e RER 2 yore Ds As Aura 16 GERIET =, ee BE a N nen 5 EN « ee a EN an En “.r ne IS ER BR A Er ee N TEEN Tre nee re ee ee gen R . . N us an nn en .. - ä v ve HR e* ERTL IEE N a 2 nn RENTE Een ee mein en ranren Zuges EUREN DORT Bari ER IET a : meer 3 i a ee VNA REIN EARIRP EHER ENERER . EN nd . D . IDEEN a Fe een en Be TER Fr te EHEN THESEN ET A N ee oe a ld er 7 4 a ERRRET « Zeitschrift für * _ WISSENSCHAFTLICHE ZOOLOGIE herausgegeben von Carl Theodor v ‚Siebold, * Profes n der Uni tät zu München und ‚Albert en ZLwölfter Band. Mit 48 Kupfertafeln. N — —— EEE un — — LEIPZIG. Verlag von Wilhelm Engelmann. 1863. | ‚Inhalt des zwölften Bandes. Erstes Heft. (Ausgegeben den 16. Juni 1862.) Untersuchungen über niedere Seethiere. Von Prof. Wilhelm Keferstein in Göttingen. (Taf. I—XL) . Zweites Heft. (Ausgegeben den 5. September 1862.) Untersuchungen über die letzten Endigungen der Nerven. VonA.Kölliker. Erste Abhandlung. Ueber die Endigungen der Nerven in den Muskeln des Frosches. (Taf. XHI—XVI) . .... a Einiges über den Bau der nero Wintersehlafirufen. Von H. Hirzel und H. Frey. (Taf. XU.).. 2 ? Ueber die Structur des En eaienmantele und sein 1 Verkeiten im Helarısirien Lichte. Von Franz EilhardSchulze aus Rostock. (Taf. XV u. XVII.) Bemerkungen über Phronima sedentaria Forsk. und elongata n. sp. Von C. Claus in Würzburg. (Taf. XIX.). i a Bemerkungen über Räderthiere Il. Von Ferd. Go hi n. Tat. XX—XXL) Ueber die becherförmigen Organe der Fische. Von FranzEilhard Schuize in Rostock. (Taf. XXIH.).. . Ueber die Wurzeln der Lymphgefässe in ae Häuten des Körpers fie über die Theorien der Lymphbildung. Von Prof. W. His in Basel. (Taf. XXIV und SEHE) u) con en ee ee Einige Bemerkungen über die auffallende A ehchikeit der in Piinen': im Früh. ling 1862 vorgekommenen Trichinenkrankheit mit den fünf in Magdeburg in den Jahren 1858—62 von Dr. Sendler beobachteten, unter dem Na- men »acutes Oedem des Zeillgewebes und der Muskeln« beschriebenen Epidemien. Von Dr. Knoch in St. Petersburg . : Schreiben an Herrn Wilhelm Engelmann in Sachen der Kühne’ en Unter- suchungen über die Nerven der Muskeln. Drittes Heft. (Ausgegeben den 17. November 1862.) - Untersuchungen über niedere Seethiere aus Cette. Von Dr. H. Alex. Pagen- stecher in Heidelberg. I. Abtheil. . .. . . ER LET RING [. Exogone gemmifera und einige Nr wahilie Sylidoen mie Taf. 2, RU N un A ee u Se a U. Zur Anatomie von Actaeon iklis), hisduders zur Köhninas der Geschlechtsorgane dieser Schnecke. (Mit Taf. XXVIL) N III. Cercaria cotylura. (Mit Taf. XXVIU u. Taf. XXIX. Fig. 9.40.) Seite 265 267 283 293 IV IV. Ueber einige andere Distomenlarven aus Seetbieren. (Mit Taf. RI Pe N le a RE V. Deber Muskelquerstreifung bei Trochus zizyphinus. (mit Taf. VERKIX. PIE Se TREE a a \ Vi. Zur Anatomie von Sagitta. (Mit Taf. XXIX. Fig. 8.) ...... Beobachtungen über die Blutkrystalie. Von CarilBojanowski, Assistenten am anatomischen Institute in Greifswald. (Mit Taf. XXX.) . . . SR: Ueber Lymphgefässe der Colonschleimhaut. Von HeinTIeH Frey. (Mit Taler ax re la N Re 1% 05 Ueber einige im Humus lebende Anguillulinen. Von Prof. C. Claus. (Mit Taf. 8,0, De ee ER En Zur Kenntniss der Verbreitung glatter Muskeln. a Dr. c. J. Eberkk in Würzburg. (Mit Tafel XXXVL.) 2. 02 00 22 Ueber die contractilen Staubfäden der Disteln. Ein Sandenhramen von erde nandCohn in Breslau an C. v. Siebold. (Mit 5 Figuren in Holzschnitt) Die Cephalopoden des Aristoteles in zoologischer, anatomischer und naturge- schichtlicher Beziehung besprochen von Herm. Aubert in Breslau . . Beitrag zur Kenntniss der Anatomie und Physiologie des Eierstocks der Säuge- thiere. Von Dr. Otto Schrön, (Mit Taf, XXXHI—XXXIV und 6 in den "Text. eingeklebt. Figuren)... ..,. une. + Viertes Heft. (Ausgegeben den 20.’ Januar 1863.) Ueber den feineren Bau der Lunge. Von Dr. C. J. Eberthin Würzburg. (Mit Tal SLIV u. KEN.) 24. os ae FR EN Die Entwickelung der Zahnsäckchen der Wiederkäner. Yan A. Kölliker (mit ANIOlSSchiu} ‘ . nun ne 5 OR ER Na ang Ra! 0, URL EER - Ueber einen neuen Schmarotzerkrebs (Nereicola ovata Kef.) von einer Bun lide. Von Wilhelm Keferstein, Prof. in Göttingen. {Mit Taf. XLI. Pie kN lee ae ee ee Re Ne eh Ale aaa Ueber die Annelidengattung Polybostrichus Oerst. Be Wilhelm Kefer- stein, Prof. in Göttingen. (Mit Taf. XLU. Fig. 5M1.). .. .... =. Nachunlersüchungen über die Krause'schen Endkolben im menschlichen und thierischen Organismus. Von C. Lüdden, Stud. med, (Mit Taf. XLIII A.) Notizen über die Eierstöcke der Säugethiere. Von H. Quincke, Stud. med. (Mit Taf. XLIB.) „ao au m Untersuchungen über niedere Seeihiere aus Cette. Von Dr. H. Alex. Pagen- Stecherin Heidelberg. MR, Abtnelman .. 0. Hu u a VII. Entwickelungsgeschichte und! uns von Spirorbis spirillum. (Mit Taf, KAX VL U RR EIN N nr Re if: VIlL. Zur näheren Kenntniss der Velellidenform Rataria, nebst Betrach- tungen über die Velelliden im Allgemeinen. (Mit Taf. XL. XLI a.-4..Holzsehn,) sy ea aa le ne u Ueber Myoryktes Weismanni, einen neuen Parasiten des Froschmuskels. Von Dr. ©. 3. Eberth.. (Mi Tal RER VIR u ne ee Neue Beobachtungen über die Structur und Entwickelung der Siphonophoren. Von Dr. C. Claus in Würzburg. {Mit Taf. XLVI-XLVIUL). ..... N Ueber die Vielzelligkeit von Noctiluca. Von Th. Wilh. Engelmann. Seite 305 306 308 409 497 455 464 465 470 483 486 486 496 een aa N ne anne nn Untersuchungen über niedere Seethiere. Von Wilhelm Keferstein M.D. Professor in Göttingen. Hierzu Tafel I—X1. I. Veber die Gattung Lucernaria ®, T. Müller. Taf. I. Die Gattung Lucernaria, welche besonders in den nördlichen Meeren ausgebildet und in mehreren Arten vorkommt, hat bisher nur wenig die Aufmerksamkeit der Zootomen erregt, so vielfach sieauch die Systematiker beschäftigte und die verschiedensten Stellen im System einnahm. In der neueren Zeit schien sie bei den Pelypen') einen Ruhepunct gefunden zu haben, den sie aber jetzt wieder mit einem Platz bei den ÄAcalephen ver- tauschen muss. In Betreff der Anatomie dieser bemerkenswerthen Thier- form haben wir ausser der trefflichen Beschreibung von Sars”), den Ab- bildungen von Milne-Edwards?) und dem Vergleich ihres Baues mit dem der Anthozoen von Frey und Leuckari*) nichts von Bedeutung anzuführen und da die Lucernaria, als eine entschiedene Uebergangsiorm zwischen den Anthozoen und Acalephen mein Interesse schon seit Langem erregt hatie, ergriff ich mit Freuden die Gelegenheit ihren anatomischen Bau En zu lernen, als ich in St. Vaast la Hougue, nicht weit von Cher- bourg, zwei Ärten dieser Gattung, nämlich L. octoradiata Lam. und L. campanulata Lamx. häufig auf den Zosterawiesen, welche bei tiefer Ebbe auf dem felsigen Strande zu Tage kommen , sammelte. 4) Milne- Edwards Histoire nalurelle des Coralliaires ou Polypes proprement dits. (Suite a Buffon). Tome Ill. Paris 4860. 8. p. 455 —460. 2) Beobachtungen über die Lucernarien in M. Sars Fauna Auhonalıs eg Erstes Heft. Christiania 4846. Fol. pag. 20-—27. Taf. 3. 3) Im Atlas der grossen Ausgabe von Cuvier Regne animal. Zoophytes. pi. 63. Fig. 4. Paris 4849. 8. 4) Ueber den Bau der Actinien und Lucernarien im Vergleich mit dem der übri- gen Anthozoen in Freyund Leuckart Beiträge zur Kenntniss wirbelloser Thiere. Braun- schweig 4847. 4. pag. 4—18. Tab. I. Fig. 1—3. Zeitschr. f. wissenseh. Zoologie. XII. Bd. 1 2 Ich betrachte nun zuersi den Bau von Lucernaria und hernach die systematische Stellung derselben. A. Der Bau von Lucernaria. In diesem ersten Abschnitt beschreibe ich zunächst die Lucernaria im Allgemeinen, dann die Glocke, den Stiel, die Tentakeln, die Randpa- pillen, den Magen, das Gastrovascularsystem,, die Muskulatur und end- lich die Geschlechisorgane. 4. Allgemeine Beschreibung. Vergl. Taf, L. Fig. 1. u.4. Man kann im Ganzen eine Lucernaria mit einem Becher oder Trichter mit doppelten Wänden vergleichen; am Anfang des Stiels verwächst die innere‘Wand S$ in vier Zipfeln s mit der äusseren, so dass hier zwischen diesen Zipfeln vier Eingänge e in den Hohlraum zwischen den beiden Wänden entstehen und der Stiel selbst nur von der äusseren Wand ge- bildet wird. Dort im Grunde des Trichters, wo die innere Wand sich in die vier Zipfel zu zertheilen anfängt, schickt sie eine cylindrische Er- hebung, den Mund des Thiers o, wie einen kurzen Klöppel im Grunde einer Glocke nach aufwärts, füllt auf diese Weise den engeren Theil im Trichter ziemlich aus und entzieht den Blicken dadurch gewöhnlich die vier Zipfel und Eingänge in den inneren Hohlraum. Wenn wir uns hiernach einen allgemeinen Begriff von einer Lucer- naria machen können, so scheint es doch schon hier zweckmässig die einzelnen Theile dieses Thiers auf die von sonst bekannten Thierformen zurückzuführen und also die objective Beschreibung zu verlassen und in die Darstellung des Baues zugleich die Ansicht über dessen Deutung mit einzuschliessen. Schon Sars!) und Frey und Leuckari?) bemerken dass man den Kör- per der Lucernaria mit der Scheibe einer Qualle vergleichen kann. Der Hohlraum zwischen den beiden Wänden ist durch vier schmale Scheide- wänder, weiche auf die beschriebenen Zipfel der inneren Wand zulaufen, in vier Abtheilungen getheilt, welche nur am Rande des Bechers r’ mit einander communieiren: der Körper der Lucernaria entspricht hiernach der Scheibe einer Qualle, welche vier weite Radiärgefässe, die man hier . besser Magentaschen nennte, und ein diese am Rande vereinigendes Ring- geiäss enthält. Mit weiter Oeffuung münden diese Magenlaschen zwischen jenen Zipieln der inneren Wand in die Magenhöhle und es ist klar, dass während die äussere Wand @ des Körpers der Lucernaria der Gallert- scheibe einer Meduse entspricht, die innere Wand 5 den Schwimmsack 1) Sars a. a. 0. p. 21. 2) Frey und Leuckart a. a. O. p. 9. 40. 3 _ derselben vorstellt. Dieser haftet bei Lucernaria, da die Radiärgefässe so unverhältnissmässig weit sind, nur In vier schmalen Streifen r der Gallertscheibe an, während bei den Medusen der umgekehrte Fall eintritt und die Radiärgefässe als dünne Canäle zwischen Schwimmsack und Gallerischeibe sich hinziehen. Wenn man die Entwickelung der Medusen aus einer Knospe durch die Ein- und Ausstülpungen zweier Bildungshäute im Auge hat, so he- merkt man leicht, dass man die Lucernaria als eineHemmungsbildung einer Meduse betrachten darf; denn wenn sich in der Medusenknospe der Schwimmsack eingestülpt hat, so sind die Rädiärgefässe anfänglich nicht von einander getrennt, sondern zwischen Schwimmsack und Glocke liegt wie ein eingetheilter Kegei- oder Kugelmante! das embryonale Ge- fässsystem; darauf wachsen Schwimmsack und Glocke in vier radialen Streifen an einander, sodass vier breite Säcke als Gefässsystem entstehen, die nur am Rande mit einander zusammenhängen. In diesem Zustande nun bleibt das Gastrovascularsystem der Lucernaria stehen, bei den Me- dusen aber bildet es sich weiter aus und Schwimmsack und Glocke wach- sen in immer grösserer Ausdehnung zusammen, bis sie endlich nur in den dünnen Radiärgefässen, wie im Ringgeläss, welches oft auch noch schwin- det, von einander getrennt bleiben. Wenn wir hiernach die Lucernaria als eine im Knospenzustand ste- hen gebliebene und ausgewachsene Meduse ansehen müssen, so können wir doch die neuerdings von Agassiz') ausgesprochene Meinung, dass die Lucernaria am meisten der Strobilaform der Medusen ähnelte nicht annehmen, denn die Scyphostoma und später die Strobila stellt einen Po- Iyp dar, welcher auf einer noch viel niedrigeren Stufe, als die Lucernaria stehen geblieben ist, indem sich bei ihnen nech kein Schwimmsack ein- gestülpt, also auch noch kein Gefässsystem angelegt zeigt. Die Aehnlichkeit der Lucernaria mit einer wenig entwickelten Me- duse tritt ausser in der Ausbildung des Gastrovascularsystems noch deut- lich in der Stellung der Randtentakeln und der Geschlechtsorgane auf. Die Randtentakeln !derLucernaria entspringen, in Gruppen vereinigt, wie es auch bei manchen Medusen vorkommt, am Rande der Scheibe, dort wo die Radiärgefässe sich mit dem Ringgefäss vereinigen und sind hier wie dort als blosse Aussackungen des Gastrovaseularsystems aufzu- fassen. Gewöhnlich ist zwischen den Haufen der Tentakeln die Glocke tief eingeschnitien, so dass dieselben auf armartigen Verlängerungen der Glocke zu stehen kommen, und bei einigen Arten sitzt in den Zwischen- räumen der Arme am Glockenrande eine Randpapille p, die man nach 4) Centributions to ihe Natural History ofthe United States of America. Vol. II. Bosion i860. 4. p. 59. »Incidentally I would also remark that I entertain no doubt respecting the Hydroid afünities of Lucernaria. Moreover their resemblance to the young Medusa is very greatespecially during tbe incipient stage of their Strobila state of developpment.« / t* \ rt 4 ihrem Bau für gleichwerihig mit einem Tentakel halten muss. Die Ge- schlechtsorgane g befinden sich bei Lucernaria ähnlich wie hei vielen Medusen in der Wand der Radiärgefässe, während sie hier aber das dünne Gefäss an der Seite des Schwimmsackes ganz umhüllen und wie eine knopf- oder bandförmige Aussackung desselben erscheinen, treten sie bei Lucernaria, wo die Radiärgefässe so ausnehmend breit sind nur wie ra- dialstehende bandförmige Verdickungen in der Wand des Schwimmsackes auf, der auf den Raum jedes Magensackes jedesmal zwei solcher Ge- sehlechtsbänder entwickelt. sh Gerade wie bei der Knospe einer Meduse wird die Glocke der Lucer- naria von einem Stiel getragen, welcher, da sich der Schwimmsack nicht in ihn hineingestülpt hat, nur aus einer einfachen Lage der beiden, im ganzen Bereich der Acalephen nachzuweisenden, Bildungshäute besteht. Mit dem blindgeschlossenen Ende dieses Stiels heftet sich die Lucernaria an verschiedene Seepflanzen an, die beiden von mir lebend beobachteten Arten stets an Zostera, und hängt frei ins Wasser hinein, meistens ab- wärts, seliner aufwärts oder in andern Richtungen. Die Anordnung der Organe hai sich hiernach hei der Lucernaria ganz in der Weise gezeigt, wie sie für dieMedusen bezeichnend ist und in der folgenden Beschreibung darf man also die Bezeichnungen für die ein- zelnen Theile der Lucernaria gebrauchen, wie sie in der Anatomie der Quallen üblich sind. 2.. Glocke. Die Glocke besteht aus der Gallertscheibe, der äusseren Wand des Bechers, und dem Schwimmsack, der inneren Wand desselben. Die Gallertscheibe@& ist aussen von der äusseren Bildungshaut a, innen von der inneren Bildungshaut ı überzogen und zeigt zwischen diesen eine mächtige Lage von Gallertmasse,z, die wie bei den niederen Quallen undSiphonophoren ganz ohne zellige Elemente ist und als einzigste Struc- tur feine dichtstehende Fäserchen zeigt, die meistens rechtwinklig von einer Bildungshaut zur andern ziehen und als blosse Verdichtungen in der structurlosen Gallertmasse anzusehen sind. Solche Faserbildung fin- det man ganz allgemein in der Gallertmasse der Medusen und Siphono- phoren und ebenso tritt sie auch bei der so räthselhaften Gallertsubstanz im Körper der Helmichthyden auf. Die beiden Bildungshäute sind wie über- - allein aus dicht aneinander liegenden Zellen zusammengesetztes Gewebe. Am Rande des Bechers (Taf. I. Fig. 3.) biegen sich die beiden Bil- dungshäute zum Schwimmsack S um, wo die Gallerimasse zwischen ihnen ganz fehlt und also beide Häute unmittelbar auf einander liegen. Allerdings kann man im Verlaufe des ganzen Schwimmsacks diese beiden Zellenhäute nicht erkennen und derselbe scheint nur aus einer einfachen Lage von Zellen die nach Innen eine Cuticula mit Cilien tragen zu be- stehen, allein an der Umschlagsstelle der Gallertscheibe in den Schwimm- 5 sack, so wie an den Ansatzstellen der Geschlechtstheile und der Mund- röhre (Taf. 1. Fig. 4.) kann man deutlich die zwei Bildungshäute erken- nen und an letzterer Stelle sind beide, was sie besonders deutlich zeigi, wieder durch Gallertmasse von einander getrennt. Im Grunde des Bechers ist der Schwimmsack in vier regelmässige Zipfel s getheilt, deren Spitzen an die Gallertscheibe angewachsen sind. Diese Anwachsstelie setzt sich von da an in einer Linie r bis fast zum Rande des Bechers fort und durch die so entstehenden vier radialen Ver- wachsungslinien zwischen Gallertscheibe und Schwimmsack wird der Hohlraum zwischen beiden in vier nur oben am Rande des Bechers mit einander communicirende Räume AR, die Radiärgefässe, getheilt. Diese Verwachsungsstreifen sind beiL. ocioradiata viel breiter, wie bei L. cam- panulata und während sie hier fast linienförmig sind, muss man sie bei L. octoradiata besser bandförmig nennen. Stets laufen sie gerade auf die Seiten der mehr oder weniger viereckigen Mundröhre zu und treffen am Ende jener Zipfel des Schwimmsacks mit den streifenförmigen Ge- schlechtsorganen zusammen. ‘ Bei den Arten also wo die Scheibe in vier Arme getheilt ist, wie z. B. bei derL. quadricornis liegt diese Verwach- sungslinie in der Mitte solches Armes, und wenn man daher die Tentakel- haufen als zusammengehörig betrachten will, welche in der Ausbreitung eines Radiärcanals ansitzen, so gehören hier nicht die beiden Haufen am Ende eines Armes zusammen sondern der eine von einem Arm mit dem zunächststehenden vom,andern. Man erkennt am ee das Verhältniss von der Gallertscheibe zum Schwimmsack und die Verwachsungsstreifen beider auf Querschnit- ten durch die doppelte Wand des Bechers, Ber solchen welche in der Radialrichtung beide Wände treffen (Taf. l. Fig. 3.) oder solchen die ringförmig am Becher gemacht sind (Taf. I. Fig. 2.). In der äusseren Bildungshaut sowohl der Gallertscheibe wie des Schwimmsacks kommen zahlreiche Nesselkapsein vor, welche hier wie überall in den Zellen dieser Haut entstehen. Auf der Aussenfläche der Gallertscheibe liegen sie meistens in 0,1 —0,2 mm. grossen rundlichen Flecken zusammen, wo die äussere Haut etwas buckelariig verdickt ist und die ovalen 0,011 mm. langen Nesselkapseln palisadenartig neben einander stehend enthält, zugleich mit geiblichen Pigmentkörnern , die der Oberfläche die im nn röthliche Farbe ertheilen. Auf der Oberfläche des Schwimmsacks kommen seltner diese pig- mentirten Haufen von Nesselkapsein vor, sondern hier liegen diese in grossen Massen in Einsackungen der äussern Haut (Taf. I. Fig. 14.) Diese bilden mit blossem Auge gesehen die rundlichen weissen oder bei - L. campanulata oft türkisblauen Flecke n, die schon Lamourousc') anführt 4) Me&moire sur la Lucernaire campanulee in M&emoires du Museum d’hisioire naturelle. Tome il. Paris 1845. 4. p. 463. UORRRE OR Mn a a ra Ber, . E En en nen 6 und die besonders am Rande des Bechers und im Verlauf der Geschlechts-— organe häufig sind. Es sind dies, wie gesagt, einfache 0,18—0,22 mm. grosse Einstülpungen der äusseren Bildungshaut, die also in den inneren Hohlraum, die Radiärcanäle, vortreten und deren Mündung x nach aussen wulstförmig verdickt und von kaum merklichem Lumen ist. In den Zel- len der Wand dieser Einstülpungen bilden sich die Nesselkapseln, fallen dann in ihren Hohlraum, den sie ganz ausfüllen und treten beiDruck auf denselben durch die Mündung nach aussen. Diese Einstülpungen haben also ganz den typischen Bau einerDrüse und erregen dadurch ein beson- deres Interesse. Die Nesselkapseln in diesen Behältern sind, wie die in den gelblichen Flecken auf der Aussenseile der Lucernaria, wo solche Behälter nur sehr selten vorkommen, oval und 0,044 mm. Jän} beim Aufspringen sitzt der wie gedreht ERRTRT Nesselfaden auf einem 0,04 langen kohlen, aussen mit rückwärtsstebenden Borsten besetzten Stiel auf und die Kapsel hat dann nur noch 0,008 mm. Länge und ist fast kugelförmig (Taf.I. Fig. 45.). 3. Stiel. Eie Glocke verschmälert sich ziemlich plötzlich in den cylindrischen Stiel, dessen Ende blindgeschlossen ist und scheibenartig erweitert zum gewöhnlichen Anheftungsorgan des Thiers, wie der Fuss einer Actinie, dient. Der Stiel ist eine directe Fortsetzung der Gallertscheibe, denn da der Schwimmsäck sich im Grunde des Bechers in vier Zipfel getheilt und da- mit an die Gallertscheibe angesetzt hat, so enthält der Stiel keine Fort- setzung desselben uud seine Wand besteht gerade wie die der Gallert- scheibe aus der äusseren und inneren Bildungshaut und der RENNER liegenden Gallertmasse. An Querschnitten des Stiels, die man bei L. campanulata, da er hier keine Muskeln enibält und fast gar nicht contractil ist, leicht anfertigen kann (Taf. I. Fig. 10, 14.), erkennt man sofort wie die Wand desselben nach dem inneren Hohlraum bin in vier Längswülsten / voriritt, welche gerade so stehen, dass sie oben auf dieZipfel des Schwimmsacks treffen, und welche die meisten Beobachter erwähnen. Auf der Unterseite des Fusses markiren sie sich als vier Flecke und im unteren Theile des Stiels von L. octoradiata, wo ich jedoch wegen seiner grossen Contractilität zu keinem sicheren Resultat kommen konnte, scheinen sie sich bis zu gegen— seitiger Verwachsung in der Axe zu verdicken, dass aus deın einfachen Hohlraum vier von einander getrennte, oben in einander übergehende, Röhren entstehen (Taf. I. Fig. 43 A). In der Mitte der Unterseite des Fusses befindet sich eine Einsenkung der äusseren Haut, die wie es scheint zuerst Lamarck') beschreibt und 4) Histoire naturelle des Animaux sans vertebres. HI. Paris 1816. p. 472. 7 welche wie ein Blindsäckchen (Taf. I. Fig. 41. 12. %) in die Gallertsub- stanz hineinragi. Bei L. campanulata, wo man wegen des unconiractilen Stiels diese Verhältnisse bequem untersuchen konnte, war bei einer Fuss- scheibe von 0,44 mm. Durchmesser, dies Blindsäckchen 0,074 mm. hoch und man konnte mit Sicherheit erkennen, dass es eine blosse Einstülpung der äusseren Haut ist, welche allerdings soweit reicht, dass sie die ganze Gallertmasse durchsetzt und im Grunde der Stieihöhle eine kleine Vor- ragung bildet, wo also, wie sonst im ganzen Stiel nieht, die innere Bil- dungshaut der äusseren unmittelbar anliegt. Wie jedoch schon Lamarck (a. a. ©.) richtig bemerkt, existirt hieralso kein mit der Körperhöhle com- municirendes Loch, wie es z.B.beiHydra vorkommt und auch J. Raihke') giebt bereits an, dass der Stiel unten blind geschlossen ist, Man kann sich nicht enthalten dieses Blindsäckchen für einen Ueber- bleibsel eines früheren Entwicklungszustandes anzusehen, da auch viele junge Quallen an ähnlicher Stelle eine von der äusseren Haut ge- bildete Einsenkung zeigen, aber nur die Entwicklungsgeschichte, die mir leider völlig fremd geblieben ist, kann hierüber eine bestimmte Ent- scheidung gehen, k. Tentakel ni, Bei allen Lucernarien stehen die Tentakeln am Rande der Glocke in acht Haufen zusammen und der Rand der Glocke ist zwischen diesen aus- geschnitten. Dadurch kommen die Tentakeln auf armartigen Vorragungen zu stehen, welche beieinigen Arten eine bedeutende Länge erreichen und so der Glocke ein tief gespaltenes Ansehen geben. Wohl ganz allgemein stehen diese Arme nicht gleich weit von einander, Konklecn diejenigen, welche einer Scheidewand zwischen zwei Radiärcanälen zunächst ent- springen sind einander näher gerückt, als die welche in der Ausbreitung eines Radiärcanals hervorkommen. Hierdurch bilden die Arme vier re- gelmässige Gruppen und die beiden Arme einer solchen Gruppe gehören nicht, wie man wohl vermuthen sollte, einem Radiärcanal, sondern zwei einander benachbarten an und die beiden Arme, die einem Radiärcanal gegenüber am Rande entspringen vertbeilen sich auf zwei solcher Grup- pen. Je näher die beiden Arme in einer solchen Gruppe gerückt sind, desto weniger tief ist der Glockenrand zwischen ihnen ausBe kenn, ein dssto Lieferer Ausschnitt aber findet sich zwischen den einzelnen Gruppen. | Während bei L. octoradiata und: campanulata die Arme nur unmerk- lich in Gruppen zusammengerückt sind, und in last regelmässigen Ah- ständen am Rande entspringen, ist dies he L. quadricornis in sehr hohem Grade der Fall und wir haben hier scheinbar vier an ihrem Ende getheilie lange Arme. 1) In 0. Fr. Müller Zoologia danica. Vol. IV. Havniae 1816. Fol. p. 36. _ EL Ln DES elite ne Prien a shi sn an Ze, Yu A u en 8 Die Tentakeln (Taf. I. Fig. 6. 7.), die sehr starr am Ende eines Ar- mes büschelartig auseinander stehen, sind wie bei allen Acalephen Aus- sackungen des Gefässsystems und bestehen desshalb aus der äusseren und inneren Bildungshaut. Bei agnz jungen Tentakeln ist dies Verhält- niss leicht zu erkennen und man sieht zwischen diesen beiden Häuten auch oft Gallertmasse gebildet, bei älteren dagegen verwandelt sich die innere Haut nach dem Hohlraume zu in ein maschiges Zellengewebe und lässt dort oftkaum einen centralen Ganal noch offen, während sie an ihrer äusseren Lage sich zu Muskelfasern umformt, die in der Längsrichtung laufend eine cylindrische Schicht im Tentakel bilden und seine Contracti- lität bedingen. Die Tentakeln, hei L. octoradiata und campanulata zählte ich an je- dem Arm 25—27 Stück, sind an ihrem Ende knopfförmig angeschwol- len; die centrale Höhle breitet sich dort aus und die äussere Haut ist be- trächtlich verdickt. Bei L. octoradiata sind diese Knöpfe fast kugelig und haben bei den gewöhnlichen 1,5 mm. langen Tentakeln 0,45 mm. Durch- messer; bei L. campanulata dagegen sind sie scheibenförmig und haben oft in ihrer Mitte eine saugnapfartige Einsenkung und bei 4,6 mm. langen Tentakeln betrug ihr Durchmesser 0,4 mm., so dass sie hier verhältniss- mässig eine viel beträchtlichere Grösse, wie bei der erst genannten Art haben. Bei L. campanulata sind die fünf an der Unterseite eines Arms sitzen— den Tentakeln (Taf.1.Fig. 4.5.) besonders gebaut. Sie sind nämlich kurz und ihre Basis trägt nach unten zueine rundliche 0,4 mm. grosse buckel- artige Hervorragung d, die eine Verdickung der äusseren Haut ist und gerade so mit Nesselkapseln gefüllt ist wie das knopfförmige Ende. Diese fünf Buckel sind sehr regelmässig angeordnet, denn der mittlere und un- tere ist der grösste und die beiden jederseits darüberstehenden sind nach oben hin regelmässig kleiner. Milne-Edwards') hat ihre Stellung an der Basis kleiner Tentakeln nicht erkannt und beschreibt sie als Blasen, die wahrscheinlich Secretionsorgane vorstellten. Die äussere Haut der Knöpfe der Tentakeln, wie auch dieser buckel- artigen Verdickungen, enthalten dicht, palisadenartig neben einander stehend, eine Schicht von säbelartig gebogenen Nesselkapseln, die bei L. campanulata 0,045 mm. lang und 0,005 mm. breit sind und zwischen diesen unregelmässig eingelagert viele grössere ovale, die bei derselben Art eine Länge von 0,047 mm. und eine Breite von 0,007 mm. haben. Ausser diesen Nesselkapsein enthalten die Knöpfe Körner von gelbem Pig- ment, die ihnen die oft lebhafte gelbe Farbe geben. Das Tbier kann mit den Tentakein Greifbewegungen machen und heil. campanulata kann es sich mit den scheibenartigen Knöpfen der- selben wie mit einem Saugnapf festhalten. 4) Hist. nat. des Coralliaires a. a. O. III. 4860. p. 456. Pi. A.6. Fig. Ab. b. (nach Zeichnungen von Juli. Haime). 2 5. Randpapillen. Bei einigen Arten kommen am Rande der Glocke regelmässig zwi- schen den Armen gestellt eigenthümliche Randpapillen vor, die O; Fabri- cius') von seiner L. auricula zuerst erwähnt und die ich bei der L. octo- radıata, wo sie alle früheren Beobachter angeben, untersucht habe. . Es sind diese Randpapillen (Taf. I. Fig. 4. und 3. p.) Ausstülpungen der beiden Bildungsbäute mit der dazwischen liegenden Gallertmasse, also im Wesentlichen Bildungen wie die Tentakeln. Sie sitzen am Rande der Glocke, aber nicht genau auf diesem, sondern unter ihm, so dass sie als Ausstülpungen der Gallertscheibe anzusehen sind. In ihrem Innern haben sieeinen weiten Hohlraum, der durch eine grosse Oeffnung mit dem 'Gefässsystem des Thiers rn und haben gewöhnlich eine kugelige oder ovale Gestalt. Bisweilen wird ihre Form ganz tentakelartig ih sie zeigen an ihrem Ende dann eine Hervorragung p’, die mit ee gefüllt ist und können sich auch so verlängern, dass sie ganz wie ein kleiner einzeln stehender Tentakel aussehen, Muskelfasern, wie bei den Tentakeln, fand ich in den Randpapillen nicht, die Muskelfasern am Rande der Glocke m” ziehen an ihnen ohne hineinzutreten vorüber, aber die Papillen sind trotzdem sehr contractil und wirken wie äusserst kräftige Saugnäpfe. Wenn der Fuss des Thiers von seiner Ansatzstelle abgelöst ist, kann es sich mit diesen saugnapf- artigen Papillen festhalten, bis derselbe wieder einen sicheren Stützpunct gefunden hat und oft findet man die Lucernaria mit dem Fuss und den Randpapillen an den Zosterafäden fest anhalten, besonders wenn bei eintretender Ebbe für sie Gefahr vorkanden wäre ck den Strom fort- gerissen zu werden. | Der L. campanulata fehlen die Randpapillen, dafür aber sind die Knöpfe der Tentakeln saugnapfartig gebildet und können zum Anhaften und Festhalten gebraucht werden. 6. Magen. Im Grunde der Glocke (Taf. I. Fig. 4.) ist wie schon angegeben der Schwimmsack $ in vier dreieckige Zipfel s zertheilt, die mit ihren Enden an die Gallerischeibe angewachsen sind. Dadurch entstehen hier vier bogenfensterartige Zwischenräume e im Schwimmsack , die von der Magenhöhle in die Radiärcanäle führen. Oberhalb der Stelle wo der Schwimmsack sich in die vier Zipfel zerspaltet schickt er in seinem ganzen Umkreise eine Erhebung nach oben, welche die prismatische Mundröhre o bildet und die vielleicht ebenso wie bei den Medusen als eine Vor- stülpung des Schwimmsacks entstanden ist. Zwischen ihren beiden Bil- dungshäuten entwickelt sich eine mächtige Lage von Gallertsubsianz und 1) Fauna groenlandica. Hafniae et Lipsiae 1780. 8. p. 342. 10 ihr freier Rand ist entsprechend ihren vier Seiten in vier Lappen zertheilt, die aber oft wenig ausgebildet und meistens in viele kleine Läppchen zer- schnitten und zusammengefaltet sind. Am Magen haben wir also den eigentlichen Magenraum, der zwi- schen den vier Zipfein des Schwimmsacks liegt und 2 unten am Anfang des Stiels endet, wo dessen Wand innen zu einem ringförmigen Wulst ver- diekt ist und bier den Hohlraum desselben von dem des Magens wie es scheint meistens abschliesst, und die Mundröhre, die sehr beweglich ist und ganz zusammengefaltet werden kann, zu betrachten. In der Wand dieser Mundröhre beschreibt Lamourou&') bei L. campanulata solide schei- benförmige Körper, die zum Zerdrücken der Nahrungsmittel dienten, von denen ich nichts habe wiederfinden können. In diesen Magen geht die Verdauung der, wie alle Beobachter übereinstimmend Ehre aus klei- nen Krebsen und Mollusken bestehenden Nahrung vor sich und ich habe im Stiel und den Radiärcanälen niemals Nahrungsmittel angetroffen, an welcher letzieren Stelle sie jedoch Sars?) gefunden hat. An den Rändern jener Zipfel des Schwimmsacks entspringen in einer Reihe zahlreiche wurmförmige innere Mundtentakeln f, die gewöhn- lich in den Hohlraum des Magens hineinragen und sich dort windend be- wegen. Bei den Medusen sind solche- innere Mundtentakel sehr verbreitet und man kann sich nicht enthalten ihnen eine Function bei der Verdauung zuzuschreiben. Bei Lucernaria kann man sich mit Sicherheit überzeugen, dass diese Tentakeln, was Fritz Müller?) schon von den Medusen angiebt, innen solide sind und aus Gallertmasse bestehen, die von der äusseren Bildungshaut überzogen ist, und wir können hier desshalb nicht Gegen- baur,*) welcher diese Tentakeln bei den Medusen und Frey und Leuckart?), welche sie bei Lucernaria für hohl erklären beistimmen. In dieser Haut sind viele ovale Nesselkapseln eingelagert und sie ist überall mit Cilien besetzt, die sich in der ganzen Magenhöhle ebenfalls allgemein finden. Bei L. campanulata zeigten diese inneren Mundtentakeln einen be- sonderen Bau (Taf. I. Fig. 16. 47.), indem in fast zwei Drittel des Um- kreises die äussere Haut stark verdickt ist und nach innen knotig vor- springt. Dieser grössere Theil der Tentakeln trägt keine Nesselkapseln, die allein in jenem schmalen Streifen vorkommen wo die äussere Haut eine gewöhnliche Dicke und innen einen glatten Rand hat. 4) Mem. du Mus. a. a. 0. p. 462. 2} Fauna litt. Norveg. a. a. 0. p. 23. 3) Die Magenfäden der Quallen in Zeitschr. f. wiss. Zoologie. IX. 1858. p. 542. 543. und Zwei neue Quallen von Santa Catharina in Abbandl. der naturforsch. Ge- sellschaft in Halle. V. Haile 4860. 4. p. 6. 4) Versuch eines Systems der Medusen in Zeitschr. f. wiss. Zoologie. VIII. 1856. BD. 342 und 246, 5) Beiträge a. a. ©. p. 15. 1 7. Gastrovascularsystem. Zu dem Magen-Gefässsystem muss man bei Lucernaria den Holl- raum im Stiel und den Hohlraum zwischen der Gallertscheibe und dem Schwirmmsack in der Seitenwand der Glocke rechnen. Ob diese Räume von dem des Magens zur Zeit der Verdauung abgeschlossen sind, kann ich mit Sicherheit nicht angeben, es scheint jedoch sehr wahrscheinlich und wenn man in ihnen Nahrungsmitiel findet, darfman annehmen, dass sie durch Zufall hineingelangt sind. Dieses ganze Gastrovascularsystem ist innen mit feinen Cilien (Taf. 1. Fig. 9.) ausgekleidet, die auf einer Cuticula stehen, welche die Zellenlage der inneren Bildungshäut überzieht. Ueber den Hohlraum im Stiel brauche ich hier nichts weiter anzu- führen, da ich oben bereits die vier in ihm vorspringenden Längswülste und den Ringwulst, welcher ihn vom Magen abschliessen wird, beschrie- ben habe. Der Hohlraum zwischen der doppelten Wand der Glocke ist durch die beschriebenen vier Verwachsungsstreifen r in vier den Radiärcanälen R entsprechende Räume getheilt, die am Rande der Glocke, da die Ver- wachsungsstreifen nicht ganz bis dahin reichen, wie durch ein Ringge- fäss r’ mit einander communiciren. Bei L. ocloradiata sind diese Ver- wachsungsstreilen sehr regelmässig gestellt; sie laufen stets auf die Mitte einer der vier Seiten der Mundröhre zu, liegen in der Richtung der vier Längswülste im Stiel, und die Löcher die dem Ringgefäss entsprechen sind nur klein, bei L. campanulata dagegen, wo man diese Streifen schwer von aussen erkennt, sich durch Einbringen einer Sonde aber von ihrer An- wesenheit überzeugt, stehen sie oft nicht rein radial und das Ringgefäss hat eine bedeutende und unregelmässige Weite. Wenn die Arme der Glocke in vier Gruppen zusammenstehen, theilt ein solcher Verwachsungsstreifen stets eine solche Gruppe oder einen Arm erster Ordnung in die zwei secundären Arme, wie ich das oben bereits erwähnt habe. Frey und Leuckart') beschreiben bei L. quadricornis acht solcher taschenförmiger Radiärcanäle, Milne-Edwards?) hat aber bereits bemerkt, dass dies auf einem Irrthum beruhen muss und bei dieser Art, wie bei den übrigen darauf untersuchten nur vier Scheidewände und Radiärcanäle vorkommen. In dem Gastrovascularsystem fand ich stets eine klare oft Körnchen enthaltende Flüssigkeit, welche von den Cilien darin umherbewegt wurde und der Hohlraum desselben wird an einzelnen Stellen sehr eingeengt durch die oben beschriebenen, Nesselkapseln bildenden Blasen, die Mus- keln und die Geschlechtsorgane. A) Beiträge a. a. 0. p. 11. 2) Legons sur la Physiologie et "Anatomie comparee de ’homme el des ani- maux. Tome lll. Paris 1858. p. 74. Note 2 | ER | 12 8. Muskulatur. Man kann bei Lucernaria leicht die sehr ausgeprägte Muskulatur er- kennen, die aus in bestimmten Zügen laufenden Bündeln feiner Muskel- fasern, an denen ich keine weitere Structur bemerkte, besteht. Bei L. octoradiata findet man im Stiel (Taf. I. Fig. 13.) in den beschriebenen Längswülsten /, aber frei in der. Gallertmasse, vier eylindrische oder platte Bündel von Muskelfasern m, die unten in der Fussscheibe entspringen und oben an den Spitzen jener vier Zipfel des Schwimmsacks plötzlich aufhören. Sie bedingen die grosse CGontractilität des Stiels dieser Art. Bei L. campanulata fehlen diese Muskeln gänzlich und dem entsprechend zeigt der Stiel (Taf. I. Fig. 10.) keine oder nur eine sehr geringe Gontractilität, sodass man von ihm wie von einem Pflanzenstengel bequem Schnitte in allen Richtungen anfertigen kann. In der Glocke kann man zwei Systeme von Muskelfasern, radiale und ringförmige, unterscheiden, die aber hier wie bei allen Medusen allein dem Schwimmsack zukommen, Die radialen Muskelstränge m’ sind acht an der Zahl und die Mittellinie jedes Arms enthält einen. In der Spitze eines Zipfels des Schwimmsacks treffen je zwei dieser Stränge demnach zusammen, laufen nahe am Rande desselben hin und gehen ganz bis ins Ende des Arms, wo sie sich etwas ausbreiten und theilweise vielleicht in die Muskulatur der Tentakeln übergehen. Diese Muskelbündel liegen an der dem inneren Hohlraum zugewandten Seite des Schwimmsacks und bilden dort eine wulstartige Verdickung, aufwelcher die Geschlechtsorgane sich entwickeln. Die circularen Muskelstränge m” sind allein auf den Rand des Schwimmsacks, dort wo er sich nach aussen in die Gallertscheibe umbiegt beschränkt. Sie ziehen hier von einem Arm zum andern, in deren Spitzen sie enden und vielleicht auch Fasern zu den Tentakeln abgeben, deren Muskulatur schon oben erwähnt wurde. Dicht neben diesem eir- cularen Faserzug auf der Seite der Gallertscheibe entspringen die Rand- papillen, in die keine von diesen Muskelfasern eintreten, die aber trolz- dem einen hohen Grad von Contractilität besitzen. | 9. Geschlechtsorgane. Die Geschlechter sind bei Lucernaria, wie es bei den Medusen die Regel ist'), getrennt und die Geschlechtsorgane, wie in der ganzen Fa- milie der Thaumantiaden, im Verlaufe der Radiärcanäle angebracht. In der Wand jedes dieser so breiten Canäle finden sich durch seine ganze Länge verlaufend zwei nach ihrem Hohlraum vorspringende Wülste, die vom Ende der Arme, worin der Glockenrand getheilt ist, bis unten in 1) Siehe über eine Ausnahme Sireihill Wright On hermaphrodite Reproduction in Chrysaora hyoscella in Ann. and Mag. of Natural History [3.}: VII. 4864. p. 357— 360. Pl. 18. Fig. 1--5. 13 die Zipfel des Schwimmsacks verlaufen und deren Lage genau bezeichnet wird, wenn ich bemerke, dass sie gerade auf oder neben den beschrie- benen radialen Muskelsträngen hinziehen. Diese wulstartigen Geschlechtsorgane fallen sofort in die Augen und 0. Fabrieius'), wie Lamouroun?) beschrieben sie als vom Magen radial ausgehende Därme; erst J. Rathke?) vermuthet dass sie Geschlechtsor- gane wären. Genauer betrachtet bestehen die Geschlechtswülste g bei L. octo- . radiata aus neben einander liegenden kugeligen Ausstülpungen der inne- . ren Bildungshaut des Schwimmsacks, in welcher sich vielleicht aus einer .Wucherung der äusseren Bildungshaut, wie es bei den Medusen*) und Siphonophoren’°) ist, die Geschlechtsproducte entwickeln. Während bei den Medusen diese Ausstülpungen oder Verdickungen der Wand der Ra- diärcanäle nach aussen vortreten, liegen sie bei Lucernaria an der inne- ren Seile. Die innere Bildungshaut enthält, soweit sie die Geschlechts- organe überzieht besonders beim Weibchen viel braunes Pigment und hieran, wie an der weisslichen Farbe der mit reifem Samen gefüllten Hodenschläuche kann man in den meisten Fällen das Weibchen leicht mit blossem Auge vom Männchen unterscheiden. Die Bierschläuche sind dicht gedrängt mit gewöhnlich 0,037 mm. grossen Eiern gefüllt, deren Dotter röthlich und grobkörnig ist und oft das 0,015 mm. grosse Keimbläschen mit 0,004 mm. grossem Keimfleck völlig verdeckt. Die Samenschläuche haben im unreifen Zustande innen ein lappiges Ansehen durch die grossen ' körnigen samenbildenden Zellen, die sie anfüllen; wenn der Samen reif ‚ist sieht ein solcher Samenschlauch ganz gleichmässig aus und enthält . zahllose höchst bewegliche und im Wasser lange lebende Zoospermien (Taf. I. Fig. 18.), die einen 0,004—0,0045 mm. langen nagelähnlichen Kopf haben an dessen breitem Ende der lange, dicke und steife Schwanz ansitzt. Unter den sehr vielen Exemplaren von L. octoradiata die ich unter- suchte, waren etwa ebenso viele Männchen wie Weibchen, die sich in Gestalt und Grösse nicht von einander unterschieden, aber durch die Farbe der Geschlechtsorgane wie oben angeführt gut erkennen liessen. Unter den gesammelten etwa zwanzig Exemplaren von L. campanulata befand sich kein Weibchen, alle waren Männchen. Die Geschlechtsorgane der letzieren Art weichen in ihrer Gestalt et- was von denen der L. octoradiata ab, indem die Samenschläuche, die ich also allein untersuchen konnte, nicht kugelige sondern bloss lappige Vor- ‚sprünge bilden, und während bei L. octoradiata in dem mittleren Theil ) Fauna groenlandica a. a. ©. p. 342. ) Mem. du Mus. a. a. O. p. 466. ) Zoologia danica. IV. a. 2.0. p. 36. ) Siehe unten. ) Keferstein und Ehlers Zoolog. Beiträge. Leipzig 1864. 4. p. ää. m [3 mn 14 des Geschlechtsorgans siets zwei kugelige Schläuche neben einander lie= gen kommt dies bei L. campanulata nicht vor und das ganze Organ sieht aus wie ein bandförmiger gelappter Strang. Ueber Befruchtung und Entwicklung stehen mir trotzdem, dass die Lucernarien wochenlang in meinen Gläsern lebendig blieben, gar keine Beohachtungen zu Gebote. ” B, Die systematische Stellung von Lucernaria. in diesem Abschnitt werde ich zuerst die Gattung Lucernaria durch die Anordnungen der verschiedenen Systematiker verfolgen, darauf prüfen zu welcher Thierordnung man’ sie am richtigsten stellt und zuletzt eine Uebersicht über die bisher bekannt gewordenen Arten geben. A. Geschichtliche Uebersicht. Die Gattung Lucernaria wurde von Otio Fr. Müller‘) entdeckt und aufgestellt und zur selben Zeit auch von Otho Fabricius in Grönland auf- gefunden. Auch diese. grönländische Art führte Müller”) zuerst in die Literatur ein, erkannte aber nicht ihre Zusammengehörigkeit mit seiner neuen Gattung, sondern stellte sie, allerdings mit Zweifel, zu Holothuria: es ist deshalb unrecht, wenn Milne-Edwards?) als Autor dieser Gattung Fabdricüws anführt. Die grönländische Art beschrieb ihr Entdecker Fa- bricius*) später unter dem von seinem Freunde gegebenen Gattungsna- men genau und (rmelin®) stellt die neue und sehr anomal scheinende Gattung mjt Actinien, Holothurien, Medusen, Seesternen zu der Linne- schen Ordnung der Würmer: Mollusca. Eine längere Zeit findet unsere Galtung in den Systemen gar keinen Platz bis man mit der allgemeinen Kenntniss über die Abtheilung der Zoophyten auch für die Beurtleilung der se merkwürdigen Lucernaria neue Vergleichungspuncte fand. Hier treten uns dann gleich die beiden Ansichten entgegen, die sich bis heutzutage über die Stellung der Lu- cernaria geltend gemacht haben, nach der einen, die Lamarck®) vertritt, 4) Zoologiae danicae Prodromus Havniae 1776. 8. p. 227. Nro. 2754. Lucer- naria quadricornis. 2) a.a. O.p. 232. Nro. 2842. Holothuria lagenam referens tentacnlis octonis fascicuialis. O. Fabric. Vix Holothuria, Ascidia potius. 3) Hist. des Corsiliaires. II. Paris 1860. 8. p. 457. 4) Fauna groenlandica. Havniae et Lipsiae 4780. 8. p. 344—342. Nr. 332. Lu- cernaria auricula. 5) Carol. a Linne Systema naturae. ed. XIll. cura J. F. Gmelin. Lipsiae 1738. 8. Tomus I. Pars VI. p. 3451. 6) Systeme des Animaux sans vertebres ou Tableau gen£ral des classes, ordres et genres des Animaux. Paris, an IX. 4804. 8. p. 354. Lucernaria in der Ördaung Radiaires molasses, welche hier noch nicht in zwei Unterordnungen getheilt werden, und Philosophie zoologique Tome I. Paris 4809. 8. p. 294 am selben Platz. 15 gehört unsere Gattung zu den medusenartigen Thieren, während nach der andern, welche Cuvier'!) annahm, dieselbe vielmehr in der Nähe der Actinien ihren Platz finden sollte. Lamarck?) stellte die Gattung mit Siphonophoren und ÜCtenophoren zu seiner Abtheilung der Radiaires molasses, nämlich den Radiaires ano- . males, erkennt aber dabei wie sie mit den Radiaires m&dusaires verwandt sei, welches auch F. Dujardin®) in der zweiten Ausgabe des Lamarck- schen Werkes sehr beiont, sie jedoch auf dem von Lamarck gegebenen Platze lässt. : Cuvier *) meint im Gegensatz zu seinem grossen Collegen am Pflan- zengarten, dass die Gattung Lucernaria den Actinien genähert werden müsste, wie es schon vor ihm Zamouroux 5) behauptet hatte, und bildet aus ihr mit Actinia und Zoanthus seine erste Ordnung Acalephes fixes in seiner Classe der Acalepben. Aehnlich beurtheilt Latreille®) unsere Gat- tung und stellt eine eigene Ordnung der Strahlthiere Helianthoidea auf, die er den Acalephen und Polypen entgegensetzt, welche die Gattungen Lucernaria mit Actinia enthält. Dieser besonders durch Cuvier angewiesene Platz im System er- freute sich eines allgemeinen Beifalls-und bei fast allen Schriftstellern, wie Schweigger’) , Blainvilie®), Ehrenberg°) , Johnston'’) , van der Boe- 4) Le Regne animal distribue d’apres son organisation. Tome IV. Paris 4817. 8. p. 53. 3) Histoire naturelle des Animaux sans vertöhres. Vol. II, Faris 4846. 8. p. 473 »Les Lucernaires commencent a donner une idee des medusaires et ndanmoins elles semblent tenir aux physophores par leur partie dorsaie prolongee verticalement et par leur base elargie et lobee ou rayonnee.« 3) Lamarck Histoire naturelle des Animaux sans vertebres. 2me edit. Tome Ill. ' Paris 4840. 8. p. 58. »Peulätre en raison de leur mode de division quaternaire et - de la structure de leurs ovaires en forme de cordons fraises comme ceux des Meduses doit on les rapprocher davantage de ce dernier type.« 4) 2.2.0. p. 53. »Paraissent devoir &ire rapprochees des actinies«. 5) Msmoires du Museum d’hisloire naturelle. Tome IL. Paris 4815. 4. @.2.0. p. #70. »Ainsi les Lucernaires d’apres leur forme, leur organisation, leur maniere :d@’exister, doivent dire r&unies aux Actinies et ra avec elles un groupe parti- eulier dans la section des Radiaires molasses regulieres.« 6) Familles naturelles du Regne animal. Paris 1825. Deutsch von Berthold. Wei- ı mar 1827. 8. p. 543. 7) Handbuch der Naturgeschichte der skeleitlosen ungegliederten Thiere. Leipzig 4820. 8. p. 547. 8) Article Zoophytes im Dietionnaire des Sciences naturelles. Tome 60, Paris 4830. 8. p. 283. | 9) Beitrag zur physiologischen Kenntniss der Corallenthiere im Allgemeinen und besonders des roihen Meers, nebst einem Versuche zur physiologischen Syste- matik derselben in Abhandlungen der k. Academie der Wiss. in Berlin. 1832. I. Ber- lin 4834. 4. p. 267 heisst es bei der Gattung Lucernaria »Ovariorum dispositio Me- dusis- affinior est quam Actiniis, in eundemque characterem ventrieuli liberi pen- ‚dulique defectus abit.« 40) History of the British Zoophyltes. Edinburgh 4838. 8. p. 228-—234. u r ") EA EEE le EEE El u u AEaadE DU El 1. 0a BABES. aha nn N TS 16 ven'), Dana?), Troschel?), Burmeister”) , u. s. w. bleibt die Lucerna- ria mit Actinia eng vereinigt und beide Gattungen thbeilen in der weiteren Einordnung im Systeme stets gleiches Schicksal, wenn auch einige Ver- fasser wie Ehrenberg,, Allman’), van der Hoeven, Burmeister ihre Aehn- lichkeit mit den Medusen wohl erkennen und sich zweifelnd üher die Richtigkeit ihres Platzes neben den Actinien ausdrücken. | Aus ihrer Stellung neben Actinia wurde die Lucernaria erst ver- drängt, alsman durch Sars°), durch Frey und Leuckart?) und durch Milne- Edwards?) ihren Bau genauer kennen lernte und Leuckari?) sie in der Classe der Polypen, den Anthozoen, als zweite Ordnung Calycozoa, Becherpolypen, gegenüber stellte. Wie es scheint kamen Milne-Edwards und Jırles Haime'°) unabhängig von Leuckarf ebenfalls zur Ueberzeugung, dass die Lücernaria von den Actinien völlig zu trennen sei und theilten ihre Unterelasse Corallaria in drei Ordnungen Zoantharia, Alcyonaria und Podactinaria, welche letztere einzig die Gattung Lucernaria enthält und Milne-Edwards'') nähert sich später noch mehr der Leuckart’schen Auffassung, indem er ın der Glasse der Corallenthiere nur zwei Unter- classen Cnidaires und Podactinaires annimmt und so ganz wie Leuckart die einzige Gattung Lucernaria allen Anthozoen gegenüberstellt. Wie früher die Guvier’sche Ansicht allgemeinen Eingang fand, geschah es jetzt mit der von Zeuckart und Milne-Edwards aufgestellten 4) Handhoek der Dierkunde. Erste Deel. Tweete Uitgave. Amsterdam 1836, 8. p. 444. »An hujus loci? Lamarckius hoc genus ad Acalephas retulit.« 2) Structure and Classification of Zoophytes. United States exploring Expedition under command of Cap. Ch. Wilkes. Vol. III. Philadelphia 4846. 4. p. 443, 3) Troschel und Ruthe Handbuch der Zoologie. 4. Aufl. Berlin 4853. 8. p. 624. 4) Zoonomische Briefe. I. Leipzig 1856. 8. p. 434., in der Anmerkung dazu p. 344 sagt der Verfasser »Lucernaria ähnelt fast mehr den Medusen als den Polypen.« 5) On !he structure of Lucernaria in Reports of the Brit. Assoc. for the Av. of Sc. XIV Meet. held ad York 1844. London 4845. 8. Transact. ofSections p. 66. »The. position of the Lucernaria in the animal kingdom is in close relation with the Aca- lepha, a group with which they would appear to be more nearly allied, than with the proper zoophytes, though they constitute a remarkable and beautiful transition bet- ween the pulmograde Acalepha on the on hand ana the Helianthoid zoophytes on the other. \ 6) Fauna littoralis Norvegiae. Erstes Heft. Thristiania4846. Fol. a.2.0.p. 20 — 2>7.-Bat 3: h 7) Beiträge zur Kenntiniss wirbelloser Thiere. Braunschweig 1847. 4. a.a.0. p. 9—16. Pl. I. Fig. 3. i 8) Im Atias der grossen Ausgabe von Cuvier Regne animal. Paris 1849. 8. Zoo- phytes Pi. 63. Fig. 4a. 9) Ueber die Morphologie und die Yorsvanitraelieie der wirbellosen Thiere. Ein Beitrag zur Charakteristik und Classifikalion der thierischen Formen, Braunschweig 4848. 8. p. 20. und Nachträge und Berichtigungen zum ersten Bande von van der Hoeven’s Handbuch der Zoologie. Leipzig 1856. 8. p. 24. Mi 10) A Monograph of the british fossil Corals. Part. I. London, printed the Pa- Iaeontologial Society 1850. 4. Introduction. 14) Histoire naturelle des Coralliaires I. Paris 4857. 8. p. 94. u und die meisten Autoren wie Troschel!), Bronn?) 'u. v. A., erkennen in der Gattung Lucernaria den Typus einer besonderen Abtheilung unter den Polypen, während merkwürdiger Weise Gegenbaur?) unsere Gattung zu der Ordnung der Octactinien rechnet, wohin noch kein früherer Sy- stematiker dieselbe hatte stellen mögen. Nachdem wir so zwei Stadien in der systematischen Siellung der Lucernaria, wo sie einmal mit den Actinien eng vereinigt war und dann als eine besondere Abiheilung unter den Corallenthieren anerkanni wurde, kennen gelernt haben, die'nach einander in den systematischen Hand- büchern herrschten, kommen wir nun ins dritie und letzte Stadium ihrer systematischen Schicksale, wo man fast auf Lamarck’s Ansicht zurück- geführt wurde und die Zusammengehörigkeit der Lucernaria mit den Me- dusen erkannte. Es ist Huxley*), der die Lucernarien auf diesen neuen Platz hin- führt und die ganze Abtheilung der Medusen als Lucernaridae bezeichnet; ihm schliessen sich Reay Greene?) und Allman) völlig an und letzterer er- kennt in Lucernaria noch eine grössere Aehnlichkeit mit den nacktäugi- gen, wie mit den bedeckt-äugigen Medusen. Auch Agassiz”) stellt die Lucernaria auf einen ähnlichen Platz zu den Hydroidpolypen und bemerkt ihre Aehnlichkeit besonders mit einer jungen Meduse,, geht aber meiner Ansicht nach zu weit, wenn er sie am ähnlichsten rd der Sirobilaform der Medusen hält. | | Diese Meinung über die Stellung der Lucernaria zu den Medusen hat sich bisher nur eines geringen Beifalls erfreut und noch findet sich in keinem ea die u vielfach umhergewor fene Gattung auf diesem, wie es mir 4) :Troschei und Ruthe, Handbuch der Zoologie. 5. Aufl. Berlin 1859. 8. p. 603. 2) Die Klassen und Ordnungen des Thierreichs. Zweiter Band. Aktinozoa. Leip- zig und Heidelberg 1860. 8. p. 46. Bronn theilt die Korallenthiere Polypi in drei Ordnungen: Polycyclia, Monocyclia und Dy scy clia, Be letztere einzig die Lucer- naria enthält. '3) Grundzüge der vergleichenden Anatomie. herpzig 1859. 8, p. 68. Die Poly- pen werden hier in Hexactlinia, Pentactinia und Octactinia eingetheilt. 4) Leetures on general natural history, in The Medical Times and Gazette [N. S.] Vol. XII. Jan.—Jun. 4856. (old series Vol. XXXI11.) London 1856. Lecture IV. Juny 7. p. 563. Die Hydrozoa theilt hier Huxley in fünf Familien: Hydridae, Sertularidae, Diphydae, Physophoridae und Lucernaridae. Er rechnet die Lucernaria zu den covered-eyed Medusa und sagt p. 506: „‚Lucernaria is in’ all essential respeeis com- parabie to an Aurelia or other Medusa fixed by the middle of ihe upper surlace of its disc.‘‘ Und The oceanic Hydrozoa: London 4859. fol. (Ray Society.) p. . 5) On the Genus Lucernaria, in Natural history Review. Vol. V. London 4858. Proceed. of Societies. p. 433. 434. 6) On the Structure of Lucernariadae, in Report of tihe29 meet. of the Brit. Assoe. for the Advanc. of Science held at Aberdeen 4859. London 1360. p. 443. 444. und On tbe Structure of Carduella eyathiformis in Transact. of ihe Microscop. Society. [N. S.] Vol. VIH. London 1860. p. 195 —128. Pl. 7) Contribüutions to the natural history of ihe United States of Ameriea. Vol. 1. Boston 1860. 4. p. 59. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Bd. 2 ni ie nn nn en ne MERRE NEN. an >25 1 3 scheint, richtigen Platze.. Schlegel‘) hat sie in seinem Handbuche der Zoologie noch am meisten ibrer richtigen Stellung genähert, indem er sie bei den Hydroidpolypen unterbringt. 2. Stellung von Lucernaria im System. Aus der Darstellung, welche im ersten Abschnitt vom Bau der Lu- cernaria gegeben ist, erhellt, wie in allen wesentlichen Theilen diese so anomal scheinende Gattung mit den Medusen übereinstimmt und dass man sich eine richtige Vorstellung von ihrer Form und der,Anordoung ihrer Organe macht, wenn man sie sich wie eine noch festsitzende gestielte Medusenknospe denkt, bei der der Magen bereits gebildet und am Ende geöffnet ist, bei welcher aber die Radiärcanäle noch eine sehr grosse Breite haben und nur durch schmale Querwände von einander geschie- den sind; welche dann in diesem Zustande der Entwicklung siehen bleibt, auswächst und im Verlaufe der Radiärcanäle Geschlechtsorgane ent- wickelt. Ich könnte hier in Bezug auf die Medusen-Aehnlichkeit nur das wie- 'derholen, was an vielen Stellen im ersten Abschnitt begründet ist, und füge nur hinzu, dass, wie die Lucernaria sich den Medusen nähert, sie in den esenickern Theilen von den actinienartigen Thieren alryieiah denn es fehlt ihr sowohl der in die Körperhöhle hineinhängende Magen, als auch die Lage der Geschlechtsorgane auf den freien Rändern der Scheidewände, wie es für die Anthozoen bezeichnend ist, und ich habe in ihrem Bau nichts entschieden Polypenartiges finden können, wie es Leuckart*) angiebt, welcher sich nach eigenen noch unpublieirten Unter- suchungen für die Zugehörigkeit seiner Calycozoa zu den Polypen noch neuerdings bestimmt ausspricht. Die Classe der Cölenteraten, die überall mit dem grössten Beifall aufgenommen ist und gegen die sich nur Ägassiz?) mit Entschiedenheit erklärt, möchte ich, wie es auch ZLeuckart u. v. A. ihun, in drei Unter- classen, Anthozoen, Gtenophoren und Acalephen, theilen. Schon nach der Ausbildung des Magens kann man diese drei Abtheilungen unterschei- den: bei den Anthozoen hängt er frei in die Körperhöhle, die durch ra- diale Scheidewände in Kammern geschieden ist, während bei den Cte- nophoren, wo die Magenbildung mit der bei den Anthozoen am meisten Aehnlichkeit hat, steis ein Canalsystem existirt, welches die Verdauungs- säfte durch den Körper leitet, und der Magen bei den Acalephen entwe- 4) Handleiding tot de-beoefening der Dierkunde. II. Deel. Breda 1858. 8. p. 5293. 523: 2) Jahresbericht über die Naturgeschichte der niederen Thiere für 1859, im Ar- chiv für Naturgeschichte 1360. II. p. 204. (Auch separat Berlin 4864. 8. p. 402.) 3) Contributions to the Natural History of the United States ofAmerica, (Second Monograph: Acalephs.) Vol. III. Boston 1860. 4. p. 63—72. 19 der frei herunterhängt oder in der Körpersubstanz selbst ausgehöhlt ist. Die Cienophoren, die man gewöhnlich mit Eschscholiz zu den Acalephen rechnet, unterscheiden sich so wesentlich von diesen, auch im mikrosko- pischen Bau ihrer Theile, und sind so ähnlich den Anthoroen‘, dass man sie sicher mit Recht als eine den Acalephen und Anthozoen leiehwdriiige Gruppe der Cölenteraten ansieht. ' Zu den Acalephen rechne ich einmal die Medusen mit den Hydroid- polypen, die ınan als Hydrasmedusen passend zusammengelasst hat, und als zweite Ordnung die Siphonophoren. Zu den Hydrasmedusen gehören auf den ersten Blick sehr verschiedenartige Wesen, kleine Polypen, die durch Quertheilung ihren oberen Theil in Medusen zerlegen , grosse Po- Iypenstöcke, an denen bei einigen Medusen sprossen, bei andern aber die Fortpflanzung durch Eier geschieht, endlich Medusen, die meistens aller- dings als Knospen an Polypen entstanden sind, oft aber auch sich direct aus Eiern entwickelt haben. Alle diese Formen gehören aber zusammen, wie die zahlreichen Uebergänge unter ihnen zeigen, und so grossen Werth die Natur bei den höheren Thieren auf die Geschlechts- und Entwick- lungsverhältnisse legt, so wenig scheini dies bei unserer Thierordnung der Fall zu sein, und so regelmässig bei einer Form die Stadien des Eies, des Polypen und der Meduse durchgemacht werden, so wenig findet das bei andern statt und oft bleibt das Thier schon im Stadium des Polypen stehen und wird darin fortpflanzungsfähig, oft auch wird der Polypenzu- stand ganz überschlagen und aus dem Ei kommt sofort die Meduse her- vor. Alle diese Verschiedenheiten können aber, wie gesagt, keine syste- matischen Eintheilungen begründen und da die Medusengeneration in zwei Schon von Zschscholtz unterschiedenen und von Gegenbaur als Acra- speda und Craspedota bezeichneten Formen auftritt, so kann man die - Hydrasmedusen hiernach in zwei Unterordnungen theilen, zu denen sich als dritte die Lucernariada gesellen. Indem wir die Lucernaria als eine Unterordnung zu der Ordnung der so vielformigen Hydrasmedusen stellen, schwindet mehr und mehr das Wunderbare in ihrem Bau, denn wie wir in dieser Ordnung zahl- reiche Medusen haben, die unmittelbar aus dem Ei entstehen, andere, welche erst an einem Polypenstock sprossen, so begreift es sich leicht, wie es auclı Formen, gerade wie die Lucernaria, geben kann, bei weichen die Meduse am Anfang ihrer Entwicklung stehen geblieben ist, in diesem Zustand aber zum geschlechtsreifen Thier auswächst. 3. Die Gattung Lucernaria und ihre Arten. Nachdem wir im Vorhergehenden den Bau und die systematische Stellung von Lucernaria erläutert haben, können wir diese Gattung fol- gendermaassen charakterisiren. BEER J* 20 Lucernaria 0. Fr, Müller 1776. Thier im Allgemeinen vom Bau einer Meduse, von der Form einer gestielien Glocke. Stiel unten in einen scheibenförmigen Fuss erweitert, womit sich das Thier festheften kann. Glocke am Rande in acht mehr oder weniger ‚hervorragende und mit vielen Tentakeln besetzte Arme auslaufend, die oft zu vier Paaren zusammengerückt sind. Vier breite, nur durch schmale Scheidewände von einander getrennte Radiärcanäle, die am Glockenrande mit einander communieiren. Mund zu einer vier- seitigen Mundröhre verlängert. Im Magen innere Tentakeln. Geschlechts- organe in acht den Armen entsprechenden Strängen in der Wand des Schwimmsacks. Diese Gattung ist wahrscheinlich auf ee nördlichen Meere beschränkt und in Europa scheint der Canal, in Amerika die Fundy-Bay der süd- liche Punct zu sein. Allerdings erwähnen sie Quoy und Gaimard‘) auch von Tetilon, jedoch sehr unbestimmt, und von Späteren wird die Lucer- narıa im Mittelmeer nirgends angeführt. Die Arten dieser Gattung haben sich bisher in ziemlicher Verwirrung befunden, was besonders daher kam, dass man die von O. Fabricius ent- deckte Art mit der später von J. Rathke unter demselben Namen beschrie- benen Art identisch hielt. Nachdem ich aus der Beschreibung von Fa- bricius gesehen, dass seine Art mit der von Rathke in keiner Weise zu- sammengehört, finde ich, dass schon vor mir Sieenstrup?) sowohl, wie Sars?) dieselbe Meinung ausgesprochen haben, so dass man nun mit Sicherheit die Art von Fabricius als eine besondere ansehen darf. 1, Lucernaria quadricornis. Lucernaria quadricornis O0. F. Müller Zoologiae danicae Prodromus. Havniae 1776. 8, p. 227. Nr. 2754. Lucernaria quadricornis O. F. Müller Zoolögiae danicae Icones. Fasc. primus. Hav- niae 4777. tab. XXXIX. — Zoologia Danica. Vol. 1. ad fjormam tabularum denuo edidit frater auctoris (©. F. Müller). p. 51. Abbildung und Beschreibung nach einem kleinen Exemplar von Christiansand. | Lucernaria quadricornis J. F. @melin in Linne Systema Naturae, ed. XII, Tom. 1. ‚Pars,VI, Lipsiae 41788. p. 3454. 4) Dumont d’Urvilie, Voyage de decouvertes de l’Astrolabe 1826-29. Zoologie par Quoy et Gaimard. Tome IV. Paris1833. 8. p.309. ‚‚Nous avons trouve& quelques- fois des Lucernaires. Ces derniers Zoophytes sont des plus rares, car nous ne l’avons vu que la.“ 2) Bidrag til Kundskab om de nordiske Lucernarier in Videnskabige Meddelelser fra den naturhistoriske Forening i Kjöbenhavn for) Aaret 1859. Kjöbenhavn 1860. 8. p. 7106—109. (Meddelt den 3de April 1859.) 109, 3) Om de ved Norges Kyst forekommende Arter af Slaegten Lucernaria in For- handlinger i Videnskabs-Selskabet i Christiania. Aar 1860. Christiania 4864. 8. p. 445—447. (30. November 1860.) 21 Lucernaria fascicularis J. Fleming Contributions to ihe British fauna in Memoirs of the Wernerian natural history Society. Vol. I. For the year A814 —A6. Edin- bursh 1818. p. 248-— 2149. Plate 18. (communicaied 1809.) Nach einem grossen Exemplar von Zetland. Lucernaria quadricornis ZLamouroux Memoires du Museum d’histoire naturelle. Tome il. Paris 4845. 4. p. 474. Lucernaria faseicularis Lamowroux a. a. O. 4845. p. 470. 474, Lucernaria quadricornis Lamarck Histoire naturelle des Animaux sans: veri£bres. ‘Vol. II. Paris 4816. 8. p. 474. Lamerck rechnet hierzu auch die L. auricula Fabricius. Lucernaria quadricornis Sars Bidrag til Södyrenes Naturhistorie. 4 Heft. Bergen 1829. 8. p. 43. Taf. 4. Fig. 14—18. Lucernaria fascieularis Ehrenberg Korallenthiere, in Abhand!. der k. Akad. d. Wiss. in Berlin 4832.'1. Berlin 4334. p. 267. Nach einem Exemplar von Grönland. EauEnacla fasceicularis Johnston FHRnN of British Zoophytes. Edinburgh 1838. p. \ 228. 229. Lucernaria quadricornis Sars Fauna litioralis Norvegiae. 4, Heft. Christiania 4846. fol. p. 20—25. Taf, 3. Fig, 1—7, Sars rechnet hierzu auch die L. auricula Fabricius. Lucernaria fascicularis Johnston History of British Zoophytes. 2. ed. Il. London 4847. p. 944. 245. Pl. 45. Fig. 3 6 (nach Zeichnungen von Forbes). Lucernaria fascieularis Frey und Leuckart Beiträge zur Kenniniss wirbelloser Thiere. “ Braunschweig 1847. 4. p. 9-—M4. Taf. I. Fig. 3. Lucernaria quadricornis V. Carus in seinen Icones zootomicae. Leipzig 1857. fol. Tab; IV. Fig. 1.2. Lucernaria quadricornis Milne-Edwards Histoire. naturelle des Coraliiaires. II. Paris 1860. 8. p. 459. Die Glocke ist dach, der Stiel länger wie die Glocke. Die langen Arme paarweis vereinigt, nur an ihrem Ende auseinander iretend und jeder mit vielen (bis 400) Tentakeln. Bis 70 um. gross. Diese grösste der bekannten Arten kommt längs der ganzen norwe- gischen Küste, im Kattegat und Sund (Sieenstrup) vor, ferner in Süd- und Nordgrönland, an der Ostküste von Nordamerika), den Faröer- und Shetlands-Inseln. Sars?) fand unter vielen Exemplaren von L. quadricornis eins, wel- ches am Rande zwischen den vier Armen eine Randpapille wie ih L. auricula trug: ich wage nicht zu entscheiden, ob dies vielleicht auf eine neue Art hindeutet. 2. Lncernaria auricula. ‚Holothuria lagenam referens tentaculis octonis fasciculatis. 0. F. Müller Zoologiae danicae Prodromus. Havniae 4776. 8. p. 23%. Nr. 2842. 1) Nach W. Stimpson Synopsis of the marine Invertebrata of Grand Manan (Bay of Fundy) p. 8. in Smithsenian Contributions to a Vol. VI. Washington ABSh.nh. 2) Bidrag a.a.©. p. 15. Tab. 4. Fig. ii 8 22 Lucernaria auricula Otho Fabricius Fauna groenlandica. Havniae et Lipsiae 4780. 8. p. 341. 342. Nr. 332. Lucernaria auricula J. F. Gmelin in Linne Systema naturae. ed. XIM. Tom. I. Pars VI. Lipsiae 4788. p. 3451. 3452. Lucernaria auricuia Sars Bidrag til Södyrenes Naturhistorie. 1829. p. 34—43, Tab. 4. Fig. 1—13. Lucernaria auricula Sieenstrup in Videnskabige Meddeleiser for Aaret 4859. K jöben- havn 4860. p. 108. Lucernaria auricula Sars Forhandl. i Videnskabs Selskabet i Christiania. Aar 4860. Christiania 1864. 8. p. 445. Glocke tief trichterförmig, fast cylindrisch, mit acht kleinen gleich- weit von einander abstehenden Armen, zwischen denen sich die acht sehr kleinen Randpapillen befinden. Stiel eben so lang oder etwas länger als die Glocke. Bis 40 mm. lang. Diese Art ist bis in die neueste Zeit mit andern verwechselt; La- marck, Blaimville, Sars stellen sie zu der L. quadricornis, während sie J. Rathke, Montagu,, Johnston, Milne-Edwards mit der L. octoradiata zu- sammen werfen. Nach den Manuscripten von Otho Fabricius Zoologiske Samlinger el- ler Dyrbeskrivelser, welche sich mit den zugehörigen Federzeichnungen in der Königlichen Biblioihek in Kopenhagen finden, erkannte Sieenstrup (a. a. 0.) die Selbständigkeit dieser Art, wonach schon nach der Be- schreibung von Fabricius (a. a. O.) kein Zweifel sein konnte. Denn was allein schon die Form betrifft, so meldet dieser treffliche Beobachter a. a. -0.p. 342: ‚‚Figura lagenae obversae non absimilis est; si autem pars amplior dilatatur, ientaculis suis fforem primulae auriculae potius refert‘‘, und weiter: ‚‚Corpus margine cincto tuberculis octonis granula- tis per paria basi juncta dispersis. Inter singulum par margo vix incisus est pistillifer; quod pistillum tamen in omnibus non vidi, sine dubio igi- tur retractile‘‘. Bald darauf bemerkte Sars a. a. O., dass die von ihm auf den Lo- foten gefundene ‚‚abweichende Form')‘‘ zu der L. auricula gehörte und ganz mit Exemplaren von Grönland stimmte, sodass an der Selbständig- keit dieser Art kein Zweifel mehr sein kann. 3. Lucernaria octoradiata. Taf. I. Fig. A. Lucernaria auricula J. Rathke in ©. F. Müller Zoologia danica. Vol. IV. Havniae 1806. . fel. p. 35—37. Tab. 452. Nach einem Exemplar von Vardöe. Lucernaria auricula Montagu Description of several marineanimals found at the South Coast of Devonshire in Transact. Linnean Society. Vol. IX. London 4808. 4. p- 443. (nicht Tafel, nur Text.) 4) Beretning om en i Sommeren 4850 foretagen zoologisk Reise i Lofoten og Fin- marken in Nyt Magazin for Naturvidenskaberne. Bind VI. Christiania 1854.'8. p. 145. | | | | ‘» 20 > Lucernaria octoradiata Lamarck Hist. nat. des Animaux sans vertöbres. II. Paris 1846. p. 474. Lucernaria auricula Sars Bidrag til Södyrenes Naturhistorie. Bergen 1829. 8. p. 34. "Tab. 4. Fig. 1—43, Lucernaria auricula Johnsion History of British Zoophytes.: Edinburgh 4838. p. 229— 34. Fig. 35 und 36. Lucernaria auricula Johnston History of British Zoopbytes. 2. ed. I. London 4847. p. 252. Fig. 57. Lucernaria auricula Milne-Edwards Hist. nat. des Coralliaires. Ill. Paris 1860. p. 458. 459. Lucernaria octoradiata Steenstrup in Videnskab. Meddelelser. Aar 1859. Kjöbenbavn 4860. 8. p. 408. 109. Lucernaria octoradiata Sars Forbandl. i Videnskabs-Selskabet i Christiania. Aar 1860. Christiania 4861. 8. p. 145. 146, Glocke ziemlich flach trichterförmig, mit acht gleichweit von einan- der abstehenden kurzen Armen. Zwischen den Armen am Rande die acht grossen Randpapillen. Stiel etwa so lang wie die Glocke hoch. Bis 30 mn. lang. Diese Art ist bis jetzt gewöhnlich mit L. aurieula Fabr. zusammen- gestellt, denn obwohl Lamarck, der diese Art benannte, die L. auricula Fahr. zur L. quadricornis Müli. rechnete, betrachteten die Späteren seine L. octoradiata als ein Synonym von L. auricula Fabr. Erst Steensirup (a. a. ©.) lichtete diese grosse Verwirrung. | Diese Art findet sich an der ganzen Küste Norwegens, Englands, der französischen Küste von la Manche, wo ich sie sehr häufig auf Zostera fand, an der Küste Hollands (Maitland'), und nach Sleenstr up an der Küste von non und den Farör-Inseln. 4, Lacernaria campanulata. Taf. 1. Fig. 4 Lucernaria auricula Monlagu Description of several marine Animals found at Ihe South Goast of Devonshire, in Transact. Linnean Soc. IX. London 4898. Pl. VIE Fig. 5. (Nur die Abbildung, nicht der Text.) Lucernaria campanulata Zamouroux M&moire sur la Lucernaire I IRNOM ın Me- . moires du Museum d’histoire naturelle. Il. Paris 1845.:4. p. 460-473. Pl. XVI. Lucernaria octoradiata Lamarck Histoire naturelle des Animaux sans vertebres. II. Paris 4846. p. 474. Lucernaria convolvulus Johnston Loudon’s Magazine of Natural History. Vol. VIiL. London 4835, p. 59-61. c. fig. Lucernaria campanulala Johnston History of beit! Zoophytes. Edinburgh 4838 p. 231. 232. Fig. 37. Lucernaria campanulata Johnston AUrEHEy of ie Zeophytes. 2. ed. I. London 4847. “pP. 248, Fig. 56. ie Lucernaria auricula Milne-Edicards im Atlas der grossen Ausgabe von Cuvier‘ s Regne ‚animal. Zoophytes Pl. 63. Fig. 4%, Paris 4849. 4) Descript animal. Belgii ET N Leyden 4854. 8. p. 59. 60. 24 Lucernaria inauriculata R. Owen On Lucernaria inauriculata, in Reports of the Brit. Assoc. XIX held at Birmingham 4849. London 1850. Transact. of. the Sect. p. 78..79. Lucernaria Jules Haime in Milne-Edwards Hist. natur. er Coralliaires. Atlas, Paris 41857: 8--Pl.:A, 6. t Lucernaria campanulata Milme-Edwards Hist. er des Coreiahreii Ill. Paris 48690. p- 453. Glocke ziemlich tief trichterförmig mit acht gleich weit von einander abstehenden langen Armen. Stiel kaum so lang wie die Glocke hoch und ohne Muskeln in seinem Innern. Bis 45 mm. lang. Diese Art, obwohl schon von Zamouroux genau beschrieben, ist sehr vielfach mit der L. octoradiata verwechselt. Moniagu beschreibt in seiner Abhandlung die L. octoradiata, bildet aber als zugehörig ein monströses (siebenarmiges) Exemplar der L.campanulata ab. Diese Art scheint auf die Küsten des Canals und von Süd-England beschränkt. Ich fand sie häufig bei St. Vaast mit L. oetoradiata, aber viel seliner wie diese, an Zostera. 5. Lucernaria cyathiformis. Lucernaria eyathiformis Sars Fauna littoralis Norvegiae. 4. Heft. Christiania 4846, p- 26. 27. Tab. 3. Fig. 8—43, | Depastrum cyathiforme P. H. Gosse Synopsis of the british Actiniae, in Ann. and Mag. of Natural history [3]. I. 4858. p. 449. (Bezieht sich auf die folgende Art.) | Carduella cyathiformis Allman On the Structure of Lucernariadae, in Report 29, meet, of the Brit. Association etc. held at Aberdeen 4859. London 4860. p. 143. 444, Carduella eyathiformis Allman On the structure ofCarduella cyathiformis, in Transact. Microscop. Society. [N. S.] VIII. London 4860. p. 425—128, Pi. Calicinaria cyathiformis Milne-Edwards Histoire naturelle des Coralliaires. III. Parıs 1860. p. 459. 460. Depastrum cyathiforme P. H. Gosse On the Lucernaria cyathiformis of Sars, in Ann. and Mag. of Natural bistory. [3:] V. 4860. p. 480. 481. co. fig. Carduella eyatbiformis Allman Note on Carduella I in Ann. and’ Mag. of Nat. history. [3.] VI. 4860. p. 4042. Lucernaria cyathiformis Sars in Forhandl. i Videnskabs-Selskabet i Christiania. Aar 1860. Christianta 1864. p. 446—147. Glocke becherförmig mit erweitertem Rand. Rand kreisförmig, nicht in acht Arme getheilt, ganz, aber mit acht gleich weit von einander ab- stehenden Haufen von Tentakeln besetzt. Stiel so lang wie die Glocke hoch, . Geschlechtsorgane paarweise ‚zusammenliegend, den. Rand der Scheibe nicht erreichend. Bis 15 mm. lang. Aus dieser an der norwegischen und englischen Küste vorkommen- den, von Sars entdeckten Art hat Gosse die Gattung Depastrum, Allman die Gattung Garduella, Milne-Edwards die Gattung Calieinaria bilden wollen, wir lassen sie hier wie Sars bei Lucernaria, da wir einen we- sentlichen Unterschied von den übrigen Arten dieser Gattung in ‚den 25 vorhandenen Beschreibungen nicht finden können. Die folgende Art ist mit dieser sehr nahe verwandt. [ Ye EIER 6. Lucernaria stellifrons. Depastrum cyathiforme P. H. Gosse Synopsis of the British Actiniae, in Ann. and Mag. of Nat. History. [3.] I, 4858. p. 449. Depastrum stellilrons P. H. Gosse On the Lucernaria cyathiformis of Sars, in Ann.and Mag. of Nat. History. [3.] V. 4860. p. 480. 484, c. fig. Depastrum stellifrons Allman Note on Carduella cyathiformis, in Ann. and Mag. of Nat. History. [3.] VI. 1860, p. 40—42. Glocke becherförmig, oben unter der Mündung eingescehnürt. Rand achteckig; Arme fehlen, aber die Tentake!n stehen. in acht gleich weit von einander abstehenden Haufen, zwischen den Ecken des Randes; Ge- schlechtsorgane bis zum Rande. Siiel so lang wie die Glocke. Einige mm. lang. Diese Art fand Gosse an der englischen Küste, verwechselte sie aber mit der Luc. cyathiformis und bildete daraus seine Gattung Depasirum. Bald darauf trennte er davon die L. cyathiformis und nannte seine neue Art Depast. stellifrons und Allman hält die letztere für so verschieden, dass er aus ihr die Gattung Depastrum bilden will, im Gegensatz zur Carduella, für welche die En eyathiformis der Typus sein soll. | Anmerkung. Ich erwähne hier, dass Reay Greene‘) die drei Ar- ten von Lucernaria, L. quadricornis, octoradiata und campanulata in eine Art, die er Luc. typica nennt, zusammenziehen will, indem er eine Ueber- gangsform gefunden zu haben angiebt, welche diese drei Arten mit ein- ander verbände. Es scheint mir, wie Leuckart”), nicht unwahrschein- lich, dass diese Uebergangsform die L. auricula Fabr. ist, weiche sich leicht und wesentlich von den andern Arten unterscheidet, an deren Selbständigkeit, wie es auch Leuckart und Percival Wright?) im Gegen - satz zu Greene annehmen, meiner Ansicht nach kein Zweifel sein kann. Anmerkung 2. Otho Fabricius*) beschreibt unter dem Namen Lu- cernaria phrygia ein Thier, das nach der Beschreibung mit Lucernaria wenig Aehnlichkeit hat und von dem er selbst a. a. O. p. 343 sagt: ‚‚De hujus genere etiamnum dubitans, pro tempore lucernariis associavi, in ums tamen hydris affinem ,‘“ welches aber dennoch in vielen Schriften 4) On the Genus Lucernaria, in Natural History Review. Vol, V. London 1858. Proceed. of Societies. p. 131-—134. 2) In seinem Jahresbericht über die Naturgeschichte der niederen Thiere für 1859, im Archiv für eegnighie. 4860. II. p. 204. 205. (Auch separat Berlin 4864. 8. p. 402. 103.) ı 3) In einer Bemerkung zu MEN NN a.2.0,p. 134. 4) Fauna groenlandica, Hafniae et Lipsiae 1780. 8. p 343. 844. Nr. 333. 26 als eine Lucernaria angeführt wird. Blainville') allerdings bemerkt, dass es zu Lucernaria nicht gehören könne, fügt aber hinzu, dass es auch gar nicht zum Typus seiner Aclinozoen zu rechnen sei und bildet daraus eine neue Gatiung Candelabrum, die er zu den Sipunkeln stellt. Sieenstrup, der, wie wir angeführt haben, aus den Manuseripten 0. Fabricius’ zuerst dessen Lucernaria auricula wiedererkannte, weist auch endlich der Lucernaria phrygia ihren richtigen Platz an. Sie ist in jenen Manuscripten des Fabrieius Band Ill, p. 68—70, welche sich in der Kö- niglichen Bibliothek zu Kopenhagen befinden, genau beschrieben und ist nach Steenstrup?) eine Colonie von Hydroidpolypen, die der Gattung Acaulis Simpson?) am meisten ähnlich sieht. U. Veber einige Quallen. Taf. II. Fig. 1—14. Die pelagische Fischerei an der Küste von St. Vaast lieferte üher- haupt und besonders an Quallen eine nur geringe Ausbeute, von den höheren, acraspeden, Medusen ist mir gar keine zu Gesicht gekommen und auch von den niederen, eraspedoten, wurden nur wenige gefangen ; einige davon erschienen mir aber neu und von bemerkenswerthem Bau, so dass ich sie kurz beschreibe. / 1, Oceania polyeirrha sp. n. Taf. IH. Fig. 41. 42. 43. Dies ist eine der häufigeren Quallen von St. Vaast und durch ihren röthlichen Magen und die zarten, meistens aufrecht getragenen Tentakeln erkannte man sie leicht im pelagischen Auftrieb. Die Glocke ist hoch und cylindrisch und trägt im Innern den dicken kolbigen Magen, der sie oben fast ausfüllt und unten fast bis zum Velum herabreicht. Oben ist die Magenwand sehr dick und besteht aus grossen klaren Zellen, die den Anblick eines Maschenwerks bieten, nach unten verschmälert sich der Magen allmählich und endet endlich mit einem vier- lappigen Mund, dessen Saum mit knopfförmig hervorstehenden Haufen von Nesselkapseln besetzt ist. Der untere, dünnwandigere Theil des: Ma- 4) Article Zoophytes im Dictionn. des Sciences naturelles. Tora. 60. Paris 1830, p. 384. AR j L | 2) in Videnskabige Meddelelser for Aaret 1859. Kjöbenhavn 1860. a.a.O. p. 109. 3) Synopsis of ihe marine Invertebrata ofGrand Manan (Bay of Fundy). p. 10.41. Pl. I. Fig 4., in Smithsonian Gontributions to Knowledge. Vol. VI. Washington 4854. 4. 27 gens ist dunkelroth gefärbt und enthält entsprechend den vier Mundlap- pen in vier Reihen die Geschlechtsproducte. Aus dem Grunde des Magens entspringen vier Radiärcanäle, die sich am Glockenrande in den Ringeanai einsenken, an welchem die 48 zarten . Tentakeln befestigt sind. Diese entspringen mit einer kelbigen oder zun- genförmigen Basis, deren Mitte röthlich pigmentirt ist und oben einen schön rothen Ocellus trägt, von dem ich es nicht habe ausmachen kön- nen, ob er eine Linse enthält oder nicht. Von dieser Basis erhebt sich der . zarte Tentakel, der von regelmässig fächrigem Bau ist und in jeder zelli- gen Atunbilune eine in der Läng gsrichtung stehende Muskelzelle enthält. Die kolbenförmige Basis enthält in ihrer dicken Wand ebenso wie der Tentakel zahlreiche ovale Nesselkapseln und ihr Lumen ist durch ein maschiges Zellenwerk ausgefüllt. Die Tentakeln werden gewöhnlich wie bei Lizzia aufrecht getra- gen, sodass sie wie Haare um die Glocke herumstehen, und ihre Enden sind häufig spiralig aufgerollt. Die kolbenförmige Basis scheint stets auf- recht zu stehen und nur in dieser Stellung sieht. ihr Ocellus nach aussen, der sich also eigentlich an der Innenseite des Tentakels befindet. Diese niedliche Meduse war 2 bis A mm. hoch und ich beobachtete sowohl] reife Weibchen wie Männchen. / 2. Sarsia clavata sp. n. Taf. II. Fig. 4. 2. Diese Sarsia entwickelt an ihrem Magenstiel zahlreiche Knospen, wie die von Ed. Forbes‘) beschriebene S. gemmifera, unterscheidet sich von dieser aber leicht durch ihre langen Tentakeln und den langen Magen- stiel, der die Glocke weit überragt und an seinem Ende weit ausser Halb ‘ der Gioekb den kolbigen Magen trägt. | Die Glocke hat last die Form einer Halbkugel, ist dünnwandig und trägt nur ein schmales Velum. Den vier Radiärcanälen gegenüber ent- springen am Rande die vier langen dünnen Tentakeln, mit einer ange- schwollenen Basis. Diese Basis ist bräunlich pigmentirt und trägt an ihrem Ende auf der Aussenseite einen carmoisinrothen Ocellus, ohne Linse. Die Teniakeln sind von unregelmässig fächrigem Bau und tragen ovale Nesselkapseln in regelmässig von einander absiehenden und kno- tenartig hervorsiehenden Haufen; ihr Ende ist kugelig angeschwollen und ganz mit Nesselkapseln gefüllt. | Von dem Grunde der Glocke, wo sich oft in der Gallertmasse, als ‚eine embryonale Bildung, ein kleiner Sinus befindet, entspringt der cy- lindrische, einfach röhrige Magenstiel, der gewöhnlich doppelt so lang, wie die Glocke hoch ist; an seinem Ende sitzt der kolbig erweiterte Magen, 4) A Monograph of the British naked-eyed Medusae, with figures of all the spe- ‚eies. London 4848, printed for the Ray Society. p. 57. 58. Pl. Vil. Fig. 2. 28 der.je nach seinem Gontractionszuständ verschiedene Gestalten von Ku- gelform bis zur CGylinderform annehmen kann. Die Mundöffnung ist ein- fach rund, nicht mit Lappen besetzt; ihr Saum mit ovalen Nesselkapseln gefüllt. Einige Male schien es, als ob sich in der Wand des Magens Ge- schlechtsproduete bildeten, doch waren diese steis so unausgebildet, ‚dass man sie nicht mit Sicherheit erkennen konnte. An dem eylindrischen Magenstiel' entwickelten sich bei allen Exem- plaren, die ich sah, durch Knospung junge Quallen und wenn diese recht entwickelt waren, überragte der Magen die Glocke um ihre dreifache Höhe und die Glocke konnte nur 'mühselig diese unverhältnissmässige Magenmasse fortbewegen. Ich habe nie mehr wie drei Knospen’ am Ma- genstiel gesehen, von denen die oberste die ausgebildetste war und schon vier Tentakeln mit Öcelien trug. Die Entwicklung der Knospen ging auf ganz typische Weise‘) aus den zwei Bildungshäuten der Wand des Ma- genstiels vor sich. Die Glocke hatie 1,2—2,0 mm. Durchmesser, der Magen mit seinem Stiel war 3—4 mm. lang. Nicht selten bei St. Vaast. / 3. Eucope gemmigera sp.n. Taf. II. Fig. 9. 10. Die 2,5 mm. grosse Glocke hat Paukenform, vier Radiärcanäle, 16 Tentakeln und 16 Randbläschen. Von ihrem Grunde hängt der kurze flaschenförmige Magen herab mit vierlappigem Munde. In der Mitte der Radiärcanäle sitzen als ovale Aussackungen die Geschlechtsorgane, von denen gewöhnlich nur drei entwickelt waren, während das vierte nur eine rudimentäre Bildung hatte; sehr schön konnte man in solchem Ova- rium sehen, wie schon das kleinste Ei eine völlige Zelle ist. Die Tenta- keln entspringen mit einer bulbusartigen Anschwellung, sind nicht viel länger als die Glocke im Durchmesser und sind einfache Röhren; in ihrer Wand liegen zahlreiche ovale Nesselkapseln. Die 46 Randbläschen, die stets in der Mitte zwischen zwei Tentakeln stehen, baben den gewöhn- lichen Bau in der Gattung Eucope; ihr Otolith ist gelblich, von Fettglanz. Diese Qualle, deren grösste Exemplare 3 mm.. im Durchmesser massen, ist sehr häufig bei St. Vaast und ich habe sie in sehr verschie- denen Entwicklungszuständen beobachtet: so mit 8 ganz kurzen Tenta- keln, mit 8 langen Tentakeln, mit 8 langen und dazwischen 8 kurzen Tentakeln, bis endlich alle 16 Tentakel gleiche Länge erreicht hatten und zwischen je zwei sich ein Randbläschen befand. | Bei einer vollständig ausgebildeten Qualle dieser Art, mit reifen Ovarien, befand sich im Grunde der Glocke, ich habe nicht genau notirt, 1) Siehe Keferstein und Ehlers Zoologische Beiträge. Leipzig 4861. 4. p. 5w. 44. Taf. I. Fig. 1—5 und Fig. 24. 25. 29 ‚an welcher Stelle, ob am Magen oder den Radiärcanälen, eine bräunliche, mit langen Cilien besetzte Quallenknospe, die sich auf ganz regelmässige Weise aus den beiden Bildungshäuten des Mutterthiers bildete. Mit keiner bisher beschriebenen Eucope ist diese Art zu verwechseln. 4. Siphonorhyncehus') insignis gen. et sp. n. Taf. II. Fig. 38. Diese neue Art, die zugleich eine neue Gattung bilden muss, hat im Ganzen das a einer Sarsia, durch ihre vier Radiärcanäle, vier "Tentakeln und den langen EEE der in seiner Wand die Geschlechts- producte bildet; sie unterscheidet sich aber generisch leicht von dieser Galtung dadurch, dass sie Randbläschen, keine Ocellen, besitzt und be- sonders durch den Bau des Maägenstiels, der wie bei Geryonia eine zapfenartige Verlängerung der Gallertmasse der Glocke ist, an der die vier Radiärcanäle herablaufen und sich erst am Ende. dieses Zapfens in den Magen einsenken. Die Charaktere der Gattung Siphonorhynchus würden sein: Magen auf einer zapfenartigen Verlängerung der Gallertsubstanz, an der die Ra- diärcanäle zum Magen herablaufen ; Randbläschen; Geschlechtsproducte in der Wand des Magenstiels. — Die beiden ersten Kennzeichen unter- scheiden die Gattung leicht von Sarsia, das dritte dagegen von der gan- "zen Familie der Geryonida, bei der die Geschlechtsproducte in Aussackun- gen der Radiärcanäle sich bilden und -diese Gattung legt den Grund zur Aufstellung einer neuen Familie der craspedoten Quallen Die Radiäreanäle biegen im Grunde der halbkugeligen Glocke plötz- ‚lieh nach unten um und senken sich in den Magenstiel ein, in welchem man sie nur gut verfolgen kann, wenn die Geschlechtsproducie in seiner Wand nicht ausgebildet sind. Man sieht sie dann, durch die Cilien in ihrem Innern leicht kenntlich , recht regelmässig © dem Gallerizapfen des Magenstiels herablaufen und sich an dessen Ende in den Magen öff- nen. Aussen auf dem Magenstiel laufen vier Streifen von ovalen, 0,015 —0,018 mm. grossen Nesselkapseln entlang. — Der Magen ist daskhen- förmig, mit dünnem Halse und in vier lange Lappen getheiltem Munde, dessen Saum mit ovalen Nesselkapseln besetzt ist. Die vier Tentakel sind einfach röhrig und etwa doppelt so lang, wie der Durchmesser der Glocke. — Am Rande des Ringgefässes sitzen die ‚acht Randbläschen, von denen je zwei regelmässig in dem Zwischenraum zwischen zwei Tentakeln sieben. Es sind das einfache, wenig vorragende Aushöhlungen i in der äusseren Wand des Ringgefässes, die in ihrem In- nern einige rundliche, glänzende Otolithen , aus organischer Substanz, enthalien. Bisweilen fanden sich auch nur vier Randbläschen. "Der ganze Unifang des Ringgelässes ist besetzt mit kleinen tentakel- 1) ofgpm» Röhre, öUyxos Rüssel, den acraspeden Medusen die Geschlechtsorgane in Einsenkungen (Ge- 4824. P. 377 440. Tab. 34. 30 artigen Zoiten, die ebenso wie die vier grossen Tentakeln eine Fort- setzung des Ringgefässes enthalten und sehr verschieden in ihrer Grösse und Ausbildung sind; die grössten sind meistens spiralig aufgerollt. Ausser diesen kleinen Tentakelzotten sitzen am Ringgefäss, in ziemlich regelmässiger Vertheilung, stumpfe kurze Verdickungen seiner äusseren Haut. Die Geschlechtsproducte bilden sich in der äusseren Wand des Ma- genstiels und man kann hier deutlich sehen, dass ihre Entwicklung in der äusseren Bildungshaut vor sich geht. Die Samenfäden sind steckna- delförmig, mit 0,0037 mm. grossem kugeligen Kopfe und von den Eiern zeigte sich schon das kleinste als eine vollkommene Zelle. Die grössten Exemplare dieser bei St. Vaast nicht seltenen Qualle hatten eine Glocke von 7 mm. Durchmesser; der Magen mit seinem Stiel war dann 40 bis 14 mm. lang. 9. Geschlechtsorgane von Rhizostoma Cuvierii Lam. Taf. Il. Fig. 44, Indem ich, wie schon angeführt, in St. Vaast keine der höheren Quallen zu Gesicht bekam, benutzte ich einen kurzen Aufenthalt in Ost- ende, uin die dort so häufige Rhizostoma Cuvierii, die bei jeder Ebbe in zahlreichen Exemplaren auf dem sandigen Strande liegen bleibt, zu un- tersuchen. Wenn auch die Uebereinstimmung im Bau zwischen den höberen und niederen (craspedoten) Quallen in vielen wesentlichen Puneten hin- veichend dargethan ist, so schienen mir die Geschlechtstheile der höhe- ren Quallen nach den vorhandenen Beschreibungen ') von denen der nie- deren, wo sie entweder in der Wand des Magens oder des Gastrovaseu- larsystems liegen, in vieler Beziehung abzuweichen. Ich habe desshalb die Rhizostoma in dieser Hinsicht untersucht, während mir zur mikro- skopischen Beobachtung ihres Gallertgewebes, die ich ebenfalls anzustel- len sehr wünschte, leider keine Musse blieb. | Was die Geschlechtsorgane betrifft, so zeigten sie sich ebenso in der Wand des Magens, wie es z. B. von der Familie der Oceaniden bekannt ist, und der wesentliche Unterschied liegt nur darin, dass bei Rhizostoma zwischen den vier Geschlechtsorganen die Magenwand durch Gallert- masse verdickt ist, während bei den eraspedoten Medusen diese Masse in der Magenwand stets fast ganz zurücktritt. Daher kommt es, dass bei schlechtshöhlen,, Athemhöhlen) liegen, während sie bei den Oceaniden häufig im Gegensatz Wülste auf der Magenwand bilden. q 1) Siehe u. A. F. W. Eysenhardi Zur Anatomie und Naturgeschichte der Quallen. I. Von dem Rhizostoma Guvierii Lam. Nov. Act. Ac. Leop. Carol. Tom. X. Bonnae 31 Man sieht die Verhältnisse sehr klar, wenn man bei Rhizostoma einen Querschnitt durch die Magenwand in der Höhe der Geschlechts- höhlen macht (Taf. II, Fig, 1%), hier sind vier Arme von Gallertmasse g durchschnitten und zwischen diesen vier faltige Häute A, die Wand der Geschlechtshöhlen. Man bemerkt an den Gallertar'men sofort, dass sie aussen von der äusseren Bildungshaut a, innen von der inneren Bildungs- haut ; überzogen sind, die beide in dem häutigen Theil A} unmitielbar an- einander liegen und dort, wie es scheint, in Verdickungen und Anhängen der äusseren Bildungshaut a, die Geschlechtsproducie entwickeln. Soist also auch der Bau der Geschlechtsorgane der acraspeden Me- dusen auf den weniger complieirten der craspedoten Medusen zurück- geführt und gezeigt, dass auf ganz typische Weise die Geschlechtsproducte hierin die Magenwand, wie bei Rhizostoma, oder etwas höher hinauf in die Wand des Anfangs des Gastrovascularsystems, wie es auch vorzu- kommen scheint, eingelagert sind, und es verwischen sich se die Unter- schiede immer mehr, durch die man früher diese beiden Gruppen von Quallen von einander irennte. 11. Üeber Xanthiepus, eine nene Gattung fussloser Actinien. Taf. II. Fig. 15—22. In den feinen Spalten des gneissartigen Granits fand ich am tiefen \Ebbestrande von St. Vaast la Hougue einige Male eine merkwürdige fuss- lose Actinie (Taf. II, Fig. 15), meistens mit kleinen Exemplaren der durch ‚Quatrefages’ Untersuchungen so bekannten Synapta Duvernaea zusam- men. Es waren dies etwa 40 mm. lange, 8 mm. breite cylindrische Kör- per von einem schleimartigen Ansehen, so dass die Eingeweide wie durch einen dichten Schleier eh, das eine Ende trug einen Kranz von Tentakeln, das andere endete abgerundet. Beim !leraus- nehmen aus der Steinspalte, wobei das Thier sich sehr zusanımenzuog, bemerkte ınan sofort, dass es dem Stein wie eine Klette oder wie ange- klebt anhaftete, und nachdem ich das Thier in ein Glasschälchen mit Wasser gethan und es sich wieder völlig ausgedehnt hatte, zeigte es sich, dass es mit unzähligen kleinen Höckerchen dem Glase anhafliete. Im er- sten Augenblick hielt ich das Thier für eine Holothurien-Art, die mit ihren Füsschen sich festhielt. ; Bei der Untersuchung fand sich aber bald, dass diese scheinbaren Füsschen nur Verlängerungen der äusseren Haut waren und dass das Fhier die Organisation der Polypen, Actinien, hatte. Ich hielt diese fuss- ose Actinie fir eine Edwardsia und nn wenig Zeit auf ihre Un- 32 tersuchung, da über diese Gattung schon eine ausführliche Arbeit ihres Entdeckers Quairefages ') vorlag. Als ich nach der Rückkehr die Literatur vergleichen konnte, ergab sich, dass bei keiner der bisher von zahlreichen Forschern , wie Quatre- N Forbes, Gosse, Lütken u. s. w., beschriebenen Arten von Edward- sia jene Füsschen ähnliche Höcker der Haut vorkommen, die bei meinem Thier sofort in die Augen fallen und dass dieses dedshalb wahrscheinlich eine neue Gattung diekeb freien Actinien, welche ich mir Xanthiopus zu nennen erlaube, bilden wird. | Die Gattung, Xantbiopus gehört mit Tluanthus Forbes, Edwardsia Quatrefages, Sphenopus Steenstrup, Peachia Gosse zu jenen merkwürdi- gen fusslosen Actinien, die Milne-Edwards?) als vierte Section Actinines pivotantes seiner Unterfamilie Actininae zusammenfasst. Sie gleicht am | meisten der Edwardsia und zeigt namentlich wie diese im ausgesireckten Zustande drei Körperabschnitte, von denen der mittelste der längste ist und die am wenigsten durchscheinende Haut hat, durch welche die oran- gengelben Geschlechtstheile wie Längsstränge nur matt durchschimmern, von denen der vordere und hintere sehr durchscheinend sind, der hintere sich stark ausdehnen kann und dann wie eine mit klarer Flüs- sigkeit gefüllte dünnhäutige Blase aussieht. Entsprechend den zwölf Ten- takeln laufen auf dem Körper zwölf Streifen entlang, die in der vorderen Abtheilung am deutlichsten sind, über den durchschimmernden Ge- schlechistheilen fast verschwinden und in der hinteren Abiheilung von feinen, nach dem Hinterende zu zusammenlaufenden Linien ersetzt wer- den. Diese Streifen werden die Septa der Körperhöhle andeuten, welche in der hinteren Abtheilung fast ganz geschwunden sind, so dass diese wie ein blasenartiger Anhang am Körper erscheint. Das Vorderende ist gerade ahgestutzt und von einem Kranz von zwölf hohlen und zugespitzten Tentakeln umstellt. In der Mitte der Scheibe, an deren Rand die Tentakeln ansitzen, befindet sich der Mund, der wie bei allen Actinien nicht rund ist, sondern durch seine ovale Form eine Annäherung an den bilateralen Typus bei diesen Radiaten andentet (Taf. I, Fig. 16). Hier kann man die Form des Mundes am besten mit einer 8 vergleichen, indem in der Mitte der langen Seite des ep sich jederseits ein Vorsprung befindet. ra Nach der Ausbildung der Tentakeln muss ich die von mir gefunde- nen wenig. zahlreichen Exemplare vorläufig wenigstens in zwei Arten sondern. Bei der ersten, von der ich nur ein eiwa 40 mm. langes Exem- plar erhielt, Xanthiopus bilateralis (Taf. H, Fig. 22), sind die 12 Tenta- | keln nicht gleich gebildet, sondern die bad welche in ‚der Richtung. \ 4) Memoire sur les Edwardsies (Edwardsia Nob.), nouveau genre de la famille des Aclinies. Ann. des Scienc. nat. [2.] XVIH. Zoologie. Paris 1842. p. 65—109. Pl. 1 eb 2. i 2) Histoire naturelle des Coralliaires. I. Paris 4857. 8. p. 283. MT ee ee 33 der langen Seiten des Mundovals stehen, sind ungefärbt und sind am Rande der Mundscheibe nicht abgesetzt, sondern verlaufen ganz allmäh- lich bis zur schmalen Seite der Mundöffnung. Die übrigen zehn Tentakeln dagegen , die den breiten Seiten des Mundes entsprechen , sind mit zwei gelben Querbinden und an der Basis meistens jederseits mit einem gelben ‚ Fleck versehen, zeigen sich dort auch mit einem rundlichen Vorsprung deutlich abgesetzt, obwohl sie auch wie ein niedriger dreieckiger Höcker sich bis zur Mundöffnung fortsetzen. Bei der zweiten bis 20 mm. langen Art, von der ich mehrere Exem- plare fand, Xanthiopus vittatus (Taf. IL, Fig. 15), sind alle Tentakeln gleich gebildet, also der bilaterale Typus nicht so hervortretend,, sind ' stumpfer als bei der ersten Art und zeigen vier gelbe Querbinden. Auf der Mundscheibe ziehen keine radialen Wülste von den Tentakelansätzen zum Munde und dieser ist von einem etwas erhobenen gelben Ring um- geben. Die äussere Haut (Taf. I, Fig. 19), welche also diese Gattung be- sonders auszeichnet, besteht aus einem maschigen contractilen ‚Gewebe, das fast so aussieht, wie das maschige Gewebe des Herzbeutelorgans der Pteropoden, und zeigt an den faserigen Balken zahlreiche längliche Kerne. Diese maschige Haut bildet, wenn das Thier contrahirt ist, eine dicke Lage über der Schicht von Ring- und Längsmuskeln und sie ist es, die sich in die fussartigen Fortsätze verlängern und sich damit sehr fesiheften kann. Wenn man einen solchen Fortsatz mit einer starken Lupe beirach- tete, so zeigie er sich meistens wie eine dreieckige dünne Platte, die mit ‚ihrer abgestumpften und in feine Fädchen zerrissenen Spitze sich festhielt und aus feinen Fasern zu bestehen schien, die wahrscheinlich die stark ausgezogenen Maschen bildeten. An der ganzen Oberfläche des Körpers konnten diese Haftfortsätze gebildet werden, am stärksten schienen sie aber im hinteren Theile zu sein und wenn das Thier ganz zusammengezogen aufrecht im Glase sass (Taf. Il, Fig. 17), so schickte es an seinem hinteren Theile unzählige solche . Fortsätze aus, die es wie Wurzeln befestigten. In der äusseren Haut lie- gen viele säbelförmige 0,008 mm. grosse Nesselkapseln. Vom Munde aus hängt der cylindrische Magen frei in die Körperhöhle hinein, wo er sich am Alane der Geschlechisstränge öffnet. Vorn ist er durch radiale Scheidewände has nach hinten aber werden diese immer schmäler und in der hinteren blasenartigen Abtheilung des Kör- ‚pers scheinen sie ganz zu fehlen. Aussen zeigt der Körper zwölf Längsstreilen, die den Scheidewän- | den entsprechen werden, und in der mittleren Abiheilung schimmern | zwölf. wulstartige orangengelbe Geschlechtsorgane durch, welche an den ‚freien Rändern der Scheidewände befestigt waren, sodass in dieser An- ‘ordnung unser Thier mehr den Octactinien, wie den Actinien gleicht. Alle Exemplare, welche ich darauf untersuchte, waren Männchen Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Bd. | 3 Ma ie een een 3% und die Geschlechtsorgane bildeten einen vielfach ausgesackten, Dick- darm-ähnlichen gelben Schlauch, an dem an einer Seite ein weisser Streifen als Ausführungsgang entlang lief. Die Zoospermien haben einen kegelförmigen, etwas gebogenen Kopf. (Taf. II, Fig. 21.) / _ Xanthiopust) gen. noy. Fusslose Actinie. Körper langgestreckt, cylindrisch in drei Abthei- lungen, von denen die mittlere am wenigsten durchscheinend ist, die hintere wie eine rundliche klare Blase erscheint. Die äussere Haut kann überall kleine fussartige Fortsätze bilden und sich damit anheften. In den feinen Spalten der Granitfelsen am tiefen Ebbestrande bei St. Vaast la Hougue. J Zanthiopus bilateralis sp. n. Taf. II. Fig. 22. Die beiden den schmalen Seiten des Mundes entsprechenden Ten- takeln sind anders gebildet und ohne Querbinden, wie die zehn übrigen, welche jeder zwei gelbe Querbinden trägt. Alle Tentakeln sind auf der Mundscheibe als dreieckige Wülste bis zur Mundöffnung fortgesetzt. Bis 40 mm. lang. / Xanthiopus vittatus sp. n. Taf. Il. Fig. 45. Alle zwölf Tentakeln sind gleich gebildet, auf der Mundscheibe nicht bis zum Munde fortlaufend und mit vier gelben Querbinden versehen. Mund in der Mitte eines kleinen kegelförmig erhobenen gelben Ringes. Bis 20 mm. lang. IV, Veber Rhabdomelgus?) ruber gen. et sp. n., eine neue Holothurie. Taf XI. Fig. 30. Diese bemerkenswerthe Holothurie fischte ich pelagisch bei St. Vaast. Wahrscheinlich war sie durch Sturm vorm Boden aufgehoben, denn Schwimmwerkzeuge bemerkte ich an ihr nicht. Das 10 mm. lange Thier hat einen schlauchförmigen Körper, in des- sen Haut überall carmoisinrothes Pigment in vielfach verzweigten Zelien abgelagert ist, so dass der Körper ganz roth erscheint und nur wenig die inneren Organe durchblicken lässt. Der ganzen Länge nach verlaufen 1) Eavgıov Klette, zrovs Fuss. 2) Öußdos Streif, woAyos Schlauch. 35 am Körper in regelmässiger Vertheilung fünf fast pigmentlose Streifen, in denen aber wie Di Synapta von Füsschen nichts zu entdecken ist. Vorn ist die Körperöffnung von zehn ziemlich langen, an den Seiten gelappten Tentakeln umgeben und in der Mitte zwischen denselben liegt der Mund; von diesem geht der cylindrische gelbliche Darm d aus, der im hinteren Theil einige Schlängelungen macht und im Hinterende in einem weiten After ausmündet. An der Basis der Tentakeln ist der Mund von einem Ringe a, der ‚aus dicht gedrängten rundlichen Concretionen von kohlensaurem Kalk besteht, einem Kalkringe, umgeben und an einer Seite liegen nicht weit von einander zwei kleine runde häutige Blasen 5b mit Kalkconcretionen, welche ich für Otolithenblasen halten möchte. Nahe diesen Blasen scheint mit dem Kalkring ein durchsichtiger, sich etwas neben dem Oesophagus entlang ersireckender Schlauch c, die Polische Blase, in Verbindung zu stehen. Nervensystem und Wassergefässsystem konnte ich nicht entdecken, wahrscheinlich wegen des vielen Pigments, das überall die Haut undurchsichtig machte. Fast durch zwei Drittel der Körperlänge liegt neben dem Darm ein Schlauch oo, der ganz mit grossen und kleinen Eiern gefüllt ist und den man desshalb für den Eierstock halten muss, obwohl ich einen Aus-- führungsgang nicht auffand. Leider habe ich von diesem merkwürdigen Thiere nur ein Exemplar erhalten und muss mich desshalb auf diese wenigen unvollständigen An- gaben beschränken. V. Beiträge zur Kenntniss der Gattung Phascolosoma F. 8. Leuck. Taf. III und IV. Die Gattung Phascolosoma erregte meine Aufmerksamkeit, nachdem ich mich, in Gemeinschaft mit meinem Freunde Dr. E. Ehlers, in Neapel mit der Anatomie der nächstverwandten Gattung Sipunculus beschäftier hatte!) und ich begann auf das Studium der Anatomie dieses Thiers einige Zeit zu eo eriat, als unser Museum durch die Güte des Herrn Dre sors Sieenstrup in Kopenhagen einen Zuwachs von Gephyreen erhielt, von denen Dr. Ehlers die zahlreichen Exemplare des Priapulus zum An! stand einer ausführlichen Arbeit”) wählte, während ich zwei Species von 1) Keferstein und Ehlers, Zoologische Beiträge, gesammelt im Winter 1859/60 in Neapel und Messina. Leipzig 1864. 4. II. Untersuchungen über ‚die Anatomie des Sipunculus nudus. p. 35—52. Taf. VI. VII. VII. 2) E. Ehlers, Ueber die Gattung Priapulus Lam. Ein Beitrag zur Kenntniss der ‚gephyreen. in der Zeitschr. f. wiss. Zoologie. XI. 4864. p. 205-—-252. Taf. XX. XXI. Auch als Dissert. med. Golting. erschienen. Leipzig 1861. 8. 3* 36 Phascolosoma aus Westindien, die zur Untersuchung sehr wohl erhalten schienen, besonders zur Versirichuing in der Anatomie mit Sipunculus, are Es zeigten sich jedoch bei der Untersuchung dieser Spi- ritusexemplare einige weiter unten näher anzugebende Schwierigkeiten und es musste mir desshalb sehr erwünscht sein, bei einem Aufenthalte in St. Vaast la Hougue an der Küste des Departements la Manche drei Arten der Gattung Phascolosoma lebend untersuchen zu können, welche über manche dieser Schwierigkeiten glücklich hinweghalfen. Zu der Ver- gleichung mit diesen Arten zog ich noch das Phasc. granulatum aus dem Miitelmeere, wozu ich das Material theilweise dem Herrn Professor Grube in Breslau verdanke, und das Phasc. laeve aus Sicilien, welches ich im hiesigen Museum vorfand, herbei. Die Gattung Phascolosoma ist zuerst von Fr. Sig. Leuckart') aufge- stellt?) und sie unterscheidet sich von der nächst verwandten Gattung Sipunculus dadurch, dass, während bei letzterer die äussere Haut längs- gerippt und durch regelmässige Ringfurchen wieder quergerippt ist und so einen netzförmigen Anblick gewährt, die Haut von Phascolosoma nicht netzförmig, sondern in dieser Hinsicht glatt erscheint, wenn sie auch sonst durch verschieden ausgebildete Papillen rauh sein kann. Dieser Unterschied im Ansehen der äusseren Haut hat seinen Grund in der Be- schaffenheit der subcutanen Muskulatur, denn bei Sipunculus besieht diese aus einer inneren Schicht von parallel laufenden und ganz von ein- ander gesonderten Strängen von Längsmuskelu und einer äusseren Schicht ebenso von einander gesonderter Stränge von Ringmuskeln, durch deren Kreuzung regelmässige rechtwinklige Maschen entstehen, welche die äussere Haut abformt, während bei Phascolosoma, wo diese beiden Muskelschichten allerdings auch existiren, in beiden aber die Muskelfa- sern nicht in regelmässigen Strängen zusammen gruppirt, sondern ziem- lich gleichmässig vertheilt sind. Zu diesem zuerst von Leuckart aufge- fassten Unterschied beider Gephyreengattungen kommt noch ein anderer, zuerst, wie es scheint, von Diesing angegebener, welcher sich in den den Mund umstelienden Tentakeln ausspricht: bei Sipunculus sind diese Ten- 4) Fr. Sig. Leuckart, Breves animalium quorundam maxima ex parle marinorum Descriptiones. Commentatio gratulatoria $. Th. Sömmering sacra. Heidelbergae 1828. 4. Hier heisst es p. 22. Phascolosoma nov. gen. Fig. 5. Corpore elongato, anfice tenuiore, terete postice saceuliformi,, in fine non aperto, laevigato vel granulato non annulato-reticulato; apertura oris orbiculari simplice. Anus ut in Sipunculo silus, vix conspicuus. 2) Jens Rathke in Jagltagelser henhörende til Indvoldeormenes og Blöddyrenes. | Naturhistorie /Skrivter af Naturhistorie-Selskabet. 5. Bind, 4. Hefte. Kiöbenhavn 1799. p. 424. 425. Tab. UL. Fig. 47... b.) beschreibt zuerst ein Phascolosoma aus der Nordsee, das in leeren Schneckenschaalen wohnt und an dem er sehr richtig die einfachen fadenförmigen Tentakeln bemerkt. Der Rüssel ist etwa doppelt so lang, als der Körper und man kann diese Art, welche J. Ruthke nicht zu Sipunculus stellen - mochte, da man damals dessen Tentakelkranz nicht kannte, mit H. Rathke und Die- sing zu Phasc. capitatum rechnen. ge 37 takeln nämlich am Rande verschiedenartig gelappt oder zerschnilten, während sie bei Phascolosoma ganzrandig sind, sonst jedoch entweder eylindrisch oder blattartig ausgebreitet sein können. Endlich ist noch ein Unterschied zwischen beiden Gattungen, den Joh. Müller!) hervorhob, zu erwähnen, der in der Ansatzstelle der Retractoren des Rüssels liegt, denn bei Sipunculus befindet sich diese stets weit vorn, bei Phascolosoma da- gegen mehr hinten und oft ganz im Hinterende; aber dieses Merkmal ist nicht durchgreifend und bei einigen Phascolosoma-Arten setzen sich die Retractoren in der vorderen Hälfte des Thiers an. Es sind im Laufe der Zeit eine ganze Anzahl von Arten unserer Gat- tung Phascolosoma beschrieben und von Diesing”?) sehr sorgfältig zusam- mengestellt, von denen mehrere jedoch kaum zu erkennen sein möchten, denn bei der im Allgemeinen so charakterlosen Form muss man auf meh- rere Feinheiten im äusseren Bau achten, ohne die man kaum erkennbare Beschreibungen liefern kann und auf die man erst neuerdings aufmerk- sam geworden ist. Zu diesen feineren Kennzeichen gehören in erster Linie die Ringe von kleinen Häkchen, welche bei einigen Arten am Vor- dertheile des Rüssels stehen und auf welche zuerst von Grube?) aufmerk- sar gemacht ist: nach ihrem Vorkommen oder Fehlen kann man die Gattung Phascolosoma in zwei Sectionen theilen, species armatae und species inermes, obwohl ich bisher eine dem Vorkommen dieser Häkchen paraliel nde Veränderung im inneren Bau nicht bemerkt habe, viel- leicht ihm aber ein Unterschied in der Lebensweise entsprechen mag. Ferner muss auf die Tentakeln in Anordnung, Form und Zahl genau ge- achtet werden und auch manche Verhältnisse aus dem inneren Bau, wie z. B. die Ansatzsielle der Retractoren des Rüssels, darf man bei der Cha- rakterisirung dieser äusserlich so wenig Kennzeichen bietenden Thiere nicht übergehen. Ueber die Anatomie von Phascolosoma liegen bisher nur sehr un- vollkommene Angaben vor; die besten lieferte noch Grube*), während die anatomischen Abbildungen von .Phasc. rubens und lima, welche Costa°) gab, durchaus unklar sind und 0. Schmidt's®) Darstellung der Ahelanie von Phase. granulatum mir leider ganz unbekannt geblieben ist. Die allgemeine Körperform von Phaseolosoma ist im Ganzen wie die 4) Ueber einen neuen Wurm Sipunculus (Phascolosoma) seutatus. Archiv für Naturgeschichte, 1844. I. p. 167. 2) Diesing, Systema Helminthum. Vindobonae 1854, Tom. ll. p. 63-67, und dessen Revision der Rhyngodeen in den Sitzungsberichten der Akademie in en Math,-naturwiss. Classe. Bd. 37. 8. October 1859. p. 758-765. 3) Grube, Actinien, Echinodermen und Würmer des Adriatischen und Mittel- meers nach eigenen Sammlungen BESERUIE DEN. Königsberg 4840. 4. p. 48. 4) a.a.0.p. 44. 45. | 5) Costa, Fauna del Regno di Napoli. Napoli. 4. Echinodermi apodi. p, 6—13. Tav. I, Fig. 4-—-s. (Bogen vom 4. October 1839.) 6) Atlas der vergleichenden Anatomie. Jena 41852. 4. Taf. VIT. Fig. 5. 38 von Sipunculus und wie dort kann man auch hier einen Körper von einem in ihn hinein stülpbaren Rüssel unterscheiden. Das Hinterende von Si- punculus grenzt sich stets als eine sogenannte Eichel vom Körper ‚ab, bei Phascolosoma aber kann man solchen Endtheil nicht unterscheiden. Bei letzterer Gattung beginnt der Rüssel meistens gleich über dem After und in unserer Beschreibung wollen wir den Theil vor dem After als Rüssel, den hinter demselben als Körper bezeichnen. 1. Die untersuchten Arten. Sectiol. Species armatae: am Rüssel mit mehrerenReihen | von kleinen Haken besetzt. 1. Phascolosoma granulatum. Phascolosoma granulatum F. S. Leuckart Breves animal. Descript. 1828. p. 22.‘) Sipunculus verrucosus Cuv. Grube Actinien, Echinodermen und Würmer. 4840. p. ka. 45. . Phascolosomum granulatum Diesing Syst. Helminth. IL. 48514. p. 63. Körper länglich oval, mit bräunlichen, ziemlich gleichmässig ver- ıheilten Papillen besetzt. Rüssel (an Spiritusexemplaren) etwa so lang wie der Körper, mit kleinen dichistehenden Papillen gleichmässig bedeckt und vorn viele Reihen seitlich platigedrückter, einfach hakenförmig ge- bogener Häkchen (Taf. III, Fig. 13) tragend. Die 12 bis 16 cylindrischen - Tentakeln umgeben den Mund in einfacher Reihe. Die Retracioren setzen sich im hintersten Viertel der Länge des Thiers an die Körperwand. Mit- telgrosse Spiritusexemplare messen etwa 20 mm. in der Länge und 8 mm. in der Breite des Körpers. | Im Mittelmeer, vielleicht in selbst gearbeiteten Höhlungen in Steinen. Man darf wohl mit Recht annehmen, dass diese Art dieselbe ist, welche Cwvier?) als Sipunculus verrucosus anführt, von welcher er aber keine Beschreibung giebt, sondern nur angiebt, dass sie mit Sip. laevis zusammen in Sieinen vorkommt. Leuckart gab die erste Beschreibung und sein Name muss desshalb beibehalten werden. 2. Phascolosoma laeve (Cuv.) Ref. Taf. III, Fig. 4. Körper gestreckt oval, dünnhäutig, weisslich gelb, mit zerstreuten Papillen, welche sich nur an der Basis des Rüssels zusammendrängen und dort einen braunen Ring bilden. Rüssel fast so lang wie der Körper, - mit, wenigen zerstreuten Papillen und mit vielen bräunlichen Querbinden, welche an der Bauchseite meistens nicht geschlossen sind. Die Haken, Tentakeln und Retractoren wie bei Phasc. granulatlum. Körper 25 mm. lang, 5 mm. dick (an Spiritusexemplaren). ) 4) Leuckart’s Beschreibung ist folgende: CGorpore ruguloso inflexo, parte corpo- ris anteriore tenuiore, conoidea, parte postcriore crassiore subovali granulata;; colore [224 sordide fusco, granulis obscurioribus. Prope Celte. Longit. a 2) Regne animal. Nouv. Edit. T. III. Paris 4830. p. 243.. 39 Im Mittelmeer bei Sicilien. Ich habe für diese Art, welche mir in drei Exemplaren von Sicilien vorliegt, den Cuvier'schen Namen laeve beibehalten, obwohl Cuvier') von seinem Sipunculus laevis keine Beschreibung giebt, sondern nur erwähnt, dass er mit Sip. verrucosus zusammen in Steinen lebt, 3. Phascolosoma elongatum nov. spec. Taf. III, Fig. 5. Körper langgestreckt, walzenförmig, heil oder bräunlich gelb, fast glatt und nur mit sehr feinen Papillen, welche meistens in Querreihen gestellt sind, gleichmässig bedeckt. Rüssel über halb so lang wie der Körper, an seinem Ende mit 8—10 Ringen von Haken besetzt, welche seitlich plattgedrückt und mit aufrecht stehender, kaum gebogener Spitze versehen sind (Taf. II, Fig. 44). Tentakeln 16 an der Zahl, blattförmig, i mm. —4,5 mm. lang, in einfacher Reihe den Mund umgebend und nur auf der Rückenseite vor dem Hirn einen kleinen Zwischenraum lassend. Die Retractoren setzen sich in der vorderen Hälfte des Thiers an und das dorsale Paar in der Höhe des Afters. Bei grossen Exemplaren ist der Körper 40 mm. lang und 5 mm. breit. Bei St. Vaast in den mit lehmartigem Schlamm gefüllten Ritzen der gneissartigen Granitfelsen am Ebbestrand, meist in mehreren Exemplaren zusammen, häufig. 4. Phascolosoma vulgare. ?) Taf. Ill, Fig. 3. Siponcle commun (Sipunculus vulgaris) Blainville, in Diction. des Scienc. naturelles. Art. Siponcle. T. 49. 1827. p. 342. 313. Atlas. Vers. Pl. 33. Fig. 3. Phascolosomum vulgare Diesing Syst. Helminth. II. 4851. p. 65. Körper gestreckt oval, mit sehr kleinen Papillen gieichmässig be- deckt, am Hinterende aber und an der Basis des Rüssels grössere dunkle ' dichtgedrängte Papillen tragend, welche an diesen Stellen zwei dunkle rauhe Zonen am Körper bilden. Rüssel halb so lang als der Körper. Haken, Tentakeln und Retracioren wie bei Phasc. elongatum. Körper 25 mm. lang, 6 mm. breit. | Bei St, Vaast mit Phase. elongatum zusammen, aber sehr viel seliner. Diese Art könnte man vielleicht für eine blosse Varietät des Phasc. elon- gatum halten, von dem sie nur durch die allgemeine Körperform und durch die an der Basis des Rüssels und dem Hinterende angehäulften grösseren Papillen abweicht, wenn nicht unter den hunderten von Exemplaren von Phasc. elongatum, welche ich sammelte, sich gar keine Uebergänge zu ‚den sechs aufgefundenen Exemplaren von Phasc. commuüne gezeigt häiten. Blainville's Beschreibung, welche sich auf eine Art, ie er bei Dieppe a im Sande an den Wurzeln von Fucus fand, Den ist sehr un- 1) Regne animal.a. a. O. 2) In Folge eines Schreibfehlers ist diese Art in den Götling. Nachrichten, 4862. p. 60 als Ph. commune aufgeführt. 40 vollkommen, da sie aber im Ganzen, wie auch die gegebene Abbildung, auf meine Art passt, so glaube ich für diese mit Recht den Blainville'schen Namen zu gebrauchen. 5. Phascolosoma Puntarenae. Taf: III, Fig. 4, 6 und 42, | Phascolosoma Puntarenae Grube et Oersied, in Grube Annulata Oerstediana in Vi- densk. Meddelelser. fra den nat. hist. Foren. i Kiöbenh. f. Aaret 1858. Kiöbenh. 4859. p, 417. Körper gestreckt oval, dünnhäutig, hellgeiblich, mit zerstreuten grossen Papillen, die auf der Rückenseite und vorzüglich in der Nähe des Afters besonders gross und dunkelbraun sind. Rüssel eiwa so lang wie der Körper, mit kleinen Papillen und vorn mit etwa 25 Ringen von Ha- ken bedeckt, welche aus einer seitlich plattgedrückten Basis bestehen, aus der oben unter rechtem Winkel eine dünne Hakenspitze entspringt. (Taf. IH, Fig. 45.) Die Tentakeln sind kurz, eiwa 20—24 an der Zahl, an der Rückenseite des Mundes in 2—3 Reihen hinter einander stehend. Die Retractoren des Rüssels setzen sich im hintersten Viertel der Länge des Tbieres an. Körper 35 mm. lang, 8 mm. breit (an Spiritusexemplaren). Aus Westindien. Das Phasc. Puntarenae Grube et Oersted hat nach der Beschreibung von Grube dunkle Querbinden vorn am Körper, 18 einen Zoll lange Ten- takeln und ist 4 Zoll lang, es scheint mir aber von meinen von denselben Fundorten stammenden Exemplaren kaum verschieden. | Sectio IH. Species inermes: ohne Haken am Rüssel. 6. Phascolosoma Antillarum. Taf. III, Fig. 2 und 44. Phascolosoma Antillarum Grube et Oersied, in Grube a. a. 0. Vidensk. Meddelelser. 1858. p. 147, 448. Körper länglich oval, dickhäutig, dunkelbraun, mit dichtgedrängten. grossen Papillen besetzt, welche besonders am Hinterende und noch mehr an der Basis des Rüssels an der Bauchseite dicht stehen und gross und dunkel gefärbt sind. Rüssel etwas kürzer als der Körper. Tentakeln etwa 3 mn. lang, 50—80 an der Zahl. Retractoren wie bei Phasc. Pun- tarenae. Körper 28 mm. lang, 7 mm. dick (an Spiritusexemplaren). Aus Westindien. Nach Grube hat der Rüssel nur ein Viertel der Körperlänge und seine Exemplare waren fast 3 Zoll lang. 1. Phascolosoma minutum nov. spec. Taf. II, Fig. 7—10. Körper länglich oval, fast glatt und nur mit mikroskopischen Papil- len gleichmässig besetzt. Rüssel länger als der Körper, mit nur 2 Ten- takeln, die blattförmig und ohne Hohlraum für das Blut sind, wesshalb auch das Tentakelgefässsystem fehlt. Ansatz der Retractoren ganz im Hinterende. Körper 6 mm., Rüssel 8 mm. lang. | | 4 ‚Bei St. Vaast in den. feinsten Ritzen des gneissartigen Granits, am Ebbestrand, nicht häufig. Aus dieser Art könnte man nach den Tentakeln und dem Fehlen des Gefässsysiems derselben vielleicht eine eigne Gattung machen, da ich aber bisher nur diese eine Art von dieser Bildung kenne, lasse ich sie vorläufig noch bei Phascolosoma. | In der nun folgenden anatomischen Beschreibung kann ich mich in vieler Beziehung kurz fassen, da das Phascolosoma wie in seinem äusse- ren Ansehen, auch in seinem inneren Bau dem Sipunculus, dessen Kennt- niss ich hier voraussetze, sehr ähnlich ist. 2. Aeussere Haut. Die äusserste Schicht der Haut besteht aus einer verschieden mäch- tigen chitinartigen Lage, an der man keine weitere Struciur erkennen kann, als dass sie an ihrer Oberfläche oft nicht glait, sondern körnig und rauh ist und welche man als eine von dem unter ihr liegenden Epithel abgesonderie Cuticula ansehen muss. Dies Epithel ist sehr verschie- den ausgebildet, oft sieht man unter der Cuticula eine continuirliche Zel- lenlage, oft sind die Zellen nur zerstreut vorhanden, wie man das bei fertigen Cuticularbildungen häufig findet. Unter diesem Epithel liegt, wenigstens bei den genau darauf untersuchten Phase. Puntarenae und Antillarum, eine äusserst feine Haut, welche sich aber durch eine kreuzlör- mige Strichelung, wie sie die Cuticula von Sipunculus nudus von aussen zeigt, leicht bemerklich macht und die wir als gestrichelte Haut (Taf. IV, Fig. 13) bezeichnen wollen; ihrer Lage nach scheint sie der bindegewebigen Cutis des Sipunculus zu entsprechen. Die äussere Haut schliesst überall zahlreiche Hautdrüsen ein, welche die den Körper bedeckenden Papillen ausfüllen (Taf. IV, Fig. 11). Bei Sipunculus bilden die Hautdrüsen keine Hervorragungen auf der Kör-— peroberfläche und am Rüssel, wo sich dort zahlreiche grosse Papillen fin- den, sind dies Aussackungen der äusseren Haut mit sammit den daran haftenden zahlreichen Hautdrüsen; bei Phascolosoma ist das durchweg anders, denn dort kann man die Papillen ansehen als einen blossen Ueberzug der einen in ihr enthaltenen Hautdrüse: der Grösse der Papil- len, so verschieden sie auch sein mag, entspricht also stets die Grösse der darin enthaltenen Hautdrüse. So sind die Papillen bei Phasc. Antillarum gewöhnlich 0,22 gross, während sie bei Phasc. minutum nur 0,04 mm. messen. Die Drüse selbst zeigt sehr verschiedene Form, je nach derjeni- ‚gen der Papille, kugelig bis flachgedrückt und dann bisweilen mit einem halsartigen Ansatz als Ausführungsgang. Wie beim Sipuneulus besieht sie aus einer äusseren structurlosen Haut und innen daran aus einem oft sehr unregelmässigen Belege grosser Zellen. An ihrer Spitze öffnet sie sich in einen die Guticula durchbohrenden Canal, welcher bei Phasc. Punta- 12 renae meistens zu einer kleinen Röhre erhoben ist (Taf. IV, Fig. 42), in deren Wand zwei bis vier dunklere Körper zu einem Ring zusammenge- lagert sind und deren Mündung feine Zäckchen trägt. Die Drüse liegt in einer sie eng umschliessenden Erhebung der Cu- ticula mit ihrem Epithel, während die gestrichelte Haut diese Erhebung nicht mitmacht, sondern an der centralen Seite der Drüse glatt unter die- ser weggeht. Gerade unter der Mitte jeder Drüse hat die gestrichelte Haut aber ein rundes Loch, durch welehes die Drüse einen kurzen Fortsatz schickt, der sie an die subcutane Muskulatur befestigt (Taf. IV, Fig. 43). So ist es überall bei Phasc. Puntarenae und Antillarum und wenn man dort die äussere Haut von der Muskulatur abreisst, so zeigt sich unter dem Mikroskop diese Muskelschicht überall besetzt mit den Ansatzstellen der Drüsen, an denen oft von diesen noch Fetzen der tunica propria bän- gen. Ob in diesen Ansatzstellen der Drüsen der Eintritt von Nerven, wie solche bei Sipunculus so deutlich sind, verborgen ist, habe ich nicht aus- machen können, denn in dieser Hinsicht ist Phascolosoma gegen Sipun- culus ein ungünstiges Object, da es hier bei der durcheinandergewirrten Muskulatur nicht gelingt, die von dem Bauchstrang ausgehenden Nerven weithin zu verfolgen. | In Betreff der Auffassung dieser sogenannten Hautdrüsen scheint mir die Meinung Leydig’s!), welcher dieselben wegen ihres grossen Zusam- menhangs mit dem Nervensysteme bei Sipunculus eher für ein Sinnes- organ, als für einen absondernden Apparat halten möchte, sehr beach- tenswerth, besonders da ich weder beim Sipunculus, noch bei Phascolo- soma von einer besonderen Schleimabsonderung der Haut etwas bemerkt habe, während auf der anderen Seite allerdings die Gattung Bonellia, die ähnliche Hautdrüsen enthält, durch ihre grosse Schleimabsonderung aus- gezeichnet ist. Vorn am Rüssel, gleich unter den Tentakeln und an dem Theile, der sich bei starker Vorstülpung etwas kugelig aufschweilt, sitzen bei der ersten Section der Gattung Phascolosoma in regelmässigen Ringen kleine, mit der Spitze nach hinten gerichtete Haken, auf welche, wie schon erwähnt, Grube?) zuerst aufmerksam gemacht hat (Taf. III, Fig. 43, 14, 15). Diese Haken versprechen für die Charakterisirung der Arten gute Merkmale zu geben und ihre Form verdient desshalb immer eine genaue Beachtung. Es sind dies solide Erhebungen der Cuticula und je nach ihrer Dicke verschieden dunkel braun gefärbt. Im Allgemeinen haben sie die Form eines in der Längsrichtung des Thieres stehenden dreieckigen Blättchens, dessen Spitze mehr oder weniger nach hinten umgebogen und dessen vorderer Rand wulstartig verdickt ist. Ihre Basis ist etwas ver- breitert und bei Phasc. Puntarenae, granulatum und laeve noch an ihrer 4) Die Augen und neue Sinnesorgane der Egel, im Archiv für Anat. und Physiol. 1861. p. 604. 605. 2) Actinien, Echinodermen und Würmer. 4840. p. 45. h3 Hinterseite durch eine Reihe kleiner Zäckchen verlängert. Die genaue Form der Haken wird besser aus den beigegebenen Abbildungen, wie aus einer Beschreibung klar, und die abgebildeten drei Formen von Haken werden zeigen, wie gute Speciesunterschiede in ihnen liegen. Am vor- dersten Theile des Rüssels findet man die jüngsten Hakenreihen, die noch ganz fein und blass und auch kleiner sind als die hinteren. Aus diesem Grunde darf man auf die absolute Grösse der Haken, wie auf die Zahl ihrer Ringe nicht zuviel Gewicht legen. Mehr darf man schon auf den Abstand der Haken in einem Ringe von einander geben ; bei Phase. Pun- tarenae und granulatum beträgt dieser Abstand 0,02 mm., bei Phasc. elongatum 0,04 mm. 3. Muskulator. Die Muskelhaut der Körperwandung besteht wie beim Sipunculus aus zwei Schichten, einer inneren Längsmuskelschicht und einer äusseren Ringmuskelschicht. — In derinneren Schicht sind bei Phase. Pun- tarenae, Antillarum, granulatum, laeve die Muskelfasern ziemlich regel- mässig in Längsstränge gesondert, welche aber sehr häufig durch schräge Muskelstränge unter einander in Verbirdung stehen und nicht allein hän- gen auf diese Weise zwei benachbarte Längsstränge zusammen, Sondern öfter auch weit von einander entfernte, wobei dann der schräge Strang meistens fächerförmig ausgebreitet über mehrere Längsstränge hinweg- läuft. BeiPhasc. elongatum, commune und minutum ist die innere Schicht nicht in Längsstränge gesondert, sondern die 0,04 mm. breiten Muskel- fasern bilden, eine neben der anderen liegend, eine ganz continuirliche Haut. Die äussere Schicht besteht aus Ringmuskelfasern, welche aber wenig in Strängen zusammengruppirt sind, sondern eine continuirliche, nur von ringförmig gestellten Maschen unterbrochene Haut bilden, deren Maschen aber bei Phasc. elongatum und commune so selten sind, dass sie den Anblick einer cn Membran bietet. Wo der Rüssel beginnt, also etwa in der Höhe des Afters, verdünnt ı sich, wie beim Sipunculus, die Muskulatur plötzlich und dort, wo bis hin am Körper gesonderte Längsstränge existiren, bilden sie von da an eine feine, aus Längsfasern bestehende u Muskelhaut (Taf. Ul, Fig. 6). Der Anfang des Rüssels ist desshalb bei den Arten mit ge- sonderten Längsmuskelsträngen viel markirter, als bei Phasc. elongatum und commune, wo am Rüssel dieselbe Art von Muskulatur, nur feiner | ‚als am Körper, existirt. | | = Ebenso wie bei Sipunculus existiren bei Phascolosoma vier Retrac- toren des Rüssels (Taf. Ill, Fig. 6 r, r'), während sie aber bei der ersten Gattung sich alle vier in gleicher Höhe an die Körperwand setzen und so breit sind, dass der Ansatz des einen gleich neben dem des an- | dern liegt und man also entweder ein Paar Bauch- und ein Paar Rücken- 4% retracioren oder zwei Paar seitliche Retractoren unterscheiden kann, lie- gen diese Muskeln bei Phascolosoma alle an der Bauchseite und zwar ein Paar, welches sich am weitesten hinten ansetzt, jederseits gleich neben dem Nervenstrang, die ventralen Retractoren r, und ein anderes, oft viel weiter vorn sich ansetzendes Paar, dessen Ansatz gleich lateral- wärts von dem des ersten Paars sich befindet und kaum auf die Rücken- seite des Thiers hinüberreicht, die dorsalen Retractoren r’. Die letzteren sind die schwächeren (vorzüglich bei Phasc. elongatum) und sie vereinigen sich in der vorderen Hälfte des Rüssels mit den Bauchretrac- toren, sodass man dort nur zwei seitliche mächtige Rückziehmuskeln fin- det. Diese sind durch eine feine muskulöse Haut in der Medianlinie, wo sie den Oesophagus umgeben, verbunden und bei Phase. elongatum reicht diese feine Haut bis zur Höhe des Afters zwischen den ventralen Retrac- toren hinab. Die den Darmcanal befestigenden Muskeln werden bei diesem be- schrieben werden. 4. Leibesflüssigkeit. Bei den Arten, welche ich lebendig zu untersuchen Gelegenheit hatte, befindet sich in der Leibeshöhle wie beim Sipunculus eine weinrothe Flüssigkeit, welche ihre Farbe zahlreichen darin suspendirten Körpern verdankt. Die Hauptmasse derselben bilden die Blutkörper von Lin- senform (Taf. IV, Fig. 9 a, b), welche bei Phase. elongatum Zellen von 0,026 mm. Durchmesser, mit 0,006 mm. grossem Kerne sind, welcher letztere sich aber erst bei Wasser- oder Essigsäurezusatz deutlich zeigt. _ Bei Phasc. minutum haben die Blutkörper 0,037 mm. Durchmesser. — In den Spiritusexemplaren bildet das Blut grosse gelbe, die Darmwin-. dungen umgebende Klumpen und besteht bei Phasc. Puntarenae aus 0,02 mm., bei Phasc. Antillarum aus 0,016 mm. grossen kernhaltigen platten Zellen (Taf. IV, Fig. 10 a) und ausserdem aus zahlreichen 0,004—0,008 mm. grossen fein granulirten Körnern b. Bei Phasc. elongatum und mi- nutum schwimmen im Blute verschieden häufige maulbeerförmige Klümp- chen c, welche aus 0,004—0,006 mm. grossen gleichmässigen Körnern bestehen und wahrscheinlich jenen granulirten Körnern in den Spiritus- exemplaren entsprechen. Zugleich damit kommen bei Phasc. elongatum ziemlich häufig etwa 0,008 mm. grosse, feltartig glänzende Körner, auch oft maulbeerförmig zusammengruppirt vor und bei Phase. minutum fin- den sich neben den Blutkörpern 0,04 —0,02 mm. grosse feinkörnige Zellen. Die Leibesflüssigkeit enthält in fast allen Exemplaren sehr zahlreiche Eier, gerade wie beim Sipunculus, aber es ist mir nicht gelungen, wie dort am Hinterende einen Porus zw finden, durch den man sich den Aus- tritt der Eier vorstellen kann. | | ü | 9 2 0 TE ee ee N ANTEETETEEE A Tran 2 Aland a Saum ana 2 10 am nn an nn SVEN 45 5, Verdauungstractus. ‚Der Verdauungstractus besteht aus einem im ganzen Verlaufe, mit Ausnahme des Schlundes, gleich weit bleibenden Canal, der mindestens vier bis sechsmal so lang wie der Körper des Thieres ist. Dieser Canal ist zu einer einfachen Schlinge zusammengelegt, welche aber wieder zu einer dexiotropen Spirale, bei Phasc. Puntarenae und Antillarum in sie- ben, bei Phase. elongatum in vielen Windungen sich zusammendreht. Den vorderen Theil des Tractus bis zu der Sielle, wo die spiralige Einrollung ‚beginnt, kann man als Speiseröhre oe, den hinteren Theil vom Afıer bis zum Eintritt in die Spirale als Enddarm bezeichnen. Der allervor- derste Theil des Oesopbagus erweitert sich plötzlich zu einem Schlunde, - der in der Seitenrichtung fasi die ganze Breite des Thiers einnimmt und dessen weite Mündung von den Tentakeln umstellt wird (Taf. IIT, Fig. S—A0 ph, Taf. IV, Fig. 4, 5 ph). Bei Phasc. elongatum war die Wand des Schlundes mit demselben gelblichen Pigment versehen, was auch die - Tentakeln färbt. Im Darmcanal liegt ein wesentlicher Unterschied von Sipunculus und Phascolosoma, denn bei ersterem liegt der Darm im vor- deren Theile des Körpers in zwei Schlingen oder vier Röhren neben ein- ander, während bei Phascolosoma im ganzen Verlaufe nur eine Schlinge zu der Spirale zusammengewunden ist. Der Darmecanal besteht aussen ‚aus einer structurlosen Haut, auf - welche eine dünne Schicht feiner Ring- und Längsfasern von wahrschein- lich muskulöser Natur folgt, die innen von einer einfachen Lage rund- ‚licher oder eylindrischer Epithelzellen bekleidet wird. Innen ist der Darm ' überall mit Cilien ausgekleidet und bei Phasc. elongatum wimpert er mit Sicherheit auch auf seiner ganzen Aussenfläche. | Bei Phasc. elongatum und minutum ist der Darm in seinem ganzen Verlaufe mit kleinen fingerförmigen Aussackungen versehen (Taf. IV, Fig. 1, 2), in welchen die Gilien besonders lang sind, während sie aussen auch bei Phasc. elongatum keine Gilien tragen. Bei Phasc. minutum sind diese Darmaussackungen 0,05—0,08 mm. lang, bei Phasc. elongatum etwa 0,26 mm. Im Sipunculus findet sich am Darm nicht weit vom After eine solche Aussackung, Divertikel, die in ihrer Bedeutung vielleichi mit diesen zahlreichen Anhängen von Phascolosoma übereinkommt. | Die Darmspirale windet sich wie um eine Axe um einen in ihrer "Mitte liegenden spindelartigen Muskel (Taf. Ill, Fig. 6 2), welcher jedoch bei Phasc. elongatum, commune, minutum nur die Darmwindun- gen unter einander verbindet, indem von ihm quirlförmig zahlreiche Mus- kelfasern abgehen, die sich an den Darm heften, bei Phasc. Puntarenae, Antillarum, granulatum dagegen entspringt er über dem After von derKör- permuskulatur, wie bei Sipunculus, und setzt sich gerade an der hinteren ‚Spitze des Thiers wieder an diese an, sodass er dort ausser der Verbin- dung der Darmwindungen unter einander auch den ganzen Darmtractus 46 in Lage erhält. Bei den erstgenannten drei Arten liegi desshaib der Darm sanz frei in der Körperhöhle, und bei starker Füllung derselben mit Eiern, wie man das besonders bei Phase. minutum beobachtet, ist der Darm auch oft aus dem hinteren Theile des Körpers ganz verdrängt. Fast überall scheint aber der Darm dort, wo die Spirale beginnt, noch durch besondere Muskeln befestigt zu sein, bei Phasc. elongatum sind dies zwei, ein von der Bauchseite entspringender und mit zwei Assten sich an das Unterende des Oesophagus setzender und ein spin-— delförmiger, von der Rückenseite kommender, welcher sich an den An- fang des Enddarms anheftet. Bei Phase. Puntarenae ist dies nur ein nahe am Nervenstrang entspringender Muskel (Taf. III, Fig. 6 y), welcher sich aber bald spaltet, mit einem Ast sich ans Ende des Oesophagus, mit dem andern an die erste Darmmündung ansetzt. Solche Muskelfasern, wie sie bei Sipuneulus in der ganzen Länge des Körpers vom Darm zur Kör- perwand ziehen, fehlen bei Phascolosoma ganz. Den Darm findet man wie bei Sipunculus mit Sand oder kleinen Muschelfragmenten, wie es der Seeboden gerade bietet, gefüllt und bemerkt darin oft in grosser Menge gregarinenartige Wesen, von denen ich einige abgebildet habe (Taf. IV, Fig. 1,27). 6. Tentakelsystem. Die Oeffnung des Mundes ist von eylindrischen oder blattförmigen Tentakeln umstellt, welche aber nie einen ganz vollständigen Kreis bil- den, sondern auf der Rückenseite vor dem Hirn steis einen, wenn auch kleinen Zwischenraum lassen, so dass man zwei seitliche Gruppen von Tentakeln unterscheiden muss. Bei Phasc. Puntarenae und Antillarum befindet sich mit den Tentakeln am Munde noch ein eigenthümliches Or- san, welches icb den Bauchlappen nenne (Taf. III, Fig. 11, 12 b); es ist dies eine lappige Verlängerung der Bauchwand, über der der Ein- gang in den Mund liegt, von welcher alle Tentakeln desshalb dorsal stehen, sodass auf der Bauchseite des Mundes sich dieser Lappen, auf der Rückenseite die Tentakeln erheben. Es wäre möglich, dass dieser Bauch- lappen nur eine zufällige Vortreibung der unteren Fläche des Schlundes, wie sie bei der kräftigen Gontraction des Thiers in Spiritus vielleicht ent- stände, vorstellte, und ich muss die Entscheidung dieser Frage weiteren Beobachtungen überlassen. — Zwischen den beiden Tentakelgruppen liegt an der Rückenseite, wenigstens bei Phase. Puntarenae und elonga- tum, ein kleiner Rückenlappen (Taf. IV, Fig. 5 k), in welchen eine Ausstrahlung des Gehirns hinein tritt. Die Tentakeln sind hohl und können von Blut aufgeschwellt werden, für gewöhnlich jedoch enthalten sie kein Blut und ich habe dies stets nur bei Reizung des Thiers, wie Druck mit Deckglase u. s. w., einströmen sehen. Sie sind mit grossen Cylinderepithelzellen besetzt und wimpern besonders aussen sehr stark, ebenfalls aber auch innen, und sind sehr 47 steif, so dass es auf ihre Bewegungen wenig Einfluss zu haben scheint, ob sie mit Blut gefüllt sind oder nicht. Die Füllung, der Tentakeln mit Blut wird durch ein eigenes Tenta- kular- Bofässaystem (Taf. IV, Fig. 4, 5) bewirkt, dessen richtige Erkenntniss mit grossen Schwierigkeiten verknüpft war. Nur bei einige "Millimeter langen, fast durchsichtigen Exemplaren von Phasc. elongatum ‚gelang es, damit ins Reine zu kommen und zu erkennen, dass es aus einem contractilen Schlauch und einem Ringgefäss besteht, in welches die Hohlräume der Tentakeln einmünden. Am Gesunkdeiis läuft seiner ganzen Länge nach dieser contractile Schlauch s entlang, welcher aus einer dünnen, höchst elastischen Haut mit vielen eingelagerten spindel- _ förmigen oder runden Kernen besteht und innen und aussen mit Cilien besetzt ist (Taf. IV, Fig. 6); er liegt wenigstens vorn auf der Rückenseite des Oesophagus und erweitert sich unter dem Gehirn auf dem Schlunde zu einem Sinus, von dem rund um den Schlund gleich unter den Ten- 'takeln ein Ringsinus s’ abgeht, von dem die Hohlräume der Tentakeln un- . mittelbare Aussackungen zu sein scheinen. Bis zum Anfang des Schlundes ‚ist die beschriebene eigene Wand dieses Gefässsystems leicht zu erken- pen, von da aber konnte ich diese nicht mehr verfolgen und der Längs- ‚stamm auf dem Schlunde, der Sinus unter dem Gehirn, das Ringgefäss "unter den Tentakeln war nur klar, sowie entweder Blut vom Schlauch "zu den Tentakeln oder umgekehrt strömte: durch geeigneten Druck auf das Deckglas konnte man bei den zu diesen Beobachtungen überhaupt "nur geeigneten kleinen Exemplaren diese Strömungen bisweilen hervor- "bringen. Der Schlauch am Oesophagus macht bei solchen Thieren stets die kräftigsten Gontractionen, ist oft in einem Theil zu einer grossen. "Blase ausgeweitet, oft bis zu fast verschwindenden Linien zusammenge- ‚zogen und das Blut darin schiesst hin und her, aber nur selten sieht man dasselbe bis zum Hirn gelangen und sich in den Tentakeln verbreiten. "Am besten gelang die Beobachtung, wenn ich das Thier mit der Scheere rasch etwa am After durchschnitt, dann hatten sich die Tentakeln durch den kräftigen Reiz mit Blut gefüllt und man konnte, nachdem man sie ‚unter dem Mikroskop bei etwa 60facher Vergrösserung ausgebreitet hatt das Zurückströmen des Blutes aus den Tentakeln in den Schlauch its Oesophagus sehen. Der Inhalt dieses Gefässsystems ist dieselbe rothe Flüssigkeit, welche ‚die Leibeshöhle erfüllt, jedoch habe ich von den körperlichen Bern in ihm nur die Imenlernsen Blutkörper bemerkt (Taf. IV, Fig. 6 s). Einen Zusammenhang des Gefässsystems mit der Deibenhöhle habe ich nicht finden können und dieselbe Blutflüssigkeit schien sich in zwei von einander unabhängigen Räumen entwickelt zu haben. Bei Phasc. Puntarenae, das ich nur in Spiritusexemplaren kenne, findet sich neben dem Oesophagus ein ähnlicher, oben am Schlund sich verlierender Schlauch, aber bei Phase. Antillarum hat man statt dessen ein 18 K ganz längs des Schlundes herablaufendes traubiges Gebilde, das beson- ders am ÜUnterende des Oesophagus sehr ausgebildet ist und bei der Section sofort in die Augen fällt (Taf. IV, Fig. 7). Dies letztere Organ besteht aus einem dem Oesophagus anhaftenden Längsschlauche, wel- cher mit 0,12 mm. dicken Ausstülpungen besetzt ist, die sich an ihrem Ende oft noch gabelig theilen und auch an ihrer Basis sich oft haufen- weise vereinigen. Diese Schläuche sind strotzend gefüllt mit runden, 0,046—0,02 mm. grossen kernhaltigen Zellen, deren Inhalt entweder ganz klar oder feinkörnig ist und die mit den Blutkörpern der Leibes- höhle ganz übereinstimmen (Taf. IV, Fig. 8). Mit der Deutung dieses Befundes konnte ich bei den Spiritusexemplaren gar nicht ins Reine kommen,- bis die Beobachtung des lebenden Phasc. elongatum lehrte, dass dieses der contractile Schlauch des Tentakulargefässsystems sei. Bei Phase. Antillarum ist dieser Schlauch also mit vielen seitlichen Aus- stülpungen besetzt, von denen ich nicht glauben möchte, dass sie erst bei dem Tode in Spiritus entstanden wären, Beim Sipunculus läuft jederseits am Oesophagus ein cylindrischer Schlauch entlang!), delle Chiaje*), welcher nur einen derselben sah, nannte ihn Ampolla Poliana, ohne jedoch über die Function irgend eine Vermuthung zu äussern, Grube?) dagegen, welcher beide Schläuche er- kannte, glaubt, dass sie mit dem Hohlraum in den Tentakeln in Verbin- dung ständen. Es scheint nach den obigen Beobachtungen an Phascolo- soma nicht unwahrscheinlich, dass diese beiden Schläuche des Sipuncu- lus auch zu einem Tentakulargefässsystem gehören, vielleicht aber in einer sehr anderen Weise, denn in diesen Schläuchen habe ich nie etwas dem Blute des Sipuneulus Aehnliches gefunden, eben so wenig wie in den Tentakeln desselben und es wäre möglich, dass dies Gefässsystem des Sipunculus sich mit Wasser von aussen her füllte und dass der von den Tentakeln zum Hirn bei Sip. iesselatus gehende Strang*) dazu gehörte, indem dieser an den Tentakeln mit einer Oeflnung nach aussen zu enden schien. Die Entscheidung dieser Fragen, so wichtig sie auch sind, müs- sen wir ferneren Beobachtungen überlassen und uns hier damit begnü- gen, nur .die Aufmerksamkeit darauf zu lenken und wir bemerken nur noch, dass die Entwicklungsgeschichte vielleicht am ersten Aufschluss verspricht, da beim Sipunculus°) die beiden Schläuche schon früh bei der Larve sich zeigen, dort aber einen ganz drüsigen Anblick gewähren. Von diesem Tentakelsysiem weicht dasjenige von Phase. minutum 1) Kefersiein und Ehlers a. a, O. p. 45. Taf. VI. Fig. i s. 2) Memorie sulle storia e notomia degli animali senza vertebre del Regni di Na- poli. Vol. II. Napoli 4825. 4. p. 44. 45. Tav. I. Fig. 6. d. RE 3) Versuch einer Anatomie des Sipunculus nudus, in Archiv für Anatomie und Physiologie. 4837. p. 251. 252. Taf. XI. Fig. 2 P:, P*, 4) Keferstein und Ehlers a. 2.0. p. 47. Taf. VIL. Fig. 4 und 2 u, w'. | 5):2: a: 0, Dat; NUL Bio..B. Te, 49 sehr ab (Taf. IIl, Fig. 9, 10). Hier haben wir nur zwei blattförmige Ten- takeln Z, von denen auf jeder Seite des Mundes einer steht, mit seiner breiten Fläche der Mündspalte parallel laufend, sie aber nicht bis zur Bauchseite begleitend. Diese beiden Tentakeln sind wie gewöhnlich mit Cilien besetzt, mit Ausnahme ihrer Spitze, die constant ganz nackt ge- funden wurde: Aussen von diesen Tentakein stehen um den Mund fünf ganz kurze wimpernde Lappen /, die so vertheilt sind, dass an der Bauch- seite ein unpaarer und auf jede Seite ein Paar kommt, während sie auf der Rückenseite eine Lücke lassen, in welche die beiden Tentakein sich einschieben. Man könnte die beiden Tentakeln vielleicht, da in ihnen die vordere Ausstrahlung des Gehirns endet, als Rückenlappen , die kur- zen dreieckigen Lappen aber als die eigentlichen Tentakeln auffassen. Weder die Tentakeln noch die Lappen enthalten einen Hohlraum, und das Tentakulargefässsysiem fehlt dem entsprechend bei dieser Species, die man danach zu einer eignen Gattung machen könnte, ganz. T. Nervensystem. Das Nervensystem hat dieselbe Anordnung, wie sie von Sipunculus bekannt ist. An der Bauchseite verläuft unmittelbar auf der Muskelhaut innen aufliegend.der cylindrische Bauchstrang (Taf. Ill, Fig. 6. n), von dem sehr zahlreich feine Seitenäste abgehen. Im Rüssel ne dieser Strang zu Bewegungen einige Freiheit, indem er. nicht mehr der Körper- wand fest anhaftet, sondern etwas von ihr abgehoben ist, sodass die dort abgehenden Seitenäste eine gewisse Strecke durchlaufen müssen, ehe sie vom Bauchstrang zur Körperwand gelangen. Die Muskeln, die sich bei Sipunculus an dieser Stelle des Bauchstrangs finden, fehlen bei Phasco- losoma. .n,banz. vorn gleich unter den Tentakeln theilt sich der Bauchstrang - und umfasst mit seinen beiden Schenkeln den Schlund, auf welchem sie oben sich ins Gehirn g .einsenken. Während bei on der Schlund- ring, sehr weit ist, liegt er bei Phascolosoma überall dem Schlunde dicht an und erhebt sich unten rechtwinklig aus dem Bauchstrange (Taf. II, Fig. 9, 10 sch). Das Gehirn ist gewöhnlich ein herzförmiger ‚- mit der Spitze nach hinten gerichteter Körper. der vorn meistens eine Einker "bung als Andeutung der Zusammensetzung aus zwei Seitenhälften zeigt. Es trägt bei allen mir bekannten Arten, mit Ausnahme von Phasc. minu- " tum, zwei Augen, welche bei Phasc. granulatum von Grube!) zuerst ge- sehen sind: sie cu, aus blossen Anhäufungen eines dunkelrotben Pigments ohne alle weiteren Attribute von Augen. Bei Phasc. elongatum sah ich zuweilen zu diesen beiden lateralen Augen noch ein RN _ zuweilen auch zwei hintere kleinere laterale hinzukommen, sodass die Zahl der Augen als Speciesunterschied unbraudlhr scheint. . 4 | 4) Actinien, Echinodermen und Würmer. Königsberg 1840. 4.p.45. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XI. Bd. ! k 0, Von der vorderen Seite des Gehirns strahlt eine Nervenmasse in den Rückenlappen vor demselben aus, die besonders bei Phase. minutum be- deutend ist und sich dort in zwei Äeste für die beiden blattförmigen Lap- pen am Munde theilt, und vom Schlundring tritt eine ganze Reihe Ner- ven zu den Tentakeln, andere gehen rückwärts zum Schlunde. Der Bauchstrang (Taf. IV, Fig. 3) und die davon abgehenden Nerven, die sich bald in der Muskulatur verlieren und nicht weit verfolgt werden können, besiehen aus einer feinkörnigen Masse , die Andeutungen von Längsfasern zeigt und die von einer ganz dünnen, zahlreiche Kerne ent- haltenden Scheide umgeben ist. Beim: Sipunculus liegt um die feinkör- nige Axenmasse eine dicke zellige Scheide, beim Priapulus scheint, aber nach Ehlers!) der Nervenstrang denselben Bau. wie bei: Phascolosoma zu haben. Im Gehirn konnte ich keine Zellen. in der feinkörnigen Masse un- terscheiden. 8. Bauchdrüsen. Mit diesem Namen bezeichne ich die beiden in der Höhe des Afters an der Bauchseite liegenden Drüsen (Taf. III, Fig. 6, 8 2), die nach ihrem Inhalte beim Sipunculus als Hoden beschrieben wurden *). Bei Phascolo- soma habe ich in ihnen nie etwas von Entwicklungszellen der Zoosper- mien oder diesen selbst bemerkt und bezeichne sie desshalb mit dem allgemeinen Namen Bauchdrüsen , ohne über ihre Function eine Meinung auszusprechen. Die Wand dieser Drüsen besteht aus einem Maschengewebe von uskelfasern und aus einem inneren Beleg von runden, oft bräunliche Pikinleienier enthaltenden Zellen, die mit sehr grossen und lebhaft schlagenden Cilien besetzt sind, | Bei Phasc. Puntarenae und Antillarum sind die Bauchdrüsen in ihrem vorderen Theile durch ein Mesenterium (Taf. III, Fig. 6 v) befestigt, wäh- rend sie bei Phasc. elongatum und minutum ganz frei sind und auch in allen Richtungen im Körper liegend gefunden werden. Sie sind äusserst contractil und fast stets sieht man einige Theile derselben MUS ausgedehnt, während andere stärke Einschhürkieen zeigen. 9. Geschlechtsorgane. Unter alle den mindestens zweihundert Exemplaren von Phascolo- soma, die ich in St. Vaast sammelte, fand sich kein einziges, in dem Zoßspertkten zu entdecken waren®). Bei fast allen darauf Unterdüchth Exemplaren enthielt die Leibeshöhle sehr zahlreiche Eier in allen Stadien der Entwicklung im Blute schwebend. ie 2.2.0. 'p. 240, ) Keferstein und Ehlers Zovlog. Beiträge. 1864. p. 49. 50. a Mein Freund Dr. Claparede erhielt dagegen ein paar ganz mit Zoospermien gefüllte Exemplare. u 4 ee da a nn he u a tn U I 51 Die Eier sind wie beim Sipunculus mit einer von regelmässigen Po- rencanälen durchbohrten Eihaut versehen, ‘wurden aber stets einzeln beobachtet, nicht so wie beim Sipunculus') in Gruppen zusammen lie- gend und jedes noch von einer zelligen Eihülle umkleidet. Nur bei Phase. minutum (Taf. IM, Fig. 8) sah man häufig die Eier und oft solche in un- gleicher Grösse zu zwei bis fünf aneinander haften. | Bei Phasc. minutum waren die kleinsten Eier 0,05 mm., die meisten und grössten 0,22—0,28 mm. im Durchmesser, bei Phasc. elongatum und vulgare massen die kleinsten Eier 0,028 mm., während bei Phasc. An- tillarum die kleinsten mit Sicherheit zu erkennenden Eier 0,042 mm., die grössten 0,12—0,15 mm. Durchmesser hatten. Die kleinste Species ent- hielt Betindch die grössten Eier, aber entsprechend in viel geringerer Anzahl. Bei allen Eiern waren Keimbläschen undKeimfleck siets deutlich. Yı Untersuchungen über die Nemertinen. Tal..V,\V, vl. Unier den Steinen am Ebhestrande von St. Vaast la Hougue findet man sehr häufig Nemertinen in vielen Arten und es ist hauptsächlich die- ser Ort, wo Quatrefages?, seine Untersuchungen über diese Thierclasse anstellte, die, so viele Irrthiimer sie auch einschliessen, dennoch bis jetzt zu den ausgeführtesien gehören. Man wird an diesem Puncte leicht eine grosse Menge von Arten unterscheiden können, ich selbst aber habe in der Fülle des übrigen Materials nur wenige von ihnen genau in allen Theilen beobachtet und beschreibe im Folgenden nur diese und lasse die | grosse Zahl derjenigen, wo das eine oder andere Organ nicht untersucht wurde, lieber ganz weg. ; Die Systematik dieser en ist noch sehr unvollkommen und hat schon darin ganz besondere Schwierigkeiten, dass die meisten ı bisherigen Beschreibungen wesentliche Puncte unberücksichtigt lassen " und in Sammlungen diese Thiere meisiens nur gering vertreten sind, vielleicht weil man denkt, an Spiritusexemplaren nur wenig mehr er- kennen zu können, eine jedoch in vielen Fällen ganz unbegründete Furchi. | Im folgenden ersten Abschnitte versuche ich dennoch eine systematische 4) Keferstein und Ehlers Zoolog. Beiträge. 1861. p. 50. Taf. VIII. Fig. 3. 2) Etudes sur les types inferieurs de l’&branchement des Annel&s. M&moire sur la famille des Nemertiens, in Annales des Sciences naturelles. Zoologie. [3.] VI. 4846. p. 173—303. Pi. 8—14. Die zahlreichen Beschreibungen und Abbildungen von Ne- merlinen, welche Quatrefages in seinen, Milne Edwards und Bianchard’s Recherch. anat. ei physiol. faites pendant un voy. sur les on de la Sicile. Paris 4849. 4. giebt, sind mir leider nicht zugänglich. 4* 92 Eintheilung der Nemertinen und muss dafür bei meinem Mangel an Ma- terial um eine besondere Nachsicht bitten. Der zweite Abschnitt enthält die Beschreibung der wenigen von mir in St. Vaast genau beobachteten Arten und der dritte eine Darstellung der Anatomie dieser Tbiere; in einem Anhang endlich gebe ich einige Bemerkungen über das merkwür- dige Thier Balanoglossus des delle Chiaje. A. VÜeber die systematische Eintheilung der Nemertinen. Ehrenberg'), dem man die glückliche Aufstellung der Classe der Turbellarien verdankt, welche, wenn wir daraus die hier so fremd- artigen Familien der Gordiaceen und Naidinen entiernen, noch heute un- seren völligen Beifall verdient, hat auch über die Norer ui welche bei ihm in ne zweiten Ordnung Rhabdocoela dritten Section Amphiporina stehen, die erste systematische Uebersicht gegeben und dabei hauptsäch- lich sein Material aus dem rothen Meere zu Grunde gelegt. Ehrenberg be- rücksichtigt bei der Eintheilung vorzüglich die Zahl und Stellung der Augen, welche man meiner Ansicht nach nur für ein sehr trügliches Merkmal halten kann. Oersted”) löst sehr mit Kinxachs die Glasse der Turbellarien auf, bringt die Planarien zu den Trematoden und behandelt die Nemertinen (Cestoidina Oer.) als eine neben diesen stehende Unterordnung. Die Ne- mertinen finden hier eine eingehendere Eintbeilung und die Form des Thiers und Kopfes, die Kopfspalten (fissurae respiratoriae Oer.), Augen u. s. w. dienen dabei zur Grundlage. in systematischer Hinsicht ist die angeführte Abhandlung von Quatre- fages sehr unbedeutend; allgemeinere Eintheilungen werden gar nicht versucht und auch die Gattungen hauptsächlich nur nach der Körperform im Ganzen und dem Grade der Contractilität unterschieden, zwei neue Gattungen aber werden nach dem subterminalen Rüssel (Valencinia) und dem sublateralen Verlaufe der Seitennerven (Oerstedia) aufgestellt. Diesing®) hat auch für unsere Thiere alles literarische Material mit der gewohnten Genauigkeit zusammengetragen und theilt die Turbella- rien in drei Tribus: Dendrocoela, Rhabdocoela und Nemertinea und zerfällt die letzteren in vier Subtribus nach der Bildung des Kopfes, der entwe- der keine Lappen, oder zwei Lappen, oder eine Querfurche, oder end- lich Seitenfurchen besitzt. Im Ganzen ähnlich ist die Eintheilung von 1) Hemprich et Ehrenberg Symbolae physicae. Animalia evertebrata exclusis In- sectis recensuit Dr. ©. G. Ehrenberg. Series prima cum Tabularum decade prima. Berolini 4834. fol. Phytozoa turbellaria, folia a—d. Tab. 4 et 5. 2) Entwurf einer systematischen Einibeilung und speciellen Beschreibung der Plattwürmer, auf mikroskopische Untersuchungen gegründet. Copenhagen 4844. 8. p. 25—38 und 76—93. 3) Systema Helminthum. Vol. I. Vindobonae 4850. 8. p. 180-183 u. 238— 277. 93 Schmarda‘), welcher aber einen grossen Schritt weiter Ihut, indem er zunächst zwei Abtheilungen nach der Abwesenheit oder Anwesenheit von grossen Kopfspalten, die er für Athemwerkzeuge hält, macht, Abranchiata und Rhochmobranchiata, und auf diese Weise sich einer Gruppirung nähert, wie sie früher schon Max Schultze vorgeschlagen hatte. Dieser ausgezeichnete Naturforscher?) theilt nämlich die Nemertinen nach der Anwesenheit oder Abwesenheit der Bewaffnung im Rüssel in zwei Gruppen, Anopla und Enopla, und begründet die Natürlichkeit die- ser Eintheilung durch den Nachweis, dass: mit diesem Kennzeichen aus der Bewaffnung eine Formverschiedenheit des Gehirns und das Vorhan- densein oder Fehlen grosser Seitenfurchen am Kopfe Hand in Hand geht. Schon vorher hatte allerdings Johnston?) die britischen Nemertinen nach der Bewaffnung des Rüssels auf dieselbe Weise in zwei Abtheilungen gebracht, aber erst durch Schulize wird dies Merkmal in seinem wahren Werthe erkannt und mit den übrigen Kennzeichen in Uebereinstimmung gebracht. Leuckari*) hat bereits Gelegenheit gehabt, der Schultze’schen Eintheilung seinen Beifall zu geben, und man muss es als einen beson- deren Vorzug derselben rühmen, dass man, wie es Schultze auch bereits angiebt, noch bei Spiritusexemplaren wohl stets die Bewaflnung erken- nen und dadurch also den ersten Schritt zur Bestimmung einer Nemer- tine mit Sicherheit thun kann. ich lasse nach dieser historischen Einleitung nun meine eigne syste- matische Uebersicht der Ordnung der Nemertinen folgen und bemerke nur dabei, dass ich nur einige wenige Gattungen des Beispiels halber bei den Familien aufführe und u. A. die vielen von Girard und von Stimpson aufgestellten, so merkwürdige Formen sie auch einschliessen, gar nicht erwähne, da zu einer umfassenden Einordnung der Gattungen und end- lich der Species die vorhandenen Beschreibungen nicht ausreichen und das natürliche Material dazu mir ganz mangelt. Ordo Nemertinea. Subordo ZI. Nemertinea enopia Max Schultzs. N Im Rüssel ist der siacheltragende Apparat vorhanden. Familia 4. Tremacephalidae. Die Kopfspalten sind kurz, in die Quere gerichtet oder trichter- 4) Neue wirbellose Thiere, beobachtet und gesammelt auf einer Reise um die Erde 4853—-14857. Erster Band. Turbeilarien, Rotatorien und Änneliden. Erste Hälfle- Leipzig 1859. &. p. 38 und 39. 2) in Zooiogische Skizzen. Briefliche Mittheilung an Prof. Dr. v. Siebold, in Zeit- schrift für wissenschaftliche Zoologie. Bd. IV. 41852. p. 182—484. — Schon früher hatte Schulize auf dies Kennzeichen hingewiesen: Beiträge zur Naturgesc hichie der Turbellarien. Erste Abtheilung. Greifswald 4851. p. 7. 3) Miscellanea zoologica, in Magazine of Zoology and Bolany. Vol. I. London 1837. p. 529. 4) in seinen Nachträgen und Berichtigungen zu van der Hoeven’'s Handbuch der Zoologie. Leipzig 1856. p. 112. 443. 54 förmig. Am Gebirn sind die oberen Ganglien wenig nach hinten ver- längert und lassen die unteren fast ganz frei. Die Seitennerven eni- springen vom hinteren Ende der unteren Ganglien, als allmähliche Ver- jüngungen derselben. a. Tremacephaliden ohne Lappenbildung vorn am Kopf. 1. Polia?) delle Chiaje 1825. Kopf deutlich vom Körper abgesetzt, vorn zugespitzt, ohne Augen. Mund nahe dem Vorderende. Körper hinten verschmälert. Delle Chiaje”) stellte diese Gattung zu Ehren seines Lehrers Pol auf und obwohl er sehr verschiedene Formen zu dieser Gattung bringt, glaube ich sie dennoch beibehalten zu müssen, indem ich die zuerst und am ge- nauesten beschriebene Art Polia sipunculus dabei als Typus ansehe. Dersted und Diesing lassen diesen Gattungsnamen ganz fallen und Quatre- fages?) berücksichtigt bei Charakterisirung seiner Gattung Polia gar nicht die Formen, die delle Chiaje dazu rechnete und giebt davon fol- gende unbestimmte Diagnose: »Mund (d. h. Rüssel) terminal, Körper kurz, sehr contractil, mehr oder weniger abgeplattet «. 2. Borlasia Oken (char. reform.). Kopf nicht von Körper abgesetzt, meistens mit Augen. Mund einige Kopfbreiten vom Vorderende entfernt. Körper hinten wenig verschmälert und gewöhnlich ziemlich kurz. Unter dem Namen Borlasia angliae beschreibt Oken*) den Sea long- worm des Borlase, für den Sowerby schon zehn Jahre vorher den Gat- tungsnamen Lineus gebildet hatte. Oken’s Gattungsname fällt dadurch hinweg, aber ich folge hier Oersted, Diesing, Schmarda u. A., wenn ich diesen in unserer Thierordnung eingebürgerten Namen beibehalte, unge- fähr für die Formen, für welche ihn auch die drei letztgenannten Schrifi- steller anwenden. in dieser Begrenzung gehen Ehrenberg’s Gattungen Ommatoplea und Polystemma in der Gattung Borlasia auf. 3. Oerstedia Quatrefages 1846. Kopf nicht vom Körper abgesetzt. Seitennerven verlaufen nahe der Medianlinie, nicht wie gewöhnlich ganz in den Seiten. Quairefages’) stellte diese Gattung für ein paar Nemertlinen aus Si- cilien, nach dem aus der Lage der Seitennerven hergenommenen Merk- 4) Bereits 41846 hat Ochsenheimer mit demselben Namen einen Schmetterling benannt. 2) Memorie sulle storia e notomia degli animali senza vertebre del Regno di Na- poli. Vol. H. Napoli 1825. 4. p. 406—408. Tav. 28. Fig. A—3. Polia sipunculus. 3) a. a. 0. Annal.des Seienc, natur. [3.] VI. 4846. p. 20i. 202. &) Lehrbuch der Naturgeschichte. Bd. ill. Zoologie. Abtheil. 4. Fleischlose Thiere. Leipzig und Jena A815. 8. p. 365. 5) a. a. Ö, Annales des Science. natur. |3.] VI. 4846. p. 221. 222. mal auf und gab folgende Diagnose: »Zwei sublaterale Seitennerven ; Mund (d. h. Rüssel) terminal; Körper eylindrisch. « b. Tremacephaliden mit Lappenbildung vorn am Kopf. 4. Micrura Ehrenberg 1831. Kopf nicht vom Körper abgesetzt, vorn mit einer Querfurche, so dass ein oberer und ein unterer Lappen entsteht, zwischen denen der Rüssel heraustritt. Mit Augen. Mund einige Kopfbreiten vom Vorderende entfernt. Wahrscheinlich darf man mit dieser Gattung auch Tetrastemma Ehrenberg') zusammenziehen. | 5. Prosorhochmus?) gen. nov. g Kopf nicht vom Körper abgesetzt, vorn mit drei Lappen, indem das Vorderende herzförmig ausgeschnitten ist und an der Rückseite ein drit- ter Lappen liegt. Der Rüssel tritt unterhalb dem herzförmig getheilten Vorderende aus. Mit Augen. Mund ein paar Kopfbreiten vorn Vorderende entfernt. Körper von mittlerer Länge und Contractilität. Im zweiten Abschnitt (p. 61) ist eine lebendig gebärende Art P. Cla- paredi, bisher die einzigste dieser Gattung, beschrieben. 6. Lobilabrum Bleinville 1828. Kopf nicht vom Körper abgesetzi, vorn mit vier Lappen, indem der vordere Rand erst in eine obere und untere Lippe getheilt ist, zwischen denen der Rüssel durchiritt, und von denen jede wieder herzförmig aus- geschnitten ist, die obere viel tiefer als die untere, so dass diese wie mit zwei Tentakeln besetzt aussieht. " Blawinville?) beschreibt von dieser Gattung nur eine Art, L. ostrea- rium, die auf Austern im Canal la Manche vorkommt. Subordo II. Nemortinea anopla Max Schultze. ia Rüssel fehlt der stacheltragende Apparat. Familia 2. Rhochmocephalidae. Die Kopfspalten sind lang und nehmen die ganze Seite oder doch den vorderen Theil derselben des Kopfes ein. Am Gehirn deckt das obere Ganglion das untere völlig und die Seitennerven entspringen aus den Seiten der unteren Ganglien vor deren hinteren, zugespitzten Enden. | 4). a.a.0. Ne. 45. Micrura, Tab. IV. Fig. IV. und Nr. 25. Tetrastemma, Tab. V. Fig. Mi. 2) 70000 vorn und aniyada Spalte. 3). Art. Vers, in Dictionnaire des Sciences asien. Vol. 57. Paris 48238. 8. 316.577. | 36 a. Rhochmocephaliden ohne Lappenbildung vernam Kopf. 7. Lineus Sowerby 1804. Kopf deutlich vom Körper abgesetzt, etwas verbreitert. Meistens ohne Augen. Kopfspalten bis zur Höhe des Mundes. Körper hinten all- mählich zugespitzt, platt, sehr lang und äusserst contractil, gewöhnlich verknäult. Als die typische Form in dieser Gattung betrachte ich den Sea long- worm des Borlase‘), welches überhaupt das erste beschriebene Thier aus der Ordnung der Nemertinen ist. Sowerby?) nannte es Lineus lon- gissimus und dieser Namen muss man diePriorität lassen, wenn er auch wenigen Eingang fand, da Oken?) 1815 dasselbe Thier Borlasia angliae und Ouvier*) 1847 dasselbe Nemertes Borlasii nannte. Ich behalte dess- halb’ den Sowerby’schen Namen hei und verwende die von Oken und ÖOuvier gegebenen Galtungsnamen in anderer Weise, indem ich Ehren- berg’s®) Gründe gegen die Namen Lineus und Borlasia für ganz unbegrün- dei halte. 8. Gerebratulus Renieri 1807. Kopf nicht vom Körper abgesetzt, etwas verschmälert, aber abge- stutzt endend. Kopfspalten bis zur Höhe des Mundes. Körper nach hin- ten nicht verschmälert, platt, von mässiger Länge und geringer Contrac- tilität. Renieri®) beschrieb unter diesem Gattungsnamen einige sehr cha- rakteristische Nemertinen des Mittelmeers, von denen die eine, C. mar- 4) William Borlase The natural history of Cornwall, Oxford 4758. fol. Die auf unser Thier bezügliche Stelle lautet p. 255, 256: »Fig. XII, Plate XXVI is the long worm found upon Careg-Killas in Mounts Bay, which though it migbt properly enough come in among the auguilli-form fishes, which are to succeed in their order, yet chuse to place here aınong the less perfect kind of sea-animals. It is brown and slender as a wheaten reed; it measured five feet in lengh (and perhaps not at its full stretch), but is to tender, slimy and soluble that out of the water it will not bear beeing moved without breaking; it had the contractile power to such a degree that it would shrink itself to half its Jlengh and then extend itself again as before,« Auf der Tafel findet sich neben der Abbildung Sea long worm beigeschrieben. 3) James Sowerby British miscellany or coloured figures of new, rare or little known animal Subjects eic. Vol. I. London 4804. 8. p. 45. Tab. VL. 3) a.a.0. 4) Regne animal, distribue d’aprös son organisation. TomelV. Paris4847.8. p- 37. 5) a.a. O. Note zu Nr. 30 Nemertes heisst es: »De Nemertis nomine dissentiunt auctores. Alii Borlasiae nomen a clarissimo Oken propinatum anteponunt. Equidem Linei et Linariae prima nomina, quorum alterum Familiam, alterum Genus planta- rum, cum Cuviero et Blainvillio rejicienda censeo, Borlasiae vero nomen ea de Causa non suscipio, quoniam viro docto ex eo quod ejus nomen vermi alicui aaepe, Laedioso, . genericum tribuitur, nec honos, nec laetitia redit.« 6) Stef. Andr. Renieri Tavole per servire alla classificazione e connoscenza degli Ras Padova 4807. fol. Tav. VI. E 97 ginatus, nachher von Fr. S. Leuckart') unter dem Namen Meckelia so- matotomus von neuem in die Wissenschaft eingeführt wurde. Die Gat- tung Meckelia fällt daher mit der Gatiung Cerebratulus zusammen und es ist desshalb sehr mit Unrecht, dass Diesing den letzien Namen fallen lässt. | | 9. Nemertes Cwvier (char. reform.). Kopf nicht vom Körper abgesetzt. Kopfspalien lang, bis zur Höhe des Mundes. Meistens mit Augen. Körper platt, von mässiger Länge und Contractilität. Cuvier hat, wie eben angeführt, unter dem Namen Nemertes den Sea long-worm des Borlase beschrieben, da diesem aber der Name Li- neus Sow. gebührt, wird Cuvier's Name frei und ich gebrauche ihn, da er ganz allgemeinen Eingang gefunden hat, in einem ähnlichen Sinne, wie es auch Oersied und Diesing thun. Zu unserer Gattung Nemertes gehört auch der von Huschke*) be- schriebene Notospermus drepanensis, für den Ehrenberg?), da dieser Gattungsname auf eine unrichtige anatomische Beobachtung hindeutet, den Namen Notogymnus drepanensis einführen will. b. Rhochmocephaliden mit Lappenbildung vorn am Kopf. 40. Ophiocephalus*) delle Chiaje 1829. Kopf vom Körper abgesetzt, ein wenig verschmälert, aber abgesiutzt endend und vorn in 9 Melanie mit einer von der Rückenseite auf die Bauchseite laufenden Furche, so dass der Kopf dadurch zweilappig erscheint. Kopffurchen lang, bis zur Höhe des Mundes reichend. Keine Augen. Körper lang. Unter diesem Namen bildet delle Chiaje?) eine Nemertine ab, an de- ren Kopf man sogleich die vier kreuzweis gestellten Kopfspalten bemerkt. Grube®), der diese Gattung genauer, obwohl in einer andern Art wie delle Chiaje beobachtete, giebt jedoch an, dass die Furchen in der Medianebene ganz gewöhnliche Einsenkungen der Haut seien, welche auch so tief werden könnten, dass sie die ganze Dicke des Kopfes durchsetzien. Nur eine ge- naue mikroskopische Untersuchung kann bestimmen, ob wir es hier mit 4) Breves animalium quorundam maxima ex parte marinorum Descriptiones. Heidelbergae 1828. 4. p. 17. 2) Beschreibung und Anatomie eines neuen in Sicilien gefundenen Meerwurms, Notospermus drepanensis, in Oken’s Isis. Bd. 32. Jahrg. 4830. p. Pal Taf. Vi. Fig. 16. 3) a.a. O0. Nr. 34 und Note, 4) Bloch hat schon 180! mit dem Namen Ophicephalus einen Fisch bezeichtret. 5) Memorie sulle storia e notomia degli animali senza vertebre del Regne di N#- poli. Vol. IV. Napoli 4829. 4. p. 204. Tav. 62. Fig. 6, 7 und 43. 6) Bemerkungen über einige Helminthen und Meerwürmer in Archiv für hs geschichte. Jahrg. 21. 1855. p. 149. Taf. VII. Fig. 8 vier wirklichen Kopfspalten zu thun haben oder nur mit den zwei seit- lichen Kopfspalten dieser Familie und zwei Furchen: ini ersteren Falle würde diese Gattung dann den Typus einer eignen Familie bilden. Blainville') beschreibt eine Gaitung Ophiocephalus, welche Quoy und Gaimard von Australien aus aufgestellt hatten, später bemerken aber diese beiden Reisenden), dass ihre damals provisorisch aufgestellte Gat- tung mit andern bereits bekannten zusammenfällt und lassen daher die- sen Gatlungsnamen ganz fallen. | | | Familia 3. Gymnocephalidae. Die Kopfspalten fehlen ganz. Das Gehirn ist ähnlich dem der Poliaden, aber die oberen Ganglien decken die unteren noch viel weni- ger; die Seitennerven enisiehen aus der ganzen hinteren Seite der unteren Ganglien, als eine allmähliche Verjüngung derselben. 11. Gephalotbrix Oersied 1844. Kopf nicht vom Körper abgesetzt, sehr lang und zugespitzt. Der Mund liegt viele Kopfbreiten vom Vorderende entfernt. Körper drehrund, sehr lang, fadenförmig und äusserst contractil. Von dieser sehr charakteristischen, von Oersted*) aufgestellten Gat- tung werden im zweiten Abschnitt zwei neue Arten beschrieben. In der Bildung des Gehirns nähert sich diese bisher einzige Gattung der Familie Gymnocephalidae sehr den Treinacephaliden, da aber der Rüssel unbewehrt ist und ich von Kopfspalten keine Spur finden konnte, muss man sie zu einer eignen Familie erheben, von der vielleicht später noch andere Glieder entdeckt werden. | B. Beschreibung der beobachteten Arten. 1. Borlasia mandilla. Taf. V, Fig. 1—7. | Polia mandilla Quatrefages, in Ann. des Sc. nat. Zoolog. [3.] VI. 1846. p. 203, 204, Im ausgestreckten Zustande ist der Kopf deutlich vom Körper ge- schieden und hat im Ganzen eine ovale Form. Das Thier ist sehr platt gedrückt und endet vorn und hinten gleich abgestutzt. Der Kopf trägt zahlreiche Augen von ungleicher Grösse, die gewöhnlich in vier Haufen zusammenstehen, von denen die beiden vorderen Haufen die Augen aber bisweilen in einer oder zwei regelmässigen Reihen geordnet enthalten. Die Kopfspalten liegen zwischen den vorderen und hinteren Augenhaufen und erscheinen an der Unterseite als etwa ein Viertel der Breite des Kopfes lange quere, wenig tiefe Spalten, die an der Oberseite 4) Art. Vers, in Dietion. des Scienc. nat. Tome 57. Paris 4828. 8. p. 574. 2) Dumont d’Urville Voyage de la corvette l’Astrolabe. Zoologie par Quoy et Gai- mard. Vol. IV. Paris 1833. 8. p. 285: 377a.'92 0:1P. 59 sich nur als kleine Einschnitte an der Seite des Kopfes zeigen. Inwendig sitzt an ibnen das ei- oder birnförmige Seitenorgan, das durch einen langen geschlängelten Faden mit dem Gebirn in Verbindung steht. Das Gehirn ist röthlich und liegt an der Grenze zwischen Kopf und Körper. Es besteht jederseits aus einer querovalen oberen Masse, die sich durch eine dünne über den Rüssel verlaufende Rückencommissur verbinden, und einer grösseren untern Masse, die den Seitennervenstrang abgiebt und unter dem Rüssel durch die breite Bauchcommissur mit der der anderen Seite in Zusammenhang steht. Die obere Masse giebt nach vorn einen dicken Nerven ab, der aber nicht weit verfolgt werden konnte. Der Mund liegt unter den Gommissuren des Gehirns und der Darm zeigt gleich von vorn an tiefe Seitentaschen. Die Bewaffnung des Rüssels besieht aus dem grösseren Haupitstilet und aus mehreren in zwei Seitentaschen aufbewahrten kleineren Neben- stacheln. Innen ist der Rüssel mit zahlreichen kegelförmigen Papilien be- setzt, die an der Seite fein blattförmig eingeschnitten oder gelappt sind. Das Thier sieht im Ganzen weisslich oder blass röthlich aus, die Darmtaschen sind aber grau, und wenn sie sehr ausgedehnt sind, wird die -Farbe des Thiers besonders an der Unterseite mehr graulich. Die meisten Exemplare waren etwa 30 mm. lang und dann an 4 mm. breit, doch kamen auch 60 mm. lange Exemplare vor, aber stels . war im ausgestreckten Zustande die Breite etwas mehr als ein Zehntel der Länge. Die Bewegungen dieser Thiere sind rasch und sie können sich sehr contrahiren, bei starker Reizung fast bis zu einem rundlichen Klumpen. | Sehr häufig bei St. Vaast la Hougue unter den Steinen, oben am ; Ebbestrande. 2. Borlasia splendida sp. n Taf, V, Fig. 10-48. Der Körper ist ganz platt und endet vorn und hinten zugespitzt: der | Kopf ist nieht durch eine Einschnürung vom Körper gesondert. Vorn be- \ finden sich zahlreiche Augen, die im Allgemeinen jederseits in zwei hin- | ter einander liegenden Reihen stehen, von denen die beiden lateralen | Reihen aber vorn unregelmässig sind und sich zu einem Haufen grosser und kleiner Augen umbi an Die Kopfspalten liegen an den Seiten des Körpers in kr "Linie mit dem Gehirn und ziemlich weit hinter den Augen und haben einen besonderen Bau. In einer nach oben und unten dreieckig auslau- \fenden Einsenkung auf der Seite des Körpers befindet sich hinten eine ‘'Querrille, die sich an der Unterseite des Kopfes noch ausserhalb der Ein- \senkung ziemlich weit nach der Medianlinie hin fortsetzt, auf diese Quer- \Tille laufen, ebenfalls in dieser Einsenkung, von vorn nach hinten acht | Längsrillen zu, die nach oben und unten, entsprechend der Form der 60 Einsenkung, kürzer werden. Die Seitenorgane sind oval oder fast viereckig und da das Gehirn mit ihnen in gleicher Linie liegt, sind die Verbindungsfäden mit ihm nur kurz. Das Gehirn besteht aus den beiden bekannten Abtheilungen und die Seitennerven geben zahlreiche Queräste.ab, die wenig weil workelak werden konnten. Von der oberen Masse des Gehirns strahlen mächtige Nerven aus, die jedes Auge mit einem Bündel versehen und zunächst jederseits in zwei Aeste gesondert sind, entsprechend den beiden Seiten- reihen der Augen. Die Bauchcommissur giebt jederseits ein paar Zweige zu dem Rüssel. Der Mund liegt etwas hinter den Commissuren des Gehirns und amı Darm beginnen die tiefen Seitentaschen. Die Bewaffnung des Rüssels besteht aus einem grossen Haupistilet und aus vielen kleinen stumpfkegeligen Nebenstacheln, die in 8—10 Seitentaschen gebildet werden. Innen ist der Rüssel mit hohen Papillen bedeckt, die an ihrer Spitze ovale Körper, oft auf langen Stielen tragen, und die an der Seite, die bei ausgestülptem Rüssel nach hinten sieht, mit feinen Zacken besetzt sind. Das Blut ist roth wie Menschenblut und die Farbe haftet an den zahlreichen 0,01—0,018 mm. grossen Blutkörpern. Die Seitengefässe sind mit dem Rückengefäss durch zahlreiche, eiwa 0,4 mm. von einander abstehende Quergefässe verbunden, die Raum für drei bis vier Blutkör- per neben einander haben und so fast ein capillares Gefässsystem bilden, was, wie ich glaube, noch bei keiner andern Nemertine beobachtet ist. Das Thier ist auf dem Rücken lebhaft fuchsbraun, mit fünf weissen Längsstreifen, die Bauchseite ist weisslich bis sanft rosa und diese Farbe setzt sich jederseits auf den Rücken hin fort, sodass dort neben der leb- haften braunen Farbe auf jeder Seite ein BER Streif von der Färbung der Bauchseite liegt. Das Thier ist wenig contractil, kann sich aber rasch fortbewegen und sondert aus der mit sehr kurzen schwachen Cilien besetzten Haut viel zähen und klaren Schleim ab. ich erhieli von dieser prächtigen Nemertine nur zwei Exemplare, welche ich in St. Vaast la Hougue auf frisch gefangenen Austern fand. Das grössere hatte die angegebene Färbung und war 40—50 mm. lang und in der Mitte 4 mm. breit, das zweite Exemplar war nur halb so gross, steckte in einer leeren Serpularöhre auf der Auster und zeigte eine lebhafte rosa Farbe, wo das erstere fuchsbraun aussah. | > 3. Oerstedia pallida sp. n. Taf. V. Fig. 8 und 9. | Der, Kopf ist nicht oder kaum vom Körper gesondert, und vorn und hinten endet das Thier gleich abgestutzt. Augen fehlen. | DieKopfspalten sind rundliche Einsenkungen an den Seiten, etwa % ade 5 "zweimal so weit vom Vorderende enifernt, als der Kopf breit ist, und _ etwas vor dem Gehirne gelegen. Die Seitenorgane sind klein und en- den verschmälert am Gebirne. Das Gehirn ist gross und besteht aus den beiden bekannten Ab- theilungen ; die obere giebt nach vorn einen starken Nervenzweig und die untere trägt dicht vor dem Ursprunge der Seitennerven zwei Otoli- thenblasen, die bisher bei Nemertinen noch nicht gefunden waren. Von den Commissuren des Gehirns beobachtete ich nur die der unteren Hirnmasse. Die Seitennerven verlaufen entfernt von den Seiten des ' Körpers, wie ich es sonst bei keiner von mir beobachteten Nemertine ‘ fand und wie es Quatrefages als bezeichnend für seine Gattung Oerstedia . angiebt. Der Mund liegt unter dem Gehirn, und erst eine Strecke weit hinter ihm erreicht der Darm seine gewohnte Weite, sodass man diesen dünne- ren Theil als Schlund vom Darm unierscheiden kann. Die Bewaffnung des Rüssels besteht aus einem Haupistilet und aus - zahlreichen kleineren, in zwei Seitentaschen eingeschlossenen Neben- stacheln. Die Papillen im Rüssel zeigen dieselbe Form und Beschaffenheit, wie es bei B. mandilla angegeben ist. Das einzige Exemplar dieser Art, das ich in St. Vaast mit B. man- " dilla zusammen fand, war nur 5 mm. lang und 0,2—0,3 mm. breit, durchsichtig oder o. und war sicher noch Klenmichsen, da der Rüssel ganz gerade im Körper verlief, und sein Ansatz im Innern noch "ganz nahe am Hinterende des Thieres sich befand und der Darm noch | keine Seitentaschen zeigte, sondern ais ein einfacher Schlauch durch den Körper lief. Ausserdem trug die äussere Haut zwischen dem dichten Ci- lienkleide haufenweis grosse Cilien, die vielleicht mit dem Alter verloren ‚gehen, indem ich bei kleinen Exemplaren von B. mandilla auch solche grosse Cilien fand, die bei den erwachsenen Thieren nicht mehr existirten. Für die beiden aus Sicilien stammenden Nemertinen, aus denen Quatrefages') seine Gattung Oerstedia bildet, lautet die Diagnose: ‚‚duo- bus restibus nervosis longitudinalibus sublateralibus; ore (i.'e. probo- | scide) terminali; corpore cylindrico‘‘. Beide Arien haben bewaffneten Rüssel und am Kopf keine Seitenspalten. Die eben beschriebene Art " dürfte demnach zu dieser Gattung gehören, obwohl ihr Körper nicht ey- _ lindrisch, aber auch nicht besonders plattgedrückt war: nur die Jugend ‚des an ichidten Exemplars lässt Bay Bestimmung noch zweifelhaft er- scheinen. gt Prosorhochmus Öinkaradı gen. et sp.n. Taf. VI. Fig 4—8. Der Kopf ist nicht vom Körper geschieden. Das Thier ist wenig contractil und wenig plattgedrückt, mindestens halb so dick als breit 4) Annales des Sciences naturelles. Zoologie. [3.] VI. 4846. p. 224. 62 und endet hinten verschmälert, aber abgestutzt. Die vordere abgestutzie Seite des Kopfes ist zweilappig, umgekehrt herzförmig und an der Rücken- seite trägt er etwas hinter dem Vorderende einen dritten Querlappen. Auf die'Anwesenheit dieser drei Lappen gründet sich dies neue Genus, das sonst im Bau mit Borlasia zusammenfällt. Der Kopf trägt bei er- wachsenen Exemplaren vier im Trapez stehende Augen, von denen die heiden hinteren kleiner als die vorderen sind, aber oft weiter, oft näher zusammenstehen, wie diese. Die Kopfspalten sind rundliche Einsenkungen an den Seiten, etwa in gleicher Linie mit dem vorderen Augenpaar. An sie setzt sich das zweilappige Seitenorgan, dessen längerer Lappen zum Hirne geht. Das Gehirn ist röthlich und liegt etwa so weit hinter dem Vorder- ende, als der Kopf breit ist, und gleich hinter dem hinteren Augenpaare. Es zeigt denselben Bau, wie er oben bei Borlasia mandilla angegeben ist. Der Mund liegt gleich hinter dem Gehirn und die Seitentaschen des Darms beginnen gleich vorn, sind tief und durch leicht zu beobachtende Fäden an die Körperwand befestigt. | Die Bewaflnung des Rüssels besteht aus einem Hauptstilet und aus in drei Seitentaschen liegenden Nebenstacheln; diese letzteren sind im ausgewachsenen Zustande fasi noch einmal so lang, als der Stachel des Stilets und während man in erwachsenen Exemplaren drei Seitentaschen mit solchen Stacheln beobachtete, zeigten die jungen Exemplare von ein paar Millimeter Länge stets nur zwei. — Im Rüssel befinden sich eben- solche Papillen wie bei Borlasia mandilla. Die Leibeshöhle des Thieres enthielt zahlreiche Junge von 0,3—8,0 mm. Länge, dagegen fand ich keine Geschlechtsproducte. Ein ähnliches Verhalten beobachtete bereits Max Schultze') bei seinem Tetrastemma obscurum, auch da war die Leibeshöhle mit Jungen gefüllt, während von Eiern nichts entdeckt werden konnte. Das Thier hat eine schön orange Farbe, die Magentäschen sind bräun- lich und an der Bauchseite ist die Farbe desshalb mehr braun als orange. Die Contractilität ist gering und die Bewegungen hatten etwas Star- res, was vielleicht von den vielen Jungen, welche die Leibeshöhle anfüllten, herrührte. Die äussere Haut sondert viel gelben zähen Schleim ab. | Ä Ich fand von dieser merkwürdigen Nemertine, die ich nach meinem Freunde Dr. Ciaparede in Genf benenne, nur zwei etwa 20 mm. lange Exemplare bei St. Vaast la Hougue unter Steinen am tieferen Ebbestrande. Die neue Gattung Prosorhochmus (siehe oben p. 55) hat einige Aehn- lichkeit mit der von Blaimville*) auch von den Küsten des Canals be- 4) Beiträge zur Naturgeschichte der Turbellarien. Erste Abtbeilung. Greifswald 4864. 4. p. 62. 2) Article Vers, im Dictionnaire des Sciences naturelles. Vol. 57. Paris 4828. 8. p. 576. 577. 63 schriebenen Lobilabrum, bei welcher der Kopf ebenfalls zwei horizontale Querlappen zeigt, von denen aber jeder herzförmig gelappt ist und zwar der obere viel tiefer als der untere. s 5. Nemertes octoculata sp. n. Taf. VII. Fig. 4 und 2. Der Kopf isi nicht vom Körper geschieden und das Thier ist sehr plait gedrückt und endet vorn etwas weniger abgestumpfi als hinien. Vorn am Kopf stehen jederseits in einer geraden Linie vier gleich grosse Augen. “"" Die Kopfspalten nehmen die ganzen Seiten des Kopfes ein und sind über doppelt so lang, als der Kopf breit ist. Sie beginnen ganz vorn fast an der Spitze, und dort befinden sich am Anfange des unteren Lap- pens zwei ganz kleine Papillen. Die Kopfspalten enden in der Höhe des Gehirns eiwas erweitert und dort setzt sich das tief ausgehöhlte, fast uhrglasförmige Seitenorgan an, das durch einen kurzen Verbindungs- strang mit der Unterseite des Gehirns in Zusammenhang steht, ‚Das Gehirn ist gross und schimmert röthlich durch die Leibes- wand; es besteht jederseits aus zwei Abtheilungen, einer oberen und einer unteren, die obere ist weit nach hinten verlängert und überragt dort die untere, vorn: verbindet eine schmale Rückencommissur die obe- ren Massen beider Seiten. Die untere Masse endet hinten etwas ver- schmälert und noch vor dem Ende der oberen Masse und giebt schon vor ihrer Spitze den Seitennerven ab; die Bauchcommissur ist ewwa noch einmal so breit als die des Rückens. „Der Mund liegt fast eine Körperbreite hinter dem Ende des Gehirns, und der Darm beginnt gleich in voller Breite, hat aber im ganzen Verlaufe nur wenig tiele Seitentaschen. Der Rüssel ist unbewaffnet, und über wahrscheinlich vorhandene Papillen in seinem ausstülpbaren Theile habe ich nichis aufgezeichnet. .. Das Thier, von dem ich oft 80 ınm. lange Exemplare fand, sieht meistens olivengrün aus, die Oberseite eiwas dunkler als die Unterseite und das Vorderende im ziemlichen Umkreise um das Gehirn mit röth- lichem Schimmer. Bei St. Vaast la Hougue am Ebbestrande unter Steinen, nicht sellen. 6. Gephalothrix ocellata sp. n. | Taf, VI. Fig. 44 -- 46. Der Kopf ist gar nicht vom Körper abgesetzt und endet vorn nur ein wenig verschmälert. Das Thier ist im Ganzen drehrund, in der Mitte am dicksten, nach beiden Enden etwas verjüngt. Ganz vorn am Kopf befindet sich auf der Rückenseite eine röthliche Färbung, in welcher man ‚einige grössere Augenflecke unterscheiden kann. 64 Kopfspalten und Seitenorgane fehlen. | Das Gebirn liegt etwa um die dreifache Kopfbreite vom Vorder- ende entfernt und zeigt einen ähnlichen Bau wie das Gehirn der Tre- macephaliden. Die obere Masse liegt fast ganz vor der unieren und giebt vorn einen grossen Nerven ab, die untere Masse verjüngt sich allmählich zum Seitennerven und die Bauchcommissur ist mindestens noch einmal so breit wie die Rückencommissur. Der Mund liegt weit hinter dem Gehirne, etwa sieben Kopfbreiten vom Vorderende entfernt. Der Darm beginnt gleich in voller Breite, er scheint nur dort Seitentaschen zu haben, wo sich neben ihm Eiersäcke entwickeln und zeichnet sich durch eine besonders lebhafte Wimperung im Innern aus. Der Rüssel ist nicht bewaffnet und der ausstülpbare Theil ist mit hohen steifen Papillen besetzt, deren Ende sich meistens in zwei oder arei hakig umgebogenen Spitzen zertheilt. In der Leibeshöhle befanden sich zahlreiche Eier, in der Mitte des Körpers lagen jederseits 2—4 Eier zusammen, mehr nach den Enden zu bildeten sie jederseits nur eine Reihe und ziemlich weit von diesen noch entfernt hörten sie ganz auf. Die Eier, welche im reifen Zustande etwa 0,15 mm. gross sind, mit 0,037 mm. grossen Keimbläschen, entstehen in Schläuchen, welche sich zwischen die Darmtaschen schieben. In den Wänden dieser Schläuche, die im jungen Zustande recht dick sind, schei- nen die Eier zu entstehen und dann in den Hohlraum derselben zu ge- langen. Jeder dieser Eierschläuche scheint sich mit einem Ausführungs- gange durch die Körperwand nach aussen zu öffnen, denn wenn man das . Thier mit dem Deckglase etwas drückte, kamen die Eier an den Seiten ‚des Körpers in einzelnen Haufen heraus und lagen noch ebenso in Grup- nen vereint ausserhalb des Körpers, wie sie früher in ihm geordnet ge- wesen waren. In der äusseren Haut liegen neben den wenig ausgebildeten Schleimdrüsen zahlreiche kleine Krystalle, die bei auffallendem Lichte lebhaft glänzen, die Form von Arragonit haben und bei Zusatz von Essig- säure sich von aussen nach innen auflösen und sich mit einer röthlich schimmernden Luftblase umgeben, sodass man sie für aus kohlensaurem Kalke bestehend ansehen darf. Das Thier ist im ausgestreckten Zustande 100 mm. und mehr lang, dann 0,5 mm. breit und ziemlich plattgedrückt, gewöhnlich aber hat es nur 15—20 mm. Länge bei 1—2 mm. Dicke und ist dann fast drehrund und da im ersten Zustande die Farbe ein gelbliches Grau ist, erscheint sie in der Contraction des Thieres mehr gelblich braun. Das Vorderende ist rötblich. Bei St. Vaast la Hougue am tiefen Ebbestrande unter intra ziem- 4 lich selten. 1595) Gephalothrix longissima sp. n. Taf. VI. Fig. 6—10. Der Kopf ist nicht vom Körper geschieden, er endet vorn etwas verjüngt, aber abgestutzt, und trägt dort einen kleinen schmalen Lappen, der sich besonders durch höchst feine und kurze Cilien auszeichnet. Die äussere Haut ist vorn am Kopfe sehr verdickt, enthält dort keine der sonst zahlreichen Schieimdrüsen,, sondern ist fein quergestreift und sieht aus, als wenn sie aus feinen neben einander stehenden Stäbchen zusammen- gesetzt wäre. Im Ganzen ist das Thier nach vorn und hinten etwas ver- jüngt und ziemlich drehrund. | Augen undKopfspalten fehlen, auch ein in gewöhnlicher Weise ausgebildetes Seitenorgan scheint zu mangeln, aber vorn im Kopfe vom Hirn bis zur Spitze Mögen neben einander zwei ovale, vorn zuge- spitzte Körper, die nur dem Rüssel zwischen sich den Dirrchtritt gestat- ten, sonst aber den Kopf dort ganz ausfüllen, die vielleicht mit den Sei- tenorganen der übrigen Nemertinen verglichen werden könnten. Doch habe ich in diesen grossen Körpern keine Structur und keinen Zusam- menhang mit der Aussenweli bemerken können, jedoch schien sich we- nigstens einer der beiden grossen Nerven, die jederseits am Hirn ent- springen, in sie einzusenken. Diese beiden Massen liegen an derselben Stelle, wo sich sonst im Kopfe eine Verdickung der Muskulatur zu zeigen pflegt, und es ist möglich, dass sie nichts als eine Muskelmasse sind. Das Gebirn liegt etwa drei Kopfbreiten von der Spitze des Kopfes entfernt und hat denselben Bau, wie er bei der vorhergehenden Art an- gegeben ist, nur mit dem Unterschiede, dass aus den beiden oberen Mas- sen jederseits zwei grosse Nerven hervorkommen, von denen die beiden medianen viel weiter nach vorn zu verfolgen waren, als die beiden lateralen. Der Mund liegt etwa zehn Kopfbreiten vom Vorderende entfernt, der Darm beginnt gleich in voller Breite, die Seitentaschen zeigen sic it aber ersi weiter hinten, wo sich Geschlechtsorgane entwickeln, und scheinen, wenn diese nicht ausgebildet sind, zu fehlen. Der Rüssel ist nicht bewaffnet und enthält in seinem ausstülpbaren - Theile einfach kegelförmige Papillen, deren feineren Bau ich jedoch nicht beobachtet habe. | Im mittleren Theile des Körpers entwickeln sich die Geschlechts- - organe: Schläuche, in denen entweder Eier oder Samenfäden ent- stehen. ‚Die Zoospermien sind im Seewasser sehr lebendig, sie haben einen 0,00% mm. BIT EI kreiselförmigen Kopf und einen dünnen langen Schwanz. Sun Vom Geiässsysteme habe ich nur die beiden Seitengefässe be- obachtet. Das Thier.ist mindestens 200 bis 300 mm. lang, kann sich aber sehr Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Bd. | 5 | 66 contrahiren und rollt sich dabei meistens zu einem Kegel zusammen wie ein Tubifex, gewöhnlich aber befindet es sich in sehr ausgestrecktem Zu- stande an der Unterseite. von Steinen am Ebbestrande und bildet dort ein verworrenes grossmaschiges Netzwerk von höchstens einen halben Milli- meter breiten Fäden. Es sondert aus den zahlreichen Drüsen in der äus- seren Haut einen zähen Schleim ziemlich reichlich ab, durch den es überall anklebi. Seine Farbe ist ein helles gelbliches Grau. Bei St. Vaast la Hougue unter Steinen am tieieren Ebbestrande, ziemlich selten. C. Anatomischer Bau. In diesem Abschnitte gebe ich eine Darstellung des anatomischen Baues der Nemertinen,, wie ich denselben besonders an den vorher be- schriebener Arten beobachtet habe und betrachte hier nach einander die äussere Haut, die Muskulatur, die Leibeshöhle, den Darmcanal, den Rüssel, das Nervensystem, die Kopfspalten und die Seitenorgane, die Sinnesorgane, das Gefässsystem, die Geschlechtsorgane, die Entwicklung. In jedem die- ser Gapitel werden zugleich geschichtlich die Ansichten angeführt, die man über die betreffenden Organe bereits aufgestellt hat, was bei dieser Thier— classe von einem besonderen Interesse ist, indem hier, wie sonst kaum, die Deutungen der anatomischen Befunde auseinandergehen. 