Natural History Museum Library Zeitschrift für Oologie und Ornithologie hierausgegeben von H. HOCKE. Mit Beiträgen von Otto Bamberg, Alexander Bau, Karl Berger, Otto Boerner, G. Borchert, Georg v. Boxberger, Dr. L. v. Boxberger, Erwin Detmers, Robert Ritter v. Dombrowski, Prof. Dr. K. Eckstein, Charles Engels, Dr. Ernst Feltgen, H. Ganske, H. Goebel, Hermann Grote, Georg Aug. Grothe, Ferd. Haag, B. Hantzsch, W. Hennemann, Major a. D. Henrici , Rieh. Heyder, C. Hilgert, H. Hocke, 0. Koener, A. A. van Pelt Lechner, W. Mahlow, A. Müller, Prof. H. Oberbeck, H. Ochs, C. Ost, Kapitän Pässler, Prof. Dr. Plathe, Dr. H. Reeker, F. Reuter, Rüdiger jun., Otto Salzmann» Prof. Schaufuss, P. Ernesto Schmitz, Ludw. Schuster, Pfarrer Wilhelm Schuster, Dr. R. Thielemann, A. Viebig, Paul Werner, W. Werner, Rieh. Zimmermann. BERUM C. 25 XVII. Jahrgang 1907/1908. Inhaltsverzeichnis des XVII. Jahrganges Grössere oologische und ornithologische Abhandlungen. Bamberg, Otto, Ein Besuch bei Dr. Otto Ottosson in Strömsholin, Stuteri, Schweden 116 Bau, Alexander, Notizen zur Brutzeit des grauen Kranichs in der Mark . . 4 — Goldammer brütet dreimal auf derselben Stelle • 24 Berger, Karl, I. Eingemauerte Eier 75, II. Die Anfänge der technischen Ver- wertung des Vogeleis 90, Das Ei als Zahlungsmittel 106 Boerner, Otto, Bemerkenswertes aus der letzten Brutsaison 36 Boxberger, Georg y., Brutnotizen zur Ornis Marpurgensis aus dem Jahre 1907 145 165 Boxberger, Dr. L. v., Ueber Girlitzeier • 6 — Ueber isländische Vögel und Eier 19 Detmers, Erwin, Austernfischer und Schmarotzerraubmöven auf dem Zuge. . 113 — Heldentaten eines Reihers 9 — Reiher zur Paarungszeit 88 — Sperber 185 Dombrowski, Robert Ritter v. , Beiträge zum Fortpflanzungsgeschäft von Bubo maximus L 17 Engels, Charles, Die Insel der Albatrosse 82 Feit gen, Dr. Ernst, Ei im Ei 2 Go e bei, H., Ausführlicher Sammelbericht von der Murmanküste (Zip Nawolok), Alexandrowsk und Nowaja Semlja (Kostin Scharr), 1906 53 — Ueber die Eier der europäischen Colymbus&iten • 66 Grote, Hermann, Oologie und Vogelschutz 1 — Ueber einen Horstplatz von Bubo bubo L. im Harz 81 Grothe, Georg August, Emberiza citrinella 104 Hantzsch. B., Eine Veränderung der Meiseneier durch die Bebrütung .... 58 Haun, M., Nachrichten aus Posen 38 124 135 Heyder, Rieh., Eine Veränderung der Meiseneier durch die Bebrütung • . . 42 Hilgert, C., Zur Frage, ob Raubvögel fremde untergelegte Eier unterscheiden können • 184 Hocke, H., Albert Grunack f 65, Asiatische Kukukseier 84 — Das Jubiläum eines Oologen 8 — Ueber abnorme Färbungen gewisser Vogeleier 102 120 132 — Ueber Steppenhuhneier _ 72 — Zur Jahresversammlung der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft in Berlin vom 4. bis 6. Oktober 1907 98 Oberbeck, H., Das Gelege von Passer montanus 163 Ost, C., Ueber Waldkauzeier 26 Pässler, Kapitän, Oologische Beobachtungen von der Westküste Südamerikas Plathe, Dr., In welchen Zwischenräumen zeitigt Striae flammea ihre Eier? 129 Reeker, Dr. H., Doppelte Hühnereier 20 Reuter, F., Etwas über das Brutgeschäft der Reiherente 177 Rey, Dr. Eugen, Eier von Daption eapensis 131 Salz mann, Otto, Von der Schleiereule 161 Schaufuss, Zur Richtigstellung • 6 Schmitz, P. Ernesto, Ei ira Ei . . . 2 — Oologische Tagebuchnotizen aus Madeira 54 70 Schuster, Ludwig, Eier und Nest des Girlitzes . 114 — Ornithologisch-oologische Beobachtungen v. Vogelsberg. Aus der Brutsaison Werner, Paul, Ueber Gelege des grünfüssigen Teichhuhnes 22 Werner, Paul, und O. Koener, Einiges vom Neste des Pirols, Oriolu* Zimmermann, R., Brutnotizen zur Rochlitzer Ornis 1907 180 Oologische und ornithologische Mitteilungen. Boerner, Otto, Acanthis cannabina L 77 Borchert, G. B., Waldkauzgelege 28 Boxberger, Dr. L. v., Notizen über den Waldkauz 28 — Albatroseier, Asin otus in einer Baumhühlung brütend 80 — Seltsame Brutgemeinschaft 43 — Seltenheit 60 D., W., Oologia universalis palaearctica 79 Detmers, Erwin, Nistende Krähen • 44 — Ein sonderbarer Fang 109 Eckstein, Prof. Dr., Acridotheres ginginianius Lathr 107 Emeis, W., Notizen aus Flensburg (Schleswig) • 78 — Ueber Schwarzdrosseleier 46 Ganske, H., Betrachtungen über Hohltauben 126 Grote, H., Aus einer alten Handschrift 92 H aag, Fer d., Ei im Ei ■ . . 28 Haun, M., Waldkauzgelege • 28 Henrici, Major a. D., Frühzeitige Gelege 28 Hennemann, W., Zum Abzug der Schwalben 29, Die Elster im Sauerlande . . 30 Hocke, H., Die ersten zwei Kiebitzeier 29 Hoffmann, Ernst, Beitrag zu „Fremde Eier im Nest“ 78 Mahlow, Wald., Graupapagei und Alexandersittich 109 Müller, A., Die ersten zwei Kiebitzeier 29 Ochs, H., Mitteilungen über Stare, Segler, Dorngrasmücken und Rotkehlchen . . 59 Ost, C., Beobachtungen über ein Bussardpaar 45 — Ueber den östlichen Kukuk 125 Pelt Lechner, A. A. van, Ein interessantes Gelege von Fulica atra .... 59 Rüdiger jun., Ein Ufermaina bei Nienburg erlegt 92 Schmitz, P. Ernesto, Charadrius dubius 44 Schuster, Wilhelm, Ankunft der Vögel im Schwarzwald 44 — Nest der Dorngrasmücke im Labkraut und in Brennesseln 60 — Zunahme der wilden Strausse 61 Thienemann, Dr. R., Frühbrut 1907 27 Viebig, A., Zur Würgerfrage 31 Werner, W., Aus dem Berliner Zoologischen Museum 108 Jubiläumsausstellung in Moskau 108 Aufforderung und Bitte, Die naturwissenschaftlichen Sammlungen A. Grunack's . 109 Ein Zug Kraniche, Ausstellung der Canaria und Aegintha 125 Studentischer biologischer Verein in Odessa, Studentischer Verein zur Erforschung der Natur Russlands 126 Schutz unserer Vogelwelt, Bälge von Adlern und Geiern, Ueber späte Bruten. Aus Lissabon 140 Literatur. Lösung zur Vogelschutzfrage, Dritter Jahresbericht 1906 der Abteilung Vogelschutz zu Cassel, Bulletin biologique, Ueber das Sammeln von Eiern und Muscheln, Ou Colour in the Eggs 12 Oologia universalis palaearctica 13 31 110 143 Vogelfressende Forelle, Fischerei verein der Provinz Brandenburg 13 v. Hanstein, Lehrbuch der Tierkunde mit besonderer Berücksichtigung der Biologie, Bau und Leben des Menschen und der Wirbeltiere 46 Dr. Th. Zell’ s Straussenpolitik Ernst Hackel, Deutsche Fischerei-Korrespondenz Omithologisches Jahrbuch 62 92 Zeitschrift lür Ornithologie und praktische Geflügelzucht, Deutsche Jägerzeitung Entomologisches Wochenblatt, Pilzkeime in Vogelnestern Der Uhu in Nordwestdeutschland, The Hastings and East Sussex Naturalist, Monatshefte des Allgemeinen Deutschen Jagdschutzvereins, Aus der Natur Die fisch ereiwirtschaftliche Bedeutung der Vögel, Katalog der schweizerischen Vögel, Deutsche Käfigvögel Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin Verhandlungen der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen, Neue preussische Jagdordnung, Zoologischer Beobachter Ueber ausgestorbene Riesenvögel, Die Vögel des deutschen Waldes Spaziergänge eines Naturforschers Mitteilungen über die Vogelwelt, Bericht über die Tätigkeit der „Hvratska ornito- logoska centrala 1906, Aus der Heimat Flur, Ibis, Rud. Blasius + . . . . Tiere unserer Heimat, Natur im Spätherbst und Gesang des Vogels, VI. Jahres- bericht der Vogelwarte in Rossitten • . Notizen zur westfälischen Vogelfauna, Deutsches Vogelbuch, Tierwelt des Mikro- skopes Vogelkalender Dr. Karl Russ’ Vogelzuchtbuch Heinr. Schacht, Kosmos, XXXV. Jahresbericht der Zool. Sektion des Westf. Provinzialver., Lebensbilder aus der Tierwelt 47 61 159 62 63 93 94 95 110 111 127 141 143 137 158 158 159 172 173 Verschiedenes. Zur gefälligen Beachtung 159. — Zur Richtigstellung 174. — Zur Abwehr 187. — Nekrologe 65 97 110 187. — Geschäftliches 31 110 187. — Druckfehlerberichtigungen 13 144. — Achtung . . 159. — Inserate 13 14 15 16 32 47 48 64 80 95 96 112 128 144 160 176 188. ZEITSCHRIFT für OOLOGIE UND ORNITHOLOGIE Herausgegeben von H. Hocke, Berlin C. 25. Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnen entspreis betragt fQr das Jalir bei di-ektcr Zusendung durch die Post innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk. 3,50, nach den andern Landern des Weltpostvereins Frcs. 5 pränumerando portofrei. Der Jahtgang läuft vom 1. April bis 81. März. Bestellungen und Zahlungen sind an II. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36, zu richten. Preis der zweigespaltencn Zeile oder deren Raum 20 Pf. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlen Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht überschritten wird, betragen 3 Mk. No. I. BERLIN, den 15. April 1907. XVII. Jahrg. Inhalt; Zur gefälligen Beachtung. — Oologie und Vogelschutz. Hermann Grote. — Ei im Ei. P. Ernesto Schmitz, Dr. Ernst Kcltgen. — Notizen zur Brutzeit des grauen Kranichs. Alexander Bau. — Ober Gitlitzeier. Dr. Leo v. Boxberger. — — Zur Richtigstellung. Schaufuss. — Das Jubiläum eines Oologen. II. Hocke. — Heldentaten eines Reih*rs. Erwin Detmers. — Literatur. — Inserate. Zur gefälligen Beachtung! Mit diesem Hefte beginnt die Zeitschrift für Oologie und Ornithologie den 17. Jahrgang. Nach wie vor wird die Zeitschrift sich bemühen, um durch Anleitung und Belehrung ihren Zweck zu erfüllen, der darin besteht, Interesse und Verständnis für Oologie und Ornithologie zu wecken und zu pflegen. Ein grosser Stamm von Mitarbeitern wird bestrebt sein, dieses Ziel zu verwirklichen. Angelegentlich empfohlen sei auch der Bezug der vorhergehenden Jahrgänge, von welchen die letzten sechs komplett gegen einen billigen Preis abgegeben werden. Die ersten zehn sind nur teilweise komplett zu haben. Die Beilage „Ornithologische Rundschau“ erscheint von jetzt ab nicht mehr in meinem Verlage. Der Herausgeber. Oologie und Vogelschutz. Dass die Vogelschutzbestrehungen schon manch schönes Resultat gezeitigt haben, ist nicht zu leugnen. Im Grossen und Ganzen aber handelt es sich dabei um solche Vogelarten, die des menschlichen Schutzes nicht oder doch kaum bedürfen. Es ist gewiss nicht von der Hand zu weisen, wenn die hungernden Vögel im Winter gefüttert werden, oder einem Meisenpaar durch den aufgehängten Nistkasten eine künstliche Brutstätte geboten wird. So sehr sympatisch mir ein derartiger Vogelschutz auch ist, so kann ich ihn doch nur als eine naturwissenschaftliche Spielerei bezeichnen. Denn auch ohne menschliches Zutun wird die Kohlmeise unsere Gärten noch lange Jahre beleben, oder Amsel und Fink uns durch ihren Gesang erfreuen. Ungleich wichtiger erscheint mir der energisch g durchgeführte Schutz der Vogelarten, die für eine betreffende Gegend auf dem Aussterbeetat stehen. Es ist sehr erfreulich, dass sich neuerdings eine Strömung bemerkbar macht, die den Schutz dieser Naturdenkmäler fordert. Manche interessante Vogelart ist gesetzlich geschützt und auf diese Weise ihre gänzliche Vernichtung vorläufig aufgeschoben. Anderer- seits wird gegen einige der Geächteten stark gesündigt selbst durch wissen- schaftlich sammelnde Oologen. Es kann leider nicht in Abrede gestellt werden, dass seltene Vogelarten durch Eiersammler für eine bestimmte Gegend nahezu oder völlig ausgerottet worden sind. Der Oologe sucht den Vogel bei seinem Neste auf; da er also den Bestand ansässiger Vögel dezimiert, schadet er unter Umständen manchmal mehr als der Jäger, welcher während der Jagdzeit durchziehende Vögel erlegt. Oologen sind gewöhnlich die besten Beobachter, daher auch oft die gründlichsten Kenner der für die jeweilige Gegend in Betracht kommenden Vogelwelt. Sie sind es gewöhnlich, die überhaupt wissen, ob die oder jene Vogelspezies in ihrem Beobachtungsgebiet vorkommt. Sie sind es daher auch, die — oftmals — das Fortexistieren der einen oder der anderen seltenen Art in der Hand haben. Wenigstens tritt dieser Fall gewöhnlich in der Nähe grösserer Städte ein. Der Wanderfalk (Falco peregrinus) ist z. B. um Berlin schon recht selten geworden — und zum grössten Teil liegt m. E. dies wohl daran, dass ihm fast jeder Horst ausgenommen wird. Der Kolkrabe ( Corvus corax ) ist in der Mark wohl ausgerottet, Schwarzstorch (Ciconia nigra), Kranich (Grus gras), Gänse- säger (Mergus merganser), Schellente (Fuligula clangüla ) u. a. m. kommen als Brutvögel nur noch ganz vereinzelt vor. Ich möchte daher in diesen kurzen Zeilen für diese und andere Vögel, wie Pernis apivorus, Aquila pomarina, Pandion lialiaetus , Dryocopus martius, Picus canus, Coturnix coturnix, überhaupt alle selten werdenden deutschen Brutvögel, bei den sammelnden Herren Fachkollegen ein gutes Wort einlegen. Grade wir Oologen sollten es uns zur Aufgabe machen, an dem Bestand unserer seltenen Brüter zu retten, was noch zu retten ist. Bei dieser Gelegenheit will ich hier ein Buch empfehlen, das zu lesen kein Naturfreund versäumen sollte. Es ist von Prof. Conw ent z -Danzig geschrieben und heisst: „Die Gefährdung der Naturdenkmäler und Vor- schläge zu ihrer Erhaltung.“ Berlin 1904, Gebr. Bornträger. 207 pag. Es enthält eine Fülle von Anregungen und praktischen Ratschlägen. Hermann Grote. Ei im Ei. I. Dass ein vollkommenes Ei, von einem zweiten vollkommen um- schlossen, von Hühnern bisweilen gelegt werde, habe ich schon in Nr. 3 des vorigen Jahrganges der Oologie konstatieren können mit besonderer 3 Erwähnung des hier in Funchal von Herrn H. Hempel präparierten. In den letzten 10 Jahren habe ich fast ein Dutzend grosser Eier mit 2 Dottern erhalten und jedesmal nach Anbohren suchte ich sorgfältig nach einem etwaigen zweiten festen Ei, aber stets wurde ich enttäuscht bis zum verflossenen 18. Februar d. J. Freilich erweckte mir dieses Ei gleich beim ersten Anblick besondere Hoffnungen, denn es war ganz ausserordentlich schwer, dick und sehr unregelmässig abgeflacht geformt. Auch sonst weicht es ab von einer regelmässigen ovalen Form, zumeist nach einer Seite des stumpfen Pols hin, wo es besonders dick ist und, wie ich ver- mutete, der äussere Dotter seine Lage hatte. Es wog 16+ g, hatte in der Länge 79, in der grössten Breite 69 und in der kleinsten 58,5 mm. Korn und Farbe der Schale hatten nichts Auffälliges; letztere zeigte ein rötliches Weiss, wie es bei der hier häufigen Hühnerrasse mit befiederten Tarsen und verkümmertem Kamm die Regel ist. Das betreffende Huhn ist nicht aussergewöhnlich gross oder schwer, hat aber schon wiederholt Eier mit 2 Dottern gelegt. Gross war meine Freude, als ich das Vor- handensein eines zweiten harten Eis festgestellt hatte und mich nun auch persönlich mit dem Präparieren desselben befassen konnte. Das äussere Eiweiss mit Dotter wog 96 g und fiel es mir auf, dass die Dottermasse verhältnismässig gering war, etwa nur 12 g. Aber wie nun dem zweiten Ei beikommen? Ich erweiterte das Bohrloch bis zu 5 mm Durchmesser und versuchte dann mit einem kleineren Bohrer das Innenei anzubohren, indem ich recht senkrecht einsetzte, Aber alles Bemühen war vergeblich; entweder der Bohrer glitt seitwärts ab, oder das bewegliche innere Ei wich aus, bis ich zu meinem Schrecken bemerkte, dass das äussere Ei auf der entgegengesetzten Seite kleine Risse zeigte. Schon fing ich an, an dem Erfolge zu verzweifeln, als mir der Gedanke kam, den Zwischen- raum mit feinem Sande auszufüllen und so dem inneren Ei eine feste Lage zu geben. Dies gelang und durch Schütteln erhob sich zu gleicher Zeit das innere Ei. Seine anfängliche Entfernung vom Bohrloch von 21 mm verringerte sich auf weniger als 10 mm. Selbst jetzt wollte es mir nicht sofort gelingen, das innere Ei anzubohren; doch es gelang. Auch diesem zweiten Bohrloch gab ich hinreichende Weite, um meine Glasröhre bis auf den Boden des zweiten Eis führen und dann umstülpen zu können. In einem Augenblick war auch das innere Ei nicht nur entleert, sondern auch sorgfältig ausgespült. Durch das grosse Bohrloch hindurch ist es leicht sichtbar. Die Schale und Farbe sind wie die des äusseren Eis. Die Querachse des inneren Eis ist also 58,5 — 21 oder 37,5 mm, die Längs- achse ist unbestimmbar, ebenso wie das Gewicht. Das Gesamtgewicht beider Schalen beträgt 16 g. Sind solche Eier auch in Deutschland bekannt und kommen sie auch bei anderen Vogelarten vor? — Die bereits be- schriebene Sammlung abnormer Hühnereier unseres Seminars hat sich in 4 weniger als Jahresfrist noch mit 6 anderen wenngleich minder ausser- gewöhnlichen Abnormitäten bereichert, nämlich: 2 ganz auffallend walzige, 69 X 39 und 56 X 24 mm, letzteres ohne Dotter. Ein Doppelei regel- mässiger Form, aber in der Querachse den Rekord bildend; es misst 81,i X 53,6 mm mit 39 mm Durchmesser. Ein Ei gewöhnlicher Grösse, das aber seitlich nach dem spitzen Pol hin ganz flach eingedrückt ist und deshalb ringsum und am spitzen Pol einige Eältchen zeigt. Ein lang- gestrecktes sehr spitzes Ei. Die äusserste Spitze erscheint wie abgeschlagen und dann wie mit Kalk wieder angelötet. Endlich ein Sparei einen vollen Halbkreis bildend wie ein etwas spitz zulaufender Sack; die beiden Pole in nur 45 mm Abstand; die sie verbindende Achse liegt völlig ausserhalb des Eis. Funchal 25. 2. 07. P. Ernesto Schmitz. II. Am 7. Februar d. J. schickte man mir aus Kleinbettingen (Luxem- burg) ein 13X19 mm grosses Ei ein, welches in einem normalen Hühnerei eingeschlossen war. Das Eichen hatte eine vollkommene harte Schale, war von Farbe ockerbraun und zeigte kleine stecknadelkopfgrosse Er- habenheiten, besonders an den Polen. Die Form war die typisch ovale (etwas gestreckt). Der Inhalt bestand einzig und allein aus Eiweiss. Über das Huhn, von welchem das Kuriosum stammte, wurde Folgendes berichtet: Es handelt sich um eine schwarze stattliche „Italienerin“, die von dem Besitzer in Kleinbettingen gezüchtet wurde. Es legt von jeher dicke, längliche Eier, die gewöhnlich 2 Dotter aufweisen. — Eine Abbildung, welche das Vorkommnis ganz genau illustriert, findet sich im Jahrgang 1901 — 1902 S. 430 der „Naturwissenschaftlichen Wochenschrift“ vor. — An dieser Stelle wird diesbezüglich u. a. hervorgehoben, dass vollständig ausgebildete, mit fester Kalkschale versehene kleine Eier innerhalb grösserer bis dahin „recht wenig beobachtet wurden“. Dr. Ernst Feltgen , Präsident der Gesellschaft Luxemburger Naturfreunde. Notizen zur Brutzeit des grauen Kranichs in der Mark. Von Alexander Bau. Die überaus beachtenswerten Beobachtungen des Herrn Neumann über 'die Brutzeit des Kranichs in Westpreussen veranlassen mich, hier das mitzuteilen, was ich über dessen Brutzeit in meinem alten ornithologischen Notizbuch vorfinde. Wie ich bereits bei einer Besprechung des neuen preussischen Wildschongesetzes (s. Ornithologische Monatsschrift 1905 S. 244) gesagt habe, kaufte ich auf dem Berliner Geflügelmarkte Kranicheier am 19- und 28. April 1870, am 25. April 1872 und am 21. April 1874. Dieselben waren also bereits einige Tage früher den Nestern entnommen worden. Nur die vom 19. April 1870 waren frisch. 5 Mir selbst war anfangs der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts nur ein Brutplatz des Kranichs bekannt, die sogenannten Dachwiesen bei Grossbeeren. Diese Wiesen mögen damals etwa einen Quadratkilometer gross oder noch grösser gewesen sein und waren zum grössten Teile mit scharfkantigem, messerartig schneidenden, über einen Meter hohen Ried- oder Seggengras bewachsen. Durch dieses zogen sich überall Ent- wässerungsgräben hindurch. Diese Wiesen besuchte ich am 4., 16. und 25. Mai und am 1. Juni 1873. Am 16. Mai sah ich daselbst einen Kranich, konnte aber bei der Grösse und Unübersichtlichkeit der Wiesen trotz stundenlangen Suchens das Nest nicht finden, zumal auch sehr breite und tiefe Wassergräben stellenweise das Vordringen unmöglich machten. An den genannten Tagen sah ich dort — nebenbei bemerkt — ausser den gewöhnlichen Schilfsängern auch Locustella, naevia, dann Circus aeruginosus und cyaneus, von denen ich mehrere Gelege fand, ferner Crex crex, eine Ortygometra , Totanus totanus, Numenius arquatus , Gallinago gallinago, Vanellus vanellus , Anas boschas und crecca. Die von allem Verkehr weitab liegenden Wiesen boten diesen Vögeln eine ruhige und ungestörte Niststätte. Im folgenden Jahre besuchte ich die Wiesen nicht und kam erst wieder dorthin am 1. und am 9. Mai 1875. Am 1. Mai traf ich dort einen Bauernjungen, der nach Kiebitzeiern suchte. Auf meine Frage nach andern Eiern sagte er, dass er tags zuvor 2 „Kronen- eier“, sowie solche vom „Keilhaken“ und der „Himmelsziege“ gefunden habe. Ich bot ihm einen guten Preis dafür und er holte sie aus seiner Behausung, die eine halbe Stunde entfernt war, herbei. Nach einer Stunde kam er, atemlos vom Laufen und der Wärme, mit den Herrlichkeiten an. Es war ein schönes Kranichgelege von 2, ein Brachvogelgelege von 4 und ein Bekassinengelege von 4 Eiern. Die Kranicheier erwiesen sich später als ziemlich stark bebrütet. Ich selbst fand an dem Tage noch Gelege von Circus cyaneus und aeruginosus. Da früher unter den Kiebitzeiern alles Mögliche auf den Markt kam, und da die mir gut bekannten Geflügelhändler alles Bemerkenswerte für mich aufhoben, ich aber im Mai nie Kranicheier erhielt, so scheint zu jener Zeit die zweite Hälfte des April die Regel für das Legen der Kranicheier gewesen zu sein. Leider habe ich beim Bearbeiten des „Friderich“ die Angabe „im Mai“ aus der alten Auflage in die neue übernommen, da ich beim Kranich übersehen habe, mein altes Notizbuch durchzusehen. Es mögen meine Mitteilungen deshalb gleich zur Berichtigung des „Friderich“ dienen. Dem Obigen will ich betreffs des erwähnten Seggengrases noch Folgendes hinzuzufügen. Als ich das erste Mal das hohe, sehr dicht stehende Gras durchschritt, fühlte ich bald heftige Schmerzen in den Knieen und machte die unliebsame Entdeckung, dass die messerscharfen Kanten 6 des Grases beim Gegenstossen nicht nur die Hosen, sondern auch die Haut der Knieen kreuz und quer durchschnitten hatten. Bei meinen folgenden Besuchen der Wiese band ich mit bestem Erfolge Schurzlederstücke über die Kniee, was ich für ähnliche Fälle bestens empfehlen kann. Ruggburg, den 22. Januar 1907. Über Qirlitzeier. Von Dr. Leo v. Boxberger. Herr Ludwig Schuster berichtet auf S. 157 seines Brutberichts für 19C6 von einem Girlitzgelege, dessen 5 Eier nach seiner Angabe messen: 18,5X13, 18,7X13,5 19,5X13,7 18, X 13,5 18, X 13. Die Grösse dieser Eier muss in Erstaunen setzen. Rey gibt als maximum aus 18 Eiern bez. der Länge 17,2, bez. der Breite 12,7 an. Nach Friderich-Bau beträgt das maximum aus 38 Eiern 17, i X 12,6. — 19 von mir gemessene Eier, sämtlich hessischer Provenienz, zeigen folgende Dimensionen: a) 14,8X12 14,3X12 14,3X11,7 14,2X11,8 b) 15,6X12,2 15,5X12,2 15,3X12,. 14,7X11,7 c) 17X12,5 16,7X12,3 16,5X12,6 d) i7 X 13 16,5X12,9 16,2X13,1 16X13,i e) 18X12,9 17,8X12,9 17,5 X 13 17,3X12,8 Das letztgenannte Gelege habe ich seiner Grösse wegen stets schon für abnorm erachtet. Ich kann deshalb auch Zweifel hinsichtlich der Authentizität des von Herrn Schuster angeführten Geleges nicht unter- drücken, und wage auf die Möglichkeit einer Verwechslung mit den oft sehr ähnlichen Eiern des Flänflings oder des Grünfinken hinzuweisen, von welch letzterem ich schon viele Gelege, die sich innerhalb so kleiner Masse hielten, in Händen gehabt habe. Vielleicht funktionierte auch das Mess- instrument nicht ganz zuverlässig; dass aber ein Girlitzei, das, wie wir sehen, nur 14,2 mm in der Länge messen kann, je sollte 19,sX 13,7 messen, mithin eine Längendifferenz von 5,3 mm aufweisen können, und dass vor allem auch die andern 4 Eier sich sämtlich über dem maximum aus 75 Eiern halten, erscheint mir bedenklich. Vielleicht nimmt Herr Schuster Veranlassung, auf dieses Gelege noch näher einzugehn. Zur Richtigstellung. In der Ornithologischen Rundschau II. 12 erwähnt der Herr Heraus- geber mein Referat auf dem Nürnberger Verbandstage der deutschen Tierschutzvereine: „Zum bevorstehenden Vogelschutzgesetze“ und sagt dabei: „er befindet sich aber in einem schweren Irrtume, wenn er meint, 7 dass das Fangen für Stube und Käfig oder zu wissenschaftlichen Zwecken der Vogelwelt Abbruch tue“. — Nirgends habe ich dies behauptet. Im Gegenteil. Ich schreibe wörtlich: „Ich bin weit davon entfernt, zu meinen, durch den Fang der Vögel werde der Wald entvölkert“; — ferner: „Auch will ich nichts dagegen einwenden, wenn ein wirklicher Vogelkundiger, ein sachverständiger Liebhaber, der Zeit und Fähigkeit hat, einmal eine oder die andere Art in ordnungsmässige Pflege nimmt, um die Natur des Vogels zu studieren“; ferner: „Manchmal ist ein einfacher Autodidakt viel mehr Sachverständiger als ein studierter Mann“ „Also dem sachverständigen Ornithologen wollen wir seinen Vogel nicht nehmen“; und ich wiederhole später noch einmal ausdrücklich: „Nicht des vermeintlichen wirtschaftlichen Schadens halber, u. s. w.“ — — Ich wende mich lediglich gegen den Massenfang zu Handelszwecken, gegen alle die Tierquälereien, die mit der Vogelstellerei verbunden sind, gegen die gedankenlose Waldvogelhaltung, wie sie in gewissen Gegenden als Unsitte grassiert, gegen den immer mehr anwachsenden Handel mit lebenden Waldvögeln, der nachgewiesener Massen Tierquälereien mit sich bringt, u. s. w., alles Misstände, in denen mir jeder Naturfreund unbedenklich Recht geben kann. Und vollends den Fang zu wissenschaftlichen Zwecken! Ich schreibe: „Wenn der Ausstopfer seine Ware zusammenfängt, um damit die Lehrmittelhandlungen zu versorgen, so ist das sicher ein wissen- schaftlicher Zweck Die Ausstopfer müssen also unter die Ausnahme a (des §2 des Vogelschutzgesetzentwurfes der Deutschen Ornithologischen Ge- sellschaft) fallen. Ich wende mich im Folgenden nur gegen die „Schund- preise“, wie man sie den Ausstopfern zahlt, „damit ist die mühsame Arbeit nicht gelohnt“, allerdings auch gegen die Überfüllung des Berufes selbst, welche die Schleuderpreise hervorruft; ich wende mich gegen die „Habgierigen“ unter den Liebhabern, „die nicht aus Freude an den schönen Naturgebilden mehr, sondern des Verdienstes halber“ ihre Lieb- haberei treiben ; ich wende mich dagegen, dass bei der Austeilung der Fangscheine für Vögel „der staatliche Zoologe ausgeschaltet“ worden ist. Wie soll denn der Jurist „beurteilen, wo ein Fangschein angebracht und wo er Frevel ist?“ — — „Natürlich kann man über alles und jedes ge- teilter Meinung sein“; „meist aber wird die Meinung vom Egoismus diktiert, und so ist es auch in der Vogelschutzfrage“. Manchem Ornithologen wird mein Vorgehen unbequem sein, dagegen sind mir auch von verschiedenen Kollegen Zustimmungen geworden; jedenfalls hat mein auf ehrlicher Über- zeugung und sehr gewissenhaftem Studium der Streitfrage beruhender Standpunkt den Vorzug der Selbstlosigkeit. Schciiifuss. 8 Das Jubiläum eines Oologen. Von H. Hocke. Sein 50jähriges Jubiläum zu feiern, ist nur wenigen Männern beschieden. Da muss es auffallen, dass es auch unter den Oologen einen Mann gibt, dem das Glück zu teil wurde, in diesen Tagen dieses seltene Fest begehen zu können. Doch eigenartig muss dieses Fest erscheinen, was in keiner Weise mit jenen bekannten Festen zu tun hat, wo es sich um die Erlegung des tausendsten Fasans handelt, welches Fest zumeist öffentlich und mit grossem Pomp gefeiert wird. Unseres Mannes Feier fand statt in einer einsamen Waldschenke. Der Jubilar ist Herr H. G an ske- Berlin, den älteren Lesern der „Oologie“ durch zwei Arbeiten über märkische Raubvögel in Erinnerung. Nur diesen Räubern galt sein Sinnen und Trachten, niemals galt es der kleinen Vogelwelt. Das Jubiläum wurde gefeiert, weil der Jubilar — als 14 jähriger Knabe — anfangs April 1859 seinen ersten, anfangs April 1907 — als 64jähriger Mann — weitmehr denn den hundertsten Wanderfalkenhorst „aushobu, auch zum Danke dafür, dass ein gütiges Geschick ihn bisher bewahrt hat, jemals seinen Wagemut zu bereuen noch zu büssen. Damals thronte der Wanderfalkenhorst auf der Spitze einer uralten Eiche, deren Besteigung von einer nachbarlichen, auffallend schräg gewachsenen Eiche aus erleichtert wurde, da deren Krone in die des Horstbaumes weit hineinragte, heute thront der Horst auf einer uralten, doppelt überg'ehaltenen Kiefer, eine „Heidemutter“, die an [Grösse und Umfang nur wenige ihresgleichen in ganz Deutschland finden dürfte. Welcher Oologe macht ihm das nach? Der Jubilar ist ein Mann, der in der Enge der Grosstadt geboren und gebunden, in der freien Natur, umgeben von hohem, weitem Wald, erwacht und sich wohl fühlt. Niemand sieht ihn sein Alter an und da derselbe einer besonderen Rüstigkeit und neben gleicher Trinkfestigkeit eines guten Humors sich erfreut, da war es nicht verwunderlich, dass bei der Vollendung von 50 „Amtswjahren wie sie ihm beschieden wurden, all sein Denken mit Vorliebe auf solchen Stationen des zurückgelegten Lebens ruhte, mit denen Ereignisse verbunden waren, die entweder von Bedeutung sich gestalteten, oder die sich als besonders wichtige Erlebnisse seinem guten Gedächtnis eingeprägt hatten und von solchen berichtete. An wertvollen Beobachtungen wie Funden hat es s. Z. nicht gemangelt; den allermeisten Oologen von heute werden sie unglaublich erscheinen. Leider ist hier kein Raum, die Beobachtungen des Jubilars voll wieder zu geben, nur sei gesagt, niemals gab er Veranlassung, mit seinen hundertfachen Beobachtungen über seltene märkische Raubvögel zu prahlen, 9 wie jene Herren der Neuzeit es belieben, die anlässlich ihrer ersten oder einmaligen Beobachtung, einer alltäglichen über allbekannte Vögel, hundert- mal berichten können, obendrein auch voller Dünkel sind. Heldentaten eines Reihers. Von Erwin Detmers, Lingen a. d. Ems. „Der Reiher ist ein sehr scheuer und furchtsamer Vogel, der selbst Elstern und Krähen fürchtet, den Menschen schon von weitem flieht und nur angeschossen sich wütend verteidigt.“ So und ähnlich liest man in den meisten Büchern. Den Schreiber solcher Zeilen möchte ich einmal bitten, über unsern Hof zu gehen, und ich will wetten, er setzt den Reiher, wenigstens meinen, was Mut und Tapferkeit anbetrifft, wohl noch über die gefährlichsten Raubtiere. Einige Streiche des kühnen Recken, genannt Heron, will ich hier erzählen, damit man einmal einen Begriff bekommt, was in menschlicher Umgebung aus einem Tiere werden kann. — Kurz sei vorher erwähnt, dass ich den Vogel, als er 4 Tage alt war, erhielt und ihm alle Liebe und .Sorge eines Tierfreundes und Pflegers zuwandte, was er mir auch reichlich gedankt hat und noch täglich dankt. Nur ein- mal hat ihn eine fremde Hand, als er seine ersten Flugübungen machte, berührt, sonst hat ihn noch kein Mensch ausser mir angefasst. Doch ich will aus seinem Leben nichts weiter erzählen als seine Heldentaten, die wirklich bewundernswert sind, denn es ist wohl noch nie vorgekommen, dass ein Reiher eine Strasse gesperrt oder ein Haus belagert hat. Als er 4 Wochen alt war, liess er weder Menschen noch Hunde in seine Nähe kommen, sondern hieb und stach nach allen Fremden, doch begnügte er sich in der ersten Zeit, sie sich vom Leibe zu halten, ohne angreifend vorzugehen. Dann kam die Zeit der ersten Flugübungen, in der er wenig mutig war, da er sich unsicher fühlte. Doch allmählich kehrte sein Selbst- bewusstsein und damit auch sein Mut wieder zurück, den er jetzt freilich wenig betätigte, da er den grössten Teil des Tages abwesend war, und in der Zeit seiner Anwesenheit hielt er gewöhnlich nur die Umgebung seines Sitzplatzes von Menschen frei, ohne sich sonst viel um Fremde zu kümmern. Die Scheu des Reihers vor allem Unbekannten liegt auch in meinem Vogel. Früher jagten ihm weisse Schürzen und Tücher Furcht ein; jetzt, wo er sich daran gewöhnt hat, verfolgt er den Träger solcher Schürzen mit der grössten Wut. Jeder unbekannte Hund verscheucht ihn; hat er den Hund aber erst kennen gelernt, dann wehe ihm, kommt er in seine Nähe. Gerade auf den Köter, der sich am frechsten benimmt, hat er die grösste Wut. Die grosse deutsche Dogge unseres Nachbarn sprang einmal plötzlich auf ihn los, biss ihn in den Flügel, aber im selben Augenblick stach er den spitzen Schnabel dem Hund gerade unter die 10 Zunge, so dass dieser heulend zurückflog und, verfolgt von dem wütenden Reiher, schleunigst entfloh. Ein andermal traf ihn der Reiher gerade über die Nase, man kann die Narbe noch sehen; seitdem hat der mächtige Hund eine solche Angst vor dem Reiher, dass er, wenn ich den Reiher angefasst habe und ihm die Hand vor die Nase halte, zu zittern anfängt und sich knurrend hinlegt. Doch Hunde belästigt und gefährdet der Reiher nicht so sehr wie Menschen. In der letzten Zeit blieb der Reiher nämlich ständig zuhause und er hatte sich den unglücklichsten Sitzplatz ausgesucht, den man sich denken kann. In der Nähe des Tores hatte er Posten gefasst und überfiel von dort jeden, der zu uns ins Haus wollte. Den ganzen Tag über musste unser Dienstmädchen mit einem Besen be- waffnet unten Wache halten und, sobald jemand ins Haus wollte, mit dem Besen eingreifen. Besonders in der letzten Zeit war das ganze Haus in ständiger Aufregung, denn der Reiher wurde immer mutiger. Floh jemand vor ihm, so jagte er ihn nur vom Hofe; setzte der Betreffende sich zur Wehr, so stieg er ihm im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf. Schirme machen ihn rasend; die verschiedenen Löcher zeugen von seiner wirksamen Tätigkeit. Oft wenn ich nach Hause kam, bot sich mir ein wunderbarer Anblick. Vor dem Tore und oben auf unserer Treppe standen Leute, die mit Armen, Stöcken, Schirmen und Körben fuchtelten, während der Reiher mit hängenden Flügeln, zum Angriff bereit, am Fusse der Treppe auf und ab ging. Da hat er mich erblickt; sofort kommt er unter Freudengegacker und Verbeugungen auf mich zu, schlägt mit den Flügeln, springt in die Höhe und sucht auf jede Weise seine Freude aus- zudrücken. Auf der Strasse und fernab vom Hause ist er gewöhnlich scheu, d. h. er greift keine Leute an, sondern verteidigt sich nur, wenn man sich ihm nähert. Oft hat er wunderbare Einfälle; dann verliert er alle Scheu sogar auf der Strasse. Bei Mondschein fliegt er oft in die Stadt und spaziert nachts auf dem Marktplatze umher. Hat er Hunger, so ist er besonders wütend. An einem Sonntag Nachmittag sass er wie gewöhnlich auf unserer Veranda; da wurde er von einigen Buben ge- ärgert. Eine Zeit lang war er ruhig, da fliegt er plötzlich auf die Strasse hinter den Buben her; diese entkamen glücklich, aber der Reiher blieb auf der Strasse in ärgerlicher Stimmung. An den vielen Sonntags- spaziergängern, die die Lindenallee herabwallten, liess er seine Wut aus. Das Trottoir, auf dem er stand, hielt er besetzt; wollte jemand vorbei, so jagte er ihn einfach herunter und alle Leute mussten durch den Schmutz des Fahrdamms auf die andere Seite. Die Menge staute sich, um den Anblick dieses sonderbaren Polizisten zu bewundern. Da lässt sich plötzlich ein winziger Köter sehen, der Reiher stutzt, so etwas ist doch noch nicht dagewesen, er will sich das sonderbare Vieh lieber von oben ansehen und fliegt deshalb auf einen Pfosten unseres Geländers. Kurz 11 darauf kommen einige Schlächter mit ihrem grossen Hund vorbei; zum Gaudium der Menge hetzen sie ihn auf den Vogel, doch Heron weiss, wie man mit solchen Tieren umzugehen hat, er hat es an der grossen Dogge probiert, er fasst Posten auf seinem Pfahl, sträubt die Federn und er- wartet den Gegner. Der Hund springt an dem Pfosten hoch, doch schneller fliegt er zurück; denn wenn auch der Schnabel des Reihers nur eben seine Nase berührt hat, so hat er doch genug, wenigstens hält er es für besser, heulend sich zurückzuziehen. Das Gedächtnis des Vogels ist grossartig. Wer ihn einmal beleidigt hat, bleibt sein Feind. Ein Gerichtsdiener, der täglich Akten zu unserem Nachbar brachte, wollte sich an dem Reiher für verschiedene Angriffe rächen. Als der Vogel einst arglos mit einem Rattenschwanz spielte, schlich er sich heran, nahm seine Aktenmappe und schlug mit voller Wucht anf das ahnungslose Tier; doch im selben Augenblicke sass ihm der Reiher auf dem Nacken und nur die schnellste Flucht rettete ihn. Seitdem durfte sich der Mann nicht mehr sehen lassen. Vor Raubvögeln, Elstern und Krähen hat der Reiher gar keine Furcht. Nur wenn ein grösserer Vogel über ihn wegfliegt, duckt er sich erschreckt. Kam eine von meinen zahmen Elstern oder Krähen in seine Nähe, so schlug er nach ihr, lief aber nicht weiter hinter dem Vogel. Wie man sich denken kann, hatten die Taten des Reihers Heron die guten Lingener mit Furcht und Schrecken erfüllt. Die Bäcker und Metzger wagten nicht mehr zu uns zu kommen und auch sonst ging man nur mit Angst bei uns ein. Mich ausgenommen, hieb der Wackere sogar auf alle Hausbewohner los, was zur Folge hatte, dass bei uns alle nervös wurden und nur von Abschaffen, Töten, Zoologischer Garten usw. ge- sprochen wurde. Sogar die hochwohllöbliche Polizei und der Magistrat der Stadt Lingen nahmen sich der Sache an und am 24. November 19C6 er- hielt ich einen grossen Zettel, auf dem geschrieben stand, dass mir befohlen würde, bei 20 Mark Strafe oder 2 Tagen Haft sofort den „gezähmten“ Reiher einzusperren. Jetzt sitzt der Gute, der keinen Käfig kannte, traurig hinter Schloss und Riegel. Doch will ich zur Beruhigung der Herren Ornithologen sagen, dass er doch bald wieder freigelassen wird, d. h. die Herren dürfen es nicht an den Magistrat der Stadt Lingen berichten, weil sonst ich an Stelle des Reihers 2 volle Tage bei Wasser und Brot zubringen muss. Literatur. Lösung zur Vogelschutzfrage nach Freiherrn von Berlepsch. Im Aufträge der „Kommission zur Förderung des Vogelschutzes“, Obmann: Dr. Falke, Schriftführer: Max Raabe, bearbeitet von Martin Hiese- mann. Mit vielen Abbildungen und 2 Bunttafeln (Steinzeichnungen von 12 Otto Kleinschmidt). Preis 1 M. — Verlag von Franz Wagner, Leipzig, Königstr. 9. — Dem Herausgeber wurde der ehrenvolle Auftrag erteilt, eine Schrift zu verfassen, welche die bewährten, besonders auch amtlicherseits empfohlenen Grundsätze und Massnahmen zur Ausübung eines rationellen Vogelschutzes nach Freiherrn von Berlepsch in ge- drängter Darstellung enthält. Zweck dieser Schrift ist, dem grossen Publi- kum eine leicht verständliche und vor allem auch billige Anleitung zu verschaffen und damit eine schon längst empfundene Lücke in der bisher bestehenden Literatur auszufüllen. Der fesselnd geschriebene Text, mit ihm die instruktiven schwarzen Tafeln erheben das Buch zu einer Leistung ersten Ranges, dem viel Glück auf seinem Lebenswege gewünscht sei. Dritter Jahresbericht I906 der Abteilung „Vogelschutz“ des hes- sischen Tierschutzvereins zu Cassel. Vorsitzender des Vereins ist Herr Major z. D. Henri ci. Als ein besonderer Erfolg der Tätigkeit des Vereins muss u. a. die Anstellung eines Vogelwarts in Cassel hervor- gehoben werden, der sechs Monate auf der mustergiltigen Versuchsstation des Freiherrn von Berlepsch in Seebach bei Langensalza ausgebildet wurde. Bulletin biologique, Auskunftsblatt für Biologen. Redaktion Prof. Dr. K: Saint-Hilaire, Zootomisches Institut der Universität Jurjow (Dorpat), Russland. Erscheint zweimal im Monat in russischer Sprache mit parallelem Text in deutscher, französischer oder englischer Sprache. Ein Blatt, an welches Biologen sich wenden können, um Aus- künfte, betreffend verschiedene kleinere Fragen, zu erhalten, zugleich ein Blatt, das erste seiner Art, auch dazu bestimmt, zum Austausch von Sammlungsobjekten und der Entwicklung des Museumswesens beizutragen. Über das Sammeln von Eiern und Muscheln von Dr. R. W. Shufeldt, New -York, City. Mit 6 Originalaufnahmen. Natur und Haus, 1907, Heft 11 S, 161 — 163 und Heft 12 S. 183 — 186. Aus dieser Arbeit ist zu ersehen, dass die Regierung der Vereinigten Staaten Bulletins drucken lässt, die ausführliche Anweisung über das Sammeln von Vogeleiern in der ganzen Welt gibt. Diese Anweisungen sind reich illustriert, zeigen Abbildungen der verschiedenen Arten und Grössen von Eierbohrern, die der Sammler und Präparator braucht, um die Eischale anzubohren und den Inhalt auszublasen. Sie geben ferner an, wie der Sammler seiner Aufgabe am besten gerecht wird, wie die Eier wissen- schaftlich bestimmt und richtig bezeichnet werden, wie eine sachgemässe Verpackung für den Transport zu Wasser und zu Lande vorzunehmen ist und was dergleichen Dinge mehr sind. On Colour Variation in the Eggs of Palaearctic Birds. Rev. F. C. R. Jour dain. Eine grössere rein wissenschaftlich gehaltene oologische Arbeit auf Grund reichen Wissens der vorhandenen Literatur 13 und von Sammelobjekten. Bericht aus dem IV. Internationalen Ornithologen- kongress 1905, S. 580 — 593. Oologia universalis palaearctica von Georg Krause. Stuttgart. Verlag Fritz Lehmann. — Lieferungen 12 bis 17 enthalten die Ab- bildungen der Eier vom Alpenschnee- und Haselhuhn, Pirol, Nordseetaucher, Schwalbensturmvogel, Buchfink, roten Milan, Schmutz- und Bartgeier, von der Mantelmöve, Alpenkrähe und Ringellumme. Durchweg naturwahre und vollkommen künstlerische Darstellungen, sind doch, wie bisher stets, nur prächtig gefärbte Exemplare zum Vorbild verwendet worden. Vogelfressende Forelle. Ein eben flügge gewordener Vogel, ins Wasser gefallen, wird von einer Forelle verschluckt. Aus „ Oesterreich ische Fischereizeitung“. 1907 S. 181. Fischereiverem der Provinz Brandenburg. In der diesjährigen Generalversammlung berichtete Prof. Dr. Eckstein-Eberswalde über die fischereiwirtschaftliche Bedeutung der Vögel, von denen 24 Arten in Be- tracht kommen, auf Grund von Magenuntersuchungen. Fast alle dieee Vögel haben Steine und Sand im Magen. Am gefährlichsten erscheint der Fischadler, der nur Fische hisst, nach ihm der Fischreiher, der 55 Prozent Fische frisst, aber auch Mäuse u. s. w. Die Rohrdommel frisst 75, der Säger 99, die Ente nur 1 Prozent Fische. H. Hocke. OruckrehlcrberichtlgTUUff. Heft 12 des IC). Jahrgangs ist irrtümlich mit 11 nummeriert worden, was hiermit berichtigt wird. ANZEIGEN. w Als allerbeste Unterlage für die Eier in den Sammelkästchen empfehle meine absolut chemisch reine Watte in allerbester Qualität, orange, rosa, rot und schwarz, scharf ge- schnitten, 12 X 13 cm gross, pro Stück 3 J/2 Pf., ebenso ff. weisse Watte 2 Pf.; ferner: Steigeisen mit Ledergurten, I. Qualität, inkl. Verpackung 7,50 Mk. Eierkätscher, 2 Grössen, je mit 2 Netzen, Paar 75 Pf. Emil Hocke, BERLIN, Gollnow- Strasse 22 14 Zu verkaufen: meines verstorbenen Vaters, sowie verschiedene grössere und kleinere Werke über Garten, Wald, Feld, Jagd- und Angelsport, Käfer und Schmetterlinge usw. Unter den ornithologischen und oologischen Werken befinden sich Heim icke, Raubvögel Mittel- europas und Rey, Eier der Vögel Mitteleuropas. Reflektanten erhalten gegen Rückmarke näheren Bescheid durch den Herausgeber dieser Zeitschrift. Habe abzugeben: sauber präparierte Gelege von folgend, lappländischen Vögeln: Falco aesalon 0,50 Mit. Arcliibuteo lagopus 0,50 Syrnium lapponicum .... 6,50 Nyctala tengmalmi 1,75 Nyctea scamliaca 6, Nyctea ulula 1,25 Colymbus arcticus 1, — Colymbus lumme 0,50 Die Preise verstehen sich in finisch Mark und Pfennig. 1 (mische Mark = 80 Pfennige. Ernst Wasenius, Helsingfors (Finland), Kasarngatan 44. n ier von Astur brevipes, Aquila naevia, Pandion haliaetus, Falco peregrinus in schönen Ge- legen kauft zu höchstem Preise A. Grunack, Berlin SW., Planufcr 14. Aus Südgeorgien zurückgekehrt, ist von einem Oologen ein == Posten Eier Pygoscelis papua und Ossifraga gigantea im Tausch ge^en europäische Eier abzugeben. Näheres vermittelt gegen Rückantwort die Redaktion. Zur bevorstehenden Sammelsaison bringe ich meine anerkannt prak- tischen und preiswerten Instrumente f.Eiersammler: Eierbohrer, Ausblasröhren, Eierpiuzetleu, Kätscher, Steig- eisen etc. in empfehlende Erinnerung. gäggT Preisliste 1907 kostenlos. TSR! Wilh. Schlüter Naturwissenschaftliches Lehrinstitut Halle a. S. Preis-Liste No. 102 über palaearktische Vogeleier st. st. I st st st st st st. st 1 i $ A. Kriclielcloi'tY-, Ü 15 « versende gratis und franko. st st st st st st w st st. st st st. st $ s | Berlin SW. 68, Oranienstr. 1 16. $ R. TANCRE, Anklam (Pomm.). Aus Türkest an erhielt ich neue Sendungen und offeriere daraus nach- stehende Eierarten in Gelegen sowie solchen aus Russland und vom Amur. Vultur monaclius ex Turk. . Mk. 8 — 10, — Aquila imperialis 4, — „ nipalensis 4, — Haliaetus leucoryphus 4, — Falco vespertinus 0,35 Buteo desertorum 1,20 „ aquilinus 1,50 „ plumipes 1,50 Milvus govinda 0,60 „ melanotis 1,50 Picus martius . 0,70 „ leuconolus (cirris) 2 — „ poelzami 1, — „ tridactylus 2, — Cucul. canor. mit versch. Nestgel. 4—6, — Coracias garrulus 0,50 Eurystomus indicus 1, — Merops apiaster 0,30 „ persica 0,60 Alcedo bengalensis 1, — Parus bochariensis 0,60 „ songarus 1,50 n ater-rufipectus 0,60 Lanius supe ciliosus 1.50 „ phoenicurus 1, — „ phoenicuro'ides 0,70 „ isabellinus 0,70 Cyanopica cyanea 0,80 Garrulus brandti 1, — Nucifr. caryocatactes v. Rothschild . 7, — Mycophoneus temmincki 10, — Pastor roseus 0,70 Stumus cineraceus 1, — Merula v. intermedia 0,70 Turdus atrigularis 4, — Saxicola isabellina 0,70 „ deserti 1,50 „ melanoleuca 1, — Pratincola maura 0,40 „ indica 0,70 Ruticilla rufiventris 1, — „ coeruleocephala 1,50 » erythrogastra (grandis) . . 2, — • „ erythronota 1.50 Accentor montanellus 2, — „ atrogularis 1,50 Sylvia fuscipilea 0.20 Phvllopneuste tristis 1, — Cinclus leucogaster 1,20 Motacilla ocularis 1, — „ personata 0,50 „ amurensis 1, — „ citreola 1,50 „ citreoloides 1, — Budytes campestris 0,50 „ melanocephalus 0,80 Anthus campestris Mk. 0,70 „ aquaticus v. bakistoni . . . 1, — Alauda japonica 0,50 0 crista ta v. magna 1, — „ tatarica 2,50 „ sibirica 0,50 „ pispoletta 0,50 » heinei 0,70 „ brandti 2, — Etnberiza ciopsis 1,50 „ straschei 1, — „ godlewskii 1, — „ cio'ides 1,50 „ sulphurata 1,50 schoenicl. intermedia „ luteola Plectrophan. calcaratus .... Fring. fiavirostr. v. brevirostris . „ cannabina v. fringillirost ris Carduelis caniceps „ kawarahiba 0,25 1 - 0,60 0,50 0,50 0.70 1 - „ sinica 1,50 Pinicola enucleator 1, — Loxia curv. v. albiventris 5, — Columba rupestris-pallida 1, — „ meena alpicola 1, — Pterocles arenarius 2, — Megaloperdix himalayensis .... 9, — „ nigelli 7,— . altaicus 10, — „ caucasicus 10, — Phasianus mongolicus 0,70 „ torquatus 1, — > brandti 1,50 Starna barbata 0,30 „ sifanica 0,50 Perdix chucar 0,35 Glareola pratincola 0,70 „ melanoptera 0,70 Himantopus rufipes 0.50 Actitis hypoleucos ex Turk 0,20 Totanus fuscus 1,75 Scolopax rusticola 2,50 Numenius phaeopus 0,30 Limosa melanura 0,35 Botaurus sinensis 1,30 Ciconia alba 1, — Rallus capensis 2, — Gallinula chloropus ex Turk. . . . 0,10 Ortygometra pusilla 1. — Fulica atra ex Tu^k. • 0,10 Anser cinereus 0,50 Anas marmorata 1, — Sterna hirundo ex Turk 0.10 Larus brunneicephalus ex Tnrk. . . 1, — 16 G. SCHULZ, Neustadt a. Dosse Folgende Eierarten aus den verschiedensten Ländern aller Erdteile sind noch preiswert abzugeben: Euspiza luteola 0,80 Pratincola hemprichi 0,50 „ maura 0,35 Budytes fl. melanogriseus .... 0,50 Daulias hafizi 1,00 Motacilla dukhunensis 0 40 „ personata 0,40 „ citreola 1.25 „ citreoloides 0,80 ,, melanope 0,20 Syrrhaptes paradoxus .... 6,50 — 7,50 Perdix p. daurica 0.25 Corvus m. collaris 0,35 Sturnus p. porphyronotus .... 0.40 Fulica atra 0,08 Vanellus capella 0,08 Sterna hirundo 0,08 Phasianus mongolicus .... 0,40 — 0,55 Caccabis s. chucar 0,30 Oriolus galbula 0,40 Saxicola deserti 1,25 Passer m. dilutus 0,40 Carduelis c. major 0,50 Lanius phoenicuroi les 0,50 Carduelis caniceps 0,60 Carpodacus erythrinus 1,50 Hirundo rustica 0,08 Saxicola oenanthe 0,08 Gyps himalayensis 3.50 Cyanistes coeruleus 0,10 Alauda leucophaea 0,50 ,, arv. cinerea 0,40 „ calandra 0,40 „ bimaculata 2,00 Totanus calidris 0,10 Pica p. bactriana 0,60 Saxicola isabellina 0,50 Buteo plumipes 1,25 Tetraogallus himalayensis .... 7,50 „ caucasicus 8,50 Vultur monachus 7,00 Emberiza godlevvskii 0,80 ,, stratscheyi 0,80 „ cioides 1 ,25 Otocorys brandti 1,75 Alauda sibirica 0,40 Tetrao tetrix 0,75 Saxicola leucura 0,36 Calamoherpe schoenobaenus .... 0,15 ,, streperus 0,15 Picus viridis 0.40 Sitta caesia 0,35 Falco tinnunculus 0,10 Totanus fuscus 1,55 Plectrophar.es lapponicus 0,50 Crotophaga ani 0.50 Zonotrichia pileata 0,15 Nucifraga c. rotschildi 6,50 Buteo desertorum 1,00 Rhynchotus rufescens 1,50 Nothura maculosa 0 75 Emberiza elegans 2,00 Fringillaria rustica 9,00 Turdus visc. hodgsoni 1,00 Sylvia c. fuscipilea 0,15 Anthus campostris ....... 0,50 Linota c. fringillirostris 0.30 Anthus maculatus 0,80 Sylvia nisoria 0,15 Picus martius 0,80 Poecile fruticeti 0,15 Accentor modularis 0,15 „ fulvescens 2,00 Certhia familiaris 0,15 ,, f. scandulaca 0,75 Scolopax rusticola 2,25 Hoplopterus spinosus 1,25 Pterocles arenarius 1,75 Molothrus bonariensis 0,10 Turdus rufiventris 0,15 Milvus aegyptius 0,80 Haliaetus leucoryphus 3,75 Aquila vindhiana 4,50 „ adalberti 6,00 Rhea darwinii 5.00 Pyrrhocorax alpinus 1.50 Rhynchaea capensis 2,00 Tetrao uralensis 3,00 Glareola pratincola 0,55 Bubo turcomanus 4,00 Columba eversmanni 1,25 Locustella straminea 2.50 Phylloscopus tristis 0,80 Lanius personatus 1,00 Garrulus melanocephalus 1,25 Larus melanocephalus 0,80 Corvus frugilegus 0.08 „ corone 0,08 Turtur orientalis 1,00 Passer pet. intermedius 1,25 Gallinago stenura 5,00 Reguloides superciliosus 4,00 Cinclus pallasii 2,00 Hypolais olivetorum 0,50 Aquila ehr. daphanea 12,00 Verlag und Herausgeber : H. Hocke, Berlin. Druck : Carl Ockler, Berlin C., Prenzlauer Strasse 13. ZEITSCHRIFT für OOLOGIE UND ORNITHOLOGIE Herausgegeben von H. Hocke, Berlin C. 25. Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis betragt für das Jahr bei di-ekter Zusendung durch die Post innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk. 8,50, nach den andern Ländern des Wellpostvereins Frcs. 5 pränumerando portofrei. Der JahrgraDg läuft vom 1. April bis 31. März. Bestellungen und Zahlungen sind an II. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36, zu richten. Preis der r-weigespallenen Zeile oder deren Raum 20 Pf. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlen. Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht übersc iruten wird, betragen 8 Mk. No. 2 BERLIN, den 15. Mai 1907. XVII. Jahrg. Inhalt: Beiträge zum Foripfl.mzungsgeschäft von Bubo tnnximus L. Robert Ritter von Dombrowski. — Über isländische Vfigel und Eier. Dr. Leo v. Boxberger. — Doppelte Hühnereier. Dr. H. Re< ker. — Über Gelege des grönfüssigen Teich» huhns, Oallinula chloropus. Raul Werner. — Goldammer brütet dreimal auf derselben Stelle. Von Alexander Bau. — Ueber Waldkauzeier. Von C. Ost. — Mitteilungen. — Inserate. Beiträge zum Fortpflanzungsgeschäft von Bubo mnximus L. Von Robert Ritter von Dombrowski (Bukarest). Die Beobachtungen, welche ich hier der Öffentlichkeit übergebe, beziehen sich nur auf Rumänien, wo ich seit 12 Jahren reiche Gelegenheit hatte, Uhus zu beobachten, welche im ganzen Lande häufig, ja an manchen Stellen, besonders an der Donau und in der Dobrogea (Dobrudscha) sehr häufig sind. Wenn Ende Februar die Witterung gelinder wird und es wie ein Frühlingsahnen durch Wald und Flur geht, ertönt schon in den späten Nachmittagsstunden das grausige Liebeslied des Königs der Nacht, des wehrhaften Uhus. Besonders aber in mondhellen Nächten erreicht dasselbe seinen Höhepunkt und bald hört man die einzelnen Weibchen den Männchen antworten, zuerst weit, dann immer näher. Der Uhu lebt mit dem erwählten Weibchen sein ganzes Leben lang treulich zusammen und bewohnen eine Lehm- oder Felswand oder Donauinsel gemeinschaftlich, doch zwischen jungen Männchen, welche übrigens erst im dritten Lebens- jahre fortpflanzungsfähig werden, setzt es oft blutige Kämpfe ab. Zum Brautbett wird ein einzelnstehender Baumstrunk, Felsenvorsprung, seltener der Horstrand benützt; merkwürdig ist es, wie solche Plätze Jahre hindurch immer wieder zum Begattungsakt dienen, welcher in der Regel mehrmals nach kurzen Pausen vor sich geht; eingeleitet wird derselbe durch Zärtlichkeitsbezeugungen aller Art, wie Schnäbeln, Bisse in die 18 Scheitelgegend und ein ewiges Verbeugen, unterbrochen von lauten „Uhu“- rufen, denen dann ein rasch ausgestossenes u — u — u folgt. Das Weibchen ziert sich noch ein Weilchen, befliegt aber endlich den Baum- strunk, worauf das Männchen eigentümliche Laute ausstosst und dem Weibchen folgt. Seine Kinderstube richtet der Uhu an sehr verschiedenen Orten ein, bald ist es eine geräumige Höhle in einer Fels- oder Lehmwand, bald ein verlassener Horst eines grösseren Raubvogels oder eine hohle Weide, aber in diesem Falle ist immer die Höhlung auf beiden Seiten offen. Im Donaudelta fand ich aber auch Horste im alten Röhricht, welches stets die umfangreichsten waren, die ich bisher sah. Doch der interessanteste Uhuhorst, welchen ich je gesehen habe, war ein Saatkrähennest, welches, ohne weiter vergrössert zu werden, 2 Uhueier enthielt, auf denen das Weibchen fest brütete, welches sich selbst durch lautes Schreien und Beklopfen des Baumes nicht zum Abstreichen bewegen liess. Der Horst stand auf einer jungen Eiche, kaum 5 m vom Boden entfernt in der Mitte einer grossen Saatkrähenkolonie. Die nächsten besetzten Saatkrähennester waren nur wenige Schritte vom Uhuhorst entfernt. Das Gelege ist in der Regel schon Mitte März vollzählig; das früheste Gelege zu 2 Eiern, etwas bebrütet, fand ich am 7. März 1900 in einer Lehmwand bei Mirceavoda, das späteste frische, aus 3 Eiern bestehende Gelege am 10. April 1903 bei Rasova. Das Gelege wird in der neuen Auflage von Naumann, Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas, mit 2 — 3, äusserst selten mit 4 Eiern angegeben. In Livland hat von Loevis öfters 4 Eier gefunden und Baron Karl von Engelhardt fand sogar 6 Eier in einem Nest. Die Form der Eier ist in der Regel eine stark rundliche, es kommen aber auch nicht zu selten solche vor, welche sich der normalen Eiform nähern, auch sind die Pole fast immer gleich abgerundet, nur in äusserst seltenen Fällen ist der eine Pol etwas zugespitzter. Die Schale ist in der Regel grobkörnig und oft mit grösseren Kalkknoten bedeckt, obzwar ich aber auch einige Eier besitze, welche ein feineres Korn besitzen und glatter sind. Die Farbe der frischen Schale ist kalkweiss, bei längerer ö Bebrütung etwas gelblich werdend. Die von mir gesammelten 48 Eier ergeben einen Durchschnitt von 59,3 X 48,93 mm; Maximum 63,4 X 48,7 resp. 62,7X51,4 mm; Minimum 51,2 X 46,8 resp. 55 X 45,4 mm. Ich sammelte im Laufe von 12 Jahren 21 Gelege und zwar 2 ä 1 Ei, 7 ä 2, 8a 3, 3 a 4 und 1 ä 5 Eier. Junge wurden in demselben Zeit- räume aus 38 Horsten in folgender Anzahl gefunden: 4 Horste je 1, 12 je 2, 10 je 3, 2 je 4 Junge. Ich glaube, dass das starke Variieren in der Zahl der Eier und Jungen auf das verschiedene Alter der Brutpaare 19 zurückzuführen ist. Sowohl bei jungen als auch sehr alten Paaren ist das Gelege geringer als bei solchen in der Vollkralt, also bei etwa 8 — 16 Jahre alten Vögeln. 