wiederholungen zu vermeiden, hier eine Beschreibung der bei den genannten Arten angetroffenen Verhältnisse folgen, die Tropische Polyeladen. 1. 699 ugleich eine Ergänzung und Erweiterung der Lang’schen Charakteri- tik des Genus Thysanozoon Grube sein mag, in so weit sie auch auf “ Thysanozoen mit einfachem Penis angewendet werden soll. a Das einfache Antrum masculinum (Taf. XXXVI, Fig. 1, 2 am) birgt E den ebenfalls einfachen, von einer Penisscheide (pss) umgebenen Penis u - (ps). Dieser besteht aus dem chitinösen Stilett (st), welches vom Ductus ejaculatorius durchbohrt wird. Der letztere spaltet sich unmittelbar - vor seinem Eintritte in den Penis in zwei Gänge, von denen der eine - aus der länglichen Samenblase (sb), der andere aus der fast kugeligen Körnerdrüse (kd) kommt. Letztere liegt in der Längsrichtung des Kör- pers vor der ersteren. Diese ist eine langgestreckte, sehr muskulöse Blase, deren histologisches Verhalten, eben so wie das der Körner- drüse, genau mit dem bei Th. brocchir übereinstimmt. Zur Samenblase her ziehen jederseits je ein Vas deferens (vd), welches das Sperma aus den großen Samenkanälen herleitet. Diese beiden Gänge vereinigen sich unmittelbar vor der Samenblase zu einem sehr kurzen gemein- schaftlichen Gang, der selbst erst in jene einmündet!. Diesen einleitenden Bemerkungen entsprechend, theile ich die- jenigen Species des Genus Thysanozoon, deren specifische Charaktere mir genügend festgestellt erscheinen, in zwei Gruppen, je nach der Be- schaffenheit des Kopulationsapparates und schließe daran das Ver- zeichnis der fraglichen Species, wie folgt: Genus Thysanozoon Grube. Pseudoceriden mit spitzohrähnlichen faltenförmigen Randtentakeln, mit zottenförmigen dorsalen Anhängen, in welche bisweilen Divertikel der Darmäste hineintreten, ohne jedoch daselbst auszumünden, mit einfachem oder doppeltem männlichen Begattungsapparate. A. Mit einfachem männlichen Kopulationsorgane: Th. auropunctatum Kelaart-Collingwood, Th. alderi Collingwood, Th. allmanı Gollingwood, Th. semperi nov. spec., 1 Th. boehmigi nov. spec., ® Th. obscurum nov. spec. B. Mit doppeltem männlichen Kopulationsorgane: Th. brocchii Grube, Th. eruciatum Schmarda (=? Th. brocchü Gr. var. cruciata Schmarda), | 1 Lang, Monographie. p. 266. 700 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, Th. discoideum Schmarda, Th. minutum nov. spec., Th. langi nov. spec., Th. distinetum nov. spec. C. Species, die zu wenig genau beschrieben sind, als dass man sagen könnte, welcher der beiden obigen Gruppen sie zuge- hören: Th. diesingi Schmarda !, Th. nigrum Girard ?, Th. australe Stimpson°, Th. ovale Schmarda ', Th. tentaculatum (Pease), Th. verrucosum Grube $, Th. spec.? Moseley’, Th. papillosum Sars-Jensen 8, Th. huttoni Kirk ?, Th. aucklandicum Cheeseman !®. Unter dem mir vorliegenden Materiale befand sich auch ein von Herrn Prof. K. Mögıus bei Mauritius gesammeltes und derzeit dem kgl. Museum in Berlin einverleibtes Thysanozoon. Doch war dessen Erhal- 1 Siehe unten p. 716. 2 Von Lang (p. 535) als Varietät des Th. brocchii Gr. bezeichnet. 3 Siehe sub Lang p. 536—537. * Wird von Lane (p. 526) unter den Synonymen von Th. brocchü Gr. angeführt. 5 Von Lang (p. 536) als Varietät des Th. brocchii Gr. bezeichnet. 6 Mir lag das Originalexemplar aus dem Naturhistorischen Museum zu Ham- burg (» Thysanozoon verrucosum Grube, GruBE det., Südsee?, M. G. 3460«) vor, doch habe ich mich vergeblich bemüht, an diesem schlecht erhaltenen Unicum mehr zu sehen, als GrUBE seiner Zeit davon beschrieben hat. Das eine aber kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass Th. verrucosum Gr. nicht, wie Lane (p. 537) meint, mit dem Th. auropunctatum Kelaart-Collingwood identifieirt werden darf. 7 Lane führt diese Form (p. 530) unter den Synonymen von Th. brocchü Gr. auf. 8 Lane führt (p. 536) diese Form als Varietät des Th. brocchii Gr. auf, obgleich es mir durchaus fraglich erscheint, ob hier nicht etwa eine distinkte Species vor- liegt. Sollte durch spätere Untersuchungen letzteres sich erweisen, so müsste allerdings ein neuer Speciesname zur Bezeichnung verwendet werden, nachdem »papillosum« schon von Diesıng und GrusE lange vorher verbraucht worden ist, wie aus Lang’s Synonymenregister für Th. brocchi Gr. hervorgeht. 9 Die Meinung Lane’s (p. 617), »dürfte wohl kaum mehr als eine Varietät von Th. brocchi sein«, ist weder durch die ungenügende Beschreibung noch auch durch den Fundort (Lyall Bay, südliches Eismeer) gerechtfertigt. 10 Dasselbe gilt für die Identificirung dieser Species mit Th. brocchü Gr. durch Lang (p. 647). Tropische Polyeladen. T. 701 tungszustand ein so schlechter, dass es weder bestimmt noch auch die Zabl der Kopulationsorgane und deren Öffnungen konstatirt werden - konnten. Es hat daher nur ein Interesse in Hinsicht der geographi- schen Verbreitung der Gattung. Thysanozoon auropunctatum Kelaart-Collingwood. (Taf. XXXV, Fig. 4 u. 2, Taf. XXXVI, Fig. 1 u. 2.) Diese große schöne Art wurde zuerst von KrLaarr bei Aripo (West- Küste von Ceylon) gefunden und von CoLzingwoon ! folgendermaßen be- schrieben: »A large species. Upper surface, a rich violet brown, darker in the centre and edged all round with a border of pure white. Thickly studded with papillae, small and conical, the bases of which are black the apices golden yellow, and the intermediate band white. Under sur- face pale purple, very dark towards the margin all round, but having the narrow white border as above. Head furnished with two small rudi- mentary tentacles. Mouth situated between the middle and anterior third 28th February.« In den der Abhandlung beigefügten Tafeln giebt Gorzinswoop auch eine Abbildung des Thieres, von der Rückenseite aus gesehen, sowie eine Darstellung der vergrößerten Zotten. Brock sammelte nun bei Batavia »Edam und vom Leuchthurme«) an der Unterseite von verwitterten Korallenblöcken acht Exemplare einer Polyclade?, welche sowohl, was die von ihm nach dem Leben angefertigten Farbenskizzen, als auch, was das Aussehen im konser- virten Zustande anbelangt, so sehr mit der obigen Beschreibung der Keraarr'schen Art übereinstimmt, dass ich kein Bedenken trage, sie mit letzterer zu identificiren. Nach diesen Skizzen und dem konser- virten Materiale habe ich die auf Taf. XXXV Fig. I u. 2 reproducirten genauen Abbildungen der Ober- und Unterseite angefertigt und folgende neue Beschreibung dieser Art verfasst, die eine Ergänzung der im All- gemeinen dürftigen Schilderung Corzınswoov’s darstellen mag. Die Länge des Thieres beträgt im Leben bis zu 10!/, cm, im Al- kohol von 3 bis zu 7 cm; die Breite im Leben bis 5 cm, im Alkohol von 2 bis 3!1/, cm. Die Dicke der Spiritusexemplare schwankt von 1!/, bis über 5 mm und zwar variiren darin nicht nur die verschiedenen Individuen, sondern auch Partien ihres Körpers. Dieser ist nämlich dorsal und median der Länge nach stark aufgewulstet. Daher kommt es, dass ein großes ausgebildetes Exemplar am Rande 1!/,—2 mm, in 1 On thirty-one Species of Marine Planarians, collected partly by the late Dr. Ketaaet, etc, By Dr. Corzinewoon. Transactions of the Linnean Society of London. I. Series. Vol, I. 4876. p. 94—95. Tab. XVII, Fig. XIIIau. b. 2 Eigenthum der zoolog. Sammlung in Göttingen. 702 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, der Mitte jedoch über 5 mm dick werden kann. Diese Aufwulstung des Körpers in der dorsalen Medianlinie scheint von der Reife der Ge- schlechtsorgane abzuhängen, die mehrstentheils bei den größeren Exemplaren bereits ausgebildet, bei den kleineren Individuen jedoch sehr häufig noch in den ersten Anlagen vorhanden sind. Man findet aber auch unter den größeren Thieren oft relativ wenig erhabene Rückenwülste, — da wird denn die Durchschnittsdicke des Körpers auch eine geringere, oder man kann kleinere Individuen antreffen, die mit verhältnismäßig sehr starkem Rückenwulste ausgestattet auch eine entsprechend größere Körperdicke aufweisen!. : Die Körperform ist im Leben eine lang-ovale, im konservirten Zu- stande mehr kurz-eiförmige. Die Konsistenz der Alkoholexemplare ist eine ziemlich feste, die Pellueidität in Folge der äußerst starken Pig- mentirung eine sehr geringe. Die Grundfärbung des Rückens ist beim lebenden Thiere dunkel- schwarzbraun mit einem Stiche ins Violette, welch letzterer Ton sich jedoch bei den Spiritusexemplaren verliert. Um den Körperrand, mit Ausnahme der Tentakel, verläuft ein schmaler, weißlicher Streifen, wel- cher in Alkohol eine mattgraue Färbung annimmt. Diesen Randsaum ausgenommen ist die gesammte Rückenoberfläche mit der Zottenbe- kleidung besetzt, welche bei den Brocr’schen Exemplaren, im Gegen- satze zu denen von CoLLINGwooD, aus zahlreichen kleinen und koni- schen Zotten besteht, die auf der Oberfläche des Rückens gleichmäßig dicht vertheilt sind, wozu noch eine bedeutend geringere Zahl von großen, sich aus runden helleren Fleckchen der Rückenseite erheben- den Papillen kommt, welche die Anzahl der kleineren ebenfalls gleich- mäßig durchsetzen und eben so wie diese mit der Spitze nach rück- wärts gerichtet sind. Die Färbung der sämmtlichen Zotten ist im Leben eine recht bunte. Sie zeigen eine dunkle Basis von der Farbe der Dor- salseite, eine weiße Mittelzone und eine goldgelbe Spitze. Im Alkohol verlieren sie jedoch die gelbe Spitzenfärbung und sind dann bis auf die schwärzliche Basalzone einförmig grauweißlich gefärbt. Interessant ist es, eine längsdurchschnittene größere Zotte auf die Vertheilung des Pigmentes, welches ihr die Dreifarbe verleiht, zu be- trachten. Wir finden hier vorerst eine Basalzone vor, in welche sich noch das dunkle Pigment der umgebenden Rückenpartie fortsetzt, wel- ches auch hier an das interstitielle Gewebe des Epithels gebunden ist. Dieser Theil der Zotte entspricht der dunkelgefärbten Basis derselben. Auf diese folgt eine Mittelzone, woselbst sich keine Spur eines Pigmentes ! Siehe das später auf p. 708 über das Verhältnis der Geschlechtsreife zur Größe der Thysanozoen Gesagte. Tropische Polyeladen. I. 703 entdecken lässt. Diese Zone bildet das weißaussehende Mittelstück der Zotte. Endlich bemerken wir an der Spitze derselben zwischen die anderen Epithelzellen eingekeilt, große flaschenförmige Zellen, deren Protoplasmaleib stark redueirt ist und nur die Hülle des stark licht- brechenden homogenen Sekretes bildet, das in seinem Centrum eine Anzahl noch stärker lichtbrechender Körnchen suspendirt trägt. Der Kern, sowie eine stärkere Anhäufung von Protoplasma findet sich an der Basis dieser Zellen. Bringt man nun einen Objektträger mit den Schnitten der Zotte etwa aus Xylol in Kanadabalsam, so sieht man bei starker Vergrößerung diese obenerwähnten Körnchen in eine zitternde Bewegung gerathen, welche durch endosmotische Strömungen hervor- gebracht wird. Man kann an jeder dieser Zellen auch eine Art oberer Öffnung erkennen, aus welcher dann das Sekret auszutreten vermag. Die Höhe der Zellen erreicht die volle Höhe des Epithels; sie sind be- sonders an der äußersten Spitze der Zotten so dicht gedrängt anzu- treffen, dass sie alle anderen Epithelelemente zu verdrängen scheinen. Diese großen, flaschenförmigen Zellen sind nun die Träger der gold- gelben Färbung der Zottenspitzen!. Die Bauchseite des lebenden Thieres (Fig. 2) zeigt einen grauen Grundton, der durch eine Anzahl von kleineren und größeren helleren, runden Flecken, die sich aber im Alkohol verlieren, ein gesprenkeltes Aussehen erhält. Diese hellen Fleckchen finden sich jedoch nur im Bereiche der Seitenfelder. Der Körperrand wird, wie auf der Rücken- seite, von einem weißlichen Saum umgeben, der aber hier nach innen unvermittelt an ein schwärzlich dunkles Band stößt, welches sich all- mählich in das Grau der Bauchfläche abtönt. Die Tentakel besitzen die bekannte Spitzohrform, haben dorsal die Farbe der Rückenseite, eben so ventral, nur setzt sich hier der eben besprochene weiße Randsaum auch auf sie bis zu ihrer Spitze hin fort. An der Unterseite des Thieres erkennen wir nun zunächst den im ersten Drittel der Körperlänge gelegenen langgestreckten Pharynx (Taf. XXXV, Fig. 2 ph), auf welchen die einfache männliche Geschlechts- öffnung (g') folgt, aus welcher der Penis in der Abbildung halb her- vorgestreckt ist. Hinter dieser liegt die weibliche Genitalöffnung (9) an der Grenze des ersten und zweiten Drittels der Gesammtlänge des Thieres; endlich bemerken wir den kleinen Saugnapf (sn), der genau im Mittelpunkte der Bauchseite gelegen ist. In der hinteren Körper- hälfte sieht man in der Medianlinie eine längliche, weißliche Masse durchscheinen, die sich bei näherer Untersuchung als eine Anhäufung 1 Siehe Lang, Monographie p. 55: »Pigmentzellen des Epithels«, Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX. Bd. 46 704 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, von Sperma herausstellte. Darmdivertikel habe ich in den Zotten nicht gefunden, nur Mesenchym, Längs- und Quermuskeln zur Bewegung derselben, sowie zahlreiche Drüsen. Bei einem Individuum fand ich ferner Stücke einer gefressenen Spongie im Hauptdarm vor, deren Kieselnadeln nicht nur im Lumen desselben, sondern auch in seinen Epithelzellen zahlreich vorhanden waren. Herr Prof. A. v. Hzıper hatte die Güte selbe als Esperia contareni Schmarda — Esperella contareni Vosmaer zu bestimmen. Lane hat (p. 537) diese Thysanozoon-Species mit Th. verrucosum Gr. zusammengestellt. Ich habe schon oben (p. 700 Anm. 6) hervorgehoben, dass diese Identificirung unberechtigt ist. Hier sei noch weiter bemerkt, dass die Farbe des Körpers und der Zotten von Th. auropunctatum eine so charakteristische und bei allen Individuen gleichbleibende ist, dass eine Verwechselung mit anderen Species nicht leicht möglich sein wird. Thysanozoon alderi Collingwood. (Taf. XXXV, Fig. 3 u. 4, Taf. XXXVI, Fig. 3 u. 4.) CoLzingwoon liefert! von dieser Art folgende Beschreibung: »Length 21/, inches; breadth 1!/, inch. Body thin with very irregular margin, amply folded and puckered. Upper surface of a general light brownish colour, with a narrow, pale external margin within which is a broad, black border, somewhat shaded and marbled. Down the median line for about three quarters of its extent runs an irregular, black marbling; a faint marbled pattern of pale brown is diffused over the general sur- face; and a lens discloses also a fine ramification of a darker tinge throughout. The whole upper surface is studded with small papillae ofa conical form, the footstalks of which are pale and the distal extre- mities orange. Many of these papillae arise from an elevated white spot or tubercle, such tuberecles produeing only one papilla each; and other papillae exist upon the black margin, as well as on the general ‚surface. Under surface whitish, edged with black, the part answering to the black marbled line on the dorsum being here opaque white. Head blakish, angular, raised somewhat above the general plane of the body, flexible, and having two projecting angles or folded tentacles. One was found under stones about two feet under water at low tide, upon a reef of the island of Labuan, coast of Borneo, on August 22.