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Ir ee ul }, ’ v4 NED Ya ng “ N In ft Id LEER Er PUB I We ine KHlR, N N I sg Fe] k } DROHT) \} \ BR N 1 Ya Fa) » NO URL UN J RE OU a \ v Ur 1 f 1 DIR.AR TI DEU De Dre ME De a Ware j ı LEE Dr I Fe Arne Bee ıı Eu Bee DRUCKEN TH st dl, ; EN IH > ; \ n 4 ri DER | lad $ ae} ' tra be br ) Ih, bb EM (Me } und En Niudet, f tg \ w } " a mAh Auh a A j In ei Perg: ' j De | h h Der) | N KERLE Im FR mL ALIEA | GET ET DELETE ET) Aura er „ | CE Se PL FE TEL. LEERE VE EEE el I A \ ' LEER BE Ba De Bar u ar Bra u u ee BREUER EOCHR Dur Ha DR Bra 0 Wr De er Ba ar TFT an wa a a, BRUCH BE Hr TE N BE Dee TI BG BETH REW GN ER VO BEER TER EHER #, ER ZA y u.“ f Varyıaın Ihe I Teen F OLE De FI Ar Io a ıı : Dar Ber Be Ba ar ae era Deu HUREN RUE, 12 ERRNERN ıh i Du n En we ze 4» F\ (a Een on Y 1 IR ER ‘ Fi u ’ ' va N 444 Ne va IK Dh, ’ Huch Pu) Cie vi “ irn M . Ka R ' .. Lu sar U 0) rer Due | 4 ‘ DIR Br Dee a Da Be VE Er rue u. I. 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I—-III u. 2 Fig. im Text.). . . 1 Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. Von Jos. Müller. (Mit Taf. IV—VI Dom Bexte)ii. 2 Dunn elle Sen a ne 75 Die Entwicklungsgeschichte von Clava ee Von Karl Harm. (Mit nk VE DS Fr Re a a Br re Se 1 115 Zweites Heft. Ausgegeben den 23. December 1902. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. Die Vögel. Vom W]. Schimkewitseh., (Mt Taf. X_-XVL) ... ........ 167 Untersuchungen über die Eibildung bei Anneliden und Cephalopoden. Von Beer omann. (NIE Bar a MEXX) 0. ne. 278 Untersuchungen über die Entwicklung von Cotylorhiza tuberculata. Von Dalrerskbewrg (Mit Taf X ou. XXL) 222... % ER Be 302 Drittes Heft. Ausgegeben den 20. Januar 1903. Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Hirudineen. II. Über die Furchung und Bildung der embryonalen Anlagen bei Nephelis vulgaris Moqu. Tand. (Herpobdella atomaria. Von Boris Sukatschoff. (Mit Tas NIIT IN einer Bio im Text)... 2... =»... une. 321 Einiges über Zell- und Kernstrukturen. Von Hoch. Stauffacher (Mit BEN Ws Dest. wu a N . 368 IV ; Seite Über die Sperrvorrichtung an den Zehen der Vögel. Ein Beitrag zur Mechanik des Vogelfußes und zur Kenntnis der Bindesubstanz. Von Josef Schaffer. (Mit Taf. XXVI -XRVIN). . .... 2 se Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung des Herzens der Salpen und der Ciona intestinalis. Von Paul Heine. (Mit Taf. XXIX—XXXI u. einer. Fig. im: Text.).. -.. 272 vs we... 377 429 Viertes Heft. Ausgegeben den 31. März 1903. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. Kern und Kernkörper. Von E. Rohde. (Mit Taf. XXXII—XL,. . Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge bei den limicolen Oligochäten. Von Max Abel aus Hamburg. (Aus dem zoologischen Institut der Universität Marburg.) Mit Tafel I-IH und 2 Figuren im Text. Einleitung. Im Verlauf der letzten Jahre wurden die Regenerationsvorgänge an Oligochäten und anderen Anneliden wiederholt studirt (von V. WAGNER, HESCHELER, MORGAN, RIEVEL, HEPKE, KORSCHELT, HAASE, SCHULTZ u. A.), und zwar sowohl im Hinblick auf die äußeren Neubildungsvorgänge, als auch bezüglich der Entstehungsweise der einzelnen Organsysteme. Wenn hier trotzdem auf diesem Gebiet eine Neubearbeitung geboten wird, so waren die Gründe für dieselbe die folgenden. Im Vordergrund des Interesses stand bisher zumeist die Erörte- rung der Frage, wie verhalten sich die bei der Regeneration ab- laufenden Bildungsvorgänge zu der Embryonalentwicklung? Verläuft die regenerative Organogenese den embryonalen Processen stets völlig homolog, oder können die Organe bei der Regeneration aus einem anderen Keimblatt als bei der Ontogenese entstehen, bezw. weisen sie eine andere Bildungsart auf, als dies bei der Embryonalentwick- lung der Fall ist? Nimmt man die letztere als Richtschnur, so ist die Frage, wie sich die Organe bei der Regeneration anlegen und ausbilden, von den Autoren sehr verschiedenartig nicht nur für ver- schiedene, sondern auch für die gleichen Objekte beantwortet worden. Für ein Organ zwar, nämlich für den Pharynx, wurde eine ziemliche Übereinstimmung erzielt; derselbe geht ontogenetisch bei den Oligo- chäten unzweifelhaft aus dem Ektoderm hervor (WıLson, ROULE, Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIU. Bd. 1 2 Max Abel, KOWALEVSKY, VEJDOVSKY, HOFFMANN), bei der Regeneration hin- gegen konnte er von einer Reihe von Forschern auf das Entoderm zurückgeführt werden (v. WAGNER, RIEVEL, HAASE, HESCHELER, v. BOCK, GALLOWAY, KROEBER), so dass also in dieser Beziehung thatsächlich eine von der Ontogenie abweichende Entwicklungsweise dieses Organs zu konstatiren ist. Völlige Übereinstimmung besteht freilich auch in dieser Hinsicht nicht, indem HErke z. B. den Pharynx vom Ektoderm aus entstehen ließ. In Betreff der Neubildung des übrigen Vorderdarmes und des Enddarmes, sowie des Nervensystems haben die bisher vorliegenden, zahlreichen Untersuchungen durchaus nicht zu gleichen Ergebnissen geführt, sondern stehen vielmehr zum großen Theil zu einander in direktem Gegensatz. Einige Beispiele mögen hier kurz angeführt sein: Nach BüLow, v. Bock und v. Wac- NER ist die Anlage des Bauchmarkes bei der Regeneration, wie es allgemein auch für die Entwicklungsgeschichte angenommen wird, paarig, während SEMPER, HEPKE und Haase den Bauchstrang aus einer unpaaren Ektodermwucherung regeneriren lassen. Ähnliche Differenzen existiren bezüglich der Angaben über die regenerative Neu- bildung des Enddarmes, indem derselbe nach v. KENNEL, v. ZEPPELIN, RANDOLPH, HEPKE und HAAsE aus dem Ektoderm, nach v. WAGNER, RıEvEL und v. Bock hingegen aus dem Entoderm entsteht. Zum Theil beschreiben die Autoren ferner eine Neuentstehung des Afters durch einfache Verlöthung der Darm- und Körperwand (MıcHEr), zum Theil jedoch einen Verschluss derselben und einen erst sekundär stattfindenden Durchbruch des Darmes. Beide an derselben Species neben einander auftretende Regenerationsmodi des Afters hat SCHULTZ an Polychäten (Harmothoe, Nephthys u. A.) festgestellt, während ähnliche Beobachtungen an Oligochäten bisher nicht gemacht worden sind. In Bezug auf den Vorderdarm verhält sich die Sache ähnlich, indem für die gleichen oder nahe verwandten Objekte dessen vor- derste Partien sowohl auf das Ektoderm, wie auf das Entoderm zurückgeführt wurden. In Anbetracht dieser Meinungsverschiedenheiten schien es nun erwünscht, durch eine nochmalige sorgfältige Untersuchung einiger schon früher studirten Objekte eine Klärung der betreffenden Fragen herbeizuführen, und diese wenn möglich zu geben, war die Veran- lassung zu der vorliegenden Arbeit. Bekanntermaßen ist das Regenerationsvermögen nicht nur der Anneliden im Allgemeinen, sondern auch der terricolen und limiecolen Oligochäten ein ziemlich verschiedenartiges, und es Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 3 erschien mir auch nach dieser Richtung zweckmäßig, die von BüLow, HESCHELER, KORSCHELT, HAASE, v. WAGNER u. A. aufgenommenen Versuche weiter zu führen. Dazu bot sich mir bei Ausführung meiner übrigen Untersuchungen die Gelegenheit von selbst, und ich bin daher auch diesbezüglich in der Lage, als Ergebnisse einer größeren Zahl von Experimenten eine Reihe von Angaben vorzulegen, welche die bisherigen, wie mir scheint, in wünschenswerther Weise ergänzen. Meine Untersuchungen wurden vom Herbst 1900 bis zum Winter 1901 in dem zoologischen Institut der Universität Marburg ausgeführt. Dem Leiter desselben, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. KORSCHELT, spreche ich an dieser Stelle für das meiner Arbeit stets entgegengebrachte rege Interesse meinen besten Dank aus. Material und Methode. Als Objekte meiner Studien benutzte ich zwei Vertreter der limi- colen Oligochäten, Tubrfex rivulgrum und Nars proboscidea, die gleichen Species, an denen auch RıEvEL und HAASE ihre Regenerations- untersuchungen vorgenommen haben. Beide Würmer sind nämlich für diese Zwecke höchst geeignete Objekte, da sie einerseits außerordent- lich regenerationsfähig sind und sich andererseits wegen der verhältnis- mäßigen Größe ihrer Zellen auch zur mikroskopischen Untersuchung sehr gut eignen. Die Zahl der gebrauchten Versuchsthiere betrug ca. 1500—1800. Während ich mir in den wärmeren Jahreszeiten gewöhnlich von Zeit zu Zeit frisches Material verschaffen konnte, hielt ich die Tubificiden während des Winters in größeren, mit Schlamm gefüllten Glasgefäßen, in welchen die Thiere, wenn für ziemlich gleich bleibende Temperatur und eine zwei- bis dreimalige wöchentliche Erneuerung des Wassers gesorgt wurde, mehrere Monate lang frisch und lebensfähig blieben. Zum Zweck der histologischen Untersuchung wurden die Regene- rate, nachdem dieselben zugleich mit einer Anzahl normaler Segmente vom Wurmkörper abgeschnitten waren, fast ausschließlich mit Her- MAnN'scher Lösung (Platinchlorid- Osmium-Essigsäure) konservirt, in der sie durchschnittlich 1—1!/, Stunden verblieben. Durch dieses Verfahren erzielte ich bessere Resultate als mit der Konservirung mittels heißer Sublimatlösung. Nachdem die Objekte nach den ge- bräuchlichen Methoden ausgewaschen, gehärtet und in Paraffın einge- bettet waren, wurden sie in sagittale Längs- und in Querschnitte, ge- wöhnlich von 5 u Dicke, zerlegt. Die Orientirung bei der Herstellung der Sagittalschnitte erfuhr dadurch eine wesentliche Erleichterung, 1* 4 Max Abel, dass sich die Stücke bei der Konservirung meist nach der Ventral- seite zu gekrümmt hatten. Die Färbung der Schnitte geschah zum Theil mit Hämatoxylin, in den meisten Fällen mit wässeriger Eisen- Hämatoxylin-Lösung nach HEIDENHAIN. Die Ergebnisse der nachfolgenden Darstellung beruhen nur auf Beobachtungen solcher Regenerationsprocesse, die sämmtlich durch operative Eingriffe veranlasst waren. I. Theil. Die äufseren Regenerationsvorgänge. A. Litterarisches. Die ersten wissenschaftlichen Regenerationsversuche wurden von REAUMUR (1742) und Bonner (1745) angestellt. Während Ersterer jedoch nur mit Regen- würmern experimentirte, zog BoNNET neben diesen auch mehrere Limicolen- Species (Lumbrieulus, Tubrfex, Nais u. a.) in den Kreis seiner Untersuchungen, deren Resultate in seinem 1779 publieirten Hauptwerk »Traite d’Insectologie« zusammengefasst sind. Die Regenerationsfähigkeit der Tubificiden behandelt die »Observation XXXII: Sur une petite Espece de Vers sans jambes, qui se logent dans des tuyaux faits de boue.« (Diese von Bonner als » Vers & tuyauz, Vermes tubulati, beschriebenen Würmer sind später von CLAPAREDE [Recherches anatomiques sur les Oligochetes; Geneve 1862] mit dem Namen Tubzfex Bonneti belegt worden, und diese von CLAPAREDE aufgestellte Art ist nach NAsse und VEJDOVSKY mit der Species Tubefex rivulorum Lam. vollständig zu identifieiren.) An seinen »Vermes tubulati« stellte Bonner bereits ein großes Regenerations- vermögen fest: Kopfstücke regenerirten leicht ein neues Schwanzende, Schwanz- stücke ein neues Kopfende, und selbst kleine aus der Mitte des Körpers stam- mende Theilstücke wurden wieder zu ganzen Thieren. >Mais ce qui doit le plus interesser notre curiosite presentement, est de savoir si nos Vers a tuyaux sont de ceux qui ayant ete mis en pieces, revivent, pour ainsi dire, dans chacune de leurs portions.< Auch eine Neubildung von zwei Köpfen und zwei Schwänzen will BonnEetT bei Tubifex beobachtet haben. — Ferner finden sich in BONNET'S Abhandlungen auch Angaben über Regenerationsversuche mit Naiden, bei denen ebenfalls aus Theilstücken heraus eine Ergänzung zu ganzen Thieren erfolgte. Auch eine ungeschlechtliche Vermehrung derselben durch Theilung wurde bereits damals konstatirt. Nach BoNnNET untersuchten die älteren Autoren fast ausschließlich die Regenerationserscheinungen bei Lumbrieiden, worüber in Folge dessen eine außerordentlich umfangreiche Litteratur vorliegt. Bezüglich der erlangten Re- sultate verweise ich auf die sich in den Arbeiten HESCHELER’s und RıEvEL's vorfindende ausführliche Wiedergabe derselben. Unter den älteren Forschern, welche die Regenerationsprocesse bei Naiden untersuchten und sämmtlich ein großes Regenerationsvermögen derselben kon- statirten, wären zu nennen: RÖSEL v. ROSENHOF (1755), O0. F. MÜLLER (1771), M. ScHULTze (1849), LEUCKART (1851) und MAyEr (1859). Die Species Tubifec wurde nach BonnET bezüglich ihrer Regenerations- fähigkeit zunächst wieder von D’ÜDEKENM, jedoch nicht mit den gleichen, günstigen Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 5 Erfolgen untersucht; derselbe schreibt in seiner 1855 veröffentlichten »Histoire naturelle du Tubifex des ruisseaux<. »On n’observe pas chez les Tubrfex rivu- lorum des reproductions par bourgeons. La reproduction par scission naturelle ou artificielle n’a pas lieu non plus du moins d’une maniere complete, c'est a dire que les deux parties d’un animal divise ne redeviennent plus cha- eune un animal complet. U n’y a que la partie qui porte la tete qui continue a vivre; et & la piace de la partie divisee, il en recoit une autre. La partie privee de la tete continue ä vivre pendant assez longtemps apres la scission, mais sans former de nouveaux segments cephaliques. Sous ce rapport, les Tu- bifex s’eloignent beaucoup des Lumbriculus,. que l’on peut diviser a linfini et toujours les differentes parties redeviennent des animaux complets.< D’ÜDEKEM konstatirte also bei Tubrfex nur die Bildung von Hinterregeneraten, während er dem Vorderende jede Regenerationsfähigkeit absprach. BüLow (1883) beobachtete die Theilungs- und Regenerationsvorgänge bei Lumbriculus. Während die Zahl der regenerirten Schwanzsegmente eine ganz unbestimmte war, erreichte der neugebildete Kopf nur eine beschränkte Größe. Bei einer freiwillig vor sich gehenden Theilung wurden gewöhnlich zehn neue Segmente erzeugt, die desshalb von BüLow als Kopfsegmente bezeichnet wurden. Nach Amputation einer bestimmten Anzahl derselben ward stets die gleiche Zahl regenerirt, während die abgeschnittenen Segmente nicht lebensfähig blieben. Sobald sich jedoch an den Kopfsegmenten 1!/s oder 2 Rumpfsegmente befanden, konnte ein neues Schwanzende gebildet werden. Die umfangreichen Experimentaluntersuchungen MorGAN’s (1895/97), HESCHE- LER’s (1896) und Mıcaer's (1896/97) über das Regenerationsvermögen der Lum- brieiden führten zu folgenden im Großen und Ganzen ziemlich übereinstimmenden Resultaten: Nach Entfernung von wenigen (bis zu vier) vorderen Segmenten wurden diese gewöhnlich wieder vollzählig neugebildet, während hingegen bei Verlust von mehr, bis zu neun oder zehn Segmenten das Regenerat stets nur eine geringere Zahl (etwa drei bis vier, wohl auch fünf Segmente) aufwies. Ferner wurde nach Abtragung von mehr als 8 bis zu 12 und 15 Segmenten eine starke Abnahme der Regenerationsfähigkeit festgestellt, indem bei Verlust größerer vorderer Partien nur in seltenen Fällen noch unvollkommene Regeneration, d.h. die Neubildung nicht entwicklungsfähiger, unsegmentirter Knospen stattfand. Das äußerste Segment, von dem aus noch die Neubildung segmentirter Re- generate erfolgte, war nach MıcHEL das 13., nach HESCHELER das 15., während MORGAN auch hinter dem 15. Segment, jedoch nur ganz ausnahmsweise, gegliederte Vorderregenerate beobachten konnte. Auch an kurzen Stücken aus der Mitte des Körpers entwickelten sich nach den Angaben MorGan’s Regenerationsknospen zuweilen sowohl vorn als hinten. Die Regenerationsversuche RıEvEr's (1896) erstreeckten sich über mehrere Lumbrieiden-Speecies, Nais proboscidea und Ophryotrocha puerzlis. Während das Hinterende bei allen Arten gleich gut und schnell regenerirte, fand die Neu- bildung des Vorderendes nur bei den genannten Oligochäten statt, ohne dass dieselbe jedoch nur auf die Entfernung einiger Segmente beschränkt blieb. Auch an kleinen Theilstücken von Lumbrieiden und Naiden hat RırvEL Regene- rationserscheinungen sowohl am Vorder- als auch am Hinterende beobachtet. Die bisherigen Befunde über das Regenerationsvermögen der Regenwürmer erfuhren durch eingehende Untersuchungen KoRscHELT's (1897/98) eine bedeutende Erweiterung, indem dieser Autor auf Grund der Ergebnisse zahlreicher Versuche den Nachweis führte, dass auch aus verhältnismäßig wenigen Segmenten be- 6 Max Abel, stehende Theilstücke aus allen Körperregionen segmentirte Regenerate zu bilden im Stande sind, wobei jedoch die Regenerationsfähigkeit in bestimmten Körper- regionen, besonders am Kopf- und Schwanzende, stark herabgemindert ist. Ferner wurden durch KORSCHELT die Angaben MORGAN’s, HESCHELER’s und MICHEL’s bezüglich der Neubildung des Vorderendes im Ganzen zwar bestätigt, obwohl auch gezeigt werden konnte, »dass beim Verlust einer größeren Zahl vorderer Segmente eine Neubildung des Vorderendes zwar im Ganzen selten, aber doch häufiger eintritt, als man bisher anzunehmen geneigt war, und dass jedenfalls die Fähigkeit zu einer solchen vorhanden ist«. Stücke aus der Genitalregion sowie Schwanzstücke waren nur schwer zur Regeneration zu bringen, immerhin konnten jedoch auch hier in einzelnen Fällen Regenerationserscheinungen be- obachtet werden. Kopfstücke von weniger als zehn Segmenten waren hingegen niemals regenerationsfähig. Das Regenerationsvermögen von Tubzfex wurde nach BONNET genauer zum ersten Male erst wieder durch HAAsE (1898; untersucht. Nach den Befunden des- selben ging die Neubildung des Kopfes verhältnismäßig bald und regelmäßig vor sich, wenn den Würmern bis zehn Segmente abgeschnitten wurden; es wurden jedoch höchstens drei Segmente vollständig ergänzt. Nach Verlust von mehr als zehn Segmenten hingegen traten nur vereinzelte Regenerate auf, während nach Ent- fernung der vorderen Körperhälfte oder mehr Segmenten überhaupt niemals eine Regeneration erfolgte. Kurze, sechs bis zehn Segmente umfassende Vorderenden bildeten oft segmentreiche Hinterregenerate. An kleinen Theilstücken konstatirte HAASE eine häufige Neubildung der Hinterenden, während er jedoch niemals irgend welche Regenerationsprocesse an derartigen Vorderenden beobachten konnte. Die jüngsten Regenerationsuntersuchungen v. WAGNER’s (1900), die sich auf Lumbriculus var. beziehen, führten zu folgenden Hauptergebnissen: »Nicht alle Theile des Lumbrikelkörpers sind in gleichem Maße reparationsfähig. Das Vorderende reparirt nur, wenn es wenigstens ein Dutzend Segmente umfasst; eben so ist die Region unmittelbar vor dem Schwanzende zur Reparation unver- mögend, wenn sie nicht das letztere selbst enthält. In der zwischen beiden End- abschnitten gelegenen Rumpfregion ist die Reparationsfähigkeit über die vor- dere Körperhälfte hinaus außerordentlich groß, nimmt aber von da nach hinten, insbesondere im letzten Körperdrittel merklich ab. Am Vorderende werden bald mehr, bald weniger Segmente reparirt als abgeschnitten wurden; die Zahl schwankt zwischen fünf und neun. Für das Hinterende ist das Reparations- vermögen der Lumbrikeln ungefähr doppelt so groß wie für den Kopfabschnitt.«< Nicht unerwähnt lassen möchte ich die von FRAZEUR und SARGENT (1899) an Naiden und Dero vaga nach einer anderen Richtung hin ausgeführten Ver- suche, durch welche verschiedene Einwirkungen gewisser chemischer Agentien (NaCl, MgSO, CaCl, MgCl, KCl) auf das Tempo der regenerativen Wachs- thumsvorgänge festgestellt werden konnten. Hinsichtlich der näheren Ergebnisse verweise ich auf DAvEnporT’s »Experimental Morphologie«, II. Theil, p. 365/66. B. Eigene Beobachtungen bezüglich des Regenerationsvermögens von Tubifex rivulorum und Nais proboscidea. I. Methode der Versuche und allgemeine Beobachtungen. Im Gegensatz zu den bereits vorliegenden, eingehenden experi- mentellen Untersuchungen über die Regenerationsfähigkeit der Lum- 2 Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. ri brieiden (MORGAN, HESCHELER, MICHEL, KORSCHELT) und der Lum- brieuliden (BüLow, v. WAGNER) sind derartige Versuche mit Tubzfex bisher nur in lückenhafter und wenig umfangreicher Weise ausge- führt. Eine genaue systematische Nachuntersuchung des Regenera- tionsvermögens der zuletzt genannten Art schien mir schon desshalb wünschenswerth zu sein, weil sich Haase’s Versuche mit Tubrfex nur über einige sich gerade für derartige Studien weniger eignenden Wintermonate erstreckten. Meine in Bezug auf Tubifex gewonnenen Erfahrungen beziehen sich auf Beobachtungen, die ich in den Monaten November bis Juli machte, während Versuche mit Nais nur im Som- mer vorgenommen wurden. Sämmtliche Experimente gelangten nach den von RIEvVEL und HaAaAsE angegebenen Methoden, die sich im Allgemeinen gut bewährten, zur Ausführung. Die zum Versuch be- stimmten Würmer wurden mittels Pipette einzeln auf einen sauberen Objektträger übertragen und unter der Präparierlupe mit einem scharfen Skalpell durchschnitten, worauf die Theilstücke sofort in bereitstehende, mit frischem Wasser gefüllte Gläser gebracht wurden. Um einen Verlauf der Regenerationsprocesse unter möglichst natürlichen Exi- stenzbedingungen zu erzielen, setzte ich dem Wasser stets etwas Schlamm zu; bei den Versuchen mit Nais wurden außerdem gewöhn- lich einige Zweige von Wasserpflanzen, an denen sich die Thiere mit Vorliebe anzusiedeln pflegen, in die Gläser hmeingelegt. Da sich ferner gut genährte Thiere zur Regeneration am günstigsten verhalten, hielt ich die Würmer, damit ihr Darm nicht vollständig entleert wer- den sollte, vor der Operation nie längere Zeit in reinem Wasser. Naiden mit etwa vorhandenen Knospungszonen wurden für die Ex- perimente möglichst vermieden, da ich nur die durch künstliche Theilung veranlassten Regenerationsprocesse zu untersuchen beab- sichtigte. Während der ganzen Zeitdauer der Versuche wurde das Wasser täglich erneuert, die Versuchsthiere wurden ebenfalls täglich kontrollirt und ihre Regeneration beobachtet; die etwa gestorbenen oder im Absterben begriffenen Thiere wurden stets sofort entfernt, um eine Infektion der übrigen, intakten Thiere möglichst zu ver- hindern. Das Absterben gab sich, besonders bei Tubifex, meist darin zu erkennen, dass die Wurmstücke am Hinterende eine Anzahl von Segmenten abschnürten (Selbstamputation) und eine trübe, schmutzig- graue Farbe annahmen. In Bezug auf das zeitliche Auftreten der Regenerationsknospen kann man selbst unter gleichen Bedingungen stets beträchtliche, größtentheils wohl auf individuellen Verschiedenheiten beruhende 8 Max Abel, Differenzen konstatiren, wie es nach den Angaben der Autoren auch bei den übrigen untersuchten Arten der Fall ist. Ferner ist bekannt- lich die Temperatur von unverkennbarem Einfluss sowohl auf das Tempo der Neubildungsprocesse als auch auf die Regenerationsfähig- keit im Allgemeinen; in Folge dessen lieferten die im Frühjahr und Sommer ausgeführten Versuche stets die günstigsten Resultate, wäh- rend die Regenerationskraft im Winter eine deutliche Abnahme er- kennen ließ. Im Großen und Ganzen verlaufen die Regenerations- vorgänge bei Nais bedeutend schneller als bei Tubrfex; bei beiden Species geht indessen die Neubildung des Vorderendes langsamer als die des Hinterendes vor sich. Durchschnittlich treten bei Tubrfex Vorderregenerate im Sommer nach 7 bis 9, im Winter nach 10 bis 13 Tagen, Hinterregenerate im Sommer nach 3 bis 5, im Winter nach 8 bis 10 Tagen auf, während ich die Neubildung des Vorderendes von Nais im Sommer meist schon nach 3 bis 4, die des Hinterendes schon nach 2 Tagen beobachten konnte. Diese angeführten Daten zeigen bereits, wie auch v. WAGNER festgestellt hat, dass sich selbst nahe verwandte Limicolen-Species sehr verschieden hinsichtlich ihres Regenerationsvermögens verhalten können. Was dasselbe anbetriftt, so steht Nais auf vollkommen gleicher Höhe wie der sich ebenfalls häufig durch Theilung vermehrende ZLumbriculus, während das Re- generationsvermögen von Tubifex den genannten Arten gegenüber etwas abgeschwächt ist, wie aus einem Vergleich der später anzu- führenden Versuche unter einander und der Angaben v. WAGNER’S bezüglich Zumbriculus hervorgeht. Bei Besprechung der durch meine Versuche gewonnenen Resultate werde ich nochmals auf diese That- sache zurückzukommen haben. Anomalien in der Ausbildung der Regenerate, wie Heteromor- phosen oder Doppelbildungen, die bei den Regenwürmern sogar häufig vorzukommen scheinen (MıCHEL, MORGAN, HESCHELER, KORSCHELT), habe ich bei meinen Versuchen, eben so wenig wie HAAsE, in typi- scher Weise nicht wahrzunehmen vermocht. Mehrmals beobachtete ich allerdings am Hinterende von Tubifex jüngere Stadien abnormer Doppelregenerate; doch gingen in diesen Fällen die Versuchsthiere ent- weder schon nach kurzer Zeit zu Grunde, oder es kam mit der Zeit wieder zu einem allmählichen Ausgleich zum Normalen, indem die eine Knospe der vermeintlichen Doppelbildung im Wachsthum zurück- blieb. Im Anschluss hieran sei jedoch erwähnt, dass ich mich im Besitze eines Exemplars eines Tubifex befinde, der mit zwei deut- lich ausgebildeten Schwänzen aufgefunden wurde; an der Bifurka- Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge ete. 9) tionsstelle spaltet sich der Darmkanal ebenfalls in zwei getrennte Abschnitte. Eine genaue Feststellung des Regenerationsvermögens der unter- suchten Arten erforderte natürlich die Ausführung einer ziemlich um- fangreichen Anzahl von Versuchen; denn dieselben mussten stets, um die Ergebnisse richtig beurtheilen zu können, öfters auf gleiche Weise wiederholt werden. Da es jedoch zu weit führen würde und hier auch wenig angebracht wäre, die gesammten Versuche, deren Zahl sich auf annähernd 100 belief, genau zu beschreiben, ordnete ich den srößten Theil derselben zu nachstehenden, tabellenartigen Versuchs- reihen an, aus denen die erlangten Resultate leicht ersichtlich sind. II. Das Regenerationsvermögen von Tubifex rivulorum. a. Die Regeneration des Vorderendes bei Erhaltung des natürlichen | Schwanzendes. (Versuchsreihe A p. 10.) Die Ergebnisse meiner Beobachtungen über die regenerative Neu- bildung des Vorderendes von Tubifex rivulorum und zwar an Würmern, denen das natürliche Hinterende unversehrt erhalten wurde, stimmen im Großen und Ganzen mit den vorliegenden Angaben HaasE's über- ein. Im Allgemeinen ist die Regenerationsfähigkeit des Vorderendes bei Tubifex eine ziemlich beschränkte, indem sie in der Regel nur nach Verlust von weniger als zehn, höchstens zwölf Segmenten erfolgt, also ' von der Zahl der entfernten Segmente abhängig ist (Versuchsreihe A). Am günstigsten sind die Aussichten auf eintretende Regeneration, mit um so größerer Wahrscheinlichkeit und um so rascher pflegen die regenerativen Processe zu verlaufen, je weniger Segmente den Ver- suchsthieren am Vorderende entfernt worden sind. Wie z. B. die Versuche A IV—VI zeigen, regenerirten das Vorderende nach Verlust von drei Segmenten sämmtliche 25 Versuchsthiere in 7—10 Tagen, nach Verlust von sechs Segmenten von 25 Würmern 20 in 8--12 Tagen und nach Entfernung von zehn bis zwölf Segmenten von 30 Würmern überhaupt nur 8 nach 11—13 Tagen. Während nach einer Amputation von nur zwei bis drei Segmenten dieselben stets neugebildet werden, findet nach Verlust von mehr als drei Segmenten kein vollständiger Ersatz der abgetragenen Segmente statt; vielmehr konnte ich in allen derartigen von mir beobachteten Fällen, wie aus der Versuchsreihe A hervorgeht, nur eine Gliederung der Regenerationsknospen in höchstens drei Seg- mente konstatiren. Dieses Resultat ist schon desshalb von Wichtig- keit, da es zeigt, dass die im neunten und zehnten Segment gelegenen Versuchsreihe A!) Zahl der ; Versuch | K.-No. | Operirt am | Gehalten bis Versuehe Amputirt en N Ergebnisse 1ere I| (14) Zr]. 11=1. 24 6 Segmente | 10-14 Tagen | V-Rg. nach 10 Tagen bei einem Drittel der noch lebenden 18 Thiere, nach 14 Tagen bei der Mehr- zahl derselben. Nez) 2. 11. 24. Il. 20 8-10 > 12—14 » Nach 12 Tagen 3, nach 14 Tagen 7 V-Rg. u Bl ter) ol. 20. 1. 25 10—12 » — Keine Regeneration (kalte Temperatur!) ae ee N. 2 3» 710 % Nach 7 Tagen 8, nach 9 Tagen 15, nach 10 Tagen sämmtliche 25 Thiere mit V-Rg. V| (48) 4. V 10. VI. 25 6 » 8s—10 » Nach 8 Tagen 3, nach 9 Tagen 14, nach 12 Tagen 20 V-Rg. VI| (49) 4.V. OSSVAIE 30 10—12 >» 11—13 » Nach 11 Tagen 4, nach 13 Tagen 8 V-Rg. (23 Thiere lebend). Na eo 229 x le 19; 25 12—15 » = Keine Regeneration! ee VII| (15) 21: 15.1: 40 10—15 » — » > = IX | (56) DENE 2 MAL 30 1221572053 14 » :/2 Fälle von unvollkommener Regeneration; im <{ | 8 w Ubrigen keine V-Rg. = Re A ATERTI. 20. I. 25 d. vord.Körperdtritt. — Keine Regeneration! XI| (42) | 27. IV. 26. V. 25 » oo» > Bla 3 Fälle von unvollkommener Regeneration (cf. Ver- such IX). XI (57%) Te Ne 10. VI. 20 2 > — Keine Regeneration. XIU| () | 27. Xu. 1ken Il 25 die vord. Hälfte — » » Say IB) 1321. 26. 1. 20 » > > an > » XV SA 2. 222. 30 > » » = » > XVI| (5) 4.V. 24. V. 30 » » » 1972 2 V-Rg.; eines derselben mit Mund und Segmen- | tirung. (Ausnahme! Näheres s. p. 12. — Im Übrigen keine V-Rge. XVII| (44) ZEN: BEN. 50 DasV orderende bis — Keine Regeneration. aufkleineSchwanz- SCVI 2 An 3, 23. V. 30 I\stücke (1/a—1/; der En > - : ganzen Thiere). = Die beobachteten V-Rg gliederten sich gewöhnlich in zwei bis drei Segmente. !) In den Tabellen kommen folgende Abkürzungen zur Anwendung: K.-Nr. = Kontrollnummer (zusammenfallend mit der Zahl der chronologischen Aufeinanderfolge meiner Versuche); Rg = Regenerate; V-Rg —= Vorderregenerate; H-Rg = Hinterregenerate. Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 11 Versuchsreihe B (successive Regeneration des Vorderendes). | Zahl der Versuch | K.-Nr. Operirt am Versuchs- Amputirt Ergebnisse | thiere sr (85) ı 9. V z.1.Male 25 !3—-5Segmente n. 8Tag.4,n.11Tag. 16Rg. ZUSNE 2%) 16 12-3 » So ahnen Re: DR Niae>3. > 7 123 » »13 » 1,>214 >» SRe. 14.VL>4 > 3 2 » ar 23 todt: Il (62; 12. VI. z.1.Male 32 3-4Segmente n. STag.9,n.12Tag. 24Rg. 24.01. >2. >» ZU 2 > 3 oe, RVM >38: 7 > 1 2 » »15 » 6Re. 22.VII.»4. » 6 2 » »14 » 2.Re. 5.VII.»5. > 2 2 » » 8 » todt. Geschlechtsorgane nicht neugebildet werden. Immerhin wäre eine etwaige später eintretende weitere Vermehrung der Segmentzahl nicht ganz unmöglich, die ich nur während der verhältnismäßig kurzen Dauer meiner Beobachtungszeit nicht festzustellen vermochte; denn trotz großer Sorgfalt, die ich auf die Behandlung der Versuchsthiere verwandte, gelang es mir niemals, dieselben nach dem operativen Eingriff länger als 4—6 Wochen am Leben zu erhalten. Bezüglich der Segmentirung der regenerirten Vorderenden von Tubifex gelangte auch HAASE zu dem völlig gleichen Ergebnis, indem er ebenfalls stets nur eine Gliederung der Regenerate in zwei bis drei Segmente und selbst nach Ablauf von 2 bis 3 Monaten keine Zunahme derselben beobachten konnte. Diese Eigenschaft, nur ein sehr begrenztes Re- generat des Vorderendes entwickeln zu können, hat Tubifex offenbar mit den Lumbriciden gemein (siehe Litteratur-Übersicht), während die Lumbrieuliden und Naiden eine größere Segmentzahl (sieben bis zehn) neuzubilden im Stande sind. In allen denjenigen Fällen, wo den Tubificiden am Kopfende mehr als zwölf Segmente entfernt werden, etwa das vordere Drittel oder die vordere Körperhälfte oder eine noch größere Anzahl von Seg- menten, kommt es in den weitaus meisten Fällen, selbst während der wärmeren Jahreszeit, nicht zu einer Regeneration (Versuchsreihe A VU—XVII). Nachdem nach derartigen Operationen ein ganz nor- maler Wundverschluss und eine vollständige Verheilung erfolgt ist, sind die Thiere gewöhnlich mit Leichtigkeit zwar noch 2 bis 3 Wochen am Leben zu erhalten, sodann erfolgen jedoch regelmäßig (wahrschein- lich, wie auch Haase annimmt, in Folge der Unfähigkeit der Nah- rungsaufnahme) Segmentabschnürungen am Hinterende, worauf die Versuchsthiere bald, ohne die verlorenen Körpertheile neugebildet zu haben, zu Grunde gehen. Allerdings beobachtete ich hin und wieder, 12 Max Abel, wenn auch im Ganzen nur in vereinzelten Fällen (A IX und XT), nach Entfernung des vorderen Körperdrittels an der Wundstelle ein ge- legentliches, gewöhnlich verspätetes Auftreten von zarten, durchsich- tigen Aufsätzen, welche zunächst ganz den Eindruck einer beginnen- den Regeneration des Vorderendes erweckten, dennoch aber nicht als typische Regenerationsknospen angesprochen werden dürfen, da sie auch in der Folgezeit stets klein blieben und weder eine Mundbildung noch eine Segmentirung aufwiesen. Es liegen hier wohl ähnliche, wie die von MorGAN und HEscHELER bei den von ihnen untersuchten Lumbriciden als »unvollkommene Regeneration« beschriebenen Fälle vor, d. h. es treten wohl noch Regenerationsknospen auf, die jedoch auf einem primitiven Stadium verbleiben und nicht weiter entwick- lungsfähig sind. Abweichungen von dem bisher geschilderten normalen Verhalten bezüglich der Regeneration des Vorderendes sind außerordentlich selten, können jedoch mitunter vorkommen, wie aus dem Ergebnis des Ver- suchs A XVI ersichtlich ist: »Am 4. Mai wurde 30 Würmern etwa die vordere Körperhälfte amputirt. Bei einer nach 10 Tagen statt- findenden Kontrollirung waren alle 30 Würmer noch am Leben, jedoch sämmtlich ohne Regenerate befunden; nach 13 Tagen waren noch 22 Thiere lebensfähig, unerwarteter Weise konnte ich jedoch an zwei derselben kleine, zarte, ganz normal erscheinende Regenerationsknos- pen am Vorderende konstatiren. Während der eine dieser Würmer jedoch schon am 15. Tag nach der Operation zu Grunde ging, ohne dass die Knospe bereits eine Gliederung aufwies, erreichte der zweite ein Alter von 22 Tagen und hatte inzwischen ein sich in zwei Segmente gliederndes Kopfregenerat, an dem zugleich auch eine Neubildung des Mundes nachweisbar war, ausgebildet.< Wenn nun auch diese Beobachtung zeigt, dass bei Tubefex auch nach Verlust von zahlreichen Segmenten eine gelegentliche Regeneration des Kopfes vorkommen kann, so muss doch betont werden, dass einerseits eine derartige Neu- bildung von zwei Segmenten nach Verlust einer größeren Segmentzahl nicht als eigentliche Regeneration des Vorderendes angesprochen werden kann, sondern immerhin nur einen Nothbehelf darstellt, und dass andererseits derartige Fälle nicht die Regel, sondern eben nur seltene Ausnahmen bilden. Gewöhnlich erfolgt vielmehr die Regenera- tion des Vorderendes, wie sowohl aus den von HAaAsE als auch von mir ausgeführten Versuchen mit Sicherheit hervorgeht, nur nach einer Amputation von weniger als zehn, höchstens zwölf Segmenten. Ähn- lich liegen die Verhältnisse nach den Befunden HEsCHELR’s, MORGAN’S Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 13 und Mıcnuer’s wiederum bei denLumbriciden, bei denen ebenfalls, wie auch KorscHELT bestätigt hat, nach Wegnahme zahlreicher Segmente nur verhältnismäßig selten Kopfregenerate gebildet werden. Wir kom- men also zu dem Schluss, dass in Bezug auf das Regenerationsver- mögen des Vorderendes eine weitgehende Übereinstimmung zwischen Tubifex und den Lumbrieiden zu konstatiren ist. Da bisher meines Wissens nicht festgestellt ist, ob bei Tubifex auch eine mehrmalige Regeneration des Kopfes seitens desselben In- dividuums vor sich gehen kann, unternahm ich auch einige diesbe- zügliche Versuche (Versuchsreihe B). Während jedoch das Vorderende bei Lumbriculus nach v. WAGNER 5— mal, nach BonNET sogar 8— Ymal und bei Allolobophora foetida nach HESCHELER Dmal regeneriren kann, gelang es mir bei dem sich bei diesen Versuchen weniger widerstandsfähig zeigenden Tubrfex nur eine 3 bis 4malige successive Neubildung des Kopfendes zu beobachten. b. Die Regeneration des Hinterendes bei Erhaltung des natürlichen Kopfendes, (Versuchsreihe © p. 14.) Versuchsreihe D (successive Regeneration des Hinterendes). Bei den folgenden Versuchen wurde den Versuchsthieren bei der jemaligen ersten Operation das Hinterende in verschiedener Aus- dehnung, durchschnittlich etwa die hintere Körperhälfte entfernt, bei den folgenden Operationen außer der jungen Knospe nur wenige normale Segmente. Versuch I (K.-Nr. 36). |Eine sechsmalige Regeneration in 91/5 Wochen.) Operirt am a Ergebnisse 22. IV. zum 1. Mal 30 nach 5 Tagen 21 H-Rg ZU Ve 21 Se) » Id @> 2. V, » 3. » | 15 » 3 » 2 » | » 4 » 4 » Se) » 10 > re WW. » 4. » | 10 » 4 » 2 » h) > 5 > Sm Bar 10 13 V >» 5 > 10 » 8 > 1 » » 9 > 3 » Al... Ve! 3 » 10 6 » Sl... V. Seal 2 >» ab > todt Max Abel, 14 Versucehsreihe €. a a Er RE EEE EEE EEE BEER TREE NT TREETETrETEEETETeTEEEEEE TEE EEE EEE TEmmmEETEEEETEEETTET EEE Zahl d ; i Auftret Versuch | K.-Nr. | Operirt am |Gehalten bis erssralg. Amp Zunon GB> Eintensudes enter: Ergebnisse thiere nach Deo ls. l. 26.1. 20 |Kopfstücke v. 6-10 Segm. _ Keine Regeneration IE ao #29.]. 1217, 25 >» » 6-10 >» 2er > » III| (22) 2.1. 18.11. 20 > ses 0 5 ds 3 IV (51) 4,V. 26.V. 25 » » 6-8 » un » \ 220800 | UT. aVz, 5.V1. 18 >» » 8-10 » = » » SE able | als . 4.11. 30 > »10—12 » 10 Tagen| Im Ganzen nur 7 H-Rg. VII| (44) DV, 10. VI. 50 aid) 69 » Nach 6 Tagen 3 H-Rg (33 Thiere lebend) 3) » 15 H-Rg (24 Thiere lebend) » 14 » 18 H-Rg (20 Thiere lebend) VE 29T S50XIE 20 > v.12—15 > 10 » |Nach 14 Tagen 10 H-Rg (18 Thiere lebend) IX, 2) ‚, 10.XI. | 22.1. 20 » »122—15 » 19-10 » Nach 10 Tagen 10 H-Rg (22.1.6 ohne Reg.) Sr SöEı 2A 25 > »12—15 » — Keine Regeneration (starke Kälte!) XI (50) 4.V. 4. VI. 30 » »12—15 » |4-6 » Nach 4 Tagen 2, nach 6 Tagen 14, nach 10 Tagen 25 H-Rg (28 lebend). XII| (45) DENE 15. VI. 30 | das vordere Körperdrittel | 4—6 » Nach 4 Tagen 8, nach 5 Tagen 14, nach 6 Tagen 24 H-Rg (24 lebend). x © |27”. X. ” 25 die vordere Körperhälfte | 8—10 » Nach 13 Tagen 18 H-Rg. XIV 80 | 24.1V. | 20.V. 20 > > > 4—5 » Nach 9 Tagen sämmtliche 20 'Thiere mit H-Rg. xy Ans 27 TV. W 30 > > > 4-5 » |Nach 9 Tagen 26 H-Rg. xVI| (32) 4.V. 2. V1. 30 > > > 38-5 >» |Nach 3 Tagen 6, nach 5 Tagen 16, nach 7 Tagen 30 H-Rg (30 lebend). AV 225) 2A 122: 20 Es konnte zwar eine Regeneration des Afters, je- XVII, (34 | 15.1 | 3110. 30 a ne = doch keine Neubildung von Segmenten mitSicher- xXIX| (54) 6.V. 29,.V. 20 = heit konstatirt werden. Die Zahl der Segmente der Hinterregenerate gebe ich nicht besonders an, da in allen Fällen, in welchen Regenerate gebildet wurden, diese sich stets in zahlreiche Segmente gliederten. Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 15 Versuch II (K.-Nr. 63). [Eine siebenmalige Regeneration in 1, Wochen.) Zahl der Ver- Operirt am ichsthlere Ergebnisse 17. VI.zum 1.Mal 13 ı nach 4 Tagen 13 H-Rg DEN VIE BR2S 13 ER N MON > 26. AL, » 3 >» 12 | » 5 » 5 » St Sera 3. VL. > 4. >» 12 » 5 » 3 » >08 2) > Ir. VIRaS DD.» 10 ST » er", » 9 » 6 » 20-V Ha >2 6 > 6 SR) » DR 2 » DEN n JENEM: » 7 >» 5 » 9 » 2 » » 11 » SEES » 14 » 3 » I5.VIll > 8.» 3 8 >» EN Du > todt> Die Versuchsreihe © lehrt zunächst, dass Kopfstücke von Tubifex, die mindestens 10 bis 15 Segmente umfassen, also die im neunten und zehnten Segment gelegene Genitalregion vollständig unverletzt enthalten und des natürlichen hinteren Körpertheils beraubt sind, den letzteren zu vegeneriren im Stande sind (Versuche VI bis IX). Mit noch größerer Wahrscheinlichkeit und meist auch etwas schneller erfolgt eine Neu- bildung des Schwanzes, wenn das Vorderende in noch umfang- reicherem Maße erhalten bleibt und etwa ein Drittel oder die Hälfte des Thieres umfasst. Derartige, sich aus zahlreichen Segmenten zu- sammensetzende Vorderenden haben sich stets sehr widerstandsfähig erwiesen und mit großer Regelmäßigkeit lange, segmentreiche Hinter- resenerate erzeugt {Versuche XII bis XVI). Der Umstand, dass das erste Auftreten der Regenerationsknospen bei den verschiedenen Ver- suchen zu verschiedenen Zeiten (von der Operation an gerechnet) erfolgte, ist sowohl auf die Größe der regenerirenden Kopfstücke als auch besonders auf die durch die Jahreszeit veranlassten Temperatur- differenzen zurückzuführen. Umfassen die amputirten Kopfstücke hingegen weniger als zehn bis zwölf Segmente, sind sie also der Genitalregion vollständig oder zum Theil beraubt, so kommt es nach meinen Beobachtungen (Ver- suche I bis V), die zwar die Ergebnisse BüLow’s und v. WAGNxeEr’s an Lumbriculus bestätigen, jedoch nicht mit den diesbezüglichen Befunden HaAase’s in Einklang zu bringen sind, niemals zu einer Regeneration des Hinterendes. Haase stellte nämlich auch für der- artige kurze Vorderenden von Tubrfex eine hohe Regenerationsfähigkeit 16 | | Max Abel, fest: »Stücke aus sechs bis zehn Segmenten lebten monatelang weiter und regenerirten schnell das aus einer großen Zahl von Segmenten bestehende Hinterende, so dass man zu der Annahme berechtigt ist, dass sie bei genügend langer Beobachtung sich zu normalen Thieren ausgebildet haben würden.«< So äußert sich Haase. Das erwähnte günstige Resultat desselben dürfte jedoch meines Erachtens auf einem Irrthum beruhen, wie ich wohl auf Grund zahlreicher Versuche, die ich gerade, um die Behauptung HaAase’s auf ihre Richtigkeit zu prüfen, öfters wiederholte, anzunehmen berechtigt bin; in Betreff der Zählung der Segmente verfuhr ich mit größter Gewissenhaftigkeit, was oft am lebenden Thier mit großen Schwierigkeiten verbunden war, niemals aber gelang es mir, solche winzige Kopfstücke »monatelang« am Leben zu erhalten und zur Regeneration zu bringen, sie gingen viel- mehr stets schon nach Verlauf von 2—3 Wochen ohne jedes An- zeichen einer Regeneration zu Grunde. In völliger Übereinstimmung befinden sich diese meine Ergebnisse indessen mit denjenigen v. Waaner’s an Lumbriculus, der sonst sogar Tubefex hinsichtlich des Regenerationsvermögens weit überlegen ist. »Die reparative Neubildung des Schwanzes«, schreibt v. WAGNER, »vollzieht sich an Stücken, denen das natürliche Kopfende in einer Ausdehnung von mindestens zwölf Segmenten erhalten wurde, mit fast unfehlbarer Sicherheit; geht man auch nur wenig unter jenes Mindestmaß, so ist der Erfolg schon mehr als zweifelhaft, und meine Versuche, Vorderenden von sechs bis acht Segmenten zur Reparation des Schwanzes zu bringen, schlugen durchweg fehl.« Besonders hervorheben möchte ich noch die Resultate der Versuche C XVII bis XIX. Merkwürdigerweise beobachtete ich in solchen Fällen, nämlich nach Entfernung von nur wenigen, etwa zehn Seg- menten am Hinterende, niemals die Bildung typischer, durchsichtiger, segmentirter Regenerationsknospen, sondern mit der Regeneration des Afters, die, wie schon am lebenden Thier unter dem Mikroskop zu erkennen ist, bereits in den ersten Tagen nach der Operation erfolgt, scheinen zunächst die Regenerationsprocesse vollendet zu sein. Die Würmer haben dann ihr vollständig normales Aussehen wieder erlangt, bleiben noch wochenlang am Leben, und die normalen Existenz- bedingungen scheinen wieder hergestellt zu sein. Wenn ich nun auch in solchen Fällen niemals eine Neubildung der amputirten Segmente feststellen konnte (zahlreiche außer den angeführten in gleicher Weise vorgenommenen Versuche hatten stets dasselbe Resultat), so liegt den- noch die Vermuthung nahe, dass hier eine langsame Regeneration, eine Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 17 allmähliche Hinzufügung neuer Segmente, wie in jedem normalen, wachsenden Schwanzende stattfindet. Eben so nimmt auch HESCHELER an, indem er bei seinen Versuchen an Lumbriciden stets nur relativ wenige segmentirte Hinterregenerate beobachtet hat, »dass die Hinter- enden durch langsames Hinzufügen neuer Segmente, sozusagen un- merklich, wieder ergänzt werden«. Ähnliche Beobachtungen sind ferner auch von KorscHELT an Theilstücken von Lumbriciden gemacht. | Ä Sucecessive Neubildungen des Hinterendes an ein und demselben Individuum konnte ich, wie Versuchsreihe D zeigt, leicht feststellen und zwar im Maximum eine siebenmalige Regeneration im Verlauf von 7!/; Wochen. Auch hieraus ist wiederum das geringere Regene- rationsvermögen von Tubefex den Lumbriculiden gegenüber er- sichtlich, bei welchen nach v. WAgner’s Untersuchungen die Er- neuerung des Schwanzes bis zu l4mal von statten gehen kann. Die Wahrnehmung des genannten Autors, »dass die Erschöpfung des reparativen Vermögens nicht etwa plötzlich, sondern sehr allmählich zu Tage tritt und darin sich ankündigt, dass nicht nur der Eintritt der Reparation sich mehr und mehr verzögert, sondern diese selbst auch langsamer, gewissermaßen schwerfälliger verläuft«, kann ich auch ‘ als für Tubifex geltend, völlig bestätigen. Derartige successive Re- senerationen des Hinterendes haben auch RıeveL bei Lumbriciden und MiıcHer bei Polychäten (Phyllodoce maculata) beschrieben. c. Die Regenerationsfähigkeit von Theilstücken nach Verlust des natürlichen Vorder- und Hinterendes. Versuchsreihe E. Versuche I und II (K.-Nr. 17 u. 46): Amputation von drei bis sechs Kopfsegmenten und zugleich ungefähr der hinteren Körper- hälfte. j Zahl d. Versuch SEN Ro N Ergebnisse thiere 172729.57. 18. In aelsr |Nach.) 8 Dasen iv -Rg. + H-Rg.| 6 H-Rg. » 10 2 V-Rg. + H-Rg.! 6 H-Rg.|2 V-Rg » 4 » 5V-Re.+H-Re| 5 H-Re2 V-Re Hl. 3. V. 80. V.| 25 |Nach 4 Tagen 6 H-Rg. >» b) » 13 H-Rg. » 8 » T7TV-Rg. + H-Rg. 15 H- = » 12 >» 20V-Rg. + H-Rge. GE Gesammtresultat: Bildung zahlreicher Vorder- und Hinter- Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIII. Bd. 2 18 Max Abel, regenerate; erstere gliederten sich gewöhnlich in zwei bis drei, letztere in eine große Anzahl von Segmenten!. Versuche IM bis VI. Herstellung von eirca 15 Segmente ' umfassenden Theilstücken aus der vordersten Körperregion (also die Genitalorgane enthaltend!,. Vom natürlichen Vorderende wurden nur drei bis vier Segmente entfernt. : : ä _ 2 == 8 E = Ergebnisse > =, o Ne 2 8 11. | (59) | 22. V.| 28.Y. | 20 Ge- | Iv.| 0) |3.vı\s vr | 15 a | ..Keine Regeneration 1161) 18. VL|3. VII | 20 | nicht ge- 0 | Seo RE daten schlechts- 8 |® EöEele a reif =1l@ Aleleı nach 4 Tagen | 20 | 13 | 71 |1— » 6 » 20 8 12 mw ER Be RER 20.1 °6°). "871 kan > 9 » 19 4 3 3 9 a ER 14, | 32 225,29 | a 10 1|—-| 9 v1. | (64) 117. VL|15. VIE) 28 | nieht ge-, Nach 14 Tagen 13 vVR g. + H-Rg. Pe (Näheres siehe ce Nr.]). rei Gesammtresultat: Theilstücke aus der Genitalregion ge- schlechtsreifer Thiere sind nicht regenerationsfähig, während solche nicht geschlechtsreifer Würmer sowohl am Vorder- als auch am Hinter- ende Regenerate hervorzubringen im Stande sind. Versuche VII (K.-Nr. 64). Am ”7./VI. wurden 28 Würmern die ersten drei bis vier Kopfsegmente entfernt, worauf diese kopflosen Würmer in je fünf Theile (etwa 12—15—20 Segmente durchschnitt- lich umfassend) zerlegt wurden (Nr. 1 bis Nr. 5). Befund | Genitalregion Körpermitte nz er Nr. 1 Nr. 2 Nr.3, | Se Nr. 5 7 Tagen 16 H-Rg 20 H-Rg 19 H-Rg | ohne Rg | ohne Rg I 5V-Rg + H-Rg | 2V-Rg + H-Rg Bi 0% Sr 10 H-Rg 16 H-Rg 15 H-Rg 13 V-Rg + H-Rg | 2 an: + H-Rg = RR 2 Wochen A 9 HE -Rg 10 H-Rg todt be “V-Rg +H-Rg | 2 ns + H-Rg = N ar = 3 H-Rg | GH-Rg | von 1 Ein Gleiches gilt auch in Betreff der Segmentation der Regenerate für sämmt- liche folgende Versuche dieser Reihe, falls nichts Besonderes bemerkt ist. Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 19 Gesammtresultat: Nr. 1: Zahlreiche Vorder- und Hinterregenerate. Nr. 2: Nur zwei Vorder- neben zahlreichen Hinterregeneraten. Nr. 3: Etwa die Hälfte der Theilstücke mit Hinterregeneraten. Nr. &:\ nieht regenerationsfähig. NE 5 Versuch VII (K.-Nr. 31). Am 6./IIl. wurden 25 Würmern etwa zehn Segmente sowohl am Vorder- als auch am Hinterende amputirt, worauf der Rest der Thiere in je drei, ziemlich gleich sroße Theilstücke zerlegt wurde (Nr. 1 vordere, Nr. 2 mittlere. Nr. 3 hintere Theil stücke). Befund Nr. 1 nr ER an ES ER nach lebend | Regenerate lebend | Regenerate lebend Regenerate 5 Tagen 25 5 H-Rg 22 4 H-Rg 8 — I, 72 18) 9 H-Rg 22 10 H-Rg —_ — 2Wochen 16 |? en 190 are u 2 V-Rg + H-Rg 3 12 = 1) 10 H-R — = . Born, | an | Gesammtresultat: Nr. 1: Zehn Hinterregenerate, zwei Vorderregenerate (letztere jedoch ohne Segmentirung). Nr. 2: 13 Hinterregenerate. Nr. 3: Nicht regenerationsfähig. Versuch IX (K.-Nr. 44). Am 2./V. wurden 50 etwa 5 cm große Würmer in je fünf, etwa gleich große Theilstücke zerlegt. Nr. 1-Kopfstücke (Resultat s. Versuch C. VID. Darauf nach hinten folgend Nr. 2, Nr. 3, Nr. 4, Nr. 5 (letztere Schwanzstücke; Resultat s. Versuch A. XV. Befund Nr. 2 Nr. 3 Nr. 4 nach lebend | Regenerate lebend | Regenerate lebend | Regenerate 4 Tagen 47 5 H-Rg 44 11 H-Rg a7 — 6...% 43 13 H-Rg 38 16 H-Rg 16 |2H-Rg? in 5, | 37 16 H-Rg 36 19 H-Rg 5 == 3 V-Re + H-Rg 2 V-Rg + H-Rg ” ; 3 V-Rg + H-Rg 2 V-Rg + H-Rg 5 de . | z | e H-Re | 12 | 10 H-Re 28% 20 Max Abel, Gesammtresultat: Nr. 2:) Zahlreiche segmentirte H-Rg. Von den 100 Theilstücken Nr. 3:) bildeten jedoch im Ganzen nur fünf V-Re., von denen sich drei in zwei Segmente gliederten. Nr. 4: Nicht regenerationsfähig. Versuche X bis XVII. Theilstücke aus der vorderen und mitt- leren Körperregion. | , Versuch | K.-Nr. | Operirt | Gehal- u ä En > wie an ten bis | Stücke | Stücke Hinter- Vorderregenerate X, (6) 131.XI. 120. I.| 39 | 10—-20| 5 H-Rg _ XI DB) nee ni 12-15 | 18 H-Rg 2 V-Rg (ohne Segmentirung) x | do, 1a. 128 ı1| 15 |20-30| 9H-Re N xXT | «43) )21. T. | 2.111. 360 10—20 | 22 H-Rg |1 V-Rg (ohne Segmentirung) XIV | (40) 126. IV. 129. V.| 30 | 12-15 | 12 H-Rg |1 V-Rg (2 Segmente) XV ı (45) |; 3. V. 24. V.! 30 | 20-50!) 8H-Rg u xVI| (89 125. ıv.|3.v.| 30 [weniger | — a als 10 | Seg- xvıt| (43) |30. ıv.\io. v.| 0 |mente | — u Gesammtresultat: Bildung zahlreicher H-Rg., hingegen nur vereinzelter V-Rg., die meistens unsegmentirt blieben. Weniger als zehn Segmente um- fassende Theilstücke sind nicht regenerationsfähig. Versuche zur Feststellung des Regenerationsvermögens solcher Theilstücke von Tubrfex, die des natürlichen Vorder- und Hinterendes beraubt waren, sind bisher nur von Bonner und Haase ausgeführt worden. Während Ersterer kurzweg konstatirte, dass derartige Theil- stücke mit großer Regelmäßigkeit stets wieder zu ganzen Thieren auswachsen (p. 4), gelangte HAAsE zu folgenden, erheblich ungünstigeren Ergebnissen: »Im Ganzen erwies sich Tubifex nicht so widerstands- fähig, wie dies speciell für die Lumbrieiden durch KORSCHELT gezeigt wurde, denn die Versuche mit kleinen Theilstücken verliefen nicht so günstig, wie dies für Lumbriculus und die Lumbriceiden angegeben ist. Regenerate habe ich bei ihnen immer nur am Hinter- ende auftreten sehen, wo sie allerdings eine ziemlich große Zahl von Segmenten betragen konnten; am Vorderende habe ich dagegen keine Gelegenheit gehabt, Neubildungen zu beobachten, sei es nun, dass überhaupt keine solchen von Tubifex gebildet werden, oder dass eine längere Beobachtungszeit hierzu erforderlich ist.< Wenn ich nun auch die Schlussfolgerung Haaıse’s, dass Tubifex hinsichtlich des Regene- Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 2 rationsvermögens von Theilstücken den genannten Oligochäten im Allgemeinen nachsteht, bestätigen muss, so gelang es mir dennoch, wie aus der angeführten Versuchsreihe E ersichtlich ist, neben der Neubildung won Hinterenden auch Regenerationen am Vorderende zu beobachten. Offenbar hat HAAsE nicht genügend berücksichtigt, dass die Regenerationsfähigkeit einerseits von der Größe der Wurmstücke, ihrer Segmentzahl, und andererseits vor Allem davon abhängig ist, aus welcher Region des Körpers die Stücke stammen. Entfernte ich den Versuchsthieren nur einige wenige Kopfsegmente, etwa drei bis sechs, und zugleich das hintere Körperdrittel oder die ganze Hinterhälfte (Versuche E. I und II), so regenerirten die auf diese Weise erhaltenen segmentreichen Theilstücke ziemlich regel- mäßig sowohl das Vorder- als auch das Hinterende; so waren z. B. von den beim Versuch E II operirten 25 Würmern nach Verlauf von 12 Tagen noch 20 am Leben und zwar sämmtlich im Besitze von Vorder- und Hinterregeneraten, von denen sich erstere in der nächsten Zeit im zwei bis drei, letztere in zahlreiche Segmente gliederten. Die Neubildung von Vorder- und Hinterende verläuft unabhängig von einander, indem die des letzteren gewöhnlich einige Tage früher be- ginnt; gewöhnlich werden Vorder- und Hinterenden regenerirt, mit- unter jedoch auch nur die Hinterenden oder nur die Vorderenden. Besonderes Interesse verdienen die Resultate der Versuche E II bis VI, da es sich hier um kleinere, nur aus 12 bis 15 Segmenten bestehende Theilstücke handelt, die der vordersten Körperregion ent- nommen sind und die Genitalregion umfassen. Bei den nach dieser ‚Richtung ausgeführten Experimenten lieferten nicht geschlechts- reife Thiere außerordentlich günstige Resultate, indem gerade die die Geschlechtsorgane enthaltenden Theilstücke regenerationsfähiger als Stücke aus allen übrigen Körpergegenden waren und häufig seg- mentirte Vorder- und Hinterregenerate entwickelten. Wurden jedoch die gleichen Versuche mit geschlechtsreifen Würmern, die an dem Hervortreten des Gürtels im elften und zwölften Segment leicht kennt- lich sind, vorgenommen, so gelang es mir niemals, auch nur irgend welche Spuren von Regenerationserscheinungen wahrzunehmen, da die betreffenden Stücke stets schon einige Tage nach der Operation zu Grunde gingen. Zu dem gleichen Ergebnis führten im Allgemeinen auch KOoRSCHELT’S, absichtlich nur mit geschlechtsreifen Würmern angestellten Experimente in Betreff der Regenerationsfähigkeit von Theilstücken aus der Genitalregion der Lumbrieiden, bei denen nur in einem einzigen Ausnahmefalle, und zwar bei einem elf Seg- 22 Max Abel, mente umfassenden Stück einer Allolobophora subrubicunda die Bildung normaler Regenerationsknospen beobachtet werden konnte. _ Besprechen wir nunmehr das Regenerationsvermögen solcher Theilstücke von Tubifex, die der Genitalregion nach hinten folgen und aus der Mitte des Körpers stammen (Versuche E. VII bis XVII). Im Allgemeinen scheinen derartige kleine Theilstücke überhaupt nur regenerationsfähig zu sein, wenn sie mindestens zehn bis zwölf Seg- mente umfassen; günstiger gestalten sich die Aussichten auf erfol- sende Regeneration, wenn die Theilstücke etwas umfangreicher her- gestellt werden; aber auch dann treten Regenerationsprocesse durchaus nicht an allen Stücken auf, sondern ein ziemlich beträchtlicher Procent- satz unterliegt stets schon in den ersten Tagen dem schweren ope- rativen Eingriff, ohne die verlorenen Körpertheile wieder ersetzt zu haben. Immerhin findet die Neubildung eines segmentreichen Hinter- endes verhältnismäßig häufig statt, hingegen im Ganzen nur selten oder unvollkommen die des Vorderendes. Wie z. B. aus dem Ver- such E. IX hervorgeht, haben von 100 Theilstücken aus der vorderen und mittleren Körperregion im Ganzen nur fünf Regenerationsknospen am Vorderende gebildet, von denen wiederum nur an zwei eine Segmentirung konstatirbar war. Denn meist blieben die am Vorder- ende solcher Theilstücke beobachteten Neubildungen als zarte, conus- artige Erhebungen bestehen, entwickelten sich nicht weiter und konnten in Folge dessen höchstens als unvollkommene Regeneration gedeutet werden. Kurz, wir gelangen zu dem Schluss, dass Theilstücke aus der Mitte des Körpers zwar im Stande sind, segmentirte Vorder- regenerate zu bilden, doch geschieht dies nur in ziemlich vereinzelten Fällen und keinesfalls so häufig, wie es bei den Lumbrieciden (KORSCHELT), Zumbriculus (v. WAGNER) und auch bei Naiden, wie später die diesbezüglichen Experimente zeigen werden, der Fall ist. Während das Regenerationsvermögen von Tubifex in der vor- dersten Körperregion am stärksten ausgebildet ist, nimmt es nach hinten zu merklich ab (Versuche E. VII bis XVII). Schon Theilstücke aus dem hinteren Körperdrittel waren niemals längere Zeit lebens- fähig, und nur in seltenen Fällen entstanden an ihren Hinterenden Regenerationsknospen, während ich hier jedoch niemals eine Regene- ration am Vorderende beobachten konnte. Waren die Wurmstücke der Gegend unmittelbar vor dem Schwanz entnommen, so erwiesen sie sich, übereinstimmend mit den Befunden KorscHELr’s an Lum- brieiden und v. Wacner’s an ZLumbriculus, ‚als überhaupt nieht regenerationsfähig. Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 23 III. Das Regenerationsvermögen von Nais proboscidea. Während HerkE nur die bei der Regeneration von Nais elinguwis stattfindenden organo- und histogenetischen Vorgänge untersucht hat, macht RıEvEL über das Regenerationsvermögen von Nais proboserdea ‚folgende Angaben: »Die Neubildung des Vorderendes ging gleich gut von statten, ob viele oder wenige Segmente entfernt worden waren. — Die Zahl der an den Theilstücken haften bleibenden Segmente war verschieden groß. Sie war jedoch ohne Bedeutung, indem näm- lich die Regeneration bei kleinen Theilstücken eben so gut eintrat wie bei größeren.«< Da RıIEvEL mit diesen wenigen Worten im All- gemeinen auch ungefähr das Richtige trifft, — denn Nais besitzt in der That ein ganz hervorragendes Regenerationsvermögen, — und ich Wiederholungen mit den soeben bei der Regeneration von Tubrfex ge- machten Angaben vermeiden möchte, brauche ich die folgende Dar- stellung bezüglich der Regenerationsfähigkeit von Nais proboscidea nur verhältnismäßig kurz zu behandeln. a. Die Regeneration des Vorderendes bei Erhaltung des natürlichen Schwanzendes. Versuchsreihe F. Zahl der Ver- Operirt = t Erstes Auftreten en &.-Nr. De ee Amputirt von Regeneraten Ergebnisse thiere nach 1.| (70) |6.VL.| 23 |6-8Segmente 3 Tagen [Nach 5 Tagen sämmtliche 23 | Würmer mit V-Rg. Mund funktionsfähig. Nach 49 Tagen bereits Gliederung in 2—5 Segmente. (So- dann konservirt zwecks histolog. Untersuchung.) I. | (72) |14.VI. 18 | die vordere 13 Tagen [Nach 5 Tagen sämmtliche 18 Körperhälfte Würmer mit V-Rg. Nach | Verlauf von 21/, Wochen | Gliederung derselben in | 6—8 Segmente. I. | (75) 125.VI. 30 |d.Vorderende, 3-4 Tagen |Nach 4 Tagen zahlreiche bis auf das hin- V-Rg. Nach 10 Tagen 17 tere Körper- | Würmer am Leben; 15 der- drittel, zum selben mit V-Rg; unter | Theil sogar bis ihnen auch mehrere, aus | auf kleine nur ea. 15 Segmenten be- | Schwanz- stehende Schwanzstücke. stücke von Gliederung der Rg. in 6 | | 10—15 Segm. | —8 Segmente. Die eben angeführten Versuche haben zunächst zu einem wich- tigen, von den bei Tubifex gefundenen Verhältnissen abweichenden 24 Max Abel, Resultat geführt. Während nämlich bei diesem, eben so wie bei den Lumbriciden die Neubildung des Kopfes normalerweise (wenigstens in den weitaus meisten Fällen) auf die Entfernung von zehn bis zwölf, höchstens 15 Segmenten beschränkt ist, erfolgt bei Nais auch nach Amputation von zahlreichen Segmenten, die sich selbst über die ganze vordere Körperhälfte und darüber hinaus erstrecken können, eine Regeneration des Vorderendes; ja selbst kleine Schwanzstücke, die nur etwa 15 Segmente umfassen, sind im Stande, ein segmentirtes Vorderende hervorzubringen. Wenn nun auch nicht immer genau die gleiche Anzahl der entfernten Segmente neugebildet wird, so ist dennoch immerhin die Segmentirung der Regenerate eine bei Weitem ausgedehntere als bei Tubrfex; denn während bei diesem nur zwei bis drei Segmente regeneriren, konnte ich bei zahlreichen neugebil- deten Vorderenden von Nais eine Gliederung der Kopfregenerate in sechs bis acht Segmente mit Leichtigkeit feststellen. Ja es scheint mir durchaus nicht ausgeschlossen, vielmehr recht wahrscheinlich zu sein, dass es späterhin noch zu einer weiteren Segmentation kommt; mit Sicherheit ist jedoch diese Frage nur sehr schwer zu entscheiden, da bei den außerordentlich schnell verlaufenden Wachsthumsvorgängen der Regenerate eine Unterscheidung derselben vom übrigen Körper- theil schon nach kurzer Zeit nicht mehr möglich ist. b. Die Regeneration des Hinterendes bei Erhaltung des natürlichen Kopfendes. Versuchsreihe @. Zahl der tation des | Auftret N K.-Nr. En a nes bis Berelen Ergebnisse thiere auf nach I. | (1) |6.V1.| 23 | Kopfstücke — Keine Regeneration v.6—8 Segm. I. | (77) 125. VL. 20 | Kopfstücke | (3 Tagen) 11 H-Rg. an einem Kopfstück v. 6-10 Segm. von 10 Segmenten. Im Ubri- sen keine Rg. II.| (79) |9. vol! 15 |Kopfstücke Er Keine Regeneration v. 6-10 Segm. IV.| (80) 9. VIL!| 24 | Kopfstücke | 2—3 Tagen |Nach 4 Tagen noch 15 Kopf- von stücke, von denen einige aus 10—15 Segm. nur 10—12 Segmenten bestan- den, lebend und sämmtlich mit H-Rg. V. | (23) 14. VL| 18 |die vordere | 2 Tagen |Sämmtliche 18 Würmer rege- Körperhälfte nerirten ein ne Hin- terende. Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 25 In Betreff der Regeneration des Hinterendes bei Erhaltung des natürlichen Vorderendes verhält sich Nais im Allgemeinen eben so wie Tubifexe und Lumbriceulus. Schon nach Verlauf von 2—3 Tagen wird im Sommer gewöhnlich ein neues Hinterende regenerirt, vor- ausgesetzt, dass die Kopfstücke mindestens zehn bis zwölf Segmente oder eine größere Segmentzahl umfassen. Die Versuche hin- gegen, aus weniger als zehn bis zwölf Segmenten bestehende Kopf- stücke zur Regeneration der entfernten Körpertheile zu bringen, führten, wie es auch bei Tubifex der Fall war, stets zu negativen Ergebnissen. c. Die Regenerationsfähigkeit von Theilstücken nach Verlust des natürlichen Vorder- und Hinterendes. Versucehsreihe H. E K Ope der K j Ergeb BR ! zahl der Örperregion rgebnisse e Nr. |rirt am| Theil- heil- I. |(76)| 25. | 36 10—20 Aus der mittleren] Auftreten von H-Rg. nach Vl. Körperregion. |2 Tagen, von V-Rg. nach 3—4 Tagen. — Befund nach 8 Tagen: Lebend 23 Theil- stücke; von denselben 4 ohne Re., 3 nur mit H-Rg.,| 16 mit V-Rg. und H-Rg. 1. |(74)) 14. | 60 110—15 Aus allen Körper-} Befund nach 6 Tagen: vl. regionen, indem 15| Nr. 1: 10 V-Rg. u. H-Rg. WürmernachAmpu-| Nr. 2: 15 V-Rg. u. H-Rge. tation einiger Seg-| Nr.3: 6 V-Re. u. H-Re. mente am Vorder- Nr.4: 9lebend, ohne Rg. u. Hinterende in je 4 Theilstücke zerlegt wurden (Nr. 1 bis Nr. 4 von vorn nach hinten). 111.,(78)| 25. | 30 | meist Aus der vorderen!Nur 4 aus 10—12 Segm. be- VI. we- und mittleren Kör-|stehende Theilstücke rege- niger perregion. nerirten, und zwar 2 nur als 12 : das Hinterende, die anderen Segm. 2 außerdem auch dasV order- ende. Bei den übrigen 26 Stücken keine Reg. Rg. ließen nd nach Verlauf von ca. 14 Tagen eine Gliederung in 5—8 Segm. erkennen, wäh- rend die H-Rg. stets zahlreiche Segm. neubildeten. Die een V- IV.(81)) 9. | 25 | we- [Aus der vorderen u./'Keine Regeneration (z. Th. vn. niger | mittleren Region. lebend bis 14. V1l.). als 10 Segm Ein Blick auf die Versuchsreihe H. I und II lehrt, dass die mit kleinen Wurmstücken aus verschiedenen Körperregionen ausgeführten 26 Max Abel, Experimente bei Nais bedeutend günstigere Resultate als bei Tubifex zur Folge hatten. Während bei letzterem Vorderregenerate nur die Geschlechtsorgane enthaltende Theilstücke häufig ausbilden, die der übrigen Körperregionen hingegen im Vergleich zu Hinterregeneraten nur verhältnismäßig selten, findet bei Naös mit gleicher Regelmäßig- keit an Theilstücken aller Körperregionen, abgesehen von den über- haupt nicht regenerationsfähigen, der Gegend direkt vor dem Hinter- ende entlehnten Stücken, sowohl die Neubildung eines segmentirten Vorderendes als auch die des Hinterendes statt. Betrugen die Theil- stücke jedoch weniger als zehn Segmente, so gingen sie auch bei Nais, ohne zu regeneriren, nach kurzer Zeit zu Grunde (H. IT und IV). Auch successive Regenerationen von Nais zu beobachten, hatte ich mehrmals Gelegenheit; da jedoch die nach dieser Richtung unter- nommenen Versuche in Folge zahlreicher während des Verlaufs der- selben auftretender Knospungszonen nicht sicher zu Ende geführt wer- den konnten, bin ich leider nicht im Stande, hier bestimmte Daten anzugeben. Nach FraAısse regeneriren Naiden mehr als zwölfmal das gleiche Stück ihres Körpers. Ein Vergleich meiner Befunde an Nais proboscidea mit den Er- sebnissen v. WAGnEr's an Lumbrieulus beweist eine völlige Überein- stimmung in Betreff der Regenerationsfähigkeit beider Formen, und mit Recht weist RıeveL die Angabe BüLow’s zurück, dass die Naiden das Vermögen der Regeneration von Vorder- und Hinterende in geringerem Maße als Lumbrieulus besäßen. Dass im Gegensatz zu Tubifex auch bei Lumbriculus eine Regeneration des Vorderendes selbst nach Amputation beliebig vieler Segmente mit Leichtigkeit eintritt, wie es ebenfalls bei Nais geschieht, geht aus folgenden Worten v. WAGNER’s hervor: »Stücke aus der hintersten Region des Wurmleibes scheinen bei geringer Größe überhaupt nicht reparations- fähig zu sein: sie gingen immer rasch zu Grunde.... Wesentlich anders ist das Bild, sobald solchen Wurmstücken das natürliche Hinterende (Schwanz) belassen wird, so dass nur ein neuer Kopftheil hervorzubringen bleibt; derartige Stücke repariren fast regelmäßig.« Zugleich ist aus diesen Angaben ersichtlich, dass das Regenerations- vermögen auch bei Lumbriculus eben so wie bei Nais, Tubrfex und den Lumbrieiden im Bereich der hintersten Körperregion eine wesentliche Abschwächung erfährt. Die Thatsache, dass Nais und Lumbriculus hinsichtlich ihrer Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 27 Regenerationsfähigkeit im Allgemeinen auf einer bedeutend höheren Stufe als Tubifex und die Lumbriciden stehen, hängt unzweifelhaft mit dem Umstande zusammen, dass das Regenerationsvermögen in naher Beziehung zur ungeschlechtlichen Fortpflanzung steht. Da sich Naiden und Lumbrieuliden nicht nur geschlechtlich, sondern auch ungeschlechtlich mittels Theilung fortpflanzen, besitzen die betreffen- den. Regionen des Körpers naturgemäß eine größere Regenerations- kraft als die sich auf rein geschlechtlichem Wege vermehrenden Tubifieciden und Lumbrieiden, bei welchen sich allerdings die Fähigkeit, verlorene Körpertheile neuzubilden, noch bis zu einem ge- wissen und zwar ziemlich bedeutenden Grade als äußerst wirksame Stütze im Kampfe ums Dasein bewahrt hat. C. Zusammenfassung der Ergebnisse bezüglich des Regenerations- vermögens von Tubifex rivulorum und Nais proboscidea. 1) Die Regeneration des Vorderendes von Tubifex er- folet in der Regel nur nach Verlust von weniger als zehn bis zwölf Segmenten. Es findet stets nur eine Gliederung des Regenerates in drei Segmente statt. In seltenen Fällen kommt es auch nach Amputation zahlreicher Segmente zur Ausbildung von Regenerationsknospen, die meistens je- doch nicht entwicklungsfähig sind (unvollkommene Re- generation). | | 2) Die Regeneration des Vorderendes von Nais tritt häu- figer und schneller ein als bei Tubrfex, indem sie nicht auf die Entfernung einiger weniger Segmente beschränkt ist, sondern eben so gut auch nach Verlust beliebig zahlreicher Segmente erfolgt. Eine Gliederung der Regenerate in sechs bis acht Segmente wurde oftmals beobachtet. | 3) Kopfstücke von Tubifex und Nais regeneriren nur dann ein neues Hinterende, wenn sie mindestens zehn bis zwölf Segmente umfassen. 4) Die Regenerationsfähigkeit des natürlichen Vorder- und Hinterendes beraubter Theilstücke hängt einerseits von ihrer Segmentzahl, andererseits aber besonders von dem Um- stande ab, aus welcher Körperregion die Wurmstücke stam- men. Sowohl bei Tubifex als auch bei Nais ist nach der hinteren Körperregion zu eine deutliche Abnahme des Re- generationsvermögens zu konstatiren. 9) Die aus der vordersten, der die Genitalorgane ent- 38 Max Abel, haltenden Körperregion stammenden Theilstücke von Tubi- fex bilden häufig sowohl Vorder- als auch Hinterregenerate aus, während Stücke aus den übrigen Körpertheilen in den meisten Fällen nur das Hinterende, weniger häufig ein normales Vorderende regeneriren. 6) Theilstücke von Nais aus allen Körperregionen (aus- genommen der hintersten) regeneriren Vorder- und Hinter- enden gleich häufig. | “) Hinsichtlich des Regenerationsvermögens im Allge- meinen verhält sich Tubifex ähnlich wie die Lumbriciden, Nais hingegen wie Lumbriculus. Die beiden letztgenann- ten Formen sind bedeutend regenerationsfähiger, da sie sich neben der geschlechtlichen Fortpflanzung in der Natur auch durch Theilung vermehren. II. Theil. Die regenerative Organogenese. 1. Die Regeneration des Ernährungsapparates. A. Litterarisches. Bezüglich der regenerativen Neubildung des Enddarmes bei Lumbricus und Lumbriculus gelangte H. RAnDoLPH (1892) zu dem Ergebnis, dass der Enddarm stets den ontogenetischen Vorgängen analog durch Bildung einer Ektoderm- einstülpung (Proktodäum) entsteht. Vollständig abweichend von diesen Befunden waren die Resultate v. WAG- ner’s (1895), der ebenfalls die Regenerationsprocesse bei Lumbriculus unter- suchte, jedoch fand, dass »die regenerative Entstehung des Vorder- und End- darmes der embryonalen Entwicklung nicht entspricht, indem sie hier vom Ektoderm, dort vom Entoderm ausgeht«. — Durch spätere Arbeiten (1897 und 1899) bewies v. WAGNER allerdings die Neubildung des Mundes mit Hilfe eines Stomodäums (siehe weiter unten) und behielt sich gleichzeitig betreffs der Re- generation des Hinterendes vor, dieselbe ebenfalls einer Nachuntersuchung zu unterziehen. Die ersten Angaben v. WAGNER’s wurden durch RıevEL (189%) an Ophryo- trocha puerilis, Nais proboscidea und den Lumbriciden völlig bestätigt, indem bei diesen sämmtlichen Formen, abgesehen davon, dass bei den genannten Poly- chäten eine Regeneration des Kopfes überhaupt nicht festgestellt werden konnte, sowohl der Vorder- als auch der Enddarm lediglich aus dem Entoderm, ohne jedwede Betheiligung des Ektoderms, hervorgehen sollten. Den Ergebnissen der Untersuchungen v. WAGNER’s und RIEVvEL’s stehen die Resultate Herke’s (1896/97) über die Regeneration von Nais elinguis schroff und unvermittelt gegenüber. Denn nach diesem Autor erfolgt die Neubildung des Darmkanals durchaus ektodermal, nämlich durch eine ektodermale Wucherung in Form eines soliden Zellstranges, der sich mit dem Vorderende des ento- Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 29 dermalen Darmes vereinigt. »Dieser Strang bekommt späterhin ein Lumen, welches bald mit einer im Ektoderm entstehenden Einbuchtung konfluirt, so dass nun am Kopfende der Mund mit dem Pharynx und am Schwanzende der Anus mit dem Enddarm regenerirt und dadurch die vollständige Kommunikation der Darmhöhle mit dem umgebenden Medium wiederhergestellt ist.« Wiederum anders als sämmtliche bisher genannten Forscher beschrieb MıcHEL (1896/98; die Bildung des Anus bei zahlreichen hinsichtlich der cau- dalen Regeneration untersuchten Chätopoden (Allolobophora, Lumbricus, Tubifex, Lumbrieulus, Capitella, Nerine, Eulalia, Nephthys, Nereis, Hediste), indem bei den- selben unmittelbar nach der Operation eine einfache Verlöthung der Darmwände mit dem Körperepithel erfolgen sollte. Nach MıcHEL wird also die durch die Resektion geschaffene Darmöffnung direkt zum Anus; es kommt also weder zu einem Verschluss des durchschnittenen Darmstumpfes, noch zur Bildung eines Proktodäums. Demgegenüber konnte HaAsE (1898) auf Grund seiner Studien über die Re- generationsvorgänge bei Tubrfex rivulorum konstatiren, dass hier am Vorderende sowohl als auch am Hinterende nach der Operation regelmäßig ein Verschluss des Darmrohres gegen das Körperepithel hin stattfindet (mit v. WAGNER’s, RIEVEL’S und Hrpke’s Angaben übereinstimmend). Während der Vorderdarm von Tubifex nach Haase bei der Regeneration »mit Ausnahme einer kleinen vordersten Partie entodermaler und nicht wie in der Ontogenie ektodermaler Herkunft ist<, entsteht der Enddarm zwar ebenfalls ektodermal, jedoch tritt kein nach innen geschlossenes Proktodäum auf, sondern die ektodermale Einsenkung geht immer erst nach er- folgter Neubildung des Afters vor sich. Zu dem gleichen Ergebnis wie HAASE gelangte HESCHELER (1898) bezüglich der Regeneration des Vorderdarmes der Lumbriciden, indem auch für diese der Nachweis geführt wurde, »dass bei der Regeneration ein Stomodäum epi- dermaler Abkunft gebildet wird, während das regenerirende Pharynxepithel aus den Zellen des alten Darmes hervorgeht«. ScHULTz (1899) behandelt die Regeneration der hinteren Körperhälfte bei Polychäten (Harmothoe, Sabelliden, Phyllodoce, Nephthys) und stellte zum ersten Male fest, dass die Neubildung des Afters bei derselben Species auf verschiedene Weise von statten gehen kann. Entweder verlöthen die Darmwände direkt mit dem Körperepithel (MıcHEr), oder der durchschnittene Darm zieht sich zunächst in das Körperinnere zurück, seine Wände vereinigen sich mit einander, während sich zugleich auch das Körperepithel schließt, und erst sekundär vollzieht sich der Durchbruch des Darmes nach außen (v. WAGNER, RIEVEL, HEPKE, HAASE). Im Gegensatz zu den beiden letztgenannten Autoren fand SCHULTZ jedoch »selbst bei ganz ausgewachsenen Regeneraten keine Spur eines ektodermalen Enddarmes, sondern stets endete der Mitteldarm direkt am Analrand und seine Grenze mit dem Ektoderm trat scharf und deutlich hervor«. Die Beobachtungen HaasE’s und HESCHELER’s betreffs der Regeneration des Vorderdarmes wurden durch v. WAGNER (1900) (wie bereits oben ange- deutet wurde), in völlig übereinstimmender Weise auch bei Lumbrieulus bestätigt, wie aus dem nachfolgenden, diesbezüglichen Endergebnis v. WAGNER’s ersicht- lich ist: »Der Darmtractus entsteht per reparationem fast in seiner ganzen Aus- dehnung vom Entoderm, nur der vorderste, der spaltförmigen Mundöffnung un- mittelbar benachbarte, übrigens sehr kurze Abschnitt (Mundhöhle) macht davon eine Ausnahme, da er gleich jener aus einer Einsenkung der Epidermis hervor- geht, mithin ektodermal veranlagt ist. Der Antheil des Ektoderms ist dabei 30 Max Abel, auffallend gering, so dass nur eine unerhebliche Anzahl Zellen in Betracht kommt.«< Auch die jüngste sich mit der Regeneration des Vorderendes von Allolo- bophora befassende Arbeit von JOHANNA KROEBER (1900, »an Experimental Demonstration of the Regeneration of the Pharynx of Allolobophora from Ento- derm« bestätigte die Resultate der Untersuchungen HESCHELER’s, HAAsE’s und v. Waaxer’s bezüglich der ektodermalen Mundbildung und der entodermalen Regeneration des Schlundes. Während sämmtliche bisher angeführten Untersuchungen nur die in Folge einer künstlichen Theilung eintretenden Regenerationsprocesse des Darmkanals behandelten, möchte ich im Folgenden der Vollständigkeit halber auch die Ergeb- nisse derjenigen Forscher kurz anführen, welche die Neubildung des Darmes bei der natürlichen Theilung von Anneliden erörterten. Die älteren Autoren, v. KENNEL (1882) und v. ZEPPELIN (1883) beschrieben bei der Knospung von Ütenodrelus pardalis und monostylus die Regeneration des Vorderdarmes (einschließlich des Schlundes), sowie diejenige des Enddarmes durch ansehnliche Ektodermeinstülpungen. Übereinstimmend mit diesen Befunden waren die neueren Angaben MALA- auın’s (1895) über die Theilung von Filogranen und Salmacinen, bei denen ebenfalls der gesammte Vorderdarm aus dem Ektoderm regeneriren soll. Demgegenüber haben wiederum die Untersuchungen v. Bock’s (1897) »über die Knospung von Ühaetogaster diaphanus< und GALLowAYs (1899) »on non- sexual reproduction in Dero vaga« zu dem gemeinsamen Resultat geführt, dass der regenerirte Vorderdarm mit Ausnahme des den Mund enthaltenden, ekto- dermalen Theils entodermalen Ursprungs ist. Bezüglich der Regeneration des Enddarmes wichen jedoch v. Bock’s und GALLowAY'’s Befunde wieder wesent- lich von einander ab, indem nach v. Bock der Enddarm bei Chaetogaster rein entodermal durch direkte Verwachsung des abgerissenen Darmendes mit dem Hautmuskelschlauch entsteht, während sich nach GALLowAY’s Angaben bei Dero das alte Entoderm und die Körperwand nicht direkt im Analsegment vereinigen, sondern der Darm zur Bildung des Afters das Ektoderm erst durch einen wim- pernden Auswuchs erreicht. B. Beobachtungen über die Regeneration des Vorderdarmes. Wie aus der so eben geschilderten Litteraturübersicht hervorgeht, erfreuen sich die über die Regeneration des Vorderdarmes vorliegenden Angaben der Autoren einer in den wichtigsten Fragen im Allgemeinen ziemlich weitgehenden Übereinstimmung. Abgesehen von den Dar- stellungen v. KEnNEL’S, V. ZEPPELIN’s und MarLAgquın’s bei natürlicher Theilung, sowie derjenigen HEpke’s bei der Regeneration von Nais elingwis konstatirten die sämmtlichen übrigen Forscher (v. WAGNER, RıEvEL, HAASE, HESCHELER, KROEBER, v. Bock und GALLOWAY) nicht nur eine von der Embryogenese abweichende regenerative Ent- stehung des Pharynx aus dem Entoderm, sondern gelangten mit alleiniger Ausnahme RıEver’s auch in dem Punkte zu gleichem Er- Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 31 gebnis, dass der vorderste Theil des Darmrohres, die Mundhöhle, durch eine wenig umfangreiche Einstülpung des ektodermalen Körper- epithels neugebildet wird. Ich untersuchte die in Frage kommenden Verhältnisse neben Tubifex auch bei Nais proboscidea, da die sich auf zwei verschiedene Nais-Arten beziehenden Angaben RıEveEr’s und HEpkE’s sowohl den eben erwähnten Befunden der Autoren, als auch besonders einander direkt widersprechen, indem der gesammte Vorderdarm nach RıeveL lediglich entodermal, nach Hrpke lediglich ektodermal regeneritt. I. Die Regeneration des Vorderdarmes von Tubifex rivulorum. In Bezug auf die regenerative Neubildung des Vorderdarmes von Tubifex, die ich nochmals eingehend untersuchte, befinde ich mich in der angenehmen Lage, die diesbezüglichen Angaben Haase’s voll- kommen bestätigen zu können. Ich verweise daher an dieser Stelle auf die ausführliche Darstellung desselben und werde im Folgenden die bei der Regeneration des Vorderdarmes von Tubrfex verlaufenden Vorgänge nur nochmals in gedrängter Kürze zusammenfassen: Nach der Entfernung des Vorderendes findet zunächst in Folge des durch die Operation verursachten Reizes eine energische Kon- traktion der Körpermuskulatur statt, wodurch eine Verengerung der Wunde und eine Vereinigung der durchtrennten Körperwände, sowie eine Zurückziehung des Darmrohres und ein Verschluss desselben bewirkt wird. Sodann wächst der an seinem Vorderende geschlossene Mitteldarm, indem sich seine Zellen langsam, aber stetig vermehren und das Darmlumen erhalten bleibt, nach vorn und ventral gegen das Körperepithel hin, bis er mit demselben in Berührung kommt. An dieser Berührungsstelle kann gewöhnlich schon frühzeitig eine seichte Einbuchtung der Epidermis beobachtet werden, die man zweckmäßig nach dem Vorgange v. WaAsner's als »Mundbuchtein- ziehung« bezeichnet. Dieselbe senkt sich in der Folgezeit mehr und mehr in die Tiefe und verlöthet mit den Darmepithelien, wobei zu- nächst noch die trennenden Köntouren beider Schichten deutlich hervortreten, die jedoch mit den weiteren Regenerationsvorgängen allmählich undeutlicher werden, um schließlich gänzlich zu schwinden. Mit fortschreitendem Wachsthum der Regenerationsknospe erfolgt sodann nach kurzer Zeit der definitive Durchbruch des Darmes und damit eine Wiederherstellung der Kommunikation zwischen Darmlumen und Außenwelt, womit die Neubildung des Vorderdarmes ihren Ab- schluss erreicht hat. 32 Max Abel, Der Darstellung HAAse’s, welche durch dessen Abbildungen 1-8 in treffender Weise erläutert wird, habe ich nur hinsichtlich eines Punktes eine Ergänzung beizufügen, nämlich in Betreff der Verbindung des Darmes mit dem Epithel der Körperwand. Nach Haase’s An- gaben bildet sich nämlich stets, noch bevor der auswachsende Darm die Epidermis erreicht hat, eine kleine Ektodermeinsenkung aus, die dem Darm entgegenwächst, sich an denselben anlegst und mit ihm verschmilzt (Haase’s Fig. 4 und 5). Neben diesem Befunde konnte ich jedoch auch häufig die Beobachtung machen, dass die Spitze des regenerirenden Mitteldarmes sich direkt durch die Epithelzellen der Körperwand durchschiebt, dieselben gewissermaßen keilförmig durch- brechend, ohne dass sich bisher das Ektoderm in die Tiefe eingesenkt hat. Die Feststellung dieses Verhaltens, das durch neben- stehende Textüg. 1 illustrirt werden soll, erschien mir dess- halb von Wichtigkeit zu sein, weil ganz ähnliche Vorgänge bei den gleich zu schildern- den Regenerationsprocessen bei Nais proboscidea die Regel zu sein scheinen. In gleicher Weise beschreibt auch v. WAGNER bei Lumbriculus die beiden er- wähnten, neben einander auf- tretenden Befunde hinsichtlich der Einsenkung des Vorderran- des des Darmrohres in die Epi- dermis: »Entweder verdrängt der Darm an der Berührungs- stelle die Epithelzellen der Oberhaut in der Weise, dass er sich zwi- schen diese Zellen einkeilt, sie verdrängt und so nahezu unmittelbar nach außen hervortritt, oder es kommt dort nur zu einer mehr oder weniger innigen Aneinanderlagerung von Haut- und Darmepithel, wo- bei das letztere stets von der Epidermis überkleidet bleibt. « II. Die Regeneration des Vorderdarmes von Nais proboscidea. Bei der Prüfung der histologischen Verhältnisse betreffs der Regeneration des Vorderdarmes bei Nais proboscidea konnte ich nach- weisen, um das Resultat gleich vorwegzunehmen, dass auch hier die Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 33 Neubildungsprocesse den bei Tubifex geschilderten Vorgängen im Wesentlichen entsprechen. Meine diesbezüglichen Beobachtungen werden durch meine Abbildungen 1—5 veranschaulicht. Fig. 1 stellt zunächst ein 56 Stunden altes Stadium dar: es ist bereits zu einem Verschluss der Leibeshöhle gekommen, die durchtrennte Körperwand hat sich wieder geschlossen, und ihre Epithelzellen befinden sich in reger Wucherung (we). Die letztere hat jedoch mit der Regeneration des Darmrohres durchaus nichts zu thun, wie es HEPkRE für Nais elin- gers angegeben hat, sondern hängt lediglich mit der Neubildung der nervösen Elemente, besonders des oberen Schlundganglions und der Schlundkommissuren zusammen. Den Darm sehen wir weit in das Körperinnere zurückgezogen, wo er eine ziemlich kompakte Masse darstellt und blind endist. Wie aus zahlreichen mitotischen Zell- theilungsfiguren, die uns auf diesem, sowie dem in Fig. 2 wieder- gegebenen, 70 Stunden alten Stadium entgegentreten, ersichtlich ist, findet jetzt ein rasches, nach vorn und ventral gerichtetes Wachsthum des Darmes statt. In Fig. 2 durchbricht der Darm das Körperepithel, indem er fast direkt nach außen hervortritt; auch die Mundbuchtein- ziehung (5) ist bereits, obwohl nur schwach ausgeprägt, jedoch deut- lich erkennbar, während im Übrigen das Ektoderm an der Regeneration des Darmes bisher keinen Antheil hatte; denn das ganze umfangreiche Zellmaterial des Vorderdarmes ist ausschließlich aus dem Entoderm hervorgegangen. Bemerkenswerth ist, dass der Darm bisher noch keine Spur eines Lumens aufweist, seine Zellen sind vielmehr dicht an einander gelagert und befinden sich noch immer in reger Vermehrung. Ich hebe noch besonders hervor, dass die in Fig. 2 besonders deutlich und auch in Fig. 1 schon sichtbare kompakte Beschaffenheit des vorderen Darmendes nicht etwa, wie man vermuthen könnte, auf einer flachen Führung der betreffenden Schnitte beruht, sondern viel- mehr der wirklichen Beschaffenheit desselben entspricht. Ein etwas älteres Stadium im Alter von 79 Stunden führt uns Fig: 3 vor Augen: Die Mundbucht hat an Tiefe beträchtlich zugenommen, die ektoder- male Körperwand hat sich jederseits zur Mundbildung eingesenkt (epst), und im Darm sind bereits die ersten Anfänge einer Lumenbildung zu konstatiren. Jetzt erfährt das Regenerat eine weitere Differen- zirung, indem die entodermalen Darmzellen an der dorsalen Wand eine wulstförmige Auftreibung bilden, welche die Schlundkopfanlage (p%) darstellt, während sich die ventrale Darmwand aus verhältnismäßig dünnen Zellenlagen zusammensetzt (Fig. 4; 31/, Tage alt). (Die Neu- bildung der Pharynx-Museularis habe ich im Einzelnen nicht genau Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIJI. Bd. 3 34 Max Abel, verfolgt, doch halte ich ihre Entstehung aus ektodermalen Elementen, die sich dem entodermalen Darm anlagern, für höchst wahrscheinlich.) Ein vollständig normal aussehendes, regenerirtes Vorderende im Alter von 6 Tagen zeigt uns endlich die Abbildung 5: das ganze Regenerat hat sich mehr in die Länge gestreckt, die charakteristische Kopfform ist wieder hergestellt, und die Darmhöhle hat sich zusehends erwei- tert. Der definitive Mund ist völlig entwickelt und besteht aus einer geringen Anzahl von Epidermiszellen, während der gesammte übrige Vorderdarm seine Regeneration dem Entoderm verdankt. Aus der bisherigen Schilderung geht mit Deutlichkeit hervor, dass das Endergebnis bezüglich der Regeneration des Vorderdarmes von Tubifex und Nais das völlig gleiche ist, wenn auch im Einzelnen die regenerativen Bildungsvorgänge bei beiden Arten in mancher Hinsicht verschiedenartig verlaufen. Vor Allem muss darauf hin- gewiesen werden, dass der Vorderdarm von Tubrfex während der sanzen Regenerationsperiode niemals sein Lumen verliert, wie aus den Abbildungen HAAse’s erkennbar ist und wie auch ich, die Rich- tigkeit derselben bestätigend, öfters zu beobachten Gelegenheit hatte. Anders liegen die Verhältnisse bei Nais. Hier haben sowohl RıEvEL wie HEPKE übereinstimmend die erste Anlage des Vorderdarmes als eine solide Zellenknospe beschrieben, und zwar mit vollem Recht, denn in der That erfolgt die Lumenbildung bei Nais erst ziemlich spät, gewöhnlich erst nach erfolgtem Durchbruch des Darmes durch das Körperepithel (Fig. 1—4). Suchen wir nach einer Erklärung des bei den untersuchten Formen konstatirten, von einander abweichenden Verhaltens, so können wir diese Frage wohl dahin beantworten, dass die geschilderten Neubildungsprocesse bei Nais, wie ich schon Öfters hervorheben musste, außerordentlich viel rascher als bei Tubifex verlaufen. Denn während bei diesem Wurm bis zur Wiederherstellung eines funktionsfähigen Mundes selbst im Sommer ein Zeitraum von mindestens 12—14 Tagen zu verstreichen pflegt und sich indessen die Darmzellen zwar andauernd, aber langsam und allmählich ver- mehren, wird bei Naös das völlig gleiche Resultat in bedeutend kür- zerer Zeit, oft schon in 3—4 Tagen erreicht; die Folge davon ist natürlich eine in Anbetracht der Kürze der Zeit zur Wiederherstellung der normalen Verhältnisse nöthig gewordene regere Vermehrung der Darmzellen, welche in rascher Aufeinanderfolge so zahlreich entstehen, dass sie sich nicht mehr regelmäßig in das Epithel der Darmwände einordnen können; sie füllen in Folge dessen den vorderen Theil des ohnehin nicht leistungsfähigen Darmrohres vollkommen aus, und erst Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 35 mit der Regeneration des Mundes kommt es zugleich auch zu einer allmählichen Ausbildung der Darmhöhle. Die hier in Frage kom- menden Regenerationsvorgänge scheinen sich bei Lumbriculus in übereinstimmender Weise mit Tubifex zu vollziehen. »Das Material zur Reparation des Vorderdarmes,<« schreibt v. WAGNER, »wird durch diffuse, aber lang anhaltende Zellenvermehrung des Darmepithels im Umkreise der Wundränder hervorgebracht. Niemals wird eine solide Zellenknospe gebildet, sondern Darmepithel und Darmlumen wachsen gemeinschaftlich in gleichem Tempo aus, so dass die epitheliale Anordnung der Darmzellen als Wandung eines Hohlraums zu keiner Zeit vermisst wird.« Meine an Nais gewonnenen Ergebnisse betreffs der Neubildung des Vorderdarmes decken sich zwar zum großen Theil mit der Dar- stellung Rırver’s, deren Schwerpunkt hauptsächlich in der von den ontogenetischen Vorgängen abweichenden Regeneration des Pharynx lag; jedoch hat RiEvEL, wahrscheinlich in Folge der von ihm an- gewandten einfachen Färbungsmethoden (Durchfärbung der ganzen Objekte nach Sublimatkonservirung), die geringe ektodermale Ein- senkung vollständig übersehen, indem er behauptete, »dass es zu einer Bildung des Vorderdarmes einzig und allein aus dem Mitteldarm kommt, während sich das Körperepithel nur passiv verhält und keine Spur einer Einstülpung erkennen lässt«. Durchaus nicht stimmen hingegen meine Beobachtungen mit den sich auf Nais elingurs beziehenden Angaben HrrkE’s überein, der den gesammten Vorderdarm mit Einschluss des Pharynx aus Ektoderm- wucherungen hervorgehen lässt (s. Litteraturübersicht), während der alte Darm an seiner Durchschneidungsstelle zwar »eine geringe An- zahl«< von Zellen produeirt, »die jedoch für die Förderung der Re- generation selbst nahezu bedeutungslos sind«. Mit v. WAGNER halte ich eine derartige fundamentale Differenz in Bezug auf die hier in Rede stehenden Regenerationsprocesse bei zwei Arten derselben Gat- tung für ausgeschlossen und muss in Folge dessen die Befunde HeEPRKE’S für irrthümlich erklären, zumal sich dieselben auch mit denjenigen der übrigen Autoren in keiner Weise vereinbaren lassen. Von zahlreichen Seiten ist vielmehr, und zwar in weitgehender Übereinstimmung für die verschiedensten Oligochäten- und Poly- chäten-Species(Zubrfex, Nais, Lumbriculus, Chaetogaster, Lumbricus, Allolobophora, Dero), der Beweis erbracht, dass bei der Regenera- tion nur die wenig umfangreiche Mundhöhle ektodermalen Ursprungs ist, während der gesammte übrige Vorderdarm 3* 96 Max Abel, (Pharynx) im Gegensatz zur Ontogenie vom Entoderm gebil- det wird. Mithin darf dieses Ergebnis nunmehr wohl als unzweifel- ‚ haft: feststehende Thatsache betrachtet werden. C. Beobachtungen über die Regeneration des Enddarmes. Während die Untersuchungen über die Regeneration des Vorder- darmes zu dem sicheren Resultat geführt haben, dass der Mund aus dem Ektoderm, der Pharynx jedoch aus dem Entoderm hervorgeht, weichen die zahlreichen über die Regeneration des Enddarmes vor- liegenden Angaben gerade in den wichtigsten Punkten stark von einander ab. Wie aus der diesem Abschnitt vorausgeschickten Litte- ratur-Zusammenstellung ersichtlich ist, erfolgt die Neubildung des Enddarmes nach v. KENNEL, v. ZEPPELIN und RANDOLPH analog der Embryonalentwicklung durch Bildung eines Proktodäums, nach MıcHEL und v. Bock hingegen durch einfache Verlöthung des Darmes mit dem Körperepithel. v. WAGNER, RIEVEL, HEPRE und Haase schildern zwar übereinstimmend ein regelmäßiges Verwachsen der Wände des Körperepithels und einen Verschluss des amputirten Darmendes, kommen jedoch hinsichtlich des Entstehungsmodus des neuen Afters wiederum zu völlig widersprechenden Ergebnissen: Nach v. WAGNER und RıEevEeL nämlich geht die Bildung desselben rein entodermal, nach HAAsE und HEPkE hingegen ektodermal vor sich; während Haase jedoch den Enddarm durch Verschmelzung des gegen die Körperwand auswachsenden Darmes mit dem Körperepithel und eine »nach dem Durchbruch« auftretende Ektodermeinstülpung entstehen lässt, beschreibt HEPKE ein Auswandern von Ektoderm- zellen nach dem Darmende in Form eines Stranges, dessen Lumen mit dem des. Darmes konfluirt. Eine etwas vermittelnde Stellung nimmt SCHULTZ ein, indem derselbe einerseits die Angaben MıcHEL’s und v. Bock’s und andererseits auch diejenigen v. WAGNER’s und RIEVEL’S bestätigt, niemals jedoch einen ektodermalen Enddarm wie RANDOLPH, HEPKE und HaasE beobachtet hat. Trotz dieser vielfachen erheblichen Differenzen in den von den Autoren gewonnenen Resultaten, die nicht nur auf der Verschieden- heit der untersuchten. Arten, sondern zum Theil wohl sicherlich auch auf Beobachtungsfehlern beruhen, stehen sich die einzelnen Befunde dennoch nicht ganz so schroff und unvermittelt gegenüber, wie es wohl auf den ersten Blick den Anschein hat. Ich konnte nämlich auf Grund. meiner. Studien als Endergebnis feststellen, dass .die Bildungsprocesse bei der Regeneration des Hinterendes Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 37 durchaus nicht immer in typisch gleichartiger Weise zu verlaufen brauchen, sondern auch bei ein und derselben Species auf verschiedene Art von statten gehen können. Auf welche Weise dieses bei den von mir untersuchten Arten, Tubifex rivulorum und Nais proboscidea, geschieht, soll im Folgenden näher erläutert werden. III. Die Regeneration des Enddarmes von Tubifex rivulorum. a. Mit Verschluss des Darmes, ohne Neubildung von Segmenten. Der regelmäßigste und häufigste Verlauf der Regeneration des Enddarmes von Tubifex geht zunächst in der von HAAsE ganz richtig beschriebenen Weise vor sich, dass sich der Darm, eben so wie wir es bei der Amputation des Vorderendes konstatirt haben, nach ein- setretenem Wundverschluss kontrahirt und sich in das Körperinnere zurückzieht, während das Körperepithel ununterbrochen über ihn hinwegzieht (Fig. 6). Sodann findet wiederum den Verhältnissen am Vorderende anolog, ein allmähliches Wachsthum des Darmes gegen das Körperepithel hin statt, bis er dasselbe erreicht und mit ihm verlöthet, ein Verhalten, wie es bekanntlich auch v. WAGNER, RIEVEL, HAASE und ScHuLTZz bei ihren Untersuchungen beobachtet haben. Nach Haase’s Angaben konnte sich bei Tut:fex das Wachsthum des Darmes verschiedenartig gestalten, indem entweder »eine Art von Spitzenwachsthum« eintrat (Haase’s Fig. 15) oder der Darm seine keulenförmige Gestalt beibehielt. Ich konnte jedoch stets und zwar auf meinen sämmtlichen diesbezüglichen Präparaten nur den letzteren Befund wahrnehmen, immer zeigte der Darm an seinem Vorderende ein abgerundetes Aussehen (Fig. 6, 9 und 10). Der Durchbruch des Darmes und somit die Neubildung des Anus scheint nun bei Tubifex auf verschiedene Weise erfolgen zu können, jenachdem die Regeneration des Enddarmes mit oder ohne Neubildung von Segmenten verbunden ist. Wie ich schon im ersten Theile meiner Arbeit erwähnte (s. p. 16), gingen die Regenerationsvorgänge am Hinterende regelmäßig ohne sichtliche Neubildung von Segmenten vor sich, wenn ich den Versuchsthieren nur eine geringe Zahl, etwa zehn Segmente vom normalen Hinterende entfernte (Versuchsreihe C.XVI bis XIX). In derartigen Fällen vollzog sich der Durchbruch des vorher geschlossenen Darmes nach außen, indem das Körperepithel dem Andrange des auswachsenden Darmes nachgab, durchriss und ein- fach mit den Darmwänden verlöthete, wodurch eine Kommunikation 38 Max Abel, mit der Außenwelt bewerkstelligt war. Auf diese Weise hat sich die Wiederherstellung der hinteren Darmöffnung in dem 60 Stunden alten Stadium der Fig. 7 vollzogen; vermöge ihrer differenten Färb- barkeit sind die Darm- und Körperepithelzellen noch deutlich von einander zu unterscheiden, und andererseits lässt auch eine feine Kontourlinie die Grenze zwischen diesen beiden Zellenschichten noch klarer hervortreten. Während das Körperepithel bisher nur eine durchaus passive Rolle gespielt hat, senkt es sich erst jetzt, also nach dem bereits erfolgten Durchbruch des Darmes etwas in die Tiefe ein und bewirkt so die Bildung eines kurzen »ektodermalen« Enddarmes, wie aus der Fig. 8 deutlich ersichtlich ist. Die soeben geschilderten Regenerationsvorgänge bestätigen durch- aus die Ergebnisse HAAse’s, und auch meine Präparate glichen in allen Punkten den HAase’schen Abbildungen (Tafel I, Fig. 11—14 und Taf. II, Fig. 15 u. 16). Wie genannter Autor selbst angiebt (p. 221), entfernte er den für das Studium der Regeneration des Enddarmes bestimmten Würmern »meist nur etwa zehn Segmente und nie mehr als 1/, bis 1/; der ganzen Länge der Versuchsthiere« und vermochte ebenfalls bei derartig operirten Thieren niemals eigentliche Regenerationsknospen zu beobachten, sondern mit der sich in der oben beschriebenen Weise vollziehenden Neubildung des Afters schien auch die Regeneration ihren Abschluss erreicht zu haben. HaAAsE äußert sich hierüber wie folgt: »Von einer aus einem umfangreichen Zellmaterial gebildeten Regenerationsknospe kann bei Tubifex nicht die Rede sein... Denn schon in sehr kurzer Zeit, zumal bei normalen Lebensverhältnissen, sieht man die Körperschichten in einem von dem gewöhnlichen Ver- halten kaum erheblich abweichenden Zustande.« Amputirte ich hingegen den Versuchsthieren am Hinterende nicht nur einige wenige Segmente, sondern eine größere Anzahl, etwa die ganze hintere Körperhälfte oder sogar den ganzen hinteren Körpertheil bis auf Kopfstücke von nur 12 bis 15 Segmenten (Versuchsreihe C, VI bis XV], so traten gewöhnlich nach einiger Zeit typische Regene- rationsknospen auf, die sich schon äußerlich als solche durch ihre hellere Farbe und ihren geringeren Umfang erkennen ließen und sich in Folge dessen scharf vom übrigen Körper absetzten. Die Neubildung des Afters erfolgte nun an derartigen, des Hintertheils beraubten Vorderenden übrigens ebenfalls häufig in der bereits beschriebenen Weise direkt an der Durchschneidungsstelle ohne jede Neubildung von Segmenten, also bereits vor der Ausbildung einer eigentlichen Regenerationsknospe und zwar oft schon 2—3 Tage nach der Operation. Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 39 In anderen Fällen hingegen und, wie aus meinen Beobachtungen her- vorzugehen scheint, hesonders in der kälteren Jahreszeit, geht der Neubildungsprocess des Afters beträchtlich langsamer vor sich, indem er erst nach Bildung einer bereits mehr oder minder entwickelten Knospe beginnt, d. h. mit einer Segmentneubildung verbunden ist. b. Die Regeneration des Enddarmes mit Verschluss des Darmes und Neubildung von Segmenten (Proktodäum). Da diese Bildungsweise des Afters dadurch von besonderem Interesse ist, dass derselbe nicht durch einfache Verlöthung von Darm- und Körperepithel, sondern durch Vermittelung einer, wenn auch nicht besonders umfangreichen, ektodermalen Einstülpung, eines Proktodä- ums, entsteht, so möchte ich die betreffenden Vorgänge (an der Hand der Abbildungen 9 bis 15) näher beschreiben. Fig. 9 stellt zunächst ein ziemlich umfangreiches Hinterregenerat dar, das trotz seines Alters von 9 Tagen noch keinen neugebildeten After aufweist, vielmehr den Darm als noch geschlossen erkennen lässt, indem dieser noch nicht einmal das Körperepithel erreicht hat. Was das letztere anbetrifft, so ist es zwar an der Ventralseite, das neue Bauchmark bildend, in starker Wucherung begriffen, zeigt jedoch, indem es das Hinterende der jungen Knospe kontinuirlich abschließt, noch keinerlei Veränderung an der Stelle des künftigen Afters. Bald macht sich hier jedoch eine deutliche, wenn auch zunächst sehr kleine Einbuch- tung des Ektoderms bemerkbar, die als Afterbucht (ab) dem geschlosse- nen Darm entgegenwächst und sobald sie denselben erreicht hat, mit den entodermalen Zellschichten verschmilzt. Die Fig. 10 und 11 veran- schaulichen die erwähnten Vorgänge, die jetzt in rascher Aufeinander- folge verlaufen. Ein etwas älteres Stadium wird durch die Abbildung 12 illustrirt; die ekto- und entodermalen Elemente sind noch mit großer Deutlichkeit unterscheidbar, die Ektodermeinstülpung hat jedoch unterdessen an Ausdehnung beträchtlich zugenommen, und die den Boden der Einsenkung bildenden Zellen weichen bereits in Folge des durch den Darm verursachten starken Innendrucks aus einander, so dass also der Darmdurchbruch nach außen nahe bevorsteht. Auf der folgenden Abbildung, Fig. 13, ist derselbe bereits erfolgt, und die Verhältnisse gleichen fast vollkommen denen eines normalen, unver- sehrten Wurmes, indem das Entoderm glatt in das Ektoderm über- geht, welches also seinerseits die Regeneration eines kurzen Enddarmes übernommen hat. Einerseits verläuft also diese Art der regenerativen Neubildung des Enddarmes den sich am Vorderende bei der Bildung 40 Max Abel, des Stomodäums vollziehenden Vorgängen analog, entspricht zugleich aber andererseits auch vollkommen der Embryonalentwieklung, bei der bekanntlich ebenfalls ein Proktodäum gebildet wird. Während meine soeben geschilderten Beobachtungen betreffs des Auftretens eines Proktodäums mit den Ergebnissen RAnDoLPH’s bei der Regeneration des Hinterendes von Zumbricus und Lumbrieulus, sowie auch mit den Resultaten v. KEnxeEL’s und v. ZEPPELIN’sS bei der natürlichen Theilung von Otenodrilus übereinstimmen, hat HAAsE eine solches Proktodäum bei seinen Untersuchungen über die Re- generation von Tubifex überhaupt nicht zu Gesicht bekommen, hebt vielmehr ausdrücklich hervor, »dass die Verschmelzung des Darm- epithels und der ru chbriich. der Öffnung stets dem Auftreten der ektodermalen Einstülpung vorangeht, und dass also nicht ein nach ) k DENE Mh an m nd, u I innen geschlossenes Proktodäum vorhanden ist, wie man dies viel- leicht nach der Bildung des Stomodäums erwarten könnte«. Diese, wie man sieht, nicht ganz vollständigen Befunde Haase’s erscheinen uns jetzt nach obigen Auseinandersetzungen leicht erklärlich; denn da bei den Untersuchungen dieses Autors stets nur eine Amputation einiger weniger Segmente am Hinterende stattfand, traten hier auch keine typischen Regenerationsknospen auf, sondern der Regenerations- process des Enddarmes musste immer ohne Bildung neuer Segmente und also auch ohne Auftreten eines Proktodäums verlaufen. Bevor ich in der weiteren Beschreibung der verschiedenen Ent- stehungsweisen des Enddarmes fortfahre, möchte ich an dieser Stelle einer interessanten Beobachtung, welche die Lage des regenerirten Afters betrifft, Erwähnung thun. Während derselbe nämlich normaler Weise direkt am Ende des Körpers liegt, nimmt er an jungen Re- generaten mitunter eine dorsale Lage ein (Textfig. 2), und erst mit fortschreitendem Wachsthum der Knospe findet in derartigen Fällen Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 41 späterhin eine Verlagerung der Öffnung an die terminale Spitze des Regenerats statt, eine Erscheinung, die ja bekanntlich auch in der Embryonalentwicklung der Oligochäten häufig aufzutreten pflegt. Ein gleiches Verhalten des Afters bei der Regeneration haben bereits KOoRSCHELT bei den Lumbriciden, sowie MICHEL und SCHULTZ bei Polychäten beobachtet; hingegen sind ähnliche Befunde bei Limi- colen, so weit ich feststellen konnte, bisher nicht beschrieben. Dieses auffallende Verhalten des Afters beruht wohl auf der Thatsache, dass das Wachsthum der Bauchseite in Folge der hier stattfindenden Wucherungsprocesse bei der Neubildung des Nerven- systems schneller vor sich geht als dasjenige der Rückenseite, die im Wachsthum etwas zurückbleibt. Während KoRSCHELT in der an- fänglichen Rückenlage des Afters bei Lumbricus einen Anklang an ontogenetische Vorgänge, wo sich ebenfalls die Bauchseite schneller als die Rückenseite entwickelt, erblickt, wird von ScHuLTz betont, dass die gleichen Beobachtungen auch bei der Regeneration von Polyehäten, obwohl dieselben ontogenetisch durchaus keinen Unter- schied im Wachsthum der Bauch- und Rückenseite zeigen, nachweis- bar seien. c. Die Regeneration des Enddarmes ohne Verschluss des Darmes, durch direkte Verlöthung desselben mit dem Körperepithel. Während nach HaaAse’s Angaben zur Wiederherstellung des Afters im Frühjahr bis Herbst ”—9, im Winter 10—12 Tage er- forderlich sind, vermochte ich ziemlich häufig schon bedeutend kürzere Zeit nach der Operation, sogar bereits vor Ablauf eines Tages, eine wieder erfolgte Neubildung eines funktionsfähigen Afters zu beobachten. Anstatt dass sich nämlich die durchschnittenen Darmwände, die unmittelbar nach der Operation gewöhnlich etwas über das Körperepithel hervorragen, bei ihrer Kontraktion einander näherten und verwuchsen, wie es in den bisher beschriebenen Fällen geschah und nach Haase’s Darstellung regelmäßig der Fall sein würde, kam es oft direkt zu einer Verschmelzung von Darm- und Körperepithel, so dass die hintere Darmöffnung während der ganzen Regenerationsperiode erhalten blieb. Die Fig. 14, welche ein Hinter- ende von Tubeifex im Alter von 16 Stunden nach der Amputation darstellt, demonstrirt uns eine derartige direkte Verlöthung der beiden Epithelien, die sich, wie deutlich ersichtlich ist, zur Bildung des Anus einfach an einander gelegt haben und in diesem Zustand mit einander verwachsen. Die etwaige Annahme, dass vorher bereits ein 42 Max Abel, Zurückziehen und ein Verschluss des Darmes oder nach so kurzer Zeit (16 Stunden) der Durchbruch wieder stattgefunden hat, dürfte wohl wenig Wahrscheinlichkeit für sich haben, zumal die gleichen Vorgänge bei Nais (siehe p. 43) in noch kürzerer Zeit vor sich gehen; noch viel weniger berechtigt wäre der Einwand, dass noch nach- träglich ein Verschluss des Darmes eintreten wird. Meine soeben seschilderten Beobachtungen sind im Wesentlichen identisch mit den von MICHEL und SCHULTZ gewonnenen Resultaten. Während Ersterer jedoch diese Art der Regeneration des Afters als die typische und bei den von ihm untersuchten Oligochäten und Polychäten allein vor- kommende hinstellte, konnte SCHULTZ eben so wie ich bei ein und derselben Species verschiedene Befunde konstatiren. Ich gebe die betreffende Stelle der Abhandlung dieses Autors hier wieder: »Be- trachten wir zunächst, was gleich nach der Durchschneidung der Würmer mit dem Darm geschieht. Nach den meisten Autoren schließt sich Darm und Körperepithel, nach MıcHEL nicht. Nun konnte ich Folgendes beobachten. In einigen Fällen sah ich wirklich den Darm sich zurückziehen, das Körperepithel sich über ihm schließen, die Darmwände mit einander verwachsen. Sehr bald schon, oft am dritten Tage, bricht der Darm wieder durchs Körperepithel durch, und seine Wände verwachsen mit dem Epithel des Körpers. Diese Beobachtungen würden also mit denjenigen v. WAGNER’s, RIEVEL’S und HaAasr’s übereinstimmen. In anderen Fällen sah ich aber oft, bei Harmothoe-Arten sogar fast immer, dass der Darm sich nicht zurückzog, das Körperepithel sich nicht schloss und dass die Darm- wände direkt mit dem Körperepithel verlötheten. Dies würde mit der Beschreibung MicHEL’s übereinstimmen.« Trotz dieser weitgehen- den Übereinstimmung der Darstellung SchuLtz’s mit der meinigen, muss ich dennoch auch auf erhebliche Differenzen hinweisen. Während nämlich ältere Stadien des regenerirten Hinterendes? von Tubifex stets einen kurzen ektodermalen Enddarm aufweisen (Fig. 8 und 15), indem auch bei dem zuletzt beschriebenen regenerativen Entstehungsmodus des Afters, wie wohl angenommen werden muss, späterhin eine geringe Ektodermeinsenkung in die Tiefe erfolgt, konnte SchuLrtz »selbst bei ganz ausgewachsenen Regeneraten keine Spur eines ektodermalen Enddarmes« konstatiren und schloss aus dieser Beobachtung, »dass ein Enddarm bei der Regeneration über- haupt nicht neugebildet wird, dass vielmehr nur eine funktionelle Anpassung des Mitteldarmes an die Funktionen des Enddarmes statt- findet«. Mag nun auch dieses Resultat SchuLtz’s als für Poly- Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 43 chäten geltend zutreffend sein, was sich einer genaueren Beur- theilung meinerseits entzieht, jedenfalls erfolgt bei Tubrfex nach einer Amputation des Hinterendes, wenn auch in verschiedener Weise, die Neubildung eines kurzen ekto- dermalen Enddarmes, so dass bei der Regeneration ein gleiches Endergebnis wie in der Ontogenie erzielt wird. IV. Die Regeneration des Enddarmes von Nais proboscidea. Bezüglich der Regeneration des Enddarmes von Nais proboscidea kann ich meine Beobachtungen kurz zusammenfassen, da sie die an Tubifex erlangten Ergebnisse bestätigen. Denn auch die am regene- rirenden Hinterende von Nais verlaufenden Vorgänge können sich auf verschiedene Weise vollziehen; und zwar kommt es nach der Operation entweder und, wie mir scheint, sogar häufiger als bei Tubifex zu einer direkten Vereinigung von Darm und Körperepithel, so dass also eine Öffnung am Hinterende dauernd persistirt, oder der Darm zieht sich zunächst zurück, schließt sich und erst sekundär wird die Verbindung mit der Körperwand wieder hergestellt. Auf die erste Art hat sich die Neubildung des Afters, der sich schon intra vitam durch Abgabe von Kothballen als funktionsfähig erkennen ließ, an dem in Fig. 15 dargestellten, erst »acht Stunden« alten Hinter- ende vollzogen. Die Fig. 16 zeigt uns hingegen einen Darm in ge- schlossenem und retrahirtem Zustand, obwohl dieses Stadium bereits ein Alter von 48 Stunden aufweist. Darauf erfolgt der weitere Ver- lauf der Regeneration in der von RIEVEL beschriebenen Weise, »indem der Darm bis dieht an den epithelialen Überzug der jungen Knospe heranrückt und die etwas abgeflachten Darmepithelien sich unmittel- bar an das äußere Körperepithel anlegen, welches sich zu einer ganz schmalen, dünnen Zellschicht ausgezogen hat. Schließlich wird der Innendruck so groß, dass das Körperepithel den Widerstand nicht mehr überwinden kann, es giebt nach, der Darm tritt durch das Körperepithel nach außen, und seine Wand verlöthet jederseits mit der Körperwand (Taf. XII, Fig. 6 und 7)«. RıEVEL hat jedoch seine Beobachtungen nicht lange genug fortgesetzt, indem er zwar erwähnt, »dass sich späterhin der etwas über das Niveau hervorragende After zurückzieht,« daneben jedoch gleichzeitig betont, »dass von einer der Embryonalentwicklung ähnlichen Einstülpung des Ektoderms nichts zu bemerken ware. Wie ich jedoch auf Grund meiner Präparate versichern kann, findet auch am regenerirenden Hinterende von Nais den bei Tubifex gefundenen Verhältnissen völlig entsprechend, nach 44 Max Abel, erfolgtem Durchbruch des Darmes eine geringe Einsenkung des Körper- epithels zur Bildung eines ektodermalen Enddarmes statt; dieses Resultat führt uns Fig. 17 vor Augen. Ob neben den beschriebenen Regenerationsprocessen des End- darmes von Nais auch eine Neubildung desselben mittels eines Proktodäums vorkommt, wie es bei Tubrfex und nach RANDOLPH auch bei Lumbricus und Lumbriculus der Fall sein kann, vermochte ich leider mit Sicherheit nicht zu entscheiden, halte jedoch eine der- artige Bildung durchaus nicht für ausgeschlossen. Die Epithelauskleidung des regenerirten Darmes der Naiden besteht wie im normalen Wurm aus echten Flimmerzellen, deren feinere, histe- logische Struktur durch die Fig. 26 (Taf. III) erläutert wird. Die Zellen besitzen ein normal granulirtes Cytoplasma, große, dunkel gefärbte Kerne und lange, feine, über die freie Zellenoberfläche hervorragende Flimmerhaare, die je einem deutlichen Basalkörperchen aufsitzen und sich auch jenseits desselben noch ein Stück in das Cytoplasma hinein erstrecken. Die Basalkörperchen scheinen nach den übereinstimmen- den Ergebnissen der neueren Untersuchungen (von HEIDENHAIN, PETER, FÜRST, GURWITSCH u. A.) für den Mechanismus der Flimmer- zellen wichtige und wohl allen Flimmerzellenarten zukommende Or- gane darzustellen. Ähnliche Beobachtungen hat auch Tönnıses an Opalina ranarum gemacht, wo die Cilien ebenfalls Basalkörperchen aufgelagert sind, die Pellieula durchbohren und in das Protoplasma hineinragen. Was die Befunde Hrpke’s über die Regeneration des Enddarmes von Nais elinguis anbetrifft, so weichen dieselben von den meinigen an Nais proboscidea erheblich ab, wenn auch das definitive Ergebnis, die Neubildung des Enddarmes aus dem Ektoderm, mit meinen Re- sultaten übereinstimmt. Hingegen fand v. WAGNER bei der Regene- ration von Lumbriculus keinen ektodermalen Enddarm und erblickte hierin ein Abweichen von den embryonalen Vorgängen. Ob thatsäch- lich ein solches Verhalten bei dieser Nais und Tubifexr immerhin nahe verwandten Form vorliegt oder ob die geringe Einstülpung bisher nur nicht beobachtet wurde, muss vorläufig dahingestellt bleiben, bis dieser Punkt durch die angekündigte Publikation v. WAGNER’S entschieden wird. Im Anschluss an die beschriebenen Regenerationsprocesse möchte ich an dieser Stelle einige kurze Bemerkungen über die Neubildung des Enddarmes der Lumbriciden anfügen, da ich mich im Besitze zweier 45 Stunden alter Schnittserien von Allolobophora terrestris befinde, die Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 45 bereits eine unzweifelhafte Neubildung des Afters erkennen lassen. Ohne mir ein maßgebendes Urtheil über die Regenerationsvorgänge des Enddarmes bei den Regenwürmern erlauben zu wollen, möchte ich dennoch behaupten, dass der After in den erwähnten Fällen in Folge direkter Verlöthung des Darm- und Körperepithels regenerirte, womit ich die Angaben MıcHer’s bestätigen würde. Auch nach den von KorscHEeLr an Lumbriciden gemachten Beobachtungen tritt der After unter Umständen schon in außerordentlich kurzer Zeit auf, so dass auch nach diesen Befunden seine Neubildung nach dem hier vertretenen Modus angenommen werden darf. Ich bin natürlich weit davon entfernt, damit die Angaben RıEvEL's in Abrede stellen zu wollen, dass es nämlich bei den Lumbrieiden zunächst zu einem Verschluss des Darmes und erst nach einigen Tagen zum Durchbruch desselben und hiermit erst zur Neubildung des Afters kommen kann. Vielmehr halte ich die Möglichkeit von den beiderlei Entstehungsweisen des Afters bei der Regeneration, besonders in Anbetracht der bei Tubifex und Nais gemachten Beob- achtungen, für recht wahrscheinlich. Hingegen wäre noch durch weitere Untersuchungen festzustellen, ob gemäß den Ergebnissen Miıcner’s und Rıever’s das Ektoderm an der Regeneration des End- darmes wirklich keinen Antheil hat, womit natürlich ein Gegensatz zu den genannten Limicolen vorliegen würde, oder ob eine etwaige später erfolgende Ektodermeinsenkung durch die genannten Forscher bisher nur nicht zur Beobachtung gelangte, zumal RANDOLPH auch bei Lumbricus die Entstehung eines Proktodäums beschrieben hat. D. Allgemeine Erörterungen über die Regeneration des Darmkanals und Rekapitulation der Hauptergebnisse. Die vielen einander widersprechenden Befunde der Autoren bezüglich der Regenerationsfragen dürften wohl darauf zurückzuführen sein, dass sich einerseits die untersuchten Oligochäten- und Poly- chäten-Arten hinsichtlich des Verlaufes der Neubildungsprocesse different verhalten können, andererseits aber, wie mir scheint, ganz besonders auf die auch sonst schon verschiedentlich erkannte That- sache, dass die regenerativen Vorgänge nicht mit der gleichen kon- stanten Regelmäßigkeit wie die ontogenetischen Processe zu verlaufen pflegen. Jedenfalls konnte ich im Vorstehenden den Nachweis führen, dass sich die Regeneration des Enddarmes von Tubifex und Nais auf verschiedene Weise vollziehen kann. Ein gleiches Verhalten stellte, wie erwähnt, Scuurrz für Polychäten fest, und Ähnliches dürfte 46 Max Abel, ziemlich wahrscheinlich auch bei den Lumbriciden (MıcHEL, Kor- SCHELT, RIEVEL) und vielleicht auch bei Lumbriculus (RANDOLPH und v. WAGner) der Fall sein. Mit SchuLtz möchte ich betonen, dass der Ausgangspunkt für den Regenerationsprocess in Folge der verschie- denen Art der Verletzung ein recht differenter ist und dass schon da- durch der verschiedenartige Verlauf dieser Vorgänge recht erklärlich ist. Wenn bei der Embryonalentwicklung unter Umständen verschie- dene Wege zur Erreichung eines bestimmten Zieles eingeschlagen wer- den, wo doch der Ausgangspunkt derselbe ist, so wird dieses um so mehr bei den Regenerationsvorgängen mit differentem Ausgangspunkt der Fall sein können. Diese Auffassung schließt sich an Roux’s Er- klärung des verschiedenartigen Verlaufs der Regenerationsprocesse an, wie er sie in seinen »gesammelten Abhandlungen über Entwicklungs- mechanik der Organismen« giebt, wo er z. B. (Bd. II, p. 9 ff. und p. 841) sagt: » Wir müssen uns stets gewärtig halten, dass dieselbe Form auf verschiedene Weise und durch entsprechend verschiedene Ursachen hervorgebracht werden kann... .. Es liegen eben bei der Regeneration Fälle vor, in denen die geformten Endprodukte konstanter sind, als die speciellen Arten ihrer Herstellung. Und zwar gilt dieser Satz nicht bloß für Thiere verschiedener Arten und Gattungen, sondern auch für ein und dasselbe Individuum.« Diese wie auch die folgen- den Ausführungen (Bd. II p. 844) dürften durch meine und frühere Untersuchungen über die Regeneration bei den limieolen Oligo- chäten eine weitere Stütze erhalten: »Der Mechanismus der regene- rativen Entwicklung muss in jedem Specialfalle je nach der mehr oder weniger differenzirten Ausgangsbeschaffenheit, sowie nach der verschiedenen relativen Größe und Lagerung des fehlenden Theiles (oder nach Ausdehnung, ev. Art der sonst stattgehabten ‚Störung‘) ein äußerlich und mehr noch innerlich verschiedener sein. Die regu- latorische [-regenerative] Entwicklung hat also atypische Ausgänge, von denen aus sie aber gleichwohl zu typischem Ende führt. In Folge dieser verschiedenen Ausgänge kann trotz des typischen Endproduktes der Verlauf kein ganz typischer sein; sondern in jedem besonderen Falle müssen seiner Besonderheit angepasste Regulationsmechanismen sich bethätigen.« Fasse ich die durch meine Untersuchungen über die Regeneration des Ernährungsapparates von Tubrfex und Nais gewonnenen Ergeb-. nisse nochmals kurz zusammen, so lauten dieselben: 1) Bei der Regeneration des Vorderendes entsteht die Bekleidung der wenig umfangreichen Mundhöhle aus dem Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 47T Ektoderm, der Pharynx hingegen, abweichend von den embryonalen Vorgängen, aus dem Entoderm. (Außer bei Tubifex und Nais auch bei Lumbrieulus nach v. WAGNER; bei den Lumbriciden nach HEscHELER und KROEBER; ferner bei der natürlichen Theilung von Chätogaster und Dero nach v. Bock und GALLOWAY.) 2) Der Enddarm ist bei der Regeneration von Tubifex und Naös in älteren Stadien ektodermaler Natur. (Auch bei der unter ce angeführten Entstehung des neuen Afters halte ich eine spätere, geringe Einsenkung des Körperepithels für wahrscheinlich.) Hinsichtlich des Verlaufs der Regeneration braucht jedoch durchaus keine mit den ontogenetischen Processen über- einstimmende Bildungsweise des Enddarmes stattzufin- den, vielmehr können folgende verschiedene regenerative Entwieklungsmodi an ein und derselben Species beobachtet werden: a) Der Darm schließt sich zunächst, nähert sich dann dem Körperepithel, durchbricht dasselbe und ver- löthet jederseits mit der Körperwand, worauf sich das Ektoderm nachträglich zur Bildung des ekto- dermalen Enddarmes einsenkt (Tubrfex und Nais). b) Nach Verschluss des Darmes erfolgt die Regenera- tion, analog den embryonalen Vorgängen, durch Bil- dung eines Proktodäums. (Außer bei Tubifex auch bei Lumbricus und Lumbrieulus nach RANDOLPH; bei der natür- lichen Theilung von Otenodrilus nach v. KENNEL und v. ZEP- PELIN.) c) Ohne dass es überhaupt zu einem Verschluss des Darmrohres kommt, bleibt in Folge direkter, kurze Zeit nach der Operation erfolgender Verlöthung des hinteren Darmendes mit dem Körperepithel während der ganzen Regenerationsperiode eine Öffnung be- stehen, die ohne Weiteres zur Afteröffnung wird. (Außer bei Tubifex und Nais auch bei Lumbrieiden nach Micner; bei Polychäten nach MicHer und Schuurtz; bei der natürlichen Theilung von Chätogaster nach v. Bock.) 48 Max Abel, 2. Die Kegeneration des Nervensystems. A. Litterarisches. Mit dem Studium der Regeneration des Nervensystems nach künstlicher Theilung von Anneliden haben sich bereits zahlreiche Forscher befasst: RANDOLPH (1892) an Lumbrieus und Lumbrieulus, RIEVEL (1896) und HEepke (1897) an Naiden, MıcHEL (1897/98) an zahlreichen Oligochäten undPolychäten, HESCHELER (189) an Lumbriciden, Haase (1898) an Tubifex, SCHULTZ (1899) an mehreren Polychäten und v. WAGNER (1900) an Zumbriculıs. Darin sind alle Autoren einig, dass die nervösen Elemente bei der !Re- generation als ein Produkt des Ektoderms entstehen. Im Übrigen lässt jedoch ein Vergleich der durch die verschiedenen Untersuchungen gewonnenen Er- gebnisse zum großen Theil weitgehende Diiferenzen erkennen. Die einzelnen Theile des Nervensystems, das Gehirn, die Schlundkommissuren und das Bauchmark werden nach den übereinstimmenden Angaben HESCHELER’S, Haase’s und v. WAGNER’s in Zusammenhang mit einander regenerirt, nach den- jenigen HEPKE’s hingegen als ursprünglich getrennte, sich erst sekundär ver- einigende Anlagen. Während ferner HEPKE, MICHEL, HAASE, SCHULTZ und v. WAGNER niemals eine Neubildung nervöser Elemente in Folge Vermehrung der Ganglienzellen des alten Bauchmarkes beobachtet haben, nimmt nach den Befunden RıEvEr’s und HESCHELER’s das alte Nervengewebe an der Regeneration des neuen hervor- ragenden Antheil. Was sodann die wichtige Frage anbetrifft, ob das Nervensystem bei der Regeneration seine Entstehung paarigen oder unpaarigen Anlagen ver- dankt, so beschreiben alle Autoren gemeinsam eine von paarigen Wucherungen des Körperepithels ausgehende Neubildung des oberen Schlundganglions und der Kommissuren. In gleicher Weise lässt auch nach den Angaben v. WAGNER’S »die Bildungsweise des Bauchmarkes von Lumbriceulus eben so wie die des Gehirns und des Schlundringes von vorn herein eine bilateralsymmetrische An- ordnung erkennen«, womit offenbar eine paarige Anlage des gesammten Nerven- systems gemeint ist. Andererseits jedoch schildern HEPkE, MıcHEL und HAASE eine Regeneration der Bauchnervenkette aus einer medianen, unpaaren Ektodermwucherung und konstatiren somit einen von den embryonalen Ent- wieklungsvorgängen abweichenden Bildungsmodus. Durch .die Untersuchungen HESCHELER’S und SCHULTZ’s werden die hier interessirenden Fragen nicht sicher entschieden. Auch die vorliegenden Angaben bezüglich der Regeneration des Nerven- systems bei der ungeschlechtlichen Fortpflanzung (Theilung und Knospung) der Anneliden mögen hier kurz erwähnt sein: Während SEMPER (1877) festgestellt hat, dass bei der Knospung der Naiden der centrale Theil des Bauchmarkes durch eine ungegliederte Ektodermverdickung, die beiden seitlichen Partien hingegen aus den medialen Theilen der Mesoderman- lagen entstehen sollen, ist BüLow (1883) bei seinen Studien »über die Keimschich- ten des wachsenden Schwanzendes von Lumbrieulus var.« zu den folgenden wesent- lich anderen Resultaten gelangt: »Der centrale Theil des Bauchnervensystems, dessgleichen die Spinalganglien entstehen aus einer paarigen Ektodermanlage; es kommen zu dem nervösen Theil des Bauchnervenstranges keine mesodermalen Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge ete. 49 Elemente hinzu, wie SEMPER dies für Naiden angiebt.« — In Übereinstimmung mit BüLow haben ebenfalls eine Neubildung des Bauchmarkes aus paarigen Ektodermanlagen VEJDovskY (1884) an Criodrilus, sowie v. Bock (1897) an Chaetogaster diaphanus beobachtet. Von Interesse sind auch die weiteren An- gaben des zuletzt genannten Autors, dass die Regeneration des Nervensystems unter Betheiligung des alten Bauchmarkes durch Vermehrung der Ganglienzellen desselben vor sich geht, ein Befund, den später auch GALLowAY (1899) an Dero vage bestätigen konnte. Die Neubildung des oberen Schlundganglions und des Nervenschlundringes wird eben so wie bei der nach künstlichen Eingriffen stattfindenden Regeneration auch bei der ungeschlechtlichen Fortpflanzung der Anneliden von der Mehrzahl der Autoren (SEMPER, V. KENNEL, v. BOCK und GALLOwAY) auf einen paarigen Ursprung zurückgeführt, während allerdings VEJpovsky das Gehirn bei der Theilung von Aölosoma tenebrarum »aus einer unpaaren, dorsalen Epiblastver- diekung« hervorgehen lässt. An dieser Stelle darf ich endlich nicht verfehlen, die folgenden, sich auf das Nervensystem beziehenden Ergebnisse der erst kürzlich erschienenen Arbeit von RABes, der die histologischen Verhältnisse bei Transplantationen vonLum- brieiden behandelte, zu erwähnen: »Das Bauchmark endet kurze Zeit nach der Operation etwas zerfasert. Die alten Nervenfasern wachsen sodann aus, durch- setzen von beiden Seiten her das sie trennende Narbengewebe, vereinigen sich hierauf und stellen so die nervöse Verbindung der Theilstücke wieder her.... Die neuen Ganglienzellen entstehen durch mitotische Theilung der Ganglienzellen des alten Bauchmarkes; sie kommen also nicht, wie es bei der Regeneration der Fall ist, direkt aus der Hypodermis.< B. Eigene Beobachtungen über die Regeneration des Nervensystems von Tubifex und Nais. Indem ich nunmehr zur Darstellung meiner eigenen Beobach- tungen über die Neubildung des Nervensystems übergehe, möchte ich zunächst bemerken, dass die hier in Frage kommenden regene- rativen Vorgänge bei beiden von mir untersuchten Limicolen im Großen und Ganzen in völlig gleicher Weise verlaufen, mit dem ein- zigen Unterschied, dass auch hier, eben so wie beim Wiederaufbau des Verdauungsapparates, die Regenerationsprocesse bei Nais rascher als bei Tubifex vor sich gehen. Im Allgemeinen wird sich darum die folgende Darstellung stets auf beide Formen zugleich beziehen, falls nicht etwa vorhandene, geringfügige Differenzen besonders her- vorgehoben werden. Gehen wir zunächst etwas näher auf die bereits viel erörterte Frage ein, wie sich nach der Operation die alte Nervenkette zur Neubildung der nervösen Elemente verhält. Sind etwa die Zellen des alten Bauchmarkes an der Regeneration des neuen Nervensystems betheiligt, oder vollzieht sich diese ohne jede Mitwirkung des Mutter- Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIIT. Bd. 4 50 Max Abel, gewebes? Von den zahlreichen Forschern, die sich dem Studium dieser Frage gewidmet haben, nehmen die einen eine Neubildung des nervösen Organsystems durch Proliferation des alten Gewebes an, nämlich HEsSCHELER und RIEVEL bei der Regeneration der Lumbriciden, sowie SEMPER, v. Bock und GALLowAY bei der ungeschlechtlichen Fortpflanzung von Nais probosciden, Chaetogaster diaphanus und Dero vaga. In gleicher Weise gelangte auch RABEs bei Lumbrieiden-Transplantationen zu dem Ergebnis, »dass das alte Bauchmark der Mutterboden des neugebildeten Verbindungs- stückes ist, indem die neuen Ganglienzellen durch mitotische Theilung der Ganglienzellen des alten Bauchmarkes entstehen. Andererseits konnte jedoch eine stattliche Reihe von Forschern, die ausschließlich die Regenerationsprocesse künstlich abgetragener Körperabschnitte untersuchten, Hepke bei Naös elingws, MicHeL bei Lumbriciden und Polychäten, Haase bei Tubrfex, Schuurz bei Harmothoe, Phylio- doce und Nephthys, sowie v. WAGNER bei Lumbriculus, keine Proli- feration der Ganglienzellen des durchschnittenen Bauchmarkes kon- statiren, sondern höchstens (und zwar bei einigen Objekten nur ge- legentlich, bei anderen häufiger oder regelmäßig) ein meist nur geringes Auswachsen der Nervenfibrillen nach dem Körperepithel, von dem aus lediglich die Neubildung des Nervensystems erfolste, beobachten. Auch ich muss nach meinen Erfahrungen den Angaben der soeben genannten Autoren durchaus beipflichten; denn die re- senerative Thätigkeit des alten Nervenstranges ist bei Tubrifex und Nais immer nur auf ein minimales Ausstrahlen der Fasersubstanz nach der ektodermalen Bildungsstätte der neuen nervösen Elemente beschränkt; niemals vermochte ich indessen im Bereich der alten Ganglienzellen karyokinetische Kerntheilungsfiguren wahrzunehmen. Während sich also meine Beobachtungen in dieser Hinsicht speciell mit denjenigen Hrpke’s und Haase’s, nach denen ja ebenfalls bei Nais und Tubifex die Ganglienzellen der durchschnittenen Nerven- kette an der Regeneration keinen Antheil nehmen, völlig decken, lassen sich jedoch unsere Befunde nicht mit der von RIEVEL ver- tretenen Ansicht vereinbaren, »dass sich bei Nais »proboserdea das untere Schlundganglion durch Theilung der Zellen ergänzt, welche noch von dem Ganglion übrig geblieben sind«. Meines Erachtens nach dürften indessen diese Angaben RıEveErL’s, zumal derselbe die Regeneration des Nervensystems nur ganz nebensächlich behandelte, indem er bei seinen Untersuchungen das Hauptgewicht auf die Neu- bildungsvorgänge des Darmkanals legte, wohl auf einem Beobachtungs- Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 51 fehler beruhen, indem hier höchst wahrscheinlich die alten Ganglien- zellen mit solchen bereits vom Ektoderm neugebildeten Elementen, die thatsächlich stets viele Mitosen aufweisen, verwechselt wurden. Dass vielmehr bei der auf künstliche Weise verursachten Regene- ration das Bildungsmaterial für die neuen nervösen Elemente ohne Betheiligung des alten Nervenstranges direkt aus dem Ektoderm her- vorgeht, dürfte demnach von den verschiedensten Seiten für die ver- schiedensten Anneliden, Nais, Tubifex, Lumbrieulus, Nephthys, Har- mothoe und zahlreiche andere Polychäten bewiesen sein, während allein in Betreff der Lumbrieiden die Diskussion noch nicht ge- schlossen ist, indem einerseits MıcHer bei der Regeneration derselben ebenfalls die eben erläuterte Ansicht vertritt, HESCHELER hingegen eine Mitwirkung des alten Bauchmarkstumpfes an der Reproduktion des neuen beschrieben hat. Obwohl nun allerdings mit HESCHELER’S Resultaten auch die sich auf Lumbrieiden-Transplantationen be- ziehenden Befunde von RAges völlig in Einklang stehen, — und ich selbst, hatte s. Z. Gelegenheit, indem Herr Dr. RaBEs so freundlich war, mir einige seiner diesbezüglichen Präparate zu demonstriren, mich von dem unzweifelhaften Auftreten zahlreicher Mitosen in dem alten Bauchmark der Lumbrieiden zu überzeugen, — so weist doch RABES in seiner Abhandlung mit vollem Rechte darauf hin, dass man die Erscheinungen der Verwachsungsversuche denen der Re- seneration nicht ohne Weiteres gleichstellen dürfe. Denn während bei der ersteren nur eine sehr minimale Regeneration verloren ge- sangener Körpertheile erforderlich ist, zu der ein Auswachsen der alten Nervenfasern völlig genügt, »handelt es sich bei den Regene- rationsvorgängen um Ersatz von oft großen Theilen des Bauchmarkes, zu dem gewiss die regenerative Kraft des alten Organs nicht aus- reicht, wesshalb dann auf die embryonalen Vorgänge zurückgegriffen wird.«< Eben so scheint auch nach den vorliegenden Angaben bei der ungeschlechtlichen Vermehrung der Anneliden (Nais, Ohaetogaster, Dero) die Neubildung des Nervensystems im Gegensatz zu den Re- senerationsvorgängen nach künstlicher Theilung unter Betheiligung der alten Ganglienzellen vor sich zu gehen. Durch die vorstehenden Erörterungen sind wir zur Feststellung der Thatsache gelangt, dass der nervöse Apparat bei der Re- generation von Tubifexr und Nais nicht aus dem Mutter- gsewebe, also dem alten Bauchmark entsteht; wie ich im Folgenden näher zu schildern haben werde, verdankt vielmehr das gesammte neue nervöse Organsystem seinen Ursprung 4* 52 | Max Abel, nur dem Ektoderm der Regenerationsknospe, welches seiner- seits wiederum aus dem alten Ektoderm hervorgegangen ist. Es findet somit gewissermaßen eine Rekapitulation der embryonalen Processe statt, indem das Körperepithel durch Wucherungsvorgänge zahlreiche neue Zellen hervorzubringen im Stande ist, aus denen dann das neue Organsystem aufgebaut wird. Es muss jedoch betont werden, dass die den Anstoß zur Neubildung der nervösen Elemente gebenden Ekto- dermwucherungen schon sehr frühzeitig mit dem alten Bauchmarke in Zusammenhang treten, worüber uns Fig. 16, welche ein regenerirendes Hinterende von Nais im Alter von 48 Stunden darstellt, näheren Aufschluss giebt. Wir erkennen hier an derjenigen Stelle, an welcher sich die nervöse Fasersubstanz dem Körperepithel genähert hat, eine deutliche Wucherung des letzteren (ww), verbunden mit einer Abgabe von Zellen, welche durch ihre stärkere Färbbarkeit und die be- deutende Größe ihrer Kerne ausgezeichnet sind, sich dem alten Bauch- marke dicht anlegen und sich mit diesem zu verbinden im Begriff sind. Eine derartige Lieferung von Ektodermzellen an den Bauch- strang konnte ich in Übereinstimmung mit Hzpre und Haase sowohl am Vorder- als auch am Hinterende von Nais und Tubifex beobachten. Wende ich mich jetzt der näheren Beschreibung der Regeneration der einzelnen Theile des Nervensystems zu, so kann ich mich in Betreff der Bildung des Gehirns und der Schlundkommissuren relativ kurz fassen, da meine diesbezüglichen Befunde erfreulicher Weise eine völlige Bestätigung der vorliegenden Angaben, besonders aber der- jenigen HaAseE’s und v. WAGners’s, bilden. Indem ich desshalb auf die ausführlichen Darstellungen und die gegebenen Abbildungen dieser Autoren verweise, werde ich meine Beobachtungen an dieser Stelle nur nochmals in aller Kürze zusammenfassen. | Die Neubildung des oberen Schlundganglions und der Kommis- suren nimmt ihren Ausgangspunkt von paarigen, zuerst jeder- seits ventral oder ventro-lateral gelegenen Wucherungen des Ektoderms, welche sich bald auch auf die lateralen und zu- letzt auch auf die dorsalen Epidermispartien ausbreiten; im Gegen- satz zu den typischen Wucherungen der ventro-lateralen Regionen erfolgt jedoch von der Dorsalseite aus immer nur eine mehr verein- zelte Zellenlieferung. Durch die Vereinigung der beiderseits ent- stehenden Zellenmassen, die noch nach ihrem Austritt aus dem Epithel eine außerordentlich rege Vermehrung eingehen, entsteht das neue Centralorgan, indem dieses eben so wie die Kommissuren zu- nächst noch einen rein zelligen Charakter trägt und erst späterhin Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 53 durch Umwandlung eines Theils der zelligen Elemente in nervöse Punktsubstanz und damit Hand in Hand gehende weitere histologischen Differenzirungen seine definitive, normale Gestaltung wieder erlangt. Besonders bemerkenswerth erscheint mir die Thatsache, dass das obere Schlundganglion von allen Organen des Wurmkörpers bei Weitem am schnellsten neugebildet wird. »Die Herstellung eines nervösen Mittelpunktes,« sagt treffend v. WAGNER, »scheint demnach die erste und dringendste Aufgabe der Reparation zu sein und lässt so die fundamentale Wichtigkeit des Gehirns als leitenden Faktors im Or- ganismus besonders deutlich erkennen. « Mit der Regeneration des Gehirns und des Nervenschlundringes steht die Neubildung der Bauchganglienkette in innigem Zusammenhang. Indem ich mich mit der Darstellung Herre’s, der von ursprünglich getrennten Cerebral- und Neuralanlagen spricht, nicht einverstanden erklären kann, muss ich vielmehr mit v. Bock, HESCHELER, HAASE und v. WAGNER betonen, dass die einzelnen Theile des Nervenapparates bei der Regeneration nicht getrennt angelegt werden, sondern einer von Anfang an zusammenhängenden Ektodermwucherung ihre Ent- stehung verdanken (Fig. 1). In dieser Hinsicht scheint somit der regenerative Bildungsmodus abweichend von der Embryonalentwick- lung der Anneliden zu verlaufen. Während nämlich nur HATSCHEK und Wırson für eine einheitliche ontogenetische Entstehung des ge- sammten Nervensystems eintreten, setzt sich dasselbe nach den An- saben zahlreicher, namhafter Forscher (KLEINENBERG, GOETTE, SALENSKY, FRAIPONT, ROULE, BERGH und EısıG) aus zwei getrennten Anlagen zusammen, die erst sekundär zu einem einheitlichen Organ- system verschmelzen. Zum Studium der Regeneration des Bauchmarkes eignen sich besonders Querschnitte von regenerirenden Hinterenden. Denn wäh- rend die Zahl der regenerirenden Segmente am Vorderende nur eine beschränkte ist und in Folge dessen die hier vor sich gehenden Entwicklungsprocesse mehr oder weniger gleichzeitig verlaufen müssen, erreicht die Regeneration am Hinterende in Folge fortwährender Neubildung von Segmenten nicht so bald ihren Abschluss; indem sich dann am hinteren Ende der Regenerationsknospe stets die jüngsten und undifferenzirtesten, weiter nach vorn die älteren und weiter aus- gebildeten Segmente befinden, ist man im Stande, die einzelnen Ent- wicklungsstadien des Bauchmarkes an ein und derselben Schnittserie in der Richtung von hinten nach vorn zu verfolgen. An der Hand der Figuren 18 bis 25 werde ich zunächst die 54 Max Abel, Neuentstehung des Bauchmarkes bei Tubrfex erläutern. In Fig. 18 (5 Tage nach der Operation) erkennen wir an den lateralen Partien der ventralen Epidermis zwei von einander völlig unabhängige und ge- trennte Wucherungen (www), die sich durch ihre dunklere Färbung und den Besitz großer, hellerer Kerne mit sehr intensiv gefärbtem Nueleolus deutlich von der Umgebung abheben. Die Zellenproduktion ist eine so intensive, dass die neugebildeten Elemente nicht im Verband der ektodermalen Matrix verbleiben, sondern die Basalmembran des Epi- thels durchbrechen, in die Leibeshöhle einwandern und sich auch hier noch durch weitere Theilung vermehren. Die nothwendige Folge davon ist, dass es mit der fortschreitenden Vermehrung der immi- grirenden Elemente bald zu einer Vereinigung der zunächst noch gesondert erscheinenden Zellenkomplexe kommen muss, und in der That sehen wir dieselbe auch schon auf den nächsten Bildern, welche uns die gleiche Schnittserie darbietet, erfolgt. Während in Fig. 19 zunächst nur eine schmale Verbindungsbrücke vorhanden ist, stellt Fig. 20 ein Stadium dar, in welchem die Zellenwucherungen bereits vollständig mit einander verschmolzen sind. Dennoch ist auch hier ihr paariger Ursprung noch mit größter Deutlichkeit kenntlich, da nur die beiden ventrolateralen Partien der Epidermis in fortgesetzter Wucherung begriffen sind, der mediale Theil der ventralen Körper- decke hingegen noch eine ganz regelmäßige Zellenanordnung erkennen lässt und von dem neugebildeten Zellenmaterial durch eine scharfe Basalmembran getrennt ist. Der Wucherungsprocess geht jedoch bald auch auf die mehr medial gelegenen Regionen der ventralen Epidermis über, und indem die von allen Seiten aus dem Ektoderm entstandenen Zellenmassen, wie aus den zahlreichen in Fig. 21 auf- tretenden Mitosen ersichtlich ist, sich noch immer in steter, reger Vermehrung befinden, füllen sie den ganzen Raum der Leibeshöhle fast vollkommen aus. Obwohl ich in diesem Abschnitte nur die Regeneration des Nervensystems zu behandeln beabsichtige, bin ich doch genöthigt, auch auf die Neubildung der übrigen Organe, da dieselbe mit der des nervösen Apparats in direktem Zusammenhang steht, schon jetzt kurz hinzuweisen. Denn das umfangreiche Zellenmaterial, dessen Entstehung aus dem Ektoderm wir bisher verfolgt haben, erzeugt nicht allein das neue Nervensystem, sondern auch die Längsmusku- latur, die Borstensäcke, die Dissepimente und wahrscheinlich auch die Gefäße und die Nephridien, so dass alle diese Organsysteme aus einem gemeinschaftlichen Muttergewebe hervorgehen. Zunächst ist Bi Fu ET WERE) Br cn a et a Ban du 0 Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 55 dasselbe noch völlig indifferent, indem seine Elemente gewissermaßen einen embryonalen Charakter tragen. So sind in dem durch die Fig. 21 illustrirten Stadium noch keine gesonderten Organanlagen ausgebildet, und eben so wenig ist es möglich, schon jetzt zu bestimmen, nach welcher Richtung sich die einzelnen Zellen histologisch differen- ziren werden. »Bei der Massenhaftigkeit der producirten Zellen, « lautet die diesbezügliche Bemerkung v. WAGnErR’s, »sind die Verhältnisse viel zu verwickelt, um die Neubildung der Reparations- zellen in die verschiedenen definitiven, histologisch determinirten Ge- webselemente verfolgen zu können, zumal man vielfach auf Kombi- nationen angewiesen ist, und was aus einer Zelle wird, meist erst zu erkennen vermag, wenn sie schon nahezu fertig ist.« Ich fahre jetzt zunächst mit der Darstellung der Regeneration des Nervensystems bei Tubifex fort und werde später nochmals auf meine Beobachtungen in Betreff der Regeneration der übrigen ge- nannten Organsysteme zurückzukommen haben. Die weitere allmähliche Wiederherstelluig des Bauchmarkes veranschaulichen die jetzt zu besprechenden Figg. 22 bis 24, die wiederum einer Schnittserie entnommen sind. Während das Stadium der Fig. 21 noch keine Differenzirung des Regenerationsgewebes auf- wies, lässt die Fig. 22 bereits eine gesonderte Bauchmarkanlage (br) erkennen; dieselbe ist jedoch noch nicht vollständig gegen die Um- gebung abgegrenzt, sondern scheint noch von beiden Seiten eine Nachlieferung von Zellen, die aus den seitlichen Epidermiswucherungen hervorgegangen sind, zu erhalten!; auch die Bildung der nervösen Fibrillensubstanz hat bereits begonnen. Während des weiteren Ver- laufes der Regenerationsprocesse wird sodann der Zusammenhang der nervösen Elemente mit den umgebenden Zellen mehr und mehr gelöst, die Masse der Fasersubstanz nimmt zugleich an Ausdehnung zu und am dorsalen Rande derselben findet auch die Neubildung der Leyvıe’schen Riesenfasern statt (Fig. 23). Im Wesentlichen ist hier- mit die Regeneration des Bauchstranges beendet, während sich in der Folgezeit seine Elemente nur noch mehr koncentriren und fester 1 Zur Erklärung dieser und anderer Figuren, auch derjenigen, welche sich auf die Regeneration des Darmkanals beziehen, muss ich die Bemerkung machen, dass meine Figuren mit großer Sorgfalt und möglichster Naturtreue hergestellt wurden und zur Ausführung als lithographische Tafeln bestimmt waren. Durch das mechanische Herstellungsverfahren haben sie leider sehr verloren, doch hoffe ich immerhin, dass sie trotzdem zur Erläuterung meiner Beobachtungen noch geeignet gefunden werden. 56 Max Abel, an einander schließen, so dass dann das normale Verhalten der Nerven- kette, wie es Fig. 24 zum Ausdruck bringt, wieder erreicht wird. Die durch das Studium von Querschnitten gewonnenen Ergeb- nisse in Bezug auf die Regeneration des Bauchmarkes werden durch sagittale Längsschnitte ergänzt (Fig. 9, 10 und 25). Sehr lehrreich ist Fig. 25, welche einen Sagittalschnitt durch ein Hinterende am 12. Tage nach der Operation darstellt. In der jungen Bauchmarkan- lage ist es hier noch nicht zu einer Ausbildung der Fasersubstanz sekommen, was offenbar mit dem Umstand in Zusammenhang steht, dass die Operation im Winter ausgeführt wurde, zu welcher Zeit die gesammten Regenerationsvorgänge außerordentlich langsam verlaufen. Während die neugebildeten Elemente an der Spitze der Regenerations- knospe noch mit dem proliferirenden Körperepithel zusammenhängen, lösen sie sich weiter nach vorn allmählich von demselben ab, zerfallen hier in auf einander folgende Ganglienpaare und geben somit den ersten Anlass zur Segmentirung des neugebildeten Körperabschnittes. Eben so wie am Hinterende geht auch am regenerirenden Vorderende der Abschnürungs- und Segmentirungsprocess in der Richtung von vorn nach hinten vor sich. Über die Regeneration der Bauchganglienkette von Tubifex. hat HaasE folgende Angaben gemacht: »Wenn das Bauchmark ontoge- netisch einen paarigen Ursprung besitzt, wie dies verschiedentlich nachgewiesen wurde, so stimmt dies mit den Befunden bei der Re- generation nicht überein, da hier nur eine unpaare Wucherung des Körperepithels vorhanden ist, die das Material zum Aufbau der Bauchkette liefert.< Im Vorstehenden glaube ich jedoch den Beweis erbracht zu haben, dass der Bauchstrang auch bei der Regene- ration aus paarigen, ektodermalen Anlagen hervorgeht und somit in gleicher Weise entsteht, wie es eine große Zahl von Forschern (KOWALEVSKY, KLEINENBERG, VEJDOVSKY, WILSON, BERGH, BOURNE und Eısig) übereinstimmend auch für die Ontogenie der Anneliden festgestellt haben. Eine irrthümliche Auffassung Haase’s, deren Berechtigung bereits von SCHULTZ in Frage gestellt wurde, möchte ich bei dieser Ge- legenheit richtig stellen. Die Regeneration des Bauchmarks geht nämlich längs der ganzen Ventralfläche des Ektoderms vor sich und nicht, wie es HAAsE angegeben hat, von einem Punkte aus, der in ziemlicher Entfernung vom After endet (vgl. Haase’s Textfig. 10 und 11,p. 249). Auch ich habe zwar mitunter ähnliche Bilder erhalten (Textfig. 2); doch zeigt es sich bei der Durchsicht derartiger Schnitt- Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 57 serien, dass die Stelle, an der hier das Bauchmark mit dem Epithel in Zusammenhang steht, nicht als derjenige Wucherungsbezirk anzu- sprechen ist, von dem aus die Regeneration des ganzen Bauchmarkes erfolgt, sondern dass sich vielmehr die eigentliche Ausbildungsstätte der nervösen Elemente hinter diesem Punkte vorfindet und bei ihrer lateralen Lagerung nur in Folge der Schnittrichtung nicht getroffen ist. Dass auch bei Naös proboscidea die Regeneration der Bauch- nervenkette in völlig analoger Weise wie bei Tubifex vor sich geht, beweisen die Figg. 27 bis 32, die mit Ausnahme der ersteren (3 Tage alt) wieder nur einer einzigen Schnittserie eines 4 Tage alten Hinterregenerates entlehnt sind. In den jüngsten Stadien sehen wir auch hier wiederum eine von den beiden Seiten des ventralen Körper- epithels ausgehende Immigration ektodermaler Elemente in das Cölom, welche sich dort in Folge rascher Vermehrung zu zwei umfang- reichen, ventrolateral gelegenen Zellenkomplexen anhäufen (Fig. 27 und 28) und somit jenes indifferente Bildungsmaterial (rgx) darstellen. In den nächsten Stadien ist auch die ganze Ventralfläche in Wucherung begriffen und, wie Fig. 29 zeigt, in sehr regem Maße an der Zellen- produktion betheiligt; auch giebt sich hier in Folge der bei Nais sehr früh stattfindenden Differenzirung zelliger Elemente in nervöse Fibrillen- substanz (fs) die Bauchmarkanlage bereits als solche zu erkennen, ist aber noch nirgends durch einen Kontour von den zahlreichen sie umgebenden, sich vielfach mitotisch theilenden Zellen getrennt, sondern steht mit denselben ringsum in kontinuirlichem Zusammenhang. Bald jedoch stellt das Bauchmark (br) schon eine kompaktere Masse dar, indem es zuerst von den umgebenden Theilen nur schwach abgehoben erscheint (Fig. 30), sich dann aber von denselben mehr und mehr sondert, während zugleich auch die Entwicklung der Fasersubstanz weiter fortschreitet (Fig. 31). Noch immer liest das neugebildete Bauchmark jedoch der Epidermis dicht an, bis es sich auch von dieser völlig abschnürt, die Lrypis’schen Riesenfasern regenerirt und mit der weiteren Differenzirung des Regenerates sein charakte- ristisches Aussehen allmählich wiedererlangt (Fig. 32). In gleicher Weise wie am Hinterende geht auch die Regeneration des Bauchmarkes am Vorderende vor sich (Fig. 1 bis 5), indem auch hier die neugebildeten Elemente zunächst den Zusammenhang mit dem Ektoderm bewahren, sich dann allmählich von demselben isoliren und die nervöse Fibrillensubstanz im Anschluss an die Entstehung derselben in dem oberen Schlundganglion und den Schlundkommis- suren ausbilden. v 58 Max Abel, Meine soeben an Nais proboscidea dargelegten Resultate betrefis der Regeneration der Bauchganglienkette stimmen mit denjenigen Hepke’s an Nais elingurs nur in so fern überein, als das Ektoderm die Matrix der neugebildeten Nervenelemente darstellt; im Übrigen entfernen sich unsere Darstellungen jedoch wesentlich von einander. Während HErkE das neugebildete Bauchmark nur von einer unpaaren, medianen Wucherung der ventralen Epidermis, »der Neuralanlage«, herleitet, beschreibt er andererseits auch die Bildung »seitlicher Mesodermplatten«, welche unzweifelhaft, wie aus einem Vergleich der betreffenden Abbildungen mit den meinigen hervorgeht, mit den paarigen, in meinen Fig. 27 und 28 gezeichneten Ektodermwuche- rungen identisch sind. Diese »Mesodermplatten« werden zwar auch von HEPKE »als Abkömmlinge des Ektoderms« aufgefasst und bilden, was auch mit meinen Beobachtungen sehr wohl in Einklang steht, die Längsmuskulatur, die Borstenbeutel, Segmentalorgane, Dissepi- mente, Leberzellen und Blutgefäße, sind jedoch nach den Angaben Herke’s — und darin besteht eben die wesentlichste Differenz zwischen unseren beiderseitigen Befunden — »von den Neuralanlagen durch scharfe Kontouren geschieden«, d.h. an der Regeneration des Nervensystems überhaupt nicht betheiligt. Dem gegenüber führten meine Untersuchungen zu dem die alten Beobachtungen SEMPER’S bestätigenden Ergebnis, dass die seitlichen ektodermalen Wucherungen (= SEMPER's und Hepke’s Mesodermplatten) in jüngeren Regenera- tionsstadien (Fig. 29) durchaus nicht von der jungen Bauchmarkanlage getrennt werden können; sie wirken vielmehr in beträchtlichem Maße auch an der Ausgestaltung dieses Organs mit, indem sie besonders dessen seitliche Partien bilden, während allerdings der mittlere Theil der Nervenkette aus den medianen Ektodermwucherungen hervorgeht. Vergleiche ich nunmehr auch die für Tubrfex und Nais er- haltenen Ergebnisse bezüglich der Regeneration des Bauchstranges mit den Angaben, welche über die Neubildung desselben bei anderen Anneliden vorliegen, so kommen hier zunächst die Untersuchungen MiıcHErL’s, SCHULTZ’s und v. WAGnER’s in Betracht. Auch nach den Befunden dieser Autoren entwickelt sich das Nervensystem aus dem Ektoderm, und zwar in ähnlicher Weise, wie es auch bei Tubrfex und Nais der Fall ist, in naher Beziehung zur Regeneration der üb- rigen Organsysteme. So leitet MicHEL die nervösen Elemente aus einem längs der medio-ventralen Region aus dem Epithel hervor- wuchernden, in die Tiefe rückenden Keimstreifen (bande germinale) ab, aus welchem sich gleichzeitig auch die übrigen, 'neugebildeten Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge ete. 59 Organe differenziren. Und eben so kommt auch ScHuLTz zu dem Resultat: »Eine feste Grenze zwischen der Anlage des Bauchmarkes und der Cölomanlage lässt sich nicht feststellen«, wobei SCHULTZ unter »Cölom« das die sekundäre Leibeshöhle auskleidende Gewebe versteht, das sich später zur Längsmuskulatur, den Nephridien- und Chloragogenzellen umwandelt. Während jedoch die Darstellungen MicHer’s und Scuurrz’s auch manche Differenzen gegenüber der meinigen erkennen lassen, die möglicherweise auf die Verschiedenheit der Studienobjekte zurück- zuführen sind, kann ich mich den folgenden Befunden v. WAGNER’S an Lumbricuhıs in allen Punkten völlig anschließen: »Die Repara- tionsprocesse beruhen in erster Linie auf der Bildungsfähigkeit der Epidermis, unter bestimmten Umständen in lebhafte Wucherung ein- treten und dadurch die eben benöthigte Menge indifferenten Bildungs- materials hervorbringen zu können.... Der .Bildungsvorgang neuer Zellen, die wir ferner als Reparationszellen bezeichnen wollen, nimmt zunächst seinen Ausgangspunkt von dem ventralen Theil der Epidermis und zwar von dessen seitlichen Partien, während der Antheil der me- dianen Theile beträchtlich geringer ist.« Indem also auch v. WAGNER den Wucherungsprocess von den seitlichen Partien des ventralen Körperepithels ausgehen lässt und daneben betont, »dass die Bildungs- weise des Bauchmarkes eben so wie die des Gehirns und Schlund- rings von Anfang an eine bilateralsymmetrische Anordnung erkennen lässt«, so ist hierin eine sehr weitgehende Übereinstimmung mit meinen Beobachtungen zu konstatiren. Was endlich die Untersuchungen von BüLow, VEJDOVSKY und v. Bock anbetrifft, so konnten auch diese Autoren eine Neubildung des Bauchmarkes bei Lumbriculus, Criodreilus und Chaetogaster aus paarigen Ektodermanlagen nachweisen, so dass also nach dieser Richtung die Entwicklungsvorgänge bei der Regeneration und unge- schlechtlichen Fortpflanzung in gleicher Weise verlaufen. C. Zusammenfassung der Ergebnisse bezüglich der Regeneration des Nervensystems. 1) Eine Betheiligung des durchschnittenen, alten Bauch- markes an der Hervorbringung des neuen Nervensystems durch Vermehrung der alten Ganglienzellen findet nicht statt, während ein häufig erfolgendes geringes Ausstrahlen der Nervenfibrillen nach dem Körperepithel für die Re- generation selbst nur von untergeordneter Bedeutung ist. 60 Max Abel, 2) Die nervösen Elemente entstehen bei der Regenera- tion ausschließlich aus dem Ektoderm, indem dieses durch Wucherungsprocesse ein indifferentes, gewissermaben em- bryonales Bildungsmaterial erzeugt, welches sich später zu verschiedenen Organanlagen differenzirt. Somit steht die Regeneration des Nervensystems in naher Beziehung zu der Neubildung der übrigen Organsysteme. 3) Die einzelnen Theile des Nervensystems (Gehirn, Schlundring und Kommissuren) werden bei der Regenera- tion nicht von einander getrennt angelegt, sondern gehen aus einheitlichen, paarig auftretenden Ektodermanlagen hervor. 4) Die regenerativen Bildungsvorgänge stimmen mit der Embryonalentwicklung in so fern überein, als auch hier nach den Angaben der meisten Autoren die Anlage des nervösen Organsystems eine paarige ist. 3. Beobachtungen über die Regeneration verschiedener Organsysteme und Schlussbetrachtungen. In dem vorstehenden, die Neubildung des Nervensystems be- handelnden Kapitel, musste ich bereits zu wiederholten Malen darauf hinweisen, dass die einzelnen Organsysteme (mit Ausnahme des Ver- dauungsapparates) bei den regenerativen Entwicklungsvorgängen nicht aus dem Muttergewebe, sondern aus indifferenten, durch Proliferation des Ektoderms entstandenen Zellenmassen hervorgehen, indem sich diese außer zu nervösen Elementen zu den verschiedenen Organan- lagen, der Muskulatur des Hautmuskelschlauches und des Darmkanals, den Dissepimenten, den Borstenbeuteln und wahrscheinlich auch zu den Nephridien und Gefäßen differenziren. Ich muss jedoch hervor- heben, dass ich in Betreff der Neubildung der eben genannten Organ- systeme, besonders in Bezug auf die feineren histologischen Diffe- renzirungsvorgänge, keine erschöpfende Darstellung zu liefern vermag, mich vielmehr im Folgenden darauf beschränken werde, eine kurze Zusammenfassung einer Anzahl Beobachtungen zu geben. In Bezug auf die Regeneration der Muskulatur der Körperwand decken sich meine Befunde im Großen und Ganzen mit denjenigen Herke’s. Derselbe nimmt einen verschiedenen Bildungsmodus für die longitudinalen und eirkulären Muskelfasern an, indem er die ersteren aus den »Mesodermplatten« (welche bekanntlich Derivate des Ektoderms darstellen) hervorgehen lässt, während »die Ring- Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge ete. 61 muskelfasern gleichfalls aus dem Ektoderm entstehen, nachdem die Absehnürung der Neuralanlage stattgefunden hat, und zwar auf die Weise, dass einzelne Zellen aus dem Ektoderm in das Innere der Leibeshöhle treten, sich an die Innenfläche derselben anlegen und quer zur Längsachse des Thieres in lange Muskelzellen auswachsen«. Auch ich sah die Ringmuskulatur stets dem Epithel der Körperwand dicht anliegen und schließe daraus, dass sie direkt vom Ektoderm produeirt wird. Anders verhält es sich hingegen mit der Längs- muskulatur; denn diese verdankt zum größten Theil ihren Ursprung jenem indifferenten, ektodermalen Bildungsmaterial, und zwar ist dieses unzweifelhaft in den ventralen und lateralen Regionen der Fall, während die dorsal gelegenen Theile der longitudinalen Muskulatur aus Zellen gebildet zu werden scheinen, welche sich hier vom Ekto- derm loslösen und in die Leibeshöhle einwandern. Die verschiedenen Entwicklungsstadien der Regeneration der Muskelfasern der Körper- wand lassen sich in den Figurenserien 18 bis 24 und 27 bis 32 deutlich verfolgen!. So zeigen uns die Figuren 25 und 24, wie sich die vorher dicht an einander gedrängten, das Cölom zum größten Theil dicht ausfüllenden Zellenmassen längs der Leibeswand ringsum reselmäßig anordnen, eine ovale oder birnförmige Gestalt annehmen, sich in die Länge strecken und so allmählich mit fortschreitender Umwandlung des Cytoplasmas in kontraktile Fasersubstanz einen myogenen Charakter annehmen. Dass auch aus den dorsal gelegenen Theilen der Körperwand Zellen in die Leibeshöhle immigriren, um sich an der Neubildung des Hautmuskelschlauches zu betheiligen, ist besonders deutlich aus den Figuren 28 bis 30 ersichtlich. Die Muskulatur der Darmwand regenerirt aus dem gleichen Material wie die longitudinale Muskulatur der Leibeswand, indem sich einzelne Zellengruppen auch der Außenwand des Darmes an- lagern und sich hier zu myogenen Elementen umwandeln (Fig. 28 bis 32). In Bezug auf die Differenzirung der Darmmuseularis in Ring- und Längsmuskelschicht konnte ich leider keine bestimmten Beobachtungen machen; es dürfte jedoch im höchsten Grade wahr- scheinlich sein, dass sich auch die eirkulären Muskelfasern aus den gleichen ektodermalen Elementen wie die longitudinalen entwickeln und nicht aus dem Entoderm entstehen, wie es MICHEL angegeben hat. Mit den weiteren Befunden Mıcners, dass alle übrigen Muskel- schichten des Körpers vom Ektoderm abstammen, so wie auch mit ! Freilich gilt hierfür wie für Anderes die hinsichtlich der Wiedergabe der Figuren die auf p. 55 gemachte Bemerkung. 