22 Eier der E. Rey sehen Sammlung messen durchschnittlich 58,u X 48,70 mm; die beiden grössten Exemplare X 63 X 48,8, resp. 63,7X51 mm und die kleinsten X 53,3 X 47 resp. 56,3 X 46 mm. Die Brutdauer beträgt von der Ablage des ersten Eis bis zum Aus- schlüpfen des letzten Jungen 28 bis 37 Tage. Da das Weibchen sogleich nach Ablage des ersten Eis zu brüten beginnt, sind die Jungen in einem Nest immer von verschiedener Grösse. Die Eier werden iu Zwischenräumen von 1 — 2 Tagen gelegt. Die eben ausgeschlüpften Jungen sind mit dichtem, schmutzig weissem Elaum bedeckt; erst wenn die Flaumfedern weiter schieben, werden sie gelbgrau mit feinen Wellenlinien von dunklerer bräunlicher Farbe durchzogen. Unter den vielen jungen Uhus, welche ich aufgezogen habe, befand sich auch ein besonders grosses, starkes Weibchen, welches statt der feuergelben Iris eine dunkelbraune besass, welche späterhin nur sehr wenig lichter wurde. Farbenaberrationen der Iris der Vögel sind sehr selten und sind mir in meiner langen Praxis nur 3 Fälle vorgekommen. Über isländische Vögel und Eier. Von Dr. L. v. Boxberger. I. Vielen Lesern dürfte aus der „ornithologischen Monatsschrift“ die Differenz bekannt geworden sein, die über das Sammeln von Skuaeiern zwischen dem deutschen Verein zum Schutz der Vogelwelt und Dresser entstanden ist und dort auf S. 519 des Jahrg. 1906 zum Gegenstand einer Erklärung gemacht wurde. Mein Votum in dieser Sache geht dahin, dass gegenüber dem vagen Entrüstungsfanatismus, der sich in solchen Fragen bisweilen zeigt, es am Platz ist, ein wenig nüchtern zu denken. Aus den fesselnden Schilderungen Bachmanns (S. 16 ff. der ornithologischen Monats- schrift 1906) erfahren wir, dass die isländischen Bauern die Skuaeier wegnehmen, wo sie sie bekommen können, um sie zu verzehren, zumal die Skua in Island keinen gesetzlichen Schutz geniesst. So überaus traurig nun diese systematische Brandschatzung der Skuakolonien ist — ich glaube kaum, dass jemand mehr Anteil an diesem auf dem Aussterbeetat stehenden Vogel nimmt, als ich — so müss man sich doch bei ruhiger Überlegung sagen, dass, wenn schon die Eier überhaupt weggenommen werden, es jedenfalls besser ist, sie werden in wissenschaftlichen Sammlungen aufbewahrt und sorgsam behütet, als sie verschwinden in der Küche der isländischen Gourmands. So lange deshalb die Skua keinen Schutz durch das Gesetz 20 geniesst, solange ist das Sammeln ihrer Eier zu Konservierungszwecken aus keinem vernünftigen Grund zu bekämpfen, da die Eier, die nicht auf diese Weise gerettet und der Nachwelt erhalten werden, unfehlbar dem Schicksal des Gefressenwerdens anheimfallen. II. Im November 1906 erhielt ich von P. Nielsen in Eyrarbakki eine Sendung isländischer Eier, die mich in jeder Hinsicht befriedigte — abgesehen höchstens davon, dass 3 Eier infolge der nicht sehr sorgfältigen Ver- packung Brüche aufwiesen. Von den 51 Eiern der Sendung seien einige interessantere hervorgehoben. Charadrius pluvialis L. Die 4 Eier des Geleges (gefunden am 15. VI.) kommen in Form und Farbe genau dem auf Tafel 62 unter Nr. 2 des Rey’schen Werkes abgebildeten Ei gleich. Sie messen: 53 X 34,2; 50,9 X 35,2; 49,8 X 34,8 ; 48,9 X 35,5. — Numenius phaeopus L. Die Grösse der 3 Eier des am 16. VI. gefundenen Geleges ist bedeutend. Sie messen: 64,e X 42,7; 64, i X 42,2; 63,8 X 42,5. — Cygnus cggnus (L.). Die 4 Eier des Geleges (gefunden am 7. V.) messen: 117,8X70,4; 113,iX71,3; 111,8X71,2; 111,3X71,2. Ihre Farbe ist ein schönes Gelbbraun, genau wie des ersten der 3 in der Krause 'sehen Oologia abgebildeten Eier. — Anser fabalis (Lath.). Die 4 Eier (gefunden am 14. V.) messen: 85,2 X 55,2; 84,4 X 55, 0; 83,6 X 55,6; 81,6X55,5. Auch sie stimmen in Form und Charakter mit dem von Krause ab- gebildeten Gelege überein. — Puffinus puffinus (Brünn.), gefunden am 25. V., misst 60, 9X 44,7. — Procellaria glacialis L., gefunden am 28. VI., misst 71,9 X 54,8, weist mithin einen bedeutenden Breitenumfang auf. Seine Schale ist so grobkörnig, dass sie wie mit Gries bestreut erscheint. Dem Ei haftet ein überaus starker, nicht unangenehmer moschusartiger Geruch an. — Stercorarius skua (Brünn.). Gelege a, gefunden am 5. VI., misst: 70.5 X 48,9; 68,6 X 50,8 ; Gelege b, gefunden am 11. VI., misst: 69, 1 X 47,2; 66.5 X 48,i. Gelege a zeigt dunkelolivbraune, Gelege b hellolivgrüne Grund- farbe. Alle 4 Eier sind mit nicht sehr zahlreichen, braunen, Gelege b auch mit ganz vereinzelten, schwarzbraunen Flecken bedeckt. Doppelte Hühnereier. Von Dr. H. Reeker, Münster i. W. In No. 1 des neuen Jahrganges dieser Monatsschrift werden 2 Fälle von einem Ei im Ei beschrieben, ohne auf die Frage der Entstehung derartiger Gebilde einzugehen. Diese Seite der Frage möchte ich hier kurz besprechen, um so mehr, als neuerdings ein amerikanischer Forscher G. H. Parker alle von ihm selbst beobachteten und in der Literatur gefundenen F'älle zusammengestellt und von allgemeinen Gesichtspunkten aus betrachtet hat. (Americ. Naturalist XL (1906), S. 13.) Parker 21 beschreibt zunächst jene Doppeleier, in denen 2 normale Dotter von einer gemeinsamen Eiweisschicht, Schalenhaut und Schale umschlossen liegen. Er selbst erhielt nur ein einziges Ei zur Untersuchung, konnte jedoch eine Anzahl weiterer Fälle aus der Literatur heranziehen. Diese Fälle sind überhaupt nicht selten. Dem Westfälischen Provinzialmuseum für Natur- kunde wurden im Laufe der Jahre zahlreiche Belegstücke eingeliefert, und noch mehr werden ohne Sang und Klang in der Küche verarbeitet worden sein. Ein Beweis für das nicht seltene Vorkommen solcher Doppeleier ist auch die ausdrückliche Bestimmung vieler Geflügelzuchtvereine, dass bei der Prämiierung schwerer Hühnereier solche mit doppeltem Dotter keinen Preis erhalten. Für das Zustandekommen solcher Eier gibt Parker dieselbe, einleuchtende Erklärung, die schon vor Jahren der verstorbene Prof. H. Landois aussprach: 2 gleichzeitig vom Eierstock losgelöste Eizellen *) werden im Eileiter mit einer gemeinsamen Eiweisschicht, Schalen- haut und Schale umschlossen. Der Grund für diese Fälle liegt in einem abnormen Verhalten des Eierstocks. Gleich Parker fand auch ich, dass die Neigung, solche Doppeleier zu legen, sich bei gewissen Hennen wiederholt, ohne dass man sie als krankhaft bezeichnen kann. Nach Parkers Statistik kamen die meisten Fälle zwischen Mai und August vor, nur je einer im Dezember und Januar. Ich selbst habe leider keine Aufzeichnungen über den Zeitpunkt gemacht. Die zweite Klasse von Doppeleiern ist auf abnorme Vorgänge im Eileiter zurückzuführen. Man kann 3 Fälle unterscheiden: 1. ein normales Ei ist von einem andern vollständigen Ei umschlossen; 2. ein normales Ei wird von einem dotterlosen eingeschlossen; 3. dem eingeschlossenen Ei fehlt der Dotter oder ist doch sehr klein, weil auch der Eierstock nicht richtig funktioniert hat. Über das Zustandekommen dieser ineinander geschacht eiten Doppeleier gibt es 2 Theorien. Die eine nimmt ein Zurückbleiben eines Eis im Uterus und eine Vereinigung mit dem nach- folgenden Ei an. Indessen könnte, wie Parker zutreffend bemerkt, bei diesem Vorgänge das äussere Ei keine unverletzte Schalenhaut und Schale behalten. Daher schliesst er sich der andern Ansicht an, dass ein bis in den Uterus gelangtes und daselbst mit der Kalkschale umschlossenes Ei durch antiperistaltische Bewegungen des Eileiters wieder nach dem oberen Ende des letztem zurückkehre, wo es mit einer zweiten Eizelle zusammen- *) Die Eizelle haben wir im „Eigelb“ vor uns; durch die Bildung eines mächtigen Nahrungsdotters wird die Eizelle de« Vogels so gross. Nach der Ablösung vom Eierstock gelangt die Eizelle durch die schlitzförmige Öffnung des Flimmertrichters in den Eileiter, den sie langsam durchgleitet; von den zahlreichen Drüsen des letzteren erhält sie zunächst eine mehrschichtige Eiweisshülle, sodann die (innere und äussere) Schalenhaut und endlich in der unteren, zottenbesetzten Ausbuchtung des Eileiters, dem sogenannten Uterus, die poröse Kalkschale; durch einen kurzen, engen Endabschnitt gelangt das fertige Ei rasch in die Kloake. 22 treffe und nun gemeinsam mit dieser nochmals eine Eiweisshülle, Schalen- haut und Kalkschale erhalte. Welcher Reiz derartige antiperistaltische Bewegungen auslöst, ist unbekannt; dass sie jedoch in Wirklichkeit Vor- kommen, erhellt aus andern Beobachtungen, so aus dem gelegentlichen Vorkommen weichschaliger Eier in der Bauchhöhle des Huhnes; ja in einem dem Westf. Provinzialmuseum eingelieferten Falle enthielt die Bauch- höhle siebenzehn hartschalige Eier. Sogar wiederholt können, wie es scheint, Eier im Eileiter hin und her geschoben werden; dafür sprechen die (freilich seltenen) Eier mit dreifacher Schale. Im eingeschlossenen Ei kann, wie vorhin angegeben, der Dotter fehlen. Zur Bildung solcher dotterlosen Eier im Eileiter geben nach Parkers Vermutung vielleicht Fremdkörper den Anlass; da bei der Eiablage der Eileiter weit in die Cloake vorgestülpt wird, könnten in ihn bei diesem Vorgänge leicht Fremdkörper gelangen und Anlass zu einer Umhüllung mit Eiweiss usw. geben; auch normale Eier enthalten ja nicht selten Fremdkörper, Parasiten u. a.; ich persönlich fand mehrmals eine Eileiter- geschwulst im Ei. Manche Fälle sind aber auch anders zu erklären. So erzählt Parker einen Fall, dass eine Henne eine fortlaufende Reihe dotter- loser Eier legte; als sie darob dem Schlachtmesser verfiel, zeigte sich bei der Obduktion, dass der Eingangstrichter des Eileiters verschlossen war und die Leibeshöhle eine Anzahl wohl entwickelter Dotter enthielt. In diesem Falle scheint die Ablösung der Eizellen vom Eierstock den aus- lösenden Reiz zur Eiweissabsonderung des Eileiters gegeben haben, obwohl ihnen ja der Eingang zu letzterem verschlossen war. Über Gelege des grünfüssigen Teichhuhnes, Gallinula chlor opus L. Von stud. Paul Werner, Münster i./W. Von den Ralliden, die Westfalen resp. das Münsterland bewohnen, ist Rallus aquaticus L., ebenso Crex crex L. als Seltenheit zu bezeichnen. Im Frühling und Herbst wird hier und da auf dem Zuge Ortygometra angetroffen, hin und wieder nistet Falica atra L., das seit einigen Jahren heimatberechtigt ist, zuweilen als Wintergast verbleibt. Dagegen ist Gallinula chloropus geradezu als häufig anzusprechen, das auf jeden Tümpel nistend angetroffen wird. Als winterlicher Gast ist es in Scharen auf unseren offenen Gewässern zu finden. Es macht 3 — 4 Bruten; im August und September werden noch Bruten gefunden. Meine Sammlung enthält eine Anzahl Gelege, über die ich hier berichten werde. I. 1 Ei, hell, fein punktiert, sehr stumpfer Pol, nach dem spitzen Pole zu scharf abfallend. Verlorenes Ei. Selmer bei Münster, 13. VI. 1901. 23 II. 7 Eier, trübweiss, Farbe der der Hühnerhabichteier ähnelnd. Schlecht gebautes Nest, als schwimmend zu bezeichnen. Das Pärchen scheint aus ganz alten Vögeln zu bestehen; es kam auf mich zu, als ich das seltsame Gelege nahm. Felgte bei Münster, V. 1900. III. 5 Eier, hell, fein punktiert, auffallend gross. Nachgelege von II, dasselbe Nest wie bei II. Ebendort, 3. VI. 1900. IV. 3 Eier und 1 Ei von Colymbus nigricans Scop. Normales Kolorit der Teichhuhneier, welche frisch sind, während das Taucherei faul ist. Nest vom Teichhuhn erbaut im Binsenbusch. Huronensee bei Münster, 1901. V. 5 Eier, normal, Nest im Weidengebüsch. Grahl bei Münster. VI. 8 Eier, normal, Produzenten wie V, schwimmendes Nest. Eben- dort, 4. VI. 1903. VII. 4 Eier, hell gefärbt, Nest 1/z m über dem Wasser erbaut. VIII. 4 Eier, sehr hell, sehr klein! Nest etwa 15 m vom Wasser entfernt, in einem Krähennest auf einer Birke 3 m hoch erbaut. Produzenten wie bei V. IX. 8 Eier, ungleich, d. h. hell resp. normal gefärbt. Auf dem Boden am Ufer errichtet. X. 4 Eier, hell, von jüngeren Vögeln errichtet. Selmer 1905. XI. 6 Eier, hell, schwimmendes Nest. Ebenda, 13. V. 1906. XII. 8 Eier, normal, Dechanei bei Münster, 14. V. 1905. XIII. 3 Eier, normal. Ebenda, 3. V. 1905. XIV. 3 Eier, normal. Ebenda, 8. V. 1905. XV. 2 Eier, hell. Ebenda, 6. VI. 1905. XVI. 6 Eier, normal, vielleicht produziert von XII. Ebenda, 7. VIII. 1905. XII, XIII, XIV und XV sind wieder Gelege ein und desselben Pärchens. Die erstgenannten Gelege lagen in ein und demselben Nest, das letzt- genannte in einem Nest auf einer niedrigen Kopfweide. Masse und Ge- wicht der Eier. I. 38,9 X 28,6 X 16 II. 40,8 X 28,7 40,3 X 29,4 40,9 X 29, s je X 16,5 41,3 X 27,7 X 16,6 41,9 X 26,9 X 16,8 41,7 X 29,9 X 16,9 43, i X 30 X 17,8 III. 44,9 X 31.5 43,sX 29,8 42,8 X 29.9 45 X 31,9 und 45X32 X 19 18.5 18,4 18 IV. 37,5 X 28,9 und 37, 8 X 29,4 X 16 38,9 X 29 X 17,i V. 44,8X 31,3 44,3 X 30,1 44,9X 30,8 43,5 X 30, i 43,3 X 31,2 19.5 19 18,5 18,3 18 VI. 40,9 X 28,4 41,3 X 28,7 41,9 X 28,7 41,8 X 28, s je X 17 40,3 X 28,4 40,3 X 28,4 40, s X 28,6 X 16,5 40,6 X 28,3 X 16 VII. 39,2 X 28,4 39,8 X 28, s 39,9 X 28, i 29,9 X 28 je X 16,5 VIII/ 37,i X 27,5 37 X 27, i 37, i X 27,3 37,3 X 27,4 16,i 16 15,4 15 24 IX. 40,7 X 29 X 16 40,3X 29,7 X 17,3 40,3 X 30,3 40,8 X 29,3 41,3 X 29,8 X 17,8 41,8 X 3C,i 42,3 X 30, i 43,4 X 30,3 je X 17 X. 37,i X 27,i 37,2 X 27 37, i X 27,1 37, 1 X 27 je X 16 XI. 43,3 X 31,9 X 18,3 41,3X 29,5 41,3 X 28,3 42 X 30 42,5 X 31,5 42,8 X 31,3 je X 17 XII. 44,3X 30,3 44,iX32,4 je X 17 44,iX31,s 44, 1 X 32,3 je X 17,3 45,3 X 31,9 X 18,3 45,iX32,i 45,iX32 45,iX32 je X 19,3 XIII. 44,3 X 31,3 X 17,5 44,3 X 32 X 18,3 44,5 X 31,« X 18,5 XIV. 42,3 X 30,3 42,9 X 30,3 43,3 X 30,9 je X 17,5 43,3 X 31,8 43.3 X 32,8 je X 18,5 XV. 40,3 X 29,i X 16 40,s X 30 X 16,s XVI. 38,3 X 27,8 38,i X 27, 3 37,3 X 28,5 38,3 X 30, 1 je X 16,5 42.3 X 30,3 X 17 42,4 X 31,3 X 18 Zum Schluss lasse ich eine Beschreibung der Nestbauten der Teich- hühner folgen. Sind keine Weiden - oder andere in das Wasser herabhängende Zweige — vorhanden, so nimmt das Huhn Büschel der Schwertlilien als Nestgrund. Das Weibchen setzt seine Füsse unten auf das Blatt an und läuft am Blatt herauf bis zu dessen Spitze; es biegt sich unter der Last und das Männchen bringt durch seine Schwere das Blatt am untern Grund zum Brechen. So liegt das erste Fundament, dem jetzt kreuz und quer andere Blätter folgen, alle bearbeitet in oben be- schriebener Art. Nun drängt durch Schnabelhiebe und Stösse das Weibchen das Männchen über den Nestrand weg und fordert es durch Locktöne auf, weiteres Material heranzuschleppen. Stolz dastehend, den Kopf hoch, kommt der Hahn mit den Baustoffen im Schnabel heraugerudert. Das Weibchen biegt sich weit über den Nestrand hinaus und schnappt mit Eifer den Halm ab und verarbeitet ihn unter leisen Rufen. So geht es fort von früh bis spät, wie ich es beobachten konnte. Um 6 Uhr abends wollte trotz Lockens des Weibchens das Männchen nicht mehr Handlanger spielen. Nun verliess das Weibchen das Nest — soviel ich konstatieren konnte, hatte es das Nest am Tage n;cht verlassen — und das Paar suchte sich Nahrung. Am zweiten Tage darauf lag ein Ei im Neste. Goldammer brütet dreimal auf derselben Stelle. Von Alexander Bau. Von vielen Vögeln ist es bekannt, dass sie, wenn sie nicht gestört werden, alljährlich wieder in demselben Nest oder in derselben Baumhöhle nisten. Es sind das besonders die meisten Raubvögel, Störche, Schwalben und viele Höhlenbrüter. Bei frei nistenden Vogelarten, welche gewöhnt 25 sind, für jede Brut ein neues Nest zu bauen, kommt es zwar öfters vor, dass der Vogel einen eng begrenzten Raum alljährlich zur Anlage seines Nestes benützt, dass er aber für dieses genau denselben Standort wählt, ist selten zu beobachten. Findet man wirklich einmal das Nest der gleichen Vogelart aut dem gleichen Platze, dann ist es immer noch fraglich, ob es von demselben Weibchen, wie das vorige, erbaut worden ist. Aus meiner früheren Sammelzeit erinnere ich mich nur eines sicheren Falles, dass dasselbe Weibchen 2 Jahre hintereinander genau auf derselben Stelle gebaut hat. Dieser Fall betraf den Pirol. Am 25. Mai 1869 fand ich im westlichen Teil der Hasenheide bei Berlin ein Pirolnest mit 4 frischen Eiern, die ich für meine Sammlung mitnahm. In der Nähe des Standortes dieses Nestes fand ich am 10. Juni 1870 wieder ein Piro'nest, welches in dem gabelig auslaufenden Ende des dicken Seitenastes einer alten Kiefer erbaut war. Das Nest be;and sich etwa 8 m über dem Boden und enthielt 3 kleine Junge und ein faules Ei, welches ich mit einem kleinen, an einem Stab befestigten Kätscher herausnehmen konnte. Genau in derselben Gabel fand ich am 30. Mai 1891 ein Pirolnest mit 3 Eiern vor. Der Vergleich der Eier mit den vor 3 Jahren gefundenen zeigte mir, dass dieselben unzweifelhaft von dem gleichen Weibchen gelegt worden waren. Das zuletzt erwähnte Nest war insofern merkwürdig, als sein Boden nur aus einem Stück starken Papieres bestand. Vielleicht hätten die Pirole die gleiche Gabel auch ferner- hin benützt, wenn ich diese nicht mit dem Nest abgeschnitten hätte; denn Naumann berichtet, dass Pirole in seinem Garten die gleiche Gabel eines hohen Pflaumenbaumes 4 Jahre hintereinander zum Befestigen ihres Nestes benützt hätten. Die geschilderten Fälle sind eigentlich noch nicht so sehr auffallend, wenn man bedenkt, dass gerade der Pirol nur schwer geeignete Stellen zur Anlage seines Nestes findet. Beachtenswerter ist es, wenn ein frei nistender Vogel, dem es nirgends an passenden Nistplätzen fehlt, dieselbe Stelle wiederholt für sein Nest benützt. Dieses habe ich bei der Goldammer beobachtet. Seit Jahren hält sich ein Goldammerpärchen bei meinem Wohnhause auf und ist so zutraulich geworden, dass es bei offner Haustür ins Haus hereinkommt. Das Männchen singt die grösste Zeit des Jahres über und pausiert im Sommer nur während der Mauser. In diesem Jahre z. B. hörte ich es nicht vom 15. August bis Anfang Oktober. Sonst hörte ich es in allen Jahren, selbst bei kaltem, regnerischem Wetter und Frost, stets bis Mitte November und von Mitte Februar ab singen. Dieses Goldammerpärchen hatte nun im vorigen Jahre in einer dichten Fichten- hecke, welche 5 m vom Hause entlernt ist, ein Nest gebaut und 4 Eier gelegt. Das Nest stand 60 cm über dem Boden in den Fichtenzweigen, dicht am Stamm. Obschon die Eier schön dunkel gezeichnet waren, und 26 ich eine gleiche Färbung in meiner Sammlung nicht besitze, liess ich dieselben unberührt. Die Jungen wurden dann auch gross gezogen. In diesem Jahre sah ich das Weibchen nach demselben Platz mit Baustoff fliegen und fand, dass es ein neues Nest baute und als Unterlage für dasselbe das alte, vorjährige Nest benützte. Das Nest enthielt am 11. Mai 1, am 15. Mai 5 Eier von der gleichen, rundlichen Form und dunklen Färbung, wie im Vorjahre. Am 26. Mai kamen die Jungen aus und flogen am 15. Juni aus dem Nest, sodass die Brutzeit 11 Tage dauerte und die Jungen 20 Tage im Nest verweilten. Gegen Ende Juni flog das Weibchen wieder mit Grashalmen demselben Platz zu, baute das Nest etwas aus und legte wiederum 5 ebenso, wie früher geformte und gezeichnete Eier, die am 3. Juli im Nest lagen und am 14. Juli auskamen. Die Jungen verliessen das Nest bereits am 30. Juli, also nach 17 Tagen. Das Weibchen hat mithin dreimal auf dem gleichen Platze genistet. Ende August sah ich das Weibchen wiederum Futter tragen und fand dann ein neues Nest, 1,70 m von dem alten entfernt in derselben Fichtenhecke und 1,80 m über dem Boden. Diese Höhe muss für ein Goldammernest auss erge wohnlich hoch genannt werden. Dass die Ammer nicht nochmals das alte Nest benutzte, kann ich mir nur durch Folgendes erklären. Der Sommer war sehr trocken und die Mäuse vermehrten sich in unheimlicher Weise. Gerade unter der Fichten- hecke trieben sich viele Mäuse umher und meine beiden Hunde waren dort oft hinterher. Dadurch wurden die Ammern vielleicht veranlasst, so hoch zu bauen. Das Nest enthielt 3 Junge, die am 9. September ausflogen. Bei den Vögeln, die mehrmals in einem Jahre nisten, findet man gewöhnlich das erste, in der kühleren Frühjahrszeit erbaute Nest grösser und wärmer gebaut als die späteren Sommernester. Das zuletzt erwähnte Ammernnest macht hierin eine Ausnahme, indem es ungewöhnlich dicht, fest und gross gebaut ist. Die Unterlage besteht aus groben, trocknen Grasstengeln, das Übrige ganz aus trocknen Grashalmen. Die Nestmulde ist nur mit feinen Würzelchen und einigen Rosshaaren ausgekleidet. Der Aussendurchmesser des Nestes beträgt 17 cm, die Höhe 10 cm; die Nest- mulde hat oben 6 cm im Durchmesser und ist 6 cm tief. Ruggburg bei Bregenz, den 19. Nov. 1906. Über Waldkauzeier. Von C. Ost. Über Waldkauzgelege, welche sich in meiner Sammlung befinden, teile hier Folgendes mit: I. Gelege, 2 Eier, sehr stark bebrütet, 12. April 1863, Feldgehölz Haselbusch bei Grabow in Mecklenburg; selbst genommen. Der Nistplatz 27 war in einem kleinen Feldgehölz, das aus Eichen, einigen Kiefern und Gebüsch bestand. Die Eule brütete in einem weiten, grossen, 72 m tiefen Loche einer starken Eiche, 4 */2 m über dem Erdboden und ohne Unter- lage von Niststoffen. Der brütende Vogel, der erst die Eier verliess, als der Baum schon über halb bestiegen war, hatte ein überall rostfarbiges Gefieder ohne Abzeichen. Aus einer danebenstehenden hohlen Eiche wurde eine zweite, etwas kleinere Eule herausgeklopft. Dieselbe war auch rost- farben, hatte aber auf den Flügeln hellere Abzeichen; es war jedenfalls das Männchen. Die Eier messen: 45X39, 44X38 mm. II. Gelege 4 Eier, 19. März 1882. Von Kricheldorff erhalten, welcher das Gelege selbst bei Friedrichshagen (bei Berlin), 1 ’/2 m über dem Erd- boden aus dem Loche einer Eiche genommen hat. Die Eier messen: 46 X 39, 45,5 X 39, 46 X 39,5, 45 X 40 mm. III. Gelege 2 Eier, ziemlich stark bebrütet, 28. April 1886, Haidmanns- hof bei Dorfmark, Hannover. Erhalten von einem Freunde, der mir Folgendes berichtete: Haidmannshof ist ein einzeln liegender Bauernhof, der hart an einem prachtvollen Kiefernwalde — Grefel — liegt. Die Eule hatte sich nun seit Jahren einen eigentümlichen Brutplatz gewählt. Auf dem Boden der Scheune dieses Gehöftes liegen Bienenkörbe in mehreren Reihen übereinander gepackt; in einem dieser Körbe brütete die Eule. (In nächster Nähe hatte ein Haushuhn ebenso seine Eier untergebracht.) Es war die graue Abart, ich sah sie mehrmals abfliegen. Die Eier messen: 49X41, 49X42 mm. Im Jahre 1887 wurden die beiden Eier, welche stets das Gelege bildeten, schon am 21. März demselben Korbe entnommen. Die Eule legte, wenn ihr die ersten Eier genommen wurden, in demselben Bienenkörbe wieder 2 Eier und brachte die Jungen gross. IV. Gelege 3 Eier, frisch, 7. April 1889, Haidmannshof bei Dorfmark, Hannover. — Im Jahre 1888 am 6. April wurden zum ersten Male nicht 2, sondern 3 Eier vorgefunden, diesmal auch nicht in demselben Korbe wie früher. Der graue Vogel, der oft bemerkt wurde, wenn er seine Jungen auf dem Hofe spazieren führte und immer nur 2 Eier legte, wurde seitdem nicht mehr gesehen. Wie im Jahre vorher, legte die Eule 1889 auch zum zweiten Male wieder, wie die Messung der letzten Eier, die samt Federn der Eule zertrümmert vorgefunden wurden, dieselbe enorme Grösse der ersten ergab. Diese messen 5072 X 4072, 50 X 40 und 48 X 40 mm. Brenkenhagen, den 5. März 1907, Gr.- Schlamin, Holstein. Mitteilungen. „Frühbrut 1907.“ Am 19. Februar 1907 zeigte mir ein befreundeter Forstassessor in gemischtem Mittelwald des nördlichen Thüringens an 28 einer gefällten, alten Buche eine Höhlung, aus welcher beim Zersägen des Stammes die Holzhauer am 16. oder 17. Februar 1907 „eine junge Eule und ein Eulenei“ genommen hatten. Beides war leider aus Unachtsamkeit abhanden gekommen, sodass ich es nicht mehr identifizieren konnte. Es handelte sich wohl um eine Frühbrut des Waldkauzes, deren Beginn mithin in die Mitte des Januars zu verlegen wäre. Das Wetter bis Mitte Januar war ja fast frühlingsmässig mild vor dem Eintritt der Kälte und der grossen Schneefälle. Gotha, April 1907. Br. R. Thielemann. Notizen über den Waldkauz. Trotz des kalten und langen Winters hatten am 24. März 2 Waldkauzpaare volle Gelege zu je 4 Eiern, von denen das eine schon bebrütet, das andere frisch war; ein drittes Paar hatte an demselben Tage 2 frische Eier im Neste. Br. L. v. Boxberger, Marburg a. d. Lahn. Am 13. März überbrachte mir ein Freund ein schwach bebrütetes Waldkauzgelege, das derselbe der Höhlung einer alten Eiche entnommen hatte. O. Bordiert, Crossen a. d. Oder. Am 30. März ein Waldkauzgelege mit 5 Eiern in einem Hühner- habichthorst gefunden. M. Haun , Posen. Frühzeitige Gelege. Trotz des anhaltenden kalten Winters in diesem Jahre wurden im Habichtswalde bei Kassel schon am 7. und 20. April 2 Nester des grossen Würgers ( Lanius excubitor) gefunden, von denen das erste 6, das andere 7 Eier enthielt. Beide Nester standen etwa 3 m hoch in grossen schwer zugänglichen Dornbüschen am Waldrande und waren räumlich 4 km von einander entfernt. Während die Eier der hier häufig vorkommenden rotrückigen Würger (Lanius collurio) die grösste Verschiedenheit zeigen — von der hellgrünen und graubraunen bis zur rötlichen Farbe bei sehr wechselnder Zeichnung und Form — waren die Eier dieser beiden Gelege sowohl in Farbe wie Zeichnung einander sehr ähnlich, mit olivfarbenen Flecken bei den meisten zu einem Kranz verdichtet. Kassel, 22. April 1907. Henrici , Major z. B. Ei im Ei. Da ich schon länger wie 25 Jahre sogenannte „Unglücks- eier“ sammele, besonders solche von Gallus domesticus, da bringe ich anlässlich des Artikels „Ei im Ei“ in der Aprilnummer noch Weiteres, was interessieren dürfte. Von diesen besitze ich über 300 Stück von 7 — 91 mm Länge, alle in merkwürdigen Formen und Gestalten, sei es mit Auswüchsen, Nasen usw., doch mit keinem zu 3 Dottern; zweimal sind „Ei im Eiu vorhanden. Das eine Ei fand sich in einem normalen Ei — einem gefärbten Osterei — und ist 18 X 17,5 mm gross ; das andere kaufte ich und ist das grössere 19X17,5 mm, das innere 16X9 mm gross und sieht das Ganze einer Haselnuss mit Kern ähnlich. Einmal 29 fand ich auch in einem normalen Ei ein sogenanntes Windei (ohne harte Schale), das ich leider nicht konservieren konnte. Doppeleier sind mir eine grosse Zahl durch die Hände gegangen, aber niemals wieder konnte ich eine Haut- oder gar Kalkbildung um einen der Dotter kon- statieren. Ein Ei, 91X57 mm, mit 3 Dottern, ist in meiner Sammlung. Das Huhn konnte nicht das Ganze mit Kalk überziehen und ist das Ei auf einer Seite offen. Ein anderes Dreidotterei schenkte ein Freund von mir dem hiesigen Senkenbergischen Institut. Das Huhn war von normaler Grösse, ging aber bald nach dem Legen dieses Rieseneis ein. Frankfurt a. M. Ferd. Haag. — In Heft 13 der Scherl’schen „Woche“ findet sich auf der letzten Seite ein Bild (nach photographischer Aufnahme von Boy er), betitelt „beim Einsammeln von Albatroseiern“. Man sieht hier eine Albatroskolonie, in der sich eine Anzahl Menschen herumtreiben, mit etwa 20 Karren, von denen jeder mindestens einige hundert Albatroseier enthält. Wo bleiben diese Schätze, möchte ich nun fragen, werden sie zu Genusszwecken eingesammelt und sollte es den Sammlern unbekannt sein, dass der Preis eines Eis vorläufig in den Naturalienhandlungen immer noch etwa 15 Mk. beträgt? Ein Text, der hierüber Auskunft gäbe, ist dem Bild nicht beigefügt, vielleicht kann ein Leser dieser Zeitschrift näheren Aufschluss geben. Dr. v. Boxberger. A.sio otus in einer Baumhöhlung nistend. Am 27. III. 07 fand ich eine Ohreule nistend in der Höhlung eines alten Baumes. Das Gelege bestand aus 5 frischen Eiern. Es muss dies ein sehr seltener Fall sein und erklärlich wohl nur aus dem Überfluss an Höhlungen jeder Art, die wir hier haben. Dr. L. von Boxberger. Die ersten 2 Kiebitzeier wurden in der Berliner Zentralmarkthalle am 28. März verkauft, sie brachten je Stück 3,25 M. ein. Am nächsten Tage waren sie bereits für 1,60 M., am dritten Ostertage für 0,75 M., am 7. April für 0,30 M. das Stück zu haben. Wenn auch das Angebot nicht nachgelassen hat, so sind dennoch Nachfrage und Preisforderunyen gesunken. Die auffallend hohen Preise zu Bismarcks Lebzeiten werden heut nicht mehr bezahlt. A. Müller. (Die Laune der Natur veranlasste in der Zeit vom 20. — 27. April eine auffallende Steigerung des Preises der Kiebitzeier, die zu 0,60 M. das Stück verkauft wurden. Es fehlte an Ware. Ein derartig hoher Preis wurde zum Schlüsse der Saison bisher hier nicht gefordert.) H. Hocke. Zum Abzug der Schwalben im Jahre I906. Während das Gros der Schwalben (Chelidonaria urbica und Hirundo rustica) bereits in den ersten Wochen des September unser Sauerland verliess, flogen einzelne Bruten der urbica erst im Oktober aus. Am Morgen des 26. September 30 konnte ich indessen am Rhein (bei Königswinter) noch eine grosse Schwalben- schar, zumeist urbica, beobachten. Ähnliche Beobachiungen berichtete mir Kollege Kefer in Neudingen am Schwarzwald: „Die Schwalbe verliess uns schon in den ersten Septembei tagen, sonst Mitte des Monats. Nach dem Abzug kamen aber in frühem Jahren fast Tag für Tag auf dem Zuge gen Süden ihre Genossen aus dem Norden; dies Jahr sah man aber kein Vögele ien. Da, auf einmal kamen am 25. und 26. September Riesenschwärme in noch nie gesehener Grösse. Ich gab mir alle Mühe, deren Abflug zu beobachten, aber umsonst — auf einmal waren sie fort.“ — Die Elster im Sauerlande. Bereits im Jahrgang 1903 der „Ornith. Monatsschrift“ S. 249 habe ich auf den schwachen Bestand der Elster in hiesiger Gegend hingewiesen, und seitdem ist sie noch seltener geworden. Im letzten schneereichen Winter sind wiederholt Elstern bei Dörfern und Gehöften gesehen worden; am 9. Februar 1907 konnte ich einmal 3 Exemplare bei einem Bauernhof wahrnehmen. Auch im oberen Sauer- lande (Hochebene von Winterberg) ist ihr Bestand zurückgegangen, wie aus folgender Mitteilung des Försters L. Lingemann in Fleckenberg zu ersehen ist: „Die Elster ist hier ganz verschwunden, man hat schon seit 12 bis 15 Jahren hier keine mehr gesehen. Höchstens im Winter, wenn tiefer Schnee lag, bekam man in den ersten Jahren noch einzelne zu sehen, aber die letzten 8 bis 10 Jahre keine mehr. In Latrop, eine Stunde von hier, sind noch einzelne, und in Wingeshausen, Kreis Witt- genstein, 2 Stunden von hier, sollen noch mehrere sein, auch in Stel- born bei Oberhundem.“ Werdohl i. Westf. W. Hennemann, Lehrer. Zur Würgerfrage. Zu der von Herrn R. Zimmer mann angeregten „Würgerfrage“ bin ich in der Lage, Folgendes mitzuteilen: Vor etwa 10 Jahren ging ich an einem Sommertage auf einem schmalen Fusspfade in den Feldern zwischen Kastei und Hochheim a. Main spazieren. Diese Felder sind als sogenannte Baumstücke reihenweise mit Obstbäumen, doch zumeist mit niedrigen Zwetschenbäumen bepflanzt. Auf dem Fusspfade vor mir in einer Entfernung von wenigen Metern hüpfte ein Buchfinken- männchen umher, auf welches sich plötzlich aus den Zweigen eines dicht am Wege stehenden Zwetschenbaumes ein rotrückiger Würger stürzte. Beide Vögel bildeten einen Augenblick einen Knäuel, jedoch gelang es dem Finken loszukommen und in den nächsten Baum zu flüchten, ohne dass der Würger geringste Miene machte, denselben weiter zu verfolgen. Der Fink schien sich aus dem plötzlichen Überfalle auch nicht viel zu machen, denn er liess sofort gleich wieder sein vergnügtes „Fink“ „Fink“ erschallen, als ob nichts passiert wäre. Man sieht daraus, dass der Würger sich selbst an ihm fast in Grösse gleich kommende Vögel wagt, und ein junger Singvogel wäre bei dem Überfall wohl nicht so glimpflich davon- 31 gekommen. Dieses Vorkommnis ist bisher die einzigste Beobachtung, welche ich in der Richtung bisher gemacht habe, dass sich der rotrückige Würger auch an alte Singvögel wagt. — Über den grossen grauen W ürger kann ich Folgendes melden. Es war an einem bitterkalten Tage, wenn ich mich recht erinnere am 8. Januar 1893. Vor meinem damaligen Comtoir in Kostheim bei Kastei s anden in etwa 2 in Entfernung einige 3 — 4 m hohe Fichten. In einer derselben sah ich vom Zimmer aus plötzlich einen grossen grauen Würger, welcher bei meinem Herantreten an das Fenster etwas fallen liess. Neugierig geworden, was der Vogel wohl hat fallen lassen, ging ich hinaus und fand im Schnee einen noch warmen Stockfinken, von dem der Würger den Kopf schon gekröpft halte. Ich befestigte nun mit feinem Draht den toten Finken an einem Zweige der Fichte, ungefähr dort, wo der Würger vorher gesessen hatte, nahm mein stets bereites Tesching zur Hand, stellte mich schussbereit an das mit kleiner Spalte geöffnete Fenster, in der Erwartung, dass der Würger bei der vorhandenen Scbneelage grossen Hunger haben müsste, und wartete, ob er zurückkommen würde. Ich brauchte keine 5 Minuten zu warten, da war der Würger schon wieder da und ein wohlgezielter Schuss brachte ihn in meine Hände. An sich ist dieses Vorkommnis fast kaum erwähnens- wert, da es wohl bekannt ist, dass der grosse graue Würger alles schlägt, was er bewältigen kann. Auffällig ist nur der Zeitpunkt und deshalb mir das Datum genau im Gedächtnis haften geblieben. Ich habe hierüber auch noch mit Herrn Apotheker O. Siebert in Wiesbaden, dem Besitzer eines Präparatoriums, eingehend gesprochen. Leider war infolge des nahen Schusses der Würger so zerfetzt, dass er nicht ausgestopft werden konnte. A. Viebig. Oologia universalis palaearctica. Die Lieferungen 18, 19, 20 und 21 enthalten Abbildungen der Eier der Bart- und Haubenmeise, Brandseeschwalbe, dünnschnäbeligen Möve, des Tordalks, Seeregenpfeifers, Grosstrappen und Steinadlers. Die Darstellung der Abbildungen ist eine höchste lobenswerte. H. Hocke. Geschäftliches. Ernst A. Böttcher, Berlin C.2, Brüderstrasse 15, veröffentlicht unter dem 1. Mai d. J. eine neue Liste für Utensilien und Naturaliensammler, D, 2. Nachtrag, die an Interessenten frei abgegeben wird. H. Hocke. 32 y Als allerbeste Unterlage für die Eier in den Sammelkästchen empfehle meine absolut chemisch reine Watte in allerbester Qualität, orange, rosa, rot und schwarz, scharf ge- schnitten, 12 X 13 cm gross, pro Stück 3 x/2 Pf., ebenso ff. weisse Watte 2 Pf.; ferner: Steigeisen mit Ledergurten, I. Qualität, inkl. Verpackung 7,50 Mk. Eierkätscher, 2 Grössen, je mit 2 Netzen, Paar 75 Pf Emil Hocke, BERLIN, Gollnow- Strasse 22. G. Schulz, Neustadt a. Dosse, 6b*1*%5!,L.13 Von den in voriger Nummer dieser Zeitschrift annebohmen Eiern sind zu den an- gegebenen Preisen noch in frischen sauberen Exemplaren mit genauen Angaben zu haben: Gelege. Tetraogallus caucasicus, T. tetrix, Pterocles arenarius, Nyctea scan- diaca (5 ä 3,50), Phasianus monuolicus, Pratincola maura, Budytes flavus melanogriseus, Motacilla dukhunensis, personata, mtlanope, Sturnus porphyronotus, Pica bactriana, Ph. tristis, Saxicola deserti, leucura, Passer m. dilutus, Carduelis e. major, Sylvia c. fuscipilea, caniceps, Linota fringillirostris, Lanius phoenicuroides, Tadorna casarca, Anas clypeata. Einzeln. Euspiza luteola, Pratincola maura, hemprichi. Motacilla cbreoloides, Caccabis s. chucar, Carpodacus erythrinu«, Alauda arv. cin<-rea, sibiriea. Otocoiys brandti, Tetrao uralensis, Tetraonallus hiinalayensis, Pyrihocorax alpinus, Sco'opax ru ticola, Anthus campestris, Emberi/.a godlewskii, stratschi-yi, cioides, Columba casiotis, Lanms personatus, Garrulus melanocephalus, Larus melanocephalus, Hypolais olivetorum, Cinelus pallasi. Neu eingetroffen Syrrhaptes pandoxus in Prachtgelegen 2 — 4 ä 10 bis 12 Mark, einite einzeln mit leichten Fehlern 6 50 Mark. D ö Die Lehrnifttelhaiuilung; von CD 0 K. G. Th. Scheffer= Leipzig Göschenstrasse 1 versendet überall hin gegen Erstattung von 30 Pf. Postgebühren ihren grossen, reich illustrierten Iiehrinitl elkatalog gratis, ca. 500 Seiten im Quartformat mit ca 5000 Artikeln u. gegen 600 Abbildungen. Hierzu neuester Nachtrag und mehrere Spezialkataloge, insbesondere über Lehrmittel fiir Men- schenkunde und Gcsundhritslchre (15 Pf.) auf Grund der Leipziger Ausstellung im Juli 1905. Bei Bestehungen wird das eingesandte Porto zuriickerstaltet. il — «—üia CD Verlag und Herausgeber: H. Hocke, Berlin. Druck: Carl Ockler, Berlin C., Prenzlauer Strasse 13. i ZEITSCHRIFT für OOLOGIE UND ORNITHOLOGIE Herausgegeben von H. Hocke, Berlin C. 25. Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei direkter Zusendung durch die Post innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk. 3,50, nach den andern Ländern des Weltpostvereins Frcs. 5 pränumerando portofrei. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 31. März. Bestellungen und Zahlungen sind an H. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36, zu richten. Preis der zweigespaltenen Zeile oder deren Kaum 20 Pf. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlen. Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht überschri ten wird, betragen 3 Mk. No. 3. BERLIN, den 15. Juni 1907. XVII. Jahrg. Inhalt: Oologische Beobachtungen von der Westküste Südamerika«. 1906. Kapitän Pässler. — Bemerkenswertes aus der letzten Brutsaison. Otto Boerner. — Nachrichten aus Posen. M. Haun. — Eine Veränderung der Meiseneier durch die Bebrütung. Rieh. Hey der. — Mitteilungen. — Literatur. — Inserate. Oologische Beobachtungen von der Westküste Südamerikas. 1906. Von Kapitän Pässler. Ehe ich weitere Sammelergebnisse hier mitteile, möchte ich einen Fehler in meinem früheren Aufsatze „Ein Ausflug bei Coronel“ berichtigen. Unter den von mir dort beobachteten Vögeln ist Cathartes atratus angeführt worden, dies muss Catliartes aara heissen. Ersterer kommt dort nicht vor; südlich von Antofagasta habe ich ihn nicht gesehen, wenigstens nicht so, dass ich ihn als solchen erkannt hätte. Doch mag er an der Küste bis Taltel, dem 25. Südbreitengrade Vorkommen, während aura nur den gemässigten Zonen Amerikas angehört. Beide Arten nisten nicht nur in den hohen Bergen des Inneren, sondern auch in niederen Meeresklippen. C. atratus nistet z. B. in einer grossen Kolonie in den Barrancas, einige Meilen nördlich von Caltao im steilen Meeresufer, das 50 bis 60 m hoch sein mag. Leider habe ich dort niemand bewegen können, für mich Eier zu sammeln. Von C. aura erhielt ich ein Gelege (2 Eier) aus Santa Maria Sei. deren steile Ufer 60 m Höhe nicht übersteigen. Im Jahre 1906 sammelte ich in der Umgebung einiger chilenischer und peruanischer Häfen 92 Eier von Zonotrichia pileata. Von diesen Eiern ist das Durchschnittsmass 21,86 X 15,s; Nehrkorns Katalog gibt als Mass 19 X 15 an. Der Unterschied in dem Längenmasse ist ein recht bedeutender. Selbstverständlich liegt es mir fern, die Angaben Nehrkorns in Zweifel ziehen zu wollen, vielmehr möchte ich darauf hiuweisen, dass — 34 Eier einer Vogelart in Grösse sehr von einander abweichen können, wenn sie aus verschiedenen Gegenden stammen. Nehrkorn gibt als Fundort nur Südamerika an, doch lässt sich annehmen, dass die von ihm gemessenen Eier aus dem Inneren stammen, während die Eier, die ich persönlich gesammelt habe, aus der Umgebung der Häfen stammen. Bei Zoyiotrichia pileata, nach der Grösse der Eier zu urteilen, müsste der Vogel an der Küste ein kräftigerer sein als anderswo. Darüber Aufschluss zu erhalten, ist wissenswert. Dies wird jedoch nur möglich sein, wenn viele Sammler ihre Beobachtung veröffentlichen. Aus diesem Grunde habe ich auch von gewöhnlichen Vogelarten möglichst viel Eier gesammelt und teile meine Beobachtungen darüber mit. Zonotrichia pileata. Am 5. Januar 10 Eier gefunden bei Calla o, teils frisch, teils bebrütet, zweite Brut, am 3. bis 8. November 21 Stück, erste Brut. Von 31 Stück ist das Durchschnittsmass 20,6 X 14,9; das grösste misst 22 X 16, das kleinste 18,8 X 14. Ein Sparei bei dem Gesamtmass nicht in Betracht gezogen, misst 13,7X12,3. Bei Mollendo am 15. No- vember 6 Stück, erste Brut. Durchschnittsmass 21,6X15,8. Das grösste misst 22 X 16,5, das kleinste 21 X 15. Bei Arica am 21. und 22. November 44 Stück, erste Brut. Durchschnittsmass 21 X 15,5. Das grösste misst 23,eX15,2 und 23X16,2, das kleinste 14,2. Bei Coronel am 30. und 31. Dezember 11 Stück, zweite Brut. Durchschnittsmass 20,4X15,2. Das grösste misst 21,2X15,5, das kleinste 18,5X13,5. Die Gelege enthielten 2 oder 3 Eier. Unter den Varietäten sind 2 fast einfarbig hellblau gefärbt. Bei einem Gelege ist die Grundfarbe weissgelb, der untere Teil der Eier ist mit sehr kleinen rotbraunen Punkten übersät und am oberen Pole fliessen die dunkelrotbraunen Flecke zu einer Haube zusammen. Bei einem anderen Gelege ist die Grundfarbe himmelblau, der untere Teil der Eier ist ungefleckt, der obere Pol hat eine Haube aus hellen rotbraunen Flecken. — Die im Süden gefundenen Nester waren mit Haaren, Pflanzen- und Schaf- wolle ausgekleidet, die im Norden meistens nur mit Rinder- oder Pferde- haaren oder ausnahmsweise mit wenigen Federn. Das Durchschnittsmass der Nester ist: Aussen- resp. Innendurchmesser 90 — 130 resp. 50 — 60 Höhe 95—100, Tiefe 32—40 mm. In der Umgebung von Callao fand ich ferner von Chamaepelia minuta (L.) 25 Eier und zwar 7 zweiter Brut am 5. Januar, 18 der ersten Brut am 3. bis 7. November, ausserdem einige Nester mit sehr stark bebrüteten Eiern oder kleinen Jungen. Die Eier sind rein weiss mit wenig Glanz. Von 25 Eiern ist das Durchschnittsmass 21,5 X 15,7, grösstes 23 X 16,8, kleinstes 20,2 X 14,8. Ch. minuta , dort die häufigste der kleinen Tauben, nistet am Boden in Feld wiesen, Luzernfeldern, Feldrainen und in feuchten Wiesen auf Schilfkufen. Das Nest ist aus trockenen, breiten Grashalmen oder Schilfstückchen gebaut und mit feinen trockenen Grashalmen aus- — 35 — gelegt. Zuweilen besteht es nur aus wenigen Halmen. Die Nester variieren im Durchmesser von 50 bis 70, in lie;e von 15 bis 22 mm. Chamaepelia anais (Less.) sah ich öfters in den Farmgärten in der Nähe von Gebäuden; sie ist an den hochgelben Flecken neben den Augen leicht kenntlich. Da diese Taube in Mauerlöchern oder unter den Dächern von Gebäuden nistet, zu hoch, um hinauf reichen zu können, erhielt ich von ihr keine Eier. Von Chamaepelia cruziana (d’Orb), dort nicht häufig, fand ich 3 Nester mit zusammen 5 Eiern, deren Masse 21/23 X 15,8/17 mm sind. Sie sind von Ch. minutaeiern nicht zu unterscheiden. Die Nester fand ich auf mit Ellern und Weiden bestandenen Feldwiesen in niedrigem Ge- sträuch 1 bis 1 72 m über der Erde. Sie gleichen denen der Ch. minuta, sind jedoch sorgfältiger gebaut. Von Troglodytes tesselatus (Laf. u. d’Orb) fand ich am 5. Januar die zweite Brut in einer Erdmauer des Schiesstandes vom Deutschen Klub in Bella Vista. Das Nest war 1 3/i m über dem Boden in ein Mauerloch gebaut und enthielt 4 leicht bebrütete Eier, die sich von Tr. chilensis nur durch ihre Grösse unterscheiden. Die Grundfarbe ist weiss mit rötlichem Anhauch und mit sehr feinen hellrotbraunen Punkten ge- zeichnet, die auf der oberen Hälfte dichter stehen und bei diesem Gelege 7s vom oberen Pole entfernt, einen Kranz bilden. Sie messen 17,8 X 13> 17,7X13,3, 18,5X13 und 19X13. — Im Vorjahre habe ich am 30. September an derselben Stelle ein Nest mit 4 ganz frischen, gleich- gezeichneten Eiern gefunden, deren Masse 17,7/17,8X13 und 18X12,7 sind. Das Nest war aus feinen Wurzeln, groben, trockenen Grashalmen gebaut und mit zarten Grashalmen und vielen Hühnerfedern ausgekleidet. Durch das Herausziehen aus der Mauer hatte es seine Form verloren, weshalb Masse fehlen. — Bei Arisa fand ich am 21. November 1906 ein Gelege von 4 leicht bebrüteten Eiern in einem alten Zonotrichia pileata- neste, welches reichlich mit Federn ausgekleidet war. Die Eier sind von weissrötlicher Grundfarbe mit sehr feinen violetten und rotbraunen Flecken, die auf der oberen Eihälfte dichter stehen und bei 3 der Eier ein Viertel vom oberen Pole entfernt, einen Kranz bilden. Masse sind: 17,5X12,8, 18,2 X 13,3. Sycalis luteivenlris. Bei Callao fand ich am 5. Januar ein Nest mit 2 frischen Eiern, zweite Brut, am 4. November eins mit 3 Eiern, etwa 2 Tage bebrütet, am 7. November eins mit 3 Eiern, 4 — 5 Tage lang be- brütet, erste Brut. Die Grundfarbe der Eier ist weissgrünlich. Die Zeichnung besteht aus feinen bis 72 nun grossen rost- und rotbraunen Punkten, die bei dem ersteren Gelege am oberen Pole eine Haube bilden, bei den anderen beiden Gelegen ein Drittel vom oberen Pole entfernt, in einem Kranz vereinigt sind, in dem sich wenige braunschwarze Kritzeln — 36 und Haarlinien befinden. Sie messen 18/19 X 13/14. Das Nest am Boden in Feldwiesen stehend, ist aus groben Gras- und Strohhalmen gebaut und mit feineren trockenen Halmen und Pferdehaaren ausgekleidet. Aussen- und Innendurchmesser 80 — 90 resp. 43 — 48, Höhe 70, Tiefe 73 mm. Von Volatina jacarini fand ich bei Callao am 7. November ein Nest mit 2 etwa 6 Tage lang bebrüteten Eiern und ein anderes mit einem Ei, erste Brut; bei Arisa am 21. November ein Nest mit 2 leicht be- brüteten Eiern und ein einzelnes Ei, ebenfalls erste Brut; am 17. Januar ein Nest mit 2 leicht bebrüteten Eiern, zweite Brut. Die Eier sind am unteren Pole stark abgerundet, haben hellweissgrüne oder weissgelbe Grundfarbe mit sehr feinen Stippen und zum Teil verwischten fuchsroten Flecken, die nach dem oberen Pole zu gedrängter stehen und bei 3 dieser Eier eine unregelmässige Haube bilden. 2 Eier haben feine, schwarze Kritzeln. Die Gelege scheinen immer nur 2 Eier zu enthalten. Von 8 Eiern ist das Durchschnittsmass 17,1X13,3. Das grösste misst 18,2 X 12,7, das kleinste 16 X 12. Die Nester gleichen unseren Rohrsängernestern, sind mit feinen Pflanzenfasern zwischen Schilfstengeln in l/z bis 1 */2 m Höhe über der Erde aufgehängt, aus feinen gelbbraunen Pflanzenhalmen ange- fertigt und mit wenigen Fasern und einzelnen Pferdehaaren durchsichtig, doch sehr fest ausgelegt. Ein Nest hatte im Aussen- und Innendurch- messer 65 — 70 resp. 42, eine Höhe von 50, eine Tiefe von 30, ein an- deres im Durchmesser 60 resp. 40 — 42, eine Höhe von 50, eine Tiefe von 28 mm. (Schluss folgt.) Bemerkenswertes aus der letzten Brutsaison. Von Otto Boerner, Cöthen. Sylvia Sylvia (L.) nistet hier im Anhaitischen in 9 von 10 Fällen im Labkraut. Da dieses an keinem der zahlreichen mit Gesträuch bestandenen Feldraine und Gräben fehlt, wird man auch nirgends nach der Dorngrasmücke vergeblich suchen. Sie ist, wie in vielen anderen Gegenden, bei uns die am häufigsten auftretende Art der Sylvien. Damit soll nicht gesagt sein, dass ihre Verwandten (S. curruca, simplex, atri- capilla, nisoria) selten seien. Der Stand des Dorngrasmückennestes ist meist ein solcher, dass dieses den Boden berührt oder ihn wenigstens zu berühren scheint. Höher als 45 cm, schreibt Dr. Rey, hat er noch keins gefunden. Ein von mir am 7. Juni entdecktes Nest, das im Teufelszwirn angelegt war, stand im Gegensatz hierzu in der für diese Art respektablen Höhe von 1 i/z m. Lanirn collurio L. Er ist nicht wählerisch in der Anlage seines Nestes, und doch hatte ich sein Heim nicht im Schilfe über dem Wasser- — 37 Spiegel vermutet, so dass man das Nest nur watend erreichen konnte. Ja in einiger Entfernung machte es auf mich ganz den Eindruck eines Rohrdrosselnestes. Kampfbereit suchten die beiden Alten das Feld zu behaupten, als ich mich ihrer Wohnstätte näherte. Ihre Sorge war umsonst. Gern liess ich sie gewähren, diese prächtigen Kerle, die ich immer gut leiden mochte, diese Vielgeschmähten, von deren Schandtaten ich mich nie überzeugen durfte. Ja ich fand nicht selten in einem Ab- stande von wenigen Metern Würger und Grasmücken friedlich bei einander nisten. Für die hiesige Gegend darf ich also in Übereinstimmung mit meinen Freunden, dem Neuntöter ein Schuldkonto nicht errichten. Tinnunculus tinnunculus (L.). In den ersten Tagen des April wurde mir aus dem naheliegenden Zehmigkau gemeldet, dass sich in der dortigen zurzeit nicht in Betrieb befindlichen Windmühle (sogen, hölzernen Bockmühle), 10 Minuten vom Orte entfernt, ein Turmfalkenpärchen eingefunden hätte. Ich durchsuchte das Bauwerk, doch ohne Erfolg, sah aber selbst das abstreichende Weibchen, das auf einem Balken unter dem Dache aufgehakt hatte. Am folgenden Tage wurde die Mühle in dauernde Tätigkeit gesetzt. 3 Wochen später erhielt ich Kunde, dass der Falke Eier hätte. Bei meiner Ankunft sah ich zu meinem Bedauern, dass der Besitzer der Mühle das Weibchen erlegt hatte. Im Taubenschlag, dicht hinter den Einflugslöchern, hatte der Falke im Kot eine kleine Mulde hergerichtet, diese mit wenigen Federn versehen und dort 5 Eier abgelegt. Die Ablage erfolgte mit 1- und 2 tägigen Pausen. Der Präparator erzählte mir später, dass er im „Legedarm“ des Falkenweibchens 3 weitere stark ausgebildete Eier gefunden habe, so dass nun durch den Abschuss des Brutvogels ein starkes Gelege verloren ging. Bemerken möchte ich noch, dass die rechtlichen Bewohner des Taubenschlages sich durch die un- gebetenen Gäste durchaus nicht stören Hessen. Anortliura troglod jtes (L.) hatte bereits am 19. April das erste Ei, ein sehr frühzeitiger Termin, da man wohl selten vor Mitte Mai auf volle Gelege des Zaunkönigs rechnen darf. Auch Dr. Rey weiss nur einmal von einem schon Anfang Mai gefundenen Gelege zu berichten. Phylloscopus trochiliis (L.). Ein etwa 30 cm über dem Erdboden und dabei völlig freistehendes Nest des Fitislaubvogels, das mit 4 Eiern belegt war, fand ich am 1. Juli. Sonst in der Anlage seines Nestes die Vorsicht selbst und ein Meister im Schaffen eines unauffälligen Versteckes, war das Tierchen hier mehr als sorglos verfahren. Eritliacus cyanectdus (Wolf.). Der neue Naumann schreibt: Es ist wahrscheinlich, dass das weissternige Blaukehlchen zweimal im Jahre brütet, da es Ende Mai schon ausgeflogene Junge gibt. Ich vermag nach meinen Beobachtungen diese Ansicht nicht zu teilen. Es ist richtig, dass man zuweilen schon zu Ende des Mai flügge Junge antrifft. Ich selbst 38 — fand im letzten Jahre volle Gelege, und zwar am 6. Mai ein frisches, am 10. Mai ein hoch bebrütetes, am 20. Mai eins zum Ausfallen reif, ein anderes etwa 4 Tage bebrütet, am 17. Juni wieder ein frisches, ferner im Jahre zuvor am 28. Mai ein Nest mit 5—6 Tage alten Jungen und am 18. Juni ein Irisches Gelege. Und trotz dieser ausgedehnten Brutzeit wage ich ein zweimaliges Brüten zu bezweifeln, glaube auch nicht, dass das Blaukehlchen im gleichen Jahre dann zu einer zweiten Brut schreitet, wenn ihm einmal die Eier genommen sind. Meine Vermutungen stützen sich auf sorgfältige und andauernde Beobachtungen, zu denen in meinem Reviere durch die gezogenen engen Grenzen die denkbar günstigste Gelegenheit geboten ist. Zunächst variieren alle von mir gefundenen Gelege in Form und Färbung derart, dass eine Identität untereinander völlig ausgeschlossen ist und sie ohne weiteres als sogenannte Idauptgelege gelten müssen. Gab ich mir nun auch nach jedem Funde doppelte Mühe, um wenn möglich den sicheren Nachweis einer vermuteten zweiten Brut erbringen zu können, so hatte ich in dieser Hinsicht doch nie Erfolg. Schon das unstete Wesen, dass ein Pärchen nach dem Verlust seines Geleges zur Schau trägt, lässt nicht darauf schliessen, dass es sich zur Gründung eines neuen Heims rüste. Ein weiteres Argument erblicke ich darin, dass sämtliche Gelege, die ich fand, aus 6 Eiern bestanden, sowohl die ersten, als auch die letzten, nie mehr, nie weniger. Ich will nicht sagen, dass das weissternige Blaukehlchen normalerweise stets 6 Eier legen wird, dass dies aber bei meinen Funden ausschliesslich geschah, berechtigt wohl zu der Annahme, dass es sich in keinem Falle um ein Nachgelege handelte. Über die Anzahl der vorhandenen Pärchen und deren Aufenthaltsort war ich ziemlich gut orientiert, so dass mir das Füttern von Jungen, die aus einer eventuellen zweiten oder auch ersten, von mir übersehenen Brut hätten stammen können, nicht leicht entgangen wäre. Nachrichten aus Posen. M. Haun. Frühes Brüten des Fischreihers und des Kranichs. Etwa 20 km von meinem Wohnort befindet sich in der Herzogi. A. 