« CorLinaGwoo» giebt dazu Abbildungen des ganzen Thieres, der beiden Formen von Zotten und der Tentakel. Die mir vorliegenden drei Exemplare, welche Brock bei Amboina 1 1. c. p. 88, Tab. XVIL, Fig. Aa, b, c, d, e. — Lang, Monographie, p. 537. | Tropische Polyeladen. I. 705 m 6. August 1885 unter Korallenblöcken gesammelt hat!, haben im onservirten Zustande ziemlich dasselbe Aussehen wie COLLINGWOOD an- ‚giebt. Die Länge der Spiritusexemplare schwankt zwischen 31/,—8 cm, - die Breite zwischen 2 und 41/, cm. Die Dicke ist der wechselnden _ Größe gemäß verschieden und erreicht bei dem größten Exemplare im = Bereiche des dorsalen Längswulstes circa mm, am Rande und in den - Seitenfeldern jedoch dürfte sie nicht mehr wie 2 mm betragen. Die © Körperform ist eine länglich eiförmige; die vordere Leibeshälfte ist im ” Allgemeinen breiter als die hintere, welche gegen das aborale Ende zu - fast in eine Spitze ausläuft. Der Rücken ist median der Länge nach auf- E gewulstet und der Rand des Körpers auch bei dem abgetödteten Thiere stark gefältelt. Die Grundfarbe der Oberseite bildet bei den Alkohol- “ exemplaren ein helles Bräunlichgelb, während der äußerste Rand schmal weißlich gefärbt ist. An diesen lichten Randsaum stößt nach innen ein breites, schwarzes, gegen die Mitte des Thieres verschwimmendes Band. Der dorsale Längswulst ist ebenfalls schwärzlich, welche Farbe durch zahlreiche eben so gefärbte Ausläufer, die von der Medianlinie gegen die Peripherie hin ausstrahlen und durch eingestreute helle Fleckchen von der verschiedensten Größe ein marmorirtes Aussehen erhält. Eben so sind in den Seitenfeldern mancher Exemplare einige drei- spitzige oder rautenförmige, mit einander oft durch feine Ausläufer in Verbindung stehende, schwärzlich gefärbte Flecke vorhanden. Es sei hier bemerkt, dass diese Flecken bei einigen Exemplaren oft gänzlich verschwinden, immer ist dann diese Erscheinung auch von einer Ver- _ minderung der allgemeinen Farbenintensität des Rückenwulstes be- gleitet. Die Thiere machen dann einen sehr hellen, durchscheinenden - Eindruck. Ein solches Exemplar hat Gorzınswoon in seiner. Abhand- lung abgebildet. Im Gegensatze hierzu trifft man auch Individuen an, bei welchen die schwärzliche Färbung bei Weitem dominirt, so dass diese Flecke ein zusammenhängendes dunkles Netzwerk bilden und in Verbindung mit dem ebenfalls schwarzen Seitenrande und Rückenwulste treten. Mir liegt ein solches sehr pigmentreiches Exemplar vor, welches vonP.u. F. Sırısın bei Trincomali gesammelt wurde? Zwischen diesen beiden Extremen in der Mitte steht ungefähr das von mir in Fig. 3 u. 4 _ abgebildete Individuum. Es scheint auch eine Zunahme der dunklen “Färbung mit der wachsenden Größe des Thieres Hand in Hand zu gehen. Wenigstens sind unter den von Brock und Sırasın gesammelten Exem- plaren die kleinsten stets die hellsten, die größten die am dunkelst ge- % färbten. Die kurzen, kleinen Zotten, von welchen ich bei den Broow’schen I Eigenthum der zoolog. Sammlung in Göttingen. ? Sammlung des zoolog.-zootom, Institutes in Graz. 46* 706 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, und Sarasın’schen Individuen im Gegensatze zu COLLINGWOOD nur eine Art und Form vorgefunden habe, sind in großer Zahl gleichmäßig auf der Rückenseite des Thieres vertheilt. Ihre Größe nimmt gegen den Rand hin ab, eben so die Intensität ihrer Färbung. Sie besitzen eine weißliche Basis und eine goldgelbe Spitze. Die Tentakel (Taf. XXXVI, Fig. 3, A) sind länglich, vorgestreckt, von schwarzer Farbe mit gelb- lichem Randsaume und heller Spitze. Die Art und Weise der Ver- theilung der Einzelaugen auf ihrer Oberfläche ist eine sehr wechselnde. Gehirnhofaugengruppe (gha) und ventrale Augenhaufen (vah) sind wohl ausgebildet. Die Bauchseite der Spiritusexemplare (Taf. XXXV, Fig. %) hat die- selbe Grundfärbung wie die Rückenseite, eben so sind der weiße und schwarze Randsaum vorhanden. Wir erkennen auch hier zunächst den halb hervorgestreckten Pharynx (ph), dann die männliche Geschlechts- öffnung mit etwas hervorstehendem Penis (G'), endlich die weibliche Genitalöffnung (Q) und den kleinen Saugnapf (sn). Ich konnte bei der Zerlegung in Schnittserien außer dem einfachen Penis und dem Nicht- eintreten von Darmdivertikeln in die Zotten nichts von dem bei Th. brocchü bestehenden Verhalten Abweichendes vorfinden. Thysanozoon allmani Collingwood. (Taf. XXXV, Fig. 42, Taf. XXXVIJ, Fig.'8 u. 9.) Die Beschreibung, welche CorLınawoon! von dieser Art giebt, lautet folgendermaßen: »Length 21/,, inches; breadth ®?/, inch. Body translucent, papil- lose. Upper surface light brown, bekoming darker towards the mar- gin, and with an irregular edging of opaque white all round, excepting the head. An elevated ridge runs along the median line of the dorsum. The whole upper surface is covered with clavate and pointed papillae, of a deep brown colour and varying in size, the smallest being the lightest-coloured and most numerously clustered, and occurring along the median ridge. Under surface grey darkening to deep brown at the sides and edged with opaque white. Head with two long tentacles, often thrown back and presenting the appearance of hare’s ears. Ten- tacles dark brown tipped with white. Two minute white tentacles are situated in front of the head, beneath the hare like ones. Eye-spots situated in a light-coloured spot immediately posterior to the head in a dubble celuster, consisting of two small crescentic patches of minute black spots. Two specimens found at Singapore, west of the harbour, under pieces of dead corals, on the beach between tide-marks Nov. 22nd.« 1 1.c.p. 89, Tab. XVII, Fig. II a—c. — Lane, Monographie p. 538. Tropische Polyeladen, I. 707 Mit dieser Art identisch scheinen mir fünf Exemplare, welche P.u. -_F. Sırasın bei Trincomali gesammelt hatten (Sammlung des zool.-zo0to- mischen Institutes in Graz). Das größte der mir vorliegenden ovalen Spiritusexemplare ist stark gefältelt und circa 21/, cm lang bei einer Breite von 11/, em. Die Dicke beträgt ungefähr I mm. Die Grundfarbe des Rückens ist bräunlich, längs der wulstartig erhobenen Medianlinie etwas dunkler. Die ganze Randpartie der Räickenfläche macht ebenfalls einen dunkleren - Eindruck, welcher jedoch durch die daselbst dichterstehenden schwar- zen oder dunkelbraunen Zotten hervorgebracht wird. Die Zottenbe- kleidung ist eine ziemlich dichte und besteht aus langgestreckten weißlichen und schwärzlichen Papillen, zwischen welche sich der Färbung nach alle möglichen Zwischenstufen einschieben. Die schwärz- lichen sind, wie eben gesagt, längs des gesammten Körperrandes sehr dicht gestellt, finden sich aber auch zerstreut auf der übrigen Ober- fläche, wo sie aber größer sind als die am Rande befindlichen. Die weißlichen Zotten finden sich am gehäuftesten auf den Seitenfeldern, die bei drei Exemplaren dadurch ein helles fast durchscheinendes Aus- sehen gewinnen. Sie kommen aber auch an anderen Stellen der Kör- peroberfläche z. B. längs der Medianlinie vor, hier aber stets mit dunk- leren und ganz schwarzen untermischt. In der Nähe der Tentakel werden die Zotten kleiner und verschwinden unmittelbar dahinter ganz. Den Körperrand umläuft ein hellgefärbter zottenloser Streifen, der bei den verschiedenen Exemplaren jedoch nicht immer gleich aus- gebildet ist, öfters (bei drei Exemplaren) fast fehlt. Die Tentakel haben die bekannte Spitzohrform und sind an der Basis und Spitze weißlich, in der Mitte jedoch braun gefärbt. Die Ein- zelaugen sind auf denselben in der Weise vertheilt, dass sie längs des äußeren und inneren Faltenrandes in größeren Anhäufungen zu treffen sind (Taf. XXXVII, Fig. 9). Die Gehirnhofaugengruppe (gha) und die ventralen Augenhaufen (vah) sind wohl ausgebildet. Die Bauchseite ist einfärbig weißgelblich mit hellerem schmalem Randsaume. Die innere Organisation wies nichts Besonderes von den anderen Thysanozoon-Species Verschiedenes auf. Der Pharynx (Taf. XXXVI, Fig. 8 ph) ist rundlich und liegt im ersten Drittel der Körperlänge. Dicht hinter ihm bemerkt man die einfache männliche Geschlechtsöff- nung (G!), auf diese folgt sogleich die weibliche (Q), endlich der in der Mitte der Bauchfläche liegende Saugnapf. Als abnormalen Fall bemerkte ich einmal, wie Lang bei Th. brocchii, eine Ausbildung von zwei hinter einander liegenden Saugnäpfen (Fig. 8 sn). Jederseits scheinen drei 708 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, Hauptstämme der Uteruskanäle in die weibliche Geschlechtsöffnung zu münden. Der Hauptdarm ist gestreckt und entsendet zahlreiche netz- förmig anastomosirende Darmäste. | Die einzelnen Individuen zeigen nun nicht unbedeutende Ver- schiedenheiten. Zunächst, wie schon oben erwähnt, in der Zottenstel- lung und -Färbung, ferner in der Körperlänge, welche von 2—21/, cm schwankt. Auch die letztere Größe bleibt gegen die des von CoLLme- woop abgebildeten Exemplares zurück, welches eine Länge von 5,3 cm besitzt. Indessen wissen wir durch Lang (p. 542), dass die Thysanozoen ihre vollständige Geschlechtsreife bei den verschiedensten Größen er- reichen und nach Erlangung dieser Reife nicht mehr zu wachsen schei- nen. Ich habe bei Th. auropunctatum Individuen von der halben Größe des auf Taf. XXXV Fig. 41 abgebildeten vollkommen geschlechtsreif mit in den Hoden bereits ausgebildeten Spermatozoen und mit reifen Uterus- eiern gesehen, und andere zweimal so große Exemplare vorgefunden, bei welchen sich erst die Anfänge dieser Reife abspielten. Die Abweichungen zwischen meiner Abbildung und der von CorLinawooD erklären sich leicht aus dem Umstande, dass erstere vom konservirten Thiere, letztere aber nach dem Leben angefertigt ist, - dass also eine Abschwächung der Farbenintensität durch das lange Verweilen in Alkohol stattgehabt hatte, welche meine Abbildung wesentlich heller erscheinen lässt als die CorzLınewoon’s. Überdies darf auch die Skizzenhaftigkeit der sämmtlichen Abbildungen des ge- nannten Autors für die Differenzen zum Theil verantwortlich gemacht werden. Ein anderer Punkt, der etwa gegen eine Identificirung meiner Exemplare mit der CoLLingwoo»’schen Species ins Feld geführt werden könnte, ist die Behauptung des Letzteren, dass bei seinem Th. allmanı zwei Paar von Tentakeln vorhanden seien, zwei größere »hasenohr- ähnliche« und zwei kleinere weiße davor. Allein auch hier drängt sich die Vermuthung auf, als hätte man es bloß mit einem Irrthum von CoLLınewoon zu thun. Solch geartete doppelte Tentakel finden sich meines Wissens bei keinem anderen Thysanozoon, überhaupt bei keinem anderen Pseudoceriden. Es scheint Corzınswoon die oft wulstig hervortretenden Faltenenden an der Basis der Tentakel, die fast immer eine helle, weißliche Färbung zeigt, für kleine unter den großen liegende Tentakelchen gehalten zu haben. | Alles zusammen genommen glaube ich berechtigt zu sein, die von der Borneoküste stammende Species CoLLinawooD’s mit der von SARASIN in Trincomali gesammelten Form zu identificiren. a Tropische Polyeladen. I. 709 Thysanozoon semperi nov. spec. (Taf. XXXV, Fig. 6, Taf. XXXVI, Fig. 5.) Semper beobachtete während seines Aufenthaltes auf den Philip- _ pinen ein Thysanozoon, über welches er nachstehende, von einer Blei- - stiftskizze der wesentlichsten Organisationsverhältnisse (Gastrovascu- lar- und Geschlechtsapparat) begleitete Notiz verfasst hat. Dieser war > nebstbei noch ein von der Hand seiner Gattin stammendes, prachtvoll - ausgeführtes Habitusbild des betreffenden Thieres beigelegt, welches hier auf Taf. XXXV, Fig. 6 reproducirt ist. Indem ich noch auf die in, Taf. XXXVI, Fig. 5 genau wiedergegebene anatomische Skizze verweise lasse ich Seuren’s Notiz dem Wortlaute nach folgen: »Die erste Species, die nicht glatt ist; auf der Oberfläche eine Menge sehr dicht stehender, weißer, gelber oder brauner kurzer Papillen. Zahlreiche Augenflecke in einem runden Haufen. Zwei Ten- takel. Einfacher Penis, zwei Samenleiter, kleine Prostata. Der (Q 9) Geschlechtstheil, wie gewöhnlich; hier waren die Eileiter ziemlich deutlich, da stets angefüllt mit Eiern; es scheinen jederseits drei Ei- leiter in die Scheide zu münden, die ohne weitere Anhangsdrüsen ein einfacher Sack zu sein scheint. Der Penis ist klein und einfach, die Prostata ebenfalls klein. — Drei Samenleiter, die sich stark verästeln. Magen ein ziemlich weiter, langer Sack, der über die Geschlechtstheile weg nach vorn geht; Leberkanäle ein weitmaschiges Netz bildend. Mund hinter der Mitte.« Es liegt kein konservirtes Exemplar vor. Die anatomische Skizze SEMPER’S entbehrt jeglicher Bezeichnung der einzelnen anatomischen Theile mit Buchstaben, es sind nur die Hauptstämme der Uteruskanäle als »Eileiter«, die großen Samenkanäle als »Samenleiter« bezeichnet. Da diese Aufzeichnungen im Vereine mit dem Habitusbilde voll- ständig genügen, um dieses Thysanozoon als neue Art aufzufassen, so würde die nach unseren gegenwärtigen Kenntnissen von der Organi- sation der Thysanozoen modificirte Speciesbeschreibung folgendermaßen lauten: In der Voraussetzung, dass die Abbildung Semper’s das Thier in Naturgröße darstellt, beträgt dessen Länge ca. 23 mm, dessen Breite ca. 1% mm. Die Oberseite zeigt keinen Rückenwulst im eigentlichen Sinne des Wortes, wohl aber scheint die Körperhöhe längs der media- nen Rückenlinie am höchsten zu sein, gegen den Rand hin aber all- mählich niedriger zu werden. Die Grundfarbe des Rückens ist ein mattes Braun, welches gegen den ziemlich breiten, lichtvioletten und, wie es den Anschein hat, gestrichelten Randsaum hin dunkler wird. Die Zottenbekleidung besteht aus zahlreichen dicht gestellten, kurzen 710 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, Papillen von weißer, gelber und brauner Farbe, welche über die Rückenfläche des Thieres gleichmäßig vertheilt sind. Bloß der Rand- saum ist zottenfrei. Die Tentakel haben dieselbe Färbung, wie die Rückenseite und auch der violette Randsaum scheint sich auf sie fort- zusetzen. Die Gehirnhofaugen hat Sermper gesehen, während er von den sonstigen Augen nichts anzugeben weiß. Auch von der Färbung und dem Aussehen der Bauchseite theilt er uns nichts mit. Was die innere Organisation anbelangt, so erkennt man in der Srmper'schen Skizze leicht den großen, kragenförmigen Pharynx (ph), den gestreckten Hauptdarm (hd), dessen Darmäste (»Leberkanäle« nach SemPpEr) ein weitmaschiges Netz bilden. Der Penis (9) ist einfach und klein, die Samenblase (»Prostata« nach Semper) ebenfalls klein. Man sieht ferner jederseits drei große Samenkanäle (»Samenleiter« nach Semper) (gsc), die sich stark verästeln, mittels eines gemeinschaftlichen Vas deferens in die Samenblase einmünden. Die weibliche Genitalöffnung (2) soll jeglicher »Anhangsdrüsen« (Schalendrtisen?) entbehren. In den Eier- gang münden jederseits drei Hauptstämme der Uteruskanäle (vw) »Ei- leiter« nach Semper), die prall mit Eiern angefüllt waren. Der Saug- napf (sn) (»Mund« nach Senper) scheint hinter der Mitte des Körpers zu liegen!. Thysanozoon boehmigi nov. spec. (Taf. XXXV, Fig. 7, Taf. XXX VI, Fig. 8 u. 9.) Als Grundlage meiner Beschreibung dienen zwei bei Amboina unter Korallenblöcken von Brock gesammelte Thiere (zoologische Samm- lung in Göttingen), über welche derselbe bemerkt: » Selten, ähnelt Nr. 41 (unser Th. distinctum nov. spec.), aber größer. Rückenpapillen braun mit schwarzer Spitze, Basen durch ein fein mennigrothes Netzwerk mit einander verbunden, das in Alkohol ver- schwindet. « ! SEMmPER nennt den Hauptdarm »Magen« und giebt an, er sei »ein weiter, langer Sack, der über die Geschlechtstheile weg nach vorn geht«. Unmittelbar darauf sagt er: »Mund hinter der Mitte«. Wollte man nun annehmen, dass SEMPER unter »Mund« den Pharynx verstanden hat, so müsste die Lage dieses »Mundes«, gemäß der obigen Angabe, eine Verschiebung des gesammten Gastrovascular- und Geschlechtsapparates in die hintere Körperhälfte des Thieres bedingen, wasin der Familie der Pseudoceriden als einziger Fall dastehen würde. Es müsste dann auch der Pharynx unverhältnismäßig klein werden, und die Körperlänge des Thieres könnte nicht weniger als zweimal so groß sein als die Länge der Fig. 5 beträgt. Nun liegt aber, und auch die Skizze Sewper’s macht dies sehr wahrscheinlich, die Vermuthung nahe, dass er den Hauptdarm + Pharynx als » Magen« angesehen und den Saugnapf, den er in seine Abbildung zwar eingezeichnet, aber als solchen nicht erwähnt hatte, für den »Mund« angesprochen hat. er ER er 7 . der Randpartie und in den Seitenfeldern ziemlich dünn und hier dess- _ halb durchscheinend, im Mittelfelde jedoch, dadurch, dass die Rücken- fläche längs der Medianlinie aufgewulstet ist, opak und doppelt so dick, - wie in den Seitenfeldern. er a “= Br ve 2 2 Tropische Polycladen. 