. ; FR ch Fe ie, Fa v rs i u ge « we PEN = N Se Ey 22 ee 7 a ER : VE anna Rage an a ee Den wi 1 ir? H h ® = 5 3u6t Aue 703 TH Be Arsen Ba Ban 52 SENT ER er RL En re Fr ER a Eee Be er i rag a 4 Mi : Ta . £ EEE PETE 5 Eh : RE EIERN SL FREE A ' . 2 | le . ee N eitschrift E für “ [AFTLICHE ZOOL x : N herausgegeben von P ” Carl Theodor v. Siebold, | Professor an der Universität zu München, ’ und 2 _ Albert Kölliker, Professor an der Universität zu Würzburg. 5 [' Mit'38 Kupfertafeln. von Wilhelm Engelmann. " 1863. E N Inhalt des dreizehnten Bandes. Erstes Heft. (Ausgegeben den 15. April 1863.) Seite e er die Chylusgefässe der Dünndarmschleimhaut. Von Heinrich Frey. A, 28 86 ...407 Zweites Heft. (Ausgegeben den 2. Juli 1863.) Entwickelung der Dipteren im Ei, nach Beobachtungen an Chironomus Musca vomitoria und Pulex Canis. Von Dr. August Weismann. an ne en en 459 Die Entwickelung von Musca vomitoriaimEi . . . . 2... 459 Einiges über die Entwickelung des Pulieideneies . . . . .. .- 203 Eur unasKelserunpen..... 2.0.0... 0.0 ls 2 son. (Taf. een gan der Cyprinoiden mit besonderer Berücksichtigung des Nerven- pparates von Dr. GustavLangin Pest. (Taf. XVIL) . . . . .. 8308 Verbindung der Hoden mit dem Rückengofäss bei den Insecten von adois, (Taf. XVII.) . Su IV Drittes Heft. (Ausgegeben den 4, September 1863.) Studien über das Gehörorgan der Decapoden. Von Dr. V. Hensen, Prosector ee ia Kiel. (Taf, ZIX—XXIL) 200 er De Zur Anatomie von Echinorbhynchus proteus. Von H. A.Pagenstecher, Pro- fessor in Heidelberg. (Taf XXHfLund XXIV.) :- ..2,.0. 22 3 Ueber einige Schizopoden und niedere Malakostraken Messina’s. Von Professor Dr. 6: Claus, ‚(Eaf.; XAN NEUIXE) nt u a a er Ueber das Epithel der Lymphgefässwurzeln und über die von Recklinghausen’- schen Safteanälchen. Von Prof. W. His in Basel. (Taf. XXX.) . ... 45 Ueber die Endigungsweise der sensibeln Nervenfasern. Von Wilhelm Engelmann: (Tal. AXXL) NAT RER ER Er Viertes Heft. (Ausgegeben den 10. December 1863.) Zur Morphologie der Schnecke des Menschen und der Säugethiere. Von Dr. V. Hensen, Prosector:in Kiel. (Taf. XXXI—XXXIV.) ........2.. 484 Beitrag zur Lehre von der Fortpflanzung der Insectenlarven. Von Nicolas Wagner, Prof. der Zoologie in Kasan. (Taf. XXXV und XXXVI.). .. . 544 Der Bienenstachel. Von AugustSo!llmann in Coburg. (Taf. XXXVil.) . . 528 Ueber das Gesetz der Erzeugung der Geschlechter bei den Pflanzen, den Thie- ren und dem Menschen. Kritische Bearbeitung einer Schrift des Herrn M. Thury von Dr. H. A. Pagenstecher, Prof. in Heidelberg . . ..... 544 Reisebericht von Herrn Dr. Carl Semper. Briefliche Miitheilung an A:K6lliker: (Taf. XXXVIH und XXRIR.) 23. 0%. Se E j Tu ’ _ Ueber die Chylusgefässe der Dünndarinschleimhant. ven Heinrich Frey. Mit Tafel I und II. Ss dürfte mancher sachkundige Leser bei dem Anblicke des Titels > wozu eine abermalige Arbeit aus einem gerade in der letzten Zeit lfach durchmustertien ad De Gebiete? in der Colonschleimhaut fein dich Zeitschrift | er sad won haben Re den Verfasser ns, ins Werk gesetzt, bei einiger ns zahlreiche n welchen Altes und Bekanntes bestätigt, Neues geprüft 'irt werden konnte. Ohnehin fehien reichlichere naturgetreue gen der Chylusbahnen im Dünndarm der Säugethiere noch gar lass wir es gewagt haben, neben die künstlerisch schönen der schen Monographie eigene dilettantenhafte Zeichnungsversu- tellen, um so mehr, als unsere Irjectionsmethode (mittelst trans- üssiger Massen) und die Aufbewahrung feuchter Objecte in nn doch manches besser erkennen lässt, als frühere Hülfsmittel sten. So theilen wir denn in Folgendem unsere allerdings Beobachtungen über die Lymphbahnen des Dünndarms mit, er Alles, was sich auf diejenigen der Peyer’schen Drüsen be- 'h hier mit völligem Stillschweigen, da dieser Gegenstand einer n, folgenden Bearbeitung überlassen bleibt. 2 Ba Heinrich Frey, Zotten die Oeffnung der Spitze, welche älteren Physiologen zur Resorption des Speisebreies so unentbehrlich geschienen hatten. Von da an begin- nen nun die einfachen blindgeschlossenen Chylusanfänge innerhalb jener sich mehr und mehr geltend zu machen, allerdings unter mannichfachen Widersprüchen von andern Seiten. i So hat die netzartiige Anordnung der Chylusgefässe seit längerer Zeit ihre Anhänger gelundeu und die Injeclionen der Gegenwart lehren, dass jede dieser beiden Ansichten ihre Berechtigung hat, keine aber in ihrer Ausschliesslichkeit richtig genannt werden kann. Die Beobachtungen vitaler Contractilität der Darmzotten, zusammen- fallend mit glatten Muskeln in denselben, die Erkennung eines eigen- thümlichen Baues der sie bekleidenden Epithahalechen waren wire Erweiterungen des Wissens. in einem umsichtig gearbeiteten Aufsatze hat Brücke‘) im Jahre 41854 den Darmzetten ein mit besonderer Membran versehenes Chylus- gefäss ganz abgesprochen und dasselbe nur als wandungslosen, der Zot- tensubsianz eingegrabenen Canal erklärt. Als Bemühungen, diese Auf- fassung zu stützen und zu erweitern, sind die vor einiger Zeit gemachten Angaben Heidenhain’s*) und die neuesien Recklinghausen’s?) zu beirach- ten, wonach die Chylusmoleküle auf ihrem Wege zum Axencanal der Zotte die Höhlensysteme der dem Zottengewebe zukommenden Binde- gewebskörper chen passiren sollien. Auch die Wege des Chylus durch die eigentliche Schleimhaut hat der Wiener Physiologe g genauer verfolgt und vieles, wie sich Kueeben wird, ıwrefllich erfasst. Die umfassenden Arbeiten Teichmann’s*) aus neuester Zeit sind wohl allgemein bekannt. Zum erstenmale erhalten wir genaue, auf die künst- liche Injection der Chylusbahnen gestützte Angaben über die Säugeibier- darmzotien. Sie bringen viel Richtiges, aber auch manches Irrthümliche. Die Injection allein, ohne Beachtung des Gewebes, kann hier nicht das leizie Wort reden, und die von diesem Forscher so geringschätzig behan- delten Versuche früherer Beobachter, durch die Beobachtung der Chylus- resorption sich eine Anschauung der betreffenden Bahnen zu verschaffen, haben in manchen Punkten Richtigeres zu Tage gefördert, als die künst- liche Injection jenes Anatomen (dessen grosse Verdienste um die Kennt- niss.des Lymphsystemes wir im Uebrigen gern anerkennen). Während Teichmann überall Lymphgefässe in der Schleimhaut des 4) Brücke, Ueber die Chylusgefässe und die ae des GRSIUB, in a Denk- schriften der Wiener Akademie. Bd. 6. S. 406. 2) In Moleschott's Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen. Bd. 4. S. 251. 3) Recklinghausen, Die Lymphgefässe und ibre Beziehung zum Bindegewebe. Berlin, 1862. S. 79 etc. 4) Teichmann, Das Saugadersystem vom anatomischen Stang! Leipzig, 1B6i, (besonders S. 74—92.) {4 Ueber die Chylusgefässe der Dünndarmschleimhaut,. 3 Dünndarms annimmt, ist kürzlich ein umsichtiger Beobachter, Hist), alt ihrer zur Alsiehling- im Bindegewebe verlaufender und nur vom Bindegewebe eingegrenzter Chylusräume oder »Schleimhautsinus«, wie ‚er sie nennt, gelangt. | Ba Auch das Gewebe der Schleimhaut en sowie dasjenige a nem erfahren. Schon Brücke 2) hat das lockere Gefüge letz- rer vergeblich auf seine Textur geprüft; ebenso Donders®). Genauer auf dasselbe ist namentlich His in der eben erwähnten ntersuchung eingetreten. Ausgehend von der richtigen (auch von An- sen schon vorher beobachteten) Thatsache, dass sowohl das Balken- etzwerk des Peyer’schen Follikels, wie die in dessen Maschenräumen gelegenen Lymphkörperchen sich stellenweise continuirlich fortsetzen in Schleimhaut- und Zottenbindegewebe, gelangt er einmal dahin, die 'e Zellenformation sowohl im Innern der Zotten, wie zwischen n Lieberkühn’schen Drüsen der Mucosa re — wo sie frühere enigen olyniplioiden« Follikel ap eicich kinklitellen?“ So amt er dazu, eine »adenoide« Substanz der Zotie und Mucosa als dImasse zu vindiciren, » welche die wesentlichen Eigenschaften der drüsensubstanz besitzt und daher mit dieser ineine Reihe zu stellen e, an die Blutgefässe sich anschliessend, ein Gerüste bilden, in aschen Iymphkörperchenartige Zellen eingelagert sind. *) ses »adenoide« Gewebe des Darms hat dann bereits, wie wir Untersuchungen über den Bau der Peyer’schen Drüsen und der Dünn- mhaut. ‚Leipzig, 1862. (Separatabdruck aus der Zeitschrift für wissen- oologie. Bd. 44. Heft 4.) „2.0. 8.405. . Si Physiologie des Menschen, Theile'sche Ucbersefzung. 4. Aufl. I Enden u bis in die Chylusbahnen %« denn er glaubt, mie adenoide Substanz des Darmes, die Br Follikel nicht minder an ung übernehmen kann, d. h. dass die Zellen, die in Ihr liegen, nicht die 18 haben, in ihr liegen zu bleiben, sondern zunachst in die Chyluswege iese in die Gesammitcirculation zu gelangen. Am meisten scheint ihm die Injectionsresultate damit nicht stimmen) die Meinung für sich zu so dass bei Ausdehnungszuständen der Durchtrilt möglich sei. Wir hoffen wie trefllich diese Wand schliesst und dass dis betreffenden Zellen normal ‚in. die Circulalion gelangen. andbuch der Gewebelehre. 4. Aufl. Leipzig, 1862. 8. 70. 4 Heinrich Frey, neue Auflage seiner Gewebelehre aufgenommen. Genauere Prüfung lehrt nämlich, dass es keineswegs immer die wesentlichen Eigenschaflen der ER EREREEER besitzt. Einiges haben wir schon früher kurz mit- getheilt.!) Hier mögen nun die genaueren Angaben folgen. Die Methode, weicher wir uns bei der Untersuchung bedienten, war die zur Zeit übliche. Der frische Darm, bald mit, bald ohne vorherige Injection, wurde in Alkohol so lange erhärtet, bis er einem scharfen Ra- sirmesser feine Schnitte gestatiete. Die in dieser Weise gewonnenen Objecte wurden dann bald in geringerem, bald in höherem Grade vor- sichtig ausgepinselt. Als ein passendes Unterstützungsmittel wandten wir häufig die Gerlach’sche Garmintinction an. Als Zusatzflüssigkeit be- dienten wir uns theils des reinen, theils des mit Wasser in beliebigem Grade versetzien Glycerins. Gehen wir nun zur speciellen Erörterung der Ersekieiene über. Der Dünndarm des Schafs empfichlt sich zu derarligen Untersu- chungen ganz besonders. Durchmustert man einen Horizontalschnitt durch die Randpartie eines Peyer'schen Drüsenhaufens, wie sie im unte- ren Theile des Ileum in Menge vorkommen , so sieht man das Trabekel- gerüste des Follikels unter dem bekannten Bilde. Fasern von 0,00125— 0,00083° Dicke verbinden sich zu einem Netzwerke theils rundlicher, iheils polygonaler, 0,0125 und 0,04—0,00625”’ messender Maschen. In vielen der Knotenpunkte des Netizgerüstes lehrt namentlich die Garmin- tinction das Vorkommen eines ee rundlichen oder länglich runden Kernes. Erfüllt werden die Maschenräume des somit zelligen Neizgerüstes von einer Anzah! bald grösserer, bald kleinerer Lymphkörperchen, 'wel- che in nichts von den gleichen Gebilden anderer Organe abweichen. Wie His in seiner Arbeit richtig bemerkt hat, treten von der Peri- pherie des Follikels in bald geringerer, bald grösserer Anzahl strangartige verbindende Brücken mitten durch den Iymphatischen Umhüllungsraum jenes in das benachbarte, angrenzende Schleimhautgewebe herüber. In der ee des Follikels (um diesen Ausdruck hier anzuwen- gen) geht das Gewebe des einen Follikels oft in voller Breite in dasjenige eines andern benachbarten über. Zahlreiche querdurchschnittene Lieber- kühn'sche Drüsen treten, in kreisförmiger Stellung den Follikel umziehend und ibn so Gieaeichwerhk, an solchen Stellen auf. Wie verhält sich nun das Gerüste an beiderlei Localitäten ? Schon die erste Beobachtung lehrt, dass jenes die continuirliche Fortsetzung des Follikelgerüstes aarsiellt und namentlich in den zuletzt erwähnten verbindenden Schichten keinerlei Differenzen irgend erbeb- licher Natur erkennen lässt, wie Taf. I, Fig. 35 zeigen kann. Denn dass die Maschen häufig schmäler als im Follikel selbst und überhaupt un- 1) A. Schärtl, Einige Beobachtungen über den Bau der Dünndarmschleimhaut. Zürich, 1862. Diss. Ueber die Chylusgelässe der Dünndarmschleimhaut. ' 5 mässiger erscheinen, ist bei der so weichen Beschaffenheit des ir u ohne Belang. Schon etwas mehr modifieirt zeig! ıs Gewebe in den strangartigen Brücken ersterer Ari mit lang ge- Maschen und einer nicht mehr als netzartig re zu ba somit schon hier das Gewebe ieh ieh als ein He Follikels völlig identisches, sondern nur noch als ein jenem hnliches bezeichnet werden. Dagegen sieht man die Zelleninfil- s letzteren in beiderlei angrenzende Stellen der Mucosa sich , sodass hierauf hin für das extrafollikuläre Schleimhautgewebe nz der Lymphkörperchen nicht in Abrede zu stellen ist (Taf. 1, Man könnte also soweit die Existenz eines »adenoiden« Schleim- ebes nach der Bezeichnung von His zugeben. essen entfernt man sich etwas weiter von dem A Fol- ce sieht man, wie der histologische Charakter der Schleimhaut sich nd mehr keranident: Zwischen den Querschnitten hier befindlicher ühn’scher Drüsen werden die Balkennetze mehr und mehr unre- ig (Taf. I, Fig. 4), unbestimmter , einzelne Bindegewebsfibrilien nverzweigt verlaufend auf kürzere Strecken aus der Masse her- man hegesnet einer mehr unbestimmten, nicht mehr durchaus ;heinenden Substanz. Fig. 5 unserer ersten Tafel stellt eine ‚Erscheinungsform des Schleimhautbindegewebes hei a und 5b dar. eichen lockeren Gewebe jedoch werden auch hier die Intersti- ymphzellen in bald geringerer, bald grösserer Menge erfüllt (d). isse Siellen sind für die wechselnde Natur unseres Schleim- s besonders bezeichnend. Um die (im Diameter 0,01917, ),03495”” betragenden) Lieberkühn’schen Drüsen herum er- letztere, wie schon bemerkt, zuimehr homogener membranö- ‚erdichtet Me kufig: . ya en den Drüsen- a eines enitinbchäin Pe Enlipnen Lieber- chläuche werden ganz gewöhnlich im lleum des Schafes ‚ere Brücken des Schleimhautgewebes von benachbarten Au- gen geschieden (Taf. I, Fig. 2b). In dem trennenden Gewebe (a) ‚ uns der nätnliche ebrilläve Charakter; ebenso um die deutlich nnenden, die Schleimhaut durchziehenden Chyluswege (c), deren 5 Heinrich Frey, Wandung im Uebrigen nur von der membranartig verdichteten Grenz- schicht des Bindegewebes hergestellt wird, ganz in der gleichen Weise, wie wir es in einer früheren Arbeit für die Lymphwege des Colon an- gegeben haben. Die eben geschilderten Texturverhältnisse an für ie Natur des Bindegewebes überhaupt nicht ohne Interesse. Sie zeigen räumlich neben . in geringen Entfernungen die eine Varietät des Bindegewebes in eine zweite und dritte übergehend , Dinge, welche die pathologische Gewebelehre zeitlich nach einander bekanntlich dargethan hat. Indessen ist man nach dem Angeführten noch berechtigt, die Dünn- darmmucosa ein adenoides Gewebe zu nennen? Wir glauben die Frage verneinen zu müssen, wenn wir uns der Textur des Peyer’schen Folli- kels, des Milzkörperchens und der Lymphdrüsenalveole erinnern. Das Gewebe der Schleimhaut ist unverkennbar ein ähnliches, aber nicht mehr dasselbe. Nur im Peyer’schen Follikel und höchstens noch dessen allernächster Umgebung erscheint es für uns als ein solches; etwas ent- fernter davon kann es allein noch als ein nahe verwandtes bezeich- net werden. Wie es im Dickdarm sich weiter modificirt und im Magen in ganz gewöhnliches Bindegewebe auslaufend sich gestaltet, ist bereits in dem vorhin erwähnten Aufsatze angegeben worden. Was en des Schafs betrifft, so überzeugt man sich’ an passenden Vertical-- oder Schiefschnitten leicht von dem continuirlichen Uebergang ihres in die zwischen den Zieberkühn’schen Drüsen gelegene Substanz. Nach demjenigen, was wir gesehen, trägt auch das Zoitengewebe denselben unbestimmt und unregelmässig netzartigen Cha- rakter mit homogener, membranöser Tegiishrkae Hack aussen, sowie nach innen gegen die bald einfachen, bald complieirten Chyluswege hin. So deutlich netzartig, wie His die Darmzotte eines Kalbes (a. a. 0. Taf. 1, "Fig. A) zeichnet, wollte uns das Zoitengewebe nirgends erscheinen. Die Menge der in'der Darmzotte eingebetteten Lymphkörperchen ist im Uebri- gen für das Schaf, wie die Säugethiere überhaupt, eine recht beträcht- liche zu nennen. — Ueber die Muskeizellen und das Epithel der Darmzotte können wir hier mit Stillschweigen weggehen ; dagegen fügen wir noch ein paar Worte über Stellung und gröberen Bau der ganzen Gebilde hinzu. In den von uns benutzten unteren Partieen des Jleum waren die Zeiten mit ihren verbreiterten Basen überall netzförmig zusammengeflos- sen und grenzten so rundliche oder stumpf polyedrische Räume von Yo und %,,5 Durchmesser ein. In den so gebildeten Gruben mün- deten dann die Gruppen der Lieberkühn’schen Drüsen, deren wir schon oben bei dem tieferen Horizontalschnitt gedacht haben, aus. Die aus der Netzfalte sich erhebenden freien Darmzotien waren mehr oder weniger abgeplattet, von bald geringerem , bald grüsserem Quermesser. Ihre r 4) S. diese Zeitschrift Bd. XII, S. 348. Ueber die Chylusgefässe der Dünndarmschleimbaut. ' Höhen fanden wir an in. Weingeist erhärteten und also geschrumpften Be von %——"/% im Mittel variirend. !) "Die von uns zur Beobachtung benutzten Schafdärme waren vorher ec der Ayril- Teichmann’schen Methode mittelst kaltflüssiger Massen injieirt worden. Wenn nun auch die ersten dieser Einspritzungen nicht brillant ausfielen, so dass wir auf ausführlichere bildliche Darstellungen verzichtet haben, so genügten sie doch, die.Chyluswege genau zu er- kennen; später haben wir dann treffliche Injectionen erhalten. Für die Darmzotten des beireffenden Thieres gelangten wir im All- gemeinen zu ähnlichen Resultaten, wie sie Teichmann in viel ausreichen- r Weise geschildert und mit mehreren schönen Zeichnungen illustrirt Bald findet, sich nur eine einfache, die Axe der Zotte durchziehende usbahn bis 0,02 und 0,025” Stärke (Taf. I, Fig. 1 c); häufiger kom- ‘zwei (a) oder mehrere (b) verschieden stärke Längsstämme vor, jelche nach oben im Spitzentheil der Zotte schleifenartig in einander übergehen und in ihrem Verlaufe nach abwärts durch quere Bahnen zarlig communiciren. Die Darmzotten des Schafes gewinnen hier- lurch ein eigenthümlich complicirtes, bei andern Säugethieren nur aus- nahmsweise aufireiendes Ansehen. Schon die wenigen Zeichnungen un- rer ersten Figur können hiervon eine Vorstellung gewähren und weitere iche Darstellungen findet der Leser bei Teichmann. ter den Basen der Darmzotten entsteht durch die Verbindung der relenen Chyluscanäle um Gruppen Lieberkühn’scher Drüsen herum hor izontal ausgehreitetes vr ne weiter N. ege. von die- er er Befndliche höchst dichte Netzwerk vl weiter Chylusgelisse ar 1, 0,005, 0 ‚150, 02 ke 0,025” Sl: en ein Neiederk ndlicher oder Ss Maschen (Taf. I, Fig. 2). Die eingegrenzten 'elder messen a an 9 1-0, 05 ii und NS eine bald 8 | Heinrich Frey, wenig als eine Epithelialbekleidung!), eine specifische Gefässwand ent- decken, wie sie den im submucösen Gewebe gelegenen Lymphgefässen zukommt. Der Sirom ist somit, wie schon bemerkt, nur durch das mem- branös verdichteie Bindegewebe der Nachbarschaft eingegrenzt. Diese Eingrenzung ist indessen eine so vollkommene, dass sie physiologisch dasselbe leistet,. wie die specifische, vitaler Gontractilität entbehrende Wand eines Blutcapillargefässes. Demnach (und alles, was wir an Chy- lusbahnen bei Säugethieren bisher injieirt haben, gab ausnahmelos das gleiche Resultat) dringt auch von .den feinkörnigsten Injectionsmassen, wie dem Beale’'schen Blau und Carmin, kein Korn in das angrenzende Schleimhautgewebe ein. Indem diese feinsten Moleküle der eingespritz- ten Gemische somit die Wandschicht der Bahn nicht zu durchdringen vermögen, wird mit Nothwendigkeit für die den Farbemolekülen gegen- über riesengrossen Lymphkörperchen dasselbe sich ergeben; sie werden nicht im Stande sein, unter normalen Verhältnissen in Chylusbahnen zu gelangen, vielmehr als von letzteren durchaus geschieden betrachtet werden müssen. — Ueber die Fettresorption im Dünndarm des Schafes besitzen wir keine eigenen Erfahrungen; auch Brücke hat uns nichts in seiner Arbeit darüber berichtet. Nach diesen Angaben über die Dünndarmschleimhaut des Schafes wenden wir uns zu derjenigen des Kalbes, wo wir eine reichliche An- zahl vollständig gelungener Lymphinjectionen zur Disposition hatien. Fig. 6—11 der ersten Tafel werden einen Theil der hier zu erörternden Verhältnisse dem Leser versinnlichen können. | Vergleicht man das lleum des Kalbes (in Zürich werden stets ältere Thiere als in Deutschland geschlachtet) mit demjenigen des Schafes, so fällt zunächst die ansehnlichere Dicke der Mucosa auf. Diese misst ohne die Zotten etwa %%”. (Vergl. Taf. I, Fig. 66 und Fig, 76.) Noch beträchtlicher ist die Verschiedenheit im Bau und der Stellung der Zotten. Dieselben stehen dicht gedrängt, eine neben der anderen (Taf. I, Fig. 6 und 7 a, a) und zeichnen sich durch viel längere, schlan- kere und zwar im Allgemeinen cylindrische Gestalten aus. Exemplare von %, Länge bilden vielleicht das gewöhnlichste Vorkommniss. Andere erreichen noch ansehnlichere Dimensionen bis zu %%”' und mehr. Hier und da erlangt einmal mitten unter einem Walde gewöhnlich langer Zot- ten eine einzige eine ganz colossale Grösse. So besitze ich ein Injections- präparat mit einer Darmzotte, die bei einer Länge von fast %,” ihurm- artig die Spitzen der ganzen Gesellschaft überragt. Nach unten pflegen die Zoiten des Kalbes mehr oder weniger mit rundlichem oder länglich 4) Die Angaben Recklinghausen’s (a. a. O.), welcher allen Lymphwegen ein Epi- tbelium vindicirt, müssen verdächtig erscheinen. Keinerlei Untersuchung zeigte uns für Dünn- und Dickdarm etwas derartiges. An Präparaten, wo alle Epithelien der Darmschleimhaut (d. h. die der Lieberkühn’schen Drüsen und Bluigefässe) durch roth gefärbte Kerne heraustraten, blieb die Chylusbahn von Zellenbekleidung stets frei. Ueber die Chylusgefässe der Dünndarmschleimbaut. 9° ‚rundem Querschnitie (Taf. I, Fig. 9 @, d) in das Schleimhautgewebe - überzugehen, obgleich man auch andern Formen begegnet. ' Die'Schleimhaut zeigt in gedrängtester Stellung die schlanken, ge- - rade verlaufenden Lieberkühn’schen Drüsen (Taf. I, Fig. 7b), an denen es uns hier im Uebrigen eben so wenig als an Sudan Dnndärnien hat ge- lingen wollen, eine besondere, vom Schleimhautgewebe hersohtbuenn 'Membrana propria zu erkennen. Die Länge jener fanden wir 0,1625 — 0,175”. Die unter ihnen befindliche Museularis mucosae bat eine ‚od Dicke von 0,0175”. ' Das Bild dagegen, welches die Schleimhaut des Kälberdarms auf nssischnisten gewährt, fällt demjenigen des Schafes sehr ähnlich aus. Von den Peyer’schen Drüsen ausgehend, erkennt man auch hier ‚unter günstigen Umständen in nächster Umgebung das gleiche netzför- mige Gewebe, welches wir für das Schaf oben geschildert und auf Taf. 1, ig. 3 abgebildet haben. Auch hier erscheint von diesen Stellen an der Reichthurn Iympbatischer Zellen im Schleimhautgewebe als ein sehr be- trächtlicher, so dass die Interstitien zwischen den Zieberkühn’schen Drü- sen von jener Zellenformalion oft ganz dicht erfüllt getroffen werden (Taf. I, Fig. 10. 11 a, a). | | His end pun an en N RB en An- um ken und Schärfste hervortritt, ändert sich dann aber- ‚mals bald, oft in geringer Entfernung, nach der für das Schaf angegebe- nen Weise die Scene. Das Schleimhautgewebe wird ein anderes, weniger förmiges und mehr fibrilläres; die Lymphzellen können dann min- ichlich über einzelne Strecken verbreitet sein. Stellenweise — und ter auffallend genug gerade in nächster Nachbarschaft des den yer'schen Follikel umziehenden !Iymphatischen Umhüllungsraumes — ib die fibrilläre Form des Schleimhautbindegewebes so auffallend her- , dass feste dicke Faserbündel die Querschnitte hier gelegener Lieber- scher Drüsen trennen und Lymphzellen an derartigen Localitäten z fehlen können. Es ergeben sich so — und die Beobachtung ist ht Pe Interesse für die Natur der verschiedenen Bi odeaewellken- — auf kleinem Flächenraume neben einander drei Varietäten des effenden Gewebes die »adenoide«, die fibrilläre und eine beide 1e verbindende Mittelform. eohachtet man einen tieferen Stellen der Schleimhaut eninomme- izontalschniit, so ist die Gruppirung der Lieberkühn’ schen Drüsen liche, wie beim Schafe. )ie Durchschnitte derselben (Taf. I, Fig. 11 b), 0, 01532, 0,01796— 40°" und mehr messend ‚- werden durch Die Brücken 0,00255 und 0,00383—0, 00639 und 0,00766'” Breite geschieden. ı eine bald geringere, bald grössere Zahl dur letzteren treten stärkere degewebige Einfriedigungen auf und im Innern derselben, bald voll- 10 Heinrich Frey, ständigere Ringe, bald unvollkommene bogenartige Züge hildend, be- air andie 0, 00540 und 0,00639—0, 00898'” weiten Chylusbahnen (c). Die Grösse der von en eingegrenzten Felder mag im Mittel 0,05109-—0,07663” betragen. Noch tiefere, der Muscularis mucosae ganz nahe gelegte Horizontalschnitte ändern wenig in dem Bilde der Drüsen und des sie beherbergenden Schleimhautbindegewebes. Letzteres bleibt Iympbzellenführend, wie in den oberflächlichsten Lagen. -An guten Ver- iiealschnitten bemerkt man dem entsprechend auch die Lymphkörper- chen den blindsackigen Endtheil der:Zieberkühn’schen Drüsen umziehend (Fig. 7). Die Gestalt der Chylusbahnen ist aber eine andere geworden, was:sich am besten aus der folgenden Beschreibung injicirter Objecte ergeben dürfte. Nach aufwärts, d. h. gegen die Zoitenbasis hin, geführte Horizontal- sehnitte der gun, zeigen die Lieberkühn’ a Drüsenöffnungen durch ähnliche, oft aber unregelmässigere und nicht selten breitere In- terslitien eines an Lymphbkörperchen recht reichen Bindegewebes ge- trennt (Taf. I, Fig. 40). Es fehlen aber die bogen- oder ringartig laufen- den Chyluswege und statt jener Formen begegnet man ihnen in Form getrennter rundlicher oder länglicher Oeffnungen .(d,.d). Höchst instruc- tive Bilder ergeben die bei solchen Präparaten häufig vorkommenden Querschnitte von Grundtheilen der Darmzottien {c, ce). Man sieht von einem solchen Querschnitt in eigenthümlicher Art mehr radienartig Bin- degewebezüge zwischen Drüsenöffnungen abgehen, wie unsere Zeich- nung leicht versinnlichen dürfte, und im Innern der quergetroffenen Zette erscheint als ein ansebnlich weiter, bis zu 0,03832 und 0,054.09”’ mes- sender Raum, bald in mehr rundlichem, bald in mehr stumpfeckigem Ansehen der Chyluscanal der Zotte. Taf. I, Fig. 40 zeigt links und unten bei ce den Querschnitt einer Darmzolie, wo neben einem grösseren Chy- lusgang noch ein zweiter viel engerer als seltene Ausnahme erscheint. Auch beim Kalbe behält das Darmzottengerüst den grossen Reichthum an Lymphzellen und erscheint an gut ausgepinselten Objecten unter einem ganz ähnlichen Ansehen, wie wir es oben für das Schaf geschil- deri haben (vergl. Taf. I, Fig. 10c: auch Fig. 9). Ä Gehen wir jetzt über zur Belilderns der Chalusknlugen in der Dünndarmschleimhaut des uns beschäßinändon Thieres. | Injectionen sind uns beim Kalbe verhältnissmässig leicht und we- nigstens an zwanzig verschiedenen Stellen geglückt.. Am: leichtesten er- füllen sich die Peyer'schen Drüsenhaufen und die über und unmittelbar. neben diesen stehenden Darmzotiten. Letztere sind aber. an selchen Localitäten nicht allein beim Kalbe, sondern auch hei anderen Säuge- thieren, keinesweges immer in dem einfachen typischen Ansehen des übrigen Dünndarms, sondern häufig auch in complicirteren Gestalten er- scheinend. Wir werden desshalb hier wie in der ganzen Arbeit von sol- chen umgewandelten Darmzotten mit verwickelteren Chylusbahnen ab- Ueber die Chylusgefässe der Dünndarmschleimhaut. 11 sehen, um so mehr, als eine andere Untersuchung, welche die Lymph- bahnen der Peyer’schen Drüsen behandelt, unmittelbar diesem Aufsatze nachfolgt. Aber auch für die gewöhnlichen Stellen der Schleimhaut des Heum gelingt die Einspritzung bei einiger Ausdauer mittelst kaltlüssiger Mas- sen sehr schön ; meistens allerdings nur für kleinere, einen oder ein paar Quadrätcentimeter betragende Flächen, dann aber so vollständig, dass kaum eine Zotie unerfüllt bliebe. 8 Taf. I, Fig. 6 stellt einen möglichst getreu gezeichneten Vertical- schnitt einer solchen Localität bei schwacher Vergrösserung dar. Erinnert man sich des beim Schale Beobachteten, so fällt vor allen Dingen die grosse Regelmässigkeit und Einförmigkeit der Chylusbahn in - der Darmzotie auf /«). Das schlanke eylindrische Gebilde beherbergt einen ganz ähnlich geformten, im Verhältnisse zur Zotte weit zu nennenden Chyluscanal. Seine Breite beträgt im Mittel 0,01277—0,03194””, so dass - die ihn deckende Lage von Zottengewebe eine mittlere Mächtigkeit von „Le 0,00383—0,01020” besitzt. Nach oben gegen das blinde Ende der Darmzolten zu fand ich viele Chyluscanäle beim Kalbe nicht ampullen- artig erweitert, sondern im Gegentheil eiwas verengt. Es können dieses mehrere Darmzotiten der Taf. I, Fig. 6, ebenso die der Fig. 8 a, 5 ver- sinnlichen. Andere bleiben hin: zu brenn Fundus ähnlich geräumig, wie Taf. I, Fig. 7 zeigt. Das blinde Ende des Chyluscanales ragt im Uebrigen hoch in die Zottenspitze und zwar fast regelmässig hinauf. Nach abwärts zu gestaltet sich der Quermesser jenes (möglicher- weise durch die Einfüllungsgrade bestimmt), in dreifacher Art. Er kann gleich weit bleiben (wie z. B. die meisten Zotten der Taf. I, Fig. 7 er- scheinen) ; es kann sich gegen die Basis der Darmzotte hin die Chylus- bahn erweitern (Taf. I, Fig. 8a, b, c); es kann endlich eine Verenge- rung, bald in geringerem, bald in höherem Grade hier erscheinen (Taf. I, Fig. 6 an kehndren Stellen). er r Teichmann (a. a. 0. S. 80) berichtet uns, dass beim Kalbe die Mehr- zahl der Zotten ein oder zwei Gefässe, weniger häufig eine grössere An- zahl derselben enthalte. Ich muss nach demjenigen, was ich selbst ge- sehen habe, für die von mir injieirien Localitäten das Vorkommen eines einzigen Chyluscanales als die herrschende Regel bezeichnen. Zwei Chy- Iuseanäle in einer Zotie sind mir nur als höchst seltene Ausnahmen ein "paar Mal zur Ansicht gekommen. Eine noch grössere Zahl habe ich am Kalbsdarme nicht gesehen. Auch Teichmann selbst (Taf. XII, Fig. 1 sei- nes Werkes) führt i in grossem Ueberschusse eincanälige Barminsilen bild- - lich vor. Dagegen können wir das von jenem Forscher beobachtete Vor- kommen gablig getheilter Darmzotten mit dem gleichen Verhalten des ee rales bestätigen (Taf. I, Fig. 8d). ' An der Schleimhautfläche dhehkthnderen steigen die Chyluscanäle des Kalbes durch diese in mehr oder weniger senkrechtem Verlaufe und 12 Heinrich Frey, nach demjenigen, was wir gesehen haben, wenigstens sehr häufig in verfeinerter Gestalt zwischen den Lieberkühn’schen Drüsen nach abwärts. (Taf. I, Fig. 7 c, c, Fig. 65.) Ein Zusammenstossen je zweier Zollen- canäle zu einem einzigen abf übrenden Canale kommt entschieden beim Kalbe hier und da ver, ist aber nicht die Regel. In nicht anörose Tiefe unter der freien Schleimhautfläche kommt es unter Bildung von Quergängen zur Herstellung des oberflächlichen Horizontalneizes. Man vergl. Taf. I, Fig. 6, wo bei c dieses Netzwerk in mässiger Füllung Sniskchen naturgetreu en ist, und Taf. 1, Fig.7d, wo die Auahiki innen eine stärkere war. Es versteht sich von selbst, dass ein aus dieser Höhe entnommener Querschnitt das Bild von Taf. I, Fig. 14 ergeben wird. Unter diesem oberflächlichen Netze begegnet man wieder vereinzel- ten, mehr oder weniger nach abwärts zur Muscularis mucosae laufenden Chylusgängen (Taf. I, Fig. 7 e, e) mit im Allgemeinen nur sparsamen horizontalen Anastormosen, sodass ein aus dieser Ehene gewonnener Flachschnitt der Schleimhaut rundliche oder unbestimmt gestaltete ge- trennte Querschnitte darzubieten pflegt. Gegen die Grenze der Schleimhaut hin können solche quer oder schief übergehende Anastomosen wieder häufiger erscheinen. Siellen- weise haben wir sie aber auch beinahe gänzlich vermisst. Es scheint uns desshalb zu weit gegangen, wenn man für gewöhnliche Dünndarmstellen des Kalbes neben dem oberen noch ein unteres Horizontalnetz der Schleimhaut annehmen wollte. Endlich nach Durchsetzung der Muskellage dem Schleimhaut gelan- gen die Chyluscanäle in die no (Taf. E, Fig. 7f), um bier das bekannte horizontale Netzwerk klappenführender, verhältnissmässig en- ger Gefässe herzustellen, über welches schon Teichmann das Nöthige be- richtet hat. 3 In der ganzen eigentlichen Schleimhaut dagegen. behauptet auch ‚beim Kalbe der Chylusapparat den Charakter eines speciüscher Wan- dungen entbehrenden Ganalwerkes, an welchem wir von einer Epithe- lialbekleidung keine Spur zur Anschauung zu bringen vermochten. Aber wie beim Schafe, so schliesst auch beim Kalbe die membranartig ver- dichtete bindegewehige Wandung vortrefflich. Kein Molekül der Farben- massen dringt selbst bei hochgradigen künstlichen Anfüllungen in das . benachbarte Gewebe über, wder innerhalb der Darmzotte, noch in der Schleimhaut selbst, — d. h. so lange es nicht zu einer Zerreissung kommt. Dann aber infiltrirt sich das ganze Gewebe über kleinere oder grössere Strecken, bisweilen so, dass z. B. um jede Lieberkühn’sche Drü- senmündung herum das ganze Bindegewehsstroma gleichmässig von der Injectionsmasse erfüllt ist. Der Charakter dieser Erfüllung ist aber für ein kundiges Auge ein ganz anderer, ein unregelmässiger, unschöner, gegenüber der zierlichen Regelmässigkeit glücklich injieirter Chylusbah- : Veber die Chylusgefässe der Dünndarmschleimhaut. 13 nen. Dass sich von dem Axencanale der Darmzoite aus in keinerlei Weise ein Höhlensystem von Bindegewebskörperchen hat erfüllen lassen, bedürftise kaum der Erwähnung. Die bedeutende Gomprimirbarkeit des Zottengewebes in Folge hoch- gradiger Injection deutet auf einen sehr weichen schwammigen Charak- ter desselben, der nur in der äusseren abgrenzenden Fläche des Organs und nach einwärts gegen den Chylusbehälter einer festen membranösen Beschaffenheit Platz macht. Unter Umständen nun gelingt es einmal, eine Darmzotte von aussen her bis auf den Chylusbehälter hin einzureissen und die membranöse Wandschicht desselben bleibt erhalten. Das Bild einer besonderen Ge- fässwandung ist dann auf das Täuschendste vorhanden. So erklärt sich eine Angabe, welche wir in einem früheren Werke!) mitgetheilt haben. Feitresorptionen haben wir bis zur Stunde keine für das Kalb be- obachten können. ‚Gehen wir nun über zu den Nagethieren, so siehen uns hier für das = "Raninchen eine beträchtliche Anzahl vollständig gelungener Injectio- N nen sowohl der Chylus- als der Blutbahnen des lleum zur Disposition, Ni . welche zum Tbeil in zierlicher Schönheit den besten Präparaten der Ge- - genwart gleich zu setzen sind. Die zweite Tafel unserer Zeichnungen stellt die betreffenden Objecte dar. Und in der That, hat man nur ein- mal glücklich ein Röhrchen in das submucöse Bindegewebe der dünnen -_ Darmwand eingeführt, so ist bei einiger Vorsicht die Erfüllung der hier recht weiten Chylusbahnen kein grosses Kunststück. 0 Beim Kaninchen wird der Dünndarm in gedrängler Stellung von ziem- ‚on lich kleinen, im Mittel 0,26667— 0,4” messenden Darmzotten ausgeklei- det. Ein der Längsaxe des Darmrohres paralleler Verticalschnilt zeigt uns dieselben dünn, schlank, etwa mit einem Quermesser von 0,02667 7 0,06667'” (Taf. II, Fig. 6 a, b; Fig. 5d). Man könnte darauf hin die - Kaninchenzotte ähnlich derjenigen des Kalbes als cylindrisch geformt an- ‚Basis sich stark verbreiternd bis zu 0,08 und 0,13333”’, also von ckiger Gestalt (Taf. 11, Fig. 2a, b; Fig. 3 a, 5b; Fig. 4a, d; Fig.5 ec). Es ergiebt sich hieraus eine abgeflachie blattartige Form der mzotte beim Kaninchen, und schon Brücke a. a. ©. hat Fig. 7 seiner mungen eine gute Darstellung soleber Zottengestalten vom Wiesel ‚ Spitzen-Theil der Zotte mehr oder weniger stark eylindrisch auf, rend der untere, Basal-Theil des Gebildes die alte blattförmige Beschaf- it mehr oder weniger unverändert einzubalten pflegt. Taf. II, Fig. 9 stellt bei a und 5 Querschnitte der oberen, bei c, d und e der unteren | een der Darmzotten dar. N ; 4) Histologie und Histochemie des Menschen. S. 431. 14 Heinrich Frey, Kehrt man zu Verticalschnitten der ganzen Darmschleimhaut zu- rück , so erscheinen in den Zwischenräumen zwischen den Darmzotten die Mündungen der Lieberkühn’schen Drüsen (Taf. U, Fig. 8 c, c). Die- selben besitzen eine Länge von 0,0740—0,10”’, erscheinen also bei der Dünne der Schleimhaut kürzer als beim Kalbe und besiizen einen Quer- messer von 0,0115 und 0,01277—0,01532 und 0,01947”’. Die Muscu- laris mucosae zeigt eine Mächtigkeit von 0,00510—0,00766. Wenden wir uns nun zu Bor izantalschnilen der Schleimhaut, so wiederholt sich auch bier das gewöhnliche Bild der Säugethiere in höchst ähnlicher Weise. In den 0,0u255—0,00540 .messenden Interstitien zwischen den Drüsenquerschnitten und noch deutlicher in den weiteren Knotenpunkten ersterer ireten uns in bedeutendem Reichthume. die Lymphzellen abermals entgegen (deren continuirlichen Uebergang in die Zellen Peyer’scher Follikel wir auch für das uns beschäftigende Thier oft- mals beobachten konnten). Die Schleimbaut wiederholt hier ebenfalls in den Zwischenräumen das mehr netzartige oder unbestimmte, um die Drüsen und Chylusbahnen herum das mehr faserige und homogene An- sehen; Dinge, über welche wir uns hier rascher wegbewegen dürfen, um so mehr, als wir in einer früheren Arbeit in dieser Zeitschrift (Bd. XII, Taf. XXXI, Fig. 6) eine genaue Abbildung bei starker Vergrösserung ge- geben haben und auch Taf. II, Fig. 10 dieses Aufsatzes verglichen wer- den kann. Auch in dem Darmzotiengewebe erhält sich die gewöhnliche Texiur des Säugethieres und wie beim Kalbe umgeben Züge von Lymph- körperchen das untere blinde Ende der Lieberkühn’schen Drüsen. Die Anordnung der Blutgefässe haben wir schon vor längerer Zeit in Gemeinschaft mit F. Ernst‘) verfolgt. In seiner Inauguraldissertation be- richtet derselbe darüber des Ausführlichen. Hier“ heben wir nur die ' Hauptpunkte hervor. in der Submucosa angekommen bilden die Venen horizontale Netze ziemlich weiter, 0,02667—0,04” und mehr starker Gelässe (»Basal- venen«) (vergl. Taf. I, Fig. 145), welche dann weiter zerfallende und allmählich in Se ansteigendem Verlaufe in die Schleimhaut selbst eindringende Asisysteme liefern (d, b), deren Endzweige nun die verticale Richtung annehmen und zu dem ausführenden venösen Stämmchen der Daimsotleh sich gestalten (Taf. 1, Fig. 8f), welches . letztere bis 0,00516”’ Dieke erreichen kann. 2) ' Etwas mannichfältiger gestaltet sich der Verlauf der. horizontalen, das submucöse Gewebe durchlaufenden Arterienzweige, obgleich die A) F. Ernst, Ueber die Anordnung der Blutgefässe in den Darmbäuten. Zürich, 2 4854. Diss. c. Tab. 2) Wir bemerken hier, dass die kaltflüssigen Injectionsmassen auch bei voll- ständigster Füllung geringere Quermesser des ganzen Gefässbezirkes, als die frühe- ren grobkörnigeren (Zinnober, Chroingelb und Bleiweiss mit Leim) ergaben. Ueber die Chylusgefässe der Dünndarmschleimhaut. 15 den Venen parallele Anordnung an vielen Stellen ganz unverkennbar ist (Taf. I, Fig. 41a). Der Quermesser dieser Schlagaderästchen ist aber stets ein viel geringerer, als derjenige der entsprechenden Venen und kaum die Hälfte oder ein Drittiheil des letzteren betragend. In dem weiteren Geschick der arteriellen Endverästelungen lassen sich zwei (freilich ineinander übergehende) Varietäten erkennen. In dem einen Falle (Taf. II, Fig. 8e) löst sich der Arterienzweig schon unten an > der Mucosa in Haargefüsse von 0,00491—0,00255” auf, welche um die Eieberkühn’schen Drüsen ein unvollständiges Netzwerk länglicher Maschen - (demjenigen der Schleimhaut des Magens und Colon ähnlich) herstellen. - Aus einem oder mehreren treten dann einfach oder doppelt Vasa afle- rentia für die Darmzotten mit einem Quermesser von circa 0,00349”’ ab. In anderen Fällen entspringt ven den horizontal läufenden Arteriennetzen sogleich für je eine Zotte ein Vas afferens, welches wir höchstens bis zu | 0,00383"’ Quermesser an neuen Injeetionspräparaten finden. Dasselbe - kann fast unverzweigt bis zur Darmzottie bleiben oder auch einige seit- liche Zweige zur Versorgung der Lieberkühn’schen Drüsen abgeben. "In den Darmzotten selbst bilden die im Mittel 0,00255” weiten Grenzgefässe das viel beschriebene und desshalb hier chi weiter zu schildernde gestreckte Maschennetz (Taf. Il, Fig. 8a; Fig. 7b). N Injieirt man die Ghylusbahnen, so trifft man ein feines spärliches FEN izwerk enger klappenführender subseröser .Lymphgefässe, welches auch schon Brücke (a. a. ©. $. 4128) gekannt hat, und dann füllt sich eilens in der Submucosa des Kaninchens ein u entwickeltes orizontales Netzwerk starker Lymphcanäle, von welchen wir eine ‚spei ifische ‚Wandung, ebenso ‘die Existenz von Klappen sehr bezweifeln, wenigstens nie eine Spur beider gesehen haben. Mächtige Stämme von ‚030—0, 05” begleiten SD je zwei die in der Mitte gelegene asalvene und Se durch oft nur weniges feinere Seitenzweige, mit ‚ der Nachbarschaft ein enges Neiz bildend, im an FAR her, Fig. 4 c der zweiten Tafel zu a, ist; ebenso die Sei- A, A Bi En horizontalen Netzwerk der Submucosa entspringen nun telbar die Chyluswege der einzelnen Darmzotten (Taf. II, Fig. fc; ‚8b, b). Dieselben pflegen an der Abgangsstelle meistens eine kurze ‘ie weit ziemlich verengt zu erscheinen, bis zu 0,04, hier und da bst bis zu 0,005”. Vergl. Taf. II, Bis, 1c (an mehreren Exem- ig.6e,b,c; Fig. 8 b, b. Bei genauerem Zusehen ergiebt sich ırch alauhnitte, welche die Axe des Darmrohrs ehieanke offen haben, dass diese verengte Localität keinen kreisförmigen, en einen ‚langlich runden Querschnitt besitzt, denn jetzt (Taf. H, a,b; Fig, ha,b; Fig.3b; Fig.6c,e) a wir diese unterste pru ngspärtie der Chylusbahn 0,041 5—0, ‚02257 breit. 16 Heinrich Frey, Bieiben wir noch einen .—. bei den zuletzt erwähnten Ver- ticalschnitten stehen. | Das gewöhnlichere Verhältniss einer in dieser Weise zur Ansicht ge- brachten Darmzotte stellt uns eine rasch zunehmende Verbreiterung des Chylusweges, noch ehe derselbe die eigentliche Zottenbasis erreicht hat, vor (Taf. II, Fig. 35; Fig. 6e). Man findet häufig hier Quermesser bis zu 0,04 und 0,05”. Aus derartiger Stelle ist dann der Querschnitt der Schleimhaut ge- wonnen, ei die Fig. 10 unserer Taf. {bringt und welcher uns ohne weiteres die Ueberzeugung gewährt von einer nach der abgeflachten Be- schaffenheit der ganzen Darmzoite sich schon hier richtenden Gestalt des Chyluscanales c, ce, sowie von der Abwesenheit oberflächlicherer, der höheren Schleimhautlage angehöriger Quergänge, welche zwar. noch in der tieferen Mucosenhälfte hier und da vorkommen, während sie in der äusseren Schichte zu ganz seltenen Ausnahmen gehören dürften. Kehren wir zu dem die Darmaxe rechtwinklig kreuzenden Verti- calschnitt zurück, so treten ferner neben den einwurzeligen Chylus- canälen solche mit zwei Wurzeln recht häufig auf (Taf. II, Fig. 4 a, b). Selten sind Zoiten mit dreien derselben (Taf. II, Fig. 2a), während uns eine grössere Zahl bisher noch. nicht vorgekommen ist. An mit der Längsaxe des Darmrohrs zusammenfallenden senkrechten Schnitten be- merkt man nicht leicht diese doppelten und mehrfachen Wurzeln des Axenbehälters. Dieser selbst kann nun innerhalb der Darmzotte sich verschieden verhalten. Bei einfacher Wurzel bleibt er fast stets auch einfach, obgleich nicht selten in seiner Weite noch beträchtlich zunehmend. So haben wir vielfach Zoiten bemerkt, wie sie Taf. II, Fig. 3b und Fig. 6e darstellen. Der Chyluscanal konnte Quermesser von 0,05744 und 0,0702%” errei- chen (ja, einmal sahen wir von der breiten Fläche einen, der fast 0,1"” Breite besass). Anfangs abgeflacht (vergl. Taf. II, Fig. 9 c, d, e), gewinnt jener nach oben bei so starken Einfüllungen und. Aufblähungen der Zotte einen cylindrischen Querschnitt (Taf. U, Fig. 6c; Fig. 4 an mehreren Stellen, z. B. bei b; Fig. 9 a, 5b). Beian sich schmäleren oder weniger 7 erfüllten Darmzotten behält der Chyluscanal bis hoch in der Zotte hinauf die abgeflachte Beschaffenheit, wie manche Seitenansichten von Taf. Fig. 4 erkennen lassen, ebenso Fig. 6 a, b. Indessen schon a einwurzeligen Darmzotien kann, wenigstens in “ seltenen Fällen, der Chyluscanal in zwei oder drei sl laufende, oberwärts wieder zusammentretende Canäle zerfallen. Ein instructives Beispiel dieser Art führt Taf. li, Fig. 6d dem Leser vor. Auch Darm- zoiten, wie die Fig. 5a, b, c gezeichneten, können wenigstens einwurzlig sein, döch nur in seltneren Fällen. P Andere Zotten haben zwei Wurzeln und zwar sehr häufig ganz kurze, welche alsyald zum einfachen Chyluscanal zusammenzufliessen ne nung Ba ne len ee me un Lo. 7 Ueber die Chylusgefässe der Dünndarmschleimhaut. 17 en (Taf. II, Fig. 4 a, d);; seltener finden sich zwei erst oben in dem Spitzentheil der Darmzotte zusammentreffende Gänge, bisweilen von pr ungleichem Quermesser (Taf. II, Fig. 5a; Fig. ge). 2. Sehr seltene Vorkommnisse nach unseren Erfahrungen bilden über En ‘gewöhnlichen Sirecken des lleum beim Kaninchen dreiwurzlige Darmzoiten. Eine solche von ungewöhnlicher Breite mit den Fortseizun- Iren Wurzeln als besondere Canäle führt Taf. Il, Fig. 2a vor. Vergleicht man die eben gelieferten Angaben mit den Zeichnungen 5 zweiten Tafel, so wird man erkennen, wie an vielen Darmzotten des Xaninchens von Aninlien des ee nicht die Rede isi, während ındern Zoitenspitzen solche Ausdehnungen auftreten oder- endlich gär i sehr starker Ausdehnung die ganze Zotie selbst nur einen ampullären ıum darstellen kann. "let die Einfüllung der Injectionsmasse in einem sehr hohen Grade | gegangen, so wird man oftmals frappirt von der enormen Gomprimir- irkeit des bedeckenden Zoitengewebes oder — was dasselbe sagen will von der höchst dünnen Gew eholoues welche den Chyluscanal bedeckt E\ ‚UL, Fig. 6c,e). Essind uns zahlreiche Exemplare der Arı vorge- nen, wo das Zottengewebe über dem Chylusbehälter nur noch eine ke von 0,00319 und 0,00255”" besass, gerade ausreichend genug, um ch die on noch einen Blu reiskiuf zu gestatten. i ast ee möchte es nach eig ‚was die a Blät- ns besitzt, wie beim Schaf, Kalb a wohl en Gusaibic- ' überhaupt). Interessant sind namentlich Bilder, wo strangartige tsätze der bindegewebigen Wandbegrenzung die Chylushöhle durch- Be Taf. I, > 94 ae N und Fig. 10 a. oben).) „ selbst don 0, Füllungen Ahyı dsbabrien und Y haugerun mit den Lymphzellen stets vollkommen. von einander een , ‚sagt der Verfasser, » vereinigt’ sich, sobald sie in nd neeitson sind, die | der ER mit der ‚der Blutgefässe, und das so gesammelte Material von Binde- ildet nun Scheiden um die letzteren, von denen das ganze sub- en durch A der en Mzgehl: Zwin 2 18 | | Heinrich Frey, Chylus erfülit sind, während man vergebens nach irgend einer Spur eines selbstständigen, abgesondert von den Blutgefässen verlaufenden Lymphgefässes sucht. ‘In wie weit diese Scheiden "noch in ihrem Innern mit einer besonderen Membran ausgekleidet seien und ob sich dieselbe etwa über die Blutigefässe zurückschlage, so dass diese nur in den Schei- den wie der Darm intra peritonaeum liegen, das waren Fragen, die man sich wohl stellen konnte, die ich aber bis jetzt noch nicht zu beantwor- ien im Stande bin. Klappen habe ich, wie zu erwarten stand, nirgends gefunden. Jedoch habe ich mit Sicherheit an mehreren wohlgelungenen Präparaten gesehen, dass die Chylusgefässe nicht den Blutgefässen ent- sprechend enger, sondern im Gegentheil an den dünnen Aesten der letz- teren relativ sehr weit werden, so dass oft die Chylusablagerung mehr als zehnmal so breit ist, als das Bluteeae, das sich als ein feiner heller Streif in ihrer Mitte kinsjeht, « Ueber die relative Weite der submueösen Chylusbahnen dürfen wir auf unsere vorangehenden Beobachtungen verweisen, ‘wie denn auch die Abwesenheit einer en: Wandung für Brüsatke wie den Verfasse® gleich wahrscheinlich ist. Dagegen glauben wir die Einscheidung des F. Blutgefässes in den Chylusstrom als ein allgemein gültiges Verhältniss in Abrede stellen zu müssen. Die meisten unserer Injectionspräparate zei- gen nur ein Nebeneinander. Nur an einzelnen Stellen, da aber mit völ- ligster, unverkennbarster Sicherheit kommt eine derartige Anordnung vor, deren wir schon in einem früheren Aufsatze (s. diese Zeitschrift Bd. XI, S. 342) für die Colongefässe des Kaninchens gedacht haben. Grossen Werth für den Düknliahen können wir diesem Structurverhält- niss nicht beilegen. Ferner berichtet uns der Wiener Forscher noch Folgendes: »In der Schleimhaut babe ich den Chylus immer vorzugsweise in den sehr dicht | stehenden Zotien abgelagert gefunden. An einzelnen Stellen konnte ich jedoch auch unterscheiden , dass er die zwischen denselben stehenden | Grypten (d.h. Lieberkühn’schen Drüsen) rings umgab. « | Es ist dieses, wie wir aus ähnlichen, die Fettresorption des Kanin- | chens betreffenden Untersuchungen EM gleichfalls eine richtige Be- | obachtung, welche vielleicht dem einen oder andern unserer Leser einen | Widerspruch gegen die geschilderten Injeetionen zu bilden scheint. Der Widerspruch ist jedoch nur ein scheinbarer. Wie auf der Zottenoberfläche das mit streifigem Saume versehene Cylinderepithelium ein. Eindringen | der Feitmoleküle in das Zotlengewebe gestattet-und dieses zu dem in der Axe gelegenen Chylusbehälter endiich vorrückt, so gestattet in den Tbälern zwischen den Villi die gieiche Epivkolintiormakibn ein Eindringen der Chylusmoleküle in das darunter gelegene ganz gleiche Gewebe. Diese gelangen also so in die Interstitien zwischen den Lieberkühn’schen| Drüsenmündungen und bilden jene weisslichen Ringe. Zwischen den Drüsenschläuchen selbst scheint aber nach demjenigen, was wir früher) Ueber die Chylusgefässe der Dünndarmschleimhaut. 19 aben, das Chylusfett niemals tief herab zu dringen, vielmehr unter der >, nbautoherfläche eine mehr horizontale Richtung gegen die benach- barten, die Mucosa durchseizenden Chyluswege einzuhalten. Ohnehin dürfte seh bei niederen, der Darmzotten entbehrenden Wirbelthieren die Fettresorption einzig nach letzterem Schema gestalten. In die Drüsen- ellen der Lieberkühn’schen Schläuche drängen sich weder hier, noch bei rgend einem Thiere aber Chylusmolekul e ein. Diese Zellen weisen das 'ett vielmehr total zurück (wozu auch Brücke in seiner Arbeit verglichen erden kann). ©. Auch bei der Maus haben wir vor zwei Jahren mal mit grösster 5 önkeit dieselben Wege des eindringenden Fettes erkannt. An Chy- usbahnen, ‚durch Eh dhrsestalit, lässt sich bei der Kleinheit des 'hieres nicht leicht denken, so dass wir uns hier nur auf kurze Angaben yeschränken. Die Darmzotten , denen des Kaninchens in der Form ähn- b, zeigen zwischen ihren Basen ansehnliche Thäler mit den Mündungen ? Lieberkühn’schen Drüsen. Diese, 0,04490—0,05108’” lang (also von deutender Kürze bei der Dünne der ganzen Schleimhaut) sind 0,01277 -0,01532”’ im Mittel breit und werden durch 0,00255—0,00639”’ mes- nde Zwischenräume des Schleimhautgewebes geschieden. Nur in den notenpunkten zwischen einzelnen Drüsengruppen erreicht es eine be- tendere Stärke.. Sein Charakter ist genau wie der beim Kaninchen führte ‚ die Menge der Lymphkörperchen eine bedeutende. Die sub- er’scher Foliikel in das benachbarte Schleimhauigewebe erkennt man ‚der Maus mit dem mehrfach geschilderten Verhalten sehr leicht. Fer- | erzeugten wir uns hier an rehrinkils vorkommenden Solitärdrüsen haut, dass auch sie in genauester Weise das Verhältniss her Follikel wiederholen. Dass auch hier bei energischen Fett- onen die Chylusmoleküle die Umgebungen der Lieberkühn’schen ündungen umziehen können, wie Brücke (S. 127) berichtet, | wir aus eigener Beobachtung ebenfalls. Uimhüliungen der Blut- ‚durch Chyluscanäle sah jener Forscher bei der Maus im Uebrigen Der Dünndarm des Meerschweinchens, wo uns die Injection lusbahnen ebenfalls bis zur Stunde nicht hat glücken wollen, esentlich mit demjenigen des Kaninchens übereinzustimmen, diesen: on über den en ini Wiederkäuer | Kanten den hu fsreradng; ion aber ih uns hier kein A er Darım zur Verfügung. m niknigmihe zu Ba ebenso eine Genies ver- e 'extur des leizteren selbst. Dass uns dasselbe weniger netzartig 2% 20 Heinrich Frey, und mehr faserig erschien, darauf wollen wir vorläufig geringeres Ge- wicht legen, indem völlige Frische eines in Weingeist gebrachten Darm- stückes oder ein vorhergegangener Mabenastendanlkiand Manches in Angie Bilde eines so zarten Gewebes ändern werden. | Für die Dickhäuter benützten wir den Dünndarm des Sch weins. Dieser dürfte, soweit unsere bisherigen Erfahrungen reichen, neben dem Schafsdarm das passendste Object zur Erkennung des Schleimhautgewe- bes darbieten. Ueber ihn giebt uns Brücke (a. a. O.'S. 435) an, 'dass'er stellenweise die Fettinfiltration nur in der Ghylusbahn der Zotten und den sich von jenen abwärts forisetzenden Gängen, an andern Orten aber auch in den Interstitien zwischen allen Zieberkühn’schen Schläuchen an- getroffen habe. Zugleich aber überzeugte er sich an den letzteren Stellen, dass das Gewebe unmittelbar unter dem Fundus eines jeden Schlauches immer völlig frei von Chylus geblieben war. Wir dürfen wohl an unsere eigenen Beobachtungen beim Kaninchen erinnern. | In nächster Umgebung der Lieberkühn’schen Drüsen erscheint beim Schwein auf Fiächensehnitten das Bindegewebe mehr längsfaserig, ein- zeine ovale und spindelartige Kernbildungen beherbergend. In einiger Entfernung von der Lieberkühn’schen Drüse ändert sich dieser Charakter ; das netzförmige Ansehen tritt schärfer, meistens in grösster Schönheit hervor, ohne dass wir jedoch im Stande gewesen wären, hier in den Knotenpunkten des Fasernetzes sichere Zellenkerne zu entdecken, wie denn überhaupt das Ganze, verglichen mit dem Trabekelgerüste der Al- 3 veoie in einer Eripkiiieee oder einem Malpighr’schen Körperchen der Milz, den Charakter grosser Feinheit und Zartheit darbietet. F " Dagegen ist die Infiltration der Lymphkörperchen eine ausserordent- lich grosse, so dass an einem Horizontalschnitte, wenn er anders nicht » in Ausserster Feinheit gewonnen worden ist, fast das ganze bindegewe- bige Schleimhautgerüste von den Lymphkörperchen verdeckt wird. Auch an den feinsten Schnittstellen erscheint die Lymphzelle verhältniss- mässig immer noch sehr reichlich. Am längsten erhalten sich natürlich die in den Interstitien des faserigen Gewebes, wie es die nächste Umge- 9 bung der Lieberkühn’schen Drüsenschläuche zeigt, gelegenen Zellen. &, An Horizontalschniiten sind denn auch die wiederum einer speci- fischen Wandung entbehrenden Chyluswege überaus leicht zu erkennen. | Die Quermesser der Drüsenschläuche betragen 0,01277, 0,01532-— 0,02040”; die Schleimhautbrücken sind meistens von ziöelieher Breite, | 0,00639--0,00766”’ ; häufig zeigen sich solche mit 0,01532”, selten er- schönen feirleimöntmue 0, 00383”. An Seitenansiehten beträgt die Länge der Drüsenschläuche gegen 0,125—0,16667’"; die Lymphzellen treten durch die ganze Länge des hindenerallnks Raumes zwischen zwei Schläuchen herab u. sind selbst deutlich und zahlreich unterhalb des“ blindsackigen Endes zu erkennen. Das so reichliche Vorkommen der uns beschäftigenden Zellenformation in der Darmschleimhaut des Schweins” Ueber die Chylusgefässe der Dünndarmschleimhaut. 94 _ musste den Gedanken nahe legen, etwas über die Entstehung jener zu ermitteln. Alle unsere Versuche sind leider indessen auch hier re- sultatlos geblieben. Schliesslich ist ‚die Muscularis mueosae stark ent- wickelt, im Mittel 0,02554”, und mit Verlängerungen zwischen den Ä suchenksen nah ben steigend. H Für das Wiesel, welches wir uns leider während dieser Arbeiten nicht verschaffen konnten, hat Brücke (a. a. ©. S. 122) Beobachtungen mitgetheilt. Chylusablagerungen zwischen den Lieberkühn’schen Drüsen "konnte er hier nicht erkennen und bemerkt treffend, dass das Vorkommen Ki n | u nn - ‚oder Fehlen derselben wohl mehr von zufälligen Umständen, als von einer wesentlichen Verschiedenheit abhänge. »Man kann sich wohl vorstellen, dass öftere und lebhafiere Contractionen die Grösse der von ihnen in einer bestimmten Zeit aufgebrachten Ühylusmenge vermehren, während bei \ . Trägheit der Zotten sich die Resorption mehr gleichmässig ee der Schleim- haut-Öberfläche vertheilt. Ebenso ist es denkbar, dass eine besondere Dicke und Zähigkeit des zwischen den Zotten De Schleimlagers hier Pr ce des ie ea a während die Zotten hierdurch Be zwischen ibnen ad, eichins . 0,00255 — 0,00 383” ® sel- tener schon erscheinen solche von 0,00510 und 0,00639” Breite. Nichts llen auch bei diesem Geschöpfe eine recht ansehnliche zu nennen. Das degewebe selbst scheint die gewöhnliche Beschaffenheit darzubieten. je Museularis mucosae ergiebt eine Stärke von 0,00766”. Die geringe ntwicklung des hindegewebigen Sohlenchrltenntistes hringt es mit sich, ss die Querschnitte der Lieberkühn’schen Drüsen keineswegs immer in dlicken, sondern sehr häufig in schwach polyedrischen Formen er- einen. | ‚Unter den übrigen Fleischfressern untersuchten wir noch die Ka ize den Hund. Frisch in Alkohol eingelegte Dünndärme ergeben ver- iltnissmässig sehr günstige Resultate. Erheblichere Differenzen zwischen ı beiden Thieren dürften kaum vorhanden sein, obgleich wir nur we- ge Exemplare zur Beobachtung benutzt haben. Wir schildern desshalb, 4 Wiederholungen zu seiin, wesentlich die inndentıebiatkant der Katze. Die Lieberkühn’schen Schlälöhe messen im Mittel 0,414414””, Mu er eh Wien wiederholt sich in ‚nächster 22 | Heinrich Frey, Bindegewebes, während dasselbe peripherisch einen mehr netzartigen Charakter gewinnt, ohne jedoch denjenigen sogenannter Iymphoider Drüsen völlig zu erreichen. Die Interstitien zwischen‘den im Diameter 0,0445, 0,01277—0,01532 und 0, 01660" messenden Drüsenquerschnitten betragen im Mittel 0, 00383--0,00639”, auch wohl mehr. ' Einzelne sind indess weit feiner , 0,00255'” und weniger. | Die Menge der im Bindegewebe eingeschlossenen Lymphkörperchen verdient auch hier als eine recht bedeutende bezeichnet zu werden. Ne- ben ihnen treten deutlich längsovale und spindelförmige Zellen, d. bh. Bin- degewebskörperchen, hervor. Mannichfache Gefässquerschnitte kommen natürlich auch hierbei zur Ansicht. Stärkere Blutgefässe charakterisiren sich durch die specifische Wandung und ihre Epitheliumreste, während die Chylusbahnen, in üblicher Weise ersterer entbehrend, nur von ver- dichtetern faserigem Bindegewebe eingegrenzt sind und von Epithelial- bekleidung nicht das Mindeste entdecken lassen. Bisweilen glaubten wir allerdings spindelförmige Zellen dieses Gewebes zu sehen ; eine genauere Prüfung lehrte jedoch, dass es spindelförmige Bindegewebskörperchen aus der Grenzschicht waren, welche hier und da in das Lumen der Chy- lusbahn einsprangen. ” Als ein nicht uninteressantes und über die Entstehung der betreffen- den Lymphkörperchen vielleicht einiges Licht verbreitendes Verhältniss möge noch eine Bemerkung hier ihren Platz finden. Neben einer grossen Ueberzahl ganz gewöhnlich erscheinender Lymphzellen beherbergte das Schleimhautgewebe der Katze noch eine geringe Minderzahl anderer, welche die doppelte bis dreifache Grösse besassen und an mit essigsaurem Wasser ausgewaschenen Carminpräparaten doppelte, drei- und vierfache Kernbildungen erkennen liessen. Man wird unwillkürlich an die be- kannten Beobachtungen erinnert, welche vor Kurzem Grohe‘), Billroth®) | und Rebsamen?) über analoge Zellen der Lymphdrüsen und Milz veöffent- | licht haben. N Was den Hund betrifft, 'so standen’ au dem von uns benutzteh “ Exemplare, einem kleinen Thiere, die (im Mittel 0,125”’ langen und im | Quermesser 0,01947—0,02040"’ messenden) Lieberkühn’schen Drüsen ' gedrängter; die bindegewebigen Zwischenräume erschienen somit von geringerer Breite (0,00383—0,00510”’ im Mittel) und unter einer mehr | faserigen Ansehen, so dass also die Aehnlichkeit mit dem netzförmigen i Gewebe der Lymphdrügenfollikel hier um ein beträchtliches geringer | austiel, als : manchen andern Säugethieren. Nichis destoweniger Ze ae a nF ep ei Du ü a ET nn < r r Grohe, Beiträge zur pathologischen Anatomie der Milz. Virchow's Archiv. Bd. E 20. S. 306. 1 5 Billroth, Ueber die feinere Structur pathologisch veränderter Lymphdrüsen.. . Virchow's Archiv. Bd. 20. S. 435. } 3) Rebsamen, Die Melauose\der menschlichen Bronchialdrüsen. Diss. Zürich. 1864 und in Virckow’s Archiv. Bd. 24. S. 93. D Ueber die Chylusgefässe der Düundarmschleimhaut. 3 auch hier die verwandte Beschaffenheit des Bindegewebes insofern be- wahrt, als Lympbzellen die Interstitien in reichlicher Menge einnahmen, obgleich die Menge derselben natürlich geringer sich gestaltete als bei der Katze). | ' Um die Ordnung der Getaceen nicht ganz leer ausgehen zu lassen, versuchten wir das betreffende Texturverhältniss der Schleimhaut des - Darmcanals bei Delphinus phocaena zu erkennen. Leider waren die Eingeweide des von Kiel aus dem Zürcher’schen Cabinette überschickien Exemplares schon im Zustande starker Maceration,, als die Sendung an- kam. Wir erkannten indessen wenigstens soviel, dass die Mucosa der - vorderen Darmhälfte beim Delphin ebenfalls Lymphzellen, und zwar in - reichlicher Menge, beherbergte. Ueber das Gewebe der Darmschleimhaut selbst aber müssen wir bis zur Durchmusterung eines passenden Präpa- I ron unser Urtheil verschieben. ; Der Umstand, dass das der Fäulniss anheimgefallene Schleimhauige- a webe des Dünndarms nur schwierig und uhgenugend die Erkennung der uns hier beschäftigenden Textur gestattet, ist die Ursache, dass uber. den Dünndarm des Mensch en wir nur wenige Beobachtungen DEZ UIRNENIEN| $ vermögen. Der Dünndarm eines während der Geburt versiorbenen Kindes bietet Rolgendes dar: An Horizontalschnitten, etwa in der halben Höhe der Schleimhaut gewonnen, erscheinen Kalleatg und gedrängt die Quer- Bun. der Lieberkühn schen DE von kreistörmiger ER länglich 0 ‚ Innerhalb er zeigen sich a RE a Chrom- | ter Blutgefässe hier enge Oeffnungen von 0,00639— )898”" Diameter, welche wir für Lymphwege nehmen. Unmittelbar um den Querschnitt der Lieberkühn’schen Bea herum esitzt das Bindegewebe einen deutlich faserigen Bau, zeigt aber dabei inen bedeutenden Reichthum namentlich länglicher kernartiger Gebilde, che bei Garmintiscetion deutlich als kernhaltige Zellen, d. h. junge gewehskörperchen, sich herausstellen. Nach innen scheint in deu mapabelicken auch hier ein mehr loserer , möglicherweise netzartiger Br m akt während der Correctur dieses Aufsatzes gelang uns noch die Füllung Chylusbahnen. im Dünndarm des Hundes. Die Darmzotten zeigten uns Lu usnahmslos ein einfaches, stark dilatirtes Chylusgefäss Ziemlich ansehnliche imme von 0,04—0,025” Quermesser sliegen zwischen den Lieberkühn’schen Drüsen Ri} Ke nnschnlichen Entfernungen von einanderabwärts. Beträchtlich ausgebildet “oberen ERIMBSMIhRENG ergab Sich ein System | eine Die 24 Heinrich Frey, Verlauf der Bindegewebefasern vorzukommen. Die Menge der Lymph- körperchen in dem Gewebe ist nicht besonders gross zu nennen, obgleich dieselben auf das Deutlichste zu erkennen sind. An einer Stelle trafen wir dagegen an dem hier von Lieberkühn’schen Drüsen freien Schleim- hauigewebe eine massenhafte Ansammlung dieser Zellen, als wenn es zur Bildung eines Solitäriollikels hätte kommen sollen. An senkrechten Schnitten zeigte die Schleimhaut des betreffenden Neugeborenen eine im Mittel 0,00639—0,00766” _ mächtige Muskel- schicht, welche, wenigstens stellenweise, gegen die Darmzotten aul- steigende muskulöse Faserzüge mit Deutlichkeit erkennen liess. Die Lie- berkühn’schen Schläuche (wie an Querschnitten so auch hier mit den ge- wöhnlichen cylindrischen Drüsenzellen erfüllt) boten eine Länge von -0,04490— 0,05508 und 0,0575” dar. Lymphkörperchen erschienen ‘zwischen den unteren Teilen der Lieberkühn’schen Drüsen deutlich im Bindegewebe eingebettet, während sie zwischen den oberen, d. h. blind- sackigen Partieen benachbarter Schläuche nur spärlich zu erkennen waren. Im submucösen Bindegewebe zeigten sich die mehr kreisförmigen oder unbestimmt rundlichen Querschnitte zahlreicher Lymphgefässe. Eine Reihe derselben ergab Durchmesser von 0,04277, 0,02554, 0,03195— 0,038341””. Noch in anderer Hinsicht erschien das submucöse Bindegewebe des uns hier beschäftigenden Darmstückes von Interesse, nämlich durch Züge “ von bald rundlicher, bald länglicher Gestalt, bestehend aus Ansamm- lungen von ERDE RDIB TOD (oder doch wenigstens von Zellen, die am Weingeistpräparate in keiner Weise von ee zu unterscheiden waren). Sie kamen verhältnissmässig sehr häufig zur Beobachtung und zeigten sich dem Bindegewebe selbst eingebettet und nicht etwa in demselben befindliche hoble Gänge erfüllend. Wie weit hier ein normales Ver- hältniss gegeben ist, vermögen wir vorläufig nicht zu entscheiden. Er- innert wird man im Uebrigen gar sehr an manche ähnliche Ansammlungen derartiger Zellen im Bindegewebe, welche die pathologische Be in den letzten Jahren uns kennen Belohre hat. Gehen wir nun über zum Dünndarme eines achtjährigen, an Typhus und Noma verstorbenen Mädchens, so traten hier die Interstitien zwischen den querdurchschnittenen Lieberkühn’schen Drüsen breiter als beim Neu- geborenen auf. Das Gewebe äusserlich um die letzteren herum zeigte sich abermals mehr faserig, also in derselben Weise wie bei dem vor- her besprochenen Objecte, war aber um ein Beträchtliches ärmer an Bin- degewebskörperchen geworden. Nach innen hin gewann es deutlich ein: anderes und mehr netzarliges Ansehen, wenngleich nicht in der Schön- heit und Schärfe mancher Säugethiere, z. B. des Kalbes und Schweines. Auffallenderweise erschien aber die Menge der Lymphzellen weit be- trächtlicher, als das Präparat des Neugebornen sie zeigie. : Unsere Unter- suchungen sind leider allzu dürftig, als dass wir zu entscheiden im Stande * ee & il a aus 7 BR aaa A u mn In in > Wagen I nn na een Se = > N a EEE el ZB EEE Sie 5 Ueber die TOR IISSERRER der Dünndarmschleimhaut. 35 Hl I wären, ob hierin nur ein zufälliges oder ein wesentliches, mit dem typhö- 2; sen Processe zusammenfallendes Verhältniss gegeben war. # Wir durchmusterten während des Sommers mehrfach den Dünn- darm erwachsener menschlicher Körper, namentlich von Leuten, die plötz- 4 lich verunglückt waren. Bei den meisten jener war leider die Zersetzung "schon zu weit vorgeschritten, als dass die Weingeisterhärtung ein ge- mwügendes Beobachtungs sobject ich hätte liefern können. Indessen ergab sich wenigstens noch so viel, dass auch hier das Schleimhautgewebe dem der durchmusterten are sehr verwandt erscheint. Manchmal er- kannten wir noch netzartige Verbindungen von Bindegewebsfasern. An ndern Stellen erschien eine mehr unbestimmte bindegewebige Masse on ‚grosser Weichheit, die jedoch .sicherlich diese Beschaffenheit erst in ge der eingetretenen Fäulniss erhalten hatte. Lymphkörperchen traten is im Uebrigen an allen Dünndarmpräparaten des Menschen, die wir Br uehien, bald reichlicher, bald spärlicher entgegen. > Das Darmzottengewebe, soweit wir zu genügenden Anschauungen elangen öehieh, od im Allgemeinen den mehrfach von Säuge- ‚en angezeigten in dar. Der in der Axe enthaitene Ehren weg, von festem Bindegewebe eingegrenzt, liess sich leicht erkennen. Unsere Bemühungen, die Chylusgefässe des Dünndarms beim. Men- en zu injiciren, sind bei freilich nicht zahlreichen Versuchen bisher ht von Erfolg gekrönt gewesen: ebenso wenig führte uns in der letzten inen während der Fetiresorption zu Grunde gegangenen Körper in Hände. Wir vermögen desshalb über die ae Angaben rücke's kein sicheres Urtheil abzugeben. ‚Dieser Forscher (a. a. ©. S. 114) schildert uns nämlich die aus der mhaut kommenden mit Chylus erfüllten Gefässe aus der Leiche Kindes genauer und giebt dazu eine Zeichnung (Taf. 1. Fig. A). letzteren besitzen Klappen .und halten, wenn allerdings auch Änastomosen vorkommen, doch einen wesentlich dendritischen | Den Chylus fand er (und von solchen Vorkommnissen war 26 Heinrich Frey, Erklärung der Abbildungen. (Taf. I. behandelt auf Fig. 4—5 die Dünndarmschleimhaut des Schafs; auf Fig. 6— 14 diejenige des Kalbes; Taf. II. stellt den Bau beim Kaninchen dar, Die meisten Zeichnungen sind mittelst der Linsensysteme eines Harinack'’schen Mikroskopes und der Camera lucida, aber in sehr verschiedener Höhe gewonnen worden). Fig... Fig. 2. Fig. 3 Fig. 4. Fig. 15. Fig. 6 Pie: 7 Fig. 8 ie: 9 Fig. 16 Fig. 1. . Gewebe der Schleimhaut des Schafs in nächster Umgebung eines Peyer'schen 2 . Seitenansicht der injieirten Darmzotten des Kalbes (System 2) ; a Darmzotten , Eine ähnliche Ansicht, dem gleichen Thiere entnommen, bei einer stärkeren . Vier Darmzotten desselben Thiers (System 5); a,b, ce mit einfacher typischer 1 . Querschnitte durch die injicirten Kalbsdarmzotten; a zwei feinere Zotten- . Horizontalschnitt durch die Dünndarmschleimhaut- des Kalbes an der Zot- ‚ schnitie der Basaltheile von Darmzotten; d Querschnitte etwas tieferer ab-/ E j $ Tafel I. Die mit Berliner Blau_erfüllien Darmzotten des Schafs (System 4). a Eine breitere Zotte mit doppeltem Chyluscanal, der oben bogenförmig und weiter unten durch einen Querzweig communieirt: 5 eine ähnliche mit dreifachen complicirten Chylusbahnen ; ce eine Zotte mit einfachem, nach der Spitzesich verengendem Canal. y Flächenschnitt durch die Schafsdünndarm-Schleimhaut tiefer unterhalb der 3 Zottenbasen (System 4). a Das Gewebe der Schleimhaut mit den Quer- schnitten Lieberkühn’scher Drüsen b, welche meistens noch ihre Drüsenzellen beherbergen und nur an den Rändern des Präparates dieselben durch Pin- seln verloren haben; e die netzförmigen Chyluscanäle. 3 Follikels (Immersionssystem No. 9 und Oc. 4); b das netzförmige Gewebe, die Lieberkühn’sche Drüse a umgebend; c Lymphkörperchen. U Dasselbe Gewebe des gleichen Thieres dem Follikel etwas enifernter ent- u nommen (bei der Vergrösserung von Fig. 3); a rundliche, 5 längliche Kerne in dem unregelmässigen bindegewebigen Netzwerk. } Das gleiche Gewebe des Schafs bei a mit unbestimmtem, bei b mit netz- artigem Charakter; e längs-ovale Kerne; d Lymphkörperchen; e Querschnitb der ihres Epitheliums beraubten Drüse (Vergrösserung von Fig. 3 und 4). mit ihren Chyluscanälen; 5 die letzteren durch die Schleimhaut absteigend; c netzförmige Verbindung im tieferen Theile der Mucosa; d submucöses Bindegewebe. u s ee Er Vergrösserung (System 4). a Darmzotten mit injicirten Chylusbahnen; b | die Lieberkühn’schen Drüsen ; c die senkrecht absteigenden Chyluscanäle mit | ihren Verbindungen bei d und tieferen Fortsetzungen beie; f Chylusgefäss der Submucosa, Die Lymphzellen sind angegeben. | Beschaffenheit; bei d Zotte und Chylusbahn nach oben gespalten. basen durch Bindegewebe communicirend, beine etwas stärkere ; dieLymph- zellen sind aus gezeichnet (System 5). tenbasis. a Gewebe mit Lymphzellen; b Lieberkühn'sche Drüsen; c Quer- steigender Chyluswege (System 4). Tieferer Schnitt durch die gleiche Haut (etwas schwächere Vergrösserung) ; a Gewebe; b Drüsen; ce Chyluswege. Ueber die Chylusgefässe der Dünndarmschleimhaut. 27 Tafel II, ig, 4. Senkrechter Längsschnitt durch das Ileum des Kaninchens mit blau inji- cirten Chylusbahnen (System 2); a schmälere Zotten; 5b eine breitere; c senkrecht absieigende Chyluscanäle; d horizontales Netzwerk der letzteren ; e tiefer abtretender Canal. 2. Zwei Zotten unter gieicher Vergrösserung einem senkrechten Querschnitt entnommen; a mit drei, b mit einem Chyluscanal. 3. Zwei andere in gleicher Ansicht und Vergrösserung, 4. Zwei weitere Darmzotien des Kaninchens (Ansicht und Vergrösserung die gleiche). Jede Zotte mit weitem, aus zwei Wurzeln gebildeten Chylusbe- hälter. Das Venensystem in seinen Anfängen roth erfüllt. 5. Die Spitzentheile vier anderer Darmzotten des gleichen Geschöpfes mit Car- min in ihren Chylusbahnen und mit Berliner Blau zum Theil in den Venen- ästcehen gefüllt. a, b, ce kehren die breite Fläche dem Auge zu und zeigen doppelte Chyluscanäle; bei d eine Zotte in seitlicher Ansicht mit einfachem, * sich zuspilzendem Chylusgang, Vergrösserung die gleiche. . 6. Andere Darmzotten des Kaninchens mit Carmin erfüllt. & und b in seitlicher ' Ansicht; c, d, e von der breiten Fläche gesehen ; bei d complicirte Chylus- . canäle; bei d und e sehr starke BEIDHETUNE der letzteren. Dieselbe Ver- . _ grösserung. 7. Zottenspitze mit dem roth gefüllten Chylusbehälter a und dem blau injieirten . Capillarnetze. (System 5). ‚8. Zwei Zotten mit der Schleimhaut und den tieferen Schichten : a ihre Chylus- .. gänge; b das Capillarnetz; ce Lieberkühn’sche Drüsen; d Submucosa (unter ihr‘der Anfang der Muskelhaut) ; e arterielle und capillare Gefässe um die Drüsen; f Venenzweige; g horizontaler Chyluscanal. Etwas stärkere Ver- grösserung als Fig. 4. Injectionsmassen wie bei Fig. 7 9. 'Querschnaitte von Darmzotten (System 5), Blutgefässeroth, Chylusbahn blau; ” a, b durch die oberen Spitzentheile, c, d, e durch die unteren abgeflachten _ Partieen; bei e und d ist das Epilhelium erhalten, nicht aber bei e (wo die | Lymphkörperchen vollkommen eingezeichnet sind). 10. Horizontaler Schnitt durch die Schleimhaut an den Zottenbasen (System 3). e, a Schleimhautgewebe ; b Querschnitte Lieberkühn’scher Drüsen; c solche der Darmzotten mit den blau injieirten Chylusgängen. . Die horizontalen Gefäss- und Chyluscanalausbreitungen der Submucosa des Kaninchens von der Peritonaealseite aus (System 2); adie dunkelblau erfüllten arteriellen, 5 die hellblau injieirien venösen Abtheilungen und Asisysteme | Be aauteptanse,; c das roth gefüllte Netzwerk der weiten Chyluscanäle. Deber die Lymphbahnen der Peyer'schen Drüsen. Von Heinrich Frey. Mit Taf. II. und IV. Die Peyer'schen Drüsen haben bekanntlich seit längerer Zeit zahl- reiche Aerzte und Anatomen beschäftigt. Ihre Verbreitung bei Thieren, die gröberen Structurverhältnisse beim Menschen und die Veränderungen bei manchen Krankheitsprocessen kannte schon eine verhältnissmässig ältere Epoche, während die Erforschung des feineren Baues und davon bedingt die Vorstellungen über die plıysiologische Leistung der fraglichen N Organe aus ziemlich neuer Zeit datiren. Bis gegen das Ende der 40 er Jahre war das Wissen ad unsere Or- gane ein Er dürftiges und unbelfriedigendes'). Erst gegen das Jahr N 1850 begann sich eine genauere Kenntniss derselben anzubahnen. Son- derbarerweise kam zuerst Brücke?) nach einer, wie wir jetzt sagen dür- fen, verfehlten Untersuchung dahin, ihre wahre Natur als kleiner Lymph- drüsen richtig auszusprechen. Dieser Forscher, in der Absicht die Lymph- gelässe des Dünndarms zu injieiren , trieb nach einer älteren Füllungs- methode mit Alkannhawurzel roth gefärbtes Terpentinöl in den Hohlraum eines abgebundenen Darmstückes bei einer jungen Katze ein, und füllte so, unter Zerreissung des Gewebes, mesenteriale, aus Peyer’schen Haufen mit ihren Wurzeln hervorgetretene Lymphgefässe.. »An einzelnen der 4) Man vergl. z. B. die Angaben, welche sich bei Frerichs (Artikel: »Verdauung« im Handwörterbuch der Physiologie Bd. 3. S. 742 ff.) finden, die der Verfasser mit | dem Schreiber dieses Aufsatzes nach ziemlich mühsamen Untersuchungen an der Hand der älteren Methode gewonnen hatte. Hält man dasjenige daneben, was im Jahre 1835 F. Böhm io seiner schönen Arbeit (De glandularum intestinalium struc- | tura penitiori. Berolini 4835. Diss. inaug.) erhalten hatle, so ist der Fortschritt je- nes Zeitraumes kein grosser zu nennen. 2) Ueber den Bau und die physiologische Bedeutung der Peyer'schen Drüsen. Wien 4850. (Separatabdruck aus dem zweiten Band der Denkschriften der Wiener Akademie). Ueber die Lymphbähnen der Peyer'schen Drüsen. 20 kleineren Drüsen sah man aus: der Tiefe eine röthliche Farbe hervor- "schimmern, lebhafter aber waren an den beireffenden Stellen die schmalen bindegewebigen Zwischenräume gefüllt, welche die einzelnen Drüsen von einander trennen. Wiederholte Versuche gaben dasselbe Resultat "und es schien mir wahrscheinlich, dass durch die Spannung und den Druck von innen her die Drüscnkapseln gegen die Darmhöhle hin ein- reisen, ‚das Oel in sie eindringt und von da einen Weg in die Lymphge- isse üindet«. Ueber den Weg Kelle konnte Brücke nur so viel ermitteln, ss man zuerst in einzelnen Follikeln einen röthlichen Fleck a d dass gleich darauf zwischen diesen und den benachbarten Drüsen the Linien erschienen, aus deren Neizwerk sich ein Gefässbaum ent- ickelte, der in die Mesentpnialgefässe sich fortsetzte. Dagegen erhalten ir hier zum erstenmale die richtige Angabe, dass die Zellen der Peyer’- hen Drüsen mit denen der Lymphknoten identisch sind. In dem Be- ‚streben, Lymphgefässe, die aus dem Follikel wegführten und andere, welche in ihn einträten, zu finden, glaubte der Verfasser damals zu fol- en Resultaten gekommen zu sein: Man sieht dass die Drüsen auf jenthümliche Weise mit dem umgebenden Bindegewebe verbunden id; es gehen nämlich von ihren äusseren, dem Peritonaeum zugewandten ile zuweilen strangartige Fortsätze aus, mit Lymphkörperchen im In- n erfüllt. »Ob diese Stränge wirklich Schläuche mit geschlossenen ndungen bilden, die nur ihrer Feinbeit wegen nicht als Euch darge- t werden Eben), ob sie unvollkommene, mit Spaltöffnungen ver- ene Wandungen haben? oder ob sie endlich nur als ein Strang von nd ‚anzusehen van die durch einzelne Bi ru Fasern zusam- ss En alle En ren wage ich a zu EN lass aber jene Stränge wirklich den ersten Wegen des Chylus an- ‚ das glaube ich im hohen Grade wahrscheinlich machen zu ı ermitteln, in welchen Bahnen der Chylus aus ihnen in die grösse- L Be natürliche oder se hen darstellbaren Lympb- 1d nsestullten Untersuchung nn dass von den Zotien hnliche Stränge herabkommen , wie man ee namentlich gut an ch ‚einen grösseren Zwischenraum zwischen sich lassen, wie solches eils bei Hunden der Fall ist. Solche Stränge nehmen, wenn "mit Essigsäure behandelt, ganz ebenso wie die zu den Drüsen 30 Heinrich Frey, sie senkrecht auf ihre Axe durchschnitten sind, rundliche,, helle Flecke dar, was man namentlich da sieht, wo sie zwischen den Peyer’schen Drüsen einerseits und den Lieberkühn’schen Krypten andererseits hin- durchtreten. An einzelnen Präparaten ist es mir gelungen , das submu- cöse Bindegewebe so vollständig zu zerlegen, dass ich mit Sicherheit aus- sagen kann, dass es aus nichts anderem besteht als aus diesen Strängen ‚und dem sie umspinnenden und miteinander verbindenden Bindegewebe, und dass in demselben ausserdem mit Ausnahme der leicht als solche erkennbaren Blutgefässe nichts enthalten ist, was man auch nur ent- fernter Weise für ein Gefäss halten könnte. Es bleiben demnach nur zwei Möglichkeiten übrig: Entweder der Chylus wird in diesen Strängen fortgeleitet, oder er gelangt aus den Zotten in die Zwischenräume zwischen den Strängen und wird aus diesen erst später durch noch unbekannte Enden der Lymphgefässe aufgenommen. Diese Zwischenräume sind aber nichts anderes als jene unregelmässigen: communicirenden Räume, welche das Quecksilber anfüllt, wenn man die Ganüle eines Fohmann’- schen Injectionsapparates aufs Gerathewohl in das Bindegewebe einstösst und das Metall laufen lässt, wohin es will, und es lassen sich desshalb gegen die letztere Ansicht alle Gründe geltend machen, welche man mit Recht gegen die Behauptung aufgebracht hat, dass auf diesem Wege ohne Weiteres die wahren Anfänge der Lymphgelässe injieirt' werden. Berück- sichtigt man ferner die Erscheinungen, welche ich bei der Injection mit Terpentinöl wahrgenommen habe, und zieht man in Betracht, dass ich in einzelnen Fällen in Strängen, welche von den Zotien kamen, noch Spuren einer feinkörnigen Substanz gefunden habe, dass ferner der körnige In- halt der Peyer’schen Drüsen oft eine kurze Strecke in die Stränge hinein‘ verfolgt werden kann, so scheint es mir, dass man sich der Ansicht zu- wenden müsse, dass sie selbst und nicht die Zwischenräume zwischen ihnen die Wege des Chylus sind. — Sind die Stränge, wie dieses wohl | möglich ist, keine Schläuche, sondern nur Bündel von Fibrillen, so kann slakinlich mit diesem Audsprüche nur gemeint sein, dass die körni- gen Elemente des Chylus und die Fetttröpfehen UN den Fibrillen | fortgeleitet werden, die Flüssigkeit aber das ganze Bindegewebe durch- | tränkt, wenn sie duch vorzugsweise in der Richtung der Fasern fortrückt. | — Es bleibt mir nur noch übrig auf die Frage einzugehen, ob jede Drüse nur mit einem oder mit mehreren Strängen in Verbindung steht. Ich | kann dieselbe dahin beantworten, dass es sich nicht entscheiden lässt, ob der erstere Fall überhaupt verkommt, indem man immer nur'einen | sehr dünnen Schnitt und nicht die ganze Drüse gleichzeitig untersuchen | kann, dass aber der letztere entschieden und: zwar oft genug Statt hat. Zunächst muss bemerkt werden, dass man an manchen Drüsen schon | vom Fundus derselben mehrere Stränge abgehen sieht, welche alle cen- /f tripetal, d. h, gegen die Muskelhaut hin verlaufen. Einmal habe ich deren # sogar vier gezählt. Auch der obere, der Schleimhautoberfläche nähere # Üeber die Lymphbahnen der Peyer’schen Drüsen. En Theil der Drüsen schien mir Stränge aufzunehmen, welche von den Zotten "kommend, unter und zwischen den Lieberkühn’schen Krypten hindurch- gehend zu ihnen gelangen; ich muss mich aber desshalb zweifelhaft über . diesen Gegenstand ausdrücken, weil es mir nie gelungen ist, den dunklen Inhalt der Drüse in solche Stränge hinein zu verfolgen. « 0. Am Schlusse der Arbeit spricht sich Brücke dahin aus, dass die Peyer’schen Drüsen in der Darmwand lager nde Lymph- drüsen sind, welche dem Chylus seine ersten organisirten lemente bereiten. Hat sich nun auch, wie wir sehen werden, der verehrte Forscher insichtlich der Wege des Chylus völlig getäuscht, immerhin gebührt ihm das Verdienst, den Vorstellungen ven gewöhnlichen drüsigen Abson- rungsorganen, wofür solitäre und gehäufte Follikel bis dahin “. erst enigegengetreten zu sein. Wir ‚hatten im Jahre 1851 das Glück, einen weiteren Beitrag‘) zur snntniss der uns hier beschäftigenden Organe zu liefern, indem wir das n Follikel durchziehende entwickelie Gefässneiz .. eine Ent- lien zu erw N nr fand die Brücke’ m Kabenı anfänglich sehr erschiedenartige else: Aus der damaligen Literatur heben ‚nur die erste Besprechung Kölliker’s*) hervor. "Dieser Forscher spricht es aus, dass bei Brtcke’s Injection weniger den Follikeln aus die Chylusgefässe gefüllt worden seien, als von den Zwischenräumen zwischen deu Kallsenlan In Betreff der von den Follikeln iretenden und in sie eingehenden Stränge nimmt er eine Verwechslung Die Stränge in den Zoötten seien die Muskelfasern, die der unteren een des Follikels hält er für Bindegewebebündel und für Nerven- mmchen. Auf die Analogie mit Lymphdrüsen sei vorläufig kein Ge- ht zu legen, da es auch von diesen nichts weniger als bewiesen sei, ss die Lymphgefässe in ihre Follikel sich öffnen und ebenso beweise ch die Uebereinstimmung der Zellen des Peyer’schen Follikels mit denen "Lymphdr üsenfollikel ala sofperehen selbst durchaus nichts, | BR Bien um ARNER von ganz IeiOR enler Natur handele, wie sie an S, 488. 33 Heinrich Frey, wollen, so können wir die späteren Angaben des Würzburger Anatomen, ebenso verschiedene den 50 er Jahren angehörige Publicationen Anderer übergehen und unsere Erörterungen mit der Angabe Brücke’s!) aus dem Jahre 1855 fortführen, dass bei noch blinden Jungen von Mus decumanus Chylus im Centrum der Peyer'schen Follikel zu erkennen sei, eine Beob- # achtung, weiche Kölliker”) erweiterte, indem.er bei jumgen Hunden, Katzen und Mäusen Aehnliches sah, obgleich er die Feitmoleküle des Chylus meist nur in dem der Darmhöble zugewendeten Theile der Folli- \ kel antraf. | Der Erste, welcher das zarte bindegewebige, den Follikel Pa ziebende Netzgerüste sah, scheint Donders® ); gewesen zu sein. Ei konnte # es indessen nicht bis in das Centrum des Follikels ‚verfolgen. “ im Jahre 1859 drückt Kölliker*) in der Frage nach der Natur de # Peyer'schen Follikel sich folgendermaassen aus: 4 »Der von Brücke behauptete Zusammenhang der Follikel der BERN E schen Haufen mit Chylusgefässen, wonach diese Organe als Lymph- ° drüsen zu deuten wären, verdient auf jeden Fall alle Berücksichtigung. Eine unbefangene Würdigung der vorliegenden Thatsachen führt jedoch ° zu dem Ergebnisse, dass der directe Uebergang der Follikel in Ghylusge- # fässe, wie ihn Brücke zuerst statuirte, noch immer nicht bewiesen ist, und ebenso scheinen mir auch die, wie Brücke jetzt annimmt, ira Innern der Follikel befindlichen interstitiellen Chylusräume, die an den Gefässen derselben liegen und aussen an den Follikeln zu wirklichen Lymphge- N fässen führen sollen, noch nicht hinlänglich demonstrirt. Eine Differenz | zwischen den Peyer'schen Haufen und den Lymphdrüsen ist auch nicht zu läugnen. In letzteren communiciren Jie Alveolen direct untereinander, _ während bei den ersteren die Föllikel fast ohne Ausnahme rings herum h ganz geschlossene Blasen sind (Communicationen einzelner Follikel, wie sie Henle und Brücke sahen, sind sicher sehr selten; ebenso sah ich die Follikel nie an einer Seite ohne Wand); die Lymphdrüsen haben ferner zu- und abtretende Chylusgefässe, an den Peyer’schen Haufen sind nur die letztern bekannt. « Während die Zweifel an der Existenz intrafollikulärer er 3 sicher begründet sind, enthält die Annahme Kölliker’s über Communikil cationen der Follikel, über die geschlossene Blase und über die Nichtab- | wesenheit einer Wandschiekt an einer Stelle der Peripherie ebenso vichi Unrichtigkeiten. 27 Zum Schlusse kommt Kölliker dahin iin dass u ’ Fr nt 4) Sitzungsberichte der Wiener u 1855 Feb. Bd. 15. S. 267. 8 2} Würzburger Verhandlungen. Bd. 7. S. 477. 2 3) S. dessen Physiologie des wierachend Deutsche Uebersetzung. Bd. 4. 8.824, Leipzig 1856. e 4) Vergl. dessen Handbuch der Gewebelehre des Menschen. 3. Aufl. S. 434. n Ueber die Lymphbahnen der Peyer’schen Drüsen. 33 die Peyer’schen Follikel doch eine Art von terminalen Lymphdrüsen ohne zuführende Gefässe sein könnten. Wir glauben es gerade als ein Verdienst unserer Injectionen ansehen zu können, dass wir überall diese zuführenden Wege dargethan haben. ‚(S. unten). 5 Ueber:die feinere Structur der Peyer’schen Follikel madhte im Jahre 4859 Heidenhain') einige auf den Hund und das Kaninchen bezügliche Mit- theilungen. Er hält die Wand des Follikels für allseitig geschlossen, aus ‚einem sehr dichten Bindegewebe bestehend, das sich an seiner äusseren Grenze in mehr oder weniger parallele, sehr nahe aneinander gedrängte (tsern Spalten lasse. Das im Innern des Follikels vorkommende und mit den ihn durch- enden Blutgefässen verwebte netzförmige Gerüste — welches vor je- nem Verfasser schon von Donders und Billroth gesehen war, (wozu des Letzteren Beiträge zur pathologischen Histologie. Berlin 1858. S. 130 zu ‚vergleichen sind) — soll aus einem Netze von Fesern bestehen, die von der Hülle iind die Gefässmaschen ausfüllen und die ganze Höhle ‚des Follikels Aehtisheil; An den Knotenpunkten , wo mehrere Balken "zusammentreflen, gehen sie häufig in eine Zelle über, welche einen grossen © alen Kern emthält,; so dass ein "Theil der Balken nich weiter darstellt, als die Ausläufer sternförmiger, oder mehrstrahliger Zellen. Ausser an n Knotenpunkten fand Heidenhaim auch grosse ovale Kerne im Ver- e einzelner Balken eingelagert, so dass also hier Spindelzellen vor- men. Daneben (sicher aber irrthümlich) will er in die Balken ein- ttet noch eine zweite kleinere, im Habitus den Lympbzellen gleichende nformation getroffen haben. Das Anlegen und Verschmelzen der ‚enfasern mit der Aussenfläche der Gapillaren wurde erkannt, dage- aber in Folge eines Beobachtungsfehlers die Communication hobler ‚eniasern mit dem Innenraum der Haargefässe behauptet. Ueber ] ei der Peyer’schen Follikel enikalldie Heiderrhain’sche Arbeit ia “2 Br Anatomie der a... (lenticulären) Drüsen oder Follikel der „yu drüsen. In seiner und Pfeufer’s Zeitschrift für rationelle Medizin. 