Natural History Museum Library
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ZEITSCHRIFT
für
OOLOGIE,
Organ für Wissenschaft und Liebhaberei.
Herausgegeben von II. Hocke, F\erlin N.O., Neue König Strasse 51.
- .... ii .. . — i . I,
Diese /Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei
direkter Zusendung durch die Post innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk 3. — , nach den anderen
Ländern des Weltpostvereins Frcs. 4.35 pränumerando. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 31. März.
Herstellungen und Zahlungen sind an H. Hocke, „Zeitschrift für Oologie”, Berlin, Neue KOnig Strasse 51
zu richten. Preis der zweigespaltene Zeile oder deren Raum 30 Pfg. Kleinere Beträge sind gleich cimuzahlcn.
(Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versa: dporto nicht überschritten wird, betragen 3 Mk.
No. 1. Berlin, den 15. April 1901. XI. Jahrg.
Inhalt: An unsere Leser! — Alexander Bau Da- Li von Xucifraga earyocatactes L. Oeoig
Krause: Der Sammler und seine Sammlung. — G. S. lieber das Präpai iren der Eier. — H. Hocke:
Heber Knieneier und deren Merkmale. — Ccm, h.iftlichcs. — Anzeigen.
An unsere Leser!
Mit der vorliegenden Nummer tritt die Zeitschrift „Oologie“ I
in das elfte Jahr ihres Bestehens. Wenn wir bei dieser
■ Gelegenheit, ähnlich wie hei früheren Anlässen, einige Worte
des Grusses und der Erklärung an Diejenigen richten, welche
seit Jahren unseren Bestrebungen mit Wohlwollen folgen, i
so geschieht das nicht in dem Bedürfniss, besser verstanden
1 zu werden, als es bisher geschehen ist. Wir haben das
Bewusstsein, dass die Saat, welche wir ausgestreut haben,
auf guten Boden gefallen und gediehen ist, nicht nur uns, i
sondern Allen, die mit uns nach Naturerkenntniss ringen, zur
Freude Die zunehmende Sympathie und die eingehenden
Anerkennungen aus dem Leserkreise zeigen uns, dass wir
auf dem besten Wege sind, dass die „Oologie“ das bringt, -
was der Naturfreund sucht. Wir werden auch im begonnenen
Jahre weiter dieses Ziel verfolgen, nicht um unser selbst,
sondern um der Sache willen, die wir in „Oologie“ vertreten.
So bitten wir Diejenigen, die uns so manches Jahr gefolgt <
sind, an unsererSeite zu bleiben und mit uns für unsere Sache,
1 für die uns so lieb gewordene Wissenschaft, zu arbeiten.
Wenn wir trotz grösserer Ausgaben den Abonnements-
preis nicht erhöhen, so rechnen wir darauf, dass ein ver- <
grösserter Leserkreis uns dafür entschädigen wird und bitten
1 deshalb um Unterstützung und Weiterempfehlung unserer
Monatsschrift.
Die Redaction.
NW
Das Ei von Nucifraga caryocatactes L.
Von Alexander Bau.
Ueber die Eier des Tannenhähers ist in dieser Zeitschrift
wiederholt berichtet worden, doch scheint es, dass immer nur
wenige Gelege in typischer Fleckung und Grundfarbe Vorgelegen
haben. Ich glaube deshalb, dass einige Worte über die grosse Ab-
änderung der Eier in Form, Fleckung und Färbung vielen Oolo-
logen willkommen sein dürften.
Ich besass anfangs dieses Jahres 7 sehr verschiedene Ge-
lege, die mir ein schönes Vergleichsmaterial lieferten. Es sind
sämmtlich sichere Gelege mit genauen Angaben des Bebrütungs-
stadiums und Funddatums. Alle Eier sind sehr gut gereinigt, so
dass sie zu den nachstehenden Angaben durchaus verlässlich sind.
Die Grundfarbe der Eier ist weisslich-blassgrün oder
schwach grünlich-weiss und lässt sich am besten mit der Grund-
farbe der Eier vom Grünhänfling (chloris) oder mit helleren
Eiern vom Grauhänfling (cannabina) vergleichen. Sie ist oft mit
der von Dohleneiern ( monedula ) verglichen worden, doch sind
letztere viel zu blau, während Tannenhähereier immer grünlich
sind. Stark bebrütete sowohl als frische zeigen die mehr grün-
liche und auch die mehr weissliclie Grundfarbe, so dass letztere
nicht etwa auf Verbrütung zurückzuführen ist.
Die Zeichnung besteht bei den weissen Eiern in feinen,
grünlich-graugelben Pünktchen, welche ziemlich dicht über das
ganze Ei vertheilt sind und sich am stumpfen Ende öfters häu-
fen. Einige Eier haben am stumpfen Ende spärliche schwarz-
braune Haarzeichnung, wie sie die Eier des Eichelhähers zeigen.
Von den 23 vorliegenden Eiern haben nur 2 diese Haarzeichnung,
bei einem dritten ist sie angedeutet. Die Zeichnung kann aber
auch von der Punktform in Flecke übergehen. Je mehr sich die
Punkte, deren Färbung meist ganz gleichmässig ist, vergrössern,
desto geringer wird ihre Anzahl, so dass die am stärksten ge-
fleckten Gelege viel Grundfarbe frei lassen. Die grösseren
Flecke zeigen verschiedene Färbung und bestehen aus
violettgrauen Unter- und olivenbräunlichen Oberflecken, letz-
tere oft zusammenlliessend und bis 4 mm gross. Die Färbung
dieser Unter- und Oberflecke kann am besten mit der auf den
Eiern vom grossen Würger (Lantus excubitor) verglichen werden.
Die Schale ist feinkörnig, ziemlich glatt und schwach glän-
zend oder fast matt.
Die Form der Eier ist in den meisten Fällen eine längliche,
schöne Eiform, bei welcher die grösste Breite drei Siebentel der
Länge vom stumpfen Ende entfernt ist. Es kommen aber auch
andere Formen vor und zwar oft verschiedene in einem Gelege.
3
Z. B. liegt beim zweiten Ei im Gelege III (siehe weiter unten) die '
grösste Breite genau in der Mitte der Längsaxe. Dieses Ei ist an
beiden Polen gleichmässig abgerundet, so dass es fast die Form
der Eier vom kleinen Steissfuss (. Podiccps minor ) hat. Auch das
dritte Ei desselben Geleges hat fast diese Form; sehr ähnlich
ist auch das 3. und 4. Ei des Geleges.
Nachstehend gebe ich die Maasse in mm und Gewichte in
cgr. Als Abstand bezeichne ich die Entfernung des Schnittpunktes
beider Durchmesser vom stumpfen Ende. Man kann sich demnach
die ungefähre Form des Eies konstruiren.
Gelege I. Länge
Breite
Abstand
34
25,5
13,5
34,5
24,5
14,5
32,5
23,5
14,5
Gelege II. 33
24
14,5
34,5
24,5
15,5
34,5
24,5
15,5
33
25
14
Gelege III. 34,5
23,5
15
34
24
17
32
23,5
15,5
Gelege IV. 35,5
24
15,5
32,5
24
15
32
24
15
Gelege V. 35,5
24,5
16
34,5
24,5
15
35
24,5
15,5
Gelege VI. 36,5
25,5
16,5
36
25,5
16
35,5
24,5
15,5
34
21,5
14
Gelege VII. 32
23,5
14
32
23
14,5
32
23
14,5
Gewicht
(Eier frisch,
,54 - gefunden am
(.q 20. März 1900.*)
' ^ (Eier etwas be-
r brütet, gefunden
p' ,0 am 22. März 1900.)
57
64 (Eier ziemlich stark
G4,5 bebrütet, gefunden
53.5 am 28. März 1901.)
57, (Eier etwas bebrütet,
54.5 gefunden am
58 29. März 1900.)
60 (Eier stark bebrütet;
62.5 gefunden am
60 3. April 1900.)
(Eier stark bebrütet,
gefunden am
C’° „ 5. April 1900.
60, o
53.5 (Eier frisch, ge-
53 funden am
53 10. März 1900.
*) Der März 1900 brachte viel Schnee und war besonders in seiner ersten Iliilfte
sehr kalt, woraus sich die späten Funddaten erklären. D. V.
Die Gelegezahl ist 3 oder 4 Eier. Herr Vorbrodt Carpen-
tier hat einmal ein Gelege mit 5 Eiern gefunden. (S. Jahrgang
1894, S. 2).
Die Länge der Eier schwankt von 32 bis 37,3 mm. Letztere
Länge hat vorstehend Genannter einmal gemessen; bei den von
mir gemessenen 23 Stück ist 36,5 die grösste Länge. Der Durch-
schnitt ergiebt 34 mm. Diese Länge giebt auch Herr Grunack
im Jahrgang 1893 S. 21 an.
- 4 -
Die Breite schwankt von 21,5 bis 25,5 min, der Durch-
schnitt ergiebt 24 mm.
Das Gewicht zeigt grosse Unterschiede und zwar selbst
innerhalb eines Geleges. Es schwankt von 53 bis (55 cgr, der
Durchschnitt ist 59,5 cgr. Auffallend ist das geringe Gewicht vom
dritten Ei im Gelege III. Auch Herr Vorbrodt-Carpentier giebt
die Gewichte der drei Eier eines Geleges mit 64, 64, 52,5 cgr an.
Die ganz gleichmässigen Eier des Geleges VII zeigen mit dem
dritten Ei im Gelege III fast genaue Uebereinstimmung.
Betreffs der Maasse finde ich im Jahrgang 1899 Seite 15
29+25 angegeben. Diese Längenangabe muss ein Druckfehler
sein, oder die Eier des betreffenden Geleges sind als ganz ab-
norme zu bezeichnen. Eher könnte man 39 mm annehmen, dann
würde das Gelege ganz aussergewöhnlich grosse Eier enthalten.
Mit Vorstehendem glaube ich eine annähernd genaue Ueber-
sicht über die Veränderlichkeit der Tannenhähereier gegeben
zu haben und es erübrigt nun noch, dieselben mit anderen
Eiern in Vergleich zu ziehen. Holzhähereier sind stets kleiner,
leichter, anders gefärbt und gezeichnet und können kaum in
Betracht kommen. Dohleneier haben zwar ähnliche Färbung
und Fleclcung. Erstere ist aber viel blauer und reiner ; die Flecke
mancher Dohleneier stimmen in Grösse und Anordnung zwar mit
denjenigen der am stärksten gefleckten Tannenhähereier überein,
aber letztere zeigen niemals so dunkle, schwarzbraune Flecke
als erstere. Ausserdem haben die Dohleneier eine viel dickere
Schale und sind infolge dessen viel schwerer (über 65 cgr). In
Bezug auf Grösse, Form und Gewicht finden wir die meiste
Aehnlichkeit bei vielen Elstereiern, diese sind aber stets so ab-
weichend gefärbt, dass sie mit Tannenhähereiern nicht verwechselt
werden können.
Auf der Ruggburg bei Bregenz, Ende Januar 1901.
öer Sammler und seine Sammlung.
Von Georg' Krause.
Ich konnte anstelle obigen Titels eben so gut sagen: „Der Egoist
und sein Götze“. Denn meine Herren Sammelcollegen, in Sachen der
Oologie die Hand auf’s Flerz, sind wir nicht Alle, sofern es unsere
Sammlungen betrifft, mehr oder weniger Egoisten von reinstem
Wasser? Und ist dieses offene Geständniss etwa eine Schande? Im
Gegentheil, hier ist der Egoismus eine erlaubte Tugend geworden, ein
Beweis von der Lust und Liebe des Sammlers für seine Samm-
lung, seinen Götzen, für den ihm kein Weg zu weit, keine Arbeit
zu schwer, kein Object zu gering und unter Umständen kein Preis
zu hoch erscheint. Mit der Sammlung lebt der Sammler, wie mit
5
seinem lieben Familiengliede, Stunden, Tage, Monate und Jahre
lang unterhält er sich mit ihm, in jeder freien Minute eilt er zu
ihr, um sich mit liebevollen Blicken an ihr zu weiden, um mit
zärtlicher Fürsorge an ihr zu verbessern und sie im besten Stande
zu halten. Und kommt dann irgend Jemand oder gar ein anderer
Sammelcollege mit kritischem Blicke, wie strahlt da das Gesicht
des glücklichen Besitzers, wenn er seine Sammlung in tadellosester
Verfassung vorführen, bald hier, bald dort etwas mit jenem
drolligen erlaubten, egoistischen Protzenthum zeigen kann, was
der andere nicht „hat“. Offen und ehrlich wird nun auch
der Andere seine Freude beim Anblick der seltenen Stücke an
den Tag legen, ohne Hehl, ohne Missgunst oder Neid wird er offen
gestehen, wie sehr auch er sich solchen Besitzes freuen würde,
wenn er ihn „hätte“. Da sind wir wieder bei dem erlaubten
Sammleregoismus angelangt, der einem Anderen nie unangenehm
oder lästig, sondern ganz begreiflich Vorkommen wird. Aber auch
in sozialer Beziehung wirkt die Sammlung bestimmend auf
ihren Besitzer ein. Ich behaupte, wenn sich zwei Sammler als
völlig fremde Menschen begegnen, und sodann die Entdeckung
machen, dass sie beide Sammelcollegen, wenn auch verschiedener
Specialität seien, dann sofort ein unsichtbares Band, eine warme
Sympathie die gegenseitige Annäherung zuwege bringt. Je
näher sich die gegenseitigen Sammelgebiete liegen, desto intimer,
desto schneller wird die Bekanntschaft vor sich gehen. Doch das
sind alles nur allgemeine Betrachtungen, mit denen ich mich
eigentlich nicht abgeben wollte. Ich möchte mich heute nur mit
der kleinen, aber höchst bedeutsamen Sippe der Oologen be-
schäftigen und dabei erzählen, was mir beim Betrachten ihrer
Person und Sammlung für Wahrnehmungen zutheil wurden.
Ich habe schon eine Unmenge von Sammlungen gesehen;
Sammlungen, von denen man sich garniclit trennen konnte, und
Sammlungen, bei deren Anblick man die Hände ringen wollte.
Und diese Sammelwerke standen alle in einer deutlichen Wechsel-
beziehung zu ihren Besitzern. Ich möchte daher uns Sammlern
für das Sprichwort: „Sage mir mit wem Du umgehst, und ich sage
Dir wer Du bist“ die Parodie darauf empfehlen : „Zeige mir Deine
Sammlung, und ich sage Dir wer Du bist“. Die Schlüsse auf die
Person des Sammlers werden nach kritischer Besichtigung seiner
Sammlung sich selten als Fehlschlüsse erweisen. Hier einige
Beispiele aus meiner Praxis.
Sammlung 1. Besitzer ein sehr reicher Privatmann und
ehemaliger Fabrikant. In einem mächtigen eichenen Schrank
seines luxuriös ausgestatteten Jagdzimmers hat er als Pendant
seines breiten zweithürigen Gewehrschrankes die Eiersammlung
6 -
Untergebracht. Beide Schränke stehen an einer Wand, jedoch
so, dass der Gewehrschrank in der Nähe des Fensters und der
Sammelschrank nahe der Thür im Dunkeln placirt wurde. Auf
meine verwunderte Frage über solches Arrangement wurde mir
die Erklärung gegeben, „dass man sonst die Gewehre nicht gut sehen
würde“. Der Gewehrschrank hatte nämlich Glasscheiben, doch
der Sammelschrank nicht. Und nun ein Blick in die Sammlung.
Zwölf Schübe von verschiedener Höhe mit einer Fächertheilung
wie die Flaschenbierkisten und ohne Deckglasscheibe wurden
sichtbar, als die beiden knarrenden Flügeltliüren sich öffneten.
Jetzt zog A. den ersten Schub heraus, als wenn der Eisenhändler
seine Nägelschublade herausholt. Da ein Rollen, Prasseln und
Prallen, — mir wurde ganz ängstlich zu Muthe — , und mit lautem
Krach fuhr der Schub aus seinem Fache; rollend und polternd
balancirte mein sogenannter Sammelcollege seine Last mit ele-
gantem Schwünge in die Nähe des Fensters. „Oh! die liegen
sicher, die fallen nicht heraus, denn meine Fächer sind eben fest
und nicht solche blödsinnigen Pappkästchen, die sich schon beim
Ansehen verschieben. So, das sind die Raubvögel und ähnliche
Dinger!“ — War ich über diese grossartige Erklärung so befangen,
oder stand ich noch im Banne des ersten Schreckens, kurz ich
merkte jetzt, dass ich einem der furchtbarsten und verwegensten
Sammelcollegen begegnet sei. Auf alles gefasst, guckte ich nun
mit neugierigem Blicke in die „Bierkiste“. Himmel — war es
möglich! Zunächst enthielt die vorderste Reihe Fächer Gewehr-
pfropfen, Patronenhülsen und ähnliches Jagdmaterial. Alsdann
aber waren fast alle anderen Fächer mit Kräheneiern bis oben-
auf gefüllt und nur zwei oder drei Fächer mit diversen Falken-
und Sperbereiern „gemischt“ angefüllt. Auf meine bescheidene
Frage, warum etc. wurde mir mit niederschmetternder Ueber-
zeugung gesagt: „Ich rechne eben, wie jeder vernünftige Mensch,
die Krähen zu den ärgsten Räubern“. Ich war belehrt und schwieg,
denn hätte ich dem gewaltigen Nimrod widersprochen, war ich
gewärtig, er riss seinen Schrank auf und knallte mich nieder.
Nun kam er mit Schub No. 2 jonglirt. „Sie kommen immer grösser
— wieder Raubvögel! Donnerwetter, da ist wieder so ein L. . . .
kaput gegangen“, und mit fixem Griffe holte er zwei Hälften eines
wunderbar schönen Wespenbussardeies heraus, die er nun zwischen
den Fingern zerkrümelte, als wäre es Schnupftabak. Als ich das
leise Krachen und Knistern seiner mahlenden Barbarenfäuste hörte,
war mir's, als thäten mir selbst die Rippen weh. „Das ist, wenn
die Fächer nicht voll sind“, erklärte mir A. und warf zu den
letzten gesunden apivorus ein Dutzend Filzpfropfen in’s Fach.
Dann kamen weitere Schübe. „Immer grösser“, hörte ich A. jedes-
f
mal sagen, und dieses „Immer grösser“ schien mir nur eine
Variante des bekannten „Hopp-la der Jongleure zu sein. Was ich
eigentlich in jedem Kasten sah, kann ich hier in kurzen Worten
nicht ausdrücken. Eier, nach der Grösse gesammelt, wie es eben
die Bierkisten vorschreiben. Daher von Systematik keine Rede.
Hin und wieder war unter Gummiverschwendung eine deutsche
Etiquette, wie Pelikan, Lämmergeier etc. an die Seitenwand ge-
picht, das war aber auch alles, und nur bei einigen theuren
Exemplaren stand — der Preis darunter. Was hätte ein anderer
Sammler aus dieser ,, Sammlung“ gemacht? Beim letzten Kasten,
„dem grössten“, in dem Eier der Straussen und Kasuare paradirten,
frug ich verwundert, wo er nun die Kleinvögel eigentlich habe, auf
deren Verfassung und Behandlung ich schon längst gespannt war
und da hörte ich denn: „Ach, den Kleinkram sammle ich nicht,
das ist mir zu klaubrich“. Ich war belehrt, denn von jetzt an
wusste ich endlich, wie man sammeln soll.
Sammlung 2. Besitzer ein einfacher Revierförster in gräf-
lichen Diensten. Trotz seines anstrengenden Dienstes, trotz seiner
knapp bemessenen freien Minuten hat es der ältliche Herr in der
langen Reihe von Jahren zu einer Sammlung gebracht, die jedem
Kenner den grössten Genuss gewährt. In der behaglichen Arbeits-
stube des Försters, wo die Mitglieder der neunköpfigen Kinder-
schar nur gastweise sich aufhalten dürfen, rechts neben dem
alten breiten Sopha, befindet sich die Stelle, wo die Kinder nur
ganz langsam und mit ehrfurchtsvoller Miene vorüber gehen, das
Regal mit der Eiersammlung. Ein grüner Vorhang deckt das
Ganze, und man vermeint eine Art Büchergestell vor sich zu haben.
Zieht aber Vater B. das grüne Tuch an einem Schnürchen nach
rechts und links auf, — und das macht er täglich, — so gewahrt
man eine Menge sauber aus Cigarrenkistenbrettchen gefertigter
Kasten, auf deren Vorderseiten ebenso sauber geschriebene grosse
Etiquetten den Inhalt verrathen. Wohl 40 — 50 solcher Kasten von
ganz gleichen Abmessungen, sowie auch einige Bücher füllen das
Regal von oben bis unten. Und nun ein Blick in die Sammlung.
Was wir vom äusseren Eindruck erwarteten, das finden wir innen
bestätigt. Mit einfachsten Mitteln hat sich B. — und er wird mir,
wenn er diese Zeilen liesst, meine Kritik diesmal nicht mit seiner
komisch polternden Weise verbieten können — eine herrliche
Sammlung unserer einheimischen Ornis geschaffen, die sich
ausserdem noch durch penibelste Sauberkeit und Ordnungsliebe
auszeichnet. An jedem Kästchen, an jedem Etiquett hängt ein
Theilchen von Sammlerliebe und Sammlerfieiss. Die Etiquettirung
ist nur deutsch, aber sie enthält alles andere Wissenswerthe bis
in s kleinste Detail, sogar bei Bäumen und Sträucliern die Höhe.
Dabei duldet B. kein Lob über sicli und seine Sammlung; er findet
allen Fleiss und Sauberkeit als selbstverständlich, er hat noch
keine andere Sammlung als die meinige gesehen, deren Ein-
richtung wieder ganz anders ist. Und doch hat er eine schwache
Seite in puncto Sammlung, — er ist stolz darauf, dass er noch
keinen rothen Pfennig dafür ausgegeben hat!
lieber das Präpariren der Eier.
Wenn auch dieses Thema eine bekannte Sache ist, man
jedoch nicht selten höchst schlecht präparirten Exemplaren be-
gegnet, so dürfte beim Beginn der Sammelsaison eine Beschrei-
bung des Verfahrens, namentlich für Anfänger, nicht ohne
Nutzen sein.
Zunächst bemerke ich freilich, dass man hoch bebrütete
Eier besser ihrer natürlichen Bestimmung überlässt, statt durch
allerlei Künsteleien minderwerthige Objekte mit zuletzt morscher
Schale, Resten des Eiinhalts und der durch das Maceriren auf-
gelösten Schalenhaut herzustellen.
Es wird wohl unnöthig sein, das Aussehen frischer und be-
brüteter Eier zu schildern. Scheint der Inhalt (das klumpig ge-
wordene Eiweiss) noch theilweise hindurch, so sind solche Eier
noch sehr leicht zu präpariren. Hat man jedoch dunkelfarbige Eier
vor sich, welche selbst gegen das Licht gehalten den Inhalt nicht
erkennen lassen, so unterzieht man ein Stück der Wasserprobe.
Jedes untersinkende Ei ist ohne weiteres als leicht entleerbar
zu betrachten. Schwimmt dasselbe jedoch senkrecht, erreicht
eben nur mit dem stumpfen Pol die Wasseroberfläche, ohne
hervorzuragen, so erfordert es ein grösseres Bohrloch und mit
einiger Mühe beim Präpariren. Als in demselben Zustande
befindlich sind auch solche Eier zu betrachten, welche man in
Ermangelung von in der Nähe befindlichem Wasser mit einer
Nadel an der Stelle des künftigen Bohrloches ansticht, wobei ein
wässeriger Bluttropfen hervordringt. Erscheint dieser aber dunkler
oder bleibt gar das Loch trocken, so lasse man ab davon. Manche
Gelege werden auch irrthümlich wohl als unbebrütet angesehen,
obgleich die Bebrütung thatsächlich eben begonnen hat. Hier-
von überzeugt sofort die Wasserprobe, diese am besten freilich
dann in einer Schüssel vorgenommen. Während die ganz frischen
Eier auf dem Grunde des Wassers ruhig liegen, erheben sich
die auch nur im geringsten angebrüteten mehr oder weniger auf
die Spitze. Diese Probe bietet auch ein lehrreiches Mittel, das
Gelege auf die zuerst und zuletzt gelegten Eier zu prüfen.
- 9
Um nun auf das Präpariren zu kommen, können zwar die
Eier unter Umständen einige Tage an einem kühlen Orte liegen,
jedoch besorge man dies wichtige Geschäft möglichst bald. Ferner
ist dazu nur das Zimmer zu empfehlen, da man hierbei nicht
nur Arbeitstisch nebst Stuhl zur Verfügung hat, sondern auch
im Freien Mücken und Fliegen äusserst lästig fallen. Zum An-
bohren sind nur Bohrer mit konischer Spitze zu empfehlen, da
sich einfach gerippte als sehr unpraktisch gezeigt haben. Für
ganz besonders wichtig halte ich es, jedes Ei zuvor mit einer
Nadel bezw. Ahle anzustechen. Man verhindert hierdurch das
Ausbrechen der Schale, besonders wenn der Bohrer schon längere
Zeit im Gebrauch und die Spitze desselben daher nicht mehr
ganz scharf ist. Das Bohrloch wird bei kleinen Eiern eben nur
so gross gemacht, um der Rohrspitze freien Spielraum zu lassen,
bei stärker bebrüteten natürlich grösser. Bei grösseren Exempla-
ren wirkt jedoch das Ausblasen durch ein peinlich enges Bohr-
loch zu anstrengend und zeitraubend und wird man sich daher
genöthigt sehen, dasselbe von vornherein gleich etwas weiter
zu machen. Man achte darauf, die angebohrten Eier mit dem
Loch nach oben, jedoch nicht auf Watte zu legen. Zum Auffangen
des Inhalts benutze ich eine kleine irdene Schüssel, auf deren
Rändern die arbeitenden Hände fest und sicher ruhen, was
namentlich bei zartschaligen kleinen Eiern von nicht zu unter-
schätzender Bedeutung ist. Die entleerten Eier lässt man der
Reihe nach aus der Hand auf eine mit Wasser gefüllte Schüssel
gleiten, füllt dieselben hierauf durch die Ausblasröhre mit Wasser,
wobei man dasselbe so lange einblasen kann, bis auch der Rest-
inhalt zugleich herausgetrieben wird. Auch lässt man die ge-
füllten Eier noch eine Weile liegen, damit sich die zurückblei-
benden rothen Aederchen besser lösen. Der schwach entwickelte
Embryo geht gewöhnlich leicht heraus, macht derselbe jedoch
Schwierigkeiten, so nimmt man eine liäkchcnförmig gebogene und
am besten noch in einen Stiel gefasste Insektennadel zu Hilfe.
Bei einigermassen Geduld und der nöthigen Vorsicht wird man
vorzügliche Resultate erzielen. Auch schadet es nicht, solche
Eier mit zugefülltem Wasser einige Stunden oder bis zum nächsten
Tage liegen zu lassen, keinesfalls aber länger, weil sonst mit dem
in l'äulniss übergehenden Embryo sich auch die innere Schalen-
haut lösen würde. Sind die Eier zur Zufriedenheit entleert,
aussen und innen sorgfältig gereinigt, das Wasser herausgeblasen,
legt man sie zum Abtrocknen in mit reiner Leinwand (farbige
Stoffe färben!) ausgelegte Cigarrenkisten und dergleichen: Kästchen
mit gekehlten Rinnen mögen vielleicht noch besser sein. Zu be-
achten ist, dass sich die Eier nicht gegenseitig berühren, da
besonders die zartschaligen schon durch das blosse Wasser zu-
sammenkleben. Beim Weglegen der trockenen Eier prüfe man
erst, ob nicht doch noch ein Ei auf der Unterlage festklebt, dass
beim unvorsichtigen Abheben Schaden nehmen könnte. In diesem
Falle suche man dasselbe durch Befeuchtung der Unterlage
abzulösen.
Selbstredend hat man nicht nur beim Präpariren, sondern
schon vorher beim Sammeln und Verpacken die nöthige Sorgfalt
zu üben, damit keine Eier verwechselt werden. G. S.
lieber Enteneier und deren Merkmale.
Auch die Eier der entenartigen Vögel müssten in Suiten
gesammelt werden, wie es mit den vielfarbigen und buntgefleck-
ten Eiern anderer Arten meistens geschieht. Denn bei den Eiern
der Enten jeder Art zeigen sich Verschiedenheiten in Farbe,
Form und Grösse und eines ihrer besten Kennzeichen, die Färbung,
die ohnehin bei nicht wenigen Arten verschieden ist, entgeht
uns, denn sie verblasst mit der Zeit, sie verändert sich nach dem
Grade der Bebrütung. Es nützt nichts dem Verblassen dieser Eier
Vorbeugen zu wollen, der Zahn der Zeit geht nicht spurlos an
ihnen vorbei. Wer einmal das Nest einer Moorente mit frischen
Eiern gefunden hat, die heute angenehm röthlich gefärbt, den
Sammler erfreuen, der findet diese Färbung nach einigen Tagen
theilweise, in kurzer Zeit vollständig verschwunden. Mit dem so recht
intensiv blaugrünen Ei der Schellente geht es in wenigen Wochen
ebenfalls so, denn eine graugrüne Färbung kommt zum Vorschein;
die rein gelben Eier der Krick-, Pfeifenten usw. werden nach
und nach trübgelb. Anderseits sieht man an bebrüteten Eiern
nach und nach einen Gürtel — oder nennen wir es ein Netz —
in schwach bräunlicher oder roströthlicher Färbung entstehen. Bei
rein gelblichen Eiern der Kragen-, Marmel-, Krickente usw. sieht
dieser verschwommene und verwischte Ueberzug recht hübsch aus,
bei trüb gelblichen Eiern der Reiher-, der .Schnatterente weniger
hübsch, denn sie erscheinen dadurch noch missfarbiger. Eine
Ausnahme scheinen mir die Tafelenteneier zu bilden, die ich so
gut wie garnicht mit dem besprochenen Ueberzug bisher gefunden
habe. Dieser Ueberzug soll durch den Einfluss thierisclicr Pa-
rasiten erfolgen.
Meiner Ansicht nach ist dieser Ueberzug gelegentlich des Aus-
tausches der Luft nicht allein durch die Federn des Brutvogels,
sondern auch durch das Nestmaterial entstanden.
Betrachten wir einmal was Enten für Nestmaterial verwenden
resp. wie dieses zur Erde, in oder auf einem Baum gelegen ist
11
und dann vergleichen wir damit einmal das Nest von einen Trap-
pen, Birkhuhn, Fasanen, Rebhuhn usw. Man wird finden, dass
deren Eier mehr oder weniger auf blosser Erde ruhen, dass das
wenige dürre Gras als Nestmaterial nur eine Nebensache ist.
Findet man ein Wildentennest auf einer Kufe oder in einem Gras-
büschel mitten im Wasser oder auf trockenem Sande, in einem
Roggenfeld oder gar in einem Raubvogelhorst, so zeigt es seine
eigene Bauart. Aus trocknem Material versteht es die Ente, dank
ihrem breiten Schnabel, ein rundes, sehr hohes und festes Nest
zu bauen und kein Ei liegt, selbst wenn das Nest auf dürrem
Sand ist, auf nackter Erde. Wahrend der Brut zupft die Ente
Dunen aus und polstert damit ihr Nest aus; der Gänsesäger legt
die Eier (16 und 19 an der Zahl haben wir im Neste im Baumloch
gefunden) zwischen Dunen und den Mulm der alten Eiche.
Raubvogelhorste sahen wir mit Entennestern belegt, letztere
besonders hoch, dick und voll mit Dunen ausgefüllt. Das Nest
glich einem dichten Kranze mit Unterlage. Da luftig gelegen,
polsterte die Ente das Nest desto besser aus. Weil nun die Ente
im Laufe der Brutzeit das Nest mehr und mehr auspolstert,
dadurch die Zirkulation der Luft einschränkt und den Verduns-
tungsprozess verlangsamt, Regen, Wind und das Sonnenlicht mit
allen Folgen — • Gährung des Nestmaterials, spezifische Pflanzcn-
farbstoffe, sowie die Brutwärme— sich gleichzeitig bemerkbar
machen, entsteht meiner Meinung nach der bräunliche Ueberzug.
Man hat brütende wilde Enten noch zu wenig beobachtet,
Thatsache ist aber, dass Enteneier in der natürlichen Brut mehr
verdunsten als in der künstlichen, wie man dies im Eierspiegel
leicht erkennen kann. Wie es kommt, dass das Entenei in der
natürlichen Brut mehr verdunstet, als in einem Apparat, das ist
ein Geheimniss, das noch nicht aufgeklärt ist.
Enteneier verdunsten sehr schlecht. Ungestraft können En-
ten von ihrer Brut viele Stunden lang fern bleiben, cs wird den
Eiern nichts schaden.
Bei zunehmender Bebrütung nimmt das Entenei mehr Glanz
der Schale an, allerlei wolkige Schleier überziehen diese, damit ist
die ursprüngliche reine Färbung verschwunden. Das Bestimmen
des Eies wird erschwert, oft sogar dem allerbesten Kenner zur
Unmöglichkeit.
Weil nun in neuerer Zeit von den Lesern dieser Zeitschrift
mehrfach gewünscht wurde, dass über Kennzeichen der Enten-
eier berichtet werden möchte, umsomehr da die meisten Bücher
sich in dieser Angelegenheit viel zu sehr ausschweigen, so will
es der Endesunterzeichnete — derselbe hat während seiner lan-
gen Sammelthütigkeit sämmtliclie deutschen Enten- undSägerartcn,
~ 12 -
mit Ausnahme der Kolben- und Bergenten, brütend gefunden,
hiermit versuchen, das Wirrwarr über Enten und deren Eier um
ein Weniges mehr zu erhellen. Dass es mit dem allgemeinen
Wissen über das Leben der Enten, einbegriffen die deutschen
Brutenten, oder darüber, wo die einzelnen, namentlich die nur
sporadisch ihren Brutplatz bei uns aufschlagenden als Brutvogel
angetroffen werden, recht schlecht bestellt ist, deshalb klagte
Professor B. Altum oft genug. Noch heute fehlen die Dunen-
kleider von Cygmts Bewickii, Branta ruficollis, Anas falcata, Anas
angustirostris, Fuligula islandica, albcola ct rufina, Oidemia ficrspicil-
lata und von Eiern die von Branta ruficollis und Fuligula albcola.
In einem Vortrage über die Dunenkleider der entenartigen Vögel
sprach Professor R. Blasius die Bitte aus, ihm irgendwie Notizen zu
übermitteln, wo diese Dunenjungen bezw. Eier in Sammlungen vor-
handen sind, um sich dieselben dann zur Beschreibung für die Neu-
bearbeitung der Naturgeschichte der Vögel Deutschlands von Naumann
verschaffen zu können. Weder im Berliner noch im Wiener Museum
sind obengenannte Dunenjunge und Eier vorhanden.
Zur Beschreibung der Eier:
1. Fuligula ferina (Linn.) Tafelente.
Schale: Auffallend dick, stumpf, mehr oder weniger schwach
oder garnicht glänzend.
Farbe: Rein graugrün, ohne gelbe Beimischung. Wie das Ei
aussen in der Färbung aussieht, so. scheint es entsprechend
abgetönt innen durch; dies gilt auch von den übrigen Arten.
Form: Fast gleichhälftig resp. walzenförmig oder stark bauchig.
Als Ausnahme fast gleichhälftig, dabei spindelförmig; beide
Pole sehr kurz abgerundet.
Gelegezahl.
Fundort. Datum. Breiten
-u. Läng.-Durchm.
Gewicht.
6
Mark
1. Juli 1899
45X67 mm
6,80 egr
ff
•j
44X61 „
6,40 „
8
»
18. Mai 1899
44X595 „
6,40 „
ff
ff
ff
44X60 „
6,20 „
ff
f>
ff
'45X68 „
6,70 „
n
ff
ff
45X62 „
6,80 „
7
11
20. Mai 1897
43X60 „
5,50 „
4
11
13. Mai 1897
44X64 „
6,20 „
6
>f
18. Mai 1898
43X61 „
6,60 „
ff
}*
20. Mai 1898
44X64 „
6,10 „
ff
ff
ff
42X59 „
6,47 „
n
11
11
42X59 „
6,60 „
ii
1 1
11
42X62 „
6,75 „
91
11
11
42X62 „
6,76 „
99
11
11
44X62 „
6,57 „
— 13 —
Gelegezahl. Fundort. Datum. Breiten-u.Läng.-Durchm. Gewicht.
G Mark 20.Mail898. 44X65 G,85
Aus den Gelegen wurden zumeist die extremen Eier gemessen.
Die höchste Zahl der Eier in den Gelegen, die ich sah, war 10.
Das mit einem Stern bezeichnete Ei war spindelförmig.
2. Fuiigula mariia (Linn.) Bergonte.
Schale: Glatt, nicht stark, leicht glänzend.
Farbe: Braungrau, selten graugrün, stets dunkler wie fcrina,
zuweilen mit einem verschwommenen bräunlichen Gürtel
umgeben.
Form: Gestreckte Eiform resp. walzenförmig; beide Pole kurz
abgestumpft, dass man sie im ersten Augenblick ver-
wechseln kann.
Gelegezahl
Fundort
Datum
Durchmesser
Gewicht
8
Island
18. Juni
43XGL
t)jdö
n
99
99
44XG3
00
\Ci
7
Schweden
99
45XG7
6,00
99
99
99
41XG5
6,50
G
n
24. Juni
44XG1
5,20
99
99
99
44X63
5,70
G
»
15. Juni
44X61
6,20
G
Pommern
4. Juni
435XG3
5,70
99
99
99
44X61
5,50
19
99
44X62
5,10
»
>9
99
44X65
5,10
Von fcrina sind die Eier durch ihre dunklere Färbung und
bei gleicher Grösse stets durch weit geringeres Gewicht leicht
zu erkennen, ln den letzten Jahren ist die Bergente in Pommern
ständiger Brutvogel geworden.
3. Fuiigula nyroca Güldenst. Moorente.
Schale: dick, stumpf, wenig glänzend.
Farbe: Bräunlich mit grünlichem Anflug; zuerst angenehm
röthlichgrün überhaucht, zuletzt graubräunlich.
Form: Sehr rund oval, fast gleichhälftig; beide Pole kurz abge-
rundet; gestreckt oval, fast gleichhälftig.
Gelcgezahl
Fundort
Datum Durchmesser
Gcwic
4
Andalusien
7. April 1899.
39*53
4,56
99
99
99
41X56
4,26
99
99
99
43X57
4,S5
6
Mark
13. Mai 1900.
39X52
4,40
»
9»
40X53
4,50
>>
99
40X55
4,85
>*
91
V
41X54
5.00
M
))
V
41X55
4,85
— 14 —
4. Fuligula cristata (Ray) Raiherenle.
Schale: Etwas grob, wenig oder matt glänzend.
Färbung: Sehr trübes unreines resp. schwaches bräunliches Gelb
mit grauer Mischung, bedeckt mit röthlichem Anfluge.
Form: Länglich oval, dabei ziemlich gleichhälftig; spitzer Pol
mehr abgerundet. Auch lang ovale, fast gleichhälftige Eier mit
fast gleichen Polen, aus Finnland stammend, kommen vor.
Gelegezahl
F'undort
Datum Durchmesser
Gewicht
n
t
Finnland
. 7. Juni 1892
40X60
5,00
«
ff
ff
41X61
4,70
7
Mark
25. April 1899
42X58S
5,00
n
ff
42X595
5,10
n
ff
ff
42X59
5,15
ff
ff
ff
42X60
5,00
5
13. Mai 1899
40X56
4,30
n
ff
18. „ 1896
40X57
4,00
»
ff
ff
40X58
4,35
6
11
18. Mai 1900
38X53
3,87
11
11
11
39X55
4,24
11
M
H
39X56
4,22
11
11
>)
39X57
4,25
11
ff
39X57
4,25
11
11
ii
40X58
4,51
Bei fünf märkischen Gelegen waren die Eier sämmtlich mit
bräunlichem Trübgelb, doch ohne jeglichen grünen Ton, bei finnischen
Gelegen waren sie mit mehr grünlicher Färbung. (Fortsetz, folgt.)
Geschäftliches.
Noch zu Nachrichten von Acpyornis maximus von Madagaskar
sei bemerkt, dass das grösste dieser Eier sich im British Museum in
London befindet. Dasselbe ist 34 cm lang, 24 cm breit. Der grösste
Umfang misst 93 cm.
Naturalienhändler V. Fric in Prag liefert Abgüsse dieses Riesen-
eies zum Preise von 20 Kronen (17 Mark) und bemerkt in seiner
Preisliste, dass dieses Ei 9 Liter Flüssigkeit umfasst, dem Volumen
nach 8 Strausseneiern gleich kommt, also etwa 240 Hühnereiern und
ist somit 50 000 mal grösser als das kleinste Kolibriei.
Flerr Fric verkauft auch Scherben von Originalen dieses be-
rühmten Eies, welche etwa 5X3 cm gross sind, zum Preise von
G Mark per Stück.
— Eierbohrer Modell 1991. Ein empfehlenswerthes Instrument, das
einem kleinen Kunstwerk gleicht. Dieser neueste Bohrer ist aus
dem feinsten englischen Stahl gefertigt, hat einen geschuppten Griff,
weshalb er sicherer zu handhaben ist, einen polirten Hals und einen mit
ca. GO feinsten Rillen versehenen Kopf, die zusammen in einer Spitze
enden. Eine Abplattung der Spitze nach längerem Gebrauch tritt
nicht ein.
Ä n / e i <>• e n
ZEITSCHRIFT
für
Ornithologie und praktische Geflügelzucht.
Organ des Verbandes der Ornitholopischen u. Geflügelzucht-Vereine Pommerns.
Herausgegeben und redigiert
vom Vorstande des Oraithologischen Vereins zu Stettin.
Die Zeitschrift für Ornithologie etc. erscheint jeden Monat. Der Äbon-
nementspreis beträgt durch den Buchhandel oder per Post (Zeitungspreisliste s. 5 7 u 1 )
bezogen pio Jahr 2,50 M. Die Mitglieder des Verbandes der ornilhoiogischen Vereine
Pommerns erhalten die Zeitschrift für I Mark jährlich durch den Vorstand ihres Vereins.
Beiträge, Vereinsnachrichten etc., die für den redaktionellen Teil bestimmt, sind bis zum
2U., und Inserate, die mit 20 Pf. pro zweigespaltene Petitzeile berechnet werden, nut
dem Betrage eventl. in Briefmarken bis zum 2ö. des laufenden Monats an den Sekretär
des ornitkolugiscken Vereins zu Stettin, Lehrer H. Röhl, Stettin, Grünhof, Derfflinger-
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Redaktion: Dr. Hermann Bolau. Herausgeber: G. Kriele & H. Adolff. Druck und
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ZEITSCHRIFT
fUr
OOLOGIE.
Organ für Wissenschaft und Liebhaberei.
Uunuisgcut ben von Bl. Hocke, Berlin N.O., Neue König Strasse 51.
Diese Xcit.scliritt erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei
direkter Zusendung durch die l’ost innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk 3. — , nach den anderen
Ländern des Weltpostvereins Frcs. 4,25 pränumerando. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 31. März.
Bestellungen und Zahlungen situl an M. Hocke, „Zeitschrift für Oologie“, Berlin. Neue König Strasse 51
zu richten, l’ieis der zrveige .paltenen Zeile oder deren Kaum 20 l'fg. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlcn.
Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht überschritten wird, betragen 3 Mk.
No. 2. Bor Hin, den 15. Mai 1901. XI. Jalm>\
Inhalt: Naturfreund: Bericht über März und April. H. Hocke: Leber Enteneier und deren
Merkmale. — tiammelbericht. -- Mittheilungen. — Geschäftliches. — Briefkasten. — Inserate.
Bericht für März und April.
In diesem Jahre wird wohl vor Frühlings Anfang, so weit
Norddeutschland in Betracht kommt, keine Vogelpärchen genistet
haben. Ueber den Kolkraben, den ersten Frühbrüter, fehlen
Nachrichten, wie es scheint, nunmehr gänzlich, Kiebitz, Reiher,
Wildente und Gänsesäger, sonst Märzbrüter, wurden durch den
Einfluss der eisigen Natur am Brüten verhindert. Die ersten
Brutnotizen, die wir Ende März und Anfangs April erhielten,
waren diesmal über Raubvögel, für Waldkauz, Wanderfalk und
Hühnerhabicht. Diese scheinbar frühen Notizen erweisen sich
aber als ebenso normale wie natürliche, haben doch grade diese
Raubvögel in strengen Wintern, noch weniger in Nachwintern
unter der Noth nicht zu leiden. Man muss einen so strengen
Winter, wie der letztvergangene es war, hinter sich haben, um den
warmen Sonnenschein und die milde Luft endlich als eine köst-
liche Wohlthat zu empfinden. Wie sehnsüchtig wurde der
Frühlings Eintritt gewünscht. Der Frühling kam auch zu dem
amtlich festgesetzten Termin, aber mit Sturmgebraus, mit Eis
und Schnee hielt er seinen Einzug. Es schien so, als wenn er
nicht mit seinem Segen unvermittelt kommen konnte, deshalb
überschüttete er unser Land mit Schnee, Hess uns des Winters
Strenge nochmals fühlen. Unsere Seeen waren bis in den April
hinein mit Eis bedeckt, der Erdboden war tief gefroren, erst mit
dem Klange der Osterglocken konnte Frühlingsfreude in unser
Herz ziehen.
Wir sahen inzwischen, je nach den Veränderungen in der
Temperatur, die Scharen der Wandervögel nach dem Norden,
sahen sie kurz darauf südwärts ziehen; ebenso konnten wir fest-
stellen, wie das Verbleiben unserer Zugvögel am Brutplatze ihnen
18
durch Eis und Schnee verleidet wurde. Auf noch fest gefrorenem
Erdboden (Anfangs März), hören wir das Lied der ersten Lerche,
die sich jubilirend die Welt von oben ansieht; auf fest gefrorenem
Acker (Ende März), der Wind fährt sausend durch die kahlen
Bäume am Wegrand, begatten sich Saatkrähen.
Am 28. März sahen wir die ersten Kiebitzeier, die aus Un-
garn zu uns kamen; am Charfreitag wurde das erste Kiebitzei in
der Elbniederung (Provinz Sachsen), am selben Tage gegen 300
Eier der Saatkrähen einer Colonie bei Berlin Nordost genommen;
vereinzelte Fischreiher, die den Eindruck frierender und hun-
gernder Gesellen machen, fanden wir am 3. und 5. April zuerst
bei den Horsten. Mit dem überaus späten Auffinden der Kiebitz-
eier ist dem gewerbsmässigen Sucher ein grosser Nutzen ent-
gangen, weil die Zeit vor Ostern gewinnbringend ist, der Fein-
schmecker hohe Preise zahlt. Wir wissen, dass einzelne Kiebitz-
eiersucher an glücklichen Tagen 80, in einer Saison gegen 3000
Eier genommen haben, dafür anstandslos 200 —300 Mark erhielten.
Die diesmalige Einnahme der Sucher wird eine sehr geringe sein.
Am 7. April beobachteten wir im Liebesspiele paarweise
und untereinander hoch am Horizont rothe und schwarze Gabel-
weihen, eine Ohreule auf Eier sitzend, sahen den ersten Schwan
am Nest bauend, Gänsesäger bei der Begattung, Haubentaucher
und Wasserhühner in Paaren beisammen.
Am 14. Aj)ril wurden von märkischen Sammlern frische
Bussard- und Krähengelege gesammelt. Fünf Schwarzspechtröhren,
aus welchen Hohltauben flogen, wurden leer befunden.
Am 20. April sahen wir mehrere frische Limosengelege
aus dem Havelluch, finden Schwarzspechte brütend; am 21. April
brüten Bussarde fest auf dem Horst. Die ersten Gabelweihen
haben Eier, so die rothen frische, die schwarze bereits angebrütete;
Heidelerche brütet fest. Am 25. April sahen wir die ersten
Brachvogelgelege aus der Mark, sowie die ersten Lachmöveneier
vom Ivunitzer See (Schlesien). Im amtlichen Marktbericht vom
25. April concurriren Möveneier erfolgreich mit Kiebitzeiern, sie
erreichen oft gleiche, ja zuweilen höhere Preise, auch die Krähen-
eier haben Aufnahme gefunden und werden ebenso hoch ver-
wertet wie Hühnereier, denen sie an Wohlgeschmack überlegen
sind.
Die letzten Apriltage waren recht sonnig und lockten die
Vögel aus der Fremde zu uns. Nachtigallen sangen bereits am
26. ; die drei Arten Laubsänger und Baumpieper sahen wir im
Liebesstreit, und was uns recht erfreute: die Ankunft grösserer
Seglerscharen. Hohltaube hatte 2 noch leicht bebrütete Eier,
19
Bussarde sassen fest auf dem Horst. Unter dem besetzten Horst
des schwarzen Storches fanden wir 2 frische Storcheier.
Naturfreund.
Uober Enteneier und deren Merkmale.
5. Fuligula rufina (Pal!.) Koibenente-
Schale: Feiner wie bei den bisher genannten Arten; tiefporig,
was bei den vorhergenannten Arten nicht zutrifft.
Färbung: Weissgelblich resp. rein gelblich oder mehr gelblich
wie bräunlich; heller wie ferina, gelblicher wie crista/a.
Form: Kurz- resp. eiförmig, am nächsten wie cristata ; spitzer
Pol oft sehr zugespitzt abfallend. In Form und Grösse
cristala nahestehend, geben wir die Extreme einzelner Eier
an. Im Verhältniss zu den übrigen Arten ist das Ei dieser
Ente sehr klein.
Gelegezahl Fundort Datum Durchmesser
7 Banat 5. Mai 1900 41X58
7 „ 10. „ 42X61
7 „ 12. „ 43X60
ü. Cosmonetta histrionica (Linn.) Kragenente.
Schale: Hart, glatt, mit ziemlich feinem Glanze resp. ohne
jeglichen Glanz.
Färbung: Rein weissgelb, erbsengelb, hellgelbbraun, stets ein
F'arbenton von grosser Wirkung.
rorm: Rein oval, fast gleichhälftig resp.
, kurz oval mit spitzem
Gelegezahl
Fundort
Datum Durchmesser
Gewicht
6
Island.
4. Juli
39X52
3,30 egr
»
99
99
39X54
3,70 ,,
rt
n
99
40X55
3,85 ,,
5
—
43X58
3,50 „
1t
>}
99
44X59
3,60 „
:9
99
99
435X58
3,60 „
M
19
99
44X59
3,70 M
5
•)
M
41X57
3,20 „
h
99
4. Juli.
41X575
3,70 „
99
99
99
415X56
3,30 „
99
99
99
42X58
3,35 ,,
7. Cliaulelasmus streperus (Linn ) Schnatterente.
Schale: Wenig resp. garnicht glänzend,, verhältnissmässig dick.
Färbung: Trüb und schwach olivgelbgrün resp. olivgelbbrauti ;
schwach graugrün mit gelblicher Beimischung; mit peudope
Aehnlichkeit, jedoch mit dem Unterschiede, dass es gelblicher
aussieht,
Gewicht
4,00 egr
5,60 „
5,80 „
20
Form: Langes
resp. gestrecktes Oval,
spitzer Pol
abfallend
Gelegezahl
Fundort
Datum Durchmesser
Gewicht
8
Ungarn
10. Mai 1900
41X57
4.70
\\
99
99
41X57
4,65
99
99
99
41X58
4,72
99
M
99
4PX57
4,66
99
99
99
415X57
4,70
99
»
99
42X57
4,66
5
99
99
42X575
4,70
n
99
99
42X57
4,68
7
V
1. Mai 1900
41X565
4,30
n
99
99
42X56
4,56
99
99
99
42X565
4,56
99
99
99
42X57
4,57
99
99
99
43X57
4,50
99
99
99
43X575
4,60
99
99
99
435X575
4,65
7
Mark
13. Mai 1900
38X56
4,00
99
99
99
38X57
4,00
V
99
99
38X58
3,90
99
99
99
39X565
o
o
99
99
99
39X57
4,20
99
99
99
43X58
3,90
Ein von uns in der Mark am 13. Mai v. Js. auf einer Wiese
neben einem Heuhaufen gefundenes Nest enthielt 7 frische Eier.
Das Nest war zumeist aus trockenen Gräsern erbaut, inwendig
mit Dunen ausgelegt. Nach zuverlässigen Nachrichten legt
streperci im nordwestlichen Russland bis 13 Eier.
8. Clangula glaucion (Linn.) Schsllenle.
Schale: Merklich dick, wenig oder garnicht glänzend.
Färbung: Intensiv blaugrün.
Form: Länglich oval resp. walzenförmig, dann beide Pole kurz
abfallend; kurz oval, stumpfer Pol sehr kurz abgerundet.
Gelegezahl
Fundort
Datum Durchmesser
Gewicht
8
Finnland
10. Mai
42X63
6,80
>9
99
99
43X63
6,65
Ohne Angabe
Schlesien
Ohne Ang.
42X56
5,70
>>
99
99
42X56
6,00
99
99
43 X 58
5,70
6*
Mark 16.
April 1898
43X60
7,20
>>
>>
99
43X60
6,90
>>
99
43X61
7,00
»
ii
99
44X59
7,00
ii
99
44X60
7,20
21
Das * bezeichnete Gelege ist aus einer Schwarzspechtbrut-
röhre am Werbellin See genommen worden.
9. Changula islandica (Gaie!.) Isländische Schellente.
Schale: Glatt, mehr oder weniger glanzend, dick, bisweilen
auffallend dick.
Färbung: Hell grau — bis hell blaugrün.
Form: Rundlich oval, fast gleichhälftig; beide Pole sehr kurz
abgerundet.
Gelegezahl
Fundort
Datum
Durchmesser
Gewicht
6
Island
9. Juli 1899
45X59
7,00
ff
ff
ff
47X61
7,30
5
ft
25. Juni 1899
43,5X61
7,00
ft
ft
ff
43,5X62
7,50
Die mittlere
Grösse
fanden wir
in 45,2X61,2.
Schwerll
wird man Eier dieser Art mit einer anderen verwechseln können.
10 Harelda glacialis (Linn.) Eisente.
Schale: Schwach glänzend.
Färbung: Schwach graugrünlich resp. blau grünlich oder gelblich-
grau.
Form: Länglich oval, fast gleichhälftig, beide Pole fast gleich
oder mit kurzem stumpfen und ausgezogenem spitzen Pol.
Gel ege zahl
Fundort
Datum
Durchmesser
Gewicht
10
Island
13. Juni
36^51
3,40
ft
ft
37X48
3,40
ff
ff
tf
37X48
2,90
ft
tf
ft
38X52
3,15
6
ff
23. Juni
37X50
3,30
ft
ft
ft
38X53
2,90
?t
ff
»t
38X54
3,10
I!. Mareca per.elcpe (Linn.) Europäische Pfeifente.
Schale: Fest, glatt, mehr oder weniger glänzend, feinkörnig.
Färbung: Rein gelblichweiss: heller als histrionica resp.
strepera.
Form: Ziemlich bauchig resp. schön oval.
Gelegezahl
Fundort
Datum
Durchmesser
Gewicht
9
Rügen
10. Juni 1889
37X52
3,20
ff
tf
ff
38X52
3,30
tf
ft
tt
38X52,5
3,30
• t
ff
ff
41X58
3,80
8
tf
6. Juni 1890
37X50
3,00
ft
f>
38X52
3,25
tt
ft
ft
39X55
3,50
12. Anas boscas Linn. Stäärzente.
Schale: Weniger glatt, schwach glänzend.
Färbung: Schwach blaugrünlich resp. olivengrünlich oder
-bräunlich.
Form: Mehr rund oval, beide Pole deutlich bemerkbar, weniger
abgestumpft; höchster Durchmesser fast in der Mitte.
Gelegezahl
Fundort
Datum Durchmesser
Gewicht
10
Ungarn
27.Apr.1900
89X57
4,60
M
ff
ff
39X59,5
4,50
n
f f
ff
40X55
4,35
ff
ff
ff
40X60,5
4,75
w
ff
ff
40X59
4,85
ff
ff
ff
40.5X57
4,45
ff
f9
ff
40,9X61
4,85
ff
ff
ff
41X57,9
4,60
n
*f
ff
41X58,8
4,85
»
ff
ff
41,6X59,7
4,20
8
Mark
19. Apr. 1884
42X55
4,95
f)
'f
ff
45X56
4,90
ff
ff
ff
42X56
5,20
ff
ff
ff
42X57
5,00
8
ff
14. Mai 1895
41X56
4,70
n
ff
ff
41X56
4,80
ff
ff
f f
41X58
4,80
»
ff
ff
41X59
4,90
Die Eier der Nachgelege können ihrer hellen Färbung und
ihres geringeren Umfanges wegen mit acuta leicht verwechselt
werden, ihre Form und ihr Gewicht wird sie von diesen wohl in
den meisten Fällen unterscheiden.
13. Dafila acuta (Linn.) Spiessente.
Schale: Glatt, wenig glänzend.
Färbung: Schwach bläulichgrün resp. grau-blaugrün, wenig
grünlicher wie boscas.
Form : Selbst innerhalb der Gelege recht veränderlich. Schlanker
wie boscas, an beiden Polen mehr zugespitzt; lang oval mit
stumpfem Pol; schön oval; als Ausnahme walzenförmig, beide
Pole stark abgerundet.
Gele ge zahl
Fundort
Datum
Durchmesser
Gewicht
8
Island
15. Juni 1900
38X52
2.85
ff
ff
ff
38X57
3.00
»
ff
ff
38X57,5
3,00
ff
ff
ff
39X57
3,20
10
Rügen
10. Juni 1889
37X53
2,90
»
ff
ff
38X54
3,70
23
Gelegezahl
Fundort
Datum
Durchmesser
Gewicht
n
Rügen
10. Juni 1889
38X56
3,50
i?
n
39X53
3,60
n
n
W
39X54
3,60
—
Sarepta
31. Mai
37X53,5
3,30
n
n
38X53
3,10
14. Querquedtila rircia (Linn.) Knäckente.
Schale: Fein, glatt, mehr oder weniger glanzend; verhältniss-
raässig feinere Schale wie crecca.
Färbung: Gelblichweiss, schwach gelbbräunlich, wenn frisch
grünlich; oft mit bräunlichem Anfluge.
Form: Gestreckt oval, fast gleichhälftig, beide Pole kurz abge-
rundet.
Gelegezahl
Fundort
Datum
Durchmesser
Gewicht
ty
i
Sarepta
26. Mai
31X44
1,80
y>
n
n
32X42,5
1,80
n
n
ft
32,5X42
2,00
»»
♦>
n
32X44
1,80
»>
n
33X43
1,90
6
Hiddensee 26. Juni 1887
32X45,5
2.07
n
n
V
32X45
2,05
n
*i
n
33X46
2,00
n
n
n
33X46
2,05
n
n
33,5X46
2,00
n
n
33X48
2,17
8
Mark
25. Mai
35X48
2,20
11
Ungarn 27.Apr. 1900
32X45
1,98
>?
32X46
1,98
tt
tt
tt
32.5X44
1.96
tt
tt
tt
32,7X43,7
1,90
tt
tt
tt
33X44
1,90
tt
tt
tt
33X45,8
2,02
tt
tt
tt
33,5X45,8
2,02
tt
tt
tt
33,5X42,7
1,80
tt
tt
tt
33,9X46,2
2,04
tt
tt
tt
34X44,5
1,86
O'ierquedula discors L., Nordamerika, sowie Querquedula cyanoptera
(V ), Chile, sind circia sehr ähnlich, doch mehr in schwach
bräunlicher resp. graubräunlicher Färbung, innen rein bräun-
lich durchscheinend. Von ersterem Hi sind die Maasse
34X48, vom zweiten 35X4G mm, Gewicht 3 resp. 2,50 gr.
15. Querquedula crecca (Linn.) Krickente.
Schale: Fest, glatt, wenig glänzend resp. sehr glatt, sehr glänzend.
24
Färbung: Rein weisslichgelb resp. gelblich, seltener schwach
gelbbräunlich.
Form: Gestreckt oval, fast gleichhälftig, beide Pole kurz abge-
rundet; gestreckt oval, spitzer Pol mehr ausgezogen.
Gelegezahl Fundort
Datum
Durchmesser
Gewicht
Ö
Island
1. Mai 1890
32x45
2,05
II
II
II
32x46
2,10
II
II
II
31 x45
1,70
II
II
II
32x46
1,90
II
II
II
32x47
2,10
II
II
II
33X43
2,00
6
Dobrudscha
10. Mai 1880
32X46
2,00
II
II
tt
32X46
2,10
II
1/
n
32x47
2,05
II
II
n
32x48
2,15
II
»
»
33x46
2,00
II
II
n
34x46
1,95
16. Spatula clypeata (Linn.) Löffelente.
Schale: Wenig glatt, gering oder garnicht glänzend.
Färbung: Recht verschieden; aus Sarepta kommende Eier sahen
wir in glänzender gelblicher resp. weissgelblicher, grau-
gelblicher oder grau grünlicher, aus der Mark in mehr matt-
grauer, wie gelblicher oder grünlicher Färbung.