1, 711 Die Länge der zwei. Spiritusexemplare beträgt 15—20 mm, ihre "Breite 10-13 mm. Der Körper ist, wie Fig. 7, die nach einem dieser konservirten Exemplare angefertigt wurde, zeigt, wenig gestreckt; an Die Grundfärbung der Spiritusexemplare ist auf der Ober- und Unterseite gelblich grau. Auf ersterer wird sie gegen den Rand hin etwas dunkler. Eben so ist der Rückenwulst dunkelgraugelb gefärbt. Bei durchfallendem Lichte kann man in den Seitenfeldern das Netz der - Darmäste deutlich durchschimmern sehen, doch nicht stets an allen Stellen. So war z. B. die eine Hälfte des von mir untersuchten Exem- plares fast opak, während die andere, aber auch nur in ihrem distalen - Theile, die verzweigten Darmäste recht wohl erkennen ließ (Taf. XXXV, Fig. 7). Das zweite vorhandene Exemplar war wieder viel durch- sichtiger und zeigte im ganzen Bereiche der Seitenfelder und des ; Randes die Darmverzweigungen sehr deutlich. Es scheinen diese Ver- schiedenheiten in der Pellucidität von der Art der Einwirkung der - Konservirungsflüssigkeit, die eine in den einzelnen Körperpartien ver- schieden starke Kontraktion der Muskulatur veranlasst, herzurühren. Diese Darmverzweigungen nun sind im Leben mennigroth gefärbt und bilden das von Brock beobachtete Netz, welches die Basen der - Zotten unter einander verbindet. Die Zottenbekleidung besteht aus länglich zugespitzten Rücken- papillen, die eine braune Grundfarbe mit schwarzer Spitze zeigen. Sie sind auf der Rückenfläche ziemlich gleichmäßig, aber nicht dicht ver- theilt, indem sich zwischen je zwei Zotten etwa ein doppelt so großer Zwischenraum, als die Breite einer derselben beträgt, vorfindet. Die - Größe der Zotten bleibt bei ein und demselben Individuum keine kon- stante, da unter der freilich bei Weitem überwiegenden Anzahl von _ großen, besonders gegen den Körperrand hin auch kleinere und ganz winzige Papillen vorkommen. Die Tentakel (Fig. 9) haben eine länglich gestreckte Form, sind an der Basis und in der Mitte braun, an der Spitze aber gelblich gefärbt. Die Vertheilung der Augen auf den Tentakeln bietet keine nennens- werthe Verschiedenheit von dem bei anderen Thysanozoen gewöhn- lichen Verhalten. Ich habe bei dem von mir untersuchten Exemplare besonders die Falten der Tentakel mit zerstreuten Einzelaugen besetzt gesehen (Fig. 9). Die Gehirnhofaugengruppe und die ventralen Augen- g haufen stehen an ihren gewöhnlichen Plätzen. 712 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, Was nun die Anatomie anbelangt, so zeigt nr 8, Taf. XXXVI das, was ich von derselben sehen konnte: Den Pharynx (ph), welcher genau im ersten Drittel der Korperl länge steht, hinter diesem, ihm knapp anliegend, die einfache männ- liche Geschlechtsöffnung (gt), welche sich als eine kleine, von einem schwach erhobenen Walle umgebene Öffnung der Ventralseite dar- stellt. Auf die männliche folgt die weibliche Geschlechtsöffnung (©), die durch die sie umgebenden sehr zahlreichen Schalendrüsen leicht in die Augen fällt. In dieselbe scheinen jederseits drei Hauptstämme der Uteruskanäle (u) einzumünden; ob mittels eines gemeinsamen End- ganges oder nicht, konnte ich, ohne die Schnittmethode anzuwenden, nicht erkennen. Die Uteruskanäle waren bei beiden Spiritusexemplaren mit Eiern gefüllt und ragten desshalb über die Oberfläche der Bauch- seite etwas empor. In ungefähr demselben Abstande, wie die männ- liche Geschlechtsöffnung von der weiblichen, befindet sich hinter der letzteren der Saugnapf (sn). — Alle diese Körperöffnungen und -An- hänge liegen bei beiden Spiritusexemplaren in der vorderen Hälfte des Körpers. Der Hauptdarm ist gerade, gestreckt und reicht fast bis zum dista- len Ende des Thieres. Er entsendet rechts und links zahlreiche Darm- äste, die sich verästelnd und unter einander anastomosirend das mennigrothe Netzwerk, welches das Thier im Leben ziert, bilden. Thysanozoon obsceurum nov. spec. | (Taf. XXXV, Fig. 9, Taf. XXXVII, Fig. 4 u. 5.) Von dieser neuen Form sammelte Brock ein Exemplar an der Küste von Amboina am 2. August 18851. Da, er weder eine Skizze noch sonstige Notizen demselben beigegeben hatte, bin ich bemüßigt, die Abbildung (Taf. XXXV, Fig. 9) und die Beschreibung nach dem-vorhan- denen Alkoholexemplare durchzuführen. Die Länge des langellipti- schen, ziemlich konsistenten Thieres beträgt 3, dessen Breite 1!/, cm. Die Dicke ist an den verschiedenen Körperstellen eine ungleichmäßige. Am Körperrande und in den Seitenfeldern, wo der Körper entsprechend durchscheinend ist, dürfte sie ungefähr 1/,—3/, mm betragen, im Mittelfelde jedoch, da der Rücken hier einen starken Längswulst auf- weist, steigt sie bis 2 mm. Die Grundfarbe der Oberseite ist ein hell- bräunliches Grau, welches gegen den Körperrand hin und im Mittel- felde einen bedeutend dunkleren, fast schwarzen Ton annimmt. An einigen Stellen, besonders am Vorderrande hinter den Tentakeln und in der ganzen Hinterhälfte gewinnt diese Grundfärbung durch ein netz- 1 Dasselbe ist Eigenthum der zoolog. Sammlung in Göttingen. Tropische Polyeladen. I, 715 ee förmiges System von dunkleren Linien und Fleckehen ein marmorirtes Aussehen. Die Zottenbekleidung besteht aus wenig zahlreichen, läng- - liehkonischen, schwarzen und an der Basis etwas eingeschnürten Zotten.- Diese erreichen im Mittelfelde, wo sie dicht neben einander, und in den Seitenfeldern, wo sie spärlich und unregelmäßig gestellt sind, ihre größte Länge und Stärke, werden jedoch gegen den Körperrand hin, wo sie wieder eine gedrängte Stellung einnehmen, immer kürzer, so dass unmittelbar neben dem Rande die kleinsten zu stehen kommen. Die Tentakel (Taf. XXX VII, Fig. 5) haben an ihrer Basis und Mitte eine schwarze, an der Spitze aber eine etwas hellere Farbe. Die Einzel- augen sind auf ihrer Oberfläche unregelmäßig vertheilt, die ventralen Augenhaufen (vah) und die ungetheilte (?) Gehirnhofaugengruppe (gha) jedoch wohl ausgebildet. Die Ventralseite des Thieres hat eine graugelbliche Grundfärbung, welche gegen den Körperrand hin in einen schmalen dunkelgrauen Randsaum übergeht. Von der inneren Anatomie konnte ich bei der nur oberflächlichen Untersuchung den großen, !/; der Körperlänge einnehmenden Pharynx (Taf. XXXVII, Fig. 4 ph), ferner die dicht hinter ihm liegende männ- liche Geschlechtsöffnung (G!) mit den beiderseitigen Hauptstämmen der großen Samenkanäle (gsc), endlich die im Mittelpunkte der Bauch- fläche gelegene weibliche Genitalöffnung (©) mit den zahlreichen braun- gefärbten Schalendrüsen leicht erkennen. In den Eiergang münden beiderseits drei Hauptstämme der Uteruskanäle (u), die sich jedoch unmittelbar vor dem Eintrittin den ersteren in einen einzigen, äußerst kurzen Sammelkanal zu vereinigen scheinen. Der Uterus war prall mit bräunlich gefärbten Eiern angefüllt und wölbte in Folge dessen die Bauchfläche entsprechend hervor. Auch der Saugnapf (sn) und der Hauptdarm (hd) mit seinen Darmästen und -Verzweigungen (da) konnte leicht gesehen werden. | # EEE FETTE IEMNINENNN | a Thysanozoon brocchii Grube. Wie auf p. 690 und 715— 716 ausgeführt wird, ist Thys. brocchii mit Sicherheit bloß aus dem Mittelmeere und der Adria bekannt. Zu den bei Lang sowie Carus! angegebenen Fundorten sei aus Herrn Prof. v. GrAFF’s Notizen noch mitgetheilt, dass derselbe diese Species auch bei Rovigno, Ragusa und Lesina gesammelt hat. | 1 J. V. GArus, Prodromus faunae mediterraneae. Pars 1. Stuttgart 1884. p. 154. 714 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, Thysanozoon eruciatum Schmarda. (= ? Thysanozoon brocchi Grube, var. cruciata Schmarda.) (Taf. XXX VI, Fig, 40, 44, 42.) Schmarpa! beschreibt sein Th. cruciatum folgendermaßen: »Der Körper ist elliptisch. Der Rücken ist hellbraun mit einem Stiche ins Röthliche. Eine weiße Längsbinde und eine eben solche Querbinde kreuzen sich unter rechten Winkeln in der Mitte des Rückens. Mit Ausnahme dieses weißen Kreuzes ist der ganze Rücken mit kegelför- migen, dunkelbraunen Warzen bedeckt. Der Körperrand ist wellenför- mig. Die Bauchseite ist ockergelb mit einem Stich ins Graue. Die Länge 24 mm, die Breite 17 mm. Die Augen der Tentakel stehen jeder- seits in zwei linienförmigen Gruppen, die Nackenaugen in zwei halb- kreisförmigen. Die Mundöffnung steht vor dem Ende des ersten Drit- tels, die männliche Geschlechtsöffnung vor, die weibliche im Centrum des Körpers. Südsee, in Port Jackson, in Neu-Süd-Wales und im Hafen von Auckland in Neu-Seeland.« Dazu giebt er eine Abbildung der Dorsalseite des Thieres auf Taf. VI, Fig. 68. Lang hat in seiner Monographie (p. 526 und 532) das australische Th. eruciatum Schmarda als höchst wahrscheinlich identisch mit TA. brocchiü Gr. zu dieser letzteren Art gezogen und gründet diese Identi- fieirung hauptsächlich auf die auch bei der europäischen Art sehr häufig vorkommende Zeichnung der sich auf der Rückenseite des Thieres kreuzenden weißen Längs- und Querbinde. Nun ist, wie ich schon oben mehrfach angeführt habe, eine Identificirung zweier Formen, die bloß auf äußerlichen, in mangelhaften Beschreibungen und in, wenn auch guten Abbildungen niedergelegten Merkmalen basirt, ohne ana- tomische Untersuchung und gewissenhafte Prüfung der Originalexem- plare selbst ganz unthunlich und gehört das Th. cruciatum Schmarda aus diesem Grunde zu jenen Formen, die als fraglich aus dem Lane- schen Synonymenregister von Th. brocchii Gr. ausgeschieden werden mussten und einer späteren genauen Nachuntersuchung vorbehalten blieben. Diese Gelegenheit war mir nun, wenn auch nur in beschränk- tem Maße, geboten, da mir ein aus dem Museum Hamburg stammen- des, von Gruge bestimmtes Originalexemplar dieser Art vorlag, welches mit der Etiquette: »Mus. Hamburg (Godeffr. 3380) Südsee? Th. cruciatum Schmarda, Grube det.« versehen war. Die leider auch hier nur ma- kroskopisch mögliche Untersuchung lieferte folgende Resultate: Die Körperform des Spiritusexemplares ist eine eiförmige, die Kon- sistenz eine feste und ziemlich derbe. Die Länge des Thieres beträgt k, die Breite 21/, cm, die Dicke des Körpers überall ungefähr 4'/, mm. 1 Neue wirbellose Thiere. I. Hälfte. Leipzig 4859. p. 30. Taf. VI, Fig. 68. Cu No en Pi SR I ni e MH GE: I Al > F I I iR Tropische Polycladen. 1. 715 Die Grundfarbe des Rückens zeigt dasselbe helle Graubraun, das die konservirten Exemplare von Th. brocchü aufweisen. Die länglichen, durch das lange Liegen in Alkohol etwas geschrumpften Zotten haben eben dieselbe Färbung und sind in der von Scnmarva geschilderten Weise angeordnet; sie lassen nämlich eine breite Längs- und eine eben solche Querbinde der Rückenoberfläche frei. Dieses zottenlose Kreuz ist auch an dem konservirten Exemplare durch seine hellere Farbe leicht erkenntlich. Die Tentakel sind spitz und lang. Sie tragen an ihrer Ober- fläche zahlreiche Einzelaugen in charakteristischer Vertheilung (siehe Taf. XXX VII, Fig. 14 u. 12). Die Gehirnhofaugengruppe (gha) und Ven- tralhaufen (vah) sind deutlich ausgebildet. Die Ventralseite ist einförmig hell graugelb gefärbt. Ich konnte mittels Lupenbetrachtung des aufgehellten und leicht gequetschten Thieres von der inneren Organisation Folgendes wahr- nehmen: Den großen, im ersten Drittel der Körperlänge befindlichen, kragenförmigen Pharynx (Taf. XXXVI, Fig. 10 ph), die ihm knapp an- liegenden, äußerst kleinen und schwer sichtbaren, doppelten männ- lichen Geschlechtsöffnungen (g' g'), sodann die etwas vor der Mitte des Thieres liegende, von zahlreichen braunen Schalendrüsen um- gebene weibliche Geschlechtsöffnung (©), endlich den Saugnapf (sn), der sich gerade im Mittelpunkte der Bauchseite befindet. Der Haupt- darm (hd) ist gerade und reicht fast bis ans hintere Körperende. Er entsendet zahlreiche Darmäste, die ein ziemlich enges Netzwerk bilden, jedoch, so weit meine Beobachtung reicht, keine Divertikel in die Zotten zu entsenden scheinen. Auch konnte ich in der hinteren Hälfte des Thieres eine ähnliche, weißlich durchschimmernde Spermaanhäufung finden, wie man sie auch bei Th. brocchü anzutreffen vermag. Vergleicht man nun diese Befunde mit der obigen Beschreibung von ScHMARDA, SO wird man nur in Bezug auf die Anordnung und Lage der Genitalöff- nungen und des Saugnapfes wesentlich Verschiedenes vorfinden. Und auch diese Differenzen lassen sich leicht erklären. ScumarvaA hat die, wie gesagt, sehr schwer auffindbaren männlichen Geschlechtsöffnungen übersehen und die wahre weibliche Genitalöffnung für die männliche gehalten. Eben so musste ihm dann der Saugnapf die weibliche Ge- - schlechtsöffnung vorstellen. Soll man nun das Th. cruciatum Schmarda als eine Varietät des Th. brocchü, oder soll man es für eine eigene Art ansehen? N) x Die Beantwortung dieser Frage erheischt vorerst eine Besprechung der geographischen Vertheilung des Th. brocchü Gr. Lang hat in der h Be sraphischen Verbreitungstabelle der Polycladen (p. 623) das Th. 716 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, brocchiü Gr. gewissermaßen als Kosmopoliten dargestellt und zwar auf Grund seiner Zusammenstellung ungenügend beschriebener exotischer und europäischer Arten mit der obengenannten europäischen Form. Diese Tabelle hat, wie Lang (p. 626) später selbst eingestehen muss, einen sehr relativen