62 Max Abel, den diesbezüglichen Angaben v. WAGNER’s und ScHuLtz’s, welche ebenfalls eine in naher Beziehung zur Regeneration des Bauchmarkes stehende Regeneration der Längsmuskulatur aus dem Ektoderm an- nehmen, stehen meine Resultate in vollem Einklang. Bezüglich der Regeneration der Dissepimente kann ich die Er- gebnisse v. WAGNER’s bestätigen, dass dieselben ebenfalls aus den ektodermalen Regenerationszellen hervorgehen. An dem in Fig. 25 veranschaulichten Sagittalschnitt, an dem bereits eine Segmentirung der vom Ektoderm neugebildeten Elemente erfolgt ist, erkennen wir, wie von diesen segmentweise einzelne Zellen in regelmäßigen Zügen dem Darm zustreben. Dieselben differenziren sich während des weiteren Verlaufes der Regenerationsprocesse zu den Dissepimenten, deren Ausbildung im Einzelnen ich jedoch nicht näher verfolgt habe. Was die regenerative Entwicklung der Borstensäcke und Borsten anbetrifft, so entstehen auch diese aus den gemeinsamen Zellenmassen wie die soeben besprochenen Organsysteme. In Fig. 31 sehen wir zu beiden Seiten der Bauchmarkanlage zwei Zellenkomplexe (bs), in deren Innern jederseits bereits die Ausbildung einer jungen Borste vor sich gegangen ist. Es sind dieses die Anlagen der beiden ventralen Borsten- säcke, welche bei der Regeneration also nicht durch direkte Inva- gination oder Einwucherung des Körperepithels, sondern mitten im Regenerationsgewebe im Innern der Leibeshöhle gebildet werden. Erst später vergrößern sich die Borsten, durchbrechen das Ektoderm und ragen dann frei nach außen hervor (Fig. 32). Auch die Musku- latur der Borstenfollikel scheint aus dem gleichen Bildungsmaterial wie diese selbst hervorzugehen. In Übereinstimmung mit meinen Befunden haben EmErY, Maraqumn, v. Bock und MicHEL eine Re- generation der Borstensäcke aus dem Ektoderm beschrieben, dess- gleichen in letzter Linie auch SEMPER und HEPKE, indem dieselben zwar eine mesodermale Entstehung angeben, das Mesoderm jedoch wieder aus dem Ektoderm herleiten. Auch ontogenetisch entwickeln sich die Borstenapparate nach den übereinstimmenden Angaben KOWALEVSKY’s, VEJDOVSKY’s, KLEINENBERG’S, ROULE’s und BERGH’S aus dem Ektoderm, während sie hingegen von HATSCHEK, GOETTE und SALENSKY als mesodermale Bildungen aufgefasst wurden. In Bezug auf die Neubildung des Gefäßystems machte ich eine interessante Beobachtung. Ich sah nämlich auf Querschnittsbildern von Nais, dass in den Zellenmassen zwischen dem Darm und der Bauchmarkanlage schon in frühen Stadien eine Lücke entstand (bg in Figg. 29—32), die auf allen Schnitten der Serie wiederkehrte und Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 63 nach vorn zu direkt in den Sinus des ventralen Gefäßstammes über- ging; ich glaube daher annehmen zu dürfen, dass die Regenerations- zellen an der Bildung der Wandung des Gefäßrohres betheiligt sind. Ob daneben noch eine Mitwirkung der alten Gefäße an der Regene- ration der neuen stattfindet, vermag ich nicht zu entscheiden, zumal ich bei Tubifex oft schon in frühen Regenerationsstadien die An- wesenheit von Gefäßen (bis in Figg. 18, 19 und 21) wahrnehmen konnte, deren Herkunft mir jedoch dunkel blieb. Eben so wenig gelang es mir, einen genauen Einblick in die Entwieklungsvorgänge der Nephridien zu erhalten, die vermuthlich, wie auch HErKkE annimmt, aus den gleichen ektodermalen Anlagen wie die übrigen Organe hervorgehen dürften. Leider war es mir bei der mir gestellten Aufgabe nicht möglich, meine Untersuchungen so weit auszudehnen, um über die Neubildungsprocesse der in diesem Absehnitt erörterten Organsysteme umfassende Resultate zu liefern; hierzu scheinen mir erneute, eingehende Untersuchungen, die speciell nach dieser Richtung aufgenommen werden müssten, erforderlich zu sein. Wir haben im Vorstehenden festgestellt, dass bei der Regenera- tion der Anneliden der größte Theil der Organe aus jener umfang- reichen Zellenmasse hervorgeht, die das Innere erfüllt und ihren Ursprung einer Wucherung des Ektoderms verdankt. Zur Bildung eines gesonderten Mesoderms kommt es jedenfalls nicht. Wie SCHULTZ in treffender Weise in Bezug auf die Regenerationsvorgänge sagt, »büßt das Mesoderm seine Bedeutung als typisches Keimblatt ein, während es vor Allem das Ektoderm ist, welches hier als Keimblatt par excellence auftritt<. In gleicher Weise konstatirt auch v. WAGNER: »eine besondere Mesodermanlage wird nicht gebildet« und auch MiıcHEL schließt sich, indem er fast alle Gewebe und Organe der Regenerationsknospe vom Ektoderm herleitet, denjenigen Autoren an, welche eine Auflösung des Mesodermbegriffes verlangen. Vergleichen wir die bei der Regeneration der Anneliden statt- findenden Entwicklungsprocesse mit denen der Embryonalentwicklung, so müssen wir uns unwillkürlich der Neuromuskeltheorie KLEI- NENBERG’sS erinnern, nach welcher bekanntlich ontogenetisch eben so wie bei der Regeneration »Bauchstrang und Muskulatur gemein- schaftlichem Boden entspringen«. Den bei der Regeneration auf- tretenden paarigen Ektodermwucherungen entsprechen entwicklungs- geschichtlich die von KLEINENBERG beschriebenen »Bauchplatten«, 64 Max Abel, welche auch in der Annelidenlarve in ziemlich bedeutendem Abstande von einander auftreten und nicht nur das Bauchmark, sondern auch den größten Theil aller Annelidenorgane liefern. Indem KLEINEN- BERG den Nachweis führt, dass diese Bauchplatten, die Bildner der sog. mesodermalen Organe, ihren Ursprung aus dem Ektoderm nehmen, gelangt er zu der Ansicht, dass das Mesoderm gar nicht als selbständiges, dem Ektoderm und Entoderm eben- bürtiges Keimblatt anerkannt werden dürfe, einer Auf- fassung, der sich auch Ep. MEYER auf Grund eingehender ent- wicklungsgeschichtlicher Untersuchungen über »das Mesoderm der Ringelwürmer« angeschlossen hat. Wie aus den Angaben dieses Autors hervorgeht, »kann es bei der Larve von Lopadorhynchus keinem Zweifel unterliegen, dass die Mesodermstreifen ihren Bildungs- herd im Ektoderm haben«, und weiterhin entnehmen wir, »dass der Vergleich der ontogenetischen Entstehung der verschiedenen Bestand- theile des sog. Mesoderms uns lehrt, dass es kein einheitliches mittleres Keimblatt giebt«. Man wird ferner durch die Bildungsprocesse, wie ich sie bei der Regeneration der Limicolen fand, unwillkürlich an jene Entwicklungs- vorgänge erinnert, welche in neuerer Zeit besonders von MEISENHEIMER an ganz anderen Objekten, nämlich an den Embryonen und Larven verschiedener Mollusken beschrieben wurden. Die Organe, welche man sonst vom Mesoderm ableitete, wie Pericardium, Herz und Niere, entstehen aus einem gemeinsamen Komplex von Organanlagen, welcher durch Wucherung des Ektoderms seinen Ursprung nahm, also in seiner Entstehung jener Zellenmasse nicht unähnlich ist, aus welcher wir auch bei der Regeneration der Oligochäten die »mesodermalen«, aber auch noch andere Organe hervorgehen sahen. Mit diesen Hinweisen auf die Organbildungsvorgänge bei der Embryonalentwicklung und mit den Betrachtungen allgemeinerer Natur möchte ich die vorliegenden Untersuchungen über die Regene- yationsvorgänge bei den limicolen Oligochäten abschließen. Marburg a/L., im Februar 1902. Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge ete. 65 Nachtrag. Nach Abschluss meiner Untersuchungen, als ich bereits Manu- skript und Tafeln dieser Arbeit größtentheils zum Druck fertig gestellt hatte, erhielt ich die neueste Arbeit von Prof. J. NusBaum, nämlich den ersten Theil seiner »vergleichenden Regenerationsstudien: Über die morphologischen Vorgänge bei der Regeneration des künstlich abgetragenen hinteren Körperabschnittes bei Enehyträiden«. In Folge dessen sah ich mich veranlasst, die durch meine Untersuchungen sewonnenen Resultate, die in vielen wichtigen Punkten mit denjenigen NusBAums übereinstimmen, zum Theil jedoch auch von denselben wesentlich abweichen, in Form einer vorläufigen Mittheilung im »Zoologischen Anzeiger, Bd. 25, 1902« zu publieiren. Der Verfasser der eitirten Arbeit hat zum ersten Male Vertreter der Familie der Enchyträiden (Fridericia Ratzelii [Eisen] und Enchytraeus Buchholzir [Vejd.]) auf ihre Regenerationsfähigkeit unter- sucht. Nach den Angaben NusBAaums wurden die Operationen von ihm in der Weise ausgeführt, dass er den Versuchsthieren die hintere Körperhälfte abtrennte. Während darauf »bei allen operirten Thieren ohne Ausnahme« eine Regeneration des caudalen Körperabschnittes erfolgte, trat eine Neubildung des Vorderendes nur in sehr seltenen Fällen ein, indem die operirten Exemplare zwar meist noch einige Wochen ohne Nahrungsaufnahme am Leben blieben, größtentheils jedoch keine neue Mundöffnung bildeten und schließlich zu Grunde singen. Es ist dieses ein ganz ähnliches Ergebnis, wie ich es bei der gleichen Versuchsanordnung fast immer auch bei Tubrfex erzielt habe; jedoch konnte ich mit Sicherheit feststellen, dass hier die Neubildung des Vorderendes stets von der Zahl der amputirten Segmente ab- hängig war, indem nach Entfernung von einigen wenigen Segmenten fast regelmäßig eine Regeneration des Vorderendes eintrat. Ob ähn- liehe Verhältnisse auch bei den Enehyträiden obwalten, wie man vermuthen möchte, muss vorläufig dahingestellt bleiben. Da NusBAuMm in Folge der eben erörterten Gründe die am Vorderende stattfindenden Neubildungsprocesse zunächst nicht studiren konnte, so wurde im vorliegenden Theil der Arbeit nur die Regeneration des Hinterendes behandelt, während Verfasser die des Vorderendes erst nach Abschluss weiterer Untersuchungen zu veröffentlichen gedenkt. Die Ergebnisse Nusßaun’s in Bezug auf die Regeneration des Darmkanals werden in den folgenden Sätzen resumirt: »Der durch- Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIIT. Bd. B) 66 Max Abel, schnittene Darm bleibt verhältnismäßig lange Zeit offen, seine hintere Öffnung‘ wird gewöhnlich Anfangs durch eine Anhäufung von visce- ralen Peritonealzellen, etwa wie durch einen Pfropf, geschlossen; etwas später gehen diese den Darm hinten umschließenden Zellen zu Grunde, worauf der Darm mit dem Ektoderm durch eine neugebildete, solide Zellenanhäufung sich in Verbindung setzt, welche aus dem Ektoderm der Hinterwand der Regenerationsknospe entsteht. Diese Zellenanhäufung wird hohl, und es bildet sich eine nach außen führende Darmöffnung; bald aber entsteht hier eine sekundäre, starke Einstülpung des Ektoderms als Anlage für den defini- tiven Anus und den definitiven Hinterdarm.«< Am nächsten stehen diese Angaben NusBAum’s denjenigen Hrrke’s an Nais elinguis, sind jedoch von diesen in so fern different als der alte Darm bei den Enchyträiden gar keinen Antheil an der Bildung des zuerst auf- tretenden, soliden Verbindungsstranges nimmt, indem dieser eine rein ektodermale Bildung darstellt, während naeh den Beobachtungen Herke’s der primäre Verbindungsstrang nicht nur aus dem Ektoderm, sondern theilweise auch durch Vermehrung der alten Darmepithelzellen entsteht. Hingegen finden die verschiedenen von mir und den übrigen Autoren bei der Regeneration der Anneliden beobachteten Bildungs- modi des Darmkanals nach NusßAum’s Befunden bei den Enchy- träiden überhaupt nicht statt. Ich selbst habe in der vorstehenden Abhandlung den Nachweis geführt, dass die regenerativen Entwick- lungsvorgänge des Enddarmes, selbst bei ein und derselben Species, auf differente Weise vor sich gehen können, dass aber trotz der ab- weichenden Bildungsmodi stets ein gleiches Endresultat erzielt wird, nämlich die Neubildung eines kurzen, ektodermalen Enddarmes. Wenn nun auch unsere beiderseitigen Beobachtungen hinsichtlich dieses Endergebnisses, der ektodermalen Natur des neugebildeten Enddarmes, übereinstimmen, so sind sie doch im Einzelnen von einander recht abweichend, indem sich nach NusBAum die Regeneration des Darm- kanals »einzig und allein durch Proliferation des Ektoderms« vollzieht, während ich mit v. WAGnEr, RIEVEL, HAASE, Schutz und anderen Autoren ein Auswachsen des durchschnittenen Darmes nach der Körperwand zu und damit eine Betheiligung desselben an der Rege- neration des neuen beobachten konnte. Dennoch sehe ich mich nicht veranlasst, an der Richtigkeit der Befunde Nusgaum’s zu zweifeln, da diese Vorgänge wohl bei den verschiedenen Formen auf ver- schiedene Weise verlaufen dürften und Differenzen sogar bei derselben Species vorhanden sind, wie soeben erwähnt wurde. Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 67 Übereinstimmend mit meinen Befunden an Tubifee und Nais beschreibt auch NusBAUM eine in frühen Regenerationsstadien statt- findende dorsale Lagerung des Afters, ein Verhalten, das bei den von mir untersuchten Limicolen immerhin nur verhältnismäßig selten, bei den Enchyträiden hingegen regelmäßig aufzutreten scheint. Von großem Interesse werden die noch zu erwartenden Befunde NusßBaum’s in Betreff der Regeneration des Vorderdarmes sein, indem es sich hier besonders um die Feststellung der wichtigen Frage handeln wird, ob der Pharynx der Enchyträiden (analog den Regenerations- vorgängen des Darmes am Hinterende) ektodermaler Herkunft ist oder wie bei den übrigen Oligochäten (Tubrifex, Nais, Lumbriculus, Chaetogaster, Allolobophora u. A.) abweichend von der Embryonal- entwicklung entodermal entsteht. Auch in Bezug auf die Regeneration des Nervensystems der Enchyträiden macht NusBAum eine Reihe wichtiger Angaben, indem auch er auf Grund seiner Beobachtungen zu dem Ergebnis gelangt, »dass zwar das neue Bauchmark vom Ektoderm sich ent- wickelt und alle Ganglienzellen desselben vom Ektoderm stammen und nicht durch Vermehrung der alten entstehen, dass jedoch von dem alten Bauchmarke viele weiter nach hinten auswachsende, durch- schnittene Nervenfasern in das sich neubildende Nervensystem ein- dringen und dass auf diese Weise ein inniger Zusammenhang beider Theile zu Stande kommt«. Diese Befunde unseres Autors kann ich erfreulicherweise in allen Punkten bestätigen. Was jedoch die Frage anbetrifit, ob das neue Bauchmark bei der Regeneration aus paarigen oder unpaarigen Anlagen hervorgeht, so haben unsere Untersuchungen nicht zu völlig gleichen Resultaten geführt. Während bei Tubifex und Nais zwei von einander unabhängig entstehende Ekto- dermwucherungen das Material zu dem späteren Bauchmark liefern, ist nach NusBAum die Proliferationsstelle des Bauchmarkes unpaar; andererseits giebt jedoch auch NusBAum an, dass die Zellenwucherung in den lateralen Theilen stärker und energischer als in der Mitte vor sich geht, eine Thatsache, die auch hier auf »eine gewisse Paarig- keit der Anlage« hinweist, »so dass man gewissermaßen von paarigen, wiewohl von Anfang an ganz zusammenhängenden Anlagen des neuen Bauchmarkes sprechen kann«. Am eingehendsten hat sich Nuspaum mit dem Studium der Muskelfaserregeneration beschäftigt, wofür die Enchyträiden offenbar sehr geeignete Objekte sind. In weitgehender Weise decken sich meine Ergebnisse mit der folgenden sich auf die Regeneration 5* 68 Max Abel, der longitudinalen Muskulatur der Leibeswand beziehenden Darstellung Nusgaum’s: »Ein Theil der Muskelfasern und zwar derjenige, von welchem die ventro-laterale Längsmuskulatur der Leibeswand und die der Septa entsteht, entwickelt sich in innigem Zusammenhang mit der Bauchmarkanlage, so dass man gewissermaßen von einer ge- meinsamen Neuromuskelanlage sprechen möchte in solehem Sinne, wie es KLEINENBERG für Lopadorhynchus angenommen hat. Ein an- derer Theil und zwar die dorsale Längsmuskulatur verdankt ihre Ent- stehung einzelnen Zellengruppen, welche vom Ektoderm sich ablösen und gegen die Leibeshöhle migriren.< Auch ich habe in meiner Dar- stellung darauf hingewiesen, dass die Ringmuskulatur auf andere Weise als die Längsmuskulatur regenerirt und höchst wahrscheinlich direkt von ektodermalen Elementen geliefert wird, während ich jedoch im Einzelnen meine Untersuchungen nach dieser Richtung hin nicht so weit wie NusBAUM ausgedehnt habe. Ein Gleiches gilt auch bezüglich der Regeneration der Darmmuscularis, worüber unser Autor zu folgen- den Resultaten gelangt: »Die longitudinale (äußere) Muskulatur des Darmes entsteht sehr wahrscheinlich, wie die longitudinale Muskulatur der Leibeswand, aus den in die Leibeshöhle eingewanderten myo- genen Elementen. — Die cirkuläre (innere) Muskulatur des Darmes entsteht aus Epithelzellen des neugebildeten (ektodermalen) Hinter- darmes auf dieselbe Weise, wie die eirkuläre Muskulatur der Leibes- wand aus den Epidermiszellen.« Die Borstensäcke, die Muskeln derselben, sowie endlich alle die- jenigen Gebilde, welche wir als mesodermal betrachten, entwickeln sich nach den Angaben Nusgaum’s aus dem neugebildeten Ektoderm der Regenerationsknospe, was auch mit meinen Beobachtungen in vollem Einklang steht. Es würde zu weit führen, wenn ich an dieser Stelle noch auf die weiteren Resultate der Arbeit Nusßaum’s eingehen sollte; ich muss desshalb diesbezüglich auf die Originalarbeit selbst verweisen. Ferner erschien nach Abschluss meiner Untersuchungen eine Abhandlung von OÖ. HüßBner: »Neue Beiträge aus dem Gebiete der Regeneration und ihre Beziehungen zu Anpassungserscheinungen«. Dieser Autor führte Regenerationsversuche an Vertretern der ver- schiedensten Klassen des Thierreichs aus, an Volwvox-Arten, Clado- ceren, Copepoden, Libelluliden- und Ephemeriden-Larven und Lumbrieiden. Da für uns besonders die sich auf Lumbrieiden beziehenden Resultate von Interesse sind, mögen nur diese hier in ‘Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 69 Kürze besprochen werden. Die Experimente HüBner’s bestanden nicht in der vollständigen Amputation des vorderen oder hinteren Körperabschnittes, sondern beschränkten sich darauf, einzelne Theile von Organen, wie des Nervensystems oder des Genitalapparates zu exstirpiren. Während die Versuche mit Samenblasenexstirpationen nur negative Resultate ergaben, indem keine Regeneration erfolgte, fand nach Entfernung des oberen Schlundganglions oder kleinerer Theile des Bauchmarkes schon in verhältnismäßig kurzer Zeit eine Neubildung der exeidirten Partien statt. Verfasser stellte fest, dass die alten Nervenstümpfe bei den Neubildungsprocessen weder Zellen- anhäufungen noch Zelltheilungen erkennen lassen und sich somit nicht an der Hervorbringung der neuen nervösen Elemente betheiligen, dass vielmehr die Regeneration derselben nur von der Epidermis aus vor sich geht und zwar von der Schnittwunde, die gewissermaßen den Auslösungsreiz für die Regeneration abgiebt. Hinsichtlich dieser Befunde befindet sich Hüsner in Übereinstimmung mit meinen Beob- achtungen an Limicolen, ferner auch mit HEPKE, HAASE, SCHULTZ, V. WAGNER und NusBAum, andererseits jedoch im Gegensatz zu den Angaben HESCHELER’s und FRIEDLÄNDER’s, von denen eine Bethei- ligung der alten Nervenstümpfe, sowie von letzterem Autor zugleich auch eine Mitwirkung der Leukocyten an der Regeneration des neuen Nervengewebes beschrieben worden ist. — Auf die zahlreichen wei- teren Ergebnisse der vorliegenden Arbeit, sowie auf die theoretischen Erörterungen bezüglich der Regeneration als uber zerhenuss, kann hier nicht näher eingegangen werden. Verzeichnis der citirten Litteratur. 1. R. S. BERGH, Die Entwicklungsgeschichte der Anneliden. Kosmos 1886, Bd. I. 2. —— Neue Beiträge zur Embryologie der Anneliden. Diese Zeitschr. Bd. L. 1890. 3. —— Vorlesungen über allgemeine Embryologie. Wiesbaden 189. 4. M. v. Bock, Über die Knospung von Chaetogaster diaphanus. Jen. Zeitschr. f. Nat. Bd. XXXI. 1897. 5. CH. Bonner, Traite d’Insectologie. Seconde partie: Observations sur quel- ques especes de Vers d’eau douce qui, coupes en morceaux deviennent autant d’animaux complets. Oeuvres d’histoire nat. et de Philosophie de CH. Bonner. T. I. Neuchätel 1779. 70 17: 18. Max Abel, C. BüLow, Über Theilungs- und Regenerationsvorgänge bei Würmern (Lum- brieulus variegatus Grub.). Arch. f. Naturg. 49. Jahrg. Bd. I. 1883. —— Die Keimschichten des wachsenden Schwanzendes von Lumbriculus variegatus. Diese Zeitschr. Bd. XXXIX. 1883. CH. B. DAVENPORT, Experimental Morphologie. Part second: Effeet of Chemical and Physical Agents upon growth. 1899. H. Eısıg, Zur Entwicklungsgeschichte der Capitelliden. Mitth. a. d. Zool. Station zu Neapel. Bd. XIII. 1898. J. FRAIPONT, Le genre Polygordius. Faunaund Flora des Golfes von Neapel. Berlin 1887. FRAISsE, Die Regeneration von Geweben und Organen bei den Wirbel- thieren. Kassel und Berlin 1885. B. 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KowALEVSKY, Embryologische Studien an Würmern und Arthropoden. Petersburg, 1871. 53. Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 4 E. KORSCHELT, Über das Regenerationsvermögen der Regenwürmer. Sitzungs- bericht d. Ges. z. Beförd. d. ges. Naturw. zu Marburg. 1897. —— Über Regenerations- und Transplantationsversuche an Lumbrieiden. Verhandl. d. Deutsch. Zool. Ges. Bd. VIII. 1898. J. KROEBER, An Experimental Demonstration of the Regeneration of the Pharynx of Allolobophora from Entoderm. Biol. Bull. Vol. I, No. 3. 1900. LEUCKART, Über die ungeschlechtliche Vermehrung von Nais proboscidea. Arch. f. Naturg. 17. Jahrg. 1851. A. MaragQuıms, La formation du chizoite dans la scissiparite chez les Filo- sranes et les Salmacines. Compt. Rend. T. CXXI. 189. C. MAvEr, Reproduktionsvermögen und Anatomie der Naiden. Verh. d. nat. Ver. preuß. Rheinlande. 16. Jahrg. 1859. —— Reproduktionsvermögen der Naiden. FRORIEP's Notizen. 1859. II. p.216. J. 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Sarensky, Etudes sur le developpement des Annelides. Archive de Biologie T. III, 1882, T. IV, 1883 und T. VI, 1887. 12 Max Abel, 54. E. ScHhuntz, Aus dem Gebiet der Regeneration. Diese Zeitehr. Bd. LXVI. 1899. 55. M. Schuurtze, Über Fortpflanzung und Theilung bei Nais proboseidea. Wıesmann’s Arch. f. Naturg. 1849. 15. Jahrg. Bd. 1. 56. —— Noch ein Wort über ungeschlechtliche Vermehrung von Nais proboseidea. Ebenda. 1852. 18. Jahrg. 57. C. SEMPER, Die Knospung der Naiden. Arb. a. zool. Inst. zu Würzburg. 1876/77. 58. —— Die Verwandtschaftsbeziehungen der gegliederten Thiere und Biologie der Oligochäten. ibid. Bd. I—-I. 59. J. D’UDEkEm, Histoire naturelle du Tubifex des ruisseaux. Me&m. cour. et mem. des sav. &tr. publ. p. l’acad. roy. Belg. T. XXVI. 1855. 60. F. VEJDoVsKY, System und Morphologie der Oligochäten. Prag 1884. 61. —— Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen. Prag 1888—2. 62. F. v. WAGNER, Einige Bemerkungen über das Verhältnis von Ontogenie und Regeneration. Biol. 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Sämmtliche Figuren sind mit Hilfe des Zeichenapparates entworfen. Tafel I. Fig. 1—5. Sagittalschnitte durch regenerirende Vorderenden von Nais pro- boscidea, die Neubildung des Vorderdarmes darstellend. Fig. 1. 56 Stunden nach der Operation. Der Darm, kontrahirt und ge- schlossen, stellt eine kompakte Zellenmasse dar. Vergr. Obj. VII, Oe. I, LEITZ. Fig. 2. 70 Stunden nach der Operation. Der Darm durchbohrt mit seiner Spitze das Körperepithel; die Darmzellen in reger Vermehrung begriffen, ein Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge etc. 13 Darmlumen nicht vorhanden, die Mundbuchteinziehung bereits schwach ange- deutet. Das junge Bauchmark befindet sich noch im Zusammenhang mit dem Ektoderm. Vergr. Obj. VO, Oc. I. Leitz. Fig. 3. 79 Stunden nach der Operation. Epidermiseinsenkungzur Mundbildung;; beginnende Lumenbildung im entodermalen Darm. Vergr. Obj. VII, Oe. I. Leıtz. Fig. 4. 31/s Tage nach der Operation. Kopflappen bereits charakteristisch seformt; Bildung des Pharynx; Erweiterung des Darmlumens. Vergr. Obj. VII, De. I. Leitz. Fig. 5. 6 Tage nach der Operation. Der Mund ist aus dem Ektoderm, der Pharynx aus dem Entoderm regenerirt. Die Grenze zwischen Darm- und Körperepithel noch deutlich sichtbar. Vergr. Obj. V, Oc. HI. Leitz. Fig. 6—14. Sagittalschnitte durch regenerirende Hinterenden von Tubifex rivulorum, die Neubildung des Afters darstellend. Sämmtlich vergr. Obj. VII, Ve. 1. LeImz. Fig. 6. 30 Stunden nach der Operation. Darm und Körperwand geschlossen. Fig. 7. 60 Stunden nach der Operation. Durchbruch des Darmes und Verschmelzung desselben mit dem Körperepithel. Deutliche Grenze zwischen Ektoderm und Entoderm. Fig. 8. 5 Tage nach der Operation. Einsenkung des Körperepithels zur Bildung des ektodermalen Enddarmes. Fig. 91. 9 Tage nach der Operation. Darm ins Körperinnere zurück- sezogen und geschlossen; das Körperepithel zieht glatt über ihn hinweg. An der Ventralseite eine umfangreiche, ektodermale Wucherung. Fig. 10. 10 Tage nach der Operation. Eine seichte Ektodermeinbuchtung wächst dem geschlossenen Darm entgegen. Fig. 11. 10 Tage nach der Operation, Verschmelzung der Ektoderm- einbuehtung mit den entodermalen Darmzellen. Fig. 12. 11 Tage nach der Operation. Die Ektodermeinstülpung (Prokto- däum) hat an Größe zugenommen. Der Darmdurchbruch steht nahe bevor. Fig. 13. 13 Tage nach der Operation. Der Darmdurchbruch und die Neu- bildung des Afters und ektodermalen Enddarmes sind erfolgt. Fig. 14. 16 Stunden nach der Operation. Der After ist durch direkte Ver- löthung von Darm- und Körperepithel, ohne Verschluss des Darmes, neugebildet. Tafel II. Fig. 15—17. Sagittalschnitte durch regenerirende Hinterenden von Nais proboscidea. Fig. 15. 8 Stunden nach der Operation. Der After ist durch direkte Ver- löthung von Darm- und Körperepithel bereits neugebildet. Vergr. Obj. VII, De. I. Leitz. Fig. 16. 48 Stunden nach der Operation. Darm kontrahirt und geschlossen. Wucherung des Körperepithels und Verbindung ektodermaler Elemente mit dem Bauchmark. Vergr. Obj. VII, Oc. I. Leitz. Fig. 17. 4 Tage nach der Operation. Die Regeneration eines kurzen, ekto- dermalen Enddarmes ist erfolgt. Vergr. Obj. VII, Oe. I. Leitz. Fig. 18—24. Querschnitte durch regenerirende Hinterenden von Tubifex rivulorum. Sämmtlich vergr. Obj. VII, Oc. II. Leırz. ! Die Neubildung der in Fig. 9—13 dargestellten Hinterenden fand im Winter statt, worauf die lange Zeitdauer der Regeneration zurückzuführen ist. \ 14 Max Abel, Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge ete. Fig. 18. 5 Tage nach der Operation. Auftreten von paarigen, von ein- ander getrennten Ektodermwucherungen an den ventro-lateralen Partien der Epidermis. Fig. 19. (Aus derselben Serie wie Fig. 18.) Vereinigung der Ektoderm_ wucherungen, deren paariger Ursprung noch deutlich erkenntlich ist. Fig. 20. 5 Tage nach der Operation. Die ursprünglich paarigen Zellen- massen sind vollständig mit einander verschmolzen, die Zellenwucherung an den seitlichen Epidermispartien dauert fort. Fig. 21. 8 Tage nach der Operation. Die ektodermalen Regenerations- zellen, in reger Vermehrung befindlich, stellen noch ein indifferentes Bildungs- material dar und füllen den Raum der Leibeshöhle zum größten Theil vollkommen aus. Eine gesonderte Bauchmarkanlage ist noch nicht vorhanden. Fig. 22. 12 Tage nach der Operation. An der Ventralseite Anlage des Bauchmarkes mit nervöser Fasersubstanz; die Theilungen der Regenerationszellen dauern fort. Fig. 23. (Aus derselben Serie wie Fig. 22.) Weitere Differenzirung des Bauchmarkes und Abgrenzung desselben von der Umgebung; Fasersubstanz und Levvi@’sche Riesenfasern gebildet. — Regeneration des Hautmuskelschlauches und der Darmmuscularis. Fig. 24. (Aus derselben Serie wie Fig. 22 und 23.) Bauchmark typisch seformt und von einer bindegewebigen Hüllschicht umgeben. Regeneration des Hautmuskelschlauches. Fig. 25. 12 Tage nach der Operation. Sagittalschnitt durch ein Hinter- regenerat von Tubrfex. Ektodermaler Enddarm. An der Spitze des Regenerates die mit dem proliferirenden Ektoderm noch zusammenhängende Wucherungszone, weiter nach vorn zu fortschreitende Segmentirung und Zerfall in Ganglienpaare. Bildung der Dissepimente. Vergr. Obj. VII, Oec. I. Leitz. Tafel III, Fig. 26. Flimmerepithel des regenerirten Darmes von Nais proboseidea. Die Cilien, mit Basalkörperchen versehen, setzen sich in das Protoplasma der Zellen fort. Yıa hom. Immers.; Apert. 1,25. Kompensationsocular VI. Zeıss. Fig. 27. Querschnitt durch ein Hinterregenerat von Nais proboscidea. 3 Tage nach der Operation. Auftreten der paarigen Ektodermwucherungen. Obj. VII, Oc. III. Leitz. Fig. 28—32. Querschnitte eines 4 Tage alten Hinterregenerates von Naös proboscidea (aus einer Schnittserie.. Sämmtl. vergr. Obj. E, Oc. IH. Zeıss. Fig. 28. Die paarigen Ektodermwucherungen erzeugen ein umfangreiches, indifferentes Bildungsmaterial. Fig. 29. Die ganze Ventralfläche in Wucherung begriffen. Die Bauchmark- anlage selbst ringsum in Zusammenhang mit den umgebenden Regenerations- zellen. Beginnende Bildung der nervösen Fasersubstanz. Bildung des Ventral- gefäßes, sowie der Muskulatur. Fig. 30. Die Bauchmarkanlage von der Umgebung schwach abgegrenzt. Bildung des Ventralgefäßes und der Muskulatur. Fig. 31. Fortschreitende Isolation des Bauchmarkes von der Umgebung. Bildung des Ventralgefäßes, der Muskulatur und der Borsten. Fig. 32. Normal aussehendes Querschnittsbild. Es hat eine weitere Diffe- renzirung der neugebildeten Organe, des Bauchmarkes, des Ventralgefäßes, der Muskulatur, der Borstensäcke und der Nephridien stattgefunden. Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. Von Cand. phil. Jos. Müller. (Aus dem zoologischen Institute der Universität Graz.) Mit Tafel I’—VI und 3 Figuren im Text. Durch gütige Vermittlung des Herrn Hofrath Prof. Dr. L. v. GrRAFF konnte ich eine Anzahl von neuen, in Alkohol konservirten Bipali- iden untersuchen, die im Nachstehenden beschrieben werden. Meine Hauptaufgabe war das Studium der Anatomie des Kopulationsapparates dieser neuen Formen, von denen leider nur je ein Exemplar vorhanden war. Ich musste mich daher darauf beschränken, Sagittalschnitt- serien durch die Gegend des Kopulationsapparates anzufertigen, nach denen allerdings die Kopulationsorgane recht gut zu rekonstruiren sind; doch wären Querschnittserien für das genaue Verständnis ge- wisser Verhältnisse, wie z. B. des Verlaufes mancher Muskeln, eine sehr gute Ergänzung zu den Sagittalschnittserien gewesen. Nur von der fraglichen neuen Varietät des Bipalium phebe habe ich keine Schnittserien angefertigt; und von den übrigen Arten, die geschnitten wurden, war eine, nämlich Bipalium megacephalum n. sp., noch nicht geschlechtsreif, so dass nur folgende neue Arten in Bezug auf den Kopulationsapparat untersucht wurden: Dipalium virıle n. Sp., Bipalvum graffi n. sp., Bipalium böhmige n. sp. und Bipalium pen - zige n. sp. Außerdem habe ich von einer bereits beschriebenen, je- doch anatomisch noch völlig unbekannten Art, nämlich Dipalium robiginosum v. Graff!, die Kopulationsorgane auf Grund einer Sagittalschnittserie untersucht. Die Schnitte wurden theils mit EnrrLıc#'schem Hämatoxylin und nachher mit Eosin gefärbt, theils wurden sie nach der VAn-GIESON- schen Methode behandelt. So weit es der Erhaltungszustand gestattete, 1 Monographie der Turbellarien. II. p. 435. Taf. X, Fig. 5—. 76 Jos. Müller, habe ich auch die Histologie des Kopulationsapparates berücksichtigt; im Allgemeinen waren aber meine Objekte so schlecht konservirt, dass ich über manche histologische Details im Unklaren blieb. -— Da bei der Anfertigung der Schnittserien durch den Kopulationsapparat auch der Pharynx mit geschnitten wurde, so habe ich anhangsweise Einiges über seine Form mitgetheilt; mit der Histologie des Pharynx habe ich mich nicht beschäftigt. Im Nachstehenden werden zunächst die einzelnen neuen Formen in Bezug auf ihr Exterieur beschrieben; die anatomischen und histo- logischen Verhältnisse der Kopulationsorgane habe ich im zweiten Theil dieser Arbeit für alle von mir untersuchten Formen zusammen und zwar vergleichend dargestellt. Die Terminologie ist der v. GRAFF- schen Monographie der Turbellarien, II, Tricladida terricola (Land- planarien), Leipzig 1899 entnommen. Dieses Werk wird nachfolgend in der abgekürzten Form: »v. GRAFF, Turbell. II« eitirt. Bei der Beschreibung der Färbung der einzelnen Arten habe ich mich im Wesentlichen an die von SAccArDo (Chromotaxia seu Nomenclator colorum, Patavii 1894) angegebenen Farbenbezeichnungen gehalten. Bevor ich zum Gegenstand übergehe, sei es mir erlaubt, meinen hochgeschätzten Lehrern, Herrn Hofrath Prof. Dr. L. v. GRAFF und Herrn Prof. Dr. L. Bönmie für ihre freundliche Unterstützung bei der Ausführung der vorliegenden Arbeit meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen. Beschreibung der neuen Formen‘. Bipalium virile nov. spec. (Taf. IV, Fig. 1, 1a und 15.) Von ziemlich breiter Körperform, nach vorn und nach hinten nur wenig verjüngt. Kopfplatte mit wohl entwickelten, nach hinten 1 Ich möchte hier bemerken, dass mir die von v. GRAFF in seiner Mono- graphie der Turbellarien, II. Bd., vorgenommene Eintheilung der Bipaliiden in drei Gattungen (Perocephalus, Bipalium und Placocephalus) auf Grund gewis- ser Unterschiede in der Form und Größe der Kopfplatte und in der Form des Körpers, nicht leicht durchführbar ist, und meiner Ansicht nach der natürlichen Verwandtschaft nicht entsprechen dürfte; denn es ist in manchen Fällen die Entscheidung, welche von den drei genannten Gattungen vorliegt, auf Grund der angeführten Merkmale (Form der Kopfplatte und des Körpers) mehr oder minder willkürlich; ferner würde man mitunter verschiedene Individuen ein und derselben Art bei Zugrundelegung der Form der Kopfplatte als Eintheilungs- prineip in verschiedene Genera vertheilen müssen. Übrigens, falls man auch nach der Form der Kopfplatte und des Körpers einzelne Artengruppen scharf Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. 77 stark zurückgebogenen Öhrchen. Oberseite schwärzlich-rußbraun, im vorderen Körperdrittel mit zwei symmetrisch gelegenen helleren Querflecken, die sich aber nur wenig scharf von der dunklen Grund- farbe abheben. Außerdem sind auf der Oberseite noch andere un- bestimmte hellere Partien zu sehen, von denen namentlich zwei größere zu Beginn des hinteren Körperdrittels gelegene etwas deutlicher her- vortreten. In der Mittellinie verläuft ein heller Streifen, der jedoch nur vorn schärfer markirt ist und ein Stück weit in die Kopfbasis hineinrast; zu beiden Seiten dieses hellen Streifens ist das Pigment dichter angehäuft, so, dass ein dunkler Saum zu Stande kommt. Die Kopfplatte ist sehr charakteristisch gefärbt; am äußeren Rande finden wir eine dunkle sogenannte »Stirnbinde«, die in der Mitte mit einem breiten dunklen medianen Fleck in Verbindung steht, der seiner Lage nach als »Keilfleck« zu bezeichnen ist (siehe v. GRAFF, Turbell. II, p- 30) und in welchen sich der mediane helle Längsstreifen hinein- erstreckt; zu beiden Seiten des Keilfleckes finden wir zwei dunkle, den größten Theil der Öhrehen einnehmende Makeln, die am Innen- rand derselben beginnend gegen den Keilfleck ziehen, mit welchem sich die rechte dunkle Makel verbindet, während die linke durch einen schmalen hellen Streifen von demselben deutlich getrennt ist, so dass eine kleine Asymmetrie in Bezug auf die Zeichnung der Kopf- platte bei dem vorliegenden Exemplar zu Stande kommt. Die helle Grundfarbe der Kopfplatte ist durch die starke Ausdehnung dieser dunklen Zeichnung sehr redueirt; wir finden nur eine helle, in der Mitte unterbrochene Binde innerhalb der dunklen Stirnbinde und zwei annähernd dreieckige, schiefgestellte Flecken an der Kopfbasis, von und deutlich abgrenzen könnte, so würde dies allein nicht genügen, um die- selben zu natürlichen Gattungen (d. h. zu Arten-Gruppen, deren Mitglieder unter einander durch engere Verwandtschaft verbunden sind als mit denen anderer Arten-Gruppen) zu erheben, wenn nicht auch andere Merkmale (namentlich ana- tomische) diese Gruppen charakterisiren. Nun sind andere, durchgreifende Merk- male für Perocephalus, Bipalium und Placocephkalus nicht bekannt, ja es bestehen mitunter zwischen Arten von zwei verschiedenen eben genannten Gattungen größere Unterschiede in Bezug auf den anatomischen Bau als zwischen manchen Arten von ein und derselben Gattung. Aus all diesen Gründen halte ich es für zweckmäßiger, die Gattungen Perocephalus, Bipalium und Placocephalus wieder zur alten Gattung Beipahium zu vereinigen. Ich habe daher auch sämmtliche in der vorliegenden Arbeit neu beschriebenen Formen als Bipalium-Arten ange- führt und erwähne nur, dass, wenn man an der Eintheilung der Bipaliiden in die drei genannten Gattungen festhalten will, die von mir zuletzt beschriebene Art, nämlich Bipalium penzigi, zu Perocephalus zu stellen wäre. 78 Jos. Müller, denen der linke durch eine schmale Brücke mit der eben erwähnten hellen Binde zusammenhängt. | Die Unterseite ist rußbraun (fuligineus), zu beiden Seiten der - Kriechleiste heller; die Kriechleiste selbst ist weißlich, in der Mittel- linie strohgelb (stramineus). Die Kopfplatte ist auf der Unterseite rußbraun, nur die Sinneskante ist, wie gewöhnlich, weißlich. Die Augenstellung ist wegen der dunklen Färbung des Thieres schwer zu erkennen. Mit Sicherheit habe ich nur eine Zone von Augen am äußeren Rand der Kopfplatte gesehen. Die Gesammtlänge des einzigen mir vorliegenden Exemplares beträgt 5l mm bei einer Maximalbreite des Körpers (ungefähr in der Mitte) von 7,d mm; die Breite der Kopfplatte beträgt 10 mm, die des Halses 4,2 mm, die Distanz der Mundöffnung vom Vorder- ende 25 mm, die der Geschlechtsöffnung von der Mundöffnung 85 mm. Die Kriechleiste ist fast 2 mm breit und ist an ihrem Vorderende (in der Kopfbasis) etwas verbreitet. Im Querschnitt erscheint das Thier ziemlich flach, auf der Dorsalseite schwach ge- wölbt, auf der Ventralseite fast eben, mit wenig vorspringender Kriech- leiste. Fundort: Si Rambe (Sumatra oce.), gesammelt von E. Mopı- GLIANI im Januar 1891. Eigenthum des Museo ceivico di Genova. Anatomisch fällt bei dieser Art die kolossale Entwicklung des männliehen Kopulationsorgans auf, wesshalb sie den Namen virile führen mag. Bipalium graffi nov. spec. (Taf. IV, Fig. 2, 20 und 25.) Von langgestreckter Gestalt, nach vorn allmählich und schwach verjüngt; das Schwanzende fehlt bei dem mir vorliegenden Exemplar und auch die Kopfplatte ist ziemlich stark defekt. So weit man nach dem Erhaltenen schließen kann, waren die Öhrchen wohl entwickelt und etwas nach hinten gekrümmt, wie ich es in Fig. 2 durch einen einfachen Kontour angedeutet habe. Die Oberseite erscheint in Alkohol graubraun; in Xylol nimmt sie einen mehr rein braunen Ton an, wie es in Fig. 2 dargestellt ist. In der vorderen Körperhälfte befinden sich, in größeren Abständen von einander angeordnet, drei Gruppen von hellen Flecken. Die erste Gruppe befindet sich ungefähr 5 mm hinter der Kopfbasis und besteht aus zwei hakenförmigen nach hinten gerichteten Flecken; die beiden folgenden Gruppen bestehen aus je vier kleinen länglich ovalen in Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. 79 einer Querreihe angeordneten Makeln, wobei die inneren von ein- ander weiter entfernt sind als von den äußeren. Die Kopfplatte ist nach demselben Typus gezeichnet, wie die vorhergehende Art, nur ist die Ausdehnung der dunklen Zeichnung etwas geringer, so dass die helle Grundfarbe mehr hervortritt. Die Ventralseite ist von derselben Farbe, wie die Oberseite, nur etwas heller; zu beiden Seiten der strohgelben, in der Mittellinie etwas dunkleren Kriechleiste ist ein weißlicher Streifen vorhanden. Die Unterseite der Kopfplatte erscheint (wenigstens, so weit dieselbe erhalten ist) fast einfarbig graubraun, nur am Innenrande der Öhr- chen ist ein unbestimmter dunklerer Fleck, entsprechend den beiden auf der Dorsalseite der Öhrchen befindlichen Makeln vorhanden. Von Augen habe ich, eben so wie bei der vorigen Art, nur eine Randzone auf der Kopfplatte sehen können. Die Gesammtlänge des mir vorliegenden defekten Exemplars beträgt 83 mm; wäre das Schwanzende intakt, so würde das Thier beiläufig 90 mm lang sein. Die Kopfplatte ist ebenfalls defekt; sie dürfte 9—10 mm breit gewesen sein. Die Breite der Halsregion beträgt 3,5 mm, die Maximalbreite des Rumpfes fast 5 mm, die Entfernung der Mundöffnung vom Vorderende 33 mm, jene der Geschlechtsöffnung von der Mundöffnung 13,5 mm. Die deutlich vorspringende Kriechleiste ist 1,3. mm breit. Der Querschnitt durch den Rumpf ist mehr als zweimal so breit als hoch; die Dorsal- seite ist mäßig gewölbt, die Ventralseite viel flacher. Fundort: Baram-Distrikt (Borneo). Gesammelt am 28. November 1896. Eigenthum des British Museum. Ich gestatte mir diese Species zu Ehren des Verfassers der Monographie der Turbellarien, Herrn Prof. Dr. L. v. GRAFF zu benennen. Bipalium böhmigi nov. spec. (Eat. IV, Bio: 3.30 und 35.) Lang gestreckt, ziemlich gleich breit, nach vorn nur sehr wenig, gegen das Hinterende etwas stärker verjüngt. Kopfplatte mit ziemlich großen, nach hinten gebogenen Öhrchen. Die Farbe der Oberseite ist schmutzig olivengrün und hat zugleich einen gelblich- braunen Ton. Ein schmaler medianer Streifen, der an der Kopfbasis endigt, und sechs den ganzen Rücken einnehmende Makelpaare weißlich. Sämmtliche Makeln sind von einem schwarzen Saum umgeben. Die beiden ersten Makelpaare unterscheiden sich von den übrigen da- durch, dass sie auf die Ventralseite übergreifen, wie es in Fig. 3a 80 Jos. Müller, dargestellt ist. Die Makeln des ersten Paares sind am Seitenrand am breitesten, verschmälern sich gegen die helle Mittellinie, von welcher sie nur durch einen sehr schmalen aber scharfen dunkien Strich geschieden werden, und endiger mit einer kurzen, nach hinten gerichteten Spitze. Die Makeln des zweiten Paares (und dasselbe gilt auch für die folgenden) reichen nicht so weit gegen den hellen Medianstreifen, sie sind von demselben durch einen etwas breiteren dunklen Zwischenraum getrennt. Am kleinsten sind die Makeln des fünften, am größten die des sechsten Paares; letztere sind erheblich länger als breit, während die vorhergehenden quer oder höchstens so lang als breit erscheinen. Das vierte Makelpaar befindet sich wenig weit vor der Gegend der Mundöffnung, das fünfte vor jener der Geschlechtsöffnung. Die Kopfplatte ist nach demselben Typus wie die beiden vorigen Arten gezeichnet, nur dass hier die helle Grund- farbe des Kopfes, die etwas rostfarbig (ferrugineus! erscheint, noch mehr als bei Bipalium graffi über die dunkle Zeichnung vorherrscht; ein weiterer Unterschied zu den vorigen Arten ist der, dass die beiden dunklen Makeln auf den Öhrchen durch eine schmale Brücke mit dem dunklen Randstreifen der Kopfplatte in Verbindung stehen. Die Unterseite ist etwas heller als die Oberseite und mehr bräunlich- gelb gefärbt. Die Kriechleiste hebt sich durch ihre hellere Färbung ziem- lich scharf ab. Auf der Unterseite der Kopfplatte schimmert die dunkle Zeichnung der Oberseite etwas durch. Die Sinneskante lässt sich als ein schmaler heller Randsaum an der Kopfplatte erkennen. Die Augen bilden eine dichte Randzone auf der Kopfplatte, und einige zerstreute Augen befinden sich auch auf der Dorsalfläche der Öhrchen; ferner sind in der Halsregion zwei latero-ventrale Haufen von Augen zu erkennen, die ziemlich weit nach hinten reichen. Die Körperlänge beträgt 70 mm bei einer Maximalbreite des Rumpfes von 4 mm und einer Halsbreite von 2,8 mm; die Kopfplatte erreicht eine Breite von 7,d mm. Die Mundöffnung ist 35 mm vom Vorderende, die Geschlechtsöffnung 9,5 mm von der Mundöffnung entfernt; die Breite der Kriechleiste beträgt kaum 1 mm. Der Körperdurchschnitt ist dem der vorigen Art ähnlich, nur ist die Rückenfläche etwas stärker gewölbt und die Kriechleiste in die Ventralfläche etwas eingesenkt. Mit sechs Makelpaaren und einer hellen Medianbinde auf der Dorsalseite war bisher nur Bipalium sexeinctum Loman! (von Sumatra) ! Zoologische Ergebnisse einer Reise in Niederländisch Ost-Indien, heraus- gegeben von MAx WEBER. Bd. I. 1890—1891. p. 140. Taf. XII, Fig. 2. Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. SI bekannt. Nach der Abbildung Loman’s ist aber diese Art von Bi- palium böhmigi wesentlich verschieden; namentlich die Zeichnung der Kopfplatte ist ganz anders als bei Dipalium böhmigi und die hellen Makelpaare der Rückenseite sind sämmtlich schmal und einander ziemlich gleich, während sie bei Dipalium böhmigi in Form und Ausdehnung recht verschieden sind; auch ist in der Beschreibung von Bipalium sexeinetum nichts erwähnt von einem Übergreifen der beiden ersten Makelpaare auf die Ventralseite, wie wir es bei Bipa- hum böhmigi vorfinden. Das einzige Exemplar wurde von A. E. StirLey in Cambridge Herrn Hofrath Dr. L. v. GRAFF eingesandt, mit der Fundorts- bezeiehnung: Mount Matang 3000 feet, Sarawak (Borneo). Ich widme diese schöne Art meinem hochgeschätzten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Lupw. BönnuIe in Graz. Bipalium phebe (?) var. transversefasciatum nov. var. (Taf. IV, Fig. 4 und 4a.) Dieses Bipalium stimmt in manchen wesentlichen Punkten mit Bipalium phebe Humbert! überein, namentlich in dem Vorhandensein von zwei marginalen dunklen Längsstreifen auf der Dorsal- seite. Auch die Augenstellung stimmt mit derjenigen von phebe, die für diese Art besonders charakteristisch ist, überein. CLAPAREDE, der die Augenstellung von Dipalium phebe untersucht hat?, schildert sie folgendermaßen: »Elles (»taches pigmentaires<, so nennt er die Augen) sont reparties en plusieurs groupes. D’abord sur le dos de Yanimal on en trouve une multitude sur tout le bord du croissant cephalique (fig. 5). En arriere de ce croissant, c’est-A-dire sur le corps proprement dit du ver, des taches semblables forment de chaque eöte de la ligne mediane un champ triangulaire tr&s-allonge. Le petit cöte de ce triangle est tourne vers la partie ceephalique. Enfin on trouve une petite etendue semee de points noirs en dehors de chacune des srosses raies noires caracteristiques de l’espece, tout pres de l’extremite de ces raies. Sur la face inferieure du corps de l’animal on trouve egalement (fig. 6) un champ sem& de petites taches noires, soit sur le bord droit, soit sur le bord gauche, immediatement en arriere de 1 »Description de quelques especes nouvelles de Planaires terrestres de Ceylon<. Memoires de la Soc. de Phys. et d’Hist. naturelle de Geneve. Tome XVI. Deuxieme partie. 1862. 2 »Observations anatomiques sur le Bipalium Phebe«. Ebenda, im An- schluss an die Arbeit HUMBERT's. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIII. Bd. 6 89 Jos. Müller, l’etranglement qui separe le eroissant c&phalique du reste du corps.« Mit dieser Beschreibung und den beigegebenen Fig. 5 und 6 stimmt die Augenstellung des mir vorliegenden Bipaliums vollkommen überein. Nur muss ich bemerken, dass dieses Dipalum in so fern von der Fig. 5 (die das Vorderende von Dipalium phebe darstellt und von CLAPAREDE nach einem Spiritusexemplar gezeichnet wurde) abweicht, als bei ihr die beiden dunklen Streifen der Dorsalseite vom Körper- rande ziemlich entfernt erscheinen, während sie bei meinem Exemplar, eben so wie es HumBERT beschrieben und in der von ihm nach dem Leben gezeichneten Fig. 3 dargestellt hat, die schwarzen Streifen senau marginal gelegen sind. Neben diesen wichtigen Übereinstimmungen im Vorhandensein zweier marginalen dunklen Längsstreifen und in der Augenstellung, bestehen aber zwischen dem mir vorliegenden Bipakium und der von HumßErT als Bipalium phebe beschriebenen Form doch auch einige Verschiedenheiten. Vor Allem sei hervorgehoben, dass die marginalen dunklen Längsstreifen schmäler sind als sie HuMBERT in Fig. 3 ge- zeichnet hat, und dass sie unmittelbar hinter dem zweiten Körper- drittel nach innen eckig vorspringen, wie ich es auf Taf. IV, Fig. 4 dargestellt habe; in dieser Gegend ist nun eine ziemlich breite, in der Medianlinie aber unterbrochene, rostrothe (ferrugineus) Querbinde vorhanden. Ferner kann ich auf der Kopfplatte (die allerdings am Rande ziemlich beschädigt, doch aber größtentheils erhalten ist) nichts von der Zeichnung, die HuMBERT in Fig. 3 und CLAPAREDE in Fig. 5 darstellt, erkennen. Auch ist die Rückenseite nicht lebhaft eitronen- farbig, wie sie HumBert bei Dipalium phebe beschreibt, sondern honigfarbig (melleus). In Bezug auf die Lage von Mund- und Geschlechtsöffnung bestehen zwischen dem vorliegenden Drpalium und Bipalıum phebe Humbert nur geringe Differenzen. Bei dem ersteren liegt die Mund- öffnung 18,5 mm hinter dem Vorderende bei einer Körperlänge von 33 mm; sie befindet sich also etwas hinter der Körpermitte; die Geschleehtsöffnung liegt 6,5 mm hinter der Mundöffnung und 8 mm vor dem Hinterende, also nur sehr wenig vor der Mitte zwischen diesen beiden Punkten. Bei Bipalium phebe soll nach CLAPAREDE die Mundöffnung »situee environ au milieu de la longueur de Y’ani- mal« sein und die Geschlechtsöffnung »place en arriere de la bouche A peu pres aux deux einquiemes de la distance qui separe celle-ei de l’extremite posterieure«. Erwähnt sei noch, dass das vorliegende Bipalium, welches nur 33 mm lang ist, in Xylol den Kopulations- Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. 83 apparat deutlich durchschimmern lässt; Humsert giebt als Länge seines Dipalium phebe SO—90 mm an. | Da das vorliegende brpakum mit Bipalium phebe Humbert in zwei für das letztere so charakteristischen Merkmalen, wie die Augenstellung und das Vorhandensein zweier marginalen dunklen Dorsalstreifen, übereinstimmt, so bin ich, trotz der oben erwähnten Unterschiede in der Zeichnung, so lange sich nicht diese an der Hand eines größeren Materials als konstant erweisen, geneigt, diese beiden Formen als Varietäten einer einzigen Art anzusehen; denn wir haben ausgezeichnete Beispiele für die Variabilität der Körperzeichnung von Bipaliiden. Ich erinnere nur an Dipalium ephipprum Loman. Durch einen Blick auf die von Loman dargestellten Figuren dieser Art! erhält man eine Idee von der großen Variabilität der Rücken- zeichnung dieser Species. Ich habe daher das mir vorliegende Dipa- hium einstweilen als fragliche Varietät von phebe angeführt, die den Namen Zransversefasciatum führen mag. Es wäre sehr interessant gewesen, einen Vergleich des Kopulationsapparates von dieser Form mit jenem vom typischen phebe anzustellen; doch standen mir von dem letzteren keine Exemplare zur Verfügung. CLAPAREDE hat zwar die Kopulationsorgane von Bipalium phebe aus dem Körper heraus- präparirt und abgebildet?, doch ist diese Darstellung zu einem senauen Vergleich unzulänglich; dazu ist unbedingt die Anwendung der Schnittmethode erforderlich. In Bezug auf Dipalium phebe (?) var. transversefasciatum muss ich noch erwähnen, dass die Ventralseite, eben so wie die Dorsal- seite, honigfarbig ist, jedoch mit einem mehr grauen Ton; die 1 mm breite Kriechleiste hebt sich durch ihre hellere Färbung ab. Die srößte Breite des Rumpfes finden wir in der Gegend der Ge- schlechtsorgane, sie beträgt da 5 mm. Über die Form der Kopf- platte kann ich nichts Sicheres mittheilen, da diese letztere bei meinem Exemplar defekt ist; doch dürfte sie, nach der erhalten ge- bliebenen Partie zu beurtheilen, die in Fig. 4 auf Taf. IV durch einen einfachen Kontour dargestellte Form besitzen. Im Querschnitt er- scheint der Körper sehr flach, die Rückenseite sehr schwach gewölbt, die Ventralseite in der Mitte eben, an den Seiten etwas konkav; die Seitenränder des Körpers sind ziemlich scharf kantig (Taf. IV, Fig. 4a). 1 Zoologische Ergebnisse einer Reise nach Niederländisch Ost-Indien, her- ausgegeben von WEBER. Bd. I. Taf. XII, Fig. 1—1d. 2 »Observations anatomiques sur le Bepalium phebe Humb.« 1. ce. Fig. 8 u. 9. 6*F 84 ‘Jos. Müller, Fundort: Perak, Gunong Inas, 1000 feet (Malay Peninsula). Eigenthum des British Museum. Bipalium megacephalum nov. spec. (Taf. IV, Fig. 5 und da.) Ziemlich langgestreckt, nach vorn sehr wenig, a hinten etwas stärker verjüngt. Kopfplatte im Verhältnis zum Körper sehr sroß, mit ansehnlichen, etwas nach hinten gebogenen Öhrchen. Oberseite hellgrau, auf der vorderen Körperhälfte mit einer Anzahl von paarweise gruppirten, weißen Makeln. Das erste Paar befindet sich in der Halsregion unmittelbar hinter der Basis der Kopfplatte und besteht aus zwei ovalen, verschwommen begrenzten und nur undeutlich von einander geschiedenen Makeln. Die beiden Makeln des zweiten Paares, welches knapp hinter dem ersten ge- legen ist, hängen vorn mit einander zusammen, nach hinten sind sie aber deutlich getrennt; sie werden, eben so wie die folgenden, von einem dunklen Saum umgeben En dadurch schärfer begrenzt; ihre Form ist ungefähr dreieckig, mit nach hinten gerichteter ausgezogener Spitze. An der Innenseite der beiden Makeln des zweiten Paares be- sinnen zwei schmale dunkle Linien, die nach hinten ziehen, die Makeln des dritten und vierten Paares an der Innenseite begrenzen und dann aufhören. Die Makeln des dritten Paares sind dreieckig, kleiner als die des zweiten; die des vierten Paares sind länglich, nach vorn etwas verschmälert. Das fünfte Paar befindet sich unge- fähr in der Körpermitte, etwas vor der Gegend der Mundöffnung und besteht aus zwei kleinen viereckigen Makeln. Auf der hinteren Körpermitte befinden sich zwei weiße Längsbinden, die eine Strecke weit hinter dem letzten Makelpaar beginnend fast bis zur Schwanz- spitze ziehen und sich nach hinten allmählich verschmälern; sie werden, eben so wie die hellen Makeln, von einem dunklen Saum umgeben. Auf der Kopfplatte finden wir einen medianen, dunklen »Keilfleck« und jederseits am Innenrande der Öhrchen eine große dunkle Makel: der Rand der Kopfplatte erscheint durch die daselbst vorhandene Augenzone angedunkelt. So erscheint die Oberseite bei dem mir vorliegenden Exemplar gezeichnet. Zu bemerken ist aber, dass bei diesen fast das ganze Epithel der Oberseite zu fehlen scheint; nur hier und dort sind einige Fetzen vorhanden, die ich für die Reste des Epithels halte und an diesen Stellen erscheint die Oberseite dunkler gefärbt. Die Unterseite ist hell strohgelb (stramineus) mit eben so ge- Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. 85 färbter Kriechleiste; nur die Übergangsstelle der Kopfplatte in die Halsregion ist dunkel gefärbt. Die Augen bilden eine bereits erwähnte, dunkel erscheinende Kopfrandzone, wobei aber einzelne Augen auch weiter nach innen, auf der Dorsalfläche der Öhrchen zerstreut, liegen. Ferner finden wir an der Halsregion zwei laterale, aus dicht gedrängten Augen bestehende »Halsflecken«, die etwas auf die dorsale und ventrale Körperfläche übergreifen. Die Körperlänge beträgt 26 mm, bei einer Maximalbreite des Rumpfes (ungefähr in der Körpermitte) von 2,8 mm; Breite der Kopfplatte 5,5 mm, des Halses 2 mm, der Kriechleiste 0,7 mm. Die Distanz der Mundöffnung vom Vorderende beträgt 14 mm; eine Geschlechtsöffnung ist nicht vorhanden und von den Kopulations- organen ist an der angefertigten Schnittserie nichts zu erkennen. Im Querschnitt erscheint der Körper dorsal stark gewölbt, ventral viel flacher, mit deutlich vorspringender Kriechleiste; die Seiten des Kör- pers sind breit abgerundet. Fundort: Kwala Aring, Kelantan (Malay Peninsula). Gesammelt im September 1899. Eigenthum des British Museum. Bipalium penzigi nov. spec. (Taf. IV, Fig. 6, 6« und 65.) Von verhältnismäßig kurzer und gedrungener Gestalt; in der vorderen Körperhälfte am breitesten, von da an nach vorn stärker, nach hinten schwächer verengt, mit ziemlich breit abgerundetem Hinterende; Kopfplatte nur sehr wenig breiter als der Hals, von diesem aber doch deutlich abgesetzt. Oberseite dunkel ziegelfarbig (laterieius), mit einem hellen medianen, ziemlich breiten Streifen, der an der Kopfbasis endigt, und zwei schmalen, hellen, schwarz gesäumten Querbinden, von welchen die eine unmittelbar hinter dem ersten, die andere unmittelbar hinter dem zweiten Körperdrittel gelegen ist. Außerdem finden wir hinter jeder Querbinde ein Paar von hellen quergestreckten Flecken, die sesen den Medianstreifen verschmälert und verkürzt sind; sie werden nicht wie die beiden Querbinden von einem dunklen Saum umgeben und treten daher weniger scharf hervor. Die Ventralseite ist haselfarbig mit einem Stich ins Fleisch- farbige (incarnatus). Die Unterseite der Kopfplatte ist eben so ge- färbt, nur etwas heller; noch heller, fast weiß, erscheint der äußerste Rand der Kopfplatte, die Sinneskante, die bei dem konservirten 86 Jos. Müller, Exemplar nur von unten zu sehen ist. Die Kriechleiste ist weißlich. Die Augen sind über die ganze Kopfplatte vertheilt, in der Nähe des Randes am dichtesten; ferner ist in der Halsregion sowohl dorsal als ventral jederseits ein Haufen von Augen vorhanden. Die beiden dorsalen Haufen reichen weiter nach innen als die ventralen, sie erstrecken sich fast bis zum medianen Längsstreifen. Dieses Ver- halten erinnert etwas an. Bipalum phebe, wo wir ebenfalls in der Halsregion zwei dorsale Augenhaufen haben, die bis in die nächste Nähe der Medianlinie reichen. | Die Körperlänge des mir vorliegenden Exemplars beträgt 13 mm bei einer Maximalbreite (in der vorderen Körperhälfte) von 8,5 mm. Die Kopfplatte ist 2,2 mm, die Kriechleiste 1 mm breit. Die Mundöffnung befindet sich 6 mm hinter dem Vorderende, die Geschlechtsöffnung 2,5 mm hinter der Mundöffnung. Der Körper- querschnitt erscheint oben mäßig gewölbt, unten fast eben mit deut- lich vorspringender Kriechleiste, die Seiten sind ziemlich abgerundet. Diese Art ist durch ihre Rückenzeichnung sehr charakteristisch, und man könnte sie von den bekannten Formen höchstens noch mit Bipalium webert Loman! vergleichen. Dieses ist auch ziemlich ge- drungen, besitzt einen breiten helleren Medianstreifen und zwei schmale Querbinden am Rücken; doch ist nach der Loman’schen Abbildung von Bipalium weberi die Kopfplatte erheblich breiter, von derselben Farbe wie der Medianstreifen, ferner fehlen hinter den Querbinden die hellen Querfleckenpaare, wie wir sie bei Bipalium penzigi vor- finden. ‚Dann sollen bei Dipalium webere die Querbänder »dem Längsstreifen mit breiter Basis aufsitzen«, während sie bei Bipakium penzigi sich gegen den medianen Längsstreifen sogar etwas ver- schmälern. Ich habe diese Art nach O. Penzis benannt, der sie im Jahre 1897 in Buitenzorg auf Java gesammelt hat. Sie gehört dem Museo civico di storia naturale in Genova und wurde von Herrn Dr. R. GESTRO Herrn Hofrath v. GrAFF zur Bearbeitung zugeschickt. Anatomie und Histologie der Kopulationsorgane. l. Lage und allgemeine Gröfsenverhältnisse des Kopulationsapparates. Der Kopulationsapparat der von mir untersuchten Formen liegt in größerer oder geringerer Entfernung hinter der Körpermitte. Nach ! Zoolog. Ergebnisse ete. p. 141. Taf. XII, Fig. 6. Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. 87 den mir vorliegenden Exemplaren beträgt diese Entfernung nur 1/5, von der Gesammtlänge des Körpers bei Bipahum graffi!, %ıı bei Bipalium virde, !/;; bei Bipalium penzigt, !/; bei Bipalium böhmigv und !/, bei Bipalium robiginosum. Eben so ist die relative Distanz zwischen dem Kopulations- und Pharyngealapparat für die einzelnen Arten verschieden; sie beträgt für Bepalium böhmigi !/ıs, für Brpa- hum robiginosum a, für Bipalium graffi !/;, und für Bipalium penzige nur !/; der Körperlänge; am meisten redueirt ist sie aber bei Dipalium virde, wo das Vorderende des Kopulationsapparates fast an die Pharyngealtasche anstößt und von derselben nur durch eine dünne Wand getrennt wird (Taf. V, Fig. 1)2. In Bezug auf die relative Länge des Kopulationsapparates bei den einzelnen Arten wäre zu erwähnen, dass dieselbe am größten bei Dipalium virile und robiginosum ist; sie beträgt hier nämlich !/;, der Körperlänge. Etwas geringer ist sie bei Bipalium penzigi (Yız der Körperlänge) und grafft (!/;;, der Körperlänge), und am geringsten bei Bipalium böhmigi (!/a, der Körperlänge). Was die allgemeine Form des Kopulationsapparates betrifft, so finden wir, dass derselbe bei Bipalium virde und graffi in der Rich- tung der Längsachse des Körpers gestreckt erscheint; bei den übri- sen Arten, und zwar hauptsächlich bei Bipalium penzige ist er ver- hältnismäßig kürzer, das männliche und das weibliche Kopulationsorgan sind hier gewissermaßen zusammengeschoben. Am meisten gegen die Dorsalflläche des Körpers erstreckt sich der Kopulationsapparat von Bipalium böhmigi und virıle, am wenig- sten jener von bipahum penzige. Il. Atrium commune. Die Geschlechtsöffnung führt entweder direkt (Bipalium robigi- nosum, Taf. VI, Fig. 4 9; Bipalium graffi, Taf. V, Fig. 39; Bipa- lium böhmigi, Textfig. 1 g) oder durch einen längeren oder kürzeren »Geschlechtskanal« (Dipalium virile, Taf. V, Fig. 1 ge und Bipalium penzigi, Taf. VI, Fig. 2 ge) in das Atrium commune (ac), welches in Folge starker Entwicklung des muskulösen Genitalwulstes mehr oder ! Diese und die nachfolgenden Zahlenangaben sind für Bipaum graffı nur dann streng richtig, wenn seine Körperlänge in der That 90 mm beträgt (siehe oben die Beschreibung von Bipalium graffi). 2 Ein ähnliches Verhalten zeigt auch Bipalium haberlandti (v. GRAFF, Turbell. II, p. 212, Textfig. 60). 88 Jos. Müller, weniger reducirt erscheint; am meisten ist die Reduktion bei bipa- lium virile und penzigi gediehen. Das Atrium commune wird bei Bipalium robiginosum von einem Plattenepithel ausgekleidet, welches auf der ventralen Wand des Atriums dicht bewimpert ist. Dipalium graffi und böhmigi besitzen an der ventralen Atriumwand ein außerordentlich flaches Flimmer- Ba >u nassen” Textfig. 1. Kopulationsapparat von Bipalium böhmigi, nach einer Sagittalschnittserie rekonstruirt. Vergr. 25. ac, Atrium commune; «m, Atrium masculinum; dp, Bulbus penis; de, Ductus ejaculatorius; drg, Drüsen- gang; g, Geschlechtsöffnung; mcc, männlicher Kopulationskanal; od, Oviducte (von denen der rechte mit gestricheltem Kontour eingezeichnet ist); rs, Sekretreservoire, die in das Atrium commune einmün- den; t, taschenförmige Ausstülpungen des Ductus ejaculatorius; ®, Vagina; vd, Vasa deferentia (jenes der rechten Seite gestrichelt). (Die Ausmündungsstelle der Vagina in das Atrium commune ist hier der Deutlichkeit halber unmittelbar hinter der Ausmündungsstelle des männlichen Kopulationskanals gezeichnet worden; in der That befinden sich aber diese beiden Mündungen bei dem mir vorliegenden Exemplar von Bipalium böhmigi nicht hinter einander, sondern neben einander.) epithel, welches bei der letztgenannten Form gegen die Geschlechts- öffnung allmählich höher wird; auf der dorsalen Seite hat sich das Epithel bei Bipakium graffi losgelöst und ist nur noch in einzelnen Stücken im Atrium vorhanden; nach diesen zu beurtheilen stellt das dorsale Atriumepithel eine sehr dünne, cilienlose Zellschicht dar, was auch bei Beipalium böhmigi der Fall zu sein scheint. Bipalium penzigi und wahrscheinlich auch verdle besitzen im Geschlechtskanal, eben so wie an der Kriechleiste, ein eingesenktes Epithel mit deut- lichen Cilien; im kleinen Atrium ecommune habe ich bei diesen beiden Formen keine epitheliale Auskleidung mit Sicherheit auffinden können. Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. 89 Drüsen, die in das Atrium commune, resp. in den Geschlechts- kanal einmünden, habe ich mit Ausnahme von Bipalium robiginosum bei allen übrigen Formen angetroffen. Bei Bipahium penzigi ergießen sich in den Geschlechtskanal, und zwar hauptsächlich in seine obere Hälfte eyanophile, im Mesenchym gelegene Drüsen (Taf. VI, Fig. 2 cy.dr), die ein feinkörniges Sekret liefern. An der ventralen Wand des Atrium commune münden dicht sedrängt die Ausführungsgänge von erythrophilen Drüsen (e.dr’), deren Sekret an der Ausmündungsstelle zu fast homogenen Stäbchen ge- formt erscheint; die im Mesenchym befindlichen Sekretzüge sind aber deutlich körnig. Mit Hämatoxylin-Eosin nehmen diese erythrophilen Drüsen eine intensiv rothe Farbe an; bei Behandlung mit VAn GIE- sox’scher Flüssigkeit sind sie gelb. In den Geschlechtskanal von Bipalium virde münden eben so wie bei der vorigen Species cyanophile Drüsen (Taf. V, Fig. 1 cey.dr), deren Ausführungsgänge aber (wenigstens bei dem mir vorliegenden Exemplar) gerade im unteren Theile des Geschlechtskanals am meisten gehäuft sind. Das Sekret ist feinkörnig; doch erscheint es am Ende der Ausführungsgänge meist zu länglichen oder kugeligen, fast homo- genen Ballen zusammengepackt. Auf der ventralen Seite des Atriums. münden ebenfalls eyanophile Drüsen aus, jedoch viel spärlicher als im Geschlechtskanal. Eigenthümliche Verhältnisse in Bezug auf die Atriumdrüsen zeigen Bipalium graffi und böhmijgi. Bei der erstgenannten Form finden wir im ventralen Theil des muskulösen Genitalwulstes parallelfaserige, äußerst feine Körnchen enthaltende Gewebszüge, die sich zwischen den Muskelfasern des Genitalwulstes hindurchzwängen, um sich schließlich zu kugelför- migen Gebilden aufzuknäueln. Im Ganzen habe ich elf solcher kugel- förmiger Gebilde gezählt; sie sind kranzförmig um die beiden einander sehr genäherten Endtheile des männlichen und weiblichen Kopulations- kanals angeordnet. In Fig. 3, Taf. V sind zwei dieser kugelförmigen Gebilde zu sehen (rs) und in Fig. 1, Taf. VI ist eines stärker ver- größert dargestellt. Die meisten haben einen Durchmesser von ca. 200 u. Im Centrum enthalten sie einen kleinen Hohlraum, der, wie ich wenigstens in zwei Fällen sicher gesehen habe, durch einen engen Spalt in das Atrium commune einmündet (Taf. VI, Fig. 1 sp). Die er- wähnten sehr feinen Körnchen sind namentlich in den kugelförmigen Gebilden angehäuft und in einem Falle habe ich sie frei im Atrium 90 Jos. Müller, commune, unmittelbar an der Ausmündungsstelle des eben genannten engen Spaltes angetroffen. Aus allen diesen Umständen geht, wie ich glaube, deutlich her- vor, dass wir es in den kugelförmigen Gebilden von Dipalium graffi gewissermaßen mit Sekretreservoirs zu thun haben, welche sich unter dem Druck der sie umgebenden Muskelfasern des Genitalwulstes in das Atrium commune entleeren. Ob der Spalt, der diese Sekret- reservoirs mit dem Atrium commune in Kommunikation setzt, präformirt ist oder aber bei der Entleerung des Sekretes einfach durch ein Zer- reißen der dorsalen Atriumwand entsteht, habe ich mit Sicherheit nicht entscheiden können; das Letztere scheint mir aber wahrschein- licher. Die parallelfaserigen Gewebszüge, die zu den Sekretreservoirs hinziehen, wird man wohl als die Drüsenausführungsgänge in Anspruch nehmen können, um so mehr als in diesen Gewebszügen keine Kerne zu sehen sind. Wo die Drüsen selbst liegen, kann ich nicht mit- theilen; die erwähnten zu den Sekretreservoirs ziehenden Gewebszüge kann man nur bis an die Peripherie des Genitalwulstes verfolgen, wo sie sich allmählich im dichten Muskelgeflecht verlieren. Ganz ähnliche Verhältnisse finden wir bei Dipalium böhmigi. Wir sehen auch hier rings um die unmittelbar neben einander be- findlichen Endtheile des männlichen und weiblichen Kopulations- kanals, und zwar in geringerer Entfernung als bei Deipalium graffi, Sekretreservoirs, die ihren Inhalt in das Atrium commune ergießen (Textfig. 1 's). Da bei dieser Art die Sekretreservoirs sich gegenseitig berühren, so platten sie sich etwas ab und besitzen daher nicht die ziemlich regelmäßig kugelförmige Gestalt wie bei Bipalium grafft. In der mir vorliegenden Schnittserie sind sie reichlich mit Sekret erfüllt und im Atrium commune ist entleertes Sekret vorhanden. Dieses ist feinkörnig und färbt sich mit Hämatoxylin-Eosin rosaroth, bei Behandlung mit van GıEson’scher Flüssigkeit nimmt es eine gelb- liche Färbung an; es zeigt somit dieselben Farbenreaktionen wie das Sekret der später zu beschreibenden, in den Ductus ejaculatorius ausmündenden Drüsen des männlichen Kopulationsorgans!. Die das Sekret liefernden Drüsen scheinen hauptsächlich außerhalb des Genital- wulstes im Körpermesenchym und zwar hinter den Kopulationsorganen, 1 Bezüglich des Sekretes, welches sich in den Reservoirs von Bipalkum graffe vorfindet, sei hier nachträglich mitgetheilt, dass es keine distinkten Farben- reaktionen erkennen lässt, was vielleicht mit seiner außerordentlich feinkörnigen Beschaffenheit zusammenhängt. Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. 91 dorsal vom Darm, gelegen zu sein. (In der schematischen Textfig. 1 sind sie nicht eingezeichnet.) III. Weiblicher Apparat. Eine scharfe Scheidung von »Drüsengang« und »Vagina« habe ich nur bei Bipalium virdle wahrgenommen (Taf. V, Fig. 1 drg und v). Hier stellt die Vagina (oder der »weibliche Kopulationskanal«) einen engen von einer mächtigen Muskulatur umgebenen Gang! dar, wäh- rend der sackartig ausgeweitete Drüsengang außerhalb dieser Muskel- masse gelegen ist? Bei Bipalium robiginosum, graffi und böhmigi seht dagegen der Drüsengang sowohl in Bezug auf seine Breite als auch auf die in denselben einmündenden Drüsen ganz allmählich in die engere, drüsenfreie Vagina über; eine scharfe Grenze zwischen diesen beiden Theilen ist nicht vorhanden (vgl. Taf. VI, Fig. 4, Taf. V, Fig. 3 und Textfig. 1 drg und v). Bei Bipalium penzige endlich be- steht der weibliche Kopulationsapparat eigentlich nur aus einem von einer mächtigen Muskulatur umgebenen) Drüsengange (Taf. VI, Fig. 2 drg). Bei Bipahum virie wird der Drüsengang von einem hohen, eilientragenden Cylinderepithel, mit basal gelegenen Kernen, aus- gekleidet; die Vagina besitzt dagegen (wenigstens in ihrem unteren, in meiner Schnittserie intakt gebliebenen Theil) ein viel niedrigeres, scheinbar eilienloses Epithel. Bripalium böhmigte, graffi und robig:- nosum zeigen keinen wesentlichen Unterschied zwischen dem Epithel des Drüsenganges und der Vagina; dieses stellt ein hohes Cylinder- epithel dar, welches bei Bipalium graffi und robigenosum überall ein deutliches Cilienkleid besitzt, während bei dem mir vorliegenden Exemplar von Bipalium böhmige nur stellenweise schlecht erhaltene Cilien zu erkennen sind. Bei Bipalium robiginosum ist sehr schön zu sehen, wie das Epithel des Drüsenganges durch die hier ausmündenden Drüsen modifieirt wird. Die austretenden Sekretballen drücken näm- 1 Ich habe diesen Gang allerdings nur in seinem unteren Theil, der sich mit dem männlichen Kopulationskanal verbindet, gesehen, denn die Schnitte, die seinen oberen, in den Drüsengang einmündenden Theil enthielten, wurden bei der Färbung stark verletzt. Es lässt sich jedoch an dem Verlauf der Muskel- fasern in den folgenden Schnitten erkennen, dass die Vagina in ihrem oberen Theile, eben so wie im unteren, einen engen Kanal darstellt. 2 Ein ähnliches Verhalten finden wir unter den bisher anatomisch bekannten Bipaliiden nur noch bei Bipalium ephippium, bei dem ebenfalls der Drüsengang außerhalb der die Vagina umgebenden Muskulatur sich befindet (v. GRAFF, Turbell. II, p. 215, Textfig. 62 drg). 092 ; Jos. Müller, lich die Epithelzellen so zusammen, dass diese ein dünnes Netzwerk darstellen, durch dessen 4—5 u breite Maschenräume das Sekret in den Drüsengang sich ergießt. Wie wir später sehen werden, zeigt eine ganz ähnliche Erscheinung das Epithel des Ductus ejaculatorius dieser Species. | In Bezug auf die Muskulatur des weiblichen Kopulations- apparates können wir Bipalium penzige und virile einerseits von Bipalium graffi, böhmigi und robiginosum andererseits ziemlich scharf unterscheiden. | Betrachten wir den weiblichen Kopulationsapparat von Bipalium penzige (Taf. VI, Fig. 2), so finden wir eine große, kompakte, gegen das Körpermesenchym scharf begrenzte, bulbusähnliche Muskelmasse, in welche der Drüsengang vollkommen eingeschlossen ist. Der Haupt- sache nach besteht diese Muskelmasse aus longitudinalen, zu Bündeln vereinigten, dicken Fasern (wm), welche die äußere Muskulatur des weiblichen Begattungsapparates darstellen. Die Faserbündel heften sich theils an die dorsale, theils an die ventrale Atriumwand an und umkreisen das obere Ende des Drüsenganges; einige und zwar die mehr nach innen gelegenen, inseriren aber an die innere Muskulatur des Drüsenganges, einer 36 « dieken, aus sehr feinen Ringfasern bestehenden Muskelschicht (wur). Diese Anordnung der Muskulatur erscheint für den Kopulationsakt sehr zweckmäßig. Bei einer Kontraktion der den Drüsengang um- kreisenden Fasern wird dieser letztere gegen die Geschlechtsöffnung gedrückt und zugleich durch Kontraktion jener Fasern, die sich an seine Ringmuscularis anheften, etwas erweitert. Es kann nun der Penis leicht in den Drüsengang eindringen, worauf er, durch Kon- traktion der Ringmuseularis, in demselben festgehalten werden kann. Die den Drüsengang umkreisenden Fasern werden auch eine wichtige Rolle bei der Hinausbeförderung der Kokons spielen. Bei Bipalium virie, wo wir den Drüsengang deutlich von der Vagina abgrenzen können, ist, wie schon oben erwähnt, nur die letztere von der Muskelmasse des weiblichen Kopulationsapparates umgeben. Es liegt also hier ein wesentlich verschiedenes Verhalten gegenüber Bipalium penzigi vor, bei welchem, wie wir gesehen haben, der ganze Drüsengang in die Muskulatur des weiblichen Kopulations- apparates eingeschlossen ist. In der Anordnung und Verlauf der Muskelfasern hingegen besteht eine große Übereinstimmung mit Bipa- lium penzigi. Wir finden nämlich auch hier eine kompakte, gegen das Körpermesenchym ziemlich scharf abgegrenzte Muskelmasse, deren Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. 93 äußere Partie aus longitudinalen, die innere aus Ringfasern besteht (Taf. V, Fig. 1 wim, wrm); nur verflechten sich hier sämmtliche Longitudinalfasern mit der Ringmuscularis, ohne dass ein Theil der- selben, wie bei Bipalium penzige, den Drüsengang oben umkreisen würde. Ganz andere Verhältnisse als die zwei eben besprochenen Arten bieten uns Bipahum graffi, böhmigi und robiginosum dar. Bei diesen Formen werden Drüsengang und Vagina von dem lockeren Muskel- seflecht des muskulösen Genitalwulstes umgeben, welches aus isolirten, nieht zu Bündeln vereinigten Fasern zusammengesetzt ist, und sich nieht scharf gegen das Körpermesenchym abhebt. Bei Bipakum graffi, und weniger deutlich bei robigenosum, verdichtet sich dieses lockere Muskelgeflecht des Genitalwulstes in der Nähe der dorsalen Wand des Atrium commune zu einem kompakteren Filzwerk, welches schon bei schwacher Vergrößerung durch seine dunkle Färbung hervortritt. Eine innere Rinsmuskulatur des weiblichen Begattungsapparates, wie sie uns bei Bipahum penzige und verile in mächtiger Entwicklung entgegentritt, ist bei Dipalium robiginosum, böhmige und grafft nicht vorhanden; nur bei dem letzteren habe ich an der Vagina einige zarte, jedoch sehr spärliche Ringfasern wahrgenommen. Im muskulösen Genitalwulste von Bripalium graffi ist längs der’ sanzen dorsalen Wand des Atrium commune eine ziemlich breite, helle Zone zu sehen (Taf. V, Fig. 3 und Taf. VI, Fig. 15), in welcher man bei starker Vergrößerung außerordentlich feine parallel zur dor- salen Wand des Atriums verlaufende Fasern erkennt. Bei Behandlung nach der van GıEson’schen Methode nimmt diese helle Zone einen röthlichen Farbton an, was dafür spricht, dass es sich hier um eine Art Bindegewebe handelt, und nicht etwa um eine Schicht von feinen longitudinalen Muskelfasern, wie man vielleicht vermuthen könnte. Die kontraktilen Elemente des Muskelfilzes (Taf. VI, Fig. 1 m), der sich oberhalb dieser Bindegewebszone (b) vorfindet, dringen in dieselbe ein, durchqueren sie, wobei sie sich größtentheils verzweigen; auf der ventralen Seite der Bindegewebszone vereinigen sich wieder die Muskelverzweigungen zu dickeren Fasern (e), die kurz darauf enden. Diese Endtheile der Muskelfasern inseriren an eine feine Membran (br), die vielleicht als Basalmembran des dorsalen Atrium- epithels aufzufassen ist; 3,6 u über dieser Membran ist ein zweiter Kontour (iv) zu erkennen, welcher dadurch hervorgerufen zu sein scheint, dass sich die Endstücke der Muskelfasern an dieser Stelle knötchenartig verdicken. 94 Jos, Müller, Über die physiologische Bedeutung dieser ganzen Erscheinung kann ich nur eine Muthmaßung äußern, dass nämlich die helle binde- sewebige Zone eine Art Sehne darstellt, die für die Muskelfasern des Genitalwulstes einen soliden Stützpunkt liefert und zugleich die- selben zusammenhält. Eine ähnliche bindegewebige Schicht ist auch in der dorsalen Wandung des Atrium commune von Bipalium virde (Taf. V, Fig. 1 b) und penzige (Taf. VI, Fig. 2b) zu erkennen; jedoch scheint hier nur ein Theil der über dieser Bindegewebsschicht befindlichen Muskel- fasern in dieselbe einzudringen. Bei allen Formen habe ich erythrophile Drüsen (e.dr.), die ihr Sekret in den Drüsengang entleeren, aufgefunden. Das Sekret ist zu unregelmäßigen Klumpen zusammengepackt und besteht aus feinen Körnchen; es färbt sich mit Hämatoxylin-Eosin intensiv roth; bei Behandlung mit van GiEson’scher Flüssigkeit erscheint es gelb. Die Drüsen liegen im Mesenchym, hauptsächlich hinter dem Kopulations- apparat, dorsal vom Darm und bei Bipalium robiginosum auch ventral von diesem (vgl. die Abbildungen der Kopulationsappa- rate e.dr). Die Ausführungsgänge dieser Drüsen enthalten bei dem mir vorliegenden Exemplar von Dipalium penzige nur sehr wenig Sekret oder sie sind ganz leer. Im letzteren Falle gewähren sie den Ein- druck von zarten, hellen Streifen, welche die kompakte Muskelmasse des weiblichen Kopulationsapparates durchqueren. MoseLeyY! hat diese hellen Streifen bei Dipahum diana beobachtet und gesteht (p. 141), dass er sie zuerst für Nerven gehalten hat; doch sei er später zu der Überzeugung gekommen, dass es sich um »Schalen- drüsen« handelt, wie sie KEFERSTEIN für Leptoplana tremellaris be- schrieben hat. Er fügt dann hinzu: »It may be that this shell-gland, so highly developed in Zeptoplana, is here rudimentary and nearly funetionsless, or possibly it may be in a more active condition at a different period of the year from that at which I gathered my spe- cimens of Bipalium.« Die erstgenannte Möglichkeit scheint mir aber ausgeschlossen, es ist doch viel wahrscheinlicher, dass die Drüsen zeitweise secerniren und dann werden die Ausführungsgänge derselben mit Sekret erfüllt sein; sonst aber werden sie nur sehr wenig Sekret ! »On the Anatomy and Histology of the Land-Planarians of Ceylon, with some Account of their Habits, and a Description of two new Species, and with Notes on the Anatomy of some European Aquatie Species.< Phil. Trans. Royal- Society. 1874. p. 105—171. Taf. X—XV. Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. 95 enthalten oder ganz desselben entbehren, und dann als feine, oft schwer sichtbare Streifen uns entgegentreten. Bipalium robigimosum besitzt neben den erythrophilen Drüsen auch eyanophile (Taf. VI, Fig. 4 cy.dr), die ebenfalls in den Drüsen- sang einmünden; sie liegen eben so wie die erythrophilen Drüsen, hauptsächlich hinter den Kopulationsorganen, dorsal und ventral vom Darm. Ihr Sekret ist feinkörnig und zu unregelmäßigen Klumpen zusammengehäuft. Der Drüsengang von Bipalium graffi empfängt neben dem erythrophilen ebenfalls eyanophiles Drüsensekret; doch stammt dieses nicht wie bei Bripalium robiginosum von Drüsen die im Mesenchym gelegen sind, sondern von einem Theil der Epithelzellen des Drüsen- sanges, die mithin eine sekretorische Funktion aquirirt haben. Der basale, vom Lumen des Drüsenganges abgewandte Theil dieser cyanophilen Epitheldrüsenzellen ist bauchig angeschwollen und liegt manchmal nicht mehr zwischen den übrigen Epithelzellen, sondern ist etwas in das Mesenchym, welches an die Epithelschicht des Drüsenganges angrenzt, hineingerückt. Bei Dipalium virıle habe ich im Drüsengange neben dem erythro- philen auch blau tingirtes Sekret beobachtet, welches wahrscheinlich, so wie bei der vorigen Art, von Epithelzellen des Drüsenganges produeirt wird. Die von einem kubischen Flimmerepithel ausgekleideten Ovi- duete (od) verlaufen dorsal und seitlich von den beiden Längsnerven- stämmen und biegen in der Gegend der Geschlechtsöffnung nach oben und innen, um von der Seite und von hinten her in den dorsalen Theil des Drüsenganges neben einander einzumünden. Bei Bipalium graffi und noch mehr bei penzige ist das Epithel der Oviducte auf der Ventralseite höher als auf der Dorsalseite. Bei der erstgenannten Form beträgt in der Gegend des Pharynx die Dicke des Epithels ventral 13 u, dorsal 10,8 u; bei Bipalium penzigi ventral 11 u, dorsal nur 4,5 «. Das Epithel der ventralen Seite von Bipalium penzage färbt sich auch auffallend schwächer als jenes der Dorsalseite, seine Kerne sind größer, und die Cilien bedeutend länger als dorsal (Taf. VI, Fig. 3). Dies lässt sich auch an den Oviducten von Bipalium graffi beobachten, jedoch weniger deutlich. Dieser dorsal und ventral verschiedene Bau der Oviducte besteht aber nur bis in die Gegend der Kopulationsorgane; hier wird die Differenz zwischen dem dorsalen und ventralen Epithel allmählich geringer, um schließlich ganz aufzuhören. 96 Jos. Müller, Meines Wissens sind solche Fälle von dorsal und ventral ver- schieden gebauten Ovidueten noch nicht beschrieben worden; nur ist mir eine Abbildung von Krsmanovic! aufgefallen, welche einen Längsschnitt durch den Oviduct von Geoplana sieboldi v. Graff dar- stellt. In dieser Abbildung (Taf. VIII, Fig. 12 od) ist das gegen die Dorsalseite zugekehrte Epithel der Oviducte deutlich niederer als das ventrale gezeichnet, doch erwähnt davon KrsmAnovic im Texte gar nichts. Eine feine Tunica propria habe ich an den Oviducten von Bipa- lum graffi und penzigi beobachtet. Bei Bipalium graffi werden die Oviducte von einer gegen die Kopulationsorgane an Stärke zunehmenden Muscularis umgeben, die hauptsächlich aus unregelmäßig angeordneten, sich schneidenden Ringfasern aufgebaut erscheint. Eine Ringmuscularis habe ich ferner bei Dipalium virie beobachtet, nur ist sie hier viel schwächer ent- wickelt. IV. Männlicher Apparat. Das männliche Kopulationsorgan, der Penis, ragt in eine vom Atrium deutlich geschiedene Höhlung, welche als Atrium masenu- um bezeichnet wird. An diesem kann man mehr oder weniger scharf zwei Theile unterscheiden; einen den Penis ringförmig umgebenden Raum, das Atrium masculinum im engeren Sinne, und einen längeren Kanal, der diesen Raum mit dem Atrium commune in Verbindung setzt, den sogenannten »männlichen Kopulationskanal« (siehe die Abbil- dungen der Kopulationsorgane am und mcec). Dieser letztere ist namentlich bei Dipakium graffi und böhmige ziemlich lang; doch ist es klar, dass, je nachdem sich bei der Fixirung die Muskulatur des Kopulationsapparates kontrahirt hat, je nachdem der Penis zurück- gezogen oder vorgestoßen wurde, der männliche Kopulationskanal in Bezug auf Gestalt und Größe recht verschieden erscheinen wird, wie überhaupt auch andere Theile des Kopulationsapparates bei verschie- denen Individuen ein und derselben Specis oft eine ganz verschiedene Gestalt eventuell auch Lage besitzen werden. Ich habe dies erwähnt, um daran zu erinnern, dass manche Eigenthümlichkeiten, die sich auf Form, Größe und Lage von Organen beziehen, zufälliger Weise bei der Konservirung entstanden sein können, und dass man daher nur mit großer Vorsicht dieselben als specifische Charaktere ansehen 1 »Beiträge zur Anatomie der Landplanarien.e Diese Zeitschr. Bd. LXV. 1898. p. 179—210. Taf. VII und VIU. Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. 97 darf, zumal wenn man von der betreffenden Species nur ein einziges Individuum untersuchen konnte. Nicht immer führt der männliche Kopulationskanal direkt in das Atrium commune; dies gilt nur für Dipalium robiginosum, böhmigi und graffe!,;, bei Bipalium virile finden wir dagegen, dass er sich mit der Vagina zu einem »gemeinsamen Kopulationskanal« vereinigt (Taf. V, Fig. 1 gce) und dieser mündet erst in das Atrium commune ein?. Bipalium penzige nimmt in dieser Beziehung eine Mittelstellung ein, indem der männliche Kopulationskanal und der Drüsengang — eine Vagina ist hier nicht vorhanden — zwar durch eine einzige Öffnung in das Atrium commune einmünden, ohne dass es aber zur Ausbildung eines gemeinsamen Kopulationskanals gekommen wäre, indem die beiden genannten Gänge sich unmittelbar vor ihrer gemein- samen Ausmündungsstelle in das Atrium vereinigen (vgl. Fig. 2, Taf. VI, mcc und drg)>. Bei Bipalium böhmigi und graffi wird das männliche Atrium von einem ziemlich hohen Cylinderepithel ausgekleidet, welches bei der erstgenannten Form auch im männlichen Kopulationskanal an- nähernd dieselbe Höhe aufweist, bei Bipalium graffi dagegen bedeutend niedriger wird, um aber am Ende des Kopulationskanals an Höhe wieder zuzunehmen. Dipalium virile besitzt im männlichen Kopu- lationskanal sowohl, als auch im Atrium masculinum ein niederes Epi- thel, welches (wenigstens bei dem mir vorliegenden Exemplar) Keine Bilten besitzt; nur gegen die Übergangsstelle der Atriumwand in die äußere Wandung des Penis wird dieses platte Epithel allmählich zu einem hohen Cylinderepithel, welches ebenfalls der Cilien entbehrt. Bei Bipalium penzigi wird der männliche Kopulationskanal von einer sehr niedrigen, anscheinend cilienlosen Epithelschicht ausgekleidet, die im Atrium masculinum nur unbedeutend an Höhe zunimmt. Bipa- lium robiginosum schließlich besitzt im männlichen Atrium ein mittel- hohes Flimmerepithel, welches im Kopulationskanal etwas niedriger wird. ! Dasselbe finden wir von bereits bekannten Bipaliiden bei Drpalium haber- landti (v. GRAFF, Turbell., II, Textfig. 60), marginatum (ebenda, Textfig. 61), ephippium (ebenda, Textfig. 62) und Perocephalus sikorav (ebenda, Textfig. 69). 2 Ein gemeinsamer Kopulationskanal ist bisher beschrieben worden für Bipalium umivittatuwm (v. GRAFF, Turbell., II, Textfig. 63), Bepalium ceres (ebenda, Textfig. 65), Placocephalus kewensis (ebenda, ee 67) und Peegeanulus dubaus (ebenda, Textfig. 68). 3 Eben so verhält sich die Sache bei Depalium proserpina (V. GRARF, Turbell., II, Textfig. 64). Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIII. Bd. 7 98 Jos. Müller, Bei bipahium virde, graffi und robiginosum ist am männlichen Atrium eine deutliche Musecularis vorhanden, die bei der erstgenannten Form aus Längsfasern mit dazwischen eingestreuten Ringfasern be- steht; bei Dipalium graffe überwiegen die Ringfasern und bei Bipa- hium robiginosum sind nur solche vorhanden. Der männliche Kopula- tionskanal wird bei Dipalium virde von einer mächtigen Ringmuseularis umhüllt; Beipalium graffi besitzt am Kopulationskanai nur spärliche Ringfasern, die sich aber an seinem Ende, vor der Einmündung in das Atrium commune, etwas verdichten und so einen schwachen Sphincter darstellen. Wie gewöhnlich kann man am männlichen Kopulationsapparat den Penis im engeren Sinne, der frei in das Atrium masculinum hineinragt, und den muskulösen, im Körpermesenchym eingeschlosse- nen »Bulbus penis« unterscheiden (vgl. die Abbildungen der Kopu- lationsorgane » und bp). Das gegenseitige Größenverhältnis dieser beiden Theile ist für die einzelnen Arten sehr verschieden. Während nämlich bei Bipalium böhmigi der Penis i. e. S. den größten Theil des männlichen Begattungsorgans darstellt, wird dieses letztere bei Bipalvum virde fast nur vom Bulbus penis gebildet, der bei dieser Species eine kolossale Entwicklung erfahren hat (Taf. V, Fig. 1 5p)1. Eine Mittelstellung zwischen diesen beiden Extremen nehmen Bipa- lhum robiginosum, penzige und graffi ein. Die Form des Penis und des Bulbus penis ist bei den einzelnen Arten verschieden, sie wird aber auch bei Individuen ein und derselben Species, je nach dem Kontraktionszustand der Muskulatur, verschieden erscheinen. Nach den mir vorliegenden Exemplaren lassen sich bei böhmege Penis und Bulbus penis nicht scharf abgrenzen, sie stellen zusammen ein kugeliges Gebilde dar, welches nur an der Ausmündungsstelle des Ductus ejaculatorius in eine kurze Spitze ausgezogen ist. Dipalıum robiginosum zeigt einen kugeligen Bulbus, dem der konische Penis aufgesetzt erscheint; Dipalıum penzigi besitzt einen langen, zuge- spitzten Penis, der an seiner Basis gewissermaßen in den Bulbus eingesenkt erscheint; es inserirt nämlich die Muskulatur des letzteren nicht nur an der Stelle, wo die äußere Wandung des Penis in jene des Atrium masculinum übergeht, sondern setzt sich eine ziemliche Strecke auf die Wandung des männlichen Atriums fort. Das mir vor- liegende Individuum von Bipalium graffi besitzt ein in der Längsachse ı Von den bisher anatomisch bekannten Bipaliiden finden wir den Bulbus penis am stärksten entwickelt bei Bipalium marginatum (v. GRAFF, Turbell., II, Textfig. 61), doch nicht so stark wie bei Bipahium vorde. Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. 99 des Thieres etwas gestrecktes Kopulationsorgan, der Penis ist kurz kegelförmig. Bipahum virde endlich ist durch einen sehr Jang- gestreckten Bulbus charakterisirt, dessen hinterem Ende der ver- hältnismäßig kleine Penis entspringt. Im männlichen Kopulationsapparat vollkommen eingeschlossen befindet sich der Ductus ejaculatorius. Sein vorderes Ende, wel- ches die Endtheile der Vasa deferentia aufnimmt, ragt also nicht etwa aus der Bulbusmuskulatur in das Körpermesenchym hinein, ja bei Bipalum penzige reicht der Ductus ejaculatorius nicht einmal in den Bulbus hinein, er befindet sich ganz im freien Penis (Taf. VI, Fig. 2 de). Die einfachste Form besitzt der Ductus ejaculatorius von Dipa- kum virde, er stellt hier ein das männliche Kopulationsorgan der Länge nach durchziehendes gleich breites Rohr dar (Taf. V, Fig. 1 de). Bei allen übrigen von mir untersuchten Formen legt sich die Wandung des Ductus ejaculatorius in Falten. Eine ziemlich unregelmäßige derartige Faltenbildung finden wir bei Dipalium graffi und noch mehr bei BDipalium robiginosum (Taf. V, Fig. 3 und Taf. VI, Fig. 4 de). Zwei taschenförmige Einfaltungen weist das hintere Ende des Ductus ejaculatorius von BDipalium penzige auf (Taf. VI, Fig. 2 £) und deren viele besitzt jener von Bipalium böhmigi, wo sich die einzelnen Taschen schuppenförmig überdecken (Textfig. 1 2). i Das Epithel des Ductus ejaculatorius von Dipalkium virvle wird durch ein feinkörniges Sekret, welches auch das enge Lumen des- selben erfüllt, fast vollständig verdeckt; nur an einigen Stellen ist noch zu erkennen, dass das Epithel aus hohen, schmalen Zellen zu- sammengesetzt ist. Bei den übrigen Formen ist zwar das Epithel deutlich zu sehen, doch ist die Konservirung desselben eine so schlechte, dass man über verschiedene histologische Details kein klares Bild gewinnen kann. Bei Bipalium graffi stellt das Epithel eine durchschnittlich 7,2 u hohe Zellschicht dar, die wenigstens stellenweise deutliche Cilien er- kennen lässt; nur am distalen Ende des Ductus ejaculatorius wird es außerordentlich flach und dies gilt auch für die folgenden Formen. Hier und da wird das Epithel von helleren, ziemlich breiten Kanälen durchsetzt (die oft nur schief angeschnitten sind und daher als helle ovale oder rundliche Räume im Epithel erscheinen); diese stellen, wie ich glaube, die Endtheile von später zu beschreibenden, den Bulbus penis dieser Species radial durchziehenden, hellen Gewebszügen dar, die also, falls das richtig ist, durch das Epithel des Duetus ejacula- torius in diesen ausmünden würden. Tr 100 Jos. Müller, Der Ductus ejaculatorius von Bipalium robiginosum wird von einem Epithel ausgekleidet, welches in den vorderen Partien des Duetus eine Höhe von 12 u, in den hinteren von 30 u: erreicht. Auf Schnitten, die senkrecht zum Epithel geführt sind (Taf. VI, Fig. 6) er- scheinen die Zellleiber (2) von fadenförmiger Gestalt und durch ziem- lich breite Zwischenräume (2) von einander getrennt. Durch diese letzteren dringt das oben beschriebene Drüsensekret (sb) in den Ductus ejaculatorius ein. Es liegen hier also offenbar ganz ähnliche Ver- "hältnisse vor, wie v. GRAFF (Turbell. II, Taf. LVI, Fig. 5 ep) für Artiocotylus speciosus dargestellt hat; die Zellen sind hier durch die zwischen denselben austretenden Sekretballen (sd) stark zusammen- gedrückt. Bei der Beschreibung dieser Erscheinung sagt v. GRAFF l. e. p. 209), dass »die in das Epithel eindringenden und in das Lumen (des Ductus ejaculatorius) vorquellenden Sekretmassen den Leib der Zellen zu fadenförmigen Gebilden komprimiren«. Sollten nun bei Polycladus die Zellen wirklich »fadenförmige Gebilde« dar- stellen, so würde ein wesentlicher Unterschied gegenüber Dipakum robiginosum bestehen; denn bei diesem besteht das Epithel des Ductus ejaculatorius nicht etwa aus fadenförmigen Zellen; es stellt vielmehr ein Netzwerk dar, durch dessen Maschenräume das Sekret hindurch- seht. Hiervon kann man sich an solchen Stellen überzeugen, wo das Epithel nicht im Durchschnitt, sondern von seiner freien Fläche zu sehen ist (Taf. VI, Fig. 5). Wahrscheinlich gilt dasselbe auch für Artiocotylus speciosus, wo die Epithelzellen keine »fadenförmige Ge- bilde«, sondern ein Maschenwerk darstellen, durch dessen Maschen- räume die Sekretballen hervorquellen; nur auf Schnitten, die senkrecht zum Epithel geführt sind, werden sie natürlich von fadenförmiger Ge- stalt erscheinen. Es sei noch erwähnt, dass das Epithel des Ductus ejaculatorius von Dipalium robiginosum, obwohl durch das austretende Drüsensekret so modifieirt, dennoch an seiner freien Fläche deutliche Cilien erkennen lässt. Dass der Drüsengang dieser Species ebenfalls von einem Flimmerepithel ausgekleidet wird, welches zu einem Netz- werk komprimirt erscheint, wurde schon früher bei der Besprechung des weiblichen Kopulationsapparates erwähnt (vgl. p. 91 und 92)1. ! Ein ähnliches Epithel wie im Drüsengange und im Ductus ejaculatorius von Bipalium robiginosum scheint nach MosELEY’s Angaben (On the Anatomy and Histology of the Land-Planarians of Ceylon, 1. c. p. 141) das Atrium maseu- linum von Bipalium diana auszukleiden. MOSELEY sagt nämlich: »The cavity containing the penis (so nennt er das Atrium masculinum) is lined with a simple even layer of epithelium, divided by vertical lines into irregular elements which. Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. TOT Bei Bipalium böhmigi ist das Epithel des Ductus ejaculatorius durchschnittlich 18 « hoch und zeigt hier und dort noch erhaltene Oilien. So weit man nach dem vorliegenden schlecht konservirten Objekt beurtheilen kann, ist der histologische Aufbau dieses Epithels folgender: Die Zellleiber sind fast farblose Gebilde, welche jedoch durch dünne, aber scharf tingirte Wände deutlich getrennt; die Kerne sind basal gelegen. Das massenhaft vorhandene, feinkörnige Sekret der Penisdrüsen dringt zwischen den Epithelzellen nach außen, so dass diese durch die zwischen ihnen gelegenen Sekretzüge noch schärfer abgegrenzt erscheinen. Das Epithel des Ductus ejaculatorius von Dipalium penzigi be- steht aus hellen eylindrischen Räumen, die durch schmale, ein Netz- werk darstellende dunkel gefärbte Partien getrennt werden. Ob nun hier diese letzteren oder die hellen Räume die Zellleiber sind, konnte ich nieht mit Sicherheit feststellen. Cilien scheinen nicht vorhanden zu sein. In den beiden taschenförmigen Ausstülpungen am Vorder- ende des Ductus ejaculatorius wird das Epithel durch das in diese Taschen einmündende Sekret vollständig verdeckt. Auf der Ventralseite des Bulbus penis von Dipalium graffe be- merken wir eine eigenthümliche Höhlung (Taf. IX, Fig. 3 Ah), die einerseits mit dem Ductus ejaculatorius und andererseits mit dem Atrium maseulinum kommunicirt (Taf. V, Fig. 3 A* und h**). Mit dem letztgenannten scheinen sogar zwei Kommunikationen zu bestehen. Die eine ist sehr deutlich zu erkennen und man sieht, wie sich das Epithel des Atrium masculinum durch diese Pforte in die Höhlung eine kurze Strecke hindurch fortsetzt. Einige Schnitte weiter gegen die rechte Seite des Thieres findet man die andere Stelle, an welcher eine Kommunikation mit dem Atrium masculinum zu bestehen scheint; es ist hier nämlich ein sehr enger Kanal vorhanden, der aber von keinem deutlichen Epithel ausgekleidet wird. (In Fig. 3, Taf. V, ist die erstere, deutliche Kommunikationsöffnung dargestellt) In der Höhlung selbst ist mit Ausnahme der erwähnten kurzen Strecke in der Nähe des Atrium masculinum keine deutliche epitheliale Aus- kleidung zu erkennen; das Bindegewebe und die Muskelfasern, die diesen Hohlraum umgeben, treten frei zu Tage. Nur an einigen Stellen an der dorsalen Wandung dieser taschenförmigen Höhlung setzt sich eine periphere Schicht etwas ab, die aber so sehr dem are apparently without nuclei.< Die »irregular elements«, in denen MOoSELEY keine Kerne sehen konnte, würden die Maschenräume im Epithel darstellen und die »vertical lines« die schmalen Zellen, welche diese Maschenräume trennen. 102 Jos. Müller, daran angrenzenden Bindegewebe gleicht, dass man sich schwerlich für die Epithelnatur dieser Schicht entscheiden kann. Was den In- halt dieser Höhlung anbelangt, so ist dieselbe theilweise mit einer sranulirten Masse erfüllt, die auf mich den Eindruck eines zerfallenen Gewebes macht. Was an diesem unter dem Bulbus penis gelegenen Hohlraum so merkwürdig erscheint, ist der Umstand, dass er sich einerseits mit dem Ducetus ejaculatorius und andererseits mit dem Atrium mascu- linum verbindet, so dass auf diese Weise zwischen dem Ductus eja- culatorius und dem Atrium masculinum eine Kommunikation unterhalb des Bulbus penis zu Stande kommt. Diese ganz eigenartige Erschei- nung, für die ich vergeblich einen analogen Fall in der mir zur Ver- fügung stehenden Litteratur gesucht habe, scheint mir wohl abnormal zu sein (vielleicht pathologischer Natur), doch muss der sichere Ent- scheid darüber einer künftigen Untersuchung von mehreren Individuen des Dipalium graffi vorbehalten bleiben. Die Muskulatur des männlichen Kopulationsapparates wird der Hauptsache nach von der Muskelmasse des Bulbus penis gebildet, die aus longitudinalen, das vordere Ende des Ductus ejaculatorius um- kreisenden Fasern besteht (vgl. die Abbildungen der Kopulationsorgane, blm);, sie inseriren entweder nur an der Übergangsstelle des Atrium masculinum in die Penisbasis oder auch an einem Theil der Wandung des Atrium masculinum, wie es namentlich bei Bipalium penzigi schön zu sehen ist (Taf. VI, Fig. 2 blm). Kontrahiren sich diese Fasern, so wird der Bulbus gewissermaßen in den Penis hineingepresst und somit dieser letztere vorgestoßen. Die Fasern sind zu Bündeln vereinigt!, die bei Bipalium penzigi deutlich mit einander anastomosiren. Auf Sagittalschnitten durch den Bulbus penis von Dripalıum virde erkennt man, dass die Längsfaserbündel nicht parallel zu einander verlaufen, sondern größtentheils sich unter spitzem Winkel schneiden; auch um- kreisen bei dieser Form nicht alle longitudinalen Fasern das vordere Ende des Ductus ejaculatorius, ein Theil heftet sich vielmehr an die denselben umgebende Ringmuseularis an (Taf. V, Fig. 1 bim). Bei Bipalium penzigi wird der Bulbus, in welchen, wie bereits angegeben, der Ductus ejaculatorius nicht hineinreicht, fast ganz von longitudinalen Faserbündeln gebildet, jedoch sind auf Medianschnitten zwischen diesen, namentlich in der dorsalen Hälfte des Bulbus, auch schief oder quer durchschnittene Bündel zu sehen (Taf VI, Fig. 2 qm). ! In meinen Figuren des Kopulationsapparates ist dies nicht zur Dar- stellung gebracht, es ist an diesen nur der Verlauf der Faserbündel zu erkennen. Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. 103 Bei Bipalium virile fanden wir innerhalb der longitudinalen Fasern, rings um den langgestreckten Ductus ejaculatorius eine röhrenförmige Muskelhülle. Diese besteht aus zwei Schichten; einer dem Epithel des Ductus ejaculatorius unmittelbar anliegenden, inneren, 10 u dieken Schicht von außerordentlich feinen Längsfasern (Taf. V, Fig. 1 dim) und einer äußeren ca. 60 u starken, ebenfalls aus sehr feinen Fasern bestehenden Ringmuscularis (drr). An gewissen Stellen macht es den Eindruck, als ob diese Ringmuscularis einen ähnlichen Bau besitzen würde, wie es v. GRAFF für BDipalium marginatum (Turbell. II, p. 214, Taf. XLIH, Fig. 2) und haberlandti (ebenda, p. 212 und 215, Taf. XII, Fig. 7 und Taf. XII, Fig. 1, 2 und 5) beschrieben und abgebildet hat, dass nämlich die Ringfasern zu hinter einander gelegenen Reifen oder Ringbändern angeordnet seien. Bei den beiden erwähnten Bipalien sind nach v. GRAFF zwischen den einzelnen Muskelreifen feine Radiärfasern vorhanden, die innerhalb derselben nach hinten umbiegen, und entweder schief zum Epithel des Ductus ejaculatorius (Bipalium haberlandtı) oder auch parallel zu diesem verlaufen und so zu Längsfasern werden (Bipahum marginatum). Es wäre daher nicht unmöglich, dass auch die oben erwähnten zwischen dem Epithel des Ductus ejaculatorius und der Ring- muscularis verlaufenden feinen Längsfasern ähnlich wie bei Dipalium marginatum die Fortsetzung von feinen zwischen den Ringmuskel- bändern gelegenen Radiärfasern darstellen; ich habe jedoch dies an meinen Präparaten nicht mit Sicherheit feststellen können. Der Duetus ejaculatorius von Dipalium graffi wird ebenfalls von einer Ringmuskulatur umgeben (Taf. V, Fig. 3 rm), die aber dureh- wegs keine so scharf abgegrenzte, einheitliche Muskelhülle wie bei Bipalium virile darstellt, sondern ganz allmählich der äußeren Längs- faserschicht des Bulbus Platz macht. | Das den Penis im eigentlichen Sinne bedeekende Epithel stellt nur bei Bipalium penzigi in seiner ganzen Ausdehnung eine niedrige Zellschieht dar; sonst ist es gegen die Ansatzstelle des Penis bald mehr (Bipalium virile und graffi) bald weniger (Bipalium böhmigi und robiginosum) verdickt. Bei Bipalium graffi liegt unterhalb des Epithels eine deutliche mehrschichtige Ringmuscularis und zwischen dieser und dem Ductus ejaeulatorius sind im Bindegewebe der Penis- wandung vereinzelte Ring- und schief verlaufende Fasern eingestreut. Eine Ringmuscularis an der äußeren Fläche des Penis ist ferner bei Bipalium robiginosum vorhanden, jedoch nur im basalen Theil. Be- züglich des Penis von Bipalium penzigi sei erwähnt, dass sich bei 104 Jos. Müller, dem mir vorliegenden Exemplar dieser Species die Bulbusmuskulatur in die Penisbasis hineinerstreckt (siehe Fig. 2, Taf. VI); doch ist es möglich, dass bei anderen Individuen mit stärker retrahirtem Penis diese Partie vollständig in den Bulbus einbezogen erscheint. In den Duetus ejaculatorius von Dipalum robiginosum, penzigi und böhmige münden erytrophile Drüsen ein, deren Sekret sich mit Hämatoxylin-Eosin rosaroth färbt, zum Unterschiede von den er- wähnten erytrophilen in den Drüsengang des weiblichen Kopulations- apparates ausmündenden Drüsen, die bei gleicher Behandlung eine intensiv rothe Farbe annehmen. Bei Anwendung von van Gızson’scher Flüssigkeit erscheint das Sekret gelb gefärbt. Die Drüsen selbst habe ich bei Bipahium penzigi ganz deutlich gesehen; sie liegen im Mesenchym außerhalb des Bulbus penis auf der Ventralseite des Thieres, etwas vor dem Kopulationsapparat. Für Bipalium robiginosum und böhmige habe ich: dagegen die Lage der Drüsen nicht genau feststellen können — dazu ist die Konservirung eine zu schlechte —; aber jedenfalls dürften sie sich im Körpermesenchym vorfinden, denn man sieht in demselben in der Nähe des männlichen Kopulations- apparates Sekretmassen, welche eben so gefärbt sind wie jene, die durch das Epithel des Duetus ejaculatorius in diesen letzteren ein- dringen. Bei Bipalium penzigi ergießen sich die erythrophilen Drüsen ın die zwei taschenförmigen Ausstülpungen des Ductus ejaculatorius (Taf. VI, Fig. 2). Diese Taschen füllen sich mit Sekret an und dienen so als Sekretreservoirs!), die ihren Inhalt dem Sperma bei- mischen. Ich glaube dies aus dem Umstande schließen zu können, dass im männlichen Kopulationskanal Spermamassen untermischt mit demselben rosarothen Sekret, welches die eben genannten Taschen erfüllt, sich vorfinden. Bei Bipalium böhmigi dringt das Sekret der erythrophilen Drüsen ebenfalls in die taschenförmigen Ausstülpungen des Ductus ejaculatorius (Textfig. 17). Aus diesen kann das Sekret bei der ! Ähnliche mit Sekret gefüllte Säcke hat v. GrArr im männlichen Kopu- lationsapparat von Bipahum ephippium gefunden (Turbell., II, p. 214 u. 215, Textfig. 62 cdr, Taf. XL, Fig. 2u. 4 cdr). Diese sind aber hier in der Zahl von sieben vorhanden und bilden einen förmlichen Kranz um den Ductus ejacula- torius, in welchen sie erst nahe seinem Hinterende einmünden. Ein weiterer, wesentlicher Unterschied von Bipalium penzigi besteht darin, dass während bei diesem das Sekret von Drüsen, die außerhalb des Bulbus im Mesenchym liegen, herstammt, bei Beipakium ephippium nach den Angaben von v. GRAFF vom Epi- thel der genannten Säcke produeirt wird. Si \ Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. 105 Copula dem durch den Ausspritzungskanal hindurchfließenden Sperma beigemengt werden. Bemerkenswerth ist Dipalium gie, bei dem das Sekret, welches in dem vorderen Theil des Ductus ' ejaculatorius (Taf. VI, Fig. 4 de’) entleert wird, aus ziemlich unregelmäßigen oder stäbchen- ähnlichen Körnern besteht, während der hintere Theil des Ausspritzungs- kanals (de’) ein sekr feinkörniges, staubartiges Sekret empfängt. Die Farbenreaktionen dieser beiden Sekretsorten sind aber die gleichen (nämlich mit Hämatoxylin-Eosin rosaroth, mit van GIEson’scher Flüssig- keit gelb) und sie dürften daher von einander nicht wesentlich ver- schieden sein. | Bei Bipalium graffi habe ich unzweifelhafte Drüsen in Verbindung mit dem männlichen Kopulationsapparat nicht auffinden können. Doch muss ich hier gewisser Verhältnisse Erwähnung thun, welche ich allein bei dieser Species beobachtet habe und die möglicher Weise irgendwie mit einer sekretorischen Funktion zusammenhängen. Es wird nämlich die Muskelmasse des Bulbus penis ungefähr in radialer Richtung von hellen Bändern durchzogen, die von außen her in den Bulbus eindringen, sich zwischen den Muskelfasern desselben hindurch- zwängen und stellenweise eine regelmäßige Anordnung dieser letzteren zu Faserbündeln bedingen (Taf. V, Fig. 4). Die hellen Bänder (2) be- stehen aus einem Gerüstwerk von dünnen Platten, welche zwar etwas sewellt, gefaltet sind und mit einander anastomosiren, jedoch im Großen und Ganzen parallei mit den Bändern, die sie zusammensetzen, verlau- fen; zwischen den dünnen Platten sind schmale, kanalartige Räume vor- handen, in welchen sich äußerst feine Körnchen vorfinden. Mit Zell- kernen sind diese hellen Bänder namentlich außerhalb des Bulbus ausgestattet; im Bulbus selbst sind nur spärliche Kerne vorhanden und diese auch nur an der Peripherie desselben. Am Epithel des Ductus ejaculatorius angelangt scheinen die hellen Bänder nicht auf- zuhören, sondern durch dasselbe hindurchdringend bis zum Lumen des Ductus ejaculatorius zu reichen. Dadurch dürften die hellen Lücken im Epithel bedingt sein, die bereits früher (p. 99) erwähnt wurden. Außerhalb der Bulbusmuskulatur bilden die in Rede stehenden Bänder in ihrer Gesammtheit eine Art Hülle um den Bulbus, welche sich nach vorn ziemlich weit gegen die Pharyngealtasche erstreckt und vom umgebenden Mesenchymgewebe deutlich absetzt. Sollte es sich bestätigen, dass die hellen Bänder wirklich in den Ausspritzungskanal einmünden, so würde, glaube ich, gar kein Zweifel darüber bestehen, dass diese Bänder Drüsen, resp. deren Ausführungs- 106 Jos. Müller, gänge darstellen. Ganz sichergestellt wäre die Sache, wenn in den in Rede stehenden Bändern ein deutliches Sekret vorhanden wäre. Nun man könnte als solches die erwähnten äußerst feinen Körnchen deuten; doch ist es auch nicht ausgeschlossen, dass diese Körnchen irgend eine andere coagulirte Substanz darstellen. Ganz ähnliche Verhältnisse hat MosELEY für Dipahum diana konstatirt!. Da sollen auch im Bulbus penis »wavy bands, which in carmine preparations stand out into relief unstained amongst the surrounding deeply stained muscular tissue (Plate XII, Fig. 2 «)« vor- handen sein. Er sagt ferner, dass diese Bänder bis zum Epithel der »prostatic follicles Fig. 4 u. En Bipalium phebe (?) var. transversefasciatum nov. var. Fig. 4 das Thier von der Dorsalseite, Fig. 4« Querschnittsform. Vergr. 2. Fig. 5 u. 5a. Bipalium megacephalum n. sp. Fig. 5 das Thier von der Dorsalseite, Fig. 5@ Querschnittsform. Vergr. 3!/a. Fig. 6—65. Bipalium penzige n. sp. Fig. 6 das Thier von der Dorsalseite, Fig. 6@ von der Ventralseite, Fig. 65 Querschnittsform. Vergr. 31/. Tafel V. Die Abbildungen der Kopulationsapparate dieser und der näch- sten Tafel sind nach Sagittalschnittserien angefertigt und stellen Median- schnitte dar. Dabei wurde aber auch in diesen Abbildungen, mit Ausnahme von Fig. 3 dieser Tafel, der Verlauf der Vasa deferentia und der Oviducte an- gedeutet, obwohl dieselben außerhalb der Medianebene liegen. Die Orientirung der Abbildungen ist eine derartige, dass in Bezug auf die natürliche Lage des Thieres links = vorn, rechts = hinten ist. Fig. 1. Kopulationsapparat von Bepalium virde n. sp. Vergr. 28. ac, Atrium commune; am, Atrium masculinum; d, bindegewebige Zone in der dorsalen Wan- dung des Atrium commune; bp, Bulbus penis; bl, Longitudinalfasern derselben; ey.dr, eyanophile Drüsen; de, Ductus ejaculatorius; din, denselben umgebende zarte Längsfasern; drg, Drüsengang; drm, Ringmuscularis des Ductus ejaculato- rius; ds, Ductus seminalis; e.dr, erythrophile Drüsen des Drüsenganges; g, Ge- schlechtsöffnung; ge, Geschlechtskanal; gec, gemeinsamer Kopulationskanal; ee, ' männlicher Kopulationskanal; od, Oviduet der rechten Seite; p, Penis; pt, Pha- ryngealtasche; sp, Spaltraum zwischen Bulbus penis und dem Körpermesenchym, der wahrscheinlich bei der Konservirung entstanden ist; v, Vagina; vd, Vas defe- rens der rechten Seite; vdı, Vereinigungsstelle desselben mit jenem der linken Seite; o/m, Longitudinalfasern des weiblichen Kopulationsapparates; wrm, Ring- fasern desselben. Fig. 2—2b. Gregarine aus dem Darm von Bipalium virden. sp. Vergr. 520. Fig. 2. Durchschnitt durch das ganze Thier: p, die schief angeschnittene Pellieula, an welcher die parallelen Furchen sehr deutlich zu erkennen sind; Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIII. Bd. 8 114 Jos. Müller, Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. cy. Cytoplasma; n, Kern; bn, Binnenkörper. Fig. 2« der Zellkern eines ande- ren Individuums im Durchschnitt, mit Binnenkörper (bn); Fig. 2b verschiedene Binnenkörper, der linke oben mit einer größeren und mehreren kleineren Vacuo- len, der rechte oben fast ganz von einer großen Vacuole oceupirt, der untere durch verhältnismäßig geringe Dimensionen ausgezeichnet. Fig. 3. Kopulationsapparat von Bipalium graffi n. sp. Vergr. 28. ac, Atrium commune; am, Atrium masculinum; 5, bindegewebige helle Zone an der dorsa- len Wand des Atrium commune; bp, Bulbus penis; bln, Longitudinalfasern des- selben; de, Ductus ejaculatorius; drg, Drüsengang; e.dr, erythrophile Drüsen; 9, Geschlechtsöffnung; gw, gemeinsamer Genitalwulst; h, unter dem Bulbus penis gelegener Hohlraum; %*, Verbindungskanal zwischen dem Ductus ejaculatorius und diesem Hohlraum; h**, Kommunikationsöffnung desselben mit dem Atrium masculinum; cc, männlicher Kopulationskanal; od, Endtheil des linken Ovi- ductes; rm, Ringfasern des männlichen Kopulationsorgans; rs, Sekretreservoir; v, Vagina. (Der Verlauf der Vasa deferentia und der Oviducte ist aus Textfig. 2 ersichtlich.) Fig. 4. Ein Theil des Bulbus penis von Bipalium graffi n. sp. Vergr. 180. de, Ductus ejaculatorius; /m, Längsfasern des Bulbus; rm, Ringfaserbündel, zwischen welchen die hellen Ränder x ziehen. Das Epithel des Ductus ejacula- torius ist nicht eingezeichnet. Tafel VI. Fig. 1. Ein Theil des muskulösen Genitalwulstes von Bipalium graffi n. sp. Vergr. 230. rs, Sekretreservoir; dra, die zu diesem hinziehenden Drüsenausführ- gänge; sp, Spalt, durch welchen das Sekretreservoir in das Atrium ecommune einmündet; m, Muskelfilz des Genitalwulstes; d, bindegewebige Zone; e, End- stücke der Muskelfasern des Genitalwulstes; %v, Kontour, der wahrscheinlich dureh knötchenartige Verdiekungen der Endstücke der Muskelfasern zu Stande kommt; bm, Basalmembran (?) des dorsalen Atriumepithels (welches sich von der Wan- dung losgelöst hat und nur noch stückweise im Atrium vorhanden ist). Fig. 2. Kopulationsapparat von Bipalium penzigi n.sp. Vergr.100. ac, Atrium commune; «am, Atrium masculinum; 5, bindegewebige Zone; bp, Bulbus penis; blm, Longitudinalfasern desselben; cy.dr, eyanophile Drüsen des Geschlechts- kanals; de, Ductus ejaculatorius; drg, Drüsengang; e.dr, erythrophile Drüsen des- selben; e.dr' erythrophile Drüsen des Atrium commune; ge, Geschlechtskanal; mec, männlicher Kopulationskanal; od, linker Oviduct; p, Penis; qm, quer durch- schnittene Fasern des Bulbus penis; , mit Sekret erfüllte, taschenförmige Aus- stülpungen des Ductus ejaculatorius; vd, linkes Vas deferens; Vd, diekwandiger Endabschnitt desselben; wlm, Longitudinalfasern des weiblichen Kopulations- apparates; wrm, den Drüsengang umhüllende Ringfasern. Fig. 3. Ein Theil des Oviductes von Brpalium penzigi n. sp. aus der Ge- gend zwischen Pharynx und Kopulationsapparat. Vergr. 240. d, dorsales, », ven- trales Epithel. Fig. 4 Kopulationsapparat von Bipalium robiginosum v. Graff. Vergr. 48. ae, Atrium commune; am, Atrium masculinum; bp, Bulbus penis; lm, Longitudi- nalfasern desselben; cy.dr, eyanophile Drüsen; de’, vorderer Theil des Ductus ejaculatorius; de”, hinterer "Theil desselben; drg, Drüsengang; e.dr, erythrophile Drüsen; 9, Geschlechtsöffnung; gw, muskulöser Genitalwulst; »»ec, männlicher Kopulationskanal; od, linker Oviduct; p, Penis; v, Vagina; vd, linkes Vas deferens. Fig. 5. Epithel des Ductus ejaculatorius von Beipakium robiginosum v. Graff in der Oberflächenansicht. Vergr. 0. x, von den Epithelzellen gebildetes Netz- werk; sb, Sekretballen, welche durch die Maschenräume ') des Epithels in den Ductus ejaculatorius eindringen. Fig. 6. Dasselbe im Durchschnitt. Vergr. 900. Buchstabenbezeichnungen wie in Fig. 5. Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. Von Karl Harm aus Rom (Mecklenburg). (Aus dem zoologischen Institut der Universität Rostock.) Mit Tafel VII—-IX. Über die Entwicklung von Clava squamata ist bisher wenig bekannt geworden. Die ersten diesbezüglichen Studien dürfte, so weit ich in Erfahrung brachte, ALLman (1) gemacht haben, der die Re- sultate derselben mit wenigen Worten in seiner »Monograph of the symnoblastie or tubularian Hydroids« niedergelegt und auch einige Abbildungen dazu gegeben hat. Er theilt dort (p. 245) unter Anderem mit: »The female gono- phores usually carry each a single ovum. I have occasionally met with two ova in the gonophore, but never with more. The ciliated planula is of an elongated club-shape and of a deep red colour. It is very contractile, and may sometimes be seen stretehed out in a straight line, sometimes more or less coiled on itself, occasionally to such an extent that the two ends are brought into contact. After it has lost its eilia and become fixed the first tentacles are produced in a verticil of four near the distal extremity. Immediately below these, and alternating with them, another vertieil of four tentacles is then developed, and then suecessive tentacles are thrown out behind those previously formed; but all trace of any distinet vertieil late arrangement soon becomes lost. « Über die Herkunft der weiblichen Geschlechtszellen hat Ep. va BENEDEN (5) die ersten Angaben gemacht, indem er behauptet (p. 14): »Chez les Hydractinies, chez les Olava et chez les Meduses des Cam- panulaires les oeufs prennent naissance dans l’entoderme.« 8+ 116 Karl Harm, In WeIsmanN’s umfangreicher Abhandlung über »die Entstehung der Sexualzellen bei den Hydromedusen« (46) wird dagegen fest- gestellt, dass die männlichen Keimzellen bei Olava sguamata aus dem Glockenkern des Gonophors hervorgehen (p. 22), also ektodermalen Ursprungs sind, während für die weiblichen die Abkunftsfrage noch unbeantwortet bleibt. Doch hält es WEISMANN (p. 24) für sehr wahr- scheinlich, dass diese aus dem Ektoderm stammen. Über die Embryo- nalentwicklung der Clava finden wir bei WEISMANN nur einige kurze Angaben (p. 25). Die Furchung der Eier, von denen im Gegensatz zu ALLMAN gewöhnlich zwei und nur selten eins in einem Gonophor vor- handen sein sollen, wird als eine inäquale bezeichnet. Es sollen nach WEISMANN bei der Furchung zwei große Entoblastzellen von zahl- reichen Ektoblastzellen umwachsen werden. Während die letzteren sich weiter theilen, bleiben die ersteren zunächst immer noch unver- ändert bestehen, und erst später theilen sie sich auch und führen zur Bildung einer soliden Planula. Die Ansicht WEısmAnnN’s, bezüglich der Herkunft der männlichen Geschlechtszellen fand durch THaLLwırz (42) ihre Bestätigung (p. 413). Auch die Angaben des Letzteren über die Entwicklung der medusoiden Gonophoren (p. 415) entsprechen denen WEISMANnN’s (p. 21). Die Entstehung des Glockenkerns beginnt nach beider Beschreibung mit einer Einwucherung des Ektoderms von der Spitze der Gonophoren- knospe her ins Entoderm. Indem der Glockenkern, in welchem früh- zeitig eine Höhle bemerkbar ist, weiter vordringt, kommt es zur Bildung der einschichtigen Entodermlamelle, welche den ersteren völlig umwächst, so dass er den Zusammenhang mit dem Ektoderm verliert. Nach diesen spärlichen Angaben der früheren Autoren erschien es wohl verlohnend, eingehendere Untersuchungen über die Entwick- lungsvorgänge bei Olava sguamata anzustellen. Solches that ich denn auf Anregung seitens meines hochverehrten Lehrers, Herrn Professor Dr. SEELIGER, dem meinen tiefempfundenen Dank für die ständige Liebenswürdigkeit, mit welcher er mich in Rath und That während meiner Arbeiten unterstützte, auszusprechen, mir an dieser Stelle ge- stattet sei. Auch Herrn Professor Dr. WırL möchte ich hiermit für das freundliche Wohlwollen, mit welchem er meine Arbeit zu fördern suchte, meinen verbindlichsten Dank sagen. Das mir zur Untersuchung dienende Material wurde in der Ost- see unfern der Warnemünder Küste gefunden, wo die monöcischen Kolonien auf verschiedenen Fucusarten leben. Die Kolonien bestehen Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. al bekanntlich aus keulenförmigen Hydranthen, welche dicht gedrängt einem Wurzelgeflecht, durch das sie in Verbindung stehen, entspringen. Ende März beginnt die geschlechtliche Vermehrung und dauert bis spät in den Herbst hinein. Die Eier gelangen in den medusoiden Gonophoren, welche, wie ALLMAN (1) sehr naturgetreu abbildet (Pl. I, Fig. 1), an kurzen Stielehen dicht unterhalb der untersten Tentakel am Hydranthen sehr zahlreich zu Klumpen neben einander sitzen, zur Befruchtung und entwickeln sich dort bis zur Planulalarve. In den Monaten Juni und Juli enthalten die weiblichen Kolonien in ihren Gonophoren die verschiedenen Entwicklungsstadien vom be- fruchteten Ei bis zur Larve, während sie Ende März und Anfang April soeben erst anfingen, Gonophoren zu bilden. In dem Aquarium des Zoologischen Instituts erhielten sich die eingesetzten, jungen Stöckchen vortrefflich, und Mitte und Ende Mai schlüpften die Pla- nulae aus, um in der Regel nach einer ganz kurzen Schwärmzeit sich festzusetzen. Die Untersuchungen wurden ausgeführt an Schnitten, Totalpräpa- raten und zum Theil auch an lebendem Material. Zum Fixiren dienten mir Sublimat und Sublimat-Essigsäure. Da der Dotter in den Eiern sehr brüchig ist, musste ich durch diese 7,5 « dicke Schnitte führen, während die anderen Objekte in 5 « dicke Schnitte zerlegt wurden. Als Färbungsmittel benutzte ich für die Totalpräparate Alaunkarmin in verdünnter Lösung, während ich für die Schnitte durchweg die Doppelfärbung mit Hämatoxylin und Orange angewandt habe, die mir außerordentlich gute Dienste geleistet hat. Des Weiteren ge- langten bei der Prüfung der Kernsubstanzen des Eies noch die im Wesentlichen auf der Berlinerblau-Reaktion beruhenden Lisr’schen Färbemethoden I und II (35, p. 481 und 483), sowie eine Doppelfär- bung mit Methylgrün und Säurefuchsin, die nach einer von BANKROFT (4, p. 61) gemachten Angabe ausgeführt wurde, zur Anwendung. 1. Die Entwicklung der Gonophoren und die Entstehung der Geschlechtszellen. Die kugeligen Gonophoren, in denen die Sexualzellen beiderlei Geschlechts zur Entwicklung gelangen, sitzen dicht unterhalb der letzten Tentakel mit kurzen Stielehen und immer zu mehreren — in der Regel recht zahlreich — an gemeinsamen, niedrigen Stämmen, die sich aus der Hydranthenwand erheben und als eine reducirte Blastostylbildung aufgefasst werden können. Uber die Entstehung der Gonophorenstämme äußert WEIsMAnN (46, p. 23): »Übrigens ist 118 Karl Harm, dieser Stamm keine ursprüngliche Bildung, sondern eine sekundäre, dadurch hervorgerufen, dass zuerst ein oder zwei Gonophoren von gemeinsamer Basis sich ausstülpen und dann immer zahlreichere neue Ausstülpungen von derselben Stelle der Hydranihenwand aus erfolgen, so dass sich diese vorwölben muss und so eine Art von kurzem Stamm darstellt, der sich im Laufe des weiteren Wachsthums dann noch vergrößert und in Seitenäste spaltet. Das ganze Stamm- gebilde ist aber auch dann noch so kurz, dass es vollständig: von der Gonophorentraube verdeckt wird und nur auf Schnitten gut zu erkennen ist.« Nach meinen Beobachtungen sind die Blastostyle der Gonophoren- büschel primäre Ausstülpungen der Hydranthenwand. Bevor sie sich anlegen, treten unterhalb der untersten Tentakel lebhafte Zellprolifera- tionen im Ektoderm ein, die bisweilen so umfangreich sind, dass das letztere nahezu in der ganzen Peripherie der Hydranthenwandung mehr- schichtig wird. Meistentheils jedoch sind die Wucherungen mehr oder weniger lokalisirt. Alsbald erheben sich an den Stellen, wo die mehr- schichtigen Ektoderminseln entstanden sind, hier und dort buckel- förmige Vorwölbungen aus der Wand des Hydranthen, die höher und höher werden und schließlich ein etwa halbkugelförmiges Aussehen bekommen. Auf Schnitten erscheinen sie ungefähr halbkreisförmig und weisen ein einschichtiges Ektoderm auf, welches von ihrer Basis nach der höchsten Stelle zu allmählich niedriger wird (Fig. 1 BI). Von diesen Erhebungen aus entwickeln sich dann erst die Gonophoren, indem zunächst in der Regel ein oder zwei kegelförmige Ausstülpungen an ihnen auftreten (Fig. 2 Gknp), die im Verlaufe der weiteren Ent- wicklung vorübergehend die Gestalt eines Fingerhutes annehmen, so dass das Ganze, wenn zwei Knospen von einem Blastostyl ausgehen, zu Zeiten ein gelapptes Aussehen erhält (Fig. 3). Später entspringen nach und nach, wenn sich die ersten schon weiter entwickelt haben, immer mehr Gonophorenknospen von demselben Stamm, und dieser »vergrößert und spaltet sich dann im Laufe des ferneren Wachsthums noch in Seitenäste«, wie es auch WEISMANN nach obigem Citat ge- sehen hat. Wie bereits Eingangs hervorgehoben, stellt WEısmAnN die Herkunft der weiblichen Keimzellen aus dem Ektoderm als sehr wahrscheinlich hin. Er verweist dabei (46, p. 23) darauf, dass die von ihm mit Sicherheit nur im inneren Blatt beobachteten Keimzellen! den Ento- ! Ich werde in Folgendem von weiblichen Keimzellen nur dann reden, wenn sich die Elemente noch im äußeren Blatt befinden und die Stützlamelle Die Entwieklungsgeschichte von Clava squamata. 119 dermzellen sowohl in der Gestalt des Zellleibes wie in der Beschaffen- heit des Kernes sehr wenig gleichen, während die Kerne mancher Ektodermzellen mit denen der Keimzellen in hohem Maße überein- stimmen. Auch habe er eine Theilung derselben im Entoderm nie sesehen. Des Weiteren fügt er noch (46, p. 24) hinzu: »Man sieht aber auch nicht selten deutlich umgrenzte, ganze Zellen des Ektoderms, welche den Keimzellen in Größe, Kern und Zellkörper völlig ähnlich sehen, und diese Zellen liegen nicht selten direkt auf der Stützlamelle, brauchten also bloß durch diese hindurchzuschlüpfen, um von Keim- zellen ununterscheidbar zu sein.< Diese von WEISMANN im Ektoderm beobachteten Zellen, die, wie er bedauert, in seiner Abbildnng (Taf. V, Fig. 4) nicht deutlich wiedergegeben sind, dürften dieselben sein, welche meine Fig. 4 (kx) erkennen lässt. Die Abbildung stellt ein Stück dar aus einem unmittelbar unter den untersten Tentakeln ge- führten Querschnitt durch die Wandung eines weiblichen Hydranthen, der an seinen Blastostylen Gonophoren zu entwickeln im Begriffe stand und schon differenzirte Ovocyten in seinem Entoderm enthielt. Vier der Keimzellen liegen an der Stützlamelle (Sf), während die eine von ihnen mit einem Fortsatz nach der Oberfläche zu gewandt ist. Sie unterscheiden sich von den übrigen Ektodermzellen durch ihren plasmareichen Zellleib, der sich mit Hämatoxylin intensiv färbt und häufig einen oder mehrere pseudopodienartige Fortsätze aus- sendet, wodurch sie ein amöboides Aussehen gewinnen. Auch ihr Nucleus ist ein wenig größer als in den anderen Ektodermzellen und enthält auch einen etwas größeren Nueleolus wie der jener. Im Entoderm derselben Figur liegen zwei noch sehr wenig ausgebildete Ovocyten (Eix) der Stützlamelle unmittelbar an. Ihre Ähnlichkeit mit den soeben beschriebenen Zellen des Ektoderms ist eine so frappante, dass von vorn herein die Annahme gerechtfertigt erscheinen muss, es wandern die weiblichen Keimzellen aus dem Ektoderm ins Entoderm hinüber. In der That hatte ich denn wirklich mehrfach Gelegenheit, auf Schnitten die vorhin eingehender beschriebenen Zellen des Ektoderms so in der Stützlamelle liegend anzutreffen, dass sie sich zweifellos auf der Wanderung nach dem Entoderm hin befunden haben mussten. noch nicht durchsetzt haben, denn eine weitere Theilung erscheint mir hier noch nicht ausgeschlossen zu sein. Nach dem Eintritt ins Entoderm finden vor Aus- stoßung der Richtungskörperchen bestimmt keine Kerntheilungen mehr in den weiblichen »Keimzellen« statt, und diese sind daher als Junge Eizellen oder Ovocyten zu bezeichnen. 120 Karl Harn, In Fig. 5, welche derselben Serie wie Fig. 4 angehört und von dieser nur wenige Schnitte entfernt lag, ist eine derartige Zelle (kz’) ge- zeichnet. Sie hat die Stützlamelle durchbohrt und liest nun zur einen Hälfte im Entoderm, zur anderen noch im Ektoderm und würde bald ihren Verband mit letzterem vollends aufgegeben haben, um sich dann im Entoderm der Stützlamelle anzulegen und von hier aus ihrem weiteren Schicksale entgegen zu gehen. Dass es wirklich eine wandernde Zelle ist, beweisen ihr unregelmäßiger Kontour und ein nach dem Entoderm hin gerichteter, längerer und pseudopodien- artiger Fortsatz. Eine andere ähnlich aussehende Zelle (Az) hat ihre ektodermale Lage noch nicht verlassen. Es findet somit die Ver- muthung WEISMANN’s, auch die weiblichen Keimzellen von Clava squamata seien ektodermalen Ursprungs, ihre Bestätigung. Ich habe die Keimzellen schon in ganz jungen Hydranthen von weiblichen Kolonien, die erst acht Tentakel entwickelt hatten und sonst noch nicht die geringsten Anzeichen einer geschlechtlichen: Thätigkeit bekundeten, überall im Ektoderm vereinzelt angetroffen. Zur Zeit der Geschlechtsreife lassen sie sich im Bereiche der Knospungs- region, dort, wo die Gonophorenbüschel ihre Entstehung nehmen, im Ektoderm der ganzen Peripherie von Hydranthen nachweisen. Am zahlreichsten jedoch kommen sie hier an den Stellen vor, wo die Zellproliferationen sich befinden, an deren Grunde sie in der Regel nahe der Stützlamelle theilweise vereinzelt, theilweise auch zu Gruppen vereinigt liegen. Sobald der Blastostyl sich angelegt hat, sind die Keimzellen in dessen Ektoderm verschwunden. Dagegen liegen aber nun im Ento- derm desselben zahlreiche, jugendliche Eizellen mit plasmareichem Zellkörper und deutlichem Keimbläschen, welche der Stützlamelle flach aufsitzen (Fig. 1 Er). Dieselben differenziren sich aber keines- wegs allein aus solchen Keimzellen, die innerhalb der Knospungs- zone des Gonophorenstammes die Stützlamelle vorher durchsetzen, sondern auch aus anderen, die an entlegeneren Stellen des Hydranthen ins Entoderm gelangen und dann hierher wandern. Denn ich habe nicht nur sehr wenig differenzirte Ovocyten sondern auch solche, die sich bereits mehr entwickelt hatten und bisweilen auch — vielleicht zwecks besserer Ernährung — von der Stützlamelle weg, mehr nach der Gastralhöhle zu, lagen, an Stellen im Entoderm gesehen, wo das Ektoderm einschichtig war und sich keine Blastostylanlage entwickeln konnte. Es widerspricht dies den Befunden WEısmann’s, der be- hauptet (46, p. 23): »Diese Keimzellen finden sich nur an denjenigen Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. 121 Stellen des Entoderms, an welchen die Gonophorenbüschel entspringen, an allen anderen Stellen ist das Entoderm einschichtig.« Erklärlicherweise treten die Keimzellen dort, wo sie zahlreicher im Ektoderm sind, also in den Knospungszonen der Blastostyle, auch zahlreicher ins Entoderm über. So kommt es, dass man die Ovo- cyten in der Nähe der Blastostylausstülpungen in größerer Anzahl im Entoderm antrifft als an anderen Stellen des Hydranthen. Eine solche Lage hatten die beiden in Fig. 4 gezeichneten Zellen (Piz), die den ektodermalen Keimzellen noch ganz gleichen. In Fig. 6 ist ein Stück von einem Schnitte durch eine Blastostyl- knospe, die demselben Hydranthen angehört, dem Fig. 4 und 5 ent- stammen, abgebildet. Sowohl Ektoderm- wie Entodermzellen nehmen nach der höchsten Stelle der Vorwölbung hin an Höhe ab, und im Entoderm liegen zwei nicht gleich große, junge Eizellen (Ex und Ex’), von denen die eine (Eix’) schon eine recht ansehnliche Größe erreicht hat, der Stützlamelle unmittelbar an. Die jungen Ovocyten variiren stets etwas in ihrer Größe und kommen mitunter so zahlreich vor, dass sie, wie WEISMANN (46, p. 25) sagt, »in der knospenförmigen Vorwölbung des Entoderms einen förmlichen Mantel um die eigent- lichen Entodermzellen bilden« (Fig. 1. An einer anderen Stelle bemerkt er (46, p. 24): »Die Umwandlung der Keimzellen zu Eizellen erfolgt im Entoderm des Gonophorenstammes. Dort begegnet man Übergangsformen, d. h. Zellen mit protoplasmareicherem Körper und srößerem, hellerem Kern, der in anderen Zellen dann vollends die Beschaffenheit eines Keimbläschens bekommt.« Ich habe im Entoderm des Gonophorenstammes, respektive dessen Anlage, immer nur bereits mehr oder weniger ausgebildete Ovocyten gefunden, da- gegen wirkliche Keimzellen in der Gestalt, wie sie aus dem Ekto- derm übertreten, dort nicht mehr wahrnehmen können. Im Ektoderm der Fig. 6 gewahrt man zwei ebenfalls der Stütz- lamelle anliegende und von ihren Nachbarzellen durch Körper und Kern wohl unterscheidbare Zellen (kz und kx'). Diese sind jungen Ovocyten bereits sehr ähnlich und haben aus irgend einem Grunde die Wanderung ins Entoderm unterlassen, als die Ausstülpung des Blastostyls an ihrer Lagerungsstätte auftrat, ihre ektodermale Lage unverändert beibehalten und sind so ganz passiver Weise in die Knospe gelangt. Nicht allen Ovocyten gelingt es, sich zu Eizellen zu entwickeln. So zeigt Fig. 7a zwei solche Zellen (NAz), die nicht zur Differen- zirung gelangt sind und einer größeren, jugendlichen Eizelle (xx) 1223 Karl Harm, flach anliegen, so dass sie fest mit ihr verbunden erscheinen; ihre Kerne sind ein wenig undeutlich. Was aus solchen Zellen wird, lehrt die Fig. 7b. Hier lässt sich erkennen, dass sich derselbe Vorgang abgespielt hat wie im vorigen Bilde, nur sind die betreffenden Zellen kleiner und flacher geworden und scheinen innig mit der Eizelle verbunden zu sein. Kerne lassen sich nicht mehr erkennen; sie dürften bereits zer- fallen und resorbirt sein. Es erinnern diese Erscheinungen an die von DorLEem (17) bei Zubularia gemachten Beobachtungen (p. 66). Gewisse Ovocyten übernehmen die Funktion von Nährzellen, indem sie mit anderen stärkeren, jugendlichen Eizellen verschmelzen und somit diesen ein schnelleres Wachsthum ermöglichen. Amitotische Kerntheilungen in den Nährzellen, wie sie jener Forscher bei Tubu- laria beobachtet hat (p. 70), habe ich nicht feststellen können. Die in Fig. 7a und 7b abgebildeten Eizellen lagen beide noch im Entoderm der Hydranthenwand. Die Verschmelzungen finden aber auch noch in stärkerem Umfange statt wie in den beiden vorliegenden Fällen, und selbst in dem Gonophorenstamm sind sie häufig noch zu erkennen. Solche Bilder jedoch, wie Fig. 7a bietet, wo eben erst die Appo- sition stattgefunden hat, habe ich dort nicht mehr getroffen, was sich mit meiner früheren Angabe, dass sich in den Blastostylen keine undifferenzirten Ovocyten vorfinden, in Einklang bringen lässt. Für eine weitere vortheilhafte Ernährung der Eizellen ist dadurch gesorgt, dass die Hydranthen reichliche Mengen von Nahrung auf- nehmen, und die Entodermzellen erscheinen mit dotterkörnchenähnlichen Nahrungsstoffen beladen, welehe die Eizellen direkt in sich aufzu- nehmen und zu assimiliren vermögen (Fig. 6 Nhg). Die größere der in Fig. 6 gelegenen Eizellen (#3) hat beispielsweise solche Körnchen ihrem protoplasmareichen Körper bereits einverleibt. Außerdem wird aber die Ernährung auch noch auf osmotischem Wege erfolgen, zumal später, wenn die Eizellen im Gonophor liegen. Mit der Größenzunahme der Eizelle geht auch ein schrittweises Wachsen des Keimbläschens sowie des in demselben gelegenen Nucle- olus einher. Das Keimbläschen ist in der Regel von kugelrunder Gestalt, bisweilen auch oval (Fig. 7a und 5, kb) und besitzt eine deutliche Kernmembram. Im Inneren sind zu unterscheiden ein achro- matisches Gerüst-, bezw. Wabenwerk, die in diesem vertheilt liegen- den und sich intensiv färbenden Chromatinkörnchen und ein mit Orange sich gleichmäßig färbender, runder Nucleolus. Letzterer (N) liegt peripher und ist von einem hellen, rundlichen Raum umgeben, Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. 123 den feine Fädchen durchsetzen. Ich deute diese letzteren als die radıär verlaufenden Wabenwände der innersten centralen Wabenschicht. Dieselben befestigen sich einerseits am achromatischen Kerngerüst, andererseits am Nucleolus und treten auf älteren Stadien noch deut- licher hervor. Der Nucleolus liegt gewöhnlich ein wenig excentrisch im hellen Raum. DorLEın (17), der dieselben Verhältnisse für Tube- larıa beschreibt, meint (p. 64), »es sei schwer zu sagen, ob der Raum, in welchem der Nucleolus liege, als eine vacuolenartige Bildung auf- zufassen sei oder achromatische Substanz enthalte«. Meiner Über- zeugung nach muss der betreffende Raum hier mit Kernsaft erfüllt sein, da er gegen das Gerüstwerk hin durchaus nicht scharf abge- grenzt ist. Nachdem die Blastostylanlage eine bestimmte Größe erreicht hat und die Gonophorenknospen an ihm als fingerhutförmige Ausstülpungen sich hervorgebildet haben, nehmen diese letzteren rasch an Umfang zu und erhalten ein birnförmiges Aussehen. In dem Zeitpunkte des Überganges von der einen zur anderen Form, wenn die Basis des fingerhutförmigen Gonophors anfängt, einen geringeren Durchmesser anzunehmen als das distale Ende, setzt die Glockenbildung ein, indem an der Spitze im Ektoderm plötzlich zwei Zellschichten auftreten (Fig. 8). Die tiefer gelegene (Glk) derselben zeichnet sich vor der äußeren durch die Größe ihrer Zellen und Zellkerne aus. Über die Entstehung der Zweischichtigkeit kann ich keine näheren Angaben machen und weiß daher auch nicht, ob sie dadurch hervorgerufen wurde, dass die Kernspindeln sich senkrecht zur Oberfläche einstellten und dementsprechend die Zelltheilungen direkt zwei über einander liegende Schichten hervorgehen ließen. Möglicherweise handelt es sich auch um eine nachträglich auftretende Wucherung. Jedenfalls ist es die untere Zellenlage, aus der sich, wie der Gang der Ent- wicklung lehrt, der Glockenkern im Wesentlichen bildet. Es hält nicht schwer zu erkennen, dass das in Fig. 9 zur Dar- stellung gelangte Stadium dem soeben geschilderten außerordentlich ähnelt und unmittelbar aus demselben hervorgegangen sein muss. Die tiefer gelegene Ektodermschicht (G/A), in der unterdessen eine Zellvermehrung stattgefunden hat, hat sich nach dem Entoderm zu kuppelförmig vorgewölbt, wodurch zwischen ihr und der oberen Schicht ein feiner Spaltraum (GIh) entstanden ist, der nach außen hin durch eine dünne, spitz zugezogene Zelle (c), welche bereits auf dem vorhergehenden Stadium (Fig. 8 c) zu erkennen ist, abgeschlossen 124 Karl Harm, wird. Diese Zelle hängt aber nur noch so locker mit der ihr be- nachbarten Zelle (d) der anderen Seite zusammen, dass es nur einer geringen Wachsthumsverschiebung des Glockenkerns bedürfen wird, um den Verschluss zu beseitigen. Da die Zellen der oberen Schicht weder wachsen noch sich ver- mehren, sich also ziemlich passiv bei der Bildung des Glockenkerns verhalten und überdies auch der Spaltraum:. bald nach außen sich öffnet (Fig. 10), macht der gesammte Vorgang ganz den Eindruck einer Einstülpung. WEISMANN (46) sagt gelegentlich der Besprechung der phyletischen Entstehung des Glockenkerns (p. 259): »Bei weiterer Verkürzung der Ontogenese wurde diese Einstülpung zu einer bloßen, soliden Ein- wucherung ohne Einstülpungspforte, und damit sind wir beim heutigen Glockenkern angelangt, der seine Abstammung von einer Einstülpung des Ektoderms auch heute in einzelnen Fällen noch erkennen lässt. In der Regel allerdings ist davon keine Spur mehr erhalten, aber in Ausnahmefällen zeigt sich eine feine Spalte in der Achse des sich bildenden Glockenkerns, die bis an die Oberfläche der Knospe reicht. Solche Fälle beschreibt E. v. BENEDEN bei der Bildung seiner ‚Organe testieulaire‘ von HAydractinia.< Bei Olava squamata ist der Ein- stülpungsprocess bereits mit einigen Komplikationen, wie dem Auf- treten der oberen Ektodermschicht und des Spaltraums, verknüpft, und mögen diese als Andeutung dafür gelten können, dass auch hier späterhin einmal der Charakter einer Einstülpung mehr und mehr sich verlieren und in eine solide Einwucherung übergehen wird. Auch Weısmann, der die Entwicklung des Glockenkerns für männ- liche Gonophoren von Clava squamata beschreibt, spricht von einer Einstülpung, indem er (46, p. 21 und 22) sagt: »Die jüngsten Gono- phorenknospen, die mir vorkamen, zeigten bereits an ihrer Spitze eine Wucherung des Ektoderms, in Gestalt einer zweiten, tiefer lie- genden Schicht größerer Zellen. Diese tiefe Zellenlage wächst dann ganz so, wie der Glockenkern einer Medusenknospe in das Entoderm hinein, und zwar kann man hier von einer förmlichen Einstülpung reden, da gleich Anfangs schon ein Hohlraum unter der oberflächlichen Ektodermschicht auftritt. « Weder WEISMAnN noch THALLWITZ, der ebenfalls nur von einem frühzeitigen Auftreten der Glockenhöhle spricht (42, p. 413), dürften demnach die folgende Entwicklungsphase, wo sich der Spaltraum erweitert hat und mit der Außenwelt in Verbindung getreten ist (Fig. 10 Gih), gesehen haben. Die spitz zulaufende Zelle, die bis Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. 125 dahin die Glockenhöhle nach außen hin verlegt hatte, hat ihren Fort- satz eingezogen und sich abgerundet (ce). Es besteht jetzt eine mit Eingangspforte — Glockenmund (Glm) — versehene Glockenhöhle. Zu gleicher Zeit beginnt das vom Glockenkern nach dem Lumen des Gonophors zu vorgewölbte Entoderm sich zwischen äußeres Ektoderm und Glockenepithel zu schieben, wodurch eine hohle Entodermdupli- katur (Entl), der Entodermkelch, wofür WEIsmanN speciell bei den Gonophoren den Namen »primäre Entodermlamelle« eingeführt hat, seschaffen wird. Es ähnelt jetzt der ganze Bau des Gonophors, welches zu dieser Zeit an seiner Basis einen geringeren Durchmesser wie am distalen Ende hat, so dass es mit der Gestalt einer Birne verglichen werden kann, außerordentlich dem einer Meduse, wenn allerdings auch in sehr reducirter Form. Denn die Glockenhöhle bleibt von nur ganz minimaler Größe, und zur Anlage von Radiär- kanälen kommt es ebenfalls nicht. Die Verbindung der Glockenhöhle mit der Außenwelt ist nur von kurzer Dauer. Alsbald wachsen sich unter gleichzeitigem Breiter- werden der bis dahin eylindrischen Glockenhöhle (Fig. 11 GIh) die an der Eingangspforte gelegenen Zellen des Glockenkerns (@/k), in- dem sie pseudopodienartige Fortsätze aussenden, von beiden Seiten entgegen, um sich zu vereinigen. Dasselbe geschieht bei den am ‚Glockenmund gelegenen Zellen des äußeren Ektoderms (Ekt). Hierbei tritt wiederum jene Zelle (c) auf, die zunächst noch die Glockenhöhle verschloss und sich dann vollkommen zurückzog, um jetzt, wie es scheint, wieder den Verschluss besorgen zu wollen. Dieselbe ist in den Fiss. 8 und 10 rechts gelegen, in den Figg. 9 und 11 auf der linken Seite. Dies ist dem Umstande zuzuschreiben, dass die entsprechenden Schnitte verschieden aufgeklebt waren. In Wirklich- keit liegt sie immer auf derselben Seite. In den Figg. 9, 10 und 11, die eine deutliche Asymmetrie zeigen, ist dies mit Leichtigkeit zu erkennen; sie liegt hier stets an dem nach der Basis des Gonophors zugekehrten Rande der Öffnung. — In Fig. 12, welche ein etwas älteres Gonophorenstadium im Längsschnitt darstellt, hat die Ver- einigung der entgegenstrebenden Zellen bereits stattgefunden, so dass . jetzt die Glockenhöhle (@/%), welche sich unterdessen unter dem Ein- flusse des Druckes von der darunter gelegenen Eizelle (Eix) noch mehr in die Breite gedehnt hat, von der Außenwelt getrennt ist. Das Glockenepithel (GI) ist inzwischen durch die primäre Entodermlamelle vollends von dem äußeren Ektoderm des Gonophors abgedrängt worden, 126 Karl Harn, und es ist nunmehr zur Bildung einer einschichtigen, definitiven Ento- dermlamelle (Zril) gekommen. Die Eizellen, die schon beim Beginn der Gonophorenbildung (Fig. 2 und 3 Eix) an der Spitze der Knospen lagen, haben sich von vorn herein dem Glockenkern, als dieser sich bildete, von unten angelegt. Die anderen, die an der Basis der Gonophorenknospen saßen, haben denselben jetzt durch aktive Wanderung erreicht. Beiderlei Eizellen sind unterdessen in gleicher Weise gewachsen, so dass sie alle auf derselben Entwicklungsstufe stehen. Die Mehrzahl der Eizellen erreicht die Spitze des &onophors erst nach der Anlage des Glockenkerns oder gar erst, wenn dieser bereits besteht. Und letzteres hält Weısmann anscheinend für die Regel, wie aus seiner folgenden Äußerung (46, p. 24) hervorgeht: »Bei weiterem Wachsthum geht nun eine leicht zu übersehende, aber theo- retisch wichtige Lageveränderung der Eizellen vor sich. Während nämlich bisher die Eizellen proximalwärts vom Ursprung: der Ento- dermlamelle lagen, kommen sie jetzt distalwärts von demselben zu liegen. Ein vergleichender Blick auf die Figg. 5 und 6 lehrt so- gleich, dass die Dislokation nur durch Eigenbewegungen der Eizellen erklärbar ist, da dieselben unmöglich durch bloße Wachsthumsver- schiebungen an dem Ursprung der Entodermlamelle vorbei gelangen könnten. Die Eizellen rücken aber nicht bloß weiter nach vorn, sondern treten zugleich aus dem Entoderm ins Ektoderm über, in den Ektodermüberzug des Spadix, also in die untere Wand des Glockenkerns. < Die Figsg. 10 und 11 zeigen uns solche auf der Wanderung nach dem Glockenkern befindliche Eizellen. Während die in der ersteren Figur abgebildete (Fig. 10 Eix) noch auf halbem Wege zwischen Gonophorenbasis und -Spitze gelegen ist, hat die in der anderen Abbildung gezeichnete (Fig. 11 Eix) bereits den Glockenkern erreicht, aber den epithelialen Verband des Entoderms noch nicht vollkommen verlassen, obwohl sie ganz an dessen Außenseite getreten ist und mit breiter Fläche der Stützlamelle anliegt. Bei weiterer Lageveränderung treten die Eizellen aus dem Entoderm heraus an die untere Seite des Glockenkerns, so dass sie dann zwischen beiden zu liegen kommen (Fig. 12 Eix). Dies ist ihre definitive Lage. Die Beobachtung, dass sie ins Ektoderm des Glockenkerns übertreten, wie es WEısmAnN im letzten Citat darstellt, habe ich nicht bestätigen können. Für Tubularia mesembryanthemum, wo die weiblichen Geschlechts- Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. 127 zellen in den Glockenkern eintreten, erwägt BRAUER (12), nachdem er die Einwanderung der ersteren vom Entoderm der Gonophoren- knospe her besprochen hat, auch einen eventuellen Eintritt vom äußeren Blatt des Gonophors aus. Er äußert darüber (p. 955): »Doch ist die Möglichkeit einer Einwanderung von einer anderen Seite aus nicht ausgeschlossen; so möchte ich z. B. die in der Fig. 2 mit kr” bezeichnete Zelle für eine Keimzelle halten, welche im Ektoderm der Knospe aufwärts gewandert ist und auf der distalen Seite m den Glockenkern übertritt.< Ein solches Bild, wie es BRAUER für Tubularia schildert, ist mir auch bei Clava sguamata verschiedentlich begegnet. Nicht nur bei weiblichen, sondern auch bei männlichen Gonophoren habe ich wiederholt im Ektoderm Keimzellen nachweisen können. Bei den weiblichen hatten sie sich bisweilen auch schon ein wenig differenzirt, so dass sie ganz jungen Eizellen ähnelten, wie es z. B. in-Fig. 10 (kx) der Fall ist. Diese Keimzellen mögen auf dem glei- chen, passiven Wege, durch einfache Wachsthumsverschiebungen, eben so wie jene vorhin im Gonophorenstamm (Fig. 6 kx und kx’) be- schriebenen, ihre ungewöhnliche Lage erreichen. Ein aktives Wandern dorthin, wie es BRAUER für die bei Tubularia mesembryanthemum an der Spitze der Gonophorenknospe gefundene Keimzelle annimmt, er- achte ich für sehr zweifelhaft. Dass hier die weiblichen Keimzellen noch die Stützlamelle durchsetzen, um zu Eizellen zu werden, halte ich nicht für wahrscheinlich. Erstens habe ich, wie oben bereits er- wähnt, niemals Geschlechtszellen hier in der Stützlamelle gesehen, und zweitens beherbergen sowohl die Blastostyle wie die Gonophoren- knospen im Entoderm immer nur bereits wohl entwickelte Ovocyten. Überdies muss ich ein späteres Einwandern von Eizellen schon dess- halb für ausgeschlossen halten, weil in einem Gonophor immer nur gleich große Eier vorkommen. Bei den männlichen Keimzellen, die keine wesentliche Größenzunahme erfahren, ist es schon eher denkbar, dass sie, wenn sie auf so ungewöhnlichem Wege ins Gonophor ge- langen, ihren ursprünglichen Zweck noch erfüllen können, da neben reifen Spermatozoen immer auch noch Spermatocyten und Ursamen- zellen sich finden. Im Übrigen kommen aber diese Erscheinungen relativ viel zu selten vor, als dass sie für den Eintritt der Geschlechts- zellen ins Gonophor von wesentlicher Bedeutung sein könnten. Ich möchte daher annehmen, dass die in den jungen Gonophoren noch im Ektoderm gelegenen Keimzellen nach und nach ihren histologischen Charakter einbüßen und den benachbarten, gewöhnlichen Ektoderm- zellen ähnlich werden oder zerfallen. 128 Karl Harm, Ich habe bereits Eingangs erwähnt, dass WEISMANN im Gegensatz zu ALLMAN, der in der Regel ein Ei und ausnahmsweise zwei Eier in einem Gonophor gesehen hat, stets zwei und nur selten bloß eins gefunden hat. Ich konnte deren eins bis vier in einem Gonophor zählen. In der Regel liegen zwei oder drei Eier in einem Gonophor, seltener eins oder vier. Hierdurch erklären sich die häufigen Größen- unterschiede, die zwischen den Eiern verschiedener Gonophoren vor- handen sind und auch zum Theil in meinen späteren Zeichnungen (Furchungsstadien) zum Ausdruck kommen. Wo zwei oder gar nur ein Ei in einem Gonophor liegen, bestehen natürlich viel günstigere Ernährungsverhältnisse als in solehen Gonophoren mit drei oder vier Eiern. — Was die Anordnung der am Glockenkern angelangten Ei- zellen im Gonophor anbetrifft, kann ich mich für den Fall, dass zwei Eier vorhanden sind, den Ausführungen WeEısmAann’s (46), der dieselbe für zwei Eizellen beschreibt und auch zwei Abbildungen (Taf. V, Fig. 6. und 7) dazu giebt, anschließen. Derselbe äußert darüber (p. 25): »Die beiden Eizellen liegen nicht auf der Spitze des Spadix, sondern zu beiden Seiten desselben, in einer Ebene, die man die Querebene nennen kann.« Im nächsten Absatz sagt er weiter: »Die Anlage der Medusen- glocke verkümmert zu einem kleinen Hohlraum, der auf der Spitze des Spadix aufliegt und sich zu beiden Seiten noch ein Stück weit über _ die Eizelle hinzieht.< Falls drei oder vier Eizellen in einem Gonophor liegen, gruppiren sich dieselben in ähnlicher Weise, wie es WEISMANN für zwei beschreibt und abbildet, um den Spadix, der den Theil des Entodermschlauches darstellt, der distalwärts vom Ursprung der Ento- dermlamelle gelegen ist. Derselbe tritt erst auf, wenn die Eizellen den Glockenkern erreicht haben. Die Eizellen legen sich rund um den Spadix herum, der auch hier an seiner Spitze von dem unteren Glockenepithel bedeckt ist, so dass sie ihn, wie ich mehrfach auf Querschnitten von Gonophoren zu sehen Gelegenheit hatte, vollkommen umfassen. Wenn die Gonophoren eine Eizelle enthalten, kommt es nur in seltenen Fällen zur Ausbildung eines Spadix. In der Regel liegt dann die Eizelle zwischen dem Glockenkern und dem distalen Ende des Knospenentoderms, das durch den Druck des Eies nach der Gastralhöhle zu vorgewölbt wird (Fig. 12). Wenn die Eier größer werden, zieht der Spadix sich mehr und mehr zurück, indem er bald die Berührung mit dem Glockenkern verliert und kommt schließlich mehr oder weniger ganz zum Schwinden, so dass die Eier, wenn sie zu mehreren in einem Gonophor liegen, dann in innigere Berührung mit einander treten. Die Entwieklungsgeschichte von Clava squamata. 129 Etwa von der Zeit an, zu der der Spadix auftritt, erscheinen die reichliche Nahrungspartikelchen enthaltenden Zellen des Entoderms protoplasmareicher. Während sie bis dahin keinen Farbstoff annahmen, färben sie sich jetzt mit Hämatoxylin tief dunkel (Fig. 12 Ent), und ihnen dürfte hinfort allein, speciell denen des Spadix, die Ernährung der Eizellen obliegen. | Bald nachdem die Eizellen den Glockenkern erreicht haben, be- sinnt in ihnen die Dotterbildung, die an allen Stellen zu gleicher Zeit einsetzt. Der protoplasmareiche Körper der Eizelle, der sich bis dahin gleichmäßig mit Hämatoxylin färbte, zeigt plötzlich einen sechaumigen Bau, indem zahlreiche helle, runde Räume auftreten, die dicht neben einander liegen und mit einer Flüssigkeit gefüllt sind (Fig. 12 Eix). In ihnen mag die Bildung der Dotterkörperchen denen sie außerordentlich an Größe und Gestalt gleichen, von statten gehen. Fig. 15 stellt einen Schnitt durch ein Gonophor, welches nur ein Ei enthielt und nicht genau in der Längsachse getroffen ist, dar und zeigt eine Eizelle (#2), in der die Bildung der Dotterkörperchen, die sehr zahlreich und eng zusammenliegen, beendet ist. Das Ei liegt dem Spadix (Spd), der nur noch aus einer schwachen Wölbung besteht, wurstförmig auf, ähnlich wie dies nach WEISMANnN (46, p. 22) in männlichen Gonophoren von Olava squamata die Hodenmasse thut. Die Entodermlamelle (Axtl) ist sehr dünn geworden, lässt sich aber noch in ihrem ganzen Verlaufe sehr gut verfolgen. Irgend welche Zellen vom Glockenkern sind nicht mehr zu erkennen; sie dürften bereits alle vom Ei resorbirt sein. An der Stelle etwa, wo der Glocken- kern (GI!k) gelegen hat, sind drei flach gedrückte Kerne zu sehen, von denen sich aber schwer sagen lässt, ob sie dem Glockenkern angehört haben oder der Entodermlamelle zuzurechnen sind. Während die lebende Eizelle vor der Dotterbildung röthlich erscheint, zeigt sie nach derselben eine blaugraue Färbung. Das Keimbläschen, welches, wie ein vergleichender Blick auf Fig. 6, a und 7b (Kb) lehrt, mit der Entwicklung der Eizelle be- trächtlich gewachsen ist und sowohl auf dem vorigen Stadium (Fig. 12) wie hier (Fig. 13 Kb) eine periphere Lage in der Eizelle einnimmt, ist von einer deutlichen Kernmembran umgeben. Es erscheint hier im Verhältnis zum Eivolumen etwas kleiner wie das auf der vorher- gehenden Abbildung, was nur zum Theil auf die individuellen Schwankungen in der Größe der Eier, auf welche bereits aufmerksam gemacht wurde, zurückzuführen ist. In älteren Eiern wächst der Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIII. Bad. 9 130 Karl Harm, Plasmakörper stärker als das Keimbläschen, und dieses ist daher relativ kleiner (Fig. 10—15). Ein achromatisches Gerüstwerk, wie es bis dahin bestand, ist jetzt nicht mehr zu erkennen, dagegen ge- währt das schwach sich färbende Achromatin ein gleichmäßig granu- lirtes Aussehen, während die in ihr vertheilte ehromatische Substanz, die unterdessen ebenfalls zugenommen hat, noch die ähnliche An- ordnung zu Körnchen zeigt, wie ehemals in dem Gerüstwerk. Der kugelrunde Nucleolus des Keimbläschens liegt noch eben so wie früher in einem rundlichen Raum, der bisweilen unmittelbar an die Kernmembran reicht, so dass er von dieser an einer Seite be- srenzt wird. Gewöhnlich ist der Nucleolus in dem sich nicht fär- benden Raume an den feinen Fädchen, resp. Wabenwänden, die jetzt noch deutlicher wie früher hervortreten, mehr oder weniger excen- trisch angebracht, und so kann es geschehen, dass er direkt an die Membran des Keimbläschens zu liegen kommt, wie es z.B. in der Fig. 12 der Fall ist. Auch er hat im Laufe der Entwicklung in gleichem Schritte mit dem Wachsen des Keimbläschens an Umfang ganz erheblich zugenommen, wie ein Vergleich der Fig. Ta und 7b (N) mit Fig. 15 zeigt. Schon zu einer Zeit, wo die Eizelle sich noch auf der Wanderung nach dem Glockenkern befindet, treten in dem ganz zu Anfang homo- senen und sich gleichmäßig mit Orange färbenden Nucleolus entweder ein größeres oder mehrere kleinere, runde Körperchen auf, die sich von ihrer Umgebung durch ihre stärkere Lichtbrechung abheben und sich nicht so intensiv mit Orange färben wie der andere Theil des Nucleolus, in dem sie gelegen sind (Fig. 10 und 11 iz). Eben solche Körperchen hat DorLzıs (17) im Nucleolus vom Kern der Keim- sewebezellen bei Tubularıa gesehen, die sich aber dort nach seiner Angabe (p. 64) mit den üblichen Färbemitteln nicht tingiren lassen. Er meint aber: »Trotzdem kann ich mich kaum entschließen, sie für Vaecuolen zu erklären, da sie durch ihre starke Lichtbreehung sich sehr deutlich von den umgebenden Substanzen wie auch von dem Kanadabalsam, in welchen ich die Schnitte einlegte, unterscheiden. « Dass sie in vorliegendem Falle keine Vacuolen darstellen, ergiebt sich schon von selbst daraus, dass sie sich mit Orange, wenn auch schwä- cher wie die übrige Nucleolussubstanz, färben. Mit dem Anwachsen des Nucleolus nehmen auch sie an Größe und Zahl zu. Wenn nur ein größeres Körperchen vorhanden ist, wie z. B. in Fig. 13 (kb), so scheint mir dieses aus dem Konfluiren von mehreren kleinen hervor- gegangen zu sein. Denn oft habe ich neben einem größeren noch Die Entwiceklungsgeschichte von Clava squamata. Tal mehrere kleinere Körperchen wahrnehmen können, wie es beispiels- weise der Fall ist in Fig. 12 und 12a. Wie ich schon erwähnte, können auch nur kleine Körperchen vorkommen; dann sind diese aber um so zahlreicher (Fig. 14 und 14a). Schon die Doppelfärbung mit Hämatoxylin und Orange ergiebt, dass der sich dabei gelbfärbende Nucleolus kein Chromatin enthält. Eine Bestätigung hierfür gewähren die Färbemethoden nach List und die Doppelfärbung mit Methylgrün und Säurefuchsin. Bei Anwendung der Lisr’schen Methoden tritt im ganzen Nucleolus gleichmäßig die Berlinerblaureaktion ein, wonach er also nur aus Paranuclein besteht. Bei der Methylgrün-Säurefuchsinmethode, die nach Untersuchungen von MALFATTI eine Grünfärbung der Nucleine und rothe Tinktion der Paranucleine hervorrufen soll, werden die Schnitte zunächst fünfzehn Minuten lang in einer Mischung von zwei Theilen 0,1%/, wässeriger Säurefuchsinlösung, wozu ein wenig Essigsäure zugesetzt ist, mit drei Theilen einer 0,1°/, Lösung von Methylgrün behandelt. Danach wer- den sie noch einige Minuten länger in eine 0,1%, Methylgrünlösung getaucht, aus welcher sie direkt in 90%, Alkohol übergeführt werden. BANKROFT (4), der diese Methode bei der Untersuchung des Keim- bläschens von Distaplia occidentahs angewandt hat und eine Grün- färbung des Nucleolus damit erzielte, bemerkt noch Folgendes dazu (p. 97): »For chroumatin is that substance, which takes the chromatic or basie aniline stain, when treated with a combination such as methylgreen and acid fuchsin.« Da nun MALrATTI fand, dass die Nucleine, je mehr Phosphor sie enthalten, sich um so intensiver mit dem Methylgrün färben, folgert er weiter: »Thus as nucleie acid and the nucleins are derived from the nucleus, it becomes highly probable, that chromatin is made up of these substances.