41. Aeussere Haut. Die äussere Haut besteht aus zwei Lagen, zu aussen aus einer Cuti- cula, welche die Gilien trägt, und nach innen aus einer dieken Schicht einer feinkörnigen Substanz. Man ist geneigt anzunehmen, dass die feinkörnige Schicht aus Zellen zusammengesetzt sei, welche die äussere Guticula absonderten, allein von bestimmten zelligen Bildungen habe ich nichts gefunden und ein Zusatz von Essigsäure machte diese Schicht stets noch gleichmässiger. In dieser Schicht liegt das Pigment, das die meisten Nemertinen färbt und ihnen oft ein dunkles, fast schwarzes oder glänzend gefärbtes Aus- sehen giebt. Dies Pigment besteht aus feinen Körnchen und ist bisweilen, wie z. B. bei Nemertes olivacea, Cerebratulus marginatus (Taf. V!l. Fig. 3 und A p) u.s. w., auf den innersten Theil dieser Schicht beschränkt, meistens aber ziemlich gleichmässig in ihr vertheilt. . . Bei den meisten Nemertinen bilden die Schleimdrüsen den grössten Theil der feinkörnigen Hautschicht, bei den grösseren Arten aber (Taf. VII. Fig. 3.4.) liegen sie nur in der äussersten Schicht, während die innere das Pigment enthält. Diese Drüsen sind meistens ovale, oft auch gelappte dünnhäutige Körper, aus denen bei Reizung des Thieres ein glasheller oder auch gefärbter Schleim oft in sehr grosser Masse ausfliesst. Sie scheinen nach aussen zu münden, doch habe ich keine Canäle be- * 67 merken können, welche die Cuticula durchsetizten. Gewöhnlich bilden diese Drüsen nur eine Reihe, zunächst unter der Cuticula, bisweilen ‚aber, wie z. B. bei Borlasia mandilla, liegen mehrere Reihen hinter ein- ander und es wird zweifelhaft, ob alle direct nach aussen sich öffnen. Bei Cephalothrix ocellata (Taf. VI. Fig. 14.15.) liegen in dieser fein- körnigen Hautschicht zwischen den Schleimdrüsen und dem spärlichen Pigment zahlreiche 0,003—0,008 mm. lange Krystalle, welche die Form des Arragonits haben und sich wie dieser in Essigsäure ‚unter Gasent- wicklung auflösen. nn ist diese feinkörnige Schicht vorn am Kopfe besonders ver- dickt, wie bei Gephalothrix longissima (Taf. VI. Fig. 7—9.), enthält keine a cren, sondern scheint aus feinen neben einander liegenden Stäbeben zu bestehen, sodass man unwillkürlich an eine Function als Tastorgan denkt. | . Ander Cuticula (Taf. VI. Fig. 14 c.) habe ich keine weitere Struc- tur wahrgenommen; sie erscheint als eine gleichmässige Schicht, aus der "die Cilien herauswachsen. Die Cilien sind sehr verschieden ausgebildet, bei einigen Arten stehen sie dicht und sind sehr lang und ihre Bewegun- gen fallen sofort in die Augen, bei anderen, z. B. bei Borlasia splendida, sind sie kurz und spärlich ind man hat Mühe, sie zu erkennen. Biswei- len kommen zwischen diesen Cilien, welche ganz gleichmässig den Kör- per bedecken, einzelne grössere, oft geisselartig verlängerte vor, die in -. Haufen zusammen, meistens an bestimmten Siellen, wie vorn am Kopf u.S. w., stehen. So sah ich es bei Oerstedia pallida (Taf. V. Fig. 8.) und bei Borlasia mandilla (Taf. V. Fig. 4.), stets aber waren die Exem- plare noch jung, und es scheint nicht unwahrscheinlich , dass sie beim Heranwachsen verschwinden. Muskulatur. ‚Unmittelbar unter der äusseren Haut liegt eine die ganze Körper- höhle umhüllende Schicht von Muskeln. Quatrefages‘) beschreibt aller- dings zwischen beiden noch eine fibröse Schicht, bei den von mir beob- achteten Arten konnte ich eine solche nicht erkennen, aber es ist mög- lich, dass sie nur bei den sehr grossen Arten (Quatrefages’ Angabe bezieht sich zunächst auf den Lineus longissimus s. Borlasia anglica) deutlich hervortritt. Bei weitem die meisten Muskelfasero der Muskelschicht verlaufen in - der Längsrichtung und sind bei den kleineren Arten, mit Ausnahme des Kopfes, fast die einzigen, bei den grösseren Arten aber — mir liegen die Beobachtungen von Cerebratulus marginatus ver — ist die Körpermusku- latur viel complicirter. Hier (Taf. VI. Fig. 3. 4.) wird die Körperhöhle von ‚einer Schicht Längsmuskeln begrenzt, darauf folgt eine starke Lage Ring- 1) a.2.0. Ann. Science. nat, |3.] VI. 1846, BP 231. Pl. A3. Fig. 1 a. 5* 68 muskeln, dann die mächtigste Schicht der Längsmuskeln und endlich gleich unter dem Pigment wieder eine feine Lage von Ringmuskeln : wir haben also zwei Schichten Ringmuskeln und zwei Schichten Längsmus- kein und dahinzu kommen noch viele und mächtige Radialfasern , die besonders an den Seiten des Körpers ausgehildet sind und die ganze übrige Muskulatur durchseizen. Delle Chiaje‘) und Rathke?) beschreiben nur zwei Muskellagen und zwar eine äussere Ringfaserschicht und innere Längsmuskeln, während Quatrefages?) und Frey und Leuckart*) die Längs- fasern als aussen, die Ringfasern als innen liegend angeben; es ist nach der obigen Beschreibung klar, dass beide Angaben richtig sein können, je nachdem die eine oder die andere der vier Schichten schwindet, aber die äusseren Ringmuskeln sind stets sehr unbedeutend. im soliden Kopfe ist diese Muskulatur am stärksten ausgebildet und es kommen meistens noch schräg verlaufende Fasern hinzu. Eine weitere Muskulatur findet sich im Körper nicht, und der Rüssel wird nicht durch besondere Retractoren, sondern durch die Muskeln, die in seiner Wand liegen und bei ihm beschrieben werden sollen, zurück- gezogen. Ausserdem könnte man hier noch die oft zahlreichen Fäden er- wähnen, die den Darm an die Körperwand befestigen und die vielleicht von muskulöser Natur sind. Was den feineren Bau der Muskeln betrifft, so bestehen sie über- all aus feinen bandartigen Längsfasern, an denen Kerne und eine weitere Structur nicht zu erkennen waren. Bei Borlasia splendida (Taf. V. Fig. 18.) hatten die Muskelfasern des Rüssels 0,004 mm. Breite und erschie- nen angespannt ganz gerade, während sie in der Erschlaflung zickzack- artige Biegungen zeigten und zu 0,008 mm. Breite angeschwollen waren. 3. Leibeshöhle. Die eben beschriebene äussere Bedeckung, welche aus der Körper- muskulatur und der äusseren Haut besteht, schliesst einen grossen Hohl- raum ein, die Körperhöhle, welche Aene von den verschiedenen Or- ganen fast ausgefüllt wird, nichts desto weniger jedoch stets bestehen bleibt. Die Eingeweide ee hier also in einer Körperhöhle, nicht ein- gebettet in ein Körperparenchym. Die Anwesenheit der Körperhöhle wird dadurch besonders deutlich, dass sich in ihr fast stets eine mit körperlichen Elementen versehene Flüssigkeit befindet, welche wohl bei allen Anneliden vorkommt, bei den 4) Memorie sulla storia e notomia degli Be: senza vertebre del Regno di "Na- #4 poli. Volume Ill. Napoli 1825. 4. p. 407. 2) a. a. O0. Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Bd. if. Heft 4. Danzig 1842. 4. p. 95. 96. 3) a. a. O. Ann. Scienc. natur. [3.] VI. 1846. p- 234. 235. 4) a.a. 0. Beiträge zur Kenntniss wirbelloser Thiere. Braunschweig 1847, 4. p. 72. 69 Nemertinen aber, wie es scheint, zuerst von Quatrefages ') beschrie- ben ist. Diese Körper in der Leibeshöhle sind besonders gross und auffallend bei Borlasia mandilla (Taf. V. Fig. 2.). Es sind da meistens platte schmale, an beiden Erden zugespitzte, Navicula-ähnliche Körper , 0,037—-0,074 mm. lang und 0,005—0,007 mm. breit, .oft auch grosse vielfach zer- schlitzte Blätter. Bei den meisten Arten aber finden sich in der Leibes- flüssigkeit nur kleine runde Körperchen und Körnchen. Durch die Strömungen dieser Körper kann man die Ausdehnung der Leibeshöhle leicht erkennen: auf der Bauchseite existirt sie kaum, da der Darm dort der Körperwand unmittelbar aufliegt, besonders ausgebildet ist sie aber jederseits neben dem Darme, wo sie nur die Darmtaschen und die Befestigungsfäden dieser an die Körperwand einschränken, und an der Rückenseite des Darms, wo in einer tiefen und breiten Längsrille dieses sich der Rüssel schlängelt, die meisten Körper sieht man desshalb neben dem Rüssel fliessen. Gewöhnlich tritt die Leibeshöhle nicht über das Hirn hinaus ur.d der vordere Theil des Kopfes ist ganz solid, wie es schon Rathke”) angiebt, und wird nur von der mächtig entwickelten Mus- kulatur ganz ausgefüllt. Nur der Rüssel durchbohrt dann diesen soliden Theil,. ist aber schon in der Nähe des Gehirns mit der Körperwand ver- wachsen und invaginirt sich von hier an bei der Ausstülpung, bei Ne- mertes octoculata (Taf. VII. Fig. I.) aber geht die Leibeshöhle ganz bis ins Vorderende und der Ansatz des Rüssels liegt dem entsprechend auch ganz vorn an der Spitze des Körpers. 4. Darmeanal. Der Darmcanal öffnet sich unter oder hinter dem Gehirne an der Bauchseite mit einem längsovalen,, oft wie eine Längsspalte aussehenden Munde und verläuft dann ungeschlängelt durch die Leibeshöhle, bis er im Hinterende, bisweilen dort etwas zur Rückenseite umgebogen, im After ausmündet. | Ich habe schon angeführt, dass der Darm den Bauchtheil der Leibes- höhle fast ganz ausfüllt und auf seiner Rückenfläche eine breite und tiefe Längsrille besitzt, so dass seine Seitentheile viel dicker sind, als sein medianer Theil. Diese dickeren Seitentheile sind zu regelmässigen, mei- stens tiefen Seitentaschen ausgesackt. Gewöhnlich beginnt der Darm gleich neben dem Munde in voller Breite und zeigt von Anfang an seine Seitentaschen, bisweilen aber folgt auf den Mund ersi ein dünnerer Darmtheil ohne Seitentaschen, z. B. bei Oerstedia pallida, und diese be- sinnen erst da, wo der Darm plötzlich seine volle Breite erreicht, wie es. 1) a.a.0. Ann. Science. natur. [3.] VI. 4846. p-. 241. 242. Pl. 11. Fig. 7—A0. 2} a. a. 0. Neueste Schriften der naturforschenden Geseilschaft in Danzig. Bd. ul. BEI h, Danzig 1842. 4. p. 102. 10 schon delle Chigje') } von seiner Polia sipunculus beschreibt. Den dünne- ren Anfangstheil er man dann als eine Speiseröhre vom Darm unter- scheiden. Bienen sind die Seitentaschen unbedeutend, auch wohl ganz fehlend, und scheinen nur wenn die Geschlechtsorgane von den Seiten gegen den Darm wachsen, hervorzutreten. Der Darmcanal wird durch kermhaltige, oft verzweigte Fäden an die Körperwände befestigt, welche sich gewöhnlich (Taf. VI. Fig. 3. 4.) in der Körperwand als radiäre Muskeln fortsetzen. Sie waren besonders in die Augen fallend bei Prosorhochmus Glaparedii (Taf. VI. Fig. 4.), und auch Qualrefages*) erwähnt sie von verschiedenen Arten. Die Wände des Darmcanals bestehen aus einer äusseren structurlo - sen Haut und einer wahrscheinlich aus Zellen bestehenden feinkörnigen Belegmasse, die innen die Cilien trägt, welche bei allen Nemertinen die Innenfläche des Darms auskleiden (Taf. V. Fig. 6.). Diese feinkörnige Belegmasse ist oft sehr dick und enthält meistens 0,01—0,015 mm. grosse Blasen, in denen sich ein Fetttropfen oder auch eine gelbe Goncre- tion (Taf. VI. Fig. 4.5.) befindet; sehr gewöhnlich finden sich in ihr auch grosse Anhäufungen von Fetttröpfchen. Van Beneden”) fasst den Darmcanal etwas anders auf, als hier ge- schehen. Nach ihm ist der Darm ganz gerade und ohne Aussackungen, aber neben ihm liegt jederseits ein besonderes Organ, die Leber, das wir hier als Darmtaschen bezeichnei haben. Hier scheint jedoch dieser trefflliche Forscher ‚im Irrthume zu sein, und ich habe mich davon über- zeugen können, dass die Darmtaschen (Taf. V. Fig. 6.) wirkliche Aus- sackungen der Darmwand sind, und dass die gelbe Goneretionen enthal- tenden Zellen ebenso in der Wand der Taschen, als der Einschnürungen vorkommen. Wenn man also diesen eine Leberfunction zuschreiben will, ist sie über den ganzen Darm gleichmässig verbreitet. Fast stets findet man im Darmcanal infusorienartige Wesen, die den Opalinen und Gregarinen am ähnlichsten sind und schon von Frey und Leuckart*), Kölliker?) , van Beneden®) erwähnt werden. Der Darm von Nemertes octoculata war ganz angefüllt mit eigenthümlichen Opalinen, die ich Opalina quadrata nenne, da sich in ihrer Haut in regelmässigen Reihen quadratische dunklere Flecke befanden. Die Deutung des hier als Darmcanal beschriebenen Organs ist bei den verschiedenen Schriftstellern sehr verschieden ausgefallen, allein ich 4) Memorie etc. Vol. I. 4835. p. 407. Tav. 28. Fig. 3. 3) a. 3.0. Ann. Scienc. nat. [3.] VI. 1846. Pl. 42. Fig. 1—3. 3) a. a. O. Memoires Acad. Belgique. Tome XXXI. 1861. p. 27 und 43. 44. Pi. IV. Fig. 5. '4) a.a.0. Beiträge u. s. w. 1847. p. 76. ‚ 5) Beiträge zur Kenniniss niederer Thiere. Gresaring, in Zeitschr. f. wiss. Zool. I. 1848. p. 1.2. Tat. 1. Fig. % 5 6) a. a. 0. Memoire Acad. Belgique. T. XXX. 1861. 2 kann diese vielen Abweichungen erst erwähnen, wenn der Rüssel be- schrieben ist. 5. Rüssel. Gewöhnlich öffnet sich der Rüssel vorn in der Spitze des Kopfes, oft ein klein wenig nach der Unterseite zu geneigt, bei der Gattung Valen- cinia liegt diese Oeffnung eine ziemliche Strecke weit von der Spitze entfernt an der Unterseite. Man kann am Rüssel (Taf. V. Fig. 3. 4.), der wie ein vielfach ge- schlängelter Cylinder in der Leibeshöhle liest, drei hinter einander be- findliche Abtheilungen unterscheiden; den ausstülpbaren Theil, der ge- wöhnlich mit Papillen besetzt ist, den drüsigen Theil und den muskulösen Theil. Im Allgemeinen hat der Rüssel eine Wand, die aus äusseren Ring- muskeln und inneren Längsmuskeln besteht, in der letzten Abtheilung aber schwinden die Ringmuskeln und die Längsmuskeln umschliessen keinen centralen Hohlraum mehr, .sondern bilden einen soliden Strang, den man als den m. retractor des Rüssels ansehen kann, obwohl die drü- sige Abtheilung ebenfalls durch ihre Längsmuskulatur beim Zurückziehen des Rüssels mitwirkt. Bei CGerebratulus marginatus (Taf. VI. Fig. 5.) kann man, in der vorderen Abtheilung wenigstens, zwei Lagen Ringmus- keln und zwei Lagen Längsmuskeln unterscheiden, und die beiden Ring- muskelschichten siehen an der oberen und unteren Seite, wie es die Abbildung zeigt, durch Schlingen in Verbindung. Am einfachsten ist der Rüssel in der Ordnung der unbewaffneten Nemertinen gebaut, hier sind die erste und zweite Abtheilung nur durch eine Verdickung der Längsmuskulatur von einander geschieden und sonst die diekere innere Längsmuskelschicht und die dünnere äussere Ring- muskelschicht an beiden Abtheilungen ganz gleichmässig ausgebildet. In dem ausstülpbaren Theile befinden sich wohl stets Papillen, die ich hier aber nicht genauer untersucht habe'), und ebenso im drüsigen Theile ein innerer Beleg von grossen, mit schleimartigen Tropfen gefüllten Zel- len. Der Retractor besteht nur aus Längsmuskeln und der Hohlraum des Brüsentheils verjüngt sich ganz allmählich in ihm; er setzt sich wohl nie im Hinterende test, sondern stets ziemlich nahe der Mitte der Körper- länge, aber der Rüssel schlängelt sich durch die ganze Leibeshöhle,, so- weit sie nur ins Hinterend& hineinragt. In der Ordnung der bewaffneten Nemertinen liegt zwischen der er- sten und zweiten Abtheilung des Rüsseis noch ein besonderer Apparat, 4) Max Müller beschreibt aus dem Rüssel einer Meckelia und einer Nemerlinen- _ larve ausgebildete Nesselorgane und stabförmige Körper. Siehe dessen Observationes anatomicae de Vermibus quibusdam marinis. Diss. med. Berolini 1852. 4. p. 28. 29. ' Tab. II. Fig. 28, und Tab. Ill. Fig. 43. A 0 EEE NER _ varicolor). 72 welcher die Stacheln trägt und dessen Bau meistens verkannt ist, und welcher zuerst von Duges') in seiner Existenz erwähnt wurde. Dieser Apparat (Taf. V. Fig. 4.) besteht aus zwei Theilen, dem vor- deren «a, welcher als eine blosse Verdickung der Längsmuskulatur der ersten Rüssel-Abiheilung ? anzusehen ist, die Stacheln in sich entwickelt und häufig pigmentirte und granulirte, drüsig aussehende Stellen g, oft in regelmässiger und für die Arten bezeichnender Anordnung enthält, und dem hinteren 5b, der eine bulbusartige Anschwellung bildet und für ein besonders gebildater Ausführungsgang gehalten werden muss, der dem im Drüsentheile D gebildeten Secret den Abfluss bis neben der Basis des Hauptstilets gestatiet. Dieser hintere Theil d hat keine Ringmuskeln und die Längsmuskulatur der ersten Rüsselabiheilung P endet in ihm; im Innern enthält er einen rundlichen Hohlraum A, der nach hinten durch einen eylindrischen Gang n mit dem Drüsentheile D des Rüssels commu- nicirt, nach vorn aber einen dünnen, spitz auslaufenden Canal X durch den vordern Theil @ schickt, welcher sich neben der Basis des Haupt- stilets öffnet. Dieser so geformte Hohlraum ist von feinen Längsmuskeln i ausgekleidet, die nach hinten unmittelbar in die Längsmuskeln des Drü- sentheils übergehen. Die Längsmuskulatur dieses letzteren ist also keine directe Fortsetzung von der des ausstülpbaren Theils, sondern diese beiden Hüsselabtheilungen scheinen nur durch den stilettragenden Apparat an- einander DAT, indem auch die Ringmuskeln beider durch den Theil b, welcher ohne diese Muskeln ist, getrennt werden. h Quatrefages”), welcher zuerst den Rüssel genauer beschreibt, ihn aber für den Darmcanal hält, fasst unsern stacheltragenden Apparat als den Oesophagus, den Drüsentheil als Darm auf, während der ausstülp- bare Theil ihm als eigentlicher Rüssel gilt. Nach ihm liegt das Hauptstilet nicht in der Axe sondern an der Rückenseite über der Ausmündung des BB, Oesophagus i in den eigentlichen Rüssel. Ich brauche hier nicht aus- zuführen, wie irrthümlich diese Ansicht ist. Erst Ciaparöde?) hat die fei- neren Verhältnisse des stacheltragenden Apparates richtiger beschrieben; und namentlich den Austuhrunsaharl k des Hohlraums A gefunden ; aber er ist auf der anderen Seite im Irrthum, wenn er den Hohlraum 5 hinten für geschlossen hält und ihn als »poche de venin« bezeichnet, während dieser nichts weiter ist als der erweiterte Ausführungsgang des grossen Drüsentheiles, welchen Claparede als » muscle retracteur« auffasst. Den « 1) Apercu de quelques observations nouvelles sur les Planaires et plusieurs gen- res voisins, in Annales des Sciences naturelles. Tome XXi. Paris 4830. p. 75. Pl. 2. Fig. 5. 2) a.a.O. Ann. Scienc. natur. [3]. VI. 1846, p. 250—255. Pl. 9. Fig. 2. '8) Etudes anatomiques sur les Annelides, Turbellaries etc. observes dans les Hebrides in M&emoires de la Soeiet6 de Physique et d’histoire naturelle de Geneve Tome XVI. Part. 1. Geneve 4864. 4. p. 449. 450, Pl. 5. Fig. 6. (von Tetrastemma ° 13 inneren Hohlraum des Drüsentheiles kennen schon Frey und Leuckari') und es scheint mir Milne-Edwards*) die richtige Ansicht auszusprechen, indem er dem Drüsentheile die Eigenschaft zuschreibt eine Flüssigkeit abzusondern, welche beim Angriff mit den Stacheln entleert wird. | ‚In der Mitte des vorderen Theils des stacheltragenden Apparates ' (Taf. V. Fig. 4.) befindet sich das Stilet c, ein kegelförmiger an der Basis mit einem Wulst versehener Stachel, der auf einem ovalen grob- körnigen, meistens gelblich aussehenden Handgriff aufsitzt und mit diesem in einem kegelförmig erweiterten Fuss e in die Muskulatur eingelassen ist. Wenn dies Stilet ganz zurückgezogen ist, so bildet die innere Haut des Rüssels um den unteren Theil seines Stachels eine sackartige Ver- tielung f, welche Quairefages (a. a. O.) als »glandes veneneuses« anführt. | Zar Seite des Stilets befinden sich in der dicken Längsmuskulatur stachelbildende Taschen d, meistens zwei, wie z. B. bei Borlasia man- dilla, oft auch viele, wie z. B. bei Borlasia splendida. Hier entstehen in runden Blasen Stacheln, welche dem des Stilets ganz ähnlich sind. Man findet häufig in ihnen runde Blasen, die noch keine Anlage des Stachels enthalten und daneben solche in allen Stadien der Entwicklung, wo zu- letzt der Stachel die Blase ganz in die Länge dehnt und diese nur an sei- ner wulstförmigen Basis noch sichtbar bleibt. In diesen stachelbilden- den Blasen habe ich einen Zellenkern nie bemerkt. Max Schulize®?) hat diese Entstehung der Stacheln in Blasen zuerst beschrieben, und es nimmt mich Wunder, dass Claparede*) diese Bildung nie hat beobachten . können. | | Die stachelbildenden Taschen öffnen sich mit einem weiten Aus- führungsgang im Grunde des vorstülpbaren Rüsseltheils, wie es Cla- parede”) zuerst mit Bestimmtheit beschreibt, so dass man sie als Ein- sackungen der inneren Rüsselhaut ansehen darl, und man findet zuweilen im Ausführungsgange reife Stacheln, doch habe ich es nie gesehen , wie Milne-Edwards®), nach welchem sie »wenn der Rüssel zurückgezogen ist, sich in die Seitentaschen zurückziehen, sodass sie wie in eine Kapsel ‚eingeschlossen erscheinen ; aber wenn der Rüssel sich ausstülpt sich auf- richten und an der Oberfläche zeigen«. Es scheint mir diese letztere An- gabe schon aus dem Grunde nicht wahrscheinlich, dass die Stacheln nicht in einer Richtung neben einander in den Taschen liegen, sondern ziem- 1) a. a. 0. Beiträge u. s. w. 1847. p. 77. 2) Lecons de la Physiologie et l’anatomie comparee. Tome V. Paris 41859. 8. pp. 465. Note. : 3) Beiträge zur Naturgeschichte der Turbellarien, Greifswald 4854. 4. p. 65. 66. "Taf. VI. Fig. 710. IR 4) a.a.0.p. 149. 5)'a. a. 0. p. 449. Pl. 5. Fig. 6. d. 6) a.a. 0. p. 464. Note. TA lich regelmässig die Spitze nach der Seite kehren, wohin der andere seine Basis richtet, wie es auch Oersted') bereits Beinen: Man hat gewöhnlich angenommen, dass diese Stacheln in den Nebin- taschen zum Ersatze des Stachels des Hauptsüilets dienten und dass wenn dieser verloren, ein Stachel aus den Nebentaschen auf den alten Hand- griff gesetzt würde. Dieser Ansicht hängen Oersied?), Quatrefages?), Max . Schultze*) an und derletztere sieht darin eine Bestätigung dieser Meinung, dass er den körnigen Handgrifl in einem Bläschen entstehen sah, ohne dass sich dabei ein Stachel auf ihm bildete, den er daher ausden REN taschen beziehen zu müssen schien. Schon Frey und Leuckart?) halten diesen Ersatz des Stachels des Haupistilets für unwahrscheinlich und auch Quatrefages (a. a. ©.) weiss nicht, wie ein solcher durch die Nebenstacheln vollbracht werden sollte. Claparede la. a. O.) hält sogar das umgekehrte Verhalten für das wahr- scheinlichere , dass nämlich die Stacheln in den Seitentaschen alte vom Hauptstilet abgefallene seien. Es scheinen mir im Gegensatz zu diesen Ansichten die Stacheln der Seitentaschen und der des Stilets in gar keinem genetischen Zusammen- hange zu stehen, denn bei einem 3 mm. langen Jungen von Prosorhochmus Glaparedii sah ich auf dem noch unausgebildeten Handgriffe des Stilets sich von unten auf den noch ganz blassen und unverkalkten Stachel ent- wickeln und überdies waren bei dieser Art die Nebenstacheln stets länger, fast noch einmal so lang, wie der des Stilets. Auf welche Art aber diese Nebenstacheln in Wirksamkeit treten vermag ich nicht anzugeben. Die Auffassung des Rüssels ist bei den verschiedenen Schriftstellern eine sehr verschiedene und seine Deutung ist mit der des Darmcanals stets Hand in Hand gegangen, so dass man geschichtlich nur beide in: zusammen betrachten kann. | Den Rüssel erwähnt zuerst Otho Fabricius® ), aber dieser grosse For- scher bemerkte nicht die Oeffnung in der Spitze des Kopfes, aus welcher der Rüssel hervorgeschleudert werden kann, sondern lässt ihn durch die Mundöffnung zu Tage treten. Der eigentliche Darmcanal entging seiner Aufmerksamkeit und er hielt den hinteren Theil des Rüssels für den Darm wie Quatrefages, erkannte aber richtig den Alter und lässt in ihm den % 4} Entwurf einer systematischen Eintheilung und speciellen Beschreibung der Plaitwürmer. Kopenhagen 1848. 8. p. 23. 4) 5) a.a. .o ‚ Beiträge u. s. w. 1847, p. 78. 6) In ©. F. Müller Vermium terrestrium et fluvialilium etc. succincta historia. Vol.I. Pars 9. Lips. et Havn. 1774. 4. p. 58. 59. und Beskrivelse over 4 lidet bek- jendte Flad-Orme in Skrivter af Naturhistorie-Selskabet. 4de Bind. 2det Hefte. Kiobenhavn 4798. 8. p. 55 und 61. Tab. XI. Fig. 8. | 75 "Rüssel nach aussen münden. Jens Raihke') folgte seinem grossen Lands- manne ganz in seiner Äuffassungsweise. Hugh Davies”), welcher riesenhafte Exemplare des Lineus longissi- mus Sow. untersuchte, erkannte bereits richtiger die Organisation, indem er in der Diagnose sagt: »Caput antice emarginatum,, proboscidem as lindrico- clävatam exserens. Os inferum, lineare, longitudinale. « Cuvier®) dagegen verkannte den Bau an der alte Art in merkwürdiger Weise ; er bemerkte richtig den Darmcanal mit Mund und Alter, legte aber diesen die umgekehrte Bedeutung bei, sah ferner den Rüssel nicht weit von dem 's. 8. After ausmünden und nahm ihn für ein Geschlechtsorgan. Jedoch sah Cuvier dies Thier, aus dem er seine Gattung Nemertes bildet, nicht lebend und konnte an Spiritusexemplaren leicht auf seine irrthümliche Auffassung der Körperenden kommen. Eine völlig richtige Darstellung vom Bau des Darms mit Mund, Darm- taschen, After, und des Rüssels giebt delle Chiaje*), auch Blainville°) fasst den Darm mit ierminalem After richtig auf, schweigt aber völlig über den Rüssel. Ebenfalls findet bei F. S. Leuckart®) und bei Huschke’) der Darmcanal seine ganz richtige Deutung, aber der letztere brachte ei- nen grossen Irrthum dadurch hinein, dass er den Rüssel als den männ- lichen Geschlechtsapparat deutete, während ihn Zeuckart?) für ein weib- liches Geschlechtsorgan ansprach. Diese irrthümliche Deutung des Rüs- - sels ist später besonders durch Oersied weiter ausgeführt und verbreitet, Duges?) aber machte einen noch grösseren Rückschritt, indem er wie Fa- bricius den Rüssel, dessen Stachelapparat, wie oben angeführt, von ihm "zuerst erwähnt wurde, für den Darm nahm, ihn aber, da er den Mund ganz übersah, vorn an Mer Spitze, wie richtig, ausmünden und ihn hinten sich im Kite öffnen liess. 4) lagttagelser henherende til Indvoldeormenes og Bleddyrenes Naturhistorie in Ski'vter af Naturhistorie-Selskabet. 5te Bind. i ste Hefte. Kiobenhavn 1799. 8, D. 83. Tab, II. Fig. 10. ih 2) Some Observations on Ihe Sea Long-worm of Borlase, Gordius marinus of Moniagu in Transact. of (he Linnean Society of London. Vol. XI. Part. 2, London 1815. p. 292. | | 3) Regne animal, distribue d’apres son organisation. Tome IV. Paris 1847. 8. p. 37. 4) Anatomia delle Polie sifunculo in Memorie etc. Vol, U. Napoli 1825. 4. p- 407. 408. Tav. 28. Fig. 2. und 3. 5) Article Vers im Dictionnaire des Sciences naturelles, Tome 57. Paris A828. 8. p. 573. 6) Breves animalium quorundam maxima ex parte marinorum deseripfiones, Heidelbergae 41828. 4. p. 47. 7) Beschreibung und Anatomie eines neuen an Sicilien gefundenen Meerwurms. - Notospermus drepanensis in Isis von Oken. Jahrg. 1830. p. 682. Taf. VII. Fig. 2-—6. 8) Ueber Meckelia Somatotomus in Isis von Oken. Jahrg. 1830. p. 575. 9) a.a. 0. Ann. Science. natur. T. XXI. Paris 41830. p. 74. 75. 76 Einen weiteren Irrthum beging aber Ehrenberg‘), indem er den Rüssel ganz wie Duges, zugleich aber den weiten Mund- für die Oefl- nung der Geschlechtsorgane hielt, welche wie zwei an der äusseren Seite ausgesackte Stränge, d. h. die Seitentheile des Darms, durch den ganzen Körper verliefen. Wie Oersied den Irrthum Huschke’s weiter ausführte, so geschah es mit Ehrenberg’s Verkennung des Darmeanals durch Quatre- fages, und wir haben nun die beiden Irrthümer in ihrem Ursprunge er- kannt, welche am längsten die richtige Auffassung vom Bau der Nemerti- nen verdunkelten. Grube?) kehrt, indem ich die ganz verfehlten und nur beiläufig ge- gebenen Angaben von Johnston?) übergehe, zu der richtigeren Auffassung der Verhältnisse des delle Chiaje zurück, und H. Rathke*) liefert im Wi- derspruch mit Huschke und Ehrenberg eine so treffliche Anatomie seiner Borlasia striata, wo der Darm völlig richtig beschrieben und der Rüssel! (a. a. OÖ. p. 100) für ein Tastorgan angesehen wird, dass man sich wun- dern muss, wie von der Zeit an alte Irrthümer von neuem und ausgebil- deter hervortreten. Oersied”) , welcher sich um die Naturgeschichte unserer Thiere so viele Verdienste erworben hat und den Darmcanal derselben völlig er- kannte, führt jedoch den Irrthum Huschke’s über die Bedeutung des Rüs- sels als männlichen Geschlechtsapparat weiter aus. Oersted kannte sehr wohl die wirklichen Geschlechtsorgane zu beiden Seiten im Körper und das Getrenntsein der Geschlechter, aber der Rüssel mit seinem Stachel- apparat erschien ihm so auffallend, dass er ihn nur als ein beiden Ge- schlechtern zukommendes stimulirendes Zeugungsglied deuten mochte, und auch Siebold®) hält diese Annahme für die wahrscheinlichste. Ueber den anatomischen Bau unserer Thiere verdankt man Qualre- 4) Hemprich et Ehrenberg, Symbolae physicae. Animalia evertebrata exclusis insectis recensuitEhrenberg. Series prima. Berolini 4831. Fol. Phytozoa Turbellaria ; besonders bei Nemertes Hemprichii. | 2) Actinien, Echinodermen und Würmer des Adriatischen- und Mittelmeers. Königsberg 1840. 4. p. 58. und Bemerkungen über einige Helminihen und Meerwür- mer, im Archiv für Naturgeschichte. Jahrg. 24.1855. I. p. 444. 445. Ueber den Ge- brauch des Rüssels meint hier p. 145 Grube, dass die Nemertine damit die Beute er- greife, tödte, ausschlürfe und die Flüssigkeit in den Mund bringe, wie der Elephant mit seinem Rüssel. 2 3) In Miscellanea zoologica, in Magazine of Zoology and Botany. Vol.I. London 1837. p. 529—538. 4) In Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Physiologie, in Neueste Schrif- ten der naturforschenden Gesellschaft zuDanzig. Bd. III. Heft4. Danzig1842. p.98— 104. Taf. VI. Fig. 8-41. und in Beiträgen zur Fauna Norwegens, in Nova Act. Ac. Leop. Car. Natur. Curios. Vol. XX. Pars 4. Bonnae 4843. p. 232 ff. von andern Arten. 5) Entwurfu. s. w. Kopenhagen 4844. p. 22—25. 2 6) Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der wirbellosen Thiere. Abth.4. Ber- lin 4845. 8. p. 225, Note 2. 77 _fages die ausführlichsten Mittheilungen, in seiner Deutung aber des Darms und Rüssels haben sich viele Irrihümer eingeschlichen. Den Rüssel, wel- chen zur selben Zeit noch Kölliker‘) richtiger als Fang- und Fressorgan deutete, fasst Ouatrefages?) wie Fabricius und Duges, als Darmcanal auf und beschreibt alle seine Theile in Bezug auf diese Auffassung. Den After, welehen Fabricıus wie Duges bereits erkannten, aber fälschlich mit dem ‚ Rüssel in Zusammenhang brachten, läugnet Quatrefages, da er richtig be- merkte, dass hinten der Rüssel blind geschlossen sei. In Beireff des Darn- -canals stellt sich Quatrefages?) auf die Seite von Ehrenberg, übersieht ganz den medianen dünneren Theil desselben und hält die mit den Taschen ‚ versehenen dickeren Seitentheile für zwei durch den ganzen Körper ver- laufende Geschlechtsorgane, welche sich vorn, im Munde, öffneten, indem er den wahren Ursprung der Geschlechtsproducte, den schen Rathke und Oersted beschrieben, nicht erkannte. Ebenso wie Quatrefages schliesst sich auch Harry Goodsir*) *) in Betreff’ der Deutung des Darmcanals, im aus- gesprochenen enkitie zu Raihke, ganz an Ehrenberg an. Obwohl bald nach dem Erscheinen von Quatrefages’ viel Aufsehen erregender Abhandlung sich Frey und Leuckart?) und Siebold®) für die richtige Auffassung von Rüssel und Darm, wie sie schon von delle Chiaje und Rathke gegeben war, aussprachen, so wurde Quairefages’ Darstel- lung für einige Zeit doch die herrschende und findet z. B. bei Blanchard”) und Diesing®) eine unbedingie Aufnahme. — Besonders befestigten die Arbeiten Max Schultze’s?) die auf diese Weise wankend gemachten rich- tigeren Ansichten vom Bau der Nemertinen, und wir dürfen mit Sicherheit "annehmen, dass wir in der Deutung der verschiedenen Theile der Nemer- "tinen, wie sie im Vorhergehenden gegeben ist, von der Wahrheit nicht weit entfernt sind, und können’daher in diesem Puncte Milne-Edwards'®) - nicht beistimmen, wenn er bei Gelegenheit des Verdauungsapparats der Nemertinen in seinem bewunderungswürdigen neuesten Werke sagt: 1) In Verhandlungen der schweizer. naturforschenden Gesellschaft zu Chur. 29. Versammlung 1844. Chur 18345. 8. p. %. 2) a. a. 0. Ann. Scienc. natur. [3]. VI. 4846. p. 245—261. 3) a.a. 0. p. 269-276. 4) Descriptions of some gigantic forms of Invertebrate Animals from ihe coast of Scotland, in Annals and Magazine ofNatural History. Vol.XV. London 1845. p.378.379. 5) a.a. O0. Beiträge u. s. w. 1847. p. 75—79. 6) Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der wirbellosen Thiere. Abth. 2. Berlin 1848. 8. Berichtigungen p. 672. 7) Recherches sur l’organisation des Vers. Gap. Xil. Classe des Nemerliens, in Annal. des Sciene. natur. [3]. XII. 4849. p. 28. 8) Systema Helminthum. Vol. I. Vindobonae 4850. 8. p. 238. 9) Ueber die Mikrostomeen, eine Familie der Turbellarien, im Archiv für Natur- geschichte. 4849. I. p. 289. und Beiträge zur Naturgeschichte der Turbellarien. Greifswald 1851. A. p. 59 —66. 40) Lecons sur la Physiologie et l’ Anatomie compar&e de !!’homme et des animaux faites A la facult& des sciences de Paris. Tome V. Paris 1859. 8. p. 464, 78 ” . »dans l’&tat actuel de la science il serait pr&matur&e de se prononcer sur plusieurs questions dont la solution est en gen£ral tres facile: par exemple, la presence ou l’absence d’un anus et m&me sur la determination de la partie fondameniale de l’appareil digestif, c’est-a-dire la cavite sto- macale«. } 1 Nachdem so die Ansichten vom Bau des Darms und des Rüssels der Nemeriinen durch viele Stadien gegangen waren und zuletzt um so be- festigter zu der alten, besonders von delle Chiaje und Rathke begründeten Auffassungsweise zurückkehrten , überrascht es, von Thomas Williams ') eine Darstellung des Baues dieser Thiere nach eigenen Untersuchungen zu erhalten, welche sicher die irrthümlichste ist, die jemals ausge- sprochen wurde und welche kaum eine besondere Berücksichtigung ver- diente, wenn der Verfasser nicht seinen Bericht über diese Thiere im Auftrage der britischen Naiurforscher-Versammlung erstattete. Nach Williams fungirt der Rüssel als Darm, indem er die Nahrung aufnimmt und mit einem After versehen ist, den Williams in dem wahren Munde sich öffnen lässt und so eine Anordnung des Darms erhält, mit vorn liegen- dem After, die er mit derjenigen des Sipunculus vergleichen kann. Den wirklichen Darm mit seinen Seitentaschen hält Williams für eine überall geschlossene grosse Verdauungshöhle, welche vorn mit zwei kleinen Blindsäcken (den Anfängen der Nervenstränge) neben dem Herzen (dem Gehirn) entspringt und in welche nur vorn der gewundene Darm ein- und an der Seite wieder austritt. Diese Höhle verdaut nach Williams die Nahrung, welche durch den Rüssel, den er oesophagus:oder oesophagal intestine nennt, durch Exosmose durchgeschwitzt ist und welche so be- schaffen sein muss, dass keine Stoffe aus ihr wieder ausgeschieden zu werden brauchen. — Ich brauche hier nicht auszuführen wie ganz irr- thümlich diese Darstellung Williams’ ist, und wie derselbe kaum Ein Or- gan der Nemertinen richtig in Bau und Function erkannt hat. 6. Nervensystem. Am Nervensysteme kann man vorerst das Gehirn und die beiden da- von ausgehenden Seitennerven unterscheiden. Das Gehirn ist oft im Verhältniss zum Tbiere sehr gross und fällt besonders bei den kleineren und durchsichtigeren Arten sofort in die Augen, aber auch bei den grossen und fast schwarz gefärbten Nemertinen markirt es sick meistens von aussen, indem die Haut über und unter ihm gewöhnlich eine hellere Farbe hat, als die Umgebung. Ganz allgemein besteht das Gebirn aus zwei Doppelganglien, welche durch zwei Gom- missuren, zwischen denen der Rüssel hindurchtriti, mit einander ver- 4) Report on British Annelida, in Report of the 21 meeting of ihe British Associa- { tion for the Advancement of Science held at Ipswich in July 4854. London 1852. 8. p. 243—245,. Pl. 14. Fig. 64. | } v 19 w ö "bunden werden , im Besondern aber ist das Gehirn ın den beiden Fami- lien der Tremacephaliden und Rhochmocephaliden von typisch verschiede- nem Bau, und Max Schulize‘) hat das Verdienst auf diesen Unterschied zuerst ri Bestimmtheit aufmerksam gemacht zu haben. | In der Familie der Tremacephaliden (Taf. V. Fig. 1. 8. 10. und Taf. VE. Fig. 1.) besteht jede Hälfte des Gehirns aus zwei ovalen Ganglien, die ‚mehr vor- als übereinander liegen, die wir aber doch als oberes und un- teres Ganglion bezeichnen, da zwischen den beiden vorderen die Rücken- 'commissur, zwischen den beiden hinteren die Bauchcommissur ausge- ‘spannt ist. Das obere Ganglion decktmur den vorderen Theil des unteren rund mit ihren vorderen Theilen sind beide mit einander verwachsen, ‚sodass man das obere Ganglion auch als eine nach rückwärts gerichtete 'Aufwulstung des unteren ansehen kann. Von dem oberen Ganglion gehen ‚meistens vorn grosse Nerven ab zu den Augen, wie ich es bei Borlasia splendida (Taf. V. Fig. 40.) sehr schön habe beobachten können und ebenso an der Seite Nerven zu den Seitenorganen. — Die unteren Gang- lien verjüngen sich nach hinten allmählich zu den Seitennerven und bei Borlasia splendida konnte ich von der Bauchcommissur jederseits ein paar 'Nerven austreten sehen, die wahrscheinlich zum Rüssel gingen. — Die Rückencommissur ist stets viel feiner als die Baucheommissur, welche gewöhnlich ein breites Band bildet, während die erstere einen feinen und oft schwer zu sehenden Faden vorstellt. Bei den Rhochmocephaliden (Taf. VII. Fig. 1.2.) ist das Gehirn gewöhnlich grösser als bei den Tremacephaliden und die oberen Ganglien so weit nach hinten verlängert, dass man von oben die unteren Ganglien gar nicht sieht; nur die untere Commissur, die auch hier viel breiter ist als die obere, macht in dieser Ansicht die unteren Ganglien bemerklich. "Auch der Kbenaınz der Seitennerven unterscheidet die beiden Familien, ‚denn bei den Rhochmocephaliden erscheint der Seitennery nicht als eine \blosse Verjüngung des unteren Ganglions, sondern kommt vor dem Ende ‚desselben an seiner Seite hervor, sodass von ihm an der Medianseite des 'Seitennerven ein Zipfel nr Wo die Nerven der Seitenorgane sich jan das Gehirn ansetzen, habe ich mit Sicherheit nicht gesehen, und eben- falls Bei den von mir beobachieten Arten keine Nerven vom Gehirn, vorn in den Kopf austreten, bemerkt. Bei der Gattung Gephalothrix (Taf. VI. Fig. 7. 8. 11. 12.), welche ‚nach ihrer besonderen Organisation eine eigene Familie bilden muss, hat das Gehirn einen Bau, der sich fast ganz an den bei den Tremacepha- liden anschliesst. Hier deckt das obere un das untere fast gar nicht, sondern erscheint als eine obere Verdickung an dessen ddr us dem oberen Ganglion entspringen zwei grosse nach vorn verlaufende Ner- ven, von denen sich einer in das räthselhafte Organ der Kopfspitze einzu- - ‚* Bi) | 4) In Eeslouisphe Skizzen, briefliche Mittheilung an Prof. Dr. v. Siebold, in Zeit- schrift f. wiss. Zoologie. IV. 1852. p. 483, s0 „u % senken scheint; das untere Ganglion verjüngt sich nach binten wie oh BR den Tremacephaliden zum Seitennerven. iR Die Seitennerven, welche auf die angegebene Art aus den unte- F ren Ganglien entstanden sine wenden sich sogleich auf die Seite des Körpers und verlaufen dort, mehr an der Unterseite als Oberseite, wie man bei den mehr drehrunden Arten, wie Cephalothrix (Taf. VI.Fig.41.) gut sieht, und zwischen der mittleren Ring- und Längsmuskelschicht (Taf. VI. Fig. 3. 2.) bis ins Hinterende, wo sie dicht neben dem After enden, bisweilen, wie es scheint, mit einer länglichen Anschwellung. Aus den Seitennerven treten in regelrkässigen Abständen (Taf. V. Fig. 10.) feine Nerven, mit breiter Basis entspringend, aus, die ich nur bis auf unbedeutenden Abstand vom Seitennerven verfolgen konnte und die wahr- ° scheinlich hauptsächlich in die Haut gehen. — Fast überall liegen die Sei- tennerven ganz in den Seiten des Körpers, gleich unter der Längsmus- SREEERR allein bei der Gattung Oerstedia liegen sie näher der Median- linie, also ganz an der Unterseite. 2 Dik feinere Structur des Nervensystems habe ich bei Borlasia R mandilla beobachtet. Hier besieht sowohl das Gehirn, als auch die Sei- tennerven aus einer dicken Rinde einer feinkörnigen Masse, während der centrale Theil in den Seitennerven längsfaserig, in den Hirnganglien quer- faserig in der Richtung der Commissuren ist. Auch auf den Querschnit- ten von Öerebratulus marginatus konnte man die Scheide und den streifi- ” gen Inhalt der Seitennerven gut erkennen, eine deutliche Zellenbildung konnte ich nirgends auffinden. 4 Das Nervensystem ist lange Zeit verkannt und besonders mit dem Ge- fässsysteme verwechselt worden. Zuerst erwähnt es delle Chiaje‘), glaubt ” aber in den Hirnhälften zwei Herzen, in den Seitennerven Gefässe zu er- 4 kennen und ange nur undeutlich von nach vorn ausstrahlenden Nerven- 4 fäden. Duges?), welcher eine sehr kenntliche Abbildung vom Nerven- systeme mittheilt, hält die beiden Gehirnhälften, gerade wie der Schüler Pol’s, für Herzen und die Seitennerven für davon ausgehende Gefässe, R während er zugleich das wahre Gefässsystem daneben fast völlig richtig erkannte. Es war zuerst der ireffliche H. Rathke?), welcher das Nerven- system mit Gehirn und Seitennerven als solches auflasste und daneben; obwohl noch ziemlich unvollkommen, ein besonderes und contractiles Ge- fässsystem beschrieb. Aber die irrthümliche Auffassung gewann eine be- sondere Stütze, als Oersted*) sich ihr völlig zuwandte und Rathke's vich- vr Be. + nd 4) a.a O. Memorie sulle storia e notomia degli animali senza vertebre del Regno di Napoli. Vol. II. Napoli 1825. 4. p. 404 und 434. Tab. 28. Fig, 7. R. 2) a.a. 0. Annales des Sciences naturelles. T. XXI. Paris 4830. P- 38: DE r Fig, 6. ZN 3) a! a.0. Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft in are Bd. III. Heft 4. Danzig 1842. &. p. 400-102. Taf. VI. Fig. 40. und 41. 7 4) Entwurfu. s. w. Kopenhagen 4844. 8. p. 47. 18, Bel S1 ' tige Ansicht verwarf. Zwar bemerkte er ganz richtig, dass weder seine ' Herzen noch Gefässe contractil seien, liess sich aber doch verleiten, sie in dieser Weise aufzufassen, da ihm die nahe dabei liegenden wirklichen " Gefässe ganz unbekannt geblieben waren. Quatrefages, welcher zugleich mit Rathke das Nervensystem ent- deckte'), hat in seiner ausführlichen Arbeit?) auch dasselbe zuerst am " genauesten dargestellt und namentlich zuerst die beiden Commissuren, welche den Rüssel, nach ihm die Speiseröhre, wie ein Schlundring ' umfassen und die Zusammensetzung jeder Hirnhälfte aus zwei rundlichen Massen beschrieben. kön‘, Frey und Leuckart?) bestätigen im Wesentlichen die Beschreibung Quatrefages’ und indem sie das Gehirn einer Tremacephalide und einer ' Rhochmocephalide abbilden, findet sich hier zuerst der Unterschied be- rührt, welcher auch im Bau des Gehirns beide Familien von einander trennt, aber es ist, wie schon angeführt, Max Schultze*), welcher diesen Unter— schied zuerst genauer erläutert und ihn zu systematischer Verwendung - vorschlägt. — Es ist schon angeführt, wie falsche Ansichten vom Bau der Nemertinen Williams ausspricht; das Gehirn hält er®) wie viele seiner Vorgänger für zwei Herzen, aber in der Verkennung der Seitennerven geht er weiter alsirgend Einer, indem er sie amDarm, seiner Verdauungs- höhle, enden lässt und wie kleine Blindsäcke derselben ansieht. Doch ' scheint Williams irrthümliche Darstellung ohne Einflüss auf den Fort- schritt der Wissenschaft geblieben zu sein. 7.. Kopfspalten und Seitenorgane. Am Kopfe der meisten Nemertinen befinden sich Einsenkungen, welche sich durch. eine stärkere Wimperung vor der übrigen Haut aus- zeichnen und last allen Beobachtern dieser Thiere aufgefallen sind und die wir mit dem Namen der Kopfspalten bezeichnen. Bei den Rhochmocephaliden (Taf. VI. Fig. 1.) sind diese Organe besonders ausgebildet und stellen an jeder Seite des Kopfes eine ziemlich tiefe Spalte dar, die vom Vorderende verschieden weit nach hinten, ge- wöhnlich bis zur Höhe des Gehirns, läuft. Hier sieht der Kopf dann auf beiden Seiten tief gespalten aus und die beiden Lippen machen im Leben verschledene Oeffnungs- und Schliessungsbewegungen, so dass man hier die Kopfspalten kaum übersehen kann und auch an Spiritusexemplaren - erkennt man sie noch gut. Nirgends sieht man aber von diesen Spalten 4) In der S6ance de la Soc. philomatique de Paris 27 novemb. 4844. im Institut. 2) a.a. 0. Annales des Sciences naturelies [3]. VI. 4846. p. 276—278. PI. 8. Fig. 4. und 3. 8) a. a. O. Beiträge u. s. w. Braunschweig 1847. 4. p. 72—73. Taf. I. Fig. 14. undab5®. 0° \: | '4) a.a.0. In Zeitschr. für wiss. Zoologie. Bd. IV. 1852. p. 183, 5) a. a. 0. Report of the 24 meet. of the Brit..Assoc. for the Adv. of'Sciences held at Ipswich A854. London 4852. 8. p. 243 und 244. Pl. XI. Fig. 64. a und. i Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XH. Bd. 6 ie 82 aus sich einen Hohlraum in den Körper fortsetzen, sondern sie sind nichts als blinde Einsenkungen der äusseren Haut. | Bei den Tremacephaliden fallen die Kopfspalten nicht so in die Augen und sind bisher auch oft übersehen worden, weil man sie gewöhn- lich nur mit dem Mikroskope wahrnehmen kann. Diese Organe sind hier ofi einfache trichterförmige Einsenkungen an den Seiten des Kopfes, meistens nicht weit vom Gehirn und mit etwas längeren Cilien wie der übrige Körper versehen. Bei Borlasia mandilla (Taf. V. Fig. 4.) sind es kurze Querspalten an der Unterseite, die am Seitenrande enden, bei Borlasia splendida (Taf. V. Fig. 10. 42. 43. 4%.) stellen sie ein ganzes System kleiner Spalten vor, wie das oben genauer beschrieben ist. Bei den Gymnocephaliden scheinen die Kopfspalten ganz zu fehlen, wenigstens habe ich sie an den beiden von mir genau untersuchten Arten nicht finden können. Ueberall stehen mit den Kopfspaiten im Innern des Körpers eigen- thümliche Organe in Zusammenhang, die ich als Seitenorgane be- zeichne. Ich glaube mich mit Sicherheit überzeugt zu haben, dass diese Organe unmittelbar. durch dicke Nerven mit dem Gehirn in Verbindung stehen und man sie als eine, zu einer speciellen Sinnesthätigkeit ausge- bildete Endigung ansehen muss: ihren endlichen und feineren Bau habe ich jedoch nicht erkennen können. Stets sind die Seitenorgane solide Körper und an der Eintrittsstelle der vom Gehirne kommenden Nerven erscheinen sie nur als eine Erweiterung derselben. Bei Borlasia spien- dida (Taf. V. Fig. 10.) konnte ich aber deutlich eine Schale und einen Kern erkennen und sah im hinteren Ende eine grünliche körnige Masse. Eine Wimperbewegung konnte ich in ihnen ebensowenig wieeinen centra- len oder von aussen hineintretenden Hohlraum erkennen. Diese Seitenorgane setzen sich an dieKopfspalten an, beiden Rhoch- mocephaliden ganz im hintersten Ende derselben, bei den Tremäcephaliden gerade an der Seite des Körpers, und da in dieser Stelle der Kopfspal- ten die äussere Haut und Muskulatur ganz fehlt, so schliesst das Seiten- organ die so entstandene rundliche Oeffnung der Körperbedeckung und tritt mit dem umgebenden Wasser in directe Berührung. Da die Seitenorgane im speciellen Theile bei den von mir beob- achteten Arten beschrieben sind, so brauche ich an dieser Stelle auf die verschiedenen Formen nicht weiter einzugehen. | Die Kopfspalten werden von allen Beobachtern der Rhockmocephali- den, wie von O.F. Müller‘), Fabricius?), delle Chiaje?) u. s. w. erwähnt, 4) Von den Würmern des süss. und salz. Wassers. Kopenh. 4774. 4. p. 448. % Tabelle 3. Fig. I—lI. a. und Zoologia danica. Voi. Il. Hafniae 1788. Fol. p. 35. Tab. 68 undana. A. ' 2) Fauna groenlandica. Hafn. 1780. 8. p. 325.u.a.a.0. Skrivter af Naturfistorie- # Selskabet. 4de Bind. 2det Hefte. Kizbenhavn4798. 8. p.61. Taf. XI. Fig. 8.9.40.b. 3) Memörie sulle storia e notomia degli animali senza vertebre del Regno di Na- poli. Vol. IV. Napoli 1829. 4. p. 204. Tab. 62. Fig. 12. 13. — u Du u a ENTE ee Eu I . N 83 während sie wegen ihrer Kleinheit bei den Tremacephaliden länger un- bekannt blieben. Huschke‘), welcher die Seitennerven für Canäle hielt, lässt diese an den Kopfspalten enden, ohne dabei über die Function der- selben cbenso wenig wie seine Vorgänger sich zu äussern, H. Rathke?) aber bemerkte zuerst die ‚Seitenorgane, welche er als breite Nerven- stämme, die vom Hirn zu den kahnförmigen Gruben (Kopfspalten) gehen, beschreibt und abbildet und fasst demzufolge diese als » Sinneswerkzeuge, namentlich den Sitz eines schärferen Gefühls, als die ganze übrige Ober- - fläche des Körpers gewähren kann « auf. Oersted®‘, der wie angeführt das Gehirn für Herzen hielt, glaubte im Gegensatz zu Rathke, die Kopfspalten als Respirationswerkzeuge an- sehen zu müssen, da sie das Wasser am weitesten zu seinen Herzen hin- führten. Diese Ansicht hat sich lange Zeit einen ziemlichen Anhang er- worben und in neuerer Zeit spricht sich Oskar Schmidi*) , welcher ähn- liche Gruben bei den Mikrostomeen unter den Planarien fand, und Williams”) ganz in diesem Sinne aus. Durch Quatrefages®) wurde der Zusammenhang der Kopfspalten mit dem Nervensystem, rn Rathke entdeckt hatte, für viele Arten nachge- wiesen und Quairefages hält diese danach auch für Sinnesorgane; warum er in ihnen jedoch etwas Aehnliches wie das Gehörorgan der Mollusken sehen möchte, vermag ich nicht einzusehen. Frey und Zeuckart”) und ebenso Max Schultze®) , welcher bei Pro- rhynchus stagnalis einen starken Nerven zu den Wimpergruben (Kopf- spalten) ireten sah, halten die Kopfspalten für Sinnesorgane, wie Rathke, ohne sich aber über ihre speciellere Function auszusprechen ; auch Gegenbaur ®) deutet sie in diesem Sinne, möchte sie aber am liebsten für ein Geruchsorgan ansehen und bei einer unbewaffneten Nemertine sah 4) 2.2.0. Isis von Oken. Bd. XXI. 41830. p. 684. »An jeder Seitenfläche ver- lief von hinten nach vorn ein dünner weisser Faden, der in der Seitenfurche des Kopfes endete, so dass ich ihn für einen Kanal hielt, besonders da er nach vern sich erweiterte«. 2) a. a. O. Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Bd. IH. Heft 4. Danzig 1849. 4. p. 94 und 402. Taf. VI. Fig. 10. c. 3) Entwürf u. s. w. Kopenhagen 1834. 8. p.18.49. Hier heissi es p. 19: »Durch | diese Spalten kann das Wasser also in unmittelbare Verbindung mit den en - den selbst treten und die Respiration hierdurch befördert werden. « 4) Die rhabdocölen Strudelwürmer des süssen Wassers. Jena 1848. 8. p.9. 5) a..a. 0. Report Brit. Assoe. 1854. London 1852, 8. p. 243. 6) a.a. 0. Annales des Scienc. natur. [3]. Vi. 1846. p. 283—285. Pi. 44. Fig. &—7.: wo die Seitenorgane sehr ungenügend abgebildet werden, 7) a.a.0_. Beiträge u. s..w. Braunschweig 1847. 4. p. 74. 8) Beiträge zur Naturgeschichte der Turbellarien. Greifswald 485%. 4. p. 60 und 63. Taf. VI. Fig. 4. 9) Grundzüge der vergleichenden Anatomie. Leipzig 1858. 8. p. 152. > > S4 Max Schultze‘) sich das von ihm beschriebene WAaSSergRläggsyaiam in ihnen nach aussen öffnen. Van Beneden*) kehrt in der Auffassung der Kopfspalten fast zur älte- sten auf Huschke zurückzuführenden Anschauung zurück : nach ihm sind die Seitenorgane Blasen, welche mit einem kurzen Ausführungsgange sich im Grunde der Kopfspalten öffnen und welche, obwohl sie ihm fast mit dem Gehirne zusammenzuhängen schienen, den Eonträbtileh Seitengefässen zur Mündung dienen. Van Bensien nennt ie Seitenorgane desshalb Ex- crectionsorgane und ist selbst geneigt das ganze Gefässsystem, das sich ja nach ihm in diese Excretionsorgane öffnen soll, für einen der Excretion dienenden Apparat, wie er in ähnlicher Ausbreitung auch bei Gestoden und Trematoden vorkommt, zu halten. — Obwohl ich selbst, als ich die Nemertinen zu untersuchen begann, diese Ansicht van Beneden’s theilte, habe ich mich doch, und wie mir scheint mit Sicherheit, davon überzeu- gen können, dass die Gefässe mit den Seitenorganen nichis zu thun haben und dass diese durch grosse Nerven mit dem Gehirn in Zusammenhang stehen, sodass man für sie und für die Kopfspalten keine andere als eine Sinnesfunction annehmen darf. 8. Sinnesorgane. Sehr allgemein kommen bei den Nemertinen Augen vor, die von allen Beobachtern erwähnt und von Ehrenberg, Oersted,, Diesing u. A. ihrer Zahl und Gruppirung nach zur Systematik verwendet werden. Ge- wöhnlich sind diese Augen blosse Pigmenthaufen in der äusseren Haut, meistens aber zeigen diese an der nach aussen oder vorn gerichteten Seite eine Einsenkung (Taf. VI. Fig. 14.), die man auf den ersten Blick für eine Linse halten möchte. Wahre Linsen sind bei den Nemertinen nur selten beobachtet, so von Quatrefages?) bei seiner Polia coronata und Ne- mertes antonina und von Gräffe*) bei einer Tetrastemma. Dass man die Augenflecke aber auch da wo eine Linse sicher fehlt mit Recht für ein Sinnesorgan und der Analogie mit andern Thieren nach für licbtiempfindende Apparate hält, zeigen die Nerven, die vom Gehirne zu diesen Flecken treten, wie es Quatrefages von vielen Arten angiebt und ich es bei Borlasia splendida (Taf. V. Fig. 40.) in einem ausgezeich- neten Beispiele beobachtet habe, indem man hier auch zum kleinsten Augenflecke deutlich einen Nerv verfolgen konnte. 4} Zoologische Skizzen in Zeitschrift f. wiss. Zoologie. Bd. IV. 41852. p. 184. 2) Recherches sur la faune littorale de Belgique. Turbeliaries. Memoires de l’Acad. roy. des Sciences etc. de Belgique. Toms XXXI. Bruxelles 4861. 4. p. Mm. 12. und 45. Pl. 1. Fig. 5. 3) a. a. O0. Annales des Scienc. natur. [3]. VI. 1846. p. 282.283. Pl. 44. Fig. 4.2. 4} Beobachtungen über Radiaten und Würmer in Nizza, in Denkschriften der schweiz. naturforschenden Gesellschaft. Bd. XVII. Zürich 1860. 4. p. 53. (Separat- abdruck Zürich 4858). 89 Bei einem jungen Exemplar von Oerstedia pallida (Taf. V. Fig. 8. 9.) sah ich auf der Rückenseite jedes unteren Hirnganglions zwei Otoli- thenblasen liegen, nahe an der Stelle, wo das Ganglion in den Seiten- nerven übergeht. Die Blasen schienen der Hirnsubstanz anzuhängen und enthielten einige kleine runde Otolithen, an denen ich keine Bewegung sehen konnte. Auch Gräjfe!) beschreibt von seiner Tetrastemma »eine kleine Gruppe von Otolithenkapseln zwischen den vier Augen, von denen jede eine Menge kleiner unbeweglicher Otolithenkörperchen enthielt«. 9. Gefässsystem. ‘Das Gefässsystem besteht ım Allgemeinen aus zwei Seilengefässen, in denen das Blut von vorn nach hinten, und aus einem Rückengefäss, in dem es von hinten nach vorn fliesst und welches gleich hinier dem Ge- birne wie auch im Hintergrunde mit den Seitengefässen in Verbindung steht und endlich aus einer Kopfschlinge, durch welche die Seitengefässe vorn im Kopf in einander übergehen. Alle diese Gefässe sind contractil und haben eigene Wände, wie man es deutlich sehen kann, da sie nicht etwa der Muskulatur Erbanerier sind, sondern dieser nur ee sodass sie grössteniheils frei in die Leibeshöhle hineinragen.' Im ganzen Verlaufe sind die Gefässe von ziemlich eleichbleibendem Durchmesser und nur im Hinterende, wo die beiden Seitengefässe in einander übergehen und das Rückengefäss sich mitihnen verbindet, entsteht bisweilen ein grösse- rer Sinus. Die Seitengefässe liegen nicht gerade in den Seiten, sondern meistens ein wenig auf der Rückenseite, sodass sie in der Ansicht von oben gewöhnlich medianwärts von den Seitennerven zu liegen scheinen, die im Gegensatz zu ihnen sich mehr der Bauchseite nähern. Im vorderen Theile dr Thiers beginnen die Seitengefässe sich zu schlängeln und of ganz verwirrie Schlingen zu bilden, Und gleich hinter dem Gehirne biegen sie sich der Medianlinie zu, verbinden sich dort durch eine Queranasto- mose, auf welche auch das Rückengefäss zutrifit, sodass man sie auch als eine breite gabelige Theilung desselben ansehen kann, und umgehen in | einer starken S förmigen Krümmung das Gehirn, um dann in sanfteren Windungen die Kopfschlinge zu formen. Das Rückengefäss hat einen geraden ungeschlängelten Verlauf, oder zeigt doch nur ganz flache und unbestimmte Windungen; es liegt zwischen Rüssel und Darm und nur | ‚die Kopfschlinge scheint sich auf die Rückenseite des Rüssels zu erheben. Bei den meisten Nemertinen ist das Blut farblos und enthält keine körperlichen Elemente, bei einigen Arten zeigt die Flüssigkeit selbst eine mehr oder weniger starke meist röthliche Färbung, wie es Quairefages?) 4) 8.2.0. p. 53. 2) a. a. O. Annales des Scienc. nat. [3]. VI. 4846. p. 264, sb ansiebt, und bei diesen ist dann das Gefässsystem um vielandjehöer und sicherer zu erkennen. Bei Borlasia splendida fand ich ein Blut, = roth war Min beraten blut und dessen Farbe an den sehr zahlreich vorhandenen Blutkörperchen hafıste. Es waren dies (Taf. V. Fig. 47.) ovale ganz Sache Scheiben, 0,041—0,048 mm. zross. Hier sieht man das Blut in einzeinen Tropfen durch die contractilen Gefässe schiessen, und es ist bei allen Nemertinen weniger ein ruhiges Fliessen des Blutes, als wie hier, wo man es so deut- lich sehen kann, ein Fortgeschobenwerden einzelner Biutmassen durch die Contractionen, die an den Gefässen wie Wellen entlang laufen. Zu- gleich sah ich bei dieser schönen Borlasia sehr regelmässige Queranasto- mosen zwischen Rückengefäss und Seitengefässen (Taf. V. Fig, 15.), die in Abständen von 0,4—0,5 mm. quer über den Körper liefen und so fein waren, dass in ihnen höchstens drei bis vier Bluikörper neben einander Platz hatien. Die Anordnung dieser feinen Gefässe wird am besten aus der Zeichnung klar und man darf sie ihrer Feinheit und Beichlichkeit nach fast als Capillargefässe bezeichnen. | So einfach auch im Ganzen die Beobachtung des Kreislaufs bei dieser merkwürdigen Borlasia war, so blieben dech manche Verhältnisse im Un- klaren, da ich nurdEin Exemplar in dieser Hinsicht untersuchen konnte | und dieses solche Grösse hatte, dass nur bei der Compression mit dem Deck- glase die Gefässe zu sehen waren.. Es kam mir bier oft so vor, als ob j derseits zwei Seitengefässe verliefen, die vorn in einander = : wie es auch Blanchard') von seinem Cerebratuius liguricus und van Beneden”, von seiner Polia obscura angiebt. Das beschriebene Gefäss- system erschien auch umgekehrt, wie bei andern Nemertinen auf der Bauchseite am deutlichsten und es konnte namentlich das Capillargefäss- 4 system von der Rückenseite, die allerdings auch stark pigmentirt war, kaum erkannt werden. In Bezug auf die Lagenverhältnisse der Blutge- fässe ist mir also bei dieser Art Vieles unklar geblieben. | Bei einem etwa 0,5 m. langen Spiritusexemplare von Cerebratulas marginatus aus Neapel konnte ich noch einige bisher unbekannte Ver- hältnisse der Blutgefässe an feinen Querschnitten, vorzüglich an mit Car- min imbibirten, anstellen Ueberall waren (Taf. VII. Fig. 3. 4.) das Rückengzefäss und die beiden sanz ventralen Seitengefässe zu erkennen, in der vorderen Hälfte des Wurms (Fig. 4.) sah man zwischen Rücken- und Seitengefässe deutliche, geschlängelte Queranasiomosen, so dass Ge- fässrinze entstanden, die nur an der Bauchseite zwischen den beiden Seitengefässen unterbrochen sind. Bisweilen schien es, als ob nach aussen von jedem Seitengefäss noch ein Seitengefäss läge, wie es auch Blanchard t) 2 2. O. Annales des Scienc. natur. [3). XII 1849. p. 33. und VIIL Pi. 9. Fie. 5. 2) 2.20. Memoires de l’Acad. roy. de Belgique. XXX. 41861. p. 26. 27. Pi. IV. Fiz. 18. 87 a.a.0. von seinem Gerebratulus ligurieus angiebt, ich konnte darüber aber nicht zur Gewissheit gelangen. In der hinteren Hälfte des Thiers (Fig. 3.) war der Darm sehr ausgedehnt und dies isi vielleicht nur der Grund, dass hier Ringgefässe zwischen den beiden Seitengefässen und dem Rückengefässe nicht geseben wurden. " Duges*} beobachtete zuerst das Gefässsystem der Nemertinen und sab die Richtung des Blutlaufes in den Seitengefässen und Rückengefäss ganz richtig an; wie aber schon angeführt hielt er auch das ganze Ner- vensystem für zum Gefässsysteme gehörig und brachte besonders dadurch viel Irrthümliches in seine Abbildung. Wie ich schon beim Nervensysteme - berichtethabe, hielt auch delle Chiaje das Gehirn für zwei Herzen und die Seitennerven für Gefässe, und in demselben Irrthume bleiben noch Oer- sied und Williams befangen. Es beschreibt zuerst H. Raihke?) das Zusammenvorkommen von Nervensystem und Blutgefässen und erwähnt von diesen richtig das Rückengefäss und die beiden Seitengefässe. Quairefages*) liefert dann eine genaue Beschreibung des Gefässsystems vieler Arten und ihm ver- dankt man die erste Darstellung der feineren Verhältnisse. Blanchard‘*) hat das Gefässsystem seines Gerebratulus ligurieus miitelst Injection un- tersucht, ein Verfahren, das bei diesen Thieren wenig Vertrauen einflössen | kann. Blanchard beobachtete auf diese Weise ausser dem Rückenge- ‚jederseits zwei Seitengefässe, eins mehr median, das andere ganz in der Seite gelegen. Das Rückengefäss siebt gar keine Zweige ab, aber die | beiden Seitengefässe einer Seite yehis durch viele feine asiamden mit einander in Verbindung, und ausserdem liegen der Rüssel und die i encentren in grossen Blutsinus, so dass sie unmittelbar vom Blute E gebadet werden. 8 Naeh Max Schultze kommt ausser dem Bluigefässsysteme noch ein Wassergefässsysten vor, das den ganzen Körper durchzieht und das er 3 bei einer unbewaffneten "Nemerime ee in die Kopfspalten öffnen sah°): am genauesten beschreibt es aber Schultze®) bei seiner Teirastemma ob- Ba ‚hier sind es zwei Längsstämme mit u blinden kurzen Seiten— R ee und im Ionern mit einzelnen langen Cilien, und in der Mitie des E k 4) a... 0. Annales des Seiene. nafur. XXI. 1830. p. 75. 76. PI. 2. Fig. 6. I 3 a. a. 0. Neueste Schrifien der naturforsch. Gesellsch. in Sr Bd.Ill. Hefi &. Danzig 4842. 4. p. #03. 3) 2.2.0. Annales des Seiene. natur. [3]. VI. 48:6. p. gr pi. 8. Fiz. t. PL®. Fig. 4. — &)a.2.0. Annal. des Sciene. natur. [3]. XII. 4849. p. 32— 35. und Tome VII 4847. Pl. 9. Fig. 5. 5... .8) Maz Schulize, Zoologische Skizzen, in Zeitschrift f. wiss. Zoologie. Bd. X. 4852. p. 183. 48%. 6) Beiträge zur Naturgeschichte der Turbellarien. ra 1851. 4. p. 64.65. Tal. VI. Fig. 2... Zoologische Skizzen a. a. 0. 1852. p. 184. und besonders in Fictor Icones zoetiomicae. Leipzig 4857. Taf. VIII. Fig. 49. 88 Körpers befinden sich zwei Oeffnungen, durch welche die Längsstämme sich nach aussen öffnen. Es scheint, dass bis jetzt dieses Wasserge- fässsystem, in dem die Flüssigkeit durch Cilien bewegt wird, von keinem andern Beobachter wiedergefunden ist und van Beneden‘) läugnet selbst bei Tetrastemma obscura direct seine Anwesenheit. Doch scheint man an der Richtigkeit der Beobachtungen Schultze’s nicht zweifeln zu dürfen, da dieser treffliche Forscher sie an so ‘vielen Stellen wiederholt ausge- sprochen hat. 10. Geschlechtsorgane. Die Nemertinen sind in Geschlechter getrennt, aber die Geschlechts- organe bei beiden Geschlechtern gleich gebaut und angeordnet. Die Geschlechtsorgane sind Schläuche in den Seitentheilen des Kör- pers, an die äussere Wand festgewachsen und sich dort nach aussen öff- nend. Sind die Schläuche ausgewachsen, so drängen sie sich zwischen die Seitentaschen des Darms und man hat die Geschlechtsorgane oft so beschrieben, dass Eier und Samen zwischen den Darmtaschen ent- ständen. Diese an der Innenwand ansitzenden Schläuche (Taf. V. Fig. 6. ov.) bilden in ihren Wänden (Taf. VI. Fig. 17.), wie es mir scheint, die Eier und Samenzellen, die dann in das Innere des Schlauches fallen, dort die völlige Reife erlangen, und endlich aus dem Körper heraustreten, entwe- der durch präformirte Oeffnungen, oder, wie es mir auch oft zu sein schien, durch ein Platzen der äusseren Haut an dieser Stelle. So liegen dann besonders die Eier aussen am Körper in ähnlichen Gruppen zu- sammen wie früher im Innern, und es ist bekannt, dass die so ausge- schiedenen Eiergruppen, verbunden durch eine Menge gallertartigen Schleims, nachdem aus ihrer Mitte das Thier herausgekrochen ist, lange Zeit als Eiächnlire bestehen bleiben. Schon Duges?) beschrieb die Geschlechtsorgane wesentlich in der hier angegebenen Weise und ebenso auch Y. Rathke?), der überdies zu- erst erkannte, dass die Nemertinen geirennten Geschlechtes sind, auch Oersted*), Frey und Leuckart?), Max Schultze®), van Beneden’) u. v. A. 4) a. a. 0. Me&moires de l’Acad. roy. deBelgique. T. XXX. 1864. p.26und 44. 2) a.a. ©. Annales des Scienc. natur. T. XXI. 4830. p. 76. 3) a. a. 0. Neueste Schriften der naturforsch. Gesellsch. in Danzig. Bd. Ill. Heft 4. Danzig 1842. 4. p. 97. 98. 4) Entwurf u. s. w. Kopenhagen 4844. 8. p. 25. Tab. lii. Fig. 47. 54. 56. 5) a. a. ©. Beiträge u. s. w. Braunschweig 1847. 4. p. 79. 6) a.a. 0. Zeitschrift für wiss. Zoologie. Bd. IV. 4852. p. 479. und in Victor Carus Icones zootomicae. Leipzig 41857. Taf. VIII. Fig. 45. 7) a. a. 0. Memoires de l’Acad. roy. de Beigique. T. XXXIH. 1864. 4. p. 143 und 45. u Be 89 liefern eine gleiche Darstellung, und von den Neueren ist es besonders nur Quatrefages'), welcher die wahren Geschlechtsorgane ganz übersah und - die mit Taschen versehenen Seitentheile des Darms für solche Organe, den | Mund aber für ihre Ausmündung ansprach. Es istoben p. 76. 77. an- I geführt, wie Quatrefages in diesem Irrthum Ehrenberg zum Vorgänger | hatte und wie er troiz der vielen entgegenstehenden Beobachtungen sich ' doch manche Nachfolger erwarb. Williams?) beschreibt die Geschlechts- organe der Nemertinen als im Bau ganz ähnlich den s. g. Segmentalor- | ganen der Anneliden und nimmt bei jeder einzelnen Eier- oder Samen- | tasche dem entsprechend zwei Oeffnungen an. dA. Entwickelung. Ueber die Entwickelung der Nemertinen habe ich aus eigener An- ‚ schauung nur sehr wenig zu berichten, indem ich hierher gehörige Beob- ı achtungen nur an den in der Leibeshöhle der Mutter sich entwickelnden Jungen von Prosorhochmus Qlapar£dii anstellen konnte. Schon Max Schultze®) beschreibt eine lebendig gebärende Nemer- | tine (Tetrastemma obscurum), bei welcher nur Junge und keine Eier in | der Leibeshöhle beobachtet wurden; van Beneden*) erwähnt von dieser \ Art auch die Eier und ihre Bildung, aber es bleibt zweifelhaft, ob die Art ' von Östende mit der aus der Ostsee wirklich identisch ist. Bei Proso- ı rhochmus fand ich nur Junge und trotz aller Aufmerksamkeit keine Eier ' und überhaupt keine Geschlechtsorgane, doch muss ich erwähnen, dass ' ichnur zwei Exemplare dieser Nemertine untersuchen konnteund dass ich ‘ desshalb in keiner Weise bestimmen kann, ob die Jungen auf geschlecht- lichem Wege ausEiern, oder nicht etwa als Knospenbildungen entstehen. Junge aus der Leibeshöhle konnte ich von 0,3—8,0 mm. Länge beob- achten (Taf. VI. Fig. 2. 3.). Sicher waren auch noch kleinere Junge an- wesend, aber ich konnte sie aus dem Detritus, der beim Zerreissen der Mutter an: nicht mit Gewissheit erkenne einem 0,3 mm. langen Jungen, das etwa 0,15 mm. breit war, zeichneten sich besonders die äussere Bedeckung, äussere Haut und Muskeln, durch gewaltige Dicke aus, und die Muskellage zeigte im Kopfe noch eine stärkere Verdickung, sodass der innere Hoblraum sehr beschränkt wird. Vorn befindet sich darin an der Unterseite eine Oeffnung, d. h. eine Einstülpung der äusse- . ren Haut, die aber zur Zeit noch sehr kurz ist: der Rüssel, hinter ihm 4) a. a. 0. Annales des Scienc. natur. [8]. VI. 1846. p. 269—276. PI. 8. Fig. 4.9. und P!. 9. Fig. A. n. 2) Researches on the Structure and Homologies of the reproductive Organs of ihe Annelids. Philos. Transact. for 4858. p. 434. 432. Pl. VIII. Fig. 24. 3) Beiträge zur Naturgeschichte der Turbellarien. Greifswald 4851. 4. p. 62— 65. Taf. VI. Fig. 2—10. 4) a. a. OÖ. M&moires de l’Acad. roy. de Belgique T. XXXII. Bruxelles 1864, 4, pP. 27. 38. Pl. IV. Fig. 5. und 9. 90 liegt das relativ sehr grosse Gehirn, dessen beide Seitentheile knollig und an 0,4 mm. lang sind und von denen kurze Seitennerven ausgeben, end- lich uoch der Darmcanal, in dessen körniger Masse schon ein deutlicher Hohlraum zu erkennen ist, der sich vorn an der Unterseite im spalt- föormigen Munde öfinet. Ob hier schon ein After existirt, kann ich nicht sagen, zuerst sah ich ihn deutlich bei 1,0 mm. langen Exeniölärienne Zwei Augen waren bereits ausgebildet und ebenfalls die u vorhan- den und der Körper: Behoni mit Gilien bedeckt. Mit dem Wachsthume werden die äusseren Bedeckungen feletiv dün- ner, das Gebirn kleiner und die Leibeshöhle also grösser. Daneben zeigt sich schon bei 0,4 nım. grossen Jungen der Rüssel als ein bis über de Hirn hinausreichender Canal, der eine lange vordere Abtheilung, den später ausstülpbaren Theil, welcher innen sehr deutlich mit Cilien be- setzi ist, und eine ganz kurse hintere Abtheilung zeigt, welche dem spä- ieren Drüsentheil entspricht. Beide Abtheilungen sind durch eine dicke Scheidewand getrennt, aus der sich nachher der stacheltragende Apparat bildet. Bei einem 0,5 nm, langen Jungen zeigte sich vorn am Körper auf der Rückenseite Aa die Anlans des Querlappons, der beim erwachsenen Thiere so ausgebildet ist. Bei 1,5 mm. langen Jungen zeigen sich schon die Seitentaschen Ei ) Darms, Ds Gehirn bildet seine beiden Hälften jede zu zwei lappigen Ganglien um, die Seitennerven laufen bis zum After und enden dort mit einer Anschwellung, der Rüssel reicht schon bis zur Mitte des Körpers, hat aber noch die beiden so ungleich ausgebildeten Abiheilungen, und ven Augen sind vier oder auch sechs entwickelt. Die Zahl der Augen und ihre Stellung ist bei den Jungen überhaupt sehr unbeständig und man darf darauf desshalb in systematischer Hinsicht nicht zu viel Werth legen. Junge von 3,0 mm. Länge und eiwa 0,4 mm. Breite zeigen im We- sentlichen schon ganz die Organisation der Erwachsenen. Das Geläss- system ist ganz ausgebildet und der Rüssel enthält schon den fertigen Stachelapparat, doch sieht man in dieser Zeit noch oft, wie auf dem Hand- griffe des Stilets sich allmählich der Stachei er und verkalkt. Am Rüssel aber ist die Drüsenabtheilung noch sehr kurz und der Betractor noch kürzer, und. der ganze eher liegt noch gerade gestreckt im Kör- per, der Betracier ganz im Hinterende der Leibeshöhle befestigt. Bei 4—5 mm. langen Jungen liegt der Ansatz des Retractors nicht mehr ganz hinten, sondern weiter nach vorn, und von seinem Ansatz an bildet er und der länger gewordene Drüsentheil eine Schlinge ins Hinter- ende hinein. Später wächst das Hinterende immer mehr, bis der Ansatz des Retractors fast in der Mitte des Körpers liegt und alle Theile des Rüs- seis so verlängert sind, dass er nur in vielfachen Schlängelungen in der ; cibeshöhle 1 DEM hat. 9 » Anhane. Einige Bemerkungen über Balanoglossus clavigerus dells Chiaje. Taf. VII, Fig. 6—9. In Neapel wurden im Herbste 1859 meinem Freunde Dr. E. Ehlers und mir sehr häufig eigenthümliche wurmartige Thiere gebracht, die von ‚unserem Marinari lingua di voie oder di bue genannt wurden und die im sandigen Meeresgrunde am Pausilipp lebten. Die Thiere erschienen uns in ihrem Aeusseren und im inneren Bau so merkwürdig und auffallend, _ dass wir uns nicht denken konnten, wie sie unseren zahlreichen Vor- gängern Bei ihrem häufigen Vorkommen hätten entgehen können, und wir schoben es bloss auf unsere Unkenntniss in der Literatur, wenn wir uns eines ähnlichen Thiers in keiner Weise erinnerten. Aus diesem Grunde unterliessen wir eine genauere Untersuchung. Nach unserer Heimkehr fanden wir allerdings, dass der treffliche delle Chiaje') unsere Thiere unter dem Namen Balanoglossus clavigerus bereits beschrieb, dass aher seit der Zeit diese merkwürdigen Wesen völ- lig aus der Literatur”) verschwanden und dass sie auch einigen unserer ' grössten Zoologen, denen wir die mitgebrachten Exemplare zeigten, ganz unbekannt waren. / Es verdient desshalb Entschuldigung, wenn ich hier einige Be- merkungen über den Balanoglossus aus den unvollständigen Beobachtun- gen, die Dr. Ehlers und ich darüber anstellten,, mittheile, indem ich im voraus bemerke, dass sie nur den Zweck haben, die Aufmerksamkeit der ' Zoologen und besonders unserer Nachfolger in Neapel auf dieses räthsel- hafte Thier zu lenken. | Die lingue di bue sind platte, schmutzig braunröthliche Thiere, die eine ausserordentliche Menge eines zähen, klaren Schleims absondern, in dem sie ganz eingeschlossen sind und der die genauere Untersuchung nicht wenig erschwert. Wir erhielten stets nur etwa 100 mm. lange Stücke (Taf. VII. Fig. 6.), aus delle Chiaje's Angaben erhellt aber, dass an unseren Exemplaren ein wenigstens noch 100 mm. langes hinteres Ende fehlte. Das Thier ist ganz platt und seine Seiten sind fast biait- artig und machen verschiedene wellenförmige Bewegungen. | Man kann an unserem Wurme zunächst den kurzen und fast eylindri- schen Kopf t mit dem Rüssel r vom langen und platten Körper unterschei- 4) Memorie sulle storia e notomia degli animali senza vertebre del Reguo di Na- poli. Vol. IV. Napoli 4829, p. 447—120; p. 444 und p. 454. Tav. LVII. Fig. 3—6. 2) Nur bei Quairefages a. a. 0. Annales des Scienc. nat. [3]. VI. 4846. p. 184. Note findet sich der Balanoglossus erwähnt. Es heisst da: »Ce dernier ne saurait appartenir a la famille des Nemertiens, telle’que je viens de la definir. — — On doit je crois le regarder comme un de ces types de transition, toujours difficiles aclasser. — —« 92 » den und am letzteren wieder drei hinter einander folgende Abschnitte annehmen. Der vordere Abschnitt a ist auf der Rückenseite in der Me- dianlinie besonders verdickt, der zweite b ist ohne diese Verdiekung und der hintere endlich, den wir nie beobachten konnten, enthält die von delle Chiaje beschriebenen flaschenförmigen Gefässerweiterungen, die von diesem Forscher als Respirationsorgane angesehen werden. Das Wesentliche in der Organisation ist, dass die ganze Länge des Thiers von zwei in einander liegenden iR hinten öffnenden Canälen durchlaufen wird, von denen der grössere (Taf. VIl. Fig. 8. h.) vorn am Kopf unter dem Rüssel (Taf. VII. Fig. 7. h.) seinen Eingang. hat und von delle Chioje »Leibeshöhle« genannt wird, während der engere innere ® dagegen sich vorn im Rüssel öffnet (bei v) und von demselben Forscher als » Verdauungscanal« bezeichnet ist. Der Rüssel r kann ganz in die Kopfhöhle zurückgezogen werden und besteht nach delle Chiaje aus zwei seitlichen Blättern, die sich zu einer Röhre aneinander legen können und zwischen dem im Grunde der Mund, der Eingang in a Röhre v liegt. Die ganze Oberfläche des Thiers ist dicht mit Gilien besetzt und man denkt desshalb wegen seiner Verwandtschafts-Verhältnisse zunächst an Turbellarien, mit denen die weitere Organisation aber kaum noch zu- sammenstimmt. | In der vorderen Abtheilung des Körpers a laufen neben den beiden Ganälen h und v (Taf. VII. Fig. 9.) noch zwei andere. z, deren Ausmündung aber nicht beobachtet end und im Canale v wird die Wand von eigen- thümlichen Ringen, wie in einer Luftröhre, gebildet, Diese Ringe be- stehen aus einer hyalinen, festen Masse, so dass man beim Durchschnei- den deutlich ihren Widerstand fühlt; sie sind 0,18 mm. breit und eni- halten regelmässig gestellte Löcher in zwei Reihen neben einander, Sie folgen in geringen Abständen hinter einander und verändern sich in Ka- lilauge gar nicht. Ob diese Ringe wirklich ganz geschlossen sind oder nicht vielleicht aus zwei gegen einander gestellten und oben oder unten offenen Halbringen bestehen, kann ich nicht angeben. "al Die Euren Souenkhanle des Körpers sind ganz von einer ausser- ordentlichen Zahl grosser Schleimdrüsen angefüllt. Es sind dies ge- wöhnlich 0,2—0,3 mm. weite Schläuche, mit 6, 033 mm. grossen Zellen, die jede einen ne enthalten. E= ind brd Abschnitte 5 des Kör- pers sind diese Schläuche oft traubig zusammengruppirt und an der Un- ‚terseite bei y scheinen besonders mächtige Drüsen auszumünden. Von Gefässen sahen wir einen Ring vorn um den Anfang des Kör- pers und ein davon ausgehendes Mediangefäss auf der Rücken- und Bauch- seite. Delle Chiaje giebt ausserdem noch jederseits ein Seitengefäss an, von dem im hinteren Abschnitte die erwähnten flaschenförmigen Ambänge, seine s. g. Respirationsorgane ausgehen. Geschlechtisorgane haben wir nicht beobachtet, jedoch führt | | 93 2 delle Chiaje an, dass im vorderen Körperabsehnitte der Verdauungseanal aussen von Eiern umgeben sei. Der ganze Körper ist von einer dicken structurlosen Haut einge- schlossen, die sich bei der Maceration leicht abhebt, und in der Körper- wand findet man lange bandartige Muskelfasern. Diese Thiere haben ein sehr zähes Leben, sie lebten mehrere Tage nur mit wenig Seewasser bedeckt in unseren Gefässen und machten nie wirkliche Ortsbewegungen,, obwohl. die Seitentheile und der Rüssel in 1 steten Bewegungen begriffen waren. Delle Chiaje enthält sich jeder Aeusserung über die Stellung seines merkwürdigen Thiers im Systeme, und auch ich kann nur angeben, dass ‚es keiner der bisher aufgestellten Wurmelassen angehört. Nur genaue Untersuchungen über die innere Organisation und über die Entwickelung können dem Balanoglossus seinen Platz im System anweisen, und solche zu veranlassen, ist der Zweck dieser so unvollständigen Bemerkungen. f vH. Beiträge zur Kenntniss einiger Anneliden. Taf. IX, X und XI. Für die Untersuchung der Anneliden ist St. Vaast la Hougue wegen ‚des weiten und felsigen Ebbestrandes ein sehr geeigneter Ort und es ist nicht weit davon, auf der Ostseite von la Manche, besonders auf den iles 'Chausey, wo Audowin und Milne- Edwards‘) ihre so bahnbrechenden Untersuchungen über diese Thierclasse anstellten, welche auch mir fast ‚stets zur Grundlage dienen konnten. Die Menge des übrigen Materials | ind die Kürze der Zeit liessen mich aber das treffliche Knneliderniabeikt ‚in St. Vaast lange nicht bewältigen und die grosse Fundgrube nament- lich, welche die frisch in die Austernparks gebrachten .. bilden, musste ich fast ganz unberührt lassen. Was die Organisasionsverhältnisse der Anneliden betrifft, so hat Th. _ Williams”) das grosse Verdienst , zuerst auf die Anwesenheit und weite | Verbreitung der von ihm so genannten » Segmentalorgane« aufmerksam ‚gemacht zu haben, welche in vielen Fällen mit den noch so unbekannten ‚ Geschlechtstheilen in directem Zusammenhange stehen, obwohl Williams 4) Recherches pour servir a !’'histoire naturelle du littoral de la France. Tomell. ‚ Annelides. Prem ..part. Paris 4834. 8. (auch in den Annales des Science. nat. T.XX VII ı —AXX. 1832—33.) © 9) Researches on the Structure and Homology of the reproductive Organs ‘of An- nelids, in Phil. Transact. 4858. Vol. 4148. Part. A. London 4859. p. 93—145. Pl. VI —VIH. (read 12. Febr. 1857.) Pe u and | 9% darin, dass er die Segmentalorgane für die wirklichen Bildungsstätten der Geschlechtsproducte hält, während sie höchstens nur die Ausfüh- rungsgänge für dieselben sind, sicher zu weit geht, wie das schon COla- parede'), dessen Untersuchungen über diese Verhältnisse viele Klarheit gebracht haben, ausführt. | Wenn ich auch die Segmentalorgane bei vielen der von mir unter- suchten Anneliden auffand, so konnte ich über die eigentlichen Ge- schlechisorgane nur selten ins Reine kommen, besonders wohl aus dem Grunde, weil die Jahreszeit der ai hin; der Geschlechtsproducte im Ganzen ungünstig war. Aus meinen zahlreichen Beobachtungen tiber den Blutkreislauf der Anneliden eine allgemeine Darstellung zu geben, kann ich ganz unterlas- sen, da vor Kurzem Milne-Edwards*) seine grossen Erfahrungen über diesen Punct zu einem trefflichen Gesammitbilde vereinigt hat. Im Folgenden gebe ich eine kurze Beschreibung der von mir genau beobachteten Anneliden, indem ich bei jeder die speciell an ihr gemach- ien Untersuchungen über den Kreislauf, die Nervenendigungen und die | Geschlechtsorgane hinzufüge und die grosse Zahl der nur unvollkommen | beobachteten ganz weglasse. 1. Nereis Beaucoudrayi. Taf. VIIL. Fig. 4-6. 12. Nereis Beaucoudrayi Audouin et Milne-Edwards Ann. des Sec. nat. T. XXIX. 1833. p. 244. Pl. 43. Fig. 4-—7, und Littoral de France a. 8.0. II. 4. 4834. p.192—194. PLUIV. Fig.,4r-7, Beschreibung. Das Kopfsegment ist etwas länger, als das | erste borstentragende. Vier linsenlose Augen, von denen das vorderste | Paar weiter auseinander steht, als das hintere. Die Fühlereirrhen | sind nicht lang, die längsten reichen etwa bis ans fünfte borstentragende- Segment. Oben am Fussstummel fehlt eine lappige Ausbreitung, an der Seite ist derselbe in vier nach unten kürzer werdende Zungen zer- schnitten. Bauchcirrhus unbedeutend, Rückeneirrhus vorn kaum länger, als die obere Zunge, hinten etwas über sie hinausragend. Am Rüssel sind die Kiefer jeder mit sieben Zähnen versehen ; die Kieferspitzen (Fig. E; 4 und 5) bestehen am ausgestülpten Riissel vorn an der Rückenseite aus zwei seitlichen Haufen und in der' Mittellinie aus zwei hinter einander liegenden Spitzen, an der Bauchseite aus drei Haufen, in der hinteren. Abtheilung aber an der Rückenseite jederseits aus zwei grösseren blatt- sH 4) Recherches anatomiques sur les Annelides, Turbellaries, Opalines et Grega- rines observes dans les Hebrides, in M&moires de la Soc. de Physique et d’hist. nase de Gen®ve. Tome XVI. Partie 4. Geh&ve 4864. p. 99. 2) In seinen Legons sur la Physiologie et "Anatomie comparde de ’homme et des animaux, Tome Ill. Paris 1858. 8. p. 247—279. 95 artigen Spitzen und in der Mittellinie aus drei kleineren im Dreieck stehenden, an der Bauchseite dagegen aus zwei Querstreifen kleiner | Spitzen. ‚In der vorderen Abtheilung des Thiers sind die Grenzen der ‚einzelnen Ringe durch ein glänzendes grünes Pigment bezeichnet. — Bis 150 mm. lang. } Sehr häufig in St. Vaastı am Ebbestrande unter Steinen, wo sie sich ‚im Sande lange verzweigte Gänge bauen. "Mit völliger Gewissheit kann ich es nicht angeben, ob diese häufigste ‚Nereis von St. Vaast mit der genannten Art der !les Chausey identisch ‚ist. Die Kieferspitzen, auf die ich einen besonderen Werth legen möchte, da sie bei allen Exemplaren, die ich darauf ansah, ganz gleich angeord- net waren, passen im Allgemeinen, in den grossen Kiefern sollen dort aber zehn Zähne sein. Die Fussstummel kommen ziemlich mit einander ‚überein, aber die Endglieder der grossen zusammengesetzten Borsten sind bei der Art von St. Vaast deutlich gezähnelt, während sie bei N ‚ Beaucoudrayi glatt sein sollen. Doch scheinen mir diese Unterschiede alle nicht wesentlich. 7, Sonst würde die Art von St. Vaast am meisten sich der Nereis pe- lagica Lin. von Grönland nähern, besonders da hier. das Kopfsegment ‚stets grösser ist, als das erste borsientragende, während sie beiN. Beau- ‚coudrayi gleich sein sollen, aber die N. pelagica, von der ich viele Exem- plare untersuchte, hat ganz andere Kieferspitzen am Rüssel, als meine ‚Art von St. Vaast, so dass sie dadurch sofort unterschieden werden ‚können. Ss» Der Rüssel (Fig. 4 und 2) besteht aus zwei hinter einander liegen- ‚den Abtheilungen, nämlich (im eingezogenen Zustande) aus einer vorde- ‚ren dünnbäutigen, welche die beschriebenen Kieferspitzen trägt und ‚einer hinteren diekmuskulösen, in der die beiden Kiefer befestigt sind ‚und die sich etwa vom dritten bis sechsten Ring erstreckt. Diese letztere ‚Abtheilung enthält eine sehr complicirte Muskulatur, welche die an der Bauchseite liegenden Kiefer gegen einander bewegt, die ich hier aber ‚nicht weiter beschreiben will, und hinten setzen sich an dieselbe die tückziehmuskeln des Rüssels, welche sich etwa beim neunten Ring an lie Körperwand befestigen. | ' Auf diesen Rüssel lolgt eine ein bis zwei Körperringe Jange Darm- \abtheilung (Fig. 4 und 2), die grosse drüsige Papillen im Innern trägt und i in die vorn jederseits eine längliche, vielfach ausgebuchtete Drüse s einmündet. Dann kommt der Darm c, der später in jedem Gliede eine bedeutende Erweiterung erleidet. Der Kreislauf von Nereis ist bereits von mehreren und vorirefl- | ipben Beobachtern geschildert, so von R. Wagner‘), Milne-Edwards?) ) A) Zur vergleichenden Physiologie des Blutes. Leipzig 4833. 8. p. 53—55. 2) Recherches pour servir & l’histoire de la circulation du sang chez les Anne- lides, in Ann. des Sc. nat. [2.] X. 1838. p. 209 -244. Pl. 42. Fig. 4. 96 und besonders von H. Rathke?), aber der Kreislaufim Rüssel (Fig { und 2) ist so complieirt, dass er noch mancherlei Neues geboten hat. Hier sind besonders die Einrichtungen bemerkenswerih, welche beim Ausstülpen des Rüssels es möglich machen, dass in den hinteren Körper- theilen der Kreislauf ungestört fortdauert, und welche aus zwei Paar fein ausgebildeten Wundernetzen bestehen , die in diesem Falle eine Eraiup 2 Menge Blut in sich aufstauen können. | | Erst beim neunten Körperringe wird der Kreislauf Pe und - bleibt dann so bis ins Körperende, wie ihn Rathke und Milme-Edwards beschreiben. Es existirt dort ein Rückengefäss, in dem das Blut von hin- ten nach vorn getrieben wird, und ein Bauchgefäss; das erstere giebt in jedem Ringe jederseits ein Seitengefäss ab, welches das Hautgefässnetz der Rückenseite des Ringes und Fussstummels speist und bei k in das Seitengefäss des Bauchgefässes übergeht, so dass auf diese Weise in je- dern Körperringe ein Gefässring entsteht; das Ringgefäss des Bauchstam- ınes ist aber complicirter, dern es gieBt‘ nach hinten einen starken Au ‚ ab, der im nächst hinteren Ringe ein feines Netz auf dem Darme bildet, and speist ausserdem durch einen besonderen Ast / die Hautgefässe auf der Bauchseite. Milne-Edwards beschreibt a. a. O. von Nereis Harassii in jedem Ringe zwei Aeste des Rückengefässes, die sich auf dem Darme verbreiten, welche ich bei der von mir untersuchten Art nicht gefunden 3 habe. Dis Hautgefässnetz, welches sehr fein ist und das.man bei den meisten Borstenwürmern antrifft und das dem Kreislauf einen hohen Grad von Vollkommenheit giebt, besteht bei Nereis also in jedem Körperringe aus vier von einander ganz gesonderten Sysiemen, zwei an der Bauchseite und zwei an der Rückenseite. 09 Vom neunten Segmente nach vorn giebt das Rückengefäss keine Seitenäste mehr ab und es fehlt auf der Rückenseite dort dem entspre- | chend das Hautgefässnetz ganz. Das Bauchgefäss giebt von hinten an bis zum fünften Segmente regelmässig die beschriebenen Aeste ab, und im Segmente V bis IX haben wir also auf der Bauchseite noch ein Hautgetiss £ netz, während es auf der Rückenseite schon bei IX aufhört, | Das Bauchgefäss endet am hinteren Abschnitte des Rüssels bei a, läuft | in einer dünnen Verlängerung allerdings auf der Bauchseite des Rüssel nach vorn fort, verzweigt sich baumförmig und mündet mit seinen feiner ni Zweigen vorn an der Grenze der beiden Rüsselabiheilungen in das Ring- ‚gefäss e, giebt aber den Haupttheil seines Blutes bei a.an die beiden Seit tengefässe b, welche an der Seite der hinteren Rüsselabtheilung bei 5” | sehr dichte Wundernetze bilden, die sich auf eigenen häutigen seitlichen Ausbreitungen dieses Rüsseltheils verzweigen und welche Rathke als or- gana reticulata lateralıa zuerst anführt. Vorn sammelt sich dies Wunder- 4) De Bopyro et Nereide commentationes anatomico-physiologicae duae. Rigae et Dorpati 4837. 4. p. 46—55. Tab. 11. Fig. 6, 8, 44. Tab. III. Fig. 43, 44, 45, 0° 97 netz wieder zu einem Stamme c, der in der Nähe des Kopfes aus dem ' Rückengefäss entspringt. Das Rückengefäss theilt sich vorn in zwei Aeste, die auf der Rücken- seite zurücklaufen und sich alsbald wieder gabeln und ihren einen Schen-- "kel e, wie angegeben, zum vorderen Pole des hinteren Wüundernetzes . schicken, während der andere d zur hinteren Rüsselabt heilung gebt, sich ; dort sternförmig zu feinen Gefässen d' auflöst, die auf der Rückenseite . diesen Rüsseltheil umspinnen, an der Seite dieitwäise mit dem beschrie- ‘ benen Wundernetze zusammenhängen und vorn in dem Gefässring e | münden. Gleich hinter dem Kopfe aber entspringt aus dem Rückengefässe noch ‚jederseits ein Gefäss 9, das sofort zum vorderen Rüsseltheile geht und sich an der Bauchseite desselben in ein vorderes Wundernetz g’ auflöst, welches seinen hinteren Pol in der Nähe des Gefässringes e hat und auch in diesen einmündet, sodass beide Paare von Wundernetzen durch die- | sen Gefässring e in Verbindung stehen. Dieses vordere Paar der Wun- "dernetze (org. reticulata infer. Raihke) ist jedoch viel unbedeutender, | als das hintere Paar, liegt dem Rüssel dicht an und ist nicht auf einem | besonderen Hautlappen ausgebreitet. Am ausgestülpten Rüssel, wo also die Gefässe c, d, g von hinten | nach vorn laufen, wird der Kreislauf besonders wohl durch den Druck in der Mundöffnung fast ganz aufgehoben, dadurch-würde auch der Kreis- lauf im hinteren Theile des Wurms völlig gestört, wenn nicht die Wun- dernetze Reservoirs für das ankommende Blut bildeten und es langsam ! auf der anderen Seite wieder abgäben. Besonders schwillt das hintere Paar Wundernetze gewaltig an, sodass man zuerst eher ein grosses Blut- | extravasat vor sich zu haben glaubt, als ein Netzwerk angeschwollener | Gefässe, weil die Zwischenräume der Maschen fast ganz ausgefüllt sind und die Wand eines Gefässes unmittelbar an die eines andern stösst. | Vorn treten auch Gefässe, die grösstentheils aus dem Stamme g ent- springen, in die Basalglieder der Fühlereirrhen, von denen immer zwei und zwei über einander liegen und die man bekanntlich als veränderte \ Fussstummel ansehen kann. Diese eintretenden Gefässe gabeln sich als- bald, die beiden Aeste bilden viele Schlingen und Biesungen und gehen | in öinämlet über, ohne die Basalglieder zu verlassen. vV 2. Nereis agilis sp. n. Taf, VII. Fig. 8s—11. % \ Beschreibung. Das Kopfsegment ist nicht länger, als das erste horsieniragende. Vier Augen, von denen das vordere etwas näher wie das hintere zusammenstehende Paar Linsen trägt. Die Fühler- eirrhen sind lang, besonders die oberen des ersten Paares. Die Seg- mente sind eiwa dreimal breiter als lang und am Fussstummel kann |" L a Zeitschr. f. wisseusch. Zoologie. XII. Bd. 98 man allerdings vier Zungen unterscheiden, aber die dritte ist recht kurz und die drei unteren sind zu einer besonderen Gruppe vereinigt. Die zusammengesetzten Borsten sind ebenso wie bei der vorhergehenden Art (Taf. VIN. Fig. 6. 7.). Die Baucheirrhen sind kurz, die Rückencirrhen aber lang und überragen die längste, obersteZunge wenigstens umdasDoppelte. Im Rüssel hat jeder der beiden grossen Kiefer acht scharfe Zähne und die. Stellung der Kieferspitzen wird aus der Abbildung (Taf. VII. Fig. 8.) deutlich. Der Rüssel ist kurz, da er nur bis ans vierte borstentragende Segment reicht. Am After befindet sich erst jederseits eine kleine Papille und dann eine sehr lange Aftercirrhe. Ich hatte von dieser Art nur 109—15 mm. lange Exemplare, von braun und roth gefleckter Färbung. In St. Vaast am Ebbestrande, nicht häufig. Diese Art gleicht keiner der bisher beschriebenen; am meisten kommt sie noch mit N. Dumerilii Aud. et Edw. überein, allein dort sind die Fussstummel wesentlich anders gebildet, indem das obere und das untere Paar der Zungen je eine Gruppe bildet, ferner sind die Kiefer’ feingezähnelt und die Augen alle ohne Linsen, auch die Fühlereirrhen kürzer. In allen Segmenten, am deutlichsten aber in den mittleren, lieot an der Rückenseite am Anfange der Fussstummel eine kleine oyale Kapsel (Taf. VII. Fig. 10. k.), in welcher sich ein gewundener Canal befindet. Schon Raihke') beschreibt ein ähnliches Verhalten von N. Dumerilii aus der Krimm und möchte diese Gebilde anı liebsten für Hautdrüsen halten. Von dem von Williams”; beschriebenen Segmentalorgane mit dem daran hängenden Geschlechtsapparat habe ich leider nichts beobachten können und vermag desshalb nicht anzugeben, in welcher Beziehung vielleicht diese Kapseln zu den Geschlechtstheilen, zu denen ich sie am er- sten rechnen möchte, stehen. In. der obersien und zweiten Zunge der Fussstummel befinden sine ähnliche Gebilde, nämlich verknäulte Ganäle x, die an den Spitzen der Zungen in langgestreckten Ausführungsgängen y auszumünden scheinen (Taf. VII. Fig. 10.). Dass auch diese Canäle zu den Geschlechtsorganen gehören können, zeigen die schönen Beobachtungen von D.C. Danielssen?) am Scalivoregma inflatum Rath. Hier befinden sich nämlich in den mei- sten (40—42) Segmenten Segmentalorgane, die nach Danielssen die Eier- stöcke sind, und in den oberen und unteren »blattförmigen AAbeUgenE A) Beiträge zur Fauna Norwegens, in Nov. Act. Ac. Leop. Car. Natur. Curios. Vol. XX. Pars I. 1843. p. 164. Taf. vu. Fig. 5. 2) a.a. 0. in Phil. Transact. 4858. p. 424. Pl. VII. Fig. 44. 45. 3) In Anatomisk-physiologisk Undersögelse af Scalibregma inflatum, in dessen Beretning om en zooiogisk Reise i Sommeren 4858. in Det kongelige norske Viden- skabers-Selskabs Skrifter i det 149. Aarhunderte. 4. Binds. 2. Hefte. Throndhjem 4859. 4. p. 169—172. Pl. Iund ll. j 99 die vom 45. bis letzten Fussstummel vorkommen, eine grosse Menge lan- ger kolbiger Schläuche, welche am Rande der Anhänge nach aussen : münden und die in ihrem Innern Zoospermien entwickeln, wie es Da- nielssen genau beschreibt, so dass also diese Anhänge der Fussstummel die Hoden vorstellen. | Sehr interessant sind die Nervenendigungen in den Kopffüh- ' lern, die ich bei mehreren Arten von Nereis ganz übereinstimmend be- obachiete (Taf. VII. Fig. 14. 12.). In die mittleren, kleineren Kopffühler k schickt das Gehirn G eine grosse Verlängerung und füllt den ganzen Hohlraum derselben aus, so dass diese Kopifühler nichts weiter sind, als eine von einer dünnen Haut überzogene Ausstrahlung des Gehirns. Diese dünne Haut nun ist an vielen Stellen lochartig durchbrochen (Taf. VII. Fig. 12.) und lässt die Nervenmasse frei zu Tage treten, welche an diesen Stellen dann mit langen feinen Haaren besetzt oder in solche verlängert ist. Die seitlichen, grossen Kopffühler % bestehen aus zwei Abtheilungen, einem vorderen kolbigen Endgliede a und einem dicken Basalgliede b, in welches das erstere ganz zurückgezogen werden kann. In der Axe des Basalgliedes läuft die Nervenmasse zum Endgliede, vertheilt sich dort strahlenartig und endet mit stäbchenartigen Gebilden an der Wand des- selben, die aussen mit kurzen steifen Haaren besetzt ist. Rund um die nervöse Axe des Basalgliedes liegt aber ein Muskel m, der sich oben an die äussere Wand w desselben ansetzt und bei seiner Contraction das Ba- salglied von seinem Ende her in sich invaginirt und damit zugleich das Endglied in das Basalglied hineinzieht. Noch ausgebildetere Nervenendigungen, als die Kopffühler von Nereis, bieten diejenigen von Polynoe (Taf. IX. Fig.30. 31.), von welcher Gattung ich eine 25 mm. lange, aus 70 Segmenten bestehende Art in St. Vaast untersuchte. Hier macht die Haut der Fühler 0,03 mm. lange cy- lindrische, oben zu einem 0,008 mm. dicken Knopf angeschwollene, oben offene Ausstülpungen, welche eine Verlängerung des Fühlernerven ent- halten und an der offenen Stelle, wo dieser Nerv frei zu Tage tritt, steife Haare tragen. | 3. Prionognathus') ciliata gen. et sp. n. Taf. VI. Fig. 13—19. Beschreibung. Der Kopf endet abgerundet und trägt zwei Paar Fühler, ein Paar dicke und ziemlich lange f, die vorn ein kleines End- glied besitzen und an der Unierseite desKopfes vor dem Munde enisprin- gen, und ein Paar dünne geringelte kürzere f', die an der Oberseite des ‚Kopfes gleich hinter den vorderen Augen ansitzen. Auf dem Kopfe befin- ‚den sich vier Augen, zwei vordere grosse und zwei hintere, viel enger 4) olwv, 6, die Säge, yvados, n, Kiefer. 100 zusammenstehende kleine, und vorn ist derselbe mit einer eigenthän- lichen Rauhheit besetzt. Auf diesen Kopf folgen zwei Körpersegmente ohne Fussstummel, dann treten solche auf und wachsen nach der Mitte des Körpers zu an Länge, so dass sie dort eben so lang als der Körper breit sind. ‚Sie haben zwei übereinander liegende Lippen und lassen die Borsten (Taf. VIII. Fig. 18-20.) in zwei Bündeln austreten. Der Bauchcirrhus v entspringt etwa in der Mitte des Stummels und überragt ihn kaum, der Rückeneirrhus d sitzt an der Basis des Stummels, nberrägt ihn etwa um das os und trägt an seiner Spitze ein kleines Endglied. Die Borsten der Fussstummel bestehen in dem oberen Bündel aus zwei säbelartig gebogenen (Fig. 18.) und etwa vier von der Form Fig. 419, die man vielleicht für die zerbrochenen Borsten Fig. 20 halten könnte, was ich aber nicht für ganz wahrscheinlich halte. In dem unteren Bündel befinden sich bis zwölf zusammengesetzte Borsten (Fig. 20.). Der Schlund kann rüsselartig vorgestreckt werden, und trägt im In- nern an der Rücken- und Bauchseite ein Paar Kiefer (Fig. 46. 17.). Der Darın läuft ungeschlängelt durch den Körper. Das Binterende des Körpers (Fig. 14.) besteht aus einem kegelförmi- gen Gliede und trägt zwei Paar Allercirrhen, von denen das mittlere, dorsale Paar a sehr lang und gegliedert ist, das seitliche, ventrale a’ kurz und steif. Von diesem merkwürdigen Wurme fand ich nur ein Exemplar, 25— 30 mm. lang, farblos, mit gelbem Darm und rothem Blut, in St. Vaast am Ebbestrande unter Steinen. Der Kreislauf ist sehr einfach : jederseits aın Darme läuft ein Sei- tengefäss l entlang, welche vorn und hinten schlingenartig in einander übergehen, und dazu kommt ein Bauchgeläss b, das im ersten borsten- iragenden Segmente mit den Seitengefässen in Verbindung steht. Etwa am dritten oder vierten borstentragenden Segmente sind die Seitenge- fässe herzartig erweitert (c) und verbinden sich durch eine weite Quer- anastomose. Aus den Seitengefässen entspringt in jedem Segment ein Gefäss s, das eine Schlinge in dem Rückeneirrhus, den man als Kieme ansehen kann, und dem Fussstummel bildet und dann ins Bauchgefäss einmündet. Ausserdem verbinden sich Seitengefässe und Bauchgefäss am Darm in jedem Segmente durch ein Quergefäss, sodass sie durch eine grosse und eine kleine Schlinge mit einander zusammenhängen. — Das Blut ist lebhaft roth, ohne Körperchen, und in der Haut befindet sich ein feines Gefässnetz. # Am auffallendsten ist bei diesem Wurme dieBewimperung des ganzen Körpers (Fig. 13. 15.): auf der Rücken- und Bauchseite stehen E überall kleine kurze Cilien in Häufchen beisammen und Fussstummel und 3 Rückencirrhus sind zweizeilig, d. h. an der Bauch- und Rückenseite mit langen Wimpern besetzt. Man möchte zunächst diese Gilien für ein Ju- 101 gendkleid halten, überdies da ich Geschlechtstheile bei meinem Wurme nicht auffand, aber ich werde weiter unten noch andere Borstenwürmer mit solcher Bewimperung bei voller Geschlechtsreife beschreiben. Das Paar der Kiefer (Fig. 16.) an der Rückenseite des Schlundes sitzt vor dem Paar an der Bauchseite und hängt hinten in der Mittellinie zusammen. Jeder Kiefer besteht aus zwei Reihen von Sägezähnen, die auf einem muskulösen Wulste stehen und Greifbewegungen machen. Die Kiefer (Fig. 47.) an der Bauchseite des Schlundes werden von einem ge- bogenen Streifen gebildet, der am Anfange seiner convexen Seite mit Zäb- ' nen besetzt ist. ‘Dieser Wurm muss eine neue Gattung en welche durch die \ | zwei Paar Kopffühler vorn an der Enkerseite und in der Mitie der Ober- seite des Kopfes, die zwei Paar Kiefer am Rüssel, die einfachen lang zun- genförmigen Kiemen und die Blutgefässe mit zwei Herzen und obne | Rückengefäss charakterisirt wird. | Die Gattung Prionognathus ist so eigenthümlich, dass sie sich keiner der von Grube aufgestellten Anneliden-Familien unterordnet. Auf der einen Seite hat sie ÄAehnlichkeit mit den Euniceen,, dort sind aber stets die Kopifühler hinten am Kopfsegment in eine Querreihe geordnet und untere Kopffühler, wie bei Prionognathus, nie vorhanden, überdies fin- den sich auch stets mehrere Paare: von Kiefern. Auf der anderer Seite . kann man unsere neue Gattung in einiger Hinsicht mit den Syllideen vergleichen, wo bei Gnathosyllis Schmarda') auch Kiefer (ein Paar) vor- kommen, allein in dieser Familie ist stets ein medianer hinterer Kopf- fühler vorhanden und die vorderen, unteren Kopffühler sind zu blossen ' Lappen oder Wülsten vorn am Kopf umgewandelt. 4, Lysidice ninetta. | 1m Taf. IX. Fig. 40-46. Ä Lysidice ninetta Audouin et Milne-Edwards, in Ann. des Sc. nat. T. 28. 4838. p. 235. | T. 27. Pl. 42. Fig. 1—8. und Littoral de France. a. a. 0. Il. 4. 4834. p. 161 — 7.0 962. Pl. I. B. Fig. 3—8. . | Lysidiee punctata Grube, in Archiv für Naturgeschichte. Jahrg. 21. 9855. Bd u "pP. 95. 96. | Beschreibung. Der Kopflappen ist queroval und vorn an der Oberseite nur ein wenig eingeschnitten, an der Unterseite vorn mit einer Längsfur che versehen Be tiefer herzartig getheilt. Auf ihn folgen zwei borstenlose Segmente, von denen das erste Jänger als das zweite ist, und "vor dem ersten liegi auf dem Kopflappen ein kleines mondförmiges Feld, von dem die drei kleinen, den Kopflappen nicht überragenden hinteren | 4) Neue wirbellose beobachtet und gesammelt auf einer Reise um die Erde 1853 —4857. Band I. Türbellarien, Rotatorien, Anneliden. Zweite a Keib: Izign86h. 4. p.69, 102 Kopffühler entspringen und zu dessen Seiten die beiden Augen sich be- finden. | ih Erst das dritte Körpersegment trägt Fussstummel, und zwar ent- springen diese ganz an den unteren Theilen desselben, sodass der Rücken sich hoch über sie wölbt. Am Fussstummel kann man eine obere und untere Zunge unterscheiden und einen’ ihn etwas überragenden und an seiner Basis entspringenden Rückeneirrhus. Ueber der oberen Zunge treten mehrere einfache Haarborsten durch, unter derselben zu oberst zu- sammengesetzte Borsten (Fig. 45.) und zu unterst Hakenborsten (Fig. 16.). Das hinterste Segment (Fig. 41.) endet mit zwei Spitzen und zur Seite von diesen entspringen mehr an der Bauchseite gelegen zwei kurze Aftereirrhen. | Die Farbe des Thiers ist braunröthlich mit weissen Puneten und die Haut zeigt Metallglanz. Ueberall schimmert das rothe Blut.im feinsten Hautgefässnetz durch. Das zweite borstentragende Segment, also das vierte der ganzen Reihe, war ganz farblos und fiel desshalb gleich in die Augen. | Meine Exemplare waren etwa 80 mm. lang, zeigten aber noch keine Geschlechtsproducte. % Das Thier sondert etwas klaren Schleim ab und sammelt sich feine * Erde und Schlamm zu einer Art Röhre um sich. In St. Vaast, nicht häufig, am tiefen Ebbestrande. Es scheint mir diese Lysidice von der von Audowin und Milne-Edwards von den lles Ghausey beschriebenen L. Ninetta nicht verschieden zu sein. Dort wird allerdings auch von der Oberseite der Kopflappen, als deutlich zweilappig angegeben, die oberen Glieder der zusammengesetzten Borsten sind dreizackig und von einer Farblosigkeit des vierten Körpersegmentes wird nichts erwähnt und die Farbe nur als braun beschrieben : doch sind das Alles vielleicht nur unconstante Charaktere. Ziemlich vollständig passt aber die Beschreibung, welche Grube von seiner L. punctata von Nizza und Triest giebt: dort ist das dritte und vierte Segment farblos, ‚die zusammengesetzten Borsten haben wie bei meinen Exemplaren nur zwei Zacken; auf der andern Seite aber fehlte bei Grube’s Würmern das mondförmige Feld hinten auf den Kopflappen und das erste Segment war an Länge nur wenig vom zweiten verschieden. So stehen meine Exem- plare von St. Vaast in vielen Charakteren zwischen deri von den erwähn- ten Verfassern beschriebenen und es scheint gerechtfertigt, die L. punc- " tata, wie meine Würmer, zur L. Ninetta Aud. et Edw. zu rechnen. | *< 5. Lumbriconereis tingens sp. n. Taf, IX. Fig. 1—9. V Beschreibung. Der Kopflappen ist conisch mit abgerundetem “ Ende und ohne jede Spur von Tentakeln. Dann folgen zwei borstenlose | m ——— en an mm or nero nn ne Ten rer Te nn 103 Segmente, von denen das zweite nur etwa halb so lang als das erste ist (bei ausgestrecktem N und an deren Bauchseite sich der Mund be- findet. Die borstentragenden Segmente sind etwa doppelt so breit als lang und tragen nahe der platteren Bauchfläche die ziemlich kurzen, ey- lindrischen Fussstummel, an denen man zwei Lippen, eine vordere und eine hintere, unterscheiden kann. Beide Lippen liegen ziemlich in einer Höhe, so dass sie sich in der Ansicht von vorn oder hinten decken, aber die hintere ragt über die vordere um die Hälfte ihrer Länge hinaus. Zwischen beiden Lippen treten die Borsten durch und an der Unterseite befindet sich zwischen ihnen noch eine dritte unbedeutendere Lippe. Die Borsten sind ausser den dicken Nadeln von zweierlei Art, einmal "lange Haarborsten (Fig. 9.), welche an ihrem Ende säbelartig gebogen und flossenartig verbreitert sind, und Hakenborsten (Fig. 8.), welche auf sehr langen Stielen sitzen und deren an der Oberseite gezähnelter Haken auf jeder Seite von einem blattartigen Spitzendecker gedeckt wird. Diese Borsten treten in zwei übereinander liegenden Gruppen aus und die Sä- belborsten gehören nur der oberen an; vom XXIV. Segment an aber hö- ren diese ganz auf und beide Gruppen werden allein von den Hakenbor- sten gebildet. Am hintersten Segmente befinden sich vier blattartige Aftereirrhen, ein längeres dorsales und kürzeres ventrales Paar. Das Thier sondert eine grosse Menge glashellen Schleim ab, der A wenn man dasselbe stark reizt, violett ist und stark und bleibend f färbt. Mittelst dieses zähen Schleims sammelt sich das Thier Schlamm zu einer Art Röhre. Die Farbe ist roth von durchschimmernden Blutgefässen , die Haut irisirt und in ihr liegen kleine gelbe, metallisch glänzende Körner, welche in jedem Segment eine mittlere Zone bilden. In St. Vaast, am tiefen Ebbestrande, nicht häufig. Bis 100 mm. lang. Das Gefässsystem ist sehr ausgebildet: man hat ein Rückenge- fäss, ein Bauchgefäss und jederseits am Darın ein Seitengefäss. Am Darme verbinden sich in jedem Segmente diese vier Längsgefässe durch ein Ring- geläss und überdies entspringt in jedem Segment aus dem Rückengefäss ein Ringgefäss, das mit keinem andern Längsstamm in Verbindung tritt, in dem Fussstummel aber eine Schlinge bildet, und von dem das Haut- gefässnetz ausgeht, welches hier von ausserordentlicher Feinheit ist und dessen feinste Zweige nur 0,007 mm. Dicke haben. Was die Kiefer Bei, so bestehen sie an der Bauchseite des Schlundes aus einem unpaaren, vorn zweizackigen und gezähnelten Stücke (Fig. 7.), an der Rückenseite aber aus einem zusammengesetztieren Apparate (Fig. 6.). Dieser zeigt vorn zwei Paar (a, b) dreieckige Kieferplat- ten, dann ein Paar (c) gezähnelte Stücke und auswärts von diesem zwei Paar (d, e) ungezähnelte, säbelartig gebogene Kiefer, welche an der Basis a rn 2 a A ee er Mr un ee A A LE ie an A ”„ ie a a a ul % WET WERDET U 10% verschmolzen sind, f; zuletzt folgt ein Paar dreieckige Platten 9, welche ihre Spitzen nach hinten kehren. Im hinteren Theile mehrerer Exemplare befanden sich Eier, und zwar lag in jedem Segment ein Haufen grosser und kleiner Eier, einge- hüllt in einen Schlauch und an der Körperwand befestigt, zugleich fan- den sich aber grössere Eier frei in der Leibeshöhle zwischen den Quer- scheidewänden. Es scheint demnach, dass die reiferen Eier aus dem Eierstock in die Leibeshöhle hinaustreten. ‚ Die Wände des Körpers sind ausserordentlich muskulös, und der Wurm erhäli dadurch ein festes Ansehen und die Möglichkeit zu seinen krafivollen Bewegungen. Die Abwesenheit aller Kopffühler nähert diese Lumbriconereis sehr der von Audowin und Milne-Edwards') beschriebenen L. Latreillii von den Iles Chausey und von Marseille, aber bei dieser Art befindet sich am Fussstummel ein oberer dicker Cirrhus und die Rückenkiefer sind anders gebaut, indem bei meiner Art die Kiefer, welche die genannten Forscher in ihrer Fig. 44 mit d bezeichnen, ganz fehlen, dagegen aber der Kiefer bin zwei Theile (in meiner Fig. 6 d, e.) gespalten ist. In Betreff der Borsten und des Kopflappens, wie der Aftercirrhen ist die Beschrei- bung der französischen Forscher so unvollkommen, dass eine Verglei- chung der Arten nicht möglich erscheint. Besser passt die L. Nardonis Grube?) aus dem Mittelmeer: hier ist das zweite borstenlose Segment kleiner als das erste und die Borsien scheinen ähnlich wie die von L. tingens, nur spricht Grube von zusam- mengesetzien Hakenborsten, die bei meiner Art nirgends vorkommen. Doch hatte Grube nur ein verstümmeltes Exemplar a seine Beschrei- bung ist zu unvollständig, als dass man danach die Arten mit einander zu identificiren vermöchte. Einige Aehnlichkeit hat auch die L. tingens mit der L. fragilis A. S. Oersted?), Lumbrieus fragilis O. F. Müller*) von der dänischen Küste. Hier sind aber die beiden vorderen borsienlosen Segmente beide gleich gross und der Fusshöcker ist an seinem Ende gerade abgestutzt, besteht .aber wie bei L. tingens aus zwei hinter einander liegenden Lippen; "überdies sagt Oersied: »setis 20—22 subulatis infractis«. 4) Ann. des Sc. nat. T. 28. p. 242. und T. 27. Pl. 42. Fig. 13—15, und Littoral- de France a. a. O. II. 1. 4834. p. 468. 469. Pl. III. B. Fig. 43—15. E 2) Actinien, Echinodermen und Würmer. Königsberg 1840. 4. p. 79. 80. s) Annulatorum Danicor. Conspectus. Fasc. I. Maricolae. Hafniae 1843. 8. p. 75. N j 4) BUOlDEN danica. %ol. I. p. 22. Tab. 22. Fig. 1—3. 105 6. Glycera capitata, Taf. IX. Fig. 417—27. GI. capitata A. S. Oersted Grönlands Annulata dorsibranch., in kong. dansk. Viden- skabernes Selskabs nalurvid. og math. Afhandlinger. X. Deel. Kiöbenhavn 4843. | 4. p. 196—198. Tab. Vil. Fig. 87—88. 90—93. 96. 99. Gi. alba Johnston, in Ann. Mag. nat. History. XV. 4845. p. 148. DI. 9. Fig. 49. ' Beschreibung. Der Kopflappen ist spitz kegelförmig, etwa dreimal so lang, als er an seiner Basis beim Gehirne dick ist, und besteht aus 22 Ringen, von denen immer je zwei und zwei ein etwas stärker ab- " gesetztes Segment bilden. Vorn trägt er vier kleine Fühler und an seiner Basis zwei ganz kurze, warzenförmige. Die Fussstummel sind nur kurz, zeigen drei über einander ste- hende Lippen, die in der Mitte des Körpers (Fig. 23.) etwas anders ge- stellt sind, als hinten (Fig. 25.), der BE a ist ganz winzig, sitzt enifernt vom Fussstummel auf dem Körper und trägt an seiner Spitze Gilien. Der Baucheirrhus fehlt und die untere Lippe ist mit langen steifen Borsten besetzt. Die Borsten treten in zwei Gruppen aus und die mili- lere Lippe des Fussstummels liegt vor ihrer Austrittsebene (Fig. 24.). In der oberen Borsiengruppe befinden sich gebogene Haarborsten (Fig. 27.), in der unteren zusammengesetzte Borsten (Fig. 26.). Am Hinterende sitzen zwei lange blattartig verbreiterte Aftereirrhen. Bis 70—80 mm. lang und 3 mm. breit (ohne die Fussstummel). In St. Vaast, nicht selfeh, am Ebbestrande. Die Gattung Glycera ist hesonders dadurch merkwürdig, dass in ihr | alle Blutgefässe fehlen und das Blut sich frei in der Leibeshöhle be- | findet. Dasselbe ist lebhaft roth und die Farbe hafıet an scheibenförmi- gen, bei G. capitata 0,048 mm. grossen Körperchen. Das Gehirn und der | Bauchstrang sind von einer rothen Farbe umgeben, so dass man zuerst an \ diesen Stellen Gefässe zu sehen glaubt. | Durch ein Einströmen des Körperbluts wird der ungeheure Rüssel | ausgeworfen, dessen Kiefer etwa beim XXVIII. Körpersegmente, im einge- | stülpten Zustande, liegen. Der Rüssel ist mit kleinen fingerförmigen Papillen | besetzt und trägt in seinem Grunde vier grosse Kiefer; die jeder aus einem gebogenen Zahne z und einem gabelig getheilten Nebenzahne y bestehen. | Diese Kiefer können durch kräftige Muskeln bewegt werden und an ihrem hinteren Theile mündet eine grosse blattförmige Drüse &. Auf diese kie- \ fertragende Abiheilung folgt eine rundliche Darmabtheilung, deren Wand in vier Längsstreifen drüsige Gebilde enthält, dann kommt ein längerer eylindrischer Theil und endlich der ce Darm, an dessen Anfang ‚sich die Rückziehmuskeln des Rüssels ansetzen. Das Gehirn besteht aus zwei Paar vor einander liegenden 'Ganglien, von denen die vorderen klein und rundlich sind und nur die hinteren untereinander zusammenhängen. Beide Hälften des Bauch- 106 stranges liegen dicht aneinander und bilden in jedem Segment eine An- # schwellung. 9 Von den vorderen rundlichen Ganglien des Gehirns laufen zwei Ner- ven durch den Kopflappen und treten in die Kopffühler, von denen je zwei auf einer Seite liegende von einem dieser Nerven versehen werden. Die Kopffühler bestehen nur aus Nervensubstanz, überzogen von der äusseren Haut, und sind dem entsprechend ganz unbeweglich. Sehr interessante Nervenendigungen finden sich in den, wie es scheint bisher überall übersehenen, warzenförmigen Tentakeln an der Basis des Kopflappens. Im Wesentlichen haben sie ganz den Bau, wie er oben von den unteren Kopffühlern von Nereis beschrieben ist (p. 99, Taf. VI. Fig. 14.), bei Giycera ist der Basaltheil aber ganz verkürzt, zu einem Ringwulst, in dem aber das rundliche Endglied ebenso wie bei Nereis zurückgezogen werden kann. In dieses Endelied tritt die Nerven- masse, strahlt fächerartig aus und endet in deutlichen stäbchenartigen Körpern an der äussern Haut. Die Spitze des Endgliedes zeigt keine sol- chen dicken Stäbchen und vielleicht enden hier die Nerven noch mit viel feineren Endorganen. Diese Art von St. Vaast passt im Wesentlichen ganz mit der Beschrei- bung, welche Oersted von seiner Gl. capitata aus Grönland giebt, nur sollen dort alle Borsten zusammengesetzt sein und das Thier hatte an Spiritusexemplaren ein Verhältniss von Länge zu Breite wie 18:1, wäh- rend es bei meinen lebenden Exemplaren etwa wie 46:1 ist. — Mit der Gl. capitata ist die als Gl. alba von Johnston von der engli- schen Küste beschriebene Art wahrscheinlich identisch, mit Gl. alba Rathke hat sie keine Aehnlichkeit, denn diese trägt am Fussstummel eine lange fadenförmige Kieme. d 7. Glycera convoluta sp. n. Taf. IX. Fig. 28. 29. Beschreibung. Diese Art gleicht so sehr in der allgemeinen Form, dem Bau des Kopflappens und Rüssels der vorhergehenden Art, dass ich mich ganz auf das dort Gesagte beziehen kann und hier nur die abwei- chenden Verhältnisse anzugeben brauche. i Die Fussstummel tragen den kleinen Rückencirrhus an ihrer | Basis und sind überdies in fünf Lippen zerschnitten, von denen die vier oberen paarweis neben einander stehen. Die Borsten treten in zwei Gruppen aus, deren jeder eine dicke Nadelborste zukommt. In der obe- ren Gruppe sind zu oberst etwas gebogene einfache Haarborsten, unten zusammengesetzte Borsten (Fig. 29.), deren Endglied schwach gekrümmt ist und keine Zähnelung zeigt. Ebensolche zusammengesetzte Borsten 5 bilden die untere Gruppe. ” Oben an der Ecke des Fussstummels gleich über dem oberen Lip- | * 107 penpaare sitzt die fadenförmige oder schlauchförmige Kieme, die an Länge den Fussstummel um das Doppelte überireffen kann. Nach dem Vor- handensein oder der Abwesenheit der Kiemen kann man die Gattung Glycera in zwei Sectionen theilen : einen Gattungsunterschied kann die- “ser Charakter hier nicht begründen, da der Habitus und alle übrigen Verhältnisse in beiden Sectionen so ganz gleich sind und die Kiemen hier auch aus nichts weiter bestehen, als aus einer blossen Ausstülpung der Körperhöhle, also eine möglichst niedrige Organisation besitzen. In die- ‚sen Kiemen läuft das Blut aber ziemlich regelmässig, an der einen Seite ihrer Basis hinein, ganz der Länge nach an der Wand entlang und an der anderen Seite der Basis wieder in die Körperhöhle. Die beiden Aftercirrhen sind lang, fadenförmig. Die Papillen am Rüssel sind ziemlich lang, mit schräg abgeschnitte- nem Ende, an dem sich noch zwei kleine Zocken befinden. Diese Würmer rollen sich bei der geringsten Berührung spiralig zu Kegeln oder Cylindern zusammen und strecken dann nur der Kopf um- hertastend aus diesem Knäuel hervor. Diese Glycera erhielten mein Freund Dr. Ehlers und ich in Neapei im Jahre 1859 sehr häufig. — Bis 170 mm. lang. Die Gl. convoluta hat am meisten Aehnlichkeit mit der Gl. alba H. Rathke‘) aus Norwegen, die mit der Nereis alba 0. F. Müller?) identisch ist. Bei Gl. alba ist aber nach Rathke's Beschreibung der Fussstummiel ganz anders gebaut, als bei der Art von Neapel, zwar zeigt er auch fünf Lippen, von denen die vier oberen paarweis neben einander stehen, aber die unterste ist so weit von diesen abgerückt, dass Rathke sie als Bauch- - eirrhus ansieht, und ferner sind die zwei Paar oberen Lippen alle dreieckig, ' während bei convoluta eine des unteren Paares ganz breit viereckig ist und nur wenig vorragt. Ueberdies ist bei Gl. alba die Kieme ganz kurz und erreicht nicht die Länge des Fussstummels und hat an ihrer Basis noch einen kleinen Höcker. “ 8. Psamathe cirrhata sp. n. Taf. IX. Fig. 32—-36. Beschreibung. Der Kopflappen ist abgestutzt, fast viereckig, länger als breit und trägt vier im Trapez stehende Augen, die vorderen beiden grösser und näher zusammen als die hinteren. An jeder vorderen | Ecke des Kopflappens befindet sich ein kleiner pfriemenförmiger Fühler und von der Unterseite des Kopflappens entspringen zwei dicke, kurze Kopffühler mit kleinem Endgliede, ähnlich wie bei Nereis. — Das Kopf- sesament isi ziemlich breit und trägt jederseits vier Paar langer Füh- 4) a. a.0. Nov. Acı. Ac. Leop. Carol. Nat. Gur. Vel. xx. Pars 1. 4843. p. 173. 4714. Taf. IX. Fig. 9. 2) Zoologia danica. Vol. II. p. 29. Tab. 62, Fig. 6. 7. 108 lercirrhen, von denen die unteren kürzer als die oberen sind und die aus schmalen Gliedern bestehen, unten mit einem etwas dickeren, .. E ren Basalgliede. | Die Körpersegmente sind zwei bis dreimal so breit als ai uch trä- gen die ziemlich weit vorragenden cylindrischen Fussstummel, weiche an der Spitze in zwei hinter einander liegende Lippen, von el die vordere länger als die hintere ist, getheilt sind. An ihrer Basis befestigt sich der lange, gerade wie die oberen Fühlereirrhen beschaffens, Rücken- eirrhus, nahe ihrer Spitze der dünne, unbedeutende Baucheirrhus. ‘An der Bauchseite befindet sich an der Basis der Fussstummel, eine rund- liche, blattartige Erweiterung. Die Borsten treten in zwei Gruppen aus und sind alle zusammenge- setzte (Fig. 36.), ausser der einen geraden Nadel in jedem Fussstummel. Am Hinterende befinden sich zwei lange fadenförmige Aftercirrhen. Bei St. Vaast, am Ebbestrande und auf Austerschaalen nicht selten. Bis 30 mm. lang. Der Körper ist an mehreren Stellen mit Cilien besetzt, so in den Räumen zwischen den Fussstummeln und an der Medianseite der Basal- glieder der Rücken- und Fühlereirrben. | Bis zum Ill. Segment erstreckt sich der Rüssel, der an seinem Hinter- ende mit 0,418 mm. langen Papillen (Fig. 34. 35.) besetzt ist, aber keine Zähne oder Kiefer trägt. Darauf folgt bis zum X. Segment eine querge- streifte, etwas aufgeschwollene Darmabtheilung, dann eim’kurzer, vier- eckiger, innen mit kurzen Zolten besetzter Abschnitt, und endlich der eigentliche Darm, der innen der ganzen Länge nach flimmert und in je- dem Segment eine kleine Aussackung macht. Das Gefässsystem besteht zunächst aus einem contractilen, m den vorderen Körpersegmenten herzartig erweiterten Rückengefäss und aus einem damit nur vorn und hinten in Verbindung stehenden Bauch- gefäss. Dieses ist aber kein einfacher Stamm, sondern wird von zwei dicht neben einander an den Seiten der unmittelbar aneinander liegen- den Hälften des Nervenstranges' verlaufenden Gefässen gebildet, die in jedem Segmente durch eine Queranastomose mit einander in Verbindung treten. Vorn kommt aus den Bauchgefässen jederseits ein Ast hervor, der am Darm entlang läuft, und aus der Vereinigung dieser Aeste bildet sich wahrscheinlich der mediane Stamm, der vom XI. Segmente an, auf der Bauchseite des Darms verläuft. Aus den Bauchgefässen entspringt 'ın jedem Segment jederseits ein Ringgefäss, das an den Fussstummeln sich gabelt, in ikm Schlingen und Hautgefässe bildet und sich mit dem entsprechenden Zweige des nächst vorderen oder hinteren Seitengefässes vereinigt. Vom XI. Segment an verbindet sich dieser Seitenast mit dem ventralen Darmgelfäss, während seine Vertheilung i in den Fussstum- J mein dieselbe bleibt. — Das Rückengefäss g giebt im ganzen Verlaufe nur die Hautgefässe der Rückenseite ab. — 1 109 Das Geschlecht Psamathe hat @. Johnston’) für einen Wurm, Ps. ı fusca der Berwick-Bay aufgestellt, der in seinen Kennzeichen zwischen "Syllis und Hesione mitten inne steht. Der Gattungs-Charakter lautet: »Body scolopendriform : head small: eyes four, in pairs: antennae four, ‚ short, unequal, biartieulate: proboscis thick and eylindrical, its aperture ‚eneircled with a series of papillary tentacula, edentulous: tentacular cirri four on each side, unequal: feet uniramous, bifid at ihe apex;; ihe dorsal -eirrus elongate, filiform;, jointed; the ventral one short, tail with two liforme styles. « Es kann kein Zweifel : sein, dass der beschriebene Wurm von St. ' Vaast zur so charakierisirten es Psamathe gehört, obwohl er jeder- ‘seits vier Paar Fühlercirrhen besitzt und die oberen Kopflühler klein und ; pfriemförmig, die unteren dick und zweigliedrig sind, während bei John- \ ston’s P. fusca jederseiis nur zwei Paar Fühlereirrhen vorkommen und die ‚ dicken Kopffühler die oberen sind, und beide, die oberen wie unteren, als. zweigliedrig angegeben werden. | Oersted?) vermuthet, dass die Gattung Psamathe mit Castalia zusam- menfiele, welche Savigny?®) auf die Nereis rosea ©. Fahr. gründete. Schon ‘ Grube*) spricht sich für eine Trennung der beiden Geschlechter aus, und Oersied beschreibt a. a. O. bei der Castalia punctata (Nereis punctata O.F. Müll.) einen Kiefer aus dem Rüssel, der bei Psamathe gar nicht vor- ' kommt und die sonst ähnlichen Geschlechter gut-irennt. Mit Psamaihe ‘Johnst. fällt noch die Halimede H. Rathke?) zusammen, von der Rathke ‚ eine einzigste Art, H. venusta aus Norwegen, anführt. — Der Name Psa- mathe ist bereits schon 1814 von Rafinesque an eine Grustacee, und Hali- mede schon 1835 von de Haan, ebenfalls an eine CGrustacee, vergeben, so dass Schmarda®) desshalb die dahin gestellten Würmer zu seiner Gattung ‚ Cirrosyllis rechnet, und ich seinem Beispiel folgen würde, wenn er seine ' Gattung nur nicht zu unbestimmt charakterisirt hätte, so dass ich vor- ‚ läufig den Namen Psamathe hier noch beibehalten möchte. “ 9, Syllis oblonga sp. n. Taf. IX. Fig. 37—44. N Besch reibung. Der Kopflappen ist dreieckig, abgerundet, | der Mitte mit einem Längswulst und mit vier Augen, deren en iee grösser ist und viel weiter auseinander steht, als das hintere. Die a n) Miscellanea zoologica. The British Nereides, in Annals of Nat. Hist. or Magaz. | ete. Vol. IV. 4840. 229-234. Pl. VII. Fig. 4. 752) Annul. Danic. Conspectus. 4843. p. 23. 24. Taf. IV. Fig. 64. 65. | re Deseript. de l’Esypte. Hist. nat. T.I. Paris 1809. fol. Sysi. des Annel. p- #6. Note. | 4) Familien d. Anneliden. 1850. p. 58. 5) a. a. O. Noy. Act. Ac. Leop. Carol. Nat. Cur. XX. 4. 1843. p. 168. 169. Taf. I MI Fig. 1a. 6) Neue wirbellose Thiere. a. a. ©. I. 2. 4864. p. 75. 410 vorderen Wülste am Kopfe sind länger als der Kopflappen und von elli- ptischerFerm. Die beiden vorderen Kopffühler sind höchstens so lang wie die Wülste, der mediane überragt sie und entspringt noch etwas hinter dem hintern Augenpaare. Jederseits ein Paar Fühlereirrhen, von denen man hier wie überall jedes Paar für einen veränderten Fussstummel mit Rücken- und Baucheirrhus ansehen kann. ; Der Körper besteht aus ungefähr 60 Segmenten, von denen die vor- deren etwa zweimal, die mittleren etwa dreimal so breit als lang sind. Das Hinterende trägt zwei lange Aftercirrhen. u Die Fussstummel ragen ziemlich weit aus den Segmenten hervor, tragen oben nahe der Basis den langen, kurzgegliederten Rückeneirrhus, unten, näher dem Ende, den kleinen, ungegliederten Baucheirrhus. Die Borsten treten in zwei Gruppen aus, zwischen denen die dicke, conische Nadel liegt und die Borsten sind alle zusammengesetzte, deren kurzes Endglied mit feinen Sägezähnen versehen ist. # Im Rüssel befindet sich ein ERBRECHEN stumpfer Zahn hinter einer Zone kleiner weicher Zotten. ’ Die Farbe ist bräunlich, da die meisten Segmente in der Mitte mit einer Zone bräunlichen Pigments versehen sind. E: In St. Vaast am Ebbestrande, nicht selten. Bis 10—20 mm. lang. ’ Was die Verdauungswerkzeuge (Fig. 37.) betrifft, so beginnen diese mit einem kurzen, etwa bis ins Ill. Segment reichenden Rüssel a, der in seiner hinteren Abthbeilung mit kegelförmigen, nach vorn gerichte- ten Zotten besetzt ist; dann folgt eine bis ins XII. Segment reichende, Hi diekwandige Abtheilung 5b, die innen mit einer sehr mächtigen Guticula ausgekleidet ist, welche dutch die dunklere Färbung sofort ins Auge fallt; ganz vorn in dieser zweiten Abtheilung befindet si ein nach vorn gerichteter Zahn z von stumpf kegeliger Form, der bei ausgestülptem Rüs- sel (Fig. 39.) ganz vora an ihm sitzt “und von den weichen Zotien umge- ben wird. Diese zweite Abtheilung ist im ganzen Verlaufe durch unzählige Muskeln an die Körperwand befestigt, welche hauptsächlich wohl dasZu- | rückziehen des Rüssels besorgen Sekten. # Vom XU. bis XVII. Segment ist der Darmcanal wieder erweitert (c), da die Muskelhaut nur dünn die innere Cuticula überzieht. Diese ist mit ' kleinen, spitzen Zähnen besetzt, welche sehr regelmässig in Querreihen geordnet sind, so dass in einer Ansicht von der Seite diese Er ten Eich etwas verjüngt DE dort in den eigentlichen Darm 7 ach Mn der sehr regelmässig in jedem Segment eine wulstförmige Aussackung | 4 macht. In ‚der Mitte dieser vierten Abtheilung mündet auf jeder Seite eine Drüse e ein, welche sich ziemlich lang bis zur dritten Abtheilung i "hin erstreckt Und aus deren Seitenfläche, näher ihrem Hinter- als ihrem. Vorderende, der Ausfübrungsgang entspringt. i 444 Im hinteren Drittel des Thiers findet man an der Bauchseite in jedem Segmente jederseits ein Segmentalorgan (Fig. 40. 44.), welches der Bauchwand dicht anliegt und in das man von vorn und von hinten einen ' Ganal eintreten sieht. Im Innern konnte ich keinen Canal verfolgen und nahm überhaupt nirgends Wimperbewegung wahr, bemerkte aber deut- ‚liche Zellen. | Bei den meisten Exemplaren waren die hinteren zwei Drittel strotzend mit Geschlechisproducten, entweder blauen Eiern oder weissem ' Samen (Fig. 44.), gefüllt, mit deren Bildung die Segmenialorgane offenbar gar nichts zu thun hatten. Diese Art von St. Vaast hat am meisten Aehnlichkeit mit der S. ti- grina H. Rathke') aus Norwegen, allein dieselbe besitzt einen vorn spitz "ausgezogenen Kopflappen, kurze Kopfwülste, welche von den Kopffüh- ‚lern weit überragt werden, die Augen stehen überdies fast in einer ge- raden Querlinie und die Segmente sind viel schmäler, als bei S. dentifer, ‚ausserdem zeigen auch die Enden der Borsten keine Zähnelung. In St. Vaast fand ich auch mehrere Syllis, die völlig mit der S. ob- ‚longa übereinstimmten, wo aber um den Zahn im Rüssel nur wenige grössere Zoiten in einem Kranze standen und die Samenfäden keine stab- ‘ fürmigen , sondern kürzere, spitz ovale Köpfe hatten. Ich wage nicht zu entscheiden, ob auf diese Unterschiede eine Species zu gründen wäre ‚und ob ich nicht vielleicht andere Unterschiede nur übersehen habe. | ‘ v 10. Syllis divaricata sp. n. Taf. IX. Fig. 45—47. Beschreibung. Der Kopflappen ist breit oval, oft vorn etwas | breiter als hinten, vorn stehen auf ihm die vier Augen er Trapez, das ‚ vordere grössere e. weiter auseinander als das hintere. Die Kopf- ; wülste sind wenigstens so lang wie der Kopflappen und divergiren vorn: ‚an ihrem abgestutzten Ende sind sie mit steifen Borsten ie an den 1 andern Stellen mit feineren Cilien. Die drei Kopffühler ren die | Kopflappen weit und der mediane steht etwa in gleicher Linie mit den | vorderen Augen. Die zwei Paar Fühlercirrben sind lang, ob und wie sie und die übrieen Cirrben geringelt sind, habe ich leider vergessen zu | notiren. 5 ‚ DieFussstummel tragen nahe der Basis den langen Rückencirrhus, ı welcher mii einzelnen ea Haaren besetzt ist, näher ihrer Spitze den | kleinen Bauchcirrhus und sind an der Rückenseite mit Cilien bedeckt. Die Borsten sind alle zusammengesetzte, mit schmalem , messerfürmigem Endgliede. Der Rüssel ist ganz kurz, auch die zweite, innen von der dicken | #4) a.a. 0. Nov. Act. Ac. Leop. Carol. Natur. Curios. Vol. XX. 1. 4843. p. 465. 1166. Taf. VII. Fig. 9— 14. x Cuticula ausgekleidete Darmabtheilung erstreckt sich nur bis zum VI. | Segmente, trägt aber vorn, wie bei der vorigen Art, einen stumpf-coni-- schen, ziemlich mächtigen Zahn. Die dritie, mit den in Querreihen ge- stellten Zähnen versehene Darmabtheilung, läuft vom VII. bis XH. Seg- mente, und unmittelbar dahinter münden die beiden Anhangsdrüsen ein. In St. Vaast am Ebbestrande, nicht häufig. — Bis 20 mm. lang. j Die hinteren zwei Drittel des Wurms findet man oft mit Eiern ange- füllt, und im vorderen Drittel bemerkt man in jedem, oder doch vielen Fussstummeln grosse, in Schläuchen (Fig. 46. ov.) eingeschlossene Eier- massen, es scheint dies dieBildungsstätte der Eier zu sein und ich kann nicht angeben, wie weit diese mit den Segmentalorganen, die ich hei der vorigen Art beschrieb, bei dieser aber nicht fand, in Verbindung stehe. Schon Milne-Edwards‘) beschreibt von seiner Syliis maculosa von Nizza »un organe glandulaire qui est situe pr&s de sa base dans la cavite viscerale, qui communique au dehors par un orifice et qui parait etre un ovaire«. N Zu dieser Art scheinen mir junge, nur 0,5 mm. lange Exemplare von Syllis zu gehören, die ich in St. Vaast zuweilen mit dem dichten Netze fischte (Fig. 48.). Die Kopfwülste sind noch zu einem vereinigt, die Kopf- fühler noch kurz und alle Cirrhen noch ganz rudimentär, überdies tragen die vorderen Augen spitz ovaleLinsen, aber die Form der Borsten (Fig. 50.) ist ganz wie bei Syllis divaricata (Fig. 47.). Es sind nur 8 Segmente vor- handen, und vorn vor den Fühlercirrhen befindet sich noch ein embryo- naler Wimperkranz. Mit der Syllis divaricata könnte man der Beschreibung nach nur die Syllis vittata Grube?) von Palermo verwechseln, allein ausser den gelben Querstreifen bei dieser Art, sintl auch die Endglieder der Borsten sichel- artig gebogen und die Cirrben dunkelbraun gefärbt, während die Art von St. Vaast farblos ist und nur der Darm gelb durchschimmert. Ä In der Form der Borsten stimmt die Syllis zebra Grube?) aus dem adriatischen Meere ziemlich mit der S. divaricata überein, ist jedoch“ ausser durch die braunen Quersireifen durch die ganz schmalen Segmente hinreichend unterschieden. Grube*) bat neuerdings eine Gattung Sylline aufgestellt, welche sich ° von Syllis nur durch die zusammengewachsenen Kopfwülste, die unge- | ringelten Cirrhen und das Fehlen der Bauchcirrhen unterscheidet. Was” den ersten Charakter beirifit, so glaube ich, dass er bei jungen Syllis@ überall vorkommt, ich habe wenigstens verschiedene Junge von 0,5—2 mm. 4) In Cuvier Rögne animal. Edit. accomp. de planches. Annelides Pl. 45. Fig. 4. c. Explication. h 2) Actinien, Echinodermen und Würmer. 4849. 4. p. 77. 3) Ein Ausflug nach Triest und dem Quarnero. Berlin 4864. 8. p. 443. AA, Taf. IH. Fig. 7. A 4) a.e.a2.0. p. 1444. Taf. II. Fig. 8. 4115 " Länge gesehen, 'die mehreren Arten angehörten, welche die Kopfwülste moch zu einem verwachsen hatten.: Grube beschreibt eine Sylline rubro- " punctata aus der Adria, welche er in der Taielerklärung zu seinem Buche ' p. 172 jedoch als Syllis longieirrhata Gr. anführi. | 11. Polybostrichus Müllerü, ss. n. Taf. XI. Fig. 1—6 ip Männchen von Sacconereis helgolandica? Max Müller, in Archiv f, Anat. u. Be alan, 41855. p. 18—21. Taf. III. 9 „Beschreibung. DerKopflappen ist queroval, vorn ein wenig | ausgeschnitten und trägt vier Augen, die nicht hinter einander, sondern fast ganz unter einander stehen, die ventralen Augen sind gr össer als die ‚dorsalen, und die ersteren Kelfren ihre halbkugeligen Linsen nach unten, die lerkeren nach oben. ı Vorn am Kopflappen sitzen an der Rückenseite zwei ganz winzige / Kopffühler und unter diesen zwei sehr grosse. Diese grossen Kopffühler kann man etwa als die Kopfwülste von Syllis ansehen, da sie die vordere ' Fortsetzung von fast der ganzen Dicke des Kopflappens sind. In einiger Entfernung vom Kopfe theilen sie sich in zwei übereinander liegende | Aeste, von denen der obere dick , meistens spiralartig eingerollt und wie , der Basaltheil mit langen, steifen Haaren besetzt ist; während der ventrale ‚ Ast dünn ist und keinen Haarbesatz zeigt. [\ Jederseits befinden sich an dem schmalen Kopfsegmente ein Paar Fühlereirrhen, von denen die oberen eine gewaltige Länge erreichen und ‚am Ende meistens sich spiralartig einrollen, während die unteren dünn ‚und ganz kurz sind. In der Medianlinie dniapringt von dem Kopfsegmente E mächtige, unpaare Fühlereirrhe, die dicker, und mindestens eben so lang wie die heiden seitlichen ist, und ge‘ wöhnlich spiralig ER, auf den Rücken zurückgebogen, getragen wird. Alle meine Exemplare hatten i9 bis 22 borstentragende Segmente, n denen die vorderen drei aber ganz ihweignene von den tibrigen ge- det sind. Diese drei vorderen Segmente haben nämlich nur kurze, ieckige Fussstummel, an denen der sie an Länge übertreffende, faden- mige Rückencirrhus ziemlich nahe der Basis entspringt, und welche r eine Gruppe von Borsten, mehrere zusammengesetzte (Fig. 5.) und e nadelförmige (Fig. #.), durchtreten lassen. In diesen drei vorderen menten liegen die Hoden. | Die Fussstummel (Fig. 3.) der übrigen Segmente sind etwa so 8, wie der Körper breit ist, und entspringen aus der ganzen Dicke des örpers; an ihrem Ende sind sie ziemlich gerade abgestutzt, tragen dort en fadenförmigen Rückencirrhus und haben unten einen kleinen Vor- ung, aus dem das Borstenbündel, was ebenso wie in den drei vorderen | Segmenten gebildet ist, austritt. Oben unter dem Rückeneirrhus schickt der | Zeitschr. f. wiss. Zoologie: XI. Bd. 8 114 Fussstümmei eine Menge ganz feiner, steifer :Haarborsien’ aus, welche # doppelt so lang wie der Fussstummel zu sein pflegen und welche in einer Ebene unter einander liegen und sich zur Berührung nahe stehen, dass man zuerst ein feines, längsgestreiftes und lebhaft irisirendes Blatt vor 2 sich zu sehen glaubt. Das Hinterende (Fig. 2.) ist abgestutzt, der After liegt deutlich auf der Rückenseite desselben und Aftereirrhen fehlen. Ei Ich fing diese prächtig smaragdgrünen, 2—3 mm. Imapen Würmer ö bei St. Vaast nicht selten mit dem dichten Neize. $ Der Mund liegt unter dem Kopfsegmente und ist eine schmale Längs- | ; spalie. Der. Darm verläuft gerade durch den Körper, macht in jedem ° Segmente eine kleine Aussackung und hat dicke, zellige Wände. In je- ° dem Segmente wird der Darm an die Körperwand durch eine Querschei- dewand befestigt, welche hier wie fast bei allen Borstenwürmern aus zwei vor einander liegenden, vielfach durchbrochenen Blättern besteht, Die äussere Haut zeigt auf dem Körper wellige Längslinien, auf den Fuss- stummeln EEE von der Basis aeende Linien. Die Fussstum- mel siizen an der Bauchseite nur an der Seite des Körpers an, auf dem Rücken ziehen sie sich aber bis nahe der Medianlinie, wo der Körper zu einem Längswulst erhoben ist. I ’ Das Nervensystem (Fig. 4.) besteht aus dem Bauchstrang a, des- sen Hälften dicht aneinander liegen, in jedem Segmente a j sind und etwa ein Drittel der Körperbreite haben, aus dem ganz engen Schlundringe und dem Gehirn, das den Konllanpan fast ausfüllt. In die Gehirnsubsianz sind die vier Augen eingebetiet: sie werden von einer roth pigmentirten Kugel gebildet, in der ich feinere Nervenenden nicht erkennen konnte, und in welche vorn eine kleinere kugelige Linse zu Hälfte eingebetiet ist, über welche die äussere Körperhaut sich verdunuel und wie eine ann wegwölbt. Die oberen Augen sind die kleineren und kehren ihre Linsen fast direct aufwärts, die unteren sind grösser und tragen die Linsen an der Unterseite. ') N Die drei Paar Hoden in den drei vordersten Segmenten bestehen aus einem lateralen kleiniappigen b, und einem damit in a stehenden medianen knolligen Theile, in deren mikroskopischen A usa ich aber sonst keinen Unterschied wahrnahn. Die reilen Samenfäde haben länglich eiförmige, 0,004 mm. lange Köpfe, langen Ba ) . (den Müller a. a. O. p. 20. Taf. UI. Fig. 42. a übersehen hat), und fin- den sich in allen Segmenten frei in der Leibeshöhle, zusammen mit 0,006— 0,008 mm. grossen, runden Blutscheiben. Wie sie nachmausser gelangen mögen, habe ich nicht aufzufinden vermocht. N e *) Eine ähnliche merkwürdige Augenstellung beobachtete ich bei einem in Mes- sina häufigen Polyophthalmus Quatref. Hier trägt das Hirn drei ziemlich in & Querlinie stehende Augen, das mittlere befindet sich aber auf derOberseite und k die Linse nach hinten, die beiden seitlichen stehen an der Unterseite und wen die Linsen mach vorn. h 145 "Auch alle von Max Müller in Helgoland beobachtete Würmer dieser Art waren Männchen, und er wurde dadurch veranlasst , dieselben als die männlichen Individuen seiner Sacconereis helgolandica anzusehen, von der nur, die Bier ‘in einem grossen Sack an der Bauchhöhle tragende Weibehen vorkamen. Im allgemeinen Aussehen stimmten beide Sorten - von Individuen überein, aber in der Bildung und Zahl der Tentakelan- hänge des Kopfes, in der Bildung der Fussstummel und des Darmcanals weichen sie sehr von einander ab. — Wenn auch in vieler Beziehung die Müller'sche Vermuthung wahrscheinlich ist, so glaube ich es doch für zweckmässig halten zu müssen, wenn ich die Exemplare von St. Vaast und die damit übereinstimmenden von wre vorläufig mit dem Art- namen Müllerii bezeichne. "w. Masc Müller's Beschreibung stimmt mit meinen Würmern fast genau E, so dass an der Identität der Würmer von beiden Fundorten kein Zweifel sein kann. Die Gattung Sacconereis wurde von Joh. Müller‘) für einen Wurm von Triest, der seine Jungen in einem Sack am Bauche mit herumtrug, aufgesteilt. Schon M. Slabber”) hatte einen solchen Wurm aus der ı Nordsee als eine Scolopendra marina beschrieben und trefflich abgebil- | det, ebenso wie die Jungen, welche sich in dessen Bauchsacke ent- |" wickeln. Wenn Müller’s kurze Gattungsdiagnose auch für die von Max ' Müller von Helgoland beschriebenen weiblichen Exemplare gut passt, so r ‚stimmt sie doch gar nicht mit den männlichen, die allerdings M. Müller auch nur zweifelnd zu Sacconereis stellen achie Diese letzteren Exem- plare stimmen aber im Wesentlichen mit der von Oersied®) aufgestellten ' Gattung Polybosirichus zusammen, von welcher ‚derselbe eine Art P. | En aus Grönland beschr eibl. ‚Bei diesem / Zoll langen und aus 60—65 Segmenten bestehenden Wurme sind die sechs ersten Segmente abweichend von den übrigen, und etwa ebenso wie bei P. Müllerii gebil» det, obwohl Oersted nichts von ihrem Inhalte erwähnt, die Fussstummel "und Borsten passen ebenfalls ganz zusammen und im Mn auch ‚ die Tentakelanhänge am Krise, wenn man dabei besonders erwägt, dass Oersied nur Spiritusexemplare untersuchen konnte. Der Hauptunter- schied bleibt, dass bei Oersted’s Annelide die oberen Fühlercirrhen die | ‚bei weitem en sind, während es bei P. Müllerii gerade umgekehrt ‚ist, und dass Oersted nur = ei Augen angiebt, die an in der Zeichnung j 1. Janggestreckt aussehen, als die vier Augen von P. Müllerii, wenn | 4) Ueber den allgemeinen Plan in der Entwickelung der Echinodermen in Ab- handı. d. Akad. d. Wiss. in Berlin für 4852. {Berlin 1853.) p. 31, Note. »Gegen 30 | Glieder, 5 Tentakeln, 3 davon vorn am Kopf, vier Augen mit Linsen, an den Fuss- h ickern einen Elrrhie, oben nadelförmige, unten le Borsten. Junge in einem °k. Sac. Schulizii.« wi: u Natuurkundige Verlustigungen. Haarlem 4778.4. p.833—86. Taf. X. Fig. 3. 4 u. 5. | 3) a. a. ©. kongl. Danske Videnskabernes Selskabs naturvid. og math. Al- 5 ‚handlinger. X. Deel. Kiöbenhavn 1843. p. 182—184. Taf. V. Fig. 62. 67. 74. 'R g* 116 man sie von oben ansieht, wo sie sich fast decken und ihre Linsen nicht sichtbar werden. Ich irage demnach kein Bedenken, die beschriebenen Würmer von St. Vaast und Helgoland zu dieser Gattung Polybostrichus zu rechnen, und dieser Name müsste den von Sacconereis verdrängen, wenn, wie Max Müller vermuthet, die Geschlechter in der erwähnten Art äusserlich verschieden wären. Ä Es wird sehr schwer zu entscheiden sein, ob bei Borstenwürmern die Geschlechter verschieden aussehen, da man sie nur so selten in Be- gattung trifft: die Verfolgung der Entwickelung der Eieraus dem Eiersacke von Sacconereis könnte noch am ersten zum Ziele führen. Kleine Ge- schlechtsunterschiede sind bisher, wie ich glaube, nur bei Exogone) constatirt, grössere vermuthet Grube?) bei Lepadorhynchus brevis Gr., konnte hier aber die Zusammengehörigkeit der verschiedenen Individuen nicht beweisen. u. .. 12. Leucodore ciliata. Taf. X. Fig. 4—40. L. ciliata Johnston Mag. of Zool. and Bot. II. 1838. p. 67. Pl. III. Fig. 1—6. L. ciliatum Oersted Annulat. Danic. Conspeectus. I. 4843. p. 30. Taf. I. Fig. 31. Taf. VII. Fig. 404. und Arch. f. Naturgeschichte 41844, p. 405. 106. L. ciliata var. minuta Grube Archiv f. Naturgeschichte. 1855. p. 106—108. Beschreibung. Der Kopflappen ist spitz oval, mehr als dop- pelt so lang als breit an seiner Basis und auf dem Rücken mit einem Längswulste versehen, der sich noch auf die beiden ersten Körpersegmente fortseizt. Die Spitze des Kopflappens, oder vielmehr seines Längswulstes, ist abgestutzt, und, wie es besonders von der Unterseite hervortritt, in zwei kleine seitliche Lippen gespalten. Auf dem Kopflappen stehen vier ” Augen im Viereck neben dem Längswulst und hinter den Augen an seiner Basis entspringen von seiner Oberseite die beiden gewaltigen Kopf- | fühler, die an ihrer medianen Seite eine tiefe, mit grossen Wimpern be- | setzte Längsfürche haben, und zurückgebeugt mindestens bis ans XI. | Segment reichen. Die Fussstummel treten nur wenig hervor, iragen an der Basis alle einen kleinen, zungenförmigen Rückeneirrhus und haben eine obere vier- eckige Zunge, den oberen Stummel, und darunter eine ganz kleine Her- vorragung, den unieren Stummel. Die oberen Stummel enthalten lange, ” am Ende säbelartig gebogene und verbreiterte Haarborsten (Fig. 10.), im - ersten Segmente fehlt der untere Stummei und in den Segmenten I, II, 4) Oersted Veber die Entwicklung der Jungen bei einer Annelide und über d äusseren Unterschiede zwischen beiden eh in Archiv f. Naturgeschicht XI. 41845. 1. p..20—23. Taf. 11. 2) in Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden im Archiv f. N turgeschichle. Jahrg. 24, 4855. I. p. 400. 4104. Taf. I. Fig. 13—46. 447 IV und VI enthalten auch die unteren Stummel nur solche Haarborsten, in den a. aber führen sie eine Reihe wenig 8 vorragender Haken- borsten (Fig. 14.) Ganz Be eichem ist das V. Körpersegment gebildet, es ist bei weitem breiter als die nächst angrenzenden, und während es im Bauch- stummel die gewöhnlichen Haarborsten führt, enthält es in seinem Rücken- stummel, der übrigens gar nicht hervortritt, eigenthümlich gebildete, in der Länge des Segments neben einander liegende Hakenborsien (Fig.9 ) Das Hinterende trägt einen trichterförmigen Ansatz, der auf seiner Rückenseite ausgeschnitten ist, so dass man von dort den Alter auf seiner Papille ausmünden sieht. Vom VI. bis XII. Segmente sieht jederseits auf döin Segmente un- mittelbar medianwärts vom Rückencirrhus eine lange, zungenförmige Kieme, die gleich in ziemlich vollständiger Länge beginnen und ebenso aufhören. In St. Vaast am Ebbestrande, nicht häufig. Bis 12—15 mm. lang. Ausserdem dass Cilien in der Längsfurche der Kopffühler stehen, ist auch der Kopflappen an der Unterseite vor der Mundöffnung bewim- | pert, aber die grössten lappenförmigen Wimpern befinden sich an den Kiemen, welche sie zweizeilig in der Ebene eines Querschnitis umsäumen. Was den Kreislauf anbetrifft, so haben wir ein weites Rücken- und ein Bauchgefäss, die in jedem Segmente durch ein Ringgefäss in Ver- bindung treten, welches in den Segmenten, die Kiemen tragen, in diese hinein eine Schlinge bildet. Vorn geht vom Bauchgefäss ein weiter Ast ' in die grossen Kopffühler, in denen sich also nur ein Gefässstamm, keine Gefässschlinge befindet. Bei einem Exemplare fand ich vom XVII. bis XXX. Segmente die | Leibeshöhle mit 0,4 mm. grossen Eiern gefüllt, und wie dies Thier auf dem Öbjectträger etwas gereizt wurde, traten in mindestens zehn Seg- menten die Eier an der Bauchseite unter den Hakenborsten aus: hier scheinen also präformirte Oeffnungen zu existiren. Von ee ra habe ich nichts wahrgenommen. Die oben eitirten Beschreibungen dieser Leucodore, die Johnston an der englischen Küste, Oersted im Sunde,, Grube bei Dieppe fand, passen mit den Exemplaren von St. Vaast gut zusammen. Grube’s Beschreibung, ‚die auch die ausführlichste ist, stimmt am besten, nur wird dort nicht 1% angegeben, dass die Kiemen ef die Mitte des Körpers beschränkt sind, ı sondern es heisst dort: »branchiae medium corpus versus online | erescentes«, während sie bei meinen Exemplaren am VI. Sesierie plötz- lich Besihnen. Die Zahl der Haken im V. Segmente geben alle Beobachter verschieden an, Johnston zeichnet bei 16—18 mm. langen Thieren sieben, Oersted bei eben so langen zwölf, Grube giebt bei 6 mm. langen Thieven ' fünf an und meine Exemplare von 12 mm. Länge zeigien sechs. Es ‚scheint wahrscheinlich , dass diese Haken mit dem Alter: an Zahl zuneh- 118 men, überdies da man hinten neben ihnen stets einige kleiaaneı erh ganz kleine unausgebildete findet. | n 13. Colobranchus eiliatus sp. n. Taf. X. Fig. 12—48. Beschreibung. Der Kopflappen ist vorn abgestutzt, erhebt sich in der Mittellinie zu einem Längswulst,, der sich auf das erste Seg- ment noch fortsetzt, und trägt hinten vier im Viereck stehende Augen. Am abgestutzten Vorderende des Kopflappens befindet sich jederseits ein kleiner, pfriemenförmiger, vorderer Kopffühler und hinten an ihm zur © Seite der Augen entspringen die beiden gewaltigen hinteren Kopffühler, die an der medianen Seite eine tiefe, flimmernde Längsfurche haben und zurückgeschlagen mindestens bis an’s X. Segment reichen. Die mittleren der etwa 85 Körpersegmente sind zwei- bis dreimal so breit als lang und tragen wenig vorspringende Fussstum mel. Diese bestehen aus einem rundlichen Rücken- und Bauchstummel, aus denen die Borsien austreten, hinter welchen siesich noch zu grossen Blättern er- weitern. Am Rückenstummel befinden sich nur ziemlich aufwärts gerich- tete, einfache Haarborsten (Fig. 47. a.), und seine blattartige Erweiterung ist oval'und nach oben stehend; am Bauchstummel dagegen ist das Blatt viereckig, steht gerade vom Körper ab, und oben enthält er einige Haar- borsten, unten eine Reihe Hakenborsten (Fig. 16.a.b.) und ganz zu un- terst noch einige besonders gebildete, stachelartige Borsten (Fig. 47. b.). | In den Bauchstummeln der ersten 22 Segmente befinden sich jedoeh nur Haarborsten, dann beginnen die Hakenborsten, ‘zunächst zwei, beim XXXVIH. Segmente schon sieben, u. 5. w. } Jedes Körpersegment trägt zwei zungenförmige, meistens auf den Rücken zurückgebogene Kiemen, die im mittleren Körpertheil amlängsten sind. Sie sind zweizeilig bewimpert, wie bei Leucodore ciliata, aber = die Cilien auf der medianen Seite sind viel länger und breiter als die auf = der lateralen. a Das Hinterende verlängert sich jederseits neben dem After in eine Papille, doch notirte ich gleich bei dem einzigsten Exemplare, wel- ches ich fand, dass das Hinterende verleizt schiene, so dass also hier der Kranz von kleinen Blättern existiren kann, wie er der Gattung Colo- branchus Schmarda zukommt. 1 In der Haut befinden sich rundliche En jeksohne ähnlich wie in 3 Leucodore ciliata, aber in einer Querzone auf jedem Sagmente und in zwei E: 5 Längslinien dazwischen erscheint sie rim und ist dert mit gelbem Pig- | mente versehen. u In St. Vaast am Ebbestrande; nur ein 20 mm. langes ie X Das Gefässsystem ist genau wie ich es oben von Leucodore em liata beschrieben habe: ein Rücken- und ein Bauchgeläss, die vorn und 119 hinten schlingenartig in einander übergehen, und in jedem Segmente ein sie verbindendes Ringgefäss, das in die Kiemen hinein eine Schlinge bil- det; ausserdem jedoch findet sich noch jederseits am Darm ein unbe- deutendes Seitengefäss. Die vorderen Kopffühler tragen gruppenweis kleine Borsten, welche, gerade wie es oben von Nereis beschrieben ist, unmittelbar der in den Fühler eintretenden Nervensubstanz aufsiizen. Die ganze Rückenseite des Thiers ist mit einem dichten Cilien- kleide bedeckt, die Bauchseite trägt dagegen gar keine Gilien. Vom XVI. his LV, Segmente enthält das Thier ovale, 0,2 mm. lange, platt-scheibenförmige Eier mit deutlichem Keimbläschen ; über die Ent- | stehung und den Austritt der Eier habe ich nichts ermitteln können. Ich stelle diesen Wurm zu der von Schmarda') begründeten Gattung CGolobranchus, die a. a. O. folgendermaassen charakterisirt wird: » Ten- tacula quatuor, duo longiora. Oculi quatuor. Segmenta aequalia. Tuber- eula lateralia biremia. Segmentum ultimum appendicibus foliosis oeto. « Am nächsten verwandt ist die Gattung Nerine Johnston?), mit nee wie schon Leuckart?) bemerkt, die Gattung Malacoceros Quatrefages *) zusammenfällt, aber hier nur zwei hintere grosse Kopffühler, wie bei Spio und ra en vorhanden, während bei Celobranchus noch zwei kleine vordere Kopffühler hinzukommen. Desshalb gehört auch die Spio laevicornis Rathke?) aus der Krim, welche Grube®) zu der Gattung Nerine rechnet, zu Colobranchus, indem die vier Kopffühler, die blatt- förmigen Lappen an den Fussstummeln und die Blätter um den After gerade wie bei dem Oolobr. tetracerus Schm. von der Bretagne und meinem Colobr. ceiliatus von der Normandie beschaffen sind. Ebenfalls scheint auch die Spio erenatiformis Montagu”) zur Gattung Colobranchus zu gehören, da sie zwei kleine und zwei grosse hintere Kopffühler hat, und der obere Fussstummel, den Montagu allein zeichnet, eine blattartige Erweiterung besitzt. Die Galtung Spio O0. Fabricius®) bleibt dann auf die Formen be- .....4) Neue wirbellose Thiere. a. a, 0. I. 2. 4861. 4. p. 66, 9) Mag. of Zool. and Bot. II, 1838, p. 79, Pl. II, Fig. 1—8. 3) Archiv für Nalurgeschichte. Jahrg. 24.,41855. I. p. 77. 78. 4) Description de quelques esp2ces nouvelles d’annelides errantes recueillies sur vw les cötes de la Manche in Guerin-Menevilie, Magasia de Zoelogie. [2] Annee 5. 4343. 8. Annelides p. 8-14. Pl. 8. 0,8) Zur Fauna der Krym, in Mem. pre&sentes a V’Ac. de St, Reisesbanre divers 'savans, T. III. 41837. p. 424—426. Taf. VIII, Fig. I—6, 6) Die Familien der Anneliden. Berlin 4850. 8. p. 66. 9) An Account of some new and rare marine British Shells and Animals in Trans- ‚act. of ihe Linn. Soc. of London. T. XI. 2. 4845. p. 499.200. Pl. 44. Fig. 6. 7. {nicht Fig. 3. wie meistens eitirt ist). 8) Von dem Spiogeschlechte, einem neuen Wurmgeschlechte , in Schriften der | Berliner Gesellschaft naturforschender Freunde. Bd. VI. Berlin 4788. 8. p. 256— ' 270. Taf. V. | 120 schränkt: mit zwei grossen hinteren Kopffühlern,, mit zwei oder vier Papillen am After und mit zwei einästigen Fusssiummeln;; doch bedarf diese Gaitung noch einer erneuerten Beobachtung , denn Fabricius')-bil- det z. B. von seiner Spio filicornis zweiästige Ruder ab. 14, Cirratulus borealis. Taf. X. Fig. 49—22. Lumbricus marinus cirris longissimis s. eirrosus H. Ström, Physik. oecon. Beskri- velse over Fogderiet Söndmör beligg. i Bergens Stiit. I. Soroe 1762. 4. Ip. 488 und in Kiobenhavenske Selskabs Skrifter. X. Kiobenh. 4770. p. 26-28. Tab. vIli. Fig %—4. Lumbricus cirratus 0. F. Müller, Zool. Danic. Prodrom. 4776. p. 245. Nr. 2608. " \ Lumbricus cirratus O. Fabricius, Fauna Groenland. 4780. p. 284—283. Nr. 266. Fig. 5, Cirratulus borealis Lamarck, Hist. nat. d. Anim. s. vert. T. V. 4848. p. 300-302. Cirratulus borealis Oersied, Annul. Dan. Conspectus 4843. p. 43. 44. — Archiv fi Naturgesch. 1844. p. 409. — a.a.0O. In k. Danske Vidensk. Selsk. naturv. og math. Afhandl. X. 4843. p. 206—207. Tab. VII. Fig. 98. und 4102. Cirratulus borealis H. Rathke a. a. O., in Nov. Act. Ac. Leop. Car. Nat. Cur. Vol.XX. I. 1843. p. 480. 484. Taf. VII. Fig. 16, 47. Cirratulus borealis R. Leuckart, im Archiv f. Naturgeschichte. 1849. p. 196—198, Taf. III. Fig. 40. Cirratulus borealis Grube in Middendorff, Reise in Sibirien. Bd. II. Thl. I. 1854. An- nelid. p. 14. Taf. I. Fig. 3. Beschreibung. Der Kopf ist lang kegelförmig, vorn von unten nach vorn schräg abgeschnitten. Sein vorderer, zugerundeter Theil ist von dem hinteren etwas abgesetzt, und dieser zeigt meistens zwei ring- förmige Eindrücke, als wenn er aus zwei Segmenten zusammengesetzt wäre. Man kann hiernach den Kopf als aus einem kleinen, zugerunde- ten Kopflappen und zwei undeutlich von einander geschiedenen Kopf- segmenten gebildet ansehen. An der Grenze zwischen Kopflappen und Kopfsegment stehen, dieser folgend, jederseits in einer etwas gebogenen Querreihe, vier bis fünf un- regelmässige Augenflecke, und von dem unteren Ende derselben läuft, meistens gerade nach hinten, auf dem ersten Kopfsegmente eine Reihe von ganz kleinen, punktförmigen'Augenflecken. Es folgen nun die grosse Zahl der schmalen, % bis 5 mal breiter als langen Körpersegmente, dieim Leben ziemlich cylindrisch sind, während sie an Spiritusexemplaren deutlicher die viereckige Form zeigten, welche den meisten Arten zukommt. Das Hinterende ist zugespitzt! und von oben nach hinten abgeschniiten,, so dass der After über einem unteren Lappen mündet. Vorn auf dem ersten Körpersegmente stehen jederseits drei bis vier Rückencirrhen in einer Gruppe, nicht in einer Querreihe, beisammen, in 4)'a.a. 0. Taf. V. Fig. 12. rs nn ng te Zune SEEN ar en Zn 2x == a ; TERBEDDS HG ZEN a ie ae g a En a a Ban en ERETERFER. EEEFBE: a Te Ei 4121 | dem vorderen Körpertheile steht dann noch auf jedem Segmente jeder- "seits ein solcher langer Cirrhus, hinter. der Mitte des Körpers fehlen diese vielen Segmenten und am Hintertheile findet man gar keine mehr. Die Fussstummel ragen gar nicht hervor, die Borsten treten aber ‚in zwei übereinander liegenden Gruppen aus, sodass man danach überall! einen Rücken- und einen Bauchstummel unterscheiden kann. Im I. bis "X. Segment enthalten beide Stummel einfache, feine lange Haarborsten, "vom XI. Segment an aber bis hinten kommen Haarborsien nur in den ; Rückenstummeln vor, in den Bauchstummeln dagegen kräftige, etwas hakig gebogene Nadeln mit einigen schwächern Nadeln gemischt. | Der Mund liegt an dem schräg abgeschnittenen Theile des Kopilap- | pens etwas hinter den Augen und mündet in einen ovalen, rüsselartig vorstreckbaren Schlund, der bis ins I. Segment reicht, und hinter die- sem sieht man dort jederseits eine ovale grüne, innen fiimmernde Drüse, ' die bis zum Ill. oder IV. Segmente geht, liegen, deren Mündung und Be- | deutung ich nicht kenne. Der Wurm hat bei auffallendem Lichte Goldglanz , von in der Haut eingelagerten gelben Körnern, und schwach irisirende Oberhaut, sonst | sieht er schmutzig roth aus von dem durchscheinenden Blute, und seine | langen Rückencirrhen oder Kiemen sind dottergelb. | Es ist dies bei St. Vaast am Strande die allerhäußigßte Annelide; die man überall in dem weichen schwärzlichen Schlamme unter den Steinen findet, dieCirrhen weit durch den Schlamm ausgestreckt und eine grosse Anzahl derselben nach vorn schopfartig ausgebreitet. — Ich hatie Exem- | plare von 12 mm. bis 100 mm. Länge. 15. Cirratulus bioculatus sp. n. Taf. X. Fig. 23—27. Beschreibung. Der Kopf ist spitz kegelförmig, im Ganzen wie bei der vorigen Art. Der Kopflappen ist deutlich von den kaum von ein- ander gesonderten Kopfsegmenten abgeseizt und trägt dort jederseits eine | kleine rundliche Erhebung mit einer stark wimpernden Grube. An der | Grenze zwischen Kopflappen und Kopfsegmenten stehen zwei grosse, | länglich viereckige Augenflecke, die sich näher der Unterseite als der | Oberseite zu befinden scheinen. 1% Der Körper ist lang, dünn, drehrund und irägt auf den vorderen | Segmenten jederseits eine Biekeneiruhe, die nach hinten spärlicher wer- | den und zuletzt ganz aufhören und von denen sich, wie es scheint, auf keinem Segmente mehr als Ein Paar befindet. | Im I. und II. Segmente finden sich in den Rücken- und Bunehbinn- | meln nur Haarborsten, dann vom Ill. bis XIX. Segment enthalten die | Rückenstummel Haarborsten, die Bauchstummel starke gebogene Nadeln, | und vom XX. Segment an hören in den Rückenstummeln die Haarbor- 122 sten auf und werden durch eine Querreihe von Haken {Fig. 27. b.) ersetzt, E während die Bauchstummel wie vorher jene gekrümmten Nadeln führen. Das Hinterende verlängert sich an der Bauchseite in einen kur- F zen Lappen, an dem zwei kurze Aftereirrhen sich befestigen. Die Farbe des Thiers ist olivengrün,, da die Blutfarbe ganz zurück- 5 tritt, bei auffallendem Licht aber hat es Goldelanz,, von in der Haut lie- genden Körnern, welche in jedem Segmente eine Querzone bilden, die auf ” dem Rücken in der Mittellinie zusammenhängen. Bei St. Vaast am Ebbestrande, selten. — 40 mın. gross. Der ausstülpbare Schlund ist ganz kurz und reicht nieht einmal bis hinten in die Kopfsegmente. Jederseits neben dem Darme liegt vom VIll. bis XII]. Segmente ein schlingenartig zusammengehogener Canal, dessen einer Schenkel farblos, der andere braun ist, und welchen ich bei der folgenden Art, wo ich ihn besser beobachtete, genauer beschreiben werde, / 16. Cirratulus filiformis sp. n. Taf. X. Fig. 28—31. Beschreibung. Der Kopf ist im Ganzen wie bei den vorigen Arten gebildet, die Spitze des Kopflappens ist nur besonders dünn und schmal. Augen fehlen. Der Körper ist lang, dünn und drehrund und auf den Segmenten des vorderen Theils befindet sich jederseits eine lange Rückencirrhe, die darauf spärlicher werden und hinten ganz fehlen. Auf dem ersten Seg- mente steht jederseits eine Gruppe von zwei oder drei solcher Cirrhen. Das hintere Ende des Körpers ist abgeplattet und verbreitert und hört endlich zugespitzt auf, indem sich an der Bauchseite des Alters die Haut noch in einen spitzen Kuna, Lappen verlängert. Von vorn bis hinten sind alle Rücken- Bi Bauchstummel gleich ge- baut und nur mit langen dünnen Haarborsten versehen. Die Farbe ist roth, vom durchschimmernden Blute, wo. nicht der dunkle Darminhalt zu sehr vorwiegt. Das Thier rolli sich meistens wie $ ein Tubifex spiralig zusammen. In St. Vaast am Ebbestrande, nicht selten. 20—30 mm. lang. Die Oberseite des Schlundes ist grün pigmentirt und die Unter- seite desselben in ein dickes Maschengewebe verwandelt, das beim Vor- ‚stülpen des kurzen schüsselartigen Rüssels strotzend mit Körperflüssig- keit gefüllt wird. Der Darm verläuft gerade im Körper und macht in jedem Segmente eine Aussackung. Man findet lange Gregarinen in der Darmbhöhle und ebenso auch in der Körperhöhble. Vom I. bis V. Segmente liegt jederseits neben dem Darme ein schlin- genartig zusammengebogener Canal (Fig. 30. 5.), dessen einer Schenkel braun pigmentirte Wand, der andere farblose Wand hat. Die Mündungen heider Canäle liegen dicht neben einander an der ventralen Seite des ET EEE ET u ae gig 123 anteren Fussstummels im ersten Segmente, der farblose Ast aber mündet hier mit weiter ovaler Oeffnung nach der Körperhöhle, der pigmentirte 9 aber durchsetzt die Körperwand und öffnet sich nach aussen mit einer runden Mündung, die rhythmische Schliessungen und Oeffnungen macht. AImfarblosen Canale stehen grosse Cilien, und die Bewegung derselben ist ı nach dem pigmentirten Ganale hingerichtet, in welchem die Cilien kürzer sind und, wie es schien, die innen befindlichen Körner sich in keiner be- - stimmten Richtung foribewegten. 19 Wie angeführt finden sich solche wimpernde Canäle auch beim Cir- ' ratulus'bioeulatus, und vielleicht kann man die wimpernden Drüsen des ' @. borealis' auch hierher rechnen. Es ist dies ein sehr ausgebildetes Seg- ‚'mentalorgan, das sehr wohl zur Ausführung der Geschlechtsproduete aus der Leibeshöhle dienen kann. Williams‘) beschreibt vom €. Lamarckii Segmentalorgane aus dem Hinterende, wo ich. nichts dergleichen be- merkte. | Bei mehreren Exemplaren war die Leibeshöhle strotzend gefüllt mit Zoospermien in allen Entwickelungsstadien , von grossen Zellen, solchen gefüllt mit kleinern, bis zu den reifen und freien Zoospermien, die einen ; spitz ovalen, 0,007 mm. langenKopf haben. Besondere Organe, worin die , Zoospermien entständen, hab ich nicht gefunden , und jedenfalls liegen ‚ ihre Bildungszellen han frei in der Leibeshöhle. Was das Gefässsystem betrifft, so haben. wir zunächst ein con- traetiles Rücken- und ein Bauchgeläss. Das erstere ist im vorderen Kör- ‘ pertheile schlauchartig erweitert und überall mit drei Streifen dunkel- ' braunen Pigments versehen und endet, oder besser verfeinert sich plötz- lieb am Ill. Segment. . An dieser Stelle entspringen zwei Gefässe, die ' jederseits an der Körperwand zurücklaufen und welche in jeden Rücken- cirrhus einen Ast abgeben, der ins Bauchgeläss zurückmündet, Das Rückengefäss giebt keine Seitenäste ab, und.aus dem Bauchgefäss ent- springt in jedem Segmente ein Ast, der zum Darme geht, sich dort ver- zweigt und dort vom 1. bis XII. Segment in ein auf jeder Seite des Darms 'verlaufendes Seitengefäss einmündet; ferner kommt aus diesem Seiten- aste desBauchgefässes ein an der Körperwand ringförmig laufendes Gefäss _ heraus, welches das Hautgefässnetz bildet und die vielen feinen, auf den Körperdissepimenten befindlichen Gefässe abgiebt. | 22 Capitella rubicunda sp. n. r Taf. Xl. Fig. 718, Bisch alien g. Der Kopf besteht aus einem kegelförmigen, vorn zungenarlig verlängerten Kopflappen und aus einem ziemlich langen ‚Kopfsegmente. An der Basis des Kopflappens schimmert das Gehirn durch die Haut und trägt an seinem seitlichen und vorderen Rande eine grosse Menge schwarzer Augenflecke, und weiter hinten näher der Medianlinie 1). a. a. O. Philos. Transact, 4858. I. p. 128. Pl. VII. Fig. 22. h REN IT a ” 12% noch zwei etwas grössere. Neben der Basis des Kopflappens treten aus } dem Kopfsegmente zwei kurze lappige, stark wimpernde Fühler hervor, die wie die Tentakeln einer Schnecke ausgestülpt und durch einen Mus- kel wieder zurückgestülpt werden. i An der Grenze zwischen Kopflappen und Kopfsegment liegt wie eine Querspalte der Mund, der sich aber gewaltig erweitern kann und einem NN kurzen, vorn blamenkir erweiterten und überall mit kurzen Papillen bedeckten Rüssel den Austritt gestattet. \ Die Körpersegmente, deren äussere Haut eine ziemlich regelmässige Faltung oder Täfelung zeigt, sind an der vorderen und hinteren Körper- abtheilung verschieden. In der vorderen Abtheilung, welche bis zum XI. borstentragenden Segmente reicht, sind sie mindestens zweimal so breit als lang und führen nur Haarborsten (Fig. 18.) in den jederseits zwei 7 warzenförmigen Fussstummeln, von denen die dorsalen aber oben auf der Rückenseite des Thiers stehen (Fig. 44.), so dass sie von den entspre- ji chenden ventralen, die gerade die Seite des Körpers einnehmen, weit abliegen. | In der hinteren Körperabtheilung, welche die vordere sehr an Länge übertrifft und die mit dem XII. borstentragenden Segmente beginnt, sind die Segmente mindestens so lang als breit und tragen in den vier Fuss- stummeln nur Hakenborsten (Fig. 47.). Die dorsalen Fussstummel sind sehr klein und stehen mitten auf dem Rücken dicht beisammen, die ven- tralen dagegen bilden einen stark vorspringenden Wulst um die Seiten des Körpers, am Bauche bis nahe der Medianlinie (Fig. 145.). So ist es je- doch nur im mittleren und längsten Körpertheile, weiter hinten werden die Segmente kürzer, und die dorsalen und ventralen Fussstummel wer- den an Ausdehnung einander gleich und liegen ganz gleichförmig am h Rücken und am Bauche (Fig. 16.). Das letzte Körpersegment ist schräg abgeschnitten, und unter dem After befindet sich noch ein kurzer ventraler Lappen. “ In St. Vaast am Ebbestrande in der Erde, wo diese Würmer lose aus Schlamm undkleinen Steinen zusammengesetizie Röbren bewohnen. — Nicht selten. — Bis 250 mm. lang. Bei diesem Wurme finden sich ausgezeichnete Segmentalorgane in allen Segmenten, mit Ausnahme der vordersten neun, in denen ich sie nicht bemerkte. Sie haben (Fig. 12.) eine deutliche Oeffnung e nach aus- ‚sen und nach innen f und die Wimperrichtung in ihrem vielfach gewun- denen Canale führt von innen nach aussen. Im hinteren Körpertheile, etwa in den 36 hinteren Segmenten, ist der hintere dicke Theil des Segmen- talorgans farblos grau und die Oeffnung nach aussen kreisförmig (Fig. 11 d.), weiter vorn sind die Segmentalorgane in ihrem angeschwolläweil 5 Theile gelblich und ihre Oeffnung nach aussen ist spaltförmig (Fig. 12e.). Vorn liegen die Segmentalorgane mehr der Rückenwand, hinten mehr der Bauchwand an. 3 a — 125 rule allen Segmenten, mit Ausnahme der kürzeren des Hinterendes, befindet sich a dem Rücken zwischen dem dorsalen und ventralen Bes ' stummel jederseits eine spaltförmige Oeffnung, begrenzt von zwei ziem- © lich weit vorragenden Lippen (Fig. 7. 8a.). Wohin diese Oeffnung führt, # kann ich. nicht angeben, aber es scheint wahrscheinlich, dass sie die "äussere Mündung des Segmentalorgans ist. Vom XII. bis wenigstens zum XV. Segmente liegen hinter diesen lippenartigen Oefinungen noch zwei ‚andere kleine Querspalten (Fig. 8 d.), deren Bedeutung mir ganz unbe- , kannt geblieben ist. Im Hintertheile, mindestens in den 45 hinteren Segmenten, befindet sich an der Bauchseite in jedem Segmente jederseits eine längliche braun- gefleckte Masse (Fig. 410. 41 c.), die ich nach der Analogie mit Gapitella ‚capitata für Ovarien halten möchte, obwohl ich in ihnen keine weitere ' Struetur wahrnehmen konnte. Der Darmcanal beginnt mit einem kurzen, aber weiten und pa- pillentragenden Rüssel und verläuft dann gerade gestreckt durch den ‚Körper in jedem Segmente mit nur geringen Ausbuchtungen. In den vorderen Seginenten (I—XI) ist der Darm etwas dickwandiger als hinten, und man kann diesen Theil vielleicht als einen Oesophagus he den.. Der ganze Darminhalt ist in sehr regelmässige ovale Ballen conglo- merirt, die meistens in so grosser Anzahl vorhanden#sind, dass sie die genauere Beobachtung des Wurms sehr erschweren. Das Gehirn {Fig. 13.) besteht aus zwei Paar vor einander liegenden "Ganglien, von denen die vorderen die grösseren sind und die Augenflecke tragen. Der Bauchstrang hat in jedem Segmente eine se lung, ‚giebt zahlreiche Nerven ab und hat im Innern einen centralen Canal, wie ihn Claparede') zuerst von Oligochäten beschreibt. Die ganze Leibeshöhle des Thieres ist mit lebhaft röthem Blute ge- fülle, welches seine Farbe sehr zablreichen, 0,015 mm. grossen runden Blurkörpern verdankt. In der Nähe des Bora beobachtete ich einen langen contractilen, ganz durchsichtigen Längsschlauch, der viel- ‚leicht auf das Vorhandensein mit farblosem Blute gefüllter Gefässe hin- deutet. Die Farbe verdankt das Thier seiner rotben Leibesflüssigkeit, die | einzelne Theile stark anschwellen und färben, andere abschwellen und ’ erblassen machi. Dieser merkwürdige Wurm ist am nächsten verwandt mit der Capi- | tella ‚capitata (Fabr.) v. Ben., von der neuerdings van Beneden”) und E Er ®) eine genauere Beschreibung geliefert haben. Die Unterschiede len | ak IR 2.8. 0. M&m. de la Soc. de Phys. et d’hist. nat. de Geneve. T. XVI. 4. 4864. | | Auen f -P- 75.404. 2) Histoire naturelle du Genre CapitellaBl., comprenant la structure analomique, le d&veloppement et les characteres extsrieurs, in Bulletin de !’Acad.roy. des Sc, etc. de Belgique. [2.] 1. 4857. p. 137-462. 2 Taf. 3) a.0.a. 0. p. 140-144, Pl. I. Fig. 9—14, % 126 eines mächtigen, wenn auch kurzen Rüssels'), und zweier einstülpbarer A Kopffühler. Sonst ist der-Habitus, die Beschaffenheit der Fussstummel, das Blut der Leibeshöhle bei beiden Gattungen wesentlich gleich, bei €. capitata wird aber noch ein bis zum IX. Segmente reichender dünner ODe- sophagus, der sich dert in den viel weiteren Darm öffnet, beschrieben, " während bei C. rubicunda der Oesophagus eben so dick als der Darm ist und sich nur durch etwas dieckere Wände von ihm unterscheidet. Ferner trägt auch das Kopfsegment bei Cap. capitata Borstenbündel, während bei GC. rubicunda dasselbe ganz nackt ist. Wahrscheinlich waren alle Exemplare meines Wurms Weibehleig N indem man der Analogie mit Capitella nach vermuthen darf, dass die Männchen an der Grenze der vorderen und hinteren Körperabtheilung " einen Hoden und eine von leicht sichtbaren langen Haken besetzte Ge- schlechtsöffnung besitzen, wovon ich bei meinen Exemplaren gar nichts " bemerkte. Y# Van Beneden?) erwähnt kurz eine von d’Udekem bei Ostende ent- | deckte Art von Capitella, die C. fimkriata, und spricht hier von einer | vorstreckbaren, mit Papillen besetzten Maulhöhle. Die Angaben sind leider viel zu unvollkommen, als dass ich darauf hin das Verbältniss der €. finbriata zu C* rubicunda von St. Vaast anzugeben vermöchte. Der | von Sars?) beschriebene Notomastus latericeus aus Norwegen scheint mit der Capitella fiinbriata v. Ben. grosse Aehnlichkeit zu haben, aber leider giebt Sars, welcher seine Annelide in die Verwandtschaft der Are- # nicolen stellt, von dem inneren Baue gar nichts an. Vielleicht wird spä- ter, wenn der innere Bau erst genauer bekannt ist, Notomastus mit Ca- pitella vereinigt werden müssen. L Auf der Capitella rubicunda findet man fast stets den weiter unten | als Loxosoma singulare beschriebenen merkwürdigen Schmarotzer, /.18, Terebella gelatinosa sp. n. | B Taf XI. Fig. 19-22. I Bes ie ee Die lappige Verlängerung am Kopfe ist halb- kreisförmig und über ihr entspringen die Tahlieiohehi über die halbe | Körperlänge, zurückgeschlagen, hinausreichenden Fühler, die mit dem | Alter an Zahl zunehmen. Die vordere Körperabtheilung hat 49 its "tragende Segmente, kann sich sehr. aufblähen, hat aber im gewöhnlichen 4) Nachtrag. An Exemplaren der Capitella capitata, welche ich durch die grosse. Güte meines Freundes Dr. Y. Hensen in Kiel hier in Göttingen lebend untersuchen konnte, sehe ich, dass auch dieser Art ein kurzer, aber papillenloser Rüssel zukommt und dass.die C. capitata auch ein anders geformtes Gehirn und andere Borsten, wie | C. rubicunda, besitzt. u. 3} a.e. a.0.p. 140. Note. i 3) Fauna littoralis Norvegiae. 2. Hefte. Bergen 1856. fol. p. 9-12. Tab. 3 | fig. S—17 Bi f 0 127 ı‘ Zustande nicht viel grössere Dicke, als der Anfang der hinteren Ab- | theilung, die aus zahlreichen Seginenten besteht und 4--6 mal länger als ' die vordere ist. Der ganze Körper ist farblos, oder besser schwach gelb- lich grau und sieht gelatinös aus. ‘ Auf den ersten beiden Körpersegmenten, die keine Borsten tragen, stehen auf dem Rticken jederseits die zwei baumartig verästellen Kiemen. Auf diese zwei Kopisegmente folgen in der ersten Abtheilung noch 49 borstentragende. Die Rückenstummel mit den Haarborsten (Fig.22.) bil- den kleine rundliche Hervorragungen, die Haken (Fig. 24.) tragenden " Bauchstummel kurze Querwülste. — In der langen hinteren Abtheilung ' giebt es nur hakentragende Bauchstummel,, welche wenig hervorragen und wenig weit an den Körperseiten hinaufziehen und deren etwa 0,03 mm. hohe Haken entweder eine Reihe bilden, oder auch in zweien hinter ‚einander stehen. In St. Vaast am Ebbestrande in Steinritzen, ziemlich häufig. Bis 60 mm. lang. | An.der Bauchseite der vorderen Abtheilung der Terebellen befindet sich. auf jeder Seite des aus zwei dicht zusammenliegenden Bälften be- ' stehenden Nervenstrangs eine kleinlappige lange Drüse (Fig. 20 c.), die bis ganz vorn unter die Wand der Mundhöhle reicht. Die einzelnen Drü- ' senläppchen werden von einer structurlosen Membran mit einem inneren ' Beieg von 0,018 mm. grossen runden, kernhaltigen, feinkörnigen Zellen gebildet. Einen gemeinsamen Ausführungsgang dieser Läppchen habe ' ich nicht gefunden, sie scheinen nahe dem Nervenstrang der Bauchwand angewachsen zu sein. Die Gefässe bilden ein feines Netz um jedes Drü- ‚senläppchen. In der vorderen Körperabtheilung fehlen die Dissepimente, die in | der hinteren in jedem Segmente den Darın beiestigen, und stait dessen existiren nur feine Fasern, die quer durch diese Abtheilung gehen. Daher | kann sich die vordere Abtheilung als ein Ganzes aufschw lien und durch Coniraction dieser Fasern die Flüssigkeit wieder austreiben. „Inder vorderen Körperabtheilung finden sich ausgezeichnet ausge- | bildete Segmentalorgane (Fig. 49. 20. a, b.) und zwar vom Il. bis | IX. Segment, also jederseits sechs. Es sind dies lange Schlingen eines \ eylindrischen CGanals, die mit den Enden an die Körperwand zwischen | Bücken- und Bauchstummel gewachsen sind und fast ganz frei in der ‚ Körperhöble hin und her flottiren. Der eine und zwar der am. meisten | mediane Arm der Schlinge «a hat dicke Wände, die aus etwa 0,018 mm. | grossen, mit gelbem Pigmente gefüllten Zellen DE Ben, der anleh, late- | rale 5 ist ziemlich farblos. In ihrem Innern herrscht die lebhafteste Wim- perbewegung, und zwar führt sie von dem pigmentirten in den farblosen ı Arm. Der pigmentirte Arm mündet in die Körperhöle mit einer füll- | ‚hornartigen, sehr stark wimpernden Ausbreitung a’, der farblose wird | sich nach aussen öffnen, und zwar in kleinen Papillen b', die zwischen 128 den Rücken- und Bauchstummeln sitzen und in denen eine starke, nach aussen zerichtete Wimperbewegung stattfindet; doch habe ich den un- mittelbaren Zusammenhang dieser Papillen mit dem farblosen Arme der Schlinge nicht beobachten können. Williams!) beschreibt bereits diese merkwürdigen Segmentalorgane, | und nach ihm entstehen in dem pigmentirten Arme die Geschlechtspro- } | ducte, die aus dem farblosen durch eine nahe dem Ende sitzende beson- ' dere Mündung in die Körperhöhle gelangen. Die füllhornartige Oeffnung ! des pigmentirten Arms beschreibt er nicht. Mir selbst stehen keine Be- / obachtungen über die Entstehung der Geschlechtsproducte zu Gebote, ich habe sie stets nur in der Leibeshöhle getroffen, doch giebt auch Da- nielssen?) an, dass er die Eier bei einer Terebella (Eumenia) in zwanzig an der Bauchwand befestigten eylindrischen, innen wimpernden Schläu- chen sich bilden sah, von einer Ganalschlinge ist jedoch dabei nirgends die Rede. — Auch Milne-Edwards?) bildet von der T. conchilega diese Schläuche ab und nennt sie einfach organs de la generation. Bei der Terebella conchilega (Pall.) Gm., welche in St. Vaast eben- falls ziemlich häufig ist, habe ich die KRIEG ebenso gefunden, wie es von der T. gelatinosa angegeben ist. Bei einem 40 mm. langen, noch mit zahlreichen Augen versehenen Jungen von T. conchilega fand 7 ich jederseits nur einen langen wimpernden Schlauch, der ganz vorn 7 neben dem Kopfe zu münden schien. | 19. Filograna implexa (Lin.) Berkl. Taf. XI. Fig. 23. 24. Von dieser durch Sars’*) Beschreibung ziemlich genau bekannten | Annelide fischte ich bei St. Vaast ein mit den Kiemen 2 mm. langes frei schwimmendes Junges, welches gleich hinter dem Brustschilde und ganz | am Hinterende mit breiten Wimperkränzen versehen war. Die acht langen armförmigen Kiemen sind zweizeilig mit eylindri- | schen, hier mit Cilien bedeckten kurzen Fäden besetzt und die beiden } längsten dorsalen Kiemen sind an ihrem Ende zu einem häutigen Trichter erweitert, dessen Mündung schräg abgeschnitten ist. Das Gehirn trägt jederseits eine kleine Reihe von ÄAugenpuncten | und unter dem Schlunde münden in einem Ausführungsgange, entweder in ihn oder nach aussen, was ich nicht ausmachen konnte, ‚zwei sich et- was neben dem Oesophagus hinziehende, stark wimpernde Drüsen- schläuche, die in ähnlicher Weise bei allen Serpulaceen vorkommen. 4) a. a. O0. Phil. Transact. 4858. I. p. 424. 422. Pl. VII. Fig. 12. 2) a.a.0. in Det kongl. Norske Vidensk. Seisk. Skrifter i det 10de Aarhundrede. 4. Bind 2, Hefte. Throndhjiem 4859. 4. p. 440. Tab. U. Fig. 5. 3) a. a. O. Ann. des Sc. nat. [2.] Zoolog. X. 1833. p. 220. Pl. 44. Fig. ni. 4) Fauna litor. Norvegiae. Heft. I. Christiania 1846. fol. p. 86-90. Tab. X. Fig. 12-49, 129 Der Darmcanal verläuft gerade gestreckt durch die vordere Kör- perabtheilung, hat am’ Anfange der hinteren eine kastenarlige Erwei- terung und macht alsdann einige Schlängelungen bis zum After. N ‚An der vorderen und hinteren Körperabtheilung haben wir Rücken- "und Bauchstummel, aber während in der vorderen die Rückenstummel die Baarborsten (Fig. 23.) führen und die Bauchstummel die kleinen zahn- artigen Haken (Fig. 24.) in einer Winkelreihe gestellt enthalten, ist diese "Anordnung in der hinteren die gerade umgekehrte, während die Forn "der Borsten ganz dieselbe bleibt. R. Leuckart') hat einen solchen Bor- stenwechsel zuerst von Sabella und Pomatoceros beschrieben. Ohne Kienien war dies Junge 4,5 mm., mit denselben 2 mm. lang, und die vordere Körperabtheilung hatte etwas mehr als die Hälfte der Länge der hinteren. Eu. Einige Bemerkungen über Sagitta. NE Taf. XI. Fig- 25-88. ‚iM ‚Eierstock. Bei etwa 9 mm. langen Exemplaren einer Sagitta, die in St. Vaast nicht selten gefischt neuer se NR vortrefflich von Rob. Wilms® ) beschriebenen und von Joh. Müller?) be- nannten ‚8. setosa übereinstimmt, fand ich den Eierstock ganz so be- schaffen, wie ibn Wilms‘*) boratts beschreibt. An der Iareralen Seite ist die Wand des Eierstocks (Fig. 25.) nämlich verdickt und in ibr der Eilei- ter a ausgehöhlt, der vorn wahrscheinlich seine innere Mündung hat und h ‚hinten i in den bekannten Papillen sich nach aussen öffnet. Krohn?) hat diesen Canal ebenfalis bei allen geschlechtsreifen Indi- viduen beobachtet, sieht ihn aber nicht als Eileiter, sondern als Samen- ‚tasche an. Ich fand diesen Canal fast stets mit den Tonsen fadenförmigen Zoospermien angefüllt, die schopfartig aus der Mündungspapille des Bier- stocks hinausragten und so wie eine Sonde die Ausmündung des Seiten- | ‚eanals in dieser Papille andeuteten. An dem vorderen Ende konnte ich | allerdings am Canal keine Einmündung in den Eierstock direct nachwei- ] sen und vermag demnach nicht zu entscheiden, ob derselbe Bileiter oder ‚Samenbehälter” ist, doch scheint mir das erstere wahrscheinlicher, be- Ki 0 nders weil ich. fast stets im Eierstock einige sehr grosse Eier d, e n | welche sich in Entwickelung zu befinden schienen. Man müsste eng | an eine innere Befruchtüng der Eier denken, aber die beobachteten Zu- Fi II. 4) a.a. O. Archiv f. Naturgesch. Jahrg. 15. Bd. 4. 1849, p. 188 und 198, 2) Observationes de Sagitta mare germanicum circa insulam Helgoland incolente. | . med. Berolin. 4846. 48 Seiten. 4. 4 Taf. ni Be in seinem Archiv f. Anat. u. Physiolog. 1847. p. 458, 1 2.2.0. p. 13. Fig. 9. 5) Nachträgliche Bemerkungen über den Bau der Gattung Sagitla u. s. w., in ' Archiv f. Naturgesch. Jahrg. XIX. Bd. 4. 1853. p. 269. 270. Zeitschr. f, wissensch. Zoologie. XTl. Bd. 9 130 stände der Eier passen so ‚wenig mit der von Gegenbaurt) gegebenen Entwiekelungsgeschichte derselben, dass ich keine bestimmtere Vermu- thung wagen darf. “= ii Borstenbündel. Wie es bereits Wilms?) und Krohn®) angeben, ° finden sich auf der Oberfläche unverletzter Sagitten Bündelchen feiner, ” starrer, oft recht langer Haare., Gewöhnlich sind diese Borsten ziemlich 7 eeluassie in einer Enskebeuhe und einer Bauchreibe hinter einander i | gestellt, und die Flossen setzen sich zwischen diese Reiben an den Kör- ” per, sodass mafl auf den ersten Blick an die Borstenbündel der Anneliden \ erinnert wird. Allein die Borsten der Sagitta stehen, wie es Krohn schon © angiebt und wie ich es besonders bei der S. serrato-dentata Kr. aus 7 Messina beobachtete, auf der aus runden klaren, 0,037 mm. grossen 4 kernhaltigen Zellen bestehenden Epidermis (Fig. 28.), welche unter einem ° Borstenbündel sich zu einem Höcker erhebt. Die Borsten sind nichts als % Auswüchse der Membran einer dieser Epideriniszellen. ‘ Wenn man einen solchen Epidermishöcker bei stärkerer Vergrös- ” serung untersucht, so sieht man, däss er von seiner Basis bis zur bor— 7 stentragenden Zelle von einem Faserzug c durchlaufen wird, den man % rückwärts bis zum sogenannten Bauchsattel verfolgen kann, in den strah- " lenartig diese Faserzüge einmünden. Krohn*) hat bekanntlich diesen oft so sehr grossen Bauchsattel für einen Nervenknoten ausgegeben, ich ” kann, ebenso wie W. Busch°), nicht-daran zweifeln, dass dieser vorzüg- liche Forscher in diesem Puncte sich geirrt hat, Yodl dieser Sattel liegt ausserhalb der Muskelhaut des Thiers de mit öde Gehirn, das man im Kopfe erkennen kann, steht er in keinem Zusarnmenhang. Welche Be- deutung man aber Hleden Bauchsattel zuschreiben soll, vermag ich nicht. P anzugeben, und vergeblich sieht man sich in der von Gögenbauh beobach- | teten Entwickelung der Sagitta nach einem Fingerzeig um. N Augen. Die beiden Anke (Fig. 27.) sitzen bekanntlich in der Kör- perhaut auf eigenen rühldlichen Ganglien, die durch einen Nervenfaden N mit dem vor ihnen liegenden Hirnganglion in Verbindung stehen. Die | Augen bestehen aus en viereckigen Pigmentfleck, der innen wahr- scheinlich eine Retina birgt und der aussen auf jeder Seite etwa vieı oder fünf kleine ovale, glänzende Krystallkegel trägt: nur an der latera— len Seite des Pigmentfleckes fehlen die Krystallkegel oder sind doch auf zwei kleinere vorn Kuh hinten reducirt. Den Contour, welchen 7 k zu Halle. Bd. IV. Halle 4858. h.p. 28, al. 1. 2) 3.2.:0. p,,44. Fig. 4, 3). a. a. 0. p. 266. 267, R. 4) Anatom. physiolog. Beobachtungen über die Sagitta bipunclata. Hambu g (1844). 4. p. 13. Fig. 43, und Ueber einige niedere Thiere, im Archiv f. Anat. “u Physiologie. 1853. p. 140. 5) Beobachtungen über einige wirbellose Seethiere. Berlin 1851. 4. p. 97. 98. I 6) 2.0.0. RorDr RIE, 70, N 154 an dieser lateralen Seite des Pigmentflecks bemerkte und als Cornea oder Linse deuten möchte, habe ich nicht beobachtet, und es scheint mir mit Deydig') wahrscheinlich, dass der Bau des Auges von Sagitta sich am meisten an den der Arthropoden, etwa der Daphnien, anschliesst. Vin. ‚ Veber Loxosoma”) singulare gen. et sp. n., den Schmaretzer einer Annelide. Taf. XI. Fig. 29. Auf der äusseren Haut der oben als Capitella rubicunda beschrie- ‚ benen Ännelide von St. Vaast befanden sich fast bei jedem Individuum einige dieser merkwürdigen, etwa 0,4 mm. langen Schmarotzer, deren | genauerer Bau nach einigen in Rab führte, sie zu den Bryozben, und zwar in die Nähe der von van Beneden?) so genau beschriebenen | Pedicellina Sars zu stellen. Der Schmarotzer besteht aus einem runden kurzen Stiele 9, mit des- ‚sen fussartiger Ausbreitung er sich auf der äusseren Haut der Annelide ı befestigt, und aus einem darauf sitzenden eiförmigen Körper, dessen ‚ oberes Ende schräg abgeschnitten und mit zehn Tentakeln besetzt ist. ‚Zwischen den Tentakeln ist die Körperöffnung durch ein schmaäles Dia- } > f eingeengt, so dass man auf der ersten Blick eine gestielte Halte‘ mit schräger Glockenmündung vor sich zu sehen glaubt. Aus die- ' Sem Biken" ragt schornsteinartig eine kurze Röhre d hervor, die ' man zunächst für den Magen der Qualle halten möchte. In der Seren. ‚ ansicht klärt sich der Bau des Thiers jedoch auf. Der Schornstein öffnet ‚sich nämlich unten in einem dickwandigen Magen b, der oft gelb pig- ' mentirt ist und der an jeder Seite eine rindkehe Aussadkühg € macht. Im Grunde der Kör perhöhle entspringt aus diesem Magen nach vorn hin dd. h. nach der Seite, wo sich der schräge Mundsaum hinsenkt) ein Ca- ‚nal a, der rasch ömibiest, an der Körper Hand hinaufläuft und oben sich in den | en, der das u und die Tentakeln trägt, er- weitet. | I... Im es Schornsieine war starke, nach oben gerichtete Wim- | ‚perbew sung, ung Körner wurden aus der oberen ein e kameien Ra Bf ih Ay Buch der Histologie des Menschen und aa Thiere. Frankfurt a. M. 4857. | 8 p. 264. Be 9) 'Aokos schief, o&ue. Körper. | 3) Recherches sur les Bryozoaires. Histoire naturelle du genre Pedicellina, in Now. Mem. de !’Acad. roy. des Sc. de Belgique. T. XIX. Bruxelles 1845. 31 Seiten. 