3. Reihe, .8. 8. 204. (Separatabdruck). | Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Bd, 3 [0 24 Heinrich Frey, Tonsillen, Thymus und Trackomdrüsen mit Lymphdrüsen aus. Sei auch die Structur eine vielfach verwandte, die einzig sichere Thatsache in der Anatomie der Lymphdrüsen selbst, die Existenz zu- und abführender Lymphgefässe sei für die übrigen Glieder der Gruppe unerwiesen. Für die Peyer'schen Drüsen sei selbst die Gegenwart abführender Gefässe noch nicht zweifellos dargethan. Habe doch Hyril, als er die Darmlympbge- fässe grosser Vögel vollständig injicirt, niemals ein Gefäss zu oder von einem Follikel kommen gesehen. Auch die Annahme einer Erzeugung von Lymphkörpercken im Innern jener Gebilde und eines nachherigen Ueber- ganges in den Lymph- und Chylusstrom erscheintihm bedenklich. Müssten doch diejenigen Organe erst noch entdeckt werden, in welchen die Lymph- körperchen sich bilden, die in der ven der äusseren Haut und von »glatten« Schleimhäuten stammenden Lymphe enthalten sind, oder'es müsste doch wenigstens nachgewiesen werden, dass die Lymphgefässe, welche in der Gegend geschlossener Drüsen ihren Ursprung nehmen, eine an Körper- 3 chen überwiegend reiche Lymphe führten. # Die ganze Gruppe, für welche der ältereName der veonglobirten« Drüsen von Henle wie ler hergestellt wird, besteht in ihren einzelnen Ge- bilden aus einem netzförmigen, von Gefässen durchsetzten Bindegewebe, in dessen Maschen kuglige Körperchen, durch ein mehr oder minder zähflüssiges Bindemittel zusammengehalten, inhltrirt sind. Die Balken ” des Bindegewebenetzes sind von wechselnder Stärke, die Maschen mehr " oder minder eng, mehr oder minder regelmässig; unter Umständen wird ” das Netz an der Peripherie eines kugelförmigen Klumpens der Körperchen | zu-einer Membran, einer Art Kapsel, zusammengedrängt, welche troiz ihrer Spalten dicht genug ist, den zähen Inhalt zurückzubalten. ‚Eine structurlose, der Tunica propria acinöser Drüsen vergleichbare Kapsel existirt nirgends; der Anschein einer solchen entsteht nur dadurch, dass der aus Lücken und Rissen der bindegewebigen Umhüllung hervor quelisnde Inhalt, in Berührung mit Wasser, an der Oberfläche gerinn Der zeilige Charakter der Knotenpunkte des Balkennetzes wird für d ganze Gruppe der Organe noch von Henle in Abrede gestellt. Zu der be kannten Zeydig’schen Annahme, dass das Gerüste der conglobirten Drüsen die aufgefaserte Bindegewehshaut der Gefässe sei, bemerkt der Verfasser, sie passe für manche Fälle und insbesondere auf die Malpighi’schen Kör- | derm lockeren Bindegewebe nichts voraus und auch andere Netze könnten durch Einlagerung jener an Lymphkörperchen erinnernden Zellen zu den Netzgerüsie spricht Henle den zelligen Charakter ab. Der vermeint- liche Kerm der Knotenpunkte soll seiner Meinung nach nichts anderes | senkrecht gegen das Auge des Beobachters aufsteigenden Bindegeweb: - ! bündel und Capillargefässe; der Anschein eines Kernkörperchens möge Ueber die Lymphbahnen der Peyer'schen Drüsen. 35 | gelegentlich von Unebenheiten der Schnitifläche,, von elastischen, durch die Axe der Bindegewebsbündel verlaufenden Fasern, von irgend einem Inhalte der Gefässe und dergl. veranlasst sein. Schon an einem anderen Orte, bei Gelegenheit unserer Unter- "suchungen über die Lymphbdrüsen, haben wir das Irrthümliche dieser Deutung hervorgehoben, wesshalb es überflüssig erscheinen muss, noch- mals darauf zurückzukommen. Nur die Bemerkung mag hier noch ihre Stelle finden, dass eine vorsichtige Carmintinction die sichersten und "schönsten Ansichten der Kerne und der zelligen Beschaffenheit vieler Knotenpunkte gewährt. Als günstigstes Object zur Beobachtung der eonglobirten Drüsen wer- den von Henle die Trachomdrüsen empfoblen und zwar beim Schaf und ‚Schwein. In ihrer näheren Umgebung kommen im Bindegewebe Iymph- zellenähnliche Körperchen vor, zwar noch nicht so zahlreich, um dem "Bindegewebe den Charakter eines Maschengewebes zu verleihen, aber doch auffallend genug, um als wesentlicher Bestandtheil der Schleimhaut zu erscheinen. Nach der Art des Schnities erscheinen bei Essigsäurezusatz ‚diese Körperchen entweder in unregelmässigen Längsreihen angeordnet, ‚oder in Zwischenräumen kreisförmiger Querschnitte der gequellenen Bündel zusammengepresst. Das, was man gewöhnlich Follikel zu nennen pflegt, d.h. die massenhalten, ie Schleimhaut hervorwölbenden, dem un- bewaffneten Auge erlhisen Anhäufungen von Körperchen, stobt man bisweilen schon ohne weiteres von dem Balkennetze durchsetzt; in ande- ren wird letzteres erst nach Anwendung verdünnier Kalilauge sichtbar " und wieder andere entbehren in einem grösseren oder kleineren Theile des Centrums jeder bindegewebigen Grundlage und bestehen hier nur ausKörperchen und sparsamen Bluigefässen. Den Follikel umgiebt in der - Regel ein Rayon von entschieden netzförmigem Bindegewebe, aus deutlich faserigen, im ungezerrten Zustande deutlich wellenförmig geschwungenen Bälkehen, welche sich nach aussen an compacte Bindegewebszüge an- lehnen a gegen den Follikel allmählich verfeinern; doch kommen bierin manche Verschiedenheiten vor. Das peripherische Netz ist nach der einen oder andern Seite unvollkommen, so dass Follikel zusammenlliessen oder gegen die Oberfläche bis an’s Epiihelium oder in die Tiefe .bis zur soge- nannten Nervea reichen. Einmal sah Henle das peripherische Netz durch eine Schicht heller Drüsensubstanz in zwei concenirische Schichten ge- theilt. — Die Mächtigkeit des peripherischen Netzes stehi in keinem be- ‚stimmten Verhältniss zum Durchmesser der Follikel. Auch sind es nicht ‚ausschliesslich die grössten Follikel, deren Centrum von Bindegewebe frei ist. Die Art aber, wie die Bra sehehalken sich gegen das Centrum des Follikels verdünnen und schliesslich verlieren, während in derselben Richtung die Maschen sich vergrössern und endlich zusammenlliessen, macht es wahrscheinlich, dass dis Balken durch Füllung der Maschen ge- dehnt und durch äusserste Dehnung atrophisch werden. Wie die Zunahme 3 * 36 Heinrich Frey, der Körperchen erfolgt, ob durch Zeugung von den vorhandenen aus oder [ durch neue Zufuhr, lässt Henle grundsätzlich unerörtert. 3 Wir haben diese Stelle ihrer Bedeutung halber genau wiedergegeben. Eine Zeichnung zeigt daneben noch die unteren Theile der Follikel von Hohlgängen ' theilweise umgeben , weiche unserer ‘Ansicht nach die | Iymphatischen Umhüllungsräume dien Trachomdrüsen sein dürften!). u „Aber um dem Begriff zu entsprechen, den man mit dem Namen k »Eollikel« zu verbinden pflegt, fährt Henle fort, fehlt den conglobirten n. Drüsen noch mehr als der Balg; auch die kuglige, Sackrarknnge Begrenzung ist nur eine Zufälligkeit, durch besondere Structurverhältnisse des infiltrir- 7 ten Gewebes veranlasst, nicht allgemein und nicht einmal so häufig, als ” es den Anschein hat. Die Abtheilung in Kugeln ist ofi nur auf die Ober- fläche beschränkt, während in der Tiefe die conglobirte Substanz zusam- menfliesst und sich ganz unregelmässig gegen die Umgebung absetzt. Nicht selten sind es cylindrische, oder nach Art der Hirnoberfläche unregel- mässig a... Massen, die in gewissen Durchschnitten als Kreise er- y scheinen. Dass die sogenannten Follikel der Peyer'schen Drüsen sich an ihrer unteren, der Nervea zugekehrten Fläche'undeutlich begrenzt in das ” Bindegewebe verlieren, hat bereits Ernst angegeben und Brücke und ich haben es bestätigt «?). Ye in der Frage , was dem hüllenlosen Follikel der conglobirten Drüsen “ die Kugelgestalt verleiht, bemerkt’ der Verfasser Folgendes: WW W »Man könnte die For m der Gruppen von der Tendenz der Körper- chen, sich nach gewissen Richtungen zu theilen und zu vermehren, ab- jeiten, wenn nur überhaupt die Vermehrung der Körperchen durch Theilung gesicherter wäre. Das Wabrscheinlichste ist, dass die Struetur ” des Gewebes, in welches die Ablagerung stattindet, die Art der Grup pirung der Körperchen bestimmt und insbesondere, dass die in gewisser Abständen zur Oberfläche verlaufenden Gefässstämmehen nebst den stär. keren Bindegewebssträngen, von welchen sie begleitet werden, die Drü senmasse in einzelne follikelähnliche Abtheilungen scheiden. « era Zur weiteren Orientirung ist ein verticaler Durchschnitt des Blind darms des Kaninchens am Rande einer Peyer’schen Drüse gezeichnet, un darzutbun, wie gerade diejenigen Stellen der Nervea zur Infiltration be= nutzt und von derselben ausgefüllt werden, welchen die Schleimhaut) lockerer adbärirt und über welchen sie sich bei den Verkürzungen der Muskelhaut faltet. — Wir werden sehen, wie manches Treffende diese An 4) Eine Vermuthung, welche sich nachträglich durch unsere Injectionen de Trachomdrüsen bewährt hat. (S. Vierteljahrsschrift der naturf. Ges. in Zürich, Bd. 2) Auch die Untersuchungen von Basslinger (Wiener Sitzungsberichte Bd. S. 536) ergeben für die Peyer'schen Drüsen der Vögel ein ähnliches Resultat. Nu nach unten, gegen die Muscularis hin, haben sie eine scharfe Grenze. Nach: 0 zwischen den Schlauchdrüsen hreiien, sie sich bedeutend aus und gehen hier oh seharle Grenze in die Substanz der Zotten über. — Spätere Angaben (Zeitschrift f f. wissensch. Zoologie Bd. IX. S. 299) erweitern Einiges. '$ Ueber die Lymphbahnen der Peyer’schen Drüsen. Bl gaben Henle’s auch für die Peyer'schen Follikel enthalten und wie richtig ein später folgender Ausspruch des Verfassers ist: »Haben wir den Cha- rakter dieser eigenthümlichen Art von Drüs senparenchym richtig gedeutet, so gehört dazu ein infilirirbares Bindegewebe und eine infiltrirbare Sub- stanz.« Kurze Zeit nach dem Erscheinen der Henle’ aha Untersuchung ver- ‚öffentlichte His sein® gehalivolle Arbeit über die zum ee ge- ‚hörigen Drüsen '). Aus ihr heben wir die für unsere Organe wichtigeren Ergebnisse hervor. Zwischen den Gapillaren der Follikel ausgespannt kommt bei allen, “ den Lymphdrüsen verwandten Organen ein äusserst dichtes, dabei . ‚zartes Netzwerk vor, welches, wenn auch nicht ausschliesslich, doch überwiegend durch vielfach u weigte und miteinander anastomosirende Zellen gebildet wird und in seinen Maschen Lymphkörperchen beherbergt, Die Elemente des Gerüstes sind Zellen mit einem meist ovalen, zu- weilen auch mehr rundlich granulirten Kern (von 0,003—0,0035”’ Breite und 0,004—0,006” Länge). Diese Zellen besitzen einen nur schwach I entwickelten, in der Regel fast ganz-vom Kern erfüllten Zellkörper, von fi dem aus Buck verschiedenen Seiten hin 4—8 Ausläufer ausstrahlen ; diese sind sehr fein, haben meist nicht mehr als 0,9002—-0,0003”” Dr messer ;; sie verzweigen sich dichotomisch und pflegen schon untereinan- - der, noch mehr . mit denen benachbarter Zellen sich zu verbinden. ' Nicht selten gelingt es, die Zellen sammt ihren länger oder kürzer er- 'scheinenden Ausläufern isolirt zu erhalten. Man kann sich dann über- zeugen, dass dieKerne nicht etwa bloss zwischen den Maschen des Faden- netzes, sondern in’ einem besonderen Zellkörper eingebettet sind. Diesen - Ausspruch erhärtet dann der Verfasser durch die schöne Abbildung einer . derartigen, durch Pinseln isolirten Gerüsizelle aus dem Peyer’schen Folli- pa eines Kaninchens. 1 hältniss der ei zu den Fasern und Zellen des Balkenneizes er- läutert His richtig dahin, dass die Capillaren eine Art’ von Adventitia durch ‚die, Zellen und ihre Auslinior oder aueh durch eine sehr dünne Binde- ‚gewebeschicht beailgen und dass diese Adventitia, Dichl; aben Ber Ar ehekein des ne Da 5 ermiitelt, Im Jahre 1860 theilte W. Krause?) ee über die Peyer’- N schen Drüsen mit. Er konnte die Augaben Basslinger’s im Allg gemeinen ‚für. die Gans bestätigen. Es gelang, ihm durch Auspinseln erhärteter | ‚Follikel bei diesem Thiere ein den Säugern ähnliches, nur feineres und engmaschigeres Balkennetzwerk nachzuweisen. Die Communicationen ; von. Pollikeln unter einander sah er beim Menschen , ebenso eine unvoll- 4 In der Zeitschrift f. wissensch. Zoologie Bd. X. S. 333. 9 Anatomische Untersuchungen. Hannover 4864. S. A836, 3 . Heinrich Frey, ständige Begrenzung derselben. An Solitärfollikeln fand der Verfasser die Inhaltsmasse in die Substanz einer Zotte sich fortsetzend, was man passend als Lymphinfiltration in das Gewebe derselben bezeichnen könnte: Äehnliches boten das Schwein und Kaninchen dar. »Ueberall F aber«, fährt Krause fort, »ist die grosse Mehrzahl der Follikel rund und völlig geschlossen, woraus sich die bistahbndeh Controversen hinreichend ; e erklären lassen dürften «. . An Injectionspräparaten sah Kos das Capillarnetz des Peyer’schen % Follikels continuirlich durch diesen sich erstrecken. Von Schlingen (die wir, beiläufig bemerkt, niemals angenommen haben) konnte er nichts be- merken. Ebenso überzeugte er sich von der Abwesenheit einer beson- deren, den Follikel absöhliens den Kapsel. In den Fasern des Balken- netzes fand der Verfasser wenigstens sparsame Kerne eingelagert. End- lich konnte er die früher erwähnten Angaben von Brücke und Kölliker über die Anfüllung der Peyer’'schen Haufen mit Chylusmolekülen bei saugenden Thieren bestätigen. Die bisher erwähnten zahlreichen Untersuchungen en über die Peyer'schen Drüsen zahlreiche und wichtige, die Textur des Organes be- 7 ireffende Thatsachen gebracht. Wie ein rother Faden zieht sich aber durch alle die Unkenntniss der Lymphbahnen bindurch. Ohne dieBahnen in den Lymphdrüsen zu kennen, musste der Peyer’ sche Follikel ein un- Ei verständliches Gebiide bleiben. Nachdem für die Lymphknoten der »belebende« Stroim gefunden war, erhielten wir die ersten Injeetionsstudien für die Peyer'schen Drüsen durch Teichmann‘). Ist auch hier noch Einzelnes lückenhaft geblieben, ihm gebührt das Verdienst, die Lymphbahn der uns hier heschäftigenden Organe zuerst ermittelt zu haben. Gehen wir desshalb zur Erörterung # seiner Beobachtungen über, Im AÄnfange der Darstellung giebt der Verfasser zunächst zu, dass Brücke mit vollem Rechte wenigstens das Gewebe der Lymphdrüsen und der Peyer’schen Follikel für idegstsbh nehmen durfte. Allein in der Uebereinstimmung dieser Gewebe liege noch kein Beweis, dass die Peyer’- schen Drüsen wirklich Lymphknoten seien; wenigstens müsste man, wollte man beide Organe gleich stellen, an den Peyer’schen Drüsen die Vasa efferentia nac" weisen. Dieses sei Brücke jedoch nicht geglückt. Die Bindegewebestränge seien keine ausführenden Gefässe; ebenso habe Hyril für die Vögel bei seinen Injectionsversuchen keinen Zusammenhang zwischen Chylusgefässen und Peyer’schen Drüsen erhalten. Indessen sei die Brücke'sche Ansicht auch dann noch festgehalten worden, da die‘ Blutgefässe und das Netzgerüste beider Organe als gleich angesprochen seien; bei der Unkenntniss der Lymphbahnen musste indessen jene Auf- fassung’ nur eine Hypothese bleiben. Teichmann behauptet, diese Hypo- these sei unrichtig, denn die vollständigsten Injectionen der Chylasge- 4) In dessen bekanntem Werke, S. 88. En : nn. Ueber die Lymphbahnen der. Peyer'schen Drüsen. 39 > fässe, welche er in zahlloser Menge im Darme des Menschen und der ver- v schiedenen Säugethiere ausgeführt habe, wiesen auf das Enitschiedenste nach, dass die Peyer’schen Drüsen und nen Follikel keine Ghylusge- fässe besässen und dass weder die einen noch die anderen mit diesen - Gefässen in irgend einer Verbindung oder einem Zusammenhang stehen. _ Das Einzige, was man finde, sei, dass an den Stellen, wo die Peyer'schen " Drüsen oder solitären Follikel vorkommen, die Regelmässigkeit im Ver- lauf der angrenzenden Chylusgefässnetze des De a sie gestört werde. Bi Grösse der Störung hänge aber von der Anzahl und Grösse der einzelnen Follikel ab; sie könne somit nicht allein im Darme der ver- schiedenen Thiere, ee auch im Darın eines und desselben Indivi- duums eine verschiedene sein. Kleine Follikel besitze der Dünndarm des Schafs und darum sei die "oben erwähnte Störung des Verlaufes auch nur eine geringe; sie treffe ‚entweder allein die oberflächliche Schicht, welche nach aussen gedrängt und zurückgeschoben werde, oder das ganze Chylusgefässnetz, weiches ann an der Stelle, wo ein Follikel liege, seiner ganzen Dicke nach eine Lücke erhalte, wie Querschnitte und mit Terpentinöl durchsichtig gemachte Präparate leicht lehren, we dann die Stelle des Follikels eine gefässfreie Lücke bilde. Beim Kalbe dagegen, in dessen Dünndarm die gedrängt ‚stehenden Peyer'schen Follikel häufig grosse Flächen einnähmen, wo die einzelnen Follikel nicht allein re sondern auch aufeinander (2) lägen, d ferner die Drüsen von der Darmhöhle weiter entfernt seien, als im irme des Menschen, des Hammels und zahlreicher anderer en und sshalb überall eine Bedeckung von Darmzotten führten, zeige auch das ylusgefässnetz ein anderes Verhalten als bei den übrigen, von dem rfasser untersuchten Thieren. Das Auffallendste aber sei hier, dass © Chylusgefässcapillaren, von ihrem Ursprunge in den Zotten an bis zu ‚mit Klappen versehenen Stämmen in Folge der durch die Anhäufung Drüsen hervorgerufenen Girculationsstörungen in bedeutendem Grade eitert seien. — In ihrem Verlaufe verhalten sich nach Teichmann die 2 folgendermaassen: »Nachdem sie die Darmzotten verlassen und gerflächliche Schicht des Neizes in der Schleimhaut gebildet haben, n sie als dünne Aeste durch den Brücke'schen Muskel ünd begegnen Ba unterhalb Slesselhen den angenälien BI, ReneQ heilsen. Hier { l \ \ u IEFENESTE Ien. Follikel : an der nach aussen et Seite el sammeln sogleich zu grösseren Stämmen, zwischen welchen dann die mit ra Gefässe entstehen. rmabnepsnert ist DEN, dass t eize end Charakter der Gefässe en -die An Be Netze leicht ein, und ‚um so sicherer kann man desshalb auch 40 » Heinrich Frey, Auch beim Menschen zeige das schwierig zu gewinhende Injections- präparat das Netz der. dünnen Chylusgefässe dürch den Peyer’schen Follikel nach aussen hin verdrängt. Selbst im Diekdarm des Menschen verhalte sich um die solitären Follikel das Gefässnetz ähnlich. | »ich weiss recht wohl«, schliesst Teichmann seinen Aufsatz, » dass dieser anatomische Satz uer gegenwärtigen Lehre über die Peyer’schen Follikel schroff gegenübersteht, und dass dadurch nur eine Verkegenheit für die Physiologie bereitet wird, da sie von Neuem die Frage nach der Natur und Bedeutung der Follikel stellen muss. Allein für die Anatomie ist das gleichgültig, sobald der Fund ein feststehendes Factum ist; und dass ich das von meinen hier gemachten Mittheilungen 'mit Recht be- baupten darf, wird der Augenschein weniger Präparate, sei es vom Men- schen, sei es von den erwähnten Thieren Cartinie, BOTEN schon die Ansicht beigefügter Abbildungen «. | Wir werden in dem Folskndda finden, dass Teichmann allerdings Vieles richtig gesehen, sich aber in der Desbimg wesentlich geirrt hat. Wäre er nicht von unrichtigen Anschauungen über die Lymphkuoten be- fangen gewesen, hätte er seine Injeetionspräparaie im feuchten Zustande histologisch gründlicher ausgebeutet, er hätte nicht das schöne Parallel- ” verhältniss zwischen Lymphdrüsen und Peyer’schen Follikeln so total zu verkennen vermocht, als es ihm leider begegnet ist. Uns war es wenig- siens schon bei unserer ersten Einspritzung ‘verständlich und die erfreu- % liche Bestätigung der über den Lymphdrüsenstrom früher publieirten Dar- stellungen gewährend. Me Schon His, welcher bald in einer neuen Arbeit‘) die Materie wieder aufnahm, kam hier unserer Ansicht nach zur Ermittelung des wahren Verhaltens. Zu seinen Untersuchungen gehen wir darum über. | » Untersucht man feine Querschnitie Peyer'scher Drüsen«, sagt His ” im Eingange seines Aufsatzes, »so begegnet man häufig Bildern, aus deneh hervorgeht, dass die in den Inierstitien zwischen den Follikeln befind- lichen Gewebsstränge aus einer Substanz bestehen können, die in allen wesentlichen Punkten mit der Follikularsubstanz selbst übereinstimmt. Es können nämlich jene interfollikulären Schleimhautpartieen wie die Folliö«] aus einem gefässtragenden, von Lymphkörperchen reichlich durch- setzten Netzwerk feiner Bälkchen sich aufbauen. — Diese Thatsachen in 7 Verbindung gebracht mit manchen andern, gelegentlich gemachten Beob- achtungen haben schon seit geraumer Zeit in mir die Vermuthung er- 7 weckt, dass wohl am Ende die ganze Darmschleimhaut, soweit sie re dB ionteriide. Drüsen enthält, aus einer Substanz bestehe, die die Be- deutung der Lymphdrusensubstanz besitze; demmach Furabe die Follikel N natürlich nicht mehr als Bildungen eigener Alt zu betrachten sein, sondern 4) Untersuchungen über den Bau der Peyer’schen Drüsen und der Darmschleim- haut. Leipzig 1862. (Separatabdruck aus Bd. XI. Heft 4 der Zeitschrift f. wissensch. Zoologie). | he Ueber die Lymphbahnen der Peyer’schen Drüsen. 41 "als stärkere Entwickelung eines durch den ganzen Darm verbreiteten gemaLheites der Schleimhaut. « Schon in einer früheren, die Lymphbahner des Dünndarmes behan- N Einden Arbeit hat der Schreiber. dieser Blätror die von His aufgewor- feneFrage nach seinen Erfahrungen ventilirt, siNdass es ubertlussig wäre, h hier nochmals auf den Gegenstand zurückzukoiuimen. 0, Da.die His’schen Angaben der Peyer’schen Drüsen aus einer Reihe BEinzelbeobachtungen und ne bestehen, so halten wir es am zweckmässigsten, hier zunächst nur die für das Kalb gefundenen Er- gebnisse vorauszuschicken, um dem Leser so eine, Vorstellung der His’- - schen Auffassung zu orfchafien, und werden später bei unseren eigenen _ Speeialbeobachtungen auf jene des Basler Forschers im Detail zurück- ie mächtigen Peyer‘ schen Haufen, welche als lange Bänder das te des Kalbes einnehmen ‚, zeigen auf feinen Verticalschnitten unter- halb der ziemlich dicht stehenden Darmzoiten die Schicht der Lieberkühn’- hen Drüsen und von letzterer bedeckt eine sehr mächtige, ungefähr 4” tarke Lage der Follikel. Unter der Follikelschicht folgt erst die Musceu- is mucosae. Die Follikel zeigen längliche Formen, mit ihrer grossen Axe senkrecht zur Schleimhaut stehend ; ofımals kommen an ihren obe- en und unteren Theilen flaschenförmige Verschmälerungen vor; hier da sieht man auch, wie ein Follikel sich in zwei Abiheilungen zer- "Nach abwärts sitzen jene der Mucularis mucosae entweder unmittelbar uf oder sind durch längere spaltenartige Räume von einander getrennt. bon; (Vergl. die oben erwähnten Angaben Brücke's). "Nach einwärts gegen die Follikellage ist die Begrenzung der Follikel ‚egs scharf, (wenn nicht anders die Folikalkuppe, nur von Epi- bekleidet, frei in die Darmhöhle einspringt), sondern es ver- ch jene ohne bestimmte Grenze in das benachbarte Gewebe. ‚das follikuläre Stratum herauf erscheinen die einzelnen Follikel sehen von Verschmelzungen) ebenfalls durch spaltariige Räu‘ :, von rabgetrennt, welche ihrerseits meist der Länge nach von fibrösen urchsetzt werden, die nach oben mit der Drüsenschicht und eularis mucosae ne | jenen Balken verlaufen von der Nervea kommende stärkere Blut-. ssstämmchen (Arterien wie Venen), welche meistens bis zur Drüsen- it-gehen und hier erst, ebenso in den darüber befindlichen Darm- ihre capillare Ausbreitung finden. Zum Theil jedoch legt sich die wand streckenweise an den Follikel an, mit ihm hier verschmel- er und an solchen Localitäten gelangen dar Blutgefässe jener in den ol! el selbst. Daselbst sollen sie im Allgemeinen so sich verbreiten, dass 49 Heinrich Frey, die von unten oder von den Seiten her eingetretenen Gefässstäimmchen an der Peripherie bleiben und ihre Gapillarzweige gegen das Gentrum . des Follikels hin senden ; bevor sie jedoch dieses erreicht haben, sollen die Haargefässe schlingehförmig umzubiegen pflegen (wie namentlich der Querschnitt lehrt). Man hat daher einen innersten gefässlosen Theil des Follikels; hier ist auch das Retieulum unvollständig entwickelt oder geradezu fehlend. Dieser Raum entspricht nach His bis auf einen ge- # wissen Grad seinen Vacuolen der Lymphknoten, obwohl er nie so scharf gegen die Peripherie sich absetze als hei letzteren. Die Spalten zwischen und um die Follikel ergeben ich bei der sub- cutanen Injection als Chylusbahnen, denn es füllen sich Darmzotten, ab- steigende Bahnen zwischen den Lieberkühn’schen Drüsen, jene interfolli- kulären Spalträume und die Chylusgefässstämmehen der Submucosa. Wo Teichmann also hier Gefässe angenommen hat, da siebt His — und fügen wir h Führt man etwa in halber Höhe einen Flächenschnitt durch das fol- likuläre Stratum, so gewinnt man die entsprechenden Bilder; ein fihröses Fachwerk beherbergt in seiner Masche den Follikel, hier und da in sein “ Gewebe strangartig sich fortsetzend, und zwischen Follikel und Scheide- wand finden sich die kreisförmigen Spalträume, die Behälter der Injec- tionsmasse und des Chylus. h. Die letzteren versieht His mit dem Namen der »Schleimhaut- E sinus« und erkennt mit Recht die Verwandtschaft zwischen Lymph- knoten und Peyer’'schen Haufen. Das Netzgerüste des Foellikels ist beim Kalb vorzugsweise aus ver- zweigten Zellen bestehend, ähnlich denen der Thymus, | Wie verhalten sich aber die Follikel nach aufwärts gegen die Schicht der Zieberkühn’schen Drüsen und nach abwärts zur Museularis mucosae Ein Horizontalschnitt der Mucosa, welcher unterhalb der Zottenbase gewonnen wurde, zeigt Hıs ein System netzförmiger, Gelässe und Schlauch. drüsen führender Schleimhautfalten, welches rundliche, Yes mes- sende Lücken eirfriedigt. Aus dem Grunde des rundlichen Raumes er hebt sich je eine Follikelkuppe. . Inmitten der Schleimbautfalten erschei- nen die Chylusbabnen als längliche Spalten, die wenn auch vielfac durch Substanzbrücken unterbrochen, als ein System communicirender a Gänge angesehen werden müssen. ur tiefer geführte Flächen- schnitte zeigen zuerst die mit Epithel bekleidete Kuppe des Follikels,im rundlichen Raum. An einer Seite hängt dieselbe mit dem drüsenbeher- bergenden Schleimhautgewebe durch eine Substanzbrücke zusammen, welche den Blulelissen als Eingangspforte dient. Hat man den Schnitt) etwas tiefer geführt, so erscheint der Querschnitt des Follikels grösser und die Verbindung desselben mit dem angrenzenden Schleimbautgewebe eine allseitigere. Man findet nämlich denselben nunmehr von eine Kranze Lieberkühn’scher Drüsen eingefasst, zwischen denen ebensoviele | Ueber die Lymphbahnen der Peyer'schen Drüsen. 43 gefässtragende Brücken zur übrigen Schleimhaut hindurchtreten. Die Chylusbahnen liegen in dieser Höhe noch nicht dem Peyer'schen Follikel selbst an, sondern erscheinen in den Streifen drüsentragender Schleim- hautsubstanz, welche zwischen den Follikeln getroffen wird. Das Ge- - webe des Follikels geht an den obenerwähnten Verbindungsstellen con- tinuirlich in das der Mucosa unter Bewahrung des gleichen Charakters | yes der Lymphkörpercheninfliration über, es ist »adenoides« Gewebe. Hat man endlich durch die untere Grenze des Follikelstratum und "die Submucosa einen etwas schrägen Flächenschnitt geführt, so bemerkt man einmal noch den kreisförmigen, den Follikelgrund umziehenden Chylussinus und dann die dendritisch verzweigten klappenführenden Chylusgefässe der submucösen Lage. Die Verbindung der Schleimhaut- "sinus mit den submucösen Gefässen geschieht nach His einfach in der Weise, dass Ausläufer der ersteren durch die Museularis mucosae in das submueöse Stratum treien und sofort vom umgebenden Bindegewebe "eine schlauchartige Wandung erhalten. An feinen Schrägschnitten konnte i der Verfasser nicht selten diesen Ncbanang von Sei in geschlossene Gefässe sehen. 7 Da bei andern Thieren von His, wenn auch nicht ganz die gleichen, doch wesentlich ähnliche und nahe verwandte Structurverhältnisse be- obachtet worden sind, so kann das aus seiner Arbeit Angezogene vor- läufig genügen, um uns seine Auffassung und die wesentliche Differenz, "gegenüber der Teichmann’schen Darsiellung begreiflich zu machen. Auch der neueste Schriftsteller über dasLy Ah nleefisssyätenn, v. Reck- Aahausen !) hat einige Mittheilungen in Hinsicht der Darmfollikel ge- - Er untersuchte, ob den Darmfollikeln , die in neuerer Zeit bekannt Du »wordenen ustlipwirkältnisse der Ermphiknntenteil ikel ebenfalls Zum kommen. u "Durch Injectionen von sehr schwacher Silberlösung mit Einführung der Canüle an dem Rande eines Peyer’schen Eulen, des Kaninchen- _ darms konnte er sich überzeugen, dass die Follikel wirklich zu den Lymph- efässen in enger Beziehung stehen, dass sie aber nicht, “wie Teichmann d wahrscheinlich auch Hyril nachzuweisen versucht hatten, mehrere mphgefässe in das Innere aufnehmen, sondern dass je ein Follikel im Lumen“ eines stark dilatirten Enalearinktes des Lymphgefässnetzes ge- legen ist, ganz wie der Lymphdrüsenfollikel innerhalb des Lymphsinus. Es liess sich dieses um so leichter darthun, als auch hier das Epithel von n an ‚dem Knotenpunkte zusammenkommenden vier bis an Aynar Ob Stützfasern die Dos nshtanz des Follikels mit Epithel 'ragenden Wand verbinden, hat der Peer nicht untersucht, ebenso- IN er „ Die Lymphgefässe u. ihre Beziehung zum Bindegewebe. Berlin 1862. S. S7u. 96, 44 Heinrich Frey, wenig kann er mit Bestimmiheit behaupten, dass die Follikularsubstanz stets allseitig von der Lymphgefässwand getrennt ist; er glaubt vielmehr, ° dass hier ebenso partielle Verwachsungen vorkommen können ,. wie bei den Follikeln der Lymphdrüsen. Die Erfahrungen Teichmann’s: rich Hyril’s hält Recklinghausen, da sie negativer Natur ind nicht das. ‚Gegentheil beweisend. In Hinsicht auf die His'schen Angaben bemerkt Recklinghausen, Ru seinen und Teichmann’schen Beobachtungen nach die Saugadern der-Mu- cosa und Submucosa des Darmes, ebenso wie die der Schleimhäute an den übrigen Körpertheilen eine Röhrenfort besässen und dass der His- sche Name »Sinus« nicht anwendbar sei. Ebenso stimmt er der Auf- fassung desDarmschleimhautigewebes als »adenoider« Substanz nicht bei, wenngleich er züugiebt, dass zwischen Schleimhaut- und Follikelgewebe nur ein gradueller Unterschied existire. — Es ist diese Materie von uns in früheren Abhandlungen in dieser Zeitschrift ausführlich: ‚schon erörtert worden. Während des Schreibens dieses Aufsatzes kam uns deätich noch ein neuer Aufsatz von His!) zur Ansicht. Der Verfasser behandelt hier das Verhältniss, in dem die Wurzelröhren des Lymphgefässsystemes zu den Geweben, aus welchen sie beginnen, stehen. Als Hauptergebniss seiner Untersuchungen stellt er das Resultat hin, dass die ersten’ Wurzeln des” Systemes durchweg der eigenen isolirbaren Wand entbehren. »Es sind Ganäle in das Bindegewebe der Qutis, der Schleimhaut etc. eingegraben die, um es mit gröberen Bildern zu veranschänlichen; sich zu ihrer Um-— sehn. nicht anders verhalten, als etwa ein unaiise äh Tunnel zum umgebenden Gestein oder: ein glattes Bohrloch zu dem Brett, durch dass es geführt ist. Mag auch in dieser oder jener Richtung das Gewebe. | in der inniittelbärenl Umgebung des Lympheanales etwas verdiehität sei 4 so ändert das durchaus nichts an der allgemeinen Thatsache, denn eine? solche Verdichtung führt, soweit ich wenigstens gesehen habe, innerhalb des Bereiches der re urzel nirgends zu’ einer ee, von der Umgebung schärfer sich sondernden Schicht. « | I Finen Zusammenhang der Lymphbahnen mit den Hohlräumen von Bindegewebskörperchen konnie His nirgends gewinnen. Sollte ein sc cher irgendwo vorkommen, eine Möglichkeit, welche His nicht in Abre stellen will, so ist er jedenfalls nicht ein allgemeiner, so dass von einem gesetzmässigen derartigen Ursprung nicht die Rede sein kann. Eine Mög- lichkeit der Aufbahrmb” von Eiter- und Krebszellen in die Lymphe kann nach der Änsicht von His von vornherein nicht mehr geläugnet werden. Es wird nämlich bei dem Verhältnisse, in welchem die 'Lymphgefäss- | j A RIZIET A) Bu die Wurzeln der Lymphgefässe in den Häuten desKörpers und über die er der Fun reg Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, Bd.42. Hell2 2. . 223. Be: Ueber die Lymphbahnen der Peyer’schen Drüsen. 45 _ wurzeln bindegewebiger Theile zu ihrer nächsten Umgebung stehen, wahrscheinlich, dass die Abkömmlinge wuchernder Bindegewebszellen ‚sehr leicht in die Lynphwürzelröhren hinein entleert und von da wei- fortgeführt werden können. In einem nn rei der nanıps siherffhlen können. Hinsichtlich der von Recklinghausen bebaupieten, die Lymphsinus bekleidenden Epithelien äussert sich His unsicher. Sollten sie wirklich n allen Lymphräumen constant vorkommen, so müssten sie eine sehr ünne Lage verkiimmerter Zellen darstellen. ie Kr mit Hulfe der neuen uns eine Alenb HERE, ı verschaffen. Die Structur der Follikel, ihre Blutgefässe wurden all- ählich in den Kreis der Beobachtung Seren und die Angaben der Vor- äi ger geprüft. Bald stellte es sich uns wünschbar heraus, den Kreis der jeobachtungen zu verkleinern, da bei manchen Säugethierarten ohne die ;sste Ausdauer kaum Volldhinäke Injectionspräparate gewonnen wer- konnten und gerade diese unerlässlich erscheinen mussten. Dagegen elang es uns, in häufig wiederholten Versuchen wenigstens für einige 'hierformen ad troifliehe Untersuchungsobjeete zu gewinnen. Wir chnen dahin das Kaninchen, das Meerschweinchen, die Katze, den Hund das Kalb. Minder gelungen sind unsere Beiähkagen beim Schaf und ein btn Structurverhältnisse und namentlich die beträchtlichen renzen gestatien leider nur Detailbeschreibungen, wenn volles Ver- hdniss erzielt werden soll. Der Leser möge daher die möglicherweise ze ‚Breite unserer ‚Darstellüng BSH en ehe Bike follikelfreie Strecken getrennt, in in Anzahl Kleihe ®yer'sche Haufen von länglich runder Form, einige Linien im grössten rchinesser hetragend und nach ihrem‘ Nase eine zwar wech- In nde x ee. a en. Zahl der ' Einzelfollikel m. Iohi und Weckel‘ auf —6 an, womit unsere eigenen Erfah. ' Allgemeinen stimmen. Auch Böhm?) in seiner gediegenen, so 46 - Heinrich Frey, genden Worten: »Glandularum Peyerianarum numerus in intestinis te- nuibus certioribus, quam in ceteris animantibus, eireumseribitur finibus; inveniuntur in Lepore cunieulo quatuor ad sex, in Lepore timido octo ad decem; quae quum per totum ileum et jejunum dispersae sint, magnis inter se distant intervallis. Forma rotunda, magnitudo unguis pollieis. Singula corpuscula adımodum sunt perspicua, earumque tania est teneri- tas, ut non nisi levissimum tactum ferant, quin destruaniur ete.« Hisin seiner Arbeit hat diese einfachste Form er betreffenden Organe beim Kaninchen gänzlich unbeachtet gelassen. Eine Abbildung eines solchen Haufens gaben wir schon vor einigen Jahren im Lehrbuch der Histologie Fig. 312 (S. 479); ebenso stammen die Figg. 344 und 345 (S. 480) ge- zeichneten Gefässinjectionen von der gleichen Localität. Die Injection der Blutbahn gelingt an diesen Peyer’schen Haufen, wenn man will, sehr leicht oder schwer. Die grösseren Stämmchen, die Capillaren des zwischen den Follikeln gelegenen Schleimhautgewebes füllen sich leicht, ebenso ein Theil der dem Follikel selbst angehörigen ” Haargefässe. Schwierig dagegen ist es, die Blutbahn der letzteren voll- ständig und ohne Zerreissung zu füllen, Dass nur letztere Präparate in 7 der Frage nach dem Verhalten der Capillaren im Follikelcentrum maass- ” gebend sind, versteht sich von selbst. Geht man vorsichtig zu Werke | und hat man einige Uebung in derartigen Proceduren erworben, so ge- lingt die Injection der Chylusbahnen dann auch und zwar so ziemlich an jedem Haufen, namentlich mit den von uns früher empfohlenen kaltllüs- sigen Massen. ‘) j Untersucht man derartige, am besten in beiderlei Strombezirken erfüllte Präparate nach vorheriger Weingeisterhärtung an senkrechten Schnitten, so bemerkt man (Taf. IV, Fig.‘9) bis an den Rand des Follikels der Schleimhaut den typischen Charakter unverändert in Darmzotten und Schlauchdrüsen (a) bewahrt, so dass Alles, was wir für diese Theile, ” ebense ihre Ghylus- und Blit bulınren‘ in einem vorhergehenden Aufsatze bemerkt haben, unverändert für die den Peyer'schen Haufen begren- " zende Schleimhautpartie seine Gültigkeit hat. Ohnehin kann dieses die Zeichnung noch weiter versinnlichen, wesshalb eine weitere Beschrei- bung überflüssig. Auch zwischen den einzelnen Follikeln im Innern des en erscheinen die Lieberkühn’schen Schläuche, ebenso die Darm- zotten, leigtere jedoch (Fig. 9 /, !) modifieirt. Oft höher, zeichnen sie si haufig, durch einen viel breiteren, nicht selten zespaltässe he 1 aus, on rasch nach abwärts Schleimhautwällen zusammen, wel- che. in rundlicher Gestaltung die Wandbegrenzung einer Grube (die so- genannte » Vaginula« von Böhm) herstellen, aus deren Grund der Spitzen- en Hlrakl, dieKuppedesFollikels, sich hoch erhebt {c, c). An den Seiten- A flächen dieser Schleimhautwälle münden dann die Lieberkühn’ schen’ 4) S. diese Zeitschrilt, Bd. XH. Heft 4. (S. 14 des Separatabdrucks.) Ueber die Lymphbahnen der Be Drüsen. 47 Dr sen, so dass feine Verticalschnitte häufig starke Schiefstellungen der Schläuche erkennen lassen. Nach abwärts verdünnen sich die Wälle, ‚so dass ihr Verticalschnitt keilförmig erscheint. Diese Follikelpartieen ieten nach ihrer Höhe ziemlich geringe Variationen im Allgemeinen dar; ndere dagegen schon etwas mehr in ihrem Quermesser und ziehen sich nach oben in eine bald schlankere und spitzere, bald flachere und rund- liche Kuppe aus. Der Kuppentheil, ja oft die grössere, den Aequator rschreitende Hälfte des Follikels liegt in diese Meise ganz frei und "nackt, nur von dem Cylinderepithelium bekleidet, in der Grube. Der Epi- ' Ben: wein auch hier einen verdickten, von sogenannten Poren- Weiter nach on erfolgt die Verbindung des Follikels mit dem renzenden Schleimhautgewebe sowohl durch unmitielbaren Ueber- g, als zunächst vermittelst strangartiger Brücken; sehr bald jedoch ter nach abwärts in breiter continuirlicher, oftimals ziemlich hoher Schicht. " Benachbarte Follikel können mit ihren Grundtheilen aneinander dicht ängt liegen, so dass die verbindende follikuläre Substanz nach ab- s, d. h. gegen die Submucosa hin an der Stelle, wo der Follikelgrund rvortritt, einfach ihr Ende nimmt. Sind die unteren Follikelenden weiter von einander entfernt, so setzt sich zwischen ihnen das follikuläre 'ebe in Strängen von 0,025—0,05’ und mehr fort; bisweilen werden so mächtig, dass sie selbst einen Follikelgrundtheil nachahmen Aus dem der Submucosa zugekehrten Fundus des Follikels treten ıt selten in ansehnlicher Breite faserige, mit Lymphzellen infiltrirte ätze nach abwärts. Zufällig zeigen sie die beiden mittleren Follikel Figur stark ausgebildet. Mit dem übrigen Theile seiner Peripherie gegen der Bunde frei, von der angrenzenden Schleimhaut durck bald engeren, bald weiteren Spaltraum geschieden. Diese Spalt- ., von rother Injectionsmasse stark erfüllt und somit ibre Natur als ische Behälter schon a SpRual hend, ih unsere Zeiel ku is an, wie diese Brücken zum Eintritt der en dienen, ein u, Ieiches His zuerst richtig lich ale Saanliebe Ver- ve Re ., wir nun, uns einen Querschnitt zu bereiten, um an ihm r die Er ienlansipht gewonnene zu prüfen, so stellt sich Folgendes Ag Heinrich Frey, » : j chendünndarm eigentkümliche Schleimhautgewebe mit ziemlich zahl+ reichen Einbeitungen von Lymphzelien. Zwischendurch ‚zeigen 'sich theils in Quer-, {heils und häufiger in Schiefschnitten die Schlauchdrüsen, sowie wandungslose Bahnen von verschiedener Stärke und Form, die Chylus- oder Lymphwege Hat man den: Wall tiefer abwärts horizontal] durchschnitten, so erhebt sich aus seinem Ringe ganz frei und unverbun- den die Follikelkuppe mit Epithelialbeleg. Noch tiefere Flächenschnitte bieten ein ähnliches Bild; aber Stränge von verschiedener Zahl und Breite | verbinden den Rand der Fol! ikelpartie mit dem angrenzenden Wallge- webe. Ihre Textur ist die gleiche, wie sie der Follikel zeigt. Der histo-" logische Uebergang in das Schlounkänhe tritt aber so unverkennba PN hervor. E Weiter nach abwärts gewennen zeigt der Flächenschnitt die Gree der Follikel verschwunden und zwischen ihnen in bald grösserer, bal geringer Mächtigkeit, das verbindende follikuläre Gewebe, hinsichtlich seines Gerüstes ie: der Lymphzelien demjenigen des Follikels gleich? Quer- und Schiefschnitte zahlreicher Iymphatischer Canäle umkreisen jedoch den eigentlichen Follikel, so dass er trotz seiner Verschmelzung mit dem Nachbargewebe zu ea ist. Weiter nach abwärts treten die Grundtheite des Follikels als kreisförmige, scharf von einander ge- \ schiedene Körper auf. Lymphatische Räume, bald enger, bald weiter, umgeben seltener als geschlossene Kreise, höuliger als Bogen von wech- selnder Länge den Follikel. Verbindende Stränge von einem Follikel zur andern sind sehr gewöhnliche, Vorkommnisse; ebenso Brücken zu einer tiefer herabgestiegenen Partie der RATES VER UN follikulären Schicht. Bin sehr feiner vorsichtig ausgepinselter Querschnitt mit starker Vergrösserung durchmustert , zeigt die Richtigkeit der His’schen Angabeiig hinsichtlich des Balkennetzes und seines Verhaltens zur Nachbarschaft Der zellige Charakter vieler Knotenpunkte jenes tritt auf das Dewlichenl 2 hervor. Gegen die Centralpartie der Kuppe wie des Grundtheiles a das Balkennetz einen weitmaschigeren Charakter anzunehmen. Bun. Wir unterscheiden somit, die bisherigen Erörterungen resumirend, neben der Kuppe des Follikels zweitens die verbindende, in dies Schleimhaut und benachbarte Follikel übergehende Lage als follikuläre® Verbindungssubstanz und dann endlich die unterste, vom Um-” hüllungsraum umgebene Partie, den Grundtheil des Follikels, Be- nennungen, welcher wir uns im Folgenden stets bedienen werden. Als Beispiel der relativen Wichtigkeit der drei Follikelabtheilungen zu einander mögen hier einige Messungen (betr een den Fig. 9 Kr - neten Drüsenhaufen) ihre Stelle Anden N Die Follikelkuppen betrugen im Mittel an Höhe 0,;: 95._.0,3”, a auch noch mehr; die verbindende follikuläre Sukstatinieshb mei -0,1—0,125 und 0,15", während die Grundtheile bei einer mitt fin Hi n Ueber die Lymphbahnen der Peyer’schen Drüsen. 49 "Breite von 0,25” nur eine Höhe von 0,1, 0,125—0,15" darboten. Andere Be s zeigtenin den einzelnen HOlhkelperiecri Abe Dimensionen. "Beobachtet man eine vollendete ee so gewahrt n in Folgendes: Stränge des submucösen Bindegewebes benutzend, gelangen aus die- t rktien schief aufsteigend feine (0,04 —0,02” eemE arterielle ämmchen in die eigentliche Schleimhaut. Hier unter weiterer Äsi- ildung laufen sie nicht selten eine Strecke weit in mehr horizontalem Verlaufe unterhalb eines Follikelgrundes her — oder auch mehr ver- ical aufsteigend dringen sie in einen solehen mit einem Aestchen direct “ein. Da wo follikuläre Verbindungssubstanz zwischen zwei Follikeln ‚bis in die Submucosa ragt, gehen die arteriellen Gefässchen in erster enkrecht aufwärts. Hier kommt es zu weiterem Zerfalle und schliess- ; zur Bildung des gewöhnlichen, den Lieberkühn’schen Drüsen und 'mzotten eigenthümlichen Hanrgelässnetzes für die zottentragenden chleimhautwälle. "Aber so lange die arteriellen Astsysteme die Verbindungsschicht chlaufen, geben sie noch seitliche Ramificationen ab für die angren- nden Follikel. Diese erhalten somit sehr gewöhnlich wenigstens von veierlei Stellen, nämlich von den Strängen, welche am Follikeigrunde rkommen, und von der follikulären Verbindungsschicht her ihre arie- sllen Zuflussröhren. In den Follikel selbst eingedrungen bilden jene nun das bekannte, sen durchziehende, vielfach geschilderte Haargefässnetz. — Wir be- en gegenüber manchen Angaben der Neuzeit, wornach eine gefäss- e Centralpartie im Follikel ein- oder hehrtbeh sich finden soll, dass ss unseren Injectionen nach ein Irrthum ist. Gerade von den uns ‚beschäftigenden Peyer’schen Drüsenhaufen vertreten wir noch zur e die genauen Beschreibungen, welche vor Jahren F. Ernst von un- ecetionspräparaten geliefert hat. Hier glückte es schon damals ang es wiederum vor Kurzem, eine Reihenfolge horizontaler Schnitte nd desselben Follikels zu gewinnen, welche das Netz der 0,00333 25” breiten Haargefässe gegen dieMitte des Follikels zu feiner und maschiger, aber durchgehend und ohne Schlingenendigung zeigten. Inatsche Zeichnung ds Horizontalschnittes ige aushel nat. W, Fi: 10 genau abgebildet. Die Yrtioalancht eines el mit Behr abgerundeter Kuppe bringt Fig.14. Hier verläuft arhetz (a) mit rundlichen Maschen BE durch die ganze Urban an den betreffenden Stellen, dass die Netze der Capil- mehr gestreckten, der Längsaxe des Follikels folgenden Cha- 'so vereinigen sich die Venenwürzelchen der zottentragenden hr. f. wissensch. Zoologie. XIII. Bd. h 50. Heinrich Frey, une Mae Schleimhautwälle zu starken, in der Axe des Schleimhautwalles senkrecht absteigender Stämmchen. Diese letzteren nehmen alsdann die Venen- würzelchen der follikujären Verbindungsschicht und somit auch zum Theil die der Follikel selbst auf. Andere Venenästchen gelangen aus dem Fol- iikelgrund durch die bindegewebigen Strangsysteme in die Submucosa. Die Chylusbahnen endlich, welche Taf. IV, Fig. 9 in vollständiger Füllung hervortreten lässt, frappiren durch Reichthum und Complieation, zusammengehalten mit den relativ einfachen der follikelfreien angren- zenden Schleimhaut. Ueber die Darmzotien der letzteren, über das Absteigen der Chyluswege zwischen den Lieberkühn’schen Schlaueh- drüsen und die Bildung des horizontalen Chylusgefässnetzes haben wir in dem’ vorhergehenden Aufsatze genaue Angaben mitgetheilt und müssen auf diese hinweisen. Anders wird es dagegen an den interfollikulären Zotten Gi Schleim hautwällen, wie uns Fig. 9 versinnlichen kann, wo in den modificirten ' Zotten des Walles die reichlich entwickelten Chylusbahnen (l) mit einer Weite von 0,025 —0,03030”’ gewöhnlich in Mehrzahl vorkommen und meistens erst hoch oben bogenförmige Verbindungen mit einander ein- gehen. Bei der keilförmigen Gestalt des Walles treten die absteigen- den Chylusbahnen (m) convergent gegeneinander, bilden dabei noch man- nichfache Communicationen dd zeigen in dieser Strecke sehr beträcht- | liche Verengerungen des Strombettes (0,01 — 0,00167”). So gelangen sie in die follikuläre Verbindungsschicht, um hier ein diehtes, unregel- mässiges Netzwerk etwas weiterer, absteigender Wege zu bilden. Je’ nachdem die follikuläre Verbindungsschicht schon höher oben endigi oder den ganzen Follikelgrund entlang bis zur Submucosa verläuft, ish, das Gescl ak jener netzförmigen Bahnen verschieden. Im ersteren Falle N münden sie in den den Follikelgrundtheil umhüllenden Iymphatischen | Raum : im leizieren steigen sie bis zur Submucosa abwärts, zu stärkeren | Bahnen sich ER EN um mit den Lympbwegen, ae von dem Follikel wegführen, sich zu den submucösen Iymphatischen Canälen (o, y zu verbinden. Der Follikelgrund ist bald von einem mehr eontinuir- lichen und weiteren, bis 0,01667 — 0,025” messenden Injectionsstrom umhüllt (Fig. 9 n), bald ist jener mehr verengt bis zu 0,04"’ und durch” nu vollkommen netzartig geworden, Alle Lymphbahnen entbehren auch hier’ der speeifischen Gefässwandung und sind nur bindegewebig eingefrie- digt, wie wir es in früheren Arbeiten für die Schleimhaut der dünnen und dicken Gedärme angegeben haben. Die Frage, ob auch die das fol- likuläre Gewebe durchsetzenden und die den Follikelgrund umhüllenden Lymphbahnen die gleiche, geschlossene Wandbegrenzung oder eine netz förmig,durchbrochene besitzen, vermögen wir für die hier in Frage kom mende Localität dahin zu beantworten, däss mit Sicherheit die Ober- fläche des Follikelgrundes und mit Wahrscheinlichkeit die den Strom ein" Ueber die Lymphbahnen der Peer schen Drüsen. Si edigenden Wandungen der follikulären Verhindungsschicht netzartig ‚durchbrochen sind, wie das Follikelgewebe selbsi, aber mit engmaschi- gerem Balkenwerk. An anderen günstiger sobildeten Peyer'schen Haufen "werden wir darauf zurückkommen. Horizontalschnitie durch die Drüsenhaufen und ihre Wälle ergeben die correspondirenden Bilder. Am meisten interessirt der follikuläre "Verbindungstheil und der Follikelgrund. An ersterem sieht man Kreise netzförmigerLymphbabnen (allerdings vielfach unterbrochen) den eigent- ‚lichen Follikeltheil umgeben. Während in letzteren selbst keine hoc ‚hereinführen , ist es aber die zwischen den Follikeln befindliche und sie verlöthende Substanz, die von jenen sehr zahlreichen Iymphatischen Gängen durchsetzt wird. Der Querschniti durch den Follikeigrund zeigt entweder einen mehr continuirlichen ringartigen Injectionssirom jenen umziehend, nur stellenweise unterbrochen durch strangartige Verbin- ‚dungen vom einen Follikel zum andern — oder man trifft auch hier netz- arlig und vielfach in seinen Gängen abgebrochen, den Lymphstrom den ‚Follikel umkreisend. Es mag vorläufig genügen, dieses Wenige hier fest- ‚zubalten. Am nlorförenkecn Fortsatz des Kaninchens werden wir bald den eontinvirlichen, den Follikelgrund umziehenden Strom genauer ken- ‚nen lernen, während uns bei anderen Thieren, z. B. dem Hunde, der Interbrochene Strom wieder entgegentreten und genauere Erörterung finden wird. Somit haben wir aus den bisherigen Schilderungen erfahren, dass ‚der Peyer'sche Follikel mit seinem oberen Kuppentheil ganz dem Iympha- "tischen Strom entrückt bleibt, während seine Mittelpartie von zahlreichen mpbbahnen umzogen wird und der Follikelgrund von Lymphe ganz nspült werden kann. Die Chylusgefässe der modifieirten Darmzottien ' den Wällen siellen das System der Vasa inferentia her, der Follikel- and wird von letzteren nach Passage der Verbindungsschicht umzogen, ‚die Alveole einer Lymphdrüse. Die Gänge der fol likulären Verbin- ngsschicht besitzen dagegen eine gewisse Eigenthümlichkeit. Als Vasa erentia erscheinen die in das submucöse Gewebe ausmündenden röme. ' Stärkerer Druck, kann wenigstens etwas der Injectionsmasse in das likuläre Gewebe der Mittelschicht und des Grundes eintreiben. DieFett- noleküle hei der Chylusresorption vermögen eine analoge Einbettung zu ge- winnen, wie wir gesehen haben. Dieumhüllenden Räume um den Foll ikel-- ‚grund mit Chylusfett erfüllt, haben mehrere Beobachter schon getroffen. Indessen, um auf das im Follikelinnern befindliche Feit nochmals zu- ckzukommen, dürfen wir nicht vergessen, dass dieses auch von eine dern Stelle als von den Darmzotien aus eingedrungen sein kann. Die ai dem charakteristischen Cylinderepithelium. bekleidete Follikelkuppe, frei einspringend in das Darmırohr, wird sicher ganz in derselben Weise wie ie Darmzottenfläche und die zwischen den Zotten oe Schleim- 52% Heinrich Frey, hautflächen den Molekülen des Chylus den Eintritt in ib TFRREBEN gem statten. vi Genauer haben wir zwei andere, weit günstigere Localitäten beim Kaninchen, nämlich dessen Processus vermiformis und den so- genannten Sacculusrotundus, zu untersuchen vermocht. Hier ist die Eymphinjection ein Kinderspiel md kaum jemals verunglückend. Setzt man sie hinreichend weit fort, so tritt der Lymphbezirk in überraschen- der Schönheit entgegen und zwar seine Wurzeln an der Schleimhaut- oberfläche gewinnend. Obnehin gestatiet die dickere ziemlich resistente Darmwandung die Anfertigung feiner Schnitte sehr gut, sodass wir leicht‘ die bezeichnendsten Bilder erhalten konnten. i Ieber den wurmförmigen Fortsatz bemerkt bereits Böhm: ")» Coecum in prensiculantibus longissimum, in lepore longitudine ventriculum qua- druplo superat. Prior pars lata est, mucosa laevis, nisi quod valvula spiralis s. cochleata, alte in cavum prominens, ‚per eam eurrit; posterio subito sese ee processum vermicularem format, eujus pariete aeque ac sacci illius, quem in ultimo ileo anziehen supra diximus, corpusenlis confertis, longis vaginalis consiti sunt. « | e Ebenso hat schon His?) diese Darmpartie beim en untersucht und darüber Folgendes berichtet: re Die bekannten, in der Mucosa gelegenen Follikellager erreichen eine bedeutende Mächtigkeit (über 4”” Höhe im Processus vermiformis, 1%" und mehr im Saceulus rotundus). Ueber ihnen findet sich eine Schlauch drüsen umschliessende Schleimhautschicht von Y, —,"" Mächtigkeit. Sie trägt an ihrer Oberfläche gefässreiche Falten, welche kreisförmige Lückenräume eingrenzen. Die einzelnen Follikel zeigen an Vertical- schnitten die schon Böhm "bekannte langgestreckte Gestalt, eiwa wie die einer Schuhsohle. Man kann auch hier ein äusseres (unteres) kuglig aufgetriebenes und ein inneres (oberes) conisches Endstück unterschei- den und zwischen beiden eine etwas eingeschnürte Mittelpartie. > äussere Theil der Follikel grenzt sich von der Museularis mucosae, so= wie von benachbarten Follikeln dur h dazwischen befindliche Spalträu ne grösstentheils scharf ab. An einzelnen Stellen werden diese Räume durchsetzt von bald stärkeren, bald feineren gefässtragenden Substanz- brücken, welche eniweder aus der Nervea her dem Follikel Gefässe zuführen oder zur Verbindung benachbarter Follikel dienen. Das Systen fipröser Septen hat auch hier keine ähnliche Entwickelung, wie sie für das Kalb gefunden hatte und eine Vergleichung jener Brücken n den Septen des zuletzt genannten Thieres ist erst dann gestattet, went sie einmal eine Strecke weit schräg zwischen zwei Follikeln verlaufen und in verschiedenen Höhen an dieselben sich ansetzen. Das entgegen: 1) a.2.0.p. 46. | N E 2.2.2. 0.8.44. ra Ueber die Lymphbahnen der Peyer’schen Drüsen. 5: ws | estzie kuppenförmigeEnde des Folli kels springt von Cylinderepithel be- kleidet aus dem Grunde einer tiefen, die halbe Schleimhautdicke ein- "nehmenden Grube vor. -Das mittlere eingeschnürte Follikelstück fand His vorzugsweise zur Verbindung der Follikel mit der benachbarten Schleim- - bautschicht und mittelbar auch jener untereinander dienend. Zwischen die oberen Enden zweier benachbarter Follikel sieht man je einen keil- "förmigen Fortsatz der drüsentragenden Scheimhaut sich eindränsen,, der "weiterhin an die mittleren Theile beider Follikel sich anlegt und ohne scharfe Grenze in letzterer Substanz übergeht. Die or schen i Drüsen ragen in jenen keilförmigen Fortsätzen nur sehr wenig weit herab, “nämlich nur bis zu den Stellen stärkerer Verschmälerung. Sie stehen ‚dabei meistens schräg, mit ihren blinden Enden convergirend gegen die Mitte des Schleimhautstreifens. Sie münden theilweise in den engen ‚Canal aus, welcher zu der den Follikel umgebenden Bucht hinleitet. Die Blutgefässe beschreibt Ilis folgendermaassen: Die stärkeren "Stämmchen gelangen aus den darunier gelegenen Schichten sofort in den Follikel und laufen in diesem peripherisch ; sie geben dabei Capillarzweige ‚ab, welche gegen die Axe des Follikels strebend, das bekannte Netzwerk bilden. Stärkere Stämmchen treten wenigstens stellenweise durch die "benachbarte Follikel verbindenden Substanzbrücken von einem Follikel zum andern über. In weiterer Fortsetzung findet man, wie die den Fol- likel, durchsetzenden Gefässe nun theilweise durch das Mittelstück des- ‚selben in den oberen kuppenförmigen Theil sich fortsetzen, theils vom M ittelstück aus in die keilförmigen Fortsätze der drüsentragenden Schleim- "baut sich einsenken, welche sich zwischen ben de Follikel ein- schiebend, deren Verbindungen vermitteln. Hier gelangen die Gefässe, ‚die Lieberkühn’schen Drüsen umspinnend, zu der freien Schleimhaut- Oberfläche, Für. die Gefässverbreitung im Innern des Follikels berichtet uns a Resultat seiner du noch, dass i im innern, wie im äusseren ollikelende ein gefässfreies Gentrum Slise mit le okiitem und darum au cht Beenden Inhalie, wäh,end im Mittelstück die Gefässe fast Eee Ausdehnung besitze. ‚Diese Einrichtung bringe ı es mit sich, dass der Follikel zwei getrennte Vacuolen nihalien. Die Bilder Mer Querschnitte, welche aus verschiedenen Höhen der R Klikelschich genommen sind, fallen nach His N aus. Bis zu we br dliche leben ninde, aus ; welchen Bun die kellunpen ara sind. Die Schleimhautauskleidung der Follikelgruben fand der Verfasser nicht glatt, sondern aus gefässreichen verticalen Falten be- stehend, so dass, ein Durchschnitt einigermaassen an einen queren Dünn- darmdurchschnitt erinnert. Hat man den Schnitt etwas tiefer gelegt, so 54 Heinrich Frey, stösst man auf die beginnende Verbindung zwischen Follikel und um- gebendem Fachwerk; man bemerkt in einer gewissen Höhe Follikel, E weiche durch 1,2 oder 3 gefässtragende Brücken mit den iind = der sie umgebenden Grube verbuuden sind. Die Menge der dürobi 4 schnittenen Sehlauchdrüsen nimmt ab, das lockere von Lymphkörper- 4 chen infiltrirte Gewebe der interfollikulären Schleimhautibrücken besteht 4 zum grössten Theile aus feinen, cireulär verlaufenden Balken, welche mit \ Aindellöriern, ovale Kerne unischliessenden Zellen zusammenhängen. Die Chyluswege fand His hier sparsamer; sie erscheinen hanptstichlichii an den Knotenpunkten der interfollikulären Brücken als rundliche ovale ° oder spaitförmig gestreckte Lücken. '$ Noch etwas "efer bei der Annäherung an den Bereich des Mittel= stückes der Follikel ändert sich das Bild. Die Follikel sind ringsumher mit der benachbarten Schleimhaut in Verbindung getreten und die mit doppelter Epithelialbekleidung versehenen Spalten geschwunden; es ver- lieren sich somit die Umgrenzungen jener stellenweise ganz und nur der Kranz quer durchschnittener Gefässe, die radienföormige Anordnung der Follikeleapillaren und die etwas stärkere Verdichtung der Substanz in der Peripherie lassen den Bereich des einzelnen Follikels mehr oder weniger hervortreten. Auch die Chylusspalten, die nach dem Verfasser AN bogenförmig an die Follikel sich anschmiegen, zeigen stellenweise dere N Bensrannng, doch sind sie anfangs noch sparsam und jederFollikel grenzt‘ a | noch keineswegs an eine solche Spalte. Dringt man endlich in den Be+ reich des unteren Follikelendes, so erkennt man die einzelnen Ee wiederum weit deutlicher als im Mittelstücke, da sie zum grösseren Theil durch Spalten von einander getrennt sind. Ein System fibröser Scheide= wände, nach Art derer des Kalbes, kommt beim Kaninchen nicht vor; | allerdings zeigt sich zwischen den Follikeln ein dem Gefässverlaufe nach von den ersteren zu trennender Gewebetheil, die Fortsetzung der inter- | follikulären, einen adenoiden Charakter tragenden Schleimhaut. Ebenso stehen sie in weit reichlicherer Verbindung mit den eigentlichen Follikeln) man sieht sie schräge von dem einen Follikel zum andern herübertreten, findet sie in weiter Ausdehnung mit diesem verlöthet; nach abwä 5 werden sie immer sparsamer. In der Mehrzahl komm wie His beob-" achtete, zwischen zwei aneinander stossenden Follikeln nur je eine Orr lusspalte vor, weit weniger häufig erscheinen deren auf kurze Strecker zwei. Die Hauptgefässstämmchn sieht man übrigens auch hier theils in dem interfollikulären Gewebe, theils an der Peripherie der eigentlichet N Follikel verlaufen. 4 Wir werden alsbald sehen, wie viel Richtiges diese von einer Zeich- nung illustrirten Angaben des Verfassers enthalten, wie ihm aber dem volle überraschende Reichtbum der hier oskonignekrdei Lyapkibe verborgen blieb und ebenso seine Anfüllungen der Blutbahn nicht die gewünschte Vollständigkeit besessen haben dürften. 2 Ueber die Lymphbahnen der Peyer’schen Drüsen. | 55 Betrachtet man den wurmförmigen Fortsatz des Kaninchens, am besten nach vorheriger Injection und Erhärtung in Weingeist, von der ‚Oberfläche der Schleimhaut (Taf. III, Fig. 4) aus unter einer leichten An- " spannung, so bemerkt man die Schleimhaift versehen mit einem regel- mässigen Netze wallartiger Erhebungen (b), welche in ihrem Innern ein - eonlormes Netzwerk weiter Lymphbahnen (c) beherbergen und rundliche oder längliche Oeffnungen (a) einfriedigen. Die Breite der Wälle (mit ; Inbegriff ihrer Epithelialbekleidung gemessen) beträgt im Mittel 0,15, -0,2—-0,225””, die Durchmesser der Gruben , ziemlich er nelnd, liegen Fischen 0,075—0,15”” und mehr. “ Zugleich erkennt man die Querschnitte der Schlauchdrüsen (bei 5), welche in Zellenauskleidung und Quermessern mit denjenigen des Dünn- " darms übereinkommen, Sie stehen ziemlich gedrängt, jedoch etwas un- gi regelmässig. Man kann im Allgemeinen zur Seite der Lymphbahn eine | doppelte, ja dreifache Reihe jener Drüsenöffnuungen unterscheiden. Rückt jene Bahn aber mehr gegen den einen Rand, so kann sich auch nur eine ‚einfache Reihe jener Schläuche vorfinden. Das Schleimhautgewebe selbst (Fig. 3) trägt in dieser oberflächlichsten Lage schon jenen Charakter, welchen wir in einein früheren Aufsatze für die Dünndarmschleimhaut geschildert haben. Es ist im Uebrigen verhältnissmässig reich an spin- _ delförmigen längliche Kerne besitzenden a a nee hen, sowie an zellen te (e). - Eigenthümlich sind zahlreiche dicht unter der Oberfläche gelegene nd ihr parallelziehende schmale Kernbildungen («). .. Sehon die Beobachtung mittelst einer schwachen Lupe lehrt, wie ie vorhin erwähnten, von den Schleimhautwällen eingegrenzien ‚Oeft- "Aungen die relativ engen Eingangspforten jenes ziemlich tiefen und nach Ibwärts mehr und mehr sich erweiternden Grubensystemes sind, wel- ‚ches bekanntlich zu den Kuppentheilen Peyer'scher Follikel leitet und on Böhm als Vaginula beschrieben worden ist. = Feine verticale Schnitte (Taf. III, Fig. 1) geben hierüber den besten ‚Aufschluss. Man bemerkt den Schleimhautwall von der Eingangspforte an twa 1/,"” weit herabsteigen, mehr und mehr sich stark verschmälernd (auf 0,05 ja 0,025”), so dass der am senkrechten Schnitt eine Keil- In. % erreicht an der Stelle, wo der Wall in * BD de; aus dem Grunde ufsteigenden follikeikuppe (c, d) eontinuirlich übergeht und wo ein | :iches Weitergehen des Gylinderepitheliums stattfindet, ganz ähnlich eimjenigen, was wir früher für die Peyer’schen Drüsen in dem Dünn- m es mninohens kennen Bern haben. Diese Vaginula umfasst.die a Bin, so a. nur ein ER N Zwischenraum die Criinder- Die ni selbst liegt 0,075 — 0,125” tiefer 56 Heinrich Frey, Die Schlauchdrüsen (Fig. 3 c), deren wir schon früher als in den Schleimhautwällen eingelagert gedacht haben, sind von mässiger Kürze. Bei der Keilgestalt der: Wälle nehmen sie EEN Stellungen an. Tief nach abwärts, d. h. an unteren Stellen der Seitenwandungen aus- Y mündende Schlarchdniisen haben wir ebenfalls bemerkt. | Die angegebenen Darstellungen ceontrolirt nun der Horizontalschnitt. In. der Höhe von 2 (der Fig. 1) geführt, wie Fig. 5 lehrt, sieht man 7 von Cylinderepithel bedeckt, die stielförmigen unteren Wallpartieen netz- ; artig zusammenfliessend (a) und erkennt in einigen noch die blind- sackigen Enden von Schlauchdrüsen. Die Gruben zeigen die Follikel- kuppen (b) vorspringend, (an welchen übrigens das Cylinderepithelium h nicht gezeichnet worden ist). E Noch tiefere Flachsehnitte aus der Höhe von 3, zeigen das bei Fig.6 gelieferte Bild. Die Gruben zwischen den Wällen (a) sind grösser ge- “onen und die breiteren basalen Theile der Follikelkuppen (6), (an de- nen hier das Cylinderepithel sichtbar ist), füllen jene aus. An einer Stelle, wo derSchnitt etwas dünner ausgefallen ist, sind ein paar blinde h Enden von Schlauchdrüsen quer durchschnitten siekrhare | Die Kleinheit der Zeichnungen bringt es mit sich, dass der Charakter ° des Schleimhautgerüstes an ihnen nicht angegeben werden konnte. R; Welches ist nun dieser an derartigen Localitäten? Feine, etwas ausgepinselte Horizontalschnitte zeigen einen beträchtlichen Reichthum an Lymphkörperchen, aber einen mehr faserigen Bau des Schleimhaut- gewebes mit im Allgemeinen concentrisch laufender Faserung; dieselbe Richtung halien die reichlich vorkommenden spindelförmigen De 4 gewebekörperchen ein. E Unterhalb ihrerBasis sehen wir am Verticalschnitte die Follikel (Fig.4 bei k) wiederum mit dem benachbarten Schleimhautgewebe und durch ° dieses mittelbar unter einander verschmelzen. Das Mucosengewebe trägt hier vollständig den Charakter der Follikelsubstanz und ist auch eine solche. Die. Höhe dieser verbindenden follikulären Schicht ergiebt sich zu 0,05—0,075°” im Mittel. Querschnitte des letzteren stellt Fig. 2 A und RB dar; in schwacher Vergrösserung Fig. 7. EB Unter dieedn Stelle beginnt nun der von His treffend als schuhsohlen- förmig bezeichnete Follikel, sich einzuschnüren (Fig. n) sowie von der 7 Nachbarschaft scharf abzugrenzen und zwischen je zwei benachbarten Follikeln nimmt der Iymphatische Umhüllungsraum seinen Anfang. 4 Da, wo aus der vorhin erwähnten verbindenden Schicht die schmälere (dem vor dem Absatze liegenden eingeschnürten Theile einer Schuhsohle vergleichbare) Partie hervortritt, bemerkt man indessen noch eine wei- tere auffallende Bildung. 4 Zwischen je zwei Follikeln nämlich erscheint an Verticalschnitten 4 ziemlich regelmässig, in den hier breiten Anfangstheil des Iymphatischen - Umhüllungsraumes einspringend, ein warzenförmiger Vorsprung (Fig.im) Ueber die Lymphbahnen der Peyer’schen Drüsen. 57 mit nach unten, d.h. gegen die Museularis gerichteter Spitze und mit der Basis in iii verbindende Schicht der Follikel continuirlich über- gehend. S Die Höhe dieser wärzenartigen Einsprünge wechselt zwischen 0,06, -0,075—0,09", ihre Breite von 0,06 zu 0,075 und 0,7”. Sie erscheinen desshalb bald breiter und flacher, bald dünner und schlanker. Bisweilen "sieht man hier und da die Spitze einer solchen Warze fadenförmig sich "ausziehen und zu einem strangartigen Fortsatze werden, welcher schief "nach abwärts laufend den Umhüllungsraum eine Strecke weit durchsetzt und spitzwinklig in eine tiefere Stelle des einen der beiden Follikel - einleitet (Fig. 4 m, nach rechts). So erscheint das Bild auf longitudinalen, d. h. der Längsaxe des "Darmes parallelen Veriicalschnitten, so aber auch fast ganz unverändert ‚an solchen Schnitten, welche die Axe des Darmrohrs rechtwinklig kreu- ‚zen. Hieraus ergiebt sich, wie wir annehmen, dass jene warzenförmigen Einsprünge nicht isolirte Ponilion, sondern ir Durchschnitte eines ring- förmigen Walles zwischen den Follikeln darstellen, welcher seine freie Kante nach abwärts kehrt. “ Verfolgen wir nun zunächst die Gestalt des unteren freiliegenden ‚Follikeltheiles an derartigen Verticalschnitien (Fig. 1) weiter. "© Ünter den Warzen gewinnt er ziemlich rasch eine bedeutendere, 4"), beiragende Breite und erscheint in Form eines stumpfen Ovales, dessen Länge ziemlich 'regelmässig Y,”' ergiebt. "Von Sepien zwischen ihnen kommt wenig, und von hier die Seitentheile mit einander verbin- ‚denden Fortsätzen fast nichts zum Vorschein. Anders wird es aber an N den abgerundeten, die Submucose mit flachen Eindrücken unter sich zeigenden Follikelenden (bei 0). Hier treten öfters strangartige, mit Eymphzellen infiltrirte Fortsätze, getheilt oder ungetheilt den Umhül- lungsraum?) durchsetzend, von den einen Follikel zum andern herüber oder von der Unterfläche. der Follikel aus in das submucöse Gewebe | ‚herein. Es wiederholt sich also das Verhältniss, welches für das Neum schon geschildert wurde. ,Sonach sind auch. die Follikel des wurmförmigen Fortsatzes ober- | wärts in der vorhin geschilderten Kuppe frei, in der mitileren Verbin- dungsschicht mit einander verschmolzen und in dem grössten Theile ihrer unteren Partieen fast vollständig von einander isoliert, dagegen wieder gegen die Basen durch das eben erwähnte Strangsystem sowohl mit, 'einander verbunden als mit dem submucösen Gewebe verlöthet; Dinge, ‚welche wir wesentlich ebenso schon an den kleinen Peyer ‘schen | Haufen des Kaninchendünndarms getroffen haben. “ 1) Wir ziehen diesen unseren eigenen, schon oben benutzten Ausdruck der His’schen Benennung des » Lymphsinus« darum vor, weil mit dem zuletzt genannten Worte sehr verschiedene Dinge, wie die Gänge der Markmasse von Lymphknoten, die canalfürmigen Wege der Lymphe durch Parenchym versehen werden und der 58 Heinrich Frey, Die Breite der Umhüllungsräume, welche um die freie Follikelhälfte ° genau die Einrichtung um die Alveolen eines Lymphknotens wieder- ! holen, wechselt. Am grössten ist sie am Anfange des Raumes, wo aller dings der einspringende Ring den Hohlraum sehr beträchtlich erfüllt; geringer gestaltet sie sich weiter nach abwärts, wo der seitliche und ° basale Theil des Lymphraumes keinerlei constante Verschiedenheit er- kennen lässt. Wir bestimmten die Weite dieses Umhüllungsraumes an unseren Weingeistpräparaten zu 0,01, 0,015, zu 0,02, aber auch zu 0,025 und 0,03 ””. f. Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, dass die Flächenschnitte der bisher besprochenen Follikelregionen damit in Uebereinstimmung sind. Aus der Höhe der verbindenden Schicht (5) genommen, zeigt sich am ” nicht injieirten Präparate nur ein gleichmässiges follikuläres Gewebe, während an gefüllten Objecten die Vertheilung der Bluigefässe und noch 4 mehr der Lymphbabnen die Follikelgrenze zu erkennen giebt. (Man vgl. Fig. 7 en wir zu einem etwas tieferen Horizontalschnitt über (Höbe N von 6), so gewahren wir (Fig. 8) in rundlichen Formen die eingeschnür- ” . ten Follikelpartieen (a) vollkommen von einander abgegrenzt und durch ansehnlichere kreisförmige Lymphräume (b) getrennt. Fr Wenden wir uns endlich zu einem gleich gerichteten noch usferen] r Schnitte (aus yo Höhe von 6), so erkennen ‚wir die gleichen re Strängen. " Nbeiolgbe wir nun zunächst den Bau der Follikel sowohl aufwärts. F gegen das hlinde Ende des wurmförmigen Fortsatzes als nach unten zum M UVebergange in das weitere und viel dünnwandigere Coecum hin. Die Follikel nehmen aufwärts unter Abflachung der Wälle mehr und mehr an Höhe zu, so dass Kuppen und Grundtheile gleichmässig vergrössert und dabei zienaläch schlank erscheinen. Erst im blinden Ende selbst stösst man wiederum auf eine gleichmässige und nicht unbeträchtliche” Verkleinerung der sämmitlichen Follikeltheile. Das Bild bleibt also im” Wesentlichen das von uns früher geschilderte. 4 Anders wird es dagegen nach abwärts gegen das Coecum hin. Die” Schleimhautwälle gewinnen hier an Mächtigkeit, namentlich an Höhe) beträchtlich und damit werden die zur Follikelkuppe führenden Gruben tiefer und tiefer. Die Follikel selbst nehmen an Höhe ab und zwar unter bedeutender Verkürzung des Grundstückes und Verlust. der mittleren Einschnürung, während die Kuppe die alte Form bewahrt. Gelangt man in die nächste Nachbarschaft des Blinddarms, so sind die Follikel ganz it der gewöhnlichen Form des Dünndarms erscheinend, wie wir sie Fig. eine Follikel umgebende Raum anatomisch dach von jenen Bahnen verschieden ist & und auch physiologisch bei seiner netzförmig durchbrochenen Wandung, wie wit annehmen müssen, Zi Ueber die Lymphbahnen der Peyer’schen Drüsen. Ki 59 gezeichnet haben. Die letzten an die dünne Colonschleimhaut selbst _ angrenzenden Follikel sind sehr niedrig, nur gegen */,"” hoch und werden - von breiten, entwickelten, an Höhe bis zu %, ergebenden Schieimhaut- wällen eingegrenzt. Hier münden dann die zahlreichen Schlauchdrüsen noeh tief an den Seitentheilen des Walles herunter in die Gruben aus. Was die feinere Structur betrifft, so können wir hier nur von ähn- lieben Verhältnissen, wie sie der Dünndarm darbot, berichten. Das Netzgerüste der Follikel ist das gewöhnliche, zeigt in der Kuppe und dem raneibeil eine weitmaschigere und vergänglichere Innenpartie und geht in der verbindenden Schicht continuirlich in die benachbarten Stellen ” und die Schleimhaut am Grunde der Wälle über. - Hieran reiht sich nun die Anordnung der Blutgefässe, welche an vollständigen Injectionspräparaten in reicher Zierlichkeit ein höchst - anziehendes mikroskopisches Rild entfaltet. ie Verfertigt man sich aus einem doppelt injicirten Stück des wurm- förmigen Fortsatzes einen feinen verticalen Längsschnitt, so sieht man, uam durch die sirangartigen Fortsätze an der Basis der Follikel Blutge- fässe in die sieren selbst eintreten, welche sich nach ihrem Verlauf bald in der Form von Querschnitten, bald längslaufender Röhren erge- A en, ebenso nach der Farbe theils als Arterien, theils als Venen. Die "Messung zeigt sebr verschiedenes Caliber. {Die Arterien besitzen 0,04, 0,0125—0,0175 und 0,03”, die Venen 0,0125-—-0,0375 und 0,0075” ninmesser). hr In die Follikel gekommen zerspalien sich die arteriellen Zweige weiter und verlaufen im Allgemeinen peripherisch, dicht unter dem Rande der unteren freien Follikelhälfte ihren Weg nach oben fortsetzend, in- dem Sie nach einwärts (gegen die Follikelmitie zu) in ziemlich regelmässi- | gen Abständen feine, 0,00205, 0,00255 und 0,0034#”’ messende Haar- R eg abgeben, welche durch Querzweige verbunden ur bekannte, we rk ist in den Randpartieen des Follikels allerdings ein engeres, ia den ‚tentralen Theilen dagegen ein weiteres, ohne jedoch hier, wie man in es füllen sich eben nur mühsam und schwierig diese centralen Capillaren. In gleicher Weise ist das Balkengerüste im Innern der Follikel ein weit- } aschigeres, loseres, viel leichter zerstörbares, so dass es uns nicht Yunder innen darf, wenn jenes an feinen Schnitten durch den Zug > Messerklinge herausfäll und somit eine, nicht allein von Netzfäsern, | sondern auch von Haargefässen freie Kilo lnaris zu existiren scheint. % wen Schlanke arterielle Zweige am Aussenrande des Follikels lassen sich an geeigneten Objecten oft über grössere Strecken nach oben (gegen die reis Schleimhautfläche) verfolgen und zwar bis zur Stelle der die Folli-_ 60 Heinrich Frey, kei verbindenden Schicht. Hier erkennen wir ‚weitere capillare Zer- spaltungen derselben und zwar nicht bloss nach innen, d. h. in den halsförmig eingeschnittenen Follikeltheil, sondern auch nach aussen in die verbindende follikuläre Substanz. * Das Schicksal der beiderlei Haargefässnetze, zwischen ER anfangs die zahlreichsten Gommunicationen existiren, ist nun später, d.h. in dem weiteren Emporstreben jener zur freien Schleimhautoberfläche, ein ver- schiedenes. Das innere, dem eigentlichen Follikel selbst angehörige Ge- fässnetz setzt sich mit demjenigen der unteren Follikelhälfte in continuir- liche Verbindung und erstreckt sich in derselben Weise in den oberen kuppenförmigen Theil des Follikels hinein. Auch hier sehen wir das Haargefässnetz nach innen weitmaschiger, nach aussen enger sich ge- stalten, jedoch einen mehr gestreckten (der Längsaxe der Follikelkuppe folgenden) Charakter gewinnen und zur Höhe der Kuppe gelangen. Kehren wir nun zu den arteriellen und capillaren Gefässen der die Follikel verbindenden Zwischensubstanz zurück. / „ Die schlanken arteriellen Zweige, deren wir vorhin gedacht haben, gelangen, 0,00383—0,00639”' dick , unter weiterer reichlicher Abgabe von Haargefässen in dem keilförmig erscheinenden Durchschnitt des die 4 Follikelkuppe ringförmig umgebenden Schleimhautwalles (der Böhm’- schen Vaginula) mehr oder weniger hoch nach oben, bis sie endlich in dem Haargefässnetze selbst verschwinden. Dieses letztere umspinnt mit dem gewöhnlichen gestreckten Maschenwerk die dem Schleimhautwalle ” eingebetteten Schlauchdrüsen und bildet, an dessen Oberfläche angekom- ei men, die bekannten capillaren Ringe um die kreisförmigen Drüsen- mündungen. Hier nun, ganz-in derselben Weise wie an der Colonober- fläche, erfolgt der Zusammentritt zu venösen Wurzeln. : Diese, rasch zu- sammenfliessend, bilden stärkere Venenstämmchen, welche 0,005— 7 0,015” dick in senkrecht absteigendem Verlaufe in die follikuläre Ver- ® bindungsschicht gelangen. 4 Dasselbe sehen wir die zu venösen Abflussröhren von 0,04— 0,02 m | Quermesser gesammelten capillaren Blutbahnen der Pollikelkuppen' mit den absteigenden Venenstämmchen sich vereinigen, sodass an dieser Stelle auf Querschnitten vielfach Maschennetze von Gefässröhren zu be- R | merken sind, welche die doppelte Injection als venöse zu erkennengiebt. Unterhalb der verbindenden Iymphoiden Schicht sieht man die senk- recht absteigenden Venen häufig die Randtheile einzelner Follikel ein- | halten, bisweilen auch wohl mehr (wie Querschnitte zeigen) in den in- 7 neren Theilen der Follikel selbst oder auch in schief absteigenden strang- ariigen Fortsätzen des Follikelgewebes ihren Weg nach abwärts zur Sub- 7 mucosa fortsetzen. Indem sie reichlich weitere venöse Wurzeln aus der unteren 'Pollikelhälfte aufnehmen, erweitern sie sich oft bis zu 0,02”. 7 Nicht selten gewahrt man dch die den Grund benachbarter Follikel verbindenden Stränge aus dem einen Follikel eine nicht unansehnliche “ Ueber die Lymphbahnen der Peyer'schen Drüsen. 61 Venenwurzel in das stärkere Venenstämmchen eines benachbarten Folli- kels schief herübertreten. Schliesslich gelangen die Venenstämme, durch eimen diekeren derartigen Strang umhüllt, aus dem Follikeigrunde und damit aus der Schleimhaut selbst in das submucöse Gewebe. Hiermit ist die Beschreibung der verwickelten Blutbahnen in der "Schleimhaut des beireffenden Darmstückes beendigt; denn auf die Schil- derung desjenigen, was die in verschiedenen Höhen gewonnenen Flächen- ‚ sehnitte lehrien, hier weiter einzutreten, müssten wir für eine unnütze " Weitschweifigkeit erachten. — Für Denjenigen, welcher unsere Beob- "achtungen wiederholen sollte, diene nur die Bemerkung, dass eine sorg- " same Prüfung uns die an dem Längsschnitte geschilderten Gefässanord- nungen auch für horizontale Schnitte vollkommen bestätigt hat. In der geschilderten Weise verhalten sich die Blutbahnen durch den ganzen Processus vermiformis mit Ausnahme der untersten, dem Coecum "angrenzenden Partie. Hier bringt die einfachere und niedrigere Gestalt des Follikels allmählich eine alinlche Anordnung mit sich, wie wir sie früher für das lleum des Kaninchens geschildert haben. pP" Die arteriellen Zweige, welche nach Durchlaufung der Submucosa in I ‚die Follikelbasis eindringen, zerfallen in ee die an Vertical- schnitten mit mehr gestrecktem Neize den Aussenthenl ,‚ mit rundlichem "die innere Partie des Follikels selbst durchlaufen. Andere arterielle - Aestchen, rasch in Capillaren aufgelöst, umspinnen mit gestrecktem Ma- schenwerke die länger gewordenen Schlauchdrüsen, welche in den so ‚beträchtlich vergrösserten Schleimhautwällen eingelagert sind. Verticale Durchschnitie der letzteren zeigen aus den Hanrditadsringen um die Drü- # senmündungen herum seinen : nehmend, sehr na einen an- sehnlichen , 0,02—0,025”” messenden Do anım. welcher senkrecht bsteigt und seitlich‘ die venösen Abflussröhren 1 F 'ollikel in Form rasch imenträtender Stämmchen von 0, ar 04125’ Quermesser y : für den Processus vermiformis des Kounichen: lehrt. | eu das RR‘ I bald i in mehr a nn in mehr Me, 1p,g), deren RN ENEN sch hier ebenso wie u in anderen. Be apärtioen des A, ne verhalten A Ihre nn "0,045--0,0375’”. Man ie nen sich deutlich, wie N le Bi, mphbatmen nach Durchsetzung des uanahee Gewebes in den Bach, den Follikelgrund umziehenden Umhüllungsraum einleiten (0). | -Da nun diese unteren Follikelhälften, wie wir früher gesehen haben, | ns, Scheidewände zwischen sich Hihress, da fernerhin die Horadkiharte Follikel verbindenden Stränge, sowie die zur Submucosa tretenden ge- ’ ringere Quermesser besitzen, so existirt mithin durch den ganzen unteren ee 3a £ 62 Heinrich Frey, Schleimhauttheil des wurmförmigen Fortsatzes ein zusammenhängendes System Iymphatischer Umhüllungsräume. Es ist dieses der Grund, warum Lymphinjectionen gerade an diesem Darmstücke mit überraschender Leichtigkeit gelingen, wenigstens soweit sie die Erfüllung der Umhül- lungsräume um die unteren Follikelpartieen betreffen. e Wir halien es für überflüssig, auf das Bild weiter einzutreten, welches die mit Injeetionsmasse erfüllten Umbüllungsräume darbieten. Einmal ergiebt sich dieses sehon aus unseren Zeichnungen (Fig. i und 8) und dann aus der früher gelieferten Beschreibung des umhüllenden Lymphbehälters selbst. a zn el u Sb Zn Zn Sad te LE zz en Der aufmerksame Leser erinnert sich wohl noch, wie das obere, (der freien Schleimhautfläche) zugekehrte Ende dieses Raumes sich er- weiterte und wie hier in Gestalt einer warzenförmigen Exerescenz der Durchschnitt einer ringförmigen Verlängerung des follikulären Gewebes einsprang (Fig. I bei m). In den durch diese Warze gesetzten engen und } tiefen Furchen pflegt bei weniger gelungenen Einfüllungsversuchen die Injectionsmasse häufig zu stocken, so dass die Lymphbahn hier ihr Ende zu nehmen scheint. In der That dürfte His dieses bei seinen Injectionen ” begegnet sein, indem er von dem ganzen wunderbaren Reichthum höher E: befindlicher tymphabtäee nichts berichtet. 4 Ist die Einspritzung gelungen (und bei einiger Uebung ist das Kunst- stück kein grosses), so sieht man zunächst an dem Verticalschniti, wie jene beiden schmalen und tiefen Furchen zu den Seiten des warzenför- migen Vorsprunges in zahlreiche, enge und feine (oft nur 0,04””, in an- dern Fällen das doppelte a Canäle (m m) hineinleiten, welche theils die Warze selbst senkrecht aufsteigend durchziehen, theils nach den Seiten hin in die follikuläre Verbindungssubstanz führen , die, zwischen den verengten Stellen der schuhsohlenförmigen Follikel vor- 7 kommt. Hier angelangt, unter reichlicher Astabgabe und yielfacher ” Yerbindung, stellen sie in grosser Zierlichkeit ein reichliches Canal- 4 werk rundlicher Maschen her (Fig. I 2). Die Maschen selbst fanden wir j im Mittel von 0,05—0,025”, die Lymphgänge eiwa 0,00833—0,01'”” mit Extremen —_ Ben Seiten. An verticalen Schnitten hat ir ganze Schicht netzförmiger Lymphbahnen eine Höhe von %—'/,"" u und | man erkennt wie ein Theil der obersten Gänge blindsackig sein Ende nimmi. Einzelne derselben jedoch treffen mit andern die Warze senkrecht durchsetzt babenden Lymphcanälen zusammen und gelangen so in den‘ Grund des keilförmig erscheinenden Durchschnittes des Schleimhaung walles (der Böhm’schen Vaginula) hinein, ä In.diesen keilförmigen Wällen steigen nun unsere Canäle (Fig. 4 i 9) einfach oder doppelt und dreifach unter geradem und schlankem Ver-’ laufe ohngefähr %-—Y," weit nach oben. Sie geben bei diesem Auf- Ueber die Lymphbahnen der Peyer’schen Drüsen. 63 steigen nur selten spitzwinklige Aeste ab und zeigen einen Quermesser von 0,04, 0,0125, seliener sogar 0,02" | Engafähr in der Höhe der Enlkinnpe wo der Schleimhautwall ia verbreitert, entsteht an unseren Ganälen unter beträchtlicher Zu- ‘nahme der Dicke eine rege Astbildung (f). Unter mehr rechtem Winkel "treten Seitencanäle ab, welche mit andern der Nachbarschaft zusammen- ‚stossen, neue Seitenbahnen abgeben und so ein elegantes Netzwerk "weiter Gänge bilden. Die obersten, d. h. die unter der freien Schleim- ‚hautfläche in horizontaler Richtung verlaufenden dieser Bahnen (Fig. I e) pflegen die weitesten zu sein und können quere Dimensionen von 0,025— 0,04" gewinnen. Die Entfernung jener von der ihres Epithels. karsuhlen -Schleimhautoberfläche kann bis auf 0,04” herabsinken. Die Flächenschnitte aus eideusit Tiefen, welche wir früher ‚schon ‚besprochen haben, vermögen das Bild . Vertiealschnittes zu melinen. M c) in den ringförmigen Schleimhautwällen. Zugleich sieht man ion der Unterfläche jener mehrere feinere Canäle senkrecht abtreten (d). — Fig. 5 und 6 a führen uns diese letzteren in Querschnitten aus zwei verschiedenen Tiefen vor. Fig. 7, wie wir wissen ein Flächenschnitt durch die warzenförmigen Sorsarddn und das Stratum der verbinden- den Follikelsubsianz, zeigt das unmittelbar über dem Umhüllungsraume we egene ringartige Netzwerk (c). Fig. 8 endlich ist der Querschnitt der "unteren Follikelhälften und der erfüllten Umhüllungsräume (b). Nur auf das Bild der Fig. 7 wollen wir noch für einen Augenblick "näher eintreten. Diese Stelle ist offenbar die physiologisch wichtigste des ganzen Follikels, indem hier bei den zahlreichen Iymphoiden Canälen 8 regste Wechselwirkung zwischen Lymphe und Drüsensubstanz er- „ Untersucht man feine, etwas gepinselte Schnitte dieser Localität 8. 26), so hemerkt man (heils im Querschnitt, theils der Länge nach, sils auch schief getroffen jene Bahnen (c) mit unregelmässiger, unebe- r Randbegrenzung, ebenso mit gesetzlos von Strecke zu Sirecke wech- dem Quermesser. Starke Vergrösserungen lehren, wie das follikuläre ebe mit der gewöhnlichen netzför migen Beschaffenheit den Lymph- um einfriedigt. Damit steht es denn auch im Zusammenhang, dass wir ade hier baufig Moleküle der benutzten Injectionsmasse fest anhängend gewahren; ebenso sehen wir, wie jene eine Strecke weit in das Innere ‚der Follikel sich eingedrängt haben. Es existirt also zwischen diesen Bahnen und den membranös abgegrenzten der gewöhnlichen Schleimhaut eine wesentliche Differenz. ' Wir wenden uns'endlich zu denjenigen Ks hhahuen, wie sie am nn des wurmförmigen Fortsatzes in nächster !lachbarschafi des 'Coeeum vorkommen. Hier zeigt das Injectionspräparat an Vertical- schnitten Folgendes: | N nn 64 Heinrich Frey, F | Nur die untere kleinere Hälfte’des viel niedriger gewordenen Folli- kels ist von einem conformeani Inhüllungsraume wiederum umzogen, in % welchen jedoch keine warzenförmigen 'Einsprünge mehr stattfinden. Ueber dem Umhüllungsraume zieht in horizontaler Riehtung und in ziem- licher Dicke das interfollikuläre Gewebe, mit benachbarten Follikeln Ver- bindungen eingehend und im Innern der hohen Schleimhautwälle bis zu 7 den blinden Enden der eingelagerten Schlauchdrüsen sich erstreckend. 7 Die Injection füllt natürlich auch hier zunächst den Umhüllungsraum und von diesem aus ein stark entwickeltes Netzwerk Iymphatischer Ganäle, © welche die Verbindungssubstanz fast reichlicher als im übrigen Pro- cessus vermiformis des Kaninchens durchziehen. Von da an steigen in | den Schleimhautwällen wiederum einzelne senkrechte Canäle auf, wel- che sich ebenfalls in ihrem Emporstreben mehr ‚und mehr verbreitern, M ‘ aber durchaus nicht jene starken Astbildungen gegen die Scheinhaut | fläche hin erkennen lassen, welche wir für den übrigen wurmförmigen’ ‘ Fortsatz als so bezeichnend kennen gelernt haben. Es gehen viel- N mehr unsere Gefässe in ziemlich einfacher Weise unter der Schleimhaut- oberfläche bogenförmig in einander über und dem entsprechend zeigt die” Betrachtung der Mucosenfläche von oben wieder das gewöhnliche Netz- ” werk horizontaler Stämme. Ein feiner, gepinselter Flächenschnitt durch die follikuläre Verbindungsschicht bin in reichlicher Menge die netz artigen Lymphbahnen jener ganz in derselben Weise wie sonst zur And schauung. > Es bleibt uns endlich noch übrig, der aus der Schleimhaut de wurmförmigen Fortsatzes abführenden Lymphbahnen zu gedenken. “ Die aus den Umhüllungsräumen austretenden Lymphwege durch- setzen die Submucosa und Mesonihein und gelangen so in das subseröchl ; N um hier ein elegantes Netzwerk klappenführender knotiger Ge- E fässe zu bilden. Die Quermesser letzterer ergeben sich höchst variabel von 0,02—0,095”. Hat man von aussen her nicht allzu dünne Flächen Schnitte abgetragen und dieselben stark aufgehellt, so erkennt man z E ! weilen deutlich, wie vom Follikelerund mehrere Gänge die Injeotionamg N masse zu den Ganälen der Muscularis hinleiten. Wir haben deren zwei, drei und auch vier gezählt. Verticalschnitte konnten natürlich hierubail N keinen Aufschluss gewähren. BE .; Aehnlich gestaltet sich auch das Netzwerk üir IRRE in der Submucosa der einfachen zuerst geschilderten Follikel des lleum. N | Gehen wir jetzt zu einer dritten Localität, zum ae Sacıı u | us rotundus des Kaninchens über. L Ueber diesen Gegensiand hat, soviel wir wissen, ebenfalls Böhm‘) die ersten genaueren Mittheilungen geliefert. Er Artickt sich folgender- maassen aus: »Supra jam adnotavimus, in ultimo ileo ceteris majores res ee 2 id 41). a.a. O0. p. 46. oe Ueber die Lymphbahnen der Peyer’'schen Drüsen. 