Werth; denn zu welch fehlerhaften thiergeographischen Folgerungen muss es führen , wenn bloß auf den Mangel einer ordent- lichen Beschreibung und auf Wahrscheinlichkeiten hin Kosmopoliten begründet werden. Wir haben auch in der That keine überzeugenden Beweise, dass Th. brocchü Gr. in all’ den Meeren, die in der obigen Verbreitungstabelle genannt sind, thatsächlich vorkommt. Die Bemer- kung Scamarna’s (l.c. p. 29), dass er Th. diesingi Grube an der Ostküste von Ceylon gefunden habe, muss sehr skeptisch aufgenommen werden, denn bei der damaligen ungenügenden Kenntnis der Organisation der Polycladen, die dem äußeren Habitus nach einander oft sehr ähnlich sind, in dem anatomischen Bau jedoch oft abweichende Verhältnisse aufweisen, kann die bloße Konstatirung des Vorkommens eines Thysa- nozoon, »welchessich von der von Deırı Curse nnd GrupE beobachteten Mittelmeerform in nichts Wesentlichem unterschied,« einen sicheren Beweis von der Identität der beiden Formen nicht abgeben. War doch zur Zeit, als Scumarna diese Zeilen schrieb, noch nicht einmal das »We- sentliche« der Gattung Thysanozoon bekannt. Diese Unsicherheit unserer Kenntnisse über die geographische Verbreitung des Th. brocchit Gr. musste betont werden, da sie auch die Möglichkeit, die systematische Stellung des Th. cruciatum Schmarda jetzt schon feststellen zu können, wesentlich beeinflusst. Wie nämlich aus der obigen Beschreibung ersichtlich ist, sind die Unterschiede in dem Habitus und der Organisation von Th. brocchii Gr. und Th. erucia- tum Schmarda sehr geringe, und man müsste, kämen beide Formen in annähernd gleichen Breiten vor, die Scumarna’sche jedenfalls als Varietät zu Th. brocchü stellen. Nachdem wir aber noch immer keine sicheren Beweise haben, dass die letztere bisher nur aus Europa bekannte Art auch die Meeresgebiete bewohnt, welche die australische mit der Mittel- meerfauna verbinden, so ist es gerathen, eine Zusammenziehung der beiden Formen nur bedingungsweise, — nämlich für den Fall der Kon- statirung des Kosmopolitismus von Th. brocchü Gr., — vorzunehmen. Thysanozoon discoideum Schmarda. (Taf. XXXV, Fig. 8, Taf. XXXVI, Fig. 6 u. 7.) Die vom Autor dieser Art gegebene Beschreibung! lautet folgender- maßen: »Der Körper ist fast kreisrund, der Rücken ist orangegelb bis 1 SCHMARDA, 1. c. p. 29. Taf. VI, Fig. 66. Tropische Polycladen. 1. 717 Ba _ blutroth. Die Papillen sind lang eylindrisch, schwarzbraun bis schwarz. Über dem Gehirnganglion befindet sich ein kleiner, runder, weißer - Fleck, auf dem die Augen stehen. Die Bauchseite ist von einer etwas liehteren Farbe als der Rücken. Die Länge 15 mm, Breite 14 mm. Die 4 Augen stehen in einer fast kreisrunden Gruppe, umgeben von einem - ungefärbten Hofe. Die männliche Geschlechtsöffnung liegt im Mittel- punkte, die weibliche in der Mitte des letzten Drittels. Ich fand in den Papillen eine bedeutende Anzahl stäbchenförmiger gekrümmter Körper von !/,, mm Länge und 1/,;, mm Breite. Indischer Ocean bei Belligamme an der Südküste von Ceylon.« Mir liegt ein am 29. Juni 1889 von StunLmanN bei der Insel Baui (Deutsch-Ostafrika) gesammeltes Exemplar (Museum Hamburg, StunLmann 1443) nebst einer von diesem Sammler nach dem lebenden Thiere ange- fertigten Farbenskizze vor, welche es mir nicht zweifelhaft erscheinen lässt, dass ich die Scnumarna’sche Art vor mir habe. An der Hand dieser Skizze und des Spiritusexemplars habe ich die auf Taf. XXXV, Fig. 8 reprodueirte Abbildung angefertigt. Das Spiritusexemplar hat eine rundliche Form und in der Länge und Breite ungefähr dieselben Dimen- sionen, die Scamarna angiebt. Die Dicke des Thieres ist in Folge der unregelmäßigen Kontraktion keine gleichbleibende und schwankt zwi- schen !/, bis 1 mm. Naturgemäß ist der Körper in der Medianlinie am dicksten, da hier einerseits die kompakteren Organe, wie Pharynx, Darm und Geschlechtsapparat liegen, andererseits die Rückenfläche einen medianen Längswulst aufweist. Im konservirten Zustande ist das Thier undurchsichtig und ziem- lich konsistent. Im Leben besitzt die Dorsalseite eine »licht gelbröth- liche« Grundfarbe, wie sich Srunımann in seinen Notizen ausdrückt, welche sich aber in der Mittellinie zu einer dunkelrothbraunen Färbung - vertieft, während das Spiritusexemplar am Rücken eine gelbliche Grundfarbe mit braunem Mittelstreifen zeigt. Die gesammte Oberfläche des Thieres ist mit im Leben länglichen fast eylindrischen braunpur- purnen Zotten gleichmäßig dicht besetzt. Im konservirten Zustande sind die Zotten eingeschrumpft und gleichen braunen Wärzchen. Sie sind in der Mittellinie des Thieres am größten und nehmen gegen den Rand hin allmählich an Größe ab, obwohl auch zwischen den ganz großen kleine vorkommen können. Die Tentakel (Taf. XXXVI, Fig. 7) haben bei dem Spiritusexemplare eine rundliche Form und eben die dunkelbraune Farbe des Median- wulstes. An ihrer Oberfläche tragen sie, besonders gegen den Rand hin, einzelne nicht zahlreiche Augen. Wohl aber sind die ventralen - Augenhaufen (vah) und die, wie mir schien, ungetheilte Gehirnhof- 718 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, augengruppe gut ausgebildet. Die Bauchfläche, die ich nur vom Spiri- tusexemplar beschreiben kann, hat dieselbe Färbung, wie die Rücken- seite. Es war mir bei ihrer Betrachtung besonders eine mediane, wulstige, schneeweiße Auftreibung (Taf. XXXVI, Fig. 6 hd) auffallend, welche sich bei näherer Untersuchung durch den ein großes, gefresse- nes Spongienstück enthaltenden Hauptdarm veranlasst zeigte. Herr Prof. Dr. A. v. Hziper hatte die Güte diese Spongienreste als von Cydo- nium sp.? (Fam. Geodidae) herrührend zu bestimmen. Die innere Anatomie mittels Schnittmethode zu untersuchen blieb mir, da ich nur ein Exemplar zur Verfügung hatte, versagt. Bei der Lupenbetrachtung des aufgehellten und leicht gequetschten Thieres konnte ich den Pharynx (ph), der vor der Grenze des ersten und zwei- ten Viertels der Körperlänge liegt, die knapp an ihn anschließenden zwei männlichen Geschlechtsöffnungen (Z' gt), aus welchen die zwei Penes halb hervorgestreckt waren, sodann die unmittelbar hinter diesen liegende weibliche Geschlechtsöffnung (©), endlich den in der Mitte der Bauchfläche gelegenen Saugnapf (sn), den Hauptdarm (hd) und das reich verzweigte Netz der Darmäste leicht erkennen. Der Widerspruch, welcher zwischen der Scamarpa’schen Beschrei- bung der gegenseitigen Lage der Geschlechtsöffnungen und den dies- bezüglichen von mir angeführten Befunden liegt, ist dadurch zu er- klären, dass der erstgenannte Autor den Saugnapf für die weibliche, die wahre weibliche für die männliche Geschlechtsöffnung gehalten und die wirklichen, doppelten männlichen Genitalöffnungen ob ihrer Unscheinbarkeit übersehen hatte. Die »stäbchenförmigen gekrümmten Körper von !/;, mm Länge und !//g, mm Breite«, die Scumarna bei seinem Exemplare bemerkt und auf p. 29 abgebildet hat, erwiesen sich bei dem Stunımann’schen als die gewöhnlichen Rhabditen, die allerdings in den Zotten in auffällig großer Zahl vorhanden waren. Eine genaue Messung derselben ergab hier jedoch eine um die Hälfte geringere Größe, nämlich 1/,, mm Länge und !/3g0 mm Breite. Thysanozoon minutum nov. Spec. (Taf. XXXV, Fig. 5, Taf. XXXVI, Fig. 10 u. 44.) Die Grundlage zu der folgenden Beschreibung bildet ein von Brock am 18. April 1885 bei Batavia (Noordwachter-Eiland) gesammeltes Thysanozoon'!, welches sich schon durch seine Kleinheit und seine Färbung von den übrigen Thysanozoen auffällig unterscheidet. Diesem ı Eigenthum der zoolog. Sammlung in Göttingen. Tropische Polycladen. I. 719 Exemplare liegt auch eine von obigem Forscher angefertigte Skizze nach dem Leben bei, welche ich bei dem auf Taf. XXXV, Fig. 5 repro- dueirten Habitusbilde benutzt habe. Die Länge des rundlichen und blattartig dünnen Spiritusexempla- res beträgt !/, cm, die Breite 1/, cm. Die Konsistenz desselben ist auch im Alkohol sehr zart, die Pellucidität eine sehr große. Seine Färbung ist an der Ober- und Unterseite einfärbig gelbgrau, während das lebende Thier eine mehr gestreckte Form und der Broce’schen Abbil- dung gemäß, zwar ebenfalls eine helle gelblich graue Grundfarbe besitzt, gegen welche ein dorsaler, median gelegener breit karmoisin- rother Längsstreif jedoch vortheilhaft absticht, in dessen Bereich der Körper auch leicht aufgewulstet zu sein scheint, Der gesammte Körperrand ist auf der Oberseite weißlich, welche Färbung sich auch auf die Tentakel erstreckt. Das Zottenkleid ist bei dem Alkoholexem- plare kaum sichtbar, da die Papillen ganz eingezogen sind und in der Farbe mit der Gesammtfärbung des Thieres übereinstimmen. Im Leben haben jedoch die wenig zahlreichen (etwa 50), kurzen, konischen und an der Basis verhältnismäßig breiten Zotten eine sehr auffallende Farbe. Ihre Basis ist hell gelbbraun, ihre Spitze aber feuriger, röthlich braungelb gefärbt. Sie erheben sich aus runden, hellen Fleckchen der Dorsalseite. Die Tentakel der Alkoholexemplare (Taf. XXXVI, Fig. 10) sind rundlich und tragen an ihrem äußeren Faltenrande eine geringe Anzahl von Einzelaugen. Groß sind jedoch die ventralen Augenhaufen (vah), die Gehirnhofaugengruppe (gha) ist anscheinend ungetheilt. Die Anatomie dieser Art (Taf. XXXVI, Fig. 41) bietet wenig von den bei den anderen mit doppelter männlicher Geschlechtsöffnung ver- sehenen Thysanozoen vorkommenden Verhältnissen Abweichendes. Der Pharynx (ph) ist klein; hinter ihm folgen die verhältnismäßig großen männlichen Geschlechtsöffnungen, dann die etwas vor der Längsmitte des Thieres stehende weibliche Genitalöffnung (Q), die mit zahlreichen, braun gefärbten Schalendrüsen versehen ist, endlich der ein wenig hinter der Mitte befindliche große Saugnapf (sn). Ferner konnte ich ein Paar großer Samenkanäle (gsc), die nach hinten umzubiegen schienen, den gestreckten Hauptdarm mit dem Netzwerk seiner Darmäste, end- lich die Region der Hodenbläschen (rh) deutlich erkennen, Thysanozoon langi nov. spec. (Taf. XXXV, Fig. 10, Taf. XXXVII, Fig. 6 u. 7.) Brock sammelte in verwitterten Korallenblöcken an der Küste von Amboina ein leider defektes Thysanozoon!, das sich bei der Unter- 1 Eigenthum der zoolog. Sammlung in Göttingen. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LX, Bd, 47 720 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, suchung als eine neue Species erwies, dessen Aussehen im lebenden Zustande von ihm in folgender Weise geschildert wird: »Grundfarbe schmutzig hell violett. Rückenpapillen durch feines, dunkles violettes Netzwerk mit einander verbunden.« Ich habe nach dem Spiritus- exemplare und an der Hand dieser Farbenschilderung eine genaue Abbildung des sechsmal vergrößerten Thieres in den natürlichen Far- ben zu geben versucht, welche auf Taf. XXXV, Fig. 10 reprodueirt ist. Beschreibung des Spiritusexemplares: Dessen Länge be- trägt 1 cm, dessen Breite ?/, cm. Der ziemlich gedrungene, fast cir- kuläre Körper ist am Rande und in den Seitenfeldern blattartig dünn und durchsichtig, so dass man mit freiem Auge das Netz der Darmver- zweigungen erkennen kann und in der Mittellinie des Rückens der Länge nach stark aufgewulstet, doch reicht dieser Wulst nur von der Gehirn- hofaugengruppe bis zum letzten Viertel der Länge des Thieres. Die Grundfarbe der Rücken- und Bauchseite ist eine schwer zu definirende. Am besten kann man sie durch den Ausdruck »durchscheinend hell fleischfarbig« bezeichnen. Der Rückenwulst hat eine purpurbraune Fär- bung, eben so die wenig zahlreichen (eirca 50 auf jeder Seite des Thieres), kurzen, warzenförmigen Zotten. Letztere sind auf der Ober- fläche des Körpers, mit Ausnahme des Rückenwulstes, der zottenlos ist, ziemlich gleichmäßig vertheilt. An den beiden Seiten des Rücken- wulstes stehen die größten, gegen den Körperrand hin die kleineren Zotten. Die Tentakel (Taf. XXXVII, Fig. 7) haben eine rundliche Form. Sie tragen nur wenige (circa 20—30) Einzelaugen, die besonders nahe dem Rande der Umschlagsfalten stehen. Die, wie mir schien, unge- theilte, von einem ungefärbten Hofe umgebene Gehirnhofaugengruppe (gha) und eben so die ventralen Augenhaufen (vah) sind wohl ausge- bildet. Zum Glück fehlte bei dem einzig vorhandenen Exemplare nur das letzte Drittel der rechten Körperseite, so dass die Verhältnisse der Ge- schlechtsorgane und des Gastrovascularapparates noch sehr gut zu beobachten waren. Ich konnte daher, da ich mich auch hier nur auf eine oberflächliche Untersuchung beschränken musste, mittels Lupen- betrachtung des aufgehellten und gequetschten Thieres (Taf. XXX VI, Fig. 6) den Pharynx (ph), die knapp ihm anliegenden großen männlichen Geschlechtsöffnungen (1 Gt), dann die im Mittelpunkte der Bauchfläche gelegene weibliche Genitalöffnung (@), welche von zahlreichen braunen Schalendrüsen umstellt wird, endlich den großen Saugnapf (sn) er- kennen. Auch vermochte ich Theile der großen Samenkanäle (gsc) und der mit Eiern angefüllten Uteruskanäle (u), von denen jederseits drei Tropische Polycladen. 1. 721 - Hauptstämme in den Eiergang zu münden scheinen, zu sehen. Der Hauptdarm reicht fast bis ans hintere Körperende und entsendet zahl- reiche Darmäste, die sich netzförmig verzweigen und im Leben das dunkelviolette Netzwerk bilden, das Brock beobachtet hatte. Thysanozoon distinetum nov. spec. (Taf. XXXV, Fig. 14, Taf. XXXVIU, Fig. 4, 2 u. 3.) Brock sammelte bei Batavia (Edam und Noordwachter-Eiland) unter verwitterten Korallenblöcken drei Exemplare einer neuen Thysanozoon-Species!, welche mit dem auf Taf. XXXV, Fig. 1 repro- dueirten, nach den Broor’schen Farbenskizzen von mir angefertigten Habitusbilde die Grundlage der folgenden Beschreibung bilden. Die Körperform dieser Art ist im Leben schlank, ihre Konsistenz als zart zu bezeichnen. Die Länge des kriechenden Thieres beträgt ungefähr 25 mm, die Breite Ii mm. Am Rande und in den Seitenfeldern ist der Körper dünn (!/; mm) und durchscheinend, im Mittelfelde jedoch in Folge des stark erhobenen dorsalen Längswulstes ca. 1!/; mm dick. Im Leben bildet ein lichtes Gelb die Grundfarbe der Oberseite, welches gegen den Körperrand von einem nach innen verschwommenen gold- gelben Randsaum begrenzt wird. Am Rücken befindet sich ein durch die ganze Länge des Thieres gehender, weißlich gefärbter Medianwulst. Die Zotten sind ziemlich klein und haben eine längliche Form. Man kann solche von schwärzlicher und solche von weißer Farbe erkennen. Erstere bilden die überwiegende Mehrheit und sind in der Weise an- geordnet, dass sie beiderseits längs des zottenlosen Rückenwulstes am dichtesten, gegen den Rand hin aber immer schütterer stehen, auf dem gelben Randsaum aber gar nicht mehr vorhanden sind. Die etwas größeren weißen Zotten haben eine konische Form und sind auf der Oberfläche des Rückens, — jedoch ebenfalls innerhalb des Randsaumes ziemlich gleichmäßig aber nur in geringer Zahl —, etwa 20—30 ver- theilt. Die Tentakel sind lang und vorgestreckt mit schwärzlicher Basis und gelber Spitze. Die Bauchseite ist grau gefärbt und zeigt ebenfalls den gelben Randsaum sowie den weiblichen Mittelstreifen. Im Gegensatze zu dem schlanken Aussehen des lebenden Thieres besitzen die Spiritusexemplare eine mehr rundliche Form, die auf Kontraktionen zurückzuführen ist. Sie erreichen im konservirten Zu- stande eine Länge von 43/, und eine Breite von 1—A1/, cm. Ihre Dicke - ist keine gleichmäßige, da der Körper an vielen Stellen auch ver- schiedene Kontraktionszustände aufweist. Im Allgemeinen sind aber auch hier die Thiere in der Gegend des Rückenwulstes am dicksten 1 Eigenthum der zoolog. Sammlung in Göttingen. 