'sehen Forst ein Fischreiherstand, der etwa 50—60 Horste enthält. Im vorigen Frühjahr verschaffte ich mir die Erlaubnis, einige Horstbäume besteigen und die Gelege entnehmen zu lassen. Am 16. April v. Js. schrieb mir der betreffende Förster, dass das Brutgeschäft der Reiher schon in vollem Gange wäre. Als wir am 8. April den Reiherstand besuchten, zeigte es sich, dass in einer ganzen Anzahl von Horsten bereits die Jungen piepten. In 5 von den 8 Horsten, die revidiert wurden, waren die Eier kurz vor dem Ausfallen, — 39 die anderen 3 Gelege enthielten vollkommen ausgebildete Embryonen. Die betreffenden Paare müssen also in den ersten Tagen des März resp. in den letzten Februartagen mit dem Legen begonnen haben. Diese ausserordentlich frühe Brutzeit ist wohl auf die milde Temperatur des vorigen Winters zurückzuführen. Als die Reiher im Februar heimkehrten, fanden sie die Gewässer längst eisfrei. Die untersuchten 8 Horste enthielten 4, 4, 4, 4, 5, 5, 5 und 6 Eier, kein Gelege also weniger als 4. Allerdings gibt es weder innerhalb noch in der Nähe des Standes Krähen oder andere Eierräuber, auch von den Menschen werden die Reiher während der Brutzeit nicht gestört; nur die Jungen werden alljährlich, ehe sie flügge sind, von den Horsten geschossen. Unter normalen Verhältnissen dürften also die Gelege von 4 oder 5 Eiern die Regel bilden, während in den meisten Werken die Gelegezahl mit „3—4, seltener 5“, angegeben ist. Eine frühe Kranichbrut. Wie Herr L. Neumann-Osche April- bruten des Kranichs für Westpreussen festgestellt hat, so konnte ich dies im Vorjahre auch für die hiesige Gegend. Am 13. Mai machte ich mit einem Bekannten eine grössere Tour durch den Obrabruch und zwar durch einen Teil desselben, in dem vor einigen Jahren der Kranich noch häufiger brütete. Leider gelang es uns nicht, einen der scheuen Vögel zu Gesicht bekommen; dagegen erzählte uns ein Förster, bei dem wir ankehrten, dass seine Kinder vor einigen Tagen einen etwa 14 Tage alten Kranich gefangen hatten. Daraus ist zu schliessen, dass die alten Kraniche Anfang April zur Fortpflanzung geschritten waren. Der Obrabruch ist bekanntlich durch ein ausgedehntes Netz von Abzugskanälen trocken gelegt worden; mithin wird die von Herrn Neumann in No. 10 der „Oologie“ aufgestellte Behauptung bekräftigt, dass in regulierbaren Sümpfen der Kranich schon Anfang April brütet. Gelegezahl des Kirschkernbeissers. Von 5 Gelegen, die ich 1905 und 1906 fand, enthielten 4 je 6, das fünfte 5 Eier; in hiesiger Gegend scheinen also 6 die Regel zu bilden. Im Vorjahre war ein am 6. Mai gefundenes Gelege schon kurz vor dem Ausfallen, das Weibchen muss also schon am 20. April mit dem Legen begonnen haben. Niedriger Neststand des Kleibers. Herr W. Schuster gibt in seinem „Vogelhandbuch“ an, dass er die Nesthöhle des Kleibers schon in 3/i m Höhe über dem Erdboden gefunden hätte. Im Frühjahr 1906 entdeckte ich ein Nest dieses Vogels, das noch niedriger stand. In einer dicht an einem Waldwege stehenden Erle hatte sich 45 cm über der Erde ein senkrechter, 14 cm langer und 3,5 cm breiter Spalt befunden. Diesen hatte der Kleiber von unten auf 6, von oben auf 4,5 cm durch Lehmwände verklebt, so dass in der Mitte ein rundliches Loch von etwa 3,5 cm Durchmesser verblieb. Der untere Rand des Flugloches wurde hier also nicht von der natürlichen Holzwand der Nisthöhle gebildet, wie dies 40 — Herr A. Bau bei allen von ihm untersuchten Nestern des Kleibers beobachtet hat (Vergl. No. 7 des XI. Jahrgangs der „Oologie“); die innere Höhe der unteren Lehmwand schien vielmehr noch grösser als die äussere zu sein. Als ich am 21. März v. Js. das Nest entdeckte, war die untere Lehmwand schon trocken, die obere teilweise noch feucht. Bis zum 4. April besuchte ich das Nest mehrmals, ohne die Vögel in der Nähe desselben zu bemerken. Als ich am 4. April wieder hin kam, sah ich auf der oberen Lehmwand, die bis dahin getrocknet war und eine gelbgraue Färbung angenommen hatte, mehrere runde Stellen von blaugrauer Farbe, die von weitem wie Schimmelflecke aussahen. Als ich sie näher betrachtete, fand ich, dass die Flecke aus kleingebissenen morschen Holzfasern bestanden, die der Kleiber auf den Lehm geklebt hatte, offenbar um das Nest etwas zu ver- bergen; denn jetzt hob sich die Farbe der Lehmwand nicht mehr so auffallend von der mit grauen Flechten besetzten Rinde der Erle ab. Es wäre mir interessant zu erfahren, ob eine derartige Anpassung der Kleiber- nester an ihre Umgebung öfter beobachtet wird. Bei dieser Gelegenheit konnte ich beobachten, mit welcher Zähigkeit die Kleiber an der einmal hergerichteten Nisthöhle festhalten, sich auch durch die gröbsten Eingriffe in das Brutgeschäft nicht vertreiben lassen. Am 19. April entnahm ich das erste Gelege von 8 leicht bebrüteten Eiern. Trotz der so überaus günstigen Lage des Nestes war es jedoch gar nicht so leicht, die Eier zu erlangen, denn das brütende Weibchen liess sich zunächst gar nicht aus der Nisthöhle vertreiben. Als ich zunächst den Käscher einführte, biss es fauchend in den Käscher. Nachdem ich mich fast eine halbe Stunde vergeblich bemüht hatte, wollte ich schon den Versuch aufgeben, mir die Eier anzueignen, so rührte mich die mütterliche Todesverachtung des kleinen Geschöpfes. Da machte ich noch einen letzten Versuch: ich ent- fernte mich, kehrte dann leise von der dem Loche abgewandten Seite zurück und plötzlich flog das Weibchen aus dem Neste. Das Männchen flog während der ganzen Zeit in der Nähe umher, kam auch mehrmals an dem Nistbaum bis auf wenige Meter herabgeklettert und machte seinem Ärger und seiner Angst durch lautes Tüh — tüh — tüh Luft. Am 6. Mai entnahm ich ein Nachgelege von 5 leicht bebrüteten Eiern. Trotzdem brütete das Weibchen am 27. Mai wieder in demselben Loche; von einer nochmaligen Störung des Brutgeschäfss sah ich aber diesmal ab. Das Nest der Haubenlerche L. In den meisten ornithologischen Werken wird das Nest unserer Haubenlerche als ein wenig sorgfältiger oder gar liederlich hergestellter Bau geschildert. So beschreibt es z. B. auch Dr. Bade in seinem kürzlich erschienenen Werk „Die mitteleuropäischen Vögel“ folgendermassen: „Das Nest ist völlig kunstlos, besteht aus einem grösseren oder kleineren, napfiförmig ausgehöhlten Haufen zusammen- geschleppter Getreidestoppel, Graswurzel, trockener Grasstengel usw. und 41 — ist im Inneren nur selten mit einigen Pferdehaaren oder Federn ausgelegt. u Freilich wird fast stets — so auch bei Bade — hinzugefügt: „es ist schwer aufzufinden, nur der Zufall bringt es zu Gesicht.“ Daraus kann man wohl mit ziemlicher Sicherheit schliessen, dass gewisse Ornithologen ein frisch gebautes Nest nicht zu Gesicht bekommen haben. Wer dagegen einmal das Nest der Haubenlerche in allen Herstellungsstadien beobachten konnte, der urteilt doch etwas günstiger über die Kunstfertigkeit dieses kleinen Landstrassenbewohners. Zur Anlage ihrer Brutstätte wählt unsere Lerche mit Vorliebe den Rand eines flachen trockenen Grabens oder die Böschung eines Strassen- oder Eisenbahndammes. Hier wird im März ein kreisrundes Loch von za. 11 cm Durchmesser und 5 cm Tiefe ausgescharrt, meistens so, dass der Bau durch einen überhängenden Gras- oder Pflanzenbüschel versteckt und gegen Regen etwas geschützt wird; an steilen Böschungen bildet er oft eine förmliche, nach oben gedeckte Höhle. In das Loch kommen zunächst als Grundlage einige gröbere Wurzeln und Getreidehalme, worauf das eigentliche Nest aus ganz feinen Würzelchen und Hälmchen aufgebaut wird. Dieses ist allerdings nicht mit den Kunstwerken des Buchfinken oder des Grünlings zu vergleichen, aber so lange das Weibchen noch nicht brütet, bildet es einen hübschen kreisrunden Napf von etwa 11 cm äusserer, 6 cm innerer Weite und 5 cm Tiefe, mit glatten Wänden von 2,5 cm Dicke. Die aus den Wänden herausstehenden Spitzen der Baumaterialien werden abgebissen und aus dem Neste geworfen; dieses verrät sich daher vielfach durch die in ziemlicher Menge davorliegenden häckselartigen Stoffreste. Freilich sind die Stoffe nicht, wie bei den Nestern vieler Finkenvögel, in einander verflochten oder verfilzt, sondern nur locker übereinander gelegt und zusammengedrückt; sie lockern sich daher sehr leicht, wenn nach Beginn des Brütens die Vögel aus- und einfliegen; bald verliert der Bau sein gefälliges hübsches Aussehen und wenn er dann noch einigen Regengüssen ausgesetzt ist, durch welche die Stoffe aufquellen, so bleibt schliesslich von der ursprünglichen Form nichts übrig. Doch das ist schliesslich auch bei den künstlichen Vogelnestern der Fall; ein Nest vom Buchfinken z. B., in dem die Jungen grossgezogen sind, kann ein Sammler kaum noch in seine Sammlung aufnehmen. Als Kuriosum sei erwähnt, dass ein verlassenes Nest der Haubenlerche, welches am 26. März fertiggestellt von mir gefunden wurde, am 16. Juni 5 Eier der gelben Bachstelze enthielt. *) Sonderbarer Stand eines Zaunkönignestes. Am 14. Mai hatte ich, um die Lage eines noch leeren Hummelnestes zu kennzeichnen, eine junge *) Übrigens lässt sich die Haubenlerche beim Nestbau ziemlich viel Zeit; am 25. März 1906 fand ich das Erdloch ausgescharrt, erst am 31. März war das Nest fertig gebaut. Dass erst am 9. April das erste Ei gelegt wurde, ist wohl darauf zurückzuführen, dass in der ersten Aprilwoche des vorigen Jahres mehrmals strenge Nachtfröste und stärkere Sthneefälle auftraten. 42 — schlanke Ruche heruntergebogen und die aus nur wenigen schwachen Zweigen bestehende Krone in etwa 1,5 m Höhe an einer jungen Erle mit Bast festgebunden. Am 20. Juni fand ich zwischen dem Stamm der Erle und den angebundenen Zweigen ein Nest mit 6 Eiern des Zaunkönigs. Eine Veränderung der Meiseneier durch die Bebrütung. Von Rieh. Hey der, Rochlitz. Bei einigen Gelegen verschiedener Meisenarten fiel mir ein feiner, rauchgrauer Überzug auf, der hauchartig an der Oberfläche der Eier haftend, beim Präparieren sich mit Wasser leicht lösen und abwischen liess. Be- sonders bei stark bebrüteten Eiern war diese Erscheinung intensiv ausgeprägt. Es finden sich bereits in den Brutnotizen zur Rochlitzer Ornis 1906 kurze Hinweise aut die eigenartige Erscheinung, die ich heute etwas ausführlicher behandeln möchte. Zuerst wurde ich darauf aufmerksam bei einem Gelege (12 Eier) von Aegithalus caudatus, die wenig bebrütet, sämtlich diesen Überzug zeigten. Ich legte jedoch dem Vorkommnis anfangs keinen be- sonderen Wert bei, bis ich abermals 9 Eier derselben Art fand, die un- bebrütet waren und von denen 4 Stück bis zur Hälfte oder weniger (aber nur teilweise, nicht überall) dasselbe Merkzeichen beobachten Hessen. Von nun an suchte ich noch mehr solcher Eier habhaft zu werden, und es gelang mir, noch 2 Gelege und zwar je eins von Parus major und Panis caeruleus zu finden, die für mich in dieser Beziehung von Wert waren. Das Kohlmeisengelege war hoch bebrütet und auch stark rauchig überzogen, das der Blaumeisen ziemlich (etwas mehr als mittel) bebrütet ; hier zeigten nicht alle Exemplare den Überzug. In Rud. Z immermann s Sammlung waren alle Eier eines schlesischen Schwanzmeisen- und einzelne Eier eines Haubenmeisengeleges mit dem Anflug behaftet. Bei Arten anderer Familien, die ich untersuchte, war die Erscheinung in hohem Masse den Eiern des Hühnerhabichts eigen, geringer an Eiern von Acanthis cannabina und der nordamerikanischen Sialia sialis (L.) zu bemerken. Durch die Lupe be- sehen, erscheint der Überzug als feinster, über alle Stellen des Eis gleich- mässig, wie wolkig gelagerter Staub, der augenscheinlich vom brütenden Vogel aufgetragen wird, da anfangs, d. h. bei wenig oder gar nicht bebrüteten Eiern, die Rauchfarbe nur an einer Stelle erscheint, nämlich dort, wo sich Ei und die Unterseite des brütenden Vogels berühren. Mit zunehmender Bebrütung vergrössert sich, da das Ei von den Vögeln gedreht wird, die Ausdehnung des Überzugs. Im Jahrg. XI S. 97 u. f. unserer Zeitschrift berichtet Bernhard Hantzsch umfassend über die Veränderungen der Eischale während der Bebrütung, doch finde ich weder hier noch in der anderen mir zur Verfügung stehenden Literatur eine gleiche Bemerkung, weshalb ich vermute, dass über diese Tatsache bis jetzt nur wenig bekannt 43 — sei. Auch die von H. Hocke S. 10 desselben Jahrganges angezogenen Fälle gehören nicht in diese Kategorie. Mit nächster Saison sehe ich weiterem Material entgegen, und ich hoffe, dass auch andere Oologen, angeregt durch diese Zeilen, der Frage näher treten, damit eine endgültige Lösung erfolgen kann. Mitteilungen. Seltsame Brutgemeinschaft. Am Südufer eines grossen märkischen Sees, der dort allmählich in weite, feuchte Wiesen übergeht, fand ich am 10. Mai im fusshohen jungen Röhricht ein aus Rohr gut gebautes Nest, dessen Mulde mit Dunen und Genist vollkommen zugedeckt war. Beim Wegräumen der Dunendecke bot sich mir ein Anblick, wie er uns manchmal im Traum erscheint: Das Nestinnere hoch angefüllt mit Eiern, darunter grosse und kleine, dunkelolivgrüne, hellere und ein ganz blaues. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass das Nest ein Fasanengelege zu 9 Eiern enthielt, die 2 verschiedene Färbungsnüancen zeigen und unter denen überdies ein ganz blaues Ei war. Ferner befand sich in dem Neste, bunt unter die Fasaneneier gemengt, ein Fünfgelege der Stockente. Die Dunenbedeckung deutet darauf hin, dass die Ente sich als endgültige Eigentümerin des Nestes betrachtet und das Fasanengelege mit in Pflege genommen hat. Gelegenheit zu weiterer Kontrolle des Mischgeleges, das wohl von seiten der Ente noch mehr Zuwachs erfahren sollte, fehlte mir leider. Sämtliche 14 Eier waren frisch, ein Vogel nicht in der Nähe zu erblicken. Dr. v. Boxberger. Nistende Krähen. Da ich in diesem Frühjahr so häufig Gelegenheit hatte, Krähennester zu untersuchen und die Alten beim Brutgeschäft zu beobachten, will ich einiges Auffällige hier kurz berichten. Die Rabenkrähe, die Krähenart, die in der näheren Umgegend von Lingen allein vorkommt, beginnt schon sehr früh mit dem Brutgeschäft. Im März wird das Material zum Nestbau herangeschleppt und Ende März, Anfang April ist der Bau fein mit Moos, Papier, Pflanzenwolle, Bast und sehr häufig mit Schweine- borsten und anderen Gegenständen ausgepolstert. Ende März findet man ab und zu schon Eier, doch beginnt der Vogel gewöhnlich erst um den 6. April mit dem Legen. Die Eierzahl, die ich am häufigsten gefunden habe, ist 5, selten 4 oder 6. Das Nest der Rabenkrähe steht ganz selten mitten in einem grossen Walde, fast immer wird man es am Waldesrand oder noch häufiger in kleinen Beständen, die rings von Feldern umgeben sind, finden. Oft wählt der Vogel sogar einen einzelnen völlig freistehenden Baum. Während das Weibchen brütet, sitzt das Männchen den grössten Teil des Tages in nicht allzu weiter Entfernung vom Neste im Wipfel — 44 — eines hohen Baumes, von wo es Umschau hält. Durch solch ein wacht- habendes Männchen wurden wir auf die meisten Nester aufmerksam. Das Krähenweibchen legt gewöhnlich ohne Unterbrechung täglich ein Ei. ln der ersten Zeit verlassen die Weibchen, sobald sie in weiter Ferne einen Menschen gewahren, das Nest. Später bleiben sie fest sitzen, so dass man sie durch Werfen oder Händeklatschen abjagen muss. Die Brutzeit dauert 20 oder 21 Tage. Am 7. April fand ich ein Nest mit 4 Eiern, am 8. waren es 5 und am 27. lagen 3 nackte Junge drin, eins kroch gerade aus dem Ei und das fünfte sass noch im Ei. Ertvin Detmers. Wie lange brütet das Steinkäuzchen? Es war immer ein Wunsch von mir, einmal das Dunkel aufzuklären, das in Bezug auf die Länge der Brutzeit des Steinkauzes herrscht, denn in den meisten Büchern, die ich zur Hand nahm, war die Brutzeit verschieden angegeben. Hennicke gibt in seinem Werke „Raubvögel Mitteleuropas“ nach Meade-Waldo 28 Tage, Russ in seinen „Einheimischen Stubenvögel“ ebenfalls 28 Tage, Schuster in seinem „Vögelhandbuch“ 21 Tage an, Riesenthal, Brehm und Naumann meinen 14 — 16 Tage. Ein Steinkauznest, das ich am 19. April mit 2 Eiern fand, wurde leider ausgenommen. Ein Bekannter von mir hatte mehr Glück. Er fand ein Nest mit einem Ei, nahm, als das Nest 3 Eier enthielt, die alte Eule mit ihren 3 Eiern aus und brachte sie zuhause in einem Käfig unter, wo das Tierchen ruhig weiter brütete und 16 Tage nach dem Legen des ersten Eis 2 Junge glücklich erbrütete. Der Steinkauz ist beim Brüten so eifrig, dass er sich gar nicht stören lässt und es kommt nur sehr selten vor, dass er, durch das Geräusch beim Erklettern seines Nistbaumes erschreckt, abstreicht. Erwin Detmers. — Am 14. April fand ich in einer hohlen Eiche 3 ungefähr 4 Tage alte, gleichgrosse Junge des Waldkauzes. Das Weibchen muss also schon ungefähr am 9. oder 10. März zu legen begonnen haben. — Am 24. April erstieg ich einen Habichtshorst, der 4 Eier enthielt. Das Gelege musste von mir ganz frisch gefunden worden sein, denn 21 Tage später fand ich gerade aus dem Ei geschlüpfte Junge. — Am 14. Mai wurde hier ein Sperber auf dem Nest erschossen und am 16. Mai nochmals ein Sperber- weibchen. Leider waren jedesmal die Gelege zerstört. Sperber können leicht auf dem Horst erlegt werden, da sie ziemlich fest brüten. Vor 2 Jahren konnte ich einen Horstbaum halb ersteigen, bevor der Vogel abstrich. Erwin Detmers. — Am 1. Mai d. Js. hatte ich das Vergnügen, einen für Madeira neuen Brutvogel feststellen zu können. Charadrius dubius Scop. ist es, dessen Gelege, aus 3 frischen Eiern bestehend, hier gefunden wurde. P. E. Schmitz , Funchal, Madeira. Ankunft der Vögel im hohen Schwarzwald, Frühling 1907. Feld- lerche 20. III., grauweisse Bachstelze 22. III., Hausrotschwanz 24. III., — 45 — Rotkehlchen 27. III., Wiesenpieper, Heidelerche 29. III., Weidenlauhvogel 14. IV., Rauchschwalbe 22. IV., Hausschwalbe 4. V., Spyr 5. V., Braun- kehlchen 6. V., Zaungrasmücke 7. V., Dorngrasmücke 9. V., Kukuk 11. V. — Saftleckende Buntspechte. Im ornithologischen Teil des neuen „Illustr. Jahrbuch für Naturkunde 1907“ wird mitgeteilt, dass Buntspechte die frisch angeschlagenen Stellen am Baumstamm des Saftes wegen beleckten. Ist die Ringelung im Frühjahr aus gleichem Motiv zu erklären? Wilhelm Schuster. — Im Jahre 1862 sagte mir ein Kuhhirte, dass er hier (Grabower Stadt- forst, Revier Tannen,) ein Bussardnest wüsste, zu dem 3 Vögel gehörten. Obgleich ich diese Angabe nicht glaubte, auch das Nest nicht fand, habe ich doch daselbst 3 zusammenfliegende Bussarde bemerkt. Schon zeitig im folgenden Jahre sah ich in derselben Gegend öfters 2 zusammenhaltende Vögel, aber auch zuweilen noch einen einzelnen Bussard, ohne ein Nest zu finden. Anfangs Mai hörte ich wieder die Stimme des Bussards und bemerkte, dass dieses Schreien von einem alten vorjährigen Reiherhorste kam, der sich im Gipfel einer alten Kiefer, 20 m über dem Erdboden befand ; der Bussard flog vom Neste, wie ich unter den Nestbaum trat. Am 4. Mai besuchte ich wieder den Horst; der Bussard strich auf 20 Schritt Annäherung von demselben ab, indem er sofort zum Kreisfiuge übergehend, seine Stimme hören liess. Am 5. Mai, nachdem der Bussard wieder auf 20 Schritt Annäherung abgeflogen war, wurde der Baum bestiegen und nur ein Ei vorgefunden. Der vom Horste abgestrichene Vogel kreiste seitwärts, ungefähr 50 Schritt vom Nestbaum entfernt und in gleicher Höhe mit dem Neststand unter ängstlichem Geschrei, während hoch über dem Neste noch 2 Bussarde ebenfalls schreiend im Kreise herumflogen. Das Ei, das sich noch mit diesen Notizen in meiner Sammlung befindet, ist 57 X46 ^2 mm gross und über die ganze Fläche ziemlich dicht blasslila gefleckt. — In derselben Gegend fand ich im Jahre 1862 einen neugebauten Kolkrabenhorst. Dieser befand sich auf einer starken Kiefer, 25 m über dem Erdboden, fast einen m breit, war gebaut aus trockenen Zweigen, zwischen denen sich ein grosser Holzpantoffel befand; die breite und tiefe Mulde war dick mit Haaren ausgelegt. Der auf dem Neste sitzende Vogel war sehr scheu und flog schon sehr früh ab. Beide Raben umflogen in einiger Entfernung den Horstbaum, wie dieser am 24. März erstiegen wurde, indem sie fortwährend ihr rauhes Grap hören Hessen; als jedoch das Nest erreicht war, schwebten beide Vögel im Kreisfluge in bedeutender Höhe über dem Horste, wobei ein Laut vernehmbar war, welcher wie huttbutt klang. Von den 6 Eiern, die das Nest enthielt, wurden 4 genommen, die sich als bebrütet erwiesen, 2 blieben zurück. Diese wurden ausgebrütet. Ich fand später unter dem Nistbaum die beiden halberwachsenen Jungen tot vor und den Horst liegend — letzterer war heruntergestürzt, weil sich 46 die Äste, auf denen er stand, gebogen hatten. Ein Ei besitze ich noch aus diesem Neste. C. Ost, Brenkenhagen b. Schlamin, Holst. — Aus den Mitteilungen über die Schwarzdrossel im neuen Friderich- Bau ersehe ich, dass ein Riesenei dieses Vogels aus dem Elbtale 33,i X 23,7 mm misst. Da dürfte es nun interessieren, dass ich gelegentlich meiner Exkursionen ein Schwarzdrosselnest mit 5 ausserordentlich grossen Eiern fand. Die 5 Eier massen: I. 31,2X21, II. 32,5 X 21,2, III. 33X21, IV. 33,9X21,5. V. 34,8 X 21,8. No. 4 und No. 5 sind demnach noch grösser als das Riesenei im Friderich-Bau. Ihre Breite ist freilich im Vergleich zur Länge auffallend gering. Die Färbung war ganz die anderer Amseleier. Das Nest stand nur 3/i m hoch in einer Tanne und war leicht sichtbar. Flensburg, den 19. Mai 1907. W. Emers. Literatur. v. Hanstein, Lehrbuch der Tierkunde mit besonderer Berück- sichtigung der Biologie. Verlag von J. F. Schreiber in Esslingen und München. Mit 272 farbigen und 195 schwarzen in den Text eingedruckten Abbildungen, nebst einer Erdkarte. Preis gebunden 5 M. — In der systematischen Anordnung ist dem derzeitigen Standpunkt der Wissen- schaft Rechnung getragen, den einzelnen Klassen und Ordnungen, zum Teil auch den Familien sind Angaben über die ungefähre Zahl der be- kannten Arten beigefügt, aus jeder grösseren Tiergruppe wird wenigstens ein Vertreter auch in seiner Entwicklung vorgeführt. Als Abschluss des ersten Teils ist ein Abschnitt über allgemeine Zoologie gegeben, der wichtigere morphologische und bionomische Fragen im Zusammenhang er- örtert. Diese unter stetem Hinweis auf die Einzelangaben gegebenen Er- örterungen über Arbeitsteilung, Entwicklung, die Formen der Fortpflanzung, die Wechselbeziehungen der Organismen, können zum Teil die Grundlage zu zusammenfassender Wiederholung bilden, in knappster Form etwa das darstellend, was zum zoologischen Unterricht in den oberen Klassen ge- dacht ist. Auch paläontologische und tierographische Verhältnisse sind berücksichtigt worden, was dem Buche einen Vorzug vor anderen gleichen Inhalts und Umfangs verleiht. Die bildliche Darstellung ist eine vor- zügliche, durch Anwendung eines achtfachen Farbendruckes ist das Ziel, Naturtreue zu erreichen, befolgt worden. — Bau und Leben des Menschen und der Wirbeltiere. Mit 62 schwarzen Abbildungen. Ergänzungsband zu desselben Verfassers Lehrbuch der Tierkunde. Verlag von J. F. Schreiber in Esslingen und München. 80 Seiten in Oktavformat. Geb. M. 1, — . Dieser Band bildet den letzten, abschliessenden Teil des 47 — Lehrbuchs der Tierkunde. Die Darstellung ist jedoch so gehalten, dass das Buch auch für sich ein Ganzes selbständig bildet, ohne jenen anderen Teil in Anspruch zu nehmen. Wie im Hauptbuche, so auch im Er- gänzungsband ist auf die bildliche Darstellung besondere Sorgfalt verwendet worden. ff» Hocke. Dr. Th. Zell: Straussenpolitik. Neue Tierfabeln. Stuttgart, Franckh’sche Verlagshandlung. — Es ist für mich immer ein Genuss, ein neues Buch von Zell zu lesen. Der Verfasser, der sich in kurzer Zeit einen Namen auf zoologischem Gebiet schuf, bekämpft in seinen Schriften irrige naturwissenschaftliche Anschauungen, welche allgemein als ausgemachte Wahrheiten angesehen werden, es in der Tat aber nicht sind. Er mag in einzelnen seiner Erklärungen zu weit gehen und in manchen Punkten mag man seine Ansichten nicht teilen. Das vermag aber den allgemeinen Wert seiner Ausführungen nicht zu beeinträchtigen. Vielmehr liegt die hohe Bedeutung der Zell’schen Arbeiten darin, dass der Verfasser uns die Augen öffnet, dass wir die nächstliegenden Er- scheinungen in der Tierwelt sehen und verstehen lernen. Der Leser soll allmählich die seelischen Eigentümlichkeiten, die Psyche, des Tieres be- greifen. Da tut sich ihm eine neue Welt auf, er lernt beobachten und wird Naturforscher. — Kann ich anders, als auch dies neue Bändchen des Verfassers, dass u. a. auch interessante ornithologische Tatsachen bringt, dem eifrigen Studium zu empfehlen? Der billige Preis von 1,00 Mk. er- möglicht auch dem Unbemittelten seine Anschaffung. Hermann Grote. ANZEIGEN IMe l » 95 „ 76 „ Gewicht (43) 1066 cg 1240 cg 880 cg ’) Island. 2) Grönland. 70 Es ist verbunden: Max. Breite 55,5 mm mit 82 mm Länge und 1172 cg Gewicht 3) n Länge 95 „ n 52,5 n Breite n n 4) V Gewicht 1240 cg W 53 7) Y) n 89 mm Länge 5) Min. Breite 47 mm V 84,5 Länge » 918 cg Gewicht 6) n Länge 76 „ 52 n Breite V 880 „ n 7) Gewicht 880 cg 52 n n n 76 mm i Länge 7) C. septentrionalis. Breite (101) 46,4 mm Dsch. 51 mm Max. Länge (101) 73,5 „ „ 86 „ „ Gewicht (88) 648 cg „ 862 cg „ Es ist verbunden: 41 mm Min. 65 n „ 477 cg „ Max. Breite „ Länge „ Gewicht Min. Breite » Länge „ Gewicht n r> 51 mm mit 86 „ 862 cg 41 mm 65 „ 477 cg 76 mm Länge und 725 cg Gewicht 48 „ „ „ 862 „ „ 48 „ Breite „ 86 mm Länge 65 mm Länge „ 477 cg Gewicht 9) 41 „ Breite „ 477 „ „ 9) 41 „ „ „ 65 mm Länge 9) 3) 8) 8 ) ) Berichtigung. In meinem Artikel „Über Glaucidiwn passerinum- eier“ 1905 Heft 4, habe ich zu berichtigen, dass die Überschrift auf der letzten Seite der Tabelle nicht Nyctale tengmalmi sondern Glauciiium passerinam lauten muss. Oologische Tagebuchnotizen aus Madeira. Von P. Ernesto Schmitz. (Schluss.) 12. 6. 06. Erstes frisches tadelloses Oestrelata feaee\, vielleicht die schönste Perle unserer Seminareiersammlung, von einem Felsvorsprung im Hochgebirge Madeiras. Farbe mattweiss, die Luftkammer durchscheinend; feine Kalkkörperchen hier und da auf der Schale wie Sandkörner; Form regelmässig oval, 55, 5 X 41,2, dp. 25,5 mm; Gew. 2,45 g. Für alles Übrige siehe Ornith. Jahrbuch 1906 S. 199. 22. 6. 06. In einem Erithacus rubeculusnest aus S. Antonio mit 5 Eiern, finde 3 mit mehr als Maximalgrösse, nämlich 2 mit 21,8 und 1 mit 22,5 mm. Bei einem Fringilla mcideirensisge\ege (3) kann ich von Neuem feststellen, dass die Eier sowohl in Länge wie Breite und Gewicht die Masse der Fr. coelebse ier überschreiten. Das grösste misst 22,8 X 16,6 mm mit 0,i67 g Gewicht. 3) Jekatarinenburg, 4) Enaresee. h) Tscholmesee (Pasfluss), 6 7) Neusibirische Inseln, 7) Taimyr, 8) Tunguska, 9) Taimyrsund. 71 23. 6. 06. Aus Curral im Inneren Madeiras erhalte 3 pullus von Paffmus anglorum, die aus etwa 3 Fuss tiefen Löchern an einem Fels- vorsprung herausgeholt wurden. Ein Loch hatte einen grösseren Eingang und Ellbogenform. 28. 6. 06. An einem Fringilla madeirensis^elege (3) aus Caniyo zeigt sich wiederum das vorhin Gesagte. Ein Ei misst 22,8 X 15,5, das andere 22,7 X 15,7 mm. 2. 7. 06. An einigen teilweise stark bebrüteten Oceanodroma castro- eiern aus Porto Santo, von denen keins ganz ohne Zeichnung ist, sind die Masse: Länge 34,4 — 32, Breite 25 — 24, dp. 15 — 14,5 mm. Mittleres Gewicht 0,662 g, wie auch bei älteren Eiern. Bei Bulweria anjinhoe iern, ebendaher, ebenfalls zum Teil stark bebrütet, schwankt die Länge zwischen 45,2—41, die Breite zw. 32,2 — 29,8, die Dopphöhe zw. 18,5—17, Gewicht zw. 1,5 und 1,63 g. — Am auffallendsten ist das Erscheinen eines Puffinus obscurus baillonie is um diese Zeit mit etwas eingetrocknetem frischen Dotter; es war fast ganz mit Erde bedeckt, also wohl sehr spät gelegt, dann ver- lassen und von Anjinhos halb verscharrt worden. Es mass 52,5 X 34,6, dp. 21,5 mm; Gewicht 2,2 g. 19. 7. 06. Ein Erithacus rubeculusnest mit 4 Eiern aus Monte fiel mir auf, weil so besonders reich mit Federn in der Mulde gepolstert. 22. 7. 06. 4 (rische Coturnix coturnixe ier aus Canigo beweisen zunächst eine zweite Brut. Die zwischen 30—29 schwankende Länge und 24,5 — 23,5 schwankende Breite war weniger auffallend als das geringe Gewicht 0,64 g. Bei 3 anderen älteren Gelegen fand ich nur ein einziges gleich leichtes Ei. 22. 7. 06. Ein Fringilla madeirensis%e\ege (4) aus Arrebentao zeigt sehr bauchige Eier; mittleres Gewicht 0,i5 g. 21,8X16,2 21,4X 16,5 21,3 X 16,5 21,4 X 16,5. 1. 8. 06. Ein frisches und ein bebrütetes Ei von Oceanodroma Castro bestätigen die Ansicht, dass die Madeirasturmschwalbe zu jeder Jahres- zeit brütet, 2 frische Sylvia atricapilla obscurae ier das wiederholte Brüten in demselben Sommer. 12. 9. 06. Ein prachtvolles Columba trocaze i wird in Ribeira da Janella auf einer Myrica faia in 4 m Höhe gefunden. Die Längsachse ist nicht weniger denn 50,3 mm, Querachse 31,7, dp. 24,5 mm und Gewicht 1,4 g. — Seit diesem Datum ist trotz Bemühens kein weiteres entdeckt worden. 4. 1. 07. Ich erhalte 2 abnorme Hühnereier. Ein mittelgrosses, genau zylinderförmiges, ohne Dotter, aus Funchal; aus Porto Santo ein Doppelei, bis heute das dickste von mir gesammelte; es misst 53,6 in der Breite und hat dp. 27 mm. 25. 3. 07. Heute schon wurde in Porto Santo ein frisches Cha- radrius alexandrinusei gesammelt. 72 30. 4. 07. War das eine Überraschung! In einer kleinen Sendung Vogeleier aus Porto Santo sehe ich 3 mir unbekannte, eins davon leider zerbrochen, ln Form, Farbe und Zeichnung an Cliar. alexandrinus er- innernd, sind sie viel kleiner. 1° 27,5 X 20,3, dp. 12 mm; Gew. 0,4 g. 2° 27,iX20,i „11 „ 3° 26,8 X 19,3 „ 11,5 „ „ 0,35 „ Daraufhin schien es mir, dass es Eier von Char. dubius sein müssten, was mir gütigst von H. Hocke bestätigt wurde, an den ich das zerbrochene Ei zur Begutachtung sandte. Da Char. dubius auch schon hier in Madeira am 20. 4. 97 in der Nähe eines sandigen Ufers gesammelt wurde, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass er auch hier brütet. — Auch kam von Porto Santo ein schönes Falco tinnunculus ca7iariensisge\ege (5), dessen Eier ausnahmsweise wenig variierten. 21. 5. 07. In Curral wurde in einem Felsloch ein anderes Gelege (5) dieses Vogels ohne jegliches Nestmaterial gefunden. Eier stark bebrütet. Mehr oder weniger weissgrauer Grund ist mit helleren und dunkleren Flecken bedeckt, die je bei zweien einen Ring am spitzen resp. am stumpfen Pole und beim fünften ebenda eine Kalotte bilden. Zum Schluss möchte ich noch ausser dem abnormen Ei im Ei (siehe Z. f. Oologie 1907 S. 3) ein sehr merkwürdiges Windei erwähnen, das in Funchal im März gelegt wurde. Erstens ist die das Eiweiss umschliessende Haut wie mit Kalk getüncht. Dann hat das verhältnismässig grosse Ei am spitzen Pole eine ganz schroff hervorbrechende Röhre, 40 mm lang, 7 mm Durchmesser, die wieder in einem kleinen 20 mm langen und 12 mm breiten Windeichen endigt. Funchal, 1. 6. 07. Über Steppenhuhneier. Von H. Hocke. Seit kurzer Zeit gelangen die Eier des Steppenhuhnes, Syrrhaptes paradoxus Pall., mehrfach in den Handel, sie können deshalb auch zu verhältnismässig kleinen Preisen von den Sammlern erworben werden. Wieviel Eier dieser Art im Laufe des letztvergangenen Jahres allein nach Deutschland verschickt wurden, entzieht sich der Feststellung, doch anzunehmen ist, dass deren Zahl auf einige Hundert geschätzt werden kann. Das Land, welches uns zur Zeit die Steppenhuhneier übermittelt, ist Turkestan resp. dessen Nachbargebiet. Doch weit mehr könnten die Steppen geben, die in der mesopotamischen Tiefebene sowie in den ein- zelnen flachen Landstrichen Syriens liegen, wo das Steppenhuhn allent- 73 halben heimisch ist, würden diese Gebiete durchforscht werden. Auf dem Wege von Khargut gegen Südosten nach Diabekir durch das Bergland finden sich zur Sommerzeit überall Schwärme von vielen Tausenden, die im pfeilschnellen Fluge geräuschvoll vorüber schwirren. Das Sturmes- brausen dieser Schwärme ist schon in der Ferne vernehmbar; wenn sie kommen, verfinstert sich tatsächlich die Sonne und wie der tiefe Schatten von Gewitterwolken schweift derjenige der Vogelschwärme weithin über die Steppe. Die Nester befinden sich im Sande, am häufigsten unter einer Distel und enthalten nur 2 oder 3 Eier. Sie stehen so dicht an- einander, dass unzählige von den Karawanen zertreten werden. Die Nomaden sammeln Tausende von Eiern zu Küchenzwecken. (Bericht Dr. E. L. Browski im Berliner Tageblatt, 1889.) Mit dem vermehrten Erscheinen der Steppenhuhneier ist auch unser Wissen über sie verbessert worden. Fundzeit und -ort dieser Eier und alles Weiteres, das sich dem anschliesst, wissen wir nunmehr genau. Sie kamen dereinst zumeist in Gelegen zu uns, die aus 2 oder 3 Eiern be- stehen, die für normale Sätze gelten, während ein Viergelege als wirkliche Seltenheit angesehen wurde; heute werden Viergelege wiederholt abgegeben. Dass ausnahmsweise Gelege mit 4 Eiern gefunden werden, bestätigten schon vor 20 Jahren Al tum, Blasius, Rad de, Reichenow. Täuschungen solcher Art dürften jedoch schwer fallen, sind doch grade diese Eier innerhalb des Geleges äusserst gleichmässig geformt, gefärbt und gefleckt, mithin keinen oder nur geringen Abweichungen unterworfen. Das ist umsomehr zu verwundern, ist doch allein deren helle oder dunkle Grundfärbung, die sämtliche Schattierungen von grau an bis gelb, gelb- und dunkelbraun und dann selbst grün einschliesst, eine auffallend verschiedene. Die Fleckung der Eier ist ebenso recht verschieden, im allgemeinen intensiv, scharf abgegrenzt und zumeist gleichmässig verteilt; neulederbraun macht sich bemerkbar, auch dunkelviolett und -braun drängt sich scharf hervor ; Kranzbildung ist Ausnahme, ebenso der flecken- lose grünliche Schleier. Diese überreiche Farbentafel, deren Haltbarkeit keine Veränderung im Laufe mehrerer Jahrzehnte erleidet, ebenso die Schönheit dieser Eier ist Veranlassung genug, um sie in Suiten zu sammeln. Die Eier zeigen mehr oder weniger Glanz, kein oder hoher Glanz ist Ausnahme. Ihre Form ist fast gleichhälftig elliptisch, doch machen sich hierin Abweichungen bemerkbar, die von schlanker und gestreckter bis zur gedrungenen oder gewölbten übergehen. Wie weit Grösse und Gewicht der Eier veränderlich sind, wird die kleine Tabelle vermitteln. Zu verwechseln sind sie mit keinen anderen, eine Ähnlichkeit finden sie zuweilen in denen von Pterodes arenarius einerseits, wenn sie so hell wie diese erscheinen; mit denen vom grünfüssigen und gesprenkelten 74 Rohrhuhn, je nachdem sie sich deren Form und Färbung nähern oder mit Wachtelkönigeiern, die ähnliche Fleckung aufweisen. I. Gelege 4, Kutemaltji (Grenze des östlichen Westturkestans), 20. 111.06. 41.5 X 30,2 41,5 X 30,5 40,2X 29.6 40,5 X 29,5 1,375 1,325 1,270 1,363 II. Gelege 4, Kutemaltji, 24. III. und 6. IV. 06. 43,8X 30,8 44,oX 30,4 42,9 X 30, s 43,8 X 30,2 1,427 1,408 1,338 1,402 Uber Eier aus verschiedenen Gelegen, 1906 gefunden, lasse ich weitere Angaben folgen, so wie mir dieselben übermittelt worden sind: 41.0 X 29,o : 1,325 Karabulun 20/23 IV 40,oX30,5:l,388 „ 15/28 IV 40,9X 29,°: l,i82 Tura Apitschjo 26/IV 9/V 42.0 X 27,8: l,35o Kutemaltji 28/1 V 1 1 / V 40.1 X 29,5: 1,308 Kojisara 17/30 III 40,3X29,o:l,266 Kutemaltji 9/22 IV 42.2 X 30,o:l,4oo Kojisara 16/29 III 43.0 X 28,8 : 1,195 Kutemaltji 27/IV 10/ V 42.5 X 32,4:1,558 Kojisara 18/IV 1/V 40,8 X 31,4:1,403 „ „ 43.1 X 28,o : 1,255 Kutemaltji 28/IV 1 1/ V 46.5 X 29,9 : 1,498 Tura 26/III 8/1 V 40.3 X 27,o:l,259 Kojisara 18/IV 1/V 44,o X 30,o : 1,357 Tura 18/31 III 41,3X30,3: 1,312 Ajitschjir 20/1 V 3/V Aus der umfangreichen Literatur über das Einwandern der Steppen- hühner in Europa 1863 und 1880 sei in Erinnerung gebracht, dass das einzige deutsche Steppenhuhnei von 1888 sich im Besitze von Paul Leverkühn befand. Er erhielt es von seinem Verwandten, dem Landrat von Emden, dem es von einem unbekannt gebliebenen Manne übergeben war. Es stammt nach Leverkühn s Angabe aus der Nähe der Burg Hinta bei Emden und war faul, ist also ohne Zweifel nur als ein vereinzeltes und unbefruchtetes sogenanntes „verlegtes“ Ei anzusehen. Die Steppenhühner haben im Sommer 1888 im Regierungsbezirk Schles- wig, sie haben in Deutschland nicht gebrütet. Sehr ähnlich, wie 1863, fanden sich vereinzelte Brutstellen in Holland und besonders in Dänemark (Jütland). In der Umgebung von Viborg sind 5 Gelege mit je 3 Eiern aufgefunden, auch sollen daselbst Küchlein angetroffen sein. In Holland konnte ebenfalls ein oder anderer Fall von wirklicher Ausführung des Brutgeschäfts festgestellt werden. Nordholland, Shrool und die Insel Terschelling werden dafür namhaft gemacht. Ausserdem wird auch die Grafschaft Kent (England) aufgeführt, von woher ein Gelege (3 Stück) 75 stammen soll, welches von der Naturalienhandlung F. u. W. Davis in Dortford für ungefähr 80 Mk. zum Verkaufe angeboten ist. Die rätselhaften Schilderungen s. Z. über die zusammenstehenden Nester, die nach „Millionen“ zählen, in den endlosen Steppen Mesopotamiens, hat auch Rad de bestätigt. (B. Alt um: „Zur Verabschiedung des Steppen- huhnes“, Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen, auch Neue Deutsche Jagdzeitung, Berlin 1890 S. 155.) I. Eingemauerte Eier. Beim Abbruch alter Bauwerke stösst man nicht selten auf allerlei Gegenstände, nicht nur auf Schmuckstücke, Münzen, Abzeichnungen, sondern auch auf die Skelette von Tieren, auf Hahn, Henne und Ei, welche die früheren Baumeister absichtlich eingemauert haben müssen. So sehr nun auch das Huhn bei der Einmauerung aus religiös -aber- gläubischen Beweggründen die Hauptrolle spielt, so findet sich doch auch nicht selten sein erstes Fortpflanzungsprodukt, das Ei, als Denkmal menschlichen Wahns. Sartori führt im Jahrgang 1898 der „Zeitschrift für Ethnographie“ eine Anzahl bezüglicher Belege an, von denen einige hier angeführt seien. Die Sitte bestand einstens bei allen Kulturvölkern des Abendlandes. An vielen Orten Deutschlands fand man Hühnereier in alten Gebäuden, so z. B. öfter in der Grafschaft Ruppen in Funda- menten, besonders unter Türschwellen, ein Ei im Gemäuer der Kirch- spielskirche zu Iserlohn, Eierschalen im Fundamente eines Schornsteins in einem adeligen Hause zu Altenhagen, ein Ei in einem Holzkästchen, das unter dem Altar der Kirche zu Trempen bei Insterburg lag. Auch Österreich birgt solche Altertümer. In Waidhofen an der Thaya (Nieder- österreich) fand man beim Abbruch eines alten Hauses im oberen Stocke in einer Mauernische einen Hahn, eine Henne und ein Ei eingemauert. Ähnliche Funde macht man auch in Ungarn, und dass man in Slavonien bei den angesiedelten Deutschen und bei den eingeborenen Serben der gezeichneten Sitte heute noch vielfach huldigt, konnte ich selbst an Ort und Stelle vernehmen. In deutschen Landen aber wird wohl kein Mensch mehr Eier in sein neues Haus einmauern lassen. Dagegen kam es noch bei Lebzeiten des schweizerischen Sagenforschers Rochholz vor, dass man in einem vom Strome bedrohten Ufer Eier vergrub. — Auch bei den Romanen hatte diese Sitte Boden, soll doch nach der Sage Neapel auf einem Ei gegründet sein. In der Hochbretagne kamen die Eier bei Wegebau zur Verwendung. Man grub vor Beginn der Arbeit ein Loch in den Boden und legte Öl und Eier hinein. Doch warum übte man diesen sonderbaren Brauch viele Jahrhunderte hindurch bis in die neueste Zeit hinein. Seine Grundlage wird unzweifelhaft 76 in dem weitverbreiteten Gedanken liegen, dass die Erde nicht dem Menschen gehöre, sondern der Gottheit und zwar nach den Anschauungen der Polytheisten, als welche wir ja auch unsere Alt vorderen kennen, einer besonderen Erdgottheit, in deren Rechte man durch die Aufführung eines Baues eingreife. Auf ihrem Grunde wird gebaut, ihr gehöre deswegen das neue Besitztum, alles, Kind und Kegel in demselben. Dies möchte die ursprüngliche Auffassung primitiver Menschengeister sein und um den Erdgeist zu entschädigen, gab man ihm, da man ihm nicht alles geben konnte oder wollte, gewissermassen einen Zins, der in der Regel die Form einer Opfergabe hatte, die ja auch die Entäusserung eines Besitz- artikels ist. Dieses Tributverhältnis und aber auch die Eigenmächtigkeit des Menschen in Bestimmung der Abgabe kennzeichnet am treffendsten eine serbische Sage bei Krauss, wo der Erdenherr vor der Erbauung des Hauses gefragt wird: „Grundherr, wieviel Zins forderst du aufs Jahr, wenn ich hier ein Haus baue?“ Die Erdenherren verlangen nun erst alles, was im Hause lebt; dann begnügen sie sich mit der Darbringung eines Menschen, dann mit der eines Stückes Vieh, erhalten in der Folge immer kleinere Artikel, endlich noch eine Henne mit Küchlein, zuletzt nur ein Häuptchen Knoblauch. Aber der letzte der Erdherren empfängt nicht einmal dieses, ja, die Phantasie des Naturmenschen schreitet noch weiter in der Beschränkung der früheren Verpflichtungen. Nicht nur, dass der Erdgeist den Hausbesitzer, der ihm keinen Tribut mehr entrichtet, in Ruhe lässt, dessen Besitzstand wächst sogar mit Hilfe des Grundherrn, indem dieser von sich aus die alljährliche Abgabe eines Flaustieres verspricht. In dieser Sage verkörpert sich ein frappantes Beispiel von der Schlauheit des Menschen auch den Überirdischen gegenüber. Von hohen Leistungen stieg man zu immer kleineren Tributen für die göttlichen Beherrscher der Erde herab. Vom hingeopferten Menschen und vom starken Opferstier kam man zum Opferhuhn und zum Opferei. Ein solches ist auch das in Bauwerken verschlossene Hühnerei. Man bestach damit in Zeiten, da der Glaube an Erdgötter schon im Aussterben be- griffen war, was sich durch die Kleinheit der Opfergaben kennzeichnet, die den Baugrund besitzende oder beschützende Gottheit. Und als der Glaube an diese geschwunden war, behielt man den alten Brauch bei, trotzdem man sogar die Erklärung dafür vergass, endlich höchstens nur mehr sagen konnte, es sei gut, dieser Sitte der Altvorderen zu huldigen. So „festigt“ man nach Rochholz (Deutscher Glaube und Brauch usw.) ein Bauernhaus, das am Bache steht, dadurch, dass man Hühnereier hinter der Arche des Ufers vergräbt oder in die leeren Zwischenräume der Balkenwand legt, bevor man sie von innen und aussen verschalt. 77 Da aber auch der primitive Mensch, das Kind und jeder Natursohn, bei jeder Gelegenheit ein „Warum?“ auf den Lippen hat, so wurde immer und immer wieder Erklärung auch für den Brauch des Eier- einmauerns verlangt. Da man den Entstehungsgrund der Sitte jedoch nicht mehr kannte oder ihn nicht mehr nennen wollte oder durfte, so musste die neue Religion und der neben derselben üppig wuchernde Aberglaube Erklärungen schaffen. Das eingemauerte Ei sollte für alles mögliche „gut sein“, Haus und Vieh und Mensch vor allen feindlichen Gewalten schützen. In den stormarnschen Dörfern hält man dafür, dass das Ei, welches in einer besonderen Höhlung in einem Ständer des Hauses liegt, letzteres vor Blitzschlag schütze. Und endlich hat man auch die Symbolik herbeigezogen. Wie nämlich Öl und Eier sanfte Gegenstände seien, so werden auch die dem Hause feindlichen Geister durch die Opferung derselben sanft gemacht, ist der sonderbare Glaube in der Hochbretagne. So trachtet der Erdensohn mit allen möglichen Mitteln auf die Be- seitigung wirklicher oder eingebildeter Hindernisse, die ihm das Leben in den Weg stellt. Und wo seine eigene Kraft nicht mehr ausreicht, oder wenn seine Trägheit zu gross ist, da schreitet er zur Erfindung von überirdischen Gewalten, denen er Gebete und Opfer widmet, Stiere und Schafböcke darbringt und für die er — Hühner und Eier einmauert. Karl Berger. Mitteilungen. Strepsilas interpres, Fulica atra, Gallinula chloroqus. Dr. Elöricke führt S. interpres als „häufiger“ Brutvogel für Friesland auf; Herrn Baron Dr. Snouckaert van Schauburg und mir ist aber kein einziges Ei als Beleg für das Brüten dieser Art in Holland bekannt geworden. Die Nachricht H. in Groningen im 6. Jahrgang Heft 5 der „Ool.“, dass S. interpres seine Eier aus Fürsorge mit Gräsern bedeckt, ist ebenfalls als ein Irrtum zu bezeichnen. — Betreffs meiner Notiz in voriger Nummer über F. aira und O. chloropus wollte daran erinnern, dass hier beide Arten nicht selten ihre Eier in ein Nest Zusammenlegen, ferner, meine Notiz dahin berichtigen, dass das Korn der variierenden 4 Eier des Wasserhuhns das rein typische ist. Wageningen (Holland), A. A. van PeU Lechner. Accinthis cannabina (L). Von meinem Freunde Büchner erhielt ich am 30. Mai d. Js. ein Gelege des Bluthänflings, das ich mit ganz besonderer Freude meiner Sammlung einverleibte. Die 5 leicht bebrüteten Eier sind rein weiss, ohne jede Zeichnung und völlig glanzlos. Im durchfallenden Lichte lassen sie eine gelbweisse Farbe erkennen. Im 78 Korn gleichen sie den Eiern der Segler. Die Form der Eier ist die übliche, wenn bei der Variabilität der Hänflingseier von einer solchen überhaupt die Rede sein kann. Das Nest stand in einer Hecke bei Causigk, die ich später vergeblich nach einem Nachgelege absuchen liess. Otto Boerner. Beiträge zu „Fremde Eier im Nest“. I. Mitte Juni d. Js. fand ich auf einem grösseren mecklenburgischen See in einem Neste, von welchem eine Ente abstrich, 4 Eier der Reiher- und 2 der Pfeifente. F. Reuter. — II. Am 8. April entnahm ich einem Horst auf hoher Eiche 1 Bussard- und 2 Waldohreuleneier. Aug. Lillig, Braunschweig. — III. Ein Mitte Juni verlassen aufgefundenes Gartengrasmückennest enthielt neben den beiden Eiern des Nestvogels je 1 Ei von der Dorngrasmücke und vom Kukuk. Ernst Hoff mann, Berlin. Notizen aus Flensburg (Schleswig). Am 28. April fand ich einmal 8 m hoch in einer Pappel an der Chaussee, dann 8 m hoch in einer Kiefer in der Marienhölzung ein Nest der Rabenkrähe mit I 5, II 6 Eiern. Beide Gelege enthielten je ein fast ungeflecktes Ei, das sich beim Hereinblicken in das Nest sofort von den anderen merklich abhob. — In unserer Scheune nistete in diesem Jahre ein Gartenrotschwänzchen. Es hatte sein Nest in eine hölzerne Rolle gebaut, auf die Draht gewickelt war. Die Vögel flogen durch ein offenes Fenster ein. Am 21. Juni fand ich ein zweites Nest dieses Pärchens mit 5 Eiern. Dieses Nest war in derselben Scheune direkt unter dem Dache auf einem vorspringenden Balken angebracht. — Ausserordentlich häufig sind hier die Mönchs- grasmücken. In unserem Garten und seiner nächsten Umgebung fand ich allein 11 Nester dieses Vogels, die durchschnittlich 4 Eier enthielten. Das höchste dieser Nester stand 7 m hoch in einer Eberesche. — Vor 2 Jahren wurde beim Mähen ein Gartengrasmückennest mit ab- gemäht, das V2 m hoch in Brennesseln neben einem Zaunpfahl stand. 1906 fand ich an derselben Stelle ein Gartengrasmückennest mit 5 ziemlich grossen Eiern; auch diesmal wurde es umgemäht. Als ich am 4. Juni d. Js. an derselben Stelle vorbeiging, fand ich wiederum an genau der- selben Stelle ein Gartengrasmückennest mit 5 Eiern. Der Vogel hat also 3 Jahre hintereinander, trotzdem die Brut zerstört wurde, sein Nest an dieselbe Stelle gebaut. — Am 22. Mai fand ich ein Goldammernest mit 4 Eiern l1/* m hoch in einer Tanne, ein Grünlingsnest mit 5 Eiern 4 m hoch in einem dichten Pfeifenstrauch im Garten. — Am 19. Mai fand ich in unserem Moor ein Kiebitznest mit 2 frischen Eiern. Im vorher- gehenden Jahre fand ich an derselben Stelle ein volles Gelege am 1. Juni. Die Kiebitze scheinen hier also sehr spät zu brüten, denn eine Brut vor der gefundenen fand nicht statt. — Am 28. Juni war auf unserem Teiche 79 im Garten (las Gelege eines Teichhuhnes mit 7 Eiern voll. Das Nest schwamm auf dem Wasser und war aus vorjährigem Schilfe gebaut und an grünen Schilfstengeln verankert, deren grüne Halme laubenartig über das Nest geknickt waren. Nest und Eier nahm ich mit. Am 23. Juni fand ich in der Nähe ein gleichgebautes Nest mit 7 Eiern, deren Junge glücklich ausschlüpften. Am 7. Juli endlich fand ich noch ein drittes Nest desselben Vogels, welches noch nicht ganz fertig war. Es stand an der- selben Stelle wie das erste. Also war es schon die dritte Brut in diesem Jahre. — Am 13. und 16. Juni fand ich Nester des grauen Fliegen- schnäppers. Eins stand unter der Decke unserer Veranda, das zweite unter dem Dache eines Holzschuppens, das dritte auf dem ungerechten Aste eines Apfelbaumes. Schon im vorigen Jahre standen die Nester an derselben Stelle. — An einem Walle hatte am 24. Juni ein Zaunkönig sein Nest in die lockere Erde gebaut. — In einem alten Schiffswrack vor Glücksburg brüteten am 28. Juni Rauchschwalben. — In den Monaten Juli und August besuchen unseren Garten grössere Scharen von Kirsch- kern!) ei ssern und richten in den Kirchbäumen erheblichen Schaden an. Selbst durch starkes Abschiessen lassen sie sich nicht vertreiben und kehren jedes Jahr mit grösster Pünktlichkeit wieder. Seltsamerweise habe ich sie aber vor Anfang Juli in der Umgebung nie gesehen. Einen dieser amüsanten Vögel habe ich nun reichlich 6 Jahre im Bauer. Er lebt friedlich mit Stieglitzen, Hänflingen, Grün-, Buch- und Bergfinken zu- sammen und ist sehr zahm. Mit Vorliebe füttert er die Mitbewohner des Bauers. W. Emeis. Flensburg. — Aus dem Abonnentenkreise der Krause’schen Oologia universalis palaearctica werden Klagen über das unregelmässige und verzögerte Er- scheinen der Lieferungen laut. Wir können diesen Klagen, ohne unsere Rezensenten pflicht zu verletzen, eine gewisse Berechtigung nicht absprechen im Hinblick darauf, dass in dem Prospekt in Aussicht gestellt wurde, das Werk werde möglicherweise schon in 2 Jahren vollständig sein. 2 Jahre sind nunmehr verstrichen und doch liegen erst 21 Lieferungen von den angekündigten 150 vor. Wenn das Werk in diesem Tempo fortschreitet, so muss man der Befürchtung Raum geben, dass es in etwa 15 Jahren seiner Vollendung entgegengehen wird, eine Aussicht, die vielleicht manchen Abonnenten zum Abfall bewegen wird. So sehr wir die Schwierigkeiten anerkennen, mit denen der Herr Verleger bei einem so grossartig ange- legten Werke zu kämpfen haben wird, so müssen wir doch den gerügten Übelstand auf das lebhafteste bedauern und namens der zahlreichen Abonnenten seine baldige Beseitigung wünschen. W. D. 80 Expedition nach dem Uralgebiet, Ostrussland. Anlässlich auf Aufforderung von Fachgelehrten trete ich im September d. J. und in Begleitung fachkundiger Herren eine Reise nach dem Uralgebiet an. Diese Reise dient ornithologischen und oologischen Zwecken und es sollen dort hauptsächlich Arten der Pariden, Laniiden, Pyrrhuliden, Corviden, Piciden, Strigiden, Falconiden, Totaniden, Otididen, doch vor allen Tetra- oniden nebst Formen gesammelt werden. Wer Wünsche hat, melde diese. Otto Bamberg-, Weimar, Harthstr. Q7i. W Zu kaufen gesucht Pulieiden (Flöhe) von Säugetieren und Vögeln. Wegen Instruktionen und Kauf- bedingungen sich zu wenden an The Hon. N. Charles Rothschild 6, Chelsea Court, Chelsea Embankment, London SW. Habe einige schöne Eiersammlangen in 80-90 Arten ä 12 Mark mit Verpackung abzugeben. h. Hintze, Neuwarp i. P. I faiib v ög-eleier. Gebe ab in schönen vollen Gelegen 100 F. tinnunculus, 5 A. nisus, 3 M. milvus, 3 B. buteo, 1 P. apivo- rus, 5 S. flammea, 12 S. otus, zu- sammen für IVTar'k: 30, auch im Tausch gegen mir fehlende Arten. Näheres vermittelt der Herausgeber der Oologie. Mehrere tadellose Gelege von Porzana maruetta, parva, hailloni und Ardea minutu gibt ab F. A. Cerva Szigetcsep, Ungarn. Ein sehr beachtenswertes neues zoologisches Prachtwerk mit naturgetreuen farbigen, in den Text selbst eingedruckten Abbildungen. Soeben ist erschienen: LEHRBUCH DER TIERKUNDE mit besonderer Berücksichtigung der Biologie. Für höhere Lehranstalten und zum Selbstunterricht Von Prof. Dr. I £. von Haustein, Berlin. Mit 272 farbigen und 195 schwarzen in den Text eingedruckten Abbildungen, nebst einer Erdkarte. 420 Seiten. 8°. In Halbleinwand gebunden Mk. 5,00. Ergänzungsband vom gleichen Verfasser für sich abgeschlossen und einzeln käuflich: Bau und Leben des Menschen und der Wirbeltiere 80 Seiten Text mit 62 schwarzen Abbildungen. 