Form: Recht veränderlich; zumeist gestreckt oval, fast gleich-
hälftig; bauchig oval, fast gleichhälftig; seltener spitz oval,
Pole sehr abfallend.
Gelegezahl
Fundort
Datum Durchmesser
Gewicht
—
Sarepta
29. Mai 1889
37x50
2,70
6
II
31. Mai 1889
34^51,5
2.60
II
15
36 x 50,5
2,70
II
»
37x51
3,30
6
II
1. Juni 1889
35,5 x 50
2,70
II
>5
II
35,5x51
3,20
II
II
II
36 x 50
2,80
II
II
II
38x51
3,10
—
Südrussland
27. Mai
36x52
2,70
II
II
11
36x56
3,10
II
II
II
37x53
2,80
8
Mark
18. Mai 1899
36x51
3,00
II
II
(ganz frisch
36 x 52
3,12
II
II
gefunden)
37x50
3.20
II
II
II
37x50
3.23
II
II
II
37x53
3,24
25
Gelegezahl Fundort Datum Durchmesser Gewicht
8 Mark 18. Mai 1899 38X52 3,21
„ „ „ 38X52 3,26
17. Marmaronetta angustirostris (Menetr.) Warmorirte Ente.
Schale: Verhältnissmässig dick, mit geringem resp.ohne Glanz.
Färbung: Zart gelblich bis gelbbräunlich; meist mit bräun-
lichem Anfluge.
Form: Kurz oval, fast gleichhälftig, beide Pole kurz abgerundet.
Gelegezahl
Fundort
Datum
Durchmesser
Gewicht
8
Andalusien
2. Mai 1899
35X46
2.80
n
n
n
35X46
2,85
tt
tt
it
36X45
3,15
n
n
tt
36X47
3,05
18. Aex galericulata (Linn.) Mandarinenente.
Schale: Glatt, fein glänzend, fein porig.
Färbung: Graugelblirh bis schwach gelbbräunlich; der Färbung
entsprechend durchscheinend.
Form: Gestreckt oval, fast gleichhälftig, kurz abgerundete Pole:
länglich oval, spitzer Pol, wenig ausgezogen.
Gelegezahl Fundort Datum Durchmesser Gewicht
— - 18. Mai 1900 38X52 3.70
— — 5. Juni 1876 36X50 3,20
19. Aex sponsa (Linn.) Brautente.
Schale: Glatt, fein, glänzend; aus der Gefangenschaft merklich
dick, sehr wenig glänzend.
Färbung: Gelblich mit mehr in graubräunlicher Färbung, oft
mit gelbbräunlichem Ueberzuge.
Form: Bauchig oval, fast gleichhälftig, kurz abgerundete Pole.
Gelegezahl Fundort Datum
— Eastport Manie, M. -Amerika
— A. d. Gefangenschaft 18. Mai 1881
Durchmesser
Gewicht
38X51
3,60
38X52
3,70
38X55
4,00
38X49
3,00
35X49
2,70
20. Tadorna cornuta (Gmel ) -tadorna Linn. Brandente.
Schale: Stark, ziemlich glatt, nicht feinkörnig.
Färbung: Gelblichweiss, innen leuchtend weissgelblich durch-
scheinend.
Form: Von guter Eigestalt, an beiden Polen mehr oder we-
niger gleichmässig kurz abgerundet; oft auch bauchig, beide
Pole weniger kurz.
Gelegezahl
Fundort
Datum
Durchmesser
Gewicht
6
Jütland
1. Juni 1882
44X65
6,70
n
11
11
44X65
7,25
n
ii
11
45X65
7,20
ii
11
11
46X65
7,80
ii
11
11
49X64
8,50
ii
tr
11
50X69
7,80
i
Emden
I, Juni 1900
48X65
6,80
(Schluss folgt.)
Sammelbericht.
Von jetzt an werden wir Notizen, welche brieflich und mündlich
und mit Gestattung der Veröffentlichung uns zugingen, unter
obiger Bezeichnung hier mittheilen. Um diesen Sammelbericht
recht vielseitig gestalten zu können, bitten wir alle Freunde der
Oologie ganz besonders um Nachrichten. Findet doch jeder
Sammler oft Gelegenheit zu interessanten Beobachtungen, die,
werden sie nicht veröffentlicht, der Vergessenheit anheimfallen.
Wie in dieser Weise es dem einzelnen Sammler und seinen Beob-
achtungen ergeht, hat er keinen Anschluss mit Gleichgesinnten,
nicht viel besser ist es mit einem Verein, wenn in diesem gute
Beobachtungen wohl mitgetheilt, aber nicht veröffentlicht werden,
sie werden ebenfalls in kurzer Zeit vergessen sein. Schade da-
rum! Da wir im Interesse der Wissenschaft den einzelnen
Sammler um solche Nachrichten angehen, für deren Veröffent-
lichung wir ihm ehrlich zu danken uns verpflichten, so wenden
wir uns in gleicher Absicht an die ornithologisclien Vereine,
möchten sie gute Beobachtungen nicht der Vergessenheit über-
geben, sondern solche uns freundlichst übermitteln. Kostet dies
doch nur wenig Mühe und nur eine Karte. Besten Dank im
Voraus!
Nucifraga caryocalactes var. pachyrhynclius R. BI. Gelege 3 Eier,
ganz frisch. Fundort Pale, Bez. Sarajewo, den 14. April. Eier
sind auf glattem hellgrünlichem Grunde mit vielen sehr kleinen
scharf abgegrenzten Flecken in schwach bräunlicher Färbung,
diese oft durchscheinend, ganz eng und dicht besetzt.
Dr. Othm. Reiser.
Syrnium ahico (Linn.). 1. Von einem nahe gelegenen Rittergute
wurde mir die Nachricht gebracht, dass oben in der gewaltigen
Scheune, in welcher grosse Hcuvorräthc lagern, ein Waldkauz
niste und bereits 2 Eier im Neste resp. Heu gefunden worden
seien. Einige Tage später besuchte ich das Nest und fand als
solches eine einfache aber sehr hübsche aus Heu getretene
27
Mulde; es lagen noch die beiden Eier darin. Nach 6 Tagen, am
25. März d. J., brachte man mir das Gelege (5 Stück) und die
Alte, welche man an der Fensteröffnung, wo sie stets ein- und
ausflog, im Eisen gefangen hatte, todt. Ich war nicht erfreut über
diese Heldenthat. Bei näherer Untersuchung fand ich, dass der
Kauz noch ein ß. Ei gelegt hätte, wäre ihm nicht ein vorzeitiges
Ende beschieden worden. Und nun die Hauptsache: denn alle 5
Eier waren absolut unbebrütet, und während der ganzen Zeit
kalt im Neste befunden worden, sass doch die Alte während
der Legeperiode stets hinter dem Nest im Heu, in einem Winkel.
0. Krause, Hirschberg.
— 2. Auf einem Gutshofe nahe bei Crossen a. d. Oder fand ich
am 31. März in einem hohlen Baum einen Waldkauz nistend.
Der Kauz entfloh der Höhlung, als ich die Hälfte des Baumes er-
stiegen hatte. Die Höhlung enthielt 4 Eier, von denen 1 mehr als 8,
2 ungefähr 8, 2 weniger als 8 Tage bebrütet waren. Im vorigen
Jahre wurde dieselbe Höhle auch von einem Kauzpaare bewohnt,
die Alte und die beiden Jungen erschossen. G. Borchert, Crossen.
— 3. Waldkauz hat am 28. März in einer Baumhöhlung 1 frisches
Ei, am 6. April im Krähenneste auf einer nahe stehenden Kiefer
weitere 3 frische Eier.
— 4. Am 6. April einen nistenden Waldkauz in einer alten
Kiefer mit mehreren zusammengehenden Schwarzspechtröhren
mit 5 ganz frischen Eiern gefunden. In dem ersten Falle
war der Kauz nicht auf dem Neste, im zweiten befand sich der-
selbe in der oberen Schwarzspechtröhre, wo er sich leicht durch
den Kletterer ergreifen liess. Mündl. Nachrichten a. d. Mark.
— Müvus regalis Paii. Horste der rotlien Gabelweihe ent-
hielten am 21. April je 3, 2 und 2 ganz frische Eier. Ein noch
leerer Horst enthielt eine 5ß cm lange, soeben geschlagene Ringel-
natter. Kopf und Schwanzspitze der Schlange waren unversehrt,
ebenso die ganz oberen Rückentlieile, unter dem Rückenwirbel
war das Fleisch vollständig ausgefressen. H. H.
— Parus palustris. Ich fand am 1. Mai d. Js. in einer alten
Weide eine kleine Höhlung vor, an der von aussen Moos und
sonstiges Nestmaterial sich zeigte, so dass anzunehmen war, sic
könnte bewohnt sein. Ich zündete nacheinander Streichhölzchen
an, leuchtete wiederholt in die Höhlung hinein, doch ohne Erfolg.
Vorsichtig gebrauche ich nun ein kleines Zweigehen, um den
Inhalt der Höhlung zu befühlen, als plötzlich derselben mit grossem
Geschrei eine Sumpfmeise entflog. Das Nest war mit 11 Eiern
belegt. C. Kr., Stettin.
28
Päitiheüungen.
— Tichodroma muraria -Eier. Im Interesse einer guten Sache
werden Besitzer dieser seltenen Eier von einem Herrn freundlichst
gebeten, ihm deren Maasse, Gewicht, Herkunft und das sonstige
wissenschaftliche Material durch die Zeitschrift für Oologie mit-
tlieilen zu wollen.
— Anser bracbyr'iynchus Bai!!. 3 frische Eier, gefunden Spitz-
bergen, 19. Mai 1900. Rein weiss, ohne jegliche gelbe Bewölkung;
länglich ovale Form; stumpfer Pol gering, spitzer Pol schmal ab-
fallend; schwach gelblich durchscheinend.
Maasse 50X78 mm, Gewicht 10,75 gr.
„ 52X78 „ „ 11,00 „
„ 52X82 „ „ 11,20 „
— Branta leuoopsis Gchstn. 4 frische Eier, gefunden Island,
29. April. Rein weiss, hin und wieder schwach gelblich bewölkt;
mattes Korn; Form der vorhergehenden Art ähnlich.
Maasse 48,5X74 mm, Gewicht 9,50 gr.
„ 48,5X77 „ „ 9,50 „
„ 50X78 „ „ 10,05 „
„ 52X75 „ „ 10,50 „ •
(Obige Mittheilung wurde uns zur Veröffentlichung freund-
lichst übergeben.)
— Cuculus canorus bei Lanius exctibilor. Ich war selbst dabei, als
man das Nest des Raubwürgers, das ich heute noch besitze, von
einem Birnbaum herabholte; auch ein Kuckuck war mehrere Tage
seit der Beobachtung des Nestes im Wipfel des Baumes gesehen
worden. Laut meinem Tagebuch liess ich am Sonntag, den 27.
April 1900 das Nest in meiner Gegenwart herabholen, das 4
frische Eier des Würgers und ein roth.es, schwarzbraun punk-
tirtes Kuckucksei enthielt, und das um eine Wenigkeit kleiner
als ein Würgerei ist, auch eine andere Form aufweist. Ungefähr
3 Tage vorher liess ich den Baum besteigen, wollte aber den In-
halt des Nestes, 3 Eier, nicht nehmen, weil ich ein volles Gelege
wünschte. Während des Steigens liess sich der Kuckuck beob-
achten. Noch möchte ich bemerken, dass 1890 ein spätes Früh-
jahr, ähnlich dem heurigen war, man bei allen Bemühungen nicht
ein Nest kleinerer Vögel, wie Fringilla cannabina, Embcriza citrinclla,
Erythacus rubcculus, Motcicilla sulphurca und dergl. auffinden konnte,
cxcubitor wohl das erste Nest war, was mir zu Gesicht kam und
so wird wohl dieser im Allgemeinen seltene Fall zu erklären sein,
als ein Mangel an anderen sonst mehr frequentirten Nestern.
Wilh. Pautler.
29
— Ein höchst sonderbares Kiebitzei, 45x33 mm gross, erhielten
wir zugeschickt: Bei normaler Form und schwach grauweisser
Farbe zeigt dieses Ei auf seiner grössten Bauchung eine kleine
Insel von 16x13 mm Durchmesser und durchaus normaler Zeich-
nung, und ebenso auf der entgegengesetzten Seite ein unregel-
mässig hufeisenförmiges Feld in ganz normaler Färbung. Die
Ränder des Normalen sind mit einer hell graublauen Zone um-
geben, die sich in das Grauweiss der übrigen Eischale wie ein
Hauch verliert. Es sieht aus, als ob das ursprünglich normal
gefärbte Ei sich nachträglich noch einmal grüsstentheils mit einer
feinen nicht durchweg deckenden weisslichen Kalkschicht über-
zogen und dann im Legekanal wieder glatt polirt hätte. Wir
werden uns gestatten demnächst auf dieses seltsame Ei zurück-
zukommen.
— Kiebitz und Bekassine. Unter den gewerbsmässigen Kiebitz-
eiersammlern aus dem Havelluch sowie der Elbniederung ist es
bekannt, dass die Bekassine ( Scolofox gallhtago ) in den meisten
Fällen dort ihr Nest nachbarlich anlegt, wo der Kiebitz bereits auf
den Eiern brütet. Die Schnepfe, deren Gelege widerstandlos den
Krähengelüsten preisgegeben wären, findet im Kiebitz einen guten
Nachbar und einen Kämpfer für sie, der im Stande ist, jede eier-
lüsterne Krähe weit weg vom belegten Neste zu vertreiben und
dieses Schutzbündniss ist der Grund, weshalb Kiebitz und Schnepfe
so dicht neben einander brüten.
— Ein neuer Eiermesser, hergestellt durch Architekt Reimann,
wurde in der letzten Sitzung des Clubs der Berliner Ornithologen
vorgeführt. Der Apparat besteht nur aus Holz, ausgenommen
sind zwei schmale Milchglastäfelchen. Er hat als Unterlage ein
Brett, dessen Länge 25, die Breite 12, die Höhe 3 cm beträgt.
Zwei Leisten je 15 cm lang, 5 cm breit, 4 cm hoch sind der Länge
nach nebeneinander auf der Unterlage gleichmässig befestigt,
eine schmale Leiste, ca. 10 cm hoch, befindet sich vor den beiden
Längsleisten. Die beidenLängsleisten sind oben nach der inneren
Seite zu scharf abgeschrägt, beide lassen zwischen sich einen
Raum so weit frei, dass durch diese ein Winkelmaass (|\J leicht
hin und her geführt werden kann. Auf den beiden Holzleisten
ist je ein Milchglastäfelchen angebracht, welches die Maasse
(selbst 7j mm) angiebt. Die Eier können auf diesem so leicht
herzustellenden und praktisch arbeitenden Apparat in der Breite
als auch in der Länge liegend bequem gemessen werden, die
Beihilfe der zweiten Hand fällt weg. Von besonderem Werth ist
nun auch die Sicherheit des Messens der Eier geworden, weil
- BÖ -
dieselben nicht mehr wie früher auf glatter, sondern in einer
nach innen geneigten Fläche sehr sicher ruhen.
— lieber Steigeeisen. Der Gebrauch der Steigeeisen wird dadurch
erhöht, wenn jedes Eisen derartig gearbeitet ist, dass der
Knöchel des Steigers eine passende Ausbiegung, einen recht
bequemen Stand auf der Sohle und vor allen Dingen eine höchst
peinlich gearbeitete Spitze am Eisen vorfindet. Die Spitze des
Eisens ist am besten in folgenden Verhältnissen: Ungefähr 8 cm
lang, aber im Durchmesser 3 cm breit und dann nach unten so
jäh abfallend; ob rund oder eckig von oben an gearbeitet, dürfte
nach der Gewohnheit des Steigers sich richten. Die Spitze muss
sehr leicht in den Baum dringen, ebenfalls sehr leicht heraus-
gehen können, eine grössere Anwendung von Kraft darf dabei
nicht geschehen. Von Bedeutung ist auch die schräge Stellung
der Spitze am Eisen, für deren beste Lage wir die Richtung
zwischen 40—50 empfehlen möchten. Wir haben Steiger gesehen,
die bei richtig gestellten Spitzen ihrer Eisen lange Zeit an einer
Stelle des Baumes verweilend keinen Schmerz an den Füssen
verspürten, auch Steiger gesehen, die ihrer Eisen wegen in kurzer
Zeit am Baume stehend, grosse Schmerzen erdulden mussten.
Seit neuerer Zeit werden auch Steigeeisen, in Kali getaucht, ver-
wendet, welche den stählernen im Werthe gleichen. Den Kletterern
auf hohen Bäumen ist anzurathen, stets zwei Stricke bei sich zu
führen, einen für den jeweiligen Gebrauch, einen zur Reserve.
Die Mitnahme eines Bohrers mit Griff ist gleichfalls anzurathen;
er dient dazu um mit Leichtigkeit einen Halt am Baume zu ge-
währen, auf den Bohrer den Beutel zu hängen, der die Eier,
eins nach dem anderen, aufnehmen soll, um dann den Fund nach
unten senden zu können.
Geschäftliches. A. Böttchers Naturalienhandlung, Berlin C. II,
hat unter Bezeichnung D 5 soeben einen neuen illustrirten Preis-
courant, 18 Seiten lang, über Utensilien für Naturaliensammler
herausgegeben.
Briefkasten. Anfrage unter K. Es ist ein grosser Irrtkum, wenn Sie
glauben, dass man von aussen den Eisengehalt der Eier schon ansehen kann. Das Eisen
ist in Pflanzen und Tkieren (Eiern) niemals als oxyd oder oxydul (rotke Farbe) vor-
handen, sondern stets in Verbindung mit Schwefelsäure oder Kohlensäure oder Schwefel-
und Kohlensäure. Die rostrothe Farbe der Eier beruht nicht auf Eisen, sondern auf
Farbstoffen. Die Geschichte mit den eisenhaltigen Eiern ist eine gauz. werthlose Spielerei,
die keinen Zweck hat, denn ein Vogel nimmt selbst bei intensiver Eisenfütterung, nie-
mals mehr Eisen auf, als der Maximalgehalt des Körpers ist, im gegentheiligeu Falle
würde er ja sterben. Den Eisengehalt von nur 2U Eiersorteu genau festzustellen, würde
eine immense chemische Arbeit sein, die zudem Yiel Geld kostet, mindestens 40U Mark.
(Beantwortet durch Herrn Dr. 0. in M.)
31
»sSä^Vä»'-?»
ZEITSCHRIFT
für
Ornithologie und praktische Geflügelzucht.
Organ des Verbandes der Ornithologischen u. Geflügelzucht-Vereine Pommerns.
Herausgegeben und redigiert
vom Vorstände des Ornithologischen Vereins zu Stettin.
Die Zeitschrift für Ornithologie etc. erscheint jeden Monat. Der Abon-
nementspreis beträgt durch den Buchhandel oder per Post (Zeitungspreisliste s. 6701)
bezogen pro Jahr 2,50 M. Die Mitglieder des Verbandes der ornithologischen Vereine
Pommerns erhalten die Zeitschrift fUr I Mark jährlich durch den Vorstand ihres Vereins.
Beiträge, Vereinsuachriehten etc., die für den redaktionellen Teil bestimmt, sind bis zum
20., und Inserate, die mit 20 Pf. pro zweigespaltene Petitz.-ile berechnet werden, mit
dem Betrage eventl. in Briefmarken bis zum 25. des laufenden Monats an den Sekretär
des ornithologischen Vereins zu Stettin, Lehrer H. Röhl, Stettin, Grünhof, Derff Imger-
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OOLOGIE.
Organ für Wissenschaft und Liebhaberei.
Herausgegeben von II. Hocke, Berlin N.O., A’eue König Strasse 61.
Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei
direkter Zusendung durch die l’ost innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk 3. — , nach den anderen
Ländern des \\ eitpostvereins Frcs. 4,35 pränumerando. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 31. März.
Bestellungen und Zahlungen sind an il. Ilockc. „Zeitschrift für Oologie“, Berlin, Neue König Strasse 51
zu richten. 1 ’i eis der zweigespaltenen Zeile oder deren Kaum 3U Big. Kleinere Beträge sind gleich cinzuzableu.
Gebühren Kir eine Beilage, durch welche das normale Versuudporto nicht überschritten wird, betragen 3 Mk.
No. 3. Berlin, den 15. Juni 1901. XL Jahrg.
Inhalt: Naturfreund: Maibericht. H. Hocke: Leber Enteneier u. deren Merkmale. — Alexander
Bau: Oologisehes und Ornitliologischcs aus Vorarlberg. — bammelbericht. -- rrrietkasten. — luserate.
Maibericht.
Am 3. Mai, einem sonnigen Frühlingstage, fuhr eine oolo-
gisclie Gesellschaft nach der Uckermark, gegen 1UU Kilometer
nördlich von Berlin entfernt. Die Fahrt zeigte uns u. A. nicht
wenig besetzte Nester vom weissen Storch, wiederholt Wiedehopfe
(an Brandstellen längs der Eisenbahn), Erdschwalben, die in
ihren Nistlöchern ein- und ausflogen, Hausschwalben, die von der
Dorfstrasse nasse Erde entnahmen, und kurz vor dem Betreten
einer wunderschönen Eichen- und Buchenwaldung, einen Fisch-
adler, der hoch in den Lüften schwebte. Dann wurde eine grosse
Fischreihercolonie besucht, welche nach Aussage, des alten Revier-
försters hier seit fünfzehn Jahren besteht. Die ausnahmsweise
auffallend grossen Horste der Fischreiher stehen auf vielhundert-
jährigen Eichen meistens zu fünf, auf den Buchen zu zweien.
Wider Erwarten hatten die Reiher, die seit dem 3. und 4. April
zurückgekehrt waren, bereits kleine Junge, die sich leise
quackernd vernehmen Hessen, andrerseits schwer bebrütete Eier.
Lebensgefährlich waren die allzu hohen Bäume zu besteigen,
weshalb davon Abstand genommen wurde, innerhalb der Golonie
haben sich auch zwei Pärchen schwarzer Gabelweihen angesiedelt,
deren Florste zwei resp. drei frische Eier enthielten. Auch eine
grössere Anzahl Dohlen machte sich bemerkbar, deren Nester
m den Höhlungen alter Buchen mit fünf bis sechs frischen oder
mit leicht bebrüteten Eiern gefunden wurden, ln der Nähe der
Golonie wurde auf einer vielhundertjährigen Buche, deren Stamm
bis zum Zopfende mit einem Strick kaum umspannt werden
konnte, ein Horst des Hühnerhabichts, vier schwer bebrütete
Eier enthaltend, wenige Schritte davon, wiederum auf einer überaus
starken Buche, ein Schreiadlerhorst, fertig ausgebaut und mit
34
grünen Buchenzweigen ausgelegt, doch ohne Eier gefunden.
Während der Hühnerhabicht sich vom Horste so spät drückte,
dass er beinahe vom Steiger ergriffen werden konnte, war der
Schreiadler längst flüchtig geworden und schwebte laut klagend
umher. Sicherlich hatte der Hühnerhabicht vorzeitig den Horst
des Adlers angenommen, was zu heftigen Kämpfen geführt haben
mag. - Wir gedachten während der Rückkehr noch lange des
prächtigen Laubwaldes, der Reihercolonie mit den starren Eichen,
der vorzeitig grünenden Buchen, dem frohen Gesang der Wald-
rothschwänzchen, Trauerfliegenfänger und Schwarzplättchen, der
so reichhaltigen Bodendecke mit den vielen blühenden Anemonen
und Leberblümchen, des in Massen grünenden Waldmeisters, wie
wir sie vorher in keiner märkischen Reihercolonie gesehen hatten
Das überaus reiche Vogelleben zu beobachten, verdanken wir
einem vogelfreundlichen, alten Förster, der in seinem Revier
nicht schiesst.
Am 5. Mai, zur Zeit der höchsten Baumblütlie, fuhr eine
kleine oologische Gesellschaft nach einem abgelegenen Winkel
der vogelreichen Mark, wo ebenfalls ein vogelfreundlicher, alter
Forstmann in seinem Revier ein Raubvogelparadies geschaffen
hat, dass keiner der Besucher sich sagen konnte, Raubvögel und
deren Horste in gleich grosser Anzahl wie hier, je gesehen zu haben.
Wir sahen einmal zu gleicher Zeit 5. einmal 4. nicht selten 3
Horste. Nicht wenige derselben standen an Wegen, zumeist
Hessen sich die Vögel herausklopfen. Wir beobachteten im ge-
nannten Revier ein Paar Wanderfalken, deren Horst nicht entdeckt
werden konnte, mehrere Pärchen Bussarde, gegen 12 bis 15 Paar
Gabelweihen (schwarze in der Mehrheit, rothe in der Minderheit).
Genommen wurden fünf Gelege der Gabelweihen, zwei Bussard-
gelege, dann wurde der alte Förster in auffallender Angst um
seine Lieblinge besorgt, so dass sein Verbot weitere Horste zu be-
steigen, befolgt werden musste.
Am 9. Mai, Ende der Baumblütlie naht. Während es im
Wasser noch weit zurück ist, Seggenbüschel sehr wenig grünen,
Röhricht recht dürftig sich erweist, beobachten wir singende
Ortolane, Drosselrohr- und Schilfrohrsänger als die ersten ihrer
Arten; hören des ersten Kuckucks und des Pirols Ruf. Beobachten
eine kleine Entenart zwei Stunden am Brutplatz, doch ohne Resultat.
Am 12. Mai ist des Kuckucks und des Pirols Ruf ein all-
gemeiner geworden, die Entwickelung des Laubes der Bäume und
der Sträucher ebenfalls fast allgemein; Esche, Eiche, Akazie sind
noch unbelaubt. Ein bedeutsames Schweigen der Spechte, (sie
brüten bereits) ist zu verzeichnen, dafür ein liebesbewegtes Leben
der kleinen Sänger, wie Pieper, Rotliscliwanz, Bachstelze, Grasmücke,
35
Am 16. Mai sahen wir das Liebesieben der Vogel in ver-
mehrtem Maasse, Klappergrasmücke und Baumpieper, sowie Sing-
und Schwarzdrossel auf Eiern, mehrere Sing- u. Schwarzdrosseln
auf ihren Jungen im Nest sitzend, Krähen und Staare ihre Jungen
fütternd. Ein Paar Misteldrosseln verticiui einen Sperber vom
bedrohten Neste; Baumfalken auf dem neuerwählten Horst sahen
wir in der Begattung, in nächster Nähe mehrere Pärchen Mandel-
krähen in gleichem Thun. Einer meiner Bekannten fand an
diesem Tage unsere 3 Laubsänger brütend, jede Art mit je sechs
frischen Eiern.
Am PJ. Mai, während des Besuchs eines märkischen Sees,
im Süden der Mark, hören wir aus weiter Entfernung znerst die
Kufe der Kraniche, dann das Brummen der Rohrdommeln noch
zu rechter Zeit. Tagsüber konnten wir die Stimmen folgender Vögel
feststeilen; Kohr- und Kornweihe, grosser Brachvogel, Bekassine,
grosser und mittlerer Taucher, Kalle, Zwergsumpfhuhn, Wasser-
huhn, Moor- und Tafelente, Trauer- und iTussseeschwalbe, Lach-
möve, Drossel-, Schilf- und Binsenrohrsänger (C. turdina, plirag-
niitis, cariceü), Kohrammer, gelbe Bachstelze, Wiesenpieper,
Wiesenschmätzer. Ais Besucher des Sees bemerkten wir nicht
selten weisse Störche und Kraniche, sowie vereinzelte Keiher,
Baumfalke, Hühnerhabicht, ausserdem eine grossere Anzahl Mehl-
schwalben. Der 1 tlanzenwuchs ist diesmal noch sehr zurück
f
Küüricht, Binsen, die Seggenbüschei noch zu gering, dass das
Grün kaum em Nest gut zu verbergen vermag und dies der
Grund ist, dass die Vögel zumeist im alten vorjährigen Röhricht
die Nester angelegt haben. Es wurden brütend gefunden, ausser
den vielen Nestern des Wasserhuhns, die irische oder bebrütete
oder eben ausschlüpiende Jungen bargen: Kornweihe, grosse Rohr-
dommel, kleines Sumpfhuhn, Tafelente und Haubentaucher mit
Eiern, Kranich mit einem Ei. Ais ausserordentlichen Neststand
müssen wir in einem Binseubüschei stehend aas xNest eines
Wasserhuhns bezeichnen, ais gleichfalls bemerkenswerth die
überaus grosse Anzahl von Calaniohcrpe phragmitis, wie len auch
hier C. cariceti und zwar nicht seiten vermuthe.
Am 2b. Mai, Pfingstsonntag. Es ist ein Tag, der eine
längere Suche auf einem See, südlich von Berlin, unmöglich und
gefahrvoll macht wegen schweren Gewitters, Sturms und Regens.
Die Beobachtungen ergaben, dass nunmehr Kraniche und grosse
Kohrdommein gänzlich schweigen, dass Plussseeschwaiben zur
Gründung einer Kolonie sich entschlossen hatten, und bereits
beim Bauen der Nester, Trauerseeschwalben noch bei der Be-
gattung sind. Nester uer Rohrsänger (C. phragmitis oder cariceti t)
werden mit lüni und sechs frischen Eiern gefunden, wiederholt
36
Nester der Hauben- und Rothhalstaucher, zum Schluss das Nest des
Zwergsumpfhuhns. sechs leicht bebrütete Eier enthaltend. --Mit dem
Pfingstfest ist in der ewig wechselnden, niemals still stehenden
Natur die fast volle Entwicklung des Laubes der Eichen und
Eschen, der Akazien und des zuletzt sich belaubernden Baumes,
des Sumachs, hier Essigpalme genannt, vorgegangen, zu gleicher
Zeit die volle Entwicklung des hohen Blüthenstandes, wie des
Weissdorns, Goldregens, Faulbaumes, Schneeballs, Flieders, der
Pfingstrose; im Wasser oder im Sumpfe blüht die erste Seerose,
Kuckucksblume, das Sumpfkreuzkraut.
Am 30. Mai, ein kleiner Nachmittagsausflug in brennender
Sonnenglut unternommen. Beobachtet wurden im Gebüsch-
Garten- und Klappergrasmücken auf vollem Gelege im Nest, roth:
rüclciger Würger, dessen Nest ein Ei enthält. Kurz vorher, ehe
die Sonne unterging, vernahmen wir den Liebesgesang der Gelb-
spötter, der Teich- und Sumpfrohrsänger und Wiesenschmätzer,
das Brummen der kleinen Rohrdommeln, sowie die lauten Rufe
der nach Liebe verlangenden Kuckucke. Die ausserordentliche
grosse Wärme, die fast bis zum Abend währte, veranlasste die
Kuckucke gänzlich zu schweigen, sich ruhig zu verhalten; eine
Ohreule, auf den Jungen im Neste sitzend, barg das Nest und
dessen Inhalt mit weit ausgebreiteten Flügeln vor den Strahlen
der glühenden Sonne.
Ueber Enteneier und deren Merkmale.
IVIaasse und Gewicht von ii Eiern aus Sylt:
Durchschnittlich Br. 4,71 Lg. 6,61 mm; Gew. 8,12 cgr.
21. Tadorna casarca (Linn.) -rutila Boie Fuchsente.
Schale; Stark, glatt, glänzend, eng- und feinporig.
Färbung; Genau wie comuta; frisch mit einem gelblich resp.
röthlichen Scheine.
Durchmesser 43X60—47X63 mm, Gewicht 6,20 -7,50 cgr.
Von comuta durch die merklich glattere und feinporige Schale
zu unterscheiden.
Anas superciliosa Gml. (Viti-Inseln, Neu-Caledonien), ähnelt casarca
sehr, doch in kleinerer Ausgabe. Maasse sind 40X58, 43X57—
62 mm; Gewicht 4,50 — 5,70 cgr.
22. Oidemia nigra (Linn.) Trauerente.
Schale: Hart, dick, glänzend.
N at urfreund.
Minimum
Maximum
ff
7,30
8,70
Färbung: Gelbbräunlich, frisch mit einem leichten röthlichen
Ton; die verschiedenartigen Einwirkungen zeigen sich in
dunklerer Färbung.
Form: Gestreckt resp. bauchig oval, spitzer Pol ausgezogen;
gestreckt oval, beide Pole fast gleich, kurz abgerundet,
grösster Durchmesser fast in der Mitte. Das Fi erinnert in
Form und Färbung sehr
an .1 f.
merganser .
G e 1 e ge z a h 1 Fundort
Datum
Durchmesser
Gewicht
Aus ver- Myvatu, Island
Juni
44, f> x (35.5
5,75
schiedenen
45X07
5,40
Gelegen
4P» vf{5
5,50
40X07,5
6,50
(Schluss folgt.)
Oologisches und Ornithologisches aus Vorarlberg.
Von Alexander Hau.
Vorarlberg bildet, wie bekannt, den nordwestlichsten Tlieil
der österreichisch-ungarischen Monarchie und hat mit einem etwa
•jn Kilometer langen Ufer Antheil am Bodensee. Der dem letz-
teren zunächst liegende Gebirgszug ist das Pfändergebirge, welches
bei Bregenz bis fast an den See reicht, an seiner nördlichen Fa ke
etwa 4'/o Kilometer davon entfernt ist. Südlich und südöstlich
vom Pfändergebirge liegt der sogen mute Bregenzerwald, der beson-
ders im Süden höhere Gebirge bis zu 3000 Meter Holte zeigt, ln
beiden, Pfändergebirge und Bregenzerwald, findet m m kleinere
und grössere Tanijenwaldungen, abwechselnd mit Laub-lind Busch-
wald. Wiesen, Weiden, öden, unfruchtbaren Stellen. Sumpfwiesen
und Felspartieen Ackerbau wird sehr wenig getrieben, von vielen
Besitzern garnicht, von den übrigen selten über den eignen Bedarf
hinaus. Den Haupterwerb der Bewohner bilden Viehzucht, Mileh-
und Forstwirtschaft Die einzelnen Hofstellen, umgeben von üp-
pigen Wiesen, welche, falls nicht zu hoch belegen, mit vielen, alten
Obstbäumen bestanden sind, liegen weit auseinander. Wildbäche
und kleinere Rinnsale sind überall vorhanden, an Insekten und
verschiedenen Beeren ist kein Mangel, so dass ich eine reichhal-
tige Avifauna hier erwartete. Ist im reinen Gebirgskunde die Arten-
zahl auch gewöhnlich keine grosse, so batte ich doch inehr erwartet,
als ich vor 5 Jahren meinen hiesigen Besitz kaufte Die Gründe
für die immerhin geringe Artenzahl habe ich in einer kleinen
Arbeit:,, Ornitholoirisches aus Vorarlberg-* (im Ornithologischen Jahr-
buch XI. 1900, Heft 4) angegeben. Ich schrieb dort unter Anderm:
„Für Höhlenbrüter sind, da die Laubbäume sich einer ausserordent-
lichen Gesundheit erfreuen, fast gar keine Nistangelegenheiten vor-
38
handen. Die frei nistenden Vögel, welche kaum irgendwo günsti-
gere Lehens- und Nistbedingungen finden könnten, haben hin-
gegen ungemein von Feinden zu leiden. Die Höfe liegen meist
einzeln, sehr zerstreut, in der Mitte des jeweiligen Besitzes, und
die auf jedem Hof vorhandenen 2 bis 3 Katzen sorgen ausgiebig
dafür, dass in der ganzen Umgebung keine Vogelbrut aufkommt.
Ihnen helfen dabei die sehr zahlreichen Eichhörnchen, Eichel-
häher, Haselmäuse und Füchse.“
Tm Rheinthal sind die Verhältnisse günstiger, weil dort grös-
sere Flächen von Gehöften frei sind, auch an einigen andern
Stellen ist dies der Fall. Da ich nach vieljähriger Pause mich
erst seit dem Frühjahr 1899 wieder speciell mit Oologie beschäf-
tige, so habe ich bisher weder das Rheinthal noch das höhere Ge-
birge aus Zeitmangel in den Brutmonaten durchforschen können;
auch dem Bodensee, der auf Vorarlberger Gebiet nur bei Hard
ein grösseres Rohrdickicht hat, habe ich nur wenige Besuche
machen können. In diesem Frühjahr hoffe ich dem Untersee
meine Aufmerksamkeit schenken zu können und will deshalb die
Brutvögel des Bodenseegebietes lieber in einem späteren Artikel
besprechen. Das zwischen dem Thal und einer Höhe von 1000
Metern liegende Gebiet ist mir indessen genügend bekannt ge-
worden und ich will im Nachstehenden die 1899 und 1900 beob-
achteten Brutvögel aufzählen.
Erithacus rubeculus L.- Brütet überall im Gebirge. Die
Nester sind, wie ich das in einer früheren Besprechung (1900,
No. 11) schilderte, schwer aufzusuchen.
E. phoenicurus L. — Wo eine Nistgelegenheit vorhanden, fehlt
er nicht alsBrutvogel und findet sich als solcher fastbei jedem Hause.
Unter dem Dache meines grossen, von meiner Villa etwa 80
Meter entfernt liegenden Oekonomie- und Stallgebäude nisteten 1899
zwei Pärchen, gegenüber der Villa an einerGlashalle ein drittes Paar-
E. titis L.— Zur Brutzeit habeich ihn im Gebiet nur zweimal
gesehen.
Pratincola rubetra L. und rubicola L.— Beide Arten sind zur
Brutzeit im Rheinthale nicht selten, erstere ist jedoch die
häufigere.
Cinclus cinclus L. — Brutpärchen finden sich selbst an den
kleinsten Gebirgsbächen. Tritt jedoch mehrere Wochen vor der
Brutzeit trocknes Wetter ein, wodurch die Bäche austrocknen, so
findet man an den grossen Wasserläufen (Laiblach, Bregenzer
und Dornbirnen-Ach) die Brutpärchen näher beisammen, als es
sonst der Fall ist. Auf meinem Besitz fand sich ein Nest im
Loche eines riesigen Nagelfluhblockes, der, von oben in den
Ruggbach gestürzt, sich an einen zweiten, ebenfalls herabge-
39
stürzten lehnend, dem Bache nur einen schmalen Weg zwischen
beiden Hess. Hier befand sich das Nest dicht über dem gewöhn-
lichen Wasserstand, so dass es bei eintretendem Hochwasser zer-
stört worden wäre.
Turdus musicus L. — Die Singdrossel ist im Walde als Brut-
vogel nicht selten, doch werden ihre Nester fast immer von Hähern
und Eichhörnchen zerstört. Die meisten der von mir aufgefun-
denen Nester enthielten ausgefressene Eier.
T. viscivorus L. Die Misteldrossel ist ziemlich häufiger Stand-
vogel und nistet meist sehr hoch auf jüngeren Tannen.
T. meriila L.— Die häufigste der drei hier nistenden Dros-
seln ist die Amsel. Leider kommen nur wenige Bruten auf. da
letztere im Walde von den Hähern, im Thale von den Hauskatzen
zerstört werden. Im Walde ist sie sehr scheu, im Thal, wo sie
im Winter gefüttert werden, ausserordentlich dreist
Regulus. — Beide Arten Goldhähnchen sind Lrntvögel im Ge-
biete, jedoch das feuerköpfige seltner. Wenn man die Vögel
nicht mit Niststoffen zum Nestplatz fliegen sieht, ist letzterer
nicht zu finden, ausserdem ist das Nest in den weitaus meisten
Fällen nicht zu erreichen, weil es hier fast immer hoch, vom Boden
in dim Spitzen «lichter Fichtenzweige, weit ab vom Stamme gebaut ist.
Phylloscopus riifus Bchstn. — Der Zilpzalp ist auf meinem Besitz
sehr häufig, jedoch sind Nester, wie ich in einem früheren Auf-
satz ausführte, nur durch Zufall zu finden.
P. boneliii Vieill. — Der Berglaubsänger kommt als Brutvogel,
wiewohl selten, im Gebiet vor.
Hypolais philomcla L. — Im Rheinthale in einem sich, an einem
Flussufer hinziehenden Laubwaldstreifen habe ich im Juni Illen
den Sprach meister zweimal gehört. Im Gebirge findet ersieh nicht
Sylvia atricapilla L Als Brutvogel habe ich die Art nicht
zu häufig bemerkt und zwar nur in den unteren Bergpartieen
Das Thal zwischen Gebirge und Bodensee entbehrt des Gras-
mückengesanges völlig, weil die Vögel dort wegen der vielen
Katzen nicht nisten können.
S liortensis L. Als nicht seltenen Brutvogel trifft man sie
wie die vorige in den untern Bergpartieen, besonders in den mit
Buschwald bestandenen, von kleinen Wiesen durchsetzten Gebie-
ten, auch an bewachsenen Flussläufen. Ich fand 1S99 ein Nest
unter einem Weidenstrauch direkt auf der Erde mit stark be-
brüteten Eiern, welche 2 Tage darauf ausgebrület waren.
S. sylvia L.— Die Dorngrasmücke ist seltener Brulvogel im
Gebiet und ist an Plätzen, wie die vorige zu finden.
Accentor modularis L. Einmal fand ich ein altes Nest der
Braunelle; sie ist als Brutvogel selten.
40
Troglodytes troglodytes L.— - Der Zaunkönig ist im untern Ge-
birge sehr häufiger Brutvogel. Die meisten Nester, die ich sah,
waren im Moose grosser überall im Walde liegender Nagelfluh-
blöcke äusserst versteckt angebracht. Diese versteckte Lage
sichert die Brut auch wohl vielfach vor Feinden, so dass man
von dieser Art sehr häufig ausgeflogne Junge beobachten kann.
Acredula caudata L. — Nächst der Kohlmeise ist sie die häu-
figste Art, untermischt mit der var. rosea, Blyth. Wie sehr das
Wetter auf die Brutzeit einwirkt, konnte ich an dieser Meise be-
obachten. Am 31, März 1899 holten zwei Pärchen dicht bei meinen
Häusern die umherliegenden Federn des Geflügels, hatten also
fertig gebaut. Im Jahre 1900, welches einen sehr kalten und
schneereichen März und kalten April hatte, sah ich die Schwanz-
meisen erst Ende April mit Federn im Schnabel fliegen.
P. cristatus L.— Sie ist sehr häufiger Wintervogel. Zur Brut-
zeit habe ich sie nur zweimal im Gebiet gesehen, vermuthlich
nistet sie häufiger im hohem Gebirge.
P. caeruleus L. — Da sich alle Bäume in der feuchten Gebirgs-
atmosphäre einer ausserordentlichen Gesundheit erfreuen, kommen
Baumlöcher an Waldbäumen fast garnicht vor. Die alten viel-
fach löcherigen Obstbäume kommen, weil bei den Gehöften
stehend, und von den Hauskatzen observirt, als Nistbäume nicht
in Betracht. Die im Gebirge häufigen Grünerlen leiden oft durch
Schneebruch und der stehenbleibende Stumpf vermorscht dann
von oben her. In den sehr weichen, morschen Höhlen bauen die
Blaumeisen sich oft Nistlöcher. Leider sind diese den Nesträubern
sehr leicht sicht- und erreichbar, so dass die meisten zerstört
werden. Im Jahre 1899 fand ich vier derartige Nisthöhlen mit
ausgefressnen Blaumeiseneiern.
P. fruticeti Wallgr. — Die Nonnenmeise ist hier bedeutend
häufiger als vorige. Man sieht sie das ganze Jahr hindurch paar-
weise. Ein Pärchen nistete 1899 dicht neben dem Oekonomiege-
bäude im Astloche einer alten Birne IV* Meter hoch, ein zweites
in einem grossen Starenkasten etwa 10 Meter hoch.
P. ater L. — Auch diese nistete 1899 dicht beim Stallgebäude
in einem kleinen Nistkasten, sonst findet man sie im Walde ge-
wöhnlich in Erdlöchern nistend. Sie ist hier als Brutvogel nicht
selten.
P. major L.— Die Kohlmeise ist auf meinem Besitz nicht
viel häufiger, als die Schwanzmeise. Sie benützt, wie überall,
jede sich darbietende und ihr passend erscheinende Nistgelegen-
heit, wie jeder weiss, der sie im Freien beobachtet hat. Un-
verständlich erscheint mir daher die Bemerkung auf S. 255 von
Arnold’s: „Vögel Europa’s“, dass die Kohlmeise nur Nistkästen mit
41
kleinem, 3 cm grossem Flugloch benutzt, solche mit grösserem
Flugloche aber beharrlich verschmäht! Tch habe auf meinem
Besitz über 50 theils grosse, theils kleinere Nistkästen angebracht,
um durchreisende Höhlenbrüter zum Bleiben zu veranlassen. Ein
kleiner Nistkasten mit kleinem Flugloch ist von der Kohlmeise
nur einmal benutzt worden, dagegen hat sie im Vorjahre in
drei sehr grossen Kästen mit 7 cm weitem Flugloch genistet,
obschon dicht dabei kleine Kästen und künstliche Baumhöhlen
sich befanden und ihr der Ausbau der sehr grossen Bruthöhle
doch viel Arbeit verursachte.
Sitta caesia L — Der Kleiber ist als Brutvogrl besonders
in den Baumgärten nicht selten. Die von ihm hergestellten,
kleinen Fluglöcher sichern seine Brut vor den Katzen.
Certhia familiaris L. — Er ist nicht häufiger Stand- und Strich-
vogel im Gebiet und zur Brutzeit mehr gegen das Thal, als im
Gebirge anzutreffen.
Alauda arvenis L. — Da hier hauptsächlich Wiesenwirth schaft
betrieben wird, ist die Feldlerche als Brutvogel sehr selten. Ich
traf sie nur einige Male im Rheinthale und im Bregenzerwald.
A. cristata L. — Nur einmal sah ich eine Haubenlerche im
kalten März 1000 in trauriger Verfassung mit erfrornen Beinen
am Bodensee. Sie soll früher, als noch mehr Getreide gebaut
wurde, häufiger gewesen sein.
Budytes flavus L. — Sie ist auf den Thalwiesen als Brutvogel
: nicht selten anzutreffen.
Motacilla mcianope Pall Die Bergstelze findet sich überall
im Gebirge, mit Vorliebe in der Nähe kleiner Wasserfälle nistend.
M. alba L. — Zur Brutzeit ist sie jedenfalls seltner, als
ihre beiden Verwandten anzutreffen, fehlt aber nirgends.
Anthus trivialis L. — Der Baumpieper ist im Gebirge bis zu
1000 Meter Höhe an geeigneten Plätzen überall als Brutvogel zu
finden.
A. spipoletta L.— In den Frühjahren der letzten beiden
Jahre habe ich sie singend wiederholt auf meinem Besitz gesehen.
Zum Nisten suchen sie höher gelegene Alpen- und Bergwiesen auf.
Emberiza citrinella L. — Sehr häufiger Standvogel, der sich
im Winter bei eintretendem Schneefall auf den Niststätten ein-
findet. Er scheint im Thale, wohl der Katzen wegen, nicht zu
nisten. Hier im Gebirge hört man zur Brutzeit sein Liedchen
überall.
Loxia curvirostra L. — In den letzten vier Jahren sah ich die
Art in jedem Winter und Frühjahr auf meinem Besitz. Die
unter den Samenbäumen dicht liegenden, ausgefressenen Fichten-
zapfen gaben überall Kunde von ihrer Fressthätigkeit. Da sie
42
stets lange im Frühjahre hier weilten, nahm ich an, dass sie hier
nisten. Um die sehr hoch und versteckt stehenden Nester zu
finden, müsste man sie jedoch Tage lang beobachten.
Pyrrhula europaea Vieill. — Als Wintergast ist der Dompfaff
auf meinem Besitz sehr häufig, zum Nisten geht er höher ins
Gebirge hinauf.
Carduelis carduelis L.— Der Stieglitz ist im Thale und in den
untern Bergpartieen nicht seltner Brutvogel, der gewöhnlich in
den dünnen Zweigspitzen der alten Obstbäume sein hübsches
Nest baut. Dieser Standort schützt die meisten Nester vor den
Katzen.
Acanthis cannabina L. und Chloris diloris L. sind beide, ob-
schon nicht häufige Brutvögel im Gebiet.
Fringilla coelebs JL— Der Buchfink ist als Brutvogel überall
sehr häufig. Die auf den dickeren Zweigen der Obstbäume ge-
bauten Nester werden aber fast immer von den Hauskatzen zer-
stört. Sehr viele Finken, auch Weibchen, überwintern hier.
Passer domesticus L und montanus L. — Auf dem Lande
sind beide Spatzen selten, nur an grösseren Bauten finden sie sich
häufiger. Im Gebirge sind sie nicht, weil ihnen hier im Winter
die Nahrung fehlt, da die Pferde meist nur mit geschnittnem
Fleu gefüttert werden und ihre Exkremente den Spatzen des-
halb keine unverdauten Körner liefern können.
Sturnus vulgaris L. — Der Star wird sehr geschützt und es
werden ihm überall Nistkästen aufgehängt. Er ist infolgedessen
der häufigste Brutvogel im Gebiet, im Thale in grossen Massen,
im Gebirge seltner. Wenn sich im Spätsommer die Stare in
ungeheuren Mengen in den Rohrdickichten des Bodensees zum
Uebernachten sammeln, geben sie den Beweis, welche Mengen von
insektenfressenden Vögeln hier ernährt werden könnten. Dass
so wenig andere vorhanden sind, liegt also nur an fehlenden
Nistgelegenheiten und fehlendem Schutz vor ihren Feinden.
Da die Starkästen gewöhnlich an langen Stangen über den
Baumwipfeln befestigt werden, sind sie vor den Katzen gesichert
und die Bruten kommen sicher aus.
Orioius oriolus L. — Der Pirol ist seltner Brutvogel an ei-
nigen Stellen des Rheinthaies.
Pyrrrocorax pyrrhocorax L. — Die gelbschnäblige Alpenkrähe
nistete vor einigen Jahren bei Kennelbach, südlich von Bregenz.
Die vier fast flüggen Jungen verkaufte der Fänger an den Gast-
wirth Herrn Grüner in Bregenz, der sie längere Zeit lebend er-
hielt. Näheres konnte ich jedoch darüber nicht in Erfahrung
bringen.
Garrulus glandarius L.— Die sehr häufigen Eichelhäher sind
43
das Kreuz aller im Gebiete nistenden Vögel. Im vergangnen
Herbst habe ich viele, von der Eichelmast sehr fette Häher ge-
schossen, die wie Krammetsvögel zubereitet, sehr wohlschmeckend
sind.
Pica pica L — In kleinen geeigneten Feldgehölzen im Rhein-
thale ist die Elster Brutvogel, im Gebirge habe ich sie zur Sommer-
zeit bisher nicht gesehen.
Corvus monedula L. — Sie nistet nur auf den alten Kirch-
thürmen der Städte und bleibt immer im Thale.
C. corone L Die Rabenkrähe ist nicht seltner ßrutvogel,
der in einzelnen Paaren im Walde gewöhnlich sehr hoch auf Tan-
nen und Fichten nistet. Andre Krähenarten kommen hier nicht vor.
Lanius collurio L. — Der Neuntödter findet sich im Rhein-
thale und sonst in der Ebene gewöhnlich an den mit Buschwerk
dicht bestandenen Flussläufen. Vor einigen Jahren sah ich ein
Männchen auf meinem Besitz als seltnen Gast. Genistet hat hier
noch keiner, obschon überreiche Nahrung vorhanden und das Ge-
lände stellenweise ganz für Würger geignet ist.
L. Senator L. — Nistet in vereinzelten Pärchen in den Baum-
gärten im Thale.
L. minor L.— Den Sclnvarzstirnwiirger habe ich im vergan-
genen Jahre im Rheinthal wiederholt als Brutvogel angetroffen.
Muscicapa grisola L.— Fast bei jedem Gehöft, auch bei
alten Ruinen und sonst an passenden Stellen kann man ihn als
Brutvogel antreffen. Ein bis zwei Paare nisten alljährlich an meinen
Gebäuden.
Hirundo urbica L. — Die Hausschwalbe ist sehr selten im Ge-
biete. Nur im Thale habe ich einige Nester gesehen.
H. rustica L. — Sowohl im Thale als auch im Gebirge bis zu
800 Meter Höhe habe ich die Rauchschwalbe als nicht seltnen Brut-
vogel angetroffen.
Cypselus apus L. Der Thurmsegler nistet im Thale auf Thürmen
und im Gebirge in kleinen Löchern und Spalten der Nagelfluhwände.
Im vergangenen September jagten Hunderte Tage lang über meinem
Besitz, es scheint also, dass die im Norden schon früh fortziehenden
Segler unterwegs an passenden Stellen sieh verweilen und den Weg
nach Afrika keineswegs in schneller Reise zurücklegen.
Alcedo ispida L. — Der Eisvogel ist ein sehr seltner Brutvogel
des Gebietes, der sieh nur am Bodenseeufer und den grossem Fluss-
läufen findet
Picus viridis L. — Er ist im Gebiet nicht selten, besonders im
Frühjahr und Herbst hört man seine helle Stimme überall. Die auf
den Berg wiesen sehr häufigen Ameisen bieten ihm reiche Nahrung
und man sieht ihn fast immer auf dem Boden. Nisthöhlen habe ich
bisher nur zwei in alten Birnbäumen gefunden und zwar jedesmal
nur einen Meter hoch.
Dendrocopus martius L — Der Schwarzspecht würde, da er
reiche Nahrung hat, sicher als Brutvogel häufiger sein, wenn es ihm
nicht an Nistgelegenheiten fehlen würde. Kernfaule Bäume giebt
es im Walde nicht, und wenn ein B lum abstirbt, wird er auch als-
bald abgehauen. Ich habe bis jetzt nur 2 Bruthöhlen in alten Buchen
gefunden.
D. msjor L. — Der einzige von den Buntspechtarten, den ich
nur zweimal gesehen habe. Buntspechte sind daher als höchst sel-
tene Brutvögel des Gebietes zu bezeichnen.
Jynx torquilla L. — Nur einmal bei Bregenz und dann im Rhein-
thale habe ich zur Brutzeit den Ruf des Wendehalses gehört.
Cuculus caror./S L. — Der Kuckuck, der als grosser Fresser
sonst ein ausgedehntes Gebiet bewohnt, aus lern er andere Kuckucke
vertreibt und diese nur bei Nahrungsüberfluss duldet, ist. wieder ein
Beweis dafür, dass es den insektenfi essenden Vögeln an Nahrung
hier nicht fehlen würde, denn von meiner Villa aus habe ich schon
oft vier Kuckucke gleichzeitig rufen hören. Er ist im Gebiet ein
ziemlich häufig vorkommender Vogel.
Strix flammen L — Wiederholt und an verschiedenen Stellen
habe ich im Frühjahr den kreischenden Schrei dieser Eule gehört.
Dennoch ist sie, wie alle anderen Eulen als selten zu bezeichnen,
was um so mehr zu verwundern ist, als Mäuse überall in Mengen
vorhanden sind.
Syrnium aluro L — Ich habe den Waldkauz bisher noch nicht
angetroffen. Zwei eben ausgeflogene Junge, die ich in ausgestopftem
Zustande gesehen habe, geben Zeugniss davon, dass er als sehr sel-
tener Brntvogel vorkommt. Brutbäumc. die genügend grosse Höhlen
haben, sind im ganzen Gebiet nicht vorhanden. Dennoch würde er
in dem zahlreichen, überall im Walde vorhandenen, mit Löchern und
Spalten versehenen Nagelfluhwänden genügende und passende Brut-
plätze finden.
Asio otiiS L. — Die Waldohreule ist die häufigste Eule des Ge-
bietes, obschon sie nach der genügend vorhandenen Nahrung zu
schliessen, ganz bedeutend häufiger sein müsste. Da genug alte
Krähenhorste vorhanden sind, so würde es ihnen auch nicht an Nist-
gelegenheiten fehlen. Das seltene Vorkommen ist mir deshalb ein
Räthsel. ln der Umgebung meines Besitzes kenne ich nur den Auf-
enthalt von zwei Paaren.
Carinen noctua Rek. — Der Steinkauz ist ebenfalls ein höchst
seltener Brutvogel im Gebiet.
Falco subbuteo L. — Bei der grossen Anzahl von Staren sollte
man den Baumfalken häufiger vermuthen, da er an diesen und an-
45
deren Vögeln reichliche Nahrung hätte. Er ist aber als nicht häufiger
Brutvogel zu bezeichnen, der in den an das Thal grenzenden ßerg-
vväldern horstet.
F. peregrinus L. — Der Wanderfalk ist noch seltener als sein
kleiner Vetter. Nur zweimal habe ich Junge, die in einem das Rhein-
thal begrenzenden Walde ausgehoben waren, gesehen.
F. tinnunculus L. — In Gehölzen des Rheinthaies nistet der
Thurmfalk nicht häufig. Ich habe ihn dort zur Brutzeit beobachtet
und auch in Bregenz lebende Jungen gesehen.
Buteo buteo L — Der Mäusebussard ist der häufigste Raubvogel
des Gebietes, den man besonders im Rheinthal antrifft. Die vielen
Feldmäuse und Maulwürfe geben ihm genügende Nahrung und über-
all hat er einzeln stehende Bäume, von denen er ausspähen kann.
Im Gebirge ist er selten.
Aslur nisus L. — Der Sperber ist im Gebiet recht selten, was
ebenfalls zu verwundern ist. da es ihm an kleinen Vögeln nicht fehlt.
A. palumbai'i us L. — Zur Freude aller Hühnerbesitzer ist der
Habicht sehr selten und giebt nur im Frühjahr und im Herbst (Tast-
rollen. Im Rheinthil ist er häufiger und nistet in den dasselbe be-
grenzenden Bergwaldungen.
Tetrao bonasia L. — Für das Haselhuhn ist das Gebiet ausser-
ordent.ich passend, dennoch ist es nicht häufig, da die vielen Füchse
und Katzen die Bruten zerstören. Ich fand einmal ein unverletztes
Ei frei auf der Erde liegend im Walde.
T. tetrix L. — Es ist bedeutend seltener als vorige Art und
findet sich nur an wenigen Stellen.
T. urogallus L — Das Auerhuhn ist nur im höheren Gebirge
als sehr seltener Brutvogel zu finden.
Perdix cinerea L. — Feldhühner kommen selten im Thale, etwas
häufiger im Rheinthal vor.
Columba palumbus L. — Sie nistet überall in den Bergwaldungen,
ist aber nicht häufig.
Galünago gallinago L — Diese hier „Habergais“ genannte
Schnepfe nistet nicht häufig auf sumpfigen Bergwiesen.
Diese 87 Vogelarten sind in den beiden letzten Jahren von mir
als im Gebiet nistend beoba« htet worden. Es kommen noch die am
und auf dem Bodensee nist< nden hinzu, die ich später besonders
besprechen will.
Auf der Ruggburg bei Bregenz Ende Januar 1901.
Sammelbericht.
— Bubo ignavus Forsl. In Ostpreussen, Kreis Gumbinnen,
wurden am 20. März und am 3. April d. Js. je ein Uhu-Gelege,
2 Eier, frisch gefunden. Maasse und Gewicht der Eier:
46
Gel. I: Grösse 62X51, 62X51 mm, Gewicht 8,25, 7,57 mgr.
Gel. II: „ 62,5X50, 64X51 mm, „ 8,57, 8,54 „
Die Gelege kamen in den Besitz des Herrn Habenicht zu Berlin.
— Alcedo ispida L. Am 3. Mai fand ich an der Oder 8
Bruthöhlen des Eisvogels. Eine Höhle enthielt 6 frische, die
zweite 7 stark bebrütete Eier, die dritte Junge, deren Alter ich
auf ca. 8 Tage schätzen könnte. Sonst fand ich besetzte Höhlun-
gen in der Mitte April. Gustav Bur eher dl.
— Botaurua stellaris L. Ein Gelege, 5 Eier, fanden wir am
18. Mai in einem alten Binsenbüschel. Die Eier lagen im Beste
wie zerstreut, waren ausser dem Geschmeiss des Vogels stellen-
weise mit einem weissen Reif überzogen, der sich leicht abwischen
liess. Das Best hatte einen Durchmesser von 80 cm, stand fast
auf dem Wasser und bestand nur aus grösseren und kleineren
Stücken alter, vorjähriger Binsen. Der Vogel war nicht beim
Best, konnte auch nachträglich nicht bemerkt werden.
— Porzana pusilla L Am f'J. Mai wurden im Nauener
Bruch 2 Gelege, 0 und 7 Eier, gelegentlich einer Suche vorge-
funden. Letzteres Gelege war ziemlich stark bebrütet. Die
Bester standen gleicklaiis in alten niedergedrückten Binsen und
waren ausserordentlich schwer zu finden.
— Cuculus canorus. Laut Angaben wurde das erste Kuckucksei
durch Herrn G. Schulz im Ruppiner Kreise am 10. Mai neben 2
FringiUa chloris, 8 m hoch in einem Eichtendickicht, am selben
Tage ein Ei durch Herrn Er. Erich eldorff neben 2 Curruca cinerea
gefunden.