4T* 122 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, (A—11/, mm), in der Gegend des Randes und in den Seitenfeldern aber bedeutend (!/; mm) dünner. Die hellen Farben des lebenden Thieres sind in Folge des langen Liegens in Alkohol verblichen und haben einer schmutzig braungrauen Allgemeinfärbung Platz gemacht. Die Zotten sind etwas geschrumpft und kleiner geworden, und diejenigen von ihnen, die im Leben schwarz gewesen, zeigen so wie die Tentakel eine braunschwarze Farbe, während die früher weißen Zotten so wie die gesammte Oberseite gefärbt erscheinen. | Die Tentakel (Taf. XXXVII, Fig. 3) sind mit Einzelaugen ziemlich unregelmäßig besetzt, wohl ausgebildet sind jedoch die anscheinend ungetheilte Gehirnhofaugengruppe (gha) und die ventralen Augen- haufen (vah). Was die innere Organisation anbelangt, so habe ich außer dem interessanten Bau der »Uterusdrüse«, welcher schon oben p. 692 be- handelt wurde, nichts von den bei Th. brocchü herrschenden Verhältnis- sen wesentlich Verschiedenes vorgefunden. Der Pharynx (Taf. XXXVII, Fig. 2 ph) ist groß, fast 1/, der Körperlänge erreichend. Die weibliche ' Geschlechtsöffnung (9) liegt im Gentrum der Bauchfläche, vor ihr und knapp hinter dem Pharynx die doppelten männlichen. Der Saugnapf ist klein und fast gestielt; er liegt an der Grenze des dritten und letzten Viertels der Körperlänge. Der Uterus tritt jederseits in drei mit Eiern prall gefüllten Hauptstämmen des Uteruskanalsystems an die weibliche Geschlechtsöffnung heran. Der Hauptdarm erreicht fast das hintere Körperende und entsendet zahlreiche Darmäste, die sich netzförmig verästeln, jedoch in die Zotten keine Divertikel entsenden. oo d'sz "2 d'sz ag) a ee een ee ey ee een. een 699ds uoozounsfiyf In 3 ee a ae ee ee, en len... Aajosom "D9ds uoozounsAy]L re a Pe — || = —,— (ee) — | — || — one ee SANIT wNSO9NnA41aR re See ee — | |-|1—-|1- 1-1 —|—| — | — | — | — | 2.200000. 9sead wnIDInaDIU22 Zee ee a Ze ee ee | ee 99ds "aou 2uadıuas a ee se — ||| —-|1-|1-|—-|—-|—-|— |. | — | trete. U9SUarf-SIeS unsomdod je a ee a ee Be [ee ee: ePIeWUOS 970a0 | |. mn * a et = ee ee ee er er "Dads "Aou wnundasgo SE ee ee re ee — I|-|1- | | —- I|—-|-|—|— | — | — [x | tete 0.0. PIeUI wnabu ei re ee % | le ee an euere 99ds "aou wngnumw ee Se leer er "Dads "Aou 2dum] 3 SERE EIS zes Le Bm Er ae u RR eu wa are! ar ai ze init BE RL Ch ER az DT 1 ST BEL SEE JE Tina 74 SERt Ay UoNNY ee ee * — ne el ee a ee ee ads "Aou ungausıp i ee | ee ee | Pe EePIEWUIS unaPp1oasıp = Bee ee al N a ee ee en re zepıewuyas 2du2592p = en ee. a I ee ee m EePIEWUIS WNIDIOINAI Ss ee te wa ee | See eg er | ee ee 9qNAId 9y99049 rn See = res — le lol lee] | ee | ee ee ee 9ads "Aou 2dnıuyoq ea ee ee ee | | Al le ae ge uosdwung 37D.15nD © @ = = ee rer ko) — I —- | —|* ||| — | — | — | — | — | poomsurfoy-JIeefpy wngovpundounn = a ee a ee el [a Ze nn en a UEWISIIU) WNADPUDIYIND = ee Zen ae - ann x Eee | ee a a POOoMSUNJONn 2uDw]0 = ee en ee je | ee ee a re POOMFZUN]O) 2.4970 = een 4 En | = 4 = = € S S 2 In - S Sy Bin: Ar nr. = ® © & 48 eAlZle+| 58 B 0.3 = er 15 n® © - [x B 2 HoS. ur | um = (m © za) |S5u| E22 |80& E| Bısse|o|js5 5: 2-2|.|5|8 u: “le2|BRl2s 22) 5 |E wulsen|lE|28|355aelzleld |. |55 = seıooads SH slaoao B Fo en se|Eg ®a I5-|sB Fr = D a2 5° a = | ı Ss | seleh 2ulia| Ss | lJes|iser| & |57 5: 22 2|>| 2/3 | &|59 3 ee Sales lse| E |E 25 85 lea Ares). ls s ar — > a EB D» © B 45 ® ©D er SuSE eng B al D Bu. E: E| 8 = = Fe en oe be, 5 oo |7E02 > © - See = © So u | 889 3 S m B ’ ano, | — ms, [1 ; er ; uo1499 A99M BEIN UENO -1ej04 we990 AO]ILLS -epur 999m Ayasıkejewopuf u8990 A9YISIPUT A99TJOIFLN AOU9Ssı4 a | : epurg | ! a 724 | Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, “ Erklärung der Abbildungen. f Für alle Figuren gültige Bezeichnungen. am, Antrum masculinum; pss, Penisscheide; dä, Darmäste; rh, Region der Hodenbläschen ; de, dorsales Körperepithel ; sb, Samenblase; eil, Eileiter; sn, Saugnapf; eile, Eileiterepithel; sp, Spermaanhäufung; ep, Epithel; sph, Sphincter; gha, Gehirnhofaugengruppe; st, Stilett; gmg, gemeinschaftlicher Einmündungs- u, Uterus; gang der Vasa deferentia in die Samen- ud, Uterusdrüse;, blase; udm, Uterusdrüsenmuskulatur ; gsc, große Samenkanäle; ue, Üterusepithel; hd, Hauptdarm; vah, ventrale Augenhaufen; kd, Körnerdrüse; vbg, Verbindungsgang; meil, Eileitermuskulatur; vd, Vas deferens; movbg, Muskulatur des Verbindungsgan- ve, ventrales Körperepithel ; ges; 2, Zotte; ov, Ovarium; ö, männliche Geschlechtsöffnung; pe, Penis; Q, weibliche Ceschlechtsöffnung, ph, Pharynx; Tafel XXXV. Die rechts neben den einzelnen Figuren befindlichen Striche bezeichnen die Länge der betreffenden Alkoholexemplare. Sind keine Striche en so sind die Thiere in Lebensgröße dargestellt. Sämmtliche Abbildungen, mit Ausnahme von Fig. 6, welche von der Hand der Frau AnnA SEMPER stammt, wurden von mir neu ef wobei ich bei Fig. A, 2, 5,8, 44 die von den Sammlern nach dem Leben gemalten Farbenskizzen be- nutzt habe. Fig. 4. Dorsalansicht von Th. auropunctatum Kelaart-Collingwood. Fig. 2. Ventralansicht von Th. auropunctatum Kelaart-Collingwood. Fig. 3. Dorsalansicht von Th. alderi Collingwood. Fig. 4. Ventralansicht von Th. alderi Collingwood. Fig. 5. Dorsalansicht von Th. minutum nov. spec. 6fach vergrößert. Fig. 6. Dorsalansicht von Th. semperi nov. spec. Fig. 7. Dorsalansicht von Th. böhmigi nov. spec. 3fach vergrößert. Fig. 8. Dorsalansicht von Th. discoideum Schmarda. 4fach vergrößert. Fig. 9. Dorsalansicht von Th. obscurum nov. spec. 2fach vergrößert. Fig. 10. Dorsalansicht von Th. langi nov. spec. 6fach vergrößert. Fig. 44. Dorsalansicht von Th. distinctum nov. spec. 4fach vergrößert. Fig. 12. Dorsalansicht von Th. allmani Collingwood. A'/afach vergrößert. . Mr | Tropische Polycladen. I, 725 Tafel XXXVI. Fig. 4. Halbschematisches Konstruktionsbild des männlichen Kopulations- apparates von Th. auropunctatum Kelaart-Collingwood; von = Seite gesehen. BE Fig. 2. Dasselbe von vorn gesehen. ; Fig. 3. Tentakel von Th, alderi Collingwood. Umrisse von oben mit einge- _ zeichneter Augenstellung. Fig. 4. Dasselbe. Umrisse von unten. Fig. 5. Übersichtsbild der Anatomie des $ und © Geschlechtsapparates und des Gastrovaskularsystems von Th. semperi nov. spec. (stammt von der Hand SEMPER'S). Fig. 6. Übersichtsbild eines Theiles der Anatomie von Th. discoideum Schmarda (halbschematisch). hd, der durch das gefressene Spongienstück sackförmig hervor- getriebene Hauptdarm. Fig. 7. Tentakel von Th. discoideum Schmarda. Umrisse von unten mit ein- gezeichneter Augenstellung. Fig. 8. Übersichtsbild eines Theiles der Anatomie von Th. böhmigi nov. spec. Fig. 9. Tentakel von Th. böhmigi nov. spec. von unten mit eingezeichneter Augenstellung. Fig. 10. Tentakel von Th. minutum nov. spec. Umrisse von unten mit einge- zeichneter Augenstellung. Fig. 44. Übersichtsbild eines Theiles der Anatomie von Th. minutum nov, spec. Tafel XXX VII. Fig. A, Theil eines Längsschnittes durch ein Seitenfeld von Th. distinctum nov. spec. zur Demonstration der »Uterusdrüse« (ud), ihrer Lage und Verbindung mit den Eileitern (eil) und Uteruskanälen (vw). Halbschematisch, 400fach vergrößert. Fig. 2. Übersichtsbild eines Theiles der Anatomie von Th. distinctum nov. spec, Fig. 3. Tentakel von Th. distinetum nov. spec. Umrisse von unten und der Seite mit eingezeichneter Augenstellung. & Fig. 4. Übersichtsbild eines Theiles der Anatomie von Th. odscurum noy. spec. Fig. 5. Tentakel von Th. obscurum nov, spec. Umrisse von unten mit einge- zeichneter Augenstellung. Fig. 6. Übersichtsbild eines Theiles der Anatomie von Th. langi nov, spec. Fig. 7. Tentakel von Th. langi nov. spec. Umrisse von unten mit eingezeich- neter Augenstellung. Fig. 8. Übersichtsbild eines Theiles der Anatomie von Th. allmani Collingwood. Fig. 9. Tentakel von Th. allmani Collingwood. Umrisse von unten mit einge- zeichneter Augenstellung. Fig. 40. Übersichtsbild eines Theiles der Anatomie von Th. cruciatum Schmarda. Fig. 14. Tentakel von Th. eruciatum Schmarda von unten mit eingezeichneter Augenstellung. Fig. A2. Dasselbe von oben. Über Filaria loa Guyot im Auge des Menschen. Von Hubert Ludwig und Theodor Saemisch in Bonn. Mit Tafel XXXVIIL. Am 1%. August dieses Jahres wurde mir von meinem Herrn Kol- legen Dr. Scanıtz ein Insasse seiner Privatheilanstalt für Nervenkranke, .der Afrikareisende, früher russischer Marine-Officier, Herr v. Sz.-R. zugeführt, an dessen bis dahin vollkommen gesundem linken Auge sich seit dem Tage vorher höchst eigenthtimliche Veränderungen ge- zeigt hatten. Ein sehr unangenehmes Gefühl von Druck und Schwere, über ‚welches der Patient am 13. August zu klagen hatte, veranlasste Dr. Scamitz das Auge genauer zu untersuchen, wobei eine circum- scripte lebhafte Injektion und leichte Infiltration der Conjunetiva bulbi in der Mitte des zwischen Muse. rect. exter. und rect. inf. gelegenen Abschnittes gefunden wurden. Diese Veränderungen erhielten sich bis zum nächsten Morgen. Jetzt trat noch eine neue, eben so auffallende als eigenthümliche hinzu, die zunächst von dem Patienten selbst im Spiegel wahrgenommen und sehr bald auch von Dr. Scanıtz konstatirt wurde. Ihm hatte Ersterer die Mittheilung gemacht, dass er einen lebenden Wurm im Auge habe, und in der That sah Letzterer in dem oben erwähnten Abschnitt der Conjunctiva, die Grenzen der- selben bisweilen überschreitend, einen sich unter der Membran sehr lebhaft bewegenden weißlichen Strang, der einem Stück Darmsaite glich. Diese Wahrnehmung veranlasste den Kollegen Dr. Scanırz mir den Patienten sofort zuzuführen. Ich war im höchsten Grade durch den Anblick überrascht, der sich mir bei der Untersuchung des Auges darbot. Unter dem tempo- Über Filaria loa Guyot im Auge des Menschen, 727 ralen Abschnitte der mäßig injieirten CGonjunctiva bulbi sah ich ein _ wurmähnliches Gebilde von etwa 4—5 cm Länge, cylindrischer Form und einem Durchmesser von anscheinend 4 mm außerordentlich leb- - hafte Bewegungen ausführen, die vollständig den Charakter der Selb- ständigkeit hatten und durch einen leichten, mit den Lidern auf die - Vorderfläche des Bulbus ausgeübten Druck nicht sistirt werden konnten. - Diese Bewegungen waren auch unabhängig von der Bewegung des Bulbus. Bald näherte sich das schlangenartige Gebilde mehr dem Hornhautrande, bald mehr der äquatoriellen Zone, immer blieb es im subeonjunctivalen Raume in seiner Vollständigkeit sichtbar, ohne auch nur für einen Augenblick regungslos zu werden. Das Ungewöhnliche der Erscheinung erschwerte ihre Deutung. Meine nächste Vermuthung, dass es sich vielleicht um Ektasien von Lymphgefäßen handle, konnte gegenüber der Selbständigkeit der Be- 4 _ wegungen und der glatten, nicht perlschnurartigen Form des Gebildes nicht aufrecht erhalten werden. Alles drängte zu der Annahme, dass es sich um ein lebendes Wesen handle, welches unter die Conjunctiva des Auges gelangt sei. So wurde denn auch sofort zu der Entfernung desselben geschritten. Ich erhob zunächst in der unmittelbaren Nähe des mittleren Ab- schnittes des Gebildes die Gonjunctiva in eine Falte, incidirte dieselbe, führte darauf ein kleines Schielhäkchen unter den Wurm und zog diesen sehr langsam und vorsichtig heraus. Bi In der That war es ein lebendes Wesen, denn es machte noch, auf dem Schielhäkchen hängend, sehr lebhafte schlangenartige Be- wegungen. Dasselbe war zwar in seiner Vollständigkeit entfernt wor- den, doch erschien nunmehr das Entozoon, denn um ein solches musste es sich doch handeln, in so fern verändert, als es jetzt nicht mehr einen eylinderförmigen Strang darstellte, sondern an einer Stelle des mittleren Abschnittes einen weißen dünnen fadenförmigen Anhang zeigte, der eine Schlinge mit Ausläufern bildete. Diese Veränderung war während der Extraktion des Parasiten eingetreten, der sofort in eine Mischung von Alkohol und Wasser gelegt wurde. Auf das Auge wurde ein - Druckverband applieirt, unter welchem die kleine Conjunctivalwunde innerhalb der nächsten Tage verheilte. Sehr bald verlor sich die letzte - Spur der conjunctivalen Reizung. | Noch am Nachmittage desselben Tages eilte ich zu meinem ver- ehrten Freunde Prof. Lupwıs, der freudig überrascht, in dem ihm über- gebenen Entozoon eine Filaria loa erkannte und sich gern zu einer genaueren Untersuchung derselben bereit erklärte. Ihm konnte ich auch vorläufig schon mittheilen, dass der bisherige Besitzer und Träger 128 Hubert Ludwig und Theodor Saemisch, des Parasiten vor einigen Jahren längere Zeit an der Neal: von Afrika zugebracht hatte. Wie ich inzwischen durch meinen Collegen Dr. Schmitz in Er- fahrung gebracht, hat Herr v. Sz.-R. zuerst im Jahre 1882 die Gold- küste, Kamerun, Fernando P6o und Gabun besucht, ist auch in das Innere des Landes vorgedrungen und im September 1885 nach Europa zurückgekehrt. Eine zweite Reise nach West-Afrika machte er in den Jahren 1886 bis 1888, wobei er sich auf Fernando Pöo eine Besitzung einrichtete. Die dritte Reise nach West-Afrika fiel in die Jahre 1888 bis 1894. Hierbei erforschte er besonders das Innere der Insel Fernando Pöo. Endlich bereiste er in den Jahren 1892 bis 1893 Ägypten. Der letzte Aufenthalt des Herrn v. Sz-R. an der Westküste von Afrika fällt somit in das Jahr 1891. (Tu. Sıenıscna.) Der mir von meinem verehrten Freunde und Kollegen übergebene Wurm war bereits von ihm in schwachem Alkohol abgetödtet und wurde dann von mir zunächst in 50- und weiter in 70 procentigem Alkohol konservirt. Die Untersuchung konnte, da ich unmittelbar vor einer Reise stand, erst fünf Wochen später vorgenommen werden und ergab, so weit sie sich ohne eine völlige Zerstörung des Thieres be- werkstelligen ließ, das Folgende. Der Erhaltungszustand war ein vorzüglicher und hätte über manche Einzelheiten, z. B. tiber den feineren Bau der Muskulatur, der Seiten- felder und des Darmes eingehendere Studien gestattet, wenn es bei der außerordentlichen Seltenheit des Falles nicht erwünscht erschienen wäre, das Exemplar zum Zwecke etwaiger späterer Vergleichungen möglichst zu schonen. An vier Stellen hat das Exemplar (Fig. 1), wahrscheinlich durch zu starke Knickungen bei Gelegenheit der Extraktion, Risse seiner Körperwand erfahren, durch welche größere und kleinere Schlingen seiner Eingeweide frei zu Tage getreten sind. | Die Farbe des konservirten Thieres (Fig. 1) ist eine gleichmäßig bleiche, gelblichweiße. Die Körperwand ist zwar undurchsichtig, ließ aber doch bei Betrachtung unter der Lupe die Lage der Seitenlinien deutlich erkennen. Das ganze Thier hat eine Länge von 41 mm und eine Dicke von 0,5 mm!. Es gleicht in seinem Gesammtaussehen einem 1 Die etwas größeren Maße, die mein Herr Kollege oben für das in situ beob- achtete Thier angiebt, beruhen nicht auf genauer Messung und erklären sich wohl auch zum Theil durch den Umstand, dass das Thier durch eine gebogene und da- durch das Bild verzerrende Membran beobachtet wurde; zum anderen Theile wird aber auch die Konservirung in Alkohol und der Austritt von Eingeweideschlingen die Maße etwas verändert haben. Te ei ee Über Filaria loa Guyot im Auge des Menschen. 