65 riri glandulas Peyerianas. Quod quam necessarium sit, et ad certum quendam finem institutum, non est que» .wlius ac luculentius te doceat, quam earum in cuniculis dispositio; in quibus forma tractus intestinorum omnino transmutatur, quo majus uberiori glandulae Peyerianae confor- mationi praebetur spatium. lleum enim, priusquam per valvulam Bauhini in colon transit, subito ad laius ita amplificatur, ut saceuli rotundi, mag- udine nucis juglandis regiae, speciem induat. Parietes autem höjns eculi corpusculis illis Peyerianarum glandularum propriis dense con- ‚sunt, quae tamen hoc loco papillarum instar, longos cylindros aemu- ntium, et in acumen rotundum exeuntium, producuntur, et profundum unumquodque vagina cinguntur. — Praeterea in prineipio coli juxta val- "vam Bauhini semper una quaedam invenitur glandula Peyeriana, ad 1am interdum altera, sed minor accedit. Quae quum omnium maxima ontineat corpuscula, haud a re abhorrere putavi, si lectorum animum ad eam adverterem. Nam propter magnitudinem facillime haec corpus- a observantur; huc accedit, quod per formam latam et planam, et uod villis non cinguntur, multo facilior redditur disquisitio.«. Die an allen Weingeistexemplaren 4%, ja zuweilen 4%” hohe hleimhaut zeigt an Verticalschnitten einen äbnlichen Bau, wie wir ıhn "den wurmförmigen Fortsatz kennen gelernt haben. Auch hier treten ns an derartigen Präparaten in dicht gedrängter Stellung schuhsohlen- rlige Follikel entgegen, welche mit ihrem unteren, eirca %%" an Höbe ssenden Grundtheile in eine halsförmig verengte Mittelpartie wiederum jerführen und nach oben mit einer Kuppe endigen, deren Längendimen- onen sich zu 0,33—0,4”” ergeben. Auch hier sehen wir zwischen den förmigen Einschnürungen der Follikel ähnliche Warzen in die Um- illungsräume einspringen, wie an entsprechenden Öbjecten des Pro- ssus vermiformis. Dieselben erscheinen jedoch grösser; einzelne er- ben bis 0,4”’ im Quermesser und 0,125” an Höhe. Ebenso ziehen. ch manche derselben strangförmig nach unten aus, um so bis zum runde eines Umbüllungsraumes zu gelangen und hier entweder mit dem kel oder dem jenen a laruihe fe submucösen Bindegewebe zu ver- nelzen. - Die die Follikelkuppen umgebenden Schleimhautwälle besitzen je- loch eine weit beträchtlichere Höhe als im wurmförmigen Fortsatze und zur Follikelkuppe tretenden grubenförmigen Eingänge zeichnen sich v Ausnahme der unmitielbaren Eingangspforte selbst durch bedeutende ge aus. In ganzer Länge gemessen ergiebt der Schleimhautwall die tige Dimension von circa %4 und mehr; der zur Follikeikuppe füh- ade Gang diejenige von */, bis gegen ,”'. Die Schleimbauioberfläche heint bald mehr glatt, bald mit zahlreichen kleinen und wenig ge- of n mikroskopischen Vorsprüngen versehen. ‚Die Betrachtung dieser Oberfläche ergiebt im Uebrigen ähnliche Netz- ‚falten der Wälle, wie wir sie am Processus vermiformis fanden, und die Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XI. Bd. h) 66 Heinrich Frey, iheils rundlichen,, eis mehr unregelmässigen Eingangspforten zu der 3 Vaginula zeigen Durchmiersbn non 0,1--0,2". 3 Untersucht man den Arbibeiikoniweil selbst, so trifft man ihn von F Schlauchdrüsen in schiefer divergenter, fast radienartiger Stellung durch- setzt. Letztere sind ziemlich kurz und münden theils auf der Höhe theils entlang der Seitenwandung des Walles, — alles Dinge, welche His 7 schon vor uns richtig beschrieben hat und auf die hier specielier einzu- © gehen wir darum nicht mehr nöthig haben. Wir bemerken ebenfalls noch 7 bei dieser Gelegenheit, dass wir die Angaben dieses Beobachters über ) die strangartigen Verbindungen sowohl der einzelnen Follikel uniereinan- Ei der, als dieser letzteren mit der Submucosa vollkommen auch für den Sacculus rotundus bestätigen können. Endlich möge noch die Notiz bier ihren Platz finden, dass stellenweise im Saceulus rotundus die Follikel | beträchtlich niedriger und die Schleimhautwälle relativ höher sich ge- stalten können. # Es bietet sich jetzt die Kaya daniak: der Blütpoßisscnl im betreffenden Darmstück zur Erörterung dar. Dissb, entfaltet an wohlgelungenen Prä- paraten ein reiches Bild. Schief aufsteigende, schlanke arterielle Zweige ” durchsetzen das submucöse Gewebe, um beim Eintritt in die Schleim- ” hautunterfläche wohl gewöhnlich ein doppeltes feineres Astsystem abzu- geben; eines nämlich, welches in die Follikel iritt und in diesen den 7 üblichen capillaren Zerfall erfährt, und ein anderes, welches häufig unter 7 Benutzung sirangartiger Fortsätze den Grund (d. h. die Spitze) des keil- förmigen Schleimhautwalles erreicht und hier unter weiterem Aufsteigen ein schlankes gestrecktes Capillarnetz bildet, welches in divergirender ’ Entfaltung die schief stehenden Schlauchdrüsen mit den gewöhnlichen gestreckten Maschen umspinnt und daneben in dem verbindenden folli- kulären Stratum weitere Blutgefässe in den Follikel hereinsendet, zur‘ Fortsetzung des Netzes der Haargefässe. 17 Die Wurzeln des Venensystems in der eigentlichen Schleimhaut bel sinnen in üblicher Weise von den ringförmigen, die Drüsenmündungen | umgebenden Haargefässen der Oberfläche. Durch den raschen Zusam- " mentritt der feinen Abflussröhrchen entstehen ansehnliche, .0,025— 7 0,04” dicke Venenstämmehen, welche senkrecht durch die Schleimhaut herabsteigen und hierbei seitlich die von den Peyer’schen Follikeln ge- | sammelten und an ihrem Rand herablaufenden venösen Gelässwurzeln | in sich aufnehmen. 4 Dieses Gefässnetz, wenn auch im Einzelnen mancherlei unterge— ordnete Modificationen darbietend, schliesst sich eng dem des wurm- förmigen Fortsatzes und namentlich dessen Anfangspartie an. Mi in den Follikeln finden sich wie dort so auch im Sacculus rotundus zweimal centrale weitmaschigere Capillarnetze ohne terminale Schling on und gefässfreies Centrum. 4 Die Lymphbahnen betreffend fanden wir Folgendes: Die unter der Ueber die Lymphbahnen der Peyer’'schen Drüsen. 67 'Serosa laufenden horizontalen Netze von klappenführenden Lymphge- " fässen verhalten sich wie im wurmförmigen Fortsatze. Auch hier treten durch die Muskelhaut-und das submucöse Stratum Lymphcanäle zum Umhüllungsraume des Follikels und senken sich in diesen ein. Wie im "Processus vermiformis staut sich die Injectionsmasse ebenfalls leicht in den beiden engen Furchen, welche durch die einspringende Warze an den oberen Enden dieses Raumes hervorgebracht werden. Von hier aus beginnt dann abermals durch die Verbindungssubstanz der eingeschnür- ten Follikelstelle dasselbe Netzwerk feiner Lymphcanäle, welches wir "ausführlich bei dem vorher besprochenen Darmstücke geschildert haben. Die Weite der Bahnen und die Form ihrer Maschen bieten nennenswerthe Unterschiede nicht dar. Dig Höhe dieses Maschenwerkes und der ver- - bindenden follikulären Schicht überhaupt dürfte auf Y,—%,"" im Mittel angenommen werden. = Aus diesem Netze und in ziemlich regelmässigen Abständen steigen schlanke, verticale Canäle nach oben, dringen in den unten zugespitzten _ Anfangstheil des keilförmigen Wallringös ein und steigen zwischen den Schlauchdrüsen nach oben. Die Otiertiessor dieser Röhren sind bei ihrem Auftauchen' 0,04—0,015"”, um im weiteren Aufsieigen stärker a zu gestalten zu 0,015, 0,02—0,025”. In einiger Entfernung, etwa %,”’ un- terhalb der Sehleimhautoberfläche, geben jene Röhren, gewöhnlich a fast rechten Winkeln, Seitenbahnen von Norsthiedenem Caliber ab, die die mit denen der Daehbarschafi sich verbinden und so ein horizontales Netzwerk bilden, welches reichlicher, aber weniger regelmässig ist, als des sprenhendo des wurmförmigen Fortsatzes. a Während aber in diesem letzteren die Lymphbahn mit dem eben er- M jähnten horizontalen Netzwerk bekanntlich schloss, ist es anders im | "'Bacculus rotundus. Sein horizontales Maschenwerk nämlich bleibt weiter von der freien Schleimhautfläche entfernt (im Mittel etwa %,—Y,"") und aus ihm erheben sich zahlreiche kurze, hlindsackige Endzweige, welche ae kleine Strecke senkrecht emporsteigen und oft dicht unter der Mu- eosenfläche, 0,04—0,0443””, aber auch zuweilen 0,025—0,033’” ent- fernt ihr Ende nehmen; Hierbei sieht man eine Menge ampullenförmige "Anschwellungen des Endes, 0,0333, 0,05”, ja noch mehr im Quermesser ergebend, welche von den leicht rundlichen Emporwölbungen der läimhautoberiläche aufgenommen werden. ey Man erkennt schon bei der Betrachtung der Schleimhautoberfläche von oben mittelst des unbewaffneten Auges diese zahlreichen, blind- sackigen Endgefässe als kleine gefärbte Punkte. Bei weitem zierlic} her gestaltet sich das Bild, welches eine schwache mikroskopische Ver- ‚grösserung enthüllt. bio der Tiefe liegt alsdann das horizontale Netzwerk und aus demselben steigen mit rundlicher Form im optischen Quer- schnitte gesehen die hlindsackigen Enden der Lymphwege als Kolben Baer per. — Um von der Menge ee eine Vorstellung zu geben, diene 58 Heinrich Frey, noch schliesslich die Notiz, dass das Sehfeld des Mikroskopes mit an 7 Radius ihrer 25 zeigte. 4 > Die Querschnitte aus verschiedenen Höhen der Schleimhaut des. Saeculus rotundus ergeben dieselben Parallelbilder, wie die Flächen- ; schniite des nee Fortsatzes und werden deskiaik nicht weiter | besprochen. Aber noch von einer anderen Localität müssen wir schliesslich die Peyer’schen Haufen des Eupuscheuie in den Kreis unserer Erörterungen ziehen. Wie man namentlich seit den Böhm’schen Untersuchungen weiss, - existirt ein ansehnlicher Peyer’scher Haufen auch unraiteen am Ein- gange des so mächtig entwickelten Coecum. Hierüber drückt sich der Verfasser‘) | Solperidenmansci aus: z » Praeterea in prineipio coli juxta valvulam Bauhini semper una quaedam invenitur glandula Peyeriana, ad quam interdum altera sed. minor accedit. Quae quum omnium maxima contineat corpuscula, baud a re abhorrere putavi, si lectorum animum ad eam adverterem. Nam propier magnitudinem facillime haec corpuscula observantur; huc ac- cedit, quod per formam latam et planam, et quod villis non einguntur, ‚multo facilior redditur disquisitio «. 5 Zunächst fällt, wie Böhm richtig bemerkt, an den betreffenden Folli- Ei kelhaufen das System der Schleimbautwälle, der sogenannten Va nula auf. \ Netzförmig umgiebt es auch hier die Follikelkuppen,, zeichnet sich aber durch seine relative Niedrigkeit aus. So ragt denn aus dem etwas mehr als '%” im Durehmesser ergebenden Felde der obere Theil des Follikels in ansehnlicher Grösse hervor, mit seiner Spitze wenig unter der freien Schleimhautfläche verbleibend. Zur näheren Erkenntniss dienen‘ nun vor Allem Vertiealschnitte: Die Differenz zwischen beiderlei Höhen beträgt im Allgemeinen höchstens 0,025—0,05”’. Der Schleimhautwall selbst erscheint auch hier wiederum nach unten keilförmig zugespitzt, in ungefährer Höhe von etwas über 1%". Seine Oberfläche ist für das nase Auge mehr glatt, der Zotten entbehrend, und in be grössten Breite a ergeblönk: Kleine rundliche a mehr niedrige Vorsprünge treien dagegen über die Höhen und’ die Seitenflächen dos. Walles verbreitet bei Anwendung des Mikroskopes hervor. In den Wällen bemerkt man die convergent gestellten, 0,1—0,125”” langen und. | 0,025” dicken Schlauchdrüsen. ‘Die von- Cylinderepithelium bekleidete Follikelkuppe misst durch schnittlich %%”-in Höhe bei einer Breite von 1/—"/y Ihre Spitze i ist ‚stumpf, bisweilen leicht eingekerbt. Die verbindende Schicht, natürlich auch hier nicht fehlend, besitzt eine mittlere Mächtigkeit von 4, — | AAN 4) 2.2.0.p. 46. Ueber die Lymphbahnen der Peyer'schen Drüsen. 89 ' Der Grundtbeil des Follikels zeichnet sich Ma Grösse und Breite bei " werhältnissmässig geringer Entwickelung der Längsdimension aus. Wir fanden als Quermesser-im Mittel ungefähr 4”, als Längenmesser ent- weder die gleiche Ziffer oder sogar beträchtlich weniger. Manche Folli- kel sind nämlich durch eine bedeutend höhere Verbindungsschicht zu- sammenhängend, so dass der freie Grundtheil beträchtlich niedrig aus- fällt, ähnlich wie an den Follikeln des Ileum. Deutliche, aber enge und schmale Umhüllungsräume treten hier schon am nicht rien Objecte | ‚entgegen. Oft sind sie recht kurz, frühzeitig endigend. In jene springt die Unterfläche der follikulären Verbindungsschieht bald in Gestalt ge- wöhnlicher Warzen, bald sehr zugespitzt ein: öfters setzt sie sich auch nach abwärts zur Submucosa, in Form breiter, den Iymphoiden Charak- ter tragender Stränge fort, welche den Follikelrändern enge anliegen, so dass man abermals an die einfachen Haufen des lleum erinnert wird. | Stärkere Vergrösserungen zeigen in den Wällen den gewöhnlichen Charakter des unlizeilenführenden Dei chkkahduleeme has und ein- - gebettet reichliche convergent gestellte Schlauchdrüsen. Feine Querschnitte aus dem Verbindungstheile ergeben dann wie- derum den Tollikulären Charakter der die einzelnen Follikelguerschnitte verlöthenden Zwischensubstanz und lassen schon ohne vorherige Injec- tion die schmalen und engen Lymphwege in der gewöhnlichen Beschaf- fenheit erkennen, die auch in den Schleimhautwällen erkenntlich sind. An einem sehr günstig erhärteten Objecte überzeugten wir uns mittelst zahlreicher Pinselpräparate auf das Deuilichste, wie sowobl durch die Kuppe, als den Mittel- und Grundtheil die Haargefässe und das neizförmige bindegewebige Gerüste continuirlich verliefen. An einem anderen Prä- parate, bei weniger glücklicher Erhärtung, fiel regelmässig aus dem Centrum des Follikelgrundes die Inhalismasse heraus, so dass beim Zuge der Klinge des Rasirmessers schon scheinbare Centralräume dem Auge entgegentreten. So entstehen jene Trugbilder, wo freilich eine genaue mikroskopische Analyse die abgerissenen Kaden der gegen den "eentralen Theil strebenden Haargefässe und Netzfasern erkennen lässt. Das Verhalten der Bluigefässe bietet ähnliche Anordnungen dar, wie wir sie für andere Peyer’ he Drüsen des Kaninchens kennen sell haben. Am ähnlichsten dürfte, abgesehen von der verschiedenen Entwickelung der Schleimhautwälle, die Anordnung derjenigen sein, welche wir früher für den Anfangstheil des wurmförmigen Fortsatzes Sl ‚ar Wir sehen endlich nach Demjenigen, was die Injection für den be- ‚treffenden Peyer’schen Haufen lehrt. Am meisten wird das Verhalten der ‚Lymphwege in den Schleimhautwällen in Frage kommen. — Binreichende Einfüllungen sind übrigens eehieriser als beim Sac- eulus rotundus und dem würmförmigen Fortsatze des gleichen Thieres zu gewinnen. Die relative Enge der Umhüllungsräume erklärt die- ses leicht. 70 Heinrich Frey, Man erhält auch hier “. der Schleimhaut das gewöhnliche weit- maschige Netzwerk starker Lymphbahnen, demjenigen dei Processus ver- # en ähnlich. Die Quermesser jener Wege ergeben im Mittel 0,02, 0,025—0,03333 und 0,04”. Von ihnen aus füllen sich die Umhiüllungs- räume. Das Bild derselben ist jedoch ein ganz verschiedenes, je nach- © dem wir im Verticalschnitte die Seitenwand des Follikels oder dessen Axentheile getroffen haben. Im ersteren Falle bemerkt man unregel- © mässige eckige, zackige und sternartige Räume mit der Injeciionsmasse gefüllt und durch feine Wege zusammenhängend, so dass ein Bild ent- © steht, wie wir es später im Blinddarm der Katze wiederfinden werden. 7) Ist der Verticalschnitt durch die Längsaxe des Follikels gegangen, so © sind die Ränder des Follikeldurchschnittes von ungewöhnlich schmalen und durchaus nicht über grosse Strecken continuirlichen Umhüllungs- räumen von 0,04, 0,0125—0,015 und 0,0475” Breite umzogen. Sonach umzieht den Follikelgrund stait des einzigen Umhüllungsraumes hier ein System zackiger und sternartiger Hohlräume, welche sich durch bedeu- tende seitliche Compression auszeichnen. Wir werden diese Modification bei andern Peyer’schen Drüsen später wiederkehren sehen und bemerken nur, dass schon die Haufen des lleum beim Kaninchen einen ganz gleichen Bau der umhüllenden Räume unter Umständen darbieten können. N Aus jenen umgewandelten Umhüllungsräumen dringen feine Gäuge | (0,01 —0,005°”” im Quermesser) in die Verbindungssubstanz herein. ” Bei ihrer so verschiedenartigen Endigung nach abwärts, treten uns viele Modificationen der Bahnen enigegen. Bald mehr einfach, bald bei breite- rer Verbindungssubstanz in ganzen Netzen setzen jene Gänge ihren Weg nach oben fort, bald mit gleicher Feinheit, bald weiter geworden, so 7 dass Dicken von 0,02-—-0,025”' hier bemerkt werden können. In den | Schieimhautwällen endlich steigen zum Theil g ganz feine, zum Theil recht weite Lymphbahnen nach aufwärts, um in einiger Entfernung von der Oberfläche horizontaler Netze hald feinerer. bald weilte (0,005 und 0,041 —0,02”’ messender) Röhren zu bilden. y Hiermit sind (denn auch die Horizontalschnitte in Uebereinstimmung | Man erkennt beim Abtragen der Schleimbautoberfläche in den netzför migen Wällen die seien Lymphbahnen netzfärmig angeordne ohne erheblichere blindsackige Endigungen nach aufwärts. Tiefer ab wärts gewinnt man die Auarschitiinen dei absteigenden Bahnen, aber in unregelmässigerer Form und Weite, als am Procossus vermifarmis; dann erscheinen die engeren Netzbahnen des Verbindungstbeiles und sic gleichfalls netzartig und oft unterbrochen die Horizontalansichten] dert Umhüllungsräume. | Nachdem wir so für das Kaninchen mehrfache Gostaltungen de Peyer' schen Drüsen und ihrer Lymphbahnen kennen gelernt haben, gehe wir nun über zur Katze. "Wir untersuchten hier den kleinen Blinddarm, welcher bekanntlie se re Ueber die Lymphbahnen der Peyer’schen Drüsen. 71 dieht gedrängte Follikel enthält und somit in seinem feineren Bau nicht " das eigentliche Coecum , sondern einen wurmförmigen Fortsatz darstellt. Die Structurverhältnisse bieten manches Sonderbare dar; der oberste ' " blindsackige Theil des Coecum zeigt eine mehr glatte Oberfläche (Fig. 13), während an den tieferen unteren Stellen (Fig. 14) — wenigstens bei dem "von uns untersuchten Exemplare — Zoiten (a), bald mehr klein und niedrig, bald lang und schlank, vorkommen. Abgesehen von diesen Er- hebungen hat die ae selbst nur eine Höhe von 1%" und trägt “dicht gedrängt zahlreiche Schlauchdrüsen (Fig. 13 a und 14) eingebeitet. " Den Quermesser derselben fanden wir im Mittel a , Unter den blindsackigen Enden zeigt sich, die eigentliche Schleimhaut abgrenzend, eine entwickelte, bis 0,025” ie Museularis ICae fe, e)... Unter dieser Lage tritt mit de gewaltigen Höhe von %,” das submueöse Zell- 'gewebe uns entgegen. In ihm liegen , und zwar ?/, bis °/, seiner ganzen nieke einnehmend, die grossen Smsndibeile Peyer'scher Follikel (Fig. 13 d, Abd), rckalich Se gedrängt, bisweilen weitere Abstände zwischen ich lassend. Diese Abstände können eine Enge von nur 0,04" dar- bieten. Andere breitere Trennungen können aber 0,025, ja sogar 0,4" ' Breite zeigen. Die Form des Follikel-Grundes ist im Allgemeinen eine " länglich runde; indessen finden sich hier mancherlei Verschiedenbeiten. Zwischen manchen ziemlich grossen, tief in das submucöse Gewebe "bineinragenden Follikeln können andere, in Quere und Länge viel klei- ‚nere auftreten. Nach ‚oben, und zwar in der nicht unbeträchtlichen Breite von 0,05—0,1” ‚ pflegen die Follikel continuirlich in einander erzugehen, so dass (Fig, 413. 4% c) auch hier eine Schicht verbinden- 2a follikulärer Substanz existirt. Wi. Fragen wir nun nach dem oberen kuppenförmigen Endiheil gen . E an en grossen Theil der Follikel Pi Muscularis mucosae über er döhe des Ealikels eine Sirecke weit unterbrochen ‚ist, wie sich hier e ‚ Follikelmasse in einer Breite von U und Im! in die eigentliche ıppe von 0 ‚195, 0, 150, 1525’ Kal welche bei der Dünne der ecumschleimhaut nur wenig tiefer ne als die freie Schleimhaut- N berfläche selbst. An feinen Schnitten zeigte sich über einzelne Follikel die Muskelschicht rontinuirlich ; vermuihlich ist hier der Durchschnitt y nicht durch die Mitte eines Follikels gekommen. Indessen wollen wir Möglichkeit offen halten, dass einzelne Follikel obne Kuppe bleiben. rfertigt man alsdann die ferneren Querschnitte, so ergeben sieh die correspondirenden Bilder. Die Follikelkuppen scheinen ziem- lich getrennt auch in ihrem untersten Uebergansstheile von der eigent- ichen Schleimhaut zu bleiben. Querschnitte durch den Follikelgrund 2 un hinsichtlich der Nmbalinng gsräume anfangs ein sehr Heirssniennes 72 Heinrich Frey, submucöse Bindegewebe zwischen den Follikeln erscheint. Bei genaue- rem Zusehen erkennt man in demselben Lücken, weiche zur Lymph- bahn gehören dürften, eine Vermuthung, die nk das injieirte Prä- parat, wie wir später sehen werden, bestätigt wird. Die Injection nun muss, ideen eine bedenteridk Enge der Lymph- wege vorliegt, als eine recht schwierige bezeichnet werden; wie sie uns denn auch nur einmal ziemlich vollständig geglückt ist. kai der Muskel- haut kommen feine etwa 0,0125 —0,01667 ” messende Stämme, welche in dem untersten Theil dar Subuinansn mehr oder weniger senkrecht auf- steigen (Fig. 13 ı, Fig. 1& ı). Dann findet man, wie dieselben unter Ab- gabe von ÄAesten und Verbindung derselben ein horizontales Netzwerk von Lymphgefässen bilden mit polyedrischen Maschen von verschiede- * Grösse und im Allgemeinen engen Röhren, die an ihren Knoten- punkten beträchtliche Erweiterungen, wie man sie sonst von derartigen Ausbreitungen der Lympbgefässe vielfach kennt, herstellen. Man kann dieses horizontale Netzwerk als das tiefere der Submucosa bezeichnen Bi | und über ihm noch ein zweites höheres im Allgemeinen weiterer Röhren unterscheiden ; beiderlei Netze stehen wiederum durch senkrechte Zweige i im Zusammenhang. } Feine Verticalschnitte der Schleimhaut lassen uns diese verbinden- N! den Röhren auf das Deutlichste erkennen; ebenso finden wir, dass das oberflächlichere Netz in der Gegend des Follikelgrundes seine Ausbrei- tungs-Ebene findet, und wenigstens sehr häufig um den basalen Theil | des Eellielensuthek, eine beträchtliche cavernöse Erweiterung bildet. Von hier aus sehen wir nun die Lymphbahnen als wandungslose Ströme die untere Follikelhälfte umziehen (Fig. 43 A, Fig. 14), aber unter einer überraschenden Modificaiion. Statt des einfachen Umhüllungsraumes nämlich, wie wir ihn bisher in Peyer’schen Drüsen gefunden hatten, sehen wir ein System netzförmiger Lymphwege bald mit sparsamerer, bald mit sehr reicher Masdhonbilding die Follikelperipherie umzieben (Fig. 13 9, 44 h). Sind die beiden angrenzenden jFollikel durch einen breiteren bindegewebigen Zwischenraum getrennt, so gewinnt unser 7 Netzwerk seine grösste Entfaliung, und die beiderlei peripherischen 4 Netze der einander zugekehrten Follikel stehen durch seitliche Zweige in Verbindung. Sind dagegen zwei Follikel einander sehr genähert, so erkennen wir die netzförmigen Gänge vereinfacht; mehr zu Umhüllungs- 7 räumen werdend. Niemals jedoch haben wir jene einfachen derartigen Räume gesehen, weiche wir früher für den wurmförmigen Forisatz des Kaninchens etc. geschildert haben. Auch an der Stelle grösster Follikel- annäherung (d.h. also in der Aequatorialebene der unteren Follikel- 7 hälfte) bleiben die umhüllenden Iymphoiden Netzbahnen durch schmale. N Zwischenräums des submucösen Gewebes geschieden. Bis zu diesen Stellen existirt eine fortgehende Verfeinerung der Bahn (vgl. Fig. 125). Unsere Messungen zeigen gerade an letzterer Localität neben einzelnen 7 Ueber die Lymphbabnen der Peyer’schen Drüsen. 73 weiteren Lymphcanälen die grosse Mehrzahl Besaihen bis zu 0, 02, 0,01, ja bis zu 0, 005” hörsbpesiinken. Von da an sieigt, den gleichen Charakter bewahrend, das periphe- " rische Lymphnetz der Follikel nach oben, und gelangt so in die folliku- läre Verbindungssubstanz. Hier behält es einen wesentlich gleichen Charakter und sammelt sich dann zu einzelnen Röhren, welche die " Muskelhaut der Mucosa perforiren und so in die eigentliche Schleimbaut selbst gelangen. Sie steigen dann zwischen den Drüsenschläuchen ei 43a, Fig. 44 9) zach oben, um sich zur freien Schleimhautoberfläche je “nach dem Bau der oben verschieden zu verhalten. Ist diese mehr glatt (Fig. 13 a), dann .dürfte in einiger Entfernung von derselben ‚durch rechtwinklige Astabgabe die bekannte horizontale Endausbreitung erfolgen, derjenigen ähnlich, welche wir in einer früheren Arbeit für das Colon mancher Stasi geschildert haben. Trägt dagegen die Schleimhaut Zotten (Fig. 14 a), so erheben sich aus dem horizontalen Netzwerk aufsteigende, die Zottenaxe einfach durchziebende Chylus- ee, welche bald höher oben, bald tiefer von der Zottenspitze ent- _ fernt ihr Ende nehmen. h So hätten wir auch hier wiederum ein zu- und abführendes Gefäss- system für die Peyer’schen Follikel kenner gelernt, zugleich aber eine eigenthümliche Umwandlung des Umhüllungsraumes in netzförmige Lymphcanäle gefunden. M “ Wir gehen nun zunächst abermals zu Peyer' schen Drüsen dicker . Därme über, und reihen dasjenige an, was wir im Blinddarm des Meer- ch nebens injieirt und beukachtek haben. = Unsere Versuche, Peyer’sche Drüsenhaufen in den so dünnwandigen i Dünndärmen des keiten, Thieres zu injiciren, waren nicht von Erfolg gekrönt. Dagegen gelang uns wenigstens zweimal die Injection im Blind- darm dieses schöpfen. Das Meerschweinchen führt nämlich drei, vier, “ fünf kleine, länglich runde Ansammlungen der Art, wie es scheint el mässig, in a betreffenden Darmstück , heslahen aus einer geringen Zahl kleiner rundlicher Follikel. Das so lee Object gestattet die we kennung des feineren Baues ‚aur schwierig. Auch hier (Fig. 15) liegen die - Follikel, wenig über */,”' gross und durch ziemlich breite Parlisen N, bindender fsllikulärer Substanz von einander entfernt, mit ihrem rundlichen unteren Theile (d) im submucösen Gewebe. Ueber ihnen ver- uft einmal die sehr dünne Muscularis mucosae und dann die eigent- ie, etwa 0,1” hohe Schlauchdrüsen führende Schleimhaut (a). Ob 2 die Follikel nach oben mit kuppenförmigen E Endtheilen (b) die Schleim- aut durchbohrten, vermögen wir nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Insere Präparate lassen wenigstens an gar manchen Follikeln davon n chis erkennen, so dass wir glauben, es bleibt hier, ähnlich wie bei den von uns früher eundenien ) follikulären Kkaufenyen im Colon Bi N 8: ‚diese Zeitschrift, Bd. XII, S. 345. 74 Heinrich Frey, des Kalbes, ein Theil jener unter der eigentlichen Schleimhaut. Die Lymphwege sind hier wiederum eigenthümlich, zum Theil zusammen- fallend mit den ziemlich weit von einander entfernt stehenden Follikeln. Schon früher hatten wir nämlich die plumpen. kolbigen Lymph- gefässanfänge aus dem Colon‘ dieses Thieres geschildert?). Dieselben kommen auch im Coecum über den Peyer’schen Haufen vor (e). An der Schleimhautunterfläche angelangt, bilden sie ein horizontales Netzwerk (f‘) im Allgemeinen recht weiter Bahn (0,0333, 0,02——-0,04'” ). Aus diesem steigen ähnlich weite Röhren netzförmig verbunden durch die weiten Zwischenräume zwischen den Follikeln herab (g), um unter diesen zu einem zweiten horizontalen Netzwerk dicker Stämme sich zu verbinden. Die der Follikelperipherie zunächst liegenden herabsteigenden Röh- ren bilden, ein unvollkommenes kugliges Netzwerk hersiellend, abermals den nern Umhüllungsraum des Follikels. | Sonach hätten wir bier ein drittes mittleres Servehutverhalktige kennen gelernt, zwischen dem einfachen Umhüllungsraum des Kanin- chens und dem so complicirten engen umhüllenden Netzgerüste, wie es die Coecatschleimbaut der Katze dargeboten halte. eo Wir gehen nun über zu den Peyer’schen Drüsen grösserer Säuge- = ihiere EN besprechen zunäehst die grossen und zahlreichen Plaques, welche in den dünnen Därmen des Kalbes vorkommen. N Ueber diese hat bereits His ausführliche Mittheilungen gemacht, welche wir :taillirt früher wiedergegehen haben. Im Allgemeinen sind auch wir für die Follikel, was Lage, Form , Verbindungen betrifft, ebenso die feinere Structur, zu ganz ähnlichen Resultaten gelangt, nicht so jedoch in Betreff der Lymphwege. Jener Beobachter hat offenbar nur dürftige Injeetionspräparate zu seiner Verfügung gehabt und so keine ge- nügende Vorstellung von dem grossen Reichthum lymphatischer Bahnen 7 gewonnen. m Die Follikel der-Peyer’schen Haufen beim Kalb verhalten sich an den ” einzelnen Stellen der dünnen Därme nach dem, was wir fanden, recht verschieden. Hoch oben in den Dünndärmen “ der relativ einfachsten 3 Form und vom geringsten Ausmaass (Fig. 16) nehmen sie nach abwärts durch das Ileum an Grösse und Complication zu, um in den Endtheilen dieses Darmstückes ihre grösste Ausbildung zu gewinnen (Fig. 17). j Wir können auch hier an jedem Follikel die drei schon so vielfach besprochenen Partieen unterscheiden, nämlich die Kuppe, die mittlere 7 Verbindungspartie und den Grundtheil. Zwischen diesen letzten unter- sten Theilen entwickelt sich aber hier ein ausgebildetes System fibröser Scheidewände, das uns bei kleinen Säugethieren nicht vorgekommen ist und allerdings mit den Septensystemen der Lymphdrüsen verglichen werden muss. — Merkwürdig verhalten sich für dreierlei Organe, die ° 4) S. diese Zeitschrift, Bd. XI, S. 345, Ueber die Lymphbahnen der Peyer’schen Drüsen. 75 Alenr, a Lymphdrüsen und die Peyer'schen Haufen bei derselben Thier- species die Septensysteme gleich, so dass sie bald wenig oder auch gar Pas entwickelt oder sehr ausgebildet getroffen werden. An hoch oben gelegenen Peyer'schen Haufen (Fig. 16) fanden wir bung die Grundtheile (d) in länglieh runder Form 0,02 — 0,02666”’ hoch, 0,01333 — 0,02” breit. Die verbindende follikulire' Substanz (ce) in einer Höhe von 0,00667—— 0,01667”” zog sich nach unten regelmässig in die wälkenförmigen Vorsprünge aus, welche wir vielfach bei andern Thieren schon besprochen haben. Aber die nach abwärts stehende " Warzenspitze (e (e) geht fast allgemein, ihren Iymphoiden Charakter verlie- rend, in einen fibrösen Strang aus, welcher senkrecht zwischen je zwei Pollikeln herabsteigt und an der Unterfläche der Follikel angekommen mit dem sübmueösen Bindegewebe verschmilzi, welches den Gr undtheil Di Umhüllungsraumes bildet ({f}. Man kann also somit sagen, dass der bei kleineren Säugethieren je zwei Follikeln gemeinschaftlich zukom- mende Umhüllungsraum durch die fibröse Scheidewand in zwei specielle Räume zerlegt ist. Ueber der gemeinschaftlichen follikulären Substanz $ hebt sich der Kuppentbeil des Follikels (b) in ansehnlicher Mächtigkeit 0,016— 0,02” hoch, auf der Höhe nicht selten in eine kleine Spitze & Beeroueti. Die ganze Oberfläche des Anne ne en \ > ee ES aginula her. Steigen wir tiefer im Dünndarm hinunter, so bleibt das Verbältniss r Kuppe im Allgemeinen ein ähnliches; nur wird sie unverkennbar er und schmäler. Die verbindende follikuläre Subsianz springt nach shnitt aus. Die von ihr abtretenden Stränge compliciren sich stärker und tärker ; ein Theil derselben, den follikulären Charakter mehr oder weniger | behaltend , senkt sich nal kürzerem oder längerem Verlauf in einen Behklerten Follikelgrundtheil ein. Die Mehrzahl der Fortsätze jedoch andelt sich in fibröse Scheidewände, die gegen die Submucosa an- kommen oft starke, rasch aufei inanderfolgende Theilungen erfahren, obei ein Theil der Söitensträinge in dem Follikelgrund sich einsenken ‘oder auch wohl Ver bindungen mit anderen Strängen erfährt, die ı Follikelgrund kommend, die hasale Partie des as Isetzen. Der . Grundtheil des Foll ‚endlich‘ nimmi an auge useikiitomg Brkbetn, Die ah EERE Ackdekicn Fol- In sind unverkennbar kürzer. | Ganz unten im lleum erscheinen mächtig hohe Plaques. Untersucht 10 .. Heinrich Frey, . man diese an Verticalschnitten (Fig. 47), so fallen die bedeutend ver- kleinerten Zotien (a) zwischen den verschmälerten Follikelkuppen (b)) auf. Die mittlere Partie des Follikels (c) ist dieselbe geblieben; nur # sind die warzenförmigen Einsprünge des follikulären Gewebes schlanker © und namentlich unregelmässiger. Ebenso wird das System der PCBEHARR E wände (e) schwächer. In merkwürdiger Weise aber ist der untere Theil des Follikels ver- | ändert (d). Verschwunden ist die alte rundliche Form. Eine lange "| schmale Gestalt, % —%" lang mit 1, — %”" Quermesser tritt uns ent- R\. gegen, ohngefähr so wie manche Formen kurzer und weiter Schlauch- ._ zu erscheinen pflegen. 4 Wir bemerken endlich, dass an allen Peyer’schen Haufen des Kalbes R. die mitilere follikuläre Böhsshe die benachbarten Follikel verbindet und ” nach oben ohne Grenze in das Schleimhauigewebe zwischen den Lieber# R kühn’schen Drüsen sich fortsetzt. * Die Lage der Muscularis mucosae endlich ist unserer Ansicht nach > für die grossen Peyer’schen Haufen des Kalbes von His unrichtig an- I gegeben worden. Wir stimmen hier mit den früheren Mittheilungen s Kölliker’süberein, indem das betreffende Stratinm dicht.unter den Schlauch- drüsen und somit in der Höhe der follikulären Verbindungssubstanz uns entgegentrat (Fig. 47 k). | vi | Was endlich die Lymphwege betrifft (Fig. 16 und 47), so können a. wir uns hier kurz fassen. Durch die Submucosa (f) laufende enge Bah- | nen (t) senken sich in den Umhüllungsraum der unteren Follikelpartie ein ({h); dieser ist im Allgemeinen eng, namentlich da, wo die untere Follikelpartie ihre grösseste Breite erreicht. Verferiigt man sich an dieser Stelle einen Querschnitt, so sieht man die kreisförmigen Follikel durch einen schmalen Zwischenraum getrennt F von dem Diotansiande fibröser Scheidewände und jenen Raum mit der In-:3 jeetionsmasse erfüllt. Kehren wir zum Verticalschnitt zurück , so finden wir am oberen: Ende der Umhüllungsräume ein recht entwickeltes Netzwerk sehr zahl- ü | reicher enger Lymphbahnen seinen Ursprung nehmen, welches die fol- 4 likuläre Verbindungsschicht senkrecht aufsteigend durchseizt (Fig. 16° " und Tg, At n Ein Querschnitt aus dieser Höhe genommen giebt uns ein Ahnlicheni Bild, wie wir es für den wurmförmigen Fortsatz des Kaninchens kennen gelernt haben. Kreisförmig von der ‚Lymphbahn eingegrenzt, finden wir, die einzelnen Follikelhälse, und die benachbarten Ringe hängen durch ein breites, sehr entwickeltes Netzwerk enger Lymphbahnen zusammen. Wenden wir uns wieder zum Yerticalschnitt, so sehen wir am obe- ren Ende der follikulären Verbindungsschicht die engen Bahnen des Netz, | werkes der Lymphwege in dieZwischenräume zwischen Lieberkühn’schen Drüsen sich fortsetzen. Auch hier kommen häufige quere Verbindungs- ' Ueber die Lymphbahnen der Peyer’schen Drüsen. ri aweige ı vor. Aus ihnen endlich unter Zusammentritt benachharter Bah- nen en die etwas weiten Endwege, welche i in die Zotten (oder k 7 a, u). N nn was His über Querschnitte aus jenen oberen Schleimhaut- | hen berichtet hat, können wir nur einfach bestätigen. Gehen wir nun übe zu den Peyer’schen Drüsen des Schafs. Hier hen wir die langen, fast bandartigen Plaques untersucht, welche in den unteren Partieen des Ileum ae u Veber sie berichtet unser Vorgänger His!) Folgendes: " Gedrängt liegende Follikel befinden sich ganz in der Schleimhaut, ‚eine Schicht von 4,1” Mächtigkeit bildend. Wo die Follikel getrenn- 3 verdickten äusseren Enden in die Submucosa. - In ausgebildeten Plaques springen die einzelnen Follikel mit ihrer in- ren Wand frei gegen die Schleimhautoberfläche vor. Sie sind durch sförmige Wälle zottentragenden Zwischengewebes getrennt. Zwischen ‚oberen Theil der Follikel einer Plaque schiebt sich die drüsentragende leimhaut in Form von mehr oder minder breiten Brücken ein. Unter- der die Follikel umgebenden Kreisfurche verlöthet sich die Sub- | z dieser Zwischenbrücken mit derjenigen der mittleren Follikel- | ' Nach abwärts wird die Verbindung wiederum in grösserer oder { Fersr Ausdehnung durch die spaltförmigen Schi iöhuntsiius unter- | Die Alerfoilikaltren Substanzbrücken selbst zeigen sich stel- weise von Spalten zerklüftet, welche zuweilen bis in die Zotien hinein = werden on Die Lieberkühn! schen Drüsen gehen zwischen 1 eheten ı festgehalten w Sr Die Shan zwischen a icken zeigt in zwei bis vierfacher Reihe die Querschnitte der Drüsen- hläuche. Weiterhin wird leiztere aber von längeren oder kürzeren räumen durchsetzt, we im Al Igemeinen, doch Be mer Es können in einer Brücke‘ ein längerer, bald aber auch zwei 1 neben einander verlaufende derartige Sinus vorkommen ; man 7% Heinrich Frey, licher oder polygonaler Felder abgetheilt, welche ihrerseits durch längere oder kürzere Subsianzbrücken mit einander zusammenhängen und die 9 Chylusbahnen sind. In der Mitte des Feldes erscheint der Follikel, wäh- # rend die peripherischen Theile jenes von drüsentragender Substanz ein- © genommen sind. Die einzelnen Follikel hängen dabei mit dem übrigen Schleimhautgewebe durch von ihrer ganzen Peripherie abtretende Ver- # bindungsbrücken von drüsentragender Substanz zusammın. Letztere © besitzt den gleichen Bau wie das in seinen Knotenpunkten kernlose Neiz- 7 gewebe des Follikels selbst. Auch hier will sich His an Pinselpräparaten # von dem schlingenförmigen Umbiegen der Follikelcapillaren vor Errei- 7 chung des Gentrums überzeugt haben, ebenso davon, dass die Formation des Netzgewebes nach innen zu lockerer werde und schliesslich ganz auf- höre. Die Form der Maschen ist in den interfollikulären Substanzbrücken | und in der Peripherie der Follikel eine mehr langgestreckte, gegen. das Centrum hin mehr rundliche. A Ein Flächenschnitt, unterhalb der blinden Enden un Schlauch- drüsen gewonnen, zeigte His zwischen den Follikein breitere Brücken N eines Gewebes, NEN Durchschnitte stärkerer Blutgefässe erken- BE nen liess. Von diesen interfollikulären Brücken waren die Follikel mei- | siens im grösseren Theile ihres Umfanges durch eine kreisförmige Spalte, 2 den Schleimhautsinus, getrennt, im übrigen Theile aber mit jenem Ge- 7 webe ohne Grenze verschmolzen, so dass man sagen kann, es legen sich die interfollikulären Substanzbrücken bald an dem einen, bald an den ° andern Follikel an, um mit ihm innig zu verlöihen. Das Netsger Usbe ist 4 auch hier wie im Follikel selbst beschaffen. 5 So konnte His:wie beim Kaninchen die drei Follikelpartieen dar- | ihun; die obere Zome blieb entweder frei oder war durch gefässtragende Substanzbrücken mit dem benachbarten drüsentragenden Schleimbaut- | gewebe verbunden. Vorwiegend zu dieser Verbindung aber dient die 5 Mitielzone. Die fibrösen Scheidewände zwischen den Follikeln, wie sie h das Kaib besitzt, fehlen hier und sind durch keilförmige Verlängerungen ‚des Schleimha ulgewebes, welches den adenoiden Charakter Grat \ ersetzt. Unsere eigenen Untersuchungen ergaben Folgendes: a Terferkiei man sich einen Verticalschnitt durch einen jener langen“ { Plaques, wie sie im lleum des Schafes so zahlreich vorkommen, so be- merkt man die Kuppen der Peyer’schen Follikel, von netzförmigen Schleim ; hautwällen, welche auf ihrer Höhe aaa gewöhnliche oder modifi- cirte Zotten tragen, eingegrenzt. Die Breite dieser Wälle kann über 4,” betragen, aber auch nur °% und %,” messen. Der Eingang zur Follikel- | 'kuppe ist im Uebrigen ein weiter, und die ganze Grube wenig tief, so) dass die Spitze des Follikels nur Bl %%' ohngefähr unter der Sohleing n hautoberfläche liegt. In den Schleimhautwällen finden wir die Schlauch- drüsen wieder, welch; wie Hıs richtig angiebt, zwischen den Follikeln Ueber die Lymphbahnen der Peyer'schen Drüsen. 79 r dureh die halbe Dicke der Mucosa herabragen. Nach unten geht der hleimhauiwall im Allgemeinen keilförmig aus; jedoch in sehr verschie- r Breite. Siehen die Follikel nämlich getrennt, so kann der Wall in nem untersten Theil nur 0,06667’” an Breite messen, während er an ern Stellen die doppelte und dreifache Dicke zeigt. Was die Follikel selbst betrifft, so sind dieselben ungewöhnlich iedrig und» breit und in der Regel mit ihrer Unterfläche an der Grenze Scehleimmaut ebenfalls ihr Ende nehmend. Länge und . ver- Iten sich ohngefähr gleich und ergeben im Mittel etwa Y%-—-%4”. Die ppe erscheint entweder ganz rund oder stark abgeplattet. Se Höhe es ganzen Kuppentheiles beträgt im Mittel 0,10667—- 0,13333"’. Die "verbindende follikuläre Lage ist ebenfalls ansehinlich; apgh Yo hoch, so ‚dass der Grundtheil des Follikels sehr unbedeutend £usfäih und nur als anz schwach gewölbte unterste Follikelpartie erschemt. Umhüllungs- me sind dem entsprechend nur in sehr geringer Entwickelung und eilen jener irgend wie in die Höhe zu steigen. Man wird an die ein- chen Plaques aus dem lleum des Kaninchens erinnert; und auch beim iiteinander. Auffallend eng sind die umhüllenden Bäume, wenn ich der so weiten submucösen Chyluswege des Schafes erinnert; n den Schleimhautwällen aufsteigenden Lymphbahnen messen zum nsten Theile 0,025 und 0,02, viel häufiger nur 0,0425 bis herab zu 04”. Soviel erkennt man schon ohne Injection. ' Wie sehr indessen bei einem und demselben Tb’ere die Formen der likel und die ganze Anordnung der Plaques sich zu ändern vermögen, uns eine Beobachtung. Bei einem andern Schaf fanden sich tief ts im lleum ziemlich zerstreute, höher über die Schleimhautfläche Bee Peyer Haufen, Sie waren theils durch zutlentragende een er Obertläche BIP Die Follikel hatten hier eine ‚Länge von %," und eine Breite von nur etwa %”.. So war die so ganz anders geworden und eine hohe spitz endigende Kuppe em stark antwidkeltän kugligen Grundtheil trat überall hervor. 'war von denjenigen der Nachbarschaft scharf getrennt und von igendem Umhüllungsraume umzogen. eine Schilderung desjenigen, was in verschiedenen Höhen ge- Flächenschnitie lehren, können wir hier verzichten , da unsere 80 | ' Heinrich Frey, Exemplaren deutliche Kerne. Nach der Peripherie hin wurde das Balken- / gerüste auch hier ein gedrängteres. Die Begrenzung der Follikelkuppo saken wir deutlich neizlörmig, aber die Maschenweiten betrugen im | Mittel nur etwa 0,0025—0,004”'). Dass dieLymphwege in dem folliku- | lären Gewebe von netzförmig durchbrochenem und in der übrigen Mucosa il von membranförmigem Bindegewebe eingefriedigi werden, isi eigentlich | überflüssig zu bemerken. _ et Verfertigt man sich durch einen wohlinjieirten Drüsenhaufen aa | Schafes einen Verticalsehnitt, so treten dieLymphbahnen der Zotien oder | zoitenähnlichen Ausläufer, bald jedem Vorsprunge zahlreich zukommend, 4 | bald aber auch nur einfach in einem solchen Fortsatz enthalten , underl wechselndem Quermesser uns entgegen. Mitunter erscheinen sch we Bahnen bis zu 0,025 ja 0,033””; andere sind viel feiner, nur 0,01667 @| bis herab zu 0, 0a ergebend. Beim Herabsteigen zwischen den Lieber- - kühn’schen Era, welche, wie wir wissen, in den die Follikel ein- 4 ’ grenzenden Schleimhautwällen gelegen sind, verbinden sich die Lymple 4 | bahnen durch horizontale Querwege, so dan ein, Jedoch sehr unregel- mässiges Netzwerk entsteht, welches bis zur Unterfläche der follikulären, Yerbinthnrenschit herabreicht. Auch hier sind die Querdimensionen | | der Lymphbahnen an Injectionspräparaten recht variabel erscheinend so dass neben weiteren von 0,025” andere vorkommen, welche kaum & Hälfte an Weite besitzen. Von der Unterfläche der folk lEuehr Verbin- dungsschicht erfolgt denn auch hier der Uebertritt der Lymphe in die Umhüllungsräume. Diese sind, auch wenn sie hoch an den Follikelseiten heraufragen, eng und schmal, von 0,04—-0,01667” im Mittel. Mit In- jectionsmasse erfüllt, erkenm; man, wie sie den Foliikelgrund keines wegs immer im continuirlichen Verlaufe umziehen, sondern häufig unter“ brochen sind, mitunter fast neizartig erscheinen. Teichmann hat offer bar dieses Verhältnis auf Taf. XI, Fig. 3 gezeichnet, nur dass es überall da, wo wir wandungslose Bahnen gefunden, Lymphgefässe mit beson- derer Wand darstellt. Sind die Follikel dicht an einander gedrängt ge- legen, so scheint ziemlich Alles von den Lymphbahnen der follikulären Verbindungsschicht in die umhüllenden Räume einzumünden. Zeigen sich aber die Zwischenräume zwischen den Follikeln grösser, so führt nu ein Theil der Lymphbahnen in den umhüllenden Raum, während dı ie andern in der zur Submucosa ziehenden Scheidewand herabsteigen, wo = bei sie die alte Form eines vertical gestreckten unregelmässigen Netz- werkes einhalten. So breite Zwischenräume, wie sie übrigens 7 4) Die Abbildung des Vertbalschiiitiei, welche Teichmann a. a.0. Tab. XI. Fig, ‚giebt, ist im Allgemeinen gut. Die Form der Follikel ist getreu gegeben, nur erfol E der Uebergang des Kuppentheiles in den Schleimhautwall zu früh. Die Wälle sin: ansehnlich breit und nach unten wenig verengt, so dass die Follikel weiter getı erscheinen, als es die Regei bildet. Die Lymphbahnen der Mucosa sind sehr ei lich erfüllt und darum sehr stark dilatirt. | Ueber die Lymphbahnen der Peyer’'schen Drüsen. 81 mann in der vorber erwähnten Figur zeichnet, dürften nur Ausnahmen b Iden. Aus den umhüllenden Räumen gelangt die Lymphe schliesslich in das submucöse Bindegewebe oder, richtiger gesagt, in das so mächtige, fast diese ganze Lage erfüllende Camel werk. © Horizontalschnitie durch eine Plaque gewonnen, zeigen die entspre- chenden, schon so oft geschilderten Bilder. Sind die Wälle eiwas unter- halb ihrer Oberfläche durchschnitten, so treten uns in Gestalt zierlicher " Ringnetze die Lymphbahnen entgegen, natürlich mit einer grossen Anzahl quer getroffener Lymphwege. Ist der Schnitt tiefer gefallen, etwa dicht beiden blindsackigen Enden der Schlauchdrüsen, so Behler ki man gewöhn- ich einfache Lymphbahnen die Follikelbezirke kreikfnnigininlehen. Noch tiefere Schnitte ergeben die Flächenansicht der Umhüllungsräume, Wir haben dann ein paar Beobachtungen bei dem Sch wein an- rei. Hier hat His') vor uns im Allgemeinen eine ähnliche Anordnung wie beim Schale gefunden. DieFoll kelliussen aber zogen sich nach oben conisch aus und der untere Theil des Follikels ragte in die Submucosa. Die mittlere Zone bot nichts Auffallendes dar. Die Sinus fand er spar- samer als beim Schafe. Ausgezeichnet war dagegen die Muscularis mu- osae, sehr dick und theils stärkere, theils feiuehen Faserzüge in die ober- lächlichen Schleimhautlagen absendend. Soweit die Follikel in der Muskelschicht liegen, erscheinen sie und die umgebenden Sinus getrennt rch breite Muskelbrücken mit im Allgemeinen kreisförmiger Faser- ordnung. Die senkrechten Schnitte zeigten uns an Plaques aus dem unteren ile des Illeum das nachfolgende Verhalten: Breite gewölbte, netzartig bundene Schleimhautfalten stellen ein System von Schleimhautwällen h hier her. In der Mitte einer Plaque besitzen diese Wälle eine an- bnliche Breite von 1%, 2%, ja %—°%" und ‚mehr. Sie sind hier auf F ser ‚Oberfläche von re 0,0833 — " 0667” messenden zottenähn- riesen. In Baviii Fällen ist ie Oberfläche des Walles nur | ‚zahlreichen kleinen wellenförmigen Erhebungen und Vertiefungen ] eckt, und von Zotten keine den Nach der Peripherie der Plaque ‚ wo die Follikel an Höhe abnehmen, erscheinen sehr gewöhnlich auf MHalböhe zahlreiche entwickelte Darmzotten. Nach abwärts ziehen r auch ‚bier die Schleimhautwälle mehr ER aSeNTe aus, bald mit —%ıo Dicke erkennen Die Eingänge zu BE elikeikuppen fallen bald enger, bald weiter aus, ebenso die Tiefe ‚ganzen Grube; doch wird man dieselbe im Mittel ohngefähr zur Jen E leimktänihöhe annehmen dürfen. Ye die Follikel selbst betrifft, so stehen en an vielen Orten 6 82 | Hei nrich Frey, | i dicht gedrängt; nur etwa 0,06667’” entfernt, an andern Orten dagegen © durch die doppelten und dreifachen Abstände, ja selbst durch noch grössere Zwischenräume getrennt. Wir unterscheiden auch hier am Fol- likel die drei üblichen Theile: Kuppe, Mittelpartie und Grundibeil, Der ganze Follikel ist höher als breit. Die letztere Dimension kann im Mittel 7 zu 0,33 — 0,426” angenommen werden, die Höhe von 0,533 —0,6"'. 7] Die ee springt, wie His angegeben hat, mit stark EEE Zu= 7 spitzung in die Schleimhautgrube vor und ergiebt eine Länge von 0,133 ° — 0,327”. Die follikuläre Verbindungssehicht dürfte gewöhnlich ei | Mächtigkeit von 0,133 —0, 093" besitzen, und der Grundtheil des Fol- "| likels eine Höhe von etwa Y, bis gegen %, vi, 1 Der Follikeigrundtheil liegt in der Submucosa; hierüber kann unsrer | Meinung nach kein Zweifel sein. Man.bemerkt nüntlich mit Deutlichkeit die Muskelschicht der Schleimhaut als'eine 0,04— 0,0267” hohe'Lage, ohngefähr Y —"/, unter .der Sebleimhauteberfläche durch den Drisamail haufen horizontal ziehend. Hier enden denn auch die Lieberkühn’ sche Schlauchdrüsen, deren Mündungen auf der Höhe der Schleimhautwälle, ebenso noch über einen Theil ihrer Seitenwandungen zu erkennen sind! indem die Follikel mit ihren oberen Theilen über die Region der Museu= jaris mucosae sich erheben, müssen sie diese durchbrechen. Man.e N kennt auch mit Deutlinhkeit wie ihre Faserbündel den die Muskellage “ passirenden Follikeltheil kreisförmig umziehen. | re 3225 Ma Von der Muscularis mucosae steigen: einmal Faserzüge: war: db „ zwischen den Schlauchdrüsen empor , andere halten den entgegengeselz= ten Verlauf nach abwärts ein. Wie: weit: sie bindegewebiger, wie weit” sie muskulöser Natur in dieser absteigenden Richtung sind, wollen wir dahingestellt sein lassen. So viel sieht jedoch fest, ‚dass sie keines für sich allein, sondern stets gemischt mit bald geringerer, bald grösseren Menge 1y Bares, Rp ni Neizgewebes die Scheidewände „wisch a, den Follikeln bilden. Man erkennt mit grosser Deutlichkeit, wie dieses‘ Gewebe zwischen den Lieberkühn’schen Drüsen in den: breiten wall . partieen beginnt und von da an nach abwärts steigt." | E Ein eigenthümliches Verhalten ist uns übrigens an den Peyer’ sch Plaques de Schweines häufig vorgekommen. In breiteren Schleithauiäl wällen erscheinen gar nicht selten kleine, ohngefähr 1% —"/, messende Follikel, welche keine nachweisbare Verbindung mit den tiefer een nn sn eingehen, ebenso, wenn wir recht gesehen haben, nicht i Schleimhautgruben sich eindrängen, sondern in der Mucosa selbst ver- bleiben. Dass sie dagegen mit a keria Netzgewebe in continu licher Verbindung stehen, welches in die follikuläre Verbindungsschiel der gewöhnlichen. Follikel übergeht, unierliegt keinem Zweifel. ! i | 4) Die für den Follikel im Texte angegebenen Dimensionen gelten jedoch au für die Mitielpartie einer Plaque; nach den Rändern des Drüsenhaufens gestaltel sich auch hier Manehes abweichend. ae Ru Ueber die Lymphbahnen der Peyer'schen Drüsen. 83 ;benso ask man. unterhalb breiter Schleimhautwälle jene Schicht is zum Grund benachbarter Follikel nach unten gehend und hier ab- gerundet einen Follikelgrund nachahmend, der vom umhüllenden Raum ngefriedigt wurde. Natürlich liess sich mit dem gleichen Rechte hierin Follikel sehen, der nach oben durchaus in die follikuläre verbindende ge auslief. In einem andern Falle trafen wir die follikuläre Tabea ' einem grossen Schleimhautwall hoch emporgedrungen, so dass sie nur ‘/; von der Schleimhautoberfläche entferni blieb. Man erkannte über r deutlich die in schiefer Stellung gedrängten Schlauchdrüsen und die etwas verdünnte Muscularis mucosae. in der follikulären Substanz aber gen zwei jener getrennten Follikel, einer von rundlicher Gestalt, ein nderer nach abwärts in einen langen schwanzähnlichen Ausläufer aus- 3 gen. In einem dieser Plaques des Schweines fiel uns noch ein son- erbares Verhalten des Follikelgrundes auf; derselbe zeigte nämlich con- tant eine innere concentrische Linie, und erschien somit genau unter dem Bilde, welches die Malpighi'schen Körperchen der Milz bei Nage- ıleren darbieten. - Die Flächenschnitte aus verschiedenen Höhen der Schleimhaut ge- nen, geben die correspondirenden Ansichten, Der Horizontalschnitt Walloberfläche bietet die Netze der Schleimhautfältchen dar, und | den Gruben die Mündungen der Schlauchdrüsen. Schon hier ist das eimhautgewebe recht reich an Lymphkörperchen. Ein etwas tiefer rter Schnitt zeigt in den Wällen einzelne Faserzüge muskulöser Na- und in den von den Wällen eingegrenzten Lückenräumen, die mit 1 nderepitbelium bedeckte Be Schnitte aus der Region der lären Verbindungsschicht gewonnen ergeben im Allgemeinen ein ches Bild, wie es Hıs für das Kalb geschildert hat; jedoch bieten len Fe nllichen Follikel umkreisenden Faserzüge eine eigenthüm- Modification dar. Weiter nach abwärts, in der Region den Follikel- v 6* 84 Heinrich Frey, den Grundtheil des Follikels die innere concentrische Linie, durch eine 4 engmaschigere Netzfaserlage hergestellt. 3 Da unsere ie Sn sehr unvollkommen geriethen, MATHE | wir auf jede Schilderung der Lymphwege beim Schwein. ; Dagegen gelang es, im Ileum des Hundes vortreffliche Injectionen der Peyer’schen Drüsen zu erhalten. se Die Follikel ragten mit ihren rundlichen, 0,2 — 0,25’’ messenden 7 Grunditheilen in das submucöse Gewebe, zeigten dann eine ansehnliche, ° die starke Museularis mucosae düßehürisenden 0,05”” hohe follikuläre Verbindungssubstanz und besassen ziemlich schlanke zugespitzte Kuppen | von 0,125, 0,143—0,2’” Höhe. Die die letzteren einfriedigenden Schleim- © hautwälle trugen stark abgerundete, 0,25” hohe und 0,05" breiteDarm- © zotten in gedrängter Stellung. vo Die Injection zeigte 0,025—0,05”” starke klappenführende Lymph- gefässe das submucöse Bindegewebe durchsetzend und an dem Follikel- 7 grund angekommen ein ähnliches, aber weiteres und complieirteres | Röhrenwerk bildend, wie wir es oben von der Katze geschildert haben. a Die follikuläre Verbindungssubstanz durchsetzten ebenfalls zahlreiche | netzartig verbundene Gänge, welche dann zwischen den Schlauchdrüsen senkrecht aufstiegen. Dicht unter der Schleimhautoberfläche gingen sie in ein ansehnliches horizontal laufendes Netzwerk 0,02—0,025”’ weiter v Gänge über und aus diesem endlich entsprangen die Chyluscanäle der ee sehr breite, bis zu 0, 033 und 0, zo Kae rec Wös en und der ee: hoffen wir an einem a Orte berichten a zu können. Zürich, Ende October 1862. Eure hen Mikroskop’s gezeiclinet ; diejenigen der Tafel II. betreffen sm mtlich ? den Processus vermiformis des Kaninchens). Ye Fig. 4. Der wurmförmige Fortsatz des Kaninchens im Verticalschnitt. a Eingang zu den Gruben der Schleimhaut; bei b ein zweiter, c Follikelkuppe; bei deine zweite durchschimmernd;; e das oberflächliche Lymphnetz; f der tiefere Theil desselben; g und; die weiler absteigenden senkrechten Röhren; h° Uebergangsstelle der Follikelkuppe in den mittleren Verbindungstheil; k der letztere selbst; 2 Netz der Lymphbahnen dieser Stelle; m Lymphwege, welche den warzenförmigen Vorsprung durchsetzen; n Follikelgrundtheile mit den Ümhüllungsräumen;; o unterer Theil der letzteren; p und g Lymph- balinen des submucösen Gewebes. — Die verschiedenen Höhen sind rechts‘ - mit Zahlen bezeichnet. a Fig. 2%. A. Querschnitt durch den oberen Theil der verbindenden Follikelpartie ;, ’z Neizgewebe; b Lymphzellen; 'c Drüsenquerschnitte; d Lymphräume; & Furche am Grund der Follikelkuppe, mit Epithelium bekleidet. — B. Ein Ueber die Lymphbahnen der Peyer'schen Drüsen. 85 etwas tieferer Querschnitt; a Zellennetz ; b Lympbkörperchen; ce Lympbh- bahnen. Fig. 3. Ein die zur Follikelkuppe führende Grube begrenzender Schleimhautwall. a oberste Schicht, mit horizontalen Kernen; 5b Lymphbahnen; c Schlauch- drüsen ; d ein bindegewebiger Gang, wohl eine Lymphbahn darstellend; e } unterer stielförmiger Theil des Schleimhautwalles (100 fache Vergrösserung). Fig. 4. Die /Schleimbautoberfläche mit den Lymphbahnen. a Eingänge zu den "\ Gruben, b Schleimhautwälle mit den Schlauchdrüsen ; c die Lymphwege; | d absteigende Gänge derselben. "Fig. 5. Horizontalschnitt durch den oberen Theil der keilförmig verengsten Schleim- N. hautwälle. a Die Wälle mit den Lymphbahnen; b die Follikelkuppen. Fig. 6. Ein etwas tieferer Horizontalschnilt. a Wälle; b Follikel. "Fig. 7. Ein noch tieferer Horizontalschniit, durch die verbindende follikuläre Sub- A stanz..a Follikel ; b Verbindungssubstanz;, ce Lymphwege. Fig. 8. Horizontalschnitt durch den Follikelgrund. a Follikel; 5 Umbüllungsräume. Fig. 9. Verticalschnitt durch einen einfachen Peyer’schen Drüsenhaufen des lleum je vom Kaninchen. a Darmzotien mit den Blutgefässen,; 5 modificirte Darm- zotten zwischen den Follikeln; c Follikelkuppe; d verbindende Schicht; e ke Follikelgrund; fSubmucosa; g Muskelhaut; A längslaufende Chylusbahnen Y des submucösen Gewebes; i Querschnitte derselben ; % Chylusgefässe der ah! Darmzoiten; 2 Chylusgefässe der modifieirtien Darmzotten; m Chylusnetze N der Schleimhaut ; nUmhüllungsräume um den Follikelerund;; o Einmündung der Chylusbahn dar Schleimhaut in die submucösen Canäle. . Querschnitie durch die injicirten Follikel derselben Localität. a Capillar- . netz dieser selbst; b der zwischenliegenden Schleimhaut. Verticalansicht. a Follikel; 5 stärkere Blutgelässe, c Capillarnetze der Darmzotten. . Horizontaischnitt durch die Follikel des Blinddarmes der Katze. a Follikel; b,die modificirten Umhüllungsräume. x Verticalschnitt derselben Stelle, mit zottenfreier Oberfläche. a Schleimhaut mit den Schlauchdrüsen ; b Follikelkuppe; c verbindende follikulare Sub- stanz; d Follikelgrund; e Muscularis mucosae; f das aus der Schleimhaut aufsteigende Lymphnetz; g Seitentheile des Umbüllungsraumes, h Grund- theil;; i Lymphgeläss der Submucosa. . Verticalschnitt durch den Eingangstheil des Blinddarmes mit zoltenführen- ..der Oberfläche. a Zotten mit den Chylusgelässen; b, c, d, e wie bei Fig. 43; - fbindegewebige Scheidewand zwischen den Follikeln; h Umhüllungsraum ; iLymphgefäss der Submucosa. 45. Verticalschnitt durch Peyer’sche Follikel des Coecum vom 'Meerschwein- chen. a Schleimhaut mit den Drüsen; b Follikelkuppe, c Mitte, d Grund; eLymphwege der Schleimhaut; f horizontale Lymphwege der Schleimhaut- ‚unterfläche; g Lymphbahnen um die Follikel ; A Blutgefässe. Verticalschnitt durch Peyer'sche Follikel aus dem oberen Theil das Dünn- darmes beim Kalb. a Darmzotten mit den Chylusgefässen ; 5 Follikelkuppe ; of € verbindende follikuläre Substanz; dFollikelgrund ; eScheidewände; f Sub- 9 netzförmige Lymphbahnen der Follikelmitte, kA des Umhüllungs- raumes und 5 der Submucosa ; k ein Blutgefäss. “ ar. Peyer’sche Drüsen aus dem Endtheil des Ileum von demselben Thier. Die alt Bezeichnung die gleiche wie bei Fig, 46, nur k die Muscularis mucosae dar- U ji ‚stellend. Untersuchungen über niedere Seethiere aus Cette. Von Dr. B. Alex. Pagenstecher in Heidelberg, II. Abtheilung. R. Beitrag zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte von Lepas pectinata. Hierzu Tafel V und VI. Die eigenthiimlichen Organisationsverhältnisse und die seltsame Ent- wickelungsgeschichte der Girripedien haben ebensowohl als die Zweifel über die systematische Stellung dieser Krebsthiere die Beschäftigung mit diesem Gegenstande zu einer Lieblingsaufgabe der Zoologen gemacht. { Es stimmen dabei die Resultate der Studien über deren allgemeinen Bau und die Lebenserscheinungen soweit überein, dass durch deren Vereinigung die Zweifel über die Einordnung als vollkommen gelöst er- achtet werden dürfen und nicht mehr in Frage kommen. In der Ent- wiekelungsgeschichte dürften wohl nur noch kleine Lücken auszufüllen bleiben. In Betreff der speciellern Anatomie besitzen wir eine nicht un- bedeutende Anzahl von Mittheilungen. Es liegt jedoch gerade in dem Um- E% stande, dass aus der grösseren Reihe ausgezeichneter Forscher, welche nach einander diesem Gegenstande ihre Kraft gewidmet haben, die Ein- h zelnen nicht unwesentlich in Deutung gewisser Einzelheiten von Re A der abwichen, ein Grund, warum immer noch nicht bestimmte Resul- tate überall gleichlautend anerkannt wurden. Je nachdem in unsern Lehrbüchern die Angaben von Ouvier, Thompson, Martin St. Ange, Wag- ner , Burmeister, Coldsbream, Darıbin, Bate, Hesse (der ältern Autoren gar nicht zu gedenken) für "stiehhaltig erachtet worden sind, erhalten wir sehr verschiedene Mittheilungen über den Bau der Ciripadken und wem würde die Wahl zwischen jenen Autoren nicht schwer werden, wenn er nicht durch eigene Beobachtungen einen Maassstab für die Be- urtheilung ihrer Angaben zu bilden im Stande war. Die Kritik hat-noch“ nicht überall scharf genug gesichtet und die Vorzüge der neuern Arbeiten“ Untersuchungen über niedere Seethiere aus Cetie. I. 87 sind nicht in jedem Punkte einleuchtend genug gewesen, um die ältern Autoren aus dem Felde zu schlagen. = Eslist leicht zu erkennen, dass noch weitere Studien über die Cirri- pedien gemacht werden müssen, obwohl der allgemeine Rahmen ihrer Verhältnisse und sehr viele Einzelheiten als sicher gestellt betrachtet werden dürfen. Die Unsicherheit in andern Punkten hat ihre Ursache kaum irgendwo darin, dass der Untersuchung unterworfene verschiedene Arten auch abweichende Resultate ergaben , sondern in der Schwierig- . keit der Deutung. Für diese ist überhaupt erst seit der Unterbringung der Cirripedien bei den Crustaceen ein gesunder Boden gewonnen und siekann nun auch durch die schönen Ergebnisse der Untersuchungen an i en niedern Krebsen fortschreiten. ' Das weitaus bedeutendste Werk, welches eben so ausgebreitet als tief eindringend die Naturgesehichte der Cirripedien behandelnd, ge- wissermaassen ‘die Reihe der anderen Monographieen krönend ab- N ssehliesst, Darwin’s Monograph of ihe Cirripedia, giebt uns zwar sehr srzöiliche Mittheilungen, welchen wir fast überall beistimmen können; ‚dieses Werk hat abar eihmäl;, wohl wegen des Preises, bei uns noch keine 'hinlängliche Verbreitung gefunden; es ist ferner äuch in einigen Theilen umständlicher als es für eine übersichtliche Schilderung der _ Vorgänge und das'leichte Verständniss der Prineipien wünschenswerth erscheint. Allem’ diesem gegenüber dürften die nachfolgenden Mittheilungen, "welche aus eigenen Untersuchungen theils Bestätigungen,, theils, wie ich ‚hofle, Erweiterungen und Verbesserungen unserer, gewiss vorzugsweise N. arwin zu verdankenden Kenntnisse über Bau und Extiwidkelung der Lepaden bringen, ihre Berechtigung haben. 56 Die hier behandelte Lepade ist:nach Darwın’s Diagnosen Lepas pec- tinata, da nicht allein die immer ziemlich veränderlichen äussern Zeichen an Schale, Mundtheilen und Stiel gut stimmen, sondern auch namenilich e: Verkümmerung der sogenannten Kiemen (flamentary appendages) o vollkommen ist, dass höchstens eine einzige Andeutung solcher in {erm eines ganz sub Hocherchens sich jederseits hinter dem ersten Fusspaare vorfindet. u JEs begegnete mir von dieser Lepade zuerst am 47. März die unter mens der Gypris-ähnlichen bekannte Jugendform. Die kleinen Phie: essassen an vom sehr bewegten Meer auf den Sand der Plage von iesian ‚ausgeworfenen Beknitändeni, welche vorber an der Ober- läche des Wassers geschwommen hatten, besonders an Sepienschalen. Sie hielten an diesen vorzüglich die an db unteren Seite am Rande hin- ziehenden, ‚nach hinten in die Grube der Spitze auslaufenden Rinnen besetzt, elallbn, welche gegen Ahspülung mehr geschützt sind, fanden aa sich auch an Holzstüeken und Fischknochen. Am Vorderende angehefiet, gen sie mit der‘ Bauchseite gegen den fremden Gegenstand an. 88 Dr. H. Alex. Pagenstecher, Mit diesen Larven erging es mir, wie zuvor auch anderen Forschern, ich glaubte zunächst Krebschen aus der Gruppe der Limnadien vor mir zu haben. Aber noch bevor ich kleine Familien fand, in weichen Le- paden in ausgebildeter Gestalt neben den Larven sassen und leicht jene Täuschung benehmen konnten, entdeckte ich unter den Larven selbst einige, in welchen bereits unter der Decke der alien zweiklappigen Schale und in den Cyclops-artigen Ruderfüssen die fünf neuen Schalen- stücke und die vielgliedrigen Rankenfüsse verborgen lagen und die Le- pade verriethen. So bot sich die Gelegenheit, die Larvenform: selbst, die genauern Verhältnisse der Umwandlung und die Anatomie der er- wachsenen Lepas peciinata soweit zu untersuchen, als es an dieser ver- hältnissmässig kleinen Art gelingen wollte. PP frei schwimmende Larv 'enzustände, sowohl solche, welche den Eyeinpalanren ähnlich sehen, als die Uebergänge zwischen diesen und den Cyprisgestalten,, als end- lich diese selbst, so iange sie sich noch nicht zu dauerndem sessilem Le- ben angeheftet haben, konnten nicht zur Untersuchung gebracht werden. Wegen des anhaltend stürmischen Wetters fand die pelagische Fischerei mit dem feinen Netze überhaupt bei diesem Aufenthalt am Seestrande niemals statt, und ein Ausschlüpfen der jungen Brut aus den unter dem ‘Mantel der alten Thiere bewahrien Eiersäcken kam in der Gefangenschaft nicht vor. Ich glaube in Zukunft die Nachbarschaft der vor Anker liegen- den Schiffe, wenn an ihnen Lepaden angesiedelt sind, besonders berück- sichtigen zu müssen, um alle Stadien der jungen Brut zu finden. | Aus den für. die Kenntniss der Entwickelungsgeschichte zuerst Bahn brechenden und dadurch für die systematische Stellung zugleich end- gültig entscheidenden, klassischen Beobachtungen von Thompson war ein Irrihum bervörgegangen, der um so übler war, weil man auf ihn eine scharfe Unterscheidung der Lepadiden und Balaniden auch in Betreff der Entwickelungsgeschichte gründen zu können glaubte. Thompson hatte | zufällig bei den Balaniden diejenige Larvenform beobachtet, welche der ver metamorpbischen Häutung, der Umwandlung in die Gestalt des erwachsenen Thiers zunächst vorausgeht, bei den Lepadiden hinge- gen diejenige, welche zueıst aus dem Ei entspringt. Diese Larven formen waren allerdings sehr verschieden, Cypris- und Cyelopslarven-- ähnlich, und Thompson glaubte die eine und andere Form sei charakte- | ristisch für je eine Familie. Das ergriffen begierig die Lehrbücher und | bielten den Satz, dass die Cirripedien eine Cypris- oder Cyclops-ähn- liche Jugendform hätten. (zuweilen mit Verwechslung der beiden Be- | nennungen und Begriffe) selbst wohl dann noch bei, als aus den späteren Untersuchungen , besonders von Burmeister und Darwin klar geworden war, dass auch bei den Lepadiden die Cyprisform der. letzten Um- Wandlung vorausgeht und bei den Cirripedien überhaupt die beiden ge- nannten Larventypen nach einander gefunden werden. 4 Die Umwandlung der Cyclopslarvenform in die Cyprisgestalt kommt | a Untersuchungen über niedere Seeikiere aus Cette. II. 89 dabei allmählich zu Stande, in einer Reihe von Häutungen und Umwand- lungen des Körpers und Umgestaliungen und Vermehrungen der Seg- mentanhänge. Ueber die Einzelheiten er Metamorphose verdanken wir auch Krohn noch genauere Mittheilungen'). Uebhrigens dürfte wohl die Verschiedenheit zwischen der anfäng- lichen und der endlichen Larvenform weniger gross angeschlagen werden können, als sie nach den gewählten Vergleiebstiommenten‘: Gyclopslarve ! a Bepris: scheinen möchte. Die sogenannten Gyprisformen haben wenigstens bei der vorliegenden Lepade nichts mit Cypris gemein, als ie in gewisser Beate als zweiklappig zu bezeichnende Schale, sie sind im Uebrigen Gopepoden-artig und haben sich ganz in der Weise voran entwickelt, wie sich auch andere Copepoden mit gleichen früheren Larvenzuständen zu entwickeln pflegen. Jene Modification der Schale bewegt sich ganz innerhalb der Grenzen, welche wir auch bei Phylio- poden haben. Ich glaube stelbst nach de Erkenntniss, dass in der Ent- wiekelung der Cirripedien Cyclopslarvenform (man sollte nicht sagen Cy- eleps-artige Jugendzustände, weil diese Stände nur den Cyclopslarven gleichen) und Cyprisform nicht antitbetisch sind, und wenn man also auch von diesem ersten irrigen Gedanken bei Ken endung dieser Be- K zeichnungen sich ganz frei gemacht hat, ist die Benutzung dieser beiden Ausdrücke für die beiden auseinander hervorgehenden Formen keine sehr glückliche, so lange wenigstens, als es überhaupt noch nicht ge- lungen ist, einen innigern Verband zwischen Ostracoden, Phyllopoden und Copepoden herzusiellen. Die Larvenformen der Cirripedien sind (a bleiben Copepoden-artig, sie werden nur gewissermaassen zweiklap- ; durch seitliche Zusammendrückung der Schale, wobei die local stär- ker entwickelte Hautmuskulatur zum Schliessmuskel wird. Später ilich ist die Umgestaltung der Cirripedien eine sehr bedeutende, wenn die sich stärker entwickelnde Mantelduplieatur mehr schalenbil- dende Centra auf sich hervortreten lässt und aus den Schwimmfüssen die Rankenfüsse hervorgehen. Die letzte Umgestaltung ist ja aber auch bei: wirklichen Gopepoden eine so sehr verschiedene und bedingt inner- halb des Kreises der Cirripedien selbst die grössten Differenzen der äusse- ren Erscheinung. Es scheint mir, dass gerade die Cirripedien mit den opepoden in gemeinsame Betrachtung gezogen werden müssen. Sie i würden dadurch, dass sie theils in der Reihe der nebeneinander stehen- jen fertigen Formen, theils in der Folge der Entwickelung der einzelnen Gattungen und Arten so zahlreiche Modificationen in Gliederung, Scha- lenbildung, Kiemen und Form der Füsse darbieten, eine erweiterte Grund- e für die Auffassung des Baues der niederen Krebse geben und die Unterschiede isch den andern getrennten Ordnungen durch Her- =: von Berührungspunkien an vielen Stellen Eiche verwischen. en Archiv für Naturgeschichte. XXVIL 4. p. A. 99 Dr. H. Alex. Pagenstecher, Einst aus den Krebsen verworfen‘, ‘sind sie unter-den Krebsen der Jetzt- zeit neben den wahrhaft parasitischen befähigt, Ecksteine für das System 2 der Crustaceen und Schlüssel für deren Verständniss zu werden, und 4 mögen wohl am ehesten die Verbindung zwischen Ostracoden , Phyllo- 4 poden und Copepoden herstellen. Wir haben übrigens in den Mittheilungen von Koren u Danielsen), vielleicht schon einen Anhalt dafür, dass neben den innerhalb der ge- wöhnlichen Entwickelungsreihe durch Thompson , Burmeister, Darwin, Dana und Krohn bekannt gewordenen Formverschiedenheiten der Larven für einzelne Arten, welche bei der grossen Verschiedenheit der erwach- senen Zustände sich noch viel mannichfacher herausstellen dürften , auch in gewisser Weise physiologische Unterschiede gefunden werden, dass nämiich die reichlichere Eiausrüstung zuweilen eine ‘grössere Vollkom- ” menheit des Embryo oder ein abgekürztes Larvenstadium ausser dem Ei möglich machen kann. Jene Autoren beschrieben die Larve der auf Haifischen ansässigen Cirripedien als bereits, da sie das Ei verliess, mit drei Stacheln und sechs Paar Füssen versehen und augenlos. Leider er- wähnte Darwin diese Mittheilung gar nicht, und wir erfahren nicht, was er über sie denkt. Es darf wohl immer noch gefragt werden, ob jene Larven wirklich so weit fortgeschritten aus dem Ei kommen, oder ob sie vielleicht in frühzeitiger Häutung noch unter dem Schutze des Man- tels der Mutter, aber nach dem Austritt aus dem Ei in diesen Zustand kamen, oder ob ältere Larven für eben ausgeschlüpft angesehen wurden. Wäre die Sache richtig und also eine wesentliche Phase der Entwiekelung im freien Leben als ausfallend zu betrachten, so kömnte diese Abweichung im Zusammenhange damit gedacht werden, dass der Boden, auf dem diese, Krebse sich ansetzen, ein so beschränkter ist, während für die meisten Qirripedien in der Wahl der Ansatzpunkte eine grössere Freiheit besteht. Dadurch würde der Zustand des freien Schwärmens für die Anelasmen an Bedeutung verlieren und abgekürzt werden, sie würden den geeigne- ten Boden am leichtesten nahe bei dem Orte; -an welchem sie selbst er- zeust wurden, wiederfinden, sei es am selben Haifisch, sei es an den mit ihm jagenden Cameraden. Ihre Verbreitung im Raume aber würde trotz geringerer Ausbildung der mobilen Lebensstadien dennoch durch ibre | Träger zu Stande kommen. Die Befestigung der jungen Thiere von Lepas pectinata, ielehh zei noch im letzten NE beobachtete, war nur locker, so dass die Vermuthung, sie würden sich noch wieder ablösen können, sehr nahe lag; aber obwohl sonst das Wandern beobachtet worden ist, wechselten diese ihren Platz nicht mehr. Dieses Anheften der Larven geschieht zum Zwecke der letzten Häutung und geht direct über in die Anheftung der erwachsenen Thiere. Sie schliessen ihre Schale, um unter deren Schutz, wie in einer Puppenhülle, die letzte metamorphische Häutung 4) Isis 1843 p. 204. 4 , Untersuchungen über niedere Seethiere aus Cette. 1. 91 "abzuwarten. Zur Ernährung im sessilen Zustande sind sie nicht geeig- "net, die Füsse sind noch nicht dazu eingerichtet, dem Munde Nahrung "zuzuwirbeln und einen Fangtrichter zu bilden und die Iihahrerkzause selbst sind noch unvollkommen. Aber sie haben vorher Vorräthe in sieh angesammelt, in der Form grosser Fetttropfen im Rumpfe, die nur zum "Aufbau der neuen Organe ahlend dieses Ruhezustandes verbraucht werden. Sehr rasch beginnt der Häutungsprocess und macht alles Wan- dern unmöglich. . Was die Art der Änheftung betrifft, so war ich früher nach den mit een Professor Zeuekart in Helgoland Ketikhien Beobachtungen) der Ansicht, das wesentlichste Element für dieselbe sei in einem Napfe ich Art des bei Evadne vorkommenden gegeben, welcher provisorisch wirke, bis eine Ankittung an die Unterlage durch Secretschichten Henkelben “entbehrlich mache. Es besteht allerdings bei diesen Larven ein Höcker in der Medianlinie zwischen den beiden Antennen, dessen Spitze eine von einem muskulösen Wulste umgebene Grube darstellt (Taf.V, Fig.25 "und derselbe ist für die Stielbildung von Wichtigkeit. Aber babe "lich: fungiren jedenfalls die Kelcnnon als Haftorgane, wenngleich für sie ‚auch eine nur schwache Unterstützung an einem dritten Punkte sehr wichtig sein muss. "Die Antennen bleiben in dieser Function dauernd erhalten, sie sind icht allein provisorische, sondern auch bleibende Hafıi- Organe, aueh für dieerwachsene Lepade. "Von jener napfähnlichen Hervorragung am Scheitel ausgehend, eni- ickelt sich als eine breitere, durch die Muskelthätigkeit angedrückte che. ‘mit verdickter Haut a Basis des sich allmählich ausziehenden Stiels, und dehnt sich in der Art aus, dass die Anheftungsstelie der An- Ki tennen seltner vor, meist hinter ihr an dem Rande sich befindet. Diese ecessorische Anklebung lässt im Allgemeinen im Tode nach , besonders nn derselbe langsam eintritt und der Stiel durch Diosmose sich etwas t. Dann wird die erwachsene Lepade nur noch durch die Antennen, Iche man bei einiger Sorgfalt auch bei den ältesten Thieren und an Spiritusexemplaren auffindet, an dem fremden Körper fixirt. Die Gegen- ! vart der Antennen verräth n dann durch zwei winzige schwarze Stri- elchen am Rande der Anhefiungsfläche des Stieles und es entsprechen N, se dem Hautpigmente, welches sich in dem breiten Gliede der Anten- 1 erhalten hat. Man kann diese Strichelchen oft sehen, während die undfläche des Stiels noch anklebt, und gerade bei den auf Sepien- alen sitzenden Lepaden ist die Ablösung mit Erhaltung der winzigen tennen no; weil das Material jener Schalen so leicht zu zer- Mi inc NUN Leuckart, Careinologisches. Archiv für Naturgesch. XXV, 4. p. 262. e z 2 9% Dr. H. Alex, Pagenstecher, Bei den fertigen Lepaden lassen bekanntlich die Vorderränder der beiden Scuta und das vordere, umgebogene, an beiden Seiten fast hakig eingreifende Ende der Garina eine weite eiförmige Lücke zum Durchtritte 4 des Stiels frei und erst an der Basis des Stiels stehen die Antennen. Es 4 bleibt übrigens auch bei den zweiklappigen Schalen, wie hinten so auch ° vorn an derBauchseite ein Spalt, der bei sonstigem Verschluss der Schale 7] etwas klaffend die Antennen durchlässt und deren Benutzung zur Au- | heftung in allen Fällen gestattet (Taf. VI, Fig. 8). Die Form der Haftantennen ist im Wesantlichaß dieselbe bei den Larven und den erwachsenen Thieren, ist aber von Darwin nicht ganz | genau verstanden worden. Obwohl Darwin die Saugscheibe als ein be- sonderes Glied rechnet, zählt er im Ganzen nur drei Antennenglieder, es sind deren aber vier, ohne dass man der Scheibe den Werth eines’ besonderen Segmentes zuzutheilen braucht. F | Dass zunächst zwei Grundglieder da sind, lässt sich noch bei den ° Erwachsenen erkennen (Taf. VI, Fig. 1 b u. c), es ist aber weit deutlicher © bei den Larven zu sehen (Taf. V, Fig. 41). Bei den Erwachsenen sind = diese Grundglieder, besonders das erste einigermaassen in die starke Aus- dehnung der Haut der Nachbarschaft mit hineingezogen worden; das erste ” liegt, wie sonst wohl Coxen, nur noch mit einer einseitigen Platte der Haut auf und auch das zweite gleicht einem an der Basis stark verbrei- terten und daselbst schräg abgeschnittenen oben abgestumpften Kegel. Bei den Larven, welche im Begriff'sind, die Häutung vorzunehmen, hebt sich das erste Glied noch recht frei aus der Spitze des noch sehr wenig entwickelten, dünnen Stiels hervor und trägt in linearer Anordnung das zweite. Hier ist dann auch eine Krickung zwischen dem ersten und zweiten Gliede möglich und diese findet statt, wenn die Antennen unter den Schutz der Schale gebracht werden sollen, wobei dann, indem das erste Glied nach hinten gewandt wird, die Haftscheiben gerade nach vorn am Scheitel liegen. Burmeister's Zeichnungen geben diese Gliederung. 24 ınz deutlich. Das zweite dieser Glieder ist es demnach, welches ich vorhin als-das breite bezeichnete und welches sich durch die starke Hautpigmentirung und seine bedeutendere Grösse noch bei den Erwach- | senen alsbald verräth. ie Was nun die Haftscheibe betrifft, so betrachte ich dieselbe nicht als «onderes Glied, sondern ‘als dem Ende des zweiten basalen Gliedes unbeweglich aufsitzend. Sie hat eine vertiefte dunkelgefärbte Grube 7 und einen breiten doppeltcontourirten Saum. Die Grube ist eingefasst ” mit Borsten, welche nach hinten sehr lang, vorn kurz und meist ab- gebrochen küld, ursprünglich aber den ganzen Rand wie ein Kranz um- stehen (Taf. VI, Fig. 4 d). An der Spitze des zweiten Gliedes steht neben dem Rande der Haftscheibe ein drittes Glied, klein und stielförmig (Taf. VI, Fig. e), welches Darwin übersehen oder doch nicht von der Scheibe ; unterschieden hat und welches dann bei Männchen anderer Gattungen, welche der Saugscheibe ermangeln, die hufförmige Gestalt hat, welche Darwin für Ibla und Scalpellum zeichnet. Erst auf diesem sehr kleinen "dritten Gliede sitzt dann das etwas grössere terminale, als viertes, auf, ‘kurz keulenförmig an der Spitze verdickt und an dem etwas eckig ab- geschnittenen Ende etwa ein halbes Dutzend langer starker Borsten füh- rend, von denen ein oder zwei der grössten lang gefiedert sind (Taf. VI, Fig. t f}. Ich habe manchmal geglaubt, dass zwischen diesen Borsten noch ein fünftes Glied in der Gestalt eines schmalen linearen sehr blassen " Fortsatzes stabförmig hervorrage (Taf. VI, Fig. 1 g), aber ich habe keine bestimmte Sicherheit darüber gewonnen, ob das nicht nur die Wurzel "einer allerdings stärkeren und mit ziemlicher Regelmässigkeit in be- stimmter Länge abgebrochenen und durch die Blässe ausgezeichneten Borste sei. Wenn die Scheibe angehefiet ist, so müssen neben ihr die ‚zwei letzten Antennenglieder immer noch eine, wenn auch geringe freie Beweglichkeit behalten. 7 Die oben geschilderten Veränderungen an den Basalgliedern der "Antennen, die solide Befestigung an dem Stiele, die guie Erhaltung der besetzenden Borsten würden schon allein Gewissheit geben, dass auch die Aniennen beim erwachsenen Thiere noch wirklich ein Theil des Or- ganismus, dass sie nicht zufällig anhängend gebliebene, eigentlich ab- gelegte Exuvien früherer Zustände sind. Dass die Antennen dabei auch "an den Häutungen Antheil nehmen, scheint mir sicher; wenn auch die ‚allgemeine Grössenzunahme derselben sehr gering ist und ausser allem N: Verhältniss steht zur Massenzunahme des übrigen Körpers, so finden wir doch gerade die Borsten grösser. Eine Verschmelzung der beiden An- tennen findet nicht statt, noch weniger eine Umwandlung derselben zum Stiel; sie behalten Stets ihre Lage an dem freien Ende des Stieles. Auf den Kittapparat denke ich bei der Anatomie der erwachsenen Lepaden näher einzugehen, weil ich ihn bei den Larven nicht bemerkt babe. In ' Die Schale dieser Larven ist strehfarben, ihre Oberfläche mit feinen srübchen bedeckt (Taf. V, Fig. 1). Weil aber: die Ränder dieser Grüb-,, 'hen sich nicht überall eleieh hoch erheben, bekommt man bei Einstel- lung desMikroskops für die Oberfläche der Schäle dieselben nicht gleich- “ jssig zu Gesicht und erhält ein ie als wenn die Schale mit Untersuchungen über niedere Seethiere aus Cette. II. 03 | | zur I sätende Querrunzeln naeh Hauschliin wie I (Taf. V, Fig. 4). Von Gestalt ist die Schale einem zweispitzigen Huie rgleichbar,, aber vorn gerundet und hinten mehr ausgezogen und in zwei gesonderte Spitzen auslaufend. Die Verbindung am convexen Rücken ist fast so fest wie die Seitenhälften selbst, gleichmässig durch- scheinend, ungemustert. Sie hält die zwei Hälften auch nach Ablösung v m Thiere zusammen, wie ein gutes äusseres Schlossband eine Muschel und dieSchalen Kae dann ebenso wie eineMuschel an der fast geraden Bauchseite. Der Spalt der Bauchseite setzt sich von den hinteren SoRzeh 94 Dr. H. Alex. Pagenstechgr, aus ein Stück Weges auf dem Rücken fort, vorn weniger weit, so dass die Schalen hinten am weitesten auseinander zu gelien vermögen. Auch im Leben der Thiere ist der Schalenverschluss nicht vollkommen. Der Spalt am Hinterrücken und an der Bauchseite lässt die Borsten der Füsse und des Schwanzes dureh, und weil vorn die Antennen hart am Rande der auch dort klaffenden Schale liegen, können auch diese bei möglich- # stem Verschluss der Schale vorgestreckt bleiben (Taf. V, Fig. A). Ei In der Gegend der seitlichen Augen hat die Schale jederseits dort, # wo sie am bauchigsten ist, einen starken conischen Höcker (Taf. V, Fig. 1. e). Derselbe scheint keinerlei weitere Organe anzudeuten oder vor- zubilden, sondern den hornartigen Hervorragungen zu entsprechen, wel- che sich bei jüngern Larven beiderseits quer von der Schale abstehend ” zeigen, und in der letzien Larvenphase schon zum grössten Theile ge- # schwunden sind. 4 Ist die letzte metamorphische Häutung nahe, so sieht man unter der zweiklappigen Schale die Anfänge der fünftheiligen wie unter einer ” durchbscheinenden Hülle liegen und zwischen ihnen die Nähte, während 7 bei jüngeren Thieren hiervon noch nichts zu sehen ist. Es haben diese ersten Anfänge der fünf Schalenstücke eine sehr zierliche Zeichnung, Die auf der früheren Schale nur schwach angedeuteten Grübchen sind auf ihnen sehr markirt polygonal und geben den einzelnen Stücken ein siebförmiges, oder Kettenpanzer ähnliches Ansehen (Taf. V,Fig.6). Man kann durch Ablösung den Process der Häutung beschleunigen und so die ersten Anfänge dieser Neubildung kennen lernen. h Dabei fand ich, dass die Anlage der definitiven Schale mit denScuta ihren Anfang nimmt. Die Bildung dieser Stücke beginnt auf dem Mantel noch ein ziemliches Stück hinter der Stelle, wo die seitlichen Augen lie- gen. Um das Verbältniss zwischen Mantel und Schale zu dieser Zeit recht zu verstehen, dürfen wir nicht ganz der Vorstellung folgen, welche wir aus dsw,Anatomie der erwachsenen Lepade entnehmen. Bei dieser liegt der Rumpf an dieser Stelle ebenso frei in der schalenbildenden Man- telduplicatur als der Schwanz und ist nur am Scheitel mit dieser ver- | bunden. Hier dagegen ist nur der Thorax und der Schwanz frei; die | Manteleinschlagung dringt noch nicht so weit vor als später und die Schale liegt mehr vorn, fast bis an die Bauchkante dem Rumpfe scharf an. Man | kann also in gewisser Beziehung die Stelle der Schalenneubildung auf den Rumpf selbst statt auf den Mantel beziehen. Der Rumpf zeigt um diese Zeit von den Extremitäten und selbst den Mundanhängen aus über | den Rücken hinüberziehend eine ziemlich deutliche Gliederung und man könnte unter jener Voraussetzung sagen, die erste Anlage der Scuta (Taf ’ V, Fig. 2 f) geschähe am ersten fusstragenden Segmente. Vor dieser Stelle sehen wir an die Schale hindurch am Rücken“ die grossen Fettansammilungen (Taf. V, Fig. 1 d), welche nun namentlich zu der mächtigen Entwickelung der weiter nach vorn gelegenen Gebilde, Een Untersuchungen über niedere Seethiere aus Cette. II. 95 besonders zur Stielbildung verbraucht werden. Indem dabei die zwei- klappige Schale von den fest anhaftenden Antennen sich nicht zu ent- fernen vermag, wird durch die starke Entfaltung des Vordertheils die junge Lepade gewissermaasen aus der alten Schale herausgedrängt. Längs der Ränder der beiden Schalenhälften platzt die Chitinhaut und die alte Schale bieibt an der Basis des nur mit feinem Häutchen überzogenen, sich vordrängenden Stiels hängen, klaffend wie eine Spreuhülse, aus wei- eher ein keimendes Korn sich entwickelt. Dabei beweist wieder der Umstand, dass ein grosser Theil des Augenpigments an den alten Schalen hängen bleibt, wie ot diese bis dahin vorn dem Rumpfe anlagen. 25°Doech wir haben der Entwickelung vorgegriffen, denn weon von der neuen Schale nur erst Scuta enlwiokeit sind, kann die Häutung natur- . gemäss noch nicht eintreten. Es ist übrigens selten, dass man die Anlage der Scuta allein bemerkt. Rasch folgen ihr die Nuclei der andern Schalstücke, in gleicher histolo- gischer Beschaffenheit und mit den rohen Zügen ihrer späteren Gestalt. (Taf. V, Fig. 5). Dieser eigenihümliche Schalenbau, weicher die Anfänge der Bildung r definitiven Schale charakterisirt, nimmt bei den Erwachsenen nicht AK ‚gleichbare Substanz erst allein kreisen war, So Hodkiehnet sie auch Jäter immer den Umbo, den Ausgangspunkt der Schalenbildung an den zelnen Stücken und bilder; daselbst die äussere Lage. Der Rand der zelnen Schalenabtheilungen dagegen zeigi eine ganz einfache Ober- fläche und einen blätterigen Bau, daraus hervorgehend, dass unter den tern kleineren Stücken neue aitfändfrchere abgelagert sind und jedes- I die Grenze der vorhergehenden Lage mit welligem Rande überragen. 0 entstehen coneentrische Absätze in den Schalenstücken, zu welchen bei dieser, danach benannten Art, besonders deutliche: adiäre rip- penartige Eiliehutigen gesellen. Der Fine Rand kann die Ausläufer die- ser Rippen als Zähnchen zeigen (Taf. V, Fig, 8). " Dabei dürfen wir uns jedoch die Bildung der siebähnlichen Schalen- anz, welche zuerst mit Ausnahme eines schmalen Saumes und einer em entsprechenden geringen untern Schicht überall allein den Nucleus ete, nicht als nunmehr erloschen betrachten. Es haben nicht die- en Mantelstellen einmal jene, das anderemal diese Substanz zu pro- siren, in einer nur durch Reihenfolge in der zeitbedingien Verschieden- t, 'sendern verschiedene Mantelpartieen concurriren nach wie vor in ung der beiden Substanzen, aber die Proportion wird eine andere. 