2 Tat. 9 * 132 ausgeworfen:: es scheint mir desshalb dieser Schornstein der Darm und F seine aus dem Diaphragma herausragende Mündung der After zu sein. Auch der Canal an der vorderen :Körperwand ist mit Cilien besetzt, ebenso wie der Rand des Diaphragmas; aber ich konnte keine Fortbewe- gung von Körnern darin wahrnehmen. Diesen vorderen Canal, der sich oben in den tentakeltragenden Mundsaum ausbreitet, möchte ich aber für den Oesophagus halten, und so hätten wir in diesem Thiere den typi- © schen Bau eingr Bra wo nur das ayffallend erscheint, dass der Mundsaum den After umgreift, so dass der After an den Hinterrand des 7 Mundes zu liegen kompit. Ueber dem Magen, nahe an seinen beiden seitlichen Ausstülpungen, sieht man häufig sich Eier bilden, die,eine ganz beträchtliche Grösse er- reichen und dann die Körperwand etwas vortreiben. Der genauere Ort 7 ihrer Bildung ist mir unklar geblieben, später lagen sie in der ‚Körper- 2 höhle. Zoospermien habe ich nicht beobachtet. — Bei einem 0,% nm grossen Exemplare sah ich an der äusseren Haut einen 0,04 mm. grossen ovalen Körper wie eine Knospe aufsitzen und am selben Exemplare war u ein 0,2 mm. grosses auf der äusseren Haut mit seinem Stielfuss be- ' festigt. N Aussen ist der Körper von einer Cuticula überzogen und in seiner ER: Wand erkennt man zellige und faserige Elemente. Be Die Tentakeln sind zweizeilig mit Jangen Wimpern besetzt und kön- nen sich nach der Mundhöhle bin einwärts krümmen und bei stärkerer Reizung ganz darüber zusammenlegen.. An jeder ‚der beiden längeren ‚Seiten des Mundsaums stehen fünf Tentakeln, die beiden vordersten sind etwas weiter von einander entfernt als die "anderen und bisweilen be- finden sich zwischen ihnen zwei kleine Tuberkel, IM Ei Aus.der gegebenen Beschreibung ist die Aehnlichkeit dieses Thieres mit Pedicellina nach den Angaben van Beneden’s klar. Die Pedicellina is allerdings einige Millimeter hoch und lang gestielt, und ihr After dure bohrt nicht die Wand der Mundhöhle, sondern liegt gleich ausserhalb neben ihr, aber sonst herrscht solche Uebereinstimmung im Bau, dass man diese Lage des Afters für den einzigen wesentlichen Unterschied an- sehen muss; hierzu kommt, dass bei Pedicellina die Körperwand auss um die Tentakeln trichterförmig zu einer Art häutigen gemeinsamen ‘Scheide erweitert ist!). r # 1a. A 4) Nachtrag. Erst nach dem Druck dieses Bogens werde ich auf die Bemerku von @. J. Allman {A Monograph of the Fresh-water Polyzoa, including all the know species, both british and foreign. London. Ray Society. 1856. Fol.‘ p. 19. 20. Note über Pedicellina aufmerksam, nach denen auch bei dieser Bryozoe die Stellung. Afters eine ähnliche ist, wie bei Loxosoma, und die Tentakein ebenfalls eine bilateral Bi ‚Anordnume haben. ri 133 ) IX. Veber den Bau der Augen von Fecten. Taf. VII. Fig. 10-44. Poli‘) beschreibt zuerst die smaragdglänzenden zahlreichen Körper des Mantelsaums von Spondylus und Pecien und erkannte ihre Aehnlich- keit mit den Augen höherer Geschöpfe; die Thiere dieser Muschein nannte er desshalb Argus, aber den feineren Bau ihrer Augen vermochte Poli ‚ nieht zu ergründen. Viele Schriftsteller nach diesem grossen neapolila— nischen Zootomen erwähnen die as in diesem ‘ so merkwürdigen Vor- kommen, aber erst Rob. Garner”) beschäftigt sich näher mit ihren: Bau und giebt davon in wenigen Worten eine im Allgemeinen richtige Dar- stellung. Gleichzeitig nehmen sich dann Grube?) und Krohn*) dieser in- teressanten Organe an und ich werde im Folgenden vielfach Gelegenheit haben, die genaue Beschreibung namentlich des Letzteren anzuerkennen. Will?) fand solche augenähnliche Organe bei vielen Muscheln, in der Auf- fassung aber des feineren Baues bleibt er, wie mir scheifit, weit hinter ı Krohn zurück. | ‘Die Haupifrage nämlich, die hier entgegentritt, ist die Auffassung des 1 Körpers im Auge, den man auf den ersten Blick einen Glaskörper nen- | nen 'würde. Schon Garner nennt ihn jedoch »a striated body« und Krohn, ‚ der sich prineipiell der Deutung der von ihm gefundenen einzelnen Theile ‚ enthält, vermuthet doch, disk dieser Kamen » vielleicht das Lichtein- ı drücke aufnehmende Nervengebilde selbst sei«. Will dagegen beschreibt eine eigene Retina aussen um den Glaskörper, über deren Structur er ‚nicht ins Klare kommen konnte und welche ich nicht wieder aufzufinden | vermochte ‚ und giebt an, dass der Glaskörper aus runden peliueiden Bar mir NA) Jos. Xav. Pok Testacea utriusque Siciliae eorumque bistoria et anatome tabu- \ lis aeneis iliustrata. Tom. I. Parma 4795. fol. p. 407. Tab. 2%. Fig. 4 und 53 von Spon- | dylus und p. 153. Tab. 27. Fig. 5, 14 und 15 von Pecten. | 2) On the nervous System of Molluscous Animals, in Transact. Linnean Soc. of | London. Vol. XVil. London 14837. 4. p. 488. »In Pecten, Spondylus and Ostrea we ‚ find small brilliant emeraldlike ocelli, which from their stracture having each a mi- | nute nerve, a pupil, a pigmentum, a striated body and a lens and from their situation | abıtlıe edge of the mantle where alone such organs could be usefull and also placed as in Gasteropoda with the ientacles must be organs of vision.« (read 1834) und Ab- \ bildungen in dessen Aufsatz On the anatomy of ihe Lamellibranchiate conchiferous | mals, in Transact. Zoolog. Soc. of London. Vol, II. London 1844. 4. Pl. 49, Fig. 4 | und 3. (communicaled 4835.) "..3). Ueber Augen bei aa in Archiv für Anatomie und Physiologie. 1840. p. | ae Taf. 11. Fig. 4. | 4) Ueber a Organe bei Pecten und Spondylus, in Archiv für Anato- mie und Physiologie. 4840. p. 381—386. Taf. XIX. Fig. 16. 755) Ueber die Augen der Biyalven und Aseidien, in Froriep Neue Nolizen aus dem |Gehieie der Natur- und Heilkunde. Bd. 29. Weimar 1844. 4. p.81—87 u. p. 99-103. F | Ä 134 z Zellen bestände, während Garner und Krohn ihn faserig nennen. Sie- bold‘) folgt in seiner Darstellung, wie es scheint, ganz Will, und auch St. delle Chiaje*) zeichnet eine Retina, welehe, wie im Auge der Wirbel- thiere, einen Glaskörper umgiebt, Leydig°) dagegen, dem man so viele Aufschlüsse über die riehtige’Deutung der Theile im Auge der Wirbello- sen verdankt, spricht sich im Sinne Krohn’s aus, wenn er den sogenann- ten Glaskörper als analog den Krystallkörpern der zusammengesetzten Augen ansieht. J Schon vor zwei Jahren hatte ich in Neapel und Messina: wiederholt die Augen von Pecten varius untersucht, ohne jedoch über den Baw'ir- gend weiter zu kommen, als meine Vorgänger, auch in St. Vaast kam ich an dieser Art zu a besseren Resultaten, bis ieh dort et bee hatte, die bis zu I mm. grossen Augen ing schönen, Exemplars von Pecten maximus zu untersuchen, welche desshalb so sehr viel geeigneter zur Beobachtung sind, da das Pigment nur etwa ein Drittel des Augapfels bedeckt und man so einen Einblick in den Bau des Auges thun kann, ohne es zu drücken oder sonst zu verletzen. wii Betrachtet man ein solches Auge ohne allen. Druck unter dem Mi+ kroskope (Taf. VII. Fig. 41.), so bemerkt man vorerst seine abgeplatiete Form, ähnlich den Augen von Fischen oder von Wallfischen , so dass es 4 z.B. bei 0,55 mm. Länge: 0,78 mm. Breite hat, und sieht vorn in ihm eine stark lichtbrechende Linse von 0,23 mm. Länge und 0,40. mm. Breite, die hinten viel stärker gekrümmt ist als vorn, Umgaben ist der ganze Augapfel von einer sehr festen, hyalinen, etwas concentrisch ge streiften Haut, Seleretica s, deren Festigkeit man beim Durchschneis den deutlich fühlt und deren vor der Linse, die ihr unmittelbar anliegt, 2 liegende Abtheilung man als Gornea ansehen muss. Den Raum hinter der Linse füllt eine faserige zähe Nervenmasse, Retinar, aus, welche vorn eine Einsenkung besitzt und darin den hinteren Theil der Linse aufnimmt, während zur Seite derselben ein ringförmiger Raum «bleibt, : der mir nichts zu enthalten schien, als etwa eine klare Flüssigkeit. n h Schon bei gelindem Drucke durch das Auflegen eines Deckglases (Taf. VI. Fig. 12.) wird die Form der Linse / ganz verändert, sie u nun den ganzen Raum vor der Nervenmasse aus und während sie im normalen Zustande ganz hyalin war, ist sie nun in feine Körner und fetten glänzende Kugeln zerfallen, man bemerkt aber deutlich, dass diese zer- .fallene Linsenmasse in Einer dünnhäutigen Kapsel Eingelchiüsken ist. In diesem gedrückten Zustande erkennt man aber leicht, dass die 1 x i 2 ci 4) Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der wirbellosen Thiere. Berlin 1848 s 8. p. 264. 262. 5 2) Miscellanea anatomico-pathologiea. Tomo II. Napoli 1847. fol. p. 86. (Spie- ‚gaz. delie fig.) und Tav. 70. Fig. 16, 47 und 48. ee 3): Lehrbuch der Histologie des Menschen und der Thiere. Frankfart a.M. #857. 8. P. 261. m 7 E 135 ı Retinar aus neben einander liegenden Fasern besteht, die vorn an , der Linse angeschwollen und abgerundet, kolbig, enden und die, wäh- rend sie im Allgemeinen parallel der Augenaxe liegen, doch vorn nach der Mitte der Linse convergiren, sodass sie also im ungedrückten Auge auf die vordere Einsenkung der Retina zulaufen werden. Zwischen die- _ sen kolbigen Fasern liegen besonders in der Mitte ihres Verlaufs kleine runde, glänzende oder auch granulirte Körner oder Zellen, von denen ich'nicht weiss, ob sie lose zwischen den Fasern sich befinden oder viel- leicht in den Verlauf derselben eingeschlossen sind. Taf. VII. Fig. 13. ' bilde ich einige dieser kolbigen Fasern ab, aber ich kann nicht versichern, ob’ sie noch in ihrem natürlichen Zustande sivd, da sie sich offenbar im Wasser sofort verändern und namentlich die Eigenschaft haben, leicht und stark varıkös, wie viele Nervenfasern der höheren There; zu run ' In der Axe des kurzen muskulösen Stiels, welcher das Auge trägt, york ein etwa 0,074 mm. breiter Nerv, dessbn Ursprung vom NIE teren Mantelganglion zuerst Grube (a: a. 0. gi 29) nachgewiesen hat und der sieh, wie es Krohn (a. a. O. ‚P- 383) entdeckte, kurz vor dem er das Auge unrecht, in zwei Aeste n’ und n” spaltet, von denen der cenirale n sich mit einen Ausbreitung an den Augapfel setzt, dem an dieser Sielle ‚ die Pigmentschichten fehlen. Ein Durchbohren der Sclerotica an dieser ‚Stelle und einen Uebergang der Fasern des Nerven in die kolbigen Fa- sern der Retina im Auge habe ich, so wahrscheinlich ein solehes Verhal- ten’auch ist, nicht beobachten können. —- Der seitliche Nervenast n” ‚ verläuft, wie es Krohn schon ganz richtig angiebt, aal' der Aussenfläche \ des Augapfels und verliert sich auf ihm erst vorn in gleicher Höhe mit % dem Hinterrande der Linse. , "> Man kann nach dem Vorhergehenden wohl sicht zweilein, dass jene ' kolbigen Fasern im Auge’ die lichtempfindenden Apparate, entsprechend , den Stäbehen im Wirbelthierauge, sind, und dass dem Auge des Pecten | ein Glaskörper ganz fehlt. Krohn a. a. 0. p: 385 spricht sich über diese ij faserige Substanz im Auge folgendermaassen aus’ »Die Lage, Transpa- , renz und den Umfang Ne in Betracht ziehend, würde man kaum zö- , gern, sie für den Glaskörper anzusprechen, ern nicht dieser Annahme , ihr faseriges Gefüge entgegenstände. Ist sie vielleicht das die Liehtein- | drücke aufnehmende Nervengebilde selbst, das in einem noch zu ent- ‚ deckenden Zusammenhange mit den beiden Nervenzweigen stehi?« | Ich kann mich also. nur dieser Krohn’schen Vermuthung anschliessen, | welche Leydig a. a. ©. p. 261 noch weiter präcisirt, wenn er sagt: » eh möchte vermuthen, dass dieser Glaskörper der Acephalen sich wie bei Spinnen u. a. verhält, wo er der len: | im zusammenge- 7) setzten Auge gleichw erlhie ist. « | Wie bei allen wirbellosen Thieren sind auch im Pecten-Auge die ‚freien Enden der kolbigen Fasern von der Pigmentschicht abgewandt und 136 sie bilden den vorderen oder ceutralen Theil der Retina. Die Pigment- schicht liegt unmittelbar unter der Sclerotica und besteht aus zwei Lagen, von en die äussere aus unregelmässigen kernhaltigen , mit braunen Körnern gefüllien Zellen zusammengesetzt ist und bei Pecten mazimus das hintere Drittel oder Viertel etwa des Auges umkleidet, während die innere das Tapetum bildet und kaum einzelne Zellen ent- hält, sondern nur eine feinkörnige, im durchfalienden Lichte gelblich graue Masse zu sein scheint, die im reflectirten Lichte dann die prächti- gen grünen, metallisch glänzenden Farben 'hervorbringt. Willa. a.0. p- 82 und Sıebold a. a. ©. p. 262 beschreiben ausser dieser inneren Pig- mentlage noch ein aus stabförmigen Körperchen bestehendes Tapetum, das den Glanz hervorbringe, ich habe aber diese Lage ebensowenig be- merken können, als die von diesen Forschern angeführte, um ihren Soßen h nannten Glaskörper liegende Retina. iR Bei Pecten varius ist die Sclerotica vorn. von der Linse stark , fast f halbkugelig vorgeirieben,, sodass das Auge aus Abschnitten zweier sehr ungleich grosser Kugeln besteht und da hier das Pigment über die ganze hintere Abtheilung bis zur vorderen reicht, so ist es erklärlich, wie Will ’ und Siebold die vordere Abtheilung dieses Pigments als eine Iris beschrei=- ben können, obwohl in Wirklichkeit diese Bigmendage gar nicht mit einer solchen Haut zu vergleichen ist. Sr Wir sehen hiernach im Auge des Pecten ganz den Baal dein zusam- mengesetzten Augen, wie es Leydig schon sehr richtig vermuthete, näm- lich einen hinten eintretenden Nerven, auf den wahrscheinlich als un- ° mittelbare Fortsetzung oder vielleicht durch eine Zwischenlage, von Zellen oder Körnern unterbrochen stäbchenähnliche Gebilde aufsitzen,, die vorn direct an die Linse anstossen, welche für alle Stäbchen gemeinsam ist, wie es Leydig') z. B. von Salticus abbildet, und welche vorn von der | Cornea überzogen wird, sodass man weder eine vordere Augenkammer, noch einen Glaskörper unterscheiden kann. ‚Das Pigment umkleidet hier, "| nicht jedes einzelne Stäbchen, sondern alle gemeinschaftlich, und die Ausbreitung des Nerven zu der Retina erfolgt erst innerhalb dieser Pig- )) mentschicht. | Ja 1) a. a.0. p. 256. Fig. 435. Te Fig. 1. I Fig. 2. \ Fig. 3 | Fig. 4. Fig. 5. Fig, 6. Fig. 7. ' Fig. 8. Erklärung der Tafeln. Tafel I. Lucernaria. Lucernaria octoradiata Lam. Man sieht in die ausgebreitete Glocke, unter der an einer Seite der Stiel si hervorsieht. it Tentakeln auf den acht Armen. p Randpapillen, von denen die eine p’ an der Spitze einen Haufen Nesselkapseln trägt. n Haufen von Nesselkapseln besonders im Schwimmsack. o Viereckige und an der Mündung vierlappige Mundröhre. r Die vier Verwachsungsstreifen zwischen Gallertscheibe und Schwimmsack,, wodurch zwischen ihnen in die vier weiten Radiärcanäle getheilt wird, welche am Rande bei r’ mit einander communiciren. g Geschlechtsorgane in der Wand des Schwimmsackes. m Läugsmuskeln im Stiel, m’ radiäre Muskeln im Schwimmsack , m” circuläre Muskeln im eh Durchschnitt durch die Glocke von Lucernaria erde, parallel ihrem Rande. & Gallertscheibe, a äussere, {innere Bildungshaut, z Zwischensub- stanz, mit zahlreichen feinen Querfasern. S Schwimmsack , g Geschlechtsor- gane in der Wand desselben. r Verwachsungsstreifen zwischen Gallerischeibe und Schwimmsack, R Radiärcanäle. . Radialer Durchschnitt durch die Glocke von Lucernaria octoradiata, durch die Miite eines Radiärcanals R, so dass er gerade auf eine Randpapille p trifit. n Haufen von Nesselkapseln am Schwimmsack. m’' Cireuläre Muskelfasern am Glockenrande. @ Gallertscheibe, S Schwimmsack. Lucernaria campanulata Lamx. Von der Glocke durch einen radialen Quer- schnilt über die Hälfte entfernt, so dass man ins: Innere der Mundröhre 0, des Magens v und der Radiärcanäle Rblickt. @ Gallertscheibe, $ Schwimmsaäck, st Stiel nicht durchschnitten, a äussere, © innere Bildungshaut, z Zwischen- substanz. » Nesselkapsei-Haufen, r Verwachsungsstreifen zwischen Gallert- scheibe und Schwimmsack, r’ Communication zwischen den Radiärcanälen. m‘ Radiäre Muskelfasern des Schwimmsacks, m’ eirculäre Muskelfasern des- selben. s Stelle wo der Zipfel des Schwimmsacks an die Galiertscheibe ge- wachsen ist. e Eingänge zwischen diesen Zipfeln in die Radiärcanäle. finnere Mundtentakel. g Geschlechtsorgane, die in der rechten Seite der Figur weg- gelassen sind, um die radiären Muskelfasern deutlich zu zeigen. t Tentakeln, b buckelartige Hervorragung an der Basis der fünf am meisten proximal am Arme'sitzenden Tentakeln. Einer der letztgenannten Tentakeln von der Seite, 5 die buckelartige Hervor- ragung an der Basis, die denselben Bau wie der Knopf am Ende zeigt. Tentakel von Lucernaria ocioradiata. - - = campanulata. Nesselkapseln aus dem Knopfe der Tentakeln von Lucernaria campanulata. 138 Fie. 9. Innere Haut am Schwimmsack von Lucernaria octoradiata. Vergröss. 260. Fig. 40. Querdurchschnitt durch den muskeliosen Stiel von Lucernaria campanulata. a Aeussere, i innere Zellenhaut, z querstreifige Zwischensubstanz, ! die vier Längswülste im Innern. Längsdurchschnitt, ebendaher, nach der Richtung «# der vorhergehenden Figur. k Blindsäckchen in der Fussscheibe. Bezeichnungen sonst wie in der vorhergehenden Figur. Fig. 12. Längsdurchschnitt durch den Fuss, ebendaber, um das Blindsäckchen ge- nauer zu zeigen. Bezeichnungen wie in den beiden vorhergehenden Figuren. Fig. 13. Querschnitt durch den mit vier Längsmuskein m versehenen Stiel von Lu- cernaria octoradiata, a äussere, öinnere Bildungshaut, s Zwischensubstanz. h Die vier Längscanäle an der Stelle des centralen Hohlraums. Fig.44. Drüsenartige Einstülpung der Wand des Schwimmsacks S von Lucernaria : campanulata, in Fig. 4. mit n bezeichnet, deren Wand Nesselkapseln bildet, die dann in den inneren Hohlraum fallen und bei x an die Oberfläche treten können. Fig. 15. Nesselkapseln ebendaher. a mit ausgestreckten Nesselfaden und noch in der Bildungszelle eingeschlossen. Vergröss. 360. Fig. 16. Innere Mundtentakel von Lucernaria campanulata. Die eine Seite der Wand ist drüsig verdickt und enthält keine Nesselkapseln. \ Fig. 47. Querschnitt desselben, ebendaher, um die Ausdehnung der drüsig verdiekten Wand zu zeigen. Fig. 418, Zoospermien von Lucernaria octoradiata. Fig. 44 Tafel II. | Fig. 14. Qualien. Fig. 15—22. Xanthiopus. Fig. 4, Sarsia 'clavata sp. n.' Am Magenstiel hängt eine grosse Iren rs er zwei ganz kleine. Fig. 2. Knospen am Magenstiel bbendäken! a äussere, ö innere Bildungshaut Fig. 3. Siphonorhynchus insignis gen. et sp. n. 4 Fig. 4. Die kleinen tentakelartigen Zotien am Rande der Glocke, ebendatien rRand- 3 bläschen. | Fig. 5. Oberer Theil des Magenstiels, ebendaher. c Radiärcanäle, 2 Gallertsubstanz, 3 t Hodenmasse. ale E Fig. 6. Querschnitt ganz oben durch diesen Magenstiel. Bezeichnungen wie inder vorhergehenden Figur. 7 Fig. 7. Querschnitt etwa durch die m... des ee Bezeichnungen wie in Fig. 5. hr Fig. 8. Längsschnitt darch die Keitongsugsnichle vom Magen zum Magenstiel, eben- daher. » Nesselkapseln. Bezeichnungen sonst wiein Fig. 5. Fig. 9. Eucope gemmigera sp. n. k Knospe,. ce Fig. 410. Ringgefäss mit Randkörper, ebendaher. rn Fig. 1%. Oceania poiycirrha sp. n. | ha Be Fig. 42. Basis der Tentakeln, ebendaher, mit dem Oceltus. d Fig. 43. Die Basis eines solchen Tentakels mit dem Ocellus, vom Fa Seite 4 Fig. 14. Querschnitt dureh. den Magen und die Geschlechtshöhlen von Rhizostoma Cuvierii. g Gallertmasse, @äussere, “innere Bildengshaut, Ah faltige aus a und i bestehende Häute zwischen den Er in denen die Geschlechis- producie entstehen. 2 Fig. 45: Xanthiopus viltatus gen. et sp. 'n. . Man sieht im RRFNOHN Theile: die. strang« Fig, Fig. Fi ig. Fig. | Fig. l Fig. Fig. Fig. Pie. \ Fig. Fig. Fig. Fig. IR ig, Fig. 46, 17. 48. 19. 20. 24. 22. 7. 8. 139 förmigen Geschlechtsorgane durchsehimmern und hinten diedurchscheinende Schwanzblase ganz hervorgestreckt. Vergröss. 3. Mund dieser Art, von eben. Dieseibe Art ganz zusammengezogen und am unieren Theile mit den füsschen- artigen Hautverlängerungen festgeheftet. Eine solche Hautverlängerung von der Seite. Durebschnitt durch die Haut, ebendaher. m Muskeln, f Maschengewebe, das diese Verlängerungen bilden kann. Nesselkapsel aus der Haut, ebendaher. Vorgröss. 300. Zoospermie, ebendaher, Xanthiopus bilateralis gen. ei sp. m. Der Tentakelkranz. Tafel DI. Phaseolosoma. . Phascolosoma Pnntarenase Gr. et Oerst., aus Westindien. a After. Nat. Grösse. - Antillarum Gr, et Oerst,, aus Westindien. a After. Nat. Grösse. - vulgare (Blainv.) Dies., von St. Vaast la Hougue, mit ausge- strecktem Rüssel und Tentakeln. a After. Nat. Grösse. . Phaseolosoma iaeve (Cuv.) Kef., aus Sicilien. a After. Nat Grösse. - ' elongatum Kef., von St. Vaast la Hougue. a After. Nat. Grösse. . Anatomie von Phascolosoma Puntarenae. T die in zwei Gruppen stehenden ‚Tentakein, g das zweilappige Gehirn mit zwei Augenflecken, n Nervenstrang, der bis zum Hinterende läuft und viele Seitenäste abgiebt, die im vorderen Theil eine gewisse Länge haben, ehe sie die Körperwand erreichen, r die Bauchretracioren, deren mittlere Theile abgeschnitten sind, +’ die kürzeren und dünneren Rückenretractoren, « Mesenterium, das im vorderen Theile ‚die Speiseröhre mit den Retractoren verbindet, oeOssophagus, öderzu einer Schlinge: zusammengelegte und spiralförmig gewundene Darm, I dessen schlingenförmiges Ende im Bintertheile, a der After, x Muskeln, welche den Darm dicht am After an die Körperwand befestigen, y Muskel, welcher sich gabelig theilt und sich an Darm und Oesophagus setzt, z spindelartiger Mus- kel, welcher über dem After entspringt 7’, im Hinterende sich anbeftet 2 und um den die Darmspirale gewunden und durch viele quirlständige Seiten- äste an ihm befestigt ist, B die Bauchdrüsen,, » das Mesenterium, das ihren vorderen Theil befestigt. Phascolosoma minutum Kef. Nat. Grösse. - - im durchscheinenden Lichte, wie es unter diietr ‘Drucke des Deckglases erscheint,’ bei etwa #50facher Vergrösserung. Die Be- zeichnungen sind. wie in Fig. 6. ou sind frei in der Leibesflüssigkeit schwe- bende, oft zu kleinen Gruppen zusammenhaftende Eier. Das Rlut, das viele ‚Eingeweide verdeckt oder undeutlich macht, ist nicht mit gezeichnet. . Vorderende von Phase. minutum,:von der Seite, ZL blattförmiger, an der Spitze unbewimperter Tentakel, } wimpernde Lappen, die fünf an der Zahl in einem Kranz um den Mund stelieh; g Gehirn, sch Beast n Nerven- strang, ph Schlund, oe Desophagus. . Vorderende von Phasc. minutum von der Rückenseito. Dereisiiuhgen wie in Fig. 9. Man sieht vom Gehirn g eine Nervenmasse ausgehen, sich gabelig " theilen und in den beiden Tentakeln verlieren. , Vorderende von Phasc. 'Antillarum, von der Seite. 7 Tentakeln, 6 Bauchlap- pen, p Papillen am Rüssel. Fig. 12. Fig. 43. Fig. 44. Fig. 15. Fie. . 9 Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6, Fi »2 Fig. 8 Fig. 9 Fig. 10. Fig. #4. 140 Yorderende von Phasc. Puntarenag, von der Seite. T ann, bBauchlap- pen, h Haken am Rüssel. 2 Haken von Pbasc. granulatum, 300 mal vergrössert, h zwei Haken, h’ derAn- fang der nächst höheren Hakenreihe, d Oefinung einer Hautdrüse. Haken von Phase. elongatuın, 300 mal vergrössert, R Haken von Phasc. Puntarenae, 300 mal vergrössert. Bezeichnung wie in Fig. 43. Tafel IV. Phascolosoma. Stück vom Darm von Phasc. minutum, 260 mal vergrössert. A stark wim- pernde Ausstülpungen des Darms, 4’ eine solche von oben gesehen, ER Infusorien aus dem Darm, gestreift und überall mit feinen Cilien besetzt. An der Aussenseite hat der Darm keine Wimpern. Stück vom Darm von Phasc. elongatum , 260 mal vergrössert. A Aussackung am Darm. /Infusorium aus dem Darminbalt. Der Darm ist innen und aussen mit Cilien besetzt. z’Spindelartiger Muskel, z’ ein quirlstindiger Ast dessel- ben der sich am Darm befestigt. Stück vom Nervenstrang von Phasc, elongatum , 260 ınal vergrössert;, Man siebt die kernhaltlige dünne Scheide, den körnigen und Ba inhalt WR 4 die abgehenden Seitenäste. | Vorderende eines etwa 45 mm. langen Exemplars von Phase. et mit eingezogenem Rüssel, unter dem Drucke des Deckglases fast von der Seite. h Dieim eingestülpten Rüssel sichtbaren Hakenkränze, T die Ten- takeln, g das Gehirn, hier mit vier Augenflecken ‚sch der Schlundring mit abgehenden Nerven, n Nervenstrang, ph Schlund, oe Oesophagus, r Retrac- toren, scontractiler Schlauch des Tentakel-Gefässsystems, über dem Schlund- ring liegt das Ringgefäss s’, das mit dem Hohlraum jedes Tentakels in Ver- bindung steht. F Vorderende eines etwa 45 mm. langen Exemplars von Phasc. elongatum, aus dem Thier herausgeschnitten von der Rückenseite. w Körperwand, k Rücken- lappen in den eine Ausstrahlung des Gehiras eintritt, die andern Bezeich- nungen sind wie in Fig, 4. R Stück der Wand des contractilen Schlauches des Tentakelgefässsystems von Phasc. elongatum, in contrabirtem Zustande. 'w Die kernhaltige Wand, in- nen und aussen mit Cilien beselzt, s REDE als Inhalt des Schlauches. # 260 mal vergrössert. | . Stück vom contractilen Schlauch des PETER von Phase. Ko h tillarum, mit den vielen mit Blutkörpern gefüllten blinden Aussackungen. . Ende siner solchen Aussackung, im Grunde mit den kernhaltigen Blutkör- pern gefüllt; bei « sieht man die kernhaltige Wand einer solchen Aussackung. . Blutkörper von Phasc. elongatum, 260 mal vergrössert, a von oben und von h; der Seite, b nach Zusatz von Wasser oder Essigsäure, wo der Kean hervor- tritt, ce mdulbeerförmige Klümpchen aus dem Blute. ; Blutkörper von Phasc. Puntarenae (Spiritusexemplar). a Deutliche Zeile 7 b feinkernige Kerne, die auch in grosser Menge vorkommen. 2 Dürchschnitt durch ‚die Haut am hinteren Theile des 'Rüssels von Phaso- | Puntärenae, wodurch eine Hautpapille p geöffnei. und die darin enthaltene Hautdrüse d freigelegt ist. m. Ringmuskeln, m’ Längsmuskeln, & Verbindung zwischen der Haufdrüse und der Muskulatur. 400 mal vergrössert: Fig. AB. Fig, 2. Fig. 3. | Fig. 4. en Re Fe = 2 es; ze R ® a \ di! 6} | Fig. 12. Fig. 1. 12% Ausmündung.einer Hautdrüse von Phase. Puntarenae, 5 von der Seile, d die Haut der Drüse, e Verdieckung in der Wand des’ Ausführungsganges, a von oben. | ! Ansicht einer Hautpapille von: innen; die Papille selbst ist durch einen Flächenschnitt entfernt und man sieht die gestrichelte Haut, welche die Papille nach innen abschliesst, und das Loch in ihrer Mitie, durch welches die Verbindungsfasern zwischen der Drüse und der Muskulatur bin- durch treten. Tafel V, ' Nemertinen, Borlasia mandilla (Quat.) Kef. Vorderende von der Bauchseite, Man sieht die Augen von der Rückenseite durchschimmern. k Kopispalten, s Seitenorgane, s' Verbindungssirang zwischen Gehirn und Seitenorgan. Körper aus der Leibesböble, ebendaher. Vergröss, 260, Rüssel, hervorgestülpt, ebendaher. DDrüsentheil, P Papillen tragender Theil. Rüssel, eingezogen, in Ruhe, ebendaber. DDrüsentheii, P Papillen tragender Theil, a vorderer Theil des stacheitragenden Apparats, 5 hinterer Theil des- selben, c Stilet, d Nebenstacheln, e Basis des Stilets, f Einstülpung der Haut neben dem Stilet, g Pigmenthaufen unter den Nebenstacheln, k bulbusartige Anschwellung des Ausführungsgangesn des Drüsentheils D, k Ausführungsgang zur Basis des Stilets, d Längsmuskulatur des Ausführungsganges, | Längs- muskulatur des Rüssels, r Ringmuskulatur desselben. . Papille vom Rüssel, ebendaher, Vergröss. 260. . Darmausstülpungen », Körperwand mit äusserer Haut a und Längsmuskeln l, Nerv n und Ovarium ov, ebendaher. Vergröss. 260. . Seitennerv, ebendaher. a körnige Hülle, 5 längsstreifiger Inhalt. Ver- gröss. 260. . Oerstedia pallida Kef., Vorderende von der Rückenseile; s Seitenorgan, o Mund, der unter dem Gehirne liegt. Vergröss, 40. . Die eine Gehirnhälfte, ebendaher, mit den beiden Otolithenblasen. . Borlasia splendida Kef., Vorderende von der Rückenseite. Das Pigment der äusseren Haut ist weggelassen. s een Vom Gehirn treten die starken Nerven zu den Augen. . Eingang zum Seitenorgan s, ebendaher. . Kopf, ..., von der Seite, um die Kopfspalten zu zeigen. & = «=. Bauchseite mit dem unteren Ende der Kopfspalten. h Vorderende von der Rückenseite, ebendaher. Vergröss. 5. . Stück des Körpers, ebendaher, von der Bauchseite, um die feinen Querge- ‚dässe zu zeigen. Bisweilen erschienen diese wie bei a, ‚gewöhnlich wie hei b. ' Vergröss. 20. | .„Papillen vom Rüssel, ebendaher. Vergröss. 260. . Blutkörper, aus den Gelässen, ebendaher. Vergröss. 260. . Muskelfasern aus dem Rüssel, ebendaher, angespannt und gerade, erschlafft und in Zickzack-Biegungen. Vergröss. 260. Tafel .VI. Nemertinen. iosurhochtein upasehti Kef., Vorderende von der Rückenseite. Vorn sieht ‚man die drei Lappen und die Oeffnung des Rüssels # an der Bauchseite. Fig. 142 s Seitenorgan, m Muskulatur, a äussere Haut. Am Darme sieht man die Fäden, 2 4 weiche ihn an der Leibeswand befestigen. Vergröss. 30. 2. Ein 0,7 mm. langes Junge aus der Leibeshöhle, ebendaher. g Gehirn, m’ Ver- dickung der Muskulatur im Kopf. Am Rüssel sieht man zwei hintereinander liegende Abtheilungen. 3. Ein 0,4 mm. langes Junge aus der Leibeshöhle, ebendaher. Bezeichnungen e wie in den vorhergehenden Figuren. Ausstülpung des Darms von einem 8 mm. langen Jungen, ebendaher. . Zellen mit Concrelionen aus der Darmwand, ebendaher. Vergröss. 260. Cephalothrix longissima Kef,, Vorderende von der Bauchseite. Vergröss. 20. Inn m sel und die räthselhaften Körper 2. Vergröss. 80. 8. Kopfspitze, ebendaher, um die streifige Structur der äusseren Haut zu zeigen, ’ Vergröss. 160. 9. Die Spitze des Kopfes, ebendaher, mit dem Querlappen !. Vergröss. 260. . 40. Zoospermie, ebendaher, mit 0,004 mm. grossem Kopf. F; . 44. Cephalothrix ocellata Kef,, Vorderönds, von der Seite. o Mund, n Seitennery, | r Rüssel. Vergröss. 20. g. 19. Ebendasselbe von der Rückenseite. 4 ig. 413. Gehirn, ebendaher, d Rückencommissur, ® Baucheommissur. | g. 44. Körperwand, ebendaher. c Cuticula, a äussere Haut mit Krystallen, m Mus- kulatur, n Nerv. Vergröss. 260. ‘. 45. Krystalle aus der äusseren Haut, ebendaher, stärker vergrössert. . 46. Papillen am ausgestülpten Rüssel, ebendaher. Vergröss. 260. i g. 47. Eier in den Eierschläuchen, ebendaher. In den dicken Wänden der Schläuche E scheinen sich Eier zu bilden. Vergröss. 260. Tafel VII. 9.4—5. Nemertinen. Fig. 6—9. Balanoglossus. Fig. 10-12. Augen von * Peeten. 4. Nemertes octoculata Kef., Vorderende von der Rückenseite; s Seitenorgan. Vergröss. 60. 2. Gehirn-Hälfte von der Bauchseite, ebendaber., 8 3. Querschnitt.durch diebintere Hälfte einesCerehratulus marginatus. Ähsissunll lı Haut, d Drfüsenschicht, p Pigmentlage, ! innere, !’ äussere Längsmuskeln, e} innere, c€' äussere Ringmuskeln. v Darm, r Rüssel, ov Ovarien, n Nerv, 9 Rückengefäss, g’ Seitengefässe auf der Bauchseite. Vergröss. 40. 4. Querschniti durch die vordere Hälfte, ebendaher. Bezeichnungen wie in der) % vorhergehenden Figur. g” vielleicht ein zweites Seitengefäss jederseits. Man sieht den Gefassring und die Muskeln die den Dar befestigen, wie die ra- diären Muskeln der Körperwand. Vergröss. 46. 5. Querschnitt durch den ausgeworfenen Rüssel, ebendaher. » Papillen Haut; lerste, !’ zweite Längsmuskeischicht, c erste, c’ zweite Ringmuskel- schicht, a und 5 Schleifen zwischen c und c’ die r durchkreuzen. Ver- gröss. 10. 6. Balanoglossus clavigerus d. Ch., vor der Rückenseite. r Rüssel, ! Kopf, a vorderer, 5 zweiter Abschnitt des Körpers. Nat. Grösse. ; . Vorderende, ebendaher, von der Bauchseite. r Rüssel, t Kopf, © Eingang in den Canal v, h’ Eingang in den Canal. h. Nat, Grösse. “1 + Kopfspitze, ebendaher, von der Bauchseite. Man sieht das Gehirn, den Rüs- ° 8. Querschnitt: durch die vordere Abtheilung des Körpers, ebendäher. Halb po 143 ‚schematisch. A Oberer, v unterer Canal, z Seitencanäle, y Ausmündunss- stelle grosser Schleimdrüsen. Fig. 9. Stück von einem Querringe aus der dr des Canals v in der vorderen Kör- perabiheilung, Vergröss. 60. "Fig, 40. Zapfen vom Mantelrande von Pecten maximus mit dem Auge. Fig. 41. Auge, ebendaher, ohne Druck, s'Scierolica, p Pigment, i Tapetum, das über: das Pigment inudrueh: r Retina, & we Flüssigkeit gefüllier Raum, ® Augennerv, n’ Zweig des Nerven zur Retina, n’' Zweig desselben zur äusseren '„Augenhülle, Vergröss. 60. il Fig, 12, Auge, ebendaher, mit dem Deckglase gedrückt. ? ehe Linse. Bezeich- nungen wie in u vorhergehenden Figur. Fig, 13. Kolbige Fasern aus der Retina, ebendaher. Vergröss. 260. Fig. 44. Zeilen oder Körner aus der Retina, ebendaäher.: Vergröss. 260. u E |: Fig, oa Hölln A Tafel VIII, Anneliden | i. Nereis Beaucoudrayi Aud. et Edw., Vorderende von der Rückenseite, Maw sieht den Rüssel eingezogen und den Anfang des Darms i, mit dem Oesopha- ...gus # und den beiden Drüsen s. Vom Segmente V—VIlI existirt ein Haupt- 2. Ri U 4 ip 4. 9. 6. 8... En AN, a, BR gefässnetz nur in der Fussstummeln auf der Rückenseite, im Segmente IX giebt das Rückengefäss zuerst ein dorsales Ringgefäss m ab, welches bei & in das ventrale Ringgefäss n übergeht und auch aufder Rückenseite ein Haupt- gefässnetz speist. c Rücklaufender Ast des Rückengefässes, welcher das Wundernetz b’ bildet; d ein ähnlicher Ast, der auf dem Rüssel ein Gefässnetz d’ speist; g ein Ast des Rückengefässes, welcher zum Wundernetze g’ führt, Rüssel und Segmente VI—IX von derselben, von der Bauchseite, Im Seg- mente V— VIII giebt das Bauchgefäss nur ein Seitengefäss l ab, welches das Gefässnetz der Fussstummel und der Bauchseilte (wo es weggelassen ist) bildet, und einen Ast h, der im nächst folgenden Segmente sich auf dem Darme ver- zweigt h’, und der nur im Segmente Vi und VH vollständig gezeichnet ist. Im Segmente IX ist das Hauptgefässnetz angegeben und das Ringgeläss n, das bei k ins dorsale Ringgefäss m übergeht und hier zuerst ausgebildet ist. a Theilungsstelle des Bauchgefässes, b dessen Aeste zum Wundernetze b’; e Ringgefäss am Rüssel.. Buchstaben fast wie in der vorhergehenden Figur. ‚Fusssiummel, ebendaher, von hinten. d Rückeneirrhus, v Bauchecirrkus. ‚Ausgestülpter Rüssel, ebendaher, von der Rückenseite. Vergröss. 2. - - = - ‚- Bauchseile. Vergröss. 2. und Fig. 7. Zusammengesetzte Borsten, ebendaher. | Nereis agilis sp. n., Vorderende, von der Rückenseite. Man sieht den Rüssel mit Kiefer und Kieferspitzen durchschimmern. Vergrösserung. ‚Fussstummel, ebendaher, von hinten. d Rückencirrhus, v Baucheirrhus. = - von der Rückenseite. k Kapsel mit gewundenen Canälen. & Verknäulte Canäle, y deren Ausführungsgänge. Die Kopffühler der linken Seite, ebendaher. k Kleiner Kopffühler, X grosser Kopffübler, @ Endglied, 5 Basalglied desselben. G Gehirn, oc vorderes linkes Auge, m Muskel im Basalgliede von K, w äussere "Wand vom Basaleliede, ‚Vergrösserung. ER: 12. Stück von einem mittleren. Kopffühier von Bo Beaucoudrayi, um die Endigung der Nerven in demselben zu zeigen. Vergrösserung. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. " Fig. Fig. Fig. 44, 15. 46. 417. 48. 20. in 5 na u ae a in ee in 1. m WW 8. 49. . 30. 2. 22. 8. . 24. . 25. .. 26. Nor, . 28. 8.29. . Prionognathus ciliata gen et sp. n., Vorderende, von der Rückenseite,; man . Lumbriconereis fingens sp. n. Vorderende vom Rücken. . Hinterende desselben Thiers vom Rücken. . Vorderende, ebendaher, vom Bauch, um die Lage des Mundes zu zeigen. . Fussstummel, ebendaher, von vorn. . Derselbe, von oben. , Kiefersystem, ebendaher, von der Rückenseite des Schlundes. . Kiefer, ebendaher, von der Bauchseite des Schlundes. . Hakenborste, ebendaber. . Fiossenartig erweiterte Haarborste, ebendaber. , Lysidice ninelta Aud. et Edw. Vorderende vom Rücken. Das zweite borsten- solo on >» . Hinterende desselben Thiers, vom Rücken. . Kopf, ebendaher, von der Bauchseite, . Vorderende, ebendaher, von der Seite. ‚ Fussstummel, ebendaher. d Rückencirrhus, . Zusammengeseizte Borste, ebendaher. . Hakenborste, ebendaher. ” . Glycera capitata Oerst., Vorderende vom Rücken. Man sieht das Gehirn und 144 sieht die zwei Paar Kiefer und die Blutgefässe durchschimmern,. f ventraler, f dorsaler Kopffühler. 2 Seitengefässe, b Bauchgefäss, e Herzen. Ver- 7 grösserung. I Hinterende, ebendaher, von der Rückenseite. a medianer, dorsaler Aflort 4 circhus, @’ lateraler, ventraler Aftercirrhus. 5 Seitentheil eines Querschnitts durch denselben Borstenwurm, um den Fuss- stummel, dessen Bewimperung und Blutgefässe zu zeigen. d Rückencirrhus, » Baucheirrhus, I Seitengefäss, s davon ausgehende seitliche STR SUNILEGEE 7 b Bauchgefäss. | Kiefer von der Rückenseite des Schlundes, ebendaher. - - - Bauchseite des Schlundes, ebendaher. und 19, Borsten aus der oberen Lippe des Fussstummels, ebaikihe. 4 Zusammengesetzte Borsten aus der unteren Lippe des Fussstummels, eben- daber. Tafel IX. Anneliden. tragende Segment ist ohne Pigment. den Schlundring und die beiden zu den vorderen Kopffühlern gehenden Ner- ven durchschimmern. Hinterende, ebendaher, von der Rückenseite. Vorderes Ende eines Kopffühlers, ebendaher. Warzenförmiger Tentakel von der Basis des Kopflappens, ebendaher. Eine Nerveniaser mit dem Endstäbchen aus diesem Tentakel. Ein Kiefer aus dem Rüssel, ebendaher, mit der daran hängenden Drüse. Fussstummel aus der Mitte, ebendaher. Ei Derselbe von oben. | a Fussstummel vom Hinterende, N au Zusammengesetzte Borste, ebendaher. | Säbelborste, ebendaher. " Fussstummel aus der Mitte von Glycera eonvohale sp. n., d Rückencirrhus, b Kieme. ( Zusammengeselzie Borste, ebendaher. Fig. 30. Fig. 34. Fig. 32. Fig. 33. Fig. 34, Fig. 35. Fig. 36. Fig. 37. Fig. 38. Fig. 39. Fig. 40. Fig. 4. Fig. 42. Fig. 43. Fig. 44. Fig. 45. Fig. 46. Fig. 47. Fig. 48. Fig. 49. Fig. 50. 1&5 Stück von einem Kopffühler einer Polynoe von St. Vaast mit den Nerven- endigungen. Eine dieser Nervenendigungen, 0,05 mm. lang, 0,008 mm. dick am ange- schwollenen Ende. Psamathe cirrhata sp. n. De vom Rücken. Fussstummel, ebendaher, d Rückencirrhus, v» Bauchecirrhus, f blattartige Er- weiterung. Rüssel ausgestülpt, ebendaher. Papille desselben. Zusammengesetzte Borste, ebendaher. Syllis oblonga sp. n., Vorderende vom Rücken. Vom Ill. Segmente ist die Körperwana nicht mehr gezeichnet, der Darmcanal aber noch bis zum XXI. Segment ausgeführt. Vorderende, ebendaher, von der Bauchseite. Rüssel, ebendaher, ausgestülpt, mit den Papillen und dem Zahne z. Zwei Segmente, ebendaher, aus dem hinteren Drittel, mit den Segmental- organen S. Ein solches Segmentalorgan. Fussstummel, ebendaher, d Rückeneirrhus, v Bauchcirrhus. Zusammengesetztie Borste, ebendaher. Zoospermie aus der Leibeshöhle, ebendaher. Syllis divaricata sp. n., Vorderende vom Rücken. Fussstummel, ebendaber, d Rückencirrhus, » Baucheirrhus, 00 Ovarium. Zusammengesetzte Borste, ebendaher, Eine junge 0,5 mm. iange Syllis, vielleicht zu Syllis divaricata gehörig. Vor- derende, von der Rückenseite. Eins der linsentragenden Augen, ebendaher. Zusammengesetzie Borste, ebendaber. Tafel & ; Anneliden. Fig. 4. Leucodore ciliata Johnst. Vorderende, von der Rückenseite. * Fig. 2. Hinterende, ebendaher, von der Rückenseite. * Fig. 3. Vorderende, ebendaher, von der Bauchseite. ie. - - von der Seite. Fig. 5. Fussstummel, ebendaher, vor den kiementragenden Segmenten. Fig, 6. - - Kiemen b tragend. Brig: 7: - - - hinter den kiementragenden Segmenien. "Fig. 8. Kiementragender Fussstummel, ebendaher, von der Rückenseite. Fig. 9. Borsten aus dem V. Körpersegmente, ebendaher. Fig. 40. Säbelborste, ebendaher. Fig. 41. Hakenborste, ebendaher. Fig. 42. Colobranchus ciliatus sp. n., Vorderende, von der Rückenseite. | Fig. 13. Zwei Segmente aus der Mitte, ebendaher, von der Rückenseite. 2 Fig. 44. Hinterende, enendaher, von der Rückenseite. Wahrscheinlich etwas be- je: „schädigt. Fig. 45. Fussstummel, ebendaher. r Rückengefäss, b Bauchgefäss. Fig. 16. Hakenborste, ebendaher, a von der Seite, b von vorn. | Fig, 47. Haarborsten, ebendaher. . Ei aus der Körperhöhle, ebendaher. 0,2 mm. gross. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XI. Bd. 10 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. ww Fig. Fig. Fig. Fig. Fig: Fig Fig. 49. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. g. 29. 30. 155) In Wi m ww 146 Cirratulus borealis Lam. Vorderende von der ana mehr s wimpernde Schläuche, r Rückengefäss. Hinterende, ebendaher, von der Rückenseite. Hälfte eines Körperquerschnittes, ebendaher. Gekrümmte Nadelborste, ebendaher. Cirratulus bioculätus Sp. n. Vorderende von der Rückensiete. r und s wie in Fig. 19 Hinterende, ebendaher, von der Rückenseite. Ein Auge und eine Wimpergrube vom Kopf, ebendaher. Haarborsten, ebendaber. a Gekrümmte Nadelborste, 5 Hakenborste, ebendaher. Cirratulus filiformis sp. n. Vorderende von der Rückenseite. Hinterende, ebendaher, von der Rückenseite. Vorderende, ebendaher, von der Seite. Es ist das Gefässsystem , mit AUNT nahme des Gefässnetzes in der Haut, eingezeichnet. Tafel XI. .4—28. Anneliden. Fig. 29. Loxosoma. Fig. 30. Rhabdomeolegus. . Polybostrichus Müllerii Kef. Vorderende von der Bauchseite, Man sieht das Gehirn mit den beiden unteren Augen, den Schlundring und den Bauchstrang a durchschimmern und neben diesem den Contour des Darmes. In den drei vordersten Paaren von Fussstummeln befinden sich die Hoden: db deren lap- piger, c deren wulstiger Theil, d Muskeln für die Fussstummel, @ strahlige Zeichnung in der äusseren Haut, f Körperdissepimente. . Hinterende desselben Thiers von der Bauchseite ; den auf der Rückenseite liegenden After sieht man durchschimmern. ‚ Fussstummel aus der hinteren Körperabtheilung, ebendaher. . Nadelborste, ebendaher. . Zusammengeselzte Borste, ebendaher. . Zoospermie, ebendaher, aus der Leibeshöhle. . Capitella rubicunda sp. n. Vorderende, von der Rückenseite, mit ausge- stülpten Kopffühlern. Nur am letzten Gliede ist die Täfelung der Haut ge- zeichnet. a Gelippte Mündungen. : . Zwei Körpersegmente zwischen dem X. und XVI. bergenommen, von dem- selben Thier, von der Rückenseite. Nur hinten an der Zeichnung ist die © Täfelung der Haut angegeben. a Gelippte Mündungen, b strahlig eingezogene { Mündungen, s Segmentalorgane. . Vorderende des Körpers, ebendaher, von der Seite. Der Rüssel, nur im Contour gezeichnet, ist ausgestülpt. . Hinterende, ebendaher, von der Seite. c braun pigmentirte KeR WR der hin- teren Segmente. . Zwei Körpersegmente nahe dem Hinterende, ebendaher, von der Bauchseite, c Wie in voriger Figur, drunde Oeffnung des Segmentalorganes, . Segmentalorgan s durch die Körperwand durchschimmernd, ebendaher, aus dem mittleren Drittel des Thiers, fast von der Rückenseite. e Aeussere, fin- nere Oeffnung des Segmentalorgans. g Bauchstrang , durchsehimmernd. . Gehirn, ebendaher, von der Rückenseite. Die Augen Bind nicht mit gezeichnet. | . Körperdurchschnitt, ebendaher, aus der vorderen Körperabtheilung. 1 - - aus dem mittleren Drittel des Thiers. - - aus dem hinteren Drittel des Thiers. 147 . Hakenborsien, ebendaher, aus der hinteren Körperabtheilung. . Haarborsten, ebendaher, aus der vorderen Körperabtheilung. . Segmentalorgan von Terebella gelatinosa sp. n., von der Seite. a Pigmentirter Arm, a’ dessen innere Mündung, 5b pigmentloser Arm, b’ dessen äussere Mündung. d Rückenstummel, v Bauchstummel. . Zwei Segmentalorgane, ebendaher, von der Rückenseite durch die Haut schimmernd. Buchstaben wie in voriger Figur. c Drüse an der Bauchseite der Körperhöbhle. . Haken aus den Bauchstummeln, ebendaher. . Säbelborsten aus den Rückenstummeln, ebendaher. - von Filograna implexa Berk. . Haken, ebendaber. . Linker Eierstock von Sagitta setosa Müll. w Körperwand, a Seitencanal mit Samen gefüllt, b Mündung des Canals, ce d Entwicklungsstadien von Eiern. . Loospermie, ebendaher. a Vorderende einer solchen bei stärkerer Ver- grösserung. 27. Linkes Auge von Sagitta rostrata W. Busch. . Epidermishöcker von Sagitta serrato-dentata Krohn, w Körperwand, 5 Bor- stenbündel, c Faserstreif zu diesem. . Loxosoma singulare gen. et sp. n., von der Seite. a Oesophagus, b Magen, ce seitliche Ausstülpung desselben, d Darm, e After, fDiaphragma am Mund- saum, g Stiel des Körpers. — Körperhöhe mit Stiel und Tentakein 0,4 mm. . Rhabdomolgus ruber gen. et sp. n. a Kalkring um den Mund, 5 Otelithen- blasen, e Polische Blase, d Darm, e After, oo Ovarinm. all S RS x SI 00, schrift £ twisvenschaftl. „el, / f 2 i A, er S 4 De. 7 Te Yırıfö Kwissenschaftl. Zoologie Bd.AH. u ne 1) %0 SORTE TE en ed 07 KOM } von 1Cg SNNNNTITTTTATTER, Eee REN Sets tschrifl Kwissenschafll. Zoologie Bd. hrlt E wissenschalll. Zoologte Bd. lsc ehe ae A x Ale PURE DERIERP We. : ar r ent u. — a Titschrifi Proissenschafll. Zoologie Bd. Prem au NESTEHUDDERUNG techrilt Kuonssenschafll Zoologte BAT. Zei NET FAN ar ETTLTERTTTEE OR Rgs The RN BER TAM ne eh ET Neem u EM ne er TE ur Dee a 17 Me re wa re remain - mo den ’ ar re i s ER Satrchrilt £ wissenschafll. Gologie BAM. — N ErnluR h Enke BPP222222%4 techrütkiwzswenschaftl. Zoologie BdAL sel Arc ” h rn Nana Rn ar) ia a un \ me) A a eiteehrili Lanissenschaltl. Zoologie Bd. IX. r u net . Na \ “ a EEE ER f Wr Er a ee ir Da" nn er ra mie ET fi ONE i “ TRETEN ke er Ser N Zatschrulf # wissenschafdl. Dologıe Bd. zZ N a AN ) 12 uurura . 1 ze Untersuchungen über die letzten Endigungen der Nerven. Von A. Kölliker. Erste Abhandlung. Vober die Endigungen der Nerven in den Muskeln des Frosches. Hierzu Tafel XIL—XVI. Die Veranlassung zu dieser Arbeit gaben vor Allem die neuen Un- jersuchungen von w. Kühne (Ueber die peripherischen Endorgane der “ notorischen Nerven. Mit5 Tafeln. Leipzig, W. Engelmann, 1862. a deren ebnissei in hohem Grade auffallend und für die Physiologie bedeutungs- \ voll erscheinen, nächstdem auch der Wunsch, die Angaben auch der an- ‚d ern neuern Bshschter in diesem Gebiete, von Schaafhausen und von L. Beale, bei einem Thiere zu prüfen, das für solche Forschungen auf je- an Fall als in hohem Grade günstig anzusehen ist. — Nach W. Kühne’s Untersuchungen gehen beim Frosche die Nervenpri- itivfasern dunkelrandig bis an die Muskelfasern beran, dringen dann n das Innere derselben ein, werden blass und enden theils mit ien, zugespitzten Ausläufern, theils mit besondern, eigen- mlich gebauten Endorganen, den Nervenendknospen von ühne. Die genaueren Verhältnisse betreffend, so soll an der Eintritts-- elle der Nervenröhren in die Muskelfasern die eigentliche (Schwann’- sche) Nervenscheide mit dem Sarcolemma verschmelzen und _ da das Nervenmark in der Regel hier aufhört — die blassen Ner- I venröhren im Innern der Muskelfasern einfach Fortsetzungen des Axencylinders sein. Dieser verzweigt sich dann nach X. in einem ältnissmässig kleinen Bezirke mehrfach, se dass 5—10 und mehr gungen aus demselben hervorgehen, und an dieser Verzweigung a dann da und dort, iheils seitlich, theils endständig, die Nervenend- pen an in Gestalt länglichrunder körniger Körperchen mit meist zu- pitztem äusserem Ende und von geringerer Grösse als die Muskelkerne, ‚nen Kühne bei 1000-1800 maliger Vergrösserung noch einen beson- jeren Bau gesehen zu haben glaubt. Jede Knospe nämlich soll bestehen: Zeitschr. f. wiss. Zoologie. XI. Bd. AA — rn 8 rer -unrteeagg - .—ge Se NE SEEN u Dh rn en ee er are Ge a aueh X TE LET ti 150 i) aus einer äussern körnigen Umhüllung, die am freien Ende wie pin- selförmig zerfasert sei oder wie einen büschelförmigen Anhang besitze — und-2) aus einem innern Faden, der ein Ast des Axencylinders sei, an dem die Endknospe ansitze, und im Innern dieser in ein birnförmiges Körperchen ausgehe, das fast immer mit kleinen Kügelchen erfüllt er-- scheine, welche sehr verschieden seien von dem feinkörnigen Inhalte der übrigen Knospe. Diesem zufolge steht Kühne nicht an, eine gewisse Aehnlichkeit dieser Endknospen mit den Pacini’schen Körperchen hervor- zuheben, immerhin hütet er sich jedoch, diese Aehnlichkeit weiter zu betonen. Vergleicht man diese Angaben mit dem, was man bisher über die Endi- gungen der Nerven in den Froschmuskeln wusste, wie sich diess vor Al- lem in den bekannten Arbeiten von R. Wagner und Reichert niedergelegt findet, so ergeben sich solche Unterschiede, dass man unmöglich an Beob- achtungsfebler der bisherigen Forscher denken kann, sondern veranlasst wird, vor Allem die Frage sich vorzulegen, welche Untersuchungsweisen in dem einen und andern Falle angewendet wurden. Und da ergiebt sich dann allerdings, dass die bisher beliebte Behandlung der Muskeln mit Kali oder Natron causticum oder mit stärkerer Essigsäure zarte blasse Nervenenden, wie sie Kühne beschreibt, unmöglich zur Anschauung bringen konnte, indem diese Reagentien solche entweder zerstören oder zu blass machen mussten. Kühne dagegen hat hei seinen Untersuchungen eines ganz neuen Verfahrens sich bedient, und erklärt sich so von vorn herein, warum es ihm möglich wurde, eine genauere Einsicht in das Verhalten der Nervenenden der Muskeln zu gewinnen. Derselbe erweicht einen Muskel (zur Untersuchung diente ihm vor Allem der Gastrocnemius) in einer sehr verdünnten Schwefelsäure (0,4 Gr. Schwefelsäure von 1,83 spec. Gew. in 4 Liter Wasser) während 24 Stunden, und wäscht denselben dann mit destillirtem Wasser so lange aus, bis das Wasser blaues Lack- muspapier nicht mehr färbt. Hierauf kommt der Muskel mit destillirtem Wasser auf 24 Stunden in eine Temperatur von 35—40° C. und wird, wenn diess geschehen ist, so lange mit Wasser in einem Proberöhrcehen heftig geschüttelt, bis die Fasern einzeln in der Flüssigkeit herumtreiben, welche dann für sich untersucht werden. Ausserdem erforschte Kühne auch ganz frische, einzeln herausgeschnittene Muskelfasern des Gastro- cnemius in Humor vitreus oder Blutserum, sowie nach der Methode von Budge durch chlorsaures Kali und Salpetersäure einzeln für sich darge- stellte Fasern, mit Bezug auf welche Verfahrungsweisen alle die Einzeln- heiten in seiner Schrift nachzusehen sind. — | Da somit offenbar Alles auf eine zweckmässige Behandlung der Mus- kelfasern und Muskeln ankommt, so wandte ich in erster Linie diesem Gegenstande mein Augenmerk zu. Ich prüfte theils die Verfahrungs- weisen von Kühne, theils versuchte ich neue Reagentien, und unter diesen finden sich einige , die unbedingt denen von Kühne an die Seite gesiel ’ 154 werden dürfen, ja wie ich behaupten möchte, selbst den Vorzug vor den- - selben verdienen. Es sind folgende: Er: N) Essigsäure. "Da verdünnte Essigsäure schon vor langer Zeit bei der Dar- 4 stellung der blassen Hautnerven der Maus mir vortreffliche Dienste ge- "leistet hatte, so versuchte ich vor Allem dieses Mittel, und siehe da, das- ‚selbe ergab vortrefiliche Bilder. Es kommt jedoch Alles auf die Stärke der Säure an, und habe ich, nachdem ich anfangs auf Gerathewohl eine verdünnte Lösung angewendet hatte, ermittelt, dass eine Lösung, welche Fauf 100 Gem. Wasser 8—12—16 git. Ac. acet. concentratum von 1045 spec. Gew. enthält, die günstigste ist. In einer solchen Lösung wird | der Hautmuskel der Bra des Frosches schen in 4°%—2 Stunden so durchsichtig, dass die letzten Nervenenden sichtbar sind. Uebrigens ‚sind auch noch dünnere und viel stärkere Essigsäurelösungen unter Um- ‚ständen brauchbar, doch haben mir dieselben bisher keine so gleich- _ bleibenden EN geliefert, wie die bezeichnete Mischung. Ist ein- mal ein Muskel in einem günstigen Zustande, so lässt sich derselbe in einer 1—2 %, Essigsäurelösung, wie es Schöne: beliebig lange erhalten, wenn man ihn in einem wohlverschlossenen Glase aufbewahrt. Eh 2) Salzsäure von pro mille. | Da die Untersuchung der Nervenenden in den Muskeln und zwischen den Muskelfasern vor Alleln durch die verhältnissmässige Undurchsich- tigkeit dieser, ihre Quer- und Längsstreifen behindert wird, so verfiel ich auf den Gedanken Mittel Se den: die ohne eingr fand zu sein, doch die Muskelfasern aufhellen. Hier She vor Allem verdünnte Salzsäure h empfehlen, die, wie längst bekannt, den Muskelfaserstoff auf- löst (s. auch Brücke in Wien. Sitzber. 1861.), dagegen, wie Lehmann und ich nachgewiesen haben, die Axencylinder derNervennicht an- eift, undin der That a auch dieses Mittel sehr schöne Bilder. Da och nach und nach die Muskeln in demselben zu weich werden und ganz erfallen, so kommt es hier auf eine Untersuchung zur rechten Zeitan und jat sich mir im Allgemeinen bei einer Zimmertemperatur von I2—17°R. lie Zeit zwischen der 12. bis 8. Stunde als die günstigste ergeben. 3) Künstlicher Magensaft. Die günstige Wirkung der Salzsäure brachte mich auf den Gedan- 1, ob nicht durch künstlichen Magensaft die Darstellung der blassen enden noch schneller und vielleicht besser zu eher sei, und rgab sich, dass auch dieses Verfahren seine Vorzüge hat. Ich benutzte immer die um hautdesFroschmagens a. als Säure theils die 1 angegebene sehr verdünnte Essigsäure, theils die Salz- re von! pro mille und machte alle Versuche hei der gewöhn- en Zimmertemperatur. In den meisten Fällen wurden auch ch diesem Verfahren schöne Bilder erzielt, doch zerfallen die Muskel- | AA® 152 fasern schneller und werden auch die Nervenenden angegriffen , daher solche Stücke nur eine bestimmte kürzere Zeit brauchbar sind. Will man dieselben im guten Zustande länger erhalten, so muss man dieselben zu der Zeit, wo sie eben brauchbar geworden sind, mit destillirtem Wasser auswaschen und in Essigsäure von 4 % aufbewahren. A) Salpetersäurevon4 promille. | Auch diese Säure hai mir ziemlich gute Dienste geleistet, doch habe ich im Allgemeinen Essigsäure und Salzsäure brauchbarer gefunden. In 24 Stunden werden in der angegebenen Lösung Froschmuskeln so durch- sichtig, dass die Enden der Nervenfasern. zu erkennen sind. Ich zweifle nun nicht, dass es auch noch andere Mittel als die ange- gebenen giebt, welche zu günstigen Erfolgen führen, doch hatte ich keine Zeit meine Prüfungen nach, dieser Richtung noch weiter auszudehnen. — Als Untersuchungsgegenstand diente mir vor Allem der von Al. Ecker in die Kreise der Mikroskopiker eingeführte Hautmuskel der Brust des Frosches (Abdomino-guitural Duges), dessen Nervenverzweigung Reichert mit so vielem Erfolge untersucht hat, indem ich es nicht für rathsam hielt, die Nervenenden nur, oder doch vor Allem an einzeln dargestellten Mus- kelfasern zu verfolgen, wie Kühne. Ausserdem untersuchte ich aller- dings auch einzeln dargestellte Muskelfasern aus dem Hautmuskel und dem Gastrocnemius und den Bauchmuskeln. Die Linsen, deren ich mich bediente, waren 4) ein Hartnack’sches System 40 ä immersion und 2) das stärkste Nachet’sche System 7 ä cor- rection. Vergrösserungen von 41000—1500, wie sie Kühne anwandte, zeigten mirnichts, wasichnicht schon bei vortrefflichen 500—600 maligen Vergrösserungen zu erkennen im Stande war. — | Ich wende mich nun zur Darstellung meiner Erfahrungen und handle der Reihe nach 1) von den Enden der motorischen Nervenfasern,, 2) von den anderweitigen Nervenendigungen in den Muskeln und 3) von eigen- thümlichen in Froschmuskeln vorkommenden Nervenknospen. 1, Von den Endigungen der Nervenfasern an den Muskelprimitiv- bündeln. Mit Hülfe der von mir angegebenen Reagentien, vor Allem der Essig- säure und Salzsäure, ist es nicht schwer sich zu überzeugen, dass in der That die Muskelnerven nicht so enden, wie man diess seit R. Wagner’ si und Reichert’s Untersuchungen oe allgemein angenommen hat, son- dern überall in blasse, meist ebenfalls noch verzweigte feine Endäste. auslaufen, und betrachte ich es als das Hauptverdienst der Untersuchun- gen von Kühne, diese Endfasern, wie ich sie nenne, zuerst mit Sicher-" heit nachgewiesen zu haben, während bisher nur die sehr unbestimmten und von Niemand aufgenommenen Angaben Aacmann’s in dieser Beziehung 153 vorlagen. Die Anordnung dieser Endfasern ist, wie die Durchmusterung von sehr vielen Endigungen mich gelehrt hat, ungemein wechselnd und nie in zwei Fällen gleich, so dass es kaum möglich ist, dieselben im Ein- zelnen zu schildern. Besser als alle Beschreibungen'sind bildliche Dar- stellungen, und verweise ich daher vor Allem auf die getreu nach der - Natur gezeichneten Figuren 1—6, welche einige der ausgezeichneisten Fälle wiedergeben und zusammen mit den von Kühne gelieferien Ab- - bildungen vollkommen hinreichen, um eine Vorstellung der wesentlich- - sten Verhältnisse zu geben. Einzelnheiten anlangend handle ich nun zunächst von der Beschaf-. "fenheit der blassen Endfasern. Kühne nennt dieselben Fort- - setzungen der Axencylinder und bildet sie auch so ab, es sind die- selben jedoch entschieden mehr, und zwar Verlängerungen der -Hülleund desInhaltesder ukelramdigsn Nervenröhren, -_ wovon ich in so vielen Fällen mit aller nur möglichen Klarheit mich über- zeugt habe, dass mir in dieser Beziehung keine Zweifel geblieben sind. ' Die Figuren 1—5 zeigen an vielen Stellen getreu nach der Natur darge- stellt dieses Verhalten, und zum Ueberflusse habe ich in der Figur 6 noch besonders klare Fälle wiedergegeben. Die zarte, gleichartige (Schwann’- sche) Scheide der Nervenröhren a geht somit nicht in das Sarcolemma der Muskelfasern über, wie Kühne behauptet, sondern umhüllt eine blasse ‚Fortsetzung d des Nerveninhaltes (des Nervenmarkes und des Axen- ‚eylinders), und beide zusammen setzen erst die Endfasern zusammen. "Veber die Bedeutung der blassen Fortsetzung des Nervenröhreninhalies in diesen, die ich die Innenfaser nennen will (d), ist es schwer sich zu äussern, doch möchte ich glauben, dass dieselbe in den meisten Fäl- ‘len vor Allem eine Verlängerung des Axencylinders ist, doch habe ich ‚auch Innenfasern gesehen, die leichte Varicositäten und einen schwachen Glanz besassen , on scheint mir daher, dass bie und da auch noch eine anne Lage von Nervenmark auf die Innenfasern übergeht. Wenn nun übrigens auch am Anfange der meisten Endfasern die Fortsetzung der Schwann’ schen Scheide und eine Innenfaser als getrennte Gebilde zu un- terscheiden sind, so verschmelzen dieselben doch im weiteren Verlaufe ‚so miteinander, en vielleicht besser ausgedrückt, verschwindet die ‚Innenfaser als besonderes Gebilde und erscheinen dann die, Endfasern einfach als blasse, gleichartige, faserartige Bildungen. Geht man der Sache auf den Grund, so gelangt man zur u dass auch diese eile der Born zarte Röhren sind, und spricht für diese Ver- thung ausser der Thatsache, dass sie die Fortsetzung von wirklichen öhren sind, auch noch der Umstand, dass gewisse Reagentien, wie z.B. sigsäure, feine, spärliche, körnige Niederschläge in ihnen erzeugen, Iche auch Kühne gesehen hat, während sie frisch und durch Salzsäure und sonders Magensaft ganz gleichartig und heli erscheinen. — Die Breite hlassen Endfasern ist sehr verschieden, Die meisten messen nur 15% 0,004”, einige (Fig. 2 und 3.) bis 0,002” und mehr, viele unter 0,001" und zwar meist 0,0005—0,0008”, doch kommen acer, obschon seliner, ganz feine Fäserchen wie a ebsfibrillen vor. Die Beziehungen der blassen Endfasern zu den dunkelrandigen Ner- venfasern verdienen noch in einem andern Punkte als den schon erwähn- ten Berücksichtigung. In den meisten Fällen sind dieselben die gerad- linigen Fortsetzungen dunkelrandiger Röhren, doch giebt es auch Fälle, in denen eine solche Röhre durch Theilung in zwei oder in drei blasse Endfasern übergeht (Fig. 1, 2, 3.). Noch auffallender sind die Fälle, in denen dunkelrandige Röhren in ihrem Verlaufesseitlich blasse End- fasern abgeben, namentlich wenn diese unter rechtem Winkel oder gar einander gegenüber zu zweien abgehen, wovon die Figur 3 zwei Bei- spiele zeigt. Es ist übrigens klar, dass auch diese Vorkommnisse unter die Abtheilung der Theilungen der Nervenröhren fallen, nur dass bei denselben eine dunkelrandige Faser nicht in lauter blasse Endfasern oder wieder in dunkelrandige Röhren, sondern in solche beider Arten sich zerspaltet. Gerade diese Fälle, die Kühne nicht gesehen zu haben scheint, wenigstens nicht abbildet, lehren am deutlichsten und entschiedensten, dass die hlassen Endfasern auch Fortseizungen der Nervenscheide sind. Ein zweiter erwähnenswerther Punkt sind die von Kühne sogenann- ien Endorgane oder Nervenendknospen an den blassen End- fasern, denen er eine solche Wichtigkeit zuzuschreiben scheint, dass er dieselben zur Ueberschrift seiner Abhandlung benutzte. Diese End- organe, die von Kühne mit so wunderbaren Eigenthümlichkeiten des Baues, einer Hülle, einem centralen Faden mit Knöpfchen und einem End- büschel ausgerüstet wurden, so dass selbst der Gedanke an eine ent- fernte Aehnlichkeit mit Pacin’schen Körperchen auftauchte, sind Nichts als — Zellenkerne! Da Kühne durch die Auffindung der blassen End- fasern und noch dazu an so ungünstigen Objeeten, wie den isolirten Mus-_ kelfasern, sich gewiss als ein guter Mikroskopiker erwiesen hat, so traute ich anfangs meinen Augen nicht, als ich zuerst diese Kerne der Endfasern (f) erblickte, denn ich sagte mir, es werde Kühne doch irgend einen Grund gehabt haben, um die itelicfen Gebilde als etwas ganz Besonde- res zu beschreiben, allein alles Nachforschen war umsonst. Dieselben Vergrösserungen , die Kühne benutzt hatte, wohl unzweifelhaft eben so gute Linsen, frische und mit Reagentien behandelte Muskeln und Mus kelfasern zeigten mir Nichts als Zellenkerne und stand ich schliesslich davon ab, mir begreiflich machen zu wollen, wie Kühne zu seiner auflal= | lenden Beschroibunz derselben gelangte. Das einzige, was ich fand, war | das, dass einzelne der Kerne einen dunkleren, ee mehr in de Mitte oder näher am Rande gelegenen Strich zeigten, der unzweifelhaft I von einer Falte herr ührte und ganz in de Weise auch an rn 1558 mit den Kernen der Scheide der dunkelrandigen Nervenröhren überein, so dass es mir überflüssig scheint, über ihre Bedeutung weiter Worte zu verlieren. Lage, Grösse und Gestalt derselben gehen aus meinen Ab- bildungen hinreichend hervor und bemerke ich daher nur noch folgendes. An frischen Präparaten sind diese Kerne sehr zart und blass und schwer zu erkennen, auch kaum oder nur- sehr fein körnig. Durch Reagentien erscheinen sie theils dunkler und körniger, auch etwas geschrumpft oder mit ungleichen Umrissen (Ä) oder mehr gleichartig und blass (H Ci). End- ständig, wie Kühne dieselben zum Theil abbildet, sah ich sie nie, doch kamen auch mir Fälle vor, wo die Endfasern jenseits der Kerne nur ganz kurz waren (Fig. 3.). Die sonstigen Beziehungen der Kerne zu den Endfasern anlangend, so fanden sich dieselben entweder im Verlaufe die- ser oder an Theilungsstellen. Meist schienen die Kerne wie seitlich an den Endfasern anzusitzen, doch kann ich nach Allem, was ich über . diese Verhältnisse weiss, nicht bezweifeln, dass dieselben in der Thatin den Endfasern sitzen, so jedoch, dass die Fortsetzung der Hülle dieser um sie herum nicht als etwas Besonderes zu erkennen ist. — Sollte es nöthig' sein, noch etwas zur Unterstützung meiner Deutung der hier be- sprochenen Gebilde zu bemerken, so kann ich anführen, dass wie unten gezeigt werden soll, ganz ähnliche Kerne auch an den blassen Endfasern der sensiblen Muskelnerven sich finden, sowie dass solche Kerne in blas- sen, marklosen Endverästelungen von Nerven überhaupt eine ganz ge- wöhnliche Erscheinung sind (Elektrisches Organ von Torpedo, Haut der Maus, des Frosches, Herz des Frosches, Schleimhäute, Cornea u. s. w.). Ich komme jetzt zu einer Frage, deren Ermittlung viel mehr Schwie- rigkeiten macht, nämlich der, ob die blassen Endfasern wirklich im In- - nern der quergestreiften Muskelfasern liegen, wie Kühne behauptet, oder nicht. So wichtig dieser Punkt für die Physiologie auch ist, so glaube ich doch sagen zu dürfen, dass ich denselben ganz unbefangen geprüft habe und bei der Untersuchung alle Erwägungen fern hielt, welche mich ge- gen dieses Eindringen der Nerven in die Muskelfasern hätten einnehmen können. Ja ich glaubte selbst eine Zeit lang, nach Auffindung der spä- _ ter zu beschreibenden Nervenknospen , Kühne’s Ansicht in der That ver- treten zu können. Allein das hier scheinbar vorhandene Eindringen der Nerven erklärte sich bei genauerer Untersuchung in ganz anderer Weise und ergab sich als ein Trugbild (siehe unten), während auf der anderen - Seite die Beweise gegen dieses Eintreten sich immer mehr häuften, bis ich am Ende auch in dieser Frage zu einer derjenigen von Kühne ganz entgegengesetzten Stellung gelangte. % Bei Auseinandersetzung der Gründe für meine Behauptung, dass _ die ganze blasse Endverästelung aussen auf den Muskel- 9 fasern, d.h. dem Sarcolemma, ihre Lage hat, beginne ich mit der - Bemerkung, dass Kühne’s Schilderungen und Abbildungen, nach denen die Nervenscheide in das Sarcolemma der Muskelfasern sich fortsetzen “* ee Be ee A re ee u u BE Sa a EUER ke die. 14 | 186 und nur die Axencylinder in das Innere der letztern dringen sollen, nicht gerade zu Gunsten der Richtigkeit seiner Wahrnehmungen sprechen, denn es unterliegt, wie schon oben auseinandergesetzt. wurde, nicht dem geringsten Zweifel, dass die Nervenscheide auch auf die blassen End- fasern sich fortsetzt. Ich will jedoch diesen Umstand nicht so sehr be- tonen, als es vielleicht erlaubt wäre , immer noch als möglich annehmen, dass die Nervenröhren sammt ihrer Scheide in die Muskelfasern eintreten, und meine weiteren Gegengründe vorbringen. Zuvörderst sei es mir er- laubt zu sagen, dass es mir nie gelungen ist, irgendwo ein Eindringen einer dunkelrandigen Faser zu sehen. Ich weiss nun zwar wohl, dass ein Nichtfinden einer von einem Andern wahrgenommenen Thatsache nicht zu weitergehenden Schlüssen berechtigt, da ich jedoch von mir behaupten darf, viele Nervenendigungen unter günstigen Verhältnissen untersucht zu haben, so möchte das Ergebniss meiner Beobachtungen doch vielleicht von einigem Belange sein. Uebrigens bedarf es eigentlich des Herbeiziehens dieser verneinenden Beobachtungen nicht, denn ich habe mit Bestimmtheit mich überzeugt, dass viele blasse Endfasern aussen auf den Muskelfasern liegen, Durchmustert man viele Endigungen, so trifft man gar nicht selten auf Stellen, wo blasse End- fasern gegen den Rand der Muskelfasern verlaufen und deutlich aussen am Sarcolemma nach der andern Seite weiter ziehen. Häufig kommt es auch vor, dass eine Endfaser, indem sie dem scheinbaren Rande einer Muskelfaser parallel zieht, geschlängelt verläuft, und so bald über, bald unter derMuskelfaser gesehen wird, wobei sie am Rande bestimmt aussen am Sarcolemma gesehen wird, wie es die Fig. 5 zeigt. Zur Unterstützung des bieraus abzuleitenden Schlusses erwähne ich nun noch, dass gar nicht selten auch die zu Einer dunkelrandigen Nervenröhre gehören- den Endiasern zu zwei Muskelfasern gehen (Fig. 2, 3, 5.), was eben- falls nicht mit Kühme’s Angaben stimmt, nach denen die markhaltigen Röhren in die Muskelfasern eindringen und alle zu einer dunkelrandigen Faser gehörenden Endfasern in einer und derselben Muskelfaser enden. Ausser diesen wichtigeren Thatsachen halte ich nun auch noch fol- gendes für erwähnenswerth.. Erstens sieht man an Flächenansichten die Endfasern immer über den Querstreifen und den Muskelkernen, was zwar zur Entscheidung, ob dieselben innerhalb oder ausserhalb des Sar- colemma liegen, nicht hinreicht, aber doch beweist, dass dieselben nicht, wie Kühne will, in das Innere der Muskelfasern eintreten. — Behandelt man zweitens die Muskelfasern mit Salzsäure von 4 pro mille, welche den quergestreiften Inhalt verflüssigt, so sieht man, dass die Endfasern ihre Stellung unverändert beibehalten, auch wenn der gesammte Inhalt sammt den Kernen der betreffenden Faser in strömender Bewegung be- griffen ist. — Drittens sieht man in dem in toto herausgequollenen In- halte der Muskelfasern nie eine Spur der blassen Endfasern oder ihrer Kerne. Ich habe nämlich gefunden , dass eine Essigsäure von gewisser 157 Concentration (Ac. acet. concentratum von 40 %) den Inhalt der Muskel- _ fasern in Zeit von 4-——-6 Stunden in Gestalt von querstreifigen,, walzen- -förmigen, zusammenhängenden Massen heraustreibt, welche an dem _ Hautmuskel der Brust des Frosches leicht 3—4”" Länge erreichen. Es ist somit, wenn man den Muskel nahe an der Stelle des Nervenstämmchens quer durchschneidet, leicht, die Inhaltstheile der Gegend zu erhalten, wo ' die Nerven sich ehe allein nie findet man eine Spur der End- - fasern auf den heräusgetretenen Cylindern. Gestützt auf alle dh Wahrnehmungen, und vor Allem auf die be- stimmte Beobachtung von Endfasern, die aussen am Sarcolemma ver- laufen, kann ich nicht anders als Kühne’s Behauptung von dem Eindrin- - gen der Nerven in die Muskelfasern als nicht richtig zu erklären und mit peuen Gründen der alten Ansicht mich anzuschliessen, dass die Nerven aussen an den Muskelfasern, aber dicht am Sarcolemma ihr Ende er- reichen. — | Es erübrigt nın noch Eines, nämlich die Schilderung des letzten ‘ Endes der blassen Endfasern, mit Bezug auf welches mir noch einige Zweifel geblieben sind. Zwar fand auch ich die scheinbar freien Enden, die Kühne schildert, auf der andern Seite kamen mir aber auch Bilder vor, welche den Gedanken erweckten, ob nicht vielleicht auch hier, wie im physiologisch verwandten elektrischen Organe von Torpedo , ein ganz zartes und dichtes Endnetz vorhanden sei. Es kommen nämlich an den _ marklosen Endfasern in manchen Fällen (Fig. #4.) zahlreiche kurze, spitze‘ oder abgerundete Seitenanhänge, oder wenigstens so wenig scharf ge- zeichnete Begrenzungen vor, dass die Möglichkeit des Vorkommens noch -feinerer Ausläufer einem nahe tritt, doch ist es mir bisher weder an “frischen, noch an mit verschiedenen Reagenlien behandelten Fasern ge- "lungen, weitere Anschauungen nach der angegebenen Richtung zu er- "halten und kann ich einige wenige (3) Fälle von unzweifelhaften Ver- bindung en der Endfasern untereinander (Fig. A.g.), die ich bisher sah, "nicht in diesem Sinne verwerthen. Auf der N Seile sieht man ee Endfasern häufig auch so scharf begrenzt und schön und auf weite Strecken so geradlinig verlaufen, dass es schwer hält zu glauben, dass \ dieselben nicht die wirklichen Busen darstellen, und erklären viel- - leicht die oben erwähnten Bilder daraus, dass die Reagentien, welche k durch Melkellihz der Muskelfasern die Nervenfasern deutlich machen, 2. ‘Von den anderweitigen Nervenendigungen in den Muskeln des Frosches, In der oben angeführten Arbeit erwähnt Kühne ausser den Endigun- 7 158 oder vor Allem an den isolirten Muskelfasern des Gastroenemius prüfte. Es kommen jedoch in den Muskeln, wie ich vom Menschen im Jahre 1850 (Mikr. Anat. II, 4.) und Reichert vom Frosche im Jahre 1851 zeigte, noch andere Nervenfasern von sehr eigenthümlichem Verlaufe vor, die wir beide vermuthungsweise als sensible Fasern deuteten, über deren feinere Ver- hältnisse bisher noch gar nichts ermittelt war, daher ich es nicht für überflüssig hielt, meine Forschungen auch nach dieser Richtung auszu- dehnen, wobei sich folgende nicht unwichtige Ergebnisse herausstellten. Das allgemeine Verhalten dieser sensiblen Fasern, wie ich sie nen- nen will, ist im Hautmuskel des Frosches so, dass von dem Nerven- stamme desselben da und dort einzelne Fasern sich ablösen, um in weitem Verlaufe mit einzelnen Theilungen über den ganzen Muskel auch auf den Stellen, wo Muskelnerven gänzlich fehlen, sich auszubreiten. Im Einzelnen ist der Verlauf dieser Fasern nie bei zwei Muskeln: auch nur annähernd gleich, und verweise ich daher statt aller weitern Be- schreibung auf die Figur 7, in welcher ein Fall getreu nach der Natur gezeichnet dargestellt ist. Im diesem Muskel fand ich 5 Stämmchen sensi- bler Fasern (1, 4,4,14,4A.), allenur aus je Einer schmalen Primitivfaser gebildet, von denen ein sehr entwickeltes den obern Theil des Muskels versorgte, während in der mittleren Gegend zwei, ein längeres und ein kürzeres und im unteren Theile zwei längere Stämmchen vorkamen. — Ueber das genauere Verhaiten dieser sensiblen Fasern hat mir die Unter- suchung vieler Muskeln folgendes gelehrt. Erstens was den Ursprung dieser sensiblen Fasern anbetrifft, so vermuthe ich wie Reichert, dass der kleine Nervenstamm des Muskels unter seinen 8—10 Fasern Eine sensible Faser führt, welche dann durch wiederholte Theilungen die Stämmchen der für sich verlaufenden sensi- blen Fasern liefert. Freilich ist es mir ebensowenig wie Reichert gelungen, die einfaserigen Stämmchen rückwärts bis zu ihrer Stammfaser zu ver- folgen, immerhin glaube ich einen guten Beweis für meine Annahme zu besitzen, und diess ist der, dass es Hautmuskeln giebt, in denen die Stammfaser aller sensiblen Zweige nicht in der Bahn des motorischen Nervenstämmchens eintritt, sondern für sich, und manchmal in ziemlicher Entfernung von demselben zum Muskel ‚sich begiebt. Ausserdem kann ich erwähnen, dass ich nie Muskel- äste von den sensiblen Fasern habe abgehen sehen und eben so wenig diese von jenen, in welcher Beziehung ich jedoch vor Bildern warnen muss, die leicht täuschen könnten. So sah ich einmal eine sensible Faser scheinbar in drei Aestchen sich theilen, von denen eines zu einer Muskel- faser abging. Genau untersucht ergab sich, dass diese letztere nichts ‚als eine aus der Tiefe aufsteigende ächte motorische Faser war, die auf eine kleine Strecke mit der sensiblen Faser verlief und dann sie verliess, und solche Verbindungen hahe ich zu wiederholten Malen gesehen. Der Verlauf der noch dunkelrandigen sensiblen Fasern ist so, dass 159 die überwiegende Mehrzahl derselben der äussern, der Haut zuge- _ wandten Fläche des Muskels zustrebt, um hier unter einer dünnen, den Muskel bedeckenden Fascie zu enden, welche zugleich auch die Wand des an den Muskel angrenzenden Lymphraumes bildet. Nur wenige Zweige der sensiblen Stämmchen begeben sich zur andern oder der tiefen Fläche des Muskels und keines verästelt sich, so viel ich bisher zur er- mitteln vermochte, zwischen den Muskelfasern selbst, obwohl, wie sich von selbst versieht, die von dem an der tiefen Fläche des Muskels gele- genen Nervenstämmchen gegen die äussere Fläche ziehenden sensiblen ' Fasern zwischen den Muskelfasern durchzutreten haben, um an diese - Fläche zu gelangen, wobei sie nicht immer den kürzesten Weg einschlagen, sondern oft auf längere Sirecken zwischen ihnen verlaufen. Die Endigung dieser Fasern hat Reichert nicht gesehen, woran nur die von ihm angewendete Behandlung der Muskeln mit Kali schuld ist. Benutzt man irgend eines der oben angegebenen Mittel, welche die En- den der motorischen Nerven vortreten lassen, so wird man auch in den Stand gesetzt, die letzten Ausläufer der sensiblen Fasern zu verfolgen. So habe ich — freilich nicht ohne Mühe und Zeitaufwand, denn die letz- ten Enden dieser Fasern sind ungemein feine und blasse Fädchen — er- mittelt, dass hier eine Endigung sich findet, die im Wesentlichen an die der motorischen Fasern sich anschliesst, nur dass die blassen Endfasern über viel weitere Strecken sich verbreiten und feiner sind. Ein Blick auf die Fig. 8 und 9 wird besser als viele Worte über die näheren Ver- hältnisse aufklären. In Fig. 8 sieht man ein kleines Muskelstämmchen m, mit dem eine sensible Faser s verläuft. Von demselben abgetreten theilt sich diese in 3 Fasern x, y, z, von denen alle wie die feine - Stammfaser eine Scheide mit Kernen und einen dunkelrandigen Inhali (Mark sammt Axencvlinder) haben. Die Faser & ist, so weit sie dargestellt ist, dunkelrandig, enisendet jedoch bei.’ zwei blasse Fasern, die anfänglich _ noch eine Scheide und einen Inhalt erkennen lassen, der wie ein Axen- eylinder sich ausnimmt. Im weitern Verlaufe sieht man die eine dieser Fasern in eine feine, scheinbar einfache Endfaser e übergeben, an der in weiten Abständen Kerne und auch ein Seitenast vorkommen. Die Faser yist anfänglich noch dunkelrandig, wird dann blass, behält aber die Scheide als weit abstehende Umhüllung noch lange bei. Innerhalb dieser - Scheide theilt sich bei y der blasse Inhalt (Axencylinder mit einer Spur (?) von Mark), und diese Nebenfaser geht dann weiter unten bei y’ ab, um bald zu einer Endfaser e zu werden. Ausserdem giebt die Faser y noch höher oben bei vv zwei Endfasern ab. Die 3. Faser z ist ebenfalls an- - fangs noch dunkelrandig, wird dann aber blass und ist nicht weiter dar- gestellt. Zeigt Fig. 8 den Anfang der sensiblen Fasern mit nur wenigen Endfasern, so sind in Fig. 9 nur diese dargestellt. Hier ist w der An- - fang, der noch eine Scheide erkennen lässt. Alles andere sind Endfasern - mit Kernen. Die mit o, 0, o bezeichneten Stellen sind keine Enden, sondern Te“ ze A a 1 Set BT en Bee 4 a 160 nicht ausgezeichnete Fasern, wohl aber liessen sich die mit p, p versehenen Fädchen nicht weiter verfolgen und scheinen freie Enden zu sem. Ausser- dem waren in dieser Verästelung bei q einige Verbindungen der blassen Endfasern da, welche jedoch im Ganzen sehr selten vorkom- men. Ueber die Gesammtverästelung der blassen Endfasern giebt nun endlich noch die Fig. 7 Aufschluss. Hier sind die noch dunkelrandigen Theile der 5 sensiblen Fasern (4,4,4,4,4.) mit dunklen, schematisch zu stark angegebenen Linien dargestellt. Alle blass gezeichneten Seiten- äste und Endausläufer (2) sind blasse Endfasern, deren Kerne nicht angegeben sind. Ich habe mir viele Mühe gegeben, alle diese Endfasern zu verfolgen , doch ist es mir wahrscheinlich nicht ganz gelungen, denn es sind einzelne Felder des Muskels leer geblieben , die wahrscheinlich auch solche besitzen. Immerhin zeigt die Abbildung, dass die Zahl dieser Endfasern sehr gross und ihr Verbreitungsbezirk ein be- deutender ist. Die mit 3,3, 3 bezeichneten Fasern waren solche, die von der äussern zur tiefern Fläche des Muskels sich hegaben, um dort ihr Ende zu erreichen. Ausserdem zeigt die Figur bei 4, 4, 4, sieben noch dunkelrandige sensible Fasern, die am untern Ende über den Bereich des Hautmuskels heraustreten, um wahrscheinlich auf den Bauchmuskeln ihr Ende zu erreichen. Von den sensiblen Fasern hätte ich nun nur noch das zu bemer- ken, dass die Stammfasern derselben ziemlich breite Röhren sind, die denen der motorischen Fasern an Breite nichts oder nicht viel nachgeben, Es findet sich somit auch hier eine bedeutende Verschmälerung in der Endausbreitung, denn alle freiverlaufenden sensiblen Fasern sind ganz feine, die, die weitabstehende Scheide nicht mit gerechnet, 0,004” kaum übersteigen. Die blassen Endfasern betragen alle unter 0,001”, wobei ebenfalls die Scheide da wo sie noch erkennbar ist, nicht mitgezählt ist, und messen die stärkeren von 0,0005—-0,0008”, während die feineren und die letzten Ausläufer bis zur Feinheit von Bindegewebsfibrillen herab- gehen. Alle feineren Endfasern liegen ganz oberflächlich im Perimysium und zwischen demselben und den Muskelfasern, und scheinen schliesslich frei auszulaufen; wenigstens kommt man bei Verfolgung derselben mit den besten Linsen schliesslich immer zu Stellen, wo sie ganz zart dem Blicke sich eniziehen und in keiner Weise weiter zu verfolgen sind, auch wenn man eine noch so grosse Uebung im Erkennen und Auffinden der- selben sich erworben hat, was, wie ich für diejenigen bemerke, die diese Untersuchungen wiederholen, eine der schwierigsten mikroskopischen Aufgaben ist. Ausser den sensiblen Nerven finden sich nun im Hautmuskel der Brust des Frosches auch noch Gefässnerven, deren Verlauf und Ur- sprung: mir jedoch nicht vollkommen klar geworden ist. Diese Gefäss- nerven slimmen ganz und gar mit den blassen sensiblen Endfasern über- ein und besitzen wie diese von Stelle zu Stelle Kerne. Ihr Vorkommen 161 _ anlangend so fand ich sie besonders an kleineren Venen und Gefässchen - der arteriellen Seite, die jedoch keine Muskeln mehr besassen, und konnte - sie oft mit Theilungen auf lange Strecken von einem Äste auf andere den arteriellem Baue sab ich sie in einzelnen Fällen auch, vermisste sie jedoch häufig, ohne in dieser Beziehung ganz Sicheres vorbringen zu kön- nen, da die zahlreichen spindelförmigen Bindegewebskörperchen in der _ Adventitia der stärkeren Gefässe die Entscheidung über die Natur einzel- ner kernhaltiger Fasern sehr erschweren. Nur Einmal sah ich einen Ur- - sprung der Gefässnerven von einer dunkelrandigen Faser, die ein Asi - einer sensiblen Faser war, und scheint es demnach, als ob wenigstens ein Theil dieser Nerven sensibler Natur wäre, wofür auch ihr häufiges Vor- kommen an muskelfreien Gefässchen spricht. 3. Von den Nervenknospen im Hautmuskel des Frosches. In dem genannten Muskel des Frosches kommen im Winter (Fe- bruar und März) ausnahmslos 3—5 eigenthümliche Bildungen vor (Fig. 7.5,5,5,5,5; Fig. 10.), die auf den ersten Blick an Tastkörperchen oder ‘ Endkoiben erinnern, ohne jedoch in diese Abtheilung von Organen zu ge- _ hören. Aufden ersten Blick und se!bst bei genauerer Untersuchung erschei- nen dieseGebilde als etwas erweiterte Stellen mittelstarker Muskelfasern, - die durch einen grossen Reichthum an eher rundlichen Kernen sich aus- zeichnen und zu denen eine einzige sehr breite Nervenfaser mit weit - abstehender Scheide tritt. Verfolgt man diese, so findet man, dass sie den fraglichen Anschwellungen mit zahlreichen Windungen und knäuel- - förmigen Bildungen, in denen auch Theilungen vorkommen, an einer oder _ mehreren Stellen aufliegt und oft unzweifelhaft in dieselben eintritt, in - welchem Falle dann die dunkelrandigen Fasern, feiner geworden, in ver- - schiedener Tiefe und Gegenden dem Blicke sich entziehen. Letzterer Um- stand machte mir diese Bildungen besonders wichtig, und gab es eine Zeit, wo ich der Ueberzeugung mich hingab, dass hier wenigstens die -Nervenröhren im Sinne Kühne’s in die Muskelfasern eintreten. Eine sorg- fältige und nicht leichte Untersuchung der Muskelfasern mit den Nerven- 'knäueln und Anschwellungen an durch Essigsäure durchsichtig gemachten - Muskeln mit Hülfe guter starker Vergrösserungen (5—600) lehrte mich je- doch, dass die vermeintlich einfachen Muskelfasern mit derAnschwellungauseinemganzenBündelvon3—7feinen " des Knäuelsnur hindurchtreten. Zuerst fand ich bei Verfolgung der scheinbar einfachen Muskelfasern mit den Nervenknäueln gegen die " Enden des Muskels zu, dass dieselben hier deutlich aus mehrfachen verfolgen, ohne bestimmte Enden zu finden. An Gefässen von entschie- u En Shin nn Dt an Da main m an 4 12 er i FT Be UT Tu 41 162 | | kannte, aus denen Weismann das Vorkommen einer Längstheilung der Muskelprimitivbündel abgeleitet hat (Zeitschr. f. rat. Med. 4860. Bd. X. St.263.), und war es, nachdem ich einmal so weit war, nicht mehr schwer, diese Bündel feiner Fasern aus dem Hautmuskel durch starke Kalilösung für sich darzusiellen (Fig. 14.) und nachzuweisen, dass in der That sie es sind, die an einer Stelle wie eine Anschwellung mit einer starken, dunkelrandigen Nervenröhre besitzen. An dieser Stelle (1) hingen die feinen Muskelfasern innig zusammen und zeigte sich auch ein sie ver- bindendes körnigstreifiges, zartes Gewebe, das ich als veränderten Rest der feinen Nervenverästelung und eines diese vielleicht begleitenden spärlichen Bindegewebes, sowie von Capillaren aufzufassen geneigt bin. Deuiet man, wie Wersmanm sicherlich mit Recht thut, die Bündel feiner Muskelfasern als Theilungsergebnisse stärkerer Muskelfasern!), so werden die eigenthümlichen, von mir gefundenen Nervenknäuel auf einmal klar und erscheinen dieselben als Wucherungen der Nervenfaser des ursprüng- lichen Primitivbündels, welche gleichzeitig mit der Theilung desselben sich anschickt, auch allen den Theilfasern ihre Nervenenden zukommen zu lassen. Eine genaue Erforschung der hierbei stattfindenden Vorgänge verbietet der innige Zusammenhang der feinen Muskelfasern an der be- treffenden Stelle, den, beiläufig gesagt, schon Weismann beschreibt und abbildet, ohne dessen Bedeutung zu kennen [l. ec. St. 268. Taf. VI. Fig. UI.), doch zweifle ich nicht, dass die ursprünglichen blassen Nerven- enden durch Wucherung und Kernvermehrung nach und nach so ‚sich entwickeln, dass sie schliesslich alle neuen Fasern zu versorgen im Stande sind, und glaube ich auch, dass ein Theil der zahlreichen Kerne an der fraglichen Stelle den Nervenenden angehört. Gleichzeitig mit der Vermehrung der Endfasern scheint auch die dunkelrandige Stammfaser stärker zu werden, was die sonst unbegreifliche Thatsache verständlich machen würde, dass dieselbe ohne Ausnahme eine ganz dicke Faser ist, stärker als die, die sonst zu einzelnen Muskelfasern treten. — Zum Schlusse nun noch die Bemerkung, dass diese eigenthümlichen Vorgänge, in welche hier zum ersten Male eine etwelche Einsicht sich eröffnet, wohl auch sehr wenig zu Gunsten der Kühne’schen Ansicht von der Endigung der Muskelnerven sprechen. Wären die Nervenenden der sich theilenden Muskelfaser ursprünglich in derselben drin, so müssten sie, um auch alle Theilstücke zu versehen, offenbar in ganz unbegreiflicher Weise von der Theilung unbehelligt bleiben und später in einzelne der Theilfasern nieht nur hineingehen, sondern auch aus denselben wieder heraustreten, 4) Weismann’s Angaben sind in der neuesten Zeit von Aeby bezweifelt worden ‚und gebe ich daher hier noch in Fig. 42. die Abbildung eines Stückes einer vielkerni- gen Muskelfaser mit zwei unzweifelhaften Spaltbildungen, die mir, zusammen genom- a men mit dem Vorkommen der Bündel feiner Fasern, entschieden eine Längs- A theilung der ganzen Muskelfasern zu beweisen scheinen. Von einer Randabspaltung r im Sinne Weismann’s habe ich bisber nichts gesehen. 1 IR 5‘ Yarı dr Br d) w M M 3 | 163 _ um 'zu den andern sich zu begeben. Lässt man dagegen die Nervenenden auf dem Sarcolemma aussen aufliegen, wie ich, so ist es äusserst leicht "zu begreifen, wie dieselben nach und nach zwischen die Theilstücke - bineinwuchern und schliesslich an jedem derselben besondere Endzweige bilden. So gewinnen die Nervenknäuel oder Nervenknospen an den sich theilenden Muskelfasern auch von dieser Seite an Bedeutung und ist diess " mit der Grund, warum ich es mir angelegen sein liess, ihre Bedeutung ' zu erforschen. -- Würzburg, 9. April 1862. Erklärung der Abbildungen. - In allen Figuren baben folgende Buchstaben dieselbe Bedeutung: a Schwann'sche Scheide der Nervenfasern. b Uebergang derselben auf die blassen Nervenfasern. e Kerne der Scheide der dunkelrandigen Röhren. - d Fortsetzung der dunkelrandigen Fasern in die blassen Endfasern, wohl vorzugs- weise aus dem Axencylinder bestehend, | _ e Blasse Endfasern, an denen Scheide und Axencylinder nicht mehr geirennt zu un- terscheiden. sind. Au - f Kerne der blassen Endfasern (die Endorgane Kühne’s). 9 Verbindungen der blassen Endfasern untereinander. h Umrisse der Muskelfasern. Tafel XIII. Fig. Aı—5. Endverästelung der motorischen Nerven aus dem Häuimuskel der Brust | des Frosches, mit Linse 10 A immersion von Hartnack und Ocular 1. ig, A. Einseitig von einem Stämmchen, von dem nur 2 Fasern und die Scheide ge- zeichnet sind, auf eine Muskelfaser übergehende Verästelung. Fig. 2. Nach zwei Hauptrichtungen auf einer Muskelfaser sich ausbreitende Endfasern, von denen einige über den Bereich derselben hinausgehen, r ein Muskelkern. ‚Fig. 3. Der schönste mir vorgekommene Fall einer Endverästelung im Bereiche von M 4 Muskelfasern. Fig. 4. Durch Reichthum an blassen Endfasern ausgezeichnete Verästelung im Be- | reiche zweier Muskelfasern. Fig. 5. Einfache Verästelung mit einer Endfaser, die entschieden aussen auf dem Sar- R colemma verläuft. Der andere Ast endet an einer zweiten Faser. Fig. 6. Motorische Nervenenden aus den Bauchmuskeln des Frosches mit Linse 7. h Oe.1.von Hartnack, von einem in H Cl von A pro mille behandelten Muskel. Tafel XIV. Fig, 7. Nervenausbreitung im Hautmuskel der Brust des Frosches, 24 mal vergr. Die | Muskeläste sind nur in ihrer gröberen Verzweigung angegeben. 4,4,4,4,4 Füni sensible Nervenfasern, 2, 2, 2 blasse Endfasern dieser, deren Kerne nicht nn ee ee 16% 3 angedeutet sind. 3, 3, 3 Sensible Nervenfasern, die zur untern,, von der Haut h abgewendeten Seite des Muskels treten. #&, 4, 4 Dunkelrandige sensible ' Fasern, die am untern Rande des Muskels über den Bereich desselben hinausgehen. 5,5,5,5,5 Fünf Muskelfasern mit Nervenknospen. Tafel XV. Fig. 8. Anfang der Verästelung einer sensiblen Faser aus dem Hautmuskel des Frosches, Linse 7. Oc. 4. von Hartnack. m Muskelstämmchen. s Abgehende sensibie Faser; &, y, z durch Theilung dieser entstandene Zweige, z. Th. noch mit dunkelrandigen Fasern; x’, v,v von diesen abgehende blasse Endfasern. y' Theilung des Axencylinders einer schon blassen Faser. %’” Abgang des einen Asies in eine blasse Endfaser. Fig. 9. Endverästelung der sensiblen Nervenfasern von derselben Stelle, Linse 7. Oc. 4. von Hartnack. w Stammfaser, die noch eine Scheide und einen Axen- cylinder erkennen lässt; 0,0,0,0 nicht ausgezeichnete Endfasern;; p,p freie Endigungen der Endfasern, qg Anastomosen derselben. Tafel XVI. Fig. 46. Eine Nervenknospe aus dem Hautmuskel der Brust des Frosches, scheinbar in einer Muskelfaser gelegen, die an dieser Stelle zahlreiche Kerne führt. Linse 40 a immersion. Oc. 4. von Hartnack. Fig. 44. Ein Bündel der feineren Muskelfasern, an denen die Nervenknospen sich fin- den, von denen bei i noch Reste zu sehen sind. Mit Kali von 35 °/, behandelt. Geringe Vergrösserung. Das Bündel ist nur bis etwas über die Hälfte darge- stelit. j Fig. 12. Mit Kali conc. isolirte Muskelfaser aus dem Hautmuskel des Frosches, die zahlreiche Kernreihen und zwei Spaltbildungen zeigt. Die Streifung der Faser ist nicht angegeben. Einiges über den Bau der sogenannten Winterschlafdrüsen. Von H. Hirzel und H. Frey. Hierzu Tafel XI. '- Aus neuerer Zeit herrührende Untersuchungen über die Structur des | betreffenden Organes liegen nur wenige vor. Sorgfältig hat allein Ecker diesen Gegenstand behandelt in seinem Artikel: »Blutgefässdrüsen « {Wagner’s Handwörterbuch der Physiologie. Bd. IV. S. 121). Nach der ‚Schilderung der Lage der verschiedenen Lappen sowie der Angabe, dass Grösse, Farbe, äusseres Ansehen und Bau sowohl bei verschiedenen 'Thieren als bei derselben Species nach Alter und Jahreszeit wechselnd "ausfallen, berichtet der Verf. Folgendes über die feinere Structur unserer Gebilde: »Im Wesentlichen aber bestehen dieselben immer aus dicht zu Lappen und Läppchen zusammengehäuften polygonalen Zellen von circa 0,025 mm. Duchmesser, die wie es scheint in ein strukturloses Stroma eingesenkt und nur schwer von einander isolirbar sind. Die einzelnen Zellen umspinnt ein dichtes Netz von Capillaren, deren Durchmesser den ‚der Blutkörperchen nicht übersteigt. Der Inhalt dieser Zellen ist nach Alter und Jahreszeit verschieden und davon hängt eben das verschiedene "Ansehen der Drüse ab. In jugendlichen Thieren und bei Winterschläfern, zum Beispiel bei unseren Fledermäusen vorübergehend im Winter, ist ‘der Zelleninhalt reich an Proteinsubstanzen, feine in Kali lösliche Körner enthaltend; nach Anwendung von Kali erkennt man deutlich die einzel- nen Zellen mit Kernen von 0,007 mm. Bei älteren Thieren und im Som- mer sind die Zellen mit Fettkörnchen dicht angefüllt und erst nach An- "wendung von Aether als solche zu erkennen.« Nach der richtigen An- gabe, dass Thymus und Winterschlafdrüsen nichts mit einander zu ihun ben, bemerkt Ecker noch: » Wir haben diese Organe Drüsen genannt; sst sich diese Benennung rechtfertigen? Ich glaube, ja; es schliessen ch diese Organe in mehr als einer Beziehung an die Blutgefässdrüsen. ine Drüsenmembran um die Zellenhaufen ist allerdings nicht nachzu- eisen, allein wir dürfen wohl die einzelnen Zellen selbst als Drüsen- hr. f. wissensch. Zoologie. XIl. Bd. 12 Ve Va Cl N RO EEE LES CU REEEENENEEBERRER RR RASRARRNREE en nah ya se Dr en ai pre 166 blasen betrachten. Die einfachsten Blasen der Nebennieren sind ja eben- falls nur Zellen, und so ist es wohl auch hier. Die Zellen persistiren, wie namentlich auch die regelmässige Gefässanordnung zu zeigen scheint, und es ändert sich nur der Zellen- oder Drüseninbalt. « Im Jahre 1857 schreibt Valentin in seinen ee über den Winterschlaf \Moleschott’s Untersuchungen. Bd.2. S. 12.): » Untersuchte ich diejenigen Abschnitte der Winterschlafdrüse, weieie dem Grenzstrang des Sympathicus aufliegen , mieroscopisch, so fand ich in ihren Läppchen zahlreiche, haufenweis aggregirte Körner, die zum grössten Theile in Es- sigsäure unverändert blieben. Der ganze Bau erinnerte im höchsten Grade an die bekannte Siructur der verwandten Blutgefässdrüsen, wie z. B. der Thymus. « | In Leydig’s Lehrbuch (S. 431. I. findet sich nur die Angabe, dass die Winterschlafdrüsen eine Art Lymphdrüsen seien. Mit Recht hebt Krause in einer kürzlich erschienenen Schrift (Anatomische Untersuchungen. Hannover, 1861.) die Nothwendigkeit einer zu erneuernden Untersuchung hervor |S. 159.). Wir beginnen mit der Beschreibung der Winterschlafdrüsen, welche uns während des Winters 1860—61 zur Untersuchung kamen. Sie betreffen zwei Murmelthiere (Arctomys marmota), welche in der Erstarrung liegend wir vom Gotthard erhielten, dann den Igel (Erinaceus europaeus) , zwei Fledermausarten (und zwar Vespertilio murinus sowie Vespertilio auritus), ferner die Wühlmaus (Hypudaeus arvalis), sowie das Eichhörnchen (Sceiurus vulgaris) und die Ratte (Mus decumanus). Bei allen erschien das aus gedrängten Läppchen bestehende Drüsen- gewebe ziemlich fest und resistent, von schmutzig ocker-bräunlicher Farbe, und bildete somit schon für das unbewaffnete Auge eine von dem weichern und weisslichen oder hellgeiben Fettzellgewebe leicht unterscheidbare Masse. Differenzen der Farbe in den einzelnen Lappen und Abtheilungen der Winterschlafdrüse boten sich verhältnissmässig nur wenige und un- erhebliche dar. So zeigte sich die der Herzbasis aufgelagerte Partie bei den Fledermäusen a dem Murmelthier etwas heller als das übrige Drüsengewebe. Auffallend — und an ein bekanntes Verhältniss ausgeschnittener Lymphknoten erinnernd — ist eine sich bald einstellende Farbenver- änderung der Oberfläche. Hat man einen Drüsenlappen frei während einiger Stunden an der Luft liegen gelassen, so nimmt er hier ein dunkles, röthlich-braunes Üolorit an, während beim Einschneiden das Innenge- webe heller und in der ursprünglichen Färbung verblieben ist. Hat die Drüse einen Tag in Weingeist gelegen, so bemerkt man dasselbe. | Die Winterschlafdrüse des zuerst untersuchten Murmelthieres, eines nicht ganz erwachsenen Exemplares, begann fast in der Höhe dei Kehl kopfes, an der Aussenseite des Sternocleidomastoideus mit einigen kleinen Lappen, die getrennt über emander lagen. Dann stieg sie in die Brust- 167 höhle hinab, um hier in ansehnlicher Ausdehnung die Herzbasis oben und äusserlich zu bedecken. Im Innern derselben trafen wir hier ein 'Thymusrudiment nicht mehr an. Dann erstreckte sie sich, mit zwei "grossen platten Lappen den Wirbelkörpern und angrenzenden Rippen- partieen dicht anliegend und den Grenzstrang des Sympathicus ein- hüllend, bis zum Zwerchfell herab, so dass wir die darauf bezügliche Velentin’sche Angabe vollkommen bestätigen können. Ueberall, trat das ‚gleiche gelblich- rotihe Ansehen mit Ausnahme der die Thymus einneh- "menden Abtheilungen hervor. Die Läppchen platt, oft scharfrandig, waren "stets deutlich durch loses Bindegewebe von einander getrennt und leicht "zu isoliren. In der Bauchhöble dagegen fanden wir mit Ausnahme zweier ‚kleiner erbsengrosser Lappen, welche dicht unterhalb des Diaphragma, ‚an der linken Seite der Aorta lagen, von unserm Organe nichts weiter vor. ' Endlich erschien noch ein colossaler Lappen aussen auf dem Thorax zwi- ‚schen letzierm und der Innenfläche der Scapula, welcher sich auch gegen den Rücken hin noch eine Strecke weit ausdehnte. Bei der Wühlmaus begann die Drüse am Halse dicht unter der Haut ‚gelegen schon in der Kiefergegend, um sich der vordern Halsfläche ent- lang in den Thorax zu erstrecken. Sie bildete eine ansehnliche Masse ‚auf dem Herzen, lief an den Seiten der Rückenwirbel bis zum Diaphragma; in der Bauchhöhle kam nichts von ihr vor. Sehr starke Drüsenmassen 'erschienen äusserlich am Thorax, auf dem Sternum und den Brustmus- keln, sowie an der hintern Seite des Brustkorbs, in der Schulterblatt- ‚gegend. Die Farbe der äusserlichen Lappen des Organs war eine weiss- ‚licher gelbe, als sie sonst bei andern Thieren organ während dage- ‘gen der die Brusthöhle einnehmende Theil die Färbung wie beim Mur- melthier erkennen liess. Beim Igel erschien das Organ in sehr ähnlicher Lage wie beim Mur- melthiere, nur war seine Massenhaftigkeit eine weit beträchtlichere und im Verbältniss zum Körpervolumen des Thiers sehr auffallende. Ganz "besonders entwickelt zeigten sich zwei an den Seiten des Nackens hoch emporsteigende Lappen. Bei unsern beiden Fledermäusen war einmal der der Herzbasis auf- liegende Theil ansehnlich ausgebildet, dann aber, wie schon von unsern Vorgängern bemerkt wurde, eine sehr starke Entwicklung der Winter- schlafdrüse zwischen beiden Schulterblättern zu bemerken. Die Farbe war ein dunkles Ockergelb. N ge Eichhörnchen endlich erschien das Organ mässig entwickelt Was die mikroskopische Untersuchung betrifft, so ist dieselbe, wie man unter anderm auch schon aus der Redaction der Ecker’schen An- gaben entnehmen kann, mit beträchtlichen Schwierigkeiten verknüpft, k Ko 168 indem einmal die Gerüstsubstanz nur ungemein mühsanı zu erkennen ist, und dann die unendliche Menge von Fetttropfen und Fettkörnern ein nur höchst schwierig wegzuschaffendes Hinderniss der Erforschung abgiebt, ' (Man vergl. Taf. XlI.Fig.1a,b,e.). Wir benützten Erhärtung in Alkohol, Es re leicht, auf diesem Wege sehr dünne Schnitte zu gewinnen und auf diesen das von Ecker für den Igel beschriebene dichte Capillar-Netz mit seinen rundlichen Maschen NN zum Theil noch in den Röhrchen stecken- den Blutkörperchen zu erkennen. Dagegen wollten die von jenem For- scher geschilderten Drüsenzellen in keiner Weise sichtbar werden. In- dem wir die Masse der Fettkörnchen und Fetttröpfehen zu weiterer Er- gründung auf diesem Wege nicht enifernen konnten, und auch das Aus- pinseln des Drüs BE nicht gelingen wollte, OR wir uns zu andern Methoden. Wir behandelien derartige Dercheehaike mit ver- dünnten Lösungen der Alkalien, des Natrons und Kalis, ohne jedoch hie- von einen erheblichen Gewinn zu bemerken, und ohne über die Existenz der fraglichen Drüsenzellen ins Reine zu kommen. Die Gerlach’'sche Gar- min-Färbung, die wir auf in beiderlei Weise behandelte Präparate an- wandten, zeigte uns allerdings kleine, meist länglich runde Kerne, welche den Rand der durch die Gapillar- Netze gebildeten Maschen einnahmen und demnach für die wandständige Nuclearformation jener Drüsenzellen bei erster Betrachtung genommen werden konnten. Eine genauere Prüfung lehrte jedoch, dass diese Kerne der Wand der Haargefässe, und nicht dem eigentlichen Drüsengewebe angehörten. Wir gingen dann zur Enifernung.des Fettes mit absolutem Alkohol über. Diese gelang, wenn auch mühsam und allmählich, allerdings vollständig. Das Drüsengewebe bot aber alsdann zusammengeschrumpft, ein wirres, körniges Ansehen dar, aus welchem nicht klug zu werden war. Wir versuchten dann eine andere Behandlungsart. Ausgehend von der Erfahrung, dass Glycerin auch zarte Gewebe wenig oder gar nicht zu afficiren pflegt, dagegen Feit- ansammlungen des Gewebes höchst bedeutend aufhellt, benutzten wir dieses Reagens. Wir machten nun dünne Schnitte in Weingeist erhärte- ter Drüsen und behandelten diese längere Zeit hindurch mit warmem, chemisch reinem Glycerin. Sie gewannen allmählich eine bedeutendere Durchsichtigkeit und konnten nun zur Untersuchung benutzt werden. Wir brachten sie theils mit Glycerin befeuchtet unter das Mikroskop, theils nachdem sie mit Alkohol gewaschen, durch Carmin gefärbt waren, theils noch mit nachfolgendem Zusatze der Essigsäure. Auch ein anderes) Hülfsmitiel erwies sich nicht unzweckmässig. Schnitte in starkem Alm kohol gehärteter Drüsensubstanz wurden auf dem Objectträger bei mässi- ger Wärme rasch getrocknet, dann mit Terpentinöl behandelt und darauf nach Entfernung letzterer Flüssigkeit in Canadabalsam eingeschlossen. Auf diesem Wege sind wir zu einem eigenthümlichen Resultate ge- kommen: Die Ecker’schen Drüsenzellen existiren nicht, und dieMaschenräume des Gapillar-Netzes werdenvoneinem 169 "sanz besondern, unendlich zarten Netzwerke feinster Fä- 'Serchen erfüllt, in desseninterstitien der fettige Inhali gelegen ist. Es findet sich somit keine Aehnlichkeit we- ‚der mit dem Bau der Lymphknoten, noch der Blutgefäss- drüsen im Allgemeinen und der Thymus im Besondern Eine drüsige Textur kann überhaupt nicht behauptet werden. | Wir beginnen mit der Umhüllung unsers Organs. Dieselbe besteht ‚aus einem deutlich faserigen Bindegewebe, welches ein mässiges Gontin- gent feiner elastischer Fasern führt. Die Mächtigkeit dieser Umhüllungs- ‚schicht ist meistens nur eine geringe, in andern Fällen kann sie jedoch ‚recht ansehnlich werden. So bemerkten wir heim Igel eine Dicke der bindegewebigen Kapsel von Y,s— 4, (Pariser) ””. Hier erschienen aus- ‚nabmsweise reichliche Fettzellen im Gewebe eingebettet. Zahlreiche “Blutgefässe, bald im Querschnitt, bald in longitudinaler Ansicht, welche die bindegewebige Kapsel erkennen lässt, fallen mit dem grossen Blutreich- 'thume des Organgewebes (siehe unten) zusammen. Wirbemerken endlich, dass weder glatte Muskelfasern, noch Nerven in der Kapsel sich finden liessen. Zwischen die Läppchen erstreckt sich das gleiche Bindegewebe, nur mit loserer Verwebung der Bündel (Taf. Xli. Fig. 1d, 2 dd, 7a.). Untersucht man passend behandelte dünne Schnitte der sogenannten Winterschlafdrüse, welche hinreichend von ihrer feitigen Inhalismasse befreit worden sind, so fällt zunächst eine Abgrenzung des Gewebes in ‚rundlich-polyedrische, seltener auch länglich runde oder unregelmässi- 'gere Felder auf (Taf. XII. Fig. 2 a a.). Es ist dieses das angebliche Zel- "lengewebe Ecker’s. Die Grösse dieser Räume bietet nun mancherlei "Schwankungen dar, so dass wir sie für die einzelnen Untersuchungsob- jecte speciell anführen. Beim Igel, wo unsere Präparate mit grösster Deutlichkeit die Felder--. "begrenzung zeigten, betrug die Mehrzahl n Räume 0,00639—0,00766””. "Ganz vereinzelt kamen kleinere bis zu 0 ‚00510’”’ herab vor. Etwas häufiger erschienen Räume von 0, 008980, 01020”, Das grösste Feld, "welches wir überhaupt auffanden , mass 0, 01277”. Als Trennung zwi- chen den einzelnen Räumen essahen an Streifen eines festeren Ge- webes von 0,00128-—0,00118” Breite. War die Feitbefreiung nicht vor- genommen w 'orden) oder hatte sie nur in unvollständiger Weise statige- unden, so B nankte man die Feldbegrenzung mehr oder weniger un- deutlich, und statt ihrer erschienen Fetttropfen von einer nach dem Borch- messer des Raumes sich richtenden Grösse, mitunter jedoch beträcht- h kleiner, Ihre Durchmesser ergaben 2 abaheh 0,00766—0,00639”', enso 0,00510; in andern Räumen mass .der Tropfen nur (0, 00383”. Eine auffallende Erscheinung in der frischen Winterschlafdrüise eines zweiten, Ende October getödteten Igels waren grössere, bläschenförmige llenkerne 0,00272—0,00340” dan einfachem oder doppeltem 170 Nucleolus, der ungefähr 0,00068’ gross.ist (Taf. X. Fig. 8a.). Sie kamen in der zerzupften Drüsenmasse häufiger vor, und schienen umgeben von dem feinkörnigen Gewebe, welches in dieser Form kein reticuläres Änsehn darbot, sondern wie die graue Substanz des Gehirns unter gleicher Be- handlung erschien. Es fiel überdies hier noch der Umstand auf, dass statt grosser Fetitropfen vielmehr eine Menge kleiner die Regel bilden (Taf. XII. Fig. 8b.), oder dass ein Feld ein oder ein Paar grosse, umgeben von kleinen, zeigt (Taf. XI. Fie. 7 b.). Grosse Fetttropfen nennen wir solche von 0,00639—0,00510”’. Kleine haben ein Ausmass von 0,00255, 0,00194, 0,00128” und weniger. Dieser unser zweiter Igel, ein junges Exemplar, zeigte eine sehr schöne, ganz normal beschaflene Thymus in der Brust- höhle, und die Winterschlafdrüse nur klein, unentwickelt auf dem Herz- beutel. Die Untersuchung des in der Brusthöhle gelegenen Theiles ergab frisch ganz dasselbe Ansehen, die nämlichen Fetttropfen, wie wir sie eben vom Halsstück und Rückentheil der Winterschlafdrüsen beschrieben. Bei der Wühlmaus (Taf. XI. Fig. 2.) erschienen die Räume des Or- gans entschieden grösser, Jänglich rundlich, oder auch stumpf-polyedrisch, Die Länge betrug 0,04143, 0,04429, 0,01857”, bei einzelnen sogar bis 0,02, die Breite 0,00744, 0,04, 0,01443”’. Die Streifen trennenden Ge- webes erschienen an einzelnen Stellen fein und blasser, häufiger breiter und dann unter bräunlich rothem Ansehn sehr scharf hervoriretend. Das Mikroskop lehrte als Inhalt der Streifen zusammengeschrumpfte Blutzel- len, und der Mikrometer zeigte eine Dicke des trennenden Streifens von 0,00428—0,00191”’. Andere sanken jedoch unter 0,001”’ herab. Wir haben es also hier mit collabirten Capillar-Gefässen zu thun. Nach An- wendung der Carminlösung traten die den Haargefässen angehörenden Kerne (Taf. Xll. Fig. 2 a a.) aufs deutlichste hervor. Andere Kerne, im Innern der Felder gelegen (bb), ergaben sich als tieferen Haargefässen an- gehörend. Kennt man einmal diese Verhältnisse, so gelingt es ohne grosse Mühe, Ansichten zu gewinnen, welche über die Entstehung der trennen- den Haargefässringe auch ohne vorherige Injection keinen Zweifel lassen. Wir verweisen auf Fig. 5. Hier tritt im Innern eines Läppchens der mit Carmin gefärbte Arterienstamm a mit seinen Zweigen b heraus und man überzeugt sich, wie eben durch den plötzlichen Zerfall der letztern zu Haargefässen € das Ansehn erzeugt wird. Bei der Raite zeigten sich die Räume rundlich von einer Grösse | von 0,00766—0,00639’” ; die trennenden Streifen waren ziemlich breit, nämlich 0,00128—0,00491—0,00255”’. Ansehnlich grosse Fetttropfen erfüllten gewöhnlich vollständig die Hohlräume. “ Bei Fledermäusen, namentlich bei Vespertilio auritus, indessen fast ebenso bei Vespertilio murinus, erschienen die Räume mehr polye- drisch, stellenweise mit grosser Zierlichkeit. Die Grösse 0,00766, 0,00898, bei einzelnen bis 0,0120 und 0,0115"’. Kernbildungen traten überaus deutlich hervor, namentlich bei Garmin-Färbung, meistens unter rund-_ - licher Gestalt und einem etwa 0,00255 ‚ tropfen finden sich in grösster Menge vor und verleihen dem Organ ein 1.41 » betragenden Ausmaass. Fett- ursprünglich ganz undurchsichtiges Ansehn;; ihre Grösse steht mit der- jenigen der Hohlräume meistens in directem Verhältniss, so dass die meisten der Fetttropfen 0,00639-—0,00766 Durchmesser haben, ein- zeine jedoch beträchtlich kleiner bleiben. Bei dem Murmelthier verhalten sich die Räume theils rund, theils eckig, bald auch mehr länglich, von 0,01788, 0,01532, 0,00898, 0,00766'’. Die trennenden Streifen fehlten natürlich an passenden Ob- jeeten auch hier nicht und waren nach einem bald fehlenden, bald vor- kommenden, aus geschrumpften Blutkörperchen bestehenden Inhalte 0,004—-0,002” breit. Kerne derselben ergaben sich reichlich und traten nach Garminfärbung als gewöhnliche Nuclei von Haargefässen auf das Schönste hervor. Nur bei einer gewissen Dicke des Schnittes glaubte man einzelne dieser Kerne im Innern der vom Haargefässnetze abge- grenzten Räume zu erkennen. Eine genaue Einstellung des Focus zeigte jedoch alsbald die wahre Beschaffenheit. Auffallend, indessen aus dem Vorigen sich schon ergebend, ist der grosse Blutreichthum unsers Organs. Abgesehen von den feinen Gapil- laren, weiche unser Organ in fie oben geschilderten Felder abgrenzen, bemerkt man in dem losen Bindegewebe zwischen den einzelnen Läpp- chen grössere mikroskopische Gefässstämme arterieller und venöser Na- tur (Fig. 1 c.), theils im Längs-, theils im Querschnitt. Bei gelungener Injection färbt sich das ganze Organ, und man sieht nun (Fig. 6.), wie die Arterien (&) unter reichlicher Astbildung sich in ein sehr dichtes, bald mehr rundliches, bald mehr stumpf-polyedrisches Capillar-Netz (b) auflösen, aus dem dann die Venen in ähnlicher Weise sich sammeln. So gelang uns die Injection eines Murmelthiers gegen das Ende des Winters 4860—51. Es bedarf wohl keiner Bemerkung, dass die Maschenweite unsers Gapillar-Netzes genau mit der Grösse der Felder der nicht inji- eirten Drüse des erst genannten Murmelthieres zusammenstimmt. Da sowohl auf Längs- wie auf Querschnitten die Gestalt der von dem Gapil- lar-Netze umzogenen Maschen nahezu die gleiche ist, so werden die das Feit beherbergenden Räume in allen drei Dimensionen ähnlich gross, mithin würfelartig sein müssen. Offenbar sind die Gapillar-Netze durch ein plattenföormiges, mehr homogenes Gewebe getragen, welches als ‚Scheidewand der würfelförmigen Räume dient. Was die Stärke der Haargefässe betrifft, so erscheinen dieselben natürlich im injieirten Zu- stande beträchtlich grösser als im nicht gefüllten ; nach ünsern Messungen beträgt sie 0,00255—0,00319””. Manche bleiben freilich feiner, wohl in Folge mangelhafter Massenerfüllung. Schöne bogenförmige Uebergänge ' der Haargefässe bemerkt man namentlich an den Rändern der eifisenäh # Drüsenläppchen. Kennt man einmal diese Verhältnisse, so wird es mög- lich, auch an gut entfetteten,, nieht injieirten Präparaten zu sehen, wie $ ' 172 innerhalb eines Läppchens einzelne arterielle Endzweige mit einem Male in eine grosse Menge von Haargefässen sich auflösen. | Wenn sonach keine Zellen den fettigen Inhalt der Winterschlafdrüse beherbergen, wenn vielmehr, wie wir gesehen haben, nur ein sehr reich- liches Capillar-Netz die Felderbegrenzung im Innern des Drüsenläpp- chens ergiebt, so entsteht die Frage, welche Zwischenmasse, welches Gewebe zur Aufnahme des Fettes denn vorkommt. Wir sind hier zu ei- nem eigenthümlichen Resultate gelangt. Ohne vorbereitende Behandlung erkennt man hierüber nichis, die Menge des Fettes ist zu gross, als dass die aufgeworfene Frage sich lösen liesse (Taf. XII. Fig. 3a.). Entfernt man dieses, indem man in Weingeist oder schwacher Chromsäure gehärtete Stückchen mit ÄAeiher oder absolutem Alkohol behandelt, oder unterwirft man dünne Schnitte solcher Alkohol- und Chromsäurepräparate, oder auch frisches Drüsengewebe einer mehrstündigen Behandlung mit lauwarmem Glycerin, so tritt uns bei erster Betrachtung ein feinkörniges, wirres Körnerwerk entgegen, welches an die von schon so vielen Beobachtern beschriebene Grundmasse der grauen Substanz des Nervensystems im Gehirn und Rückenmark erinnerte. Untersucht man genauer, so löst sich diese feinkörnige, wirre Masse an geeigneten Objecten in ein feines Netz- oder Gitterwerk auf, welches aus unmessbar feinen, ziemlich dun- kelrandigen Fäserchen besteht, die kleine, bald unregelmässige, bald eckige oder auch polyedrische Räume von 0,00436—0,00204”” in zier- licher Weise begrenzen (Taf. XIl. Fig. 4d). Es würde somit dieses Netzwerk als die Grundmasse des Winterschlaforgans zu betrachten sein, vorausge- setzt dass uns hier kein durch die Reagentien-Behandlung gesetztes Ar- tefact vorliegt, woran wir indessen bei der Zierlichkeit und Regelmässig- keit der Bildung kaum glauben können. In diesem Gitterwerke nun liegen die Fetttropfen, sei es, dass die Fäserchen des Netzes die Mittelpartie des Feldes nicht erreichen, sei es, dass die Fettpartikelchen, wenn das feine Netzwerk durch das ganze Feld sich erstreckte, über dessen Fäserchen zu Tropfen zusammenfliessen würden. Die Schwierigkeit des Objectes gestattete uns bisher nicht, hierüber einen Aufschluss zugewinnen. Vor- trefflich sahen wir jedoch dieses feine Netzwerk an dem Organe einer Wühlmaus im Winter, namentlich mit einer Hartnack’schen Immer- sions-Linse No. 9. Man wird unwillkürlich hinsichtlich des feinen Gitterwerks der Win- terschlafdrüse an gewisse Beobachtungen erinnert, welche in neuester Zeit für Theile des Nervensystems von Schultze und Siephany gemacht worden sind. Schultze (Observationes de retinae structura penitiori. Bonn, 41859.) fand zwischen den Radial-Fasern der Retina ein höchst feines stützendes Fasernetzwerk , besonders deutlich in dem Auge von Plagio- stomen. Ein ähnliches Netzwerk giebt Stephany (Beiträge zur Histologie der Rinde des grossen Gehirns. Dorpat, 1860.) für die graue Masse der Rinde des grossen Gehirns an. - ” En “r Ben " re ah ea En ae » ee ig in we dung rn 173 Man hat die Richtigkeit dieser Beobachtung in neuester Zeit, bezwei- felt, und da es sich um CGhromsäurepräparate handelte, das Ganze für ein Gerinnungsproduct genommen (so Henle in seinen letzten Jahresbe- richten). Es wird zukünftigen Untersuchungen vorbehalten bleiben müs- sen, hier sichere Entscheidung zu geben. | Ebenso vermögen wir bei der Schwierigkeit des Gegenstandes noch nicht zu bestimmen, ob die beim Igel aufgefundenen grossen, bläschen- förmigen Kerne, deren wir früher gedacht haben, und welche sich von der Nuclearformaiion der Haargefässe unterscheiden, nicht etwa dem ' feinen Drüsengitterwerk angehörten, wonach die Parallele mit jenen ner- vösen Gebilden eine fast vollständige sein würde. Versuche, an eni- fetteten Drüsen sie aufzufinden, verunglückien uns, wie wir denn auch ‘ nieht im Stande waren, z. B. bei der sorgfältig von uns durchsuchten ‘ Wühlmaus, die nämliche Kernformation zu gewinnen. Nur bei einem Exemplare von Vespertilio auritus glauben wir sie nach vorhergegangener CGarminfärbung innerhalb der Felder des Organes und zwar oft in der - Nähe deren Mitte bemerkt zu haben. Doch sind Täuschungen hier leicht ' möglich, so dass wir dieser vereinzelten Beobachtung vorläufig noch kein grösseres Gewicht beilegen wollen. Zürich, December 186% Erklärung der Abbildungen. (Sämmtliche Zeichnungen nach den Vergrösserungen eines neuen grossen Hart- nack'schen Mikroskopes.) Tafel ZII. - Fig. 1. Ein Stück der sogenannten Winterschlafdrüse des Igels im Beginn des Winters mit A400facher Vergrösserung, nach vorheriger Erhärtung in schwachem Al- kohol und Geriach'scher Carminfärbung; a Endpartie eines Drüsenläppchens: b und c die angrenzenden Randtheile zweier anderer Acini; d das interacinöse Bindegewebe mit einem arteriellen Gefässe e. In dem Läppchen sieht man Fetitropien in Unzahl und roth gefärbie Kerne, Fig. 2. Ein Stückchen aus der Winterschlafdrüse der Wühlmaus nach vorheriger Fett- | | befreiung und Carminfärbung, mit Canadabalsam behandelt in 320facher Ver- grösserung; a die blutleeren, mit Kernen besetzten Capillargefässe, welche die Felderbegrenzung des Gewebes bilden; 5 Nuclei, welche aus der Tiefe 5 " durchschimmern und den Capillarneizen anderer Flächen angehören; c ein h dem Haargefäss äusserlich aufliegender Kern; d das umhüllende Bindegewebe mit den Bindegewebskörperchen. Ein Stückchen des Gewebes vom Murmeithier zu Anfang des Winters, in Chrom- säure erhärtet bei 320facher Vergrösserung; a Fetttropfen; b die kernführen- den Haargefässe mit einer äusserlich aufliegenden, feinkörnig erscheinenden Masse c versehen. . Ein Stückchen des Organes bei der Wühlmaus in Alkohol erhärtet bei 650facher Fig. Fig. 174 Vergrösserung des Immersionssystemes No. 9.; a die Fetttropfen; b und ce Stücke des begrenzenden Haargelässnetzes; d das feine, die Felder erfüllende bindegewebige Netzgewebe. . Ein Stück der Winterschlafdrüse der Wühlmaus entfettet und i in AR # eingelegt nach vorhergegangener Carminfärbung; a ein arterieller Stamm mit einigen Zweigen b, in das Capillarnetz c sich auflösend. Zeichnung bei a 200facher Verbrösserling. . Geirocknetes Injectionspräparat vom Murmelthier bei 150facher Vergrösserung. Die grösseren Stämme (wohl arterieller Natur) beia; das Haargefässnetz bei b, Bogen am freien Rande des Läppchens bei e bildend. . Ein Stückchen aus der Winterschlafdrüse eines noch nicht ganz erwachsenen | Igels bei Antritt des Winterschlafes. Bei a das umhüllende Bindegewebe; bei b die Felder des Organs mit grössern und kleinern Feittropfen reichlich ange- füllt ; 320fach vergrössert. . Von demselben Thier bei 320facher Vergrösserung ; a Zellenkerne, welche frei in der umgebenden Flüssigkeit herumschwimmen, deren Verhältniss zum Or- gangewebe jedoch nicht erkannt werden konnte; 5 die die Felder erfüllende Inhaltsmasse, wie sie bei der Untersuchung des frischen Organs frei geworden, bestehend aus feinkörniger Masse und Fetttropfen. £: ia ee A: a Ueber die Structur des Tunicatenmantels und sein Verhalten im polarisirten Lichte, Von Franz Eilhard Sehulze aus Rostock. Mit Tafel XVII und XVII. % Des hohen Allgemeininteresses wegen, welches der Tunicatenmantel als ein thierisches Gewebe mit Cellulosereaction ‘) darbietet, ist es wünschenswerth, seinen feineren Bau und seine übrigen Eigenschaften möglichst genau zu kennen. Löwig und Kölliker haben im Jahre 1846 die chemische Eigenthümlichkeit dieses Gewebes, auf die ©. Schmidt zu- erst hingewiesen hatte, genau untersucht und eine höchst gründliche, dem damaligen Standpunkte der allgemeinen Histiologie entsprechende Einzelbeschreibung des Mantelgewebes einer Reihe von Tunicatenspecies (17) gegeben?). Eine nicht minder treffliche Arbeit von Schacht?) , in welcher die früheren Beobachtungen grösstentheils bestätigt, in manchen Punkten ergänzt und vervollständigt wurden, erschien im Jahre 1851. Seit der Zeit ist meines Wissens keine Untersuchung über denselben Ge- genstand publicirt. Das mir zugängliche Material, welches ich grösstentheils der Güte meiner hochverehrten Lehrer, der Herren Professoren M. Schulize und Troschel verdanke, bestand in 20, meist recht gut in Alkohol, liqueur 1) Wenn auch die stickstofffreie, in der procentischen Zusammensetzung und allen charakteristischen Reactionen mit der Cellulose übereinstimmende Substanz des Ascidienmantels mit der gewöhnlichen Form der Pflanzencellulose nicht ohne Weiteres identificirt werden kann, besonders weil die Umwandlung in Zucker, wie aus den Untersuchungen Berthelot’s (Compt. rend. T. XLVII. p. 227—230.) hervorgeht, hier nicht so leicht gelingt wie dort, so wird man sie doch desshalb noch nicht als einen von der Cellulose wirklich verschiedenen Stoff (Tunicine Berthelot's) ansehen - dürfen, sondern wird ihr immer noch einen Platz in jener grossen Reihe von Modi- - ficationen, in welchen uns die Cellulose in der Natur begegnet, anweisen müssen. 9) Annales des sciences nat. 1846. Tom. V. p. 1983. 3) Mikroskopisch-chem. Untersuch. des Maniels einiger Ascidien. Müller's Archiv 4854. p. 177. 4 N 176 conservat., Holzessig oder schwacher Lösung von Kali bichrom. conser- virten Species. Es waren Ascidia mentula Cynthia papillata - octodentata — echinata - scabra Boltenia clavata - adspersa Salpa maxima - lepadiformis - pinnata - parallelogramma Aplidium - intestinalis Botryllus stellatus -— _ coriacea Pvrosoma giganteum ; Phallusia mammillaris ferner nicht bestimmt, eine mit Phallusia mammill. und eine mit Ascidia parallelogr. wenigstens im Bau des Mantels nahe verwandte Art. Beginnen wir unsere Beschreibung zunächst mit der inneren Epi- thelialbekleidung. Die von den früheren Beobachtern auf der Innenseite des Mantels bei einigen Species beobachte einfache Plattenepithellage fand ich bei allen einfachen festsitzenden Formen, soweit sie durch gute Gon- servirung zu dieser Untersuchung geeignet waren, bei den Gattungen Aseidia, Phallusia, Cynthia, Boltenia wieder; nur bei Cynthia papillatata und microcosmus sah ich nicht wie Kölliker und Schacht Plattenepithel, sondern ein entschiedenes Cylinderepithel, indem die Höhe der Zellen ihre Breite um das 2—3fache übertraf (Taf. XVIM. Fig. 3 a«.). Bei den schwimmenden Formen, Salpa, Pyrosoma, soll!) das innere Epithel leicht verloren gehen; ich habe auch an den mir zu Gebote stehen- den Exemplaren vergeblich darnach gesucht. Uebrigens entsprechen jene Epithelzellen in Form und chemischer Constitution vollkommen den gleichen Gebilden anderer Thiere. Die eigentliche Mantelmasse ist nun von Zöwig und Kölliker in meh- rere besondere Schichten, deren Zahl bei den einzelnen Species wechselt, eingetheilt worden. Da diese Eintheilung keine scharfen Grenzen giebt, so werde ich die Betrachtung sogleich auf die ganze Dicke des Mantels ausdehnen. Die sogenannte Grundmasse des Mantels, welche, wie be- sonders Schacht hervorhob, allein die Gellulosereaction giebt, kann aller- dings in Hinsicht der Consistenz alle möglichen Grade von einer weichen, geleeartigen Gallerte (Pyrosoma, Salpa etc.) bis zur lederartigen Festig- keit (Cynthia, Boltenia) zeigen, scheint aber im Uebrigen nur zwei we- sentliche Verschiedenheiten darzubieten, sie ist entweder hyalin, struc- turlos (Phallusia, Ascidia, Aplidium, Botryllus, Salpa, Pyrosoma), oder faserig (Cynthia, Boltenia, Ascidia coriacea). Im letzteren Falle sind folgende interessante Structurverhältnisse zu bemerken. Es wechseln durch die ganze Dicke des Mantels Lagen von Fasern ab, in deren einer die Faserrichtung siets der Längsaxe des Thieres parallei, meridional, in 1) Grundzüge der vergl. Anatomie von Dr. Carl Gegenbaur. p. 294. 127 der andern aber stets senkrecht zur Axe des Thieres, dasselbe um- kreisend, also äquatorial liegt. Ausserdem biegen häufig Fasern aus einer Schicht nach innen oder aussen um, wie es scheint, in der nächsten mit rechtwinklig veränderter Richtung fortlaufend. Die Dicke dieser einzelnen Lagen oder Schichten nimmt von innen nach aussen zu steiig ab, wogegen die äusseren Schichten fester gewebt sind, d. h. es liegen in ihnen die Fasern dichter aneinander. Durch diesen eigenthümlichen Bau ist es bedingt, dass man auf Schnitten sowohl senk- recht als parallei zur Längsrichtung des Thieres stets abwechselnd Züge ' von horizontal liegenden Fasern und solche Schichten findet, in denen nur die Querschniite der Fasern als dunkle, resp. helle Punkte erscheinen. Löwig und Kölliker haben, wie es scheint durch diese Querschnitte ge- täuscht, indem sie dieselben für Körner hielten, eine an gewissen Stellen im Cynthia-Mantel vorkommende körnige Grundmasse beschrieben’). An der innersten, dicht über dem Epithel liegenden Schicht des Mantels von Phallusia wanmill. beschreibt Schacht eine feine Faserung; an den - von mir untersuchten Exemplaren fand ich auch dort die ganze Grund- masse hyalin. Als die für die richtige Auffassung des allgemeinen histiologischen Charakters unseres Gewebes wichtigsten Elemente sehe ich die bei allen von mir untersuchten Thieren und zwar durch die ganze Dicke des Mantels mehr oder weniger zahlreich gefundenen, mit den bekannten sogenannten Bindegewebskörperchen übereinstimmenden gezackten, sternförmigen oder spindelförmigen Gebilde an. Dieselben finden sıch in den Arbeiten von Löwig und Kölliker und von Schacht meistens als Kerne (»gezackie oder sternförmige Kerne«) beschrieben, und es scheint ihnen nur eine verhältnissmässig untergeordnete Bedeutung beigelegt zu sein. Sie bestehen im Allgemeinen aus einem verhältnissmässig kleinen, indessen meistens sehr deutlich erkennbaren Kerne und aus denselben umlagerndem körnigem Protoplasma, von dem fadenförmige Fortsätze, auch - gewöhnlich ein körniges Aussehen zeigend, sich mehr oder minder weit - in die Grundsubstanz hineinerstrecken. Diese strahligen Fortsätze, welche - bei der lod-Schwefelsäure-Reaction sich gelb färben (am schönsten sah ich dies bei Ascidia adspersa) also aus einer protein-haltigen Substanz En koplasmat) bestehen, ändern bei den verschiedenen Alten sehr ab. " Bald erstrecken sie sich stark verästelt und sehr lang nach allen Dimen- K sionen, wie z.B. bei Pyrosoma (Taf. XVII. Fig. 1.), oder sie sind fasi gar - nicht verästelt, wie bei Salpa (Taf. XV1l. Fig, 2. )» oder sie sind durch bestimmte ande in ihrer Lage ee wie bei Phallusia, liegen ı iuweilen, den Zellen eine Spindelform gebend, alle gleich gerichtet, 4) I. c. p. 243. »On distingue de tout petits granules mol6culaires incolores, qui se trouvent a de certaines places en si grand nombre, qu’ils rendent les fibres difficiles a distinguer et donnent a des couches un peu plus Epaisses un an, finement . granule, « 178 wie bei den Tunicaten mit faserigem Baue, Cynthia, Boltenia ete. (Taf. XVII. Fig. 3.) und an mehreren Stellen bei Mänteln hyaliner Grund- substanz (Taf. XVII. Fig. 3.); oder endlich sie werden sehr kurz, biswei- len nur durch einige Körnchen angedeutet, wie bei Ascidia parallelo- gramma und intestinalis. Sehr häufig sieht man die äussersten Enden der Fortsätze benachbarter Zellen in einander übergehen. Einen directen Anhaltspunkt für die Entscheidung, ob diese Zellen oder Zellenreste mit einer genuinen Wandung, einer Membran, versehen sind oder nicht, liess sich auch hier weder aus der unmittelbaren Anschauung noch durch Reactionen gewinnen. Im Mantel einiger Tunicaten,, Pyrosoma, Botryllus, Ascidia lepadiformis und A. intestinalis finden sich gar keine anderen zelligen Elemente als die eben besprochenen, so dass sich das Gewebe dem embryonalen Bindegewebe an die Seite stellen lässt. An diese, den Bindegewebskörperchen direct vergleichbaren Ge- bilde schliessen sich nun zunächst gewisse Formen Pigment-haltiger Zel- len an, ja man hat sogar häufig Gelegenheit, den direceten Uebergang beider zu beobachten. Die Verbreitung dieser Pigmentzellen ist eine ziem- lich beschränkte. Am zahlreichsten finden sie sich in der innersten Partie des Mantels von Cynthia papillata und zwar als eine dichte Lage unmittelbar über einer sehr dünnen, membranartigen Schicht, welche dem Epithel aufliegt und eine hyaline (nicht fibrilläre) Grundsubstanz besitzt (Taf. XVII. Fig. 3 b.). Von da nach aussen werden sie allmählich seltener und machen den erst beschriebenen spindelförmigen Gebilden Platz. Gerade hier lassen sich, wie auch ZLöwig und Kölliker angeben, leicht Uebergangsformen zwischen beiden sehen. Während nämlich die Pigmentzelle selbst nur aus einem centralen Kern und einer sich dicht um denselben herumlegenden Kruste von groben Pigmentkörnern besteht und nur selten noch ausserdem etwas Protoplasma gesehen wird, kann die Pigmentkruste heller, feinkörniger werden und in Streifen feinkörni- gen Protoplasma’s übergeben, wodurch dann eine Form entsteht, welche von jenen spindelförmigen Elementen nicht mehr zu unterscheiden ist. In Wirklichkeit ist der Vorgang wohl umgekehrt so zu denken, dass das Protoplasma der spindelförmigen Zellen sich zu einer Pismentkrüuste um- wandelt, und also die Pigmentzellen als ältere, vielleicht degenerirte Zellen aufsufässen sind. Dasselbe findet sich an der inneren Partie des Mantels von Aseidia parallelogr., A. intestin. und an vereinzelten Stellen bei Aplidium. Etwas anders, aber gerade besonders interessant sind. " die Verhältnisse bei Salpa maxima. Hier finden sich (das von mir unter- 4 suchte sehr grosse Exemplar war zum Behufe histiologischer Studien vom Herrn Prof. M. Schultze aus Triest mitgebracht und in Kali bichrom.- _ Lösung ausgezeichnet gut conservirt) besonders in der inneren Mantel- partie ausser den aus einem Kerne mit umliegender , grobkörniger Pig- menikruste bestehenden Zellen auch solche, welche ausserdem noch einen Hof feinkörnigen, schwach gelblichen Protoplasma’s besitzen, 179 welches sich von der hyalinen Grundsubstanz mehr oder weniger scharf abgrenzt, ofi aber auch continuirlich in dieselbe übergehend keine - scharfen Grenzen erkennen lässt (Taf. XV. Fig. 2 b.). Auch finden sich ganz ähnliche Zellen, welche kein Pigment besitzen, also nur aus einem Kerne und einem in die Grundsubstanz scheinbar continuirlich über- gehenden, hellen, feinkörnigen Protoplasma bestehen. An diese letzte Form schliesst sich nun eine andere, ebenfalls nur bei Salpa ausgeprägt gefundene an, bei der sich eine so scharfe Abgrenzung des den Kern um- gebenden ungefärbten Protoplasma’s gegen die Grundsubstanz findet, ' dass man versucht sein könnte, an eine Membran zu denken, indessen - lassen sich doppelte Contouren nicht erkennen, auch zeigen zufällig zer- rissene Zellen der Art (Taf. XVII. Fig. 2 ce.) keine Andeutungen einer Membran. Unter diesen Zellen finden sich nun noch folgende interes- sante Formen. Während gewöhnlich das Protoplasma eine vom Kern _ überall gleichweit entfernte rundliche Begrenzung zeigt, sieht man auch nicht selten Zellen mit langen, gewöhnlich von der Nähe des Kernes aus- - gehenden, in die Grundsubstanz hinausragenden Ausläufern, welche mit - denjenigen der oben heschriebenen siernförmigen Zellen vollkommen übereinstimmen, also wohl auf einen Uebergang beider Zellenarten in einander hindeuten (Taf. XV. Fig. 2 d.). | Es bleiben uns nun noch jene eigenthümlichen hellen, kugeligen Zellen zu betrachten übrig, welche in vielen Ascidienmänteln so dicht liegen, dass nur wenig Grundsubstanz mit sternförmigen Zellen zwischen ihnen übrig bleibt und welche oft eine enorme Grösse (bei Phailusia mamm. bis zu 0,05”’ Durchmesser) erreichen. Löwig und Kölliker be- „schreiben sie bei Phallusia mammillaris, Ph. monachus, Ph. sulcata, Ph, gelatinosa, Schacht bei Phallusia annalanie. Ich Se dieselben ausser bei Phallusia mamm. bei Ascidia adspersa, A. mentula, A. scabra, A. octodentata und Aplidium entwickelt. Alle Beobachter stimmen darin überein , dass diese Gebilde Zellen seien. Löwig und Kölliker schreiben ihnen eine Cellulosemembran zu, Schacht wies nach, dass an der in- “ neren Wand der grossen Haledume eine dünne Schicht proteinartiger Substanz vorhanden sei und erklärte diese für+die eigentliche bipaknan der Zeilen. Keiner der angeführten Autoren aber konnte im Innern einen Zellen- N kern oder einen körnigen Plasma-Inhalt nachweisen. Es war. demnach die Zellennatur der fraglichen Gebilde durchaus nicht erwiesen. Mit : Rücksicht auf diesen lotztem Punkt kann ich nun die Mittheilung machen, _ dass ich zuerst bei Ascidia adspersa in einigen derselben sehr deutliche, ' Kernkörperchen führende Kerne mit etwas Protoplasma gewöhnlich in ‚oder dicht an der von Schacht als Membran bezeichneten Schicht gefun- ‚den habe und zwar besonders häufig da, wo die grossen Zellen in Reihen ‚dicht nebeneinander liegend die Ueberzeugung einer kürzlich geschehenen ‚Vermehrung durch Theilung gewinnen lassen (Taf. XVII. Fig. A «.). na sı > . Mantelgewebes ist und diesem mit hyaliner Grundsubstanz, indem die mit 180 Ebenso zeigen die grossen Zellen bei Aplidium zum Theil recht deutlich“ einen in feinkörhiges Protoplasma eingebetteten, der kanns: nahe liegen- den Kern (Taf. XVII. Fig: 2 a.). Nach diesen Beobachtungen gelang es nun auch bei dh anderen Pe cidien,, ja selbst bei Phälieste Pat an allen Zellen dieser Art, wenn auch nicht deutliche Kerne, so doch mehr oder minder grosse lokale An- häufungen dunkler Körnchen, welche stets an der Wand liegen und wohl als Reste ehemaliger Kerne betrachtet werden dürfen, zu sehen. Was die verschiedenen Modificationen unserer grossen Hohlzellen betrifit, so scheinen mir gewisse Uebergangsformen dieser Zellen in jene zuerst beschriebenen, den Bindegewebszellen ähnlichen Formen von be- sonderer Wichtigkeit zu sein. Bei Aplidium lässt sich ein allmähliches Kleinerwerden jener grossen Zellen, wobei dann siets zugleich die um- gebende Grundsubstanz an Masse zunimmt, beobachien, und man stösst endlich auf Zellen , bei denen die Grundsubstanz bis dicht an den Kern herangerückt ist, und welche nun, durch das noch übrige Protoplasma eine siern- oder spindelförmige Gestalt erhaltend, sich von den anfangs beschriebenen Formen nicht mehr unterscheiden (Taf. XV. Fig. 2 b.). Bilder ähnlicher Art liessen sich am äusseren Rande des Mantels von. Ascidia adspersa beobachten, nur dass hier die Grundsubstanz bedeu- tender entwickelt ist und die Ausläufer der Zellen länger und zahl- reicher sind (Taf. XVII. Fig. 1 b, c, d.). Ein die äussere Oberfläche des Mantels überziehendes Epithel, wel- ches Schacht vermuthet, existirt nach meinen Beobachtungen durchaus nicht, indessen bietet bei nicht wenigen Arten die äusserste Mantelschicht solche Eigenthümlichkeiten, dass sie eine besondere Besprechung ver. dient. Während nämlich bei den meisten der von mir untersuchten Species, wie Ascidia mentula, A. adspersa, A. parallelogr., A. intestin., A. lepadif. etc. , die äussere Grenzschicht durch nichts von der übrigen Masse unterschieden ist, zeigt sich bei einigen, Ascidia octodentata, A. scabra, A. coriacea, ein feiner, hellgelber Saum. Derselbe findet sich‘ zwischen den Stacheln bei Cynthia und Boltenia nur etwas dicker wieder, und bier kann man deh unmittelbaren Uebergang dieser Schicht in die schon von Löwig und Äölliker sowie von Schücht beschriebene gelbliche Masse, aus welcher die Stacheln zum grossen Theile bestehen, erkennen. | Löwig und Kölliker schreiben, wenn auch nur vermuthungsweise, dieser | Substanz in den Stacheln einen zelligen Bau zu. In der That ist es nicht schwer, sich an den Stacheln von Cynthia zu überzeugen, dass in dieser Aiiteieht kein Unterschied besteht zwischen dem im Innern der Stacheln liegenden Fasergewebe, welches eben nur eine Fortsetzung des tieferen Protoplasma umgebenen Kerne innerhalb der hyalinen Masse dieselben spindelförmigen Zellen oder Zellenreste darstellen, wie die gleichen Ge- | DR bilde zwischen den Fasern, ja viele dieser Zellen auf der Grenze halb von | 181 ‚dieser, halb von jener Substanz umgeben sind. Dagegen besteht hin- ‚sichtlich der chemischen Constitution, wie schon die früheren Untersucher "erkannten, zwischen dieser Masse und den Fasern ein bedeutender Un- terschicd, sie ist eben keine Cellulose. Sowohl die schmale Grenzschicht bei Ascidia octodentata etc. und zwischen den Stacheln der Gynihien, als auch die dicke Substanz der Stacheln färbt sich durch lIod und Schwe- felsäure nicht blau, löst sich nicht in Schwefelsäure und kalter Kalilauge, "wird dagegen von kochender Kalilauge, wenngleich schwierig, gelöst. | Die bei vielen Tunicaten im Mantel vorkommenden Gefässe und zahlreichen verschiedenartigen Krystallinischen Ablagerungen unberück- ‚sichtigt lassend, will ich, nachdem die verschiedenen Zellformen des Man- telgewebes selbst besprochen sind, auf die nähere Beziehung derselben zu einander eingehen. Der Umstand, dass bei manchen Mänteln ausschliesslich eine be- "stimmte Zellferm, bei anderen verschiedene Formen mit und durcheinan- der vorkommen und dass wir auf entschiedene Uebergangsstufen zwi- schen den einzelnen Typen stiessen, macht die Annahme wahrscheinlich, dass die einen sich in die andern umwandeln, also gleichsam Entwick- ‚lungsstufen , die hier und da regelmässig in dem einen oder anderen Zu- "stande persistiren können, darstellen. Es fragt sich daher, welche Zellen- form ist hier als die ursprüngliche anzusehen, und in welcher Weise ent- wiekeln sich dıe andern aus derselben. Wenn ich die grossen hohlen, den Elementen der Ghorda dorsalis ähnlichen Zellen als die der jüngsten | Entwicklungsstufe entsprechenden ansehe, so hat diess ausser in eben ‚dieser Uebereinstimmung mit jenen embryonalen Gewebstheilen haupt- 'sächlich darin seinen Grund, dass ich gerade bei diesen Zellen die deut- ‚lichen Merkmale einer eben geschehenen Vermehrung, Theilung (Taf. XVT. ‚Fig. 1 a.) gesehen habe und sich bei dieser Annahme die Entstehung der übrigen Formen leicht nach den sonst bekannten Bildungsgesetzen er- } tlären lässt. Rechnen wir zu dieser Form noch die von ihr eigentlich nur durch eine diffuse Protoplasinavertheilung verschiedenen Zellen, "welche im Mantel von Salpa (Taf. XVN. Fig. 2 a.) gefunden wurden, so "hätten wir nur die Verwandiung derselben in die den Bindegewebskörper- ‘chen ähnlichen Formen und die Pigmenizellen, oder, da wir nach den "eben hier gemachten Beobachtungen berechtigt sind, die letzteren nur als eine unwesentliche Modifhication der ersteren anzusehen, nur noch in eine ‘von beiden Formen zu erklären. | Wir sind hiermit auf die von verschiedenen Seiten so verschieden beantwortete Frage nach der Entstehung der sternförmigen oder spindel- örmigen Bindegewebszellen gestossen, die wir aber hier um so weniger umgehen künnen, als sie für das Urtheil über die Entstehung der gerade hier so wichtigen Grundsubstanz entscheidend ist. Ohne mich nun auf ine weitläufige Erörterung aller hier in Betracht kommenden Theorien einzulassen, will ich nur die Umstände anführen, die sich mir bei der Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Bd. ee gegen die so gebildete Grundmasse scharf abgesetzte etwaige Zellmembran | Reichert's und du Bois-Reymona’s Archiv. 1864, “ 182 Untersuchung des Tunicatenmantels selbst als Gründe für eine Ansicht aufgedrängt haben, welche , in neuester Zeit von M. Schultze zunächst für die zelligen Elemente im quergestreiften Muskel, dann aber auch in allen sogenannten Bindesubstanzen aufgestellt‘), . eng an die alte Schwann’sche Theorie anschliesst und in den stern- oder spindelförmigen Gebilden nichts Anderes sieht als den Rest einer Zelle, einer kernhaltigen Protoplasmaanhäufung, welche früher viel grösser, sich in ihren periphe- rischen Theilen in die sogenannte Grundsubstanz umgewandelt hat. Zu- nächst sind es die schon oben beschriebenen Uebergangsformen zwischen | den grossen hellen und den sternförmigen Zellen, welche besonders | deutlich bei Aplidium den Beweis liefern, dass zugleich mit dem Ent- | stehen jener Bindegewebskörperchen ähnlichen Formen eine Vermehrung, | Verdickung der umgebenden Grundmasse stattfindet. Da sich nun eine | nicht findet und jene dünne, stickstoffhaltige Schicht schon desshalb nicht, wie Schacht es wollte, als Membran gelten kann, weil häufig in ihr der Kern liegt, dieselbe vielmehr als äussere Protoplasmaschicht auf- | zufassen ist, so wird man unwillkürlich zu der Ueberzeugung geführt, dass die bei der Umwandlung und dabei stattfindenden Verkleinerung der grossen Hohlzellen gebildete CGellulosegrundmasse in ähnlicher Weise | entstehen müsse, wie die Cellulose der Pllanzenzelle sich aus der äusser- sten Protoplasmaschicht, dem sogenannten Primordialschlauche hildet. Zu | derselben Auffassung drängen auch die bei Ascidia adspersa (Taf. XVU. Fig. 1 b, c.) und besonders bei Salpa maxima beobachteten eigenthüm- lichen Zellen. An den letzteren kann man, namentlich an den grossen | Pigmentzellen (Taf. XVH. Fig. 2b.) den Mangel der Membran unmittelbar zur Anschauung bringen, indem hier zwischen Protoplasma und Grund- | substanz nicht emwal eine scharfe Grenze, viel weniger eine Membran | zu erkennen ist; erst durch die mit [od und Schwefelsäure hervorgerufene | blaue Färbung der Grundsubstanz und gelbe des Protoplasmas lässt sich | eine scharfe Grenze zwischen beiden nachweisen. $ Nach dieser Auffassung wird man sich nun die Bildung der ver- schiedenen Gewebsformen des Tunicatenmantels aus embryonalen Zellen folgendermaassen vorstellen können. Durch allmähliche Umwandlung der‘ äusseren Protoplasmarinde dieser wohl. ursprünglich wandungslos zu) ein Verschmelzen dieser so gebildeten Rinden mit einander entsteht ein der Chorda dorsalis ähnliches Gewebe. Denkt man sich diese Metamor-| dass bald von der ursprünglichen Zelle nichts mehr als der Kern mit einem] stern- oder ge Protoplasmareste übrig bleibt, während 2 A) Veber } Muskelkörpertheh und das, was man eine Zelle zu nennen habe. 1 183 Mengenverhältnisse, in dem beide Arten von Zellen zu einander stehen, die Structur der Mäntel von Aplidium, Phallusia mamm., Ascidia ad- spersa, A. scabra, A. octodentata, A. mentula. Findet bei den in der Entwickelung zurückbleibenden Zellen eine diffusere Ausbreitung des körnigen Protoplasmas im Innern statt, und lagert sich bei einigen in der Nähe des Kernes Pigmentmasse ab, so haben wir auch das Mantelgewebe von Salpa maxima. Bleiben gar keine Zellen auf’ der ursprünglichen Stufe stehen, sondern findet die Verwandlung des äusseren Protoplasmas in Cellulosesubstanz bei allen gleich in der angedeuteten Weise statt, so erhalten wir die Mäntel von Pyrosoma gig., Botryllus stellatus, Ascidia paralielogramma, A. lepadiformis, A. intestinalis, Salpa pinnata. Bleibt endlich die gleichsam aus den Zellenmembranen und ihren Verdickungs- schichten entstandene Cellulosegrundsubstanz nicht hyalin, sondern spaltet sie sich in Fasern, Fibrillen, so haben wir das Gewebe der Mäntel von Cynthia, Boltenia und von Ascidia coriacea. — Schon die früheren Autoren haben auf Grund ihrer Anschauungen über die Struciur des Tunicatenmantels eine Vergleichung desselben mit dem Pflanzengewebe angestellt; da aber sowohl Löwig und Kölliker als auch Schacht die wahre Bedeutung eines Theiles der in Betracht kom- menden Zellen, nämlich der von ihnen meistens als gezackte Kerne beschriebenen Gebilde, verkannten und ihr Urtheil wesentlich nur auf einer Vergleichung der grossen Hohlzellen mit den ihnen allerdings sehr ähnlichen Pflanzenparenchymzellen basirte, so konnte auch die ganze Ver- gleichung keine erschöpfende sein, und es lag die Gefahr eines Missgriffes nahe. Als Hauptunterschied unseres Gewebes von dem pflanzlichen füh- ren Löwig und Kölliker die Existenz gerade dieser sogenannten Kerne in der zwischen den Zellen (i. e. den grossen Hohlzellen) befindlichen Zwi- schensubstanz an. Bedenkt man aber, dass diese den Bindegewebskör- perchen vollständig entsprechenden Gebilde mit ihrem Kerne, ihren Protoplasmaausläufern und der sie umgebenden Cellulose doch zweifels- ohne ebensogut die Bedeutung von Zellen haben , wie die grossen Hohl- zellen oder wie eine beliebige Pflanzenzelle, (welche ihnen durch ihre starken Verdickungsschichten und dazwischen bleibenden Porencanäle, die wohl den strahligen Ausläufern jener entsprechen , oft recht ähnlich werden können) so fällt dieser Unterschied von selbst fort. Ein anderer von Löwig und Kölliker, besonders aber von Schacht nachdrücklich hervorgehobener Unterschied liegt darin, dass sich die grossen Hohlzellen, und wie wir hinzufügen können, auch die Gellulose- gebiete‘) der stern- und spindelförmigen Zellen nicht wie bei den Pflan- zen durch die sogenannte Intercellularsubstanz abgrenzen. Diess ist je- 4) Wir könnten den Ausdruck »Zellenterritorien« im Virchow’schen Sinne ge- brauchen, wenn wir nicht in Betreff der Entstehungsgeschichte der Grundsubsianz, welche Virchow mit Reichert als Intercellularsubstanz deutet, eine abweichende An- sicht hätten. | 13° in Sogn eg 184 denfalls richtig, denn bei der Iod und Schweielsäure-Reaction färbt sich die ganze zwischen den Zellen befindliche Grundsubstanz gleichmässig blau, und auf keine Weise lassen sich Grenzlinien, welche die embryonalen Zellengrenzen andeuteten, zur Anschauung bringen. Doch scheint mir dieser Umstand um so weniger geeignet, einen princi- piellen Unterschied abzugeben, als ja die Intercellularsubstanz der Pflan- zen auch von Vielen als aus der primären Zellenmembran hervorgehend angesehen wird. .Von grosser Bedeutung und im Wesentlichen richtig scheint mir dagegen der besonders von Schacht ausführlich durchgeführte Vergleich der aus Cellulose bestehenden Grundsubstanz mit den aus Cellulose bestehenden Theilen des Pflanzengewebes, der Membran und ihren Verdickungsschichten. Schacht glaubt nämlich, indem er von den grossen Hohlzellen ausgeht, dass wie sich die Cellulose bei den Pflanzen als Membran und Verdickungsschichten um den sogenannten Primordial- schlauch ablagere, oder, wie er sich nach seiner damaligen Auffassung ausdrückt, ausscheide, sie so auch hier aussen um den Proteinbeleg der Innenwand der grossen Hohlzellen (welche er ganz richtig dem sog. Primordialschlauche der Pflanzen vergleicht, aber eben als eigentliche Membran der thierischen Zellen gedeutet wissen will) entstehe. — Diese durch die Uebereinstimmung der chemischen Constitution beider Gewebe so wesentlich gestützte Auffassung, welche sich für die stern- und spindelförmigen ‚Zellen natürlich eben so gut empfiehlt, er- scheint mir desshalb besonders wichtig, weil sie direct darauf hinweist, dass eine gleiche Bedeutung möglicher und wahrscheinlicher Weise auch der sog. Grundsubstanz der übrigen thierischen Bindesubstanzen, mag sie nun faseriger Structur sein oder nicht, zukommt, so also die Theorie der völligen Uebereinstimmung der pflanzlichen und thierischen Zellen, sowie die Ansicht über die Entstehung der Bindesubstanzen , wie sie durch M. Schultze vertreien wird, eine neue Stütze erhält. Ueber das Verhalten des Tunicatenmantels im polarisirtem Lichte habe ich in der Literatur nur eine vereinzelte Angabe finden können. Schacht erwähnt nämlich in seinem Lehrbuche der Anatomie und Physio- logie der Gewächse die Doppelbrechung der Fasern im Mantel von Cynthia und der Grundsubstanz des Mantels von Phallusia mammillaris. Dieser Forscher hielt anfangs den Zwischenstoff im Phallusia-Mantel für einfach- brechend und meinte, dass diess von der mangelnden Schichtung her- rühre /l. ec. Th. 1. p. 434.), widerruft jedoch diesen Ausspruch in einem - Nachtrage (Th. I. p. 587.). Bei allen von mir untersuchten Tunicatenmänteln habe iciı Doppel- brechung, wenngleich bei einzelnen nur spurweise gefunden, und zwar ‚stand die Stärke derselben im geraden Verhältnisse zur Dichtheit und Festigkeit der Cellulosemasse. Ich kann also den von Schacht und v. Mohl zunächst wohl nur für das Pflanzengewebe aufgestellten Satz, dass je dichter und fester die Zellenwand, um so stärker auch die doppel- | en a a TE rn te le a Se Te ee 185 brechende Kraft derselben sei, auch für den Tunicatenmantel vollkom- men bestätigen. Die stärkste Doppelbrechung besitzen jedenfalls die Mäntel mit faseriger Structur, welche sich ja auch durch ihre lederartige Härte vor den übrigen auszeichnen, Cynthia, Boltenia, Ascidia coriacea; und da gerade sie es sind, an denen ich über die oft so schwierig zu lösende Frage nach der Lage der optischen Axe zu einer sicheren Ent- scheidung gelangen konnte, will ich die an ihnen gemachten Beobachtun- gen zuerst mitiheilen. Zerfasert man ein Stückchen von einem Gynthiamantel und bringt ' die mehr oder weniger gesonderten Fasern und Faserzüge zwischen die rechtwinklig gekreuzten Nikol’s des Polarisationsmikroskopes, (— ich benutzte einen Polarisationsapparat, wie er nach den Angaben des Prof. M. Schultze mit einer Mohl’schen Beleuchtungslinse versehen, jetzt von Hartnack in Paris zu seinen Mikroskopen geliefert wird) so sieht man die unter # 45° orientirten Fasern im schönen weissen Lichte auf dem dunklen Grunde leuchten, und zwar so stark, dass man selbst die einzelnen Fasern, Fibrillen scharf und deutlich erkennt ; die unter 0° und 90° orien- tirten Fasern bleiben unsichtbar. Schiebt man nun ein Gyps- oder Glimmerblättchen, weiches das gewöhnlich angewandte Roth erster Ord- nung giebt, darunter, so erscheinen jetzt die erst leuchtenden Fasern je nach der Lage blau oder gelb und zwar in der Weise, dass die Farbe der einer gleich orientirten quergestreiften Muskelfaser correspondirt. Hieraus lässt sich schliessen, dass, wenn (wie man ja bei den organischen Ge- weben voraussetzt) der Körper einaxig ist, die optische Axe entweder in der Längsaxe der als Gylinder gedachten Fasern oder in einer zu diesen senkrechten Ebene liegt. Um diess zu entscheiden, untersuchte ich zu- nächst einen Längs- und einen Querschnitt durch die Dicke des Mantels, bei denen man, wie ich schon oben auseinandersetzte, wegen der eigen- thümlichen Anordnung der Faserlagen stets abwechselnd eine Lage von Fasern quer, d. h. senkrecht auf die Längsrichtung derselben durch- schneidet, die andere nur in der Längsrichtung der Fasern spaltet. Hier- bei zeigte sich nun bei einfach dunklem Gesichtsfelde (gekreuzten Nikol’s) Y folgendes überraschend schöne Bild. Die der Länge nach horizontal Jie- genden Faserzüge erglänzen bei einer Orientirung unter # 45° im schön- sten weissen Lichte, während die dazwischen liegenden Schichten der querdurchschnitienen,, also von oben in ihrer Längsaxe gesehenen Fasern ‚(die Faserquerschnitte) unter jedem Azimuthe vollständig dunkel blieben (Taf. XVIL. Fig. 4.). Beizwischengeschobenen Gyps- oder Glimmerblättchen erscheinen die horizontal liegenden Fasern natürlich wieder unter einer Orientirung von # 45° im gelben resp. blauen Lichte, während die senk- recht stehenden, die Querschnitte, die Farbe des rothen Grundes zeigen (Taf. XVl. Fig. 5.). Ferner machte ich möglichst sorgfältige Querschnitte ‚von den langen Stiacheln von Cynthia echinata, in die, wie oben geschildert worden, Faserzüge senkrecht bis hoch in die Spitze aufsteigen. Diese 186 Schnitte, bei denen also sämmtliche Fasern querdurchschnitten waren, bleiben wie ein Muskelquerschnitt unter jedem Azimuthe dunkelresp. roth. Aus diesen Beobachtungen folgt, dass die opiische Axe bei den fase- rigen Tunicatenmänteln ebenso wie bei der ihnen in der Structur so überaus gleichen Sehne und wie beim quergestreiften Muskel in der Längsaxe der Fasern liegt. Da nun der quergestreifte Muskel, wie durch die Untersuchungen Brücke’s hinlänglich sicher gestellt ist, posi- tiv doppelbrechend ist, so muss, wegen der Uebereinstimmung der Farben hei gleicher Orientirung unter Anwendung des Gypsblättchens auch die faserige Substanz des Tunicatenmantels positiv doppel- | brechend sein. Ganz dieselben Erscheinungen bietet jene hyaline Substanz, welche an der Oberfläche mancher Species, besonders reichlich an den Siacheln von Cynthia, vorkommt, wo dann die optische Axe wie dort durch die Richtung der Fasern, so hier durch dieAusläufer der spindelförmi- gen Zellen repräsentirt wird und gleichfalls positiv ist. Schwieriger wird die Bestimmung der optischen Axe bei denjenigen Mänteln, wo die Cellulose als hyaline Substanz abgelagert ist. Betrachten wir zunächst einen Schnitt aus dem Mantel von Phallusia,'so erhalten wir an dem mit den grossen Hohlzellen versehenen Theile Bilder, welche eine ganz überraschende Aebnlichkeit mit denjenigen zeigen, welche von einem beliebigen, aus Cellulose aufgebauten Pflanzenzellgewebe erhalten werden. Die ganze zwischen den grossen hohlen und den stern- oder spindelförmigen Zellen gelegene Substanz bricht das Licht doppelt. Es erscheinen daher gerade so wie beim pflanzlichen Gewebe, wenn man von den grossen Hohlzellen ausgeht, im Umkreise derselben die den neutralen Axen entsprechenden Partien der Grundsubstanz bei gekreuzten Nikol’s dunkel, bei Anwendung des Gypsblättchens roth, die unter # A5? orientirten Partien dagegen hellleuchtend resp. blau und geib, und zwar treten diese Farben in derselben Richtung wie beim Pflanzenzellgewebe auf. Da nun dieses Bild, man mag den Schnitt legen wie man will, stets | dasselbe bleibt, so müssten wir, wenn wir überhaupt die Lage der Axen | zu@len grossen Hohlzellen in ähnlicher Weise wie diess bei den Pflanzen- zellen geschieht, in Beziehung bringen wollen, annehmen, dass unend- lich viele optische Axen radiär, als Radien von Cellulosehohlkugeln, deren Mittelpunkte den Mittelpunkten der grossen Hohlzellen entsprächen, ver- liefen und dann, sehen wir den Muskel im Bezug auf seine Längsaxe als positiv doppeibrechend an, negativ wären, oder dass die Axen in ir- | gend einer Weise tangential zu den grossen Zellen lägen und dann posi- ) tiv wären. Da nun aber die Ablagerung der Grundsubstanz gar nicht | von jenen grossen Hohlzellen, sondern jedenfalls hauptsächlich von den dazwischen liegenden stern- oder spindelförmigen Zellen aus erfolgt , so j werden wir richtiger versuchen müssen, die Lage der optischen Axe in | Beziehung zu diesen Gebilden zu brinkeni; um so mehr als wir ja auch | 187 © im Mantel von Phallusia Partien und bei andern Tunicaten ganze Mäntel - finden, in denen jene grossen Zellen gar nicht vorkommen und nur die '# letzierwähnten Formen gefunden werden. In diesem letzteren Falle wird es nun höchst wahrscheinlich, dass die optische Axe, wie es schon für die hyaline Substanz an der Oberfläche von Cynthia etc. bewiesen werden konnte, steis durch die Ausläufer der stern- oder spindelförmigen Zellen bestimmt sei; wenigstens tritt überall da, wo dieZellen eine Spindelform besitzen, also die Ausläufer in gleicher Richtung verlaufen, wie diess besonders bei den inneren Partien des Man- tels von Phallusia, aber auch an manchen Stellen anderer Mäntel, z. B. an der Mündung der Pyrosoma-Golonie-Röhre der Fall ist, das Heller- werden bei gekrenzten Nikol’s und die gelbe resp. blaue Färhung bei ein- geschobenen Gypsblättchen in der Orientirung der durch die gleichge- richteten Ausläufer gegebenen Axe unter # 45° ein, während bei einer Einstellung unter 0° und 90° das Gesichtsfeld dunkel resp. roth bleibt. Die Art der Färbung bei Anwendung des Gypsblättchens stimmt ganz mit der einer gleichgerichteten Muskelfaser überein, die Doppelbrechung ist also, wenn die optische Axe so liegt wie wir annehmen, ebenso wie beim faserigen Mantel positiv. Leider ist die Grundsubstanz da, wo die Zellen eine exquisite Stern- form zeigen, gewöhnlich so weich und die Doppelbrechung wahrscheinlich in Folge dessen , so schwach, dass man nur bei sehr dicken Lagen über- haupt erst und auch nur andeutungsweise Doppelbrechung als schwachen weissiichen Schimmer auf dunklem Gesi£htsfelde (bei gekreuzten Nikol’s) wahrnimmt, welcher dann regelmässig der Richtung entspricht, in wel- cher sich die meisten und grössien Ausläufer der verästelten Zellen er- strecken. Ausserordentlich gut erklären sich nun nach dieser Annahme die beim Phallusia-Mantel oben beschriebenen Bilder. Da die zwischen den grossen Hobhlzellen gelegenen, den Bindegewebskörperchen ähnlichen Zellen ihre Ausläufer nach allen Richtungen schicken , nur in der Weise, dass die grösseren im Wesentlichen stets parallel den Wandungen der srossen Zellen, i. e. tangential zu denselben liegen, so ist es klar, dass man an jedem beliebigen dünnen Schnitte, den man unter das Mikroskop bringt, ein mehr a weniger in der Horizontalebene liegendes Netzwerk solcher Zellenausläufer um die grossen Hohlzellen und parallel den Wän- den derselben haben wird, welche, indem sie die Lage der optischen Axe bestimmen, wie leicht einzusehen, das beschriebene und Taf. XVll. Fig. 3. wiedergegebene Bild hervorbringen müssen. Fig. Fig. Fig. 188 Erklärung der Abbildungen. Taf. XVII. . Schnitt aus dem Mantel von Ascidia adspersa. Vergr. 320. - UN - einer grossen Salpa maxima; an einer Stelle ist das Präparat eingerissen. Vergr. 320. . Schnitt aas der inneren Partie des Mantels von Phallusia mammillaris, bei ge- kreuzten Nikol’s und eingeschobenem Gypsblätichen. Vergr. 200. . Schnitt aus dem Mantel von Cyntbia papillata, meridional geführt; bei ge- kreuzten Nikol’s. Vergr. 320. . Schnitt aus der äusseren Partie des Manlels von Cynihia papillata, meridional geführt ; bei gekreuzten Nikol’s und eingeschobenem Gypsblätichen. Vergr. 200. Taf. XVIIO. . Schnitt aus dem Mantel eines Einzelthieres von Pyrosoma giganteum. Vergr. 320. . Schnitte aus dem gemeinsamen Mantel einer Aplidium-Colonie. Vergr. 320. . Schnitt durch den Mantel von Cynthia papillata, senkrecht zur Längsaxe des Tbieres, äquatorial, geführt. In der Mitte ist, um Raum zu sparen, ein Stück weggelassen. Vergr. 320. I Bemerkungen über Phronima sedentaria Forsk. und elongata n. sp. Von Prof. ©. Claus in Würzburg. Mit Tafel XIX. | Wenige Arthropoden sind wegen ihrer zarten und durchsichtigen " Körperbildung so ausgezeichnete Beobachtungsobjecte als die unter dem 7 Namen Phronima bekannten Hyperinen, deren Untersuchung desshalb wohl 5 kaum von einem Forscher an der Meeresküste unterlassen wird. Trotz- - dem aber giebt es noch genug an diesen Geschöpfen aufzuklären und es - fehlt noch viel zu einer vollständigen Einsicht in die Lebensweise und - Organisation derselben. Ich habe im verflossenen Winter in Messina Ge- " legenheit gehabt, Phronimaarten zu beobachten und erlaube mir ein Paar " Bemerkungen zur Ergänzung der zuletzt veröffentlichten Arbeit Pagen- - stecher’s') mitzutheilen. | Ueber den Bau des Herzens und die Bllne des Kreislaufes gewinnt "man an jungen Thieren,, welche noch im Familienkreise mit der Mutter ' zusammen leben, ebenso scharf@ und reizende Bilder wie unter den " Daphniaceen an der Gattung Sida. Das Herz erstreckt sich vom Ende des Kopfes bis in die Mitie des sechsten Thoracalsegmentes und bildet einen '" weiten, mit drei Paaren von Oefinungen versehenen pulsirenden Schlauch, "dessen Wandungen aus sich kreuzenden Muskelfasern zusammenge- setzt werden. In der Mitte des vierten, des fünften und am Anfange des sechsten Thoracalsegmentes, ferner an der Grenze des ersten "und zweiten Brustringes erscheint der Schlauch erweitert und an die " Rückenfläche des Panzers befestigt. Ausserdem sieht man noch zwei zarte Stränge in dem dritien und vierten Brustringe von der ventralen ' Fläche des Herzens aus schräg nach oben und vorn zum Magen verlaufen, die wohl auch nur zur Anheftung dienen mögen. Man ist allerdings an- fangs versucht, dieselben für Arterien zu halten, vermisst aber eine Be- _ wesung von Blutkörpern in ihrem Verlaufe, sodass von einem Lumen und i) Ueber Phronima sedentaria Troschel's Archiv 1861. Tr Er 190 einer Communication mit dem Herzen wenigstens in diesem Lebensalter ' nicht die Rede sein kann. Die 3 Paare von seitlichen Oeffnungen, welche als venöse Ostien zur Aufnahme des aus dem Körper nach dem Herzen zurückfliessenden Blutes dienen, fallen in das zweite, dritte und vierte Thoracalsegment. In den hintern Theil des Leibes erstreckt sich von der | Spitze des Herzens aus von der Mitte des sechsten Brustringes bis fast zur Mitte des dritten Abdominalsegmentes ein arteriöses Gefäss, das ich ohne Bedenken als abdominale Aorta in Anspruch nehme, An demselben vermisst man nicht nur die sich kreuzenden Muskelfasern, wenngleich die Wandung in einem geringeren Maasse contractil bleibt, es ist auch‘ die Verengung des Lumens eine so beträchtliche, dass man an dem Aus- druck Aorta keinen Anstoss nehmen kann. Wie an der hintern Spitze im sechsten Thoracalsegment erkannte ich auch an dem vorderen Pole des Herzens eine Oeffnung, ohne bestimmt unterscheiden zu können, ob sich von ihr aus noch eine kurze Arterie (A. cephalica) unterhalb der Nervenstäbe des Auges fortsetzt oder nicht. Bezüglich des Kreislaufes wird das durch die drei Paare von Ostien ein- fliessende Blut iheilweise durch die Gontractionen des Herzens nach vorn in den Kopf, theilweise in den hintern Abschnitt des Herzens und von da in die hintere Aorta getrieben. Aus der Oeffnung der letzteren im dritien Segmente des Abhdomens strömen die Blutkörperchen theils nach der ventralen Fläche bis in die Spitze des Schwanzes fort, um dann unter der Kückenfläche wieder aufzusteigen, nach Abgabe und Rückkehr ein- zelner Blutkörperchen in die hinteren Extremitäten, oder sie kehren ziemlich unmittelbar unter der Rückenfläche über und an der Seite der Aorta zurück, und treten wieder durch eine der Ostien in das Herz ein. Die aus der Aorta cephalica oder deren stellvertreteuder arteriöser Oeff- | nung hervorströmenden Blutkörperchen bewegen sich zwischen den Augen hindurch nach dem dorsalen, dem seitlichen und ventralen Theile des Kopfes ; die ersteren kehren direct nach dem vordern venösen Ostien- paare zurück, die andern aber fliessen an der Bauchfläche in der Um- gebung der Ganglienkette und an den Seiten des Magens und des Darmes | in den Thorax herab und wenden sich zum Theil schen im vierten, fünf- ten und sechsten Thoracalsegmente nach der Rückenfläche und dem Herzen zurück, sodass man an diesen Stellen sich kreuzende Strömchen | von Blutkörpern beobachtet. Die noch weiter herabfliessenden Kügel- chen wenden sich endlich im ersten Abdominalringe in einem Bogen nach der Rückenfläche um und folgen der dorsalen aufsteigenden Strömung. Niemals habe ich der Aorta cephalica entstammende Bluttheile noch weiter | in das Abdomen verfolgen können, welches allein von der Aorta abdomi- | nalis versorgt wird. Aus der absteigenden Blutbahn im Thorax zweigen | sich einzelne Seitenströmchen in die Extremitäten und beutelförmigen) Nebenanhänge des Thorax ab, indem sie an den vier vorderen Extremi- tätenpaaren längs des untern Bandes eintreten und längs des obern | a af g 5 } 191 © Randes zurückkehren, in den drei hintern Extremitätenpaaren aber re- gelmässig gerade den entgegengesetzten Lauf nehmen. Bezüglich des Nervensystems kann ich nicht ganz mit Pagenstecher 7 übereinstimmen. Ausser dem über dem Schlunde liegenden Gehirne fin- # den sich nicht 11, sondern’ 10 Ganglienpaare, wie schon Straus!) 7 für einige Hyperinen richtig hervorgehoben hat. | Offenbar hat Pagenstecher die Zahl der in dem Thorax liegenden = Ganglienpaare um {4 zu hoch angegeben, und auch in der Figur 2 an dem letzten Thoracalsegmente ein Ganglion an einer Stelle abgebildet, wo sich " kein solches mehr im Thorax findet. Die Vertheilung der Knoten, die ich 7 bei dem geschlechtsreifen Thiere mit Ausnahme der beiden letzten weit 7 auseinandergerückt finde, ist folgende: Auf das untere, sehr weit vorn ' liegende Schlundganglion folgen im Thorax noch fünf Paare von Ganglien- knoten, von denen das letzte unmittelbar unter dem vorhergehenden in ‚" der obern Hälfte des sechsten Brustsegmentes zwischen den beiden Füssen des sechsten Paares liegt. Dieses letzte Thoracalganglion sendet seine seitlichen Nervenstämme herab in das siebente Segment und ver- sorgt das letzte Fusspaar; die Nerven für die beiden ersten, dicht neben einander hinter dem Kopfe eingelenkien Fusspaare laufen jederseits mit _ gemeinsamem Stamme vom untern Schlundganglion aus herab. Das unter diesem in der vordern Partie des Thorax liegende Ganglienpaar, also das zweite der Bauchganglienkette, versorgt die dritten, das dritte die vier- ten ete. und endlich, wie oben bemerkt, das sechste die siebenten Glied- maassenpaare des Thorax. Von dem letzten Brustganglion laufen die Längscommissuren ohne ganglionäre Erweiterungen bis zum Endtheile des ersten Abdominalsegmentes, wo sich ihnen das erste Ganglienpaar des Abdomens anschliesst (7). Das zweite liegt am Ende des folgenden Seg- mentes und endlich das dritte und vierte Ganglion letztere fast ver- schmolzen im dritten Ringe des Abdomens. Die Vertheilung der seitlichen Nervenstämme bedarf nach der von Pagensiecher gegebenen Abbildung keiner weitern Erörterung. | Eine bis jetzt noch nicht gelöste Frage ist die nach der Abstammung des zarten, gallertigen Tönnchens, in welchem sich der räuberische »Neapolitano«*) mit seiner ganzen Nachkommenschaft eingenistet hat. Ist das Krystaligehäuse der Maniel eines selbstständigen, salpenartigen Thieres, und eine Bezeichnung wie die von Otto gegebene und von delle Chiaje adoptirte als »Doliolum« gerechtfertigt, oder stellt es den ausge- dressenen Üeberrest eines andern, gallertigen Seethieres, etwa einer Bero& oder einer Meduse vor, oder endlich ist es gar das Ausscheidungsproduct des Thierleibes selbst? Eine nähere Betrachtung der Gehäuse ergiebt zunächst auffallende 4) Straus, Mem. sur les Hiella. M&m. du Museum d’hist. nat. T. 18. 4829. Vergl. Siebold, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der Wirbellosen. 2) Wie die Phronima von den Fischern in Messina genannt wird. e) Cr K-— I Te een men nenn A) Be I En 50 1") 04 E E: - a nn 192 Unterschiede in der Grösse und in der Beschaffenheit der Oberfläche, Niemals fand ich die letztere ganz glatt, sondern entweder wellenförmig mit erhabenen, aneinander stossenden Feldern oder mit Längskanten (Doliolum sulcatum delle Chiaje) versehen, welche in ihrem Verlaufe durch Einschnitte unterbrochen sind. In diesem Falle wird man an das pan- toffelförmige Gehäuse von Gymbulia Peronii erinnert. Die Oberfläche kann aber auch in grosse, regelmässige Papillen auslaufen ähnlich wie die äussere Fläche von Pyrosoma, wovon ich mich an dem von delle Chiaje als papillosum beschriebenen Tönnchen, welches noch im Museum zu Neapel aufbewahrt wird, überzeugt habe. t Auch die Dicke der Wandung ist verschieden und man trifft zuweilen sehr zarte, leicht zerreissbare Stellen, ja selbst grosse, von dünnen Partien begrenzie, dem Anscheine nach ausgefressene Löcher an, die wohl eine Andeutung geben, dass das Gehäuse nicht so wie es sich im Meere findet zur Wohnung aufgegriffen, vielmehr mit den Mundtheilen bearbeitet wird und nicht allein zum Brutgeschäfte, sondern auch zur Ernährung dient. Die Gewebsbildung des Tönnchens wurde bereits von Pagenstecher untersucht und als eine dem Mantel der salpenartigen Thiere ähnliche!) beschrieben. Mit Recht verwirft derselbe aus diesen Gründen die Abstammung des Gehäuses als Secret der Phronima und tritt der früher auch von Keferstein und Ehlers ausgesprochenen Ansicht für die Herkunft von einem salpenartigen Thiere bei. Die Eigenthümlichkeit, welche er in dem Besitze scharfeontourirter Spiralfäden hervorhob, scheint sich übrigens nach meinen Beobachtungen auf das Vorhandensein von Nesselorganen und deren ausgetretene Fäden zu reduciren. Was mich in den Stand setzt, das salpenartige, zu dem Tönnchen gehörige Thier näher zu bezeichnen, ist der Fund einer sehr kleinen Phronima, welche in einem ihrer Grösse entsprechenden, nur ein Paar Linien messenden Gehäuse sass. Dieses war hohl und ausgefressen, aber an der äusseren Oberfläche von fünfeckigen, scharfkantig aneinan- der stossenden Feldern begrenzt. Als ich mich später mit der Entwick- lung von Pyrosoma beschäftigte, deren vier aus einem Eie hervorgehende Embryonen von einem gemeinsamen Mantel umschlossen werden, welcher die nämliche Beschaflerheit der Oberfläche zeigt, schien mir die Abstam- mung des Tönnchens von Pyrosoma sehr wahrscheinlich. Hierzu kam die histologische Aehnlichkeit des Gewebes, ich vermeide die Bezeich- "| nung » Uebereinstimmung«, weil die Zellen der Tönnchen kürzere und schwächere Ausläufer besitzen, eine Abweichung, welche vielleicht durch den Mangel der Ernährung des Mantelgewebes nach dem Tode der Thiere | erklärt werden kann. Unter den grossen Gebäusen würden die in lange Papillen auslaufenden (von denen allerdings nur die Form delle Chiaje's be- u 4) Die Intercellularsubstanz ist indess keineswegs, wie Pagenstecher bervorhebt, | theilweise streifig zerfallen, sondern nur mit einer Menge von Falten streifenartig 7 durchzogen. E Li 193 ‚kannt ist) die Eigenthümlichkeit der Oberfläche von Pyrosoma bewahren, die scheinbar glatien, von gewölbten Feldern begrenzten aber, ebenso ‚wie die mit sehr regelmässigen Längskanten gerippien vielleicht durch die Hyperine verändert worden sein. Sind meine Vermuthungen be- gründet, so ist die Phronima ein Parasit der Pyrosomen. : Bekanntlich leben Hyperinen auch an Medusen, z. B. an der Pelagia noctiluca. Diese begnügen sich auch keineswegs damit, unter der Scheibe oder im Magen 'Sehutz und ein Asyl zur selbstständigen Ernährung zu suchen; sie leben _ von dem Quallenleib, fressen ihm die Geschlechtsorgane, den Mundstiel, 7 die Arme weg und treiben unter dem Obdache der zerstörten Meduse, bewegt von dürftigen Contractionen der erhaltenen Muskeitheile ihres Wirthes, im Meere umher. Ebenso sucht sich wahrscheinlich die junge ' Phronima, wenn sie das Brutlager verlassen hat, eine junge Pyrosoma T auf und findet in ihr Material zur Ernährung und einen Wohnort, den I sie selbstständig durch die Schwimmfüsse des Abdomens gleich einem ‚ Nachen fortbewegt. Bietet das Tönnchen dem heranwachsenden Thiere - keinen Nahrungsstoff mehr, so wird ein grösseres gewählt und zuletzt das Brutgeschäft begonnen. | Was man zunächst meiner gewiss nicht ganz unbegründeten Zu- rückführung entgegen halten wird, ist die Frage, wesshalb sich niemals ‚ Veberreste der Einzelthiere, sondern nur die Reste des gemeinsamen - Mantels an dem Tönnchen finden? Ich gebe sehr gern zu, dass der Nach- "weis der Einzelthiere zu einem endgültigen Beweise Kisllysendhie ist. | Aber es erscheint auch möglich, dass ine 'Phronima nur nach pe tem Materiale empor an di Oberfläche des Meeres treibt und sich unter | anderen Verhältnissen in der Tiefe der Beobachtung entzieht. Wie kommt es aber ferner, dass man niemals das Männchen im Tönnchen beobachtet? l "Wahrscheinlich lebt dasselbe, ohne sich ein Gehäuse zu einem dauernden "Aufenthalt auszufressen, frei im Meere und begnügt sich damit die Py- rosomen anzufallen und einzelner Thiere zu berauben. Auch mir ist ' dasselbe trotz sorgfältiger Durchsicht der frei im Meere aufgefangenen ‚Hyperinen unbekannt geblieben. Dagegen habe ich häufig eine zweite neue Phronima-Art im weib- ‚lichen Geschlechte frei schwimmend angetroffen, die ich wegen ihrer ge- "strecktern, schlankern Körperform Phronima elongata nennen will und | im Gegensatze zu Ph. sedentaria etwas näher zu charakterisiren mir erlaube. Phronima elongata (Taf. XIX. Fig. 2, 3, 7.). Körper schlank und zart. Das Abdomen sehr langge- streckt. mit 3 Schwimmfusspaaren und 2 Paaren von 'Springfüssen versehen. Thoracalfüsse sehr dünn und ‚schwach, die dritten und noch mehr die vierten fast 194 geisselförmig verlängert; die fünften sind nicht Schee- ren sondern Klauenfüsse. I Die Körpergrösse dieser von mir nur frei schwimmend beobachteten Art scheint im Durchschnitt eine geringere als die der Ph. sedentaria zu sein. Ich fand wenigstens keine Form, welche die Länge von 48 mm. überschritten ‚hätte. Der Gesammtbau erscheint zarter, graciler, die Ge- stalt namentlich durch die 3 langen vorderen Abdominalsegmenie weit gestreckter, auch sind Kopf und Thorax minder aufgetrieben. Die Anten- nen bestehen ebenfalls nur aus zwei Gliedern, von denen in der Regel das Endglied um das zweifache bis dreifache länger ist als das basale. Das Endglisd erscheint auch ausschliesslich als Träger der Cuticularan- hänge, von denen sich in der grösseren Form ungefähr drei bis vier an den Seiten und ebensoviel an der Spitze finden. ‚Diese sind ebenso wie die Anhänge der vorderen Antennen von Phronima sedentaria blasse, mit einem glänzenden Endknöpfchen versehene Gylinder, gehören also ähn- lich den zarten Fäden an den Antennen der Daphnien zu den Leydig’schen Sinnesorganen, wie denn auch ihr Zusammenhang mit dem in ein wohl- ausgebildetes Ganglion anschwellenden Antennen-Nerven nachzuweisen ist. Die Füsse des Thorax sind dünn und äusserst schwach, die beiden vorderen Paare kurz, mit unbedeutenden Fortsätzen des vorletzten und drittletzten Gliedes, mit 2 schwachen, geraden Klauen und einem Dorne an der Spitze des Endgliedes. Die dritien und vierten fast geisselförmig verlängert, mit rechtwinklig umgebogener Spitze, ohne Bewaflnung. Der vierte Fuss ist bei weitem der längste und reicht ungefähr bis an das Ende des Abdomens. Kräftiger dagegen erscheint das fünfte, kürzere Fusspaar, welches ohne die Ahsch welluigän der letzten Glieder, wie wir sie bei Phronima sedentaria antreflen, mit Zähnen am Daran der Glieder versehen ist und den Fangfüssen der Squillinen vergleichbare” Klauenfüsse darstellt. Die Klaue ist kurz mit beweglichem Häkchen am stumpfen Ende, der Griff sehr lang, vor der Einlenkung der Klaue er- weitert und mit vier oder fünf Zähnen bewaffnet, von denen der unterste am grössten ist. Die zwei letzten kürzern Fusspaare stimmen in ihrer Länge so ziemlich überein, doch besitzt das letzte einen viel li längern Bäsälabschnit. Die en Endglieder tragen an der Spitze ein sehr kleines Häkchen. Die 6 Kiemenschläuche am vierten, fünften und sechste 3 Ring sind schmal und lanzeitförmig. Das erste Abdominalsegment drei= | mal so lang als breit, die zwei nachfolgenden doppelt so lang als breit. Das Basalglied der angehörigen Schwimmfüsse sehr gestreckt. Die 2 letzten, g kürzeren "Segmente des Abdomens wagen jedes nur 4 Paar” von Sorinefitsson, von Hören das obere ein wenig grösser ist (Taf. XIX. Fig. 3.). Da die Grössenverhältnisse einzelner Körpertheile nach den Al-7 terszuständen Abweichungen zeigen, bemerke ich, dass sich die gedrängle Beschreibung auf Formen von 12—418mm. Länge bezieht. Natürlich war, um die charakteristischen Eigenthümlichkeiten der neuen Form festzu-" # X 195 stellen, ein Vergleich mit Ph. sedentaria nothwendig, aus welchem sich für die letztere folgende Merkmale als die wichtigsten zeigten. ü B4;- H Phronima sedentaria (Taf. XIX. Fig. !, &, 5, 6.). Körperform kräftiger und massiger. Kopf stärker auf- getrieben und Thorax RR ungener. DasAbdomen kürzer, minder gestreckt mit 3 un, sspaaren und 3 Paaren von Springfüssen. Thoracalfüsse kräftig, die dritten und | vierten mitlangen, hakenförmigenEndgliedern. Die fünl- ten Scheerenfüsse, ihre untern Glieder angesch wollen. Das vollkommen ausgebildete, zum Brutgeschäfte taugliche Geschöpf hat ungefähr eine Länge von 30 mm. Die gesammie Gestalt des Leibes erscheint viel massiger, als die von Phr. elongata. An den zweigliedrigen Antennen ist das zweite Glied ungefähr 3'/, mal länger als das erste. An den zwei vordern, kurzen Fusspaaren des Thorax laufen die vorletzien und driitletzten Glieder am Ende des innern Randes in eine ansehnliche, ‚bezahnte Crista aus. Das Endglied endet mit zwei gabelförmig aus einan- - der weichenden Forisätzen, zwischen denen eine längere Klaue einge- jenkt ist. Das fünfte Fusspaar mit mächtig angeschwollenen unteren ' Gliedern und einer scheerenförmigen Greifhand versehen. Sowohl der x bewegliche Finger (das Endglied) als der unbewegliche Fortsatz der Hand- habe sind langgestreckt, hakenförmig gebogen en mit einem grossen - Zahne am Innenrande bewaffnet, von denen der Zahn des beweglichen längern Hakens über den des unbeweglichen hinausgreift. Aber nur bei den grössten Thieren findet sich die beschriebene Bildung der Scheere; bei den kleineren 15—20 mm. langen Formen, die vorzugsweise in den " gerippten Tönnchen leben, nähert sich die Form der Scheeren mehr den _ Jugendstadien, auf deren Abweichung auch Pagenstecher aufmerksam ge- " macht hat. Wir finden eine breitere Handhabe mit einem kürzern Index . und zwei Zähnen am Innenrande, vermissen aber den Zahnfortsatz am beweglichen Endgliede, dessen Innenrand durch eine schwache Wölbung j% die Stelle des spätern Zahnes bezeichnet. Die Bildung stimmt also ziem- - lich mit der für Pbronima atlantica von Guerin und Milne Edwards (Phro- h nima custos Risso) bervorgehobenen Eigenthümlichkeit überein, und B 'esist wahrscheinlich, dass Pr mit er noch nicht vollständig aus- _ gewachsenen Form von Phr. sedentaria identisch ist. Die Er fachbeit des Zahnes am Innenrande der Handhabe, wie sie für das ausgebildete x Geschlechtsthier gültig ist, erklärt sich aus einer medianen Verschmelzung der beiden Zähne der J Baer Die Füsse des sechsten und sieben- ‚ten Paares haben nahezu die gleiche Grösse, ihre Basalglieder sind ver- _ hältnissmässig sehr gestreckt, am sechsten ist dasselbe so lang wie die nachfolgenden Glieder en ötanuman. beim siebenten dagesen um dasDoppelte länger. Die Kiemenschläuche des vierten, fünften und ee EEE a j N ie S Zu kZ a EONe-E BE nt 196 Segmentes erscheinen weit und sackförmig. Die drei vorderen Abdomi- nalsegmente sind dick und wenig länger als breit, ebenso die Basalglieder der zugehörigen Schwimmfüsse. An dem deutlich 2 gliedrigen Endtheile des Abdomens finden sich drei Paare von Springfüssen, da das letzte aus‘ 2 verschmolzenen bestehende Glied zwei Paare trägt. Am längsten ist das vordere, am kürzesten das mittlere Paar (Fig. 6.). Durch Pagenstecher sind wir mit einer Art Metamorphose bekannt gemacht worden, welche einzelne Körpertheile von Phronima während der freien Entwickelung in verschiedenen Altersstadien erleiden und ich habe von dieser bei der Phr. sedentaria schon die der Scheeren näher berücksichtigt. Auch an den Jugendformen von Phr. elongata machen sich ähnliche Abweichungen von den grösseren Thieren bemerkbar. Was aber an diesen als die interessanteste Eigenthümlichkeit hervorgehoben zu werden verdient, ist die Anwesenheit zweier einfacher stummelförmiger Fühlhörner unterhalb der grösseren 2gliedrigen Antennen (Fig. 7.). Die jungePh. elongata hat also wiedieächten Hyperinen zweiAntennenpaare und es ‚ist das obere Paar, welches in den späteren Zuständen persistirt. Erklärung der Tafel XIX. Fig. 4. Junge Phronima sedentaria. Die Richtung des Kreislaufes ist durch die Pfeile angedeutet. . | 4 A Aorta abdominalis. H Herz. 0°. 0”, 0’ Venöse Ostien. M. Magen. D Darmcanal. Die Zahlen ohne Index bedeuten die Thoracalseginente, - - mit - - die Abdominalsegmente, die römischen Ziffern die Knoien der Bauchganglienkelte. 