729 Stileke einer dünnen Violinsaite. Das Vorderende ist nur sehr wenig _ verjüngt und endigt glatt abgerundet; das Hinterende ist viel stärker verjüngt, stumpf zugespitzt und in der Medianebene leicht hakenförmig gebogen, Eine deutliche Querringelung ließ sich auf dem Vorderende nicht bemerken, wohl aber auf dem mittleren und hinteren Leibes- abschnitte. Für die weitere Untersuchung wurde sowohl das Vorderende als auch das Hinterende in einer Länge von je 3 mm abgetrennt und eben so wie abgetrennte Stücke der heraushängenden Eingeweideschlingen durch verdünntes Glycerin aufgehellt. Auch der Rumpf wurde schließ- lich in derselben Weise behandelt. Eine Bewaffnung des genau terminal gelegenen Mundes ist nicht vorhanden. Weder in der Seitenansicht noch in der Vorderansicht des Mundendes ließ sich irgend etwas von Mund-Papillen wahrnehmen. Die winzige Mundöffnung führt in einen diekwandigen muskulösen Pharynx, dessen glattwandiges Lumen sehr eng ist. Kleine Stücke des Darmes waren an den drei hinteren Bruchstellen herausgetreten. Da dieselben mit hellen klumpigen Massen aufgenommener Nahrung erfüllt sind, so darf man daraus wohl schließen, dass der Darm unseres Thieres seine Funktion nicht eingestellt hatte, sondern noch in voller Thätigkeit war. An dem aufgehellten Rumpfe ließ sich der Darm neben den Genital- schläuchen durch die ganze Länge des Thieres bis in die Gegend des abgeschnittenen Hinterendes verfolgen. Indessen konnte ich die After- öffnung nicht mit wünschenswerther Sicherheit auffinden. An einer etwa 2 mm vor der Hinterleibsspitze befindlichen Stelle machte es mir zwar den Eindruck als führe eine dort befindliche Eintiefung der Cuti- eula zu einer Afteröffnung. Indessen konnte diese Einsenkung auch durch einen künstlichen Druck (mit der Pincette oder Nadel des Ope- rateurs) entstanden sein, so dass ich es doch nicht wage sie mit Be- stimmtheit als Afteröffnung zu bezeichnen, um so weniger als ich mich nicht überzeugen konnte, dass der Darm genau an sie heranführt. Die Cuticula überzieht den ganzen Körper als eine glashelle, verhältnismäßig dieke und sehr widerstandsfähige Lage. Auf dem Vor- derstücke des Körpers maß ich ihre Dicke zu 0,018 mm; auf dem vor- dersten Ende, in der Umgebung des Mundes, verdünnt sie sich bis auf 0,007 mm. Auf dem mittleren Körperabschnitte behält sie ihre Dicke bei. Auf dem hinteren Körperabschnitte ist 'sie nur noch 0,014 mm diek und misst schließlich auf der äußersten Schwanzspitze wie am Munde nur noch 0,007 mm. Auf dem Vorderstücke des Körpers er- scheint sie fast vollkommen glatt; wenigstens lässt sie hier nichts von den Querringelungen erkennen, die von der vordersten Bruchstelle an 730 | Hubert Ludwig und Theodor Saemisch, nach hinten in unregelmäßigen Abständen von 0,08—0,1 mm aufeinan- der folgen. Hinter der hintersten Bruchstelle folgen die Ringel dichter auf einander, in Abständen von 0,04—0,05 mm, fangen dann aber an zu verstreichen, so dass sie auf dem letzten Abschnitte des Thieres (Fig. 2) ganz fehlen. Außerdem trifft man aber auch auf Andeutungen einer ganz feinen, sehr dichten Längs- und Querstreifung der Cuticula; jene bemerkte ich auf dem Vorderende, diese auf dem Hinterende. Be- sonders bemerkenswerth sind zahlreiche wärzchenförmige Er- hebungen der Cuticula, die nur auf den drei vordersten Millimetern des Thieres ganz zu fehlen scheinen. Schon auf dem vierten Milli- meter treten sie vereinzelt auf und werden nach hinten, wo sie sich bis zur Schwanzspitze (Fig. 2) verfolgen lassen, immer häufiger. In ihrer Anordnung suchte ich vergeblich nach einer bestimmten Regel- mäßigkeit. Die einzelnen Papillen, die ihrer Substanz nach einfache Verdickungen der glashellen Cuticula darstellen, haben eine glatte, halbkugelförmige Oberfläche, sind an ihrer Basis durchweg 0,041 — 0,048 mm breit und erreichen eine Höhe von 0,007 mm. Um in den übrigen Bau der Körperwand wenigstens einen Ein- blick zu erhalten, trennte ich von dem abgelösten Vorderstücke das hintere Drittel, also den drittvordersten Millimeter des ganzen Thieres, ab. Der Länge nach gespalten, dann ausgebreitet und von der Innen- fläche betrachtet, ließ dasselbe sofort erkennen, dass unser Wurm zu den Cölomyariern gehört. Das Präparat erinnert sehr an die BırnArz- sche Abbildung der Körperwand von Dracunculus medinensis, die LeuckArr in seinem Parasitenwerke (ll. Bd. 1876, p. 654) veröffentlicht hat; doch sind die Seitenfelder verhältnismäßig schmäler und die Mus- kelfelder entsprechend breiter. Die Kerne der Muskelzellen messen 0,0412—0,048 mm und haben ein 0,0036 mm großes, stark glänzendes Kernkörperchen. Die Seitenfelder haben in dem vorliegenden vor- deren Körperstücke eine Breite von 0,04—0,054 mm; in dem Hinter- stücke des Körpers vergrößert sich ihre Breite bis auf 0,10 mm. In den Seitenfeldern liegen deutliche, 0,007—0,009 mm große und mit einem stark glänzenden kleinen Kernkörperchen ausgestattete Kerne. Mit Ausnahme der schon erwähnten kleinen Darmstücke erwiesen sich die sämmtlichen heraushängenden Eingeweideschlingen als Theile des Geschlechtsapparates und ließen sehr bald erkennen, dass wir ein weibliches, lebendiggebärendes Thier vor uns haben. An der vordersten Bruchstelle sind drei lange Schlingen der Genitalschläuche hervorgetreten, von denen zwei sich zu einem gemeinschaftlichen, etwa 3 mm langen Stücke (Fig. 1v) vereinigen, welches, wie auch die mikroskopische Untersuchung bestätigte, die Vagina darstellt. Da ich Über Filaria 10a Guyot im Auge ‘des Menschen. 731 n keiner anderen Stelle eine äußere Geschlechtsöffnung antreffen konnte, so muss ich annehmen, dass die vordere Bruchstelle derselben entspricht. Demnach befindet sich die Geschlechtsöffnung unseres Wurmes an der Grenze des ersten und zweiten Körperviertels. Die Vagina gabelt sich, wie wir gesehen haben, in zwei lange Genital- öhren, die sich im Inneren des Körpers fast durch dessen ganze Länge verfolgen lassen. Nach vorn reichen sie bis auf eine Entfernung von nur 0,47 mm vom Munde; nach hinten reichen sie so weit, dass nur die beiden letzten Millimeter des Körpers davon frei bleiben. Denkt man sich ihre Windungen gestreckt, so erhält man für jede der beiden Röhren eine Länge von mindestens 10 cm; beide zusammen ergeben also einen Schlauch, der rund fünfmal so lang ist wie der Körper. Nach ihren blinden Enden hin nimmt die Dicke der Röhren ganz all- _ mählich ab. In ihrem feineren Baue zeigt die Wand der Röhren überall dieselben beiden Hauptschichten, nämlich eine durchsichtige, binde- gewebige Lage und nach innen davon eine epitheliale Zellenlage. In dem Theile der Genitalschläuche, in dem, wie wir gleich sehen wer- den, die Embryonen sich zu strecken beginnen, beträgt die Gesammt- dicke der Wand 0,0095 mm; davon entfallen 0,0036 auf die binde- gewebige und 0,0058 mm auf die zellige Lage. An anderen Stellen der Genitalröhren sah ich die innere Epithellage sehr viel dünner, da- gegen die bindegewebige Lage bis 0,0047 mm dick. Am stärksten ist die ganze Wandung im untersten Abschnitte der beiden Röhren und in der Vagina, indem sie hier eine Dicke von 0,014 mm erreicht. Fer- ner bemerkt man an der Verbindungsstelle der beiden Genitalröhren mit der Vagina, dass an diesem Punkte keinerlei Änderung in der Struktur der Wandung stattfindet. Die innere Epithellage der Genital- röhren lässt an meinen Präparaten zwar keine Zellgrenzen, wohl aber deutliche Kerne erkennen, die von rundlicher Gestalt sind, einen Durchmesser von 0,0046 mm haben und ein scharf begrenztes Kern- körperchen einschließen. In der bindegewebigen Lage bemerkt man sehr feine, querlaufende Muskelfasern, die um so zahlreicher werden, je mehr man sich dem unteren Ende der Röhren nähert und schließ- lich ihre reichste Entwicklung in der Wand der Vagina erfahren. End- lieh ist über den Bau der Genitalwandungen noch zu erwähnen, dass ieh hier und da auch den Spuren eines äußeren peritonealen Epithel- _ tiberzuges begegnete. Das Innere der beiden Genitalschläuche wie auch der Vagina ist überall vollgepfropft von Nachkommenschaft in allen Stadien ihrer 4 Entwicklung, vom Eie bis zur fertigen Larve. In den oberen Enden der - Genitalröhren, die hier wie sonst als Eierstöcke funktioniren, begegnet 732 Hubert Ludwig und Theodor Saemisch, man den sich entwickelnden und weiter abwärts den fertigen Eiern. In dem folgenden Abschnitte der Röhren, der sich eben nur durch seinen Inhalt als Uterus darstellt, liegen alle Stadien der Embryonal- entwicklung und weiterhin, dicht zusammengedrängt, Unmengen von ausgeschlüpften Larven, die auch die ganze Vagina erfüllen. Wie bei anderen Nematoden scheinen die jungen Eizellen sich von einer Rhachis abzuschnüren. Durch gegenseitigen Druck erhalten die jungen Eier (Fig. 7) eine unregelmäßig polygonale Form. Haben sie sich aber schließlich von ihrer Bildungsstätte abgelöst, so nehmen sie eine ab- gerundet längliche Gestalt (Fig. 8) an, deren Länge 0,034 und deren Breite 0,042 mm beträgt. Ihr Kern lässt zwischen einer Menge kleiner dunkler Inhaltskörnchen ein stark glänzendes Kernkörperchen erken- nen. Oberflächlich besitzen die Eier jetzt noch keine Spur einer Um- hüllung, sondern sind vollkommen nackt. Auch während der ersten Furchungsstadien entbehren sie einer Membran. Erst während der späteren Furchungsstadien (Fig. 9) werden sie von einer dünnen, durchsichtigen Membran umhüllt, die mir desshalb die Bedeutung einer vom Embryo selbst gelieferten Embryonalhülle, nicht aber die einer eigentlichen Eischale zu haben scheint. Mit ihrer Hülle haben die Eier nunmehr durchschnittlich eine Länge von 0,045 und eine Breite von 0,024 mm. Die Hülle ist überall von gleicher Dicke, oberflächlich vollständig glatt und besitzt an den Polen keinerlei das Ausschlüpfen erleichternde Einrichtungen. Bezüglich der einzelnen Stadien der Embryonalentwicklung beschränke ich mich auf die drei beige- gebenen Abbildungen (Fig. 9, 40, 41). Schließlich trifft man m der Eihülle die fertige Larve, die mehrfach hin und her geschlungen das ganze Innere ausfüllt (Fig. 12). Das Ausschlüpfen aus der Em- bryonalhülle wird dadurch eingeleitet, dass die Larve sich zu strecken beginnt (Fig. 13) und dadurch von innen her einen Druck auf die Hülle ausübt, die in Folge dessen sich zu einem langen, schmalen, ungemein dünnen Schlauche ausdehnt. Selbst wenn die Larven sich bereits voll- ständig gestreckt haben, bemerkt man noch eine Zeit lang auf ihrem Vorderende wie auf ihrem Hinterende einen dünnwandigen, ganz feinen, abstehenden Überzug, der den Körperenden wie eine zarte Kappe aufsitzt und den letzten Rest der früheren Embryonalhülle dar- stellt. Endlich geht auch er zu Grunde und die Larven liegen nunmehr ganz frei im unteren Theile der Uteri und in der Vagina. Die Larven (Fig. 3—6) haben eine Länge von 0,253—0,262 mm und eine Dicke von 0,00476—0,005 mm. Ihr Vorderende endigt wie bei dem alten Thiere einfach kurz abgerundet; das Hinterende dagegen zieht sich in einen dünnen, pfriemenförmigen, bald gerade gestreckten (Fig. 4, 6), bald Über Filaria loa Guyot im Auge des Menschen. 733 mgebogenen (Fig. 3, 5) Schwanz aus, der mit einer feinen, aber den- _ noch stumpfen Spitze endigt. Die zarte Cuticula, die den Körper ober- 4 E flächlich begrenzt, ist durchaus glatt, ohne jede Spur von Quer- oder _ Längsstreifung. Das unregelmäßig körnig aussehende Innere des Larvenleibes lässt die Anlagen des Darmes und der Geschlechtsorgane mehr errathen als sicher erkennen; doch will ich bemerken, dass an den meisten Exemplaren an einer 0,08 mm hinter dem Vorderende ., ung Be sr nr TR x ce m Te EEELL SPIELER ERORERELEENUNN, gelegenen Stelle die Anlage der späteren Geschlechtsöffnung ange- deutet war und dass ferner etwa 0,043 mm vor dem Hinterende sich die Anlage des Afters zu befinden schien. So weit reichen meine unmittelbaren Beobachtungen und es erhebt sich nun die Frage, wo der soeben beschriebene Wurm systematisch hingehört? Dass er in die Gruppe der Filarien zu stellen ist, bedarf wohl keiner näheren Begründung. Eingehend aber muss dargelegt werden, ob er mit irgend einer der bisher im menschlichen Körper, insbesondere im Auge, gefundenen Filaria-Arten identisch ist und mit welcher? Der Einfachheit halber will ich dabei unter Filaria die Gattung im weiteren Sinne, also einschließlich der Gattung Dracunculus, ver- stehen. Aus dieser Gattung sind drei Arten bekannt, die als erwach- sene! Thiere sicher oder wenigstens höchst wahrscheinlich im mensch- lichen Auge auftreten können, nämlich die Filaria inermis Grassi, die Filaria loa Guyot und die Filaria (Dracunculus) medinensis Velsch. Was die erstgenannte F. inermis anbetrifft, so ist dieselbe in zwei Fällen (beide in Italien) mit aller Bestimmtheit im menschlichen Auge nachgewiesen worden und kommt außer im Menschen auch im Pferde und Esel vor?. In dem von Anvarıo 3 näher beschriebenen Falle befand sich der 95 mm lange, aber noch nicht geschlechtsreife Wurm in einer erbsengroßen Geschwulst der Conjunctiva bulbi einer Frau aus der Provinz Catania. Aus der ausführlichen Beschreibung, die Grassı* unter Berichtigung eines wesentlichen Irrthums der Angaben Anparıo’s von seiner Art gegeben hat, geht hervor, dass sie mit dem mir vorliegenden Thiere nicht zusammengehören kann. Denn es unterscheidet sich die F, inermis nicht nur durch andere Größenverhältnisse, sondern auch i Die F. oculi humani v. Nordmann (= F. lentis Diesing) ist bekanntlich auf jugendliche Nematoden aufgestellt, von denen es noch zweifelhaft ist, zu welcher Art sie gehören. 2 Vgl. Grassı, Centralblatt f. Bakteriologie u. Parasitenkunde. I, 1887. p. 617. 