8°. Solid gebunden Mk. 1,00. Das Werk ist durch jede Buchhandlung auch zur Ansicht erhältlich. Verlag von J. F. Schreiber in Esslingen und München. Verlag und Herausgeber : H. Hocke, Berlin. Druck : Carl Ockler, Berlin C., Prenzlauer Str. 13. ZEITSCHRIFT für OOLOGIE UND ORNITHOLOGIE Herausgegeben von H. Hocke, Berlin C. 25. Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis betragt für das Jahr bei direkter Zusendung durch die Post innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Slk. 3,50, nach den andern Ländern des Weltpostvereins Frcs. 5 pränumerando portofrei. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 31. März. Bestellungen und Zahlungen sind an H. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36, zu richten. Preis der zweigespaltenen Zeile oder deren Kaum 20 Pf. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlen. Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht Obersehri ten wird, betragen 8 Mk. No. 6. BERLIN, den 15. September 1907. XVII. lahrg. Inhalt: Über einen Horstplatz von Bubo bubo L. im Harz. Hermann Grote. — Die Insel der Albatrosse. Charles Engels. — Asiatische Kukukseier. H. Hocke. — Reiher zur Paarungszeit. Erwin Detmers. — II. Die Anfänge der technischen Verwertung des Vogeleis. Karl Berger. — Mitteilungen. — Literatur. — Inserate. Über einen Horstplatz von Bubo bubo L. im Harz. Von Hermann Grote. Wenngleich man von einer Zunahme des Uhus (Bubo bubo L.) in Deutschland nicht reden kann, muss man doch zugeben, dass er noch immer in genügender Anzahl hei uns auftritt. Für Ostpreussen ist er z. B. neuerdings in etwa 20 Brutpaaren festgestellt. In Thüringen an der Heils- berger Felswand bei Stadt Remda soll er im vorigen Jahre (1906) seit elf Jahren zum ersten Male wieder gehorstet haben. Auch im Harz ist der Uhu noch anzutreffen. Dank brieflicher Mitteilungen, die mir neulich Herr Oberförster H intz-Meisdorf (Harz) machte, sowie mündlicher An- gaben seines Sohnes, Herrn cand. for. Hintz, — wodurch ich beiden Herren zu Dank verpflichtet bin — bin ich heute in der Lage, einige Aufschlüsse über das Horsten dieser grossen Eule im Harz zu geben. So viel mir bekannt ist, handelt es sich um das einzige Brutpaar, das heute noch den Harz bewohnt. Das Brutrevier liegt etwa 7 km östlich von Ballenstedt, bei Meisdorf, im unteren Selketal (Ostharz). Es ist bestanden zum grössten Teil mit durchschnittlich 40jährigen Fichten; der Boden wird durch Felsgeröll und hohe und zahlreiche Klippenpartien gebildet. Der Horst stand im Laufe der Jahre nicht immer an derselben Stelle, wenngleich stets in dem oben erwähnten Bezirk. „ Die hiesigen Forst- und Jagd Verhältnisse sind mir seit 1869, also seit last 40 Jahren, bekannt. In diesem langen Zeitraum kenne ich den Uhu hier als ständigen Waldbewohner und es ist wohl nicht zu hoch gegriffen, wenn ich die Zahl der dem jeweiligen Horst 82 entnommenen jungen Uhus auf 50 Stück schätze. In den 1870er Jahren habe ich — wie ich glaube — alljährlich die Jungen gefunden und aus- genommen, ebenso in den letzten 5 Jahren 1903 bis incl. 1907. In den Jahren 1884 bis etwa 1890 oder wohl auch etwas später wurden keine Jungen gefunden, wennschon stets einer der alten Vögel gehört und ge- sehen wurde. Es war klar, das Elternpaar hatte an einem Teile den Tod gefunden, und ich erinnere mich, auch gehört zu haben, dass in einer benachbarten Jagd ein Uhu in einem Pfahleisen unbeabsichtigt gefangen worden sei. Die Aufmerksamkeit, welche seither dem Uhunachwuchs geschenkt worden war, hatte hierdurch naturgemäss etwas nachgelassen. Es wurden zwar alljährlich im Monat Mai die bekannten Horstplätze revidiert, aber doch nicht mit der früheren Ausdauer und Gründlichkeit. Da erlebte ich etwa im Jahre 1896 die Überraschung, unweit der Horst- gegend 3 junge Uhus im Monat August völlig ausgewachsen und flügge auf einem Birschgange anzutreffen. Alle drei blockten dicht nebeneinander sitzend auf einem niedrigen Eichenast, strichen aber ab, nachdem ich mich bis auf wenige Meter herangeschlichen hatte. Später im Herbst und Winter desselben Jahres sah und hörte man häufig diese jungen Vögel, allein zur Ansiedlung eines zweiten Pärchens ist es hier nicht gekommen, und ich bin geneigt anzunehmen, dass die Alten die eigenen Jungen ver- trieben haben, um hier die Alleinherrschaft zu behalten.“ — (H. sen. in litt.) Der Uhu nistet im Harz stets zu ebener Erde, unter überhängendem Gestein. Ein Nest baut er nicht, sondern legt seine Eier ohne irgend welche Unterlage auf den Boden. Das Gelege bestand hier im Laufe der Jahre aus 2 bis 4 Eiern, 4 Eier wurden am häufigsten gefunden. Bei der geringsten Störung wurde der Horst verlassen, selbst wenn er schon stark bebrütete Eier enthielt. Leider — muss ich konstatieren — wurden die Jungen stets ausgenommen und aufgefüttert, um zur Hüttenjagd ver- wendet zu werden. Da das alte Uhupaar aber strenge Schonung geniesst, steht zu hoffen, dass dieser prächtige Vogel — ein sagenumwobenes Naturdenkmal — noch längere Zeit zu den Brutvögeln des Harzes ge- rechnet werden darf. Die Insel der Albatrosse. Von Charles Engels. (Nachdruck verboten.) Verloren inmitten des Stillen Ozeans, 1600 Kilometer von Hono- lulu entfernt, liegt die Insel Laysan,*) die ein wahres Paradies für Seevögel aller Art ist. Neben vielen anderen Vögeln bietet die Insel unzähligen Kolonien von Albatrossen Unterkunft. Man unterscheidet *) Wie über New York aus Honolulu gemeldet wird, hat ein Schoner vergeblich zwölf Tage lang nach der von einer Anzahl Japaner bewohnten Insel Laysan (Hawai-Archipel) ge- sucht. Man befürchtet, dass die Insel infolge eines Erdbebens versunken ist. (D. Herausg. Aus: Berliner Lokal-Anzeiger, 15. August 1907.) 83 bei diesen Schwimmhäutern mit dem robusten Körperbau 2 Arten. Zunächst den Brüllalbatros mit dem grossen Kopf, dem starken und kurzen Hals, dem dicken gebogenen Schnabel und dem leicht abgerundeten Schwanz, dem man wohl auch den Namen „Hammel des Kapsu gegeben hat, weil diese Vögel einen mit schlohweissen Federn bedeckten Körper haben, ausgenommen die Schwingen, die eine grauschwarze Färbung haben. Die Spannweite der Schwingen beträgt nicht weniger als 4 m, die Länge derselben 1,30 m. Ihre Füsse und der Schnabel sind hellrosa, die Schnabelspitze ist gelb getönt. Ihre dunkelbraunen Augen sind von einem grünlichen Ringe umgeben. Die Jungen sind den Litern sehr ähnlich; ein dichter feiner Flaum bedeckt den grössten Teil ihres Körpers, unter dem auch die vorhandenen Federn vorläufig noch verschwinden. Die zweite Gattung, der Aschenalbatros, hat eine schwarzbraune Färbung, der Kopf und die Flügel sind heller getönt. Man trifft diese beiden Arten überall zwischen dem vierzigsten und sechszigsten südlichen Breitengrade an. In zahlreichen Scharen bewohnen sie die Klippen des achotskischen Meeres und von Kamschatka, die Kerguelen und die be- nachbarten Inseln, besonders zahlreich aber finden sie sich auf der Insel Laysan. Leuten mit musikalischen Ohren kann der Aufenthalt dort nicht empfohlen werden; die Seeleute vergleichen das Geschrei dieser Vögel mit dem schrecklichen i a des Esels. Bis in die letzten Jahre lebten die Albatrosse glücklich und unge- stört auf Laysan. Vor wenigen Jahren aber wurde eine englische Gesellschaft zu dem Zwecke gegründet, die reichen Guanolager, die sich hier in grosser Mächtigkeit angesammelt haben, auszubeuten. Und von da an war es um die Ruhe des Platzes, den nur selten ein Mensch betrat, und der Vögel geschehen. Aber nicht nur der Guano bildet einen Gewinn verheissenden Artikel für die ausbeutende Gesellschaft, auch die Eier der Vögel werden in regelmässigen Zwischenräumen eingesammelt. Burschen sammeln sie in Schubkarren, dann werden sie auf Wagen verladen, auf denen sie zum Verschiffungshafen gebracht werden. Das Ziel der Eier ist Honolulu, wo sie eine Delikatesse für die Einwohner von Hawai bilden, trotz- dem sie natürlich nicht gerade im frischen Zustande zum Verkauf kommen. Die Nahrung der Albatrosse bilden ausschliesslich kleine Krusten- und Weichtiere der See, da sie nicht flink und behende genug sind, um dem Fischfang obzuliegen, und sie machen im Gegensatz zu den See- möven keine Jagd auf ihre Beute, da sie wohl vorzügliche Schwimmer, aber um so schlechtere Taucher sind. Um ihre Nahrung zu verzehren oder sich auszuruhen, machen sie es sich auf dem nassen Element bequem, * indem sie sich von den Wellen treiben lassen. Der Albatros ist von grosser Gehässigkeit, und diese Eigenschaft benutzen die Schiffer, die ihn fangen wollen. Sie befestigen an dem 84 Schiff, das dann nur mit massiger Geschwindigkeit fahren darf, eine lange und feste Leine, deren Ende einen Angelhaken trägt, an dem sich der Köder, meistens ein Stück rohes gesalzenes Schweinefleisch, befindet. Hat sich ein Vogel festgebissen, so umkreisen ihn seine Gefährten mit lauten ängstlichen Schreien. Da der Albatros ein sehr zähes Leben hat, so muss man ihm, um ihn zu töten, eine starke Nadel durch den Kopf jagen oder ihm einen kräftigen Schlag mit einem Hammer auf den Kopf versetzen. Sein zähes Fleisch hat einen unangenehmen Geruch und Geschmack, und selbst die Insulaner essen es nur, wenn es ihnen an anderen Nahrungsmitteln mangelt. Sie lassen das Fleisch zunächst 24 Stunden im Seewasser auslaugen, dann hängen sie es weitere 24 Stunden in der freien Luft auf. Über dem Meere schweben die Albatrosse in bedeutender Höhe, dann schiessen sie in graziösem Bogen hernieder und netzen sich im Schaum der Wellen. Dann lassen sie sich, die Schwingen dicht an den Körper gepresst und den Kopf nach hinten geneigt, ganz auf den Wellen nieder und mit kräftigen Stössen rudern sie dahin. Plötzlich erheben sie sich wieder, und mit einem Stoss ihrer Flügel erreichen sie eine Höhe von 60 m und mehr. Dieser Vogel, der so wunderbar über den Fluten segelt, ist von einer unglaublichen Unbeholfenhek auf dem festen Lande: seine Riesenschwingen scheinen ihm beim Laufen lästig zu sein. Die Albatrosse paaren sich im November und Dezember. Ihr Nest besteht aus einer flachen Höhlung, die sie in den Boden graben und die sie bisweilen mit trockenem Schilf auspolstern. Jedes Weibchen legt nur ein Ei von weisser Farbe, das 13 cm lang und 10 cm dick ist und ungefähr 860 g wiegt. Die Jungen schlüpfen im Januar aus, erfreuen sich aber nicht lange der Obhut ihrer Eltern, da diese im März oder April eine längere Exkursion in die See unternehmen, die bis zum Oktober dauert. Dann kehrt jedes Pärchen zu dem alten Nest zurück. Nachdem sie ihren Sprössling begrüsst haben, fordern die Alten ihn auf, das Nest zu verlassen und ihnen Platz zu machen. Während der langen Abwesen- heit der Mutter ist der Sprössling schon von Unabhängigkeitsideen erfüllt worden, und meistens weicht er nur der Stärke, nicht ohne den Alten einige empfindliche Schläge mit seinem Schnabel versetzt zu haben. Ohne nachtragende Gedanken folgt er ihnen aber im nächsten Jahre in voller Harmonie bei ihrer Exkursion in die See. Asiatische Kukukseier. Von H. Hocke. Asiatische Vogelarten, welche als Pflegerinnen junger Kukuke be- kannt geworden sind, schildert u. a. Eugen Rey in seinem Eierwerke. 85 Es sind 26 Arten. Im Folgenden beschreibe ich ans dem turkestanischen Gebiete 19 Arten, die zumeist als neu für Pflegerinnen in Betracht kommen. Anpassung der Kukukseier findet unter diesen neuen Arten mehr oder weniger statt und ausser dem so recht verschiedenen hellen und dunklen Grunde der Eier, kommen dort auch — so wie bei uns — hell- und dunkelblaue vor. Sämtliche Gelege befinden sich in der Sammlung Otto Bambergs in Weimar, die durch mich hier näher beschrieben werden. I. Cuculus canorus und Emberiza steicarti (Blyth). Togus- Toral. 1/14 VI. Das Kukuksei hat hellgraue Grundfarbe, die mit dunklen grauvioletten Flecken und am meisten am stumpfen Pole kranzartig bedeckt ist. lypus: Sylvia cinerea. 17,9X23 mm; 229 g. Die 4 Nesteier haben ebenfalls hellgrauen Grund, bräunliche, violette, selbst schwarze Fleckung. 15,2 X I9,s; 128 15,3 X 18,3; 122 15,e X 19, • ; 125 15X19,4; 134. II. C. c. und Ruticilla erythrogastra (Güld.) Togus-Toral, 2/15 VI. Das Kukuksei hat graugrüne Grundfarbe mit grauem Ueberzuge, der am stumpfen Pole am dunkelsten erscheint. Typus: Sylvia nisoria. 18 X 26; 285. Die 3 Nesteier haben reinen hellblauen Grund. 14,6 X 19,9; 132 15X20; 110 14,5 X 19,9; 109. III. C. c. und Emberiza strascheyi (Moore). Barskaun, 10/23 VI. Das Kukuksei hat graugelben Grund, bedeckt mit feinsten Flecken und Ueberfiecken, am stumpfen Pol mit mehreren schwarzbraunen Pünktchen. Typus: Sylvia nisoria. 16,9X20; 285. Die 3 Nesteier haben grauweisslichen Grund, leichte violette Fleckung, braune Haarlinien und Schnörkel, ausserdem einen vollen Kranz. 15,2X20,2; 156 16,5X20,4; 145 15,8X20; 147,5 15X19,5; 142. IV. C. c. und Lanius phoenicuroidcs (Sew). Togus-Toral , 28 VI/1 1 VII. Das Kukuksei hat grauweissen Grund, braune und violette Fleckung und darauf dunkelbraune Fleckchen und Pünktchen. Typus: Sylvia atricapilla. 17,4X24,5; 252. Die 5 Nesteier haben grauweissen Grund, braune und violette Unter-, ebensolche, doch ungleiche Oberfleckung. 17,5 X 27,9; 206 17,9 X 22,6; 203 16,5 X 23,4; 215 18 X 22,5; 208 17,7X22,7; 205. V. C. c. und Otocorys brandti (Dresser). Kjisjil-su, 5/18 VI. Das Kukuksei hat bräunlichen Grund, violette Unter-, "raue und graubraune Oberfleckung, zumeist am stumpfen Pol. 16,5X21,5; 232. Die 3 Nesteier haben bräunlichen Grund, ein wenig dunklere Ober- fleckung. 16,3 X 22,3; 200 16,5 X 23; 203 16 X22,8; 205. 86 VI. C. c. und Troglodytes parvulus (Hume). Kjisjil-su, 20 IV/3 V. Das Kukuksei hat dunkelbraunen Grund, violette Fleckung und kleine braune Punktierung. Typus: Cyanecula. 16,2X21,3; 217,5. Die 4 Nesteier haben auf reinem weissen Grund mit wenigem Glanze feine Punktierung und Fleckung. 13X17,9; 82 12,9X17; 77,5 12,6 X 17,6 ; 83,5 13,3 X 17,8 ; 80. VII. C. c. und Locustella straniinea (Sev.). Oestliches Turkestan. 27 VI/10 VII. Das Kukuksei hat gelbgrauen Grund, grosse grauviolette Unter-, darüber hell- und dunkelbraune Oberfleckung. Typus: Sylvia atricayilla. 17,3X23; 237. Die 5 Nesteier haben schwachen Glanz, rosa Grund, darauf überall Tinste roströtliche Punktierung, die am stumpfen Pol einen vollen Kranz bildet. 13,6 X 19,2; 91 13,5 X 18,6; 98 13,2 X 18; 97 13,7 X 19; 97 12,1 X 17,8; 92. VIII. C. c. und Emberiza cioides (Brandt). Oestliches Turkestan. 27 VI/10 VII. Das Kukuksei hat grauvioletten Grund, mit braunen Flecken bedeckt, die am stumpfen Pol einen Kranz bilden. Typus: Anihus pratensis. 15,2X20; 182,5. Die 3 Nesteier haben graublauen Grund, der mit vielen grauen Unterflecken, hell- und dunkelbraunen Haarlinien und einzelnen schwarzen Punkten bedeckt ist. 15,9X20; 145 15,8X20; 140 16X 20; 152. IX. C. c. und Daulias hafizi (Sev.). Barskaun. 9 V/22 V. Das Kukuksei hat dunkelbraunen Grund, der grau voll bedeckt ist; noch dunklere Flecke stehen dicht am Pol, denen violette unterstehen. Typus: Cyanecula. 16X22; 217,5. Die 4 Nesteier haben dunklen olivbraunen Grund. 16,9X21,4; 162 17 X 21,3; 161,5 16,5 X 21,8 ; 167 16,4X20,9; 158,5. X. C. c. und Accentor atrogularis (Brandt). Kjisjil-su. 23 V/5 VI. Das Kukuksei hat blaugrauen Grund, dunkelgraue Fleckung, violette und tiefbraune Punkte. Typus: Motacilla alba (dunkel). 22 X 15,8; 222,5. Die 3 Nesteier haben dunklen türkisblauen Grund. 14,5X20; 119,5 14X19,5; 117 15X20; 125 XI. C. c. und Acanthopneuste fuscata (Blyth). Aksu. 17 VI/30 VI. Das Kukuksei hat grauweissen Grund, bedeckt mit violetten, braunen und schwarzbraunen Flecken. Typus: Sylvia atricapilla. 16X21,3; 187,5. Die 2 Nesteier sind rein weiss und mit geringem Glanz. 12,2X16,1; 57 12 X 16,2; 55,5. 87 XII. C. c. und Serinus pusillus (Pall.) je 1. Jodjinschlucht. 14/VI. Das Kukuksei hat zarten graurötlichen Grund, feine violette Fleckchen, vereinzelt tiefbraune Punkte, iypus: Chlovis. 11,8X 16,9; 67,5. Das (sehr seltene) Nestei hat zarte weissbläuliche Grundfärbung, rosa zart überzogen. Am stumpfen Pol sind sowohl rostrote und braune Pünktchen, die mit Haarlinien und Kritzeln verbunden sind. Es ähnelt einem Stieglitz- ei, doch ist es noch heller in der Grundfärbung. 11,8X16,9; 67,5. XIII. C. c. und Phylloscopus tristis (Blyth). Östliches Tienschan. 18 VI/1 VII. Das Kukuksei hat weissgelblichen Grund, violette und braune Flecke, die am stumpfen Pol gedrängter stehen. Typus: Sylvia atricapilla. 18X24,9; 292,5. Die 2 Nesteier sind rein weiss, mit geringem Glanz, mit feinen rot- und violettbraunen Fleckchen. 12,8 X 15,2; 65 12,9 X 15,8; 67,5. XIV. C. c. und Reguloides superciliosus (Gml.) je 1. Bir basch. 8/21 V. Das Kukuksei hat aschgrauen Grund, braunviolette Flecke, die am stumpfen Pol dichter stehen. Typus: Anthus. 17,8X22,8; 267,5. Das Nestei ist weiss, hat rotbraune Fleckchen, welche am stumpfen Pol einen losen Kranz bilden. 11 X 14; 47,5. XV. C. c. und Carpodacus rubicillus severtzoici (Sharpc) je 1 . Bars- kaun. 15/28 VI. Das Kukuksei hat hellbläulichen Grund, braune Fleckung, am stumpfen Pol dunkelviolette und auf diesen dunkelbraune Flecke. Typus: Sylvia nisoria. 16,2 X 21,4; 225. Das Nestei hat dunkeltürkisblauen Grund, spärliche violettschwarze Fleckung. 16,9X24,4; 162,5. XVI. C. c. und Pycnoramphus carneipes (Hodg.). Kjisjil-su. 3/16 V. Das Kukuksei hat graugrünen Grund, dunkle Fleckung, viele kleine grünliche Fleckchen und vereinzelte schwarze Striche. Mischtvpus. 17,5X22,4; 256. Die 2 Nesteier haben graugrünen Grund, rotvioletten Überzug, ver- einzelt dunkelviolette Flecke, die am stumpfen Pol einen Kranz zeigen; in diesem stehen noch schwarze, violett umrandete Punkte. 19,8 X 27,8; 272,5 19,4 X 27,5; 277,5. XVII. C. c. und Sylvia curruca minuscula (Hume). Issykkula. 25 V/7 VI. Das Kukuksei hat grauen Grund, bräunlichen Überzug, braune Punkte und Flecke; am stumpfen Pol schwarzbraun punktiert. Typus: Anthus. 15,8X22,5; 231. Die 3 Nesteier gleichen denen unserer Art, nur dass sie diesmal in gestreckter Form erscheinen. 88 12,5 X 17,2; 84,5 12,9 X 16,9; 77,5 12,8 X 17; 81. XVIII. C. c. und Sylvia rufa fuscipilea (Sev.). Togus-Toral. 24 V/6 VI. Das Kukuksei hat gelbgrauen Grund mit braunvioletten Punkten, doch besonders am stumpfen Pol. Typus: Sylvia nisoria. 15,8X20; 198. Die Nesteier haben gelblichen Grund, rötlichen Überzug, starke violette Pünktchen. 14, 9X 19,9; 115 15X20; 115 14,5 X 18,5; 113 14,9X20; 120 15,1 X 19,9; 117. XIX. C. c. und Carpodacus rhodochlamys (Brandt). Östliches Tien- schan. 2/15 V. Das Kukuksei hat grauen Grund, grauvioletten Überzug, der am stumpfen Pol sich verstärkt und dunkle Punkte. Typus: Sylvia nisoria. 15X21,1; 123. Die 2 (sehr seltenen) Nesteier haben hellen türkisblauen Grund, fein zerstreute kleine Pünktchen, die am stumpfen Pol kranzförmig stehen; einige der Pünktchen haben violetten Ring oder einen solchen mit Schatten. Reiher zur Paarungszeit. Von Erwin Detmers, Lingen a. d. Ems. Das Liebesieben der Vögel zu beobachten, ist sehr schwer, und es glückt nur selten einem Ornithologen, sie genau zur Paarungszeit belauschen zu können. In diesem Jahre hatte ich nun eine selten gute Gelegenheit meinen Fischreiher, von dem der Leser schon in der diesjährigen ersten Nummer unseres Blattes gehört hat, zur Paarungszeit beobachten zu können, doch nicht ein Reihervveibchen, sondern ich war der Gegenstand seiner glühenden Liebesverbindung. Es gelang mir nun nach und nach, seine mannig- faltigen Liebesbezeugungen zu erklären, die in Verbeugungen, eigenartigen Tönen und Schnabelklappen bestanden. Vorerst will ich die Angabe verbessern, die ich in zoologischen Büchern fand. Der Reiher wird nicht erst im zweiten Jahre, wenn der Federbusch kommt, fortpflanzungsfähig, sondern ist es schon am Ende seines ersten Lebensjahres. Das Benehmen meines Reihers mir gegenüber änderte sich Ende Januar, denn bei ihm erfolgte ein Stimmenwechsel. Bis dahin begrüsste er mich stets mit lauten „gäck, gäck, gäck, gäck,“ wie es junge Reiher im Nest zu tun pflegen, jetzt besass er eine männlich klingende Stimme, die ich später noch beschreiben will. Gegen Anfang Februar begann ganz allmählich von der Schnabelwurzel an der Schnabel sich zu röten, O zu Anfang März war er fast purpurrot, und nur die Spitze zeigte noch die frühere, schiefergraue Farbe. Das Gefieder stand ebenfalls in voller Pracht. 89 Anfang März wurde der Vogel allmählich immer unruhiger. Man hatte mir prophezeit, dass er sich nun draussen verheiraten und nicht wieder heimkehren würde, aber gerade das Gegenteil trat ein. Der Vogel, der sonst täglich draussen zu fischen pflegte, blieb jetzt stets nahe dem Hause und zwar hatte er sich unsere Veranda und einen teil des Vordergartens als Sitzplatz ausgewählt. Da er dort keine Leute belästigte, liess ich ihn sitzen und sperrte ihn nicht ein. Eine Lieblingsbeschäftigung von ihm, die er schon von jung an pflegte, war, allerlei kleine Stöcke zusammen zu tragen. Jetzt konnte er sich stundenlang damit beschäftigen und er brachte bald hier bald dort einen Stock kunstgerecht an, ohne aber ein festes Nest zu bauen. (Ich glaube, den Nestbau vollbringt grösstenteils das Weibchen, während das Männchen mehr den Baustoff herbeiträgt.) Der Vogel, der sonst immer, wenn er zu Hause war, nach Reihersitte gemessen und still auf einem Bein stand, war jetzt den grössten Teil des Tages in Bewegung, lief umher, sammelte Reiser und spazierte vor einem Kellerfenster, in dessen Scheiben er sich spiegelte, auf und ab, um nach seinem vermeintlichen Gegner mit gesträubten Federn wütend zu schnappen. Allmählich zog es ihn so zu allen Fensterscheiben, in denen er sein Konterfei betrachten konnte, dass er auf die Höfe unserer Nachbarn flog, sich vor ein Fenster setzte und nach allem, was ihm in die Nähe kam, hieb und stach. Während der ganzen Paarungs- zeit frass er sehr wenig, oft am Tage gar nichts, worauf ich ihm gewöhn- lich etwas einstopfte. Doch am interessantesten war die Art und Weise, wie er um meine Liebe warb. Sah er mich plötzlich oder noch in weiter Ferne, so streckte er den Hals hoch, sträubte seine Kopffedern und stiess nun einige schnarrende, trompetenartige Töne aus. Trat ich näher an ihn heran und sprach ihn an, so hob er langsam seinen Hals ganz hoch, streckte den Kopf steil in die Höhe und knickte nun langsam mit den Beinen ein, so dass er eine tiefe Verbeugung machte, wobei er mit stets ausgestrecktem Hals und dem hochgerichteten Kopf einen langgezogenen, unbeschreibbaren Ton von sich gab. Blieb ich nun länger bei ihm stehen, so verbeugte er sich immerzu, indem er den Hals tief nach unten streckte, die Hals- und Kopffedern sträubte, laut einmal beide Schnabel- hälften auf einander klappte und die Beine tief einknickte. Dies wieder- holte er häufig. Trat ich ganz dicht an ihn heran, so fuhr er mir mit seinem Schnabel vorsichtig ins Gesicht, knabberte an meinem Hut herum und verbeugte sich häufig auf schon beschriebene Weise. Sah er, dass ich aus dem Hause ging, so flog er nach kurzer Zeit hinter mir her, kreiste einige Male über mir und schrie dabei durchdringend und laut, wie man es oft bei fliegenden Reihern in der Nacht hört. Dann setzte er sich in meiner Nähe bei einem Hause oder sonst wo nieder und flog 90 weiter hinter mir her, wenn ich ein Stück vorangegangen war. Oft begleitete er mich wohl eine Stunde lang die Ems herunter, und so oft er zurück blieb, brauchte ich nur einen Stock zu nehmen, worauf er sofort herbeikam, den Stock nahm, damit spielte und, wenn er einen ganz passenden mit recht vielen Nebenästen gefunden hatte, dann brachte er ihn nach Hause auf unsere Veranda. Ging ich Abends, wenn es schon dunkel war, aus dem Hause, so schrie er fortwährend schrill und laut, oft auch rief er, wenn er sich langweilte solange, bis ich aus dem Hause kam. Eifersüchtig war er auch, besonders auf eine deutsche Dogge unseres Nachbarn, die mir sehr viel Anhänglichkeit zeigt. Als der be- kannte Zoologe Dr. Wilhelm Haacke uns besuchen wollte und ahnungs- los über unseren Hof ging, kam der Reiher plötzlich von der Veranda, wo er gerade mit einigen Stöcken spielte, heruntergeschossen, flog Dr. Haacke erst an den Zylinder, dann versetzte er ihm einen Schnabel- hieb gegen das Bein, was zur Folge hatte, da wohl ein Nerv getroffen war, dass der Herr Tage nicht auftreten konnte und das Zimmer hüten musste. Gegen Mitte April hatte die Liebeszeit ihren Abschluss gehabt. Der rote Schnabel verblasste allmählich und ist jetzt fast gelb. Leider konnte ich in diesem Jahre kein Reiherweibchen bekommen, sonst glaube ich sicher, dass sie sich in der Gefangenschaft fortgepflanzt hätten, wie es ja in zoologischen Gärten häufig vorgekommen ist. II. Die Anfänge der technischen Verwertung des Vogeleis. Es gibt heutzutage wenige Stoffe mehr, die der Mensch nicht technisch zu verwerten wüsste und solche, deren Gebrauchswert man ehedem nur in einer bestimmten Richtung kannte, dienten später dutzend verschiedenen Zwecken. Ein Nutzobjekt mit solch vielfacher Verwertungsfähigkeit ist auch das erste Fortpflanzungsprodukt des Vogels, das Ei. Ursprünglich nur zur Ernährung verschiedener Organismen — vom Embryo im Ei an- gefangen bis zum Herrn der Schöpfung — bestimmt, gab es in der Folge jeden einzelnen seiner Teile auch zu technischer Verwertung ab. In die Apotheke des Aberglaubens kamen diese schon sehr frühe, nicht nur zum Gebrauche in der wilden Medizin, sondern auch als Färbe-, Festigungs- und Klebemittel bei allerlei Zeremonien mehr oder weniger religiösen Charakters. Noch heute wird ja das Kind der Dayaks auf Borneo nach der Taufe mit Eiweiss bestrichen und dann während des Hersagens von Zaubersprüchen nach allen vier Himmelsgegenden geschwungen. Bei solchen und ähnlichen Vornahmen, bei denen man das Ei in der Regel 91 wegen seiner Stellung in den religiösen Anschauungen und wegen seiner symbolischen Bedeutung zur Verwendung brachte, mochte manche seiner Eigenschaften, die später technisch verwertet wurden, bekannt geworden sein. Und man zog Schale, Eiweiss und Dotter auf bisher ungekannte Weise zur Verwendung und baute die gewonnenen Erfahrungen im Laufe der Zeit aus. Bei Völkern auf primitiver Kulturstufe wurde in letzterer Hinsicht allerdings nicht besonders viel erreicht, da es ihnen eben an Nebenerfahrungen und besonders auch an Intensität des Denkens fehlte ; bei ihnen blieben die Bestandteile des Eis als technische Hilfsmittel also auf unterster Stufe und deswegen für das gewerbliche Leben von geringer Bedeutung. Man schmierte, klebte und färbte mit Eiweiss und Eidotter. Die Dayaks Südostborneos mischen letzteren nach F. Grabowsky sorg- fältig mit gestossenem Glas und bestreichen mit der so erhaltenen Masse den oberen Teil der Schnur, an der Klein und Gross mit Eifer die Drachen fliegen lässt. — Unendlich bedeutungsvoller wurden die Bestandteile des Eis in der reich entwickelten Technik der Kulturnationen, besonders in der Neuzeit. In kleinerem Masstabe verwendet man sie bei uns ja schon seit vielen Jahrhunderten zu technischen Zwecken, besonders als Klebe- mittel. Als solches brauchten es schon im Mittelalter Frauen und Jüng- linge zur Befestigung und Ausschmückung der Haare, und noch bis ins 18. Jahrhundert hinein hat sich diese Sitte in Variation erhalten. Hauff sagt von einem der Gesellen, die er in seinen „Phantasien im Bremer Ratskeller“ aus der Vergangenheit wieder erstehen lässt: „Seine Haare waren fest an den Kopf geklebt mit Eiweiss, und nur an den Seiten waren sie in zwei Rollen gleich Pistolenhalftern gewickelt.“ — Diese Stellung der natürlichen Haare oder der Locken an der Perrücke, wie sie im 16. und 17. Jahrhundert bei der vornehmen Männerwelt Mode war, wurde meist durch die Verkleisterung mit Eiweiss erreicht, das noch heute ähn- lichen Zwecken dient und allerlei Kitte und Leime bilden oder die Bei- gabe dazu abgeben muss. Neben Paraffin empfiehlt es Professor Plmil Selenka in Band I des „Zoologischen Anzeiger“ als Einbettungsmasse für kleinere zoologische Beobachtungsobjekte, durch die man Schnitte machen will. Doch so wertvoll das Eiweiss also auch für den Gelehrten, für den Schönheitskünstler und für solche Leute, die Zerbrochenes wieder ganz machen wollen, ist, — quantitativ weit mehr zur Anwendung kommt es bei grösseren industriellen Betrieben, besonders bei der Färberei. Viele Millionen von Eiern helfen da alljährlich, den Stoffen ihre Farbe zu geben, und von Jahr zu Jahr steigt der Bedarf. Auf solche intensive Weise zieht der denkende Mensch aus einem bescheidenen Naturobjekte manchen Nutzen, von dem sich das gewöhnliche Menschenkind nichts träumen lässt! Karl Berger. 92 Mitteilungen. Der Königliche Forstaufseher Ewert zu Wölpe bei Nienburg an der Weser schoss am 23. Juli d. Js. einen starähnlichen Vogel in einer Viehweide, welcher sich auf die grasenden Kühe setzte und dort die umherschwirrenden Insekten fing. Herr Dr. Ernst Schaff, Direktor des Zoologischen Gartens in Hannover, bestimmte nach gemachten Aufzeich- nungen diesen Vogel als einen Ufermaina, Acridotheres ginginicinus Lath., aus dem Norden Indiens stammend. Der Maina wurde ausgestopft und befindet sich jetzt in der zoologischen Sammlung der Königlichen Forst- akademie zu Eberswalde. Rüdiger. — Mir liegt eine im Druck nicht erschienene Handschrift vor, ver- fasst von dem um die Mitte vorigen Jahrhunderts bekannten Ornithologen A. Hintz, einem Zeitgenossen Naumanns, und betitelt: Beschreibung sämtlicher Vögel Europas. Wenngleich das Buch grösstenteils eine Abschrift der Naumann’schen „Naturgeschichte“ ist, enthält es doch auch einige wenige persönliche Notizen Hintz’. Einige davon teile ich im Folgenden mit: Am 5. Juni 1855 fand ich ein Nest von diesem Vogel (gemeint ist Sitta caesia) mit 12 Eiern, die noch nicht bebrütet waren (Vangerower Revier). — Den 4. Juni 1855 fand ich hiervon i'Muscicapa atricapilla ) ein Nest mit 6 Eiern in einer Baumhöhlung im Vangerower Revier Jag. 2 im Nadelholze. In diese Baumhöhle hatte zuerst eine Meise gebaut und auch schon Eier gelegt, wo dieser Fliegenfänger beilegte (seine Eier). In- dess die ersteren verloren sich nach und nach. Auch fand ich in diesem Neste Überreste von der alten Meise.“ — „Den 11. 5. 56 ein Nest mit 13 Eiern in einer Baumhöhle nahe an der Erde hiervon“ (gemeint ist Parus ater ) gefunden. Der alte Vogel, der auf dem Nest gegriffen wurde, hatte die Nacht in der Stube auf dem Ofen noch das 14. Ei gelegt, da- her die Eier nicht bebrütet.“ — Das umfangreiche Manuskript des alten Hintz, das mit einer bewunderungswürdigen peinlichen Sorgfalt geschrieben ist, stellt eine gute Auswahl des damaligen ornithologischen Wissens dar, und entbehrt auch heute noch nicht des Interessanten. Hermann Grote. Literatur. Ornithologisches Jahrbuch. Heft 4. — Juli -August, Hallein 1907. — „Die Felsen schwalbe in der Schweiz“, Dr. H. Fisch er- Sigwart in Zofingen. Die Felsenschwalbe ist in den Hochgebirgen Südeuropas und Afrikas heimisch, in der Schweiz bewohnt sie die ganze Alpenkette und einige Stellen des Jura. Aus eigener Beobachtung, denen von Fat io und Zollikofer, ferner unter Zuhilfenahme des Kataloges schweizerischer Vögel, schildert der Verfasser ausführlich An- und Abzug 93 sowie das Nisten der Felsenschwalben in der Schweiz. — „Notizen eines Feldornithologen aus Böhmen.“ (Schluss.) K. Kne- zourek. Als noch nie für Böhmen nachgewiesen als bekannt, berichtet der Verfasser über ein junges Zwergtrappenweibchen, Otis tetrax L., welches am 25. September 1904 bei Vilimov gelegentlich einer Hühnerjagd ge- schossen wurde. — „Der Uhu in Nord Westdeutschland.“ Hermann Löns, Hannover. Die gesammelten Notizen, laut trage- bogen eingegangen, die in einer Anzahl von fünfhundert an Interessenten aller Art von Löns verschickt wurden, besagen, dass der Uhu z. Z. nicht mehr in Hannover horstet, seit 1883 nicht mehr in Westfalen, seit 1870 nicht mehr in Braunschweig; aus Lippe und Schaumburg- Lippe liegen keine Nachrichten vor. Nur für den Oberharz finden sich neuere Be- obachtungen über den Uhu als Nistvogel vor, die durch den Lehrer Ehlers zu Altenau veröffentlicht wurden. — The Hastings and East S ussex Naturalist. Hastings 1906. Vol. I Nr. 1, Preis 1 s. Dieses neue Journal der Hastings und St. Leonards Natural History Society bringt Arbeiten von N. Ticehurst über „ Motacilla raii und ihre Repräsentanten in der Ornis von Sussex, von Th. Parkin „Besuch einer Reiher- kolonie in Alder Straw“ und über „Ausgestorbene Vögel“ mit Darstellungen von Didus ineptus. — Monatshefte des Allgemeinen Deutschen Jagdschutz -Vereins und der Deutschen Versuchs-An- stalt für Handfeuerwaffen, 1907, Nr. 14. In „Einiges über den von der Vogelwarte Rossitten durchgeführten Vogelzugs- versuch“ von Dr. J. Thiene mann finden wir hochinteressante Be- obachtungen über den Zug beringter Krähen, Lach- und Sturmmöven; über junge Störche, die im Neste gezeichnet wurden, konnten leider keine Beobachtungen vermeldet werden, doch soll ein nochmaliger Versuch mit dem Zeichnen der jungen Störche in möglichst grossem Umfange auch ausserhalb Ostpreussens gemacht werden. — Aus der Natur. Erwin Nägele, Leipzig, 1907, H. 10 S. 313. „Der Einfluss der Kultur auf die Ab- und Zunahme verschiedener charakteristischer Vogelarten am Niederrhein.“ Hugo Otto, Moers a. Niederrhein. Mit 8 Abbildungen. Der Verfasser teilt die Vögel eines Kulturbezirkes >n drei Gruppen ein, jede nach dem Grade ihrer Anpassung; Schwarz- drosseln, Ringeltauben, Hausrotschwanz, Gartenbraunellen, Elstern, Nachti- gallen usw., der letzten Gruppe angehörig, rechnet er zu den Übergangs- vögeln. Es ist, nach ihm, nicht anzunehmen, dass sich unsere Vögel sämtlich in Abnahme der Kopfzahl befinden, oft ist das Gegenteil zu ver- zeichnen! Otto’s Streifzüge durch die ornithologische Welt des Nieder- rheins zeigen auch dem Naturfreunde, dass die besten Absichten von Vogelfreunden zur Erhaltung einheimischer Vogelarten vergeblich sind, wenn einer Vogelart die Lebensbedingungen genommen werden. Sobald 94 einer Art die Anpassungsfähigkeit abgeht, muss sie den veränderten Ver- hältnissen weichen. Praktische Ornithologen wissen das schon längst. In der Erhaltung passender Örtlichkeiten (Naturdenkmäler) liegt der beste Vogelschutz. In der vogelschützerischen Beachtung der Anpassungs- fähigkeit liegt für alle Vögel die Existenz- und Verbreitungsmöglichkeit. — Die fischerei wirtschaftliche Bedeutung der Vögel. Prof. Dr. Karl Eck- stein, Eberswalde. Deutsche Fischereizeitung, Stettin. Mit einer Karte, die geographische Verbreitung des Fischreihers und des schwarzen Storches in der Provinz Brandenburg darstellend. — Es werden 24 Vogelarten als Fischfeinde genannt, Horste der schwarzen Störche, Einzelhorste und Kolonien der Fischreiher in Brandenburg nachgewiesen. Zu den beachtens- wertesten Fischfeinden gehört der Fischreiher, von welchem 30 Magen auf ihren Inhalt untersucht wurden, in zweiter Linie der Fischadler, von welchem 17 Magen untersucht wurden. Eine verhältnismässig grosse Menge von Fischen wurde bei den beiden Sägern gefunden. Vom Eisvogel wurden 51, von Lachmöven 34 Magen untersucht. Das Urteil lautet über den Storch günstig, über Eisvogel und Lachmöve weniger günstig. Doch bietet das Urteil auch den Satz: Es ist sehr leicht, die notwendige Härte im Interessenkampf mit der ebenso notwendigen nicht laut und oft genug zu betonenden Nachsicht und Opferfreudigkeit, welche höhere Ideale uns auf- legen, zu vereinigen. Der Bericht Eckstein’s ist eine überaus mühevolle, dankenswerte Arbeit! — Katalog der schweizerischen Vögel, bearbeitet im Aufträge des eidgenössischen Departements des Innern (Abteilung Forst- wesen) von Dr. Th. Studer und Dr. V. Fat io unter Mitwirkung zahl- reicher Beobachter in verschiedenen Kantonen. 4. Lieferung: Braunellen, Schlüpfer, Wasserstare, Meisen, bearbeitet von G. v. Burg. Bern 1907, 200 Seiten grossoktav. — Im Jahre 1889 erschien die erste Lieferung dieses Werkes, nunmehr soll alljährlich eine Lieferung im Umfange von 10 — 12 Bogen erfolgen, sodass das ganze Werk einschliesslich des Supple- ments (Nachträge und Ergänzungen, Magenuntersuchungen, Farbenaber- rationen) in einigen Jahren fertig sein wird. Auch ornithologische Karten, 5 — 10 jährlich, werden den Lieferungen beigegeben. Die diesmalige Lieferung enthält 2 Karten, die eine über das Wohngebiet der Alpen- braunelle, die andere über das Vorkommen der Bart-, Beutel- und Lasur- meisen sowie mehrerer Steinschmätzerarten. Die Notizen betreffend die Biologie der Vögel, besonders die bezüglich des Nistens erfuhren abermals eine bedeutende Erweiterung, indem, dank dem Entgegenkommen der Mitarbeiter, der Bearbeiter im Falle war, Nester, Eier und junge Vögel der verschiedensten Arten untersuchen zu können. Der neue Katalog ist eine höchst achtungswerte Gesamtarbeit der schweizerischen Ornithologen 1 — Deutsche Käfigvögel. Anweisung zur Pflege, Zucht und Beobachtung der heimischen Singvögel in der Gefangenschaft von W. Schuster. Mit 95 einer Einführung von Camillo Morgan. 10 Vollbilder, 13 lext- abbildungen. Verlag von Fritz Pfennigstorff, Berlin 1907. Preis 1 M. — Das Werkchen ist in knappen Worten für den Handgebrauch abgefasst. Ein systematisch kurzer, doch vollkommen ausreichender Ratgeber für die Pflege der lieben, aus der einheimischen Natur stammenden Zimmer- genossen. Dem ganzen voran sind 4 Merksprüche vorausgeschickt als Geleitworte für eine, verständige, sachgemässe und dabei menschenwürdige Vogelpflege, dem in 4 Teilen „Allgemeines, Allgemeines über Nahrung und Fütterung der Vögel, Die einzelnen Vogelarten im Käfig, Allgemeines über Käfig, Käfigpflege und Krankheiten der Vögel“ folgen. Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin. 10. Juni 1907. Herr Privatdozent Dr. Poll sprach über Mischlings- studien. Poll hat in Fortsetzung seiner Studien über die im hiesigen zoologischen Garten gezogenen unfruchtbaren Bastarde von Enten (Cairina moschata — Anas boschas) bei den Mischlingserpeln einen Stillstand der Spermiogenese auf dem Stadium der Spermiocyten gefunden. Die Spermio- cyten teilen sich nicht weiter, sondern werden unter Pyknose des Kernes als Riesenzellen in das Lumen der Samenkanälchen abgestossen. In über- raschendem Gegensatz zu diesen eine absolute Unfruchtbarkeit bedingenden Vorgängen in der Spermiogenese steht das makroskopische Verhalten der Hoden, die in der Stärke der Brunstschwellung normalen Erpelhoden nichts nachgeben. Die Richtung der Kreuzung ist auf das Verhalten der männlichen Keimdrüse ohne Einfluss. JJ. Hocke. ANZEIGEN JJandbuch für — Naturaliensammler herausgegeben von M. Selmons, 1. Band: Ausstopfen von Wirbeltieren (Taxi- dermie und Dermoplastik) mit vielen Illustra- tionen. Mark 1,50. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und den Verlag A. Böttcher, Berlin C. 2,?Brüderstrasse 15. :: Naturhistorisches Institut :: msmMA'sm rqs«x*s BERLIN, Königgrätzerstr. 98. Das Krausesche Eierwerk, i. — ai. Heft inkl., will ich für 20 Mark verkaufen. Offerten unter R. erbittet die Redaktion. Anfragen gegen Retourmarke. Louis Wahn’s Nacht., A. Manecke, Nadlermstr. Berlin, Lindenstraase 66. Spezialität : Zerlegbare Vogelkäfige. TW Kauf und Tausch! Europäiache und turkeatanische Eier, da- zwisch. Syrrhaptes paradoxua, gibt billigst ab G. Schulz, Neustadt a. D., Grossestr. 13. NB. Suche gebrauchten Schrank zu kaufen. Naturalienhändler V. FRIC in PRAG kauft und verkauft naturhistorisehe Objekte aller Art. 96 Folgende ornithologische Bücher, tadellos erhalten, teils gebunden oder broschiert, sind abzugeben. Monographie der Pipidae oder Menakin- Vogel. Aug. v. Pelzeln und Dr. Jul. v. Ma- darasz. Budapest. I. Lief. Vollständige Naturgeschichte der Deutschen Zimmer-, Haus- und Jagdvögel. C. G. Friderich. Stuttgart. 1876. Die Vogelsammlung des Bosnisch -Hercegovinischen Landesmuseums in Sarajevo. 0. Reiser. Budapest. 1891. Synonymik der europäischen Brutvögel und Gäste. Dr. E. Rey. Halle. 1872. Ueber die Zugstrassen der Vögel. J. A. Palmen. Leipzig. 1876. Aves Hungariae. Joh. Frivaldsky. Budapest. 1891. Ergebnisse der ornitliologischen Zugbeobachtungen in Bosnien und der Hercegovina. O. Reiser und Prof. Joh. Knotek. Wien. 1901. Berajah und Falco soweit erschienen. J. S. v. Petenyi, Der Begründer der wissenschaftlichen Ornithologie in Ungarn. 1799 — 1855. Budapest. 1891. Der Rotfussfalke, C. vespertinus. Fojelentes- Hauptbericht -Render I. Budapest. 1892. A madärvonuläs elemee. Die Elemente des Vogelzuges in Ungarn bis 1891. Budapest 1895. O. Hermann. A rewiew of recent attemps classify Birds. R. Bowdler-Sharpe. The geographical distribution of Birds. Ph. Lutley Sclater. Fossil Birds from the forthcoming „Dictionary of Birds.“ Alf. Newton. Budapest. 1891. Refl. erhalten Näheres gegen Rücktnarke d. d. Herausg. Gebe einige Gelege von Fringilla teydea teydea ab, auch vorzüglich präparierte Kanarische Vogelbälge sind bereit. R. y. Thanner, Vilaflor, casa inglesa, Tenerife. sfsfsjstmsfs/stsfmmmstmstmstsistsi. Habe einige schöne Bmatniihtngen ä 200 Stück in 90 Arten ä 12 Mark (mit Verpackung) abzugeben. H. Hintze, Neuwarp. In tadellosem Zustande erhalten, sind fblg-endLe Bücher abzug-eben: — - Naumannia, Journal für Ornithologie, Jahrg. 1 — 8, 8 Hfbde. — Journal für Ornithologie, Cabanis und Reichenow, Jahrg. 17 (1869) und 20 — 55 (1872 — 1907), 34 Hfbde, Rest br. — Oken, Naturgeschichte, 13 Lederbde. — Madarasz, Zeitschrift f. d. ges. Ornithologie, Jahrg. 1884—1886, 3 Hfbde. — Orn. Monatsberichte, Reichenow, Jahrg. 1893 — 1907, 6 Lbde., Rest in Heften. — Monatsschr. d. Dtsch. Ver. zum Schutze der Vogelwelt, Jahrg. 1888 — 1907, 17 Lbde, Rest im Deckel u. in Heften. — Aquila, Zeitsch. f. Orn., Jahrg. 1897 — 1906, 4 Hfbde. u. 2 ungebunden. — Die ge- flederte "Welt, K. Russ, 1. — 5. fähig., 5 Hlbde. — Ornith. Centralblatt, Cabanis und Reichenow, Jahrg. 1876 — 1882, 6 Hlbde. — Dr. L. Fischer, Katalog der Vögel Badens, 1897, Hlbd. — Zeitschr. f. Oologie, 1891—1907, 1891—1904 in 3 Halhlbde.. Rest in Heften. — Materialien zu einer Ornis balcanica. II. Bulgarien. III. Griechenland und die griechischen Inseln. IV. Montenegro. Zus. 3 Hlbde. — A Madarak hasznäröl es käräröl (Ueber d. Nützlichkeit u. Schädlichkeit der Vögel), Otto Hermann, ill. v. T. Czörgey, 1901. — Dtsche. Acclimatisation, Organ d. Dtsch. Ver. f. Vogelz. usw., Reichenow, Jahrg. 1 u. v. Jahrg. 2 Heft 1 — 3, 1 Bd., kart. Näheres unter W. W. durch den Herausgeber d. Zeitsch. Allen Anfragen sind Retour- marken beizulegen. Verlag und Herausgeber : H. Hocke, Berlin. Druck : Carl Ockler, Berlin C., Prenzlauer Str. 13. ZEITSCHRIFT für OOLOGIE UND ORNITHOLOGIE Herausgegeben von H. Hocke, Berlin C. 25. Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis betragt ftlr das Jahr bei di-ckter Zusendung durch die Post innerhalb Deutschlands und Oesterreichs lik. 3,50, nach den andern Ländern des Weltpostvereins Frcs. 5 pränumerando portofrei. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 31. März. Bestellungen und Zahlungen sind an II. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36, zu richten. Preis der zweigespaltcnen Zelle oder deren Kaum 20 Pf. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlcn. GebQhren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht übersc'iri ten wird, betragen 3 Mk. No. 7. BERLIN, den 15. Oktober 1907. XVII. Jahrg. Inhalt: Robert Berge f. Rud. Zimmermann. — Zur Jahresversammlung der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft in Berlin vom 4. bis 6. Oktober 1907. H. Hocke. — Über abnorme Färbungen gewisser Vogeleier. H. Hocke. — Emberiza citri- nella. Georg August Grote. — Das Ei als Zahlungsmittel. Karl Berger. — Mitteilungen. — Literatur. — Inserate. Robert Berge f. Der unerbittliche Tod hat, unerwartet und für die Seinen, für seine Freunde und für die Wissenschaft viel zu früh der Besten einen dahin- gerafft. Am 9. August d. Js. verschied, auf einer Ferienreise nach dem Salzkammergut begriffen, in der Universitätsklinik zu München, Oberlehrer Robert Berge aus Zwickau. Mit ihm ist einer unserer erfolgreichsten sächsischen Ornithologen dahingegangen, dessen Name weit über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus bekannt und der als Mitarbeiter zahlreicher ornithologischer und anderer Zeitschriften hochgeschätzt war. Ihm verdanken wir manche wertvolle Beobachtung, manche Publikation, die uns namentlich in der Kenntnis der sächsischen Ornis ein gut Teil vorwärts gebracht hat. Er schrieb, um aus der Menge nur ein Weniges herauszugreifen, das „Verzeichnis der Vögel der Umgegend von Zwickau,“ er stellte als Erster die Ringamsel Turdus alpestris (Brehm) als Brutvogel des Fichtel- und Keilberges im sächsischen und böhmischen Erzgebirge fest, u.^g. f. Was mir persönlich an Berge’s Forschertätigkeit ganz besonders gefallen hat, ist die Tatsache, dass er viele seiner Erfahrungen nicht nur in Fachschriften allein, sondern auch in Tageszeitungen publizierte und dadurch das Interesse für die Natur unserer Heimat wie nur wenige gelehrte Forscher tief in die breiten Volksschichten hinein- getragen hat. Das wellen wir ihm nie vergessen. — Der Verstorbene ist 56 Va Jahr alt geworden. Er wurde geboren am 3. Februar 1851 in Soppen bei Krägis und bildete sich von Ostern 1865 bis Michaelis 1871 98 auf dem Seminar zu Nossen in Sachsen für den Lehrerberuf vor. Seit dem 1. Oktober 1873 wirkte er an der 1. Bürgerschule zu Zwickau, an der er am 1. Oktober 1906 zum Oberlehrer und Stellvertreter des Direktors ernannt wurde. — Berge’s irdische Hülle ruht in kühler Erde; sein Geist und seine Werke aber sind lebendig und werden lebendig bleiben für immer. In der Geschichte der sächsichen Ornithologie nimmt Berge einen der ersten Plätze ein; er wird ein leuchtendes Vor- bild bleiben für die Nachwelt und für uns Jüngere, die wir in seinem Geiste weiterleben wollen. Rochlitz i. Sa. Rad. Zimmermann. Zur Jahresversammlung der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft in Berlin vom 4. bis 6. Oktober 1907. Am 4. Oktober. Wie sonst alljährlich seit längerer Zeit fand auch die erste Jahresversammlung der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft im Architektenhause, Wilhelmstr. 92, abends statt. Zahlreich waren Mitglieder und Gäste erschienen, die vom heutigen Vorsitzenden der Gesellschaft, Direktor Prof. Dr. Heck, auf das Herzlichste begrüsst wurden. Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten gedachte mit warmen Worten der Vorsitzende der Dahingeschiedenen aus der Gesellschaft, des Stadtrats Prof. Dr. med. Rudolf Blasius (Braun- schweig) und des Kanzleirats Albert Grunack (Berlin), dann erhielt Prof. König (Bonn) das Wort zu seinem, dem längst erwarteten Vor- trag über seine diesjährige Reise nach Spitzbergen. Der Vortragende brachte als Einleitung, dass von ihm und zu Ehren des Freiherrn H. Geyr von Sch weppen bürg, neben Dr. Otto le Roi treue Begleiter seiner Expedition, als Entdecker der für ganz Deutschland noch nicht sicher dagewiesenen Rohrsängerart, der Nachtigallrohrsänger, Locustella luscinoides Savi, den er wiederholt im Kreise Kempen (Rheinprovinz) sicher nachgewiesen hat, dieser neuen Unterart der Namen Locustella luscinoides geyri gegeben wurde. Dann erst begann der Vortrag, der von zahlreichen und trefflich gelungenen Lichtbildern begleitet wurde. Wetter und Wind waren der Expedition vom ersten Tage an bis zu ihrem Schluss äusserst günstig, kein Wunder daher, dass deren Ergebnisse sich so günstig gestalteten. Wertvolle Beobachtungen, eine hohe Anzahl Bälge, Nester und Eier seltener Vögel wurden gesammelt. Als Raritäten unter den Bälgen sei ein Pärchen Schwalbenmöven (Xema sabinei), eine schneeweisse Eismöve (Larus glaucus) besonders genannt, als neu für Spitzbergen eine Trauerente, sowie eine Waldschnepfe, was durch eine aufgefundene Feder bewiesen wurde. Unter den Eierschälzen befinden O 99 sich 93 Eier der Kurzschnäbligen Gans (Anser brachyrliynchns), 4 Gelege und Einzeleier der Ringelgans und 2 Gelege der Nonnengans (B. leucopsis). Von beiden Eiderentenarten ( Somateria spectabilis und S. mollissima) wurden Gelege gefunden, die als Höchstzahl 7 Eier enthielten; mehrmals wurde ein Ei der Bernikelgans in einem Eiderentennest als verlegt ge- funden. In bedeutender Anzahl wurden Eier der Eissturmvögel ( Fuhnarius glcicialis), 63 Eier der Krabbentaucher, nochmehr von Dreizehigen Möven (liissci trüladyla) gefunden ; als grösste Seltenheit ein Gelege der Schvvalbenmöve, 3 Eier, nebst deren Erzeuger. Die Eissturmvögel brüteten in grossen Kolonien, Hessen sich vom Nest und Ei abheben, Dreizehige Möven, auf Felsenkanten in Reihen nistend, wurden zu „Millionen“ gesehen. Im Tromsöer Museum wurde ein erythritisches Gelege der Silbermöve besich- tigt, ebenda von einem Händler ein gleiches, doch kleineres Gelege erworben. Dieser Vortrag, der die meiste Zeit des Abends in Anspruch nahm, dem die meiste Aufmerksamkeit erwiesen wurde, erntete reichen Beifall. — Den zweiten Vortrag hielt F. E. St oll, Kustos am Museum des Naturforschervereins zu Riga (Livland) über die dortigen Sumpf- und Wasservögel, unterstützt von vielen, eigenen Lichtbildern. Dass St oll von vielen Beobachtungen und Erfolgen berichten konnte, war vor- aus begründet, waren ihm doch alle Rechte dazu staatlich gegeben, von welchen er zu Nutz und Frommen des Rigaer Museums reichlichen Gebrauch gemacht hat. Am 5. Oktober. Die Versammlung der Gesellschaft fand im Zoo- logischen Garten am Vormittag und bei dem besten herbstlichen Wetter statt. Ihr Führer war auch heute Prof. Dr. Heck. Unablässig von jeher bemüht, rückhaltlos seine Kraft in den Dienst der forschenden Wissenschaft zu stellen, eine Aufgabe, die zum Segen unseres Zoologischen Gartens sich gestaltete, so war er auch heute bestrebt, alle die reichen Schätze seines Tierbestandes, unter ihnen vorweg die besonderen Werte und Neu- heiten, nicht nur für die Laien und die weniger interessierten Zuhörer, auch für verdienstvolle Forscher vorzuführen und zu erklären. Konnten auch zuweilen die Ansichten der Parteien sich nicht einigen, dann werden hoffentlich weitere Untersuchungen und weiteres Material die bestrittenen Fragen lösen. Vorerst mit Dank der Gesellschaft ihrem Führer gegenüber, dann mit einem frohen Mahle, zum Schluss mit einer abendlichen Zusammen- kunft, schloss der zweite Versammlungstag. Am 6. Oktober. Wie üblich seit langer Zeit, fand die Versammlung vormittags im Zoologischen Museum statt. Nach Erledigung der geschäft- lichen Angelegenheiten wurde PI. Schalow zum Präsident der Gesellschalt gewählt. Die wissenschaftliche Sitzung, einmal unterbrochen durch das gemeinschaftliche Mahl, bildeten die Vorträge der Herren Dr. J. Thiene- mann (Rossitten), Braun (Marienburg), Helm (Chemnitz) und B. Hantzsch 100 (Dresden) ; weitere Vorträge konnten nicht mehr stattfinden. D r. J. Thien e- mann, Leiter der Vogelwarte Rossitten, berichtete über seine Erfolge mit beringten Nebelkrähen, Lach-, Sturm- und Heringsmöven, Störchen und Rotkehlchen. Bei Krähen wurden zufriedene, bei Möven geringere, bei Rotkehlchen keine Erfolge erzielt; bei Störchen werden demnächst Erfolge erwartet. Immerhin werden sie als zufriedenstel’ende, selbst vom Vortragenden bezeichnet. Das Ringsystem hat sich bewährt, die Stimmung gegen dieses System hat sich zu dessen Gunsten gewendet, niemals konnte bewiesen werden, dass je der Träger eines Ringes dabei Schaden gelitten hätte. Die verwendeten Ringe gehen in die Tausende, die wiedererlangten bei Krähen betrugen geringe Prozente, bei den Rot- kehlchen haben alle 300 Ringe versagt. Das Tragen des Ringes konnte in einem Falle bei einer Lachmöve auf 18 Monate lang, bei einer Herings- möve sogar auf 22 Monate bewiesen werden. Bei den wieder ein- gefangenen Krähen konnten die besonderen Umstände des Fanges beweisen, dass sie zu gleichen Zeiten dieselben Strecken durchwandern, dass sie gewisse Brutbezirke bis in das nordöstliche Russland wiederbeziehen, dass sie eine Vorliebe für gewisse Plätze längs der Ostseeküste zeigen. Aus dem inneren Russland liegen keine beringten Wanderer vor. Etwa 2000 Ringe sind für Lachmöven verwendet worden, vom Brutplatze aus konnten 287 Möven abgelassen werden. Einige wurden bei Wien, Venedig, Galatz, an der Rhonemündung, Sturmmöven im Kanal, in Italien, Heringsmöven in Süditalien, eine in Heia wieder eingefangen. Von auf- gelassenen beringten Störchen wusste der Vortragende ungemein viel Neues und Intimes zu berichten. Half ihm doch in seinem Streben die ganze Nachbarschaft, gleichviel ob alt oder jung, hoch oder niedrig. 