3 Fig. 2. Die Endglieder des fünften Fusspaares einer Phr. elongata von ca. 40 mm. \ Länge. f. Fig. 3. Ende des Abdomens derselben Art mit den beiden Springfüssen schwach ver- grössert. a Fig. 4. Ende des Scheerenfusses einer 18 mm. langen Phr. sedentaria. j Fig. 5. Dasselbe eines 30 mm. langen Geschlechtsthieres, schwächer vergrösseri. Fig. 6. Der hintere Theil des Abdomens derselben Art. Fig. 7. Die vorderen (a) und hinteren (b) Antennen der jungen Phr. elongata. Bemerkungen über Räderthiere. *) Von Ferdinand Cohn. ul. Hierzu Tafel XX—XXAL. 1, Ueber Conochilus Yolvex Ehr. Tafel XX. XXI. Die nachstehenden Beobachtungen und Zeichnungen sind von mir zwar schon vor vier Jähren gemacht, ihre sofortige Veröffentlichung aber verschoben worden, weil ich hoffte, über einige zweifelhafte Punkte später ins Klare zu en, Da ich jedoch in Folge meiner auf andre Gebiete | gerichteten Studien nicht wieder Gelegenheit gehabt habe, auf diesen ı Gegenstand in gründlicher Weise zurückzukommen, so siehe ich nicht weiler an, meine damaligen Beobachtungen noch mas biranlich bekannt zu " machen, nmel weil dieselben mir die Kenntniss der Räderthiere in ein- zelnen Punkten zu erweitern scheinen, andererseits zur Beschäftigung mit "dieser für viele allgemeine Fragen höchst günstig organisirten Thierclasse vielleicht erneute Anregung geben möchten. Conochilus Volvox ist unter allen Räderihieren dasjenige, welches wegen seiner verhältnissmässig grossen, im Wasser frei umherschwim- menden ÜColonieen am leichtesten schon mit blossen Augen sich unter- ‚scheiden lässt. Die kugeligen Colonieen, deren äusseres Nussohen Ehren- berg mit Recht einem farblosen Volvox Alabalor vergleicht, finde ich bei "Breslau seit Jahren regelmässig in einem kleinen ie in.der Nähe des 'Scheitnicher Echernpallles und zwar in Gesellschaft von Volvox. Im Sommer 1859 sammelte ich von den Conochilus-Colonieen eine grosse An- ‘zahl behufs specieller Untersuchung; durch Filtriren grösserer Wasser- mengen mit Hülfe eines Gazesiebes und Herausheben der mit blossem ‚Auge leicht erkennbaren Colonieen mit der Pipette, lassen diese sich in jeder beliebigen Menge zusammenbringen. Einen Theil dieses Materials überliess ich Herrn Dr. Dybowski, welcher damals hier in Breslau studirte und mit einer Arbeit über Parthenogenesis beschäftigt, die Geschlechts- verhälinisse der Räderthiere unter meiner Do zu vergleichen Wünschte; derselbe hat einen Theil der Resultate, welche die damalige B:;®) Vergleiche diese Zeitschrift Band VII. pag. 431. und Band IX. pag. 284. |" Zeitschr. f. wisseäsch. Zoologie. X. Bd, 1% | | } % | 198 Untersuchung herausstelite, bereits in seiner Inauguraldissertation ! »Commentationis de parthenogenesi speeimen. Berolini, 1860. « publicirt. Die Gonochilus-Colonieen bestehen aus einer grossen Zahl von Weibchen, 10—40 nach Ehrenberg, welche um einen Mittelpunkt radial dergestalt geordnet sind, dass ihre freien Kopfenden die Peripherie einer Kugel einnehmen. Sie befinden sich in einer weichen und elasti- schen Gallertmasse, welche die einzelnen Thiere gleich einem Futteral umgiebt ; ich lasse dahingestellt, ob diese Gallertumhüllung aus einzelnen, den Individuen entsprechenden Stücken besteht, oder eine homogene Masse darstellt. Dass sie nicht structurlos, sondern von besonderen Löchern für jedes Thbier durchbrochen ist, beweist die Thatsache, dass sich die Individuen in ihre Gallerthülle zurückziehen und den Kopf wieder aus ihr herausstrecken können. Durch Zusatz von Pigment zum Wasser werden die Gallerthülsen weit deutlicher, Die weiblichen Thiere haben etwa die Gestalt einer Tulpe, insofern der eigentliche becherförmige Körper an einem langen Stiele oder Fusse sitzt; ausgewachsen und ausgestreckt erreichen sie eine Länge von 0,260 mm. (% W. L.). Ihre äussere Körperbekleidung ist von einer dünnen, farblosen, sehr elastischen Chitinhaut gebildet, wie bei allen ungepanzerten Räderthieren. Eine eigentliche Gliederung ist nicht vor- handen; doch finden sich kleine Einschnürungen an bestimmten Stellen; der Stiel ist ungegliedert, dagegen am Uebergange des Stieles in den Körper sind ein bis zwei Querfalten; eine wenig deutliche befindet sich in der Mitte des Körpers, wo gewisse Muskeln sich anbeften, und endlich ist nicht nur die mit Wimpern rings eingefasste Stirnscheibe, sondern auch unter ihr die Halswulst, in der die Augen liegen, deutlich einge- schnürt. Der Stiel oder Fuss hat eine etwas platte, bandförmige Gestalt und läuft in eine meisselähnliche Schneide aus; derselbe ist hohl und es gehen durch ihn bis zum untern Ende die drei Muskelpaare, welche den Körper einzuziehen bestimmt sind. Nach Ehrenberg soll er auch in eine Saugwarze auslaufen. Die Chitinwand des Fusses ist mit deutlichen, grossen Zellen ausgekleidet, deren Kerne sich scharf markiren ; und ich möchte vermuthen, dass diese Zellen es seien, welche die Gallerthülle ausscheiden. Ehrenberg giebt statt dieser Zellen im Fuss ein eigenthüm- liches Gefässsystem an, so wie zwei grosse keillörmige, drüsige Organe, die er aber » nicht für Zangenmuskeln, sondern wahrscheinlich für männ- liche Sexualdrüsen « hält. - Obwohl das Thier seinen ganzen Körper in die Gallerthülse zurück- ziehen kann, so muss es doch nach einiger Zeit denselben wieder ins Was- ser ausstrecken, ohne Zweifel weil die elastische Gallert die Oeffnung der Hülse schliesst und die Atmung verhindert. Dieser Umstand macht eine‘ genauere Beobachtung der Thiere sehr schwierig; denn es ist fast un-" möglich die kugelförmigen Colonieen mit Hülfe eines Deckgläschens in’ eine Ebene zu legen, wie dies für Constatirung zweifelhafter Structur- 199 verhältnisse doch nothwendig ist; die durch den Druck des Deckgläs- chens überquellende Gallerte erstickt in kurzer Zeit die einzelnen Thier- chen; sie ziehen sich zusammen, werden unbeweglich, die Wimpern des Räderorgans und die Muskeln des Kauapparats stellen ihre Thätigkeit ein; versuchen sie sich einmal auszustrecken, so zucken sie bald darauf ‘wieder plötzlich krampfhaft zusammen, wobei sich ihr Volumen [viel- leicht durch Exosmose nach der dichteren Gallert) verkleinert; dann reisst 'mit einem Male ein Weibchen nach dem andern aus der Colonie ab, in- dem es den Fuss ablöst und nun im Wasser frei umherschwimmt. Der Fuss aber erleidet im reinen Wasser durch endosmotische Vorgänge so- fort eine krankhafte Gestaltveränderung; er schwüllt hydropisch an, so ‚dass er kürzer, aber breiter wird und sich mehr der Kugelform nähert, Soder auch sich ganz einzieht; so verunstalteti, schwimmen die frei ge- ‚wordenen Thierchen taumelnd und unstät im Kreise herum, bis sie nach kurzer Zeit absterben. Es ist daher nur ohne Deckglas möglich, die Thier- ‚chen durch längere Zeit zu beobachten, was abgesehen von den optischen "Uebelständen, welche ein scharfes Einstellen kaum gestatten, auch inso- "fern Schwierigkeiten darbietet, als in einem zu grossen Wassertropfen "die Colonieen ruhelos umherrotiren ; indem aber das Wasser allmählich verdunstet, steht freilich die Gonochiluskugel still, und streckt sich, dem abnehmenden Wasserspiegel folgend, mehr in die Länge; die Individuen eontrahiren sich von Zeit zu Zeit. Setzt man nun, um das verdunstete ‚Wasser zu ersetzen, einen neuen Tropfen hinzu, so treten ähnliche Vor- gänge auf, wie re sie oben geschilderi; die Dhiere ziehen sich gewalt- E "zusammen und reissen dann mit der Fussspitze plötzlich ab, so dass sie frei werden, während der Fuss selbst im Wasser en auf- Schwillt, die Körper durchsichtig und zersetzt werden, auch die Eier eine ü körnige Structur annehmen dad! ihre Schale nicht Kirsten. Diese tödt- M lichen Einwirkungen des rasch durch Endosmose aufgenommenen Wassers eisen zugleich , dass die Körperflüssigkeit, däs Blut der "Thbiere, in seiner Dichtigkeit vom Wasser verschieden, nd zwar dichter ist als dieses. Einer genaueren Untersuchung gewisser Vorgänge und Structurverhbältnisse, insbesondere des Begat- gsactes legt jedoch dieser Umstand fast ewindiiehe Hindernisse ntgegen. Die eigenthümliche Einschliessung des Stiels oder Fusses in eine Gal- rihülse bedingt auch eine eigenthümliche Modification des Thierkörpers selbst. Es befindet sich nämlich die Kloake nicht wie gewöhnlich an dem dem Munde entgegengesetzten Körperende, sondern, um die freie mrnunication mit dem Wasser zu ermöglichen, in der Nähe des opfes, und es sind in Folge dessen die sämmilichen Eingeweide nicht e gewöhnlich gerade, sondern hufeisenförmig zusammenge- gen. Eslässen sich daher an dem Thiere zwar Bauch und Rücken, licht äber Kopf und Schwanz durch die Organisation unterscheiden, und es e 14* 1 2 en ee TE 1 A re ee ee ee ee es ee ih le Are ee ie BA a Ka ce a u ee se) ee u ee a a dm m 43 An 200 möchte aus diesem Grunde auch der Bezeichnung »Schwanz oder Fuss« die unbestimmiere »Stiel« nach Analogie der Vorticellen vorzuziehen sein. Legen wir das Thier so, dass der Mund das vordere Ende der untern. oder Bauchseite bezeichnet, während die Region, welche Augen und Kioake trägt, die obere oder Rückenfläche darstellt, so entspricht der Kopf dem vordern, der Fuss dem Hintertheil des Thiers, und ich werde diese Bezeichnungen auch in der folgenden Beschreibung als die einzig natur- gemässen beibehalten. Die vordere Region des Kopfes ist durch eine breite und in eigenthümlicher Weise umgebogene Stirn bezeichnet, welche an die Stirn der Vorticellen erinnert und gleich dieser an ihrem ganzen glockenförmig vorspringenden Rande mit einem Peristombesatz von Flim- mercilien eingefasst ist (Fig. 4—6.). Unmittelbar über der Mundöfl- nung erhebt sich die Stirn nach vorn in einen kegelförmigen Rüssel (Fig. 4, 5, 6.), welcher mehr oder weniger ausgestreckt werden kann, und an seiner Spitze zwei in besondere vorspringende Hülsen eingefügte breite Borsten trägt (Fig. 1, 2 r.); diese lassen sich in ihren Hülsen-nach Art eines Fernrohrs ein Stück ein- und ausschieben. Im Innern jeder Hülse unter der Einfügung der Borste beobachtete ich ein Bläschen, vielleicht eine Ganglienzelle (?), da der Rüssel wohl ein Fühlorgan darstellt. Unter diesem Rüssel liegt die trichterförmige Mundöffnung (m), welche von vorn und unten, schief nach hinten und oben verläuft; sie lässt sich durch eine gefältelte Haut erweitern und verengen (Fig. 3.). Auch die Unterlippe ist durch zwei hakenförmig gebogene, mehr oder weniger vorstreckbare und mit schmäleren Borsten besetzte Vorsprünge bezeichnet (Fig. A w.). Ehrenberg vergleicht den Rüssel mit einer ge- spaltenen Oberlippe; ich möchte ihn den borstentragenden Kegeln für analog halten, die sich auch bei andern Räderthieren (Brachionus etc.) auf der Stirn finden. An abweichend gestellte » Respirationsröhren (Sporn)« ist schwerlich zu denken. Die ganze Mundhöhle ist mit Flimmercilien ausgekleidet (Fig. I, 3.); sie verengt sich nach hinten in den grossen und muskulösen , beutelför- migen Schlundkopf (s k)} welcher den Zahnapparat einschliesst. Dieser besteht aus einem Systeme von vier messerförmigen Platien, welche im Leben hebelartig auf einander wirken; von diesen sind zwei innere an ihrem hintern Ende dergestalt durch einen kurzen Stiel gabelartig ver- bunden, dass ihre freien Spitzen nach vorn dem Munde, ihre breiterem| Rücken nach innen dem Speisecanale zugewendet sind. Neben diesen! Platten verlaufen rechts und links zwei sichelförmige Stücke, die manu- bria der Hämmer (mallei Gosse). Jedem derselben ist an seinem vorderm Ende ein Steg (uncus) eingefügt, über dem die fünf nadelförmiget Zähne von ungleicher Stärke dergestalt aufgespannt sind, dass die hinte- ren kräftiger sind als die vorderen ; ebenso isi an jedem Zahne das äusser Ende zarier als das innere. Die Zahnplatten (unci) und die manuhria) 201 werden von Gosse zusammen als Hämmer bezeichnet, die durch die vor- - deren Enden der ersteren den Aesten des Ambos (incus) inartieulirt sind. ı Die Bewegung dieses ganzen Apparats ist öffnend und schliessend, ähn- ‚lich wie bei den Platten einer Scheere, doch mit gleichzeitiger seitlicher Drehung der Zahnplatten, welche sich ihrer Länge nach auf einander '5 legen. Der ganze Schlundkopf besteht aus Chitin, so dass er durch Aetz- ' kali unzerstört bleibi; Fig. % stellt die Stücke der Zahnapparats dar, wie - sie durch Aetzkali durchsichtig gemacht und durch Druck etwas ee © dergelegt erscheinen. Auch in der Mundhöhle scheint eine Chitinum- ‚7 kleidung vorhanden; wenigstens lässt Aetzkali eine Röhre vor den Zähnen 7 übrig. Im Allgemeinen entspricht der Zahnapparat des Conochilus dem U bei so vielen Räderthieren typischen, von Gosse zuerst richtig erkannten 5 Bau; die zwei inneren gabel- oder beckenförmig verschmolzenen Stücke (Aeste des Ambos) und die beiden äusseren als Kinnladen wirkenden IT Platten sammt den quer üher beide gespannten nadelartigen Zahnplatten _ (die Hämmer) sind zwar bei verschiedenen Arten sehr verschieden ge- |? staltet, lassen sich aber bei Brachionus, Hydatina, Lindia, Notommata 5 ex parte, Euchlanis und den meisten andern Gattungen leicht wieder er- "kennen. An den Schlundkopf schliesst sich die Speiseröhre, welche " mach kurzem Verlaufe zu dem Magen führt. Dieser besteht eigenthüm- licher Weise aus drei kugelförmigen Abtheilungen, welche der- 15 gestalt mit einander zusammenhängen, dass die zwei vorderen (mn mn‘) 17 am Bauche paarweise neben einander nach rechts und links, die hinterste |" unpaare (mn”) aber über denselben mehr nach dem Rücken zu liegt (Fig. 8.) ; alle drei flimmern auf den innern Wänden. ' Diese Anordnung der Magentaschen erkennt man deutlich, wenn man die Thiere in ERREN bringt; es werden dann die Beiden paarigen, zuletzt der unpaare Magen mit Farbe erfülit; auch sieht man die Farbe- " körner aus der einen in die andere Abtheilung hinübertreten; die obere 7 hintere (mn) färbt sich zuletzt. Zu diesem Behufe muss man die Colonieen ‚ einige Zeit in gefärbtem Wasser umherschwimmen lassen; bringt man das 1 Indigowasser unter dem Mikroskop auf das Deckglas, so Sehleuderk die sich gehemmt fühlenden Thierchen die Pigmentkörnchen in grossen Strah- ' len von sich, ohne sie ins Innere aufzunehmen. Auch die Auskleidung | Eier inneren Magenfläche mit Flimmereilierf wird durch Indigo in hohem Grade sichtbar, da die Wände verhältnissmässig schwach sind. I Hain! der Eosiheit fressen die Thiere Bacillarien und grüne Algen; die ‚Farbe des Mageninhaltes ist bräunlich; in der hintersten Abtheilung fand ich oft eine Menge kleiner Körperchen unbekannter Natur. Am Aus- gange der Speiseröhre an der Cardia münden zu beiden Seiten die halb- ee Magendrüsen (md), die sich durch ihr milchweisses mit Er ärzlichen (Fett-) Körnchen durchsetztes Gewebe auszeichnen. Der dreitheilige Magen verengt sich am Pylorus wieder in einen dün- neren Darm, welcher auf dem Rücken nach vorn zur Afteröffnung führt. a Diese befindet sich am Halse, dicht unter dem Auge in einer vorsprin- genden Falte desselben, der Mundöffnung gerade gegenüber (Fig. 3 cc. so dass der ganze Verdauungsapparat eine Hufeisenform besitzt. Nae Ehrenberg befindet sich der After, die Auswurfs- und Legeöffnung, an der Fussbasis, wo der meist mit gefärbter Speise erfülite Dickdarm ende soll; indess zeigt doch Ehrenberg’s Abbildung des seitlich ne Thierchens (5), entsprechend unsrer Figur 3, die Oeffnung an der richti= gen Stelle oben am Halse. In ähnlicher Weise ist auch das Wassergelässsystem nur I: dem vorderen Theile des Thierchens deutlich. Wir sehen seine Aus. mündung in die Kloake (cl) gleichzeitig mit dem After mittelst einer Röhre, welche sich in zwei hinter einanderliegenden con tractilen Blasen (Fig. 3 cd.) erweitert; diese sind verhältnissmässig klein und abwechselnd thätig. Von dem Stiele der contractilen Blasen aus Fe laufen rechts und nk die schlangenförmig gewundenen Ganäle (Fig. 3.), welehe ich bis in die Münklaeigengl verfolgen konnie, tnd die manchma die vacuolenartig schaumige Bildung zeigen, die ich auch sonst schon be- obachtete; an den Ganälen sind hier und da kleine Zitterapparate | (Fig. 4, 3. z.) befestigt. Ich erkannte dergleichen neben den Augen und in andern Theilen des Kopfes; doch kann ich ihre Zahl nicht bestimmen im hintern Theile des Körpers fehlen sie. Eine doppelte contractile Blas habe ich schon früher bei Brachionus militaris nachgewiesen. Das Nervensysiem ist durch ein grosses Gehirn vertreten, wel- | ches oben hinter der Stirn liegt und in zwei Sehhügeln sich erhal j die am Rücken in einer besondern Wulst hinter der Stirnscheibe liegei (Fig. 3 g.). Jeder Sehhügel trägt an seiner Spitze ein schönes Auge, a dem wir einen farblosen, stark lichtbrechenden Körper und darunter ein napflörmige, karminrothe Pigmentscheibe unterscheiden (Fig. #.). Aetz- “| kali, welches die übrigen Theile des Gehirnes zerstört, lässt ‚die brechen- den Körper und den rothen Farbestoff der Augen unversehrt (Fig. 4.) Das einfache mediane Auge von Notommata, Brachionus etc. ist, wie sein X ähnliche Gestalt beweist, offenbar durch die Verschmelzung zweier Augen enstanden. Ganglien und Nervenfäden im Körper von Conochilu; konnte ich nicht sicher nachweisen. | l Von Muskeln sind die drei schon von Ehrenberg beobachteten Paare an meisten hervortretend, welche durch die ganze Länge des Körpers v der Fussspitze nach vorn an die Kopfregion verlaufen, und das Zurück- ziehen desselben in die Gallerthülse vermitteln ; Streifung konnte ich nich erkennen. Andere Muskeln heften sich von der Stirn aus an die Mi des Körpers, um jene einzurollen; das Ausstrecken des contrahir Thiers scheint auch hier einzig und allein der Elastieität der äusser Chitinbekleidung anheimzufallen. N Die Geschlechtsorgane, welche sich in den bisher beschrieb nen Individuen des Gonochilus befinden, sind ausschliesslich weibliche © nämlich ein Eierstock, welcher an der Bauchseite unter den beiden 7 paarweise neben einander liegenden vorderen Abtheilungen des Magens, In diesen angewachsen ist (Fig. 3 e.).. Der Bierstock erscheint unent- 7 wickelt als eine ziemlich grosse eiförmige Blase, in welcher sich eine ı feinkörnige, lichtgraue Keimmasse befindet und zwar so, dass dieselbe die Blase nicht völlig ausfüllt, und deren weit abstehende zarte Hülle daher deutlich erkennbar ist, während die Keimmasse einen grösseren oder ’ kleineren Klumpen im Innern der Blase darstellt; einzelne Bänder oder ' Fäden heften strahlenartig die Keimmasse an die Hülle an (Fig. 3 e. 8— 413.). Indem aber die erstere sich vergrössert und endlich die Höhle des Eierstocks mehr oder minder vollständig ausfüllt, werden in ihr eine grosse Zahl von unregelmässig eingestreuten Kernen (die Keimflecke) deutlich sichtbar, zum Theil mit lichten Höfen (keimbläschen) umgeben (Fig. 10-——13.). Jedesmal derjenige Kern, welcher am hintern Ende des Eierstockes liegt, entwickelt sich zum Ei, indem er, umgeben von einer - Umhüllungskugel; sich von der übrigen Keimmasse durch eine Querfurche abschnürt (Fig. 10—-13.). Das abgeschnürte Stück wächst nun in über- wiegendem Verhältniss, und zwar so, dass die übrige Keimsubstanz des Eierstockes zuletzt nur wie ein kleines Anhängsel am’ vorderen Ende des - jungen Eies auftritt, das an ihr mit ebener Scheidewand aufsitzt. Nach ‚ den Beobachtungen, welche ich schon früher bei Hydatina gemacht, ist es wahrscheinlich, dass die um das Keimbläschen sich bildende Eizelle weit früher vorhanden ist, ehe sie noch in der Keimsubstanz unterschie- den werden kann. | ' Das junge Ei nimmt nun die Gestalt eines immer grösseren Kugel- segmentes an, und geht schliesslich in die eines Ellipsoids über (Fig. 13, 44, 15.); sein Inhalt wird dunkler, feinkörnig, und das Keimbiäschen, welches sich ebenfalls vergrössert hat, isi in ihm deutlich erkennbar ; auch lässt sich eine zarte, den Inhalt dicht umschliessende Eihaut unter- scheiden (Fig. 45.). Insoweit verhalten sich alle Eier gleich, welche im Eierstocke des Go- nochilus sich entwickeln; von nun an treten Unterschiede auf, je nach- dem das Ei zu einem männlichen oder weiblichen Sommerei, oder zu einem Winterei sich ausbilden soll. Im letzteren Fall erlangt das Ei eine bedeutende Grösse, seine Sub- stanz färbt sich dunkel und wird zuletzt ganz braun ; sie schichtet sich ‚so, dass eine dichtere mit zahlreichen dunklen (Feit-) Körachen durch- mischte Substanz die Peripherie, eine lichtere blasige dagegen die Mitte des Eies einnimmt (Fig. 4 we, Fig. 7.). Um den braunen Eidotter bilden "sich zwei Eihäute, beide farbles, giashell und glatt, die äussere zarter, die innere derber. Die Grösse des ausgewachsenen Wintereies, welches eine regelmässige Ellipsoidgestali hat, beträgt 0,094 mm. (%s W.L.) ın - der längern , 0,062 mm. ("ss W. L.) in der kürzern Axe. In diesem . Zustande werden sie geboren. Zn nu En Ce Sun Wh HE N Ba Fr 2 5 u 1 TE San dt a 1 DE Zur dl EZ HK A an u ee een (u a Gar ER E% b a 20% Nicht mit voller Sicherheit habe ich mich davon überzeugen können, ob die Wintereier, ehe sie ihre völlige Reife annehmen, sich furchen oder nicht. Ebenso wenig gelang es mir, das Ausschlüpfen des Embryos aus _ dem Winterei zu beobachten, was wahrscheinlich erst nach einer längeren Ruheperiode stattfindet. Möglicherweise sind es die aus den Wintereiern auskriechenden Thiere, welche zur Entstehung neuer Colonieen Veran lassung geben, während die Generation aus den Sommereiern, wie wir gleich sehen werden, vorzugsweise die alten Colonieen vergrössert. Bei den Eiern, welche zu Sommereiern sich entwiekeln, beruht das erste Stadium, wie sich leicht beobachten lässt, darin, dass das Keim- bläschen verschwindet und der Dotier eine totale Querfurchung in zwei gleiche Segmente erleidet, worauf er sich in 4 Quadranten theilt (Fig. 45.), und bei der Fortsetzung des Theilungsprocesses ohne Zweifel in eine grosse Zahl von Zellen zerfällt, die zwar nicht mehr deutlich zu unter- scheiden sind, aus denen sich jedoch alsbald die verschiedenen Gewebe des Embryos aufbauen. Zerpresst man das Ei in diesem jugendlichen Zustande, so zerfällt es in einzelne Kugeln; dasselbe findet statt, wenn man die trächtigen Tbiere in ihren Gallerthülsen durch den Druck des Deckgläschens erstickt. Das völlig ausgebildete weibliche Sommerei hat fast dieselbe Gestalt und Grösse wie das Winterei (0,09 mm.) in der längern Axe und ist nur durch die lichte Farbe des Dotters, und die dünne ein- fache Schale unterschieden. Bei normaler Entwickelung des Embryos werden in ihm sehr zeitig die rothen Augen sichtbar; auch der Zahn- apparat tritt früh hervor und beginnt seine Thätigkeit ; ebenso flimmert . der Wimperrand der Stirn schon in der Eischale ; der reife Embryo liegt zusammengebogen, der Fuss auf den Bauch gekrümmt (Fig. 2 se.). Mit- unter zerreisst der Embryo die Eischale schon vor der Geburt in der Leibeshöhle seiner Mutter. Die Geburt geschieht so, dass das Ei nach der Gegend des Kopies sich binpresst, indem die Mutter ihren Körper beugt und zusammenzieht, umdreht, krümmt und verschiedene Be- wegungen macht, durch welche das Ei nach der Mundgegend gelangt. "# Plötzlich, in wenigen Secunden ist das Ei ausgetreten, der Kopf voran; die Mutter hat sich contrahirt. Die jungen Thiere, welche entweder so- | fort nach der Geburt oder doch innerhalb einer Stunde die Eischale sprengen, wenn sie nicht überhaupt schon ohne diese zur Welt gekom- men, gleichen den Mutterthieren gänzlich, nur sind sie frei und besitzen am Fussende ein Wimperbüschel, welches später verschwindet. Ein träch- tiges Weibehen enthält mitunter zwei ziemlich gleich reife Sommereier | gleichzeitig, während ich von Wintereiern immer nur eins völlig ausge- bildet fand. N: Eine Frage, über welche ich noch nicht ins Reine kommen konnte, ist die, durch welche Oeffnung die Eier geboren werden. In den frühesten | 205 - richtet ist (Fig. 3 e, 13.). Ob dieser aber, wie aus manchen Gründen © wahrscheinlich, frei in die Leibeshöhle mündet, oder ob er in die Kloake " oder in eine besondere Geschlechtsöffnung führt, darüber habe ich aus # den schon oben erwähnten Schwierigkeiten, welche der genauen Er- " forschung der Structurverhältnisse bei Conochilus entgegen stehen, keine Ü sichere Entscheidung gewinnen können. | . Die männlichen Eier stimmen mit den weiblichen Sommereiern U bis zu einem gewissen Stadium völlig überein und furchen sich wie diese; " nur erreichen sie nur zwei Drittel der Grösse derselben, sie werden nur ' etwa 0,063 mm. (Y,, W.L.) lang, auch bilden sich gleichzeitig in der Re- gel 2—3 männliche Eier aus. Die Embryonen, welche sich in denselben " entwickeln, sind dem entsprechend auch weit kleiner, als die bisher be- - sehriebenen weiblichen ; sie unterscheiden sich schon im Mutterleibe durch " die gelbliche Färbung ihres Körpers, dessen mittleren Raum eine dunklere körnige Masse (der Hoden) einnimmt, namentlich aber durch den Mangel ı des‘Zahnapparates, während sie die beiden rothen Augen, den vorderen ‘ Flimmerrand und den zurückgebogenen Fuss mit jenen gemein haben - (Fig. 16.). ‚Die Geburt ist ähnlich wie bei weiblichen Embryonen; nur - sind die Männchen, abgesehen von ihrer Kleinheit, auch durch ihre Ge- - stalt unterschieden; diese lässt sich mit einem langen Sack vergleichen der vorn abgestumpft ist, nach hinten kreiselförmig sich etwas verjüngt. - Das vordere Kopfende trägt den flimmernden Wimperrand, der jedoch weniger ausgearbeitet ist, wie bei den Weibchen; die Chitinmembran zeigt im Körper eine Anzahl Falten; der Stiel oder Fuss läuft in einen Wim- > perbüschel aus (Fig. 16—19.). Von inneren Organen fehlt der ganze Ver- dauungsapparat, vom Munde bis zur Kloake gänzlich; das Wassergefäss- " system wurde nicht deutlich, ist aber wohl vorhanden; dagegen ist der Kopf gänzlich von dem grossen, eiförmigen Gehirn eingenommen, welches die beiden rothen Augen trägt, mit brechender Linse und Pigmentum- hüllung. In der Körperhöhle befindet sich der grosse birnförmige Hoden mit den Spermatozoiden vollgestopft, welche im unreifen Zustande kugligen Bläschen gleichen ; der Hoden führt in einen Samenleiter, der nach aussen in einen besondern Penis mündet; Höhle und hinterer Rand desselben dimmern. Ä . Während die aus den weiblichen Sommereiern frei gewordenen Thiere "sich zwischen ihren Müttern in die Gallertkugel der Colenie einordnen, " wenn sie nicht etwa, was ich allerdings nicht selbst beobachtet habe, neue Colonieen bilden helfen, so schwimmen die Männchen nach ihrer ' Geburt rastlos um die Muttercolonie herum, und es ist zu gewissen Zeilen nicht selten, eine solche Gonochilus-Kugel gleichzeitig von 5 und mehr "Männchen umschwärmt zu sehen. Dass sie sofort die Weibchen begatien, . ist leicht zu erkennen, wenn auch eine genauere Beobachtung der Art und ' Weise, wie dies BE gerade bei "Conochilus besondere Schwierig- keiten hat. Wir sehen die BERSHR sich bald an dieses bald an jenes. ee es ul SC u TE Be Te a ı de 2 see ee A et a u u ve Tr u Pe i _ 4 MT 1 "ak DOREEN SEAN RETTET ET u TE MLIPENTTpE > an 2%, 206 Weibchen mit dem Penis anbeften und zwar stets in der Region .des Halses, wo offenbar eine Geschlechtsöffnung vorhanden sein muss; in der Regel duldet aber das Weibchen die Berührung des Mäunchens nicht, son- dern vertreibt es durch lebhafte Gontractionen, so dass es zwischen die Wimpern des Stirnrandes und oft bis in die Mundhöhle getrieben wird; doch sieht man mitunter ein Männchen etwas länger anhaften, und über- zeugt sich dann von-.der geglückten Bagattung durch die Gegenwart der Spermatozoiden auf der innern Bauchwand. Es gelang mir einmal ein solches eben im Entleeren der Samenkörper begriffenes Männchen, das aber durch plötzliches Zusammenziehen seines Weibchens vertrieben worden war, mit Hülfe des Deckgläschens einige Zeit festzuhalten oder doch in seinen Bewegungen zu geniren; dasselbe fuhr nun fort, seine Spermatozoiden durch die Penisöffnung von sich zu geben; und zwar trat erst ein Samenfaden aus der Röhre des Penis ins Wasser ; dann entfernte sich das Männchen ein Stück, liess ein zweites Spermatozoid austreten, und so wiederholte sich dieser Äct noch ein Paar Mal (Fig. 49 a, b, ce, d.). Auf diese Weise gelang es mir, die Samenkörper frei und einzeln im Was- ser zu beobachten, was bisher noch nicht möglich gewesen war. Diese sind sehr gross, im ausgestreckten Zustande halb so gross wie das Männ- chen selbst, und gleichen einem Bande, dessen Rand von einer flimmern- den Membran eingenommen ist. Auch kann sich das Spermatozoid im Ganzen mannichfach schlängeln und zusammenrollen, was jedoch im Was- ser ziemlich langsam geschieht. Höchst auffallend war mir aber, ‘dass dieser bandförmige Samenkörper in seinem Innern noch einen besondern feinen Faden erkennen liess, der gleich einer Mittelrippe in seiner ganzen Länge verläuft, an einem Ende aber eine kopfartige Aufschwellung zeigt (Fig. 20 ec, d.). Das von einem Männchen befruchtete Weibchen lässt sich leicht durch die Anwesenheit der Samenkörper in seiner Leibeshöhle unterscheiden; diese bilden unmittelbar nach der Entleerung einen Knäuel, der dicht an einer Stelle der innern Chitinwand anliegt; allmählich aber vertheilen sich die einzelnen Spermatozoiden in der ganzen Leibeshöhle und ich habe dergleichen ebensowohl an der Einfügung des Fusses, als in der Region des Kopfes mit den charakteristischen Undulationen des Flimmerbandes in mannichfach wechselnder Verschlingung aufgefunden (Fig. 3.). Es zeigt sich jedoch klar, dass die Spermatozoiden das Bestreben haben, sich in der Nähe des Eierstocks anzuhäufen. Hier erleiden dieselben eine eigenthümliche Metamorphose; die bandförmige Umhül- lung verliert sich, und nur der innere Faden allein bleibt sichtbar, indem derselbe sich in den wunderlichsten Schlingen zusam- 'menrollt. Von dergleichen Fadenknäueln finde ich alle Eierstöcke um- geben ; dieselben sind oft massenhaft an die Aussenwand des Eierstockes # angeheltet (Fig. 8, 9.). R Ein Analogon zu diesem eigenthümlichen Verhalten der Samenkörper r 207 ist mir nur bei den Zoospermien von Cypris bekannt , insofern dieselben ebenfalls aus einem Gentralfaden und einem in der Regel spiralig gewun- denen Umhüllungsbande bestehen, welches gleich einer Flimmermembran undulirt, auch in der Samenblase des Weihchens eine Hülle abwerfen (Vergl. Zenker, Anatomisch-systematische Studien über die Krebsihiere. Archiv für Naturgeschichte. XX. Tab. II. p. 127.). Auch die Samen- fäden der Salamander und Molche bestehen aus einem Faden, der von einer zarten Flimmermembran umhüllt ist, wie Amiei, Pouchet, Czermak und Siebold gezeigt haben (S. diese Zeitschrift Bd. II.. 4850. p. 350.). Die verschiedenen Formen der Zoospermien, welche Gosse und Leydig beschreiben, lassen darauf schliessen, dass ein ähnlicher Bau, wie der bei Conochilus beobachtete, auch anderen Gattungen der Räderthiere zukomme. Dass bereits Ehrenberg die Samenkörper von Gonochilus im Innern der Weibchen beobachtet, dieselben aber »als zwei zitiernde, sehr eigen- thümliche Kiemen in Form von zwei gewundenen Spiralbändern im hin- tern Körper« beschrieben und deutlich abgebildet hat (Tab. XLIU, VILL. 2), wurde von Leydig mit Recht hervorgehoben. Soweit reichen meine Beobachtungen; leider reichen sie nicht aus, ' um einige der wichtigsten Fragen, für welche der Conochilus ein günsti- ges Material zu liefern scheint, zu lösen. Die erste Frage ist, ob die Sa- menfäden in den Eierstock eindringen, resp. durch welche Oeffnung? Eine Micropyle an der Aussenseite der Eierstockmembran ist nicht er- kennbar; wenn der Eileiter dagegen wirklich frei in die Leibeshöhle mün- det, so könnten dieselben durch diese Oeffnung in die Keimmasse eintreten ; für diese Voraussetzung spricht wohl auch, dass allemal das dem Eileiter zunächst zugewendete Ende des Eierstocks das Ei liefert. Einmal fand ich bei einem noch ganz unentwickelten Eierstock einen Samenfaden an dem Eileiter angeheftet (Fig. 8.). Die zahlreichen, an der Aussenseite des Eierstocks und in den übrigen Theilen der Leibeshöhle sichtbaren Spermatozoiden möchte ich eben für solche halten, welche nicht für die Befruchtung verwendet worden sind und daher allmählich absterben, während die eigentlich thätigen, für die Befruchtung verbrauchten natür- lich der Beobachtung entschwinden. | ' Eine weitere Frage, deren Erledigung ich vergeblich versucht habe, obwohl sie bei sorgfältigerer Untersuchung wohl. noch gelingen möchie, betrifft den Zusammenhang der Männchen mit der Entwickelung der Som- mer- resp. Wintereier. Ich habe in meiner Abhandlung über Räder- thiere im IX. Bande dieser Zeitschrift die Vermuthung ausgesprochen, dass in dieser Thierclasse eine Parthenogenesis stattfinde, insofern die Weib- chen, sowohl mit als auch ohne Befruchtung, entwickelungsfähige Bier zu produeiren vermögen ; dass jedoch die Eier, welche befruchtet sind, sich von den unbefruchteten insofern unterscheiden, als letztere nur eine einfache Schale bilden und sich in der Regel bereits im Mutterleibe oder doch bald nach der Geburt zu reifen Embryonen entwickeln, während 208 die ersteren eine doppelte Schale bekommen, lange Zeit, häufig den Win- ter über, im Ruhezustande verharren, und erst nach längerer Pause, viel- leicht erst im 'künftigen Jahre ihre weitere Entwickelung zu Embryonen durchmachen. Mit andern Worten: die befruchteten Weibchen legen Wintereier ! die unbefruchteten Sommereier , und zwar entweder männ- liche oder weibliche. Ich habe nur zu prüfen versucht, inwiefern diese von. mir für die Räderthiere im Allgemeinen ausgesprochene Vermuthung sich bei Cono- chilus bestätigen lässt. So günstig hierfür auch diese Art organisirt scheint, indem sich die einzelnen Colonieen leicht isoliren und in geson- derten Fläschchen erziehen lassen, so wenig war es doch möglich, ein sicheres Resultat zu erlangen. Ohne Zweifel erleiden die Colonieen durch die Cultur im kleinen Raume eine Veränderung, vermuthlich durch Mangel an hinreichender Nahrung, welche sich zunächst dadurch äussert, dass - die Colonieen weniger zahlreich, die Thiere bedeutend kleiner werden und meist unentwickelte Eierstöcke enthalten. Dabei vermehrt sich die Zahl der Wintereier auffallend; dazwischen werden einzelne männliche be- merkt; doch fehlen auch die Sommereier nicht gänzlich. Frisch gefangen dagegen trugen die Gonochilus-Weibchen der Mehrzahl nach nur weib- liche Sommereier, doch auch dazwischen fanden sich vereinzelte Thiere mit männlichen Eiern. Ein Weibchen, das gleichzeitig weibliche und männliche, oder Sommereier und Wintereier getragen hätte, habe ich niemals gesehen. Was die Beziehungen der Befruchtung zu der verschiedenen Aus- bildung der Eier betrifft, so blieb dieselbe ebenfalls insofern dunkel, als ich zwar sehr häufig in En Leibeshöhle von Weibchen, welche ein Win- terei ausgebildet hatten, die Samenfäden beobachtete ; aber auch in ein- zelnen Weibchen mit weiblichem Sommerei konnte ich Spermatozoiden nachweisen, und ebenso glaube ich dieselben auch bei Thieren mit männ- lichen Eiern erkannt zu haben. Hieraus könnte man folgern, dass bei Conochilus alle Eier, die männlichen und die weiblichen Sommereier ebensowohl als die Wintereier befruchtet sind. indessen halte ich auch diese Schlussfolgerung nicht für sicher be- gründet, insofern die Samenkörper, welche für das Mikroskop sichtbar ‘ sind, offenbar solche sind, welche nicht zur Befruchtung verbraucht wor- den sind. Gewiss lässtsich die Annahme rechtfertigen, dass nurin einem | gewissen jugendlichen Zustande, vor Eintritt der Furchung und Erhärtung der Eischale , die Eier den Zutritt der Samenfäden,, also die Befruchtung gestatien. Findet daher bei Gonochilus wirklich, wie ich das für die Rä- ; | 'derthiere im Allgemeinen behauptet habe , eine Parthenogenesis statt, so lässt es sich sehr wohl denken, dass auch solche Weibchen noch die Be- fruchtung zulassen, welche bereits in der Entwickelung begriffene, mit ihrer Schale versehene und durchfurchte männliche oder weibliche Som- mereier besitzen ; freilich kann dann die Befruchtung auf die weitere Aus- 209 bildung dieser Eier keinen Einfluss mehr haben; es bleibt dann aber zu erwarten, ob nicht die übrigen im Eierstocke noch unentwickelten Eier, welche allein mit den Samenfäden in Berührung kommen können, zu " Wintereiern sich ausbilden werden. Die gleichzeitige Gegenwart von Spermatozoiden und Sommereiern in der Leibeshöhle eines Weibchens kann daher ebensowenig bei den Räderthieren den Beweis dafür geben, dass diese Eier wirklich befruchtet worden sind, als bei den Bienen, wo ja auch die männlichen Eier für unbefruchtet gelten, obgleich die Königin in ihrem Receptaculum Samenkörperchen enihält. Ein Beweis dafür, dass Weibchen mit bereits entwickelten Som- mereiern, wenn sie noch nachträglich befruchtet werden, Wintereier produciren, würde freilich nur dann gefunden werden, wenn sich in einem und demselben Weibchen erst Soemmer-, dann — in Folge der Be- fruchtung — Wintereier nachweisen liessen. Bisher sind allerdings an einem und demselben Thiere immer nur Eier einerlei Art gefunden wor- den, was dadurch leicht erklärt ist, dass von Winter- und weiblichen Sommereiern in der Regel immer nur eins völlig ausgebildet ist, die übri- gen in einem so rudimentären Zustande sich befinden, dass ihre weitere Entwickelung sich nicht mit Bestimmtheit voraussagen lässt. In der That haben Leydig, Gosse und ich selbst früher vermuthet, dass ein Weibchen , immer nur Eier einerlei Art zu produciren vermöge. indessen macht ' der Umstand, dass in den Golonieen des Conochilus erst Sommer- und später zugleich mit Männchen auch vorzugsweise Wintereier vorkommen, es nicht unwahrscheinlich, dass an einem und demselben Individuum sich zu verschiedenen Zeiten verschiedene Eier ausbilden, obwohl ich nicht, wie Dybowski meint, die Geschlechtsorgane der Sommereier legen- den Weibchen für unentwickelt zu halten vermag; ich kann hier eben nur ein unterstützendes Moment für meine Hypothese finden. Wenn Leydig die Entstehung der Wintereier mit unvollkommener Ernährung in Zusammenhang bringt, so sind die hier berichteten Beobachtungen inso- fern im Einklang, als die in der Cultur ohne Zweifel nur spärlich ernähr- ten Colonieen von Conochilus in der That bald Wintereier zu legen began- nen. Doch würde auch ein positiver Nachweis für diese Hypothese der Annahme einer geschlechtlichen Erzeugung der Wintereier ebensowenig im Wege stehen, als etwa die Thatsache, dass eine verringerte Nahrung bei Phanerogamen die Blütben- resp. Samenbildung begünstigt, die sexuelle Entstehung dieser letzteren widerlegt. Wenn wir uns jedoch rein an die Thatsachen halten, so müssen wir " zugeben, dass die bisherigen Beobachtungen bei Gonochilus für die An- ' nahme der Parthenogenesis bei den Räderthieren nach keiner Richtung hin entscheidend sind, da dieselben ebensowenig die Befruchtung bei den Wintereiern, als den Mangel derselben bei den Sommereiern zur Evidenz bringen. Indessen darf zur Orientirung über diesen Punkt doch nicht der einzelne Fall von Conochilus, sondern die Gesammimasse der DE 4 Au cin Da ALU a ERS 5 an Da Ale nd nd 1 Fake ua "a Lin DEN Da dl an u a ua Dr ran Yacdı ui er a 210 Beobachtungen auch an den anderen Räderthier-Arten in Rechnung ge- bracht werden. Und hier finde ich noch immer das Gewicht der von mir früher bervorgehobenen Thatsachen nicht entkräftet, dass sich Win- tereier und Männchen, zwar nur in gewissen Epochen, aber stets gleich- zeitig: Sommereier dagegen bei weitem häufiger, und zwar gewöhnlich ohne Männchen finden. Die Männchen der Philodineen sind auch bis heute noch von Niemand beobachtet, und doch ist jedes Weibchen mit Sommereiern (resp. Embryonen) trächtig; ebenso finden wir von den übrigen Abtbeilungen tausende von Sommereiern, ohne gleichzeitige Spur | von Männchen; noch niemals aber habe ich, wenn Wintereier auftraten, vergeblich nach Männchen gesucht. Dybowski will zwar meiner Be- hauptung, dass die Männchen bei Räderthieren nicht zur Befruchtung aller Weibchen ausreichten, keinen Glauben schenken, weil bei Gono- chilus die Zahl der Männchen zur Begattung sämmtlicher Weibchen mehr als ausreichend sei: indess gilt seine Beobachtung eben nur für die Zeit, wo Wintereier auftraten; ich behaupte aber, dass in den Perioden, wo nur Sommereier erzeugt werden, die Männchen, wenn nicht gänzlich fehlen, doch unmöglich für die Myriaden der Weibchen genügen können, und begründe diesen Satz, wenn auch nicht auf Conochilus, wo ich die Epochen ohne Wintereier nicht andauernd untersuchte, sondern vorzugs- weise auf die übrigen Arten, insbesondere Philodina, Rötifer, Lepadella etc. Auch ist Dybowski geneigt, eine monogene Fortpflanzung bei den Räderthieren neben der digenen zuzugeben ; nur den Ausdruck Partheno- genesis hält er nicht für zulässig, weil dieser nur in den Fällen gerecht- fertigt sei, wo das Product des Eierstocks mit und ohne Befruchtung das nämliche ist, während die als unbefruchtet angenommenen Sommereier der Räderthiere sich doch von den für befruchtet gehaltenen Wintereiern innerlich und äusserlich unterscheiden. Ich selbst ging, indem ich die Fortpflanzungsverhältnisse bei den Räderthieren als Parthenogenesis deutete, zunächst von der Voraussetzung aus, dass die Sommereier auf ungeschlechilichem , die Wintereier auf geschlechtlichem Wege erzeugt würden, und habe mich dann vorzüglich an die Thatsache gehalten: dass noch Niemand zwischen den Weibchen, welche die eine oder die andere Art der Eier legen, den geringsten Unterschied nachweisen konnte, dass also auch eine Unterscheidung in Weibchen mit Eier-, und in Ammen mit Keimstöcken nicht möglich ist; es scheint mir aber das Hauptge- wicht des Begriffes der Parthenogenesis eben in der Fortpflanzungsfähig- keit weiblicher Thiere mit und obne Befruchtung zu liegen; dass das Pro- duet in beiden Fällen das nämliche sei, scheint mir weder nothwendig, noch selbst möglich, jedenfalls halte ich nicht an der Zeit, in einer noch so dunklen und in vielen Punkten noch so zweifelhaften Frage wie die ” Fortpflanzungsgeschichte der Räderthiere es ist, das Hauptgewicht auf rein logische Distinclionen zu legen, von denen die Natur selbst vielleicht nichts weiss. 2a 2, Veber die Männchen zweier Brachionusarten. Taf, XX1l. Ich schliesse an diese Beobachtungen über Conochilus noch die Schilderung zweier interessanter Brachionus-Arten, welche ich in den Gräben des hiesigen botanischen Gartens beobachtet habe. Die eine Art wurde von mir Anfang Juni 1859 untersucht, wo sie das Wasser des Grabens in Gesellschaft der grünen Ghluns duekgas Pulviseulus belebie. Die Weibchen (Fig. 4—-6.) haben einen schildkrötenartigen Panzer, des- sen Rückenfläche gewölbt, an ihrem vorderen » Stirn- «rande in vier a spitze Zähne ausläuft; die zwei seitlichen sind etwas länger und durch spitze Furchen von der beiden mittleren geschieden, die durch eine etwas abgerundete Ausbuchtung von einander getrennt sind. Das hintere Ende des Panzers ist schief nach hinten und unten abgesiutzt und bildet einen Sattel zur Aufnahme der: Eier; dasselbe läuft ebenfalls in vier sehr lange und spitze stachelartige Zähne aus, von denen die beiden seitlichen bei weitem, wohl dreimal, länger sind als die mittleren; zwischen denselben ist das Rückenschild abgerundet. Dabei ist dieser hintere Theil des Pan- zers dehnbar, so dass derselbe bald breiter, bald schmäler erscheint, und die seitlichen Stacheln, welche spitzen Flossen gleichen, bald auseinan- der spreizen, bald parallel mit einander verlaufen (Fig. %, 5.). An den derben Panzer ist die dünnere elastische Chitinhaut des Thiers, wie bei Brachionus gewöhnlich, angeheftet, und zwar dergestalt, dass am vor- deren Ende der zweilappige vom Wimpersaum umgebene Kopf sich aus- stülpen und einziehen lässt, am hinteren Ende dagegen der Fuss zwi- |" schen den mittleren Zähnen sich lang ausstreckt und in zwei kurze Zehen ausläuft (Fig. 5, 6.), aber sich auch vollständig zwischen die Ausbuchtung des Panzers zurückziehen lässt; die letztere Lage ist sogar die gewöhn- liehe und das Thier erscheint daher meist fusslos (Fig. 4.). Der allge- meine Bau des Panzers, den ich hier beschrieb, erinnert am meisten an '" Brachionus polyacanthus Ehr., dem Ehrenberg »frontis dentes 4 longiores, marginem mentalem 6-dentulum, dorsi aculeos 5 externis duobus longis- simis« zuschreibt, Allerdings finde ich den Kinnrand des Panzers nur stumpf mit mittlerem kurzem und spitzem Ausschnitt, und am hinte- ren Ende kann ich nicht 5, sondern nur 4 Zähne oder Stacheln finden. | In Bezug auf den letzteren Punkt aber vermuthe ich einen Irrthum in der Ehrenberg’schen Beobachtung, da bei dem streng symmetrischen Bau der Brachionus- Arten 3 Stacheln am Fussausschnitt BE ehunt nicht wahr- | scheinlich sind; die Form des Kinnrandes mag vielleicht etwas variiren " können. Die Bay eglichkeit der grossen Schwanzstacheln hat Ehrenberg allerdings bei B. polyacanthus nicht angegeben, während er sie bei Brachionus amphiceros, sowie bei Anuraea biremis erwähnt; dagegen hat ı er den eingezogenen Fuss auch bei seinem Br. polyacanthus abgebildet. |" Aus diesem Grunde habe ich mich entschlossen, unsere Form ebenfalls 212 zu dieser Species zu ziehen, cbwohl der Name keineswegs passend er- scheint, und die Diagnose etwa in folgender Weise abgeändert werden müsste: Br. polyacanthus testula laevi, frontis dentibus % longioribus, margine mentali obtuso exciso, dorsi aculeis 4, externis duobus mobili- bus longissimis. Die Anatomie bietet nicht viel besonderes; an den trichterförmigen Mund (m, huccal funnel Gosse) schliesst sich der grosse herzförmige Schlundkopf mit dem innern, beckenförmig verbundenen (incus) und dem äussern, hakenförmig gebogenen Plattenpaare (manubria malleorum), zwischen denen die Zahnplatten (unci) aufgespannt sind; über dem Schlundkopfe liegen 4 kugelige Gebilde, wie ich sie schon bei Brachio- nus beschrieben (Speicheldrüsen?); auch befindet sich hier ein grosses blasenähnliches Organ, das schon bei mehren Arten beobachtet, dessen Natur aber räthselbaft geblieben ist (Fig. %.). Dem Schlundkopfe folgt ein brauner, traubig-zelliger Magen (mn), an dessen vorderem Ende zu beiden Seiten die kegeiförmigen Magendrüsen (md) angeheftet sind, während er am hintern Ende in den lichten Darm übergeht, der zu der Kloake am hintern linken Ende des Panzers in .den Ausschnitt zwischen den mitt- leren Zähnen hinabführt. Das Wassergefässsystem ist durch eine con- tractile Blase (cb) vertreten, welche neben dem Darme zur Rechten des Thiers in die Kloake mündet; rechts und links verlaufen zwei lange Was- sercanäle (Fig. 5 wg.), an die sich abwechselnd eine grosse Zah! sehr deutlicher Zitterorgane anheften, die sich bis zum Kopf verfolgen lassen, Das Nervensystem wird durch das grosse im Nacken liegende Gehirn {Fig. 6 g.) dargestellt, welches am hintern Ende ein grosses rothes Auge trägt; zu den Sinnesorganen gehören wohl auch zwei breite Fadenstränge, welche vom Centralorgane nach hinten zu den Seitenstacheln des Pan- zers führen und an der Basis derselben in zwei Büschelgruben münden (Fig. & gr.), ähnlich wie sie bei Hydatina bekannt sind. Eier fand ich dreieriei: Wintereier, in der Regel zwei an der hintern Einbuchtung des Panzers befestigt (Fig. 5.); sie haben eine fast eylindrische, an beiden Enden abgerundete Form und eine Länge von 0,17 mm. (Y%s W. L.), 7 einen Querdurchmesser von 0,095 mm. (1, W.L.). Ihre äussere derbe Schale ist mit kurzen gesch! imeklap Leisten dicht bedeckt, welche an die Zeichnung gewisser Pollenkörner oder der Cuticula mancher Pflanzen- | haare erinnern. Das schmälere Ende des Eies steilt einen Deckel dar, ” welcher beim Ausschlüpfen des Embryo ohne Zweifel aufgestossen wird, wie dies Weisse bei Brachionus urceolaris beobachtet hat: die innere Ein E haut vi die äussere nicht vollständig aus. N ‚dieselben die ee längliche Eigestalt a eine , Länge von ’ !%, W.L. (0,147 mm.); sie entwickeln sich erst nach ihrer Geburt no werden in der sattelförmigen Ausbuchtung des Panzers von der Mutter eine Zeit lang umhergetragen ; ich sah bis zu 3 Sommereier anhängen. 213 | Die männlichen Eier (Fig. 6.) stimmen in ihrer zarten Schale I mit den weiblichen überein, sind aber viel kürzer, %, W. L. lang; auch I sie werden im Panzersattel umbergeschleppt, bis die sich in ihm ent- " wickelnden Männchen ausschlüpfen; dies geschieht, indem die Eischale, } diean der Mutter hängen bleibt, durch einen Querriss aufspringt. Diese j Art des Aufspringens N in der Gattung Brachionus für alle Arten ı ' der Eier die Bintöhnliche, Das Männchen (Fig. 7.) ist bei weitem kleiner "und beweglicher als das Weibchen und hat eine sehr eigenthümliche Ge- "stalt. Der zartere Panzer lässt am hintern Ende die vier en Zähne erkennen, die wie Flossen rück wärts gerichtet sind; die vorderen - Zähne blieben uindeutlich,, ebenso der Fuss, der wohl eifigerogeh war; ' dagegen war der grosse Hoden, der fast den ganzen Körper ausfüllt, sowie "die Penismündung zwischen den Sch wanzstacheln, endlich die contractile I Blase, die schwarze Körnerblase (Primordialniere Zeydig’s) und das rotbe ' Auge deutlich zu unterscheiden; die beiden letzteren sind schon im Ei sichtbar (Fig. 6.); in der Gegend des Kopfes findet sich eine eigen- 'thümliche Organisation die mir dunkel blieb, vielleicht das Rudimeni des Schlundkopfes. Die Untersuchung der Männchen ist schwierig, weil dieselben sich sehr rasch bewegen, und zwar stossweise hüpfend, ähnlich | wie Trichoda grandinella, wobei die hinteren Stacheln anscheinend beim ‚Springen benutzt werden. Um anschaulich zu machen, welche wichtige Charaktere zur Unier- | "scheidung der Arten gerade die Geschlechtsverhältnisse der Räderthiere geben, und welche Mannichfaltigkeit der Structur inshesondere die Win- tereier darbieten '), gebe ich schliesslich noch die Beschreibung eines ande- ren Brachionus, den ich ebenfalls im hiesigen botanischen Garten in einer "seitdem ausgetrockneten Sumpflache gefunden, Die Weibchen, welche ‚auf dem Rücken zu schwimmen lieben, haben die Gestalt von Fig. 4 und "2; ihr Panzer ist fast quadratisch ; die Bauchplatte (Fig.2.) etwas schmä- ler, am vorderen Kinnrande abgerundet, mit einem mittleren, spitzen kurzen Ausschnitt, an den sich zwei kurze Zähne anschliessen, die sich ‚im flachen, etwas welligen Bogen nach dem Rande der Platte hinabziehen ; ı das hintere Ende der Bauchplatte besitzt einen tieferen, spitzbogenähn- }lichen Ausschnitt für den Fuss, an den sich zwei etwas gekrümmte, jmässig lange Zähne schliessen , die sich fast geradlinig an den Rand der Platte anlehritt. | Die Rückenplaätte (Fig. 4.) ist gewölbt, und besitzt am vorderen |Stirnende einen tiefen, mittleren Ausschnitt; zu beiden Seiten dessel- ben drei kurze, spitze Zähne, von denen die seitlichen ein wenig länger sind als der mittlere. Auch hier besitzt; der hintere Rand die Gestalt eines | Dreiecks von sehr geringer Höbe und ist in der Mitte durch einen breite- 4) Die Wintereier liefern ohne Zweifel die besten Charaktere zur Unterscheidung ja Gattungen und Arten, da fast jede der letzteren bisher etwas Eigenihümliches ge- ‚boten hat. Zeitschr. f. wisseusch. Zoologie. xl. Bd. 15 214 ren, viereckigen, inwendig im convexen Bogen abgerundeten Fussaus- schnitt durchbrochen. Höchst eigenthümlich sind die feineren Zeich- nungen des Panzers, insbesondere der Rückenplatte. Diese ist nämlich durch hervorragende, ziemlich breite Leisten in 21 , fünf- oder sechs- eckige Felder getheilt und zwar so, dass jedem der sechs Zähne des Vor- derendes eine von vorn nach hinten verlaufende Längsleiste entspricht, die dann wieder durch kurze Querleisten in kleinere Felder abgetheilt ist; dem mittleren Ausschnitt entsprechen drei Felder, zu beiden Seiten desselben je 5, und am äusseren Rande je 4 Felder. Eine quer über den | Panzer laufende Leiste endlich trennt den hintersten Theil desselben in | der Nähe des Fussausschnities, der abwärts gebrochen ist, und bildet die Grundlinie des niedrigen Dreiecks, dessen Spitze der Fussausschnitt dar- stell. Die oben erwähnten 21 Felder nun stellen nieht glatte Flächen dar, sondern sind selbst wieder durch zartere Falten in kleinere, sechs- eckige Zellen eingetheilt; die Leisten dagegen, welche die Felder einfassen, sind glatt (Fig. 1.). Die Stirn des Thiers' zeigt den gewöhnlichen Wimperbesatz, der in 5 Lappen gesondert ist; einzelne Borsten übertreffen die fimmernden | Cilien an Länge; zwei derselben in der Nähe des Mundes sind auf kegel- | förmige Hervorragungen (Rüssel) eingefügt. Der Fuss ist so lang wie der Panzer und zeigi zwei kurze Zehen, die mir am Ende von wahren Löchern - durchbrochen schienen; er ist weitläufig geringelt, von zwei Längsmus- 7 kein durchzogen, und besitzt die Eigenthümlichkeit dass er nicht blos, wie der von Br. polvacanthos und andern, in der Länge, sondern auch 7 in der Quere sich zusammenziehen kann, so dass er alsdann die Gestalt | eines dünnen Bandes annimmt, und wie eingeschrumpft aussieht. In Bezug auf den Verdauungsapparat hebe ich hervor, dass ich auch hier 7 über dem Schlundkopfe ein blasenartiges Organ beobachtet, an dessen Seite sich noch kleinere Anhängsel befinden; dasselbe ist elastisch, undg 1 siebt aus, als ob es mit einer Flüssigkeit gefüllt wäre. 1 Beim Uebergang des Schlundkopfes in den Magen finden wir hier, ” wie bei Br. polyacanthus, die scharfen zitternden Querfalten (Fig. 2, 5.), die schon 0. F. Müller und Ehrenberg bei mehreren anderen Arten hervorgehoben haben. Der Magen ist gross, birnförmig; an seinem oberen Ende zwei grosse eiförmige Magendrüsen. Der After mündet in den un- 7 teren Fussausschnitt, neben ihm die contractile Blase (cb), die grossy aber zart ist; die Wäsdergefässe (wg) stellen dicke, stellenweis geknäuelte CGanäle dar, welche fein punktirt im Innern, dirrch Vacuolen oft schaumig aussehen. Das Gehirn liegt wie eh über dem Schlundkopf und trägt am hinteren Rande in einem kurzen Einschnitt ein rothes Auge.” _ Auf der Bauchseite über dem Munde finde ich ein ganzes Geflecht feiner” Fäden, deren Bedeutung mir nicht klar wurde (Fig. 2 bei wg.). In Bezug auf die Fortpflanzungsorgane bemerke ich nur, dass ich alle drei Arten der Eier beobachtet habe. Die Wintereier (Fig. 1.), deren 215 4 bis 2 an der Muiter hängen, sind die grössten, und zeichnen sich aus j - durch ihre derbe Eischale, welche mit regelmässigen, kurz cylindrischen " Warzen besetzt ist. Auch diese Warzen erscheinen mir nur als Vor- ‚ sprünge oder Falten der Eihaut, ähnlich den Zeichnungen der Guticula, ' wie wir sie an Pollenkörnern nd Pllanzenhaaren beobachten. Der längere ' Durchmesser eines Wintereies beträgt %4,”, der Querdurchmesser Ye = "Die weiblichen Eier (Fig. 3.) sind etwas kleiner, die männlichen (Fig. 2.) dagegen nur halb so gross; sie werden von der Muiter um- "hergetragen, bis die Embryonen ausschlüpfen; und zwar sind die- "selben mit Hülfe eines dünnen fadenarligen Stiels am hinteren Ende ‚des Panzers befestigt (Fig. 3.). Die reifen Weibchen und Männchen schlüpfen aus ihren Eiern an der Mutier selbst aus; daher sieht man j die letzteren häufig mit den leeren Eischalen umberschwimmen ; die "Männchen, deren Zeichnung ich verabsäumt habe, gleichen in Gestali und Grösse ganz den von mir bei Brachionus urceolaris oder von Gosse bei "mehreren anderen Brachionusarien beschriebenen. | Ueber die specifische Bestimmung dieses Brachionus bin ieh nicht ‚völlig ins Klare gekommen; keine der Ehrenberg’schen Arten stimmt mit ‚ihm überein. Von den Brachionusarten ohne Rückenstachein haben zwar "Br. rubens und urceolaris die 6 Vorderzähne gemein; aber die Form und insbesondere die gitterförmige Zeichnung unserer Art finden sich bei ‘diesen Species nicht wieder. Die letztere ist dagegen bei dem der Form nach aber ganz verschiedenen Brachionus Bakeri, sowie bei einigen Arten "von Anuraea vorhanden, von denen namentlich A. Testudo »frontis denti- "bus senis reclis subaequalibus dorso ventreque asperis illo tesselato « ‚Uebereinstiimmung zeigt; aber die mucrones postici duo breves fehlen ‚unserer Art; auch sind die Wintereier nicht facettirt, wie sie Ehrenberg 'angiebt. Anuraea serrulata unterscheidet sich ausserdem durch die stär- ker gekrümmten Stirnhörnchen; dagegen wird bei dieser Art angegeben I»dass die hinteren kürzeren Stacheln zuweilen und wirklich ganz fehlen.« Aber der grosse Fuss macht es überhaupt unmöglich, unsere Form in die ‚Gattung Anuraea zu führen, deren Kennzeichen eben der Mangel des ‚Fusses sein soll, und ich kann daher nicht umbin, in derselben eine neue Species zu finden, die ich in Anerkennung eines um die Räder- thiere hochverdienten Barschans Brachionus Leydigii nennen und in folgender Weise charakterisiren will: | Brachionus Leydigii testula subquadrata, frontis dentibus 6 acutis 'subaequalibus, margine mentali subarcuato, medio acute exciso, fine |postico triangulari obtuse exciso, dorso polygone tessellato, tessellis deli- icatule areolatis, pede transversim contractili, ovis hibernis papillosis. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. = Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig, Fig. Fig. Fig. .ı. Ein Weibchen in der Bauchlage, um die Zeichnung des Panzers zu zeigen . 2. Ein Weibchen in der Rückenlage mit zwei männlichen Eiern; die blasenarti- . 3. Ein weibliches Sommerei, durch einen Faden am Panzer angeheftet: 216 Erklärung der Abbildungen. Tafel XX, XXI Conochilus Volvox Ehr. 4. Ein Weibchen in der Bauchlage: m Mundhöhle; rr Rüssel mit Borste; sk Schlundkopf; mn, mn’, mn” Abtheilungen des Magens; mn und mn’ die paaren unteren, mn’ die unpaare obere Abtheilung; we ein Winterei. 2. Ein Weibchen in der Rückenlage, die Buchstaben haben dieselbe Bedeutung. e Eierstock ; se ein weibliches Soemmerei mit reifem Foetus. 3. Ein Weibchen von der Seite gesehen: g Sehhügel des Gehirns mit dem Auge;, cl Cieake mit den beiden contractilen Blasen cb, dem Wassergelässsysteme und dem Zitterorgane; e ein unentwickelter Eierstock, dessen Membran noch nicht ganz von der Keimmasse ausgefüllt ist; Zoospermen z bewegen sich in der Bauchhöhle. Der Kopf mit kaustischem Kali behandelt, die Chitinhaut, die Augen und der Zahnapparat bleibt zurück; frr incus, rr rami, ffulcrum; mu malleus, m manubrium, % uncus nach Gosse. Der Kopf von oben, - - schief von unten betrachtet. Ein frisch gelegtes Winterei. . Ein unentwickelter Eierstock e an dem Magen m liegend; ein Samenfaden (z) in der Nähe des Eileiters. 9, Ein etwas entwickelterer Eierstock, von Samenfäden umgeben ; die Keimmasse füllt noch nicht die Eihaut aus. Ne 10. Ein junger Eierstock ; von der Keimmasse mit den Keimflecken hat sich eine Eizelle abgeschnürt. E 44. Derselbe Zustand, etwas weiter vorgeschritien ; das junge Ei mit flacher Basis = aufsitzend. N 42. 43. Das junge Ei bedeutend gewachsen; bei 43 der Eileiter deutlich. 44. Ein Eierstock mit jungem Ei, der Magenwand (m) angelegt; z ein Samenfaden. N 15. DasEi bedeutend gewachsen, im Begriff sich zu furchen ; die Keimmasse des Eierstocks e nur als Anhängsel desselben erscheinend. 46. Ein männliches Ei eben gelegt, mit reifem Foetus. 47. A8, Männchen, eben ausgekrochen. 49. Ein Männchen, im Begriff Zoospermen (a,b, c,d) durch die Penisöffnung vo sich zu geben. 20. Zoospermen a, 5 ohne erkennbaren Faden im Innern, c, d, e mit deutlichem Faden in der unskliliinduk Flimmermembran; fdie Fäden allein nach dem Verschwinden des umhüllenden Bandes, mannichfach zusammengerolit. „ on nm © Tafel XXL. Brachionus Leydigii n. sp. der Fuss der Quere nach zusammengezogen, Oeffnungen r in den Zehen deutlich ; ein Winterei mit ceylindrischen Warzen besetzt. gen Organe über dem Schlundkopfe, die Zitterwellen an der Cardia, Magen und Eierstock sind deutlich. cb Contractile Blase mit den Wassergefässen wg, und den Ziiterorganen 20; der Fuss ausgedehnt. Brachionus polyacanthus Ehr. R Fig. 4. Ein Weibchen in der Bauchlage mit einem Sommerei; die blasigen Organe über dem Schlundkopte, der traubig-zellige Magen mit den Magendrüsen, der glatte Darm sind deutlich ; gr Borstengruben;; cb contractile Blase; die hin- teren Stacheln des Panzers sind ausgespreizt, der Fuss eingezogen. Fig: 5. Ein Weibchen in der Bauchlage, mit genäherten Hinterstachein und ausge- strecktem Fuss ; die Mundöffnung m, Schiündkopf, Zitterwellen in der Cardia, Magen, Darm und Magendrüsen (md) wie oben; cb contractile Blase, mit den Wassergefässen wg und den Zitterorganen ; am Panzer hängt ein Winterei mit geschlängelten Leisten. Fig. 6. Ein Weibchen von der Seite gesehen. m Mundöffnung;; g Gehirn und Auge; mn Magen ; md Magendrüse;; & Bierstock ; cb contractile Blase ; ein männliches Ei am Panzer hängend. Fig. 7. Ein Männchen. - (Sämmtliche Figuren sind bei 500facher Vergrösserung gezeichnet). Ueber die becherförmigen Organe der Fische. Von Franz Eilhard Schulze in Rostock. Hierzu Tafel XXM. Der Umstand, dass der N. glossopharyngeus der Fische sich haupt- sächlich in der Schleimhaut des Gaumens verbreitet, macht es wahr- scheinlich, dass, wenn die Fische überhaupt ein Geschmacksorgan be- sitzen, gerade an dieser Stelle die Endapparate desselben zu finden seien. In der Absicht diese letzteren zu studiren, verfolgte ich an feinen Schnit- ten, welche von der in absolutem Alkohol erhärteten Gaumenschleimbaut der Schleie (Tinca Chrysitis) angefertigt und durch verdünnte Essigsäure geklärt waren, die hier verlaufenden Nervenfasern; es zeigte sich, dass dieselben sämmtlich in die gerade hier sehr zahlreichen Schleimhaut- Papillen aufsteigen, deren jede auf ihrem leicht ausgehöbhlten freien Ende eines jener merkwürdigen Gebilde trägt, welche zuerst von Leydig in der Haut einiger Süsswasserfische entdeckt und unter dem Namen der »becherförmigen Organe« beschrieben sind). j | Da sich nun die Nervenfasern, welche zu 2—6 in eine Papille auf- steigen, bis dicht an die ein solches Organ tragende obere Goncavität derselben verfolgen lassen, so lag die Vermuthung nahe, dass die eigent- liche Nervenendigung in diesen becherförmigen Organen selbst zu suchen sei. Dies führte zu einer neuen sorgfältigen Untersuchung jener sonder- baren Gebilde. Die Bekleidung der Mundhöhlenschleimhaut und der äusseren Haut der Fische besteht im Allgemeinen, wenn man von den eigenthümlichen Schleimzellen und den kolbenförmigen Gebilden in der Haut mancher Fische absieht, aus einer mehr oder minder dicken Lage eines geschich- 4 teten Epitheles, dessen Zellen gross und vollsaftig theils wie in der Mund- höblenschleimhaut rundlich gestaltet sind, theils wie in der äusseren Haut se eine mehr langgestreckte Form annehmen und sich dadurch geschichte- 4) Zeitschrift f. wissenschaftl. Zoologie. Bd. III. 4854. 219 ten Cylinderepithelzellen nähern. Dagegen beobachtet man überall da, wo Papillen, mögen es nun zusammengesetzte oder einfache sein, vor- kommen, über dem Gipfel einer Papille eine Unterbrechung in diesem geschichteten Epithel, und es findet sich statt dessen ein Bündel sehr langgestreckter Zellen, welche von der Outis resp. Schleimhaut bis an die freie Epitheloberfläche reichen, sehr dicht aneinander liegen und zusam- ınen das sogenannte becherförmige Organ ausmachen. Diese von Leydig gewählte Bezeichnung » becherförmig« bezieht sich allerdings nur auf die äusseren Umrisse unseres Organes, und man darf sich dadurch nicht zu der Vorstellung verleiten lassen, als ob die Zellen gleichsam wie die Dauben eines Fasses aneinanderliegend wirklich einen Becher mit inne- rem Hohlraume darstellten. Im Gegentheil, sie bilden ein ganz solides Bündel und die seichte Concavität, die man häufig an ihrer äusseren Oberfläche (besonders wenn man sie in ihrer natürlichen Lage im Epi- thel ansieht) bemerkt, scheint mehr durch den Niveauunterschied dieser Endfläche des Organes gegen die sich seitlich etwas über jene hinüber- schiebenden benachbarten Zellen des geschichteten Epitheles hervorge- hracht zu werden. Demohngeachtet halte ich es für richtig, die einmal eingeführte Bezeichnung beizubehalten. Der eigentlichen Beschreibung der ein solches becherförmiges Ge- bilde zusammensetzenden Elemente will ich Einiges über das Vorkom- men und die Verbreitung der Organe selbst vorausschicken. Am entwickeltsten ehr dies ganze Organsystem bei den Cypri- noiden zu sein, und zwar finden sich hier die Becher in folgender Weise über die einzelnen Körperregionen vertheilt. Sehr dicht gedrängt stehen sie in der den Gaumen, das Zungenrudiment und die innere Seite der Kiemenbögen überziehenden Schleimhaut. Ebenso zahlreich oder noch dichter finden sie sich an den Barteln, besonders bei der Barbe. Schon etwas weiter stehen sie an den Lippen, noch weiter an der Kopfhaut und auf dem übrigen Körper (in der Haut der Schuppentaschen) auseinander; und zwar fand Leydig sie auf den Schuppentaschen von Leueiscus Dobula in Distanzen von ungefähr '/,". In ganz ähnlicher Anordnung, nur we- niger zahlreich finden sie sich beim Aal, und nach Leydig auch beim Stör. Merkwürdig ist der gänzliche Mangel unsrer Organe an den Lippen von Cottus Gobio (Leydig) und in der ganzen äusseren Haut. des Hechtes; ebenso vermisste ich sie in der äusseren Haut des Lachses, Dorsches und des Härings; dagegen zeigten sie sich hier, wenngleich sehr sparsam und klein in der Schleimhaut des Gaumens und des Zungenrudimentes. Die Elemente selbst betreffend, aus denen diese eigenthümlichen Organe zusammengesetzt sind, so beschränkt sich Leydig darauf, sie als lange, mit einem Kerne versehene Zellen, denen eine gewisse Aehnlich- keit mit muskulösen Faserzellen zukomme, zu beschreiben. Auch meint er aus einigen Beobachtungen, bei welchen er an den vom lebenden Fische (Grundel) genommenen Barteln bald die Organe warzenförmig N mn 2 0° 30 Tran CN 2417 RT Tr 10 BE TEE TEE SE Som Au LT TE DZ TG SE LEE a BU MR LA Ach Mi EN \ mi Zu in x u 220 über die übrige Epidermis hervorragen, bald an derselben Stelle eine Vertiefung entstehen sah, den Zellen selbst Contractilität nach Art der glatten Muskelfasern zuschreiben zu dürfen. Diese von Leydig beschrie- benen Contractionsphänomene habe ich zu beobachten keine Gelegenheit gehabt ; indessen ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass, wenn solche Vortreibungen und Einziehungen vorkommen, dieselben von den Zellen des becherförmigen Organes, welche doch ihrer Lage und, wie wir so- gleich sehen werden, auch ihrem ganzen Baue nach entschieden Epi- thelialgebilde sind, ausgehen. Meine Untersuchungen, welche sich auf die becherförmigen Organe verschiedener Körpergegenden, nämlich der Mundschleimbaut der Lippen, Barteln und der äusseren Haut beziehen, haben zu einer wesentlich anderen Auffassung geführt. Zunächst lassen sich in jedem becherförmigen Organe zwei gänzlich verschiedene Arten von Zellen unterscheiden. Die einen, welche haupt- sächlich in der Peripherie, sparsamer in den mittleren Partieen des Organes vorkommen, bestehen aus ziemlich breiten Gylindern von rundlichem oder leicht eckigem Querschnitie, welche an der äusseren Oberfläche wie scharf abgeschnitten aufhören, nach innen zu, nachdem sie sich nicht selten etwas verjüngt haben, in mehrere fingerförmige oder zackige dünne Fortsätze auslaufen (Taf. XXIll. Fig. Ha. 111 «.). Die ganze Zelle mit Aus- nahme der eigenihümlich hellen Ausläufer an der Basis erscheint blass und feinkörnig;; sie enthält stets einen hellen, scharfeontourirten Jänglich ovalen kern, in dessen Mitte meistens ein dunkeles Kernkörperchen gesehen wird. Die Lage des Kernes ist nicht ganz constant, doch bleibt er stets der Mitie der Zelle ziemlich nahe und scheint nach meiner Beobachtung häufiger unterhalb als oberhalb derselben zu liegen. Es stellen sich dem- nach diese Zellen als einfache Cylinderepithelzellen von allerdings ausser- ordentlicher Länge dar, wie sie ähnlich an allen den Stellen, wo ein ein- faches ungeschichtetes, nicht flimmerndes Cylinderepithel vorkommt, z. B. in der Regio olfactoria, gefunden werden. Da diese Zellen an und für sich leicht veränderlich sind, so ist es, um sie recht unversehrt zu er- halten, nothwendig, die Präparate, aus denen man sie durch Zerzupfen isoliren will, in recht dünnen Lösungen von Kali bichromicum (etwa 1— 2 Gran auf die Unze Wasser) und nur kurze Zeit maceriren zu lassen. Die andere Art von Zellen findet sich am zahlreichsten in den mitt- leren Partieen des Bechers. Es sind dies sehr dünne, dasLLicht gleichmässig und ziemlich stark brechende Elemente, welche zwei stäbchen- oder fa- denförmige Enden und eine stets ziemlich weit unterhalb der Mitte gelegene Anschwellung zeigen. ;In dieser Anschwellung findet sich ein dunkler längsovaler Kern ımit einem deutlichen, gewöhnlich hell glänzenden Kern- körperchen (Taf. XXIH. Fig. Ild, c. undlllb, c.). Zuweilen setztsich, wenig- stens an in Kali bichrom . Lösungen (Gr. I—IV auf 3j aq. dest.) macerirten Präparaten dieser Kern nach oben und unten scharf gegen eine dort ent- stehende dreieckige helle Lücke ab (Tab. XXIH. Fig. III d.). Durch ihr Y u } M y N l N FE % N | \b Y RB EEE ZEUGT EEE gleichmässiges und starkes Lichtbrechungsvermögen, welches ihnen einen gewissen Glanz verleiht, lassen sich diese Gebi Ide von den sie begleiten- den Eylinderepithelzellen, auch wenn beide nicht in der günstigsten Ma- cerationsflüssigkeit erhärtet waren, leicht unterscheiden. Man erkennt, dass diese Zellen mit den von M. Schulize entdeckten und beschriebenen Riechzellen sowie mit den von Axel Keyin der Frosch- zunge gefundenen Geschmackszellen grosse Aehnlichkeit haben. Noch mehr triit diese durch folgenden , wir mir scheint höchst wichtigen und interessanten Umstand hervor. Es werden nämlich die feinen fadenarti- gen Theile unserer Zellen häufig varikös gefunden und zwar sowohl das untere, der Papille zugewandte, als das nach aussen von der -kernhalti- gen Anschwellung gelegene stets weit Jängere Ende jedes für sich, als auch beide zugleich; indessen ist der Fall, dass nur das untere Ende varikös, das äussere noch ganz prismatisch erscheint, der häufigere. Während an solchen varikösen Theilen in fast mathematisch gleichen Ab- ständen kleine, gleich grosse, nach beiden Seiten hin sich ziemlich all- mählich verschmälernde Knoten aufireten, werden die dazwischen lie- genden Stellen gewöhnlich ausserordentlich dünn und blass (Taf. XXI. Fig. Il c.). Nicht selten zeichnet sich indessen auch ein Knoten durch ERTTUER Grösse vor den übrigen aus (Taf. XXIN. Fig. Ule.). — Es lässt sich denken, dass nachdem ich diese Verhältnisse bei Organen gefunden hatte, welche mir beim Suchen nach der -Geschmacksnervenendigung aufgestossen waren, ich begierig sein musste, diese eigenthümlichen Zel- len, welche wohl als Nervenendgebilde mit Wahrscheinlichkeit ange- sprochen werden konnten, im continunirlichen Zusammenhange mit den in der Schleimhaut und U -Papillen bis an das becherförmige Organ aufsteigenden Nervenfasern zu sehen. Dies ist mir indessen niemals gelungen. Die einzige in dieser Hin- sicht interessante Beobachtung machte ich bisweilen an solchen Papillen, welche von allen anhaftenden Zellen durch Zerzupfen befreit waren: hier fanden sich nämlich nicht seiten einige aus der Mitie ‚der oberen Goncavität ziemlich weit über die Oberfläche hinüberragende feine va- riköse Faserenden, vielleicht die abgerissenen Verbindungssiücke der Nervenfasern mit jenen varikösen Zellen. Uebrigens muss man sich hüten, die zahllosen kurzen, hyalinen Fortsätze, welche sich am oberen Ende fast aller Haut-Papillen, besonders an den etwas vorragenden Rand- theilen leicht wahrnehmen lassen, etwa für Andeutungen von solchen über die Cutis hinausragenden Nervenfaserfortsätzen zu halten. Solche helle, kurze Fortsätze der Cutis nach aussen finden sich auch oft in zahl- loser Menge da, wo gar keine Papillen vorkommen, z. B. an der Lippen- haut des Hechtes, und scheinen ganz jenen feinen Zähnelungen zu ent- sprechen, nehhe sich auf der Grenze zwischen Cutis und Epidermis an den Papillen auch der menschlichen Haut finden '). 4) Henie, Handbuch der system. Anatomie. 1852, Eingeweidelehre. p. 7. ae ni Bi U 00 O9 dd de a Ta u a Daun a 4 — u. - na Be 222 Wenn es nun erlaubt ist, auf Grund der mitgetheilten Beobachtungs- resultate eine Vermuthung über die Bedeutung der becherförmigen Or- gane zu wagen, so scheint mir zunächst der Umstand, dass dieselben in grosser Anzahl gerade da angetroffen werden, wo man erwarten kann die Endigungsapparate des Geschmacksnerven zu finden, von nicht ge- ringer Bedeutung. Berücksichtigt man die feinere histiologische Structur der die Organe zusammensetzenden Zellen, so muss die überraschende Aehnlichkeit derselben mit den an den Endigungsstellen der Geschmacks- und Geruchsnerven anderer Wirbelthiere gefundenen eigenthümlichen Gebilden auffallen. Bedenkt man endlich, dass wenn auch das ausge- breitete Vorkommen unserer Organe in der ganzen äusseren Haut mancher Fische der früheren Annahme einer feinen Tast- oder Gefühlsfunction günstig zu sein scheint, doch die Organe für derartige Sinnesempfindungen bei allen anderen Wirbelthieren nicht in der Epidermis sondern in der Cutis liegen, dass hingegen die Oberhaut der Fische, fortwährend der chemischen Einwirkung der im Wasser gelösten Substanzen ausgesetzt, doch selten mit festen Körpern in directe Berührung zu kommen pflegt, so wird die Vorstellung, dass die becherförmigen Organe eher für die Perception chemischer als mechanischer Einwir- kungen geeignet seien, nicht unberechtigt erscheinen , wenigstens als Motiv zu weiteren Untersuchungen über diesen Punkt gelten dürfen. Erklärung der Abbildungen auf Tafel XXI. Die Vergrösserung ist eine 320fache. Fig. I. Feiner Schnitt durch die Gaumenschleimhaut der Schleie (Tinca Chrysitis). a0) In die Papillen aufsteigende Nerven. bb) In dem geschichteten Epithel liegende becherförmige Organe. e) Ein becherförmiges Organ, halbzerzupft. Fig. II. Zellen aus einem becherförmigen Organe in der Lippe der Schleie. a) Cylinderepithelzeile. b) Nervenendzelle {?j, deren unteres Ende varikös ist. c) - nicht varikös. Fig. UI. Zellen aus einem becherförmigen Organ in den Bartein der Barbe (Barbus fluviatilis). a) Cylinderepithelzelle. b) Nervenendzelle, deren kern sich oben und unten gegen eigenthümliche helle Lücken scharf abgrenzt. c) Nervenendzelle, vollständig varikös. Ueber die Wurzeln der Lymphgefässe in den Häuten des Körpers und über die Theorien der Lymphbildung. Von Prof. W. Eis in Basel. “ Mit Tafel XXIV. und 1 Holzschnitt. Von den mancherlei offenen Fragen , die seit mehr denn 200 Jahren in den anatomischen Schriften über das Lymphsystem discutirt zu wer- den pflegen, bietet wohl keine ein so unmittelbares pbysiologisches In- teresse dar, als gerade die Frage nach dem Ursprung der Lymphgefässe in den Körperorganen. Mag man sich über die Bildung der Lymphe und über die bei ihrer Fortbewegung wirksamen Krälte eine Theorie machen, welche man will, so fordert diese als ganz unerlässliche Grundlage eine präcisere Vorstellung von dem anatomischen Verhalten der ersten Wur- zeln des Systemes, sei nun eine solche Vorstellung wirklich aus der Beobachtung entsprossen,, sei sie nur hypothetisch angenommen. Und an hypothetischen Vorstellungen über unsern Gegenstand hat es wahr- lich nicht gefehlt, von der, für ibre Zeit so wohl begründet scheinenden Annahme, die Nuck über den Zusammenhang der Lymphgefässwurzeln mit den Arterien aufstellte, bis auf die durch Leydig’s kübnen Holzschnitt illustrirte Vermuthung Virchow's, dass die Lymphgefässe aus Bindege- webskörperchen entspringen. Die Geschichte der Phasen, die die anatomische Lehre der Lymph- gefässanlänge durchgemacht hat, ist nicht ohne Interesse und ich erlaube mir, dieselben in einer kurzen Uebersicht dem Leser in Erinnerung zu rufen: | Den Milchsaftgefässen des Darmes haite schon ihr Entdecker Aselli offene Mündungen zugeschrieben), eine Annahme, die sich aus den 1) Aselli de lactibus s. lacteis venis ed. Bas., 1628. p. 37. »Ocuitas autem illas anastomoses cum arleriis, quas Galenus. suis venis tribuit, a quorum beneficio fieri ait, ut ab illis in has sanguis transsumatur, ac ultro citroque commeat, in nostris (sc. venis) non agnosco solo albe humore confertis.« — p. 38. »Modus insertionis is ipse est quem Galenus suis meseraicis decepius dedit. Haec enim illae sunt verae venae, quae ad intestina instar hirudinum hiant spongiosis capitulis, quae radicum vicem obtinent, quae in ipsam intestinorum capacilatem sese penetrani« etc. 4 224 physiologischen Verhältnissen so von selbst zu ergeben schien, dass sie bis in die neuere Zeit hinein meines Wissens niemals Widerspruch er- fahren, vielmehr in den bekannten Zieberkühn’schen Untersuchungen über die Zotten sogar eine scheinbare empirische Bestätigung gefunden hat. Nach Lieberkühn haben auch noch Hewson, Hedwig u. A. geglaubt mit dem Mikroskop Oeffnungen der in den Zotten liegenden Chylusgefässe gesehen zu haben; erst durch die im Anfange unseres Jahrhunderts an- gestellten Untersuchungen von Audolphi‘) und die Injectionen von Foh- mann?) wurde die Annahme vorhandener Ostien definitiv beseitigt. In den bekannten Theorien der Neuzeit durfte sich diese Annahme nur in sehr verfeinerter und beinahe unkenntlich gewordener Form beim wis- senschaftlichen Publikum wieder Eingang verschaffen. Weit weniger bestimmt.als hinsichtlich der Milchsaftgefässe gestalte- ten sich anfangs die Vorstellungen vom Ursprung der eigentlichen Lymph- gefässe. Von den ersten Entdeckern der Lymphgefässe ist Rudbeck gar nicht in die eigentliche Frage vom Ursprung seiner Vasa serosa eingetre- ten®), er gab bloss an, dass sie meistentheils bis zu den Drüsen sich hin verfolgen lassen. — Gründlicher als Rudbeck hat Th. Bartholin die Sache besprochen, er hielt dafür, es seizwar nicht unmöglich, dass die feinsten Lymphgefässe aus capillaren Blutgefässen hervorgehen, aber wahrschein- lich sei es, dass sie ihre Flüssigkeit erst in zweiter Hand von den Blutge- fässen erhalten, durch Vermittelung nämlich der Organparenchyme (a partibus nutritis)*). Es dachte sich Bartholin, es spiele im Blute des Körpers das Wasser die Rolle des Vehikels für die festen zur Ernährung der Organe erforderlichen Stoffe; indem das Blut aus den Gefässen in die Organe hineinfiltrire, sollte es diesen die ernährenden festen Be- standtheile zurücklassen und dann als reines Wasser in die Lymphröhren zurücktreten®). Es ist dies, wie man sieht, eine durchaus rationelle Auffassung der Säftecirculation , die mit verhältnissmässig. geringen Mo- 4) Rudolphi, Anatomisch-physiologische Abhandlungen. p. 84 u. f., vergl. auch Rudolphi, Grundriss der Physiologie. II. 2. p. 205 u. f. 2) Fohmann, Saugadersystem der Fische. p. 30., ferner p. 38 u. f. 3) Ol. Rudbeck, Nova exercitatio anatomica exhibens ductus hepalicos aquosos et vasa glandularum serosa. 1653. cap. VII., abgedruckt in Hemsterhuy's Messis aurea. Die späteren in Haller’s Bibl. anat. aufgezählten Schriften von Rudbeck habe ich nicht einsehen können. 4) Th. Bartholinus, Vasa lymphatica nuper Hafriae in animantibus inventa. 1653. cap. 5 und 6. »Qua parte v. ex artubus prodeant an a venarum exiremis vel museulis necdum oculus assequi potuit ob vasorum subtilitatem. Conjecturae si quis locus, a partibus nutritis debent emergere ob usum postea asserendum quanquam nee a venis eapillaribus impossibilis sit exortus.« 5) Th. Bartholini, Spieilegium | ex vasis Iymphatieis ubi Ci. V. Glissonü et Pequeti sententiae expenduntur. cap. III. »Purior et defaecatior cernitur in Lymphae ducti- bus aqua quia percolata fuit per viarum anfractus, per parenchymata, per vasorum anastomoses, sicut per arenosam terram et saxa in puteis fluminibusque dulceseil et clarior decurrit aqua.« N vun TEL RER aaa KLETT Trans En aan an a 9 ADS VRR SSHRNEDIE RATEN 225 " dificationen sich auch heute noch aufrecht erhalten lässt. — Mit Recht " wehrte sich Bartholin gegen die von Glisson ausgesprochene Behauptung, - dass die Lympbgefässe aus den Nerven hervorgehen und den von diesen - Theilen angeblich den Organen zugelührten Saft sammeln sollten. Es 7 hatte nämlich Glisson in seiner 1654 erschienenen Schrift De hepatis ana- 7 tome!) bei Besprechung der neu entdeckten Lymphgefüsse die Ver- © muithung geäussert, es stamme wohl allerdings ein Theil des Saftes der |" Lymphröhren von nn Dunst, den die Arterien vermöge des Druckes ihrer dicken Wandung in die Gewebe aushauchten, allein da die Lymphe nicht nur aus Wasser bestehe, so sei noch eine andere Quelle der Lymph- bildung aufzusuchen und diese sei wohl keine andere, als der Saft der Nerven; zudem sei es nicht denkbar, dass die Arterien bloss Massen von Wasser ausschwitzten , damit dieses durch die Lymphgefässe wieder in's Blut zurückkehre, es wäre dies vergebliche Arbeit, wie sie die Natur niemals mache (» Natura operam suam non ludit, negue quod actum est, agit denuo«). Von einem durchaus anderen Gedankengange liess sich Malpighi bei seinen Bemühungen um Ermittelung der Lymphgefässanfänge leiten. Es hatte nämlich-M. für die absondernden Drüsen das Endbläschen als wich- tigsten Bestandibeil erkannt, dieses elementare Drüsenbläschen glaubte er auch in den Lymphdrüsen nachgewiesen zu haben, und so musste er denn allerdings folgerichtig zu der Annahme geführt werden, dass auch die Lymphbildung nach Analogie anderer Secretionen erfolge und dass demnach die ersten Wurzeln der Lymphgefässe von miliaren Enddrüs- chen ausgehen möchten?). Es ist höchst bemerkenswerth und für den guten Beobachter bezeichnend , dass Malpighi diese für ihn gewiss höchst - verführerische Ansicht, die zudem durch Beobachtungen, die er an der macerirten Schafmilz gemacht hatte, bedeutend wahrscheinlicher ge- worden war, doch nur mit äusserster Behutsamkeit auszusprechen wagte. Eine schärfere und für geraume Zeit abschliessende Gestaltung er- hielt die Lehre von den Lymphgefässanfängen am Schlusse des 47. Jahr- hunderis durch Nuck, den Erfinder der Quecksilberinjectionen, und durch Cowper. Nachdem nämlich Nuck an der Kalbsmilz sowohl als an menschlichen Lungen und Hoden wahrgenommen hatte, dass Luft, die in die Blutgefässe eingeblasen werde, von da aus in die Lymphgefässe ein- dringe, sprach er sich dahin aus, dass die Lymphgefässe von den feinsten Arterien oder Venenzweigen ausgingen; diese Anfangsgefässe sollten so fein sein, dass sie bloss den serösen Beständiheilen des Blutes den Durch- tritt gestaitetlen®). Zu demselben Resultate wie Nuck gelangte auch 4) Cap. 45. 2) M. Malpighi, Epist, de glandulis conglobatis. 3688. p. 6. 3) A. Nuck, Adenographia curiosa. Leidae, 1694. Cap. IV. »Ab eo tempore con- Jicere coepi vasorum lymphaticorum principia ab arteriarum surculis emanare idque aliquando intermedia vesicula, aliquando deficiente vesicula immediata ab ipsa arteria Cowper*‘). In der Einleitung zu seiner 1697 erschienenen Ausgabe der Bidloo’schen Tafeln meinte er, man habe wohl einen doppelten Ursprung der Lymphgefässe anzunehmen, einen von den feinsten Arterien, einen andern aus den Zellenräumen, die die Ernährungsflüssigkeit der Theile enthalten. — Die Annahme des Ursprungs der Lymphgefässe aus den Blutgefässen vermitteist sogenannter Iymphatischer Arterien erschien den vorhandenen Experimenten zu Folge so sehr plausibel, dass sie wäh- rend der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts beinahe allgemein ado- ptirt wurde; nur einzelne Forscher behaupteten hierund da einen, wenig- stens theilweise freien Ursprung der Lymphgefässe von den äusseren und inneren Flächen des Körpers, so Noguez, Pascoli, Fr. Hoffmann und Ham- berger*). Haller sprach sich in seinen Elem. Physiol. noch mit aller Be- stimmtheit für den Ursprung von Lympbgefässen aus kleinen Arterien aus?). Gestürzi wurde die Nuck-OCowper’sche Theorie erst durch die Unter- suchung von W. Hunter und von A. Monro d. j. Die Annahme welche diese Forscher an die Stelle der älteren setzten und welche bald einer all- gemeinen Anerkennung sich erfreute, lautete dahin, dass die Lymphge- fässe an allen äusseren und inneren Oberflächen des Körpers, sowie in den Maschernräumen des Zellgewebes mit offenen Mündungen ent- springen sollten*). Die Gründe welche für diese Annahme angeführt wurden, waren folgende: venave.« — Aehnliche Injectionsresultate wie Nuck:hatten schon vor ihm Casp. Bar- tholin d. ij. und Borrichius erhalten, vergl. Haller, Elem. Phys. 1. 408. 4) G. Cowper, Anatomia corp. hum. edit. Dundas. Introductio p. 3 et 4. giebt an, dass die Lymphgefässe von den Blutgefässen aus mit Masse gefüllt werden kön- “nen und vice versa. »Ab hisce experimentis demonstrativis et manifestis veram ori- ginem Iymphaticorum esse ab exiremitatibus vasorum sanguiferorum coneipere pos- sumus eorumque oflicium serum superfluum referre quod in arteriis magis abundare quam forte in venis debet ubi lentins movet et multo majori copia« etc. — »duplicem babent originem unam ab arteriis extremis’alteram a cellulis sive tubis, qui nutri- mentum partium, unde oriuntur continent; hinc non solum serum sanguinis in arteriis superabundans priusquam in venas pervenire possit effertur, verum etiam sucei nutritii superfluum cum Iympha revertitur.« Dieselbe Ansicht scheint laut Haller's Bi- bliotheca anatlomica Cowper schon in der mir nicht zugänglichen Myotomia reformata. Lond., 41694. ausgesprochen zu haben. P 2) Citate dieser Schriftsteller finden sich bei Ludwig, Uebersetzung v. Cruikshank p. 144. und bei Hewson, Exp. ing. Bd, II. Cap. X. 3) Haller, Elementa Physiol. I. p. 410. »Quare si ex arteriis injectus liquor in vasa Iymphatica transit, si iympha sero sanguinis simillima est, si in eam Iympham saepe se arteriosus sanguis admiscet, omnino videtur absque errore recipi posse, etiam ex arteriis Iymphatica vasa continuari atque hunc etiam inter terminos arteriae rubrae locum habere«. 4) A. Monro, De venis lymphaticis valvulosis. Berol., 1757. — W. Hunter, Medical commentaries. Deuisch von Kühne als Medicinisch-chirurgische Beobachtungen. Leipzig, 1785. Bd. 2. In dieser Schrift weist Hunter nach, dass er die vom jungen Monro veröffentlichten Ansichten und ihre thatsächliche Begründung schon seit Jahren in seinen Vorlesungen gelehrt habe und dass aller Wahrscheinlichkeit nach Monro dieselben nur von ihm entlehnt haben könne. 227 4) Beim durchaus übereinstimmenden anatomischen Verhalten der Lymph- und Chylusgefässstämmchen sei auch an einer Uebereinstimmung der Ursprungsweise nicht zu zweifeln. 2) Die vielen Klappen, die schon in den feinsten Lymphgefässen wahrgenommen würden, bedingten eine Verschiedenbeit dieser letzteren von den blutführenden Venen; es müssten jene Klappen ganz überflüssig sein, wenn die Flüssigkeit in die Lymphgelässe, wie in die Venen durch | die Kraft des Herzens eingetrieben würde. 3) Die Anfüllung der Lymphgefässe von den Bluigefässen aus ge- schehe immer nur bei nachweisbarer Zerreissung der letzteren und Ex- travasatbildung; in diesen Fällen pflege die Masse meistentheils nicht in die zurückführenden Venen einzudringen. 4) Eine Anfüllung der Lymphgefässe sei auch möglich durch In- jeetion von Flüssigkeiten in Drüsengänge oder in die Höhlungen des Körpers, ebenso resorbirten sich von oberflächlichen Hautgeschwüren aus das Pocken- und venerische Gift durch die Lymphgefässe, wie man - an der secundären Entzündung der Drüsen wahrnehme. Diesen Gründen _ wurde später noch beigefügt, dass B 5) Die Flüssigkeit die in den Lymphgefässen enthalten sei, immer mit derjenigen übereinstimme, die man in den Höhlen findei, in deren Wand sie verlaufen (Hewson), und dass 6) Eine Resorption durch die Lymphgefässe noch stattfinden könne, nachdem bereits das Herz seine Thätigkeit eingestellt habe‘). Die Annahme von den offenen Anfängen der Lymphgefässe wurde von allen grossen Lymphanatomen getheilt, die in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts lebten, also nicht nur von William und John. Hunter und von Monro, sondern auch von Hewson, Oruikshank, Joh. Fr. Meckel und Mascagni; sie findet sich ferner vertreten in den theils noch im vorigen, theils in unserem Jahrhundert erschienenen anatomischen Werken von Hildebrandi, Bichat, Sömmerring, in der Physiologie von Autenrielh, Wal- iher und mancher Anderen mehr. Sie wurde neben der Lehre von den den Lymphgefässen ausschliesslich zukommenden Aufsaugungsvermögen zum herrschenden Dogma, dem sich selbst solche Beobachter nicht entzie- hen konnten, die wie Mascagni, Werner und Feller und Haase an einzelnen Stellen des Körpers unzweifelhafte Terminainetze der Saugadern dar- gestellt hatten. Beide Dogmen, das vom Aufsaugungsmonopol der Lymph- gefässe und das von ihrem offenen Anfange fielen erst während der er- sten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts, ersteres durch die bekannien, die Venenresorption beweisenden Versuche von Magendie, leizteres durch die Kritik von Rudolphi und durch die mittlerweile erreichte Vervollkommnung der Injectionstechnik. Schon im vorigen Jahrhundert hatte Mascagnı an Lunge und Leber, 4) Die inieressantesten Versuche über die Resorption von Flüssigkeiten p: mortem finden sich bei Mascagni, deutsche Ueberseizung. p. 29. 228 [ & Werner und Feller an der Leber, Haase an der Haut durch Rück wärts- streichen des in den kleinen Stämmen enthaltenen Quecksilbers, Netze ') dargestellt, die die Bedeutung von Anfangsnetzen hatten. Diese Beobach- tungen blieben vereinzelt und ziemlich unbenutzt. Später hob Sömmerring in seiner Gefässlehre hervor”), dass man die Lymphgefässe der Haut und anderer Theile leicht von künstlichen Einstichen aus füllen könne, und er dedueirte daraus ihren offenen Ursprung aus Biudegewebszellen. Ihren Höhepunkt erreichte die Kunst, die Lymphgefässanfänge mit Quecksilber oder mit sonstigen Massen anzufüllen, im 2.—4. Jahrzehnte unseres Jahr- hunderts hauptsächlich durch Vincenz Fohmann?), dann aber auch durch eine Reihe anderer Anatomen, vor allen Panizza, Lauth, Brechet, Cru- verllher, Arnold u. A. — Durch die von den genannten Forschern ge- lieferten, theilweise mit prachtvollen Tafein ausgestatteten Arbeiten konnte die Lehre von den Lymphgefässanfängen in den membranösen Theilen des’ Körpers zu einem gewissen Abschlusse gelangen. Waren auch von den leidenschaftlicheren Injectoren einzelne Uebertreibungen vorgebracht worden, wie z.B. die Behauptung von Fohmann und von Arnold, dass alles Bindegewebe nur aus übereinander gelagerten Lymphgefässen be- stehe, so wurden diese von den nüchternern Forschern in die richtigen Schranken zurückgewiesen und wir dürfen die Darstellungen, wie sie in J. Müller’s Physiologie und in den im Anfang der 40er Jahre erschie- nenen anatomischen Lehrbüchern über die Lympbhgefässanfänge sich fin- den, als den richtigen Ausdruck der Erkenntniss jener Zeit ansehen. Mit dem bis in die 30er Jahre Erreichten schloss auf längere Zeit je- der fernere Fortschritt in der Erforschung der Lymphgefässursprünge ab und mit dem Stillstand vergesellschaftete sich der unvermeidliche Rück- schritt. Bei dem Eifer, mit dem sich die folgenden Jahrzehnte auf den Ausbau der mikroskopischen Anatomie geworfen haben, ging die Kunst Lymphgefässe zu injieiren mitsammt einem guten Theil der sonstigen fei- neren Secirsaaltechnik verloren *) und allmählich griff unter der Autorität 4) Mascagni, Vas. Iymph. historia et ichnographia. Taf. I. 6, Taf. XVII et XVII. Taf. XX et XXI. — Werner et Feller, Vasor. lact. et Iymphat. descriptio. Leipzig, 4784. Taf. III et IV. — Haase, De vasis cutis et intest. absorbentibus. Leipzig, 4786. Taf. I. 2. + SER 2) Sömmerring, Gefässlehre. p. 497. 3) Vincenz Fohmann, das Saugadersystem der Wirbelthiere. I. Saugadersystem der Fische. 4827. — (+) Fohmann, M&moires sur les vaisseaux Iymphatiques de la peau etc. Liege, 1833. — (+) Lauih , Essai sur le systeme Iymphatique. 1834. — Panizza, Bicherche anatomice fisiologica. Pavia, A830. — Panizza, Sopra il sistema linfantico dei Rettili. Pavia, 1833. — (--) Brechet ei Roussel de Vauzeme, Nouvelles re- cherches sur la structure de la peau. 1834. — Brechet , Systeme Iymphatique. 4836. Deutsch von Martiny. — (7) Cruveiliher, Anatomie descriptive. T. Ill. 41835. — Arnold in versch. anat. Werken. Die mit (+) bezeichneten Werke konnte ich mir bis dahin leider nicht verschaffen. 4) Es gilt dies vorzugsweise von Deutschland; in Frankreich scheint man sich bis in die neueste Zeit fortwährend mit Lvmphsefässinjection befasst zu haben (Jar- * 229 der histologischen Lehrbücher mehr und mehr die Ueberzeugung Platz, in der wir Jüngere aufgewachsen sind, dass Alles, was man früher von 1 mphgefässanfängen behauptet habe, zur Mythe sche i Es ist ein wesentliches Veldhienst von Teichmann, endlich wieder i _ einmal die Sache da aufgegriffen zu haben, wo sie unsere Vorgänger vor " " schon bald 30 Jahren hatten stehen a und durch die Abbildungen i seiner präthtigen Präparate gezeigt zu habeni! was sich auf dem so ai ‚ fach missachteten Wege der Injection ieh lässt. — Meine im Folgenden mitzutheilenden Untersuchungen wurden in der Absicht angestellt, eine Lücke auszufüllen die, wie mir scheint, nicht nur ' in den älteren aus vorhistologischer Zeit stammenden Arbeiten sich be- ı' merkbar macht, sondern selbst in der neuesten Teichmann’schen Schrift, Diese Lücke nämlich ist die genaue Verfolgung des Verhältnisses, in wel- "ehem die Wurzelröhren der Lymphgefässe zu den Geweben siehen, in denen sie verlaufen. Zwar spricht sich Teichmann an verschiedentlichen - Stellen über die histologische Bedeutung der Saugaderanfänge und die be- I sondere Begrenzung seiner Saugadercapillaren aus, allein es will mich bedünken, als ob gerade diese Besprechungen die minder starke Seite seiner Arbeit, seien, und insbesondere erachte ich sein Argument, dass | aus den scharfen Umgrenzungen eines Hohlraumes auf eine besondere ' Hülle geschlossen werden dürfe, als unhalibar. — ! Das Hauptergebniss meiner Untersuchungen lässt sich nun in wenigen "Worten darstellen; ich habe nämlich an all den Theilen, die ich auf ihre Lymphgefässe untersuchte, gefunden, dass dieersten Wurzeln des Systems durchweg der eigenen, isolirbaren Wand ent- i behren, es sind Canäle in das Bindegewebe der Cutis, der Schleimhäute u. s. w. eingegraben, die, um es mit gröberen Bildern zu veranschau- ‚ lichen, sich zu ihrer Umgebungnicht anders verhalten, als etwa ein unaus- gemauerter Tunne! zum umgebenden Gestein, oder ein glattes Bohrloch ' zu dem Brett durch das es geführt ist. Mag auch in dieser oder jener Localität das Gewebe in der unmittelbaren Umgehung des Lympbeanals | etwas verdichtet sein, so ändert das durchaus nichts an der allgemeinen | Thatsache, denn eine solche Verdichtung führt, so weit ich wenigstens "gesehen habe, innerhalb des Bereiches der Lympbwurzel nirgends zur | Bildung einer besonderen, von der Umgebung schärfer sich sondernden - Schicht. — Zu demselben Resultate, dass die ersten Anfänge der Lymph- gefässe einer eigenen Wand ren, haben auch, wie man sich er- -innern wird, meine in einem früheren Hefte dieser Zeitschrift veröfienilich- | ten Blekseciningen der Darmschleimhaut und die Arbeiten von Ludwig ‚und Tomsa am Hoden geführt. | javay, Sappey u. A.), und wir finden z. B. in der Physiologie von Zonget (2. Aufl. |" 4864.) eine detaillirte Darstellung vom Verhalten der Lymphgefässwurzeln in den | verschiedenen Organen. Ki | Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XI. Bd. 46 230 Die Injection habe ich wie Teichmann und wie die älteren Forscher durch einen feinen oberflächlichen Einstich vorgenommen, an manchen Stellen habe ich leicht und beim ersten Versuch weite Strecken des Röh- rennetzes gefüllt, so insbesondere am Blasenhals, am Kehlkopf, an dem Lungen- und Herzüberzug und an einigen Stellen der Haut des Neuge- horenen; an anderen Theilen erreichte ih nur wenig ausgedehnte Injec- tionen Br Lymphräume. Je reichlicher die Lymphräume eites Theiles und je weiter, um so leichter erfolgt natürlich ihre Anfüllung. — Das entscheidende Kriterium für die Iymphatische Natur eines Injeetions- nelzes ist der Zusammenhang desselben mit klappenhaltigen, in die Tiefe ireienden Gefässen; die Anfüllung des Wurzelneizes und der aus ihm hervorgehenden Stämmchen erfolgt, wenn der Einstich gut getroffen hat, immer rasch, und meist gewinnt man durch eine verlängerte Dauer des Einspritzens nur sehr wenig (wenigstens gilt dies von den Leimin- jectionen; wie es bei dem Quecksilber in der Hinsicht sich verhält, weiss ich nicht). — Die Unterscheidung wohlinjieirter Lympbräume von Ex- iravasaten ist schon für das blosse Auge, noch mehr für das bewaffnete sehr leicht; einzig in der Haut bekommt man zuweilen mit einer ge- wissen Regelmässigkeit verzweigte Figuren, die fälschlich für Lymph- räume imponiren können ; sie entstehen bei sehr kräftigem Einpressen der Injectionsmasse in die Lederhaut dadurch, dass sich jene zwischen den verfilzten Bindegewebsbündeln der letzteren Bahn bricht, und sie sind somit den bekanntlich oft gleichfalls sehr regelmässig verlaufenden Cor- nealtubes von Bowman an die Seite zu stellen. — Der Hauptvortheil bei der Lymphinjection membranöser Theile besteht in der möglichst flachen Führung des Einstiches; spritzt man seine Masse in die submucösen oder subeutanen Bindegewebsschichten, so erhält man nur mächtige Extrava- sate aber keine Füllung von Lymphröhren;; es scheinen überhaupt diese | Gewebsschichten keine Wurzelröhren zu enthalten, sondern. nur GRmReR mit Wand und Klappen‘). | Als Instrument zur Injection diente mir eine der vortrefflichen klei- | nen Spritzen von Charriere?), von der ich mir eine der feinen Canülen behufs des Einstichs scharf zugeschliffen hatte; ganz brauchbar erwiesen | sich mir gegen Ende meiner Untersuchung die mit scharfen Spitzen ver- sehenen feinen Canülen, welche Herr Görck in Heidelberg zum Zweck der | subeutanen Injection von Narcotieis anfertigt. — Das Injectionsmaterial ] war Leim mit chromsaurem Blei. Die Erhärtung der zu untersuchenden Theile kann in bekannter Weise in Alkohol oder chromsaurem Kali ge- | schehen, wünscht man bindegewebige Theile rasch in einen sehr schnitt- j fähigen Zustand zu versetzen, so leistet die schon vor längerer Zeit von Ä Billroth empfohlene Methode, dieselben erst in verdünnte Essig- oder 4) Vergl. Teichmann, 1. ce. p. 64 und 64. und Sappey, anatom. deser. ]. citirt in 7 Longet, I. 340. 2) Soringue A injection microscopique, modele dh docteur Robin. 231 Salzsäure und dann in chroms. Kali einzulegen, ganz vortrefliche Dienste. Lymphgefässwurzeln der Haut (Taf. XXI. Fig. 1.). Ich habe die Lymphgefässwurzeln der Cutis injicirt am Serotum erwachsener Männer, sowie an der Palma manus und den Labia majora eines neuge- borenen Mädchens. — Die einlässlichen Beschreibungen und die Ab- bildungen, die Teichmann von dem Netzwerke dieser Ganäle giebt, entheben mich der Nothwendigkeit, eine detaillirte Beschreibung meiner eigenen, weit weniger zahlreichen und wohl auch weit weniger schönen Injectio- nen zu geben, und so werde ich mich bloss darauf beschränken, einige negative Eigenschaften der Lymphwurzeln hervorzuheben, zunächst ihre Wandungslosigkeit. Von dem Fehlen einer eigenen, selbstständig zu de- monstrirenden Membran habe ich mich an Canälen bis zu ”/, ,„, über- zeugt. Schon an Schnitten, die die Canäle in ihrer ganzen Dicke zur An- schauung bringen, lässt sich aus dem Mangel jeglicher doppelten Contour jene Membranlosigkeit erschliessen; weit bestimmter triit aber natürlich das Verhältniss hervor, wenn der Schnitt einen Lymphraum schräg, oder auch der Länge nach getroffen hat, so dass das Lumen des Ganals und seine Abgrenzung unmittelbar zu Tag liegt; diese letztere ist immer eine ganz scharfe. Eine nicht injieirte Lymphwurzelröhre zu erkennen, ist beinah unmöglich, es sei denn, dass eine solche als Fortsetzung eines in- jieirten Stückes eine Strecke weit der Länge nach gespalten ist. Man er- hält zuweilen Schnitte, in denen die injicirten Ganäle den grössten Theil ibrer Masse wieder durch die Einstichswunde entleert haben und an deren Wand nur noch geringe Mengen des körnigen Farbstofls haften ge- blieben sind. An solchen Schnitten pflegt man die Lymphcanäle bei auf- fallendem Lichte gar nicht zu sehen, und erst beim Abblenden des leiz- teren erkennt man ihre Begrenzung, indem nun die Farbstofikörner auf dem dunkeln Grunde sich bestimmter abheben. — Die Eigenthümlich- keit, dass krystallinische und körnige Farbstoffe so leicht an den Wandungen festhaften (wohl durch theilweises Einbohren), kehrt auch bei den Lymphwurzeln der Schleimhäute, bei den Chyluswegen des Darmes und bei den Sinus der Lymphdrüsen wieder; sie mag entwe- der Folge von geringerer Glätte oder von einer gewissen Zartheit der die fraglichen Lymphräume umschliessenden Gewebsschicht sein. Bekannt- lich kommt ein solches Liegenbleiben von körnigen Farbstoflen auch in den Lymphbahnen des lebenden Körpers vor und ınan hat bei Tätowirten lange Jahre nach der Operation den in eine Hautwunde eingeriebenen Zinnober nicht nur in der Haut selbst, sondern auch in den Lymphdrüsen noch aufgefunden. — Eine besondere Beziehung der Lymphcanäle der Haut zu den Blutgefässen konnte ich, wie Teichmann, nicht wahrnehmen, ebensowenig war es mir möglich constantere Beziehungen zu bindege- webigen Faserzügen , zu elastischen Fasern oder zu Bindegewebskörpern zu ermitteln. Allerdings sieht man an manchen Stellen Züge von Binde- 16* 232 gewebs- oder elastischen Fasern parallel dem Rande der Lympheanäle Strecken weit verlaufen, allein sie biegen dann wohl plötzlich wieder von diesen ab und verfolgen ihre eigenen Bahnen. In den meisten Fällen sieht man übrigens die Faserzüge in den. allerverschiedensten Richtungen an die Lymphräume herantreten und anscheinend völlig regellos über und unter ihnen weggehen. Lympbgefässwurzelnin Schleimhäuten (Taf. XXIl. Fig. 2.). Die Schleimhäute, die ich auf ihre Lymphgefässe untersucht habe sind: die der Trachea und des Larynx vom Menschen, Rind und Schaf, die der Harnblase und Urethra vom Menschen und Rind, die der Gallenblase vom Rind, der Samenbläschen vom Menschen und die Gonjunctiva bulbi vom Rind. Indem ich hinsichtlich der speciellen Beschreibung des Verhaltens der Canalnetze wieder auf Teichmann verweise, beschränke ich mich auf einige wenige Bemerkungen. Das Meiste, was ich oben über die Lymph- wurzeln der Cutis gesagt habe, lässt sich auch hier wiederholen. Es ver- ‚laufen die Lympbwege in den oben aufgezählien Schleimhäuten innerhalb mehr oder minder derben Bindegewebslagen und sie sind wie in der Haut überall sehr scharf vom umgebenden Gewebe abgesetzt. Die scharfen Grenzlinien sind es ja gerade, welche frühere Forscher, denen solche zu Gesicht kamen in der Regel veranlassten ohne weiteres auf Vorhanden- sein einer Membran zu schliessen. Der Mangel einer solchen lässt sich indess an einigermaassen guten Schnitten nicht verkennen, besonders dann nicht, wenn etwa der Lymphcanal der Länge oder Quere nach ge- spalten ist. Die Weite, bis zu welcher wandungslose Canäle vorkommen, scheint in verschiedenen Localitäten verschieden zu sein; während ich in der menschlichen Trachea noch Canäle bis zu %/,,, und darüber sah, die entschieden keine eigene Membran besassen, fanden sich in der Con- junctiva bulbi und in der Schleimhaut der Harnröhre Canäle von ähn- lichem Caliber,, auf ihrer Innenseite mit einer Lage von rundlich-ovalen Kernen belegt, von denen es mir zweifelhaft blieb, ob sie in einer structur- losen Membran lagen, ähnlich den Capillarkernen, oder ob sie einer Epi- thelschicht angehörten ; ihre Reichlichkeit sprach für letzteres. Es mögen diese mit einer kernhaltigen, jedenfalls äusserst zarten Schicht umge- benen Röhren wohl den Uebergang bilden von den wandungslesen Wur- zelcanälen zu den von der Umgebung sich emaneipirenden klappenhalti- gen. Anzugsgefässen. — Von dem Mangel einer eigenen Wandung. der Lymphwurzeln rührt es auch her, dass an einzelnen Stellen (besonders da, wo die Ganalnetze etwas weiter sind) der Schniit oft ganze Bäumchen von erhärteter Injectionsmasse frei macht, die dann als Abguss jener Ganäle in der Flüssigkeit sich umhertreiben ; ebense deutet auf denselben Manigel, dass wenn dielnjection der Lymphwege etwas zu kräftig geschieht, die Ex- travasate ins umgebende Gewebe nicht etwa an einzelnen Stellen nur ent- stehen, sondern in der ganzen Länge der Canäle; es zeigen somit in einem 233 solchen Falle die letzteren allenthalben unreine Contouren, indem eben von überall aus Masse in die umgebenen Gewebe sich eindrängt. — Auch in den oben aufgeführten Schleimhäuten vermochte ich nicht besondere Be- ziehungen zwischen Blutgefässen und Lymphräumen, oder zwischen diesen und den elastischen Fasern oder Bindegewebselementen aufzufinden. ELymphwurzeln unter serösen Häuten und in paren- chymatösen Organen (Taf. XXI. Fig. 3, 4, 5.). Die unter serösen Häuten verlaufenden Lymphgefässwurzeln habe ich gefüllt an der Lungen- oberfläche vom menschlichen Neugeborenen und von einem ca. 6 monall. Fötus, ferner an der Leberoberfläche vom Erwachsenen und an der Herz - oberfläche des Schafes. Senkrechte Schnitte durch die verschiedenen !n- jieirten Organe zeigten, dass die Lymphcanäle nicht unmittelbar unter der verdichteten Schicht liegen, die die glatte Oberfläche der Serosa bil- det, sondern sie finden sich in der Subserosa, meist unmittelbar über dem Parenchym der unterliegenden Theile; indem sie aus den bindege- webigen Interstitien dieser letzteren Zweige beziehen. Auch diese Ganäle, obwohl theilweise sehr weit, zeigen durchaus niehts, was auf eine selbst- ständige Membran bezogen werden könnte, sondern sie stossen unmit- telbar an das umgrenzende Bindegewebe und sind von diesem nur durch eine einfache scharfe Contour abgesetzt. Die überzeugendsten Präparate erhielt ich an der Lungenoberfläche vom Neugeborenen und Fötus; da hier die Canäle sehr weit sind, so gelingt es leicht in grösserer Aus- dehnung ihr Lumen bloss zu legen. Was die Lymphgänge zwischen den oberflächlichen Muskelbündeln des Herzens und den Lobuli der Lungen anbetrifft, so vermag ich auch über diese nichts anderes vorzubringen, als dass es eylindrische, stellen- weise bauchig vorgeiriebene Ganäle sind , in den bindegewebigen Inier- stilien jener Organe liegend, an denen gleichfalls keine Spur einer Mem- bran sichtbar ist. — Auch an den zahlreichen Lymphwurzeln der Schild- drüse vermochte ich nicht mehr zu sehen als an den eben besprochenen Ganalsystemen. Der anatomische Nachweis, dass in den verschiedenen Häuten und Organen des Körpers die Lymphgefässe aus einem Canainetz hervorgehen das der selbstständigen Wandung entbehrt, giebt, wie ich dies schen in meinem Aufsatz über die Darmschleimhaut angedeutet habe, den de- finitiven Ausschlag in der Frage nach der Natur der bei der Lymphbildung und Lymphbewegung wirksamen Kräfte. Dass diese Kräfte an der Pe- ripherie wirksam seien, dass sie, wie man sich ausdrückte, a tergo wirken, das hatten schon die frühesten Beobachter erkannt und durch das ein- fache Experiment der Unterbindung nachgewiesen. Hinsichtlich der Beurtheilung aber jener Vis a tergo herrscht nicht etwa nur in den älteren, sondern weit mehr noch in den neueren und neuesten physiologischen Schriften eine Rathlosigkeit, die fast beispiellos genannt werden darf. 234 Es sei mir erlaubt, auch hier wieder eine kurze Zusammenstellung der wesentlichsten Ansichten vorzuführen, die über die Ursachen der Lymph- und Chylusbildung vorgebracht worden sind. Aselli setzte zur Füllung seiner Milchsaftgefässe den etwas compli- cirten Apparat in Bewegung, den, seinem Citate zu Folge, schon Avscenna bei Füllung der meseraischen Venen nöthig erachtet hatte’). Es sollten nämlich bei der Fortführung des Chylus nach der Leber wirksam sein: die Bewegung der Gedärme, die Saug- und Druckwirkung der Gefässe und die Saugwirkung der Leber (impulsio intestinorum, tractus vasorum, impulsus eorundem et tractus hepatis). Immerhin scheint Aselli das Hauptmotiv der Bewegung doch in der saugenden Thätigkeit der Chylus- gefässe gesucht zu haben, da er deren Oefinungen mit Blutegelmünden verglichen hat. — Die naturgemässe Vorstellung, die sich Bartholin vom Vorgange der Lymphbildung machte, habe ich schon oben mitgetheilt; ganz richtig sah er in der Lymphe im Wesentlichen nur ein durch die Gefässwände und die Organparenchyme hindurchgetretenes Filtrat der Bluiflüssigkeit. Bei der Theorie vom Zusammenhange der Lymphgefässe mit den Ar- terien musste natürlich der Gedanke, dass das Herz die eigentliche Ur- sache der Lymphbildung und Lymphbewegung sei, von selbst sich er- geben. Seine schärfste Durchführung hat dieser Gedanke wohl durch Boerhave gefunden in seiner Lehre von den serösen und Iymphatischen Arterien ?). Mit Hunter und Monro kehrte man zu der, stets von einzelnen Ge- lehrten vertretenen Auffassung zurück, es verdanke die Lymphe ihren Ursprung einem Akku re Kon Im Einzelnen liess diese unbe- stimmte Auffassung natürlicher Weise mancheriei Modificationen zu; so vermochte man sich insbesondere lange nicht zu einigen über die Ab- leitung der Flüssigkeiten, die die Gewebe und Höhlen des Körpers durch- tränken. Die so einfache Thatsache, dass Flüssigkeiten durch die Wan- dungen der Blutgefässe hindurch in die Höhlen und Gewebe hinein trans- sudiren können, wurde zwar von gewichtigen Autoren, wie Hunter und Mascagni erkannt und durch schlagende Versuche belegt, allein die Äner- kennung:derselben fand noch während langer Zeit einen sehr hartnäckigen Widerstand und man hielt viel lieber an der Existenz der von Niemandem gesehenen aushauchenden Arterien fest, als dass man zugegeben hätte, dass die so leicht bei den Leichen zu constatirende Transsudation von Flüssigkeit durch die Gefässwände schon während des Lebens denkbar sei?). 1) Aselli, 1. c. Cap. XXU. i 2) Praelection. acad. edidit. Hall. II. p. 404—407. 3) Man vergleiche: Hunter, I. c. p. 77., Mascagni, 1. c. Cap. 1. und’Cruikshank, Cap. l und XXVI. -Mascagni in seiner Einleitung stellt auf Grund seiner Blutgefässin- jectionen die Vasa exhalantia durchaus in Abrede und kommt zum Ergebniss »Omnium diversorum humorum separatio a poris inorganicis fit.« Der Uebersetzer Ludwig Setzt diesem Satze den für ihn mehr anziehenden des Cruikshank entgegen »all paris of 235 Noch Bichat konnte nicht allein an dem Vorhandensein offener Lymphge- fässmündungen, sondern auch an demjenigen der Vasa exhalantia fest- halten, so dass er z. B. beim Zellgewebe den Satz ausspricht: » Chaque cellule du tissu cellulaire esi un reservoire intermediaire aux exhalants, qui s’y terminent et aux absorbauts qui en naissent. « Hinsichtlich der Aufsaugung durch die angeblich offenen Lymph- und Chylusgefässmündungen nahmen die meisten Forscher an, dass die erste Anfüllung der Gefässe durch Capillarattraction zu erklären sei, während die Weiterbewegung der Lymphe in den Gefässen auf organische Thätig- keit der Gefässwandungen zurückgeführt werden müsse; so sagt z. B. Cruikshank') » die Kraft die die Flüssigkeit in die Gefässe aufnimmt, dürfte wohl die nämliche sein, welche die Attraction ın den Haarröhrchen be- fördert, hingegen die Kraft welche die Säfte vorwärts treibt hängt von der Lebenskraft ab«. Aehnlich spricht sich in Betreff der Chylusabsor- ption Haller aus. Am elegantesten entwickelt wohl diese Theorie Hewson?), er zeigt nämlich, dass die Blutgefässe in den Zotten, in den Haut- und den Schleimhautpapillen während des Lebens durch ihre Turgescenz das Wurzelende der Lymph- und Chylusröhren offen erhalten, so dass die Flüssigkeit leicht bis zum ersten Klappenpaar aufsteigen könne; bei den peristaltisch erfolgenden Gontractionen der Gelässwände werde sie dann weiter getrieben und nun saugen sich die Röhren wieder neuerdings voll. An den Papillen-freien Häuten, wiez.B. an den serösen Membranen bil- den die Blutgefässe kreisförmig geschlossene Netze um die Saugaderöff- nungen, die gleichfalls zu deren Offenhaltung dienen ; immerhin sei diese Einrichtung unvollkommener als die der Papillen und desshalb erfolgen gerade in den serösen Säcken so leicht Störungen der Aufsaugung und Hydropsien. — Auch Haase®) erörtert den Einfluss, den die Turgescenz der Bluigefässe auf das Offenbleiben der Lymphgefässostien und auf das Zustandekommen von Capillaranziehungen in diesen ausüben müsse, und the living body are impervious but by vessels.« — Hewson, exp. ing. Il. Cap. VIH. p. 125. zeigle ganz richlig, dass bei vorhandener Permeabilität der Gefässwandungen ein Tropfen Wasser bald im Blute, bald im Magen, dann. im Chylus, dann wieder im Blute sein müsse, hält aber ein solches Wandern derselben Flüssigkeit bald da bald dorthin für eine unnütze, der Natur unwürdige Arbeit und eitirt den schon ober her- vorgehobenen Ausspruch Güsson’s »Non ludit suam operam natura« etc. 4) Cruikshank, d. Vebers. p.9. Haller, Elem. physiol. Vii. 232. »Non polest vera causa (motus chyli) in motu peristaltico esse, cum certum sit chylum et in vivo animale et potissimum in cadavere quietis etiam intestinis et multa morte frigidis tamen moveri et eflugere. Possunt tamen aliquae motus peristaltici in dirrigendo eo molu partes esse. Resorplionis de intestino non aliam causam invenio probabilem praeter eam quae in tubis capillaribus operatur«. p. 234 beweist Haller, dass die Zot- tengefässe conlractil sein müssen. Nach Besprechung der Irritabilität der Chylusge- fässe heisst es weiter: »huic adeo evidenti potestati maximam partem itineris chyli teibuo«. ".; 2) Hewson, Experim. ing. II. Cap. Xll. 3) Haase, 1. c. p. 20—22. 236 leitet weiterhin die Fortbewegung der aufgesogenen UNE von der Irritabilität der Wandungen ab. | Die Annahme, dass die erste Ursache der L ympbgefässfüllung i In einer Capilariiätewirkuns, die Ursache der Lymphbewegung in einer peristal- tischen Contraction der Gefässwände liege, hat sich sowohl in ihrem einen als in ihrem andern Theile bis in die neueste Zeit hinein Anhänger be- wahrt; so vertritt sie z. B. noch ganz in der Art der älteren der Wiener Physibloe Prochaska'). Eine durch die Erkenntniss der geschlossenen Lymphgefässwurzeln bedingte Modification derselben ist die, dass es zu- nächst das die letzieren umgebende schwammige Gewebe sei, welches sich mit Flüssigkeit vollsauge und sie den Lympbhgefässen übertrage, von denen sie dann durch Contraction weiter befördert werde?). Da die An- ziehungskraft des Gewebes für verschiedenartige gelöste Substanzen eine verschiedene sein kann, so war es natürlich mit dieser Auffassung ganz ‚verträglich, dass die Lymphgefässe nicht alle Substanzen gleich rasch und gleich vollständig absorbiren. Gegenüber der Annahme, welche wenigstens die Anfüllung der er- sten Wurzeln des Lymphsystems auf Gapillaritätsverhältnisse, also auf eine physikalische Ursache zurückführte, hat sich schon früh eine andere Auffassung geltend gemacht, nach der bereits jener erste Vorgang ein rein vitaler sein soll. Es scheint die vitalistische Erklärung des Aufsaugungs- A) Prochaska, Physiologie. 4820. p. 434. 2) Fohmann, Saugadersystem der Fische. p. 41 u. f. — Burdach, Physiologie. VI. $ 905. p. 49 u. f. Die Ursache der Anfüllung der Lymphgefässe sei Capillaritäts- attraction. p.69. Die Ursache der Lymphbewegung sei nicht die lebendige Gontraction der Wandungen sondern fortgesetzte Einsaugung von den Wurzeln ber. — Kürschner, Art. Aufsaugung in Wagner's Hdwb. p. 66. Die erste Anfüllung der Lymphge- fässe sei Imbibitionserscheinung, die Weiterbewegung der Lymphe hänge ab von mechanischer Einwirkung der die Gefässe umgebenden Theile. — Henle, allg. Anat. p- 560. Das Eindringen der Flüssigkeit in die Lymph- und Chylusgefässe kann nur allein auf den leider noch zu wenig erforschten Gesetzen der Endosmose beruhen. Die in den Wurzeln des Lymphgefässsystems befindliche Lymphe wird wahrschein- lich durch eine Art peristaltischer Bewegung der grösseren Stämme weiter befördert. — Die Peristaltik der Lymphgefässstämme findet sich noch in den neuesten französi- schen Physiologien aufrecht erhalten, so sagt z. B. J. Beclard, Traite el&m. de Physiol. 2. €&d. p. 204 »la circulation de la Iymphe et du chyle est soumise (aux origines du systeme tout au moins) & peu pres exclusivement & la contraction des tuniques des vaisseaux Iymphatiques« — Longet, Physiologie. 2.€d. 4861, %. 431. »Il est manifeste que dans la contractilit& des vaisseaux Iymphatiques r6öside une des principales causes de la progression de la Iymphe et du chyle«. — Keinem Autor hätte es viel- leicht näher gelegen die später zu besprechende Filtrationstheorie auszubilden als Lacauchie, der in seinem Traite d’hydrotomie so vielfach hervorhebt, wie leicht es gelinge durch Wasserinjection in Blutgefässe und Drüsengänge allenthalben die Lympbgefässe zu füllen; allein der Entdecker der Zottencontraction verwahrt sich ausdrücklich, dass man aus den Verhältnissen nach dem Tode Rückschlüsse auf die während des Lebens bestehenden mache und zieht vor (p. 81) eine künstliche Hypo- these auszuspinnen, wonach jedes zwischen zwei Klappen gelegene Lymphgefäss- stück die Bedeutung eines Lymphherzens haben soll. 237 acies schon von W. Hunier vertreten worden zu sein’), auch Haller liess ihr bei Besprechung der Chylusabsorption wenigstens theilweise Raum?) ; ganz besonders aber wurde sie festgehalten von Bichat?) und von den ‚naturphilosophirenden Physiologen vom Anfang unseres Jahrhunderts, Walther*), Berthold u: A. — Ihre Begründung sollte die vitalistische Er- klärungsweise in der durch Versuche festgestellten Thatsache finden, dass die Lymph- und Chylusgefässe manche Stoffe gar nicht oder duch nur sehr langsam aufsaugen, rhd hiernach ‘glaubten sich einzelne‘ Physiologen geradezu berechtigt den Lymphgefässwurzeln ein Unterscheidungsver- mögen für die zur Aufnahme sich bietenden Stoffe zuschreiben zu dürfen, während andere, klarer denkend, die Nichtaufnahme giftiger, saurer und salziger Substanzen von der durch directen Reiz verursachten Schliessung der Gefässostien abnängig machten. In einer neuen mehr zeitgemässen Form trat die vitalistische Auffassung des Absorptionsactes noch einmal bei Joh. Müller?) auf, welcher es für wahrscheinlich hielt, dass die Zellen in einer besondern Beziehung zu denselben stehen möchten. Mit der Entdeckung der Endosmose durch Dutrochet glaubten manche Physiologen das Räthsel von der Aufsaugung sei nun seiner Lösung nabe, und wir finden auch von da an in allen bezüglichen Werken der Behand- lung der Absorption eine mehr oder minder einlässliche Erörterung der endosmotischen Gesetze vorausgeschickt. So werthvoll indess diese Ge- setze sich erweisen für die Erklärung der Venenresorption,, so wenig ist damit für die Ableitung der Ghylus- und Lymphbildung anzufangen und meines Wissens hat kein einziger Forscher den Versuch gewagt, in prä- eiserer Weise eine solche Ableitung zu geben. Mit Recht haben jeweilen verschiedene Schriftsteller gegen die Anwendbarkeit der Endosmose zur Füllung der Lymphgefässe eingewendet, dass die Ungleichartigkeit der die Gewebe durchtränkenden Gewebsflüssigkeit und des Lymphgefässin- haltes eine viel zu geringe sei, als dass sie einen intensiven Flüssigkeits- strom in’s Innere der Lymphröhren zu veranlassen vermöchte. Ein durchaus neuer leitender Gedanke wurde in die Lehre von der Lymphabsorption eingeführt durch die wichtige Arbeit von Zudwig und Noll, die bekanntlich auch auf die anatomische Erforschung des Lymph- 4) Ich konnte die Originalstelle Hunier’s nicht auffinden ; bei Crwikshank, d. Ueb. pP. 98. wird als Hunter’scher Ausspruch angegeben, es sollen die Saugadern eine Kraft besitzen wie die Raupe, die Baumblätter frisst, sie sollen sich verlängern und ver- kürzen können. Man vergl. auch das Hunter’sche Citat in Heldebrandt- Weber’s Anat. Il. 404, 2) Haller, Elem. pbysiol. VII. 235. 3) Bichat, Anat. gener. edit. Maingault 41818. II. 425. | 4) Waliher , Physiol. 4807. I. 239. »Das absorbirende Lymphgefäss taucht sich ein in die zu absorbirende Flüssigkeit und leitet durch eine Art von peristaltischer Bewegung das Absorbirte iın Gefässcanal weiter«. p. 264. »Der Grund des Einsaugens - ist eigentlich das in jedem Gefäss vorhandene Bestreben sich zu erfüllen !« 5) J. Müller, Physiol. 4. Aufl. I. 216-218, | 238 drüsenbaues einen neuen Anstoss ausgeübt hat‘). Durch manometrische Versuche waren die genannten Forscher auf die Annahme geführt wor- den, dass die Kraft, die bei der Lymphbildung in Betracht komme, ab- zuleiten sei vom Drucke der von den Blutgefässen in die Organparenchyme abgeschiedenen Flüssigkeit, dass mit anderen Worten dieLymphe im We- sentlichen nur die durch die Organe hindurch in die Lympbgefässwurzeln hineinhiltrirte Blutflüssigkeit sei. — Man hätte wohl erwarten dürfen, dass ein so fruchtibarer Gedanke, wie der eben entwickelte, von Seiten der Anatomen und Physiologen eine allseitige und durchgreifende Prüfung er- fahren werde, allein wenn wir- absehen von den Arbeiten, die Ludwig selbst in Verbindung mit seinen Schülern W. Krause, Schmarda und Tomsa zur Prüfung seiner Theorie unternommen hat, Arbeiten deren Pu- blication theilweise noch bevorsteht,, so ist bloss in dem bekannten Auf- satze von Brücke »über die Chylusgefässe und die Resorption des Chylus« das Prineip der Filtration aufgegriffen und an der Hand anatomischer Untersuchung für den Darm durchgeführt worden. — Von der Richtig- keit des angegebenen Prineipes ausgehend, führte nämlich Brücke in seiner bekannten scharfsinnigen Weise den Wahrscheinlichkeitsbeweis, dass die Lymphgefässwurzeln in allen Organen der eigenen Wand entbehren, resp. dass ihre Wand mit dem umgebenden Gewebe verwachsen sei?). Bei der vollkommenen Uebereinstimmung der Brücke’schen Schlussfolgerungen mit der Wirklichkeit ist es für uns von Interesse seinem Gedankengang nachzugehen und ich drucke daher die bezügliche Stelle in extenso ab: »die manometrischen Versuche von Zudwig und Noll haben zu dem Re- sultate geführt, dass der Druck unter dem das die Gewebe durchträn- kende Plasma aus den kleinsten Blutgefässen ausgeschieden wird, die Triebkraft aufbringe, durch welche die Lymphgefässe gefüllt werden. Ich glaube nun zeigen zu können, dass es hiefür wesentlich sei, dass die Lymphgefässe mit den interstitiellen Gewebsräumen communiciren. 7 Wenn man sich die Lymphgefässe geschlossen denkt, so gelangt offenbar das ausgeschiedene Plasma zuerst in die interstitiellen Gewebsräume und soll aus diesen durch die Wand der Lymphgefässe in dieselben hinein und in ihnen fortgetrieben werden. Denken wir uns Anfangs ein solches Lymphgefäss gefüllt, so muss der Seitendruck der Flüssigkeit in demsel- ben offenbar geringer sein, als der den die Parenchymflüssigkeit von Aussen her ausübt, denn nur vermöge dieser Druckdiflerenz kann neue Flüssigkeit nachgepresst werden. Da nun aber die Wand keine Löcher haben, sondern nur in dem Sinne, wie alle Meınbranen porös sein soll, # so ist es klar, dass fast die ganze Grösse dieser Druckdifferenz die Wände des Gefässes zusammendrücken und den Lymphstrom derselben auf eine ° so dünne Schicht reduciren wird, wie sie eben immer hoch zwischen zwei feuchten Flächen übrig bleiht,, so lange nicht der Druck der sie ge- i 4) Henle und Pfeuffer, Zeitschrift f rationelle Medicin. IX. p. 52. 2) Brücke, Il. c. p. 22 — 23. 239 ' geneinanderpresst so gross ist, dass er anfängt die Adhäsion des Was- sers an die Membran zu überwinden. Obgleich man nun nicht sagen "kann, dass eine solche dünne Flüssigkeitsschicht absolut unbeweglich - sein werde, so ist es doch sicher, dass sie bei der im Verhältniss zu dem ungeheuern Reibungswiderstand klein zu nennenden Triebkraft des ' Lymphstromes äusserst langsam fortschreiten wird. Da also in jeder sol- ' chen Lymphgefässwurzel nur ein äusserst dünner und sehr langsamer Lymphstrom fortschreiten kann, so müssten dieselben bis ins Fabelhafte vervielfältigt sein, um für die Resorption das zu leisten, was wir das Lymphgefässsystem in der That leisten sehn. Die verhältnissmässig sroben und wenig zahlreichen Lymphgefässwurzeln, welche von einigen Anatomen beschrieben sind, würden dazu nicht ausreichen. Der Durch- messer der oben erwähnten capillaren Schicht ist vielmal kleiner als der irgend eines bekannten Lymph- oder Chylusgefässes, und es ist wenig wahrscheinlich, dass in der Natur ein System von verhältnissmässig dicken Gefässwurzeln angelegt sei, von deren Lumen:stets nur ein über- aus kleiner Bruchtheil zur Anwendung kommt. Will man deshalb die geschlossenen Enden der Lympbhgefässe festhalten, so muss man annehmen, dass sie sich in ausserordentlich viel unmessbare feine Zweige ver- theilen und sich mit diesen überall zwischen die Gewebstheile in denen sich Blutcapillaren verzweigen einsenken, ein Fall der möglich ist, aber auch nur und kaum möglich, nicht wahrscheinlich, da er durch keine anatomische Beobachtung bisher wahrscheinlich gemacht wird, und sich soweit von der Ursprungsweise der Lymphgefässe des Dünndarms entfernt. Es ist auch zu bemerken, dass bei dieser Einrichtung der Reibungs- widerstand, den das Lymphgefässsystem gleich in seinen Anfängen dar- böte, sehr gross sein würde, während wir doch wissen, dass das Ab- fliessen der Gewebsflüssigkeit durch das Lymphgefässsysiem darauf be- ruht, dass sie hier einen geringern Widerstand findet, als auf jedem an- dern Wege. Passender für die hydrodynamischen Verhältnisse würde es sein, anzunehmen, dass die Lymphgefässe nachdem sie sich bis zu einer gewissen Feinheit getheilt haben, überall zwischen die Gewebe ein- dringen, so dass sie die Zwischenräume ausfüllen und ihre Wände mit den umgebenden Gewebsiheilen verwachsen, dann würde das Innere der Lymphgefässwurzeln mit den interstitiellen Gewebsräumen räumlich zu- sammenfallen und die ganze Frage über oflene oder geschlossene An- fänge der Lymphgefässe auf eine vielleicht nie zu entscheidende Contro- verse der Entwickelungsgeschichte zurückgeführt sein.« Während so Brücke die Einwendung, die sich gegen die Ludwig’- - sche Lymphbildungstheorie machen liess, gleich bei ihrer Wurzel angriff, waren andere Physiologen der Neuzeit bei Besprechung der Lymphbildung weniger glücklich. Donders') führte wie Brücke aus, dass bei vorhandener 4) Donders in Henle und Pfeuffer, Zeitschrift. Neue Folge. IV, 239., und Physio- logie. D. Ausg. 4. Aufl. p. 336. Wand der Lymphgefässwurzeln eine Bildung der Lymphe durch Filtration | undenkbar sei, weil bei grösserm Aussendruck der Flüssigkeit die Ge- #° fässwandungen comprimirt werden müssten. Statt nun wie Brücke die $' Wand der Lymphgefässe in den Kauf zu geben, absirahirte Donders ganz ‘von der Filtrationstheorie und zog es vor, die Ursache der Lymphbildung F auf Nervenwirkungen und Elektricität zurückzuführen, indem er sich auf Ludwig’s bekannten Speichelversuch und auf die von Wiedemann nach- gewiesenen unter dem Einflusse galvanischer Ströme erfolgenden Flüssig- F keitswanderungen berief. Ihm folgte Funke, und selbst Ludwig konnte sich }+ durch den nachher zu besprechenden Krause’schen Versuch einen Augen- | blick verleiten lassen, von seiner ursprünglichen Theorie abzugehen und der von Donders aufgestellten sich zuzuneigen!). A. Fick dagegen ent- wickelt, es sei allerdings der Druck in den Lympbgefässen grösser als in F den Gewebsparenchymen, weil sonst jene collabiren müssten, allein das Räthsel, wie nichtsdestoweniger die Flüssigkeit von hier nach dort ge- lange, werde durch die Capillaranziebung gelöst, welche im Stande sei Flüssigkeiten von Orten geringern nach solchen höhern Druckes hinzu- bringen; es sei das Lymphgefässsystem im Ganzen ein capillarer Heber, der Flüssigkeit von den Organparenchymen nach den grossen Venen- stämmen hinschaffe. — Vierordt?) begnügte sich zu sagen, der Chylus- strom beruhe offenbar auf endosmotischen und verwandten Processen. Nachdem durch die Ludwig-Temsa’sche Arbeit über die Lymphge- fässanfänge am Hoden, durch Brücke’s und meine eigenen Untersuchungen über die Chyluswege der Darmschleimhaut, sowie durch die oben mit- getheilten Erfahrungen mit Bestimmtheit der Nachweis der Wandungs- losigkeit der Lympbgefässwurzeln geführt ist, fällt die einzige erhebliche Einwendung, die gegen die Ludwig-Noll’sche Theorie der Lymphbildung gemacht werden konnte dahin, und es stellt sich damit diese letztere dar 7 als ein Process von ungeahnter Einfachheit: Neben dem Hauptstrome von Flüssigkeit, der aus den Arterien des lebenden Körpers vermöge der grössern Spannung fortwährend in die Venen eingetrieben wird, tritt ein zweiter Strom durch die Wandungen der Gefässe, insbesondere der feinen, hindurch in die Gewebe ein; diese sind alle von mehr oder min- *° der dicht gelagerten Abzugscanälen durchzogen, in denen jene aus den ° Bluigefässen ausgepresste Flüssigkeit sich sammelt und durch die sie nach den mit Klappen und mit eigener Wand versehenen Stämmchen abfliesst; ” es ist wenn man will, eine Art von Gewebsdrainage. Fortwährend wer- % den die gefässhaltigen Gewebe von jenem Strome ausgespült, und dieser Einrichtung ist es wohl zu verdanken, dass alle Zersetzungen der Organ- theile, die nach dem Tode so rasch unseren Sinnen sich bemerkbar machen, 1) Ludwig, Physiologie. 4. Aufl. II. 371. 372. — Fick, Physiologie. p. 432. 2) Vierordt, Physiologie. A. Aufl. p. 444. Beim Capitel »Lymphstrom« wird auf »Chylusstrom« verwiesen. 2 24 während des Lebens durchaus spurlos bleiben, obwohl wir doch keinen ! Grund haben, an ihrem beständigen Fortgange zu zweifeln. — Lymph- und Blutgefässabsorption unterscheiden sich fundamental durch die Art ihres Zustandekommens, jene beruht auf hydrodynamischen, diese auf " endosmotischen Gesetzen. Es sollen nun im Folgenden kurz die zu verschiedenen Zeiten von " Anatomen und Physiologen gemachten Erfahrungen aufgezählt werden, welche mit der Auffassung ‚der Lymphbildung als eines Filtrationsvor- ' ganges im Einklang stehn. In erster Linie ist hervorzuheben, dass mittelst Injection wässriger ' Flüssigkeiten in die Arterien oder noch besser in die Venen eines Theiles es stets gelingt, nicht nur Oedem der Gewebe, sondern auch Anfüllung “ der Lymphgefässe herbeizuführen. Schon Hunter und Mascagni hatten gezeigt, dass wenn man zur Einspritzung der Bluigefässe dünnen Leim " mil einem körnigen Farbstoff, etwa Zinnober, vermengt nimmt, der leiz- tere in den Blutgefässen bleibt, während farbloser Leim in die Gewebe und Höhlen des Körpers und von da in die Lymphgefässe dringt, Die genannten Autoren zogen aus dieser Erfahrung sehr richtige Schlüsse ‚ über die Abstammung der Gewebsflüssigkeiten, wogegen ihnen die An- wendung auf die Lymphbildung ferner gelegen hat. Im lebenden Körper wird der Lymphabfluss eines Theiles gesteigert, wenn dieser ödematös. wird. Umschloss Ludwig einem Hund die Schnauze mit einem festen Bande, so fand sich nach Lösung des Bandes _ während langer Zeit der Lymphabfluss durch den Halsstamm gesteigert?). . Die aus künstlichem Oedem (der Nieren) gewonnene Flüssigkeit zeigte bei den Versuchen desselben Forschers übereinstimmende Eigenschaften wie - die Lymphe, sie war gerinnbar und enthielt einen das CGuO reduciren- den Sioff?). Unterbiadung der Venen des Halses bewirkt vermehrten Lymphab- fluss durch den Halsstamm?). Nach Durchschneidung des N. sympathicus am Halse, wobei bekannt- lich die Gefässmuskulatur der entsprechenden Kopfbälfie erschlafft, die arterielle Strombahn somit erweitert und der Druck im Capillargebiet gesteigert wird, nimmt nach Ludwig und Tomsa auch die Lymphbildung _ der entsprechenden Kopfhälfte zu*). (Auf einen Gefässnervenreflex ist wohl auch das bekannte von W. Krause erhaltene Ergebuiss zurückzu- führen, dass nach Reizung des R. lingualis irigemini die Lymphbildung am Hals und Kopf zunimmt?) ; die schon in einem frühern Aufsatze her- vorgehobene Möglichkeit, dass die Nerven auch auf eine allfällig periodi- ) Ludwig, Physiol. 2. Aufl. II. p. 577. ) Ibid. p. 579. ) Weiss, Virchow's Archiv. XXII. p. 543. ) Ludwig, Physiol. I. p. 577. 5) W. Krause, Henle und Pfeuffer, Zeitschrift. 2. Folge. VIl. p. 451. A 9 3 7 242 sche Contraction der Lymphdrüsenmuskeln Einfluss haben, muss so | lange zweifelhaft bleiben, bis durch Versuche jene Drüsenperistaltik nach- 1 gewiesen ist). f Bei völliger Unterbrechung der Bluteirculation in einem Theile hört Y die Aufsaugung und somit wohl auch die Lymphbildung in demselben 4 vollständig auf [Emmert, Schnell, Schnabel, Segalas') und Meder ?)]. ' Dass bei den Versuchen von W. Krause die Unterbindung der Garotis den Lymphabfluss am Halsstamme nicht sistirte, ihn vielmehr eher etwas steigerte, darf, wie dies auch Weiss entwickelt®), nicht als Ein- | wand gegen die Filtrationstheorie angeführt werden, weil die bedeuten- den Gollateralbabnen noch eine mächtige Blutzufuhr zu Kopf und Hals gestatteten; übrigens sah Stadler, der unter H. Nasse arbeitete bei ein- seitiger Compression der Carotis constant eine beträchtliche Verminderung der gebildeten Lymphmenge*). Beim Ausstreichen der Lymphgefässe füllen sich dieselben sofort wieder an, und man hat so ein Mittel die 7 Lymphbildung zu steigern; denselben Einfluss wie beim Streichen der Lymphgefässe nehmen wir wahr bei Goinpression derselben durch Mus- kelaction (Krause und Schmarda). j Gifte auf Hautwunden gebracht werden nicht aufgenommen, wenn ein Schröpfkopf auf die absorbirende Fläche aufgesetzt wird [Westrumb 7 und Barry] ?) | Für einen directen, nicht durch Gefäss- oder Körpermuskulatur ver- 9 mittelten Einfluss der Nerven auf die Lymphbildung lassen sich wenig- ° stens anatomisch durchaus keine Anhaltspunkte finden; von einer Be- ' ziehung etwa der Nervenstämmcehben zu den Lymphwurzeln sah ich nir- ” gends eine Spur. Dagegen scheint allerdings ein gewisses Verhältniss 7 zwischen dem Reichthume der Theile an Oapillaren und dem an elemen- taren Lymphcanälen zu bestehen, in der Weise, dass in den Theilen in 7 denen die einen reichlicher sind auch die ande eine bedeutendere F Ent- = wickelung erfahren. A Endlich können wir unter den für unsere Auffassung der Lymph- bildung sprechenden Gründen noch anführen, die Stätigkeit mit der die © Lymphbildung stattfindet, den von allen Beobachtern constatirten enor- men Umfang derselben und die von F. Hoppe®) nachgewiesene Möglich- keit bei Filtration von Blutflüssigkeit durch thierische Häute ein Filtrat zu erhalten, das zwar einen nahezu gleichen Salz- daneben aber einen ge- ringern Eiweissgehalt zeigt als die Mutterflüssigkeit. | 4) Citirt in Henle, Allg. Anat. p. 562. 2) Meder, in Meissner, Jahresber. f. 1858. p. 220. 3) Weiss, l. c. p. 558. # 4) Nasse, Gratulationsschrift an Heusinger, Vorstudien zur Lehre v. d. Lymph- | bildg. p. 28. } 5) Citirt in Burdach, Physiol. VI. p. 62., und in Longet, Physiol. I. p. 376. 6\) Virchow's Archiv. IX. p. 263. 243 Nachdem wir so die reiche Reihe von anatomischen und experi- mentellen Erfahrungen zusammengestellt haben, welche die von uns adoptirte Ludwig-Noll’sche LymphbildungstHeorie zu illustriren im Stande sind, treten wir noch auf einige einzelne Punkte näher ein. Zunächst ist nach dem, was wir jeizt über das Wesen der Lymph- bildung wissen, klar, dass die Bezeichnungen : Aufsaugung und Sa ug- adern nur sehr ungehörige sind. Mögen wir das Wort saugen in dem Sinne brauchen, wie man vom Saugen einer Spritze spricht , für die Aspiration von Flüssigkeit in einen leeren Raum, oder in dem Sinne, wie man vom Saugen eines Schwammes redet, für die aus Capillaritäts- attraction ableitbare Imbibition, so ist doch soviel sicher, dass beim Ueber- gang von Flüssigkeiten aus dem Organgewebe in die Lymphröhren eine Saugwirkung nur in vereinzelten Fällen, wie etwa bei der Wiederan- füllung der conprimirt gewesenen Zottensinus vorkommt. Auf die An- füllung der in derben bindegewebigen Häuten oder überhaupt in mus- kellosen Theilen verlaufenden Lymphgefässwurzeln passt aber die Be- zeichnung des Saugens ebensowenig, als sie etwa passt auf die Anfüllung der Venenwurzeln oder der Drüsengänge. -— Man könnte somit vielleicht daran denken, die Bezeichnungen Saugadern, Aufsaugung u. s. w. ganz fallen zu lassen und durch zweckmässigere zu erseizen; da es indess weniger auf die Namen, als auf das richtige Verständniss der Sache an- kommt, so mögen für’s Erste jene durch Jahrhunderte sanctionirten Be- zeichnungen unangetastet bleiben. Alle Flüssigkeit, die in die Lymphgefässwurzeln eindringt, muss zu- vor das umgebende Gewebe durchtränkt haben ; die das Gewebe durch- tränkende Flüssigkeit aber kann einen doppelten Ursprung besitzen , sie kann nämlich von den Bluigefässen des Theiles transsudirt, oder sie kann von aussen her in das Gewebe eingedrungen sein‘). An manchen Siel- len des Körpers werden es die localen Verhältnisse mit sich bringen, dass die Gewebsflüssigkeit und damit auch die erzeugte Lymphe vor- zugsweise nur Transsudat ist, dies ist z. B. den Zudwig- Tomsa’schen Untersuchungen zu Folge am Hoden der Fall. An anderen Stellen dage- gen werden die: von aussen her eingedrungenen Stoffe über das Gefäss- 4) Die älteren Physiologen unterschieden zwischen Rücksausung. und Aufsaugung (Resorption und Absorption) und erkannten ganz richtig, dass beide Processe zu einander in einem antagonistischen Verhältnisse stehen. Unter Resorption verstanden sie Wiederaufnahme von Stofen in die Circulation, die vor kürzerer oder längerer Zeit bereits dem Blut entstammt waren, unter Absorption die Aufnahme solcher Stoffe, die bis dahin dem Körper fremd waren (verg}. Burdach, Physiol. VI. p. 79 u. 97.). Es wäre vielleicht nicht unzweckmässig, die unterscheidende Bezeichnung in einem dem alten nahe verwandten Sinne wieder aufzunehmen und unier Resorption die Wiederaufnahme der aus dem Blute transsudirten Flüssigkeit, unter Absorption die Aufnahme von aussen her in’s Gewebe gedrungener Stoffe zu verstehen. Aller- dings wäre dann noch eine indifferente Bezeichnung erforderlich, welche für die Rück- saugung und die Einsangung zugleich gebraucht werden könnte. 24% transsudat überwiegen, so wahrscheinlich im Darme, :wo bekannter- maassen die Bedingungen für eine Flächenabsorption ausnehmend günstig angelegt sind. | In den membranösen Theilen des Körpers, mit denen wir unsin dieser Arbeit vorzugsweise beschäftigt haben, sind die Lymphgefäss- wurzeln durchweg in ein mehr oder minder derbes, meist von elasti- schen Fasern durchzogenes Bindegewebe eingebettet. Analysiren wir nun so gut wie möglich die Verhältnisse, wie sie sich in einem solchen Theile gestalten werden, so gelangen wir zu folgenden Ergebnissen : die in einem von Lymphwurzeln durchzogenen bindegewebigen Theile ge- bildete Lymphmenge muss ceteris paribus steigen mit dem Quantum der ihn durchtränkenden Parenchymflüssigkeit, sie wird mit anderen Worten beträchtlicher sein, wenn der Theil in einem ödematösen als wenn er in einem wasserarmen Zustande sich befindet. Es ist dies leicht einzu- sehen, denn je mehr Flüssigkeit der Theil enthält, einen um so grösser» Druck muss diese von Seiten der gedehnten Gewebselemente, besonders der gedehnten elastischen Fasern erfahren, und in um so reichlicherer Menge wird sie in die, den geringsten Widerstand darbietenden Abzugs- canäle einsirömen. — Betrachten wir nun zunächst bloss die eine Quelle der Parenchymflüssigkeit, das Gefässtranssudat, so bedarf es keines be- sondern Beweises, dass diese um so ergiebiger fliesst, unter je höherm Drucke die Flüssigkeit i in den capillaren Blutgefässen des Tbeiles steht; es werden somit Erweiterung der zuführenden Arterien, Verengung der ab- führenden Venen, Vermehrung des Druckes im arteriellen Systeme durch vermehrte Herzthätigkeit oder durch Vermehrung der Blutmasse sämmt- lich in erster Linie zu reichlicherer Ausschwitzung von Parenchymflüs- sigkeit und hierdurch in zweiter Linie zu gesteigerter Lympbhbildung führen. — Diese die Lymphbildung steigernden Einflüsse sind nun aber, wie sich leicht einsehen lässt, einer Flächenabsorption oder einer Kal sorption der von aussen herantretenden Flüssigkeiten sehr ungünstig. Es ist nämlich eine Flächenabsorption in verschiedener Weise denkbar; sehen wir ganz ab von dem Einfluss allfälliger Epithelialüberzüge, so wird die “nit der absorbirenden Membran in Berührung stehende Flüssigkeit in Folge höhern Druckes mechanisch in diese eingetrieben werden können, oder falls sie von der Parenchymflüssigkeit chemisch differirt, wird sie durch Diffusion ihre Bestandtheile an diese abzugeben im Stande sein. Es ist aber noch der dritte Fall denkhar., dass bei gleichem Druck und bei gleicher chemischer En manseteuns von Gewebs- und von äusse- rer Rlüssiekeit eine Absorption der letzteren statt habe, weil die binde- gewebige Membran nicht das Quellungsmaximum erreicht hat, das ihr für die betreffende Flüssigkeit unter den gegebenen Verhältnissen zu- kommt (ich erinnere hier z. B. daran, dass die Cornea, obwohl bestän- dig mit Humor aqueus in Berührung stehend, doch lange nicht das Maxi- mum, däs sie von dieser Flüssigkeit aufnehmen kann enthält, sondern 245 " nur etwa den vierten Theil derseiben'). Je mehr nun das Bindegewebe _ einer von Lymphwurzeln durchzogenen Membran schon von einer unter hohem Druck stehenden Transsudatflüssigkeit durchtränkt ist, um so weniger wird die Möglichkeit gegeben sein, dass die von aussen her zu- geführte Flüssigkeit sich in dasselbe imbibire, dder mechanisch in dasselbe eingedrängt werde, um so mehr bleibt für die Aufsaugung ihrer Bestandtheile nur der langsamere Weg der Diffusion offen. Umge- kehrt wird mit Abnahme des Druckes, unter dem die Parenchymflüssig- keit steht, zwar die Lymphbildung absoiut eine geringere werden, dabei aber die Möglichkeit der Absorption äusserer Flüssigkeiten sich steigern. Um die Absorption von flüssigen Exsudaten oder von medicamentösen Stoffen zu befördern, pflegen wir äuch bekanntlich den Druck der Flüs- sigkeit im Gefässsystem und damit zugleich in den bindegewebigen Pa- renchymen bertunterzusetzen durch Aderlassen, Abführungsmittel, Hunger u. dergl., womit wir die Möglichkeit erhöhen, dass die Lymphe ausser dem Transsudat auch noch die von aussen hinzugebrachten Flüs- sigkeiten enthalte, — Aus dem Gesagten resumirt sich also kurz, dass je reichlicher die Lymphe sich bildet, um so mehr ist sie blosses Transsudat, um so weniger enthält sie wirklich Absorbirtes und umgekehrt. — Der extremste Fall blosser Absorption ist derjenige der Anfüllung der Lymph- gelässe post mortem, wie er in solchen Theilen eintritt, die im Wasser oder in wässrige Flüssigkeiten gelegt werden. Es ist eine von beinahe allen Lymphgefässuntersuchern,, ganz besonders aber von Mascagni her- vorgehobene Thatsache, dass in Theilen die man nach dem Tode mit " Wasser, Tinte u. dergl. längere Zeit in Berührung bringt, die Lymphge- fässe sich noch füllen können. Man hat dies wohl früher als einen zu- rückbleibenden Rest von lebendiger Thätigkeit der Lymphgefässe ge- deuiet; darum handelt es sich aber natürlich nicht, sondern um einen rein physikalischen Vergang: die bindegewebigen Theile, in denen die Lymphröhren liegen, quellen in der dargebotenen Flüssigkeit auf und treiben secundär die aufgenommene Flüssigkeit auch in die Abzugs-' canäle ein. Dass gerade beim Darm, in dessen Schleimhaut das quel- lungsfähige Gewebe fehit, oder auf ein Minimum reducirt ist, eine solche Absorption der Lymphgefässe post mortem nicht vorkommen kann, liegt auf der Hand. Eine Einrichtung welche die Anfüllung der in bindegewebigen Häuten verlaufenden Lymphgefässwurzeln wesentlich befördern muss, ist das mehr oder minder reichliche Vorhandensein elastischer Fasern. In man- chen Membranen bilden diese Elementartheile entweder für sich allein, oder in Begleitung derberer Bindegewebsfasern ein Gerüst, in dessen Maschen eine minder dichte, dafür aber wohl auch weit quellungsfähigere Substanz sich findet. Zu den primitiven Lympheanälen stehen die elasti- 4) His, Beiträge zur Histologie der Gornea. p. 24. Zeiischr. f. wissensch. Zoologie. XI. Bd. 17 246 schen Fasern in keiner bestiimmteren anatomischen Beziehung ; man sieht sie wohl hier und da eine Strecke weit an der Grenze der Canäle ver- laufen, dann aber biegen sie wieder von ihnen ab, um in’s übrige Ge- webe einzutreten, oder sie laufen scheinbar ganz planlos über und unter denselben durch. Am allerwenigsten darf man erwarten, Fasern zu fin- den, die etwa spiralig die Lymphcanäle umgeben, solche Spiralfasern fehlen ganz und gar. Es wird sich daher niemals darum handeln kön- nen, dass die elastischen Fasern dem Eindringen der Parenchymflüssig- keit in die Abzugsröhren einen Widerstand entgegensetzen; sie wer- den vielmehr dazu beitragen müssen, die letzteren klaffend zu erhalten und bei einer Dehnung des Gewebes durch Transsudatflüssigkeit, werden sich ihre elastischen Kräfte zu Gunsten einer Entleerung der Flüssigkeit in jenes Canalsystem geltend machen. Einer besondern Besprechung verdient das physiologische Verhalten der aus den Häuten hervortretenden, ınit eigener Wand und mit Klap- pen versehenen Lymphstämmchen. Man hat hinsichtlich ihrer hervorge- hoben, dass wenn sie mit Flüssigkeit erfüllt seien, diese unter einem höbern Druck stehen müsse, als die Flüssigkeit des umgebenden Paren- chyms, und zwar müsse der Druck, den die innere Fiüs- sigkeit auf die Gefässwand ausübe, dem Aussendruck derParenchymflüssigkeit plus HN, / N m ll N Hl, der elastischen Spannung der / ij IHNEN v gu IEH LUNG /// Gefässwand das Gleichge- Bee ya Me wicht halten (Donders). So wenig sich nun gegen die Richtigkeit dieser Deduction einwenden lässt, so wenig lässt sich andererseits ab- sehen, warum nicht unter Normalverhältnissen, d. h. bei absoluter Ruhe des in Betracht kommenden Theiles der Druck der Parenchymflüssigkeit in der eigentlichen Cutis oder Mucosa etwas höher sein soll, als im subcutanen oder submucösen Bindegewebe; ist doch jene Schicht stets verhältnissmässig reich, diese aber sehr arm an den für den Druck der Parenchymflüssigkeit vor Allem maassgebenden Gapillarge- fässen. Unter Normaiverhältnissen denke ich mir also die relativen Druck- verhältnisse so, wie sie vorstehender schematischer Holzschniti veran- schaulicht, in weichem die > Zeichen ihre Spitze nach der Richtung des geringern Druckes kehren. Es fällt mir natürlich nicht ein, behaupten zu wollen, dass die Druckverhältnisse immer so sich gestalten müssen, wie sie das Schema angiebt; bei den vielfachen Verschiebungen und Zerrungen, denen gerade die die Lymphgefässstämmchen enthaltenden 2471 loekeren Bindegewebsschichten während des Lebens ausgesetzt sind, werden gewiss sehr oft die Druckdifferenzen sich umkehren und die Ge- fässstämmehen selbst comprimirt werden, um dann in einem folgenden Augenblick wieder um so vollständiger sich anzufüllen. Solche Schwan- kungen in den Druckverhältnissen der Theile wirken vermöge des Vor- handenseins der Klappen stets fördernd auf die Lymphbildung, wie denn bekanntlich die Untersuchungen vor Noll, Schmarda, Nasse,u. A. den beträchtlichen Einfluss der Muskeilbewegung auf die Steigerung der TRNBIhHdnnE genügend erwiesen haben. Es bleibt mir übrig mich mit einigen Worten über die Beziehungen der Lymphgefässe zu den Bindegewebskörperchen auszusprechen. Be- kanntlich hat Virchow schon in seinen ersten Arbeiten über die von ihm entdeckten Bindegewebskörper sich nicht nur dahin ausgesprochen, dass sie ein Röhrennetz bildeten, das die Ernährunssflüssigkeit in den Ge- weben zu leiten vermöge, sondern er hat auch als Möglichkeit hingestellt, dass dieselben mit den Lymphgefässen in Verbindung stehen'). Diese Möglichkeit gewann für ıhn später an Wahrscheinlichkeit, als er an einer hypertrophischen Zunge gewucherte Bindegewebskörper an Hohlräume anstossen sah, die er für Lymphgefässe halten durfte?) ; er schloss somit, es seien normaler Weise die Bindegewebskörperchen die eigentlichen Anfänge der Lymphgefässe. — Diese durch ihre Eleganz einladende An- nahme hat sich verschiedentliche Anhänger erworben, vor Allem hat sie Leydig in seinen Lehrbuche der Histologie als Thatsache hingestellt, ohne dass er sich indess um neue Belege für ihre Richtigkeit bemüht hätte ; das Einzige was er dafür anführt, sind die von Kölliker zuerst gemachten Beobachtungen über das Auftreten von Lymphgelässen im Froschlarven- schwanz. Soll Flüssigkeit in einem so feinen Röhrennetze, wie die Bindege- webskörperchen eines bilden, circuliren , so muss nothwendig eine Kraft aufgefunden werden, die die Bewegung unterhält, und zwar darf, wenn die Bewegung einigermaassen erheblich sein soll, diese Kraft keine geringe sein, da ja in engen Röhren der Strömungswiderstand mit der Enge des Rohres in einem quadratischen Verhältniss wächst, da zudem der Inhalt . der Bindegewebskörper sehr zähe sein mag und die vielen Queranasio- mosen ihrer Ausläufer auch nicht dazu angethan sind, den Widerstand zu mindern. Es wäre nun allerdings am einfachsten, das Strömen der Flüssig- keit in den Zellröhren des Bindegewebes auf die Arbeit des Herzens zu- rückzuführen und somit einen offenen Zusammenhang zwischen den Blut- gelässen und den Bindegewebszellen anzunehmen, man käme damit auf 4): Verh. der Würzburger med.-phys. Ges. p. 316. u. 317. 2) Virchow, Archiv. VII. 129 u. f., und Ges ammelle Abhandlungen. p. 136, k air x 14 248 die früher besprochene alte Nuck-Cowper’sche Lehre zurück. An Ver- suchen, diese Lehre wieder herzustellen, hatees nicbi gefehlt; schon gleich- zeitig mit der Entdeckung der Bindegewebskörper fiel der Versuch von Coccius?), diese Theile an der Hornhaut von den Blutcapillaren am Bande aus anzufüllen; später glaubten Zckard*) und theilweise auch Heidenhain®) in den Lymph- und Peyer’schen Drüsen einen offenen Zu- sammenhang von Blutgefässen und Bindegewebskörpern nachweisen zu können. In einem von vielen Willkürlichkeiten nicht freien Aufsatze hat dann Dr. Führer*) das bestimmte Vorhandensein eines intermediären Gefässsystemes zwischen Blut- und Lymphgefässen behauptet, und end- lich scheint auch Weiss?) zum mindesten sehr geneigt ein solches in Ge- stalt der Bindegewebskörper zu statuiren. — Ich habe nun schon zu ver- schiedenen Malen Gelegenheit gehabt, mich über einzelne Theile dieser Lehre auszusprechen) und ich habe insbesondere gezeigt, dass alle Be- obachtungen, die man für den offenen Zusammenhang der Blutgefässe mit Bindegewebskörpern angeführt hat, trügerisch sind und der Zusammen- hang beider Arten vor Theilen, da wo er sich findet, stets nur ein äusserlicher ist. Mit diesem Nachweis fällt aber meines Erachtens jede Möglichkeit, in den Bindegewebskörpern eine regelmässige Saftıströmung anzunehmen, dahin; denn von wo soll die Kraft herkommen, die die Flüs- sigkeit bewegt? Der von aussen her auf die Körperchen wirkende Druck der Parenchymflüssigkeit ist doch gewiss in einem gegebenen Gewebs- bezirke überall nahezu derselbe, und so könnte nur allenfalls die Mög- lichkeit offen bleiben, dass Verschiedenartigkeit der Diffusionsbe- dingungen oder andere locale Ursachen zwischen benachbarten Körper- chen Partialströmchen unterhalten. Diese werden aber in jedem Falle so unbedeutend und so unregelmässig sein, dass man ihnen unmöglich eine allgemeinere Beziehung zur Gewebsernährung zuschreiben kann. Was den anatomischen Nachweis eines Zusammenhanges der Lymph- wurzeln mit Bindegewebskörperchen betrifft, so ist mir ein solcher nir- gends gelungen; ‚auch glaube ich dass die Beobachtungen, die man zu Gunsten eines solchen Zusammenhanges angeführt hat, durchweg einer andern Deutung fähig sind. Die Hauptbeobachtung der Art ist die oben citirte von Virchow an einer hypertrophischen Zunge. Virchow sah in der fraglichen Geschwulst grössere communicirende Hohlräume, die einer selbstständigen Wand entbehrten und die er für Lymphräume ansah, 4) Coccius, Ueber die Ernährungsweise der Hornhaut etc, Leipzig, 1852. 2). Eckard, De gland. Iymph. struct. Diss. inaug. Berlin, 1858. 3) Heidenhain in Reichert u. Dubois Archiv. 4859. p. 460 u. f. 4) Führer, Ueber einige Auswege des Blutumlaufes. Rose u. Wunderlich's Archiv. XV. p. 445u. f 5). Weiss, 1. c. 557 u. f. | 6) Beiträge zur Histologie der Cornea. Vorrede, VIi und p. 66 u. f., ferner: Diese Zeitschrift., Bd. X. p. 338 u. f. . 249 eine Deutung, in der ich sehr wohl mit meinem verehrten Lehrer über- einstimmen kann; in 'der Umgebung dieser Hohlräume zeigten sich die Bindegewebskörper gewuchert und an einzelnen Stellen stiessen sie un- mittelbar an jene an, oder öffneten sich geradezu in sie. Daraus ist nun, wie ich glaube, ein normaler Zusammenhang der Bindegewebskörper mit Lymphgefässen so wenig zu erschliessen , als etwa beim Oeffnen jener Körper an einer geschwürigen Fläche der Haut oder einer Schleimhaut ein normales Oeffnen derselben an diesen Flächen erschlossen werden darf. Bei der Luxuriation der Bindegewebskörper wird ja die Intercellu- larsubstanz consumirt und es können sich somit Hohlräume in einander öffnen, die normaler Weise nichts mit einander zu thun haben. — Es konnten weiterhin für den Zusammenhang von Lymphgefässen und Bindegewebszellen angeführt werden die bekannten Beobachtungen. Heidenhain’s') am Darm, sowie diejenigen Köllikers am Schwanz der Proschlarven”). Erstere werden aus dem einfachen Grunde bei. Ent- scheidung unserer Frage ausser Spiel gelassen werden müssen, weil Heidenhain den Zusammenhang der Bindegewebszellen der Zotten mit dem centralen Chylusraum nicht gesehen, sondern bloss erschlossen hat°). Die Grundlagen seines Schlusses aber stehen auf nichts weniger denn auf festen Füssen, denn wenn man die Beschreibungen und Abhildungen der feithaltigen Räume, die er für Bindegewebszellen hielt, vergleicht mit den Ergebnissen , die meine Untersuchungen des Zottenstroma’s er- geben, so wird man versucht anzunehfien, es seien jene Räume nicht wirkliche Zellhöhlen, sondern bloss die Interstitien des Zotienreticulums gewesen. Es ist dies eine Möglichkeit, die bei zukünftigen Unter- suchungen über den Gegenstand bestimmter wird in’s Auge gefasst wer- den müssen. | Was nun die Lymphgefässe im Schwanz der Froschlarven betrifft, so mag, wenn man bloss die unter dem Eindruck der Schwann’schen Zelltheorie entstandenen Beschreibungen und Abbildungen Kölliker’s be- rücksiehtigt, die Bildung derselben aus Bindegewebszellen 'sehr einfach erscheinen, allein macht man sich an die Beobachtung selbst, so erfährt man, dass die Sache complicirterer Natur ist. Die Lymphgefässe des Froschlarvenschwanzes sind allerdings leicht zusehen, und sie gewähren, wie überhaupt das ganze Object, ein äusserst elegantes mikroskopisches Bild. Betrachtet man nun aber die Kerne, die da und dort in der Wand jener Gefässe liegen, so überzeugt man sich, dass sie alle von einem mehr oder minder ausgeprägten. Zellkörper umgeben sind, der oft gegen das Gefässlumen (wirklich oder scheinbar) vorragt und dabei meist mit meh- ‚ reren kurzen zackigen Ausläufern in das nıngebende Gewebe sich ver- längert. In der Richtung des Gefässes selbst laufen gleichfalls unzweifel- 4) Moleschott, Zeitschrift. Bd. IV. p. 251 u. f. 2) Annales des Sciences naturelles. 3. Serie. 1846. VI. p. 87 u. f. 8) I»€. p. 977. {>} 50 hafte Ausläufer jener Zellkörper und scheinen zur Verbindung mit den nächsten Nachbarn zu dienen (vergl. Taf. XXIV. Fig. 6.). ‘Man sieht nun aber ferner, dass die zackigen Fortsätze die von den Lymphgefässstämm- chen an kernlosen Stellen abgehen, nicht einfache Ausbuchtungen des Gefässraumes sind, wie man aus Kölliker’s Zeichnungen vermuthen sollte, sondern es sind solide Auswüchse der das Gefäss begrenzenden Sub- stanz; sie haben mit den zackigen Ausläufern der den Gefässraum 'be- kleidenden Zellen solche Uebereinstimmung, dass es sehr nahe liegt sie für identische Bildung zu halten, zumal, da sie wie jene in ihrem Innern oft kleine dunkel contourirte Körnchen enthalten. Da nun dem Gesagten zu Folge die Lymphgefässe im Froschlarvenschwanz beiderseits von un- zweifelhaften mit zackigen Ausläufern versehenen Zellen eingesäumt sind, die wahrscheinlich unter einander zusammenhängen und vielleicht mit ihren Ausläufern einzig das Bild gewähren, das man als das einer Mem- bran gedeutet hat, so scheint mir soviel klar, dass man weit entfernt die Lympheanäle als verschmolzene Zellhöhlen deuten zu dürfen, sie viel- mehr als Paracellulargänge ansehn muss. Auch das Verhalten der En- den der Lymphcanäle spricht durchaus nicht für die Bedeutung derselben als Intracellularräume, denn soweit man ihr Lumen wahrnimmt, ist es seitlich von Zellen oder von deren Verlängerung begrenzt. Wird dasLu- men schmäler, so kann es allerdings zuweilen unter eine Zelle sich ver- stecken, so dass dann der Anschein entsteht, als ob die Zelle die eigent- liche Fortsetzung des GefässrauMes bilde. Das Aufhören der Canäle er- folgte an den von mir untersuchten Larven einfach mit stumpfem oder spitz zulaufendem Ende. — Die Ausläufer die von den Gefässzellen aus ins umgebende Gewebe gehen, sah ich nie mit sternförmigen Bindege- webskörpern zusammenhängen. Soll ich kurz meine Ueberzeugung hinsichtlich des Verhältnisses mit- theilen, in dem die Bindegewebszellen zu den Lymphgefässen stehen, so ist sie folgende: obgleich ich bis jetzt den terminalen Zusammenhang von Bindegewebskörpern und Lymphgefässen nirgends beobachtet habe, so will ich bei der verhältnissmässig beschränkten Zahl meiner Beob- achtungen die Möglichkeit eines solchen nicht absolut in Abrede stellen ; dagegen behaupte ich, dass ein solcher Zusammenhang jedenfalls nicht allgemein ist, somit von einem Ursprung der Lymphgefässe aus Bindege- webskörpern als allgemeinem Gesetz nicht geredet werden kann , und dass wo jener Zusammenhang’ vorkommen mag, er physiologisch von durchaus untergeordneter Bedeutung ist und auf die Bildung der Lymphe keinen Rückschluss erlaubt. | | Man möge nach der eben geführten Polemik nicht glauben, dass ich, der ich die ersten Jahre meines wissenschaftlichen Strebens den Binde- gewebskörperchen fast ausschliesslich gewidmet habe, nun plötzlich ihre physiologische Bedeutung unterschätze und somit treulos einer alten Liebe den Rücken kehre. Ich bin von der physiologischen Dignität der Binde- = 251 gewebszellen, sowie von der der Zellen überhaupt, noch so überzeugt, wie je; allein ich glaube, dass das Ansehn derseihben nur gewinnen kann, wenn man ihnen Verrichtungen abnimmt, zu denen die weit einfacher gebauten Intercelluiarsubstanzen völlig ausreichen und vermöge ihres ausgesprochenen Quellungsvermögens weit geeigneter sich erweisen. An- statt die Bindegewebskörper als Leiter eines indifferenten Bluttranssudates anzusehen, wird man also, wie ich glaube, richtiger gehen, wenn man ihnen bloss das allen Zellen zukommende Vermögen zuschreibt, aus der indifferenten umspülenden Flüssigkeit gewisse Stoffe aufzunehmen, sie in dieser oder jener Weise umzusetzen und durch Abgabe der Umsetzungs- producte wieder auf die Constitution der Grwindsnhs#ahz liche zuwirken. Nach meiner Auffassung würde die Grundsubstanz der binde- gewebigen Theile das Reservoir sein, das die beständig sich erneuernde Ernährungsflüssigkeit enthält und aus dem erst die Zellen und Zellen- derivate, seien es Bindegewebskörperchen oder Nerven und Muskeln, ihre Nahrung ziehen, um sie in einer ihrer selbstständigen Organisation ent- sprechenden Weise zu verwenden. Es besorgt also, wenn ich mich so ausdrücken soll, die Intercellularsubstanz des Bindegewebes den Zwi- schenhandel zwischen Blutgefässinhalt und Zellen, und derselbe che- mische und functionelle Gegensatz , der innerhalb der Gefässröhren zwi- schen Plasma und Körperchen besteht, kehrt auch ausserhalb derselben überall in ähnlicher Weise wieder en dem die Intercellularsubstanz durchtränkenden Plasma und den Zellen. Hinsichtlich der Bedeutung, die die Lymphgefässwurzeln unter patbo- logischen Verhältnissen erlangen, muss ich mich hier auf einige allge- meine Andeutungen beschränken, da eine einlässlichere Betrachtung nur an der Hand der Beobachtung geschehen darf. Da möchte ich zunächst darauf aufmerksam machen, dass die Möglichkeit einer Aufnahme von Eiter- oder Krebszellen in die Lymphe von vornherein nicht mehr geläug- net werden kann. Bei dem Verhältniss, in dem die Lymphgefässwurzeln bindegewebiger Theile zuihrer nächsten Umgebung stehn, wird es wahr- scheinlich, dass die Abkömmlinge wuchernder Bindegewebszellen sehr leicht in dieLymphwurzelröhren hinein sich entleeren und von da weiter fortgeführt werden können. Allerdings ist dann weiterhin denkbar, dass in einem entzündeten oder sonstwie pathologisch entarteten Gewebe schon sehr früh die Lymphgefässwurzeln zuquellen, oder anderweitig obstruirt werden, wobei dann der Weiterleitung der Krankheitsproducte durch die Lymphgefässe von selbst ein Ziel gesetzt wird. Nach neue- ren Mittheilungen von Billroth') findet eine Resorpiion zersetzter Sub- stanzen auf ausgedehnten Qwetschungswunden immer nur innerhalb der ersten drei Tage statt; durch einmal gebildetes Granulationsgewebe hin- durch erfolgt keine Aufsaugung. 1) Billroih, Beobachtungen über das Wundfieher. Berlin, 1862. 252 In einem bindegewebigen Theil, der von Lymphwurzeln durchzogen ist, wird nun aber auch leicht aceidentelle Lymphdrüsenbildung statifin- den können; es ist dazu nur erforderlich: reichlichere Vascularisation des Gewebes, Rarefaction der vorhändenen faserigen Bestandtheile und reichlichere Bildung farbloser Zellen durch Wucherung der Bindegewebs- körper. Bekanntlich sind solche accidentelle aus Bindegewebswucherung hervorgegangene Bildungen Iymphdrüsenartiger Organe bei der Leukämie von Virchow, Friedreich u. A. in sehr verschiedenartigen Theilen des Kör- pers zugleich beobachtet worden. Ob auch bei Scrophulose, Tubereulose, Lupus und manchen anderen Krankheiten von accidenteller Bildung adenoiden Gewebes geredet werden darf, das wird durch fernere Un- tersuchungen festzustellen sein, wie denn überhaupt der Pathologie in der systematischen Untersuchung des Lymphsystems und seiner Wurzeln noch ein weites und gewiss äusserst fruchtbares Gebiet oflen steht. — N a CR bras, Da ich auf dem Punkte war, meinen in’s Reine geschriebenen und nur noch der allgemeinen Durchsicht bedürftigen Aufsatz zum Druck ab- zusenden, erhielt ich die Schrift von v. Recklingshausen »Die Lymphge- fässe und ihre Beziehung zum Bindegewebe« die durch die neuen in ihr enthaltenen Beobachtungen und Anschauungsweisen mein Interesse in hohem Grade in Anspruch nahm. Ein Urtheil über die Ergebnisse dieser Schrift hier zu geben, steht mir nicht zu, denn neue Methoden verlangen neue Prüfung; zudem pflegt ein Autor, der soeben einen Gegenstand durcharbeitet und seine Gedanken darüber zu Papier gebracht hat, nicht eben der unbefangenste und somit auch nicht der coımpetenteste Richter über die Leistungen eines Andern auf demselben Gebiete zu sein. Im- merhin sei es mir vergönnt in Kürze die Hauptergebnisse v. Recklings- hausen’s hervorzuheben und mit meinen eigenen zu vergleichen. 1) v. Recklingshausen giebt an, dass alle Lymphgefässwurzeln, sowie alle Drüsen- und Schleimhautsinus ein Epithel besitzen. Die Kerne dieses Epithels habe ich, wie man aus meinen Beschreibungen sieht, in den Lympbheanälen einiger Schleimhäute auch beobachtet; auf das Vorkom- men ähnlicher Kerne in den Sinus der Lymphdrüsen hatte mich schon vor einem Jahr Herr Dr. F. Schmidt aufmerksam gemacht, dessen Beob- achtungen leider noch immer nicht veröffentlicht sind. Von einem all- gemeinen Vorkommen jener Kerne in den Wurzeln des Lympbgefäss- systems vermag ich mich aber an meinen, theilweise sehr klaren Präpa- raten auch jetzt bei genauester Durchsicht mittelst einer Immersionslinse nicht zu überzeugen. Obwohl nun die Receklingshausen’schen Beschrei- bungen und Zeichnungen des Lymphgefässepithels Manches zu wünschen ührig lassen, so wage ich doch nicht, seine so bestimmt lautenden An- gaben auf Grund meiner negativen Beobachtungen völlig in Abrede zu 259 stellen und überlasse es daher weiteren Untersuchungen, über das allge- meine Vorkommen des Epithels endgültig zu Erkonelde. — Sollte da Epithel ein allen Lymphgefässräumen zukommendes Attribut sein, so fragt sich’s allerdings, ob hierdurch die physiologischen Folgerungen ihre Kraft verlieren, dieich oben aus der Wandungslosigkeit der Lymphwurzeln gezogen hatte. Ich glaube kaum, dass dies zu befürchten steht, denn wenn die, jedenfalls nur äusserst dünne Epithellage allgemein ar kosini, so kann sie nicht anders als mit der hindegewebigen Umgrenzung der Canäle sehr innig verbunden sein; sonst müsste man doch bei zahlreichen Untersuchungen etwa einmal Gelegenheit haben , kleinere oder grössere Fetzen jenes Epithels isolirt zu sehen, oder man müsste solche auf den . Cylindern von Injectionsmasse wahrnehmen, die man so oft bei der ' Schnittführung aus ihren Ganälen frei zu machen pflegt. Derartige Bilder . sind mir aber nie vorgekommen. Einen direetern Einfluss der fraglichen - Epithelzellen auf die Lymphbildung, der dem Einfluss der Drüsenzellen auf die Secreibildung vergleichbar wäre, ist man auch kaum versuchi zu statuiren, denn die Lebenseigenschaftien von Zellen, die so verkümmert ‚sind, dass es kaum möglich ist sie zu sehen, wird man jedenfalls nicht "hoch anschlagen können, und so glaube ich nicht, dass das Vorhanden- sein eines Epithels in den Lymphwurzelröhren , auch wenn es unwider- iegbar festgestellt wird, der Annahme vom unmittelbaren Hineinfiltriren der Gewebsflüssigkeit in jene Röhren ein Hinderniss in den Weg zu legen im Stande ist. 2) Beinahe noch wichtiger als die Behauptung v. Recklingshausen’s vom allgemeinen kom eines Epithels in den Lympheanälen ist die zweite vom Zusammenhang der letztern mit den von ihm sogenannten Saftröhrchen. Als solche Saftröhrchen sieht er keineswegs etwa die Theile an, die nach Virchow als Bindegewebskörper bezeichnet wurden und die in den letzten zehn Jahren so vielBewegung in die Histologie ge- "bracht haben, sondern er versteht darunter ein System feiner wandungs- ‘loser Ganäle, das alle bindegewebigen Theile durchziehen soll und in das erst die eigentlichen Bindegewebszellen, die nach ihm oft ausläuferlos "sind, eingelagert sich finden. Es kommt insofern v. R., wenn auch in anderer Weise als ich, gleichfalls zu dem Resultate, dass die letzten Enden der Lymphgefässe wandungslose Canäle im Bindegewebe seien. Ob ein feines Canalsystem von der Bedeutung und Ausbreitung der Recklmgs- I hausen’schen Saftröhren wirklich vorkomme, darüber hoffe ich im Laufe des Jahres durch eigene Untersuchung mich belehren zu können und ich unterlasse es um so eher, hier meine Gründe für und wider jenes Saft- röhrensystem auseinanderzusetzen, als der Nachweis von seinem Vorhan- densein oder Nichtvorhandensein ohne wesentlich bestimmenden Einfluss. auf die Theorie der Lymphbildung bleiben wird. Basel, den 22. Mai 1862. Fig. Fig: Fig. Fig, 254 Erklärung. der Abbildungen auf Tafel XXIV. . Lymphcanal aus der Scrotalbaut eines erwachsenen Mannes. Die im Canal sichtbaren Körnerhaufen stellen den Farbstoff dar, der absichtlich nur in ge- ringer Menge dem Leime beigemengt war. Im Cutisgewebe sieht man Netze von elastischen Faserbündeln und links ein kleines Nervenstämmchen. . Lympbcanal, der Länge nach gespalten, aus der Schleimhaut der Samenbläs- chen des Menschen. Die erhärtete Injectionsmasse ist aus dem Canal heraus- gefallen und es sind bloss noch an den Wandungen Haufen von Farbstoffkörn- chen zurückgeblieben. Eine kleine Arterie und ein Capillargefäss zeigen den Gegensatz zwischen der Begrenzung der Blutgefässe und der Lympbwurzeln. „ Lympheanäle von der Lungenoberfläche eines circa 6 monatlichen Fötus. Der Canal links ist der Länge nach blossgelegt, der rechts quer durchschnit- ten. Der Leim hat sich zusammengezogen und füllt das Lumen der Canäle nicht mehr vollständig aus; zwischen dem Leimcylinder und der Grenzwand der Canäle liegen kleine Anhäufungen von Farbstoffkörnern. | . Ein Lymphcanal von der Oberfläche des Herzens vom Schaf, der einen Zweig zwischen die Muskelschichten abgiebt. . Lymphcanäle aus den oberflächlichen Schichten der Herzmuskulatur. . Lymphgefässe aus dem Schwanz der Froschlarven. a Stärkeres Stämmchen ; b zwei Endzweige. “ Einige Bemerkungen über die auffallende Achnlichkeit der in Plauen im Frühling 1862 vorgekommenen Trichinenkrankheit mit den fünf in Magdeburg in den Jahren 1858 — 62 von Dr. Sendler beobachteten, unter dem Namen „acutes Dedem des subcutanen Zeilgewebes und der Muskeln“ beschriebenen Epidemien. Von Dr. Knoch aus St. Petersburg. Der Aufsatz des Dr. Sendler, den wir in dem Journal ‚‚Deutsche Klinik‘ vom 5. Juli gedruckt finden, ist nicht weniger für die Zoologie namentlich für die Lehre von den Helmintben von hoher Bedeutung, als er für die Medicin von grossem Interesse ist. — Verfasser theilt uns die epidemisch auftretende Krankheit, die in den.letzten 5 Sommern in Magdeburg mit immer gefährlicherem Charakter geherrscht haben soll, als eine neue, bisher noch nicht beobachtete, und nirgends beschriebene Krankheit unter der oben angegebenen Bezeichnung mit, als eine Krank- heit, an der in jener Stadt bereits schon 300 Einwohner mehr oder weniger stark gelitten haben, und ein Patient selbst gestorben sein soll. Ja ın einer Vorstadt Magdeburg's soll ein Arzt allein sogar 60 Patienten im letzten Sommer? an jenem epidemisch auftretenden sogenannien acuten Oedem des Zellgewebes und der Muskeln zu behandeln und zu beobach- ten Gelegenheit gehabt haben — ein Beweis wie höchst wichtig dieser Gegenstand, und wie sehr er einer nähern Besprechung werth ist! — Autor führt als Resultat seiner bisherigen Beobachtungen unter An- derem an, dass die Ursache dieser Krankheit stets eine Erkältung sei, dass dieses epidemisch auftretende Leiden demnach in die Kategorie der Erkältungskrankheiten gehöre. — Durch diese Annahme geräth Autor bei näherer Erwägung einzelner, sehr wesentlicher Momente dieser Krankheit in nicht geringe Verlegenheit ; es drängen sich ihm dabei höchst auffallende Erscheinungen auf, die er durch seine Theorie der Erkältung zu erklären nicht im Stande ist. Wir wollen hier nur an die von ihm als sehr auffallend bezeichneie, von ihm zugleich sehr richtig beobachtete Thatsache erinnern: dass die Krankheit, wiewol seiner Ansicht nach 256 durch Erkältung entstebend, sich dennoch meist nur auf kleine Kreise beschränke, und nur in diesen sich weiter verbreite. Zugleich musste dem Dr. Sendler bei seiner Theorie ein Factum sehr auffallend, ja selbst ganz unerklärlich erscheinen, nämlich : warum die Krankbeit sich nur in bestimmten Häusern ‚‚einniste‘‘, um mich seines Ausdruckes zu bedie- nen, und dass häufig mehrere Familienglieder erkranken ! Ebenso musste es dem Beobachter jener Krankheit bei seiner Erklärungsweise eine nicht zu lösende Frage bleiben: warum. das Leiden, wenn in der That durch Erkältung entstehend, in Magdeburg bisher stets als kleine Epidemie aufgetreten ist? — eine Benennung, die wol mit grösserem Rechte oder passender mit dem einer Endemie zu vertauschen sein dürfte. — Alle diese Probleme und Widersprüche, auf die Dr. Sendler bei seiner Hypothese stösst!), lassen sich sehr einfach und naturgemäss durch die Annahme lösen: dass eine Einwanderung der Trichinen die einzige Ursache und zugleich das wesentlichste Moment jener in Magde- ‚burg jedes Jahr endemisch auftretenden Krankheit sei! — Wir glauben die besten Belege zur Bestätigung und nähern Bekräftigung dieser An- nahme dadurch zu liefern, dass wir zunächst die Krankheitsgeschichte eines Falles der von uns in Plauen beobachteten Trichinen-Krankbheit schildern, und ihr alsdann zum Vergleiche zwei der von Dr. Sendler gelie- ferten Krankheitsgeschichten jener Epidemien in Magdehurg folgen lassen. Von den während der Trichinen-Krankheit in Plauen von uns be- obachteten Patienten wählen wir absichtlich einen der weniger schwer verlaufenen?) Fälle, da gerade an diesem der Dr. Königsdörfler den ex- perimentellen Beweis von der Gegenwart der Trichinen geliefert hat. Er betrifft eine Dienstperson, Schneider, 48 Jahr alt. Sie befiel nach vorhergegangener Äbgeschlagenheit in den Gliedern am 47. März dieses Jahres über Nacht plötzlich zunächst eine ödematöse Anschwellung des Gesichts, so dass sie von den Bekannten kaum wiedererkannt wurde. Darauf stellte sich Oedem erst der obern, und später an’ den unteren Extremitäten ein, deren sehr gespannte Muskulatur so @mpfindlich war, dass Patientin’ weder gut liegen, noch viel weniger den Druck der Schmerzen wegen ertragen konnte. Besonders schmerzhaft waren bei jeder Berührung auch die Muskeln in der Schläfengegend (museuli tem- porales) , ebenso die Augenmuskeln bei der Bewegung des Augapfeis. Das Auge konnte das helle Lieht nicht gut vertragen. In derselben Weise 4) Eben wegen Verkennung des eigentlichen Wesens, und des ursächlichen Mo- ments der Krankheit. 2) Dem ich zwei andere, in vielfacher Beziehung noch interessantere ähnliche Fälle beifügen könnte, in denen zugleich auch der Nachweis der Trichinenkrank- heit geliefert worden ist, Leider muss ich mich diesmal auf jenen Fall beschränken, und gebe ihn hier bis auf die Behandlung fast ebenso wieder, wie ihn der verdienst- volle Dr. Königsdörffer beschrieben, dem ich mich verpflichtet fühle, bier ganz be- sonders, gleichwie dem geschätzten Dr. Böhler für ihre freundlichen Mittheilungen ‚neinen besten Dank auszusprechen. Se 257 & waren die andern Gesichtsmuskeln, namentlich die heim Kauen thätigen Masseteren und die Zungenmuskeln, schmerzhaft afficirt, so dass da- durch das Aufmachen des Mundes, und vorzüglich das Ausstrecken der Zunge sehr erschwert war. Der Kopf selbst ist weniger ergriffen, öder eingenommen, dessen Temperatur aber, gleichwie die des ganzen Körpers bei gleichzeitig vermehrtem Durst, bedeutend erhöht‘), ohne dass die Zunge, wie es sonst, besonders bei den schwerer befallenen Patienten der Art meist beobachtet wird, eine Neigung zum Trockenwerden, und zur stärkeren Röthe als im normalen Zustande zeigte. Das Fieber ist sehr stark ausgesprochen, wobei der Puls bis auf 446 Schläge in der Minute steigt, der in den schweren Fällen selbst die Höhe von i25 und mehr Schlägen erreichen kann. ÖOefterer, jedoch vergeblicher Drang, zur Ent- leerung von Urin, dessen Secretion vermindert erscheint. Dasselbe gilt vom Stuhl. Der Harn ist trübe, und ohne alle Spur von Eiweiss. Ausserdem leidet Patientin noch an Brustbeklemmung und schon seit einiger Zeit an deutlich ausgesprochener Bleichsucht (Chlorose), wobei die Menses bereits seit 3 Monaten ausgeblieben sind. Am 28. März trat das Oedem an den Extremitäten noch stärker hervor, se dass die im Anfange der Krankheit gestellte Diagnose auf Hautwassersucht (Anasarca) desto gerechtlertigier erschien, bis endlich der experimentelle Beweis von der Trichinenkrankheit bei dieser Patientin vermitlelst des Mikro- skopes geführt wurde. In Betreff der Brustaffecetion und des Darmes bestand auch jetzt derselbe Zustand, wie früher fort. Am 2. April. hatte das Oedem im Gesicht, und an den Extremitäten etwas nachgelassen, wodurch Patientin sich überhaupt etwas erleichtert fühlt ; dabei ist jede Bewegung noch sehr behindert, und selbst, als am 6. April das Oedem bis auf das der Füsse schon bedeutend geschwunden war, konnte vom Gehen keines- wegs die Rede sein. Beim Druck auf die willkürlichen Muskeln empfand Patientin auch jetzt immer noch grossen Schmerz. Der bisher stets be- schleunigste Puls wurde jetzt weniger frequent; er stieg jedoch, wie es . bei allen Trichinen-Patienten der Fall ist, nur sehr allmählich zur Norm herab, und der bisher stets trübe aussehende Harn nimmt jetzt eine mehr normale Beschaffenheit und Farbe an. Am 12. April zeigte sich das Gesieht der Patientin nur noch etwas geschwollen, während sie sich auch beim Gehen jeizt weniger behindert fühlte, und ihre früheren Brustbeschwerden auch mehr zurücktraten. Die Nierensecretion und der Stuhl?) waren auch jetzt noch, wie bisher vermindert und mehr ver- 4) Diese Temperaturerhöhung, und die zugleich zu erwähnende gesteigerte Herz- thätigkeit, die beide, als bei dieser Krankheit sehr charakteristisch, fast bis zu Ende ‚derselben noch nachzuweisen sind, kann man bei den stärker ergriffenen Patienten als constant auftretende Symptome ansehen. | 2) Bei den andern zwei sehr schwer erkrankten Patienlinnen wechselte dieStuhl- verhaltung mit der Diarrhoe, die bis gegen Ende der Krankheit sehr hartnäckig ver- lief und sebr erschöpfend auf den Kräftezustand einwirkte, so dass sie sogar den Tod in einem Falle mit zur Folge hatte. | 258 halten, was sich jedoch auch seit dem 20. April gab, wo Patientin den ersten Gehversuch anstellen wollte, sich aber noch nieht aufrichten konnte. Seit dem 21. April war die Körpertemperatur eine mehr normale, ebenso die Respiration; Patientin zeigte sich heiterer, und in ihrem Ge- sichte trat wieder mehr Frische und Farbe auf. Seit jenem Tage besserte sich der Zustand der Patientin allmählich immer mehr, jedoch selbst bei stärkendem Regime nur sehr langsam, so dass sie, sich immer noch schwach fühlend, am 4. Mai zur vollständigen Herstellung ihrer Kräfte auf's Land zur weiteren Pflege ihren Verwandten übergeben wurde. Am 15. Mai, alse 44 Tage später, traf ich mit dem Dr. Böhler die Patientin im Freien, und beim Nähen beschäftigt. Sie hatte sich auf dem Lande bereits etwas erholt und an Kräften ein wenig zugenommen. Nichts desto weniger klagte sie noch über Mattigkeit, und dass sie leicht ermüde, was sie namentlich beim Gehen fühle. Die Wadenmuskeln liessen sich immer noch hart, gespannt, gleichsam wie angeschwollen anfühlen, und die Füsse waren noch ödematös angeschwollen. Am # 16. Mai konnte Patientin bereits einen Weg von einer halben Stunde # zurücklegen, wobei sie sich jedoch noch anstrengen musste, und fast ' ebenso sehr, wie beim ersten Spaziergange am 10. Mai noch ermüdete. Bei dieser Gelegenheit sah ich Patientin, deren untere Fläche der Zunge ich genau auf die möglicherweise eingekapselten Trichinen') untersuchte, zum letzten Male. Sie war zu jeder körperlichen, sowie angestrengien Arbeit noch ganz unfähig, Lassen wir diesem Falle einer constatirten Trichinen-Krankheit jelzt zwei andere, sehr analoge Krankheitsgeschichten folgen, wie sie von dem ° Dr. Sendler als sogenanntes acutes Oedem des Zellgewebes und der 2 Muskeln mit vier andern Fällen in seinem bereits erwähnten Aufsatze geschildert sind. Er liefert sie]. e. wie folgt®): | Frau B. 33 Jahre alt, Arbeiterin, klagt seit dem 27. Juli (nicht ge- sagt von welchem Jahre) über grosse, allgemeine Abgeschlagenheit, über ' Kopfschmerz, und ein Gefühl von Spannung im ganzen Körper, nament- ! lich in den Extremitäten. Frost und Hitze gesellt sich hinzu; der Appetit verliert sich und ein Anschwellen des ganzen Gesichts wird bemerkt. ! Patientin leidet zugleich an Harlleibigkeit. Die Haut lässt sich trocken anfühlen, ohne Neigung zur Transpiration zu zeigen, die jedoch beim ® Gebrauch eines schweisstreibenden Mittels leicht eintrat. Am 23. Juli © zeigten sich die Vorderarme in ihrer Totalität bedeutend angeschwollen, straff, und deren Muskelbäuche liessen sich strangartig und hart anfühlen. 'Letziere, besonders die Flexoren sind beim Druck sehr schmerzhaft. An 30. stellien sich die Menses ein, wonach Patientin bedeutende Erleich- 1) Das mehr negative Resultat dieser Untersuchungen der Zunge bei trichinigen ' Patienlen beabsichtige ich bei einer andern Gelegenheit mitzutheilen. 2) Von der Behandlung, die der Autor gleichzeilig liefert, sei es uns erlaubt hier zu abstrahiren. 259 - terung aller Erscheinungen empfunden haben soll. Den 3. August bestand die bereits früher schon eingetretene Appetitlosigkeit fort, ebenso die Obstruction, während das bisher vorhandene Fieber wieder .nachliess. Den 4. August zeigten sich auch die Unterschenkel angeschwollen ; sie schmerzten sehr, waren dabei jedoch kühl, bei sonst ganz feuchter Haut. Das Fieber nahm am’5. August noch mehr zu, indem der Puls auf 106 Schläge in der Minute stieg, wobei zugleich Brechneigung, foetider Ge- ruch aus dem Munde, viel Durst und Kopfschmerz in der Stirngegend vorhanden war. Gleichzeitig waren die Bewegungen der Augen schmerz- haft. Die Anschwellungen der Extremitäten, und der Schmerz in den- selben bestehen fort. Den 40. August sind das Fieber und die Schmerzen fast ganz verschwunden, nur bleiben noch bedeutende, hart und prall anzufassende Oedeme der Füsse und Unterschenkel zurück. Der früher dunkle, sparsame Urin, der auch in diesem, gleich wie in den andern Fällen kein Biweiss zeigte, wird jetzt jumentös und allmählich reichlicher. Den 15. August ist immer noch grosse Mattigkeit vorhanden, wiewol der Appetit sich allmählich wieder einstellt. Zugleich sind die Oddtense der obern Körpertheile bereits geschwunden;; in den Füssen jedoch bleiben sie noch, gleichwie in den Unterschenkeln zurück, wo sie erst später und allmählich schwinden. Die Kranke bleibt als Reconvalescentin noch Wochen lang schwäch und arbeitsunfähig, erholt sich später, wenn auch allmählich, so doeh vollständig bei fortgesetizter Schonung und kräftiger Diät. 2. Fall. Frau A. Es stellte sich bei ihr, nachdem sie schon einige Zeit vorher über Mattigkeit und gesiörte Verdakund geklagt, endlich am 3, August 1860 Kopfschmerz in der Stirngegend ein, ferner ein Drücken in den Augen und endlich eine ödematöse Kan lan im ganzen Gesicht, an den Armen und Beinen. Dabei beobachtete man bedeutende allgemeine Hinfälligkeit, Steifheil in den Gliedern, Brechneigung und eine eiwas. röthliche, trockene Zunge. Die Haut ist heiss, trocken, der Puls voll 96; der Urin ist dunkel und sparsam. Dabei ist Stuhlverstopfung vorhanden. Den 5. August trat starker Schweiss nach einem Diaphoreticum ein, der Puls und die Anschwellungen blieben dabei unverändert. Alle Muskeln der Extremitäten sind hari, strangartig angeschwollen durchzufühlen, und bein Druck sehr schmerzhaft. Am 7. August waren die Anschwellungen an den Armen geringer, nicht jedoch das Schmerzgefühl. Klage über Durst und grosse Trockenheit im Munde. Am 10. Aug. waren die Oedeme ‚und die Muskelinfiltrationen dieselben, sowie die Schmerzen, die nament- lich beim Druck auf die epigastrische Gegend heftig sind. Das Fieber Gauert am 12. August, so wie alle anderen Erscheinungen fort. Der Urin wird jumentös, bleibt aber noch sparsam und reagiri sauer; er ist obne Eiweiss. Den: 415. August lassen die Oedeme etwas nach, sowie die Schmerzen und das Fieber. Die Verdauung wird etwas geregelter; der 260 noch mehrere Tage sedimentirende, lehmige und sparsame Urin wird | reichlicher, heller ; das Fieber Ebel sich und so tritt Patientin allmählich in das Stadium der Reconvalescenz. Sie bleibt jedoch noch längere Zeit hinfällig und erlangt erst nach mehreren Wochen ihre frühere Munterkeit und Kraft wieder. Beim Vergleich der zwei letzien Krankheitsgeschichten, die Dr. Sendier , zur Charakterisirung der von ihm beobachteten Magdeburger Epide- mien bietet, überzeugen wir uns deutlich, wie auffallend ähnlich sie einander‘) im Wesentlichen sind, was zugleich auch von den vier andern von ihm beschriebenen Krankheitsfällen jener Epidemien gilt, so dass wir glauben uns auf jene zwei Fälle beschränken zu können. In dieser grossen Analogie der einzelnen Fälle unter einander liegt abermals ein neuer Beweis, der mehr gegen, als für Sendler’'s Annahme einer Er- kältung als ursächliches Moment dieser Krankheit spricht. Denn kaum dürfte eine Erkältung so constant bei allen Patienten stets nur ein und dasselbe Krankheitsbild, immer ein Leiden nur ganz bestimmter Organsysteme hervorrufen ı Gehen wir jetzt zur vergleichenden Betrachtung beider Epidemien, sowol in Magdeburg, als auch in Plauen über, die um dieselbe Zeit?) statt- gefunden, so gewinnen wir aus den Krankheitsgeschichten derselben folgendes, beiden gemeinsame, ganz charakteristische Krankheitsbild, dessen wesentliche Symptome in Kürze sind: Vor Allem das Oedem des Gesichts, das bald auf die obern, alsdann auf die untern Extremitäten, ja selbst auf den Rumpf übergeht ; grosses, fast unerträgliches Schmerz- gefühl in den willkürlichen Muskeln des ganzen Körpers, die gespannt und hart anzufühlen sind. Der Schmerz steigert sich in den gespannten Muskeln besonders beim Druck auf dieselben, bei jeder Bewegung des Körpers, ja selbst durch's Liegen. Besonders schmerzhaft sind ausser den Extremitäten-Muskeln noch die Augen-, Gesichts-, Zungen-, Nacken- und Halsmuskeln. Begleitet werden diese Erscheinungen von starkem Fieber, hoher Temperatur und oft beschleunigtem Pulse fast während des ganzen Verlauf’s der Krankheit. Brustbeschwerden und Appetit gering, Zunge meist geröthet, der Stuhl verhalten; die Ausscheidung des Urins vermindert, der trübe und frei von Eiweiss ist. In dem Stadium der Re- convalescenz bleibt eine auffallend lange Zeit grosse Mattligkeit und be- deutender Schwächezustand in allen Gliedern zurück, so dass die Patien- ten, wenn auch bereits genesen, dennoch längere Zeit ganz unfähig zu jeder körperlichen, ernsteren Beschäftigung sind, geschweige denn zu einem angestrengteren Dienste. Wir erhalten demnach aus den Krankheitsgeschichten der Triebi- 4) Natürlich können zufällige, oder durch die Individualität mehr oder weniger modificirte Erscheinungen hier weniger in Betracht kommen. k 2) D. i. im Anfange dieses $So.nmers, und in Magdeburg zugleich in den Soemmern der vorhergehenden Jahre. 261 niasis (Trichinenkrankbeit) in Plauen und denen der Magdeburger Epide- mien — betreffend das sogenannte acute Oedem des. Zellgewebes, und der Muskeln Dr. Sendler's-— im Wesentlichen, oder dem Grundcharakter nach, ‚‚ein und dasselbe Krankheitsbild‘‘, wobei natürlich von den un- wesentlichen Einzelnheiten und den individuellen Erscheinungen eines jeden Einzelfalles abstrahirt werden muss. — Daraus folgt: dass den bisher in Magdeburg und in Plauen im Jahre 1862 mit endemischem Charakter aufgeiretenen, einander sehr analogen Krankheiten eine und dieselbe Ursache des Entstehens zu Grunde liege; dass beide aus einer ähnlichen Quelle entspringen. Da in den zu Plauen be- obachteien Fällen der experimentelle Beweis einer Trichinen-Krankheit — sowol während des Lebens der Patienten, als auch bei der Section ') ge- liefert worden, — so können wir nicht anders, als unsere Ueberzeugung dahin aussprechen : dass allein Magdeburg in den letzten 5 Jah- ren vorgekommenen Epidemien, die der Dr. Sendler unter dem Namen acutes Oedem des Zellgewebes und der Muskeln beschrieben, nichts anderes als endemisch aufgetretene Trichinen- krankheiten gewesen sind, nur dass sie dem Grade nach schwächer, dafür jedoch jedesmal noch weit zahlreicher als selbst in Plauen?) ge- herrscht haben. | " Mögen experimentelle Beweise zug leich mit dem Mikroskope dar- thun, “ wir uns in dieser, auf die bereits erörterten Thatsachen ge- stützten, so bestimmt ausgesprochenen Annahme geirrt haben. — Zu diesem Nachweise erlaube ich mir hiermit nochmals?) den Dr. Sendler 4) Die der um die Trichinenkrankheit mit Leuckart und Virchow hochverdiente Professor Zenker ansiellte, und der ich beizuwohnen die sehr erwünschte Gelegen- . heit hatte. 2) Wo etwa gegen 30 Patienten an dieser Krankheit befallen waren, während in demselben Sommer in Magdeburg wenigstens 60 Palienten an derselben Epidemie litten. 3) Sogleich nach Kenninissnahme des Aufsatzes vom Dr. Sendler liess ich ein Schreiben an denselben ergehen, das er am 24. Juli, wie folgt, zu beantworten die Güte hatte: Es sei unterdess auch ihm nach Publicalion seines Aufsatzes beim Lesen der Trichinenkrankheit die sehr grosse Aehnlichkeit derselben mit jener von ihm beschriebenen epidemischen Krankheit aufgefallen, er habe jedoch bis jetzt wegen der bisher ungenügenden, allzu kurzen, und bisher nicht wissenschaftlich gehaltenen Darstellung der Trichinenkrankheit noch kein Gewicht darauf legen können. ‚Ganz ' anders verhält es sich jetzt mit der Sache‘‘, heisst es in dem Schreiben des Dr. Send- ler weiter, ‚‚seitdem Sie als Beobachter der Epidemie in Plauen‘‘ ete. — Zugleich theilt mir jener werthe College mit, dass er eine wissenschaftliche Beschreibung der Trichinenkrankheit abwarte, weshalb wir hoffen können, dass dieser Aufsatz desto willkommener, und zeitgemässer sein dürfte. Es sei uns noch erlaubt, aus dem Schreiben des Dr. Sendler, für das wir ihm unsern besten Dank sagen, hier seine Bemerkung zu erwähnen: dass es jetzt in Magdeburg, wo die Patienten von der Epidemie bereits genesen sind, wol schwer gelingen würde: irgend Einen der früher Erkrankten zu bewegen, an sich den experimentellen Beweis einer Trichinenkrank- heit führen zu lassen. — Es dient das Schreiben jenes Beobachters der Magdeburger Epidemien, dem wir zugleich die u Or verdanken, demnach zur Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Ba. 18 262 mit meinen Fachgenossen zum Wohle der leidenden MORECHEBBNE und im Interesse der Wissenschaft einzuladen. weiteren Bestätigung für die Richtigkeit unserer bereits den 8. und 13. Juli mit vollster Ueberzeugung ausgesprochenen Ansicht: von der Identität beider, in Magdeburg und in Plauen aufgetretenen Epidemien, und dass auch die an ersierem Orte wiederholt stattgehable epidemische Krankheit, gleich wie jene in Plauen ihren Ursprung den Trichinen verdankt. Würzburg, den 22. Juli 1862. Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig. Av/Z Tat ertsehr Knnbs..\0ol: IH. bil. P Nah) I nu Sa = Q | Aa ZEN PS OJOOZ JOPEHLIEMESLLN DZ PEAGNEIT EETZIRTD TE DEE EL 2200002 PL G SSH Ta NIN. A DS w d “ Zap. I v @ D NS S N S S hrff j. wis ze nr Zeitschrift [,missenschafll. Zoologie BA,.NU. Taf IN] eieibsniascansihpl Alta, i uf NA, Ti.o AS chitre, Berta IE TER che “ { ;. N % N I ; Y \ t ‚m k or Ro BReN « | x ı u; 2 4 1 nt Y Y { PEN 4 vi a N Zeitschrift Kroissenschuftl. Zoologie Bel NW. em .. 