— Cerihia braehydaclyla, gefunden mit 6 irischen Eiern, unter-
halb der Bestmulde noch 8 Eier eingebettet, am 12. Mai; Panis
ater mit 0, Parus coeruleus mit 12 frischen Eiern am 16. Mai;
Picus minor mit 6 leicht bebrüteten Eiern am 18. Mai; Coceo-
thr austes vulgaris mit öleicht, Parus coeruleus mit 12 leicht, (Jarrulus
glandarius mit 7 schwer bebrüteten Eiern, Picus major mit 8 frischen
und f Sparei am 10. Mai. Einer meiner Bistkasten war am 2.
Mai mit 8 Eiern von Parus coeruleus, am 12. Mai von Parus major
bezogen und mit 7 Eiern mehr belegt. Gustav Schulz.
— üie Eier der Vögel Mitteleuropas. Das 0., 10. und 11. Heit ist
erschienen, die Textseiten 157 — lö4, J 4 Tafeln nebst einer Ersatz-
tafel enthaltend. Der Text behandelt Steinschmätzer, Roth-
schwänze, Eliegenfänger, Wiesenschmätzer, Bachtigalleii, Rohr-
sänger, Spötter. Die Tafeln enthalten Abbildungen der Eier der
Bachtschwalben, Girlitze, Zeisige, Bachstelzen, Wiedehopfe,
Kuckucke, Eliegenfänger, Schwalben, Tirole, Würger, Seiden-
schwänze, Häher, Dohlen, Raben, Alpendohlen, Krähen, Elster»
47
die Ersatztafel Geiereier. So wie bei früheren Lieferungen sind
auch dieses Mal Abbildungen gebracht worden, die wir als recht
gut gelungen bezeichnen müssen. Unter den 48 Kuckuckseiern
begegnen wir Abbildungen, die das Kuckucksei unzweifelhaft er-
kennen lassen, aber auch solchen Mischtypen, die Zweifel hervor-
rufen können. Wie es aber dem Künstler sehr leicht ist, Eier
der Würger, Pirole, der Nachtschwalben usw. ungemein leicht
und schnell kenntlich zu zeichnen, so schwer fallen ihm die
Mischtypen mit ihrem verschwommenen, verwischtem Gepräge,
das nichts besagt, nichts erkennen lässt. Ausdruckslos, voll-
ständig „charakterlos", machen derartige Mischtypen auch dem
Sa ander keine Freude, dem darstellenden Künstler bereiten sie
Mühe und Arbeit, sowie t ine herbe Kritik. — Eins hätten wir
gewünscht: möge das interessante Eierwerk in schnellerem Tempo
erscheinen.
— üas Ei in Wort und 3ild. in fast jeder Moschee (türkisches
Gebetshaus) hängen an seidener Schnur befestigte Strausseneier,
welche von den •gläubigen Meccapilgern in die Heiinath mitge-
bracht und dem Gebetshaus gespendet wurden. Die Ursache
dieser frommen Widmungen liegt im Spruche des Korans: Ebenso
achtsam wie der Strauss auf seine Eier, möge jeder Moslem auf
seinen Glauben sein. A. Gm nach- z. Z. in Bosuieu.
Briefkasten Aus S c Inn ö 1 1 u S.-A. Die Eier werden nur seitlich und durch
ein Bohrloch entleert; Bohrloch nicht zu klein, nicht zu cross. Eier an den Spitzen
gebohrt, haben an Werth verloren, ebenso solche, welche man mit zwei Löchern prä-
parirt hat.
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Mis »ss tyr i i L' jl'av , \ n 7 <» j <>• p n
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Herausgegebeu von IS. liock.e, Berlin N.O., Neue küuig Strasse 51.
Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei
direkter Zusendung durch die l'ost innerhalb Deutschlands unu Oesterreichs Mk 3. — , nach den anderen
i Ländern des Weltpostvereins h res. 4,3o piänunrerando. Der Jahrgang lautt vom 1. April bis 31. Marz.
Bestellungen und Zahlungen sind an 11. Locke, „Zeitschritt tur Uologie“, Berlin, Neue rvonig Strasse öl
zu richten, l’i eis der zweigespalleneu Zone oder deren Kaum -U l'fg. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlen.
Gebühren tiir eine Beilage, durch welche das normale Versand potlO nicht überschritten w u d, benagen 3 Alk.
iNo. 4. Berlin, den 15. Juli 1901. XI. Jahrg.
Inhalt: Naturfreund: Junibericht. H. Hocke: Leber Enteneier und deren Merkmale. — Karl
W enzel: Beobachtungen über den Kuckuck bei Halle liebst einigen Bemerkungen zur Naturgeschichte
des Kuckucks. — Erkennung des Alteis von Eiern. -- Krähe u. lhurmtalke. — Briefkasten. — Inserate.
Junibericht.
Der Juni, welcher in astronomischer Beziehung als eigent-
licher Sommermonat zu bezeichnen ist, zeichnet sich als solcher
durch lange Tage und kurze brächte aus. Die Sonne erreicht am
22., dem tage des Sommeranfangs, den Höhepunkt ihrer Macht;
doch lauge Zeit vorher, am Bilde Mai beginnend, bis zum Schlüsse
des ersten Junidrittels, liess sie uns diesmal ihre Giuth tünlen.
JNeues Leben sprosste überraschend schnell aus allen Keimen
der Thier- und Pflanzenwelt. Desiiaib konnten wir eine frühere
Brutzeit bei denjenigen Vögeln beobachten, weiche viel Sonne,
doch wenig Wasser oder gar kein Wasser zu ihren Lebensbedin-
gungen benöthigen, wie Baumfalk, Mandelkrähe, i\ achtschwalbe,
Segler, Würger, Triel usw. Wir fanden am 2. Juni gelegentlich
einer längeren Suche dreimal den Baumfalken horstend, wenn
auch mit zwei oder einem Hi, Mandelkrähen mit fünf, den roth-
rückigen W ürger mit zwei Eiern. Ein uns bekannter Sammler
fand am selben Tage am alten Endplatz die Nachtschwalbe aber-
mals brütend, aus der Neumark gingen uns Nachrichten über das
Aulfinden voller Gelege der Mandelkrähen, aus der Priegnitz
Notiz über die Turteltaube zu, welche bereits am 28. Mai stark
bebrütete Eier hatte. Ein Sammler aus der Mark hob am 2. Juni
aus ihrer Höhlung vier llugbare, voll genährte Schwarzspeciite,
führte sie in einem geräumigen Sack weiter, nahm unterwegs
noch eine flügge Nebelkrähe mit, die er zu den Schwarzspechten
gesellte. Es dauerte nicht eine Munde Zeit, da hatten die öpeente
die Krähe getödtet. — Zu dem Capitel, wie an günstig gelegenen
Brutpiätzen gewisse Vögel in der Nähe recht besuenter Häuser
nisten, bringen wir, einen derartigen Brutplatz betreffend, folgende
50
Mittheilungen über Baumfalk, Schwarzspecht, Mandelkrähe. Diese
drei Arten wohnen an passenden, abgelegenen Plätzen gern nach-
barlich, keine der anderen zu Leid oder Freude. An einem Gast-
hause, vom Hochwald umgeben, von Berliner Ausflüglern in grossen
Massen besucht, fand ich soeben genannte Vögel seit Jahren
brütend, so auch in diesem Jahre. Diese Pärchen sind an den
Anblick und den Lagern der Menschen unter den Brutbäumen so
gewöhnt, dass sie zu den Nistlöchern resp. zum Horst still ein-
und ausfliegen, weil sie wissen, was kümmert es die lagernden
Menschen, diese haben mit anderen Sachen zu thun! Der
Schwarzspecht hat sich den Verhältnissen untergeordnet, er
meldet sich nicht, so wie sonst, wenn er zur Höhlung fliegt;
ebenso schweigsam verhält sich der Baumfalk, streicht er vom
Horst, in genügender Entfernung besondere Achtung auf jede
herumlungernde Krähe haltend.
Ein Ausflug am 3. Juni gewährt uns einen Einblick in be-
setzte Nester des rothrückigen Würgers, mehrmals in das der
Rohrammer und des Schilfrohrsängers; Eier der letzteren Art
sind zum Ausfallen. Am Nachmittag können wir Nester der
Schwarz- und Singdrosseln, des Gartenrothschwanzes und der Laub-
sänger beobachten, sie alle enthielten junge Vögel; letztere Arten
in voller Zahl, die Drosseln nur zwei oder drei.
Der Ausflug vom 9. Juni erfreut uns mit recht lieben Beob-
achtungen ; zuerst ein Schwanenpaar, welches in einem Fluss
sieben junge Schwäne führte, zuletzt auf einem herrschaft-
lichen See, zwei Schwanenweibchen, welche beide ohne männ-
lichen Beistand, in einem Neste ein Dutzend unfruchtbare Eier
gelegt und eine Zeit lang behütet hatten. In froher Geberlaune
hatte der Besitzer die Schwaneneier nehmen und an seine Hof-
gänger vertheilen lassen; sie sollen, so versicherte mir einer der
Beschenkten, ganz gut geschmeckt haben. — Auf einem grossen
See, dem eigentlichen Ziel unseres heutigen Ausfluges, beobachten
wir eine bedeutende Zunahme der Lachmöven, dagegen ein Ver-
schwinden aller Fluss- und Trauerseeschwalben. Wir können
gelegentlich dieses Besuches nicht unerwähnt lassen, in welcher
Weise urplötzlich der Pflanzenwuchs dieses Gewässers gediehen
ist, wie uns der Anblick der vollen, blühenden Seerosen so recht
erfreut hat. Auch Wasserhelm (Utricularia), eine unserer „fleisch-
fressenden“ Pflanzen, zu einer anderen Zeit unter den unter-
getauchten Pflanzen gehörig, sowie Wasserscheere (Stratiotes
aloides) blühen heut, letztere mit rein weissen, leuchtenden
Blüthen. Während der Wasserhelm von keiner Bedeutung für
unsere Vogelwelt ist, wird es die Wasserscheere (Wasscraloe,
hier Sickel genannt) in ganz besonderem Maasse. Da die Be-
51
deutung di ser Pflar.ze i iir den Neststand unsere r Seeseh valbenarten,
der Lachmöwen u. s. w. meines Wissens bisher in keinem ornitho-
logischen Werke gewürdigt worden ist, nehme ich hiermit Veran-
lassung dies zu thun: „Die Wasserscheere ist ein höchst merkwür-
diges, in seinem Bau an die tropischen Agaven oder an die Aloe
erinnerndes Gewächs mit rosettenförmig stehenden, steifen, breit-line-
alischen Blättern und zarten, weissen, über die Wasserfläche heraus-
ragenden Blüthen. Diese Pflanze bringt den Winter auf dem Grun-
de der Gewässer zu. Im Frühjahre hebt sie sich dann empor und
bringt zunächst neue Blätter und Wurzelbüschel, dann Blüthen hervor.
Hierauf sinkt die Pflanze wieder auf den Boden des Gewässers zurück
und reift nun ihre Früchte aus. Sind diese ausgereift und hat die
Pflanze neue Knospen für junge Tochterpflanzen angelegt, was meist
um das Ende des August der F'all zu sein pflegt, dann steigt sie wieder
an die Oberfläche des Wassers. Einen merkwürdigen Anblick ge-
währen jetzt die allmählig herangewachsenen jungen Tochterpflanzen,
die an langen Stielen die alte Pflanze umgeben „wie die Küchlein
die Henne.“ Im Laufe der Zeit sterben dann die Stiele ab. die
jungen Pflänzlein werden selbstständig und sinken auf der Mutter-
pflanze, im Spätherbst wieder auf den Boden des Teiches zurück,
um zu überwintern.“ Gerade zur Zeit kurz vor und während der
Blüthe, wo die Büschel der Wasserscheere am meisten aus dem
Wasser ragen, haben die Seeschwalben ihr kunstloses Nest
auf einzelnen Büscheln, Möven ein grösseres Nest auf mehreren
Büscheln erbaut und mit Eiern belegt. Auf dor Wasserscheere fan-
den wir, wie seit Jahren, stets die Nester der Trauerseeschwalben,
heute nur die Nester der Lachmöwen mit frischen oder bebrüteten
Eiern, mehrmals fanden wir vereinzelt herumirrende junge Möven
im Dunen kleide. Die Möven hatten die Seeschwalben vertrieben
und zwar kurz vor der Brutzeit.
Am 16. Juni beobachteten wir ein Klappergrasmückennest in
einem Wachholderbusch, ein Goldammernest, mit verlassenen Eiern,
mannshoch stehend, gleichfalls im Wachholder, ein Gelbspötterriest
im Liguster. Ein uns bekannter Sammler fand die kleine Rohr-
dommel mehrfach brütend. Er berichtet darüber: Die Nester der
kleinen Rohrdommeln waren an der Seite eines kleinen Sees erbaut,
wo ein wenig besuchter und nicht ordentlich gepflegter Park eines
Gutes sich anschliesst. Ein Nest, vom Wege aus sichtbar, auf den
sperrigen Zweigen einer Sahl weide erbaut, recht künstlich mit den
Zweigen des kletternden Nachtschattens reichlich ausgeschmückt,
enthält sieben frische Eier. Ein zweites Nest, in dichtem Rohr, auf
einer Else erbaut, die auch vom kletternden Nachtschatten bis oben
hinauf bedeckt war, barg sechs frische Eier und ein drittes Nest, auf
einer recht verzweigten Sahhveide, mitten im Rohr, fünf frische Eier.
(Schluss folgt.)
52
Lieber Enteneier und deren Merkmale.
(Schluss.)
23. Oidemia fusca (Linn.) Sammtente.
Schale: Glatt, glänzend und rein.
Färbung: Zart gelbbräunlich, nicht selten weisslich (s. Oologie,
Bd. II, S. 6).
Form: Lang oval, nicht selten auffallend lang gestreckt oval
mit sanft abgerundeten Polen; kurz resp. bauchig oval, beide
Pole kurz abgerundet.
Gelegezahl
Fundort
Datum
Durchmesser
Gewicht
Aus verschie-
Insel Oesel
Anf. Juni
49x70
7,30
denen
n
ft
49,5X76,5
7,30
Gelegen
Lappland
ff
50X75
7,50
tf
50X76
7,85
A. Simonson giebt als Durchschnittsmaass die Breite von
50,2, die Länge mit 76,5 mm an; im Neste wurden 10 — 14, zuweilen
noch mehr Eier gefunden.
24. Somateria mollissima (Linn.) Eiderente.
Schale: Etwas stark, ziemlich glatt und glänzend; frisch sehr
glänzend.
Färbung: Blass blaugriin mit bräunlichem Mischton, nicht selten
mit feinem grünlichen Gewölk in dunkleren Tönen.
Form: Eiförmig, nicht selten in auffallend lang gezogener Gestalt.
Maasse und Gewichte im Durchschnitt von 11 Eiern aus Sylt
(s. Eug. Fr. Kretschmer, „Ool.“ Bd. II, S. 7):
Gewicht 10,97 cgr;
Länge 76,1,
Breite 51,5 mm
Max. 11,72 „
79,5
. 52,5 „
Min. 10,41 „
72
50
Riemschneider, in
seiner „Reise
durch Island“, giebt als
den grössten Durchmesser 50X68 und 51X77 mm an.
25. Somateria mollissima v-nigrum Gray Nordische Eiderente.
Wie mollissima, doch ein wenig grösser. Nehrkorn’s Buch
bezeichnet als Maass 55X86 mm.
26. Somateria spectabilis (Linn.) Prachteiderente.
ln Färbung oft grünlicher, in Form wie mollissima, jedoch in
feinerer und glatterer Schale, letzteres wohl als ein gutes Mittel,
eine Unterscheidung von mollissima, wenn klein, unterscheiden zu
können.
Gelegezahl Fundort Datum Durchmesser Gewicht
— Grönland 4. Juli 45X65 6,00
— „ „ 45X72 6,20
— Mackenzie Bay 24. Juni 1897 50X72 7,00
— „ Canada „ 50X73 7,30
53
(Die beiden letztgenannten Eier wurden durch Raine in
Tarento bezogen; in „Nehrkorn’s Katalog“ ist das Maass mit
47X72 mm angegeben.)
27. Erismatnra mersa Pall. Weissköpfige Ruderente.
Schale: Auffallend rauh und grobkörnig, sandig anzufühlen
Färbung: Weisslich, nicht selten mit schwacher gelblichgrauer
Bewölkung.
Form: Bauchig oval, beide Pole kurz abgerundet, kurz oval;
kurz oval mit spitzem Pol.
Das Maass fanden wir von 10 Eiern aus verschiedenen Ge-
legen in 50X62—51X65 mm, das Gewicht von 8,10—10,30 cgr,
somit ist mersa im Verhältniss das schwerste Entenei.
28. Mergus merganser (Linn.) Gänsesäger.
Schale: Ziemlich fein und glatt, etwas glänzend.
Färbung; Elfenbeinartig, wachsgelb, auch mit gelbbräunlichem
Anflug.
Form: Gestreckt oval, beide Pole fast gleich abgerundet, höch-
ster Durchmesser fast in der Mitte; selten bauchig oval,
spitzer Pol lang abfallend.
Gelegezahl Fundort Datum Durchmesser Gewicht
Aus verschie- Mark 1. April 1870 46XG8 6,60
denen 4. „ 1870 46,5X68,5 7.00
Gelegen 10. „ 1900 47X68 7,80
10. „ 1900 47X68 8,30
Mergus brasiliensis ist ein getreues Abbild von merganser in
Form und Färbung; mit dem feinen Glanz der Schale hat es mit
albe llus viel Aehnlichkeit. Maasse sind 45X66 mm, Gewicht 5,60 cgr.
29. Mergus serrator (Linn.) Langschnäbliger Säger.
Schale: Ziemlich stark und feinkörnig, mit geringem Glanze.
Färbung: Hell graugelblich, etwas ins Bräunliche ziehend.
Form: Gestreckt mit spitzem Pol; bauchig oval, beide Pole
kurz abgerundet.
Gelegezahl
Fundort
Datum
Durchmesser
Gewicht
14
Rügen
26. Juni
45X 66
5.70
w
i»
n
45X68
6.10
10
Hiddensee
25. Juni
46X62
6,80
n
*
46X67
6,00
Wir wollen hierzu noch bemerken, das serrator wohl die spä-
teste Brutzeit aller Entenarten in Deutschland hat.
30. Mergus albellus (Linn.) Nonnensäger.
Schale: Auffallend hart, wie man leicht bemerken kann, werden
die Eier gegenseitig berührt; sehr glatt, glänzend, feinporig,
54
oft wie polirt; zeigt bei starker Vergrösserung durch die
Lupe Nadelrisse, die einander kreuzen.
Färbung: Gelblich weiss wie merganscr\ oft mit Wasserflecken,
ein anderes Mal mit bräunlichem Anfluge.
Form: Gestreckt oval, beide Pole sehr kurz abgerundet; bauchig
oval, Pole weniger abgerundet.
Gelegezahl Fundort Datum Durchmesser Gewicht
9 Lappland 26. Juni 37X52 3,80
38X50 3,50
Aus einem für Schellenten ausgesetzten Brutkasten, dem
am 24. Mai 1868 8 Eier genommen wurden (nach von Homeyer),
waren die Maasse 36X55, 31X53, 31,5X53, 39X54 mm.
3L Lophodytes cucuüatus (Linn.) Kappensäger.
Schale: Äusserst hart und dick; glänzend.
Färbung: Rahmweiss.
Form: Auffallend rundlich.
Maass: 45X57 mm.
Um unsere Arbeit über „Enteneier und deren Merkmale“
weiter ausdehnen zu können, wandten wir uns an die Herren
A. Kricheldorff und W. Schlüter um Unterstützung, die uns
freundlich gewährt wurde, wofür wir den Herren unsern besten
Dank hiermit übermitteln. Wir erhielten zur Beschreibung:
Tachyeres cinereus (Gme!.) Riesenente, Falklands Inseln. Das Ei
ist schön oval resp. länglich oval und mit fast gleichen kurz ab-
gerundeten Polen; frisch mit einem angenehm zart rothbräun-
lichen Ton, der allzubald verschwindet, innen scheint es zart
bräunlich durch; ziemlich glatt mit deutlichen Porengruppen,
wenig glänzend.
Maasse 56X80 mm, Gewicht 12,90 cgr.
* 57X81 „ „ 13,00 „
„ 57X81 „ „ 13,10 „
Mareca eibüafrix Poeppig — - chiioensis (King), Falklands Inseln. Das
Ei ist dickschalig, schwach glänzend; rötblich grau, innen schön
röthlich durchscheinend; lang gestreckt oval, spitzer Pol, sehr
wenig abgerundet.
Maasse 40X57 mm, Gewicht 5,30 cgr.
„ 41X57 „ „ 5,40 „
„ 42X57 „ „ 5,45 „
Mareca amoricana (Gme!.) Amerikanische Pfeifentc, Nordamerika.
Das Ei ist hartschalig, dabei sehr glatt, feinkörnig und mit feinem
Glanz; hell elfenbeinartig wie pcnelope; gestreckt oval, fast gleich-
65
hälftig, Pole fast gleich abgerundet resp. lang oval mit spitzem
Pol.
Datum Maasse Gewicht
25. Mai 1896 40X55 3,20
„ 40X56,5 3.40
Aus Nehrkorn’s Samml. 40X57 3,40
Querquedula formosa (Georgij-glocitans Pall. Kluckkrickente, Amur.
4as Ei ist sehr feinporig und sehr glänzend, hartschalig; gelb-
ois graubräunlich; gestreckt oval. Ein von W. Schüle r erhaltenes
Ei maass 31X39 mm; inNehrkorn's Katalog finde ich die Maasse
nit 32—35X45 — 47 mm angegeben.
Beobachtungen über den Kuckuck bei Halle nebst einigen
Bemerkungen zur Naturgeschichte des Kuckucks.
Von Karl Wenzel, Guteuberg bei Halle.
Die Umgebung von Halle ist zur Beobachtung unseres
Kuckucks kein besonders günstiges Gebiet. Ein Sammelmaterial
cusammenzubringen, wie es den Forschern in den Gebieten um
Leipzig, Gülzow in Pommern oder Oslavanv in Mähren gelang,
väre hier eine reine Unmöglichkeit, da Cuculus in dieser Häu-
figkeit hier nicht auftritt. In den 16 Jahren meines Aufenthaltes
n hiesiger Gegend habe ich Notizen über öS Fälle gesammelt, in
lenen der Kuckuck hier als Nestvogel beobachtet wurde, oder
durch Ablegung seines Eies die beabsichtigte Fortpflanzung doku-
nentirte. Danach wurden Kuckuckseier gefunden;
.5 mal im Neste
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Fälle.
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des Teichrohrsängers, Cala?nodyta arundinacca,
,, rothrückigen Würgers, Lanius collurio,
der Gartengrasmücke. Sylvia 1 wrtcnsis ,
„ weissen Bachstelze. Motacilla alba,
des Waldrothschwänzchens, Erithacus phoenicurus,
der gelben Bachstelze, Budytrs flavus,
des Sumpfrohrsängers, Acroccphalus palustris.
Hierzu kommen noch zwei Fälle, in denen je ein junger
vuckuck in den Nestern der weissen Bachstelze gefunden wurden,
‘in Fall, in dem der Uwzw/wj-Pflegling im Neste der Zaungrasmücke
— Sylvia curruca — aufgezogen ist und ein letzter Fall, in dem ein
vuckucksweibchen bei der versuchten Eiablage am Neste der
veissen Bachstelze gefangen wurde, wodurch sich 38 sicher be-
obachtete Fälle ergeben. In dem unmittelbar der Saale und dem
Elsterflusse anliegenden Terrain ist zweifellos der Teichrohrsän-
ger der vom Kuckuck am meisten bevorzugte Brutpfleger. In
den weiter von den Flussufern entfernt liegenden Gegenden un-
seres Gebietes werden vorzugsweise die Nester des rothrückigen
Würgers, der weissen Bachstelze und der Gartengrasmücke mit
Kuckuckseiern belegt. An andere Arten giebt Cuculus hier nur
ausnahmsweise seine Eier in Pflege. Recht auffällig sind die
beiden Fälle, in denen einfarbig blaue Kuckuckseier in den Nestern
des Waldrothschwänzchens gefunden wurden. Der erste dieser
Funde wurde 1895 in der Dölauer Heide bei Halle gemacht. Das
Kuckucksei war einfarbig blau mit einem rothen Punkte
und lag in einem hohlen Baume neben 5 Eiern des Wald-
rothschwanzes. Das zweite derartige Ei wurde am 7. Juni 189R im
„Giertz" gefunden, hatte die Grösse eines Haubenlercheneis und
war ganz einfarbig blau, ohne den rothen Punkt. Neben dem
Kuckucksei lag ein Nestei von Erithacus phoenicurus. In der Des-
sauer Heide soll der Waldroth schwänz häufiger als Brutpfleger des
Kuckucks beobachtet worden sein; für Halles Umgebung sind
diese Fälle neu. Auffällig ist die geringe Anzahl der Nesteier,
die in den Nestern des Teichrohrsängers gefunden wurden. Es
wurden beobachtet in vier Fällen 1, fünfmal 2 und sechsmal
3 Nesteier neben dem Kuckucksei.
Das Cuculus- Ei variirt in seiner Färbung wie kein zweites
Vogelei. Beachten swerth ist der Umstand, dass es oft den typischen
Färbungscharakter einer anderen Singvogelart nachahmt. Ich
möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass auch einige andere
Vögel in ihren Eiern den typischen Färbungscharakter fremder
Arten zuweilen nachahmen. Es legen, um ein ganz bekanntes
Beispiel anzuführen, vom Haussperling manche Individuen Eier,
welche den typischen Charakter des Eies der weissen Bachstelze
( Motacilla alba') oder der Feldlerche ( A lau da arsrnsis) oder gar des
Drosselrohrsängers ( Calamoherpe turdoides ) nachahmen. Vom Baum-
pieper (Anthus arborcus), dessen Eier sehr variiren, giebt es Weib-
chen, die Eier legen, welche denen des Feldsperlings gleichen, ln
einem Feldgehölze, in der Nähe meinesWohnortes, nistet alljährlich
ein Buchtink, dessen Eier denen des Hänflings (Acanfhis cannabiua)
zumVerwechseln ähnlich sehen. Aehnliche Beispiele Hessen sich, na-
mentlich von hochnordischen Arten, noch mehr anführen. Jeder
Sammler weiss, wie sehr es ihm bei manchen Arten, z. B. bei
Falco subbuteo, darauf ankommt grade typische Stücke zu erhalten,
weil andere leicht Misstrauen erregen. Ein sicheres, sehr be-
achtenswerthes Kennzeichen der Kuckuckseier sind die scharf
markirten schwarzen Punkte, welche das Ei mitunter in grosser
Anzahl bedecken lind der obersten Färbung aufgelagert sind.
Diese schwarze Punktirung fehlt den blauen Cucu/us-FAen\, den
gefleckten aber selten.
Bei dem Präpariren von Kuckuckseiern fiel es mir stets auf,
dass ihre Dotterfarbe mitunter erheblich von den Nesteiern abwich,
deren Dotterfarbe untereinander immer ganz gleich ist. Die Dot-
terfärbung würde also in frischem Zustande ein weiteres, nicht
unwichtiges Erkennungszeichen des Kuckuckseies sein, wenn es
sich um zweifelhafte Stücke handelt, die den Xesteiern angepasst
sind. Dieses Faktum scheint bisher in der Litteratur keine Be-
achtung gefunden zn haben. Ein Kenner wird freilich auch ohne
besondere Merkzeichen ein Cm ulus-VÄ als ein solches ansprechen,
ebenso wie er bei hellfarbigen Vogeleiern nach ihrem Aussehen
sogar das Stadium der Bebrütung richtig angeben kann, ohne dass
er die Eindrücke, die ihn hierbei leiten, in Worte zu fassen
vermag. Es geht ihm, wie einem gewiegten Menschenkenner, der
einen Fremden nach seinem Aeussern sofort in Bezug auf seine
gesellschaftliche Stellung. Bildung und ( harakterbeanlagung meist
richtig abzuschätzen vermag.
Man meint, dass die Färbungsverschiedenheit der Kuckucks-
eier auf der individuell verschiedenen Ernährungsweise der
Weibchen zurückzuführen sei, da die Eierflecke Absonderungen
des Blutes sind. Während seines Neststadiums muss ja die Ver-
pflegung je nach der Art der Zieheltern sehr verschieden sein
und vielleicht ist diese früheste Ernährung auch noch späterhin
bestimmend für die Nahrungswahl des Kuckucks. Der allgemein
bekannte Satz, dass der Kuckuck dazu bestimmt sei, die haarigen
Raupen zu vertilgen, dass er bei dieser Nahrungssuche zu einem
unsteten Leben verurtheilt sei und darum nicht selber brüten
könne, dürfte sich in seinem ganzen Umfange für alle Individuen
nicht halten lassen. Ich habe zur Raupenzeit einmal ein Weibchen
secirt, in dessen Magen keine Spur von Raupenhaaren zu finden
war, während bei manchen Individuen der Magen infolge der
eingestochenen Raupenhaare einem Pelze gleichen soll. Am 20
Juli 18H'.) überbrachte mir einer meiner Schüler einen jungen
Kuckuck, den er sterbend in einem Feldwege liegend, gefunden
hatte und den ich für meine Sammlung ausstopfen liess. Im
Magen fanden sich vier ausgewachsene Raupen des hier häufiig
vorkommenden Wolfsmilchsehwärmers. Dass diese Raupe, deren
hutterpflanze die giftige Wolfsmilch — Euph >rbiti ivparissias — ist,
vom Kuckuck verzehrt wird, muss etwas befremdlich erscheinen,
wenn auch der Kuckuck, wie bekannt, jede Raupe vor dem Ver-
schlucken durch Machdrücken mit dem Schnabel von den in ihr
enthaltenen Speiseresten entleert. Um dieselbe Zeit bekam ich
58
einen eben ansgeflogenen jungen Kuckuck — den Pflegling einer
weissen Bachstelze — den ich mehrere Monate in Gefangenschaft
hielt. Bei Mangel an passender Nahrung versuchte ich auch die
Raupe des Wolfsmilchschwärmers zu verfüttern. Der Vogel nahm
anfänglich einige der Raupen an, verweigerte aber den Genuss
derselben schliesslich ganz. Es wäre recht verdienstvoll, wenn
in den verschiedensten Gegenden ganz genaue Beobachtungen
über die Nahrungswahl des Kuckucks gesammelt und veröffentlicht
würden.
Die Frage, wie der Kuckuck das zur Ablage seines Eies
geeignete Nest findet, ob er den Nestvogel beobachtet und ver-
folge oder das Nest selbst aufsuche, ist verschieden beantwortet.
Ich habe Beweise für beide Annahmen. A_m 10. Juni 1892 wurde
mir eines Abends ein Kuckucksweibchen überbracht, welches auf
dem dunklen Boden einer Scheune gefangen war. Der Bodenraum
war zum Theil mit dürren Reisigholz gefüllt und nur durch zwei
faustgrosse Löcher in der Mauer dem Kuckuck zugänglich gewesen.
Als ich die Räumlichkeiten eingehend durchsuchte, fand ich auf
dem Reisigholze, dicht an dem einen Loche, ein Bachstelzennest
mit flüggen Jungen. Der Kuckuck war der Bachstelze gefolgt, um
das Nest zu untersuchen, war dabei wahrscheinlich gestört und
über das Reisigholz gerathen, so dass er das Einschlüpfloch aus
den Augen verlor und dann rathlos umherflatterte. Ein Kuckucksei
enthielt das Nest nicht, ebensowenig einen jungen Kuckuck.
Einen andern Fall kann ich anführen, bei dem es zweifellos
ist, dass das Kuckucksweibchen nicht dem Vogel nachging, sondern
das Nest auffand, in welches es sein Ei ablegte. Am 7. Juni 1898
fand ich, mehr zufällig, beim Suchen nach einer botanischen Sel-
tenheit, in einem Haselnussgesträuche das Nest des rothrückigen
Würgers mit zwei Eiern von cremegelber Grundfarbe mit rothem
Fleckenkranze. Die anfänglich unbeabsichtigte Störung bewog
den Würger, das Nest gänzlich zu verlassen, was dieser Vogel
sonst nicht gleich thut. Am Abend des 15. Juni fand ich noch
die zwei Eier im Neste vor, aber in der Mittagsstunde des 17.
Juni enthielt es ein Kuckucksei mit grünlicher Grundfarbe, grauen
Flecken und schwarzer Punktirung, Die beiden Lanius-Eier waren
aus dem Neste entfernt; die Längshälfte des einen Eies lag am
Boden unter dem Gesträuche, das zweite war ganz verschwunden.
Beides, die halbe Eierschale des Würgers und das unbebrütete
Kuckucksei, nahm ich für meine Sammlung mit, weil das Parasi-
tenei in einem verlassenen Neste doch nicht zur Entwickelung
gelangen konnte. Von ebendemselben Kuckucksweibchen hatte
ich schon zwei Jahre vorher ein Ei gefunden, ebenfalls in einem
Würgerneste, aber neben 6 Nesteiern. Während es im zweiten
59
Falle die Nesteier entfernte, hatte es damals sein Ei nur dem
vollen Gelege als siebentes hinzugefügt. Das Nest von 1896 fand
ich, als es ein Ei enthielt; dieses hatte den üblichen Fleckenkranz
ausnahmsweise am spitzen Ende, wähfend später die übrigen Eier
normal gefleckt waren. Ich hatte das Ei aus dem Neste genommen,
um es genauer zu besichtigen und danach wieder hineingelegt. Der
von einem Cucuhts-Voxschcr aufgestellte Satz, dass unser Kuckuck
sein Ei nicht in ein Nest lege, welches von Menschenhand berührt
wurde, war in diesem Falle also nicht zutreffend. Ein drittes Ei
dieses Weibchens entdeckte ich in den Tagen, in denen ich die
vorliegende Arbeit niederschrieb, am 30. Mai 1901, wieder im
Neste von Lamas colhirio , neben 4 Würgereiern: alle Eier waren
frisch und unbebrütet. Ein viertes entdeckte ich, wenige Tage
später, am 2. Juni neben 5 Würgereiern. Diese waren frisch und
unbebrütet, das Kuckucksei hatte eine Blutader.
Zum Schlüsse meiner Ausführungen möchte ich noch auf
eine recht eigenthüniliche Erscheinung aufmerksam machen, an
deren Deutung, soweit mir bekannt, sich noch kein Forscher
herangewagt hat. Man findet zuweilen sehr weit entwickelte
Cuculus- Eier neben wenig entwickelten oder gar unbebrüteten
Nesteiern. Schon I89ö habe ich in der ornithologischen Monats-
schrift des deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt über
einen Fall berichtet, wo ich am 27. Mai 1891 ein Kuckucksei mit
blutstreifigem Inhalte neben 6 völlig unbebrüteten Nesteiern fand.
Am 10. Juli I89f) wurde hier ein stark bebrütetes Kuckucksei
neben drei ganz frischen Lamm collurio- Eiern gefunden. Aus
den ornithologischen Publikationen Hessen sich noch weitere Bei-
spiele anführen, auch aus dieser Zeitschrift (Jahrgang II, Seite
19) zwei Fälle. Um noch einen sehr beachtenswerthen Fall zu
erwähnen, will ich darauf hinweisen, dass Rey einen jungen,
etwa zwei Tage alten Kuckuck neben vier unbebrüteten Platt-
möncheiern fand. (Journal f. Ornith. Jahrgang 1897, pag. 359.)
Es ist zwar eine erwiesene Thatsache, dass sich das Kuckucksei
schneller entwickelt als die Nesteier und der Kuckuck wohl auch
einige Tage früher dem Ei entschlüpft aber dies vermag die an-
geführten Fälle nicht zu erklären. Man könnte auc^ die Ver-
muthung anführen, dass in diesen Fällen die Nesteier unbefruchtet
waren, aber ein über das ganze Gelege sich erstreckende Un-
befruchtetsein ist sehr selten und mir in den 20 fahren meines
Bcobachtens bei Kleinvögeln noch nicht vorgekommen. Sollte
11 ich t etwa das Kuckucksweibchen auch nach der Ablage noch um
sein Ei besorgt sein und es unter Umständen noch nach bereits
erfolgter Bebrütung in ein anderes, passenderes Nest eins« 'hieben V
Diese Vermuthung werden nur wenige meiner Leser als wahr-
scheinlich finden, und doch fehlt es nicht bei anderen Arten an
Analogien. Der Ornithologe Audubon beobachte bei einer nord-
amerikanischen Nachtschwalbenart — Caprimulgus carolinensis Bona-
parte. — , dass die beiden Gatten die von ihm berührten Eier in den
Rachen nahmen und im Fluge forttrugen. A. Brelim vermuthet,
dass unsere europäische Nachtschwalbenart dies auch tliue und
die Beobachtungen des Professor Liebe haben dies bestätigt. Die
diesbezüglichen Mittheilungen Liebe’s finden sich auch in der
neuen Ausgabe des Naumann, Band IV. Seite 251. Dort heisst
es: ..Ich habe in einem Falle gesehen, dass das Weibchen (oder
das Männchen?) die Eier bis zum Ausschlüpfen zweimal von der
Stelle getragen hatte, und zwar jedesmal etwa 4 bis 5 Schritte
weiter, ohne das jemand das Gelege berührt oder auch nur in
grösserer Nähe besehen hätte, denn ich selbst habe es geflissent-
lich vermieden und niemand wusste sonst um die Eier." — Das
das Kuckucksweibchen mit dem Ei im Schnabel zu hantiren ver-
steht, ist erwiesen. Wie brächte es sonst sein Ei in Baumhöhlen
oder in das backofenförmige Nest des Zaunkönigs? Es legt das
Ei auf den Boden, nimmt es in den Schnabel und schiebt es an
seinen Ort. Dass es das von ihm belegte Nest im Gedächtniss
behält, beweisst, dass ein Weibchen nie, oder fast nie, ein und
dasselbe Nest zweimal belegt, selbst in Gegenden, wo es an ge-
eigneten Brutpflegern grossen Mangel hat. Dass es nach der
Ablage des Eies zuweilen noch Nesteier entfernt, scheint nament-
lich durch Walte r’s Beobachtungen erwiesen. Und wer wirft die
jungen Nestvögel, die neben dem Kuckuck erbrütet werden, aus
dem Neste? Nau mann schreibt: ..Soviel ist gewiss, dass die klei-
nen mit dem jungen Kuckuck ausgebrüteten Vögel, wenn sie weg-
kommen. allezeit in den ersten Tagen aus dem Neste verschwinden.“
Cuczi/us-Beöba.chter sind zumeist Sammler— Kuckucksgelege
sind viel begehrt und werdenzuweilen zu Hunderten gesammelt —
die aufgefundenen Gelege werden sofort präparirt und der Samm-
lung einverleibt. Wo die Beobachtung mit dem Auffinden des Eies
regelmässig ihr Ende hat. können natürlich Beobachtungen dar-
über, ob das Kuckucksweibchen auch nach der Ablage des Eies
noch um dessen Entwickelung besorgt ist, nicht vorhanden sein.
Nachdem jetzt die jährliche Eierzahl, die vorkommenden Färbungs-
typen und so vieles Andere thatsächlich erwiesen ist, müsste sich
die Aufmerksamkeit der Beobachter mehr auf die noch dunklen
Punkte in der Entwickelung des jungen Kuckucks richten, denn
wir sind auch heute trotz der wichtigen Forschungsresultate der
letzten Jahrzehnte, mit der Naturgeschichte des Kuckucks noch
keineswegs im Reinen.
61
Erkennung des Alters von Eiern. Auf Veranlassung eines
Preisausschreibens des Verbandes sächsischer Geflügelzüchter-
Vereine in Halle zwecks Auffindung eines Verfahrens und
Mittels zur genauen Erkennung des Alters von Eiern wurde
u. A. auch ein Verfahren von E. Reinhardt-Kaiserslautern ge-
prüft und prämiirt, ausserdem mit der silbernen Medaille der
Landw'irthschafts-Kammer für Sachsen und Thüringen und ander-
wärts mit höchsten Preisen ausgezeichnet, welches nach-
stehend beschrieben werden soll, ln ein mit Scala versehenes
Glasgefäss, welches mit einer beigegebenen, unveränderlichen und
ungefährlichen Flüssigkeit gefüllt ist, werden mittels eines Ein-
satzes ein oder mehrere Eier eingelegt. Das genaue Alter resp.
die Beschaffenheit der Eier kann ohne Weiteres aus ihrer Lage,
die einer der am Gefäss angebrachten Linien entspricht, abgele-
sen werden. Die Lage eines frischen (I), eines b Tage (llj und
eines^ Wochen alten (III) Eies ist in nebenstehender Zeichnung
veranschaulicht. Ein frisches Ei (I) liegt horizontal am Bogen
des Gefässes. Ein 3 — 5 Tage altes Ei erhebt sich mit seinem
stumpfen Ende so weit vom Boden, dass die durch das Ei nach
der Länge gedachte Achiallinie einem Winkel von 20° entspricht.
Ein Ei von ungefähr Ö Tagen beschreibt einen Winkel von 45“
(II); von ca. 14 Tagen entspricht die Lage eines Eies einem Winkel
von 60“, von ca. 3 Wochen einem solchen von 75°. Ein Ei von ca.
4 Wochen steht senkrecht auf der Spitze (III). Mit 5 Wochen
schwebt dasselbe in der Müssigkeit. Ein mehr als 5 Wochen
altes oder ein faules Ei schwimmt auf derselben. Bei einiger
Uebung kann man das Alter eines Eies mit diesem Apparat auf den
Tag genau bestimmen. Es zeugt jedenfalls für die Wichtigkeit
62
des Verfahrens, dass zu dessen Auffindung ein Preisausschreiben
erlassen wurde. Nicht nur für den Geflügelzüchter ist es von
grossem Werth, feststellen zu können, wie alt ein Ei ist, um
sich gegen Uebervortheilungen zu schützen (denn bekanntlich
dürfen die zur Brut zu verwendenden Eier in der Regel nicht
über 14 Tage alt sein) sondern vor Allem wird ein solcher Ap-
parat von einer gewissenhaften Hausfrau, in Krankenstuben und
Häusern, von Aerzten, Hoteliers, Restaurateuren, Conditorenu. s. w.
gewürdigt werden. Ein frisches Ei soll die Kräfte und den ge-
sunkenen Appetit eines Reconvalescenten wieder heben. Das
Gegentheil tritt aber ein, wenn ein im guten Glauben als frisch
gekauftes altes Ei verwendet wird. Nicht nur der Geschmack
einer Speise wird durch ein älteres Ei wesentlich be-
einflusst, denn ein Ei verliert, je nach dessen Aufbewahrungsort,
schon nach sehr kurzer Zeit seinen aromatischen Wohlgeschmack,
sondern es kann auch direkt gesundheitsschädlich wirken. An-
stelle der aus dem Ei verdunstenden Feuchtigkeit tritt bakterien-
geschwängerte Luft durch die Poren der Schale in dasselbe ein.
Es ist sogar nachgewiesen, dass Tuberkulose, Cholera und andere
Krankheiten durch nicht stark gekochte einige Wochen alte Eier
übertragen wurden. Das ist zum Beispiel bei Trink-, Bouillon-
Eiern, Eierbier, Beefsteak mit Ei etc. sehr leicht möglich. Bei
einem nicht normalen Ei, etwa mit zu dünner Schale, findet eine
raschere Verdunstung und dem zufolge raschere Aufnahme der
Fäulniss u. a. erregenden Bakterien statt. Der Apparat zeigt bei
einem solchen Ei das seiner Beschaffenheit entsprechende Alter
an. Man kann nach dieser Methode und mit dem dazugehöri-
gen, von jedem Laien leicht zu handhabenden Apparat controliren,
ob die für höheren Preis als frisch gekauften Eier diese Eigen-
schaft haben und somit auf die Reellität mancher Verkäufer ein-
wirken. Mit den bekannten Spiegel- oder Durchleuchtungsappa-
raten kann man wohl erkennen, ob ein Ei klar, d. h. gebrauchs-
fähig oder faul, aber nicht ob dasselbe einen oder mehrere Tage
oder Wochen alt ist. Der beschriebene Apparat mit Flüssigkeit
als zierlicher Haushaltsartikel dargestellt, ist zum Patent ange-
meldet und soll durch den Erfinder, Carl Reinhardt in Kaisers-
lautern, Papiermühlenstrasse 12, der auch zu jeder Auskunft gern
bereit sein wird, in Bälde in den Handel gebracht werden.
— Krähe und Timrmfalke. Im „Wild und Hund“ erzählt der
königliche Oberförster Herr Zimmer (Saupark Springe) folgendes:
„Einer meiner Förster beobachtete Anfang dieses Monats, wie
eineRabenkrähe einen in der Nähe einer Eichencultur befindlichen,
63
ihm als Thurmfalkenhorst bekannten Horst annahm, 8 bis 10 Mi-
nuten auf dem Horst sitzen blieb und dann wieder abstrick. Nach
etwa einer Viertelstunde siebt der Beamte den Thurmfalken nach
dem Horst streichen und ebenfalls 10 Minuten dort verweilen:
dieses nämliche Schauspiel wiederholte sich noch einmal an dem-
selben Tage und sodann am nächsten Morgen. Der Törster wurde
nun neugierig, zu wissen, was der Thurmfalke in dem offenbar
von der Krähe angenommenen Horst zu suchen habe und schickte
einen seiner Arbeiter auf den Baum, um den Horst herabzuholen.
Wer beschreibt sein Erstaunen, als er in den Falkenhorst 3 rothe
Falkeneier und 3 blaue Kräheneier findet! Er hob den Horst
mit den bunten Gelegen auf und zeigte mir denselben nach ei-
nigen Tagen. — Es wäre interessant gewesen, wenn der Förster
den Horst gleich wieder sorgsam auf seinen Platz hätte bringen
lassen und dann weitere Beobachtungen darüber angestellt hätte,
wer von den beiden Vögeln nun eigentlich das Brutgeschäft be-
sorgt hätte. Im übrigen ist aber das Vorkommniss gewiss so
selten, dass es wohl verdient, dem lesenden Jägerpublikum be-
kannt gegeben ZU werden.“ (Hamburger Nachr. vom 10. Juni 1901.)
Briefkasten. Zur Anfrage us Warteuberg. Die Eier der verschiedenen
Storcharten sind alle weisslich, haben ein eigenartiges Korn und scheinen gelblich resp.
grünlich durch. Als kleiastes Store rsi finden wir im Nehrkornschen Kataloge das Ei
von Abdimia abdimii (Licht.) mit de. Maassen von 40 -42X55 — 58 mm, als das grösste
Leptoptilus crumeniferus (Less.) mit 55 — 67,5X80,5 — 84 mm angegeben. Ciconia albn,
durchschnittlich 54X78 mm gross, Cironia nigra , durchschnittlich 5‘2 — 72 mm gross,
fanden wir 9 — 11,5 resp. 9,50 - II egr, abdimii 4.50 egr, Pseudotantalus 7,50 egr,
crumeniferus 12,50 egr schwer.
A. Kricheidorff,
Naturalien- Handlung.
BERLIN S., Oranien Strasse 18 >.
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Redaktion.
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Specialität: Zerlegbare Vogelkäfige.
„Linnaea“
Naturhistorisches Institut.
I>r. August Müller,
Berlin, Invaliden Strasse 105.
A. Böttcher,
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Naturalien aus allen Erdtlieilen.
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gänge sind complett). Zehn Jahrgänge
berechnen wir mit 7 Mk. 50 Pf.
Die Redaction.
Redaktion und Verlag von H. Hocke, Berlin N.O., Neue König Strasse 51.
Druck vuu Max Silberberg, Berlin C-, Alexander Str, 64.
ZEITSCHRIFT
für
ÖOLÖGIE.
Organ für Wissenschaft und Liebhaberei.
II irausgegeben von I!. Hocke, Berlin N.O., Neue König Strasse 51.
Diese Zeitschrift erscheint jc
1
zu i ii hten. l’i eis dei zn eigi-spaltent n Zeile od< r dei en Kaum 20 l'lg. Kleinere Betrage sind gleich einzuzahlen.
Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versand porto nicht Oberst .rillt n wii d, betragen 3 Mk.
No. 5. Berlin, den 15. August 1901. XL Jahrg.
Inhalt: Sammelt)«' rieht. Leber richodromi mui aria-Kift . r Nucilr.t^.i columbiana Wilson.
Junibericht, Ver/.eichniss von LinzcLar beiten aus dem ornitho- und oologi cheni Gebiete. — Zur
Erinnerung an ein Li von Colyinbus arcticus. — Gcschaltliches. — Briefkasten. — Inserate.
Sammelbericht.
— Meine Kuckucksfunde in der Saison 1901. Der Kuckuck rief
heuer zum ersten Mal am 10. April; das erste Weibchen meldete
sich um 16 Tage später, ln der ganzen ersten Hälfte Juli konnte
man noch in seltenen Fällen hie und da ein Weibchen hören;
ein Männchen vernahm ich noch am 17. Juli. Die ersten zwei
Hier fand ich am 3. mul 4. Mai bei Rut. phocnicura und Erith.
rubcculus, das letzte Hi (ganz frisch) am ^8. Juni bei Mot. alba.
im ganzen wurden hier heuer 80 Funde gemacht, und zwar 74 Hier
und 6 junge Kuckucke; in meine Sammlung kamen. 66 Hier, so
dass dieselbe momentan 483 Kuckuckseier enthält; die übrigen
8 Hier waren zerschlagen oder sie wurden zum Ausblüten im
Neste gelassen, ich selbst machte 62 Funde. Einen sehr glück-
lichen Tag hatte ich am 16. Mai, wo es mir gelang, 10 Hier zu
linden, freilich nach zwölf ständiger fleissiger Suche ; 9 Stück lagen
bei Erith. rubcculus, ein Stück bei Lau. collurio. Die Brutpfleger
waren; Erith. rubcculus in 45 Fällen (darunter ein Doppelfund),
Rut. phocnicura in 12 (darunter 8 blaue Hier), Lan. coUurio in 8,
Mot. alba in 6, Syl. atricapilla in 4, Ember. citrinclla in 3, Phyll.
sibilator und Ligur. chlor is (!) in je einem Falle. Die Eier stammen
meist von schon früher bekannten Weibchen. Das bei Lig. chloris •
gefundene (und bebrütete) Hi war eigentlich für Mol. alba bestimmt. —
ln der letzten Nummer dieser Zeitschrift linde ich p. 55 vom
Herrn Faclicollegen K. Wenzel eine Bemerkung über Oslawan,
die Häutigkeit des Kuckucks betreffend. Nun, gar zu häufig ist
hier unser Vogel nicht. Ich besuchte (bis auf 2 Stunden Ent-
fernung) in der Hingebung 11 Waldreviere und revidirte im ganzen:
von Erith. rubcculus 90, von Lan. collurio 88, von Rut. phocnicura
66
38, von verschiedenen Sylvien 37 (darunter von Sylv. atricapilla 18),
von Ember. citrinella 26, von Mot. alba lind Phyll. sibilator je 17 Nester
etc. Die damit verbundenen Mühen weiss nur ein erfahrener Oologe
zu schätzen, besonders, wenn man bedenkt, dass Eritli. rubeculus
hier der hauptsächlichste Brutpflpeger ist. W. Capek.
Oslawan in Mähren, 18. Juli 1901.
— Diesjährige Kuckuckseier in der Uckermark. Meine Sammelaus-
beute an Kuckuckseiern im Kreise Prenzlau bestand in:
1. am 10. Juni Cuc. can. neben Trogl. parvulus 1 : 4 Stück
2.
91
27.
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99
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99 19
1 : 2 „
3.
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27.
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1:4 „
4.
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27.
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9'
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1:1 „
5.
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27.
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99
99
99 99
1:5
6.
99
9.
Juli
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99 99
1:2 „
7.
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23,
99
99
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99 99
1:5 „
8.
99
25.
99
99
99
99
99 99
1:4 „
Ausserdem
fand
ich
am
10. Juli einen circa
sechs Tage
alten
Kuckuck
im
Nest
von
Ai
crocephalus
streperus ;
am 25. Juli
einen
kaum einen Tag alten Kuckuck in einem Zaunkönigsnest. —
Der Kuckuck belegt in hiesiger Gegend vorwiegend die Nester
von Trogl. parvulus. — Die Färbung sämmtlicher Kuckuckseier war
grünlich mit einzelnen schwarzen Zeichnungen. Der Färbung und
Form nach zu urtheilen, waren diese acht Funde von drei ver-
schiedenen Weibchen. Nur zwei Eier lagen im Neste, die übrigen
sechs unterhalb des Nestes am Boden; auf alle Fälle muss dies
der Zaunkönig gethan haben. R — r.
— lieber Pernis apivorus. Seite 37 d. J. habe ich das Gelände,
in dem ich wohne, kurz geschildert. Wegen der reichen Abwechslung,
die es bietet, schien es mir zum Aufenthalt für die Wespenweihe
recht geeignet, doch liess mich Zeitmangel in den Vorjahren nicht
zu Beobachtungen kommen. Erst im letzten Herbst bemerkte ich
ein Pärchen, dass sich wochenlang über meinem Besitz umhertummelte,
wobei mich das Männchen durch seine bekannten Flugkünste, mit
hochgestellten Flügeln in der Luft stehend, erfreute. Nach vielen
Naturgeschichten soll dies ein Liebesspiel sein und während der
Brutzeit von dem Männchen über dem Horstplatz ausgeführt werden.
Ich habe es aber, ausser an letzterem, wie erwähnt, im letzten Herbst
täglich beobachtet. Nachdem ich hierdurch von dem Vorkommen
der Art bei mir Gewissheit hatte, schenkte ich derselben in diesem
Frühjahr mehr Aufmerksamkeit und hatte auch bald den Standort
eines Brutpaares gefunden. Es war eine ziemlich tiefe Schlucht,
deren steil ansteigende Seiten dicht mit Tannen, untermischt mit
einzelnen Buchen, bestanden sind. Tagelang suchte ich nach dem
67
Horst und war oft dicht in der Nähe, ohne ihn zu finden. *) Beide
Vögel flogen dabei in geringer Entfernung um mich herum
durch die Baumkronen, laut mit den Flügeln klatschend und dabei
»kli-äh, kliäh« rufend. Am 2. Juni Nachmittags schlich ich vorsichtig
an die Stelle, wo ich den Horst vermuthete, heran und sah nun das
Weibchen aus einer Tanne abfliegen. Neben letztrer steht eine Buche
und von dieser geht ein dicker Ast gerade durch die Tanne hindurch.
Da, wo sich Buchenast und Tanne kreuzen, stand der Horst, von
unten schwer sichtbar. Ich erstieg die Buche soweit, dass ich von
oben in den Horst sehen konnte. Er war schön m;t frischem
Buchenlaub belegt, enthielt aber noch keine Eier. Nach acht Tagen
wollte ich dieselben holen, aber wer beschreibt meinen Schreck, als
ich sah, dass in der Schlucht Holz gefällt war. (Hier im Gebirge
wird nämlich im Frühjahr gefällt, wenn das Holz im vollen Saft
steht und sich dann leicht abrinden lässt.) Dicht beim Horstbaum
lagen 4 gefällte Stämme; etwa 20 andere waren über die Schlucht
zerstreut. Infolge dieser Störung hatten die Wespenweihen den
Brutplatz verlassen. Ich erstieg dennoch die Buche und seiltänzerte
auf dem Ast zur Tanne hinüber. Als ich hineinfasste, griff ich durch
die Buchenzweige hindurch ins Leere. Eine genaue Besichtigung
zeigte mir nun folgendes; In den dichten Tannenzweigen stand ein
Rabenkrähennest. Dieses wollte die Wespenweihe benutzen und
legte nach ihrer Meinung Buchenzweige darüber. Dieselben lagen
aber nicht auf dem Nestrand, sondern waren über einige höherstehende,
dünne Tannenzweige gelegt, sodass sie etw.a 15 cm. über dem Nest-
rand lagen. Hätte das Weibchen nun gelegt, so wären die Eier un-
fehlbar durch das Buchenlaub hindurch in das Krähennest gefallen
und hätten nicht ausgebrütet werden können. Einen zweiten Horst
mit 2 Eiern fand zu gleicher Zeit der Sohn eines benachbarten Guts-
besitzers, etwa 2 Kilometer von obigem entfernt. Alexander Bau.
Auf der Ruggburg, Ende Juli 1901.
— Am 28. Mai hatte Turtur communis auf einem I'/j m vom Erdboden
entfernten Nest 2 Eier, Fako tinnuncuius je 4 wenig bebrütete Eier.
Am 2. Juni hatte Garmius glandarius 6 frische Eier; am 5 • Juni Lantus
collurio 6 frische Eier neben Sylvia nisoria Jcaum 12 Schritt entfernt im
selben Sclnvarzdorngebüsch), welches Nest 5 bebrütete Eier enthielt.
Certhia familiaris brütet ill einer \\ eide auf 5 Eiern. Caiamoherpc turdina
finde mit leeren Nestern, einmal mit 5 schwach bebrüteten Eiern.
Am 21. Juni hat Cuculus canorus 2 Eier im Neste von Sylvia cinerea ; Serinus
hortulanus hat Ö frische Eier. Am 28. Juni sehe ich Caiamoherpc turdina
mit 4 frischen, c. streperus mit 4 schwach bebrüteten Eiern. Am
*) Die Schwierigkeiten, Horste in diesen üebirgstannenwäldern aufzusuchen, habe
ich im vorigen Jahrgang d. ZeiUchr. S. 43 ausführlich geschildert.
68
30. Juni hat Sylvia atricapilla neben 2 normalen Eiern auch ein Sparei
von kaum 1 , 4 normaler Grösse, am 26. Juni und 4. Juli Troglodytes parvulus
je 5 frische Eier im Nest. G. Schulz, Neustadt a./D.
— Das i'iest von Pyrrhula europaea. Unser Dompfaff, der nur
strichweise in unsern Laubwäldern vorkommt, istzwar allbekannt, weniger
dürfte dies jedoch von seinem Neste gesagt werden können. Da
dasselbe recht kunstlos aus dürren Reisern hergestellt ist, hält es oft
schwer, dies als solches zu erkennen; hat man jedoch erst eins ent-
deckt, so wird man bald mehr ausfindig machen. In der Form ähnelt
es am meisten dem Neste der wilden Taube, nur dass es natürlich
bedeutend kleiner ist. Ich fand das Nest häufig auf den unteren
Aesten von starken Eichen, wie auch auf Buchen vor. Bei letz-
teren beobachtete ich. dass es meist höher, wie bei den Eichen
angebracht war. Nähert man sich dem Neste gar zu sehr, so pflegt
der prächtige Vogel sich unter grossem Geschrei auf den Eindringling zu
stürzen. — Wer das schöne Ei in der Sammlung nicht besitzt, ver-
säume nicht, es sich bald zuzulegen. M. R.
Ueber Tichodroma muraria-Eier.
In der Annahme, dass sich auf das Inserat betreffend Ticho-
droma-Gelege. viele Reflektanten melden werden (da jene in den
Listen der Händler meist durch Abwesenheit glänzen oder nur
auf dem Papier .vorhanden“ sind), möge an dieser Stelle zum Vor-
aus betont werden, dass fragliche Gelege nicht aus der Freiheit,
sondern von gefangen gehaltenen Vögeln stammen. Ist näm-
lich schon das Auffinden eines Nestes mit Jungen vom Mauer-
läufer in der Regel eine äusserst schwere Aufgabe, so gestaltet
sich dieselbe bei Eiern noch himmelweit preeärer, denn 1. stellen
sich zur Zeit, wenn solche frisch vorhanden sind, in den betref-
fenden Höhenlagen nicht selten dem nothwendigen Suchen etc.
sehr hinderliche Witterungsverhältnisse entgegen; 2. stehen —
was die Hauptschwierigkeit bedeutet — dem Eiersammler die fort-
während mit Atzung ab- und zufliegenden Alten als beste Weg-
weiser für denjenigen, der es auf Junge abgesehen hat, leider
nicht zurVerfügung; und 3. ist der Umstand, dass nur frisch ge-
legte, d. h. unbebrütete Eier für Sammelzwecke geeignet sind, in
Verbindung mit der Thatsache, dass bei mindestens 90 pCt. Ticho-
droma-Nestern das Ausheben — selbst von allem Uebrigen abge-
sehen — mit Lebensgefahren oft allerhöchsten Grades verknüpft
ist1), allein schon mehr als, genügend, derartigen Sammelgelüsten
>) Von Uber 20 persönlich besuchten Nestern war bisher nur ein einziges ohne
Seil und Leiter, d. h. per pedes apostolorum — wenn auch unter allerlei nicht wenig
erschwerenden Umstäuden — zugänglich,
69
von vornherein die Spitze abzubrechen, denn wer wollte auch —
eventuell um einiger lumpigen Silberlinge willen1) — den erforder-
lichen Haufen von Zeit und Strapazen zum Ausfindigmachen
eines derartigen Nestes dranwagen, um dann, wenn sich zu-
fällig das Ausheben als wenigstens wahrscheinlich möglich her-
aus gestellt8), nachdem er vielleicht im Verein mit 4 — 6 Mann
Hilfsmannschaft vermittels mehrerer zusammengeflickten Leitern
von unten herauf oder an thurmhoch geknüpften Seilen von oben
herab glücklich mit ganzen Knochen am kritischen Ort angekom-
men ist, dahin belehrt zu werden, dass entweder das Nest allem
vorherigen Schein zuwider doch absolut unzugänglich placirt,
oder andernfalls die Eier beim (fast immer noth wendigen) Erwei-
tern der Nisthöhle durch herabfallende Steinchen noch im letzten
Moment in Trümmer gehen, oder endlich, selbst wenn das Gelege
denkbar günstigster- (und zugleich seltenster-)weise wirklich
vollzählig in die Hände des Sammlers und ferner unversehrt
wie letzterer selbst zu Thale gelangt, zu guterletzt noch die
grausame Enttäuschung zu erleben, dass selbiges mehr oder
weniger bebrütet und damit minderwerthig oder gar werthlos
ist? Gewiss sind derartige selbstlose Wagehälse auf Gottes
Erdboden dünn gesäet und mindestens hier in den Schweizer-
alpen kaum zu finden4), umsoweniger, als überdies nicht vergessen
werden darf, dass lebende junge Mauerläufer noch begehrter,
also mehr werth sind, als Eier. Und so kommt es denn,
dass ich mich nicht zur Lieferung eines Tichodroma-Geleges aus der
Freiheit selbst für Hunderte von Franken verpflichten möchte, trotzdem
ich alljährlich einen bis mehrere Nistorte kennen zu lernen Gelegen-
heit habe und dass ich, obgleich im Laufe der Zeit wohl schon
weit über ein halbes Hundert lebende Junge dieser Species (zum
grossen Theii persönlich ausgehoben) in meine Hände gekommen
sind5), erst einige wenige (nicht übrig gebliebene faule oder taube)
Eier aus der Freiheit zu Gesicht bekommen habe, sodass ich z. B.
als kürzlich Dr. Rey in Leipzig für sein neues Eierwerk einige
*5 Sind mir doch von einer sehr bekannten und reellen Naturalienhandlung per
Stück Ticbodroma-Ei aus Freiheit ganze 6 31. offerirt worden!