27000 Störche bewohnen Preussen, 66000 Junge gelten als Nachwuchs! Nur ein Alpenstrandläufer wurde beringt, dieser eine wurde am 2. Oktober an der Küste Schleswig- Holsteins wieder eingefangen. Thienemanns Bericht war ein braver, ausserdem ein mühevoller, mit ungemein vielen Zahlen und Daten versehen. — Bernhard Hantzsch’s Vortrag „über das Studium der arktischen Vögel mit Bezugnahme auf eine im Jahre 1906 ausgeführte Reise nach Labrador“ bewies abermals, dass wir von diesem Forscher viel Gutes für unsere Lieblingswissenschaft zu erwarten haben. Grade seine Reisen sind mühevoll, zeitraubend, lebensgefährlich; in keinem Verhältnis stehen weder die materiellen und sonstigen Erfolge. Und den- noch zieht es ihn wieder hin nach den Eisfeldern Labradors und Grön- lands, wie er uns am Schlüsse seines Vortrags versicherte. Wollen wir ihm Glück wünschen, dass er uns noch recht lange erhalten bleibt. — Noch zwei Herren kamen zum Wort: Braun „über exlranuptiale Gesänge und die Erscheinung des Spottens“ und Helm „über neue Beobachtungen über den Zug des Staares“. Das Seelenleben der Vögel zu ergründen und 101 zu erklären, war von jeher eine Aufgabe vieler Beobachter. Auch Braun hat es sich zur Aufgabe gestellt, die Psyche des Vogels zu ergründen und wir verdanken ihm nicht wenige Arbeiten dieser seiner Spezialität. Ungeachtet der vielen Veröffentlichungen anderer Autoren, von welchen nicht wenige weder als gründliche, geschweige als der Wirklichkeit ent- sprechende Beobachtungen angesehen werden können, wissen wir dennoch nichts unbedingt Sicheres. Allein das Thema: „Warum singt der Vogel ?‘‘, ist dazu angetan, dass die Meinungen darüber auseinandergehen. Dies geschah auch bei dem Vorträge Brauns, denn die Debatte bewies es, die demselben folgte. Das Thema hatte nicht nur die Zuhörer hoch interessiert, auch einzelne Redner dazu geführt, ihre Ansichten bekannt zu geben. Noch weiter gingen die Meinungen auseinander, wie extra- nuptiale Gesänge der Vögel und die Ursachen des Spottens zu deuten seien. Wie die Vögel in all ihren Äusserungen individuell sind, so auch der Beobachter, der die Ursachen ihrer Äusserungen zu untersuchen und zu erklären sich bemüht. Braun 's Vortrag, der mit grossem Beifall belohnt wurde, schloss damit, weiteres zu tun, um diesen Teil unserer Lieblingswissenschaft, der leider bisher nur stiefmütterlich bedacht wurde, nunmehr auch zu pflegen, um ihn zu erkennen. Helm brachte im Besitze vieler Notizen und Daten, gesammelt von weit und breit, aus älterer und neuerer Zeit und mit diesen die eigenen Beobachtungen, die als Auszug bekunden, dass die Züge der Staare sich recht verschieden gestalten, so dass eine bestimmte Norm für sie nicht gegeben werden kann. Alte und junge Staare ziehen zusammen, eine Scheidung oder Trennung findet nicht statt, sie ist dem Zufalle überlassen. Weitere Beobachtungen aus dem Leben der Staare wurden mit vielem Interesse aufgenommeiv — Gelegentlich der Pausen des Tages wurden durch Prof. A. Reiche now die besonderen Sehenswürdigkeiten des Zoologischen Museums gezeigt und erklärt, u. a. die äusserst wertvolle Gruppe der aufgestellten Lämmergeier und deren Bälge, die neu erhaltenen Nachtigallrohrsänger, die umstrittenen Objekte ob ihrer Artszugehörigkeit usw., andererseits wurde die Literatur der Taschenbücher des vorigen Jahrhunderts durchstöbert, welche H. Scha- low eigens zur Besichtigung vorgelegt hatte. Sie gab mehrfach Gelegen- heit, sich recht fröhlich über dieselbe zu äussern. Bei dieser Gelegenheit sei auch daran gedacht, dass in unserem Zoologischen Museum bereits Mangel an Platz gebricht, denn selbst viele wertvolle Objekte liegen unverhüllt am Wege. — Viel Gutes und Neues haben wir aus allen Vorträgen erfahren, denen zunächst eine spezielle Veröffentlichung be- vorstehen dürfte. Mit einer Besichtigung ausgesucht schöner Aufnahmen aus der Vogelwelt, die als das Allerbeste auf ihrem Gebiet bezeichnet wurden, schloss die Versammlung. Im Namen des Vorstandes dankte Kollibay (Neisse) dem Generalsekretär Prof. Dr. Reichenow für gute 102 Führung der geschäftlichen Verhandlungen. — Die Besucher der Jahres- versammlung einzeln zu nennen oder [zu gedenken, geht hier nicht an, doch sei daran gedacht, dass eine Dame, Fräulein Dr. Sn et läge aus Para, Brasilien, Assistentin am Berliner Zoologischen Museum, allen wissenschaftlichen Vorträgen der Gesellschaft beiwohnte. H. Hocke.. Über abnorme Färbungen gewisser Vogeleier. Von H. Ho cke. Die Färbung des Eis hängt nicht von dem Willen des Vogels ab, sondern sie ist abhängig von dessen Organisation. Wie bekannt, geschieht die Färbung gewisser Vogeleier nicht immer in bestimmter natürlicher Weise. Zu diesen abnormen Färbungen gehört in erster Linie die albinistische mit verschiedenen Abstufungen, die be- sonders bei den olivfarbigen Eiern unserer Kiebitze, Möven, Seeschwalben, Krähen usw. vorkommt, dann die erythritische, am bekanntesten bei den gelblichen und rötlichen Eiern unserer Baumpieper, Mönchsgrasmücken, Wachtelkönigen, Rotschenkeln usw., die niemals rein olivfarbig gefunden werden. Sind diese Eier nicht normal gefärbt, so liegen Ursachen vor, die zum Teil noch nicht ergründet werden konnten. Diese abnorme Färbung nach zwei besonderen Richtungen hin, hier bläulich, dort rötlich, ist nicht gesetzlos, weder eine Laune der Natur, noch des Zufalls, sondern laut Gesetz nach gegebenen Verhältnissen er- folgt. Doch nicht die Ursachen der Entstehung der abnormen Färbungen, nur ihre Merkmale sollen hier besprochen werden. Weil alle Stadien der Veränderungen am besten das Kiebitzei darstellt, nehme ich dasselbe zur ersten Besprechung. Erscheint ein solches Ei mit einem grünlichen Schleier, d. h. neben der normalen Fleckung vereinzelt schwach gefleckt, weiter: mit einem grünen Schleier, der innerhalb dieses Zeichens fleckenlos ist, noch weiter: halb blaugrün, halb normal braun gefärbt, doch im ganzen schwach ge- fleckt, zuletzt: rein blau, wenig oder garnicht gefleckt, so finden wir hier ganz bestimmte Grade der Entfärbung. Sie lassen deutlich erkennen, wie innerhalb derselben olivbraun abgenommen, olivgrün dagegen zugenommen hat. Je nach dem Grade der Entfärbung hat sich auch die Schale des Eis verändert. Sie ist rauh und schwach geworden, hat Unebenheiten und Körnungen erhalten, den Glanz teilweise oder ganz verloren; die Gestalt ist mehr denn je zugespitzt, im ganzen verkümmert und verkleinert. (Das erste Stadium der Verkümmerung, das blaugrüne Band am spitzen Polende, findet man auch bei rein grünen Eiern ; das letzte Stadium wird die Gestalt erkennen lassen.) 10. ‘3 Das Ei, das als erythritisch am meisten bekannt geworden ist, ist das der Mönchsgrasmücke; bekannt dafür ist auch das des Baumpiepers und unseres gewöhnlichen Würgers. Nicht nur die glanzschaligen, auch die mattschaligen Eier zeigen ganz deutlich Erythrismus an, z. B. Fischadlereier, deren Färbung bis zum vollen Burpurbraun übergeht, ebenso Kranicheier, deren stumpfer Pol purpur- schwarz, obendrein mit dick aufgelegtem Schwarz bedeckt ist. Unter den wenig glänzenden Eiern, die zu Erythrismus neigen, nenne noch die der Aasgeier, Wander- und Baumfalken, Perlhühner, Moor- und Knäckentcu, die zuweilen ein frischer rosa Hauch überzieht, der leider mit der Zeit verschwindet. Eier dieser l'ärbungsart sind besonders „prächtige“ im Sinne der Oologen.*) Nun zu den Merkmalen der beiden abnormen Färbungen. Die eine kann ebenso grünlich wie bläulich oder weisslich mit allen grünlichen wie bläulichen Mischungen sein. Reines Grün ist das erste, ein reines helles Blau, das bis zum intensiven Himmelblau steigt, das letzte Stadium. Erythrismus wird bei gelblichen und rötlichen gefleckten Eiern die Fleckung bis zum tiefsten Purpur oder Schwarz steigern. Durchweg ist den albinistischen Eiern der mehr zugespitzte, den crythritischen der mehr zugestumpfte Pol eigen, ersteren fehlt der Glanz der Färbung, bei letzteren ist er erhöht. So auch das Korn, das bei den ersteren rauh und uneben wird, bei den letzteren besonders glatt und fein wird. Die Beständigkeit der Färbung hat bei den ersteren abgenommen, bei den letzteren zugenommen. Jene blauen Eier der Heckenbraunelle und des Fischreihers, von welchen Herr Professor Oberbeck in dieser Zeitschrift berichtete, dass sie ihre frischen und gesättigten Farben be- hielten, während die Eier gleicher Arten längst verblassten, sind Produkte des bestens Wohlergehens ihrer Erzeuger, auch ihrer Grösse und Gestalt wegen als erythritische anzusprechen, obwohl sie nicht rot sind. Denn reines und intensives Dunkel- oder Türkisblau eines Eis, wenn es einmal die normale Färbung ist, kann niemals rot werden. Sind einmal aus- nahmsweise gute Bedingungen gegeben, dann regt es sich in der Gestalt, die voll und rund wird. Auch in meiner Sammlung befinden sich Gelege der genannten Arten in auffallender Grösse und intensiver Färbung, die konstant verblieben sind. Auffallend grosse Eier in den Gelegen anderer Vogelarten werden neben der Farbenbeständigkeit gleiche und grosse Fleckungen innerhalb des Geleges, durchweg zugestumpfte Pole aufweisen, alles Merkmale, die zusammengehören. *) Man vergleiche: Bernhard Hantzsch: „Ueber die Veränderung der Eischale während der Bebrütung“, 1901 lieft 7 und Dr. Fr. Dietrich 1904 lieft 4 und 5, ferner Kricheldorff und Rey: „Zusammenstellung erv (britischer Eier“, 1900 lieft 1 und 2 der Zeitschrift tiir üologie. 104 Wenn Altum einst schrieb, dass vom gewöhnlichen Würger in trockenen Jahren auffallend viele rote Eier gefunden wurden, aber über die Ursache nicht weiter forscht, so ist dies eine Beobachtung mehr, dass es diesen Würgern in trockenen Jahren gut ergeht, denn rote Eier sind die Zeichen guter Lebensbedingungen, eine Ansicht, die ich hier vertrete. Auch die rotköpfigen Würger legen zuweilen rote Eier. Sie sind bei uns Sommervögel, die sporadisch, doch dann am meisten erscheinen, wenn die Sonne recht heiss brennt. Die so oft genannten roten Saatkräheneier in der Sammlung des Herrn König Baron von Wart hausen halte ich ebenfalls nur für Produkte des besten Wohlbefindens ihrer Erzeuger. (Schluss folgt.) Emberizci citrinella. Von Georg August Grote. Die Goldammer, Emberiza citrinella , die der Bauer „Goldemmerken“ nennt, ist einer unserer populärsten Vögel. Sie ist fast überall in den Gauen unseres deutschen Vaterlandes als Brutvogel und wetterfester Standvogel vertreten. Der Bauer liebt diesen Vogel besonders, der ihn in der schönen Jahreszeit mit seinem Gesang „zü-zü-zii-zü-zü-zi-ehu be- grüsst und im Winter sich als hungriger Bettler auf seiner Dreschdiele einzustellen pflegt. Die Deutungen, welche der Goldammergesang in den verschiedensten Gegenden durch das Landvolk erfahren hat, legen ein beredtes Zeugnis von des Vogels Popularität ab. Bei uns im Wesergebiet legen ihm die Leute die Worte in den Schnabel: „Buer, Buer, lat mi in dine Schüne!“ (Bauer, Bauer, lass mich in deine Scheune!), anderwärts soll er rufen: „Mäken, Mäken, spinn!“ (Mädchen, Mädchen, spinne!) oder: „Seessen, Seessen, schmied!“ (Sense, Sense, schmiede!), auch wohl: „Sichel, Sichel, schmied!“ usw. Der Grund zu des Vogels allgemeiner Beliebtheit liegt wohl einerseits in der Häufigkeit und Ständigkeit seines Vorkommens und andererseits in seiner schönen, auffallenden Färbung; jedes Kind kennt hn und freut sich über die gelbe Farbe, wodurch „hei veel schöner lett as de Lüning“ (viel schöner lässt — aussieht als der Sperling). Die Goldammer ist nächst der Kohlmeise und des Buchfinken einer unserer ersten Frühlingssänger. Da sie in der Regel dreimal brütet, muss sie zumeist schon im Monat März unter „Singen und Springen“ mit der Paarung, dem Nestbau — kurzum mit dem Fortpflanzungsgeschäft beginnen, um manchmal erst Ende August mit der Aufzucht der letzten Brut de- finitiv fertig zu sein. Der Wahl der Nistplätze nach gehört die Goldammer zu den Erdbrütern. Beliebteste Nistgelegenheiten bieten ihr die sanft abschüssigen, bewachsenen Ufer toter oder doch imFrühlinge ausgetrockneter Gräben dar. Daneben bevorzugt sie auch mit langem Gras bewachsene 105 Böschungen und Raine; unten am Russe von Maselhecken scheinen ihr etwas erhöhte, bewachsene Erdflecken mit kleinen natürlichen Mulden zur Anlesrunu des Nestes ebenfalls sehr willkommen zu sein. Im übrigen besitzt die Goldammer eine grosse Anpassungsfähigkeit an jegliche Art von Terrain. Ihr werden weder die Verkoppelungen, denen viele Hecken zum Opfer fallen, noch auch Koupierungen und Rasierungen von Ländereien sonderlichen Abbruch tun können; denn bietet ihr eben das platte Land keine passenden Grabenufer und Böschungen, so baut sie in irgendwelches dichtes Gebüsch, fehlt auch das, so begibt sie sich in das Gras der Wiesen, und an Gras zu ihren Zwecken mangelt es nirgends. — Ist das meist sehr geschickt versteckte Nest der Goldammer fertig, dann ist es in der Regel einige Tage darauf auch schon mit Eiern versehen. Ein Goldammergelege umfasst meist 4, vielfach auch 5, seltener 6 Eier, welche in den frühen Morgenstunden, meist zwischen 6 und 7 Uhr, gelegt werden, und zwar legt das Weibchen jeden Morgen ein Ei, bis das Gelege voll ist. Das früheste Gelege, welches ich fand, datiert vom 6. April 1905, das späteste, bebrütete, vom 23. Juli 1903. Die Eier (durchschnittlicher Längedurch- messer 21 mm, Dickedurchmesser 15 mm) sind in der Regel von blasser graurötlicher Grundfarbe und weisen — gleichsam wie auf der Grundiarbe aufgetragen — darüber teils feine graue, zarte Äderchen und Striche, teils kräftig braunrote Punkte, Adern und Flecke auf. ln der Regel ist das zuerstgelegte Ei etwas kräftiger und ausgiebiger gezeichnet als das letzte. Das Goldammerei gehört übrigens zu denen, die streng genommen, eine in allen Stücken genaue und zutreffende Charakteristik anbetreffs der Färbung nicht recht zulassen, denn der Grundton der Eier variiert bei den verschiedenen Exemplaren zwischen grau und fleischfarben, weiss- grau und gelbrot, und mit der Grundfarbe variieren auch die Farben der feinen Äderchen, Haarstriche, Fäden, Punkte und Flecke. Vielfach ist auch die Grundfarbe der Eier mit fast undefinierbaren verwaschenen Zeich- nungen durchsetzt. Auch verändern sich die Eier im Verlaufe der Be- brütung manchmal nicht unwesentlich. Inwieweit Alter und Nahrung des Vogels auf die Eifärbung einwirken, darüber wage ich nichts zu sagen. Die Ausbrütung der Eier beansprucht einen Zeitraum von 14 Tagen. Während das Weibchen auf den Eiern hockt, singt ihm das Männchen in der Nähe des Nestes fleissig vor. Die ausgeschlüpften Jungen werden mit Insekten gefüttert. Überhaupt ist die Goldammer kein ausschliesslicher Samenfresser; nur die kältere Hälfte des Jahres über verzehrt sie Getreide- körner und Krautsamen aller Art. Im Winter lebt der Vogel gesellig mit seinesgleichen und stattet im Verein mit Spatzen und Haubenlerchen den ländlichen menschlichen Be- hausungen, besonders wenn Schnee liegt, einen gern gesehenen Besuch ab. Man kann darüber streiten, ob uns dieser kleine gelbe Dicksack als Sänger 106 der Flur im Sommer oder als Schnorrer im Winter mehr Vergnügen be- reitet. Missen möchten wir ihn zu keiner Zeit, und bringt er im Winter Leben und Bewegung in die öde Natur, so ist er dafür vor anderen Vögeln gewiss besonders zu schätzen. Wir aber wollen uns noch darüber freuen, dass er sich anzupassen versteht, so dass ihn die fortschreitende Kultur nicht ausrotten wird. III. Das Ei als Zahlungsmittel. (Schluss.) So klein und unbedeutend das Vogel-, speziell das Hühnerei ist, so hat es im Laufe der Zeiten doch eine namhafte Rolle als Zahlungsmittel gespielt. In den Epochen und in Erdstrichen, wo es an gemünzten Metallen, besonders an Scheidemünzen fehlt, da mussten verschiedene Naturobjekte von gewissem Werte bei Zahlungsleistungen in die Lücke treten, als Tauschmittel gegen andere Gegenstände gelten. Gerade wegen seiner Kleinheit konnte dabei das Ei, wie auch oft das Geflügel, von besonderem Werte sein. Denn es eignete sich zu Zahlungen für kleinere Dienste und Gegenstände, in seiner Mehrheit für die Erwerbung grösserer. So kommt es denn noch heutzutage auf dem Lande nicht selten als eine Art Trinkgeld zur Verwendung. An gewissen festlichen oder vorfestlichen Tagen wird es an bettelnde, singende oder fordernde Menschenkinder abgegeben, an die Jugend, an Küster, Chorknaben und Nachtwächter, die nach altem Brauche an gewissen Tagen von Haus zu Haus ziehend, Gaben sammeln dürfen, wie in der guten alten Zeit auch Schulmeister und selbst Pfarrer. Eier erhielten alle diese Bevölkerungs- gruppen nicht selten, zu gewissen Zeiten, z. B. an Ostern und Pfingsten, nach altem Herkommen stets. Auch Bettler der gewöhnlichen Kategorie und andere Gabenempfänger erhielten und erhalten das einen bescheidenen Wert repräsentierende Ei, bei uns zu Lande und bei fremden, besonders auch bei Naturvölkern. Nach Quedenfeldt sind in Nordwestafrika Eier, Brot und Hühner auf dem Lande der gewöhnliche Entgelt für die Schaustellungen der „Seiltänzer“ jener Gegenden der Uled und Orma aus dem südlichen Marokko. Ebensolche Gaben mögen auch etwa „Künstler“- gesellschaften, Bettlertrupps, Zigeuner usw. erhalten, wenn sie unsere ländlichen Gefilde nach Beute durchstreifen. Denn besonders der Land- mann abgelegener Gebiete huldigt noch vielfach der Gewohnheit, ihm geleistete Dienste durch Naturalien oder durch einen Gegendienst zu be- zahlen. Um wievielmehr entrichtet er Geschenke nach diesem Modus. Nocli viel intensiver aber war er diesem in alten Zeiten ergeben, wie es auch kaum anders sein konnte. Darbringungen, Ehrungen, Zinsen, Ab- gaben, Steuern und Bussen entrichtete er höchst selten in Barem, sondern 107 in der Regel mit den Erzeugnissen seines Gutes. Und so gebrauchte er denn auch das Ei sehr häufig als Zahlungsmittel, gab es einzeln, dutzend- und hundertweise an seine Herren ab. Unzählige Belege aus Urbarien, Steuerbüchern, Chroniken usw. Hessen sich darüber anführen. Dass auch Strafen mit Hühnereiern entrichtet werden mussten oder konnten, möge aus einer niederösterreichischen Quelle nachgewiesen sein. Im Tagebuche des Edeln Erasmus von Puchaim vom Jahre 1557 finden sich nämlich unter den den Untertanen auferlegten Bussen auch folgende Posten: „Den Springweber um 30 Eier gestraft“; „Den Plutzer um 100 Eier gestralt“. Natürlich konnte man auch Einkäufe mit Eiern besorgen, und letztere eigneten sich infolge ihrer Gleichförmigkeit ganz besonders als Ersatz der Scheidemünzen. So wurden sie denn auch bei uns zu Lande lange Zeit in ähnlicher Weise benutzt, wie etwa die Kaurinmuscheln in Afrika. In Wien erhielt man z. B. in der ersten Hälfte des 13. Jahr- hunderts für ein Ei zwei Nadeln. Aber mit der Entwicklung des Markt- verkehrs schwand auch der Tauschhandel, und dieser zog sich auf private Gebiete zurück. Wo er aber noch existiert — also bei immer noch vielen Völkern mit schwach entwickelter Gesittung — da hat auch das Ei noch seine ganz bestimmten Werte. Ein Afrikareisender berichtet gar von einem Volksstamme, wo man sich eine Ehefrau gegen Erlegung mehrerer Hühner und einer bestimmten Anzahl von Hühnereiern erwerben kann. Gewiss ein glückliches Land. Doch nicht mehr gar zu lange wird es gehen und das Ei verliert seine Bedeutung als Zahlungsmittel gänzlich. Mit dem immer weiter vordringenden weissen Manne, mit der zunehmenden Verbreitung von Kenntnissen und der im verschärften Existenzkämpfe notwendigen genauen Fixierung der Werte schwindet auch der Handelsverkehr in seiner primitiven Ausgestaltung, und man kauft sich Waren, Nahrungsmittel und Weiber nicht mehr mit Stuten, Schafböcken, Mühlsteinen, Hühnern und Eiern, sondern einzig und allein noch — mit gemünzten Metallen. Karl Berger. Mitteilungen. Acridotheres ginginianus Lathr. Im Anschluss an die unbefugte Veröffentlichung des Herrn Rüdiger in No. 6 S. 92 dieser Zeitschrift bitte ich um gefällige Nachricht, ob vielleicht im Laufe dieses Sommers irgendwo ein Ufermaina entflogen ist, damit ich die Identität desselben mit dem mir persönlich übersandten Vogel feststellen kann. Dr. Eckstein , Kgl. Professor. 108 — Im Berliner Zoologischen Museum ist eine grosse biologische Gruppe zur Aufstellung gelangt, die höchst sehenswert ist. Sie besteht aus ant- arktischen Säugetieren und Vögeln, welche die „Gauss“ während ihrer Südseeexpedition 1901 — 03 erbeutet hat. Die Gruppe zeigt uns auf weitem Meere die rein antarktischen Säugetiere, vorn einen Krabben- iresser, dann Weddelrobben (mit einem Jungen), je einen Seeleopard und Seeelephant. Links sind aufgestellt ein Adelenpinguin (Pygoscelis adeliae), dann 4 Kaiserpinguine (Aptenodytes Forsten), die von den Eisspalten aus zum Meere wandern; fast im Hintergründe 3 Raubmöven (Mega- leslris Maccormiclci Saund), um eine Beute lagernd; dann nach vorn und rechts zu schwebende Sturmvögel, unter ihnen der gewaltige Riesen- sturmvogel ( Ossifraga gigantea Gm.), die liebliche Kaptaube (Daption capense L.), ein kleiner schwarzer Petrel ( Oceaniies oceanicus Gm.), ein Eispetrel ( Pagodroma nivea Kühl.), ein brauner Petrel ( Thalasseaca aniarctica Gm.). Ganz im Plintergrunde sieht man das Expeditionsschiff zwischen Eisbergen. — Drei ähnliche biologische Gruppen, doch kleineren Umfanges, in neuerer Zeit entstanden, seien noch genannt, die das Berliner Museum aufgestellt hat: 1. Nordische Tiere in der Schneelandschaft, 2. Gefiederte Gäste beim Aase, 3. Afrikanische Wüstenlandschaft, von welchen die beiden letztgenannten Gruppen an den verstorbenen Carlo Baron von Erlanger erinnern, der sie dem Museum geschenkt hat. Im Schneebilde sind dargestellt, ausser Eisfuchs und Hermelin, Jagdfalk, Schneeeule, Moorschneehuhn, Schneeammer, am Aase Kropfstorch, Geier- rabe, Schwarzer Milan, Raubadler, Eahler-, Aas-, Ohren- und Wollkopf- geier, im Wüstenbilde viele Vertreter verschiedenster Tierklassen. — Im grossen Lichtsaale hat zum ehrenden Gedächtnis Carlo von Erlanger eine Gedenktafel erhalten. W. Werner. — Zur Feier des am 30. Januar 1907 vollendeten 50jährigen Bestehens der Kaiserlich Russischen Gesellschaft für Akklimatisation der Tiere und Pflanzen hat die Gesellschaft beschlossen, im Jahre 1908 (Ende August bis Anfang September) in Moskau in dem ihr gehörigen Zoologischen Garten eine Jubiläumsakklimatisationsausstellung und -kongress zu ver- anstalten. In den so sehr verschiedenartigen Abteilungen erhält die Abteilung für Vogelzucht folgende Einteilung: Wissenschaftliche, ange- wandte und populäre Ornithologie, die Krankheiten der Vögel und ihre Heilung, der Handel mit Geflügel. Programm wird versandt. Anzeigen mit dem Wunsch sich an der Ausstellung zu beteiligen, können schon jetzt unter folgender Adresse eingesandt werden: Moskau, Zoologischer Garten. An das Ausstellungskomite der Akklimatisationsausstellung. Präsident des Organisationskomites der Akklimatisationsausstellung im Jahre 1908 in Moskau Prof. N. Sograf, Sekretär des Komites W. 109 Grazianow. (Auskunftsblatt für Biologie, Jurjevv/Dorpat, Russland, 1. Oktober 1907.) Graupapagei und Alexandersittich. Nach 19 jähriger Gefangenschaft und allein gehalten, hat mein Grau papagei, von welchem ich bereits hier 1906 S. 93 berichtet habe, 3 gleiche normale Eier am 26. Mai, 5. und 16. Juni d. Js. gezeitigt. Der Alexandersittich ( Palaeornis alexandri L.) im Besitze des Herrn Julius Genetzky, im Jugendkleid erhalten, auch allein in der Gefangenschaft gehalten, hat zuerst im fünften, dann im sechsten Jahre erst 3, dann 4 Eier gezeitigt. Während der Graupapagei zu jeder Zeit gegen seinen Pfleger die vollste Liebe und An- hänglichkeit bekundet, wird der Alexandersittich während der Legezeit unausstehlich und bissig, bei der Berührung des Geleges, das er sorgsam zusammenbrachte und behütete, sogar zum gefährlichen Angreifer. Sein letztes Gelege erfolgte im Juli d. Js. in der Zeit von etwa 8 Tagen. Waldemar Mahlow. Aufforderung und Bitte. Ornithologische Fachgenossen ersucht Herr Prof. Dr. 0. Böttger in Frankfurt a. M an Herrn Dr. AntonSticker (Kgl. Chir. Universitätsklinik, Berlin NW. 23) krebsig erkrankte V öge einzusenden. Sein Wunsch ist, in den Besitz von lebenden Vögeln gleich- wie welcher Art zu kommen, die mit geschwulstartigen Krankheiten be- haftet sind. Ob diese ihren Sitz an der Körperoberfläche oder im Innern der Organe haben, wäre gleich. In gleicherweise wie der früher negierte Krebs der Ratten und Mäuse jetzt für häufig vorkommend gilt, hofft er auch den Krebs der Vögel, mehr als bisher bekannt ist, durch weiteste Umfrage nachzuweisen und wissenschaftlich aufzuklären. Auch Dr. B. Placzek, (Brünn, Schreibwaldstr. 38), erklärt sich bereit, Mitteilungen von eigenen Beobachtungen und Wahrnehmungen in Bezug auf dieses Thema zu weiterer wissenschaftlicher Behandlung entgegenzunehmen. Ein sonderbarer Fang. Am 25. August fischte ein hiesiger Herr auf Hechte. Als er den Lockfisch hinter dem Schilfe eintauchte, flatterte plötzlich ein grösserer Vogel mit der Leine hoch. Leider tobte das Tier so, dass man es nicht lebend bekommen konnte. Man schickte mir die „Ente“, die sich dann als ein diesjähriger, ausgewachsener Haubentaucher entpuppte. E. Deimers, Lingen a. E. — Die naturhistorischen Sammlungen und Bücher, welche der in Berlin verstorbene Kanzleirat Albert Grunack dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien testamentarisch vermacht hatte, verbleiben der Wittwe des Verstorbenen. In einem Schreiben aus der fürstlichen Kanzlei in Sofia, datiert vom 5. September d. Js., verzichtet der Fürst von Bulgarien auf Annahme der wertvollen Hinterlassenschaft. Die entomologische Sammlung ist in den alleinigen Besitz des Herrn W. Höfig gekommen; die ornithologischen Bücher stehen zum Verkauf. (Siehe die betr. Inserate in Nr. 6 d. Ztschr.) 110 Geschäftliches. Dermoplastisch-Museologisches Institut „Dobrudscha“, Bucarest, Rumänien, Strada Leonida 7 bis, Inh. Rob. Ritter v. Dom- browski, empfiehlt Säugetier- und Vogelbälge, aufgestellte Vogelbälge, biologische Vogelgruppen, Dunen- und Nestvögel in Fermol, Roh- und Kopfskelette, Vogeleier und Nester usw. zum billigsten Bezüge. Neue Preisliste gratis und frei. Literatur. Verhandlungen der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern. 1905. Bd. VI. 4 Taf. München 1906. Gustav Fischer s Verlagsbuch- handlung in Jena. — Der knappe Raum unserer Zeitschrift kann es leider nicht zugeben, aus dem reichen Inhalt der „Verhandlungen der Ornitho- logischen Gesellschaft“ über Sitzungsberichte, Referate, Literaturbesprechungen sowie über Abhandlungen und Vorträge der Herren G. v. Burg (Anomale Färbung bei Vögeln), L. v. Besserer (Ausflug zu den Niststätten der Sterna nilotica), J. Gengier ( Ciconia ciconia als Brutvogel in Bayern) und die der anderen Herren im besonderen lobend zu berichten, nur die Arbeit J. A. Link’s j „Der Europäische Kuckuck“, die bereits im vorigen Band der „Verhandlungen“ einen bedeutenden Raum einnahm, im vor- liegenden Band fast 50 Seiten Raum einnimmt, kann besonders besprochen werden, weil sie es ist, die zur Zeit als die bedeutendste Monographie über den europäischen Kuckuck anzusehen ist. Alte und neueste Literatur hat Link in vollem Masse gesammelt, die verschiedenen Ansichten der Beobachter gebracht und besprochen, Wahrheit und Dichtung zu ergründen sich bestrebt. Eine mühevolle Arbeit, die in zwölf Kapiteln gebracht, mit dem noch höchst strittigen Kapitel: „Die Entwickelungsdauer des Kuckucks- eis“ ihren Abschluss findet. — Oologia universalis palaearctica, Georg Krause, Stuttgart, Fritz Lehmanns Verlag. Heft 22, 23 und 24, enthaltend die Abbildungen der Eier der Mistel- und Sleindrossel, des ge- wöhnlichen und einfarbigen Stars, des Rosenstars und Krabbentauchers. — Fast durchweg blaue Eier, die dargestellt werden, lassen sämtliche Ab- bildungen deutlich erkennen, was sie zu besagen haben. Es ist wahrlich keine leichte Aufgabe, nur im reinen Hellblau gehaltene Objekte malerisch naturgetreu wiederzugeben und dennoch ist es der Hand des Künstlers vortrefflich gelungen. Eine unbestritten vollkommen künstlerische Leistung ist die Wiedergabe der Eier des Krabbentauchers. Die Tafel mit den Misteldrosseleiern enthält indes einen Fehler, weil einige der Flecke nicht an der ihnen zugewiesenen Stelle zuweilen neben, selbst weit ausserhalb derselben sitzen, was nicht stattfinden dürfte. Wer jemals die Original- zeichnungen Krause’s gesehen hat, muss sich über diese erfreut zeigen; über dessen Nachbildungen müsste es eigentlich ebenso sein, käme ihm 111 der Drucker stets aufmerksam entgegen. — Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen. J ul. Springer, Berlin. „Das Auftreten schädlicher Tiere.“ 2. Vögel. Die Krähen, die Saatkrähe sowohl wie die graue Krähe werden an manchen Orten lästig ; sie wurden deshalb durch Abschuss an den Horsten alljährlich in Freienwalde (Bez. Potsdam) sowie 1904 in Schleswig (200 Horste) dezimiert. Durch Vergiften mit phosphorhaltigen Hühnereiern werden die grauen Krähen im Bezirk Köslin in Dars seit 1892 regelmässig vernichtet; auch in Poggendorf (Bez. Stralsund) wurden Krähen getötet. Der Eichelhäher wurde 1904 in Schleswig sowie in Wildeck (Bez. Kassel) und 1905 in Ziegelroda (Bez. Merseburg) mit Teller- eisen gefangen. — Neue Preussische Jagdordnung vom 17. Juli 1907. Amtliche Fassung. L. Schwarz & Co., Berlin S., Dresdener Strasse 80. Preis 1 Mk. Durch Erlass des neuen Gesetzes ist das Verlangen nach einer einheitlichen Jagdgesetzgebung für Preussen endlich erfüllt und 21 verschiedene Jagdgesetze werden mit einem Male aufgehoben. Die Kenntnis der gesetzlichen Bestimmungen ist für jeden Jäger, Jagdpächter und Verpächter usw. dringend erforderlich. Das handliche Taschenformat wird den Absatz des praktischen Werkchens begünstigen. — Deutsche Jäger-Zeitung, Neudamm 1907, S. 751. M. Feld. Die grösste Saatkrähen- kolonie in Deutschland befindet sich in dem Niedermittlauer Gemeinde- wald, Distrikt „Scheid“, in der Kinzingebene zwischen Gelnhausen und Hanau. Sie zählt etwa 3000 Nester. Es schoss darin der gräflich isen- burgische Leibjäger Böhm zu Meerholz allein in diesem Frühjahr über 700 Krähen ab, ohne die, welche von den Waldschützen erlegt wurden. Dazu sind aus zahlreichen Nestern Eier und halbflügge Junge von Schul- buben und anderen kletterfixen Personen ausgenommen worden. — Zoologischer Beobachter. Organ der Zoologischen Gärten Deutschlands, Frankfurt a. M., Wahlau und Waldschmidt, 1907, 47. Jahrgang. Der Zoologische Beobachter, der fast in jedem seiner Hefte ornithologische Arbeiten veröffentlicht, bringt in seinem Septemberheft eine Arbeit Hermann Grote’s: „Merkwürdige Todesursache Hunderter von Goldhähnchen“, die unbedingt Beachtung erfordert. Viele Hunderte, vielleicht Tausende, mögen es gewesen sein, die in Königshöhe, Freienwalde a. 0., von einem Wirt in einem offenen Brunnen seines Gartens sind gefunden worden. Bestimmte Ursachen des Todes können nicht gegeben werden. Wer mag die Ursache des Todes ergründen? Eine Frage, vrelche von grossem Interesse ist. Stadtrat Prof. med. Rudolf Blasius f, Stabsarzt a. D., Ritter des Eisernen Kreuzes, gestorben in Braunschweig den 21. September 1907. 112 ANZEIGEN BW" Vogelnester T®0 im Tausch oder gegen bar; erwünscht folgende Arten: Lerchen, Singdrosseln, Schwaiben, Hänflinge, Pirole, Beutelmeisen, Schwanz- meisen, Stieglitze, Edelfinken, Spötter, Goldhähnchen, Zaunkönige, Stockenten und andere interessante Arten. LINNAEA, Naturhistorisches Institut, BERLIN NW., Turmstr. 19. für Sammler und forsdier ! Unterzeichneter beabsichtigt im Einvernehmen mit der Kath. Mission für D.-S.-W.-Afrika ein Unternehmen zu gründen — Versand von Naturalien und ethnologischen Gegen- ständen — , das den Zweck verfolgt, unseren Sammlern zu mässigen Preisen sorgfältige Präparate aus der Flora und Fauna D.-S.-W.-Afrikas zu liefern. Es sei im Vornherein erwähnt, dass es sich nicht etwa um grosse aufgestapelte Vorräte handelt, sondern vielmehr auf Bestellung gearbeitet wird und die Reichhaltigkeit des Lagers abhängt von dem jeweiligen Ergebnisse der Exkursionen, die von den einzelnen Stationen aus unter- nommen werden und von den kleineren Expeditionen, die Unterzeichneter von Zeit zu Zeit nach allen Teilen des Schutzgebietes macht. Auf diese Weise können einerseits Aufträge nicht immer sofort erledigt werden, andererseits aber kann besonderen Wünschen der Herren Abnehmer auf Art und Weise des Präparierens und Anlegung von Spezialsammlungen (Käfer, Schmetterlinge, Spinnen. Heuschrecken, Reptilien, Vogelbälge, -nester und -eier, Antilopen- gehörne, Schädel, Herbarien usw. usw.) weitgehendste Rechnung getragen werden. Ferner werden Gruppen kleinerer Tiere angefertigt, wobei die Umgebung, in der sie gefunden werden, genau festgehalten ist. Jedem Stück wird, soweit in der Eingeborenensprache hier- für Bezeichnungen vorhanden sind, der Name im Herero- und Namaidiom beigegeben, den ethnologischen Gegenständen ist ferner eine Beschreibung über Art und Weise der Anwendung und Verfertigung usw. angefügt. Um Unterstützung des Unternehmens von Seiten der Inter- essenten durch Eiteilung von Aufträgen bittet p. Kathol. Mission fiir D.-S.-W.-Afrika (Natur alienkabinet) Windhuk, A. Lunhenhein. Ei -■■==== ffl Suche Tausch- und Kaufverbindungen mit Sammlern von Vogeibälgen in Spanien und Südrussland. Adressen vermittelt die Redaktion dieser Zeitschrift. B - - ■ ~ — = 0 Suche tau$dmrbitid«nflgn. Kann z. Z. mehrere seltene, schöne Gelege abgeben. Otto Bamberg, Weimar, Harthstr. 27, 1. Eier vom Syrrhaptes paradoxus in schönen Gelegen zu 2 und 3 Stück a M. 7,50 das Stück R. Tancre, Anklam. offeriert Habe abzugeben die ersten acht Jahrgänge der „Zeitschrift für Oologie“, komplett, gut erhalten. Carl Hollandtj Leipzig -Schleussig, Oeserstr. 26 I. W. F. H. Rosenberg, F. Z. S., Naturalist und Importeur von exotischen, zoologischen Sammelobjekten, 57 Haverstock Hill, London NW., versendet frei u. gratis Preisliste No. 6 über Vogelbälge - (4 300 Arten). = Verlag und Herausgeber: H. Hocke, Berlin. Druck: Carl Ockler, Berlin C., Prenzlauer Str. 13. ZEITSCHRIFT für OOLOGIE UND ORNITHOLOGIE Herausgegeben von H. Hocke, Berlin C. 25. Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonuemcntspreis beträgt für das Jahr bei direkter Zusendung durch die Post innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Slk. 3,50, nach den andern Ländern des Weltpostvereins Frcs. 5 pränumerando portofrei. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 31. März. Bestellungen und Zahlungen sind an H. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36, zu richten. Preis der zwcigespaltenen Zeile oder deren Raum 20 Pf. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlen. Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht Obcrsc.iri ten wird, betragen 3 Mk. No. 8. BERLIN, den 15. November 1907. XVII. Jahrg. Inhalt: AuUeinfischer ur.d Schmarotzerraubmöven auf dem Zuge. Erwin Detmers. — Eier und Nest des Girlitzes. Ludwig Schuster. — Ein Besuch hei Dr. Otto Ottos so» in Strömsholm - Stuteri, Schweden. Otto Bamberg. — Ober abnorme Färbungen gewisser Vogeleier. H. Hocke. — Nachrichten aus Posen. M. Haun. — Mitteilungen. — Literatur. — Inserate. Austernfischer und Schmarotzerraubmöven auf dem Zuge. Erwin Detmers, Lingen a. d. Ems. Anfang Oktober d. Js. hatte ich in Norderney günstige Gelegenheit, das Leben wandernder Austernfischer, Haematopus ostralegus (L.) und Schmarotzerraubmöven, Stercorarius parasiticus (L.), aus nächster Nähe zu beobachten. Der Strand wurde eigentlich nur von diesen beiden Arten aufgesucht, während Silbermöven sich in grosser Zahl an der Wattseite aufhielten. Der Austernfischer kam immer zu ganz bestimmter Zeit. Wenn die Flut vorüber war und das Wasser in der Mitte zwischen Flut und Ebbe stand, stellte er sich ein und suchte auf den steinernen Buhnen nach Krabben, kleinen Muscheln und nach allerlei Gewürm, das die Flut zurückgelassen hatte. Selten mehr als 5 Vögel bildeten einen Trupp, der treu zusammenhielt. Sobald sie auf der Buhne ankamen, machten sie sich auf die Suche, wobei sie gewöhnlich bis zum Bauch in der Brandung standen oder von den Wellen hochgehoben wurden. Nach der Mahlzeit hielten sie mit eingezogenem Kopf, auf einem Beine stehend Rast. Oft besuchte einer aus dem Trupp eine Nachbarbuhne; sobald er zurückkam, fuhren die zunächststehenden Austernfischer mit lautem „Hüpu und offenem Schnabel auf ihn los, ohne ihn aber zu berühren. Er antwortete ebenso. Die meisten Austernfischer zeigten vor Menschen gar keine Scheu. Freilich wenn man schnell auf sie zuging, strichen sie früh ab. Mir gelang 114 es verschiedentlich, wenn ich ganz langsam vorwärtsging, bis auf 5 Schritt an sie heranzukommen. Ich hatte das Fernglas vor dem Auge und konnte sie so ganz vortrefflich beobachten. Abends hörte man häufig den Ruf ziehender Austernfischer. Neben dem Austernfischer zeigten sich bei zurücktretendem Wasser auf den Buhnen in grosser Zahl die Schmarotzer- raubmöven. Beide Arten lebten friedlich nebeneinander, wenigstens kümmerten sich die sonst so streitsüchtigen Austernfischer dort nie um die Möven. Schmarotzerraubmöven erschienen in Trupps von 10 — 50 Stück. Sie pflegten über dem noch vom Wasser bespülten Teil der Buhne zu fischen. Dieses Wort ist eigentlich nicht der rechte Ausdruck, denn solange ich beobachtete, wurde von ihnen kein einziger Fisch erbeutet, sondern sie fingen nur Krebse und, wenn ich recht gesehen habe, auch Seesterne. Interessant war die Art, wie sie Beute machten. Hatten sie im Schwimmen das Tier erblickt, so erhoben sie sich, rüttelten etwa ein Meter hoch über der Meeresfläche und stürzten sich dann mit dem Kopf zuerst hinab. Sie erhaschten fast regelmässig das Tier, aber es kamen auch Fehlgriffe vor. War der Seestern ziemlich klein, so wurde er mit unglaublicher Gier sofort ver- schlungen, war er dagegen gross, so flog der glückliche Fänger sofort aus dem Kreise seiner Kameraden und verzehrte ihn mit Ruhe viele Schritte seitwärts, weil sonst die ganze Schar über ihn hergefallen wäre. Auf der Buhne wurde ungemein schnell, leicht und viel erbeutet. Die Möven Hessen Menschen am Strand sehr nahe herankommen, während die Möven im Watt sehr scheu waren. Nach der Mahlzeit begaben sie sich entweder auf den trockenen Teil der Buhne, wo sie in würdiger Haltung sassen und sich putzten, oder sie flogen aus dem Bereich der Brandung und ruhten auf den Wellen, wo sie wegen ihrer dunklen Färbung kaum auffielen. Nur einmal sah ich, dass eine Raubmöve unter heftigen Klagetönen auf eine Silbermöve stiess. Beide Vögel überboten sich in wunderbaren Flugkünsten und grossem Geschrei. Der Flug der Raubmöve ist äusserst mannigfaltig. Sie rüttelt vorzüglich, versteht die seltsamsten Flugübungen; für gewöhnlich und besonders bei heftigem Winde fliegt sie mit wuchtigem Flügelschlag nach Krähenart. Wenn Raubmöven anwesend waren, zeigte sich selten eine andere Möve in unmittelbarer Nähe des Strandes. Eier und Nest des Girlitzes. Von Ludwig Schuster in Gonsenheim bei Mainz. Das von mir in dem Brutbericht für 1906 beschriebene Girlitzgelege rührt tatsächlich von diesem Fink und nicht vom Grünfink her, wie 115 Herr von Boxberger vermutet.* Anlage und zierlicher Bau des Nestes, Vogel und sein Benehmen, kurz alle Umstände ermöglichten uns, den wahren Produzenten der Eier unfehlbar festzustellen. Ich habe die Eier nochmals genau gemessen und die schon früher mitgeteilten Masse wieder erhalten. Von Farbe sind die Eier grünlichweiss mit wenigen dunkelrotbraunen und helleren Fleckchen und Spritzchen, die am stumpfen Pol etwas gehäuft stehen. Beim Grünfinkenei ist die Fleckung eine entschieden gröbere, und, worauf ich noch hinweisen möchte, bei allen unseren Grünfinkeneiern ist der grünliche Anhauch in der Sammlung verschwunden, sodass nur ein schmutziges Weiss verblieb, während alle unsere Girlitzeier, auch jene 5, deren Echtheit von Boxberger bezweifelt, diesen grünlichen Ton behalten haben. Die betreffenden Eier sind allerdings gross und fielen uns schon damals aus diesem Grunde auf; wir haben das aber nicht für allzu bemerkenswert gehalten, da wir oft die Beobachtung gemacht hatten, dass bei nicht vielen Vogelarten die Eigrösse je nach den Nestern so sehr schwankt und different ist wie bei dem Girlitz. Unsere grössten Eier sind jene im Brutbericht 1906 be- schriebenen, während unser kleinstes Ei (das völlig frisch einem schon mit fast flüggen Jungen besetzten Nest entnommen wurde) 15X12 misst. Für mich kann an der Echtheit jener Girlitzeier auch nicht der geringste Zweifel bestehen. Ich will im Anschluss noch einige Notizen über den Stand des Girlitznestes geben. Naumann schreibt: „In seiner Stellung gleicht es mehr dem Stieglitzneste als dem der Hänflinge, denn es steht am meisten in den obersten Gabelzweigen nicht sehr hoher Bäume, zuweilen auch auf niedrigen Seitenästen derselben, auf hohen Busch- oder auf Franz- obstbäumen, aber nicht in niederem Gesträuch.“ Mag diese Angabe für die Gegend jener Beobachter, von denen Naumann seine Informationen über den Girlitz und dessen Lebensweise erhielt, stimmen, für unsere Gegend ist die Bemerkung, der Girlitz lege sein Nest nicht in niederen Gesträuchen an, unrichtig.** Das im Brutbericht 1906 beschriebene Nest vom 15. V. stand in einer Weissdornhecke etwa 1 ‘/a m hoch; ein in diesem Jahr gefundenes Nest war in einen Johannisbeerstrauch noch keinen halben Meter hoch über der Erde gebaut; ein anderes * Die von Herrn von Boxberger in No. 1 der „Oologie“ erbetene Auskunft ver- spätet sich leider etwas, da ich den ganzen Sommer über nicht zu Hause war und mir deshalb Ei- und Notizmaterial nicht zur Hand stand, um Boxbergcr’s Anfrage zu erwidern nnd seine Zweifel zu zerstreuen. ** Genauer gibt Friderich-Bau den Niststand des Girlitzes an: „Sie nisten auf Bim-, Zwetschen- und Apfelbäumen, auf Rosskastanien, Akazien, auf hohen Büschen, selbst in Rosensträuchern, einen Meter über der Erde wurde das Nestchen gefunden; auch auf den Bäumen der Weinberge, in manchen Gegenden auch auf Nadelholzbäumen in Gärten und Parkanlagen. 116 war in einem Kiefernkusselstrauch 1 V2 m hoch angebracht (Kiefer und Cypresse werden überhaupt in unserer Gegend vom Girlitz zum Nistbaum gern erwählt). Und von den zahlreichen und geübten Vogelfängern des hiesigen Ortes habe ich erfahren, dass sie beim Aufsuchen der Girlitz- nester zur Erlangung junger, bald flugfähiger Girlitze, ihr Augenmerk vorzugsweise auf die hierzulande die grossen Obstplantagen reihenweise durchziehenden Johannisbeerbüsche richten, da in diesen in erster Linie der Girlitz nistet. Dagegen habe ich auch viele Girlitznester auf Bäumen (Ulmen usw.) gefunden, die in einer Höhe von 5,6 und mehr Meter standen, sodass ich als Nesthöhegrenzen des Girlitzes die Höhen von V2 m über der Erde bis zu 8 und 10 m Höhe angeben möchte. Ein Besuch bei Dr. Otto Ottosson in Strömsholm=Stuteri, Schweden. Otto Bamberg. Der Sammelegoismus trieb mich in diesem Jahre, wiederholten Ein- ladungen folgend, zum Besuch des von mir hochgeschätzten und verehrten Sammelfreundes, des Herrn Dr. Otto Ottosson in Strömsholm-Stuteri. Welch herrlicher Anblick, nunmehr auch den südlichen Teil Schwedens zu bereisen, welche Fülle von Beobachtungen über die Vogelwelt, den mir diese Reise bot. Der lang ersehnte Augenblick trat ein, wo zwei Freunde, welche lange Jahre hindurch schriftlich verkehrten, sich zum ersten Male persön- lich kennen lernen sollten. Anschauen, ein Händedruck, dann eine kurze Begrüssung genügte; wir verstanden uns. Und in reger Unterhaltung, vorerst zwischen lieblichen Anlagen, wurde ich nach der von hohen Bäumen umgebenen, reizenden Waldvilla Dr. Ottossons geleitet. Die herrliche Umgebung der Natur, die vornehme Art, wie die Kunst des Menschen rings um mich sich zeigte, Hessen die grössten Hoffnungen er- wecken, ehe ich das Innere der Villa betrat. Wie mir die herzliche und liebevolle Aufnahme wohlgetan, kann sich wohl jedermann denken. Nur eins störte, war ich doch der Landessprache nicht mächtig. Was ich nun in Stuteri mit grosser Freude gesehen und bewundert habe, soll auch anderen Sammelkollegen nicht vorenthalten bleiben: Dr. Ottosson be- sitzt eine Sammlung, so reichhaltig, so sauber geordnet, so wertvoll, wie kaum eine zweite in der ganzen Welt vorhanden sein dürfte. Der erste Blick in die Sammlung machte mich sprachlos. In schönen, viereckigen, grossen Kästen, jeder derselben mit dichtschliessendem Glas- deckel versehen, so waren die Gelege untergebracht. Entsprechend dem System, dem mein Sammelfreund den Vorzug gab, bildeten den Anfang Gelege von Bhamphocorys clotbey , Ammomanes deserti, 117 algeriensis, fraterculus und cinctura, Certhialauda, alaudipes, A laenion margaritae, Otocorys (wie bilopha, albigula), Pycnonotus , Erythrostema parva, Anilius richardi, wohl alle Motacülidae, doch einzig in seiner Art ein rotes Gelege von Motdcüla alba. Weiter wieder in Serien Gelege von Jagdfalken, wie sie wohl keine zweite Sammlung aufweisen kann. Denen von Hierofalco gyrfalco waren die von candicans und islandus nebengereiht ; dazwischen hoben sich über- aus grosse Seltenheiten, u. a. weisse Eier mit kleinen blassroten Flecken oder gross und klein gefleckt oder dunkelrote und stark violett gefärbte Eier hervor. Auch von Gelegen anderer Falkenarten waren herrliche Suiten zu verzeichnen, speziell genannt von der neuentdeckten Art Falco peregrinus-leucogenis-harlerti, welche aus Kolyma (Nordostsibirien) stammen und eine Reise von nicht weniger als 7000 Kilometer Schlittenfahrt hinter sich haben; nur wenige Gelege dieser Art befinden sich in dem Besitz bevorzugter Sammler. Selten grosse und daneben wieder Zwergeier von Asiur brevipes, weiter von Eianus coeruleus und Pernis apivorus, darunter eins mit einem herrlichen 3 Gelege. Rieseneier von Haliaetus albicillus; namentlich sei ein Gelege erwähnt, dessen Eier die Grössen und Gewichte von 77,8/60,2 und 1457; 76,7/60,3 und 1512 haben. Noch nie sah ich so mannigfaltig variierende Gelege von Pandion (darunter eine gewiss grosse Seltenheit, ein 4 Gelege mit geradezu brillanter Färbung), von Duteo (dazwischen lagopus mit riesengrossen oder gestreckten oder mit kleineren, völlig kugelrunden Eiern) und von Neophron percnopterus in fast schwarz- brauner und in fast weisser Färbung, dagegen ein Zwergei, eine Ellipse darstellend, in sepiarotbraun. Neben denen von Syrnium uralense liegen die wertvollen Glaucidium passerinum, den Schluss dieses Teils abgebend. Mit immer grösserer Spannung folgte ich dem weiteren Inhalt der Sammelkästen und bin, meinen Augen kaum trauend ob der Schätze, die sie erschauen, sprachlos über die prachtvolle, kostbarste Gelegeserie von Rliodostethia rosea nebst den dazugehörigen Brut- und Nestvögeln. Diese so überaus seltenen Gelege waren in einer Längsreihe aufgestellt und zwar so, dass die 3 Gelege den Anfang, die 2 Gelege den Schluss bildeten. Die Farbe der Eier ist eine teils hellere teils dunklere olivenbraune und in derselben Variation sind die Flecke, welche sich jedoch nicht speziell her- vorheben; sehr nahe kommen ihnen die Eier Xema sabinii, welche nur eine Kleinigkeit grösser und einen spitzeren Pol, ausserdem auch stärkeren Glanz haben ; ferner Gelege von Larus audouini, deren Eier sehr charak- teristisch sind, neben ihnen Zwergeier von Larus tridactylus in vielen Farbentönen von ganz hellgrauen bis zu den normalen olivengelbgrauen; dazu ein Junges im Dunenkleid. Ausser vielen anderen herrlichen Möven. gelegen will ich nur die roten von Larus argentatus und marinus be- sonders hervorheben, welche zum Teil weiss mit rosenroten Flecken, zum 118 Teil auf rosa und violettem Untergrund gezeichnet sind und einen hohen Wert repräsentieren. Aus allen Teilen des paläarktischen Gebietes und in den wunder- barsten Variationen waren Gelege von Corvus corax und C. monedala, und zwar von ganz ungedeckten Eiern an bis hinauf zu den dichtesten Fleckungen, ebenso von verwandten Arten, namentlich Pyrrhocorax und Nucifraga ausgestellt. Auch sah ich eine prachtvolle Serie von Turdas varius in mehreren Variationen; einige ähnelten vollkommen denen von Turdus torqaatus oder viscivorus und noch andere sind so dicht mit rotbraunen Flecken gezeichnet, dass man die Grundfarbe kaum oder gar nicht sehen kann; dazu die Nestvögel, sauber präparierte Stücke. Ferner bieten die 2 Gelege von Oarrulus lidthi nebst den zugehörigen Nestvögeln einen wunderbaren Anblick; es sind dies die einzigen Eier, welche bis jetzt gesammelt worden sind und wahrscheinlich auch nie mehr gesammelt werden können, da der Vogel fast ausgerottet ist. Er lebte nur auf einer sehr kleinen Insel in sehr beschränkter Zahl. Merkwürdigerweise sind die Eier ganz einfarbig blau wie riesengrosse Stareier. Der Vogel ist ein Höhlenbrüter. Auf mein weiteres Bitten wird Herr Dr. Oltosson die grosse Freundlichkeit haben, diese kostbaren Eier gelegentlich noch näher zu beschreiben, so auch die Eier von Emberiza yessoensis, welche voll- kommen Zwergeiern von E. lapponica ähneln, nur weit kleiner als diese sind. Von dieser Art ist bisher gleichfalls nur dieses Gelege nebst Nest- vögeln gesammelt worden. Cisticola cursitans und ebenso die japanische Art in verschiedenen Gelegen von stark blau bis weiss und fleckenlos in allen möglichen Formen. Dann Gelegesuiten von Drymoeca- und Locus- tellaaTteu, Eophona personata, weiter solche von Carpodacus rhodochla- mys und severtzovi, roseus und andere mit Nestvögeln, Loxia- und Pyrrhulaarten, Pycnorhamplms carneipes mit dem Vogel, sowie Frin- gilla teydea nebst dem Neste. Ganz wunderbare Serien mit allen Schat- tierungen, hellblau- und ungefleckt bis zum dunkelrotesten von Sylvia liortensis, atricapüla, cinerea, fuscipilea und rueppelli, Pratincola- und Puticillaa.rteu, darunter blaue und weisse moussieri und mit Nestvögeln. Desgleichen Serien von Luscinia suecica, leucocyana, Accentor collaris, Regidus maderensis, Emberiza pusilla, rustica (in den verschiedensten Variationen) und meist auch den dazugehörigen Neslvögeln. Einer der schauwertesten Kästen enthält die fZVm^agelege. Isoliert gelegt war ein prachtvolles Gelege von Tringa islandica, über welches schon im Jahre 1905 unter Nr. 1 dieser Zeitschrift von Herrn Bern- hard Hantzsch, Dresden, berichtet wurde. Ich muss mich den Ausführungen dieses tüchtigen Wissenschaftlers anschliessen, wenn derselbe von den grossen und gründlichen Kenntnissen Dr. Ottossons spricht, der eine ausserordentliche Autorität auf dem Gebiete der Oologie ist und ein 119 so bedeutendes Material besitzt. Wenn Hantzsch schreibt: „Bezüglich des in Frage kommenden Geleges habe ich wiederholt mit Dr. Ottosson korrespondiert und kann mich seiner gewissenhaften Bestimmung nur an- schliessen“, so stimme ich dem nur völlig bei. Grosse Serien von Tringa maritima, temmincki, alpina schinzi, alpina, minuta, Limicola platyrhyncha , weiter die ungemein seltenen Tringa maculata (mit pullus), bairdi und minutilla, Ereunetes pusillus und occi- dentalis, einzige Raritäten, sehe ich zum ersten Mal. Hier konnte man so recht sehen, dass Tringa minutae ier keine Spur einer Aehnlichkeit mit temmincki haben, sondern eigenartig schön gefärbt sind; die minuta sind kräftiger braun gefleckt und mit schönerem vollen Glanz, ähnlich Zwerg- eiern von Tringa alpina. T. temmincki ist heller, fast ohne Glanz und nur mit kleineren Flecken und Punkten; minuta zeigt typische Spiral- zeichnung, während temmincki (bei dem grossen Vergleichsmaterial!) sie nicht aufweist. Ihnen reihen sich Gelegesuiten von Totanus fuscus an (Eier in hellgrünlicher bis dunkelbrauner Färbung, darunter die Eier eines Geleges, die nur die Grösse der Stareier erreichen), ferner von T. glottis, glareola und stagnatilis, Scolopax major, gallinida und von der jüngst neubeschriebenen Art raddei aus Nordostsibirien. Prächtige Gelege von Charadrius helveticus usw., von Limosa; Serien, wo man recht deutlich wahrnehmen konnte, dass sich rufa schon beim ersten Anblick von me - lanura durch gelbere Farbe, stärkeren Glanz und deutlich hervortretende Zeichnung leicht unterscheiden lässt. Hier fand ich Gelegenheit, auch ein Gelege Hyas aegyptius, 4 Eier, zu sehen, welches Prof. König selbst gesammelt hatte. ln den folgenden Kästen sah ich Gelege von Oallinula bailloni , parva und pusilla (aus Japan), auch ganz eigentümliche von Porphyrio mit son- derbar heller Grundfarbe, und Lestris pomarina, die zwischen catarrhactes und parasiticus, aber catarrhactes am nächsten stehen; in grossen Serien catarrhactes und parasiticus (Eier von hellblau und ungefleckt an bis zu den tief dunkelbraunen), weiter Colymbusaxten (darunter ein Doppelei von glacialis), Syrrhaptes paradoxus (nebst einem Gelege aus Dänemark), Gelegeserien von Tetraogallus- und Pteroclesarten. darunter alchaia mit sehr grossen Flecken (Gelege je 2 Eier), O^'sarten, besonders macqueeni und houbara in einzig schönen Exemplaren. Natürlich enthält diese wertvolle Sammlung noch grosse Gelegeserien von Anser-, Ä7ias-, Fuligula Mergusarten, von denen ich nur die kost- baren von Branta bernicla, Anser brachyrhynchus, serrirostris, albifrons, minuta, gambeli, Alergus albellus und cucullatus nennen will. Zum Schluss erwähne die Serien von Syntliboramphus antiquus und uumisuzume, sowie von Plxaleris psittacula, Simorhynchus cristatellus und Ciceronia pusilla, von Oidemia perspicillata, siejnegeri und Lampro - 120 netta fischeri. Vor allen hervorzuheben sind die seltenen, wunderbaren Eier von Plotus levaillanti aus den abgeschlossenen Kolonien in Syrien, welche alle stark gefleckt sind und deshalb einen so herrlichen Anblick bieten im Vergleich zu denen, die niemals gefleckt, einen Kalküberzug be- sitzen. (Gefleckte Phalacrocorax cristatase ier würden diesen levaillanti völlig gleichkommen.) Zum Beweis sind die ebenso wertvollen Nestvögel beigeordnet. Zuletzt ausgesucht schöne Gelege von Pli. desinaresta aus Sardinien. Ich glaube an die Veröffentlichung dieser Notierungen auch die Bitte knüpfen zu dürfen, dass jeder Sammler die in seiner Sammlung etwa be- findlichen seltenen Gelege und merkenswerte Suiten, welche sichere An- haltepunkte betreffs der Unterscheidungsmerkmale nahestehender Arten bieten, zur Kenntnis auch anderer Sammler bringe, denn wie angenehm berührt es, wenn über dies oder jenes seltene Gelege berichtet wird. Noch sei erwähnt, dass Dr. Ottosson später selbst noch über die überaus seltenen Gelege von Garruins lidthi, Emberiza yessoensis, Phodostethia rosca, Plolus levaillanti und andere bis jetzt unbekannte Arten nähere Mit- teilungen bringen wird. Der grosse Wert der Dr. Ottosson’schen Sammlung liegt neben den verschiedenen Seltenheiten und Variationen darin, dass die Eier absolut authentisch, dass bei vielen umstrittenen Gelegen die Nestvögcl als Beleg beigefügt sind. Für die freundliche Aufnahme, die mir Dr. Ottosson erwies, für Besichtigung der Sammlung und Belehrung andererseits, spreche ich dem- selben hier öffentlich nochmals meinen besten Dank aus. Ober abnorme Färbungen gewisser Vogeleier. Von H. Hocke. (Fortsetzung.) Kleine und schwache Produkte ihrer Erzeuger sind die blassen rot- grünlichen Eier der Wespenbussarde, ebenso die grünlichen der Hühner- habichte, die grünlichen und ungefleckten der Mäusebussarde und Gabel- weihen, die der Kenner nicht sicher zu unterscheiden versteht; so auch ist es mit den grünlichen Eiern unserer Möven, Seeschwalben, Kiebitze, Krähen usw., bekanntlich Arten, die zum Nachlegen gezwungen werden. Diese Eier werden nicht nur kleiner und lichter, auch innerhalb der Nach- gelege recht ungleich. Ich habe ganz lichtgrüne Nachgelege am Vor- mittag gefunden, bereits am Abend war diese Färbung verschwunden. Auch andere Merkmale können das Wohlbefinden ihrer Erzeuger bekunden: Eider-, Stock- und andere Entenarten in ihren ersten Gelegen, 121 wo die grünlichen Eier ölfleckig erscheinen. Sie behalten ihre Fleckung, während die nachgelegten Eier weder Ölflecken noch Beständigkeit ihrer Färbung behalten. Noch eine Färbung der Eier kommt ausnahmsweise in Betracht: die silberglänzende bei den frischen Eiern der Nachtschwalben einschliesslich der spanischen und egyptischen Arten. Sie haben weder olivgrüne oder braune, weder gelbliche oder rötliche Fleckungen, sondern eine eigene braune und höchst beständige Fleckung, die weder abnorm grün oder rot in ihrem Wechsel wird. Die bräunliche Fleckung ist vergleichbar mit den teuren und mit Goldzusatz versehenen Schmelzfarben, die schwer im heuer ver- brennen, zum Unterschied von jenen billigen Farben ohne Goldzusatz, die bereits durch das Sonnenlicht vergehen oder im Feuer unbeständig sind. Bemerkenswert sei auch, dass diese Eier einen besonderen Überzug haben, der die Beständigkeit der Färbung erhält. Der Glanz ist ein Zeichen der Lebenskraft ihrer Erzeuger. Bei den Nachgelegen wird der Schmelz fehlen; ein Pol wird zugespitzt erscheinen. Irre ich mich nicht, so ist der eigenartige braune Farbstoff der Nachtschwalbeneier (auch Steinwälzereier haben denselben braunen Farbstoff) von den Chemikern noch nicht erkannt worden. Bezüglich der olivgrünen und -braunen Färbung hat Wicke in Göttingen nachgewiesen, dass die Galle des Vogels smaragdgrün aussieht, was nicht ohne Interesse sein dürfte. Das dunkelblaue Kukuksei, das wegen seiner abweichenden Färbung von jeher besprochen wurde, ist nach meiner Meinung mit fast allen Merkmalen des guten Lebens seines Erzeugers versehen, wenn die meinige Annahme nicht trügt, das weisse Kukuksei mit allen Merkmalen des Gegenteils. Rein weisse Kukukseier sind nur wenig aus der Fachliteratur, einfarbig milch weisse oder lichtblaue sind mehr bekannt. Blasius Hanf fand ein sehr blassgrünes Ei in einem Nest des Hausrotschwanzes, ebenso ein rein weisses Ei; 2 weitere von Hanf gefundene Eier hatten, wie bei genauester Beobachtung festgestellt werden konnte, einige blutrötliche Spritzer auf dem weissen Grunde. Ein rein weisses Kukuksei mit ziemlich grossen verwaschenen, rostroten Flecken, fand sich neben Gartenrotschwanz- eiern. Am 23. Mai 1856 fand Hanf in dem Neste des Hausrotschwanzes, welcher fast in jeder Scheune und Hütte brütet, bei 3 rein weissen Eiern des Hausrotschwanzes ein Kukuksei ohne jegliche Zeichnung, das sehr blass blaugrün gefärbt ist, daher wohl viele Ähnlichkeit mit den Eiern des Nesteigentümers hat. Er fand ferner am 25. Mai 1856 bei 3 rein weissen des Hausrotschwanzes ein Kukuksei ohne Zeichnung und sehr blassgrün gefärbt, des Weiteren wie oben am 11. Juni 1872, im Neste des Berglaubvogels neben den 4 auf weissem Grunde mit dunkelbraunen Fleckchen über und über stark besprengten Eiern des Nesteigentümers 122 ein rein weisses Kukuksei, welches wie die 4 Eier des Laubvogels noch nicht bebrütet war. Auch Baldamus hatte in seiner Sammlung weisse und blaue Kukukseier. Leider befinden sich in der Fachliteratur über die weissen resp. ganz hellfarbigen Kukukseier keine genauen Angaben, um aus diesen bestimmte Schlüsse ziehen zu können, die meine Ansicht vertreten. So lasse ich denn die Beobachtungen Capeks* und Rey’s, dann die Urteile Rey’s und Parrot’s in aller Ausführlichkeit folgen. Capek schreibt in „Beiträge zur Fortpflanzungsgeschichte des Kukuks“ u. a. folgendes: a) Weibchen No. 19. „Einfarbig blassblau, merklich heller als blaue Eier von anderen Kukuksweibchen. Durch das Ausblasen tritt die schöne blaue Farbe mehr hervor, etwa von dem Tone der Muscicapa luctuosae ier. Später bleichen diese Eier natürlich aus, sind bläulichweiss wie ältere Eier von Muscicapa collaris oder Saxicola oenanthe , aber immer lichter als ausgebleichte Eier von Ruticilla plioenicura. Alle Eier dieses Weibchens (9 Stück) zeigen auf der Spitze kleine Erhabenheiten der Schale in Form von Körnchen. Länge Breite Gewicht Quotient Index 24,5 17,5 248 172 40 24 17 246 166 41 24,5 17,5 262 163 40 24,3 17,5 275 154 39 24 17,3 255 162 38 23,5 17,3 242 168 36 23,5 17 — — 38 23,5 17 256 156 38 24,5 17,5 246 167 34 24,3 17,5 248 171 39 24,5 17,5 249 174 40 24,5 17,5 248 172 40 Weibchen No. 20. Die sämtlichen Stücke zeigen kaum bemerk- bare Spuren von gelblichen Fleckchen, 3 — 10 auf einem Ei; die Schale sieht auf den betreffenden Stellen unter der Lupe wie ab- gerieben und glanzlos aus. Diese Suite weist sehr schmale Eier auf; ihre Form ist länglich (Index 44 bis 51), schwach walzenförmig, an Seglereier erinnernd. * In Capek’s Sammlung befinden sich 273 Kukukseier, darunter 46 blaue, in Rey’s Sammlung 913, darunter 36 blaue. 