1177 AN TUTT \ N Ba ann SZ er | z Ä Mus a r en VaRSARLIN SALAT) 502 FT Cm) ERTL 2} Rh a OT BE Vo EDEN DM WC NG BG VON VOLLER Bu aa UM E = - 3 ä Ä 3 & i E Ei a Ri - F E F - 3 Ka) I PER IRLTEN Untersuchungen über niedere Seethiere aus Geite. Von Dr. H. Alex. Pagenstecher in Heidelberg. I. Abtheilung. Mit Tafel XXV— XXX. Die nachfolgend verzeichneten Beobachtungen habe ich zunächst während der zweiten, Hälfte des Monats März und in den ersten Tagen des April 1862 in Cetle gemacht. Obwohl dieser bekannte französische Hafen an der Küste des Mittelmeers schon wiederholt von Zoologen ersten Ranges besucht und seine Fauna sowohl an Fischen als auch an niedrigen Seethieren mannichfach wissenschaftlich ausgebeutet worden ist, scheint derselbe doch immer noch ein reiches Material für weitere Untersuchungen zu enthalten. | | Die Ursache des Reichthums und der Mannichfaltigkeit des Lebens im Seewasser von Cette liegt in den örtlichen Verhältnissen. Die Stadt und der Bergrücken, an welchen sie sich anlehnt, sind fastinselartig von Wasser umschlossen, vorn von der See, hinten von den Salzwasser- sümpfen oder Etangs. Die Meeresküste zieht sich nordöstlich als Sacher Sand bis in unabsehbare Ferne hin zu den Bouches du Rhöne, nach Süden dagegen bildet sie am Äbfalle jenes Bergrückens, an dessen Zerstörung das Meer unermüdlich voranarbeitet, ein felsiges, vielfach durchwühlies Ufer, und weit hinaus machen die zerstreuten Klippen und Trümmer die Schifffahrt unsicher. Nach Agde zu und weiterhin westlich wechseln dann sparsame niedrigere Felsränder mit den von Sand überschütieten Uferstrecken ab. Kleine Hügelkeiten ziehen sich hie und da zum Ufer heran und bilden Meeresbuchten umschliessende Vorsprünge, bis endlich mit dem Cap Creux, dem östlichen Abfalle der Pyrenäen, der Horizont abschliesst. Die sehr zahlreichen an das Land getragenen Reste, die Grösse der ausgeworfenen CGonchylien beweisen, wie bedeutend : die Strömung ist, ımit.welcher, wenn im Frühlinge der Südostwind oder Zeitschr. f. wissensch, Zoologie. XII. Bd. 19 266 Vent grec der Landesbewohner herrscht, die Wassermassen mit ihren Be- wohnern von Süden her gegen diesen Theil der Mittelmeerküsten ‚bewegt werden. Später ermöglicht dann bei dem fast ein halbes Jahr bindurch wolkenlosen Himmel dieselbe Sonne, welche am Lande die feurigen Mus- katweine reift, die reichste Entfaltung des Thierlebens in der See. Diese dureh die südlichen Verhältnisse und durch die wechselnde Gestaltung der Meeresküste natürlich gebotenen günstigen Verhältnisse haben noch eine Erweiterung erfahren durch die an dieser zeitweise so gefährlichen Küste mühsam genug zu Stande gebrachte Anlage der Häfen von Cette. Der Molo und die Jetee von Frontignan, aus gewaltigen Felsblöcken er- richtete Dimme, schliessen rechts und !inks eine Bucht ein, deren Ein- sang durch einen quer vorgelegten Wogenbrecher, die Brise lames, auf zwei seitliche Oeffnungen beschränkt worden ist. An dem Damme von Frontignan ist der Hafen an einzelnen Stellen so seicht, dass man bei nördlichem Winde und dem dadurch bedingten niedrigen Wasserstande bequem watend den Grund der Wasserbecken ae: und die Thiere von den Steinblöcken ablesen kann. Da treiben nun Quallen, es kom- men dort Seeigel, Holoikurien, Ophiuren in Menge vor, sogar Gomatulen werden gefunden, neben Patellen , Fissurellen, Trochen und zahlreichen anderen kleinen Schnecken zeigen sich nicht selten Haliotiden, und na- türlich fehlt nicht das gewohnte Gewimmel kleiner Grustaceen und Wür- mer. In den soliden Gesteinen der Felsufer nisten Bohrmuscheln, alles ist mit Littorinen, Miessmuscheln und Balanen bedeckt und in den Löchern prangen mehrere Arten von Actinien. Die Etangs andererseits sind ausgedehnte, Landseeen ähnliche Salz- wasserlachen, welche mit dem Meere hier und da durch natürliche Engen und künstliche Canäle in Verbindung stehn. In den Gräben und Sümpfen wuchert ein üppiges Gewebe von Pflanzen und dient sehr zahlreichen Thierindividuen zum Versteck und zur Nahrung, wenn auch die Arten, welche sich hier vertreten finden, weniger zablreich sind. Es sind be- sonders einige Muschein, Schnecken, Ascidien, Actinien, Amphipoden, Isopoden, niedere Krebse und Würmer, welche man hier suchen darf. Die Gewissheit, welche man hier hat, das Material stets wiederfinden zu können, welches man zu arbeiten begonnen hat, ist ausserordentlich an- genehm. Gressiy hat es vor einigen Jahren unternommen zu untersuchen, wie weit die einzelnen Thiere daselbst die Goncentration des Salzwassers in den zur Salzgewinnung bestimmten Bassins zu ertragen im Stande sind. Es ist somit klar, dass man mit ziemlicher Gewissheit, Material für zoologische Arbeiten zu finden, Cette aufsuchen darf. Einmal jedoch sollte man der nach den Frühjahrs-Aequinociien meist anhaltenden starken südlichen Windrichtung halber, welche das Meer in gewaltiger Brandung gegen die Küste treibt und fast während meiner ganzen Anwesenheit das Auslaufen von Schiffen, also auch die ganze pelagische Fischerei ver- hinderie, auch das Wasser im Hafen zu hoch staute und die Felsen und 267 Klippen meist unzugänglich machte, erst vom Mai an jene Gegenden be- suchen. Dann will ich nicht verhehlen, dass man in Ceite von den Reizen des Südens und den lieblichen Gefilden der Provence nicht viel finden wird und namentlich bis die nun endlich im Bau begriffene Was- serleitung vollendet ist, mit so manchem Mangel an Annehmii ichkeiten des Aufenthalts kämpfen muss, dass man nicht begr eift, wo und wie im Som- mer mehrere Tausende Badegäste dort verweilen mögen. Indem ich selbst während meines Aufenthaltes in Cette durch die ungünstigen Winde sehr in meinen Arbeiten behindert wurde, muss ick bitten, die Unvollkommenheiten einzelner Beobachtungen auf die daraus hervorgegangene Beschränkung des Materials zurückzuführen. Auch habe ich mich im Allgemeinen mit dem begnügen müssen, was ich in den Etangs sammeln oder an den wenigen günstigern Tagen an den Felsen und an den Blöcken im Hafen längs der Jet&e von Frontignan absuchen konnte, oder was den vom Meere ausgeworfenen Schalen Ford Pllanzen- strtitiken anhing. Ich verknüpfe mit den Mittheilungen einige Notizen, welche bei einem Aufenthalte in la Spezia im Jahre 1857 gewonnen wurden. Exogone gemmifera und einige verwandte Syllideen. Hierzu Tafel XXV und XXVi. Im Anfange April fand ich im Schlamme des Hafens von Cette eine kleine Syllidee, welche ohne Zweifel der von Oersied gegründeten Gattung Exogone angehört. Dieselbe ist nicht identisch mit der von O. selbst be- schriebenen Form, noch viel weniger mit den Arien, welche später Köl- liker diesem Genus zugesellte, und muss desshalb einen neuen Namen er- halten. Weil die genauere Untersuchung Horselhen eine, wenn auch früher gesehene doch nicht verstandene, für die Würmer ganz neue und im Vergleiche mit anderen Bhikeilusghn des Thierreichs höchst interessante Weise der ungeschlechtlichen Vermehrung gezeigt hat, habe ich den Na- men E. gemmifera für sie bestimmt. Die verschiedenen Individuen, welche ich von diesem Wurme gefun- den habe, gehörten den beiden Modalitäten der Ammen und der Ge- schlechtsthiere an. Bei Syllideen sind die aus dem Generationswechsel hervorgehenden verschiedenen Formen neben, der ungeschlechtlichen Vermehrungsweise selbst wohl schon ohne Zweifel von O. Müller gesehn, dass solche verschieden gestaltete Formen wirklich von einander abstamm- ten, ist zuerst von Quairefages direct beobachtet, das Verhältniss aber 19* 268 erst seit Sieenstrup im Verbande mit verwandten Vorkommnissen voll- kommen verstanden worden. Die Vermehrung auf ungeschlechtlichem Wege ist seitdem für die betreffende Wurmfamilie durch Milne Edwards, Frey und Leuckart, Krohn u. A. des Genauern bekannt geworden und zeigt sich entweder alsreine Knsspung zwischen dem vorletzten und dem analen Gliede, oder als eigentliche Theilung ; beides schliesslich mit querer Ab- schnürung ausgehende Vorgänge welche am Ende nicht so wesentlich ver- schieden erscheinen. Dabei wird entweder zur Zeit nur eins oder es werden mehrere Thiere aus dem mütterlichen Siamme gebildet, und in dieser jungen Brut kann bis zum Augenblicke der Trennung die innere Entwickelung, namentlich des Geschlechtsapparates, einen sehr verschie- denen Grad erreichen. Die Verschiedenheit der geschlechtlichen und der ungeschlechtlichen Phase kennzeichnet sich besonders in der Entwickelung der Augen, der Antennen, der Borsten, also den der Bewegung und deren Leitung dienenden Organen einerseits und der Mundausrüstung, der Bildung der Speiseröhre und des Darmcanals andrerseits. Für die Or- gane der Ernährung haben die Ammenthiere (die souches (Stämme), nicht die nourrices hei Quatrefages) den Vorzug, in Betreff der Organe der Locomotion ist die geschlechtliche Generation und in ihr, wenigstens zuweilen, besonders das männliche Geschlecht besser ausgerüstet. Die geringe Entwickelung des Darmcanals, im Zusammenhange damit, dass eben der hiniere Theil des Darms abgeschnürt wird und die am Vorder- ende befindliche Organisation nicht nachbildet, kann um so auffallender werden, je weiter das Tochtertbier schon im Zusammenhange mit der Mutter in seinem Wachsthum und besonders in der Entwickelung der Geschlechtsorgane geführt wurde. Es kann das soweit gehen, dass das sich ablösende Thier zuletzt fast nur den Anschein eines von der Mutter mit den reifen Eiern abgelegien Theiles bietet. Diesem ungleichen Grade von Verschiedenheit, welcher zwischen geschlechtlicher und unge- schlechtlicher Generation besteht, entspricht es, dass diese Verschieden- heiten in der Entwickelung der Einzelnen sich erst allmählich ausbilden. Auch können die ersten Segmente der Geschlechtsthiere dadurch, dass - ihnen die längeren Borsten der nachfolgenden fehlen, den Segmenten der ungeschlechilichen Generation ähnlicher sehn. Ursprünglich zwar von gleichen Grundlagen für ihre Gestalt ausgegangen, haben doch in ihrer schliesslichen bedeutenden Verschiedenheit die beiden Generatio- nen einer Art ohnsireitig zuweilen zur Aufstellung verschieden benannter Gattungen Anlass gegeben, was erst iheilweise klar geworden ist. Es ist vielleicht nothwendig, das gesammte System der Syllideen von dem Gesichtspunkte aus zu revidiren, dass jede Art zwei Phasen habe. Das ist in kurzen Worten der allgemeine Rahmen, in welchen ich meine Beobachiung einzutragen habe. Ich fand zuerst die ungeschlechtliche Generation meiner Exogone gemmifera in der Prolification, und das war das einzige Mal, dass ich sie 269 überhaupt so fand. Dieser Wurm war von röthlicher Färbung. Ausser dem vordersten und hintersten Abschnitte des Körpers, soweit diese borsienlos sind, hatte er 32 Segmente, welche Borstenhöcker trugen. Er mass etwas über 3 mm. Länge und hatte etwa eine grösste Breite von 0,25 mm. Der Kopfabschnitt besteht eigentlich aus drei Stücken. Das vorder- ste bildet eine den Mund oder dessen Unterlippenrand weit überragende Oberlippe (Taf. XXV. Fig. 2 a.).- Diese besitzt einen scharfen doppelten Umriss, ist vorn kaum merklich ausgerandet und unten mit ausgezeich- neten kleinen gekernten Zellen ausgerüstet. Sie hat unten auf der Mit- tellinie eine Längsrinne, welche sich nach dem Munde zu dreickig spaltet und deren Schenkel so mit der Unterlippe den Mund umfassen. Diese Oberlippe besitzt keine Spur von Tastern, sie bildet auch keine kissen- ähnliche Lappen, wie sie die Gattung Syllis hat. Den zweiten Abschnitt des Kopfes bildet oben die Stirne (Taf. XXVI. Fig. i b.), deren vorderer gewölbter Rand unten dem Unterlippenrande gleich steht. Ganz nahe dem Vorderrande sind auf der Stirne drei nur wenig kolbig anschwellende Fühler eingesetzt, welche alle den Rand der Oberlippe nur wenig überragen, von denen aber der mittlere etwas länger ist. Hinter den äusseren Antennen stehen dann die Augen in zwei Paaren, die vorderen etwas grösser, die hinteren dicht an jene angerückt, die queren Entfernungen gleich. Alle Augen haben deutliche Linsen und braunrothes Pigment (Taf. XXV. Fig. 2 e. und Taf. XXVI. Fig. 1.). Ein drittes Segment, wenn man so will, trägt rechts und links einen kleinen Cirrhus (Taf, XXV. Fig. 2 q. und Taf. XXVI. Fig. 1 a.), aber es hat noch keine Borsten. Es macht den Uebergang zu den nachfolgenden Ringen des Rumpfes. Die Ringe des Rumpfes sind im lebenden Thiere viel deutlicher von einander durch Einschnürung geschieden, als das in der Zeichnung der Fall ist; welche nach einem zur mikroskopischen Prüfung tlachgedrückten Exemplare angelegt wurde. Die Fusshöcker ragen wenig hervor, sie tragen etwa fünf oder sechs Borsten; über ihnen steht ein verhältniss- mässig noch kürzerer, eigentlich warzenartiger Girrhus (Taf. XXV. Fig. 2 f. und Taf. XXVI. Fig. 2 ce.) dessen Ansicht meist durch den Fuss- höcker verdeckt wird. ‚Die Borsten in den Bündeln verhalten sich folgendermaassen. In der Normalstellung liegen unter den ausgebreiteten Borsten zwei zuvorderst, welche von den nachfolgenden mehr abweichend gebaut sind (Taf. XXV. Fig. 2. und 6.). Die erste Borste ist gross, sie besitzt zwar ursprünglich wie die übrigen ein zweites Glied , dieses ist aber sehr klein und wenig deutlich gegen das lange Grundglied abgesetzt. Dieses zweite Glied, ur- sprünglich spitz und etwas gebogen, ist häufig theilweise abgeschlissen oder ganz verloren gegangen. Dann erscheint wohl auch die Gelenkfläche des Grundgliedes wie meisselariig abgeschrägt. Die zweite Borste, eher 270 noch etwas länger als die erste, hat ein mässig lang und zart ausgezogenes, fein gespitztes zweites Glied. An den übrigen drei ‘oder vier Borsten eines jeden Fussstummels wird das Grundglied immer kürzer und krümmt sich immer stärker. Das eingelenkte Glied derselben ist zwar kaum grösser als das der ersten Borste, es ist aber deutlicher abgesetzt und bildet einen scharfen kleinen Haken, der, wenn er allein auf dem hintern Winkel seiner Basis erhoben ist, durch den vordern: Winkel der Basis und die eigentliche Spitze zweizähnig erscheint. Diese Verschiedenheiten der einzelnen Borsien sind im Allgemeinen primär und nur die Ver- änderungen, welche an der ersten Borste bemerkt werden, durch Ver- schleiss entstanden. Sie sind jedoch immerhin keine sehr wesentlichen Modificationen eines im Principe gleichen Baues. Das letzte oder anale Segment des Körpers unseres Wurmes ist wieder borstenfrei und trägt zwei stärker entwickelte, hinten nachschleppende Faden-Cirrhen, von 0,44 mm. Länge (Taf. XXV. Fig. 2r.), etwas länger als der mittlere Stirnfühler, aber feiner. Diese analen Cirrhen sind dicht neben einander über dem After inserirt. Nahe an ihrer Basis liegt jederseits eine auffallende, stark lichtbrechende Coneretion (Taf. XXV. Fig. 2 s.) in der Haut, ohne jedoch von Pigment begleitei zu sein. Die letzten Segmente werden kleiner und kleiner, die Borsten zarter, undeut- licher und weniger zahlreich, man bemerkt, dass bier Wachsthum statt- findet und die einzelnen Glieder noch unfertig sind. Die Afteröffnung zwischen den analen Cirrhen wimpert stark. Dem neunten bis zweiundzwanzigsien borstentragenden Segmente ist jederseits, wie eine Knospe dem Zweige, ein junger einem Püppchen ähnlicher Wurm mit seinem Hinterende aufgewachsen. Ich glaube mich mit Gewissheit durch Vergleich der Lage der Augen und des Mundes des Mutterthieres überzeugt zu haben, dass die Implantationsstelle dorsal liegt, so dass dem Bauche zunächst die Fusshöcker, dann die kurzen Cirrhen, endlich die knospende Brut kommt. Die Bauchseite der Jungen ist dann ebenso nach unten gewandt, wie die der Mutter. In den später zu erwähnenden Mittheilungen von Oersted und Krohn würde ich damit gegen ersteren auf der Seite des letztern stehn. Dadurch dass die Knospen nicht ganz am Rande sitzen, sondern mehr nach der Mittellinie zu, schlägt sich das einem Ringe angehörige Zwillings- paar bei der mikroskopischen Beobachtung leicht auf dieselbe Seite, je- doch findet man ohne Mühe, dass ursprünglich wirklich jedes jener Seg- mente jederseits eine Knospe trägt, und an der Gesammtzahl wurden nur eine oder zwei vermisst. Jede dieser Knospen, welche im frischen Zustande unter mässigem Druck fast 9,5 mm. lang waren, von denen aber diejenigen , welche ich noch im mikroskopischen Präparate aufbewahre, bis auf die Hälfte jener Länge geschrumpft sind, besass eine Kopfabtheilung, die breit gerundet und mit drei Antennen, der Oberlippe und dem Munde versehen war, ganz wie die Mutter, deren vier Augen jedoch nur erst durch kleine ge- bogene Reihen braunrother Pünktchen angedeutet waren. Auf das Kopfsegment (Taf. XXV. Fig. 2 1.) folgen vier Leibesseg- mente, kenntlich durch die Fussforisätze und die von denselben getrage- nen kleinen Bündel von Borsten, ‚ähnlich denen, die in etwas grösserer Zahl ‚das Mutterthier besitzt, aber viel schwächer, oft sehr undeutlich und manchmal kaum zu erkennen, Namentlich im vierten Segmente sind - diese Hakenborsten stets noch sehr blass. Weiterhin verschmälert sich der Körper in, einen Stiel, nahe.an dessen Basis manchmal schwache An- deutungen vorsprossender Analeirrhen sichtbar sind. An einem abge- lösten Tbiere,, welches ich im Präparate vor mir habe, hat sich in der Ablösung dieser Stiel lang über jene rudimentären Cirrhen hinaus ausge- zogen. Dort wo der After liegen müsste, sieht man starke Wimpern, welche ich bei der Untersuchung am frischen Präparat nicht bemerkt hatte. Auch habe ich andere Exemplare gehabt, an denen von den analen Cirrben gar nichts zu bemerken war. Es finden sich zwischen den einzelnen Knospen sonst keine wesentli- chen Unterschiede in Grösse und Entwickelung, Ueber den genauern, besonders den innern Bau des Mutterihiers und seiner Brut habe ich nun Folgendes zu bemerken: Cirrben, Tentakel- und Afterfäden sind durch die Ringsmuskulatur wohl geringelt, aber nicht von rosenkranzartigem Ansehn. Vom Munde aus beginnt der Verdauungscanal bei der Mutter mit dem meist gekrümmt liegenden Rüssei-Rohre (Taf. XXV. Fig. 2 k.), welches den bekannten Stachel (Taf. XXV. Fig. 2 d.) enthält, der hier etwas gebogen ist. Um- hüllt ist diese Röhre von einer gelblichen drüsigen Masse (Taf. XXV. Fig. 2 2.). Danach wird das Lumen des Speiserohrs noch mehr verengt und es legt sich um dasselbe eine dickere Wand mit bräunlichen, körni- gen Drüsenzellen, welche in regelmässigen, hinten durch einen schmalen hellen Streifen unterbrochenen Querreihen gelagert sind (Tai. XXV. Fig. 2e.). Nun folgt. endlich eine dritie, immer noch zum Oesophagus zu rechnende, helle rundliche Partie (Taf. XXV. Fig. 2 m.), in welche von beiden Seiten eine sackförmige, hellcontourirte Speicheldrüse (Taf. XXV. Fig. 2 n.) das Secret ihrer zarten Zellen ergiesst. Die Speiseröhre ragt in der Ruhe etwa bis zum sechsten Borstenhöcker und kann durch kräftige, von der Wand der Leibeshöhle entspringende Muskeln vorgezogen werden, eineBewegung, die während desLebens des Thieres foriwährend mit Energie wiederholt wird. Der Stachel ist wie immer stark licht- brechend, der Rand der Unterlippe zeigt kleine grübchenartige Ver- liefungen, vermuthlich Stellen feinerer Empfindung. An den Seiten des ganzen Vordertheils waren Längsgefässstämme deutlich. Hinter den Speicheldrüsen begann der eigentliche Darm, segment- weise in umgekehrt. herzförmige Portionen (Taf. XXV. Fig. 2 0.) abge- \s N 12 ı schnüirt, ganz hinten zwischen den analen Cirrhen mit dem After mün- dend, viel gelbliche Oeltropfen, kleinere Häufchen von Molekulen und hinten mehr zusammengebalite Exeremente enthaltend (Taf. XXV. Fig. 3 h. und Taf. XXVI. Fig. 2 b.). Die sogenannten Segmentalorgane (Taf. XXV. Fig. 2 p. und Taf. XXVI. Fig. 2 a.) finden sich erst zwischen dem siebenten und achten Borstenhöcker und hören zwischen dem achtund- zwanzigsten und neunundzwanzigsten auf, das letzte Mal kaum noch zu erkennen. Sie bilden jederseits ein längliches Säckchen, welches eine mässige Menge stark lichtbrechender kleiner Molekule enthält und wie es scheint eine Mündung nach aussen besitzt. Die Borstenbündel (Taf. XXVI. Fig. 2. und 6.) sind an ihrer Wurzel in der gewöhnlichen Weise von einem Muskelsacke umbüllt und können durch denselben in den verschiedensten Richtungen bewegt und stark vorgestossen werden. | In den Knospen (Taf. XXVI. Fig. 2t.) zeigt sich ebenfalls der Oeso- phagus mit dem Stachel bewaffnet, entbehrt jedoch vorläufig der Aus- rüstung mit den oben geschilderten drüsigen Umhüllungen und Anhängen ; der Magen oder Darm (Taf. XXVI. Fig. 2 w.) bildet noch einen einfachen Sack , der Grundgestalt des Rumpfes entsprechend lang herzförmig, und scheint vor der Hand blind zu enden. Er ist im Allgemeinen bräunlich und enthält grosse geibliche Tropfen. Trotz aufmerksamen Suchens fand ich nur noch ein weitres Exemplar, welches zu dieser Generation zu rechnen sein würde, jedoch noch keine Knospen ausgebildet hatte. Von gleichem Baue, Färbung und Benehmen unterschied sich dasselbe ausserdem nur dadurch, dass es unter 3 mm. Länge hatte, nur siebenundzwanzig Borstensegmente besass und die Seg- mentalorgane erst soweit entwickelt oder ‚aber mit Molekulen gefüllt waren, dass dieseiben kaum erkannt werden konnten. Es war oflenbar dieselbe Art in derselben ungeschlechtlichen Generation, aber in etwas jüngerm Alter. Von der zugehörigen geschlechtlichen Generation fand ich drei Exemplare, von denen jedoch nur eins Eier trug. . Die beiden Individuen, welche keine Eier besassen, waren vollstän- dig. Sie besassen einige Segmente mehr als die ungeschlechtliche Phase, nämlich bis zu siebenunddreissig mit Hakenborsten ausgerüstete Ab- schnitte. Gesammtansehn, Färbung, Bewegungen liessen glauben, dass man ganz dasselbe Thier vor sich habe wie vorhin. Bis zu einer ge- wissen Grenze, namentlich in Form des Kopfes, Mundes, Darmcanals, der Antennen, Cirrken, Fusshöcker, Analfäden, hielt die Gleichheit Stand, die Form der Hakenborsten stimmte auf das Vollkommenste überein. Vielleicht waren die Augen um ein Geringes mehr entwickelt. Die Mög- lichkeit der Unterscheidung war nur dadurch gegeben, dass ein Mal vom neunten, das andere Mal vom zehnten borstentragenden Segmente an sich noch ein zweites Borstenbündel jederseits vorfand. Die dieses 273 zweite Bündel tragenden Höcker waren zwischen den ventralen Fuss- höckern und den Cirrhen inserirt, also mehr dorsal. Die in ihnen ent- haltenen Borsten sind nicht gegliedert, sondern einfach haarähnlich, steif, fast doppelt so lang als der Stamm des Körpers breit isi. Es finden sich in jedem Bündel deren etwa fünf. Die Segmentalorgane habe ich bei diesen beiden Thieren nicht erkennen können. Dass diese Form die geschlechtliche sei, wurde erst durch ein drittes Exemplar bewiesen. Dasselbe war nicht ganz vollständig. Es besass nur zwanzig borstentragende Segmente, und die Abrundung des letzien Gliedes sowie der Mangel der analen Cirrhen bewiesen, dass der hinterste Theil dieses Thieres abgerissen war. So fehlt leider das Maass dafür, mit welcher Segmentzahl im Allgemeinen diese Generation die Geschlechts- reife erreichen kann. Das terminale Segment wimperte stark, wie sonst am wahren analen die Umgebung des Afters zu thun pflegt. Uebrigens liess die vollkommene Gleichheit keinen Zweifel über die Zu gehörickeit. Auch hier gingen den Gliedern mit langen Borsten solche voraus, die deren nicht trugen. Dieses Individuum trug fünf Eier mit sich, von welchen je eins am vierten, fünften , achten, neunten und zehnten jener Segmente befestigt war, welche lange Borsten trugen. Die Eier schienen theils dem Rumpfe, theils eben jenen langen Borsten anzukleben, Die Eier besassen eine deutliche, sehr nachgiebige Ei haut und hatten zum Theil durch die Lage eine etwas REES Gestalt. Waren sie von regelmässiger ovaler Form, so massen sie etwa 0,12 mm. an Länge und 0,107 mm. an Breite und hatten annähernd dieselbe Grösse. In allen Eiern war die Furchung überstanden. Die Eier waren sehr dunkel und über das Verhalten des Embryo nicht viel zu erkennen; jetzt, wo sie im Präparate hell geworden sind, ist eher noch weniger zu sehn. Jeden- falls liegt in den am meisten entwickelten Eiern der Embryo deutlich doppelt. geschlagen und hat eine verhältnissmässig beträchtliche Länge (Taf. XXVI. Fig. 8.), während ich in einem Falle (Taf. XXVI. Fig. 7.) auch die erste Anlaps der drei Antennen gesehen zu haben meine. Jene gebogene Lage des Embryo war so auffällig, dass ich, bevor ich den Un- | terschied betreffs der langen Borsten festgestellt hatie, einen Augenblick ‘daran denken konnte, es liege hier der ursprünglich gemeinsame Anfang der später doppelten Knospen vor. Die genaue Untersuchung zeigte dann allerdings, dass wir es mit wahren und einfachen Eiern zu thun hatten. Die Zugehörigkeit der beiden Generationen zu einander ist hier ei- gentlich wahrscheinlicher und leichter aufzufinden als bei mehreren an- deren Syllideen, weil die so auffällige Verschiedenheit des Anfangtheiles des Verdauungscanals fehlt, nämlich beide Formen den Stachel und die gleiche Gestalt der drüsigen Einrichtungen besitzen. Es findet das auch eine teleologische Erklärung darin, dass die grosse Zahl und die Art der 274 Implantation der Knospen eine so frühzeitige Ablösung derselben bedingt, dass dieselben nachher: noch selbst für ihr Wachsthum und ihre Ent- wickelung wesentlich das Material beizuschaffen haben, nicht so weit auf- geammt werden, als das bei anderen Arten der Fall ist. Eine genetische Erklärung liegt ferner darin, dass hier nicht wie bei einer Vermehrung durch Theilung das hintere Ende des Darms, wie es eben ist, der neuen Generation zufällt, sondern die Knospen ihren Tractus intestinalis ganz ausbilden, also nicht an etwas Bestehendes gebunden sind. Die Gestalt der Knospen steht jener Identificirung gar nicht im Wege. Die an den Knospen bereits gebildeten Segmente gleichen zwar denen der Muiter, aber gerade diese vordersten Segmente erhalten ja überhaupt nie lange Borsten und sind in beiden Generationen gleich.‘ Selbst wenn das nicht der Fall wäre, würden bei den grossen Veränderungen, welche Würmer in diesen Einzelheiten während des Wachsthums durchmachen können, daraus keine Schwierigkeiten für unsre Deutung erwachsen. | Durch die Betheiligung vieler Segmente an der ungeschlechtlichen Prolification, durch die der Befestigungsweise abgelegter Eier nahe ste- hende Art der Verbindung der jungen Tbiere mit der Mutter, durch die geringe Entwicklung, wenigstens in Betreff der Grösse, welche die Brut bei ihrer Ablösung zeigt, steht diese Weise der Fortpflanzung der durch Eier näher als die bisher beschriebnen entsprechenden Vermehrungsmo- dalitäten von Sylliden und andern Anneliden. Wenn ich die weiter zu besprechende Geschlechtsverschiedenheit bei Sacconereis Helgolandica voraus in Vergleich ziehe, so wäre es denkbar, dass unter den beiden eben erwähnten Thieren, welche keine Eier führen, dasjenige, bei wel- chem die langen Borsien ein Segment später. begannen, das männliche Geschlecht vertrat. Wo vorn Borsten sich zu zeigen anfangen, ist immer wichtiger als wo sie hinten aufhören, weil hinten eben das Wachsthum stattfindet und nicht gerade immer gleichen Schritt halten mag. Nament- lich im Hinblick auf die hiernach zu besprechende Literatur musste der Gedanke erwogen werden, ob nicht überhaupt eine Verwechslung mit in Eiern entwickelten Embryonen vorgefallen sei. In diesem Falle wäre dann die Form ohne lange Borsten ebenfalis eine geschlechtliehe und wir hät- ten es mit zwei Arten zu thun, über deren etwaige ungeschlechtliche Vermehrung dann nichts bekannt wäre. Dass alle geschlechtlichen For- men der Syllideen lange Borsten besitzen, ist nun allerdings nicht er- wiesen, aber die bisher in dieser Beziehung gebotenen Beispiele geben doch einigen Anhalt für dieses Beweismittel, welches um so weniger übersehn werden kann, als die sonstige vollkommne Uebereinstimmung über das Maass des für zwei verschiedene Arten Gewöhnlichen hinausgeht. Danach aber ist es sicher, dass hier von Eihäuten gar keine Rede sein kann, Antennen und Borsten, an denen man am leichtesten eine secundäre Verhüllung würde erkennen müssen, liegen vollständig frei. Es findet also ein Ankleben von Eiern gewiss nicht statt. 18) 75 Nun könnte man denken, dass’ die ausgesehlüpftien Jungen selbst sich festgesetzt haben Banten wie Wurmlarven sich vorübergehend an einen andern Körper auzudrücken, anzusaugen oder anzukleben pflegen. Sollte eine solche Anheftung aber solid genug sein, um den mannich- fachen Bewegungen, weiche diese Exogone im Wasser und im Schlamme macht, zu widerstehn, um selbst in einzelnen Fällen die Zergliederung und das Änfertigen des mikroskopischen Präparats zu überdauern,, so müsste eine förmliche Ankittung oder eine Thätigkeit von Saugnäpfen wie bei Clepsine nachgewiesen werden können. Davon oder dem Aehn- liches findet sich gar nichts. So wird dann doch gewiss nichts übrig bleiben, als die Annahme des organischen genetischen Zusammenhangs, der denn auch die regelmässige Vertheilung und die Beschränkung auf die mittlern Segmente entspricht, welche weder unter den exceptionel- len Bedingungen der vordersten stehn, noch unfertig sind wie die hin- tersten. Dieselben Segmente im Allgemeinen würden dann ebenso im Geschlechtsthiere ihre besondre Bestimmung erhalten, lange Borsten füh- ren und Eier tragen. Es war vorzugsweise mit Rücksicht auf frühere Mittheilungen von Oersted, von Kölliker und von Krohn, dass ich gegen meine eigne Äuf- fassung die obigen Einwürfe gemacht und dieselben zu widerlegen ver- sucht habe; dieselben sind nicht rein hypothetisch, sondern sie bilden das Wesen der Erklärung, welche zuerst Oersted von Exogone gegeben hat. Oersied, indem er die Gattung Exogone') bildete, beschrieb, wie er glaubte, das Weibchen und das Männchen von Exogone naidina. Das Männchen, durch Spermatozoön charakterisirt, hatte vom neunten Borsten tragenden Gliede bis zum fünftletzten noch lange Borsten ausser den ge- gliederten (bei meiner Art hat hinten nur das letzte der Hakenborsten tragenden Glieder nicht auch einfache Borsten). Das andre Individuum, welches, fest an der Bauchseite angeklebt, angebliche Eier trug, besass keine langen Borsten, während meine Untersuchung ergab, dass auch das Rier tragende Thier mit langen Borsten versehn war, also hierin ein Geschlechtsunierschied nicht gefunden werden darf. Der gesammie Bau, die Fusshöcker, die Kopfform, die geringe Grösse der Cirrhen, die Ten- takel, Augen, Schlund stimmen so weit überein mit meinen Beschrei- bungen, dass an der generellen Zusammengehörigkeit kein Zweifel auf- kommen kann. Der Unterschied der Augen ist bei meiner Art, wie es scheint, geringer, die Farbe mehr röthlich, es finden sich noch die rudi- mentären Cirrhen am Halse, die Drüsenausrüstung des Schlundes scheint nach der Zeichnung von Oersted bei meiner Art complieirter. Die Cha- raktere der Gattung, wie sie Oersted aufstellt, müssen, wie ich glaube, nun so umgeändert werden: Corpus filiforme ex articulis numerosis 4) Archiv für Naturgeschichte 4845. XI. p. 410: Ueber die Entwicklung der Jun- sen bei einer Annelide und über die äussern Unterschiede A beiden Ge- schlechtern. 216 (eirca 30) constans, caput labie superiore rotundato, vix exeiso, 08 su- perante instructum; palpi nulli; tentacula tria clavata, brevia, fronti af- fixa, oculi guatuor; pinnae parvae setis falcatis instruclae, cirri superiores brevissimi, branchiae nullae. Cirri caudales duo. Os simplex transver- sum, oesophagus aculeo et apparatu glandulario (proventriculo) instru- ctus. Animalia sexualia, et masculina et feminina, etiam setis capillari- bus longissimis ad segmenta media ornata. Praeter generationem per ova generatio per gemmas laterales reperta; altrices-setis capillaribus carent. Die Unterschiede der Art würden dann sich gegen E. naidina fol- gendermaassen stellen: E. gemmifera: rubescens, 1” longa, oeulis ante- rioribus paullo majoribus, segmentis omnibus latioribus quam longis. In Portu Cettensi ad oram Galloprovincialem. Haben wir es mit so nahe verwandten Individuen zu thun und ist meine Betrachtung richtig, so dass ich den obigen Satz beirefis der Fort- pflanzungsweisen in die Charakteristik meiner Art aufnehmen kann, so ist es wahrscheinlich, dass Oersted sich irrte und dass wir in dieser Eigen- schaft einen Gattungscharakter vor uns haben, wie ich denn auch oben annehme. Es scheint mir wirklich der Beweis aus Oersted’s eigner Ar- beit nicht schwer, dass jener ebenfalls gerade das gesehn hat, was ich beschrieben, und ‚dass nur seine Deutung unrichtig war. Zunächst er- gänzen die Mittheilungen von Oersied und mir sich dahin (und der be- twreffende Satz in Oersted’s Gatiungscharakteristik fällt dadurch weg), dass bei Exogone Männchen und Weibchen mit langen Borsten versehn sind, und ein Geschlechtsunterschied nicht in ihrer Anwesenheit liegt. Oersied sah die Männchen, ich sah die Weibchen. Es ist möglich, dass für Exogone überhaupt keine Geschlechtsunterschiede bestehn, oder dass sie nur so gering sind, wie ich oben andeutete. Nun hat Oersied zwischen den bei- den Formen, welche er beobachtete, abgesehn von den der Fortpflanzung dienenden Producten und jenen Borsten, durchaus keinen Unterschied finden können. Ich habe für meine Art und wohl auch für die Gattung nur noch das Verhalten der Segmentalorgane als eine Differenz hinzu- fügen können. Die Formen, welche Oersted als Weibehen, ich als Ammen betrachte, stehn also als ganz identisch da. Sie sind in Vermehrung be- griffen, aber wir haben neben ihnen den Oersied’schen Männchen mehr entsprechende Weibchen. Ist ihre Vermehrung also eine geschlechtliche, haben sie wirkliche Eier, so können sie trotz aller Aehnlichkeit nicht hierher gehören. Für meine Beobachtung habe ich oben bewiesen, dass von Eiern keine Rede sein konnte und es fragt sich, ob Oersied mehr Grund hatte, von solchen zu sprechen, oder ob seine Deulung eine Bean- standung erlaubt. Oersied’s Notizen, müssen wir dabei zunächst beden- ken, rühren aus einer Zeit her, in welcher die Vorstellungen vom Gene- rationswechsel keineswegs so in Fleisch und Blut übergegangen waren, wie jetzt, und von Anneliden-Entwicklung noch sehr wenig bekannt war. Jedem, der jetzt jene Mittheilung liest, sollte es ferner auffallen, wie wenig | | | 183) streng die Begriffe Ei und Embryo auseinander gehalten sind und wie vollkommen das Verhalten des Embryo zum Ei ausser Acht gelassen ist. Zuerst sagt Oersted, er habe »in den andern« Eier gefunden, das ist aber nicht der Fall, sondern die vermeintlichen Eier, sämmtlich »schon in den Fötuszustand-übergegangen, doch noch vollkommen unter der Form von Eiern«, sassen fest auf der Bauchfläche der Mutter. Indem er nun die Vermuthung ausspricht, dass »sie erst frei im Wasser schwim- men und darauf sich mit dem Hintertheil festsetzen«, lässt er ganz aus- ser Acht, dass er sie eigentlich für Eier hält. Betrachten wir nun]. c. die Fig. VI, auf welche er als auf ein Ei verweist, so ist da allerdings ein dunkler Körper wie ein gefurchter Dotter in einer Eihaut abgebildet. In Fig. Vli erhält derselbe einen hellen Fleck, welcher, obwohl einem Keimbläschen ähnlich, doch die erste Anlage des Mundes bedeuten soll, aber wohl der Oesophagus ist. In den weitern Figuren bis XIV entwickelt sich dann dieser dunkle Körper ganz zum Magen mit dem Schlunde, wenn auch nicht ganz so weit, als das bei meiner Beobachtung der Fall ist. Die helle Hülle um diesen dunkeln Körper ist nichi geschlossen ge- zeichnet, sondern dort, wo dieses Product der Mutter aufsass, offen. Sie - entwickelt sich selbst zur äussern Schicht des Embryo, lässt die Fühler und die Höcker aus sich hervorwachsen. Man kann nun aber doch nicht von einem Ei sprechen, wenn man nur einen Embryo vor sich hat. So sagt auch Oersied nicht, in den Eiern habe sich schon der Embryo ent- wickelt gehabt, sondern die Eier seien in den Fötuszustand übergegan- gen gewesen. Nachher sagt er ebenso: die Jungen verlassen das Mutter- thier (nicht das Ei) und spricht von den: eigenthümlichen Verhältniss der Jungen zur Mutter, nicht der Eier. Wenn somit Oersied auf ganz deut- liche Weise selbst den Gedanken an Eier nicht mit Schärfe festhalten konnte, weil er eben gar keine Eier vor sich hatte, so erscheint der Ge- danke, aus Eiern enistandne Brut sei vorher umhergeschwommen, aus dem oben auseinandergesetzten Mangel aller Organe zu nachträglicher Befestigung und den andern erwähnten Gründen ganz unhaltbar. Er würde auch ganz in der Luft schweben, denn wenn wir die Eier nicht vor uns sehn, so haben wir auch nicht nöthig anzunehmen, dass diese Jungen aus Eiern hervorgegangen seien. Wenigsiens liegt an sich die andre Vermuihung eben so nahe. Leider bleibt uns Oersted die Erzäh- lung schuldig, wie überhaupt die Bildung des Hinterendes, besonders der Analeirrhen geschehen sei, von welchen ich an den Knospen nur sehr un- deutliche Spuren wahrnahm, die allerdings nachträglich an im Präpa- rate abgelösten und contrahirten Exemplaren etwas deutlicher geworden zu sein Scheinen. Uebersehn wir Oersted’s Schilderungen und Zeichnungen im Gan- zen, so müssen wir fast erslaunen, dass die sogenannten Eier nicht schon allein von der Kritik als allmählich reifende und sich endlich ablösende Knospen erkannt worden sind. Indem die Entwicklung dieser Knospen 278 von der ersten Anlage an bis zur.Ahlösung verfolgt wurde, giebt Oersted in der That Alles, was mir feblt, nur scheint bei meiner Art die Knos- penbrut im Zusammenhange mit der ‘Mutter eine etwas grössere Vollen- dung der Organisation zu erreichen. Das machte vielleicht die richtige Erkenntniss leichter. Ich glaube nicht, dass das Interesse meiner Beob- achtung dadurch verringert wird, dass dieselbe Thatsache schon früher gesehn wurde. Indem sie jetzt richtig aufgefasst wird, erhält die Wissen- schaft ausser der Kenntniss dieser neuen Weise ungeschlechtlicher Fort- pflanzung noch den Gewinn, dass unrichtige Vorstellungen über Ge- schlechtsverschiedenrheiten und Entwicklunesgeschichee der Exogone im Ei entfernt werden. | e ich bemerke hierzu nur noch, dass Oersted zwar 82 seiner Eier an Exogone zeichnet auf nur 18 damit belastete Segmente; da dieselben aber sehr gering gemessen erscheinen (der Text giebt keine Maasse) und eine Zablenangabe in der Beschreibung fehlt, so glaube ich, das nicht streng nehmen zu dürfen. Wäre jene Zahl eb richtig, so würde zu den Art- merkmalen diese Verschiedenheit zuzurechnen sein, und müsste die Ver- theilung der Knospen bei Exogone naidina eine andre sein. Es könnte auch sein, dass Oersied eine solche Vertheilung der Eier bei einem Thiere fand und übersah, dass es der langen Borsten entbehrte. Ich finde mehr Schwierigkeit den Mittheilungen gegenüber, welche unsre Wissenschaft bald nachher Kölliker zu verdanken hatte.?) Von den drei Arten von Sylliden, welche Kölliker damals beschrieb, dürfen wir keine zur Gatlung Exogone rechnen, sondern so gut, wie Kölliker selbst eine als Gystonereis abtrennt, welche vier Fühlerpaare besitzt, müssen auch die beiden andern Arten, welche Kölliker trotz ihrer zwei Fühler- paare bei Exogone lässt, einer besondern Gattung zugetheilt werden. Dass die zuerst von Kölliker beschriebene Exogone Oerstedi, welche lange Borsten besitzt, wie sie Oersted für den Männchen allein zukom- mend erachtet, schon hier sich als Weibchen kennzeichnete, kann uns nur conveniren, und es stimmt ganz mit meinen Beobachtungen überein, dass bier wirkliche Eier sich fanden, deren Entwicklung als Beitrag für die Entwicklungsgeschichte der Würmer überhaupt verwerthet wurde. Damit ist übrigens natürlich nicht gesagt, dass diese Gattung auch die oben beschriebene Prolification habe, nicht einmal gewiss, dass eine bei ihr etwa vorkommende Ammengeneration auch wie die zwei Arten der wirklichen Gattung Exogone der langen Borsten entbehre, und wir kön- nen diese Exogone Oerstedi weiter ausser Betracht lassen. Was nun Exogone cirrata und Cystonereis Edwarsii*) betrifft, so ist es für beide nicht deutlich, ob. man »den langen einfachen Stachel statt 4) Kölliker: Nachwort zur »Entwicklungsgeschichte von Eunice« von H. Koch, 1346. (Aus Neue Denkschriften der allgemein. schweizer. Gesellschaft für die ge- sammit. Naturw. VIII.) 2). Zw Cystonereis vielleicht auch. Exogone pusilla (Dujardin) zu rechnen. , 279 der Haarborsten« der einen und den Stachel, der auch bei der zweiten Art neben den Hakenborsten angegeben wird, als eine wirkliche Vertre- iung der Haarborsten oder nur als Theil des gewöhnlichen Hakenbündels ansehn darf. Ist das Erstere der Fall, so könnte man schon daraus viel- leicht schliessen, es seien geschlechtslose Generationen, welche hier ge- schildert wurden. Es wären dann die von Kölliker dabei beschriebenen Eier wirklich solche gewesen, was auch nach den Angaben des Textes ‚ und den Zeichnungen der Fall gewesen zu sein scheint. Wir finden na- mentlich in den Figuren Taf. Ill. 5c, sowie 6a und 65 ganz klar rings um einen frei liegenden. Embryo eine deutlich abgeselzte Eihaut und diese ist es, welche sackförmig an dem Mutterthiere hing. Hätten wir es aber auch hier mit ungeschlechtlicher Ggperation und mit Knospen zu thun, so müsste das, was für den Doiter angesehn wurde, der Magen der Knospe gewesen sein (sowie später einmal en sagt, es habe sich noch Dotter im Magen gefunden), und es wären dann zwei verschiedne Entwicklungs- reihen, die eines wirklichen Eies mit Embryonalaufbau und die einer in ungeschlechtlicher Vermehrung entstandenen Knospe. Drittens habe ich nun die Syilis pulligera Krohn's') zu erwähnen. Durch Kopflappen und lange Cirrhen an den ee ausgezeichnet, - kann dieselbe hier nicht für die Artzugehörigkeit, sondern nur für den - Fortpflanzungsmodus in Betracht kommen. Während Krohn bei Weib- chen, welche die Eier in der Bauchhöhle trugen, die Haarborsten gesehn hatte und ebenfalls darin Oersied berichtigie, sagt er, dass sie bei denen, welche die Eier bereits am Bauche tragen, vermisst werden; er bemerkte also diesen Unterschied, meinte aber, sie seien in der Brutpflege verloren. So hat denn das beschriebene Thier, welches die Bier auf dem Rücken tragen soli, keine langen Borsten, würde also in unsre ungeschlechtliche Generation fallen. Es sagt dann auch Krohn selbst, dass die Jungen nackt lagen, er meint, »die Rihülle vermisst zu haben, wenn noch keine Andeutung von Segmenten vorhanden war«. Ich glaube annehmen zu dürfen, dass auch Krohn hier keine Eier vor sich hatte, dass erirrigdie Generation, welche Eier in der Bauch- höhle trug, mit jener gleich hielt, welche Junge auf dem Rücken hat. Ich will bei dieser Gelegenheit noch zwei andrer Sylliden gedenken, welche ich gleichzeitig im Hafen von Cette auffand und deren Verglei- chung neben einigen andern Punkten speciell durch die trotz äusserer Aehnlichkeit aufgefundenen Verschiedenheiten gerade recht zeigt, wie schlagend die genaue Uebereinstimmung jener beiden Formen ist, welche ich als verschiedene Generationen derselben Art, der Exogone gemmifera, dargestellt habe. Die eine dieser beiden Arten hatte hinten einen ihrer analen Fä- den verloren, da sie aber den andern noch besass, so konnte die grös- sere Abrundung des Hinterendes nicht auf Verstümmelung geschoben 4) Archiv für Naturgeschichte 4852. XVIH. 4. p. 251. 280 werden. Das Thier war kaum 2mm. lang und stimmte durch die rothe Färbung, die Grösse und Stellung der Augen und Fühler, die Gestalt des Schlundkopfs und den Stachel mit Exogone gemmifera überein, mit der Ammengeneration dieser Art durch den Mangel an langen Borsten. Sie besass aber an ihren sämmtlichen hakentragenden neunzehn Segmenten ausser den kurzen Cirrhen noch einen andern langen Cirrhus jederseits mit kolbig angeschwollner Basis (Taf. XXVI, Fig. 3.). Der Gedanke, es möchten solche Cirrhen, als Organe, welche leicht und ohne Nachtheil verloren gehn und ersetzt werden, die Grundlage der dorsalen Knospen bilden, war nicht stichhaltig, da ein zweiter Unterschied zwischen dieser Art und Exogone gemmifera besteht. Es sind nämlich die Hakenborsten in jedem Fusshöcker viel zahlreiche bis zu zehn, und ihr zweites Glied ist überall zu einem langen gebognen Haken ausgezogen, der sofort von den feinen Häkchen der Exogone gemmifera zu unterscheiden ist. In diesen beiden Umständen mehr zu Syllis neigend, weicht sie doch da- durch, dass die Borstenhaken nicht zweispitzig sind, von einzelnen Syl- lis-Arten, die ich selbst beobachtete, ab und es kann diese Art wegen Gleichheit der wesentlichsten Punkte wohl vorläufig bei Exogone bleiben. Ich würde dann bei dieser Exogone auch zwei Cirrhen jederseits haben, wenn ich das auch nicht mit Oersied als Gattungskennzeichen aufstellen möchte, und müsste nach Analogie vor der Hand das Individuum als ein ungeschlechtliches hinstellen. Ich schlage vor, diese Art nach dem ver- ehrten Herrü Professor Martins in Montpellier Exogone Martinsi zu nen- nen. Ich halte es aber für ganz möglich, dass diese Form zu Autolytus gehört; sie ist auch, mit Ausnahme des Mangels der Lappen oder Kissen am Kopfe, der Syllis pulligera (Krohn) sehr ähnlich, deren zweites Ha- kenglied ebenfalls einfach gespitzt ist. Die letzie bei dieser Gelegenheit gefundene und verglichene Syllide war grün gefärbt. Da aber, wie sich alsbald erwies, die grüne Färbung vorzugsweise von den in der Leibeshöhle flottirenden Eiern herrührte, und der Darm sich auch hier röthlich gefärbt zeigte, so erschien dieser Unterschied nicht wesentlich und es bedurfte doch der weitern Unter- suchung um nachzuweisen, dass sie nicht in den vorher geschilderten Cyklus gehöre. Diese Art (Taf. XXVI, Fig. 4 und 5.) hatte nur funfzehn Segmente mit Fusshöckern und vom dritten ab bis zum dritiletzten tru- gen diese neben den zweigliedrigen Borsten auch jederseits ein Bündel einfacher Haarborsten. Das vorletzte fusstragende Segment hatte ein sol- ches noch auf der einen Seite. Die Zahl der Hakenborsten betrug bis zu sieben in einem Bündel. An einer von diesen ist das Endglied spitz aus- ‚gezogen, das der übrigen bildet ein kleines Häkchen, welches ursprüng- lich zweispitzig durch Zurechnung des einen basalen Winkels dreispitzig erscheint. Dasselbe verhält sich so zu den der oben beschriebenen Exo- gone gemmifera wie das der gewöhnlichen Syllis-Arten zu dem von Exo- gone Martinsi. 281 Die Haarborsten übertrafen an Länge die Körperbreite, waren über den Fusshöckern inserirt und standen mehr vorn zu etwa elf in einem ' Bündel, hinten jedoch immer sparsamer werdend, bis zuleizt sich nur noch vier fanden. Der Kopf ist stark, die Stirn ist nicht von einer Oberlippe überragt, die Mundöffnung echte zu erkennen. Auf dem Kopfe stehn vier grosse Augen, die jeder Seite dicht hinter einander, die vordern viel grösser, alle Linsen deutlich. Die drei Antennen überragen den Kopf bedeutend, sind deutlich geringelt,, die mittelste ist länger. An dem hinter dem ei- gentlichen Kopfe folgenden Segmente (Hals) finden sich keine Borsten, sondern nur zwei ziemlich lange Eirrhen, dann eben solche an jedem Borstensegmente, bis die letzten, mehr nach hinten gerichtet, die Stelie von Analeirrhen vertretend (Taf. XXVI, Fig. 5.), neben dem abgerunde- ten, für sich keine eignen Fadenanhänge besitzenden Hinterleibsende herabhängen. Der Mangel von eigentlichen analen Cirrhen kann wohl mi: der Entstebuns aus Quertheilung zusammenhängen. Auf dem Rücken jedes Segmentes liest, der Basis der Fusshöcker entsprechend, jederseits ein gelblicher Fleck. Das Speiserohr besass weder einen Stachel noch die als Schlund- kopf, Vormagen, Speicheldrüsen bezeichnete Ausrüstung; seine Wand ‚war rolhbraun gefärbt und es enthielt gelbliche, ölige Tropfen und Moie- kule. Neben dem’Darm füllten die Leibeshöhle eine Menge grünlicher Eier. Es lagen etwa funfzehn jederseits im Darın und ausserdem dräng- ten sich noch je ein, zwei oder drei am Mittelleibe in den Hohlraum der Höcker hinein, welche die langen Borsten trugen. Die Eier in verschied- ner Entwicklung massen 0,05 bis 0,?5 mm. an Länge und platteten sich - unregelmässig an ehiander und an den Wänden ab. Sie enthielten in graugrünlicher Dottermasse ein kleines Keimbläschen. Wir hatten es also hier auf alle Fälle mit einem wirklichen Wei het einer Syllidee zu thun und zwar mit einer Form, die fast vollkommen mit der Sacconereis Helgolandica') übereinstimmt. Die Angaben Max Müller’s über die Männchen dieser Sacconereis kann ich selbsı an Präpa- raten vergleichen, welche ich 1858 ebenfalls in Helgoland gesammelt habe, und bei denen ausser den anders gestalteten Fühlern durchweg die drei ersten Borstenglieder der langen Borsien entbehren, während für die Weibchen das nur für zwei der Fall ist. Was zuerst Johannes Müller für Saeconereis Schultzii beobachtete, ist durchaus richtig, wir haben es hier mit wahren Eiern zu thun, die von beiden Müller dem Thiere ankle- bend, von mir und in geringerm Maasse auch von Max Müller vor der Ge- ‚burt beobachtet wurden und in denen nun auch die wahre Embryonal- entwicklung mit Bildung von Flimmerkleid und Stirnborsten vor sich geht. Der die Eier umhüllende Sack’ist kein Theil des Körpers des Mut- 4) Ueber Sacconereis Helgolandica von Max Müller; Arch. f. Anat. u. Physiolo- sie 1855 p. 13. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Bd. 20 282 teribiers, sondern’ ein Secret und kann bis zu einer gewissen Zeit auch frei gewordenen Larven Obdach gewähren. Meine Art, nur 4 mm. lang, ist also auf gleiche Segmentzahl had tend kleiner als die Helgolandica, welehe mit S. Schultzii ziemlich gleich gross ist; sie zeichnet sich durch die gelblichen Flecken und durch deut- lichere Ringelung der Fühler aus. Ich schlage vor, sie Sacconereis Get- tensis zu benennen. Die Gatiungskennzeichen J. Müller's bedürfen keiner weitern Modification, als das schon durch S. Helgolandica verlangt wurde. Sollte auch Sacconereis die geschlechtliche Form zu Ammenthieren bilden, welche unter der Gestalt des Autolytus auftreten, so würde doch jener Name jetzt, wo einer andern Gattung eine ähnliche Form der Brut- pflege gestrichen erscheint, wenigstens eben so bezeichnend sein und 'weil zuerst als hinreichend fest charakterisirter Gatlungsname aufge- stellt, beibehalten werden müssen. Unser Material muss noch etwas rei- cher werden, ehe wir ältere und neuere Beobachtungen vollkommen zu- recht legen und die einzelnen Arten trotz Generationswechsels, Ge- schlechts- und Altersverschiedenheiten klar übersehn können. Ich muss zum Schlusse noch einiger Mittbeilungen aus der Entwick- lungsgeschichte andrer Würmer gedenken, welche in Betreff der Unter- scheidung der Eier und der ungeschlechtlichen Brut bei Würmern 'von Wichtigkeit in Berücksichtigung genomnien werden müssen, für welche mir jedoch der Standpunkt der Beurtheilung noch nicht sicher genug ge- nommen zu sein scheint, als dass ich ihnen für jetzt einen Einfluss auf die Deutung meiner Beobachtung gestatten dürfte. Es sind das zunächst die Mittheilungen von Quatrefages,') nach welchen sich bei Sahellarien die Eihaut zum serösen Blati des Embryo gestalte und selbst Cilien be- komme. In dem Berichte v. Siebold’s?) steht zwar, Quatrefages habe den .° mit Flimmercilien bedeckten Embryo aus der Eihaut schlüpfen sehn, aber die Worte von Quatrefages können doch nicht so gedeutet werden, denn er sagt: »Quelques cils vibratiles se montrent a la surface de l’oeuf;, ils augmentent rapidement en nombre et l’oeuf entier est ce une larve ciliee, qui se meut dans le liquide avec beaucoup de vi- vacite«. So sagt auch O. Schmidt,°) dass bei Ampbicora sabella die Dot- terhaut seibst zur Oberhaut des Wurms werde und ein Fiimmerepithe- lium am Hinterende bekomme, und man könnte denken, dass den Mit- theilungen von Busch über die Entwicklung muthmaasslicher Echiuriden- larven aus frei treibenden Kugeln, weiche Wimpern auf sich entwickeln, etwas Aehnliches zu Grunde Bacl, obwohl Busch jene Körper nicht en für Eier erklärt.*) Ich muss gestehn, dass die Entwicklung neuer Ge- 4) Sur l’embryogenie des Annelides. Annal.d. sciences nat. Zool. 3. Serie. 1847. WEL. np. 90. 2) Wiegmann’s Archiv 1850. Il. p. 360. 3) Neue Beiträge 1848. . 4) Busch: Anat. wirbelloser Seethiere p. 73. 283 “ bilde, wie Cilien, auf der Eihaut für mich vor der Hand etwas sehr Auf- fallendes hat und würde eher auch für ein innerlich gebildetes Zeugungs- product die Abwesenheit einer Eihaut annehmen mögen, als deren wei- tere Umbildung. Man könnte auch in einzelnen Fällen an innere Knos- pung denken. Die Fälle von Schalenbildung vom Embryo aus (Tänieneier) . sind’ ganz anders, sie geschehn unter der Eihaut. Spricht doch auch neuerdings noch Robin, der sonst Quatrefages vielfach anführt, mit Be- stimmtheit, und wie es scheint nicht allein für Nephelis, sondern im All- gemeinen über die Eihaut sich dahin aus: »que ce paroi ne prendra . jamais part & la formation de l’embryon« und später: »de toutes les parties constituantes de l’ovule le vitellus est la seule qui prenne part ..posterieurement & la formation du blastoderme«.') Zur Verwendung der oben angeführten Notizen werden wir also zunächst abwarten müssen, wie weit in solchen Fällen etwa die Auffassung der genannten Producie ‚als Bier oder der äussersien Lage als Eihaut zu modificiren sein wird. 1 Zur Anatomie von Actacon viridis, besenders zur Kenntniss der : Geschlechtseorgane dieser Schnecke. Hierzu Taf. XXVI. Die nachfolgenden Mitiheilungen sind die Ergebnisse der Zergliede- rung eines einzigen Exemplars von Actaeon viridis Oken (Aplysia viri- . dis Montagu und Bose, Aplysiopterus (?) delle Chiaje, Elysia Risso?). Ich habe während meines Aufenihaltes in Cette, wo ich das Thierchen in seichlem Wasser an der Jeiee von Frontignan an einem Steine gefunden hatte, vergebens nach weitern E Exemplaren gesucht, um die Lücken, wel- che mir in der Erkenntniss des Baues dieser interessanten Schach ge- blieben waren, auszufüllen. Da wir nun im Allgemeinen schon ausführ- liche Beschreibungen von Actaeon besitzen, so ist hier am Ende eine ‚Vollständigkeit entbehrlich und ich gebe das, was ich beobachtet trotz der Lücken um so lieber, weil ich, wohl von der Gunst des Äugenblicks unterstützt, Verhältnisse auffand, welche mir in Verbindung mit einer Auswahl aus dem bisher Bekannten über den Bau der Geschlechisorgane ausreichendes Licht zu verbreiten scheinen. Die Beobachtungen, weiche ich am lebenden Thiere machte, stim- men mit denen von Allman *) überein und trotz einiger kleinen Verschie- 4) Robin Des phenomönes qui se passent dans l’ovule: Journ. de Physiologie V. XVI Jan. 1863. 2) Annals and Magazine of natural history 1845. XVI. p. 145: 6. J. Allman : On the anatomy of Actaeon, with remarks on the order Phlebenterata. 20* 284 denheiten der Zeichnung, iamehllich der Tentakel, darf ich glauben, die- selbe Art vor mir gehabt zu haben, wie der Bee ee während die Abbildung von Bose, ) zwar sonst ganz gut, aber durch die Ausbrei- tung des Mundes doch nicht recht passt. Die Untersuchungen von Gegenbaur*) sind angeblich an Elysia (Actaeon) timida gemacht, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass unter den Apiysien u andescn Sackschnecken des delle Chiaje noch Bine Arten von Actaeon stecken. Quatrefages machte seine Untersuchungen über die besondern Bau- verhältnisse des Actaeon (Phlebenterisme) an zwei Arten, welche er als A. viridis und elegans unterschieden hat. Die Beschreibung der ersten Art stimmt nahezu mit unsrer vorliegenden überein, doch beschreibt er um die Augen zwei Ringe, einen hellen und einen von dunklerem Grün, während ich die Augen in einen: weissen Feld fand. Jedenfalls giebt es eine Anzahl von Schneckenarten, die dieser Gat- tung angehören oder ihr nahe stehen. Ich gebe desshalb ein kurzes Ge- sammitbild des zergliederien Thieres, damit ich nicht die vielleicht durch Beschreibung verschiedener Arten unter gleichem Namen entstandenen . irrthümer vermehren helfe. | Mein Actaeon war ausgestreckt etwa Jömm. lang. Die Sohle war schmal, vorn gerundet und Almen lang gespitzt. In ihrer Mitte schien ein weisslicher Sack (Taf. IH. Fig. A rs.) dureh: Der Kopf überragte die Sohle so, dass der nach unten gewandte Mund vor dem Vorderrande der leiz- tern liegt. Die beiden Tentakel waren länglich dreieckig, konnten breit dreieckig verkürzt und fast lineär gestreckt werden, waren aber nie an der Spitze kolbig verbreitert oder rinnenförmig. Die seitlichen mantei- lappenförmigen Ausbreitungen des Körpers, nahe hinter den Augen be- i) Suites a Buffon. Vers. I. p. 73. pl. 7. 4. Diese Art von Bosc stammte übrigens aus Amerika. Die Beschreibungen des Genus Elysia mit der Art E. timida von Risso stimmen in Betreff mehrerer Angaben, namentlich der Kiemen, der Grössenverschie- denheit der beiden Tentakel, der Anwesenheit von Mundeirrhen, der Lage des Pe- nis, des Mangels einer Anführung der weissen Flecke, in welchen die Augen liegen, noch weniger, so dass die Identität der ganzen Gattung sehr fraglich wird (Journ. de Physique 1818. 87. p. 275. Risso: Product. de l!’Europe meridion. IV. 4826. Oken: isis 1829. p. 41468 und 4833. p. 188). Auch sagt Risso selbst, dass sein Genus mit dem Notarchus des Cuvier (auf eine indische Art gegründet) identisch sei. Der Notarchus neapolitanus des delle Chiaje aber (pi. 64. Anim. invertebr.) gehört gewiss nicht hier- her, obwohl Allman ihn wie es scheint als Aplysiopterus neapolitanus hierher citirt (denn die Aplysia neapolitana passt gar nicht und einen Aplysiopterus finde ich nicht). Der betreffende Theil der Reise von d’Urville selbst steht mir nicht zu Gebote, die Abbildung, welche nach ihm Oken’s grosser Atlas giebt, passt, so weit es die rohe Ausführung gestattet, sehr gut ins Genus Actaeon. Ueber Sauleyet’s schöne Kupfer kann in dieser Beziehung kein Zweifel sein. Ersi kürzlich beschrieb Grube eine neue Elysia splendida (Triest u. d. Quarnero p. 86 u. 433. Tab. I. 4). Bei den berechtig- ten Zweifeln, was Risso vor sick halte, glaube ich, muss man den Gattungsnamen Actaeon beibehalten. 3) Zeitschr. f. wissensch. Zoologie 41854. V. p, 536. 289 sinnend, schlugen sich gewöhnlich senkrecht an dem gewölbten Rücken in die Höhe. Ihre lappig eingefalteten Ränder liessen einen Theil des Rückens frei; dieser freie Raum verringert sich hinten in eine enge schmale Rinne, bis schliesslich die Seitenlappen in die Spitze des Hinterleibs aus- laufen. Das Kriechen und Schwimmen, besonders auch in umgekehrter Haltung an der Wasseroberfläche, die Entfaltung der Lappen beobach- tete ich wie Allman;, auch sah ich das überhaupt sehr lebhafte Thier mit dem spitzen Schwanze Wasserpflanzen umfassen und sich so einen Stütz- punkt verschaffen, während der Vorderkörper tastend umhersuchte. Er- schreckt verkürzte dasselbe seine Tentakel und zog sich ganz in Art einer Planarie zusammen. Die Ahbildungen Fig. 1—5. zeigen die Form des Thieres von der Seite, von oben und unten in normalem Zustand und von oben mit Ausbreitung der Seitenlappen, bei auf den Körper ausgeübtem Drucke mit einem Deckgläschen. Was die Färbung betrifft, so war die Bauchseite weissgrün, die Rück- seite olivengrün, der Raum des Rückens zwischen den Maniellappen hel- ler, der Kamm des Schwanzendes gescheckt. Rechts und links vor der Stelle, von welcher an sich die Seitenlappen erheben, liegt ein kellerer Fleck; der auf der rechten Seite ist mehr auffallend und in ihm liegt die Geschlechtsöffnung. Parallel dem Rande der Sohle läuft an der Unterseite” der Lappen ein hellerer Streif. Am Kopfe sind die Tentake! unten rehfar- ben, auf der Oberseite dunkelsammetartig braun (Allman sagt » a so auch ein Querstreif unter dem heilgrünen Mund dunkel in ähnliche Färbung. Am dunkelsten zeigt sich ein nach hinten zugespitzter Fleck auf dem Nacken zwischen den! weissen Flecken, in welchen die schwar- zen Augen liegen, beginnend und dort durch die unterliegende Padula in die Höhe gedrängt und mehr durchscheinend. Vor den Fühlern ist wie- der ein Fleck heller, die Unterseite der Schwanzspitze ist dunkel. Die dunkler grüne Fär buns des Rückens, besonders der Seitenlappen, wird durch heller durchscheinende Streifen unterbrochen. Die Sohle ist hin- ten quer runzlig. Bei genauerer Untersuchung finden wir folgende verschiedene Ur- sachen der Färbung auf, wie das im Allgemeinen auch von Allman an- gegeben wird. Die Haut seibst, in allen Richtungen von zahlreichen Mus- kelbändern durchzogen, ist durch iheils diffuse, theils molekular körnige Färbung blassgrün; wo sie bräunlich erscheint, findet sich eine starke Beimischung von ebenfalls theils diffusem, iheils feinkörnigem Lilapig- ment. Auf der Innenseite sind dann innig mit der Haut verbunden die sehr zahlreichen, traubig verästelten Blindsäcks der sogenannten Leber, über deren Gesammtverhalten ich keine Untersuchungen anstellen konnte. Die Schläuche und Säcke dieses Organs (Taf. XXVI. Fig. 6.) sind mit zahlreichen grünen, chlorophyllähnlichen Kugeln in verschiedener Menge und Grösse angefüllt und tragen dadurch das Wesentlichste zu der dunkel- grünen Färbung der Seiten der Rückenfläche bei. Indem sie in die Quere 286 laufend mehr oder weniger regelmässig mit in. gleicher Richtung ent- wickelten Theilen des Geschlechtsapparats abwechseln, geben sie der Färbung daselbst ein streifiges Ansehen. Ausserdem enthält die Haut selbst die von Quatrefuges gesehenen und vielleicht zugleich auch dem, was Allman als Hautdrüsen davon un- terscheiden wollte, zu Grunde liegenden Körnchen. Es sind das ovale, manchmal glatte, manchmal höckerige CGoncretionen bis zu 0,02 mm. Länge. Einige sind mattweiss, andere blassrosenroth, andere in allmäh- lichem Uebergang orangeroth, wieder einige blau oder zartgrün, wie fein punctirt und bald mit Iridisationserscheinungen, bald mit Metallglanz be- gabt (Taf. XXVI. Fig. 6a, b, c,d.). Wo diese Concretionen, die zuweilen aufeinanderklebend doppelt, selten concentrisch schalig erscheinen, am Rande der Maniellappen liegen, erkennt man, indem sie zunächst wie geschwänzt erscheinen, bald, dass sie in den erweiterten Enden feiner, zartwandiger Gefässe stecken, ganz in der Weise wie die Goncretionen der Trematoden und Cestoden (Taf. XXVN. Fig. 7.). Genauere Nachforschungen lehren, dass das Verhalten für diese Goncretionen überall gleich ist und dass dieselben überhaupt im Wesentlichen trotz der Farbenverschieden- heiten dieselbe Bedeutung haben. Auch finden sich allerlei vermitielnde “ebergänge. Diese Concretionen liegen besonders dori sehr dicht, wo die grünen Massen der Leber sparsam vorkommen, vielleicht weil dort die Haut nicht so ausgedehnt ist und in dickern Massen zu Gesicht kommt. Sie scheinen dort wie haufenweise ausgesireut. Sie müssen in hellem Lichte lebhaft glänzen, mögen auch, zwar nicht den formverändernden Chromatophoren der Gephalopoden, aber doch deren Inhalt vergleichbar, ein Farbenspiel der Haut bedingen können. Die Haut von Actaeon trägt Wimpern; dieselben stehen sehr dicht, sind aber wegen der geringen Länge von kaum 0,003 mm. leicht zu übersehen. | Die Radula sah ich in ähnlicher Weise wie Allman sie allerdings etwas missverstanden zeichnet. Einundzwanzig Haken, mit langer, gebogener Spitze und breit eckig aufsitzender Basis, waren auf der Unterlage sitzen geblieben und sahen aus wie eine über ein Rad gehende Kettensäge, die übrigen Haken lagen verworfen am einen Ende dieser Kette. Die Zungen- knorpel liegen gerade zwischen den Augen. Eine ganz sichere Vorstel- lung von der Lage der Zunge und der Anwendung der Zähne in der Ra- dula habe ich mir nach diesem einzigen Präparate nicht bilden können. Ich glaube jedoch sicher annehmen zu dürfen, dass die Querlage der Radula, wie sie meine Zeichnung und auch die von Allman giebt, nur durch den Druck entsteht. Eine sehr änliche Radula zeichnet delle Chiaje tab. 66. fig. 55. Sieht man das Thier ohne Druck, so schimmert die Ra- dula geradlinig im Nacken durch. Der Analogie nach darf man ferner an- nehmen, dass die Haken nack hinten gerichtet sind. Dann würde die Stelle der Radula, wo ein Haufen von losen Haken liegt, das Vorderende 287 bedeuten und diese Haken eben als ältere leichter ausfallen. Unter ihnen sehe ich wirklich einige, deren Spitzen etwas abgerieben sind und die übrigen werden nach links und hinten hin immer zarter. Die Zeichnung, welche ıch vom Auge gemacht habe, stimmt mit der von Allman so gut überein, dass ich sie nicht wiedergebe; die Linse liegt dem fast schwarzen Pigmenikegel an der breiten Seite eingebettet, das was Allman als transparente Kapsel für beide bezeichnet, wird jedoch wohl die Haut gewesen sein. Wenn wir uns nun zur Betrachtung der Geschlechtswerkzeuge wen- den wollen, so sehen wir deren Hikduhe (Taf. XXVIL, Fig. fa u. Fig. 3 «.) sehr gut, wenn wir die Flossenlappen des Thieres durch Druck von oben seitlich ausbreiten. Sie liegt dann gerade in dem Winkel rechts an der Basis der auf den Nacken zugespitzt zurücklaufenden dunkeln Stelle. Das rechte Auge kann bis dicht an sie zurückgezogen werden, trennt sie je- doch stets vom Fühler. Hinter ihr bleibt noch vor dem heller Rücken ein freier grüner Rand. Man würde bei solchem oberflächlichen Anblick die Geschlechtsöffnung für einfach halten, weil beide Oeffnungen in der von der weisslich durchschimmernden Muskelmasse umgebenen Grube liegen. Man sieht dann durch die Haut, wie sich von der Geschlechisöffnung aus eine weiss durchscheinende Masse nach hinten begiebt, zuerst jenen dunkeln Nackenfleck im Bogen umziehend und sich nach links zur Mitte wendend, dann gerade rück wärts verlaufend. Neben dieser Masse schim- mert noch eine zweite durch, wohl dieselbe, die man von der Sohle aus sah, der Samenbehälter. Nach diesem äussern Bilde glaubte ich, die Geschlechtsorgane lägen nur nahe der Mittellinie und trug, um die Leibeshöhle ohne Verletzung jener zu eröffnen, ein ziemlich schmales Stück des auf der Seite ausge- breiteien linken Mantellappens ab. Ich sah jedoch alsbald, dass schon dieser Schnitt einen Theil des Genitalapparats abgetrennt hatte, indem, wie schon Gegenbaur bemerkte (Grundz. d. vergl. Anatomie p. 375), die- ser Apparat sich in die blattartigen Ausbreitungen hinein ersireckt. Es waren zwei verschiedene drüsige Organe, welche ich so ange- schnitten und blossgelegt hatte. Das eine bestand aus einer grossen Anzahl ziemlich regelmässig quer zum Rande verlaufender Schläuche, welche nach der Mittellinie zu auf einem in der Längsrichtung des Thiers hinziehenden Stamm ziemlich senk- recht aufsassen und sich für die rechte Seite ebenso verhielten. Die einzelnen Schläuche dieser Drüse (Taf. XXVIL. Fig. 5 aa.) glichen in der Art, wie sie aus radiär gestellten, sich einzeln ars olhenden Drü- senzellen zusammengesetzt sind, sehr der sogenannten Rhachis in den Ovarien von Nematoden mit den aufsitzenden Eikeimen (Taf. XXVH. Fig. 10.). Die Drüsenzellen selbst (Taf. XXV1l. Fig. 10.) stehen sehr dicht gedrängt, sehen grau aus, sind granulirt und enthalten ausser dem mole- 288 kulären Inhalt einen hellen Kern. Die Windungen der Schläuche sind mit den grünen Trauben der Leber auf das Innigste verstrickt, sie drän- gen sich wie diese zwischen die Muskelfasern. Dadurch war es mir, ob- wohl diese Drüse ganz selbständig ist, wenigstens für dies Mal nicht mög- lich, sie in grösseren zusammenhängenden Partieen freizulegen, als wie ich (Taf. XXVI. Fig. 9.) abgebildet habe. Ich nenne diese Drüse, der spätern Auseinandersetzung vorgreifend, schon jetzt: Eiweissdrüse. Ausser Bestandtheilen dieser Drüse fielen also zweitens auf die linke Seite meines Schnities etwa acht rundliche Körper, welche aus der Um- gebung leicht ausfallend, grosse Aehnlichkeit mit Eiern hatten und etwa 0,35 mm. im Durchmesser besassen. Das Mikroskop zeigte jedoch, dass diese Körper Follikel waren, weiche jeder auf einem feinen Stiele auf- sassen und erst durch dessen Abreissen oder Abschneiden frei wurden. Diese Follikel bildeten Bestandtheile einer Drüse, welche in gleicher Weise nach rechts hin entwickelt und über einen grossen Theil des Rückens verbreitet war und sich durch ihre Auflösung in lang- und feingestielte Beeren auszeichnete. Die einzelnen Beeren oder Follikel dieser Drüse (Taf. XXVI. Fig. 599.) enthielten, wo ich sie immer untersuchte, zugleich weibliche und männliche Geschlechtsproducte. Ihre Umhüllungshaut. besitzt nämlich innen ein Epithel. Aus diesem wachsen auf der dem Stiele ab- gewandten Seite die Eizellen heraus, vergrössern sich, sammeln um das mit Keimfleck ausgerüstete Keimbläschen graugelbe, feinmolekuläre Doi- tersubstanz an, ziehen sich an der Basis allmählich aus und fallen reifin den Hohlraum. Zwischen den Eiern liegen Fettitropfen. Die der Innen- wand aufsitzende Schicht junger Eier greift in der Peripherie nach dem Stiele hin über die Mitte des Follikels hinaus. Dann treten an ihre Stelle sehr kleine Zellen, welche nur die Grösse des Keimfleckes der Eizellen haben. In diesen bilden sich die Samenfäden aus und festsitzende und abgelöste Samenzellen und aus ihnen freigewordene Samenfäden füllen die dem Stiele zugewandte Seite des Follikels und den von den Eiern freigelassenen Theil des centralen Hohlraumes (Taf. XX VI. Fig. 12 u. 43.). Die Spermatoiden selbst haben einen scharfen, dunklern, länglichen, spitz-elliptischen Kopf und einen langen Schwanzfaden; im Seewasser bewegen sie sich sehr lebhaft. Der Stiel des Follikels enthält einen Canal und ist.dünn. Um später die Eier durchzulassen, muss er sich noch wei- ter entwickeln oder sehr erweiterbar sein, oder aber es müssen die Eier eine grosse Nachgiebigkeit besitzen. | Diese Untersuchung lehrt unzweifelhaft, dass wir es hier mit der Geschlechtsdrüse des Actaeon zu thun haben und dass dieselbe eine ausgezeichnete Zwitterdrüse ist, die nur durch den Zerfall in sehr langgestielte, weit auseinander liegende traubige Läppchen sich vor dem gewöhnlichen Befunde auszeichnet, aber selbst darin doch nicht gerade etwas ganz Besondres besitzt. Die Art des Aufbaus und die wahrschein- 289 wa liche Zeitverschiedenheit für die Reife der beiderlei Geschlechisproducte könnte es wohl veranlassen, dass man eine solche Drüse nıfr für männ- lich oder nur für weiblich hält oder dass man in einzelnen Follikeln männ- liche, in andern aber weibliche Keimstätten zu entdecken glaubt. Jeden- falls ist aber Actaeon aus der Reihe der Schnecken zu streichen, bei welchen eine Trennung der männlichen und weiblichen Follike! statifin- det, ja es sind gewiss gerade hier die zeitlichen Verschiedenheiten und die räumliche Trennung‘) innerhalb der einzelnen Follikel unbedeu- tend. Uebrigens geht die männliche Geschlechtsreife wie bei andern Schnecken, bei Gestoden und Trematoden voraus. Dieser Geschlechtsdrüse und dem mächtigen, sie begleitenden Or- gane, welches sie mit seinen Ramificationen begleitet, und welches ich als Eiweissdrüse bezeichnet habe, entgegen verlaufen nun von vorn her die ausführenden Geschlechtswege. Wenn es mir auch in dieser einmali- gen Untersuchung nicht gelang, die Verbindung vollständig zu übersehen, so glaube ich doch jene Wege bis zu einer gewissen Grenze richtig ver- folgt und dadurch die Art des weitern Zusammenhangs wenigstens im Prineipe ziemlich klar erkannt zu haben. Unter der vorhin beschriebenen weisslichen Geschlechtsgrube rechts ion Nacken des Thieres liegt eine ovale Muskelmasse mit starken Bündeln in der Längs- und Querrichtung versehen, von sackartigem Ansehen. Aus ihr erhebt sich eine Papille, welche mit den gleichen Muskelbündeln ver- sehen noch lange nach dem Auspräpariren sich lebhaft bewegte, fori- während gewissermaassen umherzüngelnd sich streckte, sich verkürzte und sich bald hier bald dorthin wandte (Taf. XXVI. Fig. on .). Die Kreis- muskulatur wurde bei diesen Bewegungen an der Papille besonders sicht- bar. Dieses Organ ist natürlich das Begattungsglied, der Penis. Auf der Spitze des Penis mündet der ausiührende Canal. Verfolgt man denselben nach rückwärts, so findet man, dass derselbe sich bald durch einfache allseitige Erweiterung, in gleicher Weise wie die Vesi- cula seminalis externa der Distomen, im Innern des oben beschriebenen Muskelsacks zu einer Samenblase gestaltet, welche strotzend mit Samen- fäden gefüllt war (Taf. XXVI. Fig. 5 u. 8vs.). Untermischt unter die Samenfäden findet sich eine nicht bedeutende Menge feiner Molekule, die einzige Beimischung, welche das Sperma erhalten hat, indem keine Hül- len, Kapseln oder dergleichen gebildet sind. Der ganze Inhalt dieser Sa- menblase ist in anhaltender, höchst lebhafter Bewegung. Die Blase selbst hat verdickte Wände, welche ; in Folge der Anorduiane der Muskeln schräg gestreift erscheinen. Sie liegt nahe bei dem an Theile der Radula (Taf. XXVM. Fig. 8r.). Von der Samenblase an schlägt sich das Vas deferens erst nach aus- sen und begiebt sich dann nach nen! (Taf. XXVU. Fig. 8d.). An der ersten Windung liegt eine in zwei lappige Hälften getheilte, nicht be- 4) Leuekart: Zoolog. Untersuchungen 11. 76. ] | zy0 deutend entwickelte Drüse, eine Prostata, deren einer Theil sich nach rechts, der'andere sich nach links begiebt (Taf. XXVIl. Fig. 5 u. 8 pr.). Von dort konnte ich das Vas deferens. noch eine gute Strecke weit ver- folgen, aber seine endliche Bestimmung und Verbindungen nicht erken- nen, da diese Theile hier abgerissen waren. Von der männlichen Geschlechtsöffnung gesondert, aber dicht hin- ter dem Begattungsgliede, liegt die Oeffnung der Scheide (Taf. XXVI. Fig. 5 u. 8v.). Sie ist mit wulstigen, kräftigen muskulösen Wandungen versehen. Das männliche Glied streckte sich bei seinen Bewegungen am ausgeschnittenen Präparate besonders in der Richtung nach dieser Vulva hin und erreichte dieselbe. Eine Einführung des Gliedes in die Scheide oder eine Ueberführung des Sperma fand zwar in diesem Falle nicht Statt, doch drängte sich der Gedanke auf, dass eine Selbstbefruchtung ENG lich sein möge. Bei dem vollständigen Ausstrecken des Begattungsgliedes müssen die Contractionen der Ringmuskulatur gleichzeitig das Ausströ- men-der Samenelemente bewirken. Von der Vulva aus verläuft der Ganal der Scheide geschlängelt nach hinten. Seine Innenwand wimpert stark. Nachdem die Scheide (Taf. XXVI. Fig. 8va.) seitlich einen mässig langen Gang zu einer läng- lichen, zwei Mal anschwellenden Samentasche (Taf. XXVII. Fig. 5 u. Srs.) abgegeben hat, erweitert sie sich zu einem etwas pigmenlirten Sacke, von welchem ich nur noch den untern Abschnitt sah und welchen ich für den Uterus ansehen zu dürfen glaube (Taf. XXVIl. Fig. 5 u. 8«.). Obwohl nun der Zusammenhang zwischen den Organen, welche die Geschlechisproducte bereiten und denen, welche dieselben ausführen und der Begattung dienen, nicht im Präparate dargestellt wurden, wird doch wohl das Verhältniss des Generationsapparates bei Actaeon wie folgt de- finirt werden müssen: Die Geschlechtsdrüse gehört unter die vollkommensten Zwitterdrü- sen, welche in jedem Läppchen Eier und Samen produciren. Diese Läpp- chen hängen an langen Stielen, sind kuglig und bilden die Eier mehr in der Peripherie und später den Samen mehr an der Insertionsstelle und im Gentirum und frühzeitiger aus. Ausser dieser Zwitterdrüse liegt, wie sie über den Rücken ausge- breitet, aber viel inniger mit den andern Organen verstrickt, eine zweite Drüse von baumförmig verästelter Gestalt, welche keinerlei eigentliche Geschlechtsproducte liefert und desshalb als accessorische Drüse betrach- tet werden muss. Ihre Grösse und Lage einerseits, die geringe Menge dem fertigen, zur Ausfuhr bereiten Samen beigemischier accessorischer Secreie andrerseits sprechen dafür, dass sie dem weiblichen Apparate angehöre und ihre Deutung als Eiweissdrüse liegt gewiss am nächsten. Die Art ihrer Ausbreitung erinnert vor Allem an die sogenannten Dotter- stöcke der Cestoden und Trematöden. Weiter dürfen wir nun annehmen, dass der Zwitterdrüsengang, 291 nachdem er den Gang der Eiweissdrüse aufgenommen hat, sich früher oder später in den Uterus und das Samengefäss ‚spaltet. Dem Samenge- fässe gesellt sich eine accessorische Drüse von geringerem Umfang, es er- _ weilert sich zur Samenblase, durchläuft den Penis und mündet auf des- sen Spitze. Die aus dem Uterus zur Geschlechtsmündung hinabführende Vagina erhält noch eine gestielte Samentasche. So kommen wir von dem Anfangs so seltsamen Anblick der zer- ‚streuten, kugeligen Zwitterfollikel, welche aus dem Gewebe ausfielen, zu einem im on vortrefflich in das Grundschema der Schnee ken passenden Verhalten. Was nun die älteren Mitiheilungen über die Geschlechtsorgane von Actaeon betrifft, so sind die Angaben und Zeichnungen von Allman, wel- ‚cher übrigens die gleiche Lücke liess wie ich, wie es mir scheint nur auf eine einzige Weise auf die wahren Thatsachen zurückzuführen und kön-— nen dann sogar vielleicht einen Beweis für meine Auffassung geben. All- man sah den weiblichen Ausführungsgang und dessen Mündung nicht. Das müssen wir zunächst am richtigen Flecke ergänzen. Wählen wir zum Ausgangspunkte für die Scheide seinen lappigen Körper . c. pl. VIy (vestis?), der doch nun ein Mal nicht mehr als Hoden brauchbar ist, in- dem wir ihn für den Uterus nehmen, erklären den Körper d (pyriform sac) für die Samentasche und führen von diesen Tbeilen aus die Scheide nach vorn, so haben wir nachher hinter dem Uterus eine Verbindungs- stelle für Tuba und Vas deferens und zwei dorihin führende, sich weiter rückwärts theilende Gänge, welche also von der Zwiiterdrüse und der Biweissdrüse herkommen dürften. Diese beiden Drüsen sind dann irri- ger Weise für zusammenhängende Theile einer Drüse angesehen worden. Woodward (Manual of the mollusca 185i1. p. 196) sagt von der Familie der Elysiadae: »sexes united; male and ovarian orifices below the right eye; female orifices in the middle of the right side«. Es wird da wohl ein Druckfehler anzunehmen sein. Indem ich dabei aufmerksam mache, dass Allman in den Thieren keine Geschlechtsproducte fertig angesammelt beschrieb, dürfte man viel- leicht Zweifel haben, dass der abgelegte Laich wirklich zu Actaeon gehörte. Sowleyet,‘) welcher, nebenbei bemerkt, ebenso wie Allman das grüne ramificirte, in den Magen mündende Organ gegenüber der Theorie des Phlebenterismus von Quatrefages füs die Leber erklärte, beschrieb rechterseits auf dem Rücken zwei Geschlechtsöffnungen, den Anus und die Deffnung einer Tasche für die Athmung, wie bei Helix und Limax, von welcher dann Luitgefässe verzweigt zur Rückenfläche gingen. Indem er allerdings die Eiweissdrüse für Behr Hoden hielt, erklärte auch er, der aus diesem Organe entspringende Ausführungseang communieire dart mit dem Oviducte, wo er zur Gebärmutter werde. Souleyet sah also die Ver- bindung, welche wir auch in Allman’s Zeichnung. auffinden zu können 4) Voyage de la Bonite, Zoologie II. p. 479. | 292 glaubten, wirklich. Die Täuschung ist natürlich sehr erklärlich, wenn man sieht, wie dann von derselben oder einer nahe liegenden Stelle aus, nachden: eben zwei Canäle zusammentraten, nun zwei sich wieder von einander trennen und der eine von diesen nun wirklich Samen zu der auch von Sowleyet beschriebenen Ruthe leitet. Ich muss dabei anführen, dass Souleyei ausdrücklich sagt, er habe in dem Organe, welches er Ho- den nennt, die Capsules gesehen, in welchen sich Zoospermen entwickeln. Seine sogenannten Hodenramificationen wurden noch von einem sehr zarten, verzweigten Organe begleitet, welches vielleicht in den Oviduct Susmlindete, Es war das vielleicht meine Prostata, welche ich auch nach den Angaben Gegenbaur’s im Verdacht habe, unter Umständen stärker entwickelt zu sein. Gegenbaur bat Herrn Professor Bronn zur Benutzung bei dessen grossem Werke eine ideale Zeichnung des Geschlechtsapparats von Actaeon miigetheilt, welche mit den Angaben seiner vergleichenden Ana- tomie nicht ganz stimmt. Bronn hat mir diese zum Vergleiche vorgelegt. . Gegenbaur sagt am genannten Orte: Actaeon habe »einen besondern Eierstock und Hoden, welche nur durch die Ausführgänge mit einander in Verbindung sind. Hoden und ERierstöcke stellen reichlich verästelte Organe vor, die mit ihren Verzweigungen einander begleiten und sogar in die mantelartige Ausbreitung des Körpers sich fortsetzen. Der lange, dünne Ausführgang, der aus der Vereinigung sämmtlicher Hodenbläschen hervorgeht, bildet an einer Stelle eine Samenblase. Mit dem Ausführ- ‚gang verbindet sich noch eine gleichfalls viel verästelte Drüse.«. So zeigt auch die Skizze drei ziemlich gleich mächtige Drüsen. Der Ausführungsgang der einen, des sogenannten Ovars, verläuft jedoch ge- sondert mit einfachen Erweiterungen, ohne eine anhängende Samen- tasche zu besitzen und ohne sich mit den männlichen Geschlechtswegen zu verbinden; deı Ausführungsgang der accessorischen Drüse verbindet sich unterhalb der runden Samenblasenerweiterung mit dem Ausfüh- rungsgang des Hodens. Wenn ich auch die drei gezeichneten Drüsen wie bei Souleyet deu- ten kann, so kann ich in der Angabe über die Ausführgänge meinen Be- fund nicht wieder erkennen. Vergleichen wir damit die ausführlichere Mitiheilung von Gegenbaur aus dem Jahre 1854 (Zeitschr. f. wiss. Zoolo- gie V. p. 436), so wird es ganz klar, dass Gegenbaur dieselbe Drüse, welche ich als Zwitterdrüse erkenne, nur mit Eiern sah und also als Ovar bezeichnete. Er sah ferner vor ihrer Verbindung mit dem Uterus die- selbe Anschwellung, welche Allman zeichnete, aber in ihrer Lage miss- deutet (x) und die Samentasche, die aber nicht dem Grunde des Uterus, sondern der Scheide nahe bei dessen Unterende sich inserirt. In der deutlich beschriebenen Eiweissdrüse glaubte Gegenbaur die Entwicke- lung ven Samenfäden wahrzunehmen, sah sie aber unfertig, Die weiter von Gegenbaur erwähnte runde Samenblase kann in der Lücke meiner 295 Darstellung gelegen sein. Die von mir weiter unten liegend beschriebene existirt jedoch wenigstens daneben. Ich kann gerade sie noch im mikro- skopischen Präparate zeigen. Von einer Verbindung der Ausführungsgänge ist auch hier bei Gegenbaur keine Rede. Die dritte Drüse, welche ich sehr klein finde, Sowleyet wenigstens sehr zart nennt, scheint an Gegenbaur’s Präparat sehr ausgebreitet gewesen zu sein. Ich will diesen Aufsatz nicht schliessen, ohne einer Arbeit von Lawson (Quart. journ. of microse. sciene. Ociob. 1861. p. 264) zu ge- denken, welche mir gerade in diesem Augenblicke zu Gesicht kommt. Während ich den Actaeon auf den bei Helix doch nun wohl allgemein angenommenen Typus zurückzuführen bemüht bin, macht Zawson den umgekehrten Versuch, die Geschlechtsorgane zweier Arten von Helix der von Alder für die Nudibranchiaten aufgestellten Norin entgegenzuführen, indem er die Zwitterdrüse wieder rein für das Ovar und den dem Uterus anliegenden Theil des Ausführungsgangs für den Hoden erklärt. Ein selt- samer Kreislauf! II. Cercaria cotylura. Hierzu Tafel XXVIII und Tafel XXIX, Fig. 9 und 10. Unter diesem Namen will ich eine Gercarie beschreiben, welche ich sammt der sie ausbildenden Sporoceyste in den Geschlechtsdrüsen von ‘ Troeckus cinereus gefunden habe. Ich bemerke dabei von vorn herein, dass es mir nicht unmöglich erscheint, dass sie mit einer von Lespes be- schriebenen Art identisch ist. In diesem Falle würde jedoch Lespes die her- vorstechendste Eigenschaft des Thieres nicht verstanden haben, aber auch wenn Lespes eine, davon abgesehen, im Uebrigen ganz richtige Beschrei- bung gegeben hat, so müssen beide Arien als verschieden betrachtet werden. Wir werden nach Beschreibung unseres Thieres auf den Ver- gleich zurückkommen. | Zuerst fand ich diese Cercarie in den letzien Tagen des April in einer kleinen Menge Seewasser, in welcher ich in einem Uhrglase den von Seepflanzen abgespülten Schlamm mit der Loupe untersuchte. Sie kroch in Gestalt eines kleinen weissen Wurms blutegelartig spannend mit grosser Schuelligkeit frei umher und schwamm, wenn vom Rande des Gefässes vertrieben, sich aalartig schlängelnd im Wasser umher. ' Nach der Art der Bewegung ungewiss, was ich vor mir hatte, erkannte ich dies eigenthümliche Geschöpf als die Larve eines Distoma. DasThierchen konnte sich bis auf imm. streeken und bis auf 0,33 mm. verkürzen, wobei sich dann entsprechend die Breite zwischen 0,05 mm. und 0,15mm. bewegte. Die Gestalisveränderungen geschahen sehr rasch - nr nen rn enden nn a. 29% und energisch und es kostete Mühe das winzige, leicht bewegliche Ge- schöpf aus dem Wasser mit der Messerspitze aufzufangen. | Die Eigenschaften dieses Thieres sind genauer folgende: Fast sieben Achtel der Länge des ganzen gestreckten Körpers werden vom Rumpfe des Thieres gebildet, nur etwa das letzte Achtel kommt auf den Schwanz- anhang. Am Rumpfe liegt, das Vorderende berührend, aber auf der Bauchseite, ein Mundnapf von mässiger Grösse. Die ihn überragende Oberlippe zeigt sich in der Profilansicht etwas dicker als die Unterlippe. Die Mittellinie ihrer Innenfläche ist rinnenartig vertieft, stärker lichtbre- chend (Taf. XXVIIE. Fig. 2e.), also wohl solider als die benachbarten Theile. Sie giebt dadurch den Anschein, als sei ein Stachel in sie eingebettet, welcher jedoch in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Der Bauchnapf (Taf. XXVIH. Fig. 2%.) liegt hinter der Mittellinie, er ist kräftig, etwas grösser als der Mundnapf, bald rundlich, bald dreieckig geöffnet, und wird beim Kriechen nicht benutzt. Die Haut enthält sehr zahlreich die bekannten Coneretionen, ist aber unbewaffnet, die zwei Längsgefäss- stämme sind vorn (Taf. XXVII. Fig. 25.), die Caudalblase hinten sehr deutlich und die letztere (Taf. XXVIH. Fig. 2 f.) hängt mit einem grössern Hohlraum der Leibeshöhle zusammen, der in einigen Stellungen des Kör- pers sich besonders markirt (Taf. XXVIl. Fig. 2.0.). Nahe dem vordern Körperende zeigt die Rückenseite zwei stark Gchtbrechenie Körper, viel- leicht Linsen a Pigmentansammiung (Taf. XXVII. Fig. 2a.). Im In- nern ist der Schlundkopf nur mit Mühe (Taf. XXVII. Fig. 2k.), die Ma- gensäcke noch gar nicht zu erkennen. Auf beiden Seiten liegt ein lang- gestreckter Haufen bräunlicher Zellen, einen grossen Theil des vordern wie des hintern Körperabschnittes durchziehend, wohl das Material für die Dotierstöcke (Taf. XXVIH. Fig. 2 d.), während eine Andeutung wahr- scheinlich der Keimdrüse durch einen festern, helleren, rundlichen Kör- per dicht hinter dem Bauchnapfe zwischen jenen dunklen Zellen in der Mittellinie gegeben ist (Taf. XXVIN, Fig. 2e.). Wenn das Alles sehr gewöhnliche Eigenschaften einer Distomen- larve sind, so ist dagegen von dem Bekannten, wahrscheinlich mit Aus- nahme zweier Fälle von Lespes ganz en die sonderbare Gestalt des Schwanzanhanges. Es ist HR am Hinterende ein kappenföriiger Körper befestigt, dessen Gestalt jedoch ebenso veränderlich ist als die des Rumpfes selbst, und welcher kinten sich mit einer napfförmigen Grube öffnet (Taf. XX VII. Fig. 2.). Dieser eigenthümliche Anhang wird von der Cercarie beim Kriechen vollkommen benutzt wie der hintere Saugnapf der Blutegel, während der Bauchnapf im Cercarienzustande ganz unthätig ist. Daseben war es, was dem Thierchen das ungewohnte Ansehen gab und zunächst eher bewe- gen musste, es für ein blutegelartiges Thier zu halten. Bei den verschiedenen Bewegungen ging bald das Vorderende, bald e 295 das Hinierende voran, und weil vorn und hinten je einer und fast in der "Mitte ein dritter Saugnapf war, machte die Lebhaftigkeit der Bewegun- gen es Anfangs schwierig vorn und hinten zu unterscheiden. Manchmal war das Thier ganz gestreckt und suchte hinten festsitzend mit faden- - förmig verschmälertem Vorderende umher, andere Male ganz zusammen- gezogen oder durch Einschnürung in der Mitte biseuitförmig. Die Zeich- nungen Taf. XXVM. Fig. 2 bis 5 und die der in den Sporocysten Fig. 1u. 15 liegenden Exemplare geben Bilder von den verschiedenen Gestalten, wel- che der Körper a eo. kann. Am Schwanzanhange ist unter der glashellen Haut Längs- und Rings- muskulatur deutlich zu erkennen und es bewirkt diese later sehr rasch Veränderungen in der Gestalt der Wandung und des Hohlraums "dieses hintersten Napfes. Sie kann plötzlich den ganzen Napf rüsselartig vorschnellen und auch, wie in Fig. 3 dargestellt ist, einen rings abge- setzten Rand an seiner Oeffnung vortreiben, der beim Festsaugen gute Dienste zu leisten im Stande sein muss. Als ich darauf noch ein Exemplar dieser sonderbaren Larve fand, glaubte ich annehmen zu dürfen, dass unter dem Materiale, welches ich gerade in meinen Gläsern aufbewahrte, sich die Brutstätte finden möchte, aus welcher diese schwärmend gefundenen Larven hervorgegangen seien. Von Mollusken hatte ich dort eine Anzahl Herzmuscheln und mehrere Ar- ten von Schnecken. Gleichzeitig mit einer Untersuchung der Geschlechis- organe und Geschlechtsproducte hatte ich bei den Cardien schon vielfach nach Trematodenlarven und Ammen gesucht, besonders in der Hoffnung, den Bucephalus Haimeanus, den Lacaze Duihiers ja auch in Cette gelun- den hatte, persönlich kennen zu lernen, ich hatte aber keine Spur von _ Trematodenbrut gefunden. Der Verdacht blieb also auf den Schnecken ' haften, welche aus dem Ganale der Salins (so nennt man zum Unterschied von dan Salines des Quellwassers die Seewasserbecken, aus denen Salz gewonnen wird) herrührten. Nun ist es ein sehr mühsames Ding, die harten Schalen von See-— ' schnecken wegzubrechen und die kleinen Leiber in gutem Zustande her- auszuheben, um dann an ihnen über das Korkokaciei von Parasiten Nachforschungen anzustellen. Ich hatte bereits 1857 in Spezia, in glei- ehem Eifer wie Lespes, um die Kenntniss der marinen Tremaiodenlarven zu vermehren, mir ähnliche Mühe fast ohne Resultat gegeben. Es gelang " mir dies Mal auf leichtere Weise, die Quelle der neuen Gercarienform zu entdecken, indem ich die einzelnen Schneckenarten und dann die Indi- viduen in einzelne Gläser mit Seewasser setzte und so die inficirten ın kurzer Zeit durch die Auswanderung der Cercarien erkannte. Ich er- wähne dieser: Meihode hier ausdrücklich, weil dadurch der immer noch so ungeheuren Lücke in Kenntiniss mariner Entwicklungszustände der Trematoden wenigstens zum Theil obne grosse Mühe wird abgeholfen werden können. Diejenigen, welche die gewöhnliche Weise des Auf- 296 suchens hier versucht haben, werden den Unterschied dankend er- kennen. Es zeigte sich denn auch bald hierbei, dass mehrere Exemplare von Trochus cinereus die Gercarienbrut in grosser Menge auslaufen liessen und im Innern so mit derselben erfüllt waren, wie wir das in unseren Süsswassern bei Limnäen, Planorben und Paludinen zu finden gewöhnt sind. Auch hier war es die Geschlechtsdrüse, welche statt ihre eigenen Producte zu liefern, die Schmarotzer ernährte und deren eigene Elemente darüber ganz zu Grunde gegangen waren. Die Ammen hatten keinen Magensack, zeigten, wenn sie gross und recht vollständig gefüllt waren (Taf. XXVII. Fig. 45.) eine einfach wursi- förmige, ovale oder rundliche Sackform ohne Fortsätze und fielen also unter den Begriff der Sporocysten. Die grössten maassen über 1,5 mm. Länge und erreichten ein Drittel bis die Hälfte dieses Maasses in der Breite. Viele kleinere waren untermischt. Die Oberfläche war durch die unter- liegende Muskulatur querrunzlig, der Rand erschien dadurch cannelirt. Pigment von orange- bis ockergelber Färbung war in diffusen Flecken und in Streifen aus molekulären Körnchen geordnet vertheilt. Bei solchen (Taf. XXVIM. Fig. 4.), welche, obwohl gross, doch nicht sehr gefülli waren (vielleicht mochten sie einen Theil ihrer Brut entleert haben), war das eine Ende des Sackes stärker muskulös, querrunzlig halsartig eingeschnürt und an der Spitze mit einem Napfe (Fig. 1a.) aus- gerüstet: Eine Mundöffnung befand sich dort nicht, ein Magensack hing keinenfalls an; ob diese Stelle sich zur Geburi der Cercarien öffnete, ver- mag ich nicht zu sagen; ich habe ein Austreten von Brut überhaupt nur bei Zerreissung des Sackes statifinden sehen. Das so ausgezeichnete Ende des Thieres charakterisirte sich bei den Bewegungen als das vordere: Selbst die wurstförmig vollgepfropften Sporocysten hatten eine entschiedene Neigung sich an einem Ende zuzu- spitzen, dies Ende war stets am beweglichsten und die in ihnen enthal- tene Brut drängte besonders stark dorthin. Die Muskelthätigkeit der Sporocysten ist überhaupt sehr kräftig, ihre Bewegungen im Seewasser erinnern vollkommen an die Bewegungen der ausgewanderten Larven selbst. Sie strecken das Vorderende fadenfein aus, suchen einen Halt für dasselbe und bemühen sich, das überfüllte Hinterende nachzuschleppen. Jüngere vermögen es, den ganzen Körper fadenförmig in die Länge zu zieben, so dass sie nur hier und da durch die Brut knotig erscheinen und kriechen ganz munter voran. Die Durchmusterung der verschiedenen Entwicklungsstufen dieser Sporocysten brachte mir eine wesentliche Unterstützung für die früher von mir vertheidigie Lehre über die Entwicklung von Ammenformen aus der in Ammen erzeugten Gercarienbrut oder deren Theilen, speciell den Schwanzanhängen. Ehe ich dazu übergehe, das zu erörtern, will ich erst Sa 297 untersuchen, was der bisher geschilderte Befund etwa Neues und Beach- _ ienswerihes enthält. Zunächst ist die Zahl der uns bekannten Larvenformen für Trema- toden überall im Vergleich mit der Zahl der bekannten erwachsenen Thiere, in’s Besondere der Distomen, immer noch gering, so dass in die- ser Beziehung jede Bereicherung des Materiais erwünscht ist. Es gilt das aber ganz in's Besondere für maritime Formen und am meisien für de- "ren frühere Lebenszustände in Mollusken. Das bisher aus der See be- kannte Material wird in der Hauptsache das folgende sein: Aus See- N ” Er schnecken lernten wir namentlich durch Lespes') fünf Arten kennen, von denen jedoch eine nicht beschrieben werden konnte und die zum Theil sehr sparsam vorkamen. So hatte der Verfasser unter andern 2. B. ein Mal etwa 250 und ein Mal etwa 30 Littorinen durchsucht. Dazu kam eine Form aus Venus decussata. Unter denen aus Schnecken sind NN zwei Arten, deren Gercarienbrut einen hintern Anhang besitzt, welcher "nach den Zeichnungen dem Napfe unserer Art ausserordentlich N ist. Bei der Cercaria linearis aus Littorina littorea findet sich jedoch ei N "grosser Stachel und der Schwanzanhang ist sehr schmal und ha geringer entwickelt. Für die Cercaria-brachyura dagegen (weiche Diesing, # "weil er brachyura schon vergeben hatte, in pachycerca umtaufen musste) ist zwar auch ein Stachel angegeben, es ist aber gleich gesagt, derselbe | sei sehr klein und in der Ferne findet sich kaum eine deine - desselben. Diese Gercarie wurde in N in Trochus cinereus un- ter 200 Exemplaren nur zwei Mal gefunden und war nur 0,2 mm. lang, | Weiso noch um die Hälfte kleiner als unsere Art im am meisten zusammen- gezogenen Zustande. Der Hohlraum hinten im Körper wurde sehr ähn- lich gezeichnet, Lespes hielt ihn aber für hinten geschlossen. In beiden Arten finden wir nichts erwähnt von einer Bedeutung des Schwanzan- hanges als eines Saugnapfes. Bei Annahme vollkommen genauer Be- schreibung würde trotz des Verdachtes, den ich in dieser letzten Bezie - "hung haben könnte, noch Grösse und Stachel als Unterscheidungsmerkmal und als Beweis bleiben, dass meine Art neu sei. Die Grössenbestimmung "ist aber etwas sehr Unsicheres, und was den Stachel betrifft, so stand _ Lespes noch etwas unter dem Einfluss der Theorie von de Filippi, welcher damals mit so grosser Sicherheit behauptet hatte, dass in Sporocysien "stets und ausschliesslich bewaffnete Cercarien entständen, und mochte, obwohl er selbst in Gercaria lata aus Venus decussata einen Dre 4) Gercaires parasites de mollusques marins. Ann. d. sc. nat. 4. Serie. 4857. er VII. p. 413. In Nassa reticulata : Cercaria Sagitta in Redien. In Littorina littorea: Gercaria proxima in Redien. In Littorina littorea : Gercaria linearis. In Trochus cinereus: Cercaria brachyura in Sporocysten. In Buceinum (undatum), grosse Cercarie aus Redien, in Fäulniss. In Venus decussata: Cercaria lata in Sporocysten. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XI. Bd. 21 298 gegen diesen Satz beibrachte, doch durch den in diesem Falle wirklich vorkommenden Anschein sich täuschen lassen. Ausser diesen in See- schnecken gefundenen Arten beschrieb de Filippi (Ann. d. sciences. 1856.) noch eine Redie aus Conus mediterraneus. Frei gefundene Larven von Trematoden, die aus ‚Behniecken herrüh- ren mögen, sind uns aus dem Salzwasser allerdings noch mehrere be- kannt, so C. dichotoma Müll., G. elegans Müll., C. setifera Müll., G. me- lanoglena, Histrionella inquieta. In Bivalven wurden gefunden: Buce- phalus (Bucephalopsis Dies.} Haimeanus aus Ostrea edulis und Cardium rusticum, Cercariaeum (Dies.) tellinae baiticae, die obige Cercaria lata aus Venus decussata, aus Pteropoden die Gercaria eymbuliae Gräffe, und an Argonauta argo das Distoma Pelagiae (Kölliker). Das letztere gehört schon den Uebergangsformen zwischen dem Larvenzustand und dem er- wachsenen an. Aus Quallen kennen wir ausser diesem Dist. Pelagiae noch das Dist. Bero&s und die Cerc. Thaumantiadis Gräffe, und diesen reihen sich dann überhaupt diejenigen unentwickelten Larven an, die man im Ruhezustand mit oder ohne Kapsel in Crustaceen, Hydrachnen, Würmern findet und deren Leuckart und ich z. B. eine aus Sagitta be- schrieben haben. Dahbin gehören aus Schnecken noch ein Distoma cym- buliae (delle Chiaje, Anim. invertebr. pl. 109, 29. Daneben steht auch ein Monostoma thetycola, pl. 109, 31). Weitere unreife Formen sind dann an Kiemen, in der Mundhöhle, im Muskelfleisch, in den Eingeweiden der Fische in der See zahlreich nachgewiesen. Für die Entwicklungsgeschichte bieten die letztgenannten Gruppen kein wesentliches Interesse mehr, während wir mit grosser Wahrschein- lichkeit erwarten dürfen, durch weitere Untersuchungen der Schnecken und Muscheln die schon jetzt nicht geringe Mannichfaltigkeit der Ammen- formen und der Gestalten der Larven noch sehr zu vergrössern und da- bei zur Aufheilung mancher noch dunkeln Punkte Gelegenheit zu finden. Ich wende mich nun zu einer speciellen Vergleichung des Schwanz- ” anhanges der oben beschriebenen Cercarie. E Die zuerst bekannten Schwanzanhänge der Gercarien, wahre, lang- ” gestreckte, zugespitzte Schwänze, sind so ausgezeichnete Bewegungs- organe, dass über ihre Bedeutung beim Schwimmen und, als das Ein- ” bohren bekannt wurde, bei diesem Geschäfte kein Zweifel sein konnte. ” Für viele mag dabei, nebenher bemerkt, da wenigstens für einen grossen Tbeil die Einbohrung in einen neuen Ort für die Entwicklung nöthig ist, die Energie des Schwanzes mehr bei dieser Einbohrung (und dann auch . schon beim Bohren, um die Schnecke zu verlassen) wichtig sein als für das Schwimmen. er Bedeutung eines solchen Schwanzes als eines pro- visorischen Larvenorgans fand sich' bei Thieren anderer Classen wieder und konnte keinen Anstoss erregen. Das konnte nicht wesentlich modi- fieirt werden durch das Bekanntwerden von Schwänzen, welche gespal- ” ten oder am Ende mit zwei gesondert aufsitzenden Endspitzen versehen 299 waren, oder welche sich’ auf den Seiten sparsamer oder reichlicher mit - Bündeln von Borsten besetzt erwiesen, oder auch auf dem Schwanze noch eine ausgezeichnete kammartige Hervorragung trugen, wenn nur dabei im Allgemeinen die Form eines Ruderschwanzes erhalten blieb. Es dürften im Gegentheil solche Zuthaten als Mittel erscheinen, die be- wegende Kraft des Schwanzes in gewissen Beziehungen zu 'modifieiren eder zu verstärken. Auch die feinen nach vorn sehenden Häkchen am MR Sehwanze der C. lata Lespes können einem solchen Organe sehr wohl "dienstlich gedacht werden und die seltsame Umänderung des verkürzten Schwanzes zum Saugnapfe bei meiner Cercaria cotylura dient, wie wir sahen, dem Thiere in ausgezeichneter Weise und bedingt für dasselbe eine ganz bestimmte Art der Bewegung. Sogar der in seiner vordern Ab- - theilung so gewaltig entwickelie und kapuzenartig erweiterte Sch weif der €. macrocerca passt noch in diese Reihe. 1% In allmählichem Uebergange zu den Formen, welche schwanzlos von "Anfang an, im Wesentlichen der spätern Distomengestalt gleich, in ihren "" AÄmmen entstehen, haben wir nun aber eine nicht geringe Anzahl solcher | Cerearien, deren Schwanz zu wenig entwickelt ist, um als Ruderschwanz zu dienen, vielmehr, soviel bisher! bekannt, als ein unbrauchbarer An- hang nachschleppt. Doch konnte auch eine solche Verkümmerung dieses Organes nicht direct auf den Gedanken bringen, dass die Cercarien- schwänze wohl auch noch eine weitere Bedeutung haben möchten. Auf | der andern Seite finden wir aber auch Fälle, in welchen nicht in Ver- B kümmerung, sondern öfter mit sehr starker ecke eine so abwei- I chende Gestaltung des Schwanzanhanges sich zeigt, dass dieser, ob- wohl er seine Muskelthätigkeit nicht einbüsste, doch seiner Form halber eh: weiter als ein der Örtsbeweguns des Gercarienleibes dienendes Or- gan gedacht werden kann und überhaupt seine Bedeutung für die Disto- ;' menlarve, die ihn trägt, ganz zweifelhaft ward. Schon in einigen Fäl- ‚len Bewühnlicher Cercarienbrut sind die Schwänze sehr plump und ver- hreitert, und neigen zu den angedeuteten Umgestaltungen hin. Die ausgezeichneisten Formen jedoch in dieser Beziehung sind die des Bucephalus und des Distoma duplicatum. Die Schw ne die- ‚ser Thiere werden nun überhaupt nie von den Larven mit ausgeführt, sondern stets abgelegt, ehe sie die Muschel, in der sie leben, verlassen. Aber auch bei den Cercarien, deren Bean ein dub ersichukter Ruder- schwanz ist, kann uns nicht verborgen bleiben, wie gut sich dieselben EI achmen wissen, wenn sie den Schwanz Eröich in der Schnecke zu- rückgelassen haben. Es liegt dadurch immer sehr nahe, dem Schwanzanhange entweder ‚im Allgemeinen oder wenigstens für &inzelne Fälle eine weitere oder über- haupt eine andere Bedeuline anzuweisen. So sah denn, ohne einen thatsächlichen Halt zu haben, Diesing, als. er früher mit Ehrenberg und gegenüber den immer mächtiger andrängen- ER 300 den Entdeckungen der Neueren die Cercarien, noch als selbstständige Thiere festzuhalten suchte, in den Schwänzen die Keime, aus welchen vielleicht wieder Sporocysten entständen. Er nannte sie desshalb Sporo- cercae und gab für die Art der Entwicklung der neuen Sprossen in ihnen den Modus an, den Leuckart (Wagn. Handw. d. Phvsiol. IV. 967) für Dist. duplicatum geschildert hatte. Leuckart hatte die Entwicklung dieses Tbiers als Beispiel für ungeschlechtliche Entwicklung aus: Keimkörnern genommen, jedoch auf keine Weise gesagt, dass die Schwanzanhänge wieder zu Sporocysien würden. Auch aus den frühern Autoren hätte Diesino hierzu kaum einen An- halt entnehmen können. Bär hatte zwar für Dist. duplicatum den Sack für ein Analogon des Schwanzes erklärt, den Muskelsack unter der Haut und die-Bewegungen gesehen, er As) eaber, das Distoma selbst werde zur Hydatide (Nov. acta phys. med. XII. 1827. p. 567), nachdem es die Keime, die es aus Mangel einer Geschlechtsöffnung nicht auswerfen konnte, in sich entwickelt habe. Auch den Bucephalus polymorphus sah Bär zu jung, um ibn ganz verstehen zu können, da aus den zerrissenen Hörnern nur Kügelchen hervorgingen. Er sah wohl in diesen die Keime künftiger Entwicklung, aber er glaubte, dass sie einen Fadep gäben. An einer Stelle sagt Bär: »ein solcher dunkler ‚Schwanz kann schon Keimstock sein«, es bezieht sich das aber auf ein von Scoresby geschil- dertes, nicht hergehöriges Thier, welches wie auch die Fäden der Phy- salia vergleichsweise in Betracht gezogen wurde. Auch Hessling (Illustr. med. Zeitung 1852. I. p. 305) sah die Entwicklung der Keime in den Armen des Bucephalus nicht vollständig, obwohl er die Ansicht Bär’s bestätigte, dass die Arme die Keime zur Brut in dicht aneinander ge- drängten Zellen enthielten. Lacaze Duthiers (Ann. d. se. nat. Zool. 4. Serie. 1854. T. I. p. 294) wurde an der vollständig richtigen Deutung seines Bucephalus Haimeanus besonders dadürch gehindert, dass er is Bauchnapf am Stamme des Thiers nicht recht erkannte, der hier wohl nicht so deutlich war als bei B. polymorphus. Er sah nun zwar in den Anhängen die Larven entstehen, deren ganzer Bau zeigte, dass sie den Alten gieich werden würden, aber er kannte doch nicht die Identität der Hörner, Arme oder Fadenanhänge mit den grossen Sporocysten. Er spricht desshalb bei dieser Production junger Bucephalen in den Sporocysten, welche doch nichts sind als Theile alter Bucepbalen von einem Generationswechsel, welcher erst dann vor- liegt, wenn wir die Geschlechtsentwicklung, Eibildung u. s. w. mit in die Betrachtung ziehen. Ich selbst habe nun durch meine Untersuchungen im Jahre 41856 zu- nächst die Verhältnisse des Bucephalus polymorphus in’s Reine gebracht, dahin, dass der Stamm ein junges Distoma ist, wie bei gewöhnlichen Cercarien, dass die Arme, eine Modification des Schwanzes, abgelöst oder zurückbteibend die schon früher in ihnen oft sehr hoch entwickelte Brut 301 wieder zu ganz gleichen Ammen in sich entwickeln, dass mit einem Worte abgelöste Arme und Sporonemen (Dies.) identisch sind. Indem ich somit - die Mittheilungen Bär’s erweiterte, machte ich möglich, den Buc. Hai- _ meanus vollkommen ebenso aufzufassen. _ Ich bewies ferner die Uebereinstimmung im Baue der Säcke, welche eine grössere Zahl von Distoma duplicatum, ein jedes mit seinem Schwanz-- 2 Ehhanse, bergen, mit diesem sackähnlichen Schwanzanhange selbst, ein Verhalten, von dessen Richtigkeit mich spätere Untersuchungen aufs - Neue erzrngt haben. Da in den Anhängen noch keine En tote | ; neuer Brut stattfindet, so lange sie am Körper des Distoma festsitzen, so | d ist hier die Sache nicht so klar wie bei Bucephalus, obwohl sie im Gru inde N ganz ebenso zusammenhängt. Wen aber die Gestaltähnlichkeit nicht über- zeugt, der möge einen Modus nachweisen, durch welchen die " massenhafte Neubildung dieser Sporocysten erfolgt. Stets neue Einwan- derung von Eiern würde nicht erlauben, dass unter neben einander aul- Feenommenen Muscheln die eine gar ehe, die andere ungeheuer infieirt "ist, und eine Vermehrung der Gysten dert Theilung oder äussere Knos- pung findet nicht statt. Auch finden wir ja abgelöste Cysten, die eben- sowenig schon Brut enthalten als die noch am Distoma en Drittens stellte ich daneben Fälle von Cercaria ornata Nr diploco- tylea, bei welchen aus eigenthümlicher Entwicklung des Schweifes unter bestimmten Verhältnissen, aus dem Abwerfen unreifer Schweifknospen und dem Vorfinden aller Almäklichen Uebergänge zwischen solchen und Sporoeysten die Möglichkeit gedacht wurde, dass die Schwänze auch an- derer Larvenformen als des Bucephalus dad des Dist. duplicatum das Material für neue Sporocysten abgeben möchten. Das letztere konnte nur unter besondern Umständen stattfinden, _ wenn es überhaupt geschieht, weil in der Regel diese gewissermaassen normalen Schwan2anhänge mit ausgeführt werden und ein dem Thiere nöthiges Organ bilden. Diesing zwar dachte sich damals, das Distoma finde seine abe darin, neue Schwänze zu produciren, wenn es aus der Cysie Macken vor deren Bildung es den alten abgeworfen hatte. Für ihn war damals bei den für selbstständig erachteten Gercarien der Schweif das einzige Organ, welches der Vermehrung diente. Ich dagegen meinte, es müssten das solche Umstände sein, unter welchen die Eniwickiung des Anhangs zum eigentlichen a nicht stattfand. Hat dieser Aohans die Schwanzgestalt wirklich erlangi, so ist damit wahrscheinlich auch seine Productionsfähigkeit, die auf der Gegenwart ‚nicht differencirten Bildungsmaterials an der Innenwand beruht, ver- wichtet. Wahrscheinlich geht die Entwicklung des Schwanzes hier stets Hand in Hand mit der des Distomenleibes selbst, der ursprünglich genau die gleiche Zusammensetzung zeigt wie der Anhang. Eine Neubildung von Schwänzen aber findet nirgends statt. | Ob es nun gewisse Jahreszeiten seien, welche, das Ausschwärmen 302 reifer Gercarien hindernd, auch die Reifung der Keime hemmen und an deren Stelle den Zerfall des auf der Stufe geringerer Differenceirung ver- harrenden Materials in immer neue Sporocysten oder die Bildung von Redien, welche nach ihrem Bau sehr wohl den weniger vollendeten Di- stomenleibern analog gedeutet werden können, setzen, oder ob eine Ver- schiedenheit in Bildung von Cercarien oder Tochterammen abhänge von dem Reichthum der Ernährung oder von der Leichtigkeit, mit der sich die Brut zwischen den Organen des Wohnthieres noch allseitig ausdeh- nen kann, das ist allerdings vor der Hand Alles Hypothese. Es ist über- haupt schwer genau zu erweisen, ob gewisse Zellen oder Keimhaufen an den Ammen jedes Mal prädestinirt sind, Gercarien oder Ammen zu wer- den oder ob der einzelne Haufen in dieser Entwicklung von den Umstän- den abhängt, ob vielleicht auch, nachdem die ersten Schritte auf einer Bahn gethan, doch noch eine Richtung hierhin und dorthin möglich ist und ob vielleicht eben durch die Gleichheit dieser ersten Schritte eine Aehnlichkeit zwischen den verschiedenen Ammenformen und den Cerca- rien oder auch deren Schwanzanhängen bedingt wird. Auch Carus hat behauptet, dass sich Gercarien und Ammen in derselben Amme ent- wickelten, Wagener wagt es nicht zu entscheiden. Wenn nun in der Kritik meiner vor mehr als fünf Jahren ausgespro- chenen Ansichten de Filippi (Trois. mem. pour serv.,ä P’hist. genet. des 7 trematodes) mit wohl zu grossem Eifer die von mir Goilesrherleen That- sachen die daran geknüpften Vermuthungen gleich wegwerfend behandelte, so hat er mir dadurch eine nicht ungünstige Stellung gegeben. Zunächst habe ich nicht gesagt » que la queue du Bucephalus polymorphus detachee du corps se remplit de nouveaux germes«, sondern dass die schlauchförmigen Anhänge, nachdem sie noch beträchtlich gewachsen sind und in sich eine zahlreiche Menge von Keimen bis zu verschiedener Grösse ausgebildet haben, sich sammt den Scheiben vom Rumpfe ablö- sen. Einen solchen Arm mit den jungen Bucephalen habe ich dann ab-: gebildet. De Filippi machi somit ein allerdings gar nicht gleichgültiges Hysteron proteron, wodurch er mit einem Federzuge den reellen Beweis für Bucephalus in die Gemeinschaft der behaupteten Wahrscheinlichkeit ° für das Distoma duplicatum hinabzieht. Dann kostet es allerdings nur einen weitern Schritt, meine Thatsachen mit der (ältern) » opinion de Die- sing, que personne n'est dispose a partager« zu identificiren, obwohl hier ein ganz ausgezeichneter Unterschied besteht. Die Ansicht Diesing’s war damals, wie schon gesagt, die, dass alle diese Formen selbstständige Thiere seien und diese Ansicht habe ich nie getheilt, wohl aber stand noch ziemlich spät de Filippi auf diesem Boden, als er aus den Larven neue Gattungen machte. Dass ich nie in diesen Irrthum verfiel, lag aller- dings in der Zeit begründet, in welche meine speciellere zoologische Aus- bildung fiel und ich rechne es mir keineswegs zu Gute. Ich habe aber ° auf der andern Seite wohi durch das ausserordentlich reine Experiment 303 mit Distoma echinatum, welches ich gleich nachher veröffentlichte und welches wohl der erste von jedem Einwand und Zweifel freie und bis zur Geschlechtsreife geführte Fütterungsversuch war, wesentlich dazu beigetragen, die letztmöglichen Bedenklichkeiten in dieser Beziehung zu zerstreuen, !) Was aber Diesing damals ohne alle Thatsachen rein vermuthungs- weise als Gesetz für die Fortpflanzung der Art aufstellte, darin habe ich auf ganz sichere Anhaltspunkte hin eine Art der Weitervermehrung im Ammenzustande nachgewiesen. Ich habe dann den Gedanken ausge- sprochen, dass diese Art der Vermehrung auch für andere Formen gelten möge, bei denen sie nicht so absolut nachgewiesen werden konnie. Ich möchte das noch heute festhalten und wünschen, dass noch darauf ge- achtet werden möchte, ob nicht in mehreren Fällen die Gestalt der Am- men in Beziehung gebracht werden könnte zur Gestalt sei es der ganzen Cercarie, sei es ihres Rumpfes, sei es ihres Schwanzes, " Es sind bestimmte, in der gegenwärtigen Beobachtung liegende Mo- tive, welche mich bewegen mussten, diese Verhältnisse allseitig zu be- sprechen. Ich konnte dabei nicht vermeiden auch jener alten Kritik zu sedenken, deren übrige Abschnitte meist längst zu meinen Gunsten ent- schieden sind, *) was ich sonst nicht geihan haben würde. Dass Diesing, als er in einer so hübschen Weise neuerdings seine Gesammitvorstellung über die Gerearien modificirte, doch mit Vorliebe meine Ansichten über die Möglichkeit der Entwieklung von neuen Keimen in aus Schwanzan- hängen entstandenen Ammen aufführte, ist erklärlich., Sonst hat sich Niemand wesentlich mit dieser Frage beschäftigt, nicht ein Mal in Beirefi des Bucephalus. | Ich glaube nun in den neuen Cercarien, welche ich oben beschrie- ben habe, wieder einen Fall zu besitzen, in welchem der Schwanzanhang zu einer Amme’sich ausbilden kann. Es würde dieser Fall um so bedeu- tungsvoller sein, als hier ein Theil, welcher ein der CGercarie sehr dienst- liches provisorisches Larvenorgan constituirt, zugleich in andrer Ent- ‚wicklung möglicherweise der ungeschlechtlichen Vermehrung dienen würde und in dieser Beziehung dem normalen Schwanze der Cercarien ganz gleich stände, entgegen den Anhängen des, Bucephalus und dem i) Archiv für Naturgeschichte 1857. I. p. 246. Die Versuche wurden von Leuckart (Jahresbericht für 1857) und von Claus mit bestem Erfolge wiederholt und bilden ein schönes Vorlesungsexperiment. - 2) So Tetracotyle und das Vorkommen von bewaffneten Cercarien in Redien, von dem mir übrigens schon vor dem Drucke jener Kritik de Filippi sagte, dass er es ein Mal gesehen habe, Dagegen habe ich selbst später bei einigen Redien eine vor- dere Oeffnung für die Geburt der Cercarien gesehen. Aber anderen fehlt sie und ihr Vorhandensein, eine weitere Aehnlichkeit zwischen Cerearien und Redien, kommt meinen Theorieen anderweilig gut zu statten. Ebensowenig will ich läugnen, dass bei Ammen Gefässe vorkommen; ich babe sie nur bei den beschriebenen nicht gese- hen und so ging es auch Wegener in der nach meiner veröffentlichten grossen Arbeit. 304 Sacke des Distoma. duplicatum, welche überhaupt nur der Generation dienen und in keinem Falle dem Distoma noch ausserhalb der Muschel anhängen. Es würde dieser Fall also meiner Vermuthung in Betreff des Schwanzes der gewöhnlichen Cercarie zur Stütze dienen. Er geht aber eigentlich noch weiter. Denn in der Entwicklung zum Saugnapf erscheint der Schwanz auf ein Minimum des Volumens redueirt und wenn wir hier eine solche Verminderung dieses Anhanges haben, so können wir uns sehr wohl denken, dass auch bei den Distomenlarven, welche hinten nur einen Knopf oder nierenförmigen oder kurz dreieckigen Aufsatz haben, in den frühern Stadien des Larvenkeimes dieser Anhang einer grössern, selbstständigen Entwicklung unter gewissen Umständen hätie theilhaftig werden können. Die Thatsachen waren nämlich folgende. Die Cercarien entwickelten sich wie gewöhnlich aus rundlichen Zellhaufen (Taf. XXVIN. Fig. 6 u. 7.), welche sich in einen grössern vordern und einen kleinen hintern Ab- schnitt, welche ursprünglich ganz gleichwerthig sind, gliederten. Von diesen erleidet dann ein jeder allmählich die nöthigen Modificationen, um zu der Gestalt zu gelangen, welche wir für die beiden Theile der erwach- senen Larve kennen lernten. Innerhalb der Sporocysten fanden sich dann neben den Cercarien, deren Schwanzanhang die normale Entwick- lung durchmachte, solche, bei welchen derselbe verhältnissmässig stär- ker gewachsen ist, während die Entwicklung der charakteristischen Theile am Leibe nicht so recht vorangeht. Der Schwanzanhang bleibt dabei mit hellen Zellen gefüllt und sein Napf entwickelt sich weniger deutlich. Weiter findet man nun unvollkommene Larven, welche sich von ihrem Schwanzanhange getrennt haben und solche abgelöste Anhänge selbst. Zwischen diesen und den ausgewachsenen Sporocysten liegen alle Uebergänge in Grösse und Ansehen vor. Die jüngsten Formen sind noch ungefärbt (Fig. 425.). Langsam sammelt sich das gelbe Pigment (Fig. 13.). Zunächst ist der kleine Napf noch sehr deutlich (Fig. 13 u. #4.). Eine Sporocyste von 0,3 mm. Länge enthielt dann schon zwei recht deutliche Cercarien, eine von 0,5 mm. Länge und ovaler Gestalt schon wenigstens ein Dutzend Larven in verschiedener Ausbildung. So entstehen allmäh- lich die grossen, überfüllten, wurstförmigen Säcke (Fig. 15.), in welchen eine directe Bildung neuer Sporocysten oder eine Vermehrung durch Theilung nie beobachtet werden konnte. Als Guriosum will ich noch bemerken, dass ich eine unreife Cercarie fand, aus deren Bauehnapf bruchsackähnlich eine blasszellige Masse her- ausgewachsen war. Bär bildet ähnliche Missgeburten ab. Was zum Schlusse die etwaige weitere Entwicklung unseres Di- stoma betrifft, so sind darüber bei dem Mangel charakteristischer Eigen- schaften der Cercarie wohl kaum Vermuthungen aufzustellen. Von Fischen besitzen die Etangs vorzugsweise Syngnathus, Gonger und Ophisurus. 305 "In Syngnäthus pelagicus giebt es in der Leber das Distoma labiatum von 4," Grösse und im Darm das Distoma tumidulum, 4’” lang, in Conger das Distoma rufoviride, angeblich bis 3” lang, alle wie unsere Cercarie mit einem Bauchnapfe, der grösser ist als der Mundnapf. Das Distoma rufoviride besitze ich wohl selbst und gebe von ihm weiter unten eine ; Abbildung (Taf. XXIX. Fig. 9 u. 10.). Es ist sehr ausgezeichnet dadurch, ‚dass die Doiterstöcke nur aus einfachen Schläuchen bestehen, von Herbn vier von der einen und drei von der andern Seite zusammentreten und ‚sieh hinter dem Keimstocke quer vereinen. Der ganze Dotterstockapparat liegt hinter dem Keimstock. Wenn wir wirklich vorn seitlich in der Ger- ; earie die Anlage zum Dotterstock sahen, so würde das nicht stimmen, "und so finde ich auch zwischen einem ganz jungen Thier aus dem Darm ı von Conger (aus Spezia) und dieser Oercarie trotz einer auffallenden Ab- |"plattung des Hinterendes keine Aehnlichkeit. Dieses kleine Exemplar hat noch gar keine Geschlechtswerkzeuge und einen leeren Darm. Es misst nur Imm. an Länge, die anderen bis 4,5 mm. Distomen von Syn- ‚gnathus und Ophisurus habe ich selbst nicht gesehen. Vielleicht dürfte "man annehmen, dass Larvenformen wie diese am ersten ohne Encysti- rung sich entwickeln und direct an Fische sich ansetzen könnten, wie ich z.B. an den Kiemen einer kleinen Scholle in Spezia ein Distoma fand. IV. Ueber einige andere Distomenlarven aus Seethieren. Hierzu Tafel XXIX. Fig. 1—5. | Ich benutze die Gelegenheit jener ausführlichen Mittheilung über die | Distomenlarven aus Trochus, um ein Paar kleinere Notizen verwandter Art anzureihen. | Ich fand im Jahre 1857 in Spezia in Columbella rustica sparsam in \ dem Eingeweideknäuel Ammen und Cercarien eines Distoma. Die Amme (Taf. XXIX. Fig. 1.) hat die Bedeutung einer Redie; sie besitzt einen mit | einem Napf ausgerüstelen Mund am halsähnlich verengten on ) Rereärien oder deren Kahnen und misst in der Länge 0,1% aan, in der grössten Breite 0,06 mm. | | |" Die reifen Cercarien (Fig. 2.) haben mit Einschluss des Schwanz- ‚anhangs nur eine Länge von 0,09 mm. bei einer Breite von 0,03 min. 'Sie besitzen keinen Stachel, der Bauchnapf liegt eher hinter der Mitte und ist ziemlich von der Grösse des Hendkeiplesn die Gaudalblase und | die Gefässe sind deutlich, sonst keine Organe im Rumple zu erkennen. 306 Der Schwanzanhang ist conisch, -mit breiter rundlicher Basis am Körper © aufsitzend, mit einer beweglichen, biegsamen, plötzlich verengten Spitze ® endend, nur etwa 0,016 mm. an Länge messend. Neben dieser Cerca- # rienbrut, welche ich mit dem Namen der Cercaria Columbellae zu benennen vorschlage, fand ich ein leeres Trematodenei (Fig. 3.) in der- selben Schnecke, welches seinen Deckel verloren hatte und mit 0,05 mm. ° Länge eine verhältnissmässig bedeutende Grösse besitzt. R Die in Fig. %. dargestellte Distemeneyste habe ich ebenfalls im Golfe " | von Spezia in einer zusammengesetzien Aseidie, soviel ich mich erinnere # in einem Polyclinum gefunden. Die dünnhäutige Cyste ist ganz kuglig; © der Mundnapf gross, der Bauchnapf kleiner, der Sehlundkopf deutlich, Ge- fässe, Caudalblase, Magenschenkel, vielleicht die Anlage der Geschlechts- " theile deutlich. Der Durchmesser der Cyste ist 0,2 mm., das Distoma 5 liegt aber gekrümmt und mit der Spitze des Hinterleibs etwas umgebogen } | in derselben. Seine Haut ist deutlich querrunzlig. Ich gebe diesem Di- Sl stoma, bis wir vielleicht Weiteres über dasselbe erfahren, den Namen Distoma Polyclinorum. = Zuletzt habe ich noch ein Distoma zu erwähnen, welches ich in F; | Actaeon viridis in Cette ohne weitere Gyste direct in die Gewebe dieser © Schnecke eingebettet fand. Dasselbe misst nur 0,17 mm. Länge auf I) 0,15 mm. grösste Breite. Der weite, wulstige Mund stösst an das Vor- © derende, ein äusserst weiter, dreieckig ausgezogener Bauchnapf nimmt die Mitte des Thieres ein. Vor diesem letiztern glaube ich die erste An- lage der ausführenden Geschlechtsgänge (Fig. 5a.) zu erkennen. Die mit \ zwei Hörnern ausgezogene Caudalblase enthält: zahlreiche, feine, mole- kuläre Goncretionen. Ich nenne dieses Thier Distoma Actaeonis. Es’ ist kein Zweifel, dass dasselbe sich noch im Ruhezustande befindet, | V. KR Veber Nuskelguerstreifung bei Trochus zizyphinus. | Hierzu Tafel XXIX. Fig. 6 und 7. Quergestreifte Muskelfasern sind im Reiche der Weichibiere, wenn auch nicht gerade unbekannt, doch immer noch verhältnissmässig selten und dort, wo etwas der Art wahrgenommen wurde, konnte man häufig nur von einer derartigen Lagerung der feinen Körnchen, welche man in © ‘dem Muskelzellinbalt unterschied, sprechen, dass dadurch eine lebhafte % Erinnerung an die Querstreifung zu Stande kam. Bekannt sind nament- lich die Querstreifen der Muskulatur bei Salpen und bei den Appendieu-' larien, die in den Retractoren von Acephalen, in den Kiemenherzen von Cephalopoden und, was am meisten hierher zu beziehen sein wird, durch‘ 307 Kölliker ein der Querstreifung sehr ähnliches Ansehen im Schlundkopfe von Aplysia. Eine Vermehrung der Fälle, in welchen diese Form der histologi- schen Beschaffenheit der Muskelfaser bei Mollusken vorkommt und na- mentlich, dass sie ohne besondere optische Hülfsmittel (Polarisation) er- kannt wird, erscheint immer noch interessant, weil so ein Mal die grössere Verbreitung der quergestreiften Muskeln überhaupt mit immer mehr Si- cherheit nachgewiesen wird, dann aber auch, das Vorkommen und die besondere Art der Erscheinung dort, wo dieses Gewebe in der Tbierreihe aufzuhören beginnt, für dessen prineipielle Gleichheit mit der glatien Muskelfaser am ehesten die Entscheide bringen müssen. Das Einreissen dieser einen scharfen Schranke zwischen zwei gewissen Thiergruppen vorzugsweise eigenen und einander theilweise verdrängenden Geweben, ist aber eine Signatur der Zeit. und geht Hand in Hand mit den grossen Reformen in Histologie und Zoologie. Wenn ich damit der Querstreifung nur mehr einen relativen Werth zuschreibe, so bin ich damit doch nicht geneigt, sie für eine nicht durch den Inhalt der Muskelfaser, sondern nur durch die Form der Oberfläche bedingte Erscheinung zu halten. ') Die Radula von Trochus zizyphinus ruht auf einem Knorpelapparate (Taf. XXIX. Fig. 6.), welcher jederseits aus zwei Stücken besteht. Der grössere Knorpel jeder Seite ist im Allgemeinen conisch, über der Basis verengt, dann wieder anschwellend und mit der Spitze hakig umgebo- gen. Diese Spitze ist im Zustande der Ruhe nach innen gewandi, kann aber gedreht werden. Der Basis dieses grössern Knorpels liegt dann der zweite als niedrige Scheibe an, in der Mitte etwas verdickt, an den Sei- ten abgerundet. Der grössere spitze Knorpel ist vom Gipfel aus canal- förmig gehöhlt. Im Vergleich mit Trochus umbilicaris ist das Knorpel- gerüst plump. | Diejenigen Muskelbündel, welche, an der Hülle der Knorpel fest-. sitzend, an der Bauchseite die beiden Knorpel einer Seite in der Längs- richtung unter einander verbinden, also die Knorpel nach unten hin ge- gen einander drückend die Radula in der Längsrichtung spannen, zeigen in den Fibrillen eine so deutliche Querstreifung, dass sie an jedem Orte unter gewöhnliche quergestreifte Muskulatur von Gliederthieren oder Wir- belthieren gemischt ohne aufzufallen passiren würden. Es zeigt sich die Querstreifung namentlich beim Anblick der ganzen Masse sehr deutlich und rein. Am Rande der einzelnen Stücke oder wenn ein Bündelchen isolirt lag, erscheinen entweder die Disci mehr unregelmässig, in der Weise, wie wenn quergestreifte Muskeln zu zerfallen beginnen, oder sie erhielten das Ansehen auf einander folgender Querreihen kleiner Körnchen. Es ist wohl der Wahrscheinlichkeit entsprechend, wenn man diese Erscheinun- sen an den Schädlichkeiten mehr ausgesetzten Stellen wirklich einem Zerfalle zuschreibt, der hier leichter erfolgt als bei den quergestreiften 4) Rouget, Institut 1864. 30, Oct. Nro. 1452. p. 365. 308 Muskeln höherer Thiere, weil gewissermaassen hier die Querstreifung nur leicht angelegt, zart, so zu sagen eınbryonal ist. Im Sarkolemma der Bün- delchen liegen ziemlich grosse ovale Kerne mit Kernkörperchen, blass und sparsam. Es war das blassrothe Ansehen air Muskeln und der Gedanke, dass diese Muskulatur bei Schnecken doch nur selten (bei solchen, die sich vertheidigen, z. B. Heteropoden) direct auf äussere Reaction in Thä- tigkeit gesetzt werden, sondern so recht ausschliesslich vom ruhig sich entschliessenden Willen abhängig a welche mich zu specieller Unter- suchung aufforderten. Die Querstreifung ist nicht weniger deutlich an denjenigen Muskeln, welche an der Hinterwand der untern Knorpel verlaufend unter der Radula durch quer hinüber zur andern Seite gehen und indem sie die basalen Stücke des Apparates einander nähern, mit der Auseinanderfüh- rung der Spitze an dem grossen Knorpel die Radula in der Querrichtung entfalten und ausspannen. Auch hier war die Querstreilung am deutlich- sten und erhielt sich am längsten in den centralen und zusammenhän- genden Theilen, welche mit dem Wasser am mindesten in Berührung kamen. Die rothe Färbung zeigte sich auch an den Muskeln über der Zungenscheide und den mehr häutigen Ausbreitungen in der Zungenmus- kulatur. Es ist aber in den Bündeln daselbst nicht allein die Querstrei- fung, sondern auch die Längseintheilung in Fibrillen viel weniger deut- lich; vielleicht verschwindet sie rascher durch Zerfall. Sähe man diese Theile allein, so würde man nicht an Querstreifung denken. Man hat hier eben nur das Bild mehr oder weniger geordneter Körnchen. vı: Zur Anatomie von Sagitta. Hierzu Tafel XXIX. Fig. 8 Ich fand im Hafen von Cette ein Exemplar einer kleinen Art von Sagitta, welche, da die an ihr wahrgenommene Eigenthümlichkeit bisher schwerlich beobachtet wurde und auch die geringe Entwicklung der klei- nen Haken auffällt, vielleicht als eine neue Art betrachtet werden darf, für welche ich dann einstweilen die Benennung als Sagitta gallica aufstellen möchte. Es scheint mir, dass für die Artunterscheidung der Sagitten ge- nauere Notizen über die Haken, auch die kleineren, womöglich jedes Mal an einer grössern Zahl von Thieren gemacht werden müssen, kann aber für dies Mal diesem Bedürfnisse selbst nicht hinreichend nachkommen, weil ich von dieser Art nur ein Individuum zur Untersuchung hatte. Dieses hatte übrigens einerseits sieben, andrerseits acht grosse Haken. 4 309 Die kleineren Haken standen auch hier jederseits in zwei Gruppen. Sie waren jedoch alle mehr auf der Mitte der Unterseite der Oberlippe ange- bracht. Beide Gruppen bestanden jede aus etwa fünf Stück nicht sehr "langer Spitzen und diese waren alle nach hinten gewandt. Die vordere > Gruppe stand der der entgegengesetzien Seite näher. Schon am Kopfe fand sich auf der Haut jederseits ein Büschel solcher kleinen borstenähn- lieben Haare, wie wir sie sonst bei Sagitten am Rumpfe kennen. Die “ Bauch-, After- und Schwanzflosse bildeten ein zusammenhängendes - Ganze und umgeben den ganzen Hinterkörper. Diese Sagitta war bei einer Länge von 4 mm. schon im Schwanztheile mit Samenelementen ge- füllt, sie hatte die eigenthümlichen Spermatophoren schon ausgebildet und ihre Eierstöcke waren so entwickelt, dass sie beim Drucke bis in den Kopf traten (c); sie ist also wohl eine der kleinsten Arten. Die haupt- sächliche Besonderheit, weshalb ich dieses Thierchens hier Erwähnung tkue, war die Ausrüstung des Kopfes mit einem Paar eigenthümlicher Borsane. Es lag nämlich auf dem Dorsum des Kopfes, an A Basis Sail Oberlippe, vor a, seitlichen Haarbüscheln, nach aussen und nach vor ! von den Augen jederseits ein kleiner Sollsnch eingebettet in die Haut (0). Seine Wandungen waren mit dunkeln, braunen und tintenfarbigen Pig- " mentmolekulen gefärbt. Es schien, dass diese Schläuche mit einer feinen n ‚Oeffnung auf den Seiten des le inmitten eines festern, stärker licht- chenden Randes nach aussen mündeien. Ob man . Organe wohl _ als Riechwerkzeuge deuten darf oder ob es ein Analogon drüsiger Schläu- g che ist, welche bei Nematoden am Halstheile gefunden werden ? Leuckart und ich haben in unsern gemeinschaftlichen Untersuchun- gen über niedere Seethiere (von Helgoland) bei Sagilta germanica hervor- gehoben, !) dass der Darm nicht allein durch E Mesenterien, sondern _ auch wie bei Nematoden durch ein Netz von platten Strängen befestigt ist und dass desshalb von einer eigentlichen Leibeshöhle keine Rede sein kann. \ Bei meiner Sagitta al zeichnet sieh nun der vorderste Rand des Leibesraumes, in welchem der Darm bei den Bewegungen der Haken- scheiben rei hin und her spielt und an welchem solche besondere befe- sligende Stränge nicht wahrgenommen werden, dadurch aus, dass an - ihm ein vollständiger Kranz zarter, gelblicher, ovaler Zellen wahrgenom- men wird, welche mit ihrem schmalen Durchmesser an einander gereiht sind. Es ist damit die Innenwand der ällerdings hinten durch jene befe- stigenden Stränge unterbrochenen Leibeshöhle, wie es mir scheint, ange- ' deutet, woneben gewiss die frühern Angaben vollständig bestehen blei- ben können. Durch diesen Ring hindurch geht der Darm nach hinten und bei Druck treten die Blindenden der Ovarien in umgekehrter Richtung durch ihn nach dem Kopfe zu hindurch. Ausserhalb desselben bleibt der Schlauch der vielfach schräg verschlungenen Muskelfibrillen. Der vor- derste Abschnitt des Darmrohrs behält durch diese Einrichtung eine grös- 4) Mütler’s Archiv 1858. p. 596. 310 sere Beweglichkeit, welche die Veränderungen in Stellung der Mund- scheiben und das Schlucken begünstigt. | Die Organisation des Randes der Oberlippe, der Kranz grosser Zellen um den Mund und manche andere früher angegebene Baubesonderheit der Gattung Sagitta fanden auch in dieser Art Bestätigung. 3 Es wäre nicht unmöglich, dass Busch die oben beschriebenen Organe an Sagitta gesehen und abgebildet hat. Busch erklärte jedoch das, was er sah, für rölrsetle und vorstülpbare et Davon habe ich freilich nichts bemerken können. ') Erklärung der Abbildungen. Tafel ZXV, Exogone gemmifera, 45 Mal vergrössert. Fig. 2. Dieselbe, etwa 420 Mal vergrössert und von unten gesehen. a Oberlippe. b Mitllerer Stirnfühler. ce Seitlicher Fühler, kaum den Lippenrand über- 7 ragend. d Der Stachel in der Rinne der Oberlippe vorgeschoben. ee Die Dop- pelaugen. ff Die warzenförmigen Cirrhen. gg Die Hakenbündel in den Fuss- höckern. hh Die Längsgefässe. i Die vorderste drüsige Masse, das Speise- rohr k umgebend. 1 Die zweite Abtheilung, der sogenannte Vormagen. m Die dritte Abtheilung mit n den Speicheldrüsen. oo Die Abtheilungen des Darms. pp Die Segmentalorgane. q Die Cirrhen am Halse. r Die Anal- cirrhen. s Die hinteren Ocellarconcretionen. ı = Ja = Tafel XXVI. Fig. 4. Exogone gemmifera, etwa 120 Mal vergrössert, das Vorderende von oben gesehen. a Die Cirrhen am Halse. 5 Die Doppelaugen. X Fig. 2. Der Rand eines Segmentes von derselben Art, 270 Mal vergrössert. a Das Segmentalorgan. b Das Gefäss. ce Der Cirrhus. Fig. 3. Exogone (?) Martinsi, der Rand zweier Segmente mit den Fusshböckern, den kleinen und den grossen Cirrhen, 300 Mal vergrössert, Fig. 4. Sacconereis Cettensis, Vordertheil, 140 Mal vergrössert. Fig. 5. Das Hinterende derselben, eben so oft vergrössert. Neun Leibessegmente sind zwischen Fig. 4 und 5 weggeschnitten gedacht. Fig. 6. Einzelnes Bündel gegliederter Borsten von Exogone gemmifera, 400 Mal vergrössert. Fig. 7 u. 8. Eier von Exogone gemmifera, 200 Mal vergrössert, In Fig. 7 der Em- bryo vielleicht mit Andeutung der Stirnfühler, in Fig. 8 doppelt geschlagen. Tafel XZVIl. Fig. 1. Actaeon viridis im plattgedrückten Zustand, 5 Mal vergrössert. a Die Ge- schlechtsöffnung. Fig. 2. 3. 4. Derselbe von der Seite, von oben und von unten, 2 Mal vergrössert. Fig. 5. Derselbe mit Darstellung der Lage der innern Geschlechtsorgane, 5 Mal ° vergrössert. a Eiweissdrüse. gZwitterfollikel. p Männliche En E nung. pr Vorsteherdrüse. rs Samentasche. vs Samenblase. v Weibliche Geschlechtsöffnung. % Uterus. “ 41) Busch, Beobachtungen an wirbellosen Seethieren, Taf. XV. Fig. 2h. BL E "Fig. 6. Ein Stück der Haut mit den Goncretionen von weisser (a), rother (b), blauer ‚ur “(e), grüner irisirender Färbung (d), den Muskeln und den anhängenden Le- berschläuchen, 500 Mal vergrössert. "Fig. 7. Die Concretionen isolirt in den Gefässenden, 1000 Mal vergrössert. Fig. 8. Skizze der Zunge r und des Begattungsapparates. d Vas deferens. vs Samen- e blase. p Begattungsglied. pr Vorsteherdrüse. % Uterus. rs Samentasche. - va Scheide. v Scheidenmund. “Fig. 9. Ein Theil der Eiweissdrüse. Fig. 10. u. 44. Ein Ast und Läppchen derselben, stärker vergrössert. Fig. 12. u. 13.. Zwitterfollikel in verschiedener Vergrösserung am Stiele und abgeris- ' sen, wo dann die Samenelemente austreten. Tafel XXVII. Alle Vergrösserungen 140 Mal. "Fig. 1. Eine Sporocyste von Cercaria colylura, an welcher wegen geringer Anfül- | lung die halsähnliche Einschnürung und die vordere Grube bei a deutlich sichtbar sind. Fig. 2. Frei gefundene Cercaria cotylura. a Linsen. 5 Gefässe. c Grube in der Ober- | lippe einem Stachel ähnlich. d Zellhaufen, aus welchen die Dotierstöcke entstehen. e Solidere Masse, aus welcher der Keimstock entsteht. f Caudal- blase. g Mit dieser verbundener Hohlraum. h Bauchnapf. i Schwanzanhäng | oder hinterster Napf. "Fig. 3--5. Aus Trochus genommene Cercarien derselben Art in verschiedener Kör- , perhaltung. Fig. 6—9. Normale Entwicklung dieser Cercarie aus den Keimzellenhaufen. Fig. 40 u. 44. Cercarien, deren Schwanzanhang in seiner Entwicklung oder Grösse | von der Norm abweicht. Fig. 412. Ablösung des Schwanzanhanges 5b vom Rumpfe a. Fig. 33—15. Aus dem Schwanzanhange hervorgegangen gedachte Sporocysten ver- | schiedener Grösse und Entwicklung. . Tafel XAIX. Fig. 1. Redia der Cercaria Columbellae, 400 Mal vergrössert. Fig. 2. Cercaria Columbellae, 400 Mal vergrössert. Fig. 3. Ein Trematodenei aus Columbella rustica, 400 Mal vergrössert. Fig. 4. Das encystirte Distoma Polyclinorum, 200 Mal vergrössert. Fig. 5. Distoma Actaeonis, #60 Mal vergrössert. a Die Anlage der Geschlechisaus- führungsgänge (?). Fig. 6. Der Knorpelapparat von Trochus zizyphinus, 40 Mal vergrössert. Fig. 7. Muskelbündel aus der die Knorpel einer Seite in der Längsrichtung unter- halb verbindenden Muskelschicht, 270 Mal vergrössert. Fig. 3. Kopf von Sagitta gallica, 420 Mal vergrössert. a Die neuen schlauchförmigen Organe (Riechwerkzeuge?). b Der Ring von Zellen am Eingange des Leibes- raumes. c Die durch denselben neben dem Darm zum Kopfe hingedrängten . Ovarien. g. 9 u.40. Distoma rufoviride aus Conger conger erwachsen und jung, 20 Mal ver- grössert. Fi Beobachtungen über die Blutkrysialle. Von Carl Bojanowski, Assistenten am anatomischen Institute in Greifswald. . Mit Tafel XXX. Um auf die Wichtigkeit dieser höchst interessanten Entdeckung, mit welcher die Wissenschaft im vorigen Jahrzehnte bereichert worden ist, binzuweisen, dürfte es wohl angemessen sein, die diesen Gegenstand be- treffende Literatur anzuführen. | Bereits im Jahre 184{ erschien in Müller’s Arch. p. 439 eine Ab- handlung von Nasse » Ueber die Form des geronnenen Faserstofls«. Dar- auf veröffentlichten : Reichert in Müller's Arch. 1849. p. 497 »Beobachtungen über eine eiweissartige Substanz in Krystallform «. Funke : »De sanguine venae lienalis«, Diss. inaugural. Lips. 1851. » Ueber das Milzblut« in Henle u, Pfeufer’s Zeitschr. f. ration. Medie. N. F. 4851. p. 172. 1 »Neue Beobachtungen über die Krystalle des Milzvenen- und Fisch- blutes«. Ebenda. N. F. 1852. p. 199. | Kunde: »Ueber Krystallbildung im Blute«. Ebenda. N. F. 1852. p: 274. Remak: » Ueber Blutgerinsel und über pigmenthaltige Zellen«in Mül- ler’s Arch. 1852. p. 195. Kölliker : » Ueber hlutkörperchenhaltige Zeilen « in Zeitschr f. wissen- schaftl. Zool. 1849. Bd. I. p. 266. Artikel Spleen in Todd’s Gyclop. of Anat. and Physiol. Part. XXXVI. London. June 1849. p. 792. Mikroskop. Anat. Bd. il. Aufl. 2. Leipz. 1859. p. 585. Teichmann : » Ueber die Krystallisation der organischen Bestandtheile des Bluts« in Zeitschr. f. ration. Medie. N. F. 1853. Il. p. 375. »Ueber das Hämatin«. Ebenda. N. F. VII. p. 141. ee 313 Lehmann : » Ueber die Krystallisirbarkeit eines der Hauptibestand- B ‚theile der ‚Blutkörperchen «, «, in Berichte d. königl. sächs. Gesellsch. d. Wissensch. in Leipz. math. Se Klasse. 1852. p. 23 = »Ueber den krystallisirbaren Stoif des Blutes «. Ebiende, P.iul8. Je -» Weitere Mittheilungen über die krystallisirbare Proteinsubstanz des "Blutes«. Ehbenda. 1853. p. 101. 3 Leydig: »Zur Anatomie von Piscicola geometrica « in Zeitschr. f. wis- sensch. Zool. Bd. I. 1849. p. 116. Lehrb. d. Histologie. Frankf. a. M. 4857. p. 446. Parke’s » The. formation of erystals in human blood«. Medical Times Sand Gazette Vol. XXVI (New-Series Vol. V). July—Dec. 1852. p. 103. > Sieveking: »Albuminous Crystallisation«. Brit. and Foreign. Med. Chir, Review Vol. XII. July—Oet. 1853. p. 348. | ie Robin u. Verdeil in Trait6 de chim. anatom. et physiol. Paris 4853. Mn. 1: 335. Berlin: » Ueber die Blutkrystalle«. Arch. f. die holländ. Beitr. 1. p.7 Owsjannikow: »Ueber die Teichmann’schen Hämin-Krystalle«. Zeit- sehr. Russl. Jahrg. XVli. 1860. Nr. I. S. 6. Bekanntlich kennt man gegenwärtig vier Arten von Bluikrystallen: “ Hämin-, Hämatin-, Hämatoidin- und Hämato-Krystallin-Krystalle. "Ob diese einzelnen Arten wirklich in einem wesentlichen Unterschiede ihrer Bestandtheile ihre Begründung haben oder ob sie als Modificationen "eines und desselben Stoffes, lediglich durch äussere Umstände hervorge- "rufen, aufzufassen sind, mag hinsestellt bleiben; jedenfalls herrscht | arüber noch ein enshakes Dunkel ns eine grosse Meinungsverschie- ’ denheit. Um so genauer kennen wir aber das Vorkommen dieser Kr y- "stalle, die Art und Weise ihrer Gewinnung und ihr chemisches Verhalten N ‚gegen verschiedene Reagentien und hiernach zu urtheilen, ist man noth- wendig gezwungen, der Meinung Derer beizuireten, ir die Verschie- denheit der Blutkrystallarten durch die chemische Zusammensetzung he- dingt wissen wollen. | 0. Indem ich nun zur nähern Betrachtung der einzelnen Krystallarten | ‚übergehe, erlaube ich mir die Bemerkung en dass diese meine Arbeit neben dem vielen Ban doch auch einige neue Beoh- | ‚achtungen enthält, die mir nicht ganz unwesentlich zu sein scheinen. 1. Die Hamato- -Krystallin-Krystalle nach Lehmann. oder Giobulin- Krystalle nach Kölliker. In Lehmann’s Zoochemie (p. 135) lesen wir: »Aus dem Inhalte der rothen Blutzellen entstandene Krystalle sind von Nasse, Kölliker, Remak, ‚Reichert und Anderen vielleicht gesehen worden; Fumke bezeichnete je- doch zuerst ihre chemische Natur«. Funke ne sagt in seiner Diss. in- ‚aug. (p. 25): »Jamjam veniam ad miram quandam sanguinis lienalis in- "dolem a me observatum, quae nunquam antea in ullo sanguinis genere . conspecta est«. ‚ Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XH. Bd. 29 u Al 3ik Diesen Behauptungen muss ich jedoch entschieden entgegentreten; denn Reichert gebührt das Verdienst, diese Krystalle schon im Jahre 1847 im Uterus eines Meerschweinchens entdeckt zu haben. Ich glaube aber, dass derselbe auch die chemische Natur dieser Krystalle erkannt hat oder doch wenigstens vermuthete, denn er sagt ausdrücklich in seiner Ab- handlung’): »Durch einen Zufall bin ich zur Entdeckung von mikrosko-. pischen Krystallen gelangt, deren Substanz, den chemischen Reaclionen gemäss, für einen eiweissartigen Sioff gehalten werden muss«. Später fand Kölliker Krystalle von rother Farbe im Blute des Hundes, der Fische und eines Python’s und zwar, wie er behauptet, theils innerhalb der Blutkügelchen, theils frei im Blute, namentlich der Milz und Leber. Dar- auf lehrte Funke diese Krystalle aus dem Milzvenenblute des Pferdes, der Fische, des Ochsen, des Schweines; Kunde aus dem des Eichhörnchens, des Hamsters u. s. w. gewinnen, so dass man wohl mit Recht annehmen kann, aus jedem Blute lassen sich durch eine zweckmässige Behandlung diese Krystalle darstellen. Und zwar ist die Eigenschaft, Krystalle zu bilden, nicht eine aus- schliesslich dem Milzblute zukommende, sondern sie ist jedem Blutstro—- pfen, man mag denselben hernehmen, wo man will, eigenthümlich ; wie- wohl andrerseits zugegeben werden muss, dass das Milzvenenblut diese Eigenschaft in eiren besonders hohen Grade besitzt. Die Erklärung für diese Thatsache glaube ich aus der Behauptung Kölliker’s?) entnehmen zu dürfen, dass die Milz ein Organ sei, in welchem die Blutkörperchen massenhaft zu Grunde gehen. Lehmann lehrie die Gewinnung dieser Krystalle durch die successive Behandlung des gut gewässerten, defibrinirten” Meerschweinchenblutes mit Sauerstoff und Kohlensäure bei gleichzeitigem Einflusse des Lichtes. Ohne Zweifel ist die Methode geeignet Krystalle hervorzubringen, aber dennoch liesse sich gegen die Angabe zweierlei hervorheben: erstens ist sie, meines Erachtens, zu unklar, als dass man auf diesem Wege ein gün- stiges Resultat seiner Versuche erzielen könnte; zweitens haben mich meine vielfachen Versuche vollständig überzeugt, dass das anzuwendende Blut sowohl defibrinirtes als auch fibrinhaltiges sein kann, ohne auf die Bildung, Form und Farbe der Krystalle einen Einfluss zu haben. Für die mikroskopische Untersuchung habe ich desshalb zu unzähligen Malen Kry- stalle nach einem von Funke angegebenen Verfahren, das in der That kein anderes ist als das Lehmann’sche, nur dem Verständnisse zugäng- licher gemacht, wie man sich davon auf den ersten Blick überzeugt, dar- gestellt. Es ist folgendes: Man bringt einen Tropfen des betreffenden Blutes auf ein Objectgläschen und lässt ihn einige Minuten der Luft aus- 4 gesetzt stehen; sodann setzt man einen Tropfen Wasser hinzu, haucht das Präparat einige Mal an, bedeckt es nun mit einem Deckgläschen und 4) Müllers Arch. 1849. p. 197. 2) Kölliker, Mittheil. d. Zürich. naturf. Gesellsch. Juni 1847. a 315 lässt es langsam verdunsten. Die Einwirkung des Lichtes ist nicht durch- aus nothwendig, sie bedingt jedoch eine üppigere und regelmässigere Krystallbildung. Bisweilen ist ein geringer Zusatz von Alkohol oder Aether zu dem Blute unerlässlich ; die Thatsache steht fest,. wiewobl es mir nicht möglich ist näher anzugeben, warum und wann dieser Zusatz nöthig wird. Ein auf die angegebene Weise behandeltes Präparat lässt schon mit | blossen Augen die Stellen erkennen, an denen die Krystallisation vor sich ‚gegangen ist; sie zeigen nämlich immer einen bläulichen, bisweilen in- tensiv violetten Schimmer. Bringt man das Präparat unter das Mikroskop, so wird man sehr oft kaum etwas Anderes, als eine gleichmässige, dem | Anscheine nach körnige, gelblich gefärbte Masse sehen. An den Rändern des Deckgläschens ist diese Masse hellroih und auf die mannichfachste Weise von theils dunrkleren, theils helieren Figuren, die wohl schwerlich als Krystalle gedeutet werden können, durchsetzt ; nur hie und da findet pr. man bisweilen Gebilde, die einigermaassen den Charakter von Krystallen an sich tragen; und dennoch besteht diese ganze anscheinend gleich- [2 mässige Masse aus lauter grösseren und kleineren, fest zusammenge- | backenen Krystallen. Um diese zu isoliren, lege man das Präparat 3—5 "Minuten in eine schwache Zuckerlösung; man gewinnt hierdurch, indem ein grosser Theil der Krystalle aufgelöst wird, nicht nur eine gresse An- | zahl einzelner Krystalle, sondern ist auch in den Stand gesetzt, mit Leich- | tigkeit die Form derselben genauer zu studiren, was bei den über und neben einander gehäuften Krystallen höchst schwierig ist. Die Grösse der einzelnen Krystalle in demselben Präparate, so wie ‚die der zu verschiedenen Zeiten aus demselben Blute gewonnenen diffe- , rirt ausserordentlich ; in leizterm Falle scheint das lanugsamere oder schnel- lere Verdunstenlassen einen wesentlichen Einfluss darauf zu üben. Zu späteren Versuchen stellte ich diese Krystalle auf folgende höchst ‚einfache, dabe: sichere und immer schöne und deutliche Präparate lie- fernde Weise dar: ich lasse Blut, wie es aus der Ader kommt, oder bes- ‚ser noch, wie es sich in den Gefässen nach dem Tode befindet, in einem Gelässe 2—4 Tage lang an einem kühlen Orte stehen. Dabei zerfliesst - der Blutkuchen, welcher sich anfangs gebildet hatte, wieder ganz oder doch theilweise; das Blut ist dickflüssig, dunkelroth bis schwarz. Einen Tropfen dieses Blutes thue ich auf ein Objectgläschen, lege ein Deckgläs- chen auf und lasse nun das Präparat einige Stunden dem Lichte ausge- ‚setzt liegen, nach welcher Zeit ich dann immer und in jedem Präparate schön ausgebildete Kryställe gefunden habe. Bisweilen setze ich, wenn das Blut zu dickflüssig ist, ein wenig destillirtes Wasser hinzu; in der Regel bedarf es a an keines Zusatzes. Man darf aber das Präparat keiner zu hohen Temperatur aussetzen, um so die Verdunstung zu befördern, weil sonst der Blutstropfen ein- trocknet, bevor die A eine der Krystalle beginnt. 316 Das Hämatokrystallin verschiedener Thiere krystallisirt in verschie- denen Formen und Systemen, so habe ich stets aus dem Blute des Men- schen und vieler Säugethiere rhombische Tafeln, aus dem Blute der Maus und des Eichhörnchens regelmässige sechsseitige Tafeln, aus dem Blute ° des Meerschweinchens tetraödrische, aus dem des Kaninchens prismatli- sche Krystalle erhalten. Aber auch diejenigen Krystalle aus verschiede- nen Blutarien, welche eine übereinstimmende Form zu besitzen scheinen, zeigen doch eine unverkennbare Verschiedenheit in der Grösse ihrer Win- kel. Am allerwenigsten kann ich aber der Behauptung Teichmann’s bei- treten, welcher aus demselben Blute, ja in demselben Präparate, ver- schiedene Krystallformen beobachtet haben will und desshalb die Form der Krystalle als etwas durchaus Zufälliges und von äusseren Verhältnis- sen Abhängiges bezeichnet. | Ich bin der Ansicht, so weit meine Untersuchungen reichen, dass die Krystalle aus dem Blute der einzelnen Thiere etwas Specifisches und Charakteristisches an sich haben, dass es bisweilen sogar möglich ist, aus den vorliegenden Krystallen das Thier, aus dessen Blute sie stam- ° men, zu diagnostieiren. Zur Begründung dieser meiner Ansicht mögen die nachstehenden Abbildungen und deren Erläuterungen dienen. Lehmann führt die Krystallformen des Hämatokrystallins auf folgende vier Systeme zurück: das tetraädrische, das rhombo&drische, das hexa- gonale und das prismatische. Die Verschiedenheit der Krystallformen hat einen unverkennbaren Einfluss auf die grössere resp. geringere Lösbarkeit der Krystalle und ° aus diesen Umständen glaubt Lehmann‘) wohl mit Recht auf die Ver- schiedenheit der Bestandthieile der Krystalle schliessen zu können. # Es entsteht nun die Frage, wie entstehen die Krystalle und welche ist ihre chemische Natur? Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die- selben aus dem Inhalte der Blutzellen entstehen, denn wir sehen sie ja nur dann auftreten, wenn die Blutzellen ganz oder doch wenigstens theil- weise zerstört worden sind. Es muss also, wenn Krystalle entstehen sol- len, der Inhalt der Biutkörperchen aus den Hüllen derselben austreten, entweder ganz, dadurch, dass die Hüllen platzen, oder auch nur theilweise durch Exosmose. Desshalb müssen wir dem Blutstropfen destillirtes Wasser zusetzen; wenden wir statt desselben eine Eiweisslösung an, so bilden sich niemals Krystalle, selten nur und erst nach langer Zeit, wenn wir den Blutstropfen mit einer Zucker- oder Gummi--Lösung behandeln. Aus altem Blute bilden sich, wie oben gezeigt wurde, immer und sehr schöne Krystalle, weil in demselben sich ein grosser Theil der Blutkör- perchen aufgelöst hat. Hierin würde endlich die Aufklärung dafür zu finden sein, dass das Milzblut in einem so hohen Grade die Eigenschaft besitzt Krystalle zu bilden, wenn, wie schon gesagt wurde, die Annahme 4) Lehmann]. c. 3 a N nn u m u u I En m Kl a m na A ALL ul En GE nen 2 m mE m mE an u DE Le ah ur ı 9. u Ay 24 au ıa LLC EEE RR 2 m Denn nn m mm u m nn a 347 ‚Kölliker’s, »in der Milz ireten die Blutkörperchen ihre Rückbildung an«, richtig ist. Die Hüllen der Blutkörperchen haben durchaus keinen Antheil an der Krystallbildung;; man sieht dieselben eingeschrumpfi als kleine dunkle Punkte oder Striche theils zwischen, theils auf den Krystallen liegen. Dass diese Punkte und Striche wirklich die eingeschrumpften Blutkörper- “ chenhüllen sind, davon kann man sich leicht durch Zusatz von destillir- tem Wasser überzeugen, in dem dieselben aufquellen und sich als Mem- branen zu erkennen geben. Eben so wenig als die Bluikörperchenhüllen hat auch das Blutserum Antheil an der Krystallisation, was ich durch folgende Beobachtungen beweisen zu können glaube. Man behandle das reine Blutserum auf welche Weise man immer wolle, man erhält niemals Krystalle. Ist in dem Blutserum noch eine geringe Menge Blutkörperchen ‚suspendirt, so erhält man bisweilen ausserordentlich spärliche und sehr rudimentäre Krystalle, so dass die Menge der erhaltenen Krystalle in einem durchaus geraden Verhältnisse zu der Menge der in dem Serum suspen- dirt gewesenen Blutkörperchen steht. Befreit man dagegen so viel als möglich die Blutkörperchen von dem Serum und setzt nun die zur Lö- sung derselben nöthige Quantität Wasser hinzu, so erhält man stets eine _ ungeheure Menge von Krystallen. Aus den angeführten Thatsachen ziehe ich nun den Schluss, dass nur der Inhalt der Blutkörperchen sich an der Krystallbildung betheiligt. en Es entstebt nun ferner die Frage: bestehen. die Krystalle aus dem eiweissartigen Inhalte der Blutkörperchen, also aus dem sogenannten Glo- - bulin, in Verbindung mit Hämatin, oder nur aus ersterem, während das ' Hämatin den Krystallen nur mechanisch beigemengt ist? Hierüber sind die ' Meinungen getheilt; so sagt Funke (l. e.): »ich glaube, dass die Krystalle: aus dem eiweissarligen Inhalte der Blutzellen in Verbindung mit Häma- tin bestehen«. Radikoffer (l. c.) dagegen scheint sich der entgegengesetz - ten Meinung anzuschliessen, denn er sagt: »die Krystalle sind mehr oder weniger mit Blutstoff tingirt, auch diesen zu trennen, ist Lehmann (nach - privaten Mittheilungen) in neurer Zeit gelungen«. Ich schliesse mich der letztern Meinung an und zwar aus folgenden Gründen: Lässt man diese ; Krystalle an der Luft einige: Zeit lang liegen, so sieht man, wie dieselben ; zwar noch immer ihre Gestält beibehalten, aber siets heller und heller, bis endlich vollständig farblos und durchsichtig werden. Dasselbe beob- achtet man auch, wenn man zu den Krystallen eine starke Zucker- oder Gummi-Lösung hinzusetzt. Wäre das Hämatin in den Krystallen che- ‚ misch an das Globulin gebunden, so müsste nothwendig mit der Farbe- veränderung, mit dem vollständigen Schwunde der Farbe der Krystalle , auch eine Formveränderung derselben verbunden sein. Derselben An- sicht ist auch Teichmann (1. c.); auch er beobachtete vollständig farblose Krystalle. Ferner sehen wir, dass gewisse Reagentien sofort die Farbe der Krystalle in eine andere umwandeln, ohne auch nur den geringsten 318 Einfluss auf die Form ausgeübt zu haben; so färbt z. B. Salpetersäure die Krystalle fast schwarz und löst sie erst später auf, nachdem sie wie- der gelb geworden sind. — Wenn es richtig ist, dass es Lehmann gelun- gen sei, die Krystalle von dem Farbstoffe zu befreien, dann ist wohl auch der sicherste Beweis geliefert, dass das Hämatin sich durchaus nicht an der Krystallbildung betheiligt und dass somit der von Kölliker vorgeschla- gene Name »Globulinkrystalle« durchaus gerechtfertigt ist. E Robin und Verdeil') erhoben Zweifel gegen die Eiweissnatur dieser Krystalle überhaupt, sie'meinten vielmehr, dass dieselben nur durch al- | buminöse Substanzen oder Blutzellen verunreinigte Phosphate wären. | Dass diese Annahme unrichtig sei, bedarf wohl keines Beweises, denn abgesehen davon, dass man direct die Entstehung dieser Krystalle aus dem Blutkörpercheninhalte nachweisen kann, sprechen für die Eiweiss- natur folgende Momente: 1. Durch die Einwirkung concentrirter Salpetersäure werden die Krystalle in einen Stoff umgewandelt, der bei Behandlung mit Kali oder Ammoniak eine ziemlich intensive Orange-Farbe annimmt und sich dem- | nach als Xanthoproteinsäure zu erkennen giebt. Bi 2. Die überaus grosse Aehnlichkeit dieser Krystalle in Form und 7 Verhalten mit den Dotterplättchen des Fischeies. 2; 3. Die von Radikoffer gegebene Analyse der noch verunreinigten Krystalle vom Hunde, welche nach Abzug der Asche folgendes Resultat ergaben : ?) # 55,18 — 55,41 Kohlenstoff 7,1 — 7,8 Wasserstoff 17,237 — 17,40 Stickstoff 20,24 — 20,28 Sauerstoff und Schwefel. Sie enthielten 0,748 — 0,938°/, Asche und in dieser 63,842°/, Eisenoxyd 19,81% Phosphorsäure 8,936 Kalk 0,970 Talkerde 5,212 Ghlorkalium 3,458 schwefelsauren Kalk. Wir gelangen nun endlich zur Erläuterung der Frage, ob sich die Krystalle innerhalb der Blutkörperchenhüllen bilden können oder nicht? Kölliker (1. e.) will die Entstehung von Krystallen innerhalb der Blut- 4) Robin u. Verdeil in Traite de chim. anatom. et physiol. Paris 4853. II. p. 335. 3) Mulder a. Rüling fanden in dem Globulin: Mulder Rüling E Kohlenstoff 54,5 56,8 n Wasserstoff 6,9 7,1 AM ‚Stickstoff 16,5 Sauerstoff NEAR | Schwefel 7 37,5 1,9 ET EEE a ne ee Be en a T nn nn 319 - körperchen bei einigen Fischen und bei einer Schlange (Python bivitta- tus) beobachtet haben. Ferner sagt Funke,') dass er in dem Blute von Leueiscus dobula, Cyprinus erytbrophthalmus und Abramis blieca auf Wasserzusatz sämmtliche Blutkörperchen im eigentlichen Sinne des Wortes ‚sich in Krystalle umwandeln gesehen habe. »Setzt man«, fährt Funke fort, »zu den so gebildeten Krystallen eine Spur Wasser, so wandelt sich ein grosser Theil derselben unter den Augen des Beobachters wieder in Blutkörperchen um«. Dagegen sagt Kunde:”) »Niemals aber habe ich beim Meerschweinchen und Eichhörnchen, ebensowenig wie bei den Fi- schen ein Blutkörperchen unmittelbar in einen oder mehrere Krystalle ‚übergehen sehen «. Ich habe Gelegenheit gehabt mich vielfach mit dem Blute verschie- dener Fische zu beschäftigen, es ist mir aber nicht möglich gewesen, die Entstehung eines Krystalls aus einem Blutkörperchen zu beobachten und ich bin daher zu behaupten geneigt, dass die hierüber gemachten Beob- achtungen lediglich auf einer Täuschung beruhen. Wohl habe ich bei der Untersuchung des Fischblutes unzählige Male sämmtliche Blutkörperchen eine langgestreckte Gestalt annehmen sehen, so dass sie leicht mit schma-— len Krystallstäbchen verwechselt werden konnten und so glaubte ich denn ' auch anfangs die von Funke beschriebene Erscheinung vor Augen zu ha- ben. Es bestätigte sich auch immer die Angabe, dass bei Zusatz von Was- ser sich wiederum ein grosser Theil dieser Stäbchen, ja wenn man nur lange genug wartete, sämmtliche Stäbchen in Blutkörperchen umwan- delten. Es musste nun der Gedanke nahe liegen, ob diese vermeintliche - Krystallbildung nicht nur eine durch die theilweise Eintrocknung des Se- rums bewirkte Formveränderung der Blutkörperchen sei, ähnlich wie man z. B. bei dem Blute der Säugethiere oft sämmtliche Blutkörperchen Sternformen annehmen sieht. War dies der Fall, so mussten nothwendig die Blutkörperchen ihre ursprüngliche Form annehmen, man mochte eine ‚Flüssigkeit hinzusetzen, welche man immer wollte, während, wenn es sich um wirkliche Krystalle handelte, diese sich nur auf Zusatz einer sie ‚auflösenden Flüssigkeit in Blutkörperchen wieder hätten umwandeln kön- nen. Bekanntlich sind nun diese Krystalle in einer concentrirten Zucker- oder Gummi-Lösung ausserordentlich wenig, in einer siarken Eiweiss- lösung gar nicht auflösbar ; die Krystallstäbchen Funke’s dagegen verwan- deln sich immer in Blutkörperchen bei Zusatz einer der genannten Lö- sungen. Auf diese Thatsache mich stützend, glaube ich die Krystallnatur der von Funke beobachteten Gebilde bezweifeln zu dürfen. In wielern die Beobachtung Kölliker’s begründet ist, wage ich nicht zu beurtheilen, da mir das Material, dessen sich Kölliker bediente, nicht zu Gebote steht. Ich übergehe hier das Verhalten dieser Krystalle gegen chemische Reagentien, weil dasselbe von Funke, Lehmann, Kunde u. A. sehr genau 4) Henle u. Pfeufei"s Zeitschr. 1852, p. 200. 2) Henle u. Pfeufer's Zeitschr. 1852. p. 274. 320 studirt und beschrieben worden ist, und erlaube mir nur auf einen Punkt, nämlich auf die Einwirkung der atmosphärischen Luft auf die Hämatokrystallin-Krystalle, aufmerksam zu machen. Funke und Lehmann heben ausdrücklich hervor, dass die in Rede stehenden Krystalle an der Luft ausserordentlich leicht verwittern ; diese Behauptung ist, wenigstens für die zur mikroskopischen Untersuchung auf die oben beschriebene Weise gewonnenen Präparate, nicht vollständig richtig. Schon Teichmann stellt diese Behauptung in Abrede, indem er geradezu sagt: »Der ge- wöhnliche Wechsel der Temperatur übt auf die gewonnenen Krystalle keinen Einfluss, sie verwittern also nicht, werden nur von der nicht kry- stallinischen Masse, wenn dieselbe später eintrocknet, verdeckt«. In der That kann man sich von der Richtigkeit dieser Nadobt leicht überzeugen. Thut man nämlich zu einem Präparate, in dem die Krystalle allmählich verschwunden sind, ein wenig destillirtes Wasser, so erscheinen diesel- ben nach kurzer Zeit erh So weit meine Untersucheh reichen, steht die Widerstandsfähigkeit der Hämatokrystallin-Krystalle gegen die Einwirkung der Luft in gerädem Verhältnisse zur Löslichkeit derselben in Wasser. Die Krystalle besitzen in hohem Grade die Eigenschaft Feuch- tigkeit aus der Luft anzuziehen, in der sie dann endlich aufgelöst wer- den. Je feuchter die Luft ist, in der sie aufbewahrt werden, desto schnel- ler verschwinden sie. Bewahrt man sie in einer relativ trocknen Luft auf oder über Schwefelsäure, die man oft erneuert, so halten sie sich sehr lange und eben so schön als bei vollständigem Abschluss der Luft. II. Die Hämin-Krystalle, im Jahre 1853 zuerst von Teichmann durch Einwirkung der Essigsäure auf das Blut entdeckt und beschrieben, sind zu wiederholten Malen von Berlin u. A., ebenso wie auch die vorher be- schriebenen Hämalokrystallin-Krystalle, als identisch mit den später zu erwähnenden Hämatoidin-Krystallen Virchozv's, gehalten worden. In wie- fern diese Behauptung begründet oder zu verwerfen sei, wird sowohl aus. der Beschreibung dieser "beiden Krystallarten, als auch aus ihrem Ver- halten gegen dieselben chemischen Reagentien hervorgehen. Die Methode, deren ich mich nach früheren Angaben zur Darstellung dieser Krystalle für die mikroskopische Enlersachine bediente, ist fol- gende: Ein Tropfen Biut wird auf ein Uhrgläschen gethan, etwa mit 1520 Tropfen Eisessig (Acetum glaciale) übergossen und auf einen warmen Ofen zum Verdunsten gestellt. Das Abdanipfen kann auch eben so gut über einer Spinituskirnpe oder in einem Wasserbade bewerkstel- ligt werden, jedoch darf die Temperatur nicht über 50° R. hinausgehen, weil sonst töiebn die Krystallisation durch ein zu schnelles Verdampfen gestört werden könnte. Es ist sehr häufig nicht ein Mal nöthig, sich des Eisessigs zu bedienen, in vielen Fällen thut gewöhnliche Essigsäure die- selben Dienste, rathsamer und sicherer ist es jedoch, namentlich wo man es nur mit geringen Blutspuren zu thun hat, sich des erstern zu bedie- nen, Sehr emplehlenswerth ist es, das Präparat während des Verdam- nn ng nn nen 321 pfens‘zugleich der Einwirkung des Lichtes auszusetzen, indem dadurch, "ebenso wie bei der Darstellung der Hämatokrystallin-Krystalle, eine nicht "nur reichlichere, sondern auch zugleich regelmässigere Krystallisation erzielt wird. Ist die Flüssigkeit vollständig eingetrocknet, so lässt sich, nach Abkühlung des Uhrgläschens, die feine Borke, weiche auf demsel- ben zurückgeblieben ist, mit Leichtigkeit im Zusammenhange abheben. Bringt man ein Stückchen derselben unter das Mikroskop, so sieht man in derselben grössere und kleinere Krystalle in grosser Menge eingebettet. i Es ist höchst eigenthümlich, dass diese Krystalle nur selten in der ganzen dünnen Borke, die sich auf dem Gläschen absetzt, gleichmässig und einzeln eingebettet, sondern gewöhnlich an einzelnen Stellen ange- häuft liegen, während andere vollständig frei von denselben sind. | Auf die eben angegebene Weise habe ich stets Krystalle erhalten, sowohl aus arteriellem wie aus venösem, aus frischem wie aus altem, 'stark faulendem,, aus gewässertem, Nlüssigem wie aus getrocknetem Bus ja selbst aus fischen und alten Blutflecken, so z. B. aus Blutflecken eines Stückes einer alten Präparirschürze, das ich in der hiesigen anatomischen Leichenkammer fand und das dem zn nach da schon viele Jahre lang mıag gelegen haben. Die angeführte Methode ist jedoch, wie leicht einzusehen, nur dann “anwendbar, wenn es sich wirklich um flüssiges Blut oder ein Stückchen getrockneten Bluikuchens handelt; will man dagegen die Krystalle aus Blutllecken auf Holz, Leinwand oder sonstigen Gegenständen darstellen, ' 80 muss man obiges Verfahren ein wenig mo len: Man bringt dem- nach ein Stückchen des befleckten Gegenstandes, nachdem’ es vorher "sorgfältig durch Waschen von etwa anhaftendem Schmutze befreit wor- ‚den ist, in ein Reagensgläschen, übergiesst es mit einer geringen Menge - Essigsäure und kocht alsdann 2—3 Minuten lang. Die durch den aufge- ‚lösten Blutfarbestofi roth gefärbie Flüssigkeit wird filtrirt, auf ein Uhr- gläschen gebracht, eine etwa doppelte Menge Eisessig zugegossen und nun wie oben abgedampft. Voraussichtlich wird sich hier keine so starke ‚Kruste bilden, dass man sie im Zusanimienhange ablösen könnte, man | wird also gut hun) ‚das ganze Uhrgläschen unter das Mikroskop zu Unmigeh. 0 Debergiesst man Blut mit einem Ueberschusse concentrirter Essig- säure und lässt es einige Tage ruhig stehen, so bildet sich auf der Ober- Hläche der Flüssigkeit ein sehr feines Häutchen, welches fast ganz aus diesen Krystallen besteht; hebt man das Häuichen ab, so bildet sich ein neues. "Daher hat man versucht, auf diese Weise die Krystalle im Grossen dar- zustellen, was auch dem Apotheker Herrn Georg Merck in Darmstadt vor- trefflich gelungen sein soll. Diese Darstellung im Grossen ist jedoch nicht nur sehr umständlich, sondern auch ziemlich kostspielig, da, um nur ei- .nige Gramme Krystalle zu gewinnen, mehrere Pfunde Blut und Essig- säure erforderlich sind. Als Teichmann diese Krystalle entdeckte, so lautete seine Vorschrift 322 einfach: »Man trocknet das Blut und behandelt es dann in der Wärme mit concenirirter Essigsäure«. Später erst machte sowohl er als auch Brücke den Zusatz, es müsse dem Blute Kochsalz hinzugesetzt werden, um aus demselben Krystalle zu erhalten. Das Kochsalz kann aber auch durch andere Chlorverbindungen, so namentlich durch Chlorbaryum, ° Chlorstrontium, Chlorkalium, Ghiorcalecium u. s. w., ferner durch lod- kalium und Iodammonium vertreten werden. Diese Bemerkung ist jeden- falls für einzelne Fälle richtig, da die Erfahrung gelehrt hat, dass das auf künstliche Weise seiner Salze beraubte Blut die Fähigkeit zu krystalli- ” siren verliert; aber audrerseits ist der Zusatz von Chlorverbindungen © durchaus störend, weil durch die überall umhergestreuten grossen Kry- | stalle, die sie bilden, die kleinen Häminkrystalle undeutlich, ja selbst unkenntlich gemacht werden. Es muss dann zuerst eine Reinigung der © Krystalle durch wiederholtes Auswaschen mit Wasser vorgenommen wer- | den. Es ist daher der Zusatz der erwähnten Salze, namentlich aber des © Kochsalzes, so viel als möglich zu vermeiden, wenn auf die Untersuchung des Blutes etwas ankommt. Sehr wünschenswerth musste es erscheinen, ein Mittel ausfindig zu machen, welches die Dienste der genannten Salze leistend, zugleich frei wäre von deren Nachtheilen. Ich glaube dieses Mittel durch Zufall in dem Aetzammoniak gefunden zu haben; in allen © Fällen nämlich, in denen ich aus alten Blutflecken keine Krystalle dar- stellen konnte, erhielt ich sie nach Zusatz einer Spur Aetzammoniak. l. Die Häminkrystalle kommen mit sehr geringen Differenzen nur in der rhombischen Form vor, bei denen bald die Länge, bald die Breite so sehr vorherrscht, dass sie in jenem Falle als rhombische Säulen, in die- © sem als rhombische Tafeln bezeichnet werden können. Ist das Präparat 7] gut gerathen, so zeigen die Krystalle sehr scharfe und bestimmte Um- " risse, in weniger gelungenen Präparaten dagegen zeigen sich die Umrisse unregelmässig und nur sehr schwach gegen die Umgebung abgegrenzt. Fast in jedem Präparate sieht man, neben der erwähnten Form, Kry- stalle, bei denen die beiden stumpfen Winkel des Rhombus sehr gross @| sind, wodurch dieselben eine doppellancettartige Gestalt erhalten. Ebenso häufig bemerkt man noch eine einem Paragraphenzeichen ähnelnde Ueber- gangsform, welche dadurch zu Stande kommt, dass die stumpfen Winkel ° des Rhombus sich etwas abrunden, die spitzen Winkel dagegen sehr aus- gezogen und bogenförmig gekrümmt sind. Die Krystalle erster und zwei- ter Form lieben es, sich kreuzweise über einander zu lagern, so dass man in der Regel Figuren vorfindet, die theils einer römischen X, theils Sternen frappant ähnlich sind; bei der dritien Form kommt diese Ueber- einanderlagerung nur äusserst selten vor. 4 Die Farbe dieser Krystalle ist nicht nur in den einzelnen Präparaten, sondern auch in demselben oft sehr verschieden; am häufigsten ist sie eine schmutzig gelbe, doch können alle Nuancen zwischen hellgelb und. dunkelbraun, selbst schwarz vorkommen. Von wesentlichem Einflusse auf die Grösse, Farbe und Form der Krystalle scheint mir die Art und Weise der Behandlung des Blutes zu sein. So erhielt ich z. B., so oft ich das angegebene Verfahren beobachtete, vorherrschend schmutzig gelbe Krystalie der ersten Form, also deutliche rhombische Tafeln, modifieirte ich das Verfahren nur ein wenig, indem ich das getrocknete und zerrie- “bene Blut erst mit Alkohol extrahirte, das Extract bis zu einem Drittel vwerdunstete und nun die gewöhnliche Menge Eisessig hinzufügte, so er- hielt ich vorwaltend die Krystalle zweiter und dritter Form und ausser- . dem zahlreiche, ganz kleine, vollständig ovale Krystalle. Die schönsten und einförmigsten Krystalle, wie sie auf Taf. XXX. Fig. 13. abgebildet sind, erhält man aber immer, wenn man zuerst das - Blut mit Essigsäure Knchl dann filtrirt und nun erst eine geringe Quan- tität der durchfiltrirten Flüssigkeit, wie oben angegeben, mit Eisessig behandelt. Alsdann sind alle Ceyclalte gleichmässig gefärbt, stark licht- brechend und liegen in einer vollständig klaren, durchsichtigen Mutter- lauge eingebettet. Ich will hier noch eine Procedur kurz beschreiben, die ich mit fri- schem Kaninchenblute vornahm und durch die ich sowohl eine ziem- liche Menge Hämatokrystallin-Krystalle als auch Hämin-Krystalle gewann. Nachdem das Blut fest geronnen und der Blutkuchen möglichst gut aus- gepresst war, zerschnitt ich denselben in kleine Stücke und extrahirte “ dieselben zu wiederholten Malen mit destillirttem Wasser. Das Extract wurde in einem Wasserbade von 40° R. abgedampft, wobei sich die Ober- fläche der Flüssigkeit mit einer sehr zarten Kruste überzog, die unter das ' Mikroskop gebracht deutlich aus prismatischen Krystallen zusammenge- "setzt erschien. Die Deutung dieser Krystalle war sehr leicht; nach ihrem, Aussehen und Verhalten mussten sie als Hämatokrystallin- _ Krystalle er- kannt werden. Jetzt wurde zu der Flüssigkeit eine etwa doppelte Menge Eisessig und ein Tropfen Ammoniak zugesetzt. Nach Verlauf einer Stunde hatte sich wieder ein Häutchen auf der Oberfläche der Flüssigkeit gebil- det, dieses zeigte sich nun aber bei der mikroskopischen Untersuchung aus zusammengebackenen, rhombischen Krystallen zusammengesetzt, die man nicht genau unterscheiden konnte. Durch Zusatz von verdünnter ı Essigsäure wurde die Zwischensubstanz theilweise aufgelöst und alsbald ı zeigte sich das ganze Gesichtsfeld mit sehr regelmässigen Hämin-Kry- stallen bedeckt. Nachdem wir so die Art und Weise der Darstellung dieser Krystalle ziemlich weitläufig besprochen haben, wollen wir in wenigen Worten das chemische Verhalten derselben angeben, so weit es nämlich rabelich war, dasselbe auf mikrochemischem Wege zu studiren. Die atmosphärische Luft übt keinen oder doch nur einen sehr gerin- gen Einfluss auf die Hämin-Krystalle aus, so z. B. trage ich schon über ein Jahr einen ziemlich bedeutenden Vorrath derselben in der Tasche herum, 324 ohne bis jetzt auch nur die geringste Veränderung an denselben wahr- nehmen zu können. Eine kurz dauernde Einwirkung des Sauerstofls verändert die Kry- stalle durchaus nicht, werden sie dagegen längere Zeit in Sauerstoff auf- bewahrt, so verändert sich die Farbe in eine violette. Sehr schnell wird die Farbe der Hämin-Krystalle vom Blutegel (vergl. die Erklärung zu 7 Fig. 1. auf Taf. XXX.) durch die Einwirkung des Sauerstoffs, ja selbst Eh der atmosphärischen Luft, in eine violette umgewandelt. ; Wirkt Kohlensäure längere Zeit auf die Krystalle ein, so werden sie weniger lichtbrechend, undurchsichtiger; die Umrisse werden un- deutlich und unregelmässig, die Krystalle selbst sehen wie zerfressen aus, Bringt man sie nun wieder an die atmosphärische Luft, so gewinnen sie nach einiger Zeit ihre Farbe wieder, ihre Umrisse treten wieder deutli- cher hervor. | In Wasser, sowohl in kaltem als auch in warmem, sind sie zwar 4 unlöslich, werden aber um ein Beträchtliches ausgedehnt, und zwar um so mehr, je frischer die Krystalle sind. Ueberhaupt ist zu bemerken, dass die alten Krystalle weit träger sind in den Reactionen als die frisch dar- gestellten. Gegen Säuren und Alkalien verhalten sich die Hämin-Krystalle im Allgemeinen so, dass sie den Säuren grösseren Widerstand leisten, von den Alkalien dagegen sehr leicht aufgelöst werden. In oflieineller Salpe- tersäure lösen sie sich selbst nach längerer Einwirkung nur sehr unvoll- ° ständig auf, leichter in rauchender Salpetersäure, in der sie bald zu einer braunen Masse zerfallen. Durch gewöhnliche Schwefelsäure werden sie durchaus nicht verändert, in englischer Schwefelsäure dagegen lösen sie sich, nach längerer Einwirkung derselben, mit einer grünlichen Farbe ° auf. Wirkt Essigsäure mehrere Tage lang auf die Krystalle ein, so be- merkt man zunächst an denselben zahlreiche Querrisse, später zerfallen sie in eben so viele Theile und lösen sich dann allmählich, aber voll- ” ständig auf. Am leichtesten und schnellsten lösen sich dieselben in kaustischem ® Ammoniak und zwar so, dass die Farbe der Krystalle zunächst eine ru- "binrothe wird, während die Aufiösung selbst wieder die schmutzig gelbe Farbe annimmt. | iR. i In Alkohol und Salzsäure schrumpfen die Krystalle unbedeutend zu- sammen, bleiben aber dann auch bei längerer Einwirkung unverändert. lodwasser, schwefelsaures Kupferoxyd, salpetersaures Silberoxyd, Sub- limat, Terpenthin sind durchaus ohne Einfluss. In kohlensaurem Natron wird die Farbe dunkler, in Aether und Glycerin heller, die Krystalle durchsichtiger. Letzteres eignet sich ganz besonders als Zusatz zu den ° Krystallen, wenn man sie als mikroskopische Präparate verkleben und aufbewahren will. 3 Wir wenden uns nun zu einer versuchsweisen Beantwortung der höchst schwierigen Frage, welches die Bestandtheile dieser Krystalle seien. Wir haben schon oben gesehen, dass die Hämin-Krystalle niemals durch "Behandlung mit Eisessig entstehen, wenn dem Blute auf künstlichem "Wege die Salze entzogen worden sind; die Salze des Blutes spielen also bei der Krystallisation eine unverkennbare Rolle, ob sie aber sich selbst "unmittelbar an der Krystallisation betheiligen oder dieselbe nur beg gün- "stigen, wie z. B. die Einwirkung des iens, wage ich nicht Each -dend auszusprechen, wiewohl mir die letztere Ansicht die wahrschein- "liehere zu sein scheint. Denn wenn man bedenkt, dass es nur eines einzigen Tropfens einer sehr verdünnten Kochsalzlösung bedarf, um eine "ganze Menge Blut, dem seine Salze vollständig entzogen worden waren, wieder krystallisationsfähig zu machen; dass ferner das Kochsalz, über- haupt die Chlorsalze, auch durch andere Stoffe, namentlich das Ammo- "niak, vertreten werden können, so verliert erstere Ansicht eben so viel "an Wahrscheinlichkeit, als letztere gewinnt. Aus denselben Gründen muss aber auch die bins als unhaltbar erscheinen, dass die Krystalle überhaupt nur aus den mit Blutfaserstoff verunreinigten Blutsalzen, be- stehen, eine ähnliche Annahme, wie sie schon von Robin und Verde! für die Hämatokrystallin- Krystalle aufgestellt wurde. Es ist überdies kein | Salz in dem Blute vorhanden, von dem man sagen könnte, dass es immer in dieser Weise und Form krystallisire. Die Bestandtheile der Hämin-Krystalle haben wir weder in dem Blut- | ‚plasma, noch in dem Blutserum zu suchen, wiewohl in denselben der bei weitem grösste Theil der Blutsalze aufgelöst vorhanden ist. Man be- handle das Blutplasma oder Blutserum mit Eisessig auf welche Weise man ' auch immer wolle, man wird niemals aus demselben Krystalle erhalten, . "die auch nur im Entferntesten den Hämin-Krystallen gleichen; denn dass “man aus den Blutflüssiskeiten beim Verdunsten auch ohne Behandlung mit Eisessig Krystalle aus den in dem Blute vorhandenen Salzen erhält, ist ja eine allgemein bekannte Thatsache. Wir müssen also die Bestand- theile dieser Krystalle ebenso wie die der Hämatokrystallin-Krystalle in ‘den Blutkörperchen suchen ; und so entsteht denn auch hier die Frage: "bestehen diese Krystalle nur aus dem Globulin und sind sie also iden-- "tisch mit den Hämatokrystallin-Krystallen? oder bestehen sie aus einer "Verbindung des Globulin mit Hämatin oder endlich nur aus dem Häma- (tin selbst? . M, Die Annahme der Identität dieser Krystalle mit den Hämatokrystal- lin-Krystallen,, die schon zu wiederholten Malen aufgestellt worden, scheint | mir nicht haltbar zu sein; denn einerseits ist das chemische Verhalten ‚ der Hämin-Krystalle neulich verschieden von dem der Hämatokrystal- ‚lin-Krystalle, andrerseits aber müsste es ja höchst eigenthümlich erschei- nen, wie denn die Hämin-Krystalle immer, aus ven beliebigen Blute, vollständig dieselbe Form und dieselben Eigenschaften besitzen könnten, ı während doch die Reale male aus verschiedenem Blute 326 sich so verschieden gestalten, dass selbst an der Identität dieser gerech- ter Zweifel gehegt werden kann. t Wenn ich vorhin die Ansicht auszusprechen wagte, dass bei den Hämatokrystallin-Krystallen das Hämatin wohl nur mechanisch an das Globulin gebunden sein dürfte, so muss ich hier mit vollständiger Selbst- überzeugung die Behauptung aufstellen, dass das Hämatin der wesent- lichste, wenn nicht alleinige Bestandtheil der Hämin-Krystalle sei. Es ist mir nämlich bis dahin nicht gelungen einen Hämin-Krystall aufzufinden, der eine hellere Farbe gezeigt hätte als die der farbigen Blutkörper- chen, geschweige denn vollständig farblos gewesen wäre. Es bringen ” ferner alle Substanzen, die die Farbe der Hämin-Krystalle wesentlich verändern, auch zugleich eine Formveränderung derselben zu Stande. Endlich aber habe ich, was mir das Wichtigste zu sein scheint, zu wie- derholten Malen aus Hämatin, wie ich es mir nach der von Lehmann!) an- gegebenen Methode darstellte, durch Behandlung desselben mit Eisessig und durch Zusatz einer Spur Kochsalz oder Ammoniak, eine grosse Menge Hämin-Krystalle erhalten. Zwar erhält man das Hämatin niemals voll- ständig rein und in sehr verändertem Zustande, so dass man aus obiger Thatsache zwar nicht den Rückschluss machen kann, dass das Hämatin der einzige Bestandtheil der Hämin-Krystalle sei, wohl aber, dass er einer der wesentlichsten Bestandtheile derselben sein muss. | Die Entdeckung Teichmann’s ist, wiewohl sie von vielen Seiten her nur mit der grössten Verachtung aufgenommen wurde, indem man die vom Entdecker mitgetheilten Versuche als schmutzige und unsaubere be- zeichnete, wenigstens ebenso wertbvoll, als die Entdeckung der Häma- # tokrystallin-Krystalle. Durch die Entdeckung der Hämatokrystallin-Kry- stalle glaubte man endlich die Möglichkeit einer genaueren Kenntniss der | Blutbeständtheile herbeigeführt zu sehen, und desshalb griff man mit NY einer so grossen Begierde nach dem vermeintlichen Schlüssel, der endlich ein Mal das grosse Geheimniss eröffnen sollte. Leider aber ist bis dahin & die Hoffnung nur noch immer eine Hoffnung geblieben und muss es noth- wendig so lange bleiben, bis es gelingt einen leichteren und ergiebigeren Weg zur Darstellung des betreffenden Materials ausfindig zu machen, ° Wie, sollte vielleicht eine genaue Untersuchung der verachteten Hämin- | Krystalle, von denen man ohne Zweifel leichter die nöthige Quantität darstellen könnte, nicht eher zu dem gewünschten Ziele führen, als die Ri bis jetzt fruchtios gebliebenen Untersuchungen der Hämatokrystallin-Kry- stalle? Die Zukunft mag’s entscheiden. — Wenn aber auch die Hämin- Krystalle nicht zur genaueren Erkenniniss der Blutbestandtheile führen, so ist dennoch ihre Entdeckung von der grössten praktischen Bedeutung, die nur leider bis dahin allzu wenig gewärdigt worden ist, obgleich sie geeignet ist, eine vollständige Reform in der Untersuchung auf Blut für 7 forensische Zwecke hervorzurufen. Es ist Jedem bekannt, mit welchen ° 4) Lehmann, Lehrb. d. phys. Chem. 2. Aufl. Leipz. 1850. Bd. 4. p. 310. 327 Schwierigkeiten es verbunden ist und welcher ausserordentlichen Uebung "und Geschicklichkeit es bedarf, die Anwesenheit von Blut an irgend einem ‘ verdächtigen Gegenstande nachzuweisen, ja nur in seltenen Fällen ist es ‘möglich und auch hier nur nach iweninnk aller zu Gebote stehenden - Hülfsmittel, mit vollständiger Sicherheit den Ausspruch zu thun, von:.dem ‚ vielleicht Leben oder Tod abhängt; durch die Entdeckung Teichmann’s da- gegen ist es ein Leichtes, in wenigen Minuten mit vollständiger Sicherheit ‚auch die geringste Spur von Blut zu erkennen. Eine Verwechslung der ‘ Hämin-Krystalle mit den Krystallen anderer Stoffe ist für den einiger- ' maassen Geübten kaum möglich. Wohl entstehen, wie Virchow beobac h- ; tete und später Simon und Büchner bestäligten, aus einer Indigo-Lösung, die man mit concentrirter Essigsäure behandelt, Krystalle, welche ganz genau die Form der Hämin-Krystalle haben, ich aber von diesen auf den ersten Blick durch ihre hellblaue Farbe en, Möglicherweise "könnten Krystalle, aus rothen oder gelben Farbstoffen gewonnen, wenn diese überhaupt krystallisirbar wären, zu einer Verwechslung mit den Hämin-Krystallen führen. Simon und Büchner unterwarfen daber sämmi- "liche bekannte rothe, braunrothe und gelbe Farbstoffe einer Untersuchung "und fanden denn nun, dass unter allen es nur möglich sei Krystalle zu erhalten aus Santelholz, Krapp, rother Tinte, Körnerlack, Drachenblut ‘und Murexid. Ich habe selbst zahlreiche Versuche mit den genannten ' Substanzen angestellt und zwar mit sehr wechselndem Erfolge; constant ‘bildeten sich bei der Behandlung mit Eisessig nur-aus dem Murexid Kry- ' stalle, während die andern Substanzen bald krystallähnliche Gebilde lie- ferten, bald nur ein gleichmässig gefärbtes Gesichisfeld darstellten. Aber diese Gebilde besassen in keinem einzigen Falle weder die so deutlichen - Contouren, noch die so charakteristische Gestalt und Färbung der Hämin-' " Krystalle; wohl bildeten sie bisweilen feine Nadein, Quadrate, aber nie- mals rhombische Säulchen und Tafeln. Einige neksuen könnten vielleicht die Murexid-Krystalle veranlassen, die bisw len ganz genau die Form und Farbe der Hämin-Krystalle besitzen sollen. Ich für meinen Theil bin jedoch der festen Ansicht, dass wer nur ein Mal die Hämin- und Murexid-Krystalle gesehen hat, keinen Augenblick im gegebenen | Falle in Zweifel sein kann, mit welchen von beiden er es.zu ihun hat. | Denn ich habe stets gefunden, dass die Murexid-Krystalle, man mag sie behandeln wie man wolle, eine durchaus von den Hämin-Krystallen ver- schiedene Farbe und Gestalt besitzen. In jedem Präparate wird man be- | merken, dass ein Theil der Murexid-Krystalle eine hellroihe Farbe be- sitzt, ein andrer dagegen eine violelte (vergl. Taf. XXX, Fig. 15.). Die |# hellroth gefärbten Krystalle lösen sich viel schwieriger in den Zusätzen als die violetten. Sollte jedoch Jemand im Zweifel sein, ob Hämin- oder Murexid- -Kry- stalle vorliegen, so bringen ihn augenblicklich die chemischen Reagentien aus der Verlegenheit. Das eingedampfie Blut ist braun, das Yin id da- 323 gegen ziegelroth. Essigsäure löst die Hämin-Krystalle nicht, wohl aber die Mike Krystalle und zwar mit rosenrother Farbe. Kali löst die Hämin-Krystalle mit dunkelgrüner, die Murexid-Krystalle mit dunkel- ‚violetter Farbe. Giycerin hat, wie wir schon oben gesehen haben, durch- aus keinen Einfluss auf die Hämin-Krysialle, die Murexid-Krystalle da- ” gegen nehmen, mit Glycerin behandelt, eine grünliche Färbung an, die 7 sich dann später wieder in eine violette verwandelt. — 4 Wenn auch diese neue Blutuntersuchungsmethode die früheren Me- ihoden an Sicherheit übertrifft, da man durch sie ohne Zweifel auch die geringste Blutspur mit Bestimmtheit nachweisen kann, so theilt sie an- ” drerseits bis dahin mit ihnen den grossen Uebelstand, dass man durch 7 sie Menschenblut von dem Blute der Säugethiere, ja selbst dem der Vö- ° gel nicht zu unterscheiden vermag. Die Art des Blutes hat nämlich eben so wenig Einfluss auf die Gestalt und das Verhalten der Krystalle, als seine Beschaffenheit, woraus man vielleicht schliessen könnte, dass die Bestandtheile Be Krystalle in derselben Qualität und yialleicht auch verhältnissmässigen Quantität in jedem Blute enthalten sind. Auf die oben angegebene Weise behandelte ich auch einige Se- und ° Excretions-Producte des lebenden Organismus, wie den Speichel, den ° Harn und die Galle und gelangte zu folgendem Resultate: aus dem Spei- ° chel erzeugten sich niemals Gebilde, die auch nur die geringste Aehnlich- keit mit Krystallen gehabt hätten; eben so wenig erhielt ich aus dem Urin andere Krystalle, als die der im Urine vorhandenen Salze, mit Ausnahme einiger Fälle, in denen der Urin von Individuen herstammte, in deren ” Nieren sich beträchtliche Stauungen entwickelt hatten, und wo dann auch die Blutkörperchen in dem Harne durch das Mikroskop nachgewiesen werden konnten. Aus der Galle, sowohl der des Menschen als auch der ” des Rindes, des Schweines und des Kaninchens, erhielt ich durch Ein- wirkung des Eisessigs stets theils dunkelbraune, iheils ganz schwarze Krystalle. Dieselben waren aber immer sowohl! durch ihre Grösse, als ° auch durch ihre sonstige Beschaffenheit so sehr von den Hämin-Krystal- len verschieden, dass ich es für vollständig überflüssig halte, näher dar- ° auf einzugehen. Ä . Ill. Die Hämatin-Krystalle. Obgleich es mir trotz meiner vielfachen Versuche bis dahin nicht gelungen ist, weder aus dem nach der Lehmann’schen, noch dem nach der v. Wittich’schen Methode dargestellten Hämatin, Krystalle entstehen zu sehen, so muss ich doch der Vollständigkeit wegen derselben Erwäh- nung tbun, weil schon wiederholt das Hämatin in Krystallform beobach- tet worden ist. So giebt unter Anderen Foller bestimmt, an, dass nach E anhaltendem Durchleiten von Kohlensäure durch v. Wiitich's Hämatin- Lösung Krystalle eniständen, welche sich gegen Kali, Schwefelsäure und andere Reagentien wie Hämatoidin verhalten. Diese Krystalle sollen sich 329 "auch selbstständig bei Monate langem Stehen der wässrigen oder alko- "holischen Hämatin-Lösung aus der Flüssigkeit ausscheiden. | Die Angaben über das chemische Verhalten der Hämin-Krystalle sind so übereinstimmend mit den Reactionen des Hämatins selbst, dass man wohl kaum Bedenken tragen kann, ihre Entstehung aus dem Hämatin an- zunehmen. j Eine fast gleiche Uebereinstimmung waltet aber ob zwischen den "Reactionen der Hämatin- und der Hämin-Krystaile: sowohl jene als auch “ diese werden von concentrirten Säuren nicht aufgelöst, dagegen sehr schneli und vollständig von ätzenden Alkalien. Kali bewirkt bei beiden - während der Auflösung eine grünliche Färbung, Ammoniak eine fast pur- " purrothe. Wasser verändert weder die Hämatin- noch die Hämin-Kry- stalle. Diese Uebereinstimmung in den Reactionen, so wie auch der Um- stand, dass man aus dem Hämatin durch Behandlung mit Eisessig die "sogenannten Hämin-Krystalle erhält, sprechen wohl beweisend genug, “wenn auch nicht für die Identität, so doch wenigstens für die überaus mahe Verwandischaft dieser beiden Krystallarten. | IV. Das von Virchow zuerst entdeckte Hämatoidin ist nicht identisch mit dem Hämatin, was aus den vielfachen Versuchen deutlich hervor- geht, wohl aber verwandt, wofür die Versuche von Zwicky, Bruch und Virchow deutlich sprechen. Das Hämatoidin kommt nach Virchow nur in - den Corporibus luteis constant vor, ferner sehr häufig in alten Extrava- " saten des Gehirns, in obliterirten Venen, hämorrhagischen Milzinfarcten, "in Hautsugillationen und in Eiterhöhlen der Extremitäten, auch scheint "es sich bisweilen, wie ich zwei Mal gefunden habe, ausserhalb des Kör- “pers in faulenden Lebern zu bilden; woraus schon deutlich hervorgeht, _ dass das Hämatoidin kein Beunithei des Blutes, sondern vielmehr ein v Umsetzungsproduct eines seiner Bestandtheile En zwar, wie die Ver- suche ergeben haben, des Hämatins sei. | Das Hämatoidin kommt sowohl in einer.amorphen, kernigen Masse vor, als auch in wohl ausgebildeten Krystallen und zwar als ehe | Tafeln und Säulen, die nach Lehmann den Gypskrystallen ausserordent- lich ähneln. Tiese Krystalle besitzen ein starkes Lichtbrechungsvermö- gen, sind durchsichtig, von gelber, rother oder rubinrother Farbe. Sie sind unlöslich in Wasser, Aether, Alkohol, Terpenthin und in concen- trirten Säuren, dagegen werden sie von den Alkalien sehr schell zerstört. Robin und Mercier fanden in einer Hydatidencyste der Leber eine ı Hämatoidin-Masse von zinnoberrother Farbe und der Consistenz des | Wachses, welche 3 Gran wog, 20 mm. lang und i4 mm. dick war. Diese | ganze Masse bestand, nach den Angaben derselben, aus durchaus regel- mässigen, mit scharfen Winkeln und Kanten versehenen Krystallen, schie- fen Prismen mit rhombischer Basis, die nur durch eine sehr geringe | Menge von Flüssigkeit mit einander verklebt waren. Diese Krystalle einer chemischen Analyse unterworfen, enthielten: Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XI. Bd. | 23 ur nn Zn a Ben 330 Kohlenstoff 65,046 — 65,851 Wasserstoff 6,370 — 6,465 Stickstoff 40,505 Sauerstoff 47,877 — 16,977 Asche 0,202 Die Asche bestand zwar wesentlich aus Eisen, doch ist die Menge so ge- ring, dass selbst, wenn man 2 p. mehr annehmen wollte, dasselbe nicht in die Zusammensetzungsfor- mel eingehen könnte, wesshalb Ro- bin und Mercier mit Recht schliessen, dass in dem Hämatoidin kein Eisen enthalten sei. Vergleichen wir dieses Resultat mit dem, welches Mulder aus der Analyse des Hämatins fand: Kohlenstoff 65,347 Wasserstoff 5,445 Stickstoff 10,396 Sauerstoff 6,931 so können wir wohl nicht mit Un- recht schliessen, vorausgesetzt, dass die Analysen richtig sind, dass das Hämateidin dadurch aus dem Häma- tin entstanden sei, dass es seinen Ei- sengehalt verloren und stait dessen 4 Atom Wasser aufgenommen habe. Ueber die Entstehung des Hä- matoidins, so wie aller Hämatin-Mo- dificationen und deren Veränderun- gen, dürften wir wohl nicht eher ei- nen vollständigen Aufschluss zu er- warten haben, als bis die Entstehung des Hämatins selbst, seine Bedeu- tung für den Organismus genau auf- geklärt sein wird. Schliesslich erlaube ich mir eine schematische Zusammenstellung der Veränderungen zu geben, welche die einzelnen Arten der besprochenen - Krystalle durch die Einwirkung ver- schiedener Reagentien erleiden. Die Angaben für die Hämatokrystallin-, Hämin- und theilweise auch der Hä- matoidin-Krystalle sind das Resultat selbstständiger Untersuchungen, die nicht vollständig mit früheren An- gaben übereinstimmen. Hämatoidin-Krystalle. Ohne Einfluss. wenn dem Al- | Unlöslich. Hämatin-Krystalle. Längere Einwirkung des O. | Ohne Einfluss. Hämin-Krvstalle. verändert die Farbe. >) == [o=} no Rn > Et en = g S nn PP} Fi P=-] © m [a*} =) 2 w= Ohne Einfluss. | Reagens. Sauerstoff Unlöslich Ohne Einfluss. kohol etwas Schwefelsäure Ohne Einfluss zugesetzt ist Unlöslieh. Nur löslich, 2.8 2 ! SE 58 ws 8 oe sör eo =.o. m ©: mus 5% a © = Eu [>] 352° Eu a Ss@5 „o& 220 BE na SER Re >) Se 53 2588 {«») © © a NS; 455 fa ATa Die ausverschiedenem Blute | Unlöslich, blähen sich aber 3 © =28 n258 2eSE: — [eb] aan ja>} > Om MEne R 2,3 ’ ; A 35383 3 = 2aä=28 3 = Sspo2=22 © = ee Pen 2 Fe _ FE -| = Sesam m = EB Gn& 8 = nERaS = © ‚a BERN «> © 5 3 2 = Rn} = © = Wasser. L 331 sqjossdunıo au -19 UI 9Q.1B,J Hip JIOPUuRd9A "Hunesqyjor joy ou -19 UT 9Q1eJ 9Ip JI9PURıOA "ssayurg Buyg "ayaıgnepaun us -uey oIp ‘aaäryaisgoamp -un ojjelskay eIp IyoeW 'eqae,] 194[98 -ueijes Aw yeruowmuy WOJUUNPXSA UI 480108 sqıeg aoyyoaındand wm jleuyas ayas als U9psJoeMm yeluowwy woyosıjsney ul "uojuey pun uoYoY 9.