2 Einmal ist es sicher, ddss die Nuclei, wenn wir so jene zuerst ins Auge fallenden nen der definitiven Schale nennen wollen, wach- sen, zweitens auch bleiben sie, namentlich an den Scuta und Terga nicht mtral. Untersuchen wir die Wege dazu näher, so finden wir, dass die ® in IL IT 96 Dr. H. Alex. Pagenstecher, einzelnen Schalenstücke nicht einfach glatt der secernirenden Mantel- 1 fläche aufgelegt, sondern dass sie theilweise von der Mantelhaut wie ein 7 Nagel von einem Falze umfasst werden. Wir haben das Gleiche bei den einzelnen Schalstücken der Chitonen. Bei diesen zeigen diejenigen Theile { | der einzelnen Stücke, welche noch unter dem Falze verborgen stecken, einen sehr einfachen Bau, während die bereits frei vorstehenden die # zierlichsten Zeichnungen besitzen. Diese werden also auf die einfache # Schalengrundlage am Rande des übergreifenden Falzes aufgelegt. ‘Bei # der Lepas pectinata ist jenes Uebergreifen der Mantelhaut besonders an ? der Carina sehr deutlich und man kann dieselbe aus dem Mantelfalze @ wie aus einer Tasche herausheben. Auf dem Boden einer solchen Tasche % wird dann auch wieder einfache Schalensubstanz gebildet, die über- # greifenden Ränder legen auf diese die siebförmige Schicht auf und all- # mählich zurückweichend an deren Ränder neues gleichgestaltetes # Secret an. Umfassen nun die Falzränder nicht gleichmässig das Schalenstück, so geschieht diese Fortsetzung der aufliegenden siebförmigen Schalen+ M schicht nicht überall, der sogenannte Nucleus wird excentrisch und an falzfreien Rändern dehnt sich mehr und mehr die innere Lage der Schale aus, ohne weiter durch die äussere zugedeckt zu werden, so wie das oben für das weitere Wachsthum der Schale geschildert wurde und in den Abbildungen für die einzelnen Abtheilungen der Schale gesehen werden kann (Taf. V, Fig. 8). R Der Ausgangspunkt der Entwickelung fällt mit der Stelle, in wel- cher die entschiedenste Fortsetzung der siebförmigen Schalenschicht statt- findet, überein und liegt bei den paarigen Schalenstücken immer dem entsprechenden Schalenstücke der andern Se ‚e zunächst, überhaupt aber mehr vorn im Schalenstück, die freie Entwickelung der einfachen | Schale findet mehr nach hinten und nach dem Rücken zu statt. Die ein | fache Schale steht der feinhäutigen Chitiobekleidung der innern Fläche der Manteiduplicatur und der Zwischenschalennähte u, näher und s setzt. sich unmittelbar in diese fort. Darwin bezeichnet als eine epidermoidale Lage. der Schale eine | Eigenthümlichkeit des peripherischen Theils der Rückenfläche, welche” h daselbst jedoch keineswegs eine besonders gestaliete Schicht Bahn son- | dern an welcher die äussersten Ränder jeder einzelnen schichtweisen | „.ngerung, die sonst mit der über und unter ihr liegenden Masse innig. verbunden ist, dort, wo sie einst in die dünne il aloe der, Nähte übergingen, ee frei aufstehen. Aehnlich verhalten sich auch ee Gebilde der Muschelschalen, sind dann aber auch | von den unter ihnen angelegten Schichten bistolngiseh verschieden , was hier nicht der, El ist, E i. Untersuchung en über niedere Seethiere aus Cette. II. 97 e- Darwin festhalten müssen, so geht daraus von selbst hervor, wie wenig wir es gutheissen können, den Ausdruck zu wählen, die Schale entstehe zwischen Haut und Oberkdät, einen Ausdruck, welcher zur 'erwechslung wirklicher zelliger enilerme däler Benche und solcher ereischichten führen muss. | Lösen wir eine junge Lepade (Taf. V, Fig. 5) kurz vor der Zeit, wo e sich von selbst aus der alten Permeen Schale hervorheben irde, aus dieser aus, so finden wir auf dem blassbräunlich - violetten antel die fünf Schalenkerne in jenem siebförmigen Ansehen mit blassen ändern nach den Nähten zu und in den Nähten die Mantelhaut dunkler 3efärbt. Der Mantel hat sich schon viel freier am Rücken abgehoben, ‚oder seine Duplicatur tiefer eingesenkt, als in der Larvenform. Er fängt an, einen kurzen Stiel zu bilden; der, wo die kleinen Nalebten sitzen, fest mil dem Rumpfe bahnen une und an der Unterlage anklebt. "Aber in diesen Stiel sind die Ovarien noch nicht bruchsackartig hinein- 'sedrängt, der Rücken des Thieres selbst ist noch glatt gewölbt. Die rvenhaut des Rumpfes und der Extremitäten liegt abgestreift an der Spitze der Füsse und des Hinterleibes (Taf.V, Fig. 5 a). Die schema- sche Zeichnung Darwin’s (Lepadidae p. 28) kann ich insofern nicht bil- en, als die durch das Verhalten in diesem Zustand auch für später stimmte Lage der Augenreste daselbst irrig angegeben ist. Was von isen noch nach dieser Häutung zu sehen ist (und wenigstens anfangs sowohl das Stirnauge wie die Seitenaugen noch zu erkennen), bleibt n Rumpfe liegen und wird nicht mit der stielförmigen Mantelausziehung ıd den Antennen weiter und weiter abgerückt (Taf. V, Fig.44). Licht- | chende Medien fehlen. diesen Auseiirösten ganz, sie bestehen nur aus aunen, flach ausgebreiteten bedeutenden Pigmentanhäufungen. Das immauge sitzt dem Supra- -oesophagealganglion dicht auf. Die Zahl der itremitäten ist bekanntlich dieselbe in dieser Larvenform und dem er- senen Thiere, aber die Form ist anders. In der letzten Larvenform die sechs Fusspaare ziemlich gleich lange Oyclops-artige Ruderfüsse, ‚hintersten sind eher kürzer als die vorderen. Man kann die Gestalt Benennung zu Grunde legend, das erste deutlich abgesetzie kurze, g abgeschnittene Glied als Trochanter bezeichnen. Diesen folgt dann | Burves Femur, und nun spaltet sich der Fuss in zwei zweigliederige . Das erste Glied eines jeden Astes trägt aussen einen starken u, das zweite ovale am gezähnten Einenfande und an der orten. Die Aeste sind einander ziemlich gleich, durch die platte, : Form derselben der Fuss ein guter Schwimmfuss. Der Rumpf ist, er die Füsse trägt, seitlich comprimirt, so dass der Sternalraum zwi- n den Füssen der beiden Seiten nur eine enge Rinne bildet (Taf. V, ). An den Seiten des Rumpfes lässt sich Grischn der hier nzelnen Füsse die Gliederung, schräg nach vorn und dem Rücken eigend, gut verfolgen (Taf.V, Fig. 3). So ist durch die Gliederung Zeilschr. f. wissensch. Zoologie. XIII. Bd. Yr 98 Dr. H. Alex. Pagenstecher, des Rumpfes eine Richtung der Füsse nach hinten bedingt. Oberhalb der Trochanteren werden durch eine Querfalte noch in unvollkommener Weise Hüftglieder angedeutet. Das erste Fusspaar steht nicht weiter % vom zweiten ab als die übrigen voneinander, die Kluft am Sternum hinter ihm ist nichi tiefer, die sechs Fusspaare g Behüßen also in diesem Lebens- 7 alter gleichmässig zusammen. f Zwischen den Füssen des hintersten Paares kommt ein stummel- 7 förmiges Schwänzchen zum Vorschein, eineMiniaturausgabe des Cyclops- 7 schwanzes, und trotz der Kleinheit vier Segmente zeigend. Das letzte 7 von diesen ist gablig gespalten und trägt hinten zwei lange, auf dem © Rücken an der Basis zwei kürzere Borsten (Taf. V, Fig. 3 a). Am dritt- # letzten bezeichnet, wie es scheint, eine kleine Papille an der Bauchseite 7 die erste Andeutung des zukünftigen Penis. { Schon in dieser Phase bilden die Mundtheile einen stark hervor- © ragenden Kegel, der gegen das erste Fusspaar stark kehlartig abgegrenzt © und nach hinten gerichiet ist. Um die ‚Mundöffnung berum bereits E die späteren Mundwerkzeuge zu erkennen, sie bilden jedoch nur sehr unvollkommene Lappen und Papillen und Al nicht mit Borsten oder 7 Zähnen ausgerüstet (Taf. V, Fig. 41 c). Vor dem Munde zieht sich dann © die Stirn mehr und mehr stielartig aus, je näher die Häutung rückt. An 7 dieser Verlängerung sitzen die Ränder der alten Schale an der Bauch- seite vorn dicht an, während der Theil des Körpers, welcher Mund und Füsse trägt, im Begriffe sich ganz von dieser Schale zu lösen, oft im Tode schon aus ihr heraushängt. So liegt schon ‘unter der Cyprisschale der Stiel der Lepaden in seiner ersten Anlage verborgen. id Wir wollen nun noch einen Blick auf einige "Piklss in der Anatomie der erwachsenen Lepas pectinata werfen. | Wenn die Lepaden einmal die zweiklappige Schale ubgewerieul haben, so verändern die weiteren Häutungen das Gesammtansehen der Thiere nicht mehr, obwohl eine genauere Untersuchung nachweist, dass immer noch eine Vermehrung der Fussglieder stattfindet und während der einzelnen Mauserperioden daran erkannt werden kann, dass die Son- derung und Gliederung der jeweiligen beiden Aeste sich noch in den un- getheilten Stiel unter der alten Hautdecke fortsetzt. Die Entwickelung der Geschlechtsorgane beginnt sofort, aber das männliche Glied ist zuerst noch sehr kurz und entbehrt der re mit Borsten (Taf. VI, Fie.9), ohne Zweifel ist in diesem Zustand die Geschlechtsreife noch nick zu erreichen, sondein es sind erst noch weitere Häutungen durchzumachen. Dieses Begattungsglied geht aus dem Schwänzchen hervor und nimmt dessen Stelle zwischen den hintersten Füssen ein, der After liegt am Rücken Seiner Wurzel und ist nicht durch besondere Papillen bezeichnet. Doch liegt etwas weiter zurück an der Dorsalseite des Begatiungsrohres eine follikulöse Drüse. Bei weiter entwickelten Thieren erlangt der Penis eine sehr bedeutende Länge, ist von sehr zahlreichen Borstenkreisen Untersuchungen über niedere Seethiere aus Cette, 11. 99 - umstellt und auch an der querrunzligen Spitze mit Borsten ausgerüstet - (Taf. VI, Eig. 6). Er liegt geschlängelt an der Bauchseite des Thieres, ganz versteckt, zwischen den Füssen nach vorn geschlagen (Taf. VI, Fig. 2 p), und legt sich mit der Spitze an die eine oder andere Seite des Vorderrumpfes an, somit gerade mit seiner Oeffnung die Stelle erreichend, ‘wo die Eier abgelegt werden. Durch die oben Änelehöhe Lage des Ktters - wird trotz der eigenthümlichen schwanzähnlichen Gestalt des Begattungs- apparates doch die normale Lage der Geschlechtsöffnung zwischen Mund und After hergestellt. Was die Zahl der Glieder der rankenförmigen Aeste der Has bei trifft, so ist dieselbe am vierten und fünften Paare am stärksten, Be nimmt nach hinten wenig, nach vorn bedeutend ab (Taf. VI, Fig. 2 9). So zähle ich bei einem Individuum, welches einschliesslich des Stiels - und der ausgestreckten Glieder 2 Cm. an Länge misst, folgende Zahlen: 40, 41, 48, 21, 23, 19. Im Gegensatz zur vollständigen Zusammen- gehörigkeit aller Fusspaare bei den Larven aber finden wir nunmehr das ‚ 'ersteFusspaar durch viel grössere Entfernung, tiefere Ausbuchtung hinter ‚ihm und weit stärkere Richtung nach vorn entschieden zur speciellsten, - directen Unterstützung der Mundwerkzeuge bestimmt. Es scheint, dass es die beiden Kaufüsse der Copepoden vertritt, die ja auch als zusammen- gehörig betrachtet worden sind. Dann bleibt die Zahl der übrigen thora— ' kalen Fusspaare fünf, wie es für die Copepoden normal ist. Es ist diese "Absonderung des ersteh Fusspaares übrigens schon den älteren Autoren ‚aufgefallen. An allen Fadenfüssen stehen an dem unteren Rande eines ni ec en Segmentes Borsten, welche, obwohl auf diese einzelnen Kreise be- . schränkt, doch, weil sie an der Conkavität dichter stehen und länger sind, diese concave Seite ohne Unterbrechung zu besetzen scheinen. Im Leben des Thieres sind die Füsse zusammen in Form eines nach vorn | B“ Ti Enrasıeh Trichters ausgebreitet. Dann finden im Stiel ganz rhyihmi- sche Contractionen, etwa zwanzigMal in der Minute statt. Die äussere Hülle 5 Stiels und die Schale auf dem mit dieser zusammenhängenden Mantel folgen diesen Contractionen nicht. So wird das Thier ruckweise in den Stiel und die Schale hineingezogen. Dabei legen sich die Fadenfüsse zu- sa mmen. Durch Relaxation der Längsmuskulatur im Stiel und allmäh- iche Contraction der indsinnskulater hebt sich nun das Thier langsam 2 Bert und ebenso entfaltet sich der Trichter. Diese Eee geben Be ver: age dauernd Harbehalklen wenn die Thiere geschwächt sind, bi yohl dann die Betraction auf Berührung wohl'noch eintritt. » Auch-im Tode findet man die Lepaden mit ausgebreitetem Trichter der Faden- Hi Dürch die pivizlichen Retractionen des Thieres muss ein Nachströ- En des Wassers erzeugt werden, welches durch die folgende langsame 7a 100 Dr. H. Alex. Pagenstecher, Entfaltung und das Entgegenkommen des wieder geöffneten Trichters nicht wesentlich gestört wird. So wird bei jeder Entfaltung des Thieres ein Wasserstrom in dem geöffneten Trichter über den Mund bin geleitet werden und ihm die Nahrung zuführen. Darauf beschränkt sich übri- gens die Thätigkeit der Rankenfüsse; eine weitere selbstständige Einzel- bewegung derselben, um Nahrung oder Athemwasser zuzuwimpern, wie man zu sagen pflegt, findet nicht statt, vielleicht mit Ausnahme des ersten ’ zum Munde stehenden Paares. | E Meine Lepaden hatten vorzugsweise junge Miessmuscheln gefressen, während Darwin Bivalven unter der Nahrung nicht erwähnt. Dazwischen lagen, vielleicht durch die Unruhe des Meeres zugeführt, viel Steine und Sand. Die Menge der im Magen vorfindlichen Beute ist sehr gross (in einer einzigen Lepade z. B. fünfzig Miessmuscheln) ; ich glaube, dass man die Cirripedien mit zu den hauptsächlichsten Vertilgern der Brut der‘ Weichtihiere rechnen muss. Ich fand unter dem Gefressenen auch Indi- viduen von Trochus, eine Ergasilide und einmal sah ich im Magen einen kleinen, wohl BR Nematoden. Von den Mundwerkzeugen habe ich auf Tafel VI eine Ansicht in sitad bei schwacher Vergrösserung (Fig. 10), und eine Darstellung der ein- zelnen Stücke mit Einschluss des ersten Fusspaares hintereinander ge- reiht, bei stärkerer Vergrösserung gegeben (Fig. 4). Die Oberlippe bil- det eine Klappe, unter welcher ein zierlich gezähnter Bogen querüber sespannt ist und neben welcher jederseits ein besonders stark Pigment tirter dreigliedriger Taster eingelenkt ist. M Die Taster gehören Age zum Öberkiefer noch zum Unterkiofer, sondern sind neben der Öberlippenklappe eingesetzt. Vielleicht darf man sie als Analogon des zweiten Antennenpaares deuten.‘ Mandibeln und Maxillen bestehen je aus einemKörper und einem härteren, bei jenen mehr dreieckig gespitzten, bei diesen mehr gerade abgeschnittenen End- gliede, welches mit Borsten und Zähnen bewafinet ist, und besitzen keine Spur von Palpen. Die Sehnen für das zweite Glied sind sehr stark. 7 Die Unterlippe trägt auf einem Verbindungsstücke jederseits einen muschel-" | förmig gebogenen Lappen, welche dicht borstig zusammen hinten die? Mundhöhle abschliessen. Vor dem queren Mittelstücke der Unterlippe” liegt eine als Zunge zu deutende, ebenfalls quer entwickelte Falte. Dieht | an der Unterlippe setzt sich das ersie Fusspaar fest, welches wohl 4 zu den anderen Kauwerkzeugen die Nahrung hintreibt und ersi, dahinter senkt sich der Mundkegel tief ein. Bei zum ersten Mal abgehäuteten Ford ‚men, den jüngsten der vollkommenen Phase, ist die Grösse der Mund=7 ei verhältnissmässig bedeutender (Taf. VI, Fig. 9), im Uebriget aber verändern sich die Mundtheile nicht mehr; ps finde in der alter Haut dieser jüngsten Formen die nächte Mandibeln, Ma ei u. s: w. ganz in gleicher Gestalt verborgen steckend. 5 Am Stiele der erwachsenen Lepade haben wir den äusseren und d en | a über niedere Seethiere aus Cette. Il. 101 ratblehen Theil zu unterscheiden , welche jedoch im Grunde und an der Vorderseite inniger mit ar ah verbunden sind. Der äussere Theil af. VI, Fig. 2b) gehört demMantel an, der innere Theil (Taf. VI, Fig. %c) gr. bruchsackartige uns des Rückens, die Sn er kind: Es ist berade die starke kein des Stiels ,‚ welche Krebsgestalt verloren gehen macht oder vielmehr versteckt, und in- fern der Stiel durch die Ovarien erfüllt wird, ist es hier, wie in un- \ igen anderen Fällen das Geschlechtsleben, gegen welches die übrige Or nisation zurücktreten muss. | ohr des Stieles natürlich eine Chitie ahsunderdids Hact: die Chitin- retschicht ist dick, sehr durchsichtig, etwas längs- und querstreifis, ergehend in die innerste Lage der Schalenstücke. Die Matrix selbst | Einekeischicht, die obwohl sehr in; doeh selbst i im Erin. rat noch erkannt wird. Nur sind dann die Querstreifen der Bündel zrerschwunden. Indem nun hier die Sonderung der Haut des Rückens e des Stiels vollkommen um. as histologische Verhalten der Muskulatur in dem somit gewisser- brigens auch immer als einen zum Rohr verlängerten Muskelring ten Haftnapf) denken kann, in welchen die Ovarien sich hinein- ; eingreift, ist ein sehr eigenthümliches. Sehr deutlich quer- » Muskelbündel theilen sich mehrfach in Sehnen, so dass diese am Rande abtreten, theils die terminale Ratte! bilden. Diese en erästeln sich dann wieder wie mit Wurzelfasern , nn an Miet: in seh feriiches Bild (Taf. v, Piss 7). Es’ist nach den Böi n des Verhalters der Muskulatur des Arthropoden nicht wohl an- ‚ zu denken, als dass diese Sehnen und durch sie der se der 102 Dr. H. Alex. Pagenstecher, Muskelbündel selbst mit der Chitinschicht der äusseren Haut in Verbin- dung stehen; das stimmt dann mit der ungleichmässigen Einsenkung der Duplicatur in den Stiel. Ganz deutlich ist die besonderen Muskein und Sehnen, welche zu | den Antennen gehen. Dort bemerkt man aber ferner die Senhliechihn ; Vorrichtung, in welcher Darwın einen Kittapparat erkannte und welche Krohn genauer geschildert hat). Entgegen Krohn ist es mir gar nicht schwer gefallen, die Kittgänge bis zur Scheibe der Antennen zu verfolgen; die Enden derselben ver- ° laufen aiso nicht an unbestimmten Stellen in der Stielwand, sondern in ° den Antennen, und die Gänge selbst werden durch deren fortschreitende ' Entfernung vom Rumpfe ausgezogen. Dieinnere Wand wird von einem feinen Chitinrohr gebildet, die äussere Umhüllung ist so schön quer- ringlig, dass ich die Gänge (Taf. VI, Fig. 4 h, h, h) erst für sehr lang aus- ° gezogene Antennenmuskeln hielt. Sehr seltsam erscheint es, dass jeder Kittgang durch zwei Chitinringe (Taf. VI, Fig. 4 i) hindurchgeht, welche ihn an die Stielwand befestigen. Ich habe die Kittdrüsen nicht in solcher Ausdehnung zu beobachten vermocht wie Krohn, und vielleicht ent- spricht das, was ich für diese Drüsen ansah (Taf. VI, Fig. 1 k) nur den ° Anschwellungen des Ganges, welche Krohn beschreibt. Ist meine Auf- fassung richtig, so sind bei Lepas pectinata die Kittdrüsen sehr klein und es ist um so schwieriger sie frei zu präpariren, weil sie den Lappen der Ovarien dicht anliegen und die zu ihnen führenden Canäle eine bedeu- tende Länge haben. Es scheint wie wenn die einhüllende Membran der Ganäle als contractil betrachtet werden könnte. | Ausser dem Kittdrüsenapparat finden wir also in dem Stiele die ” Ovarien. Dieselben sind zu einem beträchtlichen Organe mit zahlreichen 9 Läppchen verschmolzen (Taf. VI, Fig. 5; vergl. auch Fig. 3 und Fig. 2 f)J, aber die gesonderten, wenn auch anfangs dicht aneinander liegenden © Ausführungen, in welchen man zuweilen die Eier linear geordnet findet, 7 zeigen die ursprüngliche paarige Entstehung. Die verschmolzenen Ova- ° rien sind im Muskelschlauch des Stiels zwar noch von einem besonderen 4 | zarihäutigen Sack umschlossen, aber doch öfter den Wänden mit ihren { Lappen so angeklebt, dass eine reine Absonderung sehr schwierig ist. 7 Bei Spirituspräparaten ist sie leichter zu Siande zu bringen. Der sack- 7 förmige Ueberzug der Ovarien setzt sich zum Rumpfe bin als feiner fa- denförmiger Stiel fort und umschliesst die Eileiter. Diese beginnen mit ” lesen Aesten, welche von den Zweigen eines starken, mit jedern Ei- | leiter verlaufenden Nerven begleitet werden (Taf. VI, Fig. 5). Ei Was die Mündung der Eileiter betrifft, so bin ich über dieselbe nicht” ganz sicher; es a auch mir zuweilen, als könne ich die Eileiter vom Stiele aus an den Rumpf verfolgen. Man weiss wie Darwin sie als zum 4) Archiv für Naturgesch. XXV. Bd. A. S. 355. Untersuchungen über niedere Seethiere aus Celte. 11. 103 ‚ersten Fusspaar gehend schilderte, von wo sie sich aufbogen und nicht bis zum Ende präparirt werden konnten, und wie Krohn dann sagte, dass sie wirklich am Basalgliede des ersten Fusspaares mündeten. - Während ich den grössten Theil der anatomischen Untersuchung machte, - hatte ich allerdings nicht die Möglichkeit, an der Hand literarischer Vor- _ gänger zu prüfen , aber ich meine mich an einem Präparate auf das Ge- wissesie überzeugt zu haben, dass sich die Sache nicht so verhält. Ich glaube nämlich, dass (Taf. VI, Fig. 5 und Fig. 2 9) die gesonderten - Stämme der Eileiter nur kurz sind und dass sich ihre Mündungen schon vorn unter der sich vor dem Munde wölbenden Stirncapuze befinden und dort auch mit besonderen Muskeln ausgerüstet sind (Taf. VI, Fig. 5 "und Fig. 2 h). Es ist aber allerdings bei einer so kleinen Art die Unter- scheidung zwischen Nerven, Gefässen, Bindegewebssträngen und solchen - Canälen sehr schwer. Jedenfalls beginnen ganz in der Nähe dieser Stelle die unter dem Schutze des Mantels liegenden Eiersäcke, das männ- liche Glied würde vollkommen bis dahin reichen und ie austretenden Ber, mit Samen befruchten können, und in keinem Falle habe ich weiter- hin jemäls Eier in irgend einem ae gesehen. Hinter der Mündung der Oviducte würden dann die grossen Schalmuskeln liegen, die mit ihren Bündeln von den Seiten nach vorn und oben verlaufen. Zur Er- Klärung des Umstandes, dass die Oeffnaungen der Eileiter so weit vorn ; liegen, müssen wir einmal die doch nicht zu läugnende Verschiebung der "Oyvarien, dann aber auch das bedenken, dass durch den Verlust der ie Ilsderung am Vorderrumpfe alle Punkte, mit Ausnahme der Mittellinie, “sehr verschiebbar erscheinen müssen. Wenn die Drüsen zu den Seien des Magens, die Speicheldrüsen von Ouvier, mit den Eileitern in Ver- bindung steben, so bleibt immer noch die Möglichkeit, dass sie ein acces- er Secret zur se der ‚Hüllen ım die Kaprhanen liefer n können. m ist hinten gewissermaassen a lang Se. oval, | son. hakig bis zu jener muthmaasslichen Mlndungsstelle der Bileiler, e nahe dem Munde, NNSHhgEeN: Die Hauke ‚haben eine ‚amorphe, feine, ) estigt oder en ee L es klebt der Sack dem Mantel an, der hier die Schalen zu tragen beginnt. Ist das Thier selbst aus der Ä Schale durch Abreissen der zarten Verbindung i im Nacken herausgefallen, Bi ' liegen doch die Eiersäcke noch unter dem Schutze der vom Stiel. ge- mrsenen, schalenbildenden Mantelduplicatur. In sehr vielen Eiern findet man daselbst schon die carminrothen, aus mehreren Körnern zusammengesetzten Augenflecke, und in manchen die ‚deutliche Embryonalform mit etwas herabgehogenem Hinterende, gelbbraunen , ölartigen Dotierresien an der Rückenseite, und sonst von B Br eipraner Färbung. Je mehr der Embryo sich ausgebilde! hat, um 104 | Dr. H. Alex. Pagenstecher, so gestreckter ist das Ei. Es darf wohl nicht bezweifelt werden, dass diese Riersäcke ganz die Bedeutung der gleichen Säcke bei Copepoden haben, und ist die Zeit, wo man sie als Ovarien bezeichnete, vorüber. Die Erklärung, welche Krohn für ihre Bildung giebt, scheint mir zu künstlich. Die Bildung solcher Eideposita bei den Krebsen wird wohl überall ziemlich auf dieselbe Weise geschehen : Eier treten nach einander | aus, ballen sich zusammen und verkleben durch Erhärtung beigemischten Secretes in durch die Form des Tbieres, Art der Bewegung u. s. w. be- dingter Gestalt des Sackes, der hier plattenförmig wird und sich dem Rumpfe gut anschmiegt. Dass übrigens neben dem Magen schlauchför- ınige Drüsen bestehen, ist sicher, sie sind zu verschiedener Zeit in sehr verschiedenem Grade gefüllt und zeigen, wenn ausgedehnt, eine bräun- liche Färbung. Was nun die männlichen Geschlechtsorgane (Taf. Vl, Fig. 6) betrifft, so sind auch diese nicht ganz leicht zu präpariren und haben desshalb zu grossen Differenzen in der Deutung Anlass gegeben. Der caudale, faden- ähnliche Anhang ist nur Penis, weder zugleich noch überhaupt Ovipositor, er fehlt desshalb auch den Weibchen diöcischer Arten. An seiner Wur- zel setzt sich sein inneres bräunliches Rohr, das Vas efferens, aus den beiden Vasa deferentia zusammen, welche an dieser Stelle eine besondere Muskulatur besitzen. Von dieser Ursprungsstelle des Vas efferens spannt sich eine Brücke zur unteren Wand des hintersten Mastdarmabschnittes herüber. Die Samengefässe ziehen nun erst in gleicher Weile ein Stück— chen an der noch gegliederten Abtheilung des Rumpfes beiderseits ober- flächlich nach vorn und erweitern sich dann, wenigstens bei Thieren, welche etwas herangewachsen sind, und in dieser Jahreszeit zu sich wie- derholenden länglichen, wurstförmigen Anschwellungen. Durch ihren Inhalt sind diese Theile auf das Deutlichste als Samenblasen charakteri- sirt, sie stellen aber nicht, wie Burmeister meinte, die Hoden vor. Es ist schon ziemlich leicht zu erkennen, dass sich das Samengefäss auch noch über die letzte Anschwellung hinaus verlängert, und wenn es auch dort sehr gewöhnlich abreisst, so kann man doch in einzelnen Fällen die Verbindung mit grossen hellen, zarten und platten Organen von nieren- förmigem Umriss nachweisen, welche zur Seite des Rumpfes, aber mehr central als die oben genannten bräunlichen Schläuche liegen. Die sehr zarte Ringsmuskulatur, welche die Vasa deferentia und ihre Erweiterungen, die Samenblasen hatten, hört hier auf und die zarte Tu- nica propria breitet sich als Deberzug der Drüse aus. Diese Drüsen sind 7 die Hoden. Ihre Grösse ist sehr schwankend. Von einem Organe, welches zuverlässig als Leber zu deuten wäre, und von wirklichen Speicheldrüsen habe ich bei Lepas pectinata nichts 4 | gefunden, über die Anatomie des Nervensystems nichts Neues beizufügen. Tafel V, Fig. 10 giebt eine Abbildung eines seitlichen Larvenauges au N E He) & ‚Untersuchungen über niedere Seethiers aus Cette. II. 105 kleinen Anzahl grosser kugliger Elemente zusammengesetzt und n Nervenstamm und einem Muskel versehen. Erklärung der Abbildungen. Tafel V. 4 Der letzte Larvenzustand von Lepas pectinafa, 40 Mal vergrössert. a Die HR Haftantennen ; b Ueberrest des vorderen Auges ; € das linke SEHEHRUGS d Schale; f die ER ee hindern der Thorakal- Pracabdo- minal-) Segmente; 9 der hintere Ausschnitt der Schale. . Das Vordertheil derselben, etwas weiter vorangeschritten, nach künstlicher lösung der ee Schale. a Die Antennen; 5 der Stirnsaugnapf ischen den Antennen; c die überragende Falte, unter welcher später die iter münden Me Ueberrest des vorderen Auges: e das linke seitliche ge; f der erste Anfang zur Bildung des linken Scutum. as Hintertheil dieser Larve, ebenso ofi vergrössert, mit.den sechs Ruder- paaren und dem Schwänzchen (a). Jin Stückchen der zweiklappigen Schale. 440 Mal vergrössert. Der Schalbildungsprocess ist weiter fortgeschritten ;, die Nuclei: aller Scha- ıtheile sind vorhanden und die alte Chitinhaut des Hinterleibes und der zer Re an der N der neuen Schale (cs). Das Thier isi ee Seuta ; b.die Terga; c die Carina. 25 Mal vergrössert. Paar Ruderfüsse der Larvenform. 435 Mal vergrössert. 'Seitenauge der Larve, 400 Mal vergrössert. a Der Nervus opticus; 5 Augenmuskel. ga nze Lepas pectinata in der letzten Larvenform im Beginne der Stiel- 16 g aus dem Mantel genommen, 20 Mal vergrössert. a Die Antennen, ı denen die zwei Grundglieder noch sehr deutlich; 5 der Anfang der Stiel- ung durch Vorziehung der Stirne; ce die rudimentären Mundwerkzeuge. 106 Dr. B. Alex. Pagenstecher, Untersuchungen über niedere Seethiere aus Cette. I. . | x “ Tafel VI. Fig. 4. Die Haftaniennen einer ausgebildeten Lepas pectinata, 400 Mal vergrösser!. a Der Stirnnapf zwischen den Antennen in der mit Muskeln unterlegien, mit Grübchen der Chitindecke ausgezeichneten Haut sich vorhebend; d erstes, c zweites Glied der Antennen; d Haftscheibe am Ende des zweiten Gliedes; e drittes, / viertes Glied; g starke abgebrochene, fast wie ein fünftes Glied erscheinende Borste: h,h,h,h,h Verlauf der Kittgänge von der Haftscheibe der Antennen bis zur Kittdrüse; i die diese Gänge befestigenden Ringe; k die Kittdrüse der rechten Seite. f Fig. 2. Eine ausgebildete Lepas pectinata nach Wegnahme einer Mantelbälfte und deren Schaienbekleidung, um die Lage der Organe zu zeigen, 4 Mai ver- grössert. a Die Antennen; b der äussere Schlauch des Stiels; ce der innere, viel stärker muskulös; d die Kitigänge ; e eine Kitidrüse ; f die verschmolze- nen Ovarien; gein Eileiter; h seine Mündung (?) ; ider linke Eiersack ; kder Mundkegel; I das Scutum; m die Carina; n das Tergum; o das erste Fuss- paar (Mundfüsse) ; p das unter dem Leib geschlagene Rohr des Penis; q die fünf anderen Fusspaare ; r die Samenbiasenerweiterungen des Vas deferens; s der Darmcanal. | Fig. 3. Eine gleiche vor Ablage der Eier. a Die gefüllten Drüsen zur Bildung der Umhüllungsmasse für die Eier (?); 5b der Hoden; c die Samenblasen; d der Darmcanal; e das Vas deferens; der Penis; g Reste des vorderen, h Reste des seitlichen Auges. Fig. &. Die Mundtheile einer ausgebildeten Lepas pectinata. 25 Mal vergrössert. I Oberlippe, unter ihr die Zahnbogenreihe;; p Taster; md Mandibel; mx Ma- zille; 15 Unterlippe; pm erstes Fusspaar, zum Munde stehend. | | . Di verschmolzenen Ovarien mit ihren sich sondernden Ausführgängen und deren Mündungen, mit Muskeln ausgerüstet unter der Capuze der Stirn (?). Der eine Oviduct enthält Eier. 20 Mal vergrössert. Fig. 6. Die beiden Hoden, die Vasa deferentia mit ihren Erweiterungen und ihrer Vereinigung zum Vas efferens im Rohre des Penis; an dessen Wurzel die Mündung des Mastdarms. 45 Mal vergrössert. B . Ein Stückchen der äusseren Haut des Stiels mit den grobgekernten Zellen, den Molekülen und der zarten Umhüllungsmuskulatur ; vergrössert. a Fig. 8. Die letzte Larvenphase vom Rücken gesehen, die Schale vorn und hinten klaffend mit den Seitenhöckern;, Seitenaugen durchscheinend, am Scheitel u die Antennen und der Stirnnapf zu sehen. 20 Mal vergrössert, “ Fig. 9. Die ausgebildete Lepade zunächst nach Abstreifung der zweiklappigen Schale. ” Der Ovarialsack ist noch sehr gering entwickelt, der Penis kurz und glatt, B der Mundkegel übermässig gross. 40 Mal vergrössert. M Fig. 10. Die Mundtheile in situ, nur die Unterlippe zurück geschlagen. Bei schwacher Vergrösserung. p = um [41 ir | Sal nd I Die Eniwickelung der Dipteren im Ei, | nach Beobachtungen an Chironomus spec., Musca vomitoria und Pulex Canis. Von Dr. August Weismann. Mit Tafel VII— XI 'Vorliegende Arbeit enthält den ersten [heil einer Entwickelungsge- I ’ schichte der Dipteren, deren zweiter die Ausbildung der Larv- ;zum voll- endeten Inseet behandeln wird. Ueber die embryologische E Entwickelung der Dipteren ist bisher nur Weniges bekannt geworden, Von Kölliker N _ besitzen wir eine Abhandlung »De prima insectorum genesi«’), in wel- | cher neben der Entwickelung eines Käfers, auch die zweier Mücken be- - schrieben. wurde. Sie erschien im Jahr 1842 2 als die Dissertation des F berühmten Histologen, und die Zeit ihres Entstehens lässt schon voraus- seizen, ‚dass eine erneuerte Bearbeitung desselben Gegenstandes vom Standpunkte der heutigen Wissenschaft nicht überflüssig sein wird. Wir besitzen nun allerdings eine mit allen Hülfsmitteln I modernen Ent- wiekelungsgeschichte hun Darstellung der Entwickelung eines Zweiflüglers in der an interessanten Entbulluneen so reichen ! Monographie Leuckari’s »Die Fortpflanzung und Bnumiekelng der Pupiparen nach Beobachtungen an Melophagus ovinus«?). Leider aber konnte gerade der embryologische Theil dieser ausgezeichneten Untersuchungen am wenig- sten ausführlich und abschliessend behandelt werden, da durch nr W :igenthümlichen Verhältnisse, unter welchen das Ei Au ‚bei den Pupi- 'paren entwickelt, einer continuirlichen Beobachtung unübersteigliche _ Hindernisse in den Weg gelegt waren. Bi. ) Kölliker, De prima insectorum genesi. Diss. inaug. Turici 1842. IN) 9 Leuckart, Die Sphlentees und Entwickelung der Pupiparen pas Beob- 108 Dr. August Weismann, . Ich habe indessen hier nicht nur der Arbeiten zu gedenken, welche auf dem speciellen Feld der Dipterenembryologie der meinigen vorher- gingen. Wie der Werth einer jeden Specialforschung in der Embryologie darin liegt, dass sie die Basis erweitert, auf welcher unsere Einsicht in den Entwickelungsplan der ganzen Classe beruht, so muss auch eine Darstellung der Entwickelung der Zweiflügler ein Beitrag zur Entwicke- lungsgeschichte der Insecten, der Arthropoden überhaupt sein. Es ist allgemein anerkannt, dass neben den bereits erwähnten Arbeiten Kölliker’s und Leuckart’s und neben der vortrefflichen Abhandlung Hux- ley’s‘) über die Embryologie von Aphis, es vor Allem die Untersuchungen Zaddach’s über die Entwickelung der Phryganeen?) waren, welche die Entwickelungsgeschichte der Insecten auf den Standpunkt geführt haben, welchen sie heute einnimmt, und wenn ich auch das Hauptverdienst dieses gewissenhaftesten Forschers nicht mit Leuckart und Claparede in der Uebertragung der Keimblättertheorie von den Wirbelthieren auf die Insecten finden kann, sondern gerade in diesem Punkte zu ganz anderen Resultaten gelangt bin, so bleiben doch eine ganze Reihe wichtiger Ent- deckungen, welche ich nur zu bestätigen hatte, und welche mich veran- lassen werden, immer von Neuem wieder auf die Arbeit Zaddach’s zu- rüekzukommen. Das Neueste über Entwickelung der Arthropoden sind die Untersuchungen Claparede’s über die emhryologische Entwickelung der Spinnen®). Besonders die Bildung der ersten Formelemente im Ei findet sich hier noch eingehender behandelt, als bei Zaddach, und wird in einer Weise dargestellt, der ich, soweit es das Thatsächliche betrifft, in den Hauptpunkten überall beistimmen konnte. COlaparöde’s Ansichten stehen in diesem Punkte die Beobachtungen Robin’s scheinbar ganz unvereinbar gegenüber, welche dieser Beobachter erst vor Kurzem in einer Notiz über die Bildung der Keimhautzellen bei den Insecten*) niedergelegt hat. Wenn es mir, wie ich hoffe, gelungen ist, die scheinbaren Gegensätze in den Ansichten zu vereinigen, und diese Frage im Wesentlichen zu lösen, so verdanke ich es vor Allem dem günstigen Untersuchungsobject, und ein Gleiches muss ich sagen in Bezug auf den histologischen Theil dieser Arbeit, dem ich — Dank der Grösse und. leichten Zerlegbarkeit des zur E | Untersuchung benutzten Eies — eine grössere Aufmerksarukeit und aus- E führlichere Behandhing zu Theil werden lassen konnte, als dies von meinen Vorgängern geschehen ist. | 1) On Ihe Agamic Reproduction and Morphology ol Aphis, by Thomas Huzley, Trans. Lin. Soc. Vol. XXII. Part. II. 4858. | 2) Untersuchungen über die. Entwickelung und den Bau der Gliederthiere, ‚von | Dr. G. Zaddach. 4. Heft. Die Entwickelung des Phryganiden-Eies. Berlin 1854. ; 3) Recherches sur l’evolution des araignees par Edouard Claparede. Utrecht 1862. Naterkundige Verhandelingen utg. door het Provinciaal Direokisch Genooöt- “ schap van Kunsten en Wetenschappen. Deel I. Stuk A. | 4) Robin, Mem. sur la production des cellules du blastoderme sans SECHENLEE du vitellus chez quelques articules. Cormpt. rend. Tom. 54. p. 150. Da & % Die Entwickelung der Dipteren im Ei. | 109 Die Wahl eines Repräsentanten der Mücken [Nemocera) war keine freie, indem eine wasserarme Gegend der Untersuchung nur wenige Arten _ darbot, und vor Aller das Genus Corethra, welches ich der bekannien, und von Leydig bereits mit vielem Erfolg benutzten Durehbsichtigkeit der Larve wegen vorgezogen hätte, gänzlich feblte. Die zur Untersuchung benutzte Art von Chironomus ist der Beobachtung der morphologischen Entwickelung des Embryo in vieler Beziehung sehr günstig, und anderen Tipulideneiern wegen der. Klarheit der Zellen und der verhältnissmässig lichten Färbung des Dotters vorzuziehen, zum Studium des histologischen Aufbaues der Organe aber der geringen Grösse halber weniger geeignet. Die Species konnte vorläufig nicht mit Sicherheit bestimmt werden, Herr Professor Schenck in Weilburg, welcher die Güte haite, eine Bestimmung zu versuchen, fand in dem Meigen’schen Dipterenwerk nicht eine einzige Art, welche mit der meinigen nur annähernd übereinstimmte, und unter den 128 in den »Diptera Scandinaviae« von Zelterstedt beschriebenen Species nur den Chironomus nigro-viridis Macq., welcher annähernd passte. ‚Als Repräsentanten der eigentlichen Fliegen (Brachycera) habe ich Musca vomitoria gewählt, da sie die Nachtheile — Undurchsichtigkeit des "Ghorion’s und später des Embryo selbst — mit allen mir bekannten Mus- eiden-Eiern theilt, dagegen aber den Vortheil der hedeutenderen Grösse besitzt. Die kurze Beschreibung eines einzelnen Stadiums aus der em- bryologischen Entwickelung des Pulex Ganis sollte nur zeigen, in wie mahem verwandtschaftlichem Verhältniss, insoweit es‘ die Entwickelung im Ei’betrifft, die Familie der hüpfenden Dipteren zu den Mücken steht. Eine eingehende Verfelgung der Entwickelung schien der mangelhaften © Burchsichtigkeit der Eihüllen halber für die Gewinnung allgemeiner Re- ' sultate unerspriesslich. Miro T: Die Entwickelung des Eies von Chironemus. Mit Taf. VH—X, Fig.40— 54. | Die Eier von Chironomus nigro-viridis Macq. (?) werden vom Weib- chen ins Wasser abgelegt; man findet sie an grössten ua des a od se an en ne Sie liegen, wie dies bereits von Kölliker‘) beschrieben wurde, in einfacher Reihe spiralig um einen near von etwa 4,5 Cent: Länge herumgewunden und sind 110 Dr. August Weismann, lich, welche im Laufe der Entwickelung, nach Maassgabe der Umwand- lung des Dotters in embryonale Zellen eine hellere, gelblichweisse Fär- bung annehmen. Die Eier haben im Ganzen eine langgestreckt eiförmige, eilipsoidische Gestalt, welehe in der Bauch- und Rückenlage vollkommen symmetrisch erscheint, im Profil aber auf der einen Seite einen con- vexen, auf der andern einen nahezu geraden CGontur aufweist, während der eine Pol breit abgerundet ist, der andere mehr spitz. Es lässt sich somit eine gerade und eine convexe Seite unterscheiden, sowie ein stumpfer und ein spitzer Pol, oder da in ersterem der Kopf, in letzterem das Schwanzende des Embryo zu liegen kommt, ein vorderer und ein hinterer Pol. Die äussere Eihaut (Chorion) ist vollkommen structurlos und durch- sichtig, dünn, aber fest und schwer zersprengbar; die innere, die Dot- terhaui (Membrana vitellina) ist sehr fein und in den ersten Entwicke- lungsstadien schwer nachzuweisen, später, wenn der Eiinhalt die Hülle nicht mehr ganz ausfüllt, ist sie sehr leicht zu erkennen, und zeigt dann fast constant eigenthümliche, wellenförmige Biegungen, welche in Ver- bindung mit dem starken Lichiglanz fast den Eindruck von Kernen machen, eine optische Täuschung, die sich als solche am leichtesten durch Vergleichung mit andern durchsichtigen Diptereneiern nachweisen lässt. Hier, wiu überall bei den Insecten ist die Dotterhaut vollkommen structurles. Die Mikropyle, deren näherer Bau bei der Kleinheit des Eies nicht wohl erkennbar ist, liegt am Kopfende des Eies, wie es bei den Insecten meistens der Fall zu sein scheint. Der Dotter ist bei durchfallendem Licht von braungelber Farbe, und besteht aus grossen Fetitropfen, ‘sehr feinen Dotterkörnchen und einer dieselben suspendirenden, nicht direct wahrnehmbaren Flüssigkeit. Die Länge der Eier beträgt 0,24 — 0,28 Mm., die Dicke 0,096 — 0,099 Mm. Letztere bleibt sich gleich, mag in der Seitenansicht oder der Bauch- ansicht gemessen werden. | Die Eniwickelung von Chironomus gruppirte sich naturgemäss in drei Abschnitte, deren erster von der Befruchtung bis zur Anlage der symmetrischen Körperaxen und der Urtheile des Kopfes reicht, deren zweiter die Zusammenziehung dieser Axen, und die von ihr hervor- gerufenen und sie begleitenden Veränderungen umfasst, während der ” dritte dic‘ ollkommene Ausbildung der äusseren Körperform, wieder ” inneren Organe bis zum Ausschlüpfen der Larve in sich schliesst. i A. Erste Entwickelungsperiode. Von der Befruchtung bis zur Anlage der Keimwülste und der Urtheile des Kopfes. M Ehe noch die ersien Veränderungen im Ei begonnen haben, wird ohne Zweifel der Dotter die Eihülle vollständig ausfüllen. Mir ist es bis Die Entwickelung der Dipteren imEi. 111 jicht, enecn;; ein Weibchen beim Eierlegen zu überraschen, und aim beginnen, nachdem die ersten durch die Boipuokl oral ns stark a bläßlichen Masse ER der Eihaut dicht anlag und nur an den beiden Eipolen ziemlich on ihr abstand. Ihre Dicke war an den Polen am grössten (0,0086 .), an den Seiten am geringsten; an letzterer Stelle zeigte sie sich ch ganz durchsetzt von Dotterkörnchen, wie sie denn auch an den Polen sich nicht mit scharfer Linie vom Tele abgrenzte, sondern ganz ilmählich in denselben überging, und ihre bläuliche Masse sich überall Ir h eine kleine Strecke weit zwischen die feinen Dotterkörnchengruppen nein ‚verfolgen liess; ich nenne sie das Keimhautblastem. Am itzen oder hintern Pol lagen in der Lücke zwischen Eihaut und der N ırfbegrenzten äusseren Fläche des Keimhautblastems vier grosse, kug- er ovale Zellen (Fig. 4 pz), aus mattbläulichem, homogenem, stark en Protoplasma, welches durchaus der ‚Masse des llikblmis ; sie besassen einen kreisrunden, klaren, etwas röthlich schimmern- ern, und in einigen lagen ausserdem noch ein oder zwei Dotier- en. Der Durchmesser der Zellen betrug 0,013Mm/, der der Kerne 8 Mm., ein Nucleolus konnte nicht wahrgenommen werden. Es + aus ge ae hervor, dass die erste Veränderung si ii dem eat Hberzieh: Aus dei Ufeisthid: dass s an den Polen bereits eine bedeutende Mächtigkeit erlangt hat, es an den Seiten eine noch ganz dünne Schicht darstellt, lässt au erst im spätern Verlauf der Kr Aha; mit jenen in eine zusammentreien. Sie sind identisch mit den »globules ‚solaires «, Rechnung einer neuen Art der Zellenbildung durch Knospung nm] setzt, nach welcher er auch die Zellen de. - imhaut 112 Dr. August Weismann, EEE U En -. R zu Bl Bere a u Keimhauizellen gewissermaassen nur als gutes Beispiel vorangehen, schon längere Zeit vor der Veröffentlichung der Robin’schen Arbeit bekannt, Die Unmöglichkeit, über die Genese dieser Zellen ins Klare zu kommen, veranlasste mich, die Veröffentlichung meiner Beobachtungen zurück- zubalten. Bei Chironomus habe ich ihre Genese auch jetzt noch nicht be- obachtet, wohl aber bei Musca, wo der Process der Zellenbildung (so- wohl sn Pol- als der Keimhäutzellen) in vieler Beziehung vollständiger zu beobachten ist, als bei dem kleinen Ei der Tipuliden. : Ich verspare desshalb ein nähe: Eingehen auf die Entwickelungsgeschichte von Musca und bemerke hier nur im Allgemeinen, dass ich mit der Ansicht Robin’s, nach welcher dieZellen der Keimhaut durch Knospung entstehen sollen, nicht übereinstimmen kann. Ich glaube, dass der Modus ihrer ° Genese innerhalb des Begriffes von der freien Zellenbildung fällt, wie j ibn die ältere histologische Schule aufgestellt hat. Ueber die Bildung der Keimhaut giebt Kölliker in seiner Arbeit: »De prima insectorum genesi« einfach an, nach der Befruchtung ° ziehe sich der Dotter an seinen Axen von der Eihest zurück , bedeeke ’ sich hier mit einfacher Zellenilage, welche sich sodann von En über den ganzen Dottier hin ausbreite. Später sollen sich die Zellen zu doppelter ° und dreifacher Lage vermehren. Robin lässt erst eine Reihe von Zellen ° durch Knospung entstehen, zwischen. dieser und dem Dotter sodann auf die nämliche Weise eine zweite und endlich eine dritte Reihe von Be hauizellen. Abgesehen von der Entstehungsweise der Zellen beruhen die Angaben Balder Forscher von einer Schichtung der Keimhaut auf einem Irrthum; die Keimhaut besteht nur aus einer einzigen Zellenlage; allerdings aber, kommt der Anschein von mehrfachen Felbnlaaen oft sehr täuschend zu Stande. Meinen sehr häufig wiederholten Beobachtungen zufolge bilder &ich die Keimhaut bei Chironomus auf folgende Weise. Nachdem die Pol- zellen entstanden sind, verdickt sich Keimhauiblasiem am ganzen ” Umfang des Dotters gleichmässig, bis es eine auch gegen den Dotter hin scharf abgegrenzte Schicht darstellt ; so lange diese Zunahme des Blastems anhält, so lange dauert die EEE des Dotters, der schliess- ' lich an beiden Polen bedeutend von den Eihäuten absteht. Es erschei- nen sodann in dem Keimhautblastem in gleichen Abständen voneinander und an allen Stellen zu gleicher Zeit helle, runde Flecken, welche sich schon nach wenigen Augenblicken als N kuslige Bläschen von 0,0068 Mm. Durchmesser erkennen lassen. Durch ihren wasser- hellen und etwas röthlich schimmernden Inhalt unterscheiden sie sich. scharf von der mattbläulichen Masse der Blastems. Nur wenige Augen- blicke sind der Beobachtung gestattet, denn sofort nach Entstehung die-' ser Kerne macht sich eine Sirenthnnliche, unregelmässige Lichtbrechung. in ihrer Umgebung bemerklich, und bald erhebt sich die früher Ä Eihaut glatt anliegende Blastemschicht zu ‚einer Menge kleiner Kug Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 113 $ | Re abschnitte, deren jeder einen Kern zum Centrum hat. Diese kugligen | Erhebungen werden höher, und indem sich auch in der Tiefe das Blastem | um die Kerne zusammenzieht,, entstehen kuglige Zellen, die aber nur an | der Oberfläche vollkommene Küseleestalt besitzen, in der Tiefe von vorn- herein etwas abgeplattet sind. Während ihrer Bildung hört die Zusam- menziehung des Dotters auf und die Eihüllen werden Be vollständig u sgefüllt bis auf unbedeutende Lücken zwischen den Polzellen. Die ‚Oberfläche des Eiinhaltes ist höckrig, wie die einer Maulbeere (Fig. 2),und. | # je Lichibrechung des Zelleninhaltes so stark, dass es auf den ersten Blick ‚sehr schwer ist, die Kerne zu erkennen, und fh eine zuverlässige Mes- sung derselben nicht wohl möglich ist. Mdhrscheinlich tritt, eleich nach- ‚dem die ersten Zellen gebildet wurden, eine Zweitheilung derselben ein, . der vielleicht eine nochmalige Theiluig nachiolgt. Bei Musca verhält es | sich 50, und bei Ghironomus lässt sich wenigstens so viel mit Sicherheit ‚sagen, dass die primären Zellen bedeutend grösser sind, als diejenigen, \ welche die fertige Keimhaut zusammensetzen. Auf eine erelirune der | en lässt eich auch schon daraus schliessen, dass die anfangs höckerige ‚Oßerfläche der Keimhaut später glatt wird, die Zellen sich gegenseitig abplatten und dann eine einfache Lage von kleinen prismatischen Zellen ın Dotter überzieht, welche von der Fläche gesehen sechseckig aussehen ‚etwa 0,005 Min. im Durchmesser haben, im Profil aber einem sehr zen Cylinderepithel ähneln und eine Länge von 0,008 Mm. besitzen. 2 scharfe Grenzlinie trennt sie von dem Dotter, bald aber zieht sich r von ihnen zurück und zwischen beiden erscheint eine neue Lage em, dieselbe bläuliche, homogene Substanz, welche die erste Bildung Zellen einleitete. Ich nenne sie dasinnere Keimhautblastem. wächst rasch, erreicht an den Seiten bald eine Dicke von 0,0068 Mm. an den Polen noch etwas mächtiger, wie dies auch bei der ersten temschicht der Fall war; sie grenzt sich mit scharfer Linie einerseits . den Zellen, andererseits vom Dotter ab, so dass die Keimhaut jetzt wei vollständig getrennten Lagen besteht, deren äussere aus Zellen ammengesetzt, die innere gänzlich homogen ist. Die naheliegende juthung, es möchte sich hier auf die nämliche Weise, wie die erste nreihe entstand, eine zweite bilden, wird durch die Beobachtung bestätigt, es del, keine neiren Zellen gebildet, sondern die vorhandenen wachsen auf Kosten des inneren Keimhaut- ;, sie nehmen dasselbe in sich auf und vergrössern sich dadurch. so eigenthümliche, man möchte fast sagen umständliche Art des achsthums lässt sich durch die Beobaehlärke vollkommen sicher- 5 ich habe wiederholt an ein und demselben Ei den Vorgang mit 'ometer verfolgt, und stets gefunden, dass die innere Blastem- zusehends ohsehtnälente) während die Zellen um ein Ent- chendes an Länge zunahmen‘, bis schliesslich von ersteren nichts übrig war, und an Stelle von zwei Schichten nur noch eine einzige jeitschr. f. wissensch. Zoologie. XIN. Bad. 8 114 Dr. August Weismann, nz übrig blieb, zusammengesetzt aus den fast ums Doppelte verlängerten ° Keimhautzellen (vergleiche Fig. 3 u. %). Diese Zellen liegen vollkommen regelmässig nebeneinander, prismatisch sich abplattend, von oben betrachtet sechseckig, von der Seite als Oblonga von 0,012 Mm. Länge | erscheinend. Der ovale Kern findet sich stets an dem äusseren Ende der Zelle, sämmtliche Kerne einer Zellenreihe liegen daher nebeneinan- der, und da sie zugleich difrch Färbung und verschiedenen Lichtreflex von dem bläulichen, stark lichtbrechenden Zelleninhalt abstechen, dieser letztere aber in dem dem Dotter zugekehrten Theil der Zelle angehäuft ist, so kann es leicht den Anschein gewinnen, als wären’zwei Zellen- schichten vorhanden. Dies ist Täuschung, die Keimhaut besteht aus Past einzigen Lage von Zellen, und nur am spitzen - Pol befinden sich von Anfang an ae: Zelienschichten‘ übereinander, dieZellen der KeimhautunddiePolzellen.‘ Während der Bildung der Ersteren haben sich Letztere durch Theilung vermehrt und zugleich verkleinert; aus vier Polzellen sind acht gewor- den, welche auf einem Haufen beisammen auf der Oberfläche der Keim-° haus liegen, jetzt aber schon nicht mehr leicht von den Keimhautzellen zu unterscheiden sind, um bald darauf nach fortgesetzter Theilung mit ihnen eine einzige Masse zu bilden. Die Fortpflanzung der Zellen durch Theilung lässt sich an den Polzellen der Dipteren aufs Schönste” direct beobachten. Fig. 1 B zeigt die Stiufenfolge von Veränderungen, # welche ein und dieselbe Polzelle bis zu ihrer vollendeten Zweitheilung® zu durchlaufen haite, und macht eine genaue Beschreibung des ohnehin 9 so bekannten, und nur zu allgemein angenommenen Modus der Zellen vermehrung überflüssig. Sobald die innere Blastemschicht von den Zellen der Keimhaut völlig | absorbirt worden ist, hat die Bildung der Keimhaut ihr Ende erräicht, und es beginnt eine Reihe von Vorgängen, deren Endziel eine voll- ständige Umgestaltung der Keimhaut ist: die Bildung des Keim- streifens. Sechs bis neun Stunden nach Beginn der EntwickelungS fängt die Keimhaut an ihren einfachen Charakter zu verlieren. Ihre Zellen vermehren sich, und zwar wahrscheinlich durch Tbeilung, wie aus ihrer abnehmenden Grösse zu schliessen ist, und daraus, dass die vorher langen, schmalen Kerne sich wieder Hohn kugligen TR Wh Schnelligkeit der Zellenvermehrung ist so gross, und die Lichtbrechumn! durch die mehrfach sich deckenden Zellenlagen so störend, dass directe Beobachtung darüber nicht Aufschluss geben kann.. In Kuktar Zeit is der Dotter an allen Punkten von mehrfacher Zellenlage bedeckt, indesser geschieht diese Verdickung der Keimhaut nicht gleichmässig, sondern di stärkste Zunahme zeigt sich am spitzen Pol, an der Stelle, an welche die Polzellen von Anfang an eine mehrfache TeHsntage verdas un. zwar an dem der geraden Eiseite zugekehrten Theil: es bildet sich am spitzen Pol eine dorsale Verdickung der Keimhaut: die Anlage de Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 115 SchwanzendesdesEmbryo: derSchwanzwulst (Fig. 5 schw). Hand in Hand mit der Verdickung der Keimhaut geht eine Zusam- menziehung derselben, wie daraus geschlossen werden muss, dass gie sich von der Eihaut zurückzieht uni am spitzen Pol sich ein freier % ‚Polraum ‚wieder herstellt. Auf der Oberfläche des Schwanzwulstes bildet 2 "sich eine mediane Längsfurche, welche sich im Profil als eine dem äusse- - ren Contour nahezu olellsstunde Linie (Fig. 5 @), en face als herzför- eniger Einschnitt (Fig. 6 a) zeigt, eine Bildung, welche sehr bald wieder verschwindet und ohne direcie Folgen ist, wenn sie auch als der frühe- ste Ausdruck des bilateralen Typus Befrachie: werden muss, nach wel- chem der Embryo aufgebaut werden soll. "0 /Durch die Umwandlung der Keimhaut erleidet auch der Dotier eine erhebliche Gestaltveränderung. Während derselbe früher die Form der . Eihüllen genau wiederholte, zeigt er jeizt in der Bauch- oder Rücken- ansicht eine birn- oder a Gestalt, er verjüngt sich nach beiden Polen zu, indem er durch die nn der Keimhaut von den D s ‚eiten her a erihn wird. In weiteren Verlaufe der Entwicke- dung nimmt der Schwanzwulst an Masse zu und ragt tief in den Doiter hinein (Fig. 7 u. 8schw), von dem er häufig mit zwei seitlichen dün- men Partieen umfasst und oberflächlich bedeckt wird (d); zugleich - wächst er stetig gegen das vordere Eiende hin, während der unmittelbar vor ihm liegende Theil der Keimhaut (b) an Dicke abnimmt. Auch die - mediane Furche auf seiner Oberfläche zieht sich weiter nach vorn und vertieft sich dabei ziemlich bedeutend. Ehe noch der Schwanzwulst ; hintere Drittel der Eilänge überschritten hat, erhebt sich auf sei- nem vorderen Ende eine breite, nach rück wärts gerichtete Falte: die Schwanzfalte (schf), ale wie deutlich zu beobachten ist, durch Bildung einer Duplicatur entsteht, gebildet durch den vordersten,, be- reits verdünnten Uebergangstheil nn Schwanzwnlstes. In dem Maasse als lieser nach dem vorderen Eipol hin vorrückt, wächst die Schwanzfalte ich dem hinteren (Fig. 7 u. 8), und lagert sich als ein oberfläch- hes Blatt über die Keimhaut hin. Gewöhnlich verdünnt sie sich s ei schon etwas, so dass ihr Rand, der anfangs wulstig vorsprang & 7 sch]) später nur MABIR sich von der Schwanzwulst absetzt, Er Hälfte des Eiumfanges herbanzieht, an behält aber" auch 'Schwanzfalte längere Zeit ihre ursprüngliche Dicke bei und überragt nocl nach der sogleich zu besprechenden Umdrehung des Eiinhaltes die u )berfläche des Keimstreifens als stark erhabner Wulst (Fig. 10 schf). Die Falte wächst in der Mitte langsamer als an den Seiten, so dass sie in F - Ansicht en face eine etwas gebogene, mit der ie nach hin- n sehende Querlinie darstellt. Ihre Haupibedeutung wird aus ihren jäteren Schicksalen klar werden, indessen ist es mir sehr wahrschein- ch, dass sie auch für die zunächst folgenden Vorgänge nicht bedeutungs- g* 116 | Dr. August Weismann, los ist, sondern einen ganz bestimmten Einfluss auf sie ausübt. Der Kesnatkeif bildet sich aus der Keimbaut dadurch, dass gerade am vor- deren Rande des Schwanzwulstes, also an der Stelle, aw welcher sich die Schwanzfalte erhebt, die Keimhaut entzweireisst. Dieser Vorgang hat offenbar seine rein mechanischen Ursachen ; eine Membran kanr nur dadurch zerreissen, dass von zwei Seiten her ein Zug in entgegengesetz- ter Richtung auf sie einwirkt. Aus‘ der oben nachgewiesenen Thatsache einer allgemeinen Zusammenziehung der Keimhaut kann nun mit Sicher- heit gefolgert werden, dass diese Zusammenziehung nach denjenigen Punkten hin stattfinden werde, wo die grössten Zellenmassen angehäuft sind, also nach Kopf- und Schwanzwulst. Der Locus minoris resistentiae ist offenbar der zwischen Beiden in der Mitte liegende, nicht verdickte Theil, und auf diesen wird somit schon durch das Uebergewichi der vor und hinter ihm angehäulten Zellenmassen ein solcher doppelter Zug stattfinden müssen. Ein Blick auf die Zeichnungen wird es begreiflich machen, dass durch das nach hinten Wachsen der Schwanzfalte dieser Zug wach verstärkt werden muss. Thatsache ist, dass zwischen Kopf und Schwanzwulst sich die Keimhaut fort und fort verdünnt, wie ein Stück Kautschuk, was an beiden Enden auseinandergezogen wjrd, so dass, wenn der Schwanzwulst etwa die Mitte der Eilänge erreicht hat ° und der Rand der Schwanzfalte dem hinteren Eipol ziemlich nahe steht, die Verdünnung dermaassen zugenommen hat, dass die Keimhaut nur noch als ganz schmaler, den Dotter umziehender Saum an dieser Stelle ® zu erkennen ist (Fig. 8b). 'Kurz darauf erfolgt das Reissen, ein Vor- 7 gang, der wegen der vorhergehenden äussersten Verdünnung der Keim- i haut direct wiche beobachtet werden kann. Noch ehe aber die Spalte in der Keimhaut ihre definitive Länge erreicht hat, sind die scharfen Linien der Rissränder sehr wohl zu erkennen, so dass es keinem Zweifel unter- | liegt, dass hier eine wirkliche Continuitätstrennung stattfindet. Es hat ° etwas Widerstrebendes, das Reissen eines organischen Theils wie der ” Keimhaut: mit unter die Mittel aufgenommen zu sehen, deren sich die ° Natur zur Erreichung ihrer morphologischen Ziele bedient, und hierin ” liegt es offenbar, dass die von so bewährten Beobachtern wie Kölliker P' und Zaddach in Uebereinstimmung gemachten Angaben von einem Reissen der Keimhaut bei den Insecten allgemein mit einigem Misstrauen be- | trachtet wurden. Könnten nach vorstehenden Angaben noch Zweifel — aufkommen, dass ein wirkliches Reissen stattfindet, so würden sie be- seitigt ren durch die Mittheilung eines Verband den die früheren ” Beobachter. unerwähnt lassen, deraber, bei Chironomus wenigstens, con- | stant die Bildung des Keimstreifens begleitet. Im Moment nämlich, wo ” die Verdünnung der Keimhaut den höchsten Grad erreicht hat, beginnt ” der ganze Eiinhalt sich langsam um seine Längsaxe zu drehen. Während dieser Umdrehung bildet sich der Riss in der Keimhaut und mit ihreı Beendigung ist der Keimstreif fertig gebildet. Offenbar besteht eine Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 117 eausale Verbindung zwischen der Umdrehung und dem Reissen der Keim- haut, und es liegt nahe, sich die Axendrehung aus einer durch den plötzlichen Riss eingetretenen Gleichgewichisstörung zwischen den ver- ‚schiedenen Bauen der Embryonalanlage hervorgegangen zu denken. _ Die Umdrehung erfolgt bald nach rechts, bald nach links, ohne dass die zufällige Lagerung des Eies auf die DU unastichtugn einen bemerkbaren ' - Einfluss ausübte, sie geschieht langsam, vollendet sich innerhalb etwa einer Enelstnade und ist deshalb nicht unmittelbar, wohl aber durch die Lageveränderung der embryonalen Theile gegen on feststehenden Ei- ränder wahrzunehmen. Der Schwanzwulst lag vor der Umdrehung an der geraden Eiseite, nach derselben liegt er an der convexen (Fig. 8, 9 u. 10), und es findet also genau eine halhel Umdrehung stati. Während BE eiben dauert die Zusammenziehung der Keimhaut, welche die Bildung des Keimstreifens einleitete noch fort, und bewirkt ein starkes Klaffen der Rissstelle der Keimhaut. Die Gestalt des Risses ist nahezu hufeisenförmig,, sein hinterer Rand bildet einen mit der Gonvexität nach vorn gerichteten Bogen (Fig. 9 u. 40. dsp), entsprechend der Gestalt des Schwanzwulstes, auch verlängern sich schon während der Umdrehung die Schenkel der Spalte nach binten, und da zugleich der Schwanzwaulst mach vornen wächst, so tritt immer mehr die Gliederung der Spalte in wei seitliche es laufönde, und einen queren, dorsalen Verbindungs- eil hervor, während der Keimstreif durch sie in drei Theile getheilt wird, einen dorsalen Schenkel (Fig: 40 dks), einen ventralen Schenkel (vks) und den vorderen, auf den Rücken mützenartig über- greifenden Theil des Leizteren: die Kopfkappe (kk). Der auf die be- I andı, alles Uebrige gehört dem Bulk: an, wiheche > vom Rücken ser Near Piebls Baranden ist und auch die Anlage der Binienleihraiitze erst | en beschreibt in seiner Eakwisbelikegeschichte der Phry- Pr tes war dies das erste Mal, dass ein a Verhalten für die e& eietohen und sich nt schnell nach hinten försetzen. Eine 118 Dr. August Weismann, sorgfältige Drehung des Eies nach allen Seiten ergab, dass eine solche mit dem Rande parallele Linie sich in allen Stellungen.des Keimstreifens zeigte«'). Ich habe mich lange bemüht, eine derartige spontane Spaltung des Keimsireifens in Blötter auch für die Dipteren nachzuweisen, aber obne Erfolg, so dass ich mich zu der Annahme gedrängt sah, das Auf- treten eines oberflächlichen Blattes als eine Eigenthümlichkeit der Phry- ganeen anzusehen, so seltsam auch die Beschränkung eines so wichtigen Vorganges auf eine einzelne Ordnung der Inseeten seheinen musste. Erst auf grossen Umwegen gelangte ich zu einem Resultat, welches eine so unwahrscheinliche Annahme umstossend zugleich ein neues Licht auf das Zaddach'sche Hautblatt wirft und eine Parallelisirung desselben mit den Keimblättern der Wirbeithiere unstatthaft macht. Bei Chironomus wird ein oberflächliches Blatt dadurch gebildet, dass an beiden Enden des Keimstreifens sich eine Querfalte erhebt, welche beide gegeneinander wachsen und den Keimstreif blattariig überziehend schliesslich zusam- menstossen und miteinander verschmelzen. Wie diespätereEntwickelung ° zeigt, entspricht diese oberflächliche Zellenlage, welche ich nach ihrer Entstehung als Faltenblatt bezeichne, im Wesentlichen dem Zaddach’- schen Hautblati der ersten Entwickelungsperiode vollkommen, so dass ich nicht zweifle, dass die beiden Gebilde als Aequivalente betrachtet ° werden müssen, wenn selbst ihre Genese eine verschiedene sein sollte; ° ich wäre sogar geneigt anzunehmen, dass dem so genauen Beobachter der Process der Faltenbildung, der vielleicht bei Phryganea wenig in’s Auge fallend ist und durch die kuglige Form des Eies ohnehin schwieri- ger zu beobachten sein wird, entgangen sei, gäbe Derselbe nicht aus- drücklich an, die Spaltung in »Haut- und Muskelblatt« direct mit dem # Auge verfolgt. zu haben. “ Die Bildung der Schwanzfalte wurde bereits beschrieben , und da- mit der eine zur Bildung des Faltenblattes nöthige Factor bireichiehh 2 Ganz ebenso, wie sich damak am hinteren Ende des Keimstreifens eine Falte erhob, so bildet sich unmittelbar nach dem Zerreissen der Keim- haut und rn Umdrehung des Eiinhaltes eine zweite Falte am vorderen 3 | Ende des Keimstreifens: der hintere Rand der Kopfkappe erhebt sich am Rücken zu einer dicken, wulstigen Querfalte (Fig. 11 kf), deren vorderer Rand von Anfang an quer läuft, sehr bald aber in die Längsrichtung | übergeht, welche er erreicht, och ehe die Faite auf dem Scheitel des Eies angekommen ist. Die Falte überwächst die Kopfkappe als ein dicker Wulst, so dass es fast den Anschein hat, als theile Sich dieselbe in zwei ungleiche Hälften, deren Gorsale, anfänglich kleinere allmäh- lich die ventrale absorbirt. Es ist in dessäh nicht schwer, in der Tiefe den Contour der Kopfkappe zu erkennen, über welche sich die Falte al dicke Lage hinwälzi. Der mediane Theil der Falte eilt den seitlichen bedeutend voraus, und der hintere Rand der Kopfkappe folgt in de 5 132.2.0. 5. 6. IL Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 119 selben Weise nach, so dass er aus einem einfachen Kreisabschnitt sich in die Schenkel eines sphärischen Winkels umwandelt, dessen Spitze all- möhlich bis an den Pol des Eies hinaufrückt. Der Keimstreif reicht da- her nach dem Hinüberwachsen der Kopffalte in der Medianlinie nur bis . an den vorderen Pol, während die seitlichen Theile der Kopfkappe in zwei Platten umgewandelt sind, weiche flügelförmig von den Seiten her den Dotter bedecken, und deren halbkreisförmiger Rand dem Rücken I zugewandt ist; sie sind keine definitive Bildung, man kann sie einfach die Seitenplatten nennen (Fig. 15 sp). Sie vergrössern sich bald, und nähern sich der Mittellinie des Rückens, so dass hier zwischen ihren Rändern nur eine ziemlich schmale Spalte bleibt, weiche von freiem -Dotter ausgefüllt wird und deren Länge ebenfalls nur gering ist, da sie von hinten her durch den Schwanzwulst eingeengt wird. Letzterer reicht jetzt bis ins vordere Sechstel der Eilänge, liegt zum Theil zwischen ‚den Seitenplatten und beginnt sich in den Dotter hineinzukrümmen (Fig. 4). Es geht hieraus schon hervor, dass der in der Mittellinie des Rückens liegende freie Dotterstreif mit den seitlichen, in der Spalte zwi- schen ventralem und dorsalem Schenkel des Keimstreifes liegenden freien Dotterstreifen nur noch wenig in Verbindung stehen kann. Ein dünner, . ganz oberflächlich ee schmaler Streif von bräunlicher er flüssigkeit (Fig. 15 a) mit gewöhnlich nur wenigen und kleinen Dotter- tropfen zieht sich vom Rücken über den Schwanzwaulst nach den Seiten- spalten kin: der Ueberrest der früheren breiten Querspalte zwischen Be enzwulst und Kopikappe (Fig. 17 a). Der hintere Rand der Kopi- " kappe wird, wie bereits bemerkt wurde, durch die Kopffalte bis auf den Scheitel des Eies vorwärtsgezogen, um dort vorläufig stehen zu bleiben, während die Falte selbst sich vollständig auf den ventralen | Schenkel des Keimstreifens hinüberzieht und sich dabei so bedeu- | send verdünnt, dass sie nur mit Mühe noch an ihrem scharfen, auf | der Oberfläche des Keimstreifens hinlaufenden Rand zu erkennen ist, ‘welcher als feine Linie, in sanft geschwungenem Bogen nach a läuft. Hinter der Mitte der Eilänge nähert dieser Faltenrand sich wieder ler Medianlinie und geht über in. die Ränder der Schwanzfalte (Fig. 5 r), welche unterdessen über die Umbiegungsstelle des Keimstreifens m ‚spitzen Pol ebenfalls auf den ventralen Schenkel herüber gewachsen Auch sie hat sich inzwischen bedeutend verdünst und liegt als ein ineg Blatt dem Keimstreifen auf. Indem nun die Ränder beider Falten zusammenslossen, entsieht ein zusammenhängendes Blatt, welches den grössten Theil des Keimstreifens und später den en Keimstreifen überzieht. Anfänglich bleiht noch ein eiförmiger Raum auf dem ven- tralen ‘Schenkel frei, auf dessen Gestalt schon aus der Richtung der _ Grenzlinie des Faltenblattes in der Profilansicht geschlossen werden kann, \ den ich aber auch mehrmals trotz des darunter liegenden dunkeln Dotters | 5 im der Bauchansieht direct erkennen konnie (Fig. 7 fr). Auch der ganze 1 Ih 420 Dr. August Weismann, Process des Gegeneinanderwachsens der beiden Falten lässt sich in die- ser Lage des Eies sehr hübsch beobachten. Nicht immer trifft es sich so, dass Schwanz- und Kopffalte zu gleicher Zeit vom Rücken auf die Bauch- seite herüberwachsen; öfters habe ich erstere der letzteren voran eilen sehen. Die Ränder der Kopffalie verlängerten sich dann an den Seiten des Keimstreifens hinab und kamen so denen der im Wachsthum zurück- gebliebenen Schwanzfalte entgegen, um mit ihnen zu verschmelzen, so- bald auch sie begannen, auf die Bauchseite binüberzureichen. Nach ein- getretener Verschmelzung und Bildung eines förmlichen Blattes schreitet das weitere Wachsthum desselben nur langsam veran, der ovale von ihm noch nicht bedeckte Raum verengt sich nur allmählich, bis endlich nach Verlauf mehrerer Stunden der ganze Keimstreif von dem Faltenblatt über- zogen ist. Dabei nimmt die Verdünnung desselben noch zu, zuletzt der- art, dass ohne Kenniniss der früheren Stadien seine Anwesenheit schwer- lich bemerkt werden könnte. Es liegt dem Keimstreif dicht auf, hängt aber, wie aus seiner Genese hervorgeht, nur an dessen freien Rändern mit {is zusammen. An der Kopfkappe und an der Umschlagstelle des Keimstreifens am spitzen Pol steht es häufig von der Oberfläche dos Keim- streifens etwas ab, so dass eine helle Spalte zwischen beiden Theilen sichtbar wird (Fig. 15 und 46 fb), am übrigen Umfang der Embryonal- anlage deutet ein feiner doppelter Gontour die Auflagerung des Falten- blattes an. Gleichzeitig mit dem Hinüberwachsen der Kopffalte beginnt der Keim- streif sich in zwei symmetrische Hälften zu theilen, welche für den Auf- bau des Embryo von der grössten Wichtigkeit sind. Sie bezeichnen zuerst mit Bestimmtheit den bilateralen Bau desselben und bilden die Axen der beiden Körperhälften, von ihnen gehen zunächst alle weiteren Umwandlungen aus und wir werden später sehen, wie in ihnen auch die Grundlage des centralen Nervensystems gegeben ist. Ich bezeichne sie mit Zaddach als die Keimwülste. Sie entstehen durch eine vollstän- dige Spaltung des Keimstreifens in seiner ganzenDicke, welche allmählich vor sich geht, und auf der inneren Fläche desselben beginnt. Hier bil- det sich in der Mittellinie eine Längsfurche, daran erkennbar, dass sich der Dotter in sie hineinzieht und einen kamm- oder leistenartigen Vor- j sprung bildet: die mediane Dotterfirste. In der Bauch- und Rückenansicht tritt diese als spitzer Vorsprung am hintern Eiende und { an der Stelle hervor, wo der Schwanzwulst sich in den Dotier hinein- krümmt (Fig. 16 mdf, mdf'). An der Kopfkappe ist sie nicht- sichtbar, die Bildung der Keimwülste erfolgt hier später und auf etwas complieir- tere Weise, indem sie auf's engste mit der Entstehung der übrigen Ur- theile zusammenhängt, aus welchen der Kopf sich bildet. Ehe hier Ver- änderungen eintreten, vollenden .sich die Keimwülste an den beiden Schenkeln des te indem auch auf ihrer äusseren Fläche eine Furche entsteht, die Spaltung des Keimstreifens in seiner ganzen Dicke Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 121 andeutend. Sie zeigt sich zuerst in dem vom Faltenblatt noch nicht überzogenen, eiförmigen Raum auf dem ventralen Schenkel , wo sie in - einer nicht ganz genauen Profilansicht einen doppelten Contour des Keim- ı streifens veranlasst. Mitihrer Vertiefung treten die beiden Contouren weiter auseinander, sind meist fein eingebuchtet, zeichnen sich scharf gegen- einander ab und lassen sich von dem oben erwähnten, durch Auflagerung - des Faltenblattes hervorgebrachten Doppelcontour leicht dadurch unter- scheiden, dass der eine von ihnen stets höher liegt als der anders, und dass beide durch eine Drehung des Eies auseinanderweichen oder zusammenrücken. Bei scharfer Einstellung ist es nicht schwer zu er- kennen, wie an dem Rande des Eultariblauibs die Contouren der beiden | Keimwülste zusammenstossen (Fig. 18a, a) und als einfache Linie - unter denselben hinlaufen (fb). Die Stelle, an welcher die Keimwülste sich zuerst vollständig ausbilden, wird noch zur Bildung des Kopfes ver- "wandt, wie kurze Zeit später das Entstehung dreier Kopfseg- mente anzeigt. Auch ihre Bildung beginnt wieder an der inneren, dem Dotter zugewandten Fäche, an welcher sich vier Einziehungen der Keim- wülste bilden, in die der Dotier mit vier Spitzen hineintriti (Fig. 18 mdf). ' Die so entstandenen drei segmentartigen, durch halbmondförmige Aus- sehnitte des Dotters bezeichneten Abschnitte der Keimwülste markiren sich auf der Aussenfläche derselben nur schwach und nicht immer so ‘deutlich, als es in Fig. 18 Kw, Kw’ dargestellt ist, wo sie sich auch am iM rande des Faltenblattes durch regelmässige Einbuchtu ng bemerklich machen. Bei andern Insecten (Phinyennien) ee sich ner Kopfseg- mente weit schärfer auszuprägen und länger zu persistiren; bei Chiro- nomus bleiben sie nur kurze Zeit hindurch deutlich und die sie trennen- - den Querfurchen sind regelmässig früher verschwunden, als die Kopf- ki N abänge von ibnen hervorgesprosst sind. Es folgt nun eine mehrere Stunden dauernde Periode, während elcher hei, oberflächlicher Betrachtung ein vollkommener Stillstand in der Entwickelung staitzufinden scheint, da die Gesammiform des Embryo sich nur unmerklich verändert. Benmunl fallen ‘gerade in diese Zeit hr wichtige Vorgänge, die Trennung des Beimubeifens in die Keim- wülste vollendet sich, und der vordere Theil der Embryonalanlage be- ginnt sich in die Utheila, den Kopfes zu differenziren, ein Vorgang, bei _ welchem das Faltenblatt eine-sehr wichtige Rolle spielt. " Zuerst erfolgt die vollständige Ausbildung der Keimwülsie nach hin- | ten; die Längsfurche auf der Aussenfläche des Keimstreifens setzi sich - von den Kopfsegmenten aus bis zum Ende des Schwanzwulstes fort. Das | Raltenblatt nimmt an diesem Vorgang keinen Antheil, spannt sich viel- | mehr ohne seine Form zu verändern bogenförmig über die Rinne zwi- | schen den Keimwülsten hin und ist an den Umschlagstellen der Keim- Ei wülste (am spitzen Pol und vor dem Schwanzwulst) trotz seiner geringen Mi Dicke jetzt sehr leichi zu erkennen {Fig.-20 A und B fb). 122 Dr. August Weismann, Dasselbe hat während der Bildung der drei Kopfsegmente die Bauch- fläche der Keimwülste vollends überwachsen, und zeigt deshalb nirgends mehr freie Ränder; bald aber treten solche von Neuem auf, indem es sich in.der Medianlinie der Länge nach spaltet, und in zwei Hälften ge- trennt auf die Seitentheile der Keimwülste zurückzieht. Diese Spaltung nimmt ihren Anfang auf dem Scheitel des Eies, an der Ursprungsstelle der Kopifalte, und setzt sich von da: über den nn Keimstreif bis zum Sehwanzwulst hin fort; sie scheint hervorgerufen zu werden durch eine Verlängerung des mediemen Theils der Kopfkappe nach hinten, wodurch zuerst eine Spannung und dann ein Reissen des Faltenblattes bewirkt wird. Wir erinnern uns, dass die neuentstandene Kopffalte diesen me- dianen Theil bis auf den Scheitel nach vorn gezogen hatte, so dass die Kopfkappe dadurch in einen mittleren und zwei Seitentheile zerfiel, die Seitenplatten. Jetzt verlängert sich ersterer wieder nach rückwärts, und da die Spaltung des Faltenblattes diesen Vorgang begleitet, so gehen die Ränder der aus der Spaltung hervorgehenden Hälften desselben, wäh- rend sie sich an den Flächen der Seitenplatten herabziehen, aus der ur- sprünglichen Längsrichiung in eine mehr quere über. Dieses Stadium ist in Fig. 19 dargestellt; der Rand des Faltenblattes zieht von der Ur- sprungsstelle der Kopffalte schräg über die Seitenplatten gegen den ven- tralen Schenkel des Keimstreifens hin, biegt dann nach hinten um, und . erreicht erst am hinteren Rand der Kopfsegmente, oder vielmehr der inzwischen von ihnen entsprossenen Anhänge die Mittellinie. In die- sem Fall bedeckt das Faltenbiatt noch wie früher die Keimwülste am hiniern Pol, nicht selten aber schreitet die Spaltung rascher voran und dann findet sich an letzierer Stelle keine Spur des Faltenblattes mehr. Das Zurückweichen der beiden Hälften auf die Seitentheile der Keimwülste ist sehr schwer‘ zu beobachten, zuweilen gelingt es aber eine feine Linie auf den Seitenflächen der Keimwülste zu erken- nen, welche dem Rand derselben parallei läuft, bald aber undeutlich ° wird und verschwindet. Offenbar verschmelzen die Hälften des Blattes 7 vollständig mit den Keimwülsten. ‘Nur am Kopf und am Schwanzende 7 verhält es sich anders, auf dem Schwanzwulst erleidet es überhaupt keine Spaltung, wie 'später ausführlicher zu besprechen sein wird, am Kopf aber verschmelzen seine Hälften nicht mit den darunterliegenden ” Theilen, behalten ihre scharfen Ränder bei, und wandeln sich zu platten- artigen, selbstständigen Theilen um, von denen später die Antennen enispringen und welche bestimmt sind, den Kopf von den Seiten und theilweise vom Rücken her zu schliessen. Ich bezeichne sie nach Zad- 7 dach's Vorgang als Scheitelplatten, sie entsprechen vollkommen 7 den Vorderkopflappen (procephalic lobes) Huxley's') und Claparede's?). 4) On ihe Agamic Reproduction and a of Aphis, by Thomas Huzley, 3 Transactions of - Linnean Seciety, Vol. XXII, Part. 3, 1858, S. 222. w 2). a. 2.0. 8.38 M . ne a = ‘Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 123 Während sie sich durch fortgesetztes Herabziehen des'gespaltenen Falten- # blattes auf den Seitenplatten der Kopfkappe bilden, enistehen auf den Kopfseginenten die Anhänge des Kopfes. Dieselben liegen der Fläche der I Keimwülste dicht auf als drei Paar platte Querwülste, deren Basis gegen 4 die Mittellinie gerichtet ist und hier ohne Grenzlinie in die Keimwülste übergeht, deren freier, abgerundeter Rand nach aussen schaut. Nach letzterer Richtung hin wachsen die Anhänge und zwar ziemlich rasch, indem sie den Rand des Faltenblattes, der sie nach aussen begrenzt, = weiter zurückschieben. Sie entstehen fast gleichzeitig, das vordere Paar um ganz: Weniges früher als die hinteren ; Letztere entsprechen den bei- den Maxillenpaaren, Ersteres den Mandibeln. Wie bereiis bemerkt wer- den sie gegen denRücken hin vom Rand desFaltenblattes begrenzt, wel- ches mit scharfer Kante an ihnen vorbeizieht (Fig. 19 r), und nach vorn gegen die Medianlinie einbiegend den vorderen Rand der Scheitelplatten bildet. Der Theil der Letzteren, welcher unmittelbar vor dem Mandi- - bularanhang liegt, hebi sich allinählich von dem dem Rücken näher lie- genden Haupttheil der Scheitelplatten durch eine seichte Einschnürung ı seiner Basis ab und wird zu einem Fortsatz: dem Antennenfortsatz. » In der Frage nach dem Ursprung der Kopfanhänge stimmen daher die Resultate meiner Beobachtungen vollkommen mit den Zaddach'schen a Aberein: die Mandibeln und Er beiden Maxillenpaare entspringen direct 1 von den Keimwülsten, während die Antennen Fortsätze der Scheitel- platten sind und demihach ihre Entstehung dem Faltenblait (Zaddach'- | schen Hautblatt) verdanken. Auch Huxley‘) lässt bei Aphis die Anten- en von den »procephalic lobes« oder von dem Vereinigungspunkt der- lben mit dem übrigen Theil des Blasioderms entspringen. Seiner Ab- bildung nach (Taf. XXXVI, Fig. 2) bleibt mir kein Zweifel, dass sie | ganz ebenso, wie bei ds und Phryganea entstehen, und als | Fortsätze der Scheitelplaiten zu betrachten sind, so dass demnach für Hemipteren, Neuropteren und Dipteren ein nll’cliesehkie Bildungsweise der ‚Antennen nachgewiesen wäre, und sehr wahrscheinlich auch auf die rigen Ordnungen der Insecten duszulehnen sein wird. Schon die Ab- | bildungen, welche Kölliker von Donacia crassipes giebt, machen dies für die Käfer wahrscheinlich, da hier die Antennen ganz dieselbe Stelle Kopf einnehmen, wie in ‚der Abbildung desselben Autors von Chiro- nomus, wenn auch in beiden Fällen die Scheitelplatten als besondere Theile nicht angedeutet sind. Kölliker hat überhaupt die erste Anlage | ler Kopfanhänge übersehen, was bei Anwendung so geringer Ver- Üsserungen, wie er sie brauchte, nicht zu verwundern ist; er be- erkte sie erst, nachdem sie bereits an die Seiten des Mindeinganges N, Bert waren (a. a. O. Fig. und 5), und lässt irrthümlich die ee 124 Dr. August Weismann, stehen, während er die Bildung der vorderen Maxillen in noch spätere Zeit verlegt. | Nachdem die Kopfanhänge angelegt sind, erfolgt sodann die ‚voll- ständige Differenzirung der Kopfkappe, welche durch das Vorrücken des medianen Theiles derseiben nach hinten, die Spaltung des Falten- blattes und Umwandlung desselben zu den Scheitelplatten eingeleitet wurde. Die Zellenmasse der Kopfkappe hat sich jetzt erheblich ver- mehrt und die freie, mit Dotter gefüllte Spalte auf dem Rücken derselben ist bis auf eine kleine dreieckige Oeffnung geschlossen (Fig. 23). Die ganze Masse der Kopfkappe beginnt sich in drei Haupigruppen zu son- dern, von denen zwei einfache Verlängerungen der Keimwülste sind, die ich der Kürze halber in Gemeinschaft mit dem Theil der Keimwäülste, von dem die Anhänge entspringen, als Kopfwülste bezeichne, wäh- rend der dritte, das vorderste Ende des Keimstreifens unpaar ist und in der Mittellinie liegt. Er wurde früher als Oberlippe bezeichnet, da in- dessen aus ihm auch der Giypeus entsteht, so hat Zaddach ihm den un- bestimmteren Namen Vorderkopf gegeben, weichen ich beibehalte, zugleich aber bemerke, dass ich seine Beziehung zu den übrigen Ur- theilen des Kopfes, vor Allem zu den Kopfwülsten in anderer Weise » auffasse als Zaddach. Bei Chironomus bedingen sich Kopfwülste und Vorderkopf in ihrer Entstehung gegenseitig, ihre Bildung beginnt mit einer Einbuchtung der Kopfkappe an ihrer ventralen Fläche, mit der Mundeinbuchtung, von welcher aus sich eine anfänglich seichte Furche quer über die Seitenfläche der Kopfkappe nach dem Rücken hinzieht. Sie läuft dem vordern Rand der Scheitelplatien parallel, liegt aber etwas vor demselben. Während sie sich bildet, verlängert sich die mediane Furche zwischen den Keimwülsten , welche vorher nur bis zum vorder- sten Kopfanhang nach vorn reichte, bis zu der Mundeinziehung. Die queren Furchen erscheinen somit als die Fortsetzung der medianen Längsfurche, welche an der Mundeinziehung sich gablig theilt. Da durch sie der vordere Rand der Kopfwülste bezeichnet wird, so ergiebt sich also, dass die Kopfwülste nur bis zum hintern Rand derMundspalte dicht aneinander liegen, sodann aber auseinander ireten und bogenförmig in querer Richtung gegen den Rücken hin ziehen (Fig. 27). Es ist klar, dass dadurch der vorderste Theil der Kopfkappe als unpaarer, medianer Theil zwischen ihnen stehen bleibt. Dies ist der Vorderkopf (vk), der durch allmähliche Vertiefung der an seinen Seiten hinlaufenden Quer- furchen sich immer deutlicher als selbstständiger Theil abschnürt; Zad- dach betrachtet den Vorderkopf als das Ende der Keimwülste, welche nach seiner Änsicht dicht aneinander liegend sich einbuchten, die Mund- einziehung bilden, um wieder empor zu steigen und ais Vorderkopf die- selbe von vorn her zu begrenzen. Alles, was dem Kopf seitlich anliegt, rechnet Zaddach den Scheitelplatten zu, und ist deshalb genöthigt, eine ° nachträgliche, sehr bedeutende Verdickung derselben anzunehmen. Dass % Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 125 es sich bei Chironomus nicht so verhalten kann, geht sehon daraus her- vor, dass der Rand der Scheitelplatten mit dem Rand des querlaufenden Theiles der Kopfwülste nicht zusammenfällt, sondern erheblich hinter ihm zurückliest. Die Mundspalte bildet oh nicht durch Faltung der Keimwülste, sondern dadurch, dass dieselben auseinanderweichen und eine Spalte zwischen sich und dem Vorderkopf lassen, welche mit der vorschreitenden Abgrenzung der sie bildenden Theile tiefer in den Kopf eindringt. Während der Umwandlung der Kopfkappe in die Urtheile des Kopfes vermehrt sich die Zellenmasse fortwährend auf Kosten des am ‚ Rücken gelegenen Doiters. Derselbe schmilzt von den Seiten her zu- sammen, und stellt bald nur noch eine dünne, in der Medianebene lie- gende Platte dar, während die neugebildete Zellenmasse eine weitere Fortsetzung der Kopfwülste vermittelt. Man unterscheidet sodann ihrer Lage und Richtung nach drei Theile an den Kopfwülsten:: einen ventralen (Fig. 25 vkw), von welchem die ‚ Anhänge entspringen, einen dorsalen (dkw), das zuletzt sich bildende Endstück, und einen mittleren (mkw) , welcher bogenförmig verlaufend ı die beiden ersteren miteinander verbindet. Im Ganzen verlaufen die ' Kopfwülste schneckenförmig; zugleich entfernen 'sie sich in ihrem mitt- ; leren, nähern sich einander in ihrem dorsalen Theil, ohne indessen jetzt | sehon in der Mittellinie des Rückens wieder zusammenzustossen. Dies geschieht erst in späterer Zeit, wenn der zwischen ihnen liegende Dotter vollends in Zellen verwandelt ist. Dieser etwas complicirte Verlauf der Keimwülste im Kopf ist für das Verständniss der Bildung der vorderen ' Nervencentren, der Schlundganglien, wie später gezeigt werden soll, von grösster Wichtigkeit; die Gestalt dieser Ganglien, ihre Lage im Ver- hältniss zueinander und zum Oesophagus klärt sich dadurch sehr ein- fach 'auf, ein Umstand, der allein schon der hier vorgetragenen Ansicht | vom Verlauf der Kopfwülste eine bedeutende Stütze sein würde, wäre | dieselbe auch von Seiten der Beobachtung weniger sicher begründet, als | sie es ist. Indessen lässt sich die Differenzirung der Urtheile des Kopfes, | "wie ich sie beschrieben habe, Schritt für Schriti verfolgen. Fig. 26 stellt ‚ ein Ei vor, an welchem die Spaltung des Faltenblattes bereits erfolgt ist, ‚ und die Umschlagstelle der Keimwülste (bei &) überschritten hat. Die | "mediane Furche auf dem Keiminteeih erstreckt sich nur soweit nach vorn, | als die Kopfanhänge (md, mx, mx?) reichen, die Bildung des kan ‚ und dorsalen Theils der Knpfwmillste: ist also rg nicht erfolgt, und so- | "mit erscheint auch noch keine Andeutung der den Vorderkopf bildenden | "seitlichen Einschnürungen. Sehr schön erkennt man die Ränder der ' "beiden auseinander gewichenen Hälften des Faltenblattes (schp), welches an den Seiten der tiefen Zellenmasse aufliegt, und, indem es sich beim Zurückziehen auch zugleich zusammengezogen und verdickt hat, zu der optischen Erscheinung des doppelten Contours Veranlassung ar (r). | "Fig. 27 zeigt dasselbe Ei eine Stunde später; die Scheitelplatten haben 126 Dr. August Weismann, sich- weiter auseinanderbegeben , und der Vorderkopf (vk) beginnt sich abzuschnüren , indem die Kopfwülste (kw) sich nach vorn fortsetzen und um ihn herumbiegen. Noch ist aber die Furche ganz seicht, welche Vorderkopf und Mittelstück der Kopfwülste voneinander trennen; erst ® indem sie sich vertieft tritt der Vorderkopf mehr hervor, nimmt seine | eigenthümliche, im Profil keulenförmige (Fig. 22 u. 29 ok), en face breit herzförmige (Fig. 21 v) Gestalt an, und die muldenförmige Ausbuchtung (m), unter welcher die Kopfwülste auseinandertraten, wird zum spitzen, scharfgeschnittenen Winkel: der hinteren Begrenzung der Mundspalte. Letztere stellt in der Ventralansicht eine kleine, dreieckige, trichterför- mige Vertiefung vor, in der Profilansicht (Fig. 29 m) aber einen Winkel, # dessen Spitze nach hinten gerichtet ist und dessen Schenkel schwach ge- bogen verlaufen, der hintere gebildet von der inneren Fläche der Keim- # wülste, der vordere von der in die Tiefe ragenden ventralen Fläche des } Vorderkopfes. Es sei hier gleich erwähnt, dass. später das Lumen des # Oesophagus sich einfach dadurch bildet, dass die Spalte zwischen Vor- # derkopf und Keimwülsten, und weiter hinten zwischen dorsalen und 7 ventralen Schenkeln der Kopfwülste sich durch den ganzen Kopf hindurch 7 verlängert. Wenn auch in der Tiefe eine scharfe Grenze zwischen Vor- ® derkopf und Kopfwülsten nicht besteht, so lässt sich doch die oben an- Bi gedeutete Trennung der Zellenmasse des Kopfes in drei Theile recht wohl 7 erkennen: die zwei Kopfwülste, welche halbkreisförmig gebogen ver- 7 laufen, so dass Anfang und Ende dicht übereinander zu liegen kommen, ° und der Vorderkopf, der keilförmig bis zu unbestimmier Tiefe zwischen sie eingetrieben ist. Auf diese Weise sind endlich sämmtliche Urtheile gegeben, aus denen sich der Kopf des Embryo zusammensetzt : die Kopf- | wülste mit drei Paar Kopfanhängen, die Scheitelplatten mit dem Anten- nenfortsatz und der Vorderkopf. Das Ende des ersten Entwickelungsab- ; schnities ist damit erreicht. 