3) Denn sicher lässt sich das niemals vorausbestimmen.
*) Ob die Verhältnisse im Ausland dort, wo der Alpenmauerläufer ebenfalls vor-
knimnt, günstiger liegen, ist nicht unmöglich, wenigstens spricht die angedeutete Händler-
nfferte sowie die Thatsache dafür, dass z. B. auch von der rothschnäbligen Alpenkrähe
(Fregilus gr neu Ins), deren Eier in unsern Bergen fast ebenso schwierig zu erhalten
wären, hieuudda lächerlich billige Preise für Gelege — wenigstens auf dem Papier —
zu lesen sind.
5) Beiläufig bemerkt, allerdings weder zu llandelszwecken noch behufs Eiergewinuung.
sondern lediglich zu — leider bisher trotz aller Ungeheuern Anstrengungen immer noch
nicht vollständig gelungenen — Gefaugenschafts-Zuchtversuchen.
70
Angaben über solche Eier haben wollte, seinem Wunsche nicht
einmal entsprechen konnte. — Immerhin haben die wenigen
„Freiheitseier“ zur Erhärtung der Thatsache genügt, dass zwischen
solchen und meinen Gefangenscliaftspröducten kaum ein nennens-
werther oder gar sicher bestimmbarer Unterschied besteht, höch-
stens, dass erstere vielleicht durchschnittlich eine Idee grösser
und etwas intensiver gefleckt sein dürften, während ich u. a — aller-
dings als mir selbst sonst noch nie vorgekommene Kuriosität —
von einem zwar im Uebrigen gesunden Weibchen, dessen voriges
(erstes) Gelege ganz normal sowohl an Zahl als Grösse und Farbe
der Eier war, nachdem es nachher durch eine Nebenbuhlerin
um ein Auge kam, im darauf folgenden Jahr ein Gelege von nur
3 Stück aussergewöhnlich kleinen, abnorm rundlichen und total
ungedeckten Eiern erhielt. So viel ist sicher, dass meine Ticho-
droma-Gelege (trotzdem sie bedeutend mehr kosten als die in
den Händlerlisten allfällig dgurirenden „wilden“) wie auch dieje-
nigen meiner übrigen Experimentirvögel alpiner Art, bisher stets
willige, zufriedene Abnehmer gefunden haben, und glaube ich mit
der Behauptung nicht fehl zu gehen, dass es immerhin vorzuziehen
ist, wenigstens ein „zahmes“ und dabei wirklich sicheres Alpen-
mauerläufergelege, als gar keines oder ein zweifelhaftes aus un-
bekanntem Erdenwinkel sein eigen nennen zu können. Z.
Ueber Nucifraga columbiana Wilson.
Uebersetzt von Oscar Haase.
Clarkes N usshäher bewohnt den gebirgigen Theil des west-
lichen Nordamerikas, südlich bis zur nördlichen Hälfte von Ari-
zona und Neumexiko, östlich bis zu den östlichen Abhängen der
Rocky Mountains und deren Zweigen; nördlich das nördliche Alaska.
Vielleicht mit Ausnahme der nördlichen Plätze sind diese Häher
überall unregelmässige Bewohner und ohne Frage zu gewissen
Zeiten sehr wanderlustig, doch scheint die Wanderlust eher eine
Nothwendigkeit zu sein, als dass sie aus freiem Antriebe umher-
ziehen. Im Betragen ähneln die Häher ebenso den Krähen wie
den Spechten.
Ausser der Brutzeit sind die Häher gesellig, neugierig und
ausserordentlich geräuschvoll. Aus diesem Grunde entdeckt man
*) Das hohelnteresse, dass unser Nnsshälier wegen seiner sonderbaren Lebensweise überall
findet, ist im gleichen Maasse dem Nusshäher Nordamerikas zutheil geworden. Dies
ist der Grund, an dieser Stelle eine Beschreibung des Nestes und der Eier jenes Hähers,
entnommen aus dem Prachtwerk Birds Lite lustorics uf North Ann'rikan. hier zu veröden f-
lichen.
sie schnell, wenn sie gute Nahrungsplätze aufgefunden haben.
Sie sind obendrein Allesfresser, aber sie thun mehr gutes wie
böses, weshalb man sie schützen müsste.
Die Brutzeit beginnt, wenn man den Charakter der von
diesen Vögeln bewohnten Gegenden betrachtet, sehr früh, dies
ist die Ursache, weshalb so wenig Nester bis jetzt ihren Weg in
unsere oologischen Sammlungen gefunden halten. Denis Gale
fand ein Nest dieser Art mit frischen Eiern in Boulder County,
Colorado, am f>. März 1888 in einer Höhe von ca. S500 Fuss, als
die Berglehnen noch mit hohem Schnee bedeckt waren. Ein
zweites Nest, gleichfalls frische Eier enthaltend, fand er am 16. ‘
April 1889 und in diesem Falle hatte er beobachtet, dass die
Vögel einen ganzen Monat früher gebaut hatten. Hauptmann B.
F. Gross fand den Nusshäher in der Nähe von Fort Garland, Co-
lorado, wo er ein Nest mit jungen Vögeln am 21. Mai 187;) erhielt.
Mir ist nicht bekannt, dass noch Nester und Eier dieser interes-
santen Art gefunden wurden, ausser den beiden von Gale gesam-
melten und denjenigen, welche ich selbst nahm auf Camp 1 lar-
nerv, Oregon, im April 1870 und 1878. Die ersten Wahrzeichen
des Brütens der Häher erhielt ich am 5. Mai 1875, als ich mehrmals
junge Vögel fand, welche seit einigen T.ig n das Nest verlassen
haben konnten und nicht recht flugfähig waren. Da ein
Baum eine Höhle enthielt, welche augenscheinlich von einem
Vogelpaar in früheren Jahren als Brutplatz benutzt worden war,
so kam ich zu dem Schlüsse, dass der Häher in Höhlen brütet,
was mich veranlasste, viele Höhlungen, doch ohne Erfolg, zu un-
tersuchen. Im März 1876 nahm ich das Suchen wieder auf, wo
ich die Zeit in 2-4 fusshohem Schnee zu wandern hatte. N h lern ich
eine grössere Anzahl Höhlungen, meist i in Wacholder, untersuch;
hatte, war ich im Begriffe, die Suche aufzugeben. Als ich schliess-
lich die Fichten näher untersuchte und hier und da auf den wa-
gerechten Zweigen einen anscheinend runden Ball entdeckte,
welchen ich für das Nest eines Eichhörnchens (Sc/nrus hudronic :s
fremonti) hielt, welches in dieser Gegend sehr gemein ist, und
nachdem ich versucht hatte, die Bewohner des garnicht leicht zu er-
reichenden Nestes mit Steinen oder gelegentlich mit einem Schuss
aufzustöbern, und immer nichts an das Tageslicht befördern konnte.
so bekümmerte ich mich nicht weiter um sie. Ich war mehr denn
je in Verlegenheit, auch nahe daran die Suche nach den Nestern
aufzugeben, als ich am 22. April, nachdem ich mehr als ein
Dutzend ergebnissloser Ausflüge gemacht hatte, einen Häher sah,
welcher still aus einer grossen Fichte flog. Dieser Baum hatte
einen ziemlich huschigen Wipfel und war voller Zweige fast vom
Boden an und deshalb leicht zu besteigen. Da ich den Wipfel
72
von unten aus nicht durchblicken konnte, erstieg iph den Baum,
doch fand ich kein Nest. Ich wollte soeben absteigen, als ich
beim Umherschauen eins der vermeintlichen Bichhornnester be-
merkte, welches nahe am Ende einer der grösseren Zweige,
etwa in der Mitte des Baumes und 25 Fuss vom Boden angebracht
war, und darin nicht ein Eichhörnchen, sondern einen Häher be-
merkte. Leider kam ich zu spät. Das Nest enthielt ein soeben
ausgeschlüpftes Junges und Eier, im höchsten Grade bebrütet. Da
aber beschädigte Eier, besonders seltene, besser sind als keine,
so nahm ich sie, Hess jedoch den jungen Vogel im Neste. Das
Weibchen, vor Furcht zitternd, erlaubte mir fast die Hand auf
dasselbe zu legen, ehe es abflog. Ich war kaum einen Augen-
blick vom Neste entfernt, sass es bereits auf demselben. Während
der ganzen Zeit blieb der alte Vogel still. Kaum eine halbe
Stunde später fand ich ein zweites Nest, drei Junge enthaltend,
vielleicht eine Woche alt. Zwischen den 24. und 30. April fand
ich noch zwölf Nester, welche stets drei Junge in den verschie-
denen Stadien der Entwickelung enthielten. Im Frühling 1877 ■
begann ich meine Nestersuche am 15. März, sah aber nicht
einen einzigen Vogel, wo ich sie doch in der vorhergehenden
Saison verhältnissmässig oft gesehen hatte. In diesem Falle war
der Mangel an passender Nahrung der Grund ihrer Abwesenheit.
Keine reifen Fichtenzapfen waren zu finden, mit deren ausge-
schälten Samen die Jungen fast ausschliesslich gefüttert werden.
Während des Winters 1877-78 nahmen mehrere Häher ihre
alten Plätze in Besitz und ich begann mein Suchen im letzten
Thcile des März. Am 4. April 1877 fand ich das erste Nest. Es befand
sich nahe dem Ende eines kleinen Fichtenzweiges, etwa 40 Fuss
vom Boden und war sehr schwer zu erreichen. Bei dem Versuch
das Nest mit einem Seile hinunterziehen, so dass es von ei-
nem stärkeren Zweig erreicht werden konnte, brach dieser ab
und die Eier fielen aus dem Neste- Dieses Gelege bestand auch
aus drei Eiern; die Bebrütung war im vorgeschrittenen Stadium.
Am 8. April fand ich ein zweites Nest, zwei Eier enthaltend,
mit grossen Embryonen. Dasselbe stand auf einer Fichte nahe, dem
Ende einer der Zweige, etwa 16 Fuss vom Boden. Dieses Nest
konnte nur erreicht werden, wenn eine Stange gegen den Zweig
gelehnt und daran zum Neste geklettert wurde, was mir nach
vielen Mühen gelang. Alle Hähernester, welche ich fand, waren
in gleicher Lage auf horizontalen Zweigen von Fichten (Firnis
pondcrosa ), meist 15 Fuss vom Boden im dichten Bestände am Rande
des dichten Waldes und gewöhnlich an südöstlichen Hügellehnen
in einer geschätzten Höhe von 5000 bis 5500 Fuss.
73
Gal es beide Nester befanden sich in einer niedrigen Pinna
ponderosa , das erste in einer etwa 20 Fuss hohen, die sich am
Grunde mit einer Ausdehnung von vielleicht 15 Fuss verzweigte.
Das Nest war etwa 30 Zoll vom Hauptstamm entfernt nahe einem
Donnerbesen angebracht und fest in einer dreizackigen Gabel
eines starken Zweiges (3 Zoll im Durchmesser) gebaut, welcher
darum wuchs, so dass nichts, ausser dem Fallen des Baumes, das
Nest möglicherweise aus seiner Lage bringen konnte. Dieses Nest
befand sich etwa 8 Fuss vom Boden, und ist jetzt mit den Eiern,
welche es enthielt, in der Sammlung des Nationalmuseums der
Vereinigten Staaten als Geschenk von Gale. Sein zweites
Nest mit Eiern, am 16 April 1889 gefunden, befand sich eben-
falls in einer kleinen buschigen Fichte, welche nur 12 Fuss hoch
war und 0 Zoll im Durchmesser maass; es war 9 Fuss vom Bo-
den gebaut und ähnelte dem ersten in jeder Weise, nur dass es
ein wenig grösser ist.
Gale fand weitere Nester dieser Art, jedoch enthielt keines
derselben Eier; von diesen befanden sich 4 auf Pechtannen, keins
über 25 Fuss vom Boden, 2 mir 8 Fuss hoch. Gal es Nest, welches
jetzt im Nationalmuseum ist. war das einzigste von ihm gefun-
dene, welches auf einem Zweige abseits vom Stamme gebaut war.
Die meisten der gewählten Lager boten wenig Schutz, doch war
in jedem Falle besondere Sorgfallt im Aufsuchen einer solchen Lage
beobachtet, welche vollkommen Schutz gegen den Angriff der
wilden Märzwinde bot, welche in der gebirgigen Gegend toben.
Ein Durchschnittsnest von Nucifraga rolumbiana kann, wie
folgt, beschrieben werden. Das eigentliche Nest befindet sich auf
einer Plattform neben trockenen Zweigen, meist vom Wacholder
(Juniptrus occidentaiis) und der Salbei, welche durchschnittlich un-
gefähr 3/,« Zoll dick und 8 Zoll bis 1 Fuss lang sind. Diese Zwei-
ge. welche dazu beitragen die Seiten des Nestes zu bilden, sind
untereinander geschickt verflochten und mit den kleineren Ru-
then des Zweiges, auf welchem das Nest verfertigt ist, verbunden ; sie
werden ausserdem mit rohen Baststreifen des Wacholderbaums zu-
sammengehalten. Diese Streifen werden unter die Zweige gemischt
und sind für den Zweck sehr geeignet. Das innere Nest bilden
Baststreifen, in feinere Fasern zerlegt, die zusammen mit
trockenen Gräsern und Fichtennadeln verbunden sind. Kein Haar,
keine Feder ist in irgend einem Neste gefunden worden. Der
äussere Durchmesser eines bestes beträgt 11-12 Zoll, die Tiefe
7 Zoll. Der Napf ist 4-5 Zoll breit und 3 Zoll tief. Die inneren
Wände sind ausgefüttert 15. Zoll dick; das Nest ist demnach recht
tief für seine Grösse und das Weil chen ist während des Brütens
gut darin verborgen. Der Nestbau muss gelegentlich im letzten
74
Theile des Februar beginnen, häufiger wohl im März und es scheint
den Vögeln nicht wenige Zeit zu kosten, einen Bau zu voll-
enden. Beide Eltern betheiligen sich daran, auch an der Bebrü-
tung, wie beide anscheinend gleich aufmerksam und hilfsbereit
sind. Während sie geräuschvolle Vögel zu anderen Zeiten sind,
sind sie während der Fortpflanzungszeit auffallend ruhig, auch
selten zu sehen. Die Eier werden während des März oder April
gelegt je nach der Oertlichkeit, selbst wenn die Berge noch mit
Schnee bedeckt sind. Die Bebrütung dauert, soweit ich beur-
theilen kann, ungefähr 16-17 Tage. Die Jungen, welche aus-
schliesslich mit gehülsten Nadelholz samen gefüttert werden, wach-
sen schnell heran, können nach ungefähr 18 Tagen das Nest ver-
lassen. Ihr Gefieder ist gewöhnlich viel dunkler als das der Al-
ten und sie sind hierdurch voneinander sofort zu unterscheiden.
Sie folgen den Alten nur kurze Zeit und verschwinden, sobald
sie selbständig geworden sind, mit diesen aus dem Brutgebiet.
Dieses geschieht um Ende Mai oder Anfang Juni und sie sind
vor Beginn des Herbstes nicht wieder zu sehen; wahrscheinlich
ziehen sie um diese Zeit nach den höheren Bergen. Nur eine
Brut scheinen sie zu zeitigen.
Die Eier dieses Nusshähers sind eirund und länglich in Ge-
stalt. Die Grundfarbe ist gewöhnlich blass graugrün, gelegentlich
ein klares Blassgrün. Sie sind ziemlich sparsam mit kleinen
Zeichnungen verschiedener Gestalt in braunen, grauen Tönen ge-
deckt, gewöhnlich am meisten gegen das dicke Ende des Eies
einen hübschen Kranz bildend. Bei anderen Eiern sind die Flecke
mehr gleichmässig über das ganze Ei vertheilt, doch nie stark
genug die Grundfarbe zu verdecken Bei einigen ist die untere
Hälfte des Eies fast ungedeckt. Die Schale ist dicht gekörnt, glatt,
ziemlich dünn im Verhältniss zur Grösse und matt glänzend. Das
Durchschnittsmaass von 9 Eiern, 6 davon in der Sammlung des Natio-
nalmuseums der Vereinigten Staaten beträgt 33,86 X 23,31
mm. Das grösste Ei misst 34,80 X 22,86, das kleinste 33,18
X 22,61 mm.
Junibericht.
(Schluss.)
Die aufgefundenen Nester des Teichrohrsängers erwiesen,
dass sie durch die kleine Rohrdommel zerstört und geplündert
waren. Ein Nest des kleinen Tauchers sah ich mit sieben
schwer bebrüteten Eiern, ein Nest des griinfüssigen Rohrhuhns
mit neun ganz frischen Eiern belegt. Mein Rückweg quer über
ein Kleefeld wurde dadurch interessant, dass ich eine
75
Rebhenne mit ihren Jungen, die ersten, die ich in diesem Jahre
sah, in der Nähe beobachten konnte. — Die beiden am Iß. Juni dem
Bienenbussard genommenen Eier, leicht bebrütet, waren in Grösse
und Färbung recht verschieden. Das grössere Ei ist auf hellem
Grunde zur Hälfte sparsam resp. garnicht gefleckt, das kleine
Ei überaus reichlich braun gefleckt, keinen weissen Grund frei
lassend. — Baumfalkenpaar, dessen Horst am 2. Juni ein frisches
fein roth punktirtes Ei enthielt, hat einen nahen Krähenhorst, dem
die Jungen soeben entflogen waren, angenommen und mit zwei
Eiern belegt; Mandelkrähe hat die entleerte Höhlung nicht ver-
lassen, nochmals zwei Eier produzirt. Zwischen Baumfalk und
Mandelkrähe scheint ein nachbarliches Nisten an geeigneten
Plätzen recht oft zu bestehen; wir meinen deshalb, um Angriffe
der Eichkatzen und Nebelkrähen fern zu halten. Das freund-
schaftliche Verhältniss zwischen Baumfalk und Mandelkrähe findet
durchaus nicht selten hier als Dritten im Bunde die Ringeltaube.
— Teichrohrsänger (Acroco strcpcrus) nistete an einem ganz kleinen
mit Rohr reich bestandenen Teich, der mit einem grösseren
See durch einen Graben in Verbindung stellt, im letzteren
fast garnicht, im kleinen sehr häutig. Die Entfernung von
einem Nest zum anderen beträgt ungefähr 1*2 Schritt; Nester
standen im Rohr oder im kletternden Nachtschatten, in einem
vereinzelten Rohrbusch am Graben, kaum einen Quadratmeter
gross, wurde ebenfalls ein Nest des Teichrohrsängers ge-
funden. Interessant scheint der Fund eines Gelbspötternestes
auf einer Seilweide im Rohrbusch, ebenso auf einer jungen
Kiefer in einer ihrer Astbildungen: weitere drei Nester der-
selben Vogelart standen auf schwarzen Fliederbäumen. Wir halten
es für lehrreich, drei der hübsch gebauten Nester des Gelbspöt-
ters näher zu beschreiben. Nest I, auf der Kiefer gefunden.
Form und Färbung dem Kieferstamm sehr angepasst, sehr wenig
Baststreifeii der Birke enthaltend, desto mehr mit Moosen, Ris-
pen. Stengelchen, sowie mit Federn des Nestvogels ausgelegt.
Kein Kunstbau im Verhältniss zum Nest II. Dasselbe besteht
äusserlich aus sehr vielen breiten, wie schmalen Baststreifen
der Birke, darunter einige mit ca. 15 cm Länge und ist haupt-
sächlich mit grossen Baststreifen am Boden versehen. Das In-
nere des Nestes ist tief, sehr fein belegt, nach oben fest und gut
ausgerundet; der Rand des Nestes ist ebenfalls sehr fein und
fest übergebogen. Nest III. Das Nest ist doppelt so gross wie
1 oder II, unten von unregelmässiger Form, deren Grösse zur
Mitte des Nestes ca. 8 cm, an der einen Seite ca. 12 cm beträgt.
Das Nest war in hochstehenden Zweigen der Sahhveide eingebaut
und diesem Bäumchen völlig in der Färbung angepasst. Es ist.
76
abweichend von den beiden beschriebenen, mit sehr kleinem Napf;
hauptsächlich mit Rohrblättchen erbaut. — Ein Landmann iiber-
bringt uns ein Gelege des gesprenkelten Rohrhuhns (Gail. porzana)\
er hatte das Nest, 8 frische Eier enthaltend, beim Mähen auf
seiner Wiese gefunden. Naturfreund.
Verzeichniss von Einzelarbeiten aus dem ornitho-
und oologischen Gebiete.
Besserer, Freih. v. Entenzug in Lothringen. München, Orn.
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Zur Erinnerung an ein Ei von Colymbus arcticus L. Herr Eugen
Reimann überbrachte uns im August d. Js. ein Ei vom Polartaucher,
das von einem ihm bekannten Zimmermann gelegentlich einer Suche
im Petznick See in der Regenthiner Oberförsterei, Kreis Arnsvvalde,
dem nordöstlichen Winkel der Provinz Brandenburg, Ende Mai 1880
79
gefunden wurde. Das Ei war frisch, nur eins lag im Neste. Es ist
im Verhältniss zu anderen Eiern meiner Sammlung gross, misst
85 : 52 cm, ist in mehr hell- als dunkelbrauner Farbe, reichlich mit
schwarzen Flecken versehen. Das betreffende Taucherpärchen war
vom vogel- und eierkundigen Zimmermann oft genug beobachtet,
doch nicht erkannt worden. Im folgenden Jahr wurde durch den
dortigen Revierförster ein Polartaucher während der Brutzeit ge-
schossen, dann wurden die Vögel nicht mehr gesehen. Polartaucher
sind seit längerer Zeit nicht mehr Brutvögel Norddeutschlands. Sie
befinden sich, gleich den beiden nordischen Artsverwandten, nur auf
dem Zuge im Binnenlande, wo sie grössere Seen besuchen, sind als
Wintergäste während October bis März an der Nord- und Ostsee
nicht selten anzutreffen. Nicht nur Meeresküsten (nachDr.A. Reiche now),
auch Binnenlandstrassen werden von ihnen als Zugstrassen benutzt.
So ziehen sie regelmässig längst der Karpathen (vermuthlich Oder-
und Marchthal benutzend) und erscheinen im Winter auf der Donau
bei Wien. Auch in Salzburg gelegentlich, der Polartaucher regel-
mässig, als Wintergast. H. Hocke.
Geschäftliches.
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Sie in grosseren Geschäften, letzteres bei Jul. Rosenthal, Filiale Berlin W., Behren Str. 3(J.
-- Sie schreiben in Ihrem Juniberichte, dass die Bedeutung der Wasseraloe
(Stratiotes aloides) für die Nistweise von mövemirtigen Vögeln bisher in keinem orui-
thologisclien Werke gewürdigt ist. Sie mögen insofern Recht haben, als es sich um
ein ornithologisches Werk handelt; jedoch habe ich in der Monatsscluift des deutschen
Vereins zum Schutze der Vogelwelt (s. Jahrg. 19UU S. 215 ff. (Mainummer) bei der Be-
schreibung der Nistplätze von Larus minutus gebührend darauf hingewiesen, dass ich
die Nester dieser Art nur in Stratiotes aloides gefunden habe. — Auch in diesem Jahr
war ich wieder auf dem Drausen See und kann meine Beobachtung von 1899 nur be-
stätigen: Die Nester von Larus minutus befinden sich ausschliesslich auf der voll-
kommen mit Wasseraloe überzogenen Wasserliäche. — Die Larus ridibundusSesler sind
dort mehr auf Schilfkufen angebracht. Aber Hydrochelidon nigra legt ihre Eier auch
hier uüt grosser Vorliebe auf die Blätter der Wasseraloe. H-i.
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Die Redaction.
Redaktion und Verlag von H, Hocke, Berlin N.O., Neue König Strasse 51.
Druck von Max Silberberg, Berlin 0., Alexander Str, G4.
ZEITSCHRIFT
für
OOLOGIE.
Organ für Wissenschaft und Liebhaberei.
Herausgegeben von H. Hocke, Berlin X.O., Neue König Strasse 51.
Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei
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Ländern des Weltpostvereins Eres. 4,25 pränumerando. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 31. März.
Bestellungen und Zahlungen sind au II. Hocke, „Zeitschrift für Oologie“, Berlin. Neue König Strasse 51
zu richten, l’reis der zweigespaltenen Zeile oder deren Kaum 20 Pfg. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlen
Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht überschritten wird, betragen 3 Mk
No. 6. Berlin, den 15. September 1901. XL Jalirg.
Inhalt: Vom fünften internationalen Zoologenkongress. — Schwarzspechtgeschichten. — Ein Beitrag
zur Urins der deutschen O.stseeküste. — Etwas über d :s Einsammeln der Eier. — Sturmvögeleier. —
Zur Angelegenheit Tichodroma muraria-Eier. - Büchermarkt. — Briefkasten. — Inserate.
Vom fünften internationalen Zoologenkongress
in Berlin.
Aus den Sektionsverhandlungen der Ornithologen.
Der Zoologenkongress wurde am 11. August in Berlin im
Reichstagsgebäude in zwangloser Weise eröffnet. Geheimrath
M ö bi u s, derl Direktor des Zoologischen Museums, führte das Präsidium
und begrüsste in deutscher Sprache die Versammlung. Von den 536
Theilnehmern des Kongresses, darunter 100 Damen, waren aus
Deutschland 281, Frankreich 55, England 45, Russland 35, Oester-
reich-Ungarn 25, Holland 17, Schweiz 15, Italien 11, Vereinigte
Staaten 11, Belgien 6, Japan 5, Schweden 4, Bulgarien und Ru-
mänien je 3, Luxemburg, Monako, Britisch-Indien, Chile und
Australien je 2, Dänemark, Norwegen, Portugal, Türkei, Kanada,
Mexico, Venezuela, Brasilien, Argentinien lind Java je 1 Mitglied
erschienen. Die Gräfin M. v. Lindau, wissenschaftlich thätige
Assistentin am zoologischen Institut der Universität in Bonn,
müssen wir aus dem Damenkreise besonders erwähnen.
Von den namhaften Ornithologen und Oologen, speciell
als Delegirte der einzelnen Staaten, sind zu nennen: Professor
Cabanis, Deditius, Rath Grunack, Dr. Heck, Dr. Jacobi,
von Lucanus, Kustos Matschie, O.j Neumann, Professor
Reichenow und H. Schal ow aus Berlin, General von Barde-
leben aus Frankfurt a. M., Graf Berlepsch und Freiherr
von Berlepsch aus Cassel, Professor R. Blasius, Ge-
Geheimrath W. Blasius, Oberamtsrath Nehrkorn aus Braun,
schweig, Dr. Bolau aus Hamburg, Geheimrath Chun aus
Leipzig, II. E. Drcsser und Sharpe aus London, Professor
82
Eckstein aus Eberswalde, Dr. Finsch aus Leiden, Direktor
Hartert ausTring, Oberamtmann Heine aus Kloster Hadmers-
ieben, Pfarrer Kleinschmidt aus Volkmaritz, Dr. Koepert
aus Altenburg, Rechtsanwalt Kollibay aus Neisse, Professor
Lampert aus Stuttgart, Professor Rohweder aus Husum,
Dr. Schaff aus Hannover, Dr. Sokolowsky aus Gliarlotten-
burg, Dr. Stejneger aus Washington usw.
Die zweite allgemeine Sitzung führte der Vorsitzende der
Royal Society in London, Dr. Sei ater; als Vicepräsidenten
fungirten Anrivillins-Stockholm, Grassi-Rom, Salenski-
Petersburg, Stejn ege r-Washingtonun d Weber-Amsterdam.
Dann begannen die wissenschaftlichen Vorträge, von denen nicht
weniger als 4G in den einzelnen Sektionen im Laufe des Nach-
mittags gehalten wurden. 150 Equipagen führten am Mittag die
Theilnehmer des Kongresses zum Zoologischen Garten, wo ausser
Direktor Heck die bekanntesten Berliner Zoologen die Führung
übernahmen. Der Abend galt den Besichtigungen des Königlichen
Museums für Naturkunde, des Zoologischen Instituts der Universität,
des Aquariums usw. ln ähnlicher Weise wurden die 3. und 4.
Sitzungstage vollbracht.
Feierliche Ansprachen und Begrüssungen hielten Sr. Exellenz
der Unterstaatssekretair Rothe im Namen des Deutschen Reiches,
Sr. Excellenz der Minister der geistlichen, Unterrichts- und
Medizinal-Angelegenheiten Dr. Studt im Namen der preussischen
Unterrichtsverwaltung, Oberbürgermeister Kirschner im Namen
der Stadt Berlin und Professor Dr. Harnack als Rektor der
Berliner Friedrich Wilhelm-Universität.
in den Sektionssitzungen des Kongresses wurden ornitho-
logische Vorträge von Blaauw über die Eiderente, vonDeditius
über Stimmorgan des Sperlings, von Eckstein über Insekten-
fressende Vögel, von jacoby über Thiergeographie der Vögel,
von joenes über das Leben kleiner Vögel, von lvopsch über
die Primitivstreifen des Hühnchens, vonLucanus über Vogelzug,
von Mitrophanow über die Entwicklung von Struthio, von Neu-
mann, Bericht über ornithoiogische Reisen in Afrika, von
Reischeck über nichtfliegende Vögel gehalten.
ln einem besonderen Vortrage sprach Freiherr von Ber-
lepsch gelegentlich des sensationellen Auftretens des Herrn
Schenk aus Wien und über dessen Theorie von dem Einflüsse
des Eiweisszerfalles im weiblichen Organismus auf das Geschlecht
des Embryos. Herr von Berlepsch richtet seine Bestrebungen
auf die Erhaltung gewisser unschädlicher höherer Thierarten,
deren Fortbestand durch die Fortschritte der Kultur gefährdet ist.
Dazu sollen gewisse internationale Vereinbarungen helfen, ln
83
England ist man bereits mit Gesetzmaassregeln zum Schutze ge-
wisser Thierarten in den Tropen gegenüber den schonungslo-
sen europäischen Jagdsportleuten hervorgetreten. Herr von Ber-
lepsch will für die Fortexistenz aller unschädlichen, höheren
Thiere eintreten, und er ersucht daher den Kongress, dass er
allen dahin zielenden Bestrebungen seine Zustimmung ertheilen
möge. Ausserdem wurde in der dritten biologischen Sektion der
Vorschlag gemacht, im nächsten internationalen Zoologenkongress
eine besondere Abtheilung für Thiergeographie einzurichten.
Auch des Vortrages des Herrn von Lucanus, der über den Vo-
gelzug sprach, wüssen wir besonders gedenken. Wir bringen
daraus nur in aller Kürze: „Ueber die Höhe des Vogelfluges sind
von einzelnen Luftschiffern sehr bemerkenswerthe Beobachtun-
gen auf Veranlassung der deutschen ornithologischen Gesellschaft
gemacht worden. Es hat sich ergeben, dass die Schicht des Vo-
gelfluges sich durchschnittlich nicht über 400 Meter Höhe erhebt.
Ueber 1000 Meter Höhe findet der Luftschiffer nur noch selten
Vögel. Setzt man einen Vogel in noch höheren Luftschichten
bei klarer Witterung aus, dann schiesst er senkrecht erdwärts.
In der Wolkenschicht vermag sich der Vogel nicht zu orientiren,
er umfliegt daher den Ballon: sobald jedoch der Wolkenschleier
zerreisst, wendet sich der Vogel sofort wieder der Erde zu. Die
praktischen Konsequenzen dieser Beobachtungen weiss der Jäger,
der Schnepfenjäger, zu ziehen. Aus diesen Beobachtungen folgt
ferner, dass die Vögel zu ihrer Orientirung eines klaren Himmels
bedürfen. Von einem instinktiven Auffinden ihrer heimathlichen
Orte kann daher keine Rede sein.“ Herr v. Lucanus sprach
klar, knapp, verständlich und unter allgemeiner lebhafter An-
theilnahme der Versammlung. An den Vortrag knüpfte sich eine
lebhafte Diskussion. Herr Professor Blasius machte den Vor-
schlag, bei der Aussetzung von Vögeln während einer wissen-
schaftlichen Luftschifffahrt, namentlich bei Zugvögeln, richtige
Flieger zu verwenden. Er regte ferner die Ausführungen derarti-
ger internationaler Untersuchungen an. Herr Blasius wünscht
ausserdem noch, dass bei diesen Beobachtungen des Vogelfluges
auch die Insektentli'ige mit eingeschlossen werden möchten. Er
stellt einen hierauf bezüglichen Antrag, dem die Versammlung
zustimmt. Der Antrag geht dahin, die Regierungen zu ersuchen,
bei den von ihnen auszurüstenden wissenschaftlichen Luftschiff-
fahrten genaue Beobachtungen über die Flughöhen der Wander-
vögel sowie der Insekten anstellen zu lassen.
Im Centrum der internen Verhandlungen der Oologen
-stehend, sahen wir zumeist H. E. Dress er aus London. Dresser,
rühmlichst bekannt durch seine ornithologischen und oologischen
84
Arbeiten, ist ein rüstiger Sechziger, der fast in allen Ländern
der Welt gesammelt hat. Als Soldat im Kriege gegeu Texas hat
er Gelegenheit gefunden, Eier vom A lauclerus furccitus zu sammeln,
hat in Sibirien Eier vom Anser ruficollis von einem russischen
Kaufmann am Platze erhalten, hat Houbara undulata , Cursorius isa-
beiUuus am JBrutplatz gefunden; in seinem Besitze befinden sich
mehrere Tichodroma muraria-Oo. lege. Dresser besprach unter
Vorzeigung ein nunmehr im Key sehen Eierwerke angezweifeltes
Gelege von Glaucidium passcrinum L,, welches er im Jahre 1864
von seinem Freunde Seiden saclier erhielt. Er trat für die
Echtheit dieses Geleges warm ein. Zum Vergleiche mit diesen
Eiern führte er Nyctala 2' engmalm z- G e 1 e g e vor. Des Weiteren be-
richtete Dresser über den Fortgang seiner Arbeiten in seinem
Duciie über europäische Vögel und deren Eier, ein Werk, das mit
ausserordentlich grossen Kosten verknüpft ist und sich seiner
baldigen Beendigung nähert. Die vorgezeigten Eiertafeln dieses
Werkes, durch photographische Kunst und dann durch Dreifar-
bendruck hochkunstlerisch hergestellt, übertreffen an wirklicher,
natürlicher Wiedergabe alle bisher bekannten Produktionen und
ernteten das Lob eines jeden Beschauers.
Aus den interessanten Sonderausstellungen u. a. im Anti-
lopenhause müssen wir erwähnen, dass Umlauff-Hamburg einen
Gorilla, wohl den grössten seiner Art, ausgestellt hatte, welcher
durch Sir Walt. Rothschild, der als zünftiger Ornithologe undNa-
turforscher zum Kongress hierhergekommen war, für sein be-
rühmtes Museum in Tring bei London erworben hat. Im Reichs-
tagsgebäude hatten Schlüter-Halle und Böttcher-Berlin aus-
gestellt. Schlüter brachte Abgüsse von Eiern, wie ALca impennis
und Aepyornis , Böttcher Bälge von Apteryx australis, maxima, Bul-
Leri ( ManteUi ') Oweni und den äusserst seltenen Haastii , sowie ein
Ei von Apteryx australis. Dieses Ei (auch der Vogel wurde er-
beutet) ist im November 1899 bei Milford auf Neuseeland ge-
sammelt worden. Es misst von Pol zu Pol 110 mm, ist am dick-
sten in der Mitte, nämlich 72 mm ; 19 Gramm schwer. Die Form
ist walzenförmig, das eine Ende kaum merklich stumpfer als das
andere. Die Schale ist ziemlich dünn und feinporig, die gelb-
iichweisse, mattglänzende, fettig aussehende Oberfläche mit sehr
zahlreichen, aber wenig hervortretenden Körnchen gleiclimässig
bestreut, welche hin und wieder zu kurzen, unregelmässigen Li-
men zusammengeflossen sind. Nur dem spitzeren Ende fehlen
die Körnchen fast gänzlich, statt dessen weist es viele, sehr
deutliche Längs- und fjuertuichen auf.
H. Hocke.
85
Schwarzspechtgeschiehten.
Von Alexander Bau.
An einer jäh ansteigenden, mit Tannen und einzelnen Buchen
untermischten, von kleinen Nagelfluhwänden unterbrochenen Berg-
wand hatte ich in den Vorjahren ständig Schwarzspechte beob-
achtet und gehört. Als ich im Frühjahr 1899 wieder anfing mich
mit Oologie zu beschäftigen, wollte ich natürlich auch das Schwarz-
spechtheim aufsuchen. Dass die Tannen hier stets kerngesund
sind und dem Vogel keine Niststätte bieten können, wusste ich;
so beschränkte ich mich denn gleich auf das Absuchen der Buchen.
Auch diese erfreuen sich hier einer ausserordentlichen Gesundheit
und nur dann, wenn durch Wind oder Schneebruch einmal ein
dicker Ast nahe am Stamm abgebrochen ist, wird an dieser Stelle
mit den Jahren das Holz soweit mürbe, dass es der Specht bear-
beiten kann. Das Absuchen der Buchen war bei dem steilen,
durch Schuttabfall der Nagelfltihwände gebildeten und mit zahl-
reichen Felsblöcken übersäten Gelände eine mühsame und an-
strengende Arbeit, die indessen glücklich von Erfolggekrönt war.
indem ich schon nach einigen Stunden in einer über einen Meter
im Durchmesser haltenden Buche in einer Höhe von etwa 10 Metern
nach der abfallenden Bergseite zu die Bruthöhle entdeckte Wie
sollte ich aber dort hinauf kommen? Steigeisen hatte ich damals
noch nicht beschafft, weil ich (obschon vor 30 Jahren in Berlin
ein bekannter und unerschrockner Steiger! glaubte, nicht mehr
steigen zu können, da mir vor 15 Jahren das rechte Wadenbein
herausgenommen wurde und infolgedessen das Bein sehr schwach
und namentlich steif im Kniegelenk geworden ist. Ich musste
aber das Gelege haben und nahm deshalb meine Zuflucht zu
Leitern, von denen ich eine 6 und eine 5 Meter lange besass
'Nachdem ich mich am 5. Mai 1890 davon überzeugt hatte, dass
das Weibchen fest im Loche sass, belud ich Tags darauf 2 Ge-
hilfen mit den Leitern, mich selbst mit Stricken und Leinen und
die Expedition nahm ihren Anfang. War schon der weite Weg
bis zur Bergwand durch das Tragen der Leitern ermüdend, so
gestaltete sich das Hinaufbringen derselben auf die steile Berg-
wand, noch dazu durch viel Unterholz erschwert, zu einer wahren
>Sisyphosarbeit. Endlich waren wir schweisstriefend am Ziele und
banden die Leitern zusammen Das Schwerste, nämlich das Auf-
sichten der schwankenden, langen Leiter auf dem abschüs-
sigen Boden, auf dem wir selbst kaum stehen konnten, wurde mit
vieler Mühe und Anstrengung endlich zu Wege gebracht; aber
die Leiter, welche stark hin und her schwankte, reichte noch lange
licht bis an das Loch. Ich stieg hinauf und band sie zunächst
nit einem um den Stamm gelegten Strick fest. Darauf stieg ich
86
mittels eines zweiten, um den Baum genommenen Strickes nach
Art der Steiger so koch empor, dass ich auf den Spitzen der
Leiterbäume stand. Nachdem ich mich in dieser Stellung an
den Stamm gebunden hatte, konnte ich gerade noch bis an das
Loch heranreichen und entnahm demselben vier prächtige Eier. Die
übergrosse Miihe und Arbeit war belohnt.
Im Jahre 1900 war diese Bruthöhle nicht besetzt, trotzdem
ich das ganze Jahr über die Spechte in der betreffenden Gegend
gesehen hatte. Ein Absuchen der übrigen, erreichbaren Buchen
führte zu keinem Erfolge. Am 18. April d J. suchte ich nach Raben-
krähennestern, bei welcher Gelegenheit ich eine Spechtmeise be-
merkte, die Lehm aufnahm. Ich verfolgte sie mit den Augen
und sah sie einer auf äusserst steiler Wand stehenden Buche
zufliegen, wohin ich zuvor, als zu beschwerlich, nie geklettert war.
Als ich durch den mitgeführten Feldstecher den Baum musterte,
gewahrte ich zu meiner Ueberrascliung zwei Schwarzspechtlöcher
in etwa 12 Meter Höhe, beide in einem Meter Entfernung von ein-
ander, gerade übereinander befindlich. Das untere wurde von der
Spechtmeise zugeklebt. Am 2. Mai wollte ich nach den Eiern der-
selben sehen. Inzwischen hatte ich mir aus Berlin ein Paar vor-
zügliche Steigeisen kommen lassen, die ich an auf Tannen stehenden
Rabenkrähennestern versuchte. Trotz meines steifen Beines ging
das Steigen, welches ich wie vorerwähnt, seit Jahrzehnten nicht
mehr geübt hatte, vortrefflich, theils infolge der früher erlangten
Fertigkeit, theils infolge der passenden Eisen. Nun sollte auch die
schwieriger zu ersteigende Buche, die bedenklich nach der steilen
Wand überhing, an die Reihe kommen. Ich schnallte also die Eisen
sorgfältig fest und fing an zu steigen. Da, beim zweiten Tritt, fliegt
aus dem oberen Loch der Schwarzspecht heraus! Die freudige
Ueberrascliung, die ich fühlte, wünsche ich jedem Oologen. Na-
türlich stieg ich achtlos an der Spechtmeise vorbei und zunächst
zum Schwarzspecht hinauf. Vier schöne grosse Eier lagen in
der Nisthöhle. Die Spechtmeise hatte erst zwei Eier gelegt. Die
Lehmwand fiel bei der Berührung nach innen, da sie bei
der Grösse des Loches nur wenig Halt hatte. Frische Spähne,
die den Specht mir gleich verrathen hätten, fand ich nicht, da
der Baum überhing und dieselben den Abhang hinuntergefallen
waren.
So sehr mich dieser unverhoffte Fund erfreute, so traurig
endete ein dritter Fall. Wenn wir glauben etwas ganz sicher zu
haben, wird gewöhnlich nichts daraus. Im letzten Herbst fand
ich auf einem Birschgange eine Buche mit anscheinendem Schwarz-
spechtloch in grosser Höhe. Erst am 12. Mai hatte ich Zeit, dieser
sehr entfernt von meiner Villa stehenden Buche einen Besuch
87
abstatten zu können. Der Specht flog heraus, und ich fürchtete
schon, stark bebrütete Eier zu finden, weil ;im Boden frische Spähne
lagen; nach dem Hinaufsteigen fand ich jedoch das Loch erst
handtief. Beim zweiten Besuch am 19. Mai flog der Vogel wieder
heraus; die Höhle war mm etwa 3ä cm tief, enthielt aber noch keine
Eier. Am 28 Mai konnte ich ihn nicht herausklopfen, sah ihn auch
nicht, obschon ich eine Viertelstunde wartete In Rücksicht auf
mein schwaches Bein stieg ich nicht hinauf, denn ich bin aus
vorher mitgetheilten Gründen beim Steigen ganz auf mein linkes
Bein allein angewiesen und steige deshalb nur. wenn ich einen
Vogel sicher vom Nest fliegen sehe. Als ich drei Tage später noch-
mals hinging, lag die Buche gefallt am Boden und im Loche fand ich
die traurigen Ueberreste von drei vier zerschlagenenEiern. Meinen
Schmerz wird jeder mitfühlende Oologe zu würdigen wissen. Dem
Schwarzspecht aber geschah ganz recht, weshalb war er am 28.
Mai nicht zu Hause! Immerhin ist das späte Brutdatum bemer-
kenswerth. Vermuthlich wurde die erste Brut zerstört und der
Specht musste sich aus Mangel an Höhlen erst eine neue zu-
rechtzimmern.
Da mir durch den gefüllten Baum Gelegenheit geboten war,
die Bruthöhle in aller Ruhe untersuchen zu können, so gebe ich
hiermit deren Maasse an. Das Flugloch ist 8 1 ctm breit. 10 cm
hoch, der Brut- oder Wenderaum hat 9 cm Durchmesser, die
Tiefe beträgt vom untern Fluglochrand 38 cm. Das Holz ist in
der Tiefe der Höhle fast gesund und es ist zu bewundern, dass
der Specht dasselbe hat herausmeisseln können, wozu er ungefähr
zwölf Tage gebraucht hat.
Ein Beitrag zur Ornis dar deutschen Oslsseküste.
Der ornithologischmologische Verein zu Hamburg der unter
der Leitung des rührigen und in den ornithologischen Kreisen
schon rühmlichst bekannten Vorsitzenden, Herrn H. Krohn, all-
jährlich einen oder zwei grössere Ausflüge, abgesehen von klei-
neren Excursionen in die Umgegend Hamburgs unternimmt, um
den Mitgliedern Gelegenheit zu geben, ihre Kenntnisse in der
einheimischen Vogelwelt zu erweitern und ihre Sammlungen zu
bereichern, hatte sich diesmal eine Insel an der deutsch -n Ost-
seeküste, deren Namen und Lage ich aus leicht erklärlichen Grün-
den lieber verschweigen will, zum Ziel gesetzt. Es handelt sich
um eine ca. 38 qkm grosse, fruchtbare Iijscl, welcher an der Nord-
ostecke ein kleines flaches, etwa 1200 m langes und 300 m breites
88
Eiland vorgelagert ist. Diesem streckt sich vom Festlande her eine
schmale, etwa 9 km langeSNehrung entgegen, die einen flachen Mee-
restheil, ein Haff, von der Ostsee abtrennt. Die beiden letztge-
nannten Oertlichkeiten, das flache Eiland und die langgestreckte
Nehrung, als letzte Zufluchts-und Niststätte einiger in unserem
Ostseegebiet allmählich immer seltner gewordenen Vögel uns
schon bekannt, täuschten unsere ziemlich hochgespannten Erwar-
tungen nicht. Schon als wir mit einem Boote am frühen Morgen
des 9. Juni dieses Js. uns dem Eiland näherten, empfing uns
mannigfaltiges Geschrei der sich vom Boden erhebenden Seevö-
gel und unvergesslich ist mir der Anblick des in den blauen
Fluthen liegenden grünen Inselchens, über dem vom blauen Him-
mel sich wunderbar abhebend die silberbeschwingten Möven und
See schwalben sich tummelten.
Ein Gang am Strande entlang auf dem 3 —5 m breiten Kies-
geröll zeigte uns zunächst die Nistweise der kleinen Seeschwal-
be, Sterna minuta L. In der Regel fanden sich 2-3 dieser „Nester“,
die weiter nichts als eine wohl meist natürliche kleine Mulde im
Geröll darstellen, in geringer Entfernung beisammen. Sie ent-
hielten 2 oder 3 Eier, die zum Theil schon stark bebrütet waren,
doch glückte es, auch noch einige frische oder nur schwach be-
brütete Gelege zu finden. Wie schwer und mühsam es ist, diese
doch frei auf dem Kies liegenden Eier zu erkennen, mussten
wir bald in unliebsamer Weise empfinden, da die Augen bei dem
angestrengten Absuchen des aus glänzenden Kieseln bestehenden
Gerölls in kurzer Zeit zu schmerzen anfingen. Ein von mir ge-
fundenes Gelege zeigt die Maasse 32,5X23,5 mm, 33X24 mm, 32
X 25 mm. Unter 9 Eiern meiner Sammlung misst das grösste
34X24j/4 mm, das kleinste 30X23 mm. Die Grundfarbe derselben
variirt sehr: vor mir liegt ein Gelege mit gelblichem, eins mit
gelblichbraunem und eins mit bläulichweissem Grunde. Die
Zeichnung besteht aus aschgrauen Unterflecken und rotlibraunen
bis braunschwarzen Oberflecken und Punkten.
Ein zweiter Bewohner des Kiesgerölls, der Austernfischer,
Hacmatopus ostrüegns L., verrieth uns sofort die Gegend seines Nestes
durch ängstliches Schreien. Auch hier bildet das Nest nur eine
Mulde im Kies und Sand, ist aber gleichfalls trotz der Grösse der
Eier schwer zu finden. Ein Nest enthielt 3 frische Eier, ein an-
deres 3 mässig, ein drittes 2 stark bebrütete Eier. Die Maasse
der 3 Eier des ersten Geleges sind 60X38,5 mm, 58X38,5 mm,
60X38,4 mm. Die gestreckt-eiförmigen, matten Eier zeigen auf
bräunlichgelbem Grunde aschfarbige Unterflecken und darüber
dicke röthlichbraune bis braunschwarze Flecken und Punkte,
sowie Schnörkel und feine Strichei,
Als dritten Bewohner des Kiesstrandes beobachteten wir den
Halsbandregenpf z\{%x,Aegialetes hiaticula L., der sehr bald durch
seinen melodischen Pfiff, wie durch sein schönes Gefieder unsere
Aufmerksamkeit erregte. Anfänglich hielten sich die Alten, wenn
man in die Gegend des Nestes kam. unter ängstlichem Pfeifen
in der Nähe, entfernten sich dann aber, zumal wenn mehr Per-
sonen hinzukamen. Auch diese Eier, in ihrer Färbung dem
gelblichgrauen Sande gut angepasst, waren auf demselben nicht
leicht zu erkennen; es gelang 4 Nester zu finden, die mit 2, 3,
4 und 4 mit der Spitze stets nach innen gekehrten Eiern belegt
waren. Die Maasse der bimförmigen Eier des Geleges zu 3 Stück
sind: 34X24,5 mm, 33,75X25 nun. 35X25 mm. Sie zeigen auf
bräunlichgelbem, mattem Grunde ziemlich gleichmässig über die
Oberfläche vertheilt aschgraue verwaschene Unterflecken und da-
rüber schwarzbraune Flecken und Schnörkel.
Nachdem wir so den Sand- und Gerölldamm abgesuclit, wand-
ten wir uns in das Innere der Insel, welches von einigen mit Binscn-
büscheln und höherem Seggengrase bestandenen sumpfigen Stellen
abgesehen, an denen die Krickente nistend beobachtet wurde,
eitie kurzrasige Wiese bildet. Auf derselben nisteten in grosser
Zahl die Sturmmöve, Larns canns L. und die Küstenseesch walbe,
Sterna tnacrura Naum., die sich nun von den Nestern erhoben, um
uns mit ängstlichem Geschrei zu umflattern. Die Nester der Sturm-
mOven standen hin und wieder in einzelnen Büscheln höheren Grases
meist auf dem kurzen Rasen, ganz vereinzelt auch auf dem Kies-
damm und bestanden aus einer flachen mit Halmen ausgekleideten
Mulde. Sie enthielten meist 3 Eier seltener 2 oder 1. Diese Nester
zu finden, war keine Kunst, da sich die grossen Eier schon von wei-
tem auf dem grünen Rasen bemerkbar machten und so wäre es
leicht gewesen, ganze Körbe mit den meist noch frischen Eiern zu
füllen. Die Durchschnittsmaasse dieser in der Form den Hühnerei-
ern ähnelnden Eier sind: 57.6>40.ö mm, während die grösste und
kleinste von mir gemessene Länge 61 und 54 mm und Breite 43
und 38 mm beträgt. Die Grundfarbe ist olivenbraun mit einem Stich
ins Gräuliche oder Gelbe; die Zeichnung besteht zu unterst aus asch-
grauen Flecken, darüber aus helleren und dunkleren röthlichbraunen
Punkten, Schnörkeln und Flecken, die bei einigen Eiern am stumpfen
Ende einen Kranz bilden.
Während die Mövcn in der Hauptsache die östliche Hälfte der
Insel bewohnten, fanden sich die Nester der Küstenseeschwalben im
mittleren und westlichen Theil; doch war die Zahl, wenigstens der
besetzten Nester eine verhältnissmässige geringe. Es wurden näm-
lich im ganzen nur lü Nester entdeckt, die mit einer Ausnahme 3
Eier enthielten. Die Nester bilden eine ganz flache mit wenig Ilal-
90
men ausgekleidete Vertiefung auf dem kurzen Rasen. Die Eier
ändern in der Färbung gleich denen der F'lussseeschwalbe ausseror-
dentlich ab, zeigen aber diesen gegenüber weder in Färbung und
Glanz, noch in Grösse oder Korn irgend einen charakteristischen
Unterschied. In meiner Sammlung stehen in diesen Punkten einzelne
Eier der Küstenseeschwalbe denen der Flussseeschwalbe näher, als
den andern Eiern desselben Geleges. Nur in der Form ist vielleicht
ein geringer Unterschied. 8 Eier der St. macrura zeigen im Durch-
schnitt die Maasse 41, 9> 30,2 mm mit den Extremen 40 und 42,5 mm
in der Länge und 29 und 31 mm in der Breite; der Durchschnitt
von 21 Eiern der St. hirundo dagegen beträgt 41,3X30,5 mm, mit
den Extremen 43 und 38,5 mm in der Länge und 29,5 und 32 mm
in der Breite. Demnach scheinen die Eier der Küstenseeschwalbe
eine etwas gestrecktere Form zu besitzen.
Bei der Suche auf der Wiese wurden auch 3 Kiebitznester ent-
deckt, die mit 1,3 und 4 frischen Eiern belegt waren. Offenbar
handelt es sich um Nachgelege, denn es wurden zugleich auch her-
umlaufende Dunenjunge gefunden. Endlich möchte ich doch der
zahlreichen Lerchen gedenken, die sich ringsum und von der Wiese
zum blauen Himmel erhoben und ihr jubelndes Lied in das Kreischen
und Pfeifen der Seevögel mischten. Ein Nest mit 6 Eiern lieferte
uns den Beweis, dass auch sie zu den Brutvögeln des kleinen Ei-
lands gehören. Leider glückte es uns aber nicht, einen in mehre-
ren Exemplaren am Strande bemerkten Vogel, der uns auch als Nist-
vogel angegeben war, in seinen Nistverhältnissen kennen zu lernen;
ich meine den Alpenstrandläufer, Trift ga alpina L. Aber wenn
man bedenkt, dass uns nur wenige Stunden zu Gebote standen, in
denen wir die Vogelwelt des ganzen Eilands kennen lernen wollten,
und dass das Nest dieses sicher nur in geringer Zahl hier nistenden
Vogels recht schwer zu finden ist, wird man dies erklärlich finden.
Wir waren mit dem Erfolge, auf dem kleinen Eiland 8 Vögel als
Brutvögel kennen gelernt zu haben, vollauf zufrieden. Es waren dies:
Sterna rninuta L., Sterna macrura L., Larus canus L., Haematopus
ostrilegus L., Vanellus cristatus L., Charadrius hiaticula L., Anas crccca L.,
Alauda arvensis L. Mit günstigem Winde setzten wir nun über den
Meeresarm, der das Eiland von der Nehrung trennt. Aus dersel-
ben ziehen sich längs der offenen See Dünen hin, die von Sandhalm
und Strandhafer in vielfach meterhohen dichten Büscheln bestanden
sind; an die Dünen schliesst sich ein breiter Wiesenstreifen an, der
am 1 Iaff mit einem 2-3 in breiten kiesigen und sandigen Ufersaum endet.
Auf diesem Ufersaum hatten 2 Paare Austernfischer ihr Nest ange-
legt, während zahlreiche Mövennester theils auf der Wiese, theils in
den Dünen standen, manchmal gut versteckt in den dichten Sand-
halmbüscheln. Aufmerksam gemacht durch zerbrochene Eierschalen,
die offenbar von einigen von Krähen geraubten und verzehrten Ei-
ern herrührten, untersuchten wir die vereinzelt auf der Wiese stehen-
den Büsche von Weissdorn, Hollunder und wilder Rose näher und
fanden alsbald drei verlassene Nester des mittleren Sägers, Mergtis
scrrator L., mit 4, 4 und G Eiern. Jedes der Nester wurde durch
herumliegende zerbrochene Eierschalen uns schon angekündigt und
dann im nächsten Busche leicht gefunden, obwohl die feuchten, mit
Schmutz, Halmstücken und Blättern beklebten Eier kaum im Nest zu
erkennen waren. Nur ein einziges, den gefrässigen Krähen noch
nicht zum Opfer gefallenes Nest mit 6 offenbar frischen Eiern, fanden
wir in einem Sandhalmbüschel dicht am Seestrande; es wurde durch
den abstreichenden Vogel verrathen. Die grossen gelblichweissen
oder bräunlichgelben Eier messen im Durchschnitt 06,4X44,3 mm.
Bei 40 in meiner Sammlung befindlichen Eiern betragen die Extreme
in der Länge 09 und 59,5 mm, in der Breite 47 und 41 mm.
Mit dem Säger erhöht sich die Zahl der an den angegebenen
Ocrtlichkeiten nistend beobachteten Vögel auf 9.
Etwas über das Einsammein der Eier.
Von M. I! aschig.
Obwohl ich mich mit den gelehrten Herrn Oologen durchaus
nicht auf gleiche Stufe stellen will, möchte ich doch als Anhän-
ger der Sache meine Erfahrungen, welche ich bei meinen häu-
figen Streifzügen sammelte, im Interesse der Allgemeinheit ver-
öffentlichen.
Zunächst liegt cs mir am Herzen, das Sammeln der Eier zu
einem für die Vogelwelt weniger nachtheiligen Sport zu gestalten,
ohne dass dem Liebhaber deshalb besondere Schwierigkeiten
erwachsen. Wie diesem Ziele u. U. näher gerückt werden könn-
te, sollen die nachfolgenden Zeilen zeigen. —
Schon vor längerer Zeit habe ich mehrfach die Beobachtung
gemacht, dass sich in Nestern, obwohl das Gelege bereits voll-
ständig war. sobald ein Ei aus demselben entfernt wurde, (vor-
ausgesetzt, dass das eigentliche Brutgeschäft noch nicht begon-
nen hatte), anderen Tages das fehlende Ei wieder ergänzt war.
Auch bei andern, noch nicht das volle Gelege anfzuweisenden
Nestern fand sich, dass, wenn demselben nur ein Ei entnommen
wurde, nach einigen Tagen doch das eigentliche Gelege keine
Einbusse an seiner Vollständigkeit erlitten hatte. Am eklatan-
testen zeigte sich dies hei dem Gartensänger, (Spötter, Garten-
aubvogel) Ilypolais philo tu da. Bei diesem niedlichen Vogel konnte
92
man fünf bis sechsmal täglich ein Ei entfernen und ebenso pünktlich
war am nächsten Tage der Ersatz da. Auch bei einigen Gras-
mückenarten, dem Rothschwänzchen, dem Würger u. s. w. habe
ich dasselbe beobachten können.
Hieraus ziehe ich nun den Schluss, dass wohl bei den meisten
Vögeln diese merkwürdige Ergänzung des Geleges vor sich gehen
wird, vorausgesetzt, dass man bei Entnahme des Eies mit der ge-
hörigen Sorgfalt zu Werke geht und stets nur ein Ei auf einmal
entfernt. Am besten bewerkstelligt man die Entnahme der Eier
mittels eines feinen Hornlöffels, da man das Berühren (mit der
Hand) der in dem Neste verbleibenden Eier möglichst vermeiden
soll, weil eben einige Vögel in dieser Beziehung sehr empfindlich
sind.
Ich komme nun zu dem Kardinalpunkt, nun die Frage auf-
zuwerfen: „Ist es durchaus noth wendig, dass eine Eiersamm-
lung stets volle Gelege aufweist?“ —
Meines Erachtens nach wäre dies nicht unbedingt erforder-
lich, da eine gut geordnete Eiersammlung, ohne dass volle Gelege
vorhanden sind, dennoch stets einen schönen Anblick gewährt.