ıyT Uoaal]lısA pun A9Jeds wıoyjı[dsiez ‘ur U9jj9Myog ’9ssem uasowmıs “uag[es Sızınwy9s aauıe nz aoyeds uojjejaez “opeysAay Aop UOINOAJUON UajIeyas aıp ISyoBUnZz u9pulMy9sa9A sy ’aqaeg 29yjoA -1[94 1m Js0J95]ne uopae A Oqed AOUNEIG a 2 “yaısg] IB -gonsarun | 195114018 -oanp pun Jojo u9paoM -yol]so] Jyolo] ayag \ \ -J9]Junp offeysAay oIp Igaeg „ 'ssangurg auyo| 'ssagurm ouyo :S0Ee uU9ssau]1aZ OIAL uoayeas pun „JolfayU U9PaoM i _ "SSAZULF OUYO "S9SNNOISYOINP anU uUopao Mm sorSjne Sıpupgs -}[0A yaryotfquoäne uspao A "Oqieg JOuNas[oy 'jae SıpupjsijoA uUuep ydis U9SOL pun Jsydeu -RZ. 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Fig. 2. 332 Erklärung der Abbildungen auf Tafel XXX. Hämatokrystallin-Krystalle aus dem Mageninhalte eines Blutegels. Diese Kry- stalle hat zuerst Budge‘) beobachtet. | Ich habe zu wiederholten Malen zwei verschiedene Arten von Blutkry- stallen in dem Magen von Blutegeln, je nach der Zeit, welche seit dem Sau- gen verflossen war, beobachtet. Nimmt man einen Blutegel etwa 44 Tage, „ nachdem er gesogen, so kann man aus demselben durch den Druck eine dun- kelviolette, gallertartige Masse entleeren, die, unter dem Mikroskope unter- sucht, eine bald geringere, bald grössere Menge von Krystallen enthält, die auffallend in Form und Verhalten gegen chemische Reagentien den auf Taf. XXX. Fig. 43. abgebildeten Hämin-Krystallen gleichen ; ihre Farbe aber ist dunkelviolett bis schwarz. Bei Blutegeln, welche ich etwa 4 Wochen nach dem Saugen untersuchte, habe ich diese Krystalle niemals finden können. Untersucht man dagegen den Mageninhalt des Blutegels zwischen der 6. und 8. Woche, nachdem er gesogen, so findet man ausserordentlich häufig, dass derselbe sehr dunkelroth, fast theerartig aussieht; schon mit blossen Augen bemerkt man in dieser theerartigen Masse hellere Schollen, die bei nur mässiger Vergrösserung sich als sehr regelmässige Krystalle zu erken- nen geben. Trocknet man einen solchen Blutegel und zerbricht ihn dann, so findet man diese Krystalle sehr häufig so gross, dass man sie mit blossen Augen deutlich sehen kann, wie zuerst Budge”?) beobachtet hat. Es stimmen diese Krystalle in ihrem Verhalten durchaus mit den Häma- tokrystallin-Krystallen überein; ihre Form ist die rechtwinkliger Tafeln; die Farbe ist intensiv kirschroth, bald vollständig gleichmässig, bald durch zahl- reiche dunklere Punkte und Striche unterbrochen. In kaltem Wasser sind sie ziemlich schwer löslich, besonders wenn sie schon einige Tage alt sind, in warmem Wasser dagegen sehr leicht löslich. Der Einwirkung der Luft wi- derstehen sie sehr lange, es wird nur ihre Farbe heller und ihre Ränder, die ursprünglich, wie auch die Winkel, sehr deutlich hervortraten, etwas un- deutlicher. Immer habe ich nur diese Form und zwar vollständig regel- mässig gesehen. Hämatokrystallin-Krystalle aus dem Venenblute eines Kaninchens. Diese Krystalle sind aus vollständig frischem Venenblute durch Zusatz von Wasser und etwas Alkohol auf die oben beschriebene Weise dargestellt. Man sieht einzeln liegende, prismatische Krystalle, daneben aber auch ein- zelne rhombische Tafeln, die um so zahlreicher sind, je schlechter über- haupt die Krystallisaiion vor sich gegangen ist, wesshalb ich sie nur für eine unausgebildele Krysialliorm halte. Diese Krystalle sind ausserordentlich leicht in Wasser löslich, verderben daher auch ziemlich schnell an der Luft. Die . Farbe ist eine schmutzig dunkelgelbe, die Ränder und Winkel treten deutlich hervor. . Hämatokrystallin-Krystalle aus menschlichem Venenblute, Das Blut war eiwa 36 Stunden alt und die Krystallisation war in 3—4 Stunden ohne jeglichen Zusatz vollendet. Wasserzusatz erzeugt eine bei wei- tem spärlichere und unregelmässigere Krystallbildung; auf Zusatz von Alko- hol und Aether erhielt ich bei 45 Versuchen gar keine Krystalle. Die Form stimmt vollständig mit den in dem Magen des Blutegels sich bildenden Kry- stallen überein; die Winkel sind immer rechte. Die Farbe ist eine rosen- 1) Budge in Kölnische Zeitg. 1850. No. 300. ( 2) Budge, Specielle Phys. d. Mensch. 6. Aufl. Weimar 1856. p. 120 u. 190. Fig. 4. 339 rothe ; liegen mehrere Krystalle über einander, eine kirschroibe. Sie sind ausserordentlich leicht in Wasser löslich und verderben deimgemäss an der Luft sehr schnell. Dieselbe Krystallform habe ich zu unzähligen Malen aus jeder beliebigen Gefässprovinz des menschlichen Körpers erhalten. Funke sagt in der Erklärung der Fig. 6. auf Tal. X. seines physiologi- schen Atlases, in der von den Bluikrystallen aus normalem menschlichem Milzblute die Rede ist: »in diesen bilden sich neben den prismatischen Kry- stallen, die pallisadenförmig geordnet zu sehen sind, rhombische Taleln zweier- lei Art«. Er scheint also die prismatischen Krystalle als die dem menschlichen Blute eigenthümliche Grundform zu betrachten. Ich kann, auf meine Beob- achtungen mich stützend, dem durchaus nicht beipflichten;; ich behaupte im Gegentheil, dass die Form der rechtwinkligen Tafeln die Hauptform ist, dass die anscheinend prismatischen Krystalle keine ausgebildeten Krystalle, son- dern, um mich so auszudrücken, nur Krystallembryonen sind, die in ihrer Entwickelung gestört wurden. Man kann sich davon leicht überzeugen, wenn ınan nur die Geduld hat, die Bildung dieser Krystalle unter dem Mikroskope fortdauernd zu verfolgen; es bilden sich zunächst immer kleine Nadeln und prismatische Stäbchen, und erst durch sietige Anlagerung ven molekularen Massen entstehen aus ihnen die beschriebenen Tafeln. Dasselbe kann man an jedem.Präparate beobachten, in dem sich die Krystalle allmählich durch die Einwirkung der Luit auflösen: die Umrisse werden undeullich, die Krystalle ' erleiden Spaltungen, Sewöhulieh in der Richtung des Längsdurchmessers ; die Spaltungslinien werden immer breiter, und bald hat man anstatt der Kry- stalltafeln die erwähnten prismatischen Gebilde vor Augen. Ich habe den Mit- gliedern des hiesigen physiologischen Vereins zum Beweise meiner Behaup- tung geeignete Präparate vorgelegt, und dieselben haben sie durchaus für richtig befunden. Der Irrthum ist sehr leicht daraus erklärlich, dass das menschliche Blut ziemlich schwierig zur regelmässigen Kry en zu bringen ist und dass man in der Mehrzahl der Fälle Präparate gewinnt mit nur Krystallembryonen und nicht regelmässig ausgebildeten Krystallen. Hämatokrystallin-Krystalle aus dem Blute von Cyprinus brama. Es bilden sich ohne jeden Zusatz ausserordentlich schnel! die abgebilde- ten Krystallformen; besonders schiessen an den Rändern des Deckgläschens dichtgedrängte Hecken derselben hervor. Die Räume zwischen den Krystal- len sind von wenig veränderten Blutkörperchen ausgefüllt, nur sind die Kerne in denselben zum Theil verschwunden. Die Krystalle haben eine hell violette Farbe, sind leicht in Wasser löslich und verschwinden schnell an der Luft. Hämalokrystallin-Krystalle aus dem Herzblute der Maus. Das Blut wurde 20 Stunden nach dem Tode aus dem Herzen genommen. Durch Zusatz einer Mischung von Alkohol und Aether (1:4) bilden sich in wenigen Minuten sehr zahlreiche, regelmässige, sechsseitige Tafeln ; daneben aber auch stäbchenförmige Krystalle, die bisweilen in Sternformen gruppirt den Tafeln aufliegen. Diese Krystalle verderben in ausserordentlich kurzer Zeit und sind in Wasser sehr leicht löslich. Die Farbe ist gewöhnlich, wo dıe Krystalle mehr einzeln liegen, fleischfarbig. Dieselben Krystallformen erhält man auch aus dem Blute des Eichhörnchens. Die feinen Nadeln, die nach Kunde (l. c.) auf Zusatz von Wasser entstehen sollen, habe ich niemals beob- achten können. Hämatokrystallin-Krystalle aus dem elite des Hundes. Aus 24 Stunden altem Blute erhielt ich durch Zusatz der schon erwähn- ten Mischung von Alkohol und Aether immer die abgebildeten Krystalle, wel- che sehr dicht gedrängte Netze bilden. Die Bildung der Krystalle erfolgt im- 33% mer innerhalb 45—20 Minnten. Sie sind in kaltem Wasser wur schwer lös- lich. widerstehen demgemäss auch längere Zeit der Einwirk@ng der Luft; in warmeın Wasser lösen sie sich dagegen sehr leicht auf, Fig.7. Hämatokrystallin-Krystalle aus dem Carotidenblute der Katze. ; - Die Krystalle sind nach 24stündigem Stehen des aus der Garotis dextr. entleerten Blutes durch Zusatz der bekannten Mischung von Alkohol und Aether erzeugt. Sie bilden sehr regelmässige, dreiseitige Prismen, deren Farbe sehr wechselnd ist, je nach der Dicke der unter dem Deckgläschen ® ausgebreiieten Blutlage; in den. meisten Fällen erscheint sie dunkel kirsch- roih, bisweilen aber auch hellgelb, ja sogar vollständig farblos. Auch auf Wasserzusatz erhält man stets dieselben Krystalle, aber die Krystallisation geht bei weitem langsamer und spärlicher von Statten. Ohne Zusatz erhält man ersi Krystalle, wenn das Blut wenigstens 4 Tage alt ist; — unter 30 Ver- suchen istes mir niemals gelungen ohne Zusatz vor dieser Zeit Krystalle zu erhalten. Die Krystalle lösen sich in kaltem Wasser ziemlich schwierig, in warmem sehr schnell und vollständig auf. Der atmosphärischen Luft ausge- setzt, halten sie sich mehrere Tage lang ziemlich gut. Fig. 8. Hämatokrystallin-Krystalle aus dem Herzblute des Stacheligels (Erinaceus europaeus). Das Thier war todt chloroformirt worden. Aus dem 24 Stunden darauf aus dem Herzen entleerten Blute erzeugten sich sowohl ohne jeden Zusatz, als auch au/[ Zusatz von destilliriem Wasser die abgebildeten Krystalle in gros- ser Menge. Die reichlichste und regelmässigste Krystallisation fand jedoch statt, wenn man dem Blute eine Mischung von Alkohol und Aether (1: 4) zu- setzte. Die Krystalle erschienen in den einzelnen Präparaten verschieden ge- färbt, bisweilen vollständig farblos. Sie sind ausserordentlich leicht in kal- tem Wasser löslich und verderben an der Luft in wenigen Miauten. Fig. 9. Hämatokrystallin-Krystalle aus dem Blute der Haubenlerche (Alauda cristata). - Nach vielfachen vergeblichen Versuchen gelang es mir endlich in 2 Fäl- len aus dem 48 Stunden alten Blute der Haubenlerche durch Zusatz von Was- ser und Alkohol (4:4) die abgebildeten Krystalle zu gewinnen. Die Krystalli- sation war ziemlich üppig, besonders an den Rändern des Deckgläschens. Zwischen den Krystallen siebt man noch eine Menge theils vollständig erhal- tener, theils eingeschrumpfter Blutkörperchen. Die Farbe der Krystalle war in beiden Fällen die der rothen Blutkörperchen. Diesen sehr ähnliche Krıy- stalle erhielt ich auch einige Male aus dem Blute des Sperlings. Sie sind schwer in kaltem Wasser löslich, sehr leicht in warmem Wasser. Der Ein- wirkung der atmosphärischen Luft widerstehen sie sehr lange. Fig. 10. Hämatokrystallin-Krystalie aus dem Blute des Hornfisches (Belone rostrata). Das Blut wurde etwa 4—6 Stunden nach dem Tode aus den Bauchgefäs- sen genommen. Sowohl ohne jeden Zusatz, als auch bei Zusatz von destillir- tem Wasser erzeugten sich innerhalb einer Stunde die abgebildeten Krystalle in grosser Menge. Dieselben Krystallformen erhielt ich auch aus dem Blute des Hechtes. Von den sehr ähnlichen Krystallen aus dem Katzenblute unter- scheiden sie sich hauptsächlich dadurch, dass, während jene in kaltem Was- ser schwer löslich sind, diese durch dasselbe ausserordentlich leicht aufge- löst werden und demgemäss auch der Einwirkung der Luft nur sehr kurze Zeit widerstehen. Fig. 14. Hämatokrystallin-Krystalie aus dem Blute des Herings (Clupea harengus). Das Blut des Herings krystallisirt ausserordentlich schwer; nur in weni- |" sen Fällen ist es mir gelungen aus demselben durch Zusatz einer sehr ver- dünnten Gummilösung die abgebildeten rhombischen Tafeln und Stäbe zu er- 395 haiten. Die Krystalle erschienen fast immer iarblos und besassen einen perl- mutieräbnlichen Glanz. Sie sind sehr leicht in Wasser löslich und verderben schnell an der Luft. Fig. 412. Hämatokrystallin-Krystalle aus dem Blute des Raben (Corvus). Aus dem Blute des Raben erhielt ich erst Krystalle, nachdem es 3 Tage lang an einem kühlen Orte gestanden hatte und zwar auf Zusatz von Chloro- form und Aether (14:3). Durch Zusatz von destillirtem Wasser, Alkohol, Gum- milösung, Zuckerlösung konnte ich keine Krystalle erhalten. Die Krystalle erschienen theils hellgelb gefärbt, theils vollständig farblos. Sie sind in kal- tem Wasser ausserordentlich schwer löslich, selbst dem warmen Wasser wi- derstehen sie längere Zeit; an der Luft halten sie sich mehrere Wochen hin- durch sehr gut. Aehnliche Krystalle bilden sich aus dem Taubenblute auf Zusatz von destillirtem Wasser. | Fig. 43. Hämin-Krystalle aus frischem Menschenblut. '# Eine kleine Menge Blut wurde mit Essigsäure gekocht, dann filirirt und nun einige Tropfen des Filtrats mit einer überschüssigen Menge Eisessigs ver- setzt, bei einer Temperatur von 40°R. im Wasserbade abgedampft. Die Farbe AN, der Krystalle ist meist eine orangegelbe. N Fig. 14. Hämin-Krystalle aus einem alten Bluifleck. _ Fig.15. Murexid-Krystalle mit Eisessig behandelt. Fig.16. Hämatoidin-Krystalle aus einer obliterirten Vena saphena magna. Deber Lymphgefässe der Golonschleimhant. Von Heinrich Frey. Mit Tafel XXXI. Es herrschen bekanntlich über den Verdauungsprocess in den unte- ren Theilen des Darmrohrs zur Zeit noch vielfache Dunkelheiten. Indes- sen haben eine Reihe von Forschungen der letzten Jahre wenigstens so viel ergeben, dass eine Verdauung oder, um genauer zu sprechen, dass einmal eine Umwandlung von stärkemeblhaltigen Substanzen in Trau- benzucker und dann namentlich eine weitere nachträgliche Eiweissver- dauung mittelst eines Fermentkörpers des Darmsaftes bier noch stattfindet. Ohnehin hatte die vergleichende Anatomie schon in einer längst ver- flossenen Epoche verdauende Thätigkeiten der Diekdärme wahrscheinlich. % gemacht, indem sie die so verschiedene Länge des ganzen Darmrohrs bei Carnivoren einen und bei Pflanzenfressern (Wiederkäuern, Einhufern und Nagethieren) andern Theils kennen lehrte und die ungleiche Ausbil- dung von Colon und Cöcum darthat. | | Ein resorbirender, dem Lymphsysteme angehöriger Apparat in der betreffenden Schleimhaut selbst liess sich somit vermuthen. Nichts desto weniger ist meines Wissens eine derartige Einrichtung bis zur Stunde noch nicht bekannt, wenn man absieht von dem reich entwickelten, zier- lichen Ganalwerk Iymphatischer Gefässe im wurmförmigen Fortsatze. . Selbst der neueste Schriftsteller über das Lymphgefässsystem, L. Teichmann , in seiner mit prachtvollen Zeichnungen geschmückten Arbeit (Das Saugadersystem vom anatomischen Standpunkte dargestellt. Leip- zig 1861) bemerkt (S. 87), dass er zwar die tieferen, an der Unterfläche der Schleimhaut gelegenen Lymphgefässe für den menschlichen Dickdarm injieirt habe, dass er dagegen von diesem unter den Lieberkühn’schen Drüsen befindlichen Netzwerke aus nur in wenigen vereinzelten Fällen kleine schmale Gefässe habe austreten sehen, welche zwischen den ge- nannten Drüsen verliefen. Wie weit sich aber dieselben durch die Schleim- haut erstreckten und welchen Verlauf sie nahmen, konnte er anfänglich | / , nicht mit Bestimmtheit erkennen. Später will er sich überzeugt haben, 337 dass sie in schrägem Verlaufe wieder umbogen und zu dem horizontalen - Netzwerke zurückkehrten. Hätte Teichmann seine Injectionsversuche des Colon weiter ausge- dehnt und überhaupt eine grössere Begünstigung von dem für Lymph- 'injectionen so nothwendigen Glücke erfahren, so würden seine Resultate ganz anders gelautei haben; er hätte einen entwickelten, die Golon- schleimhaut dinelvichenden Lymphgefässapparat sntdbcken müssen. ‘Nur His hat kürzlich wenigstens einiges hierher Gehörige gesehen. ‘) Wir haben uns bei zahlreichen, in den letzten Monaten angestellten Einspritzungen der Lymphgefässe der Hyril-Teichmann’schen Methode bedient. Angeregt durch die kürzlich erschienene Arbeit von His studir— ten wir zunächst die Lymphwege dieser Organe. Natürlich wurde der "übrige Dünndarm ebenfalls in den Kreis der Beobachtung gezogen und auch das System der dicken Gedärme auf das mir theoretisch wahrschein- ; liche, zur Oberfläche aufsteigende Iymphatische Canalwerk geprüft. Zur Injection bedienten wir uns kaltflüssiger, transparenter Massen. "Ihre Kenntniss verdanke ich dem Studium englischer Arbeiten und ihre ji Empfehlung kann nur auf das Angelegentlichste stattfinden. Jeder, der "sie nach den unten folgenden Vorschriften ohne grosse Mühe sich bereitet ‘ und wiederholt angewendet hat, wird für rein histologische Zwecke opa- - "ken Injectionsstoffen, wie Zinnober, Chromgelb ete., den Abschied ge- "ben, wobei ich mich zur Unterstützung wohl auf Beale berufen darf. Schlecht dargestellte transparente Massen transsudiren allerdings leicht. So erkläre ich mir manche in den letzten Zeiten gegen letztere gemachte Einwürfe. ?) 4) In seiner Arbeit über die Peyer’schen Drüsen. Diese Zeitschrift Bd. XI. Heft 4. | — Wir bedauern die kurze, in ihrer Allgemeinheit nicht ganz richtige Notiz früher | übersehen zu haben. 2) Die oben empfohlenen Injectionsmassen sind wässerige Lösungen unter An- | wendung von Glycerin und Alkohol mit einander vereinigt. Nach mancherlei Ver- suchen bin ich bei folgenden stehen geblieben: 1) Blaue Masse nach der Angabe | von B. Wills Richardson (Quarterly Journ. of Mier. Science. Vol. 8. p. 274). 40 Gran reines schwefelsaures Eisenoxydul werden in 1 3 destillirtem Wasser gelöst, 32 Gr an ' Kaliumeisencyanid in einer zweiten 2. Man böreilee ferner ein Gemisch von 2 3 de- ‚ stillirtem Wasser, 1 3 reinem Glycerin, 1 3 gewöhnlichem (Aethyl-) Alkohol und 1', 3 | Methylalkohol. In einen Kolben bringt an nun die Lösung des rotben Biutlaugen- \ salzes und trägt alsdann vorsichtig, langsam und allmählich unter starkem Umschüt- | teln die Lösung des schwefelsauren Eisenoxyduls ein. Es entsteht ein grünlich schim- Y merndes Berliner Blau, in welchem das Auge keine Körner wahrnimmt. Dann fügt man, wiederum vorsichtig und unter Schütteln, das Glycerin- und Alkoholgemisch | hinzu. Die Masse ist bei mikroskopischer Prüfung wunderschön erscheinend und, wie ich glaube, dauerhafter als ein von Beale früher angegebenes Berliner Blau (aus Kalinmeiseneyanür und der Tinctura ferri muriat der brittischen Pharmakopoe). | 92) Rothe Masse nach der Vorschrift von Beale (The Microscope in its application te ' Practical Medicine. London 1858. p. 68). 5 Gran Carmin werden mit eiwas Wasser | gemischt, dann durch Anwendung von 5—6 Tropfen starker Ammoniakflüssigkeit gc- 338 Während es mir nun leicht gelang, ‚die Lymphbahnen des Dünn- darms und der Peyer'schen Drüsen zu füllen, blieben anfangs alle Bemü- hungen, ein derartiges Resultat für die dicken Gedärme zu gewinnen, @ erfolglos. Sonderbarerweise haben wir auch bis zur Stunde für den Men- schen und verschiedene Säugethiere den Nachweis noch nicht zu führen vermocht. Bei einem Kalbe glückte es uns ziemlich tief im Colon über Follikelhaufen die Lymphgefässe bis zur Schleimhautoberfläche in sicher- ster Art durch Injection darzuthun. Dagegen gelangen meine Versuche heim Schafe auf das Vollständigste. Ferner habe ich’in der oberen Hälfte des Colon bei dem Kaninchen einen prachtvollen Iymphatischen Appa- rat aufgefunden und für das ganze Colon beim Meerschweinchen densel- ben, a in Are Gestalt, wiederum erhalten. Wie weit sich daher jene Lymphwege im Colon des Kaninchens nach abwärts er- sirecken und wie weit sie noch andern Säugethieren, namentlich Fleisch- fressern, zukommen, vermögen wir bei der grossen Schwierigkeit derar- tiger Injectionen zur Zeit noch nicht anzugeben. Versuche beim Pferde, Schwein, der Katze, dem Hunde und dem Maulwurf blieben erfolglos. Untersucht man den oberen Theil des Grimmdarms beim Kanin- chen, so hemerkt man die Schleimhautoberfläche nicht glatt, wie bei an- dern Säugethieren, sondern mit sehr zablreichen, abgeflachten und ver- breiterten Darmzotten vergleichbaren Papillen oder Vorsprüngen versehen. Diese Vorsprünge haben ältere Forscher vielfach beschäftigt. Cwvier (Vorlesungen über vergleichende Anatomie, Uebersetzung von Meckel, Bd. 3. S. 495) erkannte sie als Papillen, während Rudolphi (Anatomisch- physiologische Abhandlungen S. 220) sie für Drüsen nahm. Meckel (Sy- 7 stem der vergleichenden ea Bd. 4. S. 639) äussert sich folgender- | maassen: »Eine merkwürdige Ausnahme von dieser Regel macht Lepus, wo im Anfange dieses Theiles (des Colon), namentlich im ersten Viertel, sich dicht stehende Zotten finden, die dicker, aber wenig länger als die des 7 Dünndarms sind und von vorn nach hinten bedeutend abnehmen. Diese E löst und die Lösung mit 5 B Glycerin unter Schütteln verdünnt. Eine andere halbe 5 I Glycerin wird mit 40 (oder auch mehr) Tropfen concentrirter Salzsäure angesäuert 7 und der Carminlösung unter starkem Umschütteln langsam und vorsichtig zugesetzt. So fällt der Garmin höchst feinkörnig aus und das Ganze nimmt ein helleres Roth an. Zur Verdünnung dient eine Flüssigkeit, bestehend aus 3 B Glycerin, 23 gewöhnlichem 7 ‚ Alkohol und 6 3 destillirtem Wasser, — Eine dritte transparente Masse gelang mir nicht zu finden. Ich bediente mich daher nothgedrungen einer opaken, als welche ich den schwefelsauren Baryt empfehle. Aus einer kalt gesäitigten Lösung von eiwa 43 Chlorbaryum wird durch Zusatz von Schwefelsäure das betreffende Salz ausgefällt, dann nach: längerem Stehen etwa die Hälfte der wieder klar gewordenen Fiüssigkeit abgegossen und der Resi mit dem am Boden abgesetzten schwefelsauren Baryt unter Umschütteln mit einem Gemisch von Glycerin und Alkohol aa 34 verbunden, Das 4 letztere Weiss mit dem oben erwähnten Berliner Blau dient zweckmässig zur dop- pelten Injection der Blutbahn. — Derartig injieirte Präparate gestatten Aufbewahrung in durch ein Paar Tropfen Salzsäure angesäuertem Glycerin oder in durch Chlor gelüstem Canadahalsam. ; | } 399 Zotten hat Cuvier richtig für das erkannt, was sie sind, Rudolphi, dem auch ich früher irrig gefolgt bin, hält sie dagegen für Drüsen. Dies bezweifle ich indessen. sehr, indem man sie nicht als einzelne Körnchen findet und keinen Schleim ausdrücken kann, der aus den wirklichen, im Dünndarm und den beiden drüsigen Abschnitten des Blinddarmes enthaltenen leicht "und in Menge ausfliesst. Auch Pallas bält bei L. pusillus und ogotona nicht nur im Dickdarm, sondern auch im Blinddarm diese Körper für Zotten «. Auch die HhEhejee Arbeit F. Böhm’s (De glandularum intestinalium structura penitiori. Berolini 41835) behandelt 16 Jahre später wiederum - diese Vorsprünge (p. 48). Er erkannte sehr richtig ihren Bau und be- merkte bei der Frage ob Zotten oder Drüsen: »Accuratius autem in ‚ eorpuscula illa dum inquirimus, totam superficiem inde fere a basi us- _ que ad summum verticem osculis rotundis numerosissimis, in quae su- ; perne inspicere licet, instruetam videmus. Obliquata dein singulari qua- libet pyramide, oscula visum subterfugiunt, striaeque a vertice ad basin Procurrentes, et in ipsam mucosam transeuntes apparent. Si vero muco- "sam undique distendis, striae radiorum in modum ceircum diffunduntur. Unaquaeque autem harum striarum exiguo formatur tubulo cavo, cujus 'apex in unum ejusmodi osculum exit. Hoc certius nobis persuadetur, si ' singularem pyramidem incisione longitudinali dissecamus. — — Supe- " riores tubulorum fines, qui iotius pyramidis apicem formant et in cavum “ intestini prominent, arctissime inter se cohaerent, inferiores rotundi sunt ' et clausi, faeilique opera a mucosa sejuaguntur. Quod si pro villis hae pyramides habendae essent, in finem clausum, nedum rotundum, inferne abire non possent«. Nachdem er von dem Auspressen des Drüseninhalies gesprochen, bemerkt Böhm noch Folgendes: »Ex iis quae supra apposui, sequitur, ut corpuscula illa, quae in Leporis colo inveniuntur, non villi sint, sed glandulae pyramidatae, quae aggregatione tubulorum secernen- tium constituuntur. Itaque, quantumvis insolita esse atque a vulgari structura recedere coli in Lepore videatur superficies, congruii tamen eum ea, quam in homine ceterisque exhibet mammalibus, quod ex aecuratiori utriusque patebit comparatione. Nam in hominis aliorum- que mammalium intestinis crassis hae glandulae simplices tubulatae de- _ prehenduntur, nec nisi eo a Leporinis diferunt, quod in illis tanto Aunt majores, -quanto proprius a fine intestinorum absunt; in his autem in- versa ratione sic accrescunt, ut breviores sint in ultimo colo, et infra faciem mucosae laevem ahrlitae jaceant, in medio producantur, et praete- rea haec singulari formatione sint, ut supra faciem mucosae assurgant, ei | "hie illie in fasciculos innumeros pyramidatos coeant, qui et ipsi, quo pro- |" Pius ad principium coli accedunt, eo magis amplitudine crescunt«. — |" Von Interesse ist dann noch eine spätere Stelle (p. 49): »Alterum enim | Aldrovandı ........0,09 0;4 Octopus vulgaris . » -. 0,07 0,4 » macropus . .: . 0,082 0,4-—-0,6 » .. catenulatus . . 0,28 0,4—0,5 Argonauta . . . 0, DA 0, 21. An Octopus vulgaris kann unser - Autor wohl nicht als Vergleichungs- objeet gedacht haben, da ja seine Füsse fast eben so lang sind als die von 0. macropus; es wird also selbst bei Verany’s Annahme, ehedwvn S Er 31 "= 0. macropus, eine Schwierigkeit bleiben. Nirnmt man aber an, Arı- stoteles habe Octopoden wie O. catenulatus oder Argonauta oder Trem- oelopus im Sinne gehabt, so lässt sich begreifen, dass er die Länge der - Füsse von einer Eledone bervorhebt. Eine weitere Frage ist nun, warum die &Asduwn mit der BoAlraıve ‚oder dLolıg hier zulanmibnpesteitt wird? Offenbar hat die ßokirawo nicht eine, sondern z wei Heiken von Saugnäpfen. Ihre Körperiorm ist ‚auch krschisden‘ denn der vavzikog (Argonauta) soll ihr ähnlich sein; ‘sie muss demnach häufiger vorgekommen oder bekannter gewesen sein als der vevziAogs. — Entweder wird man also annehmen müssen, sie "würden nur als die beiden noch übrigen Octopoden ohne Schale herge- “zählt und ihre Zusammenstellung hätte weiter keine Bedeutung; das ist “unwahrscheinlich. Oder sie haben beide eine hervorstechende, hier nicht ‚angegebene Rigenschaft und dann könnte Folgendes vermuthet werden. "Der Name oboAıc deutet auf ein riechendes Thier — es würde also die Frage sein: giebt es einen riechenden Octopoden mit 2 Reihen von Saug- ‚näpfen, welcher der Argonauta ähnlich sieht? Der einzige Octopode, der “eine gewisse Aehnlichkeit mit Argonauta hat, ist Tremoctopus ee HD: Chiaje, aber über seinen Ger uch wird HTenhs gesagt (s. D. Chiaje I. Tab. 8.). Fände sich ein solcher Octopus, so würde ich glauben, die ı &hedwvn des Arisioteles sei Rledone moschata und unser Autor habe die- ser auffallenden Achnlichkeit wegen die beiden Thiere zusammen genannt. ge Die Eledwnn scheint mir nach allem Angeführten unse- ‘rer Eledone zu entsprechen, ohne dass sich angeben liesse, ob eidsch ie oder E. Aldrovandi dem Aristoteles vorgelegen hat. Die Bßo- eo oderöLoAıg kann nur ganz vermuthungsweise als Tremoctopus violaceus genommen werden, wovon bei der Bespre- | hung der männlichen Geschlechistheile der Gelornash noch die Rede ‚sein wird. Die Angabe 00 yivovzaı &v TO evoinw ist auch nicht geeignet, Licht über dieses Thier zu verbreiten. H. A. 624%, ra "Der fünfte Octopode, vavrikog, ide (vovzırog) ist ohne Zweifel Argonauta. E Der sechste dagegen ist gar nicht bestimmbar, wenn man nicht, . wie ‚Ferussac und d’Orbigny (Histoire naturelle des Mollusques. Paris 1834. ® 58) muthmassen, annehmen will, dass Aristoteles den Nautilus Pompi- lius gekannt Babe auf den die Beschreibung allerdings passt. Da der | er im persischen Meerbusen vorkommt, so ist es wohl möglich, dass isioteles ihn gekannt hat oder wenigstens durch seine Commissionäre | Miehricht von ihm bekommen hat. Folgendes würden nun nach den vorhergehenden Auseinander- | unsre Bestimmungen der CGephalopoden des Aristoteles sein: | A. Decacera A) onrie = Sepia oflieinalis # ” 2) vevdig = Loligo vulgaris u 93) zedJog —= Sepiotheutis Y .B. Octopoda | % h) zsolörrovg a = Octopus vulgaris N 5) noldnoug $ =? 6) &Aeduvn == Eledone x ) Bolirawa = ? (Tremoctopus violaceus?) 8) 9) nd vovrilog — Argonauta | 4 soAvrrovg cd’ — ? (Nautilus?), Anatomie der Gephalopoden. ‚! Ueber die Anatomie der Gephalopoden finden wir beim Aristoteles N hr; verhältnissmässig viele genaue Angaben. Indess sind dieselben sehr zer— streut. ebenso wie seine zoologischen Unterscheidungen: es war eben, ' N" wie Meyer (Aristoteles’ Thierkunde) mehrfach hervorgehoben hat, nicht seine Aufgabe, eine systematische Zoologie oder Anatomie zu schreiben } sondern er stellte seine Kenntnisse von den Thieren nach einem beson- H dern Plane zusammen, auf den hier nicht näher einzugehen ist. Wir müssen aber schliessen, dass er mehr von Anatomie gewusst hat, als uns ai geblieben ist, denn er verweist häufig auf seine » Anatomie« und seine »anatomischen Abbildungen «. Es ist, wichtig, auf einen Umstand auf- merksam zu machen, der für die Würdigung und Auslegung Aristotelischer Angaben wichtig ist. Aristoteles giebt nämlich oft nicht genau an, von wel- | chem besonderen Tbiere er spricht, z. B. wenn er von den Gephalopoden "A überhaupt zu'sprechen scheint, so. sind seine Aussagen nicht auf alle diese ” Thiere zu bezieben, sondern er hat offenbar bald die Sepien, bald die Octopoden im Sinne, oder wenn er von den Octopoden tiberhaupt etwas 7 sagt, so denkt er nur an einen bestimmten Octopoden. Ba beweisen diese Ungenauigkeit, die mitunter grosse Schwierigkeiten macht, und geben oft, aber nicht, immer Aufklärung. R. | Versuchen wir, die Angaben des Aristoieles so zusammenzustellen, R' | wie wir es in unsern Systemen der Zootomie, zu finden gewöhnt sind; wir werden auf diese Weise ein Bild von den Kenntnissen des Anestoeh N bekommen, welches wir mit unsern jetzigen Kenntnissen direct verglei- h N chen a en Als Haupitheile werden bei den Gephalopoden unterschieden Füsse, Kopf und Leib. 523°, 22. B. A. IV. A. | Skelet. Als Skelettheile, (oteo86») werden angeführt bei ensio das onrıov = 08 sepiae, ein fester und platter Körper, zwischen Grätbe, und Knochen in der Mitte stehend und eine schwammige,, zerreibliche (kör- nige, WaJvgöv) Masse enthaltend; bei zevig und zeüdog dagegen ist _ dieser Körper dünn und zart, mehr knorpelartig und. wird &ipog (Schwert, genannt. Die Form dieses Gebildes richtet sich nach der Leibesform, d.h. es ist Jang bei den Calmars, breit bei, den Sepien. =, BR immer auf 7 der Buckenseite des Thieres. H. A. 594 ..24.. IM. 1: PL 679%, Mm. IV: 5. h) 41 nt N El f ru h 383 : Ausserdem haben sie einen Knorpel im Kopfe, welcher zwischen den bei- den Augen liegt und das Gehirn umschliesst. H. A. 524°, 3. IV. 4. Die ‚Polypoden haben keinen Rückenknorpel, wohl aber den Knorpel am Ko- »fe, welcher bei ihnen im Alter hart wird. H. A. 524°, 30. — Diese An- ; gaben sind riehtig, aber man unterscheidet jetzt eine ganze Anzahl ein- zelner Knorpel am Kopfe der Cephalopoden (Schulize in Meckel’s deut- schem Archiv IV. p. 334 und v. Siebold, vergl. Anatomie 1. p. 366). Haut. Die Haut wird nur sehr kurz erwähnt und der berühmte Farbenwechsel nur den Polypoden zugeschrieben, ob er bei den Sepien vorkommıe, dagegen unentschieden gelassen. H. A. 622, 9. IX, 37. P. 679, 43. IV, 5. Gleichwohl hat unser Autor den Farbenwechsel bei ganz jun- gen Sepien, die noch in der Eischale waren, beobachtei, wenn er die Schale zerriss. H. A. 550, 30. V. 18. Kölliker hat die Entwicklung der Ghromatophoren gleichfalls zu einer Zeit bei Sepienembrvonen beohach- tet, wo dieselben noch in der Eischale enthalten waren. Cf. Entwicke- ' Jungsgeschichte der Gephalopoden p. 71. | Bewegungsorgane. Von den Muskeln wird nur angegeben, das | Fleisch des Leibes sei nicht der Länge nach, sondern nur in kreisförmi- "ger Richtung gefasert. HB. A. 524°, 7. IV.1. —.Als Werkzeuge zur Ortsbewegung werden erstens die Füsse genannt, welche sowohl zum Sehwimmen, als zum Gehen dienen können, zum Gehen indess nur bei ‘den Polypoden, bei denen sie im Verhältniss zum Leibe sehr gross sind, die daher auch als vevorınoi xal srogsvrıxnot bezeichnet werden, und so- dem Trocknen gehen können. H. A. 489°, 35. 1.5, 524, 17—24. IV. 1. 622, 32. IX. 37... P. 685, 12. — 685°, 15. IV. 9. An nd Füssen b sitzen auf der einen Seite die Saugnäpfe zorehmödveg, während die ent- gegengesetzie Seite glatt ist und daxıg heisst. Mitielst dieser Saugnäpfe können sie sich sehr fest halten und Aristoteles sagt aueh, wie er sich das 1" Zustandekommen des Festhaltens denkt, indess ist der Vergleich, dessen er sieh bedient, nicht zu enträthseln. P. IV. 9. 685°, 3--10. Ja die Octo- poden haften so fest, dass man sie nicht abreissen kann, wenn sie sich einmal festgeklammert haben, und sich eher in Stücke zersehneiden las- sen. H. A. 534°, 27. IV. 8. Auch der Saugnäpfe an den beiden langen Armen, srooßooxideg, bedienen sich die Sepien und Loliginen, um sich daran gleichsam vor Anker zu legen. 523”, 33. H. A. IV. 4. P. 685, 31. - W.9. Auch bedienen sie sich der Füsse und Saugnäpfe zum Ergreifen "und Festhalten ihrer Beute an Stelle von Händen. 523°, 31. H. A. W. 1. und P. IV. 9. 685°, 19. — Ein zweites Bewegungsorgan sind die Flos- sen, welehe ihnen zum Schwimmen und Rudern dienen. H. A. 489”, 35. 125. P. 685”, 22. IV. 9.. Von der Form ser Flossen ist schon oben ge- . sprochen neh, II Von der Art und Weise, wie die Ortsbewegung von den Gephalo- poden bewerkstelligt wird, giebt Aristoteles Folgendes an: Sie schwim- men nach der Richtung des Leibes bin (ärvs xVTog, also rückwärts) und 38% auf die Seite geneigt, indem sie die Füsse ausstrecken, so dass die Augen zwar vorwärts seben, der Mund aber nach hinten gerichtet ist; H.A. 524, 13. IV. 4, und zwar schwimmen sie in dieser Richtung schneller. 489®, 39. HS I Alle diese Angaben werden von neueren Forschern bestätigt, indess 2 wird noch ein neues Bewegungsmoment hinzugefügt, nämlich der Rück- stoss des aus dem Trichter entleerten Wasserstromes, über dessen Wich- tigkeit für die Bewegung indess Meinungsverschiedenheiten obwalten. Das Gehen der Octopoden auf den Füssen beschreibt namentlich Verany genau: »Les Octopodes peuvent marcher en tout sens, mais or- dinairement ils®le font par cote, c’est ä dire A l’aide des bras lateraux ; en marchant ils tiennent les bras däployes, la tete relevee, le corps tou- jours un peu pench& sur les bras de la 4”® (inferieure), paire et l’extre- mite de l’entonnoir retourndes sur un des cotes. Is se cramponnent & terre par les ventouses de la partie inferieure des bras; puis ils allon- gent la partie flottante des deux lateraux du cote, ou ils veulent se di- riger et racourcissant les deux oppos6s s’attachent ä terre au moyen des ventouses de ces parties des bras, ensuile cessant de se tenir avec celles de la rosace, ils relevent le corps ei le deplacent par un mouvement de eontraction; pendant cette manoeuvre les bras superieurs et inferieurs ne font qu’un service secondaire, appropries aux exigences du terrain« (Mollusques mediterraneens p. 5). | Rücksichtlich des sehr festen Anhaftens der Gephalopoden heisst es hei Ferussac und d’Orbigny (Histoire naturelle des Mollusques p. 31): »Les poulpes, lorsqu’ils ne se sentent pas assez forts pour retenirun poisson, auquel ils se sont attaches, se laissent souvent transporter par lui. ll est rare de les voir lächer prise et nous-m&me, plusieurs fois, dans nos recherches nous avons &te saisi par leurs bras, dont nous avions eaucoup de peine a nous degager.... Si du premier coup on ne peut retirer ’animal, on ne !’a plus qu’en morceaux; il se cramponne aux pa- rois de son asile«. — Verany berichtet Aehnliches und führt an, dass man den Octopus vulgaris mittelst Köder finge, der an einer Leine ohne Angelhaken befestigt wäre; an diesem Köder hielte der Pulpe so fest, dass er emporgezogen werden könnte (l. ce. p. 20). ; Bei der Ortsbewegung unterscheidet Verany, wie es auch Aristoteles zu ibun scheint, eine Rück wärts- und eine Vorwärtsbewegung und sagt: »Je ne peux admettre, comme le fait M. d’Orbigny, que la natation re- trograde des Cephalopodes s’opere entierement au moyen du refoule- ment de l’eau par le tube locomoteur (entonnoir). J’ai acquis la certitude, # que, pendant les grandes secousses, ce refoulement est aide par la pres- sion des bras sessiles, surtout chez les Octopodes. — Quant au mouve- 7 ment progressif des Decapodes, il est opere presque excelusivement par les bras sessiles munis de cröte natatoire et les nageoires y aident 4 fort peu«. Gleichwohl giebt er zu, dass die Bewegung der Octopoden u; 389 ruckweise eriolge (mouvement saccade), in Folge des Rücksiosses des ‚aus dem Trichter gepressten Wassers. — Man kann vielleicht nicht ein- ‚mal behaupten, dass dem Aristoteles dieses Bewegungsmoment ganz ent- ‚gangen sei, denn er sagt H. A. 524, 10. IV. 1: »sie stossen das Wasser durch «den Trichter aus, nachdem sie es mit dem Mantel aufgenommen "haben, wenn sie etwas mit dem Munde erfassen«. Ich weiss nicht, ob man zu viel aus den Worten unsres Schriftstellers herausliest, wenn man annimmt, er habe dabei gedacht, durch dieses Ausstossen des Wassers ‚trage der CGephalopode dazu bei, die mit dem Munde erfasste Beute fort- zuziehen. Wir haben endlich noch der vielbesprochenen Bewegung des vev- wihog (Argonauta) zu gedenken. »Der vavzikog ist in seinem Wesen und "seinem Thun und Treiben wunderbar: er fährt auf der Oberfläche des "Meeres umher, nachdem er von unten her aus der Tiefe aufgestiegen ist "und er steigt empor mit umgekehrter Schaale, damit er leichter hinauf- "gelangen und gleichsam im leeren Schiffe fahren könne (?) ; wenn:er aber "an die Oberfläche gelangt ist, kehrt er sich wieder um. Er hat zwischen den Fangarmen eine Art Ehe ähnlich der Membran zwischen den Zehen der Schwiınmvögel, nur mit dem Unterschiede, dass sie dort dick, hier ber dünn und spinnewebenartig ist; er bedient sich derselben, wenn ‘der Wind geht, als Segels und lässt als Steuerruder die Fangarme dane- "ben herab«. H. A. 622», 5—14. IX. 37. Von zuverlässigen ae ‚ist dieses Fahren der Argonaute mit einem Segel allerdings nicht gesehe "worden, aber es ist immer misslich, eine positive Auahe von einer ers ‚tenen Erscheinung desswegen für eine Fabel zu erklären, weil sie von "Ändern nicht gesehen» worden ist. Bei derartigen Fragen sollte jeder Be- obachter doch angeben, wie viele Beobachtungen er denn überhaupt ge- macht habe, also. in unserm Falle, wie viele Ardöndbteh er denn über- haupt frei im Meere oder an der Oberfläche schwimmend gesehen habe. | Verany, der offenbar die Gephalopoden vielfach und emsig beobachtet hat, erklärt die Erzählung des Aristoteles für eine Fabel (l. c. p. 52), lachen er eben gesagt hat: Aue n’ai jamais surpris l’Argonaute nageani ä une ‚eertaine profondeur dans l’eau, embrassant sa coquille avec ies palmures ‘des bras, ainsi que a a M. Rang et que l’ont verilie bien ‚Wautres naturalistes: mais je l'ai vu nager ä la surface de l’eau | avec les bras palme&s, non deploy& en voile, mais s’en servant comme de ‚ Puissantes rames, qu'il plongeait et retirait en partie de l’eau alternative- ment, s’aidant aussi des autres bras, qu'il n’en retirait jamais. C’est par un temps tr&ös:calme et au coucher du soleil que je vis ce mollusque s’ap- \procher de la terre ou je le saisis quand il füt A ma portee. U avait dans 12 & 15 minutes parcouru sous mes yeux un espace d’environ 20 meires«. | Welches Recht hat nun wohl Verany, zu sagen: »la navigation ä voile de ‚VArgonaute est une fable«, nachdem er p. 3 seines Werkes la navigation ‚del’Argonaute constatirt hat! Was »M. Rang et bien d’autres naturalistes « 386 | gesehen haben, hat ein Mann wie Verany nicht gesehen, und was kein Naturforscher gesehen hat, hat Verany gesehen und zwar nur zweimal > gesehen. Und ist denn der Unterschied zwischen dem, was Verany gesehen 7 hat und dem, was Aristoteles angiebt, so sehr gross? Verany hat die Ar- © gonauta bei Windstille auf der Oberfläche des Meeres fahren sehen, und er hat abwechselnd die beiden Arme mit der Schwimmhaut sich ausdem Wasser heben und in dasselbe senken sehen, — Ari- ' stoteles hat sie beim Winde gesehen, die beiden Arme mit der Schwimm- 1 | haut aus dem Wasser emporhaltend, ohne sie abwechselnd wie- 7) der hineinzusenken. Wenn man der Erzählung Verany's Glauben h | schenkt (und ich finde keinen Grund sie zu bezweifeln), so, dächte ich, ") könnte man wohl auch den wenig davon abweichenden Angaben des Aral stoteles einigen Glauben beimessen,, der doch wahrlich die Gephbalopoden mit einer wunderbaren Sorgfalt beobachtet hat, und übrigens nicht der Mann ist, der sich so leicht Fabeln aufbinden lässt oder sie andern auf- Rd zubinden sucht. De Nervensystem und Sinnesorgane. Vom Nervensystem wird nur das Gehirn erwähnt, welches klein ist und in dem Kopfknorpel | liegt. H. A. 494”, 27. 1. 46. — 524°, 3. und 32. IV. 4. Weiter wird vons dem complicirten Nervensystem der Gephalopoden nichts erwähnt. | Von den Sinnesorganen wird der beiden Augen gedacht, welche gross sind, zu den beiden Seiten des Knorpels, welcher das Gehirn um- schliesst, liegen und sich beim Schwimmen des Thieres auf der obern Seite ee befinden, so dass das Thier nach der Richtung hinsieht, in welcher es sich bewegt. H. A. 524, 15. IV. 4, Sie entwickeln sich schon sehr früh bei dem ‚umgen Sepidion im Ei, wo sie verhältnissiässig, sehr gross sind. H. A. 550, 23. V. 18. Ausserdem erwähnt Aristoteles die Zunge, d. h.ein ee kleines Organ statt der Zunge, wel- ches zwischen den Zähnen liegt, mit welchem sie den Geschmack der Speisen. beurtheilen. H. A. 524, 4. P. 678°, 8. IV. 5. Die Zunge wird beschrieben von neueren Beehchinn S. Ösiuen, Cyclopaedia I. 554. Das Gehörorgan hat Aristoteles natürlich nicht gekannt. | u | Verdauungsapparat. Der Verdauungscanal wird ziemlich ; ar nau beschrieben. Der Mund befindet sich im Gentrum der Fangarme un enthält zwei Zähne. Hinter dem Munde folgt eine lange und enge oz = röhre, welche durch die Leber (uUrıg) biedkerchgeht; sie erweitert sich zu einem vogelkropfartigen Raume, an welchen sich der Magen, eine u Labmagen, anschliesst, von der Gestalt einer gewundenen Schrein Von Ki läuft ion ein dünner Darm nach der Mundgegend en welcher indess ein grösseres Lumen hat als die Speiseröhre. H. A. 52, 9—24. IV. 1. P. 678”, 24—36. IV. 5. So lautet die ganz richtige Be- schreibung des EN RI im Allgemeinen. Im Speciellen wi N noch hinzugefügt, dass der Magen der Sepien ähnlich dem der Poli " dd 387 den sei, während bei den zevsideg zwei magenartige Erweiterungen seien. P.. 678°, 30. | Man kann, wie oben erwähnt, aus dieser Angabe schliessen, dass zeusig Loligo vulgaris und nicht L. sagittata sei, denn letzterer schliesst sich ganz der Form des Magens bei den Octopoden an, während der Blind- sack des Magens von L. vulgaris von anderer Form und von auffallender Länge ist. Siehe Meckel, System der vergl. Anatomie IV. p. 199 ; v. Sie- bold,,Vergl. Anat. p. 391; EZ. Müller, diese Zeitschrift IV. p. 343. Die angegebene Erweiterung der Speiseröhre kommt dagegen, wie man nach den Worten des Aristoieles glauben sollte, nicht allen Gephalopoden zu, sondern fehlt den Sepien und Calmaren, findet sich aber bei den Octo- poden. Möglich ist es aueh, dass Aristoteles die krapfartige Erweiterung der Speiseröhre bei den Octopoden nicht erwähnt hat, sondern mit dem »vogelartigen Kropfe« (re0Aoßog devedudng) das gemeint hat, was jetzt ‚als Magen bezeichnet wird. -——- Von dem Muskelmagen der Octopoden isi nichts erwähnt, ebensowenig von den Windungen des Mastdarmes bei dieser Familie. Leher. Die Leber bezeichnet Aristoteles beiden blutlosen Thieren "iheils mit dem Worte uyxwv, theils mit aürig; bei den Cephalopoden braucht er diesen letzteren Ausdruck, welcher der gebräuchlichere en wesen sein muss, da es heisst: 6 ehe uvam. H. A. 524°, 15. IV. Dass es dem Organe entspricht, welches jetzt Leber genannt oh ke ’ "aus den Angaben des Aristoteles, wonach es unterhalb des Mundes liegt, von dem Oesophagus durchbohrt wird und auf ihm der Tintenbeutel | (HoAoc) liegt, hervor. 1. c. und P. 679, 7. IV. 5. Nähere Angaben hat unser Autor aber dieses Organ nicht gemacht, und namentlich ist seine Verbindung mit dem Darmcanal von in nicht erkannt worden.‘ Tintenflüssigkeit. Van dem den Cephalopoden eigenthümlichen ‚Organe, dem Tintenbeutel sagt Aristoteles, dass die Sepie die. meiste Tin- tenflüssigkeit führe und dieselbe, wenn sie sich fürchie, ausspritze, was ‚ auch die übrigen Gephalopoden thäten ; ausserdem aber wende die Sepie die Tintenflüssigkeit gleichsam als Schirm an, um ihren Körper zu ver- \ ‚decken. Die Flüssigkeit werde nie nn entleert und sammle sich nach einer Enklaerone; von Neuem an. Der Tintenbeutel liege bei den enion weiter unterhalb an dem Magen, bei den Loliginen ad Octopo- ‚ den’ aber mehr auf der Leber; er habe einen les an welcher | neben dem After verlaufe und gemeinschaftlich mit ihm in den Trichter ausmünde. Aristoteles sieht die Tintenflüssigkeit als eine Abscheidung | erdiger Masse an und vergleicht, sie mit den weissen Massen in den Ex-— | erementen der Vögel (also mit Harn) und scheint auch den Tintenbeutel | als das Analogon der, Harnblase anzusehen. B. A..524®, 15. IV. 1. 624°, ' w. I A. P. IV. 5. 679, 1—30. en vergleicht das my der 388 Hiergegen dürfte weiter nichts zu erinnern sein, als dass die Tinte der Sepien nicht mit dem Harn verglichen werden kann, da sich keine Harnsäure in der Tintenflüssigkeit findet, dagegen drüsige Anhänge an den Venen der Gephalopoden vorhanden sind, in denen Harnsäure nach- © weisbar ist, die man demnach als die eigentliche Niere der Cephalopoden ansieht. Zu bemerken ist noch, dass unser Schriftsteller das Wort $oAog Y sowohl für Tintenflüssigkeit wie für Tintenbeutel gebraucht, ähnlich wie ” bei dem Worte xoAog, welches ihm Gallenblase und Galle ist; indess be- ° schreibt er doch die besondere Hülle, in welcher die Tinte sich befände (Hokög Ev gırovı Duevadeı roogrrepvadg). P. 679, 1. IV. 5. 3 Von den übrigen Eingeweiden, ausser den Geschlechistheilen, 5 also dem Herzen, den Adern, den Athmungsorganen, behauptet Aristoteles, dass sie den. Cephalopoden fehlen. H. A. 594®, 14. IV. M. ei. P. 678°, 4. IV. 5. Dass er das Herz übersehen hat, ist nicht zu ver- wundern, denn es ist verhältnissmässig klein und dünnwandig und zeich- net sich am todten Thiere wenig aus; dasselbe gilt von den Adern. Ge- ° sucht hat er es höchst wahrscheinlich, da er ein dem Herzen ‘analoges Organ für alle seine »blutlosen Thiere« postulirt: @AAa uovov avayralov Eyeıv aüroig To avahoyov ch zagdig. P. 678", 1. Auffallen muss.es aber, dass er die frei in der Manielhöhle liegenden grossen Kiemen gar nicht W erwähnt. Man hat allerdings den Satz: &yovoı dE xai Toıywon Ara &v 7 To owueart, »sie haben gewisse haarförmige Körper in ihrem Leibe« (H.A. 7 524°, 21. 1V. 4.) auf die Kiemen bezogen (s. Schneider, Sammlungen ver- TI mischter Abhandlungen zur Aufklärung der Zoologie und der Handlungs- geschichte. 1784. p. 43) und als Stütze für die Auffassung hat Schneider die Stelle H. A. 529, 32. IV. %. angeführt, wo Aristoteles sagt, dass bei den zweischaligen Muscheln die haarförmigen Körper im Kreise lägen. © indess ist dagegen zu bemerken, dass zeıgwöng an andern klaren Stellen immer die Bedeutung von haarförmig hat,. d.h. lang und dünn, während hier für die Kiemen der Muscheln und Cephalopoden ein Ausdruck wie © »behaart« oder »mit Haaren besetzt« erforderlich wäre. Um das zu be- zeichnen, bedient sich Aristoteles aber des Wortes daovg, was z. B. auch von den Kiemen der Krebse gebraucht wird. — Mag nun unser Autor mit jenem Ausdrucke die Kiemen gemeint haben oder nicht, so hat er sie jedenfalls nicht als Kiemen gedeutet, und das hängt mit seiner An- sicht von der Athmung überhaupt zusammen, denn die Aehnlichkeit in der Form zwischen den Kiemen der Fische und denen der »blutlosen« Thiere hätte ja seinem Scharfsinne nicht entgehen können. Von seiner” Athmungstheorie soll hier nur erwähnt werden, dass der Zweck der Ath- mung die Abkühlung des Körpers ist, mögen die Thiere durch Lungen oder Kiemen athmen; bei den kleineren Thieren bewirkt aber das um- ° gebende Medium auch ohne besondere Athmungsorgane eine genügende Abkühlung. Wenn gleichwohl diese Thiere Wasser in sich aufnehmen, se geschieht es der Ernährung wegen. Aristoieles wusste also mit den u u De ei 389 Kiemen der Cephalopoden nichts anzufangen, und wenn wir dessen ein- gedenk sind, dass sein Werk nicht eine beschreibende Anatomie ist, dass ‚diese vielmehr verloren gegangen ist, so wird es uns gänz erklärlich, dass die Kiemen nicht von ihm erwähnt werden. Dass er von einer Aufnahme des Wassers durch den Trichter und den darunter befindlichen Spalt im Mantel gewussi hat, habe ich schon erwähnt. Cf. H. A. 524, 10. IV. A G..720.,.24. 1.8.29. Geschlechtsuntersehbiede. Aristoteles hat die Geschlechter der Gephalopoden sehr wohl unterschieden, sowohl bei den Sepien und Teu- thiden, als bei den Octopoden. Die Weichthiere im Allgemeinen bezeich- net er als durchweg getrennten Geschlechtes. G..715, 1.1.82. Von den Sepien giebt er an: »der Rücken des Männchens sei dunkler als die Bauch- seite und rauher, es sei derselbe durch Striche (6aßdoıg) bunt und end- lich sei das Leibesende (degorevyıov) spitzer. H. A. 525, 10. IV. 4. 54%, 5. V. 12. 550°, 19. V. 48. Hiermit stimmen einigermaassen die Angaben ' Verany's (p. 70): »la.seche mäle a toujours son corps plus ovalaire et ses nageoires .‚bordees d’une ligne blanche ires visible — la femelle est plus " arrondie et n’a jamais cette ligne«, die übrigens nur auf der unteren Seite ‚der Fiossen sich befindet. Auf diese Linie wird-also der Ausdruck diea- geoixıhe 6aßdoıg bezogen werden müssen, während über die Rauhigkeit "und dunklere Farbe des Rückens von Verany nichts gesagt wird. Die ‚übrigen Beobachter schweigen über diese Unterschiede. — Ausserdem "werden von den Sepien und Teuthiden rothe, zitzenförmige Kör- per im Innern des Leibes angeführt, auf die wir bei den inneren Ge- sehlechtstheilen zurückkommen werden und mit denen die Be a "schen Nidamentaldrüsen« gemeint zu sein scheinen. H. A. 550°, 17. "48. Vom Polypoden a gesagt, er habe einen mehr 0, Leib und ein weissesSchamglied an einem der same, Ueber Unterschiede der Leibesform En ich nur eine bestätigende An- | gabe bei Delle Chiaje, Descrizione e notomia di animali senza vertebre etc. 4844. 1. p-. 34 gefunden; auf das andre Merkmal, womit Aristoteles höchst | wahrscheinlich..den Heetocotylusarm einiger Octopoden be- zeichnet, werden wir sogleich näher eingehen; I hen auf seine Un- terscheidung der inneren Geschlechtsorgane bei den Polypoden. - Männliche Geschlechtsorgane. Die Beschreibung der männ- lichen Zeugungsorgane ist äusserst dürftig und lückenhaft Be dennoch | von dem grössten Interesse. Von den männlichen Geschlechtstheilen der | Sepien Bu Loliginen wird gar nichts gesagt; von denen der Polypoden _ wird so gesprochen, als ob die beschriebenen Theile allen Poiypoden zukämen, während wir jedenfalls zweierlei verschiedene Typen bei den Polypoden zu unterscheiden haben. An der einen Stelle H. A. iV. 1. 594°, a. heisst es: »Bei den Männchen geht ein Gang (rrögog) unterhalb Ir Sp eiseröhre von dem Gehirn an bis zu den u (ct xacw) Theilen des Leibes, und zwar geht er zu einem zitzenähnlichen Körper«. Zu die- it 390 sem Satze ist Mehreres zu bemerken. Erstens kann hier nur von den Männchen der Polypoden die Rede sein, wie aus der ganzen Verbin- dung hervorgeht. "Zweitens dürfen wir uns bei dem Worte 720905 nicht einen Canal mit einem Lumen vorstellen, da ja auch z. B. die Hoden der Fische und Schlangen als 7000: bezeichnet werden. Drittens bedeutet »unterhalb der Speiseröhre« offenbar »nach der Bauchseite von der Speiseröhre aus« gelegen, so dass man za xarw als die hinteren Theile des Leibes im Gegensatze zu dem vorn liegenden Gehirne auffas- sen muss. Endlich scheint » zitzenförmig« immer auf einen runden Kör- per, der in eine Spitze ausläuft, zu deuten. Unter diesen Berücksichti- gungen passt die Beschreibung der männlichen Geschlechtstheile wohl auf diejenige Form derselben, welche wir bei Octopus, Eledone und auch bei Sepia und Lolige finden; und zwar würde dann der z6g0g der Bursa Needhamii entsprechen, der zitzenförmige Körper dem eigentlichen Ho- den. — Das ist die eine Beschreibung von männlichen Geschlechtsthei@ len, die Aristoteles, wie gesagt, auf ie Polypoden überhaupt bezieht. R Zweitens beschreibt Aristoteles eine eigenthümliche Bildung an dem einen Arme der Polypoden, von welcher die Fischer behaupteten, sie diente zur Begattung, was Arisioteles zuerst anzunehmen scheint, schliess- lich aber entschieden in Abrede stellt. Nach den Worten des Aristoteles müsste man glauben, dass auch diese Bildung allen Polypoden gemeinsam sei. Dass es sich hier um den Hectocotylusarm des männlichen Argonau- ten handle, darauf hat bereits v. Siebold (diese Zeitschrift Bd. IV. p. 123) % aufmerksam gemacht, und die den früheren Commentatoren des Aristo- teles ganz unverständlichen Stellen, in welchen diese Bildung erwähnt wird, aus der Historia Animalium zusammengestellt. Dasselbe ist von 7 Roulin (Annales des Sciences naturelles 4852. T. XVII: p. 491) in Folge der Beobachtungen und Untersuchungen von Verany und Vogt (ebenda- selbst p. 447) geschehen. Indess hat Steenstrup auf Grund neuer Unter- suchungen die Angaben des Arisioteles ganz anders aufgefasst, worauf wir | demnächst ausführlich werden einzugehen haben (Die Hectocoiylenbil- dung bei Argonauta und Tremoctopus, erklärt durch Beobachtung ähn- licher Bildungen bei den Gephalopoden im Allgemeinen von Japetus Steen- E.; strup. Aus dem Dänischen von J. Troschel. Archiv für Naturgeschichte % von Troschel. 1856. 22ster Jahrgang. Heft 2 u. 3. p. 211), # Ich stelle hier zunächst die Uebersetzung der einschlägigen steilen Mi des Aristoteles zusammen (H. A. 524, 5. IV. 4): »des. letzten der Fang- | arme, welcher sehr spitz und allein von allen Fangarmen weisslich und an der Spitze zweispaltig ist (es liegt aber dieser an der Rückenseite des Armes; Rückenseite nenne ich aber die glatte Seite der Arme, auf deren Vorderseite die Cotyledonen sitzen), dieses Fangarmes bedient er (der ” Polypode) sich bei der Begaitunge«. I H. A. 544°, 8. V. 6: »man behauptet, das Männchen (der Polypo- } den) hätte eine Art Schamglied an einem der Fangarme, an welchem die 391 beiden grössten Saugnäpfe sitzen; es sei so zu sagen sehnig und bis zur Mitte des Fangarmes ganz angewachsen, welchen es (das Männchen) in pen Trichter des Weibchens stecke «. 5 H. A. 544, 4. V. 42: »das Männchen (der Polypoden) unterschei- Br sich von a Weibchen dadurch, dass sein Kopf (Leib) länger ist, ‚und dass es das weisse von den Elme sogenannte Sg 'glied an den Fangarmen hate. In der Zeugungs- und Eutwickelungsgeschichte des Arisioteles') da- gegen heisst es G. 720°, 32. I. e. 15. 1. $ 29 der Ausgabe von Aubert und Wimmer : »dass bei den Polypoden das Männchen den Fang garm in die Mantelröbre einsenki, daher auch die Fischer sagen, dass sie sich mit- ‚telst des Hangaptres begatten, geschieht des Zusammen- haltens willen, nicht dassdies ein zur Zeugungdienliches Werkzeug wäre; denn er befindet sich ausserhalb des Ca- males (wogog) und des Körpers«. 0.0. Siebold hat daraus geschlossen, dass Aristoteles die eigen- thütmliche, Heciocotylus- Eildene an dem Arme einiger Octo- poden gekannt hat, welche erst im Jahre 1850 wieder von WVerany aufgefunden und gleich darauf von Heinrich Müller be- 'stätigt worden ist. Be mmilichr kannte man seit längerer Zeit ein eigen- ‚ thümliches Wesen aus der Mantelhöhle weiblicher Octopoden, welches ‚ als Hectocotylus Argonautae bezeichnet und als Schmarotzer dieses Thie- | res angesehen wurde. Eine neue Aera begann für den Hectocotylus, als | Kolliker die männliche Geschlechtsnatur an Gebildes und die Zugehö- \ rigkeit desselben zu den Cephalopoden nachwies, und die neusie Aera begann, als Verany Männchen von Octopus Carenae auffand, an welchen ‚ein Hectevatylus als Arm sass, und er schloss: »l’hectocotyle du poulpe , west qu’un bras caduc du NEN ce bras porte des organes mäles er probablement ces organes ont un d&eveloppement p£eriodigue«. Zugleich | gab er an, dass die Hectocotylen der Argonauta und des Tremostopus von denen des Octopus Carenae verschieden wären (Verany, Mollusques me- iterraneens etc. Genes 1847—51. p. 420 und Memoire sur les Hectoco- 'iyles et les mäles de quelques cephalopodes par M. Verany et Vogt. An- nales des Sciences nat. 1852. T. XVII. p. 147). — Heinrich Müller hat nun auch Exemplare von dem Männchen der Argonauta mit Hectocotylus- | Armen gefunden, Samenmasse in denselben und eine gewisse Zusam- mengehörigkeit mit den inneren Geschlechtstheilen dieser Männchen nach- | gewiesen (diese Zeitschrift Bd. IV. p. 4). Bringen wir damit in Verbin- 4) Roulin hat a. a. O. p. 191 die ganz unbegründete Behauptung ausgesprochen, ‚dieses Werk sei nicht von Aristoteles, ebensowenig das Werk über die Theile der 4 hiere. Dergleichen Phrasen, welche einer Discussion unfähig sind, würden am Be: 'eckmässigsten todigeschwiegen werden, und ich würde auch Roulin’s Sentiment nberücksichtigt gelassen haben, wenn ich nicht die Hochachtung kennte, mit wel- ‚jedes französische und niksns Uriheil, mag es begründet sein und plausibel icheinen oder nicht, von meinen Landsleuten betrachtet wird. 392 dung die Beobachtungen, welche die griechischen Fischer vor 2000 Jahren. gemacht haben, so wird es höchst wahrscheinlich, dass der Hectoco- tylusarm das Begattungswerkzeug bei mehreren Arten der Octopoden ist, in den Mantei des Weibchens bei der Be-' gattung EEE wird nnd von dem männlichen Oetopi poden sich ablöst. j Dass gleichwohl in diesem Gebiete noch viele Fragen ihrer Beant- wortung barren, ist von allen neueren Beobachtern hervorgehoben und anerkannt worden; und viele Fragen sind schon genau präcisirt. Na- mentlich ist durch icli Arbeit von Steenstrup eine ganz neue Auffassung | dieser Verhältnisse angebahnt worden, wonach die Umbildung eines Ar- mes bei den männlichen Cephalopoden zu einem der Zeugung dienenden Organe nicht mehr Ausnahme, sondern Regel zu sein scheint. Sowohl bei den Loliginen und Sepien, als bei den Octopoden ist nach Steenstrup im- mer ein Arm abweichend, wenn auch nur in geringem Grade abwei- chend gebaut, und zwar bei Loligo und Sepia immer der linke unterste’ (oder vierte oder Bauch-) Arm, bei den Oetopoden immer der dritte ® rechte Arm. Nur bei Argonaula ist der dritte linke Arm hectocotyli- sirt. Er endigt bei den Octopsden mit einer Platte und ist an seinem Rande mit einer weissen Hautfalte versehen, welche von seiner Basis bis 7 zu jener Platte reicht und einen Halbeanal bilden kann. Dieser Halbeanal soll nach Steenstrup zur Fortleitung der Spermatophoren dienen , wofür @ indess der Beweis gänzlich fehlt. Bei Octopus vulgaris soll durch diese ® Faltenbildung das Ansehen hervorgebracht werden, »als wenn die Seite‘ des Armes durch einen Längsspalt in zwei Theile gespalten wäre«. — Es kann hier nur meine Aufgabe sein, auf die schwebenden Fragen in so’ weit, als sie mit den Kruse des Ansistotelag in Zusammenhang erh einzugehen. “ t) Bei welchen Octopoden kommt die Hectocotylie vor?W Wirkliche Hectocotylen, noch an männlichen Octopoden: festsitzend, sind bis jetzt bekannt bei Tremoctopus Carenae oder Octopus Ca- renae (Verany, Annales des "Sciences 4852. T. XV. p. 157. Taf. VI. fig. 1,2, 3,7 und Mollusques mediterraneens p. 128. Taf. 41. fig. 1 u. 2.), bei Argon auta (Heinrich Müller, diese Zeitschrift Bd. IV. p. 5. Taf. I.}, bei Philonexis Quoyanus d’Orbigny (Sieenstrup, Troschel's Archiv. für Naturgeschichte. 1856. p. 243. Tab. Xl. fig. 9.). Ausser diesen 3 Ce- phalopodenmännchen mit Hectocotylusarm giebt es noch den Hectoco- tylus Tremoctopodis Kölliker, welcher dem Männchen von Trem- octopus violaceus angehören soll (Kölliker, Annais of natural history 1845; p. 414 und Bericht von der zootomischen Anstalt zu Würzburg 1849 p 70, und Heinrich Müller a. a. O. p. 16). Die drei ersten Arten der Heciocoiylen sind zuerst in einem Säckchen, welches in der Gegend de ‘Kopfes aufsitzt, eingeschlossen; dasselbe platzt und es entrollt sich di Hectocotylus, weleher immer eine sehr bedeutende Abweichung von 2 393 Arme eines Gephalopoden zeigt. Die ganze Bildung ist daher auffallend, "so dass man wohl annehmen kann, sie würde dem Aristoteles und den ‘griechischen Fischern nicht entgangen sein, wenn sie die genannien Gepha- 4 lopodenmännchen gesehen hätten. Da aber ein zur Begattung dienender, "won den übrigen Armen verschiedener Arm beschrieben wird von Aristo- teles, so mussten von Siebold und Roulin schliessen, dass: Aristoteles eine Hectoeotylus-Bildung gekannt habe. — Nun findet aber keine ganz ge- 2 nügende Uebereinstimmung zwischen der Beschreibung unsres Autors und der Form der bis jetzt beschriebenen Hectecotylieen statt; noch weniger freilich stimmt sie zu der Steensirup’schen Umbildung. a) Dass das sogenannte Schamglied an dem. Arme weiss ist, zo I aidotov &r rn mehenvevn Aevxöv, und daher der Arm sragdAevxog oder ‚greollsvrog genannt wird, siimmt zum Hectocotylus sehr gut, passt aber nicht recht zu der von Sieensirup beobachteten Umbildung. b) Dass der ‚Arm sehr-spitzig, ö&vz&rn genannt wird, stimmt gleichfalls zum Hecto- cotylus mit seinem fadenförmigen u (fouet), passt dagegen gar 9 nicht.zu den.Sieenstrup'schen Formen, da ja bei Octopus und Eledone der # Arm mit einer breiten Platte endigt. c) Mag man den Heciocotylus oder die Steenstrup'sche Umbildung im: Auge haben, so macht der Ausdruck I &oyaım, ‚des letzten der Fangarme ‚Schwierigkeit. To &oyaen wird # nämlich entgegengesetzt zalg dvoiv Urreo zoo oröuarog, womit wohl das. ' erste oder Rückenpaar gemeint ist, und würde also äuf den vierten oder Baucharm zu beziehen sein: bei allen Gephalopoden ist aber immer der ‚dritte Arm entweder. hectocotylisirt, oder umgebildet. . Es bliebe nur übrig, A doyden nicht.als Gegensatz zu zeig dvoiv Urrep Tod orouuzog ‚ aufzufassen, sondern darin eine Andeutung der von den übrigen Armen J etwas abweichenden Stellung des wirklichen Heetocotylus, wie sie #2 namentlich bei Philonexis Quoyanus hervortritt, zu suchen. Für ‚die 4 Steenstrup’sche Umbildung würde diese Bere beius gänzlich unver- ‚ständlich sein. d) Unklar "bleibt ferner der Ausdruck: »das Schamglied ‚sei bis zur Mitte: des Armes ganz angewachsen« wexoeı eig ueonv znv ehenzamv rgogrLeQvnög rev, sowohl für die wirklichen Hectocotylen, wie, für Sieensirup's: Umbildung.. e) Es heisst von der wAexrarn, sie sei BE &ngov Ötxo6e. Nun ist der” fadenförmige Anhang an.dem. Ende. des "Hectocotylus nicht gespalten, sondern bildet einen einfachen Faden, und "Roulin hat sich dieser Schwierigkeit gegenüber damit zu helfen gesucht, 2 dass er den fadenförmigen Anhang des Hectocotylus Octopodis Carenae \ ‚als die eine Spitze, die Fetzen des, Sackes, worin der fadenförmige An- "hang, enthalten war, als die zweite Spitze des Armes ansieht., (a. a. ©. 1. ) Das scheint mir indess weniger eine Erklärung, als eine Aus- ıcht zu sein. — Sehr wohl würde dagegen der Ausdruck dırgda zu nstrup's Angabe passen: » die weisse Hautfalte giebt, das Ansehen, als enn die Seite des Armes durch einen Längsspalt in. zwei Theile gespal- en wäre.« Leider hat Steenstrup dazu keine Abbildung gegeben. Indess ‚eitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Bd, 27 394 heisst es ja bei Aristoteles 28 &xgov dınooa, während bei Steenstrup nicht. blos die Spitze des Armes, sondern der ganze Arm gespalten er- scheint. f) Endlich heisst es von jenem Fangarme, »an welchem die beiden grössten Saugnäpfe sitzen« &» 7 dvo ai ueyıoraı xorvuAmdöveg ‘ eioiv, was auf Argonauta und Octopus nicht passt, auf die Steenstrup'sche Umbildung aber auch keine Anwendung findet, denn dass »von Octopus vulgaris alle Individuen an ihren Seitenarmen den 44ten, A4öten oder A6ten Saugnapf von einer ganz unverhältnissmässigen Grösse haben«, kann doch mit der Angabe des Aristoteles nicht in Zusammenhang ge- bracht werden. | Zunächst muss ich daher Steenstrup's Behauptung als unüberlegt zurückweisen, wenn er nach Anführung der 3 Stellen aus der Historia Animalium sagt (p. 237.): »dass Aristoteles mit den angeführten Worten eine solche Bildung gemeint hat, wie ich siv oben bei Octopus und nament- ” lich bei Octopus vulgaris beschrieben habe, bedarf kaum einer näheren Auseinandersetzung; nur Unbekanntschaft mit derselben ' hat die Naturforscher auf den Irrweg geleitet, wenn sie vermuthet haben, dass Aristoteles einige Kenniniss von dem in den letzten Jahren bei Ar- gonauta und Tremoctopus gefundenen seltsamen Verhalten gehabt haben Th sollten.« Hätte Steensirup nur »eine nähere Auseinandersetzung« ver- sucht, so würde er bald inne geworden sein, dass die Angaben des Aristo- © teles viel eher auf die Hectocotylus-Bildung, als die von ihm beschriebene # Umbildung bezogen werden können. R\ Gleichwohl geht aus meiner Auseinandersetzung hervor, dass die Ei Worte des Aristoteles auf die bisher bekanntgewordenen wirklichen Hec- tocotylusbildungen nicht ganz passen und ich komme daher zu dem © Schlusse: dass der Octopode, bei welchem Aristoteles und die griechischen Fischer die Hectocotylusbildung beoh- © achtet haben, noch nicht gefunden ist; dass dieselben % einen Octopoden vor sich gehabt haben müssen, bei dem U 4)an dem hectocoiylisirten Arme zwei sehr grosse Saug- näpfe sitzen; 2) der fadenförmige Anhong von der Mitte des Armes abgeht, was nach dem Ausdrucke qeypı eig uEonv ee mhenvanv rroogregpvxög ürtev postulirt wird und wodurch die Angabe ? IM 2E &uoov Ötnoda ihre Erledigung finden würde. E 2) In welchem Zusammenhange steht die Samen- masse des Hectocotylusarms mit den innern Geschlechis- tkreilen der betreffenden Octopoden? ’ Heinrich Müller giebt in Bezug hierauf über das Männchen von Argo- nauta Folgendes an (diese Zeitschrift Bd.IV. p. 9.): »Bei zwei mit gefüll- Ti ten Hoden versehenen Thieren war der sonst weisse und pralle Schlauch‘ im Hectocotylus farblos und schmächtig. An einem dritten Tbiere dagegen, welches den abgefallenen, mit Samen gefüllten Hectocoiylusarm getragen hatte, war zwar die 'goldglänzende Kapsel (der REN ag aber 395 leer. Hält man dies zusammen, so wird es höchst wahrscheinlich, dass der Samen im Hoden erzeugt und dann in den Hectocotylus übergeführt wird, obschon ich diesen Theil des Ductus deferens, wel- "eher unter der Haut des Kopfes liegen müsste, nicht mit Sicherheit erkennen konnte«. | Wie aus der oben eitirten Stelle in der Zeugungs- und Entwicke- lungsgeschichte hervorgeht, hat Aristoteles diese Verbindung des Hecto- eotylus mit dem im Leibe des Thieres enthaltenen 720905 gleichfalls nicht finden können, und aus diesem Grunde die Behauptung der griechischen Fischer ganz folgerichtig in Abrede gestellt. Denn das Kriterium, dass "Samenthierchen in dem Hectocotylusarme und in dem Hoden oder der "Bursa Needhamii vorhanden sind, existirt ja für Aristoteles nicht. — Auch in seinen späteren Untersuchungen hat HM. Müller diese Lücke nicht aus- zufüllen vermocht. [diese Zeitschrift Bd. IV. p. 352.). Ein directer Zu- "sammenhang zwischen dem Hectocotylus und den innern Geschlechts- Organen ist also auch jetzt noch nicht nachgewiesen. — Bei Sieensirup ‚findet sich zwar die keck ausgesprochene Behauptung, dass der Samen in jenem durch die Hautfalte des umgebildeten Armes gebildeten Halb- eanale fortgeleitet würde (a. a.0.p.233), aber ohne Spur eines Beweises. 3) Weiche Rolle spielt der Hectocotylus bei der Be- 'gatiung? | | "Nach den Angaben der griechischen Fischer, die Aristoteles, wie ge- "Sagt, zuerst annimmt, später aber bezweifelt, soll der männliche Gepha- ‚lopode den Hectocotylusarm in den Trichter des Weibchens stecken be- "bufs der Begattung. Ohne Zweifel haben wir es hier mit einer direeten ‚Beobachtung zu thun, welche allerdings seitdem nicht wieder gemacht "worden ist. Es wird daher zunächst zu fragen sein, ob, nach dem jetzi- ‚gen Stande unserer Kenntnisse diese Beobachtung wahrscheimlich wird ? ", Cuvier, Laurillard, Kölliker, von Siebold, Heinrich Müller haben Hectocotylen in dem Mantel weiblicher Cephalopoden gefunden, und zwar ‘öft mehrere Hectocotylen in einem Weibchen. — H. Müller fand auf einer weiblichen Argonauta einen Hectocotylus, welcher sich noch be- 'wegte, aber ohne den fadenförmigen ruthenartigen Anhang (fouet) und ohne Samen in dem silberglänzenden Schlauche. In der Eierstockskapsel dieses Weibchens fanden sich sechs und in dem Eileiter zwei zusammen- gerollie, mit Samenmasse umgebene Ruthen. (diese Zeitschrift Bd. IV. ). 35% u. p. 27). — Von dem in mancher Beziehung abweichenden Hec- tocotylus Tremoctopodis (violacei)‘ hat Müller (ebenda p. 25). folgende Beobachtung gemacht: In den Mantelhöhlen zweier Exemplare von Tre- mMoctopus steckte je ein Hectocotylus, die Müller noch sich lebhaft bewe- gend sah. Sie waren über Nacht gestorben, aber in situ geblieben und es zeigte sich, dass der Penis in dem Eileiter fest steckte. Bei dem Versuche, ihn ganz berauszuziehen, riss er ab, und wurde nebst einer aus Sperma- ozoiden bestehenden Masse in dem Eileiter gefunden. Müller schliesst 27 396 x daraus, dass die Befruchtung der Weihchen durch vollstän- dige Begattung geschieht. }- Es wird daraus fast zur Gewissheit, dass die griechischen Fischer richtig beobachtet haben, denn es ist offenbar, dass wenn ein abgelöster Hectocotylus ein Octopodenweibchen befruchtet und seinen fadenförmigen Anhang: in den Eileiter senkt, auch ein noch am Männchen festsitzender Hectceotylus das wird thun können; ja es ist möglich, dass bei manchen Arten der Octopoden eine Begattung durch — den abgelösten Hectocotylus, bei andern, vielleicht noch unbekannten — Arten die Begattung durch den festsitzenden Hectocotylus die Regel ist. Auch hierüber werden weitere Beobachtungen angestellt werden müssen. | Im Ganzen scheint mir daraus hervorzugehen, dass Aristoteles” die männlichen innern Geschlechtstheile der Octopoden gekannt hat, dasser von der Hectocotylieeinesuns noch un- bekannten Octopoden Kenntniss gehabt hat, und dass die” griechischen Fischer jener Zeit die Begattungeines Octo- poden mittelst des Hectocotylusarmes beobachtet haben. Weibliche Geschlechisorgane. —Die Beschreibung der weib- lichen Geschlechtstheile ist bei unserm Autor sehr kurz, bietet aber trotz- dem einige Schwierigkeiten. Eierstock und Eileiter hat er nicht unter— ‚schieden, er bezeichnet beides mit dem Ausdrucke @öv, welcher der da- mals allgemein für die Cephalopoden gebräuchliche gewesen. zu sein scheint, “erläutert aber denselben, indem er ihn dem dozegıxov uöguov gleichsetzt. G. 720°, 20. I. c. 45. 8 29., und sagt, das sogenannte Bor sei ein Biersiock RN denn dasselbe sei von der Eierstockshaut (üuevag Vozegixovg) umschlossen. G. 717,.4.1.e. 3.88. Endlich sagt’ er van den Sepien,, sie hätten zwei Säcke mit vielen Eiern darin, H. A. 525, 7. IV. ec. 4. und von den Sepien und Teuthiden, sie hätten zwei‘ Bier dd, weil der Eierstock gegliedert wäre und zweispaltig (dızoo«) er- schiene. — Den Sepien und Teuthiden schreibt er also zwei @& zu, den Polypoden nur eins H.A. 525, 3—8. IV, 4..6.747, 6.1. 88. und 758, 6, ill, 8 76., was nicht zu erklären ist, da ja gerade die Octopoden zwei Ei- leiter haben, die Teuthiden aber, die wir wegen des langen Pylorusan- hanges als Loligo vulgaris gedeutet haben, und ebenso die Sepien nur’ einen Eileiter besitzen, während allerdings Loligo sagittata zwei Rileiter hat. Eine gewisse Restriction scheint freilich die zuletzt erwähnte Stelle aus der Zeugungs- und Entwickelungsgeschichte zu enthalten, wo es heisst (758, 6. MI. $ 76): »Bei den Sepien und Teuthiden sieht man zwei Bier (de), weil der Eierstock (üoz&g«) gegliedert ist, und zweispaltig. (d4xg0@) erscheint, bei den Polypoden dagegen nur ein Ei, weil ihre Körpergestalt rund und kugelförmig ist; sobald nämlich das Thier trächtig ist, lässt sich die Spaltung nicht erkennen«. Man würde also annehmen können, Aris- toteles habe die beiden wirklichen Eierstöcke der Sepia, die beiden Eileiter 397 von Loligo sagittata und einen von Eiern strotzenden Polypoden im Sinne ‚ gehabt — aber das Willkürliche einer solchen Auslegung ist zu offenbar ‘und trägt nicht dazu bei, das Verständniss und die Kenntiniss unsers Schriftstellers zu fördern. | Von der Form und Entwickelung der einzelnen Bier ım Leibe wird nur wenig gesagt; die Eier sollen zuerst ungetrennt (@dıögioror) sein, ' später sich sondern und eine grosse Menge bilden. G. 720°, 21.1. 8 29. Ferner heisst es, das Ei sei zuerst weiss, würde aber später körnig (Wa- $voo) H. A. 549», 30. V, 18., was wohl auf die ganze Masse der Eier, picht auf die einzelnen Eier zu beziehen ist. Dasselbe muss von dem Satze H. A. 525, 3. IV, 1. gelten: »das Ei (w6») des Polypoden ist ein- fach, aussen uneben, gross und enthält innen eine durchweg gleichmässig \ gefärbte (öuoxoov») homogene [Asiov) Flüssigkeit von weisser Farbe«, was entweder auf die jüngsten Eier des Eierstocks oder auf Samenmasse, ‚die in den Eileiter gelangt ist, gedeutet werden zu müssen scheint. Die "Worte öuoxoovv und Asiov sind nicht recht verständlich, die sämmtlichen ' Angaben aber zu mangelhaft, um zu eruiren, was Aristoteles von der Ent- | wickelung der Eier im Leibe beobachtet hat, — Endlich wird noch be- | merkt, die Menge der Eier bei den Polypoden sei so gross, dass man da- mit ein Gefäss anfüllen könne, welches grösser sei als der Kopf (d.h. der Leib) des Polypoden. H. A. 525, 5. IV, 1. und 550, 1. V, 18., was nur aus dem Aufquellen der Eier, nachdem sie gelegt worden sind, erklärt. ‚werden kann: |" Non den Geschlechtsorganen werden ausserdem #on den Polypoden | zwei zitzenförmige Körper in dem oberen Theile des Leibes erwähnt, H. "A.525, 1. IV, 4., womit ohne Zweifel die sogenannten Nidamentaldrüsen | gemeint sind; und von den Sepien und Teuthiden zwei rothe zitzenför- | 'mige Körper H. A. 550°, 17. V, 48., womit wohl nur die accessorischen | Nidamentaldrüsen gemeint sein können. Loligo hat deren zwei, Sepia | eine in 3 Lappen getheilte Drüse (s. Swammerdam, Bibel der Natur Taf. 159, Fig. 40, h. und Owen, Gyclopaedia I. p. 597. Fig. 239 von Rossia). \ Die Function dieser Drüsen ist übrigens noch ganz hypothetisch. (von | Siebold, Vergleichende Anatomie p. 206. Owen a. a. O. p..556.) | Begattung, Für die Begattung der Gephalopoden ist Aristoteles | immer noch der einzige Gewährsmann und seine Angaben sind der Art, | dass sie mit den in neuester Zeit gemachten anatomischen 00m | in vollster Harmonie stehen. ı "»Die Weichthiere, die Polypoden, Sepien und Teuthiden begatten sich mit einander auf ein und dieselbe Weise, sie umschlingen sich in der Gegend des Mundes, indem sie 'sich mit den Fangarmen an einander ‚schliessen. Der eine Polypode stützt den sogenannten Kopf (d.h. den Leib) ‚gegen den Boden und breitet die Fangarme aus, der andre schmiegt sich ‚ an die ausgebreiteten Fangarme an, so dass die Saugnäpfe auf einander ‚treffen. Auch sollen die Männchen an dem einen Arme eine Art Scham- “ | \ 398 glied haben und zwar an dem, we die beiden grössten Saugnäpfe sind u. s. w. (s. oben). Die Sepien und Teuthiden schwiınmen zusaınmen mit einander verflochten, indem sie die Mäuler und die Fangarme einander gegenüber an einander fügen, und schwimmen, das eine mit dem Kopfe nach vorn, das andre nach hinten. Auch die Trichter stecken sie in ein- ander. Sie gebären durch die sogenannte Spritzröhre (Trichter, gvan- 170, uörzno) in welcher nach den Angaben einiger auch die Begattung vor sich gehen soll«. H. A. 544°, 1—17.V. 6. Nach dem, was oben von der Ortsbewegung der Peak önadin gesagt worden ist, kann die Art des | Schwimmens während der Begattung wohl keine Schwierigkeiten für die ° Vorstellung machen, obgleich Gessner dieselbe nicht hat begreifen können und auch Schneider sich sehr unklar üner dieselbe geäussert hat (Schnei- der, Abhandlungen zur Aufklärung der Zoologie und Handlungsgeschichte 1784. p. 83). Offenbar muss, wenn die Gephalopoden ihre Arme gegen ° einander: stemmen, der eine eine retrograde Bewegung (£rrt xUrog), der andre eine vorwärts gerichtete Bewegung (&rsi xepeAnv) machen. 4 Ausserdem heisst es in der Zeugungs- und Entwickelungsgeschichte 7 G. 720°, 45.1. $29: »die Weichthiere aber umfassen sich Mund gegen 7 Mund, indem sie die Fangarme gegen einander stützen und durch einan- der schlingen. Diese Art der Vereinigung hat die nothwendige Ursache, 7 dass die Natur den Theil, wo die Absonderung austritt, so gebogen hat, dass er neben dem Munde liegt, wie dies früher in der Abhandlung von Tl den Theilen (P. 685, 4. IV, 9. in der Ausgabe von v. Franizius p. 217 u. p. 31%. Anm. 70) gesagt worden ist..... Der Canal für die Ausscheidung und für den eierstocksarligen Theil ist ein und derselbe, sowohl bei den Weichschaligen, als auch bei diesen Thieren, und das Männchen ergiesst. durch diesen Canal die Samenflüssigkeit. Er befindet sich aber auf der Vorderseite (Unter- oder Bauchseite) wo der Trichter bervorragt, und das Wasser eindringt. Daher findet die Paarung des Männchens mit dem ° Weibchen an-dieser Stelle statt. Denn wenn das Männchen entweder Sa- men, oder einen Theil, oder irgend eine Kraft aus sich hervorgehen lässt, so ist es nothwendig, dass es dem Weibchen in der Gegend des Eierstocks nahe komme..... Bisweilen vereinigen sich die Weichthiere auch auf den Rückenseiten, ob dies aber der Zeugung wegen, oder aus einer andern Ursache geschieht, ist noch nicht beobachtet worden «. n. Cavolini und Verany haben ein derartiges Umschlingen männlicher ' und weiblicher Cephalopoden gleichfalls beobdchäak, ohne aber darin einen entschiedenen Begattungsact zu sehen, und zwar haben beide ihre Beob- achtungen bei ein und derselben Methode des Fanges der Gephalopoden, welche bei den italiänischen Fischern gebräuchlich ist, angestellt. Cavo- lini sagt darüber Folgendes (Abhandlung über die Erzeugung der Fische” und Krebse 41792. p. 157): »Gegen Ende des Winters und im Frühlinge . eilen die Kuttelwürmer (sepia) nach den Ufern, um sich zu begatten.... unsre Fischer binden ein Weibehen an einen hinten am Kahn befestigten f 399 Faden und ziehen es vermittelst dieses dann langsam rudernden Kahnes ‘durchs Meer.... die Männchen greifen es an und hängen sich gegenseitig mit den Füssen in einander fest, dass es oft Mühe kostet, sie zu trennen; weiter sieht man aber nichts«. p. 159 aber sagt er: »die Verbindung des _Weibchens mit dem Männchen ist so, dass die Oefinungen beider Trichter auf einander passen«.Weiter konnte Oavolini eigentlich auch etwas zu se- “hen nicht erwarten, er hätte nur noch die Eileiter des Weibchens nach Spermatophoren untersuchen können. Cavolini sagt noch, zuweilen hätte er gesehen, dass die Männchen nur um das Weibchen herumschwammen und dann häiten die Fischer gesagt, das Wasser sei noch zu kalt. Zu- ‚gleich giebt Cavolini an, dass um diese Zeit die Hoden stroizend mit Sper- matophoren gefüllt wären, im Herbste dagegen klein und mager gefunden - würden. — Vereny'{Mollusques Möditerraneens p. 68) bestätigt diese Art des Fanges weitläufig und sagt zum Schluss: »on ne prend generalement 2 que des mäles de ceite maniere, cependant j’ai pris ainsi moi-m&me 2 quelques femelles, mais ires rarement. Toutes les observations, que jai pu faire dans cette occasion«, fügt er hinzu: »n’ont pu me fournir aucun indice dacconplement«. Es ist zu be- ' dauern, dass Verany nicht sagt, was für Beobachtungen es denn gewesen sind, die er bei dieser Gelegenheit angestellt hat. Der’anspruchsiose Ca- volini hat offenbar mit weniger Worten viel mehr gesagt. Wir erfahren 'vonihm, dass sich um die Zeit, wo die Männchen voller Samenbüchsen ‚stecken, die Männchen auf das gefangene Weibchen stürzen, es umschlin- ‘gen, Trichter auf Trichter passen — dass sie es aber erst zu einer be- stimmten Zeit thun. Zuy.einer Begattung würde als Beweis nur noch das ‚Auffinden von Samen in den Eierstöcken oder Eileitern gehören. | Kölliker hat in seiner Entwickelungsgeschichte der Gephalopoden - zwar hierüber nichts angegeben, glaubt aber p. 44 annehmen zu müssen, dass die Befruchtung der Eier in der Kapsel des Eier- 4 stockes vor sich gehe, weil in den meisten Biern, die frei 2 in der Eierstockskapsel liegen, die Keimbläschen und 'Keimfleeken geschwunden sind. Bekanntlich schwinden die I Keimbläschen fast durchgängig erst nach der Befruchtung der Eier. Nur 2 Heinrich Müller (diese Zeitschrift Bd. IV. p. 344) hat Spermatozoiden in | den Eileitern von Gephalopoden gefunden, aber nur von Octopoden , bei "denen »eine blinddarmförmige, accessorische Eileiterdrüse an einer Stelle 4 mehrmals mit sehr beweglichen Spermatozoiden gefüllt war«. | Nach allen diesen Beobachtungen kann es wohl kaum zweifelhaft 2 sein, dass die Umschlingung der Gephalopoden, welche 2 Arisioteles als eine Begattung beschreibt, wirklich als # eine Begattung anzusehen ist. Ä m 57 Gleichwohl hat Aristoieles selbst eine Angabe gemacht, welche die |" Annahme einer inneren Befruchtung der Eier bei den Sepien verdächtig zu machen im Stande ist. Er sagt nämlich: »Wenn die weibliche Sepie wre ar 4 ” TOTEN RZE RI WRSTERRGR DT there einleiten k00 die Eier gelegt hat, so schwimmt das Männchen hinterher und bespritzt die Eier; wahrscheinlich geschieht dies auch bei den übrigen Weichihie- ren, ist aber bis jetzt nur bei den Sepien beobachtet worden«. H. A. VI, 43. 567P, 8, nachdem er eben denselben Vorgang als Befruchtungsact bei den Fischen dargestellt hat. Anderswo H. A. V,48. 550, 13 sagt er: »das Männchen spritze eine schleimige Feuchtigkeit über die Eier, wodurch die Schlüpfrigkeit derselben hervorgebracht würde und das feste Anein- anderhaften derselben ; die Eier wären ursprünglich weiss, wenn aber das Männchen seine Tinte ($oA0v, nach andern Handschriften Jogov, Sa- men) darüber ergossen hätte, nähmen sie an Grösse zu und würden schwarz«. Bestätigt wird dies G. 111. 8 77.758,46: »Und bei den Weich- thieren spritzt das Männchen (den Samen) über das Weibchen aus, ebenso wie die Männchen der Fische über die Eier, und es bildet sich eine zu- sammenhängende leimähnliche Masse«, so wie H. A. 544, 4. V, 42: » Wenn das Weibchen die Eier gelegt hat, spritzt das Mönchen, Era es nachfolgt, seine- Tinte ($oAoöv, nur ein Codex hat hier 000») darüber und die Eier werden fest«. Ueber das Laichen der Sepien oder anderer Gephalopoden ist aber nach Aristoteles gar nichts angegeben worden'), so dass eine äussere Be- fruchtung der Eier jeder Stütze entbehrt. Da die Lesart 90009 unsicher ist, und das Schwarzwerden der Eier nach dem Bespritztwerden die Les- art 3020» begünstigt, so kann der Vergleich mit.den Fischen, bei denen allerdings das Bespritzen der Eier mit dem männlichen Samen den Be- fruchtungsact darstellt, nicht als Beweis angesehen werden, dass Aristo- ieles das Bespritzen der Eier Seitens des Männghens als Befruchtungsaet angesehen, mithin eine Befruchtung der austretenden Eier 'und eine vor- hergehende Begattung angenommen habe. Bei den Fischen hat er das allerdings angenommen. H. A. 567, 27. VI, 13. Der Laich. Das Laichen der Gerhalsmedbn findet nach Aristoien les im Frühlinge statt und zu den am frühesten laichenden Seethieren soll 3) die Sepia gehören, welche zu jeder Jahreszeit {?) ‚m&oer @our ist viel- leicht eine unrichtige Lesart, und dafür zA7Fog W@v zu lesen) lege und zum Legen 45 Tage braucht. Die Polypoden begatten sich im Winter und legen Ei Frühlinge. H. 544, 4. V, 12. 550, 26. V, 18. Die Sepie legt die ° Eier in Absätzen (2& dvaywynsg), so dass es scheint, als machte ihr die n Herausschaffung Beschwerden. H. A. 550°, 11.:— Dass die Gephalopo- den mit Ausnahme von Argonauta und Tremoctopus im Frühjahre laichen, ist in Debereinstimmung mit neueren Angaben oder Andeutungen; nach Bestätigung oder Widerlegung der übrigen Angaben des Stagiriten sucht man aber vergeblich. d Von den verschiedenen Formen der Eierstränge werden unter- 4) Owen sagt daher mit Recht : »It reflects perhaps little credit on modern Natu- ralists, that ihe knowledge of this part of the economy of ihe Cephalopods should re- 2 main in ihe same unsatisfactory and conjectural state, as it was two Arhen yoı hend: = ago. Cyclopaedia ij. 556. , 4 401 säaden der Laich der Sepien, der Teuthiden und der Polypoden. Die speciellen Angaben über den Laich der Sepien sind folgende: »die ' Eier bilden eine Masse von der Gestalt eines grossen schwarzen Myrthen- | 'zweiges, baften an einander, so dass das Ganze eine Art von Traube dar- stellt, sind um einen Eenstand gewunden und lassen sich nicht leicht won einander trennen; diese Schlüpfrigkeit rührt von der schleimigen Flüssigkeit her, welche das Männchen darüber ergiesst ; die ursprünglich weissen Eier nehmen durch die darüber ergossene Tinte an Grösse zu und werden schwarz. H. A. 550, 10—15. V, 18. Sie legen ihre Eier an Zweige und Ruthen 549°, 6 und an Fukus (gvxie) und Rohr (xeiuuudn?) oder Steine; die Fischer legen ihnen absichtlich Reisig hin, und an dieses Jegen sie iHire Eier als lange und zusammenhängende Masse, wie eine Locke (oder Weintraube, ß6ozevxor) «. H. A. 550°, 511. — "Diese An- | ‚gaben sind mit neueren Beschreibungen und Abbildungen im Einklange, siehe unter andern die Abbildung bei Owen, Cyeiopaedia !. p. 560. Fig.’ 944; ferner Ouvier, Memoires sur les Mollusques p. 50 und Kölliker, Ent- ‚wiekelungsgeschichte der Cephalopoden p. 13. Man ist aber jeizt der ‚freilich hicht bewiesenen Meinung, dass die gelatinöse Masse, welche die ‚ Eier zusammenhält, von den Nidamentaldrüsen und die schwarze Farbe ‚von der Tinte der weiblichen Sepie herrührt. s. Kölliker ibid. Sie wer- den auch jetzt noch raisins de mer, sea-grapes, uva di mare genannt. I, Der Laich der Polypoden wird von Aristoteles folgendermassen . ‚beschrieben: Die Eier bilden eine Locke, ähnlich den Fruchtkätzchen der ‚ Weisspappel (eig leuung xaozei) oder den Locken (Trauben, Boorgügoıg) ‚ der 'Weinblüthe. Sie werden in die Höhle (des Polypodenr) oder in ein ‚ Gefäss oder in irgend eine Höhlung gelegt ur daselbst befestigt, so dass | sie daran hängen. Ihre Menge ist so dass sie ein Gefäss von bedeu- ‚tend grösserem Umfange, as der Leib aes Polypoden ist, a wür- den. H. A. V, 12 u. 18. 544, 8. 549®, 39. IV, 4. 595, 5, | Beobachtungen von Neueren er worden sind, hat man sie bs ! ist gefunden (cf. von Siebold, Vergleichende nie p. 407. Delle | Chiaje Descrizione p. 38), indessen kennt man keineswegs von allen Oc- topoden die zugehörigen Bierstränge. Eine Abbildung der Eier von Argo- ' nauta, die sie bekanntlich an ihrer Schale befestigt an mit sich herum- trägt, s. bei Owen, Cyclopaedia I. p. 559. Fig. 240. Von den Eiersträn- \ gen des Octopus vulgaris scheinen nur Ferussac und «Orbigny eine Ab- ‚ bildung zu haben. 7 Vom Laich der Teuthiden wird nur - kurz angegeben, sie laich- | ten auf hoher See und ihre Eier hingen wie bei den on zusammen M.A. v, 18. 550°,.19. Eine Abbildung solcher Eierstränge findet sich bei | Owen, Oyelopd. L. Fig. 241 und eine genaue Beschreibung bei Kö lliker a aa. 0. p* 15. | Entwickelung der Cephalopoden. Dass Aristoteles bei der | Kleinheit des Cephalopodeneies nur weniges von, seiner Entwickelung 402 kennen konnte, ist begreiflich, indess bat er doch auch hierauf seine Auf- merksarmkeit gerichtet und einige interessante Thatsachen wahrgenom- men. — Von den Cephalopodeneiern im Allgemeinen heisst es, sie wür- (den unvoilendet (@reAf) gelegt und nähmen ausserhalb des Körpers an Grösse zu. H. A. V, 18. 550, 13. G. 732°, 7, 733, 24u.29. 11.85, sı0° u. 4. G.758, 20. III. 878. Ob mit dieser Grössenzunahme nur ein “ Aufgnellen der Eier durch Wasseraufnahme gleich nach dem Legen ge- 1 meint ist, wie es bei den Fischen zu sein scheint, oder ob ein späteres Wachsthum derselben stattfindet, muss zweifelhaft bleiben. Ich habe nur bei Ferussac und d’Orbigny, Histoire des Mollusques. Paris 1834. p. 265 eine dahin gehende Angabe gefunden, während alle übrigen Autoren von einer Grössenzunahme der Eier während der Entwickelung des Embryon nichts erwähnen. Dort heisst es: »Les oeufs immediatement apres la ponte sont gelatineux ; ils deviennent ensuite de plus en plus fermes, pendant quelques jours, puis ils grossissent graduellement, se dilatent, redevien- nent mous, la peau noire qui les recouvre ext6rieurement,s’amincit etc. « Aristoteles beschreibt nun ferner die Entwickelung bei den Sepien wie folgt: »wenn die junge Sepie sich entwickelt und zwar, in- dem sie sich ganz aus dem Weissen gebildet hat, so zerreisst das Ei und sie schlüpft heraus. Sobald das Weibchen gelegt hat, erscheint das Innere Yen in Gestalt eines Hagelkornes. Aus diesem nämlich ') 2 BT entwickelt sich die: junge Sepie, indem sie mit” dem Kopfe daran hängt, ebenso wie die Vögel mit dem Bauche am Dotter befes- tigt sind. Welcher Art diese nabelartige Verwachsung ist, ist nochnichtbeobach- tet worden, nur weiss man, dass während des Wachsthums der jungen Sopiei das Weisse immer” kleiner wird und zuletzt, ebenso wie das Gelbe bei” den Vögeln, das Baliea bei ibnen verschwindet. Am grössten und zuerst sichtbar sind auch bei ih- 7 nen, wie bei den andern Thieren die Augen. 4 das | Ei, BT die Augen, 4 die junge Sepie«. (Die von REN beigegebene Abbildung ist verloren. Wir, | ergänzen sie nach Kölliker a.a.O. Tab. Ill. Fig. 32.) »Sie sind trächtig im Frühlinge und legen die Eier innerhalb 45 Tagen; wenn sie die Eier gelegt ha- ben, so werden dieselben in den zweiten 15 Tagen { r E i N | wie die Beeren einer Traube und nachdem sie zer- \ De ulı rissen sind, kommen die jungen Sepien daraus her- N vor. Wenn man aber die Hülle, bevor sie noch vollendet sind, zerreisst, so geben die kleinen Sepien Unrath (267.009) von sich nd verändern die Farbe aus Furcht K indem sie, vorher weiss, jetzt roth. werden«. H.A. 550, 16-31. u . 403 F »aus je einem Ei wird eine junge Sepie« 550°, 16. »die Eier der Weich- 'thiere erhalten ihr Wachsthum ausserhalb des Leibes, wie die der - Fische. Die junge Sepie ist am Ei mit dem vorderen Theile angewachsen, was um desswillen nicht anders sein kann, weil dieses Thier allein das hintere und vordere Ende des Körpers auf ein und derselben Seite hat. Ueber die Stellung und Lage des Jungen findet sich in der MER SEHe “näherer Aufschluss«. G. ur. 8 78. 758, 20. Arisioteles hat also richtig erkannt, dass aus je einem Ei ein Junges ; wird, dass sich dasselbe aus dem Dakter bildet in der Weise, dass es den - Dotter zu einem Sepidion umbildet und die Schale zerreisst, wenn dies geschehen ist. Dass ferner das Junge mit dem Kopfe am ee hängt, ein "Verhalten, was nur bei den Cephalopoden vorkommt. Der Grund, den Arisioteles dafür anfübrt, wird uns freilich nicht genügen können, aber er ‚ist in seiner Weise immerhin geistreich. Aristoteles hat nämlich eine Eni- - wiekelung Zrri xepaAnv und eine Entwickelung zei odag, gleichbedeu- tend mit einer Entwickelung xar& 76 reöoJLov und xara TO önioyıor: _ wenn nun ein Thier auf derselben Seite die Füsse hat, auf der es den meet hat, so kann nur an dieser Seite die Terbindane mit dem Dotter ‚sein. Wie dieser Zusammenhang sei hat aber Aristoteles aus- drücklich für noch nicht beobachtet erklärt und Delle Chidje, | Deserizione I, 40, so wie Kölliker, Entwickelungsgeschichte der Cephalo- poden p- 86 hun unserm Autor Unrecht, wenn sie ihm die Annahme im-. putiren, der Dottergang communicire mit dem Schlunde, eine Annahme, die erst Cavolini, Erzeugung der Fische und Krebse p. 54 der Zimmer- "mann’schen Uehersetzung und p. 63 seines Memor. sulla gener.' de’ pesei e usgesprochen hat. — Der Vergleich des am Kopfe des Jungen sitzenden. \ Eünhaltes mit dem am Bauche sitzenden Dotter der Vögel ist wiederum ‚ein Beispiel von der glücklichen und tiefgehenden Combinationsgabe des Aristoteles. — Ferner ist unserm Autor die frühzeitige Bildung der Augen | nicht entgangen, die ganz ausserordentlich gross im Verhältniss zu en | ganzen Thiere a — Der Farbenwechsel der jungen Sepien, bevor sie \ noch das Ei verlassen haben, ist ihm auch aufgefallen , und da sich die | Chromatophoren nach Kölliker E. d. C. p. 67 schon billen, wenn das imbryon erst eben so gross ist, wie der Dottersack , so Ka diese Beob- jchtung wohl ihre Richtigkeit. Deaesen scheint die Enileerung von Koth, bevor die Embryonen die Kischäle verlassen haben, zweifelhaft, wenigstens K sagt Kölliker p. 98: »eine Entleerung des Bintsabehtels fände bei Embry- | onen niemals stait, trotzdem dass derselbe leichte Contractionen und Ex- | eh vollführe: ebenso habe er bei Loligo die Dotterflüssigkeit, in [9% r die Embryon®n schwimmen, immer klar gefunden«. An eine wirk- ‚liche Koihentleerung wird man aber bei der späten Entwickelung der \Gallengänge noch weniger denken können. Vielleicht hat indess Aristoteles ' die Eier weniger hebiitsam geöffnet, als Kölliker und dadurch eine Ent- erung von Tinte veranlasst. 40% Von der Entwickelung der Polypoden heisst es: »die jungen ° Polypoden entwickeln sich in höchstens 50 Tagen und kriechen wie: die Spinnen (peAayyıo) in grosser Menge aus; die Bildung, der Glieder ist dann im Einzelnen noch nicht deutlich , die Form im Ganzen ist aber er- kennbar; wegen ihrer Kleinheit und Schwäche geht eine grosse Menge derselben zu Grunde; man hat schon so äusserst winzige Junge beobach- wet, dass ihre Glieder noch nicht deutlich gesondert waren, sie sich aber, wenn sie berührt wurden, bewegten«. H. A. V, 18. 550, 3—9. } Ausser den Beobachtungen von Kölliker über die Eier von Argonauta und Tremoectopus violaceus habe ich keine Nachrichten über die Ent- wickelung von Octopoden vorgefunden, so dass die wenigen Angaben des Aristoteles noch keine Erweiterung erfahren zu haben scheinen. Ich will nur bemerken, dass der Vergleich mit den peAdyyıa sich nur auf die grosse Menge der Jungen bezieht und die Zahl der jungen Phalangien H, ° ART 555". 15 auf 300 angegeben wird. — Eine bis jetzt unlösbare Frage bleibt es, von welchen Polypoden Aristoteles die Eier und ihre Ent- wickelung beobachtet habe. — Ueber die Embryologie der Teuthiden hat unser Autor nur die Angabe gemacht, dass sich bei ihnen, wie bei den ” Sepien aus je einem Ei ein Junges bilde. H. A. V, 18. 550°, 16. u Brüten der Gephalopoden. Das Brüten erwähnt Aristoteles zuerst von Polypus H. A. V, 12. 544, 15: »sie brüten, nachdem sie ge- Tl) legt haben, und kommen, da sie um diese Zeit keine Nahrung zu sich nehmen, hebt herunter«; dann sagt er von den Gephalopoden überbaupe HM: 550», 1.V, 48: »der Polypus und die Sepie und die übrigen der- artigen Thiere brüten, nachdem sie gelegt haben, über ihren Eiern , be= dönderk die Sepie, dent oft lässt sich in der Nähe des Landes ihr Leib iiber den Eiern {oder über dem Wasser?) sehen ([Öregyaivere:). Das Weibchen des Polypoden sitzt bald auf den Eiern, bald an der Mündung ihrer Höhle und hält den Fangarm darauf«. — Als eine Bestätigung dieser Angaben glaube ich eine Bemerkung Kölliker’s ansprechen zu dürfen, der p. 4% seiner Entwickelungsgeschichte sagt: »bei Tremoctopus violaceus I wird der ganze Klumpen der gelegten Eier während der ganzen Dauer der Armes festgehalten«. Bekammt ist ja ferner, dass auch Argonauta ihre Eier mit sich herumträgt. Wie weit indess sonst eine Art von Bebrütun j der Eier bei den Cephalopoden vorkommt, scheint unerforscht zu sein. nigstens als ein Problem bezeichnet, indem er sagt: » Ueber die Bildung | und das Nachwachsen der Schale (des vovrihog) sind noch keine genauen Beobachtungen gemacht worden; doch scheint sie nich® in Folge der Be= " gattung (Ed öysiac d. h. von Hause aus, mit dem Embryo) zu entstehen, sondern wie die Schalen der übrigen Schalthiere zu wachsen; ob er nach Verlust derselben noch leben kann, ist ungewiss«. H.A.IX, 37. 622", 48 Aristoteles ist also der richtigen Ansicht, dass die Arigonakitk nicht para- 405 ‚ ‚sitisch in der Schale lebt, nach Art des Pagurus, sondern dass die Schale ‚zu dem Thiere gehört; ebenso richtig ist es, dass sie sich erst nach dem Embryonalleben bildet. Ob die Thiere nach Verlust der Schale fortleben, ‚oder ob sie, wie Aristoteles H. A. IV, 1. 525, 24, andeutet, darnach ster- ben, scheint auch jetzt nicht sicher ; dass sie aber ihre Schalen ausbessern, | wenn dieselben verletzt worden sind, hat van Beneden beobachtet. Man vergleiche hierüber so wie über den Nichtparasitismus der Argonanta van Beneden, Memoires de l’Academie royale de Bruxelles. T. XI. 1838. p. 4 "und Delle Ohiaje, Deserizione p. 41, 47, 49. Lebensdauer. Unser Autor hat die eigenthümliche Ansicht, dass ‚die Cephalopoden nicht zwei Jahre alt werden, ov duerilovov. H. A m, 18. 550°, A&: »Sowohl der Teuthos als auch die Sepia haben eine on |" Lebensdauer, denn sie werden, mit wenigen Ausnahmen , nicht zwei "Jahre alt;, ebenso ist es bei den Polypoden«. Ferner H..A. IX, 37. 622, 4%: »die meisten Arten der Polypoden werden nicht zwei Jahre alt, denn (sie sind von Natur leicht vergänglich. Beweis dafür ist, dass wenn er ge- |" presst wird (?) er immer etwas verliert und endlich ganz schwindet. Die | Weibchen leiden nach dem Eierlegen noch mehr, sie werden taumelig, merken nicht, wenn sie von den Wellen hin und her geworfen werden ‚und lassen sich, wenn sie unter Wasser sind, leicht mit der Hand grei- fen. Sie werden schleimig und lauern nicht mehr vor ihren Höhlen auf "Beute. Die Männchen werden lederartig und zäh. Ein Beweis dafür, dass ‚sie nicht zwei Jahre alt werden, scheint darin zu liegen, dass es Dach der " Entwickelung der jungen Polypoden , das heisst im Sommer und bis zum "Spätherbste, nicht leicht ist, einen grossen Polypoden zu sehen; kurz vor ‚dieser Zeit sind die Polypoden am grössten. Und wenn sie die Eier gelegt "haben , altern sie so schnell, und werden, Männchen und Weibchen, so | ‚schwach , dass sie von nn Fischen gefressen und leicht. aus uk ‚ ‚Höhle herausgezogen werden. Vorher lassen sie so etwas nicht geschehen. Auch die kleinen und jungen Polypoden sollen kurze Zeit nach der Ent- | wickelung sich so etwas nicht gefallen lassen, sondern stärker sein, als I die grossen. Auch die Sepien werden nicht zwei Jahre alti«. — Gegen (diese augenscheinlich mangelhafte Beweisführung hat Ferussac einen sehr (triftiigen Einwand erhoben, er sagt a. a. ©. p. LI.: »Die jungen Sepien "erreichen binnen 3 Monaten erst eine Grösse von 30 Millimeter, ungefähr IM. Pariser Zoll, während die erwachsenen bis 500 Millimöter, eiwas mehr | als 1% Pariser Fuss, messen; da aber junge Thiere ler: wachsen, | ‚als ältere, so müssen die grossen Sepien älter sein, als zwei Jahre, denn ‚sie wür den sogar bei gleich schnellem Wachsthume und einer Grösse von | ‚500 Millimetres sChon über 4 Jahre alt sein müssen, u sLebensweise und psychische Eigenschaften. Aristoteles giebt auch manches von der Lebensweise der Gephalopoden an, was auf ' sehr genaue Beobachtung dieser Thiere schliessen lässt. Nach ihm kom- „men die Gephalopoden nur .im Meere vor, nicht im süssen Wasser. G. 406 764°, 5. 11. $ 106. Auch im schwarzen Meere (Ev vd rovep) kommen sie nicht vor. H. A. VIII, 28. 606, 10, eine Angabe, über die ich eine Nachricht aus neuerer Zeit nichi habe finden können. Der Teuthos und | pe Teuthis leben auf hobem Meere H. A. 524, 32. IV, 4, P. IV, 5. 679, L., die Sepien dagegen in der Nähe des Landes, P. IV, 5. 679, 10. und Re Polvpoden sind die einzigen, welche auch auf das Land gehen. H. A. 622, 32. IX, 37. Endlich kommen die Polypoden und Bokirauwvaı (6E0Aug7 © öben) nicht in dem Euripos in Pyrrha vor. H. A. IX, 37. 621®, 12 u.) 17. Der Euripos von Pyrrha soll aber an der Küste von Lesbos gewesen sein. Camus H. p. 73 u. 74. — Auffallend ist es, dass Aristoteles von den“ Zügen der Cephalopoden gar nichts erwähnt, welche von den meisten neueren Beobachtern direct oder indireet erwähnt werden, und welche ' Aristoteles ja von den Fischen sehr genau gekannt und beschrieben hat. Man vergleiche über das Wandern der CGephalopoden Ferussac und d’Or- bigny a. a. OÖ. p. XLIX. Verany, Mollusques medit. p.2. Es scheint, dass” Aristoteles durch seine Theorie von dem kurzen Leben der Cephalopoden dazu verführt worden ist, Beobachtungen, die auf Wanderungen der Po= Iypoden bezogen werden müssen, auf j jetie Annahme hin zu deuten. Aristoteles sagt ferner von allen Cephalopoden, sie seien Fleischfres- ser, H. A. VIII, 2. 590°, 20. Die Polypoden fressen Krebse (xaoaßovg), ibid. und Besahdärs BeHälhiere, deren fleischigen Inhalt sie aufzehren, während sie die Schalen wegwerfen, so dass die Polypodenfänger an den vor ihrer Höhle liegenden Schalen ihre Schlupfwinkel erkennen. Dass’ aber die Polypoden einander auffressen, erklärt Aristoteles für unrichtig, | und schreibt das häufig vorkommende Feblen einzelner Fangarme den Verletzungen durch den Fisch y0yygog zu, dessen die Polypoden seiner Glätte wegen nicht Herr werden können. H. * VI, 2.590°, 4 u. f.590°, 19, Auch kleine Fische werden von den Polypoden gefressen, und die Gräthen derselben findet man neben den Schalen der Krebse und Muscheln vor ihrer) Höhle. H. A. IX, 37. 622,5. Die Sepien und Teuthiden bemächtigen sich aber auch grösserer ißche, z. B. der Kestreen (reorgewv==mugil) H. aa vH, 2. 590°, 33. IX, 37. 622, 4., welche letztere sie mit Hülfe der u - gen Arme fangen. " Wahrscheitlich fangen sie diesen »schnellsten aller Fische« in ähnlicher"Weise, wie der Te rte piscatorius, welcher sich | dazu im Sande verbirgt. — Die Cephalopoden werden auch mittelst Kö- der gefangen und die Polypoden halten denselben so fest, dass sie nicht loslassen, selbst wenn man sie zerschneidet. H. A. IV, 8. 534, 26. | Mit-diesen Angaben stimmen neuere Beobachter überein; alle schil- dern die Cephalopoden als sehr gelrässig und geben an, dass sie Fische, Muscheln und Krebse verzehren. cf. Verany, Mollusgüdb efc.p.?. Ouvier, Memoire p. 4. Auf der Gefrässigkeit und dem Nichtloslassen seiner Beu te. beruht die jetzt angewendete Methode, den Pulpen mittelst Köder, der einer Leine befestigt wird, ohne Angelhaken zu fangen. Veranyp.19u. 20. Von psychischen Eigenschaften erwähnt Aristoteles eine grössere ; k07 . Hülfsbereitschaft und grösseren Muth bei dem Männchen der Sepia, als ' bei dem Weibchen, indem das Männchen einer weiblichen Sepie zu Hülfe | käme, wenn sie ei dem Dreizack gestochen würde, das Weibchen aber, | wenn das dem Männchen begegnete, die, Flucht ergriffe, H. A. Vill, 2. | 608», 46. Ferner heisst es H.A. IX, 37. 624”, 27: »die Sepie ist das ‚„listigste von allen Weichthieren; nur sie bedient sich ihrer Tinte, um "sich darin zu verbergen, und nicht blos, wenn sie in Furcht gesetzt wird, wie es bei den Polypoden und Teutbiden der Fail ist; sie spritzt ihre Tinte nach vorn hin aus (rrgodsidace?) und verbirgt sich in derselben ; auch fängt sie kleine Fische und sogar Kestreen mit den ausgestreckten langen Fangarmen«. Aristoteles will offenbar damit sagen, sie verbirgt sich, um auf diese Weise Thiere zu fangen. Aehnliches berichtet er P. IV, 85. 679, 25. — »Der Polypode dagegen ist dumm, denn er geht an die Hand des Menschen, wenn sie ins Wasser getaucht wird, aber haushäl- terisch, denn er sammelt alles in seine Höhle, verzehrt das Brauchbare "und wirft die Schalen und Gräthen hinaus. Er fängt die Fische dadurch, | dass er seine Farbe so verändert, dass sie den Steinen, denen er sich | nähert, gleicht; dasselbe thut er auch aus Furcht. Auch die Sepie soll in "dieser Weise ihre Farbe verändern«. H. A. IX, 37. 622, 3—11. Wahr- | scheinlich ist in dieser Erzählung dieselbe Uebertreibung in Bezug auf | Farbenveränderung, wie in den späteren Erzählungen vom Chamaeleon. =. Fang und Benutzung der Cephalppoden. Man fängt nach, | Aristoteles die Gephalopoden I 3 Arten: 1) mit Köder, an den sie sich " festhängen, eine Methode, die auch jetzt noch angewe et wird, wie oben ‚erwähnt w le. 2) Bach Stechen mit dem Dreizack, also in ur Weise, wie bei uns die Hechte gefangen werden, wenn sie zum Laichen an ip | Stellen schwimmen. Schneider , Se Abhandlungen p. 99 scheint diese Methode mit der oben von ass und Verany erwähnten zu ver- mengen und zu glauben, man speculirte bei diesem Stechen mit dem Mireizack auf die Hülfsleistung des Männchens, das man dann eigentlich | und zwar in Menge finge. Ich denke aber, ein Fischer, der einen be "lopoden che im Wasser sitzen siehe, wird wohl zusiossen, ohne zu untersuchen, ob es ein Männchen oder Weibchen ist. Die von Artsto- teles erwähnte Methode ist ofenbar etwas ganz anderes, als die, von wel- \ cher Cavolini und Verany berichten. 3) Durch Besen, von Reisig in der ' Nähe des Ufers, um die Cephalopoden anzulocken, ihre Eier an dieselben | zu legen, und sie bei dieser Gelegenheit zu fangen. Denn der Eier wegen | that man dies offenbar nicht. Auch jetzt ist a Methode noch in Ge- | brauch. cf. Schneider a. a. O. p. 99. | Die einzige Anwendung, die von den Cephalopoden gemacht wurde, ist wohl die gewesen, dass man sie ass und als Köder benutzte. Dass | inan sie ass, geht hervor aus der Bezeichnung der einen Art von Polypo- den, ot 00x EoFlovraı ; folglich wurden die allein Arten gegessen. (H. A IN, 1. 595, 16). Dann aus der Bemerkung, sie seien trächtig am be- +08 5 sien (xdovzre forora), H. A. we 20:6, ET 2 Aus] serdem wurden sie gebraten und so als Köder zum Fischlange benutaf7 HA: IV, 8.534; 25.5 Auch jetzt sind die Cephalopsden eine beliebte Speise. —Von der Anwendung ihrer Tinte als Farbe oder Schreibmaterial, } so wie von einer Benutzung ihres wyrsor zu technischen Zwecken swge) Aristoteles nichts. Ich habe im Vorstshenden die Kenninisse darzustellen yesuchiiä welche Aristoteles von c®* Wephalopoden hatte. Wenn Jadurch eine An regung zu Beobachtung ktgeben wird, welche die noch zweife'hallen® Punkte in der Anatomie «4 Physiologie dieser merk würdigen Thiere fest siellen, so wird mir d.- Mühe, die mir diese Arbeit gemacht hat, zug grössten Freude gereich Ich bofie die Lücken unsers Wissens genligends scharf hervorgehoben zı: Üihben, (la es ja immer der Anfang zum Weiters forschen sein muss, d&ss man sich seiner Unkenniniss bewusst werdes Aber nicht blos bei dies # Arbeit, sondern bei dem Studium’ der natun=g historischen Schriften dt Arrstoteles überhaupt ist ınir immer und er oe wieder die höchst manslhafte Kenntniss zum Bewnssisein gekommenyä die wir von der Fauna (#iechenlands haben. Es scheint mir ein dringen = des Bedürfniss, dass di# ariechischen Meere und Länder tm zoslogischen? Interesse durchforscht wertien,, und zwar vichi allein um einer hesseren Einsicht in die Schriftes, tes Arisioteles willen -— wer an der Hand dese Aristoteles und ausgerüs‘t mit den Kenntnissen und Mitteln der Jerzireitä an die Durchforschung @:iechenlands geht, der wird eine Menge inierag essanter zoologischer ur® biologischer Entlsckungen wachen, von denem% Spuren, aber für jetzt nxht zu eiträthselode Spuren in den Werken des grossen Stagiriten entha ®n sind. 1 Breslau den 8. Ju. Beitrag zur Kenntniss der Anatomiv and Physiologie des Eierstocks der Sängethiere. Von Dr. ®tio Schrön. Mit Tafel XXXIL—XXXIV. 1, | Ueber eine Corticalschicht von Zellen unter der Albuginea des Eierstocks brünstiger Katzen und deren Bedeutung für die Bibildung. Wenn man unsere jetzigen Lehrbücher der Histologie über den mikroskopischen Bau des Eierstocks ausgewachsener geschlechtsreifer Säugethiere zu Rathe zieht, so findet man darin angegeben, derselbe be- ‚ stehe aus einem he. Gefässe und Nerven tragenden Stiroma, aus Graaf’schen Follikeln in den verschiedenen Stadien ihrer Entwicke- ‚lung, welche in dieses Stroma eingebettet seien, aus Corpora lutea mit ihren endlichen Residuen , und aus den eoknllanen der Drüse in Form I ‚einer Albuginea und einer Serosä. Einer Corticalschicht von grossen Zellen, welche dicht unter der Albuginea des Eierstocks liegen und deren en: unter dem Einfluss a wechselnder Thätigkeiten zu stehen scheint, wird iRBendS Wir werden in n Nachfulgenden I Zeilensehicht beschreiben. Zeit der Untersuchung, |. Im December 1860 untersuchte ich, als Assistent am zootomischen Cabinet in Erlangen, BEierstöcke von halbjährigen Kaninchen mikrosko- I ‚Pisch. Es fiel mir an imbibirten Präparaten eine langgezogene Gruppe | grosser Zellen auf, welche dicht unter der Albuginea des Eierstocks lag, N su. 1). W. Sieinlin. Ueber die Entwicklung der Graof’schen Follikel und Eier der . ‚Säugethiere, No.40 u. A4der Mittheilungen der Züricher naturforschenden Gesellschaft. | Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XI. Bd. 28 KO und die sich von dem Stroma scharf abgrenzte. Um mich näher über diese Zellen und die Vertheilung derselben im Eierstocke zu instruiren, fertigte ich einige ganze verlicale Organschnitte vom Kanincheneierstocke an, und schloss dieselben nach vorheriger Imbibition mit Carminlösung in Canada-Balsam ein. Die auf diese Weise gewonnenen Objecie zeigten, dass die obenerwähnten Zellen als eine continuirliche, sich gegen das ge- fässtragende Stroma scharf abgrenzende Schicht die Peripherie des Eier- stocks umgeben und dass dieselben nur an der Eintrittsstelle der Gefässe und Nerven fehlen, sowie an den Stellen wo ein zum Platzen fertiger Fol- likel alle Gewebselemente zur Seite geschoben hat ausser den in obileiE Bedeckungen des Eierstocks. Da mir das Vorkommen dieser Zellen als continuirliche Schicht (rer war, so legte ich die betreffenden Objeete meinem Vorstande, Prof. Will, vor, der das Vorhandensein derselben als bisher unbekannt, wenig- stens in der Literatur nicht bemerkt, bezeichnete. In gleicher Weise sprach sich Prof. Thiersch, dem ich Ma darauf, und Prof. v. Siebold, dem ich ein halbes Jahr später die genannten Präparate vorlegte, darüber“ aus. Ich unterzog daher diesen Gegenstand einer eingehenderen Unter- suchung, die mich vom December 1860 bis April 1862 mit kurzen Unter-} brechungen beschäftigte, und deren Resultate ich in Nachfolgendem zur Veröffentlichung bindet | Gegenstand der Untersuchung. Als erstes Untersuchungsobject wurde der Kanincheneierstock bei- behalten, dem ich jedoch bald den Katzeneierstock, der in seiner ganzen mikroskopischen Anordnung ein prägnanteres Bild zur Anschauung bringt, | vorzog. Ich untersuchte die Eierstöcke neugeborener, halbgewachsener noch nu geschlechtsreifer, ausgewachsener brünstiger,, und trächtiger Katzen. Durch Anfertigung von mehr als 400 Imbibitionspräparaten , die ich in Canada-Balsam einschloss, suchte ich zu einer grösseren Ueber- sicht zu kommen, als mir dies vorher bei Untersuchung des Kaninchen- eierstocks gelungen war. Ausserdem benutzte ich zu meinen Untersuchungen die Eierstöckäl vom Hund, vom Fuchs, vom Schwein, von der Kuh, vom Schaf, von. der Ratte, ER Maulwurf. Nachdem Bir die UnteräuahhnE der Biersiöck& E genannier Thiere ein bestimmtes Resultat gegeben hatte, versuchte ich einen Vergleich des thierischen Eiersiocks mit dem menschlichen und‘ beschäftigte mich zu diesem Zwecke mit dem Eierstocke des neugebore— nen Kindes, des 5jährigen Mädchens, des 44 jährigen noch nicht men- struirten Mädchens, der 20—36jährigen im Zustande der geschlechtlichen Reife befindlichen Frau. Bi: Menschliche embryonale Eierstöcke hatte ich nur einmal Gelegenheit zu untersuchen, an einem durch langes Liegen in schlechtem Weingeis st leider ei brauchbaren Object. 27: ’ BMA Methode der Untersuchung. Die zu veröffentlichenden Beobachtungen wurden zum Theil an fri- schen Eierstöcken gemacht, zum Theil an solchen, die zum Zwecke der "Wasserentziehung mehrere Wochen in Weingeist oder Auelichrou, saurem Kali gelegen waren. | Die nicht gehärteten Objecte wurden als möglichst fein zerfaserte ‚Stückchen für die mikroskopische Untersuchung brauchbar gemacht, die gehärteten Objecte wurden als dünne Schnitte, womöglich ganze Organ- ‚schnitte, theils mit Wasser oder Glycerin dem bewafineten Auge unter- breitet, theils wurden dieselben nach vorheriger Imbibition , nach der ‚Gerlach’schen Methode, in Canada- Balsam eingeschlossen. inuyDie Injectionspräparate vom Eierstocke des Kaninchen , der Katze, ‚des Fuchses, der Ratte, welche ich der Güte des Herrn Prof. Thiersch verdanke, wurden theils imbibirt, theils in unimbibirtem Zustande in Canada-Balsam aufbewahrt. „Zu meinen Untersuchungen bediente ich mich anfangs eines grossen 'Schiek, dann eines Oberhäuser, dann eines sAerenakapisghen Mikroskopes ‚von Smith and Beck i in London. A Anfortigung der Zeichnungen, | Beiliegende Zeichnungen wurden nach Ganada - Balsam - Präparaten angefertigt, Taf. XXX u. XXX nach Imbibitionsobjecten , Taf. XXXIV nach einem injicirten Präparate. " Um die Grössenverhältnisse nicht zu verletzen, wurde zum Aufzeich- | nen des Grundrisses die Camera lucida benutzt. Die Detaileinzeichnung eschah mit Hülfe eines mittleren Oberhäuser. Da ich bei Anfertigung der Zeichnungen von dem Grundsatze aus- ging, mich von der schemalischen Darstellung möglichst frei zu machen, und nur wirkliche Präparattheile zur bildlichen Anschauung zu bringen, so musste ich, um Alles in der natürlichen Verbindung zu geben , Man- ches, was Belleich, nicht absolut wesentlich erschien, in meine Gopieen nehmen. 7 Ich hoffe, dass dies der Uebersichtlichkeit dessen, was ich be- ‚sonders. zur allgemeinen Auffassung bringen möchte, keinen Eintrag Objeetive Beobachtung. \ Zerlegt man den gehärteten Eierstock einer brünstigen Katze in mög- |liehst feine Schnitte und untersucht dieselben mikroskopisch, so bemerkt man schon bei 60facher Vergrösserung einen dichten Kranz von Zellen, N welche unmittelbar unter der Albuginea des Eierstocks liegend sich gegen ‚das bindegewebige, Gefässe und Nerven tragende Stroma scharf abgren- kr 28 * =" 412 zen. (Taf. XXXII, Nr. 4; Taf. XXXIV, Nr. 4.) Durchmesser der Gorti- calzelle 0,026’; Durchmesser des Kerns 0,04”; Durchmesser der Kern körperchen 0,003”. ; FeeT Bei 300 facher Vergrösserung zeigen dieselben eine ER zarte äussere Membran, welche einen feinkörnigen In- halt einschliesst, und lassen einen bald mehr central, u bald mehr peripher gelagerten, bläschenförmigen Kern, in welchem sich ein deutliches Kernkörperohen difie=' renzirt, erkennen. (Text Fig. 1.) Bring man diese Zellen mit Nadeln aus ihrem Zu siinmehhhhlg, so ergiebt sich, dass dieselben zum Theil 1. Zeilmembran (Zona ! . F Pe ellucida). 2. Zellenin- unmittelbar an einander gelagert, zum Theil durch eine‘ halt (nachheriger Dot- spärliche faserige Bindesubstanz von einander getrennt ter). 3. Zellkern (Keim- "I R L j . bläschen. 4. Kernkör- sind, während bei anderen Säugethieren, bei denen ich perchen (Keinftee). iase Corticalschicht von Zellen beobachtet habe, wie heim Schaf, bei der Kuh, beim Schwein und auch beim erwachsenen Menschen die genannten Gebilde meist in kleinen Gruppen bei einander liegen, die von einem reichen Bindegewebsnetze umschlossen sind. D e beschriebenen Zellen der Peripherie des Katzeneierstockes sind nicht an Grösse vollkommen gleich, sondern diejenigen, welche der Albuginea näher liegen ‚- sind etwas kleiner, als diejenigen, welche die Grenze gegen das bindegewebige Stroma des Ovarium bilden. (Text Fig. Il.) Injectionspräparate vom Eierstocke der Katze (Taf. XXXIV.) zeige j dass die bezeichnete Corticalschicht von Zellen gefässlos ist, was man leicht auf Rechnung einer misslungenen Injection bringen könnte, wenn man nicht die Gefässe, welche vom Centrum des Eierstocks nach ( ß Peripherie gehen ,. an der inneren Grenze des Zellenkranzes china 7 förmig umbiegen sähe. F Die Serosa scheint keine Gefässe an die Rinde des Eierstocks ab- zugeben. [2>) Ko jur Corticalzelle. Fig, I. Gruppe von Corticalzellen aus dem Eier- f stocke der brünstigen Katze. A.A. Grenze gegen die Serosa. a B.B. Grenze gegen das Siroma. | 1,2, 3, Zelleu, bei denen weder eine Spur von & \ Anlage der Membrana germinaliva, noch von ein Follikelbildung zu sehen ist. 4,5,8, Zellen, um welche sich Kerne aus dem Bindegewebe angelegt haben. -: 7, 8, Zellen, bei denen dieser Process weiter | 'or geschritten ist (erstes Auftreten der Membrana g minaliva). ‚Fig. Hl. Anlage der Membrana germinatiya. MR. Membrana germinativa. 2. Zona pellueida, 3. Zei- Be pighalt (Denen), 4. Keim- Bene: 67 Keimfleck. Follikels. indegewebsreif, Erste Anlage d. Follikel. 2. Mem- bra na geriminaliva, 3. Zona zelle(Dotter). 5 . Reimbläs- chen. 6. Feinlsch. | ‚Bindegewebiger gefäss- ender Theil des Folli- s.2.Membrana germina- a des Follikels. 3. Mem- a germin. der Eizelle. ona pellueida. 5. In- eimbläschen. 7. Keim- Beck. schen den beiden Kernkränzen. ‚der Eizelle (Dotter). : 413 5 Fertigt man ganze Organschnitie vom gehärteien Eierstocke der brünstigen Katze an, imbibirt dieselben, Er schliesst sie in Ganada- Balsam ein, so sieht man an einzelnen Stellen auf der Grenze der Corticalschicht und des Stroma’s Zellen, welche, abgesehen davon, dass sie etwas grösser sind, genau so aussehen, wie die oben be- schriebenen. Diese Zellen sind umgeben von einem einfachen Kranze zarter Kerne. (Taf. XXXI, Nr. 2; Taf. XXX, Nr. 5.) (Text Fig. Ill.) Durchmesser der Eizelle im Mittel 0,034”; Durchmesser des Keimbläschens 0,012" ; Durchmesser des Keimflecks 0,003"; Dicke des Kernkranzes (Membrana germi- nativa) 0,012”. Ausser diesen Gebilden kommen etwas weiter gegen das Centrum des Eierstocks zu gelegen Zel- len zur Anschauung, welche unbedeutend grösser sind als die vorigen und deren Kranz von Kernen mit einem feinen enganliegenden Bindegewebsreif umsaumt- ist. (Tal. XXXUl;: Nr. v3; Taf. XXXI, Nr. 6.) (Text Fig. IV.) Durchinesser der Eizelle im Mittel 0,067”; Durchmesser des Keimbläschens 0,025” ; Durchmesser des Keimflecks 0,006”; Dicke der Zona pellucida 0,003°. Injieirte Präparate zeigen, dass diesem feinen Bindegewebsreife eine einfache zarte Gefässschlinge, welche das ganze Gehilde wie ein Ring eng Banglehh, entspricht. (Taf. XXXIV, Nr. 2.) An anderen Stellen, meist noch entfernter von der Peripherie, sieht man Zellen von derselben Grösse oder etwas grösser, bei welchen der be- schriebene Bindegewebsring einen doppelten Kranz von Kernen umschliesst. (Taf. nn Nr. 4.) (Text Fig. V.) An anderen Stellen sieht man eine Kluft zwi- Bei starker Ver- grösserung erweisen sich die Bestandtheile genann- ter Kernkränze nicht mehr als Kerne, sondern als kleine Zellen. Wir werden sie deshalb von nun an Zelikränze nennen, Bei diesen Gebilden besteht also eine Kluft zwischen den beiden Zellkränzen, und centrale grosse Zelle, erster Zelikranz, zweiter Zell- kranz und Bindegewebsreif sind nur an einer Stelle in directer Verbindung. Eile Aiöchön weist bei diesen Gebilden ein zwar noch zartes, aber 4% schon componirtes Gefässnetz nach, welches theils in dem erwähnten Bindegewebsreif liegt, theils seiner PP 4 KIEL. Umgebungangebört. (Taf. XXXIV, Nr.4,5,9.) ° Wieder an anderen Stellen Sa Ba 3 Gebilde von derselben Anordnung, jedoch in 5 Fe grösserem Maassstabe aufgeführt. (Taf. XXXI, VA Nr. 9.) Die vielbesprochene Zelle ist in allen ° R: ihren Theilen grösser, ihre Membrän bedeu- N tend dicker. Der erste Zellkranz, der die Zelle umgiebt, ist ein mehrfach geschichteter, der zweite Zellkranz ein mindestens doppelter. ET Die früher beschriebene Kluft zwischen erstem 1. Bindegewebiger gefässtragender ynd zweitem Zellkranze hat sich zu einer an- Theil des Follikels, 2. Membrana ger- N ' minativa des Follikels. 3. Membrana sehnlichen Höhle erweitert. Der umschlies- " germinativa der Eizelle (Diseus proli- 3 Pr 1 h zerus). 4. Zona pellucida. 5. Zellen- sende Bindegewebsreif ist breiter geworden ) inhalt (Dolter). 6. Keimbläschen. und enthält ein vollkommen ausgebildetes Ge- " fässnetz. (Taf. XXXIV, Nr. 7, 8.) Durchmes- ser einer grössten Eizelle 0,08” ; Durchmesser des Keimbissahens 0,0277 Durchmesser des Keimflecks 0,006”: Dicke der Zona pellucida 0,0028”. ’ An diese objective Beschreibung knüpfe ich die Erwähnung, dass ich die, für den Katzeneierstock angeführten Verhältnisse, auch beim Kaninchen, beim Hunde, beim Fuchse, beim Schafe, bei der Kuh und bei der Ratte beobachtet habe, während das Ovarium des Maul- wurfs bis jetzt nicht das gesuchte Resultat finden liess. Der Eierstock des Schweines, der auf den ersten Blick nach einem anderen Typus ge- baut scheint, bietet im Wesentlichen dieselben Verhältnisse dar, die wir von der Katze beschrieben haben, die Beobachtung derselben ist jedoch durch das starke Hervortreten der Follikel etwas erschwert. $ Auch der Eierstock des geschlechtsreifen Mädchens zeigt diese Cor- ticalzellen, wie wir sie von der Katze beschrieben haben, jedoch in etwas anderer Form. Lange habe ich vergeblich nach denselben gesucht, bis ich [ sie in dem Eierstocke eines 23jährigen Mädchens, das 4 Tage vor seinem Tode menstruirt hatte, fand. i Da es mir gegenwärtig an Zeit fehlt, um die zu einer Veröffentlichung ” meiner Beobachtungen am Menkchienemarseh nöthigen Zeichnungen an- zufertigen, so gebe ich vorläufig diese kurze Notiz von dem Vorhandensein der mehrbesprochenen Randzellen im Eierstocke des geschlechtsreifen Menschen, und behalte mir vor, in einer späteren Arbeit eine Detailschil- E derung der bezeichneten Verhältnisse zu geben. | f ED Si Subjectives. Die Aufgabe dieses Theils ist, den Nachweis zu liefern, dass die im. objectiven Theile beschriebene und auf Taf. XXXU, Nr. 4; "Taf. XXX, A 415 ‘Nr. 4; Taf. XXXIV, Nr. 1 unserer Zeichnungen abgebildete Gortical- schicht von Zellen in einer wesentlichen Beziehung zur Eibildung stehe “und unsere Ansicht darüber auszusprechen, welchen Antheil dieselbe an der Eibildung habe. Bevor wir hierauf näher eingehen, möchte es gefordert erscheinen, ' zu beweisen, dass das, was wir Gorticalzellen nennen, auch wirklich ı Zellen sind. Wir glauben uns bei Beantwortung dieser Frage auf den ge- genwärtigen Stand der mikroskopischen Anatomie berufen zu dürfen, | welche Gebilde, die aus einer homogenen, einen Inhalt einschliessenden Umhüllungsmembran, aus einem innerhalb derselben befindlichen Kern, der noch ein Kernkörperchen in sich birgt, bestehen, als Zellen anspricht. Diesen Anforderungen genügen unsere sogenannten Gorticalzellen f A. Bildung der Gorticalzelien. | Was die Bildung dieser Zellen betrifft, so muss ich gestehen, dass ich mir hierüber keine bestimmte Entscheidung zutraue. Ich habe wohl ı häufig dicht unter der Albuginea des Eierstocks der ausgewachsenen brünstigen Katze freie bläschenförmige Kerne (Taf. XXXIIL, Nr. 2.) mit ' einem deutlichen Kernkörperchen liegen sehen, auch solche, welche um sich noch eine zarte länglich Erle wo zu haben schienen (Taf. "XXX, Nr. 3.), während ich nie Corticalzellen mit zwei Kernen oder anderen mir bekannten Spuren einer Theilung gesehen habe; diese Beob- achtungen sind jedoch viel zu vereinzelt, als dass ich hierauf ein Dogma \ basiren möchte. | (f Ich begnüge mich daher damit, anzudeuten, dass diese Corticalschicht ı gegen das Ende der Tragzeii der Katzen sowohl quantitativ als qualitativ | abnimmt, während sie in der Brunstzeit um das Doppelte bis Dreifache ‚sich vermehrt, was den Schluss nahe legt, dass eine Production der he- | schriebenen Zellen bei ausgewachsenen Thieren stattfindet, und dass die \ Zeit der jedesmaligen Neubildung derselben mit dem Vorsta ıdium der Be- \ gattungszeit zusammenfällt. Ob jedoch dieser periodischen Zellenpro- |" duetion eine Zellentheilung zu Grunde liegt, oder ob präexistirende freie Kerne als Grundlage zu dem Aufbau Heben benutzt werden , oder ob ‚ deren Bildung nach einem anderen Principe vor sich geht, weiss ich nicht | anzugeben. Die Untersuchung des embryonalen Eierstocks und des Eiersiocks | meugeborener Säugethiere, hat mir kein Resultat geliefert, welches für die nachherige periodische Production von Randzellen bei ausgewachsenen Säugeihieren Aufschluss gäbe. IR | B. Orisveränderung der Corticalzellen. I Im objeetiven Theile wurde bemerkt, dass man nicht nur an der Grenze der Corticalschicht und des bindegewebigen Stroma’s, sondern " 416 auch in den äussersten Partieen des Ovarialstroma’s Gebilde findet, welche, 7 abgesehen davon, dass sie etwas grösser sind, durchweg die Physiognomie der Corticalzelien tragen. Solche Gebilde sind auf Taf. XXXU, Nr. 2; i Taf. XXXII, Nr. 5; Taf. XXXIV, Nr. 2 abgebildet. Ich glaube, dass dieselben in einer früher en Pas ihrer Entwibkelüng der Corticalschicht ängehört haben. Man kann zwar nicht stricte beweisen, dass dieselbe Zelle, die man gegenwärtig von der Peripherie entfernt eh in einer früheren Zeit der Corticalschicht angehört habe, ich sage, man kann hier- j von keinen absoluten Beweis geben, weil unsere histologischen Unter- ” suchungsmethoden, welche erst nach dem Aufhören der vitalen Thätig- keiten eine deutliche objective Anschauung gewähren, die Möglichkeit, ° die allmähliche Umgestaltung eines und desselben elementaren Gebildes zu verfolgen, ausschliessen; aber der Zusammenhalt des Befundes an vielen Objecten eines und desselben Eierstocks macht diesen Schluss in hohem Grade wahrscheinlich. 3 Wenn man tiber die zu einer grösseren Uebersicht nöthige Anzahl ° von Eierstockpräparaten disponirt, so kann man die Uebergangsstadien sowohl in der Grössenveränderung dieser Zellen, als auch in dem allmäh- h lichen Ortswechse! derselben verfolgen. Man Schr, wie dieselben im Ver- hältniss ihre Entfernung von der Peripherie des Eierstocks an Umfang zunehmen, bis sie diejenige Tiefe erreicht haben, welche zu ihrer unge- 3 störten Weiterentwickelung nöthig ist. ’ Wenn ich sage, dass die bezeichneten Zellen eine Ortsveränderung eingehen, so will ich hiermit nicht angedeutet haben, dass ich denselben einen activen Wanderungstrieb zutraue, sondern ich stelle mir vor, dass die Locomotion dieser Zellen in erster Instanz bedingt ist durch die Visa tergo, indem zu gewissen Zeiten immer neu an der Peripherie sich bil- dende Zellen die älteren gegen das Centrum zu verdrängen, in zweiter Linie hervorgerufen ist durch das sich Zwischendrängen jener kleinen Zellen, die ich auf Taf. XXXII, Nr. 41; Taf. XXXII, Nr. 9; Taf. XXXIV, Nr. 15 abgebildet habe, die in grossen Nestern bei einander liegen, und welche der andrängenden Corticalzelle als Bett zur vollständigen Ent- | wickelung dienen; desch das sich Zwischendrängen jener kleinen Zellen, ' 4 auf deren Bedeutung für den Eierstock ich später zurückkommen werde, ‚ist die Ablösung der Corticalzelle von ihrer gleichartigen Umgebung be- dingt. Sie gehört jetzt nicht mehr der Corticalschicht an, sondern ist ein. differentes seibstständiges Gebilde, sie ist specifische Bizelle geworden was sich in der Anlage der Memnbrana germinativa, in der Bildung des bindegewebigen Theils des Follikels, und in dem Heranwachsen ein eigenen Gefässnetzes ausspricht. Wir werden jedes dieser 3 Momente näher ins Auge fassen. ar G. Anlage der Membrana germinativa. Die Beobachtung dieses Vorgangs ist eine schwierige. | Das Resultat, welches mir meine Untersuchungen hierüber geliefert haben, isi folgendes: Die Bildung der Membrana germinativa beginnt bei der ausgewach- : senen Katze und dem geschlechisreifen Kaninchen, sobald die Cortical- zelle ihre Ortsveränderung gegen den Mittelpunkt des Ovarium einge- | gangen hat, und von jenem Lager kleiner Zellen aufgenommen ist, die ich auf Taf. XXXIN, Nr. 9. angedeutet habe, und die von zarten Binde- gewebszügen durchsetzt sind. Die erste Veränderung, welche man sieht, ist die, dass einzelne ‚längliche Kerne, welche von den Kernen, wie ie avant dem Binde- gewebe angehören, gar nicht zu uiterscheiden sind, sich an die Cortical- zelle, jetzt Eizelle, anlegen. Diese Kerne bilden im Anfange keinen ge- schlossenen Kranz um die Eizelle, sondern liegen in unbestimmien Zwischenräumen der Eizelle, theils ganz nahe, theils etwas ferner, sodass ‘es den Eindruck macht, als ob durch das Wachsthum der Eizelle ein- ' zeine Bindegewebsfasern zurückgedrängt würden, während die Kerne "des Bindegewebes an Ort und Stelle liegen bleiben, und dadurch der ' Eizelle näher kommen. Je mehr die Eizelle durch ihr inneres Wachsthum ' an Umfang zunimmt, desto geschlossener wird der Gyclus von Kernen, der sie umgiebt, bis derselbe einen vollkommenen Abschluss gegen die Umgebung erzeugt. Dies ist der Zeitpunkt, in welchem das erste Gefäss um die Eizelle herumwächst. Gleichzeitig beginnen die Kerne der Membrana germinativa | sich in kleine Zellen umzugestalten. Indem ich die Ansicht ausspreche, "dass die Anlage der Membrana germinativa aus den Bindegewebskernen | erfolgt, und zwar vor der Bildung eines eigentlichen enen Fol- | likels, fühle ich wohl, dass diese Anschauung den vielen möglichen Ne- \ gationen nicht streng beweisend wird entgegentreten können. So würde | 2. B. die Auffassung, dass die Membrana germinativa ihrem Enistehen | nach nicht Bindegewebskerne seien, sondern dass die der Eizelle zunächst liegenden Bindegewebsfasern sich zu einem membranösen Umhüllungs- | körper umgestalten, welcher nach Analogie der Epithelbildung in Cvsten die Fähigkeit bekomme, selbstständig einen Zellenbeleg zu erzeugen, ‚in den Resultaten der objeetiven Beobachtung keinen absoluten Wider- \ spruch eriahren, aber einige weiter unten anzuführende Einzelheiten, sowie der Gesammteindruck,, den fortgesetzie Beobachtungen dieses Ge- | genstandes in mir hinterlassen haben, verdrängen diese Annahme. Ebenso könnte man mir BEE ‚dass das, was ich die der Eizelle " zunächst liegenden Bindegewebsfasern nenne, .: schon der Follikel sei, | der die Eizelle vom Anfang ihres Bestehens u Gorticalzelle umgebe, on | dass der Bildung der Membrana germinativa eine Ausscheidung, welche A148 zwischen Membran der Eizelle und zwischen Follikelwand stakkkinde; zu Grunde liege. Hiergegen spricht, dass die grösste Zahl der Gorticalzellen beim Kaninchen und bei der Katze unmittelbar an einander liegt, ohne irgend- welche bindegewebige Umkleidung, und dass man das sich Anlegen einer geschlossenen Kapsel mit selbstständigem Gefässnetz erst dann auftreten sieht, wenn die Corticalzelle ihre Ortsveränderung gegen den Mittelpunkt des Eierstocks eingegangen hat, und wenn der Kranz von Kernen, welche “die Grundlage der Membrana germinativa bilden ein geschlossener ge- worden ist. Auch die Gefässinjection scheint meine erstausgesprochene Ansicht zu unterstützen, indem dieselbe zur Anschauung bringt, dass die Corticalzelle gefässios ist, was sie, wenn sie schon als solche von einem Follikel umgeben wäre, vielleicht nicht wäre, und dass erst dann Gefässe um dieselbe herumwachsen, wenn die Anlage der Membrana germina- tiva vollendet ist, und wenn die vollständige Abgrenzung der Zelle von ihrer Umgebung durch einen zarten Bindegewebsreif begonnen hat. ’ Wie schwer das Stadium, in welchem die Eizelle nur von. der Mem- hrana germinativa umgeben ist, zur Beobachtung kommt, mag daraus ersichtlich sein, dass ich es unter 400 Präparaten über den Eierstock der Katze nur zweimal deutlich gesehen habe. Fast immer sieht man nur das nächstfolgende Stadium, welches dadurch charakterisirt ist, dass ein zarter Bindegewebsreif die Membrana germinativa umgiebt (Taf. XXXII, Nr. 6.), woraus hervorzugehen scheint, dass die Zeit, welche zwischen Anlage der Membrana germinativa und Bildung des bindegewebigen Theils des Follikeis liegt, eine sehr kurze ist. | Dass die Anlage der Membrana germinativa an der Aussenfläche der früheren Gorticalzelle vor sich geht, und nicht nach innen von der umhüllenden Membran, die ich als Zellmembran bezeichnet habe, statt- findet, glaube ich ganz besonders betonen zu müssen, weil dies einen wesentlichen Theil des Beweises ausmacht, den ich gegen die jetzige von Bischoff und Spiegelberg *; vertretene Ansicht führen will, dass der Fol- likel das Erste sei, und ie Bildung der Eizelle das Zweite. Erfolgte die Anlage der Membrana germinativa an der Innenfläche der Membran, die ich Zellmembran genannt habe, so müsste man das, was ich Cortical- zelle und später Eizelle nenne, für Follikel erklären. Da jedoch nach meiner Beobachtung die Situnfien eine gegentheilige ist, so wird die An- sicht, dass der Follikel das Erste sei, für mich uniaglioh während die. Kasse: dass die Eizelle als Gertieniuälle der zuerst vorhandene Bestand- theil des Säugethiereies ist, und die Bildung des Follikels etwas secun- däres, an Websscheinlichkeit gewinnt. i 4) Prof. Bischoff’s und Spiegelberg's jüngsten Ausspruch hierüber s. in Rn 1 richte der Naturforscherversammlung zu Speyer, Donnerstag d. 49. Septbr. ee: Seciion Anatomie u. Physiologie. j 419 D. Die Gefässbildung im jungen Follikel. Was diese betrifft, so wiederhole ich, dass bei geschlechtsreifen ‚ Individuen die Corticalschicht von Zellen gefässlos ist, dass erst dann Gefässe um die Gorticalzelle herumwachsen, wenn sie die oben be- schriebene Ortsveränderung eingegangen hat, und wenn die Bildung der "Membrana germinativa begonnen ist. (Taf. XXXIV, Nr. 2.) Das erste . Gefäss ist eine einfache Schlinge, welche im Anschluss an’ ein Nachbar- gefäss um das junge Gebilde herumwächst. Später wachsen von mehreren Seiten schlingenförmige Gefässe gegen die Zelle und ihre Umhüllung an, deren Aeste in direcie Verbindung zu treten scheinen. (Taf. XXXIV, Nr. 5—8.) Ueber das Verhältniss der Gefässe zu den jungen Eizellen im | Eierstocke der neugeborenen Katze werden wir später Näheres mittheilen. -E. Die Bildung des bindegewebigen Theils des Follikels erfolgt gleichzeitig mit dem ersten Auftreten der Gefässe des Follikels. "Anfangs ist nur so wenig umhüllendes Bindegewebe vorhanden, dass “man im Zweifel sein könnte, ob dasselbe im Follikel eine selbstständige ' Rolle spielt, oder ob es nur das Bett für die Gefässe abzugeben hat. (Taf. "XXXIV, Nr. 3—8.) Auch die Beobachtung der späteren Stadien in der ' Entwickelung des Follikels lässt diesen Zweifel ungehoben, da man nir- gends im eigentlichen bindegewebigen Theile des Follikels gefässioses Gewebe findet, oder mit spärlichen Gefässen durchsetztes Bindegewebe, sondern überall sehr reiche Gefässverzweigungen, die durch spärliches | Bindegewebe verbunden sind. F. Die Erweiterung des Foliikels. Wenn die Membrana germinativa und der bindegewebige Theil des | Follikels fertig ist, dann beginnt die Erweiterung desselben, wodurch das | ganze Gebilde an die Oberfläche des Eierstocks tritt. Er merkenswerih | ist hierbei, dass die Eizelle fast immer an der Stelle der Follikelhöhle an- i'geheftet ist, welche am Entferntesten von der Peripherie des Eierstocks ‚liegt. Verfolet man die Erweiterung des Follikeis durch ihre verschiede- nen Stadien, so findet man, dass beim ersten Beginne derselben die Mem- | brana germinativa von der Eizelle wegtritt und dem bindegewebigen \ Theile des Follikels folgt. (Taf. XXXII, “Nr. 7.) In diesem Stadium hat die Eizelle keine Umkleidung von Kernen, hängt nur an einer verhält- "nissmässig kleinen Stelle mit der Membrana germinativa des Follikels zu- sammen, von welchem Punkte aus dann die allmähliche Umwachsung | der Eizelle mit Kernen [später Zellen] stattfindet, wodurch der Discus \ proligerus entsteht. (Taf. XXXII, Nr. 8.) A. Die Erweiterung des Follikels schreitet so lange fort, bis derselbe alle ihm im Wege stehenden Gewebselemente zur Seite seschoben hat, 4.20 ausser der immobilen Bedeckung des Eierstockes. (Taf. XXXH, Nr. 9.) Eine Entscheidung über die Ursachen des endlichen Platzens des Follikels. a zu geben, finden wir ausserhalb der Aufgabe dieser Arbeit liegend. Doch bemerken wir, dass wir mit der von Rouget aufgestellten Ansicht, dass das sich Oeffnen des Follikels unter dem Einflusse selbatsthäliker musku- i löser Apparate der Eikapsel zu Stande komme, nicht übereinstimmen können, da wir die von Rouget') angenommenen und von Aeby*) näher ° beschriebenen glatten Muskelfasern im Follikel der Säugethiere bis jetzt ' nieht finden konnten, sondern nur solche muskulöse Elemente, welche den Gefässen des Follikels angehörten. | ' Ebensowenig gelang es mir, dieSchläuche, in denen Pflüger® ) Follikel entstehen und wachsen lässt, zu sehen, was mir um so unlieber war, als Pflüger dieselben bei keinem Säugethier, in dessen Eierstock er danach suchte, vermisst hat. Ich erinnere mich wobl, früher, als ich auch noch nach dem Princip des Drüsenschlauchs im Säugethier-Eierstock suchte, namentlich beim Hunde viele schlauchförmige Gebilde, welche vom Cen- trum des Eierstocks nach der Peripherie verliefen, gesehen zu haben, diese erwiesen sich aber stets bei eingehenderer Untersuchung als Blut- gefässe. 3 Auch die Resultate der Injection widersprachen der Pflüger’ sche Ansicht, indem dieselbe im Eierstocke der Katze, des Fuchses, des Kanin- chens, der Ratte eine Gefässvertheilung nach weist, welche nicht die min- deste Aehnlichkeit mit der in schlauchförmig drüsigen Organen hat. | Mit den Untersuchungsresultaten von Prof. Dr. Grohe*), welcher beob- achtet hat, dass die Rinde des Eierstockes bei menschlichen Früchten an- a fänglich nur aus Eiern bestehe, und dass der Graaf’sche Follikel sich erst später um das Ei bilde, stimmen meine Beobachtungen vollkommen über- ein. Nur können wir uns nicht mit der Grohe’schen Ansicht, dass später keine Neubildung von Eiern mehr stattfinde, vertraut machen. Wir wer- den bei der nächstens erfolgenden Veröffentlichung unserer Untersuchun- gen über den Eierstock dis, Menschen hierauf näher eingehen. E Fassen wir das im subjectiven Theil unserer Abhandlung Niederge- leste in einem kurzen Resume zusammen, so spricht sich dasselbe in Folgendem aus: u 1) Der Eierstock der geschlechtsreifen Katze zeigt eine ee) von Zellen, die im höchsten on | 4) Recherches sur les organes 6rectiles de la femme etc. in Journal de la Phy- siologie, publie sous la direction de Brown-Sequard. Tome Il. p. 480. 7 2) Dr. Ch. Aeby, Ueber glatte Muskelfasern im Ovarium und Mesovarium der Wirbelthiere. in Reicheri’s u. Du Bois-Reymond’s Archiv. Jahrgang 1859. p. 675— 676. 3) Prof. Dr. E. Pflüger in Bonn, Untersuchungen zur Anatomie und Physiolo der Säugethiere. in Allgemeine Medizinische Central-Zeitung. Jahrg. XXX. Stück'42. 4) Prof. Dr. Grohe von Greifswalde, Sitzungsberichte der Naturforscherversamm- lung zu Speyer, Donnerstag d. #9. Septbr. 4861. Section Anatomie u. Physiologie. ihrer Blüthe während der Brunstzeit steht, und die gegen’ das Ende der Tragzeit bedeutend abnimmt. 2) Diese Schichtist gefässlos. 3) DieZellen dieser Gorticaischicht werden theilweise zu BKiern verwendet. 4) Diejenigen Corticalzellen, welche zu Eiern verwen- det werden, gehen eine Ortsveränderung ein, wäh- rend deren zuerst die Anlage derMembrana germi- nativa erfolgt, dann die Bildung desbindegewebigen Theils des Follikels und des Gefässnetzes des Fol- likels. 5) Wenn die Membrana germinativa und der bindege- webige Theil des Follikels gebildet sind, beginnt die Erweiterung des Follikels, durch welche der- selbe an die Oberfläche des Eiorstocks tritt. IL: Ueber das Vorkommen mehrerer Eizellen in einem Follikel. Hierzu Taf. XXXII, Nr. 46—24. Dies gehört zu den selteneren Erscheinungen. Unter 400 Eierstocks- 'präparaten von der Katze habe ich dies Verhältniss zweimal beobachtet, indem ich in einem Präparate einen Follikel mit 2 Eiern, in einem ande- I ren einen Follikel mit 3 Eiern fand. Ä | Unter 80 Präparaten vom Eierstock des Hundes habe ich einen ein- I zigen Follikel mit 2 Eizellen gefunden. Bei anderen Säugethieren habe ‚ich es bis jetzt nicht beobachtet. | Die Follikel, in denen ich diese mehrfache Eihildung fand, waren | nicht im Bin der vollendeten Entwickelung, sondern befanden sich. im Zustande der ersten Erweiterung. | Die Eizellen liessen keine Spur einer Theilung erkennen, verriethen “auch nicht durch ihr äusseres Ansehen, dass sie in dem Verhäl tniss der "Mutter- und Tochterzelle zu einander Minden. sondern waren, so weit "man dies nach der Masse des Discus es nach der Dicke der Zona "pellueida und nach der Grösse des Keimbläschens beurtheilen konnte, auf gleicher Stufe der Entwickelung, so dass ich viel mehr geneigt bin, "das Vorkommen mehrerer Eizellen in einem Follikel in der Weise zu er- | klären, dass zu gleicher Zeit mehrere Corticalzellen von einer Membrana | ‚germinativa umschlossen werden, und von einem Follikel umsäumt, als 422 dass eine Theilung der Eizelle im Follikel dieser Erscheinung zu Grunde 4 liegt (Spiegelberg). | 1 Auf Taf. XXXIU, Nr. 16—2% ist ein Follikel aus dem Eierstock A einer einjährigen Katze, welcher 3 Eizellen enthält, abgebildet. Der be- ireffende Präparattheil wurde bei 300facher Vergrösserung copirt. ni ee Ag eEi T Ill. Ueber das Corpus Juteum. Hierzu Taf. XXXII, Nr. 40. und Taf. XXXIV der durch die Buchstaben C. L. begrenzte Präparattheil. Das, was man bis jetzt am Sectionstische und in der Literatur mit ° dem Namen Corpus luteum bezeichnet hat ist kein ausschliesslicher Rück- bildungsprocess, sondern eine Neubildung, die, wie alle Neoplasmen, deren Entwickelung eine ungestörte ist, ein Stadium der progressiven Bildung und ein Stadium der regressiven Meiamorphose hat. Das erste Stadium ist bezeichnet einerseits durch eine Wucherung von Bindegewebe und Gelässen, welche gleichzeitig von mehreren Stel- len der Follikelwand in Form breiter Papillen ausgeht, die mit ihrer Spitze gegeneinander wachsen, andrerseits durch eine Production von Zellen, im Anschluss an die zelligen Elemente der Membrana germinativa. Die Gefässe und das Bindegewebe wachsen den Zellen voraus. 3 Die neugebildeten Zellen haben die ungefähre Länge von 0,03”’, die Breite von 0,02”, sind polygonal, haben einen grossen Kern und ein deutliches Kernkörperchen : Durchmesser des Kerns 0,009”, Durchmes- ser des Kernkörperchens 0,0045”’. Sie liegen meist in kleinen Gruppen beisammen, die von Cepilläreh umsehlossen werden, welche einen aus- gesprochen erabeyanalen Charakter haben. i Die Wucherung hat nicht ihr Ende erreicht, wenn die ursprüngliche -Follikelhöhle ausgefüllt ist, sondern sie breitet sich auf einem Raum aus, dr andestene Ey gross ist, als der Follikel war, der der Neubil-i dung zum Ausgangspunkte ine: i “Merkeririie in der Gefässvertheilung des Corpus luteum ist, dass die Venen nicht auf demselben Wege zurückkehren, auf dem die Arterien‘ in das Gewebe desselben eintreten (Taf. XXXIV, Nr. 13.), sondern dass _ eine grosse centrale Vene (Taf. XXXIV, Nr. 12.) das ganze Blut des Cor- ' 'z pus luteum sammelt. , Rn. So lange das Corpus luteum noch in der ersten Perids der fort- suhreitendln Entwicklung begriffen ist, so Jange noch eine centrale Höhle vorhanden ist, die von dem rückbleibenden Blutcoagulum, das beim Aus- 423 treten des Eies aus dem Follikel in dem bezeichneten Raume Platz nimmt, } ausgefüllt wird, so lange die Papillen, die in Gestalt breiter Hügel vor- dringen, sich im Centrum noch nicht vereinigt haben, verlaufen die Venen auf dem Rücken dieser Hügel. Erst‘wenn die genannie Vereinigung . stattgefunden, ist die gemeinschaftliche centrale Vene sichtbar, Ein ähnliches Verhältniss in der Gefässvertheilung erinnere ich mich in dieser prägnanten Weise nur im Drüsenmagen der Vögel gesehen zu haben, wo die Arterien an der äusseren Grenze der componirten Drüsen- schläuche eintreten, die Venen sich im Lumen der Drüse sammeln und längs demselben verlaufen, bis sie am Ausführungsgange der Drüse in die Venen der Magenschleimhaut übergehen. Am deutlichsten unter allen Drüsenmägen, die ich untersuchte, war dies bei Corvus pica zu sehen. Die Vena centralis des Corpus luteum mündet in eine grössere Vene des Ovarialstroma’s. Sie schickt ein weites Gefäss, das schnurgerade das Gewebe des Corpus luteum durchschneidet über die Grenzen ihres Strom- gebiets. Dieses Gefäss nimmt auf seinem Wege durch das Corpus luteum keine anderen Venen auf, sondern alles Blut, das dem Stoffwechsel in ' der genannten Neubildung gedient hat, scheint sich erst in dem beschrie- benen centralen Sinus zu sammeln, bevor es seine weitere Beförderung findet, Ä | | Die eben beschriebenen Beobachtungen über die Gefässvertheilung im Corpus luteum habe ich an injieirten Eierstöcken trächtiger Katzen, "Kaninchen und Ratten gemacht, welche Herr Prof. Thiersch die Güte hatte mir zu überlassen. Das zweite Stadium in dem Bestehen des Corpus luteum, das der regressiven Metamorphose, scheint im Mittelpunkte der Neubildung seinen Anfang zu nehmen. Ich muss gestehen, dass ich mir über den Entwicke- lungsgang, welchen das Corpus luteum im Stadium der regressiven Meta- morphose nimmt, nicht im Klaren bin. Doch glaube ich mit ziemlicher Bestimmtheit aussprechen zu können, dass die Rückbildung desselben - auf dem Wege der fettigen Entartung mit nachfolgender Resorption, nicht das Hauptmittel ist, dessen sich die Natur zu seiner Entfernung bedient, sondern dass zu einer besiimmten Zeit eintretende Anämie denjenigen Grad von Schrumpfung der ganzen Neubildung herbeiführt, welchen wir "in dem als zweites Stadium bezeichneten Zeitpunkte beobachten. Welche Ursachen dem Eintritte dieser Anämie zu Grunde liegen, weiss ich nicht anzugeben. Ich halte es auch nicht für die Aufgabe dieses kleinen histo- logischen Beitrags darüber zu entscheiden, ob zu einer gewissen Zeit dem Corpus luteum aus ökonomischen Rücksichten lür die übrigen Re- gionen des Eierstocks, nicht mehr die zu einem fortschreitenden Wachs- thum erforderliche Menge von Bildungsimaterial zugeführt wird, oder ob der Grund für die in einer gewissen Periode normale Ernährungsstörung des Corpus luteum in der Compression der Capillaren, durch die im Uebermaass sich vermehrenden Zellenmassen der Neubildung zu suchen 424 ist, oder ob andere meinen physiologischen Anschauungen über diesen Gegenstand ferner liegende Ursachen hierbei wirksam sind. Präparate über das zweile Stadium des Corpus luteum machen den Eindruck, als ob im Centrum ganze Gefässbezirke unregsam würden und der Obliteration anheimfielen, was ich neben Veränderungen an den Ge- fässen selbst, aus der Schr engen vieler Zellengruppen, die ich miteiner mangelnden Ernährung derselben in Zusammenhang bringe, schliessen zu dürfen glaube. Die Zellen werden nämlich kleiner, namentlich der Zelleninhalt schwindet, während der Kern mit seinem Kernkörperchen weniger unter diesem Vorgang leidet. | Der Effeet dieses Processes ist ein gradweisfortschreitendes Kleiner- werden des Corpus luteum. Leider fehlen mir Präparate über die letzten Veränderungen, welche im zweiten Stadium des Corpus luteum, nament- lich an seinen centralen Gefässen, vor sich gehen, so dass ich nicht wa- gen kann, jene grossen Gruppen von kleinen Zellen, welche ich auf Taf. XXXH, Nr. 41 und auf Taf. XXXIII, Nr. 24 gegeben habe, und welche ° in bindegewebige Kapseln eingeschlossen sind, als die endlichen Reste von Corpora lutea zu bezeichnen, die der regressiven Metamorphose an- heimgefallen sind. Ich spreche dies daher nur als eine Vermuthung aus, welche noch ihrer Begründung bedarf. ’ In einer später zu veröffentlichenden Arbeit werde ich das Gorpaß Iuteum ausführlicher behandeln. Erklärung der Abbildungen. Tafel XXXII, Nr. 1—12. Verticaler Querschnitt vom Eierstock der brünstigen einjährigen Katze. Imbibirt. Vergrösserung 80. Nr, 4. Corticalzellen. "Nr. 2. Corticalzellen, welche eine Ortsveränderung gegen den Mittelpunkt des Eier- stocks eingegangen haben und bei denen die Anlage der Membrana germina- tiva erfolgt ist. .3. Bildung des bindegewebigen Theils des Follikels um die Eizelle. (Frühere Corticalzelle.) 4. Beginnende Erweiterung des Follikels. . 5, 6, 7. Fortschreitende Entwicklung des Follikels und seines Inhalts. .8. Follikel, aus dem die Eizelle durch den Schniti herausgefailen ist. .9. Vollständig entwickelter Follikei. a) Bindegewebiger gefässtragender Theil des Follikels. b) Membrana germinativa. c) Discus proligerus. d) Zona pellucida. ' e) Keimbläschen. f) Keimfleck. x) Follikelhöble. . 40. Corpus luteum im Stadium der regressiven Mdtäktlorftiogs, . 44. Zellenlager von bindegewebigen Kapseln umschlossen. (Vielleicht die Reste früherer Corpora :utea.) . 12. Gefässe mit Haematin angefüllt. Tafel XXXIII, Fig. 1, Nr. 1-15. Verticaler, partieller Schnitt vom Eierstock der zweijährigen brünstigen Katze. (Nach einem imbibirten und in Canada-Balsam eingeschlossenen Präparate.) Vergrösserung 220. . Serosa uud, Albuginea des Eierstocks. . Einfache und bläschenförmige Kerne unter der Albuginea. . Unentwickelte Corticalzelien. . Entwickelte Corticalzellen. . Gorticalzelle, bei der die Anlage der Membrana germinativa sichtbar ist. . Bildung des bindegewebigen Theils des Follikels. . Beginnende Erweiterung des Follikels. Wegtreten der Membrana germina- tiva von der Eizelle und Liegenbleiben derselben am bindegewebigen Theile des Follikels. : 8. Beginnende Bildung des Discus proligerus. = Nr. 9. Lager von Stroma-Zellen, welche der Eizelle (früher Corticalzelle) als Bett BI zur ersten Weiterentwicklung ( dienen. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Bd. 29 Now = Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. 40. 44. 12. 13. 44. 15. 2. re Se Bindegewebige Kapseln, durch welche diese Zellenlager begrenzt sind. Gefässdurchschnitte. E Homogene Membran der Corticalzelle, spätere Zona pellueida der Eizelle. | Bläschenförmiger Kern der Corticalzelle, späteres Keimbläschen der Eizelle, Kernkörperchen der Corticalzelle, späterer Keimfleck der Eizelle. Inhalt der Corticalzelle, späterer Dotter der Eizelle. Tafel XXXIII, Fig. 2, Nr. 16—24. Follikel mit 3 Eiern aus dem Ovarium einer einjährigen Kalze. (Nach einem imbibirten und in Canada-Balsam eingeschlossenen Präparate.) 16. 47. AB. 49. 20. 21. 22. 23. 24. Vergrösserung 300. Bindegewebiger, gefässtragender Theil des Follikels. Homogene Greuzschichie. Membrana germinaltiva. Discus proligerus. Zona pellucida. Inhalt der Eizelle (Dotier). Keimbläschen. Keimfleck. Follikelhöble. be Tafel XXXIV, Nr, 1-15, Verticaler Längsschnitt vom Eierstock der trächtigen Katze. Injieirt und imbibirt. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. A CL. Nr. : "N Nr: Nr. hr 2. 3. 4. 5—3. Follikel in verschiedenen Stadien der fortschreitenden Entwicklung. 9, = Vergrösserung 69, Zellen der gefässlosen Corticalschicht. 1 Corticalzellen, bei denen die erste Anlage der Membrana germinaliva und das erste Auftreten eines Gefässringes sichtbar ist. | Beginnende Erweiterung des Follikels, Wegtreien der Membrana germina- tiva von der Eizelle und Liegenbleiben derselben am bindegewebigen Theile ” des Follikels. Bildung des Disceus proligerus. Compenirtes Gefässnetz des Follikels. Kleiner Follikel, von dessen Eizelle durch den Schnitt nur eine Scheibe der Zona pellucida abgesetzt ist. Halbgeöffneter Follikel, aus dem das Ei durch den Schnitt herausgefallen. » . Ein unverletztes Stück einer Follikelwand, durch welche die Zona pellucida der Eizelle hindurehschimmert. Bindegewebige Grenzen eines Corpus luteum im Stadium der progressiven 42. 43. Ab. 15. Bildung. ) Centrale Vene des Corpus luteum. 7 Periphere Arterien des Corpus luteum, deren Acste die polygonalen allge desselben umspinnen., Grobe Gefässe des Ovarialsiroma’s. Polygonale Zellen des Ovarialstroma’s von spärlichen Gefässen durchsetzt. nn nenn " 2 = u “| RN Hl . Mu \ Lith. Anst v.J,& Bach, Leipzig. op a 7), UT \ { > ndo) v,. 70 Leipzig Tith.Anst.x.J. 6. Bach, ES nd I DE ne - SE ER Dips a © i er ne Br SE In. = N Ben. S SOON EEE rez2es o De ER NE > N i£ EEE , |. ET, IC NO a De NER 7 m A ae ee RL MISST EROBERTE EEE Er Tr | A" Ze Tith. Anst.x: d. & Bach ‚Leipziß. IT KO ee AL ERS nn Te TER ee A re a BE 25 Be a Has er Arms Ba Läen ran a MEET EN m Werde Verne num Vala rare naht, Tith Anst.v. di 6: Bad Keitschnfür wiss Ro Ba. | ÜRPRRX. Tith,Anst. v.d. 6: Bach ‚Leipzig. we; Aurel: für wiss, »ool. IN. Dad. Taf, XNAT. Fig Sl Loedel I Y Er 2) 1 N n z schritt L wissenschaftl. Zoologıe Dd.IAU. el Dr Schrön del. = Tak-LUWTE Teitschrifk wissenschaftl. Zoologre Bd. JIb.Losdel si Ir Schron. del us. rool. AZ. Bd. ur 10 Ü schr fi All a N i ‘ N i Ä 4 | N ” . = « ’ S r 1 A z ‘ ET x m ve < f | Ei r Een er rn AR. “ { 4 r 62 aurk; 2 r% ; x { Ueber den feineren Bau der Lunge, Von Dr. Cd. 3. Eberth in Würzburg. Hierzu Tafel XLIV, XLV. Einleitung. Forderten die Resultate meiner früheren. Untersuchungen schon rch den Nachweis besonderer Structurverhältnisse der Säugethier- unge zu weiteren vergleichenden Forschungen auf, so wurden diese noch mehr durch andere, den meinen widersprechende Angaben geboten. ztere mögen wohl an Werth verloren haben, seit ich die Täuschungen deckte, die sie veranlasst halten. Aber so leicht diese möglich waren, muss man sich doch mit Recht darüber wundern, wie gleichzeitig hrere Beohachter in dieselben fallen konnten, zu einer Zeit, welche ehr denn je ein genaues und detaillirtes Beobachten zur Pflicht macht, 1d in einer Sache, die schon durch die Geschichte ihrer Kennthids, ch mehr aber durch ihren wissenschaftlichen Werth von so hohem eresse ist. | "Auch eine gewisse einseitige Beschränkung ieksicheneli des zu beob- nden Materiales muss man anklagen, da doch ein möglichst vrel- es und vergleichendes Studium, wenn auch nicht am frühesten, doch sichersten zu richtigen Resultaten führen konnte. Dem letzteren Be- fniss bin ich hiermit nachgekommen, und ich habe durch die Unter- tigung meiner früheren Beobachtungen erhalten. Da ich in dm r en Aulsatze schen ee die Verhältnisse der Be ischr. f. wissensch. Zoologie. XI. Bd. | 30 h28 jegü = u Pe = Gefässe. et ee > ae ie Rücksichtlich der Anordnung der Gefässe bei den Säugern verweise ich auf meine frühere Arbeit. Jene der Vögel musste ich nothwendig bei der Schilderung der Luftwege berücksichtigen, und ich will darum hier nur bemerken, dass bei den letzteren sowohl durch das enge Galiber der Gapillaren, wie durch die allseitige nackte Lage derselben die grösst- möglichste Respirationsfläche und der rascheste und ergiebigste Gas- wechsel erzielt wird. Bei den Schildkröten und Eidechsen findet sich ein Gapillarnetz mit polygonalen Maschen, dessen Flächenausdehnung jedoch geringer als die der gefässlosen Partieen der Alveolarwand. Bei der Blindschleiche sind die Verhältnisse mehr denen der Schlange analog. In manchen Alveoien - bilden die Gefässmaschen ziemlich. gleichmässige Polygone, in anderen dagegen sind diese wieder von sehr wechselnder Grösse. Die gefässlose ” Fläche der Alveolenwand überwiegt bedeutend die gefässtragende. In N dem unteren Abschnitte der Schlangenlunge, dessen Innenfläche für das freie Auge fast ganz glatt erscheint, und selbst unter dem Mikroskop nur sehr Köheech markirte Alveolen AN lässt, finden sich ausser einem einzigen, in der Peripherie der Alveolen venlaulanden capillaren Kranz- gefässe keine weiteren Gelässe. Diese Capillaren stammen, wie Hyrtl') 4 nachwies, von Körperarterien und die daraus here an Venen R\ münden we in Körpervenen. 7 Die Lurche haben weitere Gefässe als die übrigen Amphibien. | den eigentlichen Batrachiern ist die Grösse der Capillarmaschen wenig “ verschieden, die gefässtragende Fläche der Alveolenwand etwa gleich- gross mit der gefässlosen. Bei den Schwanzlurchen ist der Durchmesse der Haargefässe noch grösser, die Maschen sehr eng, mehr rundlich und länglich, die gefässtragende Fläche eher noch bedeutender als die ge- fässlose. | Die Gefässe der Muskelbalken in der Amphibienlunge sind im Allge meinen weitmaschiger als die der Alveolen. Die stärkeren Balken en halten vorzugsweise nur seitliche Gapillarnetze, die sich öfters auch m einander verbinden. Sie liegen theils unter dem Epithel, theils zwischen den Zellen, einige, besonders die seitlichen, auch frei. Die feineren Ba . ken besitzen ein oberflächliches nacktes Gefässnetz, wie die Alveolen. a ee. ee ee Epithel, Säugethiere. Für die Säugethierlunge habe ich festgestellt, dass in ihren Alveoler die Capillaren frei und nur zwischen ihnen Epithelien liegen. Von den 4) Strena anatomica de novis pulmonum vasis in Ophidiis nup. observali * Pragae, 1837. 429 | _ früheren Angaben bietet nur jene von Donders') eine iheilweise Ueber- einstimmung mit den meinigen. Aber trotz einiger Widersprüche, die sie in ssich schliesst, beweist sie doch, dass dieser Forscher die Verhältnisse der Epithelien zum Theil schon richtig beobachtet hat. So heisst es an ‚einer Stelle: das Pflasterepithel der Alveolen ist nicht vollständig und ‚besteht aus rundlichen, nicht ganz an einander schliessenden Zellen, "unter denen in der Faserschicht die Capillaren verlaufen, und weiter (S. 369.) die Capillaren liegen ziemlich nackt da, und Blut und Luft werden nur durch ein unvollkommenes Epithelium und ein dünnes Häut- chen von einander geschieden. I Seit der Uebersendung meines Aufsatzes an Herrn Virchow sind noch "von verschiedenen Seiten Mittheilungen über denselben Gegenstand er- folgt. So ist Remak *) für das Vorkommen eines vollständigen, aus zarten Zellen bestehenden, leicht ablösbaren Epithellagers in den Alveolen ein- getreten. Eine grössere Arbeit von Heale°) bespricht vorzüglich die Anordnung und Vertheilung ‚der Gefässe in der Säugethierlunge ohne des Epithels weiter zu gedenken. In einer Recension über die Zenker’sche Arbeit erklärt sich B. Wag- ner*) nach eigenen Untersuchungen gleichfalls für den Mangel eines Epi-- thels. An frischen, von der Trachea aus mit Leimüinjicirten Lungen könne hierüber kein Zweifel sein ha Dagegen hat sich Verka } kürzlich für das Vorhandensein eines unvollständigen Epithellagers in den Alveolen ausgesprochen. So glaube ich wenigstens seine Worte verstehen zu müssen: »In der Wand der "kleinen Lungenbläschen, nur unvollständig gedeckt durch ein ganz dün- nes Zellenlager, verbreiten sich die feinsten Haarröhrchen «. Philipp Munk®) hat unterdessen seine frühere Mitiheilung vervoll- tändigt. . Erwähnung der schon von Andern vielfach genannten Ar- nesethoden bekannt, von denen alödte keine zu einem positiven Resultate führte. Auch die von Recklinghausen für den Nachweis des Epitbels sehr empfohlene Anwendung von Silberlösung versagte. Ich "will bei dieser Gelegenheit Jenen, welche sich für die Existenz eines Epithels in der von mir angegebenen Weise überzeugen wollen, eine Meihode empfehlen, die wohl nicht von mir, aber schon von Anderen benützt wurde, und mir bis jetzt die beste zu sein scheint. Es ist die 4) Physiologie des Menschen. 4856. S. 351. 9) Deutsche Klinik. No. 20. 8) A Treatise on the physiological Anatomy of: ibe Lungs, by James Newton Heale. "London, Churchill, 3862. 4) Archiv für Heilkunde. 1862. 4. Heft. 5) Vier Reden über Leben und Kranksein. Berlin, 4862. S. 92. 6) Virchow's Archiv. 24. Bd., 5. u. 6. Heft, 30 * 130 Injection der Gefässe mit blauer durchsichtiger Masse und nachfolgende ® Imbibition der Zellen mit Carmin. Ich habe solche Präparate der Katzen- lurse von Thiersch gesehen, an denen die Epitbelien noch vollkommen ihre ursprüngliche Lage zwischen den Capillaren einnahmen. Ihre Mem- branen waren freilich nicht sichtbar, woran wohl nur der stark licht- hrechende Firniss, in dem das Präparat bewahrt wurde, Schuld trug, aber die runden, roth imbibirten Kerne der Epithelien erschienen sehr deutlich. Nachdem, was ich an Lungen mit injieirten Gefässen bei An- % ' wendung sehr verdünnter Ac und starker Vergrösserung gesehen, müsste man mit Hülfs der letzteren und der oben erwähnten Methode am leich- testen zum Ziele kommen. R Ich habe in der letzten Zeit auch Gelegenheit gehabt, die Angaben Radelyfje Hall’s und Britian’s zu vergleichen, und ich muss auf diese um | so mehr zurückkommen, als sie nicht nur kurz nach ihrem Erscheinen, sondern auch neuerdings bei dem wiedererwachten Streit nur eine sehr untergeordnete Berücksichtigung gefunden haben. R Einer der Hauptvorwürfe, welche den beiden englischen Forschern gemächt wurden, war der, sie hätten die Grenzen der Epithelien nicht genau erkannt, und es sei darum sehr wahrscheinlich, dass sie theils a Kerne der Gapillaren oder des Stroma für Zellenkerne, und die Contour der Capillarwand für die Membran der Zellen gebalten hätten. Aber n man hatte hierbei vergessen, dass die Kerne des Stroma einmal sehr spärlich, und sie sowohl wie die der Capillaren an einer frischen Lunge ohne weitere Präparation kaum wahrzunehmen sind. Wie sollte es sich denn auch erklären, dass diese Kerne nicht überall sichtbar waren, da ausdrücklich erwähnt wird, dass an einzelnen Stellen die Alvoolenwand A noch von Epithel üherkleidet war, an anderen nicht. | Aber mehr noch als Worte sprechen für die Genauigkeit der Beobal m achtung die Zeichnungen, die ich für die besten, die wir über das Al- venlbrepuiiel besitzen, halte. * in einer Figur bildet Radelyffe Hall einige Alveolen der frischen, " aufgeblasenen Lunge eines Kätzchens ab, deren Innenfläche von einem Lager zusammenstossender zarter Plattenzellen überdeckt ist, Zwei an- dere Zeichnungen von Briitan geben Bilder mehrerer Alveolen der Ochsen- und Menschenlunge. Die einzelnen Zellen werden hier theils von schung | ‚len ‚. ziemlich gleichmässigen Spalten unterbrochen, theils liegen sie zu ni zwei oder dei. an einander; kleine Gruppen bildend, theils formen sie auf kleine Strecken ein N scheinbar ununterbrochenes Fr thellager. | Diese Verschiedenheit mag für den ersten Anblick einige Zweifel erwecken, aber sie ist vollkommen getreu. Wie ich schon früher hervor- gehoben, hängt die Dichtigkeit des Epithels von der Ausdehnung der Alveolen und dem Füllungszustande der Capillaren ab. Die Unmöglich- E keit, einerseits kleine Schnitte einer frischen Lunge auch in jener gleich- . 2 ie: Se FE Er u E 431 - mässigen Ausdehnung zu erhalten, die früher das ganze Organ hatte, und jede Verschiebung und Verletzung unter dem Deckglase zu verhüten, und die Schwierigkeit, alle Eapileren gleichmässig zu entleeren, sind die Ursache der wechselnden Lagenverhältnisse. h Nach diesen die Beobachtungen der nichtinjieirien Lunge, muss h man in der That bedauern, dass Radelyffe Hall und Brittan die von den Gefässen aus injicirte ih eingehender untersucht haben. Radclyffe N Hat sagt zwar, dass er nicht im mas gewesen Sei, in einer injicirten - Lunge das. zarte Epithel zu sehen, aber ich kann mir dies nur erklären - durch die Wahl einer nicht genug durchsichtigen Injectionsmasse, und “ micht hinreichend vorsichtige Präparation. Ist es doch bekannt, dass man in England bisher besonders die undurchsichtigen Injectionen ge- braucht hat, und dass erst in der letzten Zeit daselbst vorzugsweise auf die schönen Erfolge deutscher Präparatoren hin durchsichtige Injectionen zur Anwendung und damit hergestellte deutsche Präparate zur Verbrei- tung kamen. = n Die vorausgegangenen Untersuchungen haben mich nothwendig zu - einer Vergleichung der fötalen und ausgebildeten Sängethierlunge geführt. Durch eine Vergegenwärtigung der mit der Athmung erfolgenden Verände- "rungen in der Blutströmung der Lunge bei gleichzeitiger Ausdehnung "ihrer Bläschen musste in der That die Vermuthüng sehr wahrscheinlich werden , dass die geschilderten Verhältnisse der Gapillaren und Epiihe- lien erst mit Beginn der Respiration sich ausbilden. Diese Frage hatte bisher noch Be von Denen, welche das Epithel der Lungenbläschen läugneten, berührt, so nabe . auch lag. Ich wollte dieschhe an jungen, aus dem Uterus genommenen Katzen . deren Blutgefässe mit Leim und Carmin injieirt waren. Aber meine Versuche führten zu keinem entscheidenden Resultate, da die Injectionen nur unvollständig gelangen. Injectionen von der Trachea aus habe ich nicht vorgenommen, weil die- gelben ohne Füllung der Blutgefässe ziemlich nutzlos sind. Ist es mir auch nicht gelungen eine genaue Untersuchung der Säugethierlunge im fötalen a nachfötalen Zustande durchzuführen, so habe ich dagegen ergänzende Beobachtungen an Froschlarven angestellt, welche über jene noch dunklen Be aunisse der Säugethierlunge einiges Licht geben können. Ich werde E _ weiter unten darauf zurückkommen. U Die in den Gefässmascher liegenden Zeileninseln sind nur die Reste des während der fötalen Periode en Epithellagers. Mit dem Be- " ginne der Athmung und der gleichzeitig erfolgenden stärkeren Füllung der Capillaren durch den vermehrten Lungenkreislauf, werden die Alveolen bedeutend ausgedehnt, es kommt höchst wahrscheinlich zu einer theil- weisen Zerreissung os 'Epithels, und so entstehen auf diese Weise Lücken , in welche die aus der Tiefe vordringenden Gapillaren hinein- | treten. | Wenn ich diese Epithelinseln Reste fötaler Bildungen nannte, so 132 möchte ich mit dieser Bezeichnung keineswegs den Begriff verbinden, M als handle es sich hier nur um sehr gleichgültige unnütze oder gar un- zweckmässige Gebilde, da wir ja sehen, dass dieselben dem Hauptzweck, welchen ähnliche Theile im sewhnlichsien Falle haben, eine Schutz- decke zu bilden oder gewisse Stoffe auszuscheiden,, gar nicht oder nur in beschränkter Weise genügen können. Mir scheint, dass sie zum Theil auch dazu dienen, die Festigkeit der dünnen Aneilunwähd etwas zu ° verstärken, und die Gefässe in der gehörigen Lage zu erhalten. Denk S wie bekannt, durchbrechen die letzteren die Alveolenwand und treten auf ihre Oberfläche. Sie sind also nur wenig fixirt und leicht einer seit- ® lichen Verschiebung oder einer Lostrennung von dem sie tragenden Ge- webe ausgesetzt, dass sie dann frei in dem Bläschen flottiren müssen. Die a: Epithelzellen mögen wohl dazu beitragen eine seit- liche Verschiebung der Gapillaren zu hindern. I Neue Untersuchungen pathologischer Lungen hätten zunächst fest- | zustellen, ob die oben angedeuteten Zustände wirklich und hier eben in % höherem Grade als anderswo vorkommen. Die von Buhl bei Herzleiden beohachtete Prolongation und Ectasie der Lungencapillaren, lässt sich wohl nicht als eine solche Veränderung auffassen, als ja damals die rich“ | tigen Verhältnisse noch gar nicht erkannt waren, und es jetzt sogar höchst wahrscheinlich ist, dass ganz normale Präparate vorgelegen haben. Ich werde am Schlusse noch auf die Bedeutung der Epithelzellen ” zurückkommen. 5 Vögel. $ : - A Nachdem man gefunden hatte, dass die respirirenden Theile der Vogellunge nicht wie bei den Reptilien und Säugern aus einer gefäss- " tragenden Membran, sondern aus einem Balkenwerk von Capillaren be- stehen, deren Oberfläche zum grössten Theile mit der Luft in unmittel- bare Berührung komme, sah man in derselben alle Einrichtungen fur N eine möglichst vollständige Lüftung des Blutes bei beschränktem Raume” in ausgezeichneter Weise char und man hat sie darum auch sich >4 das vollkommensie Respirationsorgan "und entscheidendes Object in de v Frage über den Bau der Lunge betrachtet und vielfach benutzt. Und mi einigem Recht. Um die theilweise freie Lage der Gefässe zu demonstriren ist sie ein sehr geeignetes Präparat, die Läugner des Epithels hätten kein { besseres finden können. | Eigenthümlich und noch wenig erforscht ist die Anordnung dei Bronchen wie der feineren Lufträume. Bei den Säugern era die Stämme gegen die Peripherie dichotomisch in immer feinere Reiser. Be den Vögeln een ist die Ramification der Bronchen federnförmig, indem sowohl "den Haupt- wie der secundäre Stamm: auf einer Seite ihre Zweig se abgeben. Von dem secundären Stamme gehen dann die letzten und fein- h sten Bronchen ab, die als parallel verlaufende, überall gleich starke Be ı N „ Y 433 linder das Parenchym durchsetzen. Die Ramification der Brouchen ist sonach in der Vogellunge eine sehr beschränkte, und erzeugt nie so feine Verästelungen wie in der Säugethierlunge. Um die feinsten Bronchen herum — die eigentlichen Lungenpfeifen — sitzen die Luftzellen, und bilden mit jenen schöne sechseckige, durch feine Septa von einander ge- trennte Säulen. Einer genauen Revision bedürfen noch die Angaben über die Gom- munication der einzelnen Luftzellen einer Pfeife wie der benachbarten Pfeifen unter einander. Im Allgemeinen wird angenommen, es bestände eine vielfache Verbindung der Lak ege, so dass sich die Lunge stets von einem Punkte mit Luft füllen lasse. Sicher ist, dass man von verschie- - denen Bronchen dieselben und entfernt gelegene Partieen aufblasen kann; aber die Communicationen, welche dies ermöglichen, sind keineswegs sehr zahlreich, wie man sich leicht an Lungen überzeugt, die von der - Trachea mit Chromblei injieirt wurden. Ich benütze zu diesen Versuchen am besten durch Erstickung getödtete Thiere, weil sich bei diesen die noch mit Blut gefüllten CGapillaren durch ihre bräunliche Farbe sehr schön von den mit heller Masse gefüllten Luftwegen abheben, was die Verfol- sung der letzteren natürlich sehr erleichtert. Die Querschnitie der Pfeifen erscheinen dann als rundliche und sechseckige Felder, nur in geringer Zahl iriffi man 2 solche, welche durch eine schmale Gemmissur mit ein- "ander verbunden sind. Die Längsschnitte der Pfeifen stellen breite gelbe ’ Züge dar, die bald getrennt verlänfen; bald durch schräge Anastomosen von Be Durchmesser mit benachbarten ecommuniciren. Schwieriger ist der Bau der eigentlichen Luftzellen zu ermitteln, Nach den einstimmigen Angaben münden die Lungenpfeifen durch poly- ansle Maschen in radiär fach aussen verlaufende, sich theilende Gänge mit durchbrochenen Wänden, die sich in ein nal und dichtes Balken- "gerüst von Capillaren öffnen. An Schnitten getrockneter Vogellungen kommt man über den Bau dieser Theile noch weniger ins Klare, als bei der Säugethierlunge. Auch erhält man kein Bild von der wirklichen Grösse der Maschen, weil man nicht im Stande ist die Lunge wegen der durchsetzenden Bronchen*durch Aufblasen ausgedehnt zu erhalten. In- " jeetion der Capillaren mit durchsichtiger oder undurchsichtiger Masse - führt wegen der dichten Lagerung der ersteren gleichfalls zu keinem Re- sultate. Ich versuchte darum eine Injection von der Trachea aus, die ich, um die grösstmöglichste Füllung zu erzielen, am ganzen Thiere nach Auspumpen der noch vorhandenen Luft vornahm. Anfangs benützte ich ‚eine durchsichtige Masse, die ich jedoch bald mit undurchsichtiger (Chrom- bei) ersetzte. Schnitte der sehr gut gefüllten Lunge gaben mir Bilder, | _ welche die bisherige Annahme eines einfachen capillaren Gerüstes an i Be seröhlosoner Räume anfangs sehr zweifelhaft machten. Ich er- - kannte deutlich, von den Pfeifen nach auswärts tretende sich theilende " Ganäle, deren feinsie Ramificationen in kleine geschlossene Anschwel- Sk 134 lungen mündeten. Es schienen sonach die Bronchialröhren niit kleinen "| Träubchen oder Bläschen besetzt. Bei einigem Suchen überzeugte ich j.; mich jedoch, dass diese Bilder nur unvollständig injicirten Partieen an- gehörten. An anderen Orten, wo das Gegentheil der Fall, war eine be- stimmte Enischeidung- mochte ich nun Längs- oder Querschnitte vor- nehmen, wegen der zu vollständigen Injection unmöglich. Ich muss darum die Frage, ob die Luftzellen der Vogellunge nur aus einem Balkengerüste nackter Capillaren oder neben einem solchen noch aus geschlossenen Bläs- chen bestehen, noch als eine offene betrachten. Durch die Benützung grösserer Vögel bei gleichzeitiger Injection der Gefässe und Bronchen, so- wie die Untersuchung jüngerer Thiere, lässt sich diese Angelegenheit vielleicht später zur Entscheidung bringen. Das jedoch steht fest, dass in | den Luftzellen wirklich ein feines capillares Netzwerk besteht, welches ” ringsum von Luft umspült wird. 4 Einige Differenzen herrschen noch über das Gerüste für die Capil- | laren. So haben Rainey und Bowman) behauptet, dass die Schleimhaut der Bronchen bei Beginn der feineren Luftwege aufhöre und das ganze 7 Gewebe nur aus einem Netzwerk von Capillaren. bestehe. Williams schliesst sich dieser Auffassung an, nur lässt er die Capillaren von einem durchscheinenden Epithelium bekleidet sein. Nach Schröder van der Kolk?) sind die Capillaren in einem feinen mit elastischen Fasern durch- zogenen Balkenwerk enthalten, und nirgends frei. Ecker *) dagegen sieht sie in und auf einem an elastischen Fasern und glatten Muskeln reichen % Balkennetz verlaufen. ‚0 Ich erkenne ein sehr feines, aus zariem Bindegewebe bestehendes Gerüst ohne glatte Muskeln und elastische Fasern, welches die Gefässe trägt. An manchen Orten ist dasselbe jedoch so gering, dass kaum etwas. davon sichtbar ist, und es den Anschein hat, als sei nur ein Maschenwerk von Capiliaren vorhanden. Die Grösse der Capillarmaschen fällt verschieden aus, je nach der Behandlung der Objecte, und da hierüber bei den oinzelaen Forschern keine bestimmie Angabe zu finden ist, so werden die gegebenen Zahlen. immer nur mit einem gewissen Vorbehalt aufgenommen werden müssen. "Rainey fand die Alveolen oft noch kleiner als den Durchmesser der um- spinnenden Capillaren etwa sen . Schröder van der Kolk berechnete für den letzteren bei dem Huhn „4. Mm. und für den der kleinsten Luftwege 0,0132 Mm. Nach Ecker messen diese bei dem Kormoran 0,012-—-0,027 Mm. (=+47— 35 ) jene 0,005 — 0,007 Mm. („4+— 345). Ich finde für die kleinsten Lufträume der in chromsaurem Kali erhärteten Taubenlunge N SLR, etwa „45 1) Todd and Bowman, The physiological anatomy and physiology of.man. Lon- don, 4826. Tom. 2. S. 398. 2) Archiv für die holländischen Beiträge zur Natur- u, Heilkunde. Bd. II. 1860. 3) ico senphysiologicae. 435 | Wie für die Lunge der Säuger und Amphibien hatten auch für die . der Vögel Valentin und Purkinje ein Flimmerepithel in den Lufiwegen be- hauptet, während schon früher Bowman sich für die freie Lage der Ge- - fässe ausgesprochen hatte. Rainey dagegen, der ınit Unrecht zu denen gezählt wird, welche das Vorkommen eines Epithels auf den Capillaren - läugnen, wollte eigentlich nur die Nichtexistenz eines Flimmerepithels auf - der durehbrochenen Membran, welche die feineren Bronchialröhren aus- _ kleidet, wie auf den capillartragenden Balken selbst beweisen, wie denn "auch Milne Edwards ') seine Worte nicht anders verstanden hat. (» The air-cells in the bird are several times smaller iban the individual par- ticles of epithelium ,_ which are considered by some to line them; hence the idea of the ultimate subdivision of the air-passages in birds having a "lining of eiliated epithelium, is seen not only to be incorrect but absurd. «) Später haben sich Williams und Schröder van der Kolk für eine Beklei- dung der Blutgefässe mit einem zarten Epithel erklärt, was jedoch andere Forscher wieder in Abrede stellten. M Ich benutzte für die Untersuchung frische, in chromsaurem Rali längere Zeit conservirte Lungen. An diesen habt ich mich überzeugt, dass am Beginn der Lungenpfeifen das Flimmerepithel auf- | hört, und dass die durchbrochene, vorzugsweise Muskeln "aber keine Gefässe enthaltende Mona derselben mit Mehr zarten, „ıiy— +4, grossen zerstreut liegenden Plat- “tenepithelien überkleidet ist. Die Gapillargefässe der feinsten Luftwege sind vorzugsweise nackt; nur da und "dort liegen ihnen einzelne zarte Plattenzellen auf. N Han "Den unteren Kehlkopf habe ich bis jetzt nur bei der Ente untersucht, die schon früher Zeydig zum Gegenstande der Beebachtung genommen ‚hatte. Er fand zwar anscheinend an alien Orten Flimmerzellen , allein zwischen ihnen zusammenhängende exquisite Plattenzellen, deren undert festzustellen ihm jedoch nicht gelang. Die Schleimhaut der Trommel sehe ich von schönen flimmernden raten überkleidet, zwischen denen kleinere Gruppen etwas brei- terer Cylinder stehen, ns einen mehr homogenen, hellen Zelleninhalt sitzen und nicht Hrn An Faltungsstellen der Schleimhaut sieht man diese Zellen über die Umgebung leicht kuglig hervorragen, wie etwa die Schleimzellen im Darme. | HN Die Schleimhaut des Bügels flimmert zum a, Theil, an ein- ‚zelnen Stellen erhebt sie sich in kleine Fältchen, zwischen denen mehr w Platienzellen nahekommende flimmerlose Zellen sich finden. Die Membrana tympaniformis verhält sich ebenso, bald überwiegt. 4) Lecons sur la Physiologie et !’Anatomie comparee. Tome Il. S. 348. 436 das Flimwer-, bald das Plattenepithel. Auch im Beginn der Bronchen sind Ei noch da und dort die Flimmerzellen von nicht flimmernden unterbrochen. Die Luftsäcke tragen nach Valentin und Purkinje ') Flimmerepithel. Diese Angabe wurde später ohne besondere eigene Prüfung ziemlich all- gemein angenommen. Leydig hat sie zuerst genauer untersucht und dahin corrigirt: Das Epithel sei nur stellenweise ein fimmerndes; so fände man beim Thurmfalken in jenen den Lungenlöchern zunächst liegenden Partieen der Luftsäcke Flimmerepithel, ausserdem cilienlose Zellen. Diese Beobachtung ist ganz richtig; das Plattenepithel findet sich in der grössten Ausdehnung und vorzugsweise nur an den zuletzt erwähnten Orten ist Flimmerepithel. Erste- res besteht aus sehr zarten abgeplatteten, mit Kern versehenen Zellen, die häufig ohne Anwendung von Ac nur sehr schwer wahrzunehmen sind. Häufig entwickeln sich in ihnen kleine Fettkörnchen in grosser Zahl. Die Anordnung der Flimmerzellen ist nun die: Entweder erscheinen sie in der Form ganz isolirter, kleinerer und grösserer unregelmässig ge- stalteter FR wie z. B. in der unteren seitlichen Abdominal- zelle, oder als dicht neben einander verlaufende, vielfach getheilte Flim- | merstreifen, die sich von dem Bronchus aus auf den Luftsack fortsetzen, wie dies in ausgezeichneter Weise in dem über der Niere gelegenen Lufi- sack zu sehen ist. Hier erkennt man schon mit freiem Auge die flim- mernden Stellen als einen einige Millimeter breiten weisslichen Streifen. Die beiden letzierwähnten Säcke sind noch am reichsten mit Fliim- merepithel versehen. M Ampbibien. Ueber das Epithel der Amphibienlunge sind die Angaben nich n weniger verschieden wie über jenes der Säugethierlunge. Nachdem zu=) erst Valentin und Purkinje das Vorkommen von Flimmerepithel behauptet hatien, hat Rainey sich später für ein unvollkommenes Flimmerepithe ausgesprochen, indem er sagt: »The sacculi in the lung of the frog” are not completely lined by ciliated epithelium.