3 Annali di Ottalmologia, XIV, 1885 und Centralblatt f. Bakteriologie u. Para- _ sitenkunde. I. 1887. p. 24, ur e: 734 ‚Hubert Ludwig und Theodor Saemisch, durch anderen Bau der Cuticula, andere Lage der Vaginalöffnung, be- deutendere Größe der Embryonen und durch andere Form und Organi- sation des Hinterleibsendes. Bei 0,475 mm Dicke hat F. inermis eine Länge von 5,5—16 cm, ist also durchweg größer und verhältnismäßig schlanker als unser Objekt. Die Dicke der Cuticula beträgt bei F. iner- mis nur 0,009 mm; oberflächlich ist die Guticula fein quergestreift und mit gröberen Längsstreifen ausgestattet, die bei unserem Thiere fehlen; dagegen vermisst man bei F. inermis die bei unserem Thiere vorhan- denen kleinen Cuticularpapillen. Die Vaginalöffnung liegt bei F. iner- mis ganz nahe am Munde. Die Embryonen sind um die Hälfte größer, indem sie bei 0,0055 mm Dicke eine Länge von 0,35 mm haben. Das Hinterleibsende ist bei F. inermis stumpfer abgerundet und umschließt zwei von Grassı näher beschriebene drüsenartige Gebilde, die unserem Thiere durchaus mangeln. Endlich tritt bei F. inermis die Geschlechts- reife erst bei Exemplaren auf, die eine Körperlänge von mehr als 41,5 mm erreicht haben. Aus allen diesen Gründen erscheint es völlig ausgeschlossen, dass unser Thier zu der Grassischen Art gerechnet werden könnte. Sehen wir weiter, wie es sich mit den Beziehungen zu F. medinensis verhält? Sowohl aus der Vergleichung der geschlechtsreifen Thiere als auch der Larven ergiebt sich, dass der vorliegende Wurm auch nicht zu dieser Art gestellt werden kann. Dazu kommt, dass wenn es auch wahrscheinlich ist, dass die F. medinensis gelegentlich auch ein- mal im Auge vorkommt, so doch immerhin bis jetzt noch kein solcher Fall mit Sicherheit nachgewiesen ist. Leider kennen wir, wie LEUCKART in seiner Darstellung des Medinawurmes! betont, die jüngeren Zu- stände desselben, in denen er erst 7—40 cm an Länge misst, in ihrem anatomischen Verhalten bis jetzt noch gar nicht, so dass wir auf die Vergleichung mit dem völlig erwachsenen Zustande angewiesen sind. Von diesem unterscheidet sich der hier vorliegende Wurm schon durch seine geringere Größe, denn die F. medinensis hat eine Länge von 45—80 cm. Ferner fehlt dem Medinawurm die Vagina, die bei unserem Thiere wohl ausgebildet ist. Weiter besitzt derselbe nur einen einzigen Uterus, während wir deren zwei antrafen. Dann ist die F. medinensis durch eine als Kopfschild bezeichnete Verdickung der Cuticula im Um- kreis des Mundes und ebendort durch den Besitz von acht Papillen ausgezeichnet — alles Einrichtungen, die unserem Thiere abgehen. Die Schwanzspitze ist bei F. medinensis schärfer abgesetzt. Ihr Darm ist funktionslos geworden, während er bei unserem Thiere noch in voller ! Die menschlichen Parasiten. Bd. II. 1876. p. 650. Über Filaria loa Guyot im Auge des Menschen. 735 Thätigkeit steht. Zu diesen Unterschieden kommen noch andere, die den feineren Bau betreffen. Die Cuticula ist bei F. medinensis viel dicker (— 0,04—0,05 mm), ihre Ringelung aber ist feiner und es fehlen ihr die bei unserem Thiere beschriebenen wärzchenförmigen Papillen. Die Seitenfelder sind bei F. medinensis 0,5 mm breit, bei dem vorliegen- den Thiere aber höchstens 0,1 mm. Die Kerne der Seitenfelder sind bei F. medinensis größer (— 0,044 mm) und eben so verhalten sich die Muskelkerne (= 0,02 mm). Nicht weniger scharf als die geschlechts- reifen Thiere unterscheiden sich auch schon die Embryonen beider Arten. Sie sind bei F. medinensis mehr als doppelt so lang (— 0,65 mm) und mehr als dreimal so dick (= 0,017 mm). Während 2/5 ihrer Länge auf den Schwanz entfallen, kommt bei den Jungen unseres Thieres höchstens 1/6 auf den Schwanz, wenn man diesen von der Andeutung des späteren Afters an rechnet oder sogar nur 1/41, wenn man den Schwanz von da an rechnet, wo die Verjüngung (= Zuspitzung) des Hinterleibes beginnt. Die Jungen der F. medinensis haben eine deutlich geringelte Cuticula, die wir bei den Jungen unseres Wurmes ganz glatt fanden; auch fehlen den letzteren die beiden eigenthümlichen Organe in der Schwanzwurzel, die Leuckarr bei den Embryonen der F. medi- nensis als »Schwanzpapillen« beschreibt. Unter diesen Umständen ge- langt man nothwendig zu dem Schlusse, dass es sich bei dem uns vor- liegenden Thiere um eine von F. medinensis specifisch verschiedene Form handele. Anders liegt die Sache hinsichtlich der Filaria loa, von der wir freilich nur geringe zoologische Kenntnisse besitzen. Indessen reichen dieselben dennoch aus um unseren Wurm mit Sicherheit zu dieser Art zu stellen. Die F. loa wird beschrieben! als ein 30—40, selten bis 70 mm langer, eylindrischer Wurm von der Dicke einer dünnen Violin- saite, mit abgestumpften Vorder- und zugespitztem Hinterende, dessen etwas vorragender Mund unbewaffnet ist, dessen Darm gerade verläuft und dessen bereits Embryonen enthaltende Eier 0,035 mm lang und 0,025 mm breit sind. Vergleiche ich diese Diagnose mit meinen Befun- den, so ergiebt sich eine weitgehende Übereinstimmung, die nur in zwei Punkten einer Erläuterung bedarf. Wenn es nämlich erstens heißt, der Mund sei etwas vorragend, während ich ein solches Ver- halten an meinem Exemplar nicht sehen kann, so dürfte diese kleine Differenz sich wohl durch einen verschiedenen Kontraktionszustand der in beiden Fällen beobachteten Exemplare erklären lassen. Zweitens scheinen die in der Diagnose angegebenen Maße der Eier nicht zu 1 Vgl. LEUCKART, ]. c, p. 649 und Braun, Die thierischen Parasiten des Men- schen. 2. Aufl. 4895. p. 226. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie, LX. Bud. 48 736 Hubert Ludwig und Theodor Saemisch, den von mir angegebenen zu stimmen. Das ist aber nur ein schein- barer Widerspruch, denn es kommt ganz darauf an, in welchem Ent- wicklungsstadium sich der Embryo in dem der Messung zu Grunde ge- legten Eie befindet. Ist derselbe noch in dem Stadium der eben erst beendeten Furchung (vgl. Fig. 9), so sind die Eier erheblich kleiner als am Ende der Embryonalentwicklung (vgl. Fig. 42). Es dehnt sich nämlich die Eihülle (= Embryonalhaut) mit der Ausbildung des Em- bryos etwas aus, so dass also die Größe des Eies von dem Alter des darin befindlichen Embryos beeinflusst wird. Fig. 9 und 12 sind bei gleicher Vergrößerung mit der Camera gezeichnet; in Fig. 9 beträgt die genaue Größe an Länge 0,034 und an Breite 0,022 mm, also noch etwas weniger als in der Diagnose von F. loa angegeben wird; in Fig, 12 da- gegen ist das durchschnittliche (0,045 mm an Länge und 0,024 mm an Breite betragende) Maß der Eier schon überschritten, so dass die Länge jetzt 0,048 und die Breite 0,031 mm misst. Demnach zweifle ich nicht, dass wir in unserem Thiere die echte Filarialoa vor uns haben. Dazu stimmt auch das Vorkommen unseres Wurmes, denn es schmarotzt die F. loa in der Regel zwischen der Conjunctiva und dem Bulbus des menschlichen Auges. Zu meinem Bedauern ist mir nicht die ganze, sehr zerstreute und zum Theil recht versteckte Litteratur zugängig, die sich auf das Auftreten der F. loa bezieht; nur die Mittheilungen von Bıson!, Guyon ? und die referiren- den Angaben bei Davame°, Leuckarr? und Braun liegen mir vor. Guyon® hat die von ihm und von älteren Beobachtern gesehenen Fälle zusammengestellt und, wie es scheint, ohne Kenntnis der schon früher von Guyor vorgenommenen Benennung den Namen Filaria sub- conjunctivalis in Vorschlag gebracht, da in allen jenen Fällen der Pa- rasit sich unter der Conjunctiva eingenistet hatte. Alle diese Fälle weisen, da sie an Negerinnen und Negern, die erst vor Kurzem nach Westindien und Südamerika gelangt waren, auf deren westafrikanische Heimat (Gabun, Congo, Angola) zurück. Die Thiere hatten eine Größe von 38—54 mm; in einem von Moncın beobachteten Falle betrug die Größe fast genau dieselbe wie an unserem Thiere (40,5 mm). In einem von LesrrıLe an der Gabun-Küste selbst untersuchten Falle maß das 1 Memoires pour servir a l’'histoire de Cayenne et de la Guiane francoise. T.1, Paris 4777. p. 325— 327. 2 Comptes rendus de l’Acad. de Paris. T. VII. 1838. p. 755 und T.LIX, 1864. RB. : 3 Trait& des Entozoaires. Paris 1860. p. LXXIII und p. 750—752. ar. c. | nl, 6. 6 ],c. 4864. Über Filaria loa Guyot im Auge des Menschen. 737 hier 30 mm. Guvox erwähnt dann einen neuen Fall vom Gabun, in 3 dem der Parasit 15 em lang war. Gerade auf diesen Fail! aber dürfte 2 sich der begründete, schon von LeuckArr geäußerte Verdacht beziehen, dass es sich dabei vielleicht nicht um die wirkliche F.loa, sondern um - die F. medinensis gehandelt habe. Im Übrigen aber scheint mir nach den oben dargelegten Unterschieden der F. loa von der F. medinensis E die auch schon von Guyonx vorgebrachte Vermuthung, dass überhaupt 7 seine F. subconjunctivalis (= loa) mit medinensis zu vereinigen sei — _ eine Ansicht, zu der auch Levcrarr bei der damaligen Sachlage zu nei- B 3 gen schien — nicht länger haltbar zu sein. 12 Da in unserem Falle der Patient wiederholt in Westafrika längere Zeit gelebt hat, so darf man wohl als sicher annehmen, dass er sich | w dort den Parasiten geholt hat. Räthselhaft bleibt aber die lange Zeit von rund vier Jahren, die seit seiner letzten Afrikareise verstrichen ist. - Dass der Wurm einen solchen Zeitraum nöthig habe, um seine volle Größe und Geschlechtsreife zu erlangen, kann man wenigstens nach - Analogie mit der Entwicklungsdauer der F. medinensis kaum für wahr- 4 scheinlich halten. Wenn das aber nicht der Fall ist, dann bleibt nur - die Vermuthung übrig, dass der Wurm schon lange, bevor er sich unter die Conjunctiva einarbeitete und hier zur Beobachtung kam, seine volle * Ausbildung erlangt hatte und bis zu jenem Zeitpunkte tiefer im Inneren - seines Wirthes, vielleicht in dessen Orbita, lebte. Nicht ohne Interesse ist die Frage nach dem weiteren Schicksale der Larven der F. loa. Falls das Thier, wie zu bezweifeln kein Grund ist, an seinem Wohnorte seine Jungen aus der Geschlechtsöffnung aus- - treten lässt, werden dieselben, wenn nicht die Gonjunctival-Anschwel- > lung vorher nach außen aufgebrochen ist, was bis jetzt in keinem Falle - beohachtet wurde, ihren Weg höchstwahrscheinlich in die Blutgefäße des Menschen finden und sich hier als sogenannte Hämatozoen der - Untersuchung darbieten. Zu dieser Annahme fühlt man sich um so - mehr gedrängt, wenn man auf die bemerkenswerthe Übereinstimmung - achtet, die die Larven der F. loa in ihrem ganzen Habitus mit anderen, _ bereits bekannten Hämatozoen aufweisen. So erinnern sie in Größe ; und Form an die Hämatozoen, die Grassı? als erstes Larvenstadium der - von unserer Art im Übrigen sicher verschiedenen Filaria recondita aus - dem Blute des Hundes und aus dem Darme und der Leibeshöhle des - Hundeflohes abgebildet hat. Noch mehr fordern unsere jungen Thiere 3 ! Vgl. zu diesem Falle auch die Bemerkung von Grassı in seinem Artikel über _ Filaria inermis, 1. c., p. 623 Anm. 2 Centralblatt f. Bakteriologie u. Parasitenkunde. VII. #890. p. 21. 48* 738 Hubert Ludwig und Theodor Saemisch, | be zu einem Vergleiche mit den Filarialarven auf, die P. Manson! aus dem Blute westafrikanischer Neger vor einigen Jahren beschrieben hat. Er unterscheidet drei verschiedene Arten von Hämatozoen, von denen er die eine für identisch mit der zu Filaria bancrofti gehörigen Filaria san- guinis hominis Lewis hält; die beiden anderen bezeichnet er als F. san- guinis hominis major und F. sang. hom. minor. Die F. sang. hom. major. steht der Lewis’schen Form am nächsten. Mansox vermuthet von ihr, dass sie die damals noch nicht bekannte Jugendform der F. loa dar- stelle, giebt aber trotzdem der zugehörigen, einstweilen noch unbe- kannten, erwachsenen Form den vorläufigen Namen F. diurna, weil diese Larven im Gegensatze zu denen der F. bancrofti nicht in der Nacht, sondern am Tage in den Hautblutgefäßen ihrer Wirthe auftreten. Es unterscheidet sich aber die von ihm als F. sang. hom. major be- schriebene Larve. eben so wie die der F. banerofti von den mir vor- liegenden Larve. durch ihre Größe (Länge = 0,317 mm, Breite = 0,007 mm), durch den Besitz einer scheidenförmigen Umhüllung des Körpers und durch einen verhältnismäßig längeren Schwanz. Dem- nach scheint es mir vor der Hand nicht zulässig zu sein, die F. sang. hom. major als die Jugendform der F. loa anzusehen. Die dritte der von Manson beschriebenen Hämatozoen-Formen da- gegen, seine Filaria sanguinis hominis minor, für deren noch unbe- kannte, geschlechtsreife Form er den Namen F. perstans vorschlägt, dürfte eher zu den von mir beobachteten Larven gehören. Wenigstens fehlt hier die Umhüllung des Körpers durch eine besondere Scheide; der Körper ist völlig durchsichtig, die Schwanzspitze stumpf abge- stutzt. Dagegen bleibt die von Manson angegebene Größe hinter den von mir gefundenen Maßen zurück; er fand die Länge nur zu 0,203 und die Breite zu 0,0046 mm. Man bleibt also schließlich doch im Zweifel, ob unsere Larven mit der Mansov’schen F. sang. hom. minor identisch sind. Über die angeblich durch die F. sang. hom. minor ver- ursachte Hautkrankheit, die unter dem Namen Craw-Craw bei der Neger-Bevölkerung Westafrikas bekannt ist, fehlte mir die Möglich- keit mich näher zu unterrichten. Nach alledem bleibt es zukünftigen Untersuchungen vorbehalten hier die wünschenswerthe Aufklärung beizubringen. Für jetzt muss ich mich begnügen Einiges zur Kenntnis der F. loa beigetragen zu haben an der Hand eines Einzelfalles, der meines Wissens der erste ist, der in Europa von einem Zoologen beobachtet und näher unter- sucht worden ist. Wahrscheinlich hat sich aber unlängst ein gleicher ! The Filaria sgnguinis hominis major and minor, two new species of Haema- tozoa. in: The Lancet. London 4891. Vol. I, p. 4—8. a nn Über Filaria loa Guyot im Auge des Menschen. 739 Fall in Europa zugetragen; denn ich vermuthe, dass es sich ebenfalls _ um die F. loa gehandelt hat, wenn es in einem vorläufigen Zeitungs- "berichte über die diesjährige Versammlung der ophthalmologischen - Versammlung zu Heidelberg heißt, dass in der Sitzung vom 5. August - Herr Roserrson (Edinburg) Präparate von einer Filaria vorgezeigt habe, 4 die aus dem Auge einer Patientin stammen, die mehrere Jahre in West- - afrika gelebt hatte. Bonn, 8. Oktober 1895. Dr Nachschrift bei der Korrektur. In dem British Medical Journal vom 27. Oktober 1894, das mir erst jetzt zugängig geworden ist, finden sich p. 920—921 einige nähere Angaben über den oben er- "wähnten, von Rosertson operirten Fall, aus denen hervorgeht, dass es ‚sich thatsächlich um denselben Parasiten handelt. Roszrrson beschreibt - in dieser Mittheilung das auch schon von älteren Beobachtern ange- gebene Wandern des Wurmes aus einem Auge in das andere durch ‘die Haut des Nasenrückens hindurch. Das extrahirte Thier war 25 mm "lang und 0,5 mm dick; das Schwanzende stärker verjtngt als das nur wenig verschmälerte Vorderende. In einer Eingeweideschlinge, die _ aus einer Rissstelle des Thieres ausgetreten war, wird der Darmkanal - vermuthet; doch scheint keine genauere Untersuchung derselben statt- gefunden zu haben. Nur aus der geringen Größe des Thieres wird - die Vermuthung abgeleitet, dass es ein Männchen sei. (Diese Schluss- - folgerung scheint mir nicht zulässig — eine mikroskopische Unter- - suchung der ausgetretenen Eingeweideschlinge würde vielleicht doch „zeigen, dass ein Weibchen vorliegt.) Das.Blut der Patientin wurde auf - Hämatozoen untersucht, aber mit negativem Ergebnis. Dr. P. Manson, - dem das Thier vorgelegt wurde, hält es für eine Filaria loa und schätzt - deren Lebensdauer auf zehn Jahre und darüber. Bonn, 3. November 1895. 