Von einer wirklichen Noth wendigkeit könnte man wohl nur bei
der Sammlung von Kuckuckseiern sprechen, da diese sich be-
kanntlich in der Färbung den Gelegen der in Anspruch genom-
men Pflegeeltern meist anzupassen wissen. Bei der Grasmücke
z. B. habe ich dies öfter zu beobachten die Gelegenheit gehabt.
Auch bei den Raubvögeln findet man häufiger, dass die Eier in
der Farbe variiren, weshalb auch hier die Beschaffung von Ge-
legen unbedenklich wäre. Wie bei diesen letzteren Vogelarten,
so würde überhaupt bei allen schädlichen und auch bei sehr
häufig vorkommenden Vogelarten die aufgeworfene Frage weniger
Bedeutung haben. Anders dürfte sich dies bei wirklich nützlichen
Vögeln gestalten.
Leider ist der Bestand unserer nützlichen Zugvögelarten und
Sänger, wie Nachtigall, Schwalbe, Blaukehlchen u s. w. in Folge der
unbarmherzigen Abschlachtereien bei ihren Durchzügen in Italien,
Helgoland u. s. w. von Jahr zu Jahr zurückgegangen und ist der
angezogene Punkt schon deshalb wohl einer Erwägung werth.
Sturmvögeleier.
Auf meine Veranlassung hin wurde Anfangs Juli dieses Jah-
res von der Insel Porto Santo aus eine kleine Expedition zu einer
benachbarten Felseninsel unternommen, um seltene Sturmvögel-
93
eier zu erlangen. Da die See nicht besonders hoch ging, boten
Fahrt und Landung diesmal keine grösseren Schwierigkeiten. Die
Absuchung der Felsen und Felshöhlen ergab : Oceanödroma Castro
(Harc.), Madaira- Sturmschwalbe, 8 Pujfinus Kuhli (Boie), Grauer
Sturmtaucher und mehr als 20 Bulweria bulzveri Gould, Tauben-
sturmschwalbe. Jedes Ei bildet bekanntlich bei diesen Arten ein
Gelege. Fast alle waren, wenn nicht irisch, dann doch nur
wenig bebrütet.
Das Sturmschwalbenei mass 33X25 mm und zeigte nur am
stumpfen Fol ein kleines Bändchen von rothbraunen Fünktchen,
untermischt mit rötklicken Fleckchen und einen verschwommenen
grösseren Fleck. Sonst war das Ei rein mattweiss. Es ist von mehr
als 30 Eiern dieser Art, die icli untersuchte, das 2., das statt eines
Funktkranzes am Fol den ganzen Fol punktirt zeigt. Von den
8 Puffinus AA/Az-Eiern gingen 3 durch Bruch verloren. Die übrigen
5 massen 78X51, 77,5x52,5, 74,5a51, 76X50 und 76X50,7 mm.
Das 2. ist merkwürdig, weil von den zahlreichen Eiern dieser
Art, die ich gemessen habe, kein einziges eine grössere Quer-
achse aufwies als 52 mm.
Die Maasse der Taubensturmschwalbeneier schwanken zwi-
schen 40 und 47 mm in der Länge und 30 bis 33 mm in der
Breite, im Allgemeinen ist die Form eine regelmässige. Ein
besonders langgestrecktes Ei mass 4iX30 mm, Ein besonders
kugeliges 42X33 mm. Die Mittelgrösse betrug 43,5X31,5 mm.
Tkeux (Beigienj d. 17. August 1901.
F. Ernst Schmitz.
Zur Angelegenheit Tichodroma muraria Eier.
ln Ko. 5 der „Zeitschrift für Oologie“ finde ich einen Artikel
des Herrn Zollikof er „lieber Tichodroma muraria-E\er u, welchen einige
Randbemerkungen angefügt sind, von denen mich in Mo. 4 im All-
gemeinen, Mo. 2 im Besondern zu etlichen Worten der Aufklärung
veranlassen. Der Verfasser spricht zwar — ohne Mamennennung —
nur von einer Maturalienhandlung, jedoch weiss ich ebenso wie
Herr Z. selbst, dass meine Firma damit gemeint ist.
Zunächst erkenne ich die Schwierigkeiten, mit welchen das
Ausnehmen der Eier frei lebender Alpenmauerläufer verbunden
ist, im vollsten Maasse an. Gefangenschaftsexemplare lasse ich
vorläufig unberücksickigt. Der Katalogwerth von 10 — 12 Mark, zu
welchem Freise Eier dieser Species Düker in den Katalogen aus-
geboten wurden, ist aus diesem Grunde heute nicht mehr aufrecht
94
zü erhalten. Ich bin jetzt im Gegentheil der Ueberzeugung, dass
der 4— ü fache Werth für Eier aus der Freiheit nicht zu hoch ge-
griffen ist. Wenn ich nun Herrn Z. vor Jahren für Tichodroma
murarin -Eier Mk 6 pro Stück offerirte, kommt dieser Preis heute
selbstverständlich nicht mehr in Betracht, entsprach aber seiner
Zeit durchaus dem Katalogwerth von Mk. 10 bis 12, war also durch-
aus berechtigt, denn zum gleichen Preise habe ich in früheren
Jahren die Eier frei lebender Alpenmauerläufer wirklich nicht
allzu selten aus dem Kaukasus, besonders aber aus den Karpa-
then erhalten. Nebenbei bemerkt, kannte mein kaukasischer
Sammler den Werth dieser Eier überhaupt nicht; als reeller Händler
bewilligte ich ihm indess die ihm zukommenden Mk. 6 pro Stück,
also die Hälfte des Katalogpreises, schon um ihn besonders für
diese Eier zu interessiren. Leider habe ich seit einigen Jahren
nichts mehr von dem erwähnten Sammler gehört und da auch
mein Lieferant in den Karpathen, ein Förster, infolge vorgerückten
Alters vor mehreren Jahren gezwungen war, das Eiersammeln
aufzugeben, war damit für mich die letzte Bezugsquelle erschöpft
und seitdem habe ich nicht ein einziges aus der Freiheit stam-
mendes Tichodroma muraria-VA wieder in die Hände bekommen,
was ich verschiedenen meiner Geschäftsfreunde ausdrücklich
mittheilte, u. a. auch Herrn I)r. E. Rey, als er für sein neues Ei-
erwerk von mir ebenfalls nähere Angaben und Ansichtsmaterial
von Eiern dieser Art verlangte. Jch gebe ferner gern zu, dass
es immerhin vorzuziehen ist, wenigstens in der Gef an gensch aft
gelegte Eier des Alpenmauerläufers, als gar keine oder zweifel-
hafte zu besitzen, indess ist nicht zu leugnen, dass solche Eier,
wie auch Herr Z. zugesteht, meist kleiner und in Fleckung fast
purchweg weniger intensiv gezeichnet sind. Jedenfalls bezweckt
Herr Z. dadurch, dass er mein Angebot von 6 Mark pro Ei aus-
drücklich als ein auffallend niedriges hinstellt, um Propaganda für
die aus der Gefangenschaft stammenden Tichodroma - Eier, welche
er in derselben Nummer der „Zeitschrift für Oologie“ zum Ver-
kauf ausbietet, zu machen. Ich kann es Herrn Z. durchaus nicht
verdenken, wenn er die Eier für möglichst viele „Silberlinge“
loszuschlagen sucht, jedoch hätte er besser gethan, sich das
von mir als Händler vor Jahren erfolgte und inzwischen illuso-
risch gewordene Angebot nicht als Mittel zum Zweck dienen zu
lassen.
Was die Bemerkung des Herrn Z. über Fregilus graculus-YAzx
anlangt, nämlich dass dieselben zu lächerlich billigen Preisen —
„wenigstens auf dem Papier“ — offerirt werden, möchte ich Herrn
Z. doch empfehlen, mit solchen durch keinerlei Sachkentniss ge-
trübten Urtheilen zukünftig etwas vorsichtiger zu sein. Herr Z,
95
kennt eben nur das seltene Vorkommen der Alpenkrähe als Brut-
vogcl in der Schweiz, hat aber anscheinend keine Ahnung, dass
dieser Vogel in Südspanien und im Kaukasus kolonienweise zu
Hunderten brütet. Ich bin momentan in der Lage, Herrn Z. sofort
100 Stück Eier von Fregilus graculus in zweifellos echten Exem-
plaren und von frei lebenden Vögeln ä 5 Mark bei einem aus-
reichenden Verdienst zu liefern. Ausserdem befindet sich zur Zeit
eine Sendung aus Südspanien für mich unterwegs, die mir wei-
teren Vorrath von 60 Eiern dieser Art bringt. In Anbetracht sol-
cher Quantitäten wird Herr Z. wohl selbst zugeben, dass der Preis
kein ,. lächerlich billiger und nicht ,,nur auf dem Papier zu lesen“
ist. Jedenfalls sind derartige Behauptungen geeignet, dem Händler
beim grossen Publikum in Misscredit zu bringen und ist auch
dies der Hauptgrund, weshalb ich in Wahrung berec.htiger In-
teressen zu den Randbemerkungen des Herrn Z. vorstehende
Erklärungen abgegeben habe. Die Angelegenheit ist damit voll
und ganz für mich erledigt.
Willi. Schlüter, Halle a. S.
Büchermarkt. Eine für Oologen höchst wichtige Erscheinung
ist die soeben erfolgte Herausgabe des ersten Theils des Kataloges
der Eiersammlung des Britischen Museums unter dem Titel:
Catalogue of the collection or birds eggs in the british museum
by Eugene W. Oates, London 1001. Das mit 18 Eiertafeln aus-
gestattete umfassende Werk giebt die Beschreibung, Maasse und
die Anzahl der im britischen Museum vorhandenen Eier der
Strausse, Tauben, Laufhühner und Schwimmvögel. Unter Zuliilfe-
des Nehrkorn sehen Eierwerkes sind hierdurch Hilfsmittel ge-
boten, die jedem Oologen auf das Angelegentlichste zu empfehlen
sind. A. Gr.
Beiträge zur Biologie des Kuckucks von Karl Eckstein, Königl. Professor an der
Forstakademie Eberswalde. (Deutsche Jägerzeitung No- 45, 1901. Laut vieler Unter-
suchungen des Mageninhalts des Kuckucks wird 1. der Nutzen dieses Vogels, 2. weshalb
der junge Kuckuck die Nestvögel herauswirft, eingehendst klargelegt und besprochen.
Eckstein kommt zu ganz anderen wie zu den bisher gekannten Behauptungen.)
Briefkasten. R, S. 20. Baron Carlo von Erlangen ist nach mehr wie zwei-
jährigem Aufenthalte in Afrika wieder in Nieder-Ingelheim, seiner Heimath, eingetruffen.
Dem Heimsrekeh rteu wurde sowohl im Elternhause, wie seitens der Gemeinde ein überaus
herzlicher Empfang bereitet. Herr von Erlangen wird sich vorerst längere Zeit von
den gehabten Strapazen erholen und sich daun mit der wissenschaftlichen Ausbeute
seiner Keiseu eingehend« beschäftigen.
96 —
A n z e i g' e n.
Verkaufe aus meiner Sammlung
in Gelegen wie einzeln
und zu äiasserst üäüi&cm lVei.$e
Eier von Gyp. barbatus, V. monachus,
Aq. fitlva, imperialis, naevia, clanga,
pemiata, bonnelli, C. gallicus, P. haliaetus,
Nuc. caryocatactes, Pyrrh. graculus, Cu-
eulus, Calam. capistrata, sowie von noch
melireren hundert Arten und Gelegen.
Näheres gegen Rückmarke durch die
Redaktion.
Naturalienhändler V. Fric in Prag,
Wladislawsgasse 21a, kauft u. verkauft
naturhistorische Objekte aller Art.
Dr. Adolf Lendl,
Naturhistorisches Cabinet.,
K»a • Utens. — (iiaucidium p.i -. iinuui i.
L)er letzte Kischadler im Gi unewald bei Berlin. — Belicht über einen oologischen Ausflug in der Mark.
Geschäftliches. — Berichtigung. — Inserate.
Ueber die Veränderungen der Eischale während des Bebrütens.
Von Bernhard Hantzsch. (Fortsetzung und Schluss.)
Eine weitere Veränderung der Eischale beim Bebrüten besteht
in der gewissen Gattungen eigenthümlichen Verminderung oder
Vermehrung des Glanzes der Oberfläche. Dieser Thatsache können
verschiedene Ursachen zu Grunde liegen, die sich vollkommen
nur durch chemische und mikroskopische Untersuchungen und
auch nur von Fall zu Fall erklären lassen. Der Glanz der Ei-
schale hängt einestheils ab von der Menge der in ihr vorhandenen
organischen Substanz, anderntheils aber auch von der Beschaffen-
heit des Kornes, d. h. des Abdruckes der die Schale bildenden
Uterindrüsen. Je grösser die Menge der organischen Stoffe, desto
glänzender erscheint die Schale. So ist, nach Landois, die Ober-
hautschicht der entenartigen Vögel mit flüssigem Fett imprägnirt,
was diesen Eischalen neben der praktischen Wirkung auch
den Glanz verleiht, wenigstens diesen vermehrt. Glühen ver-
nichtet den stärksten Glanz, indem es die organische Substanz
zerstört. Da nun durch die Wärme des Bebrütens, besonders
bei trockner, heisser Luft die anfangs vorhandenen organischen
Stoffe der Eischale theilweise verschwinden, ist es demzufolge
möglich, dass dieselbe bei fortschreitender Bebrütung matter wird.
Anderntheils kann dies daher rühren, dass sich das bebrütete Ei
durch mancherlei Einflüsse mit Unreinligkeit überzieht, wodurch
die in Wirklichkeit immer noch glänzende Schale nur mit einer
undurchsichtigen, matten Schicht überdeckt wird. Da die anhaf-
tenden, theilweise organischen Stoffe nicht nur tief in die Kalk-
schale eindringen, sondern höchst wahrscheinlich mit der Ober-
114 —
liaut und dem kohlensauren Kalke chemische Verbindungen eiii-
gehen, ist cs oft unmöglich, den ursprünglichen Glanz durch
Reinigen der Schale wiederherzustellen. Wie Naumann angiebt,
sind beispielsweise die Eier unserer Spechte nach der Bebrütung
viel matter als vorher. Er betont diese Eigenthümlichkeit für
Gecinus viridis und canus, Dcndrocopus major, viinor und medius.
Das Gegentheil der eben besprochenen Tliatsache, das stär-
kere Hervortreten des Glanzes nach längerer Bebrütung des Eies,
kann ebenfalls verschiedene Ursachen haben. Durch die Berüh-
rung des Gefieders und der Haut des brütenden Vogels mit der
Eischale werden dieser organische, fettige Stoffe in flüssigem Zu-
stande imprägnirt, was besonders bei Wasservögeln recht wohl
erklärlich ist. Vor allem nehmen trockne, feinkörnige Eischalen
derartige organische Substanzen an. Anderntheils aber werden
durch das Bebrüten die äusserst feinen Erhebungen des Ober-
häutchens oder auch der Kalkschale selbst, die, wie bemerkt, den
Abdruck der Uterindrüsen darstellen, allmählich abgerieben, wo-
durch die Oberfläche glatter und damit glänzender erscheint. Ge-
wisse Eier besitzen eine so zarte, matte Oberfläche, die wie der Hauch
auf reifen Früchten erst nach ihrer Entfernung das glänzende
Korn erscheinen lässt. Doch können auch beide der angedeuteten
Möglichkeiten in Verbindung auftreten: die Erhebungen reiben
sich ab, die Vertiefungen füllen sich durch organische Ablage-
rungen aus. Die veränderte Lichtbrechung lässt uns dann die
Eischale glänzender als ursprünglich erscheinen. Diese Eigen-
thümlichkeit findet sich bei einer grossen Menge von Arten. Ich
hebe hervor: Sylvien, Laubsänger, Rohrsänger, Meisen. Würger,
Lerchen, Prachtfinken; in ziemlich hohem Grade auch bei Merops
apiaster, Tetrao urogallus, Lyrurus tetrix , Tetrastes bonasia.
Eine weitere Art der Veränderung zeigen die Eischalen, die
von einer dicken, weichen Schwammschicht und eventuell einer
eben solchen Oberhaut umgeben sind. Ein derartiger Ueberzug
erscheint fettig, kreidig, kalkig, manchmal erstarrter Milchhaut
nicht unähnlich. Kutter nennt ihn die Kortikalschicht. Dass
diese oftmals wesentlich organisch sein muss, beweist der Um-
stand des in vielen Fällen vorhandenen lebhaften Geruches. In
verschiedenartiger Form findet man die Kortikalschicht bei den
Eiern der Sturmvögel, Scharben, Tölpel, Fregatt- und Tropikvögel,
Pelikane, Taucher, Pinguine, Flamingos und einiger anderer,
ferner auch bei gewissen Cuculiden, z. B. Centropus, Crotophaga,
Guira. Da die Kalkschalenbildung nach Landois in der Regel
nicht länger als 24 Stunden dauert, verlässt das Ei bei ge-
nannten Familien, soweit man bis jetzt beobachtet hat, den Uterus
in noch nicht völlig erhärtetem Zustande. Allerdings tritt die Erstar-
— 115
i-ung der anfänglich noch weichen Kortikalschicht an der Luft in
wenigen Stunden ein, doch genügt diese Zeit, um an der Schale
gewisse mechanische Veränderungen möglich zu machen. Bereits
durch den Legeakt, wohl auch schon vor diesem, finden nicht
selten unregelmässige Zusammenschiebungen der noch weichen
Schicht statt, die zu wulstigen Anhäufungen, aber auch zu Rissen
derselben, ja zu völliger Blosslegung der tieferen, festeren Kalk-
schicht führen können. Aller Wahrscheinlichkeit nach geschehen
derartige Vorgänge bei Individuen, die durch unnormale Verdau-
ung, Legenoih, Zusammenziehung des Uterus aus Angstgefühl und
ähnliche sehr wohl erklärliche Störungen des Legeaktes, die noch
nicht völlig abgeschlossene Eischalenbildung beeinträchtigen.
Weiter aber tritt die Veränderung der unter normalen Verhält-
nissen gleichmässigen Oberfläche des Eies erst nach dem Legen
ein. Durch Bewegungen des Vogels, momentanes Erheben und
darauf folgendes Niederlassen, entstehen höchst wahrscheinlich
die besonders bei Pelikanen so oft vorkommenden Längs-
streifungen der Kortikalschicht. Ferner findet man bei vielen
Eiern der vorher erwähnten Vögel häufig genug Zusammen-
schiebungen derselben, die sicher erst nach dem Legen erfolgt
sind. Man bemerkt deutliche Abdrücke des Gefieders, der Füsse,
des Nestmaterials. Dann und wann hängt sich letzteres der
Oberhaut fest an, sodass es nur gewaltsam entfernt werden kann.
Der Laie glaube deshalb bei Besichtigung der Eier einer Sammlung
nicht, derartige Unebenheiten wären erst nachträglich von Menschen-
hand bewirkt. Bei gewissen Arten sind völlig normale, d. h.
glatte Eier, sogar ungleich seltener, als derartig veränderte, bei
anderen allerdings wieder nur ausnahmsweise anzutreffen; an den
kostbaren Eischalen des sonderbaren Balaeniceps rex J. Gd. be-
merkte von Heu gl in ebenfalls Abdrücke des Nestmaterials.
Aber nicht nur unmittelbar nach dem Legen, sondern selbst
bis zum Ende der Bebrütung entstehen, vorzugsweise auf Eiern,
die von einer derartigen weichen Kortikal schicht überzogen sind,
mechanische Veränderungen der Oberfläche. Gewöhnlich ver-
einzelt, dann und wann aber auch in zahlreichen Mengen, machen
sich feinere und gröbere Striche, Kritzel und Abschabungen be-
merkbar, die hauptsächlich durch Schnabel und Nägel des brüten-
den \ ogels bewirkt werden. Besonders der weiche Ueberzug
verschiedener Centropus-Arten, sowie von Crotophaga major, ani
und sulcirosiris, lassen derartige Kritzel Vorkommen, oft bis zu
solcher liefe, dass man unter der weisslichen Oberschicht die viel
härtere bläuliche Grundschicht bemerken kann.
Je länger das Ei bebrütet ist, desto morscher wird, wie bereits
erwähnt, die Schwamm- und Oberhautschicht, sie blättert sogar
— 116 -
theilweise von selbst ab, wie bei den Megapodien, aber auch bei
Tauchern, Pinguinen u. a., und lässt dann die weisse Kernschicht
wahrnehmen.
Dass manchmal auch durch mechanische Eingriffe ver-
ursachte Knickungen, Sprünge und ähnliche Verletzungen der
Eischale während des Bebrütens Vorkommen, die, sofern nicht
die Schalenhaut angegriffen wurde, der Entwicklung des Fötus
keinen Schaden zufügen, mag nebenbei als letzte Veränderung
der Eischalenstruktur erwähnt sein. —
Weit mannigfacher aber als derartige Veränderungen sind
solche der Färbung, die nun an zweiter Stelle besprochen werden
sollen. Sie stellen sich theils regelmässig ein, theils erscheinen
sie auch nur zufällig.
Eine grosse Anzahl von Eiern lässt das von ihnen um-
schlossene Innere durchschimmern. Dahin gehören die meisten
kleineren, dünnschaligen Arten, besonders weisse oder hell ge-
färbte. Ich unterlasse es bei der Häufigkeit dieser Erscheinung
einzelne hervorzuheben. Bei frischgelegten Eiern können sämt-
liche hellere Farbtöne durchscheinen: röthlich, gelblich, grünlich
und bläulich, die ersteren vom Dotter, die anderen von der
Schalenhaut herrührend. Hierdurch wird oft genug ein sehr leb-
hafter Unterschied zu dem seines Inhaltes entleerten Eie ge-
schaffen, was jeder Sammler weiss. Ausserdem ist beim frisch-
gelegten Eie die Schale an und für sich weit durchsichtiger als
später, was man auch nach dem Ausblasen, z. B. an Eisvogeleiern
in verschiedenen Stadien der Bebrütung deutlich erkennt. Diese
scheinbare Veränderung des glas- oder gallertartigen Zustandes
der Kalkschale hat seinen Grund vorzugsweise in der Veränderung
der Eischalenhaut. Doch bleibt ein geringer Grad der Durch-
sichtigkeit bis zuletzt. Die hellen gelblichen oder grünlichen
Farbtöne verschwinden allerdings, sobald der Fötus sich weiter
entwickelt, um einem dunkleren Grau, Blau oder Violett Platz
zu machen. Ein geübter Eiersammler wird jedoch, vielleicht bei
ganz dickschaligen Eiern ausgenommen, in den meisten Fällen
nicht nur mit Hilfe des Gefühls, sondern auch des Gesichtes, eben
an der durchscheinenden Färbung des Eies das Bebrütungsstadium
desselben bis zuletzt erkennen.
Auch die thatsächliche Färbung der Eischale verändert sich
in zahlreichen Fällen durch das Bebrüten. Bei einer grossen
Menge von Arten zeigt sich während dieser kurzen Zeit bereits
dasselbe, was bei längerer Aufbewahrung in Sammlungen in noch
weit stärkerem Grade hervortritt: sie verbleichen. Der oft über-
aus zarte farbige Hauch verschwindet, lebhaft gefärbteEier verblassen.
Besonders Grün und Blau werden matter und gehen sogar ins
117
Weissliche über. Ich erinnere nur an Ruticilla phocnicurus, Turdin
musicus, Ardea cinerea , Plegadis falcinellus. Besondere Beachtung
verdienen die Falle, wo derartiges Verbleichen schon wenige Tage
nach dem Beginn der Bebrütung eintritt, weshalb solche Eier oft
ungenügend, ja sogar fehlerhaft beschrieben worden sind. Hier-
her gehören beispielsweise die Eier zahlreicher Raubvogelarten,
die gewöhnlich nur in völlig frischem Zustande eine deutliche
grüne Grundfärbung erkennen lassen. Diese rührt nicht etwa
von einem Durchscheinen des Innern her; denn sie verliert sich
auch dann nicht, wenn das Ei entleert wird. Von Riesenthal
hebt diese Eigenthümlichkcit hervor für Aquila chrysaetus und
melanastus , von Ssomow für Asiur brevipes, Sev. ; ich habe dasselbe
auch bei Gyps fulvus und Vnltur mövachus, sowie bei Astur pahtnr
barius, Accipiter nisus u. a. gefunden. Einige Raubvogeleier be-
wahren allerdings den grünlichen Ton länger, z. B. Milvus ater ,
doch ebenfalls nur mit geringerer Intensivität, als das frischgelegte
Ei ihn zeigt. Dieses rasche und auffällige Verblassen des grün-
lichen Grundtons gilt auch für Poecile palustis (L.) und ihre Verwandten,
für die meisten Lenins- Arten, besonders L. cxcubiior und Senator,
für Fr in gilt a eoetebs und gewisse andere. In geringerem Maasse
verbleichen braun, roth und dunklere Farben, doch soll bei
Erithacus Imcinia und Cettia eefti ein Matterwerden der lebhaften
Färbung während des Bebrütens sich ebenfalls bemerkbar machen*
nach Naumann auch bei Tetrao urogafins und verwandten Arten
der bräunliche Grundton bleicher werden, was freilich nach
meinen Beobachtungen mehr für verlassene und der Witterung
ausgesetzte Eier gilt.
Ein stärkeres Hervortreten der ursprünglichen Farbe durch
das Bebrüten scheint selten vorzukommen. Doch erwähnt
Naumann für die Eier von Sylvia cinerea, dass diese durch Be-
brütung grüner würden. Man muss allerdings hier wohl unter-
scheiden zwischen regelmässigen und zufälligen Veränderungen,
auch zwischen wirklichen Schalenfärbungen und dem oft irre-
führenden Durchscheinen des Innern.
Zufällige, d. h. sich nicht immer gleichartig
V ei Änderungen während des Bebrütens kommen
reich vor. Ea bei verschiedenen Eiern gewisse
ganz oberflächlich und der Bildung der Eischale zufolge erst
kurze Zeit vor dem l.egeakte aufgetragen werden, so geschieht
es, dass derartige Hecken in frischem Zustande durch die Be-
rührung des Gefieders und der Füsse des brütenden Vogels, be-
sonders, wenn diese feucht sind, verwischt oder selbst völlig
entfeint werden, sich manchmal sogar auch späterhin erst all-
mählich abreiben. Derartige Vorgänge finden sich z. B. bei
wiederholende
äusserst zahl-
Farbstoffe nur
118
Perms apivorus , wie Naumann ausdrücklich bemerkt, und auch
bei anderen Raubvögeln, besonders den Tinnuncuhis- Arien. Bei
den Eiern von Platalea leucorodia ist die Verwischung der braunen
Flecken ebenfalls beobachtet worden. Manchmal verschwinden auch
die am stumpfen Ende gewisser Eier vorhandenen schwärzlichen
Haarzüge, z. B bei Garrulns glandarius, A crocephalus schocnobaenus,
Ortygomctra parva. Selbst bei den Eiern verschiedener Hühner-
vögel, z. B. bei Tetrao urogallus, Coturnix communis und den Lagopus-
Arten, verwischen sich, solange das Ei frisch ist, nicht allzuselten
die dunkelbraunen Flecken durch die Feuchtigkeit der Nestunter-
lage und des Gefieders.
Entgegengesetzt dem Verschwinden oberflächlich auf getragener
Farbstoffe hängen sich nicht selten auch Fremdstoffe der Eischale
an, wodurch diese ebenfalls ein verändertes Aussehen bekommt.
Derartige Accidentien sind manchmal sofort als solche kenntlich
und lassen sich dann leicht von der Eischale entfernen, wodurch
dieser das normale Aussehen wiedergegeben wird. Erdige Be-
standthcile haften nicht selten an den Eiern solcher Vögel, die
auf der Erde brüten, z B. Regenpfeifer. Wasserläufer, Schnepfen,
oder die in Erdhöhlen nisten, wie Eisvögel und Bienenfresscr,
oder auch, die zum Baue ihres Nestes Erde verwenden, z. B.
Schwalben, Flamingos, unsere Amsel. Holzmehl hängt manchmal
an den Eiern der Vögel, die in Baumhöhlen brüten, wie Spechte,
Wiedehopfe, Mandelkrähen, oder die zum Baue ihres Nestes Holz-
theile benutzen, z. B. Möven und Taucher. An den Eiern
aller Vögel bemerkt man ferner nicht selten Exkremente. Manch-
mal kann man auch, besonders an den Eiern der Raubvögel, Blut-
flecke wahrnehmen, die dann und wann wirklicherSchalenzcichnung
ähneln. Sie sind jedenfalls aus den Uteruswänden hervorgetreten,
die während des Vorfalls beim Legen ausserordentlich angespannt
werden, weshalb kleinere Zerreissungen und Entleerungen von
Blutgefässen leicht begreiflich erscheinen. So behauptet Nau m an n ,
dass die Flecken der Eier von Alisa Aus pennalus nur durch Blut
hervorgerufen würden. Auch N ehr körn erwähnt für die Eier
des ostindischen O/ogyps calvus, Scop., dass diesen viele Blutflecke
anhaften, die bald nach der Ablegung eintrocknen, aber immerhin
nur als accidentieli an, gesehen werden müssen. Je nach der Um-
gebung des Nestes und der Beschaffenheit desselben können
natürlich noch andere Materien auf der Schale haften, doch stellen
die angeführten die häufigsten dar.
Während man. wie ersichtlich, derartige Anhängsel manchmal
mit Leichtigkeit loslöscn kann, diese sogar im Neste von selbst
wieder abgerieben werden, haften andere so fest, dass ihre
mechanische Entfernung völlig unmöglich wird. Auch mit Hilfe
119
von Wasser oder Säuren kann dies oft genug ohne Veränderung
und Zerstörung der Eischale nicht geschehen, weil die Fremd-
stoffe die Oberhaut des Eies, ja selbst einen Theil der Kalkschale
imprägnirt haben. Besonders sind natürlich weisse Eier derartigen
Vorgängen ausgesetzt, die ihre ursprüngliche Färbung nicht selten
völlig verändern. Die rauhen Eier von Ciconia alba, Lcptoptilus
erinnern' Perus, A ns er ferm und einer Unmenge ähnlich gebildeter
Arten werden gelblich, bräunlich oder grau. Besonders ist Regen-
wetter und sonstige Feuchtigkeit die Ursache, dass Fremdstoffe
tief in die Poren der Eischale dringen. Die feinkörnigen, eben-
falls matten Eier verschiedener Eulenarten, z B von Syrnium
alueo und lapponicum, werden, wie von Riesenthal hervorhebt,
öfters durch die faulige Holzunterlage des Nestortes „gelblich
oder bräunlich“ gebeizt. Aehnlich erklärt Thienemann den
„Fleckenkranz“ der Eier von Astur palumbaritis, die „gelbliche
oder bräunliche Fleckung verschiedener Spechteier. z. B. von
Picoidcs tridacty/us. Auch die glatten Eier von Cinclus aquaticus
erscheinen nach Thienemann zuweilen etwas „gelblich“ gefärbt
durch die Eichenblätter, auf denen sie liegen. N'ehrkorn hebt
in dem Kataloge seiner Eiersammlung ebenfalls eine Anzahl
Arten hervor, die durch Einwirkung des Nestmaterials deutliche
Veränderungen ihrer Färbung erfahren haben. Aplouis brreiroslris ,
Reale (Nr. 1070), von den Samoa Inseln, ist mit „rostbraunen
Klcxen“ überzogen, die sich schwer abwaschen lassen. Erythrura
peeiti, Hartl. ( 1839), von den Viti-Inseln. zeigt verwaschbare „eisen-
farbige Flecken“. Die Eier von Phacthornis enrynomcK Less.) (2140),
einem Kolibri aus Rio Grande de Sul. sind durch eine Flechte,
womit der Vogel sein Nest baut, „karminroth“ gefärbt, S/ea/ornis
caripcnsis, Humboldt (2227), von Trinidad, lassen vom Schmutz der
Nester „braunrothe Wolken“ erkennen, die sich nicht abwaschen
lassen. Auch dieEierder Colins-, Centrvra- u. Crotophaga- Arten, sowie
der Bucerotidcn sind fast immer durch derartige Einwirkungen des
Nestmaterials in ihrer ursprünglichen Färbung verändert. Ebenso
zeigen die Eier der meisten Papageien den Hang, Fremdstoffe an-
zunehmen. Nchrkorn erwähnt die Eier der Pyrrhui :psis- Arten von
den Viti-Inseln. die vom Nestmaterial ganz „dunkelbraun ; gefärbt
sind, und Thieneman n berichtet von Psittacm clcgans, dass die Eier
dieses Vogels von der Nestunterlage eine „schmutzig-gelb- oder
bräunliche“ Färbung erhielten.
Mit Absicht habe ich solche bereits in der Litteratur nie-
dergclegte Fälle hervorgehoben, obwohl ich mit Leichtigkeit selbst
noch eine lange Reihe von Beispielen aufzählen könnte.
Doch wäre dies unnölhig, da eben die meisten weissen
Eier ihre Färbung während des Bebrütens verändern und nur
120
wenige Familien geringe Neigung hierfür an den Tag legen,
wie Schwalben, Eisvögel, Mandelkrähen, Bienenfresser, Tauben
und einige andere. Wenn man in Sammlungen doch noch zahl-
reiche rein weisse Eier vorfindet, so liegt dies eben daran, dass
stark angebrütete selten zum Aufbewahren präparirt werden oder
dass man sic künstlich gereinigt hat. Selbstverständlich sind
auch andere als weiss gefärbte Eier, hauptsächlich helle, derar-
tigen Veränderungen der Färbung durch das Bebrüten unterwor-
fen, was nur weniger in die Augen fällt. Ich erinnere an Säger,
Enten, Reiher, Fasanen.
Besondere Beachtung verdienen aber noch jene Arten, deren
anfänglich weissliche Eier oft derartig gleichmässig dunkel werden,
dass der Laie kaum an eine Verfärbung während des Bebrütens
glauben mag: ich meine die Sturmvögel, Scharben. Pelikane,
Taucher und Pinguine, anderntheils auch die Megapodien.
Als Urbild der ersteren Gruppe mögen die Eier unserer
Taucher dienen, die von einer ziemlich dicken, kalkigen .Schicht,
die Seidlitz nur für die Oberhaut hält, überzogen sind. Schabt
man diese weiche Rinden scliicht ab, so erscheint darunter die
grünlichweisse gekörnte Kalkschale, die bei einigen verwandten
Arten bis ins Dunkelgrüne übergeht, bei z. B. Sula variegata von den
Galapagos-Inseln. Diese helle, grünliche Kernschicht, die bei
allen genannten Familien sich findet, verändert ihre Färbung
während des Bebrütens so gut wie gar nicht. Wohl aber nimmt
die Oberhaut sehr bald einen gelblichen Ton an, der oftmals ge-
gen das Ende der Bebrütung hin in ein lebhaftes Braunroth, ja
sogar Schwarzbraun übergeht. Diese auffällige Färbung ist nicht
etwa bloss aufgelagert, sondern der gesammten Rindenschicht
imprägnirt. Sie entsteht durch die Berührung der Eischale mit
feuchten, modernden Pflanzenstoffen, womit die am Tage wenig
brütenden Vögel nach dem Verlassen des Nestes ihre Eier be-
decken. Ob aber die Färbung nur durch das Einziehen der ge-
färbten Feuchtigkeit in die poröse Rindenschicht hervorgerufen
wird oder ob sie infolge einer chemischen Veränderung derselben
entsteht, ist noch unentschieden. Soviel ist gewiss, dass die
den Farbstoff aufnehmende Schicht ihrer organischen Bestand-
theile wegen, die man sogar deutlich mit dem Geruchsorgane
wahrnehmen kann, ausserordentlich zu chemischen Veränderun-
gen neigt. Unwahrscheinlich ist es deshalb keineswegs, dass die
Umfärbung auf einem durch die Brutwärme unterstützten Gä-
rungsprozesse beruht. Die Verschiedenartigkeit der einwirkenden
Feuchtigkeit, die durch das Wasser, den Sumpfboden, das Nest-
material bedingt wird, erklärt die verschiedenen Nüancen der ge-
färbten Eier. In einem Gelege befinden sich nach meinen Er-
fahrungen jedoch immer ähnlich gefärbte Eier.
Etwas anders scheint der Vorgang, der zur Veränderung der
Färbung führt, bei den Megapodien oder Grossfusshiihnern Neu-Gui-
neas zu, sein, über deren interessante Fortpflanzung wir aller-
dings noch ungenügend aufgeklärt sind. Bekanntlich scharren
viele dieser Vögel gemeinsam ihr Ei metertief in lockere Höhlen
gewaltig hoher Bruthaufen, die, aus feuchten Pflanzentheilen, Sand,
Schlamm, faulendem Holze und andern Stoffen hergestellt, sich
gewöhnlich in der Nähe des Meeres oder warmer Quellen befinden.
Hier bleiben die Eier sich selbst überlassen und entwickeln sich
durch die in dem Bruthügcl herrschende, oft enorme Wärme. Die
matte Rindenschicht der Eischale, die anfänglich weisslich aus-
sehen soll, wird immer dunkler, zuletzt schokoladenbraun, in san-
digem Boden auch röthlichgelb. Dass dieser auffälligen Verän-
derung ebenfalls chemische Vorgänge zu Grunde liegen, ist mehr
als wahrscheinlich; auf blosse Imprägnation von Farbstoffen
lässt sie sich kaum zurückführen. Die eigentliche Kalkschicht
unter der gefärbten Oberhaut bleibt jedoch immer weiss.
Noch einige weitere Beispiele verdienen erwähnt zu werden,
bei denen möglicherweise chemische Prozesse die Färbung be-
wirken. Kommen Eier durch Berührung mit dem Gefieder des
brütenden Vogels oder auf andere Weise mit Feuchtigkeit zu-
sammen, die mineralische Stoffe, auch in farblosem Zustande
enthält, so kann ebenfalls eine Umfärbung der Eischale stattfinden.
Besonders salziges und eisenhaltiges Wasser soll derartige Wir-
kungen auszuüben vermögen. So berichtet Thiene mann für
Acrocephalus turdoides, dass Exemplare der Eier, die vom salzi-
gen Sec bei Eisleben sowie aus der Gegend des kaspischen Meeres
stammten, „am lebhaftesten gefärbt seien, woraus eine Einwirkung
des Salzes auf Schalenfärbung hervorgehen würde,“ was er auch
anderweit, z ß. bei Seeschwalben beobachtet haben will.
Ferner ist bekannt, dass vielfach, z. B. durch von Riesen-
thal, die Möglichkeit ausgesprochen worden ist, die bräunlich-
gelbe Farbe bebrüteter Eier von Gyfiac/us barbatus bilde sich durch
Benetzung der Schale mit eisenhaltigem Quellwasser, indem sich
der brütende Vogel bade und das auch dessen Unterseite das
schöne rosarothe Aussehen verleihe.
Zum Schlüsse sei noch die Eigenthümlichkeit erwähnt, dass
die meisten Arten der Frankolinhühner Eier legen, deren Ober-
fläche durch Betupfen mit Feuchtigkeit lebhaft gelb wird, weil
die weissliche Oberhaut derselben alsdann den röthlichen oder
gelblichen Untergrund durchscheinen lässt. So kann es Vorkom-
men, dass die Eier der Frankoline während des Bebrütens sich
122 -
in verschiedener Färbung zeigen, je nachdem sie völlig trocken
oder mehr oder weniger feucht sind.
Indem ich nunmehr meine Ausführungen abschliesse, glaube
ich durch vorstehende kurzgefasste Zusammenstellung aller mir
bekannten wichtigen Veränderungen der Eischale während des
Bebriitens gezeigt zu haben, welche Bedeutung dieselben für oolo-
gische Beschreibungen und Abbildungen besitzen. Kein Sammler,
dessen Funde wissenschaftlichen Werth beanspruchen wollen,
darf versäumen, bei jedem Gelege möglichst genau das Stadium
der Bebrütung zu notiren. Für seltne Eier, die später beschrie-
ben und abgcbildet werden sollen, möchte ausserdem der Grad
der Bebrütung auch innerhalb des Geleges festgestellt werden.
Von Wichtigkeit sind ferner Bemerkungen, die auf Veränderungen
hindeuten, die das Ei durch das Nestmaterial u. s. w. erfahren
hat. Der Forschungsreisendc, dem neue oder auch nur sehr seltne
oologische Funde entgegentreten, sollte auf jeden Fall gewissen-
hafter Vorgehen, wie dies gewöhnlich jetzt geschieht. Alsdann
würden manche oologische Fehler vermieden,, manche Lücke
unsers Wissens würde ausgefüllt.
Glatjcidium passerinitm L.
ln der letzten Nummer dieser Zeitschrift werden Zweifel aus-
gesprochen, dass authentische Eier der Sperlingseule in
Sammlungen nicht vorhanden wären. Ich bin ganz entgegenge-
setzter Meinung, umsomehr, da ich im Besitz von authentischen
Gelegen dieser so seltenen Eulen bin, was mich veranlasst, über
absolut echte Gelege folgende Mittheilungen hierzu veröffentlichen.
Zwei Gelege dieser Eule, 6 und 1 Ei, befinden sich in
meiner Sammlung Das Gelege zu U Eiern ist vom Förster C. W.
Lundborg in der Provinz Ocstergötland, das Gelege (1 Ei)
vom Waldhüter V. Gustaf so n in der Provinz Dalarne gesammelt
worden. Oestergötland ist eine Landeshauptmannschaft, welche zu
Gotaland gehört und im Süden von Schweden liegt: Fundort
der Gelege ist der grosse Wald Kolmorden, 58°nördl. Br. Der
in weiten Kreisen gut gekannte und hoch geehrte Förster, Herr
C. W. Lundborg, Ornithologe und Oologe, in diesem Jahr am
25. Mai im Alter von 85 Jahren verstorben, fand das erste Gelege
(5 Eier) im Mai 1850. Die Eierlagen in einer alten Spechthöhle in
einem Espenbaum, ca. 44 Fuss über dem Boden. Das zweite
Gelege fand Lund borg am 21. Mai 1881, gleichfalls in einem
Espenbaum, das dritte und letzte Gelege ((> Eier) am 15. Mai 1887:
auch hier war ein altes Spechtloch in einer Espe die Nisthöhle.
Das zweite Gelege erhielt der weithin bekannte und hoch ge-
123
schätzte Ornithologe und Oologe Wilhelm Mewes in Stockholm;
das dritte Gelege erhielt ich — laut des letzten Willens und
Testaments des alten Försters — als Andenken unserer
Freundschaft.
Ein Gelege (7 Eier), mit dem am Neste geschossenen Weibchen,
erhielt durch Kaut der Conservator Gustav Kotthoff in Upsala.
Diese Eier befinden sich zur Zeit in einer grossen schwedischen
Sammlung. 2 Eier erhielt ich aus der Provinz Jemtland,
Mittelschweden, G2° nördlicher Breite. Eins dieser Eier gelangte,
wenn ich mich nicht irre, in den Besitz des Amtsraths Nehrkorn.
Das Nest mit drei Jungen und einem Ei wurde in einem
hohen Fichtenbaum, 40 Fuss über dem Boden, am 5. Juni 1889
in der Provinz Dalarne gefunden. Dalarne (deutsch Dalekarlien)
gehört zu dem nördlichsten Theile des Swealandes. Dieses Nest
fand der vorhin genannte Waldhüter nur durch einen Zufall und
zwar in dem Augenblick, als die kleine Eule in ihr Nestloch kroch !
Freund Lundborg hat mir berichtet, wie er mit seinem
Waldhüter viele Nächte hindurch, doch meist vergebens ge-
wacht hat, diese Eule, die durch ihren Frühlingsruf den Brutplatz
vcrrathcn sollte, ausfindig zu machen. Eine Eigentümlichkeit
zeigen die Brutpaare, dass sie, am Neste keinen Laut vernehmen
lassen. Der Winter führt die Eule in die Nähe der Wohnungen,
wo sie nicht selten erbeutet werden.
Echte Eier von Glaucidinm fiasscrinum sind glanzlos und lang-
gestreckt und können mit Eiern von St rix taigmalmi nicht ver-
wechselt werden. Nebenbei sei bemerkt, dass ich die angeblich aus
Schweden stammenden Eier von Glaucidium passcrinum in der
Sammlung des verstorbenen Weller gesehen habe, diese aber nur
für solche von St rix tcngmalmi bezeichnen kann.
Zur Beschreibung der Eier meiner Sammlung:
Gelege I. 6 Bier. Oestergötland. 14. Mai 1887.
12 3 4 5 6
j Länge 28
Maass: ,,
27»/,
27V,
28
28
28
| Breite 23
991/
-- /a
22 */,
22«/*
22’/,
22 ’/2 mm
Gewicht 55
59
61
57
56
56 cgr.
Gelege II. Einzelnes Ei neben 3 Jungen, Dalarne, 5. Juni 1889.
Länge 2.8 '/2, Breite 213/4 mm: Gewicht 57 cgr.
Das Gelege, 5 Eier, Oestergötland, 26. Mai 1881, au Mewes
abgegeben.
Mittelmaass 28’/., v 23 mm (Gewicht nicht angegeben) und
für das Gelege vom Mai 1850:
Länge von 28 */4 bis 29 3/4 mm.
Breite von 23 bis 23s/4 mm.
J. Ramberg, Gothenburg in Schweden.
— 124 -
Der letzte Fischadler im Grunewald bei Berlin.
Von Alexander Bau.
Die phänologische Skizze des Herrn Dr. R. Th. in No. 7 unserer
Zeitschrift erweckte in mir liebe, alte, aber auch wehmüthige Er-
innerungen der dort erwähnten, nunmehr entschwundenen Grössen.
Vom Fischadler ist Seite 101 gesagt, dass derselbe im Jahre 1870
im Grunewald bei Berlin noch mit einem Horst vertreten war. Zur
Ergänzung dieser Notiz kann ich Folgendes mittheilen.
Der alte, verstorbene Kricheldorff (Vater des jetzigen Naturalien-
händlers) und ich kannten zu dieser Zeit einen grossen Fischadlerhorst,
der auf dem Wipfel einer alten Eiche inmitten einer jungen Schonung
stand. Die Eiche hatte man beim Kahlhieb der betreffenden Fläche
stehen gelassen. Da wir vorher niemals Fischadler im Grunewald
bemerkt hatten und solche auch dort nicht mehr vermutheten, be-
suchten wir den Horst nicht, da wir nicht erwarten durften, dass der
scheue Vogel diesen überaus freistehenden, von allen Seiten leicht
sichtbaren Florst benützen würde.
In meinem alten, sorgfältig geführten Notizbuche finde ich nun
folgende Aufzeichnungen:
„11. Februar 1872. In einem alten Bestände mit Kricheldorff auf
auf dem abgestorbenen Wipfel einer uralten Eiche einen zweiten,
grossen Fischadlerhorst aufgefunden.“
„24. April 1872. Der neue Fischadlerhorst ist besetzt, wie mir heut
früh 4 Uhr die beiden, auf demselben sitzenden Adler zeigten ; Eier
fand ich noch nicht darin vor.“
„28. April 1872. Der Fischadler hat den Horst verlassen.“
Wie schon erwähnt, stand der Horst auf dem abgestorbenen
und vom Sturme abgebrochenen Wipfel einer alten Eiche in einer
Höhe von etwa 25 Metern. Derselbe war ungefähr 1 '/2 mtr hoch
und ist also Jahrzehnte lang benützt worden. Ich erstieg ihn am
24. April 1872. Da ich aber wegen des oberen, morschen Stammes nicht
wagen durfte an den Horst selbst in die Höhe zu steigen, musste ich
mich von seitwärts her durch den Horst nach der Nestmulde hindurch-
arbeiten, eine mühsame, gefährliche und äusserst unangenehme Arbeit,
die nur der kennt, welcher sie an einem gleichartig gebauten, alten
Horst einmal ausgeführt hat. Der Fischadler trägt alljährlich neue,
dürre Zweige auf und belegt sie mit grossen, ausgerissenen Moos-
ballen, die viel Sand enthalten. Beim Durcharbeiten durch die ver-
schiedenen Jahrgänge des Horstes wird man dann von diesem Sande
über uud über beschüttet. Die Nestmulde war mit frischem Moos auf-
gelegt, enthielt aber noch keine Eier. Am 28. April bemerkten wir
keinen Adler beim Horst, dennoch erstieg ich denselben, fand ihn
aber leer. Infolge der vorhergegangenen Störung hatten ihn die
Vögel verlassen. Wir erinnerten uns jetzt an den ersten Horst und
— 125 —
suchten diesen auf, sahen auch einen Adler über denselben schweben.
Trotz wiederholten, vorsichtigen Umschleichens an einigen folgenden
Tagen konnten wir aber keinen Adler abstreichen sehen, und ich
bestieg infolgedessen den Horst nicht.
„10. Mai 1873. Ich besuchte heut morgen 4 Uhr den am 11. Februar
1872 im Grunewald gefundenen Adlerhorst und sah einen Adler von
demselben abstreichen. Der Horst war mit frischem Moos belegt,
enthielt aber keine Eier.“
Da mir meine Stellung damals fast keine freie Zeit liess, konnte
ich den Horst nicht wieder aufsuchen, auch verkaufte ich in dem-
selben Jahre meine Eiersammlung an Herrn Kricheldorff. Ich blieb
indessen auch in der Folge ein eifriger Beobachter der einheimischen
Vogelwelt und so konnte ich am 28. März 1875 in mein Notizbuch
schreiben :
„Bei einem Ausflug in den Grunewald sah ich an der Havel
zwei Fisch- und einen Seeadler.
Es geht aus Vorstehendem hervor, dass der Fischadler sicher
noch 1872 und 1873, höchst wahrscheinlich aber auch noch 1875 im
Grunewald gehorstet hat. Auf der Ruggburg im Oktober 1901.
Bericht über einen oologischen Ausflug in der Mark.
Vou G. Sch.
Aiu 19. Mai dieses Jahres war es, als ich mich in aller Frühe
nach dem nächsten Walde meines Wohnortes begab. Die frischge-
schlagenen Spechtlöcher in einem alten Baum erregten zuerst meine
Aufmerksamkeit, doch erwiesen diese nach genauerer Betrachtung sich
als Frasslöcher, statt der gewünschten Brutplätze. Die weitere Suche
führte mich nach mehreren, kleineren Fichtendickichten, in deren Mitte
je eine alte Eiche steht. Neben einem Singdrosselnest, in welchem
kleine Jungen sitzen, finde ich auch ein Grünfinkennest, ca 3 m hoch
in einer Fichte, in dem neben zwei ganz frischen Eiern ein unbebrütetes
Kuckucksei liegt. Dieses Ei ist ganz genau im Typus derjenigen Eier,
die ich im vergangenen Jahre in demselben Reviere neben Eiern der
Gartengrasmücke gefunden hatte. Da diese Art noch nicht brütet,
auch ausnahmsweise kein Nest der Mönchs- noch der Zaungrasmücke
zu finden war, so hat sich wahrscheinlich der Kuckuck veranlasst ge*
sehen, in das Nest des Grünfinken sein Ei zu legen.
Auf dem fast mannshohen Schornstein eines kleinen Hauses am
Waldrande beobachteich ein Storchpaar, welches sich immer noch in un-
angenehmen Betrachtungen über die Schlechtigkeit der Menschen befindet,
die dem Neste 14 Tage vorher einen unliebsamen Besuch abgestattet hatten.
Nahe einer Stelle, wo zwischen vielen Brennnesseln auf dem Boden ein
Rohrammer brütet, entledige ich meiner Beinkleider, Stiefel und
126 —
Strümpfe und durchwate den seichten Fluss. Das jenseitige Ufer er-
reichend, empfangen mich schreiende Kiebitze und verfolgen mich auf
meinem Weg quer über die Weiden nach dem Walde zu. Sie scheinen
mich noch zu kennen, nahm ich doch hier vor mehreren Wochen einige
Gelege zwecks Aufbewahrung in meiner Sammlung. Mehr Besorgniss
flösst heute den Kiebitzen jedenfalls der sein Frühstück suchende
weisse Storch ein. Konnte ich doch beobachten, wie einer der wach-
samen Hüter des Sumpfes in kühnem Bogen auf des Storches Kopf
herabschoss, worauf der Langbein einen höchst eigenartigen Luftsprung
ausführte. Als weitere Bewohner des Sumpfes konnte ich noch ein Paar
Knack enteil feststellen, am nächsten Grabenrand ein Paar Goldammern.
Bald habe ich den Waldrand erreicht. Ein grosser Buntspecht
schaut neugierig hinter einer Tanne hervor; dürre Eichen in der Nähe
zeigen die Thätigkeit des Spechtes. An einer jungen Tanne vorbei-
gehend, erinnere ich mich der 6 Hähereier, die ich vor 8 Tagen hie
nehmen konnte. Abermals hat ein Häherpaar sich da häuslich ein-
gelichtet, wo im vergangenen Frühlinge auf dem Raume von nur
wenigen Schritten die Schlinggewächse 3 Zaunkönig-, 1 Amsel- und
1 Gartengrasmückennest enthielten. Das neue Hähernest, 3 m hoch
vom Boden in den an Erlen emporrankenden Schlingpflanzen birgt 3 stark
bebrütete und 2 unbefruchtete Eier; wenige Minuten später finde ich ein
noch unbelegtes Amsel liest. (Schluss folgt.)
Geschäftliches. Preisliste verkäuflicher paläarktischer Voge!eier zu
beziehen von A. Kricheldorff, Berlin S„ Oranienstr. 135.
— Während die Sammler europäischer Käfer sich meist nach
dem Reitter'sclien — , die Schmetterlingssammler sich fast aus-
schliesslich nach dem Staudinger’schen Katalog richten und diese
Einigkeit auch in den Händlerpreislisten zum Ausdruck gelangt,
finden wir die Listen über europäische bez. paläarktische Vogel-
eier und Bälge fast bei jedem Händler nach einem andern System
angeordnet. Es ist deshalb mit grosser Freude zu begrüssen,
dass Kricheldorff seine Liste diesmal nach dem vorzüglichen
Reichenovv'schen System hat drucken lassen. Die nach dem
Vorgänge vieler Ornithologen in die neue Liste eingeführten Dop-
pelnamen (wie Butco buteo etc.) gereicht der Liste unseres Erach-
tens ebenfalls zum Vortheil, da uns dadurch nicht allein die guten
alten Linne’schen Namen erhalten bleiben, sondern auch den nicht
wissenschaftlich arbeitenden Sammler eine leichtere Uebersicht ge-
boten wird. Die Neuerung der Händler, Eier von solchen Arten,
Welche nur als Irrgäste in Europa vorgekommen sind, in einer Liste
über europäische Vögel aufzuführen, ist in der neuen Kr.’schen
Liste ebenfalls beseitigt dadurch, dass er diese Arten in einem An-
hänge beigefügt hat.
Was den Inhalt der Liste selbst anbelangt, so ist dieselbe als
sehr reichhaltig zu bezeichnen und ihre genaue Durchsicht daher je-
dem Sammler zu empfehlen. Es werden darin zu massigen und
theilweise herabgesetzten Preisen ausser andern alle Seltenheiten ge-
boten, die eines Sammlers Herz erfreuen können.
Eine neue und willkommene Einrichtung ist die Abgabe dieser
Liste einseitig gedruckt auf starkem, weissem Papier ohne Gelege-
zahl und Preise. Solche Listen sind ausserordentlich vortheilhaft als
Sammlungs- und Tauschlisten oder zum Ausschneiden und Aufkleben
an Kästen oder Etiquettcn zu verwenden. Der billige Preis von
40 Pf. für das Stück wird diese Verwendung sehr erleichtern.
Alexander Bau.
A. Böltcher Berlin, bringt nochmals seine Preisliste über Uten-
silien für Naturaliensammler frei zur Ausgabe, zugleich eine all-
gemeine Preisliste über Insekten (E, 88 Seiten stark,) mit latei-
nischer und deutscher Bezeichnung. Biologieen für Schmetterlinge
und Käfer, Mimikry, Schutzfärbung und Dimorphismus für Europäer
und Exoten, sowie Erfordernisse für systematische Sammlungen sind
am Schlüsse der neuen Liste besonders reichlich aufgeführt.
Preis-Courant über Naturalien des Dermoplastisch - Museo-
logischen Instituts „Dobrudscha“, Inhaber Robert Ritter von
Dombrowski, Bukarest 1901, geschmückt mit der goldenen Me-
daille Paris 1901 ist erschienen. Derselbe enthält eine Liste über
Säugethiere, Vögel, Reptilien und Amphibien, Fische, Mollusken und
Insekten. Die Vögel werden im Preis-Courant besonders vermerkt,
wie die Angaben bei jeder Art ob altes Männchen oder Weibchen
Uebergangs- oder Jugendkleid, Dunen- oder Nestkleid, Horst oder
Nest, Roh- oder Kopfskelett beweisen. Eine Lagerliste, mit
der goldenen Medaille Paris 1900 und dem grossen Preis Ostende 1901
geschmückt, aufgenommen am 1. November d. Js., giebt Auskunft
über den Bestand der Sammlungen.
Berichtigung: Seite 106, 3. Zeile von unten muss es heissen 1
„benetze* (statt benutzt); Seite 109, 24. Zeile von oben muss es heissen :
».fein- und glattkörnig“ (statt förmig); Zeile 26: „auf der Längsachse“
(statt bis zur).
- 128 —
iiß
CsR J ! A',£.\-\7i i.s 'V-Av ^ VAu VA- '-■ *»s«*«sl
Ornithologisches Jahrbuch.
Organ für das palaearktische Faunengebiet.
Das „Ornithologische Jahrbuch“, welches mit 1901 seinen XII. Jahrgang
beginnt, bezweckt ausschliesslich die Pflege der palaearktischen Ornithologie und er-
scheint in 6 Heften in der Stärke von 2'/, Druckhogen, Lex. 8. Eine Vermehrung
der Bogenzahl und Beigabe von Tafeln erfolgt naeh Bedarf. — Der Preis des Jahrganges
(6 Hefte) beträgt bei direktem Bezüge für das Inland 10 Kronen, für das Ausland
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Lehranstalten erhalten den Jahrgang zu dem ermässigten Preise von 6 Kronen =
6 Mk. (nur direct). Kauf- und Tauschanzeigen finden nach vorhandenem Baume auf dem
Umschläge Aufnahme. Beilagen- und Inseratenberechnung nach Vereinbarung. Probehefte.
Alle Zusendungen, als Manuscripte, Druckschriften zur Besprechung, Abonne-
ments, Annoncen und Beilagen bitten wir an den Herausgeber, Vict. Ritter v.
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einseitig gebohrt,
von Aqu. naevia, Syrn. ura lense, Lanius
excubitor und ininor, Tetrao bonasia, Corvits
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No. 9. Berlin, den 15. Dezember 1901. XI. Jalirg.
Inhalt: Leber Ligeutluimlichkeiteu bei Spechtbauten. — Belicht über einen oologiscben Ausllug in der
Mark. — Variationen gewisser Hier. — vVicdehopfgezchn lilcn. Mittheilungen. — Literarisches.
Briefkasten. — Inserate.
Ueber Eigentümlichkeiten bei Spechtbauten.
Es ist wohl jedem Sammler bekannt, dass die gezimmerten
Niststätten unserer Spechte nur in trockenem, die natürlichen
Baumhöhlungen meist in nassem Zustande gefunden werden.
Ueber die Ursachen der stets trockenen Niststätten unserer Spechte
(es gilt für den Kleiber ebenfalls), finde ich m. W. weder im
neuen „Naumann“, noch sonst in einem neuen oder alten Werk
eine Angabe. Als die einzigste Berührung dieser Frage finde ich
in Prof. Dr. Altums Schrift, „Erklärungen zur Specht-
frage“, Seite 13, ... . als seltne Ausnahme war der Nestraum
nicht trocken gewesen. Des Weiteren sagt er, dass das Eindringen
der Feuchtigkeit in die Bruthöhlen der Spechte den Bäumen
schädlich werden könne. In einzelnen, jedoch sehr seltenen
Fällen soll dies nicht in Abrede gestellt werden, gewöhnlich ist
es nicht der Fall. Dasselbe bestätigt E. F. v. Homeyer in seiner
Schrift „Die Spechte und ihr Werth in forstlicher Be-
ziehung“, Seite 14.
Warum kein Wasser in die Höhlungen der Spechte eindringt,
oder denselben schadet resp. dieselben ganz unbrauchbar zum
Bewohnen auch anderer Höhlenbewohner macht, wird in beiden
genannten Schriften nicht berührt.
Gelegentlich der Besichtigungen der Niststätten der Spechte
(auch bei Regenwetter oder im Schnee), machte ich folgende
Beobachtungen:
Trockene Höhlungen kann der aufmerksame Sammler bei
Beachtung gewisser Kennzeichen, nasse Höhlungen leicht durch
Färbung des Stammes erkennen, wodurch ihm zwecks der Be-
sichtigung manche Mühen erspart werden.