« Bei Benutzung dieser Färbung tingirte sich der Nucleolus roth; er enthält also gemäß MaAuraAttrs Befund kein Nuclein oder, was dasselbe ist, kein Chro- matin. Also auch diese letzte Methode ergiebt dasselbe Resultat. Es liegt wohl demnach der Schluss nahe, dass der Nucleolus im Keimbläschen bei Clava squamata lediglich eine trophische Bedeu- tung hat. Im Anschluss an die Darstellung der weiblichen Geschlechtszellen will ich die männlichen nur kurz erwähnen. Die männlichen Keim- zellen sollen nach den Angaben von WEISMANN und THALLWITZ aus dem ektodermalen Glockenkern des Gonophors hervorgehen. Nach- dem THuarıwirz die Entstehung des Glockenkerns beschrieben hat, fährt er mit folgendem Wortlaut fort (42, p. 413): »Nun scheiden 9x 132 Karl Harm, sich die noch indifferenten Urkeimzellen des Glockenkerns in Epithel- zellen und eigentliche Keimzellen, und zwar liefert das obere Blatt des Glockenkerns ein Epithel, welches dem Subumbrellarepithel einer Meduse entspricht, während das Spermarium mit seinem Epithelüberzug aus dem unteren Blatt hervorgeht. « | Dem Umstande, dass WEısmann Gonophorenknospen ohne Glocken- kernanlage nicht gesehen hat (46, p. 21), mag es wohl zuzuschreiben sein, dass er den Vorgang, welchen Längsschnitte durch junge, männ- liche Knospen zeigen, und den Fig. 15 zur Anschauung bringt, über- sehen hat. Von einer Glockenkernanlage ist hier noch nichts zu spüren. Zu beiden Seiten liegen im Entoderm dicht an der Stütz- lamelle einige protoplasmareiche, mit größerem Nucleus versehene Zellen (x), die den weiblichen, aus dem Ektoderm ins Entoderm übergetretenen Keimzellen außerordentlich ähneln, hier aber männ- lichen Geschlechts sind. Sie zeigen offenbar das Bestreben, an die Spitze der Knospe zu gelangen, die einige von ihnen schon nahezu erreicht haben. Wenn später die Einwucherung zum Glockenkern erfolgt, liegen sie zum größten Theil oder vielleicht auch sämmtlich an seiner Unterseite, und es hat dann den Anschein, als ob sie erst hier und nicht schon früher im Ektoderm des Hydranthen ihren Ur- sprung genommen hätten. Es findet also jedenfalls eine frühzeitige Einwanderung der männ- lichen Keimzellen ins Gonophor statt. Ich habe jedoch auch Gono- phoren mit ausgebildetem Glockenkern gesehen, an dessen unterer Seite sich bereits zahlreiche Keimzellen angesammelt hatten, während vereinzelte noch weiter zurück im Entoderm lagen. Aber immerhin dürfte die Mehrzahl der Zellen die Spitze der Gonophorenknospe erreicht haben, wenn der Glockenkern erst beginnt, sich anzulegen. Sie gehen eben so wie die weiblichen Keimzellen aus dem Ektoderm der Hydranthenwand hervor und treten wie diese durch die Stütz- iamelle ins Entoderm, um von hier aus weiter ins Gonophor zu wandern. Da sich hierbei dieselben Vorgänge abspielen wie bei den weiblichen, halte ich es für überflüssig, dafür noch besondere Ab- bildungen zu geben. Der Hydranth, dem die in Fig. 15 abgebildete Knospe entnommen ist, besaß auch schon ältere Gonophoren, in denen sich Übergangsformen von Keimzellen zu Spermatozoen be- fanden, während seine Stützlamelle stellenweise an der dem Entoderm zugekehrten Seite dicht mit Keimzellen belegt war. Die Entwicklung der Spermatozoen ist von WEISMANN (46, p. 22) und noch eingehender von TuaLLwırz (42, p. 412) untersucht worden, Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. 739 deren Ausführungen ich mich anschließen kann. Auch die von beiden Forschern zwischen den Spermatozoen gefundenen Nesselkapseln konnte ich feststellen. TkauLLwiırz (42, p. 416) leitet dieselben eben so wie die Keimzellen vom Epithel des Glockenkerns ab und glaubt, dass einzelne Zellen des aus dem Glockenkern sich differenzirenden Hodenstromas die Kapseln in ihrem Plasma entwickeln. Er erwägt jedoch auch die Möglichkeit, dass die Nesselzellen aus dem Ektoderm des Gonophors einwandern könnten, hält aber erstere Annahme für die wahrscheinlichere. Wandernde Nesselzellen habe ich im Gonophor eben so wenig wie THaLLwırz beobachten können, und überdies weist das äußere Ektoderm desselben, wenn überhaupt Nesselkapseln darin vorkommen, immer nur verhältnismäßig wenige auf. Auch aus den Zellen des Glockenkerns habe ich keine Nesselelemente sich entwickeln sehen. Es bleibt also nur übrig, anzunehmen, dass sie aus den Keimzellen oder vielmehr deren Theilungsprodukten hervorgehen. Und warum nicht? Entstehen doch in den Abkömmlingen der Eizelle, aus den embryonalen Zellen von Planulae, die noch im Gonophor sitzen, auch schon frühzeitig Nesselkapseln, worauf ich später noch zurück- kommen werde. 2. Eireifung und Befruchtung. Vor der Ausstoßung der Polkörperchen beginnt das Ei sich abzu- - runden und eine kugelähnliche oder ellipsoide Gestalt anzunehmen. Es hat zu dieser Zeit einen Längsdurchmesser von ungefähr 110—120 u. Die Entwicklung aus der Keimzelle bis zu diesem Zeitpunkte dauert etwa 6 Wochen. Fig. 14 zeigt einen Schnitt durch ein solches Ei. In dem betreffenden Gonophor lag noch eine zweite Eizelle, welche auf derselben Entwicklungsstufe stand, aber in dem der Fig. 14 zu Grunde liegenden Schnitte nicht getroffen wurde. Der Spadix, der ebenfalls in der Zeichnung nicht zu sehen ist, hatte sich bereits beträchtlich verkürzt und bestand nur noch aus einer schwachen Wölbung, der die Eizellen mit ihrer Längsseite auflagen, wie es in Fig. 14 an der einen auch zu erkennen ist. An seiner Basis hat das Gonophor derartig im Durchmesser abgenommen, dass es dort in einen förm- lichen Stiel übergeht, vermittels dessen es am Gonophorenstamm sitzt. Sowohl das Ektoderm wie die Entodermlamelle (HPril), die in ihrem ganzen Verlaufe noch recht gut zu erkennen ist und hin und wieder einige plattgedrückte Kerne aufweist, sind durch die wach- senden Eier stark gedehnt worden. 134 Karl Harm, Das Keimbläschen (Kb), welches ca. 25—30 u im Durchmesser hat, ist nach der dem Spadix abgewandten Seite des Eies zu ganz nahe an die Peripherie gerückt und wird von der Eioberfläche nur noch durch einen ganz schmalen Plasmasaum getrennt. In ihm treten größere Chromatinkörnchen hervor, und der Nucleolus liegt in unver- änderter Gestalt in seiner Kernmembran, so dass derselbe nur noch mit einer Hälfte im Keimbläschen steckt, während die andere bereits mit dem Eidotter in Berührung getreten ist. Im Keimbläschen ist dadurch eine Lücke entstanden, die sich anf dem Schnitte nicht ge- färbt hatte. Während also hier der Nucleolus in toto vor der Pol- körperchenbildung aus dem Keimbläschen heraustritt, um vom Eidotter aufgenommen und resorbirt zu werden, verbleibt er in anderen Fällen in demselben und zerfällt dort in mehrere Kügelchen, wie es z. B. Fig. 16 (N und N’) für ein etwas älteres Stadium zeigt. Das größere dieser Kügelchen (N) ist von einem hellen Hof umgeben. Ob es die kleineren Kügelchen (N) ausgestoßen hat und somit den Theil des Nucleolus darstellt, der früher die runden Körperchen einschloss, ver- mag ich nicht mit Gewissheit zu entscheiden. Fast sieht es so aus, zumal noch der runde, ungefärbte Raum, in dem vorher der Nucleolus lag, vorhanden ist, und auch noch einige feine, an die Kugel heran- tretende Fädchen zu erkennen sind. Das Keimbläschen in Fig. 16 hat sich etwas abgeflacht, so dass es oval ist, und es liegst mit seiner breiteren Seite unmittelbar an der Oberfläche des Eies. Seine Membran ist in Auflösung begriffen und daher nur noch undeutlich zu sehen. Im Inneren macht sich eine Koncentrirung der achromatischen Substanz nach der Eiperipherie zu, der Stelle hin, wo das Keimbläschen sich der Oberfläche angelegt hat, geltend, so dass die äußere Hälfte weit dunkler als die nach dem Eicentrum zu gerichtete erscheint. Das Chromatin hat sich zu Klümpchen, an denen eine deutlich ausgeprägte Viertheiligkeit zu er- kennen ist, angesammelt. Dieselben liegen allesammt peripher und zeisen das Bestreben, nach der Oberfläche des Eies hin zu gelangen, wo sich bereits einige von ihnen zusammengefunden haben. Sie stellen die Chromosomen der ersten Richtungsspindel dar, deren Vier- theiliskeit neuerdings in vielen Fällen nachgewiesen ist und zuerst durch BovErI für Ascaris megalocephala ihre Aufklärung gefun- den hat. Fig. 17 zeigt die chromatischen Elemente in der ersten Richtungs- spindel zur Äquatorialplatte zusammengetreten. Da die Chromosomen sehr zahlreich sind und daher eng zusammenliegen, ist es schwierig, Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. 135 ihre Zahl mit Sicherheit anzugeben, zumal sie sich häufig, wie es bei- spielsweise auch in Fig. 17 a, wo die erste Richtungsspindel in ihrer Längsachse getroffen wurde, der Fall ist, gegenseitig etwas verschie- ben. Aller Wahrscheinlichkeit nach beträgt ihre Zahl 16. Die erste Spindel (Fig. 17 a) ist von tonnenförmiger Gestalt und regelmäßig etwas schräg zur Eioberfläche gestellt. Eine Strahlung habe ich niemals wahrnehmen können. Die Spindelfasern liegen sehr zahlreich und dicht und sind offenbar hervorgegangen aus dem Achro- matin des Keimbläschens, welches sich, wie schon erwähnt, zum srößten Theil nach der Stelle hin, wo die Spindel sich aufbaut, vorher zusammenzieht. An einer Seite der ersten Richtungsspindel sieht man noch einen helleren, granulirten Rest vom Keimbläschen liegen, der die betreffenden Bestandtheile des letzteren — Kernsaft und einen minimalen Theil der achromatischen Substanz — enthält, welche sich bei der Spindelbildung nicht betheiligt haben (Fig. 17a, Kb). Die Kernmembran des Keimbläschens ist unterdessen vollständig zur Auf- lösung gelangt, und in Folge dessen steht der Rest des Kerninhalts in direkter Berührung mit dem Eiplasma, so dass er ohne Schwierig- keit in dieses aufgenommen werden kann. Die chromatischen Ele- mente spalten sich nun in der Weise, dass jedes Tochterchromosom zwei Theilstücke erhält (Fig. 17 a). Nach Abstoßung des ersten Polkörperchens löst sich der im Ei verbleibende Rest der Spindelfasern auf und vermischt sich mit dem zur Zeit noch bestehenden Reste des Keimbläschens (Fig. 18). Ob und wie weit sich letzterer an dem Aufbau der zweiten Spindel be- theiligt, vermag ich nicht anzugeben. Dass er es aber thut, möchte ich wohl annehmen. Die nunmehr zweitheiligen Chromosomen ver- theilen sich etwas unregelmäßig in Gruppen, verändern aber ihre Gestalt nicht und bleiben nahe der Peripherie liegen. Die Chromosomen des ersten Polkörperchens (Fig. 18 R%), welches im Ei liegen bleibt, sind zunächst noch in einer Platte angeordnet, als ob eine Theilung stattfinden sollte. Zu einer solchen kommt es jedoch nicht, wie ein in Fig. 19, wo bereits die zweite Richtungs- spindel besteht, gezeichnetes Polkörperchen (Rk) zeigt. Dasselbe scheint sich verkleinert zu haben, und die Chromosomen, die nur noch undeutlich zu erkennen sind, liegen unregelmäßig vertheilt. Offenbar befindet es sich in der Rückbildung und wird bald voll- kommen resorbirt. Die Resorption der Polkörperehen durch die Ei- zelle muss sehr schnell vor sich gehen, da ich dieselben zur Zeit, 136 Karl Harn, wenn der weibliche Pronucleus besteht, nicht mehr habe nachweisen können. Die zweite Richtungsspindel ist von derselben Größe wie die erste und ebenfalls tonnenförmig gestaltet (Fig. 19). Eben so wenig wie diese weist sie eine Polstrahlung auf und ist in gleicher Weise nicht ganz senkrecht zur Eioberfläche eingestellt. KuLTscurtzey (31, p. 575) sah bei Ascaris megalocephala die Achse der Spindeln auch oft vom Eiradius abweichen, hält dies aber für belanglos und meint, dass es absolut kein Hindernis für die Abspaltung der Richtungskörper bilde. Ich habe ebenfalls keine hemmenden Einflüsse beobachten können, und übrigens scheint die schiefe Spindelstellung hier sogar Regel zu sein, denn ich habe alle Spindeln, die mir vorgekommen sind, nicht ganz senkrecht sich einstellen sehen. Allerdings kommt es hier aber niemals zu einer vollständigen Ausstoßung der Polzellen aus dem Ei. | Die achromatischen Fasern sind in der zweiten Spindel nicht so zahlreich wie in der ersten und weisen einen gewissen Abstand von einander auf. Auf dem in der Fig. 19 gegebenen Stadium haben sich die zweitheiligen, chromatischen Elemente, welche nach Aus- stoBung des ersten Polkörperehens zurückgeblieben sind, bereits abermals getheilt, in der Weise, dass jedes Tochterchromosom aus nur einem Ohromatinstück, das die Gestalt eines kurzen Stäbcehens hat, besteht, und die Tochterplatten sind schon so weit aus einander sewichen, dass sie an den beiderseitigen Polen liegen. Vom vorhin erwähnten, neben der ersten Richtungsspindel bestehenden Reste des Keimbläschens sind zur Zeit der zweiten Spindelbildung keine Spuren mehr vorhanden. Nach Abstoßung des zweiten Polkörperchens rekonstruirt sich aus dem im Ei verbleibenden Chromatin und Achromatin ein runder oder auch wenig ovaler, bläschenförmiger Vorkern, in dem die chro- matische Substanz gleichmäßig vertheilt liegt, bisweilen so fein, dass er nahezu homogen erscheint. Einen Nucleolus habe ich niemals in ihm wahrnehmen können. Ich habe den weiblichen Kern fast regel- mäßig schon in Verbindung mit dem männlichen angetroffen, was sich dadurch erklärt, dass schon während der Rekonstruktion des weiblichen Pronueleus der Spermakern an jenen herantritt. I Die Spermatozoen gelangen durch die zu dieser Zeit äußerst dünn gewordene Gonophorenhülle ans Ei und treten in der Regel in der Nähe des Richtungskörperchenpols in dasselbe über. Verschiedent- lich habe ich Fälle von Polyspermie beobachten können, und schon Die Entwieklungsgeschichte von Clava squamata. 137 in Eiern mit noch unverändertem Keimbläschen habe ich einige Male Spermatozoen gesehen. So liegt beispielsweise dem in Fig. 18 gezeichneten, in der Umbildung zur zweiten Richtungsspindel be- sriffenen Keimbläschen bereits ein solches (Spx) unmittelbar an. Während der Entwicklung des weiblichen Vorkerns kann sich der eingedrungene Spermaköpf zum männlichen Pronueleus umbilden und es entsteht dann ein ähnliches Bild wie in Fig. 20. Hier hat sich der männliche Kern dem weiblichen angelegt. Beide sind von gleicher Größe und solcher Ähnlichkeit, dass sich nicht entscheiden lässt, welches der weibliche ist und welches der männliche. Sie liegen beide neben einander unmittelbar an der Eioberfläche. Hierauf erfolgt nun in der bekannten Weise eben so wie bei anderen Arten die Bildung der ersten Furchungsspindel, bei welchem Vorgange die beiden Vorkerne etwas von der Oberfläche ab, mehr dem Eicentrum zuwandern und männliche und weibliche Chromosomen getrennt neben einander liegen bleiben. In anderen Fällen findet die Befruchtung durch Verschmelzung der beiden Geschlechtskerne statt, indem der männliche in unver- änderter Gestalt, als kompakte Chromatinkugel, in den weiblichen eindringt. Boverı (9), mit dessen für Tiara gegebener Abbildung, (Taf. IH, Fig. 35) meine Fig. 21 eine außerordentliche Ähnlich- keit besitzt, äußert darüber (p. 55): »Die beiden in der ersten Embryonalzelle vereinigten Kerne verschmelzen, wie wir nach den zahlreichen, vorliegenden Erfahrungen behaupten dürfen, dann zu einem einzigen, wenn sie vor Überschreitung des Gerüststadiums auf einander treffen; wird dieser Zeitpunkt versäumt, so bleiben sie, auch bei dichtester Aneinanderlagerung, dauernd getrennt. Es ist also ein sehr nebensächliches und zufälliges Moment, von dem diese Ver- schiedenheiten abhängen, und so kommt es, dass wir eventuell in den Eiern eines und desselben Mutterthieres beiden Zuständen be- gegnen.« Ich habe diese Befruchtungsart eben so häufig angetroffen wie die andere. Ein bestimmtes Urtheil über die Ursache dafür ab- zugeben, bin ich nicht in der Lage. Die mir begegneten Fälle lassen sich aber im Übrigen mit der Ansicht Boverr’s in Einklang bringen. Bei dem in Fig. 21 gezeichneten Eikern, der bereits von der Eiperipherie fortgerückt ist und sich aufgelockert hat, ist das Chro- matin in einem Gerüstwerk angeordnet. Auch der Spermakern, der in dem weiblichen Pronucleus eine excentrische Lage einnimmt, scheint schon ein wenig lockeres Gefüge zu haben, und die chromatischen Elemente sind als kurze Stäbchen in ihm ganz deutlich zu erkennen. 138 Karl Harm, Der Aufbau der ersten Furchungsspindel aus diesen verschmolzenen Kernen erfolgt dann in gleicher Weise, wie es von BOvERI für Tiara , (9, p. 28) dargestellt ist. Gelegentlich der Untersuchungen über die Befruchtungsvorgänge gelangte mir das in Fig. 22 etwa zur Hälfte eingetragene Ei zur Beobachtung, welches bereits einen reifen Eikern enthielt, der im Präparate einige Schnitte weiter entfernt lag. Das Ektoderm der Gonophorenhülle ist vorliegenden Falls abnormer Weise ungewöhnlich dick geblieben und aus hohen, eylinderförmigen Zellen zusammen- gesetzt (Ekt).. Um den das Gonophor umschwärmenden Spermatozoen, die an der dieken Hülle einen zu großen Widerstand gefunden haben würden, die Möglichkeit zu bieten, einzudringen, was in der That auch mehrere bereits ausgeführt hatten, hat das Ei, ähnlich wie es das Ei der Hydra thut (BrAvEr, 11, p. 179), einen kegelförmigen Fortsatz zwischen den Ektodermzellen hindurch geschoben, so dass diese einen förmlichen Wulst um den Eifortsatz herum bilden. 3. Furchung und Entodermbildung. Die aus der Vereinigung von Eikern und Spermakern hervorge- sangene erste Furchungsspindel (Fig. 25), welche an beiden Polen eine hübsche, helle Astrosphäre aufweist, liegt peripher in dem ovalen Ei, nahe dem Richtungskörperpol. Hier schneidet, nachdem sich aus der Spindel zwei Kerne entwickelt haben (Fig. 24), die erste Furche ein und breitet sich allmählich in der ganzen Peripherie nach dem entgegengesetzten Pole des Eies zu, wo letzteres dem Spadix aufsitzt, aus, so dass sie etwas später auch hier weniger tief auftaucht, eben so wie es nach METSCHNIKOFF (56, p. 35) bei Polyxenia leucostyla, Aglaura hemistoma und Liriope mucronata geschieht. Durch diese erste Furche wird das Ei in zwei nahezu halbkugelförmige, nicht ganz gleich große Hälften (Fig. 25 « und b) zerlegt, die in einer etwa kreisförmigen Fläche zusammenhängen. In den beiden primären Kernen (Fig. 24) ist ein deutliches Gerüstwerk vorhanden, worin die chromatische Substanz als Körnchen suspendirt liegt. Ein Nucleolus ist in ihnen, wie überhaupt in den ersten Furchungskernen, nicht vorhanden. | Sobald die beiden primären Kerne das Ruhestadium erreicht haben, rücken sie von der Peripherie des Eies weg nach dessen Centrum zu, und wenn sie dort angelangt sind, was etwa gleichzeitig mit der Durchfurchung des Eies geschehen mag, bilden sie sich auch schon wieder zu neuen Spindeln um (Fig. 26). Denn ihre Centro- Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. 139 somen haben sich zu einer Zeit, wo die ruhenden Kerne sich eben konstruirt haben und noch nicht in die Eimitte gelangt sind, bereits setheilt und entgegengesetzte Pole erreicht, von denen zwei neue Astrosphären erstrahlen (Fig. 24). Während bei dem rechts gelege- nen Kern die Centrosomen sich vollends getrennt haben, lässt sich bei dem links liegenden noch ein Zusammenhang erkennen, indem die Centrosomen durch ein bügelförmiges Gubernaculum verbunden sind und die ganze Anlage Hantelfigur annimmt (Fig. 24 a). Hierin sowohl wie in dem ungleichmäßigen Theilungszustande der beider- seitigen Centrosomen besteht eine große Ähnlichkeit mit dem von Boverr (10, p. 41) beschriebenen und in seiner Fig. 36 (Taf. III) ab- gebildeten, zweizelligen Stadium von Echinus mierotuberculatus. Eine Differenz beruht hingegen darin, dass es in vorliegendem Falle noch nicht zur vollständigen Ausbildung der beiden primären Blastomeren sekommen ist, wie in dem von BovErı geschilderten, und sich somit hier der Theilungsprocess der Centrosomen im Zeitverhältnis zur Zelltheilung früher abspielt wie dort. Bovekrı sagt (10, p. 131) bei der Besprechung über das Verhältnis der Centrosomentheilung zur Zelltheilung: »Dieser Verlauf kann in so fern modifieirt sein, als zur Zeit, wo sich die beiden Schwester- zellen von einander abschnüren, in jeder das Polkörperchen schon getheilt ist, so dass die Zelle ihre selbständige Existenz bereits mit zwei Centrosomen beginnt. Besonders ausgeprägte Fälle dieser Art bietet das Ei der Forelle (Henneeuy, 58) und das von Thalassema (GRIFFIN, 48). Noch ehe sich eine Spur einer Einschnürung des Zell- körpers zeigt, haben sich hier in jedem Pole zwei Tochtercentrosomen gebildet, von denen jedes in der noch fortbestehenden, alten Astro- sphäre seine eigene, schwache Strahlung zu erzeugen beginnt.< In diese Kategorie von Eiern ist auch das Olava-Ei einzureihen. Ich habe zwar nicht feststellen können, zu welchem Zeitpunkte die Theilung der Centrosomen der ersten Furchungsspindel einsetzt, kann aber wohl mit Recht aus der oben dargelegten Thatsache, dass die Tochtercentrosomen zu einer Zeit, wo eben die Furchung beginnt, schon opponirte Punkte erreicht haben, den Schluss ziehen, dass sie sich eben so früh wie bei der Forelle und Thalassema vollzieht, worin mich noch die folgenden Beobachtungen unterstützen. In der Fig. 27 ist ein Stück einer Blastomere von einem zwei- zelligen Stadium mit der darin liegenden Kernfigur gezeichnet, deren Spindel sich bereits getheilt hat. Die Chromatin-Tochterplatten sind weit auseinander gewichen, bestehen aber noch als solche. An dem 140 Karl Harm, einen Pole liegen bereits zwei Schwestercentrosomen (©) und beginnen, inmitten der alten Astrosphäre eine neue Strahlung zu entfalten. In dem Präparate erschienen sie als helle, wenig schattige, kugelige Gebilde. Am anderen Pole habe ich nur ein Centrosom wahrnehmen können, und scheint somit auch hier wie bei dem in Fig. 24 darge- stellten Falle die Theilung an beiden Polen nicht ganz gleichzeitig zu verlaufen. Eine Furchung der beiden Blastomeren war noch nicht bemerkbar; diese tritt erst ein, wenn sich die Kerne in ein Ruhe- stadium verwandelt haben. Die in Fig. 28 abgebildete Kernspindel, die ebenfalls schon einen gewissen Grad der Trennung ihrer achro- matischen Fasern aufweist, gehört einer Blastomere eines sechzehn- zelligen Stadiums an. Auch hier macht sich ein ungleichzeitiges Vorgehen in der Centrosomentheilung an beiden Polen geltend. Boverı äußert sich dann in seiner eben erwähnten Abhandlung (10, p. 131) weiter: »Derartige Fälle sind von einem großen Interesse für das Problem der Zelltheilung einerseits; an der Richtigkeit der von mir aufgestellten Sätze ändern sie nichts. Sie zeigen nur, dass die durch die dicentrische Figur bedingte Bipolarität der Mutterzelle, welche zur Durchtrennung des Protoplasmas führt, etwas länger be- stehen bleiben kann als die beiden Centren, so dass deren Theilung auf jener Verfassung noch nicht sogleich umgestaltend einwirkt. Das Wichtige ist, dass auch in diesem Falle die neue Zelle auch in der Folge nie mehr als zwei Centrosomen enthält. Denn ehe diese sich so weit entwickelt haben, um sich wieder zu theilen, ist auch der Kern bereits wieder aus seiner Ruhe zurückgekehrt und eine neue karyokinetische Figur entstanden.« Was die letzten Worte BoVERTs anbetrifft, möchte ich noch erwähnen, dass auch mir niemals mehr als zwei Centrosomen in einer neuen Zelle zu Gesicht gekommen sind und auch hier die Centrosomen nicht eher zur Theilung gelangen, als bis wieder eine Spindelfigur zu Stande gekommen ist. Die zweite Furche, die senkrecht zur ersten steht, ist wie diese eine meridionale und verläuft, die beiden primären Blastomeren schneidend, von der äußeren Oberfläche derselben nach deren Be- rührungsfläche zu, also centripetal (Fig. 29). Sie schreitet in den beiden Blastomeren nicht ganz gleichmäßig vor. So hat sie in Fig. 29 die eine Blastomere schon in zwei Theile vollständig zerlegt, während sie in der anderen noch nicht ganz bis zu deren Berührungsfläche vor- sedrungen ist. | Es wurde vorhin auf die ungleichzeitige Theilung der Centrosomen an den beiden Spindelpolen aufmerksam gemacht. In seiner letzten Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. 141 Centrosomenarbeit sagt nun Boverı (10, p. 132): »Nach wie vor halte ich demnach meine frühere Formulirung! den Thatsachen für völlig entsprechend: dass das Centrosoma der entstehenden Zelle in der Einzahl zukommt, indem eben diese Einheit es ist, welche bewirkt, dass sich eine neue Zelle um sie bildet. Oder ganz allgemein, dass die Zweitheilung der Zelle durch die Zweitheilung des Centrosomas bedingt wird.< Wenn dieses zutreffend ist, lässt sich auch wohl weiter folgern, dass, wenn das eine Centrosoma der ersten Furchungs- spindel dem anderen in der Theilung voraneilt, wie ich es bei dem zweikermnigen Stadium der ersten Embryonalzelle habe konstatiren können (Fig. 24), späterhin auch eine Ungleichzeitigkeit in der Blasto- merentheilung, so wie sie in Fig. 29 vorliegt, eintreten könne. Da nun aber einer Zelltheilung immer erst eine Kerntheilung vorauszu- sehen hat, so muss man erwarten, dass sich ein etwaiger Einfluss der Centrosomentheilung zunächst in der letzteren äußert. Und so ist es! In zwei Präparaten, welche auf einander folgende Übergangs- stadien zwischen den in Fig. 24 und Fig. 29 zur Abbildung gelangten bildeten, hatte ich Gelegenheit, dies feststellen zu können. Das erste hiervon ist in der Fig. 26 dargestellt. Während hier in der einen Spindel noch eine Chromatinplatte besteht, haben sich in der anderen, welche nicht genau in der Längsachse getroffen ist und daher unvoll- kommen erscheint, bereits zwei Tochterplatten, die schon aus einander sewichen sind, gebildet. Das zweite Präparat, welches aus einem nur wenig älteren Stadium stammte als das in Fig. 27 abgebildete, habe ich nicht gezeichnet, weil die einzelnen Kernstücke auf ver- schiedene Schnitte vertheilt waren. Es hatten sich dort in der einen Blastomere, die noch keine Einschnürung zum vierzelligen Stadium zeigte, soeben zwei neue, ruhende Kerne angelest, die schon eine deutlich sichtbare Membran erkennen ließen. In der anderen Blasto- mere hingegen schickten sich die Halbspindeln gerade zur Umbildung in die ruhenden Kerne an, und die Chromosomen waren eben im Be- griff ihre regelmäßige Lage in den Tochterplatten aufzugeben. Dass nun die Furchung in der betreffenden Blastomere mit den älteren Kernen früher hätte einsetzen und auch zum Abschluss gelangen müssen, ist bestimmt anzunehmen. Im Übrigen machte sich auch in ı Boverı hat 1887 in einem Bericht »Über den Antheil des Spermatozoons an der Theilung des Eies« den Satz aufgestellt (p. 153): »Das Centrosoma re- präsentirt das dynamische Centrum der Zellen; durch seine Theilung werden die Centren der zu bildenden Tochterzellen geschaffen, um die sich nun alle übrigen Zellbestandtheile symmetrisch gruppiren. 142 Karl Harm, diesem Präparate ein ungleichmäßiger Entwieklungszustand der ver- schiedenen Centrosomen bemerkbar. Die zweite Furche führt zur Bildung von vier ungleich großen Blastomeren. Fig. 30 stellt ein Totalpräparat eines vierzelligen Stadiums, welches zwei große und zwei kleine Zellen aufweist, in Polansicht dar. Indem je eine größere und kleinere Blastomere enger mit einander verbunden sind (a, + 5b, und a, + b,), erscheinen sie zu gleicher Zeit etwas gegen einander verschoben, so dass sie eine kreuz- förmige Verbindung eingehen, wie sie METSCHNIKOFF bei den Medusen- eiern gesehen hat. Letzterer schreibt darüber Folgendes (36, p. 38): »Die Blastomeren werden bei der Furchung durch ihren unmittelbaren Kontakt zusammengehalten, wobei bisweilen eigenthümliche kreuz- artige Verbindungen zu Stande kommen. Im Allgemeinen lässt sich bemerken, dass je tiefer die Furche zwei brüderliche Blastomeren zertheilt, diese sich desto intimer mit den benachbarten, also so zu sagen vetterlichen Blastomeren vereinigen. So entstehen im vier- zelligen Furchungsstadium zwei Paar Blastomeren, welche sich zu- sammen, d. h. paarweise verschieben, wobei ein Paar sich oft um einen rechten Winkel über dem anderen dreht.« Während in Fig. 30 die erste Furche inäqual und die zweite nahezu äqual verlaufen sind, was an der in der ersten Furchungsebene vorhandenen innigen Ver- bindung der Blastomeren zu erkennen ist, sind bei dem in Fig. 31 abgebildeten Stadium, welches in seitlicher Ansicht wiedergegeben ist, beide inäqualer Natur gewesen, so dass drei kleine Zellen und eine große zu unterscheiden sind. Auch hier tritt eine Verschiebung der Blastomeren und Anordnung zu Paaren (u +5, und & + b,), noch deutlicher als in der vorigen Figur, hervor. So weitgehende Verschiebungen wie METSCHNIKOFF bei den Meduseneiern habe ich bei Olava squamata nicht beobachten können. Nach METSCHNIKOFF (36, p. 39) findet bei Mötrocoma und Nau- sithoe während der zweiten Furchung eine Drehung der beiden pri- mären Blastomeren um 90° statt. Aber noch vor dem Schlusse der Furche kehren die Blastomeren in ihre frühere Lage zurück, und nachdem sich das Ei in vier Zellen getheilt hat, vereinigen sich die Blastomeren zu zwei Paaren, wobei sie neue Bewegungen ausführen. Ich habe nun bei Olava squamata vegelmäßig nachweisen können, dass bereits beim zweizelligen Stadium die Achsen der Kernspindeln nicht mehr in einer Ebene liegen (Fig. 26), wie sie eigentlich sollten, sondern schon erheblich davon abweichen, so dass, wenn jetzt die zweite Furchung erfolgt, auch die Theilungsebenen der beiden Blasto- Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. 143 meren nicht mehr zusammenfallen. Und zwar entspricht die Drehung der Spindeln der späteren Lage der Blastomerenpaare, welche dem- nach beim Clava-Ei erstens nicht auf einer Zellbewegung der letzteren beruht und zweitens auf ein früheres Stadium zurück zu verlegen ist als beim Medusenei. Jetzt aber wirft sich die Frage auf: Liegt eine Drehung der beiden Blastomeren oder eine solche der Spindeln des zweizelligen Stadiums vor? Ich glaube, eine aktive Verschiebung der ersteren, wie sie auch in meinen Fisg. 25 und 26 zum Ausdruck kommt, und wie ich sie immer mehr oder weniger auf Totalpräparaten und Schnitten wahrgenommen habe, annehmen zu können und bin daher der Ansicht, dass bereits das Plasma polar differenzirt ist und eine beliebige Verschiebung der aus verschiedenen Regionen des Eies stammenden Massen nicht eintreten kann. Denkbar wäre ja auch, dass in erster Linie eine Drehung der Spindeln sich vollzieht, und erst im Anschluss hieran eine Verschiebung der Blastomeren statt- findet. Wenn Weısmann (46, p. 25) behauptet, dass eine inäquale Furehung vorliege, so wird er auffallendere Größenunterschiede in den Blastomeren gesehen und auch gemeint haben, wie sie von mir vorhin angegeben sind. Wenigstens lässt seine Äußerung, »dass zwei enorme Entoblastzellen von zahlreichen Ektoblastzellen umwachsen werden«, womit er das Vorhandensein einer Epibolie konstatirt, dar- auf schließen. Er hat aber dann nicht den regelmäßigen Verlauf der Furchung: gesehen, sondern sich durch eine unregelmäßige Form, die gar nicht allzuselten ist und wiederum noch verschiedene Modi- fikationen aufweist, so dass sie sich schwerlich in einen bestimmten Typus unterbringen lassen wird, beeinflussen lassen. Dieselbe führt eben so wie die andere, normale, zur Bildung einer soliden Planula, was auch WEISMANN hervorhebt. Er äußert sich nämlich so: »Wenn die letzteren — nämlich die Ektoblastzellen — schon bedeutend zahl- reich und klein geworden sind und als gleichmäßig dieke Schicht das Entoblast einhüllen, besteht dieses immer noch aus zwei großen Zellen. Erst später theilen auch diese sich weiter und führen so den Abschluss der Embryonalentwicklung und die gewöhnliche Bildung einer soliden Planula herbei.« Der von WEISMAnN geschilderte Furchungsmodus sieht nämlich in der That zu gewissen Zeiten einer Epibolie außerordentlich ähn- lich. Vor allen Dingen kann man sich durch Totalpräparate von ihren Anfangsstadien sehr leicht irreführen lassen. : Dort sieht man, dass die eine Seite bereits abgefurcht und höckrig ist, während die 144 Karl Harm,. andere noch vollkommen glatt ist. Schnitte hierdurch überzeugen aber, dass eine Epibolie nicht vorliegt und sich überdies im Inneren noch andere, eigenartige Vorgänge abspielen. In Fig. 32 ist beispiels- weise ein Schnitt durch ein solches Furchungsstadium abgebildet. Während hier auf der einen Hälfte des Keimes nahe an der Peri- pherie zahlreiche Kerne liegen, um die herum sich Einschnürungen bemerkbar machen, liegen auf der anderen nur zwei periphere Kerne in der einheitlichen, ungefurchten Plasmamasse. Sodann gewahrt man noch im Inneren einige Kerne, unter ihnen einen recht großen, die eben so wie die anderen unregelmäßig vertheilt liegen, und zwei sich im Plasma verlierende Furchungslinien. Fast dieselben Vorgänge hat BrRAURR bei Tubularia mesembry- anthemum beobachtet (12, p. 567). Nach ihm findet dort eine Kern- theilung statt, ohne dass diese gleich von einer Zelltheilnng begleitet wird. Erst nachdem die Zahl der Kerne auf sechzehn oder auch mehr gestiegen ist, beginnt die Theilung. Die Kerne liegen zunächst nur in der einen Hälfte des Eies und in der Mehrzahl peripher, was BRAUER damit erklärt, dass hier der Furchungskern lag und die Kerne nun hier liegen blieben. Des Weiteren äußert er (12, p. 567 und 568): »Am Richtungskörperpole beginnt die Abfurchung des Eies. Die Kerne rücken allmählich an die Peripherie, und um sie schnürt sich eine meist ziemlich gleich große Plasmamenge ab. Zwischen diesen kleinen und der einen großen, noch ungetheilt bleibenden, mehr- kernigen Zelle tritt frühzeitig eine kleine Furchungshöhle auf. Die Kerne der großen Zelle scheinen in einzelnen Fällen sich auch nach Beginn der Abfurchung noch weiter zu theilen, da man Theilungs- fisuren findet. Die Bildung kleiner Blastomeren setzt sich an der Peripherie weiter fort, und der Process umgreift mehr und mehr die sroße Zelle, so dass ein Ei auf diesem Stadium ganz das Bild einer Umwachsung der großen durch kleine Zellen, wie es CIAMICIAN an- siebt, gewährt. Eine solche tritt aber niemals ein. Wenn nämlich die Zahl der Kerne sich bis auf wenige verringert, und die große Zelle selbst an Größe verloren hat, so beginnt auch sie sich zu theilen, und zwar in der Längsrichtung, so dass die Theilstücke auch Blasto- meren werden. Es lassen sich dann Anfangs noch mehrere große Zellen auf der einen Seite des Embryos unterscheiden, durch weitere Theilung verliert sich die Verschiedenheit in der Größe.« Ganz ähnlich, wie es BRAUER in diesen Worten für Tubularia schildert, gestaltet sich der gesammte Entwicklungsgang auch beim Olava-Ei. Eine Furchungshöhle freilich, wie dort, kommt hier eben Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. 145 so wenig als bei der regelmäßigen Furchung, was weiterhin noch des Näheren erörtert werden wird, zur Ausbildung. Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch Veranlassung nehmen, an einen verwandten Vorgang in der Pflanzenwelt zu erinnern, und zwar an die »freie Kerntheilung und Vielzellbildung«, welche dort besonders charakteristisch in den Embryosäcken der Phanerogamen auftreten. Letztere verhalten sich allerdings in so fern abweichend, als hier erst die Zellgrenzen auf- treten, nachdem sich die definitive Anzahl der Kerne gebildet hat. Beim regelmäßigen Furchungsverlaufe ist die dritte Furche eine äquatoriale, steht also senkrecht zu den beiden ersten. In Fig. 393 ist ein Sehnitt durch ein achtzelliges Entwicklungsstadium abgebildet. Da derselbe die Blastomeren nicht alle in ihrem größten Durchmesser setroffen hat, zeigen die letzteren relativ beträchtliche Differenzen in ihrer Größe, wie sie in Wirklichkeit nicht vorhanden sind. Eine Furchungshöhle besteht nicht. In der Mitte liegt vielmehr ein quer- setroffener Fortsatz von einer im Bilde nicht sichtbaren Blastomere, der zur Vermittelung ihres Kontaktes mit den Nachbarzellen dient. Der Verlauf der dritten Furche wie auch der der anderen lässt sich an dieser Abbildung nicht verfolgen, um so besser aber in einem mir zur Beobachtung gelangten zwölfzelligen Stadium, welches in Fig. 34 skizzirt ist. Es hält nicht schwer, zu erkennen, dass die dritte Furche die vier ersten Blastomeren (a, di a, b,) gleichmäßig halbirt hat (a, a, db’, 6’, as @', db’, d’,).. Auch die vierte Furchung, die wieder in meridionaler Richtung verläuft, hat sich bereits voll- zogen und die gegenüberliegenden Blastomerenpaare db’, +5", ds + «", in ungleiche Hälften zerlegt (b’,« b’,8 b";a b",B a’sa as aaa @’sß). Ich wies schon bei der zweiten Furche auf das ungleichzeitige Auftreten derselben in den beiden ersten Zellen hin und darf wohl daraus, als auch aus einer gewissen Formveränderung der Zellen @, und @’, im Besonderen schließen, dass an den letzteren fast gleich- zeitig mit der fünften Furche die Theilung in meridionaler Richtung eintreten müsse, und dass etwas später auch die gegenüberliegenden Zellen 5b’, und 5", sich meridional furchen dürften. Eben so wie sich während der zweiten Furchung eine festere Verbindung zwischen je zwei solchen Zellen, die von verschiedenen Blastomeren des zwei- zelligen Stadiums herstammen, bemerkbar macht, tritt bei der vierten und fünften Furche ein innigerer Zusammenhalt der Blastomeren des achtzelligen Stadiums in der äquatorialen Furchungsebene hervor. Im Übrigen erfolgt eine ziemlich unregelmäßige und recht beträchtliche Verschiebung der Blastomeren gegen einander. Doch dürfte diese Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIIT. Bd. 10 146 Karl Harm, hier weniger einer aktiven Zellbewegung zuzuschreiben sein, sondern vielmehr ihre Ursache darin finden, dass die Eier, welche ja gewöhn- lich zu mehreren in einem Gonophor liegen, wie es auch in vor- liegendem Stadium der Fall war, sich gegenseitig bei der Abfurehung behindern und dadurch eine Verlagerung einzelner ihrer Blastomeren hervorrufen. Ich habe Fälle gesehen, wo die Dislokationen so be- trächtliche waren, dass sich überhaupt nicht mehr konstatiren ließ, welche Zellen zusammengehörten, resp. aus den letzten Theilungen hervorgegangen waren. Zur Ausbildung einer Furchungshöhle kommt es auch beim sech- zehnzelligen Stadium nicht, wie Mittelschnitte lehren. Bei dem ın Fig. 35 gezeichneten Embryo ist eine Zelle mit einem spitzen, kegel- förmigen Fortsatz zwischen zwei anderen eingekeilt. Dieses darf zu der Annahme veranlassen, dass auch hier eine mehr oder weniger große Verschiebung der Blastomeren vorgelegen hat. Denn letztere verbin- den sich allgemein, worauf schon hingewiesen wurde, inniger in einer anderen Ebene, als in der die letzte Theilung erfolgte. Wenn nun zur selben Zeit noch eine Dislokation stattfindet, so erklärt es sich leicht, dass auf diese Weise solche Bilder zu Stande kommen. In der Mitte ist noch ein anderer Zellfortsatz quergetroffen, der einer im Bilde nicht sichtbaren Blastomere angehört. Nach dem sechzehnzelligen Stadium lassen sich die Furchen nicht mehr mit Sicherheit verfolgen. Die Blastomeren treten von da ab allgemein in innigeren Kontakt, so dass die Oberfläche des Keimes nahezu glatt erscheint und der Embryo wieder eiförmige Gestalt er- langt, so wie es das in Fig. 36 abgebildete achtzehnzellige Stadium zeigt. Die Furchen machen sich hinfort nur als seichte Einschnürungen an der Oberfläche geltend. Dasselbe bekundet auch das in Fig. 57 dargestellte dreißigzellige Furchungsstadium. Vom sechzehnzelligen Stadium ab etwa erfolgt die Theilung der Zellen nicht mehr allein in radiärer Richtung, sondern auch in tan- sentialer, parallel zur Oberfläche. So treffen wir in einem zweiund- dreißigzelligen Stadium, wovon Fig. 35 einen durch die Hauptachse geführten Schnitt zur Anschauung bringt, bereits einen mehrschichtigen, soliden Keim an. Wesentliche Unterschiede in der Größe sind zwi- schen den äußeren und inneren Zellen nicht wahrzunehmen, und beide Zellarten sind von polyedrischer Gestalt. Es liegt hier eine typische Morula vor. Während eine periphere Zelle eine radiär gestellte Spin- del besitzt, sind die Kernspindeln von zwei anderen, größeren Blasto- meren tangential eingestellt. Die Theilungen verlaufen also gleich- Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. | 147 zeitig an verschiedenen Zellen der Oberfläche in beiden Richtungen. Eine andere Zelle fällt dadurch auf, dass sie in ihrem peripheren Abschnitte im Gegensatz zu ihrem centralen außerordentlich schmal ist, so dass sie den Verdacht erwecken kann, als ob sie im Begriff gestanden hätte, den Verband mit ihren Nachbarzellen aufzugeben und ins Innere zu wandern. Ich kann dieses um so mehr mit Recht annehmen, da ich solchen wandernden Zellen mehrfach begegnet bin. In Fig. 39, welche einem schon etwas älteren Stadium entnommen ist, habe ich eine derartige Zelle gezeichnet. Dieselbe reicht nur noch mit einem ganz feinen, spitzen Fortsatz an die Oberfläche und würde sich bald vollends zurückgezogen haben. Eine andere Zelle, die vielleicht auf demselben Wege ins Innere gelangt ist, zeigt sich in Theilung begriffen, und auf einer Seite ist bereits eine geringe Einschnürung aufgetreten. Eben so wie die Quertheilung der äußeren Zellen ist auch die Einwanderung nicht auf einen bestimmten Ort beschränkt, sondern sie findet vielmehr überall statt; beide Vorgänge erweisen eine multi- polare Entodermbildung. In Fig. 40 ist ein mittlerer Schnitt durch ein Stadium gegeben, wo die Zahl der Zellen schon recht beträchtlich angewachsen ist. Auch hier macht sich noch keine Differenzirung irgend welcher Art zwischen den Zellen der peripheren und centralen Schicht geltend. Da in beiden Zellarten die Theilungen in gleicher Weise fortfahren, können sich keime erheblichen Größenunterschiede ausbilden. Die inneren Zellen erhalten andauernd von den äußeren her Zugang, wie beispielsweise eine mit einer senkrecht zur Oberfläche gestellten Kern- spindel versehene Zelle zeigt, so dass es zur Entstehung von etwaigen Lücken im Inneren nicht kommen kann. Der vielzellige, solide Keim sitzt zu dieser Zeit dem stark reducirten Spadix eben so wie das reife Ei mit einer Längsseite auf. Fig. 41 ist die Abbildung von einem Totalpräparat eines etwas älteren Stadiums und zeigt noch die ähnlichen Vorgänge, wie sie eben geschildert worden sind. Auf dieser Entwicklungsphase etwa beginnt eine Differenzirung sich bemerkbar zu machen, indem die Zellen der äußeren Schicht die polyedrische Form verlieren und in eine eylindrische, beziehungsweise prismatische übergehen. Gleich- zeitig mit dieser Gestaltveränderung der peripheren Zellen macht sich an ihrer Basis an allen Stellen des Keimes eine zunächst noch schwache und wellenförmig verlaufende Abgrenzung gegen die inneren Zellen hin geltend. Bald prägt sich dieselbe deutlicher aus, nimmt 10* 148 Karl Harm, einen glatten Verlauf an und erscheint als eine feine Membran. Sie, die zukünftige Stützlamelle, zerlegt den soliden Keim in die beiden primären Keimblätter, ein einschichtiges Ektoderm und ein viel- schichtiges, solides Entoderm. Fast zu gleicher Zeit mit dem Auftauchen der Stützmembran bilden sich an dem nunmehr zweischichtigen Keime, ohne dass dieser sich wesentlich in die Länge streckt, ein breiter und ein spitzerer Pol aus, die nicht nur in ihrer Gestalt sondern auch in der Beschaffen- heit ihrer Ektodermzellen von einander differiren. Hiermit ist der Übergang zur Entwicklung der Planula gegeben. Aus dem breiten Pol entsteht später der Sinnespol und aus dem schmäleren der Mund- pol. Einen mittleren Längsschnitt durch ein solches Stadium bringt Fig. 42 zur Anschauung. Die Zellen des Ektoderms, welehe in der Mehrzahl eylindrisch gestaltet sind, unterscheiden sich von denen des Entoderms nicht mehr allein durch ihre Gestalt sondern auch ihre seringere Größe, woraus sich schließen lässt, dass sie sich in größe- rem Umfange getheilt haben müssen als jene. Zwischen den cey- linderförmig gestalteten Zellen, die alle möglichen Übergangsformen von hohen, schmalen Prismen am Sinnespol (Sp) bis zu niedrigen, nahezu kubischen am Mundpol (Mdp) aufweisen, liegen kleine, kegel- förmige Zellen, die einen kleineren Kern enthalten ünd mit breiter Basis der Stützlamelle aufsitzen, aber mit der Spitze die Oberfläche des Embryos nicht mehr erreichen. Es sind die interstitiellen Zellen, die zu dieser Zeit zahlreicher auftreten und sich auch hinfort noch theilen und vermehren (/-Z). Sie gehen aus den gewöhnlichen Ekto- dermzellen hervor, nachdem diese sich in den verschiedensten Rich- tungen getheilt haben. Außer Längstheilungen, die natürlich nicht aufhören, kommen Theilungen in schräger Richtung vor, wie sie z. B. Fig. 42 a zeigt, wo eine Zelle in die Tiefe gerückt ist und sich ab- gerundet hat, wodurch sie gleichzeitig ihre Nachbarzellen durch ihren Druck derartig verändert hat, dass letztere, wo sie mit jener in Be- rührung kommen, eine runde Aushöhlung erhalten haben. Auch un- gleiche Zelltheilungen lassen sich beobachten, wobei das kleinere Theilungsprodukt an die Stützlamelle zu liegen kommt (Fig. 42 b). Andere Zellen wiederum theilen sich in der Querrichtung (Fig. 42 Ektz’), so dass ihre eine Hälfte an der Stützlamelle liegen bleibt (Ektx”). Die so in der Tiefe des Ektoderms entstandenen Zellen dringen zu einem Theil, indem sie ein keilförmiges Aussehen annehmen, mit einem spitzen Fortsatz nach der Oberfläche zu vor und verwandeln sich allmählich zu gewöhnlichen, eylinderförmigen Ektodermzellen Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. 149 (Ektx””). Der andere Theil bleibt in der Tiefe liegen und schickt sich zu einer außerordentlich regen Theilung an, so dass daraus sehr kleine, von den übrigen in ihrer Größe erheblich abweichende Zellen entstehen. Ich habe in einzelnen Fällen ganze Nester von solchen angetroffen, die eben erst aus der Theilung hervorgegangen, theil- weise sogar noch darin begriffen waren. Zu zweien trifft man sie häufig an (/-Z’). Sie entstehen gleichmäßig im ganzen Ektoderm. Die Zellen des Entoderms, welches nun vom Ektoderm durch eine deutliche Stützmembran getrennt ist (Fig. 42 und 42a und b, Si), sind durchweg gleich groß und zeigen sämmtlich polyedrische Ge- stalt. Auch in ihnen schreitet die Theilung, wenn zwar auch nicht so lebhaft wie im Ektoderm, fort, wie ihre verschiedenen Kernfiguren lehren (Fig. 42). Sowohl im Entoderm wie im Ektoderm liegen die Dotterkugeln zu dieser Zeit nicht mehr so dicht im Zellplasma wie zuvor in den jüngeren Stadien: im Übrigen aber sind sie noch über- all gleichmäßig vertheilt. 4. Entwicklung der Planula. Nach der Ausbildung der beiden Körperpole findet allmählich eine stärker ausgeprägte Längsstreckung des Embryos statt, in der Weise, dass die Entfernung zwischen dem Mundpol, der sich mehr und mehr verjüngt, und dem Sinnespol immer größer wird, so dass die Planula kurz vor dem Verlassen des Gonophors etwa drei- bis viermal so lang als breit ist; sie misst dann durchschnittlich 180 bis 200 u in ihrer Längsachse. In den Fig. 43 und 44, welche axiale Längsschnitte durch verschiedenaltrige Planulae darstellen, erscheint das ältere Stadium (Fig. 44) nur unbedeutend länger als das jüngere (Fig. 45), was sich daraus erklärt, dass es sich aus einem kleineren Ei als jenes entwickelt hat. Sein relativ stärkeres Wachsthum in der Richtung der Hauptachse kommt unverkennbar zum Ausdruck, denn während das jüngere nur zweimal so lang als breit ist, über- trifft der Längsdurchmesser des älteren seinen Querdurchmesser um gut das Dreifache. Bevor die Planula ins Freie tritt, umgiebt sie sich mit einem Wimperkleid, und es entsteht in ihrem Inneren eine auch bei äußerer Ansicht des Totalpräparates sichtbare Gastral- höhle (Fig. 44). a. Ektoderm. Wie schon des Näheren ausgeführt wurde, entstehen nahezu gleichzeitig mit der Differenzirung der beiden Keimblätter die inter- 150 Karl Harm, stitiellen Zellen, so dass das Ektoderm sich schon frühzeitig aus zwei Zellarten zusammensetzt. Die interstitiellen Elemente werden jedoch niemals so zahlreich, dass sie eine eigene, zusammenhängende Schicht bilden, wie es beispielsweise nach BRAUER (12, p. 574) bei Tubularia mesembryanthemum der Fall ist. Bei der weiteren Ent- wicklung des Embryos nimmt der Dotter allmählich im Ektoderm immer mehr ab, die Zellen werden protoplasmareicher und in Folge der anhaltenden Theilung kleiner. Alsbald gesellen sich noch zwei neue Elemente, Drüsenzellen und Nesselzellen, hinzu (Fig. 45 Drz.Nz). Die Drüsenzellen sind große, becherförmige, helle Zellen, die ein schleimiges Sekret enthalten und kommen im gesammten Ekto- derm, aber gleich von Anfang an am zahlreichsten am Sinnespol (Sp), vor. Die Nesselzellen gehen aus interstitiellen Elementen hervor und finden sich gleichfalls überall, am Sinnespol freilich seltener. Es sind daher von nun an aus einander zu halten: schmale, cylinder- förmige und protoplasmareiche Zellen mit mittelständigem und mehr oder weniger ovalem Kern, die sich zu einem gleichmäßigen Deck- epithel anordnen und die Grundmasse des Ektoderms bilden, breitere, nicht tingirbare Drüsenzellen mit basalem Kern, interstitielle Zellen und Nesselzellen. Der Schwund des Dotters in den Ektodermzellen erfolgt all- gemein nicht gleichmäßig an allen Stellen, sondern in der Weise, dass er in den peripheren Zellenden beginnt und sich allmählich nach der Stützmembran zu fortsetzt. In den Deckepithelzellen, die sich in dem Grade, wie der Dotter in ihnen abnimmt, in Folge der Protoplasmazunahme intensiver färben, prägt sich dies Verhalten auf etwas älteren Stadien, wo die äußere Hälfte schon vollkommen dotter- frei sein kann, während die innere noch zahlreiche Dotterkörnchen enthält, besonders charakteristisch aus (Fig. 44«, Ekt). Der Sinnes- pol eilt in diesem Vorgange dem übrigen Ektoderm etwas voraus (Fig. 45 und 44 Sp). Je länger der Embryo wird, und je größere Unterschiede in der äußeren Gestalt der beiden Pole auftreten, desto schärfer werden auch die histologischen Differenzirungen im Ektoderm. Am Sinnes- pol nimmt die Zahl der Drüsenzellen, die sich vor denen anderer Körpertheile durch besondere Größe und Höhe auszeichnen, auber- ordentlich zu, und diese treten gegenüber den Epithelzellen, die gleichzeitig dünner und länger werden, immer mehr in den Vorder- grund, so dass letztere schließlich nur noch als ganz schmale, mit einem in der Mitte gelegenen, länglichen und zusammengepressten Die Entwieklungsgeschichte von Clava squamata. 151 Kern versehene Stützzellen erhalten bleiben (Fig. 43 und 44 Sp). Interstitielle Zellen finden sich hier im selben Verhältnis wie überall, die Nesselzellen aber sind, wie schon hervorgehoben, spärlicher. Nach dem Mundpole zu werden die am Sinnespol noch sehr hohen Epithelzellen, die man wohl auch, da sie späterhin die Deck- zellen des heranwachsenden Thieres liefern, als sölche bezeichnen kann, ganz allmählich niedriger, und die Drüsenzellen, die hier sel- tener vorkommen, vertheilen sich ziemlich gleichmäßig zwischen ihnen. Die Deckzellen, deren Kerne mit zunehmendem Alter immer mehr oval werden, theilen sich jetzt nur noch vorwiegend in der Längs- richtung, wobei sie häufig in ähnlicher Weise, wie es SEELIGER bei den Crinoidenlarven beobachtet hat (41, p. 188), an die Oberfläche rücken und sich dort kugelig abrunden (Fig. 43 und 45a). Dadurch werden die Nachbarzellen, indem sie dem Drucke der sich theilen- den Zelle nachgeben, entsprechend deren Kugelform ausgehöhlt. Die aus der Kugelzelle hervorgehenden Tochterzellen dringen mit einem Fortsatz zur Stützlamelle vor und nehmen allmählich wieder Cylinder- form an, zu welcher auch die in ihrer Gestalt durch die sich theilen- den, abgerundeten Zellen beeinflussten Nachbarelemente nach und nach wieder zurückkehren. Etwa gleichzeitig mit dem Erscheinen der Gastralhöhle sondern die Deckzellen an ihrer Basis longitudinal verlaufende Muskelfibrillen ab (Fig. 44a und 44). Eben so wie die Deckzellen werden auch die Drüsenzellen in der Nähe des Mundpols niedriger; sie sind prall mit schleimigem Sekret angefüllt, so dass sie stellenweise, vor allen Dingen dort, wo die Zellen weniger hoch sind, sich nach außen hin vorwölben (Fig. 44 Drx). Von den interstitiellen Zellen, die sich durch Thei- lung weiter vermehren (Fig. 43 /.Z), erzeugen viele in ihrem Inneren Nesselkapseln und wandern dann zwischen den anderen Ektoderm- zellen zur Oberfläche empor (Fig. 43, 44, 44a und 44b, Na). Am Mundpole prägt sich ein im Laufe der Entwicklung immer stärker werdender Gegensatz zum Sinnespole aus, indem die Zellen hier anhaltend niedriger und gleichzeitig breiter werden, so dass sie kurz vor dem Ausschlüpfen der Planula breiter wie hoch sind (Fig. 44 Mdp). Die anderen beiden Zellarten sind hier ebenfalls ver- treten (Fig. 43 Mdp). b. Entoderm. Die Zellen des soliden Entoderms vermehren sich zwar noch in der bereits polar differenzirten Larve und werden kleiner; es geschieht 152 Karl Harn, das aber nicht in dem gleichen Umfange wie im Ektoderm. Auch die Abnahme des Dotters erfolgt hier langsamer und in einer anderen Weise. Nachdem sich die Planula etwas gestreckt hat, und im Ekto- derm bereits die verschiedenen Zellarten zur Ausbildung gelangt sind, beginnen in der Mitte des Entoderms die Zellen nach der Peripherie zu wandern, indem sie dabei fast ihren ganzen Dottergehalt einbüßen und zurücklassen, so dass eine nahezu kernlose Dottersäule entsteht, die von einem zum anderen Pole hinzieht (Fig. 45. Es sind nur wenige Zellen, denen die Wanderung aus diesem Bereiche nicht ge- linst, und die dann ganz dem Untergange verfallen. Von jetzt ab sind im Entoderm zwei Zellarten zu unterscheiden: Unmittelbar an der Stützlamelle gelegene, in ihrem Dottergehalt unverändert ge- bliebene, größere Zellen, welche bereits zu dieser Zeit einen etwas größeren Kern wie die Ektodermzellen enthalten, säulenartig in die Höhe wachsen und sich zu einem einschichtigen Epithel anordnen; kleinere, dotterarme Zellen, welche neben ersteren eine mehr- schichtige Lage nach der Mitte zu bilden, und deren centrale Reihe Anfangs keine scharfe Abgrenzung gegen die Dottersäule hin zeigt. In der zellenlosen Dottermasse tritt sodann eine schnelle, am Sinnespol (Fig. 43 Sp) beginnende Verflüssigung ein, die zur Bildung der Gastralhöhle führt. Nach BRAUER (12, p. 574) findet die Bildung der letzteren bei Tubularia mesembryanthemum in ähnlicher Weise statt. Jedoch sollen sich dort, wie er angiebt, die ganzen Zellen ver- flüssigen, während hier die Mehrzahl derselben ihre Existenz behält. Viele der kleinen, peripherwärts gewanderten Zellen bilden Nessel- kapseln in ihrem Inneren; bisweilen geschieht dies in außerordentlich sroßem Umfange (Fig. 44a, Nx). Das Entoderm schreitet in der Umbildung zu einer einschichtigen Zelllage immer weiter vor, indem die kleinen Zellen zwischen die hohen eindringen, während dessen manche von ihnen sich noch theilen (Fig. 445, Ent), und so im wei- teren Verlaufe der Entwicklung zu einem Epithel führen, das sich aus hohen, protoplasmaarmen, hellen Zellen mit großem, rundem Kern zusammensetzt. Die Einschichtigkeit tritt zu allererst an den beiden Polen auf, und zwar erscheinen die Entodermzellen am Mundpole im Gegensatze zu denen des Sinnespols beträchtlich kleiner (Fig. 44 Mdp, Sp). In der Dotterabnahme, die sich von nun an bemerkbarer macht, eilt auch hier, eben so wie im Ektoderm, der Sinnespol dem übrigen Entoderm etwas voraus, indem dort sich eine direkt an der Stütz- Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. 153 lamelle verlaufende und sich seitlich nach dem Mundpole zu aus- breitende, dotterlose Zone zunächst ausbildet (Fig. 44 Sp). 5. Die freie Planula. Da die Eizellen eines und desselben Gonophors, wie ich schon bei der Beschreibung der Entwicklung der Eizelle erwähnte, in ihrer Ausbildung immer gleich weit vorgeschritten sind, gelangen sie auch sleichzeitig zur Reifung, Befruchtung und weiteren Entwicklung bis zur Planula, so dass die Larven, wenn mehrere in einem Gono- phor gelegen sind, zu gleicher Zeit ausschwärmen. Von der Be- fruchtung bis zu diesem Momente vergehen etwa sechs Tage. Die Larven durchbohren alsdann, indem sie sich im Gonophor zu be- wegen anfangen, wozu die gut entwickelte Längsmuskulatur sie be- fähist, die dünne Gonophorenhülle und treten mit dem Sinnespol voran ins Wasser. Hier gleiten die rosafarbenen Planulae langsam und wurmartige Bewegungen ausführend am Boden dahin. Dabei schieben sie den nach allen Seiten hin beweglichen Sinnespol gleich- sam als dicken, wulstigen Kopf tastend voraus, wobei sie sich derartig ausstrecken können, dass sie acht- bis neunmal so lang als breit werden und ziehen dann vermöge ihrer Längsmuskulatur, sich wieder verkürzend, den hinteren Körpertheil nach. So wandern sie am Boden hin und her, indem sie dabei die mannigfaltigsten Bewegun- gen ausführen. Bald sind sie leicht gekrümmt (Fig. 45a und 45), bald geschlängelt (Fig. 45c); dann wieder rollen sie sich spiralig ein (Fig. 45d). Ja häufig sogar heben sie die ganze vordere Körper- hälfte vom Boden empor und führen den Sinnespol wie suchend in dem sie umgebenden Wasser nach den verschiedensten Seiten hin und her, wobei gelegentlich, wenn sie sich gleichzeitig aufrollen, ihr vorderer Körpertheil auf den hinteren zu liegen kommen und eine Schleife entstehen kann (Fig. 45 e). Schon ArımAan beobachtete die außerordentliche Kontraktilität der Planulae und äußert (1, p. 245), dass sie sich bisweilen so stark krümmen, dass ihre beiden Enden in Berührung gebracht werden. Die von ALLmAn bei der schwärmenden Planula gesehenen und auch in seinen Abbildungen wiedergegebenen Cilien (1, Pl.I, Fig. 8) sind bei dem in Sublimat konservirten Material nicht sichtbar. Die Pla- nulae sind an ihrer Körperoberfläche über und über mit einem kleb- rigen Schleim bedeckt, in Folge dessen beim Konserviren etwaige in den dazu dienenden Flüssigkeiten befindliche Fremdkörperchen leicht an ihnen haften bleiben. 154 Karl Harm, a. Ektoderm. Der in Fig. 46 abgebildete, mittlere Längsschnitt durch eine Planula gehört einem Individuum an, welches sich gerade im Zustande der Bewegung befunden hat, als es abgetödtet wurde: daher die leichte Krümmung des Körpers. Zwischen den langen Stützzellen des außer- ordentlich drüsenreichen Sinnespols (Sp) fallen einige spindelförmig gestaltete Zellen (Fig. 46 «, 5x) auf, die ich als Sinneszellen an- sprechen möchte, wie sie an diesem Pole auch bei Larven anderer Hydroiden beobachtet worden sind. Solche hier zu suchen, ist um so mehr gerechtfertigt, als die Planula, wie wir gesehen haben, wäh- rend des Kriechens die geschicktesten Bewegungen macht, wobei sie stets den Sinnespol tastend voranführt. Man könnte aus diesem Grunde auch noch anderweitige nervöse Elemente, Ganglienzellen, am Sinnespol erwarten, die ich jedoch auch mit den stärksten Sy- stemen nicht habe sicher nachweisen können. Während die Zellen am Sinnespol durch die Bewegungen der Planula keinerlei Beeinträchtigung in ihrer Gestalt erfahren, werden die Deckzellen und Drüsenzellen des übrigen Ektoderms bei der Aus- streckung der Larve breiter und zu gleicher Zeit niedriger, wobei der ovale Kern der ersteren in eine runde Gestalt übergeht und ein recht schroffer Gegensatz in der Höhe der Zellen zwischen Sinnespol und dem übrigem Körper entsteht. Andererseits macht sich wiederum, wie schon bei der noch nicht ausgeschlüpften Larve, eine allmähliche Höhenabnahme des Epithels nach dem Mundpole zu geltend, wo die Zellen jetzt auffallend niedrig und im Allgemeinen auch kleiner er- scheinen. Am schönsten kommt das Breiterwerden der Zellen zum Ausdruck an den Drüsenzellen, die jetzt im Gegensatz zu denen des Sinnespols ihren schleimigen Inhalt entleeren, so dass sie zum Theil anstatt nach außen vorgewölbt, wie sie es früher waren, nach innen eingekrümmt sind (Fig. 46 Dr). Die Dotterkörnchen sind am Sinnespol nur noch recht spärlich, nach dem Mundpole zu dagegen noch zahlreicher; eine weitere Abnahme seit dem Verlassen des Gonophors macht sich freilich auch hier bemerkbar. Von den Nesselzellen haben schon viele die Oberfläche erreicht, wo sie zwischen den Epithelzellen so ein- gekeilt sitzen, dass das mit dem Cnidocil versehene Ende der läng- lich-ovalen Kapsel, welche entweder senkrecht oder häufig auch schräg zur Peripherie steht, nach außen gerichtet ist. Mehrfach habe ich gesehen, dass sie schon zum Schutze der wandernden Die Entwieklungsgeschichte von Clava squamata. 155 Larve ihre Nesselfäden gegen deren Feinde ausgeschleudert hatten (Fig. 46 N). b. Entoderm. Der bereits vor dem Ausschlüpfen der Planula erkennbare, polare Unterschied der Entodermzellen, nicht nur in der Höhe, sondern auch in der Gesammtgröße, macht sich jetzt noch deutlicher geltend, und es erscheinen die Zellen am Sinnespol recht bedeutend größer und höher wie am Mundpol. Zwischen den beiden Extremen findet von einem Pol zum anderen ein ganz allmählicher und gleichmäßiger Über- sang in den hellen und säulenförmigen Zellen des Entoderms statt (Fig. 46). Die dotterfreie Zone, welche kurz vor dem Austritt der Larve aus dem Gonophor am Sinnespol auftritt, hat sich nunmehr in der ganzen Peripherie des Entoderms an der Stützlamelle entlang ausgedehnt, so dass sie selbst am Mundpol zu bemerken ist. Es er- folgt also auch hier, in ähnlicher Weise wie im Ektoderm, dem segenüber das Entoderm noch relativ dotterreich ist, der Schwund des Dotters in centripetaler Richtung, indem er in dem peripheren Abschnitte der Zellen beginnt und sich nach dem centralen Theil zu fortsetzt. Gleichwohl sind aber auch jetzt noch die Zellen des Sinnes- pols eben so wie früher und ähnlich wie im Ektoderm den übrigen Zellen in der Dotterabnahme voraus. Aus dem Umstande, dass so- wohl Entodermzellen wie Ektodermzellen nach dem Mundpole zu immer kleiner werden und auf früheren Stadien in der Mundpolhälfte der Larve die meisten Zelltheilungen in beiden Keimblättern anzu- treffen sind, möchte ich folgern, dass das Längenwachsthum der Planula hauptsächlich auf einer Streckung der oralen Region beruht. Die kleinen, bei der Bildung der Gastralhöhle entstandenen Zellen sind jetzt zum größten Theil zwischen die hohen Epithelzellen des Entoderms eingedrungen; nur einzelne liegen noch an der Spitze der letzteren und ragen in die Gastralhöhle hinein. Die Mehrzahl von ihnen hat Nesselkapseln in ihrem Inneren erzeugt, die in den ver- schiedensten Entwicklungsstadien anzutreffen sind und zwischen den Epithelzellen, zum Theil mehr nach der Leibeshöhle zu, zum Theil nahe der Stützlamelle, ja sogar an derselben liegen. Andere der kleinen Zellen, die sich nicht zu Nesselzellen differenzirt haben, theilen sich noch, während sie zur Stützlamelle hinwandern, wie ich dieses schon auf dem vorigen Stadium (Fig. 44 b) festgestellt habe. Des Weiteren kommen bereits zu dieser Zeit gelegentlich Körnchen- Drüsenzellen vor (Fig. 46 K-Drz). 156 Karl Harm, Nicht selten habe ich Nesselzellen so in der Stützlamelle liegend angetroffen, dass sie ganz den Eindruck erweckten, als ob sie im Begriffe gestanden hätten, aus dem äußeren ins innere Blatt überzu- treten (Fig. 46 db, Nx). Was mich in meiner Vermuthung, dass hier wirklich ein Durchsetzen der’ Stützlamelle stattfindet, bestärkt, ist der Thatbestand, dass ich mehrfach auch bei älteren Hydranthen Nessel- zellen in der Stützlamelle steckend gefunden habe. Da die letztere dort sehr breit ist, liegen die Nesselzellen dann mit ihrem ganzen Körper in derselben. 6. Festsetzung und weitere Entwicklung der Larve. Nach einer kurzen, nicht genau anzugebenden Schwärmzeit setzen sich die Larven mit dem breiten Sinnespole fest, wozu sie auch im Aquarium mit Vorliebe Fucus oder auch Blätter von anderen Pflanzen wählen und verlieren ihr Wimperkleid. Einzelne Individuen gelangten auch am Boden des Aquariums zur Festsetzung. Es erfolst dann eine starke Verkürzung in ihrer Längsrichtung, wobei sie sich zu- gleich am Sinnespol abplatten und in einen innigen und festen Kon- takt mit ihrer Unterlage treten, so dass sie etwa die Gestalt eines Maulwurfshügels erhalten (Fig. 47). Nach der Abplattung streckt sich die Larve wieder in die Länge, im Inneren bildet sich eine deutlichere und geräumigere Gastralhöhle aus, und alsbald beginnen am freien Ende, etwa zu gleicher Zeit mit dem Auftreten der Mundöffnung, die ersten Tentakel zu sprossen (Fig. 49). Ihre Anlage erfolgt in der von ArımAn (1, p. 245) be- schriebenen Weise, indem zunächst ein Wirtel von vier Tentakeln entsteht und gleich darauf ein wenig tiefer sich ein zweiter Wirtel von vier Tentakeln erhebt, die in den Intervallen der ersteren liegen. Hinzufügen kann ich noch, dass sich die Tentakel der einzelnen Wirtel nieht ganz gleichmäßig bilden, sondern immer mehr oder weniger ungleichzeitig auftauchen. Einzelnen Individuen begegnete ich, die sich, ohne sich abge- plattet zu haben, weiter entwickelten und nun ganz locker im Schlamm am Boden des Aquariums saßen. Fig. 50 stellt ein solches Exemplar dar. Der Unterschied in der äußeren Form zwischen diesem und dem in voriger Figur abgebildeten, jungen Polypen ist ein ganz auf- fallender, und es hält nicht schwer, zu erkennen, dass hier eine un- mittelbare Weiterbildung der gestreckten Planula ohne vorhergehende Zusammenziehung erfolgte. Die Basis ist abgerundet, und die Ten- takel haben sich nahezu in der Mitte des Körpers angelegt. rn re A nee Zr Se Ze’ ACH E.V a a re a AN A Fe Sit Si m En ap m a a ne 0 m a Zu Pasiae, dei Anne De ET 1 = a Die Entwieklungsgeschichte von Clava squamata. 157 a. Ektoderm. Zu der Zeit, wenn sich die Larve abgeplattet hat, sind die Drüsenzellen im Ektoderm, auch die am Sinnespol verschwunden (Fig. 48 Sp). Das Sekret der letzteren dient zu einer innigen Ver- kittung mit der Unterlage. Vom Dotter sind nur noch vereinzelte Körnehen am Mundpol anzutreffen (Mdp). Die schlanken, basalen Epithelzellen besitzen einen länglich ovalen Kern und ähneln in ihrer Gestalt noch sehr den Stützzellen am Sinnespol der Planula. Wie bei dieser macht sich auch jetzt noch ein allmähliches Niedrigerwerden der Epithelzellen nach dem Mundpole zu bemerklich, und gleichzeitig damit werden die Zellen breiter und ihre Kerne kugelähnlicher. Die Nesselkapselbildungszellen haben an Zahl zugenommen; besonders zahlreich liegen sie am distalen Ende. Unter den interstitiellen Zellen zeichnen sich einige durch einen auffallend großen Kern und protoplasmareichen Zellleib aus (U%x), welch letzterer bisweilen pseudo- podienartige Fortsätze erkennen lässt (U). Am distalen Ende ist das äußere Blatt an einer Stelle (Mdp), derselben, wo auf den Planula- stadien das Epithel des Mundpols zusehends flacher und kleiner wird, außerordentlich dünn. Es ist das dieselbe Stelle, an der später die Mundöffnung zum Durchbruch gelangt. Wenn der Embryo sich weiter vergrößert, verlieren sich, abge- sehen vom basalen Theil, allmählich die histologischen Unterschiede an den verschiedenen Stellen des äußeren Epithels. An der Basis erhalten sich auch fürderhin noch mehr oder weniger die hohe Cylindergestalt der Stützzellen und die etwas ovaleren Kerne. Die Verbindung mit der Unterlage ist eine so feste, dass die Zellen bei Bewegungen des Embryos sich nicht loslösen, sondern dem Zuge folgend, sich in ihrer Längsrichtung dehnen, wie dies die Fig. 51 ver- anschaulicht. Die Abbildung stellt einen mittleren Schnitt durch einen Jungen Hydranthen dar, der bereits Mund und acht Tentakel ent- wickelt hatte und auf einem Blatte saß, mit dem er im Zusammen- hang geschnitten wurde. Da er sich nach der rechten Seite hinüber- geneigt hatte, sind die Epithelzellen links an der Basis lang ausgezogen. Über der Basis bis zum Munde ist das Epithel fast überall gleichartig und besteht aus nahezu kubischen Deckzellen, die durchweg einen runden Kern enthalten. Auch die spärlichen Dotterkörnehen, welche auf dem eben festgesetzten, abgeplatteten Stadium am distalen Pole sich noch vorfinden, sind zu dieser Zeit verbraucht. Die Nesselzellen, welche am oralen Theile zahlreicher als am 158 Karl Harm, basalen vorkommen und größtentheils ausgebildete Nesselkapseln ent- halten, liegen theils subepithelial, theils an der Oberfläche, wo sie entweder senkrecht oder schräg zur Peripherie zwischen den Epithel- zellen sitzen. Die auf dem vorigen Stadium durch ihren großen Kern und plasmareichen Zellkörper auffallenden Elemente unter den inter- stitiellen Zellen sind jetzt schon häufiger anzutreffen und noch größer wie zuvor. Von ihrem dunkel sich färbenden Zellleibe gehen in der Regel lange Fortsätze aus (Fig. 51 und 5la, Ukx), und sie sind als Urgeschlechtszellen anzusprechen. Es sind dieselben Zellen, wie ich sie bei jungen Knospungshydranthen beobachtet habe, und die bereits bei dem Kapitel über »die Entstehung der Geschlechtszellen« zur . Sprache gekommen sind. Die Tentakel, welche, wie schon erwähnt, etwa zu gleicher Zeit mit dem Munde entstehen, legen sich als kleine Höcker an, in- dem zunächst im Ektoderm eine lebhafte Zellwucherung stattfindet (Fig. 55 Ti). Erst dann beginnt die Ausstülpung, in welcher sich die Entodermzellen von vorn herein geldrollenartig anordnen (Fig. 53 a). Die jungen Tentakel zeigen bereits an ihrer Spitze einen außerordent- lichen Reichthum an Nesselkapseln. Ich wies bei dem abgeplatteten Larvenstadium auf die stark re- duzirte- Stelle des äußeren Blattes am Mundpol hin. In Fig. 52, welche einem medianen Längsschnitt durch eine Larve, die eben zwei Tentakel angelegt hatte, entnommen ist, ist dort bereits eine Perfora- tion aufgetreten, indem die Ektodermzellen am distalen Pole (Mdp) weit aus einander gewichen sind und den Entodermschlauch, der un- verändert geblieben ist, an die Oberfläche treten ließen. Da mir leider nur dieser eine Fall zu Gesicht gekommen ist, lassen sich schwerlich definitive Schlüsse daraus ziehen. Doch darf ich nicht unerwähnt lassen, dass die ganze Larve in der Längsrichtung stark kontrahirt war. Ähnliche Kontraktionen gelegentlich der Mundbildung beschreibt BRAUER für Hydra. Er äußert darüber (11, p. 201): »Die Keimblätter wurden am distalen Pole merklich dünner, der Embryo kontrahirte sich etwas, und gleichzeitig schoss aus der Mitte jener Stelle eine Masse von Pseudozellen und anderen Gewebstheilen, jenen erwähnten, bei der Bildung der Leibeshöhle entstandenen Zerfalls- produkten, heraus, welche, da bei dieser Form der Embryo ja nicht von der inneren Hülle umgeben ist, in das Wasser abflossen.« Dass bei Clava squamata gleichzeitig mit der Kontraktion ein Durchbruch und Abstoßen eines Theils des Entoderms einhergeht, glaube ich nicht, sondern möchte eher annehmen, dass hier die Mundöffnung im Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. 159 inneren Blatt, nachdem sich das Ektoderm wieder retrahirt hat, durch einfaches Auseinanderweichen der Zellen entsteht. Bei dem in Fig. 51 abgebildeten Hydranthen haben sich die Mundränder nach erfolgter Nahrungsaufnahme wieder an einander gelest (Mad). Dass sie vorher geöffnet sein mussten, beweist der am Grunde der Gastralhöhle lie- sende Fremdkörper. b. Entoderm. Bei der Festsetzung und Verkürzung der Planula verschieben sich die Entodermzellen, ausgenommen am Sinnespol, gegen einander, so dass stellenweise, besonders im distalen Abschnitte, ein mehr- schichtiges Epithel erscheint (Fig. 48). Auch die dotterfreie Zone, welche sich bei der freischwärmenden Planula an der ganzen Peri- pherie des Entodermepithels ausgebildet hat, geht hierbei verloren, da die Dotterkörnchen, obwohl ihre Zahl unterdessen eine weitere Ab- nahme erfahren hat, sich in allen Zellen gleichmäßig im Plasma ver- theilen. Aber nichtsdestoweniger lässt sich auch jetzt noch feststellen, dass der Mundpol dotterreicher ist wie der ursprüngliche Sinnespol. Dem äußeren Blatt gegenüher enthält das innere noch verhältnismäßig viel Dotter. Die Epithelzellen werden durchweg protoplasmareicher und zeigen eine schwache Tinktion mit Hämatoxylin. Die Körnchen-Drüsenzellen, die vereinzelt schon bei der freien Planula auftreten, werden zahlreicher, und zu ihnen gesellt sich noch eine andere Sorte von Drüsenzellen, die einen basalen Kern besitzen und becherförmig gestaltet sind. Diese Becherzellen enthalten in ihrem nach der Gastralhöhle zu gelegenen Theile ein helles Sekret, worin bisweilen ein etwas dunklerer Sekret- ballen zu beobachten ist (Fig. 48 und 48 a, Drx). Die Nesselkapseln ‚ haben sich verringert. Zwischen den hohen Epithelzellen liegen an der Stützlamelle hier und dort kleine, subepitheliale Elemente (Fig. 48 und 48 a, I-Z), die meines Erachtens aus jenen kleinen Zellen, welche bei der Gastralhöhlenbildung entstehen, hervorgehen. Wie wir ge- sehen haben, erzeugen nicht alle von diesen Nesselkapseln, sondern _ manche von ihnen theilen sich, während sie zwischen den Epithel- zellen nach der Stützlamelle zu vordringen, um zu interstitiellen Ele- menten zu werden. Bei der weiteren Entwicklung des Embryos ordnet sich das Entoderm wieder zu einem einschichtigen Epithel an, und beim jungen Polypen ist dieses überall ziemlich gleichartig, nur unmittelbar an der Mundöffnung sind die Zellen kleiner (Fig. 51 Md). Überhaupt zeich- 160 Karl Harm, net sich die orale Hälfte, als Sitz des stärksten Wachsthums, vor der anderen durch Reichthum an jugendlicheren und daher auch etwas kleineren, plasmareicheren Zellen aus. Schon zu der Zeit, wenn sich die ersten Tentakel bilden, treten am Peristom vier Täniolen im Entoderm auf (Fig. 55). Der Dotter ist jetzt im basalen Theile bis auf ganz vereinzelte Körnchen verbraucht; oben finden sich die Dotter- körnchen noch etwas zahlreicher (Fig. 51 und 593). Die gewöhnlichen Epithelzellen oder die Nährzellen des jungen Hydranthen gewähren je nach ihrem Alter und ihrer Entwicklung ein wechselndes Aussehen. In den jüngeren ist unmittelbar nach der vollzogenen letzten Zelltheilung das Protoplasma gleichmäßig in der Zelle vertheilt; bei älteren zieht es sich bis auf einzelne Stränge von der an der Stützlamelle gelegenen Wand der Zelle nach der dem Gastralraum zugekehrten Hälfte, in welcher der Kern gelegen ist, zurück; bei noch anderen koncentrirt sich das Zellplasma um den in der Mitte gelegenen Kern und bleibt mit der Zellwand nur durch einige Balken, die den entstandenen hellen Zellsaft in den verschie- densten Richtungen durchsetzen, in Verbindung (Fig. 51 und 51 a). Die Drüsenzellen entleeren, sobald der Hydranth Nahrung aufge- nommen hat (Fig. 51), ihr Sekret, und zu ihrem Ersatze gehen aus interstitiellen Zellen neue hervor. So sehen wir in Fig. 5l«a eine Junge Körnehen-Drüsenzelle noch an der Stützlamelle liegen (X-Drz), während eine andere bereits zwischen den Nährzellen an die Ober- fläche gerückt ist (K-Drz’). Die Nesselzellen, welche dem Planula- stadium gegenüber jetzt nur spärlich sind, enthalten größtentheils ausgebildete Nesselkapseln und sitzen meistens senkrecht oder auch schräg zur Oberfläche zwischen den Epithelzellen, an deren Spitze, so dass ihr Cnidoeil in den Gastralraum hineinragt. Einzelne liegen auch etwas tiefer nach der Stützlamelle zu oder auch dieht an ihr (Fig. 51). Rostock, im Februar 1902. Litteratur, 1. G. J. ALLMANn, A monograph of the gymnoblastie or tubularian Hydroids. London 1874. 2. L. Agassız, Contributions to the natural history of the United-States of America. Second monograph. Boston 1862. OU 15. 16. Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. 161 A. APPELLÖF, Studien über Actinienentwicklung. Bergens Museums Aarbog 1900. Nr. 1. | F. W. BANKROFT, Ovogenesis in Distaplia occidentalis Ritter (Ms.), with remarks on other species. Bulletin of the museum of comparative zoo- logy. Vol. XXXV. No. 4. Cambridge 189. . E. v. 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Die Entwieklungsgeschichte von Clava squamata. 163 Erklärung der Abbildungen, Buchstabenbezeichnung: In den Fig. 8—11 bezeichnet e eine am Glockenkern, beziehungsweise am Eingang zur Glockenhöhle gelegene Zelle des äußeren Ektoderms; d in Fig. 9 ist eine e benachbarte Zelle des äußeren Gonophorenblattes. Bei den Total- bildern der jüngeren Furchungsstadien sind die beiden Blastomeren des zwei- zelligen Stadiums (Fig. 25) mit den Buchstaben « und d, die Blastomeren der vierzelligen und zwölfzelligen Stadien (Fig. 30, 31, 34) entsprechend ihrer Ab- leitung von den beiden primären Zellen « und 5b durch Zahlen, Striche und Buchstaben des griechischen Alphabets bezeichnet. Bl, Blastostyl oder Gonophorenstamm; X, Keimzelle; C©, Centrosoma; Md, Mund; Drxz, Drüsenzelle; Mdp, Mundpol; Eix, Eizelle; Mf, Muskelfibrille; Ekt, Ektoderm; N, Nucleolus; Ektz, Ektodermzelle; Nhg, Nahrung; Ent, Entoderm; Nhx, Nährzelle; Entl, Entodermlamelle; Nx, Nesselzelle; Gknp, Gonophorenknospe; Rk, Richtungskörperchen ; @G!h, Glockenhöhle ; Sp, Sinnespol; Glk, Glockenkern; Spd, Spadix; Glm, Glockenmund; Spx, Spermatozoon; Gsth, Gastralhöhle oder Gastralraum ; St, Stützlamelle; I-Z, interstitielle Zelle; Sx, Sinneszelle; Kb, Keimbläschen; Tt, Tentakel; K-Drx, Körnehen-Driüsenzelle; Ukx, Urkeimzelle. Tafel VII—IX. Alle Abbildungen sind mit der Camera lueida entworfen. Fig. 1. Medianer Schnitt durch einen Gonophorenstamm, der noch keine Gonophorenknospen gebildet hat. 240/1. Fig. 2. Axialer Längsschnitt durch einen Gonophorenstamm mit einer kegelförmigen Knospe. 240/1. Fig. 3. Ähmlicher Schnitt durch einen (sonophorenstamm mit zwei etwas älteren Knospen. 240/1. Fig. 4 Stück aus einem dieht unterhalb der letzten Tentakel geführten Querschnitte durch einen weiblichen Hydranthen. 443/1. Fig. 5. Stück aus einem gleichen Schnitt von demselben Hydranthen mit Keimzelle in der Stützlamelle. 443/1. Fig. 6. Stück aus einem medianen Schnitt durch einen Gonophorenstamm mit im Ektoderm zurückgebliebenen Keimzellen. 443/1. Fig. 7a u. b. Zwei jugendliche Eizellen mit Nährzellen. 443/1. Fig. 8. Medianer Längsschnitt durch die Spitze einer weiblichen Gono- phorenknospe mit ganz junger Glockenkernanlage. 443/1. Fig. 9. Medianer Längsschnitt durch das distale Ende einer weiblichen 11* 164 Karl Harm, Gonophorenknospe mit etwas älterer Glockenkernanlage, worin sich schon eine Spalte gebildet hat. 443/1. Fig. 10. Mittlerer Längsschnitt durch ein weibliches Gonophor mit offener Glockenhöhle. 443/1. Fig. 11. Medianer Längsschnitt durch das distale Ende eines weiblichen Gonophors mit sich schließender Glockenhöhle. 443/1. Fig. 12. Medianer Längsschnitt durch die distale Hälfte eines wachen Gonophors mit geschlossener Glockenhöhle und unter dem Glockenkern ge- legener Eizelle, welche in der Dotterbildung begriffen ist. 443/1. Fig. 12a. Nucleolus. 1160/1. Fig. 13. Medianer Schnitt durch ein etwas älteres weibliches Gonophor mit einer Eizelle, die bereits Dotter gebildet hat. 305/1. Fig. 14. Medianer Längsschnitt durch ein weibliches Gonophor mit einem kurz vor der Reifung stehenden Ei. 305/1. Fig. 14a. Nucleolus. 1160/1. Fig. 15. Medianer Längsschnitt durch eine junge, männliche Gonophoren- knospe, die noch keine Glockenkernanlage besitzt. 443/1. Fig. 16. Das Keimbläschen kurz vor der Bildung der ersten Richtungs- spindel. 580/1. Fig. 17. Äquatorialplatte der ersten Richiungsine el 580/1. Fig. 17a. Axialer Längsschnitt durch die erste Richtungsspindel. 580/1. Fig. 18. Erstes Polkörperchen abgeschnürt. 580/1. Fig. 19. Axialer Längsschnitt durch die zweite Richtungsspindel. 580/1. Fig. 20. Weiblicher und männlicher Pronucleus neben einander liegend. 580/1. Fig. 21. Verschmelzung des männlichen mit dem weiblichen Vorkern. 580/1. Fig. 22. Die Hälfte von einem reifen Ei, welches einen kegelförmigen Foıt- satz durch die abnorm diek gebliebene Gonophorenhülle getrieben hat. 305/1. Fig. 23. Mittlerer Schnitt durch ein Ei mit der ersten Furchungsspindel. Fig. 24. Mittlerer Schnitt durch ein in der ersten Furchung begriffenes Ei. 305/1. Fig. 24a. Der linke Kern von demselben Schnitt mit zwei neuen Üentro- somen, die noch durch einen Bügel zusammenhängen. 812/1. Fig. 25. Zweizelliges Stadium. 240/1. Fig. 26. Mittlerer Schnitt durch ein zweizelliges Stadium. 305/1. Fig. 27. Getheilte Kernspindel von einer Blastomere eines zweizelligen Stadiums; das Centrosoma an dem einen Pole hat sich bereits getheilt. 580/1. Fig. 23. Eine ähnliche Kernfigur von einer Blastomere eines 16zelligen Furchungsstadiums; auch hier hat sich an einem Pole das Centrosoma bereits vollkommen getheilt, während das des anderen Pols in der Theilung begriffen ist. 11601. Fig. 29. Medianer Schnitt durch ein in der zweiten Furchung stehendes Ei. 305/1. Fig. 30. Vierzelliges Stadium in polarer Ansicht. 240/1. Fig. 31. Vierzelliges Stadium in seitlicher Ansicht. 240/1. Fig. 32. Medianer Schnitt durch ein unregelmäßig gefurchtes Ei. 240/1. Fig. 33. Medianer Schnitt durch ein achtzelliges Stadium. 240/1. Fig. 34. Zwölfzelliges Stadium in seitlicher Ansicht. 240/1. Fig. 35. Mittlerer Schnitt durch ein 16zelliges Stadium. 240/1. Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. 165 Fig. 36. 18zelliges Stadium. 240/1. Fig. 37. 30zelliges Stadium. 240/1. Fig. 38. Medianer Schnitt durch ein 32zelliges Stadium. 305/1. Fig. 39. Stück aus einem mittleren Schnitt durch ein etwas älteres Sta- dium; Einwanderung einer peripheren Zelle ins Innere. 305/1. Fig. 40. Medianer Schnitt durch eine vielzellige Morula. 443/1. Fig. 41. Ein wenig älterer Keim. 240/1. Fig. 42. Medianer Längsschnitt durch einen soeben durch die Stützlamelle in ein einschichtiges Ektoderm und mehrschichtiges, solides Entoderm zerlegten Embryo, der bereits Sinnespol und Mundpol erkennen lässt. 443/1. Fig. 42a u. b. Stücke aus der Wand von demselben Stadium mit sich theilenden Ektodermzellen. 580/1. Fig. 43. Medianer Längsschnitt durch einen etwas älteren Embryo. Histo- logische Differenzirung des Ektoderms; Bildung der Gastralhöhle. 443/1. Fig. 43a. Stück aus dem Ektoderm von demselben Schnitte. 580/1. Fig. 44. Medianer Längsschnitt durch eine Planula, die kurz vor dem Aus- tritt aus dem Gonophor steht. 4435/1. Fig. 44a u. db. Stücke aus Querschnitten von demselben Stadium. 580/1. Fig. 45@a—e. Verschiedene Bewegungsphasen der schwärmenden Pla- nula. 60/1. Fig. 46. Mittlerer Längsschnitt durch eine freie Planula. 305/1. Fig. 46a. Stück aus dem Ektoderm des Sinnespols von einem ähnlichen Schnitte. 580/1. Fig. 465. Stück von einem Querschnitte durch eine freie Planula mit Nessel- zelle in der Stützlamelle. 580/1. Fig. 47. Abgeplattete Larve in seitlicher Ansicht. 171/1. Fig. 48. Axialer Längsschnitt durch dasselbe Stadium. 443/1. Fig. 48a. Stück aus der seitlichen Leibeswand von einem solchen Schnitte 580/1. Fig. 49. Junger Hydranth. 171/1. Fig. 50. Junger Hydranth, der sich abnormerweise direkt aus der gestreck- ten Planula entwickelt hat. 171/1. Fig. 51. Medianer Längsschnitt durch einen jungen Hydranthen, der acht Tentakel entwickelt hatte. 305/1. Fig. 5la. Stück aus der linksseitigen Leibeswand von demselben Schnitte. 580/1. Fig. 52. Orales Ende von einem medianen Längsschnitt durch einen jungen Hydranthen, der soeben die beiden ersten Tentakel angelegt hatte. 305/1. Fig. 53. Querschnitt durch die Tentakelregion eines jugendlichen Hydran- then, der sieben Tentakel gebildet hatte und den achten gerade anlegte. 443/1. Fig. 53a. Medianer Längsschnitt durch einen Tentakel von demselben Sta- dium. 443/1. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. Die Vögel. Von WI. Schimkewitsch (St. Petersburg) !. Mit Tafel X—XV1. Das Einspritzen verschiedener Lösungen in Hühnereier wurde auf folgende Weise vorgenommen. Am spitzen Ende des Eies machte ich in einiger Entfernung von dem Gipfel eine kleine Öffnung in der Schale, durch welche mit Hilfe einer PravAz’schen Spritze eine gewisse Menge Eiweiß, meistens von 1—1,5 ccm, abgesogen wurde. Sodann wurde ein der Öffnung möglichst genau entsprechendes Stück der Schale eines anderen Eies zurecht gemacht, nachdem letztere in absolutem Alkohol ausgewaschen worden war (Methode BEGUELIN). Darauf wurde die gewünschte Lösung, und zwar gewöhnlich ein Quantum von 1 cem durch die Öffnung eingeführt, wobei die Lösung auf die entsprechende Temperatur erwärmt wurde, wenn das zu inji- cirende Ei zuvor einer Ineubation unterworfen worden war. Sodann wurde der Flick aufgesetzt und von außen mit Kitt verschmiert, wo- bei das Ei eine gewisse Zeit lang, gewöhnlich 10—12 Stunden, mit dem spitzen Ende nach oben in Ruhe gelassen wurde, bis der Cement völlig erhärtet war. Wurde das Ei schon vorher der Bebrütung aus- sesetzt?, so blieb es nachher nicht mehr wie 3 Stunden in der an- _ gegebenen Lage. | Die auf diese Weise behandelten Eier wurden in den Thermostat 1 Vgl. diese Zeitschr. Bd. LXVI. 2 Gewöhnlich führte ich die Lösung am Ende des zweiten Tages ein; in Anbetracht der durch KÄstneEr erzielten Resultate ist es jedoch gefahrloser, die Bebrütung zwischen dem zweiten und dritten Viertel des zweiten Tages vorzu- nehmen. Siehe KÄstnEr, Über künstliche Kälteruhe von Hühnereiern im Ver- lauf der Bebrütung. Arch. Anat. Phys. Anat. Abth. 18%. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXILI. Bd. 12 168 WI. Schimkewitsch, verbracht oder einer Henne untergelest. Letzteres Verfahren ist vorzu- ziehen, da bei den Drehungen, welche das Ei durch die Henne er- fährt, die injieirte. Flüssigkeit gleichmäßig in dem Eiweiß vertheilt wird. Zum Verkleben verwendete ich theils einen Cement, welcher in Russland unter dem Namen siamesischer Kitt verkauft wird, und welchen ich später selbst zubereitete. Eine Analyse dieses Cementes wurde auf meine Bitte durch Herın B. MEnscHUTRIN in freundlichster Weise vorgenommen. Der Cement besteht aus einem Pulver, welches aus Gips und feinem Sand zusammengesetzt ist und einer Flüssig- keit — lösbares russisches Glas (Liquor natrii silieis Orudi rossiei 30°/,) mit einer geringen Beimischung von Leinwasser (welches durch Schütteln gekochten Leinöls mit Wasser erhalten wurde). Letztere Substanz spielt übrigens keine große Rolle. Das Pulver wird vor dem Gebrauch mit der Flüssigkeit vermengt. Auf den anderen Ce- ment wurde ich durch Herrn Akademiker BEILSTEIN aufmerksam semacht. Dieser Cement wird ebenfalls aus lösbarem Glas und einem, aus einer Mischung von Manganhyperoxyd und Zineum oxydatum bestehenden Pulver zubereitet. Diese Art von Cement ist unbedingt dauerhafter, jedoch trocknet sie langsamer und ist in Folge dessen zu dem fraglichen Zwecke nicht so bequem zu verwenden. Wurden die Eier vorsichtig und genau verklebt, so dass die Möglichkeit eines Eindringens des Kittes in das Eiweiß ausgeschlos- sen war, so ergaben die Kontrolleier, welche ebenfalls verklebt wurden, aber ohne dass eine Injektion vorgenommen worden war, normale Keime!. Im Übrigen bespreche ich weiter unten die Wirkung dieses Ce- mentes bei direkter Einführung desselben in das Eiweiß, wobei ziem- lich verschiedenartige Abweichungen auftreten, welche bisweilen mit Abweichungen übereinstimmen, welche bei der Injektion anderer Substanzen erzielt wurden. Hieraus schließe ich jedoch nicht, dass bei Injektion dieser Substanzen die Abweichungen nicht durch die Wirkung der betreffenden Substanz, sondern durch Zufälligkeiten beim Verkleben hervorgerufen wurde. Es hat sich nämlich erwiesen, dass sehr verschiedenartige Substanzen bisweilen gleichartige Ab- weichungen hervorrufen, was auf eine untergeordnete Rolle der ! FERE (Note sur la resistance de l’embryon de Poulet au traumatisme de l’oeuf. Journ. Anat. Physiol. Paris. XXXIIl. 1897) hat nachgewiesen, dass eine Verletzung des Eies an seinem stumpfen Ende mit nachfolgender Verkle- bung nach der Methode von BEGUELIN (1749) von dem Keime ziemlich gut ver- tragen wird. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 169 chemischen Zusammensetzung der Substanzen hindeutet. Die Über- einstimmung der Abweichungen, welche durch Einführung von Cement in das Eiweiß hervorgerufen werden, mit solchen Abweichungen, welche nach Einführung anderer Substanzen erfolgen, ist demnach keine merkwürdige Erscheinung. Das Verkleben mit harzigen Stoffen, welche erwärmt werden müssen, ist nieht anwendbar, da es Ab- weichungen hervorruft, welche auf der Ungleichmäßigkeit in der Erwärmung beruhen (siehe unten). Das Einführen verschiedener Substanz in das Eiweiß wurde be- reits durch FERE! unternommen, doch hatte er dabei ganz andere Ziele im Auge, und zwar die Bestimmung des Procentsatzes der dabei erhaltenen Missbildungen und die Feststellung der physiologischen Wirkung der Substanzen (z. B. die Beschleunigung und Verzögerung der Entwicklung und dergleichen mehr). Für mich hatten diese Resultate nur eine Nebenbedeutung, und ich richtete mein Augenmerk hauptsächlich auf unter solchen Bedingungen hervorgegangene morpho- logische Veränderungen. Aus diesem Grunde untersuchte ich alle bemerkenswerthe Anomalien aufweisenden Keime an der Hand von Schnitten, wobei ich mich auf die Untersuchung von etwa 390 Eiern beschränkte. Sämmtliche Zeichnungen wurden mit Hilfe des Apge’schen Zeichen- apparates angefertigt; da, wo die Zeichnungen schematisirt wurden, geschah dies, ohne dass die Umrisse irgend eines Organs oder eines Keimblattes geändert worden wären. Zur Vermeidung von Irrthümern habe ich bei der Beschreibung diejenigen Nummern beibehalten, unter welchen ich die Missbildungen in mein Journal eingetragen habe. Obgleich die Verbreitung einer beliebigen Substanz im Eiweiß des Eies eine sehr ungleichmäßige und dabei von Zufälligkeiten ab- hängig sein kann, so halte ich meine Versuche dennoch nicht für überflüssig: erstens repräsentiren die Hühnerkeime ein außerordent- lich genau untersuchtes Objekt, was bei dem Studium von Missbil- dungen äußerst wichtig ist, und zweitens ist das Vogelei von den- jenigen, bei welchen die Überladung mit Dotter und dessen Isolirung von dem protoplasmatischen Theile des Eies bis zum Extreme durch- geführt ist. 1 Eine ganze Reihe von Mittheilungen in den Compt. Rend. Soc. Biol. Paris - und im Journ. Anat. Physiol. Paris im Jahre 1895 und später. 12* 170 WI. Schimkewitsch, Specieller Theil. 1. Verdünnung des Eiweilses durch Wasser. Die Einführung von 2 cem Wasser im Beginn der Entwicklung ruft gewöhnlich eine Degeneration hervor, und nach 2 Tagen findet sich im Ei nur eine kleine Blastodermscheibe, bestehend aus den drei typischen Blättern, wobei das Entoderm das Aussehen eines Syncy- tiums mit zahlreichen Kernen und einer Menge aufgenommener Dotter- kügelchen hat, welches stellenweise unregelmäßige Verdickungen aufweist. Die Gefäße sind stellenweise stark erweitert, und der Keim präsentirt sich als eine der Degeneration verfallene Zellmasse. Seltener dauert die Entwicklung mit einiger Verzögerung länger an und wir finden nach 3 Tagen einen etwa zweitägigen Keim; in einem Falle (Nr. 120) jedoch war der Keim durchgeschnürt, augen- scheinlich durch eine Amnionfalte, welche der Einschnürungsstelle dicht anlag, so dass der vordere und der hintere Theil des Nerven- rohrs getrennt waren; nichtsdestoweniger ging die Entwicklung des vorderen und hinteren Theils gleichmäßig vor sich. Ein anderer Keim (Nr. 12) zeigte eine unregelmäßige Krümmung, und zwar war der Keim im Bereich der zukünftigen Vorderextremi- täten stark nach der rechten Seite (resp. nach der Bauchseite) aus- gebogen und fast ganz anämisch, obgleich das Herz gut funktionirte und in der Area vasculosa Blutinselchen zu bemerken waren. Am vierten Tage jedoch finden wir bereits degenerirte Keime, wobei bis- weilen eine Verlagerung der Organe und die Hemmung der Anlagen beobachtet wird. So war bei einem Keim (Nr. 36) das Herz nach vorn verlagert; es befand sich vor dem Kopfe und war außerdem erweitert!. Bei demselben Keim war eine Erweiterung der Gefäße sowohl bei dem Keim selbst als auch in der Area vasculosa zu beobachten, wobei die erweiterten Gefäße das Entoderm in der Richtung nach dem Dotter zu vorstülpen. Übrigens bildet das Entoderm auch außerdem in den Dotter vordringende und wahrscheinlich durch die Bedingungen des Scheibenwachsthums hervorgerufene Falten. Das Nervenrohr bildet vorn eine unregelmäßige Erweiterung, doch sind weder die Augenblasen noch die Anlagen der übrigen Sinnesorgane zu bemerken. 1 Diese Abweichung wird für andere Keime ausführlicher beschrieben werden. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. KR Die Chorda, die Urwirbel, die Extremitäten ete. sind angelegt wie bei einem normalen Keim. Eben so wurde bei einem anderen Keim (Nr. 82) die Entwicklung der primären Augenblasen beobachtet, während es hier nicht einmal zur Bildung der Gehirnblasen kam. Die Einführung von 2 cem Wasser in Eier, welche zweitägige Keime enthielten, führte entweder, wenn sie am vierten Tage geöffnet wurden, zum Entwicklungsstillstand und der Degeneration des Keimes, oder die Entwicklung dauerte noch eine Zeit lang an, aber es bildeten sich abweichende Keime. Bei einem Keim (Nr. 200) war das Nerven- rohr erweitert, besonders in seinem vorderen Theile, seine Wandung war dünner geworden und bildete stellenweise Falten, welche in das Lumen des Rohres hineinragten. Die Einführung von 2 cem Wasser ruft demnach entweder Still- stand und Degeneration hervor, oder Abweichungen etc. Unregel- mäßigkeit in der Krümmung, Verlagerung des Herzens, Unterdrückung der Bildung der Gehirn- und Augenblasen nnd der übrigen Sinnes- organe, Erweiterung des Herzens und der Gefäße und eben so des Medullarrohres. Die Einführung von 1 cem Wasser vor der Bebrütung ruft nur in den seltensten Fällen einen Stillstand in den ersten Stadien der Entwicklung hervor. In einem Falle (Nr. 92) hatte die Blastoderm- scheibe 1/; der Dotteroberfläche umwachsen und bestand aus einer Schicht flacher Ektodermzellen und einem mächtigen entodermalen Syneytium in Gestalt einer gleichmäßig dieken, Dotterkörnchen ent- haltenden Schicht. Letztere hatte zahlreiche solide Falten oder rich- tiger Wülste, welche in den Dotter hereinragten. Der Keim selbst bestand nur aus einem Häufchen degenerirter Zellen. Es ist nicht ohne Interesse, dass in diesen Wülsten stellenweise deutliche Lumina zu schen waren, welche mit der Gestaltung der Falten nicht in Über- einstimmung waren; diese Hohlräume waren im Durchschnitt rund und erinnerten ihrem Aussehen nach an Gefäße, jedoch ohne meso- dermale Auskleidung, und enthielten keine Blutkörperchen. In einem Falle (Nr. 162) wurde jedoch nach Injektion von 1 cem Wasser eine Verlagerung des Herzens nach dem vorderen Ende des Keimes beobachtet, öfters aber eine sattelförmige Krümmung des Keimes nach der rechten (resp. ventralen) Seite; dabei zeigten die Keime äußerlich meistens ein völlig normales Aussehen, während an der Hand von Schnitten bei viertägigen Keimen sehr häufig folgende Abweichungen beobachtet wurden: 1) Eine Erweiterung der Amnionhöhle, wobei die Fläche des 172 Wl. Schimkewitsch, Lumens der letzteren in einem Falle auf dem Querschnitte die Fläche des Keimes selbst an Ausdehnung mindestens um das fünffache über- traf. Im vorderen Abschnitt hatte das Lumen die Gestalt eines in die Länge gezogenen Ovals, im hinteren Abschnitt diejenige eines Dreiecks, dessen Spitze auf der linken Seite des Keimes lag. In einem anderen Falle war die Erweiterung der Amnionhöhle nicht von auffallenden Veränderungen ihrer Umrisse begleitet. Im ersten Falle war der Keim schon in beträchlichem Grade degenerirt und die Ver- änderung der Umrisse der Höhlung konnte nicht allein durch bloße Ansammlungen von Flüssigkeit in der Höhle, sondern auch durch andere Ursachen, z. B. durch ungleichmäßiges Wachsen ihrer Wan- dungen, hervorgerufen worden sein. 2) Eine beträchtliche Erweiterung des Herzens und der Gefäße, wobei es den Anschein hat, als ob sehr wenig Blutzellen vorhanden wären, da die Zahl dieser letzteren proportional nicht zunimmt. 3) Eine Erweiterung verschiedener Partien des Nervenrohres. Bald ist dessen vorderer und hinterer Abschnitt erweitert, bald das Gehirn und das Rückenmark, wobei am Gehirn die obere Wandung der hinteren Blase —, am Rückenmark die obere Wandung des Hals- theils in einer sehr beträchtlichen Ausdehnung (und zwar auf einer viel größeren Strecke als bei dem normalen Keim) verdünnt sind; die erwähnten Wandungen bestehen dabei aus einer Reihe flacher Zellen. Eben so ist die rechte (bei der Biegung des Kopfes nach oben gerichtete) Wandung der vorderen Blase verdünnt. Das Lumen des Rückenmarkkanals ist so beträchtlich, dass das Nervenrohr im hinteren Abschnitt des Keimes bisweilen mehr als die Hälfte des sanzen Querschnittes einnimmt. Die Gestalt des Nervenrohrlumens ist dabei in den einzelnen Abschnitten des Keimes eine verschiedene, und zwar bald oval, bald biskuitförmig. 4) Die Gehörblasen werden erweitert und ihre (obere) Wandung verdünnt. 5) Eine Erweiterung des Lumens der Somiten, wobei dieselbe statt spaltförmig — oval wird und auf Schnitten bisweilen sehr be- trächtliche Dimensionen annimmt. 6) Bisweilen wird (im hinteren Abschnitt des Rumpfes) die pri- märe Leibeshöhle erweitert, was wahrscheinlich durch einen Wachs- thumsstillstand der Entwicklung des Mesoderms bei fortgesetztem Wachsthum des Ektoderms hervorgerufen wird. Als charakteristische und besonders häufig bei Injektion von 1 cem Wasser auftretende Veränderungen, können daher betrachtet werden: Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. I. 173 die Erweiterung der Hohlräume des Herzens, der Gefäße des Nerven- rohres, der Gehörblasen, der Somiten und der primären. Leibeshöhle. Das Einführen von 1 cem Wasser in Eier, welche zweitägige Keime enthalten, führen meist zu einer Verlangsamung in der Ent- wicklung und zur Degeneration des Keimes. Am Ende des vierten Tages entsprachen die Keime bald 62stündigen, bald Stägigen, bald 82stündigen Embryonen und in der Mehrzahl der Fälle waren ihre Gewebe der Degeneration verfallen. Eine große Anzahl dieser Keime wiesen eine stärkere Krümmung als bei den normalen Bedingungen auf. Bei einem Keim (Nr. 197) wurden bei völlig normalen Geweben folgende Abweichungen beobachtet: Erweiterung der Gefäße, Erwei- terung des Gehirns, unter gleichzeitigem Dünnerwerden der rechts- seitigen (bei dem Keim nach oben gerichteten) Wandung, Erweiterung und Dünnerwerden der Gehörblasenwandungen, starke Erweiterung im Bereich der Iris des zwischen beiden Blättchen der Augenblasen befindlichen Hohlraumes und endlich Erweiterung der Höhlung der Linse. Von Interesse ist dabei der Umstand, dass die Linsenanlage, ungeachtet des beträchtlichen Alters des Keimes, keine Verdiekung ihrer inneren Wandung gebildet hat, sondern in der Gestalt einer Blase mit fast gleichmäßig dieker Wandung verblieben ist. | Die Einführung von 1 cem Wasser am Ende des zweiten Tages der Entwicklung ruft demnach in den meisten Fällen eine Degene- ration des Keimes hervor, wenn aber der Keim am Leben bleibt, so zeigen die dabei auftretenden Veränderungen denselben Charakter wie bei der Einführung von Wasser am Anfang der Entwicklung, und zwar eine Erweiterung verschiedener Hohlräume, wobei auch die Hohlräume späterer Bildung, wie derjenige der Linse, eine Erweite- rung erfahren. Die Einführung von 0,5 cem Wasser in das Ei ruft in den meisten Fällen eine Verzögerung in der Entwicklung hervor. Nach 3 Tagen entsprach ein Keim einem 26stündigen, ein anderer nach 5 Tagen einem 52stündigen Keim. Außerdem zeichnete sich der erstere dieser Keime (Nr. 171) durch geringe Größe und Zahl der Zellen aus, welche man z. B. auf jedem Querschnitte sehen kann, sie ist nicht so groß als bei den normalen Bedingungen. Die Ge- fäße und die primäre Leibeshöhle dieses Keimes waren erweitert. Außerdem blieb das Nervenrohr im Bereich des Rumpfes unver- schlossen, im Bereich des Kopfes war es dagegen geschlossen, doch hatten die Hirnblasen eine ganz unregelmäßige Gestalt: die vordere war von übernormaler Größe, die zweite war stark in die Länge 174 Wl. Schimkewitsch, gezogen, die hintere war durch Einschnürungen in drei Abschnitte getheilt. Eben so besaß ein anderer Keim (Nr. 43), welcher 5 Tage im Thermostat gelegen hatte, aber stark in der Entwicklung zurück- geblieben war und sogar zu degeneriren angefangen hatte, ein un- regelmäßig erweitertes Nervenrohr, welches in seinem Verlauf in das Lumen vorspringende Faltenbildungen (Taf, X, Fig. 1) und Vorsprünge aufwies, von denen der eine in Gestalt eines dem Nervenrohr parallel verlaufenden Anhangs eine recht beträchtliche Länge erreichte. Die linke Augenblase dieses Keimes war, wie dies aus Schnitten zu er- sehen ist, einer frühen Degeneration verfallen, und im Zusammenhang hiermit war nur die eine, rechte Linse angeiegt. Die Einführung von 0,5 ccm Wasser ruft demnach eine Verlang- samung in der Entwicklung, bisweilen eine Deformation des Nerven- rohres womit eine Erweiterung seines Lumens verbunden ist, und schließlich dieselben Erscheinungen, d. h. Erweiterung der Gefäße und der primären Leibeshöhle hervor, welche wir schon früher ge- sehen haben, wenn auch in geringerem Grade. Im Allgemeinen gesprochen, hindert demnach eine geringe Menge Wassers die Entwicklung nur wenig, wenigstens im Verlauf der ersten 4—5 Tage. Die dabei auftretenden Abweichungen zeigen meistens einen ganz bestimmten Charakter, nämlich die Erweiterung verschie- dener Hohlräume des Keimes, welche wahrscheinlich durch Anhäufung von Flüssigkeit in diesen Hohlräumen bedingt wird. 2. Entfernung eines Theiles des Eiweilses. Die Entfernung von 1,5 bis 2 cem Eiweiß führt naturgemäß zu einer Entblößung des Keimes vom Eiweiß, wobei er von der unter die Eischale eingedrungenen Luftschicht nur durch die Dottermembran setrennt erscheint. In einigen Fällen fielen die Keime der Degene- ration anheim und hatten am Ende des vierten Incubationstages das Aussehen von etwa zwei- oder dreitägigen Keimen wobei sie gleich- zeitig in Folge von Degeneration ihre Form veränderten. In einem anderen Falle (Nr. 195) ging die Entwicklung in normaler Weise vor sich und die Keime waren nach 4 Tagen in keiner Weise in der Entwicklung zurückgeblieben, zeigten aber einige Unregelmäßigkeiten in der Krümmung: der Rumpf war sehr stark nach rechts (resp. nach der ventralen Seite) gebogen, der Schwanzabschnitt dagegen korkzieherförmig gekrümmt und bildete eine ganze Windung, so dass der apicale Theil nach links und nicht nach rechts gebogen erscheint. Die Organe und Gewebe dieses Keimes erwiesen sich als normal. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 175 Die Mehrzahl der Keime dagegen zeigte Abweichungen, welche sehr an diejenigen erinnerten, welche bei Verdünnung des Eiweißes mit Wasser zur Beobachtung kamen, und zwar eine Vergrößerung der Hohlräume der Hirnblasen, wobei die dorsalen und seitlichen Wandungen der hinteren Blase stark verdünnt erschienen; eine Er- weiterung des Hohlraumes der Gehörblasen und der Linse, wobei sogar bei einem 4tägigen Keim die innere Wandung der letzteren nicht verdickt ist; eine stellenweise außerordentliche Erweiterung der Gefäße sowohl in der Area wie auch bei dem Keime. Diese letztere Eigenthümlichkeit findet sich bei der Mehrheit anormaler Keime, welche ich durch Verminderung der Eiweißmenge erzielt habe. Ich gehe nun zur Beschreibung einzelner Keime über. Bei einem Sl/otägigen, nur theilweise degenerirten Keim (Nr. 25) ist das Nerven- rohr in seinem vorderen Abschnitte stark seitlich komprimirt und in dorsoventraler Richtung ausgezogen (Taf. XI, Fig. 26); im Hals- abschnitt und im vorderen Theil des Rumpfes hat das Nervenrohr die Form einer horizontalen Platte (vgl. Taf. XI, Fig. 28 ©), weiter nach hinten diejenige einer Rinne (Taf. XI, Fig.-26 5). Nach vorn zu schließt das Nervenrohr mit einem dünneren, im Querschnitt runden Endstück ab. Die Sinnesorgane sind nicht angelegt; die Anlage der Chorda ist vorhanden. Die Verhältnisse des Mesoderms sind undeut- lich (in Folge seiner Degeneration). Die Gefäße sind außerordentlich erweitert und nehmen auf Querschnitten durch den Keim den größten Theil der Schnittfläche ein; in der Area stülpen sie das Ektoderm in Gestalt von Wülsten vor. Die Blutzellen sind in geringer Anzahl vorhanden. Der Pharynx und das Herz sind wohl entwickelt, aber verlagert. Wenn man die Schnitte von vorn her durchmustert, trifft man zuerst auf das Herz, sodann auf den Pharynx und zuletzt auf das Nervenrohr. Ein anderer Keim (Nr. 235) war am Ende des vierten Tages eben- falls anormal gebildet und dabei in der Entwicklung zurückgeblieben. Der Kopf war blasenartig aufgetrieben und das Nervenrohr in ihm - offen. In diesem offenen Nervenrohr kann man eine mittlere (obgleich mehr nach der rechten Seite zu gelegene) Rinne und seitliche Vor- Sprünge unterscheiden, von welchen der eine fast abgeschnürt ist (Taf. XI, Fig. 28 A), und welche wahrscheinlich die Augenblasen (VO) repräsentiren. Weiter nach hinten hat die Nervenanlage (Taf. XI, Fig. 285 B und ©) die Gestalt eines breiten Plättchens, geht aber im Niveau des Herzens in eine Rinne über. Auch die Gefäße sind er- weitert, besonders die Aortenäste, wodurch eben die Auftreibung des 176 WI. Schimkewitsch, Kopfes hervorgerufen wird. Herz und Pharynx sind gut entwickelt, aber das Herz drängt sich stark in den Dotter ein, indem es gleich- zeitig eine dünne Entodermschicht mit sich zieht. Die übrigen Theile sind mehr oder weniger normal. Ein dritter, gleichfalls viertägiger Keim (Nr. 222) bietet die merk- würdigsten Eigenthtümlichkeiten. Von außen gesehen (Taf. X, Fig. 2) lässt er nur die Nervenanlage erkennen, welche nach vorn zugespitzt und nach hinten erweitert ist. In seinem vorderen Abschnitte degene- ıiren die Gewebe bereits, im hinteren Abschnitt sind sie normal, und man sieht hier an einzelnen Stellen karyokinetische Figuren. Das Studium der Schnitte zeigt, dass das vordere zugespitzte Ende der Nervenanlage röhrenförmig, abeı so zu sagen verkehrt verschlossen ist und über dem Ektoderm liest (Taf. XI, Fig. 27 A). Das Rohr ist in dorsoyentraler Richtung zusammengedrückt. Seine obere Wandung ist im Vergleich mit der unteren verdickt. Das Entoderm ist in der Ausdehnung des ganzen Keimes ver- dickt und vielschichtig und bildet im vorderen Theil Falten und Wülste. Mesoderm ist im vorderen Abschnitt des Keimes nicht vor- handen. Weiter nach hinten ist das Nervenrohr nicht verschlossen und erhebt sich napfförmig (im Schnitt) über das Ektoderm (Fig. 27 B). Außerhalb des Keimes sind beide Blätter des Mesoderms getrennt und im Darmfaserblatt verlaufen wenig zahlreiche Gefäße; im Keime selbst dagegen verläuft das Mesoderm in Gestalt einer Schicht flacher, dem Entoderm anliegender Zellen. Im mittleren und hinteren Theil des Keimes finden sich einige Somite, aber diese Somite liegen nicht längs des Nervenrohrs, son- dern an den Seiten des Keimes und sind von dem Nervenrohr durch die ungeheure primäre Leibeshöhle zetrennt (Fig. 27 C). Die Hohl- räume der Somite sind erweitert und stehen in den hinteren Somi- ten mit dem Hohlraum des Cöloms in Verbindung. Die Wandungen der Somite sind verdünnt. Was die Schicht flacher, sich an das Entoderm anschließender Mesodermzellen betrifft, so kann man sich deren Ursprung nur schwer klar machen: repräsentiren sie einen Rest des undifferenzirten Mesoderms, oder haben sie sich durch Verwach- sung des Darmfaserblattes der rechten und linken Hälfte auf der Mittellinie gebildet? Erstere Voraussetzung ist vielleicht die wahr- scheinlichere. Im allerhintersten Abschnitt des Keimes hat die Nervenanlage die Gestalt von breiten, schwach konvexen Medullarplättchen (Fig. 27 C), und zwischen ihr und dem sich ihr in der Mittellinie nähernden Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. IT Mesoderm kann man eine kleine Gruppe von Zellen unterscheiden, welche vielleicht die Anlage der Chorda repräsentiren. Überhaupt haben sich im hinteren Theil des Keimes die Verhältnisse der An- fangsstadien erhalten, und zwar ist die Öffnung des Blastoporus offen seblieben, durch welche ein Häufchen Mesodermzellen mit seiner kegelförmigen Spitze nach außen tritt (Taf. XI, Fig. 27 D). Diese Verhältnisse werde ich ausführlicher besprechen, wenn ich diesen Fall mit anderen, wo der Blastoporus gleichfalls erhalten bleibt, vergleichen werde (siehe unten). Die Verminderung der Eiweißmenge führt demnach, abgesehen von hier und da eintretender Verzögerung in der Entwicklung und Degeneration, zu einer Reihe von Abweichungen, von denen einige außerordentlich an die Erscheinungen erinnern, welche wir bei der Verdünnung des Eiweißes gesehen haben, und zwar auf die Erwei- terung der Gefäße und einiger anderer Hohlräume und die Ver- dünnung ihrer Wandungen herauskommen. Außerdem wird ein Nicht- zuwachsen des Nervenrohrs bald in seinem vorderen, bald in seinem hinteren Theil beobachtet, und ein Vorstülpen des Herzens in den Dotter. Ferner wird eine Verlagerung des Herzens und des Pharynx nach dem Vorderende beobachtet, wobei der vordere Abschnitt des Nervenrohrs augenscheinlich einen Stillstand in seiner Wucherung erfährt. Überhaupt ist eine Hemmung der Entwicklung der Anlagen der Sinnesorgane zu bemerken. Der höchste Grad von Abweichung endlich wird dadurch er- reicht, dass das Nervenrohr sich nach auswärts umwendet und sich außerhalb des Keimes schließt. 3. Chlornatrium. Ich habe 1 cem 1, 12,5, 25 und 33°/,iger Kochsalzlösung in die Eier eingeführt. Sogar bei Einführung von 1°/,igen Lösungen sing die Entwicklung nur selten normal vor sich. Bisweilen wurde am vierten oder fünften Tage entweder ein völlig normaler, oder ein in seiner Entwicklung etwas zurückgebliebener Keim beobachtet. So enthielten die Eier Keime, welche ihrem Alter nach in einem Falle nach 5 Tagen einem zweitägigen, in einem anderen Falle nach 4 Tagen einem S2stündigen Keim entsprachen. Bei diesen normalen Keimen wurde bisweilen ein Stillstand im Wachsthum der Blastodermscheibe und das Vorhandensein von nur außerordentlich wenigen Blutzellen beobachtet. In einem dritten Fall enthielt das Ei nach der Einfüh- rung von 1°/,iger Lösung nach 4 Tagen eine kleine Blastodermscheibe, 178 Wl. Schimkewitsch, bestehend aus den drei typischen Schichten mit Anlagen der Gefäße, aber keinen Keim, welcher augenscheinlich in frühen Stadien der Degeneration verfallen war. Von den die Scheibe aufbauenden Ele- menten hatte auch das Mesoderm bereits zu degeneriren begonnen. In einem vierten Fall (Nr. 105, vgl. Taf. X, Fig. 7), hatte die Keimscheibe ‚die Gestalt eines Gürtels oder Ringes, welcher durch ein Plättchen von ungleicher Dicke und unebenen Rändern gebildet war, und im obersten Viertel der Dotteroberfläche lag (Taf. XII, Fig. 32 A). Dieses Plätt- chen besteht aus allen drei Schichten, und nur sein äußerster Theil enthielt kein Mesoderm, und der äußerste, umgeschlagene Rand war aus Ektoderm gebildet, welches große Zellen mit blasenförmigen Kernen enthielt (Taf. XI, Fig. 32 C). Das Entoderm war ungleiehmäßig verdickt und in seiner ganzen Ausdehnung mit Dotterkügelehen über- füllt. Ein Keim war nicht zu finden, aber mitten im Mesoderm lag ein geschlossenes Bläschen, welches augenscheinlich ektodermalen Ursprungs war (Taf. XI, Fig. 32 D). Ein fünfter Fall (Nr. 102) zeigt ebenfalls nur die Entwicklung einer Keimscheibe ohne Keim, aber diese Scheibe hatte nach sieben- tägiger Bebrütung ?/; der Dotteroberfläche umwachsen und zeigte eine außerordentlich merkwürdige Eigenthümlichkeit: Bei der Unter- suchung erwies es sich, dass die Scheibe aus Ektoderm, welches auf dem größten Theil seiner Ausdehnung einschichtig geblieben war, und einem über demselben liegenden Syneytium bestand, welches zahlreiche Kerne enthielt und von Dotterkörnchen überfüllt war (Taf. XI, Fig. 29; die Dotterkörnehen sind nicht abgebildet). Es ist bemerkenswerth, dass die Blastodermscheibe bei Abwesen- heit eines Keimes einige Amnionfalten gebildet hat, wodurch einige Amnionhöhlen entstanden sind. Dieser Process geht auf folgende Weise vor sich: Das Ektoderm bildet zuerst (augenscheinlich ohne Theilnahme des Mesoderms) eine zweischichtige Falte. Nur in einem einzigen Falle (Taf. XI, Fig. 29 A und B, Am6) war das Syneytium sammt seinen Kernen und Dotterkörnchen in die Falte mit hinein- sezogen worden, während für gewöhnlich beide Blätter der Falte dicht an einander liegen. Indem diese Falte an die Dottermembran herantritt, beginnt sie sich in zwei Falten zu spalten und nach beiden Seiten zu wachsen (Fig. 29 A, zwischen Am4 und Am6), wobei man bisweilen am Anfang der sekundären Falte zwei Schichten unter- scheiden kann, während späterhin jede dieser Falten in Gestalt eines einschichtigen, die Dottermembran von unten auskleidenden Plätt- chens weiterwächst. Bisweilen treffen solche Falten auf andere, Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 179 ihnen entgegenwachsende Falten, verwachsen dann mit einander und lassen nur eine kleine Öffnung im Dache der Amnionhöhle übrig (vgl. Hohlraum Am6, Taf. XI, Fig. 29 A, B, C, D und das Schema Mar x, Fig. 3). Bisweilen wachsen die Ränder zweier Falten nicht bis ganz zu- sammen (vgl. Am4), aber die obere Wandung der Amnionhöhle wird auf eine bedeutende Ausdehnung hin durch die anliegende Dotter- membran gebildet. Aber auch in diesem, wie im ersteren Falle, sammelt sich in der Amnionhöhle eine gelbliche Flüssigkeit (das ist das Amnionwasser) an, welche sich auch auf Schnitten leicht von dem Eiweiß unterscheiden lässt. Am Rande der Blastodermscheibe endlich (4m! und Am7) bleiben diese Falten frei und liegen der Dottermembran an. Einige Falten (z. B. Amd5 auf Fig. 29 ©) sind schließlich vielleicht dadurch entstanden, dass die Amnionfalte, bei ihrer Annäherung an das Ektoderm, einfach mit demselben verwachsen ist und sodann zu wachsen fortfuhr, um die nächste benachbarte Höhlung zu bilden. Auf diese Weise haben sich auf der Blasto- _ dermscheibe mehrere Amnionhöhlen von unregelmäßiger Gestalt ge- bildet (Taf. X, Fig. 3). Die eine derselben ist beinahe verschlossen, und vorn gespalten (Am 6), eine andere, die größte von allen, ist offen geblieben (An). Außerdem haben sich kleinere geschlossene Hohl- räume (Am5 und Am5) gebildet, und genau am Rande der Scheibe befinden sich unvollständige Hohlräume (Am1, Am2 und Am86), welche nur durch eine einseitige Falte gebildet werden. Es ist sehr leicht möglich, dass alle diese Hohlräume als das Resultat von Krümmungen und Spaltungen eines einzigen Hohlraumes angesehen werden können. Die Neigung sich zu krümmen ist auch den Keimen selbst nach Einführung von NaCl in das Eiweiß eigen- thümlich. So hatte ich einen viertägigen Keim (Nr. 61), welcher aber leider schon der Degeneration verfallen war, an welchem ich aber doch noch feststellen konnte, dass er ein entwickeltes Amnion, ein Herz, hintere Extremitäten besaß, während sein Nervenrohr und die Chorda in der Gestalt der Ziffer 3 verbogen waren (Taf. X, Fig. 4). Ich gehe zu der Beschreibung der Abweichungen des Keimes selbst über, welche ich bei Einführung 1P/,iger Lösung beobachtet habe. In einem Fall (Nr. 88) hatte die Blastodermscheibe am Ende des vierten Tages ?/; des Dotters umwachsen und besaß in seiner Mitte eine ziemlich große Öffnung, in deren Nähe sich seitlich ein kleiner Keim, und hinter dem letzteren eine Zone von Blutinselehen befand. Die Ränder der Keimscheibe waren sowohl an der Peripherie als 180 WI. Schimkewitsch, auch an der Öffnung nach oben umgebogen und stellenweise sogar aufgerollt. Alle Gewebe waren lebend, und das Mesoderm stark im Wuchs zurückgeblieben, wesshalb die primäre Leibeshöhle stellen- weise, besonders im vorderen Abschnitt, eine ungeheure Ausdehnung erhalten hatte (Taf. XI, Fig. 31 A und 5); das Ektoderm der Nerven- anlage wies eine starke Wucherung und außerordentlich viele karyo- kinetische Figuren auf.. Von der Oberfläche gesehen hatte der Keim die Gestalt eines kleinen unregelmäßig geformten Klümpchens, in welchem die Organe nicht deutlich zu unterscheiden waren. Die Unter- suchung an der Hand von Längsschnitten zeigte, dass wir es hier mit einer Missbildung zu thun haben, bei welcher die Nervenanlage die Gestalt einer auf der Rückenoberfläche liegenden Platte hatte. Der hintere Theil des Rumpfes ist sehr stark in der Entwicklung zurückgeblieben. Die Nervenplatte ist nur vorn unter das Ekto- derm versenkt, und ihr vorderer Rand bildet zwei Augenblasen (Fig. 31 A und 5, VO). Weiter findet sich in ihrem Verlauf noch eine Vertiefung, welche vielleicht der zweiten Hirnblase entsprechen dürfte (75). Der Pharynx ist völlig entwickelt, und eben so ist eine geräumige Pericardialhöhle vorhanden (PR). Im hinteren Theil des Keimes sieht man eine kleine Anzahl von Somiten (ungefähr acht) (Pv). Im Kopf ist das Mesoderm nur schwach entwickelt und legt sich an das Ektoderm an, indem es zwischen sich und der oberen, ebenfalls von oben mit einer besonderen Mesodermschicht ausgekleideten Pha- ryngealwandung einen ungeheuren Hohlraum übrig lässt. Die vorn am Keim befindliche Falte erinnert zwar an eine Amnionfalte, wird aber durch alle drei Schichten der Keimscheibe gebildet, wobei das Entoderm in der Falte selbst stellenweise verdickt und mehrschichtig erscheint. Für die in Rede stehende Missbildung sind demnach folgende charakteristische Merkmale zu beachten: die unverschlossene Nerven- anlage, die starke Entwicklung der primären Leibeshöhle und der Entwicklungsstillstand im hinteren Abschnitt des Keimes. Ein anderes Ei (Nr. 38) zeigte nach einer Bebrütung von 31/, Tagen folgende Eigenthümlichkeiten: Area vasculosa ist gut entwickelt, und nur zum Theil blutleer. Der Keim liegt unter dem Amnion und be- steht aus einem verhältnismäßig enormen Kopf mit unregelmäßigen, stellenweise gewundenen Kontouren und einem Rumpf von geringer Größe (Taf. X, Fig. 5). Die Untersuchung an der Hand von Schnitten ergab, dass die inneren Organe des Kopfes (außer der Nervenanlage) degenerirt waren, Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. I. SI so dass ihr Bau nicht aufgeklärt werden konnte; dagegen hatten das Nervensystem, das Ektoderm mit den ihm anliegenden mesodermalen Elementen und die embryonalen Hüllen ihr normales Aussehen er- halten, und in der Masse des Nervengewebes waren zahlreiche karyo- kinetische Figuren zu beobachten. Die vordere Amnionkappe ist normal entwickelt, die seitlichen Falten im vorderen Abschnitte sind aber auf einem Bezirk ihrer Ausdehnung unverwachsen geblieben, und der freie Rand der Falten ist dabei verdickt (Taf. XII, Fig. 33 2). Diese Verdiekung, welche man eben so bei normalen Bedingungen beobachten kann, ist ausschließlich durch Anschwellung des Ekto- derms entstanden, wobei die im Inneren der Verdiekung liegenden Zellen ihrer Gestalt nach den mesodermalen Zellen des Keimes ähn- lich werden. Überhaupt weisen das Amnion und die seröse Hülle stellenweise bedeutende Verdickungen auf, aber alle diese Ver- diekungen sind ausschließlich durch Verdieckung der ektodermalen Schicht entstanden. Im Bereich des Rumpfes sind die seitlichen Falten verwachsen, aber die rechte und linke Hälfte der Cölomhöhle durch eine sekun- däre Mesodermnaht getrennt geblieben !. Die hintere Amnionkappe ist normal entwickelt, da aber der Rumpf nur schwach entwickelt ist, so reicht er nicht bis in die Höhlung dieser Kappe hinein (Fig. 33 C' und D). Eine weitere Eigenthümlichkeit des hinteren Abschnittes besteht darin, dass sich im Bereich des Rumpfes auf der Oberfläche der serösen Hülle noch eine Amnionfalte gebildet hat, deren freier Rand ebenfalls verdickt ist (Fig. 33 C); weiter nach hinten ist diese Falte mit ihren Rändern an das Ektoderm der serösen Hülle angewachsen (Fig. 33 D) und hat auf diese Weise einen zweiten inneren, der Amnionhöhle ähnlichen Hohlraum abgegrenzt. Das Ektoderm der Faltenwandung ist verdickt und vielschichtig, das Lumen der Falte ganz eng, fast spaltförmig. Der Keim selbst bietet eine eigenartige Eigenthümlichkeit, indem sich sein Nervenrohr nicht geschlossen hat, sondern offen geblieben ist und über die ganze Rückenoberfläche ausgewachsen ist und stellen- weise auch auf die seitliche übergeht, und dabei eine gewundene, an verschiedenen Stellen verschieden dicke Nervenplatte bildet. Im vorderen Abschnitt (Fig. 33 A) kann man zwei Vertiefungen wahr- 1 HırotA, On the Sero-Amniotie Connection and the Foetal Membranes in the Chick. Journ. Coll. Se. Univ. Japan. Vol. VI. 1894. 182 WI. Schimkewitsch, nehmen, von deren Wandungen sich je eine in die Vertiefungshöhle hereinragende Einstülpung erhebt (VO). Die eine dieser Vertiefun- gen (auf der Zeichnung die linke) ist größer, und die in sie her- einragende Einstülpung besitzt eine von mesodermalen Zellen ange- füllte Höhlung. In diesen Vertiefungen kann man die Augenblasen erkennen; ihre Einstülpung repräsentirt die Anlage der Retina, die mesodermalen Zellen ihrer Höhle dagegen die Anlage des Glaskörpers; die Linse ist nicht angelegt. Im Übrigen ist es schwierig sich über die Mehrzahl der Windungen der Nervenplatte und deren bisweilen mit Höhlungen versehenen Verdickungen (Fig. 33 A) mit Bestimmtheit auszusprechen, und viele dieser Windungen beruhen höchst wahr- scheinlich auf rein mechanischen Bedingungen des Wachsthums. Im hinteren Abschnitt des Kopfes befindet sich auf einer Seite (auf der Zeichnung Fig. 33 A die linke) ein Hörbläschen. Im hin- teren Abschnitt des kurzen Rumpfes sehen wir die Nervenanlage in Gestalt einer fast die ganze Rückenseite einnehmenden und mit einer asymmetrisch liegenden Rinne versehenen Platte (Fig. 33 C). Über- haupt ist der Keim einigermaßen asymmetrisch gebildet: die Derivate des Ektoderms sind auf der linken (auf der Zeichnung) Seite des Keimes am besten zur Ausbildung gelangt, die linke Augenblase ist stärker entwickelt als die rechte, die rechtsseitige Gehörblase ist überhaupt nicht zur Entwicklung gelangt. Die übrigen Organe sind in bedeutendem Maße degenerirt. Die frühe Degeneration des Ento- derms und seiner Derivate wird wahrscheinlich durch den Umstand bedingt, dass die Chorda weder in dem hinteren Abschnitt des Keimes noch in der Nackenregion vorhanden, und nur in der mittleren Re- sion zur Entwicklung gelangt ist. Diese Theile haben wahrscheinlich fortgefahren zu wachsen, nachdem die Chorda bereits begonnen hatte der Degeneration zu verfallen, und in Folge dessen nicht mit ihnen weiter wachsen konnte. Die Hauptcharakteristik dieser Missbildung besteht im Wesentlichen darin, dass hier, wie bei der vorhergehen- den, das Nervenrohr nicht geschlossen ist. Eine etwas andere Gestalt zeigt eine viertägige Missbildung, zu deren Beschreibung ich jetzt übergehe. Die Blastodermscheibe hatte fast den ganzen Dotter umwachsen und mitten in einem kleinen ge- fäßreichen Felde, welches nur in seinem peripheren Theile Blut enthielt, lag der anormale Keim, in welchem zwei Anhäufungen von Blutkörperchen durchschimmerten (Taf. X, Fig. 6); in der Nähe des Keimes, im gefäßreichen Felde, schimmerte noch eine weitere An- sammlung von Blutkörperchen durch. Bei der Untersuchung an der al a ni > Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 183 Hand von Schnitten erwies sich der Keim als sehr eigenartig. Sein vorderer Abschnitt war durch eine dreilappige Blase gebildet, welche unzweifelhaft ein embryonales Herz darstellte (Taf. XII, Fig. 35 A). Die Museularis der unteren Wandung ist stark verdickt, und hier hat der Degenerationsprocess bereits begonnen. Ein Endocardium ist vorhanden. Das Herz liegt in der extraembryonalen Cölomhöhle, wobei sowohl im Darmfaserblatt, als auch in dem in der Region des Herzens dem Ektoderm anliegenden verdickten Mesoderm- bezirk zahlreiche Gefäße entwickelt sind. Die Gefäße des Darm- faserblattes stehen in unmittelbarer Verbindung mit dem rechten Lappen der Herzblase. Die unter dem Ektoderm gelegenen Gefäße stehen durch zwei neben einander liegende Gefäße mit denjenigen des Darmfaserblattes in Verbindung und sind wahrscheinlich durch Einwachsen dieser letzteren in das Hautfaserblatt entstanden. Weiter nach hinten setzt sich das Herz in zwei Gefäße fort, welche hinter dem Pharynx stark verbreitert sind und zwei von außen bemerkbare Anhäufungen von Blutzellen enthalten (Taf. X, Fig. 6 89). Im All- gemeinen aber sind die Gefäße des Keimes und der Keimscheibe sehr arm an Blutzellen. Unter dem hinteren Abschnitt des Herzens beginnt der Pharynx, welcher asymmetrisch entwickelt ist, und zwar ist sein Lumen auf der linken Seite wohl entwickelt, rechts dagegen in Gestalt einer geringen Vertiefung kaum angedeutet (Fig. 55 2). Kiemensäcke sind nicht vorhanden, und der Darm ist überhaupt in der mittleren und hinteren Partie des Keimes nicht entwickelt. Auf Schnitten, welche hinter dem Pharynx geführt sind, ist auf der linken Seite eine Falte des Amnions zu sehen, welche sich jedoch nicht weit erstreckt; die übrigen Amnionfalten sind nicht zur Ausbildung selangt. Auf denselben Schnitten wurde eine ganz eigenartige und unerklärliche Eigenthümlichkeit beobachtet: zwischen der Oberfläche des Entoderms und derjenigen des Ektoderms besteht eine Verbin- dung durch einen leicht gewundenen, von flachen Zellen gebildeten spaltförmigen Kanal, welcher zwischen den beiden großen Gefäßen, welche vielleicht den Aortenästen entsprechen, liegt (Taf. XII, Fig. 35 C, C.ent). Dieser Kanal mündet mit einer weiten Öffnung auf der Oberfläche des Entoderms, und einer engeren Öffnung auf derjenigen des Ektoderms. In denselben Kanal mündet mit seinem vorderen Ende der in dorsoventraler Richtung ausgezogene und late- ral zusammengedrückte ektodermale Kanal mit verdiekten Wänden. Dieser Kanal geht auf den nachfolgenden Schnitten in die offene Nervenrinne über (Fig. 35 E). Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIII. Bd. v2 184 WI. Schimkewitsch. Das Nervensystem erscheint demnach im vorderen Theile in Gestalt einer Rinne, welche vorn in eine Röhre mit vertikal spalt- förmigem Lumen übergeht, während die Röhre mit ihrem unteren Ende (Neuroporus?) in den oben erwähnten, die Oberfläche des Ekto- derms mit derjenigen des Entoderms verbindenden Kanal mündet. Die erwähnte Röhre stellt wahrscheinlich die Anlage des Gehirns dar, an welchem keine Hirnblasen sich gesondert haben. Unter der Nerven- inne liegt die normal entwickelte Chorda, und unter derselben die linke intraembryonale Cölomhöhle, welche die rechte Höhle nach dem rechten Rande hin verdrängt hat, so dass das Mesenterium auf der Seite liest (Fig. 35 D). Die rechte Höhle ist von der extraembryo- nalen Höhle nicht geschieden, und beide nehmen keine große Aus- dehnung ein, während die linke Höhle von der extraembryonalen der gleichen Seite getrennt ist. Überhaupt ist das linke Cölom viel stärker entwickelt, eben so ist im hinteren Abschnitt des Keimes der linke Wourr’sche Gang vorhanden, während der rechtsseitige WOLFF- sche Gang fehlt. Im hinteren Abschnitt geht die Nervenrinne in eine röhrenförmige Erweiterung von unregelmäßig im Querschnitte dreieckiger Gestalt über (Fig. 55 E), und noch weiter nach hinten zu geht diese Erweiterung wieder in eine an der Rückenfläche liegende offene Rinne über (Fig. 35 F'), worauf sich die Rinne wiederum zu einer Röhre umwandelt (Fig. 35 G@), doch ist der Vorgang der Ver- schließung hier ein eigenartiger: ein Theil der Nervenanlage bleibt in Gestalt einer kleinen Rinne an der Oberfläche des Keimes be- stehen, während der größte Theil der Anlage abgeschnürt wird und , sich in Gestalt eines unregelmäßig dreieckigen Rohres unterhalb des Ektoderms lagert. Die Nervenanlage zerfällt demnach im hinteren Abschnitt in zwei Theile: einen oberen, welcher mit dem Ektoderm in Verbindung bleibt, und einen unteren, welcher unterhalb des- selben liegt. Von der oben erwähnten röhrenförmigen Verbreiterung geht auf dessen linker Seite noch ein hohler Fortsatz mit ovalem Lumen ab. Dieser Fortsatz (n!) ist nach vorn gerichtet und hat eine ziemliche Länge (Fig. 35 E und 7). Von derselben Erweiterung des Nerven- rohres gehen kurze seitliche Vorsprünge (rn) ab, welche mehr das Aussehen von Follikeln als von Fortsätzen haben. Die Höhlen der Follikel und des Fortsatzes stehen nicht in Verbindung mit dem Lumen der Hauptnervenrinne, aber ihre Gewebe gehen an gewissen Stellen unmittelbar in das Gewebe der Nervenanlage über. Im hinte- ren Abschnitt des Keimes bemerkt man im Inneren des Mesoderms Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 185 einzelne unregelmäßige Hohlräume, welche das in einzelne Theile zerfallene intraembryonale Cölom darstellen. Das Einführen von 1 cem 121/,0/,iger Kochsalzlösung gab folgende Resultate. In einem Fall (Nr. 111) bildete sich nach viertägiger Inceubation eine kleine Blastodermscheibe, welche jedoch eine äußerst unregel- mäßige Gestalt mit eingeschnittenen Rändern hatte, und an deren Oberfläche sich zahlreiche Falten und Einbiegungen gebildet hatten, welche bald in den Dotter hineinragen, bald über die Oberfläche emporsteigen (Taf. XIII, Fig. 38 A). Die Blastodermscheibe besteht aus einem flachen Ektoderm und einem entodermalen Syneytium mit zahlreichen Kernen und Dotterkörnchen; zwischen diesen Blättern liegen hier und da einzelne Kerne zerstreut, welche wahrscheinlich dem Mesoderm angehören (Fig. 35 DB). An einer Stelle lagert unter dem Ektoderm ein Häufchen degenerirender Zellen, wahrscheinlich ein Überrest des Keimes. In einem anderen Falle (Nr. 90) hatte sich nach viertägiger Be- brütung eine eben solche ringförmige Blastodermscheibe gebildet wie bei Nr. 105 (p. 178), aber der Ring war in einer Richtung ausgezogen und hatte die Gestalt eines S-förmig gebogenen Plättchens (Taf. X, Fig. 7). Der Keim war degenerirt; die Blastodermscheibe, oder richtiger gesagt der Gürtel, bestand aus den drei typischen Schichten, war aber in ihrer sanzen Ausdehnung der Länge nach zusammengeschlagen, so dass das Ektoderm des Gürtels sowohl nach dem Dotter, als nach außen zu gerichtet war, und die obere und die untere Platte des Ringes mit dem Entoderm gegen einander zu lagen (Taf. XI, Fig. 30). Im Mesoderm sind hier und da Gefäße zu sehen, und in der Nähe des Keimes ein extraembryonales Cölom. Das Ektoderm bildet stellen- weise Anschwellungen und massive Vorsprünge, welche zeigen, dass sein Wachsthum sich auch dann fortsetzte, als das Wachsthum der übrigen Schichten bereits unterbrochen war. Das Entoderm stellt ein unregelmäßig verdiektes Syneytium mit Dotterkörnchen dar, welche augenscheinlich zu der Zeit aufgenommen worden waren, als das Entoderm noch auf dem Dotter lag. Ein weiterer viertägiger Keim (Nr. 89) war viel weiter in der Entwicklung vorangeschritten, war aber trotzdem der Degeneration verfallen, so dass keine Möglichkeit vorlag seinen Bau zu ergründen. Von außen stellte er eine unregelmäßige Masse dar, während man sich an Schnitten davon überzeugen konnte, dass ein Amnion nicht vorhanden war, dass das Nervenrohr sich geschlossen und vorn a 186 WI. Schimkewitsch, eine Erweiterung gebildet hatte, und dass die Chorda im hinteren Abschnitt des Keimes unregelmäßige Windungen beschrieben hatte; der Bau der übrigen Organe konnte nicht aufgeklärt werden. Die Gewebe der Scheibe hatten ihre Lebensthätigkeit beibehalten, und man konnte eine eigenartige Veränderung des extraembryonalen Cöloms beobachten, welches sich als in eine Reihe von Hohlräumen von verschiedener Größe zerfallen erwies, in Folge stellenweisen Zu- sammenwachsens des Haut- und des Darmfaserblattes. Weitaus das größte Interesse verdient ein vierter, dreitägiger Keim (Nr. 57). Die Blastodermscheibe hatte circa '/, der ganzen Dotter- oberfläche umwachsen. Der Gefäßhof ist arm an Gefäßen, und letz- tere enthalten keine Blutzellen. Der Keim zeigt einen vorderen Theil, welcher von dem hinteren Theil durch eine Einschnürung abgetheilt ist (Taf. X, Fig. 8). Das Amnion ist nicht entwickelt, aber die vor- dere Entodermfalte (croissant anterieur von DuvAL) ist gut ausge- sprochen. Das Vorderende enthält einen wohlentwickelten Pharynx, welcher an seinem vorderen Ende vier blinde Fortsätze bildet; diese Fortsätze repräsentiren wahrscheinlich die Anlagen der Kiemen- säcke, welche nicht nach außen durchgebrochen und unregelmäßig angeordnet sind (Taf. XII, Fig. 36 A). Auf der Dorsalseite des Kopfes befindet sich eine offene, etwas asymmetrisch liegende Nervenrinne (Taf. XI, Fig. 36 BD, C und D). Diese Rinne verengert sich da, wo der Keim selbst schmäler wird, und erweitert sich dann zu einer breiten Platte, deren Ränder nicht nach innen eingebogen, sondern nach unten (unter die Platte) umgeschlagen sind (Fig. 36 E); im - hinteren Theile wird die Nervenanlage durch die Medullarplatten gebildet (Fig. 36 F'), während die Chorda, die Sinnesorgane und das Herz fehlen. Das Mesoderm ist nicht segmentirt, enthält keine Cölomsäcke und liegt seiner ganzen Ausdehnung nach dem Ento- derm an. Im Entoderm kann man einen unmittelbar unter der Nervenanlage liegenden Theil, ferner derselben seitlich anliegende, aus hohen Zellen bestehende Abschnitte unterscheiden; diese hohen Zellen gehen nach außen wieder in niedere Zellen und am Rande der Scheibe, wie gewöhnlich, in die verdickten entodermalen Wülste über (Fig. 36 CO’ und D.. Im hinteren Theil kann man Reste des Blastoporus erkennen, weleher wiederum in Gestalt eines engen Spaltes auftritt, aus wel- chem ein konischer, aus mesodermalen Zellen bestehender Vorsprung hervorragt (Fig. 36 F). Das Entoderm ist in diesem Bezirk nicht von dem Mesoderm geschieden. Man könnte annehmen, dass dieses Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 187 Wärzchen nur dem Mittelfeld der Primitivplatte der Reptilien, welche sich in das Darmfaserblatt fortsetzt, entspricht, während das Rand- feld, welches sich in das Hautfaserblatt fortsetzt, nicht zur Ent- wieklung kommt. Nur auf wenigen Schnitten kann man eine schwache Proliferation der Zellen im Gebiete des Blastoporusrandes bemerken. Die Verdickungen des Mesoderms in der Umgebung des Nervenrohres, welche nicht segmentirt sind und in Folge dessen selbstverständlich nicht mit Somiten verglichen werden können, werden wahrscheinlich einfach dadurch hervorgerufen, dass die primäre Leibeshöhle in der Nähe des Nervenrohres umfangreicher ist, und von dem Mesoderm ‚erfüllt wurde. Alles dieses führt mich zu der Schlussfolgerung, dass bei diesem Keim keine Theilung des Mesoderms in zwei Blätter erfolgt ist, oder dass, richtiger ausgedrückt, das Hautfaserblatt gar nicht ent- wickelt ist. Der Keim Nr. 112 zeigte nach viertägiger Incubation folgende Eigenthümlichkeiten. Die Blastodermscheibe hat die Hälfte der Dotter- oberfläche umwachsen, der Gefäßhof ist gut entwickelt, der Keim selbst ist aber in bedeutendem Maße der Degeneration verfallen (Taf. X, Fig. 9). - Vor dem Keime liegt eine von oben geschlossene, unregelmäßig ge- formte Höhle, welche weiter nach hinten in eine offene Rinne über- geht. Die Wandung dieser Höhle wird durch vielschichtiges ver- dicktes Ektoderm, darauf durch eine Schicht locker angeordneter sternförmiger Zellen mit langen Ausläufern und schließlich durch die Hautfaserschicht des Mesoderms aufgebaut. Obgleich diese stern- förmigen Zellen ihrer Gestalt nach Mesodermzellen gleichen, so er- scheint es doch wahrscheinlich, dass sie in den meisten Fällen modifieirte Ektodermzellen repräsentiren. Wenigstens unterscheiden sie sich nach ihrem Aussehen nicht sehr scharf von den tiefer liegenden echten Ektodermzellen, mit welchen sie durch Fortsätze verbunden sind (Taf. XII, Fig. 37 A). Die erwähnte Höhle stellt wahrscheinlich eine Amnionhöhle dar, weiche durch die vordere Falte gebildet und in ihrem vorderen Theil geschlossen ist; im vorderen Abschnitt des Keimes sind Anlagen der seitlichen Falten zu sehen. Auf den folgenden Schnitten erscheint in erster Linie das vor dem Gehirn liegende Herz, welches zum Theil degenerirt ist. Die übrigen Theile des Keimes sind degenerirt, doch kann man noch konstatiren, dass das Gehirn, die Hörbläschen, das Rückenmark, die Chorda, der Pharynx mit unregelmäßig gefältelten Wandungen und der hintere Abschnitt des Darmes angelegt sind. Das Cölom ist deutlich aus- 188 WI. Schimkewitsch, gesprochen, aber die Somiten sind degenerirt und die Segmentations- höhle ist verschwunden. Für die betreffende Missbildung haben wir demnach die cha- rakteristische Erscheinung, dass das Herz nach vorn verlagert ist, während die vordere Amnionkappe den Kopf nicht bedeckt, und dass augenscheinlich die Blastodermscheibe und das Amnion im Wachs- thum auch dann noch fortgefahren haben, nachdem der Keim sein Wachsthum eingestellt hat. Dagegen hat die Wandung dieser Höhle, wahrscheinlich auf Kosten des Ektoderms, eine Verdickung erfahren. Im Ektoderm dieses Bezirkes wurden karyokinetische Figuren beob- achtet, welche aber eigenartig modifieirt sind: statt der achromati- schen Spindel fand ich eine ovale helle Vacuole, an deren Polen die Chromosomen liegen. Wahrscheinlich hatte sie sich in Folge von Ansammlung von Flüssigkeit im Centrum der achromatischen Spindel gebildet, welche die sehr verfeinerten achromatischen Fasern nach der Peripherie der Vacuole gedrängt hat (Fig. 37 B). Das Einführen von 1 cem 25°/,iger Kochsalzlösung ergab nach- stehende Resultate: In einem Falle war der Keim völlig normal gebildet, hatte aber am Ende des dritten Tages nur 14 Paare Somi- ten, und auf seinen Hirnblasen waren mit großer Deutlichkeit die von Hırn gerade für das 3dstündige Stadium beschriebenen Segmente zu unterscheiden (seine Fig. 30, Taf. XXIX)!. In den übrigen Fällen wurden mehr oder weniger bedeutende Abweichungen konstatirt. In einem Falle (Nr. 6) erwies sich nach dreitägiger Incubation, dass die Keimscheibe nur 1/; des Dotters umwachsen hatte. Der Keim selbst stellte eine kleine ovale Platte dar, welche unmittelbar über einer Anhäufung des weißen Dotters lag. Die gesammte Platte repräsen- tirt die Anlage des Nervensystems in Gestalt einer vielschichtigen, ziemlich beträchtlichen Verdickung des Ektoderms, welche auf der Oberfläche des Keimes verblieben ist, wobei nur der vordere Rand der Platte leicht eingebogen ist (Taf. XII, Fig. 34). Unterhalb und außerhalb der Nervenplatte liegen, besonders im hinteren Bezirk der Scheibe, zahlreiche erweiterte Gefäße, welche fast gar keine Blut- körperchen enthalten. Im vorderen Theile findet sich eine kleine Anhäufung des Mesoderms. Das Entoderm tritt in Gestalt einer Schicht von Zellen unterhalb des Keimes auf, und geht an den Rändern der Scheibe wie gewöhnlich in die Randverdiekungen über. ! Hınv, Developmental History of Primary Segments of the Vertebrate Head. Zool. Jahrbücher. Bd. XIII. 1899. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 189 Was die übrigen Organe (Chorda, Somiten) betrifft, so konnten deren Verhältnisse nicht klargelest werden, da die Gewebe des Keimes theil- weise degenerirt waren. Die Untersuchung des Randes der Blasto- dermscheibe an der Hand von Schnitten zeigt, dass das Mesoderm sich nicht bis an den Rand selbst erstreckt, und dass dieser letztere durch das verdickte Randentoderm und das gleichfalls verdiekte vielschichtige Ektoderm gebildet wird (vgl. Taf. XI, Fig. 39 BD). Man erhält den Eindruck, als ob die Ausbreitung des Ektoderms über die Oberfläche des Dotters durch irgend etwas aufgehalten worden wäre; da aber die Ektodermzellen fortfuhren sich zu vermehren, so entstand die erwähnte mehrschichtige Verdiekung. Ein anderes Ei (Nr. 35) enthielt nach viertägiger Inceubation eine Keimscheibe, welche !/;, der Dotteroberfläche umwachsen hatte. Der Gefäßhof war entwickelt, aber nur die Gefäße des hinteren Abschnittes des Feldes enthielten die Blutkörperchen. Der Keim, dessen Gewebe zu degeneriren begonnen hatten, stellt einen unregelmäßig geformten Körper vor, welcher sich nach hinten in einen schwanzartigen Fort- satz verlängert (Taf. X, Fig. 10). Der vordere Abschnitt enthält die Anlage des Nervensystems in Gestalt einer unregelmäßigen Blase, deren untere Wandung bereits der Degeneration verfallen ist (Taf. XIII, Fig. 59 CM?), allein die Nervenanlage hat sich nicht in ihrer ganzen Ausdehnung unter das Ektoderm versenkt, sondern ein Theil ist in Gestalt einer Nervenplatte auf der Oberfläche verblieben (CM) (vgl. Taf. XII, Fig. 35 G). Hinten ist die Nervenblase (CM?) mit dem Ektoderm an zwei Punkten im Zusammenhang geblieben, von denen der hintere den Charakter eines Neuroporus aufweist (ec£.n.2), während die vordere Verbindung (eci.n.1) die Gestalt eines soliden Stranges besitzt. Das von engen, fast gar keine Blutkörperchen enthaltenden Gefäßen durchzogene Mesoderm bildet eine schwanzförmige Anhäufung am Hinterende der Blase. Eine Segmentation des Mesoderms ist nicht zu bemerken. Das extraembryonale Cölom ist wohl entwickelt, die Verhältnisse innerhalb des Keimes dagegen schwer zu unter- scheiden, da ein beträchtlicher Theil des Mesoderms der Degeneration verfallen ist. Das Entoderm ist mit den charakteristischen Randver- diekungen versehen. Das Ektoderm ist am Rande der Scheibe ver- diekt, und bildet zahlreiche solide Falten (Taf. XII, Fig. 39 D). Ähnliche Falten trifft man auch in den anderen Theilen des extra- embryonalen Ektoderms an (Fig. 39 A, R.eet). Schnitte durch den Rand der Keimscheibe zeigen, dass das Entoderm weiter als das Ektoderm, und dieses weiter als das Mesoderm angewachsen ist (Fig. 39 D). 190 WI. Schimkewitsch, Ich gehe nunmehr zur Wirkung der 33°/,igen Kochsalzlösung über. In einem Falle (Nr. 46) stellte der Keim nach 31/, Tagen eine sehr kleine Blastodermscheibe vor, welche aus gleichartigen runden Zellen mit blasenförmigen Kernen und deutlicher Neigung zur Degeneration bestand. In der Mitte ist die Scheibe dick und in den Dotter versenkt, an den Rändern dagegen geht sie in einen dünnen, stellenweise so- gar einschichtigen Saum über (Taf. XIII, Fig. 40). Im dieksten Be- zirk des mittleren Theils der Scheibe befindet sich eine unregelmäßig gestaltete excentrisch liegende Höhle, welche an eine Segmentations- höhle erinnert, und deren centraler Theil sich mit Zellen anzufüllen beginnt. An der Oberfläche des Keimes ist hier und da eine Deck- schicht mit flachen Zellen zu bemerken. In zwei Fällen (Nr. 45 und 2) enthielten die Eier nach 31/, Tagen Keime mit Anlagen der Organe (Nervenrohr oder -rinne, Chorda ete.), welche jedoch bereits der Degeneration verfallen waren. Die Gewebe der Scheibe hatten bald ihre Lebensfähigkeit beibehalten (Nr. 2), bald waren auch sie.der Degeneration verfallen. In ersterem Falle waren das Mesoderm und die Gefäße der Blastodermscheibe nur in unmittelbarer Nähe des Keimes zur Entwicklung gelangt. Ein Keim (Nr. 37), welcher nach 4tägiger Ineubation untersucht wurde, wies folgende Abweichungen auf. Der Rand der Keimscheibe, welche weniger als !/; der Dotteroberfläche umwachsen hatte, ist uneben, und die Scheibe selbst ist von rhombischer Gestalt. Der Gefäßhof ist entwickelt, aber die Gefäße enthalten fast gar keine Blutkörper- chen. Die äußere Form des Keimes ist unregelmäßig und bringt die Anordnung der Organe nicht zum Ausdruck; Schnitte dagegen zeigten folgendes Verhalten. Das Amnion ist im vorderen Abschnitte noch nicht geschlossen (Taf. XIII, Fig. 41 A), während beide Falten (die rechte wie auch die linke) an den Rändern je mit einer Ver- diekung des Ektoderms enden. Im mittleren und hinteren Abschnitt ist das Amnion geschlossen. Die Oberfläche der serösen Hülle so- wie die innere Oberfläche des Amnion weisen zahlreiche solide Falten und Verdickungen auf (Fig. 41 B, R.ect). Eben so ist auch das Ento- derm am Rande der Keimscheibe verdickt, wobei diese Verdickung des Entoderms nicht nur über den Rand des Ektoderms hinaus- wächst, sondern sich sogar bisweilen auf die Oberfläche des letzteren umschlägt, und dessen Rand bedeckt (vgl. Fig. 39 D). Alles dieses weist quf ein Hindernis in der Ausbreitung (nicht aber auf einen Still- stand im Wachsthum) des Ektoderms auf der Oberfläche des Dotters hin. Am Gehirn kann man einen vorderen Theil (Fig. 41 A, MC) Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 191 unterscheiden, von dessen unterer Oberfläche die Augenblasen ent- springen (VO). Der Abschnitt, welcher wahrscheinlich dem Zwischen- hirn entspricht, hat auf seiner Oberfläche einen wohlentwickelten unpaaren Fortsatz, welcher wahrscheinlich die Anlage der Epiphysis darstellt. Der hintere Abschnitt (Fig. 41 BD), unter welchem das winkelig nach unten umgeschlagene Chordaende liegt, ist noch nicht verschlossen und seine Höhle steht mit der Amnionhöhle in Kom- munikation. Das Rückenmarkrohr ist geschlossen und bildet eine unregelmäßise Krümmung in der Mitte seines Verlaufs, wobei hinter derselben keine Chorda mehr vorhanden ist.. Die sonstige Konfigura- tion der Nervenanlage ist völlig anormal; die Sinnesorgane fehlen vollständig. Die Gegend des Herzens und des Pharynx ist degenerirt. Die Gefäße bilden unregelmäßige Erweiterungen und enthalten fast gar keine Blutzellen. Das extraembryonale Cölom ist wohl ent- wickelt. Die intraembryonalen Verhältnisse konnten nicht aufgeklärt werden, da das Mesoderm bereits an vielen Stellen zu zerfallen und zu degeneriren begonnen hatte. Das Entoderm bildet unregelmäßige Falten und Biegungen. In einem anderen Ei (Nr. 3), welches einer Incubation von 3 Tagen ausgesetzt worden war, hatte die Keimscheibe fast !/, des Dotters umwachsen. In der Mitte des nur an einigen Stellen Blut- köperchen enthaltenden Gefäßfeldes lag ein anomaler Keim (Taf. X Fig. 11). Vor diesem lag ein kleiner Plexus von Gefäßen, welche einen größeren Durchmesser hatten als die Gefäße des übrigen Ge- fäßhofes. Schnitte lassen erkennen, dass dieses Geflecht unter einer Vertiefung liegt, welche sich in den Dotter versenkt und aus allen drei Schichten der Keimscheibe gebildet wird (Taf. XII, Fig. 43 A). Nach vorn zu schließen die Ränder der Vertiefung an einander, und letztere hat hier auf Schnitten das Aussehen eines geschlossenen Hohl- raumes. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir es hier mit einer eigenartigen Modifieirung der vorderen Amnionfalte zu thun haben, welche hier als selbständiger Abschnitt auftritt. Da an dieser Stelle die Trennung des Mesoderms in das Hautfaser- und das Darmfaser- blatt nicht ausgesprochen ist, so erscheint das Schema der Anord- nung der embryonalen Blätter anders als bei der normalen Ent- wicklung der Amnionfalten. Die auf der Zeichnung rechterseits in der Masse der Falte sichtbare geschlossene Höhle (c.end) ist mit Entoderm ausgekleidet und keine Höhle des Cöloms. Die Gefäße des Plexus stehen hinten mit denjenigen des Keimes und vorn mit den Gefäßen der Area vascularis in Verbindung. Die 192 WI. Schimkewitsch, Gewebe des Keimes haben in dessen vorderem und hinterem Abschnitt ihr normales Aussehen erhalten, im mittleren Theil dagegen haben sie angefangen zu degeneriren, und die Mesodermzellen dringen von unten in das Lumen des Nervenrohrs ein (Taf. XIII, Fig. 43 D). Im vorderen Theil des Keimes befinden sich die schwach ent- wickelten seitlichen Amnionfalten (Fig. 45 a. Im hinteren Theil sind keine Amnionfalten vorhanden. Der Rand der Keimscheibe verdient besondere Beachtung (Fig. 45 7). Das Entoderm mit seinen von Dotterkörnchen erfüll- ten Zellen hat das normale Aussehen, aber das Ektoderm. bildet in nicht allzugroßer Entfernung vom Rande zahlreiche solide Wülste. Das Hautfaser- und das Darmfaserblatt reichen nicht bis an den Rand der Scheibe, während sich das Ektoderm, sogar in Gestalt einer ein- schichtigen Platte etwas über den Rand des Entoderms hinaus er- streckt. Die erwähnten Wülste können auch in anderen Theilen des Keimscheibenektoderms beobachtet werden. Auch das Entoderm bildet unregelmäßige Falten, welche in den Dotter eindringen und in ihrem Inneren Gefäße enthalten. Es ist auch hier augenscheinlich, dass das Flächenwachsthum des Ektoderms und des Entoderms zwar vor sich gegangen ist, dass aber ihrer Ausbreitung auf der Oberfläche des Dotters ein Hindernis im Wege gestanden hat. Das Nervenrohr wird durch eine unregel- mäßige dem Gehirn entsprechende Erweiterung und das geschlossene Rückenmarksrohr repräsentirt. Am Gehirn kann man auf Querschnit- ten vier symmetrisch gelagerte Theile unterscheiden (Fig. 45 C), wobei die Ränder des Gehirnrohres an der Dorsalseite, obgleich sie bereits unter das Ektoderm versenkt sind, nicht an einander stoßen, so dass das Nervensystem im Bezirk des einzigen Hörbläschens (Fig. 43 C, VA) in Form einer Rinne auftritt. Es ist übrigens nicht ausgeschlossen, dass die obere Wandung des Nervenrohrs in Folge von Degeneration verschwunden ist. Im Rumpfabschnitt ist das Nervenrohr, unter welchem die Chorda liest und welches zugleich mit dieser letzteren von einer dünnen Mesodermschicht umgeben wird, fast überall geschlossen, und sein Lumen anormal groß. An einer Stelle (Fig. 43 D) hat das Nerven- rohr an der Unterseite eine Spalte. Ferner liegt im Rumpf links von dem Nervenrohr (Fig. 43 E und F)) ein Sack (»!) mit Auswüchsen (n2). Die Zellen dieses Sackes gleichen Ektodermzellen, und liegen bisweilen dem Nervenrohr dieht an. Was dieser Sack vorstellt, konnte nicht sicher festgestellt werden, doch kann man annehmen, Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. I. 193 dass er einem abgesonderten und unregelmäßig wuchernden Bezirk des Nervenrohrs entspricht. Der hintere Abschnitt des Nervenrohrs und der Chorda sind nach unten umgebogen, und die Chorda liegt an dieser Stelle neben dem Nervenrohr (Fig. 435 @). Das extraembryonale Cölom ist gut entwickelt (mit Ausnahme des vorderen Theiles des Gefäßhofes), während ein intraembryonales Cölom nicht zu bemerken war. Dieses letztere wurde wahrscheinlich in Folge starker Entwicklung der Ge- fäße rückgebildet. Augenscheinlich repräsentiren alle im Körper des Keimes beobachteten Höhlen Blutgefäße (V), welche eine starke Wuche- rung durchgemacht haben, aber sehr arm an Blutzellen sind. Im hinteren Abschnitt des Keimes stehen diese Gefäße in Verbindung mit den Gefäßen der Area vasculosa. Die Gefäße sind in Folge der Erweiterung ihres Lumens überall dünnwandig, und es erscheint un- möglich zu bestimmen, welcher Theil des Gefäßsystem dem Herzen entspricht. Vielleicht repräsentiren gewisse Theile des vorderen Ge- fäßplexus ein eigenartig modifieirtes und dabei verlagertes Herz’? Überhaupt ist das Mesoderm des Keimes außerordentlich schwach entwickelt und stark nach der Peripherie der ausgewachsenen Ge- fäße verlagert. Eine Anlage des Darmes ist nicht zu sehen, aber das Entoderm bildet unregelmäßige Falten, in deren Innerem Höh- lungen liegen, welche sich ihrem Charakter nach nicht von den Blutgefäßen unterscheiden, jedoch eines Endothels entbehren und keine Blutkörperchen führen. Weiter habe ich 1 cem 1°/, oder 12,5°/,iger Kochsalzlösung in Eier eingeführt, welche bereits 2 Tage bebrütet worden waren, und ließ sie sich während 2 oder 3 Tagen weiter entwickeln. Nur in einem Ausnahmefalle wurde ein normaler Keim beobachtet (welcher nach 4 Tagen das Aussehen eines 68stündigen Keimes erreicht hatte), gewöhnlich aber ruft die Einführung von Lösung in bereits bebrütete Eier eine Degeneration des Keimes hervor, und die Entwicklung kommt sehr bald zum Stillstand. Missbildungen treten dabei nicht auf, und wenn der Keim seine Umrisse verändert (z. B. sackförmig wird), so ist dies die Folge der in ihm vorgehenden Zerstörungs- processe. Bei der Degeneration erweisen sich die Blastodermscheibe und die Embryonalhüllen am widerstandsfähigsten, während innerhalb der Scheibe die Area vasculosa, und besonders der Keim der Degene- ration weniger Widerstand leisten; letzterer degenerirt zu allererst. Die Zerstörung der Gewebe im Keim, und eben so in der Area 194 WI. Schimkewitsch, vasculosa, beginnt mit dem Mesoderm (im Keim am häufigsten mit den Somiten und mit den Gefäßen in der Area vasculosa); dabei verwandeln sich die Kerne der Mesodermzellen in homogene, stark färbbare Ansammlungen abgestorbenen Chromatins. Bei der Zerstö- rung der Gefäßwandungen erfüllen die Blutkörperchen alle Höhlungen und ersetzen die degenerirenden Organe, so dass der Keim sich schließlich in einen mit Blutzellen angefüllten Sack verwandelt. Das Ektoderm und die in seiner Nähe liegenden Mesodermzellen sind am widerstandsfähigsten, während man von den inneren Organen die Umrisse des Nervenrohrs, und zwar seine oberen (dem Ekto- derm zunächst liegenden) Bestandtheile am längsten unterscheiden kann. In dem Nervenrohr beginnt die Degeneration außerordentlich früh, und diese Widerstandskraft kann nur durch die Mächtiskeit und Dicke seiner Wandungen erklärt werden. In der Blastoderm- scheibe und der Area vasculosa zeigt sich das Entoderm am widerstandsfähigsten, welches sich im Process der Aufnahme von Dotter, und folglich in dem günstigsten Ernährungszustand befindet; doch treten die allerersten Anzeichen degenerativen Charakters, und zwar die blasenförmige Gestalt der Kerne, die Bildung eines Syn- eytiums (in anderen Fällen der Übergang zur direkten Kerntheilung) im Dotterentoderm bisweilen schon dann auf, wenn alle übrigen Gewebe noch fast normal sind. Die Wirkung der 1°/,igen Kochsalzlösung kommt, abgesehen von der Verzögerung in der Entwicklung und der Degeneration des Keimes und des Zerreißens der Blastodermscheibe (gürtelförmige Scheibe) auf folgende Erscheinungen hinaus: 1) Stillstand in der Entwicklung des Amnions, Verdoppelung der Amnionfalten und eigenartige Modifikationen des Amnions bei gleich- zeitigem Fehlen eines Keimes. | 2) Unregelmäßige Krümmung des Keimes und seiner einzelnen Organe. 3) Unvollständige Schließung der Nervenanlage und ihre Defor- mationen (Bildung von Falten, Auswachsen, Zerfall in Theile). 4) Unvollständige Entwicklung des Gehirns, der Sinnesorgane, der Kiemensäcke u. a. m. 5) Verlagerung des Herzens nach vorn, und bisweilen unvoll- kommene Entwicklung desselben. 6) Erweiterung der Gefäße und Verminderung der Quantität der Blutzellen sowohl in relativer als in absoluter Hinsicht. 7) Vergrößerung der primären Leibeshöhle. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 195 8) Unvollständige Entwicklung des hinteren Rumpfabschnittes, und asymmetrische Entwicklung der Organe (Cölom, Pharynx, Sinnes- organe). Die Wirkung einer 12,5°/,igen Salzlösung ist ähnlich derjenigen einer 1P/,igen Lösung. Wie diese ruft sie die Degeneration des Keimes und die Bildung einer gürtelförmigen Scheibe hervor, jedoch ' bildet die Blastodermscheibe dabei Falten und Einbiegungen und ist überhaupt deformirt. Die ungleichmäßige Hemmung in der Entwick- lung der verschiedenen Blätter führt zur Entstehung von Wülsten auf dem Ektoderm. Eine Verlagerung des Herzens nach vorn wurde bei Einwirkung dieser wie jener Lösung beobachtet. Die Wachsthums- hemmung im hinteren, aus mehr indifferenten Zellen bestehenden Abschnitt des Keimes Nr. 57 (Taf. XII, Fig. 36), welche zur Nicht- entwicklung des Hautfaserblattes und der Chorda führt, erinnert an die Entwicklungshemmung im hinteren Rumpfabschnitt des Keimes Nr. 82 (Taf. XI, Fig. 31), doch ist der Stillstand hier auf einem frühe- ren Stadium erfolgt, als bei Nr. 82. Der Nichtverschluss des Nervenrohres ist ebenfalls eine Erschei- nung, welche bereits bei der Wirkung von beiden Lösungen beob- achtet wurde. Sieht man von der Theilung des extraembryonalen Cöloms in Nr. 89, und von der Abtrennung dieses Cöloms von dem intraembryonalen Ei Nr. 115 ab, so übt die 12,5°/,ige Lösung genau dieselbe Wirkung aus wie die 1°/,ige, nur ist diese Wirkung be- deutend energischer und wird von der Krümmung und Deformirung einzelner Theile der Scheibe und des Keimes begleitet. Die Einführung 25°/,iger Lösung bewirkt so bedeutende Degene- ration der Gewebe des Keimes, dass es ganz unmöglich wird sich die Verhältnisse der Organe klar zu machen, doch scheinen die Abwei- chungen darin zu bestehen, dass die Nervenanlage sich nicht schließt, oder dass dieselbe nur in ihrem hinteren Abschnitt unter dem Ekto- derm versenkt wird und sich schließt, während der übrige Theil an der Oberfläche verharrt (Nr. 35). Diese Wirkung wird bisweilen auch bei Einführung von 1°/,iger Lösung beobachtet (Nr. 115). Eben so kam eine Erweiterung der Gefäße, eine unvollständige Entwicklung des Amnions und ein Stillstand in der Ausbreitung des Randes der Blastodermscheibe zur Beobachtung, d. h. Erscheinungen, welche bei der Einwirkung schwächerer Lösungen eintreten. Die Einwirkung 33°/,iger Lösung ruft eine Degeneration des Keimes, und bisweilen der ganzen Scheibe hervor; hier und da resultirt ein Entwicklungsstillstand auf einem sehr frühen Stadium, 196 WI. Schimkewitsch, dessgleichen eine Erweiterung der Gefäße, eine Deformation des Nervenrohrs, welche bisweilen von einer Erweiterung seines Lumens begleitet wird, und schließlich ein Stillstand in der Ausbreitung des Blastodermscheibenrandes und des Amnions. Man darf vermuthen, dass in diesen sowohl, wie in den vorhergehenden Fällen der Aus- breitungsstillstand dieser Theile gerade von dem Wachsthumsstillstand des Mesoderms abhängig war, da das Entoderm ebenfalls Neigung zeigt Falten zu bilden (Nr. 37) und an Dicke zuzunehmen. Die Einführung von 1°/, oder 12,5°/,iger Lösungen in Eier, welche bereits bebrütet worden waren, ruft eine Degeneration des Keimes hervor, und diese Erscheinung bestätigt die von früheren Forschern aufgestellte Regel, dass nämlich die Wirkung der Lösungen um so kräftiger ist, je weiter die Entwicklung des Keimes bereits vor sich gegangen ist (Wırson, 1897, siehe den allgem. Theil). 