3 Zweite Nachschrift. Bei Gelegenheit eines Vortrages, den ich = in der gestrigen Sitzung der niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde über die Filaria loa hielt, wurde mir von befreundeter Seite die neueste, vom selben Tage (4. Nov. d. J.) datirte Nummer der Berliner klinischen Wochenschrift überreicht, die p. 956—958 einen Artikel von J. Hırschagerg enthält, betitelt: »Über einen aus dem 740 Hubert Ludwig u. Theodor Saemisch, Über Filaria loa Guyot im Auge des Menschen. menschlichen Augapfel entfernten Fadenwurm«. Es wird darin eine kurze, nichts Neues bietende Beschreibung eines 40 mm langen, 0,5 mm dicken Exemplares der Filaria loa gegeben, das im Congogebiet aus dem Auge eines Negers entfernt worden war; eine genauere Unter- suchung konnte nicht vorgenommen werden, da das Exemplar nicht verletzt werden durfte. Im Übrigen enthält der Artikel eine Zusammen- stellung ähnlicher Fälle aus der älteren bis neuesten medicinischen Litteratur, darunter einen Fall, der mir entgangen war. Derselbe ist im vorigen Jahre an einem 2!/,jährigen Negermädchen vom Congo in Belgien beobachtet und von Lacomrte in den Annales de la societe de Gand, Oktober 1894, beschrieben worden. Der Fall ist, wenn er sich, was mir nicht hinreichend sichergestellt zu sein scheint, wirklich auf die Filaria loa bezieht, dadurch bemerkenswerth, dass er der erste ist, in dem der Parasit im Inneren des Augapfels (in der vorderen Kammer) lebte. Der Wurm war 15 mm lang, 0,08 mm dick, besaß einen den ganzen Körper durchziehenden Verdauungskanal, war aber noch nicht geschlechtsreif. Bonn, 5. November 1895. (H. Lupwie.) Erklärung der Abbildungen. Tafel XXXVIII. Fig. 4. Der ganze Wurm in dem Zustande, in dem er zur Untersuchung ge- langte. An vier Stellen sind Eingeweideschlingen aus Rissstellen der Körperwand hervorgetreten. a, Vorderende; b, Hinterende; v, Vagina. Vergr. A/A, Fig. 2. Umriss des Hinterendes in der Seitenansicht. C, CGuticula; P, Papillen derselben. Vergr. 95/1. Fig. 3 u. 4. Zwei einem Uterus entnommene, fertige und ausgeschlüpfte Larven, im Umriss gezeichnet. a, Vorderende; d, Hinterende. Vergr. 355/1. Fig. 5 u. 6. Zwei ebensolche aus der Vagina. Vergr. 355/4. Fig. 7. Vier Eizellen aus einem Ovarialabschnitt der Genitalschläuche. Vergr. 355/A. Fig. 8. Eine isolirte Eizelle, ebendaher. Vergr. 355/1. Fig. 9, 40, 44, 42. Vier auf einander folgende Stadien der Embryonalentwick- lung aus einem Uterus. In Fig. 42 ist die Larve vollständig ausgebildet. Vergr. 355/1. Fig. 43. Eine Larve aus einem Uterus, der sich zu strecken begonnen und dem entsprechend seine Hülle sackförmig ausgedehnt hat. Vergr. 355/1. au Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. f Akır ziLLu nke.Le = I r Zitschrift Sf wiss.Zooloyie Ddä.LX. a Fig q En — \ > Am 4 MW Fig}. A ausf: 3: b N x - =% „niuclvol 1 RE ig Er, 2 —nucleol, 0» Wilh.Engelmann un me ni mn nn _ EHI KEURTETT, Zeitschrift Ywıss. Zoologie. Bd. 1X. nucleol, AFunkelaipzig z KfaAnatıy. u D E = VerlagvWilh.Engelmann in Leipzig Zeitschrift f/ wiss.Zool Taf 7. ee ehe Fig.40. vom Rath gez Tith.Anst.v: E.A Funke, Leipzier. Zeitschrift f wiss. Zoologie Bd.LX. msln.=2 must must, . £ig.29 Verlag v Wilh.Engelmann in Leipzig Da Zn EEE ELLE LEE WORLD LLORET TRET nn ee n S S 8 8 3 I “ Verlag vH SI Zeitschrift f. wiss. Zoologte Ba.LX. A ) ni we v * Zeitschrift wiss. Zoologie Bd.LX SS 00 I ° IN : 4 ER Rn = fun Aust v Werner &lönter. Erankfur # , a Le “ WISE nenn % - - at Yrl EEG iss. Zoologie BAd.LX. Ieitschnift Er 5; = S B 3 S > S S S = 8 S Sı ur ae TEE u a en N Zeitschrift f wiss. Zoologie Ba.IX. er Eye re pz Ayp Iimd 4. had nz es Verlag von Wilh. Engelmann, Leipzig, Zeitschrift £ wiss. Zoologie Ba.LX. Zeitschrift fwass. Zoologie Ba.ıX. % De) Mau 0 sg BEEEIERSSIITTIICHI = DEF FEZRE U Zeitschrift f wiss. Zoolo ut” Vejdovsky gez. l Inh, Anst.v Werner aWinter, Frankfurt ?M /ı y H ed] 8 \ Y a [ A | 4 { { 59. | | ae a 58. | I} | | ut j VS I N | j | \ I | ’”; | N E Ron | | 60 ad | | - Ss \ se \ sg od = | | | | ; 54. 55 36 nn b 4 er un * S schrift { wiss. Zoo f t ) Aeulen u6Z m Veitschrift I wiss. Zoologie bad IN. ng ar in N NN? 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Bd IX. a — u 0 TE: Ta Taf XXX. meil Anne udın eil mvbg De vbg pe mwbg SS Zeitschrift f wiss. Zoologie Ba.LX Indwig del. Verl.v.Wilh. Engelmann,Leipzig. v 2 WISSENSCHAFTLICHE ZOOLOGIE | für begründet Carl Theodor v. Siebold und Albert v. Kölliker herausgegeben von Albert v. Kölliker und Ernst Ehlers Professor a. d. Universitätzu Würzburg Professor a.d. Universität zu Göttingen. Sechzigster Band Erstes Heft. Mit 7 Tafeln und 4 Figuren im Text. Verlag von Wilhelm Engelmann / 1895. Ausgegeben den 4. October 1895. | WUSEM Zeitschrift | LEIPZIG | 2 Inh 23rt. seite Über den feineren Bau der Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra mediterranea Leach im Speciellen und die Amitosenfrage im Allgemeinen. Von O0. vom Räth. (Mit Taf T-HL) 2 2... 22.8. 2002 Be Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. (Zugleich ein Beitrag zur Turbellarien-Fauna Böhmens.) Von F.Vejdovsky. (Mit Taf. II—VI und. Fig. im Dext.) s.. namens ee. ee N | Mittheilung. Beiträge für die Zeitschrift bitten wir an Herrn Prof. Ehlers in Göttingen einzusenden. Im Interesse einer raschen und sicheren Veröffentlichung liegt es, dass die Manuskripte völlig druckfertig eingeliefert werden, da mit nachträglichen Einschüben und aus- gedehnten Abänderungen während der Korrektur Zeitverlust und sonstige Unzuträglichkeiten verbunden sind. Bei der Disponirung der Zeichnungen ist darauf zu achten, dass der Raum des in der Zeitschrift üblichen Tafelformates nicht überschritten wird. Für Holzschnitt bestimmte Zeichnungen sind auf besonderen Blättern beizulegen. Die Verlagshandlung Die Herausgeber Wilhelm Engelmann. v. Kölliker. Ehlers. Die Herren Mitarbeiter der »Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie« erhalten von ihren Abhandlungen und Aufsätzen 40 Separat- abzüge gratis. Sollten mehr als 40 Separatabdrücke gewünscht werden, so erfolgt deren Anfertigung gegen Erstattung der Her- stellungskosten und unter der Voraussetzung, dass sie nicht für den Handel bestimmt sind. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. I IINITINIINTININNN Monographie der Turbellarien. I. Rhabdocoelida. Bearbeitet und herausgegeben mit Unterstützung der König]. Akademie der Wissenschaften zu Berlın von Dr. Ludwig von Graff Professor der Zoologie an der Forstlehranstalt Aschaffenburg. Mit 12 Holzschnitten und einem Atlas von 20 z. Th. colorirten Tafeln. 2 Bände. Fol. 1882. cart. „4 100.—. Die Organisation der Turbellaria acoela von Dr. Ludwig von Graff 0. ö. Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie, Vorstand des zool.-zootomischen Institutes an der k. k. Universität Graz. Mit einem Anhange über den Bau und die Bedeutung der Chlorophylizellen von Convoluta Roscoffensis ° Dr. Gottlieb Haber land: | 0. ö. Professor der Botanik, Vorstand des botanischen Instituts und des botan. Gartens an der k. k. Universität Graz, - Mit 3 Holzschnitten und 10 Tafeln. 4. 1891. 4 30.—. q ’ EB schrift begründet Carl Theodor v. Siebold und Albert v. Kölliker herausgegeben von Ey Kölliker und ©’ Ernst Ehlers Professor a. d. Universitätzu Würzburg Professor a.d. Universität zu Göttingen. - Sechzigster Band Zweites Heft. Mit 9 Tafeln und 1 Figur im Text. LEIPZIG | | Verlag von Wilhelm Engelmann u - 1895. Ausgegeben den 22. October 1895. WISSENSCHAFTLICHE ZOOLOGIE 7a 7 A En Inhalt. 2 ee: Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. (Zugleich ein Beitrag zur Turbellarien-Fauna Böhmens.) Von F. Vejdovsky. II. (Mit Taf. VIII bis X, und 1. Fig. im Text.) = 2. Van 2 We. 163 Die Kerntheilung von Euglena viridis Ehrenberg. Von J. Keuten. (Mit Taf. AL). ann Yo ne 215 Protozoenstudien. III. Über eine Süßwasserart der Gattung Multicilia Cienkowsky (M. lacustris nov. spec.) und deren systematische Stellung. Von R. Lauterborn. (Mit Taf. XIL) ..... 02 236 _ Über die Regeneration herausgeschnittener Theile des Centralnervensystems von Regenwürmern. Von B. Friedlaender. (Mit Taf. XIII und XIV.) 249 Ciliate Infusorien im Cöcum des Pferdes. Von A. Bundle. (Mit Taf. XV Mittheilung. Beiträge für die Zeitschrift bitten wir an Herrn Prof. Ehlers in Göttingen einzusenden. Im Interesse einer raschen und sicheren Veröffentlichung liegt es, dass die Manuskripte völlig druckfertig eingeliefert werden, da mit nachträglichen Einschüben und aus- gedehnten Abänderungen während der Korrektur Zeitverlust und sonstige Unzuträglichkeiten verbunden sind. Bei der Disponirung der Zeichnungen ist darauf zu achten, dass der Raum des in der Zeitschrift üblichen Tafelformates nicht überschritten wird. Für Holzschnitt bestimmte Zeichnungen sind auf besonderen Blättern beizulegen. Die Verlagshandlung Die Herausgeber Wilhelm Engelmann. v. Kölliker. Ehlers. Die Herren Mitarbeiter der »Zeitschrift für wissenschaftliche Zooologie« erhalten von ihren Abhandlungen und Aufsätzen 40 Separat- abzüge gratis. Sollten mehr als 40 Separatabdrücke gewünscht werden, so erfolgt deren Anfertigung gegen Erstattung der Her- stellungskosten und unter der Voraussetzung, dass sie nicht für ° den Handel bestimmt sind. Verlag von Georg Reimer in Berlin. Soeben erschien: Haeckel, Ernst, Systematische Phylogenie, Entwurf eines natürlichen Systems der Organismen auf Grund ihrer Stammesgeschichte. II. I'heil: Wirbel- thiere (Vertebrata). Preis .# 16.—. Der I. Theil (Protisten und Pflanzen) erschien 1894 (Preis 10 .X), der II. Theil (Wirbellose) wird 1896 erscheinen. en | für | WISSENSCHAFTLICHE ZOOLOGIE begründet Carl Theodor v. Siebold und Albert v. Kölliker herausgegeben von Albert v. Kölliker und Ernst Ehlers Professor a. d. Universitätzu Würzburg Professor a.d. Universität zu Göttingen. Sechzigster Band Drittes Heft. Mit 12 Tafeln und 3 Figuren im Text. LEIPZIG | Verlag von Wilhelm Engelmann 1895. | Ausgegeben den 17. December 1895. Inhalt. Seite Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge der Nematoden. Von H. E. Ziegler. ' (Mit Tafel XVII—-XIX). 7 20.2 ee 351 Über das Nervensystem und die Sinnesorgane von Rhizostoma Cuvieri. Von R. Hesse. (Mit Tafel XX—XXII und 3 Fig. im Text) ...... 411 Die Doppelspermatozoen der Dytieiden. Von E. Ballowitz. (Mit Taf. XXIII DIESER NVA a Blu Here aa N 458 Zur Kenntnis des feineren Baues der Nervenzellen bei Wirbellosen. Von M. Pflücke. (Mit Taf. XXVIL)s ........2 4.0. ss 500 Mittheilung. Beiträge für die Zeitschrift bitten wir an Herrn Prof. Ehlers in Göttingen einzusenden. Im Interesse einer raschen und sicheren Veröffentlichung liegt es, dass die Manuskripte völlig druckfertig eingeliefert werden, da mit nachträglichen Einschüben und aus- gedehnten Abänderungen während der Korrektur Zeitverlust und sonstige Unzuträglichkeiten verbunden sind. Bei der Disponirung der Zeichnungen ist darauf zu achten, dass der Raum des in der Zeitschrift üblichen Tafelformates nicht überschritten wird. Für Holzschnitt bestimmte Zeichnungen sind auf besonderen Blättern beizulegen. Die Verlagshandlung Die Herausgeber Wilhelm Engelmann. v. Kölliker. Ehlers. Die Herren Mitarbeiter der »Zeitschrift für wissenschaftliche ° Zoologie« erhalten von ihren Abhandlungen und Aufsätzen 40 Separat- abzüge gratis. Sollten mehr als 40 Separatabdrücke gewünscht werden, so erfolgt deren Anfertigung gegen Erstattung der Her- stellungskosten und unter der Voraussetzung, dass sie nicht für ° den Handel bestimmt sind. BOYUOWOVOVOVOVOVYOYOYOVOYOVYOYO OVOVOVOVOVOVOVOVOVOVOVOVOVOYOYOVOVOYONO! Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn in Braunschweig. (Zu beziehen durch jede Buchhandlung.) Soeben erschien: Die Oberflächen- oder Schiller-Farben. Von Dr. B. Walter, _ Wissensch. Hülfsarbeiter am physikalischen Staatslaboratorium in Hamburg. Mit 8 Abbildungen und 1 Tafel. gr.8. geh. Preis 3 Mark 60 Pf. IOAONOAOAONONONOAONDACADADAONON un a u De ee nn a u Zn & EN REP Zeitschrift für WISSENSCHAFTLICHE ZOOLOGIE begründet Cari Theodor v. Siebold und Albert v. Kölliker herausgegeben von Albert v. Kölliker und Ernst Ehlers Professor a. d. Universitätzu Würzburg Professor a. d. Universität zu Göttingen. Sechzigster Band Viertes Heft. Mit 11 Tafeln. LEIPZIG | Verlag von Wilhelm Engelmann 1895. Ausgegeben den 31. December 1895. Inhalt. Seit Über Kerntheilung, Eireifung und Befruchtung bei Ohr puerilis. a Von E. Korschelt. (Mit Taf. XXVIII-XXXIV) ......... 543 Tropische Polycladen. I. Das Genus Thysanozoon Grube. Von R. Ritter von Stummer-Traunfels. (Mit Taf. XXXV—XXXVD...... 689° Über Filaria loa Guyot im Auge des Menschen. Von H. Ludwi g und Th..Saemisch. (Mit Taf. X&XxVI.. . ..2. u EN. B.7.:9700,.4 Mittheilung. Beiträge für die Zeitschrift bitten wir an Herrn Prof. Ehler: in Göttingen einzusenden. Im Interesse einer raschen und sicheren Veröffentlichung liegt es, dass die Manuskripte völlig druckfertig eingeliefert werden, da mit nachträglichen Einschüben und aus- gedehnten Abänderungen während der Korrektur Zeitverlust und sonstige Unzuträglichkeiten verbunden sind. Bei der Disponirung der Zeichnungen ist darauf zu achten, dass der Raum des in der Zeitschrift üblichen Tafelformates nicht überschritten wird. Für Holzschnitt bestimmte Zeichnungen sind auf besonderen Blättern beizulegen. Die Verlagshandlung Die Herausgeber Wilhelm Engelmann. v. Kölliker. Ehlers. Die Herren Mitarbeiter der »Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie« erhalten von ihren Abhandlungen und Aufsätzen 40 Separat- ° abzüge gratis. Sollten mehr als 40 Separatabdrücke gewünscht werden, so erfolgt deren Anfertigung gegen Erstattung der Her- | stellungskosten und unter der Voraussetzung, dass sie nicht für ° den Handel bestimmt sind. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. UA NIT ANIN INN INN ININZNINININININININANININININININININININININININ NN Festschrift. Herrn Geheimrat Albert von Koelliker Feier seines fünfzigjährigen medieinischen Doktorjubiläums gewidmet von dem anatomischen Institut der Universität Würzburg. Mit 11 Tafeln und 2 Figuren im Text. Fol. 1892. 4 36.—. Daraus einzeln: E 1. Schultze, Dr. Oskar, a. o. Professor der Anatomie, Zur Entwickelungs geschichte des Gefäßsystems im Säugetierauge. Mit 5 Tafeln. #4 12.—. 2. Fick, Dr. Rudolf, Prosektor an der athropotomischen Abteilung, Über ; die "Arbeitsleistung der auf die Fußgelenke wirkenden Muskeln. Mit An, 2 Figuren im Text. 4 4.—. E >. Voll, Dr. Adam, I. Assistent der Anatomie, Über die Entwiekelung ie Membrana vasculosa retinae. Mit 1 Tafel. 2 4.— 2 4. Selavunos, Dr. Georgios L., II. Assistent der Anatomie, Beiträge zur feineren Anatomie des Rückenmarkes der Amphibien. Mit 2 Tafeln. DEE . Heidenhain, Dr. Martin, Prosektor am Institut für vergleichende Anatomie, Histologie und Embryologie, Über Kern und Protoplasma. Mit 3 Tafeln. M 12.—. 3 oa Bay DL Ropaer ENME A BEN BE Wil WE Te AN N a! £ I f b En In u A, fee ya geh Ne ! Bu BE FEHE E ne Karin ah Ir ri ARE) De in El Ar 1 a E97 4 N ir N aan Bi ee FR ne DR | Fe FE , Mar Ss % u“ N Hl H ten are PR para ar : a Kr ar a Rd aaa u San RER E er RESRE En = N f Bea he Ka Baer Ba Aal a Fe = m ge ir Yu a menge EP EZR, Ener BE ‚ni are ur; " A En En) eur FERNEN ee N Sc AR Tune ze hf, HRS, ee Ara, I ER RR 3 9088 01316 6046