4 Es bleibt noch übrig die Veränderungen zu schildern, welche sich inzwischen am Schwanzwulst zugetragen haben. Während der Diffe- renzirung der Urtheile des Kopfes fährt derselbe fort zu wachsen und krümmt sich dabei immer tiefer in den Dotter hinein. (Fig. 45 u. 19). Das Faltenblatt ist sehr leicht aufihm zu erkennen, da es an dieser Stelle, anstatt sich zu verdünnen, an Dicke zunimmt und als ein ansehnlicher ° Wulst der Oberfläche der Keimwülste aufliegt. In der Profilansicht hat ' es fast den Anschein, als schlüge sich der Schwanzwulst selbst, nur um | etwa die Hälfte verdünnt, wieder nach aussen um (schf), bei scharfem ) Zusehen aber gewahrt man deutlich, dass das scheinbar umgeschlagene Stück, an der Eihaut angekommen, nicht endet, sondern plötzlich sich 7 verdünnend als Faltenblait die Keimwülste überzieht (Fig. 45 u. 19). Vom Rücken betrachtet spannt sich das Faltenbiatt als ein Bogen von be- deutender Dicke über den Schwanzwulst hin, und es bleibt nur eine schmale halbmondförmige Spalte zwischen den Flächen beider Theile” Die Entwickeiung der Dipteren im Ei. 427 (Fig. 16). Sobald der Keimstreif sich in die Keimwülste getheilt hat, vergrössert sich diese Spalte und nimmt eine dreieckige Gestalt an (Fig. = 23 a), zugleich aber bemerkt man eine Verdünnung des Faltenblattes. Diese ist nur scheinbar und wird dadurch Hahvbrsahräöht, dass der "Schwanzwulst sich inzwischen stärker in den Dotter Foeiheekrenn hat "und eine dünnere Stelle desFaltenblattes an die Umbiegunsgsstelle gerückt ist. Sehr bald liegt das ganz verdünnte Faltenblati an dieser Stelle, _ und wenn dann die Spaltuhg desselben sich bis hierher fortgesetzt hat, schwindet auch dieses und die Oberfläche der Keimwülste wird unmit- teilbar vom Dotter begrenzt. Nur der verdickte Theil des Faltenblattes, welcher dem Schwanzwulst aufliegt, bleibt ungespalten, und auf diesem Umstande beruht die Bildung der Altertffnän: Ich anticipire, dass das in den Dotter gekrümmie Ende der Keimwülste sich noch mehr ver- längert und so stark herumkrümmt, dass die sich zugekehrten Flächen dicht aufeinander zu liegen Kor (Fig. 22 schw, schw‘). Aus dem um- geschlagenen Theil (schw) wird die dorsale Hälfte des zwölften Leibes- ‚segmentes, der einzige Theil des Rückens, der schon in den Keimwülsten selbst seine Anlage findet. Wenn nun das Faltenblatt sich bis zu seinem 'verdickten Anfangstheil spaltet, muss die oben erwähnte dreieckige "Rinne (Fig. 23 r) ardehen dem ungespaltenen Theil des Faltenblattes _ und dem umgeschlagenen Theil der Keimwülste (Rücken des zwölften Segmentes) nach aussen geöffnet werden. Leider ist die Lage dieser Theile der Beobachtung ungünstig, da sie gänzlich im Dotter vergraben | sind; es lässt sich somit keine continuirliche Beobachtungsreihe von der N Spaltung des Faltenblattes bis zur endlichen Afterbildung geben, That- sache aber ist es, dass nach dem später zu beschreibenden Herabrücken des okelinireies nach dem spitzen Eipol die Afteröffnung sich an der Stelle befindet, an welcher früher der dicke Theil des Faltenblattes endete, und dass das Lumen des Hinterdarms in derselben Richtung liegt, in \ welcher die Rinne zwischen Faltenblatt und Keimwülsten verlief. we Am Ende der ersten Periode sind somit alle Haupttheile des Embryo in der Anlage vorhanden: die Urtheile des Kopfes mit ihren Anhängen, N die sanze Bauchseite des Leibes als Grundlage der Körpersegmente, mit j ihrer, den bilateralen Bau aussprechenden Theilung in die Keimwülste, der Schwänzwulst als Anlage des Hinterleibsendes. Zugleich sind die Oeffnungen gebildet (Mund und After), durch welche später zu bil- dende Nahrungsrohr mit der Aussenwelt communicirt, sogar schon das Lumen von Vorder- ürd Hinterdarm als Rinnen werrkens theilweise in der. Anlage vorhanden. Die Aufgabe der nächsten Periode ist es nicht Mehr neue Theile zu bilden, sondern die vorhandenen zu gliedern, zu bestimmten Gruppen zu ordnen, und der Embryonalanlage diejenige Lagerung zu geben, welche die Schliessung der Leibeshöhle durch Um- he jachsen des Dotters ermöglicht. BR N ? i N Ba > v Der 128 Dr. August Weismann, B. Zweite Entwickelungsperiode. Die Zusammenziehung der Keimwülste., Alle Veränderungen, welche innerhalb der zweiten Periode an dem Embryo sichtbar werden, beziehen sich mehr oder minder auf einen eigenthümlichen Process, welchem die Keimwülste unterworfen sind. Es tritt eine Zusammenziehung der Keimwülste in der Längsrichtung ein, welche zwar langsam und allmählich, aber stetig und sehr ausgiebig in ihrer ganzen Länge erfolgt, und welche damit endet, dass der Schwanz- wulst an den spitzen Pol hinabrückt, während der dorsale Theil des Kopfes (die dorsalen Schenkel der Keimwülste mit den ihnen aufliegen- den Scheitelplatten) sich weiter nach hinten wendet. Als erste Folge dieser Zusammenziehung betrachte ich einen Vor- gang, der sich der Beobachtung sehr leicht entzieht, wenn auch seine Folgen auffallend genug sind. Es ist dies eine nochmalige halbe Um- drekung des Embryo. Wir sahen die erste Umdrehung bei Gelegenheit des Reissens der Keimhaut und der Bildung des Keimstreifens vor sich gehen, und betrachteten sie als eine Folge des durch den plötzlichen Riss veränderten Gleichgewichtes des Eiinhaltes. Die zweite Umdrehung er- folgt ganz ebenso constant wie die erste, wie einfach aus dem Umstand hervorgeht, dass einige Zeit nach Beginn der Zusammenziehang der Keim- wülste bei allen Eiern die convexe Eiseite zur Bauch-, die gerade zur . Rückenseite geworden ist, während es sich vorher umgekehrt verhielt. Der Process der Umdrehung selbst ist schwer zu beobachten, da er sehr langsam vor sich gebt, lässt sich aber mit einiger Geduld durch Beob- achtung der Embryonaltheile in ihrer Lage zu den Eirändern sehr wohl verfolgen. In der Regel dauert er vier bis fünf Stunden und die Drehungs- richtung geht von Rechts nach Links, in einem Fall aber stellte sich die =3 viel längere Umdrehungszeit von fast vierundzwanzig Stunden beraus, was ich indessen um so weniger als normal betrachten kann, als das be- trefende Ei später nicht regelrecht sich weiterentwickelte. Die Figuren 2&—27 sind dieser Beobachtungsreihe entnommen, die an ein und dem- selben in seiner Lage durch die Gallerte des Eierstranges fixirten Ei an- _ gestellt wurde. In diesem Fall begann die Umdrehung etwas früher, als gewöhnlich, wo sie erst dann eintritt, wenn die Differenzirung der Ur- iheile des Kopfes bereits beendet ist, und zuweilen’noch später, wie aus Fig. 22 ersichtlich, wo trotz weit vorgeschrittener Ausbildung dieser Ur- theile die Bauchseite des Embryo noch der geraden Eiseite anliegt. So viel steht fest, dass die Umdrehung immer in den Beginn der Zusam- menziehung der Keimwülste fällt, sei es nun, dass sie zugleich mit dieser beginnt, sei es, dass sie erst etwas später eintritt. Da sie zugleich bei Weitem langsamer und unmerklicher vor sich geht, als die erste Um- Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 129 - drehung, so liegt es nahe, sie mit der ebenfalls allmählich erfolgenden Zu- sammenziehung der Keimwülste in Causalnexus zu bringen. Offenbar wird durch die Zusammenziehung die grösste Masse des Embryo an der " Bauchseite zusammengedrängt und als einfache mechanische Folge hier- won wird es zu betrachten‘ sein, wenn diese sich an diejenige Eiseite begiebt, welche am meisten Platz darbietet, d. h. an die convexe. " = Schon während der Drehung des Embryo beginnt eine weitere Wir- kung der Zusammenziehung der Keimwülste einzutreten: die Verei- nigungder Urtheile desKopfes zueiner Gruppe, dem Kopf. "Die Ventralschenkel der Kopfwülste und mit ihnen ihre drei paarigen Anhänge rücken allmählich nach vorn, während sich die dorsalen Schen- " kel mehr nach hinten überbeugen. Sehr hald bildet sich eine seichie Querfurche dicht hinter dem zweiten Maxillenpaar, welche die Grenze zwischen Kopf und Leib bezeichnet, und zu gleicher Zeit schnüren sich die Scheitelplatten nach hinten ab, indem die schmale Brücke, welche das den Keimwülsten seitlich aufliegende und bereits mit ihnen ver- schmolzene Faltenblait mit den Scheitelplatten verband, entzwei reisst (vergl. Fig. 21 und 29) ; letztere stehen fortan mit dem Körpertheil der nwülsteii in keiner Verbindung mehr und stelien jetzt nach allen Sei- ten scharf begrenzte, fast viereckige Platten dar. Da dieselben dem dor- salen und mittleren Theil der Kopfwülste unmittelbar aufliegen, so müs- sen sie jede Lageveränderung derselben mitmachen, und da die Zusam- imenziehung der Keimwülste nicht von beiden Enden gegen die Mitte, ‘ sondern von hinten nach vorn erfolgt, so würden sie weiter nach vorn “Tücken müssen, wenn nicht, vermöge des schneckenförmig gewun- denen Verlaufes der Kopfwülste deren vorderes Ende nach hinten ge- ‚Tichiet wäre und durch die Zusammenziehung also in dieser Richtung 'weitergeschoben würde. Die Scheitelplatten machen deshalb eine rad- ' förmige Bewegung, indem sie sich um eine Axe drehen, welche man sich durch ihre beiden Mittelpunkte quer durch den Kopf gelegt denken muss. Sie vergrössern sich zugleich gegen den Rücken hin und schliessen bald die schmale, mit freiliegendem Dotter gefüllte Spalte, welche in der ' Medianlinie bisher noch zwischen ihnen geblieben war, Die Drehung der Scheitelplaiten und damit das Vorwärtsrücken der Kopfwülste selbst lässt sich sehr leicht durch die Lageveränderung des Antennenfortsatzes eontroliren, welcher gleich einem am Rande einer Scheibe befestigten Zeiger vorrückt, anfänglich noch hinter der Mundspalte steht, und schliess- lich auf: den Rücken an die Seite des Vorderkopfes zu liegen kommt (Fig. 21, 29—31 at). Es geht daraus hervor, dass die Scheitelpiatten eine Drehung von etwa 45 Grad machen. Dies geschieht, ohne dass sie selbst oder ihr Anhang, der Antennenfortsatz, Gestalt und Grösse wesent- An: veränderten. ‚Anders verhält es sich mit den Anhängen der Keimwülste. Wir ae sie als nach aussen wachsende, quer den Keimwülsten aufgelagerte Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XIII. Bd. 9) 130: - Dr. August Weismann, Plättchen entstehen (Fig. 20 md, mx', m&?), sie besassen keinen der | Mittellinie zugewandten Rand, sondern gingen ohne Grenze in die Keim- wülste über. Sobald nun die Spaltung des Faltenblattes erfolgt ist und die Spaltränder sich seitlich zurückgezogen haben, beginnen die Anbänge gegen die Mittellinie hin zu wachsen und ihre vorher quere Lagerung in eine schräg nach innen und vorn gerichtete umzuwandeln (Fig. 24). Die Mandibeln erreichen zuerst die Mittellinie (Fig. 26 md), wo sie mit scharfem Rand aneinanderstossen, noch aber den Kopfwülsten dicht an- liegen. Die beiden Maxillenpaare bekommen erst später einen freien Innenrand , wenigstens kann im Anfang der zweiten Periode ein solcher noch nicht unterschieden werden. Um diese Zeit lässt sich das Verhält- niss der Kopfwülste zu Vorderkopf und Scheitelplatten, sowie ihre Lage- rung im Kopf, wie sie oben beschrieben wurde, sehr schön erkennen. In der Halbprofilansicht (Fig. 28) treten die beiden ventralen Schenkel ‘der Kopfwülste als zwei parallel nebeneinander herlaufende scharfe Contourlinien hervor (vkw und vkw‘), ganz wie es auch am Körpertheil der Keimwülste der Fall ist. Seitlich liegen ihnen die drei Anhänge auf, deren vorderstes Paar die Mittellinie erreicht hat, unmittelbar vor diesen die Antennen (al, at’), unter welchen auf der dem Beobachter zuge- wandten Hälfte der Contour des Kopfwulstes in sanfter Biegung gegen den Rücken zu läuft (mkw). Zwischen der von den Antennen bedeckten Partie derKopfwülste, an dem Punkt, wo dieselben auseinanderweichen, liegt die Mundspalte in der Tiefe, von der Seite her gedeckt durch das Mittelstück der Kopfwülste (mkıw), welches an der Seitenfläche des Vor- derkopfes nach dem Rücken sich wendet, um dort ziemlich scharf in den 'salen Schenkel (dw) umzubiegen, und am hintern Ende des Kopfes „einer Verdickung zu enden. Die Scheitelplatten bedecken den dor- salen und mittleren Theil der Kopfwülste fast vollständig, jedoch steht ihr vorderer Rand noch um Einiges vom Rand des letzteren (mkw) ab, was bei fortgesetzter Drehung der Platten sehr hald sich ändert, indem „ann der Antennenfortsatz selbst an diese Stelle zu liegen kommt und - den vrdern Rand der Kopfwülste bei Weitem überragt.. Der Verlauf des; ‘teren ist in diesem Stadium deutlicher als später, weil jetzt zwi- scheir’den beiden dorsalen Schenkeln (dkw) noch eine dünne Platte von Dotter liegt, während eine dickere Dotterlage die Grenzen zwischen ven- tralen und dorsalen Schenkeln markirt. Das Vorrücken der Anhänge wird aus ihrer Lage zur Mundspalte ersichtlich. In Fig. 21 und 22 ist diese seitlich von den Antennen be- deckt, einige Zeit später rücken die Mandibeln an ihre Stelle (Fig. 30 md), heben sich zugleich von den Kopfwülsten ab und stellen frei auf- gerichtete, vorn abgerundete Plättchen dar. Es leuchtet ein, dass mit dem Vorrücken der Anhänge auf der Kreisbogenbahn der Kopfwülste zugleich eine Veränderung in ihrer Lage zur Körperaxe eintreten muss, und in der That gehen dieselben aus der ursprünglich queren Lagerung. \ x Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 131 _ immer mehr in die Längsrichtung über; indessen ist die Zusammen- I ziehung der Keimwülste doch nicht die einzige Ursache, welche diese Richtungsänderung veranlasst, sondern es kommt, sobald einmal der Kopf gebildet ist, auch noch ein eigenes, selbsiständiges Wachsthum - hinzu. Besonders auffallend tritt dies an den beiden Maxillenpaaren hervor. Aus dem bintern von ihnen (ma?) soll die Unterlippe dadurch “gebildet werden, dass es in der Medianlinie miteinander verschmilzt. Anfangs sind diese Anhänge als die kleinsten von allen noch erheblich weit von der Mittellinie entfernt (Fig. 30 mx&?), nach Bildung des Kopfes "aber wachsen sie rasch gegeneinander und zugleich nach vorn, und in- dem sie das erste Maxillenpaar zwischen sich, den Mandibeln und dem ventralen Rand der Scheitelplatien einzwängen (Fig. 31 mx’), nöthigen sie demselben eine eigenthümlich gekrümmte, fast biscuitförmige Gestalt auf (Fig, 44—43). Sehr bald überragen sie das Maxillenpaar nach vorn und stossen in der Mittellinie zusammen; sie bedecken dann fast voll- ‚ständig den ventralen Theil der Kopfwülste, ihre Basis steht dem hintern Rand des Kopfes auf, und nach vorn erreichen sie beinahe den Lippen- rand der Kopfwülste (die Stelle, an welcher dieselben auseinander- biegen und die Mundspalte zwischen sich lassen ; Fig. 32 mx*). In der ; Bauchansicht erkennt man, dass die Verwachsung der Maxillen von einer _ Umbiegung ihres Vorderrandes nach aussen begleitet wird, die ihnen eine leyerförmige Gestalt verleiht (Fig. 44 mx). Noch täuschender wird ‚diese Aehnlichkeit dadurch, dass sich im Innern der Anhänge eine Spalie bildet, welche jederseits von der Basis aus bogenförmig nach vorn und | etwas nach innen läufi (Fig. 43 sp), eine Andeutung der später allgemein ' eintretenden Differenzirung der embryonalen Zellenmasse in eine ob ' Nächliche und tiefe Schicht. Uebrigens finden sich schon früher in e # Anhängen und im Vorderkopf einzelne Zellen oder Zellengruppen, welche ı sieh durch ihr Aussehen von der übrigen Zellenmasse unterscheiden. Im | Vorderkopf bilden sie sich aus der Dotterspitze, welche anfänglich noch , in denselben hineinragte und füllen die durch das Schwinden des Dot! | ters entstandene Höhlung nur unvollkommen aus. Sie sind grösser als. , die übrigen Zellen, unregelmässig polygonal, und von starkem Brect” gs- "vermögen , und erhalten sich in scharfer Begrenzung bis zur Zeiv der , Ristologischen Differenzirung der gesammtien embryonalen Zellenmasse (Fig. 40— 42). In den Kopfanhängen und Antennen liegen deren nur , eine oder zwei, heben sich aber auch hier durch ihre centrale Lage, so- | "wie meist durch einen schmalen, sie umgebenden Spaltraum deutlich | hervor (Fig. 40 und folgende Z). Später ‚verschwinden sie, ohne dass ' sich ihnen eine besondere Bedeutung zuschreiben liesse. Während der Veränderungen, welche die Zusammenziehung der Keimwülste am Kopfe begleiten, bleibt der Vorderkopf, nachdem er ein- mal vollkommen von den Kopfwülsten abgeschnürt ist, in Lage und Ge- ı ‚stalt fast ganz unverändert, die durch ihn gebildete vordere, oder besser | g“ 132 Dr. August Weismann, dorsale Wand der Mundspalie behält daher ihre ursprüngliche Lage bei und verändert sich nur insofern, als sie sich tiefer in den Kopf hinein erstreckt und am Ende dieser Periode fast bis an den hintern Rand des Kopfes reicht (Fig. 32). Auch die hintere oder ventrale Begrenzung der Mundöffnung, der oben erwähnte Lippenrand der Kopfwülste erleidet keine wesentliche Abänderung, jedoch erscheint er jetzt durch die in Folge der Zusammenziehung stärker hervortretende Wölbung der Kopf- wülste herzförınig eingeschnitten (Fig. 40—42 m). Man könnte versucht sein, ihn für die Anlage der Unterlippe zu halten (wie dies von Kölliker') auch wirklich so dargestellt worden ist), die weitere Entwickelung lehrt aber, dass er vom zweiten Maxillenpaar überwachsen und in die Tiefe gedrängt wird und so für die Bildung der äusseren Mundigheile jede Be- deutung verliert. Es wurde oben gezeigt, wie der Kopf auf dem Rücken durch Naht- bildung der Scheitelplatten geschlossen wird. Dies gilt aber nur für den hinteren Theil, weiter vorn geschieht die Schliessung durch den Vorderkopf, der mit scharfer Spitze sich keilförmig zwischen die Scheitel- platten drängt und sich unter gabelförmiger Naht mit ihnen verbindet, Das keilförmige Stück wird später zum Schildchen (Clypeus), wäh- ° rend aus dem vorderen Theil des Vorderkopfes sich die Oberlippe bil- det. Am Ende der zweiten Entwickelungsperiode stellt der Kopf eine geschlossene Masse dar, welche etwa das vordere Drittel des Eies ein- nimmt, in den meisten Fällen aber das Ei nicht mehr ganz ausfüllt, son- dern einen leeren Raum zwischen sich und den Eihäuten lässt. Er er- scheint etwas nach rückwärts übergebeugt (Fig. 23), so dass sein hin- terer Rand am Bauch weiter nach vornen steht als am Rücken; die drei Anhänge der Keimwülste umgeben die Mundspalte, während die Anten- nen (ai) am dorsalen Rand des Vorderkopfes angelangt sind. Zwei kurze Dotterspitzen ragen in den Kopf hinein und zwischen ihnen im Bogen nach hinten sichend zeigt sich die Verlängerung der Mundspalte: das Lumen des kurz darauf als selbstständiger Theil auftretenden Oesophagus (in Fig. 33 schon ausgebildet). B | Während der Umwandlung des Kopfes treten am Körpertheil des Embryo Vorgänge ein, welche sich kurz in zwei Hauptmomente zusam- | menfassen lassen: die Bildung der Ursegmente und das Herabrücken des Schwanzwulstes in den hinteren Polraum. Die Segmentbildung beginnt mit der bereits erwähnten Abschnürung des Kopfes durch eine quere Furche. Unmittelbar nach diesem Vorgang und zuweilen gleichzeitig mit ihm erfolgt die Bildung der Ursegmente des Leibes (Fig. 29); rasch von vorn nach hinten vorschreitend zeigen sich in regelmässigen Abstän— den voneinander elf seichte Querfurchen, welche die Keimwülste in zwölf Segmente abtheilen , deren letztes den Schwanzwulst enthält und also 1) a.a.0. 8.5. Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 133 ‚aus zwei mit ihren inneren Flächen aufeinanderliegenden Stücken der - Keimwülste besteht. In reiner Profilansicht decken sich die Segmente - beider Körperhälften vollständig, je mehr die Lage sich von dieser ent- ferpt, um so weiter rücken die parallellaufenden Contouren beider aus- “ einander. Es ist klar, dass diese segmentartigen Abschnitte der Keim- wülste noch keine vollständigen Segmente sind, da sie nach dem Rücken “zu noch vollkommen offen stehen ; ich behalte deshalb den von Zaddach worgeschlagenen, von Leuckart adoptirten Namen der Ursegmente (pro- _ tozonites, Claparede) bei. Anfänglich sind dieselben von ziemlich be- deutender Länge, das sechste und siebente nimmt den hinteren Polraum ein (Fig. 29), durch die Zusammenziehung der Keimwülste verkürzen sie sieh dann allmählich, und nacheinander treten das achte, neunte, zehnte ‚und elfte Ursegment durch den Polraum auf die Bauchseite hinüber (Fig. 30-32), bis schliesslich der Schwanzwulst am spitzen Pol anlangt und denselben ausfüllt. Er allein ist vom Rücken her geschlossen und bildet somit ein vollständiges Segment. Die Entstehung desselben durch Verwachsung der gegeneinandergeklappten Enden der Keimwülste wurde bereits im ersten Entwickelungsabschnitt geschildert, sie fällt indessen "in den zweiten und geschieht, während das Schwanzende nach dem bintern Pol hinrückt. Auf der Rückenfläche des zwölften Segmentes (des Schwanzwulstes) liegt die Afteröffnung (a), eine kurze Längsspalte, ‚ deren Ränder sich bald zu kleinen Längswülsien erheben (Fig. 35 w), “ das Ende desselben erscheint herzförmig eingeschnitten, da die Längs- ‘ furche zwischen den Keimwülsten sich auf den Rücken fortsetzt und bis | zur Afteröffnung hinläuft. Der Umstand, dass das Lumen des Hinter- _ darmes als directe Fortsetzung dieser Furche erscheint, macht die Rich- \ tigkeit der oben aufgestellten Theorie über die Bildung der Afteröffnung und des Lumens des Enddarmes fast unzweifelhaft. | Ebenso einfach leitet sich die Entstehung der Locomotionswerk- | zeuge aus der Genese des zwölfien Segmentes her. Die Larve von Chiro- | momus hat zwei Paar Afterfüsse, ein hinteres liegt an der Hinterleib- | spitze und ein vorderes an der Bauchseite des ersten Körpersegmentes ; | die Anlage des hintern Paares ist in der eben erwähnten Spaltung des ı zwölften Segmentes gegeben, welche sich nur zu vertiefen braucht, um | die Spitze ds Segmentes in zwei conische Zapien zu trennen, deren ‚weitere Ausbildung zu schildern dem dritten Abschnitt vorhalibtten bleibt. | ‚Auch die Anlage Mer vorderen Afterfüsse fällt noch in die zweite Ent- wickelungsperiode, indem sich der vordere Rand des ersten Ursegmentes | zu einer breiten, aber niedrigen Falte erhebt (Fig. 3% f). | @° Ich habe Koth des umgestaltenden Einflusses zu gedenken, den die | Zusammenziehung der Keimwülste auf die Ausbreitung des Dotters aus- übt. In dem Maasse als der Schwanzwulst sich vom Kopf entfernt und | sieh gegen das hintere Eiende hinbegiebt, tritt der Dotter am Rücken | unmittelbar unter die Eihäute (Fig. 30—33) und nimmt nach vollendeter 134 Dr. August Weismann, Zusammenziebung der Keimwülste die ganze gerade Eiseite vom Kopf bis zum Schwanzwulst ein. Zugleich verändert er in diesem Raum seine Beschaffenheit, die braune Dotterflüssigkeit vermehrt sich auf Kosten der meist in der Tiefe gelegenen grossen Fettikugeln. Im Schwanzwulst selbst, d.h. im zwölften Segment liegt gar kein Dotter mehr, höchstens reicht noch eine kurze Spitze zwischen die beiden noch nicht ganz vollständig verwachsenen Hälften desselben hinein (Fig. 31 und 32), sonst aber zieht sich die früher bei Gelegenheit der Bildung der Keimwülste beschriebene mediane Dotterfirste an der ganzen Innenfläche der Keimwülste hin, und endet nach vorn als die der Bauchseite zunächst liegende Deiterspitze im Kopf. An Höhe hat dieser Dotterstreif bedeutend zugenommen, da die Keimwülste sich während der Bildung der Ursegmente auf Kosten der seitlichen Partieen des Dotters vergrössert haben, und den in der Mittel- linie gelegenen Dotterstreif in grösserer Ausdehnung umfassen. Diese Verdiekung der Ursegmente auf Kosten der seitlichen Doiterpartieen ge- schiebt in der Weise, dass zu beiden Seiten der medianen Dotterfirste ein schmaler, ihr ee Dotterstreif unverändert liegen bleibt. Ich nenne ihn den lateralen Dotterstreifen (Fig. 34 ld) im Gegen- ° satz zu dem unpaaren medianen; er besteht aus denselben Elementen, wie letzterer, nur fehlen EnlsnEen Fetikugeln, welche durch eine Menge } kleiner Tröpfchen ersetzt sind. Diese drei Doiterstreifen, sammt ihren Ausläufern in den Kopf wandeln sich später direct in Zellen um, sei es # noch während der embryonalen Periode, sei es erst im Beginn des Lar- venlebens; aller übrige Dotter ist bestimmt, in den Mitteldarm einzu- treten, und erst von hier aus als Ernährungsmaterial dem Embryo und später der jungen Larve zu dienen. & C. Dritte Entwickelungsperiode. Von, er Beendigung der Zusammenziehung der Keimwülste i ‚bis zum Ausschlüpfen des Embryo. ‚"Tie die @iste Periode sich durch die Anlage der Urtheile des Lar- ve: ‚‚rpers charakterisirte, so war es die Aufgabe der zweiten, die noch 4 weit auseinanderliegenden Theile zu bestimmten Gruppen zu vereinigen, die Anlage des Bauchs in regelmässige Abschnitte zu gliedern und sämmt- | liche Theile des Embryo in eine Lage zu bringen, welche sie befähigt, " die noch bevorstehenden Umwandlungen einzugehen, und welche im } Wesentlich: _bis gegen das Ende der embryonalen Entwickelung bei- behalten wird. Der Kopf ist gebildet und seine einzelnen Theile befinden " sich in einer der definitiven sehr nahe kommenden Lage, der Mund und 7 das Lumen des Vorderdarmes sind angelegt, und wie das Vorderende des“ Körpers der Kopf, so befindet sich auch das Hinterende als geschlossenes ° Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 135 eine Spalte als Lumen des Hinterdarmes bereiten auch bier die Bildung des Darmtractus vor, dessen mittlerer Theil noch aus einer freien, seine Form schon vollständig darstellenden Dottermasse besteht. Die Urseg- mente bilden die Grundlage der homologen Abschnitte des Larvenkörpers ‚und die Locomotionsorgane zeigen sich in ihrer Entstehung als paarige "Auswüchse an dem ersten und letzten dieser Abschnitte. !Die Aufgabe - der dritten Periode ist es, den bereits richtig gruppirten Theilen ihre definitive Form zu geben, zugleich aber die bisher gleichförmigen Zellen- massen in eine oberflächliche und eine tiefe Schicht zu theilen, aus wel- chen dann einerseits die Haut und das Muskelsystem, andererseits die inneren Organe: Nervensystem und Darmtractus sich bilden. Während der Ausbildung der inneren Organe wird die bisher noch oflene Leibes- höhle nach dem Rücken hin geschlossen. Die Bildungsthätigkeit dieser Periode ist zuerst eine organologische und dann eine histologische, es liessen sich demnach zwei Unterabtheilungen unterscheiden, in deren ‚erster sich die Organe aus noch indifferenten Zellenmassen zusammen- setzen, während in der zweiten diese Zellenmassen histologische Charak- tere hun, Praktisch ist indessen diese Eintheilung nicht durchzu- führen, da die verschiedenen Organe in ihrer histologischen Umwand- lung nicht gleichen Schritt halten, und ausserdem bei vielen der Zeit- punkt sich gar nicht bestimmen lässt, von welchem an die embryonalen Zellen den Charakter eines bestimmten Gewebes annehmen. Den letzten - Theil dieser Periode bezeichnet ein Wachsen des gesammten Embryo in die Länge, durch welches das Missyerhältniss in der Grösse des Kopfes and Leibes einigermaassen ausgeglichen wird, die inneren Organe, vor Allen der Darmcanal, die zu ihrer bald Bere Thätigkeit nöthigen Proportionen he, und ausserdem dem Embryo die zur Sprengung - der Eihüllen rlite Kraft verliehen wird. Ich beginne mit der Metamorphose des Kopfes und seiner "Anhänge. Wir sahen, wie am Ende der zweiten Periode das hintere Maxillenpaar in der Mittellinie verwachsen war, und durch Um!» mmen seiner vorderen Enden nach «ussen Leyerform el hatte (Fig. mh msc?). Die zu einer Platte verwachsenen Maxillei:' bedeckten von ‚ binten her den Bauchtheil der Kopfwülste, liessen ie die voslarste, | unmittelbar vor der Mundspalte gelegene Partie derselben nocn frei, ' welche in der Bauchansicht als lippenförmig eingeschnittener Doppel- | wulst, vor ihrem vorderen Rand deutlich hervortrat (kw). Indem jetzt die nach aussen gekrümmten lappigen Seitentheile (2) sich mehr auf- | richten und, das ganze Maxillenpaar nach vorn wächst, überragt es bald den Lippenrand der Kopfwülste, ohne indessen mit ihm zu ‚erschmelzen, - wie durch Senkung des Tubus leicht constatirt werden kann (Fig. 42 mx°). Zugleich rücken die Seitenlappen (!) der Maxillen näher zusammen, Spitzen sich nach vorn zu (Fig. 33 und 34), verschmälern sich, und ver- schmelzen endlich in der Medianlinie zu einem herzförmig eingeschnit- 136 Dr. August Weismann, tenen Lappen {Fig. 43 }), der als die eigentliche Unterlippe sich vom Basaltheile der Maxillen, dem Kinn der Larve scharf abgrenzt. Letz- terer hat die Form eines Halbkreises und zeigt zu dieser Zeit bereits sehr deutlich eine Trennung der Zellenmasse in eine tiefe und oberflächliche Schicht, nachdem er anfänglich sich von den unter ihm gelegenen Kopf- wülsten gar nicht abgegrenzt und mit ihnen eine einzige Masse gebildet hatte. Zwischen der oberflächlichen und der tiefen Schicht entsteht eine Spalte, die sich im Laufe der Entwickelung noch erweitert und sowohl im Profil, als auch in der Bauchansicht im ganzen Umfang des Basal- stückes wahrgenommen wird, im letzteren Fall als zwei schmale, menis- cusartige helle Räume (Fig. 43), zwischen welchen die tiefe Zellenmasse als eine grosse, breite, kuglige Masse liegt. Letztere ist nichts Anderes, als das zweite Ganglion des sich bildenden Nervenstranges: das untere Schlundganglion (Fig.33 sg”). Zwischen Kinn und Unterlippe bleibt ein schmaler Streifen übrig, in welchem zwei kleine eiförmige Figuren auftreten, wahrscheinlich die Ansatzstellen zweier Muskeln im schein- baren Querschnitt gesehen (Fig. 4% b). Die Unterlippe nähert sich nun immer mehr ihrer definitiven Form ; der herzförmige Einschnitt des vor- deren Randes verliert sich und wird zur einfachen geraden Querlinie, welche sich sebr‘ verdünnt, später gegen die Mitte in stumpfem Winkel vorspringt (Fig. 44 ma”), und auf welcher sich am Ende der embryo- nalen Periode, wenn die Zellenschicht der Haut eine zarte Chitinlage auf sich abscheidet, jederseits vier kleinere spitze Zähne, und in der Mitte ein grösserer, unpaarer Zahn erheben. Allmählich nimmt dann die vor- her farblose Platte eine gelbliche bis braungelbe Färbung an, und stellt so die Form dar, wie sie während der ganzen Larvenzeit bestehen bleibt (Fig. 45 mx?). | Die Unterlippe von Ghironomus wird demnach unzweifelhaft durch Verwachsung der hinteren Maxillen gebildet, und ebenso verhält es sich, wie weiter unten gezeigt werden soll, bei Musca. Nachdem früher ganz allgemein die Unterlippe als das Product einer Verwachsung zweier Kiefer angesehen wurde, worauf schon ihre Gestalt und die paarigen Taster vieler Insecten hinwiesen, musste man nach Kölliker's Darstellung und Abbildungen von Chironomus, Simulia und Donacia') glauben, dass der Lippenrand des Keimstreifens (der Keimwülste) selbst sich zur Unter- 'lippe umbilde. Zaddach lässt nun für die Phryganeen keinen von beiden Modus gelten?). Er schreibt dem hinteren Maxillenpaar nur sehr ge- ringen oder gar keinen Antheil an der Bildung der eigentlichen Unterlippe zu und lässt nur die Endglieder derselben sich zu den Lippentastern umwandeln. Nach seinen Beobachtungen besteht »der ganze Theil, der bei den Insecten und ihren Larven als Kinn und Unterlippe bezeichnet 4) De prima insectorum genesi. Taf. I. Fig. IV—VIll. 2) Entwickelung des Phryganideneies. S. 30 u. 34. Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 137 wird und wahrscheinlich auch die sogenannte Zunge aus einer tiefen Falte der Keimwülste selbst, zu der die Segmente der Oberkiefer und der beiden Unterkieferpaare beitragen, und nur, weil diese aus zwei neben- einanderliegenden Strängen gebildei werden, erscheint auch die Unter- lippe aus zwei seitlichen Theilen zusammengesetzt. Die Gliederung in Kinn und Unterlippe entsteht erst später und steht mit der ursprüng- lichen Segmentbildung an diesem Organ in keinem Zusammenhang«. Mit letzterem Satz stimmt meine Darstellung überein, ersteren aber muss - ich für die Dipteren wenigstens entschieden in Abrede stellen und für die Hemipteren scheint er ebensowenig gültig zu sein. Huscley’') sah die rüsselartige Unterlippe von Aphis durch Verschmelzung des zweiten Maxillenpaares zu Stande kommen und suchte vergeblich nach einem An- halt für die Ansicht Zaddach’s. Ich glaube mich übrigens um so weniger berechtigt, einen Beobachtungsfehler bei Zaddach vorauszuseizen, als . meuerdings Claparede*) die Unterlippe der Spinnen ebenfalls aus einem unpaaren medianen Theil, dem hintern Rand der »plaque £Epichilique « entstehen lässt und wäre eher geneigt anzunehmen, dass der Theil, den wir bisher Unterlippe nannten, nicht überall dieselbe morphologische ' Bedeutung hat. ' Während das hintere Maxillenpaar zur Unterlippe verschmilzt, ver- lässt das vordere mit seiner Basis den hinteren Kopfrand und rückt an ; der Seite der Unterlippe nach vorn, um dieselbe schliesslich zu über- ragen (Fig. 44 u. 44 ma). Es verliert dabei seine frühere Biscuitform ; ‘ seine Ränder, soweit sie nicht frei in die Höhe ragen, verwachsen mit ' den anliegenden Theilen, dem Kinn und den Scheitelplatten, sein vorde- ' rer Rand verbreitert sich und theilt sich durch eine Längsspalte in zwei ' ungleiche Hälften. Die innere und kieinere legt sich als oblonges Plätt- ‚ chen an die innere Seite des Kinnes, um an der Begrenzung des trichter- förmigen Mundeinganges Theil zu nehmen (Fig. 44 in), die äussere ver- | Breitert sich, nimmt eine kegelförmige Gestalt an und bildet auf ihrer | Spitze eine kreisrunde Abstutzung, innerhalb deren eine Anzahl kurzer, | starrer Borsten sich erheben (Fig. 44 ext). Während also die innere, den ‚ Maxillen entsprechende Hälfte verkümmert, entwickelt sich die äussere | zu einem kegelförmigen Taster, welcher zu Seiten und etwas vor der “| Unterlippe steht, so dass seine Basis sich noch etwas an der inneren Fläche derselben hinerstreckt (Fig. 45 m«’). | N pa Umwandlung der Mandibularanhänge zu “ihrer definitiven | Form ist einfacher; sie spitzen sich zu und krümmen sich schnabelför- | mig nach innen gegeneinander (Fig. 43 und k4 md). Einige Zeit vor dem | Ausschlüpfen der Larve chitinisiren sie und erhalten dabei an ihrem In- | nenrande drei spitze Zähne (Fig. 45 md). 5 a ‚On the Agamic Reproduction and Morphology of Aphis. p. 224. Imeeaa.a.0, S. 5%. | 138 Dr. August Weismann, Der Antennenfortsatz, welcher seine Lage am Rücken des Vor- | derkopfes beibehalten, verschmälert sich an seinem vorderen Theil, und wächst in eine kurze, borstenförmige Antenne aus, deren Gliederzahl während der Embryonalzeit selbst bei starker Vergrösserung schwer zu erkennen ist (Fig. 36 at). Die Antenne der Larve hat fünf Glieder, deren ersies so lang ist, als die folgenden zusammengenommen, deren zweites am Grund eine Borste trägt, welche fast bis an die Spitze der Antenne reicht. Eine eigenthümliche Entwickelung erfährt der Vorderkopf. Wie oben schon erwähnt, entsteht aus seinem hinteren Theil der Clypeus, welcher keilförmig zwischen die Scheitelplatten eingezwängt eine Gabel- nabt auf der Rückenseite des Kopfschildes veranlasst (Fig. 35 ok). Der vordere Theil desselben wird zur Oberlippe, behält eine sehr bedeutende Grösse bei, bekommt eine starke Muskulatur und bildet ein wesentliches Glied des Kauapparates (Fig. 46 u. 48 !b). Zwischen Beiden bildet sich eine quere Furche, welche zur scharfen Kante wird, und der hintere Theil zerfällt durch zwei von den Seiten her vorspringende flügelförmige Forisätze der Scheitelplatten wiederum in zwei Abtheilungen, deren vor- dere, eine querliegende rechtwinklige Platte, das sogenannte »untere Kopfschildchen « ist (Fig. 46 u. 48 uk), während die hintere eine rhom- bische Gestalt hat und dem eigentlichen Kopfschild entspricht (cl). Die Ränder dieses Rhombeids verdicken sich leistenförmig nach innen, ° vielleicht um den Muskeln als Ansatzpunkte zu dienen, und bilden so eine zierliche Figur, welche in späterer Zeit, wenn der Kopf ganz aus- gebildet ist, weniger hervortritt, als zur Zeit ihrer Entstehung. Die Ober- lippe behält die dicke, wulstförmige Gestalt bei, die der. vordere Theil des Vorderkopfes von Anfang an hatte, trennt sich aber in ihrer ganzen Dicke vom hinteren Theil (Clypeus) ab; im Profil sieht man bei tiefer Ein- stellung deutlich eine scharfe Linie schräg von der Furche zwischen Öberlippe und Glypeus nach dem Eingang in den Schlund "hinziehen (Fig. 48 a). Obere und untere Fläche der Oberlippe gehen mit sanfter Wölbung ineinander über, die untere wird schliesslich mit zwei Reihen kurzer, dicker, nach rückwärts gekrümmter Borsten besetzt (Fig. 45 lb), hinter welchen noch ein elliptischer Ring folgt, anfänglich aus den klei- | nen, körnerartigen Embryonalzellen bestehend, später aber chitinisirend unter Bildung verschiedentlicher Zacken und Zähnchen. Die Oberlippe macht hei der Larve die Bewegung von oben nach unten, ihre rauhe, mit verschiedenartigen spitzen Vorsprüngen besetzte Unterseite wirkt nicht allein beim Act des Beissens mit, sondern scheint auch bei der Loco motion, eine Rolle zu spielen, indem die Larve ihre Kauwerkzeuge gern braucht, um die Wirkung des vorderen Afterfusses zu unterstützen und sich damit an den zufällig im Weg liegenden Gegenständen jest eu ka mern. Ich habe dies oft unter dem Mikroskop beobachtet, wo während des Umherkriechens im Wassertropfen die Kiefer der Larve sich fort= Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 139 während öffneten und schlossen, während die’ Oberlippe als Anticheir dienend eine auf- und kmpende Bewegung machte, Während so auf. der Oberfläche des Körpers die der Ernährung die _ nenden Kauwerkzeuge ihrer Vollendung entgegengehen, bildet sich in der ‚Tiefe des Embryo der Darmtraetus aus. Wir sahen am Ende des zweiten Abschnittes die Bildung des Vorder- und Hinterdarmes durch: nach aussen mündende Spalten vorbereitet, und es wurde bereits besprochen in welcher Weise sich diese Spalten bilden. Beide umgeben sich nach Beendigung der Zusammenziehung der Keimwülste, bisweilen auch schon etwas früher mit einer einfachen Schicht von Zellen, welche sich von denen der.übrigen Embryonalitheile durch Grösse und Form, sowie durch ihre regelmässige Anordnung sehr deutlich abzeichnen, obwohl es keinem Zweifel unterliegt, dass sie nicht neu entstanden, sondern durch Um- wandlung aus jenen hervorgegangen sind, und gewissermaassen einem ‚Spaltungsprocess der sie umgebenden tiefen Zellenschicht ihren Ursprung verdanken. Der Vorder- wie der Hinterdarm erscheinen sodann als helle Spalten, eingefasst von zwei bandartigen Streifen relativ grosser, vier— eckiger Zellen, an welchen sich sehr wohl der röthliche, klare, kreis- ‚runde Kern von dem homogenen, bläulich das Licht brechenden Zellen- inhalt unterscheiden lässt (Fig. 33 od). Diese Zellen sind nicht wesentlich verschieden von den übrigen Embryonalzellen, und wenn Zaddach') von einer gänzlichen Umwandlung der Zellen in »Gewebe bildende Körner« ‚spricht und dieser Beobachtung einen grossen Werth beilegt, so kann ich zwar zugeben, dass allmählich eine so erhebliche Verkleinerung der Zellen eintritt, dass sie stark lichtbrechenden Körnern gleichen, muss aber jede weitergehende Bedeutung dieser Thatsache in Abrede stellen. Die scheinbaren Körner sind Zellen, und es hängi lediglich von ihrer ab- soluten Grösse ab, welche wiederum von der Grösse des Embryo ab- hängig zu sein scheint, ob die Erkenntniss ihrer zelligen Natur leichter oder schwieriger ist. Bäi der Entwickelung von Musca vomitoria wird dies vollends klar werden. 0 Während so die beiden Endtheile des Darms sich durch Umhüllung ‚einer Spalte mit bereits vorhandenen, nicht erst neugebildeten Zellen bilden, entsteht der Mitteldarm unabhängig von jenen auf ganz verschie- dene Weise, wahrscheinlich durch Umhüllung des Dotiers mit einem Blasten, Bin weichem sich Zellen bilden. Die Doitermasse, weiche be- stimmt ist in den Mitteldarm einzutreten, welche gewissermaassen die _ Form ist, über welche die Wandung des Mitteldarmng gegossen wird, be- findet sich an der Rückenseite des Embryo in dem freien Raum zwischen ‚dem hinteren Rand des Kopfes und der Hinterleibspitze, und reicht in ‚die Tiefe bis nahe an die innere Fläche der Keimwülste, von welcher sie aur durch die mediane Doiterfirste getrennt wird. Im Anfang der dritten 4) a.2.0. 8.24. 140 Dr. August Weismann, Entwickelungsperiode, kurze Zeit nach der Bildung des Vorder- und Ilinterdarms umgiebt sich diese Dottermasse mit einer dünnen, hellen Schicht (Fig. 33 dl), welche sich auf ihrer ganzen Oberfläche, soweit dieselbe der Beobachtung zugänglich ist, zu gleicher Zeit auflagert. Da um diese Zeit die Schliessung des Rückens noch nicht erfolgt ist, und also in dem Umfang des zum Mitteldarm werdenden Dotters keine Zellen sich befinden, von denen aus sich ein Ueberzug über ihn hinziehen könnte, und da ausserdem an der hellen Schicht auf der Oberfläche des Dotters keine zellige Structur zu erkennen ist, dieselbe auch viel dünner ist, als eine Lage von Embryonalzellen sein würde, so muss geschlossen werden, dass die Wandung des Mitteldarms qaurch freie Zellenbildung entsteht. Auch Zaddach') wurde zu dieser Ansicht geführt, obwohl er direete Beobachtungen über die Bildung des Dottersackes nicht besass; sie gewinnt an Wahrscheinlichkeit durch die Wahrnehmung, dass die Wandung sich allmählich auf Kosten des eingeschlossenen Dotters ver- diekt (Fig. 37), und dann erst aus Zellen zusammengesetzt erscheint. Bei Chironomus können diese zwar nicht deutlich erkannt werden, sind aber bei grösseren, Inseceten (Musca) leicht nachzuweisen. | Ueber die Bildung des Dottersackes weichen die Ansichten der Au- toren ziemlich weit voneinander ab. Zaddach und Leuckart?) stimmen insoweit überein, als Ersterer bei den Phryganeen, Leizterer bei den Pupiparen allen Dotier in den Mittel- darm eintreten lässt, weichen aber insofern voneinander ab, als Zaddach die Wandung durch freie Zellenbildung entstehen sah, während Leuckart die Bauchwand des Dottersackes früher als die Rückenwand beobachtete und sie als eine isolirte Schicht des »Muskelblaties« betrachtet, entstan- den durch eine Fortseizung desselben Spaltungsprocesses, aus welchem er auch die Bildung des Vorder- und Hinterdarms herleitet. Auch Kölliker?) sah, sowohl bei Chironomus als bei Simulia die Bauchwand zuerst entstehen und stimmt insofern mit Leuckart überein , mit dessen Anschauungsweise von der Entstehung dieser Wandung nur die Angabe Kölliker’s, dass zwischen der Wandung und der Zellenmasse des Embryo noch ein Dotterstreif trennend liegen bleibt, wenig verträglich ist. ‘Wie oben gezeigt wurde, ist indessen diese Beobachtung Kölliker’s vollkom- men richtig: bei Ghironomus wird die Bauchfiäche des Dottersacks von den Keimwülsten durch die mediane Dotterfirste getrennt, welche vom Kopf bis in’s zwölfte Segment sich zwischen Beiden hinzieht. Folgt hieraus auch nur, dass es sich bei Chironomus in dieser Hinsicht anders verhält als bei den Phryganeen und Pupiparen, so ist doch die hier nicht zu bezweifelnde Thatsache der Absperrung des Dottersacks von den Zellenschichten der. Keimwülste ein schwer. wiegender Einwand gegen’ 4) a. ad. 0. S..40. 2) Entwickelungsgeschichte der Pupiparen. S. 78. 3) a.2.0.,8.6, Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 141 _ die Ansicht, als bilde sich die’ ventrale Wand des Mitteldarms durch Ab- spaltung von der tiefen Lage der Keimwülste. Der Dottersack nimmt anfänglich die ganze Breite des Eies ein, ist oval und reicht vom hintern Rand des Kopfes bis in’s zehnte Segment. - In der Rückenlage (Fig. 35) bemerkt man oft deutlich den Uebergang seiner hellen Wandung in den Enddarm, dessen Zellenschicht dieselbe - an Dicke bedeutend übertrifft. Erst später, wenn auch jene eine zellige Structur annimmt, besitzen die Wände beider Darmtheile gleiche Dicke > (Pig. 35 u. 37). So steht die Bildung der Endtheile des Darms zeitlich zwar nur wenig entfernt von der des Mitteldarms, ihrem Wesen nach aber ist sie "gänzlich verschieden von dieser, wie dies auch bereits von Leuckart‘) ausgesprochen worden ist. Vorder- und Hinterdarm bilden sich als ein- flache Zuleitungsröhren zu dem Mitteldarm, der schon durch sein enor- mes Volumen und mehr noch durch seine ganz selbstständige Bildungs- geschichte als der Haupttheil des Verdauungsapparates sich geltend "macht. Später ändern sich die Grössenverhältnisse der einzelnen Darm - theile zu einander, Vorder- und Hinterdarm strecken sich in die Länge, ersterer entwickelt sich zum Schlund, der Speiseröhre und dem Vor- magen, letzterer zum eigentlichen Darm und zum Recium, während der “ Mitteldarm zwar nicht an Länge, aber sehr viel an Breite abnimmt und den vom Vormagen -bis zur Einmündung der Maipighöschen Gefässe reichenden Chylusmagen darstellt. Die Bildung der Malpighischen Ge- fässe lässt sich bei. Chironomus nicht beobachten; dass sie nicht vom ' Mitteldarm ausgeht, kann schon aus der Mündungsstelle der Gefässe bei - der jungen Larve geschlossen werden, und aus dem Umstand, dass bei dieser der Chylusmagen bis dicht oberhalb der Malpighischen Gefässe "mit Dotter gefüllt ist, während diese selbst, ganz wie die übrigen Theile er Tractus ein ellkanınen klares Lumen Eileen ‚Zu gleicher Zeit mit dem Darm bildet sich die Leibeshöhle des no; indem die Ursegmente den Dottersack umwachsen, sich gegen ' den Rücken hin verlängern, um in der Mittellinie desselben: zusammen- zustossen und miteinander zu verschmelzen. Diese Schliessung der ‚Segmente schreitet von hinten nach vorn vor, so dass die hinteren Seg- mente früher den Rücken erreichen als die vorderen. Anfänglich ist von einer regelmässigen Gliederung am Rücken nichts zu sehen; eine ‚wulstige, nicht sehr dicke, vielfach gefaltete Zellenschicht bedeckt den Dottersack (Fig. 36), später aber lassen sich die Querfurchen der Seg- mentränder auch hierhin verfolgen, wenn sie auch stets etwas dicht an- und übereinander gedrängt sind, die Folge ihrer Lagerung an der kürze- ren (geraden) Eiseite. Dass mit der Schliessung der Leibeswand die Bildung. des Rückengefässes zusammengeht, ist zwar wahrscheinlich, ls AR: Aa, a0. 8.97. 142 Dr. August Weismann, allein der Vorgang entzieht sich gänzlich der Beobachtung. An der frisch ausgeschlüpften Larve ist das Rückengefäss in schönster Ausbildung und Thätigkeit zu beobachten. | Die Bildung selbstständiger Wände um die Spalten des Vorder- und Hinterdarmes bezeichnet den Anfang der organologischen Differenzirung der embryonalen Zelienmassen. Dieselben trennen sich in eine ober- flächliche und eine tiefe Schicht, aus ersierer entstehen Haut und Mus- kein, aus letzterer Darm und Nervensystem. Es ist hier der Ort auf die Zaddach’sche Blättertheorie zurückzukommen. Es fragt sich, ob die jetzt auftretende oberflächliche Zellenschicht identisch ist mit der oberfläch- lichen Zellenlage der ersten Periode, dem Faltenblatt, ob demnach dieses ein Hautblatt im Zaddach’schen Sinne genannt werden kann. Ich muss dies entschieden verneinen, da sich weder eine -Continuität zwischen Fal- tenblatt und Hautschicht der dritten Periode nachweisen lässt, noch diese letztere die Charaktere besitzt, die sie zu einem Keimblatt machen würden. Zaddach lässt sein Hautblatt, nachdem die Anhänge des Kopfes und der Körpersegmente gebildet sind, von den Seitentheilen der Keim- wülste, auf welche es in zwei Hälften getrennt sich zurückgezogen hatte, wieder gegen die Mittellinie hin wachsen und sämmtliche oberflächlich gelegenen Theile des Embryo, die ganze Bauchfläche mit ihren Glied- - maassen inbegriffen, von Neuem überziehen. Aus ihm bildet sich dann die Haut, während die Hauptmasse der embryonalen Anlage als »Muskel-- blatt« sich in Muskeln und Nerven trennt. Die Thatsachen, auf welchen diese Theorie fusst, scheinen mir bei Weitem nicht sicher genug, um so weitgehende Schlüsse zu tragen. Gerade der wichtigste Punkt, die Ueberwachsung des gesammien Embryo durch das Hautblatt tritt in der Darstellung Zaddach’s viel mehr als ein Postulat der Theorie, denn als unbefangene Beobachtung auf. Verfasser schliesst aus dem Verschwin- den einer Linie, welche eine Zeit hindurch die Grenze der zurückge- wichenen Hälften des Hauiblattes bezeichnete, dass dasselbe von Neuem gegen die Mittellinie gewachsen sei; eine Beobachtung dieses Vorganges wollte ihm nicht gelingen. Auch mir ist sie nicht gelungen, und ich ziehe aus dem Verschwinden der zarten Kanten des Faltenblattes den näher liegenden Schluss, dass dieselben mit den Keimwülsten verschmel- zen. Eine Ueberwachsung sämmtlicher, zum Theil stark prominirender Theile durch das Hautblatt würde überdies auch grossen theoretischen Schwierigkeiten begegnen, da aus ein und demselben Blatt einerseits scharf abgegrenzte selbstständige Theile (die Scheitelplatten), anderer- seits ein allgemeiner Ueberzug sämmitlicher Theile sich bilden soll. Die Grenzlinien der Scheitelplatten müssten sich hierbei unfehlbar ver=\ wischen. Indessen entspricht auch die oberflächliche Zellenschicht der dritten Periode einem Hautblatt im Zaddach’schen Sinne keineswegs. Aus ihr bildet sich nicht nur die Haut, sondern auch der grösste Theil der Muskeln, während auf der anderen Seite das tiefe Blatt, wenn man Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 143 ‚ klumpige Zellenmasse mit diesem Namen belegen will, nicht nur vensystem und Wände des Darmes, sondern auch einen Theil der keln aus sich hervorgehen lässt. Von Keimblättern in dem bei den belthieren gebräuchlichen Sinne kann demnach bier nicht die Rede ‘ sein. Die vorher gleichmässige Zellenmasse spaltet sich in zwei Haupt- gruppen, ‚eine oberflächliche und eine tiefe Schicht, und diese spaltet ich sodann weiter in die einzelnen Organe, die ihre Vollendung durch jnahme histologischer Charaktere erreichen. Die Bildung der Ganglienkette beginnt im Kopf, zu ihrem Ver- sländniss isi es nöthig die seitherigen Schicksale der Kopfwülsie genauer zu verfolgen. Wir sahen; wie in der zweiten Periode das hintere. Maxil- enpaar zu einem leyerförmigen Stück verschmolzen, den ventralen Theil Kopfwülste bedeckte mit Ausnahme des Lippenrandes derselben, der hnen hervorragend die hintere Grenze der Mundspalte bilde ete. päter bedeckt die Unterlippe auch diesen noch freien Theil, und da mtliche Kopfanhänge zugleich mit ihr nach vornen wachsen, um von ‚Seiten her den Med zu umstellen, so werden dadukeh die Kopfwülste in den hinteren Theil des Kopfes ne sie verschwin- den in der Tiefe und lassen sich erst dann wieder deutlich erkennen, wenn die Differenzirung der Zellenmasse eintritt. Wie viel von ihnen an die oberflächliche Er abgegeben und zur Muskelbildung verwandt rd, lässt sich nicht genau bestimmen, ein kleiner Theil hat sich auch Umbüllung der Spalte des Vorderdarms bereits von ihnen getrennt; er ist, dass die bei Weitem grösste Masse zur Bildung der beiden rsten Ganglien, des oberen und unteren Schlundganglions, nebst ste ändert sich dabei nur unbedeutend und ganz allmählich, die Lage r einzeinen Theile zu einander bleibt ganz dieselbe, die dorsalen nkel bilden das obere, die Fenlzalen das untere lsdaen ion, ). Die Bildung dieser en aan im Aufens der don Periode, u Ben Zeit mit oe u des Bandes ne Hinterdarines, und Sr a und ist in der Bauchansicht (Fig. 44 sg?) in seinem Sienen eil vom vorderen Afterfusspaar (f') bedeckt. Sehr gut markirt sich ieser Lage die mediane Furche, die wie irüher die Kopfwülste, so Ss Ganglion in zwei symmetrische Hälften theilt. Wird der Tubus , so erkennt man in der Tiefe die beiden Hälften des oberen dganglions (sg‘), deren jede von etwa birnförmiger Gestalt mit ) jitze nach vorn in die beiden Commissuren übergeht. Fig. 35 u. 2 igen das obere Schlundganglion vom Rücken her, wo der paarige De z 144 Dr. August Weismann, Bau sehr deutlich hervortritt. Auch nach dem Ausschlüpfen der Larve aus dem Ei lässt sich an der Form der beiden Ganglien ihre Entstehung aus den Kopfwülsten noch recht wohl erkennen. Sie sind dann noch mehr nach hinten gerückt, haben den Kopf verlassen und liegen im ersten Leibessegment; ihre Grösse hat sich vermindert und auch die Gestalt | etwas verändert (Fig. 49 A u. B), sie erscheinen von den Seiten her ab- geplattet und die Oeffnung zwischen den Schenkein der Commissuren hat sich verengert, ihre Lage zu einander aber und zum Schlund ist ganz dieselbe wie die der Kopfwülste in der ersten Periode der Em- bryonalzeit. n Nicht lange nach der beginnenden Differenzirung im Kopf ort : derselbe Process am Körpertheil der Keimwülste; eine dünne, oberfläch- liche Schicht trennt sich mit scharfer Linie von der tiefen, eich letz- tere sich mit Ausnahme des zwölften Segmentes in der ganzen Länge 4 und Dicke der Keimwülste zur Bauchganglienkette umwandelt. Es ent- stehen auf diese Weise elf Ganglien von einer im Verhältniss zum Embryo colossalen Grösse, welche die Form der Ursegmente vollkommen beibe- haliend ohne Commissuren dicht aufeinandergepackt liegen und durch - eine tiefe mediane Längsfurche auf ihrer Aussenfläche in symmetrische h _ Hälften getheilt werden. Anfänglich liegt ihnen die oberfläckliche Zellen- schicht noch dicht auf (Fig. 36), allmählich aber hebt sie sich von ihnen ab und es bildet sich ein heller, nur von Flüssigkeit erfüllter Raum zwi- schen beiden (Fig. 39). Im Halbprofil erscheinen dann die symmeiri- schen Hälften der Ganglien,, ganz wie früher die der Ursegmente als pa- rallellaufende Linien, über welche die Haut, mehr oder weniger deutlich ” % die Segmenteinschnitte beibehaltend, brückenwrki hingespannt ist. Be 38 9‘—g!), sind fast von biscuitförmiger Gestalt und werden seitliel von einem schmalen, hellen Raum begrenzt, weicher dadurch entsteht, dass an den Seitenwänden des Embryo, die erst secundär durch Um - wachsen des Dottersackes gebildet wurden, eine Spaltung in Schichten erst später eintritt i An Beobachtungen über die EsSeRIE der Nervencentren bei dom der im Embryo, noch in der oc Larve von aaa zonat s wahrnehmen und auch Zaddack bietet über ihre Entstehung mehr Ver- muthungen als directe Beobachtungen ; er konnte die Ganglien nur d durch sichtbar machen, dass er den Leib des Embryo durch Druck sprengte. Dabei traten häufig vier kuglige Zellenklumpen aus, welche er gewiss, mit Recht für Bauchganglien ansprach. Wenn Zaddach miß Rathke schliesst, das Nervensystem bilde sich aus einer Partie der fest Bauchwand, so ist das zwar nicht erschöpfend, aber im Allgemeinen rich- tig und auch die Vermuthung, das Nervensystem bilde sich erst um die Mitte der Entwickelungszeit, kann ich bestätigen, wenn ich auch nicht ‘E r 5 Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 145 vermag ihm in die weiteren tlieoretischen Schlüsse zu folgen, wonach für jedes um diese Zeit noch selbstständige Segment der Keimwülste ein - Ganglion entstünde und auf diese Weise sich erklären liesse, warum für _ die von dem genannten Forscher angenommenen fünf Kopfsegmente nur "zwei Ganglien sich bilden. Dass nicht für jedes Segment der Keim- _ wülste auch nothwendig ein Ganglion gebildet werden muss, geht aus der Thatsache hervor, Es dem zwölften Segment ein solches fehlt, und blos vom ersten bis elften Leibessegment ein Ganglion sich vorfindet. So viel mir bekannt, ist Zeuckart der einzige, der den Ganglienstrang der Insecten kurz Se seiner Entstehung in situ gesehen hat; er lässt ihn durch Isolation aus dem sogenannten Muskelblatt, d. h. also aus der - tiefen Zellenschicht entstehen, eine Beobachtung, weiche mit den meini- gen in vollkommenem Rinklange steht.. Nach Leuckart's Zeichnungen!) scheint indessen bei den Pupiparen eine viel geringere Masse der Keim- _ wülste in die Bildung der Nervencentren einzugehen, als bei Chironomus. Aus den bei Chironomus gewonnenen Resultaten geht hervor, dass das Nervensystem sich direct aus den Doppelaxen der Embryonalanlage bildet, aus den Keimwülsten; der grösste Theil desselben ist potentia bereits im Keimstreifen enthalten. | Im-Anschluss an die Nervencentren sei hier der Entstehung der Sinnesorgane gedacht. Die Larve hat zwei Paar einfache Augen, ‚welche seitlich am Kopf hinter den Fühlern liegen und deutlich aus dem Nerven, einem lichtbrechenden Körper (Linse) und einer Pigmentschicht ‚bestehen. Sie entsteben, wenn das Nervensystem bare ausgebildet ' ist. Näheres über die Art und Weise dieser Entstehung zu erfahren, | "war nicht möglich, da die körnerähnlichen Embryonalzellen durch ihr \ starkes Lichtbrechungsvermögen die Beobachtung sehr erschweren. In \ der letzten Hälfte der dritten Periode zeigen sich auf der Rückenfläche des Kopfes, an den Seiten der Scheitelplatten je zwei blasse, gelbliehe v Pigmentilecken von unregelmässig rundlicher, ofi fast halbmondförmi- | ger Gestalt, deren Färbung im Laufe der Entwickelung an Intensität zu- | nimmt und durch’s REN in’s Bräunliche übergeht, an denen sich 1 aber weder zutretende Nerven, noch Linse erkennen lässt. | Noch weniger Aufschluss giebt die Beobachtung über die Bildung | der Fühlerganglien, eines bei den.Dipterenlarven, wie ich finde, sehr weit verbreiteten Tastorgans, ich verspare daher die ee, desselben auf die nachembryonale Zeit. (Siehe auch bei Musca vomitoria.) | Während der Ausbildung der inneren Organe vollenden sich am ersten und letzten Leibessegment die Locomotionsorgane. Im An- fang der dritten Periode bestehen die hinteren Afterfüsse aus zwei kur- zen, conischen Zapfen, deren Entstehung oben beschrieben wurde. Der Ater ra zwischen ihrer Basis in einer Grube, an der Grenze zwischen na. 2.0 Tat. Fig.:42. | a elschr. f. wissensch. Zoologie. XIII. Bd. 40» 146 Dr. August Weismann, Rücken und hinterer Fläche; die kleinen Längswülste, welche ihn seit- lich begrenzten , haben sich in zwei Hälften getheilt, deren jede jetzt zu einem hohlen, fingerförmigen Anhang auswächst (Fig. 36, 37,'39 ag). Wahrscheinlich dienen dieselben der Respiration, wie dies auch Kölliker annimmt. | Die Afterfüsse der Larve sind ungegliederte, eylindrische Fortsätze, deren querabgestutztes Ende napfförmig eingezogen und kegelförmig | wieder vorgestülpt werden kann, und mit einer grossen Menge langer, hakig gekrümmter, starker Borsien besetzt ist. Beim Embryo zeigt sich bald auf der Spitze der conischen und soliden Zapfen eine napfförmige | Einziehung, über welche sich eine klare, structurlose Membran weg- | spannt, wie das Fell über eine Pauke. Der Raum zwischen Beiden ist mit vollkommen durchsichtiger, structurloser Masse ausgefüllt, in ihm entstehen die Borsten, welche beim Ausschlüpfen der Larve durch Reis- sen der darüber ausgespannten Membran und Ausstülpen der napfför- migen Vertiefung mittelst Einpressen von Blut in den Afterfuss zu Tage treten. Das Einstülpen des Fusses geschieht durch besondere Muskeln, welche am Grunde des Napfes als lange, schmale Bänder bis an die Basis des Segmentes zurücklaufen. Sie entstehen aus der tiefen Zellen- schicht des Segmentes, da, wie wir oben sahen, ein Ganglion im zwölf- ten Segment nicht gebildet wird. Die Bildung des vorderen Afterfusspaares ist der des hinteren ganz analog; die Bildung der Borsten lässt sich hier sehr genau beobachten. ' Bei der Larve sind die vorderen Afterfüsse in der Mittellinie verwachsen, 2 demgemäss entstehen sie auch gemeinsam aus einer queren, vorn grade y abgestutzten Falte, welche sich am vorderen Rand des ersten Segmen- & tes erhebt, und etwa drei Viertel der Bauchseite desselben einnimmt (Fig. 33 f'). In der Falte tritt eine Zusammenziehung der Zellenmasse ein, in Folge deren sich eine einzige, grosse, napfförmige Vertiefung bildet, in der Bauchansicht als halbmondförmiger Ausschnitt erscheinend, den die Zellenmasse in nach vorn concavem Bogen begrenzt. Die Ver- tiefung ist auch hier mit einer structurlosen, klaren Masse ausgefüllt, welche ven einer ebenfalls structurlosen Membran überspannt wird. | Ehe noch in der Ausfüllungsmasse eine Differenzirung sichtbar wird, krümmi sich der Zellenwulst, welcher die napfförmige Aushöhlung bil- det, nach vorn, und theilt so den halbmondförmigen Ausschnitt in zwei ebenso gestaltete Hälften (Fig. 43’). Der mediane Vorsprung wächst allmählich noch weiter nach vorn, erreicht aber nicht ganz die structur- iose Membran, so dass also immer eine Communication zwischen beiden | Näpfen’bleibt. Unterdessen schiessen in der klaren Ausfüllungsmasse die Borsien an, wie Krystalle in der Mutierlauge. Man erkennt zuerst eine feine, sehr blasse und zarte Längsstreifung, welche sogleich in der ganzen Länge der zu bildenden Borsten entsteht, und fast den Eindruck »iner feingefalteten Membran macht. Diese Streifen nehmen später an l Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 147 "Dieke und Deutlichkeit zu, und zeigen sich schliesslich als ziemlich - diehtstehende, etwas gekrümmte, nach innen radienförmig zusammen- . gelegte, und deshalb in spitzen Winkeln sich kreuzende Bersten, deren Enden den vorderen Rand der Fussfalte nicht ganz erreichen (Fig. 44 u. 45f)). Die Muskeln des Afterfusses bilden sich, wie besonders an ns grösseren Species von CGhironomus beobachtet werden’ kann, aus ‚dem oberflächlichen Blatt, welches sich hier ganz deutlich in Haut und Muskeln trennt. Ueber die Entstehung der Letzteren histologisch ge- “naue Rechenschaft abzulegen, ist bei der Kleinheit der Gebilde nicht ‚wohl möglich; Querstreifung besitzen die embryonalen Muskeln noch "micht, wohl aber habe ich deutlich kleine Kerne in ihnen wahrgenom- men (Fig. 39 ms). Die Muskeln des Leibes und die des Kopfes bilden - sich zu derselben Zeit. = 0,Der Embryo ist jetzt so weit ausgebildet, dass man ihn für fähig - zum Ausschlüpfen halten sollte. Die äussere Bor des Körpers ist der der Larve ähnlich, die Leibeshöhle ist geschlossen, die inneren Organe - sämmtlich ee, und die Bewegungsorgane verhanden; wirkliche Bewegungen aber mangeln noch, und der Embryo muss noch volle vier "und zwanzig Stunden ausharren, ehe er im Stande ist, sich aus den Eihüllen zu befreien. Die Hauptveränderung, welche in dieser letzten Zeit an ihm vorgeht, ist ein Wachsen des ganzen Körpers in die Länge _ verbunden mit einer Abnahme im Di schurner Bisher füllte der Embryo die Eihüllen bei weitem nicht mehr aus (Fig. 39), es blieb am Kopfende ein grosser Raum leer, und nur die innere Eihaut, die sehr zarle und durchsichtige Mann vitellina umschloss den Embryo un- | ‘ mittelbar. In Folge des Längenwachsthums und der daraus resultiren- - den Krümmung des Embryo reisst die Dotterhaut entzwei, und der Em- bryo lest sich dicht an das Chorion an. Er nimmt dabei eine eigen- | thümliche, korkzieherartiig gewundene Lage an, die allmählich und offen- | bar rein mechanisch durch die zunehmende ande des Körpers hervor- gebracht wird. Die Bauchseite des Kopfes und der vorderen Segmente | tritt dabei wieder auf die gerade Eiseite (Fig.50), nimmt aber auch Theil | an der in zwei Spiraltouren stattfindenden Aufrollung des Körpers. Das äussere Ansehen desselben verändert sich in sofern, als es mehr wurm- förmig und gestreckt wird, zugleich scheidet die Zellenlage der äusseren | aut eine feine Chiinsöhscht auf sich ab, und es entstehen scharfe Grenz- lin n am Kopf, die Gliederung der Anlbnmen, die Zähne der Mandibeln | und der Unterlippe treten scharf hervor, und eine quere Kante zieht sich | vom Kinn an der Seite des Kopfes nach der Basis der Antennen.‘ Wahr- | scheinlich fällt auch in diese Zeit die Bildung zweier conischer Zapfen | auf dem Rücken des eifien Segmentes, auf deren Spitze fünf bis sechs | lange, dünne Borsten eingepflanzt sind. Sie dienen der Larve als Tast- | 'organe, wie ein in ihrer Basis gelegenes Ganglion beweist. | Die Veränderungen der inneren Organe lassen sich in dieser letzien | 10* 148 Dr. August Weismann, Periode nicht verfolgen, da der Doiter dieselben zu sehr verdeckt. Schon bei der Umwachsung des Dottersacks durch die seitlichen Theile der Ur- segmente begann der freie Dotter, vor Allem der noch sehr mächtige mediane Dotterstreif an die Seiten und gegen den Rücken hin zu ziehen und sich mit den bereits seitlich gelegenen lateralen Doiterstreifen zu vereinigen. Kurz nach der Schliessung der Leibeshöhle findet sich noch kein Dotter am Rücken, später aber zieht sich von den Seiten eines jeden Segmentes bis auf den Rücken ein Ring von Dotitermasse hin, während Doitersack und Ganglienkeite nun unmittelbar aneinanderliegen (Fig. 39). Diese seitlichen Dotterringe verhindern in Verbindung mit der spiraligen Lage des Embryo die genaue Controlirung der Vorgänge im Innern, die sich erst nach dem Ausschlüpfen aus dem Bau der jungen Larve er- schliessen lassen. L Nach Vollendung der spiraligen Aufrollung werden Bewegungen des Embryo, besonders am vorderen Afterfuss bemerklich, die Borsten desselben werden vorgestülpt und wieder eingezogen, der ganze Fuss vorwärts und zurück bewegt; bald auch öffnen und schliessen sich die Oberkiefer. Diese Bewegungen nehmen an Häufigkeit, wie an Stärke zu, und das Sprengen der Eihaut geschieht zweifellos durch Anritzen derselben mit den scharfen Oberkiefern, worauf der Druck des eine Spi- ralfeder darsiellenden Körpers mit Leichtigkeit den Riss vollendet. Die frisch ausgeschlüpfte Larve hat eine Länge von ° 0,51 Mm. Da die Länge des Eies nur 0,32 Mm. betrug, so muss also in ° dem letzten Theil der dritten Entwickelungsperiode der Embryo um 0, 49 Mm. gewachsen sein. Dem entsprechend haben sich auch die in- neren Organe in die Länge gezogen, der Verdauungscanal hat sich ge- gliedert und seine einzelnen Abschnitte besitzen die Gestalt, welche sie im Wesentlichen während der Larvenperiode beibehalten. Der Tracius stellt einen geraden eylindrischen Schlauch dar, der wie bei den meisten Tipulidenlarven ohne Windungen, gestreckt in der Axe des Körpers ver— läuft. Schlund, Oesophagus und ein mit lappigen Ausstülpungen ver— sehener Vormagen lassen sich leicht unterscheiden ; ihre Wand besteht aus einfacher Lage heller Zellen. Sodann folgt vom dritten bis achten i Segment der Chylusmagen, der sich aus der früheren Eiform in einen scehlauchförmigen Gylinder umgewandelt hat, und noch mit grossen, gel- i ben Dotterkugeln g gefüllt ist, und schliesslich der Darm, in dessen vor- deres Ende die Malpighi Sa Gefässe münden. Letztere besitzen ein relativ weites, und deutliches Lumen, ohne wahrnehmbaren Inhalt, die Zellen der dünnen Wandung sind stark in die Länge gezogen: und ei bläulicher Farbe. Auch die den After umstehenden vier fingerförmigen Lappen haben sich vergrössert, sie sind Schläuche, deren Lumen mit der Leibeshöhle direct communicirt, so dass das Blut in bean eirculiren kann. Bei dem gänzlichen Mangel eines Tracheensystems, liegi die oben ausge- sprochene Vermuthung nahe, dass sie der Respiration dienen, eine Ver- Ba SE Die Entwiekelung der Dipteren imEi. 149 " muthung, die auch von den früheren Beobachtern [Kölliker‘), Verloren] - bereits aufgestellt wurde, und die dadurch an Wahrscheinlichkeit ge- winnt, dass später, wenn die Larve eine bedeutendere Grösse erreicht, ohne dass ein im Verhältniss zur Körpergrösse stehendes raoheeinun I sich entwickelte, noch mehrere solche schlauchförmige, mit der Leibes- ‘ höhle communicirende Anhänge sich bilden. Von Reaumur sind sie be- " reits beschrieben worden und auch Verloren?) bildet sie ab; beiden F Beobachtern scheint es aber nicht bekannt gewesen zu sein, dass sie der jungen Larve noch fehlen. Die Speicheldrüsen lassen sich jetzt erkennen, als dreieckige Lap- pen, welche mit der Basis nach vorn gerichtet, unmittelbar hinter dem oberen Schlundganglion im zweiten Segment liegen. Kölliker hat bei Chironomus zonatus die Anlage derselben bereits im Embryo wahrge- nommen, als rundliche, dem Oesophagus dorsal aufliegende Zellenhau- fen°); bei den von mir beobachteten Species liess sich davon Nichts er- kennen. Auch der Nervenstrang ist dem allgemeinen Längenwachsihum ge- folgt, und zwischen den einzelnen Knoten, welche früher dicht aufeinan- der lagen, haben sich doppelte anzseömmissuren gebildet. Indessen steht die dadurch bewirkte Verlängerung der Gaähenkeile weder im | Verhältniss zur Verlängerung des Körpers im Ganzen, noch geschieht sie - gleichmässig; während die meisten Knoten durch längere Commissuren verbunden werden, bleiben andere dicht aufeinander liegen. Das letzte “ Ganglion rückt um ein ganzes Segment weiter nach vorn, die Schlund- ! ganglien aber treten aus dem Kopf nach rückwärts und liegen jetzt zur , Hälfte im ersten Leibessegment, um einige Tage später voll ständig in das- selbe hinüberzutreten. Nur kurz sei noch der blassen, bändihnlisen Streifen gedacht, wel- che in der Leibeshöhle zu Seiten des Tractus liegen, und meist ee Segmentrand sich fadenförmig verdünnen. Sie sind Reste des Dotters, der ausser im Magen sich sonst nur noch in den Seitentheilen eines jeden Segmentes als eine rundlich zusammengeballte Masse verfindet; aus "ihnen bildet sich der Fettkörper der Larve. Sie bestehen aus einer mai- ' ten, bläulich schimmernden, homogenen Grundsubstanz, in welcher bald | mehr, bald weniger grosse, braungelbe Dotterfeitkugeln eingebettet sind. \ Die Contouren der bandartigen Lappen sind durchaus scharf, eine um- | hüllende Membran aber lässt sich nicht unierscheiden; was ihnen ein | besonderes Interesse verleiht, ist der Umstand, dass später mit dem Verschwinden der Dotterkugeln helle Kerne in ihnen entstehen, um wel- che sich feines Feit hofartig ablagert. Es scheint sich hier eine der 4) a.a.0.p. 6. 2) Me&moire sur la circulation dans les insectes in M&m. -cour. et Mem. de Sav. elrang. de l’Acad. de Belgique Tom. 19. PM: Be 2. 3) a.a.0. Taf. I. 150 Dr. August Weismann, wenigen Stellen darzubieten, an welchen eine freie Zellenbildung in form- losem Blastem nachweisbar ist. | ak Sobald die junge Larve das Ei verlassen hat, schwimmt sie mit leb- haften Schlängelungen des Körpers im Wasser umher, um etwas später den Bau eines unbeweglichen Gehäuses zu beginnen. f Die embryonale Entwickelung von Chironomus dauert im Mai ge- wölinlich sechs Tage, von denen die erste Entwickelungsperiode die ersten sechs und dreissig Stunden umfasst, die zweite den Rest des zweiten und den dritten Tag, und die dritte die übrigen Tage. Ich lasse eine kurze Zusammenstellung der Hauptentwickelungsmomente, wie sie sich auf die einzelnen Tage vertheilen, bier folgen. Da die Eier von Chironomus des Abends gelegt werden, so ist also der Tag von Abend zu Abend ge- rechnet. Erster Tag: Bildung der Keimhaut, Reissen derselben, erste Um drehung des Eiinhaltes und Bildung des Keimstreifens. Ueberwachsen desselben durch das Faltenblatt; die Keimwülste beginnen sich zu bilden. Zweiter Tag: Spaltung des Faltenblattes, Vollendung der Keim- wülste und Bildung der Urtbeile des Kopfes (Hervorsprossen der Kopfan- hänge, Abschnürung des Vorderkopfes von den Kopfwülsten und Bildung’ der Scheitelplatten). Anlage der Mund- und Alteröffnung. Ende der ersten Periode. — Beginn der Zusammenziebung der Keimwülste und zweite Axendrehung des Embryo, Vorrücken der Kopfanhänge, und Ab- schnürung des Kopfes gegen den Körpertheil der Keimwülste; Verwach- sen der Scheitelplatten auf dem Rücken, und Schliessung des Kopfes. Bildung der Ursegmente. Ei Dritter Tag: Weiteres Vorrücken der-Kopfanhänge, das hintere kH Maxillenpaar legt sich in der Mittellinie aneinander; die Spalte des Vor- derdarmes verlängert sich durch den Kopf; auf dem Vorderrande des E) ersien Leibessegments die Falte des vorderen Afterfusses. Das Hinter- | leibsende kommt als geschlossenes zwöülltes Segment im hinteren Pol- en raum an. Ende der Zusammenziehung der Keimwülste und der zwei- ten Entwickelungsperiode. % Vierter Tag: Dritte Entwickelungsperiode; die Diffe- ” renzirung in oberflächliche und tiefe Schicht beginnt; die Zellenschich- ten, welche die Spalten des Vorder- und Hinterdarmes umbüllen, ver E wandeln sich in selbstständige Wandungen; Bildung des Mitteldarmes (Dottersackes) ; Bildung der Ganglienkette; Zuspitzung der Oberkiefer und Antennen, und Vorrücken des ersten Maxillenpaares, Schliessung der Leibeshöhle am Rücken. Afterfüsse mit napfförmigen Gruben, in denen die Anlagen der Borsien, | % 4 7 Die Entwickelung der Diptereu im Ei. 151 Er Fünfter Tag: Trennung des Vorderkopfes in Oberlippe, un- res Kopfschildehen und Clypeus; Vollendung der äusseren Form der _ Kopfanhänge. Anlage der Augen. Bistolosische Differenzirung der ober- ichlichen Zellenschicht in Haut und Muskeln. Vollkommene Ausbildung der Afterfüsse. y R Sechster Tag: Ablagerung der äusseren Chitinhaut; Wachsen des Körpers in die Länge und spiralige Aufwindung desselben. Bewe- E ungen. Am Ende des sechsten oder Anfang des siebenten Tages Spren- gen der Eihäute und Ausschlüpfen der Larve. Erklärung der Abbildungen. Sämmtliche Figuren, bei denen nichts Näheres angegeben ist, sind bei 350facher Vergrösserung gezeichnet. Tafel VII. ” Fig. 4. Ei von Chironomus einige Stunden nach der Befruchtung. Das Keimhaui- = ©... blastem umgiebt den Dotter, grenzt sich aber noch nicht scharf gegen den- selben ab; in dem durch die Zusammenziehung des Dotters frei gewordenen Polraume am hinteren Eiende vier Polzellen mit deutlichen Kernen; zwei . von ihnen enthalten ausserdem noch ein Dotterkörnchen. 8: 1A. Ein Stück des Keimhautblastems, in welchem in regelmässigen Abständen .kuglige, klare Kerne. Fi 2. 4 B. Zweitheilung einer Polzelle. 3 Fig. 2. Kuglige Zusammenziehung des Blastems um die Kerne; die Aufnahme der Zeichnung wurde von einer Hebung des Tubus begleitet, so dass drei über- einander liegende Reihen sich bildender Zellen eingezeichnet werden konnten. 3. Die Keimhaut ist gebildet und besteht aus zwei scharf getrennten Schichten, deren äussere aus gegenseilig sich abplattenden und nichi mehr kuglig vor- ragenden Zellen, die innere aus homogenem Blastem (inneres Keimhautbla- stem) besteht. Am spitzen Pol liegen der Keimhaut die Polzellen auf. ‚4, Die Zelien der Keimhaut sind auf Kosten der inueren Blastemschicht um’s iv ah 4; Doppelte ihrer Länge gewachsen, wobei zugleich ihre Kerne aus der kugligen 0 in eine ovale Form übergegangen sind. P ie 5 "Profilansicht. Die Keimhaut ist mehrschichtig geworden {Zellen nicht mehr ® Ba angedeutet), sie beginnt sich zusammen zu ziehen; am spitzen Pol die Ver- AN ir diekung des Schwanzwulstes (schw) und eine mediane Furche auf der Aussen- fläche der Keimhaut (a), welche in dieser Lage nur als dem Rand parallel- ß sen Binls in. der Tiefe zu u re te Verdünnung der Keim- 152 | "Dr. August Weismann, Fig. 6. Dasselbe Stadium, Dorsalansicht. schw Schwanzwulst; a mediane Furche. Flaschenförmige Gestalt des Dotters, veranlasst durch die Verdickung der Keimhaut an beiden Polen; kw Kopfwulst. Fig. 7. Profilansicht. DerSchwanzwulst (schw) hat sich bedeutend gegen das Kopf- ende hin vergrössert, theilweise überzogen von einer dünnen oberflächlichen - Dotterlage (d). Auf dem Schwanzwulst erhebt sich die Schwanzfalte schf. Die Verdünnung bei 5b zugenommen. Fig. &, Schwanzwulst bis zur Mitte der Eilänge nach vorn reichend ; die Verdünnung der Keimhaut bei b hat den höchsten Grad erreicht, die Schwanzfalte weiter nach hinten gewachsen. Fig. 9. Das Ei in derselben Lage etwas später. Die Keimhaut ist gerissen und die- Drehung des Eiinhaltes hat begonnen. Ak Kopfkappe, schw Schwanzwulst, schf Schwanzfalte, dsp Spalte zwischen den Rissrändern. Fig. 10. Dasselbe Ei nach vollendeter Umdrehung. Schwanzwulst jetzt an der con- vexen Eiseite, zugleich etwas weiter nach vorn gewachsen, Spalten an den Seiten hierdurch verlängert, en face gesehen von %förmiger Gestalt; schf Schwanzfalte, vks ventiraler, dks dorsaler Schenkel des Keimstreifens; dsp‘ Spalte zwischen den beiden Schenkeln, in welchen der Dotter frei zu Tage liegt. Fig. 14—17, Zur Bildung des Faltenblaties nebst den sie begleitenden Veränderungen. Fig. 414. Die Kopffalte erhebt sich (kf) am dorsalen Rande der Kopfkappe (kk) als ein Wulst von bedeutender Dicke; die Schwanzfalte /schf) steht noch auf der Dorsalseite des Keimstreifens. dsp Dotterspalte; eine dünne Dotterlage (d}) greift etwas auf die Oberfläche des dorsalen Schenkels des Keimstreifens über und verdeckt das Schwanzende desselben. Fig. 12. Dorsalansicht desselben Stadiums. Af Kopffalte. Man erkennt hier noch deutlicher als in Fig. 14, wie der hintere Rand der Kopfkappe durch das Vorwachsen der Kopffalte in der Mediaplinie nach vorn gezogen wird; die quere Dotterspalte (dsp) erbält dadurch die Gestalt eines sphärischen Drei- ecks. Am spitzen Pol sieht man yon oben auf die Schwanzfalte (schf). a Tafel VIII, Fig. 43. Die Kopffalte (kf) hat sich weiter auf die Kopfkappe hinaufgezogen, die . Schwanzfalte (schf) liegt als dünnes Blatt dem dorsalen Schenkel des Keim- streifens bis dicht vor dem Pol hin auf. | Fig. 14. Die Kopffalte (kf) ist auf die Ventralseite der Kopfkappe hinübergewachsen, . die seitlichen Theile der Schwanzfalte (schf) reichen ebenfalls bereits auf den ventralen Schenkel des Keimstreifens hinüber. Die den dorsalenSchen- kel theilweise bedeckende dünne Dotterlage (di) hat sich mehr zurückgezo- gen und ein grösserer Theil des Schwanzwulsies wird sichtbar. Ä Fig. 15. Beide Falten haben sich auf den ventralen Schenkel hinübergezogen und ihre Ränder sind ineinander übergegangen; das Faltenblatt (fb) ist gebildet und bedeckt den grössten Theil des Keimstreifens; der noch nicht überzo- gene Theil {fr) hat eiförmige Gestalt (in dieser Ansicht nur zur Hälfte sicht- eFie..16. Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 153 bar). Die dünne Dotterlage (d!) auf dem dorsalen Schenkel des Keimstrei- fens ganz verschwunden, Schwanzwulst frei sichtbar, weiter nach vorn ge- wachsen; auf ihm der verdickte Anfangstheil der Schwanzfalte (schf), über ihn hinziehend der schmale Dotterstreif (db), welcher allein noch die dor- sale und die seitlichen Dotterspalten (dsp und dsp’) verbindet ; sp die flügel- förmigen Seitenplatien der Kopfkappe. Entwickelung nur um Weniges vorgeschritten ; Rückenansicht. Die flügel- förmigen Seitenplatten (sp) der Kopfkappe haben die früher dreieckige dor- sale Dotterspalte (dsp) in Verbindung mit dem Vorrücken des Schwanzwuistes bedeutend verengt und sie fast gänzlich abgeschnitten von den seitlichen, zwischen den beiden Schenkeln des Keimstreifens liegenden Dotterspalten (dsp’) ; db schmale Dotterbrücke zwischen beiden. An drei Stellen erkennt man das Faltenblatt: an der Kopfkappe als Ueberzug derselben, durch eine schmale, helle Spalte von ihr getrennt, an der Umschlagstelle des Keim- streifens am spitzen Pol, und auf dem Schwanzwulst, an der Stelle, wo dieser sich in den Dotier hineinkrümmt, und zwar an letzterem Ort als der später persistirende Theil der Schwanzfalte von bedeutender Dicke, und durch eine schmale, halbmondförmige Spalte von der Oberfläche des Keimstreifens getrennt. An derinneren Fläche des Keimstreifens bereits eine medianeRinne, die Vorbereitung zur Bildung der Keimwülste, in welche sich der Dotter hineingezogen hat, bei mdf (mediane Dotterfirste) und mdf’ sichtbar. . Dasselbe Stadium, Ventralansicht; fr der vom Faltenblatt noch nicht über- zogene eiförmige Raum. . Profilansicht. In dem vom Faltenblatt (fb) noch nicht überzogenen Theil des Keimstreifens hat sich letzterer durch eine Furche auf der äusseren Fläche in die Keimwülste getrennt, deren Contouren kw, kw’ einander parallel lau- fen, und erst bei a, a wieder in eine Linie zusammenstossen, welche, be- deckt vom Faltenblatt, bis an den Rand der Kopfkappe und des Schwanz- wulstes läuft. Faltenblatt (fb) am spitzen Pol durch eine schmale Spalte vom Keimstreifen getrennt. Die neugebildeten Keimwülsfe in drei Segmente ge- theilt durch schwache Einziehung an der Oberfläche und stärkere in der Tiefe, kenntlich an den Vorsprüngen der medianen Dotterfirste (mdf). Rand des Keimstreifens ebenfalls in drei Segmentabschnitte getheilt, ebenso auch der seitliche Rand des Faltenblattes (r r). Das Faltenblatt, welches nee den ganzen Keimstreifen überzog, hat sich vom Kopfe her in der Medianlinie gespalten; r Rand essen schp An- Jage der Scheitelplatten, md, mx’, ma” die vom scharfen Rand des Falten- blattes begrenzten Kopfanhänge, welche hier eiwas vom Rücken her gesehen werden und deshalb verkürzt, mehr wulstartig erscheinen. kf noch nicht gespaltene Ursprungsstelle der Kopffalte. ! . Dasselbe Ei wie in Fig. 48 nach Bildung der Kopfanhänge, Scheitelplatten (schp) und Anlage der Kopfwülste (kw, kw’). Die Trennung des Keimstrei- -fens in die Keimwülste (kw”, kw”) bereits bis an’s hintere Ende des Keim- streifens vollendet, die Spaltung des Faltenblattes hat die Umschlagstelle der Keimwülste am spitzen Pol noch nicht überschritten, daher daselbst Faiten- blait auf beiden Keimwülsten sichtbar (fb und fd’). [4 154 < Dr. August Weismann, = Fig. 20 A. Dasselbe Stadium. Umschlagstelle der Keimwülste am spitzen Pol in Fig. 24. Fig. 23. Fig. 26—29 zeigen an ein und demselben Ei die Differenzirung der Kopfkappe i | . Aus derselben Zeit; Dorsalansicht. Wie in den vorigen Figuren Faltenblatt Ventralansicht. fb Faltenblalt, welches sich in über die Keim- wülste hinspannt ; mdf mediane Doiterfirste. . Aus etwas späterer Zeit; Ventralansicht; die Stelle der Mundspalte wird durch den Winkel bezeichnet, welchen die auseinanderweichenden Schen- kel der Kopfwülste zwischen sich lassen. Die Mandibeln (md) stossen in der Mittellinie mit scharfen Rändern zusammen. mig gewundener Kopfthei! der Keimwülste (Kopfwülste kw) vollständig von- einander getrennt; schp Scheitelplatten mit dem Antennenfortsatz (al), m die Mundspalte. Die drei Kopfanhänge (Mandibein md, vordere und ‚hintere Maxillen mx! und mx?) erscheinen verkürzt, da das Ei dem Beschauer etwas den Rücken zuwendet. kw, kw' Keimwiiiste, am Rücken beide sichtbar, mit wellig gebuchteten Rändern. Seitliche Dotterspalien (dsp’) scharf be- erenzt, Dotter am Rücken nur noch an einer kleinen Stelle (dsp) freiliegend ; aus dem Vorderkopfe hat derselbe bereits begonnen sich herauszuziehen. kw Kopfwülste, v vorderer, 5 ventraler, d dorsaler Rand der Scheitelplat- ten, welche nach hinten noch durch eine schmale Brücke mit dem Theile . Aus etwas :spälerer Zeit; Profilansicht. Vorderkopf (vk) und schneckenför- des Faltenblattes zusammenhängen, der die Keimwülste bedeckend bereits mit diesen verschmolzen ist. Schwanztheil des Keimstreifens umgeklappt ° (schw, schw‘), aufihm der persistirende Theil der Schwanzfalte (schf). an der Umschlagstelle der Keimwülste am spitzen Pol verschwunden, auf dem Schwanzwulst als persistirender Theil der Schwanzfalte noch vorhan- den (schf), zwischen diesem und den Keimwülsten die Afterspalte a. Kopf etwas weiter entwickelt in Halbprofilanusicht, um den Verlauf der Keimwülste im Kopfe zu zeigen; vkw rechter, vkw’ linker ventraler, mkw mittlerer, dkw dorsaler Schenke! der Kopfwülste, die dorsalen Schenkel sind noch durch eine schmale Dotterwand in der Mittellinie voneinander getrennt; schp Scheitelplatten mit at, den Antennen, m Mundspalte. Durch den rechten Antennenfortsatz erkennt man das Mittelstück des linken Kopf- | wulstes, über welchen der linke Antennenfortsatz (at) hervorragt. Tafel IX. N Entwickeiung etwas weiter vorgeschritten. Profilansicht. Die Zusammen- ziehung der Keimwülste hat bereits begonnen ; Kopfanhänge bedeutend nach vorn gerückt, Scheitelplatten durch einen kihlenen Rand gegen den Leib abgeschnürt, bereits etwas um ihre Axe gedreht, so dass der Antennenfort- | satz die Mundspalte m vollkommen deckt. Dotter aus dem Vorderkopfe volle ständig zurückgetreten, nur noch mit zwei Spitzen in den Kopf bineinra- gend, zwischen welchen die Verlängerung der Mundspalte. Schwanzende | der Keimwülste (schw) vollständig umgeklappt und in den Dotter hineinge- krümmt. Die Segmentirung der Keimwülste hat begonnen, acht Ursesmente sind bereits angelegt. | Scheilelplaiten, Vorderkopf und Kopfwülste, sie veranschäulichen zugleich Bu Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 155 ‚die zweite Umdrehung des Eiinhaltes, die hier indessen früher begonnen ‚ hat, als es die Regel ist. Die Lage des Eies ist in allen vier Figuren genau ‚Profillage, während der Embryo sich von verschiedenen Seiten präsentirt. „Vergrösserung 450. Fig. 26, Foo. 27. Fig. 23. Die Umdrehung hat bereits begonnen (im Anfang derselben lag die Bauch- fläche mit den Anhängen genau der geraden Eiseite an). Keimwülste durch eine äussere Furche getrennt, welche nur soweit nach vorn reicht, als die Kopfanhänge (md, mx’, mx?) ; Faltenblatt (fb) in der Medianlinie gespalten, und am Kopfe herabgezogen, bildet die Scheitelplatten (schp), #* Rand des Faltenblattes (fb), durch welches deutlich die eigentliche Kopfkappe durch- schimmert. Hier hat sich die mediane Furche nach vorn verlängert, an der Stelle der Mundeinziehung (m) theilt sie sich und schnürf den Vorderkopf (vk) ventral und lateral ab. Abschnürung des Vorderkopfes weiter vorgeschritten; Keimwülste in schar- - fem Winkel (m) auseinanderweichend ; auf ihnen die Scheitelplatten mit dem Antennenfortsatz (at), welche inzwischen sich noch weiter von der Mittel- linie zurückgezogen haben. Die Mandibeln (md) stossen in der Mittellinie zusammen. Umdrehung vollendet. Das dargestellte Stadium steht in der Mitte zwischen Fig. 22 u. 25. Vorderer Rand des Mittelstückes der Kopfwülste (mkw) liegt noch vor dem vorderen Rande der Scheitelplaiten (schp). Letztere, nach hinten bereits abgeschnürt, stellen ganz freie Platten dar. at Antennen, m Mundspalte. Faltenblatt auf dem dorsalen Schenkel des Keimstreilens noch ungespalten, hinteres Ende desselben bei [b. | . Etwas weiter entwickelt als Fig. 25. Scheitelplatten noch mehr gedreht, Antennenfortsatz an der Seite des Vorderkopfes. Mandibeln (md) bedeutend gewachsen, und nach vorn an die Stelle gerückt, wo früher die Antennen. md, md’ Mandibeln. Schwanzwulst nach hinten gerückt, freier Dotter (d) zwischen ihm und dem Kopfe. Ursegmente vollständig gebildet. Späteres Stadium. Zusammenziehung der Keimwülste dauert noch fort; hinterer Rand des Kopfes vom Rücken schräg nach vorn und dem Bauche. Drehung der Scheitelplatten beendet, Antennen am dorsalen Rande des Vor- derkopfes angelangt. Die ganze Stellung des Kopfes zeigt deutlich, wie der- selbe durch die Zusammenziehung der Keimwülste immer mehr nach hin- ten übersinrkt. Zwischen Antennen und Mandibein einerseits und dem Vorderkopfe andererseits schimmert der Rand des Mitielstückes der Kopf- . wülste durch (mkw). Vordere Maxille (mx!) bogenförmig, gekrümmt, bin- | tere Maxille (mx*) beginnt nach vorn und gegen die Mittellinie hin zu wach- sen. Schwanzwulst stark gegen den hinteren Pol. vorgerückt; d freier Dotter, weicher grossentheils aus brauner Flüssigkeit besteht; Ursegmente in Folge der Zusammenziehuug bereits eiwas schmäler geworden, Embryo etwas weiter entwickelt; das hintere Maxillenpaar ist in der Mittel- linie verwachsen mit Ausnahme der vorderen lappenförmigen Theile. Vor- dere Maxillen biscuitförmig; auf dem ersten Ursegment erhebt sich eine ‚Falte, die Fussfalte I Fig. 35. Fig. 36. Fig. 37. Fig. 38. Fig. 39. “ E r 5. Dr. August Weismann, . Späteres Stadium. Zusammenziehung der Keimwülste beendet; ausser dem zwölften auch bereits das elfie Segment geschlossen. Lappenförmige Endstücke des zweiten Maxillenpaares zugespitzt. Die Differenzirung der Zellenmasse des Kopfes in tiefe und oberflächliche Schicht hat begonnen, und lässt bereits die Umwandlung der Kopfwülste zu den beiden Schlund- ganglien (sg! u. sg’) erkennen. Zwischen diesen der Vorderdarm von ein- facher Zellenlage bekleidet. Die am Rücken frei liegende Dottermasse von einer dünnen, hellen Lage umgeben und dadurch zum Dottersack (ds) ge- worden. hd Hinterdarm; mdf mediane Dotterfirste. . Dasselbe Ei ia Ventralansicht. Id, Id’ laterale Dotterstreifen,, ds Dottersack (nur angedeutei) ; s die Spalte in dem zu einem Stück verschmolzenen Basaltheile der Unterlippe. Der auf der Rückseite des zwölften Segmentes liegende After (a) schimmert durch. Aus etwas späterer Zeit; Rückenansicht. Die vier hinteren Segmente be- reits geschlossen ; sg’ obere Schlundganglien, ce Commissurentheil dersel- ben. Vorderkopf keilförmig zwischen die Scheitelplatten (schp) eingetrieben;; Mitteldarm (Dottersack ds), Hinterdarm hd; w die den After seitlich begren- zenden Wülstchen. Etwas weiter entwickelt; Profilansicht. Das erste Maxillenpaar bedeutend nach vorn gewachsen deckt die Mundspalte und zum Theil auch das zweite Maxillenpaar (die Unterlippe), und die Mandibeln, weiche sich ventralwärts gekrümmt haben; Antennen in eine abwärts gerichtete Spitze verlängert, Spalte des Vorderdarmes von einfacher Ordnung von Zellen umgeben, In- tima deutlich : sg‘, sg* oberes und unteres Schlundganglion, A Hautschicht, am Ventralrand des Kopfes durch einen leeren Raum von der tiefen Schicht getrennt. Leibessegmente am Rücken vollkommen geschlossen; elf Bauch- ganglien (g' — g'); vorderer und hinterer Afterfuss angelegt (f* u. f?), be- reits Andeutung der Borsten Hinterdarm (hd) wie Vorderdarm von regel- mässiger Zellenlage umgeben. Embryo weiter eutwickelt; Rückenansicht. Der mediane und die iateralen Dotterstreifen, vom Bauche gegen den Rücken hin sich ziebend, sind dabei in einzelne den Segmenten entsprechende Gruppen zerfallen und liegen in den Seitentheilen der Segmente. Dottersack bedeutend schmäler gewor- den, seine Wandung viel dicker als früher (siehe in Fig. 35); die den After seitlich begrenzenden Wülste sind in vier Zapfen getheilt (az) (von denen nur zwei sichtbar). ö Dasselbe Stadium ; Bauchansicht. Ganglienkette durch eine mediane Furche in symmetrische Hälften getheilt, g* erstes, g'* letztes Bauchganglion, sg” unteres Schlundganglion; Is die in Segmentabschnitte zerfallenen seitlichen Dotterstreifen ; f! vorderer, f* hinterer Afterfuss, in ersterem die in ihrer Richtung sich kreuzenden Borsien sehr deutlich, sowie die über sie hinge- spannte quere Grenzmembran. Unterlippe (mx?) zugespitzt, vordere Ma- -xillen in zwei ungleiche Hälften getheilt. Mandibeln hakenförmig nach in- nen umgekrümmt. | Späteres Stadium; Profilansicht. Kopf fast vollkommen entwickelt, au Au- genflecke, Antennen gegliedert ; Vorderkopf in Oberlippe (lb), unteres Kopf- schildchen (uk) und eigentliches Kopfschild (Ciypeus, ci) getrennt; Man- br es u. ig. 42. . 