130 —
Schwarz spechthöhlungen (gegen 100 untersuchte kommen
in Betracht) waren mit einer einzigen Ausnahme stets trocken, i
während die Ausnahmehöhlung bei Regenwetter unter Wasser
stand, weshalb die Bruten der Hohltauben und Mandelkrähen
regelmässig eingingen. Diese Höhlung, deren Zustand durch
grünes statt des gelben Holzes offen gekennzeichnet war, war
nicht im glatten, sondern im rissigen Kiefernstamm am Ende
einer armlangen Ueberwallung errichtet worden, in deren Mitte
das abfliessende Wasser von oben herab hineingeleitet wurde,
das dann in der Höhlung verblieb. Vielleicht war sie das Erst-
lingswerk eines Spechtpaares, das durch den Schaden klug
gemacht wurde.
Das Flugloch ist ca. 8 — 10 cm breit, ca. 10 cm hoch, der
Brutraum ca. 18 -20 cm breit. Der Eingang ist nicht wagerecht,
sondern unten wie oben mit einerSenkungnachunten zu gehalten;
oben am äussersten Rande steht das Holz über, unten fehlt es!
Doch diese nützliche Einrichtung, die wir auch bei den Höhlungen
der anderen Spechte, beim Bau des Kleibers antreffen, ist es
nicht allein, die als Schutzvorrichtung dienen soll, noch weitere
Vorrichtungen sollen gegen die Feuchtigkeit schützen.
Betrachten wir zunächst die Bauten des Schwarzspechtes
nach ihrem Innern und Aeusseren, und weshalb sie in Kiefern,
Buchen oder Eichen, an bestimmten Stellen, in welcher Höhe
und Richtung gezimmert werden.
Weshalb in unseren Marken die Kiefern zu Nestbauten be-
vorzugt werden, will ich mit Folgendem begründen:
Der Stamm der Kiefer ist nach der Beschaffenheit des Bodens
und dem Grade des Schlusses entweder gerade und bis hoch
hinauf ohne starke Aeste, oder er ist niedrig, bogig und knickig
und theiit sich schon in geringer Höhe in starke, abstehende
Aeste. Die Rinde älterer Kiefern ist am untern Stammende mit
einer dicken, durch tiefe Längsfurchen zerrissenen Borke ver-
sehen und schülfert sich durch eine eigenthümliche Bildung von
Schichten in ihrem Innern leicht in Platten ab. Die graue Farbe
geht in den oberen Theilen der Krone durch Rothbraun allmählig
in eine leuchtende, fast dottergelbe Farbe über, welche den sich
sehr leicht und unaufhörlich ablösenden, dünnen Rindenhäut-
chen zukommt. Es mag zugleich einer alten Erfahrung der
Holzhauer gedacht werden, einer Menschenklasse, von der über-
haupt sowohl der Forstmann als der Naturforscher uud der Wald-1
freund, speciell der Oologe, viel lernen kann. Es soll sich nämlich
herausgestellt haben, dass, wenn an haubaren Kiefern die helle,
glatte Rinde erst hoch oben beginnt, das Holz breite Jahrringe
uud eine schwammige, also schlechte Beschaffenheit besitzt, wenn
— 131
dagegen die untere Rinde heller gefärbt und mehr schuppig
als rissig erscheint und die obere glatte Rinde tiefer herabgeht,
das Holz aus schmalen Jahrringen besteht und ein festes, gutes
i Gepräge hat. (Nach C. A. Rossmässler.) Nun zimmert der
I Schwarzspecht weder im bogigen, knickigen, verästelten Baum,
i ebensowenig in dem, der durch die dicke, durch tiefe Längs-
furchen zerrissene, dunkel gefärbte Borke leicht kenntlich ist,
sondern stets im leuchtenden, rothgelben Stamm trotz dem festeren
| Holze. Vorzugsweise wird die glatte Südseite, seltener die
K- Südost- oder Südwestseite erwählt, die Nordseite lässt er meist un-
berührt. Kommen Ausnahmen betreffs der Wahl der Seite vor,
dann waren besondere Umstände die Veranlassung. Obendrein
bewirkt die rothgelbe, glatte Rindenhaut eine regelmässige Ver-
theilung des abfliessenden Wassers, während die dunkle, stark
i rissige Borke mit ihren tiefen Rinnen, die netzartig in Verbindung
stehen, das abfliessende Wasser in die Spechthöhlen leiten müssten.
An der weiteren Zuführung des Wassers würden auch die Flechten
sich betheiligen, die an allen alten Stämmen auf deren Nordseite
> sich befinden, ein Grund mehr, dass hier — mit seltenen Aus-
nahmen. weil andere Gründe bestimmend wirken — keine Specht-
höhlen errichtet werden.
So wird die Wahl des Nistortes (er kann im gelben Holze
ein niedrig gelegener Ort sein), von Bedeutung, weil er niemals
Regenwasser dank der sinnreichen Einrichtung am oberen und
unteren Eingang aufnehmen kann, die als Ableitung dient. Die
Wässer laufen rechts und links vorbei und herab, um andere
Theile des Stammes zu benetzen.
In der Mark werden zum Nestbau in zweiter Linie die
Buchen, in dritter Linie die Eichen erwählt. Auch das hat seinen
Grund.
Die Erkrankung alter Buchen spricht sich, wie auch an
anderen Bäumen, durch Moos und Flechten aus, die sich auf der
Rinde ansammeln. Von grossen Stammwunden der Buche aus, die
durch Abbreclien der Aeste entstehen, entwickeln sich zuweilen
Weiss- und Rothfäule, aber m. W. hat man weder im Gewirr
der Flechten, im offenkundigen, rothfaulen Holze, trotz allen
günstigen Vorbedingungen, niemals ein Schwarzspechtloch ge-
funden.
Wie nur in der glatten, gelben Kiefer eine Schwarz-
spechthöhle gefunden wird, was alle Oologen wissen, so auch
nur in der glatten, silbergrauen Buche, möglichst frei von jedem
Aststummel, Pflanzenwerk, durchaus trocken; Sonnenseite. Denn
Sonne und Licht ist allen Spechten angenehm, Wasser und Nebel
ist ihnen zuwider.
— 132
Betrachten wir die Eiche, als seltenen Nistbaum die Erle,
in welcher Baumart ich nur Futter- oder Schlaflöcher des Schwarz-
spechtes feststellcn konnte, so bietet die Eiche im höheren Alter
wegen der mächtigen, tiefrissigen Borkenschicht und wegen der -j
sehr ungleichen, wechselreichen Gestalt keinen Schutz vor Regen-
wasser, obenso wenig im jüngeren Alter, wo der Stamm glatt, )
glänzend und grünlich ist, auf dem je nach dem Grade des Feuch- |
tigkeitsgehalts der Luft seines Stammortes Rindenflechten (nament- |
lieh Graphis-Arten) wachsen; in beiden Fällen würden die Regen- j
Wässer in die Höhlen fliessen.
Demnach giebt nicht die Stärke oder Weichheit des Holzes,
auch nicht die Höhe des Stammes, vielmehr dessen Trockenheit,
Glätte, besondere Lage und Richtung, sowie Freisein von jeg-
lichem Pflanzenwerk die Entscheidung zur Wahl einer Niststätte. |
Dass jede Schwarzspechthöhlung frei und offen sich zeigt,
liegt im Wesen des Erbauers, der sich vor unliebsamen Besuchern,
wie Marder und Eichkatzen nicht zu fürchten braucht.
Grün- und Buntspechte nisten, weil ihnen die Kraft fehlt,
im durchaus trockenen oder mehr im vorgeschrittenen faulen Holz,
unter günstig postirten Ueberwallungen, oder sie benutzen den
Theil des Stammes, wo Pilze vorgearbeitet haben resp. unter
derem Schutz, was auf einen hohen Grad der Klugheit der Erbauer !
hinweist. Wohl die Hälfte der Grün- und Zwergspechthöhlungen
standen unter Schwamm- oder Pilzlagern; keins unserer Bücher i
gedenkt dieser sonderbaren Niststätten.
Unter den Schwämmen findet der Specht eine gut vorbe-
reitete Wohnstätte, ausserdem einen sicheren Schutz von oben.
Gleich einem Schirm deckt die Höhlung der Schwamm, von
seinen beiden Seiten herab fliesst das Wasser zum Grunde, kein
Tropfen berührt das Nest. Ein Schirm z. B., der seine Dienste
unaufgefordert und uneigennützig verrichtet, ist der Zunderlöcher-
pilz ( Polyporus fomentarius) , der altbekannte Schwamm, aus dem
durch Kochen, langes Klopfen und Laugen der Zunder- oder Feuer-
schwamm bereitet wird. Es wächst zumeist auf Kiefern. Der
sehr ähnliche Feuerlöcherpilz (Polyporus igniarius) wächst auf
alten Buchen, Eichen, Weiden, auch auf Obstbäumen. Alle Löcher-
pilze, Pilzgattung aus der Familie der Hymenomyceten, von welchen
über 100 Arten in Deutschland leben, haben eine feste, zähe oder
holzige Substanz und feine Löcherchen an der Unterseite des bei
den meisten Arten ungestielten, gewöhnlich halbirten und seitlich
angewachsenen Hutes. Die Löcherpilze wachsen fast alle an
Baumstämmen, an altem, abgestorbenem oder absterbendem Holze.
Die Fruchtkörper dieser Pilze sind sehr verschiedenartig gestaltet
Sie vegetiren mehrere Jahre lang, wobei jedes Jahr eine neue
— 133 -
Schicht von Röhrchen über der alten gebildet wird, die dann an
eine Etagerenform erinnert, lieber die richtige Benennung der
oft bedeutenden Pilzlager auf Buchen, die hauptsächlich der
Zwergspechtals Schirm seiner Niststätte benutzt, bin ich nicht unter-
richtet. Unter derartigen Lagern in Form eines Halbkreises, in
Grösse einer Manneshand, oft von grösserem Umfange, ist das
Spechtloch so gut wie eingeschlossen und kaum zu sehen, würden
es nicht die feinen Spähne am Baum oder Erdboden verrathen. *)
Wesentlich dient jedem Specht die Untersuchung des Bau-
mes, den er zur Nestanlage annehmen will, die Erkenntniss durch
Klopfen; oft kurz darauf wird der mehr oder weniger angefangene
Bau verlassen. Die Ursache ergab, wenn auch niclit in allen
Fällen, dass ein vermehrter Harzzufluss stattgefunden hat. Beim
Schwarzspecht, der alljährlich neue Höhlungen zimmert und
zimmern muss, weil alte Höhlungen alljährlich durch Abhieb,
auch durch Sturm verschwinden, habe ich diese Wahrnehmung
am meisten gemacht.
Von verschiedenen Schriftstellern wird berichtet, dass Spechte
mit Vorliebe alte Astlöcher der Kiefern erweitern, um sie als Ein-
gänge zu verwerthen. Ich bin anderer Meinung. Der Specht
meidet die Astlöcher aus folgenden Gründen; Das Harz, welches
den Nadelbäumen eigen ist, schützt die abgestorbenen Aeste län-
gere Zeit vor der Fäulniss, weil es nach den Verwundungen hin-
zieht, dass diese davon durchdrungen werden. Deshalb lässt
sich der Ast eines Nadelbaumes viel schwerer als ein dürrer
Ast eines Laubholzes abbrechen.
Spechte benutzen oft sehr hohe Lagen zur Errichtung der
Niststätten; als höchste haben wir sie vom grossen Buntspecht
in Höhe von 25 m, als niedrigste vom Zwergspecht gefunden, dass
man vom Erdboden aus in die Niststätte sehen konnte, h. Hocke.
Bericht über einen oologischen Ausflug in der Mark.
(Fortsetzung und Schluss.)
Mittagszeit ist es geworden, als ich eine dichte Schonung
durchstreife. Auf einem Birkenstämmchen erblicke ich ein Nest,
welches ich für ein Turteltaubennest halten möchte, doch kaum
berührt meine Hand das Bäumchen, da entfliegt dem Neste ein
virschkernbeisser. Sehr bedaure ich, keinen Gefährten zu
*) Ueber den Wasserabfluss der Bäume habe ich mich längst interessirt und dabei
gefunden, dass die Wässer, veranlasst durch gewisse Vorbedingungen, eine bestimmte
tichtung inne halten; den Wasserabfluss der Schwämme habe besonders beobachtet.
— 185 —
Ueberzug, der sich deutlich und ohne Uebergang von der eigent-
lichen Schale abhebt, die Hand, die das Ei berührt. Frisch ist das Ei
von erdigem, mildem Geruch. Der Ueberzug ist im rohen, nicht
glatten Guss, zeigt viele Unebenheiten. Das Ei ist sonst weiss
und ohne Flecke; im Durchschnitt 48X77 mm. Die vorliegenden
Eier wurden am Rothen und Persischen Meer gesammelt.
Abweichendes Ei. Abgesehen von der nicht stets nor-
malen Form (es kommen selbst spindelförmige vor), ist manches
Ei ohne den kreidigen oder nur mit theilweisem, wenn alt.
mit dem verwitterten Ueberzug, dass es grau erscheint, somit
den alten Eiern von Diomedea , Fulmarus u. s. w. sehr ähnelt.
2. Piegadis falcinellus L. Normales Ei: Feste, dicke, wenig-
glänzende Schale mit sehr entwickelter Körnung und den
charakteristischen Längsfurchen. Einfarbig dunkelblau grün, inten-
siver als die allermeisten Reihereier. Regelmässige Eifonn. Grösse
37X52 mm. Die vorliegenden Eier wurden anfangs Juni in
Rumänien gesammelt.
Abweichendes Ei: Durch Bebrütung (auch durch langes
Liegen in Sammlungen) verschwindet die angenehme frische,
grüne Färbung, die graugrün resp. schwach blaugrün wird; das
Korn wird glatt. Selten ist eine ganz stumpfe, intensiv dunkel-
blau grüne, ebenso eine schwach grünliche, den Reihereiern ähn-
liche Färbung. Ein Schleier, 1 — 2 cm breit, dunkler als die eigent-
liche Grundfärbung, der einen Theil des spitzen Pols hellgrün
frei lässt, ist an diesen Eiern keine Seltenheit. Eine bauchige
Form (3GX48 mm), eine langgestreckte Form (38 > 53 mm), grosse
Eier (41X59 mm) erinnern sehr an nahestehende Piegadis- und
Ardea- Arten, machen dann eine bestimmte Bezeichnung nicht leicht.
3. P'ataioa üeuc.erodea L Normales Ei: Starkschalig, grob-
körnig mit sichtbaren Poren, glanzlos. Regelmässige Eiform.
Weissliche Grundfärbung, mit feinen, braungrauen Flecken und
verschiedenartigen Fleckchen in bräunlichschwarzem Tone. Letztere
Färbung ist niemals rein gelblich bis rein gelbbräunlich, sondern
in recht wenigen Tönen zwischen Aschgrau bis Braunschwarz.
Grösse im Durchschnit 45X64 mm. Die vorliegenden Eier wurden
am 15. Juni in Bosnien gesammelt.
Abweichendes Ei: Ohne jegliche oder reichliche, ab-
weichende Fleckung oder in zu kleiner oder zu grosser und ver-
änderter Form lassen diese Eier nicht gleich erkennen. So ist
i . B. eine Milviden-Zeichnung vorhanden, dass sie denen von
Milvus ater, rcgalis, leuconotis u. s. w. sehr ähneln, umsomehr wenn
diese Arten im bebrüteten oder abgelagerten Zustande vorliegen.
Doch ist Plalalca innen gelb, Milvus innen grün durchscheinend.
— 134 —
haben, auf dessen Schultern stehend, ich das Nest erreichen
könnte. So muss ich allein versuchen, vorsichtig am schwanken-
den Stämmchen in die Höhe zu gelangen und ein Ei nach dem
andern aus dem so flachen Neste zu nehmen. Die 5 Eier er-
wiesen sich als frische. Ein leichter Regen beginnt, der Himmel
bedeckt sich mit grauen Wolken immer mehr und mehr. Ich
suche Schutz gegen die Unbilden des Wetters in einem Dickicht,
in welchem ich Nistkästen für Meisen aufgestellt habe. Indem
einem brütet eine Blaumeise auf 12 frischen im zweiten, das
vor 8 Tagen 3 Eier einer Blaumeise enthielt ist inzwischen eine
Kohlmeise eingezogen, die 7 Eier dazugelegt hat. Der nahe
Eichenhochwald, stark mit Unterholz bestanden, erinnert mich
zum Besuch eines mir bekannten Bussardhorstes, doch merke
ich nichts von der Anwesenheit der Raubvögel trotz den beiden
Dunenjungen im Horste. Ein Nachbarbaum barg hinter der Rinde
und in etwa 2 m Höhe ein Baumläufernest, oben mit 6 frischen,
unten mit 3 faulen Eiern belegt. Ein Häher macht sich durch
sein Geschrei bemerkbar, einen zweiten Häher klopfte ich kurz
darauf aus seinem Nest, das hoch auf einem glatten, astlosen
Stamm steht und unversehrt kann ich 7 frische Eier dem Neste
entnehmen. Nur wenige Schritte vom Hähernest finde ich in einer
Eiche eine Bruthöhle des grossen Buntspechtes. Einige Ast-
stummel bieten mir eine Stütze, um das 4 m vom Boden ent-
fernte Nestloch mit dem Eierlöffel zu untersuchen. Das erste an
das Tageslicht beförderte Ei zeigt sich als ein Sparei. Noch
3 normale frische Eier lange ich hervor, da werde ich durch ein
kräftiges, durch den ganzen Baum gehendes Gedröhne erschreckt.
Emporschauend, gewahre ich den Buntspecht, der erzürnt über
die Störung seines Heimes, in energischer Weise auf einem dürren
Ast : trommelt. Eine spätere Beobachtung hat mich gelehrt, dass
der Specht hier ein Nachgelege gezeitigt hat. Gust. Sch.
I. lieber Variationen gewisser Eier,
I. Phoenicopterus roses Pall. Normales Ei: Pelikanartiges Ei,
vielleicht nur durch seine Grösse von denen der Scharben, des
lölpels zu unterscheiden, doch sind diese, abgesehen von der
form, vollständig durch ihren groben, kalkigen Ueberzug so ver-
schieden, dass die der Flamingos mit keinem einzigen Sumpf-
vogelei auch nur eine entfernte Aehnlichkeit haben. Flamingoeier
sind frisch mit einem abfärbenden, im reinsten Zustande ganz
weissen Kalksteinüberzuge, der aus microscopischen Kügelchen
von kohlensaurem Kalk besteht. Noch nach Jahren färbt dieser
4. Larus gelastes Thienem. Normales Ei: Weissgrau, somit
zu den ganz hell gefärbten Eiern der Möven gehörend, auch in
deren Form. Eine sehr gleichmässig vertheilte Fleckung, schwach
grauviolett unten, schwarzbraun oben, in eigenem, wiederkehrendem
Character, macht das Ei leicht kenntlich. Bei den hundert vor-
liegenden Eiern, anfangs Juni am Caspischen Meer gesammelt,
war eine selten so überraschende Aehnlichkeit in Gleichheit der
Färbung und Fleckung zu verzeichnen, die Grösse war weniger
constant. Als Differenzen nenne ich:
3.5 X 4.5 mm, 3.5 X 5.2 mm, 4 X 5.3 mm, 4 X 5.5 mm.
Abweichendes Ei: Als Rarität fand sich in der obigen
Sendung eine kleine Anzahl Eier vor, die nicht die normale
spärliche Fleckung, sondern eine stark gelb- und dunkelbräunliche,
reichliche Färbung und Fleckung zeigten, die stark an Sterna
cantiaca erinnerten.
5. Procellaria pelagica L. Normales Ei: Mattweiss mit sehr
schwacher und äusserst feinster brauner Fleckung kranzartig am
stumpfen Ende. Fast gleichhälftig, mit sanft abgerundeten Polen,
sehr dünnschalig, glanzlos, mit nadelstichgrossen Pünktchen, selten
ebenso mit solchen Knötchen. Grösse im Durchschnitt 21 X 29 mm.
Die vorliegenden Eier wurden in den ersten drei Junitagen d. J.
auf Island gesammelt. Ein fast aromatisch zu nennender Geruch
entströmt beim Oeffnen der Kiste, die eine grössere Anzahl dieser
Eierenthält. (Der Geruch verbleibt, dass ich denselben bei Eiern,
welche ich seit 10 Jahren wohl verwahrt in meiner Sammlung
besitze, noch heute deutlich wahrnehmen kann.)
Abweichendes Ei: Ausnahmsweise findet sich ein kaum
noch sichtbarer Kranz vor, statt dessen ein sehr zartes, schmales,
kaum sichtbares Bändchen; ausnahmsweise ist eine intensivere
Anhäufung von Flecken genau auf dem stumpfen Pole, eine
Varietät, die sehr hübsch aussieht. Bebrütet oder durch langes
Liegenin Sammlungen veranlasst, tritt eine graugelbliche Färbung, auf
dieser eine schwache gelbliche Bewölkung hervor. Bei sehr genauer
Besichtigung finden wir dann durch stellenweise Lücken, dass
auch diese Eier einen äusserst feinen Ueberzug besitzen. Spar-
eier scheinen nicht selten zu sein.
6. Grtygometra parva (Scop.) — Porzana pusiüa Pall. Normales Ei:
Regelmässig eiförmig oder stark zugespitzt, seltener bauchig oval.
Feinkörnig, glatt. Gelbgrauer resp. gelbbrauner Grund mit vielen
grauen, gelbbraunen resp. roth- und schwarzbraunen Punkten
und Flecken marmorartig bedeckt. Genauer betrachtet, heben
sich dunklere Punkte deutlicher von der Grundfärbung ab.
Werden diese Eier frisch gefunden, besitzen sie nicht selten
137
einen hohen Glanz, der in wenigen Wochen spurlos verschwindet.
Als Maasse gebe ich an:
Grösse 30 X 21 mm, Gewicht 600 mgr.
„ 30 X 20 . . 600 .
„ 29 X 1^ » - 550 n
„ 28 X 18 . , 520 „
Abweichendes Ei: Habe ausser der hellgelben Varietät
mit den nicht zu engstehenden, dunkelgelbbräunlichen Flecken,
wiederholt eine sehr dunkelbraune Varietät gefunden, wie sie der
normalen, sehr dunklen Grundfärbung P. bailloni Vielt. — pygmaea
Naum. eigen ist. Im neuen Rey' sehen Eierwerke ist keine dunkle
Varietät von pusilla leider nur ein dunkles bailloni abgebildet.
Die von mir gefundenen dunklen pusilla sehen dem abgebildeten
bailloni täuschend ähnlich. Die im Berliner Museum aufbewahrten
Eier von pusilla und baillo?ii (letztere zumeist von Dybowski ge-
sammelt) unterscheiden sich durch gewisse Färbung ganz gut,
am meisten durch den Unterschied in Grösse und Gewicht. Bei
den Eiern von bailloni fand ich als Durchschnittsmaas und Gewicht
Maass 27 X 17 mm, Gewicht 470 mgr.
Gegenüber den Angaben, dass bailloni auch in Deutschland
brütend gefunden wird (vielleicht haben die dunklen pusilla dazu
Veranlassung gegeben), versicherte Her r Prof. Reichenow, dass
dies nicht der Fall sei. Naumann brachte s. Z. irrthümlicher
Weise die Nachricht vom Vorkommen der Zwergsumpfhühner,
bewiesen wurde sie bisher nicht.
Wiedehopfgeschichten.
Recht eigenartiger Natur ist das Leben des Wiedehopfes,
eigenarttig dessen Nest, sowie das Ei, das im oologischen Sinne
ganz vereinzelt dasteht und in keine Art oder Unterart sich passend
einreihen lässt. Das volle Gelege des Wiedehopfes giebt Nau-
mann auf 7, Dresser in seinem Werke ,,Birds of Europe“ auf
5 7 Eier an. Eine höhere Gelegezahl, 10 Eier! wurde s. Z. an-
gezweifelt oder dahin betrachtet, dass zwei Weibchen in ein
Nest gelegt hätten. Doch 8 und 9 Eier hat seitdem so mancher
Sammler im Nest des Wiedehopfes gefunden, 8 auch der Schreiber
dieser Zeilen, warum sollen also nicht 10 Eier von einem Weib-
chen in das Nest gelegt worden sein.
Wie vom Waldkauz und von der Waldohreule Gelege in
den a ersch iedensten Brutstadien beobachtet wurden, so auch vom
Wiedehopf. Ich fand wechselnd gleiche auch ungleich bebrütete
Gelege, ein anderes Mal mit Jungen, eins derselben ohne jeglichen
138 —
Ansatz, eins mit voll entwickelter Haube; zwischen dem kleinsten
und dem grössten Nestvogel zeigten sich die Uebergänge im
Kopfschmuck.
Für die Ungleichheit der Bebrütung innerhalb eines Geleges
möchte ich eine zu kleine Höhlung, der Luft nicht gut zugängig,
annehmen. Auch habe ich, was für meine Angaben sprechen könnte,
in den Nestern in Erdlöchern den wenigsten, in Schwarzspecht-
höhlungen dagegen einen wahrhaft scheusslichen Geruch wahr-
genommen. Mehrmals habe ich auch nach dem Verlassen der
Jungen vom Unrathe im Neste nach wenigen Wochen keine Spuren,
desto mehr in einer alten Schwarzspechthöhlung vorgefunden;
hier wimmelte es thatsächlich von Ungeziefer der kleinsten Art.
Dass derartige Höhlungen auf ein Jahr von unsren Höhlenbrütern
gemieden werden, ist die Folge.
Dass Wiedehopfe sowohl in Erdhöhlen, in Steinhaufen, auch
ganz hoch in Baumhöhlungen nisten, ist bekannt, ebenso auch,
dass sie auf den Eiern sitzend, vom Kletterer sich leicht greifen
lassen.
Zu den weiteren Eigenthiimlichkeiten des Wiedehopfes ge-
hört, unverzüglich nach seiner Ankunft sich zu paaren, ein
Drang, der durch ein geräuschvolles „Hup, hup, hup“ eingeleitet
wird, dem bald darauf eine mühevolle, sorgende Periode zur
Aufzucht der grossen Kinderschaar consequent folgt. Zur
Zeit der Kirschbaumblüthe, etwa um den 1. bis 10. Mai, ver-
nehmen wir des Wiedehopfes Liebesruf, dann schweigt er bis
zum Abschied, der im August, selbst bei herrlichstem Sonnen-
schein, im Verein mit seinen Jungen stattfindet, die an Zahl
inzwischen um einige Köpfe sich verringert haben. Sehen wir
im September noch Wiedehopfe in unseren Wäldern, dann möchte
ich sie für solche halten, deren Bruten verzögert wurden.
Die 6 Gelege, welche meine Sammlung enthält, habe ich
selbst gefunden: sie bestehen sämmtlich, je zweimal, aus 6, 7 und
8 Eiern. Hellgrau, dunkelgrau resp. erdfahl ist deren Färbung,
nicht wenige der Eier haben rein weisse Punkte. 4 der Gelege
sind innerhalb derselben ausserordentlich sich gleich, 2 Gelege
völlig ungleich, nicht nur in der Färbung, sogar in der Form.
Als Differenz in der Grösse zwischen den grossen und kleinen
Eiern ist ein Centimeter zu vergleichen. Jedes Gelege hat seine
Geschichte, worüber ich hier kurz berichten will:
1. Gelege, 7 frische, ganz gleiche Eier; 10. Mai 18 . . Das
Nest stand in einer Baumböhlung in Mannshöhe, an einem Wald-
wege. Der Vogel (Weibchen) biss kräftig in meine Hand, dann
liess er sich willig greifen. Zu Hause mit dem Vogel angekommen,
fand ich noch ein Ei in meiner Sammeltasche vor. Als ich ihm
— 139 —
eine Woche später die Freiheit an seinem Nestort wiedergab,
flog er mit lautem Hup hup hup davon.
2. Gelege, 6 frische, ganz gleiche Eier: 6. Mai 18 . . Das
Nest stand in einer uralten Eiche. Ich wurde durch kleine Knaben
aufmerksam gemacht, die sich am Eingang einer kleinen Höhlung
des Baumes zu schaffen machten und mir gegen geringes Entgelt
das brütende Weibchen nebst den Eiern übergaben. Das Weib-
chen kam in meine Balgsammlung. (Weibchen, Nest und Eier
waren mit bösem Geruch behaftet.
13. Gelege, 8 gänzlich untereinander verschieden gefärbte,
grössere oder kleinere Eier in recht unterschiedlicher Bebrütung;
12. Mai 18 . . Das Nest wurde uns durch ein Eichkätzchen ver-
rathen, das seine Erregung laut äusserte. Auch hier liess sich
der brütende Vogel greifen, der dann, nach geschehener Be-
trachtung in Freiheit gesetzt, mit lautem Hup hup hup davonflog.
Das Nest stand mittelhoch in einer uralten Kiefer.
•1.' Gelege, 8 ganz frische, recht gleichmässige Eier. Das
Nest Nummer 3 ist nochmals innerhalb 14 Tage belegt, das Weib-
chen lässt sich abermals greifen. Gelegentlich einer Tour anfangs
Juli wurde der Wiedehopf zum dritten Male — diesmal in einer
Schwarzspechthöhlung — mit 8 Jungen aufgefunden, diese von
klein an bis gross und je mit der entsprechend entwickelten
Haube. (Als Brutnachbaren in einer zweiten Höhlung der Kiefer
war ein Hohltaubenpaar mit flüggen Jungen.) Ein Geruch, unver-
gleichlich in seiner Art, haftete allen Jungen an. Das Nest ver-
rieth sich von aussen nicht durch irgend eine Spur, was auch
von den anderen Nestern zu sagen ist.
5. Gelege, 7 bebrütete, ganz gleiche Eier. 18. Mai 18 . .,
gefunden in einem ausgehauenen, nicht kleinen Loch in einer
schwachen Eiche, so niedrig, dass ich mich, um in das Nestloch
fassen zu können, bücken musste. Das Weibchen liess sich nicht
ganz freiwillig greifen, es wehrte sich durch Stossen mit dem
Schnabel.
6. Gelege, fi frische, gleiche Eier, 7. Mai 18 . . Das Nest
stand in einem niedrigen, mir seit Jahren bekannten, von Aeckern
umgebenen Steinhaufen, der theilweise mit Pflanzen und Erde
so gut wie verdeckt war. Beim Berühren einiger Steine flog das
Weibchen erschreckt davon. Dieses Pärchen hatte kurze Zeit darauf
das Nest in einem zerstörten Kaninchenbau, mitten in einer kleinen
Kiefernschonung angelegt; das Nestloch war durch schwarzen
Mieder und Nachtschatten leicht verdeckt. Das genommene Gelege
kam in den Besitz eines jüngeren Sammlers. —
140
Von meinen sonstigen Begegnungen mit Wiedehopfen nenne
ich noch:
Sehe am 18. Mai 18 . . Nestjunge in einem Baumloch kurz
über dem Erdboden.
Sehe am 20. Juni 18 . . ausgeflogene Jungen nebst den Alten.
Sehe am 26. Juni 18 . , flügge Jungen auf einer schwachen
Eiche. E- Brücke.
Mittheilungen.
Ueber die Eier vom Sperlingskauz (Glaucidium passerin um
bringt Othmar Reiser anlässlich der von Henry Dresser im
Julihefte des ,,Ibis“ angeregten Debatte im Dezemberheft der Ornitho-
logischen Monatsberichte weitere Erklärungen. Wir entnehmen
diesen, dass die Mehrzahl dieser seltensten Eier Europas eine mehr
gestreckte Form als andere Euleneier haben und dass darin eine
grosse Gefahr der Verwechselung mit den Eiern von Turtur turtur
und risorius besteht, Die Nachschrift theilt Angaben Dressers vom
22. October d. Js. mit, die wir unseren Lesern hier mittheilen wollen.
Dresser schreibt: „Die mir übersandten Sperlingkauzeier aus der Ge-
fangenschaft variiren etwas im Korn und sind durchweg kleiner.
Die Maasse sind:
Eier von St. Gallen (1890)
1,20 X 0,86
1,16 X 0,90
1,09 X 0,86
Eier von St. Gallen (1891)
1,12 X 0,86
1,09 X 0,91
1,10 X 0.86
1,06 X 0,85
1,94 X 0,85
1,14 X 0,83
1,04 X 0,81
Eier vom Pfarrer Hanf
1,22 X 0,89 1,13 X 0,92
Ei von Seidensacher
1,14 X 1.00
Die vielen von mir gemessenen Eier von Nyctale tengmalmi va-
riiren zwischen 1,34 X 1,16 und 1,25 X 0,09. Ich glaube daher an-
nehmen zu können, dass die Eier, welche von Hanf und Seidensacher
stammen, ebenso Carine passerina-Eier sind. Dieselben dürften
ebenso wie die von N. tengmalmi in der Grösse variiren.
Vom Zwergspecht. Wiederholt hatte ich in Erlen alte Nist-
höhlen gefunden, die nach der Grösse des Flugloches zu schliessen,
nur von Picus minor herrühren konnten. Den Vogel selbst hatte
ich indessen noch nie zu Gesicht bekommen. Am 20. Mai d. J.
— 141 -
kehrte ich von einer grösseren Tour zurück; ich schlug einen wenig
begangenen Fusspfad ein, der am Ufer des kleinen, mitten im Kie-
fernwald gelegenen Kesselsees hinführte. Eine kegelförmige An-
häufung wie von groben Sägespähnen am Fusse einer vertrockneten
Erle erregten meine Aufmerksamkeit. Ich trat näher und entdeckte
eine frisch gearbeitete Höhle vom Zwergspecht, l,/4 m über dem
Erdboden. Der Vogel war zu Hause, denn als ich vorsichtig eine
kleine Ruthe einführte, rief er leise im Innern. Zu einer genauen
Besichtigung war es schon zu spät, auch hatte ich kein Werkzeug
bei mir. Ich kehrte daher am andern Tage mit Hammer, Stemmeisen
u. s. w. bewaffnet, zu dem Baum zurück und erbrach die Höhle. Es
war ein Werk weniger Minuten, denn das Holz war weicher, als es
schien. Während der Arbeit kam der Specht mehrere Male hoch,
verschwand wieder im Innern, kam von neuem hoch und blieb schliess-
lich eine Zeitlang in der Oeffnung sitzen, so dass ich ihn mit Müsse
betrachten konnte. Dann flog er zu dem durch seinen Ruf herbei-
gelockten Männchen, das unweit des Nistbaumes auf einer Erle sass.
Auf dem Grunde der Höhlung lagen auf blossen Spähnen 6 mässig
(ca. 4-6 Tage) bebrütete Eier, durchschnittlich 18,9 X 13,7 mm gross.
Das grösste mass 19,11 X 14,2 mm, das kleinste 18,6 X 13,2 mm.
Das kreisrunde Flugloch hatte einen Durchmesser von nur 3*/« cm,
der Nistbaum in Höhe des Nestes einen Umfang von 54 cm. Die
Höhle war im ganzen 24 cm tief und etwas unterhalb des Flug-
loches schon 7 cm im Durchmesser weit und hatte die Form eines
oben zugespitzten vorn und hinten schwach zusammengedrückten
Sackes. Ihre verhältnissmässig grosse Tiefe erklärt sich wohl aus dem
schon oben erwähnten Umstande, dass der Baum vertrocknet und das
Holz ziemlich weich war. H. Noack, Sonnenburg.
Das Naturhistorische Museum in Berlin hat eine umfangreiche Samm-
lung mikroskopischer Präparate als Geschenk erhalten, die der in
Halle a. S. verstorbene Geh. Regierungsrath W. von Nathusius
bei seinen Untersuchungen der Struktur der Vogeleier, der Muschel-
schalen, der Säugethierhaare u. s. w. angefertigt hat. Es sind 1800
Dünnschliffe der Eierschalen, 680 Präparate von Säugethierhaaren,
270 Muschelschliffe. Systematisch geordnet, stehen die Präparate
jedem Forscher, der sie zu Studien und Vergleichen benutzen will,
zur \ erfügung. Das Museum verdankt diese wissenschaftlich werth-
volle Bereicherung den Kindern des verstorbenen Geheimraths
W. v. Nathusius.
Oberamtirath Ad. Nehrkorn, Riddagshausen bei Braunschweig, hat
seine Eiersammlung, die zweitgrösste betreffs der Artenzahl auf dem
Continent — nach seinem Tode — dem Berliner Zoologischen Museum
gestiftet,
— 142 —
Litterarisches.
Zur Omis des Barenzmeeres. Tagebuchnotizen von N. Ssmirnow,
Assistent der Expedition für wissenschaftliche Untersuchungen an der
Murmanküste, mit Schlusswort von H. Goebel, werden im November-
Dezemberheft des Ornithologischen Jahrbuches veröffentlicht. Der
mit kurzer Unterbrechung fast fünf Monate lang andauernde Auf-
enthalt einesOrnithologen am Bord des russischen Fangkutters, ,Pomor“,
eines fast ausschliesslich sich während der Zug- und Brutzeit der
Vögel in den Eisregionen bewegenden Seglers, ist so ziemlich ein
Unicum. Er giebt uns Aufschluss über die Uebervvinterungsplätze
von Chema sabinii, die bisher noch nie, sowie Pagophila eburnea,
die nur höchst selten an den Küsten Finnmarkens und Lapplands
am Lande beobachtet werden. Beide Vögel überwintern an den
Rändern des Eises, wohl auch in nächster Nähe zwischen Kanin und
der Korapforte und ziehen auch im nördlichen Theile des Weissen
Meeres, wo bisher noch kein Forscher überwinterte. Die Beobach-
tungen über Corvus corax, Somateria spectabilis, Bernicla brenta
u. s. w., über das Auffinden der belegten Nester von Uria brünnichn,
Colymbus arcticus, Anscr ruf es eens und albifrons, Cygnus bewickii, Larus
leucopterus , Eudromias morinellus u. S. w. sind höchst interessant.
Unsere Meisen. Von Prof. Dr. W. Marshall. Eine sehr
hübsche ausführliche Arbeit über das Leben der Meisen, in der be-
sonders über deren Werth im Haushalt der Natur und über ihren Nest-
bau berichtet wird. Leipziger Geflügelbörse, Nr. 93-96.
Mittheilungen des Oesterr. Reichsbundes für Vogel-
kunde uud Vogelschutz in Wien. Schriftleiter: Karl Boyer, unter
Mitwirkung von Dr. Curt Floericke. No. 1, October-November 1901.
II. Jahrgang. Ein grosses vielseitiges Heft mit Beiträgen von Floe-
ricke, Kullmann, Rausch, Markert, A. Berger, v. Scheidlin u. s. w.
Dr. E. Bade. Vögel in der Gefangenschaft. I. Theil. Heimische
Käfigvögel. Mit 16-20 Tafeln in Photographie-Druck nach Ori-
ginal-Aufnahmen lebender Vögel und vielen Text- Abbildungen vom
Verfasser, vollständig in 10 Lieferungen. Verlag von Fritz Pfenningstorff,
Berlin W.
Briefkasten. Zur Anfrage aus Seelzerthurm* Drotnaetis* und Casuarius-Eier
sind durchweg in grüner Färbung. Schwarzgraugrün bis hellgraugrün mit sehr rauher
Schale und chagrinlederartiger Struktur sind die Eier der ersteren, hellgraugrün, grün-
lichgelb (mit Ausnahme der Art 0. bicarunculatus, Sei., welches Ei dunkelblaugrün
ist, mithin dem von Dr. noVae hollandiae gleicht) der letzteren Art. Letztere
haben sämmtlich auf der Schale stark glänzende Glasurerhebungen in grünlicher Färbung.
Weisse Eier dieser Arten kenne ich nicht. Vielleicht liegt eine Verwechselung vor,
Weshalb ich Sie um nähere Auskunft über die in Ihrem besitze sich befindenden Eier bitte,
143 —
Anfrage über den Unterschied zwischen Wendehals- Und Zwerg -
spechteiern. Wie Dr. E. Rey im Eierwerk auch angiebt, sind die Unterschiede
zwischen beiden Arten nicht mit Sicherheit zu finden. Wir glauben wohl, wenn diese
Eier im frischen Zustande gefunden werden, sie doch zu unterscheiden sind, dadurch, dass
erstere rein weiss und undurchsichtig, letztere weniger weiss und durchsichtig gefärbt
sind und die charakteristische Struktur des Spechteies zeigen. Ich lege auf die wandelbare
Form, wie Grösse beider Arten, keinen besonderen Werth betreffs der Unterscheidung,
betrachte jedoch als ein besonderes Kennzeichen des Wendehalseies dessen rein weisse
Farbe (weiss wie bei Columba palumbus), während ein Spechtei, dessen weisse Farbe
annähernd mehr der Färbung eines Hohltaubeneies entspricht.
Ornithologisches Jahrbuch.
Organ für das palaearktische Faunengebiet.
Dis ^Ornithologische Jahrbuch *, welches mit 1901 seinen XII. Jahrgang
beginnt, bezweckt ausschliesslich die Pflege der palaearktischen Ornithologie und er-
scheint in ü Heften in der Stärkt“ von 'i'/a Druckbogen, Lex. 8. Eine Vermehrung
der Bogenzahl und Beigabe von Tafeln erfolgt nach Bedarf. — Der Preis des Jahrganges
(Ö Hefte) beträgt bei direktem Bezüge für das Inland 10 Kronen, für das Ausland
10 Mk. = 12,50 Frcs. = 10 sh. = 4,50 Rbl. pränumerando, im Buchhandel
12 Kronen == 12 Mark.
Lehranstalten erhalten den Jahrgang zu dem ermftssigten Preise von 6 Kronen =
6 Mk. (nur direct). Kauf- und Tauschanzeigen finden nach vorhandenem Räume auf dem
Umschläge Aufnahme. Beilagen- und Inseratenberechnung nach Vereinbarung. Probehefte.
Alle Zusendungen, als Manuscripte, Druckschriften zur Besprechung. Abonne-
ments, Annoncen und Beilagen bitten wir an den Herausgeber. Vict. Ritter v.
Tsehusi zu Sehmidhoffen, Villa Tännenhof bei Hallein, Salzburg, zu adressiren.
Verlag von J. Neumann, Neudamm.
Einige Worte der Wahrheit
über den Vogelschutz.
Allgemeine mul spccielle
Erörterungen von zum Teil
neuen Gesichtspunkten.
Von Ernst Hartert, Direktor
des Zoologischen Museums zuTring (Engl.)
Preis geheftet 1 Mk.
Die Kennzeichenderdeutschen
Enten, Schnepfen, Raubvögel.
Anleitung zur sicheren Bestimmung
der Arten vorgenannter Vogeigruppen.
Int Aufträge der
„Allgemeinen deutschen Ormthologischen
Gesellschaft zu Berlin" verfasst von
Anton Reichenow u. Paul Matschie.
Preis gt-helici 5U Pf.
Frische tadellose Gelege,
einseitig- gebohrt,
von Aqu. naevia , Syrn. ura lense, Lantus
excubitor und rntnor, Tetraobonasia , Corvus
coro ne, Sylvia curruca und Podic. cristatus
sowie einzelne Eier Garr. mein tioccph a Ins
und Merops apiaster aus Ostpreussen bezw.
Griechenland und von hier, wünsche ich
gegen seltenere europäische Lepidoptereu
zu vertauschen.
Forstmeister Wendlandt,
St. Goarshausen am Rhein.
Neue Preisliste
über verkäufliche palaearktische
Vogeleier versendet gratis u. frei.
A. Kricheldorff,
Berlin, Oranienstrasse 135.
144
^ — i — I, — j — — „i — , - njLnru~i^rr~i_ — _-_r_
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Porzana pusilla (Pall ),
darunter dunkle und helle
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LaDiwirthscbaftlicbes ODertenblatt.
Herausgeber : Friti Haasche,
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No. 10. Berlin, den 15. Januar 1902. XL Jalirg.
Inhalt: Etwas über Nachtschwalben und deren Eier. Einige Beobac: uingc:i üb 1 den Km km k.
Variationen gewisser Eier. — Stimmen aus dem Leserkreise. Ornithologisehi K 1. au. (Je-
schältliches — Inserate.
Etwas über Nachtschwalben und deren Eier.
Aus dem Leben der Nachtschwalben will ich nur kurze Be-
obachtungen vorausschicken: Bei recht günstiger Witterung trifft
man die erste Nachtschwalbe zuweilen auch schon um die Zeit
des Schnepfenstriches, also anfangs April in den Revieren
Mitteldeutschlands an. An schönen milden Frühlingsabenden,
wenn dem Beobachter die erwachende Natur unwillkürlich feierlich
stimmt, wenn die Schwarzdrossel plötzlich ihr Lied abbriclit und
sich zur Ruhe begiebt, dann dringen zuweilen sonderbare Töne
an unser Ohr, die sich mit dem Spinnen oder Schnurren unseres
Hauskaters hinter dem Ofen vergleichen lassen. Bald leiser, bald
schärfer tönt es durch die stille Forst und es gehören kundige
Augen dazu, den Urheber derselben zu entdecken, da dieser
tleissige Spinner vom Laube, dem Erdboden oder Ast, auf welchem
er sitzt, sich fast gar nicht unterscheiden lässt. Wird er jedoch
auf gescheucht, so streicht er gewandt wie die Tagscliwalbe davon,
jedem Aestchen geschickt ausweichend. Die fliegenden Nacht-
insekten erhascht die Nachtschwalbe mit Gewandheit, erscheint
dagegen am Tage unbeholfen und vermeidet ungern wie alle
Nachtvögel das Auffliegen.
Zur Zeit der grossen Waldverwüstungen durch Waldverderber
der allerkleinsten Arten — noch vor wenigen Jahren — war die
Nachtschwalbe in grosser Anzahl vertreten ; ihr Schnurren wurde
„unheimlich“, wie mir mehr wie ein Forstmann versicherte. Dieser
Ausdruck kann recht zutreffend, namentlich für denjenigen Mann
sein, der sich in der Nacht auf verbotenem Wege im Walde herum-
- 146 -
treibt lind der sich durch das Schnurren der Nachtschwalbe er-
schreckt fühlt. Tlieils mit Recht, thcils mit Unrecht hat man der
Nachtschwalbe eine Reihe von Namen angehängt, von denen
einige aus Unwissenheit und Aberglaube, andere nur aus un-
ruhigem Gewissen ersonnen werden konnten.
Von einem Nestbau weiss die Nachtschwalbe nichts; das
Weibchen legt einfach seine zwei glattschaligen Eier, welche auf
weisslichem oder hellgrauem Grunde mit grauen, braunen, vio-
letten oder erdfarbenen Flecken eigenartig marmorirt gezeichnet
sind, auf die Erde, am liebsten aber so, dass das Gelege einige
Deckung von oben hat. Wird es vom Neste aufgescheucht, so
bedient es sich derselben Kunststücke wie dis Rebhuhn und
flattert, als wäre es flügellahm, vor dem Störenfried her, um
dessen Aufmerksamkeit vom Neste abzuwenden.
Die Jungen entschlüpfen etwa nach zwanzig Tagen den
Eiern und sind mit langem, grauem, stellenweise schwarzfleckigem
Flaum bekleidet. Die Alten bekunden grosse Liebe für ihre
Brut und sperren bei Annäherung eines Feindes den Schnabel
weit auf, fauchen hörbar oder knappen mit dem Schnabel wie
die Eulen.
Das Nest befindet sich zumeist am äussersten Ende des
raumen Hochwaldes, hier unter Deckung einiger Bäumchen; im
devastirten Walde unter verkümmerten Stämmen oder durch
Heidekraut gedeckt; in Culturen durch ein Bäumchen oder einen
Strauch wohl verborgen.
Die einmal liebgewordene Brutstätte wird selbst bei groben
Störungen wieder erwählt, nicht selten in deren unmittelbaren Nähe.
Mein erstes Gelege fand ich einmal am 1. Juni, mein spätestes
einmal am 4. August.
Das oben Gesagte gilt nur für unsere europäische Art, wie weit
für andere Arten kann ich aus eigenen Beobachtungen nicht
angeben.
Die Eier der Nachtschwalben haben gewisse Eigenthüm-
lichkeiten. Sind beide Enden des Eies gleichmässig abgerundet,
wie z. B. bei Caprimulgus europaeus, so findet sich wohl nie oder
selten ein eigentlicher Kranz vor, jedoch stehen die Flecken und
Schnörkel an dem einen Ende gewöhnlich etwas dichter als an
dem andern. So ist es bei einer grossen Menge unserer Art, so
wie bei denen von carolincnsis und virginianus. Es ist auch hier
wohl das stärker gezeichnete Ende des Eies gewesen, womit es
zuerst an die Welt gelangte. Im Ganzen sind übrigens diese
kein verdicktes Ende zeigenden Eier auf ihrer ganzen Oberfläche
ziemlich gleichmässig gezeichnet, doch keine Regel ohne Aus-
nahme, Chordciles acutipennis texensis ist oft gar nicht gefleckt.
147
Im Heuen Rey ’ sehen Eierwerke, Tafel 29, 1 bis G sind die
Eier unserer e u rop ä i s c li e n N a c h t s c h w a 1 b e , Caprimul-
gus europacus L., ebenda 7 bis 9 die der rothkalsigen
Nachtschwalbe, C. ru/icoliis, Temm., sehr hübsch abgebildet.
Alis der paläarktisclien Region nennen wir hier noch Eier der
sibirischen Nachtschwalbe, C. jotaca, Temm. und
Schlegel, 30 — 31X21 — 22,5 mm gross und die der isabell-
farbigen Nachtschwalbe, C. aegyptius , Licht. — isabellimis
Temm., 32,5X21 mm gross, die in der Fleckung sämmtlich wie
helle europaeus aussehen , in der Färbung durch rein weissen,
glänzenden Grund sich auszeichnen.
Eine gewisse Anzahl der Nachtschwalbeneier sehen lachs- .
färben, namentlich die asiatischen, eine Anzahl, namentlich die
amerikanischen Arten, grau in grau marmorirt aus.
Als grösstes Nachtschwalbenei kenne ich ausser Antrostomus
carolinensis (Gmelin), das sehr in der Grösse variirt, Podagcr na-
cunda, V., aus Südbrasilien, welches prächtig gefärbt mit violetten
und gelbbraunen bis rothbraunen Flecken und Wolken auf grauem
bis gelbgrauem Grunde, 34—37X24 — 25 mm gross, als das
kleinste Nachtschwalbenei Chordeiles pusillns, Gould, vom Ama-
zonenstrom, mit schwarzbraunen Ober- und violetten Schalen-
flecken auf fleischfarbenem Grunde, 23X17.5 mm gross.
Im Nehrkorn 'sehen Kataloge, Tafel IV, Figur 42 ist
Eurostopus nigripennis , Rams., aus den Salomons-Inseln, abgebildet,
ein Ei, 34X25 mm gross, cremefarbig und mit einzelnstehenden
grösseren und kleineren Flecken, im „Ibis“, 1894, Tafel V
Macropsalis furcipata (Nitzsch) aus Argentinien, ein graugelbes bis
dunkeltleischfarbenes mit violetten und dunkelgrauen Punkten
und Kritzeln oder mit einem Gewirr von hell- und dunkelroth-
braunen Haarlinien, Schnörkeln und Kritzeln, welche die ganze
Fläche verdecken, versehenes, 19X21 mm grosses Ei.
Im C a p i t a i n B e n d i r e 'sehen Werke „North American
Birds-1, Washington, 1895, sind äusserst naturwahre Abbildungen
auf Tafel I, Figuren 8 bis 10 von Antrostomus carolinensis (Gmelin)
und A. vociferus (Wilson), Figur 23 von Phalaenoptilus nuttali,
Audubon, abgebildet; zwei nahestehende Arten werden beschrieben.
Diese Eier haben grosse Aehnlichkeit mit denen der europäischen
Art, doch mit dem Unterschiede; erstere besitzen mehr reine,
markirte Flecken, letztere Marmorzeicknung, ferner; erstere haben
zumeist eine sehr zarte bräunliche, letztere eine weissliche
Grundfärbung. Ebenda Tafel II, Figur 1 und 2, sind Abbildungen
von Nydidromus albicollis mcrilli, Sennet, aus Central- und Süd-
Amerika, ein auffallend stark glänzendes, 29 bis 30X20,5 grosses^
röthlichgrau bis braunröthlich mit rothgrauen Wolken, fast flecken
148
losen oder mit dunkelrothen Wolken und intensiver gefärbten
und verwischten Flecken versehenes Ei. Ebenda, Tafel III, Fig-
1 bis 10 werden die in grauen Farben gehaltenen Eier von 1.
Chordcücs virginianus , Gmelin, 2. C. virginianus henryi, Cassin, 3.
C. virginianus chapmani, Sennett und 4. C. acutipcnnis texensis, Law-
rence, abgebildet.
Chordeiles virginianus ist hell- bis dunkelgrau mit sehr dicht
stehenden violetten Unter- und dunkel- bis schwarzgrauen Ober-
decken, die ganz gleichmässig auf der überdache vertheilt sind;
C. v. henryi ist der vorigen Art sehr ähnlich, zum Theil noch
dunkler; C. v. chapmani zum Verwechseln täuschend ähnlich denen
von virginianus ; C. acutipcnnis texensis ist auf graugelblichem
Grunde ohne Fleckung oder graugelb mit violetten Unterdecken
und dunkelgrauen bis schwärzlichen Haarlinien und Stricheln,
welche die ganze Fläche gleichmässig oder ein anderes Mal in
der Weise überziehen, dass die Flecke untereinander in Ver-
bindung stehen. Diese Eier variiren sehr.
Maasse (kleinstes-, Durchschnitts-, grösstes Maass), Fundort
und Daten, dem ßendire' sehen Werke entnommen.
Antrostomus carolinensis (Gmelin).
35,30X21,15 35,87X25,76 40,13X27,43 mm.
Florida; 1. Mai. Cornal County. Texas; 15. Juni.
A. vociferus (Wilson).
27,68X20,57 29,13X21,29 30,48X22,86 mm.
Baltimore County, Maryland; 9. Mai, 9. Juni.
Phalaenoptilus nuttalis (Audubon).
22,35X19,30 25,15X19,05 26,67X20,12 mm.
Estes Park, Colorado; Juni.
P. n. californicus, Ridgway.
26,16X19,81 26,67X20,57 mm.
Monrovia, Californien; 4. Mai.
Nyctidromus albicollis merilli, Sennett.
27,18X20,57 3125X22,66 33,27X24,13 mm.
Cameron County, Texas; 16. April, 16. Mai.
Chordeiles virginianus (Gmelin).
27,68X20,57 29,97X21,84 33,53X22,86 mm.
Dubuque, Jowa; 28. Mai. New York; 24. Juni. Fort Klemath,
Oregon; 6. Juli.
149
C. v. henryi (C assin).
27,43X20,83 29,97X21,61 32,51X22,86 mm,
San Louis Springs, New Mexiko ; 3. Juli.
C. v. chapmani, Sen net.
27,43X20,32 29,03X20,89 30,14X20,57 mm,
San Mateo und Motoko, Florida; 8. und 9. Mai.
C. v. acutipennis texensis, Lawrence.
23,11X18,03 26,84X19,61 29,72X21,08 mm.
Brownsville, Texas; 13. Mai. St. Georg, Utah.
Maasse und Gewicht von C. virginianus.
31,10X21,10 mm 31,15X21.15 mm
375 ingr 450 mgr
Maasse und Gewicht von C. acutipennis texensis.
25, 1 0X19,08 m m 26,00X2.10 mm
390 mgr 400 mgr
Aus Asien befinden sich in meiner Sammlung Eier von
Caprimutgus kc/aarli, Blvth — indicus, Lath. (aus Ceylon erhalten), aus
Neu Guinea C. macrurus, Horstf. Ersteres Ei ist sehr schön gelb-
braun oder helllachsfarben mit den entsprechenden violetten und
graubraunen meist deutlichen Flecken. Letztere Art ist grau bis
rothgelb: die Flecken der Grundfarbe entsprechend violett und roth-
grau angepasst.
Maasse und Gewicht:
C 'ap rini ulgics kclaa rti.
32X23,5 mm 33,5X23 mm
540 mgr 550 mgr
C. macrurus.
30X22 mm 1 8 23 mm 30X23 mm
500 mgr 500 mgr 540 mgr
29X21,50 mm 30X22,5 mm
540 mgr 490 mgr E. Erlicke.
Einige Beobachtungen über den Kuckuck.
Anlässlich der kürzlich hier veröffentlichten Arbeiten über den
Kuckuck gehe ich in Nachfolgendem auch nunmehr die von mir
in mehreren Jahren gemachten Beobachtungen bekannt.
150
Wir finden den Kuckuck in der Mark Brandenburg wohl am
häufigsten bei der Gartengrasmücke, Sylvia hortensis und bei der
weissen Bachstelze, Motacilla alba, doch kommt er, wenn auch
nicht so oft, beim Neuntödter oder rothrückigem Würger, Lanius
collurio , beim grauen Steinschmätzer, Saxicola ocnanthe und beim
Zaunkönig, Troglodytes parvulus, immerhin noch ziemlich häufig
vor, während er neben der Mönchs-, Dorn-, Zaun- und Sperber-
grasmücke und bei den Laubvögeln u. s. w. bedeutend seltener
gefunden wird. — Meine Beobachtungen beziehen sich ins Be-
sondere auf die Gartengrasmücke. So fand ich in letzter Saison
unter Beihilfe meines Bruders einige 50 Kuckuckseier, gewiss
eine grosse Anzahl ; was dieselben aber für Mühe und Schweiss
kosten, können nur wenige Sammler ermessen.
Die von Herrn Wenzel kürzlich in diesem Blatte beschrie-
benen Beobachtungen kann ich in vielen Fällen bestätigen. Auch
ich fand oft neben frischen Nesteiern bebrütete, dass heisst mit
Blutstreifen versehene Kuckuckseier. So z. B. fand ich im vor-
letzten Jahr an einem Sonntag ein S. hortensis- Nest mit zwei
Eiern; am darauffolgenden Dienstag befanden sich deren drei
im. Nest, desgleichen am Donnerstag; am Sonnabend dagegen
neben zwei nun schon ziemlich bebrüteten Nesteiern ein blut-
streifiges Kuckucksei. Im letzten Jahr fand ich am 8. Juni ein
halbfertiges Nest von S. hortensis. Am 12. enthielt es ein Ei, am
13. zwei, am 15. dagegen neben zwei gänzlich klaren Eiern des
Nestvogels ein Kuckucksei, in welchem sich schon Blutstreifen
befanden. Da ich schon am frühen Morgen das Nest besuchte,
konnte das Kuckucksei, wenn man annimmt, dass dasselbe am
Morgen vorher gelegt wurde, höchstens einen Tag und eine Nacht
bebrütet worden sein. Ist ein solcher Fortschritt gegen die Ncst-
eier in so kurzer Zeit wohl möglich? Andererseits fand ich im
vergangenen Jahr, gegen 11 Uhr Vormittags, ein Nest, welches
einen höchstens einen halben Tag alten Kuckuck und drei S.hor-
tcusis- Eier enthielt. Als ich dasselbe Nachmittags gegen 4 Uhr
nochmals besuchte, war eins von den drei Eiern ausgekommen
und das Junge lag höchst munter neben dem kleinen Kuckuck
und den anderen zwei Eiern. Als ich nach drei Tagen wieder in
dieselbe Gegend kam, war der Kuckuck allein im Nest. Der junge
Kuckuck hat anfangs eine röthliche Haut, wie junge Vögel im
Allgemeinen, doch schon nach einem bis zwei Tugen, während
er noch blind ist, färbt sich dieselbe schwärzlich und nun wirft
er für gewöhnlich schon in dieser Zeit die anderen Jungen in
der bekannten Art und Weise aus dem Nest.
Ich fand
dann ist mir
auch hin und wieder Kuckuckseier allein im Nest,
aufgefallen,' dass, wenn ich diese herausnahm und
151
ein oder mehrere Eier hineinlegte, dieselben, so oft noch ein
1 Kuckucksei in das Nest kam, verschwanden, dagegen die des
Nestbesitzers meist vollzählig vorhanden waren. Hierbei beobach-
tete ich folgende drei Fälle: Im ersten fand ich das Nest
gegen 6 Uhr Abends und enthielt es nur ein S. hortensis-Ei ; um
8 controllirte ich das Nest nochmals, da hatte inzwischen ein
Kuckucksweibchen sein Ei hinein gelegt; das Gartengrasmückenei
war verschwunden.
Der Kuckuck hatte also Abends gelegt, worauf ich weiter
unten nochmals zurückkommen werde. Ich nahm also das Kuckucks-
ei heraus und legte dafür aus einem in der Nähe stehenden
Goldammernest ein schwer bebrütetes Ei in das Nest der Garten-
grasmücke.
Als ich das Nest nach drei bis vier Tagen wieder besuchte,
enthielt es neben zwei Eiern des Nestbesitzers noch ein Ivuckuksei,
das Goldammerei aber war verschwunden.
Im zweiten Fall fand ich ein Nest von S. hortcnsis, in welchem
sich noch am späten Nachmittag nur ein Ei des Nestvogels befand;
als ich gegen '/o^ Uhr dasselbe nochmals besuchte, enthielt es
ein noch warmes Kuckucksei. Ich ersetzte dieses durch zwei Eier
von A. curruca und nach drei Tagen befanden sich noch ein
Kuckucksei und zwei Eier der Gartengrasmücke in dem Nest: die
Giasmückeneier waren, wie im ersten Fall das Goldammerei, eben-
falls verschwunden.