4. Saccharum uvicum. Die Einführung von 1 cem 25°/,iger Traubenzuckerlösung vor der Bebrütung ruft entweder eine bisweilen recht unbeträchtliche Entwicklungshemmung hervor, öfters aber Abweichungen, welche weiter unten beschrieben werden sollen. Zwei Keime erreichten nach siebentägiger Bebrütung das unge- fähre Alter von 46—52stündigen normalen Keimen, ein anderer Keim entsprach nach 6 Tagen dem 96stündigen Stadium. Die Einführung von 2 cem 25°/,iger Lösung führt augenschein- lich schon in den ersten Tagen zu einem vollständigen Stillstand der Entwicklung und zur Degeneration. Die Einführung von 2 cem 25°/,iger Lösung von Traubenzucker in Eier, welche einer vorher- gehenden zweitägigen Bebrütung unterworfen worden waren, ruft keine scharf ausgesprochenen Abweichungen hervor, obgleich bis- weilen einige Verzögerungen in der Entwicklung und anormale Krüm- mungen des Keimes beobachtet wurden. So entsprach in einem Fall der Keim nach 5 Tagen (vom Beginn der Bebrütung an gerechnet) annähernd einem 60stündigen normalen Keim. Ein anderer Keim war zwar in der Entwicklung nicht zurückgeblieben, aber sein hinterer Theil war umgebogen, so dass er mit der rechten und nieht mit der linken Seite dem Dotter zugewendet war, und die Allantois nicht auf der rechten, sondern auf der linken Seite lag. Ein dritter, 5 Tage alter Keim war fast normal, und das Zurückbleiben in seiner Ent- wicklung lag innerhalb der bei normalen Bedingungen beobachteten Schwankungsgrenzen. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 197 Bei Einführung von 1 cem 25°/,iger Lösung vor der Bebrütung ist die Entwieklungshemmung an einem Ende des Keimes oft schärfer ausgesprochen als an seinem anderen Ende. So zeigte ein Keim nach dreitägiger Incubation eine sichtbare Hemmung der Entwicklung seines vorderen Abschnittes. In diesem Keim konnte man 18 Somite unter- scheiden (Taf. X, Fig. 12), was einem annähernd 35-—40stündigen Stadium entspricht, während der Kopf sich auf dem Stadium eines 30stündigen Keimes befand, wobei die Rückennaht des Nervenrohrs nicht nur nicht zugewachsen ist, sondern eine weite Öffnung gebildet hat. Das Amnion bedeckt schon das zweite Somitenpaar. Die Blasto- dermscheibe war sehr klein. Von den nach Einführung von 1 cem 25°%,iger Lösung im Ei- weiß erhaltenen Missbildungen werde ich drei Fälle beschreiben, von welchen zwei ein und demselben Typus angehören. In einem Fall (Nr. 107) wurden nach viertägiger Incubation folgende Verhältnisse beobachtet. Das Gefäßfeld war gut entwickelt und das Herz pulsirte, aber der Keim wies beträchtliche Anomalien auf (Taf. X, Fig. 14). Das Herz lag außerhalb des Keimes, war be- deutend nach links verlagert, und befand sich, wie das Studium von Schnitten erwies, in dem extraembryonalen Cölom. Der ganze Keim war nach der rechten, und nicht nach der linken Seite gewendet. Der Kopfabschnitt zeigte äußerlich eine außerordentliche Entwicklung. Von den Extremitäten waren die vordere linke und die hintere rechte sut entwickelt; die hintere linke Extremität war schwächer ent- wickelt als die hintere rechte, während die vordere rechte gar nicht entwickelt war. Das Amnion war gut und normal entwickelt. Die Allantois fehlte vollständig. Alle Gewebe waren lebend, die karyo- kinetischen Figuren, namentlich in den Nervenanlagen, zahlreich ver- treten. Das Studium der Schnitte ergab folgende Resultate. Das Gehirn und der vordere Abschnitt des Rückenmarks waren nicht nur nicht verschlossen, sondern hatten die Gestalt einer breiten Platte, welche die ganze dorsale Oberfläche des Keimes bedeckte (Taf. XIV, Fig. 45). In dem Kopfabschnitte dieser Platte hat die Faserschicht an ihrer unteren Oberfläche sich zu differenziren begonnen. Die Platte hatte zwei asymmetrisch gelagerte und unregelmäßig gestaltete Ver- tiefungen gebildet (Fig. 45 A, D) (eine rechte, kleinere, weiter nach vorn zu, und eine linke, größere, mehr nach hinten zu liegende), welche stellenweise (auf Schnitten) die Gestalt verschlossener unregel- mäßig gestalteter Röhren haben (VO). Das Nervengewebe hatte an einigen Punkten Anhäufungen einzelner Follikel (Fig. 45 A und D) 198 WI. Schimkewitsch, mit kleinen inneren Hohlräumen gebildet. Es ist kaum anzunehmen, dass diesen Follikeln irgend welche morphologische Bedeutung zu- kommt, und sie verdanken ihre Entstehung höchst wahrscheinlich rein mechanischen Wachsthumsbedingungen. Eine solche breit-platten- förmige Gestalt hat das Rückenmark sogar im Niveau der Abgangs- stelle der Lungenanlagen (Fig. 45 E). Weiter nach hinten zu ist das Nervenrohr zwar offen, nähert sich aber der normalen Gestalt; zu seinen Seiten liegen deutliche Anlagen der Ganglien. Im allerhinter- sten Abschnitt (Fig. 45 F') ist das Rohr geschlossen, ist aber im Niveau der hinteren Extremitäten nach der Seite gedreht, indem die Rückennaht leicht nach der rechten Seite hin gewendet ist; dabei ist noch eine ununterbrochene Ganglienplatte vorhanden, welche stellenweise in das Lumen des Rohres hineinragt und die auf der rechten Seite liegende Rückennaht mit ihrer Masse verstopft. Dies ist mit besonderer Deutlichkeit im Bezirk der kleinen, durch das Nervenrohr in seinem hinteren Abschnitt gebildeten Erweiterung zu sehen. An der Unterfläche des Kopfes (Fig. 45 A) findet sich eine mit hohem Ektoderm ausgekleidete Vertiefung. In ihrem vorderen Ab- schnitt hat diese Vertiefung große Ähnlichkeit mit der Anlage der Linse, weiter nach hinten geht sie in eine breitere, aber weniger tiefe und mit dünneren Wandungen versehene Vertiefung über (DB). Die erwähnte Vertiefung erstreckt sich über eine sehr bedeutende Entfernung hin und repräsentirt, wie man annehmen muss, die außer- ordentlich ausgewachsene Anlage der rechtsseitigen Linse. Die zu derselben herantretende, unregelmäßige Fortsätze und Vor- sprünge bildende Vertiefung der Nervenanlage (VO) muss als die Anlage der rechtsseitigen Augenblase aufgefasst werden, welche sich durch Wucherung stark ausgebreitet hat. Eine andere Vertiefung des verdick- ten Ektoderms, welehe von der unteren Kopffläche, hinter der rechten Kiemenspalte, abgeht, und mit ihrem blinden Ende an die Vertiefung der Nervenplatte herantritt, repräsentirt das rechtsseitige Gehörbläs- chen (Fig. 45 Cu. D), welches jedoch auch durch Wucherung ver- größert ist und seine Gestalt verändert hat. Man darf nicht ver- gessen, dass die seitlichen Portionen des Kopfektoderms durch das Wuchern der Nervenplatte nach unten verschoben werden und zu unteren Partien geworden sind, wodurch auch der Abgang des Ge- hörbläschens von dem Ektoderm der unteren Oberfläche erklärt wird. Die Chorda beginnt erst hinter dem Niveau des Abgangs der Lungenanlagen, und liegt Anfangs unter der rinnenförmigen, am linken Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 199 Rande gelegenen Vertiefung der Nervenanlage, weiter nach hinten — unterhalb der Nervenrinne, und im hinteren Rumpfabschnitt auf der linken Seite des Nervenrohrs. Im Rumpfe sind die Muskelplatten, der Worrr’scheGang und die Nephridialkanälchen deutlich ausgeprägt. Die Gefäße sind gut entwickelt, liegen aber oft asymmetrisch, und bald verengt, bald plötzlich erweitert, verschmelzen bisweilen mit einander, und verändern ihre Lage so sehr, dass es oft recht schwer wird ihre Bedeutung zu erkennen. Augenscheinlich stellen die zahl- reichen kleinen, auf der Dorsalseite unter der Nervenplatte liegenden Gefäße (Fig. 45 C-E) die vorderen und die hinteren Kardinalvenen vor, welche in kleinere Stämme zerfallen sind (vgl. den folgenden Keim). Der Pharynx ist gut entwickelt, seine Höhle ist stellenweise er- weitert und die Mundbucht, von ungeheurer Größe, steht in weiter Verbindung mit dem Pharynx. Die Wandung der Mundbucht bildet zwei Vorsprünge, von denen der rechte sehr lang ist, und welche mit ihren blinden Enden nach der Dorsalseite zu gerichtet sind. Rechts sind vier Kiemensäcke zu sehen, von welchen der hintere noch nicht nach außen geöffnet ist; die Wände der Kiemensäcke, be- sonders diejenige des vorderen, haben sich durch Wucherung aus- sebreitet und eine unregelmäßige langgestreckte Gestalt erhalten. Links sind augenscheinlich nur zwei Säcke entwickelt, der dritte und der vierte, und der letztere besitzt noch keine Spalte. Die rechtsseitigen Kiemensäcke liegen seitlich, während die linksseitigen nach der unteren Oberfläche des Keimes verschoben sind. Die Anlagen der Schilddrüse, der Lungen und der Leber sind vorhanden (Fig. 45 E). Der Darm verengt sich jedoch allmählich nach hinten zu und endet blind ohne eine Allantois zu bilden. Die unregelmäßig ge- stalteten Höhlen, welche in dem hinteren Abschnitte des Embryo zu sehen sind, stellen Abschnitte des Cöloms vor. Die hauptsächlichste Eigenthümlichkeit der in Rede stehenden Missbildung besteht demnach darin, dass die Nervenplatte eine un- Sseheure Ausdehnung erhalten hat, und die Anlagen der Sinnesorgane einer Seite (Linse und Gehörbläschen), wenn unsere Deutung dieser Organe ‚richtig ist, gleichfalls durch Wucherung außerordentliche Dimensionen angenommen haben. Ein anderer viertägiger Keim (Nr. 106) zeigte folgende Eigen- thümlichkeiten: Die Area vasculosa enthielt nur an einer Stelle am Rande rothes Blut, während die übrigen Gefäße sowie der Keim selbst blutleer waren. In der That zeigte das Studium der Schnitte, dass die enorm geschwollenen Gefäße beinahe gar keine Blutkörper- Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIII. Bd. 14 200 "WI. Schimkewitsch, chen enthalten, und solche nur hier und da in den kleineren Gefäßen des Gefäßfeldes zu sehen sind. Der Keim (Taf. X, Fig. 13) ist anormal gebildet, aber seine Gewebe sind lebensfähig und haben ein normales Aussehen. Die seitlichen Amnionfalten sind vorhanden, die linke ist stärker entwickelt, und ihr Rand bildet eine typische aber recht vergrößerte Ektodermverdickung (Taf. XIII, Fig. 44 A). Die Kopf- falte fehlt, während die Schwanzfalte nicht über den Keim herauf- gebogen ist, sondern unter demselben liest (Taf. XIV, Fig. 44 D). Augenscheinlich ist der Keim über diese Falte hinweggewachsen und hat sie mit seinem Schwanzabschnitte bedeckt. Die Extremitäten sind vorhanden, allein nur diejenigen der rechten Seite sind gut entwickelt (Taf. XII, Fig. 44 C). Was die Extremitäten der linken Seite betrifft, so ist die hintere nur schwach ausgebildet, während die vordere gar nicht zur Entwicklung gelangt ist. Der Keim liegt bereits nach der linken Seite hin umgewandt da. Der vordere Theil der Nervenanlage bildet komplieirte Falten und unregelmäßige Auswüchse und bleibt, wie aus Schnitten ersicht- lich ist, offen (Taf. XIII, Fig. 44 A u. 5). Vielleicht haben einige dieser Vorsprünge auch eine morphologische Bedeutung, doch ist es im Hinblick auf die verwickelte Lage und die große Anzahl der von den Wandungen der Nervenanlage gebildeten Falten unmöglich deren Wesen zu begreifen. Jedenfalls nimmt die Nervenplatte eine unge- heure Ausdehnung ein und bildet im vorderen Abschnitte des Keimes den größten Theil seiner dorsalen Oberfläche. An ihrer inneren Fläche ist stellenweise eine faserige Schicht ab- gesondert. Im Bereich des Rumpfes bleibt die Nervenrinne ebenfalls offen (Fig.44C)) und ist nur hinten röhrenförmig verschlossen (Fig.44D), wobei der Verschluss in etwas anormaler Weise vor sich geht, wie dies aus der Fig. 44 E erhellt. Die obere Wand des Nervenrohrs, welches ein T-förmiges Lumen besitzt, besteht Anfangs aus einer Reihe niedriger ektodermaler Zellen. Es ist ein rechtsseitiges, etwas vergrößertes und mit verdickten Wänden versehenes Gehörbläschen (Fig. 44 B) vorhanden, während das linke Bläschen fehlt und an seiner Stelle (etwas hinter dem rechten Bläschen) der hohle Fortsatz des Nervenrohrs liest. In seinem hintersten Abschnitte hat das Nervenrohr eine normale Gestalt. Im Rumpfabschnitt sind die Anlagen der Ganglien ent- wickelt. Die Chorda ist entwickelt, aber in dem Nackenabschnitte ist ihr vorderer Theil ganz abgetrennt und liegt etwas tiefer, als vollständig selbständiges Stück. Überhaupt verläuft die Chorda von Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 201 dem Nervenrohr entfernt und ist von diesem stellenweise sogar durch ein Gefäß geschieden (Fig. 44 C). Die Mundspalte, der Schlund, die Kiemensäcke sind entwickelt; von den letzteren sind auf der linken Seite zwei, auf der rechten drei vorhanden, indem der hinterste linke Sack nicht zur Entwick- lung gelangt ist. Eben so ist auch nur die Anlage der rechten Lunge gut entwickelt, während die linke Lunge kaum angedeutet ist. Eine Leberanlage ist vorhanden. Der Mitteldarm steht in offener Ver- bindung mit der Dotterblase; hinter dieser Stelle ist der Darm gar nicht entwickelt, so dass im hinteren Rumpfabschnitte nicht einmal eine Andeutung davon zu sehen ist. Natürlich fehlt auch die Allantois. Das Blutgefäßsystem zeigt folgende Eigenthümlichkeiten: das Herz liegt etwa auf derselben Stelle, welche es bei 2tägigen normalen Keimen inne hat (Fig. 44 C). Die Aortenstämme sind außerordentlich erweitert, während die vorderen Kardinalvenen durch ziemlich zahl- reiche, unmittelbar unter der Nervenplatte liegende Gefäße repräsen- tirt sind. Im hinteren Körperabschnitte sind die WoLrr’schen Gänge entwickelt, von denen der rechte sich sehr weit nach hinten erstreckt; eben so sind Anlagen der Nephridialkanälchen und der Geschlechts- drüsen vorhanden. Das Mesoderm und die sekundäre Leibeshöhle sind auf der rechten Seite stärker entwickelt. Im hinteren Theil des Rumpfes sind einige unregelmäßig angeordnete Abschnitte der das Cölom repräsentirenden Höhlungen zu sehen. Das Wuchern der Nervenanlage und der Anlagen der Sinnes- organe, die Erweiterung der Gefäße, die theilweise oder völlige Ver- lagerung des Herzens außerhalb des Keimes und die Entwicklung gewisser Organe nur auf einer Seite — alles dieses sind Merkmale, welche beide eben beschriebenen Missbildungen mit einander gemein haben. Ein dritter Keim zeigte nach 6tägiger Bebrütung folgende Eigen- thümlichkeiten. Die Blastodermscheibe hat ?/; der Dotteroberfläche umwachsen, aber ihr Rand ist außerordentlich unregelmäßig und mit enormen Vertiefungen und Vorsprüngen versehen. Von außen ge- sehen (Taf. X, Fig. 15) lässt der Keim den Kopf- und den Rumpf- abschnitt erkennen. Der Kopfabschnitt ist von ovaler Gestalt und zeigt ein einziges Auge auf der rechten Seite. Von den Kopfver- diekungen besteht die vordere, mit Msd bezeichnete, aus einer ein- fachen Anhäufung des Mesoderms, während die mit & bezeichnete unaufgeklärt geblieben ist. Der Rumpfabschnitt zeigt einen mitt- leren Theil, in welchem das Nervenrohr durchschimmert, und stark 14* 202 | WI. Schimkewitsch, entwickelte Seitentheile, welche enorme Erweiterungen der Blutgefäße erkennen lassen. Die Oberfläche dieser Seitentheile weist zwei große Vorsprünge auf (Taf. XIV, Fig. 46 F'), unter welchen erweiterte Ge- fäße liegen, und welche in die Basis des vorderen Extremitätenpaares (MA) übergehen. Von den beiden Extremitäten ist die eine nach hinten, die andere nach vorn gerichtet. Das hintere Extremitäten- paar fehlt. Die Muskelplatten sind im mittleren Rumpftheil in Folge der Verbreiterung der Seitentheile der Quere nach außerordentlich ausgezogen und haben die Gestalt schmaler, langer querverlaufender Streifen (Taf. X, Fig. 15). Das Blut ist roth, die Gefäße der Area vasculosa schwach entwickelt. Im vorderen und hinteren Absehnitt sind fast alle Gewebe normal, in der Mitte dagegen hat die Degene- ration bereits begonnen. | Das Studium von Querschnitten ergab Folgendes: Das vordere Ende des Keimes (Taf. XIV, Fig. 46 A) ist durch eine starke Erweite- rung des Gefäßes eingenommen: rechts (Fig. 46 B) liegt die Anlage eines Auges, bestehend aus einer ektodermalen Blase (Or) und einer kleinen primären, nicht ganz normal gestalteten Blase (Vo). Diese Anlage ist ganz getrennt vom Nervenrohr. Vom vorderen Theile der Chorda hat sich ein kleines Stück losgetrennt und liegt im vorderen Theile des Keimes (Fig. 46 B, Ch); das Gewebe der Chorda beginnt bereits zu degeneriren. Auf den folgenden Schnitten (Fig. 46 ©) sehen wir außer den erweiterten Gefäßen (Dorsal- und Ventralgefäß) auch noch den Pharynx, dessen Wandung stellenweise bereits dege- nerirt ist und auf dem Rücken ein völlig isolirtes, ziemlich langes Bruchstück des Nervenrohrs (MC), welches in Folge der Hemmung des Wachsthums ein verhältnismäßig geringes Kaliber beibehalten hat und mit seinem hinteren Ende auf die rechte Seite verlagert ist (Fig. 46 C, D). Auf den folgenden Schnitten (EZ, F) sehen wir das auf der rechten Seite liegende Herz und auf der linken Seite den hinteren Abschnitt des Nervenrohrs; dieser Abschnitt hat einen bedeutend srößeren Durchmesser als der vorhergehende Theil des Rohrs, und seht dann auf die Medianlinie der Dorsalseite über. Im Halsabschnitt, da wo das vordere Ende der Chorda beginnt, hat das Nervenrohr einen kleinen nach hinten gerichteten Fortsatz. Im Rumpfabschnitt (Fig. 46 F) sind die-Gefäße "ebenfalls stark erweitert und ihre An- ordnung ist nicht normal. Im hinteren Ende weisen die Somiten noch deutliche Höhlungen auf, "aber das Nervenrohr verläuft nicht bis zu dem hintersten Ende, wo die Fläche des Querschnittes nur von der Chorda und den Somiten eingenommen wird. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. I. 203 Die Gefäße enthalten eine verhältnismäßig bedeutende Anzahl von Blutkörperchen, welche sich im unteren Theile der Gefäße näher zur Ventralseite angesammelt haben, was dadurch zu erklären ist, dass das Herz nicht mehr pulsirte. Ein beträchtlicher Theil der Blutzellen weist stark aufgetriebene, von Zellsaft überfüllte blasenförmige Kerne auf (Taf. XVI, Fig. 69 Au. D); die Chromatin- elemente dieser letzteren liegen ziemlich weit von- einander entfernt. | Die Wirkung der Zuckerlösungen ruft demnach außer einer all- gemeinen oder partiellen (im vorderen Abschnitte des Keimes) Ver- zögerung in der Entwicklung noch folgende Erscheinungen hervor: 1) Hemmung in der Entwicklung des Amnion und ungleich- mäßiges Wachsthum des Randes der Blastodermscheibe. 2) Unregelmäßige Krümmung des Keimes und dessen abnorme Drehung. 3) Hemmung in der Entwicklung, oder schwächere Entwicklung der Organe einer Körperseite (Extremitäten, Sinnesorgane, WoLrr’sche Gänge, Lungen). 4) Deformation der Nervenanlage; deren Nichtverschluss und außerordentlich starke Wucherung in der Querrichtung; bisweilen auch Theilung der Nervenanlage in unabhängig liegende Theilstücke. 5) Wucherung der Linse und der Gehörbläschen, sowie der Mundbucht. 6) Erweiterung der Gefäße und Zerfall der Venenstämme in kleinere Gefäße. 7) Verdrängung des Herzens in das extraembryonale Cölom. 8) Hemmung in der Entwicklung des hinteren Darmabschnittes und der Allantois. 9) Hemmung in der Entwicklung einzelner Organe (hintere Ex- tremitäten, Sinnesorgane, Hirnblasen, Blutzellen ete.). 10) Verlagerung verschiedener Organe, z. B. des Nervenrohrs, der Chorda (bisweilen Abtrennung eines Theilstückes von dem vor- deren Ende der letzteren) ete. Außerdem treten noch andere Abweichungen von geringerer Wichtigkeit auf. 9. Jodkalium. Die Einführung von 1 cem 20°%/,igen Jodkaliums in Eier, welche zweitägige Keime enthalten, wird von den letzteren die erste Zeit über augenscheinlich gut vertragen. Viertägige Keime waren in solchen Eiern 204 Wl. Schimkewitsch, vollständig normal, am fünften Tage aber konnte man schon den Beginn von Degeneration bemerken. Die hierbei auftretenden Ab- weichungen betreffen den Stillstand und Veränderungen im Verschluss des Amnions. Betrachtet man den Keim (Nr. 266; 41/, Tage) von außen, so bemerkt man auf der Rückenseite im Amnion eine runde Öffnung mit dunklen Rändern, welche hinter dem vorderen Extremi- tätenpaare, d. h. näher als gewöhnlich zum vorderen Ende des Em- bryos, liegt !. Die Untersuchung dieses Amnionbezirkes an der Hand von Schnitten ergab folgende Resultate: In der Nähe der Öffnung hat sich vorn ein mesodermales Mesenterium erhalten, welches das Am- nion mit der Serosa verbindet (Taf. XIV, Fig. 47 A). Weiter hinten findet man eine breite sekundäre Mesodermnaht (Fig. 47 B). Näher zu der Öffnung verbindet diese Mesodermnaht das verdickte Ektoderm der Serosa mit dem eben so verdickten Ektoderm des Amnion (Fig. 47 C). Schnitte, welche im Gebiete der Öffnung selbst geführt wurden (Fig. 47 D), zeigen, dass ihre Ränder außerordentlich verdickt sind, und dass diese Verdickungen, wie beim normalen Embryo, augenscheinlich nur durch das Ektoderm gebildet werden. Hinter der Öffnung (Fig. 47 E) findet sich wie vorn eine ähnliche mesodermale Naht. Von den Seiten und von hinten wachsen in die Mesodermmasse dieser Naht Auswüchse der Cölomhöhle ein, welche auf Schnitten bisweilen die Gestalt abgeschlossener Hohlräume annehmen (7). Eine bemerkenswerthe Eigenthümlichkeit dieses Bezirkes be- steht darin, dass sein Ektoderm ein energischeres Bestreben zu Wucherungen zeigt, wie das Mesoderm. Das Ektoderm der Serosa bildet hinter der Öffnung (Fig. 47 E, F') zahlreiche Längswülste, während das Ektoderm des Amnions sehr verdickt ist (Fig. 47 D) und stellenweise zottenartige Vorsprünge bildet (Fig. 47 ©, R.eet). Es ist augenscheinlich, dass die Hemmung im Zusammenwachsen der Amnionfalten durch die Verzögerung im Wachsthum des Mesoderms hervorgerufen wurde. Diese Verzögerung wurde wie immer von An- schwellungen und Verdiekungen der Ränder der Ektodermfalten be- gleitet. Das Einführen eines gleichen Quantums derselben Koncentration 1 Vgl. HiROTA, 1. ec. 1899. Taf. XV, Fig. 4 und Taf. XVI, Fig. 41. Normaler- weise verschließt sich diese Öffnung zwischen 75 und 85 Entwieklungsstunden. Bei der Verwachsung der Amnionränder bildet sich, nach HırorA’s Beobach- tungen, eine primäre Ektodermnaht (»sero-amniotie connection«), welche durch eine sekundäre Mesodermnaht ersetzt wird. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 205 in noch unbebrütete Eier hat entweder einen Stillstand auf den ersten Stadien zur Folge, wobei kleine Blastodermscheiben, welche schon am vierten Tage der Degeneration verfallen, zur Bildung kommen, oder aber die Entwicklung schreitet weiter vor, aber dabei wird ein allgemeiner Entwicklungsstillstand beobachtet (so entspricht z. B. in der Mitte des vierten Tages der Keim einem 38—40stündigen), oder aber es treten abnorme Abweichungen auf. So hatte in einem Ei (Nr. 150) der Keim nach dreitägiger Inceu- bation nur 24 Somite, das Amnion bedeckte kaum den vorderen Theil des Kopfes und das Blastoderm hatte weniger als die Hälfte der Dotteroberfläche umwachsen. Der Keim zeigt nicht die charakteristische Drehung nach der linken Seite und ist mit seiner Ventralseite dem Dotter zugewendet seblieben (Taf. X, Fig. 16), aber die vordere Hirnblase mit den pri- mären Augenblasen liegt bedeutend höher als die mittlere Hirnblase. Die Ähnlichkeit mit Keimen, welche sich in verdünntem Eiweiß entwickelt haben, zeigt sich auf Schnitten, und zwar weisen die Aorta, Aortabogen und die Venae cardinales anteriores eine bedeutende Erweiterung ihres Durchmessers auf. In den Gefäßen der Area vas- culosa sind ziemlich viele Blutkörperchen enthalten, aber in den er- weiterten Gefäßen des Keimes ist ihre Zahl nur gering. Auch das Lumen des Nervenrohrs ist in dessen vorderem und hinterem Ab- schnitt erweitert (Taf. X, Fig. 16). Die primäre Leibeshöhle ist eben- falls erweitert, was auf einen Stillstand des Wachsthums beim Meso- derm hinweist. Im vorderen Theil, zwischen den Aortenästen und dem Pharynx, befindet sich ein beträchtlicher dreieckiger Abschnitt der primären Leibeshöhle, welche ihre größte Entwicklung jedoch im Rumpftheil erreicht (Taf. XIV, Fig. 48), wo das Nervenrohr, die Urwirbel und die übrigen Organe alle durch beträchtliche Zwischenräume von einander getrennt sind. Eine interessante Abweichung zeigte das Herz dieses Keimes. In seinem hinteren Theil waren seine beiden Hälften nicht vollstän- dig mit einander verwachsen, und die Muscularis der beiden Hälften hatte die Gestalt zweier Rinnen. Das Endocardium beider Hälften aber hat in dieser Gegend auf Schnitten die Gestalt zweier ge- schlossener Blasen. In dem anderen (Nr. 131) Falle, nach drei- tägiger Bebrütung, hat sich eine kleine Blastodermscheibe (1/, der Dotteroberfläche) mit unebenen Rändern entwickelt; der Keim lag asymmetrisch, näher einem der Ränder zu. Die Area vasculosa war 206 WI. Schimkewitsch, entwickelt, enthielt aber nur sehr wenig Blut. Der Keim hat die Gestalt einer ovalen, ziemlich breiten Platte (MC), welche inmitten der unregelmäßige Umrisse zeigenden Area pellueida liest (Taf. XI, Fig. 18). Hinter dem Keim sieht man einen halbmondiuT A Be- zirk, welcher des Mesoderms entbehrt (Fig. 18 2). Im hinteren Abschnitt des Keimes bemerkt man die bien Primitivfurche (pp), in seinem vorderen Theil den Pharynx (P%). Vor dem Keim liegt eine Verdickung des Mesoderms, welche im Inneren eine Höhle enthält (Msd); die Bedeutung dieser Verdickung ist mir unklar geblieben (Taf. XIV, Fig. 50 E, CUms). Schnitte durch die Primitivfurche (Taf. XV, Fig. 50 A) zeigen, dass man in derselben ein inneres, dem Darmfaserblatt seinen Ur- sprung gebendes (ZF), und ein äußeres (AP), dem Hautfaserblatt seinen Ursprung a Feld (vgl. Taf. XII, Fig. 36 F') unter- scheiden kann. Das extraembryonale Cölom ist gut rei: eben so bemerkt man auch zwischen dem Haut- und dem Darmfaserblatt im Gebiet der Primitivfurche eine kleine spaltförmige Höhle (Fig. 50 A, PPJ). Schnitte, welche weiter vorn geführt wurden (Fig. 50 B und C), zeigen, dass die ganze ovale, den Rücken des Keimes bildende Platte, die Nervenanlage vorstellt, welche auf der Oberfläche geblieben ist und keine Rinne, sondern nur eine schwache Vertiefung gebildet hat. Die Chorda scheint zu fehlen. Ich sage sie scheint zu fehlen, da der mittlere Theil des Keimes schon zu degeneriren begonnen hat und, obgleich die Organe noch zu unterscheiden sind, die Gewebe doch bereits ein anormales Aussehen haben. Die Somiten sind in dem mittleren Theile des Embryos zu sehen; sie sind klein, rund und in der Medianlinie genähert (Fig. 50 D, Po), allein es war in Folge der Degeneration dieses Theiles unmöglich ihre Zahl festzustellen. Jeden- - falls wird diese Zahl kaum eine bedeutende sein. Vorn ist der Pharynx angelegt, und zwar ist er in seinem hinteren Abschnitt etwas asymmetrisch (Fig. 50 C). Dieser Keim repräsentirt demnach so zu sagen ein Anfangs- stadium der weiter oben beschriebenen Missbildungen Nr. 106 und 107 (Saccharum uvicum). Bei der Einführung von Jodkalium werden demnach außer der Verzögerung in der Entwicklung und der Degeneration noch folgende Erscheinungen beobachtet: 1) Hemmung im Verwachsen der Amnionränder. 2) Unregelmäßiges Wachsthum der Blastodermscheibe. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 207 3) Verzögerung in der Drehung und Krümmung des Keimes. 4) Stillstand in der Entwicklung des hinteren Theiles des Keimes (Erhaltung des Blastoporus) und im der Entwicklung des Mesoderms überhaupt, was zu einer starken Entwicklung der primären Leibes- höhle führt. 5) Eine Nervenanlage in Form eines Plättchens. 6) Erweiterung der Gefäße und des Lumens des Nervenrohres. 7) Verzögerung im Verwachsen beider Hälften des Herzens. Die Wirkung des Jodkaliums kann demnach hauptsächlich auf eine Verzögerung oder den Stillstand im der Entwicklung gewisser Theile des Keimes zurückgeführt werden. | Auf die verhältnismäßig geringe Wirkung der Kalisalze, alalhs wahrscheinlich auf der geringen Permeabilität des Protoplasmas für Kaliverbindungen beruht, ist schon von GurwırscH (1896, p. 221) hingewiesen worden. | 6. Bromnatrium. Die Einführung von 1 cem 10°/,, 5%, und 2,5°%/,iger Lösung von Bromnatrium hatte in den meisten Fällen, wenn auch nicht immer, die Degeneration des Keimes zur Folge. Bei Einführung 10°%,iger Lösung in unbebrütete Eier wurde nach 2 Tagen eine Blastodermscheibe mit unebenen Rändern und völlig degenerirten Geweben beobachtet. 2,5%,ige Lösung hatte in einem Falle gar keine Wirkung auf die Entwicklung, und es ergab sich ein normaler viertägiger Keim; in einem anderen Fall hatte die Blastodermscheibe nach 4 Tagen die Gestalt eines bandförmigen Gürtels, welcher auf der Grenze des ersten und zweiten Drittels der Dotteroberfläche gelegen war. Der innere Rand des Bandes war uneben und zeigte Spuren von Zerreißung. Der Ring selbst bestand aus den drei normalen Blättern, deren Elemente fast normal be- schaffen waren. Die Kerne zeigten übrigens eine beginnende Degene- ration: dieselben waren angeschwollen und färbten sich intensiver als normale Kerne. Der Keim selbst war der Degeneration verfallen. In Eier, welche einer zweitägigen Ineubation unterworfen worden waren, wurde 5°/,ige Lösung eingespritzt, und dieselben darauf am Ende des zweiten Tages untersucht. Die Keime zeigen oft, von außen gesehen, eine sackförmige. Ge- stalt, und ihre inneren Organe degeneriren. Bisweilen erscheint der Keim in Gestalt eines über das Ektoderm vorragenden Wulstes, welcher eine homogene Masse mit degenerirenden Kernen vorstellt. 208 Wi. Schimkewitsch, Bisweilen aber (Nr. 210) geht die Entwicklung des Keimes auch nach der Einspritzung noch weiter vor sich, aber dabei (Taf. X, Fig. 17) ist eine anormale Krümmung des Keimes zu bemerken, welcher die Gestalt eines umgekehrten Fragezeichens erhält (?). Eine anormale Krümmung zeigen das Gehirn, das Nervenrohr und die linke vordere Extremität. Das Amnion ist entweder gar nicht vorhanden, oder es zeigt, wie dies bei dem soeben beschriebenen Keim der Fall war, einen Entwicklungsstillstand. Bei diesem Keim sind die Amnionfalten hinter der Gehörblase unverwachsen geblieben, und man kann bemerken (Taf. XV, Fig. 51), dass das Ektoderm am inneren Rand der Falte sekundäre Falten gebildet hat, was sich aus dem ungleichmäßigen Wachsthum beider Schichten der Amnionfalte erklären lässt. Bei der Zahlvergrößerung der Randfalten sind diese letzteren in eine massive Ektodermanschwellung, welche man gewöhnlich am Rande der Am- nionfalten bemerken kann, übergegangen. Die Area pellucida ent- wickelt sich nach Injektion von Bromnatrium häufig asymmetrisch, wobei der Keim näher zu einer ihrer Seiten liegst; bisweilen zeigt die Area eine Zerreißung an der anderen Seite (Taf. X, Fig. 17). Die Blastodermscheibe zeigt die normalen drei Blätter mit wohl- entwickelten Gefäßen und ist bisweilen in ganz normaler Weise aus- gebildet, bisweilen aber sind die dem Keim zunächst liegenden Ge- fäße stark erweitert. Bisweilen bilden das Ektoderm und Entoderm der Scheibe an ihrer Oberfläche die uns bereits bekannten Wülste. Der Rand der Scheibe ist bisweilen entweder nach oben umgewendet, oder nach unten umgeschlagen. Da höchst wahrscheinlich die Krüm- mung des Keimes auch auf ungleichmäßiger Störung im Wachsthum der einzelnen Theile beruht, so können wir allgemein annehmen, dass bei Injektionen von Bromnatrium dieses Salz entweder eine Degene- ration hervorruft, wobei der Keim früher degenerirt als die Blasto- dermscheibe, oder aber, dass es auf die verschiedenen Theile des Keimes einwirkt, indem es ihr Wachsthum in verschiedenem Grade aufhält. In der Blastodermscheibe und ihren Derivaten (in den Amnionfalten) wird zu allererst das Wachsthum des Mesoderms auf- gehalten, während das Ektoderm und das Entoderm noch im Wachs- thum fortfahren. Auch die Bildung einer Öffnung in der Area pellu- cida und die darauf folgende Bildung einer gürtelförmigen Scheibe kann dadurch erklärt werden, dass die peripheren Theile der Scheibe rascher wachsen als die centralen Theile. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 209 7. Bromlithium und Chlorlithium. Die Einführung von 1 cem 12°/,, 6°/, und 3°/,iger Lösung dieser Salze in unbebrütete Eier verursachte Stillstand in der Entwicklung und Degeneration. Gewöhnlich fand ich nach 2 Tagen eine kleine Blastodermscheibe, während der Keim selbst nicht zu erkennen und wahrscheinlich schon in den ersten Stadien der Degeneration verfallen war. Die Blastodermscheibe erwies sich auf Schnitten bald aus drei, bald aus zwei Schichten bestehend. Augenscheinlich wur- den im Anfange alle drei Schichten angelegt, und bisweilen auch die Gefäße, aber in der Folge beginnen die Elemente der Scheibe zu degeneriren und die Zellen aller drei Schichten fangen an sich in eine homogene Masse mit gleichgebildeten Kernen zu verwandeln. Die erhaltenen Blastodermscheiben zeigten gleichsam einen Still- stand auf irgend einem Stadium der Degeneration: In einem Fall konnte man noch die drei embryonalen Blätter unterscheiden; in einem anderen Falle waren die Kerne des Mesoderms von denjenigen des Entoderms nicht zu unterscheiden, und unter dem aus flachen Zellen bestehenden Ektoderm lag ein ziemlich starkes, und nach den Rän- dern zu verdiektes Syneytium mit Kernen und zahlreichen Dotter- körnchen in seinen tieferen Schichten. In einem dritten Fall waren die Zellen des flachen Ektoderms nur stellenweise zu erkennen, so dass fast alle Kerne der Scheibe ein gleichartiges Aussehen haben. Karyokinetische Figuren wurden hierbei niemals beobachtet, und die Kerntheilung erfolgt, wie an einigen Kernen beobachtet werden konnte, amitotisch. Die ziemlich hoch differenzirte Blastodermscheibe kann sich demnach augenschein- lich in eine vollkommen gleichartige kernreiche Platte verwandeln. An einer dieser degenerirenden Blastodermscheiben (Nr. 65) wurden unter dem dieken Syneytium geschlossene, aus einer Schicht flacher Zellen gebildete Blasen beobachtet (Taf. XV, Fig. 52). Die Injektion von Lithiumsalz in Eier, welche zweitägige Keime enthielten, ruft bereits nach 2 Tagen die Degeneration des Keimes, stärkere Lösungen dagegen auch die Degeneration der Scheiben- elemente hervor. In einem Fall bildete sich nach Einführung von 1 cem 3°/,iger Lösung von Bromlithium in ein Ei mit zweitägigem Keim ein abnormer, ebenfalls zum Theil bereits der Degeneration verfallender Keim. Die Blastodermscheibe bedeckte 1/; der Dotter- oberfläche; die Gefäße der Area vasculosa enthielten nur stellenweise Blut, und der Keim war fast blutleer. Die Umrisse des Keimes 210 Wl. Schimkewitsch, waren unregelmäßig, doch ließ die äußere Form nicht auf das Wesen der eingetretenen Anomalien schließen. Die Untersuchung an Schnitten ergab, dass der Keim in der Ent- wicklung nicht weiter vorgeschritten war, als ein normaler zweitägiger Keim: das Nervenrohr, die Augenblasen, die Linsen, die Hörbläschen, der Pharynx und das Herz waren gut entwickelt. Ein beträchtlicher Theil des Mesoderms und der untere Theil des Nervenrohrs waren bereits der Degeneration verfallen, besonders im vorderen Abschnitt des Keimes. Eine bemerkenswerthe Anomalie zeigten die embryo- nalen Hüllen. In seinem vorderen Theil war der Keim durch die in normaler Weise gebildete vordere Amnionfalte bedeckt. Im mittle- ren Theil bildete das Ektoderm der beiden mit einander verwachsenen seitlichen Amnionfalten an der Amnionnaht eine massive zellige An- schwellung, welche gleichzeitig in der Mittellinie an das Entoderm der dorsalen Keimoberfläche angewachsen war (Taf. XV, Fig. 55 Aund B\. In Folge dessen erweist sich die Amnionhöhle an dieser Stelle als in zwei Theile, einen rechten und einen linken, getheilt, während die Amnionnaht sich an einzelnen Stellen wulstförmig über die Ober- fläche der serösen Hülle erhebt. Die allermerkwürdigste Eigenthümlichkeit zeigt jedoch der hin- tere Abschnitt des Keimes. Die verdiekten Seitentheile des Meso- derms sind zusammen mit der rechten und linken Cölomhöhle nach der dorsalen Fläche des Keimes heraufgebogen, und die Ektoderm- zellen der Amnionnaht sind längs der dorsalen Mittellinie in das Innere des Keimes hereingewachsen (Fig. 53 © und D)!. In Folge dieses Processes, welcher wahrscheinlich durch das Verwachsen der Amnionnaht mit der dorsalen Oberfläche des Keimes hervorgerufen wird, resultirt eine eigenartige Anordnung der Organe auf Quer- schnitten. Über dem Entoderm liegt die Chorda mit einer geringen Menge sie umringender Mesodermzellen; zu den Seiten der Chorda liegen zwei außerordentlich erweiterte Aortenstämme. Über der Chorda befindet sich das oft schon der Degeneration verfallene Nerven- rohr, zu dessen Seiten Anhäufungen des Mesoderms, in welchem man bisweilen, in nächster Nähe des Nervenrohres, die Überreste der Somitenhöhlen erkennen kann. Im seitlichen Theile dieser Meso- dermanhäufung sind zu beiden Seiten des Schnittes ganz deutlich die Kardinalvenen und die Wourr’schen Gänge zu erkennen. Außer- 1 Übrigens sind im Gebiete des ersten Schnittes (C) die rechte und die linke Amnionfalte, wenn auch auf eine kurze Ausdehnung, unabhängig von ein- ander mit dem Rückenentoderm des Keimes verwachsen. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 211 halb dieser Anhäufungen liegt jederseits eine stark erweiterte Cölom- höhle. Das über dem Nervenrohr liegende Mesoderm ist locker geworden, und es hat sich eine kleine Höhle darin gebildet, über deren Rand die ektodermale, durch Verwachsung der wuchernden Ektodermzellen mit der Amnionnaht gebildete Platte liegst; oberhalb dieser Platte befindet sich das nach der Rückenseite umgebogene Mesoderm der Seitenplatten. Die Cölomhöhlen der rechten und linken Seite sind einander ebenfalls auf der Rückenseite genähert und neh- men annähernd dieselbe Lage ein, welche auf Schnitten durch den vorderen Körperabschnitt von den Amnionhöhlen eingenommen wur- den. Indem das Ektoderm der Amnionnaht in den Körper des auf - diese Weise gebildeten Keimes eingewachsen ist, nimmt es eine eigenartige Anordnung an. Die peripheren Zellen der eingewachse- nen Masse bilden eine mehr oder weniger regelmäßige Reihe und sind epithelartig angeordnet; die centralen Zellen unterscheiden sich ihrer Form nach nicht von Zellen des embryonalen Bindegewebes; es sind dies unregelmäßig gestaltete spindelförmige oder sternförmige Zellen, welche oft lose neben einander liegen und Zwischenräume aufweisen. An der Bildung des Einwuchses nehmen, wie wir annehmen müssen, auch Zellen des Keimektoderms Theil, mit welchen die Zellen der Amnionnaht verwachsen, doch ist es unmöglich die einen Zellen von den anderen zu unterscheiden. Sogar an solchen Stellen, wo die Verbindung zwischen der Amnionnaht und den Ektodermzellen des Keimes auf ein einfaches Zusammenwachsen beschränkt ist (Fig. 93 D), sind die Zellen der Naht nicht von denjenigen des Ektoderms zu unterscheiden. Auf Schnitten, welche hinter dem Keim geführt sind, bemerkt man, dass sich die ektodermale Amnionnaht eine gewisse Strecke weit hinter dem Keim fortsetzt und dass unterhalb der Naht ein starkes Gefäß verläuft (Fig. 53 2). Die Naht hat das Aussehen eines massiven Wulstes, dessen Inneres von lockerem, aus unregelmäßig geformten Zellen bestehendem Gewebe erfüllt ist. Die Blastodermscheibe dieses Keimes zeigte eine besondere Eigen- thümlichkeit (Taf. XV, Fig. 54). Ihre Randwülste bestanden in ver- dicktem Entoderm, in dessen oberer Schicht die Zellgrenzen deutlich zu erkennen waren, während die unteren Schichten durch ein von Dotterkörnchen erfülltes Syneytium repräsentirt waren. Noch tiefes als diese Schicht finden wir stellenweise noch eine Schicht flacher Zellen, welche hier und da kleine Verdickungen bilden. Die Kerne 212 WI. Schimkewitsch, dieser Schicht haben kein vollkommen lebendiges Aussehen, und sind augenscheinlich im Absterben begriffen. 8. Nikotin. Bei der Einführung von Nikotin in ein Ei verdünnte ich diese Substanz gewöhnlich zuvor mit frischem Eiweiß und injieirte sodann eine gewisse Quantität (gewöhnlich 1 cem) in das Versuchsei. Auf diese Weise wurden je %/, und !/; Tropfen Nikotin in das Ei ein- geführt. Bei der Einführung von Nikotin wurde eine Neigung zu einer Verlangssamung in der Entwicklung (eine beschleunigende Wirkung, wie sie Fer£! dem Nikotin zuschreibt, habe ich nicht beobachtet) und sogar zur Degeneration bemerkt. So übertraf in einem Fall, bei Einführung von 1/, Tropfen Nikotin, der Keim nach dreitägiger Bebrütung nicht einen S2tägigen, in einem anderen Fall nicht einen 46stündigen normalen Keim, doch war in letzterem Fall die Krümmung des Keimes etwas weiter vor- geschritten, als dies bei einem 46stündigen Hühnerkeim der Fall zu sein pflegt. Die erzielten Keime waren normal, aber ihre Gefäße arm an Blut. Beim Eintauchen in Alkohol nahm der Inhalt der Gefäße eine braune Farbe an, was darauf hinweist, dass das Nikotin in der That in die Gefäße eingedrungen war. Analoge Fälle wurden auch bei Einführung von !/; Tropfen Nikotin beobachtet. Nach 31/, Tagen erreichte ein Keim (Nr. 169) nur die Gestalt eines zweitägigen normalen Keimes. Bisweilen war nach Einführung von 1/; Tropfen eine Hemmung in der Entwicklung nicht zu bemerken (Nr. 168). Dabei wurde in einem Fall (Nr. 169) die völlige Abwesenheit von Amnionfalten, ferner eine asymmetrische Lage der Area pellueida auf der Scheibe, und wellige Unebenheiten des Randes dieser letzteren beobachtet. In einem anderen Falle (Nr. 168) wurde eine regelwidrige Krümmung des Keimes konstatirt, und zwar ist der hintere Theil des Keimes mit einem Ende nach links und nicht nach rechts gewendet; eben so war auch die Allantois nach der linken Seite hin gekehrt. In einigen Fällen war die Wachsthumshemmung mit Degenera- tion verbunden. So hatte in einem Fall der Keim (Nr. 175, 1/, Trop- fen Nikotin) nach 3 Tagen die Gestalt eines 26—29stündigen, in einem anderen Fall (Nr. 152, !/; Tropfen Nikotin), nach 4 Tagen 1 FErE, De Tinfluence de la nicotine injeetee dans l’albumine sur l’ineu- bation d’oeuf de Poule. Compt. Rend. Soc. Biol. Ser. 10. II. 18%. p. 11—13. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. I. 213 diejenige eines zweitägigen, in einem dritten Fall endlich (Nr. 153, 1/, Tropfen Nikotin) ebenfalls nach 4 Tagen diejenige eines zweitägigen normalen Keimes erreicht. Die Gewebe waren bei allen diesen drei Keimen bereits der Degeneration verfallen. Es war eine schwache Entwicklung der Area vasculosa zu bemerken (Nr. 175), wobei letztere von kleinen Dimensionen war und nur wenige Blutinselchen enthielt; ferner ein ziekzackförmig ausgeschnittener Blastodermscheibenrand; die primäre Leibeshöhle war in Folge der Hemmung im Wachsthum des Mesoderms vergrößert; das Amnion auf einem sehr frühen Stadium, in Gestalt schwach ausgedrückter Seitenfalten. Am frühesten verfällt der Degeneration das Mesoderm und das Nervenrohr des Keimes, am längsten widerstehen derselben das embryonale Ektoderm und die Gewebe der Blastodermscheibe, welche bisweilen ganz normal bleiben. Bei der Degeneration konnten in den Zellkernen bisweilen die Bil- dung lichtbrechender, sich intensiv färbender Chromatinkügelchen und deren Austritt in das Protoplasma der Zellen beobachtet werden. Sowohl bei Einführung eines halben Tropfens, als auch bei der- jenigen eines drittel Tropfen wurde eine Hemmung des Wachsthums auf dem Stadium einer kleinen Blastodermscheibe beobachtet. In einem Falle (Nr. 167) hatte sich nach 3!/,tägiger Incubation (1/; Trop- fen) eine Blastodermscheibe gebildet. in welcher man alle drei Schich- ten unterscheiden konnte, während der Keim wahrschemlich der Degeneration verfallen war. In einem anderen Fall jedoch (Nr. 15) hatte sich nach dreitägiger Incubation (1/, Tropfen) eine kleine Blasto- dermscheibe gebildet, welche ganz aus einer Masse bestand; in dieser letzteren konnte man nur näher zur Oberfläche die Zellgrenzen mit Deutlichkeit erkennen, während die tieferliegenden Theile der Scheibe ein von Dotterkörnchen angefülltes Syneytium bildeten. Die Kerne sind blasenförmig und enthalten 1-—3 Chromatinanhäufungen. Es wurden spärliche karyokinetische Figuren beobachtet, welche jedoch eine Eigenthümlichkeit aufwiesen, indem nämlich ihre Chromosomen die Gestalt von Kügelchen mit hellerem Inhalt zeigten. Im Übrigen wiesen alle diese Erscheinungen auf einen in den Zellen stattfinden- den Degenerationsprocess hin (Taf. XVI, Fig. 63). Eben so konnte eine die Entwicklung verzögernde Einwirkung des Nikotins, bei Einführung von '/, Tropfen in Eier am Ende des zweiten Tages der Bebrütung, konstatirt werden. In einem solchen Ei (Nr. 246) hatte die Blastodermscheibe nach viertägiger Bebrütung (vom Anfang an gerechnet) die Hälfte des Dotters umwachsen, aber ihr Rand war zickzackförmig ausgeschnitten. Am äußersten Rand der 214 WI. Schimkewitsch, Scheibe liegt in einem der Vorsprünge eine kleine Area vaseulosa mit wenig zahlreichen Blutinselehen. Inmitten der kleinen Area pellueida liegt der Keim, dessen vorderes Ende die Krümmung und den Entwicklungsgrad eines 46stündigen Keimes aufweist, während der hintere Theil in der Entwicklung weiter fortgeschritten ist, indem hier die hinteren Extremitäten angelegt sind. Das Amnion ist entwickelt, und nur in seinem hinteren Theile ungeschlossen; seine Falten erstrecken sich noch ziemlich weit hinter den Keim, was durch eine Wachsthumshemmung bei letzterem erklärt werden kann. Die Gewebe des Keimes sind bereits in Degenera- tion begriffen. Die Verzögerung in der Entwicklung ist in diesem Fall eine ungleichmäßige für die verschiedenen Theile des Keim- körpers. Ein dreitägiger Keim (Nr. 14), in dessen Ei beim Beginn der Be- brütung 1/; Tropfen Nikotin eingeführt worden war, zeigte bemerkens- werthe Abnormitäten: Ein Amnion fehlt. Der Keim ist entwickelt, aber sein vorderes Ende war anormal (Taf. XI, Fig. 19), indem die Nervenrinne vorn unverschlossen und erweitert ist. Das Studium an der Hand von Schnitten zeigte, dass die Nervenrinne im vorderen Theil (Taf. XV, Fig. 55 A) die Gestalt einer breiten Platte besitzt, deren mittlere Partie in das Innere des Keimes rinnenförmig versenkt ist. Diese Partie ist nach hinten verlängert (Fig. 55 C), wo sie ver- schlossen ist und die Gestalt einer in dorsoventraler Richtung ausge- zogenen Röhre hat; dabei liegt der untere Rand der Röhre der Mund- vertiefung ziemlich dieht an (F'B)!. Auf den folgenden Schnitten verschwindet das Nervenrohr, während die Platte sich noch weiter erstreckt (Fig. 59 C) und zuerst in eine offene Rinne, sodann in das gewöhnliche Nervenrohr (Fig. 55 D, E) übergeht. Im hinteren Abschnitt des Keimes weist dieses Nervenrohr stellenweise eine Theilung seines Lumens in zwei und sogar in vier Theile auf. Von Sinnesorganen ist nur die Anlage des rechten Hör- bläschens (Fig. 55 C) vorhanden. Ferner sehen wir eine Mundver- tiefung, einen unregelmäßig geformten Pharynx (Fig. 55 C) und Kiemensäcke. Der mittlere und hintere Abschnitt des Darmes sind nicht ausgebildet; die Chorda ist normal. Das Mesoderm des Kopfes ist von zahlreichen, außerordentlich erweiterten Gefäßen erfüllt, welche eine nur sehr geringe Anzahl von Blutkörperchen enthalten (Fig. 59 A, 5, C). Im Rumpfabschnitt weisen die Gefäße keinerlei Erwei- 1 Vgl. Duvau, Atlas .d’Embryologie. Paris 1889. Tab. XIX, Fig. 309. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 215 terungen auf, dagegen findet sich zwischen dem Mesoderm, dessen Anordnung nur wenig von der Norm abweicht, und den benachbarten Theilen des Keimes eine beträchtliche primäre Höhle, was auf einen Stillstand im Wachsthum des Mesoderms hinweist. Die Anlagen des Herzens und der WoLrr’schen Gänge sind vorhanden, wobei letztere, ähnlich wie das Nervenrohr, stellenweise eine Theilung ihres Lumens oder dessen gänzliches Verschwinden aufweisen. Beide Erscheinungen, die Theilung sowohl wie das Verschwinden des Lumens werden durch ein und denselben Process hervorgerufen und zwar durch ein Ein- dringen der die Wandung des Organs bildenden Zellen in dessen Lumen. Im hinteren Abschnitt ist noch die Primitivrinne zu er- kennen. Eine eigenartige Abweichung zeigt ein großer Theil des Ekto- derms des Keimes (mit Ausnahme des Ektoderms der Kopfregion), indem seine Zellen aus einander geschoben, durch zahlreiche inter- cellulare Räume getrennt und unregelmäßig angeordnet sind. Auf der äußeren Oberfläche des Ektoderms liegt eine dünne Deckschicht mit flachen Kernen (Fig. 55 E). An den Rändern der Blastoderm- scheibe, wo deren Ektoderm einschichtig ist, sind die Kerne des letzteren ebenfalls abgeflacht, wenn auch in geringerem Grade. So- wohl die Kerne der flachen Schicht, als auch die flachen Zellen des Ektoderms der Blastodermscheibe färben sich homogen, die Kerne der Deckschicht dabei sehr intensiv, und machen überhaupt den Ein- druck absterbender oder selbst abgestorbener Kerne. Die Ränder der Keimscheibe sind nach oben umgebogen. Bei der Einführung von !/; Tropfen Nikotin wurden folgende Abweichungen beobachtet. In einem Falle (Nr. 165) hatte das Bla- stoderm mehr als die Hälfte des Dotters umwachsen; die Area vas- culosa enthielt wenig Blut. Der Keim war zwergartig und nahm fast die ganze Area pellucida ein (Taf. XI, Fig. 20). Das Amnion ist nur im vorderen Abschnitte entwickelt, und zwar befindet sich vor dem Keime ein zuerst geschlossener und weiterhin offener (Taf. XV, Fig. 56 4) hauptsächlich durch die vordere Amnionfalte gebildeter Amnionsack. Das Ektoderm ist an den Rändern der Amnionöffnung verdickt. Da wo der Kopf beginnt, befindet sich nur eine kleine Amnionfalte auf der rechten Seite. Das Herz liegt in Gestalt eines umfangreichen Sackes vor dem Keim, und sein hinterer Theil schiebt sich bis unter den vorderen Abschnitt des rechten Fortsatzes des Nervenrohrs. Be- merkenswerth ist eine Falte des Rückenektoderms, welche ungefähr in der Mittellinie schief nach vorn in das Herz einwächst, so dass Zeitschrift f, wissensch. Zoologie. LXXIII. Bad. 15 216 WI. Schimkewitsch, wir auf Schnitten im Inneren des Herzens einen Hohlraum (Fig. 56 B) bemerken, welcher von dieser Falte gebildet wird. Der äußeren Oberfläche der Falte liest die endocardiale Schicht an. Weiter nach hinten zu theilt eine ähnliche, sich aber auf eine größere Ent- fernung hin erstreckende Falte den Kopf von oben her in zwei Hälf- ten, eine rechte und eine linke, wobei auf eine jede der beiden Hälften ein Fortsatz des Nervenrohrs kommt (Fig. 56 ©). Wahr- scheinlich haben wir es hier mit den durch Wucherung stark ver- längerten Augenblasen zu thun. Die Gehörblasen sind entwickelt, doch unterliegt die rechte bereits der Degeneration, eben so wie auch der darauf folgende Theil des Nervenrohrs. Man kann jedoch er- kennen, dass das Nervenrohr hinter den Gehörblasen unverschlossen geblieben ist und unmittelbar hinter denselben jederseits je eine Ver- tiefung gebildet hat (Fig. 56 D), während ihre Wandung unregelmäßige Krümmungen aufweist. Weiter nach hinten zu verläuft die Nervenanlage zuerst in Gestalt eines Plättchens, sodann als unregelmäßig gestaltete Furche und schließlich als geschlossene Röhre. Der Pharynx ist triehterförmig und von unten offen in seinem vorderen (C), in seinem hinteren Verlauf (D) dagegen verschlossen. Im vorderen Abschnitte des Pharynx sind seine beiden Hälften, die rechte und die linke, durch einen dünnen mittleren Entodermbezirk getrennt, welcher sich, wahrscheinlich unter dem Drucke der obenerwähnten medianen Falte (Fig. 56 C), nach dem Dotter zu vorgestülpt hat. Die Somiten und das Cölom sind asymmetrisch entwickelt, und zwar auf der linken Seite stärker als auf der rechten. Im hinteren Rumpfabschnitte ist die primäre Leibes- höhle stark entwickelt. Die Gefäße sind unregelmäßig angeordnet und auch die Umrisse der Chorda sind nicht regelmäßig gebildet. In einem anderen Falle (Nr. 170) hatte das Blastoderm die obere Hälfte des Dotters umwachsen, die Area vasculosa war sehr groß, mit spärlichen Blutinselchen, die Area pellueida ebenfalls groß. Der Keim (Taf. XI, Fig. 21) ist von ganz unregelmäßiger Gestalt. Die Nervenanlage tritt in Gestalt einer unregelmäßig geformten Nerven- platte (MC,) und eines noch ganz von letzterer getrennten, kleinen, konischen Nervenrohrs (MC,) auf. Die rechte Seite ist von einem un- geheuren, unregelmäßig geformten Herzen eingenommen. Auf Schnit- ten kann man unter der Platte auf einige Entfernung hin die Chorda erkennen; das Entoderm, das Mesoderm, so wie ein Theil des Nerven- rohrs war bereits der Degeneration verfallen. Die durch Nikotin hervorgerufenen Abweichungen lassen sich Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. 11. 217 demnach, abgesehen von der Verzögerung in der Entwicklung und der Degeneration folgendermaßen zusammenfassen: 1) Entwieklungshemmung oder schwache Entwicklung des Am- nions. 2) Anormale Krümmung des hinteren Endes und abnorme Lage der Allantois. | 3) Theilung des Kopfes in eine rechte und eine linke Hälfte durch eine Falte des Rückenektoderms. 4) Wucherung und Nichtverschließung einzelner Theile des Nerven- rohrs und dessen Deformirung, was in geringerem Grade durch die Trennung seines Lumens, in stärkerem Maße durch die Lostrennung einzelner Theile des Nervenrohres von einander ausgedrückt wird. 5) Hemmung in der Entwicklung der Linse, der einen Gehör- blase, der Augenblasen. 6) Bildung einer Deckschicht auf dem Ektoderm und verstärkte Entwicklung der intercellularen Hohlräume in dieser Schicht. ‘) Erweiterung und Verlagerung der Gefäße, Verlagerung des Herzens vor den Keim und Durchbohrung des Herzens durch eine Falte des Rückenektoderms. 8) Asymmetrische Anordnung des Mesoderms, des Cöloms, zum Theil der Chorda, des Pharynx ete. 9) Theilung und Verschwinden des Lumens der Worrr’schen Gänge. 10) Erweiterung der primären Höhle im hinteren Theile des Keimes in Folge Wachsthumsstillstandes des Mesoderms. 9. Chloralhydrat, Rhodankalium, Manganum sulfuricum, Cocain. Die wenigen Injektionen, welche ich mit Chloralhydrat ausgeführt habe, zeigten, dass diese Substanz im Allgemeinen eine verlangsamende Wirkung auf die Entwicklung ausübt. So entsprach ein Keim, bei der Injektion von 1 cem 0,5°%/,iger Lösung nach dreitägiger Incubation seiner Entwicklung nach einem 52stündigen normalen Keim, ein anderer einem 3dstündigen; ihre Gewebe wiesen stellenweise schon Spuren einer, wenn auch nur schwach ausgesprochenen, Degeneration auf. Außerdem wurden noch einige Abweichungen konstatirt: In einem Falle hatte die primäre Leibeshöhle im hinteren Abschnitte des Keimes größere Dimensionen als bei einem normalen Keim; in einem anderen Falle (Nr. 101) waren die Missbildungen noch wesentlicher, allein die Gewebe des Keimes hatten schon bedeutend degenerirt. Trotzdem konnte man bemerken, dass die im vorderen Theil geschlos- 15* 218 WI. Schimkewitsch, sene Amnionhöhle hinten offen geblieben war, und dass die inneren Ränder der Amnionfalten die charakteristische, auf einen Stillstand in der Wucherung der Falten hinweisende Verdickung des Ekto- derms zeigten. Das Nervenrohr war in seinem hinteren Theile ver- schlossen, vorn dagegen offen. Im hinteren Abschnitte des Keimes (Taf. XV, Fig. 58) befanden sich zu den Seiten der schmalen meso- dermalen Scheidewand, in welcher das Nervenrohr und die Chorda liegen, zwei ungeheure, mit den Gefäßen der Area vasculosa in Ver- bindung stehende Höhlen, welche abnorm erweiterte Gefäße (wahr- scheinlich Äste der Aorta) darstellen. Indem diese Gefäße sich aus- breiteten, stülpten sie die Rückenfläche des Keimes vor, gaben dem Nervenrohr und der Chorda eine asymmetrische Lage, verdrängten die Cölomhöhlen (PP) nach dem äußeren Rande des Keimes und führten zu einem vollständigen Verschwinden der letzten Spur der primären Leibeshöhle. Die Umrisse der übrigen Organe sind in Folge der Degeneration undeutlich geworden. Der Rand der Blastoderm- scheibe dieses Keimes ist nach oben umgeschlagen, während das Entoderm der Scheibe verdickt ist und zahlreiche Falten bildet. Die Einführung von 1 ccm 1°/,iger Rhodankaliumlösung vor dem Bebrüten, und am Ende des zweiten Tages der Bebrütung rief in allen Fällen eine Degeneration des Keimes hervor. Bei der Injektion vor der Bebrütung wurde in einem Falle (Nr. 109) ein wohl entwickelter viertägiger Keim erzielt, doch war der- selbe nicht ganz normal gebaut, indem der mittlere Rumpfabschnitt eine starke Krümmung nach rechts, d. h. nach der Bauchseite hin, aufwies. Bei der Injektion in Eier, welche zweitägige Keime enthielten, ergab sich auch in einem Falle ein fast normaler viertägiger Keim, doch war derselbe anämisch und Blutkörperchen waren nur in dem hinteren Theile der Area vasculosa zu bemerken. Bei der Injektion vor der Bebrütung unterliegt der Keim schon auf einem sehr frühen Stadium der Degeneration und bisweilen kommt es auch zu der Bildung einer gürtelförmigen Scheibe (Nr. 108). Dieser Gürtel lag am Ende des vierten Tages der Incubation am Äquator des Eies und hatte einen sehr unebenen inneren Rand. Häufiger dagegen fand sich im Ei am Ende des vierten Tages der Incubation eine Blastodermscheibe, welche das obere Drittel des Eies umwachsen hatte. Sowohl der Gürtel wie auch eine der Scheiben bestanden auf dem größten Theile ihrer Ausbreitung nur aus flachem Ektoderm und einem entodermalen Syneytium mit zahlreichen Kernen und Dotterkörnchen. Das Mesoderm hat demnach in Folge der Degene- Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 219 ration des Keimes eine Wachsthumshemmung erfahren, während das Ektoderm und das Entoderm in ihrem Wachsthum fortführen. Auch hierbei ist eine Eigenthümlichkeit zu beobachten: im Entoderm, da wo das Mesoderm fehlt, bilden sich Höhlen, welche bisweilen nach Art der Gefäße erweitert sind, welch letztere aber trotzdem in den dem Keime benachbarten Theilen entwickelt sind. Diese Höhlen stülpen bisweilen die untere Schicht des entodermalen Syneytiums in der Richtung des Dotters vor, wie dies bisweilen auch bei der Erweite- rung echter Gefäße bei Verdünnung des Eiweißes beobachtet wird (Nr. 36), doch enthalten die Höhlen niemals Blutkörperchen, noch sind sie mit Endothel ausgekleidet. Bei der Injektion in bereits bebrütete Eier wird die Entwicklung sehr bald gehemmt und der Keim verwandelt sich schließlich bis- weilen in eine formlose Masse. Die Degeneration beginnt auch hier mit dem Mesoderm des Keimes und am widerstandstfähigsten erweisen sich wiederum die Gewebe der Blastodermscheibe und die Embryonal- hüllen. Eine analoge Wirkung wird durch Einführung von 1 ccm 2,9%/,iger Lösung von Manganum sulphuricum in unbebrütete Eier oder von 1 cem 1,25%/,iger Lösung am Ende des zweiten Bebrütungs- tages erzielt. Nach Injektion von Manganum sulphuricum in das Eiweiß zeigt sich nach einiger Zeit ein schwarzbrauner Niederschlag, welcher wahrscheinlich auf Oxydationsprocesse, hervorgerufen durch diese Substanz, hinweist. Bei der Injektion am zweiten Bebrütungs- tage erfolgt die Degeneration mit großer Beständigkeit (von 6 Eiern kam kein einziges zur Entwicklung) und erstreckt sich häufig auch auf die Blastodermscheibe. In ersterem Falle (Injektion unbebrüteter Eier) kann eine Entwicklungshemmung im ersten Beginn der Ent- wicklung stattfinden, bisweilen aber dauert die Entwieklung noch eine geraume Zeit fort. Ein Keim (Nr. 85), welcher im Verlaufe von 2 Tagen die Gestalt eines 30stündigen normalen Keimes erreicht hatte, zeigte interessante Abweichungen im Bau seines Nervenrohrs. Im Gebiet der dritten Hirnblase (Taf. XIV, Fig. 49 A) und außerdem noch im vorderen Abschnitte des Rückenmarks (Taf. XIV, Fig. 49 B) ist die Rückennaht des Nervenrohrs stark in das Innere des letzteren hereingeschoben, und senkt sich an einigen Stellen in Gestalt eines schmalen Keiles beinahe bis zum unteren Rande des Lumens des Rohrs herab; in Folge dessen nimmt das Lumen des Nervenrohrs die Gestalt eines Kartenherzens an. Beide deformirten Bezirke des Nervenrohrs sind durch einen kurzen, vollständig normal gebauten 220 WI. Schimkewitsch, Bezirk des letzteren von einander getrennt. Die Gewebe dieses Keimes befinden sich erst in beginnender Degeneration. Die Einführung von 1 cem koncentrirter Cocainlösung ruft keine besonderen Abweichungen hervor, mit Ausnahme einer ge- wissen Verzögerung in der Entwicklung. So erreichte ein Keim nach dreitägiger Bebrütung erst die Entwicklungsstufe eines 46stündigen Keimes, ein anderer hatte das Aussehen eines 48—52stündigen, ein dritter ein solches von 50, ein vierter von 68 Stunden. Bisweilen wurde eine Anämie des Keimes beobachtet (Nr. 96). 10. Guanin. Die Einführung von 1 cem koncentrirter Guaninlösung ruft bis- weilen die Degeneration des Keimes und darauf auch der Blastoderm- scheibe hervor, wobei nach 5 Tagen ein bereits völlig degenerirter Keim vorgefunden wurde. Die ersten Tage jedoch geht die Entwick- lung vor sich. So war ein Keim (Nr. 232) nach 2!/,tägiger Bebrütung etwas in der Entwicklung zurückgeblieben (er entsprach einem zweitägigen Keime) und zeigte vergrößerte Dimensionen der primären Leibeshöhle im hinteren Abschnitte, sowie eine Entwicklungshemmung des Amnion. Die vordere Falte des letzteren fehlte vollständig, die seitlichen Falten waren kaum angedeutet. Die Degeneration hatte eben erst begonnen. Die Einführung von lcem koncentrirter Lösung in bereits 2 Tage bebrütete Eier führte zur Degeneration (diese Eier wurden am Ende des vierten Tages geöffnet); wird die Lösung in Eier eingeführt, welche nur einen Tag bebrütet worden waren, so tritt die Degenera- tion nicht so rasch ein, und der Keim hat Zeit einige Abweichungen zu erlangen, und zwar wurde konstatirt (Nr. 278»), dass die Nerven- anlage auf dem größten Theile ihrer Ausdehnung unverschlossen bleibt, während das Herz vor den Keim verlagert wird. Im Allgemeinen führt die Einführung von Guanin zur Degenera- ion,: wobei letztere um so später eintritt, je jünger der Keim bei der Injektion war. Die Blastodermscheibe widersteht der Degenera- tion länger als der Keim, und von den Geweben des Keimes ist das Ektoderm am widerstandsfähigsten, wie dies auch bei den Injektionen von Kochsalz etc. der Fall war. An Abweichungen von der Norm wurden die Entwicklungs- hemmung beim Amnion, die Vergrößerung der primären Leibeshöhle, das Nichtverschließen der Nervenfurche endlich die Verlagerung des Herzens nach vorn beobachtet. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 22]! Ich versuchte ferner 1 cem koncentrirter Guaninlösung in 0,750%/,iger Kochsalzlösung einzuführen. Dabei verlief in einem Falle die Entwicklung während 2!/, Tagen normal, während sonst Ab- weichungen beobachtet wurden (Nr. 55). Der Gefäßhof war gut ent- wickelt, aber arm an Blut. Der Keim erreichte nicht die normale Größe. Die vordere Amnionfalte bedeckt kaum den vorderen Theil des Kopfes; dabei bleibt fast auf dem gesammten Verlaufe dieser Falte ein ziemlich breites, die seröse Hülle mit dem Amnion ver- bindendes Mesenterium bestehen. Der vordere Theil der Amnionhöhle liest weit vor dem Keime, und unter demselben liegt das vor den ganzen Keim vorgeschobene Herz (Taf. XV, Fig. 59 A), welches mit seiner Wölbung nach vorn und nicht nach rechts gewendet ist. Links, etwas nach hinten zu, befindet sich die Anlage einer Amnion- falte. Der Keim selbst zeigt folgende Abweichungen. Sein hinterer Abschnitt liegt, wie auch der vordere, schon auf seiner linken Seite und ist auch theilweise asymmetrisch entwickelt, da die Somiten der rechten Seite größer sind als diejenigen der linken Seite. Der vor- dere Theil der Nervenanlage ist in der Nackenregion bereits unter geradem Winkel gebogen (Taf. XI, Fig. 25). Durchmustert man die Schnitte, welche durch den Keim von vorn nach hinten geführt sind, so bemerkt man zuvor das Herz, dann den Pharynx mit den Kiemen- säcken und dann erst das Gehirn; der Pharynx liegt demnach vor dem Gehirn und erscheint in Gestalt einer hinten geschlossenen, trichterartigen Höhle. Die Kiemensäcke und Kiemenspalten sind an- gelest. Im Allgemeinen sind alle Organe des Keimes gleichsam ver- schoben, wobei die höher liegenden Organe, d. h. das Nervensystem, am weitesten nach hinten verschoben sind. Das Nervensystem zeigt vorn das Gehirn mit seinen charakte- ristischen Encephalomeren und den primären Augenblasen (Taf. XV, Fig. 59 5; Taf. XVI, Fig. 59 C). Der vordere Theil des Gehirns ist in der Nackenregion stark nach der Bauchseite umgebogen und stülpt das Entoderm in der Richtung des Dotters vor, wobei das Entoderm zu beiden Seiten des Kopfes, besonders in der Region der Gehörblasen, beiderseits in Gestalt einer Falte stark nach oben vorspringt, so dass diese Falte an gewissen Stellen beinahe an das Ektoderm heranreicht. Die Nackenregion des Gehirns und der vordere Abschnitt des Rücken- marks verharren in Gestalt einer breiten offenen Furche (Tat. XV, Fig. 59 D), welche weiter nach hinten zu wiederum in eine geschlossene Röhre übergeht. An einer Stelle im hinteren Abschnitte des Nervenrohrs 22 Wl. Schimkewitsch, bemerkt man im Inneren desselben einen kleinen, nach hinten ge- richteten massiven Vorsprung. Sekundäre Augenblasen fehlen und die Gehörblasen erreichen sehr große Dimensionen. Die Riechgruben sind entwickelt. Die Gewebe sind fast normal und der Degenerationsprocess erst im Be- ginnen. Dieser Keim zeigt eine augenscheinliche Tendenz zur Omphalo- cephalie. 11. Alkohol. Die Injektion von lcem 20% ,igen Alkohols ruft eine bedeutende Verzögerung in der Entwicklung hervor, wie dies bereits durch FERE! nachgewiesen wurde. Der Keim entsprach nach Stägiger Bebrütung einem 33stündigen. Einige Eier, welche der Henne untergelegt und nach drei Wochen geöffnet wurden, zeigten Keime, welche auf dem 10-—-12tägigen Stadium stehen geblieben, aber alle zu Grunde gegangen waren, ohne sich weiter zu entwickeln. Das Einführen von 0,5 cem 40°/,igen Alkohols ruft bisweilen überhaupt gar keine Verzögerung in der Entwicklung hervor. Die Keime sind nach 4 Tagen augenscheinlich normal, jedoch anämisch, da nur sehr wenig Blutkörperchen vorhanden sind. Die Gefäße sind stellenweise erweitert. Das Einführen von 1 cem 40°/,igen Alkohols wirkt verschieden. Entweder ist diese Wirkung analog derjenigen der vorher erwähnten Dosen, indem eine Verzögerung in der Entwicklung (ein viertägiger Keim entspricht einem 46stündigen), eine Drehung nach dem Dotter mit der rechten statt mit der linken Seite (Nr. 150), Anämie und lokale Erweiterung der Gefäße sowie der primären Leibeshöhle im hinteren Körperabschnitte eintritt, oder aber es werden tiefgreifendere Ab- weichungen hervorgerufen (siehe unten), oder endlich die Entwick- lung wird auf den ersten Stadien unterbrochen, wobei eine kleine, aus den typischen Blättern bestehende Blastodermscheibe gebildet wird, während der Keim der Degeneration verfällt. Was die vorkommenden Abweichungen betrifft, wie sie sich aus dem Studium dieser abnormen Keime ergeben, so will ich mich hier bei zwei dreitägigen Keimen aufhalten. Beide ‚waren zwergartig und ! CH. Für£, Etudes experimentales sur linfluence töratogene ou degenera- tive des alcohols et des essences sur l’embryon du Poulet. Journ. Anat. Phys. Paris. 3le Annee. p. 161—186. 189. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 293 einer von ihnen erreichte nur !/, der Größe eines normalen Keimes. Weder der eine noch der andere ließ bei äußerer Betrachtung Eigen- thümlichkeiten seines Baues erkennen. Bei dem einen Keime (Nr. 151) konnte man nur ein bogenförmig gekrümmtes Nervenrohr, welches mit seiner konkaven Seite nach rechts gerichtet sowie vorn leicht er- weitert und in der Mitte verengert war, bemerken (Taf. XI, Fig. 22). Das Studium an der Hand von Schnitten zeigte, dass dieser Keim mit einem wohl entwickelten Amnion versehen war; während jedoch die Amnionhöhle im vorderen Theile ein sehr unbeträchtliches Lumen hat (Taf. XV, Fig. 57 A), erscheint dieses Lumen im mittleren (Fig. 57 5) und hinteren (Fig. 57 C) Theile von sehr beträchtlicher Größe und hat meistens die Form eines ungleichmäßigen Dreiecks, dessen Spitze nach der Eioberfläche gerichtet ist. Im allerhintersten Theile ist die Höhle nicht geschlossen (©). Es ist augenscheinlich, dass das Wachs- thum der Wandungen der Amnionhöhle auch dann noch fortgedauert hat, als der Keim (und zwar speciell dessen hinterer Abschnitt) bereits zu wachsen aufgehört hatte. Das Nervenrohr, welches vorn etwas erweitert ist und keine Hirnblasen gebildet hat (Taf. XI, Fig. 22 und Taf. XV, Fig. 57), ist im mittleren Abschnitte degenerirt und erscheint in Gestalt eines dünnen massiven Stranges (Fig. 57 B). Im allerhintersten Abschnitte (Fig. 57 C) ist die caudale Anschwellung (renflement caudal) des Nervenrohrs erhalten geblieben. Die Anlagen der Augen und Gehör- blasen fehlen, doch liegen im vordersten Abschnitte des Keimes asym- metrisch (die linke vor der rechten) zwei Grübchen, welche an Riech- gruben erinnern. Die Chorda ist entwickelt, in ihrem mittleren Theile jedoch degenerirt, der Pharynx von abweichender Gestalt. Das Mesoderm ist nicht segmentirt (wahrscheinlich ist die Segmentirung sekundär ver- schwunden). Die Wand der Cölomhöhle ist stellenweise stark verdickt. Das Herz ist bedeutend nach vorn verlagert und seine Schlinge liegt vor dem ganzen Keim. Im vorderen Abschnitte des Keimes bemerkt man noch gewisse unregelmäßig angeordnete epitheliale Röhren, deren Bedeutung mir nicht klar geworden ist. Vielleicht sind dies Kiemensäcke, welche sich abgesondert haben. Ein anderer Keim (Nr. 229) zeigte ein erweitertes Vorder- und ein schmales Hinterende Ein Amnion war nicht entwickelt. Der vordere Theil war degenerirt, doch war noch zu erkennen, dass das Nervenrohr vorn mit unregelmäßigen Falten versehen und in dorso- 224 WI. Schimkewitsch, ventraler Richtung komprimirt war. Die primären Augenblasen und die Hörblasen fehlten augenscheinlich. Die weiter hinten gelegenen Theile zeigten eine beträchtliche Asymmetrie. Das Herz war in normaler Weise nach der rechten Seite verlagert, dabei aber von sehr geringen Dimensionen und es enthielt fast gar keine Blutkörperchen. Das Nervenrohr, statt auf der linken Seite zu liegen, ist gleich- falls nach der rechten Seite hin verlagert. Diese Eigenthümlichkeit steht mit der außerordentlich starken Entwicklung des Cöloms der linken Seite in Verbindung (Taf. XVI, Fig. 60 A, B, C). Das Cölom der rechten Seite ist gleichfalls erweitert, aber in viel geringerem Maße, als dasjenige der linken Seite. Das extraembryonale Cölom ist nur in den dem Keime zunächst liegenden Theilen erhalten. Auf der linken Seite bemerkt man jedoch die Anlagen der Nephridial- kanäle, während die WouLrr’schen Gänge augenscheinlich weder auf der einen, noch auf der anderen Seite vorhanden sind. Die Segmen- tirung des Mesoderms ist verschwunden. Eine eigenartige Besonderheit zeigt der hintere Theil des Keimes, welcher in Gestalt eines gesonderten Schwanzanhanges nach der rechten Seite und nach oben umgebogen ist (Taf. XVI, Fig. 60 B, (©). Dieser Anhang enthält nebst dem Mesoderm auch die Chorda und in seinem basalen Theile auch das Nervenrohr, doch kreuzen sich diese beiden Organe, so dass die Chorda oberhalb des Nervenrohres zu liegen kommt. Durch die Wirkung des Alkohols werden demnach, abgesehen von Wachsthumshemmung, Verzögerung in der Entwicklung und Degenera- tion neben der bei anormalen Bedingungen gewöhnlichen Erweiterung der Gefäße und Anämie noch folgende Erscheinungen hervorgerufen: Starke und regelwidrige Krümmung verschiedener Theile des Keimes, z. B. Verlängerung des Schwanzanhanges und dessen Umbiegung nach vorn, bei gleichzeitiger Verlagerung der in ihm enthaltenen Organe. Eben so wird bisweilen die Entwicklung der Hirn-, Augen- und Hörblasen und in gewissen Fällen auch die Entwicklung des Amnions unterdrückt. Es kann ferner eine asymmetrische Entwicklung des Cöloms so- wie des Amnions beobachtet werden. Bei Degeneration unterliegt derselben der Keim früher als das Amnion und die Elemente der Blastodermscheibe. 12. Wirkung des Gipscemenis. Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass in denjenigen Fällen, wo das Verkleben mit Gipscement mit der nöthigen Genauigkeit Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 225 vorgenommen worden war, keine Abweichungen beobachtet wurden und normale Keime erzielt worden sind. Bei absichtlich unsorgfältig ausgeführtem Verkleben oder, um eine einfachere Methode anzu- wenden, bei Einführung eines Tropfen Cements, in welchem das stark alkalische Wasserglas wahrscheinlich das wirksame Mittel re- präsentirt, in das Eiweiß wurden Abnormitäten erzielt, obgleich auch hierbei etwa ein Drittel der (drei- und viertägigen) Keime normal blieb. In anderen Fällen erfolgte eine Degeneration des Keimes, wobei jedoch die Elemente der Blastodermscheibe am Leben blieben (3!/, Tage). Bisweilen (Nr. 305) nimmt die Blastodermscheibe eine gürtelförmige Gestalt an (3 Tage). Eine interessante Abweichung von der Norm zeigt ein Ei (Nr. 299) nach dreitägiger Bebrütung. Der Keim selbst ist in hohem Grade degenerirt, aber die Elemente der Blastodermscheibe sind nicht nur am Leben geblieben, sondern haben sogar ein Amnion gebildet. Zu den Seiten des Keimes ist dieses Amnion nur durch unbedeutende Falten vertreten, aber vor und hinter dem Keime sind die Falten bereits verwachsen und es haben sich auf diese Weise Höhlen gebildet, von welchen die vordere weitaus die größte ist (Taf. XVI, Fig. 64 A). Ihre Wandung bildet unregel- mäßige Falten und zwischen ihren beiden Blättern ist ein Netz von aus sternförmigen Zellen bestehenden Brücken wohl entwickelt, insbeson- dere an denjenigen Stellen, wo die Schichten des Amnions weiter von einander abstehen. Weder die vordere, noch die hintere Amnionhöhle umhüllen irgend einen Theil des Keimes, was naturgemäß durch den Umstand erklärt wird, dass die Entwicklung und das Wachsthum der Hüllen sowohl, wie der Blastodermscheibe, auch dann noch fortdauerte, als die Entwicklung des Keimes unterbrochen wurde. Eine interessante Abnormität zeigte das Amnion bei einem dreitägigen Keime (Nr. 3bis), Von außen (Taf. XI, Fig. 23) lässt der Keim unregelmäßig geformte Hirnblasen, in der Dorsoventralrichtung außerordentlich in die Länge gezogene Augen- und Hörblasen, ein erweitertes Nervenrohr und Extremitäten, welche augenscheinlich nur auf der linken Seite zur Entwicklung gelangt sind, erkennen. Im Zusammenhang mit der starken Entwicklung der hinteren linken Extremität zeigen die Organe des hinteren Keimabschnittes eine asymmetrische Lage. Auf Schnitten zeigt sich noch eine Eigen- thümlichkeit des Nervenrohrs, dessen Lumen überhaupt stark er- weitert ist. Im mittleren Abschnitte des Rumpfes bildet das Nerven- rohr auf der rechten Seite einen blinden hohlen Fortsatz (Taf. XVI, Fig. 61 ©), welcher nach hinten gerichtet ist. Die Somiten der rechten 226 WI. Schimkewitsch, Seite sind im Bereiche des Fortsatzes nach unten verschoben. Der rechte Aortenast ist gleichfalls stark erweitert, während ihr linker Ast im Gegentheile an einigen Stellen sogar verengert und von sehr mäßigem Kaliber ist. Die bemerkenswerthesten Eigenthümlichkeiten dieses Keimes bestehen in der Gestaltung des Amnions. Im vorderen Theile (Taf. XVI, Fig. 61 A) sind die inneren Ränder der Amnion- falten mit einander verwachsen unter gleichzeitiger Bildung einer ektodermalen Verdickung oder Naht. Diese Naht ist außerdem an das Ektoderm der Rückenoberfläche angewachsen, so dass deren Zellen von denjenigen der Naht nicht mehr unterschieden” werden können. Weiter nach hinten zu (Fig. 61 5 und €) wächst eine jede der Amnionfalten an der betreffenden Seite mit dem Ektoderm des Keimes seitlich zusammen, wobei die Amnionhöhlen immer kleiner und kleiner werden, um schließlich ganz zu verschwinden, und die Verwachsungsstelle durch eine nur dem Ektoderm entstammende Ver- diekung gekennzeichnet wird. Noch weiter hinten bleiben die Am- nionfalten frei. Die Cölomhöhlen der rechten und linken Seite werden dabei nach der Dorsalseite umgebogen und breiten sich durch Wuche- rung stark aus. Diese Anomalie erinnert an die unter Nr. 245 weiter oben beschriebene Missbildung (Bromlithium; Taf. XV, Fig. 53). Die bei dem eben beschriebenen Keim beobachtete Erweiterung der Gefäße und des Lumens der Nervenröhre wurde auch bei anderen Keimen konstatirt. Bei einem 3l/,tägigen, der Degeneration ver- fallenen Keim (Nr. 13), bei welchem man die Verhältnisse der Organe jedoch noch feststellen konnte, waren die Aortenäste gleichfalls asym- metrisch erweitert, das Lumen des Nervenrohrs war fast kreisrund und seine Wandungen von gleichmäßiger Dicke; die seitlich entstan- denen Amnionfalten hatten gleichsam die Seitenwände des Keimes nach sich gezogen, so dass der Rücken des Keimes nicht nur nicht sewölbt, sondern sogar etwas einwärts gebogen ist. Die Somiten erwiesen sich als über dem Nervenrohr liegend (Taf. XVI, Fig. 64 D). Diese Erscheinung steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Hemmung des Wachsthums in der Rückenfläche des Keimes. Sehr häufig wurde eine Anomalie beobachtet, bei welcher das Nervenrohr unverschlossen blieb oder in dessen Kopfabschnitt und Rumpfabschnitt sich unregelmäßige Falten bildeten. So hatte bei einem dreitägigen Keim (Nr. 301), welcher äußerlich eine kleine unregelmäßige nach hinten allmählich sich verengernde Masse vor- stellte, die Nervenanlage eine außerordentlich eigenartige Gestalt. Vorn hatte sie die Form einer kleinen Röhre von geringem Durch- Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 297 messer, welche an ihrem Ende nach der Bauchseite zu umgebogen war. Weiter hinten ging sie in eine auf der Dorsalseite offene Rinne über, im Niveau des Herzens dagegen in ein breites Plättehen. Weiter nach hinten geht die Nervenanlage wiederum in eine breite Rinne mit etwas erhöhten Rändern über, und schließlich wiederum in ein allseitig geschlossenes Rohr, welches jedoch einen bedeutend größeren Durchmesser besitzt als im Kopfabschnitt. Dieses Rohr liegt asymme- trisch und der hintere Abschnitt des Keimes hat sich überhaupt schon auf die linke Seite gedreht. Eine der Eigenthümlichkeiten der Ner- venanlage besteht darin, dass sie in ihrem erweiterten Bezirk, namentlich im Gebiete ihrer verdiekten Ränder, kleine geschlossene Follikel bildet, welche meist in Verbindung mit der Anlage blei- ben, sich aber bisweilen von derselben ablösten (vgl. Taf. XIV, Fig. 45 Au. BD und Taf. XIH, Fig. 42). Diese Follikel liegen bald symmetrisch angeordnet, bald ohne ersichtliche Ordnung; sie dürften wohl keinerlei morphologische Bedeutung besitzen, und ihre Ent- stehung ist wohl durch verstärktes Wachsthum der Nervenanlage in deren erweitertem Bezirk bedingt, während die Ausbreitung des vor- deren und des hinteren Endes durch Verschließen in Gestalt eines Rohres unterbrochen worden war. Die Anlagen des Pharynx, der Chorda, welche jedoch das hintere Ende des Keimes nicht erreicht, und des Herzens waren vorhanden. Das Herz ist außerordentlich in die Länge gezogen und verläuft über eine beträchtliche Ausdehnung des Keimes. Diese Eigenthüm- lichkeit steht in Abhängigkeit von dem Umstande, dass der mittlere Theil des Keimes augenscheinlich noch im Wachsthum fortgefahren hat, nachdem das Wachsthum des vorderen und hinteren Keimab- schnittes bereits unterbrochen war. Die Aortenäste sind bedeutend erweitert. Der hintere, schwanzartige Anhang des Keimes besteht aus einer mesodermalen Masse und dem in ihrer Mitte liegenden Nervenrohr. Die Chorda ist in diesem Theil nicht entwickelt. Die übrigen Organe weisen keine nennenswerthen Abweichungen von der Norm auf. Eine analoge Abnormität zeigt ein anderer Keim (Nr. 302), bei welchem der vordere Kopfabschnitt der Nervenanlage die Gestalt eines unregelmäßig geformten Rohres besitzt (Taf. XVI, Fig. 62 A), weiter nach hinten in eine asymmetrische Rinne und in der Nacken- region in eine ziemlich breite Platte übergeht (Fig. 62 BD). Das Rückenmark hat die Gestalt eines Rohrs, wobei in der vorderen Rumpfregion von Seiten der Rückennaht ein dreieckiger Vorsprung 228 WI. Schimkewitsch, in das Lumen des Rohrs hereinragt; dieser Vorsprung steht mit der Anlage der Ganglien in Verbindung und stellt wahrscheinlich ein Produkt der Wucherung der Ganglienleiste vor (Fig. 62 ©). Die Chorda, der Pharynx und das Herz bieten nur unbedeutende Abweichungen. Das vordere Ende der Chorda ist fast unter einem rechten Winkel nach unten umgebogen (Fig. 62 BD). Die Gestalt des Pharynx ist anormal, die Kiemensäcke fehlen. Die Museularis des Herzens ist auf der Dorsalseite noch nicht verschlossen. Anlagen der Sinnesorgane sind nicht vorhanden. Der hintere Theil des Keimes ist normal. Analoge Abweichungen in Verbindung mit starker Asymmetrie zeigt ein dritter Keim (Nr. 307). Auch hier hat die Nervenanlage im Kopfabschnitt die Form eines abnormen, asymmetrisch (mehr nach der linken Körperseite hin) liegenden Rohrs, im Rumpfabschnitt (Taf. XVI, Fig. 65) dagegen die Gestalt einer leicht nach außen gewölbten Platte, welche ebenfalls nach der linken Seite hin verlagert ist. Der hintere Theil des Keimes ist degenerirt. Die Chorda liegt unterhalb des mittleren Abschnitts der erwähnten Platte. Die größte Asymmetrie zeigt das Mesoderm. Die Cölomhöhlen der linken und rechten Körper- hälfte sind mit einander verwachsen, doch ist nur die eine Reihe der Somiten, und zwar‘ die linke, vollständig ausgebildet. Was die rechte Reihe betrifft, so kann man annehmen, dass dieselbe durch eine Reihe von Mesodermansammlungen vertreten wird, welche dem Darmfaser- blatt von rechts anliegen (Pv?). Um diese Anordnung der rechtsseitigen Somiten zu erklären, muss man annehmen, dass das Cölom der linken Seite, während es dem rechtsseitigen Cölom entgegenwuchs, sich von oben her (von der Dorsalseite) um die schwach entwickelten Somiten der rech- ten Seite herumgebogen hat und dann erst mit dem Cölom der rechten Seite verschmolzen ist; in Folge dessen erhielten dann auch die Somiten der rechten Körperseite ihre Lage unter dem Cölom. Die Gefäße in der Area vaseulosa sind erweitert, in dem Keim dagegen gar nicht entwickelt. Die primäre Leibeshöhle des Keimes ist stärker entwickelt, als bei normalen Keimen. Ein vierter Keim (Nr. 304) war zwar bereits der Degen in verfallen, ließ aber trotzdem die ihm eigenthümlichen Abweichungen erkennen.,. Obgleich dieser Keim 3 Tage alt war, so war er doch in Größe und Gestalt stark zurückgeblieben und glich eher einem 1!/,tägigen Keim. Der verschlossene Kopfabschnitt der Nervenanlage bildete unregelmäßige Falten und in der Nackenregion hatte diese Anlage noch die Gestalt einer offenen Rinne, Der Pharynx erreichte Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. I. 2929 eine ungeheure Größe und hatte äußerst dünne Wandungen. Auch das Nervenrohr hatte im hinteren Abschnitt ein erweitertes und fast kreisrundes Lumen, wobei seine Wandungen in diesem Abschnitt überall von gleicher Stärke waren. Einige Gefäße waren ebenfalls erweitert. Die Abweichungen, welche durch den Gipscement hervorgerufen werden, können demnach in Folgendem zusammengefasst werden. Erstens, Degeneration des Keimes, welche in gewissen Fällen kein Hindernis bildet für das weitere Wachsthum der Blastodermscheibe und der Hüllen; zweitens ungleichmäßiges Wachsthum in verschie- denen Theilen des Keimes, z. B. Wachsthumshemmung im vorderen und hinteren Abschnitt oder in einer Körperhälfte, was eine Asymmetrie des Keimes zur Folge hat. Drittens Unterdrückung einiger Anlagen, z. B. der Sinnesorgane, der Kiemensäcke, der Hirnblasen. Viertens Nichtverschließung eines Theils (meist des mittleren) der Nervenan- lage, ferner Bildung abnormer unregelmäßiger Falten und Fortsätze von den Wandungen der Anlage aus, welche bisweilen im Zusammen- hang mit den Bedingungen des ungleichmäßigen Wachsthums der Nervenanlage stehen. Fünftens Erweiterung der Gefäße, der Höhle des Nervenrohrs, des Pharynx. Sechstens Verwachsen der Amnion- falten mit den Körperwandungen des Keimes. Augenscheinlich stimmt die Wirkung des Gipscements (und speciell des Wasserglases) mit der Wirkung vieler anderer Substanzen überein. 13. Ungleichmälsige Erwärmung. Die Versuche mit ungleichmäßiger Erwärmung habe ich nur nebenher angestellt, indem ich mir klarzulegen suchte, in wie fern die Verklebung der Eischale mit Harzen und überhaupt mit heißen Klebemitteln anwendbar ist. Bei der Verklebung mit heißem Kanada- balsam (ohne vorhergehende Injektion) erzielte ich regelwidrige Krüm- mungen des Keimes und außerdem noch eine bemerkenswerthe Ab- normität. Die abnorme Krümmung bestand darin, dass ein dreitägiger Keim im Bereich der vorderen Extremitäten fast unter einem rechten Winkel nach der linken Seite (d. h. der Dorsalseite) umgebogen war. Die Hirnblasen dieses Keimes hatten ebenfalls keine ganz normale Gestalt, doch zeigte dieser Keim im Allgemeinen keine besonderen Abweichungen von der Norm. Ein anderer Keim (Nr. 311) zeigte äußerlich eine eigenartige Gestaltung (Taf. XI, Fig. 24), und zwar ein vorderes erweitertes Kopfende und ein überaus enges Nervenrohr. Die Somiten sind zu 230 Wl. Schimkewitsch, unterscheiden. Vorn im Kopfabschnitt liegt das schleifenförmig ge- krümmte röhrenförmige Herz, und dahinter ein großer dreieckiger Fleck — eine massive Anhäufung von Mesodermzellen, wie dies aus den Schnitten ersichtlich wird. | Indem man die Schnitte nach dem hinteren Ende zu durch- mustert, stoßen wir zuerst auf die Amnionhöhle mit faltigen, unregel- mäßig gewundenen Wandungen (Taf. XVI, Fig. 66 A). Die Amnion- höhle ist von der dorsalen Seite verschlossen, und ihre Wandungen gehen nach hinten zu in zwei kleine, zu den Seiten des Kopfes liegende Amnionfalten über. Noch weiter hinten, im Bereich des Rumpfes, sind die Amnionfalten nicht entwickelt. Die Amnionhöhle enthält keinerlei Theile des Keimes und unter ihr liegt nur das nach vorn verlagerte Herz. Später treffen wir auf den Schnitten das Herz und sodann den Kopf des Keimes. Um das gegenseitige Verhältnis der Organe in dem vorderen Keimabschnitt verstehen zu können, muss man sich vorstellen, dass von vorn und zum Theil auch von der linken Seite her eine den Ektodermalfalten normaler Keime völlig entsprechende Ektodermfalte unter den Kopf des Keimes hereinwächst (Taf. XVI, Fig. 67); während diese Falte jedoch normalerweise sich zwischen den Pharynx und die Blastodermscheibe hereindrängt, hat sie sich bei unserem Keim zwischen den Pharynx und das Ner- venrohr gelegt, und wächst viel tiefer ein als bei einem normalen Keim. Indem sie in das Innere hereinwächst, zieht sie erstens das Ektoderm des Kopfes nach sich und gleichzeitig biegt sich die Nerven- anlage mit dem sie umgebenden Mesoderm unter einem spitzen Winkel nach hinten ein (Fig. 66 BD, C, D). Das beim Hereinwachsen mitgerissene Ektoderm zieht auch die Hörblasen nach sich, welche, wie sich erweist, nicht mit dem äußeren Ektoderm sondern mit dem Ektoderm dieser Falten im Zusammenhang stehen (Fig. 66 5). Die Pharynxhöhle steht auf ihrer oberen Seite bereits mit der Höhle der ektodermalen Falte auf eine sehr beträchtliche Strecke hin in Kom- munikation. Auf diese Weise wird auch die erweiterte Mundöffnung in diese Falte verlagert. Die Nervenanlage weist im Gebiete der (ehörblasen eine ziemlich tiefe, offene Rinne auf. Weiter nach vorn seht die Rinne in ein Rohr mit T-förmigem Lumen über, und biegt dann plötzlich nach hinten um, wobei sie zuerst die Gestalt eines ovalen, in dorsoventraler Richtung ausgezogenen Rohrs (Fig. 66 ©) und weiter nach hinten (d. h. näher zu dem nach hinten umgebogenen vorderen Ende des Rohrs) die Gestalt eines in der Querrichtung erweiterten Rohrs hat. Dieses Rohr ist von unten (resp. von der Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. I. 331 Dorsalseite) her eingebuchtet und oben (resp. an der Bauchseite) vor- sewölbt. Wahrscheinlich entsprechen die Seitentheile dieser Erweite- rung (Taf. XVI, Fig. 66 D, Vo) den Augenblasen. Die Linsen sind nicht angelegt. Die Nervenanlage erscheint im Gebiet des Rumpfes vorn in Gestalt eines horizontalen Plättchens (Fig. 66 C) und geht weiter hinten in eine Rinne über, während sie im hinteren Rumpfab- schnitt die Gestalt eines Rohrs annimmt (Fig. 66 D). Im Allgemeinen hat sich der hintere Theil fast normal entwickelt: Die Chorda, die Somiten, die Wourr’schen Gänge und die in die oben erwähnte Mesodermanhäufung hereinwachsende Allantois sind entwickelt. Aller- dings ist die primäre Leibeshöhle im hinteren Abschnitt des Keimes etwas stärker entwickelt als bei einem normalen Keim, und eben so ist das hintere Ende des Rumpfes etwas nach der linken Seite ge- dreht, während das vordere Ende des Keimes keine Drehung erfährt. Die charakteristischen Grundzüge für diese Missbildung sind demnach die regelwidrige Lage und das verstärkte Hereinwachsen der ektodermalen Falte, welch’ letzteres die Verlagerung der Hör- blasen zur Folge hat, ferner eine abnorme Krümmung des vorderen Nervenrohrendes. Wahrscheinlich steht auch das Nichtzuwachsen der Nervenrinne im Gebiet des Nackens im Zusammenhang mit dieser Krümmung, welche veränderte Spannungsbedingungen im Ektoderm und in der Nervenanlage hervorgerufen hat. 14. Anhang. Ich hatte Gelegenheit einen Keim (Nr. 350) zu untersuchen, welcher sich unter normalen Bedingungen (aber allerdings im Thermo- stat) entwickelt hatte, und folgende Abnormitäten aufwies: Die Am- nionfalten kommen kaum zum Ausdruck, und dies auch nur im vorderen Theile. Eine Drehung oder Krümmung des Keimes war nicht erfolgt. Das Nervenrohr ist nur in seinem hintersten Abschnitte verschlossen und erscheint in seinem vorderen Verlauf in Gestalt einer offenen, unregelmäßig gestalteten Rinne. Die Wände dieser Rinne bilden zwei Falten, und zwar eine große und eine kleine, welche beide im Inneren der Rinne liegen (Taf. XVI, Fig. 68 Bu. (). Eine Strecke weit bleiben diese Falten ganz frei, bleiben aber mit ihren Enden mit dem Nervenrohr im Zusammenhang. Die große Falte enthält in ihrem Inneren eine Anhäufung von dicht gelegenen meso- dermalen Zellen mit einer centralen Höhle, sowie ein Gefäß. Aller Wahrscheinlichkeit nach verdankt diese Höhle rein mechanischen Be- dingungen bei der Bildung der obenerwähnten Falte ihre Entstehung, Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIII. Bd. 16 232 WI. Schimkewitsch, in deren Inneres die Mesodermschicht mit hereingezogen worden war; sie besitzt keinerlei morphologische Bedeutung. Weiter nach hinten hat die Nervenanlage die Gestalt einer breiten Platte (Fig. 68 D, E) und seht sodann wieder in eine unregelmäßig geformte Rinne und zuletzt in ein normales Rohr über. Am Anfang des Rohrs befinden sich zu beiden Seiten zwei tiefe Falten des verdickten Ektoderms (Fig. 68 F). Die ektodermalen Anlagen der Sinnesorgane. fehlen, was aber die primären Augenblasen betrifft, so sind sie vielleicht durch irgend einen der Vorsprünge an dem Nervenrohr repräsentirt; in Folge der unregelmäßigen Gestalt des letzteren kann dieser Punkt jedoch nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Die Chorda ist entwickelt, allein ihr vorderes Ende bleibt im Zusammenhang mit der oberen Wand des Pharynx und ist unter einem rechten Winkel nach unten um- gebogen (Fig. 68 D); weiter hinten bildet die Pharynxwand auf einer gewissen Strecke eine Längsfalte, welche sich bis zur Chorda hinzieht und ihren Ursprung wahrscheinlich ebenfalls der Verbindung zwischen der Chorda und der Pharynxwand verdankt. In der Höhlung des Pharynx bemerkt man ein kleines Häufchen blasenförmiger Zellen (Fig. 68 E, Chz). Auf Grund ihres Charakters bin ich geneist zu glauben, dass diese Zellen sich von dem vorderen Ende der Chorda, da wo letztere mit der Wandung des Pharynx verwachsen ist, losgelöst haben. Kiemensäcke sind nicht vorhanden. Die vordere Ektoderm- falte ist gut entwickelt (Fig. 68 D), und setzt sich an ihrem hinteren Ende in Gestalt einer kleinen, aus einer Zellschicht bestehenden ' Platte fort (Fig. 68 E), welche sich unter das Entoderm legt und die Bildung eines entodermalen Vorsprungs (R. ent.) längs der Median- linie hervorruft. Längs dieses Vorsprungs verändern auch die Ento- dermzellen ihren Charakter: sie sind nicht mehr flach sondern ziemlich hoch und von den Zellen der Ektodermfalte nicht mehr zu unter- scheiden. Das Herz ist normal gebildet. Allgemeiner Theil. Ich gehe nun über zur Vergleichung der von mir erzielten Re- sultate mit den Abnormitäten, welche von DArRESTE, RABAUD, Kästner und Anderen hauptsächlich unter veränderten Bedingungen physikalischen Charakters beschrieben wurden, ferner mit den Re- sultaten HErTwIG’s und GurwırscH’s bei der Entwicklung von Amphibieneiern in Lösungen und endlich mit den Resultaten, welche ich im ersten Theil dieser Arbeit mitgetheilt habe. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 233 Unter den Veränderungen der Blastodermscheibe, hervorge- rufen durch Einführung verschiedener Substanzen in das Eiweiß, erwähne ich hier speciell derjenigen, wo die Blastodermscheibe gar keinen oder einen in Degeneration begriffenen Keim enthält. Die Scheiben ohne Keim waren schon lange von BrocA (1862) und DARESTE (1876) und kürzlich erst von RaBAup! (1899) beschrieben worden. Diese Scheiben können nur aus Ekto- und Entoderm be- stehen, ohne Theilnahme des Mesoderms an ihrem Aufbau. Solch’ eine Scheibe zeigt meine Nr. 102 (Taf. XI, Fig. 29, Na C]). In analoger Weise ist die sehr kleine Scheibe Nr. 65 (Taf. XV, Fig. 52, Chlor- lith.) oder die Scheibe Nr. 46 (Taf. XIII, Fig. 40, NaCl) gebaut, bei welchen jedoch das Ektoderm nur an einigen Stellen in Gestalt flacher Zellen erhalten ist; das Entoderm aller dieser drei Scheiben ist durch Syneytien mit zahlreichen Kernen und verschluckten Dotter- körnchen repräsentirt. Die Scheibe Nr. 15 endlich (Taf. XVI, Fig. 63, Nikotin) bestand ausschließlich aus einem solchen Syneytium und wies keinerlei Reste des Ektoderms auf. Aus dem eben Dargelegten erhellt, dass gleichartig gebaute Schei- ben, welche aus einem dem Randentoderm ähnlichen Syneytium be- stehen, auch durch Vereinfachung aus komplieirter gebauten Scheiben entstehen können. Mit besonderer Deutlichkeit konnte ich diese Degradation an einer Reihe von Scheiben verfolgen, welche sich in Lithiumsalzen entwickelt hatten; an einigen dieser Scheiben war der Keim in Gestalt eines Häufchens degenerirender Zellen erhalten, während die aus den drei typischen Schichten bestehenden Scheiben, in denen bereits Gefäße angelegt waren, eine Neigung zur Degradation und zur Assimilirung aller Elemente zu denjenigen des Randentoderms an den Tag legten; dabei ging die Bildung der Syneytien und der energische Process der Aufnahme von Dotterkörnchen nicht nur an den Rändern, sondern auf der ganzen Ausdehnung der Scheibe vor sich, wie auch in fast allen oben beschriebenen Fällen. Selbst- verständlich kann der Degradationsprocess in zweischichtigen Schei- ben auch bereits vor der Entstehung des Mesoderms beginnen, es kann aber auch vorkommen, dass das Mesoderm mit in den Bestand des Syncytiums aufgenommen wird. Im Allgemeinen jedoch kann der Process der Degeneration des Keimes und der Degradation der Scheibe in den einzelnen Fällen 1 Vgl. DARESTE, Recherches sur la production artificielle des monstruosi- tes ete. Paris 1891. p. 289 et 101. — RABAUD, Blastodermes des poules sans embryon (anidiens). Bibliogr. Anat. Paris. Tome VII. 1899. 16% 234 WI. Schimkewitsch, augenscheinlich auf den verschiedensten Stadien beginnen, wobei die Degradation natürlich nur ein Schritt zur nachfolgenden Degene- ration ist. | Die Scheibe Nr. 46 enthielt (Taf. XIII, Fig. 40) in ihrem Inneren eine abnorme Höhle. Diese Höhle erinnert zwar an eine Segmen- tationshöhle, konnte sich aber auch auf ganz anderem Wege, und zwar entsprechend den Höhlen der Blastodermscheibe bei Nr. 65 (Taf. XV, Fig. 52) gebildet haben. Da die Höhlen in dieser letzten Scheibe die Form von Blasen haben, welche in den Dotter vor- springen, und von diesem nur durch eine Schicht flacher Zellen ge- trennt sind, so erscheint es sehr wahrscheinlich, dass diese Blasen in Abhängigkeit von den Wachsthumsbedingungen der Scheibe durch das Entoderm gebildet wurden, als dasselbe noch einschichtig war. Man muss annehmen, dass das Entoderm zu wachsen fortfuhr, als die oberen Blätter eine Wachsthumshemmung erfahren hatten; in Folge dessen bildete es nunmehr Falten, welche sich später zu Blasen geschlossen haben. Einen analogen Ursprung hat wahrscheinlich die in der Scheibe Nr. 40 beobachtete Höhle; obgleich sie in mehr oberflächlichen Schich- ten der Scheibe entstanden ist, verdankt sie ihre Entstehung doch dem ungleichmäßigen Wachsthum der verschiedenen Schichten der Scheibe. Bisweilen können sich solche Scheiben (mit degenerirtem Keim) durch Wucherung ziemlich beträchtlich ‚ausbreiten, wie z. B. die Scheibe Nr. 111 (Taf. XIIL, Fig. 38, NaCl). Übrigens befand sich diese Scheibe augenscheinlich noch auf demjenigen Stadium der Degradation, wo die Zellen des Mesoderms sich schon dem entoder- malen Syneytium zu assimiliren begannen, das Ektoderm jedoch seine Selbständigkeit noch bewahrte (Fig. 38 D). Zu erwähnen sind die bei der Degradation vor sich gehenden Veränderungen in den Kernen der Scheibe: in gewissen Fällen (unter der Einwirkung von Nikotin, Nr. 13) fahren die Kerne fort sich auf karyokinetischem Wege zu theilen, doch sind die Chromosomen dabei außerordentlich verkürzt und nehmen die Gestalt von Kügelchen mit hellerem Inhalt an (Taf. XVI, Fig. 65); in anderen Fällen geht die Theilung augenscheinlich auf direktem Wege vor sich (unter der Ein- wirkung von Lithiumsalzen), doch nehmen überhaupt die Kerne oft eine blasenförmige Gestalt mit wenig zahlreichen Chromatinanhäu- fungen an. Um die Reihe von Formveränderungen der Kerne ver- schiedener Blätter des Keimes unter der Einwirkung von Einspritzungen "Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 235 in das Eiweiß abzuschließen, wollen wir noch auf die eigenartigen Veränderungen der karyokinetischen Figuren im Ektoderm des Am- nions eines unter der Einwirkung von Kochsalz entwickelten Keimes (Nr. 112, Taf. XII, Fig. 37 B) hinweisen, sowie auf das Anschwellen der Kerne in den Blutzellen, unter der Einwirkung von Zuckerlösung (Taf. XVI, Fig. 69). Was den Übergang der karyokinetischen Theilung zur direkten Theilung und sogar zur Knospung betrifft, wie ich ihn im ersten Theil dieser Arbeit (p. 525) beschrieben habe, und welcher unter der Ein- wirkung gewisser Substanzen vor sich geht, so will ich bemerken, ‚dass HÄcker! unter der Einwirkung von Äther an Cyclops-Eiern einen analogen Übergang zur direkten Theilung erzielt hat. Die Botaniker kommen in gegenwärtiger Zeit zu dem Schlusse, dass dieser Übergang, welcher bei Pflanzen durch die Wirkung vieler anästhesirender Substanzen hervorgerufen wird, dem verstärkten Stoff- wechsel in den Zellen, wie er wenigstens im Anfang der Wirkung jener Substanzen auf die Zelle vor sich geht, zuzuschreiben ist?. Diese Schlussfolgerung ist in Übereinstimmung mit den Beobach- tungen BALBIANT's und HEnNnEGUuY’s®, wonach die Epithelzellen beim Wiederanwachsen des abgeschnittenen Schwanzes der Kaulquappe, d. h. da, wo eine energische Neubildung der Gewebe stattfindet, zum direkten Theilungsmodus übergehen, um sodann wieder zu der karyo- kinetischen Theilung zurückzukehren. Bei der Regeneration einiger Formen, z. B. bei den Enteropneu- sten, erweist sich nach einer mündlichen Mittheilung von K. DAWYDOFF die direkte Theilung als der typische Vermehrungsmodus. Eben so ist auch unter normalen Bedingungen häufig die Beobachtung ge- macht worden, dass die unter Bedingungen verstärkter Ernährung befindlichen Zellen sich amitotisch theilen (Rue, 1889; ZIEGLER, 1891). Dass der Stoffwechsel in Eiern der Cephalopoden und des Huhnes, unter der Einwirkung von Lösungen, bis zu einem gewissen Grade (wenigstens beim Beginn der Einwirkung) erhöht ist, wird durch das verstärkte Versenken der Merocyten in den Dotter bei den Cephalo- poden, sowie durch den Umstand bewiesen, dass der Process der 1 HÄcKER, Mitosen im Gefolge amitosenähnlicher Vorgänge. Anat. Anzeiger. BI XV: 1899. 2 MORKoWwIn, Die Wirkung anästhesirender und giftiger Substanzen auf die Athmung höherer Pflanzen. Warschau 1901. (Russisch.) 3 BALBIANI et HENNEGUY, Sur la signification physiologique de la division cellulaire directe. Compt. Rend. Acad. Sc. Paris. CXXIIL 1896. p. 264. Vgl. auch Loxzp, 1895. 236 WI. Schimkewitsch, Aufnahme von Dotterkörnchen, welcher in normaler Weise nur an den Rändern der Scheibe vor sich geht, bei dem Huhn sich oft über die gesammte Scheibe erstreckt und überhaupt bedeutend energischer vor sich geht. Bei den Cephalopoden kann der Übergang zur direkten Theilung in den Mesodermzellen, während ihrer verstärkten Vermehrung am oberen Pol (l. e. Fig. 39, 40, 58) und eben so in den, in Folge ver- mehrter Ernährung außerordentlich herangewachsenen Ektodermzellen Il. e. Fig. 44) beobachtet werden. Es ist augenscheinlich, dass die in ungünstige Existenzbedingungen gerathenen Embryonalzellen, ehe sie zu degeneriren beginnen, durch eine Erhöhung des Stoffwechsels reagiren, welche von einem Über- sang zum direkten Theilungsmodus begleitet wird. Selbstverständlich kann der Übergang zur direkten Theilung auch unter der Wirkung anderer Bedingungen möglich sein, aber jedenfalls ist der Charakter dieser Bedingungen höchst wahrscheinlich chemischer Natur. Wir haben freilich Beobachtungen von GALEOTTI und PIERALLINI!, welche zeigen, dass die Kerne unter der Einwirkung von FArADAY’schen Strömen zur direkten Theilung übergehen, es ist aber überaus wahr- scheinlich, dass auch diese Wirkung eine indirekte ist, d. h. dass sie in einer den Stoffwechsel erhöhenden Weise wirkt. So verschiedenartig demnach die den Übergang von der karyo- kinetischen zur direkten Theilungsweise hervorrufenden Bedingungen auch sein mögen, so haben sie doch alle einen gemeinsamen Zug, und zwar den erhöhten Stoffwechsel, welcher denn auch die Ursache dieses Überganges repräsentirt. Eine andere Gestalt der Scheibe beim Huhn, wie sie unter der Einwirkung von Lösungen erhalten wurde, ist die gürtelförmige. Ein Zerreißen der dem Keim zunächst liegenden Theile der Scheibe wurde nicht selten (Taf. X, Fig. 6 und 17) unter der Einwirkung von Chlor- natrium (Nr. 115 u. 88) und Bromnatrium (Nr. 210) beobachtet. Wir müssen annehmen, dass dieses Zerreißen unter der Einwirkung eines ungleichmäßigen Wachsthums der Scheibe stattfindet, und zwar dann, wenn ihre peripheren Theile rascher wachsen als die centralen Theile, nicht aber in Folge von einer Zerstörung der Scheibenelemente an dieser Stelle, da eben diese Elemente sich gewöhnlich widerstandsfähiger zeigen als der Keim selbst, welcher in den angeführten Fällen zu ! GALEOTTI, Über experimentelle Erzeugung von Unregelmäßigkeiten des karyokinetischen Processes. Beitr. pathol. Anat. Bd. XX. 1896. — PIERALLINI (1896). — Näheres s. SCHIMKEWITSCH, Biolog. Centralbl. Bd. XXII. 1902. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 237 wachsen fortfuhr. Lassen wir die Möglichkeit eines solchen Zerreißens auf früheren Stadien zu, wobei der Keim nach der einen Seite der gürtelförmig gewordenen Scheibe verlagert wird und sodann der Degeneration verfällt, so können wir das Entstehen gürtelförmiger keimloser Scheiben begreifen. Dauert das Wachsthum am Rande der Scheibe fort, so kann diese letztere, bei eintretender Vergrößerung der Öffnung, bis zum Äquator des Dotters und noch weiter herab- sinken (vgl. Taf. X, Fig. 7, Nr. 90 und 105, unter der Einwirkung von Chlornatrium und Bromnatrium; Nr. 108 Rhodankali; Nr. 303 Gipscement). Auf diese Entstehungsweise der gürtelförmigen Scheibe weist auch der oft äußerst unregelmäßige, gleichsam zerrissene innere Rand der- selben hin. Es ist sehr leicht möglich, dass die von DARESTE be- schriebene Scheibe (l. e., vgl. seine Taf. I, Fig. 9), welche er für eine abnorme Gastrula hält, eben eine solche gürtelförmige Scheibe vor- stellt. DARESTE beschreibt ferner einige Scheiben mit entwickelten Keimen, aber von nicht ganz regelrechter (elliptischer) Form, und theilt ein interessantes Verfahren mit, um solche Scheiben zu erhalten (l. e. p. 292). Unter der Einwirkung chemischer Faktoren führt die Ungleichmäßigkeit des Wachsthums zu noch schroffer ausgesprochenen Abnormitäten. Der Rand der Scheibe ist bisweilen äußerst ungleich (Nr. 133 Zuckerlösung, Nr. 131 Jodkalium, Nr. 168 Nikotin; vgl. bei den Cephalopoden Taf. XXVIH, Fig. 6, 7 und 14) und der Keim kann nicht ganz in der Mitte der Scheibe, ja sogar ganz am Rande derselben liegen (Nr. 131 Jodkalium, Nr. 246 Nikotin). Was die Ausbreitungshemmung bei einzelnen Theilen der Scheibe betrifft, so können die direkten Ursachen hierfür natürlich verschie- dener Art sein, in einigen Fällen aber erweist sich als solche direkte Ursache augenscheinlich eine Hemmung in der Wucherung des Meso- derms. Dieses Blatt zeigt sich bei den Keimen als am wenigsten widerstandsfähig gegen schädliche chemische Einflüsse. Bei eintreten- dem Wachsthumsstillstand des mittleren Blattes fahren das Ektoderm und das Entoderm fort zu wachsen, und bilden dabei Falten, massive Wülste oder zahlreiche Verdiekungen (Falten oder Verdickungen des Entoderms allein: Nr. 36 und 92 bei Verdünnung des Eiweißes; — des Ektoderms und des Entoderms gleichzeitig: Nr. 210 Bromnatrium und Nr. 37, Taf. XIII, Fig. 41 A, Chlornatrium; endlich Falten und Verdickungen des Ektoderms allein: Nr. 101 Chloralhydrat, Nr. 55, Taf. XII, Fig. 39 und Nr. 90, Taf. XI, Fig. 30, Chlornatrium u. a.). In Betreff der wulstartigen Verdickungen kann man nach Analogie 238 WI. Sehimkewitsch, mit dem, was wir bei der Besprechung der Frage über die Hem- mung des Wachsthums beim Amnion gesehen haben, annehmen, dass diese Verdiekungen eine weitergehende Formveränderung der ur- sprünglichen Falten vorstellen. Bei Hemmungen der Ausbreitung des intraembryonalen Entoderms kann man bisweilen auch dessen Verdieckung in Folge Vermehrung der Schichtenzahl bemerken (Nr. 282, Taf. XI, Fig. 27, bei Verminde- rung des Eiweißgquantums). Unter der Einwirkung starker Lösungen von Choral (Nr.398% Taf. XII, Fig. 35) können sämmtliche Schichten der Scheibe Falten bilden, welche entweder sich in den Dotter hinein erstrecken, oder sich über die Oberfläche der Scheibe erheben. Eine Erscheinung, welche zu derselben Kategorie gehört, erblicken wir in dem Um- biegen der Scheibenränder nach unten oder nach oben; diese Um- biegungen sind bisweilen so stark ausgesprochen, dass der Scheiben- rand röhrenförmig zusammengerollt, oder bei der gürtelförmigen Scheibenform doppelt über einander geschlagen sein kann (vgl. Nr. 90, Taf. XI, Fig. 30, Chlornatrium, eben so Bromnatrium u. a. m.). Eine scharf ausgesprochene Umbiegung kann wahrscheinlich durch einfache Veränderungen der physikalischen Beschaffenheit dieser oder jener Schichten und gewisser Punkte der Blastodermscheibe unter dem Einfluss verschiedener Lösungen erklärt werden. Besondere Beachtung verdient das Verhalten der Blätter am Scheibenrande, wenn die Ausbreitung der Scheibe gehemmt wird. Dieses Verhalten kann ein verschiedenartiges sein. Der Rand der Scheibe kann ausschließlich aus Ekto- und Entoderm bestehen, wäh- rend das Mesoderm in einiger Entfernung vom Rande aufhört (Nr. 3, Taf. XII, Fig. 43 9, Chlornatrium), bisweilen aber besteht ein ziemlich beträchtlicher Theil der (gewöhnlichen oder gürtelförmigen) Scheibe nur aus diesen beiden Schichten (siehe Rhodankalium). Bei der Aus- breitung der Scheibe über die Oberfläche des Dotters spielt demnach das Mesoderm die Rolle einer Unterlage oder eines beweglichen Trottoirs und eine Hemmung seines Wachsthums ruft die Bildung von Falten und Verdieckungen dieser oder jener Keimblätter hervor; haben diese Blätter aber einmal die Verbreitungsgrenzen des Meso- derms überschritten, so wachsen sie in der gewöhnlichen Weise weiter. Die bei dem Wachsthumsstillstand des Mesoderms auf die Ausbreitung der ganzen Scheibe ausgeübte verzögernde Wirkung ist wahrscheinlich rein mechanischen Charakters und lässt sich vielleicht auf die Vermehrung der Reibung zwischen dem energischer wachsen- Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 239 den Ekto- und Entoderm einerseits und dem langsamer oder gar nicht mehr wachsenden Mesoderm andererseits zurückführen. Bei der weiter oben beschriebenen Umbiegung des Scheiben- randes kann man bisweilen im Ektoderm Erscheinungen bemerken, welche an die Vorgänge bei den Oephalopoden erinnern. So zeigte in einem Fall (Nr. 105, Taf. XI, Fig. 32 C, Chlor- natrium) der nach unten umgeschlagene, aus verdiektem Entoderm und über dessen Rand hervorragendem Ektoderm bestehende Scheiben- rand die Anwesenheit außerordentlich großer Zellen im Ektoderm, deren Anwesenheit leicht zu erklären ist, wenn man sich der Fig. 25 ‚und 31 auf Taf. XXIX im ersten Theil dieser Arbeit erinnert. Wahr- scheinlich hat sich das Ektoderm beim Umbiegen des Randes auf den Dotter gestützt und es hat ein temporärer Stillstand in seinem Wachsthum stattgefunden, und dieser Stillstand hat, eben so wie in den für die Cephalopoden angegebenen Fällen, zur Bildung großer Zellen geführt. Die Fig. 32 C, Taf. XI zeigt eine vollständige Ana- logie mit der Fig. 25 C, Taf. XXIX. In diesem wie in jenem Falle wurde der Widerstand umgangen, und das Wachsthum des Ektoderms setzte seinen Gang weiter fort. Pe Endlich kann noch eine dritte Form des Blastodermscheibenrandes beobachtet werden (Nr. 6 und 35, Taf. XIII, Fig. 39, Chlornatrium) und zwar zeigt sich dabei das Ektoderm außerordentlich verdickt, doch kann man nach Analogie mit dem, was für das Amnion beschrieben werden wird, annehmen, dass der Bildung der Ektodermverdiekungen Faltenbildungen vorangehen. Es ist schwer zu entscheiden, was die Ursache war, welche die Verbreitung des Ektoderms über die Dotter- oberfläche verzögerte. Was den Keim Nr. 35 (Fig. 39 B) betrifft, so kann man annehmen, dass hier diese Ursache in dem Umbiegen des Entodermrandes nach oben, auf das Ektoderm, lag, bei Nr. 6 aber wurde eine derartige Erscheinung nicht beobachtet. Jedenfalls lag hier ein mechanischer Grund vor, da die Vermehrung der Ektoderm- zellen nicht aufgehalten worden war. Was die übrigen Veränderungen im Ektoderm betrifft, so er- wähne ich hier die Bildung einer Deckschicht (Nr. 14, Taf. XV, Fig. 55, Nikotin). Die Bildung einer solchen Deckschicht beim Hühn- chen kann durch den Umstand erklärt werden, dass die durch die Wirkung des Giftes geschwächten peripheren Zellen und deren Kerne einen großen Theil ihrer Elastieität verloren haben, fach geworden sind, und dass diese Zellen eine Schicht gebildet haben, welche möglicher- weise in der That eine schützende Wirkung ausübt und zum Theil 240 WI. Schimkewitsch, die tieferliegenden Theile des Keimes vor der Wirkung der Lösungen bewahrt. Vom morphologischen Standpunkte aus betrachtet, kann eine solche Absonderung einer Oberflächenschicht auf dem Ektoderm am besten mit dem Teloderm oder Trophoblast auf der Oberfläche der Serosa bei den Sauropsiden verglichen werden; auf Grund des Aussehens dieser Zellen aber, und vielleicht auch vom physiologischen Standpunkte aus betrachtet, erinnert diese Schicht mehr an die Deck- schicht der Knochenfische und die RAUBER’sche Schicht der Säugethiere. Eine analoge Erscheinung bietet wahrscheinlich die Bildung einer Schicht flacher Zellen unter dem Randentoderm bei dem Keim Nr. 243 (Taf. XV, Fig. 54, Bromlithium). Diese Schicht hat sich vermuth- lich dadurch gebildet, dass der Process der Dotteraufnahme von Seiten des Entoderms aufgehört hat und die dem Dotter zunächst liegenden Zellen begonnen haben abzusterben und sich abzuflachen. Jedenfalls sind die ektodermale Deckschicht, wie auch die stellen- weise eine Unterlage für das Randentoderm bildende Schicht, zwei gleichartige Erscheinungen. Wir haben gesehen, dass bei dem Hühnchen, eben so wie bei den Cephalopoden (I, p. 522), die ersten Anzeichen der Veränderung bei Degeneration an den dem Dotter zunächst liegenden Theilen des Keimes beginnen, wobei hier wie dort die Bildung von Syneytien oder Plas- modien sowie blasenförmige Kerne beobachtet werden. Sodann fängt bei dem Hühnchen, eben so wie bei den Cephalopoden, das Mesoderm zu degeneriren an, wobei es beim Hühnchen in Bezug auf diesen Process das Entoderm weit überholt und überhaupt weniger widerstandsfähig erscheint, während die mit Dotter überladenen Theile des Entoderms so ziemlich am widerstandsfähigsten erscheinen. Das Ektoderm be- sinnt, eben so wie bei den Cephalopoden, erst nach dem Mesoderm zu degeneriren. Überhaupt schreitet die Degeneration, wie bei den Cephalopoden, so auch beim Hühnchen im Keime selbst von innen nach außen vor; beim Hühnchen beginnt sie stets am Keime selbst, während das Amnion und die Blastodermscheibe sich am widerstands- fähigsten erweisen. Die Gestalt der degenerirenden Kerne des Hühn- chens stimmt mit derjenigen einiger degenerirender Kerne bei dem Keime der Cephalopoden überein, und zwar nehmen diese Kerne das Aussehen homogener Chromatinanhäufungen an (Theil I, Fig. 59 [14] und 65 [1] u. a. m.); eben so werden Chromatinanhäufungen inner- halb der Kerne und ihr Austritt in das Zellplasma beobachtet (Niko- tin, Nr. 175), wie dies auch bei den Cephalopoden der Fall war (Pat. XXXTL Fig. 39 2] San) Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. 241 Die Bildung eines entodermalen Syneytiums steht wohl in Zu- sammenhang damit, dass die Wasser absorbirenden Lösungen über- haupt auf die Zellen selbst eine stärker hemmende Wirkung ausüben als auf deren Kerne, wie dies aus einer ganzen Reihe von Beobach- tungen von Herrwıc (1805), Log (189), Wırsox (1897) u. a. m. hervorgeht. Nach Wırson?! unterliegen in den Eiern der Amphibien die dotterreichen Zellen, da sie weniger Aktivität besitzen, früher den Wirkungen der Salze, als die mehr aktiven Pigmentzellen. Nach GurwıIrtscH?2 hängen die durch Salze hervorgerufenen Abnormitäten sowohl von der unterdrückenden, wie von der erregenden Wirkung der Salze auf das Protoplasma ab, während gleichzeitig die dotter- reichen, also protoplasmaärmeren Zellen der Wirkung von Salzen weniger stark unterworfen sind, als die Zellen des animalen Poles. In den Angaben beider Autoren ist ein gewisser Widerspruch zu finden. Im gegebenen Falle zeigen die dotterreichen Theile beim Hühnchen zuerst die Wirkung der Salze, degeneriren aber als die letzten. a Wırson hat demnach Recht, wenn er angiebt, dass die hemmende Wirkung der Salze zu allererst die protoplasmaarmen und dotter- reichen Theile, d. h. Theile mit geringerer Aktivität, betrifft. Was aber die Widerstandskraft gegen die Degeneration betrifft, so gehören diese Theile im Gegentheil mit zu den am längsten ausdauernden, und zwar wahrscheinlich auf Grund besserer Nahrungsbedingungen und vermöge ihrer Fähigkeit, durch erhöhte Nahrungsaufnahme und Stoffwechsel auf Verschlimmerungen in den Existenzbedingungen rea- giren zu können. Ich gehe nunmehr zu den auf künstlichem Wege erzielten Ver- änderungen des Amnions über. Es bestehen zweierlei Ansichten über die Ursachen der Entstehung des Amnions: nach der einen Ansicht sind diese Ursachen rein mechanischen Charakters. Dieser Ansicht huldigen MınoT, vAN BENEDEN und JULIN®, eben so SELENKA#, ob- 1 CH. B. WıLson, Experiments on the Early Development of the Amphi- bian Embryo under the influence of Ringer and salt solution. Arch. f. Entwick- lungsmechanik. V. Bd. p. 615—648. 1897. 2 ALEX. GURWITSCH, Über die formative Wirkung des veränderten chemi- schen Mediums auf die embryonale Entwicklung. Versuche am Frosch- und Krötenei (R. fusca und Bufo vulgaris). Ibid. III. Bd. p. 219—260. 1896. 3 VAN BENEDEN et JULINn, Recherches sur la formation des annexes foetales chez les Mammiferes. Arch. de Biologie. Tome V. 1884. 4 SELENKA, Studien über die Entwicklungsgesch. der Thiere. 5. Heft. 1891. 242 WI. Schimkewitsch, gleich die Ursache des Processes selbst von diesen Forschern in ver- schiedener Weise aufgefasst wird. Nach der anderen Ansicht, welche von SEMON! mit großer Ausführlichkeit entwickelt und von HUBRECHT? unterstützt wurde, hängen die Ursachen der Amnionentwicklung von der Auslese ab und gehören der Klasse der ererbten Ursachen an. Zu Gunsten dieser letzteren Anschauung spricht auch der Umstand, dass bei dem Chamäleon die ringförmige Amnionfalte nach ScHAUmNS- LAND (1901) schon dann entsteht, wenn die Mesodermanlage noch kaum angedeutet ist. Auf Grund der von mir erzielten Missbildungen kann man be- haupten, dass das Wachsthum des Amnions unabhängig vom Wachs- thum des Keimes vor sich geht und eben so, dass die Bildung eines Amnions auch bei fehlendem Keime wohl möglich ist. Die Thatsache, dass das Amnion trotz der Degeneration des Keimes in seinem Wachsthume fortfährt, wird durch meinen Keim Nr. 299 bewiesen, welchen ich durch Einführung von Gipscement erhalten habe (Taf. XVI, Fig. 64); bei diesem Keime waren die vor- dere und die hintere Amnionkappe gut, die Seitenfalten dagegen nur schwach entwickelt, so dass vorn und hinten am Keime zwei Höhlen entstanden, welche keine Theile des Keimes selbst enthielten. Die Keime Nr. 165 (Taf. XV, Fig. 56, Nikotin), Nr. 511 (Taf. XVI, Fig. 66, ungleichmäßige Erwärmung), Nr. 55 (Taf. XV, Fig. 59, Guanin mit Chlornatrium) und Nr. 112 (Taf. XII, Fig. 37, Chlornatrium) zeigen die gleiche Abnormität wie Nr. 299, nur ist dieselbe auf den vor- deren Abschnitt beschränkt. Bisweilen erstrecken sich die Seitenfalten bis weit über das Hinterende des Keimes hinaus (Nr. 246, Nikotin), was nur durch den Umstand erklärt werden kann, dass die Falten über den Keim hin- ausgewachsen sind. In vielen unter den angeführten Fällen hat die Amnionwand Falten gebildet und eine gewundene Gestalt angenommen; bisweilen weichen die beiden Blätter des Amnions auf eine ziemliche Ent- fernung aus einander und zwischen ihnen bildet sich ein System zelliger Brücken, an deren Aufbau augenscheinlich auch die Zellen des Ektoderms Antheil nehmen können (Nr. 112, Taf. XII, Fig. 37). 1 SEMmon, Entstehung und Bedeutung der embryonalen Hüllen und Anhangs- organe der Wirbelthiere. Compt. Rend. des Söances du III. Congr. intern. de Zoologie (Leiden) 1896. p. 289 und in: Zoologische Forschungsreise in Austra- lien ete. Bd. II. 189. 2 HUBRECHT, The descent of the Primates. New York 1894. — Ders., Die Phylogenese des Amnions etc. Verh. k. Akad. Amsterdam 18%. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 943 Die Unabhängigkeit des Wachsthums beim Amnion von dem Wuchs des Keimes dokumentirt sich auch noch in den Fällen von Hydropsie des Amnions, welche naturgemäß von einer Erweiterung der Amnionhöhle begleitet wird (bei Verdünnung des Eiweißes; Nr. 151, Taf. XV, Fig. 57, Alkohol). Dabei erfolgt augenscheinlich bisweilen nicht nur eine einfache Erweiterung dieser Höhle, sondern gleichzeitig auch eine Veränderung der Gestalt ihres Lumens und zwar in Abhängigkeit von dem ungleichmäßigen Wachsthume der verschiedenen Bestandtheile ihrer Wandung. Die bemerkenswertheste Abweichung von der Norm zeigt aber ein Amnion, welches bei Einführung von Chlornatrium erzielt wurde 02 Tat. X, Bis. 3 und Taf: XI, Fig. 29). Der: Keim scheint entweder gar nicht zur Bildung gelangt, oder aber auf einem frühen Stadium der Degeneration verfallen zu sein, denn es ist keine Spur von demselben vorhanden; trotzdem ist auf der Blastodermscheibe eine Reihe von amniotischen Höhlen entstanden, welche, wie bereits mitgetheilt, als ein Produkt der Krümmung und Theilung zu betrach- ten sind. Dabei ist zu bemerken, dass die Amnionfalten durch die beiden Blätter des Ektoderms gebildet werden, indem die Scheibe kein Mesoderm enthält, doch setzen sie sich häufig am freien Rande in Gestalt einer nur einschichtigen Platte fort. Die erwähnte Anomalie zeigt mit vollendeter Deutlichkeit, dass die Tendenz zur Bildung von Amnionfalten eine ererbte Eigenschaft des Keimektoderms ist, und unabhängig von den mechanischen Be- dingungen auftritt, welche sich etwa durch seitlichen Druck auf den Keim äußern. Darauf deuten auch die Fälle von Zweitheilung der Amnionhöhle hin, wenn sich seitlich von der Haupthöhle eine kleinere supplementäre Höhle bildet (Nr. 38, Taf. XII, Fig. 33 C und D, Chlor- natrium). Ziemlich häufig tritt eine partielle oder totale Unterdrückung des Amnions auf; bei dem Keime Nr. 115 (Taf. XII, Fig. 35 C und D, Chlornatrium) findet sich nur eine kleine linke seitliche Falte; bei dem Keim Nr. 252 (Guanin) waren zwei seitliche Falten vorhanden, doch fehlten sowohl in ersterem wie in letzterem Falle die vorderen Falten. Bei den Keimen Nr. 69 (Chlornatrium) und Nr. 169 (Nikotin) fehlte das Amnion vollständig. Noch häufiger kommt ein Stillstand im Wachsthum der Ränder der Amnionfalten vor, welcher dazu führt, dass die Amnionhöhle unverschlossen bleibt. Die Untersuchung der Ränder solcher im Wachsthum aufgehal- 244 | Wl. Schimkewitsch, tener Falten erklärt uns die Ursache des Stillstandes. Hrrora (l. ec. 1899) hat ganz richtig beobachtet, dass bei dem Wachsthum der Amnionfalten das Ektoderm rascher wächst wie das Mesoderm, doch wird dies besonders deutlich bei Keimen, welche sich unter anormalen Bedingungen entwickeln. Da die Wucherung des Meso- derms dabei aufgehalten wird, während das Ektoderm zu wachsen fortfährt, so bildet das letztere anfänglich Falten (Taf. XV, Fig. 51, NaBr), welche späterhin ihrerseits die massiven ektodermalen An- schwellungen hervorrufen (Nr. 101, Chloralhydrat; Nr. 38, Taf. XII, Fig 33 B, Chlornatrium; Nr. 37, Taf. XIII, Fig. 41 A, Chlornatrium; Nr. 3, Taf. XI, Fig. 45 PD, Chlornatrium). Es scheint mir, dass die unter normalen Bedingungen beobachteten Anschwellungen des Ento- derms ebenfalls nichts Anderes als eine weitergehende Modifieirung der Falten darstellen. Die inneren Zellen der massiven Anschwellungen nehmen die Gestalt unregelmäßiger, sternförmiger Zellen an, welche an mesodermale Zellen erinnern. Stellenweise ist das Ektoderm, sowohl des Amnions als auch der Serosa, verdiekt und wird dabei vielschichtig, und zwar bald in einer geringen (Taf. XIII, Fig. 41 5), bald in einer mehr oder weniger beträchtlichen Ausdehnung (Taf. XH, Fig. 33 B und (0). Bei starkem Auseinanderweichen beider Blätter des Amnions kann man ein energisches Eindringen der Ektodermzellen zwischen diesen Blättern beobachten, wobei diese Zellen denjenigen des Meso- derms ähnlich werden (Nr. 112, Taf. XII, Fig. 57) und man kann an- nehmen, dass mehrere in der Höhle zwischen beiden Blättern des Amnions eingeschlossene Zellen ektodermalen Ursprungs sind. Die Hemmung im Verwachsen der Amnionfalten beruht demnach eben so wie der Stillstand in der Ausbreitung der Blastodermscheibe auf dem Wachsthumsstillstande des Mesoderms. Ich bemerke, dass dieser Stillstand zu einer Erhaltung der runden Öffnung an der dorsalen Oberfläche des Amnions bis zur Hälfte des fünften Tages führen kann (Nr. 266, Taf. XIV, Fig. 47, Jodkalium), wo- bei der die Öffnung umgebende Ektodermring, wie auch bei nor- malen Keimen, außerordentlich verdickt erscheint. Es sind ferner noch die Fälle zu erwähnen, wo der Keim über die hintere Falte des Amnions hinauswächst und diese letztere unter das hintere Ende des Keimes zu liegen kommt (Nr. 106, Taf. XIV, - Fig. 44 D, Saccharum uvicum). Bei der Einführung von Lithiumsalzen und. Gipscement endlich wurde ein Anwachsen der Amnionfalten an die Dorsalfläche des Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. Il. 245 Keimes beobachtet (Nr. 234, Taf. XV, Fig. 53 und Nr. 3®is, Taf. XVI, Fig. 61). Es ist interessant, dass in einem dieser Fälle (Nr. 234) der Keim keine auffallenden Abweichungen zeigte, im anderen Falle da- gegen (Nr. 3°) die Abweichungen in einer asymmetrischen Ent- wieklung einiger Organe und der Bildung eines hohlen Fortsatzes des Nervenrohres bestanden. Das Verwachsen der Amnionfalten mit der Oberfläche des Keimes kann von einem Hereinwuchern der mit einander verwachsenen Ektoderme der Amnionnaht und des Keimes in das Innere des letzteren begleitet werden (Taf. XV, Fig. 53 C und D), wobei im Inneren der sich auf diese Weise unter dem Tegu- ment des Keimes bildenden Ektodermmasse, deren Zellen die Gestalt unregelmäßiger und mit Fortsätzen versehener, den mesodermalen ähnlicher Zellen annehmen. Dieser Umstand, in Verbindung mit den weiter oben angeführten ähnlichen Fällen, beweist, dass die Gestalt der Ektodermzelle in hohem Maße durch die Bedingungen ihrer Entwicklung beeinflusst wird. Die erwähnte Differenzirung kann mit der Formveränderung der Ektodermzellen der Pulpa (Stratum intermedium) des Emailorgans bei den Wirbelthieren verglichen werden, welche in früheren Zeiten die Histologen bei ihren theoretischen Auslegungen in Verwirrung setzte. | Es erscheint ferner sehr wahrscheinlich, dass die vorn am Keim Nr. 3®is befindliche, sich in den Dotter versenkende Vertiefung (Taf. XIII, Fig. 43 A, Chlornatrium) eine Formveränderung der vor- deren Amnionkappe vorstellt. Eben so repräsentiren die vorn am Keim befindlichen Falten vielleicht auch die vordere Amnionfalte, in welche auch das Entoderm mit hineingezogen worden ist. Die Theil- nahme des Entoderms am Aufbau der Amnionfalten erinnert aubßer- ordentlich an die bei der Bildung des Amnions der Reptilien beobach- teten Vorgänge. Was die Allantois betrifft, so wurde außer einer regelwidrigen Lage nicht selten auch ein vollständiges Fehlen derselben beobachtet (Nr. 107, Saccharum uvicum), wobei der hintere Abschnitt des Darmes allmählich enger wird; eben so fehlt die Allantois, wenn der hintere Abschnitt des Darmes in der Entwicklung gehemmt wurde (Nr. 106, Saccharum uvicum u. a.). DARESTE (1. e. p. 310) erzielte Keime mit vollständig fehlendem Amnion (und dazu noch in einigen Fällen ganz normale Keime) und eben so solche, bei welchen Theile des Amnions in der Ent- wicklung zurückgeblieben waren, z. B. die Kopfkappe (seine Taf. VI, 246 Wl. Schimkewitsch, Fig. 7) oder die Schwanzkappe (seine Taf. VI, Fig. 9 u. a. m.); ferner beobachtete er bei seinen Keimen eine Hydropsie des Amnions (seine Taf. V, Fig. 4). Die Verzögerung in der Entwicklung oder die gänzliche Unter- drückung der vorderen Amnionfalte beobachtete auch KÄSTNEr! bei unterbrochener Bebrütung der Eier. Was nun die Allantois betrifft, so hat DARESTE nur einen Stillstand ihrer Entwicklung in späteren Stadien beobachtet, nicht aber eine Unterdrückung ihrer Anlage. Die bei der Area vasculosa auftretenden Abweichungen habe ich nicht ausführlicher studirt, habe aber, außer völliger oder theil- weiser Entwicklungshemmung der Gefäße auf dem Stadium isolirter Blutinseln, auch noch eine regelwidrige Anordnung der Gefäße und ihre stellenweise Erweiterung (z. B. bei Nr. 115, Taf. X, Fig. 6, Chlornatrium), wie sie auch von DARrESTE (l. c. p. 242 u.f.) und Kästner (1896, 1. e. p. 139) angeführt werden, bei Einspritzungen in das Eiweiß sehr häufig beobachtet. Die dem Keim häufig eigenthümliche Erweiterung der Gefäße kann auch in der Blastodermscheibe beobachtet werden. So wurde bei Verdünnung des Eiweißes mit Wasser eine Erweiterung der Ge- fäße in der Scheibe sowohl bei gleichzeitiger Degeneration des Keimes, als auch bei gleichzeitiger Erweiterung seiner Gefäße (Nr. 36) beob- achtet, wobei die Gefäße oft das Entoderm in den Dotter vorstülpen. Es muss noch bemerkt werden, dass in der Masse des Randentoderms häufig eine Bildung von Höhlen beobachtet wurde, welche das Entoderm bisweilen ebenfalls leicht in den Dotter vordrängen (Nr. 39, Chlornatrium; Nr. 108, Rhodankalium; Nr. 92, verdünntes Eiweiß), aber kein Endothel besitzen und keine Blutkörperchen enthalten. Diese Erscheinung spricht indirekt gegen die Annahme einer Entwicklung des Endothels der Gefäße und der Blutzellen aus dem Entoderm: bei einer Hemmung in der Entwicklung des Mesoderms bilden sich weder Endothel, noch Blutzellen in diesen Höhlen. Bevor wir zu den Abweichungen des Keimes selbst übergehen soll noch auf diejenigen Fälle hingewiesen werden, wo der Blasto- porus deutlich im hinteren Abschnitt erhalten bleibt. Ich gebe diesem Gebilde aus dem Grunde den Namen Blastoporus, weil das Verhalten der embryonalen Blätter hier vollständig an das Verhältnis der Blätter ! KÄSTNER, Über die Unterbrechung der Bebrütung von Hühnereiern als Methode zur Erzeugung von Missbildungen. Verhandl. der Anat. Gesellschaft. X. Versamml. 1896. p. 141. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 247 in der Primitivplatte der Reptilien erinnert, für welche die Bezeich- nung Blastoporus unbestreitbar ist. Am klarsten erscheint dies Verhalten bei dem Keim Nr. 131 (Taf. XV, Fig. 50, Jodkalium), wo man die dem inneren und dem äußeren Felde entsprechenden Theile deutlich erkennen kann, wenn man sie mit der Wırr’schen! Zeichnung vergleicht, welche einen Sehnitt durch die Primitivplatte eines Gekko darstellt. Analoge Ver- hältnisse finden sich nach NAssonow? beim Strauß; jedoch konnte Nassonow hier kein Lumen zwischen den beiden Blättern des Meso- derms in der Region des Blastoporus finden, während bei dem Hühnchen augenscheinlich eine spaltförmige Höhle vorhanden ist (Taf. XV, Fig. 50 A; PPJ).. Man muss annehmen, dass diese Öffnung bei normalen Entwicklungsbedingungen sehr rasch vergäng- lieh ist. Bei Nr. 282 (Taf. XI, Fig. 27 D, Verminderung des Eiweiß- gehaltes) sind diese Verhältnisse nicht so deutlich zu sehen, doch ist auch hier eine Öffnung vorhanden, durch welche ein konischer Vorsprung des Mesoderms nach außen vordringt. Das Verhalten dieses Vorsprungs zu den beiden Blättern des Mesoderms ist nicht klar, eben so wie die Beziehungen dieser beiden Blätter im Keime selbst. Der Keim Nr. 57 (Taf. XII, Fig. 36 F, Chlornatiium) lässt diese Beziehungen deutlicher erkennen als der vorhergehende Keim. Bei ihm ist nur das innere Feld und zwar in Gestalt eines durch den Blastoporus hervortretenden Wärzchens entwickelt, während das äußere Feld kaum ausgesprochen ist. Demgemäß ist bei diesem Keim auch die Entwicklung des Hautfaserblattes unter- drückt. Da mir keine Ausgangsstadien zu Gebote stehen, so kann ich nicht auf eine Besprechung der Streitfrage über die Gastrulation beim Hühnchen eingehen, doch könnte man nach Analogie mit den Reptilien glauben, dass der erwähnte Blastoporus einen Rest der für das vordere Ende der Primitivfurche des Hühnchens beschriebenen Vertiefung vorstellt. Es ist von Interesse, dass eine analoge Hem- mung im Verwachsen des Blastoporus auch bei den Amphibien unter ı Wıru, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Reptilien. Zool. Jahr- bücher. Abth. f. Anat. u. Ontog. Bd. VI. Textfigur auf p. 563. 1893. 2 Nassonow, Zur Entwicklungsgeschichte des afrikanischen Straußes. Warschau 189. p. 36. Taf. III, Fig. 21—23. Vgl. MiTROPHANOW, Versuche über die anfängliche Entwicklung der Vögel. Warschau 1898, Fig. 19, p. 20 (russisch), ferner TICHOMIROV, Signification des recherches embryologiques pour la Classifieation. Congres internat. de Zool. Moscou 1898, p. 33, ferner EisMOND in den Protokollen der Warschauer naturf. Gesellschaft 1891, Februar (russisch); siehe auch KoLLMANN, 1893. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIII. Bd. IT 248 Wi. Schimkewitsch, der Einwirkung der Lösungen von Kochsalz und Lithiumsalzen be- obachtet wurde!, obgleich andererseits der Mechanismus des Blasto- porusverschlusses bei dem Hühnchen und den Amphibien ein voll- ständig verschiedener ist. Was die Veränderungen in der äußeren Körperform der Keime betrifft, so wird letztere hauptsächlich durch Hydrops der einzelnen Theile bedingt, worauf ich jedoch nicht näher eingehen, sondern nur auf die regelwidrigen Drehungen des Keimes hinweisen werde. DARESTE hat einige Keime beschrieben, welche mit ihrer rechten Seite dem Dotter zugekehrt lagen (seine Taf. XI, Fig. 4 u. 6 und Taf. VIM), wobei diese Abnormität bald von einer Inversion des Herzens be- gleitet wird, bald ohne eine solche auftritt. Wie DARESTE, so haben auch vor ihm schon FoL und WarynskY? diese Abnormität bei ungleichmäßiger (d. h. einseitiger) Erwärmung erhalten. Bei einer solchen Drehung kann die Allantois links zu liegen kommen, sie kann aber auch auf der rechten Seite liegen bleiben. Eben so hat DARESTE auch eine regelwidrige Wendung des Keimes bei dessen normaler Lage (mit der linken Seite dem Dotter zugekehrt) beschrieben; diese Wendung steht augenscheinlich im Zusammenhang mit dem Hydrops. Unter den von mir erzielten Keimen befanden sich solche, welche keinerlei oder doch nur eine sehr schwache Tendenz zu einer Drehung an den Tag legten (so z. B. Nr. 150, Taf. X, Fig. 16, Kali rhodanatum; Nr. 112, Taf. X, Fig. 9, Chlornatrium u. a. m.); außerdem fanden sich darunter auch solche Keime, welche dem Dotter ihre rechte Seite zuwandten (Nr. 150, Alkohol). Ein größeres Interesse beanspruchen diejenigen Keime, bei welchen die Drehung keine vollständige ist, sondern nur gewisse Theile des Keimes betrifft. Der hintere Theil des Keimes kann sich auf seine linke Seite drehen, während der Keim selbst dem Dotter mit seiner Bauchseite mise bleibt De 301, Gips Nr. 311, ungleichmäßige Erwärmung). Einzelne Keime (Nr. 162 u. Nr. 121 bei Verdünnung des Dotters mit Wasser; Nr. 109, Kali rhodanatum) zeigten ein starke Krümmung des Rumpfes nach der rechten (resp. der ventralen) Seite, gleich dem Keim, welchen DArESTE auf Taf. XIV, Fig. 1 abbildet. Bisweilen 1! 0. HERTwIG, Experimentelle Erzeugung thierischer Missbildungen. Fest- schrift für GEGENBAUR. Leipzig. Il. Bd. 1896. p.87—101. — GURWITSCH, 1. c. 1897. 2 FoL et WARYNSKY, Recherches experimentales sur la cause de quelques monstruosites simples ete. Recueil Suisse Zool. 1883. Tome I. p. 20. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 249 erfolgt diese Krümmung im Gebiet der vorderen Extremitäten und die Anlagen dieser letzteren krümmen sich gleichfalls (Nr. 210, Taf X, Fig. 17, Bromlithium); bisweilen verbiegt sich der Rumpf fast unter einem rechten Winkel nach der linken (resp. dorsalen) Seite (Nr. 312, ungleichmäßige Erwärmung). Häufiger trifft man Drehungen des hintersten Körperabschnittes, welcher sich mit seiner rechten Seite dem Dotter zuwendet, während die Allantois dabei links zu liegen kommt (Saeccharum uviecum; Nr. 168, Nikotin); bisweilen ist das Hinterende korkzieherartig gewunden (Verdünnung des Eiweißes) oder es biegt scharf nach vorn um (Nr. 229, Taf. XVI, Fig. 60, Alko- hol). In diesem letzteren Falle liegt die Chorda im Fortsatz über dem Nervenrohr, welches jedoch nicht bis zum Ende des Fortsatzes reicht. Ich gehe nunmehr zu dem Wachsthumsstillstand bei den Keimen oder zu der Bildung von Zwergkeimen, sowie zu den Verzögerungen in der Entwicklung über. Fälle von künstlich hervorgerufenem Nanismus wurden schon von DARESTE und auch von Anderen (l. ec. p. 322) beschrieben. Solche Fälle wurden auch häufig bei Einführung von Substanzen in das Eiweiß beobachtet (Nr. 171 bei Verdünnung des Eiweißes; Nr. 55 Guanin mit Kochsalz; Nr. 165, Taf. XI, Fig. 20, Nikotin; Nr. 151 u. Nr. 229, Alkohol). Eine allgemeine Verzögerung der Entwicklung ist eine sehr ge- wöhnliche Erscheinung nach Injektionen. Bisweilen trifft dıe Ent- wieklungsverzögerung nur das Vorderende (132, Taf. X, Fig. 12, Saccharum uvicum) oder nur das Hinterende (Nr. 88, Taf. XI, Fig. 31, Chlornatrium; vgl. auch die obenerwähnten Fälle von Aufhalten des Verschlusses des Blastoporus). Bisweilen wird das Zurückbleiben des vorderen Abschnittes in der Entwicklung dadurch ausgedrückt, dass derselbe die einem früheren Stadium eigene Wendung beibehält (Nr. 246, Nikotin). Fälle von Entwicklungshemmung in den Extremitäten, oder Ektromelie wurden von DARrESTE (]l. c. p. 419) bei einem Hühner- embryo beobachtet, und zwar in Form von sog. Hemimelie, oder Entwicklungshemmung der distalen Theile der Extremitäten. Ich besaß zwar Keime, welche der Extremitäten vollständig entbehrten, und dies auf einem Stadium, wo solche entwickelt sein mussten, aber diese Keime gehörten verhältnismäßig jungen Stadien an, so dass nicht entschieden werden kann, ob hier die Entwicklung dieser Extremi- täten nur aufgehalten worden war, oder aber, ob wir es hier mit einem Le 250 WI. Schimkewitsch, vollständigen Fehlen derselben zu thun haben (z. B. Nr. 115, Taf. X, Fig. 6 u. Taf. XU, Fig. 35, Chlornatrium; Nr. 14, Taf. XI, Fig. 19, Nikotin). Es wurde auch Entwicklungshemmung oder unvollständige Ent- wicklung der Extremitäten einer Seite beobachtet (Nr. 107, Taf. X, Fig. 14, bei welchem die rechte vordere Extremität gar nicht, die linke hintere nur schwach entwickelt ist; Nr. 106, Taf. X, Fig. 13, bei welchem die linke vordere gar nicht, die linke hintere nur schwach entwickelt ist; Nr. 153, Taf. X, Fig. 15, bei welchem nur das vordere Paar entwickelt ist, obgleich seine Lage in Folge Hydrops eine anormale ist; alle diese drei Keime sind durch Einführung von Saccharum uvicum erzielt worden; Nr. 3®is Taf. XI, Fig. 23, bei welchem nur die Extremitäten der linken Seite entwickelt sind, und zwar die hintere stärker als die vordere, nach Einführung von Gips- cement erhalten). | Ich weise ferner auf die Bildung von Ektodermfalten längs der Mittellinie hin, deren Entstehung sich nicht erklären lässt. So dringt bei einem Keim (Taf. XV, Fig. 56, Nikotin) eine solche Falte tief in den vorderen Kopfabschnitt ein, indem sie denselben in zwei Lappen theilt (C), während eine andere Falte in das Lumen des vor dem Keime liegenden Herzens hereinwächst (3). Als eine eben so unverständliche Abnormität muss man die Bildung eines Kanals an- sehen, welcher die Oberfläche des Entoderms mit derjenigen des Ektoderms verbindet und das vordere Ende des Nervenrohrs in sich aufnimmt (Nr. 115, Taf. XII, Fig. 35 ©, Chlornatrium). Man könnte denken diese Öffnung stelle den Neuroporus vor, wenn nicht der Charakter der den Kanal auskleidenden Zellen zu Gunsten ihres entodermalen Ursprungs spräche. Ich gehe nunmehr zur Besprechung des Nervensystems über. Sowohl DArESTE als auch FoL und WaArynsKrY u. Andere hatten bei dem Hühnchen Abnormitäten erhalten, welche in einem Nicht- verschließen des Nervenrohrs (DARESTE, Fig. 28 u. 29, p. 326), einer Erweiterung seines Lumens, einem Nervenrohr, dessen Höhle ganz oder nur theilweise durch eine Zwischenwand in Abschnitte getrennt war (DARESTE, Fig. 31, 32, p. 331) bestanden. Diese Abnormitäten werden von dem letztgenannten Autor als Schritt zur Bildung einer Spina bifida aufgefasst und führen endlich zu einer Anencephalie. Es wurde ferner eine eigenartige Form von Anomalie beschrie- ben, die Omphalocephalie, welche von einer Verlagerung des Herzens (Ektopie) begleitet wird. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 951 LEBEDEFF! beschrieb Keime, deren Nervenanlage die Gestalt eines horizontalen Plättehens oder diejenige eines gewölbten und die Seiten des Keimes bedeckenden Plättchens besitzt, wobei dieses Plättchen häufig Falten und Follikel bildet. Die weitere Entwicklung solcher Keime führt seiner Ansicht nach zu Anencephalie, wobei ein Ver- schluss der Platte nicht stattfindet. Kästner (l. c. 1896, p. 140) beobachtete an Hühnerkeimen, unter der Einwirkung unterbrochener Bebrütung, eine Nervenanlage im Kopf, welche die Gestalt eines horizontalen Plättchens hatte (seine Fig. 1, p. 140), ferner Omphalo- cephalie und endlich Blastodermscheiben mit deformirten Nervenrohren, welche er mit den Doppelschildern von PAnum vergleicht. Der- selbe Autor beobachtete auch abnorme Spaltbildungen des Nerven- rohrs (seine Fig. 4, p. 145), welche er von den Fällen anormaler Vergrößerung des Canalis neurentericus unterscheidet, wie sie von KOLLMANN? und Rıchrer® durch Überhitzung des Brutofens erzielt wurden. Eben so hat RaBaup? Keime beschrieben, deren Nervenplättchen die ganze dorsale Oberfläche einnahm und bisweilen noch vor er- folgtem Verschluss die Augenblasen bildete (seine Fig. 6, 8, 9 vgl. mit meinen Taf. XI, Fig. 28, Taf. XIII, Fig. 45 u.a.). Er hält diese Keime nur für Entwicklungsstadien cyklocephaler Missbildungen, da eine ähnliche Nervenanlage in die röhrenförmige übergehen kann. HerTwIG (l. ec. 189) konstatirte beim Axolotl und beim Frosch5, das Nichtverschließen des einen oder des anderen Theils des Nervenrohrs oder des ganzen Nervenrohrs unter der Einwirkung von Kochsalz, wobei dieser Vorgang bisweilen von einer Vorstülpung des Rohrs begleitet wird. HerrwısG nimmt dabei an, dass das Offen- bleiben der Hirnblasen und deren nachfolgende Degeneration zur Anencephalie und Hemieranie führen kann. Genau dieselben Er- 1 LEBEDEFF, Über die Entstehung der Anencephalie und Spina bifida bei Vögeln und Menschen. Arch. f. Pathol., Anat. u. Physiol. XXXVI. Bd. 1881. p- 263. 2 KOLLMANN, Über Spina bifida und Canalis neurentericus. Verh. d. Anat. Gesellschaft. VII. Versamml. 1893. p. 134. 3 RICHTER, Über die experimentelle Darstellung der Spina bifida. Anat. Anzeiger 1888. Bd. II. * RABAUD, Recherches embryologiques sur les Cyceloc£phaliens. Journ. Anat. et Physiol. 37e Annde. 1901. 5 0. HerrwıG, Beiträge zur experimentellen Morphologie und Entwick- lungsgeschichte. 1) Die Entwicklung des Froscheies unter dem Einfluss von stärkeren und schwächeren Kochsalzlösungen. Arch. f. mikr. Anat. Bd. XLIV. 1895. p. 285—344. 252 W]l. Schimkewitsch, scheinungen hat auch Gurwiıtsch (l. c. 1896) beschrieben, wobei nach seinen Beobachtungen einige Substanzen eine gewisse Speei- fität der Einwirkung auf das Nichtverschließen bestimmter Portionen der Nervenanlage an den Tag legen. GURWITSCH beschreibt (l. e. 1896, p. 245) Keime von Fröschen, welche er unter der Einwirkung von Strychnin erhalten hat (Taf. XIV, Fig. 17 und Taf. XV, Fig. 41) und bei welchen »die Medullarplatte ungewöhnlich breit angelegt wurde und trotz der weiteren Differen- zirung der Embryonen meist flach ausgebreitet blieb und nur an den Rändern unbedeutende Erhebungen zeigte«. Eine ähnliche Erscheinung, die jedoch in der Kopfregion auftritt, zeigt ein Keim, welchen GURWITSCH in seiner Fig. 18, Taf. XIV abbildet, und bei welchem die Anlage der Hirnblase abnorm weit der Quere nach ausgedehnt ist. Dieser Keim entwickelte sich unter der Einwirkung von Bromnatrium. Die von mir an Hühnerkeimen erzielten Abweichungen sind recht verschiedenartiger Natur. Ich erwähne die regelwidrige Krümmung des Nervenrohrs in Gestalt der Ziffer 3 (Nr. 61, Taf. X, Fig. 4, Chlornatrium). Ein Zerreißen des Nervenrohrs in einzelne Theile, begleitet von einer Verlagerung seiner Bestandtheile findet ebenfalls statt. In einem Fall stand diese Durchschnürung im Zusammen- hang mit einer Durchschnürung des Keimes durch eine Amnionfalte (Nr. 120, Verdünnung des Eiweißes). In einem anderen Fall theilte sich die Nervenanlage unter der Einwirkung innerer Kräfte, wahrscheinlich in Folge Drucks seitens der erweiterten Gefäße. So theilte sich die Nervenanlage bei dem Keim Nr. 133 (Taf. XIV, Fig. 46, Saccharum uvicum) in drei Theile: die einzige Augenblase, und noch zwei isolirte Abschnitte, von denen der vordere stark verlagert und in der Entwicklung zurückgeblieben war. Ein anderer Keim (Nr. 170, Taf. XI, Fig. 21, Nikotin) zeigt einen Zerfall der Anlage in zwei Theile, von denen der eine die Gestalt eines breiten Plättchens, der andere die des Nervenrohrs hat. Bis- weilen werden durch die Wandungen des Nervenrohrs oder der Nervenrinne auch in das Innere des Lumens gerichtete Falten und Vor- sprünge! (Nr. 43, Taf. X, Fig. 1, Verdünnung des Eiweißes; Nr. 304, ! Dabei habe ich jedoch nie eine vollständige Theilung des Rohrlumens beobachten können, wie sie von DARESTE beschrieben wird, welcher aber keine Schnitte durch solche Rohre abbildet; eben so wenig kann ich sagen, ob diese Einstülpungen zu einer Zweitheilung des Rohres auf eine gewisse Strecke hin führen können. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 253 Gipscement; Nr. 350, Taf. XVI, Fig. 68, bei normalen Bedingungen) oder hohle blinde Auswüchse und Fortsätze beobachtet (Nr. 133, Saccharum uviecum, und Nr. 115, Taf. XI, Fig. 35, Chlornatrium; Nr. 3b, Taf. XVI, Fig. 61 Gipscement). In gewissen Fällen scheinen sich diese Fortsätze auch von dem Nervenrohr isoliren zu können (Nr. 3, Taf. XIH, Fig. 45, Chlornatrium). Bisweilen springt ein massiver Fort- satz in das Innere des Rohrs vor (Nr. 55, Guanin — Chlornatrium). Sehr häufig beobachtet man eine Erweiterung des Lumens in verschiedenen Abschnitten des Nervenrohrs in Folge Ansammlung von Flüssigkeit innerhalb desselben (Hydromyelie).. Diese Erweiterung wird bisweilen begleitet von einer starken Verdünnung eines Theils der Wandungen des Nervenrohrs (besonders häufig bei Verdünnung des Ei- weißes, Nr. 197, Nr. 171, eben so bei Verminderung des Eiweißgehalts; en Nr. 130, Pak. X, Figll6, Jodkalium; Nr. 3, Pak XV, Fig. 61, Gipscement ete.). Die erwähnte Erweiterung ist naturge- mäß auch mit einer Formveränderung des Lumens verbunden, eben so kann die Bildung von Falten an den Rohrwänden vielleicht durch die Ungleichmäßigkeit der Erweiterung erklärt werden. DARESTE spricht zur Erklärung für die Bildung der Spina bifida und der Anencephalie die Annahme aus (l. ec. p. 330 u. 386), dass bei spätem Verschluss des Nervenrohrs auch das einfache Ektoderm mit in dessen Bestand hereingezogen werden kann, welches dann eben die dünne leicht zerreißbare Rückenwand des Nervenrohrs bildet. Ein derartiger Verschluss kommt, wie es scheint, in der That vor, wie man auf Grund meiner Fig. 44 E, Taf. XIV (Nr. 106, Saccharum uvicum) annehmen muss. Im Allgemeinen aber werden die Wände des Nervenrohrs bei embryonaler Hydromyelie bisweilen derartig dünn, dass sie auf die Stufe einer Schicht ziemlich flacher leicht zerreiß- barer Zellen zurückgeführt werden; übrigens scheinen diese Fälle in keinem Zusammenhang zu den erwähnten Missbildungen zu stehen. Zu erwähnen ist die bei dem Keim Nr. 14 (Taf. XV, Fig.55.D, E, Nikotin) beobachtete Viertheilung des Lumens des Nervenrohrs in dessen hinterem Abschnitte. Eine gleiche Erscheinung wurde von KoLster! als normales Vorkommnis für die Keime von Möven be- schrieben, doch vergleicht KoLsTER diese Erscheinungen mit der Hydromyelie und der Syringomyelie?. Selbstverständlich wird eine solche Theilung durch die Vermehrung der inneren Zellen des Rohrs i KOLSTER, Über Höhlenbildungen im Rückenmark von Embryonen von Sterna hirundo und Larus canus. Anat. Anz. Bd. XV. 1899. p. 342—345. 2 ZIEGLER, Lehrbuch der pathologischen Anatomie. 1895. p. 288. 254 Wl. Schimkewitsch, hervorgerufen, welche dessen Lumen anfüllen. Analog mit den Be- obachtungen KÄSTNER’S (l. e. p. 1896) habe auch ich eine Spalte in der unteren Wand des Nervenrohrs beobachtet (Nr. 3, Taf. XIH, Fig. 43 D, Chlornatrium), eben so einen Fall von fehlender oberer Wand im Gehirn (Fig. 43 C), doch können diese Defekte vielleicht als Resultat der Degeneration der Nervenrohrwände gedeutet werden. Außerdem wurde ein Hereinbiegen der Rückennaht in die Höhlung des Nervenrohrs (Nr. 85, Taf. XIV, Fig. 49, Manganum sulfuratum) und ein Herabsinken der Ganglienleiste in das Lumen des Rohrs beobachtet (Nr. 7, Taf. XIV, Fig. 45 F, Saccharum uvicum; Nr. 302, Taf. XVI, Fig. 62 C, Gipscement). Das Nervenrohr kann endlich stark seitlich komprimirt und in dorso-ventraler Richtung ausgezogen werden, und zwar durch die Wirkung der Erweiterung der Gefäße, d. h. des Hydrops (Nr. 25, Taf. XI, Fig. 25, Verdünnung des Dotters), was auch schon KÄSTNER beobachtet hat (l. c. 2896 p. 141), welcher ein Zusammendrücken der Somiten konstatirte, wobei er sagt, dass diese Organe »vollstän- dig zerquetscht sein können«. Von Interesse ist auch eine Erscheinung, welche als partieller Verschluss des Nervenrohrs bezeichnet werden kann. In einem Fall (Nr. 115, Taf. XH, Fig. 35 G, Chlornatrium) war im hinteren Ab- schnitt des Keimes die Nervenanlage einerseits durch das Nervenrohr, andererseits durch die über ihm liegende, noch offene Nervenrinne repräsentirt. In einem anderen Fall (Nr. 35, Taf. XII, Fig. 39 A, Chlornatrium) wird die Nervenanlage durch die an der Oberfläche ver- bliebene Nervenplatte und eine innere Blase vertreten, zwischen welchen im hinteren Theil des Keimes eine Verbindung bestehen blieb. Zu dieser Erscheinung kehren wir später nochmals zurück. Das Nichtverschließen des Nervenrohrs ist wohl die am häufig- sten beobachtete Abnormität. Ein Nichtverschließen der Rückenmark- anlage auf ihrer gesammten Ausdehnung bei gleichzeitigem Verschluss des vorderen Abschnittes der Nervenanlage wurde bei dem Keim Nr. 171 (Verdünnung des Eiweißes) und bei dem Keim Nr. 25 (Taf. XI, Fig. 25, Entfernung eines Theils des Eiweißes) beobachtet, wobei die Anlage im Bereich des Halses die Gestalt eines horizon- talen Plättchens hatte. Bei dem Keim Nr. 101 (Chlorhydrat) und eben so bei dem unter natürlichen Bedingungen entwickelten Keim Nr. 350 (Taf. XVI, Fig. 68) blieb das Nervenrohr in seinem vorderen Abschnitt offen, während es hinten geschlossen war; dabei hatte die Anlage in letzterem Fall im hinteren Theil des Kopfes die Gestalt Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 255 eines Plättehens, vorn dagegen diejenige einer unregelmäßig gefalteten Rinne. Eine sowohl im Kopf- wie auch im Rumpfabsehnitt unver- schlossene Nervenanlage ist charakteristisch für den Keim Nr. 235 (Taf. XI, Fig. 28, Verminderung des Eiweißquantum), wobei die Anlage im hinteren Kopfabschnitt die Gestalt eines horizontalen Plättchens hat; ferner für die Keime Nr. 278%: (Guanin) und Nr. 57 (Taf. XII, Fig. 36, Chlornatrium), bei welchen die Nervenanlage im Kopf die Gestalt einer Rinne, im Rumpf diejenige eines horizontalen Plätt- chens hat. Eine im mittleren Abschnitt unverschlossene, vorn und hinten dagegen verschlossene Nervenanlage wurde bei den Keimen Nr. 165 (Bat XV, Fig. 56 D, Nikotin), Nr. 302 u. Nr. 301 (Taf. XVI, Fig. 62, Gipscement) beobachtet, wobei die Nervenanlage bald in der Nacken- region, bald im vorderen Rumpfabschnitt die Gestalt eines horizon- talen Plättchens hat. Nur in der Nackenregion bleibt die Nerven- anlage unverschlossen bei dem Keim Nr. 304 (Gipscement). Schon bei vielen der oben angeführten Beispiele zeigte ein Theil der Nervenanlage die Gestalt eines horizontalen Plättchens. Es wurden Keime beobachtet, bei welchen fast die ganze Anlage die Gestalt einer Bolchen Platte hat, z. B. der Keim Nr. 88 (Taf. XI, Fig. 31, Chlornatrium), bei welchem nur der vordere Theil der Anlage vertieft war und die Augenblasen bildet, sowie die Keime Nr. 6 (Taf. XL, Fig. 34, Chlornatrium) und Nr. 151 (Taf. XV, Fig. 50, Jodkalium). Eine eigenartige Gestalt besitzt die Nervenanlage des Keimes Nr. 14 (Taf. XV, Fig. 55, Nikotin): im hinteren Abschnitt ist die Anlage geschlossen, in der Mitte und vorn dagegen hat sie die Ge- stalt eines Plättehens, doch hat sich ein Theil der Anlage im Kopf vertieft und eine Rinne gebildet, welche seitlich komprimirt ist (in Folge der Erweiterung der Gefäße) und sich in Gestalt einer kurzen, ebenfalls komprimirten Röhre nach hinten eine Strecke weit fort- setzt. Eine Eigenthümlichkeit vieler plattenförmiger Anlagenformen be- steht darin, dass ihre Ränder entweder leicht nach oben gebogen sind (Taf. XI, Fig. 28; Taf. XIII, Fig. 42; Taf.'XV, Fig. 56 D), oder dass das Ektoderm unter die Ränder der Platte umgeschlagen ist, wie dies bei einigen Entwicklungsstadien der Selachier beobachtet wurde (Taf. XII, Fig. 36 #; Taf. XVI, Fig. 68 D u. 2). Eben so hat sowohl die plattenartige wie auch die rinnenartige Form häufig die Tendenz Falten und Vorsprünge, welche keinerlei morphologische Bedeutung haben, oder Follikel der Nervensubstanz 256 W1. Schimkewitsch, zu bilden (Taf. XIII, Fig. 42; Taf. XV, Fig. 55), was auf eine erhöhte Wucherung der Anlage in der Querrichtung hindeutet. Bisweilen ist die Wucherung der Nervenanlage eine so starke, dass letztere sich über die Seiten des Keimes auszubreiten beginnt, und die Nervenplatte im Allgemeinen eine nach außen gewölbte Ge- stalt annimmt, was sie aber nicht daran hindert Krümmungen und Vorsprünge zu bilden, wie dies bei dem Keim Nr. 38 (Taf. XII, Fig 33, Chlornatrium) der Fall ist. In viel stärkerem Grade ist diese Eigenthümlichkeit jedoch bei dem Keim Nr. 107 (Taf. XIV, Fig. 45, Saccharum uvicum) ausge- bildet, und bei diesem Keim geht die Nervenanlage erst im aller- hintersten Abschnitt in eine Rinne und schließlich in ein Rohr über. Die Nervenplatte hat im vorderen Theil dieses Keimes eine ungeheure Ausdehnung. Eben so hat auch die Nervenanlage im vorderen Theil des Keimes Nr. 106 (Taf. XIH, Fig. 44, Saccharum uvicum) eine enorme Ausdehnung. Einzelne von den Falten und Vorsprüngen dieser Nervenanlagen haben augenscheinlich eine morphologische Bedeutung, andere dagegen nicht und stellen vielmehr, eben so wie die bei den- selben Keimen beobachteten Follikel, das Resultat einer verstärkten Wucherung der Anlage in der Querrichtung vor (siehe RABAUD, 1. c. 1901, p. 584). Außer horizontalen Platten trifft man bisweilen auch nach außen gewölbte Platten wie z. B. in der Rumpfregion des Keimes Nr. 307 (Taf. XVI, Fig. 65, Gipscement), wobei die Nervenanlage im Kopf die Gestalt einer geschlossenen Röhre besitzt. Die allermerkwürdigste Abnormität in dieser Richtung zeigt jedoch der Keim Nr. 282 (Taf. XI, Fig. 27, Verminderung des Eiweißgehaltes), bei welchem die Nerven- anlage im hinteren Theil die Gestalt einer Platte, im vorderen die einer geschlossenen, aber über dem Ektoderm des Keimes liegenden und demnach verkehrt verschlossenen Röhre hat. Dieser Verschluss ist in Folge Anwachsens des Ektoderms erfolgt, so dass der mediane Theil der unteren Wand des Rohrs von dem Ektoderm gebildet wird; doch haben wir gesehen, dass das Ektoderm auch bei dem Verschluss in normaler Lage (und nicht verkehrt) bisweilen am Verschließen des Nervenrohrs Antheil nehmen kann, und in diesem Falle die obere Wand des unter dem Ektoderm gelegenen Rohrs bildet. Jedenfalls biegen sich bei diesem Heranwachsen des Ektoderms auch die Seiten- theile der Nervenanlage nach unten um, so dass die seitlichen Par- tien der unteren Wand eines solchen gewendeten Rohrs nicht durch das Ektoderm sondern durch das vielschichtige Gewebe der Nervenanlage Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. 1. 