« Briltan ”) spricht sogar von zweierlei Zellen, von Flimmer- und gewöhnlichen Epithelien ohne jedoch die Standpunkte und die Verbreitung derselben festzustel=" | len. (»In a Toad I did not find much ciliäted epitbelium ; but I satisfied” myself of ihe presence of an epithelium in.the pouches, and, I thought, over the ridges likewise. There was, however, nothing very clear nothing one could have drawn. A frog. — Ciliated epithelium very evi dent and pleniiful ; epithelium everywhere evident.«) Von diesen frei lich etwas unvollständigen Beobachtungen hat Niemand genaue Kenntnis genommen, und spätere Untersucher, darunter geschätzte Kenner. der 4) Handwörterbuch von Rud. Wagner. 2) The british and foreign medico chirurgical Review. Vol. XX. 1857. 437 N Amphibien, wie Leydig und Stannıus, haben die Valentin Purkinje’sche Behauptung auf eigene Untersuchungen hin in ihrer ursprünglichen Fas- - sung wiederholt. ' Zenker , welcher mehr als die übrigen neueren Forscher das Streben hatte, durch das Studium der Ssibalnailchen und vergleichenden Anatomie eine möglichst breite Basis der Erfahrung zu gewinnen, hat auch die kenne mit in den Kreis seiner Beobachtungen gezogen. Er hat sich aber offenbar nur mit einer flüchtigen Betrachtung begnügt, sonst hätten ihm die wirklichen Verhältnisse nicht entgehen können. Zenker stellt als Satz auf, dass die Gapillaren um so vollständiger der Luft aus- gesetzt sind, je (ChBafter die Respiration bei einer Thierelastn ist.. So seien die Capillaren der Reptilienlunge am wenigsten exponirt, obwohl - auch in ihr, wie er bei der Schildkröte fand, frei Fee Capillar- klingen nd sind. Dann wird Rainey ale Gewährsmann aulgeführt, welcher gleichfalls auf der respirirenden Lungenfläche kein Epithel habe u Frweisen können. Letzteres hat jedoch Rainey, wie ich oben bemerkte, - nicht so vollständig geläugnet. Die von den Meisten vertretene Behauptung, die Innenfläche der Amphi- ralungo trage Flimmerepithel, ist ebenso unrichtig, wie wenn man sagen - wollte, die Lunge der Säugethiere flinnmre; denn auch in der Amphi- entonse trägt nur die kleinste Elaeke, d.h. die gröberen \ Balkenzuge, Flimmerepitihel, und nur an einigen wenigen "Stellen zwischen diesem flimmerlose Platten oder kurze Gylinderzellen. Feinere, mit einem voliständigen Capil- Slarnetz versorgte Balken besitzen, wie die Alveolen- "wände zwischen den freien Gapillaren cilienloses Plat- tenepithel in Gestalt abgeschlossener, die Maschen der freiliegenden Gapillaren vollständig us Lel- „a eninseln. Da die Gefässzwischenräume hier von einer beträchtlicheren ‚Ausdehnung sind, als bei den Säugethieren, erreicht denn auch der "Durchmesser der Epithelinseln eine eheckenile Grösse, und die Amphibienlunge bietet gerade deshalb ein ausgezeichnetes Abjas für das Studium des Verhaltens der Gefässe und Epithelien. "Ich verwende hierzu am besten die frische Lunge, die ich in der Regel erst 1‘, bis 2 Stunden nach dem durch Chloroform oder Aether "bewirkten Tode des Tbieres, wenn die Muskeln nicht mehr durch ihre Contractionen lästig werden, herausnehme. Bei kleineren Thieren wird . die ganze oder in 2 Hälften getheilte und geöffnete Lunge in Eiweiss oder Salzlösung, bei nicht zu schwacher Vergrösserung, untersucht. Die Resultate sind folgende. F Bei der Schildkröte erscheint Plattenepithel schon an Balken von a Mm. Breite. Bei der Eidechse und Blindschleiche tritt solches erst 438 rirenden Abschnitte der Lunge noch Balken von 0,08 Mm. Breite, aber nieht durchaus. Es erhalten sich vielmehr ganz eircumscripte rundliche | und unregelmässige Flimmerinseln, besonders an den Vereinigungs- punkten mehrerer Balken. | Bei den eigentlichen Fröschen (Rana escul. und Bufo einer.) treten mitunter schon an 0,15 Mm. breiten Muskelleisten Plattenzellen zwischen freien Capillaren auf. — Noch beschränkter ist die Verbreitung des Flim- merepithels bei den Lurchen. # Die Lunge des Salamanders enthält 2—3 kräftige, aber nicht gleich starke Längsmuskelzüge, von denen schwächere quere und schräge Aeste abgehen. Die ersteren flimmern fast durchaus (?/, der ganzen Länge), die leizteren nur noch eine kurze Strecke nach ihrem Abgange vom Haupt- stamme. | Bei den Tritonen fehlen bekanntlich die in Gestalt netzförmiger vor- springender Leisten angeordneten Muskeln, diese bilden vielmehr eine ziemlich vollständige Einhüllung der ganzen Lunge. Hier findet sich über dem venösen Gefässe eine nach abwärts sich ” verschmälernde, bis nahezu an die Lungenspitze reichende Wimperleiste, Von dieser gehen bei Triton eristatus kurze seitliche Ausläufer und Knospen ab, bei Triton taeniatus nur gegen das Ende 2—3 kurze’ seitliche Fort- sätze. Bei dem ersteren beträgt die Breite der Flimmerleiste hoch oben 0,4 Min., bei letzterem 0,105 und etwas darüber, während die Breite | der mässig ausgedehnten Lunge 2‘% Mm. beträgt. e. Der Axolotl, von dem ich ein ausgezeichnet conservirtes Präparat der hiesigen Sammlung untersuchte, schliesst sich in der Anordnung der 2 Epithelformen dem Salamander an. Das Epithel der Alveolen ist gleichfalls sehr leicht an der frischen 7 Lunge wahrzunehmen. Man verwendet auch hierzu besser die durch Aether oder Chloroform, statt durch Decapitation getödieten Thiere, weil | bei den ersteren durch die Füllung der Blutgefässe die Verbreitungsbezirke dieser und der Epithelien ohne Schwierigkeit deutlich werden. Bedeckt ınan Schnitte solcher Lungen auch mit einem Deckgläschen, so kann ma dennoch häufig an einigen Stellen die Capillaren vollständig injicirt er halten. Als Zusatzflüssigkeit empfiehlt sich PO, NaO oder Hühnereiweiss? Bei den Schildkröten, den Kidechsen, Schlangen und Fröschen sie man auf Flächenansichten eng an einander stossende, mit einem deu lichen Kern und deutlicher Membran versehene, feinkörnige, polygonal die Gefässzwischenräume dicht ausfüllende Plattenzellen. Die Zahl d zu einer Gruppe gehörigen Zellen richtet sich vorzugsweise nach de Durchmesser der Gefässmaschen, der, wie schon erwähnt wurde, bei de einzelnen Ordnungen sehr verschieden ist, und selbst bei den einzelne Thieren, kleine Schwankungen zeigt. So kann man bei dem Frosch 4—8, bei der Blindschleiche 5—60 Zellen zählen. Der Durchmesser diese x [2 BE; N E2 Bi Be \ i 439 ist 0,0074 — 0,0108 Mm., der des Kerns 0,0054, der des Nucleolus 0, 0005 Mm. Die er Injection der Capillaren lässt über diese Verhältnisse keine Täuschung zu. N Faltet man ein Stückchen der Lunge nach aussen, so überzeugt man "sich gleichfalls von der oben geschilderten Anordnung. Man sieht die stark vorspringenden Gefässe und dazwischen die Epithelien, doch wer- den letztere darum hier nicht so deutlich, weil in der Regel die Gefässe ‚an der Faltungsstelle über das Normale gefüllt und ans darum die Räume zwischen ihnen verkleinert und die darin liegenden Zellen ZUu- sammengedrückt sind. Ueber den Capillaren ist keine Membran se Betzi man zu solchen Präparaten allmählich eine dünnere Salzlösung, "bemerkt man nach einiger Zeit, zuerst über den Gefässen, eine zarte > ‚leicht erkennbare Mes brenn, die sich dann mehr und mehr von ihrer Unterlage abhebt, bis sie sich endlich in der ganzen Ausdehnung der Faltungslinie isolirt hat. Noch vor Eintritt dieses Stadiums sieht man "an der Innenfläche der ‘Membran Gruppen zusammenhängender Zellen, "und jetzt, da sie fast vollständig losgelöst ist und in den unisehanden Flüssigkeit flottirt, erkennt man alche oder polygonale, durch helle mit einander Fe piasende Strassen unterbrochene Zelleninseln. Diese entsprechen den Gefässzwischenräumen, jene den Gefässen selbst. Ist diese Membran glatt ausgebreitet, erscheinen die hellen Strassen aller- dings etwas breiter als die Durchmesser der Gefässe, aber sie geben ja nur ihre Oberfläche und nicht den Durchmesser der letzteren. u, Die ganze Innenfläche der Alveolen ist in derAÄmphi- Jienlunge von einer structurlosen Membran, einer GCuti- &ula überzogen, welche an ihrerInnenfläche die zwischen den Gefässen liegenden Epithelinseln trägı Zur Darstellung guter Präparate der Guticula mit den an ihr sitzen- den Zellen habe ich mich später eines sehr einfachen Verfahrens bedient. ‚Kleine Stückchen der Lunge eines mehrere Stunden getödteten Thieres wurden kurze Zeit in einer Mischung aus etwas Glycerin und Salzwasser aufbewahrt, diese wurde dann verdünnt und nun mit dem Scalpell durch Schaben das Epithel mit der sie tragenden Cuticula isolirt. Wenn ich mit niger Vorsicht präparirte, und die gehörige CGoncentration der Zusatzflüssigkeit traf, erhielt ich die Membran in grossen Fetzen, und lie an ihr sitzenden Zelleninseln ganz intact. Da die sehr blassen Zellen. ‚für die Aufbewahrung in einfachem Glycerin nicht sehr geeignet waren, "habe ich diese Präparate mit Carmin imbibirt. Auf diese Weise konnte ‚ich recht hübsche Objecte herstellen. | Einen ausgezeichneten Beweis für die Bedeutung ces Epithelmminpels b er den respirirenden Capillaren giebt der untere Abschnitt der Schlan- enlunge. In den von einem einfachen, aus Körperarterien hervorgegan- genen capillaren. Kranzgelässe Een Alveolen findet sich auch über den Gefässen ein vollständiges Epithel. 4.40 Von der Froschlunge mögen einige besondere Verhälinisse bemerkt | | werden. Bei Anwendung einer starken Vergrösserung und gleichzeitiger Carmin- oder lodfärbung sieht man an der schön ausgebreiteten Cuticula öfters rundliche, sehr blasse kernähnliche Figuren, etwas grösser als die 4 übrigen Kerneßder Epithelien. Auch nimmt man da und dort um jene. feine Linien wahr, die zarte polygonale Felder, aber von grösserem Durch- messer als die Epithelzellen einschliessen. Nur seiten erkennt man in ihnen noch etwas anderes als eine geringe Menge sehr feinkörnigen In-" halts, der aber auch öfters sammt den Kernen fehlt. Diese Formen sind wohl nur als Reste oder auch Abdrücke früher bestandener Zellen aufzu= H fassen, die sich noch an der Cuticula erhalten haben. An längere Zeit gefangenen Fröschen hält es stellenweise oft sch went sich von der Beisdons. wirklicher Zellen zwischen den Gefässen zu über- ; zeugen. An der isolirten Cuticula erscheint das Epithel undeutlich , sehr blass, an einzelnen Stellen sieht man nur 2 bis 4 "beisammen na Kerne, von einer feinkörnigen Masse umgeben, die allerdings mitunte zwischen einzeloen Kernen eine scharfe Grenze erkennen lässt, sehr oft aber auch nicht. Diese Umhüllungsschicht ist dann bald von mehr poly sonaler Form, bald von unregelmässiger Ausbreitung und dann in ver- schiedene Bile Fortsätze ausgezogen, welche den Vertiefungen und Fursl chen zwischen einzelnen Gefässwindungen entsprechen. Die von ihr umschlossenen Kerne sind theils ganz normal wie die des übrigen pi 4 ihels, theils sehr blass und etwas auikgerrnolleni, Da ich diesen Befund nur an atrophischen Fröschen machte, kann i man ihn wohl als pathologisch — als theilweise einfache Atrophie der“ Epithelzellen betrachten. Bei den übrigen frischen untersuchten Amphi- bien ist mir nie etwas Äehnliches EEE REN A In manchen Beziehungen ige htimlieh ist das Lungenepithel der Molche (Salamandra maculata, Triton cristatus u. taeniatus, Axolotl). Bei 1 einer Flächenansicht der noch mit Blut injieirten Lunge erkennt man, | zwischen den engen länglichen und runden Gefässmaschen vereinze te runde Kerne, und aus 2—5 derselben bestehende Gruppen. Die Gruppig mit 4—5 ER sind jedoch seltener. e Die Kerne liegen nahe bei einander, nur durch kleine Spalten B trennt, manche berühren sich ganz dicht, sind an der Berührungsfläche ame plok und gleichen so einem | grossen durch eine quere Scheidewanı in 2 getrennte Kerne. t R. Ist die Füllung der Gefässe nicht vollständig und enthalten letzte nur wenige Blutkörperchen, so erscheint um die vereinzelten Kerne sc wohl wie um die Ker ngnsppen ein heller Saum, der selbst wieder vo einer feinen Contour eingefasst wird. Begnügt man sich mit dieser Ansichf so kann man leicht zur Annahme verführt werden, die einzelnen Kern wie die Kerngruppen seien von einer Membran umgeben; und es hier Zellen mit einfachem oder mehrfachem Kerne vor. Man wird hieri | kl ‚noch durch die Betrachtung der unvollständig gefüllten, oder stellenweise ganz leeren Capillaren beslär kt, welche sehr leicht Längsfalten annehmen. So hält man dann den wirklichen Durchschnitt der Canıl arwand für eine die Kerne umschliessende Membran, und Falten an jener für den Durch- schnitt ihrer Wand. Will man durch künstliche Injection solche Täuschungen verhüten, muss man Sorge tragen, dass sich die Gefässe nicht zu stark füllen, denn im letzteren Falle a die zwischen ihnen liegenden Theile zu stark eomprimirt und die natürlichen Verhältnisse beeinträchtigt, indem durch die Compression die runden intercapillaren Kerne oft eine spindellärmize und längliche Gestalt annehmen. u Auch hier ist es, wie in den übrigen Fällen, am besten die Isolirung der fraglichen Epithel- oder Kernschicht zu versuchen, und man kann dies ebenso gut und ganz mit derselben Methode die bei den übrigen Amphibien benz wurde. Auch hier isolirt man eine zarte structurlose Membran, aber überraschender Weise findet man keine Zellen anihr. Man erkennt nur Kerne in der oben geschilderten Anordnung, die je nach der mehr oder minder vollständigen Flächenausbreitung der sie tragenden Membran, bald durch feine Spalten, bald durch schearkund) von einer den Durchmesser der Kerne noch übertreffenden Breite von einander ge- {rennt werden. Wie man an einer nach aussen “gefalteten Lunge N nachdem man durch die früher aufgeführte Präparation die Membran der inneren Lungenoberfläche losgelöst hat, liegen die grossen Kerne auf der Innenfläche der ersteren, nur mit einem kleinen Theile ihrer Oberfläche Jan ihr hängend, und sie bilden so nach innen Vorsprünge, welche die ‚tiefen Gruben zwischen den starken Capillaren ganz ausfüllen. > Die Kerne, welche einen Durchmesser von etwa 0,0408 Mm. ha- "ben, enthalten einen 0,0002 Mm. grossen Nucleolus innerhalb einer lein- granulösen Masse, die häufig zu einem körnigen runden Klumpen zu- sammengeballt im Centrum des Kerns liegt, und leicht für einen nicht charf begrenzten Kern im Innern einer Zelle — dem früheren Kerne — diese Aataline een und gewinnt die Ueberzeugung, dass hier in “der That nichts anderes vorliegt, als eine structurlose Membran mit an ihrer Innenfläche sitzenden Kernen. Die Vermuthung, dass hier eine ähnliche Veränderung wie bei den länger gefangenen Fröschen vorgelegen j “ e oder dass vielleicht durch die Präparation früher bestandene Bi Diese Rosalie ın Vergleich mit den bei den übrigen Amphibien En Säugethieren gewonnenen, hatten mich in der That überrascht. Dort überall 4h2 ein gemeinsamer Bau — freie Gapillaren und dazwischen Zellen, und hier zwischen den freien Capillaren einfache Kerne. Die Freude, nit jedem neuen Object, welches ich bisher vorgenommen, die vorausgegangenen Beobachtungen bestätigt zu sehen, und so ein gemeinsames Gesetz im I Bau der Wirbeltbierlunge nachgewiesen zu haben, wurde durch die neu gefundenen Verhältnisse nicht wenig verringert. Ich dachte wohl daran, dass die Molche, deren Gewebe in manchen Beziehungen sehr merk 4 würdige Eigenthümlichkeiten bieten, solche auch in dem feineren Baue | der Lunge zeigen, aber befriedigt wurde ich dadurch nicht. Ich erhielt | jedoch sehr bald Aufklärung. | Bei dem Versuche, die Guticula der inneren Lungenoberfläche zu isoliren, löste sich auch von der Pleura eine zarte structurlose Membran ab, welche rundliche und ovale 0,020 --0,03 Mm. grosse mit einem 0,0002 Mm. grossen Körukörperchön versehene feingranulirte Kerne in. Entferiungen von dem Durchmesser letzterer enthielt. Auf Profilansichten erschienen die Kerne etwas plattgedrückt, oval, ragten über die beiden Flächen der Membran etwas hervor, so dass man eigentlich nicht sagen” konnte, auf welcher Fläche sie lagen, sie schienen vielmehr von. der Membran ganz eingeschlossen zu sein. Mit Benutzung einer starken Vergrösserung unter gleichzeitiger Anwendung von Carmin oder lod, sah man bei aufmerksamer Betrachtung um jene Kerne feine Linien als | Grenzen polygonaler Felder, in deren Mitte die Kerne lagen. Es war hiernach sicher, dass die Membran aus sehr dünnen abgeplatteten, aber sehr innig an had haftenden Zellen gebildet wurde. Hatte ich Stück- chen der Lunge, nachdem sie mit Carmin imbibirt waren ‚ einige Zeit im Glycerin äufbeweiirt, und dann nach Zusatz von Wasser untersucht, ge- lang es mir durch geringes Verschieben des Deckgläschens die scheinbarl ; renirlige Grundmempbran in ihre einzelnen Zellen aufzulösen. Ich er- hielt dann in Masse zarte mit grossen Kernen versehene Zellen in de Flüssigkeit. Denselben Erfolg batte die Behandlung mit 35%, Ka0. h Die hier gewonnenen Erfahrungen habe ich alsbald auf die von der inneren Lungendäche isolirte Membran angewandt, und mich überzeugt dass hier ganz dieselben Verhältnisse wie auf der Pleura bestehen. Be starker Vergrösserung und nach Färbung erkannte ich die ganze Membra aus polygonalen Feldern zusammengesetzt, welche einen einfachen ode 2 dicht beisammen liegende Kerne enthielten. Letztere lagen nicht imm ceniral, sondern sehr oft excentrisch; dies war besonders da der Fa wo mehrere Kerne zu grösseren Gruppen vereinigt waren, Mit Sn habe ich auch hier lie einzelnen Zellen isolirt. | Wahrscheinlich entsteht diese unregelmässige Lagerung der Kern sehr früh, wenn die Zellen noch mehr bläschenförmig und noch nicht‘ 7 dünnen Platten umgewandelt sind, indem die wenig fixirien Kerne du die sich mebr und mehr ukehnenden Blutseidese disloeirt und auf Seite gedrängt werden, bis sie endlich in die Maschen der Capillaren 443 liegen kommen. Diese Vermuthung findet eine Stütze in der Beobach- tung, dass selbst bei ganz erwachsenen Thieren, durch die zu starke Füllung der Capillaren eine nicht unbeträchtliche Gompression und leichte Verschiebung der nur mit einem kleinen Theil ihrer Oberfläche an der Membran sitzenden Kerne statifindet. | So wäre denn doch eine bemerkenswerihe histologische Verschie- denheit im Bau der Wirbelthierlunge nachgewiesen. Aber nur scheinbar. Die ganze Frage über das Lungenepithel geht zum Schlusse darauf hinaus: besteht zwischen Capillaren und Luft eine trennende Zellschichte, und wie weit kann sie nach der Beschaffenheit ihrer einzelnen Elemente den Gasaustausch influenziren? Der letztere Punkt ist besonders wichtig. Denn es ist etwas Anderes, eine Lage von Zellen mit allen Eigenschaften, die man solchen Gebilden im Zustande ihrer vollen Vitalität zutheilt — eine mehr oder minder stark ausgeprägte Membran, eine gewisse Menge Zelleninhalt mit einem Kerne, — und es ist etwas Anderes um eine Zellen- lage, deren einzelne Theile ausser dem eigentlichen Kerne gar keinen In- halt mehr erkennen lassen, und nur aus einfachen membranartigen Plätt- chen mit einem bläschenförmigen,, in letzteren eingeschlossenen Kerne bestehen. Diesen Zellen wird man gewiss nur eine schr beschränkte vitale Energie vindiciren, wie man das am Ende auch für die Oberhaut- zellen gewisser Körpergegenden thut, vor denen die Lungenepithelien der Salamandrinen nichts weiter voraushaben als eine bedeutendere Grösse des Kerns. | Bei sämmtlichen Amphibien ergiebt sich demnach eine grosse Ueber- einstimmung des Baues. Die Gapillaren werden überkleidet von einer structurlosen Membran. In den meisten fällen erscheint diese als einfache Quticula, bei den Salaman- ‚drinen dagegen wird sie von den abgeplatteten, sozusagen verhornten, innig an einander haftenden Epithelzellen gebildet. Im ersteren Falle sind die Capillarmaschen aus- ‚gefüllt von Zellen, im letzteren von den noch restiren- ‚den Kernen der veränderten Epithelien. | N Ich will noch Einiges über die Bildung der Guticula beifügen. Diese a offenbar schon sehr früh. | 4 In der Lunge von Froschlarven, deren Extremitäten noch nicht sichtbar ‚waren, deren Vorderkörper 7 Mm. , deren Schwanz 11 Mm. Länge batte, ‚fand sich ein einfaches, nicht flimmerndes Epithel ; in einer etwas grösse- ren Larve, deren Lunge die Muskelbalken schon recht gut zeigte, verliefen W Gefässe schon zum grössten Theile zwischen den Epithelien, aber da und dort waren sie doch noch von einigen Zellen bedeckt. Diese Fälle mitäten unterschied ich sehr zarte Flimmerzellen auf den Balken. Die "über den Capillaren vorkommenden Zellen könnten vielleicht die Ver- - juthung erwecken, die Cuticula der erwachsenen Thiere sei aus ver- "Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. XII. Bd. 34 444 schmolzenen Zellen entstanden , deren Kerne zu Grunde gegangen. Da- ’ gegen spricht jedoch, dass auch bei letzteren die intercapillaren Zellen ‚ihre Guticula tragen. ' 3 nn nn nn Anhang. Für ein genaues Verständniss der. geschilderten Verhältnisse ist eine weitere vergleichende Untersuchung der übrigen, sowohl zur Luft- als zur Wasserathmung dienenden Organe unerlässlich. Diese will ich nun besprechen, “ Darm von Cobitis fossilis. ' _ In erster Reihe kommt hier der neuerdings mehrfach erwähnte, mit dem Dartme athmende Cobitis fossilis, dessen an Capillaren reiche Darm- schleimhaut, nach den Angaben Ban s, kein Epithel besitzen soll. In einem kürzlich mitgetheilten Aufsatze ') habe ich auch hier den analogen Bau wie in der Lunge — das Vorkommen getrennter oder in Gruppen vereinier Cylinderepithelien zwischen den freien Capillaren nachge- wiesen. [N Me " Kiemen der Wirbelthiere. | “ Auch auf die mit äusseren Kiemen innerhalb des Eies atmosphärische Luft athmenden Froschlarven, über die ich leider nur unvollständige Beob- Nil achtungen machen konnte, will ich hier die Aufmerksamkeit lenken. Dahin gehören Alytes und Notodelphys. Der männliche Alytes verlässt nach der Begatiung mit um die Hinierfüsse gewickelten Eiern das Wasser, und | kehrt erst dahin zurück, wenn die Larven zum Ausschlüpfen or sind. Dieses erfolgt aber nach & eben abgeworfenen äusseren Kiemen mit voll- kommen ausgebildeten inneren Kiemen und sackförmigen Lungen. Hie unterliegt es also keinem Zweifel, dass die ersteren der Luftathmun dienten. Mit den Glocken des Beutelfroäches scheint dies nur theilweis der Fall. Obgleich die Structur dieser zarten Gebilde zunächst auf ein Wasserathmung hindeuiet, so lässt sich, nach Weinland), eine Luftath mung im Ei doch nicht vollständig ausschliessen, da nach den vorliege den Beobachtungen die Embryonen der ihre Eier mit sich herumtragen: den Frösche, Pipa und A ‚sich ausserhalb des Wassers entwick Nude Hierfür oralen auch hoch andere Thaisachen, auf die | jedoch hier nicht on kann. F 4) Würzburger nalurwissenschafil. Zeitschrift Bd. II i. Hifi. 2) Müllers Archiv. 4854. S. 461, kk5 ‚Die Kiemenglocken des Letzteren bestehen nach Weinland aus einer feinen durchsichtigen, wie es scheint kaum aus 2 Zellenlagen gebildeten Haut, in der zahlreiche Gapillaren verlaufen. Ob die Zellen, welche die - Glocken zusammensetzen, Epithelien waren, oder ob sie gleichsam das eigentliche Grundgewebe der ersteren darstellten, und wie sie sich zu den Gefässen verhielten, darüber ist nichts weiter angegeben. An jungen Larven aus den Rückensäcken von Nototrema marsup., welche mir Herr Kölliker zur Untersuchung übergeben hatte, finde ich in einem heilen bindegewebigen Stroma die Gefässe und einzelne Muskelzüge, Epithel - Jässt sich nieht mehr erkennen. & “R Wie verhalten sich nun in ihrer feineren Structur die luftathmenden Kiemen des Alytes und die luft- und wasserathmenden Glocken des No- todelphys zu den wasserathmenden Kiemen der übrigen Batrachierlarven. - Hierüber kann ich leider keine Angaben bringen. Die vorwiegende Be- stimmung dieser Theile zur Wasseratihmung, sowie die Fähigkeit wasser- athmender Kiemen der Luftathmung sich zu adaptiren, wie wir dies von mehreren Fischen wissen, lässt wohl erwarten, dass der enigegen- gesetzte Vorgang, wie ihn Notodelphys bietet, ebenso leicht und ohne "Abweichung von den bekannten Structurverhältnissen der Kiemen statt- " finden könne. W Die wasserathmenden Kiemen sowohl der Wirbelthiere als der Wir- ‚bellosen tragen ein vollständiges Epithel. Bei dem Aal besteht dies aus kleinen Zellen mit Kern und feinkörnigem Inhalte, und die Blutgefässe _ verlaufen so, dass die Kerne der a fast immer in ihre Maschen zu ‚liegen kommen. Ist hier im Ganzen eine gewisse Aehnlichkeit.mit den 'Salamandrinen, so geht diese doch nur auf die Anordnung der zelligen ‚Elemente selbst, in der feineren Structur dieser ist dagegen eine Ver- ‚schiedenheit en erkennbar. Denn dort sind die Epithelien, die ausser ‚den noch übrig gebliebenen Zellenkernen keinen weiteren Inhalt zeigen, zu einer einfachen structurlosen Membran verschmolzen, hier dagegen sind die Epithelien getrennt und enthalten einen feinkörnigen Inhalt. Ueber die Bine des Kiemen-Epithels lässt sich um so schwerer ‚etwas genaues ermitteln, als uns die Diffusionsverhältnisse aus Epithelien In bestehender en zu Gasen und Flüssigkeiten eigentlich noch ganz ‚unbekannt sind. Lungen und Kiemen der Wirbellosen. > Die überraschenden Resultate, welche ich bei Untersuchung der _ Wirbelthierlunge gewonnen hatte, a in mir den Wunsch rege, auch auf die Lunge der lan meine Beohachtungen auszudehnen. Ich sing um so lieber hierauf ein, als es schon von Anfang an schien, _ dass hier eine grosse Analogie mit den ersteren sich finde. Ich erinnerte _ mich, dass auch Arachniden und Insecten in den Luftcanälen kein Epi- M 34% 146 thel besitzen, dass auch bei den Pulmonaten,, nach Zeydig und Semper, die feineren Gefässe der Lunge chne Epithel sind und nur die grösseren Gefässe Flimmereylinder tragen. { Als ich hierauf zuersi Helix pomatia prüfte, war ich zuerst ganz der = Ansicht der genannten Forscher. In der frischen Lunge erkannte ich nach ° Zusatz einer Lösung von PO, NaO mit Leichtigkeit zwischen Muskeln und der inneren N der Lunge das lacunäre Gefässge- webe mit seinen irennenden Balken und den bei jeder Contraction oder ieichtem Druck zwischen diesen flottirenden Blutkörperchen. Gegen die Lungenhöhie bildete eine gleichmässig contourirte bindegewebige Mem- bran die Grenze, an deren Innenfläche die Bälkchen der Gefässräume mit verbreiterten Enden sich inserirten. Ich hatte keinen Zweifel, die Sache 7 verbielt sich ganz so wie behauptet wurde. Als ich aber 1% Ac einige Zeit einwirken liess, war ich durch die grosse Menge der frei umher- schwimmenden Plattenepithelien, von denen ich vorher gar nichts be- merkt hatte, überrascht. Ich nahm sogleich ein neues Präparat vor, an welchem ich wie früher bei Behandlung mit PO, NaO über den Gefässen gleichfalls nur eine ganz helle bindegewebige Membran wahrnahm. Nach 7 Zusatz 1%, Ac erschienen jedoch sogleich in dieser zahlreiche Kerne, und als ich noch lodtinetur beifügte, wurde ein deutliches Mosaik sichtbar, in dessen einzelnen Feldern immer ein centraler Kern lag. Durch längere Rinwirkung einer etwas stärkeren Ac habe ich platte, feinkörnige Zellen 7 mit Kern in grossen Fetzen isolirt. . Bei den Pulmonaten tragen demnach die feineren Lun-d h gengefässe Platten, die grösseren flimmerndes Cylinder- epithel. 5 Der Grund, warum un und Ba die en übersehen unrichtigen Ba en BEN N ee ich hierauf nicht weil Bmzueehen | überall ein land Epithel vorzukommen,, in Ermangelung ausge- 2 dehnter eigener Beobachtungen verweise ich hierfür auf die Angaben Leydig's in dessen Histologie. Muskeln. Seit durch Moleschoit ') aufs Neue das Vorkommen glatter Muskel- faseru in der Lunge des Menschen, des Schweines und Rindes behauptet wurde, hat dieser Gegenstand von keiner Seite eine genauere Bespre- . 4 | han waren. Die Resultate, welche Moleschott mit Hülfe geeigneter Reagentien gewonnen haben wollte, schienen in der That keinem Bedenken Raum zu lassen. Mancher Untersucher hat ja seitdem das Kali zur Isolirung “ glatter Fasern benützt, und seine ausgezeichnete Bigenschaft hierfür er- " kannt. Was Wunder, wenn die früheren Gegner sich beruhigten und die übrigen die Richtigkeit der neuen Angaben nicht bezweifelten. | Wenn es sich um den Nachweis zerstreuter glatter Muskeln in einem Gewebe handelt, so ist der einzige Beweis ihrer Existenz die Isolirung der- ‚selben. Die Gestalt der auf Ac erscheinenden Kerne erlaubt allein noch - keinen sichern Schluss. Man darf nur die in einem Bindegewebe und in - der Muscularis eines Gefässes nach dieser Behandlung sichtbaren Kerne mit ‚einander vergleichen, so trifft man dort Kerne, ähnlich denen der Muskel, und hier neben den charakteristisch stabförmigen Kernen wieder solche, - die ganz denen der Bindesubstanz gleichen. Wie viel leichter muss eine ' Täuschung nun da eintreten , wo die Muskelfasern spärlich, untermengt mit Bindesubstanz , Kibelischamn Gewebe und Gefässen vorkommen, was "in der Lunge der Fall ist. Die zarte und feinkörnige Beschaffenheit der Muskelkerne, sowie das Fehlen des Nucleolus gegenüber den scharfen contourirten Kernen des Bindegewebes, wird Niemand als Unterschei- dungsmerkmal betrachten wollen. Säuger. Nachdem schon früher Gerlach behauptete, an frisch gekochten Lun- "genpartieen des Kindes und Erwächsener,, sowie des Schafes glatte Fa- ‚sern, die denselben Anblick gewähren, wie jene der Bronchen gesehen zu haben, will Moleschoil‘) aus Muskelhäuten mit verschieden star- ker Ac und KaOlösung die Muskelfasern isolirt dargestelit haben. Für die Lunge selbst soll die Maceration in KaO allein die Isolirung erlauben. "Bo sagt Moleschott S. 13, er habe deutliche Muskeliasern mit stäbchen- lörmigen, etwas en Kernen in der Wand der Lungenbläschen des RR Rindes sichtbar gemacht, indem er Stückchen der irischen Lunge längere Zeit in starker Essigsäuremischung aufbewahrte, nach 94 stündiger Mace- ration in HO, ne Schnitte davon zerzupfte und mit 1,5%, Ac versetzte. Die Fasern an also nicht isolirt, sondern nur sichtbar gemacht, dies geht auch aus dem Folgenden Her, wo das KaO empfohlen wird, für ‚den Fall, dass man A glatten . Muskelfasern vollständig zu En rünsche. Nun möchte ich doch wissen, wie sich unter der Masse von Gefässen,, elastischen Fasern und den onen der Grundsubstanz die ‚glatten Muskeln bestimmt unterscheiden lassen? r . Daraus wird ersichtlich, dass die Methode mit Ac nicht die sichere ist. ‚Ich habe sowohl die einfache verdünnte Ac, sowie die einprocentige an ER AB frischen, wie getrockneten Lungen versucht, aber in keinem Falle jene I ausgesprochenen stäbchenförmigen Kerne, wie sie auch den Iungenmus= M keln zugeschrieben werden, beobachtet. Die Schweinelunge soll ein ausgezeichnetes Object für die Muskeln i sein, weil sowohl die elastischen Fasern sehr wenig entwickelt, als auch | die Muskeln reichlicher sind wie anderswo, und nicht selten in Bündel m von 2, k und mehreren neben einander verlaufen, während bei dem Men- schen und Rind die elastischen Fasern häufiger, und die Muskeln spär- licher sind. Ich habe beim Schweine folgendes beobachtet. Das elastische Gewebe ist sehr schwach, die einzelnen Elemente dünn, nach Acer- scheinen in der Wand der Alveolen ziemlich zahlreiche, rundliche, eckige, spindelförmige, mitunter auch leicht stabförmige Kerne durch Zwischen- räume von dem 3 bis 4fachen ihres Dickendurchmessers von einander getrennt. Die verlängerten Kerne liegen mit ihrem Längsdurchmesser in der verschiedensten Richtung, was doch nicht der Fall wäre, wenn sie | neben einander verlaufenden Muskelfasern angehörten, wie dies Moleschott angiebt. Dasselbe fand ich in der Lunge vom Menschen, Rind, Feldhasen, Kaninchen, Fuchs, Pferd und Manatus, nur mit dem Unterschiede, dass in der Sthhreinielkuieb die verlängerten Kerne, wenn auch den rundlichen an Zahl gleich, doch häufiger waren, als in den übrigen Fällen. Wie viele von diesen Kernen dor Capillaren oder dem Stroma ange- hören, erfährt man nur durch Injection der Gefässe. Herr Moleschott sagt freilich, man könne die Muskelkerne schon darum nicht leicht mit Stroma- en, verwechseln, weil diese, mehr ellipsoidisch als stäbchenförmig, im Verhältniss zur Länge viel dieker und mit Kernkörperchen versehen seien, | während diese den Kernen der Muskeln fehlen. Ich habe oben schon hervorgehoben, dass man auf die Stabform der Kerne da nur ein grösseres Gewicht legen darf, wenn dieselben in grösserer Zahl auftreten, in der N Lunge, wo sich nur einzelne Muskeifasern finden sollen, ist eine Ent- | scheidung für oder gegen, auf Grund der Gestalt einzelner Kerne, ganz unthunlich. An einer mit Garmin injicirten Schweinelunge sah ich de auch nach Zusatz verdünnter Ac, dass die früher beobachteten Kern vorzugsweise in der GCapillarwand liegen, und dass die Kerne des Stromas sogar sehr spärlich sind. Der Raum zwischen den Gefässen ist so gering, dass er nur sehr wenige Muskelfasern aufnehmen könnte. Kerne aber, wie sie gewöhnlich in diesen vorkommen, sieht man ni gends im Stroma, und nie so zahlreich wie das bei dem Vorhandense mehrerer Müskelfasern in der Bläschenwand der Fall sein müsste. I mitunter ein Kern von mehr stabförmiger Gestalt, so ist daraus ja weit noch nichts zu folgern. n Aber Moleschott hat die Muskelfasern aus "der Bläschenwand isolir er hat dieselben gemessen, und giebt eine Uebersicht der gefundene Grössen. j / 6% 449 _ Aufsatzes bei Besprechung der Untersuchungsmethoden ausdrücklich her- _ vorhebt, bei den durch Ka0 isolirten Fasern sei der Kern nicht sichtbar. ‚ Dies 2 en ganz meinen eigenen Beobachtungen. Die auf diese Weise von mir aus Muskelhäuten gewonnenen Fasern liessen mir fast "stets den Kern, und häufig sogar sehr deutlich erkennen. Schon darum ‚ möchte es zweifelhalt sein, ob Moleschott aus den Bläschen wirklich Mus- kelfasern isolirt, und ob er nicht andere Dinge für dieselben gehalten hat. Haben ihm aber wirklich Muskelfasern vorgelegen, dann ist immer die Möglichkeit, dass solche kleinen Bronchen angehörten, deren Quer- sehnitie er für Alveolen hielt, eine Vermuthung, die neuerdings auch - Henle ausgesprochen hat. Mir wenigstens ist es irotz aller Mühe, bei halb- bis mehrstündiger Maceration in KaO bei keinem der unter Sucbirs Thiere gelungen, Muskeln aus den Alveolenwänden zu isoliren, wenn ich auch unter dem einfachen Mikroskop die Präparate noch so fein zerzupfie, - während ich doch von den feineren Gefässen der Lunge mit Leichtigkeit die Muskeln isoliren konnte. N Auf den Bau der Manatuslunge will ich noch etwas näher eingehen, weil, wie Leydig in seiner Histologie hervorhebt, die Ger Kolunge ausserordentlich contractil sein soll, was möglicherweise durch glatte "Fasern bedingt sein könnte, Die Bläschenwände- enthalten hier ein sehr dichtes Netz von 0,004Mm. und darüber starken elastischen Fasern. Durch "Behandlung mit KaO gelang es nicht, aus den Bläschen Muskelfasern - zu isoliren, auch sah ich nach Ac keine den Muskelkernen ähnliche Ge- bilde, die Kerne der Wände sind mehr länglich, spindelförmig, rundlich, - die Muskelkerne der Gefässe sehr deutlich. Auch in der Pleura aller er Lungen vermisste ich die Muskeln. . © Nach der Menge des elastischen Gewebes der Lungensubstanz er- iebt sich folgende absteigende a Manatus. Bind.. u Pferd, Mensch, Feldhase, Fuchs. Schwein. . Bemerkenswerth dürfte die Ausbildung des elastischen Gewebes der Pleura sein. Bei Manatus ist dieselbe, wie schon Leydig hervorhob, von gewöhnlicher Dicke, und besteht as; kräftigem welligem Bindegewebe Bi Arinen elastischen ‚Hasen: . Bei dem Rinde nn die Ian ei i En. Pferde, Wolite nn aus dem. Vorkommen eines ia cken ” Netzes beim Erhmaine etwa sehheasen, Hass die Fnskughen Fasern der Ei { 450 Vögel. Ueber die Muskeln der Vogellunge besitzen wir nur Angaben von 7 Leydig und Ecker. Ersterer sagt in seiner Histologie: »In der Vogellunge " glaube ich am Reiher Muskeln gesehen zu haben, die den grösseren Röh- ren angehören mochten«. Ecker‘) dagegen will in dem Balkengewebe, welches zwischen den feineren, in die eigentlichen Lungenpfeifen mün- 2 denden Luftcanälen liegt, elastische und glatte Muskelfasern gefunden haben. En Meine Beobachtungen sind vorzugsweise der Buteo- und Tauben- f lunge entnommen, die ich folgendermaassen behandelte. Etwa # Mm. dicke schmale Schnitte der füsaheit Lunge wurden in Wasser abgespült, und dann unter dem einfachen Mikroskop zerzupft. Man isolirt hier leicht die einzelnen Lungenpfeifen in der Gestalt durchbrochener Röhren oder kleinerer Fetzen. Schnitte der getrockneten Lunge empfehlen sich mehr‘ für das Studium der feineren Hohlräume, weil man in der Regel auf feinen Schnitten nur dünne Burchenkmiih der Pfeifenwände, und nur vereinzelte Balken derselben, aber keine solchen in ihrer gegenseitigen Verbindung erhält. | Eine isolirte Pfeife ist einem hohlen Cylinder vergleichbar, dessen Wände von vielen grösseren rundlichen oder polygonalen Lücken durch- brochen werden, zwischen denen verschieden dicke Baiken als Septa bleiben. Die ERRRNR der Lücken selbst ist ganz unbestimmt. Die der ° Länge nach verlaufenden Balken sind im Allgemeinen etwas stärker als die queren und schrägen, erstere hatten im Durchmesser bis 0,027, letztere. bis 0,0081, der Dneehtmesnei einzelner Lücken betrug 0, 081 Mm. Nach Zusatz von w asser erscheinen die Balken hell und elinzend wie man dies oft bei glatten Muskeln sieht. Nach Ac treten in ihnen schöne stabför- mige Kerne in Menge auf, und es wird schon dadurch wahrscheinlich, dass. die Balken fast nur aus Muskeln bestehen. In den gröberen Längsbalken. liegen häufig 6 und mehr Kerne neben einander. Ausserdem erkennt man | noch feine aber nicht sehr zahlreiche elastische Fäserchen, und in den. n queren Balken kleine rundliche Kerne. Mit 35% KaO habe ih leicht nach ein- oder mehrstündiger Einwirkung aus frischen Präparaten die Muske ‚der Balken isolirt. Die einzelnen Fasern sind 0,027 bis 0,081 Mm. lar und mit einem hellen stabförmigen, 0,0162 Mm. langen Kerne versehen. — Blutgefässe finden sich in diesen Balken nicht. | Die Wände der feineren Lungenzellen bestehen aus einem hell Gewebe, in welchem nach 'Ac zahlreiche runde Kerne, von 0,0029 0,003 Mm. Dürchmesser erscheinen. Neben diesen kommen a spärliche längliche Kerne vor, aber nicht so stabförmig wie in Muskeln. B M W W u En > Fi a ee ee a m 4) Icones physiolog. Erklärung zur 40. Tafel, Yu Ueber die Muskulatur der Lufisäcke besitzen wir bis jetzt nur eine _ sehr unbestimmte Angabe Leydig’s'), welcher sagt: ihm däuche auch glatte Muskeln in ihrer Wand gesehen zu haben. Eis finden sich in der - That Muskeln, im Allgemeinen sehr zahlreich aber von sehr wechselnder Ausbreitung. Die Hauptfundorte für dieselben sind die Ansatzstellen der Säcke und ihre Verbindungen mit den Bronchen. Die hierauf an Beobachtungen wurden besonders an der Taube, dem Falken und Huhn gemacht. Vermisst habe ich die Muskeln 5 in ehe Interclavicular- und Axillarsacke, in dem Sacke für das Herz und - dem für den unteren Kehlkopf und dem grossen Abdominalsacke. Der über der Lunge gelegene Luftsack enthält gegen seinen Ansatz am Oesophagus sehr zahlreiche quere Muskelfasern, ja er besteht bein: Huhn fast allein aus Muskeln, ebenso die ihm benachbarten Säcke. Spär- lichere Muskelfasern finden ch in dem dicht über der Niere liegenden Sacke, dagegen trifft man viele Muskelfasern in den über der Leber ge- legenen Säcken, gegen den Oesophagus zu. An der Verbindung. der Luftsäcke mit den Bronchen beobachtet man zahlreiche ringförmige, schräge und radiärgeordnete Muskelfasern. | Sehr häufig gehen die Muskeln in elastische Sehnen über; da, wo erstere fehlen, enthält das Gewebe der Lufisäcke auch or viele elastische Fasern. . | Nerven sind sehr häufig und dunkelrandig. Da und dort liegen an ‚ihnen einige, wie mir a meist apolare Ganglienzellen. Mit KaO ge- Bere es mir nicht aus dem eigentlichen Lungengewebe Muskeln zu isoliren. Elastische Fasern fehlen ee fast ganz. Amphibien. | Aus der Glasse der Amphibien kennen wir die Muskeln von der "Schildkröte, dem Chamäleon, Python, der Ringelnaiter, dem Frosche und Landsalamander. Vor Kürzem hat Heinrich Müller *) die von Leydig H und Reichert bisher in der Lunge des Triton Brmissten Muskeln nach- gewiesen. Nach so zahlreichen bestätigenden Beobachtungen lag es nicht KR Merne zu vermuthen, die glatten Muskeln seien ein ziemlich constanter N % Theil der Aupkibienluhee: wenn dieselben gleichwohl noch von eg ‚bei Proteus geläugnet, und von Menopoma bezweifelt wurden. Bei Menopoma alleghaniensis erscheinen die Muskeln in der Form grö- ' berer bis %, Mm. breiter, in Entfernungen von 3—5 Mm. gelegener Quer- " balken, die sich durch söhrake und senkrechte Balken zu einem grob- maschigen Netzwerke verbinden, dessen Lücken wieder von einem feineren Netze ausgefüllt werden, Welhes zunächst die Alveolen umspinnt. Spär- cher sind die Muskeln der äusseren Wand der Alveolen. Nach Ac er- "2 4) Histologie. S. 376. N: 2) Würzburger naturwissenschaftl. Zeitschrift. 4861. 11. Heft. 452 scheinen darin länglich runde Kerne, 35 procentiges KaO dagegen isolirt sehr gut schöne abgeplattete Muskelzellen. Noch zahlreicher sind die ‚Muskeln beim Axolotl. Das grobe Balkennetz ist hier kräftiger, dichter ” und gleichmässiger, die Maschen quergestellt, und besonders die grösse- ren von einem schwächeren Netzwerke durchzogen. Die Balken bestehen ° nur aus glatten Fasern, deren Kerne auf Ac als 0,0108 Mm. lange, und - 0,001 Mm. breite stabförmige Gebilde erscheinen. KaO isolirt die ein- erden Muskeln bie gut als im vorigen Falle, doch findet man die- ; selben immer als krä üg e langgezogene Bänder. Zietnlich dieselben Ver- hältnisse fand ich bei Menobranchus lateralis. N Darnach ergeben sich die glatten Muskelfasern in der Amphibien- lunge als ziemlich weit verbreitet. 2 Mehrere der untersuchten Objecte hatten mir die Herren Kölliker und Müller bereitwillig aus ihren Sammlungen zur Verfügung gestellt, 7 was ich biermit dankend anerkenne. Ueber die Lunge der Dipnoi werden wohl bald die fortgesetzten Mit- theilungen Kölliker’s erwünschte Aufschlüsse bringen. Vergleichen wir nun die Lunge der Amphibien mit jener der Säuger und Vögel in Rücksicht auf die Verbreitung der Muskeln, so ergiebt sich, dass in den beiden ersten Classen sämmtliche Muskulatur den Bronchialä röhren angehört, in der letzten dagegen gleichzeitig neben einer Fortsetzung der bronchialen Muskulatur in der Gestalt verzweigter Balken auch eine eigentliche Muskulatur der Alveolarwand auftritt. Bei dem Triton end - lich liegen der ganzen Capillarschicht nach aussen Muskeln auf. u Schlussbemerkungen. | Ich komme noch auf die Frage , ob man die Lunge zu den Drüsen ıE rechnen dürfe. Zenker, welcher sie zuletzt wieder angeregt hatte, musste 3 um so eher darauf geführt werden, als für ihn mit dem Nachweis der Nichtexistenz eines Epithels die letzte äussere Analogie mit den ubrige Drüsen gefallen war, und sich bei einer Vergleichung des Respirations- ‚processes mit den der übrigen Drüsen eine grosse Verschie- denheit sich herausgestellt hatte. Auf anatomischer Basis fussend, hatte Zenker nach den Bektuhgen Begriffen gewiss Recht, die Lungen als eigen- artige Organe den Drüsen gegenüber zu stellen, SH was sie eigentlich | bisher zu solchen machte — das Epithel ihrer Bläschen — existirte j nicht. Es ergab sich so auch anf einmal eine merkwürdige Uebereiasti ei mung mit unseren physiologischen Erfahrungen, die dafür sprachen, dass der Vorgang der CO,abscheidung mehr auf rein physikalischem Weis B als dur ei die Thätigkeit eines Drüsenepithels erfolge. | 4 Da nun doch ein, wenn auch von Gefässen unterbrochenes Epithe 53 nachgewiesen, ist freilich die Aehnlichkeit mit anderen Drüsen wieder eine grössere geworden, wenn auch nur eine beschränkte: den» gerade da, wo die Ausscheidung erfolgt — an den Gefässen — fehlt ja das Epi- thel. Hierdurch ist aber zugleich anderseits wieder eine wesentliche Ver- schiedenheit von den übrigen Drüsen festgestellt. „ Aber es fragt sich, ER wir den Begriff der Drüse in den bisheri rigen " engen Grenzen halten, ob wir ihn Allein an die Existenz eines zelligen Drüsenparenchyms knüpfen dürfen, ob wir nicht überhaupt alle ausson- - dernden Organe, mögen sie nun in ihren zelligen Elementen die Werk- stätten der gelieferten Producte besitzen, oder mögen sie, gleichgiltig oh eine besondere Zellenlage existirt oder nicht, nur die Wege sein, durch welche im Organismus gebildete Stoffe nach aussen geführt werden, als ' Drüsen auffassen müssen? Hierzu, glaube ich, ist alle Berechtigung vor- “handen. Und um so mehr, als wir in beiden Fällen nie ohne eine gewisse Betheiligung des Gewebes selbst, auch bei nur unvollsiändigem Epithel " die Ausscheidungen erfolgen sehen, und ginge der Einfluss des letzteren _ auch nur auf die Menge und nicht einmal auf die Beschaffenheit des - Secretes. N Denn .auch in der Lunge geschieht die CO,ausscheidung nicht auf ” rein physikalischem Wege, die neuesten Versuche sprechen vielmehr für eine Betheiligung des Gewebes bei diesem Vorgange. So hat Schöffer ') festgestellt, dass die in der Lunge ausgestossene GO, nicht allein von der- “ jenigen stammen kann, welche eg Blut andre mitbrachte. Es - muss also in der Lunge selbst ein Process stattfinden, durch welchen der ‚Antheil des Blutes an freier CO, vermehrt, und deshalb auf eine besondere "nicht näher gekannte Weise geeignet gemacht wird, seine GO, abzugeben. 4 [ak "Die Lunge ist demnach, wie Ludwig sagt, ein specifisches Ausathmungs- werkzeug. | "4 Welche Theile des Organs dies bewerkstelligen, ist wohl schwer ‚zu entscheiden. Aber wenn wir sehen, dass neben alien Einrichtungen die in unmittelbarer Berührung mit der Gapillarwand selbst sind, werden "wir denn doch annehmen dürfen, dass diese wahrscheinlich bei der Be. eine gewisse Rolle spielen, wenn sie auch nicht die ? Aehnliche Verhältnisse treffen wir in der Niere, denn auch von dieser Ist keineswegs mit voller Bestimmtheit ermittelt, wie weit sich ihre ein- zelnen Theile an der Zusammensetzung des Harns betheiligen, ja es ist Ben. leicht möglich, dass die daselbst statifindenden Yorgtnen sowohl "dazu dienen, die Bestandtheile des Harns zu mehren, wie dessen Ab- h scheidung Aus dem Blute zu unterstützen. - = Versucht man nun eine Eintheilung der Drüsen nach ihren physio- Iogischen Leistungen, so wird man neben den bei der Blut- und Lymph- 4) Zeitschrift für rationelle Medizin. Bd. XI. 4861. bereitung thätigen, und den Geschlechtsdrüsen noch zwei besondere Gruppen unterscheiden müssen , deren vollkommen scharfe Abgrenzung # bis jetzt allerdings noch nicht möglich ist. i a) Vorzugsweise excernirende Drüsen, welche den Zweck hahen, im Fig. Fig. b) > . Flächenansicht einer Lungenalveole der Blindschleiche. a. Muskelbalken, . Epithelien der Innenfläche der Lunge von Triton taeniatus. Die Contouren . Epithel der Lungenpleura von demselben Triton in Salzlösung. Keine Con- i . Ansicht eines Stückes der Innenfläche einer injicirten Lunge von Triton cri- # . Losgelöste Cuticula einer Alveole der Blindschleiche mit kleineren und‘ grösse- j . Losgelöste Cuticula der Lungenalveole einer Rana temporaria, tbeils mit voll . Muskelbalken aus den Lungenpfeifen der Taube. Vergrösserung 300. u . Cuticula der Lungenalveole von Rana temporaria mit vollständigen Zellen- 4 | . Dasselbe Präparat von der Ringelnatter mit theils vollständigen «a., theils un- . Epithel der Lungeninnenfläche von Triton cristatus, a. vereinzelte, b. mehr-, 45% ‚5 °L Biute gebildete Stoffe nach aussen zu führen, wobei jedoch das Parenchym derselben sowohl auf die Menge und vielleicht auch auf die Zusammensetzung des Secretes von Einfluss sein mag. (Lunge,. Niere, Schweissdrüsen.) N Wesentlich secernirende Drüsen. Hier entsteht durch die Thätig- Ä keit der Drüsenzellen das Secret. (Leber, Speichel-, Schleim-, Milchdrüsen, Thränendrüsen.) ul Erklärung der Abbildungen. Tafel XLIV, Fig. 1—5. b. Capillaren, c. die Maschen dieser ausfüllende Zelleninseln. Vergrösse- rung 200. der einzelnen Zellen durch lodtinctur sichtbar, gemacht. a a F etwa 500. F' touren der einzelnen Zellen sichtbar. Vergrösserung etwa 300. status, Das Capillarnetz a. mässig gefüllt, in den Maschen desselben theils ' | vereinzelte, theils mehrfache Kerne der Epithelien b. Vergrösserung 300. : Flächenansicht eines Theils einer Lungenalveole der Rana temporaria, a. Ge- fässe, b. in ihren Maschen liegende Epithelzellen. Vergrösserung 300. Tafel XLV, Fig. 1—6. B | ren, die Maschen der Capillaren einnehmenden Zelleninseln. Zwischen diesen | helle Strassen, welche dem Verlaufe der Gefässe entsprechen. Vergrösserung 7 | 500. Genaue Copie. E ständigen ansitzenden Zellen, a., theils mit Kernen von einer feinkörnigen Masse, b., dem noch übrigen Reste früherer Zellen umgeben. Vergrösserung etwa 500. Y inseln. Vergrösserung 500. vollständigen , ‘durch die Präparation verletzten Zelleninseln. Vergrösse- rung 500. \ TER fache Kerne. In c. ist das Präparat gefaltet, und man sieht die nach inner | zwischen die Gefässmaschen stark vorspringenden Kerne des Epithels. Ver- = grösserung 800. | ' Va Die Entwickelung der Zahnsäckchen der Wiederkäuer. | Von A. Kölliker. Die Lehre von der Entwicklung der Zahnsäckchen schien nach den "bisherigen Untersuchungen, mochte man nun der Arnold-Goodsir'schen "Darstellung beipflichten oder nicht, doch wenigstens in sofern gesichert zu sein, als allgemein die oberflächlichsten Schleimhautlagen als der eigentliche Sitz ihrer Bildung aufgefasst und der Zahnkeim als eine grosse Schleimhautpapille, das Zahnsäckchen als eine Umbildung der äussersten Schleimhauttheile und die Schmelzinembran als ein Abkömmling des Mund- höhlenepithels angesehen wurden. Nun haben aber vor kurzem theils N. Guilloi als auch Robin und Magitot als Ergebniss ausführlicher Uniersu- chungen, namentlich der Wiederkäuer, den Satz aufgestellt, dass die Zahn- ‚säckchen ganz eng von den obersten Schleimhautlagen und dem Epithel sich entwickeln und selbstständig in der tiefsten Schleimhautschicht, d. h. im submucösen Gewebe, ihren Ursprung nehmen. Wenn nun u ‚für Jeden, dem die Bildungsweise der Zähne in der Thierreihe und die Ent- "wicklung der Zahnsubstanzen bekannt war, von vorn herein der Schluss \ si h ergab, dass die genannte Darstellung nicht richtig sein könne, so stellte sich doch “ der Bestimmtheit, mit der dieselbe vertheidigt ud die "Aufforderung derselben durch neue Beobachtungen entgegenzutreten, um ‚so mehr als man sich eigentlich doch sagen musste, dass ie Entw jeklung ‚der Säckchen noch lange nicht hinreichend aufgeklärt sei. Ich habe mich 1 un dieser Aufgabe unterzogen und theile im Folgenden die Hauptergebnisse ‚meiner Untersuchung, so weit sie in der Sitzung der hies. Physikalisch- medicinischen Gesellschaft vom 43. Juni 1862 vorgetragen wurden, mit, indem ich eine ausführlichere Arbeit mit Abbildungen, welche a ge- nauen Verständnisse unumgänglich nöthig sind, für später verspare, u 4. So weit meine Untersuchungen reichen, besitzen die Wieder- käuer (Kalb, Schaf) keine offene Zahnfurche und entbehren ganz sicher freierZahnpapillen. Ein Schafembryo von 9” zeigte nichts von einer Furche an der Stelle, wo später die Zähne sich bilden, und bei N AN # 456 einem solchen von 4” 4”, bei dem die Zahnsäckchen schon in der ersten Anlage begriffen waren, war auch nichts von einer Rinne zu entdecken. Da im leizlern Falle die Papillon zum Theil noch fehlten, so ist sicher, dass dieselben niemals frei sind. B 27‘ Die Entwicklung der Zahnsäckchen der Wiederkäuer beginnt mit der Bildung eines besondern epithelialen Organes, das ich den Schmelzkeim nenne. Derselbe stellt einen zusammenhängenden platten Fortsatz der tiefsten Lagen des Epithels dar, der bis auf eine ge— wisse Tiefe in die Schleimhaut eindringt, mit seiner Längsaxe der Längs- axe der Kiefer gleich verläuft und somit seine Flächen ebenso gestellt hat, wie diejenigen der Kiefer. Auf Querschnitten sieht der Schmelzkeim fast genau so aus, wie die Anlage eines Haarbalges oder einer Schweissdrüse und besteht aussen aus eylindrischen Zellen, innen aus einer oder zwei Lagen rundlicher kleinerer Zellen. Die cylindrischen Zellen setzen sich am Ursprunge des Schmelzkeimes von dem Epithel in die cylindrischen tiefsten Zellen des letzteren fort, während die rundlichen Zellen mit dem darüber gelegenen Schichten = verbinden. Manchmal ist der Schmelz- keim am Ursprunge breiter und gehen dann auch noch eine gewisse Meng grösserer Epithelialzellen eine Strecke weit in das Innere desselben ein, andere Male erscheint derselbe mehr nur wie eine Verdoppelung der tiel= sien Zellenlage des Epithels oder entbehrt wenigstens stellenweise der inneren en Zellen. IR 3. Anfänglich ist der Schmelzkeim überall gleichmässig dünn un d nicht zu erkennen, wo die einzelnen Zahnsäckchen sich entwickeln. Spä-' ter bilden sich in der tiefern Hälfte desselben, welche schon von Anfang an nach äussen gebogen ist und mehr oder weniger wagerecht liegt, ein- zelne Stellen entsprechend der Zahi der Zähne eigenthümlich um und ge- stalten sich nach und nach zu den einzelnen Schmelzorganen. Diese Umbildung beruht auf Folgendem. Erstens und vor Allem verdickt sich der Schmelzkeim an diesen Stellen dadurch, dass im Innern desselben eim reichliche Zellenwucherung statt hat. Diese Wucherung geht von de äusseren länglichen Zellen des genannten Keimes aus, welche offenba durch Tbeilung sich vermehren und bedingt nach und nach die Bildun; eines ganzen Haufens rundlicher und länglichrunder Zellen an den betref fenden Stellen des Schmelzkeimes, dureh welche die zwei Lagen längliche Zellen, welche als Fortsetzung der tiefsten Zelien der Epidermis bis jeiß den Schmelzkeim sozusagen allein bildeten, deutlich von einander abge hoben werden, so dass sie von nun an als besondere Begrenzungsmem. branen erscheinen. Sind einmal so die Schmelzorgane angelegt, so wu chern sie noch mehr und ändern sich zugleich auch in histiologischer Be ziehung. Die innersten Zellen derselben nämlich, die bei manchen ru nd lich oder länglich rund waren, werden sternförmig und zwischen dense ben scheidet Ne eine helle Gallerte in solcher Menge ab, dass die Bi rasch sich vergrössern. Während dies geschieht, bilden. sich aber an 157 renze des Gallerigewebes gegen die cylindrischen äussersten Zellen der chmelzorgane immer neue Zellen, die wiederum in Gallertgew ebe über- sehen, und vermehren sich die che Zellen selbst in der Fiäche, is am Ende die Schmelzorgane ihre volle Grösse erreicht haben. Diesem zufolge ist das Gallertgewebe des Schmelzorganes kein Bin- egewebe, wie alle bisherigen Autoren mit Ausnahme von Huxley anneh- n, noch einfache Bindesubstanz (d. h. aus Bindegewebskörperchen und rundsubstanz bestehend), wie ich noch neulich es aussprach, vielmehr in eigenthümlich umgewandeltesEpithelialgewebe. Da mir nur Eine Ana- gie für eine solche Umwandlung von Epitheizellen bekannt ist, nämlich je äussere Hülle des gelegten Barscheies, die aus den verlängerten ana- stomosirenden Epithelzellen des Graaf’schen Follikels und zwischen den- "selben ausgeschiedener Gallerte besteht, so dauerte es lange, bis ich mich "entschloss, das Gallertgewebe des Schmelzorganes in der genannten Weise ıfzufassen, die Thatsachen waren jedoch so schlagend, dass ich obschon ider Willen schliesslich nicht anders- konnte. Ich stimme somit jetzt ganz nit der Ansicht meines Freundes Th. wseley überein, der schon vor länge- ar Zeit das ganze Schmelzorgan als ithel des Zabnsäckchens und der npapille aussprach, ohne jedoch für sen bemerkenswerthen Ausspruch nöthigen Belege beizubringen. &. Der Schmelzkeim und die sich wickelnden Schmelzorgane grenzen mer an die oberflächlichste Lage der chleimhaut, deren Gewebe bei Em- yonen überall mit einem zarten ucturlosen Häutchen gegen das Epi- l und seine Wucherungen ab- liesst. Sobald die Schmelzorgane ch zu bilden beginnen, wuchert an iefern Seite derselben die Schleim- t nach und nach bei jedem Organe Erklärung der Abbildung Ein Theil des Gaumens von einem 3” langen hafembryo im Querschnitte, mit einem Zahnsäckchen eines Backzahnes der rechten Seite. 23 Mal vergr. a Epithelialwulst, der am Gaumen jederseits, da wo die Zahnsäck- hen sich bilden, einen Längswulst bildet und Zahnwal! heissen kann; 5 tiefste ndrische Zellen des Epithels; ce Ursprung des Schmelzkeimes vom Epithel : d äus- Epithelschicht des Schmelzorganes; d’ Epithelialsprossen der äussern Epithel- ht; e Gallertgewebe des Schmelzorganes; f innere Bpithelschicht des Schmelz- mes‘ oder Schmelzmembran; g Zahnkeim hier zufällig durch ein@ Lücke von / ennt; h noch undeutlichesAnlage der äussern Lage des Zahnsäckchens; ; ober- hiiche Lage der Mucosa; k einzeine Knochenbalken des Unterkiefers. . “ 458 3 | 4) \ in eine Warze oder einen Hügel hervor, der einen Eindruck am Schnehil organe bewirkt. Diese Warzen sind nichts anderes als die Za hnkeime oder Zahnpapillen, welche mithin Erhebungen der oberfläch- lichsten Schleimhautlage oder ächte Papillen sind, die wie an- derwärts die Mucosa, eine structurloseLage, hier Membrana praefor mativa genannt, als Bodtanzude besitzen. Einmal angelegt wuchern die Papillen rasch und werden die Schimelzorgane immer mehr kappenförmig /s. den’ Holzschnitt). Von den äussersten cylindrischen Zellen der Schmelzorgane erscheinen nun die einen als unmittelbarer Ueberzug der Zahnpapillen und können dasinnereEpithelderSchmelzorgane oder die Sch melsM membran heissen (f), die andern dagegen überziehen äusserlich die Schmelzorgane und stellen das äussere Epithel der Schmelzorgane ach Y (d), das schon vor Jahren Nasmyth und Huxley, vor kurzem auch die oben- genannten französischen Autoren beschrieben haben. Die erstern Zellen, die allein den Schmelz bilden, sind zum Theil schon früher, auf jeden Fall aber nach dem Deutlichw oder der Papillen mehr verlänieär, “während die letztern, die natürlich an der Basis der Papillen mit den erstern zusammen« hängen, später mehr wie Pflasterepithel sich ausnehmen und niedrig sind — Eine Eigenthümlichkeit der äussern Epithelschicht der Schmelzorgane ist, dass dieselbe sehr bald vor Allem an dem der Zahnpapille gegenüber den Theile, aber auch an den Seitentheilen, solide Sprossen in die um- gehende Schleimhänt treibt, welche selbst sich verästeln undEpithelial= zotten oder alinlenrbashn des Schmelzorganes heissen mögen (d’). Todd-Bowman sind die Ersten, die von diesen Bildungen etz ‚was wussten, doch hielten sie dieselben fertbäilich für Ainleniruige Or- gane, während Robin und Magitot dieselben zuerst richtig als Fortsätze de er wenig bekannten äussern Epithelschicht der Schmelzorgane beschreiben, M“ 5. Einige Zeit, nachdem Zahnpapillen und Schmelzorgane sich an- gelegi haben, zeigen sich auch die ersten Spuren der Zahnsäckchen da= dürch, dass das Bindegewebe um diese Theile, das anfänglich überall mel gallertig ist, wie junges Bindegewebe von Embryonen überhaupt, sich a, (h). ‚50 entstehen allmählich deutliche Kapseln, die jedoc wiederum aus zwei Theilen, einer äusseren festeren Haut und einem innerl mehr gallertigem Gewebe Be Sobald Gefässe auftreten, dringil zahlreiche Ausläufer derselben in die Kapsel und enden iheils im Zahn: . keime, theils an der das Schmelzorgan begrenzenden Oberfläche de Kapsel, die, wie leicht ersichtlich, der freien Oberfläche de Schleimha ii gleichwerthig Ion Hier entwickeln sich nun in den Zwischenräumen der obengenannten Epithelialzotten eine . Schleimhautpapillen mit Gefässschlingen, welche Bildung schon Goodsir, Sharpey und Huxley erwähnen, wodurch die Vereini: | des Zahnsäckchens und des Schmelzorganes zu einer noch i innigeren wii C "als sie von Hause aus ist. — Wenn das Schmelzorgan, wie ich fin 1 in 1010 umgewandeltes Epithel ist, so darf dasselbe keine Gefässe füh | | N 459 und in der That zeigt sich auch nie irgend eine Spur von solchen in sei- nem Gallertgewebe und in seinen oberflächlichen Schichten. = 6. Mit der Entwicklung der typischen Form geben die Schmelzorgane Ahre Verbindung mit dem Schmelzkeime nicht auf, vielmehr erhält sich dieselbe noch längere Zeit. Auf Querschnitten ech die Kiefer und Zahn- säckchen siellt der Rest des Schmelzkeimes, der nicht zur Bildung der Schmelzorgane verwendet wurde, wie einen Beate dar, der von der in- nern Seite des Schmelzorganes bald mehr von der Mitie oder vom obern "Ende aus zum Epithel der Kieferränder verläuft und mit den tiefsten senkrecht stehenden Zellen desselben sich verbindet (c). In Wahr- heit ist diese Verbindung nach wie vor ein Blatt, das anfangs senkrecht in die Tiefe dringt und dann unter einem Winkel gegen die Schmelzorgane umbiegt, um mit denselben sich zu verbinden. — Auch dieser Theil des 'Schmelzkeimes freibt nicht selten solide Epithelialfortsätze in die Mucosa hinein, und erleidet in seinem senkrechten, dem Epithel näheren Theile da und dort Wucherungen in Form rundlicher Anschwellungen, in denen dann grössere, rundliche, verhornte Epithelialzellen sich on 7. ER wie es mir gelungen ist, die Bildung der Zahnsäckchen der Milchzähne durch die Verbindung Br sHlislahn nchorani mit einer Hr Be hauipäpitte nachzuweisen, um welche zwei Gebilde dann moch eine bindegewebige Kapsel von der Schleimhaut aus entsteht, so ist ‚es mir auch geglückt, Hin Entwicklung der Säckchen der blei- benden Zähne, wenigstens in ihren ersien Spuren aufzufinden. Bei 6 langen Kalbsembryonen zeigen die Schmelzkeime in der Nähe der Stel- len, wo sie mit den Fe prsane sich verbinden, jeder blattartige ‚in die Tiefe dringende Fortsätze, die genau denselben Bau besitzen, wie y die Be hnblrkodiie in früherer Zeit vor der Entwicklung der Bmelz- organe, d. b. ganz und gar aus Epithelialzellen besiehen, von denen die äusseren in einer Lage länglich, die inneren in einer oder zwei Schichten rundlich sind. Diese Fortsätze nun, die offenbar Sprossen der primi- tiven Schmelzkeime darstellen, sind sicherlich nichts anderes als die ‚Schmelzkeime der bleibenden Zähne und die erste Spur der Säckchen dieser, wesshalb sie die secundären Schmelzkeime heissen mögen. ‚Ihre weitere Entwicklung habe ich bis jetzt aus Mangel an Material nicht au verfolgen vermocht, doch unterliegt es mir keinem Zweifel, dass die- ‚selbe genau nach dem Typus der Milchsulnsäckchen sich en; Dem-- nach würden die Säckchen der bleibenden Zähne wohl in ihren Schmelz- Organen Abkömmlinge derer der Milchzähne sein, dagegen in ihren Papillen und dem eigentlichen Säckchen ganz selbstständige Erzeugnisse der ober- sten Ei ahautlase darstellen. — 8. In Betreff der letzten Ausbildung der Säckchen der Milchzähne > habe ich auch noch nicht Alles so Schritt für Schritt verfolgt, als es \ wünschbar wäre. Immerhin glaube ich sagen zu dürfen, dass die Sc hinelz- Organe der einzelnen Säckchen eines Kiefers, die anfänglich durch den 7 Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. XII. Bd. 32 460 unveränderten Theil des Schmelzkeimes zusammenhängen, später von | einander sich sondern, dadurch dass die Zahnsäckchen ringsherum voll- ständig sich ausbilden. — Ein Theil des Schmelzkeimes konımt hierdurch in die Sinbehikee des eigentlichen Zahnsäckchens zu liegen, während ein anderer grösserer ausserhalb sich erhält. Hat dieser :zur Bildung der ui Schmelzorgane der bleibenden Zähne gedient, so bleibt auch von ihm ein’ Rest und alle diese Ueberreste in den Zahnsäckchen und im Zahnfleische‘ gestalten sich dann, verschiedentlich fortwuchernd und zerfallend, zu den sogenannten Glandulae tartaricae, die nichts als wuchernde Epithelial- stränge und Knoten innerhalb der: Mucosa und Reste des fötalen Schmelz- keimes sind. | 9. Nun noch eine Andeutung in Betreff der Bildung der Zahnssckäl chen der menschlichen Zähne. Rbaksich ich schon rietlekäit die Goodser’— sche Zahnfurche und freie Zahnpapillen gesehen und dieselben auch ab- ‚gebildet habe (die Zeichnungen in meiner mikr. Anatomie sind seiner Zeit von Herrn Dr. Goll in Zürich nach der Natur ausgeführt worden), so halte ich es jetzt doch für möglich, dass die Entwicklung beim Menschen genau ebenso vor sich geht, wie bei den Wiederkäuern. Es war nämlich in kei- nem der von mir gesehenen Fälle das Schmelzorgan und das Mundhöhlen- epithel erhalten und halte ich es für sehr leicht möglich, dass wenn die e er da sind, eine freie Furche ganz fehlt. Denkt man sich bei einem Wiederkäuerembryo das Epithel weg, so erhält man genau das, was. | Goodsir schildert und bin ich daher Be eher geneigt zu,glauben, dass. die Sachen beim Menschen ebenso sich verhalten, wie bei Thieren. Auf jeden Fall ist aber auch hier das Schmelzorgan in tote ein Epithelialgebilde und die Glandulae tartaricae Reste eines Theiles des Mundhöhlenepithels.” Zum Schlusse noch eine Bemerkung. Die hier niedergelegten Erfah-' rungen wurden am 43. Juni hiesiger Medlic. Gesellschaft mitgetheilt. Am 1%. Juni hatten die Würzburger Medieiner mit den Erlanger Collegen ein Zusammenkunft in Erlangen, bei welcher Gelegenheit ich Barlach; Kuss maul und Thiersch meine Zeichnungen über ii Entwicklung der Zahn säckchen zeigte. Thiersch bemerkte hierauf, dass ihm diese Sachen auc bekannt seien und zeigte mir zur Bestätigung eine grosse Zahl Abbildur gen und prächtiger Präparate, aus denen Klar hervorging, dass er eben- | falls ganz unabhängig die Verbindung der Schmelzorgane mit dem Mund- ‚höhlenepithel aufgefunden hatte. Ich erwähne dies mit Vergnügen u on habe meinem Freunde Thiersch auch noch meinen Dank dafür auszuspre chen, dass er mir alle seine Zahnentwicklungspräparate für meine aus führlichere Arbeit unaufgefordert zur Verfügung stellte. Würzburg im Juli 1862. ' Veber einen neuen Schmarotzerkrebs (Nereicola ovata Kei.) von einer Annelide. Von Wilhelm Keferstein, M. D., Professor in Göttingen. Mit Taf. XLH. Fig. 1—k. Auf einem grossen Exemplare von Nereis Beaucoudrayii Aud. et Edw.'‘) aus St. Vaast la Hougue fand ich an den Basaltheilen der Fuss- stummel einige Schmarotzerkrebse, welche so fest sassen, dass sie, wenn auch die Nereis sich rasch durch ihre engen Wohnröhren im Sehlamme hinbewegte, unverrückt blieben und welche so wenig mit schon be- 'schriebenen Formen übereinstimmten, dass sie eine neue Gattung, welche ‚ich Nereicola nenne, hegründen. h Der Körper unserer Schmarotzerkrebse, von denen ich jedoch nur die Weibchen kenne, ist von breiteilörmiger Gestalt, etwa 2”" lang und trägt zwei Eyliiidrisähe: etwa 3" lange Eiersäcke. Wenn man den Kör- per derselben genauer betrachtet, so unterscheidet man an ihm einen mittleren, ziemlich gu see Theil, der dem Abdomen entspricht, einen vorderen zugespitzten Theil, den Cephalothorax, und endlich am interen und unteren Rande des Abdomens einen kleinen dreieckigen hang, das Postabdomen. "Am Vorderrande des rer ar sitzen die beiden vorderen ntennen at, welche aus drei Gliedern bestehen und mit einigen Haaren esetzt sind; hinter ihnen entspringen an der Unterseite des Körpers die ‚hinteren, ebenfalls dreigliederigen Antennen a?, welche gewöhnlich ganz nach hinlen gerichtet sind, so dass sie über de Rand des Thieres nieht hausragen. Zwischen den hinteren Antennen befindet sich die Basis “ emlich weit vorragenden Mundkegels r und hinter diesem sitzt je- derseits ein kleines, ihiee kräftiges Klammerorgan mp, das aus zwei Paar ‚einfach gebildeter Maxillarfüsse zu bestelien scheint: den) "4).Siehe Keferstein, Untersuchungen über niedere Seelhiere, Vil; Beiträge zur ‚Kenntniss' einiger Anneliden in Ztschr. f. wiss. Zoologie. XI. 1862. p. 94— ia Taf. ml. Fig. 1— 6. 42. ag 39 * 462 Dort wo das quadratische Abdomen sich nach dem Kopfe hin zu ° verjüngen beginnt, befindet sich an der Unterseite das erste Fusspar p!. ° Dasselbe ist sehr klein und ist aus drei Gliedern zusammengesetzt, von denen das letzte aus zwei neben einander liegenden, am Ende mit eini- E gen gebogenen Borsten besetzten Fortsätzen besteht. Der ziemlich qua- R dratische Cephalothorax hat etwas eingebuchtete Seitenränder und auf der gewölbten Rückenseite lässt er in der Mitte auch deutlich eine quere | Einsenkung erkennen, so dass er also mit dem vorderen etwas verjüng- ten Theile aus drei Abschnitten zusammengesetzt erscheint. Auf dem ” ersten Abschnitte des quadratischen Theiles sitzt das zweite Fusspaar p*® etwas mehr lateral als das ersie, sonst aber ziemlich gleich gebildet; auf dem hinteren Abschnitte ist das dritte Fusspaar p® neben dem Ansatze des Postabdomens ganz rudimentär geworden und zeigt sich nur noch als | eine kleine mit einer Borste besetzte Papille. RN Das etwa 0,3" lange Postabdomen besteht aus zwei Abschnit- " ten, dem Geschlechtärigg, annulus genitalis, g,.der auf jeder Seite einen rundlichen Vorsprung bildet, so dass das ganze Postabdomen dadurch ” kleeblattförmig wird, und aus dem Schwanztheile, der ein einfach läng- ” licher Fortsatz ist, hinten die Afteröffnung zeigt und an dem neben dieser zwei 0,3”® lange mehrgliederige Schwanzanhänge c entspringen. 1 Von inneren Organen bemerkte ich nur den gelblichen Verdauungs- hi: tracius, der sich nahe dem Hinterende des Abdomens zu einem dünnen ) Darmeylinder verjüngt und jederseits neben ihm die Eierstöcke, welche > den grössten Theil des Körpers einnehmen, und mit 0,06—0,08"" gros- Eu sen kugeligen Eiern gefüllt sind. u Am Geschlechtsringe hängen die beiden, 3,1” langen, 0,7" dicken, eylindrischen Eiersäcke, die zahlreiche, 0,09—0,1%”® grosse Ei oder polygonale Eier enthalten, MM Vorläufig könnte man hiernach für diesen Schmarotzerkrebs folgende 1 Diagnose aufstellen: Nereicola Kef. distinguitur femina corpore Pe et ab Ä domine) late-ovalo, eins parvo triquetro, antennarum parib si ducbus multiartieulatarum selis instrueiarum,. ore in papilla suetoria (rosire) sito, pedibus maxillaribus hamatis, pedum abdominalium parvo- | rum prime et secundo pari biramoso, tertio rudimentario papillato, post- abdomine appendicibus eaudalibus multiartieulatis gracilibus, saceulis ovigeris duobus longis cylindricis. Mas ignotus. ’ N. ovata Kef. habitat ad basin pedum Nereis Beaucoudrayii. Vaasi la Hougue. | Am meisten Aehnlichkeit hat unsere Gattung mit dem von H. Kröyer‘ beschriebenen Selius bilobus, der ebenfalls auf einer Annelide (Aphro 4) Om Snyliekrebsene, isaer med Hensyn fil den danske Fauna, in Kröyer, Nat 17 historisk Tidsskrift. Bd. I. Kjöübenhavn, 4837. p. 476. Taf, 5, Fig. 4. (auch in Isi ABA. p 98). 2 463 dite) vorkommt und bisher, wie ich glaube, def einzige bekannte Schma- rotzerkrebs dieser. Thiere gewesen ist. Selius hat aber drei Paar einru- drige und ziemlich entwickelte Fusspaare, von denen man aber vielleicht das erste als hintere Antennen ansehen könnte, Steenstrup und Lütken') zerlällen die schmarotzenden Copepoden in zwei parallele Reihen, jenachdem sie zwei Eierfäden (mit einer Reihe hintereinanderliegender Eier) oder zwei Eiersäcke haben, und geben da- durch ein treflliches leitendes Moment für die Systematik dieser interes- santen Thiere. Dass Milne Edwards’ Eintheilung in Siphonostomata und Lernaeada nicht haltbar sei, war lange klar®), nach Steenstrup's und Lüt- ken’s Bemerkungen gilt dasselbe aber auch für Dana’s®) drei Familien Ergasiloidea, Caligoidea und Lernaeoidea, von denen die ersten beiden sich besonders durch das Vorkommen von Eiersäcken und Eierfäden un- terscheiden, die letzte aber Thiere mit beiden Arten von Bierbehältern ‚enthält. Steenstrup's und Lütken’s Eintheilung stimmt mit der von Dana ziemlich überein, wenn die Lernaeoidea des Letzieren nach der Art ihrer Eierbehälter auf die beiden andern Familien vertheilt werden, wo sie dann den niedrigsten Platz einnehmen müssen. Die Gattung Nereicola gehört mit Selius, Tucca, vielleicht auch mit " Aethon zusammen, doch sind von der grossen Gruppe der Schmarotzer- krebse wohl noch zu wenige Formen genau bekannt, um eine Eintheilung h 'in Familien mit Glück wagen zu können, und auch’ Steonsfr up und Lüt- ken *) geben den von ihnen aufgestellten Familien noch keinen wissen- . schaftlichen Werth, sondern sehen sie nur als provisorische Eintheilungen an. Die oben en anhlen Gattungen sind mit den Chonaracanthen nahe ' verwandt und Steenstrup und Karken stellen sie auch zusammen in eine Familie, nach der Bildung der Antennen und Mundtheile aber scheinen sie mir von diesen abgesondert werden zu müssen, wie dies auch bereits von Claus?) richtig erkannt ist. | All KR 4) Bidrag til Kundskab om det aabne Havs Snyltekrebs og Lernaeer in Kongl. Danske Videnskab. Selskabs Skrifter 5te Raekke. naturvid. og math. Afdel. Vie Bind. . Kjöbenhavn, 1861. p. 345— 348. 3) Siehe u. A. Claus, Ueber die Familie der Beben in Würzb. naturwiss, Zischr. 1. 1861. p. 20. 3) United States Exploring Expedition under command ofCh Wilkes. Vol. XII. "'Crustacea. Part II. Philadelphia 1852. p. 1309. 1310. 4) a.0.2.0. p. 347. Note +. 5) Ueber den Bau und die Entwicklung parasitischer Crustaceen. Habilitations- schrift. Marburg, 4858. 4. p. 30. ne me. |) a ur ar Bd Bsp ra Bra nn ed an en Rust 2 da hama dh m a ah ne mm a nam nn. I SF FWNTAAEDR en Fe s R IE GREEK ak ma a ee AN SE DENE ( - K 46% Erklärung der ‚Abbildungen auf Tafel KL. Fig. 4 . Nereicola ovata.n. gen. et sp. von der Unterseite 22mal vergrössert. a* vordere Antennen, a”? hintere Antennen, IOR- nd TRRT, r Mundkegel, | mp. Maxillarfüsse, :H erstes, p” zweites, ; »° drittes Fusspaar, AERO g Geschlechtsring des Enktchdehiäns, Put c Schwanzanhänge, o Eiersäcke. Fig. 2. Das erste Fusspaar p! der linken Seite. Fig. 3. Das zweite Fusspaar Pf. Fig. 4. Das dritte ch BF: sol ah In A) Veber die Annelidengattung Polybostrichus Oersied. Von Wilhelm Keferstein, M. D,, Professor in Göttingen. Mit Taf. XL. Fig. 511. I .., Den E itichen Borstenwurm, welchen Max Müller‘) für das ‚Männchen seiner Sacconereis ice halten möchie, verglich ich?) nachdem ich ihn in St. Vaast la Hougue durch eigene An en Bern, mit dem von A. S, Oersted®) beschriebenen, aus Grönland stam- menden Polybostrichus longosetosus, und glaubte jenen Wurm von. Hel- goland und dem Canal zu dieser von Oersted aufgestellten Gattung rech- ‚nen zu müssen. Durch den Naturalienhändler Salmin in a erhielt ‚ich vor einiger Zeit vier Exemplare des Polybostrichus longosetosus und "bin nun im Stande, jene Vergleichung mit besseren Hülismitteln fortzu- ‚setzen, da Oersted’s Beschreibung dieses Wurms in manchen Punkten unvollständig ist. 7. ‚Alle vier Exemplare, die ı mir zu Gebote standen, waren Männchen, und die Hoden nahmen die ersten sechs Körpersegmente ein, so däss es wahrscheinlich ist, dass die Weibchen bei Polybostrichus ebenso sehr en Männchen eh, sind, wie man.es für Sacconereis wohl mit Sicherheit annehmen darf. | | " Man kann bei Polybostrichus ausser dem Kopf am Körper drei Ab- theilungen annehmen, welche zusammen einige sechszig Segmente haben. Die vorderen Segmente, welche die Hoden enthalten, bilden die erste, die mittleren, die mit grossen Fussstummeln und den sehr langen nn | ersehen pi die zweite, und die driite besteht aus den hinteren schma- Ion und Dancer Körpersegmenten, deren Fussstummel denen der ersten ri ‘ Ueber Sacconereis helgolandica im Archiv’f. Anatomie u. physidiuble: A865. Bura-22. Taf. II. 111. .2) Untersuchungen über niedere Seethiere. VIL; ‚Beiträge zur Kenntniss einiger Anneliden, in Zischr. f. wiss. Zoologie. XII. 4862..p. 143—146, Taf. XI. Fig. 4-6. 8) Grönlands Annulata dorsibranchiata, in Det kongelige Danske Videnskaberne. skabs naturvidensk. 08 ind Aha Alhakldlinder‘ X. Deel. Kjöbenhavn, 1848 p. 182-184. Tab. V. Fig. 62. 67.7 466 Abtheilung sehr ähnlich sind. Oersted rechnet die dritte Abtheilung, als nur mit weniger ausgebildeten Segmenten versehen, zur zweiten Abthei- lung, ein Uebergang findet jedoch zwischen ihnen in keiner Weise statt, A Der Kopflappen ist viereckig, etwa halb so lang wie breit und trägt vorn zwei ganz kurze, aber dicke Kopffühler « und unter diesen zwei sehr grosse b, die aus der ganzen Dicke des Kopfes entspringen und in einiger Entfernung von ihm sich in zwei übereinanderliegende Aeste’ theilen, von denen der obere sehr dick und mit Cilien besetzt, der untere dünn und nackt ist. An den Seiten des Kopflappens stehen zwei Paar grosser Augen übereinander, von denen die ventralen die dorsalen an Grösse übertreffen. ‘MW Am Kopfsegmente finden sich sieben Fühlereirrhen, vorn nämlich‘ jederseits ein Paar dünner und kurzer c und d, von denen die ventrale d die kürzeste ist und hinten drei sehr lange (etwa bis zum XVI. Segment reichend) und dicke e und f, von denen die mittlere e gerade auf dem Rücken des Kopfsegmentes entspringt und mit einigen Cilien besetzt 2 scheint. Unter den beiden seitlichen dicken uhldreierbäh befindet sich. ein papillenartiger Vorsprung 9, den man vielleicht als das Rudiment | einer Fühlereirrhe ansehen darf, so dass alsdann vier Paar seitliche und j eine mittlere Fühlereirfhe drishirten. ” Die vordere Körperabtheilung besteht aus sechs Segmenten, welch ” im Innern an ihrer Bauchseite jederseits einen Hoden t enthähehi. der aus | zwei nebeneinander liegenden Massen besteht. An den vorließeniden Spi- H ritusexemplaren erkannte man im Hoden allerdings nur eine feinkörnige Masse, man darf aber wohl nicht zweifeln, dass die hier gewählte Deu- tung die richtige ist. Die Fusssiummel (Pig. 7.) in dieser Körperabthei= | lung sind klein, ohne ausgebildeten Ruckenstumme) und tragen an ihrer Rückenseite eieR dicken, langen Cirrhus, der an seinem unteren Theile eigenthümliche, einen Inhalt nach aussen entleerende Ganäle x enthäl Die Borsten bestehen aus einer Nadel und mehreren zusammengesetzlei Borsten, die am ganzen Thiere überall von gleicher Beschaffenheit sind. In der zweiten Körperabtheilung, welche die bei weitem längste ist hi hat man etwa 29 Segmente, die jederseits einen mächligen, aus der gan- | zen Körperdicke entspringenden Fussstumimnel (Fig. 8.) tragen, welcher an der Rückenseite weiter nach der Medianebene hinreicht, als an de Bauchseite, und höher wie lang ist. An diesem Pelle unterschä det man einen Rücken- und einen Bauchtheil. Der deutlich abgesel | letztere enthält eine Nadel und mehrere zusammengesetzte Borsten, det Rückentheil trägt einen nicht sehr langen Cirrhus und lässt in seiner gan- zen Höhe die sehr langen, dünnen Borsten, welche in einfacher untereinander liegen, etwa Am lang, 0,024”® breit, aber höch 0,001” dick sind, in allen Farben irisiren. Atfgderhen liegen in mel noch zwei Gruppen von Borsten, bei d ee, und. etwas gebogene, bei e ganz feine und gerade. Nach hinten werden d 467 Fussstummel in dieser Abtheilung etwas kleiner, aber nicht beträchtlich, und die hintere Körperäbtheilung beginnt ganz plötzlich. In dieser, welche sich durch ihre Pigmenilosigkeit sofort von den - vor ihr liegenden Körpertheilen unterscheidet, sind die Segmente sehr "schmal, etwa viermal breiter wie lang und haben Fusssturnmeln (Fig. 9.), - die denen der ersten Abtheilurg fast gleich sind, nur einen viel kleineren Rückeneirrhus tragen. Neben dem After, nachdem hier die Segmente an . Grösse abnehmen, entspringen zwei dicke Aftercirrhen A. Von inneren Organen habe ich nur den ungeschlängelt verlaufenden Darmcanal bemerkt und den Bauchstrang, der ganz wie bei dem ver- wandten Wurme von St. Vaast beschaffen ist. Die Farbe der Spiritusexemplare ist ein dunkles, schönes Braun, mit Ausnahme der hinteren Abtheilung, die fast farblos ist. Auf der Rücken- seite verläuft in der Medianlinie ein dunkler, vorn am meisten ausge- prägter Pigmenistreif. Die Hoden sind sehr dunkel pigmentirt, so dass die vordere Abiheilung von der Unterseite viel dunkler als die mittlere aussieht. ir; Meine Exemplare sind etwa 16”" lang, davon kommen 2""” auf die "vordere Körperabtheilung, 11,5”” auf die mittlere, 2,5”" auf die hin- ‚tere, und die in, Fühlercirrhen sind 7”" lang. Oersted giebt die ganze Länge zu 26”"” an. | Werin man diese Würmer aus Grönland mit den von Max Müller und mir von Helgoland und dem Canal beschriebenen vergleicht, so zeigt sich eine sehr grosse Uebereinstimmung. Die Fussstummel sind wesent- lich gleich gebaut, die Borsten ganz dieselben '), ebenso wie auch ihre Anordnung in verschiedene Bündel (vergl. Max Müller a. a. ©. Taf. IM. Fig. 10. B mit unserer Fig. 8.), ferner ist der Kopf in seiner dgl gen Beschaffenheit mit N kleinen und den grossen gespaltenen Kopf- fühlern und den zwei Paar linsentragenden und von einer Cornea üher- - wölbten Augen bei beiden Würmern ganz übereinstimmend. Einige Ver- BE hiedenheiten aber finden sich in den Fühlereirrhen, bei dem Wurme aus der Nordsee findet sich ausser der medianen (welche bei beiden Arten mit einer Reihe Cilien besetzt ist) Jose ein Paar, bei dem aus Grön- land stehen auf. jeder Seite drei Stück, und zwar ein ganz neues, kleines, _ vorderes Paar und die obere des lern Paares, welches dem einzigen Paare des Wurmes der Nordsee entspricht, während die untere desselben "zu einer kleinen Papille geschrumpft ist. Hierauf darf man aber kein grosses Gewicht legen, da zwischen Männchen und Weibchen der Sacco- nereis, wie es Max Aller a..a. ©. beschreibt, in Bezug auf die Kopf- anhänge ein noch grösserer Unterschied stattfindet. Bei dem Wurme der _ Nordsee sind die ersten drei Segmente anders gebildet und tragen die h ud: Fr 4) Die von mir als nadelförmig beschriebene Borste (a. a. ©. p. 443. Taf. XI. Fig. 4) ist nichts, wie ich sicher glaube, als eine der zusammengesetzten Borsten von der Seite gesehen. 468 männlichen Geschlechtstheile, bei dem Wurme aus Grönland aber haben die ersten sechs Segmente diesen abweichenden Bau, sind aber sonst bei beiden Würmern ganz gleich beschaffen. Nach dem ganzen Typus der _ Anneliden möchte ich auch auf diese Verschiedenheit in der Zahl der ho- dentragenden, sonst aber ganz gleichgebauten Segmente keinen hesonde- ren Werth legen, und man findet z. B. in den: Gattung Terebella die grössten Abw EEE unter den verschiedenen Arten in Bezug auf die Vertheilung der Segmente auf die einzelnen Körperabtheilungen. m Es bleibt als ee Unterschied zwischen beiden Würmern nur übrig, dass bei dem Polybostrichus longosetosus drei Körperabthei= ’ lungen, wie es oben beschrieben ist, existiren, während bei dem Wurme der Nordsee die dritte Abtheilung ganz fehlt: überdies hat der erstere ° Altercirrben, der leiztere ein nacktes Aftersegment. Man kann darthebil streiten, ob man bei diesem Unterschiede beide Würmer in eine Gattung stellen darf, da man bisher aber nur diese beiden so nahe verwandten Thiere kennt, so scheint es zunächst am angemessensten, sie als Arten ° einer Gattung zu betrachten. > Polybostrichus Oersted. Pe Mas corpore e plurtbus partibus forma inter se discrepantibus con- stante, quarum anterior testes continet. Lobus capitalis duobus enter lis frontalibus superioribus minutis, duobus inferioribus maximis bifidis, oculorum paribus duobus magnis, altero dorsali, altero ventrali. Cirrhis 7 tentacularibus pluribus, Gribue, rer arne uno impari et duobus laterali- bus longissimis. Ore proboscide et maxillis destituto. Pedibus omnibus cirrho dorsali praeditis, in secunda ıcorporis parte pinna dorsali selis longissimis tenuissimis instructis. Fa E 1. P.longosetosus. Taf. XLIl. Fig. 5—#1. P. longosetosus A. S. Oersted a. a. 0. p. 182184. Tab. V. Fig. 6.BI. TE 3 Mas corpore e tribus partibus forma inter se dissrepafitlthk et seg- mentis 60—63 constante, segmentis mediae partis pinna dorsali et setis | longissimis instruclis. ee tentacularibus posterioribus dimidiam cor- “n poris longitudinem fere aequanti ibus. Segmento anali cirrhos duos ana- les gerente. | | r8 | In Grönland. Bis 26 *” lang. ' 4 2. P. Muellerii. Sacconereis helgolandica Männchen? Max Müller @ 20:8: 18 — 21. Taf. un. Fig. 911. no Polybostrichus Muellerii W. Keferstein a. a. 0. p. 113—116. Tal XI. Fig. 1—6. D Mas cor Rare e duabus partibus forma inter se discrepantibus ei Seal mentis 19—22 constante, segmentis secundae partis pinna dorsali et sei longissimis instructis. Cirrhis tentacularibus posterioribus tertiam cor- ‚poris partem longitudine ferme aequantibus. Segmento anali cirrhis ana- ‚libus .destituto. In der Nordsee und dem Canal. Bis 3"" lang. Ich. zweifle nicht, ‚dass zu dieser Art als Weibchen der von Max Müller als Sacconereis hel- ‚golandica bezeichnete und schon Slabber bekannte Wurm gehört, obgleich ‚ein vollgültiger Beweis dafür noch nicht geliefert ist. az; Nahe verwandt mit der Baliyng Ben peskrichus ist jedenfalls die "Nereis cornieulata 0. F. Müller‘) ), aus der Grube?) eine eigene Gattung a bildet, auch die Nereis bifrons Müll. und prismatica Müll. aus "Grönland, auf die Sapigny® ) seine Gattungen Polynice und Amytis grün- ‘det, gehören hierher, aber die einzig davon vorhandenen Beschreibun- gen von Otho Fabricius”) lassen eine genaue Deutung in keiner Weise zu. 4) Zoologia Danica. Vol. II. Hafniae, 4788. p. 45. Tab. L!I. Fig. 1—4. = 28) Die Familien der Anneliden. Berlin, 4850. 8. p. 64 u. 433. 8) Description de ’Egypte. Hist. natur. T.1. Paris, 4809. Fol. Systeme des An- nelides par J. C. Savigny. p.46. Note 9. Polynice, Note i0. Amytis. 4) Fauna groenlandica. Haf. et Lips. 4780. 8. No. 285. Nereis prismatica p. 302. 803; No. 286. Nereis bifrons p. 303.304. und Derselbe Betragininger over Nereide- laegten ' in Skrivter af Naturhistorie Seiskabet. 5ie Bind. iste Hefte. Kiöbenbavn 1799. 8. Nereis prismatica p.477—484. Tab. IV. Fig. 47—20; Nereis bifrons p. 184 —184. Tab, IV. kr 21—23. Va 1 Erklärung der Abbildungen auf Tafel XLIl. . Polybestrichus longosetosus Oerstd. aus Grönland, von der Rückenseite, . a. Obere Kopffühler;; 5 untere zweispaltige Kopffühler ; ce und d vorderes Paar Fühlercirrhen,; e unpaare Fühlercirrhe; f seitliche hintere Fühlereirrhe; h Altereirrhen. Vergrösserung 40. . Vorderende desselben Thieres von der Seite. chen wie in Fig. 5. g Pa- pille unter der hinteren seitlichen Fühlerecirrhe. . Querschnitt durch die vordere Körperabtheilung. a Zusammengesetzte Bor- sten; 5b Nadel; cd Rückencirrhe , & drüsige Masse in dieser; 1#-Hoden. .'8. Ebendasselbe von der mittleren Körperabtheilung. Buchstaben wie in Fig. 7; i ce, d, e Borstenbündel. 9: Ebendasseibe von der hinteren Körperabtheilung. Aueheianan wie in Fig. 7. 10. Zusammengesetzte Borste a, ebendaher. ‚Fig. 11. Feine blattförmige Borste c Fig. 8. ebendaher. en en Nachuntersuchungen über die Krause'schen Endkolben i im mensch- lichen und thierischen Organismus. | Von C. Lüdden, Stud. med. Hierzu Taf. XLIM. A. Wenn ich es unternehme, meine Untersuchungen zu veröffentlichen, so thue ich es unter der Aegide des Herrn Prof. Kölliker , durch dessen Güte es mir erlaubt war, dieseiben während des letzten Winters in sei=' nem Laboratorium anzhstäilh, Ohne mich auf die verschiedenen Ansich“ | ten einzulassen, die über die peripherische Endigung der Nerven herr- schen, werde ich nur das beschreiben, was ich selbst gesehen habe. Hierbei ist es nicht etwa meine Absicht, neue Entdeckungen zu publici- ren, da meine Untersuchungen gar nicht darauf ausgingen, sondern ich weil nur das bestätigen und Iheilw eise erweitern, was Andere gefunden \ häben. Ich werde mich daher in meiner Darstellung hauptsächlich an | das Werk des Herrn Prof. W. Krause in Göttingen »Die terminalen Kör— perchen der einfach sensiblen Nerven« anschliessen, auf das ich auch in Beziehung der Specialia verweise. \ Die Endkolben. Die Endkolben sind runde, länglich - ovale.oder keulenförmige Kör- perchen mit einer kernhaltigen Bindesewebehülle, von der ein homoge- ner oder feingranulirter Innenkolben umschlossen wird. An diesen treten eine oder mehrere dunkelrandige Nervenfasern, welche entweder gleich, r oder nachdem sie Knäuel ln haben, in blasse Fasern übergehen, | die in der Substanz des Innenkolbens eingebettet liegen und in einiger Entfernung von der Oberfläche desselben mit einer ee oder knopf- förmigen Snake ee enden. Es sind dies die am letzten entdeckten Endapparate der RAN Nerven und wurden dieselben zuerst 1860 von ihrem Entdecker W. Krause beschrieben. Derselbe fand sie zuer in der Conjunctiva bulbi, den Schleimhäuten des Mundes und der Geni- talien des Menschen und ud Säugethiere, und in der äusse re a Rumpfhaut der Maus, wodurch er zu der Behauptung veranlasst wurde ! B ? E Dei ‚möchten sich in den Schleimhäuten des Menschen und der Säuge- thiere, und auch in der äusseren Haut der Säugethiere überall vorfinden. Dies kann ich nicht allein für die Schleimhäute des Menschen und vieler der von Krause untersuchten Säugethiere und für die Rumpfhaut der "Maus bestätigen, sondern ich habe auch in der äusseren Haut der Ratte, des Kaninchens und des Wiesels zahlreiche Endkolben aufgefunden. Was die Untersuchungsmethode betrifft, so habe ich mich zuerst lange abge- müht, an ganz frischen Präparaten die Endkolben aufzufinden; dies ist mir nicht eher gelungen, als nachdem ich dieselben erst einmal auf an- dere Weise zu Gesichte bekommen hatte. Ich legte nämiich die Conjunc- tiva bulbi des Kalbes, die ich zuerst untersuchte, in verdünnte Essig- säure (6— 10 Tropfen concentrirter Essigsäure auf '/, Unze destillirtes Wasser), wodurch dieselbe nach eintägigem Liegen so durchsichtig wurde, dass die Endko!ben meist mit allen ihren Theilen auf’s Schönste gesehen werden konnten. Solche Präparate gaben, wenn die richtige Concenira- tion der Lösung getroffen war, und man sie nicht zu lange hatte liegen ori den frischen durchaus nichts nach, übertrafen sie vielmehr durch ihre grössere Deutlichkeit. Nur nach langem Liegen wird der Kolben Minkier; doch hat die Terminalfaser gegen die richtige Lösung eine . "merkwürdige Resistenz. Eigenthümlich war es, dass, wenn ich die Lö- sung verdünnter nahm (5 — 6 Tropfen auf ’% Unze), die relativ dicken Häute von Ratien und Kaninchen in einem Tage so macerirten , dass sie En zerfielen, während sie in concentrirteren Lösungen zwar äuch durch- 'sichtig wurden, aber ihre Zähigkeit behielten. Die Endkolben der Säugethiere. | ‚Die Endkolben kommen in der äusseren Haut und den Schleimhäu- ten aller Säuzethiere vor und haben überall den gleichen Bau. Ausge- jommen ist nur der Affe, der wie der Mensch besonders gestaltete End- kolben besitzt. Die Gestalt derselben ist bei den Säugethieren länglich, eist am centralen Ende zugespitzt und am andern kolbenförmig ver- lickt. Manchmal ist das zugespitzte centrale Ende wie in einen Stiel aus- :ogen. Die äussere Hülle des Körper chens besteht aus einer kernhalti- n Bindegewebsscheide, die als eine Fortsetzung des Neurilems der rvenfaser angesehen werden kann. Die Kerne sind längsgestellt und ireten an Essigsäurepräparaten sehr zahlreich hervor. Von dieser Binde- "gewebshülle wird der sogenannte Innenkolben eingeschlossen, der die- Ibe ganz ausfüllt. Er ist meist homogen, manchmal vielleicht durch ussere Einwirkungen fein granulirt oder gestreift, von halbweicher Con- istenz und scheint mit einer eigenen kernhaltigen Membran versehen zu in. Dafür spricht wenigstens das Verhalten der Kerne. Ich habe näm- ı beim Kaninchen und auch in anderen Fällen Körperchen gesehen, ‚o die Kerne der äusseren Hülle durch einen geringen Abstand vom In- nkolben getrennt waren, während der Innenkolben noch von einer 5712 einfachen Reihe Kerne umgeben war. Die Terminalfaser endlich durch- zieht als ein schmales, mattglänzendes Band das Centrum des Körper- chens und endet nahe an dem peripherischen Ende des Innenkolbens mit einer kolbigen oder knopfförmigen Anschwellung. Dies ist das gewöhn- liche Verhalten der Endkolben. Doch bietet ihre Gestalt verschiedene Modificationen dar. Ganz gewöhnlich zeigt der Kolben eine Schlängelung oder Knickung. In einem Falle sah ich in der äusseren Haut des Kanin- chens einen doppelten Endkolben. Derseibe begann am centralen Ende einfach und theilte sich in der Mitte in zwei kolbige Arme. Im Centrum? jedes Armes verlief das Rudiment einer Terminalfaser. Es trat zu diesem] Doppelkolben nur eine dunkelrandige Primitivfaser. Die blasse Faser im. Innern des Kolbens musste sich also getheilt haben. Diese Theilung: der’ Terminalfaser habe ich bei Menschen in einfachen Kolben öfter Fr Gewöhnlich sieht man von den Endkolben Gapillaren herkommen , die? sich in der Hülle zu verästeln scheinen. Wenigstens habe ich beim Kalbe und Kaninchen Endkolben gesehen, die von zusehen Capillaren umstrickt waren. Häufig aber laufen die Capillaren nur über oder unter? dem Endkolben hin, so dass sie denselben theilweise oder ganz ver- decken. Ueberhaupt ist die Lage der Endkolben, sowie der Verlauf der” zu ihnen gehenden Nervenfasern sehr verschieden. Die Endkolben liegen gewöhnlich unter der oberflächlichsten Schicht der Gutis. In der äusse= ren Haut der Säugethiere, aber auch in der CGonjunetiva bulbi lag das peripherische Ende aswöltnlich höher, so dass die Kolben in einem spitzen Winkel zur Oberfläche der Cutis ja. Oft aber waren sie derselben auch parallel. Nicht selten, besonders beim Kalbe, wurden sie durch Ga- ] pillaren verdeckt, von denen sie manchmal umschlossen waren. Bei Säugetbieren, mit Ausnahme des Affen, tritt zu ihnen nur eine dunkel-® randige Nervenfaser heran. Diese sieigt meist aus dem Nervenplexus, der sich in den tieferen Schichten der Schleim- und äusseren Haut be- findet, schräg aufwärts, und geht unmittelbar an einen Endkolben heran,” oder sie theilt sich EEE in zwei Aeste, von denen der eine sich zuweilen noch einmal theilt u. s. w. Alle diese Aeste endigen in End$ kolben. Häufig ist der Verlauf der Primitivfaser ein sehr eigenthümlicher,® sc dass dadurch zu allerlei Irrthümern Veranlassung gegeben werdet kann. Hierauf komme ich beim Menschen noch zurück, da dies dort aus- geprägter ist. Wenn die Primitivfaser an den Kolben herantritt, so ver läuft sie oft noch eine Strecke weit dunkelrandig in einer Art von Stie und geht dann erst, sich zuspitzend, in die Terminalfaser über. Doch braucht die Primitivfaser nicht bis dieht an den Endkolben heran dunkel- randig zu bleiben. Wenigstens habe ich beim Ochsen einen Fall gesehen wo eine dunkelrandige Primitivfaser in eine blasse überging und % weit verliel, ehe sie kolbig angeschwollen endete. Der Endkolben Ber diesem Falle nicht wahrzunehmen, doch zweifle ich nieht, dass er vor- handen war. Beim Menschen hal ich noch schönere nd deutlicher L.) 413 Fälle gesehen. Ich erlaube mir beiläufig zu erwähnen, dass ich in der 'Conjunctiva hulbi des Schweines am Cornealrande die sogenannten Manz’schen Drüsen ebenfalls gefunden habe. Es sind schlauchförmige ‚Drüsen , die am unteren Ende mit einer ovalen kolbigen Anschwellung senden. Einstellen bildet das untere Ende eine Verse! A in welchem Falle sie den Schweissdrüsen ähnlich sind. Auch Lymphfollikel "habe ich "in der Membrana nietiians und der CGonjunctiva paipebrae inferioris des Schweines gefunden. Es scheint dies eine besonders günstige Stelle zu sein, um über dieselben Untersuchungen anzustelien. In einem Falle sah ‚ich fünf Follikel ee von ,— Yo , von denen einer mit einem ‚deutlichen, %,— 4," breiten Saume umgeben war, in dem ich mehrere En. ni. zu haben Bauke und von dem an einer Stelle zwei Lymphgefässe (?) zu benachbarten Follikeln abgingen. Solche Gefässe sah ich von mehreren Follikeln herkommen. Doch habe ich diesem Gegenstande nicht genug Aufmerksamkeit zuwenden können. Schliesslich will ich noch die Präparationsmethode auseinandersetzen, -der ich mich besonders bei der äusseren Haut der Säugethiere bediente. Ich nahm natürlich die dünnere Haut des Bauches, suchte durch Zupfen ‚die’Haare so gut als möglich zu entfernen, was mir meist gelang, und legie dann ein Stück Haut einige Stunden, oder auch einen Tag in die ‚erwähnte diluirte Essigsäure. Dann schabte ich mit einem stumpfen Seal- -pell die dunkel gewordene Epidermis vorsichtig ab, wobei die noch ste- ‚hengebliebenen Haare meist mit ausgingen. Die Epidermis sass nach dem Liegen in Essigsäure so locker auf der Gutis, dass es nur eines sanften Streichens ohne allen Druck oder Zerrung bedurfie, um sie zu entfernen. "Dann präparirte ich die subcutane Muskel- und die Feitschicht von unten ber ab, wusch die Cutis gut aus und untersuchte sie dann in kleinen ‚Stücken. Ebenso machte ich es mit der Conjunctiva bulbi und den an- ‚deren Schleimhäuten. Doch war da eine Zerrung beim Abkratzen des | ‚Epithels schon schwieriger zu vermeiden, da dieselben auch im gequol- j lenen Zustande nicht die Consisienz Babes; wie die äussere Haut. 5 dd bi Die Endkolben des Menschen und Affen. . Dieselben unterscheiden sich von denen der übrigen Säugethiere zu- "nächst wesentlich durch ihre Gestalt. Diese ist nämlich nie eine keulen- förmige, sondern stets eine schön runde, selten etwas ovale. Sonst be- stehen sie ebenfalls aus Hülle, Innenkolben und Terminalfaser, die hier 14 ‚aber häufig, ja sogar gewöhnlich mehrfach ist. Es ist dies entspre der Zahl der Primitivfasern, die an einen Kolben herantreten. Dieselbe ist sehr wechselnd. Gewöhnlich begeben sich zwei, seltener eine dunkel- randige Primitivfaser zu einem Kolben. Bevor sie in denselben eintreten, neder wenn sie schon eingetreten sind, bilden sie häufig einen ich faltig verflochtenen EN aus dem iin ersteren "Falle wieder Pri- BE ieiasern, im zweiten Ter ninalkasern hervortreten. Letztere verlaufen 474 gerade oder geschlängelt, indem sie sich zuweilen noch spitzwinklig thei- len, bis nahe an die Grenze des Innenkolbens, ‘wo sie kolbig verdickt” aiden, Nicht immer geht die dunkelrandige Faser bis dicht an den Kol- 4 ben, sondern oft geht sie schon vorher in eine blasse Faser über. Dies Fälle erklärt W. Krause für durch Zerrung entstandene, Ich will zuge stehen, dass dies olt der Fall ist; doch habe ich.einmal ein Präparat gem sehen, das für die Pröexistenz as Verhaltens spricht. Eine Primitiv- faser theilte sich in drei blasse Fasern, von denen zwei nebeneinander zu einem Kolben verliefen, während die dritte zu einem besonderen Kol- 7 ben ging, in dem sie sich noch dichotomisch theilte. Was den Verlauf” | der Nervenprimitivfasern betrifft, so ist derselbe beim Menschen ein sehr eomplicirter, und es können daher Präparate, die der Gonjunctiva des \ menschlichen Auges entnommen sind, zu allerhand Irrthümern Veranlas- sung geben, wenn man sie oberflächlich betrachtet. Ich erwähne hier nur eines Palles, der so eclatant für eine Endschlinge sprach, dass vor dem ° Bekanntwerden der Endkolben wohl kein Mensch Anstand genommen hätte, sie dafür zu erklären. In der Gonjunetiva bulbi eines Kindes beob- achtele ich nämlich ein Nervenstämmehen neben einem kleinen Gefässe, von welchem ersteren eine Primitivfaser fast fechtwinklig abging. Die- N selbe verlief eine ziemliche Strecke weit, bog dann schlingenförmig um, | und verlief mit dem zweiten Schenkel in ganz geringem Abstande vom ersten und ihm genau folgend zum Nervenstämmchen zurück, wo sie verschwand. Sah man aber genauer hin, so konnte man einen — rundlichen Kolben erkennen, der wegen des Gefässes und Nervenstämm- ebens nur undeutlich wahrzunehmen war. Aehnliche, aber nicht so schöne Fälle habe ich viele gesehen. Es kommt beim Menschen und Affen über- haupt sehr häufig vor, dass die Primitivfasern, bogenförmig verlaufend, ’ . wieder zu ihrem Ursprunge zurückkommen, um in der Nähe des Stämm- 1 chens, von dem sie ausgingen, oder zuweilen noch über dasselbe weg- “ laufend, in Kolben zu enden. Als Curiosum will ich eines sehr zierlichen Nervenstämmchens Erwähnung thun, das, aus 8—10 Fasern bestehend ei) ‚so verflochten war, dass es einer Flechte oder einem Strick täuschend ähnlich sah. Bemerken muss ich noch, dass ich die Endkolben auch in der Conjunetiva bulbi eines Affen gesehen habe, die ich der Güte des Herrn Prof. H. Müller verdankte. Doch war das Object schon leider etwas E zu alt, so dass ich die Kolben nur in dem Zustande sah, wie sie auch in alten Menschenaugen erscheinen. Durch Fäulniss samalich zerfällt der In-J nenkolben in stark glänzende Körner und Körnchen, zwischen denen man aber zuweilen die terminale Faser noch RR wahrnimmt. Esi deshalb auch schwierig, die Endkolben des Menschen genauer zu unter- suchen, da man selten {frische Objecte erhält. Ich hatte das Glück, die” Conjunctiva bulbi einer jungen Person zu untersuchen, die sich ei Stunden vorher entleibt halte. Ich fand darin nach einstündigem Liegen in Essigsäure sehr schöne Kolben, besonders einen ovalen, zu dem eine 475 Wnkelrändige Faser lief und in dem die Terminalfaser ganz erhalten war. Andere, zu denen mehrere Fasern liefen und in denen Nervenknäuel la- gen, sah ich mehrere. Die Gontouren der Kolben waren sehr scharf und "von Anhängseln nichts zu sehen. Nachdem die Conjunctiva mehrere Tage "in Essigsäure gelegen hatte, wurden die Kolben dunkler und zerfielen zum Theil Könkie. Einige Fälle habe ich auch gesehen, wo von einem rein, ovalen Haufen, zu dem eine oder mehrere dunkelrandige Ner- venfasern heraniralen, wieder eine oder mehrere ke Fasern "austraten, um sich zu einem oder mehreren Kolben zu begeben. Behan- delte ich das Präparat mit diluirtem Natron, so ergab sich der ovale Hau- fen als ein äusserst dicht verflochtener Nervenknäuel. nempertekotognsr suchen 1 ZERSRGEND SEES 4 ' Diese von mir eben beschriebenen Endkolben des Menschen und der , Säugethiere sind in neuester Zeit von Herrn Dr. Arnold in Heidelberg an- gezweifelt worden, ja derselbe sucht sogar zu beweisen, dass sie Kunst- " producte seien. Arnold fand anfänglich nach Krause's Methode Kolben ‚und war ganz befriedigt, bei genauerer Untersuchung ergaben sich die Kolben ask als Kunstproducte. Er giebt die Momente an, die ihn zu dieser Ueberzeugung gebracht haben, welche einem Leser, des die Sache ‚nicht aus eigener Anschauung Ka, schon plausibel erscheinen können. Sehliesslich stellt er vier Thesen auf, von denen die ersie überflüssig ist, a sie sich mit der Richtigkeit der zweiten von selbst verstände, die weite unrichtig ist, die dritte nichts Neues bringt und die vierte einiger Richtige enthält. Ich werde dies jetzt näher auseinanderseizen. In der rsten These sagt Dr. A. kurz gefasst: »Den Arause'schen Kolben komm! ‚eine terminale Bedeutung zu, weil sich leere Scheiden und dunkelran- ge Fasern von ihnen forssolzen. « Es hängt diese Behauptung mit der ‚eiten These, dass die Endkolben Intefschb sind, eng zusammen, und ch werde deshalb etwas vorgreifen müssen. Dr. A stellt sich die Enti- hung der Endkolben so vor, dass durch mechanische Eingriffe die dun- Irandige Primitivfaser zerreisst oder gezerrt wird, wodurch dasMyelin, nennt er die Substanz des Nervenmarkes, sich an einer Stelle kolben- mig ansammelt. In diesem Myelin liegt der Axencylinder, ‚der, wenn günstig abgerissen ist, die terminale Faser darstellt. " Ver allen Dingen ist die Entstehung der Kolben durch Zerreissen der r und Austreten des Markes in das Gewebe zurückzuweisen. Wer ‘denn wohl, wenn er einen so roh gebildeten Keiben sieht, denselben einen präexistirenden erklären? Ausserdem fehlt ja in diesem Falle ; kernhaltige Hülle und der Kolben würde auch jedenfalls eine sehr 'egelmässige Gestalt haben. Es bleibt also nur die Kolbenbildung durch rung oder Dehnung der dunkelrandigen Faser übrig. Als Gründe für ne Behauptung führt Herr Dr. A. an, dass sich häufig von den End- olben lichte Nervenscheiden und dunkelrandige Primitivfasern fortsetzen. tachten wir zuerst die lichten Nervenscheiden. Wie können sich lichte, Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Bd. 33 176 also leere Nervenscheiden von Kolben fortsetzen? Wo ist ihr Inhalt ge= blieben? Nehmen wir an, z. B. durch das Abschaben des Epithels m dem Scalpell sei die Faser gedehnt und der Inhalt der Nervenröhre vom peripherischen Ende zum centralen gedrängt worden, wo er sich an einer | Stelle kolbenförmig angestaut habe, so würde allerdings, wenn dies näm- | lich so ginge, eine Iöere Nervendcheide an dem Kolben wie ein Anhäng- sel sich befinden. Nun giebt aber auch Herr Dr. A. zu, dass sich im End kolben die sogenannte Terminalfaser befindet. Ja, nach seiner Anschauung ist dies der unveränderte Axeneylinder der mechanisch veränderten Fa =) ser. Es wird sich also, mag der Axeneylinder präformirt sein oder nicht, auch im peripherischen Ende der Nervenröhre ein solcher befunden haben, da er im centralen vorhanden ist. Wo ist dieses Stück m Hat es irgend Jemand im Endkolben gesehen, wo es doch in irgend eine Gestalt vorhanden sein müsste, da der ganze Inhalt des peripherischeii Nervenröhrenstückes in denselben gepresst ist? Dass es aber von dem Myelin verdeckt wird, geht nicht an, da die Terminalfaser, der centrali Theil des Axenoylinders, sichtbar ist. Oder bleibt es in der Nerven- scheide? Dann müsste man es sehen. Oder zieht sich der Axencylinder vielleicht wie ein gespanntes Gummibändehen zusammen, wenn man ihn am peripherischen Ende abreisst? Es ist überhaupt höchst eigenthümlich, dass der Axencylinder, mag er sich nun zusammenziehen oder günstig abreissen, immer gerade in den Endkolben passt, in dessen peripheri= schem Ende man ihn stets an guten Präparaten kolbig verdickt in kleiner" Entfernüng von der Hülle endigen sieht. Warum ragt er nicht einmal über das peripherische Ende des Koibens hinaus in die lichte Scheide hinein? Es ist nach dem Gesagten wohl kein Zweifel, dass die lichte@ | Scheiden des Herrn Dr. A. nichts als CGapillaren sind, die ja bekanntlich häufig von den Endkolben herkommend beobachtet worden sind. Aber dunkelrandige Nervenfasern setzen sich von den Kolben aus fort. Diese‘ scheint Dr. A. hauptsächlich gemeint zu haben, ja der Zeichner scheinb dies sogar gewusst zu haben, denn er hat in Figur IV, wo sich nach der Beschreibung eine lichte Scheide fortsetzen soll, eine doppelt contourirte Faser gezeichnet. Das wäre schon eher ein Grund, den Endkolben die terminale Bedeutung abzusprechen. Doch möchte ich wissen, ob Dr. 4 | jemals einen Zusammenhang zwischen der sogenannten Terminalfaser und dem Axencylinder der sich fortsetzenden dunkelrandigen Nerven“ faser gesehen hat. Ich glaube, Dr. A. hat überhaupt wenige Terminal fasern gesehen, wenigstens kommt in seinen Abbildungen keine vor. Doch! er braucht ja diesen Zusammenhang gar nicht gesehen zu haben. Der Inhalt der Nervenröhre ist eben dicht hinter dem Kolben zerrissen u der Axeneylinder in dem gebildeten Kolben hat sich etwas zusammei gezogen, wobei er gewöhnlich kolbig anschwillt. Der Kolben umgiebt il {wobei er merkwürdiger Weise wenigstens bei Säugethieren immer Centrum zu liegen kommt, da das Myelin die seltene "Eigenschaft hat, u. 477 _ Nervenscheide stets nach allen Seiten gleichmässig auszubuchten), an welchem ersieren dann das peripherische Stück der Primitivfaser wie ‚eine Nabelschnur hängt. Das wäre so weit ganz gut. Nun frage ich aber, wo kommt das Material zur Entstehung so beträchtlicher Kolben her ? "Sowohl das centrale als auch das peripherische Stück der Nervenröhre ist mit seinem Inhalt gefüllt. Doch Herr Dr. A. sagt: »Die sich fort- setzende Faser ist anfangs blass und wird erst später wieder dunkelran- -dig.« Der Inhalt des leeren Stückes dient also zur Bildung des Kolbens. In diesem Falle muss das leere Änfangsstück als lichte Nervenscheide be- -trachtet werden und.es gilt das früher darüber Gesagie. Ich glaube, diese "Bilder lassen sich so einfach erklären, dass Jeder die Unrichtigkeit der _ eomplieirten Erklärung des- Herrn Dr. A. einsehen wird. Die lichten Scheiden sind also, wie ich schon sagte, Capillaren. Die dunkelrandigen " Fasern sind allerdings Primitivfasern, setzen sich aber nur scheinbar vom i Kolben fort. Zuerst können hier bei Menschen und Affen die Fälle eintre- ten, wo ein dunkles Nervenknäuel, wie ich früher beschrieben, für einen Endkolben gehalten wird. Macht man aber durch diluirtes Natron das Körperchen durchsichtig, so erkennt man leicht, dass es ein Nervenknäuel und kein Endkolben ist. Es setzen sich also auch nicht von einem Kolben eine oder mehrere dunkelrandige Fasern zu andern Kolben fort. Es kann sich aber auch von einem ao Kolben eine Primitivfaser scheinbar zu einem zweiten Kolben fortsetzen. Doch nur scheinbar. Denn entwe- ‚der kommt diese Faser, schräg aus dem tieferliegenden Plexus aufstei- gend, erst am Rande des Kolbens zur Beobachtung, oder sie kann sogar UL mit den zum Kolben selbst verlaufenden Fasern, aber von ihnen verdeckt, laufen, dann unter dem Endkolben weggehen und erst am here Ki den Rande sichtbar werden. Dass solche Fälle vorkommen, habe ich selbst beobachtet. Nur wenn der Zusammenhang der sogenannten Ter- inalfaser mit dem Axencylinder des sich vom Kolben fortsetzenden Nervenröhrenstückes gesehen worden ist, glaube ich daran, dass die End- kolben keine terminale Bedeutung haben. Bis dakin muss ich dies be- zweileln. 14 Ich komme jeszt zur zweiten These. Sie heisst: »Die Krause’schen 4 olben sind Artefacte.« Ich kann mich hier kürzer fassen, da ich bei "Widerlegung der ersien These schon gezeigt habe, dass die Bildung der ben auf die von Herrn Dr. A. angegebene Art nicht gut möglich ist. och giebt er für die Endkolben des Menschen noch eine andere Entsie- inssweise an. Er sagt nämlich an einer Stelle, dass Krause die Gon- netiva in successiven Schnitten vom Bulbus getrennt habe, dadurch sse natürlich ein Zug und eine Spannuug in der Conjunctiva hervor- bracht werden, wodurch zur Entstehung von Kolben Veranlassung ge- en werde. An einer andern Stelle meint er dagegen, da die Primitiv- ern an den Stämmchen und an der Peripherie befestigt wären, so ssten sie sich beim Durchschneiden der Stämmchen vermöge ihrer 337 k78 Elasticität zusammenziehen und sich zu Knäueln aufrollen, die dann für Endkolben gehalten würden. Also einmal eine Spannungshervorbringung und dann de eine Spannungsaufhebung bei demselben Acte. Dass übrigens solche Knäuel vorkommen, bestreite ich nicht, denn Nerven knäuel sind nicht selten beim Menschen und Affen. Aber 4) sind diesel- ben noch von Niemand für Endkolben ausgegeben worden, und 2) sind sie präformirt; denn die Ansicht, dass die Primitivfasern eine so grosse‘ Elasticität besitzen, dass sie selbst das sie umgebende Gewebe zu ver- drängen vermögen, scheint doch etwas bedenklich. Für die Präexisten A der Ner N Be auch der Umstand, dass sie z. B. beim Kalbe ); oder der Maus gar nicht oder äusserst selten ra während doch zu ihrer künstlichen Bildung dieselben Bedingungen vorbanden sind. Als einen Beweis, dass die Endkolben Artefacie seien, führt Herr Dr. A. an, N dass die grösseren Kolben immer an stärkeren, die kleineren an dünne ren Primitivfasern sässen. Hierauf kann ich nichts erwidern, als dass sich jeder durch eigene Anschauung überzeugen kann, dass dies dureh - aus nicht immer der Fall ist. Dagegen will ich Herrn Dr. A. einen stich- haltigeren Beweis anführen, dass die Endkolben keine Artefacte sind, und das ist ihre Gestalt bei verschiedenen Geschöpfen. Dieselbe ist beim Menschen und Affen immer schön rund, selten etwas oval, bei den übri * gen Säugethieren immer keulenförmig, an dem centralen Ende zugespiiaill | am peripherischen kolbig verdickt. Nun möchte ich wissen, were > Herrn Dr. Arnold’s Myelin nicht auch einmal beim Menschen einen keu- ienförmigen oder bei Säugethieren einen runden Kolben bilden solle? Woher kommt es ferner, dass die Begrenzung der Kolben immer so schar und die Kolben beim Menschen, wenigstens an frischen, sorgfältig be- 1.4 handelten Präparaten, steis so genau kreisrund oder öl sind? Wenn die halbweiche Masse des Myelins zusammengepresst wurde, so müsste | man die Kolben doch in allen möglichen unregelmässigen Gestalten finden, Dass nun solche zuweilen vorkommen, ist schon möglich. Doch sind dies durch mechanische Eingriffe lädirte Kolben. Kurz es scheint die Annahme des Herrn Dr. A. nicht eben wahrscheinlich zu sein. Aber ein Umstand spricht doch entschieden für ihn. Es ist ihm nämlich mit grosser Mühe gelungen, bei Vermeidung aller Spannungsaufhebung, alles Zuges und | _ Druckes und aller Zerrung Präparate herzustellen, in denen keine End“ kolben zu sehen waren — ausser in den peripherischen Theilen. h } doch in den peripherischen Theilen. Nun, vielleicht waren im GenAme 1 keine Endkolben, oder sie waren nicht sichtbar. Ich möchte nur wissen wie Herr Dr. A. alle mechanischen Eingriffe vermieden hat. Er hat die Conjunctiva untersucht. Nun REN Jemand dieselbe, wenn er sie nicht in Stückchen abträgt, wobei doch die Spannung der Nervenfasei nach Herrn Dr. A. aufgehoben wird, und ohne das Epithel abzuschaber Herr Dr. A. möge aber trotzdem alle mechanischen Verletzungen vermie ‚den haben, was hat er dann für ein Resultat gehabt? Er hat auch E 419 kolben gefunden. Ich weiss nicht, ob Herr Dr. A. die Pacin’schen Kör- perchen der Vögel anerkennt, die bekanntlich in der äusseren Haut der- selben sehr verbreitet sind und auch schon in der Conjunctiva bulbi z.B. ‚der Ente gesehen worden sind. Man könnte nun fragen, warum sollen die Vögel vor den Säugethieren etwas voraus haben? Aber vielleicht hält Herr Dr. A. auch diese für Artefacte, entstanden durch die Quellung des Gewebes in Essigsäure. Richtig, das hätte ich bald vergessen. Durch - die Quellung in Essigsäure sollen auch Endkolben erzeugt werden. Der Herr Dr. A. muss aber bedenken, dass sie auch an frischen Öbjeeten ohne alle Behandlung mit Reagentien gesehen werden. Nun, in dem Falle wer- den sie durch mechanische Verletzungen hervorgebracht. Wenn man nur mit einem tüchtigen Skepticismus an eine Sache herangeht, so lässt ‚sich Alles erklären. Aber noch :eins habe ich anzuführen. Es ist mir in mehreren Fällen gelungen, die Endkolben zu isoliren. Wenn ich die Haut der Maus längere Zeit in verdünnter Essigsäure liegen liess, so zerfiel sie so, dass man sie mit Leichtigkeit zerzupfen karkcite. Schon früher habe ich bemerkt, dass gegen gewisse Verdünnungen der Essigsäure, die ich "leider nicht nach Procenten angeben kann, die Endkolben, und nament- lich die Terminalfasern grosse Resistenz zeigen. Als ich nun solche ma- -cerirte Mäusehaut zerzupfte, gelang es mir einige. Mal, Nervenstämmchen zu isoliren, von denen Primitivfasern ausstrahlten, die in Endkolben en- deten. Das heisst nicht alle Fasern endelen mit Endkolben, sondern in jedem Falle nur eine. Der Endkolben flottirte frei und man konnie alle Theile desselben, selbst die Terminalfaser noch leidlich erkennen. Von einem Anhängsel war nichts zu sehen. Ich glaube, diese Belege sind hin- reichend, um von der wirklichen Präexistenz der Endkolben überzeugt zu en Doch bin ich nicht abgeneigt, mich zur Ansicht des Herrn Dr. A. zu bekehren, wenn ich z. B. in der Conjunctiva bulbi des Kalbes oder der äusseren Haut der Maus oder des Kaninchens einen schönen ‚runden Endkolben gefunden haben werde. Die dritte These, dass die einzelnen Bestandtheile der Krause’schen "Kolben nichts als veränderte Besiandtheile einer dunkelrandigen Primi- _tivfaser seien, bringt eigentlich nichts Neues. Denn das ist Den dass die äussere Hülle des Kolbens mit dem Neurilem und die Terminalfaser mit dem Axencylinder zusammenhängt. Vielleicht umgiebt auch die Ner- 'venscheide den Innenkolben als besondere Hülle, so dass nur die Natur des Innenkolbens zweifelhaft wäre, von dessen Subslahz man nicht weiss, “ ob man sie dem Nervenmarke gleichsetzen darf. 3 Die vierte These lautet: »Die Nerven endigen in Form von blassen " Netzen.« Diese Behauptung muss dahin abgeändert werden, dass aller- dings Netze von blassen Nerven in der äusseren Haut und den Schleim- Fhäuten des Menschen und der Säugethiere neben Tastkörperchen und Endkolben wahrscheinlich überall vorkommen, dass es aber bis jetzt da- ‚bin gestellt bleiben muss, ob dies die letzten Enden sind, oder ob nicht 180 vielmehr aus diesen Netzen Aeste entspringen, die frei oder in termina- - len Körperchen enden. Ich habe mich selbst längere Zeit mit diesen blas- sen Netzen hauptsächlich in der Haut der Maus und Ratte, wo sie präch s tig zu sehen sind, beschäftigt. Ihr ganzes Aussehen ser allerdings für Nerven, doch ist es mir trotz alles Suchens nie gelungen, einen unzwei- felhaften Uebergang einer blass gewordenen Primitivfaser in diese Netze zu finden. Hingegen ist es mir auch nicht geglückt, sie mit Gefässen in Verbindung zu sehen. Vielmehr sah ich in den tieferen Schichten dei 2 Cutis etwas stärkere, blasse Fasern mit den Gefässen verlaufen und, meist rechtwinklige Avste abgebend, sich in die Netze verlieren. Da nun der Uebergang Yunkelruniliter Fasern in diese blassen Netze von Kölliker und andern Autoren constatirt ist, so kam ich auf den Gedanken, möchte ein Theil der blassen Easerh vom Sympathicus stammen. In die - ser Ansicht bestärkie mich der Umstand, dass ich von den blassen Netzen häufig Aeste zu den glatten Muskeln def Haut verlaufen sah, wo ich sie, nicht weiter verfolgen konnte. Auch Herr Dr. Arnold giebt an, zuweilen scheinbar frei endigende Fasern aus den Netzen hervorgehen gesehen zu haben, erklärt sie aber für unw esentlich, da sie wahrscheinlich Kuns - producte seien, entstanden durch Zerreissen der blassen Netze. Dies scheint mir nicht der Fall zu sein, im Gegentheil scheint dieser Befund 1 auch zu beweisen, dass die Nerse nicht die letzten Enden der sensibler n Nerven sind. z 4 Po. aY «We ? En Ziehen wir jetzt das Resultat aus dem Gesagten, so ergiebt sich, dass die Behauptung des Herrn Dr. Arnold, die Endkolben seien Artefack 2 falsch ist, und glaube ich die Präexistehe derselben erwiesen zu haben. erkun wird die Auzweiflung, die Herr Dr. Arnold ihnen angedeihen lässt, das bewirken, dass dieselben jetzt genauer untersucht werden und so die Entdeckung Krause's um so eher die Würdigung findet, die sie . y verdient. | | E; “st A Die peripherische Endigung der sensiblen Nerven. i Schliesslich erlaube ich mir noch eine übersichtliche Darstellung el er peripherischen Endigungsweise der sensiblen Nerven im menschlich: en | und ähierischen Organismus zu geben, und dabei einige Beobachtungen zu erwähnen, die ich vorher nicht gut einfügen konnte. Während früher die Pacini’schen Körper die einzigen genauer bekannten Endapparate ir sensiblen Nerven waren (da man die sogenannten Tastkörperchen für Bindegew ebsstränge hielt, an denen die Nervenfasern Schlingen bildeı sollten, ohne in ihnen zu endigen) und die Endigungsweise derselben a andern Orten, wie in der Haut des Menschen und der Thiere u. s, w., entweder gänzlich unbekannt war oder als Endschlingen, freie Endig oder Netz blasser Nerven beschrieben wurde, hat jetzt Krause durch sei Be u: Aa Untersuchungen dargethan, dass es keine andere, bis jetzt durch richtige Beobachtung nachgewiesene peripherische Endigungsweise der sensiblen Nerven giebt, als die in terminalen Körperchen, analog den Pacimvschen. Wenn ich nun auch im Ganzen und Grossen dieser Ansicht Krause’s bei- stimme, so muss ich doch gegen die ausschliessliche Endigungsweise in terminalen Körperchen protestiren und die Existenz blasser Netze neben denselben aufrecht erhalten. Da ich über letztere schon das Nöthige ge- sagt habe, so erlaube ich mir hier noch eine Endigungsweise anzuführen, die auch Krause als besondere hinstellt, das ist die Endigung der sen- siblen Nerven in den Haarbälgen. Leider ist über dieselbe so gui wie nichts bekannt. Am besten lassen sich die Haarbälge auf ihre Nerven an Häuten kleiner Thiere, als Mäuse, Ratten, Kaninchen untersuchen, wenn dieselben in Essig macerirt sind. Man siebt dann meist zwei dunkelran- .dige Nervenfasern an den Haarbalg treten, wo sie wegen der Undurch- sichtigkeit des letzteren dem Auge entschwinden. Jedoch gelang es mir, an isolirten durchsichtigeren Bälgen das Uebergehen der dunkelrandigen - in eine blasse Faser zu beobachten, die leider nicht weiter zu verfolgen war. Obgleich nun Defipitives über die Endigungsweise dieser blassen Fasern nicht bekannt ist, so lässt sich doch vermuthen, dass sie analog den Terminalfasern in den terminalen Körpern im Gewebe des Haarbal- ges und besonders der Haarpapille mit knopflörmiger Anschwellung en- - digen. Man könnte in diesem Falle eine freie Endigung annehmen, dage- gen wäre es der Uebereinstimmung halber besser, die Endigungsweise - der sensiblen Nerven in den Haarbälgen derjenigen in den terminalen Körpern an die Seite zu stellen, indem man die ganzen Bälge und haupt- sächlich die Haarpapille als Endapparat betrachtet. Es wäre also blos das Netz blasser Nervenfasern abweichend von der allgemeinen Endi- gungsweise der sensiblen Nerven. Doch ist es wahrscheinlich, dass auch von diesem noch Fasern abgehen, die auf analoge Weise endigen wie die Terminalfasern der terminalen Körperchen. Ja es wäre sogar denkbar, ' dass die letzten Enden der blassen Fasern in den Haarbälgen als auch der aus den blassen Netzen hervorgehenden von Körperchen umgeben sind, die bei unseren jetzigen Untersuchungsmethoden und mit unseren jetzigen Instrumenten nicht wahrnehmbar sind; wodurch dann die Har- _ monie in der Endigungsweise der sensiblen Nerven eine vollständige würde. Für jetzt aber macht sich die peripherische Endigung der sen- siblen Nerven in der Haut und den:Schleimhäuten des Menschen und der -Säugethiere folgendermassen. In der äusseren Haut des Menschen und des Affen finden sich: 4) Pacini’sche Körper, sehr verbreitet im Unter- hautzellgewebe. 2) Tasikörperchen überall; am zahlreichsten an Hand, "Fuss, Brustwarze, beim Affen an der Lippe. 3) Nervenendigung in den . Haarbälgen. 4) Netze blasser Nerven, von Kölliker in der Haut der Maus „und des Frosches beobachtet. In den Schleimhäuten sind enthalten: 4) Endkolben, 2) Netze blasser Nerven. Bei den Säugethieren ist die En- digungsweise ebenso, nur dass an die Stelle der Tastkörperchen End- kolben treten. Was die Endigung der sensiblen Nervidn in andern Organen betrifft, so ist darüber noch sehr wenig bekannt. Man hat zwar Pacinvsche Kör- per an Knochennerven, im Mesenterium gewisser Thiere und in manchen sympathischen Plexus gefunden, weiss aber über die Endigungsweise in den Knochen selbsi und in den Drüsen gar nichts. In der Zahnpulpa sind freie Enden bemerkt worden. Ueber die quergestreiften Muskeln existi- ren zwei Angaben von Herbst, wonach Pacin’sche Körper in den Muskeln am Unterschenkel des Schafes und am Schwanze der Katze vorkommen. } Diesen Angaben kann ich beifügen, dass ich im Hautmuskel der Ratte zu- weilen ovale Körperchen mit kernhaltiger Bindegewebshülle bemerkt 2 habe, zu denen je eine feine Nervenfaser verlief. Sie lagen theils an der \ Oberfläche des Muskels, theils auch zwischen den einzelnen Primitiv- fasern und boten dasselbe Ansehen wie Endkolben dar. Die Terminal- faser in ihnen zu sehen war leider wegen des Kernreichthums nicht mög- lich. Die Haut hatte mehrere Tage in Essig gelegen. 2 Wenn nun auch diese wenigen Beobachtungen noch nicht ausrei- chend sind, um über die Endigungsweise der sensiblen Nerven in den aliörgektraffteh Muskeln etwas Bestimmtes zu sagen, so lässt sich aus | ihnen doch schliessen, dass auch hier Endapparate für die sensiblen Ner- ven vorhanden sind, "die aber vielleicht nicht in allen Muskeln gleichen Bau haben. Wie die sensiblen Nerven in den glatten Muskeln endigeng ö ist = jetzt völlig unbekannt. Ki, I Eıklärung der Abbildungen auf Taf. ZLIM. A. Endkolben der Conjunctiva des Menschen (die zwei runden) und des Kaninchens 4 300mal vergr. Bi Notizen über die Eierstöcke der Säugethiere. Von H. Quincke, stud. med. aus Berlin. Mit Taf. XLIM. B. Im Laufe einer Untersuchung der Eierstöcke der Säugethiere, welche ich zunächst in der Absicht unternahm, mich durch eigne Anschauung von den durch Pflüger‘) geschilderten Eniwickelungsverhältnissen der "Graaf’schen Follikel zu unterrichten, bin ich auf einige, soviel ich weiss, bis jetzt noch nicht bekannte Thatsachen aufmerksam geworden. Erstens habe ich Bilder gesehen, aus welchen ich auf einen Vermeh- rungsprocess der Graaf’schen Follikel schliessen zu können glaube. k Schon frühere Beobachter, wie v. Baer, Bischoff u.A. sahen mehrere _ Ovula in einem Follikel und neuerdings beschreibt Klebs?) in den Ova- rien des Kindes bis zum siebenten Lebensjahre Follikel mit 2 dichtan- -einanderliegenden, durch eine scharfe lineare Contour von einander ab- gegrenzten Eiern, umgeben von der Membrana granulosa, und schliesst hieraus, wie aus dem Vorkommen von Eiern mit 2 Keimflecken auf eine "Theilung von Eiern. Auch ich habe solche Follikel gesehen, und zwar nicht nur beim Kinde, sondern auch bei mehrwöchentlichen Katzen und "Kaninchen, bei Rindsembryonen von ein bis einigen Fuss Länge, sowie endlich in der äussern, die jüngern Follikel enthaltenden Schicht des Eierstockes von erwachsenen Kaninchen. Einmal sah ich auch einen Vor— läufer dieses Stadiums, ein Ei mit 2 Keimbläschen. Weiter findet man nun Follikel, welche ehentalls 2 Eier enthalten, diese aber getrennt durch eine Be endlich auch getrennt durch eine mehrfache Schicht von "Epithelialzellen der Membrana granulosa, welche in diesen Follikeln über- haupt schon entwickelter und mehrschichtig ist. Als weitern Schritt zur Theilung des Follikels sah ich einen solchen länglichen, 2 Eier enihalten- den Follikel, in der Mitte leicht eingeschnürt, Eadirch sah ich 2 Follikel ‚ohne dazwischenliegendes Bindegewebe mit inası Membranae propriae dicht aneinander grenzen. — Die meisten dieser Bilder wurden an Schnit- ten erhalten, die, von in Alkohol erhärteten Eierstöcken gemacht, entwe- 74) Allgem. med. Centralzeitung. 4861. Nr. 42. 1862. Nr. 3. 2) Virchow’s Archiv. XXI. p. 363, 43% der mit Wasser oder mit Glycerin oder Kali aufgehellt betrachtet wurden; ° einige Follikel mit 2 Eiern wurden auch frisch durch Zerzupfen isolirt. Neben diesen Follikeln mit 2 Eiern findet man auch noch mehr ver- längerte mit dreien. | Die Eier, welche in diesen Follikeln enihalien waren, besassen, da dieselben noch auf einem frischen Stadium der Entwickelung sich befan- den, nur Keimbläschen und Dotter, aber noch keine Zona pellucida. Beim erwachsenen Kaninchen finden sich aber auch entwickeltere Follikel mit mehreren Eiern, deren jedes eine ziemlich dicke Zona pellucida besitzt; die Membrana granulosa dieser Follikel ist ziemlich entwickelt, eine Fol- likelhöhle nicht immer vorhanden. A Aus allen diesen Bildern scheint mir hervorzugehen, dass die Graaf’- schen Follikel der Säugethiere nach ihrer ersten embryonalen Anlage bis” in die Zeit der Pubertät hinein sich durch Theilung vermehren können; zuerst theilt sich das Ei in zwei oder mehrere, dann wuchert die Mem- brana granulosa zwischen beide hinein, Bndieh schpürt sich auch die Membrana propria ab. } Was ferner die erste Anlage der Graaf’schen Follikel im Embryo an- langt, so stehen sich hauptstchlich drei Ansichten gegenüber. Nach Bi- 4 EN ), Barry?), Steinlin?), Klebs*) bestehen die Follikel ursprünglich z aus runden Zellenhaufen, welche frei im übrigen Eierstocksgewebe liegend, später eine M. propria um sich herum bilden und das Keimbläs- eben im Innern enthalten. Nach Spiegelberg ?) ist der ganze Follikel nichts als eine vergrösserie Zelle, dieM. propria die ursprüngliche Zellmembran; einige der Stromazellen des embryonalen Eierstocks sollen durch Tbeilung ihres Kernes vielfache Tochterkerne, die Kerne der M. granulosa ent- wickeln; einer derselben vergrössert sich und wird zum Keimbläschen, Nach Pflüger®) endlich entwickeln sich die Follikel durch Umlagerung, wie es Barry beschreibt, aber nicht frei im Eierstockssiroma, sondern, y im Innern von Schläuchen, welche aus einer M. propria und einem dicht- gedrängten Inhalte von Epithelzellen bestehen, eine ähnliche Ansicht ist schon früher von Valentin”) aufgestellt Vörden. Nach dem, was ich an Rindsembryonen von 6— 30” Länge gesehen habe (wobei die Follikel frisch durch Zerzupfen in '/ procentiger Salz- - lösung isolirt wurden), muss ich mich der Ansicht von Spiegelberg an- 4) Beweis der von der Begattung unabhängigen Reifung und Loslösung des ziel der Säugethiere und des Menschen, Giessen, 4844. Ri 2) Barry, Researches in Embryolosy. ]. Ser. p. 310 u, Tab. 5. Fig, 1. 2 i 3) Steinlin, Ueber die Entwickelung der Graaf’schen Follikel und Eier der $ä u- gethiere. Mittheil. d. Züricher naturf. Gesellsch. 1847. p. 156. Fi 4) Virchow’s Archiv. XXI. p. 368. 2 5) Göttinger Nachrichten. 4860. Nr. 20. 6) Allgem. med. Centralzeitung. 4861. Nr, 42. 1862. Nr. 3. 7) Valentin, Handbuch der Entwickelungsgeschichte. 4835. p. 383. u. Mülle Archiv. 1838. p. 523. 3 k85 ‚schliessen. An den Ovarien der jüngsten dieser Embryonen sind die Zel- len fast alle gleich gross; grössere mit,zwei oder mehreren Kernen finden sich sparsam ; je älter die Embryonen, um so häufiger werden diese, und um so zahlreicher die in ihnen entwickelten Tochterkerne; nicht immer ist um jeden dieser Kerne eine zweite Gontour, als Contour der dazu- gehörigen Zelle nachzuweisen, stets deutlich aber und mit der Zeit sich verdickend ist die Membran der Mutierzelle, die Membrana propria des Follikels, die sich oft sehr schön von Inbalt abhebt. Innerhalb dieser Tochterzellen nun wird in Follikeln von gewisser Grösse, doch durchaus nicht bei allen wegen des undurchsichtigen Inhalts, ein grösserer Hohl- raum sichtbar, in diesem feinkörniger Dotter mit dem Keimbläschen. Das erste von Spiegelberg beobachtete Stadium, in welchem das Keim- bläschen ohne Dotier um sich herum von den übrigen Tochterkernen des Follikels dicht umgeben wird, habe ich nicht beobachtet, will dasselbe _ jedoch nicht in Abrede stellen. — Dies scheint mir jedenlalis sicher, dass die Follikel nicht durch Umlagerung entstehen, sondern nichts weiter als - vergrösserte Zellen sind ; scheinen sie doch nach dem oben Mitgetheilten diesen Charakter auch später noch zu bewahren, indem sie sich theilen können. Die von Pflüger beschriebenen Schläuche in den Eierstöcken habe ich trotz verschiedener Behandlungsweisen weder an Rindsembryonen, noch an den von Pflüger besonders empfohlenen jungen Katzen in den ersten Wochen nach der Geburt auffinden und isoliren können, und muss man daher Pflüger's speciellere Mittheilungen über das günstigste Alter und die Präparationsmethode abwarten. Schliesslich bemerke ich noch, dass an den reifen Eiern der Kuh in der Zona pellucida häufig eine feine radiäre Streifung zu erkennen ist, wie sie Remak schon früher beim Kaninchen gesehen hat, und die viel- leicht als Porencanälchen zu deuten sind. Bei sehr starker Vergrösserung (Hartnack’s Immersionslinse) erscheinen die Streifen geradlinig und leicht geschlängelt, zuweilen in der Mitte mit einer punktförmigen Anschwellung. - Eine Andeuiung dieser Streifung habe ich auch einmal beim menschlichen Ei gesehen. | Am Schluss dieser Mittheilung kann ich nicht umhin, Herrn Hofrath - Kölliker für die mir im Laufe der Unter suchung geschenkte Unterstützung ln zu danken. Erklärung der Abbildungen auf Taf. ALM. 2. ‚Eikapseln von Rindsembryonen in verschiedenen Stadien der Theilung, als da sind: 4) Follikel mit zwei dicht beisammenliegenden Eiern, 2) solche mit zwei Eiern, zwischen denen schon eine Epithellage eingeschoben ist, 3) Follikel mit 3 Eiern, ‚die mehr weniger dicht beisammenliegen. Ausserdem ist ein Ei mit zwei Keim- bläschen dargestellt und zweiFollikel skizzirt, die durch eine noch zarte Binde- gewebslage geschieden sind. vVergr. 300. | Untersuchungen über niedere Seethiere aus Üeite. Von Dr. H. Alex. Pagenstecher in Heidelberg. II. Abtheilung. vo. Entwickelungsgeschichte und Brutpflege von Spirorbis spirillum. Hierzu Taf. XXXVII. u. XXXIX. Die Unterscheidung der einzelnen Arten der Gattung Spirorbis ist 7 bisher nicht in genügender Weise gemacht worden und wird auch wohl 7 nicht anders möglich werden, als wenn vom selben Forscher oder min- % destens mit gleicher Genauigkeit der Beschreibung eine grosse Anzahl % von Individuen untersucht wird, um zu sehen, welche Verschiedenheiten in Schale, Deckel, Tentakeln, Halskragen, Augen, vordern Borstenbün- % deln, hintern Borsten, Segmentzahl bestehen und wie weit etwa solche i | durch Entwickelung oder Lebensverhältnisse bedingt werden, wie weit an- drerseitssiefestgenug sind, um darauf die Diagnose der Artenzubegründen. % Bisher ist, unsre Kenntniss der von den Autoren beschriebenen Arten sehr mangelhaft und man kann wohl in der Regel nur auf dem Wege der Aus- schliessung die Artbestimmung voroehmen, wenn man überhaupt damit” zu Stande kommt. Selbst die Gattungskennzeichen sind nicht überall, ” wie sie sein sollten. So giebt z. B. Philippi für seine ganze erste Gruppe ® von Untergattungen des Geschlechtes Serpula, in welcher Spirorbis steht, - als gemeinsames Kennzeichen 7 Borstenbündel jederseits am Halse an, während unsre Art im geschlechtsreifen Alter deren doch nur 3 hat. Grube sagt für Spirorbis: »Röhre in eine ebene oder fast ebene Spirale’ gewunden, ganz angewachsen, Deckel verschieden«'). Streichen wir da”) zunächst die letzte nichtssagende Bemerkung, so müssen wir nachher 4) Die Familien der Anneliden, p. 144. 487 den beiden andern Charakteren, welche die von Risso sind, gegenüber bemerken, dass bei dieser Art unter Umständen die Spirale fast frei ge- wunden oder turbinoid auisteigt und kaum angeklebt ist. Wir kommen so vor der Hand eigentlich für den Gattungscharakter auf Lamarck zu- rück, der die beschränkte Zahl der Kiemenfäden zuerst hervorhob. Dabei | bleibt dann der regelmässig gewundene Schalenbau als Merkmal'). Ebenso wenig, wie von dem Kinlindse äusserer Umstände auf die Schalen- gestalt,*wissen wir von dem Verhalten der Zahl der Kiemen, Borsten und Segmente der Entwicklungsgeschichte gegenüber. Während ich im Nachfolgenden einige Punkte zur Sprache bringe, welche in dieser Beziehung Bedeutung haben können, leide ich selbst bei der Artbestimmung unter den genannten Schwierigkeiten und glaube, wenn ich meine Art als Spirorbis spirillum bezeichne, eigentlich nur die- ‚selbe in eine Gruppe von Spirorbisarten gestellt zu haben, welche mehr oder weniger verschiedene, in Zukunft auseinander zu setzende Arten enthalten mag. Linne und Martini, letzterer mit Bezugnahme auf die deutlich erkennbare, wenngleich namenlose Form des Janus Plancus von "Rimini, haben unter Serpula spirillum eine Art verstanden, welche die nächst verwandte Serpula spirorbis (Sp. nautiloides?) an Grösse dreimal übertriftt. Plancus?) und Pallas?) fanden sie an Flussmündungen und "Küsten auf Seepflanzen, Steinen, Holz, während manche andre Arten die grösseren Tiefen lieben, und letzterer beschrieb das Thier als röthlich "und jederseits mit 4, mit etwa 12 Fäden besetzten Kiemen versehen. Das ‚passt uns Alles, nur halte ich es fraglich, ob nicht die Kiemenzahl auch "auf drei sinken und.bis fünf steigen kann; denn zuweilen findet man klei- nere Kiemen zwischen den andern und ist ja nach dem Wesen dieser "Anhänge ein Verlorengehen und Nachwachsen sehr wohl denkbar. Jeden- "falls aber ist dieZahl der Seitenfäden der Kiemen eine sehr unbestimmie, nach Alter des ganzen Thieres oder des einzelnen Kiemenstammes w se selnde. Die ebenfalls kleine und littorale Spirorbis pusilla*) hat wie ant- arctica eine gekielte Schale, die Spirorbis cornu arietis?) a hinteren Fortsatz am Deckel, nicht zu verwechseln mit der keulenstielartigen, ba- ‚salen ERS tung anderer Arten; die ganze Gatiung Spirorbis hat nach "Risso®) ein Gehäuse, »discoide an et fix& en dessous«, was also auch mit für seine Sp. nautiloides gilt, welche nach Grube?) auch nur drei ...4) Die Diagnose von Grube an einer andern Stelle I. c. p. 92 nimmt auf die Kie- men keine Rücksicht; »Deckel spatel- oder etwas keulenförmig, die Röhre des Thie- res klein, in eine flache spira aufgerollt«. 2) Jani Planci Ariminensis de conchis ... 1766. 8) Nov. Act. Petropolit. il. p. 236 | 4) Ralhke, M&em. presentes & l’acad6mie de Petersbourg. III. 1837, p. 407. 5) Philippi, Archiv für Naturgeschichte. 1844; Bemerkungen über die Gattung Serpula. p. 186 ff. 6) Hist. nat. des princip. product. de l'’Europe meridionale V. 7) Familien der Anneliden. p. 433. da My u Kr 188 Kiemen jederseits hat. Nach dem letzteren Forscher hat simplex keine Kiemenseitenäste und die Schale von granulata hat Längsfurchen. Durch die genannten Kennzeichen, deren Beständigkeit ich jedoch nicht überall ® verbürgt erachte, würden alle diese Arten nicht in Betracht kommen und ® ich halte es gerechtfertigt, vorläufig die von mir untersuchten erwachse- nea Thiere und dann wohl auch ohne Zweifel die Iugeanhnn als Sp. | spirillum zu bezeichnen. Die diesem Aufsatze zu Grunde liegenden Spirorben Audone sich in grosser Menge in dem Canale der Salins zwischen Cette und Agde. Sie # leben dort dicht unter dem Spiegel des seichten Salzwassers und finden sich am meisten angeheftet an rosshaarstarken Confervenfäden oder an # den Schalen der in dem Gewirre der Seegewächse kletternden Cardien. © An den Muschelschalen sind die gewundenen Wurmröhren bis auf den 9 letzten Theil ausgewachsener,, der sich frei erhebt, angeklebt und dabei ® wird der runde Querschnitt beeinträchtigt und die Gewinde berühren & einander. Dienen jedoch Conferven als Anheftungsboden, so winden sich die Gehäuse um solche herum, an der inwendigen Seite kaum anklebend, ° das Gewinde zieht sich aus, der Durchschnitt bleibt kreisförmig und die Einzelwindungen liegen einander nicht an. Könnte vielleicht diese Ver- ® änderung ihre Ursache in dem während des Wachsthums der Wurmröhre noch fortschreitenden Wachsthume der Pflanze selbst haben, welches sich | gewissermassen mit jenem combinirend die Theile der Spirale während ® der Bildung weiter voran schiebt, oder trägt nur der Mangel einer ein 9 vollständigeres Ankleben gestattenden Fläche die Schuld dieser freiern S Entwicklung? Die Schalen haben anderthalb bis drei Windungen, die’ jedoch von dem mit Einschluss der Kiemenfäden nur bis 2”” an Länge‘ messenden Thiere nicht ausgefüllt werden, sind schwach querrunzlig@ und weiss. Das Thier ist rothgefärbt, die Tentakel und der Mittelleib hel-' ler, im Vorderleibe der durch Leberschicht braune Magen, hinten einzelne’ Kothballen durchscheinend. 4 im ‚Allgemeinen beträgt die Zahl der ee vier eur einer ee Die Nebenfäden Bu rechts und links an der nach innen he ‚henden Seite des Stammes und sind dicht mit Wimpern besetzt. Wie der Stamm selbst werden sie von einem Canale durchzogen, der von scharf gekernten Zellen umgeben ist! Die Färbung der Tentakel ist sehr leicht "röthlich. 9 An’ dem Deckelapiparät muss man die der Schale entsprechenden secernirten Schichten, den eigentlichen Deckel, von den ihn absondern- den und tragenden Weichtheilen unterscheiden. Zu äusserst liegt eine leicht ablösbare Scheibe von spiralem Bau, wie hornig, graugelblich, mit Schmutz incrustirt und reichlich mit Diatomeen besetzt (Taf. XXXVIE k89 Fig. 2.). Ich weiss nicht, ob sie ganz vom Thiere gebildet oder nur ein auf den eigentlichen Deckel niedergeschlagener, mit erstarrter Masse ver- kitieter Schmutzüberzug ist, welcher die spirale Gestaltung nur der Unter- lage nachgebildet hat. Der eigentliche Kalkdeckel ist ebenfalls spiral, bei auffallendem Lichte leicht graudunkelfleckig punktirt, so dass die bräun- lichen Flecken, etwa 10-42 an der Zahl, ebenso gross erscheinen als die ‚freien Stellen. Er isi brüchig, springt in der Richtung radiärer Streifen und zeigt auf der freien Fläche eine grubenförmige Vertiefung, welcher auf der Unterfläche ein verengter, stielartiger, hellerer Theil entspricht. Der letzte Theil der Windung, über die Peripherie vorspringend, ist dün- ner; rings anhängend findet sich eine mehr häutige, chitinöse Schicht von röhrigem Bau. Durch Abreissen dieses Häutchens, wie es scheint auch ohne das, löst sich auch der eigentliche Kalkdeckel leicht von dem ihn tragenden Stiele ab. Die Oberfläche des Stiels wimpert nicht. Sie wird gebildet von einem structurlosen Chitinhäutchen, welches für gewöhnlich den unterliegen- den, deutlich gekernien Zellen und ihrer helleren Intercellularsubstanz dicht aufliegt. Die Muskelschicht ist am Deckelstiei in Längs- und Kreis- fasern gut entwickelt und verräth sich durch die starke Runzelung. Wie sich diese Theile verhalten, wenn der Deckelstiel Brutraum wird, will ich weiter unten auseinanderseizen. Der Halskragen, an den Seiten am stärksten entwickelt, im Nacken etwas zurücktretend, an der Bauchseite tiefer ausgeschnitien, ist mit hei- len Wimperzellen eingesäumt, radiär faltig, hellröthlich,, auf der Fläche mit braunen Pünktchen besät. Hinter dem Halskragen liegen drei Segmente, welche jedes rechts "und links ein Bündel grosser Borsten tragen. Diese Borsten sind nicht gegliedert, sondern nur ihre etwas blattartig verbreiterte Spitze von der stielförmigen Theile in einem Winkel abgebogen. Im vordersten Bündel ist dieser Winkel stärker, das Blatt mehr sichelförmig gekrümmt, seine Schneide und die einzelnen Borsten in ihrer Grösse mehr verschieden. Es wird hier wohl der stärkste] Gebrauch, Verschluss und Nachwachs stattinden. Die Zähnung der Borsten des ersten Bündelpaares hat das "Ansehn einer Zerfaserung, welche am Uebergange des Stiels in das Blatt ziemlich tief in der Längsrichtung den Stiel zerklüftet. Am Blatte aber ‚stehen die dreieckigen Zähne in der Art schräg, dass jedesmal die eine Seite der Richtung jener Faserung des Stieles entspricht, die andere aber fast senkrecht darauf steht und so parallele Streifchen quer über das Blatt "entstehen (Taf. XXXVII. Fig. V.«.). Die Zahl der Borsten in den Bündeln ‚ist nicht constant, ich zähle bei einem geschlechtsreifen, eiertragenden -Thiere deren zehn oder elf in jedem Bündel. | Ausser den Borstenbündeln tragen diese drei Segmente starke Reihen "von in der Längsrichtung des Körpers liegenden, dicht neben einander ‚eingelagerten Stäbchen oder Paleen. Die Zahl derselben in einer Reihe 490 kann bis über dreissig, in der hiniersten gar über vierzig betragen, ist aber ebenfalls schwankend. Die einzelnen Stäbchen sind an beiden En- den sehr unbedeutend angeschwollen, die nach der Mitte des Körpers zu, also am Anfange der Reihen stehenden, sind kleiner. Am Mittelleibe feh- len für eine kurze Strecke die Haken, danach kommen sie jederseits ein- zeln wieder und finden sich so an bis zu zwölf Segmenten. Diese einzel- nen Haken sind in derselben Art gezähnt wie die der vordersten Bündel, und der Winkel zwischen Stiel und Blatt und die Sichelkrümmung des letzteren sind eher noch stärker. Das Blatt ist aber mit Ausnahme des stärkeren Rückens ausserordentlich zart, fast verschwindend blass. Auch ° diese Segmente’haben Paleen, aber die Stäbchen sind schwächer und in den Reihen viel weniger zahlreich. Die Paleen nehmen überall den Rand des Körpers so ein, dass sie in ° einem queren Bande vom Rücken zum Bauche ziehen und so den vor ihnen liegenden Einzelhaken und Borstenbündeln eine feste Stütze geben, 7 auf welcher diese, als auf einem Hypomochlion, gleich einem zweiarmi- gen Hebel, arbeiten können. Man kann daher nicht sagen, dass die Bor- sten oder die Paleenreihen in scharfem Gegensatze dorsal oder ventral lägen. Will man aber ein Analogon der sonst beschriebenen Umwendung in dieser Beziehung suchen, so kann man dasselbe in geringerem Grade darin finden, dass die vorn mehr über den Bauch ausgebreiteten Paleen hinten etwas mehr am Rücken stehen, die Borsien aber vorn mehr dorsal liegen als die Hauptmasse der Paleen und hinten unter der Mitte der Pa- leenreihe inserirt sind. Vom Kragen bis in die Mitte des Körpers scheint durch die vorn rö- there, weiterhin blassere Haut der Magen durch. Unter einer hellen Haut liegen an demselben sepiabraune Körnchenzellen, die Leber darstellend. Weiterbin wird die Färbung etwas mehr chocoladenbraun und hat einen Stich in’s Violette. In der zweiten Hälfte des Körpers sieht man von der ° hellen Darmwand umschlossene Fäcalmassen. Der hinterste Abschnitt des Körpers ist wieder gesättigter orangeroth gefärbt und durch Reihen dunk- lerer Körnchen die Segmentirung besser ausgeprägt. An einigen dieser ” Segmente, welche noch Borsten haben, werden zunächst die Paleen sehr sparsam, bis zur Verringerung auf drei oder vier, und die Borsten werden ganz blass; später sind die Segmente borstenlos und der Körper endet ” schliesslich in drei stark wimpernden Lappen, zwei seitlichen, den After 1 zwischen sich lassenden und einem terminalen, welcher die Afteröffnung überragt. Dieser letzte Lappen trägt kleine, körnige Drüsenzellen. hi Die Innenfläche des Darmes wimpert ausgezeichnet. Auswendig auf N der Haut erstreckt sich die Wimperung eigentlich über den ganzen Kör- ” per. Nur sind am Rumpfe die Wimperhärchen viel feiner und kleiner ” als an den Tentakeln, dem Kragenrande und der Hinterleibspitze. Ebenso wimpert die Innenfläche der Leibeshöhle und die Aussenfläche des Darm- = Ei 294 ots: Die rein wird zu äusserst gebildet von hellröthlichen Zellen ‚mit Kernen und Molekülen. Dann folgt eine dünne Lage dunklerer Pigmentkörnchen, dann die | helle, aklöse Innenwand, else deutliche Bündel in der Querrich- tung bildet und zu innerst die Wimpern. - Geschlechtsproducte findet man in der Leibeshöhle in der Form von iern und Samenelementen und im Deckelstiele nur in der Form von Eiern. 1 So viel ich weiss haben alle älteren Autoren, auch wieder vor weni- ' gen Jahren Williams in seiner ausführlichen Arbeit über die Reproductions- organe der Anneliden‘) die Serpuliden durchgehends für getrennten Ge- ‚schlechis erklärt. Dem muss ich für Spirorbis, wenigstens für die unter- "suchte Art, widersprechen. Es finden sich in Thieren, welche Eier im ' Leibe Ve in dem zu beschreibenden Brutraume das Deckels führen, ' gleichzeitig Samenelemente in den verschiedenen Formen der Entwicke- lung in der Leibeshöhle vor. Solche verschiedene Stufen der Sperma- ; entwickelung zeigt Taf. XXXVIH. Fig. 6. Man sieht kleine Haufen von un- reilen Samenzellen, man findet weiler fortgeschrittene, man sieht, wie aus diesen Brseukiden frei werden, zunächst noch in Bündeln, mit den Köpfen einander zugewandt, vereinigt, später aber zu freier Beweglich- keit losgelöst. Es bleibt nichts anderes übrig, als anzunehmen, dass diese Spirorben also Zwitter seien. Die Eier bilden sich nicht in besonderen Organen, sondern in grosser Ausdehnung längs der äussern Wand des Darmes. Ihre Bildung beginnt schon am hintern Stücke der Magenerweiterung und erstreckt sich bis an den letzten verengten wieder dunkler gefärbten Abschnitt des Wurmes. Zunächst liegen in langer Reihe helle Eikeime, Bläschen mit Fleck, der Darmwand an. Im Wachsen werden sie durch Dotteransammlung dunk- ler. Es hat sich dann die Eihaut von dem Keimbläschen abgehoben und ‚dieses schimmert durch die Dottersubstanz durch. Die abgefallenen Eier nd zuletzi ganz dunkel. Sie sammeln sich in der Mitte des Tbieres, neh- ' men dort eine bestimmte Stelle ein, platten sich an einander ab und deh- nen diesen ohnehin dünnhäutigeren Theil der Körperwand manchmal bedeutend aus. Es findet an dieser Stelle im Ei nicht die geringste Em- bryonalentwickelung statt. Ich fand dort bis zu zwanzig grosse Eier beisammenliegen. | Wie nun die Eier die Leibeshöhle verlassen, ist mir ganz unbekannt. Williams (\.c.) sagt in seinen Schlüssen etwa: »Mit Serpuliden und Sa- ‚ beiliden beginnt der Nereidentypus. Das Segmentalorgan wird nun zum einfachen, geschlungenen Gefässrohr mit zwei äusseren Oeflnungen, wim- ‚pernd und durchströmt vom Wasser, besetzt mit drüsigem Anhange, der Eier und das Sperma nach dem Austritte aus Ovatieh und "Hoden 4) ‚Philos. transactions. 4858. 448. 1. pP. 9. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Bd. 3% 492 aufnimmt«. Früher hat er gesagt, dass die Segmentalorgane an der Tho- } racalpartie fehlen und sich in der abdominalen zahlreich finden. Ich habe die Segmentalorgane hier g# nicht bemerken können‘, E Weiterhin finde ich, auch wenn die Leibeshöhle noch reife Bier ent- hält, andere aussesani ih Eier in dem Stiele des Deckels der Mutter wieder, welchen sie in solchem Falle ebenso sackartig ausdehnen, al A früher die Leibeshöhle des Thieres. Ich habe es sehr schwer gefunden, | | mir darüber Aufklärung zu verschaffen, wie sich die Lage der Eier m dem Deckelstiele des Genaueren verbielte. Zuerst dachte ich nicht an- ders, als dass sie in dem centralen, mit der Leibeshöhle eommunieiren- A| den Hohlraume sich befänden. Drückt man jedoch auf diesen Brutraum, ) so gieiten die Eier einzeln zwischen der amorphen, überziehenden Chi- | tindecke, als deren Verdickung der Deckel zu betrachten ist, und der E weichen Haut hin zum Rumpfe, oder werden, wenn der Stiel abgeschni A ten ist, auf diese Weise einzein frei. Auch zeigt genauere Untersuchung, dass dem Brutraum wirklich durch Zurückdrängen der weichen Theile vom Deckel und dem anhängenden feinen Häutchen entstanden ist, er j bildet eine excentrische Grube oder Rinne, welche vom Axencanal gatl Ei gesondert ist. u; In einzelnen Fällen befinden sich an dieser Stelle bis zu dreisengg Eiern und dann überragt der kolbig erweiterte Deckelstiel weit die Ten- takel (Taf. XXXVIU. Fig. 1. a.), in are ist die Zahl der Eier geringer (Taf. XXXVI., Fig. 4. c.). Die Eier sind durch den Dotter ganz dunkel- braun, so dass das Keimbläschen kaum durchschimmert und haben bei grosser Nachgiebigkeit der Eihaut eine durch gegenseitige a | vielfach veränderte Gestalt. Wir sehen in diesen Eiern ‚alle Stadien de Embryonalentwickelung von der Dotterfurchung an. 4 Aus dem gefurchten Dotter bildet sich eine primäre Einbryonalanlage, aus einer peripherischen, helleren und einer centralen, gelblichen Schicht? gebildet, welche der späteren Rückenseite näher anliegt. Bald streckt sich dieses Brain kuglige Gebilde und schnürt sich zunächst in zwe | (Taf. XXXIX. Fig. 4.), dann in drei Lappen (Taf. XXXIX. Fig. 2.) ab, wohei durch das Hollarierdan der peripherischen Schicht allmählich das ganze Ei viel heller wird, .als da es mit dem dunklen Dotter gefüllt war. Der vorderste Lappen ist mehr flach, halbkreisförmig, der mittlere kuglill aufgetrieben, der hintere klein, rundlich, untergeschlagen. Wo der vor- a Lappen mit’dem ron zusammenstösst, wachsen mächtige Wimpern, wie es scheint nicht als gleichmässiger Kranz ‚ sondern. mebti an den Seiten hervor, und gewissermassen durch diese vorher angezeigl, zwei kleinere anche Lappen, welche diese Wimpern tragen und durch sie das Ansehn von Epauleiten erhalten. Um diese Zeit bilden sich aus einigen Zellen der äusseren Schicht des vordersten Lappens vier Augen- punkte, von denen die hinteren grösser sind, und auf der Mitie der Stirn wächst eine erst ungemein blasse, gerade Borste hervor. Dabei ist de 493 mittlere Lappen etwas dunkler geblieben und in ihm liegt der centrale, gelblich-bräunliche Theil desEmbryo als Magensack (Taf. XXXVII. Fig. 3.). Wir können damit ein erstes Stadium der Embryonalentwickelung abge- - schlossen erachten. Der erste Schritt hiernach ist die Entwickelung des Halskragens, welcher hinter den Wimperepauletten bei Ansicht von oben oder unten in Form von herabhängenden Armen hervorknospt. Um diese Zeit, und "von da ab fast immer, so lange der Embryo im Ei weilt, und selbst in Spuren noch später, erkennt man neben dem Magen rechts und links einen ovalen, gelben Fleck, wie einen Oeltropfen von beträchtlicher Grösse. (Einmal fehlie diese Erscheinung bei allen Eiern desselben, ein ‚oder zwei Tage gefangen aufbewahrten Thieres.) Obwohl im Umrisse und in der Lage den Respirationsblasen der Sipuneulidenlarven, (Max ı Müller und RR Müll. Arch. 1850 u. 1851) ähnlich, haben diese Kör- ‚ per doch weiter gar keine Aehnlichkeit mit diesen. (Taf. XXXIX. Fig. 3.) In der Magenwand werden die Leberzellen kenntlich entwickelt. Nun ‚ erlangen die hinteren Augen eine grössere Vollendung, ein Jichtbrechen- ı der Körper entwickelt sich und giebt ihnen ein kolbiges Ansehn, die ‚ Leberzellen werden immer deutlicher, das hintersie, anale Segment des ‚letzten Lappens grenzt sich ab und zwischen dem mitilern und dem letz- ten Lappen kommt das erste Sichelborstenpaar zum Vorschein (Taf, ı XXI. Fig. 4.).: In der Seitenansicht erkennt man nun, dass Mund und | After sich gebildet haben. Die Epauletten stehen über a zu den Seiten ‚des Mundes wie ein Oberlippenschirm, der Kragen hat das Ansehn einer aufgerollten Unterlippe (Fig. XXXIX. Fig. 5.).. Die erste Spur der Ten- ı takel zeigt sich in Form von drei Höckern jederseits auf dem Kopflappen. Die Stirn, der Kragen, die Hinterleibspitze wimpern stark. Zuweilen liegt ‚ eine geringe es Körnchen neben dem Embryo in der Eihaut, die man als entleerie Excremente deuten kann. Die dritte Stufe der Embryonalentwickelung ist charakierisirt durch | die weitere Entwickelung der Gliederung. Der AED WIENLIOBIER ist gerin- gelt, der Lappen des Mittelleibes hat vier Abschnitte, deren drei hintere jeder ein Sichelborstenpaar tragen. Der Kragen ist erh gewachsen, sein heller Saum zeichnet sich aus, er wird ei wellig und hebt sich freier vom Rumpfe ab; seine Lappen werden bewegt. Um die Leberschicht des Magens wird em röthliche Haut sichtbar, wie auch der ganze Körper all- mählich röthlich wird. An der Wurzel des Kragens soflösst das erste Paar ‚von Borstenbündeln-hervor, vorläufig mit je drei Bersten (Taf. XXXIX. | u. 6.). Das ist der Fllen ciie Zustand, in welchem ich Embryonen in dem Brutsacke der Mutter gefunden habe. Die Grösse der einzelnen Eier mit den Embryonen in verschiedener Entwickelung ist nicht unbedeutend verschieden. | =. Um die Entwickelungsgeschichte zu vervollständigen , suchte ich un nach ausgeschlüpften Jungen. Auf freier Wanderung fand ich deren N | | au RE 494 nie und die Vergleichung der vorstehenden und der nachfolgenden Schil- derung giebt Recht zu der Vermuthung, dass ein freies Umhertreiben der Larven im Wasser nur eine sehr kurze Zeit dauern möge. Auch suchte ich am 24. März heimgebrachte Bündel von Conferveriil Holzstückchen und andere Gegenstände vergebens mit vieler Geduld ab. Am 27. März fand ich zuerst ein ganz junges Thier an die Schale eines“ Cardium angekiebt. Die Spira (Taf. XXXIX. Fig. 7.) mass querüber‘ 0,25””®, aber das Thier füllte ihre Länge bei Weitem nicht aus. Es mass selbst nur 0,25””, hatte die erste halbe Windung schon verlassen und” vom weitern Ende sich mit dem Deckel ein gutes Stück zurückgezogen. Es hatte acht Tentakel, die vier Augen waren durch die Schale zu sehen. Die Schale selbst war bläulich-weiss, durchscheinend, querrunzlig, a We Rande standen die Runzeln ein wenig zahnartig vor. Der Mittelleib hatte” an drei Segmenten jederseiis Haken, bei welcher Gelegenheit es mir je doch auffiel, dass nicht ein einzelner Haken mit sichelförmigem Blatt hier stand, wie beim erwachsenen Tbier und dem Embryo, sondern jedesmal ausserdem noch eine zweite feinere Borste mit kaum verbreitertem End blatie (Taf. XXXVII. Fig.5.b.). DieseBorste kreuzte ihren Stiel mit dem 5 der gröberen, mehr hakenförmigen und deckte gewissermassen deren; Spitze. Es würde: dieser Umstand der einzige sein, welcher Veranlassung geben könnte, daran zu denken, wir hätten eine NR Art vor uns, d T er aber ganz allein steht, so ist das nicht wahrscheinlich. Vorn am Halse stand dann jederseits ein Bündel von mehreren Haken. Es war stark 4 4 ) ; [ rückgezogen. Neben dem braunrothen Magen lagen wie beim Embryo rechts und “links die stark lichtbrechenden Körper, aber farblos und kleiner als bei Ungeborenen. Der Kopf hatte acht Kiemenfäden, welche noch keine Aeste > trugen. Daneben war auf einem breiten, plumpen, kurzen Stiele un 1 einer scharf contourirten Chitinschicht ein feinfaseriger, körniger Decke u abgelagert worden und ragte mit einem durch den starken Unierschie u der Lichtbrechung dunkel contourirt erscheinenden Zapfen in den St hinein. | Ich fand dann ein noch jüngeres Thier, dessen Spira nur 0,2” querz über mass. Die Tentakel waren nur ein rail sparsamer Lunar Papillen die mit den Enden nach innen zusammengekrümmt waren. Zwischet diesen Tentakeln, deren wie es schien zusammen nur vier waren, ragte di Stirn vor. Unter dem Deckelstiele sprang spitzlappig der Kragen vor um zog sich gebogen querüber zur andern Seite. Er hängt jetzt nicht mel am Rumpfe herab, sondern steht frei und ist mehr nach vorn gerichtet Man entdeckt auch schon einige kurze Stäbchen aus den Paleenreihen. LK Ich bekam nun allmählich eine grosse Zahl solcher jungen Formen, des .ren Schale kaum angeklebt war und welche sich ohne alle Mühe von de? Schale befreien liessen. Beim Allerkleinsten (Taf. XXXVIN. Fig. 4.) was der Deckel noch nicht gebildet, nur erst der Fortsatz, welcher ihn trage® um r E. | ir: 495 soll und der von den Tentakeln durch eine Runzelung oder seichte Ker- bung der Oberfläche ausgezeichnet war. Die grossen Augen waren noch kolbig, während sie bei den grösseren mehr und mehr zu einem pigmen- tirten Längsstriche herabsanken , das vordersie Borstenbündel war noch sehr zart, von den borstentragenden Segmenten des Mitielleibes besassen schon zwei jederseits drei Paleen. Bei einem andern von kaum 0,17” Länge von der Schwanzspitze bis zum Ende der Tentakelkrone fand ich den Deckel schon. Er bildete eine schräg geschichtete Scheibe, die sich leicht vom Stiele ablöste. Die Kragenlappen hingen noch armartig berab (Taf. XXXIX. Fig. 8.), die Stirn ragi ziemlich vor. Die Lage gestatteie zu erkennen, dass die Teniake! auf einem gemeinsamen, basalen Lappen aufsassen. Solche kleinste, !reie Formen haben weniger Körpermasse als ' die grössten und reifsten Embryonen. Es scheint mir hiermit die Reihenfolge in der Entwickelung dieser Spirorbis hinreichend dargelegt. Es bleibt nur noch die Vermehrung der Segmente und Vervollkommnung der Kiemen durch Entwickelung der ' Seitenäste. Es scheint mir nach Vergleich einiger halbwüchsigen Indivi- duen, dass diese Kiemenausbildung in der Art vor sich geht, dass im all- iblichen Hervorheben aus dem Grühille die später auswachsenden Theile ‚gleich mit Aesten entstehen, die frühesten Knospen aber der Spitze des ' Kiemenfadens entsprechen, Indem so gewissermassen Stamm und Aesie neben einander sich aus dem Boden heben, müssen auch viel eher Zwei- fel über die Zahl der Kiemenstämme entstehen können. | Soll ich eine Vermuthung über den nicht factisch beobachteten Aus- tritt der Embryonen aus dem Deckel machen, so glaube ich, dass der Deckel selbst eniweder abfällt, oder sich lüftet, um die Brut auszulassen. ' Weil ich Thiere mit sehr dünnem, rudimentärem Deckel gefunden, glaube ich eher das erstere. Dabei würde dann das Thier zugleich der aufwach- 1% senden infusorischen Pflanzen ledig. - Veber die Art, wie die Eier in den Deckelstiel gelangen, wäre es al- _lerdings leichter, sich eine Vorstellung zu machen, wenn sie in der cen- 'tralen Höhle lägen; sie könnten dorthin direet aus dem Hohlraume des ‚ Körpers gelangen. Wir müssen, wie es mir scheint, jedoch annehmen, dass die Eier am Mittelleibe den Körper verlassen, aber nur bis unter eine R feine überziehende, siructurlose Chitinhaut gelangen und unter dieser bis zum Decke! hingleitend,, unter diesem sich sammeln, die weiche Haut N zurückdrängen und einstülpen und so sich diesen Brutraum schaffen. |" Wir vermehren so die Schwierigkeiten der Erklärung auch. eigentlich nicht; wir setzen sie nur in der Zeit früher, denn im andern Falle hätten wir ebenso auffallende Erscheinungen bei der Geburt der Embryonen wie jetzt bei der der Eier. Es wäre endlich auch denkbar, dass die Eier vollkommen geboren worden wären und nun ganz von aussen sich unter dem Deckel in dessen Stiele eine Grube bildeten, welche durch ein abgeschie- | denes Secret zum geschlossenen Sacke umgestaltet würde, aber es febhli 496 jeder Anhalt dafür in den gewonnenen Bildern. Im Meere waren die Son orben in der Entwickelung der Geschlechtsthätigkeit zurück gegen ik Geschwister in dem Ssiihentadale. mi! Aus der Literatur ist am meisten noch hierher zu ziehen die Bischoiii j bung, welche Milne Edwards von der Entwickelung der Terebella nebu- 7 losa giebt‘). Die Jungen entwickeln sich hier in einer gelatinösen Masse, 7 welche am Eingange des Tubus der Muiter hängen bleibt. Die aus- schlüpfenden Jungen sind zunächst turbellarienartig (gegen Lowen, dessen polypenähnliche Formen nur durch Retraction des Kopfsegmentes entstehen), gliedern sich bald in vier Abschnitte (der dritte soll, ent- sprechend der späteren Segmentvermehrung, zwischen dem postcephalen- und dem analen entstehen, keine Wimpern haben und hinter sich neue‘ Ringe treiben), brauchen aber noch längere Zeit, bis sie durch Ausbildung der "Bökkinimten Bauchhaken und der een Kopffäden den Eric senen ähnlich werden. | VII. Zur näheren Kenntniss der Velellidenform Rataria, nebst Betrachtung en über | die Velelliden im Allgemeinen. Hierzu Taf. XL. und XLI. Ich habe in Cette Gelegenheit gehabt, einige Untersuchungen über | Rataria zu machen, welche Form bekanntlich bald für einen Jugend stand der Gattung Velella, bald für ein eignes Geschlecht erklärt word ist. Ich will den Mitiheilungen der Ergebnisse dieser Untersuchung ei ‚ Schilderung vorausgehen lassen, wie sich überhaupt unsere Kenntniss der “Velelliden entwickelt hat, soweit das einerseits die mir zu Gebote ste- nal Literatur gestattet und soweit es auf der andern Seite nicht durel bereits vorhandene Zusammenstellung, namentlich Vergleichung der ana tomischen Resultate, übertlüssig erscheint. Das grössere Interesse, wel ches die Velelliden als eine mehr vermittelnde Gruppe, deren Verwand N schaften nach mehreren Richtungen hin aufgesucht werden müssen, be- sitzen, wird das entschuldigen und die nothwendigen Anhaltspunkte 1 die aus den eigenen Mitiheilungen zu ziebenden Vergleichungen wert sich dabei herausstellen. | Da die Velellen an der französischen, spanischen, italienischen. telmeerküste vielfach ein beliebtes, zeitweise von der See in grosserM dargebotenes Gericht?) für die niedere Volksclasse bilden, so mögen 41) Comptes rendus XIX. 4844. p. 1409: Sur le developpement des anneli 2) Nach Marcel de Serres bilden die Velellen im Mai und September mai blaue I zur Zeil des Fanges der Makrelen, auf deren Kopfe sie nach M a REN RT er re ns nn nn nen EEE TEE eu urn a pen horn mn ten ni 1 era nn > 497 die populären, der Gestalt des Thieres angepassten Benennungen, je nach ‚den Orten verschieden, überhaupt von den Zeiten her datiren, seit wel- chen entsprechende Sprachidiome in jenen Ländern herrschen. Frübzei- tig sind gewiss durch sie die Velellen von allerlei dem Fischer nur lästigen Zeuge, den Seelungen und Seenessein (sehr unbestimmien Be- zeichnungen) und dem Reste der Carmarina oder Carnache unterschieden worden. Trotzdem ging kein derartiger Ausdruck in die echt lateinische Schriftsprache über; wir finden vielmehr die erste Erwähnung solcher Thiere‘) im. Jahre 1599 bei dem gedankenreichen italienischen Natur- forscher Ferranie Imperato ?), welcher eine gute naturhistorische Be- sehreibung von Velella unter dem Namen vela gab. Bald nachher be- schrieb Columna?) ebenfalls die Velella als eine urtica marina soluta, dem aus Uebertragung des Aristoteles durch alte und mittelalterliche Zeit herübergebrachten Collectivbegrifie. Dann beschrieb Breyne, der auch die Velellen wiederfand und als die von Imperato beschriebenen Tbhiere erkannte, recht gut eine zweite verwandte Gattung, nämlich die, welche später den Namen Porpita erhielt, im Jahre 1704, und fügte eine recht gute Abbildung hinzu‘). der Fischer wachsen sollen. (Im Vergleiche mit den Umständen, wie wir Ratarien ge- funden haben, ist es sehr möglich, dass diese Ansicht entstand, weil die Fischer in den Netzen an den gefangenen Makrelen kleine Ratarien ankleben sahen.) Dagegen glauben nach Columna die Fischer in Italien, dass sie von Janthina kämen, wie auch zuweilen Autoren die Luftraumbildung mit dem Flosse der Blauschnecken verglichen ‚haben. Columna iand sie nur bei Frühjahrsstürmen auf dem Ufer, gerade umgekehrt beobachteten sie Gervais und Decandolle in der stillsten Zeit. (Marcei de Serres: Sur la velella mutica Lam. Ann. du museum XH. 1808. p. 194. Es ist das die Zeitl,.zu welcher Marcel de Serres Professor in Montpellier wurde, wo er noch lebt und wo ich ihn gerade bei diesem Ausfluge traf. Seine Beobachtungen und Mittbeilungen sind demnach wohl auf demselben Terrain gemacht, wie meine jetzt mitgetheilten, am nahen Strande bei Cette oder in der Umgegend.) 4) Auch an den von Peron und Lesueur citirten Stellen alter Autoren, soweit ich sie nachsehen kann, finde ich vor /mperato nichts, was mit einiger Bestimmtheit auf Velella bezogen werden könnte, sei es auch nur in culinarischer Beziehung. | 2) Ferranie Imperato, Dell'historia naturale. Neapel, 1599: »La velamarina& nel numero. de animati marini mezano tra le piante e gli animali di consistenza carti- laginosa, di lunghezza di due oncie, coverta ditenera membrana, di color ceruleo vivace, menire viva sia. Ha il nome di vela, perche essendo essa triangola, di ovun- | que sı veda, mostra alcuna delle tre faccie simile a vela distesa. Vedesi di rado, e quando essa si vegga, si vede in molto numero. Sono alcuni che l’usano in cibe fritte, e condito di oglio e sale. Non & stata, che sappiamo, mostrata da altri scrittori.« Dazu Abbildung der Velella, aber zusammengefallen und ohne Polypen. 3) Columna (s. Colonna), De aquatilibus aliisque ronnullis animalibus. Rom, 1636. 1. p. 22. fig.4 u. 2: »Urtica marina soluta rarior, velella dieta.« (Mir nicht zu- gänglich, Citate nach Linnee, Modeer u. A.) f 4) J.. Ph. Breynius, Philos. transact. 4705. Vol. XXIV. No. 304. p. 2053. »ge- Aus urticarum marinarum: Ejus limbus nonnihil concavus coloris erat coerulei | amoenissimi, medius vero orbis aliquantulum convexus, strjisque circularibus ac ra- l 498 Sowie Jenem die beiden Arten neben einander im Mittelmeere, nahe dem Chateau d’Yf (insula Yvica, mar. medit.), begegnet waren, so fand sie auch Forskäl beide auf seiner orientalischen Reise im mittelländischen Meere, theils von Marseille an, theils bei Malta und dem Cap St. Martin (Bai von Neapel, nordöstlich von Procida?) und gab seinem Talente ent- sprechende, sehr ausführliche Beschreibungen von ihnen). Dass Forskäl die beiden Thiere unter dem Namen von Holothurien aufführte, ist weniger sonderbar, als es uns nach dem jetzigen Begriffe der Holothurien erscheint, als es aber auch schon unter den Aeltern dem 0. F. Müller erschienen ist?). Die neuere Begriffstellung der Holothurien bildete sich damals erst aus. Bei Aristoteles war der Name der Holothu- rien, wie es scheint, mancherlei Thieren gegeben worden, welche viel- leicht mit rundlicher oder walzenförmiger Gestalt, derber, lederartiger Haut, die doch wohl der den Namen gebenden Vergleichung zu Grunde liegende Eigenschaft besassen, Wasser auszuspritzen. In gleichem Sinne nennen auch noch die italienischen Fischer die wahren Holothurien verga di cane. So vermengte Aristoteles, bald auf die eine, bald auf die andere Eigenschaft Gewicht legend, die wirklichen Holothurien, wie es scheint, zunächst mit festsitzenden Ascidien, dann diese mit sich fesiheftenden Actinien, diejenigen aber, welche unter letzteren sich Nachts träge be- wegten, mit den ganz frei schwimmenden Acalephen. Aus Plinius?) er- giebt, sich gar nicht, was er sich eigentlich unter Holothurien gedacht hat. Es brachten zwar einige mittelalterliche Autoren etwas mehr Ord- nung da hinein, aber eine wissenschaftlich scharfe Begrifisbestimmung fehlte noch durchaus“), und selbst in den späteren Ausgaben des diatis ornatus, coloris argentei. Radiorum instar eminentes appendices e supina parie 3 ortae, quas satis celeriter remorum instar sursum et deorsum movebat, erant dilute ° coeruleae et ferme diaphanae, quarum extremitatibus minutissimi adhaerebant subtı- lissimis suffulti pedunculis globuli ex nigro coerulei. Hae autem appendices laevis- sima abradibantur Minerva, ut totum adeo animalculum utpote valde molle et mu- > cosum desirueretur. Fig. II. exhibit ejusdem partem supinam, quae praeter appen- ’ dices jamjam descriptas flamentis duorum generum exornabatur, primum genus circa marginem posilum, brevibus, teretibusque constabat filamentis dilute coeruleis 7 et glabris, alterum vero centrum occupans, brevissima quidem habebat, ast circa ex- tremum orificio quodam hiantia, colore albo. Hisce animal dubio procul aliis corpo- ribus adhaeret capitque alimentum.« Das ist also Porpita, der Späteren, und dann: »fre- a quenter quoque apparebant animalcula ab Imperato vela marina dicta. perelegantz 2 tia, itidem coeruleo imbuta colore, quae praeteribo.«. R 4) Forskäl, Descript. animalium etc. post mort. edidit Niebuhr 4775, und Iconegz 4 ebenfalls von Niebuhr edirt. \ 3) Beschäft. d. Berlinischen Geselisch. naturf. Freunde 4776. II. p. 290 ff., hei b Mittheilung des unten erwähnten Berichtes von König über Porpita umbella. 40 3) Plin,, Hist. nat. Lib. IX. Cap. 47 (71 edit. alt.). 3 4) So TER Janus Plancus noch 1760 die Holothurien einmal echini cdttilagindil h ein anderes Mal aber bezeichnet er sie mit dem Namen: mentula, welchen er auch‘ den Ascidien oder Spongien der Fischer giebt: ein rechtes Bild der herrschenden Unsicherheit des Ausdrucks. (Comment. Bonon. 4767. V. I. Opuscula varia p. 248, tab. Ii.). 4 we Asa DE Er EL nn. — \ 499 Linne'‘) finden wir den Gattungsbegriff der Holothurien um so bunter, je grösser die Artenzahl wurde, welche er umfasste. So stehen zwischen Holothuria tremula, pentactes und priapus die Holothuria physalis, thalia, caudata und diekammlose denudata?), eine Zusammenstellung, welche wohl zunächst auf der äusseren Aehnlichkeit zwischen einer Physalie und einer u aufgebläht gedachten wurstförmigen, mit den Polypen jener ähnlichen Organen, den Saugfüssen,, besetzten Holothurie gegründet wurde, und von da auf aliche, nicht einmal überall mit Gewissheit unter jenen Namen und den Beschreibungen zu erkennende Wesen von zarterem Ge- webe hinübergriff. Diese unnatürliche Verbindung löste Forskäi auf, indem er mit den dort zusammengefassten mehr oder weniger übereinstimmende Formen unter eine Anzahl von Gattungen vertheilte. Er glaubte, dass das eine der von ihm beschriebenen Thiere, die mit einem Kamme ausgerüstete Velella, identisch sein könne mit der Holothuria ihalia Lin., das kamm- lose dagegen, die Porpita der Späteren, mit H. denudata Lin. Für die letztere behielt er den Artnamen bei, den der anderen verwandelte er we- gen der Luftzellen in spirans, und indem er gerade diese Luftzellen als charakteristisch für die Gatiung erklärte (vet quasi pulmones, quarum öpe natant holothuriae fere semper«), liess er beiden den Gattungsnamen Holothuria. Unter diesen Gattungsbegrifl fasste Forskal aber gerade nur die beiden Arten zusammen, eine kleine, gut charakterisirte Gruppe nahe verwandter Thiere. Unsere heutigen Holothurien führte er als Gattung Fistularia auf, daneben stellte er Priapus und Physophora; mit einem Worte, er rechnet die Velelliden nicht zu den Holothurien, sondern er nennt sie allein Holothurien®). 4) Soin ed. XIII, nach der ed. XIf von Stockholm, T. I. p. TI, welcher Theil schon 1767, also acht Jahre früher begonnen wurde, bevor Niebuhr Forskäl’s Notizen herausgab. Auch in der editio Müll. 4775. VI. 1. Die zweite und sechste Ausgabe da- gegen 1740 und 1748 haben nur ein Holothurium. (So schrieb L. ursprünglich den Gatiungsnamen nach dem Pluralis des Aristoteles und Plinius : holothuria.) 2) Arien von Brown: The civil and natural history of Jamaica 4756. Die in die- sem Werke die Medusa velella treffende Stelle kann ich eben so wenig nachse- hen, als das Citat Linne’s aus der von ihm selbst herausgegebenen Schrift: Löfling, Iter Hispan. 175i— 56, ed. 1758. Quoy und Gaimard bielten Brown’s Art für ver- ‚stüummelt. 3) In den Text des Forskäl haben sich, wohl durch Niebuhr, zwei kleine Fehler 'eingeschlichen, wie ich früher einen solchen auch bei Phroninia sedentaria nachwies (Arch. f. Naturgeschichte 4864. I. p. 46) und wie sie aus der Art der Abfassung jenes Textes leicht erklärbar sind. Ich erwähne dieselben, weil die Stelle bei der Frage über die Fortpflanzung in Betracht kommt. Es heisst daselbst: »In fundo vasculi, ubi holothurias servavi vivas per horam unam alteramve, vidi ova an excrementa? de- jecia, subcubica, hyalina, circelio fusco, in medio baseos, et linea fusca, subsinuata, interior, erecta ad singulos quatuor angulos laterales: oculo tantum ar- 'mato apparusre.« Ich denke, es sollie heissen: interiore recta und oculo tan- tum armata, und erkenne in den beschriebenen Theilen die runde Oeffnung des nectosac von RN die durch bräunliche Färbung ausgezeichneten Canäle in den 800 Wenn demnach ohne Zweifel dem Forskäl das Verdienst gebührt, die nahe Verwandtschaft zwischen Porpita und Velella erkannt und sie als eine Gruppe gesondert zu haben, so war doch'die Wahl jenes Namens nicht glücklich ; Linne führte sowohl Velella als Porpita ausdrücklich unter den Medusen, und ob sie als Synonyme auch unter jenen Holothurien standen, wo Forskal sie zu erkennen glaubte, war zweifelhaft. Aristoteles aber hatte gewiss nicht mit dem Namen der Holothurien. Velellen und Porpiten bezeichnen wollen. | Im Anschlusse an ältere Mittheilungen von Bohadsch') und mir nicht zugängliche von Carburius?) hatte unterdessen auch Dana?) eine sehr weit- läufige Beschreibung einer Velellenart gegeben, welche er bei Nizza ge- funden hatte und welche er in Uebereinstimmung mit den Fischern nicht für die gewöhnliche, haufenweise von Africa herüberkommende Art, son- dern für eine seltenere, durch ungetheilte Tentakel ausgezeichnete er- ; klärte. Mit dem Namen er welchen Carburius statt Velella ge- braucht hatte, bezeichnete er diese Art neben Velella. rt Die Icones des Forskal bringen nun noch eine vierte Form, die spä-. tere Ratarja Eschscholtz, auf Tafel XXVI unter k3—5, ohne dass der Text | davon Erwähnung thäte, aber in der Niebuhr’schen Talbiarkiisung unter der Bezeichnung »specimina minora velellae«, indem: also Niebuhr selbst hier diesen Ausdruck als synonym für Holothuria spirans gebraucht. In den Abbildungen, welche im Allgemeinen ‚bei Forskäl in natür- licher Grösse gehalten sind, messen diese kleinen Geschöpfe eiwa 8" Länge auf 5”” Höhe. Auf dans: den Velelliden gewöhnlichen, horizonkai ee rings mit Fäden oder Polypen besetzten Theile erhebt sich kein schiefes Segel, sondern ein gebogener, hoher, rings an der Basis etwas Ss N vier Lappen dieses Schirmes und das sehr dunkle Pigment an.der Basis des ovalen” inneren Sackes.. Huxley hat diese Stelle ohne Emendatur abgedruckt. Br 4) De quibusdam animalibus marinis eorumgque proprietatibus 1754. Deutschi 1e Ausgabe von Leske A776. Bohadsch schrieb den Velellen mehr medusengleiche Eigen- schaften zu als Carburius, beschäftigte sich mehr nebenbei,besonders mit dem Ske= let, dessen Substanz er mit der des Tintenäschknochens verglich ((p. 132). 2) Nuova raccolta d’opuseuli scientifici e filosofiei II. 4757. C. Marcus Carburi hatte nach Dana es hier schon für nöthig erklärt, für Velella ein neues Genanl zu machen. Statt des populären italienischen Nakkisnh vela oder velella’gab er den i seiner kefalonischen Heimath gebräuchlichen Armenistari (Armenistarion von Pa vor, Segel, und öoregıoy dimin. zu ioToc). »So nennt man auch dort die von den V e- lellen gemachten geschätzten Pasteten armenistarepita. Man isst sie auch mit Cit nensaft, dabei verändert sich das Blau, welches sonst wie Heidelbeeren Mund ı Hände färbt. in Roth. Der Geschmack sei fein, säuerlich-salzig.« B; 3) Dana, De quibusdam urticae marinae vulgo dietae -differentiis. Miscellanea Taurinensea Ill. p. 206. anno A776. »genus Armenistari: animal corpore subcarti neo, tenui, complanato, basi ab erecto velo divisa, arcubus lineata, ‚margine t culato. Species: Armenistari tentaculis in membranam perfecte coalitis.« Saub Abbildungen tab. VI. fg. 7 u. 8. Der .Mund wurde erkanat,: der weiche häu Ueberzug desKammes war sehr entwickelt. Die Stelle: a: ER de Physique ?774. p. 433 ist nur ein Auszug dieser Arbeit. 901 eingescbnürter, weicher Kamm. Durch diesen Kamm hindurch erkennt man im Innern in zarter Zeichnung ein sieh gleichseitig dreieckig erhe- bendes Skeletstück, welches also wohl als Analogon der senkrechten Ske- letplaite der Velella gedacht wurde, in Wirklichkeit aber dem gesammten sogenannten Skelet entspricht. Bis auf Eschscholtz fanden diese Abbil- dungen, falls sie auch ‚copirt wurden, doch keine eingehende Berück- Sichtigung: + Die Medusa Velella des Linne verdankte also den Artnamen und den späteren Gattungsnamen einer der populären Benennungen '), und derselbe war sehr bezeichnend. Man könnte sich auch den Namen der Medusa Porpita recht gut als Volksausdruck denken, als Diminutiv- form von pulpa oder mit der an der Ligurischen Küste gewöhnlichen Um- änderung: porpa (i. e. polypus und eine Bezeichnung für Octopoden), gewählt wegen der fangarmähnlichen Anhänge, aber er hat nichts damii zu thun und wurde erst durch Linne gegeben. Linne*) fand nämlich un- ter den » Chinensia Lagerströmiana« die Schale eines Thieres, welche mit Ausnahme anhängender, verstümmelter, zottenartiger Weichtheile die grösste Aehnlichkeit mit einer fossilen angeblichen Fungite zeigte, welche Luidius mit einer Anzahl anderer unter dem Gattungsnamen Porpites zu- sammengefasst hatte*). Diesen Namen übertrug Linnd auf das ihm im Wesentlichen nur in der Schale vorliegende Thier mit kleiner Umände- rung zunächst als Artnamen. Für Porpita haben wir aus jener Linne’schen Zeit noch durch 0. F. _ Müller*) eine Beschreibung, welche der Missionsarzt König neben einer solchen für die jedoch ebenfalls schon früher beschriebene Physalia°), welche er für Velella hielt, eingesandi hatie. König hatte die Porpita : Me- 4) Von den Fischern nach Imperato vela, vom französischen Schiffer des Fors- kal vallette (gleich voiletie, dieselbe Diminutivform wie velella im lialienischen), nach Bosc galere, gach Modeer von den Spaniern galera oder capacha de velha, von den Africanern libecei, von den Sicilianern velleffe velledde genannt. 2) Amoenitates academ. IV. p. 255. tab. 3. fig. 7—9. Die daselbst citirte Stelle aus Museum Tessin. 96. bezieht sich nur auf Vergleich und Erklärung der Verstei- nerung, und hat mit unserer Porpita nichts zu thun. Die Abbildung, welche Linne von der Scheibe der Porpita giebt, ist nicht zu verkennen. 3) Lithophylacii Britann. iconographia 4699 (ed. II. 4760). Luidius sagt: Porpi- tes Plotii. Der Name rührt also wohl schon von Plot her (Plotii Bist. nat. Oxon. p. 139. tab. VII. fig. 9; ed. 1. 4677). Die Arten des Luidius sind verzeichnet p. 9. no.442 — 457; die Abbildung der bezüglichen Porpites nummularis tab. II: 451. Lamarck be- | ichnet dies Vergieichstück als Cyelolites numismalis. In der unten angeführten |" Vebersetzung des Peron’schen Reiseberichtes heisst es p. 38: Cuvier habe in den Por- | Pitenschalen den Urtypus concentrischer Nummulitenformen zu erkennen geglaubt. | "Wenn da keine Verwechselung Peron’s vorliegt, so hat Cuvier in seiner Aeusserung | nur Linne modifieirt, welcher sich in seinem Vergleiche in sehr ähnlicher Weise aus- | drückt. L 4) Beschäft.d. Berlin. Gesellsch. naburf. Freunde 4776. II. p. 290. Es werden p. 297 | die gelben Kügelchen oder Eier erwähnt, welche auch schon Forskäl aufgefallen sind. | 5) Von Sioane unter dem Namen Caravella. 302 dusa umbeila') genannt, und so gab es wieder einen neuen Artnamen, obwohl Müller das Thier für bereits von Forskäl beschrieben erklärte. Die Forskälsche Zusammenfassung der Velella und Porpita?) in ein von den Medusen gesondertes Geschlecht wurde von Modeer unter dem von Brown berrührenden Namen Phyllidoce®) wiederholt, von Lamarck aber dahin verändert, dass Velella und Porpita unter diesen Namen ge- sonderte Gattungsbegriffe wurden in jener Abtheilung der Radiaires mol- lasses, deren Körper entweder eine Luftblase oder einen inneren Knorpel ausbildet*). Unter Velella glaubte Zamarck die Forskäl'sche Art von der des Linne (resp. Brown) trennen zu müssen und gesellte diesen beiden als imbosa und mutica noch die Velella Scaphidia von Peron und Le- sueur. Bosc?) nannte zwar die Velella des Linne wie Lamarck Y. mutiea, ° die spirans des Forskal oder limbosa des Lamarck dagegen tentaculata, so dass diese bei ihm nicht, wje delle Chiaje meinte, der mutica des La- 7 marck entsprach. Unter der Gattung Porpita gesellt sich der Linne’schen ° Med. porpita, welche von Lamarck als Porp. nuda, von Bosc aber als in- dica geführt wurde, die Porp. glandifera, welche der Holothuria denudata Forsk. entsprechend, wohl eigentlich nur auf das Vaterland hin unter- schieden wurde, da Linne ja von seiner Art bei der Unvollkommenbeit des Exemplares unmöglich eine ausreichende Beschreibung hatte geben können; dann wurde die P. appendiculata aufgestellt, von Bosc selbst an der amerikanischen Küste entdeckt, aber auf die Abbildung hin von den meisten Nachfoigenden ebenfalls für verstümmelt Angesehäh, und endlich” 4) Medusa umbella, orbicularis, tentaculis disci nudis, marginis glaudulosis. 3) Der Nomenclator von Agassiz sagt zogorn = fibula, aber fibula bezeichnet gleich > egövn zunächst den Dorn, die Zunge einer Schnalle, sesundär die Schnalle e. selbst, szoosn hingegen nicht den RER ARE sondern den durchbohrten Theil, den Ring der Schnalle, welcher Riog hier den Vergleichungspunkt abgiebt, und dann allerdings, von da aus übertragen, die ganze Schnalle. 4 83) Ad. Modeer (K. Vetenskab. nya Handlingar, Stockholm, 1790. Bd, XI. p. 110) machte Phyllidoce zum Galtungsbegriff für Arten mit und ohne Kamm. Der schwe- dische Name ist Plättmask (mask = Wurm). Phyll. veleila = Segelplattmask, Segel-" qualle bei Leske (Anfangsgründe). Er verglich sie, wie später Hollard, mit aktinioui } Phvllidoce denudata ist Rodd - Plattmask, Phyllidoce porpita (die indische Art des Linne) ist Knapp-plattmask, währscheinlich identisch mit der umbella Müller’s. Die beiden letzten Arten, die Porpiten, unterscheiden sich eigentlich nur dadurch, dass. die eine cirris infra limburm, die andere cirris marginalibus versehen ist. Im Tenta- men systemaftis medusarum von Modeer (Nova acta 4791. Append. p. 29) finden da die drei Arten in gleicher Weise Aufnahme. 4) Hist. natur. des animaux sans vert&bres II. 4846. Lamarck muss jedoch BR | hier erwähnt werden, da wir aus Serres, Bose, Bory, Agassiz ersehen, dass die pr tungen Velella und Porpita schon 4864 von ihm gebildet wurden im Systeme & animaux säns vertebres, welches ich nicht vergleichen kann. 5) Hist. nat. des vers ed. Il. (nach des Verfassers Tode) 1827. T. Il. p. 188, Ba. war schon von 1802. Es scheint nach der Abbildung der hiernach erwähnten Por appendiculata des Bosc, dass nur der centrale Polyp und zwei weitere Anhänge 8 geblieben, die übrigen von der Scheibe herabhängenden Theile aber verloren seg gen waren. cf.l.c pl. XV. fig.5 u. 6. 