123 Länge Breite Gewicht Quotient Index 23 16 247 149 44 23,5 15,5 — — 51 22,7 15,7 — — 44 22,5 15,5 — — 45 22,5 15,5 228 153 45 22,7 15,7 — — 44 23 15,5 230 155 48 22,7 15,7 220 162 44 23,5 16 236 159 47 23,5 16,3 236 162 44 c) Weibchen No. 26. Auch diese Eier tragen sehr undeutliche Spuren von gelblichen Fleckchen. Ei 156 ist nach 1 '/2 Jahren fast weiss geworden. Unter den Eiern ein Doppelfund. (Capek ist nicht geneigt, die beiden Eier einem Weibchen zuzuschreiben. Länge Breite Gewicht Quotient Index 22 16 222 158 37 99 15.8 208 167 39 22 16,3 200 179 35 22,s 16,3 213 170 37 22,5 16,3 210 174 38 d) J. A. Link zitiert in „Der Europäische Kukuk“, Verhandlungen der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern, München 1906 S. 178, wie folgt: „Key besitzt in seiner Sammlung mehrere Gelege von 5 — 8 Stück, die zweifellos von demselben Weibchen stammen und von ganz engen Revieren. Sind aber nicht blau oder weiss. In einem Falle zeigen neben der verblüffenden Übereinstimmung in Färbung, Zeichnung und Form alle 8 Stück Effloreszenzen der Schalensubstanz am spitzen Ende; dagegen immer übereinstimmend waren nur die Kukukseier, welche bei Ruticilla phoenicura gefunden wurden.“ Dr. Parrot’s Urteil in dieser Frage lautet: „Ich möchte solche ein- farbige, pigmentschwache Kukukseier mit den nicht selten bei Larus ridilundus vorkommenden einfarbigen, blaugrünlichen, hellblauen oder blauweissen Schalen, die gewöhnlich Kalkeffloreszenzen zeigen, also nicht normal gebildet sind, auf eine Stufe stellen.“ Rey urteilt: „Weisse Kukukseier sind so selten, dass man kaum annehmen kann, dass sich eine besondere, weisse Eier legende Rasse herangebildet, sondern vielmehr zu der Annahme gedrängt wird, dass es sich hier um eine krankhafte Bildung handelt. Kommen doch fast alle gefärbte Eier in seltenen Fällen einmal einfarbig gefärbt vor“. (Aus einem Briefe vom 3. X. 1907 an den Herausg.) (Schluss folgt.) 124 Nachrichten aus Posen. Von M. II nun, Schmiegel. Von vielen Funden und Beobachtungen, die in der diesjährigen Sammelperiode gemacht wurden, seien hier nur die interessantesten mit- geteilt : Ardea cinerea L., Fischreiher. In der Kolonie der herzoglich A. 'sehen Forst, die schon im Vorjahre besucht wurde (S. 38 des laufenden Jahrgangs), wurden am 1. IV. Gelege zu 5, 5, 5, 5, 4 und 2 Eiern entnommen (letzteres noch nicht ausgelegt). Trotzdem die Monate Februar und März sehr kalt waren — das Eis auf den grössten Seen ging erst in der zweiten Hälfte des März auf - — , waren mehrere Gelege seit 8 — 10 Tagen bebrütet, die Reiher mussten also auch diesmal schon in der zweiten Märzwoche zur Fortpflanzung geschritten sein. Auffällig war es, dass die Kolonie in diesem Jahre bedeutend weniger besetzte Horste als im Vorjahre enthielt. Sollte nicht eine Anzahl Paare, die schon im Februar gekommen waren, aus Mangel an Nahrung zu Grunde gegangen sein? Ein Fünfgelege weist folgende Masse auf: a 64:42,2; b 61,8:43; c 61:43,2; d 61 : 42,5 ; e 59:42,5; 64 mm Länge dürfte wohl bei A. cinerea selten Vorkommen. Falco peregrinus Tunst., Wanderfalk. Beim Besuch der Reiher- kolonie am 1. IV. erfuhr ich von dem betreffenden Förster, dass ein Horst, auf dem am 7. April v. Js. ein Habicht brütend festgestellt wurde, in diesem Jahre von einem Wanderfalkenpärchen in Besitz genommen worden sei. Da ich diesmal einen mit Klettereisen und Klettergurt aus- gerüsteten Steiger mitgenommen hatte, so konnte an der Besteigung des Horstbaumes gedacht werden. Als wir uns demselben auf etwa 150 m genähert hatten, strich das Weibchen vom Horste. Die Besteigung des Baumes, einer alten fast 40 m hohen Kiefer, deren Stamm in einer Höhe von 10 m an dicht mit dürren Aststumpfen besetzt ist, erwies sich auch mit Steigeisen und Klettergurt als sehr schwierig, aber die Mühe wurde belohnt: 4 lebhaft rotbraun gezeichnete Eier fanden sich vor ohne eine Spur von Bebrütung. Die Masse sind: a 52,4:40,3; b 51,3:40,8; c 50,8 : 41 ; d 50,5 : 40 mm. Buteo buteo L., Mäusebussard. Am 25. IV. 3 Gelege zu 3, 3 und 4 Eiern, sämtlich hoch bebrütet (mindestens 20 Tage); Horste auf mittelstarken Kiefern etwa 25 m hoch. Am 27. IV. Gelege 4, anscheinend kurz vor dem Ausfallen (wurde liegen gelassen); Horst auf schwacher Kiefer, kaum 10 m hoch. Am 29. IV. Gelege 3, einige Tage bebrütet, Horst auf Erle, etwa 20 m hoch. Die Masse des letzten Geleges sind: a 60:46; b 57,5 : 45; c 55,3:45 mm. Abgesehen von der abnormen Grösse des ersten Eis ist auch die Färbung interessant: a weist nur am 125 spitzen Pole einige grössere rotbraune Flecke auf, die übrige Fläche zeigt auf kalkweissem Grunde nur ganz winzige braune Spritzer; bei b befindet sich ein grosser rotbrauner Fleck am stumpfen Pole, ein kleinerer am grössten Umfange, das übrige Ei ist ebenfalls fast rein weiss; c ist über und über mit grauvioletten Schalen flecken bedeckt, auf denen noch einige hellbraune verwischte Oberdecke stehen. Eine ganz analoge verschieden- artige Färbung weisen übrigens auch die 3 Eier des einen Geleges vom 25. IV. auf. Astur palumbarius L., Hühnerhabicht. Am 11. IV. klopfte ich aus einem Horst, der sich auf einer starken Birke in etwa 20 m Höhe befand, einen Raubvogel ab, den ich wegen seines schwerfälligen Fluges für einen Bussard hielt. Die am 12. IV. ausgeführte Besteigung ergab aber zu meiner freudigen Überraschung ein Gelege von 5 Eiern des Hühnerhabichts; 3 waren 5 — 8 Tage bebrütet, während 2 offenbar unbe- fruchtet waren. Die Masse sind: a 59,8:44; b 57:42,7; c 56,7:44,5; d 56,i:44,5; e 56,1 : 44,3 mm. (Schluss folgt.) Mitteilungen. — Ein grosser Zug Kraniche, der auf der Reise nach dem Süden begriffen war, näherte sich am 22. Oktober abends, wie der „Köln. Volksztg.“ berichtet wird, gegen 8 Uhr bei dichtem Nebel der Stadt Velbert in der Rheinprovinz. Der Nebel nun mag Schuld gewesen sein, dass der Zug sich auflöste und die Tiere schreiend über die Häuser irrten und schliesslich sich in Stadt und Umgegend auf den Boden niederliessen. Sofort begann eine aufregende Jagd auf diese und viele wurden gefangen. In manchen Häusern fanden sich am nächsten Morgen 2 und 3 Stück. Es ist dies ein Fall, der in Westdeutschland noch nicht beobachtet wurde. — Eine grosse Ausstellung von in- und ausländischen Sing- und Ziervögeln, Kanarienvögeln sowie Hilfsmitteln zur Zucht und Pflege in den gesamten Räumen der Andreasfestsäle, Berlin O., Andreasstr. 21, vom 6. bis einschliesslich 10. Dezember 1907, wird von den Vereinen Acgintha, Verein der Vogelfreunde zu Berlin und Canaria, Verein für Liebhaber und Züchter des Kanarienvogels, in Berlin veranstaltet. Zur Ausstellung gelangen Vögel jeder Art, ausgestopfte Vögel, Bälge, Skelette, Eier und Nester, literarische Erscheinungen auf dem Gebiete der Vogelkunde, sowie alle auf die Vogelzucht Bezug habende Gegenstände. Anmeldungen zur Ausstellung müssen bis zum 23. November d. Js. bei dem Ausstellungs- schriftführer F. Jensch, Rixdorf b. Berlin, Berlinerstrasse 93, portofrei erfolgen. — Über asiatische Kukukseier ist in dieser Zeitschrift mehrmals berichtet worden, ich habe aber noch nirgends über den östlichen Kukuk, 126 Cuculus canorinus Müll., etwas veröffentlicht gefunden. Ein Ei dieser Art, welches sich samt den Nesteiern in meiner Sammlung befindet, wurde von Dörries am 21. Mai 1885 bei der Suiffunmündung (Amurbai) neben 5 Eiern des blauen Fliegenfängers, Niltama cyanomelaena Tem., gefunden. Das Ei ist silbergrau und hat statt der Fleckung einige lang- gezogene braune Schnörkel, ähnlich wie bei Emberiza da. Es misst 23 X 18 mm. Die Eier von Niltama cyanomelaena sind schwach rötlich- gelb mit einem dunkleren verschwommenen Fleckchenkranz, ähneln also in der Färbung den Eiern des Zwergfliegenfängers, Erythrosterna parva. Sie messen durchschnittlich 20 72X16 mm. C. Ost, Brenkenhagen. — Studentischer Biologischer Verein bei der Kaiserlichen Univer- sität in Odessa, organisiert seit dem 23. Januar 1907. Von den Mit- gliedern dieses Vereins sind u. a. folgende Berichte verlesen worden : Borowiko: „Zur Biologie der Steppe und die Ornithofauna des Gouvern. Jekaterinoslaw“ (veröffentlicht in einem Sammelwerk), Schugarow: „Die Ornithofauna des Ananjewschen Kreises in Gouvern. Cherson“. — Studentischer Verein zur Erforschung der Natur Russlands. Der Verein veranstaltete eine Exkursion nach dem Kaukasus, deren Zweck hauptsächlich der Erforschung der Seen des Karsschen Platos galt. Es wurden reiche Sammlungen zusammengebracht, deren Bearbeitung in diesen Tagen von Mitgliedern des Vereins in Angriff genommen wird. Die Bearbeitung und der Bericht sollen im Oktober abgeschlossen werden. (Auskunftsblatt für Biologie, Jurjew-Dorpat, 1907 S. 230). Beobachtungen über Hohltauben. In diesem Frühjahr gaben mir Hohltauben mehrfach Gelegenheit zu neuen Beobachtungen. Der Sturm hatte in den Waldungen gewütet und wohl die Hälfte der alten Kiefern, die Schwarzspechthöhlungen enthielten, dort durchbrochen, wo sich die Höhlung befand; der Stumpf mit dem unteren Nestloch war stehen ge- blieben. Da alle Höhlungen von Hohltauben bezogen waren, lagen die Eier ganz offen da. Die Tauben haben nicht weiter gebrütet, sondern die Eier verlassen. — Wohl durch den Mangel an leeren Höhlungen dazu veranlasst, nahm ein Taubenpaar die Schlaf höhle eines Eichkätzchens in Anspruch, das Gelege auf das Geniste derselben anbringend. Diese Beobachtung steht im Gegensatz zu den vielen, wo Eichkatzen auf die Gelege der Tauben oder anderer Hohlbrüter sich häuslich einrichteten. — Neu für mich ist auch das Wohnen eines Taubenpaares und einer Eich- katze eng nebeneinander in einer Lochkiefer. Die jungen Eichkatzen waren dem Nestloche entwichen, nebenan sitzt eine Taube auf den Eiern. Diese Beobachtung erscheint eigenartig, sie wird jedoch von der über- troflfen, wo in einem Lochbaum eng nachbarlich Waldkauz, Hohltaube 127 und Grünspecht wohnten. — Die spätesten flüggen Hohltauben (2 X 2) fand ich in diesem Jahre am 16. September, die allerspätesten einmal am 27. September. (Junge flügge Ringeltauben nahm ich am 2. September.) Obwohl mehrmals 3 oder 4, erst einmal 5 Eier der Hohltauben zugleich in einem Loch gefunden, wurde stets nur eine Taube gesehen. Zwei Tauben zugleich in einem Loch habe ich nur gelegentlich eines Sturmes beobachten können. H. Ganske. Literatur. Über ausgestorbene Riesenvögel. Vortrag gehalten im natur- wissenschaftlichen Verein zu Magdeburg von Dr. W. Woltersdorff, Museumskustos. Verlag von Erwin Nägele, Leipzig. Mit 2 Abbild., 20 Seiten. Geh. M 0,60. In sehr gefälliger Form berichtet uns der Verfasser über die ausgestorbenen Vögel der jüngeren Vorzeit. Neben den Neuseeländern kommen auch die auf Madagaskar und dessen Nachbar- inseln und die im Tertiär Südpatagoniens gefundenen Riesenvögel zur Geltung. Wir können das Werkchen jedem, der über diese merkwürdigen Tiere der Vorzeit noch nicht unterrichtet ist, auf das Wärmste empfehlen. Dr. Kurt Floericke. Die Vögel des deutschen Waldes. Stuttgart, Verlag des „Kosmos“ (Eranckh’sche Verlagsbuchhandlung). Preis M 1, — . Gegenwärtig herrscht kein Mangel an populär gehaltener ornithologischer Literatur. Es fragt sich daher, ob Neuerscheinungen auf diesem Gebiete eine Existenzberechtigung haben, wenn sie, wie das genannte Büchlein, in den gröbsten Zügen, ein derartig allgemeines Thema behandeln. Für das vorliegende neueste Werkchen Floericke’s möchte ich bejahend stimmen. Zwar — darüber muss man sich von vornherein klar sein — kann es, bei dem geringen Umfang von 104 Seiten, kein Lehrbuch der Vogelkunde darstellen. Aber es kann und soll dem Laien eine erste Einführung in die heimische Ornithologie sein. In liebenswürdiger, an- mutigender Weise zaubert uns der Verfasser Bilder aus dem Vogelleben vor das geistige Auge. Und da das Ganze flott und interessant ge- schrieben ist, wird auch der Fachmann nicht ohne Befriedigung einen Blick in das Büchlein werfen. — Einige wenige Ausstellungen habe ich zu machen: Offenbar ist es unrichtig, dass der Flussrohrsänger bei uns „stellenweise häufig“ ist (S. 21), und der Bergfink eine ausgesprochene Vorliebe für die Buche zeigt (S. 38), kommt doch im Verbreitungszentrum dieses Vogels die Buche garnicht vor. Druckfehler fand ich auf S. 41 und 54. Die im Text vertretenen Abbildungen sind zum Teil ganz hübsch, stellenweise aber auch stark verzeichnet. — Zweifellos ist das Schriftchen berufen, der Vogelwelt neue Freunde zu werben, und daher wünsche ich ihm eine recht weite Verbreitung. Hermann Grote. 128 ANZEIGEN Vom 15. Oktober ab beginne ich wieder weiche Vogelbälge zu versenden und bitte ich, mir ehestens Bestellungen auf solche zugehen zu lassen, da die zuerst ein- laufenden Aufträge auch zuerst ausgeführt werden. Jetzt kann ich folgendes in weichen Vogelbälgen liefern: Kutten-, Weisskopfgeier, Thurm-, Zwergfalke, Habicht, Sperber, Kaiser-, See- adler, Rauhfuss-, Mäusebussard, Steppenweihe, Uhu, Wald-, Sumpfohreule, Stein-, Zwerg-, Rauhfuss-, Habichts-, Waldkauz, Eisvogel, Star, Dohle, Kolkrabe, Nebel-, Saatkrähe, Elster, Eichel-, Tannenhäher, Grauspecht, Grosser Bunt-, Kleiner Bunt-, Mittlerer Bunt- specht, Spechtmeise, Raubwürger, Heckenbraunelle, Kohl-, Blau-, Tannen-, Hauben-, Trauer-, Bart-, Gebirgssumpf-, Alpensumpfmeise, Weissköpfige Schwanzmeise, Gelb- köpfiges Goldhähnchen, Amsel, Mistel-, Sing-, Wachholderdrossel, Wasseramsel, Südliche Wasseramsel. Rotkehlchen, Hauben-, Feld-, Kalander-, Berglerche, Kurzzehige Lerche, Garten-, Gold-, Grauammer, Kernbeisser, Grün-, Berg-, Buchfink, Stieglitz, Erlenzeisig, Lein,- Bluthänfling. Feld-, Haussperling, Gimpel, HqscI-, Rebhuhn, Grosstrappe, Grauer Kranich, Wasserralle, Grau-, Blässgans, Singschwan, Löffel-, Stock-, Spiess-, Sclmatter-, Knäck-, Krick-, Pfeif-, Kolben-, Moor-, Tafel-, Berg-, Reiher-, Schell-, Eisente, Polartaucher, Kormoranscharbe, Lach-, Sturmmöve. Dermoplastisch-Museologisches Institut „Dobrudscha“, Bucarest, Rumänien, Strada Leonida 7 bis. Goldene Medaille: Paris 1900, Buearest 1901, Bucarest 1906. SS5 Mau verlange Lagerliste November 1907. "vggj! Eier von Syrrliaptes paradoxus zu 2 und 3 Stück ä M. 7,50 das Stück R. Tancre, Anklam. in schönen Gelegen offeriert W. F. H. Rosenberg, F. Z. S., Naturalist und Importeur von exotischen, zoologischen Sammelobjekten, 57 Haverstock Hill, London NW., versendet frei u. gratis Preisliste No. 0 über Vogelbälge ===== (4 300 Arten). ===== Louis Wahn’s Nactif., A. Manecko, Nadlermstr. Berlin, Lindenstrasse 66. Spezialität : Zerlegbare Vogelkäfige. "SWi Grosses Lag’er in palaearctischen Vogeleiern Preislisten gratis und frei. A. Krieheldorfl, Berlin SW. 62, Oranienstr. 116. Naturalienhändler V. FRIC in PRAG kauft und verkauft naturhistorische Objekte aller Art. — Habe einige schöne BmammlHttgen ä 200 Stück in 90 Arten ä 12 Mark (mit Verpackung) abzugeben. H. Hintze, Neuwarp. Seevögel aller Art, Möveu, Tölpel, Alken, Lummen, Säger, Enten, Wildgänse, Schwäne usw., sowie Seetiere, Krebse, Seespinnen, Muscheln, Korallen, Haifische, Tintenfische usw., liefert frisch im Fleisch zu billigsten Preisen Hermann Geiss Altona a. Elbe, Gr. Mühleustr. 98. Floericke, Dr. Kurt. Die Vögel des deutschen Waldes. Reich illustriert, in farbigem Um- schlag Preis 1 Mark, in feinem Einband 2 Mark. Verlag des „Kosmos“, Gesell- schaft der Naturfreunde (Geschäftsstelle: Franckh’sche Verlagshandlung), Stuttgart. (Die Mitglieder erhalten den Band gleich den weiteren regelmässigen Veröffent- lichungen für den Jahresbeitrag von 4,80 M. kostenlos.) Verlag und Herausgeber : H. Hocke, Berlin. Druck : Carl Ockler, Berlin C., Prenzlauer Str. 13. ZEITSCHRIFT für ÖOLOGrIE UND ORNITHOLOGIE Herausgegeben von H. Hocke, Berlin C. 25. Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Ahonncmentspreis beträgt für das .Jahr bei direkter Zusendung durch die Tost innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk. 3,50, nach den andern Landern des Weltpostvereins Frcs. 5 pränumerando portofrei. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 81. März. Bestellungen und Zahlungen sind an II. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36, zu richten. Preis der zweigespaltenen Zelle oder deren Raum 20 Pf. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlen. Gebohren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht Qbersr ri teil wird, betragen 3 Mk. No. 9. BERLIN, den 15. Dezember 1907. XVII. Jahrg. Inhalt: In welchen Zwischenräumen zeitigt Strix ßaminea ihre Eier? Dr. Plathe. — Eier von Daptioti capensis. Dr. E. Key. — Über abnorme Färbungen gewisser Vogel- eier. H. Hocke. — Nachrichten aus Posen. M. Haun. — Ornithologisch-oologische Beobachtungen v. Vogelsberg. Aus
n ri n verdanke ich Dresser und 14 132 6) 61,3X46,0, Koll. Dr. Bruce, 12. XII. 03, Uruguay Cove, 7) 51,3X46,0, „ „ „ 5. XII. 03, „ 8) 51,3X46,0, „ „ „ 5. XII. 03, 9) 51,o X 41,5, Koll. A. E. Eaton, 29. X. 74, Kerguelen, n n 10) 41,7X31,4, „ 11) 41,7X31,4, „ 12) 50,o X 31,4, „ 13) 41,7X31,4, „ 14) 47,6X31,7, Koll. 27. XI. 74, 24. XI. 74, 24. XI. 74, » 24. XI. 74, Mus. Berolina. Daraus ergeben sich folgende Durchschnittszahlen: 48,31 X 37,61. Maximum: 61,3X46,0, Minimum: 41,7X41,4. Leipzig, im Oktober 1907. Dr. E. Rey. Über abnorme Färbungen gewisser Vogeleier. Von H. Hocke. (Schluss.) „Meine Ansicht ist, dass weisse Kukukseier nur als krankhafte Bildungen anzusehen sind. Diese Ansicht wird dadurch bestätigt, dass, wenn angenommen wird, es gäbe hier Kukuksweibchen, die ständig weisse Eier legen, sicherlich mehr als das eine Ei gefunden worden wäre. Die tägliche Suche mit meinem Sohn sowohl im betreffenden wie im angrenzenden Reviere war eine sorgfältige, doch umsonst!“ Rey. (Aus einem Briefe vom 21. X. 1907.) Soweit die Urteile über die weissen Kukukseier, die unbedingt als richtige angesehen werden müssen. Nunmehr zum Urteile über die ein- farbig blauen Kukukseier, von welchen die lichtere oder solche mit schwachen Fleckungen die häufigere ist, dagegen die volle blaue, span- oder dunkelgrüne Färbung, gleich der rein weissen, zu den Seltenheiten gehört. Ueber die einfarbig blauen Kukukseier sagt Gloger, dass sie meist in Gebirgsgegenden gefunden werden, v. Tschudi sagt, dass der Unterschied der Färbung von der jeweiligen Nahrung abzuhängen scheint. Nach Opel: Unter den einfarbigen Kukukseiern bilden die blaugrünen die Mehrzahl und so lange die Eier im Legedarm sind, ist die Grund- farbe sehr dunkel. Eine anerkannte Tatsache ist, dass blaue Kukukseier zumeist bei Raticilla ylioenicura , nur ausnahmsweise bei anderen Arten gefunden werden. Beide Färbungen sind Extreme, die eine nach unten, die andere nach oben zu. Die gleichen Extreme weisen die Eier der Cisticola cisticola Tem. auf. Auch hier gehören die rein weissen Eier zu den Seltenheiten, die einfarbig blauen, rosaroten oder punktierten usw. zu den mehr oder 133 weniger häufigen Erscheinungen. Die höchste Skala errreichen jedoch die Eier der Uria lornvia Brünn., die vom einfachsten Weiss bis zum intensivesten Dunkelblau mit voller Fleckung gefärbt sind. Auch hier sind die weissen Eier die kleinsten, die dunkelblauen die grössten ihrer Art. *) Ueber rein weisse Grasmückeneier berichten A. v. Treskow in den Orn. Monatsberichten 1894 S. 24, ebenda K. Junghans 1895 S. 193. Ueber rein weisse, fleckenlose Eier des Baumfalken, Schreiadlers, Wespen- bussards usw. berichtet Emil C. F. Rsehak ebenda 1895 S. 24. — Ueber rein weisse Hänflings-, Goldammer- und andere Eier hat wieder- holt die Zeitschrift f. Oologie berichtet. Dass auch die hellblaue Färbung der Kukukseier nur eine krankhafte Bildung ist, deshalb verweise ich zu näherem Vergleiche auf das S. 122 und 123 unter b, c und d Gesagte, denn fast sämtliche Eier, von denen berichtet wird, stehen unter den Dui chschnittsmassen und -gewichten, zeigen dieselben Merkmale, wie sie die abnormen, lichten, blauen Kiebitz-, Möven- und andere Eier aufweisen. Man vergleiche ferner Capek’s Angaben auf Grund von 234 gemessenen und 183 gewogenen Kukuks- eiern, wie folgt: Maximum Minimum Durchschnitt Differenz Länge 25 20,5 4,5 22,67 nun Breite 18 15 3,3 16,59 mm Index 56 17 3,3 37 Gewicht 297 **) 161 136 228,5 mg Quotient 2,oi 1 ,31 0,70 1,65 mm Key hat 913 Kukukseier gemessen, deren Durchschnittsmasse sind: 22,30X16,5. Die 36 blauen (helle wie dunkle) seiner Sammlung, zu- sammen mit 46 der Sammlung Capeks, im ganzen also 82, ergeben 22,77X16, 66. Zur Betrachtung kommen noch die blauen Eier des Kukuksweib- chens Nr. 19, über die auf S. 122 unter a ausführlich berichtet wurde. Sie haben Durchschnittsmasse und -gewichte, dennoch sind sie nur als krankhafte Bildungen zu bezeichnen, weil sie deren Merkmale aufweisen. ***) *) Ich habe mich nach meinem Sammelmaterial gerichtet und danach geurteilt. Betreffs der Lummeneier, die ich in Betracht zog, hat mich inzwischen in bekannter freundlicher Weise Herr Dr. Eugen Rey davon unterrichtet, dass die Lummeneier seiner Kollektion folgende Masse und Gewichte besitzen : Durchschnitt aus 80 Stück 80,6 X 49,7, 14 weisse und gelbliche 82.5 X 49 s, 35 hellgrünblaue 80, g X 49,9, 31 intensiv grünblaue 79,4 X 49,4. **) Ein Doppelei, das beim Vergleiche ausserhalb der Berechnung fäilt. ***) Nach Capek wurde das Gewicht 297 eines Kukukseis nur einmal erreicht, das nächstfolgende, 275 und 273, erreichte je einmal ein blaues und ein Mischtypusei; aber die Hälfte der blauen Eier sind unter dem Gewichte von 200 mg. (Einen Unterschied der blauen Färbung hat Capek in seiner Berechnung leider nicht angegeben.) 134 Rey teilt mit: In Bezug auf die Form der blauen Kukukseier finde ich bei meinem Material (36) keinerlei Besonderheiten heraus. Betreffs der Grösse sind die einfarbig blauen aber etwas gleichmässiger, wie folgende Zahlen beweisen (Gesamtmenge 913:) Maximum Maximum 25,5X18,7 und 25X28,7 19X15,3 und 20,7X14,7 Blaue Kukukseier: 23,5X17 und 22,iX17,3 21X17,5 und 22X15,8 Unter den 25 blauen Kukukseiern der Rey’schen Sammlung befinden sich nur 3 hellblaue, von welchen nur Nr. 50 feine Flecke zeigt und ebenso wie Nr. 209 am stumpfen Ende ziemlich abgeplattet ist. Von den dunkel- blauen ist kein einziges ganz ohne Fleckchen, aber in der Form verändern sie sich von kurzoval bis länglich und ebenso verschieden ist bei ihnen die Abplattung des stumpfen Pols. (Rey.) Zum Schlüsse folgen die Notizen über dunkelblaue Kukukseier und das Urteil. „Das einzige Kukuksei, welches so gesättigt blau war wie die Nesteier ( Ruticilla phoenicura), war in Form kurz, rundlich. Länge Breite Gewicht Quotient Index 21,5 17 — — 26 So beschreibt Capek ein Einzelei des Kukuks; weitere ausführliche Beschreibungen über dunkelblaue Kukukseier habe ich in keinem anderen Buche gefunden. Ueber abnorme „lebhaft“ grüne, blau- und dunkelgrüne Kukukseier finde ich folgende Notizen: v. Preen fand ein lebhaft blaugrünes und sparsam graubraun geflecktes Ei (Typus Accentor modularis) bei Sylvia curruca, Pässler (J. f. O. 1861 S. 430) ein gleiches, doch fleckenloses Ei bei Ruticilla titis, A. Schering zweimal je ein dunkelgrünes, dabei stark geflecktes, sowie ein hellblaues Ei bei Daulias luscinia (Z. f. O. 1894 S. 43.); Kolli bay erwähnt (in lit.) ein grünes Ei, welches im Jahre 1895 bei Anthus spipoletta in Oberungarn gefunden wurde. Diese Ausführungen besagen mir, dass die abnormen lebhaft grünen, dunkelgrünen und blauen Kukukseier Produkte ihrer Erzeuger sind, die als Glanzprodukte bezeichnet werden müssen. Sie sind mit den abnorm roten Eiern anderer Vogelarten zu vergleichen, die gleich ihnen volle Gestalt, Färbung und Fleckung besitzen. Die Entstehung dieser beiden abnormen Färbungen ist jedoch verschiedenen Ursachen zuzuschreiben und noch zu ergründen. 135 Nachrichten aus Posen. Von M. Haun, Schmiegel. (Schluss.) Auf dem Heimwege erfuhr ich von dem Förster, in dessern Revier der Horst stand, dass er etwa 800 m von seinem Forsthause entfernt einen weiteren besetzten Horst des Hühnerhabichts entdeckt hätte, der sich auf einer schwachen Kiefer in etwa 10 m Höhe befindet. Die Be- steigung ergab 3 Eier, von denen das zur Probe entnommene Ei keine Spur von Bebrütung zeigte. Da der Förster die Alten gerne vom Horste schiessen wollte und ich glaubte, das Gelege würde noch nicht vollzählig sein, liess ich das eine Ei durch ein zu diesem Zwecke mitgenommenes Hühnerei ersetzen, dem wir durch Reiben mit frischem Grase eine schwach grünliche Färbung gegeben hatten. Der Förster teilte mir mit, dass er seit dem 12. IV. täglich nach den Alten am Horst geschossen, aber nicht getroffen hätte; er wollte nun noch einmal sein Heil versuchen. Am 16. IV. sollte der Horst nochmals bestiegen werden. Ich näherte mich mit dem Steiger dem Horste von Norden her, während sich der Förster von Westen her heranpirschte. Als wir uns dem Horst auf 20 Schritte genähert hatten, erhob sich das brütende Weibchen von diesem, blieb einen Augenblick auf dem Horstrande stehen und strich dann ab, aber nicht in der von uns abgewandten Richtung, sondern direkt au( uns zu; gerade über uns schwenkte es plötzlich nach Westen ab und strich über den Förster hin, der seine Aufmerksamkeit auf den vor ihm befindlichen Horst gerichtet, das Abstreichen des Vogels nicht gesehen hatte. Diesen erblickte er erst dann, als er bereits über ihn geflogen war, und die beiden Schüsse, die er ihm nachsandte, gingen wieder fehl. — Das Weibchen hatte nicht weitergelegt, auch nicht zu brüten angefangen, denn die beiden Nesteier, die jetzt entnommen und durch 2 schwach grünlich gefärbte Hühnereier ersetzt wurden, zeigten keine Spur der Bebrütung. Offenbar hatten die Alten die eigenen Eier nicht verlassen wollen, weil das fremde Ei Misstrauen eingeflösst hatte. Dass sie die Eier unterscheiden können, zeigte sich bald. Nach einigen Tagen berichtete mir der Förster, dass der Horst verlassen worden sei und dass die Habichte aus der Gegend verschwunden seien. Circus cyaneus L., Kornw’eihe. Am 7. IV. erhielt ich ein Gelege von 6 leicht bebrüteten Eiern. Masse: a 46,5 : 35,3; b 46 : 35, s ; c 45, i : 36; d 45 : 35,6 ; e 43,3 : 36 ; f 43,2 : 35,2. Syrnium aluco L., Waldkauz. Wie schon in No. 1 des laufenden Jahrgangs berichtet wurde, erhielt ich am 30. III. ein 5 Gelege des Wald- kauzes aus einem alten Bussardhorste. Dieser stand etwa 15 m hoch auf einer alten Birke; das brütende Weibchen strich erst ab, als der Steiger schon einige Meter hoch geklettert war. Die Eier, w?elche 8 — 12 136 Tage bebrütet waren, weisen folgende Masse auf: a 49,i : 39 ; b 48:39,7; c 47,4:39,2; d 47:39; e 46:38,5 mm. Hinsichtlich der Länge nähert sich a schon sehr den Massen von S. uralense. — 3 Eier von einem 4 Gelege von S. alaco, das am 26. III. auf einem Heuboden gefunden wurde und hoch bebrütet war, messen a 47 : 37,3; b 47 : 36,5 ; c 44 : 36 mm. (Das vierte Ei war beim Herausnehmen zerbrochen worden.) Oedicnemus crepitans Tem., Trieb Von diesem, den meisten Landwirten und Jägern hier nicht einmal dem Namen nach bekannten Vogel erlangte ich am 8. VI. ein Gelege von 2 stark bebrüteten Eiern; diese lagen in einer unbedeutenden Vertiefung im Acker hinter einem etwa 4 kg schweren Findlingssteine. Der Besitzer des Feldes hatte das Gelege 8 Tage vorher entdeckt, als er mit seinem Wagen gerade über das Nest so hinwegfuhr, dass es mitten zwischen den Räderspuren zu liegen kam. Die Masse der Eier sind normal. Crex pratensis Bchst., Wachtelkönig. Am 8. VI. ein Gelege von 9 sehr stark bebrüteten Eiern erhalten, von denen ich, selbst mit An- wendung von Kalilauge, nur 4 präparieren konnte. Oriolus galbula L., Pirol. Nur wenige Schritte von der Stelle, an der ich vor 2 Jahren ein Nest des Pirols fand, in das man vom Erdboden aus hineinsehen konnte (s. Ool. XV S. 157), entdeckte ich am 2. VI. ein Nest an einer jungen Erle in 2,3 m Höhe, das 4 etwa 8 Tage be- brütete Eier enthielt. Merkwürdige Materialien hatte der Vogel u. a. zur Herstellung des sonst normal gebauten Nestes verbraucht. Als ich es erblickte, leuchtete mir gross und deutlich ein Datum entgegen: „6. Mai“; in die untere Wandung war das Blatt eines Abreisskalenders eingeflochten, daneben war das Etikett einer Likörflasche befestigt, während der äussere Boden des Nestes noch mehrere grössere Stücke nicht sehr sauberen Seidenpapiers enthielt. — Am 6. VI. fand ich an einer jungen Erle in etwa 4 m Höhe ein Pirolnest mit 4 schwach bebrüteten Eiern, das eine ganz ungewöhnliche Bauart aufwies; es hing nämlich nicht wie sonst in einer Astgabel sondern auf und zwischen 2 nebeneinander aus dem Stamm entspringenden, 12 cm von einander entfernten dünnen Ästen. Da eine derartige Bauart wohl sehr selten Vorkommen dürfte, will ich das Nest näher beschreiben. Während sonst der obere Rand des Pirol- nestes nur wenig über die Astgabel hervorragt, liegt hier der eine Rand 5,5, der andere 2,5 cm über den das Nest tragenden Ästen; der äussere Durchmesser des ziemlich runden Baus, der eher einem sorgfältig gebauten Würgernest gleicht, beträgt 14 cm, die Höhe 10 cm. Die Nestmulde ist 9 cm lang, 8 cm breit und 6 cm tief; der obere Rand ist etwas ein- gezogen. Ausserdem fand ich noch am 15. VI. ebenfalls auf einer Erle in etwa 5 m Höhe ein Pirolnest mit 3 etwa 8 Tage bebrüteten Eiern. 137 Oecinns viridis L., Grünspecht. Aus einer schon seit Jahren vom Grünspecht benutzten Höhle, die sich etwa 10 m hoch in einer Espe befindet, erhielt ich am 10. V. 6 stark bebrütete Eier. Am 30. V. enthielt dieselbe Höhle 2 frische Eier vom grossen Buntspecht ( Dmdrocopus major L.), anscheinend ein noch nicht vollzähliges Nach- gelege; die Eier zeigen nur wenig Glanz und messen: 27,7:20 und 27 : 19,8 mm. Am gleichen Tage wurden in einem in derselben Espe 1 m tiefer befindlichen Spechtloche 3 frische Eier der Hohltaube, Columba oenas L., vorgefunden, die 39 : 27, 37,5 : 28 und 37 : 28,2 messen. Parus major L. und Poecile fruticeii Wallgr. In einem kaum 10 cm dicken und 1 m hohen Erlenstumpf, der etwa 20 cm vom oberen Ende ein 7 — 8 cm weites und 15 cm tiefes Loch aufwies, fand ich am 11. V. 4 Eier der Kohlmeise zusammen mit 8 Eiern der Sumpfmeise, sämtlich unbebrütet. Um festzustellen, welches Weibchen den Besitz der Nesthöhle behauptet hatte, praktizierte ich mit dem Käscher je 4 Kohl- und Sumpfmeiseneier wieder in das Nest. Am 17. V. hatte die Kohl- meise noch weitere 5 Eier zugelegt; sie schien also die Sumpfmeise ver- drängt zu haben. Sitta caesia (Wolff), Kleiber. Die von mir im Vorjahre in 45 cm Höhe aufgefundene Nisthöhle des Kleibers iand ich am 16. IV. wieder besetzt, das Flugloch war am unteren Rande durch eine Lage frischen Lehms verengert. Als ich am 20. IV. die Höhle wieder mit dem Käscher untersuchte, hatte eine Kohlmeise von ihr Besitz genommen, sie mit Moos und Haaren ausgepolstcrt. Eine andere, am 9. IV. in einer Lärche auch nur 1,2 m hoch aufgefundenen Nisthöhle des Kleibers enthielt am 1. V. 9 stark bebrütete Eier. Phylloscopus trochilus (L.,) Fitislaubvogel. Am 10. V. sah ich in einem dichten Gebüsch einen Vogel im Grase verschwinden. Als bei meinem Näherkommen der Vogel wieder fortfiog, vermutete ich an dieser Stelle sofort ein Nest des Fitislaubvogels, umsomehr da ich ganz in der Nähe mehrere Männchen singen hörte. Das Auge konnte aber zunächst nicht das geringste entdecken. Erst der tastenden Hand machte sich das mitten im Moos hineingearbeitete Nest und das von Grashalmen vollständig verdeckte Flugloch bemerkbar. Das Innere enthielt auch keine Federpolsterung, war also noch nicht fertig. Am 16. V. enthielt das Nest 3, am 20. V. 7 frische Eier. Troglodijtes parvulus (Koch), Zaunkönig. Am 5. VI. fand ich in einem niederen Wachholderbusch in etwa 0,6 m Höhe ein ganz aus Moos gebautes Zaunkönigsnest, das ein fiisches Ei enthielt. Da ich gern das volle Gelege haben, auch feststellen wollte, ob nicht ein Kukuk das Nest zur Ablage seines Eis benützen würde, liess ich das Ei liegen. Als ich 138 am 9. VI. wiederkam, fand ich das Nest leer, dagegen enthielt es am 19. VI. 6 Eier, von denen 2 frisch, die übrigen 4 ganz schwach bebrütet waren. Lange Zeit war mir der ganze Sachverhalt rätselhaft, da ich mir nicht erklären konnte, woher das am 5. VI. gefundene Ei stammte, wo es nachher geblieben war. Erst bei Bearbeitung des Sammelberichts, Mitte Oktober, kam mir der Gedanke, ob dieses Ei sich vielleicht nicht noch im Nest eingebaut befinde. Ich nahm mir nun das Nest vor, das ich am 19. V. mitgenommen hatte, und richtig, unter der Federpolsterung konnte man deutlich ein Ei fühlen. Mit einiger Vorsicht gelang es mir, dasselbe herauszubefördern. In der Gestalt unterscheidet es sich etwas von den Nesteiern, die ziemlich bauchig sind und 16,1 — 16,9 : 12,8 — 13, i mm messen, während das eingebaute Ei 16,5 : 12,4 nur misst und mehr längliche Form hat; offenbar ist es von einem fremden Weibchen in der Legenot in das Nest gelegt worden. Das Nestgelege ist noch insofern interessant, als das grösste Ei (16,9 : 13, i) rein weiss ist, einige andere nur schwache Spuren von Fleckung am stumpfen Ende aufweisen, während die übrigen 3 normal gefleckt sind. Cuculus canorus ( L.), Kukuk. Trotz eifrigen Suchens nach Kukuks- eiern ist meine Ausbeute in diesem Jahre sehr dürftig. Der Kukuk ist in hiesiger Gegend ziemlich seilen, besonders das Weibchen bekommt man nur sehr wenig zu hören. Am 12. V. fand ich in einem Wachholderstrauch in geringer Höhe ein Nest von Phylloscopus rufus (Bechst.) mit 5 Eiern des Nestvogels und einem Kukuksei. Das Nest war verlassen, die Eier des Weidenlaubsängers faul, der Inhalt teilweise an der Schale fest- getrocknet, so dass sie sich nicht mehr ordentlich präparieren Hessen; das Kukuksei Hess sich noch präparieren. Die Nesteier waren überaus klein; das aufgehobene Ei misst nur 13,8: 11,4, während 20 andere Eier meiner Sammlung im Durchschnitt 15,9 : 12,4 messen; das grösste misst 16,5 : 13. Passer montanus (L.), Baum Sperling. Am 3. VI. entnahm ich aus einer hohlen Weide 6 Eier vom Baumsperling; 5 davon sind über und über graubraun gespritzt und gesprenkelt, so dass von der Grundfarbe nichts zu sehen ist, das sechste Ei dagegen zeigt auf überall klar hervor- tretendem weissen Grunde grobe Flecke von grauer und graubrauner Farbe. Herr Georg Krause, dem ich die Eier gelegentlich zeigte, ist der Ansicht, dass das sechste Ei von einem fremden Weibchen in der Lege- not in das betreffende Nest gelegt worden sei. OrnithoIogisch=oologische Beobachtungen v. Vogelsberg. Aus der Brutsaison 1907. 1. IV. Wachhold er drosseln treiben sich noch in grossen Scharen auf den Triften des Vogelsberges umher. Ringeltauben heulen laut 139 und anhaltend. Weidenlaubvögel sind angekommen. — 6. IV. Bei heftig wehendem Südwind kommen die Rauchschwalben an. — 8. IV. Rabenkrähe brütet; der Horst steht auf hoher Buche in der Nähe des Wa'drandes. — 11. IV. Wen d ehal s angekommen. In den grossen, halbdämmerigen Fichtenwaldungen unseres Reviers heulen die Wald- ohreulen fast den ganzen Tag über. — 12. IV. Wiesen pieper in Verbänden auf dem Durchzug. — 13. IV. Mäusebussarde kreisen in hoher Luft über dem Horst; sie schreien laut und hell, und der eine stürzt jäh senkrecht an 100 m hinunter. Als ich einige Tage später wieder am Horst stand, schwebt das Männchen, das auf dem Rücken fast rein weiss ist, schreiend über dem Bestand. Ich verhalte mich ganz ruhig und drücke mich an einen Stamm; trotzdem sieht mich der Vogel, als er etwas näher kommt, sofort und enteilt. — Auf der Breungeshainer Heide, einem mehrere Quadratkilometer grossen Sumpf- und Moorgebiet in der höchsten Lage des Vogelsberges, dem sogenannten Oberwald, lagert eine Schar Wiesenpieper. — 17. IV. Ein besetzer Raben- krähen hörst. Derselbe steht im Feldgehölz auf hoher Buche. Ein besetzter aber unersteiglicher Mäuseb ussard hörst nahe am Waldrand 15 m hoch auf einer sehr starken Buche. Der brütende Vogel, ein sehr kleines Exemplar, hält lange auf dem Horst aus, ehe er abstreicht. Etwa 10 Minuten von diesem Horst im gleichen Bestand ein weiterer Bussard- horst auf schlanker Buche, 20 m hoch. Der Horst ist alt, etwa % m hoch und frisch aufgebaut. Die Mulde ist sehr flach, klein und mit Fichtenreisig ausgelegt. Die Alten schweben schreiend über dem Horst, und als ich diesen fast erstiegen habe, streicht einer der Vögel mit starkem Rauschen dicht an mir vorbei. Die schon stärker bebrüteten Eier sind zu zweien und einem gelagert und messen: 55X46; 55X46; 56X55 mm. — 18. IV. Ich beobachte bei einer einsam gelegenen Forstwartei den An- griff eines Sperbers auf ein Rebhuhn. Dieses schrie sehr laut und hell, als es von dem Räuber gegriffen wurde; als wir den Sperber ver- scheuchten, liess er das Huhn los, und dieses schoss in seiner Angst in ein kleines, bei der Wohnung stehendes Backhaus und gerade ins Aschen- loch hinein. — Singdrossel, 1 Männchen und 2 Weibchen auf dem Zug. — 21. IV. Mäuseb ussard hörst. Der alte Vogel brütet und hält lange auf den Eiern aus, ehe er abstreicht. Der neue Horst steht höchstens 10 m hoch in dem ganz geräumigen Holz eines Bruches, nahe am Rand. Die Horstmulde ist sehr klein, kaum grösser wie die Mulde eines Raben- horstes, und ganz mit Fichtenreisern belegt, zwischen denen etliche Flaumfedern hängen. Der sehr grosse Vogel schrie laut, als er abgestrichen war. Die frischen Eier messen: 59X46; 60X46 ; 60X47 mm. Dieselben sind insofern merkenswert, als bei ihnen die obere Bildungsschicht der Schale stellenweise abgewischt ist und die grüne Farbe der unteren 140 Schicht zu Tage trelen lässt. Offenbar war die Oberschale beim Legen noch nicht erhärtet und wurde durch das Nistmaterial oder den alten Vogel abgerieben. — Ich finde eine Rabenkrähe brütend auf dem offensichtlich erst am selben Tage ausgeraubten, leeren Horst; zweifels- ohne war der Bruttrieb bei dem Vogel so stark, dass er sich auch auf dem leeren Horst zum Brüten niedersetzte. — 28. IV. Heidelerchen- nest. Das Nest steht in kurzem Gras, nach oben fast ungedeckt; es ist in eine stärkere Vertiefung des Bodens gesetzt, und deshalb zu seinem Aufbau eine Menge Materialien verwendet. Der Unterbau allein bis zum Beginn der Mulde ist 7 cm hoch. Die Nestmulde ist 8 cm tief und hat 7 cm. Durchmesser. Die 3 Eier sind schwach bebrütet und messen: 21X16; 22X17 ; 21X16 mm. Am zweiten Tage ist das Nest infolge eines über Nacht eingetretenen stärkeren Schneefalls verlassen. — 29. IV. Bussard- horst. Der alte Vogel brütet. Der Nestrand ist mit Nadelholzgrün und ganz frischem Buchenlaub belegt. Diese Buchenlaubzweige, die alsdann um fast jeden Bussardhorst herumgekränzt sind, sobald die Rotbuchen das erste Laub zeigen, müssen von den Bussarden vom Baum abgebrochen werden, da man in dieser ersten Zeit der Buchenbegrünung durch irgend- welche Umstände abgebrochene, auf der Erde liegende Zweige nie findet, mit denen der Bussard seine Bedürfnisse befriedigen könnte. (Schluss folgt.) Mitteilungen. Schutz unserer Vogelwelt. Der bekannte Zoologe, Privaldozent an der Universität Freiburg, Dr. Konrad Guenther, erlässt einen Aufruf zur Erhaltung unserer Vogelwelt. Der Aufruf, der von bedeutenden Gelehrten, Schriftstellern und Künstlern mit unterzeichnet ist, fordert jeden zu dem kleinen Opfer von 50 Pfennig jährlich auf, um Mitglied des „Bundes für Vogelschutz“ (Geschäftsstelle Stuttgart, Jägerstr. 31) zu werden. Für diese 50 Pfennig verteilt der Bund alljährlich an seine Mitglieder ein Heft, das ausser dem Jahresbericht einen Abschnitt eines mit vielen bunten Abbildungen versehenen Vogelbuches enthält. — Bälge von Geiern und Adlern kann Anton D an ilo witsch Sevastjanow, Simferopol, Taurien, Archivstrasse, Haus Schwan, liefern. Es wäre wünschenswert, wieviel und in welcher Form die Bälge zu liefern wären und unter welchen Bedingungen der Fragesteller sich mit ihm in Relation zu setzen wünscht. — A. W. Bartasche w, Ober- lehrer der Realschule in Tr oiskosavsk, Sibirien. Konservierte Tiere, Vögel- und Säugetierbälge, Insekten, Herbarien usw. — Mme Veuve Robert, Naturaliste, Constantine, Algier, rue du Coniot. — Ueber späte Bruten heimischer Vögel sind in dieser Zeitschrift mehrfach Veröffentlichungen gebracht worden. Dass die abnorme Witterung 141 des verflossenen Sommers manche Unregelmässigkeiten im Brutgeschäft hervorgebracht hat, wird öfter beobachtet worden sein. Cher zwei solcher Fälle aus der Gegend bei Kallies in Pommern vvird mir am 13. Oktober d. ]. von einem verwandten Forstmann berichtet, wobei er mir die Gelege von Caprimulgus europaeus (2) und Scolopax rusticida (3) zustellte. Die gewöhnliche Brutzeit von Caprimulgus fällt bei uns Ende Mai und in den Juni. Anzinger (Kennzeichen der Vögel Mitteleuropas) gibt als Brutzeit Juni und Juli an. Danach ist es dann nicht gegen die Norm, wenn dieser Vogel am 17. Juli auf Eiern brütete. Eins der beiden Eier war etwas bebrütet, das andere war unbefruchtet. Sehr gegen die Norm verstiess aber eine Scolopax rusticida, die in den nördlichen Provinzen Deutschlands in der Regel schon Anfang April nistet. Da man auch im Mai, Juni und sogar im Juli Nester mit frischen oder bebrüteten Eiern gefunden hat, so haben hervorragende Ornithologen wie E. v. Homeyer, Wiese, Me wes und Diezel die Ansicht vertreten, dass die Waldschnepfe nicht selten zweimal im Jahre brütet. So brütete sie auch in diesem Jahre — und zwar am 2. September — so eifrig auf 3 Eiern, dass sie sich fast mit den Händen berühren liess. Wann diese Eier gelegt worden waren, war nicht zu erkennen, da sämtliche Eier unbefruchtet waren. Stettin, Oktober 1907. P. • — In Lissabon hat sich eine Sociedad Portuguesa de Ciencias Naturales gebildet. Der Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: Consej. Mattosso Santos und Prof. Miguel Bombarda als Präsidenten, M. Athias und C. Franca als Sekretäre; Prof. Oliveira Pinto und Anthero de Seabra als Vizesekretäre; Prof. Ayres Kopke als Schatzmeister. Literatur. William Marshall, Spaziergänge eines Naturforschers. Mit Zeich- nungen von A. Wagen. Vierte verbesserte Auflage (382 S.), Leipzig 1906. E. A. Seemann. Preis M 7,50. Wilhelm Marshall, er ist nicht mehr; vor wenigen Monaten hat ihn das Schicksal seinem Wirkungs- kreise entrissen. Das deutsche Volk betrauert in ihm nicht allein den hervorragenden Gelehrten, sondern vor allem auch den talentvollen volkstümlichen Schriftsteller. Marshall gehörte noch zu jenen Zoologen, die es nicht für einen Raub halten, ausschliesslich im Laboratorium an Mikroskope histologische oder cytologische Probleme auszutüfteln ; nein, die freie Natur draussen mit ihrem Leben und Weben, das war sein Institut. Wie oft habe ich bei der Lektüre seiner „Spaziergänge eines Naturforschers1,4 den alten Herrn im Geiste begleitet bei seinen Streif- 142 ziigen draussen, vom Frühling bis zum Winter; wie oft ist es mir warm ums Herz geworden bei seinen Schilderungen, aus denen ein so tief und innig empfindendes echt deutsches Gemüt zu uns spricht; wie oft haben seine Spässe und fröhlichen Einfälle mich in heiterste Stimmung gebracht ! Ich wünsche von Herzen, dass viele das Andenken des Heimgegangenen durch liebevolles Studium seines köstlichen Buches ehren möchten, das in seiner Art unübertroffen und unübertrefflich ist. Jedem Naturfreunde sei es bestens empfohlen. — Mitteilungen über die Vogelwelt, 1907 S. 167. Paul W emer: „Einiges über das Brutgeschäft der Schleiereule, Strix flammea L.u Junge Schleiereulen wurden in einem hohlen Baume erbeutet. Bei einem Pärchen wurden 3 Bruten, April, August und im November festgestellt. Für das Münsterland ist als Faktum zu gelten: I. Keine Schleiereule legt mehr als 5 Eier. Erstes Gelege 2 — 4, zweites Gelege 1 — 3, in ganz seltenen Fällen (1903) noch ein drittes mit 1 — 2 Eiern. II. Jede Schleiereule macht 2 Bruten und in der Regel nicht mehr als 2 Bruten lind zwar die erste Brut Ende April bis anfangs Mai, die zweite Brut Ende September, anfangs Oktober, Untersuchungen auf etwa 20 Exemplare ergaben, dass die gelbe Varietät als das weibliche und die weisse als das männliche Geschlecht anzusprechen ist, ferner, je älter die Schleiereule wird, desto weisser wird der Unterleib, so dass wir zuletzt einen schnee- weissen Unterleib ohne Flecke vor uns haben. — Hrvatska ornitoloska centrala god. 1906. Bericht über die Tätigkeit der „Hrvatska ornitoloska centrala im J. 1906.“ Dr. Erwin Rössler, Zagreb- Agram 1907. Im Frühjahre beobachteten 476, im Herbste 268 Beobachter an 370 resp. 240 Orten 80 resp. 77 Vogelarten. Gegen das Vorjahr ist die Kulmination in gewissen Gruppen im Frühjahr später, im Herbste gleich, in einer anderen im Frühjahre gleich, im Herbste früher. Werden die heutigen Kulminationen mit dem fünfjährigen Durchschnitt verglichen, so ist der Schluss gerechtfertigt, dass sie im Frühjahre früher, im Herbste später sind, was vollkommen mit dem Charakter des heurigen Zuges überein- stimmt, der durch die meteorologischen Verhältnisse sich begründet. Zum Schluss folgt aus den Tabellen, dass die Arten mit längerer Aufenthalts- dauer im Frühjahre eine frühere, im Herbste eine spätere, jene mit kürzerer Aufenthaltsdauer im Frühjahre eine spätere, im Herbste eine frühere Kulmination haben. In zwei weiteren Büchern : „Die historischen Daten über den Vogelzug in Kroatien und Slavonien“, 1901 — 1905 zu- sammengefasst, wird ein klares Bild über den Vogelzug vom Verfasser gegeben. Eine Reihe von Tabellen und Karten erläutern das Mittel der Ankunft, die Ankunftsdaten nach Prozenten in den orographischen Gebieten, nach dem Mittel des Wegzuges, sowie die Wegzugsdaten nach Prozenten in den orographischen Gebieten. Im ganzen Arbeiten voll des Lobes und voller Mühen, wie sie seit vielen Jahren die ornithologische 143 Literatur nicht veröffentlicht hat. — Aus der Heimat Flur. Bilder aus unserer Vogelvvelt von Albert Graf, Lehrer in Genf. Verlag: Orell Füssli, Zürich (124 S.) 8 °, Preis 2 M. Es ist ein eigentümliches Buch, das uns hier von einem sachkundigen Ornithologen der Schweiz geboten wird. Es ist, wenn wir es so nennen dürfen, poetische Naturkunde oder naturkundliche Poesie. Der Inhalt der naturkundlichen Darstellungen beruht auf genauester und liebevollster Beobachtung der heimischen Vogelwelt. Der Autor macht uns bekannt mit dem Leben der betreffenden Arten, das er in all seinen Eigentümlichkeiten belauscht und in anschau- lichster Weise zu schildern versteht. Er zeigt uns wie die gefiederte Welt alles aufbietet, um sich auch da zu erhalten, wo die Zunahme der Kultur, ländliche und städtische Bebauung, ihr die Existenz erschweren, und wir sind erstaunt über all das, was er uns über ihr Tun und Treiben mitteilt, das in unserer nächsten Nähe sich abspielt, wovon wir aber bis- her kaum eine leise Ahnung, geschweige denn genaue Kenntnis hatten. Bei der Vogelvvelt bleibt Graf nicht stehen, er 'schweift hinüber in das Gebiet des Pflanzenreiches, auf das die Vögel vorzugsweise zu ihrer Ernährung angewiesen sind. Dabei hat er ein offenes Auge für die Schönheiten der Natur, für die Vorgänge im Wechsel der Tages- und der Jahreszeiten, so dass die schönsten Naturbilder an uns vorüberziehen. Geradezu meisterhaft sind die Bilder: „Die Lachmöve, ein zürcherischer Wintergast“ und „Auf der Mövensuche.