43. ig. 45. Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 157 dibeln schnabelförmig, vordere Maxillen in Taster umgewandelt, Unterlippe scharf zugespitzt. Im Körper vollkommene histologische Differenzirung eingetreten, Afterfüsse ausgebildet, Muskeln angelegt (ms), Ganglienkette von der Hautschicht durch einen hellen Zwischenraum getrennt ; 'Dotter in den Seitentheilen der Segmente bis gegen den Rücken hin gelagert, aus dem Kopfe gänzlich verschwunden. Tafel X. ig. 40—45 zur Bildung der Mundtheile und des vorderen Afterfusses. ig. 40. Etwa das Stadium von Fig. 25; Ventralansicht; m Mundeinziehung, begrenzt von der Umbiegungsstelle der Keimwülsie. Entspricht dem in Fig. 32 dargestellten Stadium. Zweites Maxillenpaar in ‚der Mittellinie verwachsen, von Leyerform ; } lappenförmige Seitentheile des- selben ; m Mundspalte, vor welcher der Lippenrand der Kopfwülste. Die Seitenlappen (l) des verwachsenen Maxillenpaares haben sich aufge- richtet, einander genähert, und decken zum Theil bereits die Umschlag- stelle der Keimwülste, welche in Folge der andauernden Zusammenziehung etwas tiefer steht als in voriger Figur. Stadium zwischen den in Fig. 34 u. 36 dargestellten in der Mitte liegend ; die zugespitzten lappigen Seitentheile der hinteren Maxillen miteinander verwachsen, eine halbkreisförmige Spalte im Basaltheile der Unterlippe theilt dieselbe in zwei Theile. Mandibeln beginnen sich hakenförmig zu krümmen. f‘ vorderer Afterfuss. . Unterlippe (mx”) in der Mittellinie etwas vorspringend, 5b mittleres Stück derselben, an welches sich zwei Muskeln ansetzen, deren eiförmige Ansatz- stelle sichtbar. Vordere Maxillen (mx’) in zwei Theile getheilt, deren in- nerer (in) von der Unterlippe verdeckt liegt, während der äussere an Grösse sehr überwiegend Kegelform angenommen und auf seiner Spitze kurze Bor- sten erhalten hat. Öberkiefer hakig gebogen, auf der ventralen Fläche der Oberlippe ein kleiner, querovaler Chitinring. Antennen hinter die Ober- kiefer gekrümmt. Die beiden Schlundganglien (sg! u. sg?) sind eingezeich- net worden, deren ersteres in dieser Lage nur durch bedeutendes Senken des Tubus sichtbar wird. Aiterfuss (f*) fertig. Kopf der Larve ausgebildet; Unterlippe, Mandibein mit Zähnen, Maxillen- tasiter papillenförmig, Oberlippe an der Unterseite mit dem querovalen Chi- tinring und mit gekrümmten Borsten besetzt. . Dorsalansicht des Kopfes, etwa’aus demselben Stadium wie Fig. 44. Ib Ober- ‚lippe, Clypeus durch seitliche Vorsprünge der Scheitelplatten in das untere Kopfschildchen (uk) und den eigentlichen Kopischild (cl) getrennt; «uw Au- gen, at Antennen, n mediane Naht der Scheitelplatten. Aus dem Ende der Embryonalzeit. Dorsalansicht des Hinterleibsendes. af Afierfüsse, in deren napfförmiger Höhlung die Borsten; ag die Grube zwischen den Afterfüssen, in welche der Äfter mündet; az zwei der After- zapfen ; z die beiden mit einem Büschel Borsten besetzten zapfenförmigen Fortsätze am hinteren Rande des vorletzten Segmentes. 158 Fig. 48. Fig. 49. Fig. 50. Fig. 51. De „Dr. August Weismann, Die Entwickelung der Dipteren im Ei. Profilansicht der Unter- und Oberlippe, um die in der ganzen Dicke erfolgte Trennung des früheren Vorderkopfes in Oberlippe (lb) und Clypeus (cl) zu zeigen; a Grenzlinie zwischen beiden; m&” Unterlippe ; vd Vorderdarm. Die Schlundganglien der jungen Larve, im ersten Körpersegment gelegen. sg‘ oberes, sg” unteres Schlundganglion ; oe Desophagus, g* erstes Bauch- ganglion. A Profilansicht, B Dorsalansicht. Larve unmittelbar vor dem Ausschlüpfen; spiralig gewundene Lage dersel- ben. Geringe Vergrösserung. Junge Larve von der Bauchseile gesehen in ausgestreckter Stellung. Ver- grösserung 80. mx” Unterlippe, f* vorderer, f? hintere Afterfüsse, g* er- stes, g*' letztes Bauchganglion, die vier vordersten und zwei letzten ohne Commissuren, die übrigen durch doppelte Längscommissuren verbunden; pr Vormagen, ch Chylusmagen, d Darm, az die den After umstehenden fingerförmigen Blindschläuche;; db die bandartigen Dolterreste, ausser de- nen in den Seitentheilen der Segmente noch unregelmässige Haufen von Dotierkugeln. Inchr. fürwiss,&ool. Mbd. r Tütt_ Anstv. ].6.Back,Leipzi u wei Zaitschr für wiss. Zoot. KUBd. A Rz Frey del. Iith Anstv. J,GBach Leipzig. Taf.l. ATTTTTZ NIT Pr ususmilignnt? Da S : N 2 ee Ink: Ans 1,0 Back Tepe I m 4 v) 1 N Sa VASE RN ILL © | ERS RU: GBach Leipzig =. 20 Keitschr,für wiss Ti Aust G Bach, Lena. eitsche für wiss, %ool. KU-Bal; A Fig N Zr RS N , 17 7 Lordel yo 70 „sch 1a schrift E wissenschaft. Zoologie Bd. zet Zutschrili Kwissenschafll. Zoologte ba. FB. IRR VI. 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Seine beiden Pole können ich der Lage, welche der Embryo in ihm einnimmt, als vorderer und | terer Pol bezeichnet werden, in ersterem a sich der Kopf, | izierem das Schwanzende; beide unterscheiden sich schon durch äussere Gestalt, indem der vordere schmäler und mehr zugespitzt I; der hintere breiter und stumpfer, wie denn das ganze Ei von binten | >h, vorn allmählich an Dicke abnimmt. ‚Auf dem vorderen Pole findet her der Mikropylapparai liegt. Da derselbe von Meissner?) bereits an u beschrieben wurde, kann ich hier füglich davon absehen. Die- : Seite des Eies, an welche der Bauch nn Embryo zu liegen kommt, t convex vorzewölbt, während die Rückenseite entweder gerade, oder etwas concav ausgeschweift ist; in der Seitenansicht hie das Ei ine convexe oder Bauch-, und eine gerade oder Rückenseite dar. Mikropylapparat aus zieht sich auf letzterer bis nahe an den hinte- ipol hin ein schmaler, bandartiger Streif, dessen Ränder leisten- e Er gehört lediglich der äusseren der beiden Eihäute an, dem 1, welches derb, lederartig zäh, bei auffallendem Licht weiss und $. diesen’ Bd. S. 107 ff. Beobachtungen über das Eindringen der Samenelemente in den Dotler, diese ft Bd. Vi. S. 273. r. [, wissensch. Zoologie. XIII. Bd. 4 160 ‚Dr. August Weismann, vollkommen undurchsichtig ist, und sehr regelmässig in sechseckige, | dicht und fein punktirte Felder zerfällt. Das Chorion darf nicht mit Meissner als Product einer Zellenverschmelzung angesehen werden, son- ; | dern ist Zellenausscheidung, und diese sechseckigen Felder sind nur die Abdrücke der Epithelzellen des Eierstocks, die feine Punktirung also wahrscheinlich der Abdruck von Porenöffnungen in den Zellenwandungen. Hier, wie vermuthlich überall bei den Insecten, besteht ein wesentlicher 3 J genetischer Unterschied zwischen Chorion und Dotterhaut, der sich bei ° den Musciden auch in der Structur deutlich ausspricht. Während das Chorion hier durch zierliche Zeichnung auf die Zellen hinweist, von welchen es ausgeschieden wurde, ist die Dotterhaut vollkommen struc- turlos und muss als eine Verdichtung und Erhärtung der oberflächlichen Dotierschicht angesehen werden. | Die Dotterhaut von Musca ist glashell und ziemlich dünn, aber doch von hinreichender Festigkeit, um allein, nach Entfernung des Chorion, den Druck des Eiinhaltes bis zu vollständiger Entwickelung des a auszuhalten. Die Undurchsichtigkeit des Chorion hat bis heute eine Be- ° Bi obachtung der embryonalen Entwiekelung von Musca nicht gestattet, wie denn noch vor Kurzem Robin durch dieselbe verbindert wurde über die An- oder Abwesenheit von Polzellen bei Musca in’s Klare zu kommen. } | Nach vergeblichen Versuchen das Chorion durch Reagentien sichtbar zu | machen, gelang es unerwarteter Weise sehr leicht, Mageihe mit Hulfe 7 der gewöhnlichen feinen Präparirnadeln zu entfernen. Einzige Vorbe- dingung zum Gelingen dieser Operation ist, dass die Eier etwas an der | Luft edlkch haben, so dass ihre Oberfläche nicht mehr feucht ist; sie kleben dann oft fest aneinander und durch ein Darüberhinstreichen mit. der Nadel gelingt es leicht, das Chorion zu’zerreissen und die Dotterhaut mit ihrem Inhalte une herauszupräpariren. Wird sodann das der N Beobachtung zugänglich gemachte Ei auf den One gebracht und# durch Wasser der Eiinhalt vor Verdunstung geschützt, so lässt sich sehr | leicht die Entwickelung des Embryo längere Zeit hindurch an ein und demselben Ei beobachien. Allerdings führt in den frühesten Stadien die Präparation, wenn auch noch so vorsichtig angestellt, doch meist schon | nach kurzer Zeit Missbildungen berbei, später geschieht dies weniger leicht und der Embryo entwickelt sich nicht selten bis zum Ausschlüpfen. | Dass die Mikropyle auch die Dotterhaut durchbohrt, ist schon von Meissner beobachtet worden und lässt sich bei Eiern, deren Chorion ent- fernt wurde, leicht bestätigen. “ lich, bis auf die kleinsten herab, von einer dtnnerk Eiweissschicht um- beben sind und deshalb doppelte Contouren aufweisen (Fig. 55 d). Die grössten messen nur 0,04 Mm. im Durchmesser, eine sehr geringe Grösse im Vergleich zu den enormen Fettkugeln viel kleinerer Insecten, z. B.’ von Chironomus. Ausserdem enthält der Dotter eine Menge bass | Die Entwickelung der Dipteren im Ei. | 161 " Molekel von unmessbarer Kleinheit, und eine farblose, nicht direct wahr- ‚ nehmbare, die übrigen Elemente verbindende Flüssigkeit. Ein Keim- bläschen ist in dem frischgelegten Ei in der Regel nicht - mehr vorhanden. Sehr oft wiederholte, auf diesen Punkt gerichtete " Untersuchungen berechtigen mich zu diesem Ausspruch, dem ich jedoch hinzufügen muss, dass ich allerdings in zwei Fällen mitten im Dotter ein ' grosses kugliges Bläschen von 0,088 Mm. Durchmesser fand, welches . von deutlicher Membran umgeben war. In dem einen Falle schloss es einen klaren Inhalt ein, im anderen kamen noch Dotterelemente hinzu, - Feittröpfchen und Brown’sche Molekularbewegung zeigende feinste Körn- chen (Fig. 61 a). Durch den Druck des Deckgläschens trat nach einiger i Zeit Ruptur der Membran ein und langsames Ausfliessen des zähen In- haltes. Ob diese beiden Eier beffudtierk waren, ob sie sich weiter ent- wickelt haben würden, weiss ich nicht zu sagen; denkbar wäre es im- "merhin, dass an einzelnen der massen weise gelegten Eier. das Eindr: ingen der Wosspermien in's Ei durch Zufälligkeiten verhindert werden könnte, denkbar auch, dass das Keimbläschen ausnahmsweise länger persistirt hätte. Dass die Bläschen in beiden Fällen für Keimbläschen zu halten "sind, daran lässt sich kaum zweifeln, dennoch aber muss ich mit Be- slimmtheit behaupten, dass in der Regel das Keimbläschen im befruchte- ‚ten Ei verschwunden ist und jedenfalls keinen Antheil an der Bildung r ersten Zellen hat, wie im Folgenden speciell nachgewiesen wer- ' lch trenne die Entwickelungserscheinungen wie bei Chironomus in drei Abschnitte, deren erster wie dort die Bildung der Keimhaut, des imstreifens, der Keimwülste und die Anlage der Urtheile des Koöpfäs sich begr eitt, der zweite die hier weniger scharf begrenzte Zusammen- hung der Keimwülste umfasst, und der letzte die vollkommene Aus- dung Br äusseren Körperförm wie der inneren Organe. | A. Erste Entwickelungsperiode. | der Bildung der Keimhaut bis zur Bildung der Keim- | wülste und der Urtheile des Kopfes. Die erste Veränderung ım befruchteten En ist eine N HA g 5 N ed Zwar zuerst am yördercn Pol, iso an Beh Theile des 's, welcher zuerst, mit den eindringenden Spermatozoiden in Be- rung komnit. Die Oberfläche des Doiters überzieht sich hier mit iem anfänglich ganz dünnen Keimhautblasiem (Fig. 52), welches m Theil durch Hervorpressen der Dotterflüssigkeit an die Oberfläche, r Hauptsache nach aber durch Umwandlung der übrigen Dotterele- te entsteht, wie sich schon aus dem allmählichen Uebergange. des ters in die Plasiemschtehl schliessen lässt (Fig. 52 A). Eine halbe ie 11° 162 Dr. August Weismann, Stunde später als am vorderen Pole erscheint die Blastemschicht am hin= teren, um sich sodann von beiden Polen aus als continuirliche Lage über die gesammte Dotteroberfläche auszubreiten. Dass sie für das Auge weniger auffallend ist als bei Chironomus, rührt davon her, dass sie bis fast an die Peripherie von feinen Doitertröpfchen und EEE durch- . \ setzt und dadurch verdunkeli wird. Ein deutlicheres Bild erhält man I durch Ausüben eines leisen Druckes auf das Ei: das Keimhautblastem ° 3 iwritt dann als ziemlich breiter (0,044— 0,015 Mm. Durchmesser), beller — Raum am ganzen Umfang des Dotters deütlich hervor. m Wird in diesem Stadium die Dotterhaut mit der Nadel zerrissen, so. E' findet man niemals mehr ein Keimbläschen; das Keimhautblastem uber N zieht den Dotter als helle Rinde und behält uckane seine scharfe, glatte Oberfläche bei, löst sich weder in Wasser noch in einer Lösung von p chromsaurem Kali, wie ich sie gewöhnlich bei Untersuchung zarter histo- logischer Objecte ae ist zähe, seiner Hauptmasse nach homogen, h u schliesst die oben erwähnten kleinen Molekeln ein, wie sie theilg ursprüngliche Dotterelemente waren, theils aus der allmählichen Auf Fi lösung und Umwandlung der Datiertröpfchen hervorgehen (Fig. 52 A). 7 Wie bei Chironomus, so folgt auch bei Musca die Bildung der Pol zellen der Ablagerung des Keimhautblastems unmittelbar nach. Sie tritt aber hier bei Weitem nicht so hervor wie dort und kann leicht über- sehen werden, da die Keimhautzellen nur um Weniges später enstehen. & | Wie bei Chironomus sind es vier Polzellen, welche wie dort am hinteren Eipole entstehen, und nicht, wie Robin) irrig angiebt, an dem Kopfende des Eies. Ihre Bildung beginnt mit dem Auftreten von vier hellen, kreis- runden, anfänglich nicht scharf begrenzten Flecken von bedeutender Grösse, a; in ziemlichen Abständen voneinander in dem dem leeren Pol zugekehrten Theile des Blastems liegen. Indem sie sich schär- fer en treten sie zugleich dicht unter die Oberfläche des Blastems, die Rinde desseiben hügelig vortreibend. Das Blastem zieht sich um sie zusammen und es bien sich halbkuglige Verzgrunse; die sich binnen messer vom nlehftaschdien Biästerh abgeschnürt und en Ehe SE bald dies geschehen ist, und oft noch vor vollständiger Isolirung, beginnt eine iede der vier Zellen sich unter gleichzeitiger Theilung des Kernes in zwei Hälften zu theilen, und einige Minuten später liegen acht, um die Hälfte kleinere Zellen an der Stelle der vier ersten. Die Vermehrung der Polzellen durch Theilung ist damit noch nicht abgeschlossen, lässt sich aber nicht mehr er vor folgen, weil unterdessen die Zeilen der Keim- ; haut entstanden sind, in msiüschäft mit den Polzellen den ohnehit 1 nur sehr schmalen Polraum vollständig ausfüllen und eine Unterscheidung der Polzeilen von den übrigen Zellen unmöglich machen. > - 1) Mem. sur les globules polaires de l’ovule et sur le mode de leur production. . Compt. rend. T. 54. p. 412, A Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 163 er Die Keimhautzellen bilden sich ganz auf dieselbe Weise wie die " Polzellen, am vorderen Pole oft ganz zu gleicher Zeit mit ihnen. An der ganzen Peripherie des Dotiers treten jetzt in dem Blastem grosse, helle, unbestimmt begrenzte Flecke auf, die Kerne der zukünftigen Zellen. Sie # ‚sind durch Zwischenräume getrennt, welche ihrem Durchmesser etwa gleichkommen und welche um so mehr von den hellen Kernflecken ab- stechen, als sämmtliche Dotterkörnchen die in dem Blastem enthalten waren, sich in ihnen zusammendrängen. Die den Dotter umgebende ‚Schicht bekommt dadurch das Ansehen eines Rosenkranzes (Fig. 53 B). Wie bei den Polzellen folgt nun der höchst eigenthümliche Vorgang der Zellenbildung durch Vordringen des Kernes- gegen die Oberfläche, und Zusammenziehung des Blastems um dieselben. Die Kerne scheinen auf die Oberfläche zu steigen wie eine Luftblase aus der Tiefe auf die Ober- fläche des Wassers steigt. Vollständige Abschnürung und Isolirung der Zellen findet nicht von vornherein statt, vorläufig haften die halbkugligen _ Norsprünge mit ihrer Basis im Metterhaden des Blastems, welches noch leben so allmählich wie früher sich in den Doiter verliert (Fig. 58). Meist zeigen sie, noch ehe sie erheblich über die Oberfläche hervorgetre- ten’ sind, die et Zeichen beginnender Theilung, die halbkuglige Wöl- bung flacht' sich ab und die bis 0,053 Mm. im Durchmesser haltende Zelle schnürt sich in der Mitte ein; ebenso der Kern. Eine Zweitheilung der Zellen erfolgt ganz constant an allen primär gebildeten Zellen am ganzen Umfang des Dotters. An den Seiten ist die Zellenbildung weniger - vortheilhaft zu beobachten, da der Raum beensgt ist und die halbkugligen Vorsprünge sich von yelnlierzin gegeneinander und gegen die Dotterhaut abplatten. Der Durchmesser der primären Blastemkugeln beträgt hier ‘0,038 Mm., der der secundären, durch Theilung erzeugten nur 0,015 Mm., ‚also aniser als die Hälfte, Wie bei dene bietet die Keimha ut in diesem Stadium ein eigenthümliches Bild dar; durch die Massen zum grössten Theilsich deckender, hügelig Gorsekindender Zellenabschnitte wird eine unregelmässige, verwirrte L ichtbrechung hervorgerufen, die durch die hellen, schwach lichtbrechenden Kerne im Innern der Zellen noch vermehrt wird (Fig. 53). Es ist daher auch schwer, durch directe Be- obachtung zu entscheiden, ob noch ferner eine Vermehrung der Zellen stattfindet. Ich halte eine naeidarhen Theilung derselben für sehr wahr- einlich, weil die Abplattung der Zellen von den Seiten her noch fort- irend zu-, und dementsprechend ihr Querdurchmesser bis zu kaum 41 Mm. abnimmt, wobei noch in Anschlag zu bringen ist, dass wäh- 'end der vollständigen Ausbildung der keimhaut die Zusammenziehung s Dotters, welche ihre Bildung einleitete, nachlässt, die Keimhaut sich usdehnt und die Polräume allmählich edlen island eine um so ssere Oberfläche darbietet. Sobald die vollständige Ausdehnung der haut erreicht ist, und an den Seiten schon viel früher verschwinden ‚hügeligen Vorsprünge der einzelnen Zellen; die Zellen platten sich 164 ‚Dr. August Weismann, P2 ab und stellen kurze, sechseckige Prismen dar, deren Breite nur um We- niges die Breite des Kernes übertrifft (Fig. 54 und 56). Zugleich zieht sich der Dotter von ihnen zurück, und man bemerkt jetzt, dass sie sich. nach innen scharf abgegrenzt haben: eine dem Eirande parallei laufende Linie bezeichnet ihre innere Fläche. . Zwischen dieser und dem Dotter lagert sich von Neuem eine Blastemschicht ab, genau von demselben An- sehen wie die erste: das bei Chironomus bereits beschriebene, innere Keimhautblastem frbd). Die Keimhaut liegt der Dosterhaut überall dicht an und nur am hinteren Pole drängen sich zwischen beide die Pole zellen ein, welche sich durch fortgesetzte Theilung vermehrt und > verkleinert haben (Fig. 54 pz). Ihre Zahl lässt sich nicht genau bestim- men, doch scheinen es bereits mehr als sechszehn zu sein, was auf eine zwei und ubtelbeig Dolasiien schliessen lässt. Abplattung derselben tritt nicht ein, sie bleiben vollkommen kuglig und bilden lose aufeinandergehäuft ein ERS RSRDE welches in einer napfförmigen Vertiefung auf der Oberfläche der Keimhaut liegt. Die zwei H, Schichten, welche den Doiter umgeben besitzen an den Seiten eine Breite von 0,023 Mm., die innere enthält ausser feinen Körnchen keine Form- 4 hestindiheile; a äussere besteht aus den beschriebenen Zellen, welche in Profilansichi als länglich viereckige , epitheliumartige Formen erschei nen. In ihrer Mitte liegen die Kerne, welche wie die Zellen selbst eine “4 regelmässige Reihe bilden. Von der Fläche gesehen erscheinen die Zellen 'sechseckig (Fig. 54 D) und lassen in ihren Kernen, welche jetzt einen Durchmesser von 0,043 Mm. besitzen, deutlich ’ein oder zwei blasse Nucleoli erkennen. N Was die Bildung der Keimbaut von Musca der Beobaebtung besonders“ werthvoll macht, ist die Möglichkeit die am unverleizten Ei gewonnenen Resultate durch Bräharakzon und Isolirung zu controliren. Wir sahen | oben, dass das erste Keimhautblastem beim Zerreissen des Ries als zähe | Rinde sich erhielt, also nicht eine Flüssigkeit im gewöhnlichen Sinne des. Wortes ist. :Wenn sich die Kernllecken gezeigt haben, findet man im ausgeflossenen Eiinhalte nicht seiten einzelne Stellen, er sich dieselben | unverändert erhalten haben, und erkennt bei starker Vergrösserung deut- lich, dass die Kernflecke noch keinen scharfen Contour besitzen, sondern | dass die Körnchen, welche im Blastem dicht gedrängt liegen, gegen die Flecken hin an Grösse und Menge allmählich abnehmen, schliesslich gänzlich fehlen und einen klaren kugligen Raum im Centrum lassen (Fig. 53 A). Dieser Raum kann nicht mit Eltissigheit gefüllt sein, sonst müssten die feinen Molekeln an seiner Peripherie Bewegung zeigen, die Kernlleeke bestehen also aus kugliger, anfänglich nicht scharf begrenzter Masse einer | krystallhellen Gallerte. Die im unverletzten Ei ee glatte Blaste schicht buchtet sich freigeworden den Kernflecken entsprechend hüge vor, ein Beweis, dass jetzt bereits, worauf übrigens schon die Anord Die Entwiekelung der Dipteren im Ei. 165 x hung der Molekel hindeutet, die Anziehung des Kerns auf seine Umgebung begonnen hat. Isolirung von Kernen gelingt erst einige Zeit später, wenn | die) Verdichtung des Blastems um die Kerne zugenommen hat und ein je- ; der von ihnen in einer hügeligen Hervorragung liegt. Beim Zerreissen des Eies in einer Lösung von chromsaurem Kali erhält man dann häufig Kerne isolirt als kuglige Bläschen von 0,042-——0,047 Min. Durchmesser, an welchen sich ein vollkommen klarer Inhalt und eine ziemlich dünne, aber deutlich als doppelier Contour. hervortretende Membran kenntlich machen. Häufig erhält man sie auf weite Strecken in ihrer natürlichen Lagerung innerhalb halbkugliger Verdichtungen des Blasiems;; lässt man dann einen sehr geringen und allmählichen Druck auf sie einwirken, so verlieren sich die hügeligen Vorsprünge und man hat wieder das Bild des vorigen Stadiums: eine von gerader Linie begrenzte Blastemschicht, im welcher aber jetzt Kerne liegen. Der innere, an den Dotter grenzende Theil des Blastems verflüssigt sich dabei zulweilen, und ich sali ihn ein- mal mit einem Theil des Dotters unter der zähen Decke der Oberflächen- schichte des Blastems hinfliessen; ein Kern nach dem andern löste sich los und wurde mit in’s Freie geschwemmt (Fig. 55). Später zeigen sich beim Zerreissen der Eihaut Gruppen kolbiger Fortsätze, deren jeder einen ‚ Kern, enthält, im Uebrigen aus der unveränderten Masse des Blastems \besteht:und an seiner Basis noch mit der in den Dotter übergehenden Schicht zusammenhängt (Fig. 60). Sobald auch hier die Abschnürung erfolgt ist, gelingt es einzelne zu isoliren als grosse, matie, solide Kugeln von 0,0309— 0,0442 Mm. Durchmesser ‚in deren Gentrum kuglige bläs- _ ehenförmige Kerne liegen. Diese Zellen besitzen noch keine Membran; werden viele aneinanderliegend einem schwachen Drucke ausgeseizt, so - schmelzen sie zu Einer Masse zusammen, während die Kerne unverän- dert erhalten bleiben; sie bestehen also nur aus Kern und Zelleninhalt, | "oder nach der von Max Schultze wieder eingeführten Bezeichnung: Pro- 'toplasma. 00 Das weitere Wachsthum der Keimhaut sesäßiehh zunächst durch Verlängerung der Zelle auf Kosten des neugebildeten inneren Keimhaut- ' blastems. Der einzige Unterschied von dem analogen Vorgange bei Chi- ronomus liegt darin, dass hier das Blastem, während es absorbirt wird, gegen den Doiter him an Masse noch nl so dass es anfangs, trotz | zunehmender Länge der Zellen gleich breit er bleiben scheint und erst. } später vollständig in jene aufgeht, (Fig.:54.A, B, C). Bier wie bei Chiro- \ Domus besteht die Keimhaut, so lange noch ich die zur Bildung des Keimstreifens führenden Veränderungen eingetreten sind, an der ganzen | Peripherie des Dotters nur aus einer einzigen Lage sehr Ina prismati- | scher'Zellen. Bei Musca verursachen selbst die Polzellen ni eine mehr- fache Schichtung,, weil sie vollständig un von den Keimhautzellen \ bleiben. Auch an den Polen bildet sich ein inneres Keimhautblastem , bleibt 166 Dr. August Weismann, aber nur kurze Zeit sichibar; sehr bald verdunkelt sich -die innere E | Blastemschicht, indem Dotter an ihre Stelle tritt, oder vielmehr sie dicht M durchsetzt (Fig. 57). Dies ist die Einleitung zu einem höchst merkwür- B digen Vorgange; der Dotter tritt nämlich in die noch immer wandungs- Iosen Zellen selbst hinein, und erst wenn dies geschehen ist, bildet sich die Zellenmembran. An —_ Täuschung ist dabei nicht zu denken, der Vorgang wiederhoit sich an allen Punkten der Keimhaut, beginnt ab an 1 den Polen. Die vorher ganz helle Zellenschicht verdunkelt sich vonnun an immer mehr (Fig. 59), bis schliesslich kaum noch ein Unterschied A wahrzunehmen ist zwischen Zellen und freiem Dotter. Für die Beob- achtung der weiteren Entwickelung ist diese Veränderung von grossem Belang, da durch sie die Vorgänge in der Tiefe vollständig verhüllt wer- den. Der Eintritt des Dotters in die Zellen lässt sich auchsan den isolirten RN Zellen verfolgen, deren inneren, d. bh. dem Dotter zugewandten Theil man jetzt mit einer dichten Masse von feinen Dotterfetttröpfehen durch- setzt findet, bis dann später der ganze Zelleninhalt von ihnen erfüllt (y wird. Auch jetzt isoliren sich die Zellen noch sehr vereinzelt, bleiben N meistens auf ihrem gemeinschaftlichen Boden nebeneinander sitzen und. 3 fliessen bei länger anhaltendem, schwachem Druck ganz wie früher noch Re zusammen. Die Zellenbildung ist erst dann als abgeschlossen zu betrach- ten, wenn, wie kurze Zeit darauf geschieht, die Keimhaut beginnt sich zusammenzuziehen, der erste Schritt zur Bildung des Keimstreifens; als- dann isoliren sich die Zellen sehr leicht und massenweise, enthalten alle mehr oder wenigerFetttröpichen und besitzen eine deutliche, wenn auch feine Membran; durch Druck fliessen sie nicht mehr zusammen, sondern sie platzen und der Inhalt zerstreut sich nach allen Seiten. Die Bildung der Membran muss hegleitet sein von einer Umwandlung des Proto= plasma der Zelle, welches vorher festweich war und jetzt füüssig ist; man N erkennt sehr deutlich eine lebhafte Brown’sche Molekularbewegung inner> % halb der Zellenmembran. ” In Folge der soeben erwähnten Zusammenziehung der Koitnhal entfernt sie sich an beiden Polen von der Eihülie und es beginnen die Veränderungen, welche zur Bildung des Keimstreifens führen. Bei Musca wird wie bei Chironomus ein wirklicher Keimstreif gebildet, d. h. eine überall scharf begrenzte, den Dotter nicht vollständig überziehende band- | artige Lage von "Zellen, von welcher zunächst alle weiteren Verände- rungen ausgehen und sibliher gegenüber die übrigen Theile des Eies nur passive Bedeutung haben. Dennoch unterscheidet sich der Keimstreif von Musca sehr wesentlich von dem der Tipulaceen, indem eine Con- 1 tinuitätstrennung der Keimhaut nicht” vorkommt, deshalb auch der Dotter niemals wieder'zu Tage tritt, sondern von dei Keimhaut überall bedeckt’bleibt. Es verhält sich hier ähnlich wie bei Melophagus, wo nach Zeuckart der Bauchtheil’der Keimhaut bei Weitem rascher sich weiterbildet und Umwandlungen }eingeht, als der mehr indifferente Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 167 Rückentheil — allein es besteht bei Musca auch eine ganz scharfe Grenze ‘zwischen dem Theil der Keimhaut, von welchem die Bildung des Embryo ausgeht und der vorläufig indifferenten Zellenlage des Rückens. Man kann demnach bier in inte bestimmten Sinne von einem Keim- streifen sprechen, als bei den Insecten mit Continuitätstrennung der Keimhaut. Die Lage desselben ist eine andere als bei den Tipuliden, und ich bin sehr geneigt die Verschiedenheit in der Bildungsweise desselben mit dieser verschiedenen Lagerung in Zusammenhang zu bringen. Bei Musca, wie auch nach Zeuckart bei Melophagus, nehmen Schwanz- und Kopfende des Keimstreifens von Anfang an die entgegen- gesetzten Polräume ein und behaupten diesen Platz bis zum Ausschlüpfen des Embryo, während bei den Tipuliden die Länge des Eies im Verhält- niss zur Länge des zu bildenden Keimstreifens zu klein ist und derselbe in Form eines grössten Kreises um den Dotter herumgewunden ist, sein Kopf- und Schwanzende dicht aneinanderstossen und letzteres öfters sogar noch in den Dotter hineingekrümmt ist (Simulia, Chironomus). Eine solche Lagerung konnte nur dadurch erreicht werden, dass die Keimhaut zu einem Bands auseinander geschnitten wurde. Wenn nun auch der Unterschied zwischen einem durch Riss entstandenen und einem mit der übrigen Keimhaut in Continuität bleibenden Keimstreifen kein essentieller ist, so muss doch nothwendig die ganze Reihe von Vorgängen, welche das Reissen der Keimhaut herbeiführen, bei der "Bildung des Keimstreifens von Musca wegfallen. Die Verdickung am hinteren Eipole, die Bildung eines Schwanz- und Kopfwulstes, die Ver- dünnung der Keimhaut zwischen beiden, kurz alle Erscheinungen, welche dem Reissen der Keimhaut bei CGhironomus vorausgingen, fehlen bei Musca. ' Das Faltenblait dagegen spielt hier wie dort eine sehr wich- ' tige Rolle und seine Bedeutung erscheint nach den hier gemachten Er- fahrungen noch in etwas anderem Lichte: durch die Ausdehnung des Faltenblattes werden die Grenzen des Keimstreifens bestimmt. Leider stellen sich einer erschöpfenden Beobachtung sehr bedeutende Schwierigkeiten in den Weg, nicht nur macht die bald ein- . tretende Hall ominene Undurchsichtigkeit der Keimhaut die Anwendung des durchfallenden Lichtes unmöglich, und es ist bekannt wie schwierig die Erkennung feiner Linien auf der Oberfläche opacer Körper bei stär- kerer reniesirung ist, sondern es komnit noch hinzu, dass die Beob- | achtung des ganzen Entwickelungsabschnittes an ein und demselben Ei | nicht durchführbar ist, da fast immer schon kurze Zeit nach Entfernung des Chorion die eher eine abnorme wird, und man deshalb | stels der Gefahr ausgesetzt ist, Missbildungen für normale Entwickelungs- fe ormen zu nehmen. Ich habe viele Zeit mit solchen, oft sehr regelrecht aussehenden und eine Zeit lang ganz stetig sich weiter fortbildenden B, sbildungen verloren. 2 Die nächste Folge der BSRENOBICHUNE der Keimhaut ist die Bildung 168 | Dr. August Weismann, zweier Querfurchen, deren eine nicht ganz um ein Drittel der Eilänge vom vorderen Pole entfernt ist, die andere vor dem hinteren Pole liegt (Fig. 63 u. 6%). Beide Fürdktän entstehen durch eine Faltung der Koma haut in ihrer ganzen Dicke, Zellenlage und innere Blastemschicht biegen sich in den Dotter hinein (Fig. 63 vf}. Die vordere Falte läuft schräg vom Bauch gegen den Rücken und zugleich etwas nach hinten um die Keimhaut herum, und schnürt somit den vorderen Theil der Keimhaut u . N 2 - EEE IE EEE eh ne re ee Ihr Lie ERAEEMEN N e ERee- * ns tl a £ 5 TR als eine »Kopfkappe« ab, während die hintere in entgegengesetzter Richtung schräg gegen den Rücken verläuft, sich aber unterwegs ziem- lich stark abflacht. Diese beiden Furchen sind constant, ausser ihnen kommen aber nicht selten noch mehrfache, die Keimhaut nicht vollstän- dig umfassende Falten vor, offenbar in Folge der starken Zusammen- ziehbung der Keimhaut. Unterdessen tritt an der ganzen Bauchseite die Verdunkelung der Zellen durch Eindringen des Dotters ein, und wie aus # Fe SFR den folgenden Vorgängen, der Bildung eines Faltenblattes, geschlossen werden muss, die Zellen. welche bisher auf Kosten des inneren Blastems gewachsen waren, besianen sich zu vermehren und es entstehen mehr- fache Zellenlagen. Am Rücken bleibt die Zellenschicht länger bell (Fig. ; 64 D) und hier isi es, wo man das gänzliche Aufgehen des inneren. Blastems in dieselben vollständig beobachten kann; offenbar beginnt jetzt bereits der Rückentheil der Keimhaut hinter dem Bauchtheile in der Entwickelung zurückzubleiben. Die Zusammenziehung der Keimhaut findet am Schwanzende in der Richtung gegen den Rücken hin statt, wie aus der rasch sich verän- dernden Lage der Polzellen (Fig. 64 pz) hervergeht. Dadurch dass die Keimhaut sich hier von der Dotterhaut zurückzieht, treten die Polzellen, welche vorher in eine flache Grube eingebettet kaum sichtbar waren, wieder hervor und liegen als rundlicher Haufen kleiner , kugliger Zellen auf der Mitte der hinteren, jetzt schräg gegen den Rücken hin abgesiutz- ten Fläche. Bald wendet sich diese noch mehr gegen den Rücken ‚die Polzellen werden in dieser Richtung mit vorgeschoben und’ gelangen schliesslich auf die Rückenfläche der Keimhaut, wo sie als kreisrundes Zellenconglomerat in ziemlicher Entfernung vom hinteren Ende auf der | Fläche der Keimhaut erkannt werden können. Ehe sie aber so weit vorgerückt sind, beginnt die Bildung des Fal- tenblattes, indem sich parallel dem hinteren im Polraum gelegenen Rande der Keimhaut ein Faltenrand auf der Keimhaut zeigt, der bis auf die dor- sale Fläche derselben läuft und dort unmittelbar vor den Polzellen die Mittellinie überschreitend in einen gleichen Faltenrand der anderen Seite übergeht. Am Bauche reicht derselbe anfänglich nur sehr wenig nach vorn. Diese Falte ist durchaus anderer Natur als die oben beschriebe- nen Querfalten, sie verdankt ihre Entstehung nicht einer Einbiegung der Keimlraut in ihrer ganzen Dicke, sondern zeigt einen ganz dünnen, scharfen Rand, besitzt also eine viel zu geringe Dicke, als dass die Zellen a ee7 = == [9 >. Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 159 ‚der Keimhaut in ihrer ursprünglichen Länge in’ sie eingegangen sein könnten. Daraus folgt, dass ihrer Bildung eine Theilung der Keimzellen vorhergegangen sein-muss und dass sodann nur die äussere Lage der verkleinerten Zellen in die Faltenbildung eingegangen ist. Am Rücken treten die Ränder der Falte kurz nach ihrer Entstehung am stärksten hervor. Unmittelbar hinter der medianen Brücke, durch welche beide Hälften der Falte zusammenhängen, zieht sich die Keimhaut etwas von der Dotterhaut zurück und es entsteht eine Lücke zwischen beiden. Bis zu diesem Punkte lassen sich die Polzellen verfolgen; hier angekom- men werden sie von den seitlich überstehenden Rändern der Falte be- deckt und verschwinden, wahrscheinlich um mit den Zellen der Keim- haut sich zu vereinigen. Kurz nachdem auf diese. Weise am hinteren Ende der Keimhaut die Bildung eines Faltenblaties eingeleitet wurde, entsteht am vorderen eine Kopffalte, deren Bildung aber weit schwieriger za verfolgen ist. Sie zeigt sich als ein dem Rande des Eies paralleler, also längslaufender Faltenrand, und scheint vom Rücken her auf den Bauch hinüber zu wachsen. Wenigstens fand +h öfters am Rücken in ‚der Nähe des vorderen Pols eine Einbuchtung der Keimhaut, nach deren wallartigem Rand eine feine, etwas buchtige Linie auf der Oberfläche der Keimhaut hinlief; diese Einbuchtung schien sodann nach vornen vor- zurücken, um den Pol umwachsend auf die Bauchseite zu gelangen. Ein nicht unerheblicher Unterschied in der Bildung des Falten- blattes bei Chironomus und bei Musca liegt darin, dass bei letzterer Kopf- und Schwanzfalte von vornherein in grösseren Ausdehnung auf- ' ireten, dagegen aber auch eine weit geringere Dicke besitzen und viel weniger die äussere Gestalt der Keimhaut verändern, während bei Chi- . ronomus vorzüglich die Kopfialte im Moment ihrer Bildung den Anschein _ einer Halbirung der ganzen Kopfkappe hervorbringt. Sehr kurze Zeit nachdem. die ei begonnen hat’ sich zusammenzuziehen , etwa zwanzig Minuien später, lässt sich bei auffallendem Lichte der feine, seharfcontourirte, etwas aufgeworlene Rand der beiden Falten, der Kopt« ) und der Schwanzfalte, in der Seitenlage sehr deutlich erkennen (Fig, ‘B 65 fd). Beide Ränder artehi in etwas weliiger Linie dem convexen Ei- | rande parallel und stossen sehr bald in der Mitie zusammen, so dass dann eine continuirliche Linie über die Oberfläche der Keimhaut hin- zieht. Den Vorgang der Verschmelzung beider Falten gelang es öfters direct zu beobachten. Später wächst dann das Faltenblatt, während ‚ seine Ränder immer regelmässiger und gestreckter werden, gegen die h Mittellinie des Bauches hin. Ob es sie erreicht und also den Keimstreif N‘ vollständig überzieht oder schon früber mit demselben verschmilat, 13 habe ich nicht ermitteln können, wahrscheinlich verdünnt es sich bei _ weiterem Vorwachsen so stark , dass es bei schwacher Vergrösserung, j wie sie die Undurchsichtigkeit ie Objectes erheischt, nicht mehr wahr- ä genommen werden kann. Eine Unterbrechung erlidd der Verlauf der 170 Dr. August Weismann, Faltenblattränder durch die am Anfange beschriebene vordere Quer- furche, welche sich nach Bildung desselben noch mehr vertieft und vor welcher eine zweite Querfurche entsteht, welche von der Mittellinie des Bauches aus nach vorn.und dem Rücken zu läuft, ohne indessen leizte- ren zu erreichen (Fig. 66 c/). Die beiden Furchen convergiren gegen die Mittellinie des Bauches, und zwischen ihnen bleiben dreieckige, mit ' der Spitze der Mittellinie zugewandte Wülste (©w) stehen, über welche, wie es scheint, das Faltenblatt sich hinüberschlägt; wenigsiens setzt sich von dem Vorderrande des dreieckigen Wulstes aus eine feine Linie schräg nach vorn und gegen die Mittellinie des Bauches hin fort (fb'). In der Ventralansicht (Fig. 67) erkennt man, dass die beiden Furchen in der Mittellinie nicht unmittelbar zusammenstossen, sondern durch eine kurze mediane Furche verbunden zusammen eine & förmige Figur bilden. Die hintere Furche besitzt eine bedeutende Tiefe, und die dreieckigen Wülste selbst erreichen nicht die Mittellinie, sondern flachen sich ab und werden zu Vertiefungen. Auch den Rand des Faltenblattes habe ich mehrmals als eine dem Eirande parallellaufende Linie bis zu der Querfurche verfolgen können (fb), niemals aber weiter nach vorn, was kaum Wunder nehmen kann bei der ungemeinen Abhängigkeit solcher Bilder von der günstigsten Beleuchtung. Die Querfurche, welche früher vor dem Schwanzwulst die Keimhaut ringförmig umzog, ist gleich nach Bildung der Schwanzfalte bei dem Nachlasse der Zusammenziehung ver- schwunden. Während Solches an der Bauchseite der Keimhaut vor sich geht, verändert sich der Rückentheil in folgender Weise. Die oben erwähnte, auf dem Rücken liegende Brücke zwischen den beiden symmetrischen Hälften der Schwanzialte spaltet sich in der Mittellinie und zwar wahr- scheinlich schon bald nach dem Verschwinden der Polzellen, ihre beiden Ränder bleiben hier dicht aneinander liegen, weichen aber nach vorn auseinander his zur Mitte der Eilänge, um von da ab zu convergiren und vor dem vorderen Pole zusamınenzustossen'), Vom Bauche aus bis zu diesen auf dem Rücken hinziehenden Rändern ist die Keimhaut vom Fal- tenblaite vollständig überzogen, und damit ist der Keimstreif ge- = bildei, denn nur der vom Faltenblatte überzogene Theil der Keimhautnimmtan den nächsteintretenden Metamor- | phosen Theil, und erst später, wenn die typischen Abtheilungen des Körpers angelegt und ihre Anhänge bereits in der Ausbildung weit vor- d geschritten sind, treten auch am Rücken weitere Umwandlungen ein. Nach Bildung des Keimstreifens verschwinden allmählich die dreieckigen | Querwülste (cw) im vorderen Theile des Keimstreifens; sie sind also | weder definitive Theile, noch auch bilden sie sich in solche um, und ich A) Ein Stück dieses dorsalen Randes ist in Fig. 66 fb” zu erkennen, die dorsalen & Ränder in ihrer ganzen Ausdehnung in Fig. 70rfb, welche aber ein späteres Stadium darstellt. Ä U \ Die Eniwickelung der Dipteren im Ei. 4171 bin ausser Stand zu sagen, aus welchen Ursachen sie resulliren und ‚= welchen Bauzwecken sie dienen. Allerdings scheint die hintere der | beiden Querfurchen zu persistiren, um später die hintere Grenze des Kopfes zu bilden, allein auch dies kann ich nicht mit Bestimmtbeit be- haupten, da ich nie an einem Ei die Entwickelung vollständig beob- ‚achten konnte. Zwei Stunden näch der Zusammenziehung der Keimhaut lassen sich an dem Embryo nur mit grösster Mühe einige Linien unterscheiden, da derselbe die Dotterhaut vollkommen ausfüllt und Nichts mehr von den tiefen Furchen aufweist, welche die dreieckigen Querwülste einschlossen, bald aber tritt die Bildung der Keim ste ein, kenntlich an einer medianen Furche, welche den Keimstreif in seiner ganzen Länge durch- zieht. Bei ler Beleuchtung lässt sich dieselbe auf der ganzen Bauchseite hin verfolgen und tritt am Schwanzende als henior ge Einschnitt hervor, während die vordere Spitze des Keimstreilens an- eich von einer Längsfurche nicht durchzogen wird (Fig. 68). Dage - gen bildet sich hier eine quere Einziehung, die Mundeinziehung (m), durch weiche der Vorderkopf (v%) beginnt, sich von den Keirhwülsien | abzuschnüren. Das Verbältniss des Kendenknrtr zu den Keimwülsten ist hier offenbar dasselbe wie bei Chironomus. Wenn auch die Undurch- \ sichtigkeit des Einbryo ein vollständiges Verfolgen des Verlaufes der Keimwülste nicht erlaubt, so geht doch gerade aus der frühesien Anlage derselben hervor, dass sie sich nicht in den Vorderkopf fortsetzen, son- ‘dern hinter der Mundspalte auseinanderweichen, um an den Seiten des Vorderkopfes gegen den Rücken hin zu ziehen ; die mediane Furche zwi- schen den Keimwülsten läuft bis zur Mundspalte, wo sie einen tiefen, herzförmigen Einschnitt veranlasst, aus dessen Gestalt ein einfaches Um. ‚schlagen der Keimwülste in die Mundspalle sich nicht herleiten lässt. Nach Anlage der Keimwülste erfolgt sehr rasch hintereinander die Bildungder Urtheile des Kopfes, welche bei Musca eben so voll- ständig vorhanden sind wie bei Chironomus, obgleich bekanntlich die - Larve unter die sogenannten kopflosen gehört, und in der That ihr erstes, dem Kopfe entsprechendes Segment sich nur wenig von den Leibesseg- menten unterscheidet. Die No des Kopfes nimmt etwa ein Drittel ' der Länge des Keimstreifens ein, und die hintere Grenze desselben wird durch eine Querfurche ee welche schräg um den Keimstreifen herumläuft und möglicherweise lentisch ist mit de Furche, welche die Kopfklappe abschnürte. Unmittelbar nach Entstehung ne Mundeinziehung. setzen sich von ‚ihr.aus Furchen gegen den Rücken hin fort und ihn den Vorder- kopf als selbstständigen Theil ab. Etwas später bilden sich zwischen ‚Mundspalte und hinterem Kopfrande drei querlaufende, tiefe und schmale Furchen, welche die Keimwülste in drei Kopfsegmente theilen. In halber Beknansich, sieht ınan, wie ein scharfer, wulstiger Rand dieselben | 1 yı 172 Dr. August Weismann, gegen den Rücken hin begrenzt, um hinter dem letzten Segmente sich der Mittellinie des Bauches zuzuwenden. Es ist dies der ventrale Rand der sich bildenden Scheitelplatten, deren vorderer Rand quer vom Bauche nach dem Rücken zieht und durch die Abschnürung des Vorder- kopfes gebildet wird, während der dorsale mit dem dorsalen Rande des Keimstreifens zusammenfällt. In welcher Weise sich das Faltenblatt zur Bildung der Urtheile des Kopfes verhält, lässt sich nicht ermitteln ; ob es sich wie bei Chironemus in der Mittellinie des Bauches spaltet und auf die Seitentheile der Keim- wülste zurückzieht, ob aus ihm die Scheitelplatten sich bilden, darüber lassen sich nur Vermuthungen aufstellen. Von den Kopfsegmenten entspringen die Kopfanhänge, deren auch hier drei Paare vortanden sind, Mandibeln, erstes und zweites Maxillenpaar. Sie zeigen sich zuerst als rundliche Plättehen, nach aussen von bogenförmigem Rande begrenzt, nach innen ohne Grenzlinie in die Keimwülste übergehend; ihre querlaufenden Ränder (vordere und hin- tere) sind anfänglich noch sehr schwach ausgebildet (Pig. 69 md, ma, mac”). An Breite sind sich die Anhänge ziemlich gleich, dagegen stehen an Länge die Mandibeln hinter den beiden Maxillen zurück , ihre äusse- ren Ränder liegen der Mittellinie näher, und da die ventralen Ränder der Scheitelplatten (schp) die Anhänge nach aussen begrenzen, so springen dieselben in der Höhe der Mandibeln bedeutend weiter gegen die Mitiel- linie vor, als weiter hinten, wo die beiden Maxillenpaare, und zwar vor- züglich das vordere, weit auf den Rücken hinübergreifen (Fig. 70 ma”, mac?). Anfänglich sind die Mandibeln in der Seitenansicht noch sicht- bar (Fig. 94 md), bald aber nähern sich die ventralen Ränder der Schei- telplatien noch mehr der Mittellinie und verdecken dieselben von der Seite her vollständig (Fig. 92). Die Mandibeln liegen zur Zeit ihrer 4 Bildung vom Lippenrande der Keimwülsie etwas entfernt, dieser Rand selbst zeigt, wie oben erwähnt, einen scharfen medianen Einschnitt, und auch der Vorderkopf wird häufig auf seiner ventralen, etwas convex vor- | gewölbten Fläche von einer Längsfurche durchzogen, welche auf seiner | Rückenfläche niemals fehlt. Es scheint dass anfänglich die dorsalen | Ränder des Keimstreifens, d. h. des Faltenblaties, erst auf der Spitze | des Vorderkopfes zusammenstossen, und dass daher eine tiefe Furche auf dein Rücken desselben so lange bestehen bleibt, bis die Verwachsung dieser Ränder in der Mittellinie eingetreten ist. Dies geschieht kurz M nachdem die Anhänge gebildet sind, und dann stossen die Ränder des | _ Keimstreifens in der Höhe der Scheitelplatten zusammen (Fig. 70). Die Keimwülste verlaufen bis an das Schwanzende des Embryo und lassen sich in Halbprofilansicht als parallellaufende Linien leicht er- | kennen. Die sie trennende mediane Längsfurche setzt sieh noch etwas auf den Rücken hin fort, wahrscheinlich bis zu der Afteröffnung, auf de- ren Bildung ich im zweiten Abschnitte zurückkomme, und das hinte Se Ar Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 173 Ende des Enıhryo erscheint deshalb jetzt herzförmig eingeschnitten (Fig. 69 u: 70). Mit der Bildung der Keimwülste und der Urtheile des Kopfes \ ist die erste Entwickelungsperiode beendigt. Wenn leider auch viele ' Lücken in der Beob achtung bleiben mussten, welche wohl nur durch “ Auffindung eines der Untersuchung günstigeren Muscideneies werden können, so geht doch aus dem Thatsächlichen so viel hervor, dass im Allgemeinen eine grosse Uebereinstimmung mit den Vorgängen des ersten Entwickelungsabschnittes bei den Tipulaceen besteht. Die ' Bildung der Keimhaut ist ganz dieselbe, bei beiden wird ein wirklicher, scharf: begrenzter Keimstreif gebildet, wenn auch auf verschiedene Weise, und seine Bildung wird eingeleitet und begleitet von der Bildung zweier Falten, welche die Embry onalanlage überwachsen, zu einem oberfläch- ‘ ‚lichen Blatte verschmelzen und durch ihre Ausdehnung die Grenze des Keimstreifens bestimmen. Die Theilung des Keimstreifens in symmetri- sche Hälften, die Keimwülste, ist beiden gemeinsam, ebenso wie die ' Trennung des Vorderendes des Embryo in die Urtheile des Kopfes. B. Zweite Entwickelungsperiode. e” Zusammenziehung der Keimwülste mit den sie begleitenden Dre Ösen Ben bis zubeginnender Ver- schmelzung des zweiten Maxillenpaares. ‚Die,zweite Entwickelungsperiode charakterisirt sich durch Zusam- | menziehung der Keimwülste, welche aber keine totale ist, wie bei Chiro- nomus, sondern die sich auf den Kopftheil der Keimhaut beschränkt. Der Körpertheil derselben erfährt sogar eine, wenn auch nur passive | Ausdehnung, die Folge der ee des die Zusammenziehung bewirkt daher nieht eine durchgehende Lageveränderung der Erbin | malanlage, wie bei Chironomus, a sie verändert nur das Grössen- | verhältnis zwischen den einzelnen Hauptabschnitten (Kopf und Leib) und bahnt zugleich die definitive Lagerung der Anhänge an. | unDie. nern rücken nach vorn und machen zualeich eine drehende | ung, welche, weniger auffallend als bei Chironomus, ‚doch darauf | hindeuiei,, dass die Anhänge auf bogenförmig ask hunmier Basis auf- sitzen, d.h. dass die Keimwülste an der Mundspalte auseinanderweichen ‚ und von den Scheitelplatten bedeckt gegen den Rücken hinlaufen. Das | gänzliche Fehlen eines Antennenfortsatzes lässt diese Drehung, die durch \ einen höchst eigenthümlichen Entwickelungsgang der Mandibeln bereits ‚| etwas versteckt wird , weniger hervortreten. Das Ende der Entwicke- | lungsperiode ist nich so scharf bezeichnet als der Anfang, da sich die ı Beendigung der Zusammenziehung der Keimwülste nicht dutch eine be- | stimmte Lagerung der Theile kennzeichnet, und eine Verkürzung des Kopfes auch nachber noch stattfindet durch York ioinerunn seiner einzel- ” u. heile: Die Bildung der Ursegmente, des Leibes, die Schliessung des 174 Dr. August Weismann, Kopfes auf dem Rücken und die beginnende Verwachsung des zweiten Maxillenpaares zur Unterlippe gehören in diesen Abschnitt, dessen Ende ich in einem eigenthümlichen Vorgange finde, dem Umbeugen des Vor- derkopfes, durch welchen die letzte zur definitiven Gestaltung des Kopfes erforderliche Metamorphose eingeleitet wird. Die von diesen Entwicke- lungsmomentien begrenzte Periode entspricht in der Hauptsache voll- kommen dem zweiten Entwickelungsabschnitte bei Chironomus, mit dem einzigen Unterschiede, dass bei Musca, entsprechend der im Allgemeinen überaus raschen Entwickelung, der Beginn einer organologischen Diffe- renzirung der embryonalen Zellenmasse noch in das Ende des zweiten Abschnittes fällt, und ebenso die damit zusammenhängende Anlage des Darmes. % Gleich nach dem Hervorsprossen der Kopfanhänge beginnt die Zu- sammenziehung der Keimwülste, in Folge deren der Kopftheil der Em- bryonalanlage, welcher anfänglich etwa ein Drittel der ganzen Eilänge einnahm, schliesslich auf weniger als ein Zehntel derselben redueirt wird um in der dritten Entwickelungsperiode zum kleinsten der typi- schen Leibesabschnitte zu werden. 8 Während die Anhänge langsam nach vornen rücken, grenzen sie | sich zugleich schärfer voneinander und von den Keimwülsten ab, erhalten jetzt zu dem früher schon vorhandenen halbkreisförmig gebogenen äusse- ren Rande einen vorderen und hinteren Rand, welche zieh gerade in querer Richtung gegen die Mittellinie Hirn letzterer bei dem hinte- & ren Misillenmäars zugleich den hinteren Rand “des Kopfes bezeichnend, hr Die vorderen Maxillen werden sodann durch fortgesetztes Vorrücken der hinteren Maxillen an die Seite gedrängt, so dass sie zwischen hintere Maxillen und Scheitelplatten zu liegen kommen (Fig. 71). Sie nehmen zugleich eine aufrechte Stellung ein, d. h. ihre Längsaxe fällt nahezu ie de des Körpers zusammen, und aklrönd ihre schmälere Basis auf dem hinteren Kopfrande aufsteht, wird der frühere Innenrand zum breiten sanft gebogenen Vorderrande (Fig. 73). 5, ‚Die Mandibeln entwickeln sich in folgender , höchst eigenthüm- ‘ höher Weise. Anfänglich haben sie ähnliche Lage er Gestalt wie die Mandibularanhänge von Chironomus bei Beginn ibrer Entstehung, sie liegen den Keimwülsten flach auf und unterscheiden sich von den gleichen Theilen bei Chironomus nur durch ihre im Verhältniss zu den Maxillaranhängen geringere Grösse (Fig. 69 md). Bei beiden Insecten stossen sie in der Mittellinie zusammen, sobald sie einen inneren Rand die Mandibelu seitlich von der Mundspalte zu stehen. Bei Musca ist’e® anders. Die Mandibeln entfernen sich während ihres durch die Zusam menziehung der Kopiwülste eingeleiteten Vorrückens nicht voneinandeı el :r chem gen cc ” — 0 Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 175 ' sondern bleiben mit ihren Innenrändern dicht aneinander liegen. Ihr ; grösster Durchmesser, der anfänglich quer lag, kommt allmählich in die Längsrichtung zu liegen, weniger durch Drehung der Anhänge als durch ' Auswachsen derselben in dieser Richtung, und zugleich schliesst sich ‚eine Spalte, welche anfänglich noch zwischen dem vorderen Theile ihrer ‘ Innenränder blieb, so dass es keinem Zweifel unterliegt, dass hier eine _ Verwachsung eingeleitet wird. Die Mandibeln verschmelzen zu einem . unpaaren zahnarligen Organ, auf welches ich später wieder zurückkom- ' men werde. Geraume Zeit, ehe diese Verschmelzung eintritt, besitzen die Mandibeln schon die Gestalt dreieckiger Plättchen mit breiterer, rück- _ wärts gerichteter Basis und abgerundeter, nach vorn sehender und etwas ‘ nach aussen umgekrümmter Spitze (Fig. 74 md); ihr äusserer Rand ist schwach convex gebogen, der innere gerade und in seinem hinteren Theile mit dem Innenrande seines Partners verschmolzen. Etwas später "überragen dann die rundlichen Spitzen der Mandibeln den Lippenrand der Keimwülste (lkw), der deutlich durch sie hindurchschimmert, und “ wenn endlich die inneren Ränder sich in ihrer ganzen Länge aneinander geschlossen haben, so bleiben nur die Spitzen als herzförmig einge- schnittener Rand noch selbstständig (Fig. 75 md). Bis zur vollkommenen "Verschmelzung lässt sich die Umwandlung nicht verfolgen, da die Man- ‚ dibeln der weiteren Beobachtung entzogen werden. Es geschieht dies “durch eine eigenthümliche Veränderung in der Lage des Vorderkopfes, F durch welche sie von diesem bedeckt werden. Der Vorderkopf hat sich nämlich inzwischen von den Scheitel- , platten vollständig abgeschnürt und stellt einen hohen, dicken, vorn ; quer abgestutzten Zapfen vor, von vierseitig prismatischer Gestalt, dessen ı ventrale Fläche convex vorgewölbt keine mediane Furche mehr ul so wenig als die hintere, mehr ebeue Fläche. Wenn nun die vorderen ' Maxillen vollkommen nufserichtet zwischen Scheitelplatten und hinte- rem Maxillenpaare eingeklemmt stehen und die Mandibeln beinah voll- ständig verwachsen den Lippenrand der Keimwülste überragen , fängt der Vorderkopf an sich gegen den Bauch zu krümmen und beust sich in ' Kurzem soweit herab, dass seine vordere, querabgestutzie Fläche zur ventralen wird, die konkrale aber die Mundspalte überdeckt und dicht ‚ auf den Lippenrand der Keimwülste zu liegen kommi (Fig. 7%). Keim- wülste und Vorderkopf stossen mit ganz gerader Querlinie aufeinander, und vor dieser sieht man dann den Vorderrand der Mandibeln durch- schimmern (Fig. 75). Die Mandibeln liegen jetzt in der Mundspalte selbst, die eben der Raum zwischen Vorderkopf und Keimwülsten ist, und kücken später noch tiefer in dieselbe hinein, wie aus der andauern- ‘den Verkürzung des Kopfes hervorgeht. Auch der Vorderkopf hat mit | der Umbeugung auf die Keimwülste das Ende seiner Umwandlungen noch | nicht erreicht; höchst merkwürdiger Weise nimmt er an der äusseren grenzung des Larvenkopfes gar keinen Antheil und stülpt sich voll- = | Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. XIN. Bd. 12 16:2 Dr. August Weismann, f ständig nach innen um, wie im dritten Abschnitte näher zu schildern ° sein wird. EB Während dieser Vorgänge hat das hintere Maxillenpaar be- } gonnen sich zur Unterlippe umzuwandeln. Dasselbe ist mit dem hinte- ren Kopfrande, auf welchem es mit breiter Basis aufsteht, nach vorn gerückt und reicht jetzt mit seinem vorderen Rande fast bis an den um- ; gebogenen Vorderkopf (Fig. 75 mx?). Jede einzelne Maxille hat eine | dreieckige Gestalt, die inneren geraden Ränder liegen in der Mittellinie unmittelbar aneinander und gehen nach vorn in die abgerundeten Spitzen über, welche zusammen einen herzförmig eingeschnittenen Rand bilden. Vollständige Verschmelzung tritt auch hier erst in der dritien Periode ein. Es bleibt noch übrig die Veränderungen der Scheiteipia ui zu verfolgen. Im Beginn des zweiten Abschnittes waren dieselben noch nicht vollständig ae es fehlte ihnen ‘der hintere Rand ig. 94 schp); bald indessen bildet sich, etwas weiter nach vorn gelegen als | der hintere Rand des Kopfes, eine feine, gerade Querfurche, welche die Scheitelplatten vom Körperiheile des Kersimhektene abschnürt (Fig. 72 u. N 92 hr). Hinter dieser entsteht eine zweite, ventralwärts mit jener con- vergirende Furche,, so dass dann ein auf diem Rücken breiter, gegen den Bauch zu sich verjüngender Querwulst zwischen Kopf und Leib zu liegen kommt. Die Scheitelplatten sind sodann von allen Seiten durch scharfe Linien begrenzt und stellen zwei fast vollständig getrennte Platten dar, { welche auf dem Rücken weit auseinanderklaflen (Fig. 72 schp) und nur i ganz vorn mit ihren Rändern zusammenstossen. Von diesem Veren nigungspunkte aus biegen sie um und laufen als ziemlich dicke Wülste an der Seite des Vorderkopfes gegen die Medianlinie des Bauches hin. So lange die Mandibeln noch nicht vom Vorderkopfe bedeckt er springt der innere Rand der Scheitelplatten stark gegen die Mittellinie” hin vor und irifft an dem Winkel zwischen vorderer und hinterer Maxille auf den soeben beschriebenen hipteren Rand (Ar). Später werden durch das Vorrücken der hinteren und das seitliche Zurück weichen der vorde- 2 ren Maxillen die Scheitelplatien mehr gegen den Rücken ine der an die Mandibeln grenzende Vorsprung. verliert sich und zwischen | Scheitelplatten und Mandibeln treten, wie oben bereits erwähnt, die vorderen Maxillen (Fig. 73)- Während so die Scheitelplatten an der Bauchseite zurückgedrängt werden, vergrössern sie sich auf dem Rücken ha Ihre dorsalen Ränder wachsen gegeneinander, und die Spalte zwischen ihnen beginnt, von vorn nach hinten vorschreitend,, sich zu schliessen, Am Ende dieses Entwickelungsabschnittes ist die Spalte vollständig, oder nahezu vollständig geschlossen und damit der Kopf als ein Ganzes %. | bildet (Fig. 76). _ Sal Während dieser Vorgänge am Kopftheile des Embryo bilden sie h am Körpertheile die Ursegmente, und zwar fällt ihre Bildung noch m den Anfang dieser Periode. Zehn quere Furchen theilen den Keimstreif 7 x 2 Di ” Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 177 in elf anfänglich ziemlich gleichgrosse Abschnitte, deren jeder wieder durch die zwischen den Keimwülsten verlaufende Längsfurche in zwei symmetrische Hälften getheilt wird (Fig. 71). In Uebereinstimmung mit den Beobachtungen an Chironomus, wie mit den Angaben welche Leuckart, Zaddach und Kölliker in Bezug auf Insecien , Claparede in Be- zug auf Arachniden gemacht haben, schreitet die Segmentirung der Keimwülste von vorn nach hinten fort, auch geht, hier wie bei Chirono- mus und nach Zeuckari auch bei Melophagus, der Abtheilung in scharf geschiedene Abschnitte eine unregelmässig wellige Biegung der Ober- " fläche der Keimwülste voraus. Letztere besitzen von Anfang an ihre definitive Länge, wachsen während der Bildung der Ursegmente nicht mehr und es verhält sich also hier anders als bei den Spinnen, bei wel- chen Claparede die Bildung der Ursegmente des Abdomens von einer steten Verlängerung der Schwanzkappe begleitet sah, ein Umstand, dessen Erklärung in dem ungewöhnlich frühzeitigen Auftreten der Seg- menlirung zu suchen sein N Sobald die Ursegmente angelegt sind beginnt die Schliessung des Rückens, ohne jedoch schon in dieser Periode vollständig erreicht zu werden. In demselben Maasse als die Scheitelplaiten auf dem Rücken ' sich einander nähern, wachsen auch die dorsalen Ränder der Urseg- mente gegeneinander und verengen die anfänglich sehr breite Spalte auf dem Rücken. Die Fläche dieser Spalte behält dabei dieselbe Beschaffen- ' heit, die sie auch vorher hatte, sie ist glatt und zeichnet sich durch eine ‚ gelblichere Färbung aus (bei auffallendem Licht), davon herrührend, dass der Dotter durch die nur dünne Zelleniage durchschimmert. Am Ende dieses Entwickelungsabschnities besitzt die Spalte noch immer eine ziemlich bedeutende Breite, ist in der Mitte am breitesten und ver- schmälert sich allmählich nach vorn und hinten (Fig. 76). Ei Die Bildung der Hinterleibsspitze des Musca-Embryo unter- | scheidet sich einigermaassen von dem entsprechenden Vorgange bei Chi- rononus, insofern hier nicht ein förmliches Umklappen des Keimstreifens | auf den Rücken stattfindet wie dort und wie bei Phryganea. Indessen greift auch hier der Keimstreif von Anfang an auf den Rücken über, und sr Rückentheil des letzten Segmentes bildet sich aus diesem kappenartig ergreifenden Theile. Man kann hier sehr wohl von einer Schwanz- kappe sprechen, die dadurch zu Stande kommt, dass die Ränder des - Faltenblattes, wie oben beschrieben wurde, am Schw anzende des Embryo . mit einem Basen sich auf den Rücken hinaufziehen. Indessen ist dieser _ Rückentheil der Schwanzkappe nur sehr klein, so dass nach Bildung der rsegmente das letzte derselben (das elfte) nur zum Theil, nicht Fler | vollständig wie bei Chironomus gegen den Rücken bin geschlossen ist | AEig. 72). Erst allmählich, durch Gegeneinanderwachsen der Ränder des einen findet dieke Schliessung statt (Fig. 76). Sehr eigen- lich ist das Verhalten des Faltenblattes zur Afterbildung. Es wurde £ 19 * 178 Dr. August Weismann, im ersten Abschnitte erwähnt, dass sich dasselbe, soweit es auf dem Rücken liegt, spalte, und in der That ist diese Spaltung, welche höchst wahrscheinlich in der ganzen Länge des Keimstreifens erfolgt, dort aber nicht wahrgenommen werden konnte, hier sehr leicht zu constatiren; das Faltenblatt spaltet sich, seine beiden Ränder aber entfernen sich nicht voneinander, sondern bleiben dicht aneinander liegen, um kurze Zeit darauf, wenn die Ursegmente entstanden sind und der Rücken des elften Ursegmentes nach vorn sich schliesst, wiederum miteinander zu *ver- schmelzen. Bevor dies geschieht, berühren sich die Ränder des Falten- blattes nur in einer ganz kurzen Strecke, da sie nicht nur nach vorn, © sondern auch nach hinten auseinanderweichen und somit anzudeuten scheinen, dass hier wie bei Ghironomus die Hälften des gespaltenen Fal- tenblattes sich auf die Seitentheile der Keimwülste zurückziehen. Der hintere Theil des letzten Ursegmentes ist in dieser Periode auf dem Rücken vom Faltenblatte nicht bedeckt, die Ränder des Leizteren ziehen sich an den Seitenflächen des Segmentes vom Bauche her dorsalwärts und stossen erst in der Mittellinie des Rückens unter spitzem Winkel zusammen (Fig. 72 bei a). An dieser Stelle entsteht der After innerhalb einer queren Furche, welche die Afterfurche heissen mag. Wenn auch die directe Beobachtung über die Art und Weise dieser Entstehung keinen Aufschluss giebt, so ist es doch klar, dass man sich die Afteröffnung bier auf ganz ähnliche Weise entstanden denken kann als bei Chironomus, nämlich so, dass die Decke des Enddarmes durch den nicht gespaltenen, oder viel- mehr wieder zusammenverschmolzenen Theil des Faltenblattes gebildet wird, das Lumen selbst aber durch Ueberbrückung der Längsfurche zwi- schen den Keimwülsten. Zur Zeit der Entstehung des Alters ist der Rücken des letzten Segmentes noch nicht vollständig geschlossen, wenn dies aber später geschehen ist, so bildet sich dann eine zweite Quer- furche auf dem Rücken, in welcher sich die zwei hinteren Stigmen, die einzigen der jungen Larve, ausbilden; ich nenne sie die Stigmen-. furche. Zwischen Stigmenfurche und Afterfurche bleibt dann ein breiter, zapfenartiger Wulst stehen, die eigentliche hintere Fläche | des Segmentes, auf welcher zuerst eine mediane Naht hinläuft, der] Ueberrest der medianen Längsfurche zwischen den Keimwülsten; diese | verwischt sich aber bald und bleibt nur an ihrem Anfange, d.h. an der Stelle der Aftermündung, noch als dreieckige, mit der Spitze gegen den | Rücken gerichtete Grube bestehen. Anfangs erscheint daher der Zapfe in der Rückenansicht herzförmig eingeschnitten,, später verliert sich der Kinschnitt hier sowohl wie auch am ventralen Theile des Segmentes. In der Mitte der zweiten Entwickelungsperiode tritt eine Trennun der embryonalen Zellenmasse in eine oberflächliche un tiefe Sehicht ein, zuerst kenntlich an einem ziemlich dicken , etwa helleren Rande (Fig. 75 A), der überall im Verlauf der Keimwülste sich bar wird, und aus welchem sich später die Zellenlage der äusseren Haut " Nr — 3 5 Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 179 und die Hautmuskeln bilden. Diese Differenzirung entspricht vollkom- men der bei Chironomus in der dritten Entwickelungsperiode eintreten- den Differenzirung der Zellenmasse, sie ist eine rein organologische und histologische Scheidung und kann mit den Keimblätiern der Wirbeltbiere in keiner Weise verglichen werden. Mit dem Faltenblaite steht sie in keiner Beziehung, von diesem ist schon geraume Zeit vor ihrem Eintritt nichts mehr zu bemerken. Gleichzeitig mit dem Sichtbarwerden einer Hautschicht legen sich in der Tiefe die drei Darmtheile an, Vorder- darm, Mitteldarm und Hinterdarm, und lassen sich zuweilen durch Ausüben eines Druckes auf das Ei durch die äusseren Theile hin- durch erkennen (Fig. 75 md, hd); ich verspare indessen ein näheres Eingehen auf die Entstehung dieser, sowie der übrigen inneren Organe des Embryo auf den als Anhang der dritten Entwickelungsperiode bei- gegebenen histologischen Theil. Hier sei nur noch des Modus gedacht, nach welchem sich die Zellen der Einbryonalanlage bis zum Eintritt der organologischen Differenzirung vermehren. Es geschieht dies keineswegs ausschliesslich durch Zwei- {heilung der Zellen, wie man seit Remak allgemein annahın, sondern es kommen Zellenformen vor, welche noch auf einen zweiten Modus der Zellenfortpflanzung schliessen lassen. Es finden sich nämlich neben den oben beschriebenen kugligen Zellen mit einfachem Kern eine nicht un- bedeutende Anzahl viel grösserer, im isolirten Zustande ebenfalls kugliger Zellen, welche eine Menge kleiner Kerne einschliessen (Fig. 61 e). Sie enthalten daneben viel feinkörnige dunkle Fettkörnchen, welche nicht selten hofartig um die Kerne gruppirt sind. Je grösser die Anzahl der " Kerne ist, um so kleiner werden die einzelnen von ihnen, so dass hieraus, ‘in Verbindung mit dem Umstande, dass niemals ein grösserer Kern zwi- ‘ schen den kleinen gefunden wird, den man als unverändert persistiren- ‚den ersten Zellenkern ansprechen könnte, geschlossen werden muss, dass die kleinen Kerne durch fortgesetzte Theilung des ersten Zellen- |" kerns entstanden sind. Damit stimmt es auch, dass die Zahl der Kerne | mit der Grösse der Zelle im Verhältniss steht. Bei den grössten, 0,051 — ‘0,064 Mm. im Durchmesser haltenden Zellen beläuft sich ihre Anzahl uf dreissig, während von da an abwärts eine jede Zahl bis zu zwei ‚Kernen gefunden wird, die in letzterem Falle zweifellos durch Theilung des ersten Kernes entstanden sind (Fig. 61 dd). Theilungserscheinungen an den Zellen selbst habe ich trotz vielfach wiederholter Untersuchung niemals mit Sicherheit beobachtet, dass aber dennoch der grösste Theil der Zellen durch Theilung Elch. ist nicht zu bezweifeln. Wie später gezeigt werden soll, dee sich auf gewissen Entwickelungsstufen vieler inneren Organe ungemein zahlreich Zellen mit doppeltem Kern, während nicht lange Zeit nachher an denselben Stellen nur Zellen mit inacheni _ Kern liegen. Die vielkernigen Zellen finden sich im ausgebildeten Embryo nicht mehr vor, wahrscheinlich werden die einzelnen Kerne, um welche 2 te ur 180 - Dr. August Weismann, - der Zeileninhalt bereits hofartig zusammengeballt war, durch Bersten der Zellenmembran frei und verfolgen sodann einen selbstständigen Ent- wickelungsgang, bilden eine Membran um das Protoplasma und werden von Neuem fortpflanzungsfähig; ich werde weiter unten bei Gelegenheit der Muskelbildung auf sie zurückkommen. Für diesen Entwickelungs- gang spricht auch das mit dem Auftreten der vielkernigen Zellen gleich- zeitige Vorkommen sehr kleiner Zellen, Zellen von 0,010 Mm. Durch- messer mit einem Kern von 0,0068 Mm., welchen nicht selten scharfe Grenzlinien, wie sie bei vorhandener Zellenmembran sich zeigen müssten, noch mangeln. G. Dritte Entwiekelungsperiode. VonderBildung der Unterlippe bis zum Ausschlüpfen der Larve. Im dritten Entwickelungsabschnitte erhält der Embryo die Gestalt, welche er im Wesentlichen während der Larvenperiode beibehält; die - Leibeshöhle wird geschlossen, indem die vorher indifferente, den Rücken des Embryo bedeckende Zellenschicht von den Rändern des Keimstreifens überwachsen und in den Rückentheil der Segmente umgewandelt wird. Zugleich legen sich die inneren Organsysteıne an, und die bereits früher angelegten bilden sich vollends aus, endlich erhält der Kopf seine defini- iive, vor den übrigen Segmenten sehr wenig ausgezeichnete Gestalt und in ihm bildet sich der Hakenapparat, das Aequivalent der Fresswerk- w zeuge der Larve. B: Ich beginne mit der weiteren Ausbildung des Kopfes, um die des I Leibes nachfoigen zu lassen und mit der Entstehung und Ausbildung der inneren Organe abzuschliessen. ji Am Ende der zweiten Periode hatte sich der Vorderkopf gegen den Bauch umgebogen und bedeckte die Mandibeln, welche in der Mittellinie dichtaneinanderliegend in die Mundspalte hineingerückt waren. Die vor- deren Maxillen,, bedeutend herangewachsen und die Scheitelplatten zu- rückdrängend, lagen an den Seiten des Kopfes, und das zweite Maxillen- | paar bedeckte, in der Mittellinie mit gerader Naht zusammenstossend, | den hinteren Theil der ventralen Kopffläche (Fig. 74—76). Von nunan verkürzt sich der Kopf immer mehr, sein hinterer Rand rückt weiter nach. z vorn, und während die Mandibeln bald vollständig in der Mundspalte — verschwunden sind, beugt sich auch der Vorderkopf immer weiter um (Fig. 77 vk) und stülpt sich förmlich in die Mundspalte ein; zug ä wachsen beide Maxillenpaare nach vorn, besonders die vorderen erreichen bald eine bedeutende Grösse, ragen über den Vorderkopf hinaus, verbreitern sich zugleich nach rückwärts und drängen die Sche telplatten immer mehr zusammen, die zugleich immer kleiner werden un schliesslich mit den Maxillen verschmelzen, so dass die Grenze zwischen Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 181 beiden Theilen nicht mehr zu erkennen ist. Das zweite Maxillenpaar verwächst in der Mittellinie und bildet eine schildförmige, breite Platte, an deren vorderem Rande sich anfänglich die Zusammensetzung aus paarigen Theilen durch eine mediane Einziehung deutlich kennzeichnet, während auf ihrer Fläche eine gerade, mediane Naht bleibt. Dieses Stadium stellt Fig. 84 dar; der Vorderkopf ragt noch etwas weiter nach ' worn als die flügelförmig an seinen Seiten stehenden vorderen Maxillen, in seinem Innern ist ein Hohlraum entstanden, in welchem nur einzelne runde Zellen innerhalb klarer Flüssigkeit liegen. ‚Etwas später (Fig. 82) verschwindet dann mediane Naht und Einziehung des vorderen Randes. der Unterlippe, zugleich verschmälert sich ihre Basis und der Vor- derkopf (vk), inzwischen noch weiter umgebogen , steht mit ihrem vor- deren Rande in gleicher Höhe. Sodann nimmt die Unterlippe, während ihr mittlerer Theil sich verschmälert, früher schon vorhandene seitliche kleine Vorsprünge aber deutlicher sich markiren, immer ‚mehr eine zungenförmige Gestalt an und der Vorderkopf verschwindet vollständig (Fig. 83). Auf seiner ventralen Fläche bildet sich während, und oft schon ‚vor Beginn des Herabbeugens fast constant eine kurze, spornartige Spitze aus (Fig. 74 u. 77), die die Orientirung erleichtert, wenn sie auch sonst ohne Bedeutung ist. Diese lässt sich in der Bauchansicht durch die Un- terlippe hindurch erkennen (Fig. 83), der niedrige, mit dem Sporn ver- - sehene Vorderkopf ist zwischen die vorgewucherten vorderen Maxillen seingeklemmt und in Fig. 84 stellt er nur noch die etwas kuglig gewölbte ‚Brücke zwischen den Basen derselben vor. Interessant ist in diesem Stadium eine seitliche Ansicht, wenn die Theile durchsichtig genug sind, um den in Gestalt eines flachen Rückens zwischen der Basis der Maxillen gelegenen Vorderkopf erkennen zu lassen (Fig. 85 vk). Zwischen seinem _ ventralen Ende und der immer noch etwas wulstigen und dicken Unter- ‚ Jippe befindet sich die Mundöffnung (m), und aus der gegenseitigen Lage ‘der Theile ist es offenbar, dass der grösste Theil des Vorderkopfes und ı das ganze erste, die Mandibeln tragende Kopfsegment in die Mundspalte [1% ‚eingestülpt worden sein muss. Aus diesen eingestülpten Theilen bildet | Ki sich der für die Muscidenlarven so charakteristische mächtige Schlund- | kopfmitdem Hakenapparate. Die Lage der Wände des Schlund- | kopfes in der jungen Larve macht es unzweifelhaft, dass derselbe seine , Entstehung dem eingestülpten Vorderkopf und Mandibularsegmente . verdankt. hl © Die letzten Umwandlungen des Kopfes bestehen darin, dass die vor- ‚deren Maxillen, mit denen ein Theil der verkümmerten Scheitelplatten | verschmolzen ist, fortfahren sich zu verbreitern, in der Mittellinie des Rückens zusammenstossen und miteinander verschmelzen, während die | zungenförmige Unterlippe zusehends kleiner und dünner wird, bis sie zuletzt, ohne ihre Gestalt weiter zu verändern, ein sehr unscheinbares, _ durchsichtiges Plättchen darstellt, welches durch das jetzt einiretende 182 Dr. August Weismann, Zurückziehen des Kopfsegmentes in das zweite Segment sich leicht der ° Wahrnehmung entzieht (Fig. 86 u. 87 mx?). An der Unterlippe ist sehr ‚auffallend nachzuweisen, einer wie starken absoluten Verkleinerung ein- zelne embryonale Theile im Verlauf ihrer Ausbildung unterworfen sind. Während sie einige Zeit nach Verschmelzung der sie zusammensetzenden | Maxillen noch 0,99 Mm. im Querdurchmesser mass, beträgt später ihre Breite nur 0,057 Mm., und dementsprechend verringert sich auch ihre Dicke und Höhe. Aehnliche Verhältnisse finden sich bei der Bildung der 7 Wandungen der inneren Organe, des Darmes und seiner Anhänge, wie weiter unten besprochen werden sell. l Wenn die Unterlippe ausgebildet ist, hat bereits die Abscheidung einer zarten chitinösen Cuticula auf der Zellenlage der äusseren Haut stattgefunden, und man sieht dann von dem Winkel, »eleher zwi- 7 schen Basis der Unterlippe und Bauchfläche des verschmolzenen vorderen Maxillenpaares liegt, zwei doppelte, fadenartige Verdickungen der Chi- tinhaut über die Seitentheile der Letzteren gegen den Rücken hin ziehen (Fig. 85. 87) ; Leuckart hat sie vor Kurzem in einer Notiz über die Lar- venzustände der Musciden) erwähnt und gefunden, dass sie nur dem Jugendzustande der Larven zukommen, bei der ersten Häutung aber einer complieirteren Zeichnung von feinen Chitinleisten Platz machen. Eine besondere physiologische oder morphologische Bedeutung lässt sich ” ihnen nicht zuschreiben, sehr wohl dagegen einer anderen Bildung, welche ebenfalls erst jetzt auf der dorsalen Fläche des Kopfsegmentes sich zeigt. Es sind dies zwei Paar sehr kleine, tasterartige nl Hervorragungen, deren hinteres ein kurzer Zapfen auf halbkugliger Basis ıst, das vordere nur aus einer kreisförmig abgestutzten , sehr nie- ’ drigen Papille besteht, auf welcher einige starre kurze Borsten einge- pflanzt sind. Beide Gebilde sind als Tastorgane zu betrachten, da beide "| auf einem subcutanen Ganglion aufsitzen, und zwar entspricht das vor- hi dere Paar morphologisch ohne Zweifel den Maxillentastern, während das hintere und mehr dorsal gelegene Paar wahrscheinlich von dem aus den Scheitelplatten gebildeten Theile der Rückenwand seinen Ursprung nimmt und somit die Antennen der Larve vorstellt (Fig. 87 mat u. at). Die ventrale Fläche des Kopfes zeigt in dieser letzten Zeit des embryo- nalen Lebens noch sehr deutlich ihre Enistehung aus der Verschmelzung paariger Theile durch eine Längsfurche an, Weiche nach vorn sowohl als nach hinten sich dreieckig erweitert und so die ventrale Fläche in zwei . lippenförmige Wülste theilt (Fig. 86 w). Diese nach zwei Richtungen zweischenklig auseinanderweichende mediane Rinne führt nach hinten | direct in die Mundöffnung, welche von der Bauchseite her durch die Un- terlippe bedeckt wird. E: In dieser höchst eigenthümlichen Weise wandeln sich die Urtheile 4 4) Archiv f. Naturgesch. 27. Jahrg. Bd. 1. S. 60. Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 183 des Kopfes zum Kopfsegmente der Larve um. Nur allein das bintere 'Maxillenpaar verhält sich ähnlich wie bei den übrigen Insecten, indem es zur Unterlippe zusammentritt, alle übrigen Theile entwickeln sich in ganz ungewohnter Weise; die Maxillen, statt paarig an den Seiten des Mundes zu stehen, verwachsen in der Medianlinie und bilden eine Art Oberlippe, an welcher nur die kleinen, tasterartigen Anhänge daran erinnern, dass sie morphologisch einer solchen nicht entspricht: der Theil, aus welchem sonst die Oberlippe sich bildet: der Vorderkopf, verschwindet gänzlich von der Aussenfläche des Körpers und stülpt sich in die Mundspalie ein und ebenso das ganze erste Segment des Kopfes sammt seinen Anhängen, den Mandibeln. Von Letzteren wurde weiter oben bereits im Allge- meinen erwähnt, dass sie zu einem unpaaren Organe verschmelzen, und es ist hier’ Ger Ort das Nähere darüber nachzuholen. Sobald dieselben vom Vorderkopf bedeckt und in die Mundspalte eingestülpt worden sind, entziehen sie sich der Beobachtung und es lässt sich nur aus der Lage und Gestalt der ausgebildeten Theile des Kauapparates schliessen , wei- ‚ cher von ihnen seinen Ursprung den Mandiheln verdankt. Die meisten Autoren haben in den paarigen Haken, welche sich im Munde vieler Mus- -eidenlarven vorfinden, die Mandibeln vermuthet ?), ich muss dies aber, soweit es wenigstens Musca vomitoria betrifft, schon aus dem Grunde für unrichtig halten, weil die fraglichen Haken in der dorsalen Wand des 'Einganges in den Schlundkopf, und zwar zu beiden Seiten der Mund- öffnung liegen, die Mandibeln aber an der Ventralwand, und zwar iu der Mittellinie derselben sich vorfinden müssten. Leuckart macht in seiner oben bereits angeführten Notiz über die Larvenzustände der Musciden darauf aufmerksam, dass der Hakenapparat der jungen Larve sich anders | verhalte als der der einmal gehäuteten, und findet diesen Unterschied ‘ darin, dass bei der jungen Larve nur einer, bei der älteren zwei Haken im Munde lägen. Die zwei Haken der Letzteren sind indessen auch schon bei der jungen Larve vorhanden, Leuckart beschreibt sie al ‚auch als »Chitinleisten,, an die sich am Nesichrande eine Anzahl kleiner | "Zähnchen anschliesst«, allerdings aber sind sie bei der jungen Larve re- | lativ kleiner als in späterer Zeit, wenn sie auch bereits die Gestalt selbstständiger , an der Spitze hakig umgebogener Stäbe besitzen. Was ee emeikzeuge der re ans er ist der von Bere N der seine Ents thlune der a hmeldusg der Obere | % y fer verdankt. Es geht dien unzweifelhaft aus seiner Lage hervor, i er liegt in der Mittellinie der ventralen Schlundwand, und ebenso sehr aus ’ seiner Gestalt, welche sehr deutlich eine en aus paarigen -' Stücken erkennen lässt. Ich verspare eine genaue Beschröibuns des ıS Kauapparates auf die Bu Los seaekichte ee Larve und gebe hier 4 # 1) Siehe z. B. Milne-Edwards in: Legons de l’anatomie comparee. T. 5. p. 533. 184 | Dr. August Weismann, nur Einzelheiten, soweit sie zum Verständniss des Ganzen nethwendig 4 sind. Der ausgebildete Hakenapparat besteht im Wesentlichen aus drei Theilen: dem Gestell (Fig. 93 gs), dem zahnartigen, unpaaren Haken (md) und den vordersten, paarigen, zu Seiten des Mundeinganges liegen- den, hakig im rechten Winkel nach aussen umgekrümmten Chitinstäben (oh). Mit einziger Ausnahme des unpaaren, den Mandibeln entsprechen- den Zahnes sind alle diese Theile nichts weiter als Cutieularbildungen. ° Das Gestell, seinerseits wieder aus zwei Theilen zusammengesetzt, ist eine partielle Verdiekung der Intima des Schlundkopfes, wie sich an Em- bryonen aus etwas früherer Zeit leicht nachweisen lässt (Fig. 101). Man erkennt hier, wie das Gestell das Lumen des Schlundkopfes auskleidet, und wie die braune Färbung seiner einzelnen Platten und Stäbe ganz allmählich sich in die helle Intima hineinverliert. Auch für die paarigen Haken fällt der Nachweis ihrer cuticularen Natur nicht schwer, da diebt 7 vor denselben noch sieben oder acht ganz eben solche Haken in abneh- mender Grösse sitzen, die sich nur durch den Mangel eines Stiels und durch eine hellere Färbung von jenen unterscheiden und welche offen- bar Cutieularbildungen sind. Demnach besitzt also nur die junge Larve wirkliche Mandibeln, die aber zu einem Stück verschmolzen sind und "| hei der ersten Häutung abgeworfen werden, ohne sich wieder zu erneuern. » Die Larve bedarf aber auch keiner kauenden oder beissenden Mundtheile, da sie nur Flüssiges oder Halbllüssiges zu sich nimmt, der unpaare Zahn | dient ihr vor Allem zum Apritzen der Eihüllen und sodann wahrschein- E lich um sich in den Körper einzubohren, auf welchen die Eier gelegt wor den waren. Auch die paarigen Haken werden mehr zur Ortsbewegung. 