905 - die Porpita gigantesa, neben der oben erwähnten neueren Velella von Peron und Lesueur‘) abgebildet. Bory de St. Vinceni?), welcher sich des- halb auf Bose verlassen zu können glaubte, weil dieser, ein geühbter Na- turforscher, jene Porpita lebend beobachtet hatte, bielt die appendiculata für eine gute Art und brachte noch einen neuen Namen hinzu, indem er die ältere Art, von der er jene absonderte, ohne Rücksicht auf die mehr- fachen früheren Benennungen als Porpita radiata bezeichneie. Ander- weitig wurde dagegen wieder die Porpita gigantea Less. für identisch mit umbella Kön. angesprochen. So finden wir schon am Anfange dieses Jahrhunderts eine grosse Menge wenig bestimmter Mittheilungen, in wel- ‚chen die Entscheidung über Artberechtigung und Synonymik zu fällen wohl kaum jemals mehr möglich sein wird. | Seitdem mehrte sich das Material noch bedeutend und in einer viel weniger leicht übersichtlich zu machenden Weise, weil nicht nur noch eine grosse Reihe neuer Arten und einige neue Gaitungen beschrieben wurden, welche in diese Gruppe gehörten, sondern auch auf das Einge- hendsie der anatomische Bau untersucht wurde und daraus die physio- logische Deutung abgeleitet für die Theile an sich und in Beziehung auf ihren Zusammenhang sammt dem Ineinandergreifen der Functionen, und indem endlich die so gewonnenen Resultate für die Systematik verwer- thet wurden. Am leichtesten ist es, die Artenvermehrung anzugeben. Quoy und Gaimard?) beschrieben eine Velella emarginata, welche im Uebrigen sich auf gewöhnliche Weise verhaltend, durch einen Ausschnitt oben im Kamme ausgezeichnet sein sollte. Chamisso und Eysenhardt”), obwohl sie 4) Voyage de decouveries aux terres australes 4800 — 4804, ed. 1807. Velella Tab. XXX. fig. 5 u, 6. Porpita Tab. XXXi. fig. 6— 6°. Die Abbildungen sind von Lesueur. Die Uebersetzung des Peron’schen Textes durch Hausleuiner 1919 giebt eine populäre Beschreibung von Velella p. 36. In der Hist. gener. et parlic. de tous les animaux, qui-composent la famille des me&duses erwähnen Peron und Lesueur, dass Vancowver, Johnston und Marchand auch die nördlichen Meere von Velellen bedeckt ‘ fanden (Ann. du Museum d’hist. natur. 1809. Notices preliminaires). Das, was von dem bekanntlich unvollendet gebliebenen grösseren Bilderwerke ausgegeben wor- den, ist mir nicht zugänglich. Im tableau des caracieres (T. XIV. p. 325) stehen nur die meduses g&latineuses, nämlich die avec et sans des cöles ciliees (Medusen und Ctenophoren), die membraneuses oder die mit Lufiblase oder membranösem Schilde ausgerüsteten fehlen. 2) Voyage dans les quatre principales iles des mers d’Afrique 4804 — 4808. ed, 4803. Bory sah die P, radiata, nachdem man Teneriffa verlassen hatte, -in Exempia- ren bis zu 5cm. Grösse und erklärte sie identisch mit jener Porpita, welche Bruguiere in der Encyclop. me6thodique, Hist. nat. des vers. pi. 90 an. 4794 abgebildet hatte. Auf dieselbe bezog sich aber Bosc mit der P. indica. 3) de Freycinet, Voyage autour du monde 1824, Atlas 86. 9. 4) Novaacta Acad. Garol. Leop. X. 1824. p. 363. Auch Ch. und E. erklärten die ap- pendiculata des Bose für verstümmelt. Guilding dagegen erhob die letztere zur Unter- gaitung Polybrachionus: Zool, Journal XI, nach Engelmann’s Catalog Polybrachionia Linnaeana Ferussac Bullet. XIV. 1828. p. 297. Ich kann beide Stellen nicht ver- gleichen. 504 sich mit Cuvier gegen Lamarck in Betreff der Gattung Porpita dahin er- klärten,, dass gigantea die einzig gute Art sei, glaubten doch für Velolem drei Arten unterscheiden zu müssen. Die Diagnose soll aber nicht nach Lamarck’s als unzureichend erkannten Charakteren gemacht werden, sondern nach Form der Scheibe und danach, ob das senkrechte Segel der einen oder der andern Diagonale der horizontalen Platte aufgesetzt ist. Die V. sinistra soll dann der Art von Forskal, die lata oder vielleicht die oblonga (einmal heisst sie obliqua) der urtica marina des Columma entsprechen. Alt und Jung fand sich gemischt, aber nie verschiedene Formen, mehreren jener unterschiedenen Arten entsprechend, im selben Schwarm. Am gemeinsten waren sie im nördlichen stillen Ocean. Es lohnt nicht, näher ‚auf die Artunterscheidung genauer einzugehen, weil bald darauf Eschscholtz') unter Mittheilung eines weit reicheren, zum grossen’ Theile selbst untersuchten Materials in mehreren Punkten die ° Angaben seiner beiden Gefährten in der Reise des Rurik für ungenau und geradezu verkehrt erklärte. Eschscholtz beschrieb vier Arten von Porpita als verschieden von der denudata des Forskäl. P. ramifera hat allein eine gewölbte Scheibe und die Saugknöpfe ihrer Fangfäden sind gestielt, bei eoerulea sind die Saugknöpfe fast gestielt, bei den zwei andern Arten sitzend; unter diesen hat glandifera, welche später mit umbella identi- fieirt wurde, die unteren Blätter der Knorpelscheibe nach den Seiten und unten stark entwickelt, globosa hat das nicht. Der denudata des Forskal endlich gab Eschscholtz den Namen P. mediterranea, weil sie jenen Na- men nur im Gegensatze zur Velella erhalten hatten, wie er dann aller- dings für eine Art des überall kammlosen Genus Porpita nicht bezeich- E euer erächtet werden kann. iM Von Velella beschrieb Eschscholtz zehn Arten, welche schwer zu unterscheiden seien. Obwohl er Chamisso’s Unlorscherdioy nach Rich- tung des Kammes nicht für durchgreifend anwendbar erklärte, musste er So doch auch derselben zur Gruppirung bedienen, wobei er nur be- haupiete, dass Chamisso in Text und Zeichnung roghie und links ver# 4 wechselt habe. Man könnte dagegen in Eschscholtz’ens Text selbst einen - Widerspruch gegen die Zeichnung zu finden glauben, indem er in ac Bezeichnungen von der gewöhnlichen Vorstellungsweise abweichend sehr unklar wird. Es hat nämlich die erste Abtheilung der Velellen bei ihm folgendes Kennzeichen gemein: »Ist eine der längeren Seiten des Thie E res dem Beobachter zugewandt, so liegt die Schale von dem vordere 4) A. Bericht über die zoologische Ausbeute während der Reise von Kronstadt bis St. Peter und Paul, Isis 1825. p. 742. Be 2. Eschscholtz, System der Acalephen 4829. Kar a Aus dieser Zeit kann ich nicht vergleichen de Haan, Verhandeling over de Rang- schikking der Velellen, Porpiten en Physalien (Bijdragen tot de natuurkund. W schapen. D. U. 1. 1827); ; auch nicht die Abbildungen von Porpita chrysocoma Le in Guerin, Iconograpbie du regne animal, Zoophytes pl. 48, 2. Auch fehlen mire ter Lesson, Acaiephes (Suites a Buffon, edit. Roret) 1343. 505 Winkel der linken Seite zum hinteren Winkel der rechten Seite«. Bringen wir nun z. B. aus dieser Abtheilung V. septentrionalis in die verlangte Lage, so würde sie das folgende Schema geben und natürlich auch behal- ten, wenn wir sie ein halbes Mal um die senkrechie Achse durch das Segel auf die Scheibe gefällt drebten und uns dadurch die andere lange Seite zukehrten. Nun pflegt man aber doch sich selbst in die zu beurtheilende Fläche versetzt zu denken, wenn man von rechter und linker Seite sprechen will, und müsste somit etwa a als vordere, b als hintere Seite, x als vorderen Winkel der recbten Seite, yalshinteren Winkelderlin- ken Seite bezeichnen und bekäme dann gerade den entgegengeseizten Ausdruck für den Verlauf des Karmmes, den Ausdruck, wie ihn E. für die zweite Abtheilung aufstellt. Nur wenn man statt eine der längeren Sei- ien eine der kürzeren dem Beschauer zuwendet, wird der übrige Theil des Satzes richtig. Es ist klar, dass Eschscholiz die dem Beschauer zu- gewandte Seite b als vorn, dann aber doch rechts und links so bezeich- nete, als stände er in der Figur mit dem Gesichte nach a, und das geht \ doch auf keinen Fall an. Wenn wir die Abtheilung der Velellen, welche dem gezeichneien Schema entspricht, mit a, die mit entgegengesetzt verlaufendem Kamme mit 5 bezeichnen, so können wir kurz in antithetischer Weise die Unter- scheidungen der Arten in beiden Gruppen des Eschscholiz auf folgende Weise ausdrücken: kegelförmig. . .. 2... TEN) SPRDOATS | blau, OO min kegelförmig ind septentrionalis Gruppe a: N as nn Fangfäden "lan der Wurzel Haulrand } j bräunlich . oblonga 2 ORODTEOL ER TERNN. SR MERle | ich: Ham, Eondsen | purpurroth 1 EA AUTOR | iberat eleichmässig Saugröhren grau mil weisser RO ER SDUZeEr ia; rn a sh: ee... Saugröhren bräunlich ... . .. pacifica Fangfäden heller blau . . caurina } % A dunkler blau . tropica an der Spitze anders gefärbt, die Spitze (scaphidia 9) | röthlichgelb . . antarclica. Obwohl, wie schon aus dieser kleinen Tabelle hervorgeht, Eschscholiz die Form der Platte bei Velella spirans durch die ss Erhebung als von der andern abweichend erkannt haite, eine Abweichung, welche gerade eine grössere Aehnlichkeit mit den Abbildungen bedingt, weiche wir bei Forskäl als angebliche Jugendzustände gefunden haben, glaubie ı Eschscholtz doch diese leizteren Formen als ein besonderes Geschlecht ‚betrachten zu müssen, welchem er den Namen Rataria‘) gab. Er ver- 1 * 4) Ralaria oder Ratiaria ist ein kleines Fahrzeug. 906 “ einigie darunter drei Arten, auf deren Unterscheidungsmerk male ich je- doch nach meinen eigenen Untersuchungen keinen grossen Werth lege en kann. Von diesen uollte R. cordata wahrscheinlich die Form von Forskäl f sein, R. pocillum war schon) als Medusa pocillum von Montagu be- schrieben und R. mitrata war neu. Der Aufstellung dieser neuen Gattung trat baldigst Blainville?), später Hollard, Vogt, Burmeister und Huscley entgegen, werd Lesson aus Formen, welche ebenfalls möglicher Weise der Entwickelungsgeschichte ungehörken; noch zwei neue Gattungen, Ratis und Acies, mit je einer Art, bildete?), von denen Niemand wieder etwas beschrieb, von welcher aber Huxley*) kurz Notiz nahm. 2 So haben wir, Polybrachionus auslassend, die fünf Gattungen der Velelliden anlelahen sehen, welche Zronn in seinen Classen und Ordnun- gen der Strablenthiere Ben zusammen 36 Arten aufstellte, Es lag nicht im Plane jenes Werkes, anzugeben, wie diese Summe berechnet wurde, und wir wissen nicht, welche Arten in den einzelnen Gattungen für gu angesehen wurden. Jedenfalls muss sowohl eine so grosse Zahl berech- tigter Arten, als auch die doch von der Artberechtigung abhängige Rich- tigkeit der Auseinanderlegung in Betreff der geographischen Verbreitung als einigermassen unsicher betrachtet werden. Es ist vielmehr an sich wahrscheinlich und scheint auch aus Vergleich der Beschreibungen der in verschiedenen Localitäten gewonnenen Arten hervorzugehen, dass die einzelnen Species der Velelliden, als in jeder Lebensphase von Küste und Boden unabhängiger ker Thiere, einen sehr weiten TOMOON F bezirk besitzen. R | In Kritik der Arten sprach sich am schärfsten delle Chioje?) aus welcher unter Velella limbosa fast alle Arten der älteren Autoren, sam | Chamisso und Eschscholtz, ausdrücklich als Synonyme aufführt, entstan= den durch mangelhafte Beobachtung nicht lebender oder verstümmelter Arten, was dann doch wieder auf der andern Seite zu weit geht. j Was die anatomische Untersuchung und die physiologische Deutung | der Theile betrifft, so muss ich im Allgemeinen auf die die Velelliden meist im Zusaeane mit den übrigen Siphonophoren nur selten allein be— 4) Linnean transactions XI. 2. p.170..a. 4845, im Auszuge in Isis 4847. p. 488: Die Medusa pocillum wurde drei Linien gross auf einer Spongia an der Küste von Devonshire gefunden. Sie hatte ausser dem mittleren Polypen etwa 10 Nebenpolypen. Dass der Kamm sich seitlich neigte, wenn das Thier iım Wasser war, wurde wohl ik Recht der Erschöpfung durch die Untersuchung zugeschrieben. Die Abbildung macht es gewiss, dass das Thier hierher gehört, aber doch begriff Oken nicht, wie man das- selbe mit der knorpeligen Velella vergleichen könne und stellt es, als den Oceaninen ähnlich, zu Aglaura hemistoma (Naturgeschichte. 4845. I. p. 425), als A. cristata 2 ter die Charybdäen. Das Anhaften an fremden Gegenständen und das quallenartige Ansehen sind gleich bezeichnend. A 2) Actinologie 4834. p. 306. Be 3) Voyage de laCoquille 4830. II. 2. 60. Ratis= Floss. Acies = Schneide, nu wie hier zu verstehen ? wohl wegen eines scharfen EEREN, 4) Oceanic Hydrozoa p.133 u. 135. 5) delle Chiaje, Animali invertebr. IV. 1841. p.105. 507 handelnden allgemein bekannten zahlreichen und ausführlichen Arbeiten, besonders des leizten Jahrzehnts verweisen, aus denen selbst eine in ‚Form eines Auszugs gemachte Zusammenstellung an diesem Plaize zu weit- ' läufig sein würde. Im Besondern werden wir auf Einzelnes zurück- kommen, was bei Betrachtung des Baues von Rataria herangezogen wer- den muss. | Die Systematik dieser Thiere endlich anlangend, so wurde deren erste Aufgabe, die Erkenntniss der u Se der Porpiten ‚und Velellen sammt den weniger bestimmten Gattungen, falls diese jedes- ‘mal anerkannt wurden,') ohne Mühe und zwar, soweit die Thiere bekannt, waren, schon bei den ältesten Autoren gelöst. Bei der nahen Verwandt- ‚schaft der hergehörigen Thiere konnte es dann nicht ausbleiben, dass sie manchmal sogar als Arten der gieichen Gattung (Forskäl, Modeer), andere Male als gesonderte, eng verbundene Gattungen betrachtet wurden. ?) Letzieres befestigte sich und damit hörte dann, wenn auch zuweilen die Verwandtschaft mit den Medusen als die vorzüglichere hervorgehoben ‚wurde, gleichzeitig auch die früher häufige Einreihung unter die Gattung ' Medusa fast allgemein auf. | Die zweite Aufgabe war nun den Rang der so gebildeten Gruppe zu bestimmen und sie unter Verwandte einzuordnen. Wir dürfen uns einer genauen Auseinandersetzung der Art und Weise, | wie sich die einzelnen Autoren dieser Aufgabe gegenüber verhalten haben, ‚ entschlagen, da eine solche mehrfach ad neuerdings wieder gleich Ei | und ausführlich im Zusammenhange mit der Betrachtung der verwandten "Gruppen von Agassiz in seinen Contributions to the natural history of the united states gegeben worden ist, wie sie sich überhaupt ausser dieser ' Verbindung nicht wohl geben lässt. Wir wollen nur einen Blick auf die ‚ dabei zu Grunde liegenden Principien werfen. | Jedermann weiss, von welch’ grossem Einfluss auf die Beimidlaug ‘ der Frage von der Asienntischen Stellung und Eintheilung der Coelente- raten die Erkenniniss des Generationswechsels und der Colonienbildung | aus polymorphen Individuen gewesen ist. Indem wir jetzt für diese bei- R ‚den Punkte einen Theil der Arten genau kennen, einen grössern Theil bruchstück weise und namentlich von der Entwicklungsgeschichte eines # | en Brandt: Prodrom. descript. animal. er H. Meriensio ee : Mem. de l’aca- . de St. Petersbourg, r&cueil des seances, 4833, führte unter den Velelliden noch Aristerodexia als besondern Galtungsnamen, {Es war ein unglückliches Schicksal, dass die grössern Arbeiten von Peron und Lesueur und von Mertens nicht ausgeführt ‚worden sind, theils durch den Tod, theils wohl auch durch die Kostspieligkeit be- bindert.) Aristerodexia bildete mit Velella die Velellinae, Porpita die Unterfamilie ‚der Porpitinae. 2.2) Laireille gesellte zu Velella und Porpita noch Noctiluca. Sie bildeten zusammen die Poecilomorpha papyracea neben den P. ciliata (Diphyes und Cienophoren) und ‚ ?. hydrostatica (den übrigen Siphonophoren). i N Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Bd. 313) Fir \ay 508 letzten Theils noch keine Kenntniss haben, sahen wir uns gezwunge ältere Eintheilungen, welche ohne das Bewusstsein der aus ten genann- R ten Einrichtungen für die einzelne Art hervorgehenden Mannichfaltigkei der Erscheinung gemacht worden waren, aufzugeben, ohne doch schon überall den neuen Weg bestimmt vorgezeichnet zu sehen. Aber auch da, wo wir den gesammiten Cyclus eines solchen Thierlebens und alle die aus der Polymorpbie resultirenden Phasen des Thierleibes vor uns ba macht die Natur der Sache selbst der Systematik ganz besondere Schwie- rigkeiten. Das System steht in dieser Gruppe statt auf einem festem Grunde, auf einem lockern Boden. # Eine Thierart, welche in den einzelnen Generationen eine wesent- lich verschiedene Gestalt bietet, wird in jeder dieser Phasen einen Rigen- schaftencomplex besitzen , walohbn, je nach der physiologischen Bedeu- tung der einzelnen Phase, von bevorzugter Entwickelung des einen oder . des andern Organs beherrscht, bald in der einen oder der andern det verwandten Gruppen die nächsten Aflinitäten findet. Das was im Ei 1. zeithiere in der Zeitfolge sich ergiebt, kann eine zusammenbängende Thiercolonie, ein Thierstock gleichzeitig im Raume neben einander bieten, und solche vermögen das in noch ausgezeichneterer Weise, als durch die bleibende organische Verbindung eine weit grössere Freiheit der Ver- theilung der Functienen und damit eine weit grössere Mannichlaltigkeit der Organisation auf die somit polymorphen Individuen möglich wird.) Die Form der einzelnen Stücke einer solchen Colonie löst sich dabei mehr und mehr von den Gesetzen los, nach welchen ein in sich abgeschlosse- nes Individuum derselben Gruppe gebaut war, und macht nach allen Seiten hin Vergleiche möglich. Wenn dann einerseits gerade der Reic h- Wi Bi ‘) Neuerdings hal sich Gegenbaur noch entschiedener als früher auf die Seite Leuckart’s gestellt in der correcten Auffassung aller Theile einer Siphonophoren colonie als morphologischer Individuen, gegenüber der mehr beschränkenden voı Vogt, Kölliker und Quatrefages (Nova acta Acad. C. L. 4860. Bd. XXVU. p. 333). Ic sage auf Seite Leuckart’s, denn wenn auch in Betreff einzelner Aeusserungen voß Vogt und Agassiz (Vorlesungen im Lowell-Inst., gedruckt im Traveller, gehalte 1848—49, wo zugleich die Verwandtschaft der Hydroiden mit den Siphonophorei neben die von Forbes erklärte mit den naked-eyed-medusae gestellt wurde) die Pria rität zweifelhaft sein mag, so hat doch Leuckart die Durchführung des Prineips un die Vertheidigung übernommen. Der Werth des Princips liegt aber in der Durch führung, wie auch gerade allein durch diese sich ergiebt, dass nur von morpholog scher, nicht von physiologischer Individualität die Rede sein kann. Was die physio logische Individualität betrifft, so ist der Ausdruck Individuum in diesem Sinne ei Begriff, der, selbst dann mit Ausserachtlassen gewisser Verhältnisse, dem engen Gi biete eines kleinen Contingents der Thierwelt ideal angepasst worden ist. In di sogenannten niedern Thierwelt erkennen wir oft genug, wie es unmöglich ist, d Begriffe Individuum und Organ der Realität gegenüber so festzuhalten, wie sie do ausgedacht wurden, und bei dem Verlorengehen der Festigkeit dieser Begriffe wi gewissermassen der Streit, was Individuum, was Organ sei, ein Streit um di ' Kaisers Bart. A un rc Kt ehe? Di rl au De re Karin a Dan Sale an ne hr EURE ne v Be Fa a) ee EEE - ei Y 509 ihum an Vergleichspunkten die natürliche Verwandtschaft einer beträcht- lichen Menge von Thiergruppen vollkommen klar macht, so stellt sich doch, sobald man im Einzelnen eine feste Ordnung herstellen will, ge- rade hier naturgemäss am leichtesten heraus, wie der Ausdruck der einzelnen ferlig gemachten Systeme ein künstlicher und unsicherer sein muss. Der Mangel an Beständigkeit der Eigenschaften zwischen den ver- schiedenen Phasen der Art in Raum und Zeit, der Schein der grössern "Bedeutung, welchen je nach augenblicklichem Standpunkte der Unter- suchungsresultate, bald dieser, baid jener Vergieichspunkt zuerkannt erhielt, verschob die Auffassung über die Art der Verwandtschaft der Gruppen bald nach dieser bald nach jener Richtung. Für die einzelnen stellle es sich manchmal heraus, dass in dem Wechsel ihrer Eigenschaf- ten mehr Verbindungsglieder mit andern gegeben waren, als in ihnen absondernde, feste, gemeinsame Charaktere sich zeikieh. Wie wir aber bei Bötrachinne solcher polymorphen Thierstöcke uns darein erge- ben, die bei den so wenig auffallenden für die höheren Thiere noihwen- digen Modificationen für fest erachteten Begriffe von Individuum und Organ, gewissermassen naturhistorische Dogmen, der Realität gegenüber “mebelartig unfassbar zu finden, so müssen wir uns auch deren Einfluss auf das System unterwerfen. Wir dürfen sogar mit Sicherheit erwarten, dass gerade die Bewältigung der hier zu überwindenden Schwierigkeiten auch die Lösung bieten wird für Mängel des Systems im Allgemeinen; (wo nämlich dieses unter dem überwiegenden Eindruck gewisser Eigen- " schaften andre zu sehr vernachlässigt hat) eine Lösung, ‘welche die natur- "philosophische Schule früher dem Typensysteme gegenüber vergebens "versuchte und die um so eher reifen wird, je mehr neuerdings, beson- ders von Agassız, die Verschiedenheit der Typen und der Mangel von Homologien zwischen denselben übertrieben hervorgehoben wird.) Wenn jene oben auseinandergesetzten Eigenthümlichkeiten und die daraus entspringenden Schwierigkeiten einer allerseits gerechtfertigten Anordnung für die Coelenteraten?) im Allgemeinen gelien, so müssen 4) Wenn Agassiz in ähnlicher Weise, wie im Allgemeinen in der Einleitung zu ‚seinen Contributions in einem jeden einer langen Reihe von Kapiteln, so im Beson- "deren wieder bei der Anordnung der Akalephen aus dem Umstande, dass mehr und "mehr die extremen Ansichten der Autoren in gleicher Richtung zusammengelaufen "seien, den Beweis zu finden glaubt, dass das System in der Natur und nicht in den Köpfen der Naturforscher gegeben sei, so ist das eben eine Ansicht, die, consequent durchgeführt, zur Anerkennung der allseitigen Verwandtschaft über die Typen hinaus "und auch am Ende zur Unterstützung der jenem Autor so odiösen Ansichten Darwin’s ‚geleitet werden kann. Denn die Annahme der genetischen Verwandtschaft ist nur "das Resultat der immer deutlichern Erkenntniss der natürlichen, d. h. mehrseitigen ‚Nerwandtschaft in der Jetztzeit, welche den guten Systemen zu Grunde liegt, und vor- läufig eigentlich nur eine Form des Ausdruckes für dieselbe. we 2) Ich schliesse hierbei die Ctenophora ganz aus der Betrachtung aus. Sie sind "kaum ohne Zwang der Grundidee der Coelenteraten anzureihen und haben mit den 910 sie besonders Anwendung finden, wenn es darauf ankommt, der Familie, ° oder wie Hollard meinte »Ordnung«, der Velellidae ihren Platz anzu- weisen. Zur Diagnose und der darauf begründeten systematischen Ein- ordnung ee, wir nämlich nicht allein die gerade real vorliegende Form, sondern auch die Principien verwerthen, welche den in den zwei. a Beziehungen vorkommenden Gestaltsversgbieden heit derselben Art zu Grunde liegen. Die deutliche Ausprägung solcher Prin- cipien kann ebenso bestimmt eine Absonderung von sonst verwandten Arten erlauben und die Stelle im Systeme scharf bestimmen wie sehr bestimmte Gestaltbesonderheiten, mag sie nun eine eigenthümliche Weise der Generation oder ein charakteristisches Verhalten in Colonienbildung‘ und Polymorphismus betrefien. Da aber in allen diesen verschiedenen‘ Beziehungen die Velelliden eine vermittelnde Stellung theils einzunehmen schienen, theils wirklich einnehmen, sind sie besonders im Systeme vielfach umhergeworfen worden. Einmal wurden sie mehr den Sipho- nophoren, das andere Mal mehr den Medusen verwandt erachtet und zuweilen hat man auch geglaubt, sie mehr zu den Actinien stellen müssen, 5 Unserer jetzigen Auffassung des Baues der Velelliden gegenüber ist) ohne Zweifel das letzte das Auffallendste. Es wurde diese Zusammen-' stellung, nachdem schon Modeer die Aehnlichkeit angedeutet und Blan-' ville aus den Yelelliden eine Ordnung der Cirrhigrades zwischen Actinien und Medusen gemacht hatte, von Hollard ausgeführt. Er betrachtete die polypenartigen Körper rings um den grossen Gentralpolypen als »tenta- ceules sugoirs«, welche Luft in die der Athmung dienenden Hohlräume führten, bielt auch den innern Bau den Actinien ähnlicher und erklärte seine Ordnung der Velelliden für scharf getrennt von Medusen und Physaliden.') Für den innern Bau muss die Aehnlichkeit ganz in Abrede, übrigen wenig gemein. Es würde wohl am besten sein, sie als eine besondere Classe zwischen die übrigen Coelenteraten und die Behiubhaileen zu stellen, wo dann Bero& am meisten den Quallen, Eucharis, mit Füsschenähnlichen Orsaikir übersäet, den Holothurien am nächsten stehen möchte und so Aehnlichkeiten, welche viel- leicht die Aeltern zur Benennung mit gleichen Namen bewog, jeizt noch dienen könnten, um die Glassenverwandischaflen zu charakterisiren. Ob dann der für die . Geschichte der Erkenntniss der Verwandtschaft zwischen Polypen und Quallen sO bedeutende Name der Coelenterata für den Rest als Collectivbegriff bleibt oder nicht, ist an sich von keiner Bedeutung. Auf die Ctenophoren aber kann man sich noct am ersten beziehen, wenn man die Echinodermen als verkalkte Coelenteraten be- trachten will. MR 1) Wenn Vogt und Kölliker dieSiphonophoren als Poiypi nechalei und Schwimm- polypen bezeichnen, so ist das nur ein Name, der zwar auf Formvergleich beruht aber die systematische Stellung unberührt lässt. Vogt stellt die Siphonophoren ji ausdrücklich zu den Hydro-medusae und Kölliker zu den Hydroidea {als H. nechale und diese zusammen den Hydromedusida zunächst. Wenn nun dagegen Kölliker | den vorläufigen Notizen (Siebold u. Kölliker Zeitschr. IV.) die Verwandtschaft der 8 phonophoren und Quallen geläugnet hatte, so ist das hierdurch wenigstens aufd 51 - gestellt werden, ‘namentlich haben die Kammern des hydrostatischen Apparates gar keine Analogie mit den Kammern der Polypenleiber, und es beruht dann die Vermuihung dieser Verwandtschaft nur noch auf der ; Annahme, dass die peripherischen kleinern Polypen nicht der Nahrungs- aufnahme dienen und den mit weiten Hohlräumen versehenen Tentakeln der Actinien in Form und Bedeutung analoge Organe seien. Bestände diese Analogie, so würden allerdings die Velelliden den polyeyclischen . einfachen Anthozoen näher stehen, als irgend eine Acalephe, und man würde sie den ebenfalls einen Luftraum führenden Minyadinen anreihen können. Andernfalls kann eine solche Verwandtschaft nur zugegeben werden, als man einmal also ganz absieht von Gegenwart und Abwe- senheit des besondern Magensacks und der Kammereintheilung, dann aber in einer anhaltenden Vermehrung von Organen, welche eyclisch geordnet einem centralisirten Körper angehören, einen Vorgang erkennt, gleichwerthig einer anhaltenden Nachbildung mehr individualisirter, aber in zusammenhängender, durch ein grösseres Individuum ebenfails einigermassen centralisirter CGolonie vereinigt bleibender Stücke. Hätte man in den sogenannten kleinen Polypen, den Velelliden, kleine Thiere eben nur vorgefunden, so würde man daran denken können, dass diese, besonders Crustaceen, vielleicht dort ein Unterkommen und die Bedin- gungen einer Art von parasitischem Leben gefunden hätten, wie das für kleine Krebse, so oft von Quallen, Tunicaten, Siphonophoren u. a. gebo- ' ten wird‘); da aber Kölliker uns so genaue Beobachtungen über den Act der Verdauung in diesen Theilen giebt, so können wir unmöglich die kleinen Balynen als Tentakel bezeichnen. Es bleibt uns nur übrig, in den am Randsaum sich entwickelnden Tentakeln und Fäden die Gebilde zu suchen, welche mit den Tentakeln der Actinien verglichen werden können. Dann bleibt aber kein Punkt, in weichem eine Verwandtschaft zwischen Velelliden und Actinien mehr ausgesprochen wäre, als bei den Siphonophoren überhaupt,’ es giebt vielmehr andere Siphonophoren, deren dicke fleischige Tentakel denen der gewöhnlichen Actinien viel mehr ähnlich sind, als jene wirklich tentakelartigen Gebilde der Velelli- den. Eine innigere Beziehung zu den Anthozoa, als sie für die Hydrozoa überhaupt besteht, wie das Blainville und lan d annehmen wollten, kann man deshalb für die Velelliden nicht zugeben. Innerhalb der Gruppe der Hydrozoa oder Hydrasmedusae im wei- teren Sinne, d. h. mit Einschluss der Siphonophoren, treien nun die mehrseitigen Verwandtschaften der Velelliden stärker hervor und haben ‚ höhern Quallen beschränkt, und wenn Agassiz Kölliker darüber angreift, dass er die Siphonophoren zu den Polypen stelle, welche doch nie polymorph seien, so ge- schieht das ohne Grund, denn Kölliker stellt die Anthozoa noch weiter von den Sipho- . mophoren, als selbst die Steganophthalmata. ” 4) 4854 wollte auch Zeuckart sich nicht entschliessen,, die peripherischen Poly- pen für ernährend zu halten (Siebold u. Kölliker Zeitschr. IIl. p. 489). 512 ein lebhafieres Schwanken ihrer Stellung im System bedingt. Vorzüglich ältere Forscher reihten die Velelliden wegen der äussern Gestalt, der cyclischen oder nahezu eyelischen Anordnung der Theile, die noch nicht als Individuen polumaipher Golonien erkannt waren, den medusoiden Gestalten selbst an.') Nach der -Erkenntniss des la angedeuteten. Prineips im Aufbau der Velelliden erscheint diese Formähnlichkeit jedoch nur als eine äussere, sie greift nicht einmal hinüber auf die Anordnung der den centralen Polypen umstehenden Theile, welche nicht in radiärer Anordnung regelmässig wiederholt, sondern nach Vogt in spiralem Auf- bau von einem Punkte beginnen, nach meinen Beobachtungen an Rataria in gesetziosem Hervorknospen entstehen. Es würde sich dann nur noch fragen, ob das Freischwimmen der Velelliden ein Motiv wäre, sie den medusoiden Formen zu vergleichen ; das finden wir aber bei den andern Siphonophoren fast überall in einer vollkommenern und den Medusen i mehr ähnlichen , weil activen Weise, obwohl bei ihnen andrerseits lie. Formähnliehkeit der brdameraen jün aha mit Medusen fehlt. Den medu- soiden Formen stehn also ebenfalls die Velelliden im Ganzen nicht näher, als andre Siphonophoren. Es wird vielmehr für sie, wie für die anderen Siphonophoren die innere Verwandtschaft mit den Medusen mehr durch die hydroiden Formen der letztern bedingt. Es scheint mir, dass hier die Aehnlichkeit so schlagend ist, dass man diejenigen Medu- sen, welche keine hydroide, sondern die strobiloide Generation besitzen, 5 „ 4) Wir müssen dabei jedoch in etwas die Zeit vor Bildung der Gruppe der Si- phonophoren unterscheiden von der späteren. Früher halte die Zutbeilung zu den Medusen oft mehr eine allgemeine Bedeutung. Wir erwähnen nur Einiges aus der speciellen Systematik. Goldfuss stellte die Velelliden als besondere Familie neben Aequoreae, Beroös und Physophorae unter die Medusinen ; Schweigger dagegen (Hand- buch 4820) stellte sie neben Physalia und Ctenophora in seine erste Gruppe, a unter die Medusen. Bei Cuvier (Regne animal 1817) standen Porpita und Velella zu- letzt unter den freien Acalephen, welchen die hydrostatischen folgten, die festsitzen- e den (Actinia, Zoanthus, Lucernaria) vorausgingen, bis letztere 4830 ausgeschieden wurden, während die Hydroiden bei den Polypen standen; Quoy und Gaimard dage- gen stellten Velella unter die hydrostatiques des Cuvier. Bei Chamisso und Eysenhardt bilden sie Medusae chondrophorae neben den vesiculares, den M. sensü strictiori, F den vibrantes (Ctenophora und Appendicularia) und den anomales (Diphyes und Stephanomia). Eschscholtz stellte sie‘, als er vollkommner als Goldfuss die drei Ab- theilungen der Acalephen bildete, sofort (1829) unter die der Acalephae siphono- { phorae (gegenüber cienophorae und discophorae) neben Diphyidae und Physopho- _ ö ridae, während Oken aus ihnen und Lithactinia den dritten Tribus der infusorien- artigen Quallen bildete. Bei Lesson (Suites A Buflon, Acalöphes 1843) bilden die einzelnen Siphonophorengruppen den Medusae und Harsidese gleichwerthige Famicl ’ lien, deren letzte die Velellae, während er früher (Proc. of the zool. society of Lond. UI, 4835, Institut 4835, p. 293, Isis 4837, ‚p. 448) 4 Siphonophorenfamilien ohne BR Ad den Benoidanı und Medusidae ingereihl und nur durch den zusamm on R gesetzten Leib unterschieden hatte, wo dann Velellae und Porpita, als mit knorpelig Bi Centralaxe, zwei weitere Familien bildeten. Leuckart stellte die Familie der Velell i- . dae 4854 zu den Siphouophorae, Huxley zu den Physophoridae unter den Hydrozo 913 viel eher von den hydroiden Medusen trennen kann, als diese von den Siphonophoren. Uebersieht man ja auch in anderen Fällen lieber die Aehnlichkeit einer Phase des Lebens bei Beurtheilung der Verwandt- schaft, als solche Gesetze, die das gesammte morphologische und physio- logische Verhalten beherrschen. Auch hier würde dann wieder die Frage zu entscheiden sein, ob die Verwandischaft der Velelliden mit den Hydroiden grösser ist, als die der andern Siphonophoren, ob sie sogar so innig ist, dass man sie, wie neuerdings M’Cready, von den Siphonophoren abtrennen und in die Mitte der hydroiden Formen einreiben muss.‘; Eine solche Einreihung würde dann die Zusammengehörigkeit frei schwimmender Golonien ge- genüber den angewachsenen der Zusammengehörigkeit wegen der Art der Fortpflanzung opfern. Nun ’'scheint es doch, wie wenn auf das erste dieser beiden Principier hin eine schärfere Gruppirung möglich wäre, innerhalb der nach dem zweiten gebildeten Gruppen dagegen sich alle möglichen Ausführungen in Betreff der weitern Organisation finden könnten. Unter den freischwimmenden Colonien würden dann drei Modalitäten zur Ausführung koınmen, das passive Schwimmen durch hydrostatischen Apparat, ein Analogon eines epidermoidalen Achsenskelets und als solches an die Skeletbildung festsitzender Colonien erinnernd, das active Schwimmen durch Glocken, an die Medusen anknüpfend, und die Ver- bindung dieser beiden Einrichtungen. Indem wir den hydrostatischen Apparat als Achsenskelet bezeichnen, wovon später noch mehr die Rede ' sein wird, heben wir die mit ihm ausgerüsteten Tbiere schon aus der unmittelbaren Nähe wenigstens eines Theils der bydroiden Colonien, deren Skelet eine Büchse bildet, heraus (die Incrustationen der Hydrac- tinien können dagegen wohl ebenso aufgefasst werden) und finden wie- der mehr Aebnlichkeit mit monocyelischen Anthozoen (besonders den wandernden Formen: Veretillum). Es giebt aber dieser Apparat die in- _ nigste Verwandtschaft mit den Physalidae, so dass die Velelliden mit diesen unter den Siphonophoren die den Hydroiden nächste Stelle ein- nehmen würden. Ihre Absonderung von denen mit einfacher Blase als sceletiferae oder chundrophorae und unter ähnlichen Benennungen auf die Gegenwart einer sogenannten testa begründet, konnte nur gemacht werden, wenn man die besondere Entwickelung, namentlich den Grad . der Solidität, zu welchem die Wandungen des hydrostatischen Apparates gelangt waren, für wichtiger erachtete, als das der vollkommenen Gleich- bedeutung des Apparates an sich gegenüber gehalten werden. durfte. ii 4) Ich kenne die Arbeit M’Cready’s (Upon the gymnophtbalmata of Charleston, Elliot Scciety 1858) nur aus dem ausführlichen Auszuge in Leuckart’s Jahresbericht „für 1859. M’Cready stellte die Velellidae mit Velella, Porpita und Rataria zwischen _ Corynidae und Tubularidae, daneben dann die Siphonophora. Im Debrigen stimme Ko ah seiner Auffassung der Velelliden, soweit sie aus dem Jahresbericht erbellt, fast vollkommen überein. hatte, eigenthümliche kleine Körperchen ankleben. Unter Hanfkorngrösse | strünke der letztera. nn SE a Ya A a Te ee eu ee SE ee ee Ka a ie Di Zu a, A a a 51% Wir werden auch darauf zurückkommen, wie wir endlich noch weiter unten Gelegenheit haben werden, auszusprechen, nach welchen Princi- pien wir uns die Gesammtheit des Velellidenstocks deuten möchten. Lv Ich gehe nun über zu einer nähern Schilderung der im Vorstehenden. wiederholt berührten Velellidenform Rataria, welche ich in einer mässi- gen Anzahl von Exemplaren in Cette zu beobachten Gelegenheit hatte. Zuerst am 20. März und dann mehrfach an den nachfolgenden Tagen fand ich bei heftigem Südwinde und abwechselndem Regen an von der Brandung an der Plage de Frontignan auf den Sand geworfenen Schalen von Sepia elegans und mehr von Sepia officinalis, welche ich schon in den vorausgehenden Tagen wegen der anhaftenden Lepadenbrut durchmustert een sie bei oberflächlicher Prüfung aus wie kleine Bläschen mit sehr ° dunklem Rande, wie wenn sich eine Schaumblase in einer sehr dunkel- | gefärbten, etwa tintenfarbnen Flüssigkeit erhoben hätte. Ich fand dann weiter diese kleinen Wesen an allerlei andern Körpern, welche in der See geschwommen hatten: an Holzstücken, zerfaserten Blättern von La- minarien, besonders aber zwischen den verstrickten Aesten der Wurzel- 1 . Obwohl diese Körper gewiss meist einen grossen Theil der Nacht # auf dem Sande gelegen hatten, nur zeilweise einmal von einer starken brandenden Welle oder vom Regen überrieselt, so zeigten sie sich doch, wenn man sie in Seewasser brachte, noch vollkommen lehenskräftig.') Als sie im Wasser ihren Bau entfalteten, erkannte man ihren Velelliden- ariigen Körper und dass sie das sein müssten, was als Rataria beschrie- ben worden war. E Weil Rataria meist als Jugendzustand der Velellen betrachtet worden war, so verwandte ich besondere Aufmerksamkeit darauf, die jüngsten i und kleinsten Exemplare neben den grössten und weitestforlgeschritienen auszulesen, um eine möglichst grosse Reihe aus der Entwicklungsge- schichte dieser Thiere zu "haben. Ich will hier jedoch gleich bemerken, dass in der so gewonnenen Reihe die Unterschiede der extremen Formen | h nicht sehr bedeutend und meist nur relativ waren und dass sie auf keine Weise einen bestimmten Anhalt für den genetischen Zusammenhang r Velella boten. Weder liessen sich in den grössten, ausser den allgemeinen Charakteren der Velelliden, diejenigen bestimmten a nachweisen, welche das Geschlecht Velella selbst, im erwachsenen Zu- 4) Was die Lebenszähigkeit betrifft, welche unter gewissen* Umständen vor zarte gelatinöse Seethiere zeigen, so gaben mir von derselben die Cydippen ein viel erstaunlicheres Beispiel. Ich fand deren zwei im Jahre 4858 im Februar, als dasE eis abging, am Strande von Cuxhaven bei Ebbezeit so hart gefroren, dass sie zier ovale Eisklumpen bildeten. Ich brachte sie beim und in einem Cylinderglas Seewasser aufgethaut, zeigten sie nachher noch Tagelang die Thätigkeit der zi Wimperreihen. | Ve 515 ’ stand, auszeichnen, noch liessen sich die kleinsten Forinen auf Brut zu- rückführen, wie sie direct bei den Velellen oder ihren vermuihlichen Ab- kömmlingen betrachtet worden ist. Dem Grössenvergleiche innerhalb dieser Reihe kann man die Höhe des Kammes in mittlerer Erhebung oder den Durchmesser der horizontalen Scheibe zu Grunde legen. Beide Em nahezu dieselben Maasse und variirten in diesen Maassen die eh chledes nen Thierchen doch immerhin zwischen 0,8 und 2,25 mm. Ausser den seeundär hervorknospenden Theilen, deren Zahl und Entwicklung nach dem Alter verschieden ist, hat jede Rataria vier we- sentliche, de Gesammtform bestimmende Haupistticke: den Kamm, die Scheibe, die Schwimmblase und den polypenähnlichen Magensack oder Körper. Kamm, Scheibe und Magensack sind eigentlich in zeich zusam- menhängende, principiell' auf gleichen histologischen Elementen be- ruhende Theile, an welchen nur an den verschiedenen Localitäten, das Eine oder Andere zu hervorragender Entwicklung gelangt. Was zunächst den Kamm betrifft, so scheint es mir, dass, soweit die ältern Beobachtungen angeben, durch denselben falle das Thier auf die Seite, überall nicht der natürliche, sondern ein entkräfteter Zustand vorlag, wie das Moniagu wenigstens vermuthete. Bei meinen Exemplaren schwammen die Tbierchen stets in aufgerichteter Stellung und der Kamm stand senkrecht. Der Kamm ist in seiner Form in hohem Grade veränderlich durch die Thätigkeit seiner Muskulatur, wie das die Figuren 4 auf Taf. XL und 3—5 auf Tafel XLI anzeigen. Ich kann deshalb auf etwaige nach Form des Kamıns gemachte Artunterscheidungen gar nichts geben. Durch diese Veränderlichkeit in Gontraction und Erschlaffung der Mus- kulatur im Allgemeinen oder in einer an einzelnen Theilen verschiedenen Weise geht als bleibendes Merkmal hindurch, dass dieser Kamm rings an seiner Wurzel durch eine Einschnürung etwas gegen die horizontale Scheibe abgesetzt ist und dass er in einer queren Richtung zusammen- gedrückt erscheint, so dass man eine grössere Längsachse und eine kleinere Querachse unterscheiden kann. Bei Wohlbefinden des Thieres erhebt er ‚ sich bedeutend über die in ihn tragende Schwimmblase, und erlangt eine ‚hochovale Form, so dass dann nur noch eine Einziehung am Scheitel den Schein giebt als wenn hier eine weniger nachgiebige Verbindung zwischen diesen beiden Gebilden bestände. Wird das Thier aus dem Wasser ge- nommen, so sinkt der Kamm, und'auf ähnliche Weise schwindet er mehr und mehr in ältern Thieren, indem er dem raschen Wachsthum und der " Raumvermebsung der Schwimmblase nicht gleichbleibend mehr und mehr von dieser erfüllt, sein Hohlraum verbraucht, und er zu einer die Blase ziemlich glatt überziehenden Membran umgewandelt wird. | I‘ Untersuchen wir den Kamm auf seine histologischen Elemente, so ‚finden wir, dass derselbe zu äusserst von einem groben Plattenepithel überzogen. ist, wie ich es auf Tafel XL, Fig. 7 isolirt dargestellt 516 habe, und welches in Fig. 6 und Fig. 9 am Rande und durch die an- dern Schichten durchscheinend gesehn werden kann. Es ist nicht ganz leicht zu entscheiden, was in diesem Epithel als Zelle und Kern und was als intercellulare Substanz betrachtet werden muss. Es ist jedenfalls eine helle, intercellulare, netzförmig angeordnete Substanz vorhanden. In dieselbe eingebeitet liegen Räume, auf der Fläche von rhombischer Gestalt, durch geringere Lichtbrechung matt erscheinend. Wenn man diese als Zellen betrachten darf, wie ich glaube, obwohl eine specielle Hülle von der erst erwähnten Intercellularsubstanz nicht unterschieden werden kann, so liegen in ihnen rundliche grosseKerne. An diesen kann man aber einen sehr deutlichen doppelten Contour (Taf. XL, Fig. 7) bemerken und in ihnen einen nucleolus erkennen. Will man deshalb - letztere als Kern, das was ich Kern nannte, als Zelle ansprechen, so muss man entweder eine doppelteZellhülle, die zweite weiter abstehend, annehmen, oder man muss für die Intercellularsubstanz zweierlei Zu- stände statuiren, welche durch verschiedene Solidität und Lichtbrechung - sich unterscheiden, so dass die innere gewissermassen in Hohlräumen der äussern steckt. Es kann diese Epithelschicht vom Kamme zur obern Fläche der Scheibe und bis zu deren Randsaum verfolgt werden. Ich habe keine Beweise der Vermehrung der Elemente in ihr gefunden. Unter dem Plat- tenepithel liegt ein Maschennetz von hohlen Fasern, denen man vielleicht gleichzeitig die Function von elastischen Elementen, welche den Mus- kelcontractionen entgegenwirken und von Gefässen zuzuschreiben be- rechtigt ist (vergl. Fig. 6 und Fig. 8 auf Tafel XL). Diese sich in gro- ben Maschen bald rechtwinklig bald unregelmässig durchkreuzenden Fasern oder Bänder enthalten nämlich in sich von verhältnissmässig dicken und stark lichtbrechenden Wandungen umschlossen, einen feinen, stellenweise zu spaltförmigen Hohlräumen erweiterten Canal. In diesen Hohlräumen liegen feine Moleküle zusammengehäuft (Taf. XL, Fig. 8a). Die Fasern laufen, wie es die Ansicht in Fig. 6 zeigt, nach aussen in die helle intercellulare Substanz der epidermoidalen Schicht aus und wie es scheint, stehn die Hohlräume in Verbindung mit dem, wenn ich so sagen darf, peripherischen Theil der Epidermiszellen selbst, oder‘ dem Zellraume rings um den grossen Kern. Hiernach würde man also anzunehmen haben, dass von den Epidermoidalzellen aus strahlige Aus-" läufer in die tiefere Schicht eindringen und um diese die Fasern als In- tercellularsubstanz abgelagert wären. Andrerseits liegen diese Fasern nicht in einer Ebene, sondern ihr Maschennetz greift noch weiter in’ grössere Tiefe ein und dient dazu, die nach innen folgende Muskelschicht, am deutlichsten in der senkrechten Richtung in Bündel zu gruppiren. Als histogenetische Elemente für diese Schicht glaube ich. die in Fig. 8 mit bb b bezeichneten Kerne (oder Zellen?) annehmen zu dürfen , welche theils granulirt, tbeils hell, siets einen nucleolus zeigend, im Wesent- Pi, N Br lichen den grossen Kernen der Epidermoidalschicht gleich zu stehn schei- nen aber sehr sparsam ausgestreut sind. Als dritte Schicht folgt ım Kamme die Muskeihaut. Dieselbe besteht aus zwei Lagen. In der äus- sern Lage verlaufen die Muskelbänder horizontal und bilden eine ein- 'schnürende Ringsmuskulatur, welche den Kamm erhebt, in der innern finden sich senkrechte Bündel. Namentlich für die senkrecht verlaufenden Muskelbänder enisteht durch die elastischen Fasern, welche trotz der Bogenverbindung zum Maschennetze ziemlich parallele Streifen bilden, eine regelmässige Ab- tbeilung in Muskelbündel, deren man etwa 60 (64? nach dem Numerus 4) im ganzen Kamme zählt und welche man schon mit Loupenvergrösserung erkennen kann. Durch die Contractionen dieser Muskelbänder erhält der Rand des Kammes ein krenellirtes, die Fläche ein netzförmiges Ansehen, den Kiemen der Muscheln ähnlich. Ich glaube so die Sireifung der Glocke durch die Gruppirung der Muskeln erklären zu müssen. Von wimpern- den Gefässen (Huxley) habe ich nichts gesehen. Das Verhältniss der innersten Schicht im Kamme zu der in ihn hinaufiagenden Schwimm- blase wollen wir bei Betrachtung der letztern untersuchen. Wir haben als einen zweiten Hauptbestandtheil von Rataria die Scheibe bezeichnet. Es ist aber nur unter gewissen Umständen die Grenze zwischen Kamm und Scheibe deutlich, wenn nämlich der Kamm an der Basis eingeschnürt und seitlich abgeplattet ist. Verliert sich das beiältern Thieren, so geht der Kamm unmittelbar in die Scheibe über oder vielmehr beide zusammen bilden eine gleichmässig gerundete, mehr oder weniger sich erhebende Glocke, deren Form von der Grösse und ‚Gestalt der im Innern liegenden Schwimmblase abhängig ist (vgl. Fig. 6—8 auf Taf. XL). In solchen Fällen ist das Bild des obern Theils, des Scheitels einer Rataria manchen Medusoiden ausserordentlich ähnlich, besonders Oceanien, auch der Charybdaea periphylla Less. und somit war Oken's Blick. (p. 506) nicht übel. In frischen jungen Exemplaren dagegen ist die scheibenförmige horizontale Ausbreitung des Ratarienkörpers gut zu trennen von dem Kamm. Letzterer hat sich frei gemacht von der Schwimm- ‚blase, durch deren Gegenwart der horizontale Theil beständig die rund- liche, scheibenförmige Gestalt behält, welche noch einen weitern Stütz- punkt erhält durch die unter der Schwimmblase gleichmässig nach allen Richtungen hin stattfindende Entwickelung der abgeplatteten Leber. Die obere Seite der Scheibe, soweit sie sich nicht zum Kamm erhebi, ist convex. Aus ihr entwickelt sich der zarte, rings frei herabhängende Randsaum und dieser geht an der untern concaven Seite der Scheibe in die mit breiter Grundfläche aufsitzende Leibeswand des grossen centra- "len Polypen über, so dass um diesen herum nur eine enge Rinne bleibt. In dem freien Saume der Scheibe habe ich die muskulösen Elemente des Kammes nicht deutlich wiedererkennen können und es scheint mir, _ dass dieser freie Saum nur als eine Duplicatur der äussern Lagen des * 518 Kammes betrachtet werden darf, wie sich dann auch das Epithel und die Zellen, welche wir zwischen Oberhaut und Muskelbaut sahen, deutlich wiederfinden, jene Zellen sogar bedeutend zahlreicher vorkommen. Zwi- schen die äussere und die innere Lage dieser Duplicatur betten sich nun aber noch radiäre Streifen von sepiabraunem Pigment ein. Es liegen deren immer zwei dicht aneinander und lassen einen hellen Streifen zwischen sich, welcher jedesmal dem Zwischenraume zweier senkrechter Muskel- bündel des Kammes entspricht. Die einzelnen braunen Streifen sind dann mit den nächsten je nach rechts oder links an der Wurzel arkaden- artig verbunden und schwellen auch in der Mitte an, so dass die Zwi- schenräume zwischen je zwei Paaren ein sanduhrförmiges Ansehen er- halten. Diese braunen Arkaden erreichen den Rand des Saumes nicht 7 ganz. Ausser dieser braunen Färbung einzelner Theile erscheint die Scheibe indigoblau, oder, wo blau und braun sich mischen, auch violett. Das blaue Ansehen wird zum Theil bedingt durch das Durchschimmern des Centralpolypen und der ihn umstehenden Knospen und tritt dadurch dort am stärksten hervor, wo innen die breite Basis jenes Polypen auf- sitzt, also an der Stelle, wo aussen die Scheibe sich zum Kamme erhebt, gehört aber auch zum Theil der Substanz der Scheibe selbst an. So zeigt der ganze Saum eine ihm zukommende blassblaue Färbung, welche sich ° zu der Wurzel des Kammes hinaufzieht. Ein dunklerer Streifen liegt ausserhalb jener braunen Arkaden und bildet in regelmässigen Zwischen- räumen Ausläufer an der gekerbten Aussenwand des freien Saumes ent- B sendend,, ebenfalls Bogen, welche genau mit den braunen abwechseln. | Die blaue Färbung ist theilweise im ganzen Gewebe, soweit sie sich zeigt, diffundirt, theils aber gesättigter in indigofarbigen Körnchen vor- | handen, als wenn solche, auf ähnliche Weise, wie wenn man durch Carminimbibition einzelne Partien von Geweben besonders deutlich machen will, die Farbe lebhafter angezogen hätten; das braune Pigment findet sich wäh auch in kleinen ditfhacn, Flecken, M aber hauptsächlich an punktförmige Moleküle und kleine zerstreut oder in Haufen ie Körnchen gebunden. Dieses etwas röthlichbraune Pigment des Randes darf nicht mit der an der convexen Fläche der Scheike zu ihm hin aus- R strahlenden, mehr lehmbraunen Leber verwechselt werden. . Die alas liegt an der convexen Seite der Scheibe als dünne radiäre Ausläufer entsöndaksle Scheibe versteckt unter der breiten Basis des. centralen Polypen. Ihr Gewebe (Taf. XL, Fig. 40) besteht aus Bel kernten Zellen, zwischen denen BERWETE braune Molekel und gell Feittropfen, Unia reduete des Zellinhalts gefunden werden. _ # An dem centralen Polypen ist der Körper an der sehr breiten Bas mehr gesättigt blau durch reichlichere Einbettungen von Indigokörnche: der verengte Mundsaum ist heller. Der Mundrand, besonders an der nern Seite enthält zahlreiche Nesselzellen, welche bei Druck austre und, so weit sie reif genug sind, die Angelfäden frei geben.‘ 519 Der Nesselfaden, wenn er entleert ist, hat einen durch Querein- schnürung doppelten Kopf. Die vordere grössere Abtheilung ist. aussen glatt, die ihren Hohlraum umschliessende Hülle stark. Die zweite Ab- theilung ist kleiner und auf der Oberfläche mit einigen wenig vorragen- den, nach dem grössern Abschnitte des Kopfes gerichteten Spitzchen besetzt, welche nicht alle auf derselben Durchschnittsebene, sondern in zwei Reihen stehen. An der Stelle, wo der grössere Abschnitt des Kopfes in den kleinern übergeht, sind die Hohlräume beider nicht einfach ver- bunden, sondern die Innenwand ragt als kleiner tubulus in den kleinern Abschnitt der Höhle hinein. Dieser kleinere Abschnitt steht dann in directer Verbindung mit dem Hohlraume des fadenartigen Theiles des Nesselapparates. So lange der Nesselapparat noch in der Zelle enthalten ist, befindet sich der zweite Theil des Kopfes noch im ersten Theile ein- gestülpt und der Faden aufgerollt, wodurch ein Bild entsteht, wie es Taf. XL, Fig. 9 a und 5 zeigt, verschieden, je nachdem man die Lage von der Seite oder gerade gegen die Einstülpungsstelle hin an- schaut. Die Entwickelung dieser Nesselapparate geschieht in Tochter- zellen, die einzeln än grössern Mutterzellen sich entwickeln (Fig. 9 a). Um die Tochterzelle ist zunächst noch ein fein molekulärer Inhalt zu er- kennen. Die Tochterzelle, gleichmässig mit dem in ihr enthaltenen Nes- selapparat sich vergrössernd,, füllt aber allmählich die Mutterzelle ganz aus, so dass man eine Zelle mit doppelter Wand vor sich hat, welche ihrerseits vom Nesselapparat im eingestülpten Zustand beinahe ausgefüllt wird (Fig. 9 b) und von der, wenn die Kapsel durch Ausstülpung des zweiten Tneils des Fadenkopfes und Entfaltung des Nesselfadens selbsi (Fig. 9 c) gesprengt ist, die leere Hülle (Fig. 9 d) zurückbleibt. Die Gesammiform des Centralpolypen ist zwar veränderlich, aber ‚meist ist er plump und verkürzt und nimmt zen kaum ein Aörkheil der Gesammthöhe der Rataria ein. Wir haben nun noch das vierte > Hauptstück , < die & Schwimmblase, zu betrachten. ' Obwohl ich die Schwimmblase nie als ganz eikkiohen Back) son- dern wenigstens mit der Andeutung der ersten Theilung in vier Kam- mern gesehen habe, müssen wir doch in der Betrachtung derselben davon ausgehen, dass sie zunächst eine einfache rundliche Blase mit glatter "Wand sei, wie wir eine solche bei Physophora, Agalma u. a. finden. . Diese Blase liegt auf der Leber und ragt in die Wurzel des Kammes hinein. Ihre Wand ist eine Membran, in Hkven Bildung keine Zellen ein- j" gehen und welche nur als Zellenseeret betrachtet werden darf, im wei- tern Sinne den chitinigen Gebilden zuzurechnen.) Auf ähnliche Weise, 4) Den sagt zwar (Klassen u. Ordnungen: 124) »knorplig nicht chitinig«. Von Knorpel, einer bestimmten Gewebsform, ist nun gewiss gar keine Rede, p. 409 führt Bronn aber auch ohne Gegenbemerkung an, dass nach Leuckart der Flossknorpel der . Velellen von Chitin sei. Chitin ist von ecke äinner chemischer Zusammensetzung, 520 wie Gruben, Canäle und andere ähnliche Vorkommnisse sich in den Chitinstücken der Arthropoden finden, haben wir jedoch auch in der Wand der Schwimmblase ein Canalmaschennetz, wie es Fig. 5 auf Taf. XL darsteilt. Die Wandungen sind nicht so dick, dass sie nicht bei Druck, wenn die Luft verdrängt ist, sich ziemlich leicht in Falten legen ” könnten (Taf. XLI, Fig. 2 a). Mann kann sehr gut die matrix erkennen, von welcher die Luft- kapsel abgesondert worden ist. Dieselbe besteht aus (Taf. XLI, Fig. 25) einer direcien Schicht kleiner Zellen, in und zwischen welchen zahl- reiche Moleküle liegen, und gewährt ein Bild, wie man es häufig an chitinogenen Flächen wahrnimmt. Es bildet diese Membran die innere Bekleidung der Muskelschicht des Kammes, dringt zwischen die einzel- 7 nen Kammerwände der Blase ein (Taf. XL, Fig. 6) und überzieht na- ° türlich. auch die untere Fläche derselben. 4 Ich habe oben erwähnt, dass man gewöhnlich, wenn der muskulöse Kamm sich recht frei erhoben hat, doch an seinem Scheitel eine Ein- ziehung in der Richtung zur Blase hi bemerkt, gewissermassen einen innigern RRURRERSENEEN, des Kainmes mit der Blase andeutend. Obwohl ° real keine Spuren ekikin den sind, dass hier eine Einstülpung der Haut stattgefunden habe, glaube ich das doch ideal annehmen zu dürfen. Ich 5 betrachte dann die Blasenwand als epidermoidale Abscheidung, welche 7 auf ähnliche Weise zum Achsenskelet wird, wie das bei Gorgonien und andern der Fall ist. Die starke Eintwickelidg des Muskelüberzugs und © die Kammertheilung lässt das weniger leicht erkennen, als z. B. bei Agalma. Die Luftabsonderung und die dadurch zu Stande kommende blasenartige Auftreibung dieses Achsenskelets, das Auseinanderdrängen der von der Matrix abgesonderten Massen, sodass diese, statt zu einem Stamme zu verschmelzen, einen Sack bilden, zeichnet daaki die Lufibla- sen-iragenden Coslentärmen aus, sowohl den bestimmten Theil der Si- | phonophoren, wie die Minyadinen. i Wenn so die innigste Verwandtschaft in Betreff dieses Apparates” zwischen Physophora, Physalia, Agalma u. s. w. einerseits und den Ve- lelliden andererseits angenommen werden muss, so darf man das durch die specielle Art der Ausführung dieser Lufiblase bei den letztern um so weniger beeinträchtigt erachten, als die vorfindlichen Modificationen nur allmählich im Laufe der Entwickelungsgeschichte oder der Reihe der Arten entstehen. Man hat in dieser Beziehung besonderen Werth auf die knorpelartige Beschaffenheit der sogenannten "Skelötstuckb der Velelliden gelegt. Dass man es mit ee mit dem Knorpel in keiner Weise ver- # wir können faslich den Namen für alle diese erstarrten, widerstandsfähigen Secreiall welche hautäbnliche Schichbtey bilden, beibehalten, bis wo die organische Subst \ gegenüber dem immer stärker imprägnirenden Kalk verschwindend gering wir oder andererseits die Löslichkeitsverhältnisse denen der Proteinsubstanzen ähnli werden, oder endlich die Eigenschaften der Cellulose zum Vorschein kommen. 521 wandten Substanz zu thun hat, ist hinlänglich erwiesen, aber der Aus- druck »Knorpel« war hier dem richtigen Verständniss eben so schädlich, wie der: »Schale« oder »Skelet«, weil dadurch die innige Debereinstim- mung mit den einfachen und dünnhäutigen Schwimmblasen anderer Siphonophoren verdeckt wurde. | Nur wenn man im Auge hält, dass der Unterschied nur in der grös- sern Dicke der amörphen Wandung und der Kammereintheilung besteht, kann man demnach die Bezeichnung der Velellidae als besondrer Gruppe der Chondrophorae oder Sceletiferae zugeben. Die Kammerbildung in der Luftblase entsteht dadurch, dass an ge- wissen, in radiärer Anordnung, zunächst nach dem Numerus 4 und dann weiter dichotomisch, vertheilten Stellen die Wandung der Schwimmblase dem Andrange der in den Hohlraum abgesonderten Luft leichter nach- giebt. So entsteht eine zipfelartige Erhebung an vier Stellen in der Peri- pherie der Oberseite und das ist das Minimum, welches ich in der Ent- wickelung der Schwimmblase sah. Der canthalk Raum dazwischen bleibt vertieft und die zwischenliegenden Stellen am Rande eingeschnürt. Auf gleiche Weise setzen sich die Einschnürungen und Vorwölbungen von der Peripherie auf die der Leber aufliegende Basis der Schwimmblase fort und nun entsteht auch hier eine centrale Grube. Weiterhin wird auf ganz gleiche Weise jede Kammer in zwei abge- ‚theilt und auch an diesen acht Kammern sehe ich als Maximum der Ent- ' wicklung schon wieder jedesmal auf den Seiten stärkere Vorwölbung, in der Mittellinie Einschnürung (Taf. XLI, Fig. 1). Den eingeschnürten Stellen entspricht nun überall eine stärkere Ablagerung der Substanz der Kapselwand und so wachsen daselbst allmählich radiär gestellte Scheide- wände aus, welche, nacheinnen vorragend, den ursprünglich einfachen Hohlraum des Luftsackes in Kammern eintheilen. Da aber an den dem "Centrum zugewandten Rändern dieser Wände ein Wachsthum nicht stattfinden kann, so muss der ursprüngliche einfache Zustand des Luft- raums im Centrum erhalten bleiben und die Communication sichern zwischen den gesonderten, als partielle Vorwölbungen seiner Wand ent- ' standenen Kammerräumen. Man kann demnach die Luft aus einer Kam- mer in die andere drücken und es geschieht das mit grosser Leichtigkeit. Das eigenthümliche Ganalsystem der Wand wird, selbst bei starker Ver- dickung oder auch Ablagerung unorganischer Substanz in die Hülle des Luftsacks, die Communication des gesammten Innenraums mit den orga- nisirten Häuten des Thiers, zunächst der Matrix zulassen, und so die etwaigen Absonderungen dieser an Gasen dorthin leiten. ‘ ... Bei Rataria existiren nun keine Durchbohrungen der Luftblasen- wand in Form siebartig angeordneter Löchelchen, die. Weise ihrer Bildung _ jedoch bei Velelliden überhaupt ist leicht zu denken in ganz analoge _ Weise, wie solche Ganal- und Trichter-ähnliche Oeffnungen in Arthro- podenhäuten an einzelnen Stellen bleiben. Wenn man unter stärkeren . wickeln. 522 Druck die Luft aus Rataria entweichen machte, so trat sie an der Unler- seite aus, ich glaube aber, dass das nur unter Zerreissung der Häute geschah. Die Lufiblase hat in Ganzen ein ähnlich silberglänzendes Änsehen, wie es die Tracheen der Insecten zeigen, sie sticht damit sehr ab gegen den dunkel gefärbten braunen und blauen Rand des Schirms, dessen Schatten noch tiefer werden durch die Lichtablenkung an der Wand der Blase selbst, und sie bedingt so das eigenthümliche, oben erwähnte Schaumbläschen -ähnliche Ansehen der ganzen Thiere. In ihrer Ge- sammtheit lässt sich die Schwimmblase sehr leicht rein aus ihrer Matrix wie ein Nusskern ausschälen. Von Entwickelung einer senkrechten Platte auf der Schwimmblase wurde nie eine Spur bemerkt. Wo wir von einem Kamme sprachen, ist stets nur die einem Kamme oder Segel ähnliche Erhebung der Weichtheile gemeint. In der Rinne um die breite Basis des grossen centralen, von der Scheibe herabhängenden Polypen, hart unter dem freien Saume wachsen nun unregelmässig vertheilt einzeln oder in kleinen Gruppen und in nach der Grösse der ganzen Raiaria verschiedener Zahl, weitere Gebilde als knospenartige Producte ungeschlechtlicher Vermehrung hervor. Unter diesen Gebilden, von denen wir an allen dargestellten Rata- rien eine Anzahl gezeichnet haben und von denen Taf. XL, Fig. 2 eine genau nach der Natur gezeichnete Gruppe darstellt, war ofı nur eins, zuweilen aber auch mehrere, aber nie eine grosse Zahl zu einer be- deutendern Länge ausgewachsen und hing polypenähnlich neben dem Centralpolypen unter dem Rande der Glocke hervor, Soiche waren dann von graublauer Färbung mit eingebetteten gesättigteren Kernen und innen hohl. Obwohl es unter dem Mikroskope ınanchmal schien, als ob sie sich unten öffnend erweitern könnten, habe ich doch nie mit Gewiss- heit einen Mund an ihnen wahrnehmen können und ich weiss nicht, ob ich sie als junge kleine Polypen betrachten darf. Nicht unwahrscheinlich ist es allerdings, dass später der Mund zum vollkommenern Durchbruch käme und sie dann wie die wahren peripherischen Polypen der Velellen ° Nahrung aufnehmen und verdauen (Taf. XL, Fig. 2 a). Etwas ver- 7 schieden zeigen sich andere Knospen, welche an der Spitze kolbig an- schwellen und an der Basis einen leichten Anflug einer gelben Färbung ' haben (b, b).. Endlich finden wir runde Knospen, theils dunkelblau (c), 'theils gelb gefärbt (d). Nach Analogie der Velellen sind in letztern Brut- ” kapseln anzunehmen, im Ganzen ist aber die Entwickelung der Knospen 7 noch zu gering, als dass wir mit Bestimmiheit: sagen könnten, wie weit # sie eine differente Bedeutung haben und was speciell aus jeder einzelnen Form wird. Aus den blauen runden Knospen namentlich werden sich # wohl zunächst die erst geschilderten länglichen Polypen ähnlichen ent- ' 2 1 Wir kommen nun zur Betrachtung der Frage, was die Ratarien 7 523 eigentlich seien, ob nämlich Jugendformen anderweitig bekannter Thiere, speciell der Velellen,, -oder eine selbstständige Species. Da wir weder - Herkunft noch vollkommene Reife beobachtet haben und die Reihe, “ welche wir vor uns hatten, keine sehr ausgedehnte war, so müssen wir - uns begnügen, für die eine oder die andere Ansicht etwas beizubringen und dürfen nicht erwarten, zu einer vollen Entscheidung zu gelangen. i Fragen wir uns dabei dumächst;, auf was die einzelnen Autoren ihre \ Ansicht, dass die Ratarien junge Velellen seien, begründet haben, so lässt En darüber nicht reden, ohne dass wir aberhaupt kurz unter- suchen, was von der Fortpflanzung und der Entwicklung der Velellen ' bekannt ist. | Es war den älterna Beobachtern nicht unbemerkt geblieben, dass Eiern ähnliche Gebilde von den Velellen und Porpiten abfielen (Forskal, König) und auch dass diese ursprünglich an der Wurzel der kleinen Po- Iypen ihren Sitz hatten (besonders noch delle Chiaje) , so dass, wie das - Kölliker nachwies, Hollard') sehr im Irrthum war, als er sich die Priori- tät dieser Entdeckung zuschrieb. Dazu kam, dass Hollard die Nessel- zellen an jenen gelben Knospen für reife, die gell ben Farbkörperchen für - unreife Eier hielt. Den aufgerollten Faden des Nesselapparais hielt er für ' den Anfang der Kammbildung an den jungen Thieren. Das was also ältere Autoren für Eier hielten, erklärte er für Ovarien oder Ovarial- taschen und glaubte, in jenem merkwürdigen Irrthum über die Eier be- "fangen, den Weg zum Studium der Entwickelungsgeschichte der en liden eröffnet zu kabenn j Es dreht sich das, was wir danach von der Entwickelung der Ve- lelliden wirklich erfahren haben, zunächst um die weitern Schicksale jener gelben Gebilde, der Eier des Forskal und König, der Ovarien des - Hollard, welche überall bei Velella und Porpita gefunden, von mir auch ' für Rataria gezeigt worden sind. j Huscley brach hierin Bahn.?) Er sah Körper, genau wie von Forskäl beschrieben, an Velella ansitzend, er sah sie sich ablösen und Medusen gleich schwimmen, unter einer Grössenzunahme von More: Köl- liker?) sah ebenfalls diese Knospen abfallen, aber sie blieben liegen, wie bei Forskäl, und er wollte nicht entscheiden , ob sie wahre Geschlechts- kapseln seien oder ungeschlechtlich erzeugte quallenähnliche Brut, wäh- " rend Huacley gerade letztere Ansicht mit zu einer feinen und seharfsinni. ss Zasannenstelinme des verschiedenen Verhaltens der männlichen und RE aN Hl 4) Recherches sur l'organisation des Velelles. Ann. d. sciences. Ill, 3. p. 246. Comptes rendus. 1843. T. 47. p- 676. Fröriep's Neue Notizen. T. 28. Nr. 610. und DENBGHNE. 774, | 3) Müllers Archiv. 4854. Taf, XII. ‚Fig. 14—16. und Hydrozoa. 4858. Taf. X. und XH. 3) Schwimmpolypen. p. 62. 1853. und für Gegenbaur's Notiz p. 55. u Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. AH. Bd. 36 a 524 weiblichen, der Reproduction dienenden, bald früher bald später in der Entwickelung aufgehaltenen Gebilde der Hydroiden verwandte. Auch Vogt erwähnte diese medusoiden Formen‘), aber auch er brachte nichts Neues über sie bei. Die weitere Entwickelung dieser Knospen glaubte Gegenbaur vor sich zu haben in Medusoiden, welche er in der Grösse von 0,3—3”’ und in verschiedenen als Entwickelungsstufen zu betrachtenden Formen frei- schwimmend fischte und welche Geschlechtsorgane, sowohl Eier als auch, wenigstens vielleicht, Samenelemente in radiärer Anordnung der Reproductionsorgane in sich entwickelt hatten. Die Begründung der Zu- gehörigkeit zu der Velellenbrut scheint aber immer etwas problematisch und vorzugsweise auf der übereinstimmenden Anwesenheit der gelben Körperchen zu beruhen. Gegenbaur nannte diese kleinen Geschöpfe Chrysomitra striata. Sie hatten eine Glocke mit 4—16 Gefässen, einen centralen Magensack und Anfangs zwei Tentakel, die bei den grossen verloren zu gehen schienen. So hatten auch Quoy und Gaimard erzählt, dass Rang bei den Jungen von Velella emarginata zwei blaue Fäden von mehreren Zoll Länge beobachtet habe, die sich später verlören. Das hatte aber nie Jemand wiedergesehen und ob auch diese jungen Thiere eine medusoide Gestalt gehabt hätten, ist nicht angegeben. Das ist Alles, was man von dem Schicksal der ungeschlechtlichen Brut der Ve- lella weiss oder annehmen zu dürfen meint, und was sich eventuell wohl auf Porpita würde übertragen lassen. Ist es nun wirklich so, wie Gegen- baur vermutbet, und das Princip wenigstens ist wohl gewiss richtig, so muss man denken, dass aus den Eiern der Chrysomitra ' wieder eine Anfangs unvollkommene Velella hervorginge und dann allmählich sich vervollkommne. Auf diesem Wege müsste dann die Rataria liegen, wenn sie überhaupt Entwickelungsform von Velella ist, denn die in directer Folge aus Velella hervorgegangene Brut bleibt in einfacher medusoider Gestalt. | Wenn wir nun in der Literatur zusehen, wie weit dergleichen be- obachiet und wie es beurtheilt worden ist, so finden wir meistens, dass ohne eine genaue Prüfung entweder Rataria für eine besondere Gattung, resp. Art, oder für Jugendform erklärt worden ist, in der Regel von Ve- lella, von Burmeisier?) aber einmal auch von Porpita. ‚Die betreffenden Bemerkungen bis auf Hollard sind schon oben kurz notirt worden. ‚Eschscholiz gründete die Gattungsunterscheidung von Velella. auf den Gestaliunterschied und die Lage der horizontalen Scheibe und das Fehlen 4) Bibl. univ. de Geneve. 4852. XXI. p. 196. Er hob ähnlich wie Huxley drei Fortpflanzungsmöglichkeiten für Siphonophoren hervor und sägte für die Velellen: ° »Chez les velelles la reproduction a lieu par des formes medusoires comme chez les polypes hydraires.« 1 2) Zoonom. Briefe. I. 4856. p. 350 u. 351. 525 des senkrechten Knorpels, sowie die aufrechtstehende Haut. Er erklärt, obwohl er von einer scharfen Kante der Scheibe spricht, dass die mus- kulöse Haut die Schale so niederzudrücken vermöge, die deren auf- rechtstehender Theil ebenso gut verschwinde, als der muskulöse Kamm . selbst, und dass dann vielmehr die Form Eee Porpita, als einer Velella zu Stande komme. Die Rataria mitrata soll gegenüber der Rataria cordata ein dreieckiges gelbliches Segel haben (eine gelbliche Färbung entsteht aber im Segel sehr leicht, wenn ein Theil doppelt geschlagen oder stär-- ker contrahirt und dadurch dicker wird, ohne dass darum von den oben erwähnten gelblichen Körpern die Rede ist), und der centrale Polyp soll bei dieser zweiten Art roth sein. Diese Ratarien waren nur 1" gross. Die Rataria pocillum Montagu hatte eine dreieckige Schale mit zugespitziem Gipfel und war 3" gross. Die von Forskal abgebildeten Jungen seiner Holothuria spirans waren ziemlich eben so lang und die angege- bene Zeichnung des Skelets ist ganz ähnlich. Kölliker sagt {l. e. p. 54), ' dass seine jüngsten Velellen 3—4” gross, nur ) u, Rataria ähnlich, als die erwachsenen, sonst ausser der Zah! der vermehrbaren Theile von den Alten nicht wesentlich verschieden gewesen seien. Vogt - beschrieb solche von 2”" Länge, Huxley endlich von 1”. Huacey er- wähnte die Einziehung des Kammes am Gipfel, die zufällig besonders bedeutend gewesen zu sein scheint, schälte die Luftkapsel aus und fand überhaupt im Allgemeinen die Details so, wie ich sie beschrieben habe, wenn auch in Betreff des Randes der Glocke und der Muskelstreifen des Kammes sich Abweichungen der Auffassung finden. Huscley beobachtete dann grössere Exemplare und sah an einem auf dem Luftsacke concentrische Linien entstehen, bei den übrigen ist des Lufisackes keine weitere Erwähnung gethan. Wenn man also nach den - Darstellungen und Zeichnungen der älteren Autoren, bei denen ich die ‚Fälle, in welchen nur möglicher Weise aber nicht sicher Ratarien "ähnliche Formen beobachtet wurden, hier gar nicht heraushebe, vielleicht denken konnte, aus der Scheibe der Rataria habe sich eine senkrechte, gleichseitig dreieckige Platte erhoben, wie sie Velella spirans zeigt, so ist ‚ hingegen bei Huxley, der zuerst de von ihm ebenfalls als junge Velella " bezeichnete Form genauer beobachtete, doch gar kein Beweis gebracht, ob und wie die Entstehung dieses senkrechten Schalentheils, der die | ki Velella charakterisirt, zu Stande komme. Für die andern Ve- j ‚lellenarten , deren senkrechte Platte ungleichseitig ist, also nicht Folge einer Dislachen ceniraien Erhebung der Wand des ala, eines am Ende sehr einfachen Processes, sein kann, musste der Gedanke, dass man hier Jugendformen von nen vor vich, habe, bis auf Weiteres noch ferner liegen. ; In seiner ersten Note sagt nun Büirineikler, er habe die Entwicklung ‚der Porpitae beobachtet, und beschreibt in kurzen Umrissen unsere Rataria. Es scheint aber, "dass da ein Sehreibfehler vorliegt und dass k 86° 526 E Burmeister stait Porpitae hat Velellae sagen wollen, denn er spricht schon in dieser Note von der ersten Andeutung des Kammes als eines Kieles auf der Luftblase (den muskulösen Kamm nennt er dagegen Segel), und nachher sagt..er in Note 4 wieder, »später bekommt auch das Segel seinen Kamm«, obwohl er auch hier nicht von Velella, suondern von jungen Velelliden spricht, womit er auch Porpiten hätte meinen können. Das ist aber auch das einzige Wort, aus welchem man nun herleiten soll, dass die Rataria mit sich einfach radiär entwickelndem Luftsack, später die Luftsackbildung der Velellen und deren Kamm habe. Dieser Mittheilung von Burmeister hat Leuckart im Jahresbericht für 1854 in der Art zugestimmt, dass er sagt, er verdanke Burmeister Entwickelungs- formen, durch welche er beweisen könne, dass Vogt’s Ansicht, Rataria gehöre zu Velella, begründet sei. Mein sehr verehrter Freund. besitzt noch Exemplare von Burmeister, welche er von damals bewahrt hat, und hält dieselben verschieden von den meinigen. t Ich habe oben erwähnt, dass meine ältesten Ratarien durch die Ausdehnung des Luftsacks den Muskelkamm fast eingebüsst hatten. Dabei war aber die Entwickelung des Luftisacks nach allen Seiten ganz gleichmässig erfolgt; soweit es die Einschnürungen durch die Kammer- wände zuliessen, war dieselbe eine kreisförmige. Zugleich wurde der- selbe, wie das auch Eschschollz angiebt, eher flacher, von Anlage einer senkrechten soliden Platte im Innern des Restes des weichen Kammes war keine Spur. Es schien auch bei dem andauernden Schwinden des Kammes, und da die Bildung der gelben Knospen schon begonnen hatte, keine Aussicht, dass eine so wesentliche Umgestaltung noch würde zu Stande kommen. Im Vergleich der hydrostatischen Apparate konnte meine Rataria demnach u eher zu Porpita gestellt werden. Aber es erscheint mir auch das keineswegs sicher. Denn dass die Bildung von Randfäden. auch nicht im geringsten angebahnt erscheint, ist gewiss auffallend. Ich willnoch bemerken, dass solche Einsenkungen des Hohlraums des Luftsackes an der ventralen Seite hinab zu den Polypenleibern , wie sie von den Autoren bei Velellen und Porpiten gesehen worden sind und % sehr gut mit, Tracheen verglichen wurden, auch bei meinen Ratarien sich zu bilden begannen. Ob vielleicht von diesen aus eine Communication . der Lufikammern mit der Aussenwelt später hergestellt wird, lasse ich dahingestellt sein, vorläufig war sie nicht nachzuweisen. | Die Schlüsse, in welche ich die vorstehenden Mittheilungen schliess- # lich zusammenfassen möchte, würden folgende sein: 4 A. Die Ratarien sind Formen, welche in jeder Beziehung zu der Siphonophorengruppe der Velelliden gehören. Sie stehen in dieser‘ Gruppe durch die cyclische Gestalt und Entwickelung ihres Luftsackes den Medusoiden äusserlicb um so näher, je mehr durch die Kammer- entwickelung jenes Sackes der Raum des von den Weichtheilen gebilde- 527 ten symmetrischen Kammes verbraucht wird. Sie entfernen sich aber gleichzeitig um so weiter von einfachen Medusoiden, indem eben dann das Hervorschiessen von peripherischen Knospengruppen in unregelmäs- siger Vertheilung sie den andern Siphonophoren und den hydroiden Ge- nerationen nähert. Obwohl vorläufig an den Ratarien noch nicht ın diesen peripherischen Gruppen Ernährthiere mit erkannt wurden, ist doch jedenfalls ihre Bedeutung so, wie Agassiz und McReady sie für die Velellidae aufgefasst haben, d. h. sie umstehen als fruchtbare Thiere oder Thiergruppen einen sterilen centralen Polyp. 2. Es scheint, dass Rataria ähnliche Formen in die Eniwickelungs- geschichte sewohl der Velelliden, wie der Porpiten gehören und können danach wohl einzelne Differenzen zwischen den Auioren, welche über Rataria geschrieben haben, aufgefasst werden. Es ist jedoch weder das Eine noch das Andere bewiesen. Die von den Neueren beobachteten Ratarien haben nirgends einen bestimmten Nachweis gegeben, dass sie gerade zu Velella gehören, wie man das fast überall annimmt, sie schei- nen eher meist auf Porpita bezogen werden zu können. Der Umstand, dass die gelben Kapseln schon an den Thieren sich zeigen, wenn sie äusserlich weder den Porpiten noch den Velelien gleich sehen, nament- lich weder fadige Tentakel, noch eine senkrechte Platte besitzen, lässt der Vermuthung, dass Rataria ein selbstständiges Geschlecht sei, keine geringe Wahrscheinlichkeit. Für diese Gattung würde dann vielleicht aus der Lebensweise die Neigung, an schwimmenden Körpern sich anzusaugen, mit charakteristisch sein. Es wäre endiich möglich, dass neben Ratarien- äbnlichen Jugendformen von Velellen und Porpiten ein besonderes Genus Rataria besiände, welches dann die speciellen Umänderungen der Velel- len und Porpiten nicht erlitte. 3. Für die Entstehung des gekammerten Luftraums aus einfachen Blasen und die vollkommene Gleichbedeutung desselben als eines aufge- blähten chitinigen Achsenskelets giebt Rataria einen guten Beweis. Die nächsten Verwandten der Velelliden sind mit Bücksicht darauf unter den Siphonophoren mit rein passiven Schwimmwerkzeugen zu suchen, wenn bei denselben auch die Blase nicht gekammert ist. Dann kommen die- jenigen mit passiven und activen Schwimmorganen zugleich (zuerst von Vogt aufgestellte Unterscheidung) und dann die bloss mit activen. Jene haben am meisten Verwandtschaft mit den durch epidermoidales in den Stamm, wenn auch wenig, hineinragendes Skelet die Unterlage inerüsti- renden Formen der hydroiden, die letztera dagegen mit den medusoiden Formen der Hydrasmedusen. So stellen. die Familien einer Ordnung in einer einzigen Generationsform die beiden Generationen der andern Ordnung vor. Ä Heidelberg, 30. Juni 1862. “. Fig. 928 Erklärung der Abbildungen. Die Angaben der Vergrösserungen sind nur annähernd. « Tafel XZXXVIII. .A a. Spirorbis spirillum. Das Thier aus der Schale genommen, mit sehr gefüli- tem Eiersack. 3 Mal vergrössert, ig. 15. Die Schale, in lockern Windungen um einen Confervenfaden. geschlungen. 2 Mal vergrössert. .4c. Das Thier mit wenigen Eiern im Deckelstiel und verschieden gereiften Eiern in der Leibeshöhle. 90 Mal vergrössert. .2. Das abgelöste äussere Blatt des Deckels. 90 Mal vergrössert. ‚3. Ein Embryo, am Ende des ersten Stadiums aus dem Ei genommen. 200 Mal vergrössert,. . 4. Eins der jüngsten frei lebenden Thiere, aus der Schale genommen, noch ohne Deckel. 200 Mal vergrössert. . 5. a. Borste aus den vordersten Bündeln der Erwachsenen genommen und ähn- lich am Mittelleibe vorkommend. 300 Mal vergrössert. 5. Doppelborste der jungen Thiere. 600 Mal vergrössert. 6. Samenelemente, a. in sternförmigen Zellhaufen, 5. nach Entleerung der Fä- den. 540 Mal vergrössert. c. Ein einzelner Samenfaden. 4000 Mal vergrössert. Tafel ZXXIX. Fig. i u. 2. Die Theilung der Embryonalanlage in Lappen. 200 Mal vergrössert. Fig. 3. Embryo im Ei am Anfang des zweiten Stadiums. 240 Mal vergrössert. Fig. Fig, Fig. Fig. Fig. Fig. Fig, u. 5. Der Embryo im zweiten Stadium weiter fortgeschritten, von oben und von der Seite gesehen. 200 Mal vergrössert. 6. Der Embryo im dritten Stadium. 200 Mal vergrössert, ohne die gelben Flecke. 7. Ein sehr junges-freies Thier in seiner Schale, und 8 u. 9 andere ähnliche aus der Schale genommen, das letztere noch mit den em- bryonalen rundlichen Körpern, alle drei mit Deckeln und sämmtlich 200 Mal vergrössert. Tafel XL. A, Rataria (cordata). 50 Mal vergrössert. 2. Eine Gruppe peripherischer Knospen in der Rinne zwischen dem Central- polypen und dem Randsaum des Schirmes hervorgebrochen. «a. Zugespitzte Knospe, zukünftiger kleiner Polyp? b. Kolbig angeschwollene, c. rundliche blaue, unentwickelte, d. rundliche gelbe (Geschlechis-) Knospe. 400 Mal vergrössert. 3. Ein Stück des Randsaums. 300 Mal vergrössert. Fig. Fig. ” Fig. . Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. om 4 = 4, 2. 529 . Das Netz elastischer Fasern, die Gefässcanäle, die Muskelbänder, die Epider- mis, zusammen die Haut des Kammes bildend. 250 Mal vergrössert. . Das maschige Canalnetz der Wandungen der Lufiblase, stark vergrössert. . Ein Stück des Kammes und der Luftblase, um die chitinogene Haut und die Verbindung der Hohlräume in der Intercellularsubstanz zu zeigen. 540 Mal vergrössert. . Die Epidermis von der Fläche gesehen. 540 Mal vergrössert. . Ein Stück der Haut 540 Mal vergrössert. «a. Die mit Molekulen gefüllten Hohl- räume der Fasern, 5. die Zellen (Kerne?) in der Haut. 540 Mal vergrösseri. , Die Entwickelung der Nesselfäden. «a. Frühere Stufe. b. Reifer Nesselfaden in der Mutterzelle. c. Der entleerte Faden. d. Die zurückbleibende leere Zell- hülle. 540 mal vergrössert. . Die Substanz der Leber, stark vergrössert. Tafel XLI. Die in acht Kammern getheilte Luftblase eines grossen Thieres mit Anfang weitrer Theilung, theilweise mit Luft gefüllt. 70 Ma! vergrössert. Das Verhältniss des Kammes oder Segels und des Schirms zur Luftblase. 200 Mal vergrössert. aa. Kammerwände. 5. Die chitinogene Matrix. 3—5. Junge Ratarien in verschiedenen Stellungen. 50 Mal vergrössert. 6--8. Das Schema der allmählichen Entwickelung der Rataria, mit fortschrei- tender Kammervermehrung und Schwund der kammartigen Erhebung der ' Weichtbeile, sammt Entwickelung der ungeschlechtlich erzeugten Brut an der Wurzel des centralen Polypen oder Magensacks. Ueber Myoryktes Weismanni, einen neuen Parasiten des Froschnuskels. Von Dr. €. 3. Eberth. Mit Tafel XXXVI. Im März dieses Jahres fand Hr. Kölliker bei Gelegenheit seiner Un- tersuchungen über Nervenenden in dem Hautmuskel der Brust einer Rana temporaria mehrere Nematoden. Da er wusste, dass ich mich für dergleichen Parasiten interessire, theilte er mir seinen Fund mit und #% übergab mir das Präparat zur weiteren Beobachtung. Mit freiem Auge liess sich in dem durch Einwirkung verdünnter Ac. ® etwas durchsichtig gewordenen Muskel nichts besonderes wahrnehmen, mit einer etwa 60fachen Vergrösserung erkannte ich aber nach einigem Suchen drei kleine Nematöden. Eine stärkere Vergrösserung überzeugte mich, dass zwei davon theils gestreckt, theils gewunden im Innern der an lagen und nur einer frei im Perimysium. Erstere wurden selbst wieder von einem äusserst zarten bald geraden, bald gewundenen, ' verschieden langen cylindrischen Schlauch umschlossen. Seine Wände lagen ganz dicht den auseinandergedrängten Fibrillen an, stellenweise waren sie zusammengefallen, so stark mitunter, dass es schien, als ® liefe der Schlauch in ein spitzes Ende aus, bis man durch verschiedene ' Einstellung und aufmerksame Betrachtung die höher oder tiefer gelegene | feine Fortsetzung desselben erkannte, die allmählich wieder die gewöhn- liche Breite erlangte und endlich durch eine scharfe, runde, wie mit einem Locheisen gehauene Oeffnung im Sarcolemma mündete. 3 Dieser Oeffnung begegnete ich noch mehrmals in Fasern desselben Muskels, die keine Parasiten enthielien. Auf einer Strecke von etwa N . mm. Länge hatte von drei neben einander liegenden Fasern die eine vier solcher (Tafel XXX VI. Fig. 1.), theils in einer der Längsachse parallelen Linie, theils zerstreut gelegene Oeffnungen. In der ersten sah man deut- BL lich den von einer Oeffnung ausgehenden Schlauch durch die nächste Oeff- nung münden. An der dritten Oeffnung konnte ich keinen Schlauch wahrnehmen; die vierte dagegen war’ wieder mit einem solchen, der sich gegen das Ende stark verschmälerte, in Verbindung. Von den beiden andern Fasern hatte jede eine eu aber nur eine zeigte deutlich einen von ihr ausgehenden, spitz endigenden Schlauch, der allmählich verlief; die dritte Faser enthielt einen Parasiten; Es fanden sich auch Nematoden in einem cylindrischen, allseitig ge- schlossenen Schlauch , der nur etwas kräftigere Wandungen hatte, wie die vorigen Schläuche (Taf. XXXVI. Fig. e.). Dieser scheint mir aber nichts anderes gewesen zu sein, wie die abgestossene äussere Haut, von . der sich das Thier noch nicht volikommen befreit hatie und die vielleicht in Folge einer flüssigen Absonderung der Körperoberfläche an den bei- den Enden stärker ausgedehnt worden war, wodurch sie leicht für eine lange, cylindrische, den Körper eng umschliessende und nur an dessen beiden Enden mehr abstehende Cyste aufgefasst werden konnte. ‘' Dieser Befund hat sich später bei Untersuchung frischer Objeete wie- « derholt. Ich sah dann auch die Parasiten zwischen den Muskelfbrillen in theils gerader, theils schräger Richtung sich fortbewegen und immer umgeben von jenem zuerst erwähnten zarten Schlauch, der mir seiner Beschaffenheit nach aus einer zähflüssigen oder sohleimniden Substanz zu bestehen schien. Die beiden Geschlechter der im März beobachteten Parasiten waren in äusserer Form und Grösse einander ganz gleich. Ihre Länge betrug von 0,162—0,216 mm., ihre Breite 0,0135—0,0162 mm. Der Körper war eylindrisch, gerade, und ging an beiden Enden nach einer kurzen Verschmälerung in eine knopfförmige, abgerundete Anschwellung aus, die kleiner und schwächer von der Umgebung abgesetzt am Vorderende, grösser dagegen und markirter am Hinterende war. | | Im Munde fand sich ein kurzes, horniges , nach vorn in ein feines Knöpfchen geendigtes Stäbchen, welches wohl zunächst bei der Wande- rung als Bohrwerkzeug dienen mochte (Taf. XXX VI. Fig.2.u.3. c.). Eine sehr feine Querlinie in der Haut, dicht hinter der Mundöffnung war vielleicht der Ausdruck einer feinen ringförmigen Leiste, oder einer grüs— seren Zahl sehr feiner u angeordneter Höckerchen oder Zähnchen 7 (Taf. XXXVI. Fig. 2. u. 3. d.), doch liess sich hei einer etwa 500fachen. Vergrösserung nichts von einer solchen Structur mit Sicherheit erkennen. - Ich kam aber auf diese Vermuthung; weil meistens der Durehmesser der . Löcher im Sarcolemma ziemlich genau dem des Thieres gerade in der Ge- gend jener feinen Linie entsprach. Haut glait, unter derselben eine schmale Längsmuskeischichte. Mit- tellinien fehlten. | Der Oesophagus (Taf. XXXVIL. Fig. 2.u.3. e.) cylindrisch, mit einem N inneren aus einer festeren structurlosen Membran gebildeten Canal. Darm \ 932 ein einfacher mit Piattenepithel ausgekleideter Cylinder. Kurzes, enges Rectum ohne Epithel. Anus (Taf. XXXVI. Fig. 2. u. 3. g.) kurz vor der knopfförmigen Schwanzansch wellung. Die weibliche Geschlechtsröhre doppelt, Vaginalöffnung wenig pro- minirend, im Anfang des hinteren Körperviertels gelegen (Taf. XXXVI. Fig. '2.i;). Hoden (Fig. 2. h.) ein kurzer, cylindrischer Schlauch, der mit dem Darm mündet. 2 kleine paarige Spicula (Taf. XXXVI. Fig.3.9.). Die Anlagen der Geschlechtsstoffe waren kleine Kerne. Bei dem Weibchen umgaben sich diese mit Umhüllungsmasse und wurden zu klei- nen polygonalen Eizellen. Bei dem Männchen konnte keine weitere Ent- wickelung der Zoospermien beobachtet werden. Von Nerven und Ganglien liess sich nichts bestimmtes erkennen. In dem ersten Falle habe ich ausser dem Brustmuskel noch in ver- schiedenen anderen quergestreilien Muskeln, in der Zunge und im Her- zen, wenn auch spärlich, die Parasiten gefunden, auch in der Serosa der Leber und in der Submucosa der Zunge sah ich einen. Im Darm und anderen Organen, auch auf der Serosa der Bauchhöhle suchte ich erfolg- los. Der Jugendzustand der Parasiten, das üftere Vorkommen freier In- dividuen im Bindegewebe machte es unzweifelhaft, dass dieselben noch vor kurzer Zeit eingewandert waren. lJch suchte darum durch weitere Beobachtungen die ferneren Schicksale der Gäste zu ermitteln. Im Ganzen wurden noch 90 Exemplare von Rana temporaria unter- sucht und davon 43 mit Erfolg. Im Frühjahr (März) begegnete ich den Parasiten fast immer bei dem sechsten Frosche in einer Zahl von 2-—-3 im Brustmuskel; im Juni traf ich sie unter 34 Fröschen nur dreimal in 3 verschiedenen Thieren und immer nur in einem Exemplar — sie waren also um diese Zeit seltener geworden, besonders die Männchen, die ich vom April an nie mehr beobachtet habe. ich baite hierzu vorzugsweise den Rest der Winterfrösche benutzt, bei denen auch zuerst die Parasiten gefunden worden waren. Von frischen Tbieren habe ich nur wenige und mit negativem Erfolg unter- sucht. Sie sind unter jenen 90 nicht inbegriffen. Ich benutzte später stets den Hauimuskel-der Brust, weil ich mich überzeugt hatte, dass man die kleinen;und zarten Parasiten bei einem nicht sehr durchsichtigen Präparate leicht übersieht. Von den übrigen ° ‚Muskeln lassen sich aber nicht so leicht gleichmässige Schnitte ohne Ver- schiebung der Faser gewinnen. Ist es doch selbst im Hautmuskel oft schwer die Nematoden zu finden. 3 Es stellte sich zunächst heraus, dass die eingedrungenen Parasiten mit vorschreitender Jahreszeit an Grösse zunehmen und geschlechtsreif werden. Während dieselben im März 0,162 mm. lang und 0,0162 breit ° waren, hatten sie im Juni 0,594 mm. Länge und 0,0189 mm. Breite. Mit Ausnahme der Geschlechtsorgane war um diese Zeit an keinem Theile 533 ‚eine besondere Veränderung zu beobachten. Erstere enthielten neben jungen Keimen statt der kleinen Eier jetzt I —2 grössere von 0,06 Länge und 0,0408 Breite und länglichrunder Gestalt, und bestanden aus einer ' äusseren zarten Hülle und einem, mehrere grössere Oeltropfen enihalten- ‘den, und wie es schien, von einer sehr zarten Dotterhaut umgebenen ' Dotter (Taf. XXXVI. Figsl.d.). Einigemale fand ich diese Eier, wenn auch spärlich, in den Muskelprimitivfasern. Männchen babe ich um diese Zeit ' nie beobachtet, auch konnte ich keine Zoospermien in den Weibchen wahrnehmen. Dies, sowie das Vorkommen grösserer Oeltropfen im Dot- "ter sprach dafür, dass die Eier unbefruchtet waren. Darum, und wegen ‘ der geringen Zahl von Eiern (ich fand etwa 4), habe ich es unterlassen, ‚ besondere Fütterungsversuche anzustellen. Von meinen ersten im März gemachten Beobachtungen setzte ich als- bald Hrn. Zeuckart in Kenntniss, der mir alsbald mittheilte, dass bereits im Jahre 1861 Hr. Weismann aus Frankfurt im Rectus femoris der Rana | temporaria einen Nematoden beobachtet, auf welchen meine Beschreibung vollkommen passe. Zur weiteren Benutzung hatte Hr. Zeuckart auch die von Hrn. Weismann angefertigte Originalzeichnung beigefügt, in der ich ; meinen Nematoden wieder erkannte. Letzterer ist aus der Muskelfaser ‚isolirt, welche’einen cylindrischen, gekrümmten, geschlossenen Schlauch "enthält, der etwas kürzer als das freie Thier, dagegen etwas breiter als dessen Körperdurchmesser ist. Er liegt dicht unter dem Sarcolemma _ und mündet durch eine, in seiner Mitte befindliche rundliche Oeffnung nach aussen. Daneben liegen zwei länglichrunde Eier, ungefähr von der- "selben Grösse, wie die von mir beobachteten. Ueber den Zustand des querstreifigen Muskelinhalts ist nichts besonderes angegeben. ‘Der Parasit, ein Weibchen, zeigt die von mir geschilderten Verhält- nisse im Allgemeinen ziemlich deutlich, nur vermisse ich das hornige ' Stäbchen in der Mundhöhle und einige Details über die Grenzen der ‚ weiblichen Geschlechtsröhre. Letztere enthält noch 2 kleinere länglich- ‚runde Eier. | '," Die Länge des Parasiten betrug 0,6497, die Breite 0,02003 mm. Diese Grössendifferenzen zwischen den von Weismann und mir beobach- teten Nematoden haben jedoch nur wenig zu bedeuten, denn auch die ‚später untersuchten Parasiten differirten oft. Die von Weismann beob- _ achteten Eier unterscheiden sich von denen, welche ich gesehen, durch ihren gleichmässigen, keine grösseren Fetttröpfchen einschliessenden "Dotter. Wieich, hat auch Weismann das geschlechtsreife Thier im Juni getroffen. | R Nach dem Gesagten ist‘ der neue Parasit in seinem Bau wie in der "Lebensweise verschieden von Trichina spiralis. Mit den durch Bowman, "(Philosophical Transactions of the Royal Society Part I. 1840. S. 480) in ‚der Primitivfaser eines Aalmuskels zahlreich gefundenen freien Nematoden ' bietet er, wie man wenigstens aus Bowman’s Zeichnung entnehmen kann, 534 Pe in der äusseren Körpergestalt keine Uebereinstimmung. Ueber den fei- 7 neren Bau sind keine Details angegeben. Verwandt sind beide jedoch in- sofern, als sie im Muskel geschlechtsreif werden. | Die Muskeln selbst scheinen von ihren Gästen berkaltnikkntiei wenig zu leiden, wenigstens fand ich nie eine besondere augenfällige” Varänderung der dierüshreten Substanz. Die Parasiten dringen auf” ihren Wanderungen zwischen den Fibrillen vor, wodurch allerdings’ der Zusammenhang der letzteren für eine kurze Zeit aufgehoben wird, aber keine eigentliche Zerstörung derselben stattfindet. Auch dient did Muskelsubstanz nicht als Nahrung, sondern zunächst ihre parenchymatöse Flüssigkeit. J Ist eine Primitivfaser von ihren Gästen verlassen worden, so ist es” sogar sehr wahrscheinlich, dass eine vollständige Restitutio in integrum®# wieder eintritt, vielleicht ebenso leicht, wie Muskeln, deren Fibrillen® durch eine reichlichere Anhäufung interstitieller Körner für einige Zeit in ihrer Berührung gelockert wurden, später wieder zum Normalen zu-! rückkehren. Denn, wie ich oben erwähnte, schliessen sich oft die von der Parasiten gemächten Canäle sogleich, und der Muskelinhalt tritt alsbald wieder in die Stelle, von der er eben noch durch jene Gäste verdrängt wurde. Es beweisen dies auch die zahlreichen, sonst intacten Primitivfasern mit durchlöchertem Sarcolemma. Ob sich letztere Substanzverluste wie- der vollständig decken und wie dies geschieht, darüber fehlt mir jede Beobachiung. Die zuletzt geschilderten Zustände der infieirten ‘Muskeln sind von) denen bei Trichinen- und Gordiuseinwanderung beobachteten so ver schieden, dass ich auf dieselben insbesondere wegen einer gewissen äus® seren Verwandischaft, die unser Parasit mit jenen hat, wohl etwas nähe eingehen muss. | Bei frischer Triecbineneinwanderung zeigen die infieirten Muskel- | bündel meist noch ihre frühere Structur ; nur selten ist dieselbe alteri fh und dann nur um den eingedrungenen Parasiten eine feinkörnige Sub=$ stanz vorhanden, während in einiger Entfernung davon wieder die normalen Verhältnisse bestehen. Später dagegen zerfällt der Muskel i ganzer Ausdehnung in eine feinkörnige Masse. " Auch bei Gordius zeigt sich Aehnliches. In beiden Fällen folgt‘ di Degeneration der Muskelfaser nicht sogleich der Einwanderung auf dei Fusse nach, sie bildet sich vielmehr erst später aus. Dass bei unsere EN Nematoden nie eine solche getroffen wurde, kann wohl ni ji befremden; die Schädlichkeiten, welche dieselben auf den Muskel übtet waren ja:nur vorübergehend; ganz anders bei den Trichinen, welch sobald sie ihre Wohnstätle — eine Muskelfaser — erreicht haben, i selbe auch in aller Ruhe einnehmen. Hier handelt es sich nicht mel ne 535 "um eine momentane sondern um eine dauernde Störung, die selbstveı ständlich weitere Veränderungen des Muskels nach sich ziehen muss. Die genaue Stellung des geschilderten Parasiten unter den übrigen Nematoden zu a, bin ich zu wenig Helmintholog vom Fach nl überlasse ich darum nike, die in diesem Gebiete heimischer sind. Doch halte ich es für passend, demselben wenigstens einen Namen zu geben und nenne ihn wegen seiner Eigenthümlichkeit, in die Muskeln sich ein- und darin vorwärts zu bohren, sowie nach seinem ersten Be- obachter Myoryktes Weismanni (uvov, OoVoaw, bohren). Nachdem ich mich von der geringen Häufigkeit dieses Parasiten überzeugt hatte, hielt ich es für zweckmässig, durch Mittheilung meiner bisherigen Beohachtungen auf denselben aufmerksam zu machen. Mögen "weitere Untersuchungen, vielleicht an verschiedenen Orten und zu ver- ‚schiedenen Zeiten angestellt, seine weiteren Lebensverhältnisse baldigst aufklären. Erklärung der Abbildungen. Fig. 4. Drei Muskelprimitivfasern mit durchlöchertem Sarcolemma und einem Pa- rasiten. aa Zwei an den Enden eines Schlauches gelegene Löcher in dem Sarco- lemma ; a*:a* Löcher, ohne damit verbundene Schläuche; ‘ a®a” Solche, mit verschmälerten und scheinbar blinden Euden der Schläuche; b zusammengerollter Parasit; c abgestossene äussere Haut desselben ; d im N Inneren einer Faser gelegenes Ei mit grösseren Feitiropfen. Vergrösserung 27 0. in Fig. 2 u. 3 haben die Buchstaben a, b, c, d, e, f dieseibe Bedeutung. Vergrös- ‚„serung 300fach. a Vorder-; b Schwanzende; c horniges, nach vorn mit einem feinen run- den Euönfchen versehenes horniges Stäbchen in der Mundhöhle ; d feine Quer- linie in der Haut, vielleicht der Ausdruck einer feinen Leiste oder kleiner "r Zähnchen oder Höckerchen ; e Oesophagus; f Darm. ‚Fig. 3. Weibchen; g Anus; h Övariim) den Darm nach unten theilweise verdeckend; i ocelöknung, Fig, 3. Männchen. Bei g die gemeinsame Oeffnung für Darm und Geschlechtsorgane 2 Spicula, h einfacher cylindrischer Hoden. Neue Beobachtungen über die Structur und Entwickelung der Siphonophoren. Von ‚Prof. Dr. €. Claus in Würzburg. Hierzu Taf. XLVI-—XLVIM. Die contractilen, schwimmenden Stöcke polypoider und medusoider ® Coelenteraten, welche als Siphonophoren, Röhrenquallen oder Schwimm- # polypen bekannt sind und von Leuckart zu einer selbstständigen Ord- © nung den Hydroiden und Acalephen gegenüber erhoben wurden, sind in ® neuerer Zeit so vielfach zum Gegenstand genauer und sorgfältiger Unter- # suchungen gemacht worden, dass man fast das Thema für erschönft halten sollte. Allerdings fehlt auf diesem Gebiete die Aussicht zu grös- # sern Entdeckungen, indess sind unsere Kenntnisse doch keineswegs se # vollständig abgeschlossen, dass wir nicht nach einzelnen Richtungen ® hin, z. B. der Structur und der Entwickelung, noch neue und wesent- fühe Bereicherungen zu erwarten hätten. | Leider kann ich nicht sagen, dass mir ein reiches Beobachtungs- material während der Monate October, November und December (1861) # in Messina zu Gebote stand. So sehr auch die Meerenge von Faro und’ der Hafen von Messina von fast allen Zoologen wegen ihres Reichthums‘ an Schwimmpolypen gepriesen worden sind, fand ich zu jener Zeit doch nur Stephanomien und Diphyiden in grösserer Menge, während ® andere Siphonophoren, wie Vogtia, Praya, Agalma, Apolemia, selten und ® vereinzelt auftraten, die schönsten Formen aber, wie Physophora und ‚die zur Untersuchung so sehr ersehnten Rhizophysa und Athorybia vollständig vermisst wurden. Indess darf man nicht vergessen, ‘dass das Erscheinen dieser zarten Seethiere an der Oberfläche des Meeres ein periodisches ist, geknüpft nieht nur an die vollständige Rube des Meeres und der Atmosphäre, sondern noch an Bedingungen unbekannter Natur, deren Grund wir in der Tiefe des Meeres zu suchen haben, sodass selbst bei spiegelglatter See, beim Mangel auch des leisesien Luftzuges die Oberfläche todt und verlassen bleibt. Zu jener Zeit waren eben nicht 837 nur die Siphonophoren, sondern alle grössern glashellen Meeresthiere wie ausgestorben, man wird es mir kaum glauben wollen, dass ich weder einen grössern Heteropoden, noch eine der schönen grossen Salpenarten, die mir von Nizza her und aus den einheimischen Sammlungen wohlbekannt waren, trotz täglicher oft mehrstündiger Aus- fahrten antreffen konnie. i. Apolemia uvaria Les. Stephanomia uvaria Lesueur. (Journal phys. 1813.) Apolemia uvaria Eschscholtz. (System der Acalephen. 4829.) Physophora ulophvlla Costa. (Fauna del Regne di Napoli. 4835.) Apolemia uvaria Köllker. (Die Schwimmpolypen von Messina, 4853.) Apolemia uvaria Leuckart. (Zoologische Untersuchungen. 1. Heft, 1853.) Apoiemia uvaria Gegenbaur. (Beiträge zur nähern Kenniniss der Siphonophoren. 41854.) Apolemia uvaria Leuckart. (Zur nähern Kenntniss der Sipkonophoren von Nizza. 1854.) Agalma punctata Vogi. (Recherches sur les animaux inferieures de la M&diter- ranee I. mem. 4854.) Gattungscharaktere: Physophoride mit sehr langer Leibesachse, zweizeiliger Schwimmsäule und Tastern zwischen den grossen Schwimm- stücken. Unterhalb der Schwimmsäule bilden die Anhänge gleichartige, federbuschähnliche Individuengruppen, welche in weiten Zwischenräu- men unmittelbar der Leibesachse aufsitzen. Die Taster sind dick und keulenförmig gekrümmt, die Geschlechtsknospen wie bei den Diphviden diöcisch vertheilt. Die Individuengruppen lösen sich einzeln, ähnlich den Eudoxien, oder in grösserer Anzahl als Bruchstücke des Stammes vom Stocke ns und können einige Zeit selbstständig existiren. Nur wenige Beobachter haben bisher unversehrie Apolemienstöcke angetroffen, noch Niemand aber scheint dieselben im ausgebildeten, mit Geschlechisknospen ' ) versehenen Zustande näher untersucht zu haben. Lesueur, der erste Beobachter, gab eine und wie es scheint gute Abbil- dung des ganzen Stockes. Eschscholtz fand auf der Fahrt von den Azoren nach der englischen Küste nur Bruchstücke des Stammes, Köllıker dage- gen in Messina nur die abgerissene Schwimmsäule, während Vogt und Leuckart in Nizza jeder nur ein einziges unversehrtes Exemplar erhielten, ' an dem sie keine Geschlechtsorgane schmen konnien. Endlich be- obachtete Gegenbaur in Messina zwar mehrere ziemlich vollständige \ Colonien, aber alle ohne Spuren von Geschlechtsorganen. Nur Leuckarı?) 4) Koferstein und Ehlers scheinen die Apolemia bei Neapel und Messina in Stöcken _ von 5—7 Fuss Grösse ziemlich häufig beobachlet, aber nicht näher, namentlich auf _ die Geschlechtsverhältnisse, untersucht zu haben. 2) Die wahrscheinlich Lesuweur entlehnte Bemerkung Kölliker's, »die Eierstücke a scheinen traubig zu sein, die Hoden einfach blasig«, lassen mich die Vermuthung schöpfen, dass Lesueur, dessen Arbeit mir leider nicht zugängig ist, die Geschlechts- organe beobachtet hat. = v 538 wies an einigen isolirt aufgefischten Bruchstücken wohl: ausgebildete weibliche Geschlechtsknospen nach und schloss daraus, dass die Ge- _ schlechtsverhältnisse bei Apolemia im Wesentlichen dieselben sind, als bei den übrigen Physophoriden. ‘Wir werden uns später. davon über- zeugen, dass diese Behauptung nicht gerechtfertigt ist, dass sich vielmehr # die Apolemia uvaria allen bekannten Physophoriden gegenüber als diö- cisch den Diphyiden anschliesst, mit denen sie auch in der Verthei- lung der Individuengruppen am Stamme, ferner in der Trennung von Bruchstücken des Stammes zur selbstständigen Locomotion und Ernäb- rung übereinstimmt. 1 Unsere Apolemia gehört unstreitig zu den grössten bisher bekannten Physophoriden und erreicht im geschlechtsreifen Zustände bei Streckung. der engen rechtsgewundenen 'Spirale des Stammes mindestens eine Länge von 7—8 Fuss. Von diesem Umfange wenigstens schätze ich die ° drei Apolemien, welche ich in zwei weiblichen und einem ınännlichen Exemplare dicht vor dem Hafen von Messina kurz nacheinander zu be- obachten Gelegenheit hatte. Uebertrifft die Apolemia an Umfang und ° Grösse alle ihre verwandten Physophoriden,, so steht sie hinter ihnen an Schönheit und Pracht der Färbung bedeutend zurück, da durch die blasse gelbliche ‚Grundfarbe des Stammes und der Anhänge weder die rothen Pigmente der Leberzellen, noch die rothbraunen Tentakeln wesentlich hervortreten. Die intensiven Pigmente der Nesselknöpfe, welchen die ° Siphonophoren vorzugsweise ihre specifische Färbung verdanken, fal- !en hier im Zusammenhang mit der einfachen Form der Fangfäden ® aus, an denen secundäre Seitenfäden mit Nesselknöpfen vollständig feh- len. Wenn ©. Vogt jedem Individuenbüschel einen besonders langen Fangfaden zuschreibt und diesen mit zahlreichen rothen Nesselknöpfen ausstattet, so giebt er offenbar einen Zusatz, der zwar zur Hebung und Verschönerung des Bildes nützt, aber die Natur des Objectes enitstellt. ° Die genäueste Beschreibung unserer Siphonophoren. findet sich bei Leuckart und in Gegenbaur's Abhandlung, auf welche ich bezüglich der gesammten Gestalt des Stockes und der .Vertheilung der Individuen ver- weise, nur das möchte ich an der letztern aussetzen, dass die Schwimm- säule einerseits zu kurz und breit, ändererseits zu unvollzählig darge- stellt wird. Dagegen scheint mir "Kölliker" s Abbildung die allgemeine“ Form dieses Abschnittes besser wiederzugeben. Was ich im Nachfolgen- " den noch zum Gegenstand näherer Mittbeilungen zu machen mir erlaube, bezieht sich vorzugsweise auf den feineren Bau des Stammes und die Histologie der einzelnen Anhänge. E Unter alien Theilen der Colonie zeichnet sich der Stamm, welcher ebenso wie bei Physophora, Forskalia ete. eine rechtsgewundene (im Sinne der Technik) Spirale bildet, durch den hohen Grad der Contra: 4 tilität und dieser entsprechend durch die reiche Entwickelung von Mu s- kelfasern aus. Indess ist es keine ganz leichte Aufgabe, von der Verthe: 2 E TEEN EEE EEE er En nee regnen na nn anni nen me en mn ren ann nn nm nenne un 539 - lung und dem Verlaufe derselben, überhaupt von der genauern Structur des Stammes eine richtige Vorstellung zu erhalten, und ich muss Einiges _ an meiner frühern Darstellung von dem histologischen Baue der Physo- _phora berichtigen. Wir unterscheiden zunächst eine oberllächliche Epi- thelialschicht, deren Zellen häufig glänzende Körper, unausgebildete Nesselkapseln, zur Entwickelung bringen und durch zarte und lange - Ausläufer zugleich ein regelmässiges Stratum von schmalen Ringfasern entstehen lassen. Auf diese wahrscheinlich muskulöse äussere Faser- - sehicht folgt eine bei weitem umfangreichere Gewebslage, welcher der Stamm vorzugsweise seine Contractilität und spiralige Drehung ver- dankt. Dieselbe besteht aus dünnen langen Platten, welche, ähnlich wie die Scheidewände im Gastrovascularapparate der Anthozoen, strahlen- artig von der äussern Peripherie nach dem Centrum verlaufen. Auf dem Längsschnitte, durch welchen die schmale Kante der Platten in ihrer gesammten Länge sichtbar wird, erhält man das Bild von longitudinalen ' Bändern, auf dem Qüerschnitte des Stammes dagegen kommen die . Durchschnitte der Platten senkrecht zu ihrer Längsachse als radiäre, dicht gestellte Bänder von derselben Breite zur Anschauung (Taf. XLVI, Fig. 4). Auf dem letzten überzeugt man sich, dass die Platten nach dem Gentral- eanale zu in eine hyaline streifige Substanz von ziemlich ansehnlicher Dieke übergehr, welche gleichsam das innere Rohr des ceylindrischen Stammes bildet; dieselbe strahlt zugleich durch periphberische Ausläufer in die einzelnen‘ Platten hinein, welche zu beiden Seiten ihres hyalinen Achsentheiles zahlreiche lonäitndimeik Fasern und Faserzellen entwickeln. Bei genauerer und sorgfältiger Untersuchung des Querschnities bieten . die strahlizen Durchschnitte der Platten ein federlörmig gereiftes Ge- füge, tnlanı von ihrer hyalinen Innenlage nach beiden Seiten Fasern mit zellähnlichen Verdickungen, ähnlich wie vom Schafte der Feder die nr seitlichen Strahlen sich erheben. Diese Fasern, welche in schiefem und longitudiralem Verlaufe fast die ganze Dicke des Stammes durch- ‚ziehen, sind die Muskeln, das hyaline Ächsenrohr und seine Ausläufer, welche septumähnlich zwischen die Längsfasern drängen und diesen die _ Insertion möglich machen, das Skelet des Stammes. Auf das hyaline Achsenrohr folgt endlich eine Schicht breiter Ringfasern und die innere epitheliale Auskleidung des Gentralcanals. Indess sind es Schichten nicht ganz gleichmässig radiär an der _ Röhre des Stammes vertheilt, sie zeigen vielmehr symmetrische Unter- N ‚brechungen, welche uns Horschtiecn, neben dem Oben und Unten des Stammes eine vordere und hiniere Seite zu unterscheiden. Ich habe schon früher bei Physophora darauf hingewiesen, dass die h Schwimmglocken der Siphonophoren alle an derselben Seite der rn säule knospen und dass es nur Drehungen des Achsentheiles sind, welche die zwei- oder vieizeilige Gruppirung der Locomotion verursacht. Das- selbe’ gilt auch von den Individuengruppen des Stammes unterhalb der = Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Bd. 33 540 Schwimmsäule, welche hei Apolemia auf kurzen Aussackungen ent- springen, von denen man sich an dem entblätterten Stamme über- zeugt, dass sie in eine longitudinale Linie hineinfallen. Bei der Spi- räldrehung bleibt dieselbe anf der convexen Seite, welche wir deshalb als die vordere oder ventrale bezeichnen können: Untersucht man 7 diese Seite etwas sorgfältiger unter scharfer Lupenvergrösserung, so # “ beobachtet man an den Internodien, wie man nicht unpassend die nackten zollgrossen Stücke des Stanimes bezeichnen. kann, : welche zwischen den knotenförmigen Ursprungs slächen der Individuengrup- pen liegen, einen von doppelten Contouren umgrenzten, hellen Längs- # streifen, welcher sich nur unterbrochen durch die Insertionen der Anhänge über die ganze Länge des Stammes verfolgen lässt. Der vordern, wenn wir: wollen ventralen Linie gegenüber verläuft über die concaven Biegungen des Stammes eine weniger in die Augen 4 springende hintere (dorgale) Linie, welche sich auf einen ein- % fachen Einschnitt der muskulösen Platten redueirt (Taf. XLVI, Fig. 1). Während die Natur der letztern als Längsspalte schon bei einfacher Prä- paration deutlich hervortritt, wird die der ventralen Linie erst auf Quer- ® schnitten mit Sicherheit nachgewiesen; man sieht dann, dass die mus- kulösen Faserplatten auseinander weichen und einen ansehnlichen, weit ® vorspringenden Fortsatz der hyalinen streifigen Lage zwischen sich ein- treten lassen (Taf. XLVI, Fig. 2), welcher die breiten und hellen Streifen der Linie bildet. Die beiden dunkeln Gontouren aber, durch welche der ® letztere umgrenzt wird, sind der Ausdruck von zwei Falten und Ver- diekungen der Epithelialschicht. Wahrscheinlich sind es vorzugsweise # diese Wucherungen der äussern Lage, sowie Theile des hyalinen streifi- ? gen Zapfens, welche an den ‚Knoten hei der Sprossung :von Anhangs- gruppen verwendet werden. Auch bei den übrigen Physophoriden spros- sen alle Individuen, an der Schwimmsäule sowohl, wie an dem eigent- lichen Stamme einseitig an einer longitudinalen Kante, die sich bei’ Physophora und rein durch krausenartig gefaltete Erhebungen der äussern Wandung markirt. Bei Forskalia sind es zwei umfang- reiche Längskrausen mit einer medianen Furche, die jedenfalls Huxley im Auge hat, wenn er die Bemerkung macht: » The transverse section of the filiform and tree-like coenosares is usually near!y circular, but in some Physophoridae (Forskalia) it is said lo be reniform, from the presence o[ a deep longitudinal groove on one side. « Was den feinern Bau der Taster anbelangt, welche als nn | dünne und lange Fäden in grosser Anzahl an jeder Individuengruppe auftreten, so wiederholen sie im Allgemeinen die Structur, welche ich’ für Physophora beschrieben habe. Das äussere polygonale Epithel häuft‘ sich an der Spitze zu einer knopfförmigen Verdickung an, die in reicher Menge Nesselkapseln einschliesst und dem vordern eosehlotgenen Ende des Tasiers eine weissliche Färbung verleiht. Das Epithel der Taster i ist 12 a a hr en ie ne u re nl ee en nt 541 aber keineswegs eine Lage vollkommen gleichmässiger Zellen, die hier und da Nesselkapseln in sich zur Entwicklung bringen; man unterschei- det vielmehr kleinere dunklere Zellen mit anastomosirenden Fortsätzen und Ausläufern (Taf. XLVI, Fig. 4), und grössere von den erstern um- schlossene polygonale Zeilen, deren heller Anhalt nur durch sehr kleine braune Körnchen getrübt N In den erstern sieht man auf Zusatz von Essigsäure ovale Kerne auftreten, sie scheinen auch vorzugsweise die _ Träger der Flimmereilien zu sein. Nach innen folgt dann eine Schicht von Längsfasern, durch eine sehr dünne RE Lage vom Epithel getrennt, FR eine Lage von Ringfasern und endlich das Innenparen- chym, welches aus einem grossblasigen Zeligewebe besteht. In diesen grossen mit heller Flüssigkeit gefüllten Zellen, welche den untern Ab- schnitt des Tasters continuirlich auskleiden, liegen die Kerne, die man durch Essigsäure sehr deutlich machen kann, der starken und dicken Zellwandung unmittelbar an (Taf. XLVI, Fig. 5). Erst gegen die Mitte des Tasters beginnen die blasigen Zellen sich zu verändern, indem ın ‚ihrem hellen Inhalte je eine fettglänzende, kleine Goncretion auftritt. Von hier aus aber nach der Spitze zu wird auch die Vertheilung der Zel- len eine ungleichmässige, dieselben ziehen sich auf drei Längsstränge zusammen, von denen jeder unweit der Tasterspitze in einem ansehn- lichen rothbraun pigmentirten Wulste endet. In dem äussersten blind- geschlossenen Ende des Tasters bildet das grossblasige Parenchym wie- derum eine continuirliche Auskleidung. Auch die Zellen der Längsstränge _ besitzen ihre Eigenibümlichkeiten , sie sind mit Flimmerhaaren ausge- stattet, unter welchen der zähe körnige, mit dem Zeilkerne versehene - Inhalt, von der hellen Zellflüssigkeit gesondert, der Wandung dicht an- liest (Taf. XLVI, Fig. 6). Nicht weit von der Spitze nehmen sie röthliche und braune Körnchen auf, die in noch reicherer Menge in den Zellen der drei Ansehwellungen auftreten (Taf. XLVI, Fig. 7) und der Spitze des ' Tasters die schwache, röthlichbraune Biementirung verleihen. Diese Zellen aber sind auch fähig, in sich Nesselorgane zu erzeugen, ähnlich wie die Zellen der Leberwülste an den Saugröhren oder Polypen, mit denen die Tasier nicht nur morphologisch, sondern auch in der Gestalt- ung des Innenparenchyms eine unverkennbare Aehnlichkeit haben. Leuckart bemerkt vielleicht nicht mit Unrecht, dass die blutroth gefärb- ten Enden der Taster von Stepkanomia morphologisch dem eigentlichen ‚Magenabschnitt der sogenannten Saugröhren entsprechen. Möglich, dass. ‚unsere Anhänge, deren Leistungen sich sicherlich nicht auf die des Tasters oder der Füllung ihrer Fangläden beschränken, auch Hülfsorgane der Verdauung sind od eben in ihrer Spitze, in der man häufig gefärbte Körnchenballen unter den Schwingungen der Flimmerbaare rotiren sieht, Hiese Function ausüben. ' An einer zweiten Form von Tastern, auf welche ebenfalls schon B kart RENERBE gemacht hat, ‚scheint es vorzugsweise die äussere 37* 542 Epithelialbekleidung zu sein, welche die Function modifieirt. Diese Taster finden sich nur in zwei- oder dreifacher Zahl an jedem Büschel und unterscheiden sich von den ersteren durch ihre dunkel braunrothe* Farbe, welche sie dem pigmeniirten Zellinhalt des äussern Epithels ver— danken. Das letztere aber zeichnet sich vorzugsweise durch den Reich- | thum von glänzenden Kugeln und runden Nesselkapseln aus, von denen die gesammte Oberfläche dicht besäet ist. Bei einer solchen Structur kann es wohl kaum zweifelhaft sein, dass den braunrothen Tastern zu- ® gleich die Bedeutung von Nesselbatterien zugeschrieben werden. muss, zumal die eigenthümlichen Nesselknöpfe vollkommen fehlen; auch die reiche Anhäufung von Nesselkapseln auf der Oberfläche der Schwimm- glocken und Deckstücke, welche die punktirte, weisslich gefleckte Zeich- nung dieser Anhänge bedingt, scheint auf einen Ersatz für die einfachere Bewaffnung der Fangfäden ‚hinzudeuten. | Die Polypen oder Magensäcke treten in weit geringerer Zahl als # die Taster an jedem Individuenbüschel auf, gewöhnlich sind es nur zwei bis drei ausgebildete Polypen,, unter denen sich einer meist durch seine hedeutendere Grösse auszeichnet und einige wenige sehr kleine, noch in der Entwickelung 'begriffene Anhänge dieser Art.‘ In ihrer Structur schliessen sich dieselben den Tastern an, indem sie ein äusseres bewim- pertes Epithel, eine zarte homogene Zwischenlage, die beiden Muskel- schichten und das innere grosszellige Parenchym besitzen. Eigenthümlich erscheint die Kürze ihres Basalstückes, dessen helle, grossblasige Zellen ® an die untere Hälfte der Taster erinnert. Auch der mittlere aufgetriebene Abschnitt mit seinen, gefärbten Leberwülsten bleibt kurz, während der - Rüssel bei weitem den grössten Umfang erreicht und an seiner- Mündung, } ähnlich der Tasterspitze, durch eine reiche Entwickelung von Nesselkap- seln des Epithels eine weissliche Färbung erbält. Wie Gegenbaur schon‘ hervorgehoben hat, laufen an der Aussenseite des Polypen sechs Längs- kanten herab, oder richtiger die Form namentlich des langgestreckten' Rüssels ist nicht die eines einfachen Cylinders, sondern einer sechsseiti-" gen Säule mit allerdings stark abgerundeten Kanten. Auch die Verthei- lung der innern grossblasigen Zellen entspricht der äussern Form, indem: an jeder Fläche zwei weit in das Innere vorspringende Längsstreifen nach den gefärbten Leberwülsten verlaufen, welche ebenso wie die ge- färbten Wülste an ‘der Tasterspitze Nesselkapseln oft in beträchtlichen) "Menge in sich einschliessen. An den Längsstreifen, deren Zahl wenigstens an den ausgebildeten Polypen nicht 6, sondern 12 beträgt, erscheinen? die Zellen radiär um eine gemeinsame Längsachse wie um eine Rhachis gruppirt. Die Nesselorgane sind übrigens noch weit alilzeichen und mannich- faltiger, als aus den Beobachtungen Gegenbaur’s, der nur zwei verschie- dene Formen, eine runde und eine ovale näher beschrieben hat, hervor-' geht. Ich unterscheide mindestens folgende fünf verschiedene Arten, nah na ch mn lin chin RASCH EAN an ee ee welche nicht etwa beliebig von der Oberfläche eines jeden Anhanges - producirt werden, sondern ihre ganz bestimmte charakteristische Ver- tbeilung haben. 1) Die kleine kuglige Kapsel (Taf. XLVI, Fig. &5) mil glockenlörmigem Anfsatz und sehr kurzer nadelförmiger Spitze von circa 0,007—0,008”” Durchmesser findet sich an der Oberfläche der kleinen Taster und an der Mundöffnung der Polypen.: 2) Die grosse kuglige Kap- sel von circa 0,012—0,014"” elek setzt sich unmittelbar ohne Zwischenstück in einen langen, spiralig umwickelten Faden fort, welcher - im Innern der’Kapsel spiralig zusammengerollt liegt (Taf. XLVI, Fig. 8a). Diese Nesselorgane besetzen in kleinen Häufchen die Oberfläche der Schwimmglocken und Deckstücke und erzeugen die weisslichen Flecken dieser Anhänge, ferner bilden sie die dichte Bewaffnung der rothbraunen - Taster. 3) Die ovale Nesselkapsel mit zwiefach geknöpftem einfachen Nes- selfaden. Diese erreicht ungefähr eine Breite von 0,012” bei einer Länge von 0,02”” und verbreitet sich über die Oberfläche der Fang- fäden (Taf. XLVI, Fig. 8c). 4) Die länglich ellipiische Kapsel von eirca 0,041 ”® Breite und 0,023”" Länge. Ihr Nesselfaden ist einfach, wird ‚aber von einem cylindrischen, mit Spiralwindungen umzogenen Stiel getragen. Diese bildet vorzugsweise die Bewaffnung der Tasterspitze und scheint von Gegenbaur mit der unter 3) betrachteten für identisch gehal- ten zu sein, da er die Bemerkung macht, dass Taster und’ Fangfaden gleichartige Nesselorgane besässen. 5) Die'birnförmige grosse. Kapsel, deren Querdurchmesser 0,018—0,02”" gross ist, während der Längs- durchmesser ungefähr 0,022” erreicht, entwickelt einen einfachen Nes- - selfaden auf einem langen zapfenförmigen Stiele, der mit langen quer'ge- stellten Spitzen besetzt ist, unter einem Deckel hervorspringt.. Dieselbe gehört wiederum der Tasterspitze an. (Taf. XLIV, Fig. Se.) Was für die Sprengung der Kapsel von Bedeutung erscheinen möchte, "ist das häufige Auftreten eines spitzen Fortsatzes an der Nesselzelle, wel- cher über die Oberfläche des Epithels hervorragt. Diese kurzen nadel- _ förmigen Ausläufer finden sich constant an den Nesselzellen des Angel- "bandes (Taf. XLVI, Fig. 9) in ganz ähnlicher Form, wie mau sie täglich an dem gemeinen Süsswasserpolypen beobachten Kann Von viel 'be- deutenderer fadenartiger Länge sind dieselben an den Nesselknöpfen unbe Physophoriden, worauf ich später zurückkommen werde. ‚Ueber die Geschlechtsorgane der Apolemia haben wir bisher nur von Leuckart Mittheilungen erhalten, welcher an isolirt schwimmenden _ Bruchstücken des Stammes wölblise Anhänge beobachtete. Wie Leuckart ‚sehr richtig beschreibt, sind diese zwischen den Tastern in Träubchen "grüppirt, jedoch nicht zum Theil, sondern durchweg an der Basis be- sonderer verkümmerter Taster befestigt. Die einzelnen Knospen, welche ‚kurz gestielten Beeren ähnlich einem gemeinsamen Achsentheile auf- "sitzen, 'entbalten nur ein einziges mit Keimbläschen und Keimfleck ver- Neshienss' Ei (Taf. XLVI, Fig. 14) und in den Waudungen einen vielfach H mc EEE 5h4 ramifieirten Gefässapparat des Mantels (Taf. XLVI, Fig. 15). Ganz ebenso finden sich auch die männlichen Geschlechtsknospen als Träubchen an der Basis besonderer kleiner Taster zwischen den Deckstücken und ° grössern Tentakeln, aber keineswegs mit den weiblichen Anhängen ® alternirend, sondern, wie ich mich an zahlreichen Bruchstücken und an ® vollständigen geschlechtsreifen Ketten überzeugen konnte, an besondern, ® der weiblichen Geschlechtsorgane entbehrenden Ketten, Nicht nur am? einem jeden Individuenbüschel, sondern an allen Individuenbüscheln ! derselben Kette entwickeln sich gleichartige Geschlechtsknospen mit gleicharligem Inhalte. Die Apolemia uvaria ist also eine diöeische $ Physophoride. f Die morphologische Uebereinstimmung der Geschlechtsknospen und ® Schwimmglocken habe ich ‚schon früher nicht nur durch die gleichmässige ® Art der Sprossung am Stamme,, sondern auch durch die Analogie der ) Gewebsschichten nachzuweisen versucht, Keferstein und Ehlers haben © inzwischen für die Geschlechtsknospen eine Entwicklung behauptet, ° weiche von meinen früheren Angaben wesentlich abweicht. Nach ihnen soll, ähnlich wie bei Medusenknospen von Gytaeis pusilla, der cen- trale, mit Geschlechtsstoffen gefüllte Knöpfel erst nach vollständiger Ver- flüssigung des Knospenkernes im Grunde des Schwimmsackes hervor- ® sprossen; ich muss indess wenigstens diese Angaben für die Siphono-) phoren als irrihümlich zurückweisen. Der Knöpfel kommt nicht etwa erst hervor, wenn der Knospenkern zu Grunde gegangen ist, sondern er ist ein integrirender Theil dieses letzteren selbst und findet sich schon in den jüngsten Stadien der Knospe. Der Unterschied’ von der Schwimmglocke, natürlich abgesehen von der morphologischen. Entwicklung des Mantels und Schwimmsackes, ist vielmehr der, dass in den Geschlechtsknospen der Knospenkern zur Bildung der Geschlechts stoffe verwendet wird, während er dort durch Verflüssigung den Hohl-" i raum des Schwimmsackes entstehen lässt. Nicht aus den Zellen des’ innern Stratums, welche, ähnlich der Zellschicht im Umkreis der Radiär- gefässe, als continuirliche Lage (Taf. XLVI, Fig. 41, 12, 13e) das cen- trale Gefäss des Knöpfels umikleiden,, sondern aus de Zellen des Knos- penkernes gehen Samenkörper und Eier hervor. Um über dies Verhälte : niss in keiner Täuschung zu bleiben, habe ich die jungen Geschlechts- knospen von Hippopodius und Abyla, von denen die letzteren wenigstens zugleich Schwimmglocken werden, nochmals einer speciellen Pr üfung unterworfen. Man sieht in beiden Fällen (Taf. XLVI, Fig. 41:u. 43), dass die Aushöhlung des Knospenkernes zu einer Zeit hesfinnd; in welcher der I; aus beiden Lagen zusammengesetzie Knöpfel schon vollständig entwickel ist. Bei Abyla, wo wir aus den peripherischen Theilen der Knospe eine vollkommene Specialschwimmglocke sich entwickeln sehen, ist der sich verflüssigende Theil des Knospenkernes (f) sehr umfangreich , dersel be hat äuch dem grossen Hohlraume des Schwimmsackes seine Entsteh zu geben, bei Hippopodius (Taf. XLVI, Fig. 43) dagegen weit kleiner und beschränkter; fast verschwindend aber wird er (Taf. XLVI, Fig. 12) bei Apolemia und überall da, wo der Knöpfel der Wandung fast unmittelbar anliegt. 2. Ueber die Structur und dis'Bedeutung des Luftsackes, Zu den Auszeichnungen der Physophoriden vor den Qalycophoriden gehört der Besitz eines Luftbehälters in dem obern Ende des Stammes, welchem man die Bedeutung eines hydrostatischen Apparates'zuzuschrei- ben pflegt. Ein Aufsatz der Schwimmsäule von langgestreckter kolbiger oder flaschenförmiger Gestalt ragt am obern Pol der Achse frei über die Schwimmglocken vor, an der äussersten Spitze in der Regel intensiv pigmentirt, in seinem Lumen aber, welches mit dem Gentralcanal com- ‚municirt, mehr oder minder prall mit Luft gefüllt. So einfach die Ein - richtung und ihr Werth für die Bewegung des schwimmenden Polypen- stockes u den ersten Blick zu sein scheint, so schwierig ist es, auf Grund des specielleren Baues und der Eigenthümlichkeiten der Structur ein vollkommenes Verständniss der Bedeutung zu gewinnen. Da wir über die genauern Verhältnisse des Baues noch immer nicht zu einem sichern Abschlusse gelangt sind und manche Widersprüche der Beobachter eine gewisse Unklarheit zurücklassen, habe ich die obern Achsenpole leben- ‚der und in Conservativlösung wohl aufbewahrter Physophoriden,, vor- zugsweise die Gattungen Forskalia') und Agalma einer erneuetien Prüfung unterworfen. 4) In Messina beobachtete ich zwei Arten von Forskalien, von denen die eine bei weitem häufigste der F..Edwardsii Köllikers entspricht. Die zweite ist wahr- seheinlich dieselbe, welche Keferstein und Ehlers als F.formosa unterscheiden, von ‚der sie aber keine eingehende Beschreibung gegeben haben. Ich kann auch keines- wegs mit allem, was sie über diese Art mittheilen, vollständig übereinstimmen und erlaube mir folgende Zusätze, von deren Richtigkeit sich jeder an einigen von mir aufbewahrien Resten überzeugen kann. Der gesammite Habitus des Stockes weicht durch die kräftigere Entwickelung und Kürze des Stammes, ferner durch die Kürze der Seitenäste (Stiele), auf denen die Individuengruppen aufsitzen, von dem der F. Edwardsiı ab und hinterlässt bei der Grösse und brillantern Färbung der Nessel- knöpie fast den Eindruck eines Agalma. Die gesammte Form erscheint daher mas- - siger, die der F. Edwardsii dagegen weit zarter und zierlicher. Die Sehwimmstücke “ ‚sitzen einer breiten conischen Schwimmsäule auf (Taf. XLVIi, Fig. 24) und verlängern | sich asymmetrisch i in einen langgestreckten Zipfel (Taf. XLVII, Fig. 22). Ferner besilzen sie wie die der #. contorta, mit der die Art möglicherweise zusammenfällt, einen ziegelrothen Pigmentfleck oberhalb des Stielgefässes, etwas über seiner Ein- mündung in die Gefässe des Schwimmsackes. Die Pigmentirung am obern Pole der - Luftkammer ist unbedeutend, dort sind es grosse polygonale bräunliche Pigment- | lecken, hier nur kleine runde Häufchen von Pigmentkörnehen an der äussersten Spitze. Der Stamm der F. Edwardsii erscheint deutlich segmentirt, so dass jeder Seitenfortsalz mit seiner Individuengruppe einem Segmente angehört, bei unserer Art fallen die transversalen Furchen am Stamme vollständig hinweg, der Stamm ist - W 546 Für die Art und Weise, wie die Luft in dem Aufsatz des Stammes ein- gelagert ist, kann ich zunächst meine früheren Angaben für Physophora'), mit denen die Beobachtungen Husley’s?) übereinstimmen, vollständig festhalten. Der mit Luft gefüllte Sack, welcher von der obern pigmentirten Spitze in das Lumen herabhängt, ist, wie auch von Kölliker behauptet wird, durchaus geschlossen und communieirt weder durch einen apica- len Porus mit dem äussern Medium, noch durch eine untere Oeffnung mit dem Reproductionscanal des Stammes. Wenn demnach für Physo- phora neuerdings von Keferstein®) und Ehlers das Entweichen oder gar der wilikürliche Austritt von Luft aus dem obern Stammesabschnitt an- gegeben wird, so vermuthe ich fast, dass jene Beobachtungen an einem nicht ganz unversehrten Exemplare gemacht worden sind, zumal mir die ® Oeffnung am Stamme an der Abbildung mehr den Charakter eines zu- | fälligen Spaltes zu besitzen scheint. | Die Structur der Luftkammer (Pneumatophore Huxley}, wie # wir mit Leuckart den flaschenförmigen Aufsaiz des Stammes bezeichnen, weicht übrigens in einigen Punkten von der des letziern ab. Vor Allem erscheint die Wandung beträchtlich verdünnt und zwar auf Kosten des umfangreichen, von radiären Septen und schiefen Faserzellen durchsetiz- ® ten Stratums mit der breiten hyalinen Grenzschicht. An der halsförwi- gen Einschnürung der Lufikammer kann man leicht direct beobachten, dass diese mächtige Lage, welche grossentheils die Dicke der Stammes- # wandung bildet, in eine einfache, immerhin noch beträchtlich dicke ? Membran des flaschenförmigen Aufsatzes übergeht. (Taf. XLVIL, Fig. 16a.) | Es war ein Irrthum von mir, wenn ich früher (vergl. meine Arbeit über ? | Physophora p. 8, Taf. XXV, Fig. 10) von Längsmuskeln der Luftkammer ® sprach, die als 0,03” breite Bänder in dem den Luftsack bergenden ® Endabschoitt verlaufen sollten. Allerdings beobachtet man an demselben ‘ die breiten, bandartigen Längsstreifen , allein diese sind ‚keineswegs selbstständige muskulöse Bänder, sondern verdanken ihren ‚Ursprungä | regelmässigen Faltungen der hyalinen Membran, welche ebenso für die‘ Luftkainmer das skeletbildende Gewebe darstellt, wie ein Theil ihrer untern Fortsetzung für die Schwimmsäule und den Stamm. Ueber der weit gedrungener, massiger und von gelblicher Färbung, ebenso die kürzern Seiten- . | äste, die aber kaum die Länge der Polypen übertreffen. DieLeberwülste sind "brennend roth, ebenso die Nesselknöpfe, welche eine viel ansehnlichere Grösse ? | als bei der andern Art erlangen. Hier bilden sie 3°/,—4 Spiralwindungen, während die braunroihen Nesselknöpfie der F. Edwardsii nur 2%, Spiralzüge besitzen. Wahr- scheinlich ist diese zweite Form von Messina nichts anderes, als F. contorta, je-' denfalls aber fallen F. Edwardsii und F. ophiura als identische Art des Mittel-) meeres zusammen. ' 4) Verel. Claus, Ueber Physophora hydrostatica nebst Bemerkungen über andere Siphonopboren; in Zeitschrift f. wissenschaftl. Zoologie. 1860. P- 80.9. > Huxley, The Oceanie Hydrozoa. 1859. p-5u.6. 3) Keferstein und Ehlers, Zoologische Beiträge. 41864. p. 3 u. 4. 5%7 beschriebenen Membran liegt das äussere Epithel mit seiner zarten Fa- serschicht, deren Elemente indess eine longitudinale Richtung einhalten und keineswegs wie an der eleichwerthigen Schicht des Stammes trans- versal verlaufen. Hiervon überzeugt man sich am besten an der Luft- kammer von Rhizophysa filiformis'). Nach innen folgt dagegen eine Lage von Ringmuskelfasern mit eingelagerten spindelförmigen Ker- nen, entsprechend den circulären Fasern und der innern Zellausklei- dung des Stammes (Taf. XLVII, Fig. 165). Man sieht allgemein den von der Spitze der Luftkammer in ihr Lu- men herabhängenden, mit Luft gefüllien Behälter, den Luitsack, als durch eine Einstülpung der Stammeswandungen vom äussersten Pole aus entstanden an. Aber über seinen nähern Bau haben sich verschiedene Ansichten geltend gemacht. Gegenbaur stellt denselben bei Rhizophysa als einen nach unten vollkommen geschlossenen Sack dar, während Leuckart die obere Duplicatur gewissermaassen als ein Suspensorium der nach un- ten geöffneten Luftflasche?) betrachtet, wie ich, um Verwechselun- gen zu vermeiden, die innere glashelle Kapsel des Luftsackes bezeichnen will. Daher auch die Anschauung Leuckar!’s von der Communication des Luftsackes mit dem Ken hleansehne des Stammes, in welcher ihm Keferstein®) und Ehlers gefolgt sind. Die Luftflasche is jedoch eine Sn besondere Bildung, welche nichts mit einer der beiden Bildungshäute des Endoderin’s oder des Ektoderm’s zu thun hat und ihrer spröden homoge- nen (nach Leuckart chitinartigen) Beschaffenheit nach als Ausscheidungs- product entstanden sein muss. Auch Hucley lässt den Luftsack, welchen er ebenso wie Gegenbaur vollkommen richtig als unten geschlossen be- schreibt, aus einer Duplicatur der ehren aber nur des Bhrttdderi s hervorgehn, während ich selbst mit Rücksicht auf die ‚histologische Beschaffenheit seinen Ursprung auf beide Schichten der Stammeswandung zurückführte. _ Indess ist es mir nach erneueten Untersuchungen und nach der Be- obachtung der frühesten Jugendformen mehr als zweifelhaft geworden, ob der geschlossene Luftsack genetisch eine Einstülpung der äussern Wandungen zu nennen ist, denn wenn derselbe auch in der Regel an der Spitze dem Endoderm unmittelbar anliegt oder gar mit ihm zusam- 4) Die Gelegenheit, diese interessante Physophoride wenn auch nur in Bruch- stücken zu untersuchen, verdanke ich der Gütetdes Herrn Prof. H. Müller, der mir mit zuvorkommender Bereitwilligkeit das Material der vergl. anatomischen Samm- lung überliess. 2) Diese beiden Beobachter haben indess die glashelle flaschenförmige. Kapsel, die Luftflasche, entweder ganz übersehen oder irrthümlich für die Forlsetzung der äussern Bildungshaut gehalten ; sie äussern wenigstens: »der Luftsack besteht aus jenen beiden Bildungshäuten, jedoch so, dass die äussere Haut der Einstülpung we- gen der Luftblase zunächst ‚anliegt und fast stets nicht soweit hinabreicht, als die "innere Haut.« 548 menhängt, so scheint er doch in den jüngsten Entwicklungsstadien durch ein selbstständiges Substrat von Zellen in dem kurzen noch nicht deut- lich ausgehöhlten Achsentheile seinen Ursprung zu nehmen. (Taf. XLVI, Fig. 17.) Histologisch unterscheide ich mit Sicherheit an der Wandung des Luftsackes eine innere Schicht von Ringfäsern, welche die mit Luft gefüllte Flasche unmittelbar umlagert und von besonderer Stärke an dem halsförmigen geöffneten Endtheil derselben hervortritt. Hier bildet sie eine Art Sphincter (Taf. XLVI, Fig. 48f), bei dessen Contraetion ein Theil der Luft aus der Oeffnung der Flasche in den uniern geschlossenen Raum des Lufisackes eingetrieben und als untere Blase anfangs von ge- ringer, bei andauernder Zusammenziehung der Ringmuskein und des Sphincters aber von bedeutender Grösse aus der Lufiflasche hervorhängt. (Taf. XLVII, Fig.18d.) Ich habe öfter das allmähliche Austreten und An- wachsen der Lufiblase unter dem Mikroskope direct beobachten können und mich davon überzeugt, dass ausser der Luft in dem Lufisacke eine kleine Menge Flüssigkeit und eine zellig körnige Masse (Taf. XLVI, Fig. 19d’) eingeschlossen ist. Ist die offene Flasche prall ausgedehnt, so nimmt sie nicht nur die gesammte Luft, sondern auch einen Theil der Körnchenwasse auf,. während der andaos Theil der letzteren in dem un- tern nur wenig vorstehenden Abschnitte des äussern Sackes sichtbar ist. Gonirahirt sich die Ringfaserschicht der Wandung, so treibt zunächst die ‚körnige Masse und dann eine mehr und mehr ansehwellende Luftblase hervor, und bewirkt, die körnige Masse an die Wandung drängend, die kuglige Erweiterung der unteren Partie des Luftsackes (Taf. XLVU, Fig. 19). Umgekehrt verfolgte ich wiederum die Luftblase auf ihrem Wege in das Innere der Flasche zurück und konnte hierbei die allmäh- liche Reduction der untern Auftreibung bis zur normalen Grösse verfolgen. Während die Muskellage des obern Abschnittes das Lumen dessel- | ben verengt, muss sich die untere Partie entsprechend erweitern und wegen der besondern Wirkung des Spbincter blasenförmig abschnüren, andererseits aber kann die Lufillasche, deren Membran von den Ring- muskeln des Luftsackes in Falien gelegt wird, unmöglich die frühere Lufimenge umfassen, daher iritt ein Theil aus dem Halse derselben her- ® vor. Niemals aber sah ich ein Luftbläschen aus dem Sacke in den Cen- tralcanal eintreten, das Spiel der Veränderungen beschränkt sich also auf die Bewegungen eines geschlossenen, durch die Füllung in einem bestimmten Grade der Spannung befindlichen Behälters. Indess ist die Muskelschicht nicht der einzige Besiandtbeil des Luft- ° sackes. Wir finden ausser derselben eine obere Zellenlage welche an der Achsenspitze die körnigen Pigmente erzeugt, durch die der obere Pol des Stammes seine specifische Färbung erhält, während sie an der mitt- leren und unteren Partie eine andere eigenthümliche Beschaffenheit be- sitzt. Grosse spindelförmige Zellen mit sehr deutlichen Kernen und einem ' feinkörnigen glänzenden Inhalte, oft mit langen bandförmigen Ausläufern, 549 bilden eine zusammenhängende Gewebslage mit longitudinalem Verlaufe ihrer Elemente (Taf. XLVI, Fig. 20 a, b). Oft sind die Inhaltskörnchen so angeordnet, dass sie eine deutliche Querstreifung bedingen und an quer- gestreifte Muskelzellen erinnern. Vorzugsweise aber erlangen diese Zel- len, deren Oberfläche zugleich Flimmerbaare trägt, an dem untern Theile des Luftsackes, welcher sich beim Austritt der Luftblase aus der Flasche kolbig erweitert, eine mächtige Entwicklung, sodass die Wan- dung des entsprechenden Abschnities eine ansehn!iche Stärke besitzt und dem Drucke der Luft einen bedeutenden Widerstand entgegenzu- ‚setzen im Stande ist. Ob der beschriebenen Zellenschicht die Fähigkeit der Contractilität und der Werth einer selbstständigen Muskellage zu- kommt, wage ich nicht mit Bestimmtheit zu entscheiden. An dem un-— tern Abschnitte des Luftsackes kommt aber noch eine Einrichtung hinzu, die von den meisten frühern Beobachtern übersehen wurde. Es spannen sich nämlich, wie schon M. Ediards*) sehr richtig für Forskalia contorta (Stephanomia) hervorgehoben und Husley auch an Agalma beobachten konnte, häutige Suspensorien in radiärer, den Septen des Gastrovascu- larapparates vergleichbarer Anordnung von den Wandungen des Stam- mes zu dem untern Theile des Lufisackes und erhalten denselben in seiner centralen Lage. Bei Forskalia Edwardsii fand ich die Suspensorien in sechsfacher Zahl vor und erkannte an ihnen“eine ähnliche Struetur, als in der obern Lage der Luftsackwandung. (Taf. XLVH, Fig.20c.) Spin- delförmige Zellen mit feinkörnigem Inhalte verbinden sich zu einer mem- branösen Scheidewand, deren peripherische Partien durch die Verlän- gerung der Zellen zu breiten Fasern und Bändern ein längsstreifiges An- sehen erhalten, Nach dem Luftsacke zu, aus dessen Wandungen die centralen Kanten der Ligamente hervorgehen, besitzen die Zeilen einen Flimmerbesatz, durch welchen die aus dem Reproductionscanale eintre- tenden Körnchenhaufen in wirbelnder Bewegung in dem Rauıne zwischen Luftkammer und Lufisack herumgeführt werden. In der Peripherie ver- längern sich die Suspensorien bandartig, ihre Elemente werden zu lan- gen, wahrscheinlich contractilen Fasern, deren Structur eine grosse Aehnlichkeit mit quergestreiftien Muskeln zeigt. Wenn Zeuckart mittheilt, dass zwischen dem Luftsack und der Muskelwand seiner Kammer eine dünne Zellenschicht liegt, die unterhalb des Luftsackes weit in den Hohl- raum der Kammer vorspringt und hier mit deutlichen Flimmercilien ver- sehen ist, so hat er wohl diese Suspensorien und die untere Wandung des Luftsackes im Auge gehabt. | Für die Physophoriden mit wohl entwickelter Schwimmsäule (For— skalia, Agalına, Physophora) möchte es wohl aus diesen Beobachtungen, die namentlich durch die Angaben Huxley’s eine kräftige Unterstützung erhalten, mit Sicherheit hervorgehen, dass der Luftraum in der Spitze us 4) Annai. des scienc. natur. 1841. Taf. XVI. 550 des Stammes keine willkürliche Verringerung seines Inhaltes erleidet und daher nicht direct zur Erhöhung des specifischen Gewichtes benutzt werden kann. ‘Immerhin aber bleibt es denkbar, dass, wie bei den ge- schlessenen Schwimmblasen zablreicher Fische, die Dichtigkeit der ein- geschlossenen Luft nieht nur von dem Druck der äussern Atmosphäre und von der Tiefe, in welcher das Thbier unter der Meeresoberfläche schwimmt , abhängig ist, sondern auch zugleich unter ‚der Spannungs- wirkung der muskulösen Wandung bieibt. Ist die letztere so eingerich- tet, dass sie für eine bestimmte Wassertiefe die Luftmenge stets in einer etwas grössern Gompression erhält, als der entsprechende Luftdruck, so wird sie durch ein geringes Nachlassen der Spannung einen Impuls zum Emporsteigen, umgekehrt durch eine geringe Erhöhung zum Nie- dersteigen geben. Am grössten aber scheint die Muskelwirkung und so- mit die Dichtigkeit der Luftmenge beim Hervortreten einer untern Blase aus der Oeflnung der Flasche zu sein, die zweite Form des Luftsackes (Taf. XLVI, Fig. 48) also würde möglicherweise der Bewegung in die Tiefe entsprechen. Indess ist die Grösse des Luftraumes im Verhältnisse zum Umfange der gesammten Colonie so unbedeutend, dass der Haupt- werth des hydrostatischen Apparates bei unsern Physophoriden wahr- scheinlich darin besteht, der Achse des Stockes eine bestimmte Richtung nach der Meeresoberfläche zu geben und die Schwimmsäule vorn und oben zu erhalten; man wird mir aber andererseits keine Ueberschätzung ihrer Function vorwerfen können, wenn ich wenigstens an die Möglichkeit denke, einen Impuls zum Steigen oder Sinken ihr zuzuschreiben. Denn wozu würden sonst die eirculären Fasern und der Sphincter in der Wandung des Luftsackes nöthig sein? Die Nothwendigkeit einer Oeffnung an der innern Luftflasche ist schon aus mechanischen Gründen, namentlich wenn wir eine ansehnliche Luftanfüllung haben, sehr begreiflich, da die Wan- dung derselben eine äusserst spröde Beschaffenheit besitzt, also der einge- schlossenen , bei geringerm Almosphärendrucke sich ausdehnenden Luft- menge nicht nachgeben kann; ebenso begreiflich ist die nachgiebige und elastische Beschaffenheit, der Wandungen des äussern Luftsackes,, der das überschüssige Luftquantum, welches die spröde Wand einer ge- schlossenen Lufiflasche zum Plaizen bringen würde, in seinem untern Theile aufnehmen kann. Indess möchte die eingeschlossene Luft auch an ; der Meeresoberfläche kaum beträchtlich über das Volum der innern Flasche anschwellen, wenngleich es immerhin zugegeben werden muss, ' dass das Auftreten der untern Blase bei beträchtlicher Füllung ebensogut eine Folge des Emporsteigens an die Oberfläche sein kann, als sie durch ° die Contraction der Muskelschicht und Faltung der Flaschenwandung ' erzeugt wird. 4 Einen viel höhern Werth auf die Veränderung des specifischen Ge- wichtes und die gesammte Bewegung besitzt der Luftbehälter in der Stammesspitze der Gattung Rhizophysa, einer Physophoride, welche Een En Fa nn FARBE NN ee BR a u sl I sich durch den: gänzlichen Mangel der Schwimmsäule vor allen übrigen auszeichnet. Hier erlangt der Luftsack nicht nur einen viel bedeutende- ren-Umfang, sondern auch, ähnlich wie der Luftraum von Physalia, an dem obern Pole eine besondere Oeffnung, durch welche wahrscheinlich sehon Forskäl, mit Sicherheit Huxley und Gegenbaur (letzterer an einem eonservirten Exemplare :von Rh. Eysenhardtii) auf leichten Druck unter Wasser Luftbläschen hervortreten sahen. Auch ich. habe mich von einer breiten ringförmigen Contour und einem Porus in Ihrer Mitte an der Spitze . der Luftkammer überzeugen können und stimme Gegenbaur vollständig bei, wenn er in der grössern Entwickelung der hydrostatischen Blase ein den Mangel der locomotorischen Sprösslinge einigermassen compensirendes ‚ Verhältniss erkennt. Namentlich wird durch das Vorhandensein eines apicalen Porus eine höhere Stufe für die Leistung des Luftbehälters vor- bereitet, welche zu den umfangreichen und complicirten hydrastischen ‘Einrichtungen von Porpita, Velella, Physalia näherführt, an deren Körperstamme Schwiminglocken ebenso wie bei Rhizophysa vollstän- dig fehlen. Der Grundplan des Baues bleibt indess im letzteren Falle ganz der nämliche, als bei den mit Schwimmsäule versehenen Physopho- riden, und wird ebensowenig durch den .apicalen Porus,, als durch die verästelten Anhänge alterirt, in welche sich bei Rh. filiformis die Wan- dung des Luftsackes unterhalb der Luftflasche ausstülpt. Möglicherweise haben: die Zellen dieses Abschnittes überhaupt die Bedeutung, durch ihren Sioffwechsel Gase zu secerniren, dureh weiche die Lufifllasche gefüllt wird; und da in unserem Falle bei dem Austritt: von Luft eine viel reichere Menge ausgeschieden werden muss, beschränken sie sich nicht auf eine einfache Fläche, sondern bilden, ähnlich den Ramilicatio- nen einer Drüse, secundäre Ausläufer und schlauchförmige Fortsätze. 8. Bemerkungen über Hippopodius gleba Forsk. und pentacanthus Köll. Die Gattung Hippopodius, welehe ihren Namen der Form ihrer Schwimmglocken verdankt, stimmt bekanntlich in dem Mangel einer "apicalen Luftblase mit den Diphyiden überein, den sie deshalb von "einigen Autoren, aber mit Unrecht, zugezählt worden isi. Denn die Ab- " weichungen von jener Familie in der Bildung der- umfangreichen Schwimmsäule, und in der einfachern Natur der Individuengruppen, welche nicht nur der Taster, sondern auch der Deckstücke enibehren, und niemals zu einer. selbstständigen Existenz gelangen, erscheinen so wesentlich und eigenthümlich,, dass die Gattung, wie zuerst Kölliker‘) ‚richtig erkannte um Gegenbäur? ) bestätigte, zu einer besondern Färitlie ven zu werden verdient. Kölliker unterschied ausser Hıppopodius ‘4) 'Kölliker 1. c. p: 28. Be. 3) Gegenbaur, Neue Beiträge etc. p. 88. 552 noch die zweite nahe verwandte Vogtia, ich kann indess der Bemer- kung Gegenbaur's und Leuckart’s vollkommen beistimmen, wenn sie die leiztere ihrer gesammten Bildung nach als eine Hippopodiusart an- sehen und die Echtheit der Gattung bezweifeln. Leider kam mir nur ein einziges Exemplar dieser Species zur Beobachtung, indess war die Untersuchung desselben ausreichend, um mich zu überzeugen, dass sie in der gesammten Anordnung ihrer Individuen mit Hippopodius über- einstimmt und durch Modificationen in der Form der Schwimmglocken und in der Grösse der Nesselknöpfe nur als Bee NEE Art ver- schieden ist. Die Abbildung (Taf. XLVII, Fig 23), welche ich von meinem im un- versehrten Zustande beobachteten Exemplar mitiheile, stellt unsere Form in einer eigenthümlichen Haltung dar, in welcher ich dieselbe in dem Pokale stundenlang sich bewegen sah. Die Spitze der Schwimm- säule ist keineswegs nach oben, sondern schräg nach unten gekehrt und ebenso die Achse nicht vertical, sondern schief horizontal gerichtet, wäh- rend die eine Reihe der Schwimmglocken eine obere, die andere eine untere Lage einnimmt. Ferner kommen die Fangfäden des kurzen ® Stammes nicht aus der untern (Taf. XLVIL, Fig. 23u) Oeffnung des ® Schwimmkegels zwischen den beiden untersten grössten Schwimm- # glocken hervor, sondern werden in Zwischenräumen zwischen den in- ® einander gefügten Schwimmglocken ausgestreckt und wieder eingezogen. ® Ich zweifle allerdings nicht daran, dass die Haltung eine zufällige und abnorme ist, obwohl sich die Colonie leicht und in ihren Functionen un- ® gestört Stunden lang bewegen konnte, indess bielt ich schon desshalb ° die Abbildung nicht für überflüssig, weil man an ihr über das Verbält- " niss der gegenseitigen Lage und Einfügung der Schwimmglocken eine richtigere Vorstellung gewinnt, als an den bisher gegebenen Zeichnun- % gen. Diese hat eine grosse Aehnlichkeit mit der Einfügung der entspre-, chenden Anhänge bei Hip. gieba, doch scheinen die Lücken und Zwi- schenräume grösser und die Wirksamkeit der Schwimmstücke freier. % Ebenso stimmen .die Schwimmglocken in ihrer Grundform mit den’ pferdehufartigen Schwimmglocken von H. gleba überein, von denen uns Leuckari eine sehr genaue und zuverlässige Beschreibung gemacht hat.” Ebenso wie an diesen beschränkt sich die runde Oeffnung des flachen Schwimmsackes auf den untern Theil des Schwimmstückes, dessen hin- tere. (der Achse des Schwimmkegels zugekehrte) Fläche die nämlichen starken Firsten in der Umgebung einer Längsrinne besitzen und nach’ unten in zwei gezackte Fortsätze auslaufen (Taf. XLVII, Fig. 24 c). Der! vordere Rand aber setzt sich in drei umfangreiche ER zackige Ef) Zipfel fort, einen obern medianen und zwei men (Taf. XLVII, Fig. 25 b), welche an der Oberfläche des Schwimmkegels als Ecken hervor ragen. Auch die Vertheilung der Gefässe ist eine ähnliche, anstatt des zungen- föormigen Sinus aber, in den sich nach Leuckari dee hintere Gefäss des Eee RE Tatra ho a ET a Te ENCODER EBD FERRNESERLTEIEEEEREREUNEERESERERTR HET 553 Schwimmsackes von H. gleba erweitert, treffen wir hier einen breiten fledermausähnlichen Fleck, dessen Zelien von eigenthümlichen Ramifiea- tionen des Gefässes umgeben werden. Neben der Form der Schwimm- stücke sind es namentlich die Nesselknöpfe, durch welche sich beide Bip- popodiusspeeies scharf unterscheiden. Die Nesselknöpfe unserer Art (Taf. XLVII, Fig. 26) besitzen zwar dieselbe gedrungene, fast kuglige Form, aber mindestens den doppelten Umfang in Länge, Breite und Dicke, und zeichnen sich durch ein intensives gelbes Pigment aus. Einen ent- sprechenden Umfang haben auch die grossen säbelförmigen Nesselkap- ‚seln, von denen sechs bis sieben an jedem Nesselknopfe zur Entwickelung kommen. Diese sind mit ihrer Spitze, aus welcher der Angelfaden her- vorschneilt, durch einen :zarten Faden in den Nesselstrang eingefügt. Während sich die Gattung Hippopodius durch die Form und Bildung der Nesselknöpfe den Diphyiden anschliesst, nähert sie sich durch den Besitz einer besondern Schwimmsäule mit zahlreichen Schwimmstücken den Pkysophoriden. Der Bau des Schwimmkegels bietet einige interes- sante Eigenthümlichkeiten, auf die abermals Leuckert‘) zuerst aufmerk- sam gemacht hat. Hier sehen wir im Centrum desselben einen Raum entwickelt, in weichen der Stamm mit seinen individuengruppen zu- rückgezogen wird, und den oberen Stammabschnitt, an welchem sich die Schwimmstücke befestigen, zur Herstellung des ÄAchsenraumes ent- sprechend modifieirt. Der Achsentheil der Schwimmsäule erscheint ge- wissermassen als ein Seitenzweig des Hauptkörperstammes, um welchen er sich in spiraligem Verlaufe nach unten herabwindet, um den Hohl- raum des Schwimmkegels zu umschliessen. Wie Leuckart richtig hervor- hebi, zeichnen sich die Schwimmsäulen (Taf. XLVH, Fig. 27c) durch die ansehnlichen Längsmuskeln ibrer Wandungen aus, von denen weite und kurze Ausläufer nach den einzelnen Schwimmglocken abgeben, weiche das Mantelgefäss (e) und das Stielgefäss (f) absenden. Unrichtig aber ist die Angabe, dass die Schwimmkegelachse mit dem Vorderende des Körperstammes ohne alle Grenzen verschmelze, sodass man die kleinsten Schwimmstücke mit gleichem Rechte als Anhänge des Körper- stammes, denn als soiche der eben beschriebenen Achse betrachten könne: Es liegen vielmehr die Vegetationspunkte für die Knospen der Schwimmglocken und der Individuengrup- pen von einander gesondert, der erstere an der Achse des Schwimmkegels (Taf. XLVU, Fig. 27 a), der letztere eine Strecke unter- halb desselben, da wo die spiralige Achse in den dickeren Körperstamm ‚übergeht (Taf. XLVI, Fig.27 5b). Schwimmgiocken und Polypen mit ihren Fangfäden und Geschlechtsknospen wachsen also nicht, wenigstens an den grösseren Stöcken, neben einander an derselben Stelle des Stammes hervor, „sondern ebenso wie die entsprechenden Gruppen der Physo- 4) Leuckart, Zur näheren Kenntniss etc. p. 55 fl. - 554 phoriden an getrennten Vegetationspunkten. Der obere (a) entspricht dem Ende, der untere (b) der Basis der Schwimmsäule, an welcher auch bei den Physophoriden der Hauptstamm seine jüngsten Ernährungsthiere hervorsprossen lässt. In gewissen Jugendstadien mögen natürlich beide # Knospengruppen am Stamme zusammenfallen, wie ja auch bei jungen ® Physophoriden die ersten Schwimmglocken vor der Existenz einer ' Schwimmsäule aus: der gemeinsamen Knospengruppe ihren Ye nehmen. 4, Ueber Entwicklungsstadien. Die Entwicklungsgeschichie bleibt immer noch der am wenigsten erforschte und dunkelste Theil unseres Wissens von den Siphonophoren. Wir sind allerdings durch die vortrefllichen Untersuchungen Gegen- baur’s') mit den leer bekannt geworden, welche das Ei bis zur Bildung des Embryo’s erleidet, und wissen, dass der gesammte Thier- #® stock aus einem einzigen Embryo hervorgeht, ferner, dass der Modus ® der Entwicklung für dieDiphyiden und Physophoriden wesent- # lich verschieden ist, indem bei jenen die erste Emhryonalknospe -zur # Schwimmglocke wird, bei diesen dagegen das Ernährungsthier, der ® Polyp mit seinem Fangfaden zuerst zur Ausbildung gelangt. Die allmäh- # lichen Stufen der Veränderung, durch welche der frei gewordene Embryo # zur Form und Individuenvertheilung der geschlechtsreifen Siphonophore ® aufsteigt, sind uns indess gänzlich unbekannt. Ob diese auf einer con- ® tinuirlichen Entwicklung beruhen oder nach Art der Metamorphose zu MH Altersstufen führen, welche in ihrem gesammten Habitus und in der Form | ihrer wirksamen Organe, z. B. der Nesselknöpfe ete., von den ausgebil- # detern Colonien abweichen, ist nach den bisher beobachteten Jugend- stadien nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Die Erforschung der freien ! Entwicklung erscheint aber auch ausserordentlich schwierig, weil man sich das Material nicht in reicher Menge durch künstliche Züchtung aus dem Eie verschaffen kann, sondern mit vereinzelten aufgefischten For- men sich begnügen muss, für deren Artbestimmung zuverlässige An-| haltspunkte mehr oder minder fehlen. Ich glaubte auf diesem Wege, # indem ich eine möglichst grosse Anzahl kleiner Jugendformen unter- suchte, ein vollständiges Bild von den Vorgängen der freien Entwicklung, gewinnen zu können, bin aber leider nach den spärlichen Resultaten! kaum zu der Hoffnung berechtigt, einige Lücken in unserer Kenntniss) dieser Vorgänge 2 Von Jugendformen aus der Familie der Diphyiden glückte es mir nur eine einzige (Taf. XLVI, Fig. 28) zu beobachten. Dieselbe schloss siel dem ältesten von Gegenbaur beschriebenen Entwicklungsstadium an, war aber jedenfalls einige Tage älter als dieses, indem nicht nur dieSchwimm- 1) Gegenbaur l. e. pag. 58. A a a a a OR ERENERDCEERENVNEEEESEESCOREGNEENER glocke eine bedeutendere Grösse und Höhe besass, sondern auch der Rest des Larvenleibes eine weitere Differenzirung zeigte. Anstatt eines grosszelligen gestreckten Zapfens mit glatter Oberfläche fand ich einen breiten umfangreichen Anhang mit zahlreichen knospenähnlichen Auf- treibungen, unter denen eine, vielleicht die zweiteSchwimmglocke (?) (b) durch ihre Grösse hervortrat. Der Rest des Larvenleibes scheint hier- nach keineswegs den grosszelligen Saftbehälter herzustellen, sondern den Stamm mit seinen Individuengruppen zu entwickeln, während der Saftbehälter (c) als grosszelliger Anhang am Schwimmsglockenstiele sicht- bar wird. Die zuerst gebildete Schwimmglocke ist daher auch nicht die hintere, sondern ‘die vordere und obere, in welcher der Saftbehälter und die Spitze des Stammes liegt. Allerdings scheint das Verhältniss der Gefässvertheilung für Gegenbaur’s Deutung zu sprechen, welcher aus der centralen Mündung des Stielgefässes im Grunde des Schwimmsackes die Identität mit dem hintern Schwimmstücke folgert, indess müssen wir berücksichtigen, dass unser Anhang noch einer bedeutenden Vergrösse- rung angeht und während des Wachsihums eine Formverände- rung des Schwimmsackes und somit der Lage des Stielgefässes erleiden ') Ikann. Die jüngsten Physophoriden , welche mir zur Beobachtung kamen, lassen sich ebenfalls auf zwei Abschnitte des Embrvonalleibes zurück- führen, einen untern, in seiner Lage der Schwimmglockenknospe der Diphyiden analogen Polypen und einen obern Theil, den eigentlichen Stamm ımit den Luftbehältern und zahlreichen seitlichen Auftreibungen, von denen die untern sehr kleine Nesselknöpfchen mit fertigen Angel- organen darstellen (Taf. XLVill, Fig. 29). Der Luftbebälter (Taf. XLVL, Fig.A7) dieser kleinen, ein Bruchtheil eines Millimeters langen ıı. men, ist vollständig geschlossen und nimmt fast den gesammten Innen- raum des Stammes ein. Im Wesenilichen erkennt man schon alle Theile des ausgebildeten Luftraumes wieder, indess erscheint die Füllung sehr unvollständig und auf die obere Hälfte beschränkt, in deren Um- gebung Pigmente auftreten. Stamm und Polyp gehen unmittelbar in einander über, die Verdauungshöhle des letztern ist vorzugsweise der Behälter der Nahrungsflüssigkeit. Die bohnenförmigen Nesselknöpfchen sitzen nicht an einem gemeinsamen Fangfaden, sondern jedes nach dem Grade seiner Entwicklung auf einem kürzern oder längern contracti- len Stielchen an dem Siphonophorenleibe befestigt. Dieselben besitzen schon jetzt drei verschiedene Formen von Nesselkapseln, in ihrer obern Auftreibung liegen einige wenige grosse länglich ovale Angelorgane, welche den grossen seitlichen Kapseln des Nesselstranges entsprechen, die Baemese des Knöpfchens aber ist von den kleinen und langen 4) Da sich meine Beobachtungen nur auf ein einziges Individuum stützen, hat man selbstverständlich die auf sie gegründeten Deutungen mit einer gewissen Vor- sicht aufzunehmen. Zeitschr. f. wissensch. zulunıe. AI. Bd. 38 896 Kapseln des Stranges erfüllt, auf welche an der Spitze grössere birnför- mige Kapseln, denen des Endfadens analog folgen (Taf.XLVII, Fig. 33). Yon den Nesselknöpfen des entwickelten Stockes sind dieselben nicht nur durch ihre geringe Grösse, sondern auch durch die einfachere Bil- dung ganz und gar verschieden, erscheinen aber nichts destoweniger lei- stungsfähig und dem jugendlichen Altersstadium angepasst. Ob sich die verschiedenen Physophoridengattungen schon auf dieser Entwick- lungsstufe erkennen lassen, wage ich nach den mir vorliegenden An- haltspunkten nicht zu entscheiden, von Physalia aber, deren entspre- chende Jugendform Huxley‘) beschreibt, mögen sie alle vorzugsweise durch die viel geringere Ausdehnung des Luftsackes differiren, während sie in dem Vorhandensein gleichartiger Theile auch mit dieser überein- stimmen. : Die Veränderungen, welche diese jüngsten mir bekannt gewordenen Stadien mit dem weitern Wachsthum und der Vergrösserung der Körper- masse erleiden, führen zunächst zu einer schärfern Abgrenzung des Er- nährungsthieres und des obern Theils des Stammes, welcher sich als länglich ovale Luftkammer aus dem Zwischentheil und dessen Knospen und Anhängen hervorhebt (Fig. XLVII, Fig. 30). Die Nesselknöpfe werden grösser, ihre Stiele länger, am Polypen sondern sich Rüssel und Magen- abschnitt schärfer, die gefärbten Leberwülste treten deutlich hervor, während der Basaltheil des Ernährungsthieres nicht streng von dem Stamme des jungen Tbieres zu sondern ist. Allmählich bilden sich einzelne Knospen zu Tentakeln und Deck- stücken heran, wir erhalten unter der Lufikammer eine einfache poly- morphe Individuengruppe, welcher nur die Geschlechtsknospe und Schwimmglocke fehlt, um alle wesentlichen Anhänge der Siphonophore vertreten zu finden. Einzelne Gattungen werden sich auf dieser Stufe wahrscheinlich leicht erkennen lassen, z. B. Physophora an dem Mangel der Deckstücke, Rhizophysa an dem Mangel der Tentakeln und Deckstücke, vorausgesetzt, dass diese Anhänge nicht als proviso- ° rische Organe von kurzer Dauer in diesem Alter existiren. Für andere Gattungen, wie Forskalia, Stephanomia, Agalma (Taf. XLVIH, Fig. 30, 31, 32), an deren Stamme alle Anhangsformen auftreten, stehen einander zu nahe, als dass schon in diesem Älter bedeutende Gegensätze wahrscheinlich sind. Die Form der jugendlichen Nesselknöpfe und An- gelorgane giebt keinen sichern Aufschluss, möglicherweise aber die spe- eifische Gestalt der Deckstücke, welche sich jetzt durch Kürze und Breite auszeichnen und desshalb nicht unmittelbar auf die ausgebildete Form zurückzuführen sind. Die fortschreitende Entwicklung scheint vor Allem ° zur Erzeugung neuer Deckstücke zu führen, deren Anzahl noch vor dem Auftreten eines neuen Ernährungstbieres beträchtlich zunimmt. In 41) Huxley. c. Taf. X, Fig. 4. nn iin hei neigen he nn ee nn energie Taf. XLVIII, Fig. 34 und 35 habe ich eine junge, mit 6 Deckblättern ver- sehene Physophoride abgebildet, welche nur einen einzigen Polypen mit mehreren Nesselknöpfen und einen kuglig contrahirten Taster enthält. Die Deckstücke sind dick und dreilappig und erinnern nicht nur durch ihre Form, sondern durch die Art der gegenseitigen Stellung an Schwimm- glocken, indem sie kreuzweise alternirend eine förmliche Deckschuppen- Säule bilden, zwischen welcher der Stamm mit seiner Individuengruppe wie in dem Schwimmkegel von Hippopodius geschützt liegt. Die Nessel- knöpfe (Taf. XLVIII, Fig. 33) sind kurz und bohnenförmig, nicht wesentlich von denen anderer Jugendformen verschieden, die grössern Nesselkap- sein erreichen eine Länge von 0,02 mm. und eine Breite von 0,013 mm. und gleichen abgesehen von ihrer geringern Grösse denen von Fors- kalia und Agalma, die birnförmigen Kapseln der Endauftreibung, welche dem spiraligen Endfaden entspricht, sind dagegen nur 0,007 mm. lang. Am meisten möchte die Breite der Deckstücke und die Form der Nesselkapseln auf Agalma rubrum hinweisen, für die man freilich kein Jugendstadium mit einer Säule von Deckschuppen vermuthen sollte. Eine ähnliche, noch umfangreichere Entfaltung der Deckstücke ist einer andern Jugendform eigenthümlich,, welche in einem sehr jungen Stadium schon von Gegenbaur') gekannt war. Auch C. Vogt?) hat die- selbe in einem jüngern und in einem weiter vorgeschriiienen Alter beobachtet und als Agalma rubrum beschrieben; endlich wird sie auch ‚von Keferstein®) und Ehlers als Jugendform von al Sarsii erwähnt. In dem jüngsten mir bekannten (Taf. XLVIN, Fig.36) Alter besitzen die- selben etwa die Grösse von °/, mm. und tragen 2 sanfı gewölbie Deck- stücke, welche den Polypen mit seinen Nesselknöpfen und Seitenknospen umschliessen (Taf. XLVII, Fig. 36). Die Deckschuppen sind ziemlich dick und blatiförmig mit scharf gezackten Kanten, welche in mehrfacher Zahl nach der Spitze herablaufen und 5 Flächen begrenzen, 2 obere polygonale (Taf. XLVII, Fig.38c,d), 2 seitliche (o, b), und eine untere (Taf. XLVIl}, Fig. 39 e). Die Elräre ist flach concav und liegt der centralen Poly pengruppe an, inserirt sich aber nicht mit dem äussersten Ende am Stamme, sondern etwa Y/, unterhalb ihrer obern Spitze. Daher ragt die kuglige Lufikammer mit ihrem apicalen roihbraunen Pigmentbelag nicht frei hervor, sondern wird von den obern Abschnitten der Deckschuppen umlagert. "An der üntern Spitze desDeckstückes, wo die gezackten Seiten- kanten wieder zusammenlaufen, führt das Eontraleefans zu einem klei- nen, dem contractilen Schw Iinhisdeke derSchwim meloakei vergleichbaren’ - Säckchen, in welchem constant 2—3 langgestreckte Nesselkapseln liegen. Dieses jüngsteStadium konnte ich durch eine ganze Reihe von Altersstufen, die sich vorzugsweise durch eine grössere Zahl von Deckstücken und 4) Gegenbaur I. ce. pag. 54. Taf. XVII, Fig. 44. 2) C. Vogt |. e. pag. 79. Taf. X, Fig. 32—37. = Bar (am 49 sam 3) Keferstein und Ehlers I. c. p. 26. Tat. II, Fig. b6 und 27. * 558 höher entwickelten Nesselknöpfchen unterschieden, weiter verfolgen; als kuglige, lebhaft pigmentirte Körper bis zu der Grösse eines Nadel- kopfes flotlirten sie in Menge an der Meeresoberfläche, obne durch ener- gische Bewegungen zu einer selbstständigen Locomotion befähigt zu sein. 40, A2 und mehr Deckschuppen legen sich zu einem Strobila-ähnlichen Körper zusammen und scheinen an einem Ausläufer des Stammes befe- stigt zu sein. In dieser Gruppirung erinnern dieselben sowohl an die Schwimmsäule von Hippopodius als an die Krone von beweglichen Deck- stücken, welche die Gattung Athorybia auszeichnet, wenn gleich in einem geringern Grade beweglich. Die obern an der Spitze befindlichen Deckstücke sind die ältesten und die kleinsten, emporgehoben durch die neue grössere Generation von nachgewachsenen Sprösslingen bilden sie die äusserste Krone des Daches, die sich leicht vom Stamme trennt. Je weiter wir nach unten und innen fortschreiten, um so grösser werden die Schuppen, um so inniger und fester ist ihr Zusammenhang. Schon dies Verhältniss scheint mir darauf hinzuweisen, dass der Zapfen von Deckschuppen eine rein provisorische Einrichtung dieser Altersstufe ist, welche dem Ernährungsthier mit seinem Nebenspross Schutz gewährt, ohne desshalb dauernd in allen spätern Stadien zu persistiren. Man könnte allerdings in unserer Jugendform eine junge Athorybia vermu- then, allein die Nesselknöpfe, die jetzt wohl schon in 20facher Zahl vor- handen sind und sich an einem gemeinsamen Fangfaden befestigen, ® sprechen nicht für diese Deutung. Dagegen weisen sie, wie auch Ke- | (ne ? fersien und Ehlers hervorheben, auf Agalma Sarsii bin, von welcher ° an jüngern Formen von Sars und Leuckart* Nesselknöpfe beobachtet und beschrieben wurden, welche auffallend mit der vorliegenden überein- stimmen, Wie jene zeigen auch die unserigen eine auffallende Aehn- ° lichkeit mit den Nesselknöpfen der Diphyiden. Der Nesselstrang biegt ° sich in halber Spirale nach oben zurück, die grossen Nesselzellen, welche in 7 bis 8facher Zahl an jeder Seite desselben hervortreten (Taf. XLVIII, Fig. 37. a), lassen sich den langen gabelförmigen der Diphyiden in ihrer - Lage gleichstellen, aber mit gleichem Rechte den seitlichen Nesselkapseln ° am Nesselstrange von Forskalia und Agalma parallelisiren, denen sie auch in ihrer Form gleichen, .Der Endfaden wird durch eine knopfförmige Auftreibung ersetzt, deren Zellen birnförmige Kapseln einschliessen und in lange borstenartige Haare auslaufen. Wenn es feststeht, dass die glei- chen Nesselknöpfe an den ältern Polypen (nicht wie Leuckart angiebt an den jüngern) von jungen mit einer Schwimmsäule versehenen Agalma Sarsii vorkommen, so möchte die Zurückführung unserer Jugendform auf die genannte Art möglich scheinen, obwohl auch für Agalma rubrum und der Besitz ähnlicher jugendlicher Nesselknöpfe sicher die Forskalia-Arten ?) 1) Leuckart, Zu näherer Kenntniss der Sipkonophoren etc. pag. 89, 2) An jungen Forskalien mit 6—8 Individuengruppen und angelegter Schwimm- | D. \ 559 ist. Sehr richtig hat _übrigens schon Leuckart aus dem Aufireten jener Nesselknöpfe an Agalma Sarsii geschlossen, dass bei der ersten Bildung überhaupt nur kleinere und einfachere Nesselknöpfe produecirt werden und diesen erst später die grössern und vollkommenern Apparate folgen. Ebenso spricht für die Deutung als junge Agalma Sarsii die Form der Deckstücke, die nach Leuckart bei dieser Art sowohl wie Agalma clava- tum (wohl einer jugendlichen mit jener identischen Species) 5 gezähnelte Längsfirsien besitzen. Unter solchen Verhältnissen würden wir in der Entwickelung der Physophoriden Stadien antreflen, die gewissermassen als Larvenzustände in ihrem gesammten Baue von dem ausgebildeten Thierstocke wesentlich ahwöichen. In dem Kranze von Deckschuppen und den kleinen wenig entwickelten Nesselknöpfen tragen dieselben pro- visorische Organe, die mit dem weitern Wachsthum verloren gehen. Die Strobila-ähnliche Krone von Deckschuppen wird ausfallen, um der Luft- kammer freie Erhebung zu gestatten und bei oa en Stamme der Entwicklung einer Schwimmsäule Platz zu machen. Andererseits aber lernen wir erst jeizt den Athorybiatypus und seine Beziehung zu den Physophoriden mit einer Schwimmsäule verstehen; es wird klar, dass in ihm eine jenem Entwicklungsstadium analoge Bildungsform per- sistirt, in welcher sich die Deckschuppenkrone mächtig entwickelt und das Auftreten der Schwimmsäule verhindert. Mit dem Zurückbleiben auf einer morphologisch minder vorgeschrittenen Stufe siimmt der ge- ringe Umfang der Golonie, die Gedrungenheit und Kürze des Stammes, die mt Anzahl von Polypen und Tentakein. 9. Sind die Siphonophoren radiäre Thiere? Die Frage wird Jedem müssig erscheinen, welcher mit Leuckart weder die Einheit des Cuvier’schen Typus der Radiaten festhält, noch überhaupi in der radiären und in der seitlich- symmetrischen Bauart einen scharfen, ohne Uebergänge abgegrenzten Gegensatz anerkennt. So lange indess Forscher von so umfassender Bedeutung wie Agassiz für Cuvier’s Radiaten als für einen abgeschlossenen, einheitlichen Kreis in die Schranken treten, wird es gerechtfertigt sein, in einer einzelnen Abtheilung dieses Kreises die Architektonik einer Prüfung zu unter- werfen. Stimmt diese nicht streng mit den Gesetzen einer strahligen Wiederholung, wird sie gar eine bilateral-symmetrische, so muss nothwendig das Band, welches Polypen, Quallen und Echinodermen umschliesst, an und für sich schon locker , weil es nur der Form und nicht dem Wesen, das heisst der gesammten Organisationsstufe ent- lehnt ist, zerreissen und aus seinem Inhalt die Tvpen der Echinoder- men und Goelenteraten, die zuerst R. Zeuckari als Grundpläne er- kannte, um so bestimmter und selbstständiger hervortreten lassen. säule habe ich ganz ähnliche Nesselknöpfe, doch ohne den apicalen Fadenbüschel ‚beobachtet. 560 Da die Siphonophore, welche man wegen der Selbstständigkeit ihrer Theile und der Individualität der medusoiden Geschlechtsgemmen als Thierstock auffasst, aus einem einzigen Embryo hervorgeht, so haben wir zunächst in der Form der Entwicklung, in der Sprossung der einzelnen Anhänge, in ihrer Gruppirung am Stamme, kurz in der Architektonik des gesammten Stockes eine radiäre Anordnung zu suchen, wenn dem Begriffe eines Radiaten Genüge geleistet ist. Aber weder bei den Di- phyiden differenzirt sich nach Durchlaufung der Furchungsstadien der Embryonalkörper nach einem strahligen Typus, noch besitzen die jüng- sten Physophoriden mit Luftbehälter, Ernährungsthier und Nessel- knöpfen eine streng radiäre Anordnung. Im erstern Falle sprosst die Schwimmglocke einseitig und excentrisch, aber keineswegs in der Aclıse des Embryokörpers, welcher als ein grossblasiger Ballen dem medusoi- den Sprosse seitlich anhängt; bei den Physophoriden dagegen trägt das polypoide Ernährungsthier mit seinem hydrostatischen Aufsatze einen seitlichen unregelmässigen Knospenanhang, dessen Entfaltung und Ver- & grösserung mit dem fortschreitenden Wachsthume ebensowenig streng radiär zu nennen ist. Fassen wir die ausgebildeten Siphonophoren in das Auge, so bieten allerdings einzelne Arten mit verkürzter Leibesachse, wie z. B. Porpita, eine regulär strablige Form und Gruppirung der po- Iymorphen Anhänge, die bei weitem grösste Anzahl dagegen, insbeson- dere die Arten mit vorwiegender Längsstreckung der Leibesachse er- halten einen deutlich bilateral-symmetrischen Bau. Wenn auch bei den Physophoriden durch die Spiralwindungen des Stammes die Erscheinung einer zwei- oder vielstrahligen Schwimmsäule und der ringföormigen Anordnung der polypoiden Sprossen und Fangfäden er- ! zeugt wird, so bleibt die Vertheilung dennoch eine bilateral-symmetri- sche, indem alle Anhänge nach Auflösung der Spirale einseitig linear in eine Ebene fallen, welche man der Medianebene oder Sagittalebene der seitlich-symmetirischen Thiere an die Seite setzen kann. Durch diese ) wird der Siamm in eine rechte und linke Hälfie getheilt, welche. nur spiegelbildlich gleich, aber nicht congruent sind und nicht gegenseitig eine durch die andere ersetzt werden können. Wir erhalten daher am Stamme neben dem Oben und Unten, ein Rechts und Links, ein Vorn ? (Ventral) und Hinten (Dorsal). Indess wird man vielleicht der Architek- tonik des gesammten Stockes keinen hohen Werth zuschreiben, da es sich vorzugsweise um die radiäre Bauart der Individuen handelt, welche am Stamme sprossen. Aber auch an diesen zeigt sich, abgesehen von ' den einfachen Geschlechtsknospen, den Tentakelschläuchen und den Er- nährungsthieren, die radiäre Form entschieden in eine seitlich-symme- twrische übergeführt. Die zahlreichen so mannichfäch gestalteten Formen von Schwimmglocken und Deckschuppen sind bilateral, ebenso die Nes- selknöpfe. Letztere bringen die Nesselbatterien durch einseitige Wuche- rung der Epithelialschieht mit nachfolgender Spiraldrehung zur Anlage Il ss Tl a ra a a 1 a a a a EEE EEE EINEN SEEEENEERSREEERESEERESBESNBSDEERG: und besitzen eine Doppelreihe von grossen Nesseikapseln, deren Lage zur seitlichen Symmetrie führt. Unter allen Gruppen der Ouvier'- schen Radiärthiere sind es vornehmlich die Siphonophoren , in welchen sich seitlich-symmetrische und radiäre Architectonik vereinigen, durch ihren Bau wird leicht und überzeugend der Beweis geführt , u wir nicht exclusiv geometrische Verhältnisse zur Begründung der Verwandi- schaft benutzen können. Man hat auch öfter die Gtenophoren als zweiseilig symmetrisch herangezogen, indess, wie Fritz Müller!) über- zeugend nachgewiesen hat, mit Unrecht. Hier haben wir selbst bei dem bandförmigen Venusgürtel trotz der Zweizahl der Trichteröffnungen, Ma- gengefässe und Senkfäden einen zweistrahligen Bau mit congruenten Hälften ohne Gegensatz von Bauch und Rücken, wir haben die der seit- lichen Symmetrie am nächsten stehende Ueber gangsform des strahligen Baues; in den Schwimmglocken und Deckstücken der Siphonophoren geschieht in der Ausbildung eines differenten Rücken- und Bauchtheiles der letzte Schritt, um die radiäre in die seitlich- symmetrische Form überzuführen. CGassel, im August 1862. 4\ Archiv für Nalurgeschichte. 4864. Ueber die angebliche Bilateralsymmetrie der Rippenquallen. Erklärung der Abbildungen. Tafel ZLVI. Fig. i. Querschnitt durch ein Internodienstück vom Stamme der Apolemia uvaria. &. die vordere oder ventrale Fläche, $. die hintere Fläche mit ihrer Spalte. Fig. 2. Vorderes Stück unter 90facher Vergrösserung. a. Epithelialschicht und zarte Querfaserlage mit ihren Falten und Ver- diekungen. b. Die Lage der radialen haserallin: c. Hyaline streifige Schicht mit ihrem ventralen Zapfen d. innere Ringfaserlage und Epithel. Fig. 3. Internodienstück von der untern Fläche aus unter starker Lupenvergrösserung .«. die venfrale Linie, ihre Epithelverdickungen nebst hyalinem Zapfen. Fig. 5. Epithel des Tasters. Fig. 5. Grossblasige Zellen mit ihren Kernen aus der Tasterbasis. Fig. 6. Flimmerzellen mit zähem, wandständigen Protoplasma aus den drei Streifen \ des Innenparenchyims vom Taster, Fig. 7. Tasterspitze. a. Epithel mit Nesselkapseln. b. Die Faserlagen. c. Zellstreifen des Innenparenchyms mit den braun gefärbten Wülsten. Fig. er ‚ Nesselorgane. a. Grosse kuglige Kapsel, von der Oberfläche der Schwnkniefacken. Deck- stücke und braunrothen Taster. b. Kleine kuglige Nesselkapsel mit kurzer Spitze vom Polypen. ce. Ovale Kapsel mit zwiefach geknöpftem nn aus dem Epithel der Angelfäden. . Länglich elliptische Kapsel von der Besisileh, Grosse birnförmige Kapsel von der Tasterspitze. om Fig. 9. Vom Ende des Fangfadens im gestreckten Zustande. Man sieht die hervor- | Fig. Fig. Fig. Fig 40. Ah, „42. 48, Abk, hi 47. 18. 48; 20: g.21. . 22. 9. 23. 24. . Luftkammer von Forskalia Edwardsii. 562 ragende Spitze, in welche die Nesselzelle ausläuft. Stück des Fangfadens im verkürzten Zustande. Junge männliche Geschlechtsschwimmglocke von Abyla. Der Knospenkern 7 beginnt sich zum Schwimmraume auszuhöhlen. | . Epithel. . Innere Zellschicht. . Hyaliner Maniel. . Gefässe. . Geschlechtsknöpfel. . Zellige Auskleidung des Knöpfelraumes. | . Der Theil des Knospenkernes, der sich zum Raum des Schwimmsackes verflüssigt. mo no vmmy Junge männliche Geschlechtsknospe von Ki disseibs'Bedeutong all 2 2 a von Hippopodius. in Fig. 41. Weibliche Geschlechtsknospe von Apolemia bei centraler Einstellung. a. Ei. b. Keimbläschen. f Dieselbe unter stärkerer Vergrösserung bei peripherischer Einstellung der verzweigten Gelässe. c Buchstaben haben Tafel XLVL. a. Uebergang der hellen homogenen Lage in die Schicht der Faserplatten. b, Ringfasern der Luftkammer. c. Oeffnung der Luftilasche. d. Der untere Abschnitt des Luitsackes. e. Die sechs Scheidewände als Suspensorien des Luftsackes. f. Die Ringfasern des Luftsackes. . g. Aeussere bewimperle Zellenlage desselben. Luftsack einer ganz jungen Physophoride (Fig. 29). a. Luftblase. b. Luftsack. c. Luftflasche mit ihrer Oeffnung. d. Unterer Abschnitt des Lufisackes. Ein Theil der Luftkammer einer jungen Agalma rubrum. k f'. Spincterarlige Entwickelung der Ringmuskeln der Luftkammer ober- halb der Oeffnung der Luftflasche. 2 Die übrigen. Buchstaben wie in Fig. 16. Lufikammer der zweiten Forskalia-Art von Messina (contorta ?). | d’. Zelliger Inhalt des untern Abschnittes der Luftkammer. Die übrigen Buchstaben wie in Fig. 46. a. Zellen von der obern Schicht des Luftsackes von Agalma. Bet, er ef von Rhizophysa filiformis. c. Suspensorium des Luftsackes voh Forskalia Edwardsii. Schwimmsäule der zweiten Forskalia-Art von Messina. i Schwimmglocke derselben. Hippopodius pentacanthus in eigenthümlicher Haltung während der Bewegungs ‚ a. Oberer medianer Zipfel des Schwimmstückes. bh. Die beiden seitlichen Zipfel des Schwimmstückes. cc. Die beiden untern Fortsätze des Schwimmstückes. u. Untere Mündung des Schwimmekegels. Schwimmstück von der hintern Fläche, - Fig. Fig. F ig. . Fig. Fig. "Fig, Fig. Fig. . 25. . 26. . 27. 23. 2 . 30, “sl: Rn „38. 34. 35: 36. 37. 38. 39. h6, 563 Schwimmstück von der vordern Fläche. Nesselknopf derselben Form. Spitze der Schwimmsäulenachse und des Stammes von Hippopodius gleba. a. Knospen der Schwimmstücke. Oberer Vegetationspunkt. b. Knospen der Polypen neben der Mündung der Nebenachse. cc. Die spiralige Achse der Schwimmstücke. Nebenachse. d. Stamm. ee. Mantelgefäss. f. Centralgefäss des Schwimmsacks. g. Schwimmsack. Junge Diphyide. Schwimmglocke (obere). . Knospenanhang, Rest des Embryonalleibes. Grossblasiger Zapfen. . Epithel. Homogene Mantelschicht. eaew» Tafel XLVIII. Junge Physophoride mit Polyp, Luftsack, jungen Nesselknöpfen u. Knospen. Junge Physophoride in einem weiter vorgeschritienen Alter. Eine andere Physophoride, wahrscheinlich eine junge Stephanomia, mit zwei Tentakeln und einem Deckstück. Eine junge Physophoride von ®%/, mm. Länge mit einem Tentakel und zwei Deckstücken. Nesselknöpfe einfach, von provisorischem Baue. Nesselknöpfchen einer jungen Physophoride mit zwei breiten herzförmigen Deckschuppen (wahrscheinlich Agalma rubrum). a. Grosse Nesselkapseln. b. Nesselkapseln des Stranges. e. Birnförmige der Spitze. Junge Physophoride mit einer Deckschuppensäule, einem Taster (b), einem Polypen (a), mit Nesselknöpfchen, wahrscheinlich Agalma rubrum, Dieselbe von der Spitze aus gesehen. Junge Physophoride mit zwei blattförmigen ausgezackten Deckschuppen, einem kusligen Lufisack mit braunrothem Pigment, einem Polyper (a) und einem Tentakel (b). Bedeutend grössere Form derselben Art, wahrscheinlich eine junge Agalma Sarsii. Etwa 40 Deckschuppen bilden einen tannenzapfenähnlichen Körper. a. Polyp. b. Tentakel. !c. Polypoide Nebenknospen.'' d. Nesselknöpfe (in zu geringer Zahl gezeichnet). re ie Deckschuppe von der obern Fläche gesehen mit fünf gezackten Längskanten. a.b. Seitliche Flächen. c. d, Obere Flächen. f. Gentralgefäss. g. Säckchen mit drei Nesselkapseln. -h. Oberer schnabelförmiger Vorsprung. Deckschuppe von der untern Fläche gesehen. e. Untere sanft concave Fläche. Nesselkapseln dieser Form. a. Grosse Nesselkapsel des Nesselknopfes. b. Nesselkapsel aus dem Säckchen des Deckstückes. Deber die Vielzelligkeit von Noctiluca. Von Th. Wiih. Engelmann. Unsere Kenntnisse vom histiologischen Werthe der niedersten, zur Zeit die Protozoengruppe bildenden Organismen sind noch immer sehr beschränkt, und nur von wenigen dieser Organismen wissen wir, ob sie einzellig oder mebrzellig sind. Da es nun unumgänglich nothwendig ist, den histiologischen Werth') eines Organismus zu kennen, wenn über die thierische oder pflanzliche Natur desselben entschieden werden soll, wird es jetzt vor Allem wichtig sein, diesen Werth bei möglichst vielen der niedersten Organismen und besonders bei denen von zweilelhafter Stellung zu bestimmen. I! | Diess ist bis jetzt.mit voller Sicherheit nur für die Radiolarien ge- schehen, deren Vielzelligkeit nach den Untersuchungen von Johannes Müller?) und den neuen umfassenden Forschungen von Hückel?) fest- steht. Einzelne Beobachtungen, welche für die Vielzelligkeit anderer Rhizopoden sprechen, liegen noch vor; so Schulize’s*) Beobachtung vom kernartigen Körpern in der Leibessubstanz von Gromien. Häckel?) fand A 4) Die physiologischen und chemischen ÜUnterscheidungsmerkmale, wie Bewe- gung, Nahrungsaufnahme, Vorkommen gewisser chemischer Verbindungen u.a. m, die man so lange zur Trennung von Thier- und Pflanzenreich benutzt hat, haben si h ohne Ausnahme als ungenügend erwiesen und es wird uns, wenn einmal eine Grenze durch das organische Reich gezogen werden soll, wohl nur noch der verschiedene histiologische Werth, d. h. das verschiedene Verhältniss der Organismen zur Zelle als Richtschnur dienen können. — Vergl. hierüber: Gegenbaur, De animalium plan- tarumque regni terminis et differentiis. Lipsiae, 4864. und Gegenbaur, Grundzüge der vergl. Anatomie. Leipzig, 1859. p. 8—40. | | 2) Joh. Müller, Ueber die Thalassicollen, Polycystinen und Acanthometren des Mittelmeeres. Mit 14 Kupfertaf. 4. Berlin, 4858. 3) Ernsi Häckel, Die Radiolarien. Mit 35 Kupfertafeln. Fol. Berlin, 4862. 4) Max Schultze, Organismus der Polythalamien. Mit 7 Kupfertafeln. Fol. Leipzig; 1854. p. 22. 5) a.a. 0. p. 165. 965 bei Actinophrys Eichhorni regelmässig »eine grosse Anzahl rundlicher, ‚sehr feiner und blasser Kerne in der Eka des centralen Körpertheils ‚zerstreut«. = Bei den Infusorien hat Leydig‘ ) zuerst auf das Vorkommen von kernartigen Gebilden ir der Rindenschicht der Leibessubstanz aufmerk- "sam gemacht. Ich*) konnte dieselben bei mehreren Vorticellinen be- stäligen Was die übri igen zu den Protozoen°®) gezählien Organismen betrifft, "nämlich die Polythalamien, Noctiluken, Gregarinen und Amoeben, so "wissen wir über deren histiologischen Werth noch nichts;, doch dürfte es sehr wahrscheinlich sein, dass die Gregarinen und Amoeben einzellig, folglich pflanzlicher Natur ind. v Unter diesen Umständen wird es nicht uninteressant sein, die Viel- zelligkeit eines neuen Protozoenorganismus zu beweisen, wie diess hier für Noctiluca geschehen soll. Es finden sich nämlich in der glashellen, "den Körper nach aussen abgrenzenden Hülle dieses Thieres zahlreiche Kerne. Die früheren Beobachter‘) von Noctiluca erwähnen nichts von denselben. Die Kerne sind rundlich, mehr oder weniger scharf um- schrieben, besitzen eine Grösse von etwa 0,006" und liegen in ziemlich regelmässigen Abständen, ungefähr um 9, 04 4®®, von einander entfernt. Ich fand sie am deuilichsten bei solchen Thieren;, die bereits einen bis zwei Tage lang todt in Seewasser gelegen hatten. Nach Anwendung von Essigsäure traten dann die Kerne nicht merklich deutlicher hervor. ; Diess Vorkommen von zahlreichen, unzweiielhaften Kernen in der ‚äusseren Hülle von Noctiluca beweist uns, dass dieses Thier kein ein- ‚zelliger Organismus seia kann. Es hat uch in demselben schon eine ‚deutliche Differenzirung der Gewebe staitgefunden, in höherem Maasse als bei den En Wir können bei den Noctiluken bereits drei verschiedene Gewebsformen unterscheiden. Die erste derseiben wird ‚dargestellt durch die glashelle, kernhaltige Hülle, weiche den Körper um- grenzt. Als zweite zeigt sich uns die contractile Sarkodemasse, welche von einer in der Nähe des Mundes gelegenen grösseren ea Anhäu- fung aus radienartig das Innere der Kapsel durchsetzt und auf der innern "Oberfläche der Körperhülle zu einem zarten Sarkodebeleg zusamnıen- A) Franz Leydig, Lehrbuch der a des Menschen und der Thiere. Frank- furt a. M., 1857. p. 46. | 2) Zeitschrift (ür wissenschaiftl. Zoolosie. Bd. XI. 1862. p. 389. 3) Die Poriferen werden wir als pflanzliche Organismen aufzufassen haben, wenn bei ihnen wirklich, wie es nach den neuesten Untersuchungen scheint, alle den Körper ea menssenden Zellen ihre Selbstständigkeit behalten und nicht mit Aufgabe ihrer Individualität zu grösseren Complexen untereinander verschmelzen. Y 4) Quatrefages, in: Annal. des Scienc. natur. 3. ser. Zoologie. Tome XIV. 1850. P 226—235. Krohn, in: Archiv f. Naturgeschichte. Jahrg. 48. 41852. Bd.1. p.77—8*. AHuzioy, in: Quart. Journ. ofthe Microscop. Soc. Vol. Ill. 4855. p. 49—54. Webb, Did. p- 402. Busch, ibid. p. 199—202. Brighkiwell, ibid. Vol. V. 1857. p. 485—i94. 566 fliesst. Als dritte Form müssen wir endlich das aus alternirenden, stär- ‚ker und schwächer lichtbrechenden Schichten zusammengeseizte Gewebe bezeichnen, welches das Innere des grossen, schwingenden Fortsatzes der Noctiluken ausfüllt. Wir könnten auch noch die lebhaft bewegliche Geissel anführen, welche aus der Tiefe der als Mundöffnung funetioni- renden Einstülpung der Oberfläche des Thiers hervorragt. Nachdem wir nun gesehen haben, dass das die äussere Körperhülle bildende, consistente Gewebe nicht etwa Zellmembran ist, sondern einer grossen Menge miteinander verschmolzener Zellen gleichwerthig zu er- achten ist, können wir unmöglich den ganzen Körperinbalt, die beweg- liche Sarkodemasse als das Protoplasma einer einfachen Zelle ansehen, sondern müssen darin vielmehr einen Complex miteinander verschmol- zener Zellen erkennen, welcher andere physiologische Leistungen zw vollziehen hat, als das die Körperhülle bildende Gewebe. Diese Leistun- gen sind vor Allem Aufnahme und Verdauung von Nahrungsstoffen. M liegt nun nahe, von diesem Gewebe auf den histiologischen Werth der den Leib der Rhizopoden bildenden Sarkode zu schliessen ; welche sich morphologisch in nichts von der Sarkode der Noctiluken unterseheidei doch sind hier noch genauere Untersuchungen nöthig, Was schliesslich das den grossen schwingenden Fortsatz erfüllende, quergesireifte Gewebe betrifft, so müssen wir auch diess einer Mehrhei von Zellen gleichsetzen , die ihre Selbstständigkeit aufgegeben und sich zu einem Gewebe von besonderer physiologischer Bedeutung vereinig) haben. Welches die Leistung dieses Gewebes sei, steht zur Zeit aller- dings noch nicht fest, doch ist sie keinesfalls die der eontractilen Sar- kodemasse, nämlich Verdauung der geformten Nahrungsstofie. | Den A. Decbr. 1862. Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig. Ben DEE Zuger ERTRTIRT S N EN S = N & S I R B3 I N Ss ES n S = 58 a7 fliesst. Als dritte Form ker und schwächer lich bezeichnen, welches d der Noctiluken ausfüllt. Geissel anführen, welc renden Einstülpung der Nachdem wir nun bildende, consistente G grossen Menge miteinaı achten ist, können wir liche Sarkodemasse als sondern müssen darin zener Zellen erkennen vollziehen hat, als das gen sind vor Allem Auf liegt nun nahe, von di den Leib der Rhizopod morphologisch in nicht doch sind hier noch ger Was schliesslich d. quergestreifte Gewebe von Zellen gleichsetzen zu einem Gewebe von haben. Welches die L dings noch nicht fest, « kodemasse, nämlich Ve Den 1, Dechr. 186 Taf. XXXVIL ol: KU.Bd. ÜT WISS. fü „ul Ir | AU Se ZAU.bad. 300 aeitschr: für 10155. m Luf2sl er EFT j j } Easensiecher del Tin Anstiwd. Bach Deipziß. U 1} 1 DEE BREI SEN ENEEEEE SE Ee ocmna. = 102247 ,2:0.00.0m4 3.2 TEE RL GERT» narraape1“ nenne fliesst. 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