257 sebildet werden. Wir haben es demnach in diesem Falle mit einem thatsächlichen Wenden des Nervenrohrs (mit der inneren Seite nach außen) zu thun. Zur Bezeichnung derjenigen Anomalien, welche nicht nur von einem Nichtverschließen, sondern auch von einer Veränderung in der Gestalt der Nervenanlage in einer mehr oder weniger beträchtlichen Ausdehnung begleitet sind, wende ich die Benennung Exoneurula an; dabei unterscheide ich diejenigen Fälle, wo die Nervenanlage die Gestalt einer horizontalen Platte hat, als Exoneurula «, diejenigen mit nach außen gewölbter und die Seiten des Keimes bedeckenden An- lage als Exoneurula /, und diejenigen endlich, wo ein außenliegendes Nervenrohr vorhanden ist, als Exoneurula y. Herrwic hat voll- ständig recht, wenn er die von ihm bei Amphibien erzielte Exo- neurula # mit der Exogastrula der Echiniden vergleicht. Ich erinnere an das Umwenden der Otocysten, welches ich im ersten Theil dieser Arbeit beschrieben habe. Diese Anomalien gestatten uns, ein Bild von dem Mechanismus des normalen Verschlusses des Nervenrohrs zu entwerfen. HErTwIG (l. c. 1896, p. 101) kommt zu folgendem Schluss: »die in Umwandlung zu Ganglienzellen begriffenen Theile des äußeren Keimblattes werden durch den chemischen Eingriff geschädigt«. Wir können in dieser Hinsicht noch weiter schließen: Die außerordent- liche Wucherung der Nervenanlage kann die Wirkung verschiedener Lösungen, am stärksten aber diejenige des Traubenzuckers zum Stimulum haben. Selbstverständlich ist der Process der Verwandlung des Ektoderms in die Nervenanlage an und für sich eine ererbte Eigenschaft, allein seine Abhängigkeit von einem chemischen Stimulum ist äußerst wahrscheinlich. Was ferner die Einstülpung des Nervenrohrs (nach innen) statt dessen Ausstülpung (nach außen) betrifft, so hängt dieser Process wahrscheinlich von osmotischen Bedingungen ab, und eine Störung dieser Bedingungen z. B. durch Verminderung des Eiweißgehaltes, wobei der Keim entblößt wird, führt einen verkehrten Verschluss des Nervenrohrs herbei, in derselben Weise wie auch die Lithiumsalze, und anormale Temperatur bei den Echiniden Bildung einer Exogastrula bedingen, und eben so die Lithiumsalze bei den Cephalopoden eine Ausstülpung der Otocysten nach außen. Diese Veränderung zeigt aber, dass nur die Ein- oder Ausstülpung des Nervenrohrs (nach innen oder nach außen) durch osmotische Er- scheinungen bestimmt wird, der Process der Näherung der Ränder des 258 -Wi. Schimkewitsch, Nervenrohrs aber wahrscheinlich durch mechanische Bedingungen des Wachsthums hervorgerufen wird. Eine gleichzeitige Wucherung der Nervenanlage und des Rücken- ektoderms bei bestimmten osmotischen Bedingungen muss unvermeid- lich eine Einstülpung des einen oder des anderen Theils nach sich ziehen. Stößt diese Einstülpung jedoch auf einen Widerstand, so können sich die Ränder der Anlage dennoch nach innen umbiegen (Taf. XI, Fig.28 C; Taf. XII, Fig. 33 A; Taf. XII, Fig. 42), oder aber das Ektoderm schlägt sich unter die Ränder der Anlage um und kann sogar einen verkehrten Verschluss des Nervenrohrs hervorrufen (Taf. XI, Fig. 27; Taf. XI Fig. 36.2; Taf. XVI, Pier ıı,; endlich kann es zur Bildung von Falten und Follikeln der Nervensub- stanz kommen (Taf. XII, Fig. 42; Taf. XIV, Fig. 45). Was die Hindernisse betrifft, welche die Einstülpung des Ner- venrohrs verhindern können, so halte ich die frühzeitige Erweiterung der Gefäße, d. h. Hydrops, für die häufigste Erscheinung. Bei der ungeheuren Mehrheit aller Fälle wird das plattenförmige Auftreten der Nervenanlage von einer Erweiterung der hauptsächlichsten Gefäße begleitet (Taf. XI, Fig. 28; Taf. XII, Fig. 34; Taf. XIII, Fig. 42; Taf. XV, Fig. 55). Zu Gunsten dieser Voraussetzung spricht auch der Keim Nr. 14 (Nikotin, Taf. XV, Fig. 55), bei welchem nur die Gefäbe des Kopfes erweitert sind und nur der Kopfabschnitt der Nervenanlage nicht eingestülpt erscheint, während die Nervenanlage im Rumpfab- schnitt, wo die Gefäße nicht erweitert sind, eine röhrenförmige Ge- stalt hat. Natürlich kann der Process der Erweiterung von Gefäßen auch nach dem Verschluss des gesammten Nervenrohrs oder einzelner Theile desselben zur höchsten Entwicklung gelangen, und führt dann zu einer Komprimirung (Taf. XI, Fig. 26) oder sogar zu einem Zer- reißen des Nervenrohrs. Dass diese Ursache nicht die einzige ist, wird durch einige Fälle von Exoneurula «@ und # ohne gleichzeitig auftretenden Hydrops bewiesen (Taf. XII, Fig. 36 EZ; Taf. XV, Fig. 50; Taf XV, Rige.68). Der Process der Bildung des Nervenrohrs ist demnach eine kom- plieirte Erscheinung, welche sowohl durch chemische (Wucherung der Nervenplatte), als auch osmotische (Richtung der Wölbung) und me- chanische (die Einstülpung selbst) Ursachen hervorgerufen wird. Geht die Berührung beider Ränder der Nervenrinne früher vor sich, als letztere sich in die Tiefe versenkt hat, so kann ein Theil der Nervenanlage an der Oberfläche bleiben und es resultirt der oben be- schriebene partielle Verschluss (Taf. XII, Fig. 35 und Taf. XIIL, Fig. 39). Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 259 Wenn der Wucherungsprocess der Nervenanlage im Vergleich zur Wucherung des Rückenektoderms verzögert wird, so rollt sich letzteres nach innen ein und bildet die dünne obere Wand des Ner- venrohrs (Taf. XIV, Fig. 44 E). Es drängt sich noch die Frage auf, ob die Exoneurulae zu der Form eines im Inneren des Keimes ge- schlossenen Nervenrohrs übergehen können? Nach den Beobach- tungen RABAUD’s (seine Fig.7, p. 385, 1. ec. 1901) zu urtheilen, können ‘ dies einige Exoneurulae, wahrscheinlich bei Abnahme des Hydrops; ich glaube aber nicht, dass ein derartiger Verschluss bei solchen Exoneurulae möglich ist, bei welchen sich die Nervenanlage sehr weit über die Seitentheile des Keimes verbreitet hat, oder bei welchen das der Nervenanlage benachbarte Ektoderm sich schon unter den Keim herumgebogen hat, mit anderen Worten, bei welchen ein An- fang verkehrten Verschlusses angedeutet ist. Wir werden es demnach in ersterem Falle mit Oyclocephalie, in letzterem mit Anencephalie zu thun haben. Was die Bildung von Falten und Verzweigungen des Nervenrohrs betrifft, so muss man annehmen, dass sie im Zusammenhang steht mit der Anhäufung cerebrospinaler Flüssigkeit in der Höhle des Nervenrohrs, doch müssen natürlich noch andere Bedingungen vor- handen sein, welche das ungleichmäßige Wachsthum der einzelnen Abschnitte des Nervenrohrs bedingen. Wir haben bereits gesehen, dass sich in einzelnen Fällen keine Hirnblasen bilden. Das Nervenrohr kann vorn mit einer unregel- mäßigen Erweiterung endigen (Nr. 36, Verdünnung des Eiweißes) oder diese Erweiterung erscheint seitlich komprimirt und endet mit einem kleinen im Querschnitt runden und mit schmalem Lumen ver- sehenen Endstück (Nr. 25, Verminderung des Eiweißgehaltes), endlich kann die erwähnte Erweiterung mit dem entodermalen (?) Kanal in Verbindung stehen (Nr. 115, Taf. XII, Fig. 35, Chlornatrium). In allen diesen Fällen kommt es nicht zur Bildung von Augenblasen, eben so fehlen die Linsen. In anderen Fällen bildet das Vorderende nicht einmal eine Er- weiterung, so z. B. bei Nr. 46 (Taf. XIV, Fig. 46, Saccharum uvicum), bei welchem eine Augenblase und eine Linse vorhanden waren und der vordere abgesonderte Bezirk die Gestalt einer Röhre hatte, deren Durchmesser geringer war als derjenige des übrigen Nervenrohrs; eben so hatte auch der vordere Theil der Nervenanlage bei Nr. 301 (Gipscement) die Form eines schmalen, am Ende nach unten umge- bogenen Rohrs; bei Nr. 151 (Taf. XI, Fig. 22, Alkohol) bemerkt man 260 WI. Schimkewitsch, ebenfalls nur eine allmähliche Erweiterung des Vorderendes des Ner- venrohrs. Bei dem umgewendeten Rohr Nr. 282 (Taf. XI, Fig. 27 und Taf. XI, Fig. 2, Verminderung des Eiweißgehalts) ist keine Andeutung einer Bildung von Hirnblasen vorhanden. Es wurde eine regelwidrige Gestalt der Hirnblasen (Nr. 171, Verdünnung des Eiweißes) oder eine vollständig anormale Gestalt derselben beobachtet (Nr. 8, Taf. XII, Fig. 43, Chlornatrium), bisweilen sogar ein voll- ständig deformirter Hirntheil, wie z.B. bei den Keimen Nr. 106 u. 107 (Taf. XIII, Fig. 44 u. Taf. XIV, Fig. 45, Saccharum uvieum). Es erweist sich demnach, dass recht verschiedenartige Substanzen, und darunter auch Saccharum uvicum, die Fähigkeit besitzen, die Bildung der Hirnblasen zu unterdrücken oder deren Deformation her- vorzurufen. Ich vermuthe, dass verschiedene derartige Keime bei weiterer Entwicklung Abnormitäten von der Art der Acephalie er- geben könnten. DARESTE und KÄSTNER (l. ec. 1896, p. 141) sowie RABAUD! erzielten bei dem Hühnchen die Erscheinung der Omphalocephalie. Vergleiche ich die Omphalocephalie mit den von mir bei dem Keim Nr. 311 (Taf. XI, Fig. 24; Taf. XVI, Fig. 66 u. 67, ungleichmäßige Erwärmung) erzielten Abweichungen, so finde ich einige gemeinsame Züge: erstens die Umbiegung des Kopfendes der Nervenanlage zum Nabel und zweitens die Verlagerung des Herzens nach vorn; gleich- zeitig bestehen aber auch gewisse Unterschiede: nach den Angaben von DARESTE (p. 365) findet sich bei omphalocephalen Keimen über- haupt kein Pharynx, RABAuD dagegen beschreibt bei omphalocephalen Keimen die Anlage eines Pharynx und ein solcher ist auch bei dem von mir erhaltenen Keim zur Entwicklung gelangt, doch hat derselbe noch eine stark entwickelte vordere ektodermale Falte, welche bei den typischen omphalocephalen Keimen augenscheinlich nicht zum Ausdruck kommt. RaBAuD bemerkt vollständig richtig, es seinicht nothwendig zur Erklärung dieser Anomalie vorauszusetzen, dass sich beide Hälften des Herzens über dem eingebogenen Kopf vereinigt hätten, wie dies von DARESTE angenommen wurde. Wir werden sehen, dass Fälle von derartiger Ektopie auch bei fehlender Omphalocephalie nicht selten sind. Weiter oben ist erklärt worden, dass als sichtbare Ursache einer 1 RıpıauD, Essai de T£ratologie. Embryologie des Poulets Omphaloce- phales. Journ. Anat. Physiol. 34° Annee.. 189. Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 261 so starken Umbiegung im gegebenen Falle die außerordentliche Tiefe der gewöhnlichen Ektodermfalte anzusehen ist, welche sich nicht zwischen Pharynx und Blastodermscheibe, sondern zwischen Pharynx und Nervenrohr eingeschoben und das Ektoderm nebst den Gehör- blasen mit sich gezogen hat. Ein so starkes Hereinwachsen der genannten Falte kann dadurch erklärt werden, dass dieselbe bei normalem Wachsthume unterwegs auf das in der Entwicklung begriffene Herz stößt, was bei der Ver- lagerung der Falte nicht der Fall ist, so dass die Falte wider- standslos weiterwachsen kann. Dieses Hindernis kann natürlich auch nicht von grob mechanischer, sondern muss von tropischer Natur sein. Man muss unterscheiden zwischen dem verstärkten Hereinwachsen der vorderen Ektodermfalte, welches eine Verlagerung der Organe in den benachbarten Bezirken zur Folge hat, und einer einfachen Wucherung ihres Hinterendes unter das Entoderm, wie ich es bei dem Keim Nr. 350 (Taf. XVI, Fig. 68 D, E), welcher sich ohne Injektion entwickelte, beobachtet habe; diese letztere Erscheinung braucht von keiner Verlagerung irgend welcher Theile begleitet zu sein. Einen Schritt zur Omphalocephalie zeigt augenscheinlich der Keim Nr. 55 (Taf. XI, Fig. 25 und Taf. XV, Fig. 59, Guanin + Chlornatrium), bei welchem das Nervenrohr in der Nackenregion stark gebogen ist, und das Herz vor dem Kopfe liegt, jedoch ein wohl- entwickelter Pharynx mit Kiemenspalten und Riechgruben vorhanden ist; der Pharynx hat die Gestalt eines hinten geschlossenen Trich- ters, die Ektodermfalte aber fehlt vollständig. Meiner Ansicht nach muss die Ursache der Omphalocephalie in der Ektopie des Herzens gesucht werden und eben so in dem Um- stande, dass der Keim, oder wenigstens dessen vorderer Theil, dem Dotter mit seiner Bauchseite zugewendet bleibt. Während das Nerven- rohr mit seinem vorderen Ende nach unten umzubiegen beginnt, eben so, wie dies auch bei der normalen Lage der Organe der Fall ist, geht diese Krümmung viel weiter als unter normalen Verhält- nissen. Bisweilen liegt eine Ursache vor, welche das erwähnte Umbiegen noch weiter gehen lässt, und zwar eine verstärkte Entwicklung der ektodermalen Falte; bisweilen aber geht das verstärkte Umbiegen augenscheinlich nur aus dem Grunde vor sich, weil dasselbe, nach- dem es einmal begonnen hat, auf keinen Widerstand seitens der inneren Organe des Keimes stößt. Bei normaler Lage des Herzens 262 WI. Schimkewitsch, könnte dasselbe einen solchen Widerstand leisten, allein es ist hier nach vorn verlagert. RABAuD hat vollständig Recht, indem er sagt, dass, wenn die unmittelbare mechanische Wirkung in den Versuchen von FoL und WARYNSKY eine Omphalocephalie hervorrief, dieser Umstand noch nicht besagt, dass diese Erscheinung immer das unmittelbare Resultat eines auf das Nervenrohr ausgeübten Druckes sein muss. Die von Rasaup (l. c. 1898) unter dem Namen Ektrosomie und Plagienee- phalie beschriebenen Anomalien habe ich nicht beobachtet; dagegen habe ich das von diesem Forscher unter dem Namen ÖOurenterie1 mitgetheilte Umbiegen des hinteren Endes des Nervenrohrs nach unten ebenfalls gesehen (Nr. 5, Taf. XII, Fig. 45 G, Chlornatrium), eben so eine Hemmung in der Entwicklung des Hinterendes des Nervenrohrs (Nr. 33, Saecharum uvicum). Die Mehrzahl der oben beschriebenen Fälle von Entwicklungs- hemmung der Hirnblasen wird von einer Entwicklungshemmung der Sinnesorgane begleitet (Nr. 32 und 36, Verdünnung des Eiweißes; Nr. 115, Taf. XII, Fig. 35, Chlornatrium; Nr. 25, Taf. XI, Fig. 28, Verminderung des Eiweißgehaltes; Nr. 302, Taf. XVI, Fig. 62, Gips- cement; Nr. 350, Taf. XVI, Fig. 68, unter normalen Bedingungen). Die Entwicklungshemmung der Riech- und Augenblasen bei gleichzeitiger vollständiger EntwickInng der Hörblasen ist mit dem Namen Triocephalie bezeichnet worden und solche Keime wurden von DARESTE beschrieben (seine Taf. IX, Fig. 6 und 7, p. 370). Zu sol- chen Keimen gehört auch Nr. 14 (Taf. XV, Fig.55 und Taf. XI, Fig. 19, Nikotin) und Nr. 3 (Taf. XII, Fig. 43 ©, Chlornatrium), bei welchen nur die rechte Hörblase angelegt ist. Eine eigenartige Anomalie zeigt der Keim Nr. 151 (Taf. XL, Fig. 22), bei welchem die Augen und Hörblasen fehlen, während augenscheinlich zwei asymmetrisch gelegene Riechgruben vorhanden waren. Eine sehr richtige Auffassung der Entwicklung der Linse wurde von HERBST ausgesprochen, welcher vermuthet, dass die Entstehung derselben unter der Einwirkung eines Reizes vor sich geht, welcher durch die Berührung der Augenblase mit dem Ektoderm hervor- gerufen wird? Ich hatte Gelegenheit einige Fälle zu beobachten, wo die Linsen fehlten, trotzdem die Augenblasen vorhanden waren, ı RaBauD, Etude embryologique de l’ourenterie et de la cordent£rie ete. Journ. Anat. Physiol. Paris. 36° Annee. 1900. 2 C. Herest, Formative Reize in der thierischen Ontogenese. Leipzig 1901. he Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 263 doch muss man annehmen, dass diese Blasen in Folge von Hydrops oder aus anderen Ursachen nicht bis zu dem Ektoderm heran- reichten (Nr. 38, Taf. XII, Fig. 33 A, Chlornatrium; wahrscheinlich auch Nr. 165, Taf. XV, Fig. 56, Nikotin; Nr. 311, Taf. XVI, Fig. 66, ungleichmäßige Erwärmung; Nr. 55, Taf. XVI, Fig. 59 C, Guanin + Chlornatrium). Die Hörblasen können dabei gut entwickelt sein und bei weiterer Entwicklung dieser Keime hätte Triocephalie eintreten können. Ohne der von HErBsT angeführten Abhängigkeit der Entwick- lung der Linse von den primären Augenblasen entgegentreten zu wollen, möchte ich auf den anormalen Keim Nr. 88 (Taf. XI, Fig. 31, Chlornatrium) hinweisen, bei welchem die Augenblasen augenschein- lich deutlich ausgesprochen sind und sogar dem Ektoderm anliegen, aber dennoch keine Linse gebildet hatten. Dieser Keim hatte jedoch eine ganz eigenartige Gestalt und man kann zur Erklärung des Fehlens der Linsen bei diesem Keime die Möglichkeit zulassen, dass nur ein bestimmter Bezirk des Ektoderms in bestimmter Weise auf die Berührung mit der Augenblase reagirt, während hier in Folge der Verlagerung sämmtlicher Organe die Berührung außerhalb dieses Bezirkes vor sich gehen konnte. Die Hergsr’sche Annahme wird auch durch den Umstand bestätigt, dass bei Entwicklung der Augen- blase der einen Seite oder bei Degeneration der einen von den Augen- blasen, die Entwicklung der Linse nur auf der entsprechenden Seite vor sich geht (Nr. 133, Taf. XIV, Fig. 46, Saccharum uvieum; Nr. 43, Taf. X, Fig. 1, Verdünnung des Eiweißes). In dem ersten Falle (Nr. 133) hatte sich die Augenanlage von der Nervenanlage losgerissen und hatte fortgefahren sich zu entwickeln. Bei dem Keim Nr. 107 (Taf. XIV, Fig. 45, Saccharum uvicum) hat sich nur die rechte, zu unverhältnismäßiger Größe angewachsene Augenblase dem Ektoderm genähert und es hat sich nur die Anlage der rechten Linse entwickelt. Diese Anlage hat eine ungeheure Ausdehnung. Dieser Umstand kann auf zweierlei Weise erklärt werden: entweder wird die Entwicklung der Linse in einer so mäch- tigen Ausdehnung dadurch bedingt, dass die ihr entsprechende, durch Wucherung ungeheuer vergrößerte Augenblase anfänglich dem Ekto- derm in einer beträchtlichen Ausdehnung anlag, oder aber die Wucherung der Linse hat die Wirkung der Zuckerlösung zum un- mittelbaren Stimulum, welche eine Wucherung der Nervenanlage, der primären Augenblasen und der Hörblasen hervorruft (Nr. 107, Fig. 45 D und Nr. 106, Fig. 44 BD). Letztere Voraussetzung scheint mir mehr Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIIL. Bad. 18 964 WI. Schimkewitsch, Anspruch auf Richtigkeit machen zu können. Dieselben Keime Nr. 106 und 107, sowie die Keime Nr. 3 (Fig. 43 ©) und Nr. 14, (Taf. XIV, Fig. 45) haben die Hörblase nur auf einer Seite entwickelt, allein man darf diese Fälle nicht mit der Degeneration der einen Hörblase verwechseln. Wenn die Auffassung RAasAup’s (l. e. 1901) von der Entstehung der Cyklopie richtig ist, so können sich diejenigen Keime, welche eine Exoneurula in schwächerem Grade darbieten, bei Entwicklungshemmung einer Augenblase zu Cyklopen entwickeln. Eben so trägt die Wucherung der Anlagen der Sinnesorgane unter der Einwirkung von Zuckerlösungen einen ganz anderen Charakter, als deren Ausbreitung, welche gewöhnlich von einem Dünnerwerden ihrer Wände begleitet und durch Ansammlung von Flüssigkeit in ihrem Inneren hervorgerufen ist, eine Erscheinung, wie sie bei Verdünnung und Verminderung des Eiweißes beobachtet wird. In letzterem Fall wird die obere Wand der Hörblasen dünner. Dasselbe Verhalten kann man auch bei dem Dünnerwerden der Wände des Nervenrohrs beobachten: es werden gewöhnlich die nach oben gerichteten Theile dünner (der Rückentheil oder die rechte Seite). Bei einer Erweiterung der Linsenhöhle geht nieht einmal bei vier- tägigen Keimen eine Verdiekung der inneren Linsenwand vor sich. Eben so kann bisweilen eine starke Erweiterung der Höhle der primären Augenblase im Gebiete der Iris beobachtet werden. Das Fehlen einer Verdiekung der Linsenwände bei einer Überfüllung der Linse mit Flüssigkeit deutet darauf hin, dass auch dieser Process zum Theil durch osmotische Erscheinungen bedingt ist, durch deren Störung der Process selbst unterdrückt wird. Rechnen wir hierzu noch die Formveränderung der Hörblasen sowie der primären Augen- blasen unter der Einwirkung der Gefäßerweiterungen (Nr. 3°, Taf. XI, Fig. 23, Gipscement) und die Verlagerung der Hörblasen bei der Wucherung der Nervenanlage (Nr. 107, Taf. XIV, Fig. 45 ©, Saccharum uvicum) sowie bei starker Entwicklung der vorderen ektodermalen Falte (Nr. 311, Taf. XVI, Fig. 66 5), so sind damit die wesentlichsten Abnormitäten der Sinnesorgane erschöpft. Wir wenden uns nunmehr zu den Derivaten des Mesoderms. Eine sehr gewöhnliche Erscheinung ist die Erweiterung der pri- mären Leibeshöhle, welche besonders häufig im hinteren Abschnitt des Keimes beobachtet wird (bei Verdünnung des Eiweißes; Nr. 282, Taf. XI, Fig. 27 C, Entfernung eines Theiles des Eiweißes; Nr. 88, Taf. XI, Fig. 31, Chlornatrium; Nr. 130, Taf. XIV, Fig. 48, Jodkalium; Nr. 165 und 14, Nikotin; Nr. 232, Guanin und Nr. 307, Taf. XV], Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. I. 265 Fig. 65, Gipscement). In allen diesen Fällen geht die Erweiterung der primären Höhle in Folge eines Wachsthumsstillstandes des Meso- derms bei gleichzeitig fortgesetztem Wachsthum des Ektoderms vor sich. Eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Höhle der Somiten führt zu einer Erweiterung dieser Höhle (bei Verdünnung des Eiweißes und Verminderung seines Quantums, Nr. 282, Taf. XI, Fig. 27 CO), wobei bisweilen eine Verbindung der Somitenhöhlen mit dem Cölom bestehen bleibt; eben so kann bei Einführung von Gipscement in das Eiweiß eine Verlagerung der Somiten nach oben (Nr. 13, Taf. XVI, Fig. 64), eine Verlagerung der Somiten einer Seite nach unten (Nr. 3bis, Taf. XVI, Fig. 61 C) oder die Entwicklung der Somiten nur einer Seite (Nr. 307, Taf. XVI, Fig. 65) beobachtet werden. Was das Cölom betrifft, so wurde eine asymmetrische Entwick- lung seiner rechten und linken Hälfte beobachtet (Nr. 115, Taf. XII, Fig. 35, Chlornatrium; Nr. 229, Taf. XVI, Fig. 60, Alkohol), welche n Abhängigkeit von der ungleichmäßigen Ansammlung von Flüssig- keit im Cölom steht, ferner eine Theilung des hinteren Cölom- abschnitts in einzelne unregelmäßig gestaltete und regellos angeordnete Höhlen (Nr. 115, Chlornatrium; Nr. 106 und 107, Saccharum uvi- cum) und endlich eine Theilung des extraembryonalen Cöloms in einzelne Höhlen, in Folge einer Vereinigung des oberen und unte- ren Mesodermblattes (Nr. 89, Chlornatrium). Bei starker Erweiterung der Gefäße kann das intraembryonale Cölom bisweilen augenschein- lich vollständig reducirt werden (Nr. 3®, Taf. XII, Fig. 45, Chlor- natrium). Recht verschiedenartige Anomalien bei der Entwicklung des Herzens sind schon von früheren Autoren beschrieben worden, wie jene Verlagerung des Herzens nach der rechten Seite und die ver- drehte Lage seiner Theile (Inversion), die Ektopie des Herzens, seine Erweiterung, das Doppelherz, die Entwicklungshemmung des Herzens ete. Eine Erweiterung des Herzens bei Hydrops ist keine seltene Erscheinung (nach Verdünnung des Eiweißes). Das meiste Interesse bieten die Veränderungen in der Gestalt und Größe des Herzens: das Herz von geringer Größe (Nr. 229, Alkohol), die relative Ver- längerung des Herzens bei Wachsthumsstillstand des vorderen und hinteren Abschnitts des Keimes (Nr. 301, Gipscement), oder die rela- tive Vergrößerung des Herzens bei unregelmäßiger Gestalt desselben (Nr. 170, Taf. XI, Fig. 21, Nikotin), endlich das Fehlen der Herzanlage bei einem dreitägigen Keime (Nr. 57, Taf. XI, Fig. 36 und Taf. X, 18* 266 WI. Schimkewitsch, Fig. 8, Chlornatrium). Bisweilen führt die frühzeitige Erweiterung der Gefäße dazu, dass es unmöglich wird zu unterscheiden, welcher Theil des Gefäßsystems dem Herzen entspricht (Nr. 3", Taf. XII, Fig. 45, Chlornatrium). Es wurde ein Nichtverwachsen beider Myokardhälften auf der Rückenseite beobachtet, wobei das Endokard vollständig ausgebildet war (Nr. 130, Jodkalium; Nr. 307, Taf. XVI, Fig. 62 C, Gipscement). Eine Tendenz zur Ektopie des Herzens ist bei dem Keim Nr. 106 ausgedrückt (Taf. XIII, Fig. 44 C, Saccharum uvicum), indem hier das Hineinziehen des Herzens nach innen verzögert ist; bei dem Keim Nr. 107 (Taf. XIV, Fig. 45, Saccharum uvicum) liegt das Herz da- gegen ganz auf der rechten Seite im extraembryonalen Cölom. Man könnte vermuthen, dass die Erweiterung der Gefäße in Verbindung mit der eigenartigen Gestalt der Nervenanlage eine Kompression der inneren Organe des Keimes und eine Ektopie des Herzens hervor- gerufen hat. Die häufigste Form von Ektopie ist diejenige der Verlagerung des Herzens vor den Keim, wie dies bei omphalocephalen und anderen Keimen beobachtet wird (bei Verdünnung und Verminderung des Eiweißes, Nr. 25; Nr. 115, Taf. X, Fig. 6, Taf. XII, Fig. 35 und Nr. 112, Taf. X, Fig. 9, Chlornatrium; Nr. 165, Taf. XI, Fig. 20 und Taf. XV, Fig. 56, Nikotin, wobei das Herz von einer Ektodermfalte durchsetzt wird; Nr. 278 und 55, Taf. XV, Fig. 59 A, Guanin; Nr. 151, Alkohol; Nr. 311, Taf. XI, Fig. 24 und Taf. XVI, Fig. 66 A, ungleich- mäßige Erwärmung). Das Herz kann dabei bald die Gestalt eines sekrümmten Rohres, bald diejenige einer ganz anormalen unregel- mäßigen Erweiterung haben und im extraembryonalen Cölom liegen, wo- durch es die Erscheinung der Cölosomie darbietet. Eine zu derselben Kategorie gehörende Erscheinung zeigt uns das starke Versenken des Herzens in den Dotter bei Nr. 235 (Taf. XI, Fig. 28 ©, bei Ver- minderung des Eiweißgehaltes). Die Verlagerung des Herzens nach vorn kann durch Wachsthumsbedingungen des Keimes erklärt werden. Erweist sich das Herz in Folge von Hydrops des Keimes im extra- embryonalen Cölom, so kann, da die Gewebe der Blastodermscheibe weniger empfindlich für die Wirkung der Lösungen sind, als der Keim selbst, bei eintretendem Stillstand im Wachsthum des vorderen Keimendes das Wachsthum der Scheibe noch fortdauern und das Herz nach sich ziehen, indem es dessen Ektopie hervorruft. Die weiter oben beschriebene Durchbohrung des Herzens durch eine Falte des Ektoderms läuft in Wirklichkeit wahrscheinlich auf eine Um- Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 267 wachsung dieser Falte durch beide Herzhälften bei deren Verwach- sung heraus. Die am häufigsten beobachtete Anomalie des Gefäßsystems ist eine Erweiterung der Gefäße, welche ihrerseits wieder verschiedene Deformationen hervorruft. Diese Erweiterung kann bisweilen nur in der Area vasculosa auftreten, während die Gefäße im Keim über- haupt nicht entwickelt sein können (Nr. 397, Gipscement). Eine Er- weiterung der Gefäße in diesem oder jenem Theil des Keimes wurde unter der Einwirkung der verschiedenartigsten Bedingungen beobach- tet (bei Verdünnung und Verminderung des Eiweißes, Nr. 197, 171 u. a. m.; Nr. 115, 37, 3, Chlornatrium; Nr. 153, 106, 107, Saccharum uvicum; Nr. 243, Bromlithium; Nr. 14, Nikotin; Nr. 3”, Gipscement; Nr. 101, Chloralhydrat u. a. m.). Die Erweiterung der Gefäße erstreckt sich gewöhnlich auf einige derselben, bisweilen jedoch nur auf die Gefäße eines bestimmten Bezirkes, z. B. des Kopfes (Nr. 14); diese Erweiterung hat bisweilen eine Verdrängung des Cöloms nach den Seiten und ein vollständiges Verschwinden der primären Leibeshöhle (Nr. 101) zur Folge; bisweilen ist das Cölom, wie wir gesehen haben, im Inneren des Keimes gar nicht mehr zu unterscheiden. Was die Gründe betrifft, welche den Hydrops hervorrufen, so erscheint als hauptsächlichster unter denselben naturgemäß die Störung der osmotischen Bedingungen. So hat z. B. die Verdünnung des Eiweißes eine Ansammlung von Flüssigkeit nicht nur in den Ge- fäßen, sondern auch in anderen inneren Hohlräumen zur Folge. Diese Erscheinungen können der Verkleinerung der Segmentations- höhle bei den Eiern von Physa (nach MEISENHEIMER!) und dem Ver- schwinden der kontraktilen Vacuolen bei den Süßwasserprotozoön, bei deren Versetzung in Salzwasser, d. h. bei Dichterwerden des Mediums (nach GRUBER, 1889, BupGET u. A.) an die Seite gestellt werden, Die Abnormitäten in Bezug auf Richtung und Lage der Gefäße können so bedeutend sein, dass es bisweilen unmöglich wird, die morphologische Bedeutung dieser letzteren zu bestimmen. Wir weisen auf die Substitution der vorderen Kardinalvenen durch zahlreiche kleine Gefäße bei der Wucherung der Nervenanlage unter der Einwirkung von Zuckerlösung hin (Nr. 106 und 107, Taf. XII und XIV, Fig. 44 und 45); dieses Ersetzen kann man in eine Reihe stellen mit der 1 MEISENHEIMER, Entwicklungsgeschichte von Limax masximus. Diese Zeit- schrift. Bd. LXI. 18%. 268 WI. Schimkewitsch, Substitution der großen Venen der Area vasculosa durch dünne Kapillaren, wie sie von DArESTE (l. c. Taf. VII, Fig. 9) beschrieben worden ist. Was die Blutzellen betrifft, so können die von DARESTE (l. e., p. 424) und Kästner (l. ec., p. 143) beschriebenen Erscheinungen auch bei Injektionen in das Eiweiß beobachtet werden. Ich glaube jedoch annehmen zu können, dass die Verminderung der Zahl von Blutzellen in Fällen von Erweiterung der Gefäße eine rein relative sein kann, und ausschließlich von der Erweiterung des betreffenden Gefäßlumens abhängig ist (bei Verdünnung des Eiweißes, bei Injektion von Jodkalium Nr. 150). In anderen Fällen haben wir es unzweifel- haft mit einer absoluten Verminderung der Anzahl von Blutzellen zu thun (Nr. 37 u. Nr. 3, Chlornatrium; Nr. 14, Nikotin u. a. m.), biswei- len sogar mit ihrem Fehlen im Keim selbst (Nr. 106, Saccharum uvicum; Nr. 150, Bromlithium) oder gar mit ihrer völligen Abwesen- heit sowohl innerhalb des Keimes, als auch in der Area vasculosa (Nr. 57, Chlormatrium). Die Gründe dieser Erscheinung sind zum Theil von DAreste klargelegt worden. Zu erwähnen ist noch die Entwicklungshemmung (Nr. 229, Alko- hol) und eben so die asymmetrische Entwicklung der Wolff’schen Gänge (Nr. 115, Chlornatrium; Nr. 106, Saccharum uvicum) in Ver- bindung mit der asymmetrischen Entwicklung des Keimes selbst, ferner die lokale Theilung und das Verschwinden des Lumens in den Wourr’schen Gängen, in Folge Eindringens von Zellen der Wände in das Lumen (Nr. 14, Nikotin); diese Erscheinung zeigt eine Ana- logie mit der Theilung des Lumens im Nervenrohr, wie sie bei dem- selben Keim beobachtet wurde. Wenn die vermehrte Ansammlung von Flüssigkeit in der Höhle der Linsenanlage eine Verdickung der Linsenwand verhindert, so kann man annehmen, dass auch das Hereinwachsen von Zellen in das Lumen eines Organs durch die Verminderung der Flüssigkeits- menge im Lumen desselben hervorgerufen wird. Es wurde ferner eine Entwicklungshemmung der Nephridialröhren der einen Seite be- obachtet (Nr. 229, Alkohol). Die Anomalien der Chorda haben bis jetzt die Aufmerksamkeit der Forscher nur wenig auf sich gezogen, obgleich RABAuD (l. ce. 1900) ein Umbiegen ihres hinteren Endes (cordenterie), welche auch von mir beobachtet wurde (Nr. 3, Taf. XUI, Fig. 43 G@, Chlornatrium), be- schrieben hat. Zu erwähnen ist die Entwicklungshemmung und das gänzliche Fehlen der Chorda. In gewissen Fällen kann dieses Fehlen Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. 269 auch durch eventuelle Degeneration der Chorda in frühen Stadien erklärt werden (Nr. 38, Taf. XII, Fig. 33, Chlornatrium), bisweilen aber wird die Entwicklung der Chorda augenscheinlich im ersten Beginn deren Entstehung unterbrochen (Nr. 57, Taf. XII, Fig. 36, Chlornatrium und Nr. 272, Taf. XI, Fig. 27, Verminderung des Ei- weißes). Bisweilen betrifft die Entwicklungshemmung nur das vordere Ende (Nr. 107, Saccharum uvicum), bisweilen auch nur das aller- hinterste Ende der Chorda, so dass die Nervenanlage sich weiter nach hinten erstreckt, als das Ende der Chorda (Nr. 37, Chlornatrium, und Nr. 301, Gipscement). Auch die Verlagerung gewisser Theile der Chorda wurde beob- achtet (Nr. 229, Taf. XVI, Fig. 60, Alkohol; Nr. 107, Taf. XI, Fig. 44 D, Saccharum uvicum), wobei einzelne Theile der Chorda sich losreißen und sich isolirt weiter entwickeln können (Nr. 106 u. Nr. 133, Saccharum uvicum). Alle diese Abweichungen bilden sich wahr- scheinlich in Folge des Druckes, welchen die sich erweiternden Gefäße ausüben. Die Umbiegung der Chorda unter einem Winkel von fast 90° (Nr. 37, Taf. XIII, Fig. 41 5, Chlornatrium und Nr. 302, Taf. XVI, Fig. 62, Gipscement) findet ihre Erklärung in dem Keim Nr. 350 (Taf. XVI, Fig. 68 D), welcher sich zwar ohne irgend welche In- jektion entwickelt hatte, aber dennoch die gleiche Umbiegung der Chorda aufweist, welche durch den Zusammenhang des vorderen Chordaendes mit den Wandungen des Schlundes bedingt wird. Auf dieselbe Weise kann auch die Gestaltung des Pharynx in der Fig. 68 E sowie die Lostrennung von Zellen des vorderen Chordaendes und deren Übertritt in das Innere des Pharynx erklärt werden, wobei diese Zellen schon sehr früh die für Chordazellen charakteristische bläschenförmige Gestalt annehmen. Diese Gestalt ist, im Gegensatz zu dem, was wir in Betreff der Formveränderung der Entodermzellen sahen, in dem gegebenen Fall gewissermaßen eine ererbte Erscheinung. Ich gehe nunmehr zu den Anomalien des Pharynx über. Zur Beobachtung kam eine Verlagerung des Pharynx nach vom, welche wahrscheinlich durch ungleichmäßiges Wachsthum des Keimes hervorgerufen (Nr. 25, Verminderung des Eiweißes) und bisweilen von einer Asymmetrie der Gestalt des Pharynx begleitet wird (Nr. 115, Taf. XII, Fig. 35 5, Chlornatrium). Diese Verlagerung steht in den gegebenen Fällen wahrscheinlich in Verbindung mit dem Entwicklungs- stillstand im vorderen Ende des Nervenrohrs, in anderen Fällen kann sie dagegen mit der Erscheinung der Omphalocephalie in Verbindung 270 WI. Schimkewitsch, stehen. Die Erscheinungen der Verlagerungen des Pharynx sowohl, wie des Herzens nach vorn, haben wahrscheinlich gemeinsame Ur- sachen (p. 266). | Zu erwähnen ist die Veränderung in der Gestalt des Pharynx, welche bisweilen eine ganz unregelmäßige werden kann (Nr. 14, Taf. XV, Fig. 55 C, Nikotin; Nr. 133, Taf. XIV, Fig. 46, Saccharum uvicum; Nr. 155, Alkohol; Nr. 302, Taf. XVI, Fig. 62, Gipscement). Die Gestaltsveränderung des Pharynx ist oft begleitet von einer Er- weiterung seines Lumens, welche bisweilen eine sehr beträchtliche sein kann (Nr. 304, Gipscement), sowie von einem Dünnerwerden seiner Wandungen. Bisweilen hat der Pharynx die Gestalt eines Trichters mit blind- seschlossenem hinterem Ende (Nr.55, Guanin + Chlornatrium), bisweilen ist er aber im Gegentheil vorn verschmälert (Nr. 302, Taf. XVI Fig. 62, Gipscement) und erweitert sich nach hinten zu. In einem Fall (Nr. 165, Taf. XV, Fig. 56 ©, Nikotin) war der trichterförmige Pharynx in Folge der Entwicklung einer vertikalen Ektodermfalte gleichsam in zwei Theile getheilt (Pharynx bipartitus). Ich erwähne schließlich noch der bei der Entwicklung der Kiemen- säcke und -spalten auftretenden Abweichungen. Es wurde eine asym- metrische Entwicklung dieser Theile (Nr. 106 und 107, Taf. XIII, Fig. 44 und Taf. XIV, Fig. 45, Sac. uvicum), ferner eine Verzögerung oder vielleicht gar völlige Unterdrückung ihres Entstehens (Nr. 115, Taf. XII, Fig. 35, Chlornatrium) beobachtet. Endlich sind wahrscheinlich auch die blinden, asymmetrisch liegenden Auswüchse am vorderen Abschnitt des Pharynx bei dem Keim Nr. 57 (Taf. XII, Fig. 36 A, Chlornatrium) als Kiemensäcke aufzufassen, welche sich in Folge des Wachsthums- stillstandes im vorderen Keimabschnitt einander genähert haben; auch eine Wucherung und unregelmäßige Gestalt der Kiemensäcke wurde beobachtet (Nr. 107, Saecharum uvicum). Ich werde hier nicht näher auf die anderen, im speciellen Theile meiner Arbeit beschriebenen partiellen Abweichungen eingehen (wie z. B. die Verzögerung oder gänzliche Unterdrückung der Bildung der übrigen Abschnitte des Darmes: Nr. 106, Saccharum uvicum; Nr. 14, Nikotin; — die asymmetrische Entwicklung der Lungen: Nr. 107, Saccharum uvicum u. a. m.; — die Wucherung der Mundhöhle: Nr. 107, Saccharum uvicum). Ich erwähne nur, dass wenn auch die Wuche- rung der Kiemenspalten der einen Seite bei Nr. 107 durch die Kon- figuration des Keimes bedingt wird, wobei der Pharynx von der be- treffenden Seite entfernt erscheint, die Wucherung der Mundbucht Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. I. >71 vielmehr der stimulirenden Wirkung der Zuckerlösungen auf gewisse Produkte des Ektoderms zugeschrieben werden muss, wie wir sie in Bezug auf die Nervenanlage und die Sinnesorgane festgestellt haben. Der Umstand, dass gleichzeitig mit der Wucherung der Nerven- anlage und der Hörbläschen auch eine solche der Linsenanlage erfolgt, spricht indirekt für die längst ausgesprochene Ansicht, es sei die Linse selbst nichts Anderes wie die modifieirte Anlage eines Sinnes- organs. Das Wuchern auch der Mundbucht dagegen, unter den gleichen Bedingungen, regt unwillkürlich zu der Frage an, ob nicht auch sie die Modifikation irgend einer Sinnesorgananlage vorstellt, und dies um so mehr, da der Vergleich des Mundes der Vertebraten mit einer Kiemenspalte auf bedeutende Schwierigkeiten stößt. Es mag bemerkt werden, dass die erste Anlage der Mundbucht bisweilen in Gestalt eines verdiekten Ektodermbezirks auftritt, welcher an die Anlage eines Sinnesorgans oder einer Placode erinnert (z. B. bei Pelromyxon nach Dourn und Korzow!). Auf jeden Fall bieten uns Injektionen in das Eiweiß ein sicheres Mittel zur Erzielung von Abweichungen, welche bisweilen schon aus dem Grunde von Interesse sind, weil sie auf normale Processe ein Licht werfen, und ein Verständnis derselben ermöglichen. Es möge hier darauf hingewiesen werden, dass trotz der recht mannigfaltigen Abweichungen, welche bei den Veränderungen in der Zusammensetzung desjenigen Mediums, in welchem die Entwicklung vor sich geht, erhalten wurden, weder bei dem Hühnchen noch bei den Öephalopoden jemals Doppelmissbildungen beobachtet worden sind; die Ursachen der Entstehung solcher Missbildungen tragen bei der Mehrzahl der Fälle einen rein physikalischen Charakter. St. Petersburg, 7. April 1902. Erklärung der Abbildungen, Allgemeine Bezeichnungen: AF‘, äußeres Feld der Primitivrinne; Bp, Anlage der Lungen; Am, Amnion; C, Herz; Am,-Amz, supplementäre Amnionfalten; Cs, Bereich der Herzkammer; 4Ao, Aorta und Aortabogen; O3, Bereich des Vorhofs; Aom, Arteria omphalo-mesenterica; CA, vordere Sichel oder »croissant an- Bl, Blastoporus; terieur nächst gelegenen Herz- 7 visc. Hurzyende seite. In der Textfigur ist das Herz mit der Einmündung der Gefäße schematisch gezeichnet, das Pericard ist fortgelassen. Mit R ist die rechte, mit Z die linke Herzseite bezeichnet. An der rechten Seite verläuft die Raphe, hier würden demnach die Umschlagsränder zwischen Myocard und Peri- card zu suchen sein. Die punktirte Linie giebt die Richtung an, durch die ungefähr der auf Fig. 29 gezeichnete Schnitt gelegt ist. Der hypobranchiale Gefäßstamm mündet an der linken Seite in das Herz. Die die Herz- wand bildende Einstülpung des Pericards ist demnach am vorderen Herzende so tief, dass das seitliche Eintreten des Gefäßes an der Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen etc. 455 linken Herzseite noch möglich ist. Desshalb sieht man auch auf Fig. 29 Herz und Gefäß auf einem Schnitte. Auf den weiteren Schnitten nähert sich der hypobranchiale Ge- fäßstamm immer mehr der Herzhöhle; allmählich wird er von Myo- card und Pericard, die sich dann vereinen, eingeschlossen. Den Zusammenhang des endothelialen Endocards mit dem Endothel des hypobranchialen Gefäßes kann man an geeigneten Schnitten sicher feststellen. Am visceralen Herzende sind die Verhältnisse ähnliche. Auch hier verbindet sich das Herz mit einem gemeinschaftlichen Gefäße, dem visceralen Gefäßstamme. Hier befindet sich aber das Herzostium nicht seitlich, sondern an der Spitze des visceralen Herzendes, Endo- card und Gefäßendothel stehen auch hier in Zusammenhang. Dieser Gegensatz ist vielleicht durch die jeweilige ad- oder abviscerale Pulsationsrichtung bedingt, in der das Herz bei der Fixirung ver- harrte. Aus dem visceralen Gefäßstamme geht dieht vor seiner Vereini- sung mit dem Herzen das von Schutze als Truneus branchio- visceralis bezeichnete Gefäß ab, weiterhin kann man seine Verzweigung in die Intestinalkanäle beobachten. Im Gegensatz zu SCHULTZE geht demnach nach meinen Befunden aus jedem der Herzostien nur ein gemeinschaftlicher Gefäßstamm hervor; die einzelnen Gefäße entspringen nicht gesondert aus dem Herzen. Die Gefäße für den Stolo prolifer sind bei der Beschreibung der Herzen der Salpa democratica und Salpa fusiformis, von denen . ausgewachsene Solitärformen untersucht wurden, erwähnt. Der Schuttze’sche Kontraktionszipfel soll vor jeder advisceralen Welle am venösen, also hypobranchialen Herzende sich bilden, und zwar dann, wenn das vordere Herz sich kontrahirt. SCHULTZE ist der Ansicht, dass der ventrale Theil der Herzwand sich in das Sinus- lumen vorstülpt. Ich glaube, die fragliche Erscheinung in ganz einfacher Weise erklären zu können. Wenn an der Einmündungsstelle des hypo- branchialen Gefäßstammes die in der Diastole transparente Herzwand sich kontrahirt, wird sie viel deutlicher hervortreten als in erschlaff- tem Zustande. Wenn vor der advisceralen Welle die Kontraktion im hypobranchialen Herztheile beginnt, ist es recht gut möglich, dass sich die Herzwand, die sich da, wo sie mit dem Gefäß zusammen- tritt, auch in das Pericard umschlägt, an dieser Stelle deutlich vom Gefäßlumen und Pericard abhebt. Es kann so recht wohl ein 456 Paul Heine. klappenförmiger Wandabschnitt vorgetäuscht werden, der weiter nichts ist, wie die kontrahirte und dadurch deutlicher hervortretende Herz- wand. | Bei der Diastole soll der klappenförmige Wandabschnitt wieder verschwinden; auch hiermit würde meine Auffassung übereinstimmen, denn der Herzmuskel ist jetzt wieder transparent geworden. Am visceralen Herzende würde der Kontraktionszipfel auf die- selbe Weise zu deuten sein. Auch die ScHULTzE’schen Abbildungen würden meiner Auffas- sung nicht entgegenstehen. Die Untersuchung des Herzens auf nervöse Elemente. Die früheren Forscher Ransomi, van BENEDEN und JULIN 2, KnoLL’, sowie auch SCHULTZE? haben vergeblich nach nervösen Elementen im Tunicatenherzen gesucht. Auch meine daraufhin ge- richteten Untersuchungen lieferten ein negatives Resultat. Ich gebe desshalb die ScHuLTze’sche Auffassung, zu der er auf Grund seiner exakten physiologischen Versuche gekommen ist, mit seinen eigenen Worten wieder und spreche auch mich dahin aus, »dass Ganglien- zellen und Nervenfasern dem Salpenherzen fehlen, dass es die moto- rischen Reize ausschließlich im Stoffwechsel seiner sarcoplasmareichen Muskelzellen selbst entwickelte. Mit dieser Auffassung stehen die von HUNTER? neuerdings ver- öffentlichten Resultate im Widerspruch. HUNTER hat nach intravitaler Methylenblaubehandlung zwei schmale Ganglien an den Herzenden der Molgula manhatiensis gefunden; in den Ganglien fanden sich wenige, höchstens zwölf Zellen, die meistens bipolar, seltener tri- und multipolar waren. Die bipolaren Zellen hat Hunter bei der Molgula, die tri- und multipolaren bei der Yarsıs zonaria gesehen. Bei der Molgula hat HunTER den Eindruck gewonnen, als ob Nerven- fibrillen das Herz in spiraliger Anordnung umgeben. Es gelang dem Autor nicht, die Enden der Nervenfibrillen zu verfolgen. In einigen 1 W.B. Ransom, On the cardiac rhythm ofinvertebrata. Journal of Physio- logy. Vol. V. Bd. 4. 1884. ICP: 32E 3 Pr. KxoLı, Über die Herzthätigkeit bei einigen Evertebraten und deren Beeinflussung durch die Temperatur. Sitzungsber. der K. Akad. der Wissensch. Wien. Math.-naturw. Klasse. Bd. CIE. 189. p. 12. 4.1. C-P. 290 5 HUNTER, The structure of the Heart of Molgula manhattensis. Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen ete. 457 Fällen war die Längsrichtung der Nervenzellen der des Herzens bei- nahe gleich. So weit es HUNTER möglich war, konnte er feststellen, dass die nervösen Elemente auf den Herzmuskelzellen, also zwi- schen Herzwand und Pericard, gelegen waren und sich bei den Kon- traktionen des Myocards bewegten. Es ist Hunter nicht gelungen, trotz ausgedehnter und sorgfäl- tiger Studien von Serienschnitten und Anwendung verschiedener Färbemethoden Weiteres über die Innervation des Herzens zu er- fahren, auch hat er eine Verbindung der Nervenzellen des Herzens mit dem nach dem Ovarium zu gelegenen und dem in der Nähe des Endostyls beobachteten Nervenstrange nicht gesehen. Eine derartige Verbindung würde man nach dem Ausfalle der physiologischen Ex- perimente auch nicht erwarten dürfen. | Hunter hat beobachtet, dass die isolirten Herzenden, der leben- den Molgula entnommen, weiter pulsirten, während der isolirte mitt- lere Herztheil nicht mehr zu rhythmischen Kontraktionen fähig war. Dieser Befund würde als Beweis für das von Hunter behauptete Vorkommen von Nervenzellen an den Herzenden gelten können. Intravitale Färbungen des Salpenherzens habe ich nicht ver- sucht; die von HUNTER untersuchte Molgula stand mir leider nicht zur Verfügung, so dass ich nieht in der Lage war, die Huxrer’schen Resultate nachzuprüfen. Was bei diesen aber sofort auffällt, ist die Behauptung, dass die Nervenzellen zwischen Herzwand und Peri- cardium gelegen sein sollen. Diese eigenthümliche Lage der nervösen Elemente ist ontogenetisch nicht zu erklären. Da außerdem die Auf- fassung SCHULTZE’s von der autonomen Muskelthätigkeit des Salpen- herzens den Physiologen vollkommen befriedigt, bedürfen die HUNTER- ‘schen Befunde doch wohl weiterer Bestätigung. 2. Salpa africana. Kettenthier. Das Herz liegt im äußersten Theile der rechten ventralen Leibes- höhle. Es erstreckt sich vom Ende des Endostyls bis an den vor- deren Magentheil. Auf Querschnitten durch den Salpenkörper sieht man kurz vor dem Beginne der hypobranchialen Herzspitze das Endo- styl von vier Gefäßen begleitet, die sich wie beim Solitärthiere zu einem gemeinsamen Stamme vereinigen. Noch während die vier Kanäle gesondert verlaufen, erblickt man auf Querschnitten schon die hypobranchiale Herzspitze. Die Herzraphe liegt wie beim Solitär- thiere der äußeren Körperseite zu. Die Umschlagsränder zwischen Herzwand und Pericard legen sich hier innig an einander und ver- 458 Paul Heine, schließen dadurch die Herzhöhle. Das hypobranchiale Sammelgefäß tritt an der der Raphe gegenüberliegenden Seite in das Herz ein in ähnlicher Weise, wie ich es bei der Solitärform geschildert habe. In seiner Mitte hat das Herz auf einem Querschnitte die Gestalt, die Fig. 36, Taf. XXXI, zeigt. Es liegt an dieser Stelle so weit im äußeren Theile der rechten ventralen Leibeshöhle, dass hier das Ektoderm sich buckelförmig nach außen vorgewölbt hat. Der Bau der Herz- wand gleicht dem der zuerst beschriebenen Form. Man sieht auch hier in den Herzmuskelzellen einen der Pericardialhöhle zu liegenden sarcoplasmatischen und einen der Herzhöhle zugekehrten fibrillären Theil scharf gesondert. Auch hier besitzen die Fibrillenbündel die Gestalt langer Spindeln, deren Längenrichtung senkrecht zur Herz- längsachse steht. Die kontraktile Substanz erscheint in Form aniso- troper Einzelkörperchen, die mit denen der übrigen Fibrillen in der- selben Zellgruppe parallele Querreihen bilden. Die anisotropen Ein- lagerungen zeigen auf Fibrillenlängsschnitten dieselben Reihen von mehreren Einzelkörperchen, wie sie beim Solitärthiere schon näher beschrieben sind. Ein Endocard ist ebenfalls vorhanden. Es liegt nur an einer Seite der Herzhöhle und zwar auch an der Herzwand, die dem Kiemendarme am nächsten ist. Es erscheint auf Schnitten als zarte Membran, die sich nur an den Stellen vom Myocard abhebt, wo dieses Falten bildet. Zellige Elemente von rundlicher bis längs- ovaler Form mit deutlichem Kerne treten auf Schnitten gleichfalls hervor. Der viscerale Gefäßstamm giebt vor seiner Vereinigung mit dem hinteren Herzende den Truncus branchiovisceralis ab. Das Pericard stellt ein einschichtiges Epithel dar, das aus poly- sonalen Plattenzellen zusammengesetzt ist. 3. Salpa bicaudata. Das Herz reicht vom Endostylfortsatz bis zum Magen und hat die Gestalt eines länglichen, an beiden Enden zugespitzten Beutels. Auf Schnitten, die kurz vor der hypobranchialen Herzspitze das Endostyl getroffen haben, sieht man an dessen Seiten je ein breites Gefäß und ventral von ihm ein drittes, die alle sich zum hypo- branchialen Gefäßstamme vereinigen, der unmittelbar am Ektoderm seine Lage hat. Der oberste Theil des vorderen Herzendes legt sich an die dem Kiemendarme zugekehrte Seite des hypobranchialen Ge- fäßes und umgreift dieses immer weiter. Auf Fig. 42, Taf. XXXI, Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen ete. 459 bezeichnet x die Herzwand, p%k das Pericard, pkh die Pericardial- höhle. Die Gefäßwand liegt innig dem Ektoderm ec an; sie hat sich im Bereiche der Herzwand geöffnet, um sich an einer Seite an den Umschlagsrand zwischen Herz und Pericard anzulegen, während sie von der anderen Seite aus über die Hälfte der Herzwand sich erstreckt, mit dieser durch zartes Gewebe verbunden. Dieser Theil der Gefäßwand wird zum endothelialen Endocard (hzen). Auf den folgenden Schnitten dehnt sich die Herzwand immer weiter aus, so dass das Herz zuletzt die auf Fig. 38, Taf. XXXI, ge- zeichnete Form erhält. hxr ist die Stelle, wo die viscerale Einstülpung des ursprüng- lichen Pericardialbläschens und damit auch die Bildung des Herzens begonnen hat. Die Umschlagsränder zwischen Myocard und Pericard liegen hier sehr nahe neben einander, aber sie berühren sich nicht. Der Spalt zwischen ihnen wird durch eine Membran verschlossen, die aus den die Leibeshöhle erfüllenden Mesenchymfasern hervorge- sangen ist. Zellen habe ich in dieser Membran nicht angetroffen. Das Endocard verläuft auch bei dieser Form einseitig und zwar an der endocardialen Seite der dem Kiemendarme zunächst gelegenen Herzwand. Das viscerale Herzende fand ich auch bei dieser Form weniger zugespitzt wie den hypobranchialen Herztheil. Die Einmündung des visceralen Gefäßstammes erfolgt in ähnlicher Weise, wie ich es am vorderen Herzende beschrieben habe. Das Myocard besteht auf Totalpräparaten aus außerordentlich langen und sehr schmalen Zellgruppen, deren jede stets mit mehreren Kernen versehen ist. Die Fibrillenbündel verlaufen mit der Längs- richtung in der Querachse des Herzens. Die Fibrillen bilden in ihnen lange Fasern, die in regelmäßiger Weise quergestreift sind. Da die (uerstreifung in den übrigen Fibrillen derselben Zelle die gleiche ist, bilden auch hier die doppelt lichtbrechenden Einlagerungen in den Muskelzellgruppen regelmäßige Querreihen (Fig. 41, Taf. XXXT). Bei den Fibrillen der Salpa bicaudata lässt sich sehr deutlich er- kennen, wie die anisotrope Substanz in der Längenrichtung getheilt ist; die Fibrillen sind auch hier Doppellamellen, deren jede aus zwei Einzellamellen zusammengesetzt ist. Auf Querschnitten traten, vielleicht in Folge der Konservirung, die kontraktilen Elemente nicht sehr deutlich hervor. Es ließ sich indess feststellen, dass die Fibrillenlängsschnitte mit denen der Salpa afrieana übereinstimmten, wenngleich sich nicht verkennen ließ, dass 460 Paul Heine, die Einzelkörperchen bei der vorliegenden Form (Fig. 40, Taf. XXXI) kleiner waren. Jede Fibrillenguerscheibe erschien auf dem Schnitte als eine aus drei Einzelkörperchen bestehende Reihe. Jede Lamelle (sog. Fibrille) besteht demnach aus drei in einer Ebene gelegenen regelmäßig quergestreiften Längsfasern. Bei der Kontraktion verkürzen die Herzmuskelzellen ihre Längen- richtung; die Pulsation des Herzens wird auch hier durch am je- weiligen venösen Herzende beginnende Einschnürungen, die nach dem arteriellen Herzende sich hinziehen und bei der seitlichen Beobach- tung als peristaltische Wellen erscheinen, bewirkt. Das Endocard erscheint auf Fig. 40, Taf. XXXI, etwas schräg getroffen. Das Sarcoplasma seiner Zellen habe ich nicht so reich verzweigt gesehen, wie bei der Salpa africana. Das zwischen Endo- card und Myocard befindliche zarte Gewebe ist netzförmig und kräftig entwickelt. Bindegewebszellen enthält es nicht. Das Pericard besteht aus einem einschichtigen Epithel platter polygonaler Zellen. Das Phänomen des Kontraktionszipfels erklärt sich in ähnlicher Weise wie bei der zuerst betrachteten Form. Der in Fig. 42, Taf. XXXI, quergeschnittene Herztheil wird am lebenden Thiere, im durchfallen- den Lichte betrachtet, als Rohr mit einfacher Wandung erscheinen. Bei der Kontraktion wird die bei der Diastole transparente Herzwand sichtbar und erscheint als ventraler, in den vorderen Gefäßsinus vor- sestülpter Abschnitt der Herzwand. Bei der Dilatation stellt die transparente Beschaffenheit sich wieder ein, so dass die Herzwand nicht mehr sichtbar ist, der klappenähnliche Vorsprung demnach zu verschwinden scheint. Am visceralen Herzende hat ScHuLtzeE die Klappe nie so deut- lich gesehen; auch hiermit stimmt meine Auffassung überein, wenn man bedenkt, dass der viscerale Herztheil viel stumpfer erscheint wie das hypobranchiale Herzende. 4. Salpa fusiformis. Solitärthier. 21/, cm langes, ausgewachsenes Exemplar. Das Herz liegt in der ventralen Leibeshöhle rechts vom Endo- styl. Es erstreckt sich nach hinten nur etwas über den Endostyl- fortsatz hinaus und reicht dabei bis an den Eingeweidenucleus. Der Herzspalt liegt wie bei der Salpa africana der rechten Körperwand zu. Die Umschlagsränder zwischen Myocard und Pericard legen sich ziemlich eng an einander und schließen unter Hinzutreten einer sehr Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen etc. 461 schmalen Raphe an der Einstülpungsstelle die Herzhöhle, Fig. 44, Taf. XXXI hr. Der hypobranchiale Gefäßstamm mündet an der dem Endostyl zu gelegenen Herzseite in derselben Weise wie bei der Salpa africana. Die Fibrillenbündel der Herzwand sind auch hier spindelförmig; sie liegen mit ihrer Längenrichtung in der Querachse des Herzens; auf Herzquerschnitten erkennt man, dass der sarcoplasmatische, nach der Pericardialhöhle zu gelegene Theil des Myocards sich scharf vom fibrillären Zelltheile, der der Herzhöhle zuliegt, abhebt. Die Fibrillen zeigen denselben Bau wie die der Salpa africana, sind aber feiner wie diese. Das Pericard besteht aus einem einschichtigen Plattenepithel, das sich aus sechseckigen, pnolygonalen Zellen zusammensetzt. Das Herz besitzt ein endotheliales Endocard (Fig. 44, Taf. XXXI hzen), das an beiden Herzostien mit der Wandung der von dem Her- zen ausgehenden Gefäße zusammenhängt und sich auch nur an einer Seite und zwar auch hier an der dem Kiemendarme zunächst ge- lesenen Seite des Myocards findet; von diesem wird es durch zartes, ‚sehr fein verzweigtes Gewebe getrennt. Es sind zwei Gefäße für den Stolo vorhanden, in denen das Blut immer in entgegengesetzten Richtungen strömt. Diese beiden Blutbahnen haben einen verschiedenen Ursprung in ähnlicher Weise wie die beiden Theile der Mantelgefäße und die Stologefäße bei den Aseidien. Ein Gefäß entspringt aus dem hypobranchialen Gefäß- stamme, eins aus dem Visceralstamme. Beide Gefäße und ihren Übergang in den Stolo prolifer kann man auf den Serienschnitten deutlich verfolgen. Ein Zusammenhang des Stolos mit dem Herzen war nicht fest- zustellen. 5. Salpa fusiformis. Kettenthier. Die untersuchten Exemplare sind 2 cm lang. Das Herz liegt beinahe in der Mitte der ventralen Leibeshöhle und ist als hirsekorn- großes Bläschen mit bloßem Auge, zwischen dem Endostylende und dem Eingeweideknäuel liegend, sichtbar. Der Herzspalt liegt auf der der rechten Leibeswand am nächsten gelegenen Herzseite; die Umschlagsränder zwischen Herzwand und Pericard sind relativ weit von einander entfernt, sie werden durch eine strukturlose Raphe verschlossen (Fig. 43 kzr, Taf. XXXJ). Ein Endocard ist vorhanden. Es verläuft als zarte Membran an 462 Paul Heine, der endocardialen Seite der dem Kiemendarme zunächst gelegenen Herzwand, dieser aber nicht innig anliegend.. Wie man sich auf dem Querschnitte überzeugen kann, tritt es an der Herzraphe, ohne mit dieser zusammenzutreffen, an das gegenüberliegende Myocard, um sich hier zu inseriren. Es enthält zahlreiche, auf dem Längs- schnitte ovale Zellen mit Kern, die in einer Schicht liegen und den Zellen gleichen, die man auf Schnitten durch endotheliale Membranen antrifft. Die Einmündung der Gefäße in die Herzostien ist dieselbe wie bei den bisher beschriebenen Formen; auch bei der Salpa fusi- formis stehen Endocard und Gefäßendothel in Zusammenhang. Die Herzwand besteht aus langen, in der Querrichtung des Herzens verlaufenden spindelförmigen Zellgruppen, über deren sareo- plasmatischen und fibrillären Theil Neues nicht anzuführen ist. Das Pericard ist ein einschichtiges polygonales Plattenepithel. Bei zwei von mir untersuchten anscheinend aberranten Formen der gleichen Art, von ein und derselben Kette stammend, fehlte _ein Endocard. Die anatomischen und histologischen Verhältnisse des Pericards und des Myocards zeigten indess kein von der Norm ab- weichendes Verhalten. 6. Salpa democratica. Solitärform. Das Herz erstreckt sich nach vorn zu nur um ein Geringes über den Eingeweideknäuel. Bei schwacher Vergrößerung kann man es als zartes, dem Nucleus ventral nach der rechten Körperseite zu anliegendes Bläschen erkennen. Das Herz der Salpa democratica hat beinahe dorsoventrale Lage (Fig. 45, Taf. XXXI). Die Abbildung ist nach einem Querschnitte gezeichnet, der einer von dem hinteren nach dem vorderen Körperende zu geschnittenen Salpe entstammt. Die Lage des Magens (mg) bezeichnet die Mitte der ventralen Körperseite. Man sieht daher, dass das Herz (hx) nicht genau in der Mittellinie des Körpers, sondern etwas nach rechts gelegen ist. Die Umschlags- ränder zwischen Herzwand und Pericard (pk) liegen sehr weit aus einander. Dieser außerordentlich weite dorsalwärts gelegena Herz- spalt ist für die Salpa democratica charakteristisch. Auf den Schnitten vor dem hypobranchialen Herzende sieht man ein dem hypobranchia- len Gefäßstamme entsprechendes Gefäßlumen, das an die hypobran- chiale Herzspitze in der Weise herantritt, dass seine ventrale Wand mit dem Pericard sich verbindet und auf den weiteren Serienschnitten nicht mehr bemerkbar ist, während die dorsale Wand als solche be- stehen bleibt und sich an den Umschlagsrändern des Herzens befestigt. Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen etc. 463 Man kann diese dorsale Wand auf sämmtlichen Herzquerschnitten verfolgen, sie bildet die die Herzhöhle schließende Raphe (hxr, Fig. 45, Taf. XXXI). Am visceralen Herzende geht die Raphe in das visce- rale Gefäß über. Wir haben somit bei der ‚Salpa democratica eine von den bisher betrachteten Formen abweichende Bildung der Herz- raphe; während wir sie bislang durch Differenzirung der in der Leibeshöhle sich vorfindenden zarten Mesenchymfasern zu Stande kommen sahen, ist sie bei der Salpa democratica die direkte Fort- setzung der endothelialen Gefäßwand. Damit stimmt auch überein, dass bei dieser Form in der Raphe Kerne vorkommen, die Endothel- zellen angehören. Zellgrenzen habe ich am erwachsenen Thiere in der Raphe nicht gesehen. Wohl aber kann man bei Embryonen den endothelialen Bau derselben leicht feststellen, und verweise ich auf den entwicklungsgeschichtlichen Theil meiner Arbeit. Ein Endocard fehlt der Salpa democratica. Dafür ist die den Herzspalt schließende Raphe dem endothelialen Endocard der ande- ren Formen als gleichwerthig zu betrachten. An der Vereinigungsstelle des vorderen Herzostiums mit dem hypobranchialen Gefäßstamme entspringt das hypobranchiale Stolo- sefäß in der Weise, dass Herzwand und Pericard hier an der linken Herzseite eingebuchtet sind (Taf. XXIX, Fig. 16). Das zweite Stologefäß entspringt aus dem visceralen Gefäß- stamme, wendet sich links ventral am Herzen liegend nach vorn, um kurz hinter dem hypobranchialen Herzende in den Stolo einzu- münden. Dieses Verhalten ist dasselbe, wie wir es bei der Salpa fusiformis beobachtet haben, und gewährleistet auch im Stolo prolifer eine mit den ad- resp. abvisceralen Pulsationswellen wechselnde Blut- stromrichtung. Die Herzwand besteht aus spindelförmigen Zellgruppen, die aber wesentlich kürzer sind, wie die der übrigen von mir beschriebenen Salpen, die aber auch wie bei diesen mit ihrer Längsrichtung in der Querachse des Herzens liegen. Jedes Fibrillenbündel enthält einen Kern (Fig. 46, Taf. XXXTI).. Die Fibrillen verlaufen in ihnen als einander parallele Längsfasern, die durch die regelmäßig abwechseln- den doppelt und einfach lichtbrechenden Einlagerungen quergestreift sind. Diese Einlagerungen bilden mit denen der übrigen Fibrillen in den Zellen regelmäßige Querreihen. Leider treten bei den kleineren Salpen die Fibrillen nicht so deutlich auf Schnitten hervor wie bei den größeren Formen. Außer- dem hat die Konservirung auch viel Einfluss auf das Siehtbarwerden 464 Paul Heine, der kontraktilen Substanz. Man kann aber feststellen, dass auf Flächenschnitten die anisotropen Querscheibchen getheilt erscheinen, und dass sie auf Längs- und Querschnitten durch die Zellen sich aus mehreren in einer Reihe liegenden Einzelkörperchen, die wiederum zu Längsreihen verbunden sind, zusammensetzen. Je kleiner die Salpen sind, desto zarter und feiner erscheinen die kontraktilen Körperchen. | Auch in der Anordnung des Sarcoplasmas und des fibrillären Theiles weicht das Myocard der vorliegenden Form von den bisher beobachteten Verhältnissen nicht ab. Das Pericard ist ebenfalls ein einschichtiges Epithel, bestehend aus platten polygonalen Zellen. 7. Salpa democratica. Kettenform. Der Bau des Herzens stimmt mit dem des Solitärthieres überein. Es liegt auch hier ventral, zwischen dem Ende des Endostyls und dem Nucleus, also etwas weiter nach vorn wie bei der ungeschlecht- lichen Generation. Es ist bei schwacher Vergrößerung an gefärbten Exemplaren sehr gut zu erkennen. Auf Querschnitten sieht man es rechts seitlich in der Leibeshöhle (Fig. 47, Taf. XXXI). Der weite Herzspalt, die ihn schließende breite Raphe und die dorsoventrale Lage charakterisiren auch das Herz der Kettenform. Aller Wahr- scheinlichkeit nach ist die Raphe ebenfalls als eine Fortsetzung der Getäßwand zu betrachten, indess konnte ich bei der Kleinheit des Objektes den Zusammenhang beider nicht erkennen. Der histo- logische Bau der Herz- und Pericardialwand ist derselbe wie beim Solitärthiere. Dass die Raphe Endothelzellen enthält, geht aus Fig. 48, Taf. XXXT, hervor. B. Die Anatomie und Histologie des Herzens der Ciona intestinalis. Ausführliche Untersuchungen des Ciona-Herzens verdanken wir CAmIL HELLER, HERRMANN und ROULE. HELLER! giebt an, dass das schlauchförmige Herz in Gestalt einer mit der Konvexität nach vorn und oben gerichteten Schlinge in dem Raume zwischen Magen und Darm seine Lage hat. »Der ! CAmıL HELLER, Untersuchungen über die Tunicaten des Adriatischen Meeres. I und II. Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. 3d. XXXIV. Wien 1874/1875. ve Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen ete. 465 hintere Theil dieser Schlinge verläuft zum Magen, giebt für diesen und den Darmkanal mehrere Äste ab und setzt sich dann in das Rückengefäß fort. Der vordere Schenkel wendet sich unmittelbar unter dem Blindfortsatze der Hypobranchialrinne nach vorn und ver- läuft unter dieser als Ventralstamm weiter. Das Herz ist deutlich in einen dünnen Herzbeutel eingeschlossen. Dieser Herzbeutel er- scheint als Duplikatur jener dünnen Haut, welche die Eingeweide in der Leibeshöhle überzieht und nach vorn hin auch die Scheidewand zwischen Leibeshöhle und Peribranchialraum herstellt.« Der Herz- beutel sollte aus zwei Schichten, einer inneren zelligen und einer äußeren faserigen Schicht bestehen. Den Zusammenhang des Herzens mit dem Pericardium an der Längsseite des Herzens hat HELLER richtig beobachtet und auf Fig. 4, Taf. V, in einem Querschnitte wieder- gegeben. Die Herzwand soll aus einer Lage dünner, quergestreifter Muskel- fasern bestehen, die stellenweise aus einander treten und Lücken bilden, die von einem zarten Bindegewebe ausgefüllt werden. Ein eigenthümliches Gebilde, das innerhalb der Herzbeutelhöhle der Ciona seine Lage hat und uns noch eingehend beschäftigen wird, hat HELLER zu gründlichen Untersuchungen veranlasst. Er fand dieses Organ fast regelmäßig, und zwar in der Pericardialhöhle zwi- schen den beiden Schenkeln des Herzschlauches gelegen. Bei den Kontraktionen des Herzens soll es sich in der Pericardialhöhle auf- und abwärts bewegen. Man soll es bald mehr nach oben an der Stelle, wo die beiden Herzschenkel in einander übergehen, bald weiter ab- wärts finden. HELLER hat das Organ weder mit dem Herzschlauche noch mit der Pericardialwand in Zusammenhang gesehen, mit einer Nadel hat er es hin- und herschieben können. Es besitzt ziemlich feste Konsistenz, grauweiße oder gelbliche Farbe und einen, häufig auch mehrere Fortsätze. G. HERRMANN! hat die Herzen der Phallusia gelatinosa und der Ciona intestinahs untersucht. Er hat den lebenden Herzen mit einer Pravaz’schen Spritze eine Mischung von gleichen Theilen Alkohol und koncentrirter Osmiumsäure injieirt; die Herzen wurden dann geöffnet, _ gewässert und nach vorheriger Färbung in Glycerin eingelegt. An so behandelten Präparaten hat HERRMANN festgestellt, dass das Herz von zwei über einander liegenden Membranen gebildet wird: einer äußeren i Comptes rendus des Scances et Me&moires de la Societe de Biologie. 1882. — G. HERRMANN, Sur la Structure du Coeur et du Pericarde chez les Ascidies simples. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIII. Bd. 31 466 | Paul Heine, muskulösen Schicht, aus einer einzigen Lage sehr feiner, eirkulär ge- legener Fasern bestehend und einer inneren zarten, homogenen Membran. Die Muskelelemente haben die Gestalt kleiner, etwas ab- seplatteter und gestreifter Cylinder, die 1—2 u breit sind, je nach- dem, ob man sie im Stande der Ruhe oder der Kontraktion antrifft. An der äußeren Seite der Muskelfasern hat der Autor zahlreiche runde oder ovoide Kerne gesehen, deren jeder von granulirt er- scheinendem Protoplasma umgeben war. HERRMANN betrachtet diese zelligen Gebilde als die Reste der primitiven Muskelzellen, aus denen die Fibrillen hervorgegangen sind. In den isolirten Fibrillen wechsel- ten dunkle Scheiben mit hellen Zwischenräumen ab. Die innere, die Herzhöhle begrenzende Membran, die sich auch in die Gefäße fortsetzen soll, hat der Verfasser transparent und frei von Kernen gesehen. Das Herz ist. von einem sehr zarten und transparenten Herz- beutel eingehüllt, dessen innere Seite eine epitheliale Auskleidung nicht besitzt, während die äußere Seite ein plattes Epithel aufweist, dessen Zellen durch Behandlung mit Silbernitrat deutlich hervor- treten. RouLE! vergleicht die Form des Ctona-Herzens mit der einer Gabel mit zwei Zinken oder eines Ankers. Das Herz beschreibt er als cylindrisches Rohr, dessen Lumen in seiner ganzen Ausdehnung dasselbe ist; es liegt in Form eines V in der Pericardialhöhle. Bei Beibehaltung des Vergleiches mit einer Gabel ist das Herz in deren Stiele zusammengekrümmt, jede seiner gleichen Hälften erstreckt sich in eine der Gabelzinken. Die Krümmung des Herzens ist bei den älteren Individuen scharf ausgeprägt; sie ist es desto weniger, je jünger das Individuum ist. Das Pericard inserirt sich an den Herzenden in Form eines Ringes. An der inneren Seite des Pericards ist das Herz in seiner ganzen Länge mit einem sehr schmalen Insertionsstreifen befestigt derart, dass die größere Partie der Herzwand frei in der Pericardialhöhle liegt. | RouLE hat die Histologie des Herzbeutels und des Herzens sorg- fältig untersucht, auch ihm ist es nicht gelungen die zum Theil sehr komplieirten Verhältnisse richtig zu deuten. Bei der Untersuchung des Pericards hat er Epicard resp. die Wandung der Perivisceral- 1 Louis ROULE, Recherches sur les Ascidies simples des cötes de Pro- vence. Annales du Musee d’histoire naturelle de Marseille. Zoologie. Tome I. Memoire No. IL. 1884. p. 116. Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen ete. 467 höhlen und Pericard nicht aus einander gehalten, sondern beide als Herzbeutelwandung beschrieben. . In Fig. 16 seiner Abhandlung, die einem Schnitte durch das Pericard gleichen soll, sieht man zwei durch Bindegewebe und zahlreiche Blutgefäßsinus getrennte Membranen, die jede ein einschichtiges Endothel darstellen sollen; die Zellgrenzen hat RouLE durch Imprägnirung mit Silbernitrat sichtbar gemacht. In der Zeichnung sind die Zellen nur angedeutet; nach der Beschrei- bung soll das Endothel auf beiden Seiten gleich sein. Die Herzwand besteht nach RouLE aus zwei Schichten: einer inneren, elastischen Membran und einer äußeren, dieken, muskulösen Schicht. Diese letztere soll die Kontraktionen des Herzens bewirken, während die erstere das kontrahirte Herz wieder in die ursprüngliche Lage zurückbringen soll. Die Muskelfibrillen stehen in einer Schicht in der Längsrichtung des Herzens, sie sind sehr zart und fein ge- streift. Die beiden Schichten der Herzwand lässt ROULE von je einem Endothelblatte bedeckt sein. Das innere Endothelblatt, das direkt vom Blute bespült wird, hat der Autor nur bei Imprägnation mit Silbernitrat gesehen. Das außerhalb der Muskelfibrillen gelegene, also der Pericardialhöhle zugekehrte Endothel soll von reichlich dicken, großen Zellen gebildet werden, die mit einem schwer färb- baren Kerne ausgestattet sind. ROULE weist darauf hin, dass diese Zellen nicht immer den verschiedenen Kontraktionsverhältnissen des Herzens zu folgen vermögen und dann ovoide oder eylindrische Ge- stalt annehmen und außerhalb des Muskelstreifens stark hervor- treten. Auf Fig. 54 giebt RouLe eine Abbildung der nicht kontrahirten, auf Fig. 55 eine solche der kontrahirten Herzwand. Ich bin genöthigt, auf diese Abbildungen später zurückzukommen. RoULE tritt der von vAn BENEDEN geäußerten Ansicht, dass die Herzwand der Ascidien, wie dieser Forscher es bei der Perophora gefunden hat, aus einer Lage von Zellen besteht, mit Nachdruck entgegen; auch ist er nicht geneigt, als Konsequenz seiner irrthüm- lichen Meinung über den Bau des Pericards, das Herz als dessen viscerales Blatt anzusehen, er betrachtet es als einfache Faltung des »inneren Blattes des Pericardiums«. | Nach demselben Verfasser ist das Herz der Ciona als ein besser ausgebildeter Theil eines Blutsinus anzusehen, dessen Wandung weit zahlreichere Fibrillen enthält, als die irgend eines anderen Gefäßes. »Le coeur n’est en realite qu’une partie de ce sinus branchial inferieur ou branchio-cardiaque, entouree par le pericarde et un peu 31* 468 Paul Heine, plus differeneie que les autres conduits sanguins afin de mieux ac- complir la fonetion & laquelle il est. destine.« Diese Annahme müsste die Schlussfolgerung zulassen, dass das Herz ohne Grenze in die Gefäße übergeht. Auch den in der Pericardialhöhle gelegenen weißlichen Körper hat RouULE näher beschrieben. Er sagt darüber: »Die die Pericardialhöhle erfüllende Flüssigkeit enthält eine sroße Anzahl von körperlichen Elementen, und der in ihr gelegene weißliche Körper ist nichts Anderes als eine mehr oder weniger voluminöse und unregelmäßige Ansammlung dieser körperlichen Ele- mente. Der Körper flottirt frei in der Leibeshöhle und schwankt nach allen Richtungen, indem er den Bewegungen folgt, die durch die Herzkontraktionen in der Pericardialflüssigkeit hervorgerufen werden. Es ereignet sich bisweilen, dass er sich während einer ge- wissen Zeit an die Wand des Herzens oder die des Pericards anlegt, aber eine stärkere Kontraktion genügt immer, ihn loszulösen.« Die in der Pericardialhöhle sich findenden körperlichen Elemente beschreibt RouLe als kleine Zellen, die theils frei vorkommen, theils in Gruppen von sehr verschiedener Größe vereinigt sind. Der Ver- fasser hebt hervor, dass die Zellen nach dem Absterben sehr leicht deformirt werden. Er hat sie in den verschiedensten Formen ange- troffen, als größere und kleinere Zellen, rund, häufig ohne Kern, frei oder in Häufchen vereinigt, größere runde Zellen mit Einschlüssen, Spindelzellen und hantelförmige Zellen. Über ihre Herkunft giebt RouLE an, dass sie entweder als Blut- körperchen während des Larvenstadiums in die Pericardialhöhle ein- gewandert sind oder dass sie mit Rücksicht auf ihre Ähnlichkeit mit den Zellen des Pericards und denen des »äußeren Endothelblattes der Herzwand« von diesen Zellschichten abstammen und beim Stoßen des Herzens gegen das Pericard abgelöst werden. Sie sollen dann in die Pericardialhöhle gelangen und bisweilen sich zu Gruppen ver- einigen. Aus der Vereinigung solcher Zellgruppen soll der weißliche Körper hervorgehen. Diese Vermuthung würde auch damit übereinstimmen, dass der Körper mit dem zunehmenden Alter der Cionen voluminöser wird. Wenn wir das Ciona-Herz mit einer V-förmigen Schlinge, deren freie Enden divergiren, vergleichen, dann liegt der zusammengebogene Theil dieser Schlinge in dem Raume zwischen Magen und Kiemen- darm, in dem er etwas schräg nach dem vorderen Körperende zu von der rechten Körperseite aus sich hineinerstreckt. Die. diver- EDIT WRRLEDE NN Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen etc. 469 sirenden freien Enden der Schlinge bezeichnen die Lage der Herz- ostien.e Das hypobranchiale Herzostium hat seine Lage am Endtheil der Hypobranchialrinne, das viscerale an der vorderen Magenkrüm- mung. Man muss sich das Crona-Herz als eine an den Enden blind- geschlossene Röhre vorstellen, die an ihrer dorsalen Seite tief einge- stülpt ist. Durch diese Einstülpung wird in der bekannten Weise das Myocard gebildet. Dieses wird eben so wie bei den Salpen durch den visceralen Theil, das Pericard der Ciona durch den parietalen Theil des der Länge nach eingestülpten Rohres dargestellt. Biegt man dieses an der der Einstülpung entgegengesetzten Seite in seiner Mitte zusammen, so dass die beiden Schenkel von der Umbiegungsstelle aus eine Strecke neben einander verlaufen, an ihren freien Enden aber aus einander weichen, dann erhält man die Form des Orona- Herzens, wenn man das Pericard von der unteren Seite aus nicht mit in die Biegung hineintreten lässt, sondern es sich hier ganz er- heblich verkürzt denkt. Nach den Zeichnungen 61, 62 und 68 der Roure’schen Arbeit kann man sich leicht über die Lageverhältnisse orientiren. Einen Querschnitt durch das Herz in seinem schlingenförmigen Theile zeigt Fig. 17, Taf. XXX. Az bezeichnet die Wandungen der beiden neben einander laufenden Herzschenkel, die bei hxr in das Pericard pk übergehen. hzr bezeichnet demnach die Einstülpungs- stellen des primären Pericardialrohres. Außerhalb des Pericards erblickt man das Epicard ep. Das Epicard der Oiona ist, wie Damas! festgestellt hat, dem Epicard der übrigen Ascidien homolog. Es tritt bei der Ciona in Form der beiden Perivisceralhöhlen auf, die mit dem Kiemendarme in Kom- munikation stehen. Die rechte Perivisceralhöhle hat die Form eines Spaltes zwischen Magen, Pericardialsack und Körperwand, die linke Perivisceralhöhle umschließt die Eingeweide. Da, wo die beiden Höhlen an einander stoßen, lassen sie einen Spalt zwischen sich, in dem das Herz seine Lage hat. Die Herzwand. Schnitte durch die Herzwand zeigen die Figg. 18, 19 und 20, Taf. XXX. Man sieht hier ein ähnliches Bild wie bei den Quer- schnitten durch das Salpenherz. Auch bei der Crona zerfällt das ı D. Damas, Les formations &picardiques chez Ciona intestinalis. Archive de Biologie. Tome XVI. 1899. Ar0 Paul Heine, Myocard in einen dem Herzlumen zugewandten fibrillären und einen der Pericardialhöhle zugekehrten sarcoplasmatischen Zelltheil. Die Fibrillen treten mit besonderer Deutlichkeit auf. Man erblickt sie als feinste, meist parallel, häufig auch etwas gekrümmt neben ein- ander stehende Stäbehen, die bei Anwendung schwächerer Vergröße- rungen homogen erscheinen, bei stärkerer Vergrößerung aber eine weitere Ditferenzirung erkennen lassen. Das Sarcoplasma zeichnet sich durch einen größeren Reichthum an Kernen aus wie das der Salpen. Je nach dem Kontraktionszustande der Herzwand sieht man es in verschiedener Form. Auf Fig. 18, einem Querschnitte durch die Umschlagsstelle des Herzens in das Pericard, ist die in der Figur nach oben liegende Herzwand nicht kontrahirt, die unten liegende kontrahirt. Erstere würde demnach der Fig. 54 (RouLE) entsprechen müssen. Die vier Schichten, die ROULE hier erkennen konnte, wird mau auf meiner Abbildung vergeblich suchen. Die von ihm be- schriebene äußere Endothellage (couche endotheliale externe, ROULE) entspricht dem von RoULE nicht richtig gedeuteten Sarcoplasma der Herzmuskelzellen, die Fibres musculaires (RoULE) dem fibrillären Theile der Herzwand. Der Forscher hat die dritte Schicht (Tissu conjonctif) und das Endothelium interne unter der Fibrillenschicht, der Herzhöhle zuge- kehrt liegend, erstere als schmale Schicht mit zarten Cirkulärfasern, letztere als einfachen Kontour, in seiner Fig. 54 eingezeichnet. Beide Schichten habe ich nicht aufgefunden. Wohl scheint ein zarter Kon- tour auf Querschnitten die Fibrillen von der Herzhöhle abzusondern, eine Erscheinung, die jedenfalls auf Kosten der Präparation zu setzen ist. Die untere Herzwand hx der Fig. 18 müsste RouLe’s Abbildung Fig. 55 entsprechen. Der Verfasser führt seine vier Herzwandschichten hier mit größerer Deutlichkeit vor. Beobachtet man indess die nach meinen Präparaten angefertigte Zeichnung, dann sieht man, wie die Fibrilleuschicht sich auch hier nur dem sarcoplasmatischen Zelltheile gegenüber befindet. In diesem treten die Zellgrenzen zum Theil deutlich hervor. Von dem »Tissu conjonctif« und dem »Endothelium interne« ist auch hier nichts zu bemerken. Ein Flächenpräparat der Herzwand zeigt Fig. 23, Taf. XXX. Man sieht hier zahlreiche, ziemlich parallel neben einander laufende Fibrillen, die sich durch außerordentliche Länge auszeichnen. Hin und wieder erblickt man ihre Endigung. Sie sind deutlich querge- streift und verlaufen in der Längsrichtung des Herzens. Die die Querstreifung bedingende anisotrope Substanz wechselt mit der hel- Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen etc. 471 leren isotropen Snbstanz regelmäßig ab. Die anisotropen Querscheib- chen bilden mit denen der Nachbarfibrillen Querreihen, die zu ein- ander ebenfalls nahezu parallel verlaufen. In jeder Fibrille erscheint die doppelt lichtbrechende Substanz in der Fibrillenlängsrichtung ge- theilt. Diese Theilung, deren Vorkommen in den Muskeln des Ruder- schwanzes der Appendicularien von mir eitirt wurde (p. 438), ist auch bei der Ciona der Ausdruck einer Spaltung der Fibrillen oder Doppel- lamellen in zwei Einzellamellen. Dass diese Spaltung nicht bloße Theorie ist, sondern auch mikroskopisch nachgewiesen werden kann, seht daraus hervor, dass ich bei der Ciona an verschiedenen Stellen im Schnitte Einzelfibrillen getroffen habe, deren Einzellamellen an den Enden divergirten. Fig. 24, Taf. XXX, zeigt die Fibrillen bei Ölimmersion !/; im Flächenpräparate. Eine zusammenhängende Endothelschicht, wie sie ROULE be- schrieben hat, ist auch auf Flächenpräparaten nirgend über der Fibrillenschicht, also der Herzhöhle zu gelegen, nachzuweisen. Wohl findet man hier und da eine Blutzelle, die dank ihrer amöboiden Bewegungsfähigkeit sich ausgebreitet hat und dem Myocard aufliegt. Solch eine Zelle ist auch auf Fig. 25, Taf. XXX, eingezeichnet. Wie das Endothel der Blutbahnen müsste auch ein Endothel innerhalb des Ciona-Herzens von denselben amöboiden Blutzellen aus seinen An- fang nehmen. Die wenigen dieser Zellen aber, die man auf der Herzwand erblickt, können auf den Namen eines Endothels unmög- lich Anspruch machen. Auf dem Präparate Fig. 23 liegen unter den Fibrillen zahlreiche Kerne, die zum Sarcoplasma der Herzmuskelzellen gehören. Im Bereiche des sarcoplasmatischen Zelltheiles lassen sich die Grenzen des Herzmuskelepithels noch erkennen, das aus rundlich-polygonalen, in Reihen liegenden Zellen zusammengesetzt ist. In der fibrillären Zellschicht sind die Zellgrenzen verloren gegangen. Die schematische Zeichnung Fig. 37, Taf. XXXI, die ich schon zur Erläuterung des Baues der Herzmuskelfibrillen der Salpen heran- gezogen habe, soll auch bei der Ciona den komplieirten Bau des kontraktilen Herztheiles verständlich machen. Zunächst weise ich auf den prineipiellen Unterschied in der Lage der Fibrillen bei den Salpen und bei der Ciona hin: bei den Salpen verlaufen die Fibrillen quer, bei der Cora parallel zur Längs- achse des Herzens. Die Flächenansicht der Fibrillen würde auch bei der Ciona 472 | 'Paul Heine, durch die Seite a des Kästchens, die zwei Fibrillen mit je zwei Einzellamellen enthält, angedeutet werden. Die Querstreifung der einzelnen Lamellen ist dieselbe wie bei den Salpen. Die helle Linie, die die beiden Einzellamellen trennt, kann man bei der Olona auch auf Fibrillenquerschnitten (cf. Seite 5 des Kästchens), also auf Quer- schnitten durch die Herzwand erkennen. Fig. 19, Taf. XXX, ist ein Transversalschnitt durch das Myocard bei Ölimmersion. Man erkennt hier, wie die Fibrillen, die bei schwächerer Vergrößerung als homo- gene Stäbehen erscheinen, jetzt erkennen lassen, dass sie durch mehrere helle Querlinien in Einzelkörperehen zerfallen. Außerdem erblickt man in den Fibrillen eine helle Längslinie, die, wie schon erwähnt, der Trennungslinie in der Doppellamelle entspricht. Jede dunkle Querscheibe einer Lamelle setzt sich demnach wie bei den Salpen in Gestalt einer aus mehreren Einzelkörperchen zu- sammengesetzten Reihe nach dem Sarcoplasma hin fort. Auf einem Längsschnitte durch die Herzwand, der auch die Fibrillen der Länge nach trifft (ef. Seite c des Kästchens), sieht man die reihenweise Lagerung der Einzelkörperchen, die auf Fig. 20, Taf. XXX, bei Öl- immersion gezeichnet, ebenfalls hervortritt. Auch bilden wie bei den Salpen die Einzelkörperchen im Längsschnitte der Fibrillen Längs- reihen, die parallel zur endocardialen Herzwandfläche verlaufen. Auch bei der Ciona bilden die im Längsschnitte getroffenen Fibrillen eine scharf vom Protoplasma gesonderte Schicht, während die quer- getroffenen Fibrillen sich nicht als gemeinsame Lage, sondern einzeln vom Sarcoplasma abheben. Längsschnitte durch die Herzwand der Ciona geben demnach ein ähnliches Bild wie Querschnitte durch die der Salpen, während Querschnitte durch das Crona-Herz bezüglich des Baues der Fibrillen mit den Längsschnitten durch das Salpenherz übereinstimmen. Ich möchte auch hier annehmen, dass die Doppellamellen durch Sarcoplasma von einander getrennt sind. Sie bilden zwei durch Kittsubstanz verbundene Einzellamellen, die nur aus kontraktiler und aus Zwischensubstanz bestehen. Desshalb erscheint bei der Olona auf Herzlängsschnitten die Fibrillenschieht vom Sarcoplasma scharf getrennt, während quer getroffene Fibrillen sich einzeln in den sarco- plasmatischen Zelltheil hinein erstrecken. Das Pericard. Das Pericard weicht in seinem histologischen Bau von dem der Salpen nicht ab. Es bildet wie bei diesen auch bei der Ciona ein Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen ete. 473 einschichtiges, stellenweise stark abgeplattetes Epithel, dessen Zellen bei Flächenansicht sechseckige oder polygonale Form zeigen. Das Pericard ist die äußere nicht eingestülpte Wand der ursprünglich cylindrischen Herzanlage. Die eingestülpte Wand repräsentirt das Myocard. Dieses geht daher an der Einstülpungsstelle, die in Ge- stalt eines schmalen Streifens an der konvexen Seite der Herzschlinge verläuft, in das Pericard über. Ein derartiger Übergang ist im Quer- schnitte auf Fig. 18, Taf. XXX wiedergegeben. Man erkennt, wie die Herzhöhle durch ein zartes Gewebe verschlossen wird, das zwi- schen den Umschlagsrändern des Herzens und des Pericards einer- seits und dem Epicard andererseits seine Lage hat. Dieses Gewebe enthält an verschiedenen Stellen spindelförmige Bindegewebszellen, die häufig mit langen Fortsätzen versehen sind, ferner zarte Fasern, die als Bindegewebsfibrillen zu deuten sind. Hin und wieder be- gegnet man in dem Mesenchymgewebe einem kleineren oder größeren Blutsinus, dessen endotheliale Wand häufig sehr hübsch erkennbar ist. Dieses Gewebe, das also bindegewebige Elemente und Blutsinus enthält, füllt auch den übrigen Raum zwischen Pericard und Epicard aus. Fig. 22, Taf. XXX, ist ein Flächenpräparat des Pericards. Das Epicard ist ebenfalls ein einschichtiges Epithel, wie es auf Fig. 18, 21 und 25, Taf. XXX, gezeichnet ist. Die Zellgrenzen des Pericards waren bei Anwendung der gewöhnlichen Färbemittel zu erkennen, die des Epicards traten bei Methylenblaufärbung hervor. Fig. 16 in Rouue’s Recherches ist ein Schnitt durch eine »Lame mesenterique<. Von dieser soll die Struktur des Pericards sich in niehts unterscheiden, und verweist RouLE ausdrücklich auf diese Ab- bildung. Die beiden Membranen an den Außenseiten entsprechen Pericard und Epicard, das zwischen ihnen liegende Gewebe dem eben beschriebenen mesenchymatischen Gewebe. RouLe hat den Irr- thum begangen, dass er die beiden Membranen als Pericard zu- sammengefasst hat. Die Gefäßostien. Wie aus RouLe’s Darlegungen, der das Ciona-Herz für ein er- weitertes und besser mit muskulösen Elementen ausgestattetes Gefäß hält, zu folgern ist, gehen Gefäße und Herz ohne Grenze in einander über. Diese Ansicht wird schon auf Grund der entwicklungsgeschicht- lichen Vorgänge widerlegt. Wenn das Herz durch Einstülpung des primären Pericardialrohres entstanden ist, dann bildet sich, da die 474 Paul Heine, Einstülpung bis an die Enden des Rohres geht, jederseits eine Öff- nung, die beiden Herzostien. An diesen Stellen gehen Herz und Pericard ebenfalls in einander über, folglich ist die Perieardialhöhle allseitig geschlossen. An die Herzostien tritt jederseits ein Gefäßstamm, den ich eben so wie bei den Salpen als hypobranchialen und visceralen Gefäß- stamm bezeichne. Die Art und Weise, wie beide mit dem Herzen in Verbindung treten, ist aus Fig. 25, Taf. XXX, ersichtlich, die nach einem Längsschnitte durch das hypobranchiale Herzende gezeichnet ist. hz bezeichnet das Myocard, pk das Pericard, ep das Epicard; pkh ist die Pericardialhöhle. Der Übergang der Herzwand in das Pericard tritt deutlich hervor. Das Endothel et des an das Herzende herantretenden Gefäßes legt sich innig an die Herzwand an, trotzdem ist mit aller Deutlichkeit zu erkennen, dass beide scharf.von einander getrennt sind, wie es die entwicklungsgeschichtlichen Verhältnisse gar nicht anders erwarten lassen. Auf Schnitten durch die Gefäßwand findet man häufiger Stellen, die frei von Endothelzellen sind, ein Beweis, dass das Gefäßendothel nicht überall eine einheitliche Epithellage bildet. Der eben beschrie- bene Schnitt lässt auch erkennen, dass das Gefäßendothel in die Herzhöhle sich nicht fortsetzt. | In der Umgebung des Gefäßendothels vor dessen Vereinigung mit dem Herzen finden sich kontraktile Fasern mit feinster fibrillärer Punktirung, und hier und da auch Spindelzellen. Auf Fig. 25, Taf. XXX, ist ein Stück der epicardialen und peri- cardialen Wandung fortgelassen, damit der weitere Verlauf dieser beiden Membranen eingezeichnet werden konnte. Man sieht, wie beide etwas weiter vom Herzen entfernt neben einander verlaufen und durch zartes Mesenchymgewebe, in dem Fibrillen und Spindel- zellen ebenfalls nachweisbar sind, getrennt erscheinen. | Das Auftreten der kontraktilen Fasern in der Wandung de an das Herz herantretenden Blutgefäße hat RouLE auch wohl verleitet, Herz und Gefäß als ein einheitliches Rohr anzusehen und eine Grenze zwischen beiden in Abrede zu stellen. Was bei der im Vergleich zum Salpenherzen veränderten Lage der Herzmuskelfibrillen der Ciona die Thätigkeit des Herzens anbe- langt, so liegen leider ähnliche Beobachtungen, wie sie SCHULTZE am Salpenherzen gemacht hat, nicht vor. Eine eben so exakte Unter- suchung würde auch bei den größeren Exemplaren unausführbar sein. Aus der Lage der Fibrillen ist indess darauf zu schließen, dass die Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen ete. 475 Pulsation des Ciona-Herzens in Form peristaltischer Bewegungen er- folgt, die durch die kontraktilen Gefäßwandungen eine weitere Unter- stützung erfahren. Die Pericardialdrüse. Der von RouULE und HELLER beschriebene »weißliche Körper« im Pericardialraume der Crona ist von mir nicht bei sämmtlichen darauf- hin untersuchten Exemplaren aufgefunden. Ich pflichte desshalb der Auffassung HELLER’s, dass er »fast regelmäßig« vorkommt, bei. Man findet ihn nicht in allen Fällen an der von HELLER be- schriebenen Stelle zwischen den Herzschenkeln in der Pericardial- höhle, sondern wohl eben so häufig in den seitlichen Theilen des Herzbeutels. Er ist weder mit der Herzwand noch mit der Pericar- dialwand verbunden; durch Schütteln des Herzens kann man ihn hin- und herbewegen. Die äußere Gestalt des fraglichen Körpers habe ich nicht so gefunden, wie sie HELLER gezeichnet hat. Anscheinend sind dessen Abbildungen nach lebenden Objekten angefertigt, während mir nur konservirtes Material zur Verfügung stand. An diesem konnte ich feststellen, dass der Körper meist ovoide Gestalt hat, und dass seine Oberfläche nicht glatt, sondern zerklüftet erscheint. Er besitzt un- sefähr die Größe eines Stecknadelknopfes, seine Farbe ist graulich- weiß. Auf Schnitten durch den Körper sieht man, dass er von einer zusammenhängenden Membran nicht umgeben ist. Man erblickt wohl hin und wieder zarte membranartige Ausbreitungen an seiner Außen- fläche, die sich aber immer nur über kürzere Strecken verfolgen lassen. Innerhalb des Körpers treten größere, fast zellfreie Hohl- räume auf. Die den ersteren zusammensetzenden Zellen sind außer- ordentlich verschieden. Man sieht zunächst zahlreiche runde Zellen mit großem Kerne, dessen Nucleolus und Chromosome deutlich er- kennbar sind. In dem Protoplasma erblickt man zahlreiche Ein- schlüsse, die das Aussehen feinster Fetttröpfehen haben (Fig. 26a, Taf. XXX). Ferner trifft man zahlreiche Zellen an, die an Stelle der tröpfehenartigen Einschlüsse mit größeren Vacuolen ausgestattet sind (Fig. 26d). Dann wieder kommen Zellkonglomerate vor, daran kenntlich, dass mehrere Kerne in eine größere Protoplasmamasse _ eingebettet sind, ohne dass die Zellgrenzen hervortreten. Das Proto- plasma enthält ebenfalls zahlreiche bläschenförmige Einschlüsse. In den Kernen dieser Konglomerate (Fig. 26 h) ist die feinere Struktur meist nicht mehr deutlich. 476 Paul Heine, Andere Zellen sieht man im Stadium der Karyokinese, die Tochter- platten haben sich bereits aus den Chromosomen der Kerne differen- zirt (Fig. 26c). Weiterhin findet man auch vereinzelt auftretende phagocytäre Zellen, deren Kern an die Peripherie gerückt ist, und die in ihrem Inneren andere Zellen, die sich meist im Stadium der Degeneration befinden, aufgenommen haben (Fig. 265). Außer diesen fällt die große Menge spindelförmiger Zellen auf (Fig. 26e). Diese enthalten in der Mitte, woselbst sie nach einer Seite stark aufge- trieben erscheinen, einen großen Kern mit deutlichem Kernkörper- chen und deutlichen Chromosomen. An einer Seite haben diese Zellen Fibrillen ausgebildet, die in den spindelförmigen Zellenden sich durch die ganze Protoplasmamasse erstrecken. Diese Fibrillen stehen neben einander, meist parallel, einige aber auch in schräger Richtung. Sie treten bei Untersuchung mit den gewöhnlichen Trocken- linsen nicht hervor, erst bei Anwendung der Ölimmersion. Bei Be- nutzung schwächerer Oculare erscheinen die Fibrillen als homogene Stäbchen; bei Ocular II (Seiserr) und Ölimmersion 1/12 kann man aber erkennen, dass sie aus mehreren, meist zwei bis drei in einer Reihe liegenden Einzelkörperchen zusammengesetzt sind. Zuletzt sind in dem »weißlichen Körper« Kanäle bemerkenswerth. Sie haben ein deutliches, aber verhältnismäßig enges Lumen, das von kubischen Zellen begrenzt wird. Dieses kubische Epithel ist einschichtig, einzelne seiner Zellen zeigen Einschlüsse. Fig. 26 f zeigt einen Kanal im Querschnitte, Fig. 26 g im Längsschnitte. Dieerwähnten verschiedenartigen Zellformen habe ich in dem »weißlichen Körper« einer erwachsenen Ciona gefunden. In den übrigen Theilen der Pericardialhöhle fand ich bei derselben Form an mehreren Stellen freie rundliche Zellen mit großem Kerne. Bei einer ca. 2 em langen Ciona war der fragliche Körper eben- falls vorhanden. Auch hier bildete er ein Konglomerat von Zellen, dem eine membranartige Begrenzung fehlte. Die eben beschriebenen Kanäle habe ich bei dem jüngeren Exemplar nicht gefunden, wohl aber zahlreiche rundliche Zellen mit Kern und eben so zahlreiche Spindelzellen, die gleichfalls mit typischen Muskelfibrillen ausgerüstet waren. Viel häufiger wie beim erwachsenen Thier sah ich bei der Jugend- form in den übrigen Theilen der Pericardialhöhle freie Zellen, die als Rund- und Spindelzellen erschienen. Mehrere von ihnen fanden sich häufig zu kleineren Päckchen vereinigt. Eine 2!/, mm lange Ciona wurde ebenfalls auf das Vorhandensein TA TER Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen etc. 477 des weißlichen Körpers untersucht. Man sah bei diesem Exemplar, dessen Herz noch eylindrische Form hatte, aber bereits in Pericard und Myocard durch die Einstülpung der dorsalen Seite gesondert war, meist mit der Pericardialwand in Verbindung zahlreiche kleinere Zell- anhäufungen, deren Histologie leider nicht zu ermitteln war. Es scheint nämlich, als ob die den Körper zusammensetzenden Zellen außerordentlich empfindlich sind, so dass ROULE mit seiner Behaup- tung, dass die Zellen beim Absterben leicht deformirt werden, Recht haben dürfte. Ich habe unter mehreren erwachsenen Cionen, die äußerst sorgfältig konservirt waren, nur bei zwei Exemplaren tadel- los erhaltene Zellen gesehen. Die Zellen in der Pericardialhöhle der eben angeführten ganz jungen Ciona scheinen solch einer Deformi- rung leider auch zum Opfer gefallen zu sein. Trotzdem mag der Befund dazu dienen, zur Entwicklungsgeschichte dieses Körpers einen wichtigen Beitrag zu liefern. RouLe’s Ansichten über die Entstehung des Körpers habe ich p. 468 schon erwähnt. Die bei der Untersuchung der Pericardialhöhle der beiden jugend- lichen Cionen gefundenen Resultate sprechen dafür, dass der Körper nicht als einheitliche Zelllage entsteht, deren weiteres Wachsthum durch Theilung der einzelnen Zellen bedingt ist. Denn bei beiden Exemplaren habe ich in der Herzbeutelhöhle zerstreut liegend so viele einzelne Zellen und Zellhäufchen gefunden, dass die Annahme, der Körper setzt sich aus ihnen zusammen, hohe Wahrscheinlichkeit hat. Bei der Erforschung der Herkunft dieser Zellen könnte man zu- nächst die Möglichkeit ins Auge fassen, dass sie Blutzellen sind, die Dank ihrer amöboiden Bewegungsfähigkeit die Pericardialwandung passirt haben. Ein ähnlicher Vorgang ist das Durchwandern von Mesenchymzellen durch die ektodermale Körperoberfläche in den Cellulosemantel. Viel plausibler erscheint jedoch die auch von RouULE betonte Möglichkeit, dass die Zellen als Abkömmlinge der pericardia- len oder der Herzwandzellen zu betrachten sind. An Stelle der Herzwand nennt RoULk hier irrthümlich das äußere Endothel des Myocards. Zweifellos sind die spindelförmigen Muskelzellen in dem »weiß- lichen Körper« Abkömmlinge der Herzmuskelzellen. Entweder hat sich bei den Kontraktionen der Herzwand nur das Sarcoplasma mit dem Kerne abgelöst und die Fähigkeit bewahrt, Muskelfibrillen auszu- bilden oder Theile der Fibrillenschieht ‘wurden ebenfalls mit ab- gestoßen. 478 Paul Heine, Die runden Zellen entstammen jedenfalls dem Pericard. Beide Zellformen scheinen leicht zu degeneriren; daneben können, wie die indirekten Kerntheilungsfiguren beweisen, einzelne am Wachs- thume des »weißlichen Körpers« sich betheiligen. Der Annahme RouLes, dass die vom Myocard und Pericard ab- gestoßenen Zellen Anfangs frei in der Leibeshöhle flottiren und sich dann zusammenballen, trete ich ebenfalls bei. Eine auffallende Erscheinung, die etwas Licht über die Funktion des räthselhaften Körpers verbreitet, ist das Vorkommen der oben geschilderten Kanäle. Die mit einem einschichtigen, kubischen Epi- thel bekleideten Lumina, deren Wandzellen häufig Einschlüsse ent- halten, sind, obgleich sie nur vereinzelt auftreten, als Drüsenkanäle anzusprechen. Nach diesen Kanälen möchte ich auch den Körper als Drüse und seiner Lage wegen als »Pericardialdrüse« bezeichnen. Die Ausbildung der drüsigen Gänge scheint erst beim erwach- senen Thiere zu erfolgen. Was die Funktion der Muskelzellen in der Pericardialdrüse an- belangt, so kann ich leider darüber eine befriedigende Aufklärung nicht geben. Wenn HELLER das Aus- und Einziehen von Fortsätzen beim lebenden Thiere beobachtet hat, dann würde diese Bewegung vielleicht als Folge der Thätigkeit jener Zellen betrachtet werden können. Das Vorkommen von Drüsenzellen in der Pericardialhöhle er- wähnt SEELIGER! bei der Beschreibung des Herzens der Fritillarien: »Bei Fritillaria liegt rechts und links je eine außerordentlich sroße Terminalzelle, deren Plasma sehr intensiv färbbar, deren Kern sroß und bläschenförmig ist.< Offenbar sind die beiden Terminal- zellen Drüsenzellen; auch im Pericardium von Oxkopleura scheinen nach SEELIGER sekretorische Elemente eingestreut zu sein. II. Die Entwicklung des Herzens beim Embryo der Salpa democratica. Die Anschauungen der Autoren über die Entstehung des Herzens bei den Salpenembryonen weichen in mehreren Punkten von ein- ander ab. KowALewskyY? hat gefunden, dass zwischen Ektoderm und ! 0. SEELIGER, BRonN’s Klassen und Ordnungen des Thierreichs. 2 A. KowALEWSKY, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Tunicaten. Vorläufige Mittheilung.) Nachr. von der K. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg-August’s Universität. Göttingen 1868. p. 401. | Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen ete. 479 Entoderm drei Zellbaufen auftreten, deren vorderer die Anlage des Nervensystems, deren zweiter die Anlage der Kloake darstellt, wäh- rend der dritte zum Eläoblast wird. Später hat er noch zwei Zell- haufen gesehen, von denen der eine etwas seitlich gelegene die Peri- cardialanlage abgeben soll. Das Herz leitet KowALewsky aus dem dritten Zellhaufen ab. Diese etwas unklaren Angaben lassen immer- hin erkennen, dass KowALEwsky einen mesodermalen Ursprung des Salpenherzens beobachtet hat. Derselben Ansicht war TopAro!: »I muscoli, il cuore ed i vasi sanguigni si sviluppano del mesoderma.« SALENSKY?, der speciell die Entwicklung des Embryos der Salpa democratica studirt hat, hat schon in den ersten Entwicklungs- stadien das Auftreten des Herzens gesehen. Er erwähnt, dass es nebst Pericard aus dem mittleren Keimblatte entsteht, »das aus zwei lateralen, dem unteren Keimblatte ganz dicht anliegenden Platten besteht. Auf der rechten Seite setzt sich die rechte Platte des Meso- derms etwas nach hinten fort und überragt selbst das hintere Ende der Athemhöhlenwandung und eben dieser Theil ist es, aus welchem das Herz seinen Ursprung nimmt. Nach oben ist dieser Theil etwas verdickt, nach unten erscheint derselbe so umgerollt, dass er in einen hohlen, ellipsoiden Sack sich verwandelt. Dieser Sack stellt nun die Anlage des Pericardiums dar. Er hat seine Stelle unter der Anlage des Darmkanals und ist nach allen Seiten hin vollkommen geschlossen. « SALENSKY hebt hervor, dass die obere Wand der Pericardialanlage, also die der Athemhöhle anliegende, etwas verdickt ist. Diese Ver- diekung soll die Anlage des Herzschlauches sein. Die Herzanlage selbst ist demnach zunächst ein solider Körper, in dessen Inneren sich weiterhin eine Höhle bildet, die den früheren soliden Zellhaufen in den Herzschlauch verwandelt. Die Herzanlage soll zu gleicher Zeit ihre Lage verändern, sie weicht von der Richtung der Körper- längsachse ab und stellt sich quer zu ihr. Weiter unten schreibt SALENSKY, dass, wenn man die obere Hälfte des Embryos abschneidet, man sich überzeugen kann, dass das mitt- lere Keimblatt sich nach hinten in den Pericardialschlauch fortsetzt und dass in diesem, dem Entoderm anliegend, das Herz gelegen ist. Eine Abbildung eines Embryos, dessen Rückenfläche in der eben an- 1 Sopra lo sviluppo e l’anatomia delle Salpe. Memoria del Dott. FRANCESCO Top4Aro. 1875. p. 753. 2 SALENSKY, Über die embryonale Entwicklungsgeschichte der Salpen, Diese Zeitschr. Bd. XXVIH. 1876. p. 200, 480 Paul Heine, sedeuteten Weise entfernt wurde, giebt SALENSKY auf Fig. 29. Hierzu bemerkt er, dass »die dem unteren Keimblatte anliegende und aus cylindrischen Zellen bestehende Wand des Herzens nach hinten in die Zellenwand des Pericardiums übergeht. Die Wand des Herz- schlauches, welche in die Pericardialhöhle hineinragt, besteht aus zweierlei Elementen, von denen die vorderen größer und elliptisch, die hinteren kleiner und abgeplattet sind«. Die elliptischen und cylindrischen Zellen sollen späterhin die für Muskelelemente charak- teristische spindelförmige Gestalt annehmen. Sie liegen dann mit der Längenrichtung in der Querachse des Herzens. Das Pericardium soll sich während der ganzen Entwicklung nur unwesentlich verändern, seine Wand soll in Folge Abplattung der Zellen immer feiner werden. In einer im Jahre 1877 erschienenen Arbeit bespricht derselbe Verfasser! die Verhältnisse des Herzens zum Keimstock. Letzterer soll sich an der rechten Seite des Körpers dem Herzen gegenüber bilden. Er entsteht aus dem Ektoderm, der Athemhöhlenwand und einem Zellhaufen, der den Überrest der den Eläoblast bildenden Zellen repräsentirt. Auf Taf. XXVII bringt er einen Querschnitt durch Herz und Stolo eines 15 mm langen Embryos der Salpa afrı- cana. Der Keimstock liegt dem Herzen dicht an. Ektoderm und Entoderm des Stolos gehen in das äußere Blatt und die Athemhöhlen- wandung des Embryos über. Außer einer von SALENSKY als Gefäßhülle bezeichneten dritten Membran und der Anlage des Nervensystems be- merkt man in der Zeichnung, dass das Pericard in Gestalt eines längeren Fortsatzes sich zwischen Entoderm des Stolos einerseits und Gefäßhülle und Ektoderm andererseits einschiebt. Hierzu schreibt SALENSKY: »Das Herz des Embryo bleibt bei der Bildung des Keimstockes auch nicht unthätig und spielt selbst eine sehr wichtige Rolle Es ist namentlich das Pericardium, welches in die Zusammensetzung des Keimstockes eingeht. Dasselbe giebt zwei röhrenförmige Fortsätze ab, welehe zu beiden Seiten des Athemrohres im Keimstocke ver- laufen und in der Spitze des letzteren blind endigen.« »Beide Peri- cardialröhren, wie sie bezeichnet werden können, bestehen aus ziem- lich großen rundlich viereekigen gekernten Zellen.« Aus den Pericardialröhren sollen sich später Zellen abtrennen, die dann zwischen dem entsprechenden Pericardialrohre und dem ! SALENSKY, Über die Knospung der Salpen. Morphologisches Jahrbuch. Bd. IIL 1877259. 2559; Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen etc. 481 Athemrohre in Form einer Anfangs nur dünnen Sebicht gelagert sind. Diese Zellen sollen sich in den Seitentheilen der Knospen anhäufen und den Ursprung für eine besondere Schicht bilden, aus der später die Muskeln und das Herz sich entwickeln. Nach SALEnsKY sollen die Pericardialröhren mit den von KowALEwskY gesehenen beiden »Cloacalröhren« identisch sein. | In einer späteren Arbeit, die sich auf die Salpa pinnata bezieht!, betont SALEnsSkY nochmals den mesodermalen Ursprung der Peri- cardialanlage. Diese soll in ihrer ganzen Länge in zwei Theile ge- theilt sein, deren vorderer die eigentliche Anlage des Pericardiums darstellt, während der hintere den subpericardialen Zellhaufen re- präsentirt. Auf horizontalen Schnitten hat die erstere birnförmige Gestalt, ihr vorderer Theil spitzt sich zu und lagert sich zwischen den beiden Abtheilungen der primitiven Darmhöhle. In der Anord- nung der Zellen kann man die ersten Andeutungen einer Differen- zirung der Pericardialwand erblicken, welche in Form einer peripheren Schicht eylindrischer Zellen sich von den central gelegenen Zellen abhebt. Die letzteren liegen an der Stelle der späteren Pericar- dialhöhle und gehen mit der Zeit verloren. In diesem Stadium hat die Pericardialanlage dreieckige Form; das Herz entsteht durch Ein- stülpung der der Darmhöhle anliegenden vorderen Wand des Herzbeutels. An der Stelle, wo die Bildung des Herzens beginnt, hat SALENSKY die Zellen der primitivren Darmwand in Theilung gesehen. Einige dieser Zellen besaßen zwei Kerne, andere waren schon zerfallen und bildeten einen Vorsprung, der die Einstülpung der Pericardialblase ausfüllte. SALENSKY ist der Ansicht, dass diese Einstülpung eine Folge der Proliferation der Darmzellen ist, die auf die pericardialen Zellen einen Druck ausüben. Die der Darmwand entstammenden Zellen sollen sich später in Blutkörperchen umwandeln. | Im Verlaufe der weiteren Entwicklung nähern sich die Ränder der die Herzanlage darstellenden Einstülpung, es bildet sich in Folge dessen ein Rohr, das das Herzrohr darstellt. Bei der Salpa punctata hat SALENSKY die Anlage des Pericar- diums in Form eines soliden Zellhaufens gesehen, der der primitiven Darmhöhle ganz dicht anliegt. Auch den subpericardialen Zellhaufen hat der Verfasser bei dieser Form beobachtet. Eben so hat er bei der Einstülpung des Herzens eine ähnliche Wucherung des Darm- epithels wie bei der Salpa pinnata bemerkt. 1 W. SALENSKY, Neue Untersuchungen über die embryonale Entwicklung der Salpen. Mitth. aus der Zool. Station zu Neapel. Bd. IV. 1882. p. 86. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIII. Bd. 32 482 Paul Heine, Bei der Salpa bicaudata sollen im hinteren Theile des Embryos vom Mesoderm zwei Zellhaufen gebildet werden, die die Anlagen des Eläoblastes und des Pericardiums sind. Bei der wichtigen Rolle, die nach SALENSKY das Pericard beim Aufbau des Stolo prolifer spielt, ist es nothwendig, die eingehende Abhandlung SEELIGER's! über die Knospung der Salpen zur Klä- rung dieser komplieirten Verhältnisse heranzuziehen. Nach SEELIGER besteht der Stolo Anfangs aus zwei einander umschließenden Zell- röhren, deren äußere eine Ausstülpung des ektodermalen Hautepithels des Embryos darstellt, während das innere Rohr in die entodermale Wand der Athemhöhle übergeht. Der Hohlraum zwischen den bei- den Zellröhren ist eine Fortsetzung der primären Leibeshöhle des Embryos, er ist mit Zellen erfüllt, die als Mesoderm des Stolos zu bezeichnen und auf die Mesenchym- oder die freien Mesoderm- zellen des Embryonucleus zurückzuführen sind. Diese Mesenchym- zellen bilden zunächst eine ringförmig das Entoderm umschließende Mesenchymschicht, die sich vom distalen Stoloende aus in vier ge- sonderte Zellstränge zu differenziren beginnt. Diese werden zum Eierstocksstrang, zu den beiden Seitensträngen und zum Nervenrohr. Die Seitenstränge, Anfangs zweischichtig, dehnen sich aus und er- strecken sich als breite seitliche Bänder vom Nervenrohr bis zum Eierstocksstrang. Die Bildung des Herzens der Kettenthiere von einem dieser Seitenstränge aus hat SEELIGER, wie folgt, beobachtet: »Das ventral gelegene Mesoderm im hinteren Leibesabschnitt wird in einem bestimmten Umkreise zu zwei über einander gelager- ten Zellschichten, die sich von einander ein wenig abheben und so- mit einen Hohlraum einschließen. Bald trennt sich dieser Mesoderm- theil als eine Blase, die Pericardialblase, vom übrigen Mesoderm ab und ist als ein selbständiges Gebilde zwischen Darm und ventraler Leibeswand in der primären Leibeshöhle liegend, erkennbar.« Die weitere Entwicklung der Herzen der Kettenthiere erfolgt in der bekannten Weise durch Einstülpung der Pericardialblase. Die erste Herzanlage beim Embryo der Salpa pinnata hat BROoKs? in der Längsachse des Körpers zwischen »Notochord« und Pharynx gesehen. Seine weiteren Angaben über die Herzentwicklung bringen nichts wesentlich Neues. ! SEELIGER, Die Knospung der Salpen. Jenaische Zeitschrift für Natur- wissenschaften. 1886. ®? WırLıam K. BRooks, Memoirs from the Biologieal Laboratory of the John Hopkins University. 189. Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen etc. 483 Bei der Salpa cordiformis xonarıa hat KOROTNEFF! die Herz- anlage zuerst in Form eines Bläschens angetroffen. Bei der Be- schreibung der Entwicklung der Salpa musculosa-punctata giebt er an, dass »zu gleicher Zeit mit der Enthüllung der wahren Epidermis die Entstehung des Pericardiums zu konstatiren ist; nämlich am Grunde der Athemhöhle vermehren sich an einem bestimmten Punkte die Zellen ihrer Wand und bilden einen Zellhaufen, in dem eine Höhle erscheint. Mit der Zeit wird die Höhle größer, der Zellhaufen trennt sich von der Wand der Athemhöhle ab und wird zu einem länglichen Bläschen — es ist das Pericardium«. Fig. 53 auf Taf. XV (KoROTNEFF) zeigt das von demselben Ver- fasser beobachtete jüngste Stadium der Herzentwicklung bei der Salpa musculosa-punctata. Ein Bläschen mit zelliger Wandung liest der Athemhöhlenwan- dung innig an. Die Bläschenwand besteht aus kubischen Zellen, die an den dem Entoderm nicht anliegenden Theilen des Pericardial- bläschens einschichtig auftreten. Eine Zelle ist zwischen zwei Ento- dermzellen zur Hälfte eingekeilt. Auf Fig. 54 derselben Arbeit er- scheint das Pericardialbläschen in elliptischer Gestalt, mit einer Längsseite am Kiemendarme gelegen. Fig. 55 zeigt die Einstülpung des dorsalen Theiles der Pericardialblase. Die Entwicklung des Herzens der Salpa democratica ist von SALENSKY nach KOROTNEFF’S? Ansicht nicht genügend verfolgt. Letz- terer ist auf Grund seiner Schnitte zu der Überzeugung gekommen, dass die Anlage des Pericardiums beim Embryo jedenfalls kein solider Körper ist und nicht aus dem Mesoderm entsteht, sondern aus einer kaum sichtbaren Ausbuchtung der Athemhöhle, die sich bald abschnürt und als ein unbedeutendes Bläschen erscheint, das dann dicht der Athemhöhlenwandung anliegt. Dieses Bläschen er- weitert sich; durch Einstülpung der vorderen Pericardialwand ent- steht das Herz. HEIDER3 hat beim Embryo der Salpa fusiformis die erste Herz- anlage nicht gesehen, ist aber auf Grund seiner Präparate geneigt, anzu- nehmen, dass das Pericardialsäckchen zuerst einen soliden Zellhaufen 1 A. KOROTNEFF, Zur Embryologie von Salpa cordiformis-zonaria und muscu- losa-punetata Mittheil. aus der Zool. Station zu Neapel. 1897. Bd. XII. p. 348. 2 A. KOROTNEFF, Embryologie der Salpa democratica (mueronata). Diese Zeitschr. Bd. LIX. 18%. p. 43. 3 KARL HEIDER, Beiträge zur Embryologie von Salpa fusiformis. Abhandl. der SENCKENBERG’schen naturforschenden Gesellschaft. 1895. 32* 484 Paul Heine, darstellt, der sich später in der von SALENSKY beschriebenen Weise aushöhlt. HeıpEr vermuthet nach den an Aseidien vorgenommenen Untersuchungen SEELIGER’s, dass auch bei den Salpen das Herz ento- dermal entsteht. Das Verhältnis des Herzens zum Keimstock ist auch von KoOROT- NEFF! untersucht. Er unterscheidet im Stolo außer Entoderm und Ektoderm das Nervenrohr, den Eierstocksstrang, die beiden Seiten- stränge oder Peribranchialröhren (Pericardialröhren SALENSKY’s) und den Pericardialstrang. KOROTNEFF will diesen Strang im Keimstocke aller von ihm untersuchten Salpen gefunden haben. Die Textfig. 7 in der KoROTNErF’schen Abhandlung soll über die Herkunft des Peri- cardialstranges die nöthige Aufklärung bringen. Diese Figur stellt einen Längsschnitt durch den Stolo einer ganz jungen Salpa demo- cratica dar. Die einschichtige Periecardialwand bildet hier gegenüber dem Punkte, »wo sich das eigentliche Herz dem Pericardium an- heftet«, einen röhrenförmigen Auswuchs, der sich zwischen Entoderm und Ektoderm des Stolos schmiegt und sich dem erstgebildeten Peri- branchialstrange seitlich anlegt. Auch beim Embryo der Salpa fusiformis hat KOROTNEFF in der Abbildung eines Querschnittes (Textlig. 8) den Pericardialstrang an- gedeutet. Hier zeigt das Pericard eine minimale Ausstülpung nach dem Stolo, ohne mit ihm in Verbindung zu treten. Auch Brooks? ist der Ansicht, dass ein Divertikel vom Pericard zwi- schen Ektoderm und die rechte Seite des Entodermrohres sich einschiebt. Die Widersprüche, die sich in den vorerwähnten Litteraturaus- zügen bemerkbar machen, beziehen sich also vorwiegend auf die entodermale oder mesodermale Entstehung des Herzens und auf die Betheiligung des Pericards am Aufbau des Keimstockes. Das mir von Herrn Professor SEELIGER zur entwicklungsgeschicht- lichen Arbeit zur Verfügung gestellte Material bestand aus einer größe- ren Anzahl vorzüglich konservirter und zum Theil schon gefärbhter Embryonen der Salpa democratica. Die jüngsten Exemplare waren in Sublimat, die übrigen in Osmium- oder Chromsäure gehärtet. Die Jüngsten Stadien wurden median geschnitten, einige ältere ebenfalls, der größere Theil der älteren Embryonen wurde jedoch auf Quer- schnitten untersucht. Eine reichhaltige Sammlung bereits geschnittener Embryonen wurde mir von Herrn Prof. SEELIGER ebenfalls übergeben. 1 A. KOROTNEFF, Tunicatenstudien. Mittheil. aus der Zool. Station zu Neapel. 1894. Bd. XI. 3. Heft. 2 BROORS, 1. c. p. 70. Unters. über den Bau und die Entwiekl. des Herzens der Salpen etc. 485 Fig. 1, Taf. XXIX, ist ein Medianschnitt durch das von mir beobachtete jüngste Stadium der Herzanlage, bei Ölimmersion ge- zeichnet. Die drei Keimblätter haben sich schon differenzirt,; die aus einer ektodermalen Einstülpung hervorgegangene Anlage der Kloake hat sich mit der Darmhöhle noch nicht vereinigt. Die Anlage des Nervenrohres ist ebenfalls zu erkennen. Dieser Embryo ist 0,16 mm lang und dürfte im Alter mit dem der Fig. 15, Taf. XIV der im Jahre 1876 erschienenen Abhandlung SALENnsKY’s über die embryo- nale Entwicklungsgeschichte der Salpen übereinstimmen. Am hinteren Körperende liegt unterhalb des Entoderms, schein- bar mit diesem in Zusammenhang, eine Ansammlung von acht Zellen, die in Form eines unregelmäßigen Kreises stehen und im Inneren eine Lücke offen lassen. Eine Zelle, in der eine karyokinetische Thei- lungsfigur bemerkbar ist, liegt zum kleineren Theile zwischen zwei entodermalen Zellen, zum größeren Theile in dem eben beschriebenen Zellkreise. Die Lage dieser Zelle ist dieselbe wie die der Fig. 53 auf Taf. XV der Korornerr’schen Arbeit über Salpa musculosa- punctata; auch die Anordnung der übrigen Zellen dieser Figur zeigt große Ähnlichkeit mit der Zeichnung des von mir beobachteten jüng- sten Entwicklungsstadiums. Dieser Zellkreis stellt zweifellos die Herzanlage dar. Die in der Mitte der Zellansammlung vorhandene Lücke deutet darauf hin, dass die anfänglich solide Zellmasse im Begriff ist, sich zur Pericardialblase umzugestalten. Das Stadium, in dem die Herzanlage als solide Zellmasse sich darstellt und in dem ihr Zusammenhang mit dem mittleren oder dem unteren Keimblatte sich mit Sicherheit erweisen lässt, war unter meinem Untersuchungsmateriale leider nicht vorhanden. Auch unter den mir übergebenen Ketten- thieren der Salpa fusiformis, die sämmtlich befruchtet waren, fand sich das früheste Entwicklungsstadium nicht vor. Die sämmtlichen diesen Kettenthieren entnommenen Embryonen hatten das Herz als Hohlraum mit epithelialer Wandung schon ausgebildet. Ich bin desshalb zu meinem Bedauern nicht in der Lage, die Frage, aus welchem Keimblatte das Salpenherz seine Entstehung nimmt, mit Sicherheit zu entscheiden. Mit Rücksicht auf die Lage der pericardialen Zellmasse unmittelbar am Entoderm und die der Kerntheilungsfigur in der zwischen die beiden Entodermzellen sich einschiebenden Zelle wird man die entodermale Entstehung des Herzens, wie sie KOROTNEFF annimmt, vielleicht kaum von der Hand weisen können. | Was mich indess veranlasst, den KoROTNErr’schen Ausführungen 486 Paul Heine, mit einem gewissen Zweifel gegenüber zu treten, ist die auffallende Erscheinung, dass auf seinen Abbildungen der Darm schon eine wei- tere Ausbildung erfahren hat, als in den Stadien der ersten Herz- anlage, die SALENSKY und ich beobachtet haben. Die hypothetische Schlussfolgerung Heıper’s, dass das Salpenherz entodermaler Her- kunft sei, weil auch das Aseidienherz aus dem Entoderm entsteht, kann desshalb als sicher nicht gelten, weil von SEELIGER! auch die mesodermale Entstehung des Pyrosomenherzens bewiesen ist. Die SALENSKY’schen Beobachtungen fußen zweifellos auf einem außerordentlich reichhaltigen Materiale. Die von ihm in seinen sämmt- lichen Schriften betonte mesodermale Bildung des Salpenherzens halte ich auch desshalb für wahrscheinlicher, weil SEELIGER bei der Ketten- form der Salpa democratica die Entwicklung des Herzens aus dem mesodermalen Keimblatte mit Sicherheit beobachtet hat. Die Umbildung der Herzanlage zu einer Blase und die dann folgende Einstülpung des Pericardialbläschens sind Erscheinungen, die einander in äußerst kurzer Zeit folgen müssen. Desshalb findet man bei ganz jungen Embryonen, die erheblichere Größenunterschiede nicht erkennen lassen, das Herz häufig noch gar nicht ausgebildet oder schon in Form eines eingestülpten Bläschens. Es wird damit die Auffindung des jüngsten Stadiums der Herz- anlage dem Zufall überlassen bleiben müssen. Fig. 2, Taf. XXIX, zeigt einen Medianschnitt eines nur wenig größeren Embryos. Dieser war 0,2079 mm lang, 0,19 mm breit und 0,2475 mm hoch. Die Längenrichtung der von mir gemessenen Em- bryonen bezeichnet eine Linie, die man sich von der Stelle der künf- tigen Ingestionsöffnung bis zu der hinter dem Eläoblaste gelegenen Ektodermwand gezogen denkt; bei der Angabe der Höhe ist auch die Placenta mit gemessen. Die Form des Embryos in Fig. 2 ist walzenförmig; seine innere Organisation ist schon weiter vorgeschrit- ten wie bei dem vorigen Präparate; Darmanlage und Kloake sind, wie die anderen Schnitte beweisen, schon in gemeinsame Beziehungen getreten. Das Herz liegt ventral unter dem. hinteren Theile des Kiemendarmes. Fig. 3, Taf. XXIX, ist derselbe Schnitt bei stärkerer Vergrößerung. Man erkennt hier, dass das Pericardialbläschen seine Form vollständig verändert hat und in länglicher Gestalt erscheint, seine Längsrichtung liegt in der Längsachse des Körpers. Dorsal hat die Blase eine Einstülpung erfahren, wodurch sie in den einge- ! SEELIGER, Zur Entwicklungsgeschichte der Pyrosomen. Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen ete. 487 stülpten visceralen Theil, das künftige Herz und den parietalen Theil, das künftige Perieard, gesondert ist. Zwischen Herzwand und Pericard liegt die Pericardialhöhlle. Die Herzwand umgrenzt die Herzhöhle, die in dem vorliegenden Präparate zwei Mesenchymzellen enthält. Die Umschlagsränder zwischen Pericard und Myocard liegen weit aus einander. Es macht auf einigen Präparaten den Eindruck, als ob die Herzhöhle dadurch geschlossen wird, dass die eben er- wähnten Umschlagsränder sich dem Kiemendarme innig anlegen. Ein solcher Verschluss kommt thatsächlich bei den Pyrosomen und den Appendieularien vor. Bei dem in Fig. 2 und 3 gezeichneten Embryo kann man aber deutlich erkennen, dass eine zarte Membran, die zweifellos eine Bildung mesenchymatischer Zellen ist, den fraglichen Verschluss bewerkstelligt. Auf diesem Stadium zeigen die Zellen des Herzens und des Peri- cards kubische Form. Jetzt tritt eine Lageveränderung des Herzens ein, das seinen Platz im ventralen hinteren Theile der Leibeshöhle verlässt und an die hintere Seite der Athemhöhle wandert. Diese andere Lage des Herzens tritt auf Fig. 5, Taf XXIX, deutlich hervor. Bei diesem Embryo (Länge 0,346 mm) sind Placenta und Eläoblast schon aus- gebildet. Die konvexe Seite des Pericards, die auf Fig. 2 ventral- wärts lag, ist jetzt dem hinteren Körperende zugekehrt; die anfäng- lich dorsalwärts gelegene Einstülpung ist jetzt mit der konkaven Seite dem vorderen Körperende zu gerichtet. Auf diesem Präparate fällt weiterhin die Größe der Herzanlage im Vergleiche mit der Größe des Embryos auf. Die Herzwandzellen beginnen bereits sich abzuplatten. Auch die Pericardialzellen treten schon als platte Zellen auf, ihre kubische Gestalt behalten sie nur noch in der Nähe der Herzeinstülpung. Der auf Fig. 6, Taf. XXIX, wiedergegebene Querschnitt rührt von einem 0,345 mm langen Embryo her, dessen Alter mit dem des eben beschriebenen Embryos nahezu übereinstimmen dürfte. Man kann diesen Herzquerschnitt und den vorerwähnten Herzlängsschnitt zur Konstruktion eines Gesammtbildes des Herzens vergleichen. Fig. 7, Taf. XXIX, ist ein demselben Embryo entnommener Querschnitt etwas weiter dem hinteren Körperende zu; an ihm kann man erkennen, dass die Herzhöhle von der Athemhöhlenwandung nicht verschlossen wird, sondern dass auch hier zarte Membranen den Verschluss herbeiführen. Man kann auf diesem Schnitte sich gleichzeitig über die Entstehung 488 Paul Heine, dieser Membranbildungen orientiren und feststellen, dass sie mit amöboid veränderten Mesenchymzellen im Zusammenhange stehen. Die Zellen der Herzwand haben auf Fig. 6 noch kubische Form, während an den Zellen der Pericardialwand sich schon eine Abplat- tung bemerkbar macht. Die von SıLEnskY bei der Salpa pinnata und Salpa punctata beobachtete Proliferation von Darmwandzellen, die direkt Anlass zur Einstülpung der Wandung der Pericardialblase und damit zur Bildung des Herzens geben sollen, habe ich nicht beobachtet. Ich bin ge- neigt, die von dem Verfasser beobachteten Zellen für Mesenchymzellen zu halten oder für Darmwandzellen, die in einer Falte im Flächen- schnitte getroffen sind. Es liegt auch keineswegs in allen Fällen, z. B. bei den Aseidien, die Pericardialblase vor ihrer Einstülpung der Athemhöhlenwandung innig an. Hier würde die Einstülpung durch Proliferation der Entodermzellen geradezu unmöglich sein. Fig. 4, Taf. XXIX, ist ein Querschnitt eines 0,45 mm langen Embryos, der in 7,5 «u dieke Querschnitte zerlegt wurde. Das Herz tritt auf zehn derselben hervor, die Zeichnung zeigt den fünften Herzquerschnitt von unten. Das Herz hat bei dieser Form seine Lage schon wieder verändert, denn es liegt dem hinteren Körper- ende weiter zu wie bei den bisher betrachteten Embryonen; sein größter Theil liest dem Kiemendarme nicht mehr an. Ösophagus, Magen und Enddarm sind schon ausgebildet, die Herzeinstülpung ist der rechten Magenseite und dem Enddarme zu gelegen. Die be- ginnende Differenzirung der Herz- und Pericardialzellen ist nur an einer Abplattung der letzteren kenntlich. Die den Verschluss der Herzhöhle bewirkenden Mesenchymfasern kann man auf der vorliegen- den Zeichnung bemerken. Das Herz liegt also jetzt so, dass der Herztheil, der auf Fig. 5 dem dorsalen Theile des Körpers benachbart war, bei dem auf Fig. 4 gezeichneten Embryo dem hinteren Körperende sich zugewandt hat. Das Herz hat sich demnach den sich durch die Entwicklung des Magens und des Darmes im Hinterkörper des Embryos ergebenden veränderten Lageverhältnissen angepasst. Die Embryonen auf den Figs. 8 und 9, Taf. XXIX, sind un- gefähr von gleichem Alter. Embryo Fig. 8 ist 0,9 mm, der der Fig. 9 0,88 mm lang. Beides sind Medianschnitte; besonders auf Fig. 9 kann man den anatomischen Bau und die Lagebeziehungen des Herzens deutlich verfolgen. Letzteres hat annähernd die Lage beibehalten wie auf Fig. 4. Es wird nach dem vorderen Körperende Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen ete. 489 zu vom Grunde des Kiemendarmes, nach dem Rücken zu vom Magen und Ösophagus, nach dem hinteren Körperende zu von Mesenchym- zellen und ventral vom Ektoderm begrenzt. Was die Herzen dieser Embryonen besonders kennzeichnet, ist das Auftreten deutlich spindel- förmiger Muskelzellen in der Herzwand. Diese Muskelzellen, die aus den ursprünglich kubischen Zellen des eingestülpten Theiles der Pericardialblase hervorgegangen sind, liegen schon auf Fig. 8 paral- lel und reihenweise neben einander; die Zellreihen stehen quer zur Längsachse des Herzens. Auf Fig. 5 kann man den Beginn dieser reihenförmigen Lagerung erkennen. Mit der Ausbildung der Spindelform der Muskelzellen sondert das Sarcoplasma auch die Fibrillen ab. Leider war das bei den Embryonen angewandte Osmiumverfahren dem Hervortreten der Fibril- len nicht besonders günstig, doch konnte ich auf Fig. 8 bei Ölimmer- sion die Anwesenheit dunkler Einzelkörperchen, die innerhalb der Zellen in Reihen lagen, erkennen. Auf Fig. 8 und 9 sehen wir auch die erste Anlage des Stolo prolifer, die vom Herzen sich deutlich abgrenzt. Fig. 10, Taf. XXIX, ist ein Querschnitt eines 1,2 mm langen Embryos. Der Schnitt ist durch Herz und Stolo geführt. Das Ob- jekt ist von hinten nach vorn geschnitten; man kann daher leicht feststellen, dass das Herz auf der rechten Seite, der Keimstock auf der linken Körperseite seine Lage hat. Am Stolo ist das Ektoderm als Fortsetzung der ektodermalen Körperwand und das Entoderm, das sich in Form eines Röhrchens vom Kiemendarme abtrennt, deut- lich zu erkennen. Zwischen Ektoderm und Entoderm liegen zahl- reiche Zellen, die, wie SEELIGER nachgewiesen hat, von Mesenchym- zellen abstammen. Davon, dass das Pericard als Fortsatz sich in den Keimstock hineinerstreckt und hier, wie SALENSKY meint, zwei Pericardialröhren, oder nach der Ansicht KoroTNErFF’s, eine Pericar- dialröhre bildet, die die Grundlage für die Herzen der künftigen Kettengeneration bilden, habe ich mich auf meinen Schnitten nicht überzeugen können. Auf den folgenden Figuren nähert sich der Herzquerschnitt immer mehr der definitiven Form. Vor Allem fällt auf, dass die Herzhöhle nicht wie bei den übrigen Salpen eine mehr oder weniger enge Annäherung der Umschlagsränder zwischen Herz und Pericard zeigt, sondern dass sie dorsalwärts weit geöffnet ist. Dieser ‘dorsale Spalt wird, wie ich bereits wiederholt erwähnt habe, bei der Salpa 490 Paul Heine, democratica durch eine Membran verschlossen, deren Bildung und histologischer Bau mit dem der Gefäßendothelien vollkommen über- einstimmen. Diese Endothelzellen treten auf den Figg. 12, 14-und 16, Taf. XXIX, deutlich hervor. An einigen Stellen liegen der endo-. thelialen Verschlussmembran Blutzellen an. Die Endothelzellen treten embryonal viel deutlicher und auch viel zahlreicher auf wie beim erwachsenen Thiere. | Mit zunehmendem Alter der Embryonen werden auch die Fibril- len der Herzwand deutlicher. Auf Fig. 12 sieht man sie in Reihen bei den im Flächenschnitte getroffenen Zellen, auf Fig. 14 im Quer- schnitte. Bezüglich des feineren Baues der Fibrillen verweise ich auf den anatomisch-histologischen Theil meiner Arbeit. Eine weitere eigenthümliche Erscheinung am embryonalen Herzen der Salpa democratica ist die Verlängerung des Pericardiums nach dem hinteren Körperende zu, wie sie auf einem Längsschnitte (Fig. 12) bemerkbar ist. Der Herzbeutel setzt sich hier zipfelförmig, ventral am Magen liegend, eine beträchtliche Strecke nach dem hinteren Körpertheile fort. Dieser Zipfel ist im Gegensatz zu den übrigen Zellen des Pericards mit kubischen Zellen ausgestattet, die in einer Schicht gelegen sind. Auch auf Querschnitten an älteren Embryonen kann man ihn deutlich verfolgen und feststellen, dass er niemals mit anderen Zellen in Verbindung steht. Er endigt in allen Fällen blind. Auch bei den ausgewachsenen Salpen trifft man häufig den hinteren Theil des Herzbeutels zipfelförmig verlängert und mit kubischen Zellen bekleidet an. Ob der Zipfel in irgend einer Weise am Aufbau des Salpen- körpers betheiligt ist, vermag ich nicht zu sagen. Jedenfalls habe ich nie gesehen, dass er mit den Mesenchymzellen des hinteren Körpers, noch weniger aber mit dem Stolo prolifer in Verbindung stand. Fig. 16, Taf. XXIX, ist ein Schnitt durch die Ursprungsstelle des hypobranchialen Stologefäßes. Man wird sich aus dem anatomisch- histologischen Theile meiner Arbeit erinnern, dass bei der sSalpa democratica ein nutritives Gefäß für den Stolo an der Vereinigung des vorderen Herzostiums mit dem hypobranchialen Gefäßstamme und eins aus dem visceralen Gefäßstamme entspringen. Auf Querschnitten wie Fig. 16 scheint das Herz eine Lücke zu bilden, durch die die Herzhöhle hxh mit dem Stolo in Verbindung tritt. Auf den weiter nach vorn angelegten Serienschnitten schließen sich aber Herz- und Pericardialwand nicht wieder zusammen; an ihre Stelle tritt allmählich Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen etc. 49] die Herzraphe, die damit in den hypobranchialen Gefäßstamm übergeht. | Eine Gleichartigkeit in der Entwicklung des Herzens und der Stolonen bei Ascidien mit der des Herzens und des Stolo prolifer bei den Salpen wäre dann vorhanden, wenn die entodermale Entstehung des Salpenherzens mit Sicherheit nachgewiesen würde. Um diesen gleichartigen Entwicklungsgang zu beweisen, möchte ich zunächst die von Damas (l. e. p. 16) betonte Homologie der Perivisceralhöhlen der Ciona und des Epicards der COlavelina erörtern, für die DAmAs folgende Gründe anführt: Das Epicard der Clavelina ist eine mit einem Plattenepithel be- kleidete Höhle, die mit dem Kiemendarme immer oder zeitweilig durch zwei getrennte Öffnungen in Verbindung steht; es verlängert sich nach dem hinteren Körperende zu in die entodermale Scheide- wand der Stolonen; das Epicard ist vom Herzen getrennt und ver- schließt den Herzspalt. Bei der Olavelina ist die Epicardialhöhle einfach und ungetheilt, während sich bei der Ciona zwei von einander getrennte Höhlen, die Perivisceralräume finden. Dieser Unterschied verliert viel von seiner Bedeutung, wenn man bedenkt, dass auch bei der Olavelina ursprünglich zwei getrennte und ungleiche Anlagen sich an der Bildung des Epicards betheiligen. Bei der Ciona stammt das Entoderm der Stolonen ausschließ- lich von der linken Perivisceralhöhle, während es bei der Clavelina eine Verlängerung der vereinigten Epicardialhöhle darstellt. Wie diese bei der Olavelina durch Vereinigung zweier ursprünglich getrennter Anlagen, der epicardialen Tuben entsteht, würde man auch annehmen können, dass das Stoloentoderm die Verlängerung der beiden ge- trennten Epicardialbildungen ist. Ursprünglich ist aber die linke Procardialtube viel voluminöser wie die der rechten Seite. Desshalb lässt Damas die Möglichkeit zu, dass‘ bei der COlavelina das Stolo- entoderm ausschließlich von der linken anfänglich ausgedehnteren Partie der Epicardialanlage stammt. Bei Distaplia magniarva hat JuLın! festgestellt, dass das Herz aus der rechten Procardialtube durch Abschnürung hervorgeht, während das Stoloentoderm vorwiegend aus der linken Procardial- tube seinen Ursprung nimmt. 1 JuLin, Recherches sur la Blastogenese chez Distaplia magnılarva et Dista- plia rosea. 1896. Extrait du Compte Rendu. 492 Paul Heine, Auch bei der Salpa democratica entsteht das Entoderm des Keim- stockes aus einer links gelegenen entodermalen Ausbuchtung, die zum Unterschiede von der ähnlichen Bildung der Ascidien, der linken Epicardialtube, sofort in den Stolo übergeht und zur Bildung eines Epieards, dessen Bildung bei den Salpen ausgeschlossen ist, keine Verwendung findet. Ektoderm und Mesenchymzellen betheiligen sich am Aufbau des Stolos der Salpen in ähnlicher Weise wie bei den Stolonen der As- eidien. Die letzteren sind demnach, wenn man das Epicard der Asei- dien dem in den Stolo übergehenden Entodermfortsatz der Salpen gleichsetzt, dem Salpenstolo homolog. 4 Das Herz der Salpen liegt rechts; das der Distaplia entsteht aus der rechten, das der Olavelina aus der Vereinigung beider Procardial- röhren. Das Salpenherz ist demnach, wenn seine entodermale Ent- stehung nachgewiesen wird, dem Herzen der Distaplia homolog, wenn man auch hier von dem fehlenden Epicard absieht. In phylogenetischer Beziehung würde das Ascidienherz als die Form anzusehen sein, von der aus das Salpenherz entstanden ist. Damas bezeichnet die von ein und demselben Theile des Kiemen- darmes aus erfolgende Bildung des Epicards und des Herzens der Clavelina als eine Verkürzung oder Kondensation der Processe, die bei der Ciona gesondert verlaufen. Auch bei den Salpen ist eine ähnliche Sonderung in der Bildung des Herzens und des dem Epicard homologen Stoloentoderms vorhanden. Während bei der Crona das Epicard als Begrenzung der Perivisceralräume und als Herzraphe auf- tritt, die Stolonen aber nicht mehr typisch ausgebildet werden, ist bei den Salpen dem Homologon des Epicards nur die Funktion als Bildner des Stoloentoderms erhalten geblieben. Am Schlusse meiner Ausführungen gestatte ich mir, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. SEELIGER, für die Anregung zu dieser Arbeit, für die mir bei meinen Untersuchungen in reichstem Maße erwiesene Hilfe sowie für die Überlassung des werthvollen Materials und des größeren Theiles der Litteratur meinen ehrerbietig- sten Dank auszusprechen. Auch Herrn Professor Dr. WırL bin ich für das der Arbeit ent- gegengebrachte rege Interesse zu herzlichem Danke verpflichtet. Rostock, im Juli 1902. Unters. über den Bau und die Entwickl, des Herzens der Salpen etc. 493 Erklärung der Abbildungen. Erklärung der Bezeichnungen: cs, Cellulosemantel; i, Ingestionsöffnung ; e oder eg, Egestionsöffnung; k, Kieme; ec, Ektoderm; kd, Kiemendarm ; ed, Enddarm; kl, Kloake; el, Eläoblast; Ih, primäre Leibeshöhle; en, Entoderm ; mb, Muskelband; ep, Epicard; mg, Magen; es, Endostyl; ms, Mesoderm; et, Endothel; mz, Mesenchymzellen; 9, Ganglion; oe, Osophagus; gs, Blutsinus; pk, Pericardialwand; hg, hypobranchialer Gefäßstamm; pkd, Pericardialdrüse ; hz, Herzwand; pkh, Pericardialhöhle; hzen, endotheliales Endocard; pl, Placenta; hzh, Herzhöhle; st, Stolo prolifer; hzr, Herzraphe; h.stg, hypobranchiales Stologefäß; vs, visceraler Gefäßstamm. Sämmtliche Zeichnungen, mit Ausnahme der Fig. 23, wurden mit dem SEIBERT’Schen Zeichenapparate entworfen. Bei den Untersuchungen wurde ein SEIBERT’Sches Mikroskop benutzt. Tubuslänge 170 mm. Tafel XXIX. Figg. 1—16 beziehen sich auf Embryonen der Salpa democratica. Fig. 1. Medianschnitt. Oe. 0, Ölimmersion 1/12. Fig. 2. Medianschnitt. Oc. 0, Obj. IV. Länge des Embryos 0,2079 mm, Breite des Embryos 0,19 mm, Dorsalhöhe des Embryos 0,2475 mm. Fig. 3. Herz des Embryos der Fig. 2. Oc. 0, Ölimmersion 1/12. Fig. 4 Querschnitt. Oc.0, Obj. IV. Länge des Embryos 0,45 mm, Breite des Embryos 0,165 mm, Dorsalhöhe des Embryos 0,33 mm. Der Embryo ist vom vorderen nach dem hinteren Körperende zu geschnitten. Vor dem Präpa- rate fünf, hinter dem Präparate vier Herzschnitte. Schnittdicke 7,5 u. Fig. 5. Medianschnitt. Oc.I, Obj. IV. Länge des Embryos 0,346 mm, Breite des Embryos 0,245 mm, Höhe des Embryos 0,297 mm. Fig. 6. Querschnitt. Oe.1I,Obj. IV. Länge des Embryos 0,345 mm, Breite des Embryos 0,198 mm, Höhe des Embryos 0,285 mm. Der Embryo ist von dem hinteren nach dem vorderen Körperende zu geschnitten. Schnittdicke 5 u. Vor dem Präparate sechs, hinter ihm neun Schnitte durch das Herz. Fig. 7. Derselbe Embryo. Achter Herzschnitt von vorn. Oec. I, Obj. VI. Fig. 8. Medianschnitt. Oe. O0, Obj. II. Länge des Embryos 0,9 mm. Fig. 9. Medianschnitt. Oc. 0, Obj. II. Länge des Embryos 0,88 mm. Fig. 10. Querschnitt. Oc. 0, Obj. U. Der Embryo ist 1,2 mm lang und von dem hinteren nach dem vorderen Körperende zu geschnitten. Fig. 11. Querschnitt. _Oe, 0, Obj. IV. Der Embryo ist 1,07 mm lang und 494 Paul Heine, von dem vorderen nach dem hinteren Körperende zu geschnitten. Vor dem Präparate 16, nachher 22 Herzschnitte. Schnittdicke 5 u. Fig. 12. Medianschnitt. Die zu den Fisg. 10, 11 und 12 gehörenden Em- bryonen sind ungefähr in gleichem Alter. Fig. 13. Querschnitt. Embryo 4 mm lang. Oc. 0, Obj. I. Fig. 14. Das Herz der vorhergehenden Figur bei Oc. O0 und Ölimmersion. Fig. 15. Querschnitt. Oc.0, Obj. II. Länge des Embryos 5 mm, Schnitt- dicke 7,5 u, vor dem Präparate 25, nachher 26 Herzschnitte. Geschnitten vom hinteren nach dem vorderen Körperende. Fig. 16. Querschnitt durch das hypobranchiale Herzende eines älteren Em- bryos. Abzweigung des hypobranchialen Stologefäßes. Tafel XXX. Die Figg. 17—27 beziehen sich auf Crona intestinals. Fig. 17. Querschnitt durch das Herz im Bereiche der Pericardialdrüse, 0e0.205)70; Fig. 18. Querschnitt durch die Herzraphe. Oc. 0, Obj. VI. Fig. 19. Querschnitt durch die Herzwand. Oc. II, Obj. VL Fig. 20. Längsschnitt durch die Herzwand. Oc. I. Obj. VI. Fig. 21. Epicard. Flächenpräparat (Methylenblaufärbung). Oc. II, Obj. V 1/2. Fig. 22. Pericard. Flächenpräparat. Oec. II, Obj. V 122. Fig. 23. Herzwand. Flächenpräparat. Die endocardiale Seite der Herz- wand liegt oben, auf ihr eine amöboide Blutzelle. Ohne Kamera gezeichnet bei Oc. II, Obj. V 1/2. Fig. 24. Fibrillen der Herzwand im Flächenpräparate. Oe. III, Ölimmer- sion 1/12. Fig. 25. Hypobranchiales Herzostium längsgeschnitten. Ein Theil der Ge- fäßwand und des Epicards ist fortgelassen. Oc. I, Obj. V 1/2. Fig. 26. Zellen der Pericardialdrüse. Oc. II, Ölimmersion 1/12. Fig. 27. Querschnitt durch das Herz einer 21/), mm langen Osona. Oe. 1. Obj. IV. Der Schnitt ist parallel zur Ventralfläche geführt. Die Figg. 28—35 beziehen sich auf Salpa africana. Solitärthier. Fig. 28. Querschnitt durch den mittleren Theil des Herzens. Oec.0, Obj. 0. Fig. 29. Querschnitt durch den hypobranchialen Gefäßstamm und die vorderste Herzspitze. Oc. 0, Obj. 0. Fig. 30. Fibrillenbündel im Flächenbilde. Oe. 0, Ölimmersion 1/12. Fig. 31. Querschnitt durch die Herzwand und das endotheliale Endocard. Oc. H, Obj. VI. Tafel XXXTI. Fig. 32. Querschnitt durch die Herzraphe. Oc. 0, Obj. VI. Fig. 33. Endotheliales Endocard im Flächenpräparate. Färbung mit Me- thylenblau. Oec. III, Obj. VI. Fig. 34. Pericard im Flächenpräparate. Oc. I, Obj. VI. Fig. 35. Herzwand im Längsschnitte. Oc. II, Obj. VL : Fig. 36. Querschnitt durch das Herz der Salpa africana (Kettenform). Oc. 0, Obj. II. Fig. 37. Schema des Baues der Herzmuskelfibrillen. Fig. 38. Salpa bicaudata. Herz im Querschnitte.. Oc. 0, Obj. 0. Fig. 39. Herzraphe der Salpa bicaudata im Querschnitte. Oc. 0, Obj. VI. Unters. über den Bau und die Entwickl. des Herzens der Salpen etc. 495 Fig. 40. Querschnitt durch die Herzwand und das endotheliale Endocard der Salpa bicaudata. Oc. I, Obj. VI. Fig. 41. Stück einer Zellgruppe der Herzmuskulatur im Flächenpräparate. Salpa bicaudata. Oc. 0, Ölimmersion 1/12. Fig. 42. Hypobranchiales Herzende der Salpa bicaudata im Querschnitte. 0e>0, Obj. I. Fig. 45. Salpa fusiformis. Kettenthier. Herzquerschnitt. Oc. 0, Obj. II. Fig. 44. Salpa fusiformis. Solitärthier. Herzquerschnitt. Der absteigende Schenkel des Stolo prolifer ist in der Zeichnung nur angedeutet. Oc. 0, Obj. I. Fig. 45. Salpa democratica. Solitärthier. Querschnitt durch das Herz und den vorderen Theil des Eingeweidenucleus. Oc. I, Obj. II. Fig. 46. Theil einer Zellgruppe aus der Herzwand der Salpa demoeratica. Solitärthier. Oe. 0, Ölimmersion 1/12. Fig. 47. Querschnitt durch die Herzregion der Salpa democratica (Ketten- thier). ' Oe. 0, Obj. IV. Fig. 48. Salpa democratica. Kettenform. Herzquerschnitt. Oe. I, Obj. VI. I. Kern und Kernkörper. Von Prof. Dr. E. Rohde (Breslau). E | Mit Tafel XXXII—XL. Inhalt. I. Methodisches . II. Nuclein. 1. Historisches . a 2. Beschreibender Theil. 4 a. Protozoen . E- b. Ganglienzellen . «. Uninucleoläre Banaliewellen 4 ß. Multinucleoläre Ganglienzellen . 4 | c. Eizellen; uni- und multinucleoläre . 3. Zusammenfassung und Allgemeines. II. Kernstruktur ik. sElistorisches;. ':\.. 2. Beschreibender Theil. a. Ganglienzellen . «. Multinucleoläre allen P. Uninucleoläre Ganglienzellen. b. Eier, uni- und multinucleoläre . c. Drüsen, multi- und uninucleoläre. d. Protozoen. 3. Zusammenfassung und ee 27 NSucleolen: ., 2... At Historisches 0 . 2. Beschreibender Theil. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXII. Bd. d. Drüsenzellen; uni- und multinucleoläre . Untersuchungen über den Bau der Zelle. 33 Seite 498 500 500 502 502 503 503 506 507 509 510 513 513 516 516 516 530 534 539 545 548 Br 557 561 498 E. Rohde, Seite a. Multinueleoläre Bier .-. ....... . . ss a. Amphibien’. - ... »0.... 2.0 ol: 8:3Fischess. en ee ln. A b. Unimueleoläare Bier 27: nn c. Uninucleoläre Ganelenzellen 2 d. Multinueleoläre Ganglienzellen. . . . . ....2 22621 e. Uninucleoläre Drüsenkene ..... yes f. Multinueleoläre Drüsenkerne... - . . 22 5 Muskelkerme vn ea. 2, 2 2.030 h.. Protozoen.. ....°. ... vu... 0 oo 1. Anbanen a 4: 641 A. Die zweitheiligen Naelaolen der Aufores und ie Dentune .. 641 B. Wanderung der Nueleolen: und. von den Noeleoien ausgehende Neuzellbildung . . . . eos 3. Zusammenfassung - .... . 2... 0... ee II. Anhaneı mar ee A. Was ist als Nucleolus zu bereikinon . a B. Protozoen-Nucleolus, Metazoen-Nucleolus und Kae deck 2 2.2... 0er Sn V2Schlussergebnisse = sy Wse ee 00 Anhang: Oxychromatin ind erhlriäle Nueloolarp 674 I. Methodisches. Zur Untersuchung kamen alle Arten von Zellen: Eier, Ganglien- zellen, Muskelzellen, Drüsenzellen, Epithelzellen, Bindegewebszellen, Neurogliazellen, Blutzellen, und zwar bei den verschiedensten Thier- klassen (Säugethieren, Amphibien, Fischen, Gastropoden, Hirudineen, Polychäten, Oligochäten, Nematoden und Arthropoden), ferner von den Protozoen die Kerne der Infusorien und von Actinosphaerium. Die Zelien der Metazoen wurden theils frisch auf Zupfpräparaten in Blut oder in Methylenblau, theils auf Schnitten nach Sublimat- und Osmium- säurehärtung untersucht. Bei der Osmiumsäurebehandlung ist vor Allem wesentlich nicht zu große Stücke zu nehmen. Ich verwandte nur solche von höchstens !/, Erbsengröße, ließ sie 1—15 Minuten in einer 1°/,igen Osminsäure und darauf für mindestens 24 Stunden in WEIGERT’schem Pikrokarmin. In dieser Weise erzielte ich meist eine ganz vorzügliche Doppelfärbung von Kern und Zellleib. Die Subli- matschnitte wurden theils in WeiGerT’schem Pikrokarmin und Hämatoxylin (besonders von DELAFIELD), theils mit rothblauen Farb- Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 499 stoffgemischen behandelt. Von letzteren leistete mir besonders das Jodgrünfuchsin in der ZIMMERMANN’schen Zusammensetzung ganz vorzügliche Dienste. Differenzirt wurde dabei nicht nur durch ab- soluten Alkohol nach den Angaben von AUERBACH, sondern auch durch Glycerin. Wie ich schon oft in meinen Arbeiten betont habe, giebt Glycerin ungleich schärfere Bilder als Kanadabalsam. Feinere Strukturverhältnisse lassen sich in letzterem überhaupt nicht erkennen. Hierzu kommt, dass man die Differenzirung der mit rothblauen Farb- stoffgemischen behandelten Schnitte in Glycerin besser verfolgen und sistiren kann, als in Alkohol, weil sie in Glycerin viel langsamer sich vollzieht. Bei der Glycerindifferenzirung wurden die (durch verdünnten Alkohol) auf den Objektträger festgeklebten Schnitte für wenig Minuten in die Jodgrünfuchsinlösung übertragen, darauf, ohne dass der Farbstoff abgespült worden war, direkt mit einem Tropfen Glyeerin bedeckt und unter das Deckglas gebracht. An dem einen Rande des letzteren wurde dann so lange neues Glycerin zu- geführt und am entgegengesetzten Rande durch Fließpapier wieder entzogen, bis aller überschüssiger Farbstoff unter dem Deckglas ent- fernt schien. Die Differenzirung erfolgt meist innerhalb weniger Stunden, bisweilen aber langsamer, ausnahmslos aber nach 24 Stunden. Ist die Differenzirung vollendet, dann ist es nothwendig so viel Gly- cerin dem Präparat zu entziehen, dass nur eine minimal dünne Schicht von ihm unter dem Deckglas bleibt. In diesem Falle hält sich die Differenzirung sehr lange; nach meinen Erfahrungen bis 2 Jahre. Anderenfalls, d. h. bei zu viel Glycerin, geht sie leicht verloren. Bemerken will ich noch, dass auch das WeEIGErT’sche Pikro- karmin bei richtiger Behandlung nach Sublimathärtung sehr gelungene Doppelfärbung in vielen Fällen ergiebt, die mich vor manchem Irr- thum bewahrt hat, zu der Jodgrün-Fuchsin-Färbung bei leichtfertiger Behandlung verleiten kann. i Die Protozoen wurden stets in folgender Weise behandelt. Ich sammelte die Thierchen zu mehreren Hundert in einem kleinen wenig Wasser enthaltendem Gefäß und goss dann eine I%/,ige Sublimat- (kochsalz)lösung in überwiegender Menge zu, so dass die Thiere in eine etwa 3—4P/,ige Sublimatlösung zu liegen kamen. Nach .einer Stunde brachte ich sie zuerst für kurze Zeit in 30gradigen Alkohol und führte sie dann ganz allmählich in Ogradigen Alkohol über. Die Färbung selbst habe ich stets auf dem Objektträger vollzogen, indem ich 10—12 Exemplare, ohne sie zu befestigen, mit einem Tropfen der Jodgrünfuchsinmischung für mehrere Minuten bedeckte, 33* 500 E. Rohde, dann mit Hilfe von Fließpapier die Farbstofflösung allmählich ent- fernte, um sie durch einen Tropfen Glycerin zu ersetzen, den ich schließlich mit einem Deckglas bedeckte. Sobald ich merkte, dass die Differenzirung eingetreten war, wurde das Glycerin wieder bis auf eine minimal dünne Schicht entzogen. So hielten sich die in der Regel wundervoll gelingenden Präparate auch hier ein Jahr und darüber unverändert. | Um jedem Irrthum vorzubeugen habe ich oft die verschiedensten Objekte (der Metazoen) auf einem und demselben Objektträger be- festigt und dann mit Jodgrünfuchsin behandelt. II. Nuclein. 1. Historisches. AUERBACH war der Erste, der die thierischen Zellen in syste- matischer Weise auf ihr Verhalten gegenüber rothblauen Farbstoff- semischen prüfte und speciell bei den Amphibien konstatirte, dass in den Kernen der verschiedensten Gewebszellen sich gewisse Körper- chen stets roth, andere nur blau färbten!. Er stellte den Satz auf, dass das Chromatin FLemming’s sich aus zwei färberisch und stoff- lich ganz verschiedenen Substanzen zusammensetzt?, welche in Form von größeren oder kleineren stets scharf begrenzten und stark licht- brechenden Körperchen auftreten. Nach ihrem färberischen Verhalten unterschied er diese Inhaltstheilchen des Kerns, die er Nucleolen nannte, in erythrophile (die rothen) und in eyanophile (die blauen). Bei Ausdehnung seiner Studien auf die Sexualzellen entdeckte er>, dass die Kerne der Eizellen stets erythrophil reagirten, d. h. also die Inhaltskörperchen des Kerns sich roth färbten, während umge- kehrt die Kerne der Spermatozoen sich ausgesprochen cyanophil ver- hielten. Er schloss daraus, dass die rothfärbbare Substanz das weib- liche Sexualelement, die blaue dagegen das männliche darstellte, ferner dass alle vegetativen Kerne, da sie sowohl rothe wie blaue Körperchen enthielten, hermaphroditisch wären. Rosen* untersuchte ! AUERBACH, Zur Kenntnis der thierischen Zellen. Sitzungsber. der Kgl. Preuß. Akad. der Wissensch. 1890. 2 Uber M. HrıDEnHA1N’s Oxy- und Basichromatin cf. unten p. 514, 5ölff. und den Anhang p. 674. 3 AUERBACH, Über einen sexuellen Gegensatz in der Chromatophilie der Kernsubstanzen. Ebenda. 1891. 4 ROSEN, Über die tinktionelle Unterscheidung verschiedener Kernbestand- theile und der Sexualkerne. Couw’s Beiträge zur Biologie der Pflanzen. 189. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 501 in gleicher Weise die pflanzlichen Kerne, speciell der Liliaceen, und fand die AuerBAcH’schen Beobachtungen durchaus bestätigt: die Gewebszellen enthielten rothe und blaue Körperchen, der generative Kern des Pollenkorns zeigte sich ceyanophil, der Eikern erythrophil. Bezüglich der Deutung des mikroskopischen Bildes vertritt ROSEN aber Betreffs der vegetativen Kerne namentlich auf Grund der Unter- suchung sich theilender Kerne, die AUERBACH nicht berücksichtigt hatte, in so fern einen anderen Standpunkt, als er erklärt, dass man es hier nicht mit zweierlei Chromatinsubstanzen zu thun habe, wie AUERBACH es aufgefasst hatte, sondern dass nur die blaufärbbaren Partien auf das chromatische Kerngerüst zu beziehen seien, die ery- throphilen Inhaltskugeln aber den echten Nucleolen entsprechen. Auch den Ausdruck »ceyanophile Nucleolen<« will Rosen nicht gelten lassen. Alle blauen nucleolenartigen Inhaltskugeln stellen nach ihm nur wenig konstante Theile des Kerngerüstes dar, die bei der Karyo- kinese in den Kernfaden übergehen und mit den echten (rothen) _ Nücleolen nichts als die äußere Form gemein haben und daher höch- stens als Pseudonucleolen bezeichnet werden dürfen. ZACHARIAS gebührt das Verdienst nachgewiesen zu haben, dass die Cyanophilie auf dem Vorhandensein einer bestimmten Substanz beruht, nämlich des Nucleins, indem er zuerst! darauf aufmerksam machte, dass das Nuclein im Kerngerüst und Kernfaden allein vorkommt, ferner dass die männlichen Sexualkerne fast nur aus Nuclein bestehen, dieses in den weiblichen Geschlechtskernen aber beinahe vollständig fehlt, und später? zeigte einerseits, dass künstliche Nucleinpräparate aus roth- blauen Farbstoffgemischen nur den blauen Farbstoff aufnehmen und festhalten, andererseits, dass die Thier- und Pflanzenzellen sich nur in ihren Nuclein-haltigen Theilen blau färben, sonst aber roth. ZAcHA- RIAS sagt: »Es kann demnach auch das rothblaue Farbstoffgemisch, wenn es auf Gewebe angewandt wird, welche eine Vorbehandlung mit Salzsäure erfahren haben, mit herangezogen werden, wo es sich darum handelt, Menge und Vertheilung des Nuclein im Zellkern zu erkunden. Nach KosseL? ist das Nuclein entweder reine Nucleinsäure, eine durch großen Phosphorreichthum ausgezeichnete Säure, oder eine Ver- bindung von Nucleinsäure und Eiweiß, in welchem Fall der Eiweiß- 1 ZACHARIAS, Beiträge zur Kenntnis des Zellkerns und der Sexualzellen. Botan. Zeitg. 1887. 2 ZACHARIAS, Über Chromatophilie. Ber. d. Deutsch. Botan. Gesellsch. 1893. 3 KossEL, Über die Nucleinsäure. Verh. der Berlin. physiol. Gesellsch. 1892. Arch. f. Anat. u. Physiol. von Hıs u. Du Bois-Reymonp. Physiol. Abth. 1892. 502 E. Rohde, gehalt je nach der Ernährung und der Funktion des Kerns sehr wechselt. MALFATTI! Kkonstatirte nun in Erweiterung der Beobach- tungen von ZACHARIAS die interessante Thatsache, dass bei Anwen- dung rothblauer Farbstoffgemische die reine Nucleinsäure rein grün sich tingirt, P-ärmere Nucleine aber bläulich violett, bei großer P- Armuth selbst rein roth gefärbt werden. Ähnliche Beobachtungen verzeichnet LILIENFELD2. Anschließend an diese Befunde von Te KosseL und MALFATTI habe ich sowohl die Protozoen wie auch ne verschieden- sten Gewebszellen bei einer großen Zahl von Thierklassen der Meta- zoen und zwar auf den verschiedensten Stufen ihrer Entwicklung auf ihren Gehalt an grün- resp. blaufärbbarer Substanz untersucht und bin dabei zu folgenden Resultaten gekommen: 2. Beschreibender Theil. a. Protozoen. (Taf. XXXVIIL, Fig. 22-80.) Behandelt man die Infusorien in der oben angegebenen Weise, d.h. legt man die mit Sublimat gehärteten und vorsichtig mit Alkohol behandelten Thierchen aus letzterem direkt in eine Jodgrün-Fuchsin- Mischung für wenige Minuten und überträgt sie dann in Glycerin, so tritt oft schon nach 30 Minuten, spätestens aber nach 24 Stunden die Differenzirung ein, wie sie die Figg. 22—26 auf Taf. XXXVIH von Stylonychia, Paramaecium und sStentor zeigen, d.h. die Kerne und zwar sowohl Makro- wie Mikronucleus stechen durch intensiv grüne Färbung in dem hellrothen Zellkörper hervor. Bei starker Vergrößerung erkennen wir, dass die Kerne (Makronucleus) theils aus größeren nucleolenartigen Kugeln, theils aus kleinen Körnchen, Mikrosomen (ef. das nächste Kapitel), bestehen, welche durch alle Übergänge mit einander verbunden sind, gleich intensiv grün gefärbt sind und also sehr phosphorreiche Nucleinkörper darstellen. Der Mikronucleus (mi in Fig. 26) sieht ähnlich homogen wie die Nucleolen des Makronucleus aus, lässt aber heller und dunkler grüne Stellen in seinem Inneren unterscheiden. Ich habe außer den abgebildeten noch eine große Zahl Infusorien untersucht und überall gleich eyano- phile Kerne getroffen. Rothe Nucleolen fehlen überall. ! MALFATTI, Zur Chemie des Zellkerns. Ber. d. naturw.-medic. Vereins zu Innsbruck. 1891/1892. 20. Jahrg. 2 LILIENFELD, Über die Wahlverwandtschaft der Zellelemente zu gewissen Farbstoffen. Arch. f. Anat. u. Phys. Phys. Abth. 189. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 503 Die Kerne von Actinosphaerium (Figg. 27—29 von Taf. XXXVII), enthalten gleichfalls grün färbbare Substanz, d. h. stark phosphor- haltige Nucleinkörper in reichlicher Menge, aber nicht so aus- schließlich, wie bei den Infusorien, sondern es tritt außer ihr noch eine fast farblose feine Körnelung auf, welche den ganzen Kern erfüllt und auf ein Plastingerüst zu beziehen ist, wie wir im zweiten Kapitel sehen werden. Die Nucleinkörper, welche sich besonders im Centrum des Kerns häufen, zeigen zwar dieselbe intensive Grün- färbung wie bei den Infusorien, aber eine wesentlich andere Form wie bei diesen. Zwar kommen auch hier mikrosomenartige kleine (grüne) Körnchen vor, die großen Nucleinkörper erscheinen aber nie als scharf begrenzte nucleolenartige Kugeln, sondern als meist ganz unbestimmt umrissene Klumpen von sehr wechselnder Gestalt, welche bisweilen fast homogen, meist aber gekörnt aussehen und wahrschein- lich zum großen Theil nur Mikrosomen-Konglomerate darstellen (ef. das dritte Kapitel) und als Makrosomen fernerhin bezeichnet werden sollen. Dieselbe ausgesprochen grüne Farbe, wie die Nucleinkörper der eben beschriebenen »ruhenden« Kerne nehmen auch die Chromo- somen der sich in karyokinetischer Theilung befindlichen Kerne (Fig. 30) an. Das die Kerne umhüllende Zellplasma weist stets eine röthliche Färbung auf, wie wir sie schon bei den Infusorien getroffen haben und sie auch bei den Gewebszellen der höheren Thiere wiederfinden werden. b. Ganglienzellen. (Taf. XXXII—XXXIV.) Hier treten zwei verschiedene Typen auf, uninucleoläre und multi- nucleoläre (cf. das dritte Kapitel). | Die uninucleolären Ganglienzellen (Taf. XXXII, XXXIV) sind die verbreiteteren. Sie kommen u. A. bei den Wirbelthieren, Poly- chäten, Oligochäten, Hirudineen, Nematoden und Arthropoden vor. Ich habe sie besonders bei den Wirbelthieren, speciell aus dem Spinalganglion des Hundes, der Katze und des Frosches sowie aus dem Sympathicus des Frosches, auf ihren Nucleingehalt hin untersucht. Figg. 5—14 der Taf. XXXIII stellen Spinalganglienzellen des Hundes, Fig. 5 von Taf. XXXIV eine solche vom Frosche nach Sublimathärtung und Jodgrünfuchsinbehandlung aus Schnittserien dar. Sie zeigen keine Spur von Grün, sondern bei schwacher Vergrößerung, abgesehen von einem (bisweilen zwei, selten drei) sehr großen knallroth gefärbten 504 E. Rohde, Hauptnueleolus (FLEMMING’s, cf. unten das vierte Kap.), einen hellvio- letten oder wie besonders in Figg. 3—6 von Taf. XXXIH in Folge längeren Liegens in Glycerin einen mehr grauvioletten Ton. Dieser wird, wie wir bei genauerem Zusehen erkennen, wieder durch Nuclein- körper bedingt, welche theils mikrosomenartig klein, theils größer und dann meist mehr oder weniger kugelig und schärfer begrenzt, die Nebennucleolen FLEMmMIng’s (cf. das virete Kap.), seltener mehr eckig und unbestimmt umrissen nach der Art der Makrosomen, wie wir sie bei Achinosphaerivum kennen gelernt haben, sind. Neben diesen Nucleinkörpern tritt in sehr verschiedener Aus- bildung wieder noch ein fast farbloses Plastingerüst auf, bald in der Form einer sehr feinen Körnelung, bald als ein gleich zartes Faden- resp. Netzwerk (cf. besonders Figg. 3—6, Taf. XXXI). Nucleinkörper von der Art der eben als Nebennucleolen beschrie- benen Bildungen sind auch in den Pflanzenzellen sehr verbreitet. Sie entsprechen den Pseudonucleolen Rosen’s (cf. oben) und sind besonders von ZACHARIAS genauer untersucht worden. ZACHARIAS! wies für die Pflanzen nach, dass die Nebennucleolen sich nicht nur durch ihre Färbung, sondern auch durch ihr sonstiges Verhalten (ef. unten die Einleitung des dritten Kapitels) als Nucleinkörper doku- mentiren. Die ausführlichen Angaben, die ZACHARIAS über die Färb- barkeit der Nebennucleolen der Pfianzenzellen macht, fand ich zum großen Theil auch für die Nebennucleolen der Ganglienzellen be- stätigt. Diese sind also, eben so wie die durch alle Zwischenformen mit ihnen verbundenen Mikrosomen und Makrosomen (cf. das dritte Kapitel), zweifelsohne Nucleinkörper, welche sich von denjenigen der Protozoen lediglich durch ihren geringeren Phosphorgehalt unter- scheiden und desshalb nicht rein grün, sondern hellviolett tingiren (ef. oben p. 502 die Angaben von MALFATTI). Ganz anders, als wie beim erwachsenen Thiere, sehen die Kerne auf den frühesten Entwicklungsstufen der Ganglienzellen aus, wie man besonders bei den Larven der Amphibien (Frosch und Triton) verfolgen kann (Figg. 1—4 von Taf. XXXIV).. Wie wir wissen, nehmen die Ganglienzellen ihren Ursprung aus dem Epithel des Centralkanals des Rückenmarks. Die Kerne dieses Epithels (Figg. 1 his 3) zeigen bei den Frosch- und Tritonlarven nach Jodgrünfuchsin- behandlung durchweg dieselbe intensiv grüne Farbe, wie bei den ! ZACHARIAS, Über das Verhalten des Zellkerns in wachsenden Zellen. Flora. 1895. Erg.-Bd. p. 220—222. Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 505 Protozoen, besonders den Infusorien. Die grünen Nucleinkörper selbst sind sehr verschieden groß, bei Triton oft sehr ähnlich wie bei Achinosphaerium geformt und beim Frosch nicht selten nucleolenartig abgerundet. Neben dem Epithel in geringerer oder weiterer Ent- fernung von demselben trifft man häufig junge Ganglienzellen auf verschiedenen Entwicklungsstadien, die kleinsten (Fig. 29x) sind meist noch so ausgesprochen grünkernig wie die Epithelzellen des Central- kanals. Auch ihr Hauptnucleolus, welcher offenbar aus einem der sroßen Nucleinkörper der Epithelkerne hervorgeht (cf. viertes Kapi- tel) ist oft noch gleich grün. Bei manchen dieser jungen Ganglien- zellen, besonders bei Triton (Fig. 1) ist ein solcher überhaupt noch nicht zu unterscheiden. Je größer die Ganglienzellen werden (ef. Fig. 3), desto mehr verliert sich das Grün ihrer Kerne: der Hauptnucleo- lus wird bald roth bis auf eine schmale Randzone, die sich sehr lange grün erhält, oft noch beim erwachsenen Thiere; aus den grünen Nucleinkörpern gehen die hellvioletten Mikrosomen und Nebennucleolen hervor, die wir bei den ausgebildeten Thieren im Ganglienzellkern getroffen haben. Genau dieselben Verhältnisse kehren in den Spinalganglien der Larven wieder (Fig. 4 von Taf. XXXIV). Hier treffen wir, beson- ders im Centrum, eine große Anzahl ganz grüner Kerne von dem- selben Bau wie die Epithelkerne des Centralkanals und neben ihnen die Ganglienzellen wieder auf verschiedenen Entwicklungsstufen: von solchen, die nur einen kleinen Plasmabelag zeigen, der dann meist einseitig dem Kern anliegt, sehen wir alle Übergänge bis zu Formen mit voll entwickeltem Zellleib. Bei den jüngsten Ganglien- zellen unterscheiden sich wieder die Kerne in der Färbung und Struktur oft nur wenig oder gar nicht von den Epithelkernen des Centralkanals, in der weiteren Entwicklung differenziren sich dann die Kerne genau in der für das Rückenmark beschriebenen Weise!. Auch im erwachsenen Frosch begegnet man im Spinalganglion oft neben den großen Ganglienzellen mit hellviolettem Kern, wie uns eine solche Fig. 5 der Taf. XXXIV zeigt, ganz kleine Ganglienzell- formen (cf. Fig. 17 der Taf. XXXIM), in deren Kernen die Nuclein- körper viel dunkler blau resp. grün als in den großen Ganglienzellen erscheinen und der Hauptnucleolus erst einen schwachen Anflug von roth in seinem Inneren zeigt. Diese kleinen Ganglienzellen, die oft ! Of. hierüber auch meinen Aufsatz: »Die Ganglienzelle«. Diese Zeitschr. 1898. f 506 E. Rohde, gruppenweise zusammenliegen, stellen offenbar ebenfalls Jugendstadien dar. Sie finden sich auch im Spinalganglion der Säugethiere (Figg. 18 bis 20 der Taf. XXXIL), aber seltener als beim Frosch. Ein ganz anderes färberisches Verhalten der Kerne als die eben be- schriebenen uninucleolären Ganglienzellen weisen die multinucleolären Ganglienzellen (Taf. XXXI) auf, die bei den Gastropoden vorkommen. Sie sind durchschnittlich viel größer als die Spinalganglienzellen der Wirbelthiere, theilweise erlangen sie sogar ganz kolossale Dimen- sionen. Da ferner die Kerne auch im Vergleich zum Ganglienzell- leib sehr groß, d. h. nicht selten nur von einer verhältnismäßig schmaleren Protoplasmazone umhüllt sind, so haben wir es also hier durchweg mit sehr großen Kernen zu thun. Diese mächtigen Kerne sind nun nicht nur durch das Auftreten sehr vieler roth färbbarer oft sehr voluminöser Nucleolen gegenüber den uninucleolären Kernen der Wirbelthierganglienzellen charakterisirt, sondern vor Allem durch das tinktionelle Verhalten ihrer Nucleinkörper, welche sich durch Jodgrünfuchsin gleich intensiv grün färben, wie bei den Protozoen und embryonalen Ganglienzellkernen der Wirbelthiere (Taf. XXXI, Figg. 1—5). Auch in der Form unterscheiden sich die Nucleinkörper der Gastropoden-Ganglienzellen wesentlich von denjenigen der Wirbel- thier-Ganglienzellen, in so fern die makrosomenartigen Bildungen meist die Mikrosomen überwiegen (cf. das dritte Kapitel). Wie im vierten Kapitel noch dargelegt werden wird, nimmt bei den Gastropoden-Ganglienzellen die Zahl der rothen Nucleolen im Allge- meinen mit der Größe der Ganglienzellen zu und wird bei den größten Ganglienzellen, welche gleichzeitig die ältesten sind, oft sehr bedeutend. Die kleinsten, d. h. die jüngsten (cf. das vierte Kapitel) Ganglienzell- formen zeigen entweder nur einen einzigen erythrophilen Nucleolus oder erscheinen ganz ohne einen solchen, weisen dann aber meist ein oder mehrere größere nucleolenartig abgerundete grüne Nuclein- körper auf. Ihre Kerne bestehen also dann nur aus eyanophiler Substanz, verhalten sich demgemäß ganz ähnlich wie die embryonalen Ganglienzellen der Wirbelthiere. Übergangsformen zwischen den grünen und rothen Nucleolenstadien sind ebenfalls häufig (ef. das vierte Kapitel) !. Auch den multinucleolären Ganglienzellen fehlt die Plastin substanz, die wir bei fast allen bisher beschriebenen Kernen getroffen ı Cf. meinen Aufsatz: »Die Ganglienzellen«. |. ce. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 507 haben, nicht, sondern sie ist im Gegentheil hier oft sehr entwickelt. Sie erscheint, besonders deutlich bei den großen Ganglienzellen der Meeresgastropoden (Aplysia, Pleurobranchus), bald als äußerst fein- körnige, bald als deutlich fädige Masse, welche namentlich nach Be- handlung der Schnitte mit Hämatoxylin scharf hervortritt, da sie hier ganz ungefärbt bleibt, während die Nucleinkörper wie die Nucleolen sich intensiv färben (Fig. 10-—15, Taf. XXX) (ef. das dritte Kapitel). ce. Eizellen. (Taf. XXXV—XXXVIl) Bei den Eiern begegnen wir, was den allgemeinen Bau an- betrifft, demselben Gegensatz wie bei den Ganglienzellen, d. h. uni- nucleolären und multinucleolären Kernformen. Auch hier sind die ersteren wieder die bei Weitem kleineren. Mit diesem Unterschiede verbindet sich hier aber nicht auch eine Divergenz im färberischen Verhalten der Nucleinkörper. Diese färben sich bei keinem der beiden Kerntypen des Eies grün, sondern in beiden Fällen hellviolett, bis- weilen mit einem schwachen Anflug von roth (Taf. XXXVI XXXVIL Fig. 5, XXXVIN Fig. 1). Sie sind also bei den Eiern stets phosphor- arm. Was die Form der Nucleinkörper betrifft, so wiederholen sich bei den uninucleolären Eiern, die ich besonders bei den Säugethieren studirt habe, fast genau die Verhältnisse der uninucleolären Gan- slienzellen, d. h. die Nucleinkörper sind zum Theil mikrosomartig klein, zum Theil größer und dann oft nucleolenartig abgerundet und schärfer begrenzt, d.h. es kommen auch hier wieder wie bei den Ganglien- zellen dem einzigen großen knallroth sich tingirenden Hauptnucleolus &egenüber färberisch anders als der letztere sich verhaltende Neben- nucleolen im Sinne FLEmuImNe’s zur Unterscheidung (Taf. XXXVII, Fig. 1). Auch bei den multinucleolären Eiern der niederen Wirbel- thiere, d.h. der Fische und Amphibien, die viele sehr verschieden sroße, theilweise sehr voluminöse bei Anwendung von Jodgrün-Fuchsin sich intensiv roth färbende Nucleolen enthalten (Taf. XXXVI und XXXVM), variren die Nucleinkörper sehr stark im Durchmesser (cf. bes. Taf. XXXVI). Auf die sehr komplieirten Verhältnisse, die die Nucleinkörper sowohl bei den uni- wie den multinucleolären Eizellen zeigen, will ich hier nicht näher eingehen, sondern diesbezüglich auf das dritte Kapitel verweisen, und nur bemerken, dass die Nucleinkörper, beson- ders deutlich bei den multinucleolären Eiern, in engen genetischen Beziehungen zu den Nucleolen stehen (cf. Taf. XXXV). 508 E. Rohde, Dass wir es in den verschieden großen hell bis rosa violetten körnigen Bildungen, welche neben den intensiv rothen Nucleolen massenhaft den Kern der Eier erfüllen (ef. z. B. Taf. XXXVI, Figg. 10, 14, 16), thatsächlich mit Nucleinkörpern zu thun haben, ist von CAR- voY! durch mikrochemische Untersuchungen nachgewiesen worden. Vergleichen wir mit den bisher berücksichtigten älteren Eiern die allerjüngsten Eistadisn (Taf. XXXVI, Figg. 1—7, Taf. XXXVII, Fig. 2), so treffen wir abermals denselben Unterschied gegenüber den älteren, wie wir ihn bei den Ganglienzellen konstatirt haben, d.h. in den Kernen der jüngsten Eier nehmen die Nucleinkörper stets wieder eine intensiv grüne Färbung durch Jodgrünfuchsin an und zwar sowohl bei den uninucleolären Eiern der Säuger (Taf. XXX VII, Fig. 2), wie den multinucleolären der Fische (Taf. XXXVIL, Fig. 3a, Fig. 4) und Amphibien (Taf. XXXVI, Figg. 1—7), während die Nu- cleolen hier meist noch ihren knallrothen Ton bewahren?. Doch haben letztere auch hier, wie bei den Ganglienzellen, ein grünes Vorstadium (ef. das vierte Kapitel). Die grünen Nucleinkörper der jüngsten Eier erscheinen theils als Mikrosomen, theils als Makrosomen, theils nucleo- lusartig 3 (cf. bes. Taf. XXXVI, Fig. 1—7). Neben den Nucleinkörpern und Nucleolen enthält auch der Eikern stets wieder noch ein Plastingerüst, das bei Jodgrünfuchsin fast farb- los bleibt und genau wie bei den multinucleolären Ganglienzellen, besonders nach Hämatoxylinbehandlung den beiden anderen Kern- elementen gegenüber zur scharfen Unterscheidung kommen. Es zeigt sich dann auf den Schnitten in der Regel als äußerst feinkörnige fast farblose Masse (Taf. XXXV, Fig. 12, Taf. XXX VII, z. B. Fig. 5, 12), besteht aber nach den sehr eingehenden Untersuchungen CARNOY’S aus einem Netzwerk feinster Fädchen (cf. drittes Kapitel). 1 CARNOY et LEBRUN, La Vesicule germinative et les globules polaires chez les Batraciens. La Cellule. 1897, 1898. 2 Die Nucleolen verlieren bei längerem Liegen in Glycerin ihre knall- rothe Farbe, d.h. sie verblassen stark. Die grüne Farbe der Nucleinkörper der jungen Zellkerne erhält sich aber sehr lange (ein Jahr und darüber), auch im Glycerin fast unverändert, wie dies auf Taf. XXXVII die Fig. 1@ von Oobitis zeigt. 3 Betont sei, dass nach Jodgrünfuchsinbehandlung auf einem und dem- selben Schnitte die Kerne der jüngsten Eier stets grünkernig, die der älteren Eier ausnahmslos violett erscheinen, und zwar sowohl bei den uninucleolären wie multinucleolären Eiern, so dass also auch hier die so verschiedene Färbung nicht durch einen Fehler der Behandlung resp. der Differenzirung hervorgerufen sein kann. fü I» Ü ( Bi; R '4 5 ö I | ä I" a : h Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 509 d. Drüsenzelien. (Taf. XXXIX.) Auch hier sind die kleineren Kernformen wieder uninucleolär, die größeren multinucleolär. In beiden Kerntypen färben sich aber im schroffen Gegensatz besonders zu den Eikernen die Nucleinkörper durch Jodgrünfuchsin stets ausnahmslos intensiv grün. Die uninucleolären Drüsenkerne habe ich besonders bei den MarrıicHr’schen Gefäßen von Dlatta untersucht. Die Nucleinkörper sind hier (ef. Figg. 10—24) sehr verschieden stark, meist aber ziem- lich groß und entweder makrosomartig vielgestaltig oder nucleolen- förmig abgerundet. Ein Plastingerüst kommt nur undeutlich zur Unterscheidung (ef. drittes Kapitel. Wohl aber findet sich zwischen den meist locker gelagerten Nucleinkörpern eine fast strukturlos er- scheinende ebenfalls schwach grün färbbare Substanz, ein Enchylema, über das ich noch im dritten Kapitel eingehender sprechen werde. Neben den grünen Nucleinkörpern treten in den meisten Kernen ein bis zwei, selten mehr, knallroth färbbare Nucleolen auf (Figg. 10—19). Ähnlich sind auch die Speicheldrüsenkerne und die drüsigen Epithelkerne des Darmkanals (Fig. 30) bei Dlatta gebaut. Multinucleoläre und gleichzeitig verhältnismäßig wieder sehr sroße Kerne enthalten die Spinndrüsen der Raupen, von denen mir als Untersuchungsobjekt die große Satıurmıa pernyi vorgelegen hat. Ich habe hier vier ganz verschiedene Raupenentwicklungsstufen studirt und überall (ef. Figg. 1—9) die Nucleinkörper der Spinndrüsenkerne gleich ausgesprochen grün färbbar getroffen wie bei den MALPIGHI- schen Gefäßen von Blatta. Nur sind sie hier überwiegend mikro- somenartig klein und sehr dicht gelagert. Die Kerne erscheinen stets vollgepfropft von grün färbbarer Substanz. Die erythrophilen Nucleolen treten hier oft in ungeheurer Menge (cf. Figg. 2, 6, 7) und stets dann in sehr wechselnder Größe auf. In vielen Kernen fehlen sie aber ganz (cf. das dritte und vierte Kapitel). Zum Schluss will ich noch ein paar Kernarten anführen, die ebenfalls ausgesprochen eyanophil reagiren, von mir aber nur ge- legentlich beobachtet worden sind. Hierher gehören die Neuroglia- kerne, sowohl der Wirbelthiere (29 auf Taf. XXXIU Figg. 16, 17, 21—23) als der Wirbellosen (ng auf Taf. XXXII, Figg. 1—5), ferner alle Bindegewebs- und Epithelkerne (cf. z. B. auf Taf. XXXVIIL, Fig. 1fepk), schließlich die Kerne der rothen und weißen Blutkörper- 510 E. Rohde, chen. Von den Bindegewebs- und Epithelkernen giebt bereits AUER- BACH an!, dass sie stets reich an grün färbbarer Substanz sind. Auch die Muskelkerne von Cobites wie der Frosch- und Tritonlarven zeigten meist viel grüne Nucleinkörper. 3. Zusammenfassung und Allgemeines. Überblicken wir die eben mitgetheilten Befunde, so können wir zunächst die interessante Thatsache konstatiren, dass die Nuclein- körper bei allen Zellen in den frühesten Jugendstadien ausnahmslos ungemein reich an Phosphor sind, d.h. sich stets durch Jodgrün- fuchsin intensiv grün färben, in der weiteren Entwicklung der Zellen sich aber in den einzelnen Geweben verschieden verhalten, in so fern sie bei einem Theil der Zellen (z. B. die meisten, d. h. die uninucleolären Ganglienzellen, die multi- und uninucleolären Eier) ihren Phosphorgehalt stark verlieren und dann eine hellviolette Färbung annehmen, in anderen Zellen (z. B. multinucleoläre Ganglien- zellen und alle Drüsenzellen) aber dauernd ihren Phosphorreichthum bewahren. | Gehen wir specieller auf diese Erscheinung ein, so muss vorerst betont werden, dass RosENn? auf botanischem Gebiet bei Fortführung seiner Untersuchungen (cf. oben) über die Erythrophilie und Cyano- philie der Zellkerne theilweise zu ähnlichen Resultaten gekommen ist. Er fand, dass die jungen, noch nicht differenzirten Zellen des Meristemgewebes, welche sich häufig theilten, ausschließlich grün- gefärbte Kerne enthielten, dass dagegen die Kerne, je älter die Zellen wurden, je mehr sie sich zu einer bestimmten Funktion differenzirten und je seltener sie sich theilten, immer mehr Chromatin, d.h. Nucleinbestandtheile verlieren, mit anderen Worten, dass der Verlust des Chromatins Hand in Hand mit dem Schwinden der Theilungsfähigkeit der Zellen geht, bis schließlich die Zellen des Dauergewebes mit dem Chromatin resp. Nuelein auch die Theilungs- fähigkeit fast ganz verlieren. »So zeigt,« sagt ROSEN, »die Farben- reaktion das Alter der Kerne und damit der Zellen an, oder genauer, lehrt uns, ob die Zellen einer regen Vermehrung fähig sind oder nicht?.« 1 AUERBACH, 1. c. ?2 Rosen, Beiträge zur Kenntnis der Pflanzenzellen. III. Kerne und Kern- körperchen in meristematischen und sporogenen Geweben. Counx’s Beiträge zur Biologie der Pflanzen. Bd. VII. 3 Rosen kommt auf Grund seiner Beobachtung, dass das Chromatin, das er, wie bemerkt, mit dem Nuclein identifieirt, in den erwachsenen Pflanzenzellen Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 511 Die Pflanzenzellen stimmen also in so fern mit den thierischen Zellen überein, als auch sie in der Jugend stets sehr phosphor- reiches, d. h. grünfärbbares Nuclein enthalten. Während aber nach Rosen’s Auffassung das Chromatin der Zellen in den wachsenden und sich differenzirenden Pflanzenzellen stark oder ganz schwindet, erhält sich das Nuclein nach meinen Beobachtungen in den Kernen der thierischen Zellen dauernd in großer Menge, nur sein Phosphor- gehalt nimmt in vielen Fällen stark ab, bleibt aber in anderen, wie bemerkt, fast unverändert bestehen. Ferner hat das Zusammentreffen von starker Theilungsfähigkeit und stark phosphorhaltigem, d. h. grün- färbbarem Nuclein bei den thierischen Zellen keine allgemeine Gül- tigkeit. Für viele Zellen trifft es allerdings zu. Hierher gehören zunächst die jüngsten Stadien der Kerne der Wirbelthierganglien- zellen, denn das Epithel des Centralkanals des Rückenmarks, aus dem die Ganglienzellen ihren Ursprung nehmen, ist nicht nur ge- kennzeichnet durch enormen Nucleingehalt seiner Kerne (cf. z. B. Figg. 1-3 auf Taf. XXXIV) sondern auch bekannt durch die vielen Karyokinesen (cf. x in Fig. 1 von Taf. XXXIV). Die Chromosomen theilen hier die intensiv grüne Färbung der Nucleinkörper der nicht in Theilung begriffenen Kerne (cf. Fig. 1 der Taf. XXXIV). Gleich den Epithelkernen des Rückenmarks sind wohl sämmtliche jugend- liche Epithelkerne durch starken Nucleingehalt ausgezeichnet. Wo ich wenigstens auf solche in meinen Präparaten stieß, konnte ich dies stets konstatiren (ef. z. B. fepk in Fig. 1 der Taf. XXXVIl). Gerade bei Epithelien ist aber eine rege Zellvermehrung durch Karyokinese eine allgemeine Erscheinung. Ferner passen in den Rahmen des Rosex’schen Satzes die Neurogliakerne, welche sowohl bei den Wirbelthieren als bei den wirbellosen stark nucleinhaltig sind (cf. ng in Figg. 16, 17, 21—23 auf Taf. XXXII und in Figg. 1—5 der Taf. XXXI) und von mir öfter in Karyokinese getroffen verloren geht, zu dem Schluss, dass das Chromatin in der Pflanzenzelle nur eine untergeordnete Bedeutung haben kann. Er sagt: Die Dignität der Nucleo- len steigt also nach meinen Untersuchungen, so wie die des Chromatins fällt. An anderer Stelle schreibt Rosen: »Für die Bedeutung des Nucleins für die Zelle« sind wir so wenig unterrichtet, dass der Annahme zunächst kein Beden- ken entgegen steht, dass es chemische oder auch mechanische Leistungen der Zelle gäbe, für deren Zustandekommen die Gegenwart von Nuclein erforderlich wäre, beispielsweise könnte es sich herausstellen, dass Zellen, welche bestimmte Stoffe erzeugten (Drüsenzellen), dauernd eyanophile Kerne behielten. Rosenx’s Vermuthung bezüglich der Drüsenzellen hat sich also nach meinen Untersuchungen als vollständig begründet erwiesen (cf. p. 509 und p. 512). 512 E. Rohde, worden sind. Schließlich sind hier wohl auch die Kerne der Binde- gewebszellen und der Lymphkörperchen anzureihen, die stets eine ausgeprägte Cyanophilie zeigten. Auch die Kerne von Actinosphaerium gehören hierher, da sie (cf. Taf. XXXVIU, Fig. 2730) stets grün- färbbare Nucleinkörper in großer Menge enthalten und sich oft karyo- kinetisch theilen. Dagegen trifft die Rosex’sche Theorie nicht zu für die großen multinucleolären Ganglienzellen der Gastropoden und alle Drüsen- zellen, die dauernd intensiv grünfärbbare Nucleinkörper, und zwar in ungeheurer Menge, enthalten, karyokinetische Theilungen aber nicht mehr durchmachen. Wenigstens habe ich hier nie Karyokinesen ge- sehen und bezweifle, dass sie überhaupt vorkommen. Diesen beiden Zellarten dürften sich ferner die rothen Blutkörperchen der Wirbel- thiere anreihen, die sich auf meinen Präparaten stets deutlich grün- kernig zeigten, Theilungen aber kaum mehr durchmachen, schließlich die Spermatozoenkerne, deren ausgeprägter Cyanophilie bereits in der Einleitung gedacht worden ist. STRASSBURGER! geht so weit, die cyanophile Reaktion der Zell- kerne lediglich auf begonnene oder nicht beendete Theilung zurück- zuführen. Er sagt: »Wir könnten diese cyanophile Reaktion der Zellkerne geradezu als die karyokinetische bezeichnen.< Wenn wir einen Blick auf die Figg. 1—3 der Taf. XXXIV und Fig. 27—50 der Taf. XXXVII werfen, von denen die ersteren die Chromosomen des Centralkanalepithels von Amphibien, die zweiten die Ohromosomen von Actinosphaerium zeigen, so erscheint eine solche Auffassung nicht nur verständlich, sondern sie trifft hier und wahrscheinlich in noch vielen anderen Fällen auch das Richtige. Dass sie aber nicht überall zur Erklärung der Cyanophilie der Zellkerne aus- reicht, beweisen wieder die cyanophilen, aber sich nicht karyokine- tisch theilenden Kerne der multinucleolären Ganglienzellen und der Drüsenzellen (ef. Fig. 1—5, Taf. XXXI und Taf. XXXIX). Eben so wenig trifft hier das zweite Moment zu, welches STRASSBURGER der Cyanophilie der Zellkerne zu Grunde legt. Ob nämlich die Kerne, die sich karyokinetisch getheilt haben, in ihrer weiteren Entwicklung cyanophil oder erythrophil werden, das wird nach STRASSBURGER lediglich durch die schlechtere oder bessere Er- nährung derselben bedingt, worunter STRASSBURGER eine direkte Aufnahme von erythrophilem Protoplasma des Zellleibes seitens des ! STRASSBURGER, Über das Verhalten des Pollens ete. Jena 1892. Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 513 Kernes versteht. Je größer der Zellleib ist, desto günstiger sollen die Verhältnisse für die Ernährung des Kerns liegen. Daher er- kläre es sich, warum die Eikerne, die von einem mächtigen Zellleib umgeben sind, erythrophil sind, die Samenkerne dagegen mit ihrem spärlichen Protoplasmabesatz ceyanophil bleiben. Diese Auffassung STRASSBURGER’s wird aber vollständig widerlegt durch die That- sache, dass die Kerne der multinucleolären Ganglienzellen trotz der ganz bedeutenden Dimensionen des Zellleibes, die denen des Eies kaum nachstehen, ausgesprochen eyanophil sich verhalten (ef. Figg. 1 bis 5 der Taf. XXXI). Dasselbe gilt von den multinucleolären Spinndrüsenzellen von Saturma (Figg. 1, 3, 4 von Taf. XXXIX). Zwischen den Gewebszellen finden sich also bezüglich des Nuclein- sehaltes ihrer Kerne ganz ähnliche Unterschiede wie bei den Ge- schlechtskernen, in so fern ein Theil der Gewebskerne gleich dem männlichen Geschlechtskern ungemein reich an grünfärbbarer Substanz ist, andere dagegen gleich den Eikernen solche nicht erkennen lassen. Bezüglich der chromatischen Differenz der Geschlechtskerne ist von ZACHARIAS betont worden, dass beim Sexualakt stets eine nuclein- reiche (d. h. das Spermatozoon) und eine nucleinarme Zelle (d. h. die Eizelle) zur Vereinigung kommen. Nach meinen und CARNoY's Unter- suchungen sind die Eizellen durchaus nicht arm an Nucleinkörpern, dagegen sind die letzteren sehr wenig phosphorhaltig im Vergleich zu den Spermakernen. Wohl könnte man daher an die Möglichkeit den- ken, dass die phosphorarmen Eizellen die Fähigkeit zu weiteren Thei- lungen erst durch die Aufnahme der phosphorreichen Spermatozoen erlangen, da ja auch bei den jungen Gewebszellen starker Phosphor- gehalt der Nucleinkörper und Theilungsfähigkeit Hand in Hand gehen und letztere an erstere gebunden scheint. III. Kernstruktur. 1. Historisches. Mit FLEMMING! unterscheidet heute eine große Anzahl von For- schern (Zoologen wie Botaniker) im Kern, abgesehen von den Nucleo- len, ein für Farbstoffe sehr empfängliches Kerngerüst und eine schwer färbbare Zwischensubstanz, die von Herrwıg den Namen Kernsaft bekommen und allgemein behalten hat. Das Kerngerüst wird als ein bald weiteres bald diehteres Netzwerk feinerer Fäden oder stärkerer 1 FLEMMInG, Zellsubstanz, Kern und Zelltheilung. 1882. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXII. Bd. 34 514 E. Rohde, Balken angenommen, die sich in den Knotenpunkten oft verdieken (Netzknoten) und außer der eigentlichen färbbaren Substanz, dem Chromatin, noch eine minder tinktionsfähige Grundsubstanz ent- halten, die seit Schwarz! meist als Linin bezeichnet wird. FLEn- MING glaubte Anfangs, dass das Chromatin in den Netzen eine mehr zusammenhängende einheitliche Lage darstellt, während Andere (BALBIANI?, PFITZNER®, HEIDENHAIN® ete.) das Chromatin aus di- stinkten Körnchen zusammengesetzt annehmen, eine Auffassung, die stetig mehr an Boden gewinnt und wohl von FLEMMING heute auch getheilt wird. Nach HEIDENHAIN® tritt das Chromatin, das er aus Mikrosomen, d. h. feinen Körnchen zusammengesetzt annimmt, im Kern in zwei verschiedenen Arten auf, nämlich als Basichromatin, das sich mit basischen Anilinfarben tingirt und als Oxychromatin, das nur für saure Anilinfarbstoffe empfänglich ist. Ersteres entspricht allein dem FLEM- MInG’schen Chromatin und kommt meist nur in den gröberen Kern- gerüsten, dem eigentlichen chromatischen Gerüst FLEMMING’S vor, während das letztere die von den Autoren als Kernsaft bezeichneten Räume erfüllt, aber ebenfalls ein Gerüstwerk darstellt, das nur durch größere Feinheit von dem FLEmmınG’schen Kerngerüst sich unter- scheidet, aber eine Fortsetzung des letzteren darstellt. REINkE® und mit ihm WALDEYER® unterscheiden außer dem Oxychromatin und Basichromatin HEIDENHAIN’s noch ‚eine dritte Art von Körnchen, welche größer als die beiden anderen und be- sonders durch ihre Quellbarkeit ausgezeichnet sind, wesshalb REINKE 1 FR. SCHWARZ, Die morphologische und chemische Zusammensetzung des Protoplasmas. CoHn’s Beiträge zur Biologie der Pflanzen. Bd. V. Heft 1. 2 E. G. BALBIANI, Sur la structure du noyau des cellules salivaires chez les larves de Chironomus. Zool. Anz. 1881. 3 W. PFITZNER, Über den feineren Bau der bei der Zelltheilung auftreten- den fadenförmigen Differenzirung des Zellkerns. Morphol. Jahrb. 1881. * M. HEIDENHAIN, a) Beiträge zur Kenntnis der Topographie und Histologie der Kloake und ihrer drüsigen Adnexe bei den einheimischen Tritonen. Arch. f. mikr. Anat. Bd. XXXV. 1890. — b) Über Kern und Protoplasma. Festschr. f. KÖLLIKER. 1892. — c) Neue Untersuchungen über die Centralkörper ete. Arch. für mikr. Anat. Bd. XLIIL 1894. — d) Anatom. Anz. 1900. Cf. Ausführlicheres über die HEIDENHAIN’schen Beobachtungen und Ansichten unten p. 550. und 674 ff. HEIDENHAIN hat schon vor AUERBACH im Jahre 1890 auf die Doppel- färbbarkeit des Chromatins aufmerksam gemacht. 5 REINKE, Zellenstudien. Arch. f. mikr. Anat. Bd. XLIII. 1894. 6 W. WALDEYER, Die neueren Ansichten über den Bau und das Wesen der Zelle. Deutsche Mediein. Wochenschrift. 189. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 515 sie Ödematin nennt. Alle drei Körnchenarten sollen nach ReıykE in einer homogenen Grundsubstanz, die er als Linin bezeichnet, ein- sebettet sein, welch’ letztere dadurch einen pseudowabigen Bau ent- hält, wie REINKE es ausdrückt. Nach AuErRBAcH! setzt sich der Kern aus vollständig isolirten, scharf begrenzten, stark lichtbrechenden Körperchen zusammen, die er Nucleolen nennt und in einer homogenen Grundsubstanz liegen lässt (cf. Ausführlicheres oben p. 500). Eine wesentlich andere Auffassung vertritt BürschLı? welcher annimmt, dass der Kern gleich dem Zellleibe sich aus Waben auf- baut, deren Wände aus Nuclein bestehen, während ihr Inhalt den Kernsaft darstellt. Von einer dritten Gruppe von Forschern wird eine ausschließlich sranuläre Struktur des Kerns vertreten, so besonders von ALTMANNS, der den Kern durchweg nur aus Körnchen zusammengesetzt hält, d. h. sowohl dem Kerngerüst wie dem Kernsaft einen lediglich körnigen Bau zuschreibt. Die Körnchen des Kernsaftes, die nur durch bestimmte Methoden zur Ansicht gebracht werden können, nennt er Granula, diejenigen des Chromatins intergranuläre Substanz. Im Gegensatz zu seiner früheren Auffassung schließt sich ALTMANN in seinen letzten Arbeiten in so fern der allgemeinen Anschauung an, als er die inter- sranuläre Substanz für das wesentlichste Kernelement, seine Granula dagegen für Stoffwechselprodukte erklärt. Einen ebenfalls ausschließlich körnigen Bau des Kerns nimmt u. A. auch METZNER? an. ZACHARIAS> stellt die chemische Seite in den Vordergrund und ! AUERBACH, |. c. 2 BürscaLı, Unters. über mikroskopische Schäume und das Protoplasma. Leipzig 1892, % 3 ALTMANN, a) Über Kernstruktur und Netzstrukturen. Archiv für Anat. u. Phys. Phys. Abth. 1892. — b) Die Granulalehre u. ihre Kritik. Ibid. 1893. — €) Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig. I. Aufl. 1890. II. Aufl. 1894. — d) Uber Kernstruktur und Kerntechnik. Verh. d. anat. Gesellsch. Göttingen 189. * METZNER, Beiträgezur Granulalehre. Arch. f. Anat.u. Phys. Phys. Abth. 1894. ? ZACHARIAS, Über die chemische Beschaffenheit des Zellkerns. Botan. Ztg. zas1, — Uber den Zellkern. Ibid. 1882. — Über Eiweiß, Nuclein und Plastin. Ibid. 1883. — Uber den Nucleolus. Ibid. 1885. — Beiträge zur Kenntnis des Zellkerns und der Sexualzellen. Ibid. 1887. — Uber Chromatophilie. Berichte der deutsch. botan. Gesellsch. 1893. — Über die chemische Beschaffenheit von Cytoplasma und Zellkern. Ibid. 1893. — Uber Beziehungen des Zellenwachsthums zur Be- schaffenheit des Zellkerns. Ibid. 1894. — Über das Verhalten des Zellkerns in wachsenden Zellen. Flora. 1895. Erg.-Bd. 34* 516 E. Rohde, unterscheidet im Zellkern Plastin, Nuclein und Eiweiß. Die ersteren beiden sind dem letzteren gegenüber durch ihre Unlöslichkeit in Pepsin-Salzsäure charakterisirt und unterscheiden sich selbst unter einander durch ihr Verhalten einerseits gegen 10°/,ige Kochsalz- lösung, andererseits gegen Salzsäure, die im Verhältnis von 4:3 mit Wasser verdünnt ist, in so fern von diesen Nuclein gelöst, Plastin aber nicht angegriffen wird. Die das Nuclein enthaltenden Theile des Kerns, die Nucleinkörper, sind nach ZACHARIAS ferner stark licht- brechend und verhalten sich, wie wir bereits aus dem zweiten Kapitel wissen, bei Anwendung rothblauer Farbstoffgemische eyanophil. In ähnlicher Weise unterscheidet CArnoY! im Kern ein Plastin- gerüst, das nach ihm aus netzförmig sich verbindenden Fädchen besteht, und in dieses frei eingelagerte Nucleinkörper. Die von den Maschen des Plastinnetzes umschlossene Substanz nennt er Enchy- lema und schreibt ihr große Bedeutung für die im Kern sich ab- spielenden Stoffwechselvorgänge zu. 2. Beschreibender Theil. a. Ganglienzellen. ce. Multinucleoläre. (Taf. XXXII u. XXXIII, Figg. 1, 2.) Ich beginne mit den multinucleolären Ganglienzellen der Gastro- poden, da hier nicht nur die Zellen sehr groß sind und verhältnis- mäßig sehr große Kerne enthalten, sondern die Fundamentalstruktur des Kerns auch besonders klar zu Tage tritt. Meine diesbezüglichen Untersuchungen erstrecken sich sowohl auf die Land- und Süßwasser- wie Meeresgastropoden. Von ersteren habe ich besonders Hekx und Limnaea, von letzteren Aplysia, Pleurobranchus, Pleurobranchaea, Tethys und Doris studirt. Namentlich dankbare Objekte sind Aplysıa und Pleurobranchus. Fig. 14 der Taf. XXXII stellt einen Theil eines Kerns von Pleuro- branchus aus einem Querschnitt dar, und zwar nach Härtung mit Sublimat und Färbung durch DELAFIELD’sches Hämatoxylin, das ganz außerordentlich scharf die Kernstrukturen hervortreten lässt. Wir erblicken hier ganz dunkelblaue bis schwarze Körper von sehr ver- schiedener, meist aber ziemlich bedeutender Größe. Das sind die Nucleinkörper, die, wie wir aus dem zweiten Kapitel wissen, bei den 1 CARNOY et LEBRUN, 1. c. Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 517 Gastropoden sehr phosphorreich sind und sich daher durch Jodgrün- Fuchsin intensiv grün färben (cf. Figg. 1—5 der Taf. XXXII). Neben den schwarzen Nucleinkörpern zeigt der Kern (Fig. 14) eine äußerst fein granulirte, schwach tingirte Masse (pl), welche die Zwischen- räume zwischen den ersteren erfüllt und besonders da, wo die Nucleinkörper spärlicher sind, sehr deutlich hervortritt und wie eine Grundsubstanz erscheint, der die Nucleinkörper eingebettet sind, während sie umgekehrt bei sehr dichter Lagerung der Nucleinkörper kaum zwischen diesen zu unterscheiden ist. Dieselbe auf Schnitten feinkörnig erscheinende und schwer färbbare Zwischensubstanz der Nucleinkörper resp. Grundsubstanz des Kerns werden wir bei den Eiern der niederen Wirbelthiere wiedertreffen. Hier bei den Eiern stellt sie nach den Untersuchungen von CARNOY, auf welche ich erst unten weiter eingehen werde, ein Plastingerüst dar, das aus einem engen Netzwerk feinster Fädchen bestehen soll. Ich werde sie daher auch bei den multinucleolären Ganglienzellen fernerhin als Plastingerüst (pl) bezeichnen. In Fig. 14 der Taf. XXXII treten stellenweise ganz substanzlos erscheinende Lücken im Plastingewebe auf. Offenbar ist das Plastin- gerüst hier beim Schneiden zerrissen und zum Theil herausgefallen. Besonders an solchen Rissenden sieht man nicht selten die Plastin- körnchen sich in gleich feine, öfter ziemlich lange Fädchen fortsetzen. Wahrscheinlich stellt also auch in der Gastropodenganglienzelle das Plastingerüst gleich wie im Eikern der niederen Wirbelthiere ein Netzwerk feinster Fädchen dar, das aber so zart ist, dass es auf Schnitten meist nur wie eine feine Körnelung erscheint. Stellenweise trifft man auch im unverletzten Plastingerüst etwas lockerer gefügte Stellen, an denen man bei sehr starker Vergrößerung statt der feinen Körnchen ein deutliches gleich feines Netzwerk unterscheiden zu können glaubt. Für einen solchen netzigen Bau des Plastingerüstes auch der Gastropodenganglienzelle sprechen ferner gewisse Modi- fikationen, die manche Ganglienzellkerne in ihrer Struktur zeigen, wie ich gleich darlegen werde. An den eben erwähnten etwas weiter gebauten Stellen des Plastingerüstes erkennt man ferner bei sehr starker Vergrößerung zwischen den Körnchen resp. Fädchen eine homogene Substanz, welche bisweilen einen ganz schwachen Farbenton annimmt. Ich will diese homogene Zwischenmasse des Plastingerüstes in Überein- stimmung mit CARnOY als Enchylema bezeichnen. Die Nucleinkörper des eben beschriebenen Pleurobranchus-Kerns 518 E. Rohde, (Fig. 14, Taf. XXXI) sind meist ziemlich groß. Neben solchen kommen in den meisten Kernen aber noch viel kleinere vor (ef. z. B. Fig. 13 von Taf. XXXII). Die großen Nucleinkörper (mac) werde ich im Folgenden stets Makrosomen, die kleinen (mic) dagegen Mikrosomen nennen. Die Makrosome sind seltener kugelig, sondern meist, wie dies Fig. 14, Taf. XXXII zeigt, eckig und sehr vielgestaltig.. Manchmal sehen sie fast homogen aus und schärfer umrissen, sehr oft sind sie aber mehr oder weniger deutlich gekörnt und unbestimmt begrenzt (Fig. 13 der Taf. XXXII). In vielen Fällen lassen sie sich leicht als Konglomerate von Mikrosomen erkennen (z. B. Fig. 12 von Taf. XXX). Die Menge der Nucleinkörper ist in den verschiedenen Kernen eine sehr wechselnde, eben so variirt auch das gegenseitige nume- rische Verhältnis zwischen Makrosomen und Mikrosomen stark: Manche Kerne sind von Nucleinkörpern vollgepfropft, dann tritt zwischen ihnen, wie schon bemerkt, das Plastingerüst nur undenutlich hervor; in anderen Kernen sind die Nucleinkörper viel lockerer ge- fügt, stellenweise sogar nur sehr spärlich, in diesem Falle kommt das Plastingerüst deutlich zur Beobachtung, indem es oft den Kern auf weite Strecken allein erfüllt, wie dies besonders deutlich der Kern in Fig. 11 von Taf. XXXI zeigt. Auch in ihm sehen, gleich wie beim Kern der Fig. 14, die von Nucleinkörpern freien Räume auf Schnitten oft aus, als wenn sie ganz inhaltslos wären. Bei genauerem Zusehen erblickt man in ihnen aber meist noch größere oder kleinere Fetzen des Plastingewebes und es ist zweifellos, dass das Plastin im Leben in diesen Kernen überall die Lücken zwischen den Nuelein- körpern ausfüllt und nur auf Schnitten stellenweise verloren geht. Öfters begegnet man Kernen (Fig. 1 der Taf. NXXIM), in denen die Makrosomen stark zurücktreten und die Mikrosomen dicht ge- drängt den größten Theil des Kernes ausmachen. Anfangs hielt ich diese Mikrosomenanhäufungen für das Plastingerüst, da sie sich durch Hämatoxylin oft etwas weniger färbten als die Makro- somen. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich aber bald, dass die feinen dunklen Granula wirklich Nucleinkörper, d. b. Mikrosomen darstellen, in welche die Makrosomen, die oft perlschnurartig in die fein granulirten Partien hineinragen, allmählich zerfallen. Diese fein- körnige Auflösung der Makrosomen erscheint um so weniger wunder- bar, da die Makrosomen, wie wir oben gesehen haben, in sehr vielen Fällen nur Konglomerate von Mikrosomen darstellen. Die Makro- somen können also offenbar einerseits durch Zusammen- Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 519 ballen von Mikrosomen entstehen, andererseits in letztere wieder zerfallen. In Fig. 2 (Taf. XXXII), welche denselben Kern wie Fig. 1, aber aus einem folgenden Schnitt darstellt, wer- den die Mikrosomen in dem weiten von den Makrosomen umschlos- senen Raum nach links oben immer spärlicher, so dass hier bei x das Plastingerüst, das viel feiner und heller als die Mikro- somenansammlung erscheint, deutlich hervortritt. Solche Zellen mit srößtentheils feinkörnig gebauten, d. h. überwiegend aus Mikrosomen bestehenden Kernen trifft man stets mitten unter Zellen, deren Kerne ganz Srobkörnig erscheinen, d. h. vornehmlich aus Makrosomen sich zusammensetzen. Außer den eben beschriebenen Kernen tritt bei den Ganglien- zellen von Pleurobranchus noch ein zweiter ganz anderer Kerntypus auf, welcher ein Kerngerüst genau im Sinne FLEMMING’s und seiner Anhänger zeigt (Fig. 15, Taf. XXXII), d. h. die Kerne enthalten hier deutlich oft auf längere Strecken zu verfolgende Fäden, welche aus einer hellen Grundsubstanz (im Sinne des Linins der Autoren) und aus meist einreihig aufgelagerten Nucleinkörpern bestehen, häufig in.Knotenpunkten zusammenstoßen und sich offenbar zu einem oft weiten Netzwerk verbinden. Ich will die Kerne dieser Art fernerhin als Typus 2, die zuerst beschriebenen Kerne dagegen als Typus 1 bezeichnen. Die Nucleinkörper selbst sind in dem Kerntypus 2 klein, nie über Mittelgröße hinausgehend, theilweise wieder mikrosomenartig klein. Die homogene Grundsubstanz der Fäden des Kerntypus 2 zeigt genau das helle Aussehen wie das feinkörnig erscheinende Plastin- gerüst des Kerntypus 1 und stellt offenbar das entsprechende Kern- element dar. Hierfür spricht auch die schon oben betonte Thatsache, dass bei dem Kerntypus 1 das Plastingerüst da, wo es auf weite Strecken nucleinfrei ist und deutlicher hervortritt, neben dem feinen Körnehen nicht selten deutlich (bisweilen ziemlich lange) Fädchen von demselben hellen Aussehen wie die Grundfäden des Kerntypus 2 - unterscheiden lässt, nur mit dem Unterschiede, dass sie nicht von hinter einander gereihten Nucleinkörpern bedeckt sind. Übrigens ist auch in dem Kerntypus 2 der Nucleinkörperbesatz der Fäden ein sehr wechselnder. Bald liegen die Nucleinkörper so dicht, dass von der Grundsubstanz nichts zu sehen ist, sondern das Nuclein als dunkle, einheitliche Fäden erscheint, bald sind die Nucleinkörper aber so locker gereiht, dass der helle die Nucleinkörper verbindende Plastinfaden deutlich hervortritt, bisweilen, aber seltener, kommen 520 E. Rohde, auch ganz nucleinfreie Fäden zur Unterscheidung. Der zweite Kern- typus, so verschieden er auf den ersten Blick von dem Typus 1 er- scheint, hat also keinen wesentlichen anderen Bau als dieser, in so fern er gleichfalls sich lediglich aus einem Plastingerüst und diesem aufgelagerten Nucleinkörpern zusammensetzt, nur mit dem Unter- schiede, dass die Plastinfäden weitmaschiger sich verbinden (viel- leicht auch durchschnittlich etwas stärker sind), und andererseits die Nucleinkörper sich auf diesen linear anordnen. Oft trifft man auch in den Kernen des Typus 2 Stellen, in denen die Nucleinkörper sehr dicht gelagert und scheinbar sehr regellos durch einander liegen. Da diese körnig strukturirt aussehenden Partien aber nicht selten deut- liche Kernfäden abtreten lassen und ferner durch alle Übergänge mit den deutlich netzig gebauten Kerntheilen verbunden sind, so ist es nicht ausgeschlossen, dass auch hier in vielen Fällen noch ein chroma- tisches Kernnetz vorliegt, das nur durch sehr enge Maschen ge- kennzeichnet ist und daher auf Schnitten sich als solches nicht nachweisen lässt. Es liegt der Schluss nahe, dass gleiche Verhält- nisse vielleicht auch bei den Kernen des Typus 1 vorliegen, d. h. dass alle Kerne gleiche chromatische Kernnetze besitzen, wie die eben beschriebenen des Kerntypus 2, diese ihre Struktur aber auf Schnitten nicht erkennen lassen. Ich habe dieser Frage viel Auf- merksamkeit zugewandt und kann mit Bestimmtheit behaupten, dass chromatische Kernnetze im Sinne FLEmming’s, so sicher wie sie bei bestimmten Kernen, d.i. des Typus 2 vorkommen, bei der Mehrzahl der Kerne, d. h. bei allen des ersten Typus, nicht existiren. Denn ganz abgesehen davon, dass das Plastingewebe oft auf sehr weite Strecken ganz nucleinfrei ist, erscheint es auch meist so dicht und fein gekörnt, dass, wenn wirklich überall ein Netzwerk von Plastinfäden vorliegt, dieses so eng sein muss, dass es ganz ausgeschlossen ist, dass die beim Kerntypus 1 meist makrosomen- artig großen Nucleinkörper auf ihm linear aufgereiht sein könnten. Die Nucleinkörper liegen vielmehr bei dem Kerntypus 1 genau wie die Nucleolen ganz regellos einzeln dem feinen Plastingerüst ein- gelagert. Dies tritt besonders dann deutlich zu Tage, wenn die Nucleinkörper sehr locker gefügt sind, namentlich aber da, wo das Plastin überwiegt und nur durch vereinzelte Nucleinkörper unter- brochen wird (ef. Figg. 11—14, Taf. XXXII.. Zwar trifft man bis- weilen eine perlschnurartige Anordnung der Makrosomen, besonders in den Kernen, in denen eine Auflösung der Makrosomen in Mikro- somen erfolgt, wie bei den Kernen der Figg. 1 und 2 auf Taf. XXXIL Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 521 Niemals konnte ich aber eine homogene fädig vorgebildete Grund- substanz in den Perlschnüren erkennen, wie sie für die chromatischen Kernnetze des zweiten Kerntypus charakteristisch ist, sondern die Verbindung zwischen den einzelnen Nucleinstücken der Perlschnüre wird lediglich durch das feinkörnige Plastingerüst hergestellt. Ich glaube, dass wir es in dem Kerntypns 2 (Fig. 15, Taf. XXX) mit einem bestimmten physiologischen Kernzustand zu thun haben, der durch die lineare Anordnung der Nucleinkörper etwa an die ersten Stadien der karyokinetischen Theilung erinnert. Von den übrigen untersuchten Meeresgastropoden stimmt Aplysia mit Pleurobranchus vollständig überein. Sehr deutlich tritt auch hier oft in den Ganglienzellen das Plastin als fein und dicht gekörnte, nach Hämatoxylin fast farblos bleibende Masse hervor, welche die engeren und weiteren theilweise wieder sehr weiten Räume zwischen den viel dunkler gefärbten Nucleinkörpern erfüllt. Bei Tethys, Pleurobranchaea und Doris traf ich die Kerne in der Regel sehr dicht erfüllt mit meist nur mittelgroßen Nucleinkörpern, zwischen denen das Plastin nur seltener deutlich zu Tage trat, wie ich es auch für gewisse Kerne von Pleurobranchus beschrieben habe. Doch will ich bemerken, dass ich von Tethys, Pleurobranchaea und Doris nur je ein Exemplar untersucht habe. Wahrscheinlich liegen die Verhält- nisse hier auch so wie bei Pleurobranchus. Bei Doris erscheinen in vielen Kernen die Nucleinkörper ganz regellos neben einander ge- lagert, in anderen zeigen sie dagegen eine sehr ausgesprochene fädige Anordnung, oft mit deutlicher Netzknotenbildung. Besonders deutlich ausgeprägt fand ich die letztere Struktur bei gewissen, in einer eigenartigen Vermehrung‘ begriffenen Ganglienzellen, nämlich bei solchen, bei denen, wie später (cf. p. 645) ausführlich dargelegt werden wird, eine Auswanderung der Nucleolen und eine Neubildung von Zellen um dieselben erfolgt. Die Pulmonaten, von denen ich, wie bemerkt, namentlich Helix pomatia untersucht habe, stimmen im Wesentlichen gleichfalls mit Pleurobranchus überein. Die Nucleinkörper, unter denen die makrosomenartig großen stark überwiegen, erfüllen aber meist, wie ich es eben auch für verschiedene Meeresgastropoden betont habe, in dichter Lagerung den ganzen Kern, das Plastin tritt daher zwischen ihnen nicht so augenfällig hervor, wie bei Pleurobranchus. Nur sehr selten traf ich hier ähnlich große Plastinsammlungen, wie sie z. B. die Figg. 11, 13 und 14 der Taf. XXXII von Pleurobran- chus zeigt. Die Fig. 10 der Taf. XXXII stellt einen Ganglienzellkern 522 E. Rohde, von Helix in typischer Form nach Hämatoxylinfärbung dar. Die Nucleinkörper sind hier bis in die feinsten Details genau wieder- gegeben, während sie in Figsg. 1—D (Taf. XXXU Jodstuuiu Rio) etwas schematisirt sind. Bemerkt sei, dass ich in manchen großen und dureh besonders viel Nucleolen ausgezeichneten Kernen die Makrosomen auffallend klein und dicht gelagert fand. Die Ganglienzellkerne der Gastropoden sind sehr geeignete Objekte für das Studium frischer Zupfpräparate, weil sie nicht nur an und für sich schon sehr voluminös, sondern auch im Verhält- nis zum Zellleib sehr groß sind, so dass die umhüllende Protoplasma- schicht weniger stört. Leider standen mir keine lebenden Meeres- gastropoden zur Verfügung, und so musste ich mich mit der großen Weinbergschnecke begnügen, hatte aber den Vortheil, jederzeit ge- nügend Material zur Verfügung zu haben. Zerzupft man mäßig ein dem eben getödteten Thier entnommenes Ganglion im Blute der Thiere, so zeigt weitaus die Mehrzahl der Ganglienzellkerne, besonders aber diejenigen der mittelgroßen und kleinen Ganglienzellen, einen Bau, wie ich ihn versucht habe in Fig. 9 der Taf. XXXI wieder- zugeben, d. h. die Makrosomen treten deutlich in dem Kern als ziemlich große, im Durchmesser etwas schwankende, meist dieht und regellos gelagerte, lichtbrechende, fast farblose‘, bisweilen schwach gelbliche Bildungen hervor, während ihre Zwischenräume ganz strukturlos und milchig erscheinen. Die Kerne zeigen nur in so fern Unterschiede, als nicht nur die Größe der Makrosomen in den ver- schiedenen Kernen etwas variüirt, sondern auch ihr gegenseitiger Zu- sammenhang wechselt: in manchen Fällen erfüllen sie dicht gelagert und ziemlich gleichmäßig den Kern, in anderen Fällen treten stellen- weise größere wieder milchig aussehende Räume zwischen ihnen auf, während sie selbst in Packeten enger bei einander gelagert erschei- nen; bei einer dritten Art von Kernen sind die Nucleinkörper fast sämmtlich sehr locker gefüst, d. h. sie treten etwas mehr gegenüber der milchigen Zwischensubstanz zurück. Wiederholt traf ich auch die oben schon für die Schnittpräparate erwähnte größere Kernart auf den Zupfpräparaten wieder, welche durch sehr dichte Lagerung und geringen Durchmesser der Makrosomen, sowie gleichzeitig durch großen Nucleolenreichthum gekennzeichnet ist. Alle diese Kerne unterscheidet man oft in Zellen, die tief im Innern des frischen Zupfpräparates liegen, also zweifelsohne von “2 t R \ „3 eb 4 h 4 er A Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 593 schädlichen äußeren Einflüssen noch nicht berührt sind. Sie sind offenbar lebend-frisch !, Die im Blut zerzupften Ganglienzellkerne halten sich, im Kalten 1 Neben diesen zweifelsohne normalen Kernen, welche ich kurz als Kerne a bezeichnen will, findet man auf allen Zupfpräparaten fast ausnahmslos noch eine zweite Kernform, die ich Kerne 5 nennen werde, und von der ich nicht ganz sicher bin, ob sie gleichfalls als lebend-frisch gelten kann, wesshalb ich von ihnen auch keine Abbildung gebe, sondern mich mit der bloßen Beschreibung begnüge. Diese Kerne 5 zeigen einerseits sehr große Schwankungen im Volu- men der Makrosomen und auffallend viel mikrosomenartig kleine Nueleinkörper, andererseits meist sehr weite von der milchigen Substanz erfüllte Räume, nament- lich in ihrem Centrum. Oft trifft man diese Kernart ohne jeden Protoplasma- belag, besonders an den Rändern der Zupfpräparate. Es ist klar, dass es sich hier nur um Kerne handelt, die durch den Eingriff der Nadel beim Zerzupfen aus ihrem Zellleib herausgefallen sind. Von vorn herein müsste man annehmen, dass es sich bei allen. Kernen 5b einfach um postmortal veränderte Kerne «4 handelt. Dagegen sprechen aber manche Bedenken. Zunächst ist die sehr große Zahl solcher freier Kerne auf allen Zupfpräparaten auffällig; selbst in den Fällen, in denen man mit der größten Vorsicht und nur sehr wenig die Nadel gehand- habt hat, treten sie oft massenhaft auf. Zweitens trifft man vollständig unver- letzte Zellen mit solchen Kernen, und zwar oft mitten in einem Haufen der oben beschriebenen Kerne «; drittens gehen die Kerne a bei noch so langem Liegen niemals in den durch die Kerne 5 repräsentirten Zustand über, sondern bleiben, kalt aufbewahrt, sehr lange unverändert; viertens behalten die Kerne b eben so tagelang ihre Struktur; fünftens zeigen auch die Zellleiber der Kerne 5 meist ein ganz anderes Aussehen als diejenigen der Kerne @ und sechstens trifft man auf Sublimatschnitten bisweilen ähnliche Kerne, d. h. solche, die auffallend viel Mikrosomen aufweisen, während bei den benachbarten Ganglienzellen dieses nicht der Fall ist. Möglicherweise haben wir es also in den Kernen db mit nor- malen Kernen zu thun, deren Zellleib aber leichter zerstörbar ist als bei « und desshalb leichter die Zellkerne verliert. Stellen die, unter Anderem besonders durch großen Mikrosomenreichthum gekennzeichneten, Kerne 5 aber Kunst- produkte dar, so müsste man annehmen, dass die Makrosomen, welche, wie wir wissen, auf Sublimatpräparaten oft sehr deutlich gekörnt erscheinen und sich aus kleinen Mikrosomen zusammensetzen, beim Absterben sehr schnell in die Mikrosomen zerfallen, die sich dann im Kernraum vertheilen. Dass aber nicht überall die Mikrosomen, die man in vielen Kernen, besonders von Pleurobranchus, so massenhaft und oft weite Strecken des Kerns allein erfüllend, auf Sublimat- schnitten trifft, wie z. B. in Figg. 1 und 2 der Taf. XXXIII, durch einen post- mortalen Zersetzungsprocess der Makrosomen, sondern durch einen normalen, d. h. schon im Leben vor sich gehenden Zerfall der letzteren entstanden sind, dafür spricht einerseits die stets zu beobachtende Thatsache, dass auf Schnitt- serien derartige Kerne, z. B. auch die in Figg. 1 und 2 abgebildeten, in Zellen auftreten, die mitten unter Zellen mit ganz anders gebauten Kernen liegen, z. B, solchen, wie sie Fig. 11 der Taf. XXXII zeigt, bei denen die Makrosomen über- wiegen und Mikrosomen nur spärlich sind, andererseits machen es die ganz ähn- lichen Vorgänge wahrscheinlich, die wir bei der multinucleolären. Eizelle der niederen Wirbelthiere als zweifelsohne normale kennen lernen werden. 524 E. Rohde, und in der feuchten Kammer aufbewahrt, sehr lange, oft 24 Stunden, völlig unverändert. Bei noch längerem Liegen, besonders in der warmen Stube, verblassen die Kerne immer mehr und verlieren meist alle Struktur. Zerzupft man die frischen Ganglienzellen von Hehx nicht im Blute der Thiere, sondern im Methylenblau, so färben sich die Nucleinkörper, Makro- wie Mikrosomen, deutlich blau, wenn auch nicht so intensiv, wie die Nucleolen, von denen besonders die größeren hier sehr scharf hervorstechen. Genau wie auf den Sublimatschnitten, erscheinen auf den Methylenblaupräparaten die Makrosomen, die hier ungleich schärfer als auf den Blutpräparaten zur Beobachtung kommen, stets eckig und vielgestaltig, im Gegensatz zu den Nucleolen, die immer rund sind. Auch die auf den Blutpräparaten milchig er- scheinende Zwischensubstanz der Nucleinkörper nimmt durch Methylen- blau einen schwachen bläulichen Schimmer an. Wie die Blutpräpa- rate sind auch die Methylenblaupräparate der Kerne nach 24 Stunden oft noch unverändert, natürlich im Kalten und feucht aufbewahrt. Die Kerne nehmen oft nur langsam den Methylenfarbstoff auf!. Die in der Tiefe des Präparates liegenden Kerne sind häufig noch nach 24stündigem Liegen in Methylenblau ganz unberührt. Lässt man dann aber 0,5°/,ige Kochsalzlösung tropfenweise unter dem Deckglas zufließen, so tritt sehr rasch eine Blaufärbung aller Kerne ein. Bald nach den ersten Tropfen der Kochsalzlösung, die durch das Präparat gegangen sind, machen die Kerne eine sehr interes- sante Veränderung durch. Zunächst trifft man jetzt häufig Kerne, in denen sich die Nucleinkörper von der Kernmembran weit zu- rückgezogen haben und einen einheitlichen centralen Haufen bilden, von dem deutlich kleine farblose bis ganz schwach bläuliche Fäden genau von dem Aussehen der Lininfäden der Autoren resp. der Plastinfäden des Typus 2 von Pleurobranchus (ef. Fig. 15, Taf. XXXII) ausgehen, die zur Peripherie ziehen. Die Mehrzahl der Kerne zeigt aber die Nucleinkörper gleichmäßig im Kern vertheilt, durch weitere Zwischenräume getrennt, in denen dann ebenfalls ein feines (Plastin-) Fadenwerk deutlich zu Tage tritt. Oft trifft man Kerne mit beson- ders weiten Räumen zwischen den Nucleinkörpern, ähnlich wie wir sie auch bei den frischen Blutpräparaten in den zweifelsohne nor- malen Kernen kennen gelernt haben. Während aber hier diese weiten Räume milchig erschienen, zeigen sie sich jetzt erfüllt von ! Die oben p. 523 in der Anm. beschriebenen Kerne 5 färben sich dagegen meist sehr. schnell. Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 525 dem feinen blassen (Plastin-) Fadenwerk. In manchen Kernen, be- sonders in solchen mit kleineren Nucleinkörpern, trifft man stellen- weise die Nucleinkörper deutlich reihenweise angeordnet und durch helle (Plastin-) Fäden verbunden. Bei noch längerer Einwirkung der Kochsalzlösung werden die Nucleinkörper immer blasser und undeut- licher, während gleichzeitig die (Plastin-) Fäden schärfer hervortreten und etwas stärker werden, bis man schließlich von den Nucleinkörpern nichts mehr entdeckt und den Kern nur erfüllt sieht von einem Netz- werk heller (Plastin-) Fäden, die jetzt oft körnig zerfallen erscheinen. Ich habe diese Veränderungen der Kerne auf Zupfpräparaten desshalb so genau angegeben, weil sie uns, meiner Ansicht nach, auf den richtigen Weg weiseu, wie die Osmiumsäurebilder der Kerne zu deuten sind. Ich habe auf die Lösung dieser Frage viel Mühe verwandt und die Kernstrukturen von Osmiumsäurepräparaten, beson- ders bei den Ganglienzellen von Helix, sehr genau studirt und ver- sucht, sie mit Hilfe der frischen Blutpräparate als Vergleichsobjekte verstehen zu lernen. Was zunächst die Anfertigung der Präparate be- trifft, so kommt es, wie schon oben betont, bei der Osmiumsäurebehand- lung vor Allem darauf an, sehr kleine Objekte zu verwenden und sie der Einwirkung der Osmiumsäure nicht zu lange auszusetzen. Ich habe daher frische Ganglien von Helix stets in mindestens 6—8 Stücke zer- legt, diese !/, Stunde mit 10/,iger Osmiumsäure behandelt und sie zuletzt für 24 Stunden in Pikrokarmin übertragen. 1/,%, und ?/,%/, Osmium- säure, die ich ebenfalls probirt habe, ergeben auch gute Resultate. Ich habe in Figg. 7 und 8 der Taf. XXXI zwei in dieser Weise behandelte Ganglienzellkerne von Helix möglichst naturgetreu wieder- gegeben. Beide Kerne zeigen sehr deutlich meist fädig aufgereihte rothe Körnchen, die sich zu Netzen verbinden und nur in so fern Unterschiede aufweisen, als in dem einen Kern (Fig. 7) die Körn- chen zart und die Netze eng, im anderen (Fig. 8) erstere stärker und letztere weiter sind. Sehr deutlich treten ausnahmslos die Nucleolen als bald größere, bald kleinere scharf umschriebene und intensiv roth gefärbte Kugeln hervor, die meist in einem hellen, von den feinen rothen Körnchen scharf begrenzten Hof liegen. Die Osmiumkerne erscheinen also in einem ganz anderen Bilde als. die Kerne der frischen, zweifelsohne normalen Blutpräparate (ef. Fig. 9, Taf. XXX) und der Sublimatschnitte (ef. Fig. 10, Taf. XXX). Offenbar hat also der Kern durch die Osmiumsäure sehr bedeu- tende Veränderung erlitten. Die Frage ist: »Wie sind die Kern- 526 E. Rohde, bilder zu deuten?« Ich habe die Überzeugung gewonnen, dass sie durch die eben beschriebenen, mit Kochsalzlösung behandelten Me- thylenblau-Präparate am richtigsten erklärt werden. Die Osmium- säurekerne zeigen nämlich eine ganz frappante Übereinstimmung mit den Endstadien der durch Kochsalzlösung veränderten Methylenblau- kerne. Auch hier trifft man ein deutlich gekörntes Fadenwerk, das in der Stärke fast genau mit demjenigen der Osmiumsäurepräparate übereinstimmt und nur in den verschiedenen Kernen etwas schwankt, von den Nucleinkörpern aber keine Spur mehr, die Nucleolen dagegen stets ungemein scharf hervortretend. Bei den Zupfpräparaten habe ich mich nun durch die Verfolgung der verschiedenen Stadien, die die sich durch Kochsalzlösung verändernden Methylenblaukerne durch- machen, deutlich überzeugen können, dass das gekörnte Fadenwerk mit den Nucleinkörpern nicht identisch ist, sondern dass diese den von dem Fadennetz umschlossenen Räumen entsprechen. In gleicher Weise sind meiner Auffassung nach die Osmiumsäurebilder .zu deuten, d. h. das roth gefärbte Körnchenwerk der letzteren stellt das ge- quollene und körnig zerfallene Plastingerüst dar, während der Inhalt des Maschenwerks durch die Nucleinkörper ausgemacht wird, Das Innere der Maschen zeigt stets einen Farbenton und oft glaubte ich hier auch bei starken Vergrößerungen deutlich ein großes Korn, d.h. die Makrosomen unterscheiden zu können. Besonders instruktiv sind nach dieser Richtung gewisse durch sehr viel Nucleolen ausgezeich- nete große Kerne, wie z. B. der in Fig. 6 (Taf. XXXIH) wieder- gegebene. Das Plastingerüst ist, um die Figur nicht zu sehr zu kompliciren, etwas schematisirt, d. h. nur als feines Körnchenwerk wiedergegeben worden. In Wirklichkeit liegen auch hier enge Netze von gekörnten Fäden vor, ganz ähnlich wie in Fig. 7 (Taf. XXX). Bei genauem Zusehen mit sehr starken Vergrößerungen konnte ich noch viel mehr kleinste nucleolenartige Kügelchen in den von dem rothen feinen Plastinkörnehen umschlossenen hellen Räumen erkennen, als gezeichnet sind. Nur waren sie weniger lichtbrechend und schwächer gefärbt als die großen Nucleolen!. Wir werden im letzten Kapitel sehen, dass die kleinsten, d.h. jüngsten Nucleolen aus den Makrosomen hervorgehen. Wahrschein- ! Ich habe auf den mit Kochsalzlösung weiter behandelten Methylenblau- Zupfpräparaten öfter gleich große Ganglienzellen getroffen, deren Kerne eine ganz frappante Übereinstimmung in ihrem Bau mit dem Osmiumsäurekern der Fig. 6 zeigten, so dass die Fig. 6, abgesehen von der Färbung, ohne Weiteres auch für sie gelten könnte. Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 527 lich haben wir es also mit den schwächer lichtbrechenden, gleich den Nucleolen von den Maschen des Plastinnetzes umschlossenen, rundlichen Bildungen mit Übergangsformen zwischen Makrosomen und Nucleolen zu thun. Hieraus folgt schon mit großer Wahrschein- lichkeit, dass die hellen Maschen des feinkörnigen Plastingerüstes ‚ überall von den Makrosomen ausgefüllt werden. Diese Auffassung deckt sich in so fern mit derjenigen ALTMANN’s1, als auch er die auf den Osmiumsäurepräparaten zu Tage tretende feine Granulirung dem Kernsaft der Autoren entsprechen lässt und die inter- sranulären Räume als Äquivalent des Chromatins resp. der Nuclein- körper auffasst. Auch FLemmine? hält es für wahrscheinlich, dass die Körnchen der Osmiumsäurepräparate dem Kernsaft angehören. Wesentlich bleibt, dass die mit Osmiumsäure behandelten Kerne ganz anders aussehen, als die Kerne der frischen Blutpräparate und desshalb nur mit der größten Vorsicht für die Beurtheilung der Kern- strukturen verwerthet werden dürfen. Ich habe noch die verschiedensten Kerne, so die der uninucleo- lären Ganglienzellen der Wirbelthiere, welche 'sanz anders gebaut sind als diejenigen der eben beschriebenen Gastropodenganglienzellen, ferner Muskelkerne, Drüsenkerne mit Osmiumsäure in der oben an- gegebenen Weise behandelt und überall fast genau dieselben Bilder erhalten, d. h. stets erscheinen die Kerne durchweg erfüllt von sehr gleichmäßig feinen roth gefärbten Körnchen, abgesehen von den Nu- cleolen, die durch bedeutendere Größe und vor Allem intensivere Rothfärbung wie bei den Ganglienzellkernen der Gastropoden scharf hervortreten. Würde man seine Untersuchungen lediglich an Osmiumsäure- kernen anstellen, so käme man leicht zu dem Resultat, dass die Kerne der verschiedensten Gewebe und Thiere alle fast genau denselben Bau, d.h. sämmtlich eine nur granuläre Struktur besitzen, wie dies denn auch zum Theil von denjenigen, die lediglich mit der Osmiumsäure operirt haben (z. B. METzner ef. p. 513), in der That geschehen ist. Die Sublimatschnitte haben uns aber bereits für die multinucleo- lären Ganglienzellen bewiesen und werden es noch für die verschie- densten Gewebszellen und Geschlechtszellen zeigen, dass die Kerne einen sehr wechselvollen Bau besitzen. Dass diese große Mannigfaltigkeit der Sublimatkerne auch der 1 AULTMANN, 1. c. 2 FLEMMING, Arch. f. mikr. Anat. Bd. XVI. — Zellsubstanz ete. 1882. — Arch. f. mikr. Anat. Bd. XXXI. — MERKEL-BoNNET »Ergebnisse«, 1893. 528 E. Rohde, Wirklichkeit entspricht, dafür legen meine Untersuchungen an den Ganglienzellen von Helix Zeugnis ab, welche gelehrt haben, dass die Kerne der Sublimatschnitte den lebend-frischen Kernen, wie sie uns Blutpräparate zeigen, ungemein nahe kommen, vor Allem, dass die Nucleinkörper in beiden fast genau in demselben Bilde, d. h. in der- selben Form und Lagerung erscheinen, nur dass sie auf den mit DELAFIELD’schem Hämatoxylin gefärbten Sublimatschnitten schärfer hervortreten und (ähnlich wie auf den mit Methylenblau behandelten frischen Präparaten) ihre Umrisse und ihre vieleckige Form deutlich erkennen lassen. Artmann! hat die Ansicht ausgesprochen, »dass fast alle sauren fixirenden Mittel, wie Sublimat, Chromsäure, Pikrinsäure, auch die Mischungen FLemning’s, RABL’s, HERMANN’s, die am sich theilen- den Kerne oft so vortreffliche Resultate gäben, dem ruhenden Kern gegenüber vollständig machtlos seien und hier nicht Fixirung, son- dern Zerstörung hervorrufen«, und dass nur die neutralen Konservi- rungen (Osmiumsäure) den natürlichen Zustand erhalten. FLEMMING? und HEIDENHAIN? haben vollkommen Recht, wenn sie die Angriffe ALTMANN’sS auf die Sublimatpräparate energisch zurückweisen und im Gegentheil gerade die letzteren als besonders günstige Untersuchungs- objekte rühmen. Bei den frischen Blutpräparaten erscheinen, wie wir gesehen haben, die Zwischenräume der Nucleinkörper milchig und homogen. Es wäre aber falsch, desswegen dieser Zwischensubstanz ohne Weiteres jede Struktur abzusprechen, und alle die Bildungen, die uns die Sublimatschnitte und die mit Kochsalzlösung behandelten Methylen- blaupräparate neben den Nucleinkörpern gezeigt haben, einfach als Kunstprodukte zu bezeichnen. Zunächst muss ich diesbezüglich be- tonen, dass man auch an frischen Präparaten oft den Eindruck ge- winnt, als wenn in der milchigen Zwischensubstanz der Nuclein- körper noch weitere Strukturen versteckt seien. Ferner zeigen viele Kerne, wie z. B. die gleich zu besprechenden uninucleolären Ganglien- zellen der Wirbelthiere frisch im Blut untersucht überhaupt nichts außer dem großen Hauptnucleolus, sondern sehen durchweg milchig und strukturlos aus. Niemand wird aus dieser Beobachtung schließen, 1 ALTMANN, 1. ce. . ? Referat über »Zelle« in MERKEL-BONNET »Ergebnisse«. 189. ® M. HEIDENHAIN, Neue Untersuchungen über die Centralkörper und ihre Beziehungen zum Kern und Zellenprotoplasma. Archiv für mikr. Anat. 189. Bd. XLIH. Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 529 dass die Ganglienzellkerne der Wirbelthiere keine andere geformte Substanz als den Hauptnucleolus enthalten. In Wirklichkeit kommen in ihnen, wie wir gleich sehen werden, eine sehr große Menge Nu- cleinkörper und ein sehr deutliches Plastingerüst vor. Dass besonders das Plastingerüst, das wir bei den Meeresgastro- poden in den Ganglienzellkernen auf den Sublimatschnitten als feines schwer färbbares Körnchen resp. Fadenwerk, sowohl beim Kern- typus 1 als Kerntypus 2 so entwickelt getroffen haben, ein im Leben schon präformirtes ist, dafür sprechen folgende theoretische Gründe: 1) hat uns ein Vergleich der frischen Objekte und der Sublimat- präparate gezeigt, dass letztere bezüglich der Nucleinkörper genau mit den ersteren übereinstimmen, Sublimat also für Kerne überhaupt ein gutes Konservirungsmittel ist, so dass auch die übrigen in den Sublimatkernen auftretenden Strukturen mit großer Wahrscheinlich- keit als normal angesehen werden können. 2) Würde das vereinzelte Vorkommen von Makrosomen oder Nucleolen mitten in großen nur von Plastin ausgefüllten Räumen, wie wir es oft getroffen haben (ef. z. B. Figg. 11, 15, 14 der Taf. XXXII), nur schwer zu erklären sein, falls das Plastin nicht präformirt wäre, da dann die Makrosomen resp. Nucleolen im Leben keinen Halt haben würden. 3) Ist ein Plastingerüst von genau derselben Art und Ausbildung, wie in den multinueleolären Ganglienzellkernen der Gastropoden auch bei den multinueleolären Eiern der niederen Wirbelthiere von CARNoY im Leben beobachtet worden, worüber weiter unten noch ausführlicher berichtet werden wird (ef. z.B. Fig. 15, Taf. XXXV vom Froschei). Wäre 4) das Plastingerüst von Pleurobranchus ein Kunstprodukt, dann müssten auch alle Lininbildungen, die in der zoologischen wie botanischen Litteratur sich angegeben finden, gleichfalls als im Leben nicht präformirt angesehen werden!. 1 Schließlich sind nach dieser Richtung auch folgende Beobachtungen an den frischen Kernen 5 von Helix (cf. oben p. 523 die Anmerk.) beachtenswerth. _ Wie schon oben bemerkt, lösen sich die Kerne 5 sehr leicht aus ihrem Zell- körper. Diese freien Kerne lassen sich nun bequem unter dem Deckglas rollen. Hierbei kann man verfolgen, wie jeder Nucleinkörper resp. Nucleolus genau seinen Platz im Kern bewahrt, sie müssen also im Kern fest suspendirt sein, was ebenfalls ein Gerüstwerk außer den Nucleinkörpern wahrscheinlich macht. Möglicherweise hat das Plastingerüst im Leben einen gleichen Brechungs- index wie das Enchylema (ef. oben p. 517) und tritt aus diesem Grunde auf frischen Kernen nicht zur Beobachtung. Bei dieser Gelegenheit will ich bemerken, dass die Ganglienzellkerne un- gemein elastisch sind, wie ich gleichfalls beim Rollen der eben geschilderten freien Kerne b beobachten konnte. Lässt der Druck des Deckglases, der beim Zeitschrift f. wissensch. Zoologie, LXXII. Bd. 35 530 E. Rohde, ß. Uninucleoläre Ganglienzellen. Taf. XXXII u. XXXIV.) Gehen wir jetzt von der Gastropodenganglienzelle zur Betrach- tung der Wirbelthierganglienzelle über, so treffen wir hier einen Typus von Zellen, welcher in vielen Punkten stark von der Gastropodenganglienzelle abweicht. Zunächst sind beide Ganglien- zelltypen dadurch verschieden, dass die Ganglienzellkerne der Wirbel- thiere in der Regel nur einen einzigen sehr großen stark hervor- stechenden, bei Jodgrünfuchsinbehandlung intensiv roth sich färbenden,. Nucleolus (Figg. 3—8, Taf. XXXII), die Gastropodenganglienzellkerne dagegen sehr viel solcher erythrophiler großen Nucleolen (ef. z. B. Figg. 1, 3 und 6 von Taf. XXXII) aufweisen, worauf ich im letzten Kapitel noch specieller zurückkomme. Zweitens sind die Nuclein- körper bei den Gastropoden, wie wir aus dem ersten Kapitel wissen, sehr phosphorreich, da sie sich durch Jodgrünfuchsin intensiv grün färben (cf. Figg. 1—5, Taf. XXXII), während sie in der Wirbelthier- ganglienzelle viel phosphorärmer sind, wie ihre Violettfärbung (Taf. XXXII) beweist (cf. oben das II. Kapitel Nuclein). Fig. 7 auf Taf. XXXIH stellt einen Ganglienzellkern vom Hunde, Fig. 5 auf Taf. XXXIV einen solchen vom Frosch nach Sublimathärtung und Jodgrünfuchsinfärbung dar, bei gleicher Vergrößerung, wie die Gastro- podenganglienzellkerne in den Figg. 1—5 von Taf. XXXII wiederge- geben sind. Wir sehen den Kern vollgepfropft mit violetten Nuclein- körpern, die zwar ähnlich wie bei der Gastropodenganglienzelle sehr verschieden groß, durchschnittlich aber viel kleiner als bei dieser, zum größten Theil sogar, besonders beim Frosch, mikrosomenartig klein sind. Die größten sind fast kugelförmig und entsprechen den Bildungen, die FLEMMING im Gegensatz zu dem großen rothfärb- baren Hauptnucleolus als Nebennucleolen bezeichnet hat (cf. das vierte Kapitel). Derartig sind die Mehrzahl der Ganglienzellkerne gebaut. Anfangs glaubte ich daher, dass hier überhaupt keine fädigen Bildungen im Sinne des Linins der Autoren resp. des Plastingerüstes von Pleurobranchus vorkämen, sondern die Nuclein- körper einfach in eine homogene Grundsubstanz eingebettet wären Rollen ausgeübt wird und den Kern oft stark zusammendrückt, nach, so schnellt dieser sofort in die Kugelform zurück. Möglicherweise wird auch diese Elastiei- tät der Kerne durch das Plastingerüst ermöglicht, wenn man nicht annehmen will, dass dem zwischen dem Plastingerüst liegenden mehr oder weniger flüssigen Enchylema diese Eigenschaft zukommt. Be ar Y Et ee WA ee re Fe IT >» Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 531 (ef. unten den allgemeinen Theil p. 553 ff.). Bei genauerer Durchsicht sehr vieler Ganglienzellen wurde ich aber auf ganz anders gebaute Kerne aufmerksam, welche mich auf den richtigen Weg wiesen und mir zeigten, dass auch bei den uninueleolären Ganglienzellkernen der Wirbelthiere im Grunde genau derselbe Kernbau vorliegt, wie bei den multinucleolären Ganglienzeilen der Gastropoden. Neben den eben beschriebenen mit Nucleinkörpern ganz erfüllten Kernen, welche ich in Folgendem kurz als Kerntypus 4 bezeichnen will, kommen nämlich, besonders zahlreich in bestimmten Ganglien, solche vor, die verhältnismäßig viel spärlicher Nucleinkörper ent- halten und fernerhin Kerntypus D genannt werden sollen. Hier konnte ich mich nun wieder deutlich von der Existenz feiner fast farbloser homogener Fäden überzeugen, welche bald auf weitere, bald auf kürzere Strecken zu verfolgen waren, in Knotenpunkten zu- sammentrafen und offenbar Netze von verschieden weiten Maschen bildeten. Meist erschienen diese Fäden, die zweifelsohne wieder als Plastinbildungen aufzufassen sind, mit Nucleinkörpern besetzt, bald dichter, bald spärlicher, demgemäß sie selbst sehr verschieden deut- lieh zur Erkennung kamen, genau wie wir es auch beim Typus 2 von Pleurobranchus (cf. Fig. 15 von Taf. XXXII) getroffen haben. Öfters, allerdings bei Weitem nicht so häufig als bei Pleurobranchus und vor Allem nicht so in die Augen springend, sondern erst bei gsenauerem Zusehen erkennbar, traf ich auf Kerne von der Art, wie sie von Pleurobranchus in Figg. 11 und 14 (Taf. XXXI) abgebildet sind, d.h. solche, in denen bald mehr bald weniger große Partien ganz frei von Nucleinkörpern erschienen und nur von dem feinen Plastinnetz erfüllt waren, dessen Fäden dann oft sehr deutlich und auf lange Strecken hervortraten. Um diese subtilen, nur auf Glycerin- präparaten scharf hervortretenden Strukturverhältnisse zur deutlichen Anschauung zu bringen, habe ich in Figg. 3—6 der Taf. XXXII vier Zellkerne des Kerntypus 2 bei noch stärkerer, fast doppelt so starker, Vergrößerung wiedergegeben, als die übrigen Figuren ge- . zeichnet sind und zwar nach Jodgrünfuchsinbehandlung und Glycerin- differenzirung. Die Nucleinkörper zeigen in Folge langen Liegens in Glycerin einen mehr grauvioletten Farbenton, während sie in Kanadabalsam und nach Differenzirung durch absoluten Alkohol meist hellviolett erscheinen, wie dies die Figg. 9—13 zeigen (cf. oben p. 498ff.). In Figg. 3 und 4 (Taf. XXXI) ist das Plastingerüst, das bald fein- fädig, bald feingekörnt aussieht, an vielen Stellen ganz frei von Nuclein- - körpern und hebt sich hier als hellere Partie gegen letztere ab, etwa ähn- 39* 532 E. Rohde, lich wie es Fig. 14 der Taf. XXXII von dem Kern von Pleurobranchus demonstrirt. In fernerer Übereinstimmung mit diesem Kerntypus von Pleurobranchus trifft man auch bei dem Kerntypus B vom Hunde bisweilen Räume, welche auf den ersten Blick ganz leer erscheinen, bei genauerem Hinsehen aber öfter noch kurz abgerissene Plastin- fädchen aufweisen, welche von den benachbarten Piastingerüsten aus- gehen, wie es z. B. Fig. 3 rechts unten zeigt. Im Leben sind diese Partien zweifelsohne gleichfalls durchweg mit Plastin erfüllt, und nur durch die Behandlung sind sie auf Schnitten leer geworden. Das- selbe gilt offenbar von den weiten fast ganz substanzleeren Räumen des Kerns der Fig. 6 (Taf. XXXII). Wahrscheinlich hat hier ein gleich lockeres und darum leicht zerstörbares Plastingerüst vor- gelegen, wie es sich in den hellen Partien der Kerne Figg. 3 und 4 noch zum größten Theil bewahrt hat. Übrigens erhält die Sublimat- härtung und die von mir verwandte Aufklebemethode (ef. oben Metho- disches) die Kerne sehr vollständig und so substanzarme Räume, wie sie der Kern in Fig. 6 aufweist, traf ich verhältnismäßig selten. Die Fig. 3 (Taf. XXXII) zeigt uns ferner die Nucleinkörper an vielen Stellen auf den Plastinfäden deutlich hinter einander ge- reiht, genau wie wir es beim Kerntypus 2 von Pleurobranchus (cf. Fig. 15 auf Taf. XXXII) gesehen haben. Ist der Abstand zwischen den linear angeordneten Nucleinkörnchen ein größerer, so erkennt man deutlich zwischen ihnen die feinen Plastinfäden als Verbindungs- stücke. Oft liegen die Nucleinkörper aber so dicht, dass man von dem Plastingrundfaden nichts mehr sehen kann. In manchen Fällen ver- schmelzen auch die Nucleinkörper direkt mit einander, nehmen also die Form des Kerngerüstes an, wie es FLEmMminG beschrieben hat, wenigstens erkläre ich mir so die diekeren stärker gefärbten, mehr oder weniger homogen aussehenden Fäden, die man öfter neben den Körnchenreihen trifft, wie dies z. B. Fig. 6 (Taf. XXXIH) zeigt. Ähnlich dieke ehromatische Fäden von homogenem Aussehen sah ich auch öfter bei dem entsprechenden Typus 2 von Pleurobranchus (ef. Fig. 15 der Taf. XXXII). Dieser reihenweisen Anordnung begegnet man aber nur bei den kleinen oder mittelgroßen Nucleinkörpern, die größten Nucleinkörper liegen dagegen stets isolirt (Figg. 3—6, Taf. XXXII), genau wie wir es bei Pleurobranchus (cf. z. B. Figg. 11, 13, 14, Taf. XXXII) gesehen haben. Besonders gilt dies von den Nebennucleolen? (cf. oben p. 530 und das vierte Kapitel). i Betont sei, dass hier wirkliche Nebennucleolen, nicht aber Netzknoten im Sinne FLEmming’s vorliegen. Um solche handelt es sich bei den großen 3 ; i E Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 533 In den Kernen Figg. 3 und 4 der Taf. XXXIH ist das Plastin- gerüst an den meisten Stellen nur spärlicher mit Nucleinkörpern be- setzt, an gewissen Stellen häufen diese sich aber, so besonders an der Peripherie des Kerns, und lassen dann nur noch undeutlich das Plastingerüst zwischen sich unterscheiden. Noch dichter liegen die Nucleinkörper im Kern Fig. 5 der Taf. XXXIII und zwar im weit- aus größten Theil desselben, Plastinfäden kann man hier zwischen ihnen kaum nachweisen, wohl aber sieht man trotz der dichten Lagerung die Nucleinkörper wieder öfter reihenweise fädig hinter einander gereiht. In der rechten unteren Ecke des Kerns der Fig. 5 (Taf. XXXIM) lockert sich aber das Gefüge der Nuclein- körper und gleichzeitig wird auch wieder das Plastingerüst deut- licher. Während also in Figg. 3 und 4 im größten Theil des Kerns das Plastingerüst deutlich hervortritt, ist es im Kerne der Fig. 5 nur noch an einem sehr beschränkten Gebiet (rechts unten) zu erkennen. Schließlich haben wir in den Kernen des Typus A (ef. Fig. 7, Taf. XXXIII) Kerne kennen gelernt, die durchweg vollgepfropft mit Nucleinkörpern sind und nirgends mehr ein Plastingerüst unter- scheiden lassen. Da dieser Typus aber durch alle Übergänge mit dem Typus B (Figg. 3—5, Taf. XXXIH) verbunden ist, ferner in einem und demselben Kerne man oft die deutlich plastinhaltigen und nuceleinarmen Abschnitte in die nucleinerfüllten Partien ohne erkennbares Plastin übergehen sieht und zwar in der Weise, dass das Plastingerüst immer undeutlicher wird, je mehr sich die Nuclein- körper anhäufen (ef. Fig. 3 und 5, Taf. XXXIID, so glaube ich, dass auch in den Fällen, wo nur Nucleinkörper zur Beobachtung kommen, wie dies bei dem Kerntypus A der Fall ist (z. B. Fig. 7, Taf. XXXII und Fig. 5, Taf. XXXIV), in Wirklichkeit doch stets ein Plastingerüst vorhanden ist, das nur durch die dichtgelagerten Nucleinkörper verdeckt wird, d.h. dass also zwischen den Kernen des Typus A und B kein prineipieller, sondern nur, wenn ich so sagen darf, ein gradueller Unterschied besteht, in so fern bei jenen die Nucleinkörper vorherrschen, bei letzteren aber dem Plastingerüst gegenüber mehr zurücktreten. Wahrscheinlich haben wir es auch hier, wie ich dies schon für Nueleinkörpern der Spinalganglienzellkerne der Säugethiere eben so wenig wie bei den Ganglienzellkernen der Gastropoden, denn niemals sieht man hier chromatische Fäden, d. h. Nucleinkörperreihen sich vereinigen, sondern die großen Nucleinkörper liegen stets wie die Hauptnucleolen frei im Plastingerüst. 534 E. Rohde, Pleurobranchus betonte (cf. p. 521), in den verschieden gebauten Kernen mit physiologisch verschiedenen Zuständen des Kerns zu thun. Ob in den Kernen des Typus A (Fig. 7, Taf. XXXIH) eine lineare Anordnung der Nucleinkörper vorliegt, oder ob diese ganz regellos in ein sehr engmaschiges Plastingerüst eingestreut sind, gleich dem Typus1 von Pleurobranchus (ef. Figg. 11, 13 und 14, Taf. XXXII), muss ich unentschieden lassen, doch halte ich die letztere Möglichkeit für die wahrscheinlichere. Was die Form und den Bau der Nucleinkörper selbst betrifft (Figg. 3—14, Taf. XXXIO), so sind die größeren bald mehr eckig und vielgestaltig, bald rundlicher, besonders gilt das Letztere von den allergrößten, den Nebennucleolen FLEmmin@’s. Meist erscheinen die größeren Nucleinkörper mehr oder weniger homogen, nicht selten glaubt man aber ähnlich wie bei den Gastropodenganglienzellkernen (ef. z. B. Fig. 15, Taf. XXXIH) in ihnen eine Körnelung unterscheiden zu können, so dass wahrscheinlich auch bei den uninucleolären Gan- slienzellkernen der Wirbelthiere die Makrosomen in vielen Fällen nur Konglomerate von Mikrosomen darstellen, worauf ich im vierten Kapitel noch eingehender zurückkomme. Durch Pikrokarmin färben sich die Nucleinkörper intensiv roth (Figg. 24, 25, Taf. XXXIM), das Plastin kommt auch hier in den meisten Kernen in Folge der dichten Lagerung der Nucleinkörper (Typus A) nur undeutlich zur Beobachtung (Fig. 25). In Kernen, in denen die Nucleinkörper lockerer gefügt sind, erscheint es (Fig. 24) als eine farblose bis schwach gelbliche Substanz, in der die einzel- nen Körnchen resp. Fädehen nur schwer zu unterscheiden sind. b:s Eier. (Taf. XXxXV—XXXVIL, Fig. 1—12.) Unter den Eikernen der verschiedenen Thiere existiren ganz ähnliche Unterschiede, wie wir sie bei den Ganglienzellkernen kennen gelernt haben. Die sehr großen (dotterreichen) Eier der niederen Wirbelthiere enthalten in ihren Kernen viele große erythrophile Nucleolen, genau wie die großen Ganglienzellen der Gastropoden, die kleinen (und dotterarmen) Eier der Säugethiere stimmen dagegen mit den ebenfalls verhältnismäßig kleinen Ganglienzellen der Wirbel- thiere überein, in so fern sie gleich diesen nur einen einzigen sehr sroßen Nucleolus aufweisen, der gegenüber den übrigen Kerm- elementen scharf hervortritt. Die beiden entsprechenden Kerm- typen, d. h. einerseits die uninucleolären und andererseits die multi- Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 535 nucleolären zeigen auch sonst bei Ganglienzellen und Eiern gewisse Übereinstimmung im Bau, worüber im letzten Kapitel noch ausführ- licher gesprochen werden wird. Was zunächst die großen dotterreichen multinucleolären Eier anlangt, so habe ich ihre Kernverhältnisse besonders bei den Fischen (Cobitis) und Amphibien (Frosch) eingehender studirt. Letztere sind ungleich günstigere Objekte als erstere. Fig. 1 BD (Taf. XXXV) stellt einen Theil eines Querschnittes durch den Kern eines großen reifen Eierstockeies vom Frosch nach Sublimathärtung und Färbung mit DELAFIELD’schem Hämatoxylin bei etwa derselben Vergröße- rung dar, bei welcher die Ganglienzellkerne der Gastropoden auf Taf. XXXI wiedergegeben sind. Die Struktur des Kerns tritt be- sonders in seinem breiten peripheren Abschnitt deutlich zu Tage. Hier setzt er sich wie z. B. bei X aus kaum mittelgroßen im Durch- messer etwas schwankenden Nucleinkörpern von fast dunkelschwarzer Färbung und aus einer helleren, zwischen diesen liegenden Substanz zusammen, welche selbst bei stärkerer Vergrößerung nur fein granulirt erscheint. Diese letztere ist von CArnoY!, der die Eikerne der Amphibien außerordentlich genau auch in chemischer Beziehung untersucht hat, als Plastin erkannt worden. Auch ZACHARIAS? hatte schon früher angegeben, dass die Eikerne ein Plastingerüst enthalten. CARNOY beschreibt und zeichnet das Plastingerüst als Netzwerk feiner Fädchen. Beim Frosch kann man dies auf Schnitten nur schwer erkennen. Bei sehr starker Vergrößerung macht es aller- dings, besonders in den ganz peripheren Theilen des Kerns, oft den Eindruck, als wenn die feinen Körnchen sich in gleich zarte Fädehen fortsetzten und die Körnchen nur die Knotenpunkte darstellten, in denen sich die Fädchen treffen. Da CAarnoyY noch ungleich gün- stigere Objekte als den Frosch untersucht hat, so glaube ich mit Rücksicht auf die sehr genauen Studien CArnoY’s, dass thatsächlich überall das Plastingerüst ein Netzwerk von Fädchen darstellt. An etwas weiter gefügten Stellen des Plastingerüstes erkennt man ferner oft deutlich, dass zwischen den Plastinfädchen resp. Körnchen noch eine homogene Substanz liegt, die CArnoY als Enchy- lema bezeichnet und für sehr bedeutungsvoll bei den chemischen Processen, die sich im Kern abspielen, erklärt. Die Kerne des Froscheies stimmen also im Wesentlichen mit den 1 CARNOY et LEBRUN, La Cellule, 1. ce. 2 ZACHARIAS, 1. c. 536 E. Rohde, multinucleolären Ganglienzellkernen (ef. z. B. Fig. 11, 13, 14, Taf. XXXII) überein, die ebenfalls überall deutlich aus stark sich färbenden Nucleinkörpern verschiedener Größe und aus einer hellen, d. h. schwach tingirbaren, meist feinkörnig, seltener feinfädig resp. netzig aussehenden Grundsubstanz bestehen, welch’ letztere die kleineren und größeren Lücken zwischen den ersteren ausfüllt. Auch das Enchylema kam in den Ganglienzellen der Gastropoden zur deutlichen Unterscheidung. Betrachten wir jetzt das Centrum des eben besprochenen Eikerns vom Frosch (Fig. 15, Taf. XXXV), so sehen wir hier zunächst die großen Nucleolen, welche zum Theil ganz eigenartige Formen zeigen und sich im Allgemeinen etwas dunkler tingiren als die Nuclein- körper, angehäuft und zwischen ihnen wieder allenthalben das helle Plastingerüst deutlich auf weitere oder kürzere Strecken hervortreten. Neben den Nucleolen finden sich aber auch hier im Centrum bald zahlreicher bald spärlicher Nucleinkörper von sehr wechselndem Durchmesser. Die größeren von ihnen haben theilweise ebenfalls ein sehr merkwürdiges Aussehen, bald die Form einer Hantel, bald eines Hufeisens ete. Von diesen größeren Nucleinkörpern sieht man häufig perlschnurförmig angeordnete kleinere Nucleinkörper ausgehen; schließlich erkennen wir, dass manche der großen so eigenartig ge- stalteten Nucleinkörper auch in der Färbung nachlassen. Alle diese Verhältnisse berühre ich hier nur kurz, da ich auf sie im vierten Kapitel noch sehr ausführlich eingehen werde. Vergleichen wir mit dem eben beschriebenen reifen Eierstocksei ein jJüngeres, kaum mittelgroßes, noch dotterfreies (Fig. 15, Taf. XXXV), so treten uns hier etwas andere Verhältnisse im Kern entgegen. Ab- gesehen von der ganz verschiedenen Lagerung der Nucleolen, die hier nicht central, sondern vorwiegend peripher sich finden, sehen wir auch die dunkel gefärbten Nucleinkörper, welche wieder in der Stärke stark variiren und zum großen Theil mikrosomartig klein sind, den Kern so dicht erfüllen, dass ein Plastingerüst nirgends scharf zu Tage tritt. Es liegen also hier abermals Anklänge an die Bauver- hältnisse der Ganglienzellen von Pleurobranchus vor, in so fern wir auch hier Kernformen mit sehr eng gelagerten Nucleinkörpern und in Folge dessen sehr undeutlichem Plastingerüst kennen gelernt haben. CAarnoY giebt ebenfalls an, dass das Plastingerüst bei den jungen Kernen stärker zurücktritt, zeichnet aber überall das feine Plastin- netzwerk zwischen den Nucleinkörpern auch hier ein. Ich habe es auf Schnitten in dieser Form nicht beobachte. Auch in diesen Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 537 jüngeren Kernen sehen wir wieder an verschiedenen Stellen die Nucleinkörper perlschnurförmig auf weitere oder kürzere Strecken angeordnet und die Perlschnüre selbst bald gerade bald gebogen oder zickzackförmig, Strukturen, die mit der Auflösung der Nucleolen zu- sammenhängen und darum erst im vierten Kapitel wieder nähere Berücksichtigung finden werden. In den allerjüngsten Eistadien (Figg. 1—7, Taf. XXXVI]) sind die Kerne ebenfalls dicht erfüllt von Nucleinkörpern, welche bier meist mikrosomartig klein sind. Ein Plastingerüst tritt auf Schnitten nicht zu Tage. Doch ist es wahrscheinlich auch hier vorhanden, da es bei den uninucleolären Eiern in gleichem Stadium zweifelsohne existirt, wie wir gleich sehen werden. Diese Jugendform der Eier unter- scheidet sich, wie wir aus dem zweiten Kapitel wissen, wesentlich dadurch von den alten Eiern, dass die Nucleinkörper sich nicht wie bei den letzteren durch Jodgrünfuchsin violett, sondern intensiv grün färben, d. h. also ungleich phosphorreicher sind. Ein gleicher Gegen- satz bezüglich des Phosphorgehaltes der Nucleinkörper zwischen den Jüngsten und alten Eikernen besteht auch bei den Fischen, wie dies die Figg. 3a—3e, 4 und 5, der Taf. XXX VI von Üobetis zeigen. Gehen wir jetzt zu den uninucleolären Eiern der Säugethiere über, so zeigen diese im Grunde genommen dieselben Kernstrukturen wie die eben beschriebenen multinucleolären der niederen Wirbel- thiere. Ich habe die einschlägigen Verhältnisse namentlich bei der Katze studirt. Die Figg. 3—12 der Taf. XXXVIH geben mehrere Ei- kerne derselben auf verschiedenen Entwicklungsstadien aus Schnitten durch ein Ovarıum nach Sublimathärtung und Hämatoxylinfärbung wieder, d. h. also die Objekte waren genau so behandelt, wie die eben beschriebenen Eier vom Frosch (Taf. XXXV). Auch die Ver- größerung ist dieselbe wie bei letzteren. Die Eier Figg. 3—12 stam- men aus verschieden großen Follikeln, die Figg. 3 und 4 aus GRAAF- schen Follikeln, die Eier Figg. 9—12 aus primären Follikeln mit noch endothelartig plattem Follikelepithel. Im Kern Fig. 3 erblicken wir neben vielen sehr großen Nucleinkörpern, welche genau wie bei den uninucleolären Ganglienzellen (cf. bes. Fig. 4, Taf. XXXIII) die Form von Nebennucleolen angenommen haben, und neben wenig mittelgroßen makrosomenartigen Bildungen ungeheuer viel sehr dicht gelagerte Mikrosomen, welche besonders die obere Hälfte des Kerns einnehmen und diese ungleich dunkler erscheinen lassen als die untere, in welcher die Nucleinkörper, welche wie beim Froschei stets durch ihre starke Färbbarkeit dem Hämatoxylin gegenüber ausge- 538 E. Rohde, zeichnet sind, nur spärlicher auftreten, dagegen eine bedeutend hellere Substanz stark entwickelt ist. Diese letztere erscheint stets so fein sranulirt wie das Plastingerüst des Froscheies (cf. Fig.1.B, Taf. XXXV) in der Regel und stellt zweifelsohne eine diesem entsprechende Bil- dung dar. Kern Fig. 4 (Taf. XXXVIIH) zeigt die Mikrosomen nicht so gleichmäßig über eine große Fläche ausgebreitet wie Kern Fig. 3 oben, sondern an verschiedenen Stellen und in sehr mannigfaltiger Weise centrirt, dabei noch enger zusammengedrängt, so dass ihre Packete noch dunkler erscheinen als im Kern Fig. 3. Oft erscheinen diese Ansammlungsstellen der Mikrosomen als mehr oder weniger scharf gegen den übrigen Kerninhalt abgesetzte Stränge von sehr wechselnder Form, Länge und Stärke (Figg. 4, 5, 7), in manchen Fäl- len (in Fig. 6) als mehr formlose Massen, die sich nach außen all- mählich lockern. Fast regelmäßig liegen diesen Mikrosomenmassen wieder makrosomenartige Nucleinkörper und Nebennucleolen von sehr wechselndem Durchmesser und sehr mannigfaltiger Struktur, oft in bedeutender Menge, eingebettet (Figg. 4—7), worüber im vierten Ka- pitel noch ausführlicher berichtet werden wird. Die helleren Kern- partien der Figg. 4—7 bestehen eben so wie in Fig. 3 wieder über- wiegend aus Plastin und wenigen eingestreuten mittelgroßen bis ganz kleinen Nucleinkörpern. Fig. 5 ist einem sehr dünnen Schnitt ent- nommen und zeigt gegenüber den Nucleinkörpern, welche sich in sehr verschiedener Weise, theilweise wieder strangförmig, anhäufen, ein starkes Hervortreten des Plastingerüstes, das z. B. links unten auf eine weite Strecke ganz frei von Nucleinkörpern ist, während dagegen in Fig. 6 die Nucleinkörper (meist wieder als Mikrosomen- stränge mit eingestreuten Makrosomen und Nebennucleolen) stark überwiegen (cf. Näheres im 4. Kapitel). Betont sei, dass die Figg. 3—7 bis in die feinsten Details die Originale genau wiedergeben. Die allerjüngsten Eier haben im Wesentlichen dieselbe Struktur, in so fern auch sie sich deutlich aus Nucleinkörpern und Plastin auf- bauen und diese beiden Elemente in sehr wechselndem gegenseitigem Lageverhältnis enthalten, wie dies aus Figg. 9—12 ersichtlich ist, welche die Kerne ebenfalls möglichst naturgetreu und bei gleicher Vergrößerung wie die Figg. 3—7 darstellen. In so fern besteht ein Unterschied den alten Eikernen gegenüber, als bei diesen jüngsten Kernformen einerseits die Nucleinkörper meist makrosomartig groß und Nebennucleolen nur seltener sind, andererseits nie stärkere Nuelein- körperstränge zur Ausbildung kommen, wohl aber die Nucleinkörper oft perlschnurartig einreihig hinter einander geordnet sind (cf. Fig. 11). Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 539 Auch hier bei den uninucleolären Eikernen färben sich genau, wie wir es schon bei den multinucleolären Eikernen konstatirt haben, und wie wir es im ersten Kapitel als Eigenthümlichkeit aller jungen Kerne kennen gelernt haben, die Nucleinkörper in den jüng- sten Eiformen wieder nach Jodgrünfuchsinbehandlung deutlich grün, während sie in den älteren Eistadien die typisch hellviolette bis roth- violette Färbung annehmen, die wir bereits bei den älteren multi- nucleolären Eiern gefunden haben, wie ein Vergleich der Figg. 2 und 1 (Taf. XXX VII) zeigt. Beide Figuren entstammen Kanadabalsam- präparaten, welche zwar eine sehr schöne färberische Differenzirung aufweisen, die feineren Strukturverhältnisse aber, wie schon oft be- tont, nur sehr undeutlich erkennen lassen. In Fig. 2 entsprechen die hellen Räume zwischen den grünen Nucleinkörpern dem Plastingerüst, das wir auf den Glycerinschnitten nach Hämatoxylinfärbung so deut- lich als feine farblose Körnelung zwischen den groben dunklen Nuclein- körpern unterscheiden konnten. Durch Pikrokarmin nehmen genau wie bei den uninucleolären Ganglienzellen die Nucleinkörper wieder eine deutliche Rothfärbung an, während das Plastin farblos bis schwach gelblich erscheint. ' c. Drüsen. (Taf. XXXVIIH, Fig. 31—35, XXXIX.) Einen sehr mannigfaltigen Bau der Kerne habe ich bei den Drüsenzellen konstatirt. Fig. 31 A der Taf. XXXVIH stellt den durch sehr bedeuten- den Durchmesser ausgezeichneten Kern des als Exkretionsorgan fungirenden Seitengefäßes von Ascaris dar, nach Sublimathärtung und Färbung mit Hämatoxylin. Derselbe erinnert in seiner Struktur an die Kerne der großen Eier der niederen Wirbelthiere, z. B. des Frosches, in so fern er eine ungeheuere Zahl sehr scharf hervor- tretender, im Durchmesser stark schwankender, meist aber ziemlich großer Nucleolen und kaum mittelgroße Nucleinkörper von fast glei- cher Färbbarkeit wie die ersteren enthält. Während aber bei den ältesten Eikernen des Frosches die Nucleinkörper lockerer gefügt sind und zwischen sich deutlich das Plastingerüst als feine helle Körnelung erkennen lassen, liegen sie hier ähnlich wie bei den noch dotterlosen Eiern des Frosches (ef. Fig. 13, Taf. XXXV) so dicht, dass eine zweite Substanz im Sinne des Plastins meist nicht zur deutlichen Unterscheidung kommt. Doch ist sie wahrscheinlich auch hier überall vorhanden, wenigstens glaubte ich bei starker 540 E. Rohde, Vergrößerung an einigen etwas lockerer gefügten Stellen zwischen den dunklen Nucleinkörpern eine feinere helle Granulirung erkennen zu können, wie dies Fig. 31 5 zu demonstriren sucht, welche einen kleinen Theil des Kerns stark vergrößert sehr genau wiedergiebt, wäh- rend der ganze Kern in Fig. 31 A diesbezüglich etwas schematisirt und bei schwacher Vergrößerung gezeichnet ist. Nicht selten trifft man die Nucleinkörnchen auch hier reihenweise angeordnet. Nahe den eben beschriebenen Ascaris-Kernen stehen in ihrem Bau die großen Spinndrüsenkerne der Raupe, die ich besonders bei Saturnia Pernyi, und zwar von vier verschiedenen Entwicklungs- stadien, untersucht habe. Sehen wir von den Nucleolen ab, die in großer Menge vorkommen und sehr eigenartig sind, wie wir im nächsten Kapitel noch sehen werden, so bestehen hier die Kerne (Figg. 1—9, Taf. XXXIX) meist aus sehr dicht und oft ganz regellos gelagerten mikrosomenartig kleinen Nucleinkörpern. Bisweilen treten aber neben diesen auch größere, oft eckige und vielgestaltige Makro- somen auf, welche nicht selten genau, wie wir es schon bei den großen multinucleolären Ganglienzellen der Gastropoden (cf. z. B. Fig. 13 Taf. XXXJ) kennen gelernt haben, deutlich gekörnt erscheinen und sich offenbar aus Mikrosomen zusammensetzen. Ein Plastingerüst habe ich mit Bestimmtheit nicht nachweisen können, wohl aber liegen auch in diesen Kernen die Nucleinkörper öfter linear hinter einander, was mit einiger Wahrscheinlichkeit auf eine Plastingrundsubstanz im Sinne der Plastinfäden der Ganglienzellkerne des Typus 2 von Pleurobranchus (ef. Fig. 15, Taf. XXXIH) und der Wirbelthiere (Figg. 3—6, Taf. XXXIHO) schließen lässt. Hierfür sprechen auch die gleich zu schildernden Bauverhältnisse der Beindrüsen von Phronima. Auch Freumm@1 betont in Übereinstimmung mit Meves2, dass ein Linin in den Spinndrüsenkernen der Raupen nicht erkennbar sei?. Im ganz anderen Bilde als die eben geschilderten beiden Kernarten erscheinen die Beindrüsen von Phronima (Figg. 32—35, Taf. XXXVII) Hier treten mit aller nur wünschenswerthen Deutlichkeit Fadenbil- dungen und netzförmige Verbindungen derselben auf. Die Fäden erscheinen in vielen Fällen nur als Reihen dicht hinter einander ge- ordneter stark färbbarer (durch Karmin Figg. 32—34) Nucleinkörper 1 MERKEL-BONNET, »Ergebnisse«. Zelle. 1895. 2 Meves, Zur Struktur der Kerne in den Spinndrüsen der Raupen. Arch. f. mikr. Anat. Bd. XLVIII. 1897. > Bisweilen glaubte ich helle farblose Grundfäden zu erkennen, sie waren aber so unbestimmt, dass ich sie nicht durch eine Zeichnung wiedergegeben habe. Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 541 von meist mittlerer Größe; an anderen Stellen sind die Nucleinkörper lockerer gestellt, dann erkennt man deutlich zwischen ihnen eine schwer tingirbare (nach Karminbehandlung kaum schwach rosa aus- sehende) scheinbar homogene Substanz als Grundmasse der Fäden. Schließlich begegnet man auch Fäden von oft sehr bedeutender Länge, welche nur aus dieser hellrosa gefärbten Grundsubstanz zu bestehen und einen Nucleinbesatz ganz zu entbehren scheinen (cf. bes. Fig. 34). Diese Fäden stimmen genau im Aussehen mit den Plastinfäden über- ein, die wir bei den Ganglienzellkernen des Typus 2 von Pleuro- branchus (Fig. 15, Taf. XXXII) und beim Hunde (Figg. 3—6, Taf. XXXIIH), kennen gelernt haben und stellen zweifelsohne eine gleiche Substanz dar. Nicht selten trifft man die oft ziemlich weiten Maschen des chromatischen, d. h. mit Nucleinkörpern besetzten Kern- netzes von ganz nucleinfreiem Plastingewebe erfüllt (ef. Fig. 33 u. 34), d. h. es liegen dann ähnliche Verhältnisse vor, wie wir sie bei man- chen Kernen von Pleurobranchus (cf. z. B. Fig. 14, Taf. XXXII) und bei den ältesten Eikernen vom Frosch (ef. Fig. 15, Taf. XXXV) ge- troffen haben. Die hellen Räume in Fig. 33 und 34 sind wahrschein- lich im Leben alle zum größten Theil von einem solchen zarten Plastinnetze erfüllt gewesen, von dem sich aber auf Schnitten, ähn- lich wie bei Pleurobranchus (ef. Fig. 11, Taf. XXXII), oft nur Spuren als kleine Fetzen erhalten haben. In manchen Fällen ist das chro- matische Netzwerk so eng, dass die Nucleinkörper auf den ersten Blick regellos durch einander gelagert scheinen, und erst bei Anwen- dung stärkerer Vergrößerung ihre netzförmige Anordnung deutlicher zu Tage tritt. Häufig trifft man größere, durch sehr dunkle (Roth-) Färbung hervorstechende Partien in den Kernen von Phronima (Fig. 32), welche sich bei sehr starker Vergrößerung stets in äußerst dicht ge- drängte Nucleinkörper auflösen lassen. Ob auch an diesen Punkten noch ein chromatisches Netzwerk vorkommt, oder ob die Nuclein- körper hier ganz regellos in ein sehr engmaschiges Plastingerüst eingelagert sind wie bei den Ganglienzellkernen des Typus 1 von Pleurobranchus (cf. z. B. Figg. 11, 13, 14, Taf. XXXI) und bei den Eiern, uninucleolären (Figg. 3—12, Taf. XXX VIII) wie multinucleolären (Fig. 1 B, Taf. XXXV), war nicht zu entscheiden. Doch halte ich auch hier (ef. das oben p. 534 über die uninucleolären Ganglienzellen Ge- sagte) das Letztere für das Wahrscheinlichere.. Bemerken will ich, dass die Nucleolen, welche in großer Zahl vorhanden sind, auf den Karminpräparaten nicht scharf hervortreten, da sie meist in den eben beschriebenen dicken Nucleinansammlungen versteckt liegen; nach 542 E. Rohde, Jodgrünfuchsinbehandlung stechen sie dagegen auch hier in der typisch knallrothen Farbe gegenüber dem cyanophilen Kerngerüst deutlich hervor (Fig. 35, Taf. XXXVII). Die Kerne der Beindrüsen von Phronima haben also eine Struktur, welche genau der Anschauung entspricht, die FLEMMING und seine Anhänger allgemein für den Kern vertreten, d. h. sie ent- halten ein deutlich fädiges chromatisches, d. h. aus Lininfäden und aufgelagertem Uhromatin bestehendes Gerüstwerk mit ausgeprägter Netzknotenbildung. Hervorgehoben sei noch, dass die Phronima- Beindrüsen eine große Ähnlichkeit im Bau mit den von HEıpExHAm! so eingehend untersuchten und sorgfältig abgebildeten Leukocyten- kernen zeigen 2. | Abermals ganz anders gebaut sind die Kerne der Malpighi’schen Gefäße, d. h. der Exkretionsorgane von Blatta. Zunächst muss ich auch hier wieder die große Verschiedenheit betonen, die im Bau der einzelnen Kerne, oft desselben Schlauches, besteht und wahrschein- lich ebenfalls durch den sehr wechselnden physiologischen Zustand der Kerne hervorgerufen wird. Allerdings beruht diese Mannigfaltig- keit theilweise auf noch anderen Strukturverhältnissen, als wir sie bei den Ganglienzellkernen und Eikernen kennen gelernt haben. Kern 10 (Taf. XXXIX) stellt einen typischen Kern aus einem Sublimatpräparat und nach Doppelfärbung mit Jodgrün-Fuchsin dar. Wir unterscheiden in ihm sehr verschieden große intensiv grüne Nucleinkörper, welche verhältnismäßig sehr spärlich sind, ein sehr lockeres Gefüge zeigen und desshalb einzeln scharf im Kern hervor- treten. Von einem Plastingerüst ist in diesem Kern nichts zu ent- decken. In einigen wenigen Fällen sah ich aber auf Kanadabalsam- schnitten von den groben grünen Nucleinkörpern hellere Fäden ab- gehen. Wahrscheinlich hängen also auch hier die Nucleinkörper in 1 HEIDENHANN, 1. ce. 2 Leider standen mir von Phronima nur Alkoholpräparate zur Verfügung. Sie waren aber ganz vorzüglich konservirt, so dass die oben beschriebenen Strukturen nicht als Kunstprodukte gelten dürfen, zumal ich auch bei anderen Zellen, besonders Ganglienzellen, mich überzeugt habe, dass durch Alkohol keine solchen Kunstprodukte hervorgerufen werden. Hierfür spricht auch die große Ähnlichkeit dieser Kerne mit den von HEIDENHAmN vorzüglich konservirten Leucocytenkerne. Die untersuchten Thiere stammten von ganz verschiedenen Fundorten, sie wurden theils von Herrn Prof. CHun, theils von Herrn Privatdocent Dr. BRAEM gesammelt, stimmten aber durchaus überein. Nur will ich bemer- ken, dass bei manchen Exemplaren die Kerne fast durchweg sehr engmaschig waren. u » e Die u ul rl Zt a a Aa [ u A u ET Ba a Fe ee ae GP I a en a LE Aal ne u EU m m En a u et ar en an IE, 1 Ir } ‘Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 543 einem Plastingerüst, das aber nirgends zu stärkerer Ausbildung kommt!. Wenn sich nun auch im den Räumen zwischen den Nuclein- körpern Strukturen meist nicht nachweisen lassen, so sind sie doch von einer wahrscheinlich homogenen Substanz erfüllt, denn sie er- scheinen oft deutlich gefärbt (ef. Figg. 10—24, Taf. XXXIX). Diese farblose Zwischensubstanz der Nucleinkörper entspricht offenbar dem Enchylema, das wir bei den Kernen mit sehr entwickeltem Plastin- gerüst zwischen dem letzteren unterscheiden konnten, wie bei den Ganglienzellen von Pleurobranchus und den Eiern. Das Interessante ist nun einerseits, dass dieses Enchylema in den einzelnen Kernen der MAarpıcnHr schen Gefäße einen sehr verschiedenen Grad der Färb- barkeit zeigt, andererseits dass es sich stets in grünlichem Tone tingirt. In manchen Kernen (z.B. Figg. 10, 13, 18) erschien das Enchylema fast farblos, nur mit einem ganz zarten Hauch von grün. Im ent- gegengesetzten Falle, wie z. B. m Fig. 16, 17, 20, ist die Färbung eine so intensive, dass sie fast derjenigen der Nucleinkörper gleich- kommt und diese besonders bei dichterer Lagerung kaum mehr deut- lich unterscheiden lässt. Fig. 20 links zeigt uns zwei verhältnismäßig: sehr kleine Kerne dicht neben einander. Wir haben es in ihnen offenbar mit zwei jugendlichen Kernen zu thun, die eben erst durch Theilung aus einem Mutterkern hervorgegangen sind. Diese jungen Kerne zeigen das Enchylema besonders dunkelgrün. Auch sonst fand ich oft besonders die kleinen Kerne (cf. Figg. 16, 17) durch dunkleres Enchylema ausgezeichnet. Es liegt die Vermuthung nahe, dass dies ein Charakteristikum der jungen Kerne sei. Hierfür könnte die Thatsache sprechen, dass in anderen Epithelzellen ebenfalls die jugendlichen Kernformen oft eine ausgesprochene Grünfärbung des Enchylemas zeigen. Dies gilt besonders von den Epithelkernen des Centralkanals des Rückenmarks von Larven der Amphibien (ef. Figg.1, 2, Taf. XXXIV), die auch im Übrigen eine gewisse Übereinstimmung mit den MAtLpıcHr’schen Kernen zeigen (cf. die Anm.). Auf der anderen Seite trifft man aber auch oft ganz gleich große Kerne und nicht selten dicht neben einander, welche eine ganz verschiedene Färbung des Enchylemas zeigen. Es wäre also auch denkbar, dass bestimmte physiologische Zustände der Drüsenzellen durch intensivere Färbung des Kernenchylema ausgezeichnet sind. 1 Auch in den sehr ähnlich gebauten Epithelkernen des Centralkanals der Amphibienlarven, besonders von Triton, konnte ich öfter neben den grünen Nucleinkörpern blasse Fäden unterscheiden. 544 E. Rohde, FLEMmMInG! betont schon den großen Wechsel in der Färbbarkeit des Kernsaftes bei den Kernen der verschiedenen Gewebe, wenn auch FLemming’s Kernsaft zweifelsohne nicht in allen Fällen dem von mir als Enchylema unterschiedenen Kernelement entspricht (cf. All- gemeinen Theil. FLEMMING nimmt zur Erklärung dieser seiner Be- obachtung an, dass außer im chromatischen Kerngerüst auch noch im Kernsaft Ohromatin, d. i. Nuclein in diffuser Form enthalten sei. Ich theile diese Auffassung bezüglich der eben besprochenen Drüsen- kerne durchaus und nehme an, dass zu gewissen Zeiten das Enchy- lema besonders nucleinhaltig ist. Bei dieser Gelegenheit will ich daran erinnern, dass nach CARNoY im Enchylema sich wichtige Stoffwechselvorgänge abspielen. Auch FLeuminG giebt besonders von Epithelkernen die Färbbar- keit des Kernsaftes an. Es scheint also eine bei Epithelkernen sehr verbreitete Erscheinung zu sein und steht vielleicht hier in vielen Fällen im Zusammenhang mit der starken Theilungsfähigkeit dieser Kerne (cf. oben das zweite Kapitel). Diese variable Empfänglichkeit des Enchylemas für den grünen Farbstoff ist das eine Element, das die oben betonte Mannigfaltigkeit der Kernbilder in den Drüsenzellen der MArricnr'schen Gefäße von Blatta bedingt. Das zweite Moment (abgesehen von den Nucleolen, die erst im vierten Kapitel in Betracht kommen werden) liegt in den Nucleinkörpern wieder selbst, in so fern diese in den einzelnen Kernen in Größe, Form, Gefüge und Zahl sehr variiren. Meist sind sie aber wie in dem Anfangs beschriebenen Kern (Fig. 10) makro- somenartig groß und sehr locker gefügt. Bisweilen trifft man aber Kerne, die dicht erfüllt sind von Mikrosomen und Makrosomen fast ganz vermissen lassen (Fig. 23). Von dieser Kernform bis zu der ersteren kommen alle Übergänge vor (cf. Figg. 10—24). Es kehren also hier ähnliche Unterschiede wieder, wie wir sie schon früher, besonders bei den Ganglienzellen der Gastropoden, namentlich von Pleurobranchus, getroffen haben. Möglicherweise erfolgt auch bei den Kernen der MarLpıcHrschen Gefäße gleich wie bei den Ganglien- zellen von Pleurobranchus ein Zerfall der Makrosomen in Mikrosomen (ef. Näheres im vierten Kapitel). Genau denselben Bau wie die Kerne der ManpisHr’schen Ge- fäße haben auch viele Epithelkerne des Darmkanals von Blatta (Fig. 25, Taf. XXXIX). 1 FLEMMING, 1. c. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 545 d. Protozoen. (Taf. XXX VII, Figg. 22—30.) Von den Protozoen habe ich die Infusorien und Aclinosphaerium auf ihre Kernstruktur hin untersucht und zwischen beiden sehr weit- sehende Unterschiede konstatiren können. Was zunächst die Infusorien anbetrifft, so stellt Fig. 25 (Taf. XXXVIO) einen Kern von Sitentor nach Sublimathärtung und Behand- lung mit Jodgrünfuchsin dar. Er zeigt durchweg ein intensiv grünes Aussehen und setzt sich, wie man bei Anwendung von stärkerer Ver- srößerung sich leicht, besonders auf Glycerinpräparaten, überzeugen kann, aus sehr dicht gelagerten Mikrosomen zusammen. Neben diesen treten noch einige größere nucleolenartig abgerundete Nuclein- körper auf, welche durch alle Übergänge mit den Mikrosomen ver- bunden sind. Eine zweite geformte Substanz im Sinne des Plastins habe ich nirgends unterscheiden können, wohl aber sieht man die Nucleinkörper bisweilen deutlich reihenweise angeordnet!. Paramaecium hat im Wesentlichen dieselbe Struktur des Kerns; auch hier (Fig. 22) besteht derselbe aus Mikrosomen, die wieder sehr eng bei einander liegen und öfter fädig aufgereiht sind. Er unter- scheidet sich aber in so fern von demjenigen von Stentor, als die neben diesen Mikrosomen vorkommenden nucleolenartigen Nuclein- körper hier viel größer und zahlreicher sind. Noch mehr nehmen nucleolenförmige Bildungen bei Stylonychia (Fig. 26) überhand. Untersucht man hier den mit Jodgrünfuchsin gefärbten Kern kurz nach erfolgter Differenzirung, d. h. wenn er noch intensiv grün gefärbt ist, so erscheint er nur aus grünen Nucleolen sehr verschiedener, theilweise aber sehr bedeutender Größe zusammen- gesetzt. Diese sind derartig eng gelagert, dass sich an solchen Prä- paraten über ihre Zwischensubstanz schwer etwas mit Sicherheit ermitteln lässt. Verblassen die Kerne etwas, und sind sie durch langes Liegen in Glycerin sehr durchsichtig geworden, so tritt auch hier die Zwischensubstanz der Nucleolen deutlich hervor und zeigt sich wieder genau wie bei Stentor und Paramaecium aus gleich grünen 1 Die Kerne von Stentor fallen selbst bei oberflächlichem Zerzupfen der Thiere leicht heraus und lassen sich dann unter dem Deckglas bequem rollen, so dass man sie von allen Seiten studiren kann. Hierbei konnte ich in vielen Kernen bei bestimmter Lagerung derselben einen sehr großen kugeligen Nuclein- körper von nucleolenartigem Habitus unterscheiden, wie wir ähnliche gleich bei anderen Infusorien kennen lernen werden. Ob er allen Kernen zukommt, kann ich nicht genau angeben. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIII. Bd. 36 546 E. Rohde, stellenweis fädig angeordneten Mikrosomen zusammengesetzt. Oft sewinnt es den Eindruck, als wenn die Mikrosomenfäden sich netz- artig verbinden. Eine plastinartige Substanz ließ sich bei Stiylo- nychia und Paramaecium eben so wenig wie bei Sientor nachweisen. Dennoch glaube ich, dass auch bei den Infusorienkernen eine solche existirt, wenn sie auch jedenfalls nur schwach entwickelt sein kann. Dafür sprechen wenigstens die Strukturverhältnisse bei ande- ren Protozoen, besonders von Actinosphaerium, zu denen ich jetzt übergehen werde. Vorausschicken will ich, dass ich bei Actino- sphaervum nur frei lebende Thiere, nicht aber eneystirte Formen untersucht habe. Hier tritt nun nach Jodgrünfuchsinbehandlung überall in den Kernen (Figg. 27 —30, Taf. XXXVII) neben den Nucleinkörpern, die sich gleich denen der Infusorien intensiv grün tingiren, deutlich eine zweite farblose bis ganz schwach rosa aus- sehende Substanz auf von genau derselben Struktur, wie sie das Plastin der Ganglienzellkerne des Typus 1 von Pleurobranchus und der Eikerne vom Frosch aufweist, d. h. sie erscheint selbst bei starken Vergrößerungen feinkörnig oder andeutungsweise fädig strukturirt. Zweifelsohne haben wir es in ihr auch bei Actinosphaerium mit einem Plastingerüst zu thun. Dasselbe ist in den ruhenden Kernen (Figg. 27—29) besonders peripher, oft in breiter Schicht, entwickelt und hier meist ganz frei von Nucleinkörpern, welche die centralen Kernpartien einnehmen. Bei der Karyokinese, der man bei gewissen Exemplaren sehr häufig begegnet, setzt sich die »Spindel« aus diesem fast farblosen Plastingerüst zusammen, nur mit dem Unterschiede, dass das Plastin in der »Spindel« eine sehr ausgesprochene Faden- und Netzstruktur zeigt, wie Fig. 30, welche ein Endstadium der Karyokinese darstellt, demonstrirt. An den Knotenpunkten der Plastinfäden treten in der Spindel oft Verdickungen auf, die ich als Produkte dieses Plastinnetzes deuten möchte, da sie wesentlich denselben Ton wie das letztere zeigen. Im Inneren des Kerns koncentriren sich die Nucleinkörper und liegen hier oft so dicht, dass zwischen ihnen das Plastin nicht zur deutlichen Beobachtung kommt (Figg. 27, 28), sondern der centrale Theil, ähnlich wie bei Infusorien der ganze Kern, plastinfrei erscheint. In anderen Fällen sind die entralen Nucleinkörper aber lockerer gefügt, dann (Fig. 29) tritt überall zwischen ihnen auch hier das Plastingerüst deutlich hervor. Dasselbe erfüllt also zweifelsohne das ganze Innere der Kerne, genau wie bei den Ganglienzellen von Pleurobranchus und den Froscheiern, und wird nur stellenweise von den Nuclein- Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 547 körpern stark verdeckt. Wahrscheinlich liegen die Verhältnisse eben so bei den Infusorienkernen, d. h. haben auch diese, wie schon oben bemerkt, ein Plastingerüst, dass nur bei der dichten Lagerung der Nucleinkörper im ganzen Kerne nirgends zur scharfen Beobachtung . gelangt. Was die Nucleinkörper selbst anbetrifft, so liegt auch bezüglich ihrer ein wesentlicher Gegensatz zwischen den Kernen der Infusorien und von Achmosphaerium vor. Denn während bei jenen die größeren Nucleinkörper alle mehr oder weniger rundlich und scharf begrenzt, d. h. nucleolenartig sind, erscheinen sie hier bei Actinosphaerium in der Regel makrosomenförmig, d.h. als ganz formlose, unsicher um- rissene Brocken von ungemein wechselnder Gestalt, Struktur und Größe (Figg. 27—29). Viele sehen ganz zackig aus, d.h. in einen oder mehrere verschieden lange Fortsätze ausgezogen, manche komma- förmig, andere klumpig etc. Bald erscheinen sie mehr oder weniger homogen, bald körnig, so dass man, wie bei den Makrosomen der Ganglienzellen (cf. oben p. 518 und p. 534 und z.B. Fig. 15 von Taf. XXXI) den Eindruck gewinnt, als wenn sie nur Konglomerate von Mikrosomen darstellten. Bisweilen treten deutlich grüne Fäden auf, welche wahrscheinlich ebenfalls durch eine Verschmelzung längs gestellter Nucleinkörper entstanden sind (Fig. 27). Im Umfang variiren die Makrosomen ebenfalls sehr bedeutend, einige übertreffen im Durch- messer noch die großen Nucleolenbildungen der Infusorien, mikro- somenartig kleine Nucleinkörper sind verhältnismäßig spärlicher. Auch in der Färbung der Nueleinkörper existiren Unterschiede, in so fern manche dunkelgrün, andere hellergrün aussehen. Die Chromosomen sich karyokinetisch theilender Kerne stellen kurze intensiv grün sich färbende Stäbchen dar (Fig. 30). Manche Makrosomen sehen wie gefleckt aus, d.h. sie lassen in ihrem Inneren dunklere und hellere Partien unterscheiden (Fig. 29). Ich möchte glauben, dass dies mit der Entstehung der Makrosomen aus sich zusammenballenden Mikrosomen zusammenhängt und die ‚hellen Stellen lediglich durch ein lockeres Gefüge der Mikrosomen bedingt werden. R. HerrwIe giebt in seiner ganz ausgezeichneten Arbeit über die Actinosphärien! für diese Erscheinung eine andere Erklärung. Er nimmt nämlich neben den Nucleinkörpern und dem feinkörnig, resp. fädig-netzig erscheinenden Plastingerüst noch eine dritte Substanz an, welche er seinerseits als Plastin bezeichnet, ı R. Herrwıg, Über Kerntheilung, Richtungskörperbildung und Befruch- tung von Actinosphaerium Eichhorni. München 189. 36* 548 E. Rohde, während er das von mir als Plastin unterschiedene Element achro- matische Substanz nennt und für etwas wesentlich Anderes als meine Plastinsubstanz auffasst. Herrwıg hält nämlich sein Plastin für iden- tisch der Masse der echten, d. h. bei Jodgrünfuchsin sich roth färbenden Nucleolen, die er Plastinnucleolen nennt, und glaubt, dass dieses Plastin ein Kittmittel sei, um die kleinsten Nucleinkörper, d.h. meine Mikrosomen zu größeren Brocken, d. h. meine Makro- somen (resp. Chromosomen) zusammenzukleben und erklärt das ge- fleckte Aussehen der letzteren in der Weise, dass an den hellen Stellen die Plastinsubstanz stärker entwickelt ist und das Nuclein mehr zurück- tritt. Er giebt ferner an, dass auch in gewissen ruhenden Kernen die Plastinsubstanz sich central stärker ansammelt. Ich habe bei den freilebenden Thieren, die ich allein untersucht habe, nach Jodgrün- fuchsinbehandlung im Kern eine den echten Nucleolen gleich roth sich färbende Substanz mit Sicherheit nicht unterscheiden können. UArnoY! hat bei den Eikernen der Amphibien ebenfalls eine Kitt- substanz zwischen den Nucleinkörpern in den oben beschriebenen Strängen, den Perlschnüren ete., d. h., den Auflösungsfiguren der Nucleolen (ef. unten das vierte Kapitel) beschrieben und sie hier im Gegensatz zu seinem i. e. meinem Plastingerüst als Globulin erkannt. 3. Zusammenfassung und Allgemeines. Alle thierischen Kerne setzen sich aus Nucleinkörpern, aus einem Plastingerüst und aus einem die Maschen des letzteren erfüllenden strukturlosen, mehr oder weniger flüssigen Enchylema zusammen. Diese drei Kernelemente treten in sehr wechselnder Form und Menge und zwar nicht nur in den verschiedenen Geweben, sondern oft bei einer und derselben Kernart auf. Die Nucleinkörper, welche bald phosphorreicher, bald phosphor- ärmer sind und sich dementsprechend durch Jodgrünfuchsin im ersteren Falle rein grün, im letzteren Falle hellviolett (bisweilen schwach röthlich) färben (cf. das zweite Kapitel) sind entweder granula- artig klein: Mikrosomen, oder größer: Makrosomen. Die Makro- somen, welche meist eckig, sehr vielgestaltig und nur unbestimmt begrenzt sind, erscheinen theils mehr oder weniger homogen, theils deutlich gekörnt und stellen in vielen Fällen nur Konglomerate von Mikrosomen dar (ef.z.B. die multinucleolären Ganglienzellen Taf. XXXI, 1 CARNOY, 1. e. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 549 Figg. 11—14. Mikrosomen und Makrosomen stehen oft genetisch in engem Zusammenhang, in so fern die Makro- somen nicht nur durch Zusammenballen der Mikrosomen entstehen, sondern auch zu gewissen Zeiten wieder in die letzteren zerfallen können, wie besonders bei den multinucleo- lären Ganglienzellen leicht zu verfolgen ist. (Die Makrosomen stehen also zu den Mikrosomen in demselben Verhältnis, wie die Nucleolen resp. Nebennucleolen gewisser Kerne, cf. das vierte Kapitel und die Schlussergebnisse.) Das Plastingerüst zeigt sich ebenfalls in doppelter Form: ent- weder (1. Modifikation) stellt es durch den ganzen Kern ein ganz gleichmäßiges und sehr enges Netzwerk dar, das oft derartig dicht gefügt ist, dass es auf. Schnitten, selbst bei starken Vergrößerungen, nur gekörnt aussieht; in diesem Falle sind die Nucleinkörper genau wie die Nucleolen ganz regellos einzeln dem Plastingerüst ein- gelagert, z. B. bei den uni- und multinueleolären Eiern (Figg. 3—12, Taf. XXXVII, Fig. 1 B, Taf. XXXV) und bei den multinucleolären Ganglienzellen des Typus 1 (die Nucleinkörper sind meist makro- somenartig groß Figg. 11—14, Taf. XXX), — oder (2. Modifikation) das Plastingerüst besteht aus einem sehr verschieden gestalteten, meist aber weiteren Netzwerk, in welchem die einzelnen Fäden oft auf lange Strecken deutlich zu verfolgen sind; dann liegen die (meist nur kleinen) Nucleinkörper den Plastinfäden in Längsreihen auf, oft so eng, dass die Nucleinkörper einzeln nicht mehr zu unterscheiden sind, d. h. der Kern zeigt ein deutliches chromatisches Kernnetz im Sinne Fremmmg’s und seiner Anhänger, z. B. bei den multinu- eleolären Ganglienzellen des Typus 2 (Fig. 15, Taf. XXXII), bei vielen uninucleolären Ganglienzellen (Fig. 3, Taf. XXXIM), bei manchen Drüsenzellen (Figg. 32—35, Taf. XXX VII). In vielen Fällen entspricht dieses Plastingerüst zum großen Theil den von den Autoren als Kernsaft gedeuteten Partien des Kerns. Besonders gilt dies von der 1. Modifikation (ef. z. B. Figg. 11, 14, Taf. XXXI, Figg. 2—12, Taf. XXXVIN); doch auch bei der 2. Modifikation werden die ver- schieden weiten Maschen des chromatischen Netzes oft von ganz nucleinfreien Plastinfäden erfüllt (ef. z. B. Fig. 3, 4, Taf. XXXII und Fig. 34, Taf. XXX VII). Manche Kerne zeigen stets nur die 1. Modifika- tion des Plastingerüstes z. B. die Eikerne. Bei vielen Kernen kommen beide Modifikationen neben einander vor. Oft, z. B. bei den multi- nucleolären Ganglienzellen, herrscht die 1. Modifikation vor, und nur in gewissen Kernen (Typus 2) tritt die 2. Modifikation, und zwar sehr ‘ vr x E k ; Vu deutlich zur Beobachtung. Wahrscheinlich stellt diese 2. Modi- fikation dann einen bestimmten physiologischen Zustand dar, der etwa ähnlich wie die ersten Stadien der Karyokinese durch eine reihen- weise Anordnung der Nucleinkörper charakterisirt ist. Bei manchen Kernen, besonders bei den Drüsen- und Epithelzellen, kommt vor- wiegend die 2. Modifikation vor. Gleichzeitig tritt dann in diesen Kernen das Plastingerüst nicht selten nur in einer minimalen, kaum nachweisbaren Spur auf. Das Enchylema kommt bei starker Entwicklung des Plastin- gerüstes, d. h. in der Mehrzahl der Kerne, nur undeutlich zur Beobachtung. Bei manchen der eben erwähnten durch sehr geringe Plastinentwicklung ausgezeichneten Kerne (Drüsenkerne, Epithel- kerne), sind oft auch die Nucleinkörper verhältnismäßig nur spärlich und dann sehr locker gefügt. Hier tritt das Enchylema als eine strukturlose, aber deutlich und zwar in sehr verschiedenem Grade färbbare Zwischensubstanz der Nueleinkörper zur Beobachtung (ef. z. B. Figg. 10—25, Taf. XXXIX). Da es sich stets ähnlich grün wie die Nucleinkörper färbt, so enthält es offenbar gleich diesen auch Nuclein und zwar phosphorreiches, entweder gelöst oder in diffuser Form. 550 E. Rohde, Im Wesentlichen haben also meine Untersuchungen die Auf- fassung CarnoyY’s! vom Kernbau bestätigt (cf. die Einleitung des dritten Kapitels und unten das vierte Kapitel. Unrecht hat aber Carvov, wenn er das Vorkommen chromatischer Netze im Sinne = Fremumine’s ohne Weiteres leugnet. Bei den multinueleolären Eiern 7 der niederen Wirbelthiere, die Carxoy ausschließlick untersucht hat, fehlen sie allerdings vollkommen. Eben so zweifellos kommen sie aber in bestimmten Kernen vor (2. Plastin-Modifikation), stellen aber ” in manchen Fällen wahrscheinlich nur einen vorübergehenden Kern- F zustand dar. Jedenfalls gehören die chromatischen Netze” nicht zur Fundamentalstruktur des Kerns. 4 Im Grunde zu derselben Auffassung, wie ich sie vertrete, ist besonders HEIDENHAIN? (cf. oben die Einleitung) neuerdings gekom- men, in so fern er gegenüber einer von: ihm früher vertretenen = Meinung betont, dass die Kernmikrosomen durchaus nicht immer reihenweise angeordnet sind, sondern z. B. in den Chromatin- € klumpen der Leukocytenkerne ganz regellos durch einander liegen, 1 CARNOY, 1. ce. 2 M. HEIDENHAIN, |. c. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 551 stets vollkommen von einander getrennt sind und durchaus selb- ständige Kügelchen darstellen, welche einem fädig strukturirten Linin eingelagert sind. Dagegen habe ich nur in einem einzigen Falle Kernelemente ge- troffen, welche an das Oxychromatin HEIDENHAIN’s erinnern. HEIDEN- HAIN’s eingehendste Beobachtungen beziehen sich namentlich auf die Leukoeytenkerne, die, wie wir aus dem zweiten Kapitel wissen, sehr phosphorreiche, d. h. bei Jodgrünfuchsin sich grün färbende Nuclein- körper enthalten. HEIDENHAIN konnte nun in den Leukocytenkernen neben den grünen Nucleinkörpern, die seinem Basichromatin ent- sprechen (cf. oben die Einleitung des dritten Kapitels) noch eine erythrophile, d. h. sich durch rothblaue Farbstoffgemische roth tin- Sirende Körnelung unterscheiden, die er Oxychromatin nennt und unter Berücksichtigung der MAarrArrtr’schen Beobachtungen (cf. oben das zweite Kapitel p. 502) gleichfalls für Nucleinkörper, aber phos- phorärmere erklärt. Ähnliche Verhältnisse konnte ich bei den Speicheldrüsen von Saturnia in vielen Kernen konstatiren. Auch hier treten, wie im nächsten Kapitel aber erst weiter ausgeführt werden wird, neben den intensiv grünen Mikrosomen gleich kleine Körnchen von eben so ausgesprochen rother Färbung nach Jodgrünfuchsin- behandlung in großer Menge auf. HEIDENHAIN schreibt bezüglich der Leukoeytenkerne: »Bei den Kernen der großen sessilen Leukocyten, welche ich genauer studirt habe, zeigt sich nun oft, dass die Kügel- chen der beiderlei chromatischen Substanzen in einem und demselben Balkenblättchen oder -klumpen der Gerüste bunt durch einander ge- würfelt sind. Es ist dies ein sehr zierlicher und überraschender An- blick in demselben Kernstrange rein rubinroth und rein smaragdsrün gefärbte Kügelchen in wechselnden Anordnungen vereinigt zu sehen ete.< Diese Schilderung stimmt genau auch für viele Spinndrüsen- kerne von Saturnma (cf. Fig. 2 auf Taf. XXXIX). Auf der anderen Seite besteht aber der große Unterschied zwischen den HEIDENHAIN’schen Leukocytenkernen und meinen Saturnia-Kernen darin, dass 1) neben den durch viele rothe »Oxychromatinkörnchen« ausgezeichneten Ker- nen andere, und oft zwar direkt benachbart auf demselben Schnitt, auftreten, welche keine Spur von Oxychromatin, sondern nur Basi- chromatin, d. h. ausschließlich grüne Mikrosomen enthalten, während HEIDENHAIN für alle Kerne gleichmäßig die Doppelfärbbarkeit des Chromatins, d. h. Basi- und ÖOxychromatin annimmt. 2) Dass die rothen Oxychromatinkörnchen durch alle Übergänge mit viel größeren gleich roth gefärbten Kugeln verbunden sind, die unzweifelhaft als 552 E. Rohde, Nucleolen angesprochen werden müssen. Es ist daher noch fraglich, ob in den Saturmia-Kernen wirklich die rothen Körnchen dem Oxychromatin HEIDENHAIN’s entsprechende Bildungen darstellen (cf. das vierte Kapitel). Bei allen übrigen von mir genauer untersuchten durch phosphorreiche Nucleinkörper ausgezeichneten Kernen, z. B. der multinucleolären Ganglienzellen der Gastropoden (ef. Figg. 1—-5 der Taf. XXXIL, der MArrısnrschen Gefäße und des Darmepithels von Blatta (ef. Figg. 10—25 der Taf. XXXIX) kommen solche rothe Oxychromatinkörnchen neben den grünen Nucleinkörpern nach Be- handlung mit Jodgrünfuchsin bestimmt nicht vor, sondern nur noch roth sich färbende echte Nucleolen. Da ferner, wie eben bemerkt und weiter unten im vierten Kapitel ausführlicher beschrieben werden wird, selbst bei den Spinndrüsen von Saturnia viel Kerne ausschließ- lich von grünen Nucleinkörpern erfüllt sind, so hat offenbar das HEIDENHAIN sche Oxychromatin nur eine beschränkte Verbreitung und stellt möglicherweise nur einen physiologischen Zustand bestimm- ter Kerne dar (cf. das vierte Kapitel und den Anhang p. 674). In vielen Kernen sind, wie wir in diesem Kapitel und beson- ders im ersten Kapitel gesehen haben, die Nucleinkörper phosphor- ärmer und färben sich durch Jodgrünfuchsin mehr oder weniger violett. Diese phosphorärmeren Nucleinkörper zeigen öfter, wie ich besonders bei den uninueleolären Ganglienzellen der Wirbelthiere ver- folgen konnte, feine Nuancen in der Färbung, die ich ebenfalls durch einen schwankenden Phosphorgehalt erklären möchte: Nicht nur dass die Violettfärbung in der Intensität oft schwankt, kommen bisweilen auch neben reinvioletten Nucleinkörpern solche vor, die einen schwa- chen Anflug von rosa haben. Im Grunde liegen also auch hier ähn- liche Verhältnisse vor, wie sie HEIDENHAIN bei den Leukocytenkernen beobachtet hat. Bei den phosphorarmen Eikernen, besonders den multinucleolären, weisen die Nucleinkörper aber meist einen sehr gleichmäßigen, hell- bis rosavioletten, Farbenton auf. Da das Plastingerüst oft, wie oben ausgeführt, selbst bei stär- kerer Vergrößerung nur als helle Körnelung erscheint und offenbar stark quellungsfähig ist, wie uns die oben beschriebenen mit Koch- salz nachbehandelten Methylenblaupräparate und die Osmiumsäure- kerne gezeigt haben (ef. p. 524 ff.), so könnte man vielleicht geneigt sein, das Reiske’sche Ödematin (ef. die Einleitung des dritten Kapitels) in meinem Plastin wieder zu erkennen. Mein Enchylema müsste dann dem Linin Reınkr’s entsprechen, meine Nucleinkörper dem (Oxy- und Basi-) Chromatin REınke’s gleichgesetzt werden. Die Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 553 Kernbilder würden sich dann ziemlich genau decken. Dem wider- spricht aber 1) dass nach Reınke die Ödematinkörner gröber sind als die Chromatinkörner, d. h. meine Nucleinkörper, was aber für die Plastinkörnelung selbst in Bezug auf die Mikrosomen nicht stim- men würde; 2) dass das Ödematin von Reıskz bei den Eiern fehlen soll. In den Eiern tritt das Plastingerüst aber oft gerade besonders stark entwickelt auf. HEIDENHAIN! hat mit Benutzung des Reınke’schen Kernschemas folgende Auffassung der verschiedenen Kernstrukturen ausgesprochen: »Es kommen nun Kerne vor, welche keinerlei Struktur im engeren Sinne zeigen (keine Faden-, Netz- oder Wabenstrukturen), welche lediglich vollgestopft sind mit Basi- und Oxychromatinkügelchen, zwischen denen dann noch eine geringe Menge Linin vorhanden sein mag. Solche Kerne sind u. A. die Kerne der kleinsten Leuko- eytenformen. Es scheint mir, dass man von hier seinen Ausgang nehmen muss, denn es kommen nun zweitens Kerne vor, welche dem WALDEYER-REINKE’schen Typus wenigstens in den wesentlichsten Zügen entsprechen; bei diesen sind inzwischen rundliche, in meinen Präparaten unfärbbare, also meist durchscheinende (vacuolenartige ?) Lücken in der Grundmasse des Kerns aufgetreten. Diese rundlichen Lücken oder Maschen sind größer als die Basi- und Oxychromatin- sranula und sie werden wohl die Ödematingranula von REINkE ent- halten. Ich fasse danach die Sache in formaler Beziehung so auf, als ob in dem aus einer gleichartigen Grundmasse (Linin) mit darin eingestreuten Granulis (Chromatingranula) bestehenden Kerne Öde- matinvacuolen aufgetreten wären. Die sichtbare ehromatische Struktur des Kerns würde demnach zunächst nur der optische Durchschnitt eines vollkommenen Wabensystems sein. Kerne, die dieser Schilde- rung entsprechen, fand ich (nach Härtung in Salieylalkohol) im Darm- epithel des Frosches, und zwar in jenen Epithelzellen, welche in der Tiefe der Schleimhautfalten sitzen. Die überaus diehten anscheinen- den Gerüst- und Netzbälkchen dieser Kerne waren durchaus so an- geordnet, als ob sie Interglobularräumen entsprächen. Denn die Kon- touren dieser Bälkchen waren überall mit hohen kugelartigen Aus- schnitten versehen. Die zugehörigen Globuli oder Granula können i M. HEIDENHAIN, Über die Centralkapseln und Pseudochromosomen in den Samenzellen von Proteus, sowie über ihr Verhältnis zu den Idiozomen, Chondromiten und Archoplasmaschleifen. Nebst einem Anhang: Orientirungs- tabelle über die wabigen, fädigen und membranösen Differenzirungen des Zell- körpers. Anat. Anz. 1900. 554 E. Rohde, nicht gut etwas Anderes gewesen sein als die Reıske’schen Ödema- tinkörner, deren Vorkommen ja auch G. SCHLATER bestätigt hat. Danach wären die chromatischen Netze in diesem Falle eine Sekun- därstruktur (entstanden durch passive Pressung). Bin ich nun sehr geneigt, bis hierher der WALDEYER-Reinke’schen Darstellung zu fol- gen, so muss ich daneben doch noch aufrecht erhalten, dass viele Kernformen vorkommen, welche echte Kerngerüste haben. Und diese entstehen dann mit Wahrscheinlichkeit dadurch, dass die halbflüssige Ödematinsubstanz in einander fließt, so dass tertiäre Strang- und Faserwerke bestehen bleiben. Diese würden ihrer Genese nach aus einer Grundsubstanz: Linin und in dasselbe eingestreuten Chromatin- sranulis bestehen, wobei, wie ich früher zeigte, die basichromatischen Granula wesentlich in den gröberen, die oxychromatischen Granula wesentlich in den feineren Theilen des Kerngerüstes suspendirt sind. Dies ist der Grund dafür, dass von den Autoren meist nur die groben Theile der Kerngerüste gefärbt werden, da nämlich Safranin, Gen- tianaviolett und andere basische Anilinfarben, sowie das im Wesent- lichen gleichwirkende Hämatoxylin in Aller Hände sind, während sich nur sehr Wenige entschließen, auch saure Anilinfarben, sogen. Protoplasmafarben, auf den Kern in rationeller Weise einwirken zu lassen.« Hierzu will ich bemerken, dass ich am Anfange meiner Unter- suchung lange Zeit eine etwa ähnliche Anschauung über die ver- schiedenen Kernarten vertreten habe. Ich glaubte, dass die Kerne primär nur aus Nucleinkörpern und einer homogenen, plastinartigen, schwer färbbaren Zwischensubstanz bestünden — ich rechnete hierher die von Nucleinkörpern vollgestopften, d. h. scheinbar nur körnig strukturirten Kerne, z. B. des Typus A bei den Ganglienzellen der Wirbelthiere (ef. Fig. 7, Taf. XXXIH, Fig. 5, Taf. XXXIV), der Spinn- drüsen von Saturmia (cf. Figg. 1—-9, Taf. XXXIX) ete., bei denen sich das Plastingerüst sehr schwer nachweisen lässt, — dass sekundär aber eine Vacuolisirung dieser Kerne eintritt, in Folge deren die” homogene Plastingrundsubstanz nur noch als schwache Scheide- wände von Vacuolen erhalten bleibt, die auf Schnitten als helle” Fäden im Sinne des Linins der Autoren erscheinen — so erklärte ich die Ganglienzellen des Typus B der Wirbelthiere (ef. Figg. 3, 47 Taf. XXXIII) und des Typus 2 von Pleurobranchus (Fig. 15, Taf. XXXII, ferner die Kerne von Phronima (ef. Figg. 32—85 von Taf. XXXVIHI). Diese Auffassung schien auch im schönsten Einklang mit anderen Beobachtungen zu stehen. So hatte‘ eine ganz ähnliche Meinung Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 555 schon vorher AUERBACH vertreten, indem er schreibt!: »Die von den Autoren so vielfach beschriebenen und auch wirklich hier und da zu treffenden intranucleären Fadennetze gehören nicht zur Fundamental- struktur der ruhenden Zellkerne, sondern sind unbeständige und accidentielle durch Umformung der Grundstruktur entstehende Bil- dungen, die freilich theilweise schon im Leben sich einfinden, aber auch da, wo dies nicht der Fall ist, außerhalb des Körpers durch verschiedene Behandlungsweisen mit Sicherheit herbeizuführen sind. Im normalen ruhenden Zustande ist entsprechend der in einer früheren Periode der Wissenschaft herrschend gewesenen richtigeren Ansicht der Bau des Inneren des Zellkerns der, dass in einer Grundsubstanz, die in frischem Zustande homophan, im gehärteten auch mit den besten Linsen höchstens feinkörnig erscheint, größere, scharf be- srenzte, isolirte stärker lichtbrechende und stärker färbbare Körper- chen, Nucleoli, von wechseinder, aber für die verschiedenen Zellarten und hier speciell typischer Anzahl eingebettet sind.« Ferner sprachen dafür die Angaben ScHAuDInn’s? über die Entwicklung gewisser Foraminiferenkerne; er konnte verfolgen, dass die Kerne primär stets vollständig homogen sind und erst sekundär in der weiteren Ent- wicklung ein vacuoläres, optisch als Netzwerk erscheinendes Gerüst- werk zur Differenzirung bringen. Bei Erweiterung und Vertiefung meiner diesbezüglichen Studien erwies sich aber diese Auffassung als unhaltbar und wurde ich zu der oben vertretenen Anschauung gedrängt. Was die physiologische Bedeutung der verschiedenen Kern- elemente betrifft, so möchte ich mich nach mancher Richtung zu einer ähnlichen Auffassung bekennen wie sie Craro für den Zellleib ausgesprochen hat. Der Zellleib baut sich nach Craro® im Wesentlichen ganz gleich auf wie die Kerne nach meinen Beobachtungen. ÜURATO unterscheidet im Zellleib im Anschluss an die Bürscaur’sche Theorie 1) ein Plastin- gerüst, das er als wabig hinstellt, 2) eine von diesem umschlossene Flüssigkeit im Sinne des Enchylema BürscaLr’s und 3) sogenannte Physoden. Er lässt sich über diese drei Kernelemente folgendermaßen aus p. 411: »Die Wände, die zarten Lamellen, die die einzelnen Waben 1 AUERBACH, Zur Kenntnis der thierischen Zellen. 1. ce. p. 4, 5. 2 SCHAUDINN, Untersuchungen an Foraminiferen. I. Diese Zeitschr. 189. Bd. LIX. 3 ORATO, Beiträge zur Anatomie und Physiologie des Elementarorganismus: Coun’s Beiträge zur Biologie der Pfl. Bd. VII. 1896. 556 E. Rohde, von einander trennen, sind für den Elementarorganismus von aller- größter Bedeutung, indem sie nicht nur der gesammten Zelle als Grund- lage, den einzelnen Organen als Stütze dienen, sondern weil sie auch aus der wichtigsten Substanz alles Organisirten, aus dem lebensthätigen Plastin, bestehen.« Ferner p. 522: »Die Protoplasmabewegung ist stets ein mehr oder weniger schnelles Verschieben der einzelnen Lamellen des Plastingerüstes.< Die Physoden charakterisirt CRATO mit folgenden Worten p. 40: »Unter Physoden verstehe ich bläschen- artige Gebilde, die mit den Lamellen in innigster Beziehung stehen, gewissermaßen die ausführenden Organe des Plastins, welch’ letzteres durch das Lamellensystem repräsentirt wird, darstellen. Der Inhalt dieser Bläschen besteht aus sehr reaktionsfähigen, bereits individuali- sirten Substanzen, denen ein freies Bewegungsvermögen innerhalb der Lamellen zukommt. Nicht nur als Transporteure für plastische Baustoffe und als Speicherungsorte für individualisirte Substanz sind die Physoden anzusehen, sondern als wichtige chemische Werkstätten und vornehmlich als Athmungsorgane der Zellen. Zu den Physoden gehören der bei Weitem größte Theil der als Mikrosomen resp. Körner des Protoplasmas bezeichneten Gebilde.« Dass die Kerne einer Eigenbewegung fähig sind, dafür liegen viele unzweifelhafte Beläge vor!. Diese Bewegungen sind nun wahr- scheinlich auch im Kern an das Plastingerüst gebunden, wie man dies ja bei der Karyokinese an den aus dem Plastingerüst hervor- gehenden Spindelfasern beobachtet hat. Bezüglich der Nucleinkörper glaube ich, dass auch sie wahrscheinlich ebenfalls einer selb- ständigen Bewegung fähig sind, wenn auch nur in dem beschränkten Sinne, wie es UÜRATO von den ihnen entsprechenden Physoden des 1 Kernbewegungen werden für die verschiedensten Zellen angegeben: Für die Eier u. A. von BrAnpr (Über das Ei und seine Bildungsstätte. 1878), KoRSCHELT (Beiträge zur Morphologie und Physiologie des Zellkerns. Zool. Jahrb. IV), STUHLMANN (Die Reifung des Arthropodeneies. Ber. Naturforsch. Gesellsch. Freiburg 1886), BRAss (Biologische Studien. 1883); für verschiedene Gewebs- zellen u. A. von KORSCHELT (l. e.: Drüsenzellen), KLEein (Quart. Journ. Mier. Sc. 1879 und Centralbl. für med. Wissenschaft. 1879: Drüsenzellen), STRICKER (Sitzungsber. K. Akad. Wiss. Wien 1877: Blutzellen), FROMMANN (Jen. Zeitschr. f. Naturwiss. 1884: Blutzellen), Unger (Med. Jahrb. Wien 1878: Epithelzellen), PEREMESCHKO (Arch. f. mikr. Anat. 1879: Epithelien); für die ersten Furchungs- kerne und überhaupt Kerne junger Entwicklungsstadien u. A. von WEISMANN (Festgabe für HrnLe, Bonn 1882), BürschLı (Nova Acta Acad. Leop. Carl. 1875), OÖ. HErTwiıG (Morph. Jahrb. 1876, 1877. Meist werden die Bewegungen der. Kerne direkt als amöboide bezeichnet und angegeben, dass der Kern Fortsätze aussendet und wieder einzieht. Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 557 Zellleibes annimmt; zu Gunsten dieser Auffassung sprieht die That- sache, dass die Nucleolen, welche, wie wir im vierten Kapitel sehen werden, aus den Nucleinkörpern hervorgehen, zweifelsohne wandern können, worauf ich im vierten Kapitel ebenfalls noch zurückkomme. In ihrer Thätigkeit stehen die Nucleinkörper wahrscheinlich den Craro’schen Physoden des Zellleibes ebenfalls nahe, wenn auch die chemischen Processe, die sich in ihnen abspielen, in Folge ihrer ganz verschiedenen chemischen Zusammensetzung andere sein werden, als in den Physoden des Zellleibes, in so fern sie mehr oder weniger phosphorreiche Nucleine enthalten, die den Zellleibphysoden ab- sehen. Ferner unterscheiden sich von den letzteren die Nuclein- körper noch in dem wichtigen Punkte, dass sie bei der Zellvermehrung nachgewiesenermaßen eine hervorragende Rolle spielen (cf. noch die Schlussergebnisse). Was das Enchylema anbelangt, so möchte ich dagegen nicht den Standpunkt CrAro’s vertreten, der in ihm eine bedeutungslose Flüssig- keit erblickt, sondern namentlich auf Grund meiner Untersuchung der enchylemareichen Drüsenkerne mich eher CarxoyY anschließen, der in das Enchylema ebenfalls wichtige Stoffwechselvorgänge verlegt. Zum Schluss will ich noch einmal betonen, dass Sublimat ein hervorragendes Kernfixirungsmittel ist, wie aus einem Vergleich mit den lebensfrischen Objekten konstatirt werden konnte, dagegen Osmiumsäurepräparate nur mit sehr großer Vorsicht zu verwerthen sind, da auf diesen gerade die wichtigsten Kernelemente, die Nuclein- körper, sich fast ganz der Beobachtung entziehen. Die Granulationen, die hier den Kern erfüllen, gehören dem Plastingerüst an, wie ich oben sehr ausführlich dargelegt habe (cf. p. 525 ff.). IV. Nucleolen. 1. Historisches. Die Ansichten der Autoren über das Wesen und die Bedeutung der Nucleolen gehen weit aus einander. FLEMmMmInG! betrachtet die Nucleolen für besondere Reproduktions- und Ansammlungsstellen des Chromatins, die aber häufig anders reagiren als letzteres und daher mit diesem nicht identisch sind, sondern eine chemische Modifikation, Vorstufe oder Doppelverbindung desselben darstellen. Er betont ferner, dass unter den Nucleolen stoffliche Differenzen bestehen und 1 FLEMMING, 1. c. 558 E. Rohde, in vielen Kernen gleichzeitig zwei in ihrem Verhalten sehr verschie- dene Nucleolenarten auftreten, nämlich ein großer Hauptnucleolus und viele kleine Nebennucleolen. Sehr verbreitet ist die Auffassung (RHUMBLER!, KORSCHELT2, Scuwarz3, Brass, PFITzwer> u. A.), dass die Nucleolen Anhäufun- sen von Stoffen darstellen, die später im Kern (oder auch außerhalb desselben) anderweitige Verwendung finden. So behauptet RHUMBLER $ besonders für die Nucleolen der Protozoen und Eier, welche er als einheitliche Bildungen ansieht, dass sie keine morphologisch struk- turirten Gebilde seien, sondern Reservestoffe darstellten, welche eben so wie die Dotterplättehen des Eies bei dessen Wachsthum bei der weiteren Ausbildung des Kerns verbraucht würden (cf. Weiteres unten p. 667). Dem gegenüber wird von anderer Seite der Standpunkt ver- treten, dass die Nucleolen in gleicher Weise wie der Kern als ein Organ der Zelle angesehen werden müssen, so besonders von LEYDIG 7, der in den Nucleolen hoch organisirte lebendige Bildungen erblickt. Zu einer ähnlichen Anschauung, wenigstens für einen Theil der Nucleolen, bekennt sich HÄcker® Er macht speciell für die Eier einen großen Unterschied zwischen dem Hauptnucleolus und den Nebennucleolen FrLemming’s.. Als den Nebennucleolen vollständig entsprechende Bildungen nimmt er aber auch sämmtliche Nucleolen der Eier der niederen Wirbelthiere, Fische, Amphibien an?. Bezüg- ! RHUMBLER, Über Entstehung und Bedeutung der in den Kernen vieler Protozoen und im Keimbläschen von Metazoen vorkommenden Binnenkörper etc. Diese Zeitschr. Bd. LVI. 1893. ® KORSCHELT, Beiträge zur Morphologie und Physiologie des Zellkerns. SPENGEL’s Jahrb. IV,1. 1891. 3 SCHWARZ, Die morphologische und chemische Zusammensetzung des Protoplasmas. Breslau 1887. * BrAss, Biologische Studien. Die Organisation der thierischen Zelle. Halle 1883. 5 PFITZNER, a) Zur morphologischen Bedeutung des Zellkerns. Morphol. Jahrb. Bd. XI. 1886. — b) Beiträge zur Lehre vom Bau des Zellkerns und seinen Theilungserscheinungen. Arch. f. mikr. Anat. Bd. XXII. 1883. 6 RHUMBLER, |. c. 7 LEYDIG, Über das unbefruchtete Eiete. SpEnGeEL’s Zool. Jahrb. III. 1889. 8 HÄcKER, Das Keimbläschen, seine Elemente und Lageveränderungen. II. Arch. f. mikr. Anat. Bd. XLI, XLII. Jahrg. 189. ? HÄcKER unterscheidet bei den Keimbläschen der verschiedenen Thiere folgende drei Typen: 1) den Lamellibranchiatentypus: der Hauptnucleolus be- steht aus zwei Substanzen, d. h. aus Haupt- und Nebennucleolarsubstanz; das sind die zweitheiligen Nucleolen der Autoren, ef. unten p. 641, 2) den Echinodermen- Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 559 lieh der letzteren vertritt er einen ganz ähnlichen Standpunkt wie RHUMBLER, KORSCHELT ete., d.h. er hält sie für unorganisirte Stoff- wechselprodukte, die in der chromatischen Substanz als Abspaltungs- produkte entstehen und sich später auflösen, um in den Kern .oder Zellleib zu diffundiren und so wahrscheinlich ein Enzym zu bilden, das die Veränderungen und Leistungen der Zellsubstanz auslöst. Eine sanz andere Ansicht hat HÄckeEr aber von den Hauptnucleolen und zwar namentlich auf Grund seiner Untersuchungen der Echino- dermeneier. Hier fand er nämlich die Nucleolen entweder sanz homogen oder mit Vacuolen von sehr wechselnder Zahl, Größe und Anordnung erfüllt, und konnte am lebendigen Objekt beobachten, dass diese Vacuolen ganz periodisch entstehen und vergehen; im Speciellen sah er, wie aus kleineren Vacuolen, die zuerst sich zeigten, durch Zusammenfließen eine große Hauptvacuole entstand, die zur Zeit ihrer stärksten Ausbildung vom Centrum des Nucleolus an die Peripherie rückte und dann ihren Inhalt nach außen ergoss, entweder in den Kern oder direkt in den Protoplasmaleib. Für letztere An- nahme sprach die Beobachtung, dass die Kernmembran an der Stelle des Hauptnucleolus während der Systole oft sich eingebuchtet zeigte. Welchen Werth die in den Zellleib diffundirende Vacuolenflüssigkeit für das Leben der Zelle hat, lässt HÄcker unbestimmt, doch spricht er auf Grund gewisser Beobachtungen bei den Daphniden die Ver- muthung aus »dass in secernirenden Zellen die Vacuolenflüssigkeit vielleicht in der Art eines Enzyms wirksam ist, welches die Zellsubstanz in bestimmter Weise verändert«, d.h. er schreibt ihr also im Grunde eine ähnliche Bedeutung zu, wie den Nebennueleolen!. typus: neben einem großen indifferenten Hauptnucleolus treten kleine Neben- nucleolen auf, 3) den Vertebratentypus: das Keimbläschen ist multinucleolär, alle Nucleolen sind hier Nebennucleolen. 1 C£. noch Weiteres über die HÄcker’sche Auffassung unten p. 59 ff. Über das Verhältnis des Hauptnucleolus zu den Nebennucleolen spricht sich HÄCKER noch in folgender Weise aus (p. 290): »Bei vielen Formen, z. B. bei den Echinodermen, tritt an Stelle zahlreicher Nebennucleolen ein einziger formbeständiger Hauptnucleolus in vikariirender Weise auf. Es liegt daher nahe denselben als ein Organ zu betrachten, welches die bei der Umlagerung des Chromatin sich bildenden Spaltprodukte in sich aufnimmt, umsetzt oder ver- diehtet, dass also der Hauptnucleolus bei den Stoffwechselerscheinungen des Chromatins und damit des Kerns und der Zelle überhaupt eine bedeutsame Rolle spielt<, und p. 294: »Einer der Nebennucleolen kann sich zu einem Hauptnucleo- lus differenziren und nimmt dann als solcher die gesammte von Chromatin ab- gespaltene Flüssigkeit in sich auf. Der physiologische Vorgang ist dann ein komplieirterer, indem sich die Spaltprodukte innerhalb des nucleolären Plasmas 560 E. Rohde, Ganz ähnliche Beobachtungen wie HÄckEr hat BALBIANT! schon vor Jahren veröffentlicht. Auch O. HerTwıg verzeichnet entsprechende Befunde‘. abermals spalten; einer der sekundären Spaltprodukte stellt nach Obigem die Substanz des Nucleolus dar, der andere wird in flüssiger Form in den Rinden- vacuolen abgeschieden. Das in letzteren sich ansammelnde Exkret wird von der im Laufe des Kernwachsthums langsam sich vergrößernden Centralvacuole aufgenommen.« 1 BALBIANI, Sur les mouvements qui se manifestent dans la tache germina- tive chez quelques animaux (Lu a la Societ& de biologie dans une des seances du mois de fevrier 1864). Gazette medicale de Paris. 36. Jahrg. 3. Serie. XX. Bd. 1865. 2 Die BALBIAnTsche Arbeit ist mir nicht zugänglich gewesen. HÄCKER giebt die Schilderung BALBIANT's sehr ausführlich wieder, indem er schreibt (I. e. p- 295): »Nach BALBıaAnt stellt der Keimfleck der Eizelle von Phalangium opilio ein schaumiges, von zahlreichen Vaeuolen durchsetztes Gebilde dar. Von diesen Vaeuolen dringen einige mehr oder weniger über die Oberfläche des Nucleolus hervor, indem sie sich in Gestalt eines Bläschens über die äußerste Schicht der Nucleolarsubstanz erheben. Wenn man eins dieser Bläschen länger beobachtet, so sieht man dasselbe allmählich wachsen, während die Oberflächensubstanz, welche seine Wandung bildet, sich unter gleichzeitiger Dickenabnahme mehr und mehr vorwölbt. Dann sieht man die Wandung plötzlich platzen und ihre Ränder ziehen sich gegen die Basis des dahinter befindlichen Bläschens zurück, welch letzteres sich zu einer kleinen becherförmigen Vertiefung umgebildet hat. Nach und nach verschwindet dann diese Vertiefung, indem sich ihr Grund all- mählich gegen die Oberfläche des Keimflecks emporhebt. Während sich diese Vorgänge abspielen, schwillt ein benachbartes oder mehr oder weniger entfern- teres Bläschen in gleicher Weise an und erfährt dasselbe Schicksal. Während so alle peripheren Bläschen der Reihe nach verschwinden, haben sich die sehr kleinen in der Tiefe des Keimfleckes gelegenen Vacuolen vergrößert und der Oberfläche des Keimfleckes genähert, um hier zu neuen Bläschen heranzuwachsen, die sich in der geschilderten Weise verhalten........... « »Die gleichen Ver- hältnisse finden sich nach BALBIANI bei den meisten Spinnen und auch im In- neren eines Keimfleckes eines Myriapoden (Geophilus) bemerkt man häufig eine oder mehrere Vacuolen, welche sich abwechselnd ausdehnen oder zusammenziehen. Im Momente der Diastole nähert sich jede Vacuole allmählich der Oberfläche des Keimflecks, ohne sich jedoch über das Niveau desselben zu erheben, wie dies bei Phalangium der Fall ist. Die Entleerung erfolgt ferner hier nicht durch plötzlichen Bruch der Vacuolenwandungen, sondern durch einen dünnen trichter- förmigen Kanal. Es ist derselbe Kanal, den BALgıAnı mehrfach beschrieben hat, und der im Inneren eines entsprechenden, von der Keimbläschenwandung ausgehenden Trichters liegend, die Vacuolen des Keimflecks mit der Substanz des Zellleibes selbst in Verbindung bringt. BALBIANT glaubt, dass das beschrie- bene Verhalten des Keimflecks eine allgemeinere Verbreitung hat. Über die Be- deutung des Vorganges wagt er noch keine Vermuthung auszusprechen.« 3 0. HERTWIG, Beitr. zur Kenntnis der Bildung, Befruchtung und Theilung des thierischen Eies. III. Theil. Morphol. Jahrb. Bd. IV. 1878. Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 561 CArnoY! unterscheidet scharf Plasmanucleolen, die aus Plastin und Globulin bestehen, und Nucleinnucleolen. Die letzteren, welche er besonders bei den Eiern der Amphibien untersucht hat, hält er für eine besondere Form des Nucleins und zwar für die höchste Organisationsstufe desselben. Nucleolen und Nucleinkörper stehen nach CARNoY im engsten genetischen Zusammenhang mit einander und zwar in der Weise, dass die Nucleolen erst in der mannigfaltig- sten Art in den Nucleinkörper zerfallen und dann sich wieder aus ihnen neu bilden, um bald darauf abermals in Nucleinkörper sich aufzulösen. Er nimmt während der Eireife eine große Anzahl, min- destens neun, Nucleolengenerationen an, die in schneller Folge zer- fallen und neu sich bilden. CarxoyY hält die Nucleolen im Wesent- lichen für gleich gebaut wie den Kern und bezeichnet sie desshalb auch direkt als kleine Kerne. Auf die viel umstrittene Frage, was man als Nucleolus zu be- zeichnen hat, komme ich unten p. 665 noch kritisch zurück und werde darum erst dort die einschlägigen Arbeiten berücksichtigen. Auf einen dritten Theil der Nucleolenlitteratur werde ich schließlich noch bei Besprechung der zweitheiligen Nucleolen (ef. unten p. 641) ausführlicher eingehen. 2. Beschreibender Theil. AUERBACH u. A. haben die Kerne nach der Zahl ihrer erythro- philen, d. h. bei Anwendung rothblauer Farbstoffgemische roth sich tingirender Nucleolen in multi- und uni- (oder mono-) nucleoläre ein- getheilt. Dieser Gegensatz findet sich bei fast allen Gewebszellen und den Eiern. a. Multinucleoläre Eier. a. Amphibien. (Taf. XXXV—XXXVL, Fig. 1—2.) Die Kerne der Amphibieneier gehören zu den multinucleolären und sind reich an erythrophilen Nucleolen der verschiedensten, theil- weise sehr bedeutender Größe. Ehe ich auf die Beschreibung derselben näher eingehe, muss ich erst ausführlich der interessanten diesbezüglichen Beobachtungen CarnoY’s gedenken. CarnoyY! hält alle Nucleolenbildung bei den 1 CARNOY et LEBRUN, La vesicule germinative et les globules polaires chez les Batraciens. La Cellule. T. XII. 1897. T. XIV. 189. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIIl. Bd. 37 962 E. Rohde, Eiern der Amphibien für Nucleinnucleolen, die, wie schon in der Einleitung bemerkt, zu den Nucleinkörpern in engsten Wechsel- beziehungen stehen, d. h. aus letzteren hervorgehen und in sie wieder zerfallen. CARNOY unterscheidet bei der Eireife der Amphibien drei Perioden und in jeder derselben mehrere, mindestens drei, Nucleolen- Senerationen, die auf einander folgen. Die Auflösung der Nueleolen ist sehr verschieden und geschieht in der Weise, dass aus den Nu- cleolen Figuren hervorgehen, die das mannigfaltigste, theilweise sogar ein sehr bizarres Aussehen zeigen. Bald haben sie die Form von mehr oder weniger behaarten Raupen oder Flaschenbürsten, bald von schwammigen Balken oder Würsten, bald sehen sie wie Perlschnüre oder Schlangen, bald wie Gänsefüße oder wie Basiden mit Sporen aus, bald sind es glatte, dicke oder dünne Fäden. Alle diese so ver- schiedenen Figuren haben aber das Gemeinsame, dass sie schließlich in Körnchen, d. h. Nucleinkörper zerfallen. Bisweilen zerstäuben sich die Nucleolen auch direkt in ganz formlose Körnerwolken. Ein Theil dieser Zerfallskörnchen löst sich nach Carxoy im Kern auf, die anderen geben dagegen den Ausgangspunkt für die Neu- bildung von Nucleoien und zwar abermals in verschiedener Weise: theils legen sie sich zu mehreren dicht neben einander, umhüllen sich mit einer Membran und nehmen so die Gestalt von Nucleolen an, theils wachsen sie einzeln je zu einem Nucleolus heran. Im ersteren Fall wird auch das Plastingerüst (cf. das dritte Kapitel), dem die Nucleinkörnchen aufliegen, sammt dem dazwischen liegenden Enchylema in die neuen Nucleolen mit aufgenommen, so dass diese also alle Bestandtheile des Kerns enthalten, wesshalb auch (ef. die Einleitung) die Nucleolen von CArnoY für kleine Kerne erklärt werden. Alle die oben beschriebenen Figuren, die aus den Nucleolen bei der Auflösung hervorgehen, die Raupen, Flaschenbürsten, Perl- schnüre, Fäden ete. hält CArnoY für schon im Nucleolus gebildet und entstammend aus den Nucleinkörnchen, die sich im Nucleolus zusammengethan haben. Dieselben werden dadurch frei, dass der Nucleolus platzt. Oft geschieht dies in Folge starker Vacuolenbildung. Die neu entstandenen Nucleolen wandern nach CArxoyY an die Peripherie des Eikerns, wo sie aus dem Zellplasma Stoffe, die durch die Kernmembran diffundiren, aufnehmen und so heranwachsen, um dann wieder ins Innere des Kerns zu wandern und hier sich auf- zulösen!. Bei diesem Zerfall werden Stoffe frei, welche umgekehrt ! In dieser Beziehung steht CArnoY in scharfem Gegensatz zu BoRN (Die Struktur des Keimbläschens im Ovarialei von Triton taemniatus. Arch. für mikr. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 563 wieder in das Zellplasma übertreten und die Dotterbildung hervor- rufen. Viele Nucleolen scheinen besonders in der Jugend homogen. Auch diese sind nach CArxoY stets strukturirt und enthalten schon die Nucleinfäden. Ich wurde auf den eben wiedergegebenen Inhalt der CArnoY’schen Arbeit erst aufmerksam!, als ich meine Kern- und Nucleolenstudien schon abschließen wollte, den größten Theil des Textes bereits niedergeschrieben und die erläuternden Zeichnungen beinahe fertig- gestellt hatte. Die interessanten Resultate CArnoy’s bestimmten mich meine Untersuchungen noch einmal aufzunehmen. CArRNoY hat aus- schließlich die Amphibien und zwar Salamandra, Pleurodeles, Axo- lotl und Triton berücksichtigt. Ich hatte bis dahin nur die Knochen- fische, speciell Cobitis, untersucht. Um CArnorY’s Angaben zu prüfen wählte ich den Frosch. Zunächst erkannte ich sofort, dass die Am- phibien ungleich günstigere Objekte für das Studium der Nucleolen der multinucleolären Eier als die Knochenfische sind. CArnorY hat zusammen mit LEBRUN, wie er selbst betont, einem Galeerensträf- linge gleich 10 Jahre lang äußerst mühevollen Studien obgelegen, um die Reifung des Keimbläschens bei den Amphibien klarzustellen. Ich habe auch nicht annähernd die Zeit wie CARNOY auf die Lösung dieser Frage verwendet und verwenden können, einerseits weil mehrere andere Zellstudien, die mich seit Jahren beschäftigen, zum Abschluss drängten, andererseits weil ein zu specielles Eingehen auf diese Ver- hältnisse sich nicht mit dem viel weiter gesteckten Ziel, das diese Untersuchungen verfolgen, vertragen hätte. Trotzdem glaube ich mir auf Grund meiner immerhin sehr sorgfältigen Studien ein selb- ständiges Urtheil über die höchst eigenartigen Nucleolenverhältnisse bei den multinucleolären Eiern erlauben zu dürfen, die ein sehr be- deutsames Licht auf das Wesen der Nucleolen überhaupt werfen. Zunächst muss betont werden, dass ich im Hauptpunkte CArNoY vollständig beipflichte, d. h. auch ich bin zu der Ansicht ge- langt, dass bei der Eireifung der Amphibien wiederholt, d. h. in den verschiedenen Perioden der Eientwicklung, eine Auflösung der Anat. 1894), der annimmt, dass die Nucleolen, so lange sie an der Kernwan- dung liegen, nicht Stoffe aus dem Zellplasma aufnehmen, sondern solche an dasselbe abgeben. 1 Ich kannte die CArnoY’sche Arbeit wohl dem Titel nach, wurde aber mit dem mein Thema so eng berührenden Inhalt derselben erst durch einen Vortrag bekannt, der in der hiesigen biologischen Gesellschaft Ende des Jahres 1900 gehalten wurde und die CArnoY’sche Abhandlung zum Gegenstand hatte. Bus 64 E. Rohde, Nucleolen in Nucleinkörper und eine Neubildnng der ersteren aus letzteren erfolgt. Auch viele der CarxoyY’schen Auflösungsfiguren habe ich mehr oder weniger häufig und deutlich beim Frosch wieder- sefunden. Im Speciellen gehen aber unsere beiden Beobachtungen nach manchen Richtungen aus einander. In gewissen Punkten glaube ich sogar Dank der Jodgrünfuchsindoppelfärbung in der Erkennt- nis der so interessanten Wechselbeziehungen zwischen Nucleolen und Nucleinkörper etwas weiter vorgedrungen zu sein, als CARNOY. Ehe ich auf die Beschreibung meiner Befunde näher eingehe, will ich zum Verständnis derselben von vorn herein auf einen wich- tigen Gegensatz aufmerksam machen, der zwischen CARNOY und meiner Auffassung besteht. CArnoY behauptet, dass Theilungen von Nucleolen nicht vorkommen und Knospung beim Zerfall der Nucleolen nur ausnahmsweise auftritt. Auch ich bestreite, dass Theilungen, welche lediglich der Vermehrung der Nucleolen dienen, vorkommen. Wohl aber spielen nach meinen Beobachtungen Theilung und ihre Variationen, d. h. Knospung und Sprossung, eine sehr bedeutende Rolle beim Übergang der Nucleolen in die Nucleinkörper. Für den Frosch wenigstens kann ich behaupten, dass die Auflösung der Nu- cleolen in der Mehrzahl der Fälle nichts Anderes ist als eine fort- gesetzte Theilung resp. Knospung und Sprossung. Auch viele der CarnoY’schen Auflösungsfiguren sind wahrscheinlich nur die Produkte eines eigenartigen Sprossungsprocesses. Fig. 15 der Taf. XXXV stellt bei starker Vergrößerung einen Theil des Kerns eines erwachsenen stark dotterhaltigen Froscheies nach Färbung mit DELAFIELD'schem Hämatoxylin aus einer Schnitt- serie durch ein in Sublimat gehärtetes Ovarıum dar. Wie es CARNOY auch bei anderen Amphibien für dieses Stadium, das seiner dritten Periode angehört, beschreibt, liegen die Nucleolen im Kern nament- lich central und zu einem Haufen zusammengedrängt (ef. Fig. 14). Die Plastingrundsubstanz des Kerns, welche nach CARNoY aus netzartig sich eng verflechtenden feinen Fäden besteht (cf. oben das dritte Kapitel) ist nur schwach gefärbt und erscheint trotz der be- deutenden Vergrößerung nur als fein und dicht gekörnte, den Kern gleichmäßig erfüllende Masse (pl Fig. 15), in welcher die Nuclein- körper und Nucleolen durch dunkle Farbe scharf hervortreten. Betont sei, dass Fig. 1 D der Taf. XXXV bis in die feinsten Details, besonders was die Nucleolen anbelangt, genau nach dem Originalschnitt wiedergegeben ist, nur einige wenige Nucleolen sind nicht mit aufgenommen worden, wie ein Vergleich mit Fig. 1A zeigt. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 565 Die Nucleinkörper sind verschieden groß, die feinsten, im Übrigen in der Stärke stark wechselnden, erfüllen die peripheren Theile des Kerns (z. B. bei x in Fig. 1 5), während das Centrum des letzteren meist bedeutend stärkere Nucleinkörper enthält. Doch zeigen die Nucleinkörper bisweilen auch in dem mehr peripheren Abschnitte des Kerns bedeutendere Größe. Im Centrum des Kerns treten an verschiedenen Stellen Carnoy’sche Auflösungsfiguren theils als Perl- schnüre, theils als flaschenbürsten- oder raupenähnliche Bildungen auf, welche bald aus feineren, bald aus stärkeren Nucleinkörpern sich zusammensetzen, sich aber meist nur auf kürzere Strecken ver- folgen lassen und öfter ziemlich undeutlich, kaum mehr als an- sedeutet sind. Auch Carnoy betont, dass in der dritten Periode die Auflösungsfiguren viel einfacher und feiner, speciell die Flaschen- bürsten resp. Raupen, die zu den häufigsten Figuren gehören, viel dünner und weniger behaart als in den früheren Entwicklungsperioden des Eies sind. Nach Carnor zerfallen diese Auflösungsfiguren der Nucleolen zuletzt regellos in Nucleinkörnchen. Diese Auflösung ist in dem in Fig. 15 abgebildeten Kern offenbar schon weit vor- geschritten. Um wie viel entwickelter die Perlschnüre resp. Flaschenbürsten in den jüngeren Eikernen sind, zeigt uns Fig. 13, Taf. XXXV, welche den Kern eines noch dotterlosen Eies wiedergiebt. Hier sehen wir die Nucleinkörper an verschiedenen Stellen ungleich deutlicher und auf weitere Strecken theils rosenkranzartig hinter einander gereiht, theils in Form von geraden oder gewundenen Flaschenbürsten an- seordnet. An den letzteren unterscheiden wir scharf eine dunklere Achse, in der die Nucleinkörper gröber und dichter sind, und von dieser winklig abgehende feinere, ebenfalls gekörnt aussehende Seitenstrahlen. An anderen Eiern dieser Periode traf ich die Flaschenbürsten noch viel häufiger und ausgebildeter und genau so, wie sie Carnoy abgebildet hat und sie etwa Fig. 12 h auf Taf. XXXV zeigt. In der eben behandelten Fig. 13 stehen die Nucleinkörper über- all im Kern sehr dicht, das Plastingerüst zwischen ihnen ist viel weni- ser ausgebildet wie in dem älteren Ei der Fig. 1 B, wo es, wie schon oben bemerkt, besonders peripher zwischen den kleineren und locker gestellten Nucleinkörpern oft sehr deutlich zu Tage tritt (cf. oben das dritte Kapitel). Auch Carnoy verzeichnet die Beobachtung, dass das Plastingerüst in den Kernen jüngerer Eier spärlicher entwickelt ist, wie in den älteren. Gehen wir jetzt nach diesen allgemein über den Kern orien- 566 E. Rohde, tirenden Bemerkungen zu den Nucleolen selbst über und fassen wir zunächst Fig. 1 B der Taf. XXXV ins Auge, so fällt uns zuerst auf, dass verhältnismäßig nur wenig Nucleolen die für sie typische kugelige Gestalt haben, sondern die Mehrzahl derselben eine von dieser sehr abweichende, sehr wechselnde und theilweise äußerst eigenartige Form zeigen. Das sind die in der Auflösung begriffenen Nucleolen, während die großen kugelrunden Nucleolen zwar schon zur Auflösung reif, aber noch »ruhende« Nucleolen sind. Diese großen »ruhenden Nucleolen« sind stets durchweg intensiv schwarz gefärbt, während die in der Auflösung befindlichen oft dunklere und hellere Partien unterscheiden lassen. Die Auflösung selbst erfolgt, wie ich gleich vorweg bemerken will, durch eine fortgesetzte Theilung resp. deren Modifikationen, d. h. Knospung und Sprossung. Bei w (Fig. 15, Taf. XXXV) sehen wir einen Nucleolus deutlich in zwei etwa gleich sroße und gleich dunkle Stücke zerfallen, welche in breiter Fläche noch zusammenhängen, während bei % die beiden Theilstücke nur noch durch eine schmale Brücke in Verbindung stehen und bei x sie schon vollständig von einander gelöst sind. Häufig theilen sich die Tochterstücke eines Nucleolus, ehe sie sich von einander gelöst haben, abermals in Enkelstücke, diese in gleicher Weise in Ur- enkelstücke ete. Liegen die Theilstücke, was öfter geschieht, in einer Linie, so geht schließlich aus dem Mutternucleolus eine Kette oder Perlschnur hervor, deren Glieder entweder gleich groß sind, oder im Durchmesser variiren und oft seitlich Nebentriebe zeigen, wie wir dies bei m in Fig. 1 5 sehen. Die bei » in einer Gruppe auftretenden verschieden großen, dicht neben einander liegenden Nucleolen gehören zweifelsohne auch in gleicher Weise wie bei m genetisch eng zusammen. Nur haben sich hier die einzelnen Theil- stücke des Mutternucleolus mehr oder weniger schon von einander gelöst und zeigen nicht mehr alle dieselbe dunkle Farbe wie bei m. Ähnliche Gruppen von Nucleolen können wir noch an verschiedenen Stellen der Fig. 1. unterscheiden. In sehr vielen Fällen zerfällt der reife Nucleolus nieht in zwei gleich große Stücke, sondern es löst sich von ihm nur ein kleinerer Theil ab, der dann dem großen Mutternueleolus wie eine Knospe ansitzt. Durchmustert man die Nucleolen der Fig. 1, so- trifft man hier alle Stadien dieser Knospenbildung: zuerst erscheint ein kleiner Höcker an dem Mutter- nucleolus, der sich vergrößert, immer mehr abrundet und sich schließ- lich ganz ablöst. Meist treibt der Mutternucleolus nicht eine solcher Knospen, sondern zwei und mehrere an verschiedenen Stellen seiner Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 567 Oberfläche, z. B. bei @« und b. In der Regel sind diese knospenartig sich abschnürenden Stücke heller als der große Mutternueleolus, wie wir ebenfalls bei 5 und noch an vielen anderen Stellen konstatiren können. Die Art, wie die in der eben geschilderten Weise aus einem reifen Nucleolus hervorgegangenen Theilstücke weiter zerfallen, bis sie sich in die kleinen Nucleinkörper auflösen, ist eine sehr wechsel- volle. Schon CArnoY betont die große Mannigfaltigkeit der Auf- lösungsfiguren der Nucleolen, welche nicht nur bei den verschiedenen Gattungen der Amphibien, sondern selbst bei derselben Art zwischen den einzelnen Individuen und nicht allein in den verschiedenen Ent- wicklungsstadien des Eies, sondern selbst in der gleichen Periode zur Beobachtung kommt. Das kann ich vollauf bestätigen. So erfolgt auch in dem in Fig. 1 P abgebildeten Eikern des Frosches der Zer- fall der Nucleolen in die kleinen Nucleinkörper in sehr verschiedener Weise, und zum größten Theil noch ganz anders als CARNoY es beobachtet hat. Ein sehr häufiger Modus des Zerfalls ist in den drei Figg. 2—4 der Taf. XXXV wiedergegeben. Sie sind dem Schnitt entnommen, welcher dem in Fig. 1 D abgebildeten direkt folgt und können, ob- wohl sie drei verschiedene Nucleolen darstellen, in der Reihenfolge, in welcher sie Figg. 2—4 zeigen, gewissermaßen als drei verschiedene Auflösungsstadien desselben Nucleolus betrachtet werden. Fig. 2 zeigt im engen Zusammenhang mit dem dunkelschwarzen Mutternucleolus drei nur wenig kleinere Theilsticke von bedeutend hellerem Aus- sehen, welche ihrerseits schon wieder kleinere Knospen getrieben haben, die im Durchmesser sehr schwanken und zum Theil, noch ehe sie sich losgelöst haben, eine zweite Knospengeneration erzeugt haben, in dem einen Fall an einem längeren Stiel. Die drei links gesondert auftretenden verschieden starken Kügelchen stellen zweifels- ohne bereits vom Mutterkörper losgelöste Knospen dar, von denen die beiden kleinsten schon vollständig im Aussehen wie in der Größe den Nucleinkörpern entsprechen, wie sie in Fig. 1.5 besonders die peripheren Theile erfüllen. In Fig. 3 ist das dunkle Mutterstück ebenfalls noch deutlich zu unterscheiden. Der Zerfall der hellen Tochterstücke, welcher in gleicher Weise wie bei Fig. 2 erfolgt, ist aber weiter fortgeschritten. An einer Stelle (bei p) ist eine dünne drei- gliederige Kette hervorgesprosst. Einige der kleinen Knospen (s) sind wieder gestielt, viele von ihnen (bei o) haben sich bereits abgetrennt und erscheinen als kleine freie Nucleinkörper. Am weitesten fort- 568 E. Rohde, geschritten ist in Fig. 4 die Auflösung des Mutternucleolus, an dessen Stelle man nur noch einen Haufen kleiner mehr oder weniger mit einander verbundener oder schon ganz freier Nueleinkörper erkennt. Alle diese kleinen Knospen, sei es dass sie noch mit dem Mutternucleolus zusammenhängen, sei es dass sie schon als Nuclein- körper frei geworden sind, lassen bei genauerem Zusehen stets eine dunkle Randzone und ein helleres Centrum unterscheiden und stimmen hierin genau mit den kleinen Nucleinkörpern überein, die in Fig. 1 B den ganzen Kern erfüllen und besonders an dessen peripheren Theilen deutlich hervortreten. Auch die größeren Theilstücke in Figg. 2 und 3 erscheinen nur im Inneren heller, peripher aber dunkel umrissen. Auch in Fig. 1 DB, besonders auf der linken Seite und nament- lich links oben, zeigen übrigens die Nucleolen einen ähnlichen Zerfall, wenn auch nicht so fortgeschritten, wie in Figg. 3 und 4. In vielen, ja wohl in den meisten Fällen bleiben die größeren hellen Theilstücke resp. Knospen nicht wie bei Figg. 2 und 3 mit dem dunklen Mutternueleolus im Zusammenhang, sondern sie ent- fernen sich nach ihrer Ablösung weit von demselben. Allenthalben in Fig. 1 B (z.B. über x) trifft man diese hellen, dunkel umrandeten, mehr oder weniger kugelig gewordenen größeren Theilstücke im Kern, ohne dass sich in den meisten Fällen noch ihr Mutternucleolus nachweisen ließe. Sie erscheinen dann wie kleine Nucleolen, die nur durch ihr helleres Aussehen von den großen, durchweg intensiv schwarz ge- färbten, reifen Mutternucleolen sich unterscheiden. Diese freien Knospen zerfallen nun oft in sehr eigenartiger Weise in die kleinen Nucleinkörper. Ich habe des besseren Ver- ständnisses wegen einige der häufigsten Auflösungsformen derselben in Fig. 12 der Taf. XXXV in etwas schematischer Weise dargestellt. Die Buchstaben a—h bezeichnen die verschiedenen Stadien des Zer- falls. In sehr vielen Fällen koncentrirt sich, wie uns dies die Auf- lösungsreihe I der Fig. 12 zeigt, die Nucleolarsubstanz der Knospe kn, welche bedeutend heller als der Mutternucleolus m» ist (cf. @), peripher, wahrscheinlich äquatorial. Die Theilstücke erscheinen dann auf den Schnitten wie breitrandige Ringe. Bisweilen sehen diese homogen aus (cf. b und c), häufiger aber sind sie mehr oder weniger deutlich in kleine Stücke zerfallen (cf. d, e). Die Ringe platzen an einer Stelle und werden hufeisenförmig (f). Oft sieht man an den freien Enden des Hufeisens die kleinen Theilstücke knospen- artig sich ablösen (ef. f). Nicht selten setzt sich das Hufeisen in eine längere oder kürzere Kette resp. Perlschnur fort, deren Glieder Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 569 offenbar durch fortgesetzte Sprossung der Schenkel des Hufeisens entstanden sind (ef. 9), in ähnlicher Weise, wie wir es schon in den Figg. 2—4 z. B. bei p kennen gelernt haben. Von diesen Perlschnüren bis zu den Flaschenbürsten Carnoy’s ist nur ein kleiner Schritt. Denken wir uns die einreihigen Perlschnüre durch seitliche Knospung der einzelnen Glieder mehrreihig werdend und die Seitensprossen sich dann perlschnurförmig verlängernd und gleich- zeitig dünner werdend (ef. %), dann haben wir die Flaschenbürsten CarnoyY’s. Doch muss ich betonen, dass ich die Flaschenbürsten selbst nie sicher im Zusammenhang mit einem Nucleolus nachweisen konnte, wie es CARnoY beschreibt und so vielfach abbildet. Trotz- dem zweifle ich nicht an einem nucleolären Ursprung derselben, nur glaube ich, dass sie nicht immer endogen im Innern eines Nucleolus entstehen und erst durch Platzen desselben frei werden, wie es CArnoY allgemein annimmt, sondern viele von ihnen in der eben angedeuteten Weise exogene Sprossprodukte von Nucleolenknospen darstellen. In anderen Fällen kommt bei den großen hellen Knospen des Mutternueleolus zwar auch eine dicke dunklere Randzone zur Diffe- renzirung, die Nucleolarsubstanz verschwindet aber nicht vollständig aus dem Inneren der Knospe, wie dies Stadium a der Auflösungs- reihe II von Fig. 12 zeigt. Aber auch dann zerfällt der periphere Abschnitt oft in kleine Stücke (cf. d von II) und kann wieder in eine Kette oder Perlschnur auslaufen. Eine dritte Art von Auflösungsfiguren treffen wir schließlich in der Serie III. Fig. III a zeigt uns eine Hantel, die derartig gebogen ist, dass ihre kugelisen Enden sich berühren. Wahrschemlich handelt es sich hier ebenfalls um eine Auflösung von ringförmig gewordenen Theilstücken, wie wir sie in Fig. Ib kennen gelernt haben. Lassen wir einen solchen Ring an zwei benachbarten Stellen zu zwei Kugeln anschwellen, die sich an ihrer Berührungsstelle von einander lösen, so haben wir die Hantel. Für eine solche Entstehung der Hanteln spricht die öfter zu beobachtende Thatsache, dass an der Außenseite der beiden Kugeln eine dünne Membran vorkommt, welche die ge- bogene Hantel zum Ringe ergänzt. Die Hanteln strecken sich, während gleichzeitig das die beiden Endkugeln verbindende Stück sich stark verdünnt (ef. III 5 und ec), bis schließlich die Kugeln sich ganz von einander lösen. Häufig trifft man Auflösungsfiguren wie sie Fig. Illd zeigt. Ob es sich hier um eine vollständige Streckung ursprünglich gebogener, in der eben beschriebenen Weise entstandener 570 E. Rohde, Hanteln oder um eine einfache Zweitheilung einer Knospe handelt, bei der sich noch ein Verbindungsfaden zwischen den beiden Tochter- stüicken erhalten hat, lässt sich im Einzelnen schwer entscheiden. Jedenfalls lösen sich auch hier die beiden Endkugeln von einander und zerfallen dann weiter durch fortgesetzte Zweitheilung, bisweilen auch wieder unter Bildung von mehr oder weniger hantelförmigen Figuren (ef. IT e-9). | Durchmustern wir jetzt Fig. 1D, ferner die Figg. 5—11, welche anderen Schnitten desselben Eies, dem Fig. 1 5 angehört, entnommen sind, so finden wir die einzelnen Stadien des eben beschriebenen Auf- lösungsprocesses ganz regellos im Kern zerstreut an den verschie- densten Stellen zwischen den großen schwarzen kugeligen, d. h. reifen aber noch nicht in Auflösung begriffenen Nucleolen wieder. In Fig. 1 5 treffen wir besonders im unteren Theile bei d dicht bei einander mehrere solche, bald ring-, bald hufeisen-, bald hantel- förmige, theilweise mehr oder weniger deutlich schon wieder in kleinere Stücke gespaltene Auflösungsfiguren, die ringartigen sind oft stark in die Länge gezogen (wie dies auch Ic und e der Fig. 12 zeigt), bei c sehen wir eine etwa hufeisenartige Figur, welche bereits stark zerfallen ist und eine Perlschnursprosse getrieben hat. Sehr mannigfaltige Auflösungsfiguren enthält Fig. 5: bei 5 einen an einer Stelle schon gesprungenen Ring, der bereits beginnt in seine Stücke sich zu spalten und links dicht neben ihm bei ce eine lange etwas gebogene Perlschnur mit weit aus einander liegenden Gliedern; bei a eine kleine Knospe eines Nucleolus, die wieder eine noch kleinere Knospe gebildet hat, von der Art und Größe, wie sie rechts davon allenthalben als freie Nucleinkörper auftreten oder die Glieder der eben erwähnten Perlschnur ce sind; bei d eine Knospe mit hellem Centrum und dunkler Randschicht, die in gewissen Abständen kuge- lige Anschwellung trägt; bei e zwei benachbarte Knospen genau der- selben Art wie d, welche noch durch einen feinen Faden mit ein- ander verbunden sind, d. h. also genetisch eng zusammengehören, bei der rechten von beiden setzt sich die in Stücke zerklüftete dunkle Randzone in eine kurze Perlschnur fort, während rechts dicht neben ihr bei f eine ganz gleich aussehende wenig gliedrige gebogene Perl- schnur liegt. Eine gleiche etwas längere Kette oder Perlschnur liegt oben bei g links direkt neben dem in Zweitheilung begriffenen großen dunklen reifen Nucleolus mr. Diese Kette g zeigt an den Enden eine deutliche Loslösung ihrer Glieder. In Fig. 9 erblicken wir links bei « eine hantelförmige Zwei- Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 571 theilung einer Knospe, rechts bei 5 eine gleich helle rundliche Knospe, die sich wahrscheinlich von dem rechts daneben befindlichen dunkel- schwarzen Mutternucleolus mn abgelöst hat. Fig. 6 weist neben einigen mehr oder weniger gewundenen Perlschnüren oder Flaschenbürsten (a) rechts eine Hantel (b) auf, deren kugelige Endstücke durch eine schwache Membran verbunden sind, die auf ihre Entstehung aus einem kugeligen Theilstück in der Weise, wie oben beschrieben worden ist, hindeutet. Ferner enthält die Figur mehrere bald rundliche, bald mehr gestreckte, entweder rings geschlossene oder einseitig offene, d. h. also hufeisenförmige Knospen, die theils in ihrer Randzone noch ganz einheitlich er- scheinen, wie bei c, d, theils stark in kleinere Stücke, d.h. Nu- cleinkörper zerfallen sind (bei e, f), resp. sich in eine Perlschnur fortsetzen (bei e). An einer Stelle, bei g (ganz rechts unten), ist diese Auflösung in kleine Nucleinkörper derartig fortgeschritten, dass man die ursprünglich hufeisenförmige Form der Knospe kaum mehr erkennen kann. Bei A (links oben) treten zwei sehr dick- wandige ringförmige Stücke auf, die durch einen dünnen Faden verbunden sind und offenbar durch Zweitheilung einer größeren Knospe entstanden sind. Der rechte der beiden Ringe treibt rechts einen dünnen kurzen, d. h. zweigliederigen Spross. Bei / sehen wir schon sehr klein gewordene Theilstücke noch weiter durch Zwei- theilung resp. Knospung zerfallen. Sie beweisen uns, welch’ große Rolle die einfache Theilung bei der Auflösung der Nucleolen in Nucleinkörper spielt. Ähnliche Auflösungsfiguren, wie die eben geschilderten, kehren in den Figg. 7 und 8 wieder. In Fig. 7 sei auf die Perlschnur auf- merksam gemacht, die bei «a aus der hufeisenförmigen Knospe her- vorsprosst, so wie auf den in starker Sprossung befindlichen Mutter- nucleolus mn; in Fig. 8 auf die Knospe «a und den deutlichen Zerfall ihrer dieken dunklen Randzone in kleine Nucleinkörper. In Fig. 15 liegen im Centrum (bei o) und links unten (bei p) dicht bei einander viele größere Nucleinkörper, welche offenbar in gleicher Weise durch fortgesetzte Theilung aus großen Mutter- nucleolen hervorgegangen sind und sich noch weiter in kleinere Stücke zerlegen. Meine Beschreibung der Nucleolarverhältnisse der ältesten Eier der dritten Periode Carnoy’s will ich schließen mit dem Hinweis auf die drei riesenhaften ringförmigen Auflösungsstücke, wie sie uns Figg. 10 und 11 A und 5 vorführen, die sich neben den kleineren, 572 E. Rohde, wie wir sie bisher kennen gelernt haben, und Fig. 10 rechts unten uns eins zeigt, bisweilen in größerer Menge finden. Sie kommen im Durchmesser den großen schwarzen reifen Mutternucleolen gleich, in der hellen Färbung der Randzone stimmen sie dagegen vollständig mit den bisher beschriebenen Ringen überein. Es handelt sich bei ihnen offenbar um eine direkte Umwandlung von reifen Mutter- nucleolen. Wenn ich sie ringförmig genannt habe, so ist dies nur richtig für die Querschnittsbilder. In Wirklichkeit stellen sie offen- bar Hohlkugeln dar, wahrscheinlich wieder mit äquatorialer Ver- diekung. Diese riesigen Hohlkugeln unterscheiden sich nun von den oben beschriebenen kleinen als Ringen bezeichneten Auflösungs- figuren dadurch, dass sie in ihrem Inneren stets eine äußerst fein- körnig aussehende Substanz enthalten, über deren Bedeutung ich mir nicht ganz klar geworden bin. Am wahrscheinlichsten halte ich es, dass hier ähnlich, wie wir es unten bei den Fischen als eine sehr häufige Erscheinung treffen werden, eine große centrale Vacuole vor- liegt, deren Inhalt vielleicht feinkörnig geronnen ist. Möglicherweise liegen ähnliche Verhältnisse auch bei den kleinen Ringen vor. Auch sie hatten bisweilen in ihrem Inneren einen blassen Ton, wie uns dies z.B. Fig. 7 bei 5 zeigt. Was die Randzone der großen Hohl- kugeln resp. Ringe betrifft, so erscheint sie, wie bei den kleineren, auf Schnitten entweder homogen (Fig. 11.5), oder sie ist in kleinere Stücke (Fig. 11 A) gespalten, die sich offenbar wieder als Nucleinkörper ablösen. Über die eigenartig gebaute Randzone der großen Hohl- kugel in Fig. 10 werde ich mich erst weiter unten bei Besprechung der Nucleolen von Cobitis auslassen, da es sich Wahrscheinlich um Strukturen handelt, die bei Cobetis sehr verbreitet sind und hier um Vieles klarer liegen !. 1! CARNOY beschreibt auch bei den von ihm untersuchten Amphibien (cf. oben p. 563) ringförmige Auflösungsfiguren der Nucleolen, die kugelig zerfallen (Perlringe), platzen und Flaschenbürsten ete. entsenden, hält sie jedoch, wie alle Knospungserscheinungen, für nur seltener auftretende Ausnahmezustände (cf. oben p- 564). Wichtig ist aber, dass er Knospungserscheinungen überhaupt zugiebt. So sagt er von den mit vielen gestielten Knospen besetzten Nucleolen, die er Gänsefüßen oder Basiden mit Sporen vergleicht, im Text auf p. 268/269: »elles sont caracterisees par ce que les nuel&oles &mettent des boules sessiles, ou portöes par un mince pedicelle, places les unes & la suite des autres ou en etoile .... les nucl&oles ressemblent ä& des basides de champignon portant leur spores. Ües groupes restent tels ou produisent un plumeau ä leur extremite. Lorsqu’ils sont depourvus de goupillon, chaque boule ö&met des spherules de plus en plus petites et finit par s’öpuiser« und in der Figurenerklärung p. 29: »les nucl&oles se portent au centre pour se resoudre en spherules par une sorte de gemmation«. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 573 Gehen wir jetzt zur Betrachtung der Nucleolen des etwas jüngeren noch dotterlosen, ebenfalls durch Sublimat gehärteten und mit (DELA- FIELD’schem) Hämatoxylin gefärbten Eies über, dessen Kern in Fig. 13 (Taf. XXXV) im Querschnitt wiedergegeben und bezüglich des Plastins und Nucleins bereits oben p. 565 charakterisirt worden ist! Im Wesentlichen treffen wir dieselben Verhältnisse wie in dem dotter- haltigen großen Ei der Fig. 1B, d.h. eine Auflösung der Nucleolen in Nucleinkörper durch Theilung, resp. Knospung und Sprossung. Nur die Lagerung der zerfallenden Nucleolen ist eine andere, in so fern sie nicht central, sondern vorwiegend peripher auftreten. Die Details der Auflösung der Nucleolen werden am besten durch die Zeichnung Fig. 15 erläutert, welche auch hier genau das Original, namentlich was die Nucleolen und ihren Zerfall betrifft, wiedergiebt. Nur auf einige Stellen will ich etwas specieller eingehen. Bei x und x treffen wir zwei große Nucleolen, welche etwa ähnlich, wie wir es in Figg. 2—4 (Taf. XXXV) für die großen dotterhaltigen Eier kennen gelernt haben, in kleinere Theilstücke zerfallen sind, die mehr oder weniger eng zusammenhängen und in ihrer Gesammtheit noch die äußere Form des Mutternucleolus gewahrt haben; bei w sehen wir eine große Anzahl stärkerer Theilstücke etwas weiter aus einander liegen, aber doch noch so benachbart, dass die Ver- muthung nahe liegt, sie gehören genetisch eng zusammen. Fig. 14 stellt eine Kette von Theilstücken dar, welche zweifelsohne ähnlich derjenigen bei m in Fig. 1B durch Sprossung aus einem großen Mutternucleolus entstanden, aber gegenüber der letzteren dadurch ausgezeichnet ist, dass zwischen den Tochterstücken breite helle Ver- bindungszüge auftreten. Im Übrigen finden sich auch bei dem großen Ei der Fig. 1D öfter bei Zwei- oder Mehrtheilungen zwischen den Tochterstücken solche helle breite Verbindungszüge, z. B. bei « (ef. ferner unten die Jodgrünfuchsinschnitte). Ein sehr eigenartiges, offenbar aber auch durch die Auflösung bedingtes, Aussehen zeigt der große Nucleolus bei y in Fig. 15. Er lässt zunächst, was wir bei dem dotterhaltigen Ei der Fig. 12 als Regel für die zerfallenden Nucleolen, resp. deren Theilstücke kon- statirt haben, sehr deutlich ein helleres Centrum und eine dunklere Randzone unterscheiden und treibt ähnlich manchen Nucleolen der Fig. 1B allenthalben Knospen der verschiedensten Größe und Gestalt. Die ganze Peripherie des Kerns Fig. 13 ist erfüllt von kleineren Nucleolen, welche wahrscheinlich zum Theil aus zerfallenden größeren Nucleolen, wie wir sie eben bei x, x und w kennen gelernt haben, HT7A E. Rohde, hervorgegangen und größtentheils in Fortsätze von sehr wechselnder Form und Stärke ausgezogen sind, aus denen zweifelsohne abermals kleinere Theilstücke hervorgehen von der Art, wie wir sie allenthalben an der Peripherie des Kerns zwischen den größeren antrefien. Diese kleinen Theilstücke gehen nun entweder direkt oder durch nochmalige Theilung in die verschieden großen Nucleinkörper über, welche den Hauptbestandtheil des Kerns ausmachen. Häufig sind, wie schon oben p. 565 ausgeführt worden ist, diese Nucleinkörper zu Perlschnüren und Flaschenbürsten angeordnet, welche ich aber niemals in ähnlicher Weise, wie ich es oben für das dotterhaltige Ei (1.5) angegeben habe, als Fortsetzungen von Nucleolen, resp. deren Theilstücke nachweisen konnte. Wohl aber sprechen gewisse Befunde hier für die von CArnoY allgemein vertretene Auffassung (cf. oben), dass die Perlschnüre ete. endogen in einem großen Mutternueleolus entstehen und dann frei werden können. So erblicken wir bei f eine vielfach gewundene und zerrissene Kette von stärkeren gleichgroßen Gliedern, welche in ihrer Anordnung an die Umrisse eines großen Mutternucleolus erinnern. Bestärkt wird man in solcher Auffassung, wenn man mit dieser Kette die Nucleolen a, b, c des in Fig. 20 der Taf. XXXVI dargestellten etwa gleichalterigen aber mit Jodgrün- fuchsin behandelten Eies vergleicht, die ebenfalls in ziemlich gleich- sroße mehr oder weniger deutlich kettenförmig hinter einander ge- reihte Theilstücke zerfallen, worüber weiter unten noch berichtet werden wird. Betonen möchte ich zum Schluss noch, dass in Fig. 15 der Taf. XXXV auch die peripheren kleineren Nucleolen sehr häufig gleich dem großen Nucleolus y und den in Auflösung begriffenen Nu- cleolen des dotterhaltigen Eies Fig. 15 dunkle und helle Partien unterscheiden lassen, wenn auch meist nicht mit der Deutlichkeit, wie sie bei dem Nucleolus y in Fig. 13 hervortreten. Nach mancher Riehtung ungleich instruktiver als die Hämatoxylin- färbung, die wir bei den eben beschriebenen Eiern kennen gelernt haben, ist die Behandlung der Schnitte mit Jodgrünfuchsin. Ich habe auf den beiden Tafeln XXXVI und XXXVII Kerne der ver schiedensten Entwicklungsstadien des Froscheies im Querschnitt nach Jodgrünfuchsinfärbung bei einer und derselben und zwar wieder starker Vergrößerung (gleich Fig. 1B der Taf. XXXV) wiedergegeben und zwar theils vollständig (Figg. 1—10, 14, 16, 20 auf Taf. XXXV], theils nur in den uns interessirenden Details. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 575 Betont sei, dass sie alle demselben Präparat und derselben Serie, theilweise sogar demselben Schnitt entnommen sind, d. h. also genau die gleiche Behandlung bei der Färbung und Differenzirung erfahren haben (cf. oben Methodisches). Je größer die Kerne in den beiden Tafeln sind, desto älter waren die zugehörigen Eier. Fig. 22 der Taf. XXXVI und Figg. 1, 2 der Taf. XXXVII entstammen bereits dotterhaltigen Eiern, die anderen noch dotterlosen. Zum Verständnis der Tafeln XXXVI und XXXVI muss ich Einiges aus dem ersten Kapitel rekapituliren. Wie bereits hier aus- geführt worden ist, sind in Übereinstimmung mit allen anderen Zellen bei den Eiern der Amphibien im frühesten Stadium der Entwicklung die Nucleinkörper der Kerne ungemein phosphorreich und nehmen daher bei Behandlung mit Jodgrünfuchsin eine intensive Grünfärbung an, wie in Figg. 1—7 der Taf. XXXVI Bei den älteren Eiern nimmt dieser Phosphorgehalt stark ab, so dass dann die Nuclein- körper des Kerns sich nur noch hellviolett tingiren (ef. Figg. 10—22 in Taf. XXXVI und Fig. 1 auf Taf. XXXVII). Übergangsformen zwischen beiden Zuständen sind in Figg. Sund 9 der Taf. XXXVI dar- gestellt. Sie weisen noch einen schwachen Anflug von Grün in den Nucleinkörpern auf. Im scharfen Gegensatz zu den Nucleinkörpern färben sich die Nucleolen stets intensiv roth, so dass sie in beiden Arten von Kernen, sowohl in den grünen jüngsten, als in den vio- letten älteren gleich deutlich hervortreten. Dieser starke färberische Kontrast von Nucleolen und Nucleinkörpern weist auf eine sehr ver- schiedene, wahrscheinlich chemische Zusammensetzung beider Kern- elemente hin. Die Nucleolarsubstanz muss also bei der Auflösung in Nucleinkörper sehr große stoffliche Veränderungen durchmachen. Und diese sind auf den Jodgrünfuchsinschnitten besonders deutlich zu verfolgen. Was dagegen die Unterscheidung von Plastin und Nuclein anbelangt, so sind die Jodgrünfuchsinpräparate ungünstiger als die Hämatoxylinschnitte; denn während hier, wie wir gesehen haben, die Nucleinkörper sich stets dunkel, das Plastingerüst dagegen nur schwach färbte, so dass erstere besonders bei den ältesten dotterhaltigen Eiern gegen letzteres sehr scharf hervortraten, zeigen auf den Jodgrünfuchsinschnitten Nucleinkörper und Plastin einen ähnlichen Ton. Hierzu kommt, dass die Jodgrünfuchsinschnitte in Kanadabalsam untersucht werden mussten, da Glycerin, wie wir aus dem methodischen Theil wissen, alle Kernelemente, besonders aber die Nucleolen, schnell verblassen lässt, während in Kanadabalsam ihre charakteristische Färbung sich dauernd erhält. Kanadabalsam, 576 E. Rohde, selbst wenn man ihn in sehr verdünnter Lösung verwendet, macht aber dünne Schnitte so durchsichtig, dass zartere Strukturverhält- nisse sich sehr leicht der Beobachtung entziehen, während die Gly- cerinpräparate, je länger sie liegen, desto schöner werden. Beginnen wir wieder mit dem ältesten Ei (Fig. 1 in Taf. XXXVI), welches gleich dem in Fig. 1 BD von Taf. XXXV abgebildeten der dritten Periode CArnoy’s angehört, aber etwas kleiner als das erstere ist, d.h. ein etwas jüngeres Entwicklungsstadium und eine andere frühere Nucleolengeneration darstellt. Die Nucleolen, welche sich wieder wie in Fig. 1D der Taf. XXXV central zu einem Haufen vereinigen, sind sämmtlich, so weit sie auf dem Schnitte zu Tage traten, gezeichnet, aber nur zum Theil in den feineren Details aus- geführt, zum anderen Theil bloß in den Umrissen angegeben. In Fig. 2 der Taf. XXXVLH sind drei typische Theilungsfiguren von Nucleolen desselben Kerns, aber aus einem der folgenden Schnitte dargestellt. Die reifen Nucleolen, die auf den Hämatoxylinschnitten durch dunkelschwarze Färbung gekennzeichnet waren (Fig. 1B der Taf. XXXV), sind hier, wie ich schon oben bemerkt habe, knallroth. Bei fast allen fallen deutliche Strukturen auf. Schon in dem in Fig. 15 der Taf. XXXV dargestellten etwas älteren Hämatoxylinei ließen viele der großen Nucleolen in ihrem Inneren dunkle und helle Stellen ganz regellos unterscheiden, die ich aber, um die Fig. 1 5 nicht noch mehr zu komplieiren, nicht mit gezeichnet habe. Auch in dem mit Jodgrünfuchsin gefärbten Kern der Fig. 1 von Taf. XXXVII konnte ich bei manchen Nucleolen nicht mehr erkennen. Die meisten zeigten aber sehr bestimmte Strukturen, in so fern die dunkelrothen Partien als deutliches Gerüstwerk erschienen, dessen Maschen von einer helleren Substanz erfüllt wurden, die oft vacuolenartiges Aus- sehen zeigte. Bisweilen treten diese Strukturen in den Nucleolen nur an gewissen Stellen, namentlich peripher, deutlicher hervor, in den übrigen Theilen des Nucleolus aber öfter derartig zurück, dass diese fast homogen erscheinen. Besonders scharf kommt aber das” dunkelrothe Gerüst bei den Theilungen der Nucleolen in diesem Ent- wicklungsstadium zur Beobachtung. Ähnlich wie in Fig. 1B der Taf. XXXV sehen wir auch in Fig. 1 der Taf. XXXVII verhältnis- mäßig nur wenig große kugelrunde rothe Nucleolen, d.h. auch hier sind die reifen Nucleolen nur zum geringen Theil ruhend, die meiste £ wieder in Theilung begriffen. Die Theilung selbst verläuft häufig genau wie in dem Kerm Fig. 1 B, Taf. XXXV, in anderen Fällen treten aber Theilungsfiguren Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 577 auf, die an bestimmte Stadien der Karyokinese erinnern. Ich be- merkte schon oben für die beiden großen Hämatoxylineier, dass zwischen beiden Tochterstücken oft breite, meist kurze hellere Ver- bindungszüge auftreten (cf. auf Taf. XXXV a in Fig. 1 D und Fig. 14). Diese Verbindungsstücke sind hier in dem Ei der Fig. 1, Taf. XXXVII sehr ausgebildet und von sehr eigenartiger Struktur. So sehen wir bei a ein Anfangsstadium einer Zweitheilung, der Mutternucleolus ist in zwei etwa gleich große Tochterstücke zerfallen, welche gleich dem Mutternucleolus dunkelroth und fast strukturlos sind. Beide hängen aber durch ein breites Verbindungsstück zusammen, in welchem das eben beschriebene Gerüstwerk sehr deutlich hervortritt, während es sich in den dunklen Endstücken, d. h. in den Tochterkernen allmäh- lich verliert. In Fig. 2a u. 5 (Taf. XXX VII) sind ebenfalls zwei in Theilung begriffene Mutternucleolen abgebildet, hier treten aber die dunklen strukturlosen Endstücke stark zurück, während die Verbin- dungsstücke sehr entwickelt sind und eine deutlich fädige, resp. fädig- netzige Struktur zeigen. Häufig erscheint der Mutternucleolus wieder, wie in Fig. 1 BD der Taf. XXXV, gleichzeitig nicht in nur Zwei-, son- dern in Drei-, Vier- und Mehrtheilung begriffen, oft zerfallen die Tochterstücke, ehe sie sich noch von einander gelöst haben, in Enkelstücke, diese in Urenkelstücke ete., welche alle mit einander durch breite fädige Stücke zusammenhängen. Nicht selten nehmen dann manche der Tochter-, resp. Enkelstücke eine ähnliche deutlich fädig-netzige Struktur an, wie die Verbindungsstücke, so dass sie sich von letzteren nur durch ihre mehr oder weniger kugelige Form und srößeren Durchmesser unterscheiden (ef. z. B. b). Dies gilt besonders von den kleinsten Theilstücken, welche gleichzeitig meist auch die Jüngsten sind. Häufig tritt die Theilung wieder in Form einer Knospung auf, d.h. es lösen sich vom Mutternucleolus ein oder mehrere viel kleinere Theilstücke ab, welche dem Mutternucleolus entweder direkt ansitzen oder mit ihm durch ein bald breiteres und dann wieder oft deutlich fädiges (bei o) bald durch ein fadenartig dünnes (bei d) Ver- bindungsstück zusammenhängen. In letzterem Falle erscheinen die Knospen gestielt. Nicht selten zerfällt der Mutternucleolus erst in der oben geschilderten Weise in zwei gleich große Tochterstücke und erst diese treiben die kleineren Knospen. Oft erzeugt eine noch mit dem Mutternucleolus, resp. dessen Tochterstück in Verbindung befindliche Knospe eine zweite meist wieder kleinere. Dabei ist oft wieder die Beobachtung zu machen, dass die Knospen, je kleiner Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXILU. Bd. 38 578 E. Rohde, sie werden, d. h. also je jünger sie sind, immer deutlicher fädig und sammt ihrem Verbindungsstück stets deutlicher violett, d. h. den Nucleinkörpern immer ähnlicher in der Färbung werden (ef. bei f). Bisweilen sind aber schon die ersten zur Abschnürung kommenden Knospen ganz hellviolett und nicht selten gleichzeitig bereits deutlich fädig-netzig strukturirt, z. B. bei 9, so dass sie gegen den dunkel- rothen undeutlich strukturirten Mutternucleolus, dem sie anhängen, scharf abstechen. Die einzelnen Details dieses Theilungsprocesses werden am besten wieder durch die Zeichnungen Figg. 1 und 2 der Taf. XXXVI illustrirt, welche auch hier möglichst naturgetreu her- gestellt sind. Was die weitere Auflösung der hellviolett gewordenen Theil- stücke resp. Knospen betrifft nach ihrer Ablösung vom Mutter- körper, so ist diese auf den durchsichtigen Kanadabalsamschnitten (ef. p. 575, 576) sehr schwer zu verfolgen. Die Theilstücke werden oft so undeutlich (Fig. 1 bei /), dass feinere Strukturverhältnisse nicht zu erkennen sind. Was aus den netzig-fädig gewordenen Theil- stücken resp. Knospen nach ihrer Ablösung wird, habe ich daher nicht genau verfolgen können. Neben den deutlich fädig struktu- rirten Knospen kommen oft andere, gleichfalls violette zur Abschnü- rung, welche fast ganz strukturlos erscheinen und oft in großer Menge bei einander liegen, wie z. B. bei . Unter diesen trifft man nicht selten wieder deutlich ringförmige Stücke (cf. m), wie wir sie bei dem großen Hämatoxylinei (Fig. 15 der Taf. XXXV) kennen gelernt haben. Wahrscheinlich vollzieht sich also die weitere Auf- lösung dieser Knospen in vielen Fällen ganz ähnlich, wie ich es oben für die Glycerinschnitte der alten Hämatoxylineier beschrieben habe. Ich habe im Vorhergehenden stets betont, dass die zur Auflösung bestimmten Theilstücke resp. Knospen allmählich immer violetter werden und in der Färbung den Nucleinkörpern nahe kommen. Dass dieser violette Ton nicht etwa nur durch die geringe Größe der Knospen gegenüber dem Mutternucleolus bedingt wird, mit anderen Worten: dass es sich dabei nicht nur um eine schnellere Entfärbung bei der Differenzirung handelt, dagegen spricht die öfter zu beobach- tende Thatsache, dass oft knospenartig kleine Theilstücke, auf deren Bedeutung ich später zurückkomme, zur Abschnürung gelangen, welche senau die Färbung und Struktur des Mutternucleolus bewahren (ef. Fig. 1 der Taf. XXXVI), ferner, dass diese dunkelrothen Theil- stücke oft direkt neben hellvioletten gleich großen, ja bisweilen Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 579 sogar größeren Knospen liegen (cf. Fig. 1 der Taf. XXXVI, ja dass öfter ein und derselbe Mutternucleolus auf der einen Seite eine knallrothe Knospe, auf der anderen eine zweite ganz gleich große von ausgesprochen hellvioletter Färbung zur Abschnürung bringt (ef. z. B. bei r in Fig. 1 auf Taf. XXXVM). Die hellviolette Färbung deutet also offenbar auf stoffliche Verän- derungen hin, welche in denjenigen Knospen, die in Nucleinkörper zu zerfallen bestimmt sind, vor sich gehen, wie wir dies ja a priori bei der großen färberischen Verschiedenheit von Nucleolen und Nuclein- körpern annehmen mussten (cf. oben p. 575). Jeder Zweifel aber, dass nur dieser Grund für die Violettfärbung vorliegen kann, wird durch die bald zu besprechenden Befunde bei den jüngeren Eikernen beseitigt werden !. Erinnern möchte ich noch daran, dass auch bei dem großen Hämatoxylinei der Fig. 1 BD von Taf. XXXV diejenigen Knospen, deren weitere Auflösung wir verfolgen konnten, durch helleres Aus- sehen dem dunkelschwarzen Mutternucleolus gegenüber ausgezeich- net waren. An die Verhältnisse, die wir eben bei dem großen dotterhaltigen Ei der Fig. 1 und Fig. 2 der Taf. XXXVII kennen gelernt haben, knüpfen von den jüngeren auf Taf. XXXVI dargestellten dotter- losen Eiern bezüglich der Nucleolenauflösung die in Figg. 11—15 wiedergegebenen Kerne direkt an. Dieselben unterscheiden sich nur in so fern, als die Theilung überwiegend als Knospung auf- tritt und deutlich fädige Verbindungszüge zwischen den Tochter- stücken nur selten sind. Breitere hellere Verbindungsstücke kommen wohl auch öfter vor (ef. Fig. 11), sie erscheinen aber meist fast ganz strukturlos, ähnlich, wie wir sie bei dem großen Hämatoxylinei (cf. in 1 HEIDENHAIN lässt sich über den Werth der rothblauen Farbstoffgemische von der Art des Jodgrünfuchsins bezüglich des Oxy- und Basichromatins in demselben Sinne aus, indem er in seiner Arbeit: Neue Untersuchungen über d. Centralkörper ete., Arch. f. mikr. Anat., 1894, auf p. 545 schreibt: »Hier könnte nun gleich eingewendet werden, dass die Doppelfärbung der Kerne unter den genannten Bedingungen vielleicht doch nur von Zutälligkeiten abhängig sei, und dass ihr um dessentwillen keine weitere Bedeutung beigelegt werden könne. Hiergegen spricht aber erstlich, dass sich in den genannten Farbstofflösungen die Chromosomen niemals roth, sondern immer nur grün färben«.... »Die Grün- und Rothfärbung, die Aufnahme des basischen beziehungsweise des sauren Anilinfarbstoffes muss also jedenfalls bestimmten chemischen Affinitäten bestimm- ter chemischer Körper entsprechend sein< (cf. über meine gleichlautenden Beob- achtungen bezüglich der Färbbarkeit der Chromosomen oben im II. Kapitel). 35* 580 E. Rohde, Fig. 1B, Taf. XXXV bei a) und von dem dotterlosen Ei in Fig. 14, Taf. XXXV, schon kennen gelernt haben. Die Knospen, welche die großen dunkelrothen Mutternucleolen in den Figg. 11-—15 zur Ausbildung bringen, treten nur selten in der Ein- zahl, meist zu mehreren auf. Sie sind sehr verschieden groß, meist wieder bedeutend heller als der Mutternucleolus, entweder noch deut- lich röthlich oder schon ähnlich hellviolett wie die Nucleinkörper und sitzen dem Mutterstück bald direkt an, bald sind sie mehr oder weniger langgestielt. Deutliche Strukturen lassen sich nicht unter- scheiden, sondern die Knospen sehen in der Regel sammt ihren Stielen fast homogen aus. Die großen dunkelrothen Mutternucleolen sind stets von einem hellen Hof umgeben. Bisweilen haben sich die Knospen schon vom Mutternucleolus losgeschnürt, liegen aber noch in diesem hellen Hof. Andere Knospen sind schon über den letzteren hinausgerückt, jedoch dem Mutternucleolus noch dicht be- nachbart. Nicht selten bildet eine mit dem Mutternucleolus noch zusammenhängende Knospe bereits schon wieder eine zweite von oft etwa gleicher Größe und Färbung (ef. Figg. 11 und 15 bei a), Öfter trifft man Nucleinkörper von genau dem Aussehen und dem Durch- messer der eben beschriebenen Doppelknospen perlschnurartig zu meh- reren hinter einander gereiht dicht bei einem großen Mutternucleolus (ef. z.B. bei a und d in Fig. 15). Wahrscheinlich haben wir es hier wieder mit Sprossbildungen von Knospen zu thun, als welche wir ja auch die Perlschnüre des großen Hämatoxylineies der Fig. 1 B (z. B. bei »r) und Fig. 14 von Taf. XXXV öfter nachweisen konnten. Auch das weitere Schicksal der abgelösten hellen Knospen ist offenbar hier dasselbe wie in dem großen Hämatoxylinei. Denn die Knospen gehen oft sehr deutlich in Ringe (Fig. 15 bei e) und Huf- eisen (Fig. 15 bei f) über, die bisweilen längere Fortsätze zeigen (bei e), entsprechend den Ketten resp. Perlschnüren des großen Hämatoxylin- eies (cf. z. B. auf Taf. XXXV bei e in Fig. 5 und bei k in Fig. 6). Weitere Einzelheiten entgehen wieder der Beobachtung in Foige der zu großen Durchsichtigkeit der Kanadabalsamschnitte. Wie wechselnd sich die Nucleolen in den verschiedenen Ent- wicklungsstadien der Eier verhalten, demonstriren deutlich auf Taf. XXXVI die Figg. 13 und 14 im Vergleich zu den Figg. 11, 12, 15. Ich habe schon oben bei Besprechung des großen dotterhaltigen Eies (Fig. 1 von Taf. XXXVI) die Beobachtung betont, dass die Mutter- . nucleolen oft Knospen von gleich dunkelrother Färbung zeigen. Das- selbe Verhältnis konstatiren wir für den Kern der Fig. 13, der be- Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 581 züglich der Färbung der übrigen Kernelemente genau mit den Kernen der Figg. 11, 12, 15 übereinstimmt, vor Allem die Nucleinkörper wieder typisch hellviolett zeigt, in der Färbung der Nucleolenknospen aber stark differirt. Wieder anders als in dem Kern der Fig. 13 erscheinen die Nucleolen in dem Kern der Fig. 14. Knospen fehlen hier ganz. Dagegen erinnern die dunkelrothen größeren Nucleolen durch ihr eisenartiges zum Theil breitlappiges Aussehen an die Nucleolen des sroßen Hämatoxylineies der Fig. 1 BD auf Taf. XXXV. Offenbar stehen sie gleich diesen vor der Theilung. Bei einem Nucleolus (bei 5) ist: diese schon eingetreten. Das sich links ablösende mit dem Mutternucleolus noch durch einen Stiel verbundene Stück zeigt aber senau dasselbe knallrothe Aussehen, das alle Nucleolen hier aus- zeichnet. Neben dem größten Nucleolus am oberen Rande des Kerns (Fig. 14) liegt rechts unten bei e eine kleine Knospe, welche dagegen gleich hellviolett wie die Nucleinkörper aussieht. Sie ist ringförmig, also offenbar bereits in der Auflösung begriffen und hat sich wahr- scheinlich in einem früheren Entwicklungsstadium des Eies von einem srößeren dunkelrothen Mutternucleolus abgelöst. In Fig. 12 treffen wir bei « einen kleinen rothen Nucleolus, der offenbar eine roth gebliebene Knospe eines großen Mutternucleolus darstellt (ef. oben p. 578) und seinerseits wieder eine gleich große Knospe erzeugt hat, die trotz ihrer gleichen Dimensionen das typische violette Aussehen der Nucleinkörper hat und übrigens abermals eine neue allerdings sehr kleine Knospe treibt. Alle drei liegen in dem- selben hellen Hof (cf. oben). In Fig. 15 liegen bei e und f zwei theils ring- theils mehr hufeisenförmige Knospen, die, wie schon oben bemerkt, offenbar in der Auflösung begriffen sind und in der Färbung genau mit den Nucleinkörpern übereinstimmen, während da- gegen bei g und % zwei Nucleolen liegen, die ausgesprochen roth sind, obwohl sie gleich groß oder kleiner als die eben erwähnten Knospen e und f sind. Diese Befunde beweisen wieder deutlich, dass die Violettfärbung der Knospen nur durch eine Hand in Hand mit ihrem Zerfall in Nucleinkörper gehende stoffliche Veränderung gegenüber den rothen Mutternucleolen, nicht aber durch einen Mangel der Differenzirung bedingt sein kann. Dies wird auch vollauf bestätigt durch den Kern Fig. 22, Taf. XXXVI, in dem die gestielten Knospen (e) sehr klein und trotz- dem knallroth sind, während dicht daneben (bei d und c) ganz hell- ° violette Knospen liegen, die viel größer sind. Solche »Basiden mit 582 E. Rohde, Sporen« ähnliche Nucleolen (e) sind auf dem Entwicklungsstadium, welchem Fig. 22 entnommen ist, sehr häufig (cf. oben p. 562 und unten p. 589). Sehr eigenartige, von den bisher beschriebenen stark abweichende Verhältnisse weisen die Nucleolen der Figg. 16—19 der Taf. XXXVI auf. Sie sind alle vier demselben Kern, aber verschiedenen Schnitten desselben entnommen. Fig. 16 giebt den ganzen Kern, Figg. 17—-19 nur die uns interessirenden Stellen aus den folgenden Schnitten wieder. Die Nucleolen setzen sich fast alle aus zwei ganz verschiedenen Theilen zusammen, nämlich aus einem den Nucleinkörpern etwa zleich hellvioletten körnig erscheinenden und aus einem zweiten fast homogen aussehenden von gleich dunkelrother Farbe, wie wir sie als charak- teristisch für die reifen Mutternucleolen kennen gelernt haben. Beide Abschnitte verhalten sich in den einzelnen Nucleolen quantitativ sehr verschieden: bei manchen, besonders den größten, welche vorwiegend central im Kerne liegen, überwiegt bei Weitem die violette körnige Partie (ef. bei d in Fig. 16), bei anderen, namentlich den kleineren Nucleolen, welche meist die peripheren Theile des Kerns einnehmen, die dunkelrothe. Wahrscheinlich sind die großen centralen zweitheiligen Nucleolen (b in Fig. 16) ursprünglich durchweg dunkelroth gewesen, gleich den etwa gleich großen Nucleolen der etwas jüngeren Entwicklungsstadien, wie wir sie in den Figg. 11-—-15 antreffen. Der helle Abschnitt stellt offenbar eine mit der Auflösung der Nucleolen in Zusammen- hang stehende Differenzirung dar. Wir haben es in ihm mit einer Auflösungsfigur im Sinne CArnoyY’s zu thun. Die kleineren peripher im Kern gelegenen in gleichem Sinne zweitheiligen Nucleolen sind dagegen zweifelsohne durch Theilung aus den großen centralen (= b) hervorgegangen. Ein Stadium dieser Theilung ist in Fig. 16 bei @ deut- lich zu beobachten: Die Theilstücke, welche aus dem großen cen- tralen Nucleolus @ hervorgehen, sind jedes für sich wieder zweitheilig und bewahren in ihrer Anordnung noch deutlich die Umrisse des Mutternucleolus. An dem Zerfall betheiligen sich also sowohl der violette körnige, als der dunkelrothe Abschnitt des Mutternucleolus. Dasselbe gilt auch für die Mehrzahl der in Figs. 17—19 abgebildeten Theilungen. Auf den ersten Blick könnte man bei diesen glauben, dass wir es mit Zelltheilungsfiguren zu thun haben, in denen der dunkelrothe Abschnitt den Kern, der hellere granulirte den Zellleib darstellte. In Figg. 17a und 5 liegen Zweitheilungen vor, bei denen man den Eindruck gewinnt, dass sich stets der rothe Theil gleich Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 583 dem Kern bei Zelltheilungen zuerst theilte. Bei « in Fig. 18 haben wir eine Kette von Theilstücken vor uns, wie wir sie schon früher öfter getroffen haben. In Fig. 19« treten uns bei & und y je vier zweitheilige Nueleolen entgegen, die so dicht bei einander liegen, dass sie zweifelsohne aus je einem großen zweitheiligen Mutternucleolus hervorgegangen sind. Besonders klar liegt dies bei der oberen Vierergruppe x, da alle Stücke hier noch in einem einheitlichen Hof liegen. Eins dieser kleinen Theilstücke (y') zeigt den hellvioletten Abschnitt deutlich selappt nach Art des Amöbenleibes. Es ist dies eine öfter zu be- obachtende Erscheinung, welche vielleicht auf die Fähigkeit der Nucleolen resp. ihrer Theilstücke hindeutet, sich selbständig zu be- wegen (ef. unten p. 645). Neben diesen zweitheiligen Nucleolen trifft man sehr häufig aber auch solche, die durchweg .gekörnt und hellviolett sind und keine Spur von der dunkelrothen Substanz erkennen lassen (bei ce in Fig. 16). Sie sind gleich den zweitheiligen sehr verschieden groß, die größten finden sich wieder central und stehen den hier gelegenen doppel- theiligen (z. B. b) oft wenig oder gar nicht im Durchmesser nach. Zweifelsohne sind sie aus den letzteren hervorgegangen, entweder in der Weise, dass in diesen auch der letzte Rest von dunkelrother Substanz. sich körnig differenzirt hat und hellviolett geworden ist, oder sie haben sich von den zweitheiligen Nucleolen durch einen Theilungsprocess abgeschnürt, worauf ich unten noch ausführlicher zurückkomme !. Mag dem sein, wie da wolle, jedenfalls theilen sich diese gleichmäßig violetten und körnigen Stücke weiter, oft nachdem sie sich zuerst etwas in die Länge gestreckt haben, wie dies Fig. 17 d und Fig. 195 zeigen. Offenbar sind in dieser Weise die vielen klei- nen violetten körnigen Stücke, die man allenthalben und in sehr wechselnder äußerer Form an der Peripherie des Kerns der Fig. 16 A trifft, entstanden. Durch weiter fortgesetzte Theilung zerfallen die letzteren wahrscheinlich dann in die färberisch sich vollständig gleich . verhaltenden Nucleinkörper. Eine ganz ähnliche Auflösung der Nucleolen, wie wir sie eben in den Figg. 16—19 kennen gelernt haben, kehrt in den verschieden- 1 A priori könnte man ja annehmen, dass es sich bei den durchweg hellen Stücken (ec) um zweitheilige Nucleolen handelt, die von dem Schnitt nur in dem hellvioletten Theil getroffen sind. Für viele gilt dies entschieden nicht, da sie auch auf den folgenden Schnitten jedes Roth vermissen lassen. 584 E. Rohde, sten Entwieklungsstadien des Eies wieder, so zunächst bei dem Kern der Fig. 21 von Taf. XXXVIL Hier treffen wir neben den deutlich zweitheiligen Nucleolen wieder durchweg helle kugelige Theilstücke, die sich zweifelsohne von den zweitheiligen Nucleolen abgelöst haben, denn letztere zeigen oft ihren violetten Theil in einen Fortsatz aus- gezogen, der offenbar bestimmt ist, sich als helle Knospe loszu- trennen. Bei den größten zweitheiligen Nucleolen dieser Fig. 21 (bes. bei c und d), konstatiren wir ferner die interessante Thatsache, dass der violette Abschnitt eher fädig resp. netzig als körnig aussieht. Dasselbe silt von dem großen zweitheiligen Nucleolus a der Fig. 22 (Taf. XXXV]), welche dem Kerne eines noch größeren, bereits im Anfang der Dotter- bildung befindlichen Eies entnommen ist. Hier bei a (Fig. 22) ist der violette Abschnitt des Nucleolus sehr lang gestreckt und offenbar im Begriff, in kleine Knospen zu zerfallen, wie wir deren mehrere daneben sehen. Eine der letzteren (ec) ist deutlich ringförmig und wahrscheinlich in gleicher Auflösung begriffen, wie wir sie oben bei dem großen Hämatoxylinei für die ringförmig gewordenen Knospen nachgewiesen haben. Der violette Theil des großen zweitheiligen Nucleolus a erscheint hier eher wie ein wurstförmiger Anhang, der aus dem rothen Abschnitt heraus- zufließen scheint. Dasselbe gilt von dem kleineren zweitheilisen Nucleolus bei db (Fig. 22). Ähnliche Auflösungsfiguren wie « sind auch von CARNOY gesehen und als schwammige Würste bezeichnet worden. Es besteht aber, um es noch einmal zu betonen, doch ein wesent- licher Unterschied in der Deutung dieser Figuren zwischen uns bei- den. Die helle wurstförmige Partie bei « und 5 in Fig. 22 stellt nicht etwa den ausgelaufenen Inhalt des rothen Abschnittes dar, der ge- platzt ist, wie CARNnoyY es auffasst, sondern die Figg. 16—19 (Taf. XXXVI) einerseits, die Figg. 11—15 (Taf. XXX VI) andererseits haben uns gelehrt, dass diese hellvioletten körnigen oder netzig-fädigen Partien entweder die Differenzirungen bestimmter Theile des Nucleolus sind, die sich vom Nucleolus ablösen und theilen, vor der Theilung aber sich noch strecken können (Figg. 16—19 und Fig. 21 der Taf. XXXVI) oder aber knospenartige Bildungen (Figg. 11-—15, Taf. XXXVJ) darstellen. Auch bei ganz jungen Eiern habe ich ähnlich zweitheilige Nucleolen, wenn auch nicht so ausgebildet, getroffen, wie z. B. im Kern der Fig. 10 bei a (Taf. XXXVI. Es handelt sich also bei dieser Doppeltheiligkeit der Nucleolen offenbar um eine in der Ent- Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 585 wicklung des Froscheies zu sehr verschiedenen Zeiten auftretende Auflösungsform der Nucleolen. Ich habe oben die Möglichkeit offen gelassen, dass die durch- weg violetten und körnigen großen centralen Nucleolen der Fig. 16 (z. B. bei e) aus den doppeltheiligen dadurch entstanden sind, dass in ihnen auch der letzte Rest der rothen Substanz, welche sich von den reifen (durchweg rothen) Nucleolen in den doppeltheiligen Nucleolen noch erhalten hat, ebenfalls noch sich in körnig-violette Nucleolarmasse differenzirt hat. Öfter trifft man noch Nucleolen, welche direkt als Übergangsformen zwischen beiden Arten von Nucleolen, d.h. einer- seits den doppeltheiligen, andererseits den ausschließlich violett-kör- nigen aufgefasst werden können. So zeigt z. B. m dem großen doppel- theiligen Nucleolus e der Fig. 21 von Taf. XXXVI der rothe Abschnitt nicht mehr die typisch knallrothe Färbung, sondern nur noch einen rosa Ton und gleichzeitig schon eine deutlich fädige resp. netzige Struktur, gleich dem größeren violetten Abschnitt, während in dem doppeltheilisen Nucleolus a derselben Fig. 21 von dem ebenfalls schon stark verblassten rothen Abschnitt zwei Reihen schwach rother Körn- chen in den violetten Abschnitt ausstrahlen und sich hier allmählich verlieren. In den meisten Fällen ist aber der rothe Abschnitt der zweitheiligen Nucleolen, wie in Figg. 16—19, intensiv roth und von fast homogenem Aussehen und gegen die violette körnige Partie scharf abgesetzt, so dass er der letzteren gegenüber wie ein ganz selbständiger Nucleolartheil erscheint, ähnlich wie der Kern im Zell- leib. Ich glaube auch nicht, dass in den in Figg. 16—19 wieder- gegebenen doppeltheiligen Nucleolen später ein Übergang der rothen Substanz in violette erfolgt, sondern halte es für wahrscheinlicher, dass eine Trennung des rothen und violetten Nucleolartheiles stattfindet, in dem Sinne, dass der letztere durch fortgesetzte Theilung, wie sie ja oft zu beobachten ist (ef. oben p. 583 und z.B. Figg. 16 und 185 auf Taf. XXXVI), in Nucleinkörper zerfällt, während der rothe zu einer neuen Nucleolengeneration heranwächst resp. heranreift, um erst später in Nucleinkörper sich aufzulösen, worauf ich weiter unten noch ein- mal ausführlicher zurückkomme. So eigenartig diese doppeltheiligen Nucleolen auf den ersten Blick erscheinen, so stehen sie doch nicht ganz unverbunden gegen- über den anderen Auflösungsformen der Nucleolen da. So haben wir ja für den Kern der Fig. 1 der Taf. XXXVII oben (p. 577 ff.) die Be- obachtung konstatirt, dass bei der Theilung des Nucleolus nicht nur das oft breite Verbindungsstück, sondern auch das eine Tochterstück 586 E. Rohde, heller und gleichzeitig deutlicher fädig resp. netzig wird (z. B. bei b und o), so dass hier gewissermaßen auch schon in gleichem Sinne ein doppeltheiliger Nucleolus vorliegt. Auch in den Entwieklungs- stadien, die durch sehr viele doppeltheilige Nucleolen ausgezeichnet sind, kommen neben diesen bisweilen solche Theilungsfiguren vor, wie z. B. in Fig. 16 der Taf. XXXVI bei d und m Fig. 21 der Taf. XXXVI bei 5. Und unter diesen finden sich hin und wieder Theilungsformen, welche leicht zu den doppeltheiligen Nueleolen hinüberleiten, so in Fig. 21 der Taf. XXXVI. Während hier bei dem Nucleolus e beide Theilstücke fast gleich dunkelroth und fast homogen, jedenfalls noch ganz unbestimmt strukturirt erscheinen, ist in dem Nucleolus 5 das eine größere und obere Tochterstück sammt dem breiten Verbindungsstück bedeutend heller roth und gleichzeitig deut- lich fädig resp. netzig geworden. Denkt man sich die fädig struk- turirten Theile dieses Nucleolus 5 violett werden, dann haben wir einen doppeltheiligen Nucleolus vor uns, ähnlich dem Nucleolus c, der zwischen den beiden Nucleolen e und 5 liest. Eine Modifikation dieser doppeltheiligen Nucleolen zeigt uns der in Fig. 20 der Taf. XXXVI abgebildete Kern. Auch hier sehen wir, besonders im Inneren des Kerns, mehrere Nucleolen (a, c), die noch srößer sind als die centralen zweitheiligen Nucleolen der Fig. 16 von Taf. XXXVI und gleich diesen aus einem kleineren, meist central be- findlichen, dunkelrothen und aus einem bei Weitem größeren violetten Abschnitte bestehen, nur mit dem Unterschiede, dass der letztere nicht in feine Körnchen, sondern in bedeutend größere Kügelchen von ziemlich gleicher Größe zerfallen ist, welche besonders peripher auf- treten und mehr oder weniger deutlich ketten- resp. perlschnurartig angeordnet sind, wie dies besonders bei dem mehr oberflächlich ge- troffenen Nucleolus 5 deutlich hervortritt. Wir haben hier offenbar eine ähnliche Erscheinung vor uns, wie wir sie am Anfange dieses Kapitels für das große dotterhaltige Hämatoxylinei der Fig. 1 5 von Taf. XXXV konstatirt haben, d. h. es hat sich die Hauptmasse des Nueleolus peripher koncentrirt und dann in Stücke zerlegt. Auch bei d (Fig. 20) liegt offenbar ein solcher großer Nucleolus vor, nur sind die kleinen Theilstücke schon in starker Ablösung von einander begriffen und erscheinen zum Theil eher als freie Nucleinkörper. Ganz ähnliche Verhältnisse haben wir oben schon bei dem Hämatoxylinkern der Fig. 13 von Taf. XXXV vorgefunden, weleher in der Größe dem Kern der Fig. 20 der Taf. XXXVI nahe kommt. Auch hier sehen wir bei f eine vielfach gewundene und theilweise Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 587 zerrissene Perlschnur von Gliedern, welche in der Stärke wie in der Form genau mit den Theilstücken des großen zweitheiligen Nucleolus der Fig. 20 der Taf. XXXVI übereinstimmen und in ihrer Anordnung theilweise die Umrisse eines solchen großen Nucleolus noch wieder- holen. Kombinirt man die Bilder mit einander, d.h. die Perlschnur f der Fig. 13 von Taf. XXXV mit den Perlschnüren der Nucleolen a, b, c der Fig. 20 von Taf. XXXVI, so kommt man, wie schon oben be- merkt, zu der Auffassung, dass hier eine Auflösungsform vorliegt, wie sie CARNoY oft beobachtet hat, nämlich endogen in einem reifen sroßen Nucleolus entstandene Perlschnüre, welche frei werden und später in ihre einzelnen Glieder, das sind die Nucleinkörper, zer- fallen, wenn auch die bezüglichen Bilder CarnorY’s ganz anders aus- sehen wie die Perlschnüre der Fig. 20 (Taf. XXXV]). Offenbar sind auch die großen doppeltheiligen Nucleolen (z. B. a und c) des Kerns der Fig. 20 von Taf. XXXVI aus reifen, durch- weg gleich rothen Nucleolen hervorgegangen und die rothen Partien dieser doppeltheiligen Nucleolen stellen wieder nur die unverändert sebliebenen Theile des reifen Nucleolus dar. Bisweilen treten mehrere rothe Stücke auf, einige Mal (z. B. bei c) traf ich auch im Centrum der kleinen violetten peripheren kugeligen Theilstücke ein kleines rothes Korn. Beim Zerfall der doppeltheilisen Nucleolen in die klei- neren Stücke kann sich also, ganz ähnlich wie wir es bei den doppeltheiligen Nucleolen der Figg. 16—19, Taf. XXXVI, gesehen haben, auch hier die rothe Nucleolarsubstanz betheiligen. In Fig. 20 der Taf. XXXVI liest links neben dem Nucleolus c diesem ein zweitheiliger Nucleolus im Sinne der Figg. 16—19 von Taf. XXXVI so dicht an, dass die Vermuthung nahe liegt, es sei ein Theilstück des letzteren. Derartig zweitheilige kleinere Nucleolen treten in sehr großer Menge und sehr wechselnder Größe und Form allenthalben besonders an der Peripherie des Kerns der Fig. 1 auf, ganz ähnlich wie in Fig. 16 der Taf. XXXVI. Ich habe oben für den größten Jodgrünfuchsinkern (Fig. 1 von Taf. XXXVII) betont, dass die großen reifen Nucleolen sehr oft eine dunkelrothe, gerüstartig gebaute Substanz und eine hellere Zwischen- substanz von oft vacuolenartigem Aussehen unterscheiden lassen. Dasselbe gilt auch für alle jüngeren Entwicklungsstadien bis herab zu den allerjüngsten grünkernigen Eiern, wie dies besonders deut- lich die Figg. 11—15 der Taf. XXXVI demonstriren. Auf die Erklä- rung dieser Strukturen will ich erst weiter unten nach Besprechung des Cobitis-Eies eingehen, weil hier die Verhältnisse noch klarer liegen. 588 a E. Rohde, Was die Neubildung von Nucleolen betrifft, so nimmt CARNOY (ef. oben p. 562) an, dass sie in der Mehrzahl der Fälle aus den kleinen Nucleinkörpern in der Weise hervorgehen, ‘dass diese sich in sroßer Anzahl vereinigen und oft derartig mit einander verbacken, dass die jungen Nucleolen ganz homogen aussehen. Mehrere der- artig entstandene Nueleolen können dann noch zu größeren, oft sehr sroßen Nucleolen zusammentreten. Ich kann diese Angaben CARNoY’s nicht direkt durch die Beobachtung bestätigen, wohl aber eine An- zahl Befunde anführen, die für die Richtigkeit der CArnoy’schen Auffassung mir zu sprechen scheinen. Durchmustert man in den sroßen dotterhaltigen Eiern die Randpartien des Kerns, so entdeckt man hier, wie z.B. in Fig. 1D der Taf. XXXV, allenthalben sehr verschieden große Nucleolen, welche aber niemals den Durchmesser der centralen großen reifen erreichen und niemals in Theilung wie diese letzteren begriffen, sondern stets kugelrund sind, ferner stets ganz strukturlos und nach Hämatoxylinfärbung gleichmäßig schwarz erscheinen. Je näher sie der Peripherie des Kerns liegen, desto größer sind sie durchschnittlich. CArnoY giebt an, dass die jungen Nucleolen im Centrum des Kerns entstehen, von hier aus zur Peripherie wandern und hier heranwachsen. Wir haben es also offenbar mit den eben beschriebenen kleinen peripheren Nucleolen mit einer jungen Nucleolengeneration zu thun. CArnoyY beobachtete in der Längsachse seiner im Centrum des Kerns gelegenen Flaschen- bürsten etc. mitten zwischen den kleineren diese hauptsächlich zu- sammensetzenden Nucleinkörpern größere Nucleinkugeln und deutet diese als die junge Nucleolengeneration. Diese Angabe kann ich für den Frosch bestätigen. Fig. 6 von Taf. XXXV zeigt uns z.B. bei a eine solche feinkörnige Perlschnur mit mehreren eingestreuten gröberen Kugeln. Bei genauerer Betrachtung der kleinen, peripher im Kern auftretenden Nucleolen konnte ich ferner sehr oft konstatiren, dass sie dicht mit kleinen gleich schwarzen Nucleinkörpern besetzt waren, die ihnen oft wie kleinste Knospen anhingen (Fig. 1Dbeis). Da die kleinen peripheren Nucleolen aber zweifelsohne wachsen, wie ihre stetige Größenzunahme nach der Peripherie des Kerns zu beweist, so kann man es in den ihnen außen ansitzenden kleinen Nucleinkörpern wohl kaum mit sich ablösenden kleinsten Knospen zu thun haben, sondern näher liegt die Auffassung, dass diese kleinen Nucleolen, wie sie wahrscheinlich aus kleinsten Nucleinkörpern entstanden sind, bei ihrem Wachsthum noch weitere Nucleinkörper in sich aufnehmen. Sind diese kleinen peripheren Nucleolen nun wirklich eine junge Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 589 Generation, die aus Nucleinkörpern entstanden ist und an der Peri- pherie erst allmählich heranreift, so können sie nach Jodgrünfuchsin- färbung nicht schon die typische knallrothe Färbung der großen - reifen centralen Nucleolen annehmen, sondern müssen eher in ihrem Farbenton noch ihre Entstehung aus den violetten Nucleinkörpern verrathen. Und dies ist in der That der Fall. Sie zeigen nämlich öfter einen ganz eigenartigen rosa Farbenton an, welcher sie ebens owohl von den großen eentralen intensiv rothen reifen Nucleolen als von deren violetten Knospen unterscheidet und als Bildungen sui generis charakterisirt. Erst wenn diese kleinen peripheren Nucleolen wieder in das Centrum zurückwandern, nehmen sie wahrscheinlich den rothen Ton an, welcher die reifen großen centralen Nucleolen stets typisch auszeichnet. Neben dieser von den Nucleinkörpern ausgehenden Neubildung von Nucleolen nimmt CARrNoY noch eine zweite Art der Entstehung an, welche er aber als seltener bezeichnet. Er beobachtete nämlich öfter, dass die Knospen reifer Nucleolen nach ihrer Ablösung von letzteren direkt zu einer neuen Nucleolengeneration heranwuchsen. Besonders konstatirte er dies von den gestielten Knospen von der Art, wie ich sie in der Fig. 22 der Taf. XXXVI bei e abgebildet und auf der hier wiedergegebenen Entwicklungsstufe des Eies oft be- obachtet habe. Diese gestielten meist sehr kleinen Knospen zeigten stets dasselbe intensiv rothe Aussehen wie die Mutternucleolen und bewiesen so (ef. oben p. 581 ff.) aufs deutlichste, dass die Violettfärbung gewisser Knospen, d. h. aller derjenigen, welche sich in Nucleinkörper auflösen, nicht lediglich auf ein durch ihre Kleinheit bedingtes schnelleres Entziehen des Farbstoffes zurückzuführen ist, sondern auf eine stoffliche Veränderung, zumal die hellen Knospen oft ver- hältnismäßig ziemlich groß sind. Die gestielten dunkelrothen Knospen treten nicht selten an einem Mutternucleolus in größerer Menge auf, wie bei e in Fig. 22, so dass das Ganze dann wie Basiden mit Sporen aussieht, ein Vergleich, der schon von CARNnoOY gezogen worden ist (cf. oben p. 562). Ich habe oben wiederholt, d.h. für die verschiedensten Ent- wicklungsstadien hervorgehoben, dass neben den violetten Knospen, deren Auflösung ich weiter verfolgen konnte, oft andere zur Ab- schnürung kommen, welche mit dem Mutternucleolus in der Färbung genau übereinstimmen, d. h. entweder gleich dunkelroth (Jodgrün- fuchsin) oder gleich dunkelschwarz (Hämatoxylin) wie dieser aus- sehen, aber oft nicht gestielt sind. Es wäre wohl denkbar, dass 590 | E. Rohde, auch von diesen manche direkt zu einer neuen Nucleolengeneration heranreifen, wie es CARNoY von den gestielten gleich intensiv ge- färbten Knospen angiebt. Ein Gleiches möchte ich schließlich von den dunkelrothen Ab- schnitten der doppeltheiligen Nueleolen, wie sie die Figg. 16 — 22 von Taf. XXXVI zeigen, annehmen. Ich betonte oben bereits, dass dieselben sich scharf von dem violetten körnigen Abschnitt absetzen und in dem doppeltheiligen Nucleolus meist den Eindruck eines ähnlich selbständigen Theiles machten, wie der Kern in der Zelle (ef. bes. Fig. 19 von Taf. XXXVI), ferner, dass der größere violette körnige Abschnitt sich oft lostrennt, um weiter zu zerfallen und sich schließlich im Nucleinkörper aufzulösen. Von dem zurück- bleibenden dunkelrothen Theil halte ich es nun gar nicht für unmög- lich, dass er sich ähnlich verhält, wie die gleich dunkelroth färb- baren eben beschriebenen gestielten Knospen (e in Fig. 22 von Taf. XXXVI, d. h. den Ausgangspunkt einer neuen Nucleolen- generation bildet und erst später in Nucleinkörper zerfällt. Eben so ist es mir noch sehr fraglich, ob die großen rothen Nucleolen der in den Figg. 11—15 auf Taf. XXXVI wiedergegebenen Entwicklungs- stadien vollständig in der Bildung von Knospen, wie wir sie be- obachten, aufgehen; für viel wahrscheinlicher halte ich es, dass nur ein Theil ihrer Substanz als Knospen sich ablöst, sie selbst aber in ihrer Hauptmasse erhalten bleiben. Sie würden sich dann in der größten Übereinstimmung mit dem Hauptnucleolus der uninucleolären Eikerne, z. B. der Säugethiere und der gleich gebauten, d. h. ebenfalls uninucleolären Gewebskerne befinden, worauf ich bald ausführlicher zurückkommen werde. Wir hätten also dann die interessante Thatsache konstatirt, dass die Nucleolen der alten Gene- ration in manchen Fällen nur theilweise sich auflösen, d.h. in Nueleinkörper zerfallen, zum anderen Theil aber erhalten bleiben und in die neue Generation direkt über- sehen. Da Carnoy selbst der Ansicht huldigt, dass die gestielten Knospen oft direkt zu neuen Nucleolen heranwachsen, so muss er also selbst auch zugeben, dass Theile der alten Generation in die neue direkt übertreten und so die verschiedenen Nucleolengenerationen in unmittelbarem Zusammenhang stehen können und nicht immer selbständige, d. h. aus den Nucleinkörpern neu entstandene Bildungen darstellen, so dass also sehr wohl eine ununterbrochene Verbindung zwischen dem Kernfaden des jüngsten Eistadiums und den Chromo- Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. | 591 somen der Richtungskörper reifer Eier bestehen könnte, eine Auf- fassung, die CArnoY aber sehr energisch bekämpft. Nach CArnoY können drittens bisweilen auch die kleinen Auf- lösungskügelchen direkt selbständig zu Nucleolen heranwachsen. Auch dies halte ich für wahrscheinlich, da man besonders in vielen Ge- webskernen einerseits von den kleinen Nucleinkörpern alle Übergänge in der Größe bis zu den Nucleolen findet und andererseits diese letzteren oft keine Andeutung einer körnigen Struktur aufweisen, sondern ganz homogen aussehen, also wenig für die Annahme sprechen, dass sie durch Zusammenballen von Nucleinkörpern entstanden sind, worauf ich später noch zurückkommen werde. Zum Schluss will ich noch kurz der allerjüngsten Eikerne sedenken, deren Nucleinkörper nach Jodgrünfuchsinbehandlung sich nicht violett, sondern intensiv grün färben, d.h. (ef. oben zweites Kapitel) sehr phosphorhaltig sind (ef. Figg. I—7, Taf. XXXV]). Sie zeigen bezüglich der Nucleolen genau dieselben Verhältnisse, wie wir sie eben für die älteren Entwicklungsstadien kennen gelernt haben. Auch bei ihnen treffen wir Nucleolen von gleich dunkelrother Farbe, auch hier sind diese oft in Theilung resp. Knospung begriffen (ef. Fig. 5, 6, 7) und können zwischen den Tochterstücken breitere deutlich fädige Verbindungsstücke (Fig. 6) entstehen. Auch hier zeigen die rothen Nucleolen oft eine deutliche Differenzirung in ein dunkleres Gerüstwerk und in eine helle, die Maschen erfüllende Masse von vacuolenartigem Aussehen. Neben diesen dunkelrothen Nucleolen treten, besonders zahlreich in den allerjüngsten Stadien, kleinere nu- cleolenartige, d.h. mehr oder weniger kugelförmige Bildungen von gleich dunkelgrünem Aussehen wie die Nucleinkörper auf (Fig. 1, 2, 6). Diese entsprechen offenbar den primären, d.h. aus dem Kernfaden entstandenen Nucleolen CArNnoY’s. Der große tinktionelle Unterschied zwischen den primären grünen und allen späteren rothfärbbaren Nu- eleolengenerationen und die sich daraus ergebende so verschiedene chemische Zusammensetzung beider ist aber CArnoY vollständig ent- gangen. CARNOY nimmt an, dass auch die primären Nucleolen wie alle späteren Nucleolengenerationen in Nueleinkörper zerfallen und diese erst wieder zu den sekundären dunkelrothen Nucleolen zu- sammentreten. In diesem Falle würde dann keine so wesentliche Veränderung mit den Nucleolen vor sich gehen, wie wir sie in den älteren Eiern bei der Auflösung der rothen Nucleolen in die violetten Nucleinkörper annehmen müssen. Nach den Erfahrungen, die ich bei den primären grünen Nucleolen und ihr Verhältnis zu den sekundären 592 E. Rohde, rothen Nucleolen bei den Gewebskernen gemacht habe, worüber ich weiter unten noch berichten werde, ist es mir aber wahrscheinlicher, dass die primären grünen Nucleolen, ohne sich aufzulösen, ganz all- mählich unter Veränderung ihrer stofflichen Zusammensetzung in die. sekundären rothen übergehen. Bei den größeren dieser grünkernigen jüngsten Entwicklungsstadien der Kerne trifft man ebenfalls häufig neben den großen rothen Nucleolen noch die kleinen primären grünen Nucleolen, allerdings meist nur sehr vereinzelt (Fig. 6). Außer diesen trifft man aber oft noch gleich kleine Nucleolen, welche nur noch ganz schwach grün aussehen, oder einen Anflug von roth haben (Fig. 5). Möglicherweise haben wir es hier mit den Übergangsformen zwischen den primären grünen und sekundären rothen Nucleolen zu thun. Doch wäre es ja auch denkbar, dass es sich bei den gemischt- farbigen kleinen Nucleolen um kleine Knospen der größeren rothen Nucleolen handelt, die im Begriff sind, sich in Nucleinkörper auf- zulösen (cf. oben). In den Entwicklungsstadien, die noch jünger sind als diejenigen, deren Kerne in Figg. 1—7 wiedergegeben sind, vermisste ich jede Spur eines rothen Nucleolus, die Kerne enthielten hier nur noch grüne Nucleinkörper und gleich grüne primäre Nucleolen und stimmen hierin genau mit den verschiedenen Gewebskernen überein (ef. oben das zweite Kapitel). Die rothe Nucleolarsubstanz ist also a priori im Eikern der Amphibien nicht vorhanden, sondern stellt eine sekun- däre Bildung dar, die sich aus den grünen stark phosphor- haltigen Nucleolen resp. Nucleinkörpern entwickelt. Die Übergangsformen zwischen den grünkernigen und violett- kernigen Eiern (cf. Figg. 8 und 9 der Taf. XXXVI und oben p. 575) schließen sich bezüglich der Nucleolen vollständig den älteren Ent- wicklungsstadien an. Die kleinen rosa Nucleolen der Fig. 9 reprä- sentiren möglicherweise Knospen der größeren rothen, die im Begriff sind sich aufzulösen. | p. Fische. (Taf. XXXVIL, Fig. 3—13.) Die Eier der Fische sind im Wesentlichen gleich gebaut den- jenigen der Amphibien. Ich habe sie speciell bei Codbstis studirt und zwar, ehe ich mit Carnoy’s Arbeit (ef. oben p. 563) bekannt geworden war. Die untersuchten Thiere waren theils in Alkohol, theils in Sublimat, theils in Chromsäure gehärtet. Die Sublimatexemplare wurden von mir Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 593 selbst fixirt und weiter konservirt. Die Alkohol- und Chromsäure- Stücke fand ich bereits in unserem Breslauer Museum vor, ich musste auf sie zurückgreifen, weil die Eier hier interessante Entwicklungs- stadien zeigten, die die von mir konservirten Sublimatexemplare schon überschritten hatten. Die letzteren waren bereits älter und enthielten vorwiegend dotterhaltige Eier, die Alkohol- und Chrom- säure-Thiere dagegen nur dotterfreie Eier und zwar letztere die Jüngsten. Cobitis ist nach meinen Erfahrungen, wie ich schon oben betont habe, nicht entfernt ein so günstiges Objekt für das Studium der multinucleolären Eier als der Frosch. CARrNnoY warnt besonders vor Überhitzung der Objekte bei der Vorbereitung zum Schneiden. Beim Frosch habe ich diesbezüglich keine trüben Erfahrungen ge- macht, wohl aber um so mehr bei Cobitis. Die Eier litten meist stark bei der Einschmelzung in Paraffin, selbst bei verhältnismäßig niederen Temperaturen, und die Schnittserien waren für das Studium der Kernstrukturen, besonders aber der Nucleolen, meist sehr wenig brauchbar. Namentlich gilt dies von den Alkohol-Thieren. Die Eier der letzteren habe ich daher fast ausschließlich in toto auf Zupf- präparaten der Ovarien untersucht. Lässt man diese lange in Glycerin, so werden sie ausgezeichnet durchsichtig, so dass man fast alle Nu- cleolen eines Eies deutlich erkennen kann. Leider haben diese Präparate aber den Nachtheil, dass die differenzirende Färbung der Jodgrünfuchsinbehandlung theilweise verloren geht, wie wir bereits aus dem methodischen Theil wissen. Namentlich trifft dies für die Nucleolen zu. Sie verlieren fast ganz das knallrothe Aussehen, das sie durch die Jodgrünfuchsinbehandlung ursprünglich bekommen und bei Einschluss in Kanadabalsam auch dauernd behalten, wie uns dies die gleich gebauten Eier der Amphibien gezeigt haben (cf. Taf. XXXVI und XXXVI), sie verblassen derartig in Glycerin, dass sie sich im Farbenton nur wenig von den Nucleinkörpern unterscheiden. Bezüglich der letzteren kann man dagegen auch auf diesen Gly- cerin in toto-Präparaten dieselbe Beobachtung machen, die wir schon für die Froscheier konstatirt haben und oben im zweiten Kapitel als allgemein für die Gewebskerne geltende Regel kennen gelernt haben, dass sie nämlich in den allerjüngsten Kernstadien ungleich phosphor- haltiger sind als in den älteren (ef. Fig. 3a und Fig. 4 von Taf. XXXVM) Je älter die Thiere werden, desto mehr verliert sich das Grün und macht einer Violettfärbung der Nucleinkörper Platz (cf. Fig. 3a—3e von Taf. XXXVI), ähnlich derjenigen, die wir auch beim Frosch Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXII. Bd. 39 594 E. Rohde, nach Sublimathärtung als typisch für die Nucleinkörper älterer Eier kennen gelernt haben (cf. Taf. XXXVI und XXXVM). Im jüngsten Ei a der Fig. 3 tritt ein großer Nucleolus scharf hervor. Auf den ersten Blick erscheint er grün, gleich den kleinen Nucleinkörpern. Bei genauerem Zusehen lässt er aber in seinem Centrum eine schwach röthliche Färbung erkennen, nur in der Peri- pherie erscheint er ausgesprochen grün. Auch bei den beiden etwas größeren Eiern 5 und ce treten in einigen Nucleolen ähnliche Verhält- nisse noch zu Tage. In der weiteren Entwicklung der Eier verliert sich aber diese Differenzirung und die Nucleolen zeigen dann durch- weg einen gleichmäßigen Farbenton, Anfangs, d.h. in den noch kleineren Eiern (Fig. 1d) einen mehr violetten, zuletzt, d.h. in den größten Eiern (Fig. le) eine mehr röthliche Farbennuance. Dasselbe gilt für den Frosch. Auch hier trifft man in den jüngsten Eiern von etwa dem Stadium der Figg. 1—4 von Taf. XXXVI in Glycerin- präparaten die Nucleolen oft mit deutlich grünem Rand und rothem Inneren. Bei stärkerer Verblassung in Glycerin verschwindet das Roth im Inneren stark, während das Grün sich erhält, so dass die Nucleolen oft fast durchweg grün aussehen, weil auch das Innere durch die durchschimmernde grüne Randzone und die im Schnitt darunter (oder darüber) liegenden Nucleinkörper einen grünen Ton gewinnt. Diese Differenzirung findet man in älteren Stadien nie. Hier werden die Nucleolen beim Verblassen durchweg hellrosa bis violett aber niemals grün, es bestehen also zwischen den Nucleolen der etwas jüngeren Eier und den Nucleolen der älteren Eier Unter- schiede, die im Kanadabalsam nach Alkoholdifferenzirung nicht her- vortreten. Ganz ähnliche Verhältnisse, d.h. wieder in gleichem Sinne doppel- färbbare Nucleolen, werden wir später noch bei verschiedenen Ge- webszellen, besonders wieder in den jüngsten Entwicklungsstadien, voründen. Es handelt sich wahrscheinlich in allen diesen Fällen um Übergangsformen zwischen den grünen und rothen Nucleolen, wesshalb ich auch bei den Amphibien einen direkten Übergang der grünen, d. h. primären Nucleolen in die rothen, d. h. sekundären Nu- cleolen oben angenommen habe (cf. oben p. 592). Die Alkoholexemplare zeigten weitaus die Mehrzahl der Eier auf etwa dem Entwiceklungsstadium, wie es das Ei Fig. 3e von Taf. XXXVII darstellt. Eier von der Größe und Färbung, wie sie das Ei Fig. 3d zeigt, waren eben so wie die allerjüngsten der Figg. 3a, b, e nur sehr selten. Die Alkoholexemplare enthielten also, wie Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 595 schon oben bemerkt, nur dotterlose Eier. In diesen zeigten nun die Nueleolen sehr eigenartige Strukturverhältnisse, sehr verschieden von den beim Frosch geschilderten. In Fige. 5 und 6 der Taf. XXXVI habe ich die Kerne zweier Eier von etwa der Entwicklungsstufe des Eies der Fig. 3e wiedergegeben, in Fig. 5 bei ungefähr: gleich star- ker Vergrößerung wie die Figuren vom Frosch auf Taf. XXXVI und XXXVI, in Fig. 6 stärker vergrößert; Figg. 7 und 8 von Taf. XXXVIH stellen einzelne Nucleolen eines dritten gleichalterigen Eies dar, ebenfalls bei stärkerer Vergrößerung. Fig. 5 wurde eben so wie Figg. 3a—3e gezeichnet, lange ehe ich mit CarnoY's Unter- suchung bekannt wurde, Figg. 6—8 dagegen mehr als zwei Jahre später, als ich bereits die Amphibien auf die Angaben Carnoy’s hin untersucht hatte. Alle drei stammen aus demselben Zupfpräparat. Als Figg. Sa—3e und 5 gezeichnet wurden, waren die Farben noch frisch, wenn auch die typische Rothfärbung der Nucleolen in Folge der Einwirkung des Glycerins schon geschwunden war, wesshalb ich die Farben auch hier in die Zeichnung aufgenommen habe. Später verblichen die Präparate aber derartig, dass ich es vorzog Figg. 6—5 einfarbig wiederzugeben. Betonen möchte ich aber hier noch einmal, dass diese lange in Glycerin aufbewahrten Zupfpräparate, wenn sie auch stark verblasst waren, doch den großen Vorzug hatten, dass sie sehr durchsichtig wurden und alle feineren Strukturverhält- nisse der Nucleolen außerordentlich scharf hervortreten ließen. Die Nueleolen erscheinen überall (Figg. 5—8, Taf. XXXVI) stark vacuolisirt. Zwar haben wir auch in den Nucleolen vom Frosch vacuolenartige Räume kennen gelernt, aber nie waren sie so stark ausgebildet, wie hier, und nirgends stach die die Vacuolen begrenzende Nucleolarsubstanz mit solcher Schärfe hervor, wenigstens nicht im ruhenden Nucleolus, nur bei der Theilung der Nucleolen trat sie bisweilen auch beim Frosch gleich deutlich zu Tage (ef. Figg. 1 und 2 von Taf. XXXVM). Das Verhältnis zwischen den helleren vacuolenartigen und den dunkleren sie begrenzenden Partien ist bei den verschiedenen Nu- eleolen von Cobitis etwas wechselnd: bald sind die ersteren ausgebil- deter, bald die letzteren, dem entsprechend steehen entweder jene oder diese deutlicher hervor. | In der Mehrzahl der Fälle (Figg. 6—8 von Taf. XXXVI) er- scheinen die dunkleren Partien als ein deutliches und sehr ver- schieden dichtes Netzwerk, dessen Maschen den hellen vacuolenartigen _ Räumen entsprechen. Bisweilen sehen die hellen Partien aber nicht 39* 596 E. Rohde, wie mehr oder weniger rundliche vacuolenartige Räume, sondern wie langgestreckte, vielfach mit einander kommunicirende Spalten und in Folge dessen die dunkleren Partien weniger wie ein engmaschiges Netz- werk, sondern theils wie bald längere bald kürzere gesondert ziehende srobe Fäden, theils wie gleich starke Körnchen aus, was die Figg. 7 und 8 zu demonstriren suchen. Doch muss ich bemerken, dass die Verhältnisse meist so komplieirt erscheinen, dass es fast unmöglich ist, sie absolut naturgetreu wiederzugeben. Im Gegensatz zu dieser Art Nucleolen findet se in gewissen Eiern ein zweiter Typus, dadurch ausgezeichnet, dass die dunkle Nucleolarsubstanz gegenüber der hellen stark zurücktritt (Fig. 5). Die letztere zeigt dann gleichzeitig stets ein ausgeprägt vacuolenartiges Aussehen, d.h. sie erscheint als allseitig scharf begrenzte kugelige Räume von oft sehr wechselnder Größe, und die dunklen, die Va- cuolen begrenzenden Partien sehen nicht fädig aus, sondern man gewinnt den Eindruck, als wenn die Nucleolarsubstanz durch Vacuolen vollständig regel- und formlos zerklüftet wäre. Oft kommt eine Va- cuole zu besonders starker Entwicklung und dominirt bisweilen der- artig, dass sie den größten Theil des Nucleolus ausmacht (Fig. 5). Entweder liegt diese »Hauptvacuole« central und ist rings von der dunk- leren, von feineren Vacuolen durchsetzten Nucleolarsubstanz umgeben, oder sie ist excentrisch gelagert und die dunkle Partie erscheint dann halbmond- bis sichelförmig (Fig. 5). Zwischen beiden Zuständen finden sich alle Übergänge. Oft ist bei excentrischer Lage der Hauptvacuole die verdünnte, d. h. dem Halbmond gegenüber liegende Wandschicht der letzteren noch ziemlich breit, in anderen Fällen erscheint sie nur noch als ganz dünne Linie, schließlich verschwindet sie ganz, mit ihr die Hauptvacuole und es erhalten sich nur die dunklen Nucleolar- reste in Form bald eines Hufeisens, bald eines Füllhorns ete. (Fig. 6). Bei einer dritten Art von Eiern derselben Entwicklungsstufe wie die eben beschriebene, welche zusammen mit den letzteren auf dem- selben Zupfpräparat vorkommen, erscheinen die Nucleolen nur im Centrum vaeuolisirt, während ihre Peripherie homogen aussieht (Fig. 3e). Je größer die Nucleolen in diesen Eiern sind, desto aus- gebildeter tritt die Vacuolisirung auf, je kleiner sie sind, desto mehr tritt diese zurück, desto breiter ist die homogene Randzone, bis schließ- lich in den kleinsten Nucleolen sich helle Räume gar nicht mehr unterscheiden lassen (Fig. 3e). So wenigstens erscheinen die Ver- hältnisse bei mittelstarker Vergrößerung. Untersucht man die größten Nucleolen der Art, wie sie Fig. 3e bei & zeigt, bei sehr starker Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 597 Vergrößerung, so gewinnt man oft aber auch hier eher den Eindruck, dass es sich bei den hellen centralen Räumen meist nicht um wirk- liche Vacuolen handelt, sondern um die Zwischenräume eines Körn- chen- oder Fadensystems (= Fig. 7). Auch die periphere Randzone er- scheint dann öfter nicht homogen, sondern undeutlich körnig struk- turirt. CARNOY beschreibt für die Amphibien sehr ähnliche Strukturen, wie ich sie eben für die Eier von Cobetis geschildert habe. Die Übereinstimmung vieler seiner Figuren mit den von mir gegebenen Bildern der Nucleolen von Cobitıs ist theilweise eine ganz frappante, worauf ich gleich noch einmal zurückkommen werde. CARNOY sieht in diesen Strukturen eine Auflösung der Nucleolen in Fäden und deutet die die Vacuolen begrenzenden dunklen Nucleolenpartien als solche, wenngleich diese dunklen Partien in den von ihm gezeichne- ten Nucleolen der Amphibien meist eben so wenig wie z. B. bei den Nucleolen des in Fig. 5 der Taf. XXXVII wiedergegebenen Cobitis- Eies wie Fäden aussehen, sondern als sehr verschieden dieke form- lose Massen erscheinen. CArnoY betont das Auftreten von großen Vacuolen, durch deren Platzen die Fäden frei werden sollen. Die sroßen Vacuolen haben wir auch bei Cobits konstatirt, eben so ihr späteres Verschwinden (ef. Figg. 5 und 6). Ein Freiwerden der die Vacuolen begrenzenden Partien als Fäden, wie CARNOY es annimmt, habe ich aber nie beobachten können. Ich betonte oben, dass in manchen Nucleolen (z. B. Fig. 7) die dunklen Partien deutlicher als Fäden oder Körnchen zu Tage treten. Diese Nucleolen zeigen eine gewisse Ahnlichkeit mit den doppeltheiligen Nucleolen vom Frosch, wie wir sie z. B. in den beiden Figg. 16 und 21 der Taf. XXXVI kennen gelernt haben. Auch hier zeigen die Nucleolen entweder durchweg oder zum größten Theil eine körnige resp. sogar fädige (Fig. 21 von Taf. XXXV]) Struktur, nur mit dem Unterschiede, dass die Körnchen resp. Fäden hier viel dichter liegen, als bei den Nucleolen von Cobetis (Fig. 7 von Taf. XXXVI), d. h. die hellen Zwischenräume sehr minimal sind. Die doppeltheiligen Nucleolen des Frosches sahen wir nicht sofort in die sie konstituirenden Körnchen sich auflösen, sondern erst durch Theilung in viele kleine Stücke zerfallen. Ein Gleiches ist möglicherweise auch bei den Nucleolen von Cobitis der Fall. Wenigstens trifft man neben den großen Nucleolen im Kern Fig. 6 der Taf. XXXVII sehr oft kleine Nucleolen von sehr mannigfaltiger Gestalt, bei denen es sich zweifelsohne wie beim Frosch um Theil- 598 Ä E. Rohde, stücke der großen Nucleolen handelt. Vielleicht ist auch die merk- würdige Form, die die großen Nucleolen oft zeigen, wie bei den Amphibien zum Theil auf bevorstehenden Zerfall zu beziehen. Ähnlich stark vacuolisirt aussehende Nucleolen, wie sie bei Cobitis so häufig auftreten, sind beim Frosch selten, doch kommen sie bis- weilen vor, wie dies der in Fig. 14, Taf. XXXVI, wiedergegebene Kern lehrt. Hier zeigt der Nucleolus « fast dasselbe Aussehen wie z. B. die Nucleolen des Eies Fig. 3e, Taf. XXXVII von Cobits. Niemals habe ich aber auch beim Frosch in diesem Falle eine Um- wandlung der die Vacuolen begrenzenden dunkelrothen Partien in frei werdende Fäden beobachtet. Erinnern möchte ich bei dieser Gelegenheit, dass auch beim Froschei Nucleolen mit großen centralen Vacuolen öfter auftreten. Wenigstens haben wir dies für die beiden großen Nucleolen in Fig. 10 und Fig. 11 5 der Taf. XXXV als sehr wahrscheinlich angenommen (cf. oben p. 572). Das Vorkommen dieser beiden Nucleolenarten beim Frosch spricht dafür, dass auch bei Cobitis die auf den Alkohol- zupfpräparaten zu beobachtenden gleichen Strukturen nicht künst- lich sind. Als ich die vacuolisirten Nucleolen der Cobitis-Eier auf den Zupfpräparaten zuerst sah, d. h. also lange bevor ich von CARNoY’s Untersuchungen Kenntnis bekam, hielt ich die Vacuolen für Kunst- produkte, hervorgerufen durch die Alkoholkonservirung. Als ich aber bei genauerer Durchsicht dieser Präparate neben den Eiern mit stark vacuolisirten Nucleolen, oft diesen direkt benachbart, andere sah, von der Art, wie sie uns das Ei der Fig. 3e der Taf. XXXVI zeigt, bei denen nur die größten Nucleolen und meist auch nur cen- tral, vacuolisirt waren, die kleineren Nucleolen dagegen ganz vacuolen- frei erschienen, genau wie alle Nucleolen der jüngeren Eier (cf. z. B. Fig. 3d), da ferner auch die Chromsäure wie die Sublimatpräparate Vacuolen in den Nucleolen zeigten, so nahm ich die Nucleolen der Art, wie sie uns das Ei der Fig. 5 Taf. XXXVII zeigt, als präfor- mirt an und zeichnete dieselben, allerdings mit einer ganz anderen Deutung der Strukturen, als CARnoY sie ihnen giebt. Ich glaubte nämlich, dass es sich lediglich um eine starke Vacuolisirung der Nucleolen handelte in dem Sinne, wie HÄCKEr und BALBIANT sie auf- gefasst hat (cf. oben p. 559 ff.), zumal die gegenseitige Lagerung der Vacuolen, die Vertheilung der großen und kleinen, genau mit den HÄcker’schen Befunden übereinstimmte. Auch HÄcker giebt an, dass eine große Hauptvacuole im Inneren des Nucleolus entsteht, welche Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 599 von einem Kranz kleinerer Vacuolen umgeben wird, genau wie ich es in Fig. 5 der Taf. XXXVII für Cobetis gezeichnet habe. Auch er nimmt ein Ausfließen der großen Vacuole an. BALBIANI giebt sogar einen Ausflusskanal an, ähnlich wie ihn die Hauptvacuole des größten Nucleolus in Fig. 5 zeigt. Wenn auch bei manchen mit hellen Räumen erfüllten Nucleolen die ersteren nicht immer den Ein- druck von deutlichen Vacuolen machten, so glaubte ich doch mit Rücksicht auf die große Schärfe, mit weleher diese in vielen Nucleolen wie z. B. in Fig. 5 auftraten, dass wir es überall in den hellen Räumen der Nucleolen mit wirklichen Vacuolen zu thun hätten. Als ich dann später, etwa zwei Jahre nachdem die Figg. 3—5 der Taf. XXXVII gezeichnet waren, CARNOY’s Arbeit kennen lernte, war ich andererseits erstaunt über die ungemeine Ähnlichkeit vieler der von ihm gegebenen Nucleolenbilder der Amphibien mit denjenigen der Figuren von Cobitis: wiederum dieselbe Lagerung der großen Vacuole, die halbmond bis sichelförmige Anordnung der dunklen von schwachen Vacuolen durchsetzten Nucleolarsubstanz bei excentrischer Lagerung der Hauptvacuole, dieselbe Form der kleinen Vacuolen, welche CARNOY genau so Scharf begrenzt und rundlich zeichnet, wie sie Fig. 5 zeigt. Bei nochmaliger Durchsicht meiner Präparate überzeugte ich mich nun, dass in der That in vielen Fällen keine bläschenförmigen Vacuolen, sondern eine fädige resp. netzige Umwandlung der Nucleolen selbst vorliegt und die vermeintlichen Vacuolen in vielen Fällen nur die Zwischen- räume dieses Faden- resp. Netzwerks darstellen (cf. Figg. 7 und 8). Dagegen habe ich auch heute noch nicht die Überzeugung gewonnen, dass es sich beim Sichtbarwerden heller vacuolenartiger Räume stets nur um die Zwischenräume eines Fadensystems handelt, das später frei wird, mit anderen Worten, ich glaube, dass in der That Vacuolen im Sinne HÄckkr’s und BALBIANTSs in den Nucleolen entstehen können, ohne dass ein Zerfall der Nucleolarsubstanz in Fäden erfolgt. Wir können uns sehr wohl vorstellen, dass bei starker Entwicklung der Vacuolen durch Verschmelzung derselben zu langen Saftkanälen oder Spalten schließlich eine fädige resp. netzige Struktur der Nu- cleolarsubstanz erzeugt wird. Ich möchte aber bezweifeln, dass bei Nucleolen von der Art, wie sie Fig. 5 von Cobvtis zeigt, und ähnlich sie CARNOY abbildet, es sich stets lediglich um eine fädige Auf- lösung der Nucleolen im Sinne CArnoy’s handelt. CARNOY giebt an, dass bei der Auflösung der Nucleolen ein Sekret frei wird, das in den Zellleib diffundirt und bei der Entstehung des Dotters mitwirkt. Nehmen wir an, dass dieses Sekret der in 600 E. Rohde, den vacuolenartigen Räumen enthaltenen Flüssigkeit entspricht, dann lässt sich die HÄCKErR-BALBIANTsche Auffassung mit der CARNoY'schen wenigstens theilweise vereinigen. | Dass thatsächlich Vacuolenbildungen ohne gleichzeitige fädige Auflösung der Nucleolen vorkommen kann, beweisen die Befunde der älteren dotterhaltigen Eier von Cobitis, zu denen ich jetzt übergehe. Sehr interessant nach dieser, wie auch noch nach verschiedenen anderen Richtungen, wie wir gleich sehen werden, ist das in Fig. 9 B der Taf. XXXVI theilweise wiedergegebene, dotterhaltige, in Sublimat gehärtete Cobitis-Ei, das einer Schnittserie entnommen ist, die mit Pikrokarmin behandelt war. Das Ei ist zwar schon stark dotter- haltig, befindet sich aber noch nicht auf der Höhe der Dotterbildung, was schon aus den Dotterkugeln selbst ersichtlich ist, die bei den ältesten, am Ende der Dotterbildung befindlichen, Eiern anders ge- staltet sind, worauf ich aber hier nicht näher eingehen will. Die Nucleolen befinden sich in sehr verschiedenen Stadien der Vacuolen- bildung. Dass es sich bei den die Vacuolen begrenzenden Nucleo- larpartien nicht um fädige Strukturen handelt, tritt besonders bei den nur wenig Vacuolen enthaltenden Nucleolen klar zu Tage. Aber auch bei den stärker von Vacuolen durchsetzten Nucleolen sieht die Zwischen- substanz derselben ganz formlos aus, ähnlich wie bei den Nucleolen des in Fig. 5 der Taf. XXXVII gezeichneten dotterlosen Eies. Die Vacuolen selbst erscheinen in Fig. 9 B als scharf begrenzte durchaus kugelige Räume. Gegen die Annahme, dass wir es in ihnen mit Kunstprodukten zu thun haben, sprechen zunächst die vielen ganz vacuolenfreien Nucleolen, die den vacuolisirten theilweise direkt be- nachbart liegen. Einen interessanten Fingerzeig für die Bedeutung der Vacuolen giebt das Vorkommen derselben nur in bestimmten Nucleolen. Sie finden sich nämlich fast ausschließlich lediglich in den Nucleolen derjenigen Kernseite, welcher das noch dotterfreie und offenbar in der Neubildung von Dotter fortfahrende Zellprotoplasma anliegt. Die Nucleolen der entgegengesetzten Kernseite, auf welcher das Protoplasma des Zellleibes bereits ganz in Dotterbildung auf- gegangen ist und sich nur in spärlichen Resten zwischen diesen er- halten hat, sind fast ausnahmslos ganz frei von Vacuolen. CARNOY vertritt, wie schon öfter bemerkt, die Auffassung, dass bei der Auf- lösung der Nucleolen Stoffwechselprodukte frei werden, die in das Zellprotoplasma diffundiren und bei der Entstehung des Dotters be- theiligt sind. Auch nach Häckkr (ef. oben p. 559) soll der Inhalt der Vacuolen in den Zellleib übertreten und hier von Bedeutung Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 601 werden. Das Auftreten der Vacuolen ausschließlich in den Nucleolen der einen Kernseite, welche an das in der Erzeugung von Dotter noch besonders thätige Zellprotoplasma anstößt, scheint mir stark für einen Zusammenhang von Vacuolen und Dotterbildung zu sprechen in dem Sinne, wie ihn ÜARNoY von seinem Nucleolensekret annimmt. Höchst interessant in diesem Ei ist ferner das Auftreten von festen geformten Inhaltskörpern der Vacuolen entsprechend den Nu- cleololen der Autoren. ÜARNOY zeichnet in Fig. 29 A seiner Taf. VII von Triton Nucleolen, welche in vacuolenartigen kugeligen hellen Räumen je ein grobes Korn enthalten und deutet diese Inhaltskörner als Nucleinkörper, die später frei werden und in das Kernplasma übertreten. Es liest ja am nächsten in den Inhaltsgebilden der Vacuolen des in Fig. 9 B wiedergegebenen Cobitis-Eies ebenfalls solche Nucleinkörper zu vermuthen. Die Nucleololen treten hier bald als mehr oder weniger homogen aussehende Stücke von sehr ver- schiedener Form und Größe auf, bald erscheinen sie deutlich als Anhäufung von kleineren Körnern. A priori könnte man also wohl annehmen, dass es sich hier um körnig zerfallende Nucleolarsubstanz im Sinne Carxoy’s handelt. Dagegen spricht aber die Färbung der Nucleololen. Auf den mit Pikrokarmin gefärbten Schnitten des Eies (Fig. 9 5) sehen nämlich die Nucleinkörper! braunroth aus, die Nu- cleolen ähnlich, aber mit stärkerem Hervortreten des rothen Tones, die Inhaltskörper der Vacuolen, die Nucleololen, haben aber einen ausgesprochen gelblich-grünen Ton, der im Kern sonst nirgends vor- kommt. Dieser grünliche Ton der Nucleololen trat sowohl auf den frischen, wie den alten lange in Glycerin aufbewahrten Präparaten stets in gleicher Weise hervor. Die Nucleololen können also unmög- lich Nucleinkörper darstellen. Eher erinnern sie durch ihre Farbe an den Zellleib, dessen Protoplasma eine mehr gelblich rothe Farbe zeigt, während die Dotterkugeln selbst ausgesprochen gelb tingirt sind. Ich stehe bezüglich dieser Nucleololen vor einem Räthsel. Sollte es sich bei ihnen vielleicht um ein festes Sekret der Vacuolen han- deln, das in den Zellleib ausgestoßen wird und möglicherweise den Anstoß zur Dotterbildung giebt? Hierfür könnte die Thatsache sprechen, dass die Nucleololen ausnahmslos nur in den Vacuolen der- jenigen Nucleolen auftreten, welche dem in der Neubildung von Dotterkugeln noch stark thätigem Zellplasma direkt benachbart sind. Übrigens beweist das Vorkommen der Nucleololen nur in bestimmten ! Die Kernstruktur ist etwas schematisirt, die Nucleolen sind dagegen bis in die feinsten Details genau wiedergegeben. 602 E. Rohde, Nucleolen desselben Kernes, dass wir sie nicht als Kunstprodukte be- trachten dürfen. Die kleinsten, meist im Inneren des Kerns auftretenden Nu- cleolen sind auch hier (Fig. 9 5) wieder ähnlich wie bei den dotter- losen Eiern (Fig. 3e) vacuolenfrei. Zum Schluss seien noch ein paar Bemerkungen über die äußere Form des in Fig. 9 B dargestellten Eikerns gestattet. Wir sehen ihn allenthalben an seiner Oberfläche in Fortsätze verschiedener Stärke und Länge ausgezogen. Ich glaube in Übereinstimmung mit Fıck!, dass hier keine Kunstprodukte vorliegen, sonderu dass der Kern amöboid beweglich ist. Denn das Zellprotoplasma, das, wie eben bemerkt, durch seine Färbung sich scharf von dem Kern unter- scheidet, füllt die Räume zwischen den Zacken des Kerns ganz aus und tritt überall bis dieht an den Kern heran. Diese Kernfort- sätze würden dann möglicherweise auf eine starke Betheiligung des Kerns bei den im Zellleib sich abspielenden Lebensvorgängen hir- weisen, ähnlich wie es KORSCHELT für die Drüsenzellkerne be- schrieben hat?2, wenn man nicht mit Fick annehmen will, dass sie der Bewegung des Kerns dienen. Anm.: Ich will hier am Ende meiner eigenen Beobachtungen noch kurz der wichtigen Arbeit von O. SCHULTZE? über die Reifung der Am- phibieneier und Fıck’s diesbezüglicher Untersuchungen? gedenken. ScHuLTze hat die von mir beschriebenen Theilungen der Nu- cleolen theilweise auch schon gesehen, deutet sie aber nicht im Carnoy’schen Sinne, sondern glaubt, dass sie lediglich der Vermeh- rung der Nucleolen, resp. der schließlichen Auflösung derselben im Kernsaft dienen, indem er von den Nucleolen p. 195 schreibt: »Dass sie sich durch Theilung vermehren, kann keinem Zweifel unterliegen, denn nicht nur sind dieselben in ganz jungen Eiern größer und weniger zahlreich als in etwas älteren noch durchsichtigen Eiern, sondern die größeren Kernkörper weisen durch Einschnürung und Zerklüftung auf eine Vermehrung durch Theilung hin. Auch kann i Fıck, Mittheilungen über die Eireifung bei Amphibien. Verh. Anat. Ges. Tübingen. Ergänzungsheft zu Bd. XVI d. Anat. Anz. 2 KORSCHELT, Beiträge zur Morphologie und Physiologie des Zellkerns. Zool. Jahrb. Bd. IV. 1891. 3 0. SCHULTZE, Untersuchungen über die Reifung und Befruchtung des Am- phibieneies. Diese Zeitschr. Bd. XLV. 1887. 1-PIOR, Le: Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 605 man Gruppen kleinerer Kernkörperchen manchmal so dicht zusammen gelagert finden, wie Furchungskugeln auf weit vorgeschrittenem Stadium« .... »Ob die Theilung eine solehe ist, deren Theilpro- dukte von Neuem wachsen, um, sich wieder theilend, neue Gene: rationen zu erzeugen, kann ich zwar nicht entscheiden, doch kaum annehmen. Vielmehr möchte ich die Theilung auch bei diesen jungen Eiern für ein Lösungsphänomen halten, wie das bei der Reifung des Eies thatsächlich eintritt. « In den älteren reifenden Eiern lässt er die kleinen Nucleinkörper gleich CARNOY und mir aus den Nucleolen hervorgehen nnd zu Fäden zusammentreten. Er sagt p. 195: »Die unmessbar feinen, die Mitte des centralen Haufens erfüllenden Körperchen, die ich, da man 1) häufig alle Übergänge findet von der Größe der stattlichen Kern- körperchen bis zu den kleinsten, 2) auch die Auflösung der großen Kernkörperchen in viele kleine beobachtet, und da 3) die kleinen Körperchen in dem Maße zunehmen, als die größeren abnehmen, für Zerfallprodukte der großen Kernkörperchen zu halten geneigt bin, findet man auf weiterem Stadium in gewundenen Fäden gruppirt. Man überzeugt sich, dass die Körnchen, die ich jetzt wohl Mikro- somen nennen darf, allmählich zur Erzeugung eines Fadenknäuels zusammentreten, der also nicht aus einem präformirten Kerngerüst entsteht, sondern sich direkt aus den winzigen Kernkörperchen heraus bildet«, er bemerkt aber gleichzeitig unter dem Text Folgendes: »Es könnten allerdings auch die Mikrosomen sich im Kernsaft oder sonst erst bilden; man muss das im Einverständnis mit STRASSBURGER auch für möglich halten. Dann könnte es der Fall sein, dass die wich- tigen Substanzen des Kerns vor der Theilung hier den flüssigen Aggregatzustand durchmachen. Auch die Thatsache, dass die kleineren Nucleolen, welche, wie wir wissen, entweder Theilstücke der Mutternucleolen oder junge heran- wachsende Nucleolen darstellen, sich oft anders als die großen »reifen« Nucleolen färben, hat er richtig beobachtet, er deutet sie aber wesent- lich anders als ich, in so fern er sie lediglich wieder mit der Auf- lösung der Nucleolen im Kernsaft in Zusammenhang bringt. Er schreibt diesbezüglich, nachdem er betont hat, dass die Substanz der Nucleolen sich durch Karmin intensiv roth färbt, auf p. 198/199: »jedoch machen von dieser starken Färbung diejenigen kleinen Kör- perchen eine Ausnahme, welche zwischen den Fadenschlingen ein- gelagert sind. Diese färben sich auffallend wenig; ich glaube dies aber nicht in der Weise auslegen zu müssen, dass wegen der geringeren 604 E. Rohde, Färbbarkeit dieser Körperchen dieselben als chemisch verschieden zu betrachten seien von den großen Kernkörperchen. Die kleineren können auch als solche, die der Auflösung nahe stehen, wur kompakt sein als die eröBetene Die Vacuolen in den Nucleolen hält er für einen »unnatürlichen Zustand«, trotzdem er selbst schreibt: »Selbst in Schnittpräparaten, die mit den besten Fixirungsmitteln gewonnen sind, finden sich in den größten und kleineren Kernkörperchen diese Vacuolen regel- mäßig in wechselnder Menge.« Das Plastingerüst der Amphibieneier hat SCHULTZE nicht er- kannt. Fick ! beobachtete ebenfalls, dass die von CARNoOY beschriebenen Lampenbürsten ete. ähnlichen Chromatinfiguren aus den Nucleolen hervorsprossen, sowie, dass mehrere schubweise entstehende Genera- tionen von Nucleolen und Chromatinfiguren nach einander auftreten, so dass also von einer »Kontinuität der individuellen Chromosomen vom Urei bis zu den Richtungschromosomen« keine Rede sein könnte (ef. aber meine Angaben oben auf p. 590). Auch Fick hält »die ge- wöhnlichen Nucleolen weder für Auswurfstoffe noch für Behälter von allen möglichen Reservestoffen, sondern für Nucleinspeicher oder Nucleinlaboratorien«. b. Uninucleoläre Eier. (Taf. XXXVIIL, Fig. 1-12.) Wesentlich anders, als die eben beschriebenen multinucleolären Eikerne sind die uninucleolären gebaut. Ich habe sie besonders bei den Säugethieren, speciell bei der Katze, näher untersucht und zwar fast ausschließlich nach Sublimathärtung, die hier ganz vorzügliche Dienste leistet. Gefärbt wurden sie theils in Jodgrünfuchsin, theils in Hämatoxylin (DELAFIELD), theils in Pikrokarmin. Während bei den multinucleolären Eiern viele große durch Jod- srünfuchsin rothfärbbare Nucleolen auftreten, kommt hier stets nur ein einziger verhältnismäßig sehr großer gleich erythrophiler Nucleolus vor (Fig. 1, Taf. XXXVII). Zwar enthält auch hier der Kern außer dem großen erythrophilen Nucleolus noch viele andere nueleolen- artige Bildungen, diese treten aber in der Größe dem ersteren gegen- über stark zurück und zeigen, was die Hauptsache ist, ein färberisch wesentlich anderes Verhalten, indem sie bei Behandlung mit Jodgrün- 1 Fick, 1. e. Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 605 fuchsin meist einen hellvioletten Ton gleich den Nucleinkörpern (cf. oben das zweite Kapitel; annehmen. Sie gleichen also färberisch den zur Auflösung bestimmten Knospen, welche sich in den multinucleo- lären Eiern des Frosches von den großen rothen Mutternucleolen abschnüren (cf. Taf. XXXVI und XXXVI. Diese kleinen violett färbbaren Nucleolen des Katzeneies entsprechen den von FLEMMING (ef. oben p. 558) als Nebennucleolen bezeichneten Bildungen, der sroße intensiv roth färbbare Nucleolus dagegen dem Hauptnucleolus Fremmine’s. Was die Erythrophilie des letzteren betrifft, so gilt im Wesentlichen dasselbe für ihn, was ich von den erythrophilen großen Nucleolen der multinucleolären Eikerne gesagt habe, d. h. er gewinnt bei Jodgrünfuchsinfärbung sowohl nach der Glycerin- als Alkohol- differenzirung (cf. oben p. 499 ff.) ein intensiv rothes Aussehen, verblasst aber bei längerem Liegen in Glycerin, während er dagegen in Kanada- balsam dauernd seine knallrothe Farbe behält. Doch scheint er noch zäher die rothe Farbe zurückzuhalten als die erythrophilen Nucleolen der multinucleolären Eier. Denn während diese bei längerer Ein- wirkung von absolutem Alkohol sich stets entfärben, so dass man bei der Differenzirung vorsichitg sein muss, habe ich die Eischnitte von der Katze öfter bis 1/, Stunde der Wirkung des absoluten Alko- hols aussetzen können, ohne dass der Hauptnucleolus sein Roth ab- gab, namentlich dann, wenn die Schnitte vorher längere Zeit in Jodgrünfuchsin gelegen hatten. Der Hauptnucleolus verhält sich in dieser Beziehung genau wie die dicke Eimembran, welche im Farben- ton stets eine auffallende Übereinstimmung mit dem Hauptnucleolus zeigt (Fig. 1, Taf. XXXVIM). Bei Anwendung von Hämatoxylin zeigen die Nebennucleolen genau wie die Nucleinkörper eine dunkelblaue bis schwarze Farbe, während der Hauptnucleolus bisweilen einen Anflug von Roth aufweist, in Folge dessen er auch hier, ganz abgesehen dass er auch durch sehr bedeutende Größe ausgezeichnet ist, als besonderes Kernelement scharf hervorsticht. Auf den Hämatoxylinschnitten kommen ferner die dunkel- schwarzen Nucleinkörper zu scharfer Unterscheidung gegenüber dem. Plastin, das als fast farblose fein granulirte Masse erscheint, wie wir das aus dem dritten Kapitel bereits wissen, während nach Jodgrün- fuchsinfärbung beide Kernelemente sich nur schwer von einander trennen lassen. In diesem Punkte stimmen also die uninucleolären Eier genau mit den multinucleolären überein (cf. oben p. 975). Nach Pikrokarmin nehmen die Hauptnucleolen einen mehr gelb- lich rothen Ton an, die Nebennucleolen dagegen eine ausgesprochene 606 | E. Rohde, rothe Färbung und kommen auch hierin wieder den Nucleinkörpern gleich (ef. auf Taf. XXXIH, Figg. 24, 25 die uninucleolären Gan- glienzellen, welche genau dasselbe Verhalten zeigen). Was die jüngsten Eistadien der primären noch einschichtigen Follikel betrifft, so kehren hier ganz ähnliche Verhältnisse wieder, wie wir sie für die multinucleolären Eier kennen gelernt haben, d. h. die Nucleinkörper sind stark phosphorhaltig und färben sich durch Jodgrünfuchsin nicht violett wie bei den älteren Eiern, sondern deut- lich grün (Fig. 2, Taf. XXXVIID). Der Hauptaueleolus dagegen be- wahrt auch hier seine intensiv rothe Färbung. Noch jüngere Ent- wicklungsstadien ohne jede rothe Nucleolarsubstanz, wie ich sie bei den multinucleolären Eiern des Frosches beobachtet habe (ef. oben p. 592), konnte ich hier nicht konstatiren. Sie liegen wahrscheinlich im em- bryonalen Keimepithel. Selbst in den jüngsten primären Follikeln, d.h. denjenigen mit noch ganz plattem Epithel verhielt sich der Hauptnucleolus des Eies schon ausgesprochen erythrophil. Ich habe auch die uninucleolären Eier auf die Richtigkeit der CArnoY’schen Auffassung von der Bedeutung der Nucleolen hin ge- prüft, doch stößt hier die Beantwortung dieser Frage auf ungleich srößere Schwierigkeiten als bei den multinucleolären, speciell der Amphibien. Viele Befunde machen es aber sehr wahrscheinlich, dass sich in den uninucleolären Eiern ganz ähnliche Vorgänge abspielen. Es zeigen nämlich die Nebennucleolen nicht nur in den verschiedenen Entwicklungsstadien des Eies, sondern selbst bei Eiern ein und der- selben Entwicklungsstufe die denkbar größte Verschiedenheit, so- wohl was ihre Zahl, Größe und Lage, als auch ihre feinere Struk- tur betrifft, wie dies die Figg. 3—12 der Taf. XXXVII demonstriren, welche Eikerne von drei verschiedenen Entwicklungsperioden im (Juerschnitt nach Hämatoxylinfärbung bei gleich starker Vergrößerung darstellen und die Originale bis in die kleinsten Details wiedergeben: Figg. 3 und 4 stammen aus einem GrAar’schen Follikel, Figg. 5, 6, 7 aus einem jüngeren aber schon mehrschichtigen Follikel, Figg. 9—12 aus primären Follikein und zwar Fig. 12 aus dem jüngsten. Schon diese Befunde legen die Vermuthung nahe, dass die Nebennucleolen sich ähnlich verhalten, wie die Nucleolen der multinucleolären Eier, d.h. dass sie sich während der Eireife wiederholt, d.h. in den ver- schiedensten Perioden derselben auflösen und wieder neu bilden. Gleich großen Wechsel wie die Nebennucleolen zeigen die Nuclein- körper, oft in fast gleichalterigen Eiern: bald erscheinen sie als eine mehr gleichmäßige dunkle Körnelung im Kern (Fig. 3 ef. oben p. 537 ff.), Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 607 bald treten sie stellenweise zu wolkenartigen Bildungen dichter zu- sammen, welche dann im Kern durch sehr dunklen Farbenton scharf hervorstechen ete. (cf. Näheres im dritten Kapitel p. 537 ff... Häufig erinnern diese Nucleinkörperansammlungen durchaus an gewisse Auf- lösungsfiguren CARNOY’s, so an seine Flaschenbürsten, Raupen und an sein Magma, worunter ÜARNOY ganz formlose Körnermassen ver- steht (ef. Figg. 4—7). Besonders seine Magmaabbildungen von den Amphibien zeigen oft die größte Ähnlichkeit mit den wolkigen Körner- zügen der Eikerne der Katze. In den jüngsten Eiern (Figg. 9—12, Taf. XXXVII) der primären Follikel konnte ich solche wolkenartige Ansammlungen der Nuclein- körper nie beobachten, dagegen zeigen die Nucleinkörper hier nicht selten wieder eine perlschnurartige Anordnung, wie wir sie bei den multinucleolären Eiern (cf. Taf. XXXV) getroffen haben (ef. das dritte Kapitel). Auch quantitativ weisen die Nucleinkörper, oft selbst bei Eiern fast gleicher Entwieklungsperiode, die größte Verschiedenheit auf, wie die Figg. 3—12 beweisen. Ferner treten in den aus den kleiner Nucleinkörpern gebildeten Flaschenbürsten, Raupen resp. Wolkenzügen, besonders in der Achse derselben, sehr häufig verschieden große Nebennucleolen auf (cf. Figg. 4—7, Taf. XXX VII), genau wie sie auch CARNoY im Inneren seiner gleichgebauten Auflösungsfiguren der multinucleolären Eier beschreibt und ich sie abgebildet habe (cf. Fig. 6, Taf. XXXV, bei a). CARNOY deutet dieselben hier als die jungen Nucleolen der neuen Generation, welche je durch Zusammentritt einer größeren Anzahl von kleinen Nucleinkörpern entstehen (cf. oben p. 588). Für eine gleiche Ursprungsweise der Nebennucleolen der uninucleolären Eier könnte die oft zu beobachtende Thatsache sprechen, dass die Neben- nucleolen deutlich gekörnt erscheinen (ef. z. B. Fig. 4 der Taf. XXX VII). Doch wäre ja eben so gut die Annahme möglich, dass es sich in diesem Falle um eine körnige Auflösung der Nebennucleolen, d. h.. um einen Zerfall der letzteren in Nucleinkörper handelt, wie ihn CARNoY z. B. bei der Entstehung seines Magmas annimmt und ich ihn, wenn auch in einer etwas modifieirten Form, bei den doppel- theiligen Nucleolen (ef. Fig. 16, Taf. XXXVI) beobachtet habe. Die Untersuchung der ohnehin nur kleinen Nebennucleolen wird dadurch sehr erschwert, dass sie meist tief vergraben in den Nucleinkörper- anhäufungen liegen, so dass sie nur seltener zur deutlichen Beobachtung kommen. In vielen Fällen sehen die Nebennucleolen aber weniger 608 E. Rohde, gekörnt, sondern eher wie homogen aus. Eine dritte Art von Neben- nucleolen zeigt eine deutliche Differenzirung in ein helles Centrum und dunklere Randzone (Figg. 4, 7, Taf. XXXVII), ähnlich vielen Knospen vom Froschei (cf. Taf XXXV und p. 568 ff... Ob sie auch das weitere Schicksal derselben theilen, d. h. in gleicher Weise in kleine Nucleinkörper zerfallen, wie ich es beim Froschei verfolgen konnte (ef. Taf. XXXV), habe ich aus dem eben angeführten Grunde nicht erkennen können, doch halte ich es für wahrscheinlich. Schließlich habe ich auch Theilungserscheinungen der Neben- nucleolen beobachtet (ef. Fig. 4, Taf. XXXVII). Während so die eben mitgetheilten Beobachtungen durchaus da- für sprechen, dass die Nebennucleolen und Nucleinkörper der uni- nucleolären Eier genetisch eng zusammengehören und in ähnlich innigen Wechselbeziehungen zu einander stehen, wie dies für die Nucleolen und Nucleinkörper der multinucleolären Eier von CARNOY und mir nachgewiesen worden ist, so findet sich dagegen kein An- haltspunkt, welcher auf einen gleichen Zusammenhang von Haupt- nucleolus und Nucleinkörper hinwiese. Trotz der bedeutenden Größe des Hauptnucleolus, trotz der Schärfe, mit der er stets im Kern hervorsticht, und trotzdem ich eine sehr bedeutende Anzahl von Eiern der verschiedensten Entwicklungsstufe darauf hin untersucht habe, konnte ich niemals eine Theilung oder Auflösung desselben beob- achten. Nur ein einziges Mal sah ich ihm eine nebennucleolusartige Bildung knospenartig ansitzen. Wenn der Hauptnucleolus sich wirk- lich wiederholt auflöste, so müsste man doch einmal einen Eikern ohne Hauptnucleolus, oder neben dem Hauptnucleolus einen für den Fall seiner Auflösung als Ersatzkernkörper funktionirenden gleich rothen, wenn auch vielleicht kleineren Nucleolus antreffen. Nichts von alledem habe ich gesehen: alle Eikerne enthielten stets ihren Hauptnueleolus und stets nur den einen rothen Nucleolus.. Eine vollständige Auflösung des Hauptnucleolus kann also im Laufe der Eireife auf jeden Fall nur sehr selten sein, möglicherweise erfolgt sie aber überhaupt nicht, sondern vielleicht lösen sich von ihm nur hin und wieder kleinere knospenartige Stücke ab, die zerfallen, wäh- rend der größere Theil dauernd erhalten bleibt. Schon für die multinucleolären Eier des Frosches habe ich die Thatsache betont, dass oft nur kleine Theile des Mutternucleolus sich abschnüren, ihre Färbbarkeit verändern und sich in Nucleinkörper auflösen, der Rest des Mutternucleolus aber unverändert, d. h. vor Allem intensiv roth bleibt, und schon oben habe ich die Vermuthung Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 609 ausgesprochen, dass bestimmte Abschnitte des Mutternucleolus erst in einer späteren Periode, vielleicht überhaupt nicht, zur Auflösung gelan- gen (ef. oben p. 590). Diese Auffassung gewinnt durch das Verhalten des Hauptnucleolus der uninucleolären Eier sehr an Wahrscheinlichkeit. Ich habe oben (p. 605) bemerkt, dass die Nebennucleolen sich färberisch gleich verhalten wie die zur Auflösung bestimmten Knospen des Mutternucleolus der multinucleolären Eier. Bei der großen Menge der Nebennucleolen einerseits, und andererseits bei dem zweifelsohne nur sehr seltenen Vorkommen von Knospen des Hauptnucleolus, wenn überhaupt solche existiren, ist es ausgeschlossen, dass die Nebennucleolen etwa in gleichem Verhältnis zum Hauptnucleolus stün- den wie die Knospen der multinucleolären Eier zum Mutternucleolus. Eben so unwahrscheinlich bei dem großen numerischen Unter- schied von Hauptnucleolen und Nebennucleolen ist es, dass die Neben- nucleolen nur die Jugendstadien des Hauptnucleolus darstellen, da dann der Hauptnucleolus viel öfter sich auflösen und neben ihm häufig Übergangsformen zwischen beiden Nucleolenarten vorkommen müssten. Jedenfalls könnte eine solche Entstehung des Hauptnucleo- lus nur äußerst selten sein. Es liegt daher am nächsten die Nebennucleolen dem Hauptnucleo- lus gegenüber als Bildungen sui generis zu betrachten, die durch ihre Beziehungen zu den Nucleinkörpern den Nucleolen der multinucleo- lären Eier nahe stehen, während der Hauptnucleolus offenbar eine ganz andere Bestimmung hat, wie, wir gleich sehen werden. Die Hauptnucleolen zeigen nämlich in allen Entwicklungsstadien des Katzeneies stets deutliche Vacuolen, besonders in den ältesten Eiern sind dieselben oft so ausgebildet, dass die sie begrenzenden dunkleren Partien des Nucleolus fadenartig dünn erscheinen (Fig. 1 u. 8, Taf. XXXVII)t. Da nun nach dem eben Mitgetheilten eine wiederholte totale Auflösung des Hauptnucleolus ausge- schlossen scheint, so können die Vacuolen auch nicht mit einer solchen in Zusammenhang gebracht werden, wie UAR- noY es glaubt, sondern es liegt am nächsten die Vacuolen im Sinne HÄcker’s (ef. oben p. 559) zu deuten, d. h. anzunehmen, dass es sich bei ihnen in erster Linie um die Bildung eines Sekretes handelt, das für die im Kern oder in der Zelle sich abspielenden Lebensprocesse von größter Wichtigkeit ist. 1 Um die Figg. 3, 4 und 7 nicht noch mehr zu komplieiren, sind hier die vacuolenartigen Bildungen in den Hauptnucleolen nur andeutungsweise ange- geben. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXII. Bd. 40 610 E. Rohde, Bisweilen sah ich bei dem Ei der Katze die peripheren Vaeuo- len sich am Rande des Nucleolus hervorwölben, so dass sie fast wie Ausbuchtungen des letzteren erschienen. Wahrscheinlich handelt es sich hier um Vacuolen, die im Begriff sind zu platzen (ef. oben p. 560 über die gleichen Beobachtungen von BALBIANI). Die stark vacuolisirten Nueleolen im Katzenei zeigen oft eine große Ähnlichkeit mit den von mir auf Taf. XXXVI- wiedergegebenen Nucleolen von Cobitis und vielen von CAR- noyY abgebildeten Nucleolen der Amphibien. Wie ich es oben schon ausgeführt habe, wächst dadurch die Wahr- scheinlichkeit, dass es sich auch bei den letzteren nicht immer um eine fädige Auflösung handelt, wie CARNOY es hin- stellt, zumal ich weder bei Cobetzes noch beim Frosch je ein Freiwerden von Fäden beobachten konnte (ef. oben p. 597 £f.), sondern dass auch in vielen dieser Fälle lediglich eine Va- ceuolenbildung derselben Art vorliegt, wie wir sie für den Hauptnucleolus der uninucleolären Eier annehmen müssen. c. Uninucleoläre Ganglienzellen. (Taf. XXXII und XXXIV.) Dieselben beiden Typen von Kernen, die wir bei den Eiern unter- schieden haben, kommen auch unter den Ganglienzellen vor. Hier sind die Kerne ebenfalls entweder multinucleolär ähnlich den Eikernen der niederen Wirbelthiere, oder uninucleolär wie bei den Eiern der Säuger. Die letztere, d. h. die uninueleoläre Kernform, ist bei den Gan- slienzellen bei Weitem die verbreitetste. Ich beobachtete sie bei Chätopoden, Nematoden, vielen Insekten und allen Wirbelthieren. Die uninucleolären Ganglienzellkerne zeigen die allergrößte Über- einstinmung mit den uninucleolären Eikernen, so dass das über die letzteren Gesagte auch hier gilt. Während ich mich aber bei meinen Eiuntersuchungen lediglich auf ein Objekt, nämlich die Katze, be- schränkte, habe ich die Ganglienzellkerne der verschiedensten Thiere, besonders aus dem Reich der Wirbelthiere, so beim Hund, bei der Katze, beim Frosch, bei Torpedo, und zwar sowohl in den Spinal- ganglien als im Sympathieus untersucht. Ich kann daher bei den Ganglienzellen nach mancher Richtung noch einige wesentliche Er- gänzungen über den Bau der uninucleolären Kerne mittheilen. Fıgg. 3—8, Taf. XXXIII stellen Spinalganglienzellkerne eines sechswöchentlichen Hundes nach Sublimathärtung, Jodgrünfuchsin- Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 611 behandlung und Differenzirung durch Glycerin (ef. oben p. 499) im Quersehnitt, 3—6 bei sehr starker Vergrößerung, 7 und 8 bei etwas schwächerer dar. In allen tritt der große Hauptnucleolus durch rothe Färbung scharf hervor. Bei genauerem Zusehen lässt er eine dünne Randzone unterscheiden, welche etwa denselben Farbenton wie die Nucleinkörper zeigt und sich von dem rothen Centrum mehr oder weniger deutlich abhebt1. Das Roth des Hauptnucleolus ist ein sehr reines und wesentlich verschieden von demjenigen des Zellleibes, das einen violetten Anflug zeigt. Neben diesem einzigen rothen Hauptnueleolus enthält der Kern wieder noch eine Anzahl viel klei- nerer, gleichfalls meist mehr oder weniger deutlich kugeliger und scharf begrenzter Nebennucleolen, welche im Ton wesentlich vom Hauptnucleolus abweichen, in so fern sie auf den Glycerinschnitten in der Regel grau- bis hellviolett aussehen und vollständig mit den Nucleinkörpern übereinstimmen. Wie im Katzenei weisen diese Nebennucleolen, sowohl was ihre Größe als ihre Zahl anbetrifft, die denkbar größte Verschiedenheit in den einzelnen Ganglienzellen auf, selbst bei solchen von fast gleichem Durchmesser, resp. was auch hier dasselbe sagen will, von gleichem Alter? Es liegt daher die Annahme nahe, dass auch die Nebennucleo- len der Ganglienzellen eine stetige Auflösung und Neubildung er- fahren. Die Nucleinkörper sind ebenfalls sehr verschieden groß: Neben sehr kleinen, welche meist das Hauptkontingent ausmachen, trifft man oft größere sehr vielgestaltige, entweder drei- bis viel- eckige, oder in die Länge gestreekte und bisweilen dann wurst- förmige, welche nur unbestimmt begrenzt sind, bei genauerem Zusehen meist gekörnt erscheinen und wahrscheinlich oft wieder Konglomerate der kleineren Nucleinkörper darstellen. Von diesen Nueleinkörper- konglomeraten, d. h. den Makrosomen (cf. Näheres hierüber im drit- - ten Kapitel), bis zu den kugeligen scharf umrissenen Nebennucleolen finden sich sowohl bezüglich der Größe als der Gestalt wie der Begrenzung alle Übergänge, so dass man den Eindruck gewinnt, dass die Nebennucleolen nur eine nucleolenartige Form der Nucleinkörper darstellen. Wahrscheinlich stehen also auch bei den uninucleolären 1 Eine gleiche Beobachtung liegt bereits von M. HEIDENHAIN vor, wenn aueh nicht für die Ganglienzellen. Auch er giebt an, dass die erythrophilen Nucleolen von einer dünnen Schale einer besonderen Substanz, die sich färbe- risch dem Chromatin ähnlich verhält, umhüllt sind. 2 Ich werde über diesen Punkt demnächst in einer besonderen Abhandlung mich eingehender auslassen. 40* 612 E. Rohde, Ganglienzellen die Nebennucleolen gleich wie bei den uninucleolären Eiern in engem genetischen Zusammenhang mit den Nucleinkörpern, entsprechen also auch hier den Nucleolen der multinucleolären Eier. Bemerken will ich noch, dass in vielen Fällen, besonders beim Frosch (Fig. 5, Taf. XXXIV), doch auch öfter beim Hund (z. B. Figg. 7, 8, Taf. XXXIH), in den Kernen der Spinalganglienzellen die Neben- nucleolen nicht nur sehr spärlich, sondern auch sehr klein sind, dafür aber die eben beschriebenen Makrosomen stärker überwiegen, ein Mo- ment mehr, das für die eben vertretene Auffassung von dem engen Zusammenhang der Nucleinkörper und Nebennucleolen spricht. Bei der HEIDEnHAIN’schen Eisenhämatoxylinmethode, die ich bei den Ganglienzellen noch zu anderen Zwecken als dem hier vorliegen- den vielfach angewandt habe, worüber in einem anderen Aufsatz demnächst berichtet werden wird, behält der Hauptnucleolus bei der Beize noch den dunkelschwarzen Ton, wenn die Nebennucleolen schon stärker verblasst sind und der Ganglienzellleib das Schwarz fast gänzlich abgegeben hat (ef. Figg. 26—28, Taf. XXXIN). Durch Pikrokarmin färben sich die Hauptnucleolen gelblich rosa, die Nebennucleolen gleich allen übrigen Nucleinkörpern ausgespro- chen roth (Figg. 24, 25, Taf. XXXII), wie wir dies schon oben für das Katzenei konstatirt haben. Sehr scharf treten schließlich die Hauptnucleolen auch nach Be- handlung mit Osmiumsäure im Kerne hervor (Figg. 30, 31, Taf. XXXIH). In den jüngsten Entwicklungsstadien (Figg. 1—4, Taf. XXXIV) zeigen die Ganglienzellen bezüglich ihrer Nucleolen die größte Über- einstimmung mit den Eiern, wie ich besonders bei den Larven des Frosches und von Triton, und zwar sowohl im Rückenmark wie im Spinalganglion verfolgen konnte. Die Epithelzellen des Centralkanals, aus denen die Ganglienzellen ihren Ursprung nehmen, weisen nach Jodgrünfuchsinbehandlung bei den jungen Larven (Figg. 1-3) noch keine roth färbbare Nueleolarsubstanz auf, wie wir dies auch bei den Jüngsten Entwicklungsstadien der multinucleolären Eier vom Frosch konstatirt haben, sondern ihre Kerne sind durchweg erfüllt von intensiv grünen, d. h. stark phosphorhaltigen Nucleinkörpern sehr ver- schiedener Stärke. Die größeren Nucleinkörper sind entweder form- lose Konglomerate von kleineren, d. h. Makrosomen, oder sie zeigen nucleolenartigen Habitus, entsprechend etwa den primären Nucleolen des Froscheies (ef. die Figg. 1,2 der Taf. XXXVI). Auch die Kerne der Jüngsten Ganglienzellformen, welche oft neben dem Epithel auftreten (Fig. 1, Taf. XXXIV), zeigen oft noch dasselbe Bild (cf. oben das Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 613 dritte Kapitel. Bisweilen tritt in ihnen aber schon ein größerer Nueleolus hauptnucleolusartig hervor, der aber Anfangs noch durch- weg seine grüne Farbe bewahrt (9x in Fig. 2). In der weiteren Entwicklung gewinnt er aber eine immer deutlicher werdende Roth- färbung (Fig. 3, Taf. XXXIV), jedoch nur im Inneren, während die Randzone noch lange Zeit grün bleibt, um später in die violette Randpartie überzugehen, die wir auch im ausgebildeten Thiere über- all bei dem Hauptnucleolus unterscheiden (cf. oben p. 611 und Fig. 7 von Taf. XXXIII. Eben so nehmen die grünen Nebennucleolen, die schon frühzeitig neben dem Hauptnueleolus zur Ausbildung kommen, erst sehr allmählich die violette Färbung an (ef. Fig. 3, Taf. XXXIV), die sie später auszeichnet. Dieselben Verhältnisse kehren im Spinal- sanglion wieder (Fig. 4, Taf. XXXIV). Auch hier kommen im Larven- zustand des Frosches noch sehr viel grüne Kerne vor, welche den- selben Bau wie die Epithelkerne des Centralkanals besitzen und nur sehr undeutlich einen Protoplasmaleib unterscheiden lassen, und neben diesen sehr verschieden große, d. h. verschieden alte Ganglienzellen, deren Nueleolen bei der weiteren Entwicklung ganz dieselben Ver- hältnisse durchmachen, wie ich sie eben für das Rückenmark ge- schildert habe. Auch im ansgebildeten Thiere trifft man in den Spinalganglien, besonders beim Frosch (Fig. 17, Taf. XXXII), doch auch bisweilen beim Hunde (Figg. 18—20, Taf. XXXIH), neben den sroßen Ganglienzellen, wie schon im dritten Kapitel betont worden ist, ganz kleine, welche durch das Verhalten ihrer Kerne sich als Jugendstadien dokumentiren, in so fern ihre Nucleinkörper eine un- gleich deutlichere Grün- resp. Blaufärbung zeigen als in den großen Ganglienzellformen. In ihnen bewahrt auch der Hauptnucleolus oft wieder eine gleich grüne resp. blaue Randzone, bisweilen tritt selbst in seinem Innern das Roth nur sehr schwach hervor, ja nicht selten kommt in ihnen ein Hauptnucleolus überhaupt noch nicht zur deut- lichen Differenzirung (cf. oben das dritte Kapitel). Länger als im Spinalganglion erhält sich die Cyanophilie der Kerne im Sympathicus des Frosches. Hier trifft man in erwachsenen Thieren auf den Jodgrünfuchsinschnitten gar nicht selten selbst srößere Ganglienzellen mit noch ganz deutlich grünen Nucleinkörpern im Kern und dem entsprechend auch öfter den Hauptnucleolus mit ausgesprochen grüner Randzone, ja manchmal fast durchweg grün- lich gefärbt (Fig. 16, Taf. XXX). Für den Hauptnucleolus der uninucleolären Eier der Katze habe ich betont, dass ich ihn stets nur in der Einzahl vorgefunden habe. 614 E. Rohde, In dieser Beziehung verhalten sich die uninucleolären Ganglienzellen etwas anders, wie man besonders auf den durch absoluten Alkohol differenzirten, in Kanadabalsam aufbewahrten Jodgrünfuchsinschnitten deutlich verfolgen kann. Hier (Figg. 9—14, Taf. XXXII) sind zwar die feineren Strukturverhältnisse des Kerns wie des Zellleibes nicht entfernt so deutlich wie in den Anfangs geschilderten Glycerinschnit- ten, der Hauptnucleolus nimmt aber noch eine intensivere rothe Farbe an, und behält diese hier dauernd (cf. oben p. 605). Er tritt ferner auch aus dem Grunde noch schärfer hervor, weil auch der Proto- plasmaleib der Ganglienzelle hier oft bei der Differenzirung das Roth fast ganz abgiebt und violett wird, so dass der Hauptnucleolus als das einzige rothe Element der Zelle erscheint. Durchmustert man derartige Schnitte eines Spinalganglions vom Hunde, so kann man (Figg. 9—14, Taf. XXXII) selbst schon bei mittelstarken Ver- srößerungen die Thatsache konstatiren, dass neben den Ganglien- zellen mit nur einem Hauptnucleolus andere auftreten mit mehreren rothen Nucleolen, niemals aber wird die Zahl drei überschritten. Sieht man genauer zu, so überzeugt man sich, dass es besonders eine bestimmte Art von Ganglienzellen ist, in denen mehrere rothe Nucleolen auftreten. Unter den Ganglienzellen kommen, wie all- gemein bekannt, zwei verschiedene Typen vor, nämlich Schollen- ganglienzellen und schollenlose Ganglienzellen: die einen, und zwar die größeren, enthalten in ihrem Zellleibe eine große Menge stark färbbarer sehr unregelmäßig gestalteter grober Körper, das sind die NıssL’schen Schollen (cf. z. B. Fig. 12, Taf. XXXII und Fig. 5, Taf. XXXIV), die anderen Ganglienzellen, die kleineren, entbehren der letzteren, ihr Zellkörper erscheint fein granulirt (Fig. 9). Wie ich in einem besonderen Aufsatz dieser Zellstudien noch ausführlicher darlegen werde!, sind die letzteren die jüngeren, die Schollenganglien- zellen, entsprechend den dotterhaltigen Eiern, die älteren Ganglien- zellformen. Namentlich die schollenlosen Ganglienzellen sind es nun, die durch mehrere, d. h. zwei bis drei rothe Nucleolen ausgezeichnet sind. Nur selten sind diese rothen Nucleolen von gleichem Durch- messer, meist differiren sie sehr bedeutend in der Größe, so dass die kleinsten oft nur den Umfang der Nebennucleolen haben (Figg. 9—11). Bei den Schollenganglienzellen, d. h. also den älteren Zellformen, begegnet man dagegen neben dem großen rothen Hauptnucleolus nur 1 Ci. auch meine Arbeit, >die Ganglienzelle«, diese Zeitschr., 1898, in wel- cher ich mich bereits in ähnlichem Sinne ausgesprochen habe. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 615 seltener noch einem zweiten gleich rothen, meist ist der letztere dann minimal klein (Fig. 13). Nach CArnoY’s und meinen Beobachtungen bei den Amphibien- eiern könnte man a priori annehmen, dass man es in den kleinen rothen Nucleolen entweder mit Übergangsformen zwischen den Neben- und Hauptnucleolen oder mit zur Auflösung in Nucleinkörper be- stimmten Knospen des Hauptnucleolus zu thun hätte, Für die uninucleolären Eier habe ich bereits oben (p. 609) be- tont, dass abgesehen von noch anderen Gründen allein schon die starke numerische Verschiedenheit von Neben- und Hauptnucleolen es wenig wahrscheinlich macht, die ersteren lediglich als Vorstufen der letzteren anzusehen. Hier bei den gleichgebauten, d.h. eben- falls uninucleolären Ganglienzellen kommt zur Widerlegung einer solchen Annahme die Thatsache dazu, dass einerseits oft große Neben- nucleolen von fast dem Durchmesser des Hauptnucleolus vorkommen, die ausgesprochen violett sich färben, andererseits die rothen Nu- celeolen oft minimal klein sind. Denn gingen wirklich die Neben- nucleolen alle in die Hauptnucleolen über, so müssten sie doch, je srößer sie werden, desto ausgesprochener roth sich färben, was aber, wie gesagt, nicht der Fall ist. Außerdem wären die ganz kleinen rothen Nucleolen dann wenig verständlich. Gegen die Auffassung der kleineren rothen Nucleolen als Knospen des Hauptnucleolus, die die Bestimmung hätten in Nucleinkörper zu zerfallen, spricht aber die starke. Rothfärbung derselben, besonders aber wieder der kleinen, da wir von dem Amphibienei her wissen, dass diese Knospen nach ihrer Ablösung sich violett färben. Allerdings habe ich bei den Ganglienzellen öfter als beim Katzenei, besonders auf den mit der HEIDENHAIN’schen Eisenhäma- toxylinmethode behandelten Schnitten, kleine nucleolusartige Bildungen dem Hauptnucleolus direkt anliegend getroffen, welche dasselbe fär- berische Verhalten wie der letztere zeigten und ganz den Eindruck von eben abgelösten Knospen machten. Im Vergleich zu der großen Menge von Ganglienzellen, die ich nach dieser Richtung geprüft habe, waren es aber doch nur verschwindend wenige Fälle, so dass 1 Nur in einem einzigen Falle sah ich in einer Schollenganglienzelle drei große Hauptnucleolen von fast gleichem Durchmesser neben einander, aber nicht auf einem Jodgrünfuchsinschnitt, sondern auf einem HEIDENHAIN’schen Eisenhämatoxylin-Beizpräparat. Wenigstens zeigten alle drei das für den Haupt- nucleolus charakteristische färberische Verhalten (ef. Ausführlicheres hierüber oben p. 612). 616 » =: JE. Rohde, auch bei den Ganglienzellen auf jeden Fall Knospenbildungen des Hauptnucleolus nur sehr selten sein können und es auch aus diesem Grunde hier eben so wie bei den uninucleolären Eiern (cf. oben p. 609), ganz ausgeschlossen ist, die so zahlreich vertretenen violetten Neben- nucleolen sämmtlich als in Auflösung begriffene Knospungsprodukte des Hauptnucleolus aufzufassen. Meiner Ansicht nach haben die kleinen rothen Nucleolen mit den Nebennucleolen, resp. den Nucleinkörpern im CArnoY’schen Sinne nichts zu thun, sondern es handelt sich bei ihnen lediglich um eine Vermehrung der rothen Nucleolarsubstanz bedingt durch die größeren Anforderungen, die an die specifische Thätigkeit dieser rothen Nu- cleolarsubstanz gerade in diesen jüngeren noch schollenlosen Ganglien- zellen gestellt wird, wie ich weiter unten noch näher ausführen werde. Was die Entstehung der kleineren rothen Nucleolen anlangt, so sind sie entweder durch die eben erwähnte Knospenbildung aus dem rothen Hauptnucleolus hervorgegangen oder sie stellen einen Nachschub von rother Nucleolarsubstanz dar, der sich aus den Nu- cleinkörpern direkt, d. h. ohne das Zwischenstadium der Neben- nucleolen im Sinne des Hauptnucleolus differenzirt. Theilungserscheinungen anderer Art als die beschriebenen Kno- spen habe ich beim Hauptnucleolus der Ganglienzellen nie beobachtet. Auch hierin stimmen also uninucleoläre Ganglienzellen und Eier ganz überein. Feinerer Bau des Hauptnucleolus. Bei den uninucleolären Eiern der Katze haben wir lediglich das Auftreten von Vacuolen im Inneren des Hauptnucleolus und zwar zu allen Stadien der Entwicklung konstatiren können. Bei den uni- nucleolären Ganglienzellen treten im Hauptnucleolus oft ungleich komplieirtere Strukturen auf, welche bisweilen an die Auflösungs- figuren erinnern, die wir bei den multinucleolären Eiern kennen ge- lernt haben, die aber mit diesen wohl nichts gemein haben, sondern wahrscheinlich physiologisch in gleichem Sinne wie die Vacuolen, d.h. als der äußere Ausdruck einer eigenartigen Sekreiionsl EEE der Hauptnucleolen zu deuten sind. Am nächsten dem Hauptnucleolus der uninucleolären Eier kommt diesbezüglich der Hauptnucleolus der Ganglienzellen des Lobus electri- cus von Torpedo. Auch hier treten fast ausnahmslos in seinem Inneren Vaeuolen auf, bisweilen mehrere kleine (Fig. 31, Taf. XXXIII), meist Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 617 - aber eine einzige große, in der Regel central gelegene, von wechseln- “dem Durchmesser (Fig. 30, Taf. XXXIIM). Das Eigenartige dieser Vacuolen besteht aber darin, dass sie meist von feinen Körnchen erfüllt sind. Einen körnigen Inhalt der Vacuolen haben wir schon in den Vacuolen gewisser Eier von Cobetis (cf. oben p. 601 und Fig. 95, Taf. XXXVII) kennen gelernt. Hier zeigte uns die Be- handlung der Schnitte mit Pikrokarmin, dass wir es in den körnigen Einschlüssen auf Grund ihres färberischen Verhaltens auf keinen Fall mit einem Zerfalle der Nucleolen in Nucleinkörper zu thun haben können, sondern die verschiedensten Befunde machten es wahrschein- lich, dass sie Sekretgebilde darstellen, welche möglicherweise mit der Entstehung des Dotters in Zusammenhang gebracht werden müssen. In gleichem Sinne möchte ich auch die Inhaltskörnchen der Vacuolen bei Torpedo deuten, zumal hier, ähnlich wie bei Cobitis, bisweilen srößere Partikelchen im Inneren der Vacuolen auftreten. A priori könnte man annehmen, dass man es hier wieder mit einer Auflösungs- - erscheinung der Nucleolen zu thun hätte, etwa ähnlich derjenigen, wie ich sie für die doppeltheiligen Nucleolen vom Frosch (ef. Fig. 16, Taf. XXXVI) beschrieben habe. Niemals aber habe ich bei Torpedo eine Abschnürung der körnig gewordenen Abschnitte oder überhaupt eine Theilung der Nucleolen beobachtet. Eben so wenig kann eine totale Auflösung des Hauptnucleolus erfolgen, da man dann doch öfter Ganglienzellen ohne Hauptnucleolus antreffen müsste, was nie der Fall ist. Ähnlich gebaute Hauptnucleolen kommen in den Spinalganglien- zellen des Frosches vor (Fig. 6a, 5b, Figg. 7, 9 von Taf. XXXIV). Nur sind die centralen Körnchen hier durchschnittlich gröber und tritt sehr oft ein Korn nucleololusartig durch Stärke und intensivere Färbung zwischen ihnen auffallend hervor, so dass dann der ganze Nucleolus fast wie eine: kleine Zelle aussieht, indem man an ihm (Fig. 7, Taf. XXXIV) drei verschiedene dem Leib, Kern und Nucle- olus der Zelle entsprechende Abschnitte unterscheiden kann. Betont sei, dass der Protoplasmaleib und der Kern der zu den eben be- schriebenen Nucleolen gehörigen Zellen stets tadellos konservirt war, wie dies nach Sublimathärtung ausnahmslos der Fall ist, so dass die Annahme, es liege hier ein Kunstprodukt vor, ganz ausgeschlossen ist, zumal einerseits oft auf demselben Schnitte, und nicht selten direkt benachbart diesen Zellen, solche mit ganz homogenem Haupt- nucleolus vorkommen, und andererseits auch auf den Osmiumsäure- präparaten fast genau dieselben Bilder zu Tage treten (ef. z. B. Fig. 30, 618 E. Rohde, Taf. XXXII) Auch bei frisch in Methylenblau oder Lymphe unter- suchten Spinalganglienzellen des Frosches treten stets deutlich gleich von vorn herein vacuolenartige Räume verschiedener Ausdehnung und Zahl in vielen Nucleolen auf, die sich mit der Zeit nicht vermehren oder überhaupt verändern, also offenbar keine postmortal auftretenden Kunstprodukte sind. Ferner finden sich und zwar meist wieder auf demselben Schnitt, zwischen den homogenen und den eben beschrie- benen im größten Theil ihres Inneren gekörnten Nucleolen alle Über- gangsformen und sehr viel Variationen in der Vacuolenbildung, resp. ihrer Einschlüsse: So schwankt der centrale vacuolenartige Ab- schnitt nicht nur sehr bedeutend im Durchmesser, sondern er enthält in manchen Fällen nur einige wenige grobe, ja bisweilen nur ein einziges Korn (Fig. 6 c, Taf. XXXIV), wieder in anderen Fällen treten an verschiedenen Stellen des Nucleolus vacuolenartige hellere Partien auf, so dass dann die dunklere Zwischensubstanz wie ein Gerüst aussieht (Fig. 6e und Figg. 5, 8, Taf. XXXIV). Auch im Sympathicus des Frosches treten oft, besonders deut- lich nach Behandlung der Schnitte mit der HEIDENHAIN’schen Eisen- hämatoxylin - Beizmethode, Strukturen in den Hauptnucleolen auf (Figg. 10—18, Taf. XXXIV) Nur bleibt hier selten der vacuolen- artige Charakter derselben erhalten. Stets lassen sich aber auch hier hellere (oft granulirte) und dunkler färbbare Partien unterscheiden; die letzteren treten aber in sehr wechselnder, theilweise sehr eigen- artiger Form (Figg. 10, 11, 18, Taf. XXXIV) auf, nicht selten als ver- schieden grobe Körner (Figg. 14, 15, 16, 17, Taf. XXXIV), bisweilen ähnlich wie wir sie bei den Spinalganglienzellen (Figg. 65, 7, 9) getroffen haben. Auch quantitativ zeigt in der Sympathicuszelle die dunklere Nucleolarsubstanz große Schwankungen: bald tritt sie stark zurück oder sie fehlt ganz (Fig. 10), bald erfüllt sie gleichmäßig den sanzen Nucleolus, so dass er dann wie homogen aussieht (Fig. 15)1. Da wir nun im Hauptnucleolus der uninucleolären Eier, welcher doch zweifelsohne eine dem Hauptnucleolus der Ganglienzellen gleich- werthige Bildung darstellt, nur Vacuolen getroffen haben, ferner der vacuolenartige Charakter der hellen (körnigen) Nucleolarpartie bei Torpedo und im Spinalganglion des Frosches in der Regel deutlich zu Tage tritt, und auch im Sympathicus bisweilen noch zum Aus- druck kommt (Figg. 11, 12, Taf. XXXIV), so möchte ich glauben, dass alle diese Strukturen die gleiche Bedeutung haben, ! Auch DEHLER giebt eine körnige Struktur der Nucleolen für die Sympathi- cuszellen des Frosches an. Archiv für mikr. Anat. Bd. XLVI. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 619 und auf eine sekretorische Thätigkeit des Hauptnucleolus zu beziehen, nicht aber als Auflösungserscheinungen im Sinne CArnoY’s zu deuten sind, zumal wir einerseits gesehen haben, dass die oben beschriebenen körnigen Vacuoleneinschlüsse der multinucleolären Eier von Oobrtis (ef. Fig. 95, Taf. XXXVIH und ferner p. 601) färberisch sich ganz anders verhalten als die Nuclein- körper, und ich andererseits ein Freiwerden der granulirten Partien, wie es CARNOY von Seinen Auflösungsfiguren der Nucleolen an- nimmt, beim Hauptnucleolus der Ganglienzellen weder des Frosches noch von Torpedo je beobachten konnte. Bei den ähnlich gebauten Nucleolen der Cobstis-Eier (Fig. 9 B, Taf. XXXVII) wiesen verschiedene Beobachtungen auf die Möglich- keit hin (cf. oben p. 601), dass die körnigen Einschlüsse der Vacuolen Sekrete darstellten, welche mit der Bildung der Dotterkugeln im Zusammenhang stehen. Auch CArnoy glaubt, wie wir wissen, dass die beim Zerfall der Nucleolen frei werdenden Sekrete von Einfluss auf die Bildung des Dotters sind, eben so schreibt HÄCKER der Vacuolenflüssigkeit Beziehungen zu den Stoffwechselvorgängen des Kerns und Zellleibes zu. Sehr instruktiv nach dieser Richtung ist die schon oben betonte Thatsache, dass namentlich in den mittelgroßen noch schöllenlosen Ganglienzellen die rothen Nucleolen in der Mehr- zahl, bis zu drei, dagegen in den größten Schollenganglienzellen ge- wöhnlich nur in der Einzahl auftreten. Die schollenlosen Ganglien- zellen sind, wie ich oben schon bemerkt habe, die jüngere Zellform. Sie entsprechen den noch dotterlosen Eizellen und gehen allmählich in die Schollenganglienzellen über!. Da nun Vieles dafür spricht, dass die Nucleolen in den Eiern bei der Bildung der Dotterkugeln mitwirken, so liegt der Schluss schon von vorn herein nahe, dass auch bei den Ganglienzellen die Nucleolen bei der Entstehung der Schollen betheilist sind. Und diese Annahme findet eine gewisse Stütze in dem Umstande, dass gerade in denjenigen Ganglienzellen, welche noch vor, resp. am Anfange der Schollenbildung stehen, eine Vermehrung der rothen Nucleolarsubstanz erfolgt, d.h. mehrere Nu- cleolen auftreten, während in den größten Ganglienzellen, d. h. den- jenigen, die bereits einen mit Scholleu erfüllten Zellleib haben und den reifen am Ende der Dotterbildung stehenden Eizellen verglichen werden können, die Nucleolarsubstanz wieder stärker zurücktritt, d. h. 1 Auch diese Auffassung werde ich demnächst an anderer Stelle ausführ- licher begründen. 620 E. Rohde, meist auf einen rothen Nucleolus redueirt wird. So würde sich wenig- stens dieser Befund in einer natürlichen Weise erklären. Selbstverständlich wird mit dem eben Gesagten die Funktion der Nucleolen noch nicht erschöpft sein. So hat STRASBURGER!, die Ansicht vertreten, dass die Nucleolen in engen Beziehungen zu der Membranbildung stehen. Für diese Auffassung spricht stark die von mir schon oben angeführte Thatsache, dass die Eimembran stets in ganz auffallender Weise färberisch genau mit dem Hauptnucleolus übereinstimmt (ef. Fig. 1, Taf. XXXVIM). Der Hauptnucleolus der uninucleolären Zellen stellt offenbar ein dem Zellkörper und Zellkern gleichwerthiges Organ der Zelle von wahrscheinlich vorwiegend sekre- torischer Funktion dar. Wie nun der Kern im Zusammen- hang mit der wichtigen Rolle, welche er in der 7712 spielt, fast beständig seine Struktur verändert, so kann es uns nicht Wunder nehmen, wenn wir ein Gleiches beim Hauptnucleolus beobachten. Anm. Horn? und SoBorTrTA? geben einen Austritt der färbbaren Substanz des Nucleolus beim Ei der Maus an. Ersterer schreibt hierüber p. 125: »Das Kernkörperchen lässt in den ersten Entwicklungszustän- den eine Struktur mit Sicherheit nicht erkennen; jedenfalls aber ist es keine homogene Masse. Später gewahrt man, dass es einige mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen (ScHhroen’sche Körner) enthält, welche mit zunehmender Größe des Kernkörperchen reichlicher (bis gegen 20) auftreten. Dabei geschieht es, dass einzelne das angewandte Färb- mittel derart aufnehmen, dass zuerst ein kleiner Abschnitt des SCHROEN’schen Kerns gefärbt wird, bis endlich das Ganze gleich- mäßig gefärbt ist. Im weiteren Verlauf der Entwicklung treten die SCHROEN’schen Körner aus dem Kernkörperchen heraus und gelangen als chromatische Ballen in das Kernnetz, wo sie sich mit den Fäden desselben verbinden.« .... »Endlich wird das Kernkörperchen von seinem Inhalt ganz frei, es bleibt nur die Kernkörperchenmembran übrig und im Kernraum liegen zerstreut eine größere Anzahl der chromatischen Ballen<, und SoBoTTA p. 67: »Nunmehr beginnt an den | STRASBURGER, Über Kern- und Zelltheilung im Pflanzenreiche, nebst einem Anhang über Befruchtung. Jena 1888. 2 Hort, Über Reifung der Eizelle bei Säugethieren. Verhandl. d. anat. Ges. 1893. 3 SOBOTTA, Die Befruchtung und Furchung des Eies der Maus. Arch. £. mikr. Anat. Bd. XLV. 1895. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 621 Vorkernen eine allmähliche Vertheilung des in den Nucleolen ange- häuften Chromatins auf den übrigen Kern. Die Nucleolen fangen an sich heller zu färben, während sich auf den achromatischen Ge- rüststrängen Chromatintheile in feinster unregelmäßiger Form ver- theilen. Es kommt mehr und mehr zur Bildung von Vacuolen in den Kernkörpern und damit zu einer vollständig gleichmäßigen Verthei- lung der chromatischen Substanz auf den ganzen Kern. Die Nucleolen sind dann schließlich vollständig mit Kernsaft gefüllt und nur ihre Kontouren sind noch auf dem Querschnitt als etwas unregelmäßige chromatische Ringe übrig geblieben. < Im (Katzen-) Ei habe ich nur für die Nebennucleolen auf Grund ihrer Strukturverhältnisse Beziehun- sen zu den Nucleinkörpern im CArnoY’schen Sinne angenommen (ef. die Figg. 3—7 auf Taf. XXXVII und p. 606 ff.). Sosorra und Hort berücksichtigen aber in erster Linie den Hauptnucleolus des (Maus-) Eies. Für diesen kann ich die Angaben von Horn und So- BOTTA, wenigstens für das Katzenei, nicht bestätigen. Wohl aber erinnern ihre Befunde an meine Beobachtungen am Hauptnucleolus der gleichfalls uninucleolär gebauten Ganglienzellen der Wirbelthiere (cf. die Figg. 5—18 auf Taf. XXXIV und p. 616ff.).. Hier hat aber die in sehr verschiedener Gestalt und Menge, bisweilen in der Form von Nucleololen, im Nucleolus auftretende chromatische Substanz eine ganz andere Färbbarkeit als die Nucleinkörper, in so fern diese sich bei Jodgrünfuchsinbehandlung violett, jene aber knallroth tingiren. Wir müssten dann annehmen, dass die austretende chromatische Sub- stanz wieder sehr tiefgehende innere Veränderungen (cf. oben p. 575 ff.) durchmachte. Erinnern möchte ich ferner daran, dass auch die in den Vacuolen der Cobitis-Eier enthaltenen nucleololenartigen Bildungen nach Pikrokarminfärbung einen wesentlich anderen Farbenton anneh- men als die Nucleinkörper (cf. Fig. 95 auf Taf. XXXVII u. p. 601). Da ich beim Hauptnucleolus andererseits nie einen Austritt der chromatischen Substanz beobachtete, so kann ich mich nicht ent- schließen einen solchen anzunehmen, sondern halte vorläufig noch meine oben vertretene Anschauung fest. d. Multinucleoläre Ganglienzellen. (Taf. XXXII und XXXIIL Figg. 1, 2.) Die multinucleolären Ganglienzellen haben, wie schon oben be- tont, gegenüber den uninucleolären ein sehr beschränktes Vorkommen. Ich habe sie nur bei den Gastropoden getroffen. Wie die multinueleolären Eier im Vergleich zu den uninucleo- 622 E. Rohde. lären die bei Weitem größere Zellform repräsentiren, so zeigen auch die multinucleolären Ganglienzellen durchschnittlich einen viel be- deutenderen Umfang als die uninucleolären, ja zum Theil erreichen sie ganz bedeutende Dimensionen; da ferner auch die Kerne der multi- nucleolären Ganglienzellen verhältnismäßig sehr groß sind und oft den weitaus größten Theil der Zelle ausmachen (ef. z. B. Fig. 6, Taf. XXX), so treffen wir hier im Verhältnis zu den uninucleolären Ganglienzellen ganz riesige Kernformen. Von vorn herein liegt die Annahme nahe, dass wir bei den multi- nucleolären Ganglienzellen ganz ähnliche Beziehungen zwischen Nuceleinkörpern und Nucleolen wiederfinden werden, wie sie CARNOY und ich bei den multinucleolären Eiern der niederen Wirbelthiere konstatirt haben. So klar aber die Verhältnisse bei letzteren liegen, so verwickelt sind sie hier und zwar zum großen Theil aus dem- selben Grunde, den ich für die uninucleolären Eier schon angegeben habe. Es sind nämlich die Nucleinkörper wieder so dicht gefügt und die Nucleolen so in dieselben vergraben, dass man die letzteren, be- sonders die kleineren und mittelgroßen Formen, nur selten zur deutlichen Ansicht bekommt. Ehe ich aber näher auf die Frage eingehe, wie weit die CArnoY’sche Auffassung von den Nucleolen auch für die multinucleolären Ganglienzellen Geltung hat, will ich erst die Befunde selbst schildern. Zur Untersuchung kamen die Ganglienzellen verschiedener Land- und Süßwasser- wie Meeresgastropoden, von ersteren besonders Helix, von letzteren namentlich Pleurobranchus. Gehärtet wurde theils durch Sublimat, theils durch Osmiumsäure, gefärbt mit Jodgrün- fuchsin, Pikrokarmin, MAavkr’schem Karmin und DELAFIELD’schem Hämatoxylin. Wie wir schon aus dem zweiten und dritten Kapitel wissen, sind die Nucleinkörper der Ganglienzellen der Gastropoden durch starken Phosphorreichthum ausgezeichnet, d. h. sie färben sich nicht violett, wie bei den Eiern und den uninueleolären Ganglienzellen, sondern intensiv grün (Figg. 1—5, Taf. XXXIH), wie wir es nur bei den aller- frühesten Entwicklungsstadien der eben angeführten Zellformen kennen gelernt haben. Wie ferner in dem dritten Kapitel bereits schon angegeben wor- den ist, kommen die Nucleinkörper in doppelter Form vor, d. h. bald als feine Körnchen, das sind die Mikrosomen, bald als größere, sehr vielgestaltige, in der Regel eckige Gebilde, das sind die Makrosomen. Die letzteren zeigen oft einen körnigen Bau und stellen zum Theil Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 623 nur Konglomerate von Mikrosomen dar. Auch bei den uninucleolären Ganglienzellen treten Makrosomen auf, wie wir oben gesehen haben, aber ungleich spärlicher als bei den multinucleolären, bei letzteren stellen sie bei Weitem die häufigere Form der Nucleinkörper dar. Neben diesen ausgesprochen eyanophilen Nucleinkörpern kommen nun eine große Anzahl deutlich erythrophiler Nucleolen in den Gan- glienzellen vor. Nach Differenzirung durch absoluten Alkohol und Einschluss in Kanadabalsam zeigen sie meist wieder die typisch knallrothe Farbe (Figg. 3 und 4, Taf. XXXI), die wir schon für die Nucleolen der multinueleolären Eier wie für den Hauptnucleolus der uninucleolären Eier und Ganglienzellen konstatirt haben. Die kleinsten, d.h. die jüngsten Ganglienzellen enthalten oft nur einen einzigen rothen Nucleolus, je größer die Ganglienzellen werden, desto mehr steigt die Zahl ihrer Nucleolen, bei den größten bis auf 100 und mehr. Doch finden sich unter den letzteren selbst bei gleichem Durchmesser oft sehr bedeutende Schwankungen in der Menge der Nucleolen. Der Durchmesser der Nucleolen ist meist in einer und derselben Ganglienzelle ein sehr verschiedener, die größten Nucleolen (Fig. 1, Taf. XXXI) kommen im Umfang den reifen Nucleolen der multi- nucleolären Eizellen der Amphibien gleich und übertreffen weit den Hauptnucleolus der uninucleolären Eier und Ganglienzellen, die kleinsten Nucleolen sind dagegen nur wenig größer als die Makro- somen. Zwischen beiden Extremen finden sich alle Übergänge. Neben den rothen Nucleolen. treten in fast allen Ganglien- zellen (Figg. 1—5, Taf. XXXII) auch rein grüne Nucleolen auf. Diese sind aber stets nur klein und meist in geringer Zahl vorhanden. Zwischen diesen grünen Nucleolen und den gleich grünen Makro- somen kommen oft sowohl in der Größe, wie in der äußeren Gestalt Übergangsformen vor, von denen bisweilen schwer zu sagen ist, ob man es in ihnen mit einem Makrosoma oder mit einem Nucleolus zu thun hat. Durchmustert man die großen Ganglienzellkerne von Helix genauer, so kann man oft verfolgen, dass zwar die größten Nucleolen stets den typisch knallrothen Ton besitzen, die mittelgroßen aber, oft in ein und derselben Zelle, große Schwankungen in der Färbung aufweisen, in so fern manche von ihnen nicht rein roth erscheinen, sondern einen violetten Anflug haben, ferner, dass bei den noch kleineren Nucleolen mit der Größe die Rothfärbung stetig mehr abnimmt, dafür aber immer mehr eine grünliche Farbe Platz greift, bis schließlich die allerkleinsten ausgesprochen grün sind. Sehr deutlich tritt dies 624 E. Rohde, auch öfter bei den Glycerinschnitten (Fig. 1, Taf. XXX) hervor, bei denen übrigens wieder selbst in den größten Nucleolen nie die Inten- sität des Reths erreicht wird, wie in den Kanadabalsampräparaten nach Differenzirung in absolutem Alkohol. Betonen will ich aber, dass in den großen Ganglienzellen bisweilen selbst sehr kleine Nueleolen schon die typische knallrothe Färbung zeigen (Fig. 3). Unter den kleinsten Ganglienzellen weisen manche in ihrem Kern schon einen deutlich knallrothen Nucleolus auf, daneben aber noch meist mehrere grüne, andere lassen dagegen (Fig. 5) jede Spur von rothfärbbarer Nucleolarsubstanz in ihrem Kern vermissen und ent- halten nur den Nucleinkörpern gleich grüne Nucleolen. Die rothen Nucleolen der Helix-Ganglienzelle lassen, gleich den Hauptnucleolen der uninucleolären Ganglienzellen, bald mehr bald weniger deutlich eine dünne Randzone unterscheiden, welche sich färbe- risch gleich den Nucleinkörpern verhält, d. h. auf den Jodgrünfuchsin- schnitten grün erscheint. Oft häufen sich die Nucleinkörper übrigens kranzförmig um den rothen Nucleolus stärker an und erscheinen dann bisweilen auch als eine Art Randzone. Nach Behandlung mit DELA- FIELD’schem Hämatoxylin nimmt die Randzone der Nucleolen (Fig. 11, Taf. XXXII) denselben dunkelblauen bis schwarzen Ton an, welcher die Nucleinkörper charakterisirt, während das Centrum der Nucleolen einen mehr röthlichen Ton gewinnt. Diese Differenzirung tritt be- sonders bei den großen Nucleolen hervor. Karmin (MAYER) färbt Nucleolen und Mikrosomen in etwa gleichem Tone, so dass hier die kleinsten Nucleolen besonders bei dichterer Lagerung der Nuclein- körper kaum zu erkennen sind. Dagegen zeigt Osmiumsäure und Nachfärbung mit Pikrokarmin die Nucleolen mit aller nur wünschenswerther Schärfe. Diese sind hier meist von einem hellen Hof umgeben. Auf solchen Osmiumsäurepräpa- raten tritt dann besonders scharf die schon oben betonte Thatsache zu Tage, dass von den größten Nucleolen bis zu den ganz kleinen alle Übergänge in der Größe vorkommen (Figg. 6-8, Taf. XXX). Die Osmiumsäureschnitte zeigen ferner in den Nucleolen, und zwar der verschiedensten Größe, sehr deutliche Vacuolenbildungen; doch kommen solche auch nach Sublimathärtung zur Beobachtung (Fig. 1, Taf. XXX). Sehr geeignet zur Darstellung der Nueleolen sind schließlich auch frisch mit Methylenblau gefärbte Zupfpräparate, die man längere Zeit mit 0,5°/,iger Kochsalzlösung behandelt hat. Hier verschwinden näm- lich (cf. Näheres oben im dritten Kapitel p. 524 ff.) die Makrosomen Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 625 fast ganz, die Nucleolen bleiben aber vollständig intakt und präsen- tiren sich dann mit gleicher Deutlichkeit wie nach Osmiumsäure- härtung. Die größeren Ganglienzellkerne dieser alten Zupfpräparate erscheinen dann oft fast genau in dem Bilde der Fig. 6, Taf. XXXU. Ganz ähnlich wie bei Helix, welche ich fast ausschließlich bis- her berücksichtigt habe, liegen die Nucleolarverhältnisse bei den Meeresgastropoden, die ich, wie schon im drittten Kapitel betont, aus Mangel an frischem Material leider nicht mit Jodgrünfuchsin be- handeln konnte, sondern nur einfachen Färbungen, besonders mit (DELAFIELD’schem) Hämatoxylin, unterworfen habe. Die folgenden Angaben beziehen sich besonders auf Pleurobranchus. Die Nucleolen lassen hier meist viel deutlicher als bei Helix die den Nuclein- körpern gleich blaue Randzone unterscheiden, da das Centrum der Nucleolen in der Regel eine stärkere Rothfärbung annimmt, wie bei Helix. Öfters hatte ich den Eindruck, als wenn die Randzone der srößten Nucleolen nicht kontinuirlich, sondern stellenweise unter- brochen wäre. Ja bisweilen schien sie deutlich in kleine Stücke zer- fallen. Doch ließen sich diese Verhältnisse nie deutlich erkennen, weil die Nucleolen, wie schon oben betont, zwischen den Nuclein- körpern sehr versteckt liegen. Auch bei Helix glaubte ich übrigens einige Male ein ähnliches Verhalten der Randzone beobachten zu können. Treten wir nun der Frage näher, ob die CArnoY’sche Deutung der Nucleolen sich auch auf die multinucleolären Ganglienzellen ausdehnen lässt, so muss zunächst Folgendes betont werden. Bei den uninucleolären Eiern wie Ganglienzellen kommen, wie wir oben gesehen haben, neben dem einzigen erythrophilen Hauptnucleolus in großer Menge Nebennucleolen vor, welche dasselbe färberische Ver- halten wie die Nucleinkörper zeigen und zu diesen in dem gleichen Verhältnis stehen, wie es CARrvoY und ich bei den multinucleolären Eiern allgemein für die Nucleolen erkannt haben, d.h. die Neben- nucleolen lösen sich wiederholt in Nucleinkörper auf, um aus ihnen wieder neu zu entstehen. Die Nebennucleolen stellen also nur eine srößere und besondere Art von Nucleinkörpern dar, gleich den Nu- cleolen der multinucleolären Eier. Bei den multinucleolären Gan- glienzellen der Gastropoden haben wir ebenfalls den Nucleinkörpern gleich färbbare Nucleolen kennen gelernt, das sind die oben be- schriebenen kleinen grünen (ef. Fig. 4, Taf. XXX). Sie finden sich aber verhältnismäßig nur in so geringer Menge, dass sie schon aus diesem Grunde nicht entfernt die Bedeutung für den Kern haben Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIM. Bd. 41 626 E. Rohde, können wie die Nebennucleolen der uninucleolären Ganglienzellen resp. Eier. Wahrscheinlich stehen sie aber überhaupt nicht zu den Nucleinkörpern in solchem Wechselverhältnis, wie ich es für die Nebennucleolen der uninucleolären Ganglienzellen konstatirt habe, sondern stellen nur den Jugendzustand der rothen Nucleolen dar, wie wir gleich sehen werden. Dafür tritt aber bei den multinucleolären Ganglienzellen eine andere Form von großen Nucleinkörpern auf, das sind die Makrosomen, welche sich durch ihre mehr eckige und sehr wechselnde Gestalt von den stets mehr oder weniger kugeligen Nu- cleolen unterscheiden. Auch bei den uninucleolären Eiern und Gan- glienzellen finden sich neben den Nebennucleolen noch Makrosomen, aber meist nur spärlicher (cf. oben das dritte Kapitel. Die Makro- somen der multinucleolären Ganglienzellen, welche oft auch eine festere Begrenzung zeigen (Figg. 10, 14), stehen nun zu den kleinen Nucleinkörpern, d. h. den Mikrosomen in denselben Beziehungen, wie die Nebennucleolen der uninucleolären Ganglienzellen resp. Eier und die Nucleolen allgemein bei den multinucleolären Eiern. Denn durch- mustert man die Ganglienzellen einer Schnittserie, so trifft man unter ihnen, besonders deutlich bei Pleurobranchus, die denkbar größte Ver- schiedenheit bezüglich der Nucleinkörper, d. h. der Mikrosomen und Makrosomen: die eine Zelle (Figg. 11, 14, Taf. XXXII) enthält in ihrem Kern nur Makrosomen, entweder dicht gedrängt, oder lockerer gefügt, in welch letzterem Falle allenthalben zwischen ihnen, oft auf große Strecken, das Plastingerüst (cf. oben das dritte Kapitel) zu Tage tritt; in anderen Zellen, welche nicht selten einer der eben beschrie- benen direkt benachbart liegen, zeigen sich die Makrosomen dagegen (Figg. 1, 2, Taf: XXXIO) nur auf ganz kleine Partien beschränkt und der weitaus größte Theil des Kerns ist erfüllt von den Mikro- somen, welche eng neben einander liegen. Während bei den eben geschilderten Kernformen die Nucleinkörper ganz regellos durch ein- ander gelagert erscheinen, weisen sie bei einer dritten Art von Kernen (Fig. 15, Taf. XXXH) eine ganz ausgesprochen fädige resp. perlschnur- artige und oft netzige Anordnung auf ete. (ef. das dritte Kapitel). Entsprechend den wachsenden Eiern, multi- wie uninucleolären, machen also offenbar auch die multinueleolären Ganglienzellen während ihrer postembryonalen Entwicklung sehr wesentliche Veränderungen in ihrem Kern durch, welche zum großen Theil wahrscheinlich wie- der in einer wiederholten (mikrosomalen) Auflösung und Neubildung von größeren Nucleinkörpern besteht, nur mit dem Unterschiede, dass die letzteren bei den Gastropodenganglienzellen Makrosomen, Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 627 bei den uninucleolären Eiern und Ganglienzellen dagegen Neben- nucleolen und bei den multinucleolären Eiern schließlich die Nucleolen allgemein sind. Was die rothen Nucleolen der multinucleolären Ganglienzellen selbst betrifft, so scheint, wenn wir sie im Lichte der CAarvoY’schen Theorie betrachten, von ihnen zunächst das Eine festzustehen, dass sie aus den kleinen grünen allmählich sich herausbilden, wie ich dies eben (p. 626) schon bemerkt habe. Auch die rothen Nucleo- len der multinucleolären Eier wie der Hauptnucleolus der uninueleo- lären Eier und Ganglienzellen gehen, wie wir wissen, aus einem srünen Nucleolusstadium hervor. Der Unterschied ist nur der, dass bei den letzteren der Übergang der grünen Nucleolen in die rothen in der Regel nur in den allerersten Entwicklungsstufen der Zellen und sehr schnell sich vollzieht, bei den multinueleolären Ganglien- zellen dagegen wahrscheinlich während ihres ganzen Wachthums ununterbrochen und allmählicher erfolgt. Doch tritt bisweilen auch hier die Erythrophilie der Nucleolen schon sehr frühzeitig ein, wie die öfter zu beobachtende Rothfärbung noch ganz kleiner Nueleolen beweist. Da zweitens in den jüngsten Ganglienzellen der Gastropoden die rothen Nucleolen nur in der Einzahl auftreten, später aber ihre Zahl sich mit dem Wachsthum der Zelle resp. des Kerns stetig vermehrt, ferner die größten Nucleolen sich in der Regel auch in den ältesten, d. h. größten Zellen finden, so wird hierdurch schon wahrscheinlich semacht, dass sich die roten Nucleolen nicht sobald wieder auflösen, wie dies bei den multinueleolären Eiern der Fall ist. Dies findet auch dadurch seine Bestätigung, dass ich in den mittel- großen rothen Nucleolen nie eine Theilung oder Knospung resp. Sprossung beobachten konnte. Nur in den allergrößten Nucleolen glaubte ich bisweilen ein Zerfallen der grünen Randzone in kleine Stücke konstatiren zu können. Da ferner die größten Ganglienzellen, in denen meist auch die größten Nucleolenformen vorkommen, oft auffallende Unterschiede in der Zahl ihrer Nucleolen aufweisen (ef. oben p. 623), so wäre es wohl denkbar, dass bei diesen öfter eine stärkere Auflösung von Nucleolen erfolgte. Das Auftreten von Vacuolen in den Nucleolen macht es anderer- seits wahrscheinlich, dass auch die Nucleolen der multinueleolären Ganglienzellen Sekrete absondern, die für den Zellkern (vielleicht auch im Zellleib) von Bedeutung sind. In diesem Sinne würde sich auch die Thatsache am leichtesten 41* 628 E. Rohde, erklären, dass die großen Kernformen wie diejenigen der Ganglien- zellen der Gastropoden multinucleolär, die kleineren dagegen, wie z. B. die der Wirbelthierganglienzellen uninueleolär sind, und die rothe Nucleolarsubstanz bei der Gastropodenganglienzelle mit dem Wachs- thum des Kerns resp. der Zelle stetig zunimmt. . Betont sei zum Schluss noch Folgendes: Zwischen den kleinen grünen Nucleolen und den Makrosomen finden sich, wie wir gesehen haben, alle Übergangsformen, die Makrosomen stellen also möglicher- weise ein sehr frühes Entwicklungsstadium der Nucleolen dar. Da nun die Makrosomen nur Konglomerate von Mikrosomen sind, so würde dieser Befund stark für die von CarnoY bei den multinucleolären Eiern als Regel angenommene, von mir aber hier nicht direkt be- obachtete Entstehung der Nucleolen aus sich zusammenballenden kleinsten Nucleinkörpern, das sind die Auflösungskörnehen CARNOY’s, sprechen. e. Uninucleoläre Drüsenkerne. (Taf. XXXIX, Figg. 10-25.) Auch unter den Drüsen begegnen wir wieder denselben beiden Kerntypen, die wir schon bei den Eiern und Ganglienzellen unterschie- den haben, nämlich uni- und multinueleolären Kernen. Auch hier sind die ersteren die kleineren, die letzteren die größeren Kernformen. Die Nucleinkörper der Drüsenkerne sind, wie wir aus dem ersten Kapitel wissen, allgemein ausgezeichnet durch starken Phosphorgehalt, sie nehmen durch Jodgrünfuchsin stets einen ausgeprägten grünen Ton an. Untersuchungsobjekte für die uninucleolären Drüsen waren nament- lich die MarrpıgHr schen Gefäße von Dlatta, die in Sublimat gehärtet und mit Jodgrünfuchsin gefärbt wurden. Wie wir bereits aus dem dritten Kapitel erfahren haben, zeigen die eyanophilen Nucleinkörper hier (ef. Figg. 10—24), in den verschiedenen Kernen ein sehr wech- selndes Aussehen. Bald sind sie durchweg makrosomenartige, im Durchmesser aber stark variirende größere Stücke von sehr mannig- faltiger Form, bald kommen neben diesen Makrosomen in größerer oder geringerer Menge mikrosomenförmige feinere Körnchen vor, bald, aber seltener (Fig. 23), enthalten die Kerne fast ausschließlich Mikro- somen, d. h. sie sehen fein granulirt aus. Möglicherweise stehen hier Makrosomen und Mikrosomen in denselben Wechselbeziehungen wie bei den multinueleolären Ganglienzellen (cf. oben p. 626), d. h. die Makrosomen zerfallen vielleicht auch in den Kernen der MAr- Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 629 pıiGHrschen Gefäße zu gewissen Zeiten in Mikrosomen, um sich aus diesen wieder neu zu bilden. Doch muss ich betonen, dass die Makrosomen hier meist homogen aussehen und nicht gekörnt, wie bei den multinucleolären Ganglienzellen der Gastropoden. Gegenüber diesen intensiv grünen Nucleinkörpern stechen die Nucleolen, besonders wieder in Kanadabalsam und nach Alkohol- differenzirung, durch knallrothe Farbe scharf im Kern hervor. Sie finden sich meist in der Einzahl, oft aber auch, ähnlich wie bei den uninucleolären Ganglienzellen der Wirbelthiere, zu zweien, entweder in gleicher oder in verschiedener Größe. Selten sind es mehr. Meist sind die Nucleolen die größten Kernelemente, öfter kommen aber auch Makrosomen von gleichem Durchmesser vor, ja bisweilen stehen die rothen Nucleolen im Umfange hinter den grünen Makro- somen weit zurück (Fig. 13). Dieser Befund beweist wieder, dass die Rothfärbung der Nucleo- len nieht durch ihre Größe, sondern durch ihre stoffliche Zusammen- setzung bedingt wird. Die größten Makrosomen nehmen oft ein nucleolusartiges Aus- sehen an, d.h. sie werden kugelig und schärfer begrenzt (Figg. 10—24). Außer diesen grünen und rothen nucleolenförmigen Kugeln trifft man nun ferner nicht selten gleich große nucleolenartige Bil- dungen, welche weder rein grün noch rein roth aussehen, sondern einen Mischton zwischen beiden Farben in verschiedenen Nuancen zeigen (Figg. 15, 16). Man geht wohl nicht fehl, wenn man diese Nucleolen, wie die gleich gefärbten der multinucleolären Ganglien- zellen (cf. oben p. 623 ff. und Fig. 1, Taf. XXXII), als Übergangsstufen zwischen den grünen und rothen ansieht und annimmt, dass die rothen allmählich aus den grünen hervorgehen. Derselbe Übergang besteht auch, wie schon oben betont, bei den multinucleolären Eiern und uninucleolären Ganglienzellen, nur vollzieht er sich bei diesen in den frühesten Entwicklungsstadien, in denen die Nucleinkörper noch gleich grün sich färben wie hier bei den Maurpisurschen Ge- fäßen dauernd. In manchen Kernen fehlen rothe Nucleolen ganz, statt derselben trifft man dann öfter einen oder mehrere größere grüne Nucleolen (Figg. 17, 20). Bisweilen sind aber auch diese nicht vorhanden, und die Kerne enthalten nur Makrosomen und Mikrosomen. Das gilt be- sonders von den jüngsten (Fig. 20 links). Die Kerne theilen sich nicht selten, wie z. B. in Fig. 20 links, wo sie noch dicht neben einander liegen. Aus diesen jungen Kernen 630 | E. Rohde, sehen wahrscheinlich die älteren in der Weise hervor, dass zuerst eins der Makrosomen nucleolenartig sich abrundet und dann unter Veränderung seiner Färbbarkeit allmählich in einen rothen Nucleolus sich verwandelt. Genau dieselben Verhältnisse, wie ich sie eben für die MALPIGHI- schen Verhältnisse geschildert habe, kehren in gewissen Epithelzellen des Darmtractus von Dlatta (Fig. 25, Taf. XXXIX) wieder, welche eine sekretorische Thätigkeit entfalten. In beiden Kernarten, d. h. sowohl in den Marrıcar’schen Schläuchen wie in dem Darmepithel von Dblatta, begegnet man allent- halben neben den grünen Kernen und den letzteren oft direkt be- nachbart, solchen, deren Inhaltskörper alle entweder einen rothen oder röthlich violetten Ton zeigen (Figg. 21 25, Taf. XXXIX). Ich glaube, dass wir es hier mit den Kernen untergehender Zellen zu thun haben, wie solche ja in vielen Drüsenzellen vorkommen, und vertrete diese Auffassung besonders auf Grund bestimmter Befunde bei den Gan- glienzellen der Wirbelthiere, speciell der Säugethiere. Hier trifft man nämlich häufig im Spinalganglion absterbende Zellen, über welche ich bereits vor Jahren berichtet habe, und über die ich mich in einer besonderen Abhandlung dieser Zellstudien noch einmal eingehender auslassen werde. In den Kernen dieser Zellen färben sich nun die Nucleinkörper nie violett wie in den normalen Zellen, sondern stets fast gleich roth wie der Hauptnucleolus (Fig. 32, Taf. XXXIM. Bisweilen, aber selten, trifft man den rothen Nucleolus in den MarpıGHrschen Gefäßen von Dlatta in deutlicher Theilung begriffen und in viele Stücke zerfallen (Fig. 12, Taf. XXXIX). Dass die letzteren in Beziehung zu den Nucleinkörpern treten war nicht zu erweisen. Die bisher angeführten Beobachtungen beziehen sich namentlich auf Kanadabalsampräparate, die durch absoluten Alkohol differenzirt worden waren. In Glycerin nehmen die Nucleinkörper der MAL- pıcHr’schen Gefäße bei der Differenzirung oft einen mehr bläulichen Ton an, die Nucleolen selbst aber entfärben sich meist ziemlich schnell und sind dann oft nur schwer zu unterscheiden. Die röth- liche Färbung der Nucleolen erhält sich am längsten in ihrem Inneren, meist aber nur in ganz schwachem Tone, während die Randzone da- gegen in der Regel eine blaue Färbung bewahrt. Noch deutlicher erscheint dies bei den Nucleolen des Darmepithels von Dlatia. Wir finden hier also eine ganz ähnliche Differenzirung der Nucleo- len, wie wir sie in den allerjüngsten multinucleolären Eizellen (cf. Figg. 9a—3c von Taf. XXXVI) und uninucleolären Ganglienzellen Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 631 (ef. Fig. 3, Taf. XXXIV) mit noch grün färbbaren Nucleinkörpern angetroffen haben. Bemerkt sei noch Folgendes über die Glycerinpräparate: Da die Nucleolen der Drüsenzellen von Dlatta verhältnismäßig nur klein sind, so schimmern die im Schnitt darüber oder darunter befindlichen srünen Nucleinkörper des Kerns öfter durch, in Folge dessen der in seinem Inneren stark verblasste Nueleolus durchweg grünlich erscheint. Dasselbe haben wir schon oben bei den jüngsten multinueleolären Eiern konstatirt (cf. oben p. 394). f. Multinucleoläre Drüsenkerne. (Taf. XXX VIL, Figg. 31—35, XXXIX, Figsg. 1—9.) Ich habe sie bei den verschiedensten Drüsen getroffen, aber stets wieder nur in solchen, die durch sehr große Kerne ausgezeichnet waren. Eingehender habe ich sie in den Spinndrüsen der Rau- pen, speciell bei Saturmia Pernyi untersucht, und zwar auf vier verschiedenen Entwicklungsstadien. Die Raupen, die ich mir selbst gezüchtet hatte, wurden in Sublimat gehärtet, und die Schnitte wie- der mit Jodgrünfuchsin behandelt. Die wie bei allen Drüsen inten- siv grün sich färbenden Nucleinkörper (Figg. 1—9, Taf. XXXIX) sind meist mikrosomenartig klein, bisweilen (Fig. 1) treten aber neben den Mikrosomen auch größere Makrosomen auf. Durehmustert man die Schnitte der Spinndrüsen von Saturnia bei starker Vergrößerung in Kanadabalsameinschluss, d. h. nach Differenzirung mit absolutem Alkohol, so trifft man sehr verschieden gebaute Kerne meist in demselben Schlauche direkt benachbart: Die einen, mag man sie durch noch so viel Schnitte einer Serie verfol- sen, zeigen nie eine Spur von rotlı färbbarer Nucleolarsubstanz, in anderen trifft man nur einige wenige rothe Nucleolen, auf emem Schnitt oft nur einen einzigen (Fig. 9, Tat. XXXIX), während da- segen eine dritte Art von Kernen einen großen Reichthum an solchen knallrothen Nucleolen aufweist (Figg. 2, 5—8), welehe in dem sonst grünen Kerne scharf hervorstechen. Auf dünnen Schnitten entfärben sie sich bei längerer Differenzirung stark, so dass sie oft nur bei genauem Zusehen zu erkennen sind (Fig. 5). Die rothen Nucleolen sind sehr verschieden groß, manche nur so klein, wie die Mikrosomen unter den Nucleinkörpern, andere dagegen erreichen einen ziemlich ansehnlichen Durchmesser. Zwi- schen beiden finden sich alle Übergänge. Die kleineren Nucleolen sehen meist kompakt aus, während die größeren sehr oft eine stark 632 | E. Rohde, färbbare Randzone und ein helleres Centrum unterscheiden lassen, ja bisweilen direkt ringförmig erscheinen (Figg. 5—8). Einen ähn- lichen Bau der Nucleolen haben wir oben schon bei den verschieden- sten Arten von Kernen konstatirt. Besonders bei den mittelgroßen Raupen begegnete ich öfter in den Spinndrüsen .auffallenden großen Nucleolen mit sehr deutlichen und theilweise sehr eigenartigen Struk- turen (Figg. 7, 8). Die größten hatten nur eine sehr dünne dunkel- rothe Randzone. Ihr Inneres erschien viel matter roth gerärbt und bisweilen wie fein granulirt. Je kleiner sie wurden, desto entwickel- ter zeigte sich die dunkelrothe Randzone, bis schließlich die klein- sten, wie bemerkt, durchweg gleichmäßig intensiv roth gefärbt waren (Fig. 7). Die mittelgroßen Nucleolen enthielten nicht selten in ihrem helleren Inneren ein nucleololusartig grobes stark gefärbtes Korn, wel- ches meist der gleich rothen Randzone ansaß und an die Nucleololus- bildungen erinnerte, die wir besonders bei den uninucleolären Gan- glienzellen im Hauptnucleolus getroffen haben (Fig. 8). Bezüglich des Baues der Speicheldrüsen der Raupen ist be- kanntlich vor Jahren ein Streit zwischen KOoRSCHELT! und MEvEs? resp. FLEMMINnG?® entbrannt. Ersterer behauptete, dass die Spinn- drüsenkerne aus erythrophilen Mikrosomen (im Sinne des HEIDEN- HAIN schen Oxychromatin cf. oben p. 514) und eyanophilen Makrosomen beständen, Nucleolen aber nicht unterscheiden ließen, während die letzteren gleich mir (ef. Figg. 2—9 auf Taf. XXXIX) hier eyanophile Mikrosomen und erythrophile kugelige Nucleolen beschrieben und ab- bildeten. Wenn ein so erfahrener und sorgfältiger Beobachter wie Kor- scHkut mit solcher Beharrlichkeit! die Richtigkeit seiner Befunde vertritt, so entsprechen sie zweifelsohne auch thatsächlichen Verhält- nissen. Zur Erklärung des Gegensatzes zwischen ihm und mir, resp. MEvEs und FLEmMING sei Folgendes bemerkt. Was zunächst die Angabe KorscHELr’s betrifft, dass die Mikro- somen erythrophil sind, so muss vor Allem daran erinnert werden, dass nach meinen Beobachtungen die rothen Nucleolen einerseits in 1 KORSCHELT, a) Über die Struktur der Kerne in den Spinndrüsen der Raupen. Arch. f. mikr. Anat. Bd. XLVII. 1896. — b) Über den Bau der Kerne in den Spinndrüsen der Raupen. Ibid. Bd. XLIX. 189. 2 Meves, Zur Struktur der Kerne in den Spinndrüsen der Bau Ibid. Bd. XLVII. 1897. 3 MERKEL-BONNET, Ergebnisse der Anat. und Entw. »Zelle«. 1895. * Of. die zweite Arbeit KoRScHELT’s, Arch. f. mikr. Anat., 1897, in welcher er die gegentheiligen Angaben von Mevzs bekämpft. Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 633 manchen Kernen ganz fehlen, in den auderen aber in sehr wechseln- der Menge und Größe vorkommen, andererseits oft mikrosomenartig klein sind (cf. die Fig. 2 auf Taf. XXXIX). Wir können uns wohl denken, dass bei manchen Raupen — KorscHELt haben zudem ganz andere Untersuchungsobjekte, d. h. ausschließlich die Raupen einheimi- scher Schmetterlinge vorgelegen als mir — in gewissen Drüsenkernen die mikrosomenartig kleinen rothen von mir als Nucleolen gedeuteten Kügelehen noch bedeutend mehr zunehmen, als ich es beobachtet und in den Figg. 2—9 der Taf. XXXIX abgebildet in so dass die grünen Mikrosomen ganz verschwinden. Es wäre sehr möglich, dass in den verschiedenen ee Zuständen der Drüsen der Phosphorgehalt und im Zusammenhang da- mit auch die Färbbarkeit (cf. oben p. 502) der Mikrosomen stark sich veränderte. Bemerkenswerth bliebe dann aber, dass die Mikrosomen senau denselben rothen Farbenton zeigen wie die großen unzweifel- haften Nucleolen und mit diesen durch alle Zwischenformen bezüg- lich der Größe und Struktur verbunden sind. Was den zweiten Punkt betrifft, in welchem KorscHELT von MEvES resp. mir abweicht, so muss ich betonen, dass auch ich neben den Mikrosomen öfter eyanophile Makrosomen beobachtet habe (cf. oben p. 631), und Meves einen gleichlautenden Befund verzeichnet. Die cyanophilen Makrosomen erreichen oft sogar sehr bedeutende Dimensionen, treten dann allerdings nur in sehr beschränkter Zahl (1 oder 2) im Kern auf, wie ich bei dem zweitältesten Raupenstadium — aber auch nur in diesem, was ich betonen muss — konstatiren konnte (ef. Fig. 3 und 4 auf Taf. XXXIX). Neben diesen großen eyano- philen Makrosomen konnte ich dann einige Mal hier deutlich erythro- phile Mikrosomen unterscheiden. Solche Kernbilder kommen dann schon den KoRScHELT’schen nahe!. Auch KorscHELT betont, dass in den verschiedenen Kernen Makrosomen und Mikrosomen quantitativ stark wechseln und manche Kerne nur aus letzteren bestehen. Nach seinen Abbildungen treten aber bei den von ihm untersuchten Raupen die Makrosomen numerisch . ungleich entwickelter auf, als ich sie bei der von mir benutzten Saturnıa pernyi je annähernd beobachtet habe. . ! Ich wurde auf diese riesigen Makrosomen zuerst auf Glycerinpräparaten aufmerksam und habe sie aus solchen in Fig. 3 und 4 der Taf. XXXIX abge- bildet. Sie zeigten hier denselben intensiv grünen Farbenton wie die Nuclein- körper. Auch nach Alkoholdifferenzirung und Einschluss in Kanadabalsam färb- ten sie sich nicht roth, sie können demnach keine Nucleolen sein. 634 E. Rohde, In ähnlicher Weise, wie ich eben, hat schon KORSCHELT versucht den Gegensatz zwischen seinen und MEvzs’ Beobachtungen zu deuten, indem er schreibt: »Wenn man von einer etwaigen Verschiedenheit der verwendeten Farbstoffe absieht, könnte eine Erklärung des völligen Auseinandergehens unserer Ergebnisse darin gefunden werden, dass man eine Änderung nicht nur in den morphologischen, sondern auch den physikalisch-chemischen Elementen des Kerns in verschiedenen Thätigkeits- (Sekretions-) zuständen der Drüsenzelle annähme. Ich selbst bin jedenfalls geneigt, weitgehende Umänderungen in der Be- schaffenheit der Kerne anzunehmen und habe solche auch gerade für die Spinndrüsenkerne beschrieben. Wo solche. bedeutende morpho- logische oder Strukturveränderungen im Kern sich abspielen, wird auch die Möglichkeit des Vollzugs physikalisch-chemischer Umände- rungen nichts Unwahrscheinliches an sich haben.« KOorRSCHELT konstatirte ferner, dass die Makrosomen oft deutlich sekörnt sind und nimmt zur Erklärung dieses Befundes an, dass die Mikrosomen zu den Makrosomen zusammentreten können; da anderer- seits nach KORSCHELT in vielen Kernen die Makrosomen sehr ent- wickelt sind, in anderen aber gegenüber den Mikrosomen stark zu- rücktreten oder ganz fehlen, so liegen in den von KORSCHELT be- obachteten Spinndrüsen die Kernverhältnisse ganz ähnlich, wie ich sie für die multinucleolären Ganglienzellen beschrieben habe, bei denen die Makrosomen auch nur Konglomerate von Mikrosomen dar- stellen, ferner Makrosomen und Mikrosomen in den verschiedenen Kernen quantitativ stark differiren (ef. oben p. 626), nur mit dem Unterschiede, dass hier Mikrosomen wie Makrosomen stets ausge- sprochen eyanophil sind. Am Schluss seines zweiten Aufsatzes! sagt KorscHhent Folgen- des: »Ob man überhaupt achromatische, chromatische Substanz und Nucleolen in allen Kernen so scharf aus einander halten kann, wie dies vielfach geschieht, ist mir höchst zweifelhaft. Wenn man in verschiedenen Zuständen der Kerne Nucleolen auftreten und wieder schwinden sieht, wird man annehmen müssen, dass sie sich aus den sogenannten achromatischen oder chromatischen Substanzen des Kerns, vielleicht aus beiden, herausbilden. So können sich möglicherweise auch die von mir als Makrosomen bezeichneten Theile in Nueleolen umbilden und das von MeEves angegebene Auftreten von Vacuolen in ihnen würde damit seine Erklärung finden.« ! KORSCHELT, Archiv f. mikr. Anat. Bd. XLIX. Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 635 KORSCHELT vertritt also hier eine der CArnoyY’schen sehr ähn- liche Auffassung, welche vielleicht auch für die Spinndrüsenkerne nach vielen Seiten das Richtige trifft. Da die Nucleolen der Spinndrüsen- kerne oft eine ganz ähnliche Differenzirung aufweisen (cf. Figg. 2 bis 8 auf Taf. XXXIX), wie die zur Auflösung in Nucleinkörper bestimm- ten Knospen der Mutternucleolen der multinucleolären Eier (cf. Figg. 5 bis 12 auf Taf. XXXV), in so fern sich auch bei ihnen die färbbare Substanz sehr oft peripher koncentrirt, so dass sie nicht selten eben- falls ringförmig werden, so sind diese Strukturen möglicherweise auch in gleichem Sinne zu deuten. Doch sei betont, dass ich einen Zer- fall der Randzone der Nucleolen in Nucleinkörper bei Saturnıa nie beobachtet habe, auch bleibt diese Randzone hier meist deutlich roth gefärbt, während sie bei den multinucleolären Eiern die Färbung der Nucleinkörper annimmt. Es ist daher auch nicht ausgeschlossen, dass die mannigfaltigen Strukturen der rothen Nucleolen, die Nucleololen ete. (Fig. 8,T af. XXXIX) wieder der Ausdruck der verschiedenen Sekre- tionszustände sind, in denen sich die Nucleolen befinden, in dem Sinne, in welchem ich mich oben (p. 616 ff.) ausgesprochen habe. Die Thatsache, dass oft direkt benachbarte Kerne eines Spinn- drüsenschlauches (ef. oben p. 631) bald nur eyanophile Mikrosomen, bald neben diesen rothe Nucleolen in sehr wechselnder Menge und Größe enthalten (cf. die Figg. 2—9 auf Taf. XXXIX), beweist jeden- falls schlagend, dass auch hier die rothen Nucleolen aus den eyano- philen Mikrosomen hervorgehen, wie ich dies oben schon für die ver- schiedensten Kernarten nachgewiesen habe (cf. auch den Anhang p. 674). Multinucleoläre Drüsenkerne habe ich ferner noch in dem ein Exkretionsorgan darstellenden Seitengefäß von Ascaris und in den Beindrüsen von Phronmima getroffen, sie aber hier nicht eingehender untersucht. Im übrigen Bau weichen diese beiden aber sowohl von denjenigen der Spinndrüsen von Saturmıa als unter einander stark ab (cf. oben drittes Kapitel). Der große Kern des Seitengefäßes von Ascaris (Figg. 31 A und 31 B, Taf. XXX VIII) erinnert an die multinucleolären Ganglienzellkerne der Gastropoden. Gleich wie bei diesen ist er von einer großen Anzahl sehr verschieden dieker Nucleolen erfüllt. Einen Zerfall der Nucleolen habe ich nicht bemerkt, doch waren meine Untersuchungen zu oberflächlich, um ihn bestimmt in Abrede stellen zu können. Die Nucleinkörper sind theils Mikrosomen theils Makrosomen. Möglicherweise stellen die letzteren auch hier den Ausgangspunkt 636 E. Rohde, für die Nucleolenbildung dar, wie wir es bei den multinucleolären Ganglienzellen als wahrscheinlich, bei den Marpısurschen Gefäßen von Blatta aber als fast zweifellos erkannt haben. Bei den Beindrüsen von Phronima liegen die Nucleolen meist in den Nucleinkörperanhäufungen (ef. oben das dritte Kapitel) so versteckt, dass sie bei Färbung durch Pikrokarmin (Figg. 32—34, Taf. XXXVIH) kaum zur Unterscheidung gelangen. Nach Jodgrünfuchsinbehandlung treten sie dagegen, besonders in Kanadabalsam und nach Diffe- renzirung durch absoluten Alkohol, stets scharf hervor (Fig. 35, Taf. XXXVII). Eben so heben sie sich auch auf Hämatoxylin- präparaten noch ziemlich deutlich durch röthliche Färbung gegenüber den dunkelblauen Nucleinkörpern ab. Sie finden sich meist in be- trächtlicher Zahl und zeigen wieder große Schwankungen im Durch- messer. g. Muskelkerne. (Taf. XXX VII, Figg. 13—21.) Die Nucleolen der Muskelkerne habe ich bei Ascarıs näher untersucht und zwar auf Schnitten von Stücken, die mit Osmiumsäure gehärtet und durch Pikrokarmin nachgefärbt waren, eine Behand- lung, welche die Nucleolen sehr scharf hervortreten lässt (cf. oben p- 624). Die Muskelkerne (Figg. 13—21, Taf. XXXVII) von Ascaris kommen im Durchmesser etwa den oben beschriebenen Ganglienzell- kernen der Wirbelthiere gleich und gehören wie diese (und über- haupt alle kleineren Kernformen) dem uninucleolären Typus an. Im Vergleich zu dem riesigen Umfang der Muskelzellen von Ascaris selbst sind ihre Kerne nur verschwindend klein, ein Beweis, dass die Multinucleolarität nur Hand in Hand mit der Größe der Kerne nicht aber mit derjenigen der Zellen selbst geht (ef. oben p. 561). Wie bei den uninucleolären . Ganglienzellen der Wirbelthiere kommen auch in den Muskelzellkernen von Ascaris öfter nicht nur ein, sondern zwei bis drei Nucleolen vor. Ja bisweilen ent- hält der Kern eine noch größere Zahl. Das sind aber Ausnahme- zustände, welche wahrscheinlich mit einer Auflösung der Nucleolen im Zusammenhang stehen, da die letzteren in diesem Falle Strukturen annehmen, wie wir sie beim Zerfall der Nucleolen der multinucleolären kKier des Frosches getroffen haben. | Ist nur ein Nucleolus vorhanden, so zeigt dieser, abgesehen von einer bald mehr bald weniger entwickelten durch dunklere Färbung Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 637 ausgezeichneten Randzone, meist keine weiteren Strukturen in seinem Inneren, sondern ein homogenes Aussehen (Fig. 19). Treten mehrere Nucleolen auf, so sind diese, wie das die Fig. 21 wahrscheinlich macht, durch Theilung aus dem ersten hervorgegangen. Diese Theilstücke zeigen oft noch denselben Bau wie der Mutternucleolus, meist aber verändern sie sich in sehr ähnlicher Weise wie wir es an den zur Auflösung bestimmten Knospen der Mutternucleolen bei den multinucleolären Eiern beobachtet haben. So trifft man zunächst oft Nucleolen, welche die dunkle Randzone besonders stark entwickelt zeigen oder direkt ringförmig sind (Figg. 15, 18, Taf. XXX VII), d. h. es tritt bei ihnen genau wie bei den Knospen der multinucleolären Eier eine periphere Koncentrirung der Nucleolarsubstanz in wachsendem Maße ein. Bei den multi- nucleolären Eiern des Frosches erfolgt ein Zerfall der Randzone in kleine Nucleinkörper. Auch bei den Muskelkernen von Ascaris er- scheint die Randzone der Nucleolen bisweilen nicht ganz geschlossen, sondern in bestimmten Fällen wie in Körner aufgelöst. Sehr interessant ist ferner die Beobachtung, dass die ringförmi- sen Stücke sich oft knospenartig von den noch kompakten Mutter- nucleolen abschnüren, wie dies Fig. 18 zeigt. Häufig kommt nicht ein einziger großer, sondern viele kleine Ringe zur Loslösung (Fig. 17). Nicht selten traf ich solche Ringe in großer Zahl und von sehr verschiedenem Durchmesser peripher einer feinkörnigen Masse auf- gelagert, welche durch dunklere Färbung von dem übrigen Kerninhalt abstach und in ihren Umrissen mit der Form und Größe eines großen Mutternucleolus übereinstimmte (Fig. 13). Offenbar haben wir es in derselben mit den Resten eines theilweise in Ringe zerfallenden Mutternucleolus zu thun. Bisweilen wächst ein Mutternucleolus zu bedeutenderer Größe heran und löst sich dann in feine Körnchen oder Ringe auf. Die Figg. 20, 17, 14 zeigen drei verschiedene Stadien dieser Auflösung eines großen Nucleolus. In Fig. 17 und 14 erscheint dieser Nucleolus nur noch als ein kaum mehr scharf begrenzter rundlicher Haufen feiner Körnchen, der durch stärkere Färbung in dem Kern hervorfritt. Öfter sieht man Nucleolen der gewöhnlichen Größe von einem Schwarm solcher feiner dunkler Körnchen umgeben, welcher möglicher- weise auch nur das Auflösungsprodukt eines großen Mutternucleolus darstellt (Fig. 18). In diesem Wolkenschwarm kann man oft bei genauerem Zusehen noch die schwachen Umrisse von Ringen unter- scheiden (Fig. 18). 638 _E. Rohde, Bisweilen sieht man auch kleinere Nucleolen, resp. Theilstücke gleich feinkörnig zerfallen (Fig. 20). Also alles Anklänge an die oben beschriebenen Auflösungserscheinungen der Nucleolen der multi- und uninucleolären Eier! Einmal traf ich (Fig. 14) eine lange Perlschnur dicker dnnkel- rother Stücke, die durch helle Zwischenglieder mit einander ver- bunden waren. Diese Perlschnur entspricht im Bau also vollständig sewissen Perlschnüren, die ich im Ei des Frosches aus den Mutter- nucleolen durch fortgesetzte Theilung hervorgehen sah (ef. z. B. Fig. 14, Taf. XXXV). Rechts neben der Perlschnur und oberhalb des großen hellen Nucleolus bei « liegt in Fig. 14, Taf. XXXVII ein kugeliges Stück, das wie ein abgelöstes Glied dieser Perlschnur aussieht und peripher wieder in mehrere kleinere dunkle Stücke zerfallen ist, genau wie ich es auch für den Frosch beschrieben habe (ef. Taf. XXXV z. B. Fig. 2, Fig. 5 bei a, d,; e ete.): Die von CArnoY und von mir bei den multinucleolären Eiern beobachtete Auflösung der Nucleolen ist also offenbar keineswegs auf die Eier beschränkt, sondern hat auch unter den Gewebszellen Ver- breitung. Meine Beobachtung über die Nucleolarverhältnisse der Metazoen will ich mit ein paar kurzen Bemerkungen über die Nucleolen der kleinen im zweiten Kapitel (cf. p. 509) erwähnten eyanophilen Kerne beschließen, bei denen die Grünfärbbarkeit der Nucleinkörper meist Hand in Hand mit starker Theilungsfähigkeit der Zelle geht (ef. oben p. 510 ff.). Ich meine besonders die Neurogliakerne der Wirbel- thiere und die Follikelepithelkerne des Säugethiereies. Sie gehören wie alle kleinen Kerne dem uninucleolären Typus an und zeigen nach Jodgrünfuchsinbehandlung und Differenzirung durch absoluten Alkohol auf Kanadabalsamschnitten meist deutlich einen, bisweilen auch zwei, selten mehr, intensiv rothfärbbare Nucleolen. Wahrschein- lich kommen daneben aber ähnlich wie z. B. bei den im Wesentlichen gleich gebauten uninucleolären Drüsenkernen der MALpisHr schen Ge- fäße von Blatta auch Jugendzustände ohne rothfärbbare Nucleolen vor. Die Rothfärbbarkeit der Nucleolen ist auch hier wieder besonders im Inneren stärker entwickelt. Wenigstens zeigen Glycerinschnitte, auf denen das Roth schnell vergeht, das Centrum stets heller und noch mit rosa Nuance (ef. p. 594 u. 631), die Randzone aber deutlich grün gefärbt. Bei starker Differenzirung durch absoluten Alkohol zeigen Untersuchungen über den Bau der Zelle. T. 539 auch Kanadabalsamschnitte oft das centrale Roth nur noch ganz schwach oder gar nicht mehr (ef. Taf. XXAVII, Fig. 1 fepk). h. Protozoen. A. Infusorien. (Taf. XXXVII, Fig. 22—26.) Differenzirt man mit Sublimat gehärtete und durch Jodgrün- fuchsin gefärbte Exemplare von Stylonychia durch Glycerin, so sieht man (Fig. 26) den Makronucleolus ganz erfüllt von grünen Nucleolen sehr verschiedener Größe, denen gegenüber die gleich grünen Mikro- somen und Makrosomen stark zurücktreten (ef. oben drittes Kapitel, p- 545). Die Nucleolen erscheinen bald kompakt, meist aber differen- zirt in eine dunkler grüne Randzone und helleres Centrum. Es findet also auch hier, wie bei vielen Metazoen, eine periphere An- häufung der Nucleolarsubstanz statt. In derselben Weise behandelte Thiere von Paramaecium (Figg. 22, 25) und Stentor (Fig. 25) zeigen im Wesentlichen den gleichen Bau, nur treten die Nucleolen in viel geringerer Zahl auf. Bei Paramaecium, wo sie noch ziemlich häufig sind, koncentrirt sich in ihnen besonders oft die Substanz peripher, bisweilen in dem Maße, dass sie direkt ringförmig aussehen (Fig. 23). Stentor zeigt in der Fig. 25 nur einige wenige ganz kleine Nucleolen, enthält aber daneben noch etwas größere, welche in der abgebildeten Lage des Kerns nicht deutlich wurden. Lässt man isolirte Kerne von Stentor unter dem Deckglas rollen, so beobachtet man oft in _ ihnen einen sehr großen grünen Nucleolus. Doch habe ich nicht ent- scheiden können, ob wir es hier mit einem ständigen Gebilde der Stentor-Kerne zu thun haben (ef. oben drittes Kapitel). Die sichere Entscheidung, ob die Kerne der Infusorien roth färb- bare Nucleolarsubstanz enthalten oder nicht, giebt nur Alkoholdiffe- renzirung mit nachfolgendem Kanadabalsameinschluss, da, wie schon öfter für die Metazoenkerne bemerkt, durch Glycerin die rothen Nu- eleolen sehr leicht verblassen und undeutlich werden, während sie in Kanadabalsam und nach Differenzirung durch absoluten Alkohol stets dauernd durch knallrothe Farbe im Kern scharf hervorstechen. Die Alkoholdifferenzirung ist aber bei den Protozoen ungleich schwieriger als die Behandlung mit Glycerin. Ich habe nur von Stentor gut differenzirte Kanadabalsampräparate erhalten, aber auf diesen nie eine Rothfärbung der Nucleolen erkennen können. Selbst der große eben erwähnte Nucleolus zeigte sich ausgeprägt eyanophil. Da ferner auf den Glycerinpräparaten der Zellleib der Infusorien stets deutlich 640 E. Rohde, erythrophil im Gegensatz zu dem cyanophilen Kern reagirte (ef. Fig. 26), im Kern sich aber auch bei Stylonychria und Paramaeeium nie auch nur eine Spur von roth färbbarer Nucleolarsubstanz entdecken ließ, so bleiben die Nucleolen der Infusorien höchst wahrscheinlich auf dem grünen Zustande dauernd stehen, den wir bei den Metazoen als Ausgangsstadium der rothen Nucleolen entweder nur in der frühesten Entwicklungsstufe der Zellen (multinucleoläre Eier ef. oben p. 992, uninucleoläre Ganglienzellen cf. oben p. 612 ff.) oder auch noch später (multinucleoläre Ganglienzellen ef. oben p. 627, uninucleoläre Drüsenzellen cf. oben p. 629) kennen gelernt haben. Wie schon be- merkt, finden sich die Nucleolen in allen Größen vor. Wahrschein- lich stellen auch hier wieder die größten die ältesten, die kleinsten die jüngsten Nucleolenformen dar (cf. hierüber auch die multinucleo- lären Ganglienzellen p. 624, 627 und Figg. 1, 6, Taf. XXXII. Ob die kleinsten Nucleolen aus den Makrosomen hervorgehen (cf. oben p. 628), oder ob die Mikrosomen vielleicht selbständig zu einem Nucleolus heranwachsen, wie dies auch Carnoy bei den multinueleolären Eiern für manche Fälle annimmt (cf. oben p. 562), habe ich nicht ent- scheiden können. Die Strukturverhältnisse besonders der Sienior- Kerne sprechen stark für den letzteren Modus. Bemerken will ich, dass bei einem Infusor, dessen Identität ich nicht genau feststellen konnte, die Nucleolen durchweg einen aus- geprägt körnigen Bau zeigten und die Körnchen derselben in der Stärke ziemlich genau mit den Mikrosomen übereinstimmten (Fig. 24, Taf. XXXVIO). Möglicherweise haben wir es hier mit Nucleolen zu thun, die sich im Carnoy’schen Sinne neugebildet haben, d.h. durch Zusammenballen einer großen Anzahl von Mikrosomen entstanden sind. Doch könnte eben so gut wieder ein Zerfall der Nucleolen in Mikro- somen vorliegen (cf. z. B. oben p. 982 über die zweitheiligen Nu- cleolen des Froscheies). Eingehendere Untersuchungen würden hier sehr nothwendig sein und wahrscheinlich diesbezüglich sehr inter- essante Resultate zu Tage fördern. B. Actinosphaerium. (Taf. XXX VIII, Fig. 27—30.) Nucleolen habe ich hier überhaupt nicht nachweisen können, sondern nur Makrosomen und Mikrosomen. R. HEerrwıiG! giebt an, dass in den eneystirten Actinosphärien den rothen Nueleolen der iR. HERTWIG, 1. ce. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 641 Metazoen entsprechende Bildungen vorkommen, solche den freien Formen aber fehlen. Das letztere kann ich bestätigen. Ich habe nur frei lebende Thiere untersucht, hier aber weder grüne noch rothe Nucleolen getroffen. Was die Makrosomen anbetrifft, so weisen diese in den ein- zelnen Kernen eine ganz unglaubliche Verschiedenheit auf, sowohl was die Menge als die Größe und die Form anbelangt (cf. oben das dritte Kapitel p. 547), so dass zweifelsohne eine ununter- brochene Auflösung derselben in Mikrosomen und Neu- bildung aus letzteren erfolgt, d. h. also ähnliche Verhält- nisse vorliegen, wie wir sie oben bei den multinucleolären Ganglienzellen zwischen Mikrosomen und Makrosomen, bei den uninucleolären Eiern und Ganglienzellen zwischen Mikrosomen und Nebennucleolen und bei den multinucleo- lären Eiern zwischen Mikrosomen und Nucleolen allgemein gefunden haben. I. Anhang. A. Die zweitheiligen Nucleolen der Autoren und ihre Deutung. Durch meine eingehenden Untersuchungen der Nucleolen bin ich, wie ich glaube, auf den richtigen Weg gewiesen worden, wie die zweitheiligen Nucleolen der Autoren zu deuten sind. Einer der Ersten, der auf sie aufmerksam machte, war LEY- DIG!, speciell bei den Eiern von Üyclas cornea. Genauer unter- sucht wurde diese Art Nucleolen zuerst von FLEMMING?, ebenfalls bei Lamellibranchiaten. Er unterschied hier an den Keimflecken einen kleineren stark lichtbrechenden, intensiv färbbaren Theil und einen größeren blasseren schwächer chromatischen Abschnitt von der- selben Lichtbrechung, Quellbarkeit und Tinktionsfähigkeit wie die kleineren Nebennucleolen, die gleichzeitig neben dem großen zwei- theiligen Hauptnucleolus auftreten. Entweder hingen die beiden, ‚sich so verschieden verhaltenden Partien des Hauptnucleolus zu- sammen, oder sie traten nur mit einander in Berührung oder lagen selbst ganz getrennt. Ganz ähnliche Verhältnisse konstatirte O. 1 LEyDIG, Über Oyclas cornea. Arch. f. Anat. u. Phys. 1855. 2 FLEMMING, a) Studien zu der Entwicklungsgesch. der Najaden. Sitzungs- berichte d. Kais. Akad. zu Wien. Bd. LXXI. Abth. IH. — b) Über die ersten Entwicklungserscheinungen am Ei der Teichmuschel. Arch. f. mikr. Anat. Bd.X. 1874. — oJ l. e. Zeitschrift f,. wissensch. Zoologie. LXXII. Bd. AD 642 E. Rohde, HERTwIG! von den Keimflecken und zwar nicht nur bei den Lamelli- branchiaten, sondern bei noch verschiedenen anderen Wirbellosen. Auch HÄcker? schließt sich in der Deutung der beiden Abschnitte der zweitheiligen Nucleolen FLEMMING an. Nach Ogst3, welcher die zweitheiligen Keimflecke zuerst mit rothblauen Farbenstoffgemischen untersuchte, setzen sich dieselben bei Pulmonaten, Lamellibranchiaten und Spinnen aus eyanophiler und erythrophiler Substanz zusammen, aber in sehr wechselndem Verhältnis, indem bald die eine, bald die andere überwiegt. List? behandelte die zweitheiligen Keimflecke von Mythilus und Pholas mit gelbem Blutlaugensalz und Salzsäure und konstatirte, dass die Nebennucleolarsubstanz im Sinne FLEMMING’s die typische Berliner Blaureaktion zeigte, der von FLEMMIn@ als stark lichtbrechend und stärker färbbar charakterisirte Abschnitt der doppeltheiligen Nucleolen aber farblos blieb. List bezeichnet nur den letzteren als Hauptnucleolus, seine Substanz nennt er »Nu- clein«, und die Nebennuclearmasse »Paranuclein<«. Bei Nachfärbung mit Karmin tingirte sich nur sein »Nuclein« roth. Es entstand so auch eine Doppelfärbung der zweitheiligen Nucleolen, aber in einem ande- ren Sinne als bei den gewöhnlichen rothblauen Farbstoffgemischen, wie Oßst und ich sie angewandt haben, in so fern bei diesen die Rothfärbung gerade die nucleinfreien (resp. sehr nucleinarmen) Theile kennzeichnet. Was meine eigenen Untersuchungen über diesen Gegenstand be- trifft, so liegen die ersten derselben weit zurück und sind schon längst veröffentlicht®, aber bisher vollständig übersehen worden. Sie beziehen sich im Gegensatz zu den eben mitgetheilten Befunden nicht auf die 1 O. HERTWIG, Beiträge zur Kenntnis der Bildung und Befruchtung der thierischen Eier. Morphol. Jahrb. Bd. I—-IV. 2 HÄCKER, |. ce. 3 OBST, Untersuchungen über das Verhalten der Nucleolen bei der Eibildung einiger Mollusken und Arachnoiden. Diese Zeitschr. Bd. LXVI. Jahrg. 1899. * Lıst, Beiträge zur Chemie der Zelle und Gewebe. Mitth. aus der Zool. Station zu Neapel. 1896. 5 Die Nucleolen der multinucleolären Eier der niederen Wirbelthiere färb- ten bei der Liıst’schen Methode sich auch blau. List nennt sie darum gleich HäÄcker ebenfalls Nebennucleolen. Dasselbe trat aber auch ein bei den Nucleo- len der Gewebszellen (der Mollusken und der Vertebraten), eben so bei dem Hauptnucleolus der (uninucleolären) Eier der Echinodermen, deren Substanz LisT desshalb im Gegensatz zu HÄCKER, FLEMMING und mir ebenfalls als Neben- nucleolarsubstanz betrachtet. 6 ROHDE, Histologische Untersuchungen über das Nervensystem der Poly- chäten. ScHNEiDer’s Zool. Beitr. Bd. I. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 643 Keimflecke der Eier, sondern auf die Ganglienzellen, bei denen, so viel ich weiß, von anderer Seite zweitheilige Nucleolen noch nicht konstatirt worden sind, und zwar speciell auf die Ganglienzellen der Polychäten. Hier treten ebenfalls doppeltheilige Nucleolen auf, aber nicht in allen Zellen, sondern nur in den größten, welche auch sonst von den kleineren sich im Bau unterscheiden, wie ich in der eben eitirten Arbeit des Weiteren ausgeführt habe. Diese zweitheiligen Nucleolen zeigen genau dasselbe Verhalten, wie es FLEMMING von denen der Eier angegeben hat, d.h. sie zerfallen in einen kleineren stark lichtbrechenden und durch Karmin leicht färbbaren und in einen srößeren blasseren, schwächer chromatischen Abschnitt, welche beide in der Regel getrennt von einander liegen!. Leider hatte ich in den letzten Jahren kein brauchbares Material mehr zur Verfügung, um das Verhalten dieser Doppelnucleolen gegenüber den rothblauen Farb- stoffgemischen genügend zu prüfen. Meine diesbezüglichen Schnitte eigneten sich auch nicht mehr für diese Methode, da sie schon jahre- lang in Glycerin gelegen hatten. Wohl aber kann ich berechtigte Schlüsse auf die Zusammensetzung der doppeltheiligen Nucleolen der Polychäten aus dem Verhalten der Nucleolen der Oligochäten ziehen. Denn die Ganglienzellen der Oligochäten wie der Polychäten sind genau nach demselben Typus, nämlich wie bei den Wirbel- thieren, uninucleolär gebaut. Bei den Oligochäten zeigt nun der Hauptnucleolus die gleiche starke Liehtbrechung und Färbbarkeit, die den kleineren Abschnitt des Doppelnucleolus der Polychäten aus- zeichnet. Der Hauptnucleolus der Oligochäten erweist sich ferner bei Anwendung von Jodgrünfuchsin wie bei den Wirbelthieren als ausgesprochen erythrophil. Dieselbe Reaktion dürfen wir dann für den kleineren Abschnitt der doppeltheiligen Nucleolen der Polychä- ten folgern. Demselben fehlt demnach, wie ich List gegenüber be- tonen will, das Nuclein. Dagegen müssen wir von dem größeren Abschnitt der Doppelnucleolen, der nach FLEMMING in seinem Ver- halten mit den Nebennucleolen übereinstimmt, annehmen, dass er gleich den letzteren (ef. oben p. 530) Nuclein, wenn auch vielleicht phosphor- ärmeres enthält. Eine gleiche Auffassung hat schon O. HEerrTwıG? für die doppeltheiligen Nucleolen der Keimbläschen vertreten, indem er den großen blasseren Abschnitt dem Nuclein, den kleineren stärker tingirbaren dem Paranuclein oder Pyrenin entsprechen lässt, unter 1 Of. in meiner eben eitirten Abhandlung z. B. Fig. 44—47, Taf. IV. 2 O0. Herrwig, Beiträge zur Kenntnis der Bildung, Befruchtung und Thei- lung des thierischen Eies. III. Theil. Morphol. Jahrb. 1878. IV. Bd. p. 199. 42* 644 E. Rohde, welch letzteren Ausdrücken er die Substanz der erythrophilen Nu- cleolen versteht. Da, wie bemerkt, die Zweitheiligkeit des Hauptnucleolus sich nur bei den größten Ganglienzellen der Polychäten findet, die zweifellos auch wieder gleichzeitig die ältesten sind wie bei den Wirbelthieren und Gastropoden (cf. oben), so dürfen wir annehmen, dass die Doppeltheiligkeit des Hauptnucleolus erst eine spätere Diffe- renzirung ist und der Hauptnucleolus stets ursprünglich uniform ist!. Zweitheilige Nucleolen habe ich ferner oben theils bei den Eiern vom Frosch theils bei den Muskelkernen von Ascaris beschrieben. Durch die hier mitgetheilten Befunde erfahren aber die doppeltheiligen Nucleolen der Autoren eine ganz neue Be- leuehtung. Bei den zweitheiligen Nucleolen des Froscheies unter- scheiden wir (cf. oben p. 982 ff. und Figg. 16—19 von Taf. XXXVD genau wie bei den doppeltheiligen Nucieolen der Autoren resp. den von mir bei den Polychäten beschriebenen einen durch Jodgrünfuchsin rothfärbbaren nucleinfreien und einen zweiten gleich den Nuclein- körpern eyanophilen und nucleinhaltigen Abschnitt, welch’ letzterer Anfangs mit dem ersteren in Zusammenhang steht, später aber sich von ihm ablöst und selbständig erscheint. Auch beim Frosch gehen die zweitheiligen Nucleolen aus ursprünglich einheitlich gebauten Nucleolen hervor. Dasselbe gilt von den zweitheiligen Nucleolen der Muskelkerne von Ascaris und der Ganglienzellen der Polychäten. Bei den ersteren trennt sich ebenfalls oft von dem uniform angeleg- ten Hauptnucleolus ein Theil ab, der größer, dabei in Osmiumsäure gleichzeitig blasser wird und wahrscheinlich nucleinhaltig ist, da Nucleinkörper in Osmiumsäure stark verblassen. Die nucleinhaltigen Theile der doppeltheiligen Nucleolen des Froscheies wie der Muskelkerne von Ascars lösen sich nun, wie be- sonders bei ersterem verfolgt werden konnte (cf. Figg. 16-22 auf Taf. XXXVI), allmählich in Nucleinkörper auf. Es liegt daher der Schluss wohl nahe, dass wir es auch bei den doppelthei- ligen Nucleolen der Autoren mit einer Auflösungsfigur des Hauptnucleolus im Sinne CArnoY’s zu thun haben, um so mehr, als offenbar auch bei ihnen die Doppeltheiligkeit i OBst giebt ebenfalls an, dass die zweitheiligen Nucleolen anfänglich ein- heitlich gebaut, und zwar durchweg eyanophil sind. Dies stimmt in so fern mit meinen oben mitgetheilten Untersuchungen überein, als wir ja gesehen haben, dass alle erythrophilen Nucleolen ursprünglich eyanophil sind, d. h. aus einem grünen Nucleolenstadium hervorgehen. Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 645 erst eine zu bestimmter Zeit eintretende spätere Differen- zirung des Hauptnucleolus darstellt. | B. Wanderung der Nucleolen und von den Nucleolen ausgehende Neuzellbildung. Ich habe schon vor Jahren! über eigenartige Vorgänge ausführ- lich berichtet, die sich bei den multinucleolären Ganglienzellen der Meeresgastropoden abspielen und zu einer von den Nucleolen aus- gehenden Neuzellbildung führen. Es treten nämlich in den größten, d. h. ältesten Ganglienzellen, die ganz riesige Dimensionen erlangen, die Nucleolen zuerst aus dem Kern in den Zellleib über und schließ- lich auch aus letzterem heraus, während sich gleichzeitig ein Theil der Mutterzelle mit abschnürt, so dass dann der Nucleolus zum Kern einer jungen Zelle wird. Ich habe in meiner eben eitirten Arbeit diese Verhältnisse durch Zeichnungen erläutert. Heut will ich nur der Vollständigkeit halber meine einschlägigen Beobachtungen noch einmal kurz berühren und meine Angaben durch ein Paar Photographien zu erhärten suchen. Die Photographien Figg. 1—3 auf Taf. XL stellen drei in kurzer Entfernung hinter einander folgende Schnitte durch eine solehe Riesenganglienzelle von Doris dar und zwar bei schwächerer Vergrößerung. Fig. 1 zeigt uns nur einen großen Nucleolus im Inneren des Kerns, aber sehr viel Nucleolen außerhalb desselben im Zellleib zerstreut in sehr wechselnder Größe und Lage, theilweise ganz peripher. In Fig. 2 ist rechts unten bei fx einer dieser extranucleären Nucleolen aus der Ganglienzelle herausgetreten und umhüllt von einem kleinen Zellkörper, der eine Knospe der großen Mutterzelle darstellt und mit letzterer noch theilweise in Verbindung erscheint. In Fig. 3 liegt ebenfalls rechts, aber noch weiter unten, bei ix eine zweite solche Knospe, welche aber bereits vollständig von der Mutterzelle losgelöst ist, jedoch wieder einen durch seine typische dunkle Farbe stark her- vorstechenden Nucleolus der Mutterzelle als Kern enthält. Auch in den Ganglienzellen der Wirbelthiere wandert der Haupt- nucleolus, resp. Theilstücke von diesem, wenn auch wahrscheinlich nur sehr selten, worüber ich mich ebenfalls schon an anderem Orte? eingehend ausgelassen habe. Ich gebe diesmal ein paar Abbildungen ! RoHDE, Ganglienzellkern und Neuroglia. Ein Kapitel über Vermehrung und Wachsthum von Ganglienzellen. Archiv f. mikr. Anatomie. 1896. 2 ROHDE, a) Über das Wesen der Nueleolen und Centrosomen. Sitzung der zoolog. botan. Sektion der Schles. Ges. für Vaterländ. Kultur zu Breslau am 24. Nov. 1898. — b) Die Ganglienzelle. Diese Zeitschr. 1898. 646 E. Rohde, zweier Spinalganglienzellen des Hundes (Figg. 27, 28, Taf. XXXII), welche sich kaum anders deuten lassen, als dass Stücke des Haupt- nucleolus sich loslösen, um in den Zellleib überzutreten. Ein Gleiches gilt drittens von den Eizellen von Cobetis. Auf der frühesten der drei von mir hier untersuchten Entwicklungsstufen des Eies (cf. oben p. 595), auf welcher die größten, d. h. ältesten Eier sich auf dem in Fig. 10, Taf. XXXVIH abgebildeten Stadium befanden, d.h. an eine Dotterbildung noch nicht zu denken war, traf ich nämlich zwischen diesen älteren Eiern (Fig. 10) allenthalben viel kleinere, welche (Figg. 11—13, Taf. XXXVI) in ihrem Zellleib sehr verschieden große Kugeln enthielten, die im Bau und Färbungs- vermögen bei Alaunkarmin genau mit den im Inneren des Kerns be- findlichen Nucleolen übereinstimmten, bald in der Einzahl, bald in der Mehrzahl auftraten und bisweilen der Kernmembran direkt an- lagen, ja einige Male den Eindruck machten, als wenn sie mit einem Theil noch im Kern steckten. Ich betone, dass ich diese nucleolen- artigen extranucleären Kugeln nur in dem einen Entwicklungsstadium des Ovariums und stets nur in kleinen Eiern ganz bestimmter Größe, hier aber fast ausnahmslos beobachtet habe, auf anderen Entwick- lungsstadien des Eies dagegen nie. Wohl aber traf ich in den älteren Eiern dieser Ovarien sehr oft wurstförmige Gebilde, welche färberisch ebenfalls genau mit den Nucleolen übereinstimmten, bei genauerem Zusehen sich oft deutlich als Konglomerate kleinerer Kugeln erkennen ließen und vielleicht den Dotterkernen der Autoren entsprechen (Fig. 10). Nach meinen Beobachtungen bei den Ganglienzellen zweifle ich nicht, dass wir es auch in diesem Falle mit wandernden Nucleolen zu thun haben, die sich außerhalb des Kerns zu dem Dotterkern zusammenballen. Ahnliche Beobachtungen liegen auch für Ascidieneier!, für Blut- zellen? und Protozoen® vor“. 3. Zusammenfassung. Bei den Metazoen unterscheiden wir bezüglich der Nucleolen zwei Typen von Kernen: die einen sind multinucleolär, d. h. sie ent- halten viele große erythrophile, bei Anwendung rothblauer Farbstoff- 1 Fo, Journal de Mierograph. 1877. — Compt. rend. de l’Acad. d. sc. 1883. — Recueil zool. Suisse. 1884. 2 BREHMER, Arch. f. mikr. Anat. Bd. XLV. 3 SCHAUDINN, 1. c. * Cf. auch meine Abhandlung: »Die Ganglienzelle«. 1. e. Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 647 semische roth färbbare Nucleolen, die anderen sind uninucleolär, d.h. durch einen einzigen großen dominirend auftretenden erythrophilen Nucleolus ausgezeichnet. Dieser Gegensatz zwischen den Kernen findet sich bei den ver- schiedensten Arten von Zellen, sowohl Gewebs- als Geschlechtszellen. Unter den Eiern enthalten diejenigen der niederen Wirbelthiere, d. h. der Knochenfische und Amphibien, multinucleoläre Kerne. In den Kernen der Amphibieneier stehen die Nucleolen im eng- sten genetischen Zusammenhang mit den Nucleinkörpern, in so fern sie wiederholt, d. h. in den verschiedensten Stadien der Eientwick- lung in Nucleinkörper sich auflösen und aus diesen wieder neu ent- stehen. Die Auflösung der Nucleolen erfolgt in der Mehrzahl der Fälle durch fortgesetzte Theilung, resp. Knospung und Sprossung. Der reife, d.h. vor dem Zerfall stehende Nucleolus ist stets stark färb- bar (durch DELAFIELD’sches Hämatoxylin intensiv schwarz, Taf. XXXV, durch Jodgrünfuchsin knallroth, Taf. XXXVI) und lässt oft in seinem Inneren eine stärker gefärbte gerüstartig gebaute und eine hellere Zwischensubstanz von häufig vacuolenartigem Habitus unterscheiden, Strukturen, die im ruhenden, d. h. noch nicht in Theilung begriffenen Nucleolus sehr verschwommen erscheinen und erst bei gewissen Thei- lungen deutlicher hervortreten. Die ersten Theilungen des reifen Nucleolus vollziehen sich (ef. Taf. XXXV) meist genau in der Form der direkten Kerntheilung, d.h. der Nucleolus schnürt sich zuerst semmelartig in der Mitte ein und zerbricht in zwei Stücke, die aus einander weichen, bisweilen aber noch längere Zeit durch einen ganz dünnen Faden in Verbindung bleiben, wie dies bei der direkten Kerntheilung auch öfter vorkommt. Nicht selten theilen sich die Tochterstücke, ehe sie sich noch vom Mutternucleolus losgelöst haben, abermals, die Enkelstücke unter glei- chen Verhältnissen wiederum ete. Erfolgt in diesem Falle die Theilung stets in derselben Richtung, so entstehen dadurch perlschnurartige Bil- dungen, deren einzelne Glieder dann später wiederum senkrecht zur Längsachse der Perlschnur Seitenstücke, resp. sekundäre Perlschnur- sprossen bilden können. Öfter ist das bei der Theilung aus dem Mutternucleolus hervor- sehende Tochterstück bedeutend kleiner als ersterer. Es erscheint dann als Knospe. Häufig treibt der Mutternucleolus gleichzeitig an verschiedenen Stellen seiner Oberfläche Knospen, welche ihm entweder direkt an- sitzen oder mit ihm wieder durch einen dünnen bald längeren bald 648 E. Rohde, kürzeren Faden in Zusammenhang stehen, d. h. gestielt sind und gleichfalls wieder bald viel- bald wenig-gliedrige Perlschnursprossen erzeugen können (Taf. XXXV). Häufig entstehen bei der Theilung zwischen den beiden Tochter- stücken breite Verbindungsstücke, in denen das dunkelgefärbte ver- schwommene Gerüstwerk der Tochterstücke deutlich eine fädig-netzige Struktur und gleichzeitig die Zwischensubstanz ein helleres Aussehen annimmt. Dadurch gewinnen die Theilungsfiguren der Nucleolen oft eine gewisse äußere Ähnlichkeit mit bestimmten Bildern der Karyokinese (ef. Taf. XXXVL, Figg. 1, 2). | Bilden die Tochterstücke, ehe sie sich von einander lösen, Enkelstücke ete., so entstehen in diesem Falle Ketten, in denen dunk- lere undeutlich strukturirte, knotenartig verdickte Stücke (das sind die Tochterstücke, Enkelstücke ete.), mit helleren deutlich fädigen Stücken (das sind die Verbindungsstücke) abwechseln (Taf. XXXVIL, Fig. 1). Bei vielen dieser Ketten kann man die Beobachtung machen, dass die Theilstücke, je jünger, resp. was in der Regel zusammentrifft, je kleiner sie sind, ebenfalls immer deutlicher fädig und dabei gleich- zeitig sammt ihrem Verbindungsstücke stetig heller und in ihrer Fär- bung den Nucleinkörpern immer ähnlicher werden (Taf. XXX VII, Fig. 1). Die gröberen Theilstücke, resp. Knospen, welche aus den reifen Nucleolen in der eben beschriebenen, theils einfachen, der direkten Kerntheilung gleichenden, theils komplieirteren, an die Karyokinese äußerlich erinnernden Weise entstanden sind, lösen sich nun auf sehr verschiedene Art in die Nucleinkörper auf. Oft zerfallen dieselben, ohne dass sie sich von einander, resp. dem Mutternucleolus lösen, durch fortgesetzte Theilungen in kleinste Stücke von der Größe, Form und Struktur der Nucleinkörper, so dass an Stelle des ursprünglichen großen Mutternucleolus ein Haufen kleiner Nucleinkörper zu liegen kommt (Taf. XXXV, Figg. 2—4). Meist erfolgt der Zerfall durch Bildung von Knospen, welche allenthalben an der Oberfläche der gröberen Theilstücke entstehen, wieder entweder sitzend oder gestielt sind und oft durch weitere Sprossung kleingliederige Ketten bilden, die erst später in ihre ein- zelnen Glieder, d. h. die Nucleinkörper sich auflösen (cf. Taf. XXXV). Besonders bemerkenswerth ist, dass die gröberen Theilstücke, welche in der eben beschriebenen Art zerfallen, in der Regel dem Mutternueleolus gegenüber durch helleres Aussehen charakterisirt sind, nur in der Randzone bleiben sie ebenfalls dunkler gefärbt. Auch die Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 649 aus ihnen hervorgehenden kleineren Theilstücke bis zu den kleinsten von der Größe der Nucleinkörper behalten sämmtlich diese Differen- zirung und stimmen dadurch genau mit den Nucleinkörpern überein, welche meist deutlich ein helles Oentrum und dunkleren Rand er- kennen lassen (cf. Taf. XXXV) | In anderen Fällen rücken die gröberen (d. h. die ersten) Theil- stücke vom Mutternucleolus weit fort, so dass ihr Entstehungsort oft nicht mehr nachweisbar ist. Dann modifieirt sich nicht selten ihre Auflösung in komplieir- terer Weise (cf. Taf. XXXV, Figg. 5—12): So koncentrirt sich oft die Nucleolarsubstanz der Hauptmasse nach äquatorial und bildet einen Ring, dessen Inneres häufig wie leer er- scheint. Dieser Ring zergliedert sich in kleinere Stücke von der Stärke und Struktur der Nucleinkörper und erscheint als Perlring (Fig. 12). Meist platzt der Ring an einer Stelle und nimmt oft die Gestalt eines Hufeisens an, an dessen freien Enden sich die Theilstücke ab- lösen, um zu Nucleinkörpern zu werden (Fig. 12). Bisweilen setzen sich aber die Schenkel des Hufeisens in eine wieder durch Sprossung entstandene Perlschnur fort, welche sich erst später in ihre einzelnen Glieder zerlegt (Fig. 12). Wieder in anderen Fällen verdickt sich der Ring an zwei be- nachbarten Stellen zu stärkeren Kugeln, welche an ihrer Berührungs- stelle sich von einander lösen. So entsteht eine stark gebogene Hantel, welche sich später oft streckt und schließlich in der Mitte zerbricht. Die beiden Theilstücke zerfallen dann weiter in einer der eben an- gegebenen Weise in kleine Nucleinkörper (Fig. 12). In manchen Fällen, und zwar wieder auf den verschiedensten Ent- wieklungsstufen des Eies, erfolgt die Auflösung der Nueleolen aber in wesentlich anderer Weise, in so fern ein Theil des reifen Nucleolus, und zwar meist der größere, feinkörnig zerfällt und gleichzeitig die Färbbarkeit der Nucleinkörper annimmt, d. h. nach Jodgrünfuchsin- behandlung hellviolett wird, während der andere, kleinere Theil des reifen Nucleolus unverändert bleibt, d.h. durch Jodgrünfuchsin sich knallroth färbt und mehr oder weniger homogen gebaut erscheint (ef. Taf. XXXVI, Figg. 16—19)). Der körnig violette Abschnitt dieser doppeltheilig gewordenen Nucleolen löst sich ab und zerfällt durch fortgesetzte Theilung schließ- lich in kleine Nucleinkörper (Fig. 16). Sehr oft erstreckt sich die Theilung der doppeltheiligen Nucleolen aber nicht nur auf die körnig violette, sondern gleichzeitig auch auf 650 E. Rohde, die dunkelrothe Partie, so dass die Theilstücke in gleichem Sinne doppeltheilig werden, wie der Mutternucleolus es war. Die Doppel- theiligkeit erhält sich oft bis zu den kleinsten Theilstücken (Fig. 19). In wieder anderen Fällen entstehen doppeltheilige Nueleolen in gleichem Sinne, wie ich es eben beschrieben habe, aber mit dem Unterschiede, dass der hellviolette Abschnitt in grobe mehr oder weniger kugelige meist hinter einander gereihte Stücke zerfällt, so dass dann aus dem Mutternucleolus wieder Perlschnüre hervorgehen, deren dieke Glieder sich später von einander lösen und wahrschein- lich in Nucleinkörper zerfallen (Taf. XXXVI, Fig. 20 bei a, db, c, d). Die eben mitgetheilten Befunde sind im Wesentlichen eine Be- stätigung der Resultate, zu denen CArnoY durch äußerst sorgfältige Untersuchung über die Eireife gelangt ist. CARNOY war es, der zuerst die wichtige Thatsache feststellte, dass bei den Amphibien die Nucleolen in den verschiedenen Entwicklungsstadien des Eies in Nucleinkörper sich auflösen und aus ihnen wieder hervorgehen. Die Nucleolen stellen nach CArnoY den höchsten Grad der Nucleinorganisation dar. Im Speciellen stehe ich aber nach verschiedenen Richtungen, so zu- nächst in dem wichtigen Punkte im Gegensatz zu CARNOY, als nach meinen Studien beim Frosch die Auflösung der Nucleolen sich in der Mehrzahl der Fälle als Theilungs- resp. Knospungs- und Sprossungs- process darstellt, während nach CArnoy Theilung resp. Knospung ete. nur eine ganz untergeordnete Rolle spielen und lediglich Aus- nahmefälle sind. Nach ihm vollzieht sich die Auflösung in der Weise, dass im Inneren der Nucleolen Auflösungsfiguren, d.h. Perlschnüre, Flaschenbürsten, Fäden ete. entstehen, die durch Platzen der Nucleo- lenmembran frei werden, d.h. in den Kernraum lancirt werden, um hier im Nucleinkörper zu zerfallen. Beim Frosch habe ich im Nu- cleolus eingeschlossene Perlschnüre, Flaschenbürsten, Fäden von der Art, wie sie CArnoyY abbildet, nie beobachtet, wohl aber haben wir in den doppeltheiligen Nucleolen eine dem Magma CArNnoY’s ver- wandte Auflösungsform kennen gelernt, in so fern hier der größte Theil des Nucleolus feinkörnig zerfällt. Auch Carnoy lässt seine Perlschnüre, Flaschenbürsten ete. später sich stets in Körnchen, d.h. in Nucleinkörper auflösen. Die doppeltheiligen Nucleolen unterscheiden sich, abgesehen davon, dass nur ein Theil des Mutternucleolus hier sich autlöst, also lediglich dadurch, dass in ihnen in der Mehrzahl der Fälle keine komplieirten Figuren entstehen; bisweilen kommt es aber auch hier zu perlschnurartigen Bildungen, wenn auch etwas anderer Art als CARnoY sie zeichnet. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 651 CARNOY selbst betont die weitgehenden Unterschiede, welche zwischen den Auflösungsfiguren nicht nur bei den verschiedensten Arten der Amphibien, sondern bei demselben Individuum derselben Art, Ja selbst in der gleichen Entwicklungsperiode des Eies bestehen. Kein Wunder ist es daher, wenn wir beim Frosch, den CARNoY nicht untersucht hat, eine ganze Anzahl neuer, d.h. von CAarnoy nicht be- schriebener Auflösungsformen kennen lernen. Hervorheben möchte ich aber, dass viele der von CArxoY beobach- teten und gezeichneten frei, d. h. außerhalb des Nucleolus liegenden, aber noch im Zusammenhang mit diesem befindlichen Flaschenbürsten ete., besonders aber diejenigen, welche von gestielten Knospen des Mutternucleolus ausgehen, sehr wohl als äußere Sprossungsprodukte in dem von mir oben vertretenen Sinne gedeutet werden können und nicht nothwendig die Auslegung zu erfahren brauchen, die CARNOY ihnen giebt, d. h. nicht immer als Gebilde angesehen werden müssen, die im Inneren des Nucleolus entstanden und erst sekundär heraus- geschleudert worden sind. CArnoY giebt selbst an, dass gestielte Knospen Kugelsprossen treiben können. Denkt man sich, dass in diesen Perlschnüren die einzelnen Glieder senkrecht zur Längsachse der Perlschnur Seitenknospen treiben, wie ich sie oft beobachtet habe, und die letzteren sekundär perlschnurartige Sprossen erzeugen, so hat man die Flaschenbürsten ete. Carnoy’s (ef. Fig. 12 If, 9, h, Taf. XXXV). Was die Neubildung der Nucleolen anlangt, so unterscheidet CARNOY drei verschiedene Arten derselben. In der Mehrzahl der Fälle sollen nach ihm die Nucleolen der neuen Generation aus den Auflösungskügelchen der Nucleolen der vorhergegangenen Generation, d.h. den Nucleinkörpern, in der Weise entstehen, dass eine größere Anzahl der letzteren zusammentritt und so einen jungen Nucleolus aus sich hervorgehen lässt. Ich habe diesen Modus nicht direkt be- obachtet, wohl aber machen ihn mehrere meiner Befunde sehr wahr- scheinlich. So spricht dafür vor Allem die Thatsache, dass der junge Nucleolus an seiner Oberfläche oft dicht besetzt ist mit kleinen Nu- eleinkörpern, die sich zweifelsohne mit ihm vereinigen. In anderen Fällen lässt Carnoy die Nucleolen aus je einem Auf- lösungskügelchen, d. h. einem mikrosomaartigen Nucleinkörper ent- stehen, indem dieses selbständig zu einem jungen Nucleolus heran- wächst. Auf Schnitten lässt sich dieses natürlich nicht direkt verfolgen, doch hat diese Auffassung viel für sich. Denn nicht nur bei den multinucleolären Eiern der Amphibien und Fische, sondern auch bei den verschiedensten Gewebszellen kann man konstatiren, 652 E. Rohde, dass von den kleinsten Nucleinkörpern bis zu den Nucleolen sich alle Übergänge finden. Ehe ich mit der Carxoy’schen Arbeit bekannt seworden war, hielt ich diese Entstehungsart der Nucleolen für eine sehr verbreitete. Drittens giebt CARNoY an, dass bisweilen, aber ausnahmsweise, die Knospen eines Mutternucleolus unmittelbar zu einem neuen Nu- cleolus werden können. Diese Entstehungsweise scheint mir nach meinen Untersuchungen beim Frosch ungleich häufiger zu sein als CARNOY annimmt, d.h. mit anderen Worten, ich glaube, dass in sehr vielen Fällen nur ein Theil des Nucleolus in Nucleinkörper sich auf- löst, der andere Theil aber erhalten bleibt und vielleicht zu einem neuen Nucleolus heranwächst, um erst in einer späteren Nucleolen- generation zu zerfallen. Ja in manchen Fällen treten die Knospen quantitativ so stark zurück gegenüber dem Mutternucleolus, dass die Annahme nahe liegt, dass der letztere zu gewissen Perioden nur zum kleineren Theil sich auflöst (Figg. 11—15, Taf. XXXVWD. Die Nucleolen färben sich durch Jodgrünfuchsin knallroth, die Nucleinkörper dagegen hellviolett (cf. Taf. XXXVI). Bei der Auflösung der Nucleolen in Nucleinkörper muss also eine wesentliche stoffliche Veränderung des Nucleolus erfolgen, was CARNoY ganz unberück- sichtigt gelassen hat. Die sich von dem intensiv rothen Mutternucleolus ablösenden zur Auflösung bestimmten Theilstücke resp. Knospen sind Anfangs meist noch schwach roth, werden aber bald hellviolett, ähnlich den Nucleinkörpern. Dass dies nicht etwa lediglich durch eine mangelnde Differenzirung der Präparate hervorgerufen wird, mit anderen Worten, dass es sich bei der Violettfärbung der Theilstücke nicht nur um ein durch ihre geringere Größe bedingtes schnelleres Verblassen des Farb- stoffes gegenüber den großen Mutternucleolen handelt, das wird zur Evidenz widerlegt durch das Auftreten von Theilstücken, welche gleich intensiv roth bleiben wie der Mutternucleolus, obwohl sie oft viel kleiner als die violetten Theilstücke sind. Das sind die eben er- wähnten Theilstücke, welche nicht zerfallen, sondern erhalten bleiben und wahrscheinlich, entsprechend dem dritten Entstehungsmodus der Nucleolen nach CARNoY, zum großen Theil zu neuen Nucleolen heran- wachsen. Nach CArnoY sind es besonders kleine gestielte Knospen, die sich ablösen, um direkt in die neue Nucleolengeneration überzu- gehen. Diese gestielten CarxoY’schen Knospen habe ich besonders in bestimmten Entwicklungsperioden genau in der von CArnoy be- schriebenen und abgebildeten typischen Form sehr zahlreich getroffen Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 653 (ef. Taf. XXXVL, Fig. 22 e). Sie sitzen meist je zu mehreren an den Mutternucleolen, so dass diese dann, wie CARNOY ganz richtig ver- gleicht, wie Basiden mit Sporen aussehen. Diese gestielten Knospen haben stets, obwohl sie meist sehr klein sind, dieselbe intensiv rote Färbung wie die Mutternucleolen. Gleich dunkelrothe Theilstücke resp. Knospen trifft man aber in fast allen Entwicklungsstadien, meist aber ungestielt und in sehr wechselnder Größe. Es liegt nahe sie in gleichem Sinne zu deuten, wie die CarnoY’schen typisch gestielten. Besonders gilt dies von den doppeltheiligen Nucleolen. Diese stellen, wie wir wissen, eine eigenartige, von ÜARNOY nicht beobachtete Auflösungsform der Nucleolen dar und bestehen aus einem meist größeren, deutlich kör- nigen und gleich den Nucleinkörpern hellvioletten Abschnitt, der sich später in Nucleinkörper auflöst, und aus einem kleineren Theil, der gleich dem Mutternucleolus intensiv roth und mehr oder weniger homogen aussieht, sich scharf von der violettkörnigen Partie abhebt und dieser gegenüber wie ein selbständiges Gebilde erscheint, ähnlich wie in der Zelle der Kern dem Zellleib gegenüber, zumal er auch bei den Theilungen stets vorangeht (cf. Taf. XXXVI, Figg. 16—19). Wahrscheinlich haben wir auch in diesen rothen Partien der doppeltheiligen Nucleolen einen Theil des Mutternucleolus vor uns, der unverändert in die neue Nucleolengeneration übergeht, um viel- leicht erst hier zu zerfallen, möglicherweise, nachdem er vorher zu einem großen Nucleolus herangewachsen ist!. 1 Eine ähnliche Doppeltheiligkeit der Nucleolen haben wir bei dem Thei- lungsmodus kennen gelernt, den ich oben mit der Karyokinese verglichen habe. Hier lösen sich die Nucleolen theilweise, zuerst im Verbindungsstück, in ein deutliches Faden- resp. Netzwerk auf, das ebenfalls später gleich violett wie die Nucleinkörper wird. Über die Bedeutung dieser Strukturen bin ich nicht ganz ins Klare gekommen. Eine fädige Auflösung der Mutternucleolen ent- sprechend der Auffassung Carnov’s liegt nicht vor, wenigstens nicht in dem Sinne, dass die einzelnen Fäden frei werden, sondern die fädige Umwandlung der Nucleolen steht im engsten Zusammenhang mit einem Theilungsakt der- selben, dessen Komplieirtheit wahrscheinlich bedingt ist durch die so wesent- lieh verschiedene Zusammensetzung von Nucleolus und Nucleinkörper. Ich be- tonte oben, dass in den Ketten, die hier oft entstehen, die Theilstücke sammt ihrem Verbindungsstücke, je kleiner, d. h. je jünger sie sind, desto heller violett, d.h. den Nueleinkörpern in der Färbung immer ähnlicher und gleichzeitig stetig deutlicher fädig werden. Es vollzieht sich also in den nach einander entstehen- den Theilstücken eines Mutternucleolus eine allmähliche Veränderung des Nucleo- lus, sowohl was seine stoffliehe Zusammensetzung als seine Struktur betrifft. Wahrscheinlich zerfallen die jüngsten fädig-netzig gewordenen Theilstücke spä- ter feinkörnig, ähnlich, wie wir dies bei den doppeltheiligen Nucleolen kennen 654 E. Rohde, Wenn ich oben die Nucleolen der multinucleolären Eier als ery- throphil bezeichnete, so gilt dies nicht für alle Generationen derselben. Die in den allerjüngsten Eistadien auftretenden Nucleolen sind eyano- phil und färben sich bei Anwendung von Jodgrünfuchsin gleich inten- siv grün wie die Nucleinkörper dieser Entwicklungsperiode, d.h. sie enthalten also sehr viel phosphorreiches Nuclein. Diese eyanophilen Nucleolen, die meist nur klein sind, ent- sprechen zweifelsohne den primären Nucleolen CArnoy’s, die aus dem Kernfaden entstehen, von dem wir aus dem zweiten Kapitel wissen, dass er in der Regel gleich phosphorreiches Nuclein enthält. CARNOY ist dieser große Unterschied zwischen den primären Nucleolen und allen späteren Nucleolengenerationen vollständig entgangen. Lösen diese primären Nucleolen sich ebenfalls in Nucleinkörper auf, so brauchen sie keine stoffliche Veränderung durchzumachen wie die Nucleolen der späteren Generationen. Wahrscheinlich zerfallen die primären Nucleolen aber nicht, sondern gehen direkt in die sekun- dären über, ähnlich wie bei den Gewebszellen (Taf. XXXVI, Figg. 1—7). Ähnliche Verhältnisse, wie wir sie bei den multinueleolären Ei- kernen eben kennen gelernt haben, kehren noch bei verschiedenen anderen Zellkernen wieder, allerdings mit gewissen Modifikationen, bedingt durch die sehr verschiedenartigen Nucleolen und Nuclein- körper, die hier auftreten. Auch liegen die Dinge nirgends so klar zu Tage, wie bei den Amphibieneiern. So begegnen wir schon bei den uninucleolären Eiern der Säuge- thiere Komplikationen, die die Beobachtung sehr erschweren (ef. Taf. XXXVIL, Figg. 1—12). Hier kommt nur ein einziger großer, durch Jodgrünfuchsin rothfärbbarer Nucleolus vor, entsprechend dem Hauptnucleolus gelernt haben. Nicht ausgeschlossen ist, dass dieser Theilungsmodus eines Mutternucleolus bisweilen zu den doppeltheiligen Nucleolen hinüberleitet in der Weise, dass das Verbindungsstück, in manchen Fällen sammt seinem gleichfalls fädig und violett gewordenen Tochterstück, zu einem großen körnigen Abschnitt sich umwandelt, während das andere Tochterstück als dunkelrother Theil un- verändert erhalten bleibt. Als Beweis dafür, dass es sich bei diesen Figuren in der That zunächst um einen Theilungsmodus und nicht bloß um eine endo- gene Entstehung von Fäden im Mutternucleolus handelt, die durch Platzen des- selben frei werden im Sinne CArnoy's, führe ich die Thatsache an, dass in anderen Fällen, in denen es ebenfalls bei der Theilung zu ähnlichen Ketten kommt, das breite Verbindungsstück zwischen den Tochterstücken nur heller als diese, aber fast ohne jede Struktur erscheint. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 655 FLEMMING’s. Neben "diesem finden sich aber noch eine sehr große Anzahl kleinerer Nucleolen, welche sich gleich den Nucleinkörpern violett tingiren und im Gegensatz zu dem Hauptnucleolus, der nuclein- frei oder jedenfalls sehr nucleinarm ist, stärker nucleinhaltig sind. Das sind die Nebennucleolen FLEMMINg’s. Diese Nebennucleolen zeigen nun, was die Zahl, Größe und Lagerung betrifft, in den verschiedenen Kernen die denkbar größte Manmnigfaltigkeit. Dasselbe gilt von der Menge und Anordnung der Nucleinkörper (Figg. 3—12). Schon hieraus ergiebt sich, dass bei der Eireife auch in den uninucleolären Kernen sehr bedeutende Veränderungen vor sich gehen. Da nun andererseits die Anordnung der Nucleinkörper oft an die Auflösungsfiguren der Nucleolen der multinucleolären Eier, so an die Perlschnüre, Flaschenbürsten und das Magma CArnoY’s erinnert, ferner die Nebennucleolen in ihrer Struktur und ihrem Lageverhältnisse zu den Nucleinkörpern theils mit den sich in Nucleinkörpern auf- lösenden, theils mit den aus den Nucleinkörpern sich neu bildenden Nucleolen der multinucleolären Eier große Übereinstimmung aufweisen (ef. Figg. 3>—12), so ist es höchstwahrscheinlich, dass bei den uninucleo- lären Eiern Nucleinkörper und Nebennucleolen genetisch in gleich engen Wechselbeziehungen stehen wie bei den multinucleolären Eiern Nuclein- - körper und Nucleolen allgemein, wenn auch im Einzelnen die Auf- lösung eben so wenig wie die Neubildung mit Sicherheit beobachtet werden konnte, da nicht nur die Nucleinkörper sehr dieht und die Nebennucleolen in ihnen sehr versteckt liegen, sondern die Neben- nucleolen auch im Vergleich zu den Nucleolen der multinucleolären Eier sehr klein sind. Anders liegen die Verhältnisse beim Hauptnucleolus. Ich habe keinen einzigen sichern Anhaltepunkt entdecken können, welcher für eine Beziehung desselben zu den Nucleinkörpern im Sinne CARNoOY’s spräche. Bei der Größe des Hauptnucleolus und bei der Schärfe, mit welcher er im Kerne stets hervorsticht, würden Theilungs-, Knospungs- oder Auflösungserscheinungen, wie wir sie bei den Amphibien kennen gelernt haben, nicht zu übersehen sein. Niemals habe ich etwas Derartiges beobachtet (ef. Figg. 1—12). Träte wirk- lich eine totale Auflösung des Hauptnucleolus ein, so müsste man ferner doch einmal einen Kern ohne Hauptnucleolus oder neben dem Hauptnucleolus einen zweiten gleich gefärbten treffen, der eventuell Ersatz leistete. Ausnahmslos enthalten die Kerne aber ihren Haupt- nucleolus und stets nur diesen einen rothen Nucleolus. 656 E. Rohde, Eine Auflösung des Hauptnucleolus ist also sehr unwahrschein- lich oder, wenn wirklich vorhanden, jedenfalls nur sehr selten, so dass sie nicht die Bedeutung haben kann, wie bei den multinucleo- lären Eiern. Der Hauptnucleolus ist also offenbar ein von den Nebennueleolen sehr verschiedenes Kernelement. Wahrscheinlich stellt er, wie wir gleich sehen werden, ein in erster Linie sekretorisch thätiges Organ dar. Denn in allen Ent- wicklungsstadien des Eies ist er stets erfüllt von Vacuolen sehr ver- schiedener Zahl und Größe. CArnoY betont für die multinueleolären Eier, dass bei der Auflösung der Nucleolen ein Sekret frei wird, das wahrscheinlich für die Entstehung des Dotters von Bedeutung ist. HÄcKER fasst die Vacuolenflüssigkeit als ein solches Sekret auf und konnte am lebenden Objekt speciell beim Hauptnucleolus des Echi- nodermeneies konstatiren, dass die Vacuolen desselben gleich den kon- traktilen Blasen der Protozoen periodisch entstehen und sich entleeren. Auch bei den multinucleolären Eiern von Cobstis treten in manchen Nucleolen Vacuolen in großer Menge und wechselnder Größe auf, welche in ihrem ganzen Verhalten oft eine ganz auffallende Über- einstimmung mit den von HÄcKER beschriebenen Vacuolenbildungen zeigen und den Schluss nahelegen, dass sich in den Vacuolen des Cobetis-Eies bisweilen ganz ähnliche Vorgänge abspielen, wie im Hauptnucleolus des Echinodermeneies. In bestimmten in der Dotter- bildung begriffenen Eiern von Cobitis weisen ferner die Vacuolen der Nueleolen Verhältnisse auf, die stark für einen Zusammenhang der Vacuolenbildung mit den im Zellleib sich abspielenden Lebensvor- gsängen, besonders mit der Dotterbildung, sprechen: die Kerne dieser Eier sind an ihrer Peripherie rings von großen Nucleolen erfüllt; in diesen finden sich aber Vacuolen, und zwar in sehr ausgebildetem Maße, nur an derjenigen Seite des Kerns, an der sich außen im Zellleib noch viel dotterloses Protoplasma erhalten hat, das offenbar in der Er- zeugung von Dotterkugeln noch fortfährt; die Vacuolen fehlen da- gegen beinahe gänzlich in den Nucleolen der entgegengesetzten Kern- seite, welcher die Dotterkugeln schon direkt anliegen, wo sich im Zellleib nur noch spärliche Reste von Protoplasma zwischen dem Zellleib erhalten haben und die Dotterbildung wahrscheinlich schon beinahe beendet ist. Mit Rücksicht auf die oben mitgetheilten Be- funde dürfen wir wohl aus dem ständigen Auftreten von Vacuolen in dem Hauptnucleolus der uninueleolären Eier schließen, dass derselbe ein specifisches Sekretionsorgan geworden ist. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 657 Bei den multinucleolären Eiern sind die Nucleolen sämmtlich nucleinhaltig, bei den uninucleolären Eiern hat der Hauptnucleolus, der ursprünglich ebenfalls stark nucleinhaltig ist, sein Nuclein und damit seine Beziehungen zu den Nucleinkörpern fast gänzlich ver- loren, während gleichzeitig die bei den Nucleolen der multinueleo- lären Eier in der Regel nur schwächer entwickelte sekretorische Thätigkeit in ihm zu starker Ausbildung gelangt. Genau in derselben Weise wie die uninueleolären Eikerne sind auch die uninucleolären Ganglienzellkerne der Wirbelthiere gebaut, nur treten hier öfter neben den Mikrosomen und Nebennneleolen, die hier in gleich engen genetischen Beziehungen wie bei den uni- nucleolären Eiern stehen, größere makrosomenartige Nucleinkörper auf (ef. Taf. XXXII, Figg. 5—14). Diese Makrosomen erscheinen oft feingekörnt, sind also offen- bar nur Konglomerate von Mikrosomen. Da andererseits die Makro- somen gleich große Mannigfaltigkeit in der Größe, Zahl und Lage bei den verschiedenen Kernen wie die Nebennucleolen zeigen, ferner zwischen Makrosomen und Nebennucleolen alle Übergänge vorkommen, so sind zweifelsohne die Makrosomen bei den Wechselbeziehungen zwischen Mikrosomen und Nebennucleolen betheiligt, d. h. sie stellen wahrscheinlich die Anfangsstadien der neu sich bildenden Neben- nucleolen dar. Dieser Befund ist aus dem Grunde von großer Bedeutung, weil er stark für die von CARNoY bezüglich der multinucleolären Eier vertretene Auffassung spricht, dass die Nucleolen durch Zusammen- ballen von Auflösungskügelchen, d. h. mikrosomenartig kleinen Nu- cleinkörpern sich bilden, eine Entstehungsweise, welche ich aber, wie oben betont, bei den multinucleolären Eiern nicht direkt beobachten konnte. Wie bei den uninucleolären Eiern kommen auch bei den uni- nucleolären Ganglienzellen im Hauptnucleolus vacuolenartige Bil- dungen vor. Diese enthalten aber meist körnige Einschlüsse, welche theils feiner theils nucleololusartig grob sind (cf. Taf. XXXIIL, Fig. 30 und Taf. XXXIV, Figg. 5—9). Hierdurch entstehen oft Strukturen, die an die Auflösungsfiguren bei den multinucleolären Eiern erinnern. Da ich aber auch bei den uninucleolären Ganglienzellen eben so wenig wie bei den uninucleolären Eiern je eine Abschnürung von Theilen des Hauptnucleolus, überhaupt nie eine Theilung desselben beobachtet habe, abgesehen von einigen wenigen kleinen, aber noch fraglichen Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LXXIII. Bd. 43 658 E. Rohde, knospenartigen Bildungen, da ferner bei den Hauptnucleolen der, wie betont, im Übrigen vollständig gleichgebauten uninucleolären Eikerne nur Vacuolen auftreten und von diesen bis zu den komplieirteren durch Nucleololen charakterisirten Strukturen des Hauptnucleolus der uni- nucleolären Ganglienzellkerne ‘sich alle Übergänge verfolgen lassen, so haben wir es wahrscheinlich auch in den letzteren nicht mit Auf- lösungserscheinungen der Nucleolen im CArnoY’schen Sinne zu thun, sondern mit Bauverhältnissen, die in Zusammenhang mit der sekre- torischen Thätigkeit der Hauptnucleolen zu bringen sind. Diese An- nahme findet eine starke Stütze in den Strukturen der oben schon erwähnten stark vacuolenhaltigen Nucleolen gewisser in Dotterbildung begriffener Eier von Cobitis. Bei diesen treten ebenfalls sehr häufig in den Vacuolen Einschlüsse auf, welche meist nucleololusartig grob sind. Für die multinucleolären Eier von Cobetis lässt sich aber über allen Zweifel deutlich nachweisen, dass die »Nucleololen« eine ganz andere Färbbarkeit besitzen als die Nucleinkörper und demnach nicht als endogen im Nucleolus entstandene und später frei werdende Nu- cleinkörper im Sinne CArnoy’s aufgefasst werden dürfen, sondern etwas von diesen ganz Verschiedenes, möglicherweise feste Sekrete darstellen, die später ausgestoßen werden. Die multinucleolären Ganglienzeilen, die ich bei den Gastropoden getroffen habe, zeigen selbst bezüglich der Nucleolen nur wenig Ge- meinsames mit den multinucleolären Eiern, weichen aber besonders in den Nucleinkörpern sehr bedeutend von diesen ab (cf. Taf. XXXI und XXXIIL, Figg. 1, 2). So behalten zunächst in den multinucleolären Ganglienzellen die Nucleinkörper dauernd den Phosphorreichthum, der bei den bisher be- sprochenen Kernarten (multi- und uninucleolären Eiern, uninucleolären Ganglienzellen) nur die allerfrühesten Entwicklungsstadien auszeichnet, d.h. auch in der erwachsenen multinucleolären Ganglienzelle färben sich die Nucleinkörper durch Jodgrünfuchsin ausgesprochen grün. Während ferner bei den Eiern und uninucleolären Ganglienzellen die Makrosomen unter den Nucleinkörpern entweder ganz fehlten oder gegenüber den Mikrosomen stark zurücktraten, überwiegen sie meist in den multinucleolären Ganglienzellen in bedeutendem Maße. Was die Nucleolen selbst betrifft, so variiren- sie in den einzel- nen Kernen sehr bedeutend im Durchmesser, und zwar in dem Sinne, dass die kleinsten die jüngsten, die größten die ältesten sind. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 659 Nebennucleolen von der Art, wie sie bei den uninucleolären Ganglienzellkernen und Eikernen vorkommen, fehlen hier. Zwar kommen ebenfalls zwei Arten von Nucleolen vor, näm- lich grüne und rothe, die ersteren stellen aber im Gegensatz zu den Nebennucleolen der uninucleolären Ganglienzellen stets nur die Jugendzustände der rothen dar. Bei den Eiern und uninucleolären Ganglienzellen gehen die rothen Nucleolen ebenfalls von einem grünen Nucleolenstadium aus. Dieses findet sich aber hier nur in den ersten Entwicklungsstufen der Zelle, wenn die Mikrosomen resp. Makrosomen gleichfalls noch grün sind (cf. das zweite und dritte Kapitel). Bei den multinueleolären Ganglienzellen treten dagegen im Zusammenhang mit der hier dauernd erhalten bleibenden Grünfärbung der Mikrosomen und Makrosomen auch während des weiteren Wachsthums der Zelle solche grüne Nucleolen auf. Selbst die schon vollständig ausge- bildete Zelle enthält sie noch. Stets sind es aber nur die kleinsten Nucleolen, die grün gefärbt erscheinen. Je größer die Nucleolen werden, desto deutlicher zeigen sie die Rothfärbung. Es findet also bei den multinucleolären Ganglienzellen in der her- anwachsenden Zelle eine stetige von den grünen Nucleolen ausgehende Neubildung von rothen Nucleolen statt. Je größer die Zelle ist, desto mehr rothe Nucleolen weist ihr Kern im Allgemeinen auf. Die klein- sten Ganglienzellen enthalten entweder nur einen einzigen rothen neben mehreren grünen, oder nur grüne Nucleolen. Die grünen Nucleolen gehen wahrscheinlich wieder aus den Makro- somen hervor, wenigstens finden sich zwischen beiden alle Verbindungs- formen. Die Makrosomen stellen sich hier noch deutlicher als bei den uninucleolären Ganglienzellen als Konglomerate von Mikrosomen dar, besonders bei den Meeresgastropoden. Wie ich es oben schon für die uninucleolären Ganglienzellen betont habe, würde dann also auch bei den multinucleolären Gan- glienzellen die Neubildung der Nucleolen in derselben Weise erfolgen, wie sie CARNOY als Regel bei den multinucleolären Eiern annimmt, nämlich durch Zusammentritt einer Anzahl von Mikrosomen. Was die Auflösung der Nucleolen betrifft, so ist sie bei den multinucleolären Ganglienzellen ungleich beschränkter wie bei den multinucleolären Eiern. Schon die ziemlich stetige Zunahme der Nucleolen in der wachsenden Ganglienzelle der Gastropoden sowie das Vorkommen der mächtigsten Nucleolen gerade in den größten, d. h. ältesten Ganglienzellen spricht für die Annahme, dass die Nucleolen lange erhalten bleiben und in der heranwachsenden Zelle, 43* 660 E. Rohde, wenn überhaupt, sich nur verhältnismäßig spärlich auflösen. Dies stimmt auch mit den Befunden an den Nucleolen selbst überein, in so fern ich bei den meisten Nucleolen eine Theilung oder Kno- spung nicht beobachten konnte. Nur bei den allergrößten sah ich bisweilen die grüne aus Nuclein bestehende Randzone, welche bei den rothen Nucleolen der multinucleolären Ganglienzellen als Rest des ursprünglich grünen Stadiums erhalten bleibt (Taf. XXXII, Figg. 3, 4, 11) und sich meist scharf von dem rothen Oentrum der Nucleolen abhebt, wie in Stücke zerbrochen. Möglicherweise erfolgt also hier ein Zerfall der Nucleolen in Nucleinkörper. Diese Annahme findet auch eine gewisse Stütze in der oft zu konstatirenden Thatsache, dass gerade in den größten Ganglienzellen ganz auffallende Unterschiede bezüglich der Zahl der Nucleolen bestehen. Eine periodische Auflösung der Nucleolen in Nucleinkörper und Neubildung findet also in dem Sinne, wie wir sie bei den multi- nucleolären Eiern so deutlich getroffen haben, bei den multinucleolären Ganglienzellen nach meinen Beobachtungen nicht statt, oder jeden- falls nur in ganz redueirtem Maße. Mit anderen Worten: die Be- ziehungen der Nucleolen und Nucleinkörper haben sich also auch hier schon stark gelöst, wenn auch wahrscheinlich noch nicht in dem Grade wie bei dem Hauptnucleolus der uninucleolären Eier und Gan- glienzellen. Gleich dem letzteren enthalten dagegen die Nucleolen der multi- nucleolären Ganglienzellen öfter unzweifelhafte Vacuolen in verschie- dener Ausbildung, ein Beweis, dass bei ihnen die sekretorische Thätigkeit schon stärker entwickelt ist. Interessant ist nun, dass bei den multinucleolären Ganglienzellen ein anderes Kernelement erscheint, das in ähnlich enge genetische Wechselbeziehungen zu den Mikrosomen tritt, wie bei den multi- nucleolären Eiern die Nucleolen, bei den uninucleolären Ganglien- zellen und Eiern die Nebennucleolen. Das sind die Makrosomen. Wenigstens zeigen Mikrosomen und Makrosomen in den verschie- denen Kernen der multinucleolären Ganglienzellen der Gastropoden bezüglich ihrer Menge und Anordnung eine solche Mannigfaltig- keit, dass man zu ihrer Erklärung nur annehmen kann, dass die Makrosomen sich während des Wachsthums der Ganglienzelle wieder- holt in Mikrosomen auflösen und dann aus diesen wieder neu ent- stehen: Manche Kerne lassen fast nur Makrosomen und von den Mikrosomen nur geringe Spuren unterscheiden, die Kerne direkt benach- barter Zellen umgekehrt sind oft überwiegend von Mikrosomen erfüllt Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 661 und enthalten nur kleine Partien von Makrosomen. Multinucleo- läre Eier, uninueleoläre Ganglienzellen, resp. Eizellen und multinucleoläre Ganglienzellenihaben also das Gemein- same, dass sie in ihren Kernen sich wiederholt, und zwar wahrscheinlich oft periodisch, in Mikrosomen auflösende und aus diesen neu entstehende größere Nucleinkörper enthalten, nur mit dem Unterschiede, dass die letzteren in dem einen Falle (multinucleoläre Ganglienzellen) Makro- somen, im zweiten Falle Nebennucleolen (uninucleoläre Ganglienzellen und Eier), im dritten Falle (multinueleoläre Eier) Nucleolen im Allgemeinen sind. Die uninucleolären Drüsenkerne der Marrıcur’schen Gefäße und des Darmkanals von Dlatia zeigen (cf. Taf. XXXIX, Figg. 10—25), abgesehen von der Zahl der Nucleolen, große Übereinstimmung mit den eben beschriebenen limdlenlren Ganglienzellen der Gastro- poden, in so fern sich, wie überhaupt bei allen Drüsen, zunächst die Nucleinkörper stets durch Jodgrünfuchsin ausgesprochen grün färben, ferner unter ihnen ganz bedeutend die Makrosomen überwiegen und schließlich wahrscheinlich auch hier Makrosomen und Mikrosomen in engem genetischen Zusammenhang stehen. | Der große rothe Nucleolus lässt Beziehungen zu den Nuclein- körpern im CArnoY’schen Sinne nicht erkennen. Er geht stets aus einem grünen Nucleolus hervor und dieser aus einem Makrosoma, und zwar vollzieht sich dieser Übergang oft noch in schon weiter im Wachsthum vorgeschrittenen Zellen. ; Die jüngsten Kerne enthalten entweder nur Mikrosomen, resp. Makrosomen oder neben solchen einen oder wenige grüne Nucleolen. Auch die Entwicklung der rothen Nucleolen vollzieht sich also bei den uninueleolären Drüsen genau wie bei den multinucleolären Gan- glienzellen, nur dass bei letzteren die Umwandlung eines grünen Nucleolus in einen rothen sich sehr oft, bei ersteren dagegen nur einmal oder einige wenige Male vollzieht. Bisweilen zerfällt der große rothe Nucleolus durch Theilung in kleinere Stücke, welche bis zu dem Durchmesser der Mikrosomen herabgehen können, sich aber von diesen stets durch knallrothes Aussehen scharf unterscheiden (Fig. 12, 13). Nebennucleolen von der Art, wie sie die uninucleolären Gan- glienzellen und Eier enthielten, fehlen eben so wie bei den multinucleo- 662 E. Rohde, lären Ganglienzellen und werden wie bei letzteren durch die Makro- somen ersetzt. Bei den multinucleolären Drüsenkernen der Spinndrüsen der Raupen treten (ef. Taf. XXXIX, Figg. 1—9) im Gegensatz zu den uni- nucleolären Drüsen die Makrosomen gegenüber den Mikrosomen stark zurück. Die rothen Nucleolen zeigen in den einzelnen Kernen eine sehr wechselnde Größe und sind oft nur mikrosomartig klein, in letzterem Falle erinnern sie dann stark an das Oxychromatin HEIDENHAIN’s1 (Fig. 2). Das Bemerkenswertheste aber ist, dass die Nucleolen nur in be- stimmten Kernen vorkommen. Ich habe vier verschiedene Entwick- lungsstufen der Raupen untersucht und wenigstens bei den drei ältesten Stadien in den Drüsenschläuchen stets zwei Arten ven Kernen mit Sicherheit unterscheiden können, nämlich nucleolenhaltige und nucleolenfreie, und zwar kommen beide Kernarten meist in einem und demselben Schlauche neben einander, oft direkt benachbart, vor. Bald überwiegt die eine, bald die andere Kernart. Die nucleolenhaltigen Kerne sind entweder sehr reich an Nucleolen oder sie zeigen nur sehr wenige, auf einem Schnitt oft nur einen einzigen. ‘Diese nu- cleolenarmen Kerne bilden offenbar die Übergänge zwischen den nucleolenfreien und den nucleolenreichen. Die Nucleolen sind besonders in bestimmten Entwicklungsstadien sehr groß und ähnlich strukturirt wie manche in Auflösung begriffene Nucleolen, resp. deren Knospen in den multinucleolären Eiern. Ein Zerfall in Nucleinkörper ließ sich aber nie nachweisen, das färberische Verhalten der betreffenden Nucleolen spricht sogar entschieden gegen einen solchen, so dass die Möglichkeit offen bleibt, die Strukturen wieder als Ausdruck der sekretorischen Thätigkeit der Nucleolen, d. h. in gleichem Sinne zu deuten wie die Strukturen der Hauptnucleolen der uninucleolären Ganglienzellen, an die sie ebenfalls erinnern. Die Thatsache, dass die rothen Nucleolen bei den multi- wie uninucleolären Drüsen oft mikrosomenartig klein sind, widerlegt aufs schlagendste den Einwurf, dass die Rothfärbung der Nucleolen nur eine durch die Größe bedingte Erscheinung sei und beweist, dass allein in der stoffliehen Zusammensetzung der Nucleolen der Grund liegen kann, wie dies uns besonders auch die multinucleo- lären Eier der Amphibien gezeigt haben 2. 1 C£. Ausführlicheres über diesen Punkt sowie über den Gegensatz von KoR- SCHELT und MEvES oben p. 55lff., 652 ff. und unten p. 674 ff. 2 Cf. p. 579 Anm. die Bemerkungen HEIDENHAIN’s über das Oxychromatin. Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 663 Die Muskelkerne von Ascaris sind uninucleolär und ähnlich den oben beschriebenen uninucleolären Ei- und Ganglienzellkernen gebaut (ef. Taf. XXXVIO, Figg. 13—21), aber darum sehr bemerkenswerth, weil sie Auflösungserscheinungen der Nucleolen zeigen, welche eine frappante Ähnlichkeit mit denjenigen der multinucleolären Eier der Amphibien haben, und zweifelsohne auch im gleichen Sinne zu deu- ten sind. Oft theilt sich der Nucleolus in mehrere Stücke, welche lange Zeit im Zusammenhang bleiben und perlschnurartige Form annehmen können, genau wie bei den Amphibieneiern (Fig. 14). Häufig koncentriren die Nucleolen ihre Substanz peripher oder sie bringen ringförmige Knospen in größerer Menge und von sehr wechselnder Größe zur Abschnürung; nicht selten zerfallen sie fein- körnig, indem sie zugleich oft an Umfang stark zunehmen. Die beiden letzten Vorgänge, d. h. Abschnürung von Ringen und feinkörniger Zer- fall können sich gleichzeitig abspielen (Figg. 13, 17, 18). Die körnig zerfallenden Theilstücke verblassen meist stark, so dass im Kern oft zwei sehr verschieden aussehende Nucleolenarten auftreten, nämlich erstens stärker gefärbte, mehr oder weniger homogen aussehende und zweitens helle deutlich gekörnte, welche letzteren oft, aber keineswegs immer, die größeren sind (ef. Fig. 13, ER 20 Tal. XXXVIN) Diese Verhältnisse erinnern stark an die zweitheiligen Nucleolen des Froscheies, bei denen wir ebenfalls einen homogeneren dunklen, bei Jodgrünfuchsin intensiv roth färbbaren, und einen granulirten helleren den Nucleinkörpern gleich tingirbaren (bei Jodgrünfuchsinbehandlung violett erscheinenden) Abschnitt unterscheiden konnten, welche beide Anfangs zusammenhängen, später sich aber von einander lösen und dann als selbständige Nucleolen erscheinen (ef. Fig. 16, Taf. XXX VI). Die feingranulirte helle Partie der doppeltheiligen Nucleolen des Froscheies löst sich, wie wir wissen, durch fortgesetzte Theilung in feine Nucleinkörper auf. Es liegt daher nahe ein Gleiches für die vollständig gleich gebauten Nucleolen der Ascaris-Zelle anzuneh- men. Da durch Osmiumsäure die Nucleinkörper verblassen (cf. oben p- 525 ff.), so sind vielleicht die helleren granulirten Nucleolen von Ascaris auch stärker nucleinhaltig, entsprechend den violetten Ab- schnitten der doppeltheiligen Nucleolen des Froscheies. In gleicher Weise sind wahrscheinlich alle in der Litteratur als zweitheilige Nucleolen beschriebenen Bildungen zu deuten. Sie werden 664 E. Rohde, meist nur für die Eizellen angegeben, sind aber auch bei Gewebs- zellen sehr verbreitet. Denn außer der Muskelzelle von Ascaris traf ich sie auch, und zwar sehr ausgebildet, bei den Ganglienzellen der Chätopoden. Auch hier lassen sie stets einen nucleinhaltigen, meist srößeren und einen nucleinarmen oder nucleinfreien kleineren Ab- schnitt unterscheiden, welche in der Regel getrennt von einander liegen und stets aus einem einfachen Nucleolus hervorgehen, d. h. also Differenzirungen eines uniform gebauten Mutternucleolus darstell- ten, genau wie im Froschei. Die zweitheiligen Nucleolen der Autoren würden demnach nur Auflösungsfiguren eines ursprünglich einheitlichen Nucleolus darstellen in dem Sinne, dass bei diesem ein stärker nucleinhaltiger Abschnitt zur Differenzirung kommt, der sich in Nucleinkörper auflöst. Alle zweitheiligen Nucleolen der Autoren gewinnen in diesem Lichte eine große Bedeutung. Bei den Protozoen habe ich rothfärbbare Nucleolarsubstanz nicht beobachtet. Bei den Infusorien sind Nucleolen sehr häufig (cf. Taf. XXXVII, Figg. 22—26). Sie zeigen aber auf Jodgrünfuchsinschnitten stets die- selbe Grünfärbung wie die Nucleinkörper. Die Nucleolen der Infusorien bleiben also dauernd auf dem Stadium stehen, welches die rothfärbbaren Nucleolen der Metazoen vorübergehend entweder nur auf der allerfrühesten Entwicklungs- stufe der Zeile (bei den uninucleolären Eiern und Ganglienzellen und multinucleolären Eiern) oder noch später beim Heranwachsen der Zelle (uninucleoläre Drüsen und multinucleoläre Ganglienzellen) durchmachen und von welchem sich ein Rest in der nucleinhaltigen, bald grün bald violett-färbbaren Randzone erhält, die bei den meisten rothen Nucleolen dauernd zu unterscheiden ist. Bei Actinosphaerium (cf. Taf. XXX VII, Figg. 27—30) kommen in den freilebenden (nicht eneystirten) Thieren selbst Nucleolen nicht mehr zur Ausbildung, sondern ihre Kerne enthalten nur Makro- und Mikro- somen, überschreiten also nicht das Makrosomenstadium, das in der Mehrzahl der Fälle den Ausgangspunkt aller Nucleolenbildung bei den Metazoen darstellt, wie wir bei vielen multinucleolären und uninucleo- lären Kernen nachweisen konnten. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 665 II. Anhang. A. Was ist als Nucleolus zu bezeichnen? Auf Grund meiner Nucleolenstudien möchte ich zu der viel um- strittenen Frage, was man Nucleolus zu nennen hat, Stellung nehmen. AUERBACH! nannte, wie wir wissen (cf. oben p. 500) alle körnigen Einschlüsse des Kerns, sowohl die eyanophilen wie die erythrophilen, Nucleolen und fasste als solche also auch alle Nucleinkörper auf, während Rosen? ihm gegenüber den Satz vertrat, dass nur die ery- throphilen, d. h. bei Jodgrünfuchsinbehandlung rein roth reagirenden Kugeln als Nucleolen zu bezeichnen wären, die eyanophilen dagegen nur Produkte des Kerngerüstes darstellten und den Namen Nucleolen nicht verdienten. Dieser Rosex’sche Standpunkt wird in der Botanik ziemlich allgemein vertreten. Für die cyanophilen Kernkörper wird meist der Name Chromatinkugeln gebraucht. Ich kann mich auf Grund meiner Untersuchnngen zu dieser Auffassung nicht ganz be- kennen. Überblicken wir das, was ich oben bezüglich der färberischen Differenz der Nucleolen bei Anwendung rothblauer Farbstoffgemische gesagt habe, so kommen wir zu dem Resultat, dass die rein rothen Nucleolen lediglich die höchste Stufe der Nucleolenbildung darstellen, welche ganz allmählich aus dem grünen Vorstadium durch ein ge- mischtfarbiges Stadium hindurch hervorgeht und bei vielen Thieren, z. B. Infusorien, noch ganz fehlt. Ich halte es nun nicht für gerecht- fertigt nur das Endprodukt dieser Entwicklungsreihe, d. h. nur die rothen Inhaltskugeln des Kerns, als Nucleolen zu bezeichnen, ihren grünen oder gemischtfarbigen gleich kugeligen Vorstadien aber diesen Namen zu entziehen, um so weniger als diese letzteren auch in ihrem feineren Bau oft durchaus mit den rothen übereinstimmen, in so fern sie gleich diesen bald eine starke periphere Koncentriruug ihrer Sub- stanz zeigen, bald direkt ringförmig sind ete. (cf. z. B. die Infusorien). Auch bei Osmiumsäurebehandlung, durch welche alle Nucleolenbil- dungen sehr deutlich werden, treten beide Arten von Nucleolen in gleicher Schärfe hervor, so dass sie sich hier überhaupt nicht von einander unterscheiden lassen. Ich glaube, dass in der kugeligen Scharf umrissenen Gestalt ein wichtiges Moment liegt, das die grünen Nucleolen den rothen gleichstellt und sie von den zwar gleich grünen, 1 AUERBACH, |. c. 2 Rosen, |. ce. 666 E. Rohde, aber sehr verschieden gestalteten unsicher begrenzten Makrosomen unterscheidet, resp. einen großen Fortschritt diesen gegenüber be- deutet. Wahrscheinlich geht Hand in Hand mit der Kugelgestalt überall eine sekretorische Thätigkeit, die den Makrosomen noch fehlt. Rosen! ist namentlich auf Grund seiner Beobachtungen an sich thei- lenden Zellen zu dem Resultat gekommen die rothen und grünen Nucleolen scharf von einander zu trennen, da er letztere in den Kern- faden aufgehen sah, erstere aber nicht. Wenn dies ein ausschlag- gebender Faktor wäre, so könnten auch alle Nucleolen der multi- nucleolären Eier der niederen Wirbelthiere (Amphibien, Knochen- fische) den Namen Nucleolen nicht mehr behalten, da sie nach UARNOY? in die Chromosomen der Richtungskörper übergehen®. Aber selbst wenn die rothen Nucleolen sich nicht an der Chromosomen- bildung betheiligen, so liegt doch hierin noch kein Grund, sie allein als Nucleolen zu bezeichnen und den grünen diesen Namen zu ent- ziehen, lediglich weil sie Theile des Kerngerüstes sind. Denn in Wirklichkeit gehen auch die rothen Nucleolen in ihrer Entwicklung, wie wir wissen, durch das Zwischenstadium der grünen Nucleolen und Makrosomen auf die Mikrosomen, d.h. den Hauptbestandtheil des Kerngerüstes der Autoren zurück. Ich halte es für das Richtig- ste alle kugeligen scharf begrenzten Inhaltskörper des Kernes als Nucleolen zu bezeichnen und diese nach ihrem Nucleingehalt zu unterscheiden 1) in nucleinfreie Nucleolen (besonders die Haupt- nucleolen der uninucleolär gebauten Bier und Ganglienzellen); 2) in nucleinhaltige und diese wieder zu trennen je nach dem Phosphor- gehalt des Nucleins a) in phosphorreiche (z. B. diejenigen der Infu- sorien und alle Jugendstadien der rothen Nucleolen der Metazoen) und b) in phosphorärmere (Nebennucleolen der uninucleolären Eier und Ganglienzellen, Nucleolen der multinucleolären Eier®). Die letz- 1 RosEn, 1. c. 2 CARNOY, 1. c. 3 C£. auch auf p. 668 ff. die letzte Arbeit von ÜARNOY. * C£. den Anhang zu den Schlussergebnissen p. 674. 5 HÄCKER hat richtig die Nucleolen der Eier der niederen Wirbelthiere und die Nebennucleolen der uninueleolären Eier auf eine gleiche Stufe und in Gegensatz zu den Hauptnucleolen der uninucleolären Eier gestellt, den wahren Sachverhalt aber, d.h. die periodische Auflösung der ersteren (d.h. der Neben- nucleolen und der Nucleolen der multinucleolären Eier) in Nucleinkörper und ihre Neuentstehung aus letzteren, was beiden Nucleolenarten gemeinsam ist, nicht erkannt. Nicht angebracht ist es aber für die Nucleolen der Eier der niederen Wirbelthiere auch den Namen Nebennucleolen einzurühren, wie HÄCKER es thut (ef. oben p. 558). Dieser Name ist nach meinem Empfinden nur ge- Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 667 teren färben sich entweder violett oder roth. Dieser Gegensatz findet wohl seine Erklärung in der MarraArtrschen Beobachtung, dass phosphorschwache Nucleinkörper sich bei Anwendung rothblauer Farb- stoffgemische violett bis roth färben. Ich stehe also bezüglich der Nucleolen etwa auf dem Standpunkt von RICHARD HerrwıG!, der ebenfalls zwischen beiden Nucleolen- arten keinen scharfen Gegensatz macht, sondern die nucleinfreien direkt aus den nucleinhaltigen durch Verlust des Nucleins hervor- gehen lässt. In der zoologischen Litteratur ist sonst bisher der chemischen Verschiedenheit der Nucleolen, besonders der Gewebszellen, nur wenig Beachtung geschenkt worden?, obwohl FLEemuinG bereits in seinem großen Werke’ darauf hingewiesen hat, dass unter den Nucleolen stoffliche Differenzen bestehen. Sehr treffend spricht sich auch OSKAR HERTWwIG über die Nucleolenfrage aus“. B. Protozoen-Nucleolus, Metazoen-Nucleolus und Keimfleck. Anknüpfend an das eben Gesagte, möchte ich noch einige irr- thümliche Anschauungen über Gegensätze, die bezüglich der Nucleolen zwischen Protozoen, Eiern und Gewebszellen bestehen sollen, berich- tigen. So muss zuerst betont werden, dass zwischen den Keim- flecken der Eier und den Nucleolen der Gewebszellen absolut kein durchgreifender Unterschied besteht. Zunächst sind, wie wir ge- sehen haben, die Keimflecke der verschiedenen Thierklassen nicht einmal unter sich gleich. Denn die Nucleolen der multinucleolären rechtfertigt in dem Sinne, in welchem ihn FLEMMING angewandt hat, d. h. für die uninucleolären Kerne der Eier und der gleich gebauten Gewebszellen, z. B. der Ganglienzellen der Wirbelthiere, bei denen die Nebennucleolen neben einem Hauptnucleolus vorkommen. - IR. HerRTWwig, 1]. e. 2 Abgesehen von den oben p. 641 ff. berücksichtigten Arbeiten über die zwei- theiligen Nucleolen der Eier. 3 FLEMMING, Zellsubstanz etc. 1. ce. * 0. Herrtwiıg, Die Zelle und die Gewebe. Erstes Buch p. 43. Nur der von HerTwıG betonte Gegensatz zwischen den Keimflecken der Eier und den Nucleolen der Gewebszellen besteht nach meinen Untersuchungen nicht in der Allgemeinheit, wie sie HErTwıG anzunehmen scheint; denn bei den uninucleo- lären Eiern (z. B. der Säugethiere) und den uninucleolären Ganglienzellen (z. B. der Wirbelthiere) zeigen die Hauptnucleolen vollständig die gleiche Zusammen- setzung (cf. p. 667, 668). 668 E. Rohde, Eier der niederen Wirbelthiere sind nucleinhaltig und stehen in engen genetischen Wechselbeziehungen zu den Nucleinkörpern, die Haupt- nucleolen der uninucleolären Eier sind dagegen nueleinfrei und in erster Linie sekretorische Organe; die Keimflecke gewisser Wirbel- losen färben sich nach Ost aber durch Jodgrünfuchsin sogar aus- gesprochen grün, entweder ganz oder theilweise (doppeltheilige Nu- cleolen), enthalten also sogar sehr phosphorreiches Nuclein. Auf der anderen Seite zeigen z. B. die uninucleolären Eikerne der Säuger wie im übrigen Bau so auch bezüglich der Nucleolen die allergrößte Übereinstimmung mit den uninucleolären Ganglien- zellen. | Eben so irrig ist es die Nucleolen der Protozoen und die Keim- flecke der Eier als einheitliche Bildungen aufzufassen, wie dies be- sonders RHUMBLER! gethan hat, der den Nucleolen der Protozoen wie der Eier nicht einmal ihren Namen lässt, sondern sie als Binnen- körper bezeichnet. Denn einerseits kommen unter den Protozoen bei den einen wirkliche kugelige Nucleolen (Infusorien) bei den anderen (Actinosphärium) nur Makrosomen vor; andererseits sind die Nucleo- len (resp. Makrosomen) der Protozoen stets intensiv grün färbbar durch Jodgrün, d. h. sie enthalten sehr phosphorreiches Nuclein, dagegen z. B. die Hauptnucleolen der uninucleolären Eier sind eben so aus- gesprochen erythrophil und wahrscheinlich ganz nucleinfrei. Anm.: Nach dem Tode von CArnoyY veröffentlichte LEBRUN? eine dritte Abhandlung über die Eireifung der Amphibien, und zwar speciell der Anuren, welche CArnoY nicht mehr ganz abgeschlossen hatte. Ich kenne diese, Arbeit nur aus dem ScHwALgEe’schen Jahresbericht, wel- cher Ende Februar dieses Jahres erschien, als das vierte (Nucleolen-) Kapitel meines Manuskripts bereits fertiggestellt war. Ich will da- her die neuen CArnoY'schen Untersuchungen hier am Schluss nur ganz kurz berücksichtigen. Sie beziehen sich auf Alytes obstetricans, Bombinator igneus, Bufo calamita, Bufo vulgaris und Rana temporaria. Was den Frosch betrifft, so scheint CArnoy zum Theil ähnliche Auflösungsfiguren der Nucleolen beobachtet zu haben, wie ich sie beschrieben habe, so weit ich aus dem Fıck’schen Referat erkennen kann: In der zweiten Periode ist die Nucleolenauflösung nur auf die periphere Zone des Keimbläschens beschränkt, wie ich es ebenfalls ! RHUMBLER, |. c. 2 CARNOY et LEBRUN, La eytodierese de l’oef. La vesieule germinative et les globules polaires chez les batraciens. La Cellule. Tome XVII. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 669 geschildert und abgebildet habe, die Auflösung ist entweder kugelig oder körnig, oder fädig-kugelig-körnig, oder ringförmig-kugelig-körnig oder fädig-raupenförmig-körnig; in der dritten Periode lösen sich die Nucleolen wieder nur in der Mitte auf, und zwar fädig-kugelig-körnig, mit oder ohne Raupenbildung, oder nur kugelig-körnig. Beachtenswerth ist die Bemerkung LrsBrun’s, dass bei der Kröte die Auflösungskügelchen meist dem Nucleolus direkt entströmen und erst im Kernplasma die Feder- und Raupenfiguren hervorrufen. Die von mir oben (p. 564 ff.) vertretene Auffassung, dass viele Auf- lösungsfiguren CARNoY’s nicht endogen im Nucleolus, wie CARNOY es allgemein in seinen ersten beiden Arbeiten annimmt, sondern exogen entstehen, wird also in der dritten Abhandlung auch von CARNOY und LEBRUN getheilt. Es besteht nur der Unterschied, dass ich die Perl- schnur-, Feder- und Raupenfiguren auf Grund meiner Beobachtungen für Sprossungsprodukte von Knospen des Mutternucleolus halte. Besonders interessant ist aber wieder die Beobachtung, dass die letzten Nucleolen des Keimbläschens in die Chromosomen der Rich- tungsspindel übergehen. Fick referirt im Jahresbericht die diesbe- züglichen Befunde CAarnov’s in folgenden Worten für die Kröten: »Der Kern verschwindet rasch, am oberen Pol tritt eine schöne Proto- plasmastrahlung, der ‚Spindelfleck‘ auf, der die übrig bleibenden Nueleolen enthält; diese verwandeln sich in die Chromosomen der ersten Richtungsspindeln, wie es bei den Trrtonen beschrieben wurde, und bilden ‚Vierergruppen‘, und für den Frosch: »Um den Spindel- flecken, der die Dauernucleolen für die Richtungsspindelchromosomen enthält, herum bildet sich eine Kernplasmastrahlung ..... der ‚Spindelflecken‘ umgiebt sich mit einer Membran und steigt als kleiner Kern im oberen Pol auf. Die in ihm enthaltenen Nucleolen bilden sich zu den Chromosomen der Richtungsspindel um.« Wie schon oben ausgeführt, kann nach diesen Beobach- tungen CARNOoY’s resp. LEBRUN’S die von mir für die Gastro- podenganglienzellen beschriebene, von den Nucleolen aus- gehende Neuzellbildung kaum mehr als etwas sehr Auf- fälliges und Außergewöhnliches betrachtet werden, da auch in diesem Falle die Nucleolen nucleinhaltig sind. V. Schlussergebnisse. 1) Alle Kerne bestehen aus einem netzförmigen Plastingerüst, aus einem von diesem umschlossenen strukturlosen mehr oder weniger 670 E. Rohde, flüssigen Enchylema und aus dem Plastingerüst aufgelagerten Nuclein- körpern und Nucleolen. 2) Die Nucleinkörper färben sich bei Anwendung rothblauer Farbstoffgemische entweder intensiv grün oder mehr oder weniger violett bis violettrosa, d.h. sie sind bald sehr reich an Phosphor, bald phosphorärmer. 3) In allen jungen Kernen sind die Nucleinkörper stark phos- phorhaltig, also durch Jodgrünfuchsin ausgesprochen grün färbbar. In den älteren Zellen bleibt dieser Phosphorgehalt in vielen Fällen (z. B. in allen Drüsenzellen, den multinucleolären Ganglienzellen) er- halten, in anderen Fällen (uninucleoläre Eizellen und Ganglienzellen, multinucleoläre Eizellen) verliert sich der Phosphorgehalt der Nuclein- körper stark. 4) Die Nucleinkörper sind entweder Mikrosomen oder Makro- somen, d.h. im ersteren Falle granulaartig klein, in letzterem Fall bedeutend größer. | 5) Die Makrosomen sind meist mehr oder weniger eckig, viel- gestaltig, unsicher umrissen und entweder mehr oder weniger homogen oder deutlich gekörnt. In letzterem Falle lassen sie sich oft leicht als Konglomerate von Mikrosomen nachweisen. 6) Das netzförmige Plastingerüst tritt in doppelter Modifikation auf. Entweder ist es im ganzen Kern sehr gleichmäßig und sehr eng, meist so eng, dass es auf Schnitten nur als Körnchenmasse erscheint; in diesem Falle liegen die Nucleinkörper, welche dann oft makro- somenartig groß sind, dem Plastingerüst genau wie die Nucleolen regellos eingestreut. Oder das Plastingerüst ist sehr unregelmäßig und weitmaschiger; in diesem Falle treten 1) die Fäden des Netzes meist deutlicher auf lange Strecken hervor, sind 2) die Nucleinkörper meist kleiner und diese 3) auf den Plastinfäden reihenweise hinter einander geordnet. Mit anderen Worten: diese zweite Kernart zeigt dann deutlich chromatische Netze im Sinne FLEMMING’s und seiner An- hänger. 7) Das Enchylema ist färbbar und zwar durch Jodgrünfuchsin grün wie die Nucleinkörper. Es enthält demnach ebenfalls Nuelein, entweder gelöst oder in diffuser Form. 8) Mikrosomen und Makrosomen stehen oft in engem genetischen Zusammenhang, indem letztere wiederholt aus ersteren entstehen, um sich in diese dann wieder aufzulösen. (In gleiche Wechselbeziehungen zu den Mikrosomen treten bei vielen Zellen, so den uninucleolären Eiern und Ganglienzellen, die Nebennucleolen, bei anderen Zellen, so Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 671 den multinueleolären Eiern der niederen Wirbelthiere, sämmtliche Nucleolen, ef. unter Nr. 13.) 9) Im Gegensatz zu den cyanophilen, d. h. grün oder violett färb- baren Nucleinkörpern sind die Nucleolen der Metazoen erythrophil, d.h. sie färben sich bei Anwendung von rothblauen Farbstoffgemischen ausgesprochen roth. 10) Alle durch Jodgrünfuchsin rothfärbbaren Nucleolen der Meta- zoen gehen aus intensiv grün sich tingirenden, d.h. durch stark phosphorhaltiges Nuclein ausgezeichnete Nucleolen hervor. Der Über- sang des grünen Nucleolenstadiums in das rothe vollzieht sich ent- weder nur in der frühesten Entwicklungsperiode der Zelle (uni- nucleoläre Eier und Ganglienzellen, multinucleoläre Eier) oder noch später in der heranwachsenden Zelle resp. während des ganzen Wachsthums der Zelle (uninucleoläre Drüsen, multinucleoläre Gan- slienzellen.. Ein Rest des ursprünglich grünen Nucleolenstadiums bleibt bei den erwachsenen rothen Nucleolen als Randzone erhalten, die bald grün, bald violett färbbar ist, d. h. in dem einen Fall phos- phorreicheres, in dem anderen Falle phosphorärmeres Nuclein ent- hält und sich scharf von dem rothen Centrum der Nucleolen abhebt. 11) Die grünen, den Ausgangspunkt der Entwicklung der rothen Nucleolen darstellenden Nucleolen entstehen, wie sowohl bei multi- wie uninucleolären Kernen in vielen Fällen nachgewiesen werden konnte, aus Makrosomen, die ihrerseits wieder nur Konglomerate von Mikrosomen sind; in manchen Fällen wachsen die Mikrosomen wahr- scheinlich auch selbständig je zu einem Nucleolus heran: alle Nu- cleolenbildungen gehen also in ihrer Entwicklung auf die Mikrosomen zurück. 12) Bei den Protozoen kommt es nicht zur Ausbildung rothfärb- barer Nucleolarsubstanz: bei den Infusorien finden sich wohl Nucleolen, oft sogar in großer Menge, sie bleiben aber stets auf dem grünen Stadium stehen; bei Actinosphaerium (frei lebende Thiere) vermisste ich Nucleolen überhaupt, ihre Kerne enthalten außer den Mikrosomen nur noch Makrosomen, überschreiten also nicht das Makrosomen- Stadium der Entwicklung der rothen Nucleolen der Metazoen. Also auch für die Histologie hat das biogenetische Grundgesetz seine Gültigkeit, in so fern die rothen Nucleolen der Metazoen vorüber- gehend in ihrer Entwicklung Stadien durchmachen, die Dauerzu- ständen der Protozoen entsprechen. 13) In vielen Kernen behalten die Nucleolen dauernd das Nu- clein, nur in phosphorärmerer Form, so die Nebennucleolen der uni- 672 | E. Rohde, | a nucleolären Eier und Ganglienzellen, ferner sämmtliche Nucleolen der _ multinueleolären Eier. In diesem Falle bleiben die Nueleolen in engen genetischen Wechselbeziehungen zu den Nucleinkörpern, speciell den Mikrosomen, indem sie, oft periodisch, in Mikrosomen zerfallen und aus diesen wieder neu entstehen. 14) In vielen Nucleolen geht das Nuclein aber ganz oder beinahe vollständig verloren. Dies gilt besonders von den Hauptnucleolen der uninucleolären Eier und Ganglienzellen. Dann verlieren sich einer- seits die engen Beziehungen zu den Nucleinkörpern, wie sie bei den nucleinhaltigen Nucleolen (ef. Nr. 15), bestehen, andererseits kommt in den Nucleolen die sekretorische Thätigkeit, die bei den nuclein- haltigen Nucleolen, z. B. der multinucleolären Eier nur schwächer entwickelt ist, zu stärkerer Ausbildung und kennzeichnet sich meist durch das Auftreten vieler Vacuolen von der Art, wie sie HÄCKER und BALBIANnI in den lebenden Eiern der Echinodermen beobachtet hat, bei denen die Vacuolen in den Nucleolen (Keimflecken) periodisch entstehen und nach Entleerung ihres Sekretes, d. h. ihres Inhaltes, wieder verschwinden. Fast überall, wo in der botanischen wie zoolo- gischen Litteratur Nucleolen beschrieben werden, wird auch das Vor- kommen von Vacuolen in ihnen betont. Die Entstehung von Sekreten ist also offenbar bei den Nucleolen eine sehr allgemeine Erscheinung. 15) Die Nucleolen, besonders die sekretorisch stark thätigen Hauptnucleolen der uninucleolären Kerne, stellen ein dem Kern und dem Leib der Zelle gleichwerthiges Organ der Zelle dar, welches wahr- scheinlich in erster Linie auf den Kern einwirkt und zu diesem in ähnlichem Verhältnis steht wie der Kern selbst zum Zellkörper. Wenigstens spricht dafür stark die Thatsache, dass alle kleineren Kerne uninucleolär, alle größeren multinucleolär sind. Dass nur der Kern und nicht der Zellleib der ausschlaggebende Faktor ist, be- weisen einerseits die Muskelzellen von Ascaris, deren kleiner Kern trotz des Riesenumfanges der Zelle selbst uninucleolär ist, anderer- seits die multinucleolären Spinndrüsen von Saturnia und die Ganglien- zellen der Gastropoden, bei denen der Protoplasmaleib verhältnis- mäßig kleiner, der Kern aber sehr groß ist und dementsprechend eine Unmenge von Nucleolen enthält. Dass ferner diese Vermehrung der Nueleolen nicht immer in den Wechselbeziehungen derselben zu den Nucleinkörpern ihren Grund hat (cf. Nr. 13), sondern dass es sich dabei vor Allem um eine (wahrscheinlich durch ihr Sekret be- wirkte) Beeinflussung des ganzen Kerns handelt, zeigen die multi- nucleolären Ganglienzellen der Gastropoden, bei welehen mit dem Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 673 Wachsthum des Kerns eine stetige Vermehrung der Nucleolen, nicht aber gleichzeitig eine Auflösung derselben in Nucleinkörper im Sinne der multinucleolären Eier erfolgt. 16) In vielen Fällen wirken die Nucleolen wahrscheinlich auch auf den Zellleib ein, entweder indirekt durch den Kern oder direkt. 17) Eben so wie der Kern sich fast beständig in seinem feineren Bau verändert, kann es nicht Wunder nehmen, wenn auch in den Nucleolen im Zusammenhang mit ihrer sekretorischen Thätigkeit sehr wechselnde und theilweise komplicirtere Strukturen (Nucleololen ete.) zur Entstehung kommen. Wie ferner der Kern im Zellleib einen sehr verschiedenen Einfluss ausübt, so wahrscheinlich auch der Nucleolus. So steht er unter Anderem offenbar auch mit der Membranbildung der Zelle in Zusammenhang, wie dies schon STRASSBURGER ange- nommen hat. Denn Zellmembran und Hauptnucleolus zeigen oft, so besonders in den Eiern der Säugethiere, eine ganz frappante Über- einstimmung in der Färbbarkeit, namentlich bei Jodgrünfuchsin- behandlung. 18) In gewissen Fällen werden die Nucleolen der Ausgangspunkt einer Neuzellbildung, d. h. sie wandern erst aus dem Kern und schließ- lich aus dem Zellleib, während gleichzeitig ein Stück des Mutterzell- - körpers sich um sie als Tochterzelle abschnürt. Diese von mir bei den Ganglienzellen der Gastropoden beobachtete Erscheinung hat nach den Beobachtungen von CARNoOY und mir bei den multinucleolären Eiern nichts Wunderbares mehr an sich, da hier die Nueleolen nicht nur während der Entwicklung wiederholt in Nucleinkörper zerfallen und aus diesen neu entstehen, sondern auch am Ende der Eireife die Chromosomen der Richtungsspindel aus sich hervorgehen lassen. Der nothwendigste Faktor bei jeder Theilung ist wahrscheinlich das Nu- clein. Die in Frage kommenden Nucleolen der Gastropodenganglien- zellen sind aber nucleinhaltig; denn sie haben eine durch Jodgrün- fuchsin grün färbbare Randzone, die also ebenfalls durch phosphor- reiches Nuclein ausgezeichnet ist!. 19) Die Nucleolen können sich theilen, Knospen und Sprossen treiben, oft in ganz ähnlicher Weise wie viele niedere Organismen, so dass sie oft z. B. wie Basiden mit Sporen aussehen. Eben so wie bei letzteren die Knospungs- resp. Sprossungsprodukte selbständige Einzelwesen darstellen, so repräsentiren zweifelsohne auch die durch ! Auf diese Verhältnisse komme ich in einer anderen Abhandlung dieser Zellstudien noch eingehender zurück. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie, LXXIIT. Bd. 44 674 E. Rohde, Theilung resp. Knospung und Sprossung aus den Nucleolen hervor- sehenden Nucleinkörper kleinste Elementarorgane im Sinne der Plastiden CrATo’s (ef. über diesen Punkt im dritten Kapitel p. 559 —557 Ausführlicheres). Anhang. Oxychromatin und erythrophile Nucleolarsubstanz. Beim nochmaligen Prüfen der eitirten Litteratur wurde ich während des Druckes vorliegender Arbeit auf eine kurze Anmerkung in HEIDENHAIN’S oft eitirter Abhandlung: Neue Untersuchungen über die Centralkörper ete. Arch. f. mikr. Anat. 1894 auf p. 548 aufmerk- sam, welche von mir bis dahin übersehen worden war, aber nach verschiedenen Richtungen bemerkenswerth ist. HEIDENHAIN schreibt hier: »Als charakteristisches Faktum möchte ich hier erwähnen, dass solche Zellenkerne, welche der Regel nach sich nicht mehr mitotisch theilen, wie die Kerne der Ganglienzellen und die Kerne des Darm- epithels auf der Höhe der Schleimhautfalten (Salamander) viel mehr Oxychromatin enthalten als Basichromatin. Diese Kerne würden mit- hin phosphorarm sein. Kerne, welche sich lebhaft theilen, enthalten umgekehrt relativ viel Basichromatin.« Diese Anmerkung hat mir überhaupt erst deutlich gezeigt, wel- ches der von mir beobachteten Kernelemente dem Oxychromatin HEIDENHAIN’s entspricht, worüber ich mir lange Zeit nicht klar war, wie meine Auslassungen oben p. 551 ff. beweisen. Ich habe es vorge- zogen nicht eine diesbezügliche Änderung im Text vorzunehmen, sondern in diesem Nachtrag zusammenfassend meine Stellungnahme gegenüber der Oxychromatinfrage darzulegen. HEIDENHAIN betont, dass sein Oxychromatin sich in Broxpr'scher Lösung rein rubinroth färbt und dadurch scharf gegen das sich rein smaragdgrün tingirende Basichromatin absticht (ef. oben p. 551). Ich habe bei dem von mir verwendeten Jodgrünfuchsin nur in einer ein- zigen Kernart, nämlich den Spinndrüsenkernen der Raupen, das Oxy- chromatin in der von HEIDENHAIN angegebenen Färbung neben dem Basichromatin getroffen (cf. die Figg. 2—9 auf Taf. XXXIX). HEIDENHAIN bezeichnet das Oxychromatin mit Bezug auf die MaAurArTtrschen Beobachtungen, dass nur sehr phosphorreiche Nucleine in grün (resp. blau)-rothen Farbstoffgemischen rein grün, phosphor- ärmere aber violett, sehr phosphorarme sogar rein roth sich färben Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 675 (ef. oben p. 502), als ein phosphorärmeres Nuclein. Auch ich habe für die verschiedensten Kernarten, so besonders die Ganglienzellen der Wirbelthiere, die uni- und multinucleolären Eier (cf. das zweite und dritte Kapitel) phosphorarme Nucleinkörper beschrieben, diese aber in der Regel nicht wie bei den eben erwähnten Spinndrüsen- kernen der Raupen rein roth, sondern violett (nur bisweilen mit schwach rosa oder röthlichem Anflug) beobachtet (cf. z.B. die Figg. 3—8 auf Taf. XXXII). Die Angabe HEiDEnHAIN’s in obiger Anmerkung, dass die Ganglienzellen der Wirbelthiere besonders viel Oxychromatin ent- halten, beweist mir nun, dass wir das HEIDENHAIN’sche Oxychroma- tin auch in meinen violett-färbbaren phosphorärmeren Nucleinkörpern zu suchen haben. Vergleiche ich jetzt unsere beiderseitigen Beobachtungen, so stimme ich also darin mit HEIDENHAIN überein, dass in den thierischen Kernen phosphorreiche und phosphorarme Nucleinkörper vorkommen, stehe aber in folgenden Punkten zu ihm im Gegensatz: 1) färben sich nach meinen Untersuchungen mit Jodgrünfuchsin die phosphorarmen Nucleinkörper nicht immer rein roth, d.h. in der Farbe des sauren Anilinfarbstoffes, sondern weitaus in der Mehrzahl der Fälle violett (oder rosaviolett)!, 2) ist die Doppeltheiligkeit des Chromatins nicht eine allen Kernen zukommende Erscheinung, sondern es giebt Kerne a) welche nur aus Basichromatin bestehen. Hierher gehören z. B. die multinucleolären Ganglienzellkerne der Gastropoden (cf. die Figg. 1—5 auf Taf. XXX), ferner viele Spinndrüsenkerne der Raupen, welche gleichzeitig mit den oben erwähnten durch Oxy- und Basichromatin ausgezeichneten Kernen und oft direkt diesen benachbart in einem und demselben Schlauche vorkommen (ef. oben P. 631 E.), b) welche überhaupt kein Basichromatin besitzen, sondern nur phosphorarme, aber größtentheils violett färbbare Nucleine ent- halten, wie z. B. die Ganglienzellkerne der Wirbelthiere (ef. die Fig. 3—14 auf Taf. XXXIH) und die uni- wie multinucleolären Ei- kerne (ef. die Fig. 1 auf Taf. XXX VII und die Figg. 10, 14, 16, 20, Taf. XXXV]D. 1 Nur bei absterbenden Zellen, wie ich sie öfter bei den uninucleolären Ganglienzellen des Hundes fand (cf. meinen Aufsatz »Die Ganglienzelle«, 1. e.), nehmen alle Nucleinkörper im Kern eine gleich rothe Farbe an wie der Nucleo- lus (cf. Fig. 32 auf Taf. XXXIII, worauf ich, wie schon oben bemerkt, in einem anderen Aufsatze dieser Zellstudien noch ausführlicher zurückkommen werde. 44° 676 E. Rohde, Alle Zellen, welehe im ausgebildeten Zustande solehe phosphor- arme Kerne b besitzen, enthalten in der frühesten Jugend aber gleich phosphorreiche Kerne, wie die Gruppe a sind (ef. die Figg. 1—7 auf Taf. XXXVI und Figg. 1—4, Taf. XXXIV). In der oben eitirten Arbeit schreibt HEIDENHAIN an anderer Stelle mit Bezug auf die MaurArti'schen Untersuchungen: »Da hier die nämlichen Farbstoffe verwendet wurden, welche auch in der Bronpr’schen Lösung und dem Erruicw#'schen Triaeid enthalten sind, so hätten wir demnach in dem Basichromatin oder dem Chromatin der Autoren phosphorreiche, in dem Oxychromatin oder Lanthanin phosphorarme Nucleine vor uns. Demnach sind ferner das Basi- chromatin und Oxychromatin durchaus nicht als für die Dauer un- veränderliche Körper aufzufassen, sondern durch Aufnahme und Abgabe von Pkönnte eventuell die Färbung sich ändern. Meine heutige Meinung geht also dahin, dass die Affinitäten der chromatophilen Mikrosomen des Kerngerüstes gegenüber den basischen und sauren Anilinfarbstoffen sich nach gewissen physiologischen Zuständen des Kerns oder der Zelle reguliren, in Betreff deren wir bisher eine genauere Einsicht noch nicht haben.«< In gleiehem Sinne hat sich auch KoRscHELT! (ef. oben das Citat auf p. 634) ausgesprochen. Nach dieser Richtung pflichte ich HEIDENHAIN und KoRrscHELT, wie schon oben (p. 635) betont, vollständig bei. Besonders glaube ich, dass bei den Drüsen- kernen in den verschiedenen physiologischen Zuständen Oxy- und Basichromatin in einander übergehen können, eben so wie ja auch bei den phosphorarmen Kernen z. B. der Ganglienzellen der Wirbel- thiere und der Eier die violetten Nucleinkörper aus den rein grünen basichromatischen Nucleinkörpern der Jugendstadien dieser Zellen sich entwickeln (cf. oben das zweite und dritte Kapitel und die Figg. 1—10 der Taf. XXXVI). Sehr beweisend in dieser Beziehung ist die schon öfter hervorgehobene Thatsache, dass bei den Spinn- drüsen der Raupen oft die doppeltehromatischen und die rein basi- chromatischen Kerne in demselben Schlauche direkt neben einander vorkommen (cf. oben p. 631 ft.). In den Spinndrüsen der Raupen sind andererseits die in der für das HEIDENHAIN’sche Oxychromatin typisch knallrothen Farbe auf- tretenden Mikrosomen durch alle Zwischenformen bezüglich der Größe mit den gleich intensiv roth gefärbten großen Nucleolen verbunden (ef. die Figg. 2—9 auf Taf. XXXIX und oben p. 633); da ferner, wie 1 KORSCHELT, 1. ce. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 677 ich oben für die verschiedensten Kerne nachgewiesen habe (cf. bes. das vierte Kapitel), die rothen Nucleolen stets aus dem grünen Basi- chromatin hervorgehen, entweder schon in den allerfrühesten Jugend- stadien der Zellen (z. B. bei den Ganglienzellen der Wirbelthiere und den Eiern) oder noch später während des Wachsthums der Zelle (z. B. bei den multinucleolären Ganglienzellen der Schnecken und den MAL- pıcHTschen Gefäßen von Blatta), so glaube ich in Übereinstimmung mit KorscHELT! (ef. das 2. Citat auf p. 634), dass das HEIDENHAIN’sche Oxychromatin den rothen Nucleolen näher steht als HEIDENHAIN an- zunehmen geneigt scheint. AUERBACH? hat diese nahen Beziehungen auch schon erkannt, wenn es auch sicherlich verfehlt ist alle Chro- matinkugeln ohne Weiteres als Nucleolen zu bezeichnen, wie AUER- BACH es gethan hat, da die Nucleolen (oft sehr kompliecirt gebaute) Differenzirungsprodukte der Nucleinkörper darstellen, welche ein Recht haben besonders benannt zu werden. Die am Anfang dieses Anhanges citirte Anmerkung HEIDEN- HAIN’S, welche den Ausgangspunkt vorstehender Erörterungen ge- seben hat, ist andererseits auch darum interessant, weil sie beweist, dass die von RosEN3 für die Pflanzen, von mir für die thierischen Zellen konstatirte Thatsache, dass oft sich theilende Kerne viel phos- phorreiches Nuclein enthalten, von HEIDENHAIN schon früher erkannt worden ist. Breslau, im November 1902. Anm.: Während des Druckes meiner Arbeit erschien ein Aufsatz von R. WoLrg. Horrmanx: »Über die Ernährung der Embryonen von Nassa mutabiles Lam. Ein Beitrag zur Morphologie und Physiologie des Nucleus und Nucleolus (diese Zeitschr. Bd. LXXI, 4. Hft. 1902), welcher für das von mir behandelte Thema in so fern interessant ist, als auch Horrmann zu dem Resultat kommt, dass die im Haupt- nucleolus auftretenden Vacuolen eine normale Erscheinung darstellen, und die Nucleolen ein Sekret absondern, welches für die im Kern (resp. im Zellleib) sich abspielenden Lebensvorgänge von Wichtig- keit ist. 1 KORSCHELT, 1. c. 2 AUERBACH, 1. c. 3 ROSEn, |. c. 678 E. Rohde, Erklärung der Abbildungen. A. Buchstabenerklärung: ck, Centralkanal des Rückenmarks; ng, Neurogliakern; fepk, Follikelepithelkern; nll, Nucleolus; 9%, Ganglienzelle; pl, Plastingerüst; K, Kern; tz, Tochterzelle; mw, Mikronucleus; 1, Zellleib; », Mutterzelle; xm, Zellmembran. nclk, Nucleinkörper; B. Figurenerklärung: Alle Figuren sind bei starker und, so weit nicht das Gegentheil bemerkt ist, durchweg bei etwa gleicher Vergrößerung wiedergegeben. Tafel XXXI. Multinucleoläre Ganglienzellen aus Schnittserien, ausgenommen Fig. 9. Fig. 1— 10. Helx. Fig. 11—15. Pleurobranchus. Fig. 1—5, 10—15. Sublimathärtung. Fig. 6-8. Osmiumsäurehärtung und Nachbehandlung durch Pikrokarmin. Fig. 9. Ganglienzelle aus einem frisch im Blut untersuchten Zupfpräparat. Fig. 1-5. Jodgrünfuchsinfärbung. Fig. 1, 2. Glycerindifferenzirung und Einschluss in Glycerin. Fig. 3—5. Differenzirung durch absoluten Alkohol und Einschluss in Kanada- balsam. Fig. 10—17. Färbung durch DELAFIELD’sches Hämatoxylin. Fig. 14 u. 15. Kerne, nur theilweise wiedergegeben. Fig. 12 u. 13. Kleine Partien von Kernen. Tafel XXXIII. Fig. 1 u. 2. Multinucleoläre Ganglienzellen. Fig. 5—31. Uninucleoläre Gan- glienzellen. Aus Schnittserien. Sublimathärtung mit Ausnahme von Fig. 30 und 31, bei denen Osmiumsäurehärtung und Nachbehandlung mit Pikrokarmin vorliegt. Fig. 1 u. 2. Auf einander folgende Schnitte durch eine Ganglienzelle von Pleurobranchus. Fig. 2. Der Kern ist nur theilweise ausgeführt. Färbung durch DELAFIELD’sches Hämatoxylin. Fig. 3—14, 18—21, 24—28, 32. Spinalganglienzellen eines (8 Wochen alten) Hundes. Fig. 3—6. Kerne, sehr stark vergrößert. Fig. 18—20. Junge Ganglienzellformen. Fig. 21. Große schollenhaltige Ganglienzelle. Fig. 32. Zu Grunde gehende Ganglienzellen. Fig. 15, 22, 23, 29. Aus dem Spinalganglion einer jungen (4 Tage alten) Katze. Fig. 15, 22, 23. Ganglienzellen. Fig. 29. Neurogliakerne. Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. 679 Fig. 16 und 17. Frosch. Fig. 16. Sympathieuszelle. Fig. 17. Junge Ganglienzellform aus dem Spinalganglion. Fig. 30 u. 31. Lobus electricus von Torpedo. Fig. 31 giebt nur den Nucleolus genauer wieder und vom Kern die Umrisse. Fig. 3—8, 15, 16—23. Jodgrünfuchsin, Glycerindifferenzirung und Einschluss in Glycerin. Fig. 9—14 u. 32. Jodgrünfuchsin, Kanadabalsam, Einschluss nach Diffe- renzirung durch absoluten Alkohol. Fig. 24 u. 25. Pikrokarminrärbung. Fig. 26—28. HEIDENHAIN’sche Eisenhämatoxylinbeizmethode. Tafel XXXIV. Uninucleoläre Ganglienzellen (Fortsetzung), Entwicklung der Ganglienzellen und feinerer Bau der Nucleolen, Sublimathärtung, aus Schnittserien. Fig. 1-6. Jodgrünfuchsinfärbung. Glycerindifferenzirung und Einschluss in Glycerin. Fig. ”—9. Färbung mit DELAFIELD’schem Hämatoxylin. Fig. 10—18. HEIDENnHAIN’sche Eisenhämatoxylinbeizmethode. Fig. 1. Triton-Larve, Rückenmark, nur zum Theil ausgeführt. Fig. 2 u. 3. Froschlarve, Rückenmark, nur zum Theil ausgeführt. Fig. 4. Froschlarve, Spinalganglion, nur zum Theil wiedergegeben. Fig. 5—9. Frosch, erwachsen. Spinalganglienzellen. In Fig. 6, 8, 9 sind nur die Nucleolen genau wiedergegeben, in Fig. 8 und 9 mit den Umrissen des Kerns. Fig. 10—18. Frosch, Sympathieus. Fig. 14—18 geben nur die Kerne wieder. Tafel XXXV. Multinuceleoläre Eier (Amphibien), Froschei. Sublimat, DELAFIELD’sche Häma- toxylinfärbung. Fig. 1—11. Erwachsenes dotterhaltiges Ei. Fig. 15. Theil eines Kerns. Fig. 1A der ganze zu Fig. 1B gehörige Kern; der innerhalb der punktir- ten Linie befindliche Theil entspricht der Fig. 1. Fig. 2—-10. Kernpartien. Fig. 2-4, 11. In Auflösung begriffene Nucleolen. Fig. 12. Etwas schematisirte Darstellung der Auflösung der Nucleolen in Nucleinkörper. Fig. 13 u. 14. Mittelgroßes dotterloses Ei. Fig. 13, Kern vollständig. Fig. 14, Auflösungsfigur eines Nucleolus. Tafel XXXVI Multinucleoläre Eier (Amphibien), Fortsetzung. Froschei. Sublimat, Jodgrün- fuchsin, Kanadabalsameinschluss nach Differenzirung durch absoluten Alkohol. Alle Figuren stellen lediglich Kerne oder Kernpartien dar, nur in Fig. 10 und 14 sind die Umrisse des zugehörigen Eies angegeben. 680 | E. Rohde, In Fig..11, 12, 13, 15, 21 sind die Kerne umrissen, aber nur theilweise ausgeführt. Fig. 17—19 und 22 stellen kleine Stücke des Kerns, meist nur Auf- lösungsfiguren von Nucleolen dar. Fig. 1—7. Allerjüngste Eistadien, noch grünkernig (Jodgrünfuchsin). Fig. 8 u. 9. Übergangsformen zwischen den jüngsten grünkernigen (Jod- grünfuchsin) und den älteren violettkernigen (Jodgrünfuchsin) Eiern. Fig. 10—16, 20 u. 21. Verschiedene Entwicklungsstadien von noch dotter- losen, aber schon violettkernigen (Jodgrünfuehsin) Eiern: je größer die Kerne sind, desto älter waren die zugehörigen Eier. Fig. 22. Aus einem im Anfang der Dotterbildung stehenden Ei. Fig. 8$—16. Die Nucleolen liegen in hellen Höfen, welche außen von den kleinen Nucleinkörpern begrenzt werden. In Fig. 11, 12 und 15 ist die äußere Begrenzung dieser Höfe meist nur durch eine Linie an- gedeutet. Tafel XXXVII Multinucleoläre Eier, Fortsetzung. Fig. 1 u. 2. Dotterhaltiges großes Froschei. Sublimat, Jodgrünfuchsin, Ein- schluss in Kanadabalsam nach Differenzirung durch absoluten Alkohol. Fig. 1. Kern. Die Nucleolen sind sämmtlich gezeichnet, aber nur zum Theil in den feineren Details ausgeführt, zum anderen Theil lediglich in den Umrissen angegeben. Die kleinen violetten Nueleolen in der: Mitte des Kerns (bei m) stellen Knospen der großen dunkelrothen Nucleolen dar. Fig. 2a—2c. In Auflösung begriffene Nucleolen aus demselben Eikern, dem der Schnitt Fig. 1 entnommen ist. Fig. 3—13. Cobitis-Ei. Fig. 3—8. Alkoholhärtung, Jodgrünfuchsinfärbung, Glycerineinschluss und Differenzirung durch Glycerin. Fig. 95. Sublimat, Pikrokarmin. Fig. 10—13. Chromsäure, Alaunkarmin. Fig. 3a—3e. Junge dotterlose Eier von verschiedener Entwicklungsstufe. Fig. 3a das jüngste. Aus einem Zupfpräparat. Fig. 4. Sehr junges Ei (gleich Fig. 5«) aus einer Schnittserie. Fig. 5—8. Kerne, resp. Nucleolen von dotterlosen Eiern etwa gleicher Ent- wicklungsstufe. Fig. 6-8 stärker vergrößert. Fig. 7 und 8 Nucleolen. Fig. 6 Kern. Fig. 5 Kern mit den Umrissen des Zellleibes. Fig. 9B. Großes dotterhaltiges Ei. Der Zellleib ist nur theilweise wieder- gegeben. Das ganze Ei ist in Fig. 9A sehr schwach vergrößert dargestellt. Die entsprechenden Abschnitte beider Figuren zeigen den gleichen Farbenton. Fig. 10—13. Dotterlose Eier. Fig. 11—13. Junge Eier von etwa gleicher Entwicklungsstufe. Fig. 10. Etwas älteres Ei. Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. 681 Tafel XXXVIII. Fig. 1—12. A, uninucleoläre Eier. Fig. 13—21. B, Muskelkerne. Fig. 22 bis 30, C, Protozoen. D, multinucleoläre Drüsen. Fig. 1—12 Katzeneier. Sublimat. Fig. 1 und 2. Jodgrünfuchsin, Kanadabalsameinschluss nach Differen- zirung durch absoluten Alkohol. Fig. 3—12. Färbung durch DELAFIELD’sches Hämatoxylin. Fig. 1. Etwas älteres Ei aus einem mehrschichtigen Follikel, mehrere Follikelepithelkerne sind gezeichnet. Fig. 2. Junges Ei aus einem primären Follikel. Fig. 3—12. Eikerne. In Fig. 9—11 sind die Umrisse des zugehörigen Eies angegeben. Fig. 3 und 4, ältere Eier aus GRAFF’schen Follikeln. Fig. 5—8, etwas jüngere Eier. Fig. 8, Nucleolus. Fig. 9—12, ganz junge Eier aus primären Follikeln. Fig. 12, allerjüngster Eikern. Fig. 13—21. Muskelzellkerne von Ascaris. Osmiumsäure-Pikrokarmin. Fig. 22—30. Protozoen. Sublimat, Jodgrünfuchsin. Fig. 25. Kanadabalsameinschluss nach Differenzirung durch absoluten Alkohol, alle übrigen Figuren Einschluss in Glycerin und Differenzirung durch Glycerin. Fig. 22—26. Infusorien. Fig. 22. Paramaecium. Fig. 23. Verschiedene Nucleolen von Paramaecium. Fig. 24. Infusor ? Fig. 25. Stentor-Kern. Fig. 26. Siylonychia-Kern mit einem Theil des Zellleibes. Fig. 27-30. Kerne von frei lebenden Actinosphärien nebst Theilen des umhüllenden Protoplasmaleibes. Fig. 31A u. 31B. Kern des Seitengefäßes von Ascaris. Sublimat, Häma- toxylin. Fig. 31A. Schwächer vergrößert. Fig. 31B. Kleiner Theil des Kerns. | Fig. 32—35. Beindrüsenkerne von Phronima. Alkoholhärtung. Fig. 32—34. Karminfärbung. Fig. 35. Jodgrünfuchsin, Kanadabalsameinschluss nach Differenzirung durch absoluten Alkohol. Tafel XXXIX, Multinucleoläre und uninucleoläre Drüsen. Fig. 1—9. Multinucleoläre Drüsenkerne. Fig. 10—25. Uninucleoläre Drüsenkerne. Fig. 1—9. Spinndrüsen der Raupen von Saturnia Pernyi von drei verschie- denen Entwicklungsstadien der Raupen. Sublimat, Jodgrünfuchsinfärbung. Fig. 1, 3, 4. Glycerindifferenzirung und Einschluss in Glycerin. Fig. 2, 5—9. Differenzirung durch absoluten Alkohol, Einschluss in Kanadabalsam. Fig. 1, 2, 5, 9. Kerne der ältesten Raupen. 682 E. Rohde, Untersuchungen über den Bau der Zelle. 1. Fig. 3, 4, 7, 8. Kerne etwas jüngerer Raupen. Fig. 6. Kern einer noch jüngeren Raupe. Fig. 1. Theil eines Kerns und des begrenzenden Protoplasmaleibes. Fig. 3u.4. Kern nebst einem Theil des einhüllenden Zellleibes. Fig. 3. Schwach vergrößert. Fig. 2, 5—9. Kerne. Fig. 5. Aus einem sehr dünnen Schnitt und nach starker Alkoholdiffe- renzirung. Fig. 10—24. Kerne der MALPricHT'schen Geräße von Blatia. Jodgrünfuchsin. Fig. 25. Darmepithelkerne von blatta. Jodgrünfuchsin. Fig. 10—21 u. 25. Differenzirung durch absoluten Alkohol und Einschluss in Kanadabalsam. Fig. 22—24. Differenzirung durch Glycerin und Einschluss in Glycerin. Tafel XL. Auswanderung von Nucleolen aus dem Zellleib und von ihnen ausgehende Neuzellbildung. Multinucleoläre Ganglienzellen (von Gastropoden). Fig. 1—3. Doris. Sublimat, MAvEr’sches Karmin, Photographien, schwächer vergrößert. Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. Zoologie Bd. LXXIL. Zeitschrift f. wiss. | Abel gez. # ® IE; Lies X >| Me. E23 38 _ Ri r 1 Mi + = Ian IL, ER en Sr Er Fe ; “® 0,0 0% oR* De a) 0 e e . Alphons Bruckmann in München. lmann in Leipzig. Cliches u. Druck v 5 Zeitschrift f. wiss. Zoologie Bd. LXXII. epst mh - in Leipzig. Cliches u. Druck v. Alphons Bruckmann in München 5 M. Abel gez: wiss. Zoologie Bd. LXXII. ff. 1 .Zeitscht Y- Wilhel n x M. Abel gez. | | | \ | > Verlag Pay es, an = iR OR nann in Leipzig. Cliches u. Druck v. Alphons Bruckmann in München. Zeitschrift f. wiss. Zoologie Bd. LXXIH. ’ Verlag v. wilkeln Engelmann in Leipzig. Verlag M. Abel gez. ” Den ger, ne d or MM ne ) ve By a Hl NR z: Zeitschrift f. wiss. Zoologie Bd. LXXII. i rg2 wu Verlag v. Wilhelı Abel gez. M. Toy Il bm er J ann in Leipzig. Cliches u. Druck v. Alphons Bruckmann in München. Zeitschrift f. wiss. Zoologie Bd. LXXHT 0 N weraE — a — bm Cliches u. Druck v. Alphons Bruckmann in München, & ———— = ann an AR Verlag v Wilhelm Eügelmann in Leipzig. Zeitschrift [ wiss. Zoologie BA.LXAIH. Teuf. IV. Verlag v.Wilhelm Engelmann in leipzig 174 rlag Ywl Ve £ v S) Ba.1A NND. oqıe .Zool WISS ischrüt J. L —_ S R N S | x N & 5 N \ | \ N \ Hi: N i | ‘ ® \ ! IR ; Ä | | N% 5 ! | | 2 \ | \ \ \ \ \ \ Ba. LNMU, ologie 758.20, Ur f. Zeitschr Zeitschrift [wrss.Zoologie Bad.LAML. B =. 8-00 ee Taf. a u. „nn Auen a Tat Lith Ansirv. Zeitschrift J.\wiss.Zoologie BdLNKH. Ei: bim gm rorın. drq mim. \ r \ h ' nur... ». de lm > Verlag ® mlipzig N a nr Zeitschrift £, wissZoologie Ba.LIÄA. I 1 | I} | i | | | | | | Fiq.1Z. | , 14.17.4. | Fig.17. g | [8 N, K Harn gez. Pig. Mez. [9 7 un — Lith.Anst vEA Funko, Leipzig. Zeitschrift KwissZoologie Ba. LM. Fig.2. Zeitschrift £ wiss. Zoologie. Bd. LI. mn Big.5. 0.6 or 2.2.0 221300 9 ortoß OF Dre)» B T. DIKNICH 05000 Lith.Anstv. E.A.Funke Leipz ig, Ü 41 ww Fa ee 5 be ı. En ana er Va "Zeitschr rsologie Bl EN ee: 19.29. a Kid, gelmann Leipzig. Zeitschrift f.wiss. Zoologie Ba. 1A. Fig,45b. Ei fig Asa. Tor. Sr Bun s1a. Kilkt: Ent. . Lith.Ansty. BAfımke Icpag 2.5 Zeitschriftf.w55. Zoologie Bd IN. DD r l 1 & ne nn NIIT. r 4 Zeitschrift £ wiss. Zoologie Ba.LX Zu ee MC= Verlag vor Wil, Deut X. ZZ 7, GMA mer & Winter, Fran 7, © ‚htk.Anst v W G MC =------------- Msd ) er wor ke a ertseh ri f wi. S, /oologte Bob LAKIHE 5 u, FE / \ I} \ \ > P7 ® - . at „ne en tn r, SCH, Sauer un te “ re: Raus I . . / z \ s Vs Fa Q . . a .. EI LYTE .... BEER TEN EN = De en eng S ” . >= enzr Dort veone» 222 090 — 000 © ...e. San. “rs *.® ..., E .. a, * . 5 1 D ”r RN PH NN [2 \ W Bu} . 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Funke, Leipzig. \ Zoologie. Ba. LI. 7SS. Zeitschrift En Jaf.AR. SE & SOBSERN Lith.Anst.y. EA Funke, Leipzig. AR Zeitschrift Ewiss. Zoologie Bad. LIT. To KAG, Walter Hein gez. Verlag v. Wilhelm Engelmann in Leipzig. TithAnstx.E.A Funke, Teipzig. Zeitschrift f. wiss. Zoologie Bd.LXXI. D.sukatschoff ge2 Verlag v. Wilhe = & han nn Ipzig. Lith.Anst.v.B.AFunke Leipzig. 2 SQ I I SS S NS - ES S üsehr Ze mann ın Leipzig BSukatscheff ges Zeitschrift f wiss. Zool ogie Bd. LAT. B.Sukatscho“f rs: Verlag v Wilhe ann inlipzig. Zeitschrift fw158: Zoologie Bd, X. > a ‘ BEE Ne z\ pen v2 12, \ B.Sukatschoff ıre2 Zeitschrift Fwiss. Zoologie Ba. EXAM. = Ve erlag v.Wilhe N amninT. eipzig. Lith AnstvE.AFunikeleipzig. es &, N 2 Ze >) Zeitschrift f. wiss. Zoologi Bd. IXXT. Ü ae Kr % a DC Zeitschrift F wiss. Zoologie Bd. LI. _— | | br ' ' {F } \ u \ 1% 4 IN ! ı ' ! 1 T j l j | 4, £ Fam] .; v Wilhehm erjä e Taf XXV. Tith Anst.v. EA Funke, Leipzig. 124. } F x Zeitschrift Kwiss. Zoologie ba. JARVA A br met; N Taf IT; Zr meer Lit Anste EA Funke, Leipzig ” Zeitschrift f. wıss. Zoologie Ba.LXXT. DNERERR SARA a 2 X anne I Ct N SR Ye I BSR PORN FERN DEDEER hoffer gez Verlag von. Wilhel: Z2E r 4 Man on © “en Same t U. ie Bd.LX /0olog. IS. ft Eu lschh Zu Li. Anst.e Warner s Winter, Brankturt® lt Zeitschrift £ wiss. Zoologie Ba. LXXI. sur adpa IV AP mass Bere EN { a wi \ | aröRe Verlag vom Wil, af. XKVI. an VON ann, Lemzig. x < F 4 7 , \ = logie Bd. INN. Zeitschrift £ wiss. Z00 Taf XNVn. Jh Anıt v Werner & Winter: Frankfurt YM. NIIT. r gie Ba.IA f wrss. Zooloc fa Zeitschrift © 2% h ı ' f \ ı 1 1 1 \ — } Verlag von Wilheln Taf XXVIH. > Er AT vkfüurt 7M. ; Fran r 47 Werner & Winte Uh.Ansk v. 7 u Zeitschrift. wiss. Zoologie Ba. INN. InhAnsb u Werner k Winter, Frankfareı MM. Zeitschrift f wıss. Zoologie Bd. LAXIH. N BAT DILT 2) a Jb2! TEE S8 ng, 2%) Ne) Verlag von Wil Mau AN. ee er a, N (0 % Deren: ec EST ng, N IN L € Ss" S kd en Zeitschrift £. wiss. #4 vologie Bd. XXI. . 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Fig.J3. | » 5 Be | | ’ | | n\ £ | \ | | Ä \ | Fi | 5 H | f 4 | 3 | | N j || | | | | | Bez m EC Ku Lichtdruck von C, G, I Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. A N 18 ipz Le Lichtdruck von C. G. Röder, = = r< MI R Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. wiss. Zoologie. schrift f v ev i Zeitschrift “ für - WISSENSCHAFTLICHE. ZOOLOGIE | begründet Carl Theodor v. Siebold und Albert v. Kölliker herausgegeben von Albert v. Kölliker und Ernst Ehlers Professor a. d. Universität zu Würzburg Professor a. d. Universität zu Göttingen Dreiundsiebzigster Band Erstes Heft Mit 9 Tafeln und 5 Figuren im Text LEIPZIG | Verlag von Wilhelm Engelmann 1902. Ausgegeben den 2. December 1902. Inhalt. Seite Beiträge zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge bei den limicolen Oligo- chäten. Von Max Abel. (Mit Taf. I-III u. 2 Fig. im Text). . . 1 Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden. Von Jos. Müller. (Mit Taf. IV—VI u..8. Fig. im TDext.). 2 Sen. sen 3 2 [) Die Entwicklungsgeschichte von Clava squamata. Von Karl Harm. (Mit Taf. VII—IX).N. 2 2. an 115 Mittheilunge. Beiträge für die Zeitschrift bitten wir an Herrn Prof. Ehlers in Göttingen einzusenden. Im Interesse einer raschen und sicheren Veröffentlichung liegt es, dass die Manuskripte völlig druckfertig eingeliefert werden, da mit nachträglichen Einschiebungen und aus- gedehnten Abänderungen während der Korrektur Zeitverlust und sonstige Unzuträglichkeiten verbunden sind. Bei der Disponirung der Zeichnungen ist darauf zu achten, dass der Raum des in der Zeit- schrift üblichen Tafelformates nicht überschritten wird. Für Text- figuren bestimmte Zeichnungen sind aufbesonderen Blättern beizulegen. Die Verlagsbuchhandlung Die Herausgeber Wilhelm Engelmann. v. Kölliker. Ehlers. Die Herren Mitarbeiter der »Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie« erhalten von ihren Abhandlungen und Aufsätzen 40 Sonder- abdrucke unberechnet. Weitere Exemplare werden auf Wunsch gegen Erstattung der Herstellungskosten geliefert unter der Voraus- setzung, dass sie nicht für den Handel bestimmt sind. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. Soeben erschien: Physikalische Chemie der Zelle und der Gewebe von Dr. Rudolf Höber Privatdocent der Physiologie an der Universität Zürich. Mit 21 Abbildungen im Text. gr. 8. 1902. .4 9.—; in Leinen geb. 4 10.—. Zeitschrift WISSENSCHAFTLICHE ZOOLOGIE begründet von Carl Theodor v. Siebold und Albert v. Kölliker herausgegeben von Albert v. Kölliker und Ernst Ehlers Professor a. d. Universität zu Würzburg Professor a. d. Universität zu Göttingen Dreiundsiebzigster Band Zweites Heft Mit 12 Tafeln LEIPZIG Verlag von Wilhelm Engelmann ee TEE A, Ausgegeben den 23. December 1902. Inhalt. Seite Experimentelle Untersuchungen an meroblastischen Eiern. II. Die Vögel. Von. W1l. Schimkewitsch. Mit Taf. X—XVL) 27. 22 sr 167 Untersuchungen über die Eibildung bei Anneliden und Cephalopoden. Von W..Befgmann. Mit Taf. XVH—-XIRX) 27. 227% Eee 278 Untersuchungen über die Entwicklung von Cotylorhiza tuberceulata. Von Walter'Hein.- (Mit Taf. XX m RXL).. 2020. 02202 2 VE 302 Mittheilunge. Beiträge für die Zeitschrift bitten wir an Herrn Prof. Ehlers in Göttingen einzusenden. Im Interesse einer raschen und sicheren Veröffentlichung liest es, dass die Manuskripte völlig druckfertig eingeliefert werden, da mit nachträglichen Einschiebungen und aus- sedehnten Abänderungen während der Korrektur Zeitverlust und sonstige Unzuträglichkeiten verbunden sind. Bei der Disponirung der Zeichnungen ist darauf zu achten, dass der Raum des in der Zeit- schrift üblichen Tafelformates nicht überschritten wird. Für Text- figuren bestimmte Zeichnungen sind aufbesonderen Blättern beizulegen. Die Verlagsbuchhandlung Die Herausgeber Wilhelm Engelmann. v. Kölliker. Ehlers. Die Herren Mitarbeiter der »Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie« erhalten von ihren Abhandlungen und Aufsätzen 40 Sonder- abdrucke unberechnet. Weitere Exemplare werden auf Wunsch gegen Erstattung der Herstellungskosten geliefert unter der Voraus- setzung, dass sie nicht für den Handel bestimmt sind. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. Soeben erschien: Physikalische Chemie der Zelle und der Gewebe von Dr. Rudolf Höber Privatdocent der Physiologie an der Universität Zürich. Mit 21 Abbildungen im Text. gr. &. 1902. „4 9.—; in Leinen geb. .Z 10.— e\, h F Zeitschrift für WISSENSCHAFTLICHE ZOOLOGIE begründet Carl Theodor v. Siebold und Albert v. Kölliker herausgegeben von Albert v. Kölliker und Ernst Ehlers Professor a, d. Universität zu Würzburg Professor a. d. Universität zu Göttingen Dreiundsiebzigster Band Drittes Heft Mit 10 Tafeln und 6 Figuren im Text nn, LEIPZIG Verlag von Wilhelm Engelmann Ausgegeben den 20. Januar 1903. Inhalt. Seite Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Hirudineen. II. Über die Furchung und Bildung der embryonalen Anlagen bei Nephelis vulgaris Moqu. Tand. (Herpobdella atomaria. Von Boris Sukatschoff. (Mit Taf. XXIIL—XXIV u. einer Fis, im Text), .. 27.0... 02 es 321 Einiges über Zell- und Kernstrukturen. Von Hoch. Stauffacher. (Mit Taf. XXV u. -4 Fig. im Text.) . ......200 202002020 22 368 Über die Sperrvorrichtung an den Zehen der Vögel. Ein Beitrag zur Mechanik des Vogelfußes und zur Kenntnis der Bindesubstanz. Von Josef Schaffer. (Mit Taf. XXVI—-XVIM) ......0. Zesszeze 377 Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung des Herzens der Salpen und der Ciona intestinalis. Von Paul Heine. (Mit Taf. XXIX—XXXI u..einer Fig. "im. Text.) Wo u.n. ©. 2. 2, 429 Mittheilung. Beiträge für die Zeitschrift bitten wir an Herrn Prof. Ehlers in Göttingen einzusenden. Im Interesse einer raschen und sicheren Veröffentlichung liegt es, dass die Manuskripte völlig druckfertig eingeliefert werden, da mit nachträglichen Einschiebungen und aus- gedehnten Abänderungen während der Korrektur Zeitverlust und sonstige Unzuträglichkeiten verbunden sind. Bei der Disponirung der Zeichnungen ist darauf zu achten, dass der Raum des in der Zeit- schrift üblichen Tafelformates nicht überschritten wird. Für Text- figuren bestimmte Zeichnungen sind aufbesonderen Blättern beizulegen. Die Verlagsbuchhandlung | Die Herausgeber Wilhelm Engelmann. v. Kölliker. Ehlers. Die Herren Mitarbeiter der »Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie« erhalten von ihren Abhandlungen und Aufsätzen 40 Sonder- abdrucke unberechnet. Weitere Exemplare werden auf Wunsch gegen Erstattung der Herstellungskosten geliefert unter der Voraus- setzung, dass sie nicht für den Handel bestimmt sind. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. Soeben erschien: Erinnerungen aus meinem Leben. Dr. K. E. Hasse weiland Professor an den Universitäten Leipzig, Zürich, Heidelberg und Göttingen. Zweite Auflage. Mit 2 Bildnissen des Verfassers in Heliogravüre. gr. 8. 192. .% 6.—; geb. in Leinen X 7.50, in Halbfranz .# 9.—. ; 2 AN ejiR% | | SY0,543 | ‚Zeitschrift WISSENSCHAFTLICHE ZOOLOGIE begründet von Car! Theodor v. Siebold und Albert v. Kölliker herausgegeben von Albert v. Kölliker und Ernst Ehlers Professor a. d. Universität zu Würzburg Professor a. d. Universität zu Göttingen Dreiundsiebzigster Band Viertes Heft Mit 9 Tafeln LEIPZIG | Verlag von Wilhelm Engelmann | 1903. Ausgegeben den 51. März 1903. \ 4 ona) Museum. ” Inhalt. Seite Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. Kern und Kernkörper. Von E. Rohde. (Mit Taf. XXXI-XL) .. 22... Wu SD 497 Mittheilune. Beiträge für die Zeitschrift bitten wir an Herrn Prof. Ehlers in Göttingen einzusenden. Im Interesse einer raschen und sicheren Veröffentlichung liegt es, dass die Manuskripte völlig druckfertig eingeliefert werden, da mit nachträglichen Einschiebungen und aus- gedehnten Abänderungen während der Korrektur Zeitverlust und sonstige Unzuträglichkeiten verbunden sind. Bei der Disponirung der Zeichnungen ist darauf zu achten, dass der Raum des in der Zeit- schrift üblichen Tafelformates nicht überschritten wird. Für Text- figuren bestimmte Zeichnungen sind aufbesonderen Blättern beizulegen. Die Verlagsbuchhandlung Die Herausgeber Wilhelm Engelmann. v. Kölliker. Ehlers. Die Herren Mitarbeiter :der »Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie« erhalten von ihren Abhandlungen und Aufsätzen 40 Sonder- abdrucke unberechnet. Weitere Exemplare werden auf Wunsch gegen Erstattung der Herstellungskosten geliefert unter der Voraus- setzung, dass sie nicht für den Handel bestimmt sind. ; Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. Daffner Franz Das Wachstum des Menschen. Anthropologische Studie. !_ Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage. Mit3 Figuren im Text. sr. 8. 1902. M I—. Eekstein Karl, Repetitorium der Zoologie. Ein Leitfaden für Studierende. J Zweite, umgearbeitete Auflage. Mit 281 Figuren im Texß, or. 8... 1898 M 8—; in Leinen geb. 4 9.—. Vergleichende Anatomie der Wirbelthiere mit Be- Gegenbaur, Carl, rücksichtigung der Wirbellosen. I. Band: Einleitung. Integument, Skeletsystem, Muskelsystem, Nervensystem und Sinnesorgane. Mit 619 zum Theil farbigen Figuren im Text. gr. 8. 1898. | 4A 27.—; in Halbfranz geb. 4 30.—. 73 II. (Schluss-) Band: Darmsystem und Athmungsorgane, Gefäßsystem, Harn- und Geschlechtsorgane (Urogenitalsystem). Mit 355 Figuren im Text und dem Register für beide Bände. gr. 8. 1901. ” 1 I 5 U 20.—; in Halbfranz geb. # 23.—. Menschen. Siebente, verbesserte Auf- en Zwei Bände. Mit 734 zum Theil farbigen Figuren im Text. gr. 8. 1899. A 25.—; in Halbfranz geb. X 30.—. R N IT 3 9088 01316 6186