“ Übrigens bringt auch jedes Kapitel: „Auf dem Schnepfenstrich“, „Das Erwachen unserer Vögel“, „Unsere Schwalben“, „Eine Rauchschwalbenkolonie vor den Toren Zürichs“, „Glanzenberg“, „Die Lachmöven auf dem Rafzerfeld“, „Der grosse Schnee“, „Winterleben der Blaumeise“, sein besonderes, oft spannendes Interesse. Zum Schmuck des Buches tragen sieben vorzügliche Darstellungen verschiedener Vogelarten von Hugo Pfendsack nicht wenig bei. — Oologia universalis palaearctica, Georg Krause, Verlag Fritz Lehmann, Stuttgart 1907, Heft 25 — 29. Die Tafeln enthalten die Ab- bildungen der Eier von Caprinudgus ruficollis, Platalea leucoroiia, Falco subbuteo, Cerchneis naumanni, C. vespertina, Pernis apivorus, Accipiter nisus (2 Taf., 32 Abldg.) und Buteo vulgaris (2 Taf., 18 Abldg.). Ich hatte vorher sämtliche Exemplare in natura gesehen und bin erfreut über deren Wiedergabe im Bilde, die so trefflich gelungen ist. — Ibis, 1907> Heft 10. F. C. R. Jourdain beschreibt die Eier der Arten Totanus solitarius, Tringa maculata und bairdi in ausführlicher Weise; erstere Art wurde am 15. Juni 1906 in einem alten Neste der Wanderdrossel in Nordwestalberta gefunden. Treffliche Abbildungen der Eier begleiten den Text. — Rudolf Blasius f. Eine Lebenskizze von A. N ehrko rn. Journal für Ornithologie, Januarheft 1908. Mit dem Portrait des Ver. storbenen. Nehrkorn, von Jugend auf mit Blasius bekannt und be- 144 freundet, schildert das Leben, Wirken, ebenso in trefflicher wie ausführ- licher Weise die Reisen, Ehrungen und Veröffentlichungen des Verstorbenen. H. Hocke. ürnckfelllcrliei’icbUgnil^Cil. Im Referat auf S. 127 ist Zeile 12 von unten statt „anmutigencler“ an mutend er zu setzen. Ebenso S. 47 Zeile 3 von unten statt „dass“ das. ANZEIGEN Auskunftsblatt für Biologie. Erscheint zwei Mal im Monat im Umfang von 1 — 2 Druckbogen in russischer Sprache mit parallelem Text in deutscher, französischer oder englischer Sprache. Preis für Russland (mit Zustellung) jährlich Rbl. 3, halbjährlich Rbl. 1,50, Einzelnummer ä Rbl. 0,15; fü das Ausland (Weltpostverein) jährlich Mk. 8, halbjährlich Mk. 4. Einzel- nummer h Mk. 0,40. Preis der Inserate : für das erste Mal 1 Seite Mk. 24. 7* Seite Mk. 12, i/i Seite Mk. 6 usw., für die folgenden Male die Hälfte dieses Preises. Alle Sendungen (Aufsätze, Referate, Fragen, Antworten, Auskünfte, Inserate und Be- stellungen) für das „Bulletin biologique“ sind, als solche bezeichnet, an die Redaktion : Prof. Dr. K. Saint -Hilaire, Zootomisches Institut der Univ. Jurjew (Dorpat), Russland, zu adressieren. Amphibien, Reptilien und Fische liefert gestopft, skelettiert und auch als Doppelpräparate Otto Bock, Präparator, Trotha -Halle a. S., Götschestiv2. Verkaufe eine grosse Sammlung aüsgestopfter Vögel in Bälgen und aufgestellt, darunter grosse Seltenheiten des In- und Auslandes. ßSST Tausch nicht ausgeschlossen, H. IVeldt, BERLIN SO. 16, Ohmstr. 5. Tadellose ISälge je 3 Paar von Branta leucopsis und von Tringa canescens zu kaufen gesucht. Julius Molir jr., Ulm a. D. SS H Bilder aus unserer Vogelwelt von Albert Graf. Aus der Heimat Flur. (124 Seiten.) Mit 7 Federzeichnungen von Hugo Pfendsack. 8° Format. Zürich 1907. Verlag: Art. Institut Orell Fiissli. Fr. 2,40 — Mk. 2,— ; geb. Fr. 3,—, Mk. 2,50. ft 1 diei* von Syrrliaptes paradoxus zu 2 und 3 Stück ä M. r7/?^>0 das Stück R. Tancre, Anklam in schönen Gelegen offeriert Verlag und Herausgeber: H. Hocke, Berlin. Druck: Carl Ockler, Berlin 0., Prenzlauer Str. 13. ZEITSCHRIFT für OOLOGIE UND ORNITHOLOGIE Herausgegeben von H. Hocke, Berlin C. 25. Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementsprois betragt für das Jahr bei di-ekter Zusendung durch die l’ost innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk. 3,50, nach den andern Ländern des Wcllpostvercins Frcs. 5 pränumerando portofrei. Der Jahigang läuft vom 1. April bis 81. März. Bestellungen und Zahlungen sind au II. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36, zu richten. Preis der zweigespaltenen Zeile oder deren Raum 20 Pf. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlen. Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht überse -ri ten wird, betragen 3 Mk. No. 10, BERLIN, den 15. Januar 1908. XVII. Jahrg. Inhalt : Brutnotizen zur Ornis Marpurgensis aus dem Jahre 1907. Georg v. Boxberger. — Ornithologisch-oologische Beobachtungen v. Vogelsberg. Aus der Brutsaison 1907. — (Schluß.) Ludwig Schuster. — Einiges vom Neste des Pirols, Oriolus oriolus (L.). P. Weiner und O. Koenen. — Literatur. — Achtung. — Inserate. Brutnotizen zur Ornis Marpurgensis aus dem Jahre 1907. Von Georg v. Boxberger, Marburg a. L. Etwas verspätet kommen in diesem Jahre die „Brutnotizen“, jedoch nicht durch mein Verschulden. Ich war ganz auf mich allein angewiesen, was beispielsweise bei schwierigen Besteigungen oftmals recht hinderlich war. Die freie Zeit, die mir zu Gebote stand, war auch äusserst knapp und gering bemessen ; allein die Hoffnung auf eine schöne Beobachtung oder einen seltenen Fund Hess mich alle Hindernisse vergessen, und gern habe ich jede freie Stunde dazu verwendet, mich mit meinem Lieblings- studium zu befassen. Was die Witterungsverhältnisse angeht, so kann ich nur wieder- holen, was ich bereits im Vorjahre betont habe, dass sich nämlich die meisten Vogelarten, wenn es sich um den Brutbeginn handelt, wenig oder fast gar nicht durch Temperatur und Witterungseinflüsse aufhalten lassen, was ja gerade in diesem Jahr besonders deutlich zu beobachten war. Die Vegetation war, infolge des langanhaltenden kalten Wetters im Vorfrühling, in der hiesigen Gegend um mindestens 10 — 12 Tage gegen frühere Jahre zurück. Turdus viscivorus L., Misteldrossel. Am 5. Juni fand ich in einem grossen, alten Buchenbestand ein Nest der zweiten Brut. Dasselbe stand, weithin sichtbar, etwa 2 m hoch dicht am Stamm in die kleinen Seiten- ästchen einer sonst glattschäftigen Buche eingebaut und enthielt 2 eben ausgefallene Junge und 1 Ei. Am 17. Juni sassen 3 fast flügge Junge 140 im Nest. Hier wohnt die Misteldrossel fast ausschliesslich in reinen Laubholzwaldungen, im Gegensatz zu anderen Gegenden, wo — wie auch Naumann angibt — ihr Aufenthalt meistens Nadelholzwälder sind. Erithacus titys (L.), Hausrot schwänz. Wie alljährlich, so baute auch in diesem Jahre ein Rotschwänzchen wieder unter der Veranda des von mir bewohnten Hauses. Das Gelege der zweiten Brut war mit 5 Eiern am 18. Juni vollzählig. Am 30. Juni waren die Jungen ausgekrochen. Regulus regulus (L.), Gelbköpfiges Goldhähnchen. In einem mit Wachholder durchsetzten Fichtenbestand, in dem ich schon öfter Gold- hähnchen brütend gefunden hatte, wurde am 17. April ein neues, noch leeres Nestchen etwa 372 m hoch in einem Wachholderbusch eingebaut gefunden. Am 1. Mai enthielt es 7 Eier, auf denen der Vogel noch nicht brütete. Masse: 12,4X9,5, 13X9,8, 12,8X9,7, 12,9X9,9, 12,5X9,7, 13X9,7, 12, 9X9.9. Panis maior (L.), Kohlmeise. 2 im Walde aufgehängte Nistkästen enthalten am 2. Juni eine Menge fast flügger Kohlmeisen. Leider konnte ich nur einen Teil aller im Walde aufgehängten Nistkästen revidieren. Der grössere Teil musste infolge mangelnder Zeit unkontrolliert bleiben. Parus ater (L.), Tannenmeise. Am 10. Mai hatte eine Tannenmeise in einem etwa 1 '/2 m hoch aufgehängten Nistkasten 8 Eier. Am 24. Juni war das zweite Gelege mit 9 mittel bebrüteten Eiern vollzählig. Sitta europaea (L.), Kleiber. Eine im Vorfrühling gefundene Kleiber- höhle wurde in diesem Jahre wieder bezogen. Die Höhle befand sich in einer Buche etwa 4 m hoch und war von dem Erdboden aus nur sehr schwer als Kleiberhöhle zu erkennen. Als ich sie am 5. Mai untersuchte, brütete der Vogel bereits und Hess sich erst nach starker Störung dazu bringen, die Höhle zu verlassen. Sie war etwa 10 cm tief und enthielt als Unterlage für die Eier eine grosse Menge dürrer Buchenblätter, auf welchen 7 unbebrütete Eier lagen, wie durch Einführen des Käschers mit grosser Mühe festgestellt wurde. Masse: 19,4X14,2, 19X14,6, 18,6X14,2, 18,8X14,3, 19X14,4, 19,iX14,2, 18,7X14,4. Am gleichen Tag fand ich in demselben Buchenbestand eine zweite besetzte Kleiberhöhle. Ein im Vorjahre vom Grauspecht bezogenes Nist- loch in einer Buche etwa 372 m hoch war vom Kleiber sorgsam ver- schmiert und für seine Zwecke sorgsam hergerichtet worden. Die Nisthöhle enthielt 3 frische Eier, vom Vogel war nirgends etwas zu bemerken. Eine Woche später, am 12. Mai, untersuchte ich die Höhle nochmals und stellte fest, dass sie weitere 3 Eier barg, auf denen der Vogel diesmal brütete. Die 6 Eier messen: 20X14s, 20X14,2, 20,8X14,7, 20,7X14,9, 20X14,2, 20,7X14.6. Am 21. April wurde ich durch das ängstliche Rufen auf ein Kleiber- paar aufmerksam, das sich aufgeregt in den Baumwipfeln eines Buchen- 147 hochwaldes umhertrieb. Ich beobachtete daher die Vögel genauer und fand bald in einer glattschaftigen Buche in etwa 8 m Höhe ein Astloch, in dem ein Kleiber verschwand. Am 17. Mai erstieg ich den Baum und untersuchte die Höhle, die sich als mit 5 frischen Kleibereiern und einem Meisenei belegt erwies. Der Vogel brütete noch und kam erst angeflogen, als ich den Baum wieder verlassen hatte. Masse: 18X13,6, 18X13,8, 18X13,8, 17,sX14, 18,7X14. Einen alten Buchenbestand 8 km von Marburg entfernt, in welchem die Raubvogelhorste so zahlreich stehen, dass man versucht sein könnte, von einem kolonieweisen Brüten der Raubvögel zu sprechen, durch- wanderte ich in Gemeinschaft mit meinem Bruder am 23. April. Während ich einen Bussardhorst erstieg, fand mein Bruder, der unterdessen die Umgebung einer genauen Kontrolle unterzogen hatte, in einer jüngeren Buihe etwa 3 m hoch ein Astloch, dessen unteren Rand ein Kleiber gerade angefangen hatte zu verkleben. Am 18. Mai besuchte ich den Baum wieder. Die Höhle war jetzt fertig und schön verschmiert. Als ich den Käscher einführte, stieg der brütende Vogel in dem hohlen Baum in die Höhe, an dem Einflugsloch vorbei. Die 8 fast unbebrüteten Eier, die in ein reichliches Polster von trockenen Buchenblättern ein- gewühlt waren, messen: 18,5X14,1, 19,6X14,4, 18,oX14, 19,iX14,2, 19,2X14, 19,iX13,9, 19,5X14,8, 19,3X14,2. In ein Nistkästchen, das etwa D/a m hoch auf einer Buche hängt und am 19. Mai 1906 8 Blaumeiseneier enthielt, hatte in diesem Jahre ein Kleiber eifrig Buchenblätter eingetragen. Als ich am 4. Mai den Kasten untersuchte, hatten sich 2 Schnecken in ihm eingerichtet und so den Kleiber für Nimmerwiedersehen daraus vertrieben. Auch bei einem späteren Besuch fand ich wieder eine Schnecke in den Kasten. — Zum Schluss will ich nicht unterlassen zu bemerken, dass die Feststellung des Inhaltes aller Kleiberhöhlen, wie überhaupt aller Höhlen — namentlich auch der Spechthöhlen — niemals unter Erweiterung oder Beschädigung des Einflugsloches, sondern unter allen Umständen vermittelst des Käschers geschieht. Certhia familiaris ( L .), Baumläufer. Am 9. Mai, demselben Tage wie vor 2 Jahren, enthielt dieselbe Buchenspalte wie damals ein Baum- läufergelege von 5 mittel bebrüteten Eiern. Ein zweites Gelege von nur 3 schwach bebrüteten Eiern fand sich in einer Fichtenhöhlung, der ein- zigen, die ich in den hiesigen Wäldern kenne. In derselben Höhle brüteten am 24. April 1904 und am 29. April 1906 eine Haubenmeise, und am 30. Mai 1907 eine Tannenmeise. Chrysomitris spinus ( L .), Erlenzeisig. Ein seit einem Jahr in einer Voliere geha'tenes Zeisigpärchen hatte in der Zeit vom 20. Juni bis 4. Juli 148 8 lebhaft blaugrün gefärbte Eier gelegt. Als Unterlage für die Eier benutzte der Vogel einen an der Seite der Voliere befestigten Baum- schwamm, in dem sich eine kleine Vertiefung befindet. Hierin legte das Weibchen ohne jede Unterlage die Eier ab und brütete noch ungefähr einen Monat lang, nachdem ihm die Eier weggenommen waren, mit grosser Ausdauer und Geduld auf dem Baumschwamm. 3 Eier hatte der Vogel selbst entzwei gepickt, die übrigen 5 messen: 15,8X12,2, 15,7X11,7, 15,6X11,8, 15,9X12,9, 15,4X11,7. Colaeus monedida ( L .), Dohle. In der unmittelbaren Umgebung Marburgs brütet die Dohle nicht, dagegen wird ein Buchenhochwald südlich von Marburg gern von ihr zum Brüten benutzt. Hier nahm ich aus einer schönen’Buchenhöhle, etwa 8 m hoch, am 23. April ein pracht- voll grünes Gelege von 7 frischen Eiern. Auch im Vorjahre hatte in derselben Höhle eine Dohle Junge aufgebracht. Als ich am 18. Mai die Nisthöhle wieder untersuchte, fand ich das Nachgelege bereits ausgebrütet.. Eine zweite besetzte Höhle, die ich gleichfalls am 23. April fand, war zu tief, um untersucht werden zu können. Corvus corone ( L .), Rabenkrähe. Von 8 in diesem Jahre auf- gefundenen Krähennestern bestieg ich nur das erste, dem ich am 7. April 5 frische Eier entnahm. Von einem zweiten in der Nähe befindlichen Horst, gleichfalls auf Eiche, jage ich an demselben Tage einen brütenden Raben. — Am 21. April 2 Nester gefunden, aus denen ich die brütenden Vögel klopfe. 3 nahe bei einander befindliche, besetzte Horste finde ich am 23. April, von denen Krähen bei meiner Annäherung schreiend ab- streichen. Eine von ihnen hatte sich einen vorjährigen Milanhorst als Brutstätte erwählt. Junge Krähen höre ich noch am 9. Juni in dem Nest rufen, das mitten im Kiefernwald in der höchsten Spitze einer schlanken Kiefer erbaut war. Lanius coüurio (L.), Neuntöter. 6 scheinbar schon etwas bebrütete Eier fand ich am 5. Juni. Der Neuntöter ist in hiesiger Gegend infolge des Verschwindens der Feldhecken in seinem Bestände merklich gegen früher zurückgegangen. Clivicola riparia (L.), Uferschwalbe. Die alte Uferschwalbenkolonie nördlich der Stadt zählte in diesem Jahr nur etwa 25 Paare, wie ich am 16. Juni konstatieren konnte. — Eine zweite kleine Kolonie südlich des Dörfchens Gossfelden entdeckte ich am 13. Mai gelegentlich einer Feld- dienstübung. Die Vögelchen waren emsig bei dem Bau ihrer Brutröhren beschäftigt. Alcedo isyida ( L .), Eisvogel. Dass der Eisvogel, bei der ersten Brut gestört, sofort ein Nachgelege zeitigt, konnte ich in diesem Jahre aber- mals an einem uns schon seit mehreren Jahren bekannten Individuum feststellen. Am 27. April fand ich in einer senkrechten Uferwand etwa 149 l m über dom Wasserspiegel eine besetzte Höhle, aus der ich den brütenden Vogel herausjagte. Die etwa 40 cm tiefe Höhle barg in ihrem Kessel 7 stark bebrütete Eier, die ich nahm. Masse: 22,6X19,5, 22,8X19,4, 23,3X19,3 22,sX19, 22,3X19,2, 22,7X19,2. Am 18. Mai fand ich etwa 150 m von der ersten Höhle entfernt die Nachgelegehöhle, in der ich 8! bereits mittel bebrütete Eier vorfand. Tieie der Höhle: 50 cm. Ein zweites Brutpaar kommt hier nicht in Frage. 7 Eier dieses Geleges messen : 21,6X19, 21,3X19, 22X19, 22,3X19,i, 22X19,3, 22,iX19,3 22,3X19,3. Dryocojms martius (L.), Schwarzspecht. In diesem Jahre widmete jeh den Spechten, die hier in bedeutender Anzahl Vorkommen, grössere Auf- merksamkeit. Dabei habe ich die Beobachtung gemacht, dass ein grosser Teil von ihnen die zukünftige Bruthöhle im Winter auch als Wohn- und Schlafplatz benutzt. Uebrigens scheinen das überhaupt alle Höhlenbrüter gern zu tun, denn mehrere schöne Waldkauzgelege verdanke ich meiner Methode, auf den Beobachtungsgängen im Winter alle Lochbäume zu beklopfen. Die noch vielfach verbreitete Ansicht, dass die Spechte sich in jedem Jahr neue Bruthöhlen zimmern, trifft für die hiesige Gegend ganz und gar nicht zu. Von 8 in diesem Jahr besetzten Spechthöhlen waren 6 alt; dabei ist in den hiesigen Wäldern ein grosser Ueberfluss an kernfaulen und morschen Bäumen, so dass sich den .Spechten zur Anlage von neuen Nisthöhlen reichlich Gelegenheit bietet. Uebrigens hat schon A. Bau im 14. Jahrgang dieser Zeitschrift auf die Unrichtigkeit obiger Ansicht hin- gewiesen. Um ein Wort über die in der Literatur bisher nicht genügend gewürdigte Fruchtbarkeit der Spechte zu sagen, so scheint es mir, als gebühre die Krone in dieser Beziehung dem Grünspecht, was sich auch durch vereinzelte Liteiaturangaben zu bestätigen scheint. — Eine am 26. April 1906 besetzte Höhle des Schwarzspechtes erwies sich in diesem Jahre wieder als bewohnt. Bereits im Winter hatte ich den Vogel öfters aus der Höhle, die ihm auch als Schlafplatz diente, herausgeklopft. Am 28. April bestieg ich den Baum, dem auch der brütende Specht entflog. Der Höhle entkäscherte ich 4 völlig frische Eier. Masse : 35,2X26,6, 35,4X26,3, 35,2X25,6, 35,7X26,2. Am 19. Mai besuchte ich den Baum wieder. Als ich mich ihm nähere, schaut der Specht schon aus der Höhle heraus und verharrt, während ich mir die Eisen anschnalle usw., unbeweglich in dieser Position, bis ich anfange, den Baum zu besteigen; da erst fliegt er laut rufend fort. Als ich mühsam oben angekommen bin und gerade anfangen will zu käschern, fällt mir der Käscher aus der Hand zu Boden. Zu müde, um wieder hinabzusteigen und den Käscher zu holen, versuche ich, mit der Hand den Boden der Höhle zu erreichen, und es gelingt mir auch mit grösster Anstrengung, den Arm soweit hineinzuzwängen, dass ich mit 150 den I' ingerspitzen gerade den Boden der Höhle berühren kann, die wieder 4 Eier enthält. Von diesen war eins schwer bebrütet, gehörte also wohl zu dem ersten Gelege und war mir damals beim Käschern entgangen: 2 waren frisch und 1 unbefruchtet. Die 4 Eier messen in der oben angeführten Reihenfolge: 34,6X26,7, 35,5X26,3, 34,8X26,4, 35X27. Ein weiteres Nachgelege hat der Schwarzspecht — jedenfalls in dieser Höhle — nicht gezeitigt, denn obwohl ich ihn noch öfters aus der Höhle jagte, die er dann stets mit lautem Geschrei umflog, war sie, wie ich am 3. Juni feststellte, leer. (Festsetzung folgt.) Ornithologisch=oologische Beobachtungen v. Vogelsberg. Aus der Brutsaison 1907. (Schluss.) 2. V. 2 Schwarzkehlchen auf dem Zuge in den oberen Lagen des Vogelsberges. Die Stare sind noch geschart (wohl nicht zur Brut schreitende Vögel). Krammetsvögel bevölkern noch die Triften. 8 Ringdrosseln auf dem Zuge. — 5. V. R ab en kräh en hörst mit 4 Eiern. Masse: 43X30; 43X30; 41X29; 40X29 mm. Die Eier haben in ihrer Färbung zweierlei Typus. 3 Eier sind so mit braunen Flecken betupft, dass sie fast dunkelbraungrün aussehen ; das vierte Ei ist wenig gefleckt und der Grund hellichtgrün. — 11. V. Turteltauben im Oberwald, dem höchsten Teil des Vogelsberges. — 12. V. 2 Hohltaubenpärchen daselbst. — 19. V. Waldlaubvogel schwirrt im reinen, nur hier und da mit einem jungen Buchenbusch besetzten Eichenwald; sonst ist der Waldlaubvogel für unsere Gegend „im eminenten Sinne Buchenvogel“. Goldammer nest mit 4 Eiern. Die rotrückigen Würger beginnen mit ihrer Brut. 3 Nester 1, 3 und 3 Eier. Die Nester stehen in Feldahorn, Weissdorn und Himbeere mit Hagedorn in einer Höhe von 1 — l3/* m über dem Boden. — 29. V. Auf der Breungesheiner Heide halten sich mehrere Wiesenpieper auf; des späten Termines wegen ist anzu- nehmen, dass sie daselbst brüten. — 3 Waldschnepfen streichen im Oberwald nachmittags gegen 6 Uhr bei hellem Sonnenschein. Die Wald- schnepfe brütet regelmässig im Vogelsberg. 2. VI. Rotrückiger Wü rger. Nest mit 5 Eiern schwach bebrütet. Masse: 22X18; 22X16; 22X17; 22X17; 22X17. — 4. VI. Rot- kehlchen nest mit 6 Eiern, dicht am Weg. Obwohl die Holzhauer tagelang dicht beim Nest arbeiten, verlässt der Vogel dasselbe nicht. Die Eier messen alle 21X15 mm. Das eine Ei ist, wie schon an der durch- 151 scheinenden Farbe zu erkennen ist, nicht befruchtet. Nesttiefe 5 cm, Durchmesser 7 cm. Nest unten aus Laub, dann Würzelchen mit Reh- haaren ausgelegt. — 5. VI. Gold ammernest mit 4, schon stark bebrüteten Eiern. Nest steht zirka 1 m hoch in Weissdorn. — 7. VI. a: Rot- rückiger Würger. Nest mit 5 Eiern, stark bebrütet, roter Eitypus, Nest in Hagedorn etwa 2 m hoch, b: Nest mit 6 Eiern, grauer Typus, in Hainbuchenstrauch und Hagedorn, 2 in hoch. Masse: 22X18/ 22X17; 22X17; 22X16; 23X16; 22X16 mm. c: Nest mit 4 eben geschlüpften Jungen, in Hagedorn etwa 1 in hoch, d: Nest mit 3 Eiern, grauer Ei- typus, in Hagedorn. Masse: 22X17 ; 22X18; 22X17 mm. — 8. VI. Zaun- könig liest mit 7 Eiern. Der alte Vogel sitzt sehr fest auf den schon stark bebrüteten Eiern. — 9. VI. Nest des grauen Fliegenschnäppers mit 5 Eiern. — 10. VI. Wachtel schlägt. In den ersten Tagen des Juni die ersten ausgeflogenen Stare; also auffällig spät in diesem Jahr. — 13. VI. Sumpfmeise führt ausgeflogene Junge. — 19. VI. Stein- schmätzernest mit 5 Eiern, schwach bebrütet. Masse: 21X16; 22X15; 22X15; 22X16; 23X15 mm. Das Nest steht unter einem, von nur 4 — 5 Steinen gebildeten Steinhäufchen; Nestmulde 4 cm tief, 6V2 cm Durch- messer; aus Halmen und Wollgraswolle nebst etwas Moos gebaut. — 20. VI. Dorngrasmückennest mit 4 Eiern, Reb h u hn liest mit 16 Eiern; Nest stellt unter einem Zwetschenbaum in einem Obstgarten ganz nahe bei der Ortschaft und ist durch die Grasspuren vollständig biosgestellt. Trotzdem brütet der alte Vogel wacker und verlässt das Nest erst nach öfterer Störung. Nach der Entwicklung der Embryonen zu schliessen, waren die Eier etwa 16 — 18 Tage bebrütet. Die Eier lagen meist ring- förmig in der mit Halmen hübsch ausgelegten Nestmulde; einmal lagen 5 Eier auf den anderen. Nesttiefe 10 cm, Durchmesser 15 cm. — 24. VI. Mäusebussard hörst mit 2 Jungen, sie pfeifen öfters und ich sehe sie vom nahen Hang aus sich öfters recken. Die Alten schreien, als ich den Horst ersteige. Der eine der jungen Vögel ist fast doppelt so gross wie sein Bruder und klaftert 60 cm bei 25 cm Körperlänge. Im Genist des Horstes hängt eine halbe Eischale. Der Horstrand ist mit frischem Buchenlaub belegt. Der Bau steht etwa 15 m hoch auf einer dicht am Waldrand wurzelnden Buche. 24. VII. Bussard hörst mit 3 Jungen. 2 sind schon ausgeflogen, das dritte nicht zu bewegen, den Horst zu verlassen; dieser ist neu gebaut, steht dicht am Waldrand auf einer Buche in 17 m Höhe. — 27. VII. Über- all im Walde findet man jetzt Bussar d federn ; offenbar mausern die Vögel. Nachtrag. Auf S. 139, Zeile 10 von unten muss es statt „Sing- drossel, 1 Männchen und 2 Weibchen auf dem Zuge“ heissen: „Ringdrossel.“ Schotten i. Vogelsbere, im Herbst 1907. Ludwig Schusier, Gonsenheim bei Mainz. 152 Einiges vom Neste des Pirols, Oriolus oriolus (L.). Von P. Werner und 0. Koenen, Münster i. W, Ein äusserst bekannter Vogel, wie schon die vielen, vom Volke ihm gegebenen Namen besagen, ist unser Pirol. Sein glänzendes Gefieder könnte uns veranlassen, ihn für einen Fremdling, für ein Kind der Tropen anzusprechen, denn in tropischer Schönheit erglänzt er. Sein melodischer Ruf ist ein markanter Gruss im schönen Maienmonat, der uns durch- dringend entgegenschallt, und auch das Nest des Vogels, das zwischen Ästen aufgehängt, sich befindet, ist mehr als merkwürdig und steht einzig unter den Nestern unserer einheimischen Vögel da. Trotzdem der Pirol so bekannt ist, könnte man ihn, wie auch z. B. den Kukuk, zu den „unsichtbaren Vögeln“ rechnen. Gehört hat ein jeder seinen Ruf, sein Nest findet man nur selten — und dann wohl nur aus Zufall — , noch seltener aber gelingt es einem Durchschnitts- menschen, den scheuen Vogel in der freien Natur von Angesicht zu An- gesicht zu schauen. In der engeren und weiteren Umgebung Münsters zeigt sich der Pirol ziemlich häufig; fast ein jeder Eichen- oder Buchen- wald beherbergt das eine oder andere Paar. Es ist nur schade, dass der Vogel von unnützen Burschen zur Zeit der Kirschenreife häufig ab- geschossen wird. Noch in diesem Jahre brachte man uns 3 Pirole, die an einem Morgen abgeschossen waren und leider fortgeworfen werden mussten, da sie voller Bluttropfen sassen. Auch bei Capelle i. W. trifft man diesen Vogel ziemlich häufig an, so konnte Werner im Jahre 1902 3 Männchen um ein Weibchen kämpfend beobachten. Doch beschäftigen wir uns jetzt etwas näher mit der Nestbaukunst des Pirols. Der Nest- stand richtet sich nach der Örtlichkeit; wir fanden Nester in Hainen mit geringem Baumbestand, in Buchen- und Eichenwaldungen, in Obstgärten und in Parken (botanischer Garten in Münster und in Bonn). Am liebsten bauen die Tiere in jungen etwa 30 Jahre alten Eichenschonungen, seltener benutzen sie ältere Bäume als Neststand. Auch die Höhe des Neststandes wechselt sehr, wir fanden die Nester in einer Höhe von 2 */2 — 15 m erbaut. Im Jahre 1895 fand Werner im Präsidenten bei Münster ein Nest in der Gabel eines dicken horizontal gestellten Astes einer Eiche, vielleicht 21/2 m hoch vom Boden. In derselben Höhe fanden der verstorbene Redakteur Linnenbrink und Werner bei Gehner ein Nest knapp 3 m hoch in einer etwa 30jährigen Eiche erbaut; das Nest aus dem Parke des Sleyler Missionshauses, von dem noch unten die Rede ist, fand Koenen 1907 in einer jungen Eiche etwa 4 m hoch, 1898 sah Werner in Well- bergen ein Pirolnest in einer Buche etwa 9 m hoch und im Jahre 1900 bei Münster i. W. ein Nest vielleicht 15 m hoch in einer Pappel erbaut. Die Form des Nestes ist die eines Korbes oder besser gesagt die eines 153 Fischhamens, und es findet sich in der Regel zwischen 2 fingerdicken, etwa 10— 12 cm von einander entfernt stehenden, wagerechten Zweigen angebracht, in den meisten Fällen in einer Aslgabel, die diese Bedingungen erfüllt. Der Durchmesser* des Nestes beträgt im Mittel 9 cm, die Tiefe desselben 5 cm. Als Baustoff benutzen die Vögel zunächst ein Material, dessen Enden sie an beiden Zweigen befestigen, während das mittlere Stück in lockerem Bocen herabhängt. Als solcher kommt nach unseren Funden besonders in Betracht die trockenen Blattspreiten verschiedener Gräser, die aus dem Vorjahre sich noch finden, dann Schafwolle, Flachsfasern, Fäden, Haare und ähnliches Material. Ist hieraus der erste Grundstock des Nestes geschaffen, so werden die Wandungen desselben verstärkt, bis sie etwa Daumendicke erreicht haben. Hierzu benutzen die Tiere wiederum vor- züglich Blattspreiten von den verschiedenen Gräsern, daneben finden sich aber auch allerhand andere Sachen, Wolle, Werg, Federn, Zeugstücke, Papierschnitzel, Flechten, Rindenteile und dergleichen Stoffe. Als Innen- polsterung fanden wir fast regelmässig ein gleichförmiges Material benutzt und zwar die dünnen Stengelteile besonders aus den Blütenrispen ver- schiedener Gräser, z. B. Poa, Agroatis und Milium. Interessant ist die Tatsache, dass viele Pirolnester, die in den 70er und 80er Jahren im Münsterlande gefunden wurden, fast ganz aus Flachsfasern gebaut sind, während heutzutage zumeist Blattspreiten von Gräsern usw. verwendet werden. Es ist hierin ein Beweis dafür zu erblicken, dass dieser Vogel sich den gegebenen Verhältnissen anzupassen versteht, denn in jenen Jahren wurde im Münsterlande viel Flachs gebaut und verarbeitet, während sielt diese Pflanze jetzt nur noch sehr selten findet, und so wird eben der Vogel gezwungen, anderen Baustoff zu verwenden. Zweimal hatten der Korrektor Linnenbrink und Werner im Jahre 1905 das Vergnügen, bauende Pirole beobachten zu können. In den ersten Tagen des Juni hatten wir das Vergnügen bei Gelmer bei Münster der öfteren Bewillkommungsszenen zweier Pirole durch scharfe Feldstecher beobachtet und bald auch den Baum entdeckt, in dem der Grund zum Neste gelegt war, eine schlanke Eiche in einer etwa 30jährigen Schonung. Nun legten wir uns an einer geschützten Stelle in ein Versteck, um die Pirole beim Nestbau beobachten zu können. Da die Vögel sich anfangs fern hielten, ahmten wir den Pirolruf nach, was den Erfolg hatte, dass das Männchen von dem Weibchen gefolgt, sich alsbald in der Nähe einstellte. Beide Vögel hielten dann Zwiegespräche ab, schnäbelten sich zärtlich und durch, hüpften emsiglich den Baum, der das Nest tragen sollte. Das Männchen strich jedoch bald ab, das Weibchen zurücklassend, das sich die Lange- D.c Definitionen von Durchmesser und Tiefe siehe weiter unten. 154 weile dadurch vertrieb, dass es sein Gefieder von ihm lästigen Gästen befreite. Auch bei diesem Neste konnten wir unsere Beobachtung be- stätigt sehen, dass beim Pirolpaare das Weibchen die Hauptarbeit verrichtet, während dem Männchen die Herbeischaffung der Baustoffe obliegt, es also den Handlanger des Weibchens spielen muss. Nach längerer Zeit kehrte das Männchen mit einem etwa 40 cm langen Bindfaden zurück. Das Weibchen nahm dann das eine Ende des Fadens in den Schnabel, während das andere Ende von dem Männchen festgehalten wurde. Dann setzten beide Vögel die Fiisse auf den Faden und bestrebten sich, ihn zu zerzausen. Nach etwa halbstündiger Arbeit war das Werk vollbracht, und nun gingen die Vögel dazu über, die einzelnen Fadenstränge um die Zweige der Gabel zu befestigen. Bald flog jedoch das Männchen wieder fort und überliess dem Weibchen allein die Arbeit, um jedoch nach kurzer Zeit mit neuem Baustoff (Haare) im Schnabel zurückzukehren. Beide Vögel arbeiteten jetzt eine Zeitlang gemeinschaftlich an dem Neste, bis dieses Material verwebt war; dann flogen sie beide fort und kehrten auch in der ersten Zeit nicht wieder zurück, so dass wir es vorzogen, unseren Beobachtungsposten gleichfalls zu verlassen und uns auf den Heimweg zu machen. Am Abend des ersten Beobachtungstages war der Boden des Nestes, wenn auch noch sehr durchsichtig, so doch schon ganz gut durch- baut. Am dritten Tage konnte man nicht mehr durch das Nest sehen und am vierzehnten Tage lag das erste Ei im Neste. Leider wurde 2 Tage später das Nest ausgenommen und zerstört; wir hatten gehofft, wenn die Jungen ausgekommen wären, dieses interessante Belegstück unserer Sammlung einzuverleiben. Mögen nun die Angaben über die einzelnen von uns untersuchten Nester folgen: Nest aus dem Park des Missionshauses zu Steyl. Angelegt in einer Eiche; Durchmesser 9X972*; Tiefe 5 72 cm**; Nestmaterial*** zerfaserte Blätter eines Ziergrases, das in mehreren dichten Büscheln im Parke, nicht gerade weit vom Neststande angepflanzt war. Auch die Wandungen bestanden grösstenteils aus diesem Material, daneben waren aber auch die Blattspreiten anderer Grasarten und zahlreiche Papier- schnitzel von verschiedener Grösse (zumeist zwischen 4 — 10 qcm gross) verwendet. Die Polsterung bestand aus Stengelteilen (hauptsächlich der Blütenrispen) verschiedener Gräser, von denen das gemeine Straussgras * Unter Durchmesser ist die Entfernung von 2 gegenüberliegenden Punkten der Innen- ränder der Nestmulde zu verstehen; ist diese kreisförmig, so ist nur eine Zahl angegeben, bei elliptischen Nestern ist der grösste und kleinste Durchmesser verzeichnet. ** Als Nesttiefe bezeichnen wir die Senkrechte vom Mittelpunkte der Nestmulde bis zur Höhe des Nestrandes. *** Beim Nestmaterial zeichnen wir zunächst die Stoffe auf, aus denen vorzüglich der Grund zum Neste gelegt ist, dann jen^, aus denen hauptsächlich die Wandungen hergestellt sind und schliesslich das Material, mit denen die Nestmulde ausgepolstert ist. 155 (Agroslis vulgaris L.) noch erkennbar war. Das Nest befindet sich heute in der naturwissenschaltlichen Sammlung des Steyler Missionshauses. In derselben Sammlung findet sich auch noch ein Präparat, ein Pirolpaar beim Neste. Der Durchmesser dieses Nestes beträgt 9 zu 7®/*, seine Tiefe 6 cm. Als Material ist Schafwolle verwertet, aus der auch grössten- teils die Wandungen bestehen, doch finden sich in diesen auch Blatt- spreiten von Gräsern, sowie Bastfasern und ausserdem einzelne Federn. Die Polsterung des Nestes war wie oben, doch Hessen sich die benutzten Grasarten nicht mehr bestimmen. Die Vögel aus diesem Neste waren allem Anscheine nach ausgekommen. Pirolnester* aus dem Museum der niederländischen Tiere (Het Museum van Nederlandsche Dieren) im Zoologischen Garten zu Amsterdam.** No. 1. Durchmesser des Nestes 8l/2, Tiefe etwa 4 — 5 cm. Das Nest besteht fast ganz aus Gras, z. T. Blattspreiten eines Rispengrases (Poa ?), Stengelteile, sowie die Überreste der Blütenrispe vom gemeinen Ruchgras (Anlhoxanthum odoratum) sind noch deutlich erkennbar. Stengelteile des letzteren Grases geben auch vorzugsweise das Material zur Polsterung der Nestmulde her. Das Nest ist ziemlich schlecht erhalten. No. 2. Als Fundort ist angegeben: Nieu wcrsluis. Das Nest war errichtet in einer Eiche. .Sein Durchmesser beträgt 9 zu 10, seine Tiefe etwa 4 — 5 cm. Auch dieses Nest besteht grösstenteils aus Gras und zwar vorzugsweise aus den Blattspreiten. Teilweise sind Spreiten von Poa pratensis (?) erkennbar. Zur Polsterung der Mulde in diesem Neste sind gleichfalls hier und da Blattspreiten von Gräsern verwendet. Das Nest ist ebenso wie No. 1 schlecht erhalten. No. 3. Nest erbaut in einer Eiche. Der Durchmesser beträgt 10 zu 12, seine Tiefe nur 3 cm. Das Nest ist recht auffallend wegen seiner Masse, dann aber auch, weil die an den Zweigen befestigten Längs- seiten wenig ausgebaut sind. Es hat den Anschein, als ob das Nest nicht zur Aufnahme von Eiern gedient hat. (Nicht vollendet!) Auch dieses Nest bestand grösstenteils aus Teilen von Gräsern (Blattspreiten usw.), von denen Anthoxanthum odoratum wegen der Überreste einiger Blätterrispen erkennbar war. Die Polsterung war gleich denen der Steyler Nester. No. 4. Durchmesser des Nestes 9 zu die Tiefe etwa 5 — 6 cm. Als Material ist ziemlich viel Flachs verwendet, daneben aber auch Teile von Gräsern, von denen Stengelteile der Blütenrispen (erkennbar das * Die holländische Bezeichnung für den Pirol ist „Wielewaal.“ (Siehe das deutsche Wiegelwagel.) ** Da sich die Nester in »in*m flachen Glaskasten befinden, so konnte die Nesttiefe nur annähernd von uns bestimmt werden. 150 gemeine Flattergras, Milium effusum) die Polsterung abgeben. Das Nest ist mit Eiern (oder schon vor der Eiablage ?) den Vögeln genommen worden. No. 5. Durchmesser des Nestes 8 zu 9, seine Tiefe etwa 4 — 5 cm. Es ist grösstenteils hergestellt aus den 3 — 4 mm breiten Spreiten eines Knäuelgrases (Dcidyhs ?), die Polsterung ist wie bei den Steyler Nestern. Die Vögel aus diesem Neste sind ausgekommen, das Nest* selbst ist gut erhalten. No. 6. Durchmesser des Nestes 872, Tiefe etwa 5 — 6 cm. Als Material sind neben unbearbeiteter Wolle, Wollfäden (Strickgarn) und Zeugstücke verwendet. Die Polsterung gleicht der der übrigen Nester. Das Nest ist den Vögeln mit Eiern genommen worden. Nest aus der Sammlung des naturwissenschaftlichen Vereins zu Elberfeld.* Durchmesser 10 zu 11, Tiefe 6^/2 cm. Als Material wurden neben Blattspreiten von Gräsern eine Reihe trockener Eichenblälter in die Wandung verwebt, die auch noch an einer Stelle mit der gewöhnlichen Bartflechte, TJsnea hirta, bekleidet war. Polsterung des Nestes wie gewöhnlich. Nester aus dem naturwissenschaftlichen Provinzial- museum im zoologischen Garten zu Münster i. W. No. 1. (Gezeichnet II. 224 Landois 763.) Das Nest war erbaut in einer Buche. Durchmesser 87s zu 10, Tiefe 57 2 cm. Das Nest ist aus Schafwolle und Grashälmchen erbaut. Die Polsterung ist gleich der bei allen übrigen Nestern. No. 2. (Gezeichnet 794.) Das Nest ist erbaut in einer Buche. Sein Durchmesser beträgt 9l/2, seine Tiefe 6 cm. Es besteht fast ganz aus Wolle, nur zur Polsterung ist das gewöhnliche Material verwendet. Die Vögel aus diesem wie auch aus dem anderen Neste der Sammlung sind ausgekommen. Nest aus der Sammlung von P. Werner. Erbaut in einer Buche bei Münster i. W. Durchmesser 9 zu 10, Tiefe 5l/2 cm. Material Grasblätter, dazu ein wenig Werg. Innenpolsterung wie gewöhnlich, grösstenteils sind Stengel der Blütenrispen mit einzelnen Blüten des Schilfes (Phragmites vulgaris) benutzt worden; ein Rest von Holinia coerulea ist auch zu erkennen. Das Nest ist aus dem Grunde besonders interessant, weil die Wandungen zum Teil ausserordentlich stark sind (bis zu 5 cm). Es hat den Anschein, als ob den Vögeln beim Bau des Nestes das zuerst verbaute Material zur Seite ausgewichen sei, und als ob diese dann weiteren Baustoff verwendet haben, bis die Mulde die nötige Grösse erhielt. Das Nest ist den Vögeln mit Eiern genommen worden. * Die Masse können nur annähernd angegeben werden, da das Nest sich in einem Glasschrank befand. Literatur. Martin Braess, Tiere unserer Heimat. Mit zahlreichen Bildern nach der Natur in Zeichnungen und Photographien, München, D. W. Callway, 1907. Das Buch ist vom Dürerbunde herausgegeben und von Ferd. Avenarius mit einem Geleitwort versehen; ein Umstand, der warm 1 ür dasselbe sprechen müsste, wenn das nicht schon der rühm- lichst bekannte Name des Verfassers selbst tüte. Ls sind kleine, aber ungemein fesselnde Schilderungen aus der heimischen lierwelt, geboren aus der grossen Liebe des Verfassers zur Natur und ihren Geschöpfen. Mit lebhaftem Interesse folgt ihnen der Leser und — klappt er endlich das Buch zu — so mischt sich in dem Genuss, den ihm die Lektüre bereitet hat, ein stilles Bedauern darüber, dass er mit ihr schon zu Ende ist. Es ist nur schade, dass Bücher, wie das Braess 'sehe eins ist, noch nicht so ins Volk dringen, wie sie es verdienen; täten sie es, so wäre es in vielem um uns besser bestellt und wir brauchten, um nur ein Beispiel zu nennen, nicht mehr um Beseitigung des scheusslichen Dohnen- stiegs zu kämpfen. R. Zimmermann. — Natur im Spätherbst von Kd u a r d Boode und Gesang des Vogels von Johann Bendel (a 1,20 M.) sind zwei sehr nette neue Bündchen der naturwissenschaftlichen Jugend- und Volksbibliothek von G. J. Mauz in Regensburg. Im ersten interes- sieren die schönen Vogelsagen, so S. 158 das uralte Vogelmärchen vom Machandelbaum (alter Name für Wacholder), und die herbstlichen Be- wegungen und Verschiebungen in der Vogelwell. Im zweiten Bündchen ist besonders das Starbild S. 79 (immer wieder stösst man auf den Namen Adolf Müller). Bendel, ein gewiegter Ornitholog, teilt ein in Lock-, Paar- und Warnungsruf, Liebessprache, und behauptet: Vogelsang erschallt nur zur Brutzeit, grenzt die Brutgebiete ab, ist Kennzeichen der Verwand- schaft. Der grosse Altum ist sein Gewährsmann. Wilhelm Schuster, Pfr . — VI. Jahresbericht (1906) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft. Dr. J. Thiene mann. Sonderabdruck aus Journ. f. Orn., Okfoberheft 1907. I. Allgemeiner Teil. Mit dem Bau eines Museumsgebäudes in Rossitten ist begonnen worden. Die Be- sichtigung der Sammlungen hat einen unerwarteten Besuch erfahren, die Bibliothek eine bedeutende Vergrösserung erhalten, so auch die me* leorologisehe Station, die nunmehr zur zweiten Ordnung herauftritt. II. Wissenschaftlicher Teil. Die Behandlung dieses Abschnittes hat insofern eine Aenderung gegen früher erfahren, als die Vogelarten getrennt von einander aufgeführt worden sind, um die Uobersicht und damit den Ver- gleich mit den an anderen Orlen vorgenommenen Beobachtungen zu er- leichtern. Auch dieser Teil hat eine grosse Vermehrung zu verzeichnen. III. Aus dem Berichte über den Vogelzugsversuch ist zu ersehen, dass 600 Vögel, mit Aluminiumring versehen, aufgelassen wurden, von welchen 158 55 Vögel wieder eingeliefert wurden. Es ist erfreulich, mit welch regem Interesse man nicht nur in Deutschland, sondern auch im Auslande dem Versuch entgegenkommt und ihn auf alle mögliche Weise zu fördern sucht. — Notizen zur westfälischen Vogelfauma. Paul Werner. Sonder- abdruck aus dem XXXV. Jahresbericht der Zoologischen Sektion des Provinzialvereins für Wissenschalt und Kunst 1907. «Wie oft füttern die alten Vögel ihre Jungen?“ Bislang fanden sich in der ornithologischen Literatur recht wenige Angaben über diese Frage. Werner hat sich dieser Arbeit, die unglaublich viel Zeit und Mühe erforderte, unterzogen, zahlreiche, vogelkundige Herren haben ihn dabei unterstützt. Gegen 60 Arten wurden beobachtet! „Ankunft und Forlzug des Mauerseglers, Eisenbahn und Telegraph, nützen sie oder schaden sie unserer Vogelwelt, Einiges vom Kiebitz, Einiges über die Bauzeit bei unseren Vögeln“, sind die weiteren'Notizen des neuesten Berichts, auch sie geben abermals davon Zeugnis, wie ungemein rührig und von früh bis spät der Verfasser in der freien Natur beobachtet haben muss. — Deutsches Vogelbuch von Dr. Kurt Flöricke, 400 Seiten Text, 120 farbige Bilder auf 30 Tafeln, 11 Lieferungen ä 80 Pf* Stuttgart, Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde, Geschäftsstelle Franckh’sche Verlagsbuchhandlung. Bestimmt für Forst- und Landwirte, Jäger, Naturfreunde, Vogelliebhaber, Lehrer und die reifere Jugend, schildert der Verfasser in Herz und Gemüt anregenderweise das Leben unserer Vögel im Walde. Die Schil- derungen sind überaus frische, alles Schablonenhafte ist vermieden und stets sind, um Wiederholungen zu vermeiden, mehrere einander nahstehende Arten zu einer Gruppe vereinigt, wie es einst Alfred Edmund Brehm in seinem Buche „Gefangene Vögel“ anwandte, s. Z. auch der Verfasser in seiner „Naturgeschichte der deutschen Schwimm-, Wasser- und Strandvögel“, was unverhofften Erfolg brachte, und wie damals in diesen Büchern, so ist auch diesmal im Vogelbuche jede Art mit den persönlichen Erlebnissen des Verfassers im voraus bedacht. Aus eigenen Beobachtungen entnommen, auf langjährige Erfahrungen gestützt, stellt das Buch volkstümliche Vogelkunde dar, doch kein unbefangener Leser wird dasselbe ohne geistigen Gewinn aus der Hand legen. — Tierwelt des Mikroskopes von Dr. Rieh. Goldschmidt, Privatdozent an der Uni- versität München, 100 Seiten Text, 39 Abbildungen. Preis in Leinwandband 1,25 M. Verlag G. B. Täubner in Leipzig. Ein neues Heft der wissenschaft- lich gemeinverständlichen Darstellungen „Aus Natur und Geislerwelt.“ Die Beschäftigung mit den kleinsten Lebewesen hat stets besonderes Interesse gefunden. Das mit Recht, denn gerade sie ist geeignet, die Grundkennt- nisse von dem Bau und den Lebensfunktionen des Tieres zu ermitteln und in zahlreiche Probleme, die die belebte Natur darbietet, einzuführen. Auf den einleitenden Abschnitt über die Entdeckung der mikroskopischen 159 Lebewelt, das Wichtigste aus der so interessanten Geschichte ihrer Er- forschung, folgt eine genaue Darstellung vom Bau und Leben der Urtiere oder Protozeen. Zum Schluss wird die grosse Rolle hervorgehoben, die die mikroskopische Tierwelt im Haushalt der Natur spielt. Das Ei des Vogels als Zelle, der Vogel, der von Krankheiten heimgesucht wird, wird auch bedacht. Das Buch ist aus dem Zyklus von Hochschulvorträgen entstanden, es ist also reine Wissenschaft, die in fasslicher, anschaulicher, ja fesselnder Sprache von berufenster Seite zum Gemeingut weiterer Kreise gemacht wird. — Ornithologisches Jahrbuch, Organ für das palae- arktische Faun engebiet, Heft 5 und 6, ausgegeben am 10. Dez. 1907. Aus dem besonders reichhaltigen Doppelheft seien der Kürze des Raumes wegen nur genannt die Arbeiten von Harald Baron Loudon: „Ornis der russischen Ostseeprovinzen I“ (Vorkommen des Schlangen- adlers, der ein ziemlich seltener, aller an geeigneten Stellen ein ständig brütender Vogel ist), Baron Snouckaert — Schauenburg: ..Krähen- bastarde in Holland“ (Beschreibung eines zoologischen Unikums für Holland), J. Dostal: „Die Edelfalken in Südmähren“ (u. a. Erlegung eines Würg- falken, des zweiten für Mähren nachgewiesenen Exemplars), E. Gross- mann: „Ueber das Nisten des Olivenspötters in Süddalmatien“ (Beob- achtungen, dass Olivenspötter in Kolonien wohl zu einigen hundert Paaren leben), L. Schuster: „Am Nest des grauen Fliegenschnäppers“ (genaue Berichte über ein Brutpaar bis zu der Zeit, wo die Jungen das Nest verliessen) , Viktor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen: „Einige Seltenheiten der Salzburger Ornis“ (Beobachtungen über Buteo ferox, Aquila pomariva, Slrix flammea, Dmdroiopus lemonotus), Dr. J. Gengier: „Augustbeobachtungen im Harmersbach- und Nordrachtale“ (Beiträge zur Ornis des badischen Schwarzwaldes. — Vogelkalender. Herausgegeben von Prof. Hanns Fechner, verfasst von Pfarrer Otto Kleinschmidt, mit Steinzeichnungen von Berthold Clauss, Verlag Fr. Willi. Grunow iu Leipzig. Wir heben diesen Kalender besonders hervor, weil dessen gediegener Inhalt und dessen vorzügliche eigenartige Ausstattung zu loben ist, die ihn zu dem beliebtesten Kalender für 1908 gemacht haben. — Oologia universalis palaearctica von Georg Krause, Stuttgart, Fritz Lehmann Verlag. — Soeben erschienen die Hefte 30 bis einschl. 34. Sie enthalten die Abbildungen der Eier von der Nachtschwalbe, vom Stummen Schwan, Merlin, Norwegischen Jagdfalk, Turmfalk (40), Wanderfalk (24), insgesamt in technisch vorzüglicher Reproduktion, gegeben nach Originalen, die die Laune der Natur von vornherein so eigenartig ausgeschmückt hat. Wie sonst, so sind auch diesmal die prächtigsten Originale, neben diesen die gewöhnlichen zur Darstellung gewählt worden. H. Hocke. Achtling:: Der heutigen Nummer liegt ein Prospekt bei: Vogtl-Kalrnder, Verlag von Fr. Willi. Grunow in Leipzig. (S. unter Literatur und Anzeigen. IGO Auskunftsblatt für Biologen. Erscheint zwei Mal im Monat im Umfang von 1 — 2 Druckbogen in russischer Sprache mit parallelem Text in deutscher, französischer oder englischer Sprache. Preis für Russland (mit Zustellung) jährlich Rbl. 3, halbjährlich Rbl. 1,50, Einzelnummer ä Rbl. 0,15; für das Ausland (Weltpostverein) jährlich Mk. 8, halbjährlich Mk. 4. Einzel- nummer h Mk. 0,40. Preis der Inserate: für das erste Mal 1 Seite Mk. 24. Vs Seite Mk. 12, */4 Seite Mk. 6 usw., für die folgenden Male die Hälfte dieses Preises. Alle Sendungen (Aufsätze, Referate, Fragen, Antworten, Auskünfte, Inserate und Be- stellungen) für das „Bulletin hiologique“ sind, als solche bezeichnet, an die Redaktion: Prof. Dr. K. Saint -Hilaire, Zootomssches Institut der Univ. Jurjew (Dorpat), Russland, zu adressieren. Amphibien, Reptilien und Fische liefert gestopft, skelettiert und auch als Doppelpräparate Otto Bock, Präparator, Trotha -Halle a. S., Götschestr. 2. Zu kaufen gesucht: Cam. Morgans Monographie d. Wildtauben; habe abzugeben: Schuster’s Vogelbuch, 2 Ex., „ Deutsche Käfigvögel, 3 Ex. zum halben Preise ä 50 Pf. Adressen durch Redaktion. Tadellose Bälge je 3 Paar von Branta leucopsis und von Tringa damascensis zu kaufen gesucht. Julius Mohr jr., Ulm a. D. Offeriere Vogelbälge aller Arten von Island. Lappland, der Nordseeküste, aus den Balkanländern, auch frisch im Fleische lieferbar. Karl Fritsche, Präparator, Bremerhaven. Soeben erschienen: Deutsches Vogelbueh von Dr. Kurt Floericke. 400 Seiten Text mit 120 farbigen Vogel- bildern auf 30 Tafeln. Lieferungen ä 80 Pf. Stuttgart, Kosmos, Gesellschaft der Natur- freunde, Geschäftsstelle Franckh’sche Ver- lagsbuchhandlung. iiii.rtiiiiii.iiitiiii.diiiiiuiiiiiiiiiiiiiiih iiiiiiii.iiiiiiiiiiiiiiiii,iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniii.iiiiiiii.itiniii.iiiiiiii.iiii!iii,iiii]iii,iiiiiii).iiiiiiL.iiiiiiii.iiiiiiii,tiiniii.iiiiiiiiiiiiiiiii,iiiiiibiäi Nordische Naturalien 1 Perl-, Sperber- und Schneeeulen, Sper- lings-, Lapplandkäuze, Auer- und Birk- hähne, Unglückshäher, Spechte, Polarhasen und Eichhörnchen jetzt iieferbar. B. Dahse, Börrnige, Schweden. ^euseeland=^aturalien ! Kiwibälge I a Qualität Stück 50 bis 65 M. Kiwi in Spiritus für Stopf- und Skelett- präparate, tadellose Stücke, Stück 75 bis 90 M., Porto extra. Max Woititzki, 4. Saale Street 4. Auckland (Neu-Zealand). Kaufe palaearktische Vogeleier zu zivilem Preise. Bitte um Angebot. Kreckeler, Geh, Regierungsrat, Marienwerder, Wpr. Vogel= Kalender. Verlag von Fr. Willi. Glrnnow ■■■ ■ ■=-- in Leipzig. Herausgegeben von Professor Hanns Fechner, verfasst von Pfarrer Otto Kleinschmidt. Mit zahlreichen vielfarbigen Stein- zeichnungen nach dem Leben vom Maler Bernhard Claus s. Preis: Geheftet 2,50 M. Verlag und Herausgeber : H. Hocke, Berlin. Druck : Carl Ockler, Berlin C., Prenzlauer Str. 13. ZEITSCHRIFT für OOLOGIE DND ORNITHOLOGIE Herausgegeben von H. Hocke, Berlin C. 25. Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei direkter Zusendung durch die Post innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk. 8,50, nach den andern Landern des Weltpostvereins Frcs. 5 pränumerando portofrei. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 81. Mär*. Bestellungen und Zahlungen sind an II. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 30, zu richten. Preis der zweigespaltencn Zeile oder deren Raum 20 Pf. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlen. Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht übersc iri ten wird, betragen 3 Mk. No. II. BERLIN, den 15. Februar 1908. XVII. Jahrg. Inhalt: Von der Schleiereule. Otto Salzmann. — Das Gelege von Passer montanus. H. Oberbeck. — Brutnotizen zur Ornis Marpurgensis aus dem Jahre 1907. Georg v. Boxberger (Schluss). — Literatur. — Entgegnung. — Mitteilung. — Inserate. Von der Schleiereule. Nicht in der Absicht aussergewöhnliche ornithologische Vorgänge zu schildern, sondern um einer Anregung in No. 9 dieser Zeitschrift zu ent- sprechen, sei im Nachstehenden die Rede vom Brutgeschäfte der Schleiereule. Am 24. IV. 1904 verriet durch ihr Abfliegen eine Schleiereule den Brutplatz. Dieser wurde durch eine Lage zerfallener oder zerkleinerter Gewölle gebildet und hatte Raum für 3 — 4 Kessel. Die flache Nestmulde enthielt 5 wenig beschmutzte Eier. Wird schon durch die Abstulung und Art der Schmutzauflage die Reihenfolge der abgelegten Euleneier ge- kennzeichnet, so finden wir auf Grund der Wasserprobe einen weiteren Anhalt, das vorgeschrittene Stadium zu ermitteln, bevor noch mit dem Zerstörungswerke begonnen wird, und das Verfahren ist bei fleckenlosen Raubvögeleiern anwendbar und zulässig. Da ferner die meisten Vogel- eier wohl in den meisten Fällen vor deren Anbohren äusserlich gereinigt werden, so wurde auch dieses Gelege zu Hause in ein Gefäss mit Wasser gebracht, in welchem alle Eier zu Boden glitten. 2 Stück neigten sich mit dem stumpfen Pole schräg aufwärts, 2 andere blieben ihrer Länge nach liegen, No. 3 hielt die Mitte. Die hiernach vorausgesetzten Be- brütungsgrade bestätigten sich sodann bei dem Entleeren und wurden mit I I I/O (Inhalt getrübt) 0 0 notiert. Grösse: 39X30,5., 39X31,7, 40X31,8, 39,9X31,5., 39,5X31,8 Am 12. V. fand man die Brutstelle wieder besetzt vor. Ein frischer Kessel barg 3 Eier. Davon zeigte 1 Stück die ersten Blutäderchen, 2 162 waren unbebrütet. Masse: 38,gX30,5, 40X31,5, 40,4X31,5. Eine noch- malige Störung wurde unterlassen. Ende April des nächsten Jahres (1905) entwich aus jener Ecke, dicht unter dem Schieferdache, wiederum eine Eule, doch war es diesmal wohl das verwittwete Männchen, denn auf der Gewölleschicht lagen, entgegen den Erwartungen ein frisches Gelege vorzufinden, in 2 Mulden, bis zur Hälfte und darüber im Gewölle steckend, 5 und 4 Eier, von der gleichen Form und Grösse und sicher von einem und demselben Weibchen gezeitigt. Bei dem Versuche nun die vorjährigen Eier zu präparieren, ergab es sich, dass beide Gelege in hoch bebrütetem Zustande, ja, mit zum Teil vollständig entwickeltem Embryo verlassen waren, ein Umstand, welcher durch die sengenden Sonnenstrahlen des heissen Hochsommers 1904 hervorgerufen wurde. Von den 9 Eiern lieferten 4 Stück noch brauchbare Präparate, 5 erwiesen sich als untauglich. Somit hat die Eule im Sommer 1904 17 Eier gezeitigt, ohne zu einem Resultate zu gelangen. Leider geriet sie auch in einer nachbarlichen Scheune in Ge- fangenschaft, wurde getötet und ausgestopft. 1906. Der Boden war renoviert, alle Ecken gesäubert, das Dach ausgebessert und — auch das Eulenmännchen verscheucht. Man warb um die Erlaubnis, den Brutplatz wieder herzustellen, was gewährt werden sollte, und so wurde dieser mittels einer Quantität Schutt nachgebildet, hierauf noch eine Portion trockener Fichtennadeln aus einem nahen Reisighaufen gestreut und über das Ganze ein eben vorhandener Kisten - deckel schräg gegen das Schieferdach gelehnt. Das Jahr 1907 war für hiesige Gegend ein Mäusejahr. Die Mäuse- vertilger waren ebenfalls zahlreich vertreten, zum grossen Teil früher als scheinbar die Mäuse, und es hatte sich auch das bekannte Eulenmännchen mit einer Gefährtin am alten Standorte wieder eingefunden. Aber bis zum 16. V. war nichts aus Fürsorge für das nahende Brutgeschäft ge- schehen, nur die Gewöllballen zeugten vom stattgehabten Stelldichein. Die Neuvermählten selbst waren gewiss drüben in der Scheune. Am 21. V. barg die neue Nestmulde ein kleines Eulenei, am 28. V. war die Zahl auf 5 erhöht, bebrütet I, 1/0, 0, 0, 0 und am 22. VI. war man nicht wenig überrascht, in demselben Kessel einen Satz von 6 gleich- grossen, gleichgeformten Eiern wie jene vom 28. V. und zwar mit dem Bebrütungsstadien IV, III, III, II, II, I“) vorzufinden, daneben lagen 5 tote Mäuse. Diesmal konnte sich der Brutvogel nur schwer von den Eiern trennen. Er flog zwar hinaus auf das Nachbardach, blieb dort aber in unmittelbarer Nähe sitzen, so dass wir uns einander ansahen, bei welcher Gelegenheit man so recht die Schönheit der Natur bewundern konnte. *) Die enobryologischen Stadien werden hierorts von 0 bis VI registriert. 163 Schliesslich wurde der Kauz von einer Anzahl Schwalben erblickt, die ihn beschimpften und zur Flucht zwangen. Das 6er Gelege wurde sorgfältig präpariert und ihm die charakteristische, schützende Schmutzhülle belassen. Wenngleich in den vorliegenden Fällen verabsäumt wurde, die Ab- stände, während welcher die Schleiereule ihre Eier zeitigte, festzustellen, so dürften diese doch unschwer zu erraten und gegenüber dem in No. 9 Gesagten klein zu nennen sein, und wir gehen ja nicht fehl, wenn wir bei der Beurteilung dieses Gegenstandes das wichtige Moment im Natur- haushalt, das Gleichgewicht, in Betracht ziehen. Eine reichlich vor- handene Nahrung bedingt zum mindesten bei dem Eulengeschlechte kürzere Legepausen und eine höhere Stückzahl, wie denn auch die grosse Nachkommenschaft von der genügenden Menge an Atzung abhängig ist, was wiederum und nicht zuletzt eine wohltätige Nachwirkung auf die Mäuseplage zur Folge hat und umgekehrt; wir erhalten dann das gleiche Fazit. Vgl. Jahrg. XIII. S. 88/89 dieser Zeitschrift. Osch atz. Otto Salzmann. Als Ergänzung zu den Bemerkungen über das Bruten der Schleier- eule im Herbst resp. Winter diene die Notiz, dass als Erster der nord- amerikanische Naumann Audubon daraut aufmerksam gemacht hat. Er erwähnt in seiner Ornithological Biography (Vol. II, Edinburgh 1834, S. 403—405) 5 Junge und 1 Ei vom 8. November 1832 und Eier vom 15. September 1833 und fährt fort. „Keiner der zahlreichen europäischen Autoren, deren Werke ich kenne, sagt ein Wort über die Brutzeit dieser Art.u Auch im Naumann 1853, S. 223, findet sich ein Beleg. Paul Leverkühn^ „Über Farbenvarietäten bei Vögeln.“ Journ. f. Ornith. 1890 S. 170. H. Hocke. Das Gelege von Passer montanus. Die Veranlassung zu den folgenden Bemerkungen gibt mir eine Angabe Hau n's in No. 9 dieser Zeitschrift, ein von ihm gefundenes Gelege des Feldsperlings betreffend. Es heisst da, dass von 6 Eiern eines Geleges 5 über und über graubraun gesprenkelt waren, so dass von der Grundfarbe nichts zu sehen war, das sechste aber auf überall klar hervortretendem Grunde grobe Flecken von grauer und graubrauner Farbe zeigte. Dabei wird der Vermutung Ausdruck gegeben, dass das sechste Ei von einem fremden Weibchen in der Legenot in das betreffende Nest gelegt sei. Davon kann nach meiner Ansicht nicht die Rede sein, es müssten denn besondere in dem Artikel nicht erwähnte Gründe dafür sprechen. Das betreffende Gelege istvielmehr in dieser Art seiner Zeichnung für den Feldsperling geradezu typisch. Nach meinen Erfahrungen gibt es keinen Vogel, bei welchem ein Ei des Geleges mit solcher — man kann beinahe sagen Regelmässigkeit von den übrigen abweicht, und zwar 164 ganz in der oben beschriebenen Weise. Man darf schon immer beim Entnehmen eines derartigen Geleges darauf gespannt sein, wann „das Kukuksei“ — es mag gewiss von Unerfahrenen manchmal für ein solches gehalten werden — erscheint. Unter 12 vollen Gelegen, die ich alle persönlich aushob, zeigen 9 die oben beschriebene Abweichung in grösster Deutlichkeit; bei dem zehnten Gelege ist sie nicht ganz so aus- geprägt, aber immer noch ganz gut erkennbar. Von den beiden übrigen Gelegen weist das eine bei sämtlichen Eiern die Zeichnung auf, die sich sonst nur an dem abnormen Ei des Geleges findet: Gröbere Flecke auf hellem Grunde; alle stumpfen Pole der Eier dieses Geleges sind sehr dunkel; es hat hier eine Ansammlung des Farbstoffes stattgefunden. Das letzte Gelege ist sehr merkwürdig ; es besteht aus 4 Eiern, alle 4 ziemlich gleichförmig hellbraun in der Färbung, das eine aber etwas lichter und mit einer Anzahl dunkler Schnörkel und Ammerzüge bedeckt, von denen einer fast um das ganze Ei herumläuft. Bei den normalen Gelegen bilden übrigens oft 1, auch wohl 2 Eier einen Übergang zu dem abweichend gefärbten insofern, als der Grund hier schon etwas lichter wird, aber überall von sehr feinen und dunklen Strichen und Fleckchen bedeckt ist; das Ei bekommt dadurch auch wieder ein ganz anderes Aussehen, als das normale, sieht aber dabei dem grobfleckigen gar nicht ähnlich, und die Zusammengehörigkeit der Eier eines solchen Geleges wird dann ganz unwahrscheinlich. Bei dem Rotkehlchen ist ja die abweichende Färbung, die ein Ei des Geleges häufig zeigt, bekannt; auch Bau weist in seiner Naturgeschichte der deutschen Vögel darauf hin; bei Passer montanus finde ich diesen Hinweis nicht. Die Tatsache scheint also doch nicht so allgemein bekannt zu sein oder doch die Häufigkeit ihres Vorkommens unterschätzt zu werden. Was nun die Frage betrifft, das wievielte Ei des Geleges das grobgefleckte sei, so kann ich Sicheres darüber nicht bei- bringen. Verschiedenartige Bebrütung ist mir bei den Eiern desselben Geleges der Feldsperlinge nach meinen Notizen im allgemeinen nicht auf- gefallen. Nur bei einem ausnahmsweise reichen Gelege von 8 Eiern — ich fand sonst nur Gelege von 5 und 6 — habe ich verzeichnet, dass einzig das helle Ei nicht blutstreifig war, es mag aber unbefruchtet ge- wesen sein, oder der Vogel hat es nicht mit bebrütet, was ja bei einer so grossen Eizahl wohl nicht unwahrscheinlich ist. Indessen neige ich doch der Ansicht zu, dass diese grobgefleckten, weissgrundigen Eier die letztgelegten sind; ich habe nämlich mehrfach unvollständige Gelege des Feldsperlings, namentlich oft solche, die erst ein Ei enthielten, gefunden^ und bei diesen waren die Eier sämtlich gleichmässig mit der Zeichenfarbe bedeckt. Ferner habe ich bei einem Gelege von Turdus merula, was eine ähnliche Abweichung zeigte, beobachtet, dass das vierte grobgefleckte Ei das letztgelegte war, was immerhin einen Analogieschluss zulässt — 165 ich weiss freilich, dass auch abweichende Beobachtungen gemacht sind. Bei je einem Gelege von Turdus musicus und Acrocephalics arundinaceus wies die ungleiche Bebrütung auch darauf hin, dass die hellen Eier die zuletztgelegten waren; ich glaube noch bei einigen anderen Gelegen ent- sprechende Beobachtungen gemacht zu haben, doch fehlt es mir augen- blicklich an Zeit, das ganze Material durchzusehen! Jedenfalls bedarf die Frage noch der Klärung, und exakte Beobachtungen sind recht wünschenswert. Noch möchte ich erwähnen, dass die Zeichenfarbe der Eier des Feld- sperlings variiert von einem sanften Perlgrau durch alle möglichen Zwischenstufen hindurch bis zu einem satten Rotbraun. So zeigen die interessanten Gelege des Vogels auch in dieser Hinsicht eine bemerkens- werte Mannigfaltigkeit. Bernburg, 15. Dezember 1907. H. Oberbeck. Brutnotizen zur Ornis Marpurgensis aus dem Jahre 1907. Von Georg v. Boxberger, Marburg a. L. Schluss. Dendrocopus maior (L.), Grosser Buntspecht. Einer auch im Vor- jahre bewohnten Buntspechthöhle in Birke etwa 6 m hoch entnahm ich am 19. Mai 7 völlig frische Eier. Die nur etwa 2 cm dicke Wandnng der Höhle hatte vom Einflugsloch beginnend einen nach unten gehenden Riss, der fast bis auf den Boden der etwa 30 cm tiefen Höhle verlief. Durch ihn konnte man die Eier auf dem Boden der Höhle liegen sehen. Masse: 26X19,5, 25,7X19,2, 24,9X18,2, 25,iX19,?, 25, sX 19,2 26, eX 18,9, 25,sX19,i. Das Nachgelege von 6 mittel bebrüteten Eiern war am 30. Mai voll- zählig. Masse: 26,7X19, 25,7X19,1, 26,7X19,6, 26, iX 19,3, 26,5X19,6, 26, 2X 19,3. Picus viridis (L.), Grünspecht. Das erste Grünspechtgelege von 7 bereits mittel bebrüteten Eiern fand ich in diesem Jahre am 6. Mai, und zwar stammte es von demselben Exemplar, das im Vorjahre 28 Eier ge- zeitigt hatte und aus derselben Höhle, die der Vogel nur etwas aus- gemeisselt hatte, so dass sie jetzt etwa 50 cm tief war. Maase: 29,6X22,8, 30,4X22,6, 30X22,2, 29,sX22,8, 30X22,2, 30,9X22,2, 29,sX23. Das erste Nachgelege dieses Vogels von 5 unbebrüteten Eiern fand ich am 19. Mai. Masse: 31X22,5 30X22,2, 31,7X22,6, 30,7X22,5, 29,7X22,6. Das zweite Nachgelege bestand am 30. Mai aus 7 bereits ange- brüteten Eiern. Masse: 31,3,X22,4, 32X22,5, 31,3X22,5, 30,sX22,2, 31,iX22,s, 32X22,3 31,sX52,2. 166 Zu einem dritten Nachgelege, wie im Vorjahre, hatte es der Vogel diesmal nicht gebracht. — Am 12. Mai jage ich aus einer Esche, die mitten im schönen Buchenhochwalde steht, einen Grünspecht aus alter, etwa 7 m hoch befindlicher Höhle. Leider hatte ich an diesem Tage meinen Käscher verloren und fand erst am 17. Mai wieder Zeit, die Höhle zu untersuchen. Wie erstaunte ich, als ich in dem Käscher, den ich voller Eier wähnte, bereits ein etwa 2 Tage altes Junge erblickte, das ich schleunigst behut- sam in seine etwa 50 cm tiefe Behausung zurückbeförderte. — In einem schönen Eichenwald etwa 10 km von Marburg hatte ich am 9. Mai ein altes Spechtloch gefunden, das aber, wie aus kleinen, am Boden liegenden Spähnchen hervorging, neu ausgemeisselt war. An diesem Tage war vom Vogel nirgends etwas zu bemerken, obwohl ich stark am Baum scheuerte. Als ich den Platz am 21. Mai wieder besuchte, drückte sich, als ich noch weit entfernt war, der Grünspecht stillschweigend aus der Höhle, die heute 5 schwach bebrütete Eier enthielt. Tiefe der Höhle etwa 35 cm. Masse: 30,2X22,7, 29,eX22, 29,5X21,8, 30X23, 30X23,i. Das einzige Nachgelege war am 5. Juni mit ebenfalls 5 frischen Eiern vollzählig. Unter ihnen befindet sich ein Sparei. Masse: 30,7X22,3, 31,5X23,2, 31,eX23,8, 30,eX23, 26,7X18,7. Reichlich Zeit für die Ablage seiner Eier hatte sich ein Grünspecht genommen, dessen fertig gezimmerte Höhle mein Bruder am 21. April fand. Der Vogel rief ängstlich in der Nähe des Loches, das sich etwa 3J/2 m hoch in einer Buche befand und sich durch die enorme Menge am Boden umherliegender Spähne weithin verriet. Am 9., 17. und 26. Mai revidierte ich die Höhle, fand sie aber immer leer und sah vom Vogel keine Spur. Nun zweifelte ich überhaupt daran, dass die Höhle noch be- setzt würde und wollte mir daher am 8. Juni kaum die Mühe einer Untersuchung machen. Doch wie gross war mein Erstaunen, als ich an diesem Tag den Vogel fest brütend in seiner etwa 35 cm tiefen Höhle fand, die er erst nach starker Störung verliess. Das Gelege bestand aus 6 mittel bebrüteten Eiern. Masse: 32,2X23,2, 32,8X22,7, 30,7X23,8, 31X23,2, 31X22,8, 31,eX23,9. Ein Nachgelege wurde nicht gemacht, vermutlich weil der dicht am Wege stehende Baum Spuren von Menschenhänden zeigte und auch der Rand des Einflugsloches mit Messerschnitten beschädigt war. — Durch das wohl 200 m weit im Buchenwald schallende Geschrei von jungen, fast flüggen Grünspechten wurde ich am 17. Juni auf eine Höhle aufmerksam, die mir bis dahin entgangen war. Sie befand sich etwa 3 m hoch in einer alten glattschäftigen Buche. Die jungen Insassen balgten sich förmlich um den Vorrang, aus dem „Fenster“ heraussehen zu dürfen. Ficus canus (Gm.), Grauspecht. Ein ganz abnorm umfangreiches Gelege des Grauspechtes fand ich schon am 8. Mai. Die neu gezimmerte 167 Nisthöhle befand sich in einem Buchenhochwald, etwa 3 m hoch in jüngerer Buche und war von mir bereits am 5. Mai entdeckt worden. Als ich an diesem Tage an dem Baum scheuerte, sah der Specht, unwillig über die Störung, aus der Höhle, zog sich aber sofort wieder in das Innere zurück- Da ich das Gelege noch nicht für vollzählig hielt, unterliess ich eine Untersuchung. Als ich am 8. Mai den Käscher einführte, zwängte sich der brütende Vogel mühsam an dem Käscher vorbei aus der Höhle und flog laut klagend davon. Nun fange ich an zu käschern, und mein Er- staunen kennt keine Grenzen, als ich so nacheinander 10! Eier an das Tageslicht fördere, die bereits etwas bebrütet waren. Eine Verwechselung mit viridis ist gänzlich ausgeschlossen, wie schon aus den Massen hervor- geht, und ausserdem sah ich den Vogel ganz genau, da sich mein Kopf unmittelbar neben dem Einflugsloch befand. Mir ist bisher nur ein Fall eines annähernd gleich grossen Geleges bekannt, wo am 14. Mai 1899 ein Gelege von 9 Eiern im Habichtswald gefunden wurde. (Seite 43, 9. Jahrg. dieser Zeitschrift. Masse : 27,t X20, 27,5X20,2, 26,eX19,e, 27X20, i, 27,3X20,1, 27X20, 27,2X20,3, 27,3X20, 27,3X20,2, 25, sX 19,8. Syrnium aluco (L.), Waldkauz. Der strenge und langanhaltende Winter scheint auf das Brutgeschäft der Waldkäuze keinen verzögernden Einfluss gehabt zu haben, im Gegenteil, ein Individuum, das im Vorjahre am 9. April 3 mittel bebrütete Eier in einer hohlen Buche hatte, hatte in diesem Jahre bereits am 24. März ein hoch bebrütetes Viergelege in der- selben Höhle. Die stärkste Erschütterung des Baumes blieb vom Vogel unbeachtet, erst als ich an dem Stamm in die Höhe klomm, verliess der Vogel die Höhle. Im Vorjahre verliess der Kauz bereits die Nisthöhle, nachdem nur einigemal am Baum gescheuert wurde. Der Baum steht ausserordentlich günstig an dem Rand eines alten Buchenhochwaldes, wo dieser an Acker und Wiesen angrenzt. Masse: 47,5X39,2, 50,8X39,2, 50,iX38,s, 47,6X39,3. Das Nachgelege von 3 Eiern hatte der Kauz in einem mitten im Walde stehenden alten Hohltaubenbaum untergebracht. Die Höhle befand sich etwa 4 m hoch und war wohl 50 cm tief. Das Einflugsloch war so eng, dass sich der Vogel nur mit Mühe hindurchzwängen konnte. Die Eier, die ich am 20. April fand, waren bereits angebrütet. Auch diesmal sass der Kauz wieder sehr fest. Masse: 50,2X37,5, 48,sX37,7, 47,7X38,8. Das zweite Waldkauzgelege, das ich gleichfalls am 24. März fand, war in einer ausserordentlich tiefen Höhle untergebracht. Der Kauz hatte sich eine etwa 10 m hohe zopfdürre Buche als Nistplatz erwählt, die etwa ls/4 m tief trichterförmig senkrecht nach unten ausgehöhlt war. Der obere Durchmesser der Röhre betrug ungefähr 40 cm. Von dem Erd- boden aus war die Höhle von keiner Seite aus als solche zu erkennen. 168 Die 4 Eier konnte man, wenn man von oben in die Höhle hineinsah nur undeutlich auf dem Grunde schimmern sehen. Sie waren noch völlig unbebrütet. Masse: 47,sX38,9, 51,;X39, 48X39,6, 48,4X39,4. Eine dritte im Lauf des Winters aufgefundene Waldkauzhöhle be- suchte ich gleichfalls am 24. März. Sie befand sich etwa 10 m hoch in einer Buche und war ungefähr 60 cm tief, Öffnung schräg nach oben gehend. Alles Klopfen und Scheuern am Baum blieb erfolglos. Nun be- stieg ich den Baum; als ich in die Höhle sehe, blickt mich der Kauz höchst missvergnügt an. Da ich ihn auf dem vollen Gelege brütend wähnte, wollte ich ihn unter allen Umständen aus der Höhle heraus haben, aber nichts brachte ihn dazu, sein Heim zu verlassen. Da deckte ich mein Taschentuch vorsichtig über ihn und hob ihn behutsam am Kopf aus der Höhle heraus, was er sich ohne Gegenwehr ruhig ge- fallen liess. Leider hatte er erst 2 Eier, die er, wohl infolge der argen Störung verliess. Masse : 46,sX38,5, 46,sX39,5. Am 14. April finde ich an dem Fusse einer in der Nähe befindlichen, uralten, unersteiglichen Buche frische Gewölle und Schalen von Kauzeiern. Sicherlich hatte er hier sein Nachgelege untergebracht. Fast stets habe ich unter den von Waldkäuzen bewohnten Bäumen eine Menge Gewölle aufgefunden, die mich zum Teil sogar erst auf das Vorhandensein einer Nisthöhle aufmerksam machten. Eine im vorigen Jahre bewohnte W7ald- kauzhöhle war in diesem Jahre bis zum 5. Mai unbesetzt. Erst an diesem Tage hatte der Kauz, den ich indessen schon öfters vorher in der Höhle angetroffen hatte, ein Ei gelegt, das aber keinen Zuwachs mehr erhielt. Eine Ursache für ein so spätes und spärliches Gelege habe ich nicht finden können. Masse: 46,öX34,4. Asio otus (L.), Waldohreule. Am 19. März jagte mein Bruder aus einer 2 m hoch in einer niedrigen, verkrüppelten Eiche befindlichen Höhle eine Waldohreule, die auf 3 frischen Eiern sass. Am 27. März hatte sie in eine andere in der Nähe befindliche Höhle in einer ähnlichen Eiche etwa 3 m hoch 2 Eier nachgelegt, die ich wieder nahm. Am 15. April hatte sie nochmals 2 Eier in dieselbe Höhle, aus der ich sie wieder heraustrieb, nachgelegt. Das eine Ei war schwer bebrütet, das andere faul. Masse : 40X34,8, 40,3X34,5, 40,3X33,8, 38X33,8, 41X33,s, 40,2X34, i 38,9X35. Dass die Waldohreule ihr Gelege in Baumhöhlen unterbringt, dürfte nicht häufig Vorkommen. Buteo buteo (L.), Mäusebussard. Verhältnismässig früh — am 8. April — fand ich in diesem Jahr das erste volle Bussardgelege, und zwar stammte es von einem mir seit Jahren bekannten Individuum, das seinen Horst regelmässig nur auf Kiefern erbaut, für die hiesige Gegend eine Seltenheit. Der Vogel hatte seinen Horst äusserst geschickt an einer 109 Stelle angelegt, wo ihn niemand vermutet hätte, und zwar an einem mit Kiefernstangen bewachsenen Abhang, wo sich weit und breit kein älterer Baum befindet. Über diese Stelle sah mein Bruder wiederholt vom Eisenbahn- coupee aus das Bussardpaar kreisen und fand am 5. April den Horst in der äussersten Spitze einer dünnen 13 m hohen Kiefer, die über der Wurzel nur 20 cm Durchmesser hatte. Die schwierige Besteigung ergab ein schönes noch unbebrütetes typisches Dreigelege. Masse: 56,9X44,6, 55,8X44,6, 56,eX43,4. Das Nachgelege von abermals 3 etwas schwächer gefleckten Eiern finde ich am 8. Mai in einem Horst, in dem dasselbe Paar am 13. April 1905 sein erstes Gelege gezeitigt hatte. Er stand 14 m hoch mitten in einem schönen alten Kiefernwald. Die Eier waren bereits mittel bebrütet. Masse: 56,iX43,3. 55,8x43.3, 56,2X44. Eine bemerkenswerte Fruchtbarkeit, wie sie bisher kaum beobachtet sein dürfte, zeigte ein Bussard, dessen erstes Gelege ich am 13. April fand. Der uns schon seit Jahren bekannte, in den Vorjahren unbewohnte Horst befand sich 21 m hqph auf einer Eiche mitten im schönen alten Buchenwald. Bereits am 6. April sah ich an der dichten Belegung mit Fichtenzweigen, dass er bezogen werden sollte, zumal die Vögel ängstlich in der Nähe riefen. Am 13. April nun strich der Vogel vom Horst; ich bestieg ihn und fand in dem entgegen der allgemeinen Regel mit einer ziemlichen Mulde versehenen Horst 4 wunderschöne, mit starker, kastanien- brauner Eleckung versehene Eier, die ziemlich lebhaft grün gefärbt und noch fast unbebrütet waren. 2 von ihnen haben die Zeichnung am spitzen Pol. Masse: 58X47,2, 60X46,4, 59X47, 57,iX45,s. Unverzüglich nach dem Verlust des ersten Geleges machten sich die Vögel an den Bau eines Nachgelegehörstchens , das ich am '5. Mai, kaum 200 m von dem ersten Horst entfernt, fand. Es stand gleichfalls auf einer Eiche 18 m hoch und wrar nur notdürftig und lose aufgebaut. Am 9. Mai finde ich in ihm 3 bereits mittel bebrütete, wiederum schön ge- zeichnete und dem ersten Gelege ähnliche Eier. Masse: 56,7X46,3, 56,6X45, 56,6X45,2. Hiermit hielt ich das Produktionsvermögen der Vögel für erschöpft, allein hierin täuschte ich mich. Als ich am 17. Juni wieder diesen Wald besuchte, führte mich mein Weg an einem uralten, einst wohl von einem Hühnerhabicht auf einer Buche erbauten Riesenhorst vorbei, aus dem bei meiner Annäherung laut klagend ein Bussard abstrich. Den Besteigungs- apparat hatte ich nicht da, und so konnte ich erst am 19. Juni den Horst, in dem ich längst fast flügge Vögel erwartete, besteigen. Doch wie erstaunte ich, als ich in der mit frischen Buchenzw'eigen sorgsam aus- gelegten Nestmulde noch 2 Eier finde, die nach Form, Zeichnung und der auffallend grünen Grundfärbung unzweifelhaft nur von dem am 13. April 170 und 9. Mai gefundenen Exemplar stammen können. Auch das Benehmen des Vogels ebenso wie der sonst kaum zu erklärende späte Bruttermin beweisen mir die Identität des Individuums. Der Horst stand 17 m hoch. Die Eier waren stark bebrütet. Masse: 58X44,9,56,7X45. 3 besetzte Bussardhorste fand ich am 23. April in einem etwa 8 km von Marburg entfernten Buchenwald. Der erste Horst stand auf einer unersteiglichen Buche etwa 25 m hoch. Bei unserer Annäherung strich der brütende Vogel ab. Der zweite an diesem Tage aufgefundene Bussard hatte einen im Vorjahre vom Habicht bewohnten 21 m hoch auf Buche erbauten Horst okkupiert, und schon hielt ich den Vogel, der sehr fest sass und erst nach Antreten an den Stamm den Horst verliess, wieder für den Habicht. Allein an der Tatsache war nichts zu ändern, dass ich hier einen Bussard vor mir hatte, in dessen Horst sich erst ein nur schwach und unschön gezeichnetes Ei vorfand, das ich liegen liess. Der dritte schön mit Fichtenzweigen belegte Horst, um den die Vögel ängstlich schrieen, befand sich 22 m hoch auf alter Buche. Ich ersteige ihn, finde ihn aber merkwürdigerweise noch leer. Erst am 18. Mai fand ich Zeit, die beiden letzterwähnten Horste wieder zu kontrollieren. Der erste Bussard brütete noch fester, denn erst nach zweimaligem starken An- treten strich er träge vom Horst, in dem jetzt 2 kaum merklich gezeichnete Eier lagen, von denen eins 2 absonderliche aschgraue Schalenflecke auf- weist und in der Zeichnung sehr an Aquila adalberti erinnert. Dieses Ei war faul und verbreitete einen sehr üblen Geruch, das andere war schwer bebrütet. Ich glaube es hier mit einem alten, nicht mehr ganz legekräftigen Exemplar zu tun zu haben. Masse: 56,2X47, 55X44.7. Der andere Horst, dem bei meiner Annäherung der brütende Vogel entfliegt, enthält 2 mittel bebrütete Eier, von denen eins milanartig mit bräun- lichen Pünktchen über und über bedeckt ist und ganz einem licht ge- fleckten Ei von Falco sacer ähnelt. Masse: 53,2X44,6, 53,sX43,5. Pernis apivorus (L.), Wespenbussard. Ein im vorigen Jahr erbauter Nachlegehorst eines Hühnerhabichts befindet sich in einem grossen, alten Hochwald, etwa 17 m hoch auf einer Bache; der Horst steht etwa 2 m vom Stamm entfernt auf einem wagerechten Ast und zwar da, wo dieser sich wieder gabelt. Am 5. Juni kam ich an diesem Horst vorbei und fand unter ihm eine Anzahl abgenagter Vogelknochen liegen. Ohne eigentlich an eine Wirkung zu glauben, trat ich einmal gegen den Stamm. Da strich aus dem Horst pfeilschnell und lautlos ein Raubvogel ab. Ich erstieg jetzt den Baum, in dem Glauben, junge Habichte in dem Horst zu finden. Vorsichtig balanzierte ich auf dem schwanken wagrechten Ast entlang, und als ich über den Horstrand sehen konnte, erblickte ich zu meiner Freude ein schönes Wespenbussardgelege von 2 prachtvoll ge- fleckten Eiern. Von ihnen ist das kleinere dunkel, zum Teil braunschwarz, 171 das grössere heller gezeichnet; letzteres lässt die schöne gelbe Grundfarbe an mehreren Stellen hervortreten. Die Eier waren völlig frisch und wohl kaum mehr als einen Tag alt. Ich glaube mit Bestimmtheit, es hier mit demselben Exemplar wie am 2. Juli 06 zu tun zu haben, da sich, ganz abgesehen von dem merkwürdig losen Brüten, der Vogel genau so wie im Vorjahre benahm. Ohne einen Laut von sich zu geben, strich er dauernd dicht um den Horstbaum durch die Baumwipfel und bäumte öfters auf benachbarten Bäumen auf. Von Bienen- oder Wespen vvaben war in der Umgebung des Horstbaumes nichts zu bemerken. Masse: 51,8X43,4, 50X41,3. Hilvus milvus (L.), Roter Milan. Dasselbe Exemplar wie am 18. Juni 06 wurde auch in diesem Jahre wieder unweit des alten Nist- platzes am 23. April brütend aufgefunden. Der Horst stand im ge- geschlossenen Buchenhochwald in der Nähe des Waldrandes auf dünner, glattschäftiger Buche 18 m hoch und enthielt als Unterlage für die Eier schmierige Lappen, Kuhmist und dergleichen andere schöne Sachen. Die 3 schönen, mit den charakteristischen Wurmlinien reichlich versehenen Eier waren mittel bebrütet. Während der Besteigung benahmen sich die Vögel genau wie im Vorjahre. Lautlos zogen sie in majestätischer Höhe senkrecht über den Horstbaum ihre Kreise. Masse: 56,iX44,i, 53,iX44,5, 54,iX43,i. Falco subbuteo (L.), Baumfalk. Ein Baumfalkenpärchen, das ich bereits seit 4 Jahren beobachte, bewohnt als Brutrevier einen etwa 4 km langen, zumeist mit Kiefern bestandenen Bergabhang. Zuerst wurde ich am 22. Juni 04 auf sie aufmerksam und fand auch am folgenden Tage ihren Horst, der 3 hoch bebrütete Eier enthielt. In den Jahren 1905 und 06 sah ich sie wiederholt, ohne jedoch ihren Nistplatz auffinden zu können, und erst in diesem Jahre war mir das Glück wieder günstig. Der Horst, den ich am 15. Juni fand, stand etwa 18 m hoch in dem äussersten Wipfel einer aussordentlich dünnen und sclnvanken Kiefer an einem steil abfallenden Abhang. Der brütende Vogel hatte sich, während ich noch 50 m vom Horstbaum entfernt war, stillschweigend gedrückt und hakte etwa 100 m weiter auf einer Kiefer auf, w’o er ein tiefes, krächzendes gäth-gäth hören liess, was er sonst im allgemeinen nur im vertraulichen Verkehr mit dem Gatten tut. Eine Besteigung des Baumes war wegen der Wahrscheinlichkeit, mit dem Stamm abzubrechen, äusserst gefährlich, trotzdem liess mir die Ungewissheit keine Ruhe und so unternahm ich das Wagnis, indem ich stückweise vorsichtig von Ästchen zu Ästchen weiter klomm und bei der leisesten Schwankung des Stammes mich unbeweglich eng an diesen anschmiegte. Sehr hinderlich wraren die vielen dürren Sparren und die Seitenästchen, durch die namentlich in der Baumkrone kaum hindurchzukommen war. Trotzdem kam ich glücklich 172 bis unter dem sehr umfangreichen Horst an, aus dessen Inneren ich mit vieler Mühe nacheinander 4 noch unbebrütete und sehr dünnschalige Eier entnahm. Sie sind gleichmässig über und über fein bespritzt und von einer seilen auftretenden rötlich braunen Färbung. Bei dreien von ihnen zieht sich am spitzen Pol die Spritzung zu einer gleichmässigen rötlich- braunen Decke zusammen, eins lässt deutlich die weisse Grundfarbe erkennen, das vierte ist unterschiedslos über das ganze Ei hin gleich, rnässig gezeichnet. Masse: 38,3X30,7, 40,sX29,7 40,7X29,5, 42,2X29,2. Ein Nachgelege des Vogels habe ich nicht finden können. Wie mir mein Bruder mitteiltc, gleicht von vielen Baumfalkengelegen, die er in grossen Berliner Sammlungen sah, nur ein in der Privatsammlung des Herrn Kricheldorff befindliches in der Färbung fast vollkommen dem hier beschriebenen. Wenn auch die Eier des Baum- und Turmfalken im allgemeinen gut zu unterscheiden sind, da erstere in der Regel gelblicher, feiner gefleckt und grösser sind, so neigen doch einzelne Typen, wie das in Rede stehende Gelege , sehr nach tinnunculus, mehr noch nach aesalon hin. Columba oenas (L.), Ho hl taube. Ich fand 4 in Buchen befindliche besetzte Höhlen in einer Höhe von 4 bis 10 m am 6., 12., 14. und 28. April, ohne sie jedoch auf ihren Inhalt hin zu untersuchen. Perdix perdix (L.), Rebhuhn. Gelegentlich einer militärischen Geländeübung am 20. Juni wurde ein Rebhuhn vom Nest gejagt, das 2 1 ! bereits angepickte Eier enthielt. Dass es sich hier um ein Doppel, gelege handelt, ist den Verhältnissen und der Gleichförmigkeit der Eier nach nicht anzunehmen. Das Nest befand sich in einer mit Kiefern und Wachholderbüschen bestandenen Heide unter einem Wachholderbusch. Literatur. Dr. Karl Russ’ Vogelzuchtbuch. Ein Handbuch für Züchter von Stubenvögeln. Von Karl Neunzig. Mit 210 Abb. und 4 Tafeln in Farbendruck. 3., gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. (XII und 291 S.) Magdeburg 1907. Creutz’scher Verlag. Preis M 4, — . Der alte, berühmte „Russ“, dem so reiche Anregung zu danken ist, liegt hier in einer trefflichen Neubearbeitung vor. Das Buch gliedert sich vor- nehmlich in zwei Hauptabschnitte. Der erste ist allgemeinen Inhalts und enthält zahlreiche praktische Winke über den Einkauf, den Umgang, die Züchtungsräume, die Ernährung, Züchtung der Zuchtvögel. Gute klare Abbildungen unterstützen allerorten die übersichtlich gehaltene Darstellung. Im zweiten, speziellen Teile werden die einzelnen Arten der Zuchtvögel in systematischer Reihenfolge besprochen, überall sind die für die Zucht notwendigen Anmerkungen beigefügt. Die Abbildungen in diesem Teile 173 des Buches sind vielleicht vielfach etwas derbe, doch genügen sie durchaus zur Charakterisierung des allgemeinen Habitus. Ein Schlusskapitel be- handelt die Krankheitserscheinungen der Zuchtvögel. — Das Buch ist für jeden ernsten Vogelzüchter unentbehrlich. — Heinrich Schacht: Die Vogelwelt des Teutoburger Waldes. 3., verbesserte und vermehrte Auf!. Mit 30 Bildertafeln von Köhler-Gera. Lemgo 1907. Wagnersche Buchhandlung. Das alte Schacht’sche Buch erscheint in neuem Gewnnde. Dass eine zweite Auflage nötig geworden ist, beweist die Brauchbarkeit des Buches. Wünschen wir dem Buch eine recht weite Verbreitung. — Kosmos, Hand weiser für Naturfreunde, Stuttgart, Geschäfts- stelle Franckh’sche Verlagsbuchhandlung, Band V, 1908, Heft 1. Mit dem vorliegenden Hefte beginnt das Organ dieser grossen Gemeinde einen neuen Jahrgang. Es ist reich illustriert, mit wertvollen, interessanten Beiblättern versehen, nur Arbeiten erster Autoren enthaltend. Für den Jahresbetrag von nur M 4,80 werden ausser den 12 reich illustrierten Monatsheften 5 naturwissenschaftliche Werke geliefert. In Erweiterung der Veröffent- lichungen plant Kosmos eine regelmässige Herausgabe von Kosmos- Jahrbüchern. Als erstes erscheint Mitte Februar das „Wahrbuch der Vogelkunde“ (1907) von Dr. Kurt |Flörick[e, 100 S., 8°. Preis 2 M, für die K os mos - Mitglieder 1,60 M. — XXXV. Jahres-Bericht der Zoologischen Sektion des Westfälischen Provinzial-Vereins für Wissen- schaft und Kunst. Dr. H. Reeker, Münster, 1907. Neben dem „Aufruf zur näheren Erforschung der Wirbeltierfauna Westfalens“ von Dr. H. Reeker enthält der Bericht eine Reihe ornithologischer Arbeiten von Otto Koenen, H. Reichling, W. Schuster, P. Werner und L. Wiemeyer. Über seltenere Vögel aus dem Sauerlande: Rackeiwild, Kreuzschnäbel, Zaun- ammern, Einspiegelige Raubwürger berichtet W. H ennemann. Aus den Sitzungsberichten des Vereins ist zu erfahren, dass viele wertvolle Be- obachtungen über sonst seltenere Vögel, z. B. Ringamsel, Steppenweihe, Wanderfalk, Waldschnepfe usw. gemacht wurden, dass am 3. Oktober 1906 eine Waldohreule in einem Tannenwalde auf 3 Eiern brütend angetroffen wurde. — Lebensbilder aus der Tierwelt. Herausgegeben von H. Meer- warth. R. Voigtländers Verlag in Leipzig, 1908. 16 Liefe- rungen, jede zu 75 Pfg., bilden einen Band Jeder Band kostet 12 M, in Ganzleinenband 14 M. Zunächst wird mit den Reihen I: Säugetiere und II: Vögel begonnen; jeder erste Band wird voraussichtlich binnen Jahresfrist fertig sein. Das Tierbild der Zukunft ist ein Sonderheft dieses grossen biologischen Werkes, was soeben veröffentlicht wurde. Was dieses Buch an Tierbildern enthält, ist das Ergebnis des Preisaus- schreibens von R. Voigtländer’s Verlag, auf welches s. Z. auch die Zeit- schrift für Oologie und Ornithologie hingewiesen hat. In überwiegender Mehrzahl stellen die Bilder Aufnahmen aus der Natur dar. Als das 174 einzig vollkommenste, befriedigende Illustrationsmittel ist hier nur die Photographie angewandt worden und kein Zweifel kann bestehen, dass dieses Hilfsmittel gut gewählt worden war. Volle Garantie für die Natur- wahrheit ist in jedem Bilde vorhanden, mit diesem die höchste Sorgfalt in der Reproduktion. Im ganzen ein Werk, das in den weitesten Kreisen die Kenntnis des Tierlebens fördern wird, allein aus diesem Grunde hoch zu loben ist, wäre es nicht selbst des Lobes voll ob seines Bilderschmuckes und seines gut gewählten Textes. H. Hocke. Zur Richtigstellung. In Nr. 8 dieser Zeitschrift findet sich aus der Feder von Hermann Grote auf Seite 127 eine wohlwollende Be- sprechung meines anspruchslosen Büchleins „Die Vögel des deutschen Waldes“, für die ich mich zu Dank verpflichtet fühle. Im Interesse der Wahrheit bin ich trotzdem gezwungen, einige offenbare Irrtümer in dieser Kritik richtig zu stellen. Ein „Lehrbuch der Vogelkunde“ kann ein Bändchen von 6 Druckbogen doch selbstverständlich nicht sein! Der mich bei Abfassung des Büchleins leitende Grundgedanke war vielmehr der, den Laien in anregender Form auf mancherlei ungelöste Probleme in der heimischen Vogelwelt hinzuweisen und ihn zu selbständigem Nach- denken darüber zu veranlassen. Ob mir das gelungen ist, weiss ich nicht, aber das weiss ich, dass in meiner Arbeit zum ersten Male in einem populären Buche der Versuch gemacht worden ist, unsere heutzutage recht isoliert in der Luft hängende Ornithologie wieder enger mit anderen Gebieten der Kunst und Wissenschaft zu verknüpfen. Das hat Herr Grote bei seiner eifrigen Suche nach Druckfehlern freilich vollständig übersehen. — Was nun den Flussrohrsänger anbelangt, so habe ich ihn nicht, wie Grote unrichtig zitiert, „stellenweise häufig“ genannt, sondern auf Seite 21 meines Buches wörtlich geschrieben: „Der mehr im östlichen Teile unseres Vaterlandes vorkommende und nur stellenweise häufige Fluss- rohrsänger“. Das ist denn doch ein grosser Unterschied! Dass der Flussrohrsänger im allgemeinen keine häufige Erscheinung ist, weiss ich ebenso gut wie Herr Grote, aber dieser scheint niemals selbst in Schlesien oder Ostpreussen beobachtet zu haben. Ich kann versichern, und es ist vielfach auch von anderer Seite bestätigt worden, dass der Schlagschwirl im östlichen Deutschland allerdings stellenweise recht häufig ist, so z. B. an der litthauischen Tiefebene und in der Bartschniederung, für welche Gegenden er unbedingt mit der erste Charaktervogel genannt werden muss. Auch Zdblonickv (Orn. Jahrbuch 1906) nennt ihn einen Charaktervogel der Auen Südmährens. Noch in manchen anderen Ge- genden dürfte es sich ähnlich verhalten, aber unsere heutige Ornithologen- generation hat eben über dem Bälge- und Bücherstudium zu sehr das 175 Beobachten in freier Natur verlernt und übersieht deshalb vielfach so ver- steckt lebende und unscheinbare Vögelchen. Ebenso ist Herr Grote ent- schieden im Unrecht, wenn er es bemängelt, dass ich dem Bergfinken eine Vorliebe für die Buche zuschreibe. Dass dieser Vogel sein Nest im Sommer im hohen Norden nicht auf Buchen bauen kann, weil es dort keine gibt, weiss ich auch, zumal ich mich vielleicht ein bischen mehr in der Welt umgeschaut habe als der Herr Referent. Mein Buch behandelt aber die ornithologischen Verhältnisse Deutschlands und nicht die der Polarländer, und der Bergfink ist deshalb nur in seinem Verhalten als deutscher Wintergast berücksichtigt. Dass er als solcher aber in hohem Masse den Buchenwaldungen zugetan ist, kann keinem Zweifel unterliegen. Er tritt nur dann bei uns massenhaft auf, wenn die Buchenmast bei uns gut geraten ist, die seine hauptsächliche Winternahrung bildet, und die Verteilung der Buchenwälder regelt geradezu seine Wanderungen, indem sich seine Züge nach ihnen richten. Die nach Hunderttausenden zählenden Riesenschwärme des Bergfinken findet man überhaupt nur in grossen Buchenwäldern (so z. B. in den letzten beiden Wintern in denen an der oberen Donau). Das alles aber scheinen Herrn Grote unbekannte Dinge zu sein! — Zum Schluss noch eine Bitte: Eine sachliche, wirklich ge- diegene Kritik ist wohl die schwerste Art literarischer Betätigung, sie ver- langt gediegene Kenntnisse, umfassende Bildung und gereifte, geklärte Anschauungen. Es ist aber neuerdings in unserer Fachpresse die Sitte (richtiger Unsitte) eingerissen, dass junge Anfänger, ja selbst Seminaristen und Gymnasiasten die Bücherbesprechungen schreiben. Möchten doch alle diese Herren lieber fleissiger draussen im grossen Lehrbuche der Natur studieren und das Bücherkritisieren älteren und gereifteren Forschern überlassen! Dr. Kurt Floricke. London, 4. Februar 1908. Ein kurioser Kauz war der Kneipwirt Middlebroek, der in seiner Schenke zu Edinburgh Castle in der Nähe von Regents Park eine Menge Sehenswürdigkeiten ansammelte, die nach seinem Tode unter dem Hammer verkauft wrorden sind. Der breit- schultrige, klug aussehende Mann war seit Jahren in allen Auktionsstuben wohl bekannt, und hatte für seine Sammlungeu viele tausend Pfund aus- gegeben, die ihm aber eine Menge neugieriger Kunden zuführten. Er besass mehrere Eier des ausgestorbenen Vogels Alk und hat für eins dieser Eier 315 Lst. gezahlt. Es ist vorgestern einem anderen Sammler für 110 Lst. zugeschlagen worden. Ein Ei des Aepyornis maximus kostete nur 36 Lst. Es folgen nun zum Verkauf wertvolle historische Rarietäten. (Aus Voss. Ztg. 4. Febr. 1908.) 176 P&6&© gs&SS ANZEIGEN G&ssa *£*m &3&Z2 «5^ Durch jede Buchhandlung zu beziehen : inheimische Stubenvöge I von Dr. Karl Russ Vierte, wesentlich veränderte Auflage. Bearbeitet von KARL NEUNZIG :: Herausgeber der Gefiederten Welt. Mit 13 Farbendrucktafeln, sowie Ober 150 zum Teil ganzseitigen Textabbildungen. Preis geheftet M 6.50, eleg. geb. M 8, — . Der zweite Band von Russ, Handbuch erscheint hier in der Tat in einer ganz neuen Gestalt. Das gilt zunächst von den Abbildungen, die fast sämtlich von der Hand des Bearbeiters herrOhren. Die mit den modernsten Reproduktionsmitteln hergcstellten Farbentafeln müssen das Entzücken jedes Kenners wach- rufen. Neunzig hat sich künstlerisch in wenigen Jahren zu einem Vogelmaler ersten Ranges entwickelt. Seine malerische Auffassung der Farbenkontraste, des Gefieders und der Landschaft kommen auf diesen Bildern zu dankbarster Geltung. Viele der Abbildungen gehören zu dem Allerbesten, was auf diesem Ge- biet überhaupt geleistet worden ist, und das sagt viel. Neben dieser reichen Ausstattung mit bunten Tafeln sind den einzelnen Arten Textabbildungen beigegeben, die neben der kurzen Beschreibung sofort dem Anfänger eine deutliche Vorstellung von dem Vogel geben, den er kennen lernen will, oder umgekehrt die sofortige Bestimmung eines gesehenen, gefangenen oder neu erworbenen Vogels ermöglichen. Auch Abbildungen von Nestern (nach Naturaufnahmen in natürlicher Umgebung) sind beigefügt. Ist deren Kenntnis doch für den, der junge Vögel aufzieheu will, so überaus wichtig. Der neuen prächtigen Aus- stattung des Werkes entspricht die Bearbeitung des Inhaltes. Seine Neugestaltung erhebt das Werk wieder ganz auf die Höhe des modernen Standes der wissenschaftlichen Forschung. Die Angaben über Züchtungs- versuche und überhaupt über das Gefangenleben sind durch die Beobachtungen der tüchtigsten und be- rühmtesten Vogelpfleger wie Liebe, Gengier, Rausch u. a. ergänzt. Systematik und Biologie sind nach Reichenow, dem neuen Naumaun u. a. Werken vervollständigt. Wer die Vogelpflege mit dem Interesse des Beobachters oder gar des wissenschaftlichen Beobachters betreibt, wird in der neuen Auflage eine ----- - Fülle von neuen Anregungen finden. — Creutz’sche Verlagsbuchhandlung ln Magdeburg. Jedem Vogelzüchter und Vogelschützer er lauben wir uns, unsere Blätter für Vogelkunde, -Pflege, -Zucht und -Schutz Organ des „Bayr. Verbandes für Vogel- zucht und -Schutz“ zum Abonnement wärmstens zu empfehlen. — Preis pro Halbjahr 1,25 M — excl. Postzuschlag. Inserate finden besten Erfolg und werden billigst berechnet. Probenummern versenden gratis und franko G. Hensolfsche Buchdrackerei SCHWABAGH bei Nürnberg. Tadellose ISäige je 3 Paar von Eranta leucopsis und von Tringa damascensis zu kaufen gesucht. Julius Mohr jr., Ulm a. D. :: Naturhistorisehes Institut :: BERLIN, Speyerer Str. 8. Martin Braess :: Ciere unferer heimat :: Mit zahlreichen Bildern nach der Natur in Zeichnungen und Photographien. Herausgegeben vom Dürerbunde bei Georg D. W. CALLWEY München 1907. Gedruckt von Kästner & Callwey, München. offeriere Vogelbälge aller Arten von Island, Lappland, der Nordseeküste, aus den Balkanländern, auch frisch im Fleische lieferbar. Karl Fritsch e, Präparator, Bremerhaven. Louis Wahii’s Nach!., A. Manecke, Nadlermstr. Berlin, Lindenstrasse 66. Spezialität : BGT Zerlegbare Vogelkäfige, tss® Klub d. Berliner Ornithologen u. Oologen. Die Versammlungen finden statt bei Spremberg, Landsberger Strasse 80 abends 8 '/t Ubr am 11. u. 25. II, 10. u. 24. III, 14. u. 28. IV, 12. u. 26. V, 9. u. 23. VI. Gäste willkommen. Verlag und Herausgeber: H. Hocke, Berlin. Druck: Carl Ockler, Berlin C., Prenzlauer Str. 13. ZEITSCHRIFT für OOLOGIE UND ORNITHOLOGIE Herausgegeben von H. Hocke, Berlin C. 25. Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis betragt für das Jahr bei direkter Zusendung durch die Post innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk. 3,50, nach den andern Landern des Weltpostvereins Frcs. 5 pränumerando portofrei. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 81. März. Bestellungen und Zahlungen sind an II. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36, zu richten. Preis der zweigespaltenen Zeile oder deren Raum 20 Pf. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlen. Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht Überscan ten wird, betragen 3 Mk. No. 12. BERLIN, den 15. März 1908. XVII. Jahrg. Inhalt: Etwas über das Brutgeschäft der Reiherente. F. Reuter. — Brutnotizeu zur Rochlitzer Ornis 1907. R. Zimmer mann. — Zur Frage, ob Raubvögel fremde untergelegte Eier unterscheiden können. C. Hilgert. — Sperber. Erwin Detmers. — Zur Abwehr. — Geschäftliches. — Todesanzeige. — Inserate. Etwas über das Brutgeschäft der Reiherente. Von F. Reuter. Wenn man nach den Gründen forscht, welche fast überall in unserer Vogelwelt eine bedeutende Abnahme der Individuen, ja sogar das Ver- schwinden einzelner Arten bewirkt haben, so ist in erster Reihe stets die immer weiter gehende Inanspruchnahme des Landes durch den Menschen zu nennen. Nur wenige Stellen sind davon bisher noch fast unberührt geblieben; diese sind es, die noch mancher Vogelart eine erwünschte Zufluchtsstätte bieten und an denen sich deshalb das Auge des Ornithologen an einem reichen Vogelleben erfreuen kann. Zu solchen Stätten gehören auch vielfach noch die grossen mecklenburgischen Landseen mit ihrer Umgebung und hier findet man auch — eine eigenartige Erscheinung — die Reiherente, Fidigula cristata, als Brutvogel. In der Hauptsache ist sie nur Wintergast, wenn auch die ersten Züge sich bereits im August einzustellen pflegen. Erst im Oktober sind die gewaltigen Scharen vereint, die dann den Winter hindurch, solange die Wasserflächen eisfrei sind, alle grösseren Gewässer im Verein mit Zappen und anderen Enten, hauptsächlich Schellenten, bevölkern. Sobald im Frühjahr wärmeres Wetter einsetzt, lichten sich die Scharen der Reiherenten mehr und mehr, bis Ende Mai nur noch diejenigen Vögel dieser Art zu sehen sind, die sich entschlossen haben, hier ihr Brutgeschäft zu besorgen. Entsprechend ihrer nordischen Heimat ist dies erst spät der Fall; Anfang Juni beginnt das Weibchen mit der Eierablage, so dass in der zweiten Hälfte dieses Monats die meisten Gelege vollzählig werden. Auch Ende Juni und Anfang Juli finden sich noch unbebrütete Gelege. 178 Mit Vorliebe bewohnt die Reiherente die kleinen Inseln der Seen; hier ist sie am leichtesten in ihrem Brutgeschäft zu beobachten. Schon von weitem macht sich das artenreiche Vogelleben einer solchen einsamen, d. h. von Menschen unbewohnten Insel bemerkbar; einige Schwäne haben sich das stille Ufer zum Ruheplatz ausgewählt und gleichen aus der Ferne weissen Schaumstreifen ; beim Näherkommen machen sie sich aber eiligst mit klingendem Fluge davon, hell in der Sonne glänzend, ein prachtvoller Kontrast zu dem dunklen Wasser! Fast noch eiliger als sie hat es ein Flug Graugänse, der schon lange vom höchsten Punkt der Insel die Annäherung des Bootes verfolgte. Länger halten die zahl- reichen Enten aus, die ringsherum reihenweise den weit in den See hinaus flach verlaufenden Sand- und Kiesstrand der Insel besetzt halten, und unter denen sofort die lebhaft weisschwarz gefärbten Erpel der Reiher, ente mit ihrem durch ein gutes Glas deutlich erkennbaren langen Kopf- schmuck auffallen. Der Boden der Insel ist meist mit kurzem, festem Rasen bedeckt, teilweise und zwar hauptsächlich an den tiefer gelegenen feuchten Stellen mit längerem Grase und dem Kraut der Sumpfdotter- blume. Jede Lokalität hat ihre Bewohner ; den Strand selbst bewohnt der Flussregenpfeifer; auf dem trockenen Boden haben Lachmöven und Seeschwalben, die jetzt nach dem Betreten der Insel in dichtem Schwarm durch unaufhörliches Geschrei ihre Besorgnis für ihre noch nicht ganz flüggen Jungen andeuten, ihre Kolonie. Die feuchteren Stellen werden ausser von Kiebitzen und verschiedenen Entenarten hauptsächlich vom Gambettwasserläufer bewohnt. Auch dieser hat noch unflügge Junge, ja sogar noch stark bebrütete, wohl Ersatzgelege bildende Eier. Aufgeregt pfeifend schiesst er durch die Luft oder läuft auf dem Boden dahin und macht bei jedem Ruf, weit nach vorn überkippend, eine komisch aus- sehende, tiefe Verbeugung. Sie alle fesseln heute nicht lange das Auge, denn plötzlich steht aus dem längeren Grase eine dunkelgefärbte kleine Ente auf, die erste Reiherente. Das Nest ist nun nicht mehr schwer zu finden; nach wenigen Schritten sieht man die Eier ziemlich offen daliegen, die aber von der abstreichenden Ente mit einer übelriechenden Substanz bespritzt sind, welche wohl den Schutz des Geleges gegen Raubzeug bezweckt entweder dadurch, dass diesem die Witterung des Geleges ganz verborgen oder doch wenigstens der Geschmack an den Eiern verekelt werden soll. Beim Weitergehen streichen noch wiederholt Enten, meist Reiherenten, von ihren Nestern ab; die meisten Nester dieser Art finden sich jedoch auf den höheren kurz- rasigen Stellen und zwar vorzugsweise zwischen den hier brütenden Flusseeschwalben. Für diese scheint die Reiherente eine ganz besondere Vorliebe zu haben, was vielleicht daher rührt, dass die Ente sich den in der Kolonie vorhandenen grösseren Schutz gegen Raubgesindel, besonders 179 Krähen, zunutze macht. Die auf diesen kurzrasigen, mit Ausnahme einiger Distelstauden fast jeder Deckung entbehrenden Flächen befindlichen Nester, sind, bevor nicht die brütende Ente abstreicht, nicht leicht zu finden. Sie sind nämlich sehr geschickt so tief in den Boden ausgehöhlt, dass der Vogel gerade mit der Erdoberfläche abschneidet. Dabei nimmt man ihn denn trotz genauen Abäugens der Rasenfläche nicht wahr und erschrickt fast, wenn plötzlich von der leergeglaubten Stätte der dunkle Vogel mit knarrendem Ton abstreicht. Die Eier sind dann aber leicht zu sehen, weil sie ja nunmehr frei ohne jede Deckung daliegen. Zu ihrem Schutze wendet die alte Ente bei vorgeschrittener Bebrütung ausser dem bereits erwähnten Verwittern auch die bekannten Scheinmanöver anderer Enten an. Die Nester sind sehr hübsch und reichlich mit den Daunen des Weibchens ausgelegt; an diesen, der Färbung des Vogels entsprechend dunklen Daunen ist das Nest gut zu erkennen. Die Eier liegen durchweg in ziemlich grosser Anzahl im Nest. Meist fand ich 8 bis 12, mehrfach 13 bis 16, einmal 19. Sie ändern in Massen und Farbe ziemlich ab. Ich kann diesbezüglich auf die zutreffende Beschreibung von Herrn Hocke in No. 1 des XI. Jahrg. der Oologie verweisen, wo es heisst: Schale : Etwas gelb, wenig oder matt glänzend. Färbung sehr trübes unreines resp. schwaches bräunliches Gelb mit grauer Mischung, bedeckt mit rötlichem Anflug. Form: Länglichoval, dabei ziemlich gleichhälftig, spitzer Pol mehr abgerundet. Hinzufügen will ich noch, dass sich der erwähnte rötliche Ton des öftern besonders stark am spitzen Pol findet. Auch habe ich sehr häufig Eier mit intensivem grünen Ton gefunden. Dieser ist aber nur in frischem Zustande vorhanden; später verschwindet er völlig. Seltener finden sich Eier mit dunkleren, bräunlichen Tönen ; diese Eier können dann denen von Fuligula ferina sehr ähnlich sein. Auch diese braune Färbung ist nicht von Dauer; in ganz kurzer Zeit geht ein Farbenwechsel in hellere, graue Töne vor sich. Zum Schlüsse lasse ich die Grössen und Gewichtsangaben einer Anzahl Eier aus 3 Gelegen folgen. I. II. III. Grösse Gewicht Grösse Gewicht Grösse Gewicht 1. 5,8 X4,i cm 4,7 g 5,15X4,05 cm 4,8 g 5,6 X3,95 cm 3,7 g 2. 6,o X4,i r» 4,8 „ 5,8 X4,2 V 4,7 „ 5,65X3,95 v> 3,87 n 3. 5,8 X4,i 4,85 „ 6,0 X4.05 W 4,7 „ 5,7 X3,9 n 4,0 „ 4. 5,95X4,1 n 4,85 „ 6,15X4,05 V 4,76 „ 5,6 X3,9 n 4,1 y> 5. 6,0 X4,i5 V 4,9 „ 5,8 X4,2 n 4,85 „ 5,8 X4,i n 4,7 „ 6. 5,85X4,15 n 5,0 „ 6,0 X4,i n 4,0 „ 7. 5,85X4,1 n 5,0 „ 8. 6 X4,i n 5,1 T) 180 Brutnotizen zur Rochlitzer Ornis 1907. Von Rud. Zimmermann, Rochlitz i. Sa. Mein diesjähriger Brutbericht zeichnet sich durch auffallende Kürze aus; manche der hier häufigsten Arten sind in ihm nicht vertreten und andere nur in wenigen dürftigen Notizen. Es hat dies seinen Grund darin, dass ich einesteils wegen grösserer Arbeiten gerade zur Brutperiode wenig zur Beobachtung unserer gefiederten Freunde gekommen bin, andern- teils aber Freund Hey der, der unermüdliche Beobachter der hiesigen Gegend, von Rochlitz wegging und nur noch an den Sonntagen hierher zurückkam, diese dazu aber meistens noch zu Exkursionen weit über unser Gebiet hinaus benutzte. Immerhin verdanke ich ihm einige will- kommene Angaben. — Die gemachten Beobachtungen gebe ich in systematischer Folge wieder. Erithacus titys (L.). — Der Hausrotschwanz wurde von mir am 24. März erstmalig notiert und am 14. April bei seinem Liebeswerben beobachtet. Ein Nest mit Eiern meldete man mir am 8. Juli, es stand im Innern eines Bauschuppens; ein zweites mit fast flüggen Jungen fand ich am 14. Juli. — Sein Vetter, der Gartenrotschwanz, E. phoenicurus (L.), gelangte am 4. April zum ersten Male zur Beobachtung, während das Rotkehlchen, E. mbeculus (L.), am 24. April Nistmaterial sammelnd angetroffen wurde. Turdus musicus (L.). — Die Singdrossel notierte ich erstmalig am 17. März und traf sie bereits wenige Tage darauf, am 24. dess. Mts., lebhaft singend an. Das erste Nest mit 4 Eiern wurde am 20. April gefunden und die Eier am 24. April, als ein Eichelheher den brütenden Vogel zum Abfliegen veranlasst hatte und sich am Neste zu schaffen machte, mitgenommen. Sie erwiesen sich als hoch bebrütet. Am gleichen Tage fand ich nicht weit von diesem Neste noch ein zweites, dessen 3 — 4 Eier — die Zahl liess sich nach den spärlichen Resten genau nicht fest- stellen — ausgefressen waren. Ich vermute auch hier einen Heher als Übel- täter. Über die übrigen Drosselarten fehlen mir leider die Beobachtungen. Anhangsweise sei nur erwähnt, dass T. menda L. in auffallend grosser Zahl überwinternd angetroffen wurde und dass darunter namentlich auch die sonst spärlichen Weibchen eine häufige Erscheinung waren. Den winterlichen Futterplatz meines im Walde gelegenen Elternhauses besuchten allein gegen 10 Männchen und etwa 5 Weibchen, während in früheren Jahren ihn nur 2—4 Vögel dieser Art frequentierten. An sonnigen Wintertagen konnte man die Amsel trotz der hohen Schneedecke schon voll singen hören. Ich notierte ihren Gesang erstmalig am 12. Februar, mir zugegangene Meldungen sprechen aber von einem noch früheren Datum. — Dagegen ist es mir aufgefallen, dass die grösseren Flüge von Wach- holder- und Misteldrosseln, die ich hier sonst fast alljährlich zur 181 Winterszeit beobachtet habe, im vergangenen Winter ausgeblieben und immer nur einzelne Vögel dieser Arten von mir festgestellt worden sind. Gern hätte ich dem Vorkommen von Turdus viscivorus L. als Brutvogel in unserer Gegend meine Aufmerksamkeit geschenkt, kam aber leider wegen Zeitmangels nicht dazu. Zweimal freilich glaubte ich Ende April Misteldrosseln gesehen zu haben, ohne dies aber mit Sicherheit behaupten zu können. Sylvia alricapilla (L.). Ein schönes, rotes Gelege der Mönchs- grasmücke fand ich am 25. Mai. Die vielfach geäusserte, von Alt um zuerst inbezug auf Lanius collurio ausgesprochene Ansicht, dass ery- thritische Eier eine Folge von Wärme und Trockenheit während der Brut- periode sind, kann ich bedingungslos nicht teilen. Ohne heute hier näher auf den Gegenstand einzugehen, möchte ich meine Ansicht doch dahin formulieren, dass der Erythrismus zunächst in rein individuellen Ursachen begründet ist, dass aber Wärme und Trockenheit vielleicht ihn schärfer in Erscheinung treten lassen, mit anderen Worten also, dass die beiden letzten Faktoren bei Vögeln, deren Natur zu erythritischen Eiern neigt, eine leuchtende Farbe der an sich schon roten Eier bedingt. — Von anderen Sylviden (