Im letzten hall fand ich ein Kuckucksei ohne Nesteier; ich
nahm dasselbe heraus und legte dafür zwei A'. hortc?isis-Eier in
das Nest, welches ebenfalls dieser Art angehörte. Auch hier fand
ich, als ich es nach einigen Tagen wieder besuchte, noch ein
Kuckucksei neben zwei Eiern des Nestbesitzers, nicht aber die
von mir hineingelegten Eier vor.
Könnte man daher nicht glauben, dass das Kuckucksweibchen
einen gewissen Instinkt besitzt, solche Eier, welche sich von
denen des Nestbesitzers durch Grösse oder Färbung auszeichnen,
wenn es sein Ei hineinträgt, hinaus zu werfen, indem er sie viel-
leicht für fremde Kuckuckseier hält und hierbei seiner eigenen
Brut, der das ausschlüpfende Junge leicht gefährlich werden kann*
vorarbeitet?
t Man müsste doch sonst weit mehr zwei Kuckuckseier in einem
Nest finden, denn in derselben Zeit (drei Jahre!), wo ich auf
oben beschriebene Art drei und zwei Kuckuckseier aus einem Nest
erhielt, habe ich nur zweimal zwei Kuckuckseier zugleich ge-
funden. \\ ie oben schon erwähnt, legen die Kuckucksweibchen
ihre Eier auch Abends ab, wie ich speciell von einem Weibchen
152
wiederholt beobachtet habe und zwar wurden die Eier in der Zeit
von Nachmittags 5 Uhr bis Va9 Uhr Abends gelegt.
Die Abstände zwischen den einzelnen Eiern des Kuckucks-
weibchens, welche ich oft fand, betrugen einen bis drei Tage und
fand ich in einem Jahr schon bis vierzehn Stück von einem
Weibchen, doch glaube ich annehmen zu können, dass ein
Kuckuck, dessen Eier nicht ausgenommen wurden, höchstens deren
sechs bis sieben legt und dass die Weibchen, von denen man
viele Eier findet, nur durch das häufige Ausnehmen gezwungen
werden, so viel zu legen. Denn dass das Kuckucksweibchen
seine Eier auch späterhin noch im Auge behält, geht schon daraus
hervor, dass man nie zwei Eier eines Weibchens in demselben
Nest findet, sehr häufig aber, wenn man ein Grasmücken gelege
mit dem Kuckucksei ausnimmt und die Grasmücke, wie ge-
wöhnlich nur wenige Schritte entfernt, gleich noch einmal
baut, nach oft noch nicht acht Tagen wieder ein Ei von dem-
selben Kuckucksweibchen in dem zweiten Grasmückengelege
findet. Auch haben manche Kuckucks Weibchen nur sehr
kleine Reviere, wo sie ihre Eier ablegen (im Gegensatz zu anderen,
deren einzelne Eier man hin und wieder in meilenweiter Ent-
fernung findet). Ich kenne ein Kuckuksweibchen, in dessen Ab-
legebezirk höchstens sechs bis acht Paar Gartengrasmücken
brüten, wie ich bestimmt festgestellt habe. Wie nun, wenn alle
Nester belegt sind und die Paare brüten ?
Es ist dies eine Frage , welche erst noch beantwortet
werden soll.
Im Jahre 1899 fand ich am 20. Mai in einem Nest des
Weidenlaubvogels Phylloscopus rufus , ein Kuckucksei und zwar von
einem Weibchen, welches seine Eier vorher stets in S. hortcnsis-
nester gelegt hatte. Im Juni und Juli desselben Jahres fanden
wir dann auch noch fünf Eier von diesem Weibchen in S. hortcnsis
#
und zum Schluss, Ende Juli, noch eins in P. rufus. Ich habe
dann im Jahre 1900 noch elf Eier von diesem Weibchen in
Nestern von S. hortcnsis gefunden; desgleichen fand ich von
einem anderen Weibchen im Jahre 1899, in demselben Jahr wie
oben, ein Ei bei P. rufus. Das Nest war verlassen. Auch von
diesem Weibchen habe nachdem viele Eier gefunden, jedoch
ohne Ausnahme in S. hortcnsis. Was hat die Kuckucks Weibchen
nun veranlasst, ihre Eier gerade in die Nester dieser Art zu
legen, die von S. hortcnsis doch gewiss sehr verschieden sind,
ähnlichen Nester von S. cincrca, ob-
unberührt blieben ? ln zwei der ge-
nannten Fällen war das Nest verlassen, einmal sogar alle drei
Nesteier mehr oder weniger beschädigt, im dritten hatte der
während die doch ziemlich
gleich in Menge vorhanden,
153
Vogel noch nicht ausgelegt. Auch fand ich schon im ver-
lassenen Nest von Phylloscopus fitis ein Kuckucksei und zwar war
mir dieses Nest schon vor dem Hereinkommen des Kuckukseies
als verlassen bekannt. Auch dieses Weibchen legt sonst nur bei
S. hortensis.
Zum Schluss noch eine Beobachtung über im Nest befind-
liche zerschlagene oder sonstwie defekte Kuckuckseier:
Wir fanden zum Beispiel ein verlassenes Nest mit Kuckucksei
und drei S. hortensis- Eiern. Das Kuckucksei sowie die Gras-
mückeneier waren stark bebrütet: an der einen Seite des
Kuckuckseies befand sich ein rundliches, vielleicht sechs bis
sieben mm im Durchmesser grosses Loch, dessen Umrisse
ganz glatt waren. Schalenstücke waren nur sehr wenige vor-
handen und befanden sich im Ei selbst. Der Inhalt war ziemlich
vollständig, die Nesteier waren unbeschädigt. — Ferner fand ich
ein Nest von S. hortensis , welches in einem grossen Busch stand*
so dass ich Mühe hatte heranzukommen. Schon von Weitem
sah ich die Grasmücke anstatt im Nest, auf dem Rand desselben
sitzen; im Nest selbst fand ich neben vier ganzen Eiern von
S. hortensis ein Kuckucksei. von welchem ein grosses Stuck Schale
fehlte, welches gewiss mehr als ein Fünftel des ganzen Eies betrug
und zwar von der nach oben gekehrten Längsseite. Von dem
Inhalt (das Ei war frisch gelegt) fehlte noch nicht das Geringste,
auch war dasselbe nicht betrocknet, obgleich Eiweiss und Dotter
offen dalagen: Schalenreste waren so gut wie gar nicht vorhanden.
Wer mag wohl in beiden Fällen der Zerstörer gewesen sein?
Mäuse entschieden nicht, da diese doch sicher die Eier ange-
fressen hätten. Dass es die Grasmücke war. ist auch nicht gut
anzunehmen, da denn doch einerseits mehr Schalenroste und
Spuren von Schnabelhieben anstatt glatter Kanten vorhanden ge-
wesen sein müssten, andernfalls die Grasmücke auch ('in schon
drei bis vier oder mehr Tage bebrütetes Ei schwerlich noch be-
schädigen würde. Ich möchte daher bald annehmen, dass es
wenigstens im zweiten Fäll der Kuckuck selbst war, vielleicht
beim Hineintragen oder sonstwie, doch mit Gewissheit lässt sich
dies nicht behaupten. Ad. Kr.
II. Ueber Variationen gewisser Eier.
Nisaetus pennatus (Gmel ) — minutus Brelim. Ein Ei, das so oft
argen Zweifeln begegnet, nur von Kennern bestimmt werden kann.
Zum Verwechseln ähnlich mit gleich grossen Hühnerhabicht-, un-
gefleckten Bussard- und rothen Gabelweiheneiern.
154
Rey giebt in seinem Eierwerke für Zwergadlereier folgende
Maasse an:
62,2X46,3 60,7X50
51,5X41,9 63,8X41,3
56,5X45,3 mm.
4,29, das schwerste 7,06 g.
Maximum
Minimum
Durchschnitt
Gewicht : Das leichteste
Für Hühnerhabichteier
Maximum
Minimum
Durchschnitt
Gewicht
64,5X45 63X47,5
51X43 56X41,5
57X44,7 mm
6,105 g.
Bussard- und rothe Gabelweiheneier haben durchweg gleiche
Maasse wie pennatus.
Bei dem Vergleich der Eier der soeben hier genannten
Arten haben wir als bestes Unterscheidungsmal beobachtet:
Geben die Maasse der genannten Eier auch in Bezug auf
das Korn keinen Anhalt zur sicheren Identificirung, denn das
Korn des Adlereies geht stark in Abweichungen über, so ist das
Gewicht auch hier das beste Kriterium. Trotz der rauhen Schale
ist verhältnissmässig das Adlerei im Gewicht das leichteste, das
Habichtsei das schwerste. Auch durch das Gefühl mittels der
Hand sind diese Adlereier von Bussard- und Gabelweiheneiern
merklich, von Hühnerhabichteiern recht auffallend zu unterscheiden.
Als zweites Kriterium nennen wir:
Im durchfallenden Lichte erscheinen
zart hellgrün pennatus-Eier,
mittelgrün butco- und milvus- Eier,
dunkelgrün palum ba rius- Eier.
Zur Untersuchung lagen für dieses Mal mehrere Zwergadler-
gelege vor ; die Eier besassen eine helle wcisslichc resp. sehr
schwach grünliche Färbung, nur ein Ei war mit drei kleinen
Flecken in schwacher brauner Farbe versehen. Die Gelege, Ende
Mai und Anfang Juni gefunden, stammten aus Südrussland und
der Dobrudscha.
Astur brevipes Sev. — badius Krüper. Die immerhin selten zu uns
kommenden Eier aus Griechenland, Macedonien, Serbien, Bul-
garien, Montenegro usw. sahen wie in mehreren frischen Gelegen
aus Rumänien vom 16. Mai, aus Sarepta vom 4. Juni. Die Eier,
2 und 3 im Gelege, sind innerhalb desselben ungleich gefärbt,
einmal weisslich oder grünlichen Grundes und ungefleckt, ohne
oder mit schwachen gelbbräunlichen Wolken. Sie entsprechen
sehr der Rey 'sehen Beschreibung, doch fand ich das Korn — im
Gegentheil von Rey — sehr fein und glatt, viel feiner als beim
vSperberei.
155
Hin Sammlungen verbleichen die Zwerghabichteier sehr
schnell.
So ein ungeflecktes Ei könnte am ehesten mit Circus cincra-
ccus, weniger mit Astur nisus verwechselt werden. Als das ein-
zigste dafür sehr treffende Kriterium sei das Gewicht zu er-
wähnen:
Das Durchsclinittsmaass giebt Rey sehr treffend an:
1,58 g bei brevipcs,
1,78 „ „ nisus,
2,17 „ „ cineraceus.
Die fühlende Hand unterscheidet die hier genannten Arten
mit aller Sicherheit: wie brevipcs zart und fein sich erweist, so
grob und dick nisus, im vermehrten Maasse cineraceus.
Wer die Innenfärbung der Eier dieser drei Arten einer Be-
sichtigung unterzieht, findet gleiche dunkelgrüne Töne vor.
Im Nehrlcorn 'sehen Kataloge finden wir brevipcs und badius
als zwei Arten vor, erstere als Brutvögel in Europa und Klein-
asien, letztere in Ostindien.
Circus macrurus (Gml.). Frische Gelege, die wir aus Sarepta
sahen, gefunden in den ersten Junitagen, waren insgesammt mit
sehr reichlicher Fleckenzeichnung versehen. Dieselbe bestand in
Kritzeln, Wolken, Flecken und Punkten gross und klein und in
graubrauner, meist scharf begrenzter Färbung: Schalenflecke
waren wenig bemerkbar.
Auf den ersten Blick erscheinen diese Eier, dass sie mit
denen von nisus leicht verwechselt werden können. Doch fanden
wir zwischen beiden gute Unterscheidungszeichen im Gewicht.
Als Durchschnittsmaass 1.78 g bei nisus,
2,36 „ „ macrurus ,
und im Korn.
Durch das Gefühl der Hand ist macrurus merklich grob.
nisus dagegen als dünn zu bezeichnen.
Die Innenfärbung ist bei beiden Arten gleich dunkelgrün.
Stimmen aus dem Leserkreise.
Zu den in der vorigen Nummer p. 140 gegebenen Maassen von
Glaucidiuin passer inum-Eiern schreibt uns Herr Alexander Bau
folgendes :
,,Die oline weitere Benennung des angewendeten Maasses gegebenen
Eie1 maasse sind zweifellos in Wiener Zoll gemessen. Fis ist dies in-
sofern sonderbar, als man allgemein Eiermaasse in mm angiebt. I)a
obige Maasse den meisten Oologen unverständlich und für dieselben
deshalb werthlos sein dürften, gebe ich dieselben nachstehend in ram
umgerechnet.“
Eier von St. Gallen (1890):
31,5X22,6 mm
30,5X23,6 „
28,6X22,6 „
Eier von St. Gallen (1891):
29,4X22,6 mm
28,6X23,9 „
28,9X22,6 mm
27,9X22,3 „
27,3X22,3 „
30 0X21,8 mm
27,3X21,3 „
Eier vom Pfarrer Hanf:
32,1X23,4 mm 29,7X24,2 mm
Ei von Seidensacher:
30,0X26,3 mm
— Betreffs der Schwarzspechthöhlen zum Artikel „Eigeuthiimlieh-
keiten bei Spechtbauten" bemerke ich, dass ich hier bis jetzt acht Höhlen
aufgefun den habe, die sämmtlicli in abgebrochenen, ausgefaulten Aesten
eingehauen sind. Zwei standen nach Westen, eine nach Süden, die
übrigen fünf nach Norden. Die Verhältnisse sind also nicht überall gleich.
Ich habe in einem früheren Artikel den Mangel an Brutbäumen hierselbst
gekennzeichnet und desshalb müssen die Spechte nehmen, was sie finden-
Wo um abgestorbene Aeste sich eine dicke Rindenumwallung bildet,
sind die Löcher vor Wassereinfluss geschützt, alle acht waren im
Innern trocken. Alexander Bau.
— Zum besseren Ei kennen des Korns eines für fraglich er-
scheinenden Eies wende ich gutes Lampenlicht an, das ich durch ein
Vergrösserungsglas auf das zu untersuchende Ei leuchten lasse. Der
hierdurch hervorgerufene, blendend helle Schein zeigt mir die Eigen-
schaften der Eischale in weit höherem Maasse an, als es durch das
Tageslicht geschehen kann. Diese Untersuchung ist namentlich bei
weissen Eiern von Werth, sie wird auch zur Unterscheidung der Zwerg-
specht- und Wendehalseier das Richtige treffen. S.
— Ein praktisches, einfaches und dabei billiges Geräth zum
Durchleuchten der Eier, das nur empfohlen werden kann, ist ein ge-
schwärzter Blechcylinder mit zwei ovalen Löchern und mit einem Ein-
schnitt, von unten. Dieser Cylinder ist auf jeder gewöhnlichen Küchen-
lampe anzubringen. Das Ei wird mit der breiten Seite gegen die Oeft-
nuug des Cylinders, welche in gleicher Höhe der Flamme sein muss,
gehalten. Eier, deren Luftblase bis zu */4 oder Vs eingetrocknet ist,
Fleck- und faule, sowie bebrütete Eier, sie alle sind je nach ihrem Zu-
stande deutlich zu erkennen. S.
— Podiceps nigricollis-Eier. Weiteres zum Artikel in No. 7’
„Eine phaenologische Skizze aus der Mark.“ Diese Eier erhielt ich seit
20 Jahren regelmässig aus der Umgegend von Fürstenwalde an der Spree,
hin und wieder seit den letzteren Jahren aus Brandenburg an der Havel,
seit 1893 aus der Umgebung Sonnenburgs, zwischen dem Oder- und
Netze-Brueh. Aus dem Wolgagebiet erhalte ich seit kurzer Zeit eben-
falls Eier, doch ist hier die Brutzeit vor Ende Mai, in Kussland etwas
später, nämlich Ende Mai bis in den Juni hinein, Rothe Eier sah ich
nur aus dem Sonnenburger Gebiet. Diese Taucher nisten in Colonien.
Fr. Kricheldorti.
— Podiceps nigricollis ist im unteren Wartebruch keine seltene
Erscheinung, vielmehr die häufigste Taucherart, die C. minor zu ersetzen
scheint, denn diese habe ich noch nie beobachtet. C. nigricollis nistet hier
gern in kleinen Kolonien. Die erste Kolonie fand ich am 21. Mai 1897.
Die Nester, 6 an der Zahl, standen seitlich an einem kleinen mit
Wasseraloe ( Wasserscheere, Strathiotes aloides) dicht bewachsenen
Wasserlauf und enthielten je 2 bis ö frische Eier. Die zweite
Kolonie, die ich am 2(1. Mai 1898 fand, enthielt JO bis 12 Nester,
von denen nur 3 mit 2, 3 und 3 Eiern belegt waren. Die Nester
standen auf einem überschwemmten Wiesenstück in etwa l'uss-
tiefem Wasser. Sämmtliche Eier waren bebrütet und rothbraun
gefärbt. Vermuthlich hat die Nebelkrähe hier gehaust. Die .dritte
Colonie vom 28. Mai 1899 bestand aus 8 Nestern, von denen 5 be-
legt waren und die 3, 4, 4. 4, 5 rotli braune Eier in ver-
schiedenen Stadien der Bebrütung enthielten. Das Wasser war hier
flach, kaum fusstief, das Nest durch das aufspriessende Wiesengras
etwas gedeckt. Die Eier waren nicht zugedeckt, wie bei der
ersten Colonie und leuchteten aus dem fast schwarzen Nest-
material schon aus weiter Ferne entgegen. An demselben Tage
fand ich ferner ein frisches Ei von P. nigricollis im Nest von Larus
ruhbundus mit 3 Eiern der Möve zusammen. H. Noack.
I. Ornithologische Rundschau.
Dr. P. Dahms. Eigenartige Niststätten, Berlin. Natur und Haus,
X. Jahrgang. Seite 88. — Die Nester der Wallnister, Pirole, Gelb-
spötter, Rothschwänzchen, Neuntödter, Bachstelzen u. s. w. werden
beschrieben, auffallende Abweichungen im Nestbau besonders be-
sprochen,
Ed. Feldtmann. Der Wald. Charakterbilder aus der deutschen
Thier- und Pflanzenwelt. Verlag von Otto Meier in Ravensberg.
— Für die reifere Jugend. Das Buch hat den Zweck, die Liebe zur
Natur zu erwecken, sie zu pflegen und sie zu vertiefen. Es will den
Naturfreund mit den Geheimnissen und Wundern des Waldes, mit
Seinem Leben vertraut machen und als kundiger Führer den Weg
158 -=»
Zur Erkenntniss der heimischen Natur weisen. Ausser den Charakter-
bildern enthält das Buch noch in einem besonderen Kapitel eine An-
deutung zur Beobachtung und Sammeln, das dem Anfänger den
Weg zu einem selbständigen Studium der Natur in trefflicher Weise
zeigt.
Dr. L. Heck. Freundschaften und Liebschaften im Thierreich.
Berl. Lokal-Anzeiger, 25. Dezember 1901. — Aus den interessanten
Mittheilungen seien die folgenden hier mitgetheilt: Unter den
Ibisgesellschaften der zoologischen Gärten ist es gar keine sel-
tene Erscheinung, dass Mischehen geschlossen und Mischlinge
erbrütet werden, obwohl beide Geschlechter derselben Art den-
selben Flugkäfig bewohnen. Mir ist sogar der Fall vorgekommen,
dass ein chinesischer Ibis unter allen möglichen Ibisweibern heraus
eine japanische Löffelreiherin sich zur Gattin erkor und mit ihr einen
ebenso schönen wie eigenartigen Mischling grosszog, der heute noch
das merkwürdigste Stück unserer Sumpfvögelsammlung ist: es ist
ein grosser, schneeweisser Löffler mit schwachgekrümmtem und
schwach löfFelförmig verbreitertem Schnabel — Dass ein Bock von der
tapirnasigen Saiga-Antilope von den afrikanischen Straussen unzer-
trennlich war — so lange, bis ein tüchtiger Straussenfusstritt seinem
Leben ein Ende machte, das hat, bis zu einem gewissen Grade i
wenigstens, ein Seitenstück im Freileben des Strausses, wo ebenfalls
gewisse Antilopen, besonders Gnus und Hartebeester, sich gern in
seiner Nähe halten, weil er mit seinem langen Halse und scharfen
Auge ein riesiges Gesichtsfeld beherrscht und dadurch einen vor-
trefflichen Sicherheitswächter abgiebt. Dass aber Falz-Feins australische
Strausse (Emus) beide mit ihrer Herzensneigung auf Abwege ge-
riethen, der eine in die Bisamkuh, der andere in die Zebrastute sich
so rasend verliebten, dass sie von diesen grossen Vierfüsslern gar nicht
wegzuschlagen waren, das ist denn doch ohne Beispiel! Als die
Zebrastute ein Zebroidfohlen von einem Pferdehengst bekam, Hess
der Emu-Hausfreund in freudigster Aufregung den ganzen Tag seinen
eigenthümlichen Kesselpaukenton vernehmen und war plötzlich so
böse gegen Wärter und Parkgenossen, als ob er eigene Brut zu
schützen hätte. Seine treue platonische Liebe wurde ihm aber schlecht
gelohnt durch einen Hufschlag, und seitdem die Zebrastute mit den
mongolischen Urwildpferden draussen auf der freien Steppe geweidet
wird, humpelt er mit verkrümmtem F'usse traurig umher. Und doch
wird alles, was ich von unnatürlichen Freundschaftsschwärmereien
und verkehrten Liebesleidenschaften bei Thieren in Gefangenschaft
kenne, weit überboten. Im Frankfurter Zoologischen Garten unter-
hielt ein Gebirgslori, ein kleiner, prächtig bunter, australischer Papagei,
das denkbar zärtlichste Liebesverhältniss mit einem blauen Sultans*
huhn, das denselben gfossen Flugkäfig bewohnte.
— 159 —
Bilcherverzeichniss von R. Friedländer & Sohn. Berlin N.W., Abth. V,
Ornithologie. — No. 43ü enthält (74 Seiten stark) die im Verlage
alt und neu erschienenen Werke, auch die sonstigen Erwerbungen;
die Oologie ist reich vertreten. Von theuren und guteu Werken
nennen wir z. B. J. Gould, The Birds of Europe; das Thierreich,
davon Aves, A. Reichenow; The Birds of Celebes, A. L. Meyer and
L. W. Wiglesworth; 4'. Salvadori, Ornitologia letta Papuasia e delle
Molucche; J. A. Naumann, Naturgeschichte der Vögel Deutschlands!
A. König, Reisen und Forschungen in Algerien.
Illustrierter Katalog der Litteratur auf dem Gebiete der Geflügelzucht,
Taubenzucht, Ornithologie etc. Hans Schnitze, Dresden— Strehlen. —
Enthält zumeist Werke über Geflügelzucht, 18 Illustrationen, sowie
8 Abhandlungen aus verschiedenen ornithologischen Gebieten.
Mittheilungen des Oesterr. Reichsbundes. Wien. — Im Dezember-
heft richtet u. A. in „Nachträgliche Bemerkungen zum Septemberheft“
sowie in „In rebus ornithologicis!“ Staats Wacquant-Goezelles eine
scharfe Kritik gegen gewisse Unsitten in der ornithologischen
Litteratur.
Druckfehler-Berichtigung : Auf Seite 136 Zeile 20 muss es statt
mm cm und auf Seite 142 Zeile 21 statt 3 s/4 31/* cm heissen.
A. Kricheldorffs neue Eingänge. Aus Süd-Spanien:
Gypaetus barbatus, Gyps kispaniolensis, Aquila fulva, Adalberti,
pennata, fasciata, Circaetus gallicus, Carthartes percuopterus, Pyrrhocorax
graculus, Corvus corax, Saxicola leucura, aurita, Monticola saxatilis,
cyaneus, Aedon galactodes, Sylvia orpbea, conspicillata, melauocephak
undata, Cettia cetti, Cisticola cisticola, Lanius meridionalis, Sturnus uni-
colox, Turnix sylvaticus, Passer petronius, Emberiza cirlus, cia, Alauda
calandra, Galerita tbeclae, Clivicolor rupestris, Cypselus melba, Glareola
austriaca etc.
Aus Rumänien:
Vultur cinereus, Gyps fulvus, Aquila iiuperialis, pennata, naevia,
Falco lauarius, feldeggi, rutipes, Circaetus gallicus, Astur brevipes,
palumbarius, Milvus regalis, ater, Buteo Zimmermanni, Coracias garrula,
Merops apiaster, Lanius ininor, Ibis falcinellus, Platalea leucerodia, Ardea
nycdcorax. comata, garzetta etc.
Vom Caspischen Meer und KirgisemSteppe:
Ardea alba, Ibis falcinellus, Alauda tatarica, Glareola melanoptera,
Larus gebasten, ichtyaetus, Partts pendulinus, Erismatura leucocephala,
Podiceps nigricollis ctc.
160 —
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No. 11. Berlin, den 15. Februar 1902. XI. Jahrg.
. ■■ — — — ———————— — —————————————— '
Inhalt: Meine Beobachtungen über den Kuckuck — Nistpläize und Bruten des grauen Fliegenschnäppers. —
Mittheilungen. — [I. Ornithologiichc Rundschau. — Briefkasten. — Inserate.
Meine Beobachtungen über den Kuckuck.
Wohl wenige Vögel giebt es, welche dem Naturforscher ein
so interessantes, vielseitiges Feld für seine Beobachtungen bieten
als der Kuckuck.
Zu den bereits von vielen Kennern hier veröffentlichten
Wahrnehmungen möchte auch ich noch einige hinzufügen, welche
ich in einem Zeitraum von über 45 Jahren selbst beobachtete,
doch beschränke ich mich heute speciell nur auf die von allen
Vögeln abweichende Art der Fortpflanzung des Kuckucks.
Der Kuckuck erscheint bei uns im April und ist die Zeit
zwischen dem 15. und 24. die gewöhnliche, in besonders günstigen
Jahren erscheint er auch schon früher, so dass ich seinen Ruf
schon am 8. vernahm.
Als Pflegeeltern des Kuckucks kommen in hiesiger Gegend
hauptsächlich die Rothke hlch|en, Davdalus rubecula, in Betracht.
Da diese Vögel Ende April mit dem Bau ihrer Nester beginnen
und Anfang Mai schon legen, so hat der Kuckuck sich den ört-
lichen Verhältnissen entsprechend angepasst und habe ich als
frühesten Termin am 1. Mai ein Kuckucksei im Neste dieses
Vogels gefunden. Es betraf ein Weibchen, welches etwa 16 Jahre
hintereinander in ein bestimmtes Waldgebiet kam und auf einen
möglichst beschränkten Raum seine Eier unterbrachte, welche
»vegen ihrer geringen Grösse und auffallend hellen Farbe von
jedem anderen Kuckucksweibchen leicht zu unterscheiden waren,
lie sich auch im Laufe der Zeit in keiner Weise veränderten.
Obwohl das Auftinden der Rothkehlchennester in unserem
bergigen Terrain sehr schwierig ist, so sind dieselben doch auf
162
gewisse Oertiichkeiten angewiesen, z. B. hohe Gräben und Üfei*-
raine, wo dieselben unter Wurzeln und trockenem Gras versteckt,
gebaut werden und so war es mir möglich infolge meiner Kennt-
niss bis zu 60 Stück in einem Jahre aufzufinden und zu controlliren.
Oben erwähntes Kuckucksweibchen setzte, soweit ich dies
feststellen konnte, 4 bis 5 Eier in einem Jahre ab, belegte stets
Rothkelilchennester; nur ausnahmsweise fand ich ein vom ge-
nannten Weibchen belegtes Ei im Neste von Phyllopneuste sibilatrix, j
W a 1 d 1 a u b v o g e 1 , ein s de sgleich en im Ne s te vo n Ern beriza citrinella, x
Goldammer und von Anihus arboreus, Baumpieper.
Die Ablage der Kuckuckseier in die Nester der letztge- ii
nannten Vögel scheint mir mehr ein Verlegenheitsact zu sein, i
hervorgerufen durch irgendwelche Zerstörung des vom Kuckuck
ein oder mehrere Tage vor dem Einlegen seines Eies erspähten
und zur Aufnahme desselben bestimmten Nestes. Ist es mir doch
schon vorgekommen, dass in solchen Fällen das Kuckucksei in
alte, leere, vorjährige Nester gelegt wurde.
Wenn solche Umstände nicht eintreten, weiss der Kuckuck i
das Nest des Baumpiepers vom Rothkehlchen zu unterscheiden.
Von mehr als hundert von mir aufgefundenen Baumpiepernestern,
ist mir nur einmal der oben erwähnte Fall vorgekommen, dass
ein Kuckucksei in das Nest des Baumpiepers gelangte, obwohl
letztere mit dem Rothkehlchen dieselbe Oertlichkeit, denselben
Graben theilten und auch der Nestbau beider Vogelarten wenig
von einander sich unterscheidet.
Aber auch die Eier scheint das Kuckucksweibchen zu kennen.
So fand ich z. B. drei von verschiedenen Kuckucken gelegte,
in verschiedenen Bebrütungsstadien befindliche Eier in dem
Neste eines Rothkehlchens, welches in einem dunkelen Waldgraben
gebaut war; die verschiedenen Kuckucke hatten hier sämmtliche
Rothkehlchefteier beseitigt, indess kein Kuckucksei.
Ein anderes Mal fand ich ein verlassenes Rothkehlchennest, in
welchem sich ein Rothkehlchenei und zwei Kuckuckseier befanden.
Das Nest war augenscheinlich nach dem Einlegen des zweiten
Kuckuckseies verlassen; ein Kuckucksei, ebenso ein Roth- i
kehlchenei, welches die zwei verschiedenen Kuckucke darin ge- |
lassen hatten, war blauschwarz und stark bebrütet, ein Beweis, dass
es schon längere Zeit gelegen hatte; das letztgelegte Kuckucksei j
war noch hell und gut. Ausser dem Rothkehlchen kommen in
hiesiger Gegend als Zieheltern des Kuckucks, jedoch weniger als J
diese, der Waldlau bvo ge 1, Phyllopneuste sibilatrix und der Zaun- )
könig, Troglodytes parvulus, in Betracht. Die Kuckuckseier ähneln
denen der genannten Vogelarten fast nie; nur einige Male fand ich
einige den Waldlaub vogcleiern ähnliche Kuckuckseier vor. Solche
163
Vogelarten, die in anderen Gegenden bevorzugt werden und
deren Eier denen des Kuckucks ähneln , z. B. Lanius
collurio, der rothrückige Neuntödter, Sylvia hortensis, die
Gartengrasmücke, Sylvia cinerea, die Dorngrasmücke, Mota-
ritla alba , die weisse Bachstelze, werden, obwohl sie hier und
da in den von Kuckucken bewohnten Gebieten gar nicht selten
sind, bei dem Fortpflanzungsgeschäft desselben fast nie berück-
sichtigt, ebensowenig die beiden anderen liier vorkommenden
Laubvogelarten, Phyllopneuste irochilus und ru/a.
Das Kuckucksweibchen hat das Bestreben, immer in die
Nester solcher Vögel zu legen, bei denen es selbst erzogen wurde
ind zwar geschieht dies in Zwischenräumen von einigen Tagen,
ch konnte feststellen, dass von einem Kuckucksweibchen Eier
jelegt wurden am 5., 9. und 14. Mai.
Ich sowohl als mein verstorbener Freund Walter haben be-
ibachtet, dass fast immer, wenn der Kuckuck ein Nest, worin er
sein Ei unterbringen will, dies ein oder mehrere Tage vorher
msfindig macht und gleichzeitig ein oder mehrere Xesteier be-
seitigt; dasselbe auch beim Einlegen seines Eies wiederholt, so
lass zuletzt nur noch wenige der ersteren neben dem des Kuckucks
»'orkommen.
Findet man ein vollständiges Gelege neben dem Kuckucksei
m Neste, so hat der Kuckuck gewöhnlich zuerst eingelegt.
Dass übrigens der Kuckuck auch Eier wegträgt, sollte
ch wie ein verstorbener Onkel von mir aus nächster Nähe mit
dgnen Augen beobachten. Auf einem Apfelbaum hatte Lanius
ufus, der rotkköpfige Neuntödter, sein Nest gebaut und darin
inige Eier; ein Kuckuck kam, flog zum Neste, aber auch gleich-
eitig fielen beide Neuntödter über ihn her und mit ihm zur Erde,
fier sahen wir, dass er ein geraubtes Ei zu Boden legte, aber
erfolgt von dem Neuntödterpaar, das Weite suchte. Damals war
.anins rufus noch häufig, heute ist hier keiner mehr zu sehen.
Wenn Ende April, Anfang Mai noch recht kaltes, regnerisches
Vetter eintritt, die Bäume noch unbelaubt im Walde stehen, so dass
ian glauben sollte, die insectenfressenden Vögel müssten Mangel
ä Nahrung haben, hindert es den Kuckuck nicht, um seine Eier
ichtzeitig in die Rothkelilchennester unterzubringen. Doch giebt
55 anch Kuckucke, die viel später, bei der zweiten Brut, die Eier
nterbringen.
Obwohl die Rothkehlchen immer noch diejenigen Vögel sind,
eiche das Amt der Pflegeeltern am besten besorgen, gehen auch
äi ihnen öfters die Kuckucke zu Grunde; nicht immer sind
stere so gefällig, ihnen die Eier auszubrüten und verlassen das
6st, wenn der Kuckuck sein Ei hineinlegt. Mitunter trifft auch
™ 164 —
ihn die Schuld, wenn er zu spät hineinlegt. Mir sind Fälle be-
kannt. wo das Kuckucksei gelegt wurde, als die Eier der Pflege-
eltern schon längst bebrütet waren. In diesem Fälle geht ersteres Ei
immer verloren. Auch an dem Tage, als die jungen Rothkehlchen i
auskommen mussten, wurde noch ein Kuckucksei zugelegt.
Ich besuchte ein Rothkehlchennest, von dem ich wusste, dass
an diesem oder dem nächsten Tage die Jungen auskommen j
mussten, fand indess noch die Eier vor. Als ich am nächster 1
Tage zufällig an der Stelle vorbeikam, waren die Jungen ausge- J
krochen und lagen todt neben dem Neste, während in demselber i
ein frisches Kuckucksei lag.
Ein anderes Mal legte ein Kuckuck in ein noch unfertigei
Nest; dies hielt das Rothkehlchen nicht ab dieses fertig zu stellen
so dass das Kuckucksei ganz überbaut wurde.
Ich sah ein Rothkehlchennest in dem Schlitz einer Buche
welche in einer eine Wiese umgebenden Hecke stand. Als icl
nach einiger Zeit wieder dort vorbeikam, sah ich in der Spalt«
in dem zerbrochenen und getrockenen Inhalt eines Rothkehlchen
eies eins desgleichen vom Kuckuck. Offenbar hatte der Kuckucl
ersteres beseitigen wollen und da er nur schwer dahin gelange!
konnte, wurde es von ihm zerbrochen. Er konnte sein Ei nu
mit dem Schnabel in das Nest gebracht haben. Wäre der jung'
Kuckuck ausgebrütet worden, er hätte aus der schmalen Oeffnunj
nicht herausgekonnt.
Auch in früheren Zeiten sah ich mit einem Bekannten, wi-
ein Rothkehlchen futtertragend einer Baumhöhlung zutlog, ii
welcher sich ein halberwachsener Kuckuck befand. Mein Begleite
befreite ihn aus dieser Höhlung, aus welcher er, ausgewachser
nicht herausgekonnt hätte. Wird das Kuckucksei rechtzeitig, d. 1
so eingelegt, dass es mit den Nesteiern zngleich bebrütet wird
so schlüpft der junge Kuckuck trotz der bedeutend härteren un-
stärkeren Schale des Eies einen Tag früher aus als seine Stiel
geschwister. Bald danach findet man die stark bebrüteten Eie
oder schon ausgekrochenen Jungen neben oder unter dem Neste
Nach meiner Ansicht kann dies nur der Kuckuck getkan habei
Die Pflegeeltern behandeln den jungen Kuckuck wie ih
eigenes Junges. Als ich einen solchen mit der Hand berührte
biss mich das Rothkehlchen, dabei immer fliegend, in dieselbe.
Während das Brutgeschäft bei den Rothkehlchen als Pflege
eitern des Kuckucks im Allgemeinen früh im Jahre sich vollzieh
geschieht dies beim Zaunkönig und Waldlaubvogel erst spätei
da diese erst in der zweiten Hälfte Mai oder Anfang Juni zu
Brut schreiten. Bei beiden Vogelarten hat er indess wenig Glücl
weil dieselben das Nest meist nach dessen Benutzung durch den
Kuckuck verlassen.
Beide Arten bauen backofenförmige Nester mit engem Ein-
gangsloch. Hat nun der Kuckuck beim Auffinden des Nestes ein
oder mehrere Eier beseitigt, erweitert er die Oeffnuug derartig,
dass die Eigenthümer auf die Ehre verzichten, seine Eier aus-
zu brüten.
Aber selbst bei diesem vergrösserten Eingangsloche fällt es
namentlich an dem nach unten freihängenden Zaunkönignest, an
welchem der Kuckuck fussen muss, schwer, an die Eier zu gelangen
und so zerbricht er nicht selten eins, wodurch die anderen auf dem
Boden des Nestes ankleben.
Da der Kuckuck sich nicht in diese Nester setzen kann, wie
dies bei den anderen, offenen geschieht, legt er sein Ei auf den
Boden und trägt es mit dem Schnabel hinein. Wird er dabei
gestört, so lässt er es auf der Erde liegen und kümmert sich
nicht weiter darum. Ich fand mehrmals solche.
Im einem Wahlbezirk, wo eine grössere Anzahl von Zaun-
könignestern vorhanden ist, kann man die Wahrnehmung machen,
dass, wenn ein Kuckucksweibchen seine Eier in deren Nester
unterbringt, auch noch andere von ihm nicht benutzte Nester
untersucht und die Oeffnung erweitert wird, wodurch auch diese
verlassen werden.
Ausserdem kommt es vor, dass es auch in die Schlupfnester,
welche der Zaunkönig nur zum Ausruhen oder Uebernachten be-
nutzt, seine Eier legt, wo dieselben nicht bebrütet werden. Aeusserlicli
sind diese Nester nicht zu unterscheiden; nur werden diese innen
nicht mit Haaren oder Federn ausgelegt, wie die zur Brut benutzten.
Wird nun ein Kuckuck vom Zaunkönig ausgebrütet, so wird
ihm in der zweiten Woche seines Lebens das Nest zu klein, dass
sich dann derartig erweitert, dass der junge Kuckuck nicht mehr
im, sondern auf dem Neste sitzt.
Ich glaube nicht zu hoch zu greifen, wenn ich die Zahl der
vom Kuckuck gelegten, aber nicht zur Ausbildung gelangenden
Eier auf 75 °/o schätze, beim Waldlaubvogel und Zaunkönig würde
der Schaden noch ein grösserer sein, wenn er nicht durch das Roth-
kehlchen herabgemindert würde.
Wie sich der Kuckuck die Gewohnheiten der Fortpflanzung
seiner Pflegeeltern zu seinem eigenen Nutzen gemacht hat, kann
111,111 am besten sehen bei den Kuckucken, welche den Waldlaub-
vogel als solche erwählt haben. Dieser Vogel brütet ungestört
nur einmal Ende Mai oder Anfang Juni und fangen die Vögel
ziemlich gleichmässig zu legen an. In dieser kurzen Legezeit
biingt er seine Eier bei den Waldlaubsängern unter. Würde der
166
Kuckuck mehr als 5 bis 6 Eier legen, wäre es bei dieser Vogelart
nicht möglich sie unterzubringen. Findet man später noch der-
artige Nester mit einem Kuckucksei, so sind dies verlassene Eier.
Da die Kuckuckseier der verschiednen Weibchen in Grösse
und Färbung von einander abweichen, ist es für den Kenner
nicht schwer zu beurtheilen, wie weit sich das Gebiet des Ein-
zelnen erstreckt und wie lange es in dasselbe zurückkehrt;
schwieriger ist dies beim Männchen. Doch auch hier giebt es
solche, welche man an der Stimme erkennen kann. So kommt
seit fünf Jahren ein Männchen im Habichtswald vor, welches bei
ruhigem Tempo seinen Ruf dreisilbig erschallen lässt, nicht etwa
wie dies geschieht bei einem Kuckuck, der im Liebestaumel ein
Weibchen verfolgt. Sein Gebiet erstreckt sich auf den östlichen
Theil des Brasseisbergs und einige kleine Feldhölzer. Er hört
schon Anfang Juni auf zu rufen; jedenfalls war die Legezeit seines
Weibchens vorüber.
Wo ein solcher Kuckuck keinen Rivalen hat, dehnt sich sein
Gebiet weiter aus, wie dies z. B. im Baunethal der Fall ist, wo
alljährlich nur ein Paar sich einfindet und ich einmal einen
Kuckuck beim Baden in einem Tümpel überraschen konnte.
H. Ochs.
Nistplätze und Bruten des grauen Fliegenschnäppers
von Alexander Bau.
Unter allen Vögeln dürfte der Fliegenschnäpper (Musciccipa
grisola ) die sonderbarsten Nistplätze aufzuweisen haben. An Ge-
bäuden nistet er gewöhnlich frei auf Balkenköpfen, in Mauerlöchern,
in Gesimsen, Wandspalieren, Lauben u. s. w., sonst auf Weiden-
köpfen, in weiten Baumhöhlen oder frei auf einem alten Aste.
Die für ihn besonders hergerichteten, halboffenen Nistkästen
nimmt er sehr gern an. Nachstehend will ich einiges über be-
sondere Nistplätze mittheilen.
Vor 10 Jahren befand sich in dem grossen Vergnügungslokal
Neue Welt bei Berlin eine sogenannte Luftbahn, bestehend aus
zwei weit entfernt von einander stehenden Holzthürmen, zwischen
denen in an Drahtseilen hängenden Wagen Personen hin und
her befördert wurden, in dem einen Thurm befand sich die Be-
triebsmaschinerie und davor ein grosser, dazu gehöriger Petroleum-
motor. Der unangenehm riechende Dampf des Motors hüllte
oft den ganzen Thurm ein, und dennoch, trotzdem letzterer beim
Betriebe ziemlich heftig in allen Theilen erzitterte, baute ein
Fliegenschnäpper sein Nest auf einen Balken des Thurmes, gerade
167
an der über dem Motor liegenden Seite. Auf meinen Wunsch
störten die Arbeiter den Vogel nicht und er zog glücklich die
Jungen gross. Bemerkenswerth ist dabei, dass die heftigen, täglich
bis 12 Uhr nachts dauernden Erschütterungen den Eiern nicht
schadeten, denn alle fünf kamen aus.
In demselben Lokal hatte vor 7 Jahren ein Fliegenschnäpper
sein Nest auf den oberen, eisernen Rand einer grossen elektrischen
Bogenlampe gebaut und liess sich, obschon dieselbe täglich wegen
Erneuerung der Kohlenstifte herabgelassen wurde, nicht im Brüten
stören. Die Brut kam jedoch nicht aus, da ein starker Regen den
Rand voll Wasser füllte und das Nest gerade auf dem Abzugs-
loche stand. Die bebrüteten Eier, welche die ganze Nacht und
den folgenden Vormittag im Wasser lagen, gingen dadurch zu
Grunde.
Auf meinem gegenwärtigen Besitz nisten an den Gebäuden
alljährlich ein oder zwei Paare Fliegenschnäpper. Das grosse
Oekonomiegebäude ist an den Giebclseiten mit alten, in den
Schlossruinen der Ruggburg vor Jahren ausgegrabenen Waffen
u. s. w. geschmückt, ln einem besonders angenagelten Visirkorb
hat ein Pärchen mehrere Jahre genistet, ein zweites in einer
Fechtkappe. Ganz frei auf einem wenig vorspringenden Stein
des alten Schlossthurmes, nur einen Meter hoch vom Boden, baute
ein Fliegenschnäpper sein Nest, doch wurde es wahrscheinlich
durch Besucher der Ruinen herausgerissen.
Ebenfalls im letzten Sommer sah ich in der Ortschaft Lochau
an einem Christusbild auf dem Kopf des Christus ein Fliegen-
schnäppernest. In derselben Ortschaft hatte ein Pärchen sein
Nest hoch oben auf dem Gesimse eines Fensters des Schlosses
Hofen angelegt. Der Sohn des Besitzers entnahm das Gelege für
seine Sammlung und legte einige Schwarzplättcheneier hinein.
Letztere wurden von den Fliegenschnäppern ausgebrütet und die
Pflegekinder zum Ausfliegen gebracht.
Eine ungewöhnlich rasche Brut beobachtete ich im ver-
gangenen Sommer. Bei meinen Gebäuden waren keine Fliegen-
schnäpper. wie sonst erschienen. Erst am 31. Mai Mittags sah
ich ein Pärchen auf dem isolirt stehenden Waschküchengebäude,
an dessen Giebelwand sich ein Fliegenschnäppernistkasten, der
in den Vorjahren öfter benützt worden ist, befindet. In diesen
dm Frühjahr sorgfältig gereinigten) Nistkästen trugen die Vögel
am l. Juni eifrig Baumaterial ein. Am 20. Juni früh waren die
Jungen eben ausgekrochen, sodass mithin zum Nestbau, Legen
der 5 Eier und Ausbrüten der letzteren nur 10 Tage gebraucht
wurden. Am 4. Juli früh flogen die Jungen aus. Vermuthlich ist
ein schon fertiges Nest des Pärchens zerstört worden und das
Weibchen, welches fast legereife Eier bei sich trug, musste nun
äusserst schnell ein neues Nest herrichten. Trotzdem war dies
ebenso gebaut, wie andere Fliegenschnäppernester.
Auf der Ruggburg, im Januar 1902.
Mittheilungen.
Cerchneis vespertinus (Linn.). Ende Mai vorigen Jahres erhielt
ich von den Lechauen bei Augsburg ein Gelege (5 Eier) vom Abend-
falken. Abendfalken wurden seit Jahren im Lechfeld beobachtet,
mehrere alte Exemplare im Sommer geschossen, brütend bisher
noch nicht gefunden. Das betreffende Gelege wurde einem Horste
entnommen, welcher circa 4 m hoch auf einer mittleren Fichte
stand. Die äusserst typisch gezeichneten Eier sind schwach
röthlich sehr fein gefleckt, auf den ersten Blick als solche des
Abendfalken zu erkennen.
Maasse: 36X28,5 mm; Gewicht: 1,340 g. A. Fischer.
Cerchneis cenchris Naum. Am 2. Juni v. J. wurde in den Eis-
gruber Auen in Südmähren ein Nest des Röthelfalken gefunden.
Das Nest befand sich über der Höhlung eines dürren abgebroche-
nen Astes und so tief, dass der Ausnehmer mit der ganzen Hand
bis zum Ellenbogen hineinlangen musste, bevor er die Eier er-
reichen konnte. Die Nestmulde war voll Holzmehl im Grunde
und darauf unter den Eiern eine ca. 20 cm hohe Schichte von
kleinen Reiserchen, trockenen Blättern, Heu und kurzen Hähnchen.
Die vier Eier gleichen in der Gestalt und Zeichnung vollkommen
denen des Thurmfalken, unterscheiden sich jedoch sofort durch
geringere Dimensionen:
34,5X29 mm, 35X29,5 mm, 34,5X29 mm, 35X29 mm.
(Dem Berichte G. Janda’s über den Röthelfalken in Süd-
mähren entnommen. Ornith. Jahrbuch, Januar 1902.)
Gypaetus barbatus (Linn.). Ein Ei des Lämmergeiers wurde am
5. Januar d. J. auf der Sierra Ronda bei Cordoba, eins am 10.
Januar d. J. auf der Sierra Nevada bei Granada gesammelt. Ers-
teres ist ein sehr dunkles, reichlichst geflecktes Ei, 85X70 mm
gross, letzteres ein schwach gefärbtes Ei, 75X56 mm gross. Beide
Eier habe ich erhalten. A. Kr.
Dendrocopus minor (Linn.). Der Artikel über den Zwergspecht
in Nummer 9 dieser Zeitschrift erinnert mich an ein von mir im
vergangenen Frühjahr gefundenes Gelege. Anfang Mai entdeckte
ich an einem dürren Baum, der sich wenige Schritte am Ufer eines
169 —
Erlenbaches in einem parkähnlichen Walde befindet in ca. 6 m Höhe
ein angeschlagenes Loch, das mir durch die am Boden liegenden
Spähne verrathen wurde. Da der betreffende Baum an seinem
obersten Theil eine alte Höhlung des grossen Buntspechts ent-
hielt, die vom Star bewohnt war, so schenkte ich dem Funde
keine besondere Aufmerksamkeit. Am 18. Mai bestieg ich diesen
Baum und fand zu meinem Erstaunen eine besetzte Höhlung vor,
die des engen Eingangs wegen nur vom Zwergspecht herrühren
konnte. Kurz darauf machte sich der Specht in der Höhlung
bemerkbar, doch ohne sie gleich zu verlassen. Mit einem schma-
len Käscher entnahm ich der Höhlung sechs nur wenig bebrütete
Eier. Diese sind leicht von Eiern eines Wendehalses zu unter-
scheiden, welche ich aus Westfalen erhalten habe. Denn abge-
sehen von der Schalenstruktur des Spechteies, sind sie kleiner
als die des Wendehalses. Das grösste Zwergspechtei misst 20X16
mm, das kleinste 18X15 mm; ein Ei des Wendehalses 22X17
mm. Der Zwergspecht nahm die Höhlung nicht mehr an. Ich
vermuthe jedoch, dass derselbe sofort nach der Störung der ers-
ten Brut wenige Schritte entfernt in einem genau ebensolchen
Baum, der gleich dem ersten Nestbaum eine vom Star bezogene
Höhlung des grossen Buntspechts enthält, sein Nachgelege in
einer frisch gezimmerten Höhlung zeitigte. Im Oktober v. js. be-
obachtete ich einen Zwergspecht, welcher im hohen Weidenge-
büsch am Flussufer einen Meisenschwarm anführte. G. Sch.
Gecinus viridis (Linn.). Anfangs Juni v. Js. brütete ein Grün-
specht auf vier unbefruchteten Eiern, die ohne jeglichen Glanz
Eiern der Turteltaube ähnlich sehen. Ebenda brütete Gccinus canus
(Gmel.) auf neun, dann zum zweiten Male wieder auf neun Eiern,
die genommen wurden; das dritte Gelege kam aus. — Dcndrocopus
medius (Linn.) besuchte im Winter unser Haus und machte sich
an den Speckschwarten zu schaffen, die wir, für die Meisen be-
stimmt, am Gartenzaune angenagelt haben, ln seiner Gesellschaft
kommt zugleich ein Kleiber, der abnorme Färbung hat, denn
Flügelspitzen, Schwanz und Bürzel sind in rothbrauner Färbung
wie sonst die Weichen dieses Vogels. — Vom obengenannten
westfälichen Gute erhielt ich ein Rauchschwalbennest mit einem
darauf errichteten Zaunkönignest; ein gleiches Nest wurde im
Frühjahr 1899 ebenda gefunden. Nach den mitgegebenen Beob-
achtungen scheinen mir die Zaunkönignester nur Schlafnester zu
sein. — Ein zweites Zaunkönignest aus Westfalen zeichnet sich
durch Bauart und Standort besonders aus. Es ist auffallend
schmal, kaum zwei Finger breit, und enthält nur wenig Moos,
desto mehr Halme; das übliche Laub fehlt gänzlich. Am unteren
Ende des Nestes stehen die Halme wie ein Borstenwisch hervor,
170
ebenso solche aus der Niststelle, die sich auf der unteren Fläche
eines schrägstehenden Balkens am Gerüst einer Scheune, zwei
m über dem Boden, befindet. G. Sch.
Hl. Ornithologische Rundschau.
Mittheil. (I. Badischen Zoo!. Ver. Heft 2 — 7, 1900. L. Fischer:
Beobachtungen aus Baden. Cinclus aquaticus ist wieder häufig
geworden. Von Passer petronius wurde ein leeres Nest gefunden.
Abhandi. natusw. Gss. Isis. Dresden, Heft 1, 1900. S. 31 — 36.
H. N itzsche -Tharandt. Ein Paar des schwarzbäuchigen Wasser-
schmätzers ist am 8. Mai 1900 bei Freiburg in Sachsen erlegt
worden. Der Eierstock des Weibchens liess erkennen, dass der
Vogel in dem Jahre bereits Eier gelegt hatte.
Vsrhandl. d. Vereins für naturw. Unterhalt. Hamburg, 1896—98.
Hamburg, 1899, gr. 8. S. 2—11. J. Itzerodt. Einige Vogelcolonien
in Hamburgs Umgebung.
E. Harter t. Ueber Zweck und Mode zoogeographischer Studien.
Vortrag, gehalten a. d. VII. internat. Geographen -Congresse in
Berlin im Jahre 1899. (Sep. a. „Verh. VII. internat. Geogr.-Congr.
Berlin“. 1900. 8. S. 467 — 472. — Verfasser erörtert eingehend
und an der Hand von zahlreichen Beispielen, dass es für den
Geographen nahezu ausgeschlossen erscheint, brauchbares Material
den meisten zoologischen Arbeiten zu entnehmen und „dass nur
der Specialzoologe auf seinem eigenen Gebiete über die geogra-
phische Verbreitung mit einiger Sicherheit reden kann.“
E. Harter!. Die Fauna der Canaren. (Sep. a. : „Nov. Zool.“
VII. I. 1901. S. 303—335. — Behandelt vorerst die umfassendere
Erforschung der Ornis der Inseln in den letzten Dezennien: das
durch die geographische Lage bedingte Vorwiegen europäischer
Elemente in der Vogelwelt der Canaren; den Zug bzw. Durchzug
europäischer Formen; die unsicheren, bzw. fälschlich angegebenen
Arten; die einzelnen Inseln eigenthümlichen Formen, wobei Parus
coeruleus Degener (Fuertaventura und Lanzarotte) und Lanius
algeriensis Koenigi (Canaren überhaupt) beschrieben werden. Für
die Canaren können im ganzen ungefähr 160—170 Arten ange-
nommen werden. Am Schlüsse giebt Verf. eine danken swerthe
Zusammenstellung der ornithologischen Literatur.
E. Hartert und 0. Kleinschmidt. The Brehm collection. (Sep.
a. : „Novit. Nat.“ VIII. 1901. S. 38 — 48. — Die beiden Verfasser
171
haben sich der ebenso dankenswerten als wichtigen Aufgabe
unterzogen, die in den Besitz des Tringer Museums gelangte Samm-
lung Chr. L. Brehm’s einer eingehenden Prüfung zu unterziehen
und selbe zu bearbeiten. Die Arbeit, der eine in englischer Sprache
verfasste Einleitung vorangesetzt ist, erscheint deutsch. Die
erste Publikation behandelt die Formen von Corvus corax L.
Ibis (7) VI, 1900. S. 526-527. C. B. Hill: Notes on the
Nesting of the Pomatorhine Skua. Ueber Nisten von Stercorarius
pomatorkinus am Jenissei. Mit Abbildungen der Eier.
— (7) VI, 1900. S. 458 — 464. D. Le So uef: Description of
pome new or rare Eggs of Australian Birds. Beschreibung der
Eier verschiedener australischer Vögel.
— (7) VI, 1900. S. 607-612. A. M. Farquhar. Ornitholo-
gical Notes in the New Hebrides. Allgemeine Schilderungen des
Vogellebens, Beschreibung der Eier einiger Arten.
— (7) VI, 1900. S. 612 — 617. D. Le So uef: Nests and
Eggs front New Guinea. Beschreibung der Eier von Philemon
novaegyineae, Manucodia atra, Graucalus papuensis, Ptilotis
gracilis, Ptilopus coronulatus, Dacelo gaudickaudi.
— (7) VI, 1900. S. 405 — 424. F. C. Selous: A fortnight’s
Egg-collecting in Asia minor. Schildert Ausflüge in die Umgegend
von Smyrna. Von 44 Arten wurden Eier gesammelt.
— (8) 1, 1901. S. 185 — 190. D. Le Souüf : A Visitto a nesting
colony of the strawnecked Ibis. Verfasser schildert einen Sumpf
im Riverina District in Neu-Süd-Wales, in welchem schätzungs-
weise gegen 200 000 Individuen von Carphibis spinicollis brüten.
Die Büsche werden niedergetreten und auf der so entstandenen
Plattform Nester gebaut.
— (8) I, 1901. S. 411—423. E. C. St. Baker: On Indian
Birds Eggs and their Variatons. Allgemeine Kennzeichnungen
der Eier der verschiedenen indischen Singvogelgruppen.
— (8) I, 1901. S. 445 — 449. H. E. Dress er: On sonte rare
or unfigured Palaearctic Birds’ Eggs. Beschreibung und Abbildung
der Eier von Turdus obscurus, atrigularis und sibiricus und Be-
merkungen über die Eier von Glaucidium passerinunt.
— (8) I, 1901. S. 161—177. G. E. Shelley: On somc
Collections of Birds front the Protectorate of British Central Afrika,
received in 1890 und 1900.
— (8) I, 1901. S. 196-200. H. W. Henshaw: On the Habits
and Haunts of the Noio or Hawaiian Noddv Tern. Beschreibung
der Eier von Anous hawaiicnsis.
172
Catalogue of the Collection ot Birds’ Eggs in the British Museum.
Vol. I. London 1901. A. W. Oates. Ratitae, Timaniformes, Lari-
formes. Die Eiersammlung des britischen Museums umfasst ca.
50 000 Stücke. 18 Tafeln enthalten Abbildungen von Eiern.
Bulletin of the British Ornithologists Club. Dcbr. 1900. Ein Kuckucksei
wurde im Neste von Turdus musicus neben drei Eiern des Nest-
eigenthümers gefunden.
— Febr. 1901. Ein Ei von Flautus impennis aus der Samm-
lung des Baron d’Hamonville ist kürzlich auf den Markt gekommen.
Es war das letzte von vier Alkeiern, die sich früher im Besitz
des Barons befanden. Das Ei, das mit 5000 Mark bezahlt wurde,
ist eigenthümlich ausgezeichnet durch tintenfarbene Linien und
Flecken. Es wurde von Mr. Massey erstanden, der schon vor
einigen Jahren ein Ei des Alk für den höchsten Preis gekauft
hatte, der bisher überhaupt jemals für ein Vogelei bezahlt worden
ist, nämlich 6500 Mk. Allerdings war dieses Ei nach der Schätzung
der Kundigen das schönste überhaupt vorhandene Exemplar.
Communicaciones del Mus. Nah de Buenos Aires. I. 8, 1901. Seite
283 — 287. Verbreitung von Passer domesticus in Argentinien.
Das Straussenei, worauf Lydekker die Art Rhea nana begründete,
ist ein Sparei der Rhea darwinii.
Ornitholoßisches Jahrbuch. Herausgegeben von Victor Ritter Tschusi
von Schmidhoffen, Villa Tännenhof bei Hallein. XII. Jahrg. 1901. —
Hier beginnt Alexander Bau, der als sehr guter Entomologe uns
seit einem Lebensalter bekannt ist, mit „Ist der Kuckuck nützlich?“
vom entomologischen Standpunkte aus; eine mühevolle Arbeit, die
Curt Loos widerlegt. Letzterer ist uns nicht unbekannt in seinen
speciellen Arbeiten über die Ernährung der Vögel. Lieft 1 und 2,
Januar — April 1902, bringt Alexander Bau’s weitere Ausführungen
in derselben Frage, die im Schlusssätze darin enden, dass er auf
Grund seiner Ausführungen wohl berechtigt sein dürfte, die ihm vor-
geworfene Leichtfertigkeit Herrn Loos in eigener, besserer Verwendung
zur Verfügung zu stellen. Ludwig von Führer bespricht in zwei
längeren Artikeln die „Ornis Montenegros und des angrenzenden
Gebietes von Nordalbanien“; betreffs der Eierausbeute sei erwähnt,
dass Ludwig von Führer diese Othmar Reiser in Sarajewo
überliess. II. Krohn bringt die „Ornis des Ploener Sees“. Der Ploener
See ist Brutplatz von Anser einer eus; Beschreibung des Brutgebietes, der
Eier usw. ist — wie auch bei ähnlichen Beschreibungen Krohn ’s — eine
recht exakte. J. Kn otck bringt die „Ornis der Umgebung von Olmütz“.
F. Schad e interessirt sehr durch „Ornithologische Notizen aus Mähren
und Brünns itn Besonderen“, ebenso von Schouckaert durch sein
173 —
„Ornithologisches Tagebuch“, wie Tschusi von Schmidh offen’ s
„Ornithologische Collectaneen aus Oesterreich - Ungarn und deren
Occupationsgebiet." „Ueber eine neue Eule Athene chiara diae Gi-
glioli“ bringt G. Yallon die erste Nachricht, A. Goebel in „Von
der Murmanküste (Halbinsel Kola), zuletzt N. Ssmirnow in „Zur
Ornis des Barenzmeeres, dem ein Schlusswort Goebel’s beigegeben,
höchst interessante oologische Mittheilungen. Im neuen Jahrgange,
Heft 1 und 2, bringen H. Goebel und Ssmirnow ,, Die Wintervögel
der Murmanküste“, Herrn. Johansen „Ornithologisches von der sibi-
rischen Eisenbahn“ besonders werthvolle Berichte, v. Tschusi zu
Schmidh offen die Nachricht „ Otisfetrax im Marchfelde brütend.“ —
Von dieser ersten wissenschaftlich ornithologischen Zeitschrift Oesterreich-
Ungarns, für deren Werth der Name des Herausgebers bürgt, er-
scheinen jährlich 4 sehr starke Hefte. Wir können ein Abonnement
auf das „Ornithologische Jahrbuch“ allen solchen wärmstens empfeh-
len, die bereits einige Kenntnisse in der Vogelwelt besitzen und
dieselbe nun erweitern und vertiefen wollen.
Aquila. Budapest 1901. In diesem ersten ungarischen Cen-
tralblatt für Ornithologie bringt Gustav Ertl, längst allen Oologen
durch ausführliche Beschreibungen bekannten „Nidologia et Oologia“
Mittheilungen aus Ungarn über Bubo ignavus, Ortigometra er ex, Anas
boscas, Anas querquedula, Aquila naevia, Ciconia alba, Milvus ictinus,
Garrulus g lau dar ins, As für palumbarius, A nas strepera. Otto Herman’s
„Vogelschutz“ verurtheilt u. a. auch das Sammeln von Serien der
Bälge, wie Eier. J. Jablonowsky bespricht in genauen Angaben
„Die landwirtschaftliche Bedeutung der Krähen“ (Seite 214 bis 278)
und hält im Gegensätze zu Rörig die unmittelbare Beobachtung zur
Entscheidung von Nutzen oder Schaden für werthvolle Kritik der
Rörig’schen Arbeit. Otto Herman bringt (wie stets) einen sehr
hübsch geschriebenen Artikel „Vom Nutzen und Schaden der Vögel“,
Stefan Chernel von Chernelhaza eine Arbeit über „Das Nisten
der Wachholderdrossel in Ungarn."
Ornithologische Monatsberichte. Prof. Dr. A. Reichenow.
Berlin. 1901. P. R. Kollibay theilt verschiedene oologische und
ornithologische Notizen „Aus Schlesien“ mit, denen eine neue Arbeit
P. Matschie’s „Ueber die Verbreitung der Saatkrähe in Deutschland“
folgt. Er bespricht G. Rörig’s Arbeit aus der Biologischen Ab-
theilung für Land- und Forstwirthschaft am Kaiserlichen Gesundheits-
amt, Berlin 1900 (Seite 271 — 284), nach dem ein Gesammtbestand
von 40000 Saatkrähennestern in den Staatsforsten besteht. In Sachen
der Saatkrähen frage wendet sich Kollibay, der 27 Brutkolonien in
Schlesien aufführt, in einzelnen Punkten gegen Rörig; P. Matschie
wirft die Frage auf; „Kommt die Saatkrähe als Brutvogel in Eisass*
i 74
Lothringen, in der Lüneburger Heide, im Regierungsbezirk Trier
und im mittleren Westfalen als Brutvogel vor oder nicht?“ Zur Ent-
scheidung der obigen Fragen werden Belegexemplare aus ebenge-
nannten Theilen Deutschlands erbeten. Dr. E. Rey’ „Räthselhafte
Organe bei Vögeln“ sind mit hohem Interesse zu lesen. Danach sind
die Warzen am Schnabelwinkel der Nestjungen der Prachtfinken,
welch’ letztere geschlossene Nester bauen, Leuchtorgane, damit die
Alten sich in dem dunklen Neste orientiren können. Die Jungen
unserer einheimischen Höhlenbrüter besitzen ähnliche Organe, nämlich
breitere Schnabelränder, bei jungen Staren z. B. eine Breite von
fast 5 mm. I. H. B. Krohn „Sammler und Sammlungen“ spricht
von den Sammlungen Benkner, Krause, Ziegler, Bau, Kollibay, Lind-
ner, Anfrie. Schneider. Dr. C. Hartlaub’s „Sterna cantiaca auf
der Insel Jordsand“ giebt uns eine Schilderung der von ihm
entdeckten Brutcolonie von Sterna cantiaca auf der Insel
Jordsand, östlich von Sylt gelegen, Alexander Bau einen
Beitrag zur Kenntniss des Brütens des Rrithacus cairii, welcher
Vogel in Vorarlberg gebrütet hat, Freyherr Geyr von S chweppen-
burg über ein Brutpaar des Hausrothschwanzes, von welchem das
Männchen verunglückte, das Weibchen allein die Jungen auffütterte.
Bei der zweiten Brut war kein Männchen zu sehen; auch hier fütterte
das Weibchen allein die Jungen wieder hoch. Othmar Reiser bringt
zum Schluss „Ueber die Eier von Glaucidium passerinum “ ergänzende
Nachrichten (über die wir bereits an geeigneter Stelle hier berichtet
haben. Berichte Knud Andersen’s über „Vögel der Färöern"
und des Sysselmannd H. C. M ü 1 1 e r ’ s „Beobachtungen auf
den Färöern von 1863 bis wenige Jahre vor seinem 1897 er-
folgten Tode“ (in dänischer Sprache), bringen die „Monatsberichte"
1902 recht ausführlich. Als interessante Mittheilungen aus beiden
Arbeiten nennen wir das Vorkommen von Diomedea melanophrys
(am 10. Mai 1900 bei den Färöern geschossen; 6. Vorkommen in
den nördlichen Breitengraden) und das „Brüten von Turdus iliacus
bei Törshavn."
Journal für Ornithologie, Berlin. C. Wüstnei’s „Beobachtungen aus
der Ornis Mecklenburg" entnehmen wir, dass Limosa aegocephala
auf den Lawitzwiesen, Cygnus olor am Riedensee brütet, ferner, in
seiner zweiten Abhandlung, dass Partis biarttticus Brutvogel am Con-
venter See bei Doberan, dass Corvus corax äusserst selten geworden
ist Picus fnartius sich vermehrt hat. Bubo maxinms ist noch Brut-
Vogel im Specker Forst bei Waren; von Cygnus olor werden zwei
neue ßrutplätze mitgetheilt. Ein für Mecklenburg zweites Vorkommen
von Lar us minutus wurde bei Poel festgestellt. C. Par rot spricht
über Die Verbreitung von Phylloscopus rufus, sibilator, troc/nlus
und bonelli, “ Der Bericht über die Jahresversammlung der deutschen
175
Ornithologischcn Gesellschaft (Seite 1 — 15G) ist sehr werthvoll, des-
gleichen E. Vanhoffer’s „Bericht über die bei der deutschen Tief-
seeexpedition beobachteten Vögel“ und Hermanns Sch alo w’s „Bei-
träge zur Vogelfauna Centralasiens“. Paul Leverkühn widmet
Gustav Hartlaub eine Erinnerung zu seinem Gedächtniss.
Zeitschrift für Ornithologie und praktische Gefiügelzueht. XXV. lahrg.
Stettin. — Enthält u. a. Mittheilungen von Dr. R. Blasius, „Dunenkleider
der entenartigen Vögel und Reise durch den Nordwesten Frankreichs/'
Dr. Bauer, „Der Ziegenmelker," F. Koske „Ornithologischer Jahresbe-
richt." Oologisch interessant sind Mittheilungen von Forstmeister von
Varendorff, „Rauhfussbussard in Pommern brütend gefunden", ferner „Von
eifrigen Eierlegern, Untersuchung gekaufter Eier aut ihre Frische" und
„Können angebriitete Eier noch weiter zu Brutzwecken verwendet werden."
In letzterer Arbeit bringt A. Klawieter-Anklam „Beobachtungen über
aufgefundene Fasanen-, Rebhuhn- und Wildentengelege zwecks weiterer
Bebrütung". Da Beobachtungen nicht vorliegen, um Schlussfolgerungen
ziehen zu können, ersucht er um weitere Nachrichten.
Ornithologisclie Monatsschrift. Herausgegeben vom Vereine zum
Schutz der Vogelwelt. Gera-Untei mhaus. 1901. Mit 12 meist farbigen
Vogelbildern. Enthält für die Interessenten der Oologie eine ganze
Reihe von sehr guten Abhandlungen, die wir hier nur kurz bezeichnen
können, wie solche von W. Baer, „Neue Brutplätze von Locustclla flu-
viatilis (Wolf) in Deutschland,“ Dr. F. Dietrich, „Taucherkolonien“,
Beruh. Hantzsch, „Krähen als Eierräuber,“ Dr. F. Henrici „Besuch
auf dem Karrasch See (Westpreussen"), Dr. med. J. Riemschneider,
„Vogelleben an der Eismeeiküste." Hantzsch, der sich als guter Be-
obachter stets erwiesen hat, ist im Recht, wenn er darauf hinweist, dass
blosse Magenuntersuchungen im Laboratorium niemals genügen, um sich
ein richtiges Bild über den Nutzen und Schaden einer bestimmten Vogel-
art zu machen, sondern dass unbedingt auch die praktische Beobachtung
in freier Natur hinzuzutreten habe. Aus den kleineren Mittheilungen
nennen wir Otto le Roy, „Ueber das Nisten von Kranichen in der
Gefangenschaft", Dr. F. Henrici, „Schwarzspecht an belebten Plätzen
brütend", Dr. V. Hornung, „ AbweichendeNiststätten von Muscicapagrisola“ ,
Curt Loos, „Zaunkönignest im Rauchschwalbenneste", Hans Strunk,
„Wohnungsnot!] unsrer Höhlenbrüter".
Briefkasten: Rothe Steissfusseier betreffend. — Der Steissfuss baut ein schwimmendes
Nest aus nassen StoiTett, die er aus dem Grunde hervorhoit und an alten Schilfstengeln
befestigt, so dass die Eier stets im Feuchten, selbst im Wasser liegen. JJänncheu und
Weibchen brüten abwechselnd im Nest entsteht eine uns auffallende "\\ arme. Im
Leibe des Vogels ist das Ei schön blaugrün gefärbt. Frisch gelegt, lasst es stellen-
weisse, nämlich dort, wo die grob und unregelmässig uufgetragene weisse äussere Schicht
sehr dünn aufliegt, ebenfalls einen blauen Grund durchscheinen. Sieht man durch das
Ausblaseloch ins Innere des gegen das Licht gehaltenen Eies, so wird mau durch eine
Kusserst schöne grüne Farbe überrascht. Je nach dem Grade der Bebrütung werden
die Eier grau, gelblich, gelbbraun und gewölkt; je nach dem Zustande des Wassers
dunkelgrau, rotbbraun, selbst intensiv ziegelrotb. Frisch gelegte, dann aus irgend einer
Ursache verlassene Eier, bleiben rein weiss.
Tv W j\ ||
Anz e i g e u.
Ornithologisches Jahrbuch.
Organ für das palaearktische Faunengebiet.
Das ..ürnithologisehe Jahrbuch", welches mit 1902 seinen XIII. Jahrgang
beginnt, bezweckt ausschliesslich die Pflege der palaearktischen Ornithologie und er-
scheint in G Heften in der Stärke von 2 l/s Druckbogen, Lex. 8. Eine Vermehrung
der Bogenzahl und Beigabe von Tafeln erfolgt naeh Bedarf. — Der Preis des Jahrganges
(6 Hefte) beträgt bei direktem Bezüge für das Inland 10 Kronen, für das Ausland
10 Mk. = 12,50 Fres. = 10 sh. = 4,50 Rbl. pränumerando, im Buchhandel
12 Kronen = 12 Mark.
Lehranstalten erhalten den Jahrgang zu dem ermässigteu Preise von 6 Kronen =
6 Mk. (nur direct). Kauf- und Tauschanzeigen finden nach vorhandenem Baume auf dem
Umschläge Aufnahme. Beilagen- und Inseratenberechuung nach Vereinbarung. Probehefte.
Alle Zusendungen, als Mauuscripte, Druckschriften zur Besprechung. Abonne-
ments, Annoncen und Beilagen bitten wir an den Herausgeber, Viet. Ritter v.
Tsehusi zu Sehmidhoffen, Villa Tännenhof bei Hallein, Salzburg, zu adressiren.
Ausgestopfte Vögel:
Hühnerhabicht, Sperber, Baumfalk, Fisch-
adler (schwebend), Birkhenne, Seiden-
schwanz,Eisvogel, sämmtlich ausgezeichnet
präpariert, preiswerth abzugeben.
Eiersammlung,
enthaltend über 103 Arten, billig zu
verkaufen.
Frische Eier aus Argentinien;
Rhea americana 5 Mark.
Nothura maculosa 4 „
(glänzend chocoladenfarbig)
Gulra pirigua 3 „
(blau, netzartig weiss überzogen,
sowie Gelege von Nucifraga caryocatactes.
Off. durch d. Exp. d. Zeitscbr. f. Oologie.
DeriüilasM - InseoloEissta Instltat
„Dobrudscha",
ßucarest, Str. Leonida 7—9.
Empfehle mich allen Naturfreunden zum
Ausstopfen aller Arten Vögel und Thiere.
Die Gegenstände werden auf das Sauberste
präparirt und auf dauernde Haltbarkeit
conservirt. Richard Schleifer,
Conservator, Gotha, Blumenstrasse 7.
Naturalienhändler V. Fric in Prag,
Wladislawsgasse 21a, kauft u. verkauft
naturhistorische Objekte aller Art.
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V ogel bälge
des palaearktischen Faunengebietes, be-
sonders aus Südfrankreich, Spanien, Eng-
land, Nordafrika, Palästina und Bussland
werden zu kaufen, bezw.zu tauschen gesucht.
Offerten an die Bed. d. Ornithol. Jahr-
buch. Villa Tännenhof, Salzburg.
Wilhelm Schlüter,
Naturwissenschaftl. Institut,
Naturalien- und Lehrmittelhandlung.
Halle a. Saale.
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auf das in ungarischer Sprache erscheinende
Werk von Dr. Julius von Madarasz.
Magyarorszag Madarai,
(Die Vögel Ungarns),
Leitfaden zur Kenntniss der heimischen
Vogel weit.
Das Werk erscheint in vornehmer
Ausstattung in Quart-Format, mit Original-
Zeichnungen und colorierten Tafeln vom
Verfasser in 10—12 Lieferungen mit einer
deutschen Bevue.
Die bisher zur Ausgabe gelangten fünf
Hefte umfassen auf 308 Seiten die
Passeriformes, Coraciaeformes, Cuculi-
formes, Piciformes, Strigiformes, Pelecani-
formes und Auseriformes mit zahlreichen
Original- Abbildungen in Holzschnitt, 3 in
Autotypie und 6 Tafeln in Handcolorit.
Subscriptions-Preis pro Heft 3 Kronen
ö. W., für das ganze Werk 30 Kronen.
Subscriptionen sind an den Verfasser:
Budapest, Ungar. Nation. -Museum, zoolog.
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Bedaktion und Verlag von II. Hocke, Berlin C., Münz Strasse 8.
Druck von Max Silberberg, Berlin C-, Alexander Str, 64.
ZEITSCHRIFT
für
OOLOGIE.
Organ für Wissenschaft und Liebhaberei.
Herausgegeben von II- flocke, Berlin C., Münz Strasse 8.
Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der AbonDementspreis beträgt für das Jahr bei
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No. 12. Berlin, den 15. März 1902. XI. Jahrg.
Inhalt: Bericht für Februar und März. — 111. Variationen gewisser Eier. — Maasse und Gewichte der
Eier verschiedener Steissfussarteu. — Mittheilungen. — Todesanzeigen. — Gedicht. — Inserate. —
Inhalt des XI, Jahrganges.
Bericht für Februar und März.
Mögen auch im Februar lind März Wald und Flur vielfach
noch im Schnee begraben, die Gewässer vom starren Eis gefes-
selt liegen, für die Vogelwelt ist der winterliche Bann gebrochen,
bei manchen Arten beginnt in diesen Monaten bereits der Zug nach
der Heimath, bei vielen unserer Standvögel regt sich der Paa-
rungstrieb und einzelne sind sogar- bereits in voller Brut begriffen.
Die Vögel, welche jetzt schon mit dem Brutgescbäft begonnen
haben, bilden eine stolze, reckenhafte Gesellschaft; es sind vor
allem der Bart-, Kutten- und Weisskopfgeier, dann der Seeadler
und der Kolkrabe, also freilich lauter Arten, die unserer deutschen
Ornis theils wohl nie angehörten, theils als Kulturfeinde zum
grössten Theile ausgewandert sind, aber nicht nach dem fernen
Westen, vielmehr in entgegengesetzter Richtung, denn für die Vögel,
die sich in unseren civilisirten Verhältnissen nicht mehr wohl
fühlen können, bietet nur noch der Osten und Südosten Europas
mit seinen menschenleeren Hochgebirgen, den meilenweiten Ur-
wäldern, den ungeheuren Sümpfen und weitgedehnten Steppen
ruhige Asyle.
Da ist vor allem jener gewaltige in den Alpen schon fast
zur Sage gewordene Vogel, eine mythische Gestalt, die in unsere
bereits recht eintönige Ornis herüberreicht wie ein Ueberbleibsel
aus längst vergangener Zeit: der Bartgeier. In den Alpen Deutsch-
lands ist er längst, seit ein paar Jahren auch in jenen Oesterreichs
und der Schweiz verschwunden und ob er in den italienisch-fran-
zösischen Hochalpen noch ganz vereinzelt auftritt, erscheint sehr
178
fraglich; für die Alpen ist der Bartgeier ausgestorben, muth willig
und zwecklos liat man ihn verdrängt, denn der Schaden, den er
anrichtet, ist so verschwindend gering, dass man ihn ruhig hätte
ertragen können, um dem heimathlicken Hochgebirge seine stol-
zeste Staffage zu bewahren. Dagegen beherbergen, abgesehen
von Sardinien und den Sierren Spaniens, fast alle Hochgebirge
der Balkanhalbinsel noch viele Bartgeier; schon in Bosnien und
der Herzegowina horsten zahlreiche Paare, ebenso in Montenegro,
Albanien, Macedonien und insbesondere in Griechenland. Aber
auch in den südsiebenbürgisch-rumänischen Karpathen, vom Staat
des Retyezat, theilweise schon von Karonsebes angefangen östlich
bis über Kronstadt hinaus, findet er namentlich auf rumänischer
Seite noch so manchen ungestörten Horstplatz, und hier, in der
unvergleichlich grossartigen Wald- und Bergwildniss des Lotru-
gebietes, westlich vom Südende des Rothenthurmpasses, findet
sich Gelegenheit genug ihn mehrfach und zwar sogar tief in den
schmalen, schluchtartigen Waldthälern zu beobachten.
In Griechenland und Südspanien legt das Weibchen bald
nach Weihnachten ein oder zwei Eier in den mächtigen Horst, der
stets gegen Nässe geschützt in einer Höhle oder wenigstens in
einer tiefen Felsennische unter überhängenden Wänden liegt, in
den Karpathen aber und im Nordbalkan beginnt die Brutzeit wohl
erst reichlich vier Wochen später. Noch im Jahre 1889 konnte
Girtanner, der specielle Monograph unseres Vogels, der mit ausser-
ordentlichem Fleisse alle auf ihn bezughabenden sicheren Daten
und Beobachtungen sammelte, 'diesfalls keine positiven Angaben
machen, seither aber ist es dem berühmten Balkanforscher 0. Reiser
mehrmals gelungen, zuerst einen Bartgeierhorst zu Anfang Februar
1893 und 1894 ersteigen zu lassen und darauf mehrere andere genau
zu beobachten, erstgenanntem Horst wurde beidemale je ein Ei
für das bosnisch-herzegowinische Landesmuseum in Sarajewo ent-
nommen. Dieser Horst ist deshalb von ganz besonderem Interesse,
weil von der in ein paradiesisch schönes, auf drei Seiten vom
Hochgebirge eng umschlossenes Kesselthal eingebetteten bosni-
schen Landeshauptstadt, die, heute schon von Pferdebahnen durch-
schnitten und elektrisch beleuchtet, einen fast grossstädtischen
Charakter besitzt, nur etwa vier Wegstunden, in der Luftlinie aber
kaum mehr als 10 km entfernt liegt; wenn nicht eine kleine Fels-
koppe Vorstände, könnte man von den an aufsteigendem Terrain
ausgebreiteten Theilen Sarajewos* aus die Bartgeier mit dem Glase
ganz bequem am Horst beobachten. Im ersten Jahre ging das
Ausheben des Eies relativ glatt von statten, 1894 aber nur mit
Lebensgefahr für die Männer, die sich dieser Aufgabe unterzogen.
Der erste, in Folge beständigen Unwetters und sehr hohen Schnees
179 —
lange hinausgeschobene Versuch misslang, denn als der Museums-
diener Santarius, ein oft erprobter kühner Bergsteiger, am Seile
vom oberen Rande der Wand fast bis zum Horst herabgelassen
war, hüllte ihn ein plötzlicher Sturmstoss in die eisigen Fluthen
eines dicht neben dem Horst herabstürzenden Wasserfalles, er
hatte eben nur noch so viel Kraft und Besinnung, das Zeichen
zu raschem Aufziehen des Seiles zu geben und kam fast erstarrt
oben an. Trotzdem unternahm er wenige Tage später, Ende Fe-
bruar, unter Reisers Leitung das Wagniss noch einmal und nun
glückte es, auch das zweite Ei gelangte, wenngleich in hochbe-
brütetem Zustande, in den Besitz des heute bereits zu einer mus-
tergiltigen Anstalt herangeblühten jungen Museums.
Kutten- und Weisskopfgeier, deren Verbreitung im Süden
und Südosten unseres Erdtheils eine noch viel grössere ist, haben
gleichfalls im Februar schon Eier; seltener kommt dies, den äus-
sersten Süden seines Verbreitungsgebietes abgerechnet, auch beim
Seeadler vor, der in den grossen pommerschen Forsten und auf
Rügen, in Ungarn, Slavonien und den nördlichen Balkanländern
meistens um Mitte März sein Gelege vollzählig hat.
Uebrigens ist der Seeadler nur dann, wenn die Eier noch
wenig bebrütet sind oder er bereits Junge hat, gegen jede Störung
so empfindlich; sind dagegen die Eier bereits dem Ausfallen
nahe, so dass ihnen längerer Entgang der Brutwärme schaden
würde, dann hält der weibliche Adler ungemeint treu am Horste
fest und lässt sich von diesem mitunter nur buchstäblich mit Ge-
walt vertreiben.
Ueberhaupt ist das Verhalten der Raubvögel und auch jenes
des Kolkraben am Horste nicht bloss nach dem Bebrütungsgrade
der Eier, sondern auch lokal und ebendso individuell sehr ver-
schieden. Z. B. schreibt Naumann, dessen herrliche Beobach-
tungen ja über jeden Zweifel erhaben sind, dass der Kolkrabe
um seine Nachkommenschaft überaus besorgt sei und sich, wenn
diese bedroht erscheint, gänzlich seiner sonstigen Scheu entäussert,
was ich selbst auch bei einzelnen Horsten, die ich ausnehmen sah, be-
stätigt fand; dagegen aber erwiesen sich die in den serbischen Sa-
veauen sehr zahlreich horstenden Kolkraben, ob sie Eier oder schon
Junge hatten, um ihr eignes Wohl viel besorgter als um jenes
ihrer Brut. Dombrowski besuchte und beobachte dort etwa dreissig
Horste, nirgends aber war es ohne grosse Vorsicht und ohne
langwierigen Ansitz in vollkommen sicherem Versteck mög-
lich, je eines alten Vogels habhaft zu werden. Immer strichen
die Alten, wenn man sich der Brutstätte näherte, noch weit ausser
Schussdistanz ab und kamen auch nicht wieder heran, wenn der
Baum erstiegen und der Horst entleert wurde; im Gegensatz hierzu
180
blieb einmal ein Kolkrabenweibchen in den Karpathen zwei Meter
weit schreiend beim Horste sitzen, während ein Hirtenjunge
diesem die drei Jungen für Dombrowski entnahm. Individialität
spielt aber doch auch bei vollkommen freilebenden Thieren eine
viel grössere Rolle, als man gewöhnlich annimmt. Auch der frei-
lebende Vogel hat wohl gewisse, seiner Art nie fehlende fest-
stehende Eigenschaften, neben diesen begegnet man aber bei
schärferer Beobachtung, zu welcher sich ja vor allem dem Jäger
so oft reiche Gelegenheit bietet, immer auch individuellen Zügen,
die bald einzeln, bald in einer bestimmten Gegend geradezu
typisch auftreten. Bei unseren folgenden Betrachtungen werden
wir vielleicht noch wiederholt Gelegenheit finden, auf dieses hoch-
interessante Thema zurückzukommen. Naturfreund.
Ni. lieber Variationen gewisser Eier.
Larus ichihyaeius Pali. Das Ei, welches bisher vielen Oologen
unbekannt geblieben ist, so häufigen und ungerechten Zweifeln
begegnet, hat in der That mehrere Merkmale mit L. marinus und
argentcitus gemeinsam, wie Grösse und Form, sowie den allgemeinen
Charakter der Laridenzeicknung. Gewöhnlich ist marinus am
grössten, ichthyaetus hält die Mitte, argentalus am kleinsten. Ge-
nauer gesagt, allzuleicht gehen die Grössenverhältnisse dieser
Eier sehr nahe zusammen. Diesmal ist die Färbung des Grundes,
ebenso die gesteigerte Fleckung in Grau und Braun bei ichthyaetus
wohl nur mit geringen Ausnahmen geeignet, eine sichere Unter-
scheidung treffen zu können. Ein beständiges Merkmal besitzt
ichthyaetus durch die sehr helle gelbbräunliche Färbung des Grundes,
der stets einen sehr schwachen rötklicken Schimmer aufweist,
welchen wir bei argentatus nicht vorgefunden haben. L. argentatus
ist in bekannter Laridenzeicknung, ichthyaetus und marinus weit
weniger, denn beide haben etwas von Sterna, namentlich ichthyaetus.
Dieser Mischtypus wird bei ichthyaetus hervorgerufen durch die
Verbindungen der verschieden gefärbten Flecken, die nicht selten
verschnörkelt sind. Bei ichthyaetus sind ferner drei verschiedene
braune Färbungen deutlich vorhanden, die oft sehr klein und
ohne jeglichen Uebergang mit grauvioletten Flecken, diese auch
in drei steigenden Tönen, vereinzelt oder verbunden sich zeigen.
Zuletzt machen sich dunkel- oder schwarzbraune Flecken in mar-
kanter Weise bemerkbar. Durch den hellen Grund bei ichthyaetus
heben sich die Flecken deutlich hervor, was bei argentatus weniger
möglich wegen des dunkleren Grundes ist. Durch die reichlichere,
181
bräunliche Fleckung macht sich ichthyaetus ebenfalls bald kennt-
lich. Das Gewicht fanden wir bei ichthyaetus zwischen 8,400
bis 10,500 mg, bei argentatus zwischen 7,100 bis 8,200 mg. —
Wir sind kein Freund von Serien, huldigen dem Drange
nicht, grosse Serien einer Art aufzustapeln, um sie allein zu be-
sitzen und sie vor den Augen der Welt für immer abzusperren.
Gilt es aber einmal einer ernstlichen Betrachtung einer Serie,
deren Anblick uns freisteht, dann können nur Serien zur Be-
lehrung und zur Unterscheidung gewisser Arten helfen. Auch
für diesmal hat lins eine Serie Fischmöveneier belehrt, dass
man sie von denen der Silbermöven doch unterscheiden kann.
Nisaelus pennatus (Gmel.) — minuius Brehm. Das seltene Ei ist
wohl werth, wenn es nochmals hier einer eingehenden Besprechung
unterzogen wird. Rey ist in seinen Ausführungen erschöpfend
in den meisten Fällen, über den Zwergadler („Die Eier der Vögel
Mitteleuropas“, S. 44) mir nicht genug. Er erwähnt nicht in
seinem Buche, dass auf den schneebedeckten Gebirgen Andalusiens
nicht selten Zwergadler nur auf den nackten Felsen horsten, deren
Eier im Verhältniss zu den in Südrussland und in der Dobrudscha
auf Bäumen gefundenen ein anderes Gepräge aufweisen. Es
lagen aus Spanien vier Gelege, aus Südrussland und der Dobrudscha
ebensoviel Gelege vor, die sämmtlich je zwei Eier enthalten. In
Spanien wurden die Gelege um den 10. Mai durch Hirten ge-
sammelt, die, nebenbei gesagt, die Ersteigung hoher Felsen nicht
unmöglich betrachten und für einen leidlichen Preis, doch für
Ersteigung hoher Bäume um keinen Preis zu haben sind. Die
Eier aus Spanien, nur einen Typus zeigend, sind in mehr rund-
licher Form, auffallend rauh und grobkörnig, erreichen nur das
Minimum der Rev’schen Angaben und sind mit äusserst schwacher
gelblicher Pigmentirung leicht und nicht zusammenhängend be-
deckt. Vielleicht ist die gelbliche Pigmentirung durch die Ein-
wirkungen fremder Organe hervorgerufen worden. Im Verhältniss
zu den spanischen Eiern sind die südrussischen und Dobrudscha-
eier in mehreren Typen, bald feinkörnig und mit glatter, bald
mit rauher und mit grobkörniger Schale, ausserdem in weniger
runder Form, doch in solchen Dimensionen, dass sie zumeist das
Durchschnittsmaas, welches Rey angiebt, überschreiten. Diese
Eier wurden um den 20. Mai bis anfangs Juni gesammelt. Be-
brütete Zwergadler- und Hühnerhabichtseier mit einander ver-
glichen, erschienen die ersteren mehr in hellerer, weisslicher
Grundfärbung.
Falco pyrfalco L. Beschrieben und abgebildet werden die Eier
des skandinavischen Jagdfalken, dass sie auf weisslicher Grund-
färbe und über und über von kleineren und grösseren Flecken
und Wolken von rostrosa Farben bedeckt sind, nicht selten so
dicht, dass die Grundfärbung völlig darunter verschwindet. In
Färbung und Zeichnung stimmen sie sehr mit denen von Falco
sacer überein. Unter drei bei Tornea in Lappland gesammelten
Gelegen, 3, 2, 2 Eier enthaltend, gehoben am 21., 29. April und
1. Mai vorigen Jahres, befand sich neben den Gelegen in gewöhn-
licher Art ein Gelege (3 Eier) in aussergewöhnlicher, intensiv
rein purpurbrauner Färbung, die einem glatten, ununterbrochenen
Fond gleicht. Als Novum sei mitgetheilt, dass in der Nähe der
Jagdfalken und zu gleicher Zeit Rauhfussbussarde brüteten.
Circaetus galücus (Gmel.). Bei Prüfung dieser Eier haben wir
neuerdings mehrfach beobachtet, dass die sonst so sichere Unter-
scheidung: das Durchscheinen der inneren gelblichen Tönung bei
Tageslicht durch die Bebrütung in das Grünliche übergeht, somit
sich verändert. .Gleichfalls ins Grünliche übergegangen sind
zwei Eier des Schlangenadlers meiner Sammlung, die aus dem
Besitz des längst verstorbenen Grafen Redern stammen, die nach
Beurtheilung der kleinen Bohrlöcher nicht bebrütet sein konnten.
Da die Prüfung der inneren Färbung oft ausschlaggebend zur
Bestimmung des Eies wird, erscheint es rathsam, weitere Be-
obachtungen in dieser Frage zu empfehlen. Mehr oder weniger
ist das rasche Verblassen der inneren Färbung gewisser Eier be-
kannt, ebenso die Veränderungen derselben ins Gelbliche oder
Grünliche bei Rallus aquaticus- und Crex flratensis-Eiern.
IVIaasse und Gewichte der Eier verschiedener Steissfussarten.
Podiceps chiloensis. Chile.
62X38 mm, 9,010 mg,
60X37 „ 7,350 „
P. cristatus (L.). Deutschland.
58X37 mm, 6,750 mg,
54X36 „ 5,650 „
P. griseigena (Bodd.). Deutschland.
50X32 mm, 3,060 mg,
47X33 „ 2,600 „
P. auritus (L.) = cornutus Lath. Island.
47X31 mm, 2,300 mg,
45X30 „ 2,090 „
183
P. calipareus (Less.). Chile.
46X31 mm, 2,210 mg,
45X31 „ 2,160 „
38X28 „ 2,150 „
Podilymbus podiceps (L.). Nordamerika.
44X30 mm, 2,050 mg,
42X30 „ 2,020 „
Podiceps rollandi, Quoy u. Gaim. Falldands Inseln.
40X28 mm, 1,800 mg.
39X28 „ 1,700 „
38X28 „ 1,550 „
P. nigricollis Brehm. Deutschland, Südrussland.
40X34 mm, 1,840 mg,
40X33 „ 1,660 „
P. minor Tun st all. Deutschland.
38X25 mm, 1,060 mg,
37X24 „ 1,050 „ Mehlm.
Mittheilungen.
Die Krause'schen Artefakte, deren Exemplare in fast allen Staats-
und grösseren Privatmuseen der Erde zu finden sind, haben
abermals neues Aufsehen erregt. Zunächst ist dem Künstler end-
lich gelungen (conf. Illustr. Ztg.) von dem unschätzbaren Moa-Ei
( Emcus-Euryaptcryx-crassus ), welches im Otago Universitäts-Museum
zu Dunedeen in Neuseeland sich befindet, derartig naturwahre
Nachbildungen zu schaffen, dass man unwillkürlich den Eindruck,
ein Original-Ei vor sich zu haben, empfängt. Diese Empfindung
wird auch beim Fachoologen hervorgerufen, dass die Wiedergabe
der dem Emeus-Ei so charakteristischen Strich- und Punktporen
in verblüffender Weise durchgeführt ist. Dazu kommt der durch
keinerlei Farbe oder Lack so trefflich nachgeahmte Glanz, wie
solchen z. B. die Strausseneier zeigen. Und gerade diese Poren
und Oberflächengestaltung ist das Verdienst, Geheimniss und die
Erfindung’ Krause's, die den Artefakten solchen Eingang in der
Kürze ''zweier Jahre bei allen Museen und Sammlern verschafft
hat. Früher trug man alle Bedenken, die einfachen aus Gips
hergestellten „Abgüsse“ in den Sammlungen aufzunehmen, und
das auch mit Recht, denn es waren eben rohe Nachbildungen
und keine „Artefakte,“ keine mit der Kunst gemachten origi-
nalgetreuen Schöpfungen. Da gelang es den Bemühungen der
- 184
bekannten Lehrmittelhandlung Willi Schlüter-Halle, den auf dem
Gebiete der Erforschung ausgestorbener Ornis als Specialist gel-
tenden Schriftsteller Georg Krause, dessen Talent sie bereits in
der Nachbildung von Alca impennis- Eiern bewundert hatte, so zu
interessiren, dass sich Krause auch zur Nachbildung von Aepyornis-
und jetzt zur solchen von Moa- Eiern herbeiliess. Der ungeahnte
Erfolg, die ungetheilte Aufnahme und die vielen Anerkennungen
waren der beste Sporn für Krause’s weitere Verbesserungen. Die
neuste und überhaupt nur noch zu ermöglichende Verbesserung
an den Aepyomis- Artefakten ist nun dem Künstler vor einigen
Tagen gelungen. Bisher war es noch nie so recht gelungen, bei
diesen Eiern {Aepyornis) die Poren als solche so zum Ausdruck
zu bringen, wie es Krause beabsichtigte, daher wurden solche
durch den Farbeneffekt zur Darstellung gebracht. Jetzt hat auch
dieser letzte Punkt einen vollendeten Abschluss gefunden. Wir
kennen heutzutage keine 'Nachbildung von Eiern der ausgestor-
benen Ornis, die sich auch nur annähernd mit den Artefakten
Krause’s messen könnten, denn sie zeigen keine Mängel mehr,
sie sind zu „falschen Originalen“ geworden!
Zur Ornis Rumäniens. Es dürfte manche Leser interessiren, dass
kürzlich umfangreiche Balg- und Eiersendungen aus Rumänien bei
uns eintrafen, die ein ziemlich vollständiges und anschauliches Bild
der reichhaltigen dortigen Vogelwelt bieten. Ist doch das Donau-
delta schon seit langem berühmt wegen seines beneidenswerthen
Reichthums an Sumpf- und Wasservögeln, denen sich auch Raubvögel
in einer Zahl anschliessen, wie wir sie sonst in Europa nur noch
selten finden. Mancher Vogel, der bei uns zu den grössten Selten-
heiten gehört, muss dort noch in erheblicher Menge zu finden sein.
So erhielten wir zum Beispiel von dem reizenden Zwergadler in
kurzer Zeit eine stattliche Suite; auch der Kaiseradler, der Steinadler,
der Schreiadler und die beiden grossen Geier sind dort ebenso wie
See-, Fisch- und Schlangenadler anscheinend noch recht häufig. A^on
besonderem Interesse dürfte es auch sein, dass der erst vor einigen
wenigen Jahren entdeckte Bueto Zimmermannae dort regelmässig
neben dem gewöhnlichen Mäusebussard vorkommt und sogar die
häufigere Art zu sein erscheint; für ein einigermassen aufmerksames
und geübtes Auge ist er übrigens sofort von seinem plumperen A^etter
zu unterscheiden, und wer die Gelegenheit gehabt hat. eine grössere
Reihe beider Vögel miteinander zu vergleichen, wird an der Art-
berechtigung des Bueto Zimmermannae keinen Zweifel hegen; in ähn-
licher AVeise kommt in Rumänien auch die nordische Ohrenlerche
neben der Balkan-Ohrenlerche vor, die Erstere wohl nur als Winter-
gast, aber dann auch recht zahlreich. Der vielbegehrte Uhu ist von
dort ebenfalls noch recht leicht erhältlich. Der reizende Rothfuss-
falke scheint sehr gemein zu sein. Die rumänischen Sperber fielen
uns durch ihre stark abgeblasste Farbe auf, in welcher Beziehung
sie mit den Sperbern von der unteren Wolga viel Ähnlichkeit haben.
Ueberhaupt dürfte bei einer genaueren Untersuchung eines grösseren
Materials rumänischer Vogelbälge noch manche Unterart heraus-
springen. Einer der häufigsten Bewohner der undurchdringlichen
Rohrdickichte des Donaudeltas ist auch der sonst so selten und schwer
zu erlangende Nachtigallrohrsänger; durch ihre Farbenpracht erfreuen
Bienenfresser, Mandelkrähen und Pirole das Auge des Sammlers.
Unter den Fliegenschnäppern finden wir neben den beiden gewöhn-
lichen Arten auch den schmucken Halsbandfliegenschnäpper und den
zierlichen Zwergfliegenschnäpper. Im siebenbürgischen Gren/.gebirge
sind die stattlichen Alpen- und Trauermeisen heimisch; von den wun-
derbaren Nestern der Beutelmeisen erhielten wir ebenfalls eine ganze
Anzahl. Von den zahlreichen uns zugegangenen Sumpf- und Wasser-
vögeln wollen wir hier nur Silber-, Seiden- und Purpurreiher, Löffler
und Ibisse, kaspische Seeschwalben und beide Pelikane als viel-
begehrte Sammelobjekte anführen. A. Pichler’ Wwe. u. Sohn.
Todesanzeigen.
Der am ‘21. Februar abends in Wien gestorbene Afrikaforscher
Dr. Eiilil Holub war einer der besten Kenner Südafrikas vom Kap-
lande bis zum Sambesi, und er hat bedeutende Erfolge in einer Zeit
erreicht, als über den Limpopo nach Norden erst wenige Weisse, meist
Händler, gedrungen und Khamas Reich, das Matabele- und Maschona-
reich so gut wie gänzlich unbekannt waren. Auf seinen Forschungen
fusste hauptsächlich die Gründung der South African Company, und
Cecil Rhodes wusste die ihm umsonst zufallenden Beobachtungen
Dr. Holubs besser zu beurtheilen als seine Kritiker im Vaterlande.
Selbst wissenschaftliche Kreise in Oesterreich, die allerdings in den
letzten Jahrzehnten einen besseren Begriff von Afrikaforschung er-
halten haben werden, hielten den Landsmann für minderwerthig, der
noch nicht die Feuerprobe auswärtiger Kritik bestanden hatte. Das
Ausland ist Dr. Holub gerecht geworden und es wird sein Andenken
in Ehren halten, wie auch wohl jene in Wien, die blöde Witze machten
über den „Böhm“, als er in der Rotunde im Wiener Prater seine ge-
radezu unvergleichliche südafrikanische Ausstellung veranstaltete, deren
hunderttausend Objekte (die naturwissenschaftlichen zählten allein
30,000) Holub in uneigennütziger Weise an Museen und Lehranstal-
ten in Oesterreich und im Auslande vertheilte. Nach der Rückkehr
von seinem ersten Aufenthalte in Afrika glaubte Holub in seinem
Vaterlande die Mittel zu einer weitausgedehnten Reise zu erlangen,
die ihn von Kapstadt bis zum Nil und zum Sudan führen sollte. Die
mit unendlichem Fleisse zusammengebrachte Collektion bringt die Vögel
und ihre Eier, Säugethiere etc. (Siehe Zeitschr. ,,Oologie“ 1891, No. 5.)
Es ging aber schwer mit der Aufbringung der Mittel für den neuen
Forschungszug, bis sich Kaiser Franz Josef an die Spitze stellte. Zu den
wissenschaftlichen Arbeiten hatte er Dr. Holub ein Schloss als Wohnort
zur Verfügung gestellt. Oesterreichs Grossindustrielle fanden Geld für
das Unternehmen, und 1883 konnte die neue gut ausgerichtete Reise
angetreten werden. Sie erhielt freilich einen seltsamen Anstrich,
dass Holub, der inzwischen die Tochter des Gebäudeinspektors der Wiener
Rotunde, Maria Hoff geheirathet hatte, seine Frau mitnehmen wollte.
Der Versuch ist glänzend geglückt, und wer das nach der Rückkehr er-
schienene Werk: „Von der Kapstadt bis ins Land der Maschukulumbe“
liest, wird der Thätigkeit der Frau innerhalb der Expedition aut
einer fast vierjährigen Tour die höchste Anerkennung zollen. Die
Reise fand ein vorzeitiges Ende über dem Sambesi, indem ein ver-
hältnissmässig kleiner Stamm, die Maschukulumbe, die Expedition über-
fiel, ausraubte und zum Rückzug zwang. Trotz grosser Verluste an
Sammlungen war die Ausbeute an Objekten noch überreich. Seither
lebte Dr. Holub in Wien im Rotundengebäude, wissenschaftlich für
verschiedene Blätter, auch englische, arbeitend. Zu Wohlstand hat
er es nicht gebracht, aber Noth hat er nicht gelitten, denn Kaiser
Franz Josef hat ihm eine Jahresrente von 5000 Kr. ausgesetzt. Per-
sönlich war Dr. Holub ein ausserordentlich liebenswürdiger Mensch,
gefällig und von viel zu grosser Bescheidenheit. Die Stadt Wien
ehrt sein Andenken durch ein Ehrendenkmal.
Karl Sachse, Rentner in Altenkirchen im Westerwald, Orni-
thologe und Oologe, ist am 25. Februar d.J. im 84. Lebensjahre sanft
entschlafen.
Märzabend.
Vom alten, moosigen Eichen stamm schaut in des Abends Frieden
Der Waldkauz aus der Höhlung hervor, glückselig jetzt hinieden:
Denn auf des faulenden Mulmes Streu erglänzen die Eier erfreulich —
Die biedere Gattin brütet darauf, der Gatte hütet getreulich.
Durch Kieferngeäst und Fichtengestrüpp weh'n Frühlingswinde
mit Brausen,
Es thaut und tropft der letzte Schnee von Stamm und Aesten da
draussen;
Es klingt durch den Wald ein neues Lied, vom warmen Winde
gesungen ;
Da ist in Aluco’s Herzen auch die Liebessaite erklungen:
Mit grossen Augen schaut er froh zur dunklen Höhlung da drinnen,
Die brütende Gattin blinzelt herauf in seligem Waldkauzminnen. —
Nun würgt er mit Kraft ein Gewölle heraus und fliegt nach der
Mäuse Pfeifen,
Derweilen schon zum Eickenstamm die Räubergesellen streifen:
Sie erklimmen den Horst — , die Alte entflieht — die Eier werden
„genommen!“ —
Betrübten Herzens Aluco stöhnt, als heimwärts er endlich ge-
kommen :
„Das ist nun schon das vierte Mal, dass hier man mich also beraubet!
„Und da giebt’s einen Waldkauz noch, der an menschlichen
1897. Edelmut glaubet?!“ Th.
Anzeigen,
Wünsche in Tausch
zubekommen jeein Gel. Cyan, leucocyanea
(Weissst. Blaukehlchen), Loeust. naevia,
wofür ich anbiete 1 Gel. Aq. peunata
(1 Ei, schön rothbr. gefl.), Aq. naevia i2),
Ast. palurabarius (5), St. tengmalmi (5),
Picus tridactyl. (4).
J. Benkner, Bistritz-Siebenbürgen.
Suche zu kaufen:
Brehm Chr. L. Monographie der Papa-
geien; der vollst. Vogelfang; Ornis (3
Hefte); Wartung der Kanarienvögel etc.
Zucht der Tauben. Die Kunst. Vögel
als Bälge zu bereiten. — Naumann J. A.
Der Vogelsteller: ausführl. Beschreibung
allerVVald-, Feld-, Wasservögel ; erste Auf-
lage 1895 eventl. nur Text. —
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u. Circ. gallicus habe abzugeben.
Otto Salzmann,
Oscliatz, Sehiitzenstr.
Vogel -N estbauten
in bester Erhaltung und mit Verständnis
gesammelt, kaufen wir von nachstehenden
Arten in Mehrzahl: „Stammstücke m-
Specluhöhlungen ; Lanius collurio, Musci-
capa grisola. Motacilla alba, Oriolus
galbula, Turdus inerula, T. musicus, Lus-
ciola luscinia, L. rubecula, Ruticilla
tithys, R. phoenicurus, Sylvia atricapilla,
S. hortensis, Regulus beide Arten. Tro-
glodytes parvulus, Parus major, P. cae-
ruleus, P. caudatus, Alauda arvensis,
Einberiza citrinella, Loxia eurvirostra,
Pyrrhula vulgaris, Passer domesticus,
Friugilla carduelis, F. caunabina, F. coe-
lebs, Garrulus glandarius, Sitta caesia,
Ilirundo alle Arten, Columba turtur, Rallus
aquaticns, Crex pratensis, Vanellus cris-
tatus, Anas alle Arten mit Dunenauslage.
Ferner sind uns erwünscht Nestbauten
von Eichhörnchen und Zwergmäusen.“
Linnaea, Berlin, Invalidenstr. 105. I.
Tausch!
Vertausche Gelege von: Pr. rubetra,
ferrea, Emb. nivalis. Sax. isabellina. Lusc.
melanope. D. philomela, Pass, inontanus,
G. atricapil 1-, Merula alpestris, Picus,
Saxicola, Sylvia, Linota, Emberiza. Pica,
Mergus, Limosa, H. candidus, Crex u.s.w.
gegen Hypolais, Oriolus, Chelidon, Certbia,
Parus, Cinclus, Circus, Milvus, Otis, Are-
naria, Tringa, Alcn u. s. w.
Offerten „Petra,“ Weimar, postlagernd.
Dompfaffen-Nester
in bester Erhaltung für kommendes Früh-
jahr in Mengen erwünscht.
Linnaea. Berlin, Invalidenstr. 105.
Inhalt des XL Jahrganges.
Aufsätze und Notizen.
Seile
An unsere Leser! I
Alexander Bau: Das Ei von Nucifraga caryocatactes L. 2 — 4
— Oologisches und Ornithologisches aus Vorarlberg 37— 46
188
Alexander BauISchwarzspechtgeschichten 85-87
— Ueber die Eier und das Nistgeschäft von Sitta caesia
(Wolf) lind syriaca (Chr.) 106 — 110
— Der letzte Fischadlerhorst bei Berlin 124 — 125
— Nistplätze u. Bruten d. grauen Fliegenschnäppers 166 — 168
Dietrich: Ein Beitrag z. Ornis d. deutschen Ostseeküste 87—91
H. E. Dresser: Glaucidium passerinum L. 106
E. Erlicke: Wiedehopfgeschichten 137 — 140
— Etwas über Nachtschwalben und deren Eier 145 — 149
Erkennung des Alters von Eiern 61—62
A. 0.: Das Ei in Wort und Bild 47
— Glaucidium passerinum L. 105
Bernhard Hantzsch: Ueber d. Veränderungen d. Eischale
während d. Bebrütens 97—100, 113 — 122
H. Hocke: Ueber Enteneier und deren Merkmale
10—14, 19-26, 36-37, 52—55
— Zur Erinnerung an ein Ei von Colymbus arcticus L. 78 — 79
— Vom fünften intern. Zoologenkongress in Berlin 81 — 84
— Glaucidium passerinum L. 106
— Ueber Eigentümlichkeiten bei Spechtbauten 129 — 133
Krähe und Thurmfalke 62 — 63
Georg- Krause: Der Sammler und seine Sammlung 4—8
Ad. Kr.: Einige Beobachtungen über den Kuckuck 149 — 153
Mehlm.: Maasse u. Gewicht d. Eier versch. Steissfussarten 181 — 182
Mittheilungen 27—29, 110—111, 141—142, 168-170, 183—185
Naturfreund: Bericht f. März u. April 17 — 19
— Maibericht 33 — 36
— Junibericht 49—51, 74—76
— Bericht für Februar und März 177 — 179
J. Ramberg: Glaucidium passerinum L. 122—123
M. Raschig: Ueber das Einsammeln der Eier 91 — 92
Sammelbericht 26—37, 65 — 70
Willi. Schlüter: Zur Angelegenheit Tichodromamuraria-Eier 93—95
G. Sch.: Ueber das Praepariren der Eier 8 — 10
— Uebereinenoologisclicn Ausflug in der Mark 125 — 126,133 — 134
P. Ernst Schmitz: Sturmvögeleier 92 — 93
Stimmen aus dem Leserkreise 155 — 157
R. Th.: Eine phaenologische Skizze aus der Mark 100—104
— Märzabend 191 — 192
H. Ochs: Meine Beobachtungen über den Kuckuck 161 — 166
Ueber Variationen gewisserEier 1, 11, III, 134 — 155, 153 — 155, 180 — 182
Ueber Nucifraga columbiana Wils. Uebers. v. Osc. Haase 70—74
— 189
Karl Wenzel: Beobachtungen über den Kuckuck bei
Halle nebst einigen Bemerkungen zur Natur-
geschichte des Kuckucks 55 — 60
Z. Ueber Tichodroma muraria-Eier 65 — 70
Litteratur.
Die Eier der Vögel Mitteldeutschlands 46
A. G.: Büchermarkt 95
Litterarisches 142
Ornithologische Rundschau I: 157 -159, II: 170 — 174
Verzeichniss von Einzelarbeiten a. d. orn. u. ool. Gebiet 76 — 78
Todesanzeigen: Dr. Holub, C. Sachse 184 185
Geschäftliches: 14 30 70 111 127 159
Briefkasten: 30 47 63 75 111 143 171 191
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Anzeigen: 15 16 31 33 47 48 72 63 80 96 112 128 143 144 160 176 192
Inhalt.
Aca n this cann abin a 5 6, spinus 4 2
Accentor modularis 39
Accipiter nisus 117
Acredula caudata, v. rosea 40
Acroceplialus palustris 55,
schoenobaenus 118, stre-
perus 66 75, turdoides 121
Aepyornis 84 184, maximus 14
Aegialetes liiaticula 89
Aex galericulata, sponsa 25
Alauda arvensis 41 46 90,
cristata 41
Alca impennis 84, 184
Alcedo ispida 43, 46
Anas angustirostr. 12, boscas
22 173,crecca90,falcatal2,
strepera 12 173, querque-
dula 173, superciliosa 36 142
Anser albifrons 142, brachy-
rhynchus 28, cinereusl71,
ferus 119, neglectus 171,
rufescens 142, ruticollis 84
Anous hawaiiensis 172
Anthus arboreus 16 56 162,
spipoletta, trivialis 41
Antrostonuis carolinensis,
vociferus 147 148
Aplonis brevirostris 119
Apteryx australis, Bulweri,
Haasti,Montelli,maxima,
Oweni 84
Aquila chrysaetus, mela-
naetus 117, naevia 173
Archibuteo lagopus 110
Ardea 135, cinerea 117
Asturbadiusl54 155,brevip.ll7
154 155, nisus 45 117 155,
palumbarius45 117 119 154 173
Asio otus 44
Athene chiorae diae 172
Balaeniceps rex 115
Bernicla brenta 110 142,
ruficollis 1 10
Botaurus stellaris 46
Bubo ignavus 45, maximus 147
Bucerotiden 119
Budytes tlavus 41 55, borealis 76
Bulweria bulweri 93
Buteo 154, buteo 45 154
Brantaleucopsis28, ruficollis 12
190 —
Calamodyta arundinacea 55
Calamoherpe arundinacea,
cariceti, pkragmitis 35,
turdina 67, turdoides 56
Caprimulgus aegyptius 146,
carolinensis 60 146, eu-
ropaeus 146 147, indicus
isabellinus, jotaca, ke-
laarti, macrurus 149, vir-
ginianusl46 149,ruficollis 147
Ckaradius kiaticula 90
Ckaulelasmus strepera 21,
streperus 19 21
Carduelis carduelis 42
Carine noctua 44, passerina 140
Carphibis spinicollis 171
Casarca 3 6
Centropus 114, 115, 119,
Centrura 119
Cerchneiscencbris, vespert. 168
Certhia brackydact. 46 67,
familiaris 41 67
Cettia cetti 117
Chema sabinii 142
Ckordeiles acutipennistex.,
pusillus, virginianus,
v.chapmani henryi 146—149
Chloris cbloris 2 42
Circaetus gallicus, 182
Ciconia alba 71 119, crume-
niferus 119
Cinclus aquaticus 119, 170
Circus cineraceus I55,macr. 155
Cisticola cisticola 99
Clangula glaucion, island. 20 21
Coccothraustes vulgaris 46
Colius 119
Columba palumbus 45
Colymbus arcticus 78 142
Corvus corax 101 140 174,
corone, 43 monedula 2 43
Cosmonetta histrionica 19 21
Coturnix communis 118
Crex pratensis 182
Crotopkaga 114 119, ani 99
115, major, sulcirostris 115
Cuculiden 114
Cuculus canorus 28 44 47 55
59 66 67
Curruca cinerea 46
Cursorius isabellinus 84
Cygnus bewicki 12 78 148,
olor 174
Cypselus apus 43
Dacelo gaudichaudi 171
Dafila acuta 32
Dandalus rubecula 161
Dendrocopus major 44 114,
martius 44, medius 114, 169,
minor 114 168 160
Diomedea melanopkrys 135
Emberiza citrinella 28 65 66 162
Emeus-Euryapteryxcrassus 183
Erismatura mersa 53 59
Eritkacus cairii 173, luscin. 99
117, pkoenicurus 38 55 56,
rubeculus 28 38 65 90 fitis 38
Eudromias morinellus 145
Eurostopus nigripennis 147
Erytkrura peali 119
Falco gyrfalco 44 181, pere-
grinus45 110, sacer,sub-
buteo 44 56, tinnuncul. 45 67
Fregilus graculus 69 95
Fringilla cannabina 28,
chloris 46, coelebs 42 117
Fuligula albeolal2, cristata
14 19, ferina 12 19, is-
landica.marila, nyroca 13,
ruflna 12 19
Fulmarus 135
Gallinago gallinago 45
Gallinulaporzana 76, pusilla 104
Garrulus glandarius 42 46 67
118 173
Gecinus canüs 114 169, viridis
114 117 169
Glaucidium passerinum 12 84
105 122 123 140 155 171 174
Graucalus papuensis 171
Guira 114
Gypaetus barbatus 105 121 168
Gyps fulvus 117
Haematopus ostrilegus 88 90
Harelda glacialis 2 1
Hirundo rustica, urbica 43
Houbara undulata 84
Hypolais philomela 39 91 99
lynx torquilla 44
Lagopus 118
Lanius 58 117, algeriens. 170,
collurio 43 55586567 150163,
excubitor 2 28 117, rufus
163, Senator 43 117, minor
43 67
Lariformes 172
Larus argentatus, leucopt. 142
ichthyaet. 174 180,canus89,
marinus.gelastes 136, 180
minutus
174
Leptoptilus crumeniferus
118
Ligurinus cliloris
65
Locustella fluviatilis
175
Lophodytes cucullatus
54
Lophura nobilis
78
Loxia curvirostra
41
Lyrurus tetrix
114
Macropsalis furcipata
147
Manucodia atra
171
Mareca americana, chiloen-
sis 53, penelope 21 54,
sibilatrix
53
Marmaronetta angustirostris 25
Mergus albellus, brasiliens.53,
merganser 37 53 54, ser-
rator 53 91
Milviden 135, Milvus 117
135 154, ater, melanotis,
regalis 27 117 135, ictin. 173
Moa ISO 184
l
Motacilla alba 55 56 65 66 150
163, melan. 4t, sulph. 28
Megapodien 121
Merops apiaster 114
Monticola saxatilis 99
Muscicapa grisola 43 166 175
Nauclerus furcatus 84
Nisaetus minutus, pennatus
118 153 154 181
Nucifraga caryocatactes 2,
columbiana 70 73, v.
pachyrhynchus 26
Nyctala tengmalmi 84 105
106 140
Nyctidromus albic. mer. 147 149
Oceanodroma Castro 93
Oidemia fusca 42, nigra 36,
perspicillata 112
Oriolus oriolus 42
Otis tetrax 173
Otogyps calvus 118
Ortygometra crex 172, parva
76 118 136, pygmaea 76
Querquedula circia, crecca,
cyanoptera, discors 23,
formosa, glocitans 55
Pagopkila eburnea 142
Parus ater 40 46, biarmicus
174, caeruleus 40 46,
cristatus 40170, fruticeti
40, major 40 46, palustris 27
Passer domesticus 42 172,
montanus 42
Perdix cinerea 41
Pernis apivorus 66 118
Phaethornis eurVnome 119
Pkalaenoptilus nuttali, v.
californicus 147 148
Philemon novaegyineae 17 1
Plioenicopterus roseus 134
Phyllöscopus bonelli, ruf. 39
*174 152, fitis 39 163
- 102 —
Pkyilopneuste bonclli 174,
rufa 174, 163, rufus 174,
sibilator 65 66, sibilatrix
162, trockilus 162 163 174
Pkyrrkulopsis 119
Picoicles tridactylus 119 43
Picus major 46, martius 174,
minor 46 140, viridis 43
Platalea 118 135, leucerodia
118 135
Plantus impennis 172
Plegadis falcinellus 117 135,
leucerodia 135
Podager nacunda 147
Podiceps auritus, calipareus
chilensis,cornutus36 182,
cristatus, griseigena, mi-
nor 331, nigricoll. 156 157 182,
rollandi 182
Podilymbus podiceps 157
Poecile palustris 117
Porzana bailloni 137, pusil-
la 46 136, pygmaea 137
Pratincola rubetra, rubicola 38
Procellaria pelagica 136
Psittacus elegans 119
Ptilopus coronulatus 171
Ptilotis gracilis 171
Puffinus kulili 93
Pyrrhocorax pyrrhocorax 42
Pyrrkula europaea 42 68
Rallus aquaticus
Ratitae 172
Regulus 39
Ruticilla plioenicura 65 99 117
Saxicola oenantke 150
Scolopax gallinago 29
Serinus kortulanus 67
Serpentarius secretarius 76
Sitta caesia 41 106—110, sy-
riaca 106 — 1 10
Somateria mollissima, m.
v. nigrum 52, spectab. 52 142
Spatula clypeata 24
Strix flammea 44, tengmalmi
123
Sturnus vulgaris 42
Sterna canciaca 175, kirun-
do, macrura, minuta 88-90
Sula variegata 120
Steatornis caripensis 119
Stercorarius pomathor. 117 171
Sylvia atricapilla, 39 65-68
cinerea 152 163,curruca55
67 117 151 163, kortensis
39 55 150-152 163, nisoria
67 163, sylvia 39
Sylvien 66, Sylvininae 76
Tackyeres cinereus 54
Tadorna casarca 36, cornuta,
tadorna 25
Tetrao bonasia, tetrix 45,
urogallus 45 114 117 118
Tetrastes bonasia 114
Tickodroma 68 69 94, mu-
raria 28 68 84 93 94
Tinamiformes 172
Tinnunculus 118
Tringa alpina 90
Troglodytes parvulus 162,
troglodytes 40
Turdus atrigularis 171, mu-
sicus 39 65 117 172, me-
rula 39, iliacus 174, si-
biricus 171, obscurus!71,
viscivorus
39
Turtur communis 67,
riso-
rius, turtur
140
Uria brünnicki
142
Yanellus cristatus
90
Vultur monackus
117
Redaktion und Verlag von H. Hocke, Berlin 0., Münz Strasse 8.
Druck von Max Siloerborg, Berlin C-, Alexander Str. ü4.