2 gebraucht, als direct zur Nahrungsaufnahme, die Larve schlägt sie in’ 4 weiche Körper ein und zieht den Leib nach. E Während so der Kopf und der mit ihm zusammenhängende Haken- 4 apparat seine vollendete Ausbildung anstrebt, wachsen die dorsalen 4 Ränder der Ursegmente gegen die Mittellinie hin und schliessen den Rücken. Es entstehen auf diese Weise elf vollständige Segmente, i die zugleich, entsprechend der steten Verkleinerung des Kopfes, Längendurchmesser zunehmen und zwar vor Allem das erste von ihne oder, wie ich es von jetzt an nennen werde: das zweite Segment (d Kopfsegment als erstes betrachtet), welches auch noch während des La venlebens stets eine etwas grössere Länge behauptet als die übrigen Se mente. Die Schliessung des Rückens scheint in eiwas anderer Wei wie bei den Insecten mit durch Rupiur entstandenen (regmagenem) Kein streif zu erfolgen, indem die dünne Zellenlage, welche von der Bilduı des Keimstreifens an die Spalte zwischen den Rändern desselben b decktie, selbstständig sich verdickt und zur Bildung der dorsalen War 1 der Segmente beiträgt. Ich schliesse dies daraus, das die Ränder der Ursegmente, wenn sie sich schon bedeutend az genähert haben, undeutlich werden, streifenartige Verdickungen auf den Spaltraum aus- N Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 185 schicken, während dieser allmählich seine frühere gelbliche Färbung verliert und schliesslich die Fortseizung der Querfurchen zwischen den Segmenten auf sich erkennen lässt. Die Entstehung der Stigmenfurche auf dem Rücken des zwölften (letzten) Segmentes wurde oben bereits geschildert. Die Stigmen ‚selbst erscheinen im Beginne der dritten Entwickelungsperiode als zwei halbkuglige, in der Mittellinie zusammenstossende Vorsprünge, welche ‚sich auf der Rückenfläche des Segmentes in der Stigmenfurche erheben (Fig. 88 u. 89 stw). Sie sind anfangs von bedeutender Grösse und ver- kleinern sich nach Maassgabe ihrer vorschreitenden Ausbildung. In der jungen Larve ragen sie nur noch wenig über die Haut hervor und tragen "in ihrer Mitte zwei nierenförmig eingeschnittene, braungelbe, schräg ge- ‚gen die Mittellinie gerichtete Chitinringe, innerhalb deren die mit den "Tracheenstämmen communieirende Spalte liegt (Fig. 93 si). Die Äfter- öffnung (Fig. 89 u. 90 a) befindet sich auf der unteren Kante des oben bereits beschriebenen zapfenförmigen hinteren Endes des Segmentes (aw), und ist seitlich von kleinen rundlichen Wülsten begrenzt. Das Hinterende ist im Ei dicht an die Dotterhaut gepresst und lässt sich in ‚seiner eigentlichen Gestalt erst nach dem Ausschlüpfen erkennen. Ehe ich aber auf die äussere Gestalt der jungen Larve näher eingehe, schalte ieh hier meine Beobachtungen über Anlage und Ausbildung der inneren Organe ein, des Darmtractus, Nervensystems, der Respirations- und ‚"Circulationsorgane, sowie der äusseren Haut mit den Muskeln. Darmtracitus. Die Bildung der beiden zuleitenden Darmtheile, des Vorder- und “ Hinterdarmes fällt noch in die zweite Entwickelungsperiode, und ihr folgt dd e Bildung des Mitteldarmes auf dem Fusse nach. Der Dottersack lässt | ‚sich erst dann isoliren, wenn bereits eine Zellenlage um ihn her gebildet ist, so dass man über die Art der Entstehung dieser Zellen auch hier im Unklaren bleibt. Vorder- und Hinterdarm bilden sich wie bei Chirono- mus um vorgebildete Spalten, der Mititeldarm als Dottersack auf der erfläche der noch nicht in Zellen umgewandelten Dottermasse. An- glich durchzieht die Axe der drei Darmtheile den Embryo in gerader ie, Vorder- und Hinterdarm sind kurze, gerade Schläuche, der Mit- darm besitzt eine eiförmige Gestalt (Fig. 75), später wachsen Erstere die Länge, der Mitteldarm verschmälert sich, wird ebenfalls zu einem nnen Schlauch (Fig.79), und schliesslich füllen Chylusmagen und Darm mannichfachen Windungen gelagert die Bauchseite des Embryo, wäh- der Oesophagus die gestreckte Lage des Vorderdarmes beibehält 80). Sehr charakteristisch ist es, dass das Längenwachsthum von r Verdünnung der Wandungen begleitet ist; die anfangs in mehr- her Lage lose aufeinander geschichteten Zellen rücken auseinander, “ 186 Dr. August Weismann, platten sich gegenseitig ab und stellen schliesslich eine einfache Lage po- Iygonaler Zellen vor, welche an ihrer inneren Fläche eine structurlose Intima abscheiden,, auf ihrer äusseren erst nachträglich von der Muskel- \ haut und von Tracheen überzogen werden. "a Im jüngsten Stadium, welches zur Beobachtung kam (Fig. 75), lässt sich der Vorderdarm nur stückweise isoliren als ein ceylindrischer Strang lose aufeinandergehäufter kugliger Embryonalzellen in dessen Innern ein spaltförmiges Lumen sichtbar war. Etwas später findet sich schon die Andeutung einer Gliederung (Fig. 94); der Zellenstrang ist in die Länge gewachsen, an seinem vorderen Ende sitzt ihm, im rechten Winkel abstehend , die Anlage des Saugmagens an (sm), während sein hinteres, in den Mitteldarm übergehendes Ende eine conische Verdickung (orv) zeigt: die Anlage des Vormagens. Die Zellen messen 0,015— 0,047 Mm. im Durchmesser. Das Lumen des Oesophagus lässt sich deut- lich, wenn auch nicht tief in den Saugmagen hinein verfolg&n, der— der Hauptsache nach ein solider Zellenklin bon — im grössten Durchmessg n 0,15 Mm. misst. ı Etwas später scheiden die Zellen, während sie noch immer die Ku- gelgestalt so ziemlich beibehalten, eine structurlose Intima aus, welche als gestreckter Schlauch und ohne wellenförmige Biegung Er Lumen auskleidet (Fig. 95 int). Der Saugmägen hat an Grösse bedeutend zuge- nommen und besitzt eine mehrfach geschichtete dicke Zellenwand. Sehr hübsch lässt sich die Bildung des Vormagens beobachten (prv), der nichts Anderes ist als eine Intussusceptio des Oesophagus. In Fig. 95° hat die Einstülpung bereits begonnen, der eingestülpte Theil ragt als co-— nischer Zapfen in das erweiterte Lumen und die Intima liegt in der durch die Einstülpung gebildeten Falte mit ihrer inneren Fläche aneinander. Die Gestalt des Proventriculus ist noch evlindrisch. Kurz vor dem Ausschlüpfen. ; der Larve hat der Vormagen eine beinah kugligeGestalt (Fig. 96), der Oeso- phagus ist bedeutend in di Länge gewachsen, während er an Durchmesser von 0,076 auf 0,039 Mm. neh hat, und seine Wandung nur noch aus einer einfachen de von Zellen esichki Im Vormagen reich das eingestülpte Stück des Oesophagus bis zur Basis des Chylusmagens und endet hier mit trompetenförmig erweitertem Lumen. Die aufeinan- | derliegenden Flächen der Intima (int) erscheinen als eine einzige dunkle Linie. Man unterscheidet jetzt vier Schichten, wenn man von der ganz oberflächlich gelegenen und ungemein dünnen Muskelschidhi absieht, die um diese Zeit bereits begonnen hat sich zu entwickeln. Die zwei inne ren sind die beiden nalenikennden Wandungen des eingestülpten Oesophagus, die beiden äusseren haben sich aus der von Anfang an ver dickten Wand, in deren Lumen die Einstülpung erfolgte, gebildet. Eine jede dieser haider letztgenannten Schichten besteht zu dieser Zeit no aus einer einfachen Lage von Zellen, welche entsprechend der kuglig g wölbten äusseren Fläche des Proventriculus vorn und hinten am kürz Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 187 sten sind und von beiden Seiten her gegen die Mitte an Länge zunehmen. Die innere Schicht bleibt immer einfach und hat bereits begonnen einen \ eigenthümlichen histologischen Charakter anzunehmen, der in späterer Zeit sich noch mehr ausbildet und in einer auffallenden Klarheit und ei- ‘nem matten, hellen Ansehen sich ausdrückt. Diese Schicht, welche man versucht sein könnte als Knorpelgewebe der Insecten zu bezeichnen, be- steht auch während der Larvenzeit aus nur einer Lage grosser Zellen, wogegen die äussere jetzt schon einzelne Zellen mit doppeltem oder mit eingeschnürtem Kern aufweist, eine Hindeutung auf die später eintre- tende Theilung der Zellen und Bildung einer mehrfachen Schichtung. Am Oesophagus selbst wie am Proventriculus sind die kugligen Vor- ‚ ragungen einzelner Zellen verschwunden, die Zellen haben sich abge- ‚platte, eine polygonale, prismatische Form angenommen und auf ihrer [3 Mitteldarm. Im frühesten Stadium besitzt der Mitteldarm als ' Dottersack eine eiförmige Gestalt, nimmt fast drei Viertel der Eibreite | "ein, und reicht vom zweiten bis zum zwölften Segment (Fig. 75). Es ist dieselbe Form, welche Leuckart bei Melophagus beschrieb, dessen Darm- tractus während der ganzen Larvenzeit auf dieser sehr niedrigen Stufe - der Ausbildung stehen bleibt. Isolirbar ist der Dottersack in diesem \ Stadium nur in einzelnen Stücken, seine Wandung besteht aus kugligen \ Zellen ‚ welebe viele dunkele Dotterkörner enthalten und in mehrfacher Lage vorhanden sind. In der dritten Entwickelungsperiode streckt sich der Dottersack zum Chylusmagen und bildet eine schräg in der Bauch- höhle gelagerte Schlinge (Fig. 79), und noch ehe die übrigen inneren Or- ' gane ganz vollendet sind, ehe z. B. die Tracheen mit Luft gefüllt sind, und die Haken der Mundwerkzeuge eine dunkle Färbung angenommen haben, ist bereits der grösste Theil der im Mitteldarme eingeschlossenen Dottermasse zum Aufbau der Organe verwandt worden, und der Chylus- ht (Fig. 80). Derselbe ist dann schlauchförmig und bildet mehrere tosse Schlingen, die bis in’s elfte Segment herabsteigen; sein Lumen ‚mit Dotter gefüllt und seine Wandung besteht aus doppelter Lage po- onaler, häufig mit Dotterkörnchen gefüllter Zellen. Mehrmals habe sen Durchmessers, so dass der Dotter ganz ausgetrieben und das Lumen auf's Aeusserste verengt wird. Es ist also unzweifelhaft, dass 188 ‘ Dr. August Weismann, etwas zugespitzte, ap Anhänge (Fig. 94 dl) ohne Lumen, solidai Zellenconglomerate. Sie sind die Anlage vier schlauchförmiger Blinddärme, welche dem Vorderende des Chylusmagens der Larve- ansitzen. Sie bieten ein besonderes Interesse, weil sich an ihnen a weisen lässt, dass, den Ansichten mehrerer Kieler entgegen, die drum & sigen a des Darms bei den Insecten in ganz ähnlicher Weise ent- stehen, wie bei den Wirbelthieren, d. h. nicht durch plötzliche Ne { spaltung in ihrer ganzen Länge aus a sog. tiefen Keimblatte, sondern durch Auswachsen, oder wenn man will Ausstülpen der Darmwand. Von unbedeutenden conischen Hervorragungen wachsen die Blin schläuche zu einer Länge von 0,24—0,42 Mm. heran und besitzen vo dem Ausschlüpfen der Larve eine Länge von 0,57 Mm., während ih Dieckendurchmesser in demselben Maasse von 0,064 auf 0,043 une 0,039 Mm. herabsinkt (Fig. 94, 95 und 96). Die ausgebildeten Blind. schliuehe bestehen aus einer einfachen Lage polygonaler Zellen (Fig. 96 Mi deren Wandung, wie später zu zeigen sein wird, sich nach allen Richtungen hin verdickt, ohne aber eine selbstständige Cuticula, sei @ nach innen (als Intima) oder nach aussen, abzuscheiden. ü Wie am vorderen Ende des Mitteln die Blinddärme, so Br B} am vorderen Ende des Hinterdarmes die Malpighi’schen Gefäss hervor. Wenn es auch nicht gelang, so frühe Entwickelungsstadien vo diesen zur Anschauung zu bringen, wie von jenen, so glaube ich doecl dieselbe Entstehungsweise für sie in Anspruch nehmen zu müssen. E geht dies aus dem histologischen Bau, den sie während ihrer Entwickelun: besitzen, mit Sicherheit hervor.: Im frühesten Stadium , in welchem ihre Isolirung im Zusammenhang mit dem Darme gelang, bildeten si kurze und dicke, solide Zellenstränge (Fig. 98), deren je zwei in Nähe der Einmündungsstelle zu einem Strange (a) zusammentraten Wenn auch nicht mit Sicherheit behauptet werden kann, dass die fässe in ihrer ganzen Länge intact erhalten gewesen seien, so zeigt doch das Verhältniss zwischen der Dicke dieser Zellenstränge und der der ausgebildeten Malpighrschen Gefässe in Verbindung mit der Thatsacl dass eine lebhafte Vermehrung der den Strang zusammensetzenden Zel stattfindet, dass eine sehr beträchtliche Verlängerung die weitere A bildung der Gefässe begleiten muss. Wie die Wände des Darmes u wie die Blindschläuche des Chylusmagens, so erleiden auch die Malpigh schen Gefässe im Laufe ihrer Entwickelung eine beträchtliche Verdü nung. Ihr anfänglicher Durchmesser von 0,065 Mm. sinkt später bis 0,029 Mm. herab. DieZellen der primitiven Stränge zeichnen sich dadu aus, dass sie fast sämmtlich zwei Kerne enthalten (Fig. 99 A), also Fort pflanzungserscheinungen darbieten. Später kommt dies so wenig von Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 189 " als am ausgebildeten Gefäss, welches nicht durch Vermehrung seiner ‘Zellen, sondern durch Vergrösserung derselben wächst. Gleichzeitige - Vermehrung der Zellen und Verringerung der Dicke des Organes setzen ' ein Wachsthum desselben in die Länge voraus. Sehr auffallend ist an * den Mailpighischen Gefässen die Umwandlung eines mehrschichtigen Zellenstranges in einen von’ einfacher Zellenlage gebildeten eylindrischen Schlauch zu verfolgen. Fig. 99 A, Bu. © geben hiervon eine Anschauung . und zeigen zugleich, wie schon während der embryonalen Entwickelung die Thätigkeit der Gefässe beginnt, und dunkle Secretkörner sich in den Zellen derselben ablagern. Cuticula und Intima sind hier, wie bei den Blindschläuchen als selbstständige Häute nicht erkennbar, wenn auch - der scharfe Saum der Zellen gegen das Lumen und näch aussen hin auf eine dünne Ablagerung auf ihrer Oberfläche schliessen lässt. Der eigentliche Darm entwickelt sich ganz analog dem Oesophagus, _ erfährt nur eine viel bedeutendere Verlängerung als jener, legt sich mehr- fach in Schlingen (Fig. 80 d), und verdünnt sich zugleich von 0,44 Mm. auf 0,07 Mm. | Es wurde oben schon peristaltischer Bewegungen der Därme Er- | wähnung gethan, und dieselben in Zusammenhang gebracht mit unge- mein feinen und blassen, den Darm umspinnenden Ringfasern. Diese Fasern finden sich auch am Oesophagus und Proventriculus, und an letz- _ terem Orte bemerkte ich eine sehr dünne Lage ganz kleiner Kerne, von denen aus die Circulärfasern über die Oberfläche des Organes hinliefen. ‚Nur am Rande liessen sich diese entdecken, nicht auf der Fläche, was \ bei ihrer geringen Grösse und der störenden Opacität der darunter lie- genden Zellenschichten nicht verwundern kann. Diese kleinen, dicht beisammen liegenden Kerne, umgeben von einer geringen Menge bl lasser, Be ateener, contractiler En lassen a dass die Bildung ‚Insecten bereits an einem en Orte nachzuweisen suchte '). ‚Wenn auch nicht möglich ist auf die zunächst sich aufdrängende Frage nach n Ursprunge jener kleinen, muskelbildenden Kerne eine positive Ant- t zu geben, so möchte doch soviel feststehen , dass dieselben nicht den Zellen, welche die Darmwand zusammenseizen, hervorgehen. Ich glaube, dass die Muskelanlagen von aussen auf die Darmoberfläche inaufwachsen, wie wir dasselbe später von den Tracheen sehen werden. "Gründe, welche mich zu dieser Ansicht bestimmen, sind vor Allem sse, bisher unbekannt gebliebene Verbindungen der Muskellage des mes mit den Flügelmuskeln des Rückengefässes, sodann aber der stand, dass eine Umwandlung der äussersien Zellenschicht der em- yonalen Darmanlage in muskelbildende kleine Kerne thatsächlich nicht findet. 4) Zeitschr. f. rat. Medicin. 3. Reihe. Bd. XV. S. 66. 190 £ Dr. August Weismann, Die Speicheldrüsen der Larve sind zwei lange, schlauchförmige, 4 an der erg der Leibeshöhle ‚gelegene Organe, deren Wandungen = Thrash I en gemeinschaftlichen Gang zei 4 der Bauchseite des Schlundkopfes, dicht hinter der äussern Mundöffnung © in den Schlund münden. VUeber ihre Bildung besitze ich keine Beob- achtungen, jedoch können sie ihrer Mündungsstelle halber nicht als Aus- wüchse des Vorderdarmes betrachtet werden, und werden vermuthlich als selbstständige Organe angelegt. Am Ende der dritten Entwickelungs- periode sind sie bereits vollkommen ausgebildet, ihr Durchmesser be- trägt dann 0,079 Mm., derjenige der einzelnen, sie zusammensetzenden Zellen 0,008—0,013 Mm. Die Ausführungsgänge besitzen eine einfache Lage kleinerer, und weniger regelmässig gestalteter Zellen, und eine elastische Irina welche sehr ähnlich der Intima der Tracheen feine Hi spiralige Verdickungen zeigt. R Tracheen. Die Wissenschaft besitzt bereits seit längerer Zeit eine ausführliche Arbeit über die Entwickelung der Tracheen von H. Meyer‘), und es könnte überflüssig scheinen, noch einmal auf denselben Gegenstand näher einzugehen, wenn nicht Meyer’s Beobachtungen an nicht sehr günstigen Objecten angestellt worden wären, so dass, abgesehen von Irrthümern, mannichfache Lücken in der Beobachtung blieben. Dazu kommt, dass der genannte Forscher die jüngsten Entwickelungsstadien überhaupt nicht gesehen hat, da er seine Beobachtungen nicht an Eiern, sondern an jungen kaupen und RER RORE anstellte. Oo Die Larve von Musca besitzt ein sehr ausgebildetes Tracheensystem, 19 welches während der embryonalen Entwiekeläng so vollständig sich == Be Ye Br Ne er Eu u feinen Aeste hinein mit Luft erfüllt ist. Die Entstehung der Trachee ai lässt sich daher im Ei von Musca vortrefflich verfolgen. Ei Wie Meyer bereits bemerkt hat, entstehen die Stämme der Tracheen auf andere Weise als die feinen Endverzweigungen, welche zu den Or- ganen treten. Was zuerst die Stämme betrifft, so unterliegt es keinem” ER dass dieselben als solide, dicke Stränge kugliger "Embryona zellen a werden, es a sich aber hier wieder die Frage au welche schon bei Gelegenheit der Malpighi’schen Gefässe besproch wurde, ob diese primären Zellenstränge von einem Punkte aus hervo wachsen, oder in ihrer ganzen Länge auf einmal angelegt werde Leuckart?) hat sich für Letzteres entschieden, glaubt sogar die Abspaltu 4) Ueber die Entwickelung des Fettkörpers der Tracheen und der keimbereite den Geschlechtstheile bei den Lepidopteren in dies. Zeitschr. Bd. I S. 475. 2) Entwickelung der Pupiparen. S. 79. N Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 191 des Tracheenstammes aus der tiefen Zellenlage des Embryo direct wahr- ' genommen zu haben , und ich kann ihm insoweit beistimmen, als mir ein Hervorwachsen von einem Punkt aus in dem Sinne, dass die Ver- ‚längerung der Stränge von der Bildung neuer Zellen abhängig wäre, un- denkbar scheint. Es lässt sich auch leicht nachweisen, dass an der Stelle, an welcher die Tracheenstämme entstehen, vorber schon formlose Zellenmassen sich befunden haben, dass also jene sich durch allmähliche Gruppirung dieser zu Strängen consolidirt haben. Bei den Pupiparen be- siont nach Leuckari die »Ablösung der zwei Rückentracheenstämme aus ' demjenigen Theil, welcher der Rückenwand des Chylusmagens aufliegt« in der Mitie des letzteren, und breitet sich von da zunächst nach der hintern Körperseite bis zur Stiigmentasche aus, mit der das Ende des ; Zellenstrangs sodann in Verbindung tritt. Bei Musca verhält es sich um- gekehrt, die Bildung der Stämme geht von der Stigmenfurche aus, und setzt sich von da nach vorn fort, auch wird nicht nur ein Stamm an- gelegt wie bei Melophagus, wo während der ganzen Embryonalzeit, ja bis zur Geburt das Tracheensystem aus einer einfachen Luftröhre besteht, sondern zu gleicher Zeit mit dem Stamm entwickeln sich auch die Neste erster und zweiter Ordnung und so fort, bis nach kurzer Zeit das ganze Tracheensystem in seiner Grundform angelegt ist. Diese erste Änlage er- folgt um Einiges später, als die des Darmcanals; im frühesten zur Be- ‚ obaehtung gekommenen Stadium zogen von der- Gegend der Stigmen- furche dicke Stränge aus lose zusammengefügten kugligen Embryonal- ' zellen nach vorn, und liessen sich nur eine kurze Strecke weit von der , Hauptmasse der tiefen Zellenlage trennen, mit welcher sie durch unförm- ‚ liehe, unbestimmt abgegrenzte, aus vielfachen Zellenlagen bestehenden | Beiteniästen zusammenhingen. Etwas später gelingt es zuweilen die Stämme mit einer Menge ihnen anhängender Aeste, die sich in Form und a sehr wohl als das spätere Berchlehiiele Erkdalucn lassen, zu iso- ren; und je später man untersucht, um so weiter erstrecken sich die Verästelungen gegen die Peripherie him Es wird daraus klar, dass ein "wesentlicher Unterschied‘ zwischen einer Differenzirung (Ablösung Leuckart's )' aus vorhandnen Zellenmassen und dem eigentlichen Wachsen | nicht vorhanden ist; in beiden Fällen beginnt die Bildung an einem Punkt, und'strablt unter fortwährender Vershähring des Baumateriales, de een, von da gegen die Peripherie hin aus, ohne dass sich sagen liesse , wie viele von den in die Tracheenstränge Sieirelcien Zellen be- reits vorgebildet waren, und wie viele erst nachträglich entstanden. Die H Zellen, aus welchen diese Stränge zusammengesetzt sind, messen etwa 0,020 Mm. im Durchmesser, enthalten einen, nicht en auch zwei Kerne und einen feinkörnigen, blassen, selten mit Fetttröpfchen ver- mischten Inhalt. Sobald sich ein System yon zusammenhängenden Strän- en isoliren lässt, sind dieselben nicht mehr solid, sondern enthalten be- Ri it ‚ wenigstens die grösseren, ein schmales Deenaes in welches die lose Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XIII. Bd. 43 WA.®:.\ Dr. August Weismaun; aneinandergefügten Zellen der Wandung kuglig vorspringen {Fig. 97 Ab). Dicht vor dem Stigma, an der Stelle, an welcher ein anastomotische: Ast quer von dem einen zum andern Stamm hinläuft , beträgt die Dick der letzteren 0,085 Mm. ‚der Durchmesser des Lumens 0,047 Mm. Das Lumen ist mit klarer Flüssigkeit gefüllt, und zeigt bereits eine besondere Begrenzung in einer geringen Verdickung der ihm zugewandten Ba - lenwände. A ' Sehr bald nimmt diese Verdickung, oder vielmehr FEN an Mächtickeit zu, es bildet sich eine dünne structurlose Intima, welche ul q zarte Doppellinie auf den Zellen hinzieht und ihre Abhängigkeit von die- i sen durch Anschmiegung an ihre kugligen Vorsprünge kund giebt (Fig. 97. A a,b, c). In dem Maasse als sich die Intima verdickt, verlieren die. Zellen ihre Splbsiständiekeit, ihre aneinanderstossenden Wände ver schmelzen, und bald umgiebt den inzwischen bedeutend erweiterten Hohl=- cylinder der Intima eine gleichmässige Schicht eines Gewebes, dessen | Entstehung aus Zellen sich nur noch an der regelmässigen Stellung der kugligen Kerne erkennen lässt (Fig. 97 B). Erst wenn sich die wellen- förmige Biegung der Intima ganz verloren hat, und dieselbe ein gerades, | eylindrisches Rohr darstellt, beginnt eine feine, blasse Querstreifung sich | an ihr beinerklich zu machen (Fig. 97 B int), die sich immer deutlicher % zu dem bekannten und vielbesprochenen Spiralfaden gestaltet, einem Gebilde, welches, wie Leydig gezeigt hat, keine Selbstständigkeit besitzt, sondern nur aus partieller Verdickung der ursprünglich gleichmässigen Intima besteht. Die Idee Meyer’s, der die Spirale für Sprünge der Intima, | hervorgebracht durch den Lufteintritt hielt, widerlegt sich durch die | Thatsache, dass die Spiraltouren längst erkunden sind, ehe Luft ein- | tritt. Somit bestätigt sich die Richtigkeit der von Leydig! ) gegebenen | Darstellung der histologischen Structur der Tracheen auch von Seiten der Entwicklungsgeschichte, und die alte Annahme von drei Häuten, welche von Meyer sowohl, als auch kürzlich noch von Milne Edwards?) festge- halten wurde, muss aufgegeben werden. Zur Entstehung der Intima las sen sich leicht sehr instructive Bilder gewinnen. In Fig. 97 hat die Ver schmelzung der Zellen in dem Stämmchen (a) bereits begonnen, die ein- zelnen Zellen springen nach innen nur wenig noch vor, und die Intima stellt eine ziemlich gestreckte Wellenlinie dar, während u an dem Sei- tenzweige (b) zwischen den einzeinen kugligen Zellenvorsprüngen scharfe Einschnitte zeigt, und an dem secundären Zweige (c) ein eigentliches) Lumen noch nicht vorhanden ist, die Zellen aber an der der Axe des a Stranges zugekebrten Fläche bereits deutlich (in der Natur: wenigstens, die Zeichnung giebt es nur sehr unvollkommen wieder) mit einer schn feinen, stark liehtbrechenden Cuticularschicht überzogen sind. Dadurchl | erledigt: sich auch die von Leuckart aufgeworfene Frage, ob das blinde re: 4) Lehrbuch der Histologie S. 386. El, 2) Legons sur la physiologie et Yanatomie comparse. Paris 1857. T. I. p: 464, ae Die Entwickelung der Dipieren im Ei. 193 Ende der Intima sich beim Wachsthume der Tracheenäste allmählich vor- | sehiebe, dahin, dass ein blindes Ende nicht vorhanden ist, sondern ganz allmähliche Uebergänge von der fertigen eylindrischen Intima bis zu dicht - aneinander liegenden Zellen statifinden, deren innere Flächen bereits ' eine dünne Intima ausgeschieden haben. Wenn also auch die elastische Membran für die specifische Function der Tracheen ohne Zweifel die wichtigste ist, und deshalb wohl »die eigentliche Tracheenmembran« genannt werden kann (Meyer), so ist sie genetisch doch keineswegs das Primäre, und ebensowenig entspricht sie histologisch einer Zellenmembran,, oder ist die äussere Haut ein »acces- sorisches Gebilde«, und kommt nur an den grösseren Stämmen vor (Meyer). Im Gegeniheil enthält, wie wir gesehen haben die sog. Zeilge- websscheide oder Peritonealhülle die primären Elemente der Trachee, sie fehlt deshalb auch nirgends, sondern überzieht die kleinsten Aestchen, wie die grossen Stämme, einzig in ihrer Dicke wechselnd, die beim Em- bryo und der jungen Larve von Musca im Verhältniss zur Weite des - Lumens steht. Die sehr bedeutenden Dickenunterschiede werden dadurch | hervorgebracht, dass die stets nur in einer Lage vorhandenen Zellen an den Stämmen dicht gedrängt liegen bleiben, während sie an den kleine- ren Aesten weiter auseinanderrücken, so Base der äussere Contour wie- .derum eine langgestreckte Wellenlinie darstellt, in deren Bergen die ‘ Kerne. Je feiner die Zweige, um so weiter auseinander liegen die Kerne ‚der Peritonealhülle, welchesodann überall aus einer äussern, sehr feinen, | structurlosen Membran besteht, dem Reste der zu einer Haut ver- sehmolzenen Zellmembranen,, und einem feingranulirien Inhalt, in wel- In chen die Kerne (Fig. 97 C a). | Die zu den Organen iretenden Endigungen der Tracheen bil- | Einai sich als Forisetzungen der feinen Zweige, jedoch auf andere Weise u als diese, indem ihre Intima nicht auf der Oberfläche von Zellen abge- | er wird, sondern in deren Innerem entsteht. Meyer giebt dies bereits an, wenn er auch, seiner Abbildung nach zu schliessen '), den Vorgang ‚selbst nicht beobachtet, sondern nur spätere Stadien gesehen hat, in en die Zellennatur der Tracheenzelle längst geschwunden war. Am ustigsten für die Beobachtung sind die Tracheenstämmchen, welche an Bere des Schlundkopfs herlaufen, und zu diesem eine Monze feiner eige absenden. Die kugligen Zellen der Stammtrachee treiben Aus- ufer, wachsen in die Länge und nehmen eine spindelförmige Gestalt , man findet dann das ganze Stämmchen ringsum besetzt mit lang- Mr hwänzigen Zellen, welche sich durch Berniheilune) vermehren, und in : ‚ihrem Innern ein feines elastisches Röhrchen en die Intimna (Fig. 7 Cu. D). Während diese an den grösseren Tracheen als Ausscheidung der Oberfläche von Zellen , also als Cuticularbildung entsteht, bildet ” BE: | R - RR 13* 194 Dr. August Weismann, sie sich hier durch partielle Umwandlung des Zelleninhalis. In der jun- gen Larve finden sich diese feinsten Endigungen mit Luft gefüllt, und lassen deutlich ihre Lage innerhalb spindelförmiger Zellen erkennen, welche zuweilen noch mehrere blasse Ausläufer treiben und dadurch sternförmig werden (Fig. 97 E). Die Ablagerung des elastischen Röhr- chens geschieht nur selten gerade in der Axe der Zelle, meist biegt es sich, dem Kern ausweichend, von einer Seite schraubenartig auf die andere hinüber, und zuweilen findet sich sogar eine von der Form der Zelle ganz, unabhängige rankenartige Torsion desselben (Fig. 97 bei s). Letzteres bestätigt die Vermuthung Semper's, der knotenartige Verschlingungen eines feinsten Tracheenröhrchens innerhalb einer gemeinschaftlichen structurlosen Membran fand, und glaubte, dass der ganze Knoten auf ein- mal in einer Zelle entsianden sei, ohne dass es ihm gelingen wollte durch Beobachtung seine Vermuthung zur Gewissheit zu erheben !). Innerhalb ‚von Zellen entstehen sämmtliche Endzweige, sowohl die zu den Feitkörperlappen treten, als auch diejenigen welche den Darm- tractus umspinnen und die Nervencentren versorgen. Ich glaubte an- fangs, dass die Endigungen der Trac'een nur aus einer elastischen Haut bestünden, welche dann etwa von den Zellen des Parenchyms ausge- schieden werden, also gewissermassen in den Spalten des Gewebes eni- stehen konnte, dem ist aber nicht so. Nicht nur binden sich diese End- reiser keineswegs an die Grenzen der Parenchymzellen,, laufen gelegent- lich-mitten über diese weg ete. , sondern es lässt sich direct erweisen, dass überall, wo ein Netz von Tracheenenden auf einem Organe vorkommt, dasselbe durch Vermittlung spindelförmiger Zellen entstanden ist. Am ganzen Darmtractus einer frisch ausgeschlüpften Musca-Larve hängen in ziemlich grossen Abständen von ihren Stämmen abgerissene, spindellör- mige, sehr blasse Zellen, in deren Innerem ein mit Luft gefülltes, feines elastisches Röhrchen liegi. Sehr häufig finden sich zwei Kerne inden Zellen, welche bei weiterem Wachsthum auseinanderrücken, und die Gensroni zweier mit ihren Enden zusammenhängender sutudakör ga Zellen darstellen. Uebrigens wachsen die Enden der Tracheen nicht nur durch Kernvermehrung, sondern sie treiben selbstständig zahlreiche Aus- läufer, die sich wiederum verzweigen, anastomosiren etc., ohne dass zu- erst neue Zellen gebildet würden. Die Endausbreitung des Tracheen- netzes ist in der jungen: Larve eine unverhältnissmässig viel geringere, als später, wo alleinnern Organe, die jetzt kaum die ersten Anfänge eines Tracheennetzes besitzen, von einem solchen dicht umstrickt sind. Hier- aus geht bervor, dass der grösste Theil des Respirationssystems der Larve indirect durch Auswachsen schon vorhandener Aestchen sich ge— Ri) bildet hat. Y Eine’ Gehtinnität der feinen Tracheen mit dem Fettkörper, wie ihn k 4) Ueber die Bildung der Flügel, Schuppen und Haare der Lepidopteren. Diese Zeitschr. Bd. VIII. S. 328. E: Die Entwickelung der Dipleren im Ei. 195 Zeydig annimmt‘), der einen directen Zusammenhang zwischen der Peri- tonealhülle der Trachee und den Zellen des »Bindegewebes« statuirt, ' muss ich für die Larve von Musca wenigstens entschieden in Abrede stel- - len. Die Tracheen treten immer nur auf die Oberfläche der Organe, nie- mals in die Zellen derselben, wie schon daraus hervorgeht, dass ausser den Bildungszellen der Tracheen und wahrscheinlich der Nerven über- haupt keine Zellen mit Ausläufern, und keine Anastomosen zwischen Zellen vorkommen. Ich sah oft in der jungen Larve lange Ausläufer spin- del- und sternförmiger Zellen, in deren Innerem lufthaltige, elastische Röhrchen lagen, sich frei durch die Leibeshöhle nach dem Fettkörper oder einem andern Theil hin ausspannen (Fig. 97 E), immer aber endig- ten diese Tracheen mit feiner Spitze auf der Oberfläche der Organe. Zwei bis sechs Stunden vor dem Ausschlüpfen der Larve füllen sich die Stämme und grössern Aeste der Tracheen mit Luft; nach Maassgabe ‘ihrer histologischen Ausbildung folgen die kleinen Zweige und Endver- zweigungen nach, die Füllung der letzteren geschieht meist erst nach dem Ausschlüpfen. Ich habe mehrfach die auffallende Beobachtung ge- macht, dass diese Füllung auch dann vor sich geht, wenn das Ei sich im Wasser entwickelte, und halte diese Thatsache für nicht bedeutungslos, ' da sie zeigt, dass die Tracheen der in der Luft lebenden Insecten ganz © ebenso, wie der im Wasser lebenden Larven (Phryganeen, Tipulaceen) die Fähigkeit besitzen »aus dem Wasser die Luft abzuscheiden«. Diese ‚Fähigkeit beruht, wie ich glaube, einfach darauf, dass die elastische Haut der Tracheen für Flüssigkeiten undurchdringlich ist, eine Eigenschaft, ı die schon für die erste Füllung "mit Luft nothwendige Vorbedingung ‚scheint. Während der Entstehung der Tracheen ist ihr Lumen mit klarer ı Flüssigkeit gefüllt, welche fortwährend von Neuem durch die dünne In- { tima eindringt, nach Maassgabe der Erweiterung des Lumens durch das | "Wachsthum. Sobald nun durch Diekenzunahme und Ausbildung ihrer | "specifischen Natur die Intima für Flüssigkeit undurebdringlich wird, muss , an Sielle des Wassers Luft eintreten, vorausgesetzt dass die Vergrösse- ng des Lumens noch anhält. Dabei ist es ganz gleichgültig, ob die Luft di ect durch die Stigmen eindringt, oder in der umgebenden Flüssigkeit elöst enthalten ist. Das Gesammtvolum der Tracheenlumina nimmt ji. ® n bis zum Ausschlüpfen fortwährend zu, da sich von den Stämmen Kpegen die Peripherie hin immerfort neue Aeste bilden und die vorhan- "denen sich erweitern. Offenbar wird auf alle Punkte des Röhrensystems gleicher Druck von aussen einwirken, durch welchen in dem für lüssigkeit noch durchgängigen Theile diese, in demjenigen aber, welcher ein Wasser mehr durchlässt, Luft eintreten muss. Es wird sonach die när vorhandene Flüssigkeitsmenge so lange zunehmen, bis die elas- iS Be der Stämme für Flüssigkeit impermeabel wird, sodann aber 4) Lehrbuch der Histologie S. 387 Fig. 200. 196 & Dr. August Weismann, durch die eintretende Luft immer weiter gegen die Endigungen der Tra- cheen hinausgeschoben werden, wie denn auch in der That zuerst die : Stämme und später die Aeste zweiter, dritter, vierter Ordnung sich mit Luft füllen. Dass am Ende der embryonalen Entwicklung, wo nur die feinsten Tracheen noch keine Lufi enthalten, das Gesammtvolum der noch Flüssigkeit enthaltenden Röhren dem Gesammtvolum der vor Be- ginn des Lufteinirittes vorhandenen Intimaröhren gleichkomme, ist aller- dings kaum anzunehmen, und es muss wohl eine Resorption der Flüssig- keit in den letzten Spitzen der Tracheen zu Hülfe kommen, um auch hier den Lufteintritt zu ermöglichen; denkbar wäre es aber auch, dass die um diese Zeit eintretende Bewegung der Larve einen grösseren Druck auf die Stämme ausübte, und so die Luft in die feinen Endigungen hang % einpresste. Fettkörper. Auch der Fettkörper bildet sich bereits im Ei, wenigstens sind die ihn zusammensetzenden Lappen angelegt, wenn ihnen auch der charak- teristische Inhalt, das Fett, noch mangelt, und sie noch nicht die Aus- dehnung besitzen, wie später. Auf die gröbere anatomische Structur werde ich bei Beschreibung der Larvenentwicklung zurückkommen, bier x nur das Histologische. Die Lappen des Fettkörpers bilden sich direct aus der tiefen Zellenschiehi des Embryo, und bestehen ganz aus denselben - kugligen Embryonalzellen, wie die Tracheenstränge. In der jungen Larve sind diese zu regelmässigen Sechsecken abgeplattet, besitzen einen ovalen Kern und einen klaren, nur sparsam mit blassen Körnern versetzten In- halt. -Eine Interceilularsubstanz mangelt ganz, und tritt auch in späterer ’ Zeit nicht auf, und so vermag ich keinen besondern Vortheil darin zu er- kennen, dieses reine Zellengewebe mit dem Bindegewebe der Wirbel- thiere, welches sich gerade durch das Vorherrschen der Intercellular- oder Internuclearsubstanz charakterisirt, in eine histologische Gruppe zu ver- einigen. Ob functionell eine so grosse Uebereinstimmung zwischen beim den Geweben besteht, dass ein gemeinsamer Name zu rechtfertigen ist, und ob überhaupt. hei den Inseciten ein dem Bindegewebe der höheren Thiere entsprechendes Gewebe existirt, denke ich bei einer andern Ge- legenheit zu besprechen. > Nervensystem. e Das Nervensystem wird bei Musca wahrscheinlich um dieselbe angelegt, wie bei den Tipuliden d. h, nur um weniges später als das Nahrungsrohr,, die Isolirung desselben durch Präparation gelingt. aber erst in der dritten Periode. Es besitzt dann eine der definitiven bereit 5 sehr ähnliche Gestält, d. h. es besteht aus einem zapfenförmigen, die Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 197 Bauchganglienkette repräsenlirenden Strang, welcher vorn vom Oeso- phagus durchbohrt wird, und .auf der Rückenseite desselben zu zwei - symmetrischen Hälften des oberen Schlundganglions, eine jede von hei- ' nahe kugliger Gestalt, anschwilli. Die Grössenverhältnisse der einzelnen - Theile sind jedoch noch sehr verschieden von denen der Nervencentren der Larve. Die Länge des ganzen Nervenstranges beträgt 0,73 Mm., während kurz vor dem Auskriechen der Larve nur noch 0,49 Mm.; es findet also eine Verkürzung um fast die Hälfte der ursprünglichen Länge statt. Die Pupiparen bilden hier das Mittelglied zwischen Tipuliden und Museiden, bei ihnen!) besteht das Nervensystem des Embryo aus ' einer Reihe von den Segmenten entsprechenden Knoten, ähnlich wie bei _ Chironomus, später aber rücken diese Knoten dichte yr zusammen, die Ganglienkeite verkürzt sich und siellt schliesslich eine ur Masse dar, an welcher indessen die Zusammensetzung aus einzeioen Knoten durch scharfe Einschnitte kenntlich bleibt. Bei Musca sind solche Einschnitte auch in den frühesten Stadien nicht vorhanden. Vermuthlich bildet sich auch hier das Nervensystem aus der tiefen Lage der Keim- wülste, weiche sich aber jedenfalls nicht in ihrer ganzen Länge an seiner Bildung betheiligen. Letzteres ist indessen auch bei Chironomus nicht der Fall, wo wir im letzten Segment ebenfalls kein Ganglion entstehen sahen. Es ist dies ein neuer Beweis gegen die Theorie Zaddach’s, dass für jedes zur Zeit der Bildung des Nervensystems noch selbsiständige Segment auch ein Ganglien gebildet würde. Der Nervenstrang liegt beim Embryo im vierten und fünften Segment (Fig. 80 gstr) , und reicht anfänglich bis ‚ins sechste Segment hinein, der Oesophagus tritt mit. seinem hintern \ Theile durch den Schlundring, so dass das obere Schlundganglion (sg’) \ dem Proventriculus wie ein Sattel aufliegt, und nach vorn bis gegen den | Sehlundkopf hinreicht, Es steht demnach nichts im Wege, sobald man \ die Bildung des Schlundkopfs durch Einstülpung des Vorderkopfs und der | Kopfwülste kennt, sich die Entstehung des Schlundringes aus den aus- | 4 ‚einanderweichenden und den Vorderdarm zwischen sich elta deni vor- | dern Enden der Keimwülste entstanden zu denken; der Nachweis eines IF solchen Bildungsmodus kann aber hier nicht eöführt werden. = ..Die histologische Structur des centralen Nervensystems ist sehr ein- ‚ch und bleibt sich im Wesentlichen während der embryonalen Ent- "wicklung und auch später noch gleich. Zellen von kugliger Gestalt, in ‚keiner Weise besonders ausgezeichnet, ohne Ausläufer und ohne -be- limmie gegenseitige Anordnung setzen massenweise beisammen liegend den Nervenstrang zusammen, und sind umhüllt von einer feinen, struc- losen Hülle, welche Si als Ausscheidungsproduct der oberfläch- hen Zellenlage zu betrachten ist. Die Zellen besitzen einen sehr hellen halt und geben dadurch dem Nervenstrang eine gegen die übrigen 4) Leuckart, Entwicklung d. Pupiparen 8. 79. 198 Dr. August Weismann, Organe eiwas abstechende, weissliche Färbung; sie messen :0,042— 0,015 Mm. im Durchmesser, sind also im Verhältniss zu den die Keim- wülste ursprünglich zusammensetzenden Zellen klein zu nennen, und besitzen einen ovalen klaren Kern von 0,010 Min. Durchmesser. Die Nerven entspringen von den Schlundganglien und den Seiten h\ des Bauchstrangs; über ihre histologische Entstehung besitze ich nur sehr wenige Beobachtungen, nach welchen sie oe land durch spindelförmiges Auswachsen einzelner Zellen entstehen, innerhalb deren sich sodann die Axeneylinder bilden. In einigen Fällen sah ich Nerven von dem Bauchstrange seitlich abgehen, welche noch deutlich sich als spindelförmige Zellen mit einem oder mit zwei dichtbeisammenliegenden Kernen erkennen liessen. Haut und Muskeln. Es wurde oben erwähnt, dass in der zweiten Entwicklungsperiode die. Trennung der embryonalen Zellenmasse in eine oberflächliche und tiefe Schicht erfolgt. Während sich aus der letzeren Darm, Nervencentren und Respirationssystem bilden, entsteht aus ersterer der grösste Theil der Muskeln und die äussere Haut. Der innere Theil fällt der Muskelbil- dung zu, und nur die äusserste Zellenlage wird zur Haut, d. h. zu der Zellenschicht, welche auf ihrer Oberfläche die Chitinhaut abscheidet. Sie wurde bisher bald nach ihrer ınorphologischen Bedeutung als Epidermis (Gegenbaur')) bezeichnet, bald als Epitliel der Haut, bald nach einer viel- leicht sehr richtigen Analogie als Gorium?) oder auch als chitinogene Schicht (Leuckart, Claparede?)) und als subcutane Zellenschicht. Alle diese Bezeichnungen haben ihre Uebelstände, und ich möchte daher den Namen Hypodermis vorschlagen, der soviel mir bekannt, noch nicht vergeben, und deshalb noch fähig ist, eine Specialbedeutung anzunehmen, Die Hypodermis besteht beim Ernhme von Musca aus regelmässig sechs- eckigen, platten Zellen, welche eine einfache ununterbrochene Lage bil- i den, sehr ähnlich einem vollkommen ausgebildeten Pflasterepithel, und welche niemals miteinander verschmelzen, wie dies von Olaparöde für | die Spinnen, von Baur*) für den Flusskrebs angegeben wird. Die Cuti- | cula, welche von diesen Zellen ausgeschieden wird, ist farblos, sehr dünn, aber ziemlich fest, und bildet an verschiedenen Stellen vorragende | Leisten, kurze Borsten und dornartige Stacheln, welche bei Gelegenheit | der äussern Körperform der Larve näher beschridklan werden sollen. in welcher Weise die Umwandlung der grossen EIN OHORHNEE in ul] ) Grundzüge d. vergleich. Anatomie, Leipzig 4859. S. 199, ) Zeydig, Lehrbuch d. Histologie S. 414. 1A... 0.8. 9M: Ueber den Bau der Chilinsehne am Kiefer der Flusskrebse, Arch. f. Anat. u. Phys 1860. S. 413. A 2 3) 4 Die Entwickelung der Dipteren im Ei. i99 die sehr kleinen muskelbildenden Kerne geschieht, lässt sich durch Be- obachtung nicht feststellen, möglich, dass die vielkernigen Zellen, deren ich oben bei. Gelegenheit der For ıpflanzungsweise der Einktyblialzeilen gedachte, auf die Muskelbildung bezogen werden müssen. Für diese An- nahme spricht einigermassen das Vorkommen derselben, indem sie nicht in allen Theilen der Embryonalanlage, sondern hauptsächlich in der Nähe der Peripherie sich vorfinden, zumal am Vorderende in der Gegend des _ muskelreichen Schlundkopfes, zweitens aber auch das Vorkommen ähn- licher vielkerniger, wenn äuch viel kleinerer Zellen in den Muskelanlagen von Puppen anderer Dipteren (Chironomus und Simulia, siehe meinen Aufsatz » Ueber die zwei Typen contractilen Gewebes etc. in Zeitschr. f. rat. Med. 3 Reihe Bd» XV. S. 66 ff.). Gerade die ersten Anlagen der Muskelprimitivbündel lassen sich im Ei von Musca nicht wohl iseliren, ‚dennoch kann kein Zweifel sein, dass sie genau auf dieselbe Weise ent- stehen, wie ich von den Muskeln der Puppen am angegebenen Orte ge- ‚schildert habe, und wie in der zweiten Abtheilung der vorliegenden Ar- beit noch genauer besprochen werden soll. Aın besten isoliren sich die Muskeln des Schlundkopfes. Sie stellen eylindrische Schläuche von circa 0,034 Mm. Durchmesser vor, bestehend aus einem structurlosen, feinen Sareolemma, welches mit einer klaren, nicht flüssigen, sondern zähen, ‚ festweichen Masse gefüllt ist. In diese Grundsubstanz sind massenweise, ı und ohne bestimmte Anordnung sehr kleine Kerne (Durchmesser 0,0051 — ' 0,0086 Mm.) eingebettet, mit klarem Inhalt und stark lichtbrechendem | Nucleolus. Von einer Querstreifung ist noch keine Spur vorhanden, den- ' noch contrahiren sich die Muskeln bereits, vermitteln das Rulschidpfen der Larve aus dem Ei, und entwickeln sich erst während der Larvenzeit ' zu den bekannten Foliich des Arthropodenprimitivbündels. Ihre weite- ' ren Metamorphosen bleiben deshalb der Darstellung der Larvenentwick- ‚ Iung vorbehalten. Sobald die Trennung der oberflächlichen Zellenschicht | ‚in ers und Muskeln stattgefunden hat, lässt sich das Re | Binbryo ganz wohl erkennen, Die An (hy) erscheint im re ‚ als ein Band von gleichmässiger Dicke (etwa 0,034 Mm. ) , zusammenge- | setzt aus kleinen (Durchmesser 0,015 Mm.) en Zellen, denen \ eine feine, durch dunkeln doppelten Gontour kenntliche Cuticula aufle eat: die linbant. Wenn die von Segment zu Segment laufenden, in doppel- ter Lage vorhandenen Längsimuskein sich zusammenziehen, hebt sich die Bypodermis in wellenföriniger Biegung von ihnen ab und ein leerer Raum zwischen ihnen lässt beide um so deutlicher hervortreten (Fig. 100). — Rückengefäss. | in die Haut und die Muskeln würde sich nalurgemäss die Bildung des een: anschliessen, falls es möglich wäre, über seine Ent- 300 Dr. Augusi Weismann, stehung etwas zu eruiren. Aus seiner Lage in der Larve, woes die Mil- iellinie des Rückens einnimmt, eine Stelle, die von den Muskeln der Hau frei bleibt, lässt sich schliessen ‚(dass es hier an Stelle der letzteren aus der tiefen Lage der oberflächlichen Zellenschicht sich bildet. Während der embryonalen Entwicklung gelingt es nicht, dasselbe zur Anschauung zu bringen, an jungen Larven habe ich BEE den bintern Theil des- selben en hübsch beobachten können. Er contrahirte sich 56 Malin der Minute. | ER rt. ige 2 F* Der Act des Ausschlüpfens und die äussere Körperform. der jungen Larve. \ 30 Wenn die, Tracheen mit Luft gefüllt sind, und das: Kaugestell mit = seinen Haken eine dunkle Färbung erhalten hat, nehmen die Bewegungen des Embryo an Häufigkeit und Intensität zu, ep Leibessegmente ziehen : sich zusammen und dehnen sich wieder aus, der Schlundkopf, und mit ibm das Kaugestell wird vor- und zurückgeschoben, und der mittlere % zahnförmige Haken (die verschmolzenen Mandibeln) gegen die Eihaut Be gedrückt. Nach en vergehlichen Versuchen gelingt es der Larve einen Riss in die Dotterbaut zu machen (das Chorion war künstlich entfernt worden), der Riss erweitert sich dutch das Nachdrängen des Körpers, und das junge Thier kriecht aus. Eine eingehende Beschreibung der Larve verspare ich auf die Darstellung der spätern Entwicklung, hiernur kurz das Hauptsächliche über die äussere ‚Körperform. Die junge Larve hat in vollkommen ausgestrecktem Zustand eine Länge von etwa 2 Mm, ist also länger als das Ei (1,4 Mm.), was daher rührt, dass die Leibes- | segmente sich im Ei bis auf einen gewissen Grad fernrohrartig inein- anderschieben, das erste sogar sich fast vollständig in das zweite Gun rückzieht. a DieLarve (Fig. 93) ist drehrund, walzig, von hinten nach vorn a0 Dicke allmählich abnehmend; die zwölf Segmente sind sehr gleichmässig gebildet, und bieten mit Ansaahme des ersten und letzten. von aussen wenig Eigenthümliches dar. Der Vorderrand eines jeden ist zu einem wulstigen Ringe verdickt, welcher mit mehreren Reihen kurzer, rück= wärts re EEE mit breiter Basis und scharfer Spitze ver- sehener Stacheln besetzt ist, einer für die Locomotion der Larve seh wichtigen Vorrichtung. Dem ersten Segmente (Kopfsegment) feh dieser Ringwulst, sein vorderer Rand ist quer abgestutzt und in derM tellinie herzförmig eingeschnitten, sowohl auf dem Rücken, als auf d Bauche, eine Andeutung seiner Entstehung durch Verschmelzung paa ger Theile, der vordern Maxillen und der Scheitelplatten. An der Bau seite liegt die Mundöffnung, eine flache dreieckige Grube, deren Schenke nach vorn gegen die Mittellinie laufen, un wieder auseinander zu biegen und so zwei Jache Hügel darzustellen, auf weichen je ein schwarzer Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 398 Chitinhaken liegt (in Fig. 93, weiches die Larve vom Rücken her zeigt in vh angedeutet), dessen Schaft lang und gerade, dessen Spitze kurz in - rechtem Winkel nach aussen gebogen ist ;-sie wurden bereiis oben er- wähnt, so wie auch die vor ihnen sitzenden ganz ähnlichen aber unge- färbten sieben bis acht kleineren Zähne. Die Mundöffnung ist in der Ruhe von unten her durch die Unterlippe bedeckt. Aus dem Winkel ' zwischen dieser und den seitlichen Schenkeln der Mundgrube entspringen '_ jederseits die oben bereiis erwähnten vier fadenartigen, hellen Chitin - leistchen, von denen je zwei parallelilaufend im Bogen nach aussen ziehen. ' Die vordere quer abgestutzte Fläche des Kopfes besitzt einen obern und | einen untern Rand, deren jeder an der Seite eine scharfe, rechtwinklige - Ecke bildet, die obern gehören den Scheitelplatten, die untern den Maxillen an. In jeder der vier Ecken liegi ein Ganglion von kugliger Ge- stalt, auf ersteren sitzen die den Antennen entsprechenden Tasier auf, ‚ auf letzieren die Maxillentaster (Fig. 93 gls und gli). Die Ganglien selbst ' bestehen aus structurloser Hülle und einem Inhalt von klaren Zellen; die beiden Ganglien einer Seite werden aus einem gemeinschaftlichen Ner- wenstämmchen versorgt, welches sich in geringer Entfernung von ihnen theilt und leicht zu erkennen ist. - Diese vier Ganglien sind die einzigen Sinnesorgane der Larve, da i sonstige Vorsprünge der Haut mit Nerven nicht in Verbindung stehen, and Augen gänzlich fehlen. ) .. Die junge Larve besitzt nur zwei Stigmen, welche auf dem Rücken des zwölften Segmentes liegen (Fig. 93 st). Die obere Fläche desselben ist: schräg abgestutzt, und stellt eine nach hinten und oben sehende schildförmige Platte dar, deren Ränder in mehrere kurze Zipfel ausfahren. en dieser Fläche, nähe dem obern Rande liegen die zwei Stigmen dicht an der Mittellinie. Unterhalb dieser Stigmenplatie endet das Segment in eine schmälere, gegen die Bauchfläche gerichtete, einem Ambes nicht "unähnliche bapillose Hervorragung, auf deren unterer, quer abgestutzter Fläche. der After mündet. Auch bier sind die hoken mit kurzen Haut- | ipfeln verziert. ee ae schon beschriebenen ir und Her- Mao | ie: ganze Oberfläche der Haut ist durch Eine dlanfendb Echnaiden Binur | rauh, stellenweise, so besonders in der Umgebung der Stigmen, finden | sich auch stärker ausgeprägie Querrinnen, alle diese Bildungen besitzen in essen wohl nur geringen is Splokikehen Werth. Die embryonale Entwicklung von Musca vomitoria geht ungemein rasch von statten; zwischen der Befruchtung, welche beim Durchgang des Eies durch die«Sähöide stattfindet, und dem Ausschlüpfen der u gen Larve liegt ein Zeitraum von 17-26 Stunden (im Sommer) ; hohe 202 Dr. August Weismann, > Lufttemperatur beschleunigt die Entwicklung, niedrige hält sie zurück). Auf die erste Entwicklungsperiode kommen 5—7, auf die zweite 6—9 Stunden und der Rest fällt der dritten Periode zu (6—10 Stunden). Erste Entwicklungsperiode: Eine halbe Stunde, nachdem das Ei gelegt worden ist, zeigt sich am vordern Pol eine dünne Blastem- schicht auf der Oberfläche des sich zusammenziehenden Dotters; nach einer ganzen Stunde erscheint eine solche auch am hintern Pol und über- zieht von beiden Punkten aus den Dotter. Nach zwei Stunden treten die Kernflecken am ganzen Umfange des Dotters in der Blastemschicht auf und zugleich entstehen die Polzellen. Nach drei Stunden besteht die Keimhaut aus einfacher Lage sechseckig abgeplatieter Zellen, an deren innerer Fläche das innere Keimhautblastem; nach drei und einer halben Stunde beginnt der Dotter an den Polen in die Zellen einzutreten und nach drei und drei viertel Stunden beginnt bereits die Zusammenziehung der Keim- haut, der die Bildung des Faltenblattes und Keimstreifens nachfolgt. Die Tronnang des Keimstreifens in die Keimwülste, die Abschnürung des Vorderkopfs, Bildung der Scheitelplatten, dert drei Kopfsegmente mit ihren Anhängen, der Mund- und Afteröffnung nimmt die letzte der funt Stunden der ersten Periode in Anspruch. Zweite Entwicklungsperiode, sechste bis elfte Stunde. Zu- sammenziehung der Keimwülste, hauptsächlich des Kopftheils derselben, Vorrücken der Kopfanhänge, Abschnüren der Scheitelplatten nach hinten; Bildung der Ursegmente. Die vordern Maxillen wachsen nach vorn und drängen sich zwischen Scheitelplatten und zweites Maxillenpaar, welches, wie auch die Mandibeln in der Mittellinie dicht aneinander liegt. Die Scheitelplatten wachsen auf dem Rücken gegeneinander, und schliessen den Kopf. Trennung der Zellenmasse in oberllächliche und tiefe Schicht, Anlage der drei Darmtheile. Die Periode endet mit der Umbeugung des Vorderkopfs auf den Lippenrand der Kopfwülste. h Dritte Entwicklungsperiode, zwölfte bis siebzehnte Stunde. Weitere Umstülpung des Vorderkopfs verbunden mit Vorwärtswachsen der vordern Maxillen, Bildung der Unterlippe; Schliessung der Segmente auf dem Rücken; Verlängerung des Darms, Anlage der Tracheen, der Nervencentren ; RTEIERE Ausbildung des Kopfes zum ersten Körpersegdil ment, allmählichesE Einstülpen desselbenin das zweite. Trennung der ober- flächlichen Zellenschicht in Muskeln und in Hypodermis, welche letztere die Chilinhaut auf sich ausscheidet; Gliederung des Darms in Speise- röhre, Vormagen, Chylusmagen, Darm, Anlage der Speicheldrüsen, der Blinddärme des Ghylusmagens, Aushiklrne der Malpighi’schen Gefässe. Zwei Stunden, öfters auch längere Zeit vor dem Ausschlüpfen beginnen 4 selbstständige ERRRER und kurz darauf tritt Luft in die Tracheen stämme, um von ihnen aus gegen die Peripherie vorzudringen ; Ausbil- dung des Schlundkopfs nit dem Hakenapparat; Ausschlüpfen. u; 4) Yon Claparede auch für die Eier der Spinnen bemerkt. A.a.0. 5.4. Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 203 m. Einiges über die Entwicklung des Pulicideneies. Mit Taf. XI, Fig. 62. In der Einleitung wurde bereits angedeutet, dass das Ei der Puli- eiden der Beobachtung nicht besonders günstig ist, das Chorion ist zwar nicht vollkommen undurchsichtig, lässt aber gerade die feineren Verhält- nisse, deren Erforschung allein die Mühe einer zusammenhängenden Be- ‚ obachtungsreihe lohnen würde, nicht erkennen, und spoltet jeden Ver- ' suches es ohne Verletzung der Dotterhaut zu entfernen. Ich gebe deshalb ' nur die Abbildung eines einzelnen Stadiums, welche hinreichen wird das ‚ Verhältniss klar zu machen, in welchem die de Entwicklung der Puliciden zu der der ou Dipterenfamilien steht. | Fig. 62 stellt einen Einbryo von Pulex canis dar aus dem Ende der zweiten Eniwickelüngsperiode. Auf den ersten Blick fällt die grosse ' Aehnlichkeit mit dem Embryo der Tipuliden auf. Auch hier muss der ‚ Keimstreif durch wirkliches Reissen der Keimhaut entstanden sein, da ‚ zwischen Schwanzende und Kopf der Dotter frei unter den Eibäuten liegt. F Offenbar haite ersteres früher seine ‚Stellung dicht hinter dem Kopfe ge- ‚ habt, und würde bei fortgesetzter Zusammenziehung der Keimwülste sehr bald vollständig in den hintern Polraum hineingetreten sein. Während so Gestalt und Lage des Keimstreifens im Ganzen vollkommen den Ver- F hältnissen bei Chironomus entsprechen, ist auch die Zusammensetzung der einzelnen Abschnitte eine ganz analoge. Am Kopfe drei paarige An- ' hänge und der Antennenfortsatz, der hier ebenso deutlich wie dort den Scheitelplattien angehört, der. Vorderkopf als einziger unpaarer Theil, ‚F zwischen ihm und dem ventralen Schenkel der Kopfwülste die Mund- # spalte. Die Stellung dieser Theile zu einander ist eine etwas andere, be- | sonders die hintern Maxillen kleben in seltsamer Weise der Oberfläche ." der Kopfwülste an, und die Scheitelplaiten erreichen in keinem Punkte ‚H die Mittellinie des Rückens, so dass es fast den Anschein hat, als würden j ‚sie hier. nicht zur Schliessung des Kopfes verwandt. Die Zahl der Urseg- ‚I mente des Leibes stimmt mit der der Tipuliden überein, und das letzte D (zwölfte) Segment lässt deutlich seine Zusammensetzung Br zwei gegen- einander geklappten Stücken , einem dorsalen und ventralen erkennen, | > welche eine feine Dotterspitze eine kurze Strecke weit hinein- cht, ganz wie es in demselben Stadium bei Ghironomus der Fall ist [vergleiche Fig. 32). do Die gleiche Bildung des Hinterleibendes lässt auf eine gleiche Ent- stehung der Afteröffnung und der Hinterdarmsspalte schliessen, und so "würden wir auch hier auf die Annahme eines Faltenblattes geführt, wel- ches bei Chironomus die Bildung jener Theile vermittelte. Die Bebhach- ‚lung ist aber nicht im Stande, über die Anwesenheit eines solchen Aus- 204 --Dr. August Weismann, kunft zu geben und wir müssen uns begnügen constatirt zu haben, dass die embryonale Entwickelung der Flöhe derjenigen der Tipuliden am nächsten kommt, dass beide Familien zu denjenigen Insecten gehören, “ welche sich aus einem Keimstreifen entwickeln, der einem Reissen der “ Keimhaut seine Entstehung verdankt. Bi. IV. Rückblicke und Folgerungen. | ng Die erste Veränderung am befruchteten Ei der Arthropoden scheint ganz allgemein eine Veränderung der peripherischen Schicht des Dotiers zu sein, welche von einer Zusammenziehung der gesammten Dottermasse begleitet ist: es bildetsich ein Keimhautblastem. Dasselbe ent- wiekeht sich nicht überall in so auflallender und charakteristischer Weise, wie bei den Tipulaceen und Phryganeen, und daher mag es kommen), dass dasselbe von vielen Autoren gänzlich übersehen, oder doch nicht ia seiner Bedeutung gewürdigt worden ist. Wie bei Musca und Melophagus, so scheint es auch bei den Spinnen von Dotterelementen dicht durchsetzt | zu sein; dass es bei letzteren nicht gänzlich fehlt, geht aus der Beschrei- bung Olaparede’ s hervor, der desselben zwar nicht ausdrücklich erwähnt, | jedoch angiebt, dass vom Beginne der Entwicklung an, und also noch voß | dem Auftreten der Kerne, die oberflächliche Schicht des Dotters sich phy= sikalisch und vielleicht küch chemisch umwandelt‘). Der Umstand, dass. der Bildung der Kerne und Zellen die Umwandlung eines Theils des Dot= ters zu einem Blastem vorhergeht, scheint mir besonders im Gegensatze | zu der Zellenbildung durch Dotierfurchung wichtig, worauf ich weiter unten tr ichiesten werde. 2 In dem Keimhautblastem entstehen die Kerne; auch dieser Punkt ist durch die Untersuchungen Leuckart’s und Claparede' s, denen sich die ineinigen anschliessen, als festgestelit zu betrachten, wenn es auch jetzt nicht gelingen wollte, zu einem Abschluss über die Art dieser Eni- stehuug zu kommen. Es liegt hier die Frage nach der Continuität aller organischen Formelemente (Zellen oder Kerne) vor, eine Frage, dien der nach der Continuität aller lebenden Wesen im genauesten Zusa menhange steht, und gleichsam eine Parallele zu dieser darstellt. Es k "deshalb nicht Wunder nehmen, wenn sich einiger Parteieifer in die E urtheilung der vorliegenden Thatsächen gemengi hat. »Die Mehrzahl Forscher ist der Ansicht, dass das Keimbläschen mit der Befruchtu schwinde und somit der Kern der ersten Furchungskugel ein ganz n entstandenes Gebilde sei, es sind jedoch auch gegentheilige Stimmen geworden und haben, namentlich J. Müller (bei Entoconcha mirabilis) 1) A. a. 0.8. 8. Die Entwiekelung der Dipteren im Ei. 305 später auch Zeydig und Gegenbaur Beobachtungen vorgebracht, denen zufolge das Keimbläschen nicht schwinden soll, in welchem Falle der | erste Furchungskern als mit demselben identisch anzusehen wäre.« In diesen Worten fasst Kölliker') den augenblicklichen Stand der Frage nach dem Zusammenhang zwischen Keimbläschen und Kernen der Embryonal- ; zellen zusammen. Bei den Insecten ist ein solcher Zusammenhang noch ' niemals beobachtet worden, alle Beobachter stimmen darin überein, dass ; das Keimbläschen mit der Befruchtung schwinde, Kölliker sowohl als Rathke”?), Zaddach, Huxley und Leuckart konnten in dem gelegten Ei ein Keimbläschen nicht mehr auffinden. Allerdings ist aber dieser negative Beweis für die Unabhängigkeit der entstehenden Kerne vom Keimbläschen keineswegs ausreichend, da ein Uebersehen eines kleinen Bläschens in ‚ eiher grossen Menge dunklen Dotters auch bei grösster Ayffmerksanıkeit ‚immer noch möglich ist, und so kann es nicht verwundern, wenn in meuester Zeit Claparede, trotzdem auch er in dem gelegten Ei derS ;pinnen ‚ kein Keimbläschen mehr entdecken konnte, dennoch an dem Satz »omnis ' eellula e cellula« festhält, und ohne Sudene Basis als diesen Satz die feste | Veberzeugung ausspricht, dass die Kerne der Keimhautzellen vom Keim- ' bläschen abstammen (—»je ne doute pas, que tous ces nucleus ne des- eendent d’un nuclöus ou d’une cellule preexistante, sans doute de la \ vesieule germinative«) °). Ich glaube, dass die oben angeführten Beobach- ‚ tungen über das Entstehen der fraglichen Kerne bei Chironomus und " Musca genügen werden, um diese Frage zur Lösung zu bringen. Clapa- röde gelang es nicht über die Art dba Weise des Entstehens der Kerne , Näheres zu beobachten, er sah nur, wie auf der Oberfläche des Dotters ‚ hier und:da kleine, sn klare, keheisründe Flecken entstanden —»il ne | m’a jamais 6te eible de les aba avant qu'elles fussent deja nom- ‚ breuses et entourees de quelques granules«. Sie enistehen demnach sehr rasch hintereinander, fast gleichzeitig auf der ganzen Oberfläche des Dot- ters. Ganz ebenso verhält es sich bei Musca und Chironomus, nach Zad- dach’s Darstellung, welcher übrigens die Kernflecken für Zellen hielt, bei ryganea und nach Leuckart bei Melophagus. Sobald dieser Punkt als gemein gültig feststeht, dass nämlich die Kernflecken zu gleicher Zeit ‚vielen verschiedenen Punkten der Dotteroberfläche äufuteien, so würde ' Zusammenhang dieser Kerne mit dem Keimbläschen nur in der Weise ıkbar sein, dass letzteres sich in der Tiefe des Dotiers vervielfacht, d dass rm die aus ihm hervorgegangenen Kerne plötzlich durch ir- eine centrifugal wirkende Kraft gleichzeitig an die Oberfläche des ers geschleudert würden. Es müssten sich dann, noch vor dem Auf n, re negesghialite des Menschen und der höheren Thiere, Leipzig en Baden zur Bl llin®s eschichte der Insekten. (Herausgegeben von gen.) Stettiner entomolog. Zeitung. Jahrg. 22, 1861, p. 169. ha AUORSIND 7 206 | | Dr. August Weismann, treten der Kernflecke an der Peripherie eine grosse Anzahl von Kernen im Innern des Dotters vorfinden. Dies ist indessen nicht der Fall, wie ich mich durch vielfache Untersuchung der Eier von Musca in diesem) Stadium überzeugt habe. Es bedarf aber auch eines solchen negativen Beweises nicht, % die Art und Weise, wie die Kerne entstehen, jeden m Zweifel an der Unabhängigkeit ihres Entsiehöns ausschliesst. ©; Unter unsern Augen treten in dem Blastem helle Flecke auf, die sich isolirt als solide, 'kuglige Massen einer krystallbellen Gallerte aus- > weisen (Musca), w Ace ohne scharfe Grenze ganz allmählich in das Blastea übergeht. Die Begrenzung erfolgt erst später, und indem die Aussen“ schichte der soliden Kugel zu einer Membran erhärtet, wandelt sich da Uebrige zu einer Flüssigkeit um, es entsteht ein Bläschen mit Membran und flüssigem Inhalt. Die Kerne entstehen somit durch eine chemisch: Differenzirung des Blastems; dasselbe trennt sich in eine gleichmässig: Grundsubstanz und in die kugligen Gallertmassen der Kerne, die sich besonders bei Chironomus schon durch ihre optischen Eigenschaften‘ (Farblosigkeit und schwaches Lichtbrechungsvermögen) von der Grund. subsianz des Blastems, dem Protoplasma der zu bildenden Zellen auffal- lend unterscheiden. Ein weiterer chemischer Process, in seiner wahren | Natur uns ebenso unergründlich wie der erste, wandelt sodann die so- | liden Kernkugeln zu Bläschen um, und man kann nicht umbin, ein grosse Aehnlichkeit zwischen dieser Bildung der Kerne und der später erfolgenden Bildung der Zellen selbst durch Trennung des Protoplasma in Membran und Inhalt zu finden. Mit dem Nachweis einer allmählichen Entstehung der Kerne im Blastem ist zugleich festgestellt, dass si " Neubildungen, dasssie nicht Äbkömmlinge des ne chens sind. Br Wenn ich die Angaben, welche Leuckart und Glaparöde über die a Bildung der Keimhauızellen der Arthropoden gemacht haben, mit meine Beobachtungen vergleiche, so scheint mir auch hier ein Schlussresulig nicht mehr fern zu liegen, und selbst die in diesem Purkt unvollkom menen Beobachiungen Kolliker's und Zaddach’s, sowie die in einseitige Weise ausgebeuteten Robin’s scheinen nur zu bestätigen, dass die Bil dung der Keimhautzellen bei den Arthropoden im Wesentlichen übera auf dieselbe Weise vor sich geht. Um mich Claparede’s Ausdruck zu be dienen: »die Kerne wirken wie Attractionsceniren«, das Blast zieht sich kuglig um sie zusammen und zerfällt in primäre Zellen. Beil den Arachniden zeichnet sich diese Zusammenziehung weniger dureh’ stark vorspringende, kuglige Vorragungen aus, als vielmehr durch di Ansammlung der im Blasteme iheadbnen Dotierkörner um den Kern bei den Insecten beginnt schon während der Entstehung der Kerne da Blastem sich wellig zu erheben. Die aus dieser freien Zellenbildung’h vorgegangenen Zellen theilen sich, und der ersten Theilung folgt ein zweite bald: nach, Die Sälserkeon knideh u dm spät, dure hi Du ha Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 207 M " Umwandlung der Rindenschicht des Brosatslaärnäh mit der eine Verflüs- “ sigung des Inhaltes Hand in Hand geht. In allen diesen Punkten stimmen "die Beobachtungen Claparede’s mit den meinigen überein; handelt es sich darum theoretisch diese Thatsachen zu verwerthen, so scheint mir kein “ Grund vorzuliegen, eine ganz neue Art der Zellenbildung durch Knospung zu statuiren, wie dies von Robin geschehen ist, sondern wir werden ein- "fach sagen, dass die Zellen der Keimhaut bei an Insecten (wahrschein- ‚ lich bei den Arthropoden im Allgemeinen) durch freie Zellenbildung ent- stehen, wir werden zurückgeführt zu der Theorie der Zellenbildung, welche die Entdecker der Zelle, Schleiden und Schwann bereits vor "zwanzig Jahren als allgemein gültig verkündigien, welche später durch Bergmann und Henle zur sogenannten Theorie der Umhüllungskugeln ausgebildet wurde, und welche auch jetzt wieder einiger Modificationen ‚bedarf, um den Thatsachen ganz gerecht zu werden. Nicht nur muss mit Bergmann die Ansicht Schwann’s, dass die Zellenmembran sich früher als der Zelleninhalt unmittelbar um den Kern bilde, dahin abgeändert - werden, dass dieselbe ein Product, sei es der partiellen Umwandlung oder der Ausscheidung des Zelleninhaltes ist, auch die »Ansammlung des - Blastems um den Kern « geschieht nicht dadurch, dass sich feine Körnchen ausflüssiger Grundsubstanz allmählich um den Kern anhäufen. Das Blastenı ist eine festweiche, zähe Masse, welche durch das Auftreten der Kerne plötzlich i in BB rnilouien zerfällt: Robin ist vollkommen im Recht, wenn er behauptet, die Zellen der Keimhaut entstünden nicht durch Dötier- "furchung, er irrt aber, wenn er diese Behauptung für neu hält, da im Ge- "gentheil alle Forscher, welche über Entwickelung der Arthropoden ar- beiteten,, eine wirkliche Dotterfurchung geläugnet haben. So Kölliker‘'), Zaddach?), Raihke?). Leuckart, und ihm schliesst sich neuerdings Clapa- öde*) an, glaubte allerdings eine Aehnlichkeit zwischen der Dotterfur- ung und der Zellenbildung im Insectenei zu erkennen, er glaubte, ass die Vorgänge der Zellenbildung im befruchteten Insectenei sich [s engste anschlössen an die gewöhnlichen Erscheinungen des embryo- len Zellbildungsprocesses. «°) Leuckart wie auch Claparede leitete diese nsicht aus Beobachtungen an Eiern ab, an welchen das Vorhandensein ner selbstständigen Blastemschicht nur schwer zu erkennen ist, und Beide betrachteten die Gruppirung des mit Dotterkörnchen dicht dureh- ten Blastems um die Kerne als eine Anhäufung von Dottermasse. Un- ‚dieser Voraussetzung liegt es freilich sehr nah, die Bildung der Keim- izellen als eine oberflächliche Dotterfurchung zu betrachten. Hat man ch aber, wie dies an Tipulideneiern sehr leicht ist, überzeugt, dass ) De prima insectorum genesi, S. 2. 2) Entwickelung des Phryganideneies, Abschnitt 1. 3) Stud. zur Entwickelungsgeschichte d: Insekten. ' 4) Recherches sur l’&volution des araignees, S. 40. ‚5) Entwickelungsgeschichte d. Pupiparen, S. 66. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Bd. 14 203 Dr. Aumusi Weismann, nicht der Dotter selbst die Kerne umhüllt, sondern eine von ihm durel aus verschiedene Blastemschicht. so können die primären Keimh: len nicht mehr als Anhänfungen von Dotiter um centrale Kerne h werden, und diese Aehnlichkeit mit den Furchunsskugeln s Ich wall übrisens nicht verkennen, dass in der That beide Processe d Zeilenzeusunz eine srosse Verwandischafi zueinander besitzen, ja « - ihnen offenbar gleiche vitale Kräfte zu Grunde biegen müssen. Offenba ist die anriebende Kraft der Kerne in beiden Fällen das primum mover der Zellenbildunz, in beiden Fällen wird eine gezebene Menze von . terial plötzlich in Portionen zetheilt, entsprechend den als Centren fun- sirenden Kernen. Die kuzlise Zusammenziehung des Blastems um u weise und Jleichzeitig aufıretende Kerne muss auf die nämlichen unl kannten Attractionskräfte des Kernes zurückseführt werden, wie seccessive Abschnürang der Furchungskugeln. Trotz dieser Aehnlichke zwischen beiden Arten der Zellenzeuzung bleibt es doch noibs = beide als durchaus difierente Verzänge anzusehen, und ich Ku um 5 mehr geneist Nachdruck darauf zu jesen, dass die Zellenbildung im E der Arihropoden nicht durch Dotterfurchung, sondern durch freie Zeilem* biidunz in formiosem Biastem zu Stande kommt, als viele der bedei# tendsien Forscher in neuesier Zeit dahin neigen, die freie Zellenbildun zanı ins Reich der Fabel zu verweisen. Ganz auf dieselbe Weise wie die Zellen der Keimbaut, entstehen d in ihrer Bedeutung so räibselhaften Polzeillen, welche nach der Angal Bobin's’) (dessen »zlobules polaires«) eine allen Thieren, die sich: dem Ei entwickeln, zukemmende Erscheinung sind. Ciaparöde erwä ihrer für die Spinnen nicht, und ob die Polzellen der Inseeten , welc soviel mir bekannt. früher noch nicht beobachtet wurden, in eine Lini zu siellen sind mit den längst bekannten „Richtungubiäiäiien der Mol Inskeneier, scheint mir sehr zweifelhaft. Nach Rathke?) sind letzte nichts, als ausgeschiedene Tropfen des Liquor vitelli , sind ohne alle Bi destung für die Eutanuhelung des Embryo, und die nevesten Unte suchunzen Lereboullef s ® iheilen ihnen keine bedeutungsvollere Rolle zı Bei den Inserien lässi es sich wenigstens fesistellen, dass sie wirk Zeilen sind, die später mit den Zellen der Keanbou zusammentrete (Chironomus), wenn freilich ihre eigentliche Bedeutung auch hier = kommen unklar bleibt. Bobin zründei auf sie seine Theorie von der Entstehung der Kein bautzellen par semmzton, und lässı sie als solide Kugeln entstehen ws ı) Mem. sur ls produchen des oeüuies du bissioderme sans segmentation vielles chez quelgnes artienlös. Compi. rend. Tom. 54. 5. 158. 2) ae ni ee ir im Schneckenei, Arch. 1. I a a Lözerd ei da Limn&e. IH Partie. Apn. des science. nal. Ser. 4. Zool. T. XVH. {Mi - Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 205 c ‚® ne sieh ein Kern bildet. Dass nicht die Zellen das > sind, sondern die Kerne, dass von diesen die Zellenbildung : aus- zeht, ist dein französisehen Forscher gänzlich entgangen. " Die Keimhaut besteht bei allen Insecten, wahrscheinlich bei allen Arthropoden aus einer einfachen Lage va Zellen. Mit den Be- obachtungen, welche ich selbst in dieser Beziehung an versehiedenen Ti- puliden und Museiden gemacht habe, stimmen die Anzaben Zaddach's r die Phrysaneen, Leuckarf’s für die Pupiparen und Claparöde's für die innen vollkommen überein. Eine mehrfache Zellenlage kommt erst dann zu Stande, wenn der Keimstreif gebildet wird. Ob auch die oben beschriebene, eigenthümliche Art des Längenwaehsthums der Keimhaut- zellen auf Kosten einer innerz, neu sich bildenden Blastemschieht allge- nein der Bildunz mehrfacher Zellenlagen vorausgeht, müssen weitere Beobachtungen lehren. Keimstreif. Es scheint bei den Arthropoden allgemeines Gesetz u sein, dass nur die Bauchseite des Embryo direct aus der Keimhaut } ht, und der Rücken erst secundär entsieht, dass der Embryo ı nieht aus einer geschlossenen Zellenblase, sondern aus einem band- rigen Zellenstreifen entwickelt, mit einem Wort: dass ein Keim- i reif sebildet wird. Wenn wir von den spärlieken und wohl ht sanz fesistehenden Angaben einer Entwickeluns ohne Keimstreif ibsehen, so lässt sich aus den hier mitgetheilten Beobachtungen der Schluss ziehen, dass der Keimstreif der Arthropoden auf zwei verschie- oo sich bildet, entweder durch Reissen der Keimhaut, oder da- iur ch, dass ein Theil von ihr sich verdickt und scharf aberenzt, während be Best vorläuße indifferent bleibt, und an der Bildungs der Urtheile des bryo keinen Aniheil nimmt. Es kann hienach ein regmagener und resmagener Keimstreif unterschieden werden, je nachdem | 2 en elbe ie Reissen der Keimhauft entstanden ist oder a In bei- n | ı scheint die Entstehung des Keimstreifens aufs genaueste zu- “Dm = Yy 2 ar abhängen mit dem Auftreten eines oberflächlichen Blaties, des blaites; die Ausbreitung desselben bestimmt die Grenzen des eimstreifens. Beim regmagenen Keimstreifen tritt dies weniger hervor, da er nit i ‚ganze Keimhaut in die Bildung des Keimstreifens eingeht, und ; die Grenzen des Faltenblattes mit den Rändern der zerrissenen haut zusammenfallen. Die Grenzen des Keimstreifens springen des- ar sehr in die Augen, sind aber beim aresmagenen Keimstreifen = ” enso scharf yeurkäidinn Ich halte die verschiedene Genese des- 1] * \ nicht für essentiell, finde vielmehr die Ursache derselben in ziem- h nel ichen, fast möchte ich sagen zufälligen Verhältnissen. Die Er endiekeit eines Reissens der Keimhaut scheint mir durch die Lage u bildenden Keimstreifens und diese wiederum durch die Länze elben im Verhältniss zur Grösse des Eies bedinst, es handelt sich 2 eine Oekonomie des gegebenen Raumes. Die Ränder eines Keim- 14* El 0ar Haren ma Va TA Fr Ja a a FR NA) Da Pr UN U N N SA NO Sa a as a a ER RT FR VEN > £ Br 2 we. ic} € a N u 2 wi 210 ; Dr. August Weismann, streifens, dessen beide Enden (Kopf und Schwanz) dicht aneinander liegen oder gar untereinander hingeschoben werden wie z.B. bei Simulia rn die Mebilduncen Kölliker's) können nicht durch eine Membran zusam- E menhängen, da sie zur Bildung eines Rückens und einer Leibeshöhle F später auseinander rücken müssen. Die Grösse des Eies wird zwar im- mer in bestimmtem Verhältniss zur definitiven Grösse des Embryo stehen, nicht aber zur Länge des Keimstreifens. Das Verhältniss zwischen diesem und der Länge des "ausgebildeten Embryo und also auch der des Eies ist keineswegs immer dasselbe, und hängt vor Allem von der grösseren oder geringeren Ausbildung des Kopfes und seiner Anhänge ab. Weniger vonden Thoracalanhängen, und gar nicht von der Anzahl der persistirenden Ab- dominal- und Postabdominalsegmente, da diese nicht so reducirt und verschoben werden können als die Kopfsegmente und deshalb die Grösse des Eies von vornherein auf sie berechnet sein muss. Bei Chironomus A wird fast die Hälfte der ursprünglichen Länge der Keimwülste zur Bil- dung des Kopfes verwandt, bei Musca nur ein viel kleinerer Theil der- selben, bei ersterem besitzt die Larve einen hornigen Kopf und einen vollständig ausgebildeten Kauapparat, bei letzterer verkümmern die Kopfanhänge grossentheils, und der Kopf schrumpft zum kleinsten Kör- persegment zusammen. Je vollkommener die Ausbildung des Kopfes in der Larve, um so grösser wird im Verhältniss zum Körper die Anlage desselben im Embryo sein. Ebenso bedingen Thoracalsegmente, von welchen Beine entspringen sollen, eine grössere Ausdehnung in ihrer 7 ersten Anlage als andere, wie aus den Abbildungen Zuddach’s und Hux- ley's‘) deutlich hervorgeht. Es ist somit klar, das die Länge des Keim # streifens im Verhältniss zur Länge des Embryo um so grösser sein muss, je höher entwickelt die Kopf- und Thoracalanhänge der Larve, oder über- | i 4 haupt des jungen Thieres sind, und es ist anzunehmen, dass alle Larven mit beissenden Mundtheilen, a alle Insecten mit rel oder % fehlender Metamorphose sich aus einem regmagenen, alle sogenannten kopflosen Larven aus einem äregmagenen Keimstreifen entwickeln wer- B: den. Damit stimmen auch die vorliegenden allerdings sehr spärlichen. Beobachtungen. Der regmagene Keimstreil wurde beobachtet in der Familie 7) der Tipulaceen (Chironomus), der Crassicornia (Simulia) ?), der Pulicina” (Pulex), unter den Käfern bei den Chrysomelinen (Donacia)?), unter den Neuropteren bei Phryganea°), der aregmagene Keimstreif ausser bei Musca auch bei den kopflosen Larven von Melophagus. Leuckart er- kannte ganz richtig, dass der Keimstreif des letzteren sich von den früher beschriebenen Keimstreifen der Insecien wesentlich unterschied, er be- obachtete, dass die Keimhaut in ihrem ganzen Umfang persistirt, und an “ 4) On the Agamic Reproduction and Morphology of Aphis. E 2) Kölliker, De prim. insect. gen. 3) Zaddach, a.a. 0. ii s) ’ Die Entwickelung der Dipteren im Ei. a >11 den einzelnen Körpertheilen nur insofern ein verschiedenes Verhalten Brei; als sie sich hier mehr, dort weniger schnell verdickt und weiter „bildet. Allerdings war Teuekart geneigt diese Verschiedenheit zwischen den Resultaten der eigenen Beobachtungen und denen früherer Forscher auf Rechnung eines Irrihums der Letzteren, und nicht auf die Anwesen- heit einer wirklichen Verschiedenheit des Objectes zu setzen, und hierin ist ihm Claparede nachgefolgt. Dieser ausgezeichnete Forscher überzeugte sich, dass die Keimhaut der Spinnen niemals entzweireisst, und dass der Keimstreif nur durch eine partielle Verdickung der Keimhaut ent- steht‘). Die Spinnen entwickeln sich also ebenfalls aus einem areg- magenem Keimstreifen und aus den Abbildungen ist ersichtlich , dass - derselbe auch hier von vollkommen scharfen Rändern begrenzt wird. Letzteres spricht sehr für die Anwesenheit eines Faltenblaties, die ich auch für Melophagus aus der Angabe Leuckart's herleiten möchte, dass die Verdiekung der Keimhaut zum Keimstreif zuerst am hintern und spä- ler erst am vordern Pol sichtbar werde”). Es stimmt dies auffallend mit der Entstehung des Faltenblattes aus zwei successiv auftretenden Falten, der Schwanz- , Kopffalte überein. Dass das Faltenblatt nicht blos eine einzelnen Dipteren zukom- "mende Erscheinung ist, lässt sich schon aus der Wichtigkeit seiner Rolle vermuthen, die mit der Vermittlung der Bildung des Keimsireifens keines- wegs beendet ist. Aus ihm bilden sich die Scheitelplatten mit den An- steht die Afteröffnung m wird die aralie des Hinterdarms gegen den _ Rücken geschlossen. Da erst verschmilzt es mit dem Keimstreif. Einem Keimblatt in dem bei den Wirbelthieren gebräuchlichen Sinn entspricht das Faltenblatt sicherlich nicht, und die später erfolgende, jpontane Trennung der embryonalen Zellenmasse in eine oberfächliche und eine tiefe Lage darf nicht mit ihm verwechselt werden. Es ist dies nicht nur von Zaddach geschehen, dem Gründer der Keimblättertheorie ür die Insecten, sondern auch von Leuckart?) und Claparede*) welche de eine Spaltung in oberflächliches und tiefes Blatt erwähnen und mit die Entdeckung Zaddach’s zu bestätigen glauben. Es liegt hier aber fenbar eine Verwechselung zu Grunde, daher rübrend, dass Zaddach die der dritten Entwickelinesperiode ganz unabhängig "eintretende Spal- 8 der Zellenmasse mit der von ihrb in der ersten unmittelbar nach ung des Keimstreifens eintretenden identifhieirt, und diese von jener leitet. Ich glaube oben bereits hinreichend bewiesen zu haben, dass Zaddach’sche Hautblatt der ersten Periode nichts anderes ist als das nblatt von Chironomus, dass es, soweit wirkliche Beobachtungen 4 " a A) Claparöde, a. 3.,0..8.. 24: 2) le kart, a.a.0.S. 69, A a. 0. 8. 70. 212 r Dr. August Weismann, und nicht nur Vermuthungen vorliegen, sich ganz ebenso weiter eni- wickelt, und demnach vermuthlich auch demselben Process der Falten- bildung sein Entstehen verdankt. Ich habe auch nachgewiesen, dass ein E | Zusammenhang zwischen ihm und dem Hautblatt der dritten Periode 7 nicht besteht. Das von Leuckart beobachtete Hautblatt ist, wie ich mit Sicherheit aus der Analogie mit der ganz ähnlich sich entwickelnden Musca schliessen darf, die Hautschicht der dritten Periode von Phryganea und Chironomus, und ebenso verhält es sich mit dem von Claparede bei Spinnen beschriebenen Hauiblatt. Daraus wird es auch erklärlich, dass - letzterer Beobachter eine Spaltung seines Hautblattes in der Medianlinie des Bauchs, wie sie Zaddach vom Hautblatt beschreibt und wie sie in der That dem Faltenblatt zukommt, nicht bemerken konnte. | Nachdem so festgestellt, dass es sich hier um zwei verschiedene Dinge handelt, bliebe noch die Frage zu entscheiden, ob die in der drit- ten Periode eintretende Differenzirung der Zellenmasse als eine Bildung 7 von Keimblättern aufzufassen sei. Ich habe diese Frage für Chironomus oben bereits verneint, und sehe in dieser Differenzirung nur den unmit- telbaren Vorläufer der Anlage der einzelnen Organe und ihrer histologi- schen Ausbildung. Einem Hornblatt in Remak’schem Sinn entspricht die hier in Frage kommende Hautschicht schon deshalb nicht, weil aus ihr nicht nur die Hypodermis (chitinogene Schicht) entsteht, sondern auch ein.grosser Theil der Muskeln. Schon die Zeit der Blattbildung scheint mir in dieser Frage entscheidend, da der Begriff der Keimblätter ihr Auf- wreten in frühester Zeit, im Keim des Embryo, in sich schliesst. Nach 7 Claparede's Schilderung tritt nun allerdings die fragliche Spaltung in Schichten bei den Spinnen ziemlich früh ein, beginnt aber doch auch hier erst nachdem die Keimwülste längst angelegt sind, sich in Urseg- mente getheilt, und bereits ziemlich lange Anhänge hervorgetrieben haben. Es ist deshalb eine Parallelisirung der bei den Arthropoden in der zweiten Hälfte der Entwickelung auftretenden Diflerenzirung der Zellenmasse mit den Keimblättern der Wirbelthiere nicht zulässig. E| Die Keimwülste. Zaddach hat zuerst auf die Trennung des Keim- streifens in zwei symmetrische Hälften aufmerksam gemacht: die Keim- wülste. Diese Doppelaxen, wenn auch zuweilen schwach ausgebildet "| — Leuckart konnte bei den Pupiparen kaum eine Spur von ihnen ent- decken — scheinen doch ganz allgemein der embryonalen Anlage der Insecien zuzukommen. Alle drei von mir untersuchten Insectenfamilien besassen sie, also sowohl Insecten mit regmagenem als mit aregmagenem Keimstreifen. Die Keimwülste enthalten die Grundlage der ganzen Bauch- seite des Embryo, des Kopfes und des Hinterleibsendes; von ihnen geht die Bildung der Ursegmente aus, und in ihnen ist virtuell das Central- nervensystem a Ihr lien am vordern und hintern Körper- ende ist ein sehr ähnliches, Kopf und Hinterleibspitze werden dadurch gebildet, dass sich die Keimwülste nach dem Rücken herumkrümmen. u - r RZ Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 313 Am hintern Körperende verwachsen die beiden gegeneinandergeklappten Stücke und bilden die Hinterleibspitze, am Kopf tritt eine solche Ver- wachsung nicht ein, das umgeklappte Stück (die dorsalen Schenkel der Kopfwülste) wird bedeckt von den Scheitelplatten, und diese in Gemein- schaft mit dem als Vorderkopf abgeschnürten vordern Ende des Keim- streifens schliessen die Kopfhöhle, während die Keimwülste selbst sich zu den Schlundganglien umwandeln. So verhält es sich bei Chironomus; bei Musca steht ein ‚Uebergreifen der Keimwülste auf den Rücken nur vom hintern Körperende fest, wo wie bei den Spinnen eine förmliche Schwanzkappe gebildet wird. Letztere scheint dem aregmagenen Keim- streifen eigenthümlich zu sein, während ein wirkliches Umklappen dem regmagenen. Bei Phryganea beschreibt Zaddach die Bildung des Hinter- leibsendes im Wesentlichen ganz so, wie ich sie bei Chironomus beob- achtet habe und wie sie, nach Fig. 62 zu urtbeilen, auch beim Floh vor- kommt. Die Schwanzspitze bildet sich demnach niemals aus dem Ende der Keimwülste, sondern immer aus einer Umschlagsielle derselben. Es wäre hier der Ort, auf die Zusammensetzung des Kopfes und die morphologische Bedeutung seiner Theile einzugehen, indessen ziehe ich es vor, diese theoretischen Fragen erst am Ende des zweiten Theils dieser ' Arbeit abzuhandeln, wo ein Vergleich mit den Anhängen der Imago mög- ' lich sein wird. Die Umdrehungen des Embryo. Es bleibt mir noch übrig ' eine Erscheinung zu besprechen, die zwar nur bei einem der von mir beobachteten Insecten vorkam, die aber dadurch eine allgemeine Bedeu- ‚tung erhält, dass ähnliche, wenn auch nicht dieselben Vorgänge bei an- dern Insecten beobachtet worden sind. Ich spreche von den Lagever- änderungen des Embryo im Ei. Bei Chironomus kamen diese Lagever- | änderungen dadurch zu Stande, dass abwechselnd die Bauch- und die _ Rückenfläche des Embryo an die convexe Eiseite trat. Der Embryo machte | zu drei verschiedenen Zeiten eine halbe Umdrehung; zum ersten Mal während des Reissens der Keimhaut — die convexe Eiseite wurde da- durch zur Rückenseite ; in Folge der zweiten Umdrehung, welche in den Beginn der zweiten Entwickeiungsperiode fiel, wurde die convexe Eiseite | wieder zur Bauchseite, und blieb es, bis gegen das Ende der embryona- len Entwickelung in Folge des starken Längenwachsthums eine spiralige Lagerung des Embryo, und zugleich eine, wenigstens am vordern Theil es Körpers bemerkbare halbe Drehung eintrat, durch welche der Bauch "wieder an die gerade Eiseite zu liegen kam. Bei allen diesen Lageverän- lerungen kommen keine selbsiständigen Bewegungen des Embryo mit ns Spiel, sondern die Drehungen werden durch rein mechanische Mo- ‚mente bedingt, wie dies oben näher zu begründen versucht wurde, durch. ‚plötzlich oder allmählich eintretende Veränderungen in den Grössenverhält- "nissen der Theile des Embryo. Claparöde erwähnt beiläufig, dass bei den 3pinnen Drehungen des Eiinhaltes innerhalb der Eihaut leicht durch 214 | Dr. August Weismann, künstliche Drehung des ganzen Eies zu erzielen und dadurch zu contro- liren sind, dass der räthselhafte Cumulus auf dem Dorsaliheil der Keim- haut stets oben, d. h. dem Beschauer zugewandt bleibt'). In einem re- gelmässig ellipsoidischen, oder gar wie bei den Spinnen in einem kug- ligen Ei bleiben solche Drehungen natürlich ohne allen Einfluss auf den Eiinhalt. In dem unregelmässigen Ei von Chironomus aber tritt durch die Drehung abwechselnd ein und derselbe embryonale Theil an die lange und an die kurze Seite des Eies, wird also bald zuSsammengedrückt, bald wieder ausgedehnt. Die Umdrehungen des Eiinhaltes lassen sich 4 1 hier nicht auf künstliche Weise, durch Drehung des ganzen Eies erzielen, sondern der Embryo behauptet seine Lage ganz unabhängig von der des 7 Eies. Diese Drehungen wurden bisher übersehen, Kölliker erwähnt ihrer 7 nicht und auch aus seinen Abbildungen lassen sie sich nicht ableiten, unter denen sich nur eine einzige findet, in welcher der Bauch des Em- bryo der geraden Eiseite anliegt (a. a. O. Taf. ll, Fig. III. 3). Der Ver- fasser sagt auch ausdrücklich »partis primitivi fines plerumque siti sun! in ovorum facie concava«, und nennt deshalb die concave (gerade) Eiseite die dorsale?). » Es würde unrichtig sein, diese Drehungen des Embryo von Chiro- nomus zusammenzuwerfen mit der von Zaddach®) und Rathke*) bei Phry- ganea, von Claparede?) bei Pholeus, Lycosis und Epeira, von Huscdey®) ” bei Aphis beobachteten Lageveränderung, der sogenannten. Umrollung 7 des Embryo. Das Resultat beider Vorgänge ist zwar ein ähnliches und ° übt auf die Entwickelung vielleicht den gleichen Einfluss aus, — die vor der Umrollung zusammengedrückten Theile werden nach derselben aus- gedehnt — allein der Vorgang selbst ist ein ganz anderer. Bei der Um- R rollung wird der vorher der Kugelfläche der Eihülle anliegende, also stark convex gewölbte Bauch allmählich concav und wendet seine Fläche dem © Mittelpunkt des Eies zu, während der Rücken sich der Eihülle anschmiegt. Eine solche Umrollung kommt weder bei Chironomus noch bei Musca vor, und wurde auch von Zeuckart bei Melophagus nicht beobachtet. Ich kann deshalb Claparede nicht beistimmen, wenn er sie für eine mög- licherweise allen Arthropoden zukommende Erscheinung hält, ich glaube vielmehr, dass die Umrollung so wenig als die blossen Umdrehungen für ” typische Erscheinungen gelten können, dass beide durch rein mechanische ” Momente bedingt sind, und dass es hauptsächlich von der Form des Eies sowie von der Gestalt, der relativen Grösse und der Lage des Embryo abhängt, ob die eine oder die andere Form der Lageveränderung eintritt, oder ob eine solche gänzlich mangelt. 4 1) Claparede, a. a. O0. 8.145 32) :A.13. 0.8.34 3) A: a. 0.8.31. ) Stud. zur Entwickelungsgeschichte der Insekten. ) A ) A 4 5 ar 6 Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 215 Erklärung der Abbildungen. TafelX. Fig. 52. Ei von Musca vomiioria, eine halbe Stunde nach dem Legen; vorderes Ende. Die Zusammenziehung des Dotters hat begonnen, und eine dünne Blastemschicht ist auf seiner Oberfläche abgelagert. Hier, wie in allen fol- genden Figuren ist das Chorion eniiernt worden, ee nur die Dotterhaut ge- zeichnet. Vergr. 150. Fig. 52 A. Stück des Keimhauitblastems, durch Zerreissen des Eies isolirt, Allmählicher Uebergang desselben in den Dotter. Vergr. 350. "Fig. 53. Hinteres Eiende. Kerne liegen in regelmässigen Abständen im Keimhaut- DE blastem, welches sich um sie zusammenzuziehen beginnt, Polzellen (pz) bereits vollkommen frei auf der Keimhaut, in dreien derselben doppelte Kerne. Vergr. 450. re. 53 A. Zur Entstehung der Kerne im Keimbautblastem. Ei zerrissen und ein Stück des Blastems isolirt. Im unverletzien Ei fehlte noch die hüglige Vor- wölbung des Blastems um die Kerne, trat aber sofort nach Zerreissung der N Eihaut ein. Der helle Kernfleck noch ganz unbestimmt begrenzt, die Dotter- [ körnchen gegen ihn hin an Grösse abnehmend. Vergr. 359. "Fig. 53 B. Die Kernflecken in der Blastemschicht des unverletzten Eies. Die feinen ER Dotterkörnchen, welche vorher gleichmässig in ihr vertheilt waren, con- centriren sich jetzt in den Räumen zwischen den Kernen. Vergr. 350. Fi ‚54. Hinteres Eiende. Keimhaut gebildet, auf deren Oberfläche im Polraum die bereits bedeutend an Zahl vermehrten Polzellen (pz). kh Keimhaut aus einfacher Zellenlage, ib inneres Keimhautblastem, d Dotter. Vergr. 450. ig. 54 A-C. Wachsen der Keimhautzellen auf Kosten des innern Blasiems. Vergr. 450. ig. 54 D. Keimhautzellen von der Fläche gesehen. Vergr. 350. N .55. Ein Stück des Keimhautblastems nach Entstehung der Kerne, aber vor Bil- dung der Zellen durch Zerreissen des Eies isolirt. Die halbkugligen Vor- sprünge des Blastems haben sich durch den sehr schwachen Druck des Deckgläschens ausgeglichen, das Blastem bildet eine gerade feste Decke, unter welcher der Dotter und mit ihm der flüssigere innere Theil des Blastems, sowie einzelne Kerne hinfliessen. n Kerne , d Doltertröpichen, von Eiweissschicht umgeben. Vergr. 350. ig. 56. Vorderes Eiende. nach Bildung der Keimhaut. Das innere Keimhaut- { blastem (ib) am Po! durch den vorrückenden Dotter Beinah ganz verdeckt. Vergr. 150. 57. Hinteres Eiende. Zellen am Pol schon bedeutend in die Länge gewachsen, inneres Keimhautblastem daselbst gänzlich von Dotter durchsetzt. Polzel- len nicht sichtbar, weil auf der entgegengesetzten Fläche (der dorsalen) des Pols gelegen. Vergr. 150. Tafel XI. ss u..60. Zur ersten Bildung der Keimhautzellen. 58. Halbkuglige Vor- y Sprünge, innerhalb deren die Kerne. 60. Dieselben weiter abgeschnürt, Fig. Fig, Fig. Fia. . 89. ur: 62. 63, 64. . 65. . 66. 8. 68. 69. . Dasselbe Ei in Ventralansicht, vf vordere Querfurche, cf convergirende ‚ welcher beginnt sich abzuschnüren. Dr. August Weismann, durch Zerreissen des Eies isolirt, erscheinen als kolbige Fortsätze mit ihrer Basis dem Blasiem aufsitzend. Vergr. 50. £ Vorderes Eiende. Inneres Keimhautblastem vollständig verschwunden, ud : Detter tritt in die Zellen ein. Vergr. 150. a. Persistirendes Keimbläschen, deutliche Membran, mit Dotterelementen | gemischter Inhalt. ‘db. d. Secundäre (d. bh. durch Theilung der primären entstandene) Keimhautzelien, noch keine Membran (schmolzen auf geringen Druck noch zusammen). e.c.ec. Nach Eintritt des Dotters in die Zellen, Zellenmembran gebildet. dd Zellen mit zwei Kernen; e aus der zweiten ° Entwickelungsperiode, vielkernige Zelle. Ei von Pulex canis aus dem Ende der zweiten Eniwickelungsperiode. d frei- liegender Dotter; vk Vorderkopf, vd Spalte des Vorderdarms, schp Scheitel- platten mit at den Antennen, md Mandibeln, mx’ vordere, mx” hintere Maxillen, kw Kopfwülste, us’ erstes, us’* letztes Ursegment, w das um- geklappte Ende der Keimwülste, maf mediane Dotterfirste mit ihrer hin- tern Spitze x zwischen dorsale und ventrale Hälfte des letzten Segments hineinreichend. Ganzes Ei bei S0facher Vergröss., wie auch die folgenden Figuren. Ventral- ansicht; Zusammenziehung der Keimhaut (kh) , welche aus einfacher Lage von Zellen besteht ; ib inneres Keimhautblastem, an den Polen bereits gänz- lich mit Doiter durchseizt, vf vordere, hf hintere Querfalte der Keimhaut. Dasselbe Stadium, Profilansicht. Y Bauch- D Rückenseite, an ersterer die Zellen der Keimhaut von eintretendem Dotter bereits verdunkelt, an letz- terer noch hell, stellenweise noch ein schmaler Saum des innern Blastems sichtbar. pz Die Polzellen liegen an der schräg gegen den Rücken ge- wandten hintern Fläche (deshalb in Ventralansicht nicht sichtbar). vf vor- dere, hf hintere Querfalte. i Späteres Stadium. Profilansicht; Keimhaut vollkommen undurchsichtig; deshalb diese, wie alle folgenden Figuren, bei denen nicht ausdrücklich das Gegentheil angegeben, bei auffallendem Licht gezeichnet. vf vordere Quer- furche, die hintere verschwunden, Embryo füllt das Ei wieder vollständig 4 aus. fd Faltenblatt, dessen scharfer Contour dem Bauchrand des Eies (W)2 parallel läuft, etwa in der Mitte aber noch unterbrochen ist, da Kopf- und Schwanzfalte sich noch nicht vollständig erreicht haben. Späteres Stadium, Proßilansicht. Faltenblatt vollständig gebildet, vf vordere Querfurche, cf die gegen sie convergirende weiter nach vorn gelegene Quer- furche, xw der Wulst zwischen beiden, fb’ Rand des Faltenblattes von der | Querwulst zw nach der Mittellinie ziehend, fb Rand des Faltenblaties am Bauch, f5’ am Rücken, als hintere Grenze des Keiunstreifens; fr der vom Faltenblatt noch nicht überzogene mediane Theil des Keimstreifeus. Furche, zwischen beiden der Querwulst zw; fb Rand des Faltenblattes. Späteres Stadium. Trennung des Keimstreifens in die Keimwülste (ku ) durch eine äussere mediane Längsfurche (mfj, welche an der Mundein» ziehung m endet, oder vielmehr gablig auseinanderbiegt. vk Vorderkopf Späteres Stadium, Ventralansicht. Vorderkopf (vk) von den Kopfwülste (kw') vollständig abgeschnürt, m Mundeinbuchtung:; schp Scheitelplalte deren ventraler Rand nicht deutlich hervortritt, md Mandibularanhang Die Entwickelung der Dipteren im Ei. - 217 masc* vordere, mx” hintere Maxillen,; hk hinterer Rand des Kopfes (ob iden- tisch mit der frühern vordern Querfurche?); bk Bauchtheil des Keimstrei- fens, mf mediane Längsfurche, schw Schwanzende durch dieselbe herzför- mig eingeschniiten erscheinend. . Dasselbe Ei in der Rückenansicht. v%k Vorderkopf, schw Scheitelplatten, mx’ vordere, mx” hintere Maxillen, rfb dorsaler Rand des Keimstreifens (durch den Rand des jetzt nicht mehr erkennbaren Faltenblaties bezeich- net), sp Spalte zwischen den Rändern des Keimstreifens, nur von dünner Zellenlage bedeckt. . Späteres Stadium, Ventralansicht. Zusammenziehung der Keimwülste hat begonnen, Kopfanhänge weiler nach vorn gerückt; Mandibeln überragen den Lippenrand der Kopfwülste, welcher durch sie hindurchschimmert (Ikw), vordere Maxillen beginnen sich aufzurichten und hintere gegen die Mitiel- linie zu wachsen. Bauchtheil der Keimwülste in 44 Ursegmente getheilt (us’-us’*), dorsaler und ventraler Theil des 44. Ursegmentes durch eine quere Furche (af) getrennt. . Dasselbe Ei, Rückenansicht. vk Vorderkopf, dr dorsaler Rand der Scheitel- platten , continuirlich übergehend in den dorsalen Rand der Ursegmente (rfö), hr hinterer Rand der Scheitelplatten. a Afteröffnung in af der After- furche gelegen, gerade an der Vereinigungsstelle der beiden Hälften des Fal- tenblattes, man sieht, dass Ursegment 44 am Rücken zum grossen Theil noch nicht geschlossen ist. . Späteres Stadium, Profilansicht. Scheitelplatten {schp) gegen den Rücken zurückgedrängt, zwischen ihnen und den hintern Maxillen die bedeutend vergrösserten und bereits in der Längsrichtung stehenden vordern Maxillen. Elftes Ursegment fast vollständig geschlossen, a After, sif die aufder Rücken- Näche entstandene Stigmenfurche, zwischen beiden die noch von medianer Längsfurche in symmetrische Hälften getheilte wulstartige hintere Fläche des Segmentes. Tafel XL. . Aus etwas späterer Zeit. Vorderkopf gegen den Bauch umgebogen, Ver- hältnisse der Kopfanhänge sonst dieselben wie in Fig. 73., rfd hinterer Rand der Ursegmenite. . Dasselbe Stadium, Ventralansicht. Vorderkopf und die von den Mandibeln bedeckten Kopfwülste stossen mit gerader Querlinie aufeinander; der vor- dere Rand der in der Mittellinie dicht aneinander liegenden Mandibeln (mad) schimmert durch den Vorderkopf hindurch, zweites Maxillenpaar in der Mittellinie zusammenstossend. Die Trennung der embryonalen Zellenmasse in oberflächliche (h) und tiefe Schicht ist eingetreten und in der Zeichnung angedeutet, obgleich sie bei auffallendem Licht so wenig sichtbar ist, als der ebenfalls hier eingezeichnete Darm. md Mitteldarm , mit Dotter gefüllt, hd, Hinterdarm, man bemerkt, dass die dorsale Portion des letzten Segmen- - tes noch in seitliche Hälften getheilt ist, während an der ventralen nichts mehr davon zu erkennen ist. | ‚76, Dorsalansicht desselben Eies. Durch den Vorderkopf schimmert der vor- dere Rand der Maändibeln hindurch (md), an deren Seiten die vordern ‚Maxillen. Scheitelplatten (schp) in der Mittellinie verwachsen, Kopf geschlos- sen. Spalte zwischen den dorsalen Rändern des Keimstreifens sehr ver- schmälert, nach hinten zu undeutlich begrenzt. PEST | Dr. August Weismann, Fig. 77. Etwas späteres Stadium, Proflansicht. Vordere Maxillen weiter nach vorn gewachsen, ebenso die hintern. Scheitelplatten beginnen sich zu ver- kleinern. Fig. 78. Späteres Stadium. Zweites Maxillenpaar zur Unterlippe (mx?) verschmol- zen, den bereits sehr tief stehenden Vorderkopf (vk) ganz verdeckend, vor- dere Maxilien bedeutend verbreitert and nach vorn gewachsen, der ganze Kopf in der Richtung von hinten nach vorn bedeutend verkürzt, erstes Ur- segment dagegen verlängert. Am letzten Segment die mediane Furche nur noch an einer kleinen dreieckigen Grube vor dem Alter (a) erkennbar. Fig. 79. Etwas jüngeres Stadium, Profilansicht. Maxillen (mx’) überragen den Vor- derkopf noch nicht so bedeutend. Der Darmiractus ist eingezeichnet, Mit- teldarm (md) bedeutend verschmälert und schräg gelagert, Vorderdarm zeigt eine Krümmung, welche später wieder schwindet, Hinterdarm hd bedeu- tend verlängert, bildet bereits eine Schlinge. Die Segmente sind am Rücken geschlossen. g. 80. Einige Stunden vor dem Ausschlüpfen, Profilansicht ‘bei durchfallendem Licht gezeichnet, um Gestalt und Lage der Eingeweide zu zeigen. Trennung der oberflächlichen Zellenschicht in Muskeln (m) und hypoderme Zellen- lage (hd), auf welcher bereits eine sehr dünne Chitinschicht. Kopfsegment (erstes Segment) sehr klein und zum grossen Theil in das folgende einge- stülpt, sk Schiundkopf und sm Saugmagen nur angedeutet; Speiseröhre nur an ihrem Eintritt in den Vormagen (prv) sichtbar, sonst verdeckt durch den Schiundring, dessen unteres Ganglienpaar mit den übrigen Bauchganglien einen zapfenförmigen Strang bildet. (gsir), dessen oberes Paar der Speise- röhre als zwei Halbkugeln aufsitzen (sg'), das ganze Centralnervensystem hat die Form eines Pistolenschaftes. chm Chylusmagen, dessen helle Wände scharf von dem dunklen Dotterinhalt abstechen ; Chylusmagen,, wie Darm (d) sind sehr bedeutend in die Länge gewachsen und bilden mehrfache Ver- schlingungen. md Mastdarm, tr Tracheenstamm in der Stigmenfurche (st) nach aussen mündend, gls Speicheldrüse der rechten Seite bis ins 9. Seg- | ment nach hinten reichend, ds Ausführungsgang derselben. E. wa Fi 08 Fig. 89—87 zur Metamorphose des Kopfes in der dritten Entwickelangsperiode. Fig. 81. Zweiles Maxilleapaar zu einer schildförmigen Platte verwachsen (ma?,, an 7 welcher noch mediane Naht sichtbar, Vorderkopf (vk) die vordern Maxillen (mx’) noch überragend. Die Figur entspricht einem Stadium, welches 7 zwischen Fig. 77 u. 78 liegt. = Fig. 82. Mediane Naht der Unterlippe verschwunden, Breite derselben verringert, = Vorderkopf {vk) in ganz gleicher Höhe mit dem Vorderrand der er R; nur an den Seiten ein wenig vorragend. = Fig. 83, Unterlippe verschmälert, die in 82 bereits angedeuteten seitlichen Vor- sprünge schärfer markirt; Vorderkopf {auf dem eine zipflige Spitze) durch den mittleren Theil derselben derchschimmernd, vordere Maxillen (mx!) weiter vorgewachsen. Fig. 84. Unterlippe noch etwas kleiner, Vorderkopf ganz tief stehend, als gewölbte Brücke zwischen den grossen flügelförmig an den Seiten stehenden Maxil- len (mt). | Fig. 85. Dasselbe Ei von der Seite. Unterlippe (mx?) noch von ziemlicher Dicke, Vor-' derkopf (vk) ein langgestreckter Rücken, sein grösster Theil in die Tiefe eingestülpt und nicht "sichtbar, m Mundspalte. Auf der äussern Fläche der Maxillen sind bereits die zwei Paare von Chitinfäden sichtbar, welche vom | Winkel der Unterlippe nach aussen ziehen, wie noch deutlicher in Y ee aa Fig. 86. Fig. 87. 1} . Fig. 88 — 1 Fig. 83. Fig. 89. Fig. 90. Fig. 92. Fig. 93. Die Entwickelung der Dipleren im Ei. INT zu erkennen ist, wo die Maxillen in der Mittellinie miteinander verschmol- zen sind, eine nach vorn und hinten sich verbreiternde mediane Furche auf der Bauchfläche zwischen sich lassend. Unterlippe bedeutend kleiner, zun- genförmiges Plättichen, Auf den Maxillen die kleinen Maxillentaster (mt). Derselbe Embryo im Profil. Hinter den Maxillentastern die eingliedrigen Antennen, Unterlippe (mx?) bedeuiend schmäler als in Fig. 85. s? zweites Segment, in welches das erste zum grossen Theil eingestülpt ist. 90. Hinterleibsende in der dritten Entwickelungsperiode. Dorsalansicht; in der Stigmenfurche haben sich die beiden Stigmenwülste erhoben (stw). Seitenansicht. s'? zwölftes Segment, a Afterfurche, stw Stigmenwülste , sif Stigmenfurche, aw wulstartig vorspringende hintere Fläche des Segmentes. Veniralansicht. a Afteröffnung, hd Hinterdarm , df Afterfurche. Fig. 91 u. 92. Aus dem Ende der ersten und Anfang der zweiten. Entwickelungs- periode, Seitenansichten, um die Lage a Kopfanhänge zu den Schei- telplatten zu zeigen. entspricht eiwa den Fig. 69 u. 70. Vordere Maxillen am weitesten gegen den Rücken vorspringend, Mandibeln in starker Verkürzung sichtbar, alle . drei Anhänge vom Rücken her durch den scharfen ventralen Rand (vr) der Scheitelplatten begrenzt, deren vorderer Rand (ar) den Rand der nach dem Rücken zu umbiegenden Kopfwülste bedeckt. Aus der zweiten Entwickelungsperiode, etwa zwischen Fig. 70 u. 71 ın der Mitte stehend. Anhänge weiter nach vorn gerückt, Scheitelplatten haben ‚einen hintern Rand erhalten (hd), Mandibeln durch den vorspringenden ven- ‚tralen Kand verdickt. Ursegmente angelegt. Tafel XIII. Junge Larve bei durchfallendem Licht gezeichnet. Vergröss. 80. Dorsalan- ‘sicht. Im ersten Segment (Kopfsegment) jederseits zwei kuglige Ganglien für die Antennen und Maxillentaster (gli und gls) sk Schlundkopf, in seinem Innern das Kaugestell (gs) (durch den Druck des Deckgläschens etwas schräg gelagert), an welches sich nach vorn der mediane zahnartige Haken an- „schliesst (md), welcher wahrscheinlich den Mandibein entspricht. oh die vordern nach aussen rechtwinklig umgebogenen Chitinhaken. sm Saug- magen. Die übrigen innern Organe sind weggelassen mit Ausnahme der Tracheen, deren Stämme (fr) auf dem 12. Segment in zwei nierenförmigen Stigmen endigen. Auf dem Vorderrand eines jeden Segmenies eine mehr- fache Reihe dornartiger Stacheln. Fig. 94—401 zum histologischen Theil. > . Vorderer Theil des Verdauungscanals aus dem Anfang der 3. Periode. Wände des Oesophagus (oe) aus kugligen Zellen in mehrfacher Lage, Lumen be- sonders an der Stelle deutlich, wo der Saugmagen (sm) ansitzt; bl Anlage der Blinddärme, kurze, conisch zugespitzte Zellenklumpen, prv Anschwel- lung der Wandung des Oesophagus, Anlage des Proventriculus. chy Chylus- magen, mit Dotter gefüllt. . Dieselben Theile aus der Mitte der drilten Periode. sm Saugmagen mit wei- tem von deutlicher Intima begrenztem Lumen, oe Oesophagus beginnt sich in seinen verdickten Endtheil (pro) einzustülpen. Blindschläuche (dl) bedeu- \ tend in die Länge gewachsen. 220 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Dr.A. Weismannz, Die Entwickelung der Dipteren im Ei. 96. Oesophagus mit dem ausgebildeten Vormagen aus dem Ende der dritten Periode. Wandung des Oesophagus aus einer einzigen Zellenlage, die Intus- susception jetzt voliständig, das eingestülpte Stück. reicht bis auf denBoden des Stückes, in welches es eingestülpt ist; der Vormagen ist damit im We- sentlichen fertig, von kugliger Gestalt, zeigt vier Zelilenlagen, deren zweit- äussere sich durch eigenthümliche Helle auszeichnet; int die aufeinander- liegenden Flächen der Intima. Blindschläuche noch mehr in die Länge gewachsen. 97 4-E. Zur Entwickelung der Tracheen. 97 A. InStämmchen die Intima wellig gebogen, in den Aesten b und e Lumen bis zum Verschwinden enger werdend, jedoch Ablagerung einer feinen Chitin- schichi auf der Innenfläche der einzelnen Zellen. 97 B. Ein weiterentwickeltes Stämmchen, Intima ein gerades cylindrisches Rohr, an welchem die Spiralwindungen noch nicht sichtbar; die Zellen der Wandung bereits verschmolzen. Die Nebenästchen zeigen die Ablage- rung der Intima zwischen scheinbar regellos gelagerten Zellenmassen. 97 C. Ziemlich ausgebildetes Tracheenästchen, in seinem peripherischen Theil ringsum besetzt mit spindelförmig verlängerten Zellen, den Bildungszellen der Tracheenenden. 97 D. Man erkennt, wie einzelne der kugligen Zellen in der Wandung des Stämmchens Ausläufer treiben und spindelförmig werden. Intima des Stämmchens scheint sich einerseits direct in eine spindelförmige Zelle zu verlängern. 97 E. Aus der jungen Larve. Spindel- und sternförmige Tracheenzellen mit lufthaltiger Intima (tr) im Innern, bei s rankenförmige Biegung derselben. Die Zellen waren frei zwischen den Organen in der Leibeshöhle aus? gespannt. 98. Hinterdarm mit den Malpighi’schen Gefässen aus dem Anfang der dritten Periode. d Darm, a gemeinschaftlicher Ausführungsgang je zweier Mal- pighi’schen Gefässe (M)j, chg Chylusmagen. 99 A-C zur Bildung der Malpighi’schen Gefässe. A. Dasselbe Stadium wie in Fig. 98, Vergr. 350. Solider Zellenstrang, 4 viele Zeilen mit doppelten Kernen. B. Aus der Mitte der dritten Periode, Zellen in einfacher Lage, noch sehr N dicht stehend, Lumen deutlich. Verer. 150. C. Aus dem Ende der dritten Periode, die Zellen auseinandergerückt, 1 a dunkle Secretkörner im Innern. Vergr. 200. 100. Haut und Hautmuskeln aus dem Ende der dritten Periode. ch Chitinhaut, hy Hypodermis, m Muskeln. 104. Aus dem Ende der Embryonalzeit. Schlundkopf (sk), dessen Intima durch | partielle Verdickung und Färbung sich zum Kaugestell (gs) umwandelt. mm Muskeln, nd unpaarer medianer Zahn /(die übrigen Chitinstäbe des’ Kauapparats durch die Präparation aus ihrer Lage verschoben) , sm Saug- magen, oe Oesophagus. et Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle und des Schlundes bei dem Menschen und den Säugethieren. Von Dr. E. Th. Schmidt in Kopenhagen. . Mit Tafel XIV. XV. XV. In dem jetzt verflossenen Jahrzehend, seitdem die Tonsillen und ' Zungenbaledrüsen von Kölliker') aus der obscuren Stellung hervorge- _ zogen wurden, die ihnen von den Anatomen bisher angewiesen war, sind diese Oreane von verschiedenen Seiten in einer Reihe von Acheiton behandelt worden, bald für sich allein, bald in Verbindung mit den übrigen Gliedern der grossen Gruppe folliculärer Drüsen, unter . denen sie von der Zeit an ihren Platz eingenommen und behauptet haben. Meine Absicht ist es nicht darzustellen, wie die Kenntniss vom Bau dieser Drüsen sich allmählich Schritt für Schritt entwickelte und die # Arbeiten einzeln anzuführen, denen man dieselbe verdankt — es wäre ' dies nur eine überflüssige Wiederholung dessen, was schon mehrere ' Verfasser, namentlich I/enle?) , Krause?) und Frey*) mitgetheilt haben ; ich erlaube mir jedoch einen kurzgefassten Ueberblick über die wichtig- sten bisher erlangten Ergebnisse vorauszuschicken, zunächst nur, inso- fern sie unmittelbar a die Organe betreffen , die, wie der Tite! be- sagt, einzig und allein den Gegenstand dieser Abhandlung ausmachen sollen ; zugleich werde ich bemüht sein, die wesentlichern Punkte anzu- ieben, in denen ee Meinungen und Be Wider- Würzburger Verhandl. 2. Band 1852. I Aeitschr. f. rat. Medicin 3. R. VIIL. Bd. 3. H. 222 | Dr. F. Tb. Schmidt, tigkeit der Angaben Kölliker’s vorgebracht wurde, allmählich theils wi- derrufen, theils durch zahlreiche bestätigende Beobachtungen überstimmt und widerlegt worden, ist es, wenigstens für die grosse Mehrzahl der Anatomen schon lange durchaus keinem Zweifel mehr unterworfen ge- wesen, dass die genannten Organe wahre folliculäre Drüsen sind und dass sie in ihrem Bau gewisse scharf ausgeprägte und bezeichnende Züge mit allen den übrigen Organen gemein haben, die jetzt beinahe einstimmig als zur selben Gruppe gehörig anerkannt werden, indem nämlich ihre wesentlichsten Bestandtheile aus einem mit Blutgefässen durchflochtenen Gewebe eines eigenthümlichen, sehr feinen Netzwerkes gebildet werden, dessen Maschenräume eine verhältnissmässig geringe Menge einer alka- lisch reagirenden Flüssigkeit und unzählige Zellen enthalten, die sich in keiner Beziehung von gewöhnlichen Lymphkörperehen unterscheiden. — Nach Kölliker ‘) sind die Tonsillen und die Balgdrüsen der Zungenwurzel in ihrer normalen Form scharf begrenzte Organe, von einer bindege- webigen Kapsel umgeben, die in die tiefsten Lagen der Schleimhaut übergeht, während eine Fortsetzung der letzteren mit Papillen und Epi- thel ihre Oberfläche bis in den Boden der Höhlen hinein auskleidet; das Gewebe zwischen diesen zwei Lagen besteht aus einem mit Blutgefässen reichlich versehenen, fein faserigen Bindegewebe, einer Art »modificirter Schleimhaut«, und in diesem findet man eine gewisse Zahl der rund- lichen Follikel gelagert, die ihrerseits wiederum durch eine ziemlich feste, mit der Membrana propria der Drüsen nahe verwandte Haut völlig geschlossen sind und nur ausnahmsweise mit einander zusammen- fliessen. Bei gewissen Thieren sind die Follikel indessen weniger deut- lich oder fehlen zuweilen gänzlich, und bei dem Menschen ist das letztere sogar sehr oft der Fall; dies hängt aber von den Krankheiten ab, denen Mi die DARIN Organe hier so häufig unterworfen sind. Mehrere Verfas- 2 ser, Maier?), Eckard?), Gauster*), Billroth’) u. a. haben in den wesent- lichsten Punkten sich ganz in Uebereinstimmung mit dieser Beschreibung ° ausgesprochen ; mit grösserer oder geringerer Bestimmtheit treten jedoch, namentlich bei den beiden Letzterwähnten, einzelne Abweichungen her- | vor. Man hat die Papillen der Schleimhaut in den Höhlen und auf der Oberfläche der Drüsen minder entwickelt oder gar nicht angetroffen ; di Umkapselung der letztern wird bezweifelt oder soll nicht immer stat finden ; man stellt die völlige Abschliessung der Follikel in Abrede und hebt stärker hervor, dass sie nicht immer deutlich ausgeprägt sind. Hie- durch bahnt man een den Uebergang zu einer mehr wesentlich ab—“ weichenden a der ne die vorzugsweise von Henle‘) 4) Handb. d. Gewebelehre S. 374. .ı 2) Anatomie d. Tonsillen. Freiburg 41853. 3) Virchow’s Archiv Bd. XVII. 1859. 4) Sitzungsbericht d. math. naturw. Classe d. Wiener Akad. 1857. 5) 6) 1 z. pathol. Histologie. Berlin 1858. “ ! Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 233 ausgesprochen und am weitesten durchgeführt ist. Dieser Verfasser be- trachtet nämlich das folliculäre — oder, wie er es nennt, » conglobirte «— Drüsengewebe als eine einfache Infiltration des Bindegewebes mit ' Lymphe; eine eigentliche Begrenzung in der Tiefe findet nicht statt, ob- R schon das Bindegewebe wohl unter gewissen Umständen hier zu einer Art Kapsel zusammengedrängt werden kann; die Follikel sind ganz un- 14 wesentlich, ja, sie erscheinen im Grunde nur als eine Art anatomische Zufälligkeit, die von besondern Structurverhältnissen des inültrirten Gewebes abhängig ist, als Flecken eines mehr zerfliessenden Paren- ehyms, die zwar in der Regel mit einem »Rayon« eines entschieden netz- förmigen Bindegewebes umgeben sind, sehr oft jedoch unter einander zusammenfliessen und denen es übrigens an allen ieh ie ermangelt, um dem Namen Follikel entsprechen zu können. Krause!) schliesst sich - in mehreren Beziehungen zunächst an Henle an, erkennt jedoch, dass neben der einfachen Infiltration auch schärfer begrenzte Follikel vorkom- men, und in gewissen Fällen findet er die von Kölliker beschriebene Form deutlich ausgesprochen ; zwischen den Follikeln und um dieselben breitei sich jedoch steis eine formlose Infiltration aus. Die Bl uigefässe in den Follikeln der Tonsillen und Zungenbälge, welche Kölliker*) kurz nach der Veröffentlichung seiner ersten Unter- I suchungen g Beten zu haben glaubte, sind später von mehreren Verfas- . sern wahrgenommen worden, und es ist zweifelsohne eine ganz allge- meine Annahme, dass sie in ihrer Verzweigung hier denselben Gesetzen wie in allen übrigen Follikeln folgen; dieser Punkt ist aber noch nicht völlig. ans Licht gebracht. Henle?) zufolge ist es fehlerhaft, wenn man im Allgemeinen den Follikeln ihr eigenes Netz von Haargefässen zu- % schreibt, indem die oft grösseren Gefässe, von welchen sie durchbohrt werden, denselben nur zufällig angehören sollen. — Das Verhältniss der Lymphgefäs se ist fast gar nicht, oder doch nur höchst unvollkommen kannt, obschon man im Allgemeinen darin ziemlich einig ist, das Vor- ndensein derselben anzunehmen. Nur Billroih*) giebt mit Bestimmiheit van," Lymphgefässe im Innern hy pertrophischer Tonsillen gesehen zu haben, und seinem Ermessen nach stehen sie in offener Verbindung mit den Maschenräumen der Follikel. Krause?) erklärt sich darin mit ihm Be Bee spaltenfürmige Räume im Bindegewebe en B;. 6 6) Meckel’s Archiv 4897. S. 280. Zeitschr. f. wissensch. . X1ll. Bd. 45 224 Dr. F. Th. Schmidt, gefässe in diesen Organen gesehen und injieirt; andrerseits aber wird ihr Dasein daselbst von Teichmann‘) ganz und gar geläugnet, der es auch bezweiielt, dass man sie in den Tonsillen finde. j Dieser letztere Verfasser spricht sich mit Bestimmtheit gegen die Richtigkeit des Satzes aus, der, ursprünglich von Brücke?) für die Peyer'- schen Drüsen aufgestellt, allmählich für sämmtliche folliculäre Drüsen zur Geltung gebracht worden ist und beständig mehr und mehr Vertre- ter und festern Fuss gewonnen hat, dass nämlich alle diese Organe zum Lymphsystem Schuren oder schlechthin Lymphdrüsen sind; er takt je- doch in dieser Beziehung, wenigstens was die hier zunächst besprochenen Organe betrifft, bis jetzt allein, und dieerwähnte Ansicht muss jedenialls als die heut zu Tage allgemein herrschende bezeichnet werden. Was namentlich die follieulären Drüsen der Schleimhäute angeht, giebt man nun im Ällgemeinen der Betrachtung Raum, ‘die zuerst von Donders?) und Kölliker*) für die Peyer'schen Haufen geltend gemacht wurde, dass sie »peripherische, terminale oder unipolare« Lymph- drüsen sind, und nachdem Virchow?) in hohem Grade wahrschein- lich gemacht hatte, dass die eigentlichen Lymphdrüsen Lymphkörper- chen zubereiten, welcher Meinung bald darauf von Brücke®), Donders’) und Kölliker?) beigetreten wurde, ward es allgemein, auch den übri- sen folliculären Drüsen dieselbe Thätigkeit zuzuschreiben. Henle?) . hebt indessen hervor, dass für die Richtigkeit dieser Annahme, die sich mehr auf die Einhelligkeit der Meinungen als auf Erfahrungen stützen soll, keinerlei Beweis geführt worden sei; »es geht hervor, sagt er, dass der Weg, der zum Abschluss geführt bat, eigentlich ein kreisför- miger gewesen ist; man wollte keine freie Zellenbildung in der Lymphe selbst erkennen und nahm daher seine Zuflucht zu den Lymphdrüsen, deren, wie man es voraussetzte, in steter Vermehrung sich befindliche Körner man in die Lymphe hinübergehen liess; da nun aber alle Lymph- gefässe auch vor.den Drüsen Körperchen enthalten, so suchte man nach ° peripherischen Organen, welche dieselben hätten zubereiten können, und als solche betrachtete man nun die Peyer’schen und ähnlicheDrüsen, weil sie in gewissen Beziehungen den Lymphdrüsen ähnlich sind, und weil, wenn sie keine Lymphkörperchen zubereiteten, auch die körnerbereitende Function der eigentlichen Lymphdrüsen widerlegt sein würde. Der Um- 7 stand, dass die Lymphe, welche aus den eigentlichen Lymphdrüsen bet | 4) Das Saugadersystem. Leipzig 4864. S. 73. 2) Denkschr. der matb. naturw. Kl. d. Wiener Akad. 4850. 3) Physiol. #4. Bd. 4) Gewebelehre $. 431. 5) Archiv 4. Bd. 4847. S. 563. 6) ee der k. k. Gesellsch. der Aerzte zu Wien 4853. S. 574. 4 8) 9) W ae Verhandl. Bd. IV. S. 124. l. ec. 8. 2045. Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 325 austrilt, an Körperchen reicher ist, spricht nicht entschieden für die Bil- dung derselben in dem Drüsenparenchym«. Uebrigens erkennt Henle') es für richtig, alle diese conglobirten Drüsen mit den Lymphdrüsen zu- sammenzustellen. Böttcher”) ist in Betreff der Zungenbalgdrüsen zu dem Resultate gelangt, dass sie auf normalen Zungen durchaus nicht vorgefun- den werden, vielmehr nur pathologische Neubildungen sind, die nach seiner Meinung jedoch in einein gewissen Verhältnisse zu den Lymphge- 'fässen stehen oder von ihnen abhängig sind. Unter den verschiedenen Fragen, die in der neuern Zeit, in der das ELymphgefässsystem im Ganzen in so hohem Grade die Aufmerksamkeit der Anatomen gefesselt hat, erforscht und theilweise beleuchtet wor- den sind, giebt es gewiss noch einige, die mehr oder weniger innerhalb der Grenzen dieser Abhandlung fallen; es würde mich aber zu weit füh- ‚ren, wollte ich mich auf eine genauere Entwickelung aller dieser Fragen einlassen, und werde ich später Anlass finden, diejenigen zu berühren, die uns hier mehr unmittelbar angehen ; ich glaubte vor Allem mich streng an den engern Kreis halten zu müssen, der den eigentlichen Gegenstand meiner Untersuchungen ausmachte und so wenig als möglich auf angren- zende Gebiete eingehen zu dürfen. Die mitgetheilte Uebersicht wird zur Genüge den Ausgangspunkt meiner Arbeit und das Ziel bezeichnen, das ich allmählich, so wie die Untersuchung vorwärts schritt, vor Augen haben musste. Es unterlag schon keinem Zweifel mehr, dass das follieu- ‚läre Drüsengewebe unter verschiedenen Formen erscheinen kann, und meine Aufgabe war es demnach, die in dieser Beziehung geltenden Ge- setze ausfindig zu machen und das gegenseitige Verhältniss zwischen die- ‚sen Formen und ihrer vielleicht verschiedenen Bedeutung- anzugeben; ich musste mein Augenmerk auf die Verzweigung der Blutgefässe richten, “um Aufschluss darüber zu geben, ob sie im Drüsengewebe besonders ausgeprägte Züge darbietet, und vor Allem musste es mir daran gelegen sein, die Lymphgefässe aufzusuchen und ihre Verbindung mit dem Drü- sengewebe, insofern sich eine solche der allgemeinen Annahme gemäss wirklich ergeben sollte, bestimmt anzuzeigen. Nach Erledigung dieser Arbeit hatte ich noch zu untersuchen, in wie weit die im Drüsengewebe enthaltenen Körner dazu bestimmt sind, in die Lymphgefässe überzu- gehen und von ihnen weggeführt zu werden, und schliesslich der Art und Weise nachzuspüren, wie sie in diesem Falle in den Drüsen selbst er- zeugt werden und sich beständig vermehren. — Soilte es mir gelungen - sein in einzelnen Richtungen Thatsachen an den Tag zu bringen , welche dazu beitragen können, die noch herrschende Ungewissheit und die noch bestehenden Zweifel zu heben, so ist meine Arbeit nicht überflüssig ge- wesen, habe ich gleich einige Fragen offen lassen müssen oder nicht be- % (viedigend beantworten können. Hu. €. 5295. 2) Virchow's Archiv 18. Bd. S. 490. 16° 226 Dr. F. Th. Schmidt, Ich verdanke der Aufforderung des Herrn Professor Kölliker nicht allein den ersten Antrieb, unter seinen Augen ist auch der grösste Theil der Untersuchungen ausgeführt worden. Später ward ich durch die Ge- fälligkeit des Herrn Professor Hıs in den Stand gesetzt, mich durch seine reichhaltige Sammlung von Präparaten mit dem Bau der eigentlichen Lymphdrüsen genau bekannt zu machen und wurde mir zugleich Gele- genheit gegeben mit der begonnenen Arbeit fortzufahren. Neben den Tonsillen und Zungenbalgdrüsen habe ich die im Allgemeinen gewiss zu wenig beachteten folliculären Drüsen im Schlundkopfgewölbe, die von Kölliker‘) gefunden und als »die Pharynxtonsille« bezeichnet sind, in die Untersuchung mit hineingezogen, und nach und nach habe ich die Auf- merksamkeit auf die Schleimhaut der Mundhöhle und des.Schlundes im Ganzen richten müssen. Wie vom Menschen so habe ich auch von einer Anzahl der gewöhlichsten Säugethiere den Stoff entnommen, der mir hinlänglich scheint, um mit Recht annehmen zu können, die wichtigsten verschiedenen Formen gesehen zu haben, in denen das Follikelgewebe sich zeigen kann; wenige Ausnahmen abgerechnet habe ich mehrere Thiere von jeder einzelnen Gattung untersucht, um mich dessen zu ver- gewissern, dass in dem einzelnen Falle nicht möglicherweise Verhältnisse statifänden, welche nicht die normalen waren, und zugleich habe ich gewöhnlich die Organe des noch ganz jungen Thieres mit den Organen des ausgewachsenen verglichen. Für eine jede anatomische Untersuchung ist die Berücksichtigung der Entwickelungsgeschichte der Organe von ausserordentlicher Bedeutung, und in vielen Fällen gelangt man auf die- sem Wege zu einer klareren Auffassung von Verhältnissen, die in dem ausgewachsenen Körper dunkel und zweifelhaft scheinen können; ich glaubte daher die Untersuchung, in soweit Gelegenheit dazu war, auch auf das Embryonalleben erstrecken zu müssen. — Bezüglich des angewandten Verfahrens bermerke ich nur, dass ich die Untersuchung frischer Präparate nicht unterlassen habe; dieselbe ist stets von grosser Bedeutung, um die nach der Erhärtung stattfindenden Verhältnisse beurtbeilen zu können, wenn sie gleich an und für sich nur in ganz ein- zelnen Richtungen zum Ziele führen mag. Zur Erhärtung habe ich nach und nach mehrere der schon hinlänglich bekannten Mittel ange- wandt; nur selten aber war es vonnöthen, mich anderer zu bedienen, als des verdünnten Weingeistes oder einer verdünnten Lösung von .chromsaurem Kali oder Chromsäure ; die letztere, dieich am meisten be- nutzt habe, scheint mir im Allgemeinen, wenn die zur Einspritzung der Gefässe gebrauchte Masse es gestattet, unbedingt die beste zu sein, und M mehrere Verhältnisse treten bei der Anwendung derselben sehr deutlich hervor, während sie nur wenig in die Augen fallen oder sogar gänzlich unkenntlich sind, wenn die Erhärtung durch andere Mittel bewerksielligt 4) Würzburger Verhandl, Bd. li, Gewebelehre S. 407, “ Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle ete. 337 ist. Es ist üunnöthig hinzuzufügen, dass ich mich stets des vorzüglichen und durchaus unentbehrlichen Auspinselns der fürs Mikroskop bestimm- ten Schnitte bediente. Ich werde nun in den folgenden Blättern zuerst eine Beschreibung der Organe geben, sowie ich sie bei jeder einzelnen Thierart gefunden habe; die meisten derselben sind bereits von andern Verfassern untersucht und beschrieben, und vieles wird daher nur eine Wiederholung dessen sein, was anderswo mitgetheilt ist; da ich aber öfters eines und das andere zu dem schon Bekannien zuzufügen hatte, oder zu andern Resultaten als die frühern Forscher gelangt bin, glaubte ich gleichwohl des Zusammen- hangs und der leichtern Uebersicht wegen diesem Wege folgen zu müssen ; ich werde jedoch, um beständige Wiederholungen zu vermeiden, in der Regel solche Einzelnheiten des Baues nur kurz berühren, die dem folliculären Gewebe allenihalben, wo es auftritt, eigenthümlich sind. In zweiter Linie werde ich einige wenige Beobachtungen über das Verhält- niss des Drüsengewebes bei Embryonen mittheilen und einzelne Auf- 'schlüsse über seine erste Entwickelungsweise geben und sodann nach einer Zusammenstellung der Resultate sämmtlicher Untersuchungen die allgemeinen Gesetze für seinen Bau im Ganzen abzuleiten bemüht sein. Zum Schlusse werde ich die Thätigkeit der Drüsen abhandeln. Die Tonsillen des Hasen (Taf. XIV, Fig. 4 u. 2) haben eine unge- theilte, ziemlich tiefe, von vorn nach hinten zusammengedrückte Höhle (a), die sich von der engen spaltenförmigen Mündung nach aussen und | nach vorn erstreckt, so dass die vordere, etwas hervorragende Lippe (Z) der Spalte sich wie eine Art Klappe über dieselbe hinlegt. Das Platten- epithelium und die Schleimhautpapillen kleiden die ganze Höhle aus, die letzteren sind aber, wenigstens grösstentheils, mit Lymphkörperchen _ durchsetzt und gehen in der Tiefe in die 1—2 Mm. dicke Lage follicu- lärer Drüsensubstanz (d) über, die die vordere und hintere Wand der Höhle einnimmt. Die Drüsenmasse ist unter dem Boden der Höhle dünn und fehlt gänzlich an den beiden Rändern derselben, so dass die Wand ‚hier nur von der unveränderten Schleimhaut gebildet wird. Das ganze "Organ ist in der Tiefe von dem submucösen Bindegewebe (h), worin es _ eingebettet ist, scharf abgegrenzt und von einer deutlichen bindegewebigen Kapsel (c) umgeben, die sich an den Rändern der Drüsenmasse in die tiefe Lage der Schleimhaut verliert. Versucht man die festere Lage, die eigentliche Schleimhaut, von dem lockern submucösen Bindegewebe ab- aureissen, so folgt die Kapsel und die ganze Drüsenmasse mit, wogegen es nicht möglich ist, selbst die dünnste Lage von der Oberfläche der letz- teren zu lösen, ohne zugleich ihre Maschenräume zu öffnen, indem die oberflächlichen Lymphkörperchen beinahe unmittelbar unter den tiefsten - Epithelzellen liegen, — Das Aussehen des Drüsengewebes ist im Ganzen 228 Dr, F. Th. Schmidt, ziemlich einförmig; nur bemerkt man zwischen den grösseren Gefäss- bündeln, die dasselbe senkrecht durchbohren, undeutlich begrenzte, mehr gefässarme Stellen und da und dori einzelne, kleine, schärfer begrenzte, runde Follikel (e), die, besonders wenn die Blutgefässe gefüllt 'sind, durch ihre hellere Farbe leicht in die Augen fallen. Von der Kapsel bis zum Epithel bietet die Masse den für das folliculäre Gewebe eigenthüm- lichen Bau dar: das feine Fasernetz geht unmittelbar von der Kapsel und von den Adventitien der Gefässe aus, die nur längs der grössern arteriellen Slämme aus- deutlich faserigem Bindegewebe bestehen, und überall sind die Mascherswäume mit Lymphkörperchen gefüllt. In den helleren Flecken dagegen sind die Netzbalken zarter und die Maschen weiter, so dass diese beim Auspinseln ihre Lymphkörperchen leichter entschlüpfen lassen als das dichtere Gewebe zwischen ihnen; in noch weit höherem Grade gilt dies von den einzelnen begrenzten Follikeln, deren äusserst feines Netz durch Auspinseln leicht ganz verloren geht. Diese Follikel sind also nur modificirte Abtheilungen, die im Wesentlichen von dem übrigen Drüsengewebe nicht verschieden sind; sie sind von einem dichtern, gleichsam zusammengedrängten Netze umgeben, das jedoch nur um die wenigsten eine einigermaassen deutliche Begrenzung bildet. — Zahlreiche traubenförmige Drüsen (f) liegen rings um und unter der Tonsille in dem submucösen Bindegewebe oder zwischen den zusammen- seflochtenen Muskelbündein, welche das Organ umgeben, eingebettet; ihre Ausführungsgänge (g) münden theils auf die Oberfläche, theils in die Tonsillenhöhle aus, nachdem sie das follieuläre Drüsengewebe von den grösseren Gefässbündeln begleitet, durchbohrt haben. Die Oberfläche der Zungenwurzel des Hasen ist vollkommen eben und glatt. An beiden Seiten der Mittellinie befindet sich eine ausser- ordentlich dicke Lage dichtgedrängter, traubenförmiger Drüsen, die erst gegen die Papillae circumvallatae von senkrecht gegen die Oberfläche stei- genden Muskelbündeln durchbrochen werden. Ihre weiten, buchtigen Ausführungsgänge münden mit eiwas eingeengten Oefinungen , oft in Bündeln dicht nebeneinander aus. Balgdrüsen findet man nicht, auch fand ich nirgends eine Spur einer Lympbinfiltration der Schleimhaut. Dicht unter dieser breitet sich ein Netz verhältnissmässig sehr weiter, wage- recht verlaufender Venen aus, welches beinahe den ganzen Raum zwi- schen den zahlreichen Drüsengängen ausfüllt. Ein ähnliches eavernöses Venennetz nimmt die Decke des Schlundes vor und zwischen den Mün- dungen der Eusiachischen Röhren ein, und wird von den kurzen, geraden Ausführungsgängen kleiner traubenförmiger Drüsen durchbohrt; ich fand jedoch eben so wenig hier wie in der Zunge irgend eine Spur von Follikeigewebe. An den Tonsillen des Kaninchens ist der vordere Lappen be- wrächtlich grösser als der hintere, so dass er auf der Oberfläche einen merklich hervorragenden Wall bildet; übrigens stimmen sie sowohl in aA Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 3239 der äussern Form als auch in den Einzelnheiten des Baues mit den Ton- sillen des Hasen genau überein. Die Blutgefässe durchflechten die ganze Drüsenmasse mit einem ziemlich gleichartigen Netze kleinerer Zweige, die von einer Anzahl grösserer Stämme ausgehen, welche in bestimmtem Abstande von einander gegen die Oberfläche emporsteigen. Deutliche Follikel habe ich in der Regel nicht gefunden: man sah jedoch zuweilen im vordern Lappen einen einzelnen Follikel einigermaassen wohl begrenzt und nur mit einem spärlichen Haargefässnetze versehen. — Die besonders im vordern Lappen sehr zahlreichen und grossen traubenförmigen Drüsen scheinen grösstentheils auf die Oberfläche u.:d nicht in die Höhle zu münden. In der Zunge des Kaninchens findet man die beim Hasen beschrie- benen Verhältnisse wieder. Im Schlundgewölbe sah ich ein Mal eine ge- ringe Anzahl zerstreuter, einzelnstehender runder Follikel, die, /,—1 Mm. im Durchschnitt, auf der Oberfläche leicht emporgewölbt,, scharf be- grenzt und durch ihre helle Farbe im Gegensatze zu der noch nach der Einspritzung der Blutgefässe stark gefärbten Schleimhaut sehr kenntlich waren. Sie waren jeder fürsich von einem dichtern Gefässnetze umspon- nen, im Innern hingegen nur spärlich mit Haargefässen versehen. Bei ein paar andern Thieren war ich indessen nicht im Stande, diese Follikel wie- derzufinden, ebensowenig als ich eine formlose In<ration der Schleim- haut mit Lymphkörperchen wahrnehmen konnte. — Unter der Schleim- haut des Schlundgewölbes befindet sich eine Lage kleiner traubenförmiger Drüsen, deren kurze Ausführungsgänge mit sehr engen Öeffnungen auf der ebenen Oberfläche ausmünden. | Beim Meerschweinchen findet man am Platze der Tonsillen ein ‚paar senkrechte, durch schmale Vertiefungen getrennte Falten der Schleim- haut, oder zuweilen eine einzelne weite und flache Grube mit ziemlich entwickelten Schleimhautpapillen und einem etwas verdickten Epithel. In den Gruben münden zahlreiche weite Ausführungsgänge sehr grosser, dichtstehender Traubendrüsen aus; ich habe jedoch bei keinem der Thiere, die ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, und von denen einige ‚wenigstens schon lange ausgewachsen waren, Follikelgewebe in ibren Wänden angeiroffen. — Auf der erhabenen dreieckigen Platte des hin- tern Theiles des Zungenrückens befinden sich an jeder Seite der Mittel- linie, in einer Querreihe geordnet, die spaltenförmigen Mündungen von 3—4 engen, tiefen Gruben, die mit dem dicken Plattenepithel, und we- - nigstens etwas innerhalb der Mündung mit starken Schleimhautpapillen ganz ausgekleidet sind. Quer über die Zungenwurzel erstreckt sich eine ununterbrochene Lage grosser traubenförmiger Drüsen, deren Ausfüh- runsgsgänge theils unmittelbar auf die Oberfläche, theils in die erwähnten Gruben ausmünden ; aber auch hier befindet sich kein folliculäres Drü- sengewehe. Auch im Schlundgewölbe fand ich nur traubenförmige Drüsen. | 230 Dr. F. Th. Schmidt, Bei der Ratte und der Maus ist die Schleimhaut in der Rachen- enge und auf der Zungenwurzel ü srall eben und glatt, und weder Ton- sillen noch Balgdrüsen erkennbar. Man trifit zahlreiche und grosse traubenföürmige Drüsen an, deren ausserordentlich weite Ausführungs- sänge mit verengten Oefinungen zerstreut über die ganze Oberfläche aus- münden ; Follikel-vermochte ich jedoch nie bei diesen Thieren wahr- zunehmen. ' Schon Rapp‘) und nach ihm Maier”) haben angegeben, dass die Nager unter allen Säugethieren die am wenigsten entwickelten Tonsillen haben, was, wie man sieht, im Ganzen mit den obigen Mittheilungen en Wenn a, Maier sich dahin ausspricht,‘ dass das- jenige, was wir als Tonsillen zu bezeichnen pflegen — es ist dies wohl als ein begrenztes Organ mit einer deutlichen Höhle zu verstehen — bei diesen Thieren sich eigentlich gar nicht finde, so muss ich das bezüglich des Hasen und des Kaninchens bestreiten und füge ich noch hinzu, dass ich bei einer, wiewohl unvollkommenen, Untersuchung eines Eichhörn- chens die Tonsillen dieses Thieres im Wesentlichen gerade wie bei jenen gebaut fand. Andrerseits behauptet derselbe Verfasser nie, auch nicht beim Meerschweinchen, der Ratte und Maus, an der Stelle der Tonsillen eine Anzahl Follikel, die über einen grössern oder kleinern Raum der Schleimhaut vertheilt waren, vermisst zu haben — eine Aussage, deren Richtigkeit ich natürlich nicht in Abrede stellen kann, obschon ich selbst zum entgegengesetzten Resultate gelangt bin. Ich bezweifle nicht, dass die Entwickelung der eigentlichen Follikei mannichfaltigen Verschieden- heiten, die vom Alter, vom Ernährungszustande der Individuen und viel- leicht von noch andern mehr oder minder vorübergehenden Umständen abhängen, einen ziemlich weiten Spielraum darbietet, und die einfachste Form des Drüsengewebes, welche, wie wir es später sehen werden, im- mer der Bildung von Follikeln vorangeht, nämlich eine formlose Infiltra- tion längs der Wände der Biuigefässe, kann vielleicht, wenn sie nur in einem sehr geringen Grade existiri, auch einer sorgfältigen Forschung entgehen. Bei dem Schweine sind die Tonsillen (Taf. XIV, Fig. 3) bekannt- lich überaus gross und nehmen nicht bloss den gewöhnlichen Platz, son- dern zugleich die zwei vordern Drittel des Gaumensegels ein. Die Ober- fläche jeder einzelnen Tonsille erscheint als eine etwas erhabene Platte, - deren vorderer breiter Theil in der Mitte des Gaumensegels nur durch einen schmalen Streifen von dem ihm entgegengesetzten geschieden ist, während sich das hintere, zugespitzte Ende gegen den Rand der Zungen- wurzel dicht neben dem breiten Kehldeckel hinabzieht, wo es ein läng- lich rundes Läppchen bildet, das zuweilen von der übrigen Masse abge- schnürt ist. Die ganze Oberfläche ist mit Oeffnungen für die zahlreichen 3 4) Müller's Archiv 4839, 189. 27 1:8, So ar ee = Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle eic. 331 tiefen, im Boden erweiterten und unregelmässig ausgebuchieten, senk- rechten Höhlen (a) besäet, deren &erschnitte meistentheils winklige oder strahlige Zeichnungen bilden ; während sie bei senkrechten Schnit- ten häufig das Aussehen bekommen, als wären sie verästeli. Nur in dem hintern Läppchen stossen mehrere Höhlen in einer gemeinschaftlichen Mündung zusammen, die sich wiederum in eine leicht vertiefte Furche oder Spalte ergiesst, so dass dieser Theil des Organes einige Aehnlichkeit mit den Tonsillen der Wiederkäuer erhält. Zu jeder Höble gehört eine a —1 Mm. dicke Wand von folliculärem Drüsengewebe, und das ganze "ausgedehnte Organ, dessen grösste Dicke ungefähr 6— 8 Mm. misst, be- steht demnach aus einer grossen Anzahl Läppchen; diese werden durch eine starke Bindegewebskapsel zusammengehalten, welche die ganze tiefe Fläche bekleidet und nur schmale Balken (cd) zwischen die einzelnen Läppchen hineinschickt; das Ganze ist von dem feltreichen submucösen Bindegewebe, durch das es vom Gaumensegel und den Muskeln der Gau- menbögen getrennt wird, scharf abgegrenzt und lässt sich mit grosser Leichtigkeit aus demselben schälen. Auf der freien Oberfläche befinden sich grosse und dichtstehende Schleimhautpapillen ; sie verschwinden aber dieht innerhalb der Mündungen der Höhlen, die nur von einem etwas verdünnten Plattenepithel ausgekleidet werden. — Die in der Wand jeder einzelnen Höhle in grosser Menge liegenden Follikel (e) sind an jedem Sehnitte durch die Tonsille schon für das unbewaffnete Auge an ihrer lichteren , weissgelben Farbe sehr kennbar, und man nimmt ausserdem eine gewisse Anzahl wahr, deren Wand nicht vom Messer durchdrungen wurde, und. die demnach über die übrige Schnitifläche als halb- kugelige Erhabenheiten emporragen, die beim Anstechen ihren Inhalt an Flüssigkeit und Lymphkörperchen ausleeren. Die durchschnitinen Fol- likel erscheinen hingegen, namentlich nach einem leichten Ausspülen, als schalenförmige Vertiefungen auf der Schnittfläche. In der Regel liegen sienur in einer einzelnen Schicht, bald dicht bei einander, bald durch breitere Baiken des interfolliculären Gewebes (d) getrennt, wovon sich ausserdem steis eine gewisse Menge sowohl zwischen den Follikeln und dem Epithel der Höhlen als auch auf der andern Seite zwischen den ersteren und der Tonsillenkapsel oder den Verlängerungen derselben | Fawischen die Läppchen befindet. In der Wand der kleinern Höhlen am Rande des Organes befinden sich oft nur ganz einzelne, weitzerstreule . Follikel, so dass die interfolliculäre Bublins sich hier als die bei weitem I eeniedende ergiebt. Nur äusserst selten fliessen zwei Follikel unter ein- uf under zusammen, Ihre Form weicht nur da, wo sie einander gegenseitig - drücken, unbedeutend von der runden ab ; die Grösse variirt von kaum | A bis Y, Mm. oder zuweilen etwas mehr im Durchschnitt. Die bei wei- F tem grössere Zahl derselben ist vollkommen scharf begrenzt und von der ‘ Zwischensubstanz abgeschlossen ; man findet jedoch in der Regel einzelne meisientheils kleine Follikel, die weniger deutlich ausgeprägt und nur un- Ks Ya 233. Dr. F. Tb. Schmidt, vollkommen geschlossen sind ; bei einem Tbiere fand ich die Follikel im Ganzen kleiner und zum Theil auch weniger scharf begrenzt als bei den übrigen erwachsenen Individuen, die ich untersucht habe. — Während die Follikel mit einem gemeiniglich äusserst spärlichen Netze von Haar- gefässen versehen sind, ist die Zwischensubstanz im Gegentheil sehr reich, sowohl an grössern als auch kleinern Blutgefässen, zw'schen welchen sich überdies, wie später näher dargethan werden soll, ein eigenthümliches Netz von Lymphgefässen durchzieht. In allen übrigen Be- ziehungen aber findet kein wesentlicher Gegensatz zwischen den Follikeln und der Zwischensubstanz statt; abgesehen von den erwähnten wirk- lichen Lymphgefässen sind auch der zuletzt genannten so gut wie überall dicht angehäufte Lymphkörperchen eingesprengt, und nachdem sie durch Auspinseln von denselben befreit worden ist, erweist sie sich eis aus dem gewöhnlichen feinen Fasernetze bestehend, welches nur durch die Form der Maschen und Stärke der Balken von demjenigen verschie- den ist, das die Follikel durchzieht. Um jeglichen Follikel drängen sich indessen die Maschen des Netzes mehr und mehr zusammen, und wenn derselbe völlig begrenzt ist, wird er zuletzt unmittelbar von einer dich- ten und feinfaserigen Kapsel umgeben (Taf. XV, Fig. 14), die nur noch sehr wenige oder auch gar keine el enthält; nach innen zu gegen den Follikel löst sich diese Schicht plötzlich in das meisten- theils spärliche und zarte, folliculäre Fasernetz auf, während es nach aussen zu in das stärkere interfolliculäre allmäblich übergeht. Liegen die Follikel an einer einzelnen Stelle ausserordentlich dicht und an ein- ander gedrückt, so verschmelzen ihre begrenzenden Lagen unter einan- der und die schmalen interfolliculären Balken bestehen unter solchen Umständen hier und da nur aus einem feinfaserigen Bindegewebe (Taf. XV, Fig. 12 A’). Dies ist aber in der Regel nicht der Fall, und es erweist sich demnach, dass die ganze Wand rings um die Ton- | sillenhöhlen aus folliculärem Drüsengewebe besteht, wovon die eigent- lichen Follikel nur modifieirte Abtheilungen sind. — Die Lymphkörper- chen grenzen dicht an das Epithel der Höhlen, von seinen tiefsten Zellen einzig und allein durch die sehr dünne homogene » basement membrane« getrennt, welche die letztern trägt und in welcher die Netzbalken zu- sammenfliessen, wie sie in der Tiefe von der Tonsillenkapsel und ihren Verlängerungen zwischen die Läppchen ausgehen. Unter dem Epithelium und den Papillen auf der freien Oberfläche der Tonsille befindet sich hin- gegen eine ungefähr ‘4, Mm. dicke Lage freies, dichtfaseriges Bindege- webe, eine wirklich unveränderte Schleimhaut, die sich an den Rändern des Organs mit der Kapsel vereint. Es ist also zunächst die Schleimhaut der Höhlen, welche in Drüsengewebe umgebildet ist. In und unmittel- | bar unter den Papillen auf der Oberfläche sieht man ein dichtes und feines Blutgefässnetz , dessen Stämme von den Scheidewänden zwischen | 4 den Lappchen nein im übrigen ist aber die ganze oberflächliche | Das folliculäre Drüsengewebs der Schleimhaut der Mundhöhle eic. 233 = Bindegewebsschicht durchaus gefässlos und zeigt sich demnach, nament- lich an injicirten Präparaten als ein scharf gezeichneter farbloser Streifen zwischen den Papillen und dem Drüsengewebe. Häufig findet man Lymphkörperchen in grösserer oder geringerer Zahl dicht rings um die Wände der kleineren Venenstämme gelagert , die einzeln diese übrigens freie Sishicht durchbohren, ein Verbältniss, das auch längs der tiefen Fläche der Tonsille in den Lagen der Kapsel wahrgenommen wird, die zunächst an das dichte folliculäre Gewebe grenzen. — In das lockere Bindegewebe um die Kapsel herum sind kleine traubenförmige Drüsen eingebettet, die zweifelsohne ihre Flüssigkeit in die Höhlen ergiessen, und in dem Theile des Gaumensegeis, der nicht von den Tonsillen eingenom- ° men wird, befindet sich zwischen der Schleimhaut und den Muskeln, be- sonders unter der vordern Fläche, eine überaus dicke Lage solcher Drü- sen, deren Ausführungsgänge dicht neben einander auf die Oberfläche münden. Von diesen Drüsen rührt der zähe Schleim her, der in reich- licher Menge die Höhlen füllt und die Wände der ganzen Rachenenge überzieht. — Auf der Oberfläche des freien Theiles des Gaumensegels sieht man eine Menge kleiner warzenförmiger Erhabenheiten,, die aus einem gefässhaltigen, dichten Bindegewebe bestehen und mit Papillen und Epithel bekleidet sind ; in einzelnen derselben nahm ich kleine Grup- pen Follikel oder eine foelosn infiltration mit Lymphkörperchen wahr. Die Zungenwurzel des Schweines hat gerade vor dem Kehldeckel eine ebene Oberfläche; bald aber zeigen sich grosse, frei hervorragende Papillen , die nach vorn immer zahlreicher werden, bis sie dicht hinter den zwei umfangreichen Papillae cireumvallatae beinahe gegenseitig zu- sammenfliessen, in schräglaufenden Reihen geordnet. Die hintern, mehr einzelnstehenden, sind zugespitzt, kegelförmig oder in der Mitie spindel- förmig verbreitert, aufrecht stehend, oder sich nur wenig nach hinten neigend; an Höhe messen sie 3—4 Mm., an Dicke 4—1°/, Mm. Gegen die Pap. eircumvallatae hin werden sie allmählich niedriger, mehr zu- sammengedrückt und legen sich mehr und mehr mit der Spitze nach hinten. Sie sind sämmtlich an der Spitze mit einem hornigen Stachel versehen. Vor den Pap. circumvallatae verbergen sie sich zuletzt gänz- _ lich in das dicke Epithel, und nur die dichtstehenden kleinen Stacheln ragen noch über die Oberfläche hervor ; zwischen diesen zerstreut kommen \ hier zugleich in ziemlicher Zahl kleine keulenförmige Papililen zum Vor- ‚ "schein. — Eigentliche Balgdrüsen (Taf. XIV, Fig. 6) nimmt man nur sehr wenige wahr; ich habe nie mehr als sechs solehez gezählt, die zwischen \ den Papillen auf der Zungenwurzel weit aus einander gerikekt oder zu- weilen paarweise dicht beisammen standen und beinahe unter einan- ‚der verschmolzen. Manchmal geht eine der grossen Papillen von einer ‚ Drüse selbst aus. Sie bilden halbkugelige Erhabenheiten, die durch- sehnittlich 2—3 Mm. messen und in der Mitte eine Oeffnung wie einen Na- | delstich besitzen. Rings um die enge, mit Plattenepithelium ausgekleidete 234 -Dr. F. Th. Schmidt, Höhle liegt in der dieken Wand eine einfache oder zuweilen doppelte Lage von grossen oder kleinen, mehr oder minder scharf begrenzten Fol- likeln, die ab und zu in einander zusammenfliessen und übrigens in je- der Beziehung denjenigen entsprechen, die wir in den Tonsillen gesehen haben. Die interfoiliculäre Substanz besteht hier wie dort aus Drüsen- gewebe (adenoidem Gewebe) mit einer, wenn auch nur dünnen Kapsel umgeben. Auf der freien Oberfläche der Balgdrüsen befinden sich zu- weilen gut entwickelte Schleimhautpapillen, in ein dickes Epithel ver- graben ; in andern Fällen aber sind sie über die ganze Drüse oder einen Theil derselben gänzlich verschwunden, ja man sieht sogar hier und da das Epithelium über dem folliculären Gewebe in sehr merklichem Grade verdünnt. In den Höhlen habe ich keine Papillen wahrnehmen können. — Mit diesen Balgdrüsen ist indessen der Reichthum der Zunge an Fol- likelgewebe auf keine Weise erschöpft; es ergiebt sich im Gegentheil bei einer genaueren Untersuchung, dass fast die ganze Schleimhaut oder we- nigstens ein sehr grosser Theil derselben mehr oder minder in ein solches umgewandelt ist, während sein Hauptsitz jedoch die Gegend hinter den Pap. circumvallatae bleibt. Untersuchte man die obenerwähnten grossen Papillen, so findet man nur äusserst wenige, die von der Lymphinfiltra- tion in ihren verschiedenen Formen frei sind, und der leichteren Ueber- sicht wegen werde ich die Beschreibung einer solchen freien Papille vor- ausschicken. Sie besteht aus einem festen und dichten Bindegewebe, das sich auf der ganzen Oberfläche in schöne, dichtstehende, mikro- skopische Schleimhautpapillen erhebt, die in dem dieken Plattenepithel verborgen sind ; in der Mitte der Papille ist das Bindegewebe noch deut- lich faserig und hülft die daselbst liegenden Nervenäste ein, so wie auch ein Bündel buchtiger, anastomosirender Gefässstämme, die senkrecht gegen die Spitze hinaufsteigen und nach den Seiten hin Aeste zu dem dichten oberflächlichen Haargefässnetz aussenden, aus welchem Schlin- ° gen in die Schleimhautpapillen hinaustreten. In den meisten, wenn auch nicht in allen Papillen, befinden sich zugleich eine oder zuweilen zwei Ausführungsgänge traubenförmiger Drüsen, welche dieselben im Verein mit den Gefässen durchbohren, um mehr oder minder hoch an ihren Sei- ten zu münden. Einzelne zerstreute oder gehäuft stehende Pe & liegen längs der äussern Gefässslämme. In einigen Papillen sieht man nun längs der Bündel der Gefässäste Lymphkörperchen in das Bindegewebe eingesprengt ; in andern ist hei- nahe das ganze Gewebe einförmig infiltrirt, oder es enthält hie und da - dichtere Haufen Körner, und Wiekeraini in andern findet man dicht unter dem Epithelium 1—2 oder eine weit grössere Zahl sehr wohl entwickelter Follikel (Taf. XIV, Fig. A u. 5 e) mit einer verschiedenen Menge der go wöhnlichen Zwischensubstanz (d), gemeiniglich von dem noch freien _ Theile des Bindegewebes scharf abgegrenzt; in dieses sind die grössern A Gefässstämme (k) eingebettet, deren Seitenäste in die interfolliculäre - = LE} Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 235 Masse hineintreten, die Follikel umspinnen und Haargefässe in ihr Inne- res hineinsenden. Oft schwillt die Papille, besonders an ihrer Basis, zu einer bedeutenden Dicke, ihre Schleimhautpapillen werden undestkch oder verschwinden Sänzlieh, und hie und da, obgleich nicht häufig, drängt sich die folliculäre Masse in das sehr erddnnte Epithel hinaus (Fig. 4 e'). Die Basis sehr grosser Papillen wird zuweilen von scharf be- grenzten Follikeln eingenommen, während ihre Spitze der Sitz einer form- , losen Infiltration längs der letzten Verästelungen der Gefässe ist (Fig. 4 m). | Die Bildung wirklicher Follikel findet vorzugsweise in den hintern, mehr einzelnstehenden Papillen statt; an den kleineren, mehr nach vorn ge- legenen, nimmt man häufiger nur die formlose Infiltration wahr. Bei einem Thiere fand ich in der einen Pap. circumvallata einen einzelnen grossen Follikel, während sie in der Regel beide gänzlich von Drüsen- gewebe frei waren. — Aber auch zwischen den Papillen ist die Schleim- haut in grosser Ausdehnung in Drüsengewebe umgewandelt; an einer Stelle findet man eine ganze Lage von Follikeln sich unter dem Epithe- lium ausbreiten (Taf. XIV, Fig. 6 d’), in der Tiefe gegen das submu- cöse Bindegewebe, worin die grössern Gefässstämme laufen, deutlich - begrenzt; an einer andern eine dichte, formlose Infiltration, oder endlich nur eine spärlichere Ablagerung kleiner Gruppen und Reihen von Lymphkörperchen um die Wandungen der kleinern Biutgefässäste.. — ' Zahlreiche und grosse traubenförmige Drüsen (Fig. 4 u. 6 f) liegen in dem hintern Theile der Zunge dicht unter der Schleimhaut zusammen- gepackt, hie und da von senkrecht aufsteigenden Muskelbündeln durch- brochen (k) ; ihre Ausführungsgänge öffnen sich theils zwischen , theils ‚ auf den Papillen, einzeln zweifelsohne auch in den Höhlen der Balgdrü- sen. — Am Rande der Zungenwurzel,, gerade ausserhalb der Pap. eir- cumvallatae, befindet sich eine Gruppe iemlich tiefer, enger, unregel- mässiger Grübchen, ganz denjenigen entsprechend, welche Rapp!) an - mehreren verschiedenen Thierarten wahrgenommen hat; in den Wänden der Gruben, worin zahlreiche Drüsengänge münden, fand ich eine form- lose Lymphinfiltration des an Bluigefässen salahh Bindegewebes und ‚ ausserdem einzelne wohlbegrenzte Follikel. — In dem vor den Pap. cir- cumvallatae liegenden Theile der Zunge erstreckt sich unter dem Epithe- ‚ lium eine für das unbewaffnete Auge scharf begrenzte, ungefähr '/ Mm. dicke Lage fester, fast fibröser, in elener Richtung zusammenge- I, flochtener Bindegewebsbündel ; unter derselben folgen die Muskeln, und | eingesprengt zwischen die letziern befinden sich Fettzellen und trauben- förmige Drüsen. Zwischen den Muskeln und der Schleimhaut laufen | Blutgefässe von der Dicke von 0,02—-0,04 Mm., von denen buchtige und ! gewundene Aeste in geringem A hebinde von edler sich senkrecht | gegen die Oberfläche erheben, um die keulenförmigen Papillen zu ver- 1a N le, 236 ‚Dr. F. Th. Schmidt, sorgen und sich in das Haargefässnetz der secundären Schleimhautpa- pillen aufzulösen. Um die meisten dieser eigentlichen Schleimhauiäste, namentlich um die 0,01—0,02 Mm. weiten Venen herum findet man Lymphkörperchen in den Adventitien gelagert, ‚bald in geringerer, bald in grösserer Zahl, und in diesem letztern Falle bilden sie oft rings um das Gefäss und dessen letzte Verästelungen einen rundlichen Haufen, der sich nur durch Mangel an scharfer Begrenzung von einem solitären Follikel unterscheidet; wo eine derartige grössere Anhäufung stattfindet, schicken die Gefässe oft einzelne Haargefässschlingen durch dieselben hinein. — Ich unterlasse nicht zu bemerken, dass ich zwar bei verschiedenen aus- gewachsenen Thieren eine bald mehr, bald minder reiche Entwickelung von Follikeln und Follikelgewebe in der Schleimhaut der Zunge wahrge- nommen habe ; der Unterschied war jedoch nicht erheblich, und sowohl eine formlose Infiltration als auch sehr zahlreiche Follikel, so wie ich es ‚oben beschrieben habe, wurden stets in der Zungenwurzel vorgefunden. Das Verhältniss im vordern Theile der Zunge anbelangend, ward ich erst später auf das daselbst vorkommende adenoide Gewebe aufmerksam, und die mitgetheilte Beschreibung stützt sich nur auf die Untersuchung eines einzelnen Tbhieres. Die Pharynxtonsille bildet beim Schweine zwischen den Mündungen der Eustachischen Röhren, gerade hinter der Nasenscheidewand eine schalenförmig gewölbte runde oder etwas querlängliche Platte, die meh- rere, mehr oder minder tiefe Längsfurchen besitzt und auf ihrer ganzen Oberfläche mit unzähligen Oeflnungen besäet ist, theils ganz feinen für die unmittelbar mündenden Drüsengänge, theils grössern, von ’,—1 Mm. oder mehr im Burehschnitt, die in geräumige Höhlen bineinführen, worin wiederum eine grosse Zahl Drüsengänge münden. Die Wände der Höhlen & zeigen den gewöhnlichen follieulären Drüsenbau mit überaus zahlreichen Follikeln jeglicher Grösse bis '% Mm. im Durchschnitt, und eine interfol- lieuläre Substanz gerade wie in den Tonsillen und der Zunge beschaffen. Ueberall liegen die Lymphkörperchen ganz bis an die Oberfläche der Schleimhaut, der es durchaus an Papillen ?) fehlt, und in der Tiefe findet sich eine scharfe Grenze zwischen dem Drüsengewebe und dem submu- cösen Bindegewebe, in welchem die traubenförmigen Drüsen eine zusam- menhängende Lage bilden, theils unter, theils zwischen den Follikel- gruppen. Das 2—3 Mm. dicke Organ ist nach hinten, wo man oft ein- zeine Höhlen mit dem ihnen angehörigen Drüsengewebe iosgerissen und von der übrigen Masse entfernt findet, weniger deutlich begrenzt. Die Vertheilung der Blutgefässe verhält en ganz wie in den Tonsillen und den Zungendrüsen und wie im Ganzen genommen in dem follieuktwei 4) An der Decke des Schlundes fehlen die Papillen bei allen den Thieren, d ich untersucht habe, sogar da, wo man keine Spur von Follikeln oder einer Lymph- 3 infiltration findek, von diesem Verhalten wird demnach in dem Folgenden nicht mehr die Rede sein. 4 Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 337 Drüsengewebe’aller der Thiere, die ich zu untersuchen Gelegenheit hatie; das allgemeine Gesetz wird später besprochen werden. — An jeder Seite liegt unmittelbar unter der Grundfläche des Hirnschädels eine ziemlich grosse Lymphdrüse am Rande der Pharynxtonsille. ‚ Aneinem kaum 3 Wochen alten Ferkel waren die Tonsillen unge- fähr 2 Min. dick und hatten die bleibende äussere Form und Begrenzung völlig erreicht. Die verhältnissmässig dieken Wände der Höhlen , die auch hier keine Schleimhautpapillen besassen, waren gänzlich mit Lymphkörperchen infiltrirt und hatten zugleich wirkliche Follikel, die an Grösse denen des ausgewachsenen Thieres nicht viel nachgaben, wäh- rend ihre Zahl bedeutend geringer war. Grösstentheils waren die Fol- likel zwar weniger deutlich und weniger scharf von der Zwischensub- ‚stanz abgegrenzt, aber nicht selten erschienen sie auch in dieser Be- ziehung völlig entwickelt. — In vielen der Zungenpapillen sah ich kleine Gruppen von Lymphkörperchen oder sogar eine ausgebreitete Infiltration ; _Follikel waren jedoch noch nicht, wenigstens nicht in sonderlicher Zahl vorhanden; eigentliche Zungenbalgdrüsen bemerkte ich nicht. Die Pharynxtonsille schien mir recht gut entwickelt zu sein. Bei dem Pferde liegen die 3—4 Zoll langen, %% Zoll breiten 'lon- | sillen (Taf. XIV, Fig. 44 und 42) dicht bis an den Seitenrand der Zun- genwurzel und grenzen unmittelbar an eine Gruppe von Erhabenbheiten, “welche ihre Oberfläche bedecken. Sie bestehen wie die Tonsillen des Schweines aus mehreren Läppchen, deren jedes für sich aus einer Höhle mit angehörigem Drüsengewebe gebildet ist, und die sämmtlich von einer dicken und festen Bindegewebskapsel, die Verlängerungen zwischen sie hineinsendet und an den Rändern des Organs in die Schleimhaut über- geht, zusammengehalten und in der Tiefe bekleidet werden. Man findet ' aber hier bei weitem nicht so viele Höhlen als beim Schweine und wegen ihrer geringern Tiefe übersteigt die Dicke der ganzen Tonsille kaum -4Mm. Die Mündungen sind weit, bis 3—4 Mm. im Durchschnitt; die Höhlen selbst unregelmässig sackförmig- und in der Regel mit kleinen runden Nebenhöhlen (a') versehen. Auf der ganzen Oberfläche und in ‚” den grössern Höhlen befinden sich ausserordentlich lange, dichtstehende ' "Schleimhautpapillen, die, sobald das dicke Epithel entfernt worden, der Schleimhaut ein zottiges Aussehen geben; die Nebenhöhlen haben hin- ‘gegen ein dünneres Plattenepithel und besitzen durchaus keine Papillen. | Die Wände enthalten ziemlich zahlreiche runde Follikel verschiedener | "Grösse, bis fast ', Mm. im Durchschnitt; die grössern zeichnen sich | dureh ‚eine deutliche und scharfe Begrenzung aus, während die ganz | kleinen im Gegensatz zur Zwischensubstanz nur wenig kennbar sind; sie ı sind alle nur mit radiären,, öfiers regelmässig Schlinsen free unsehnr , genen Haargefässen versehen. Der Abstand zwischen den Follikeln ist | indessen verhältnissmässig gross, so dass die inlerfolliculäre Substanz in | _ vorwiegender Menge da ist; diese besteht aber auch hier ausschliesslich 238 Dr. F. Th. Schmidt, aus Drüsengewebe, das sich durch ein Netz von Lymphgefässen aus- zeichnet und zugleich grössern Reichthum an Blutgefässen und ein stärke- res Fasernetz als die Follikel besitzi. Die Lymphinfiltration erstreckt sich bis an das Epithel der Höhlen, sowie auch an das der Oberfläche; sie in den Papillen selbst gesehen zu haben, kann ich nicht mit Sicherheit be- haupten. Die Nebenhöhlen sind oft ganz von der nämlichen Grösse wie die Follikel, und hat man den Schnitt durch eine derselben gemacht, ohne ihre Verbindung mit der Haupthöhle zu treffen, so scheint es oft täuschend, als habe man einen Follikel vor sich, dem 3 an festem Inhalt gänzlich feblie; die Auskleidung mit Epithel seien indessen den rechten Zusammenhang darthun. — Auch in der Tonsillenkapsel des Pferdes be- finden sich an der Grenze des eigentlichen Drüsengewebes Lymphkör- perchen in die Adventitien der kleinern Venen eingesprengt. — Die Aus- führungsgänge der vielen traubenförmigen Drüschen, die dicht unter der Tonsille in dem reichlichen, lockern submucösen Bindegewebe, oder hin und wieder zwischen den Muskelbündeln eingebetiet sind, scheinen theils. auf der Oberfläche, theils in den grössern Höhlen und zuweilen im Halse, jedoch nicht im Boden der Höhlen, zu münden. An der Zungen wurzel befinden sich eine grosse Menge glatter, rund- licher Erhabenheiten, die ganz nach hinten von geringerer Grösse und mehr einzelnstehend sind, während sie sich gegen die zwei sehr grossen Papillae circumvallatae zu einer ansehnlichernHöhe erheben und in unregel- mässig buchtigen Zeichnungen unter einander zusammenfliessen ; etwas hinter den genannten Papillen hören sie ziemlich plötzlich auf, und auf N der daselbst befindlichen ebneren Fläche gewahrt man nur die feinen Mündungen traubenförmiger Drüsen, jede für sich mitten auf einer schwachgewölbten Erhöhung. Auf Hiesen Erhöhungen, die vielleicht den Papillen auf der Zungen wurzel des Schweines entsprechen, gewahrt man zahlreiche Asfuniigen von durchaus verschiedener Grösse, vom punkt- förmigen an bis 4 Mm. im Durchschnitt; die kleineren sind Mündungen der Drüsengänge, wogegen die grössern in unregelmässige Höhlen (Taf. 4 XIV, Fig. 13 a) hineinführen, die mit dem Plattenepitbel in seiner ganzen Dicke und mit wohl entwickelten Sehleimhautpapillen ausgeklei- det werden. Nicht selten scheinen Uebergangsformen zwischen der un- % mittelbaren Mündung eines Drüsenganges auf der Oberfläche und einer | wirklichen Höhle zuvorkommen; während nämlich die Mündungen der Gänge in der Regel sehr eng sind, fand ich sie mehrmals trichterförmig erweitert und mit kleinen Schleimhautpapillen versehen, und in solchem Falle fand auch ein unmerklicher Uebergang von dem Epithel des Ganges zu dem des Trichters statt. Vom Boden der meisten, wenn auch nicht aller grössern Höhlen zieht sich in mehr oder minder schräger Richtun ein enger Schlauch (re) , dem Papillen fehlen und der ein dünneres Pla tenepithel besitzt. Rings um diesen Gang liegen in der Regel die Follikel, während man sie nur seltner unmittelbar am Boden der Höhle, wie Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 239 _ um die Mündung derselben antrifft. Sie bilden gewöhnlich rundliche Haufen, die in das lockere, submucöse Bindegewebe, aus dem man sie mit grosser Leichtigkeit ausschalen kann, lose einbettet sind und sich oft so tief unter der Schleimhaut der Oberfläche befinden, dass es leicht den Anschein erhält, als stünden sie in gar keinem En minenlaunse mit der- selben, obschon sie doch stets mit einer von ihr ausgehenden Bekleidung umhüllt sind, oder mit andern Worten sich in einer Verlängerung dieser Haut entwickelt haben. Die Zahl der zu einer einzelnen Höhle gehören- den Follikel kann sehr verschieden sein. Ob es Höhlen giebt, deren Wänden es gänzlich an Drüsengewebe fehlt, lässt sich schwer ermit- teln ; dagegen habe ich etliche Mal, obgleich im Ganzen nur selten, eine formlose Infiltration ohne entwickelte Follikel mit Sicherheit wahrgenom- men. Sowohl die Follikel ais auch die Zwischensubstanz verhalten sich in jeder Beziehung wie in den Tonsillen. — In den Nebenhöhlen findet man öfters sowohl in der Zunge als auch in den Tonsillen die bekannten Klümpchen zusammengekitteter Epithelialzellen, zuweilen sogar stei- nige Concremente. — Der ganze hintere Theil der Zungenoberfläche ist von den stark buchtigen , mehreren traubenförmigen Drüsen gemein- schaftlichen Ausführungsgängen untergraben, die oft lange Strecken laufen, ehe sie die Schleimhaut durchbohren; sie sind sehr weit bis 1% Mm. im Durchschnitt, und ich unterlasse nicht ausdrücklich zu be- merken, dass dies nicht. bloss von denjenigen gilt, die in den Höhlen münden, sondern auch von solchen, deren enge Oeffnungen sich unmit- telbar auf der Oberfläche befinden, ohne dass sie im geringsten von der _ follieulären Masse beengt werden; sogar an Orten, wo durchaus keine Follikelbildung in der nächsten Umgebung stattfindet, z. B. auf dem Kehldeckel und den Giessbeckenknorpeln verhalten sich die Gänge auf dieselbe Weise, und die grosse Erweiterung kann demnach nicht hier, | wie Boeticher‘) es annimmt, davon abhängen, dass das Follikelgewebe ihre Mündungen zusammenschnürt. Die Drüsengänge öffnen sich in der | Regel nahe an der Mündung, nicht im Boden der Höhlen (Fig. 13 g). Auf der vordern Fläche des Gaumensegels des Pferdes befindet sich eine Anzahl Höhlen, deren ungefähr 4 Mm. weite Oeffnungen mit halb- ; kugeligen Erhabenheiten umgeben sind, und deren Wände aus Drüsen- gewebe mit deutlichen, begrenzten Follikeln bestehen ; sie sind demnach den. Balgdrüsen der Zunge durchaus ähnlich, nur mit dem unerheblichen Unterschiede, dass die Drüsenmasse hier unmittelbar unter der Ober- | fläche liegt, die an den Erhabenheiten schwächere Schleimhautpapillen | und dünneres Epithel als sonst besitzt. Die traubenförmigen Drüsen | finden sich auch hier sehr zahlreich. Zwischen den beiden Mündungen der Eustachischen Röhren und auf | der gegen die Schlundhöhle gewölbten Fläche der bogenförmigen Knorpel- Au le. 5. 218. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XIll. Bd. 16 240 ‚Dr. F. Th. Schmidt, platten, welche die innere Wand der erstern bilden, ist die ungefähr 4 Mm. dicke Schleimhaut mit Lymphkörperchen überall dicht ge- füllt, so dass ihr Gewebe gerade bis an das Epithelium in ein einför- miges Fasernetz, welches sich indessen wegen der Enge der Maschen nur mit grosser Schwierigkeit auspinseln lässt, aufgelöst ist. Hie und da, aber nur in geringer Zahl und in grossem Abstande von einander, be- merkt man kleine, runde, undeutlich begrenzte Flecken, die sich durch den Mangel an grössern Gefässen und durch eine dichtere Anhäufung von Lymphkörperchen in den Maschen des zartern Fasernetzes auszeichnen. In der Tiefe entbehrt das Drüsengewebe einer völlig scharfen Grenze un! wird bloss durch eine sehr dünne, freie Bindegewebslage von den trau- benförmigen Drüsen mit ihren weiten und buchtigen Ausführungsgängen geschieden. — In dem übrigen Theile der Schlundschleimhaut fand ich keine Spur irgend einer Lymphinfßitration. Bei einem ungefähr 14 Tage alten Füllen waren die Höhlen der Ton- sillen sowie auch die der Zungenbalgdrüsen nebst ihren kleinen Neben- höhlen sehr kenntlich , einzelne der ersteren hatten sogar eine Weite von über 1 Mm. Die Schleimhautpapillen wären auf der Oberfläche wohl ent- wickelt, fehlten aber meistentbeils in den Höhlen. Die bis %/, Mm. dieken Wände waren gänzlich mit Lymphkörperchen infiltrirt und zeigten hie und da dickere runde Haufen oder sogar einzelne ziemlich deutlich be- grenzte, wenn auch noch sehr kleine Follikel; aber die die Drüsenmasse umhüllende Lage von festerem Bindegewebe, die eigentliche Kapsel, war noch nicht erkunden; und die*Begrenzung in der Tiefe nicht voll- kommen scharf. Die Ausführungsgänge der traubenförmigen Drüsen waren bereits ziemlich buchtig und verhältnissmässig sehr weit. — Bei einem 2—3 Monate alten Füllen hatten sowohl die Tonsillen als auch die Zungendrüsen bis auf eine geringere Zahl geschlossener Follikel, ganz die bleibende Form erreicht. e Die Tonsillen des Schafes (Taf. XIV, Fig. 7), die ungefähr so gross ” wie Haselnüsse sind, liegen, mit pe Drüsen umgeben ‚ tief in das submueöse Bindegew ebe eingesenkt und zwischen den Muskeln N der Gaumenbogen, und ragen auf der Ober fläche der Schleimhaut nur sehr “ wenig hervor; sie sind auswendig mit einer dicken Bindegewebs- IN kapsel, die Verlängerungen zwischen die Läppchen hinein sendet, be- | kleidet. Auf der Oberfläche gewahrt man 2—3 grosse, trichterförmige Oeffnungen für die tiefen, geräumigen, stark ausgebuchteten Höhlen, die bis an den Boden enklündee Schleimhautpapillen haben, und deren Wände bis an die leizitern von einer ungefähr 4 Mm. diek&h Lage folli- culären Drüsengewebes gebildet werden. Die zahlreichen runden Folli- kel, deren Grösse gemeiniglich nicht '% Min. im Durchschnitt erreicht und selten übersteigt, sind grösstentheils scharf begrenzt, durch verhält- | nissmässig dicke Balken interfolliculärer Substanz getrennt, und nu “ selten fliessen 2 oder 3 mit einander zusammen. Sobald sie durchschnit + ö 2 2e>rr> Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 941 ien sind, entlassen sie schnell ihren Inhalt und zeigen sich dann als schalenförmige Vertiefungen auf der Schnittläche. Auch durch Auspin- seln werden die meisten Follikel sehr schnell ausgeleert und behalten nur spärliche Ueberbleibsel des Fasernetzes an ihren Haargefässen hän- gen, während die Zwischensubstanz durchgängig ein starkes, ziemlich dichtes Netzwerk besitzt. | Der ganze hintere, völlig ebene Theil des Zungenrückens ist mit Mündungen für die Ausführungsgänge der traubenförmigen Drüsen dicht besäet, besitzt jedoch keine Balgdrüsen, und, so weit ich wahrgenommen habe, auch keine solitären Follikel oder eine verbreitete formlose Infil- tration. Vor den Papillae circumvallatae befinden sich , in zunehmender Menge gegen die Zungenspitze, zerstreute keulenförmige Papillen von ziem- lich geringer Grösse, ungefähr *%, Min. oder etwas mehr im Durchschnitt ; auf der Oberfläche sind sie wiederum mit mikroskopischen, in dem dicken Epithel verborgenen, secundären Papillen versehen. Ein paar grössere Gefässstämme treten von der Tiefe aus in jede dieser Papillen hinein, wo sie sich buschförmig verästeln und zuletzt ein Netz von Haar- gefässen unter dem Epithelium bilden und Schlingen in die secundären Papillen hineinsenden'). Rings um die Blutgefässe fand ich stets Lymph- körperchen in das Bindegewebe eingesprengt, in grösserer Zahl und dich- teren Haufen in der Papille selbst, in und unter der Wurzel derselben mehr spärlich, wo man sie deutlich dicht an den Wandungen der Ge- fässe gelagert erblickte, und wo sie oft reihenförmig zwischen den Ad- ventitialbündeln geordnet waren. Begrenzte Follikel gewahrte ich nicht. Die Pharynxtonsille bildet beim Schafe eine, besonders nach hinten deutlich begrenzte, hervorgewölbte Platte, die mehrere, 2—4 Mm. hohe Längsfalten der Schleimhaut besitzt, welche gegen einander gedrückt liegen und durch scharfe Furchen von einander geschieden sind. Schon für das blosse Auge geben die unzähligen Follikel, die in der ganzen Schleim- "haut eine einzelne, ununterbrochene Lage bilden, der Oberfläche ein feinkörniges Aussehen, und sobald die Bluigefässe gefüllt sind, zeigen sie sich als hellere Maschen in einem schönen, sehr stark gelärbten Netze der blutreichen interfolliculären Substanz. Jegliche Falte enthält demnach zwei Reihen Follikel, die von einander mittels einer Scheidewand feinen, aber deutlich faserigen Bindegewebes getrennt sind, einer Verlängerung ' der Schicht, die allenthalben die Grenze zwischen dem folliculären Drü- sengewebe und dem submucösen Bindegewebe bildet; zuweilen erstreckt sich auch das letztere mit Gruppen von Fettzellen oder kleinen trauben- förmigen Drüsen in die Falte hinein. In den Scheidewänden befinden sich, wie zwischen den Lappen der Tonsillen, sehr oft Lymphkörperchen längs der Wände der kleineren Blutgefässe gelagert. Sowohl Follikel als auch Zwischensubstanz verhalten sich gerade wie in den Tonsillen; \ 4) Vel. die von Kölliker nach Todd-Bowman gegebene Zeichnung. Gewebelehre 3. Aufl. Fig. 186. S. 367. ag 16* 242 Dr. F. Th. Schmidt, erstere sind bloss mit radiär geordneten Haargefässen versehen, welche in vielen Follikeln schlingenförmige Umbiegungen und Anastomosen rings um eine mittlere gefässlose Stelle bilden, wogegen sich die Zwischen- substanz durch einen grossen Reichthum an grössern und kleinern Blut- gefässen auszeichnet. Unter dem ganzen Organ, unmittelbar an der Bein- haut der Schädelgrundfläche, befindet sich ein sehr dichtes, fast caver- nöses Netz weiter, stark anastomosirender Venen. Die traubenförmigen Drüsen sind unter dem gefalteten Theile der Schleimhaut, der eigentlichen Pharynxtonsille, nicht besonders zahlreich ; aber ganz nahe am Rande derselben befindet sich an der Seitenwand des Schlundes eine ziemlich ausgedehnte Fläche, wo ihre Ausführungsgänge in ziemlich grosser Zahl die glatte Schleimhaut durchbohren. Auch hier ist die Schleimhaut in ihrer ganzen Dicke mit Lymphkörperchen dicht besäet und enthält eine einfache Lage Follikel; die Zwischenräume zwischen denselben sind aber hier etwas grösser, und häufiger als im Schlundgewölbe selbst trifft man sie von der Zwischensubstanz abgegrenzt. Allenthalben erstreckt sich die Lymphinfiltration ganz an das Flimmerepithelium hin. — Weiter abwärts im Schlunde, bis 1—2 Zoll vom Rande der Pharynxtonsille, wo die Schleimhaut schon stärkere Papillen besitzt und von einem dicken Plattenepithel bekleidet ist, sind die Drüsengänge mehr vereinzelt und münden in ziemlich grossem Abstande von einander nach einem leicht buchtigen Laufe senkrecht an die Oberfläche. Von den grössern Blutge- fässstämmen in dem submucösen Bindegewebe unter und zwischen den traubenförmigen Drüsen steigen Aeste zur Oberfläche hinauf, oft die Ausführungsgänge der Drüsen geleitend, um sich in der Schleimhaut selbst in einen Busch kleinerer Aeste aufzulösen, die zuletzt in das gewöhnliche feine Netz unter und in den Papillen endigen. Rings um die meisten dieser buschförmigen Verästelungen, jedoch kaum um sie alle, findet man Lymphkörperchen gelagert, durchaus wie in den keulenförmigen Papilfen auf der Zungenwurzel ; um mehr abgesonderte Gefässäste herum liegen sie in kleinen Gruppen vereinzelt oder reihenweise zwischen den Adventitialbündeln geordnet, während sie um die dichtern Büsche grössere Haufen bilden, die oft von Haargefässschlingen durchsetzt werden; zu- weilen fliessen mehrere solcher Haufen in einander zusammen, und man findet alsdann die Schleimhaut in einiger Ausdehnung fast gänzlich infil- itrirt, wie im Schlundgewölbe des Pferdes. Hin und wieder trifft man nun aber statt der formlosen Infiltration um die Gefässverästelungen einen auf der Oberfläche hervorgewölbten, völlig entwickelten und scharf begrenzten solitären Follikel, der mit stärkeren Gefässen umsponnen und } mit radiären Haargefässen versehen ist, oder sogar eine gefässlose Stelle in der Mitte hat, und es ist ein leichtes, die Uebergänge zwischen allen ” diesen Förmen nachzuweisen. Ich habe nicht bemerkt, dass die Drüsen- gänge derartige einzelnstehende Follikel durchbohren ; oft schlängeln sie sich um die letztern, um dicht neben ihnen auf der Oberfläche zu mün- Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhönje etc. 2453 den. — In dem am tiefsten liegenden Theile des Schlundes findet man keine Lymphinfiltration der Schleimhaut. Die Tonsillen des Rehes (Taf. XIV, Fig. 8) sind aus mehr Lap- pen als die des Schafes zusammengeselzt, haben aber übrigens einen ganz entsprechenden Bau. — In der Rachenenge sieht man eine Längs- rube, von der eine Anzahl (5—6) Gänge auslaufen, die sich in der Tiefe in der Querrichtung des in das submucöse Bindegewebe und die Muskeln eingebetteten länglichen Organs bedeutend erweitern; zwischen den Lappen findet man nicht allein Verlängerungen der Kapsel, sondern auch einzelne Muskelbündel und kleine Gruppen traubenförmiger Drüsen. Die Schleimhautpapillen erstrecken sich ganz in den Boden der Höhlen hin- ein. Die I—1'%, Mm. dicken Wandungen bestehen aus folliculärem Drü- sengewebe mit zahlreichen, sehr selten zusammenfliessenden, runden Follikeln, deren Grösse meistentheils unter Y, Mm. im Durchschnitt be- trägt. Sowohl die Follikel als auch die Zwischensubstanz verhalten sich in jeder Beziehung wie bei dem Schafe. Hinter den Pap. circumvallatae finden sich unter der Zungenschleim- haut viele weite, buchtige, mit einer einzelnen Schicht Epithelialzellen ausgekleidete Gänge, deren Wandungen meistentheils stark pigmentirt sind, wodurch sie schon fürs blosse Auge leicht zu erkennen sind; sie nehmen während ihres Verlaufes eine Zahl Ausführungsgänge der trau- bigen Drüsen auf und münden zuletzt, jeder für sich, mit einer engen Oeffnung auf einer kleinen Schleimhauterhöhung, die jedoch, wegen ihrer dünnern Epithelialbekleidung, auf der ebenen Oberfläche nicht sonderlich hervortritt. Balgdrüsen finden sich nicht, und habe ich auch nirgends irgend eine Spur einer formlosen Lympbhinfiltration gesehen; ich unterlasse in- dess nicht zu bemerken, dass ich nur ein Thier untersuchte, welches sich vielleicht weniger dazu eignete, so dass ich auf dieses Resultat nicht viel Gewicht legen darf. — Im Schlundgewölbe fand ich eine schalen- föormig vertiefte Grube, worunter sich die traubigen Drüsen zu einem dichten Haufen sehr grosser Lappen sammelten. Es war kein folliculäres Drüsengewebe da, aber unmittelbar unter oder vielmehr in der Schleim- haut selbst befand sich eine Lage grosser, dicht gedrängter Fettzellen, die dieser ganzen Stelle ein von de nächsten Umgebungen sul - Aussehen verliehen. We Auch beim Och sen liegen die wallnussgrossen Tonsillen (Taf. XIV, Fig. 9 und 10) tief zwischen die Muskeln eingesenki, während man in der Rachenenge nur eine irichterförmige Grube mit den weiten Mündun- gen einiger wenigen grösseren Höhlen gewahrt, die sich zu wiederholten Malen in der Tiefe des Organes verästeln und sich zuletzt in Bündel engerer Blindgänge auflösen. Zwischen den Lappen liegen Einsenkungen von der Kapsel und dem submucösen Bindegewebe, Muskelbündel, trau- benförmige Drüsen und ihre Ausführungsgänge, grössere Gefässe und Nerven, und man erhält an manchen Schnitten ein ziemlich verworrenes 244 Dr. F. Th. Schmidt, Bild dieser Theile und der Höhlen mit dem sie umgebenden Drüsenge- webe, Alles unter einander gemengt. Die Höhlen sind bis in ihre ‚blinden Enden hinein mit dem dicken Plattenepithel und wohl entwickel- ten Schleimhautpapillen ausgekleidet. Nur rings um die letzten Blind- gänge bestehen die I—2 Mm. dicken Wandungen aus folliculärem Drü- sengewebe (Fig. 10 d), während die grössern Höhlen von einer unver- änderten Schleimhaut umgeben sind, deren sehr dichtes Blutgefässnetz am Rande der Follikelmasse-gleichsam in zwei Lagen sich theilt: eine feinere oberflächliche, die sich unmittelbar unter dem Epithel ausbreitet und eine stärkere, aus grösseren Stämmen zusammengeflochtene, welche das Drüsengewebe in der Tiefe umhüllt; die beiden Lagen werden mit einander durch die zahlreichen Aeste verbunden, die aus dem letzieren in die Drüsenmasse selbsi hineintreten, wo sie stark mit einander ana- stomosiren, die Follikel umspinnen und radiäre Haargefässe in ihr Inne- res hineinsenden. — Längs der grössern arteriellen Gefässe finden sich noch zusammenhängende Bindegewebsbündel, übrigens aber wird das Drüsengewebe durchgängig von dem gewöhnlichen feinen Fasernetz ge- bildet, das einerseits zwischen den Schleimhautpapillen, andrerseits zwischen der Kapsel und ihren Verlängerungen zwischen die Lappen ausgespannt ist; die in den Maschenräumen enthaltenen Lymphkörper- chen lassen sich an gehörig erhärteten Präparaten ohne Schwierigkeit auspinseln, namentlich wenn man im voraus die reichliche Menge zähen Schleimes, der die Höhlen füllt und die ganze Masse zu durchfeuchten scheint, ausgewaschen hat. Follikel finden sich in grosser Zahl, gewöbn- lich einigermaassen regelmässig in einer einfachen Lage um jede der Höhlen vertheilt, gegenseitig durch breite Balken der interfolliculären Substanz getrennt. Sie messen selten mehr als ,—°/, Mm. im Durch- schnitt und zeigen sich, da sie sehr leicht ihren Inhalt entschlüpfen las- sen, als runde Vertiefungen auf der Schnittfläche. Nach dem Auspinseln findet man sie zuweilen mit einem ziemlich starken und engmaschigen Fasernetze versehen, dessen Balken jedoch feiner als in der Zwischensub- stanz sind; öfters aber bleiben nur Reste des Netzes zurück. Die Be- grenzung der Follikel geschieht ganz auf dieselbe Weise wie beim Schweine, ist aber vielleicht öfter nicht so vollkommen als es bei diesem Thiere in der Regel sich findet. — Zuweilen werden in der Tonsille die Scheidewände mehrerer Läppchen infiltrirt, so dass diese in eine grössere Masse Drüsengewebes, die mehrere der kleinsten Höhlengänge einschliesst, gegenseitig zusammenschmelzen. — Die traubigen Drüsen münden nur in die grössern Höhlen, nicht in die kleinsten Gänge. [3 Auf der Oberfläche der Zungenwurzel findet sich eine grosse Menge sackförmiger oder flaschenförmiger Grübchen, deren ungefähr 4 Mm. weite Mündungen in der hintern Gegend unregelmässig zerstreut liegen hin, gegen die Pap. eircumvallatae in den Vertiefungen zwischen den Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle altc. 245 Längsfalten der Schleimhaut in dichten Reihen sich ordnen. In allen Gruben ist die Schleimhaut mit Papillen versehen und mit einem Plat- tenepithel von einer ansehnlichen Dicke bekleidet. Die hintern sind in der Regel mit einer Lage Follikel umgeben, die dicht am Boden der Höhle. liegen, oder wie beim Pferde um enge Ausläufer derselben gelagert sind, in welchem Falle sie sich tief unter der Oberfläche der Schleimhaut verbergen können. Derartige Balgdrüsen sind es, die Gaustier') beschrieben und abge- bildet hat; ich Bund sie aber von einer von der Schleimhaut on den Bindezewebskapsel umhüllt, und die interfolliculäre Substanz be- steht auch hier nicht, wie Eausior angieht, aus einem einfachen »binde- gewebigen Parenchym«, sondern aus wirklichem folliculären Drüsenge- webe, das sich gerade bis ans Epithel hin erstreckt; die Follikel selbst sind bald mehr, bald minder scharf begrenzt und hier wie überall, nach der Erhärtung in Chromsäure und besonders nach der Einspritzung der Blutgefässe, von der Zwischensubstanz durch ihre hellere Farbe leicht zu unterscheiden. | HE Um einzelne der bintern Höhlen befinden sich indessen keine Fol- likel, sondern nur dicht unter dem Epithel eine bald dickere, bald dün- nere Lage mehr oder minder dicht angehäufter Lymphkörper chen, die in die Schleimhaut eingesprengt sind, vr bezüglich der vordern, Heihend weise geordneten Höhlen ist dies sogar die. Regel, so dass die Bil- dung von Follikeln hier eine seltenere Ausnabme macht. Die scharfe Abgrenzung gegen das submucöse Bindegewebe durch Hülfe einer feste- ren Kapsel fehlt gemeiniglich, wo keine Follikel entwickelt sind. Wo die Infiltration spärlich ist, sieht man oft nur die Lymphkörperehen dicht an den Wänden der kleineren Blutgefässe liegen, während sie in einigem Akstande von denselben gänzlich verschwinden. — Die von Gauster ?) genau beschriebenen, weiten, buchtigen Schläuche, die die Ausführungs- gänge der traubigen Drüsen aufnehmen, sind von einer einfachen Schicht flacher Epithelialzellen ausgekleidet, welche man jedoch öfiers abgestossen findet; ich kann es bestätigen, dass sie, wenigstens im Allgemeinen, nicht in den tiefsten Theil der Höhlen, sondern in der Näbe der Mündung der- Selben oder unmittelbar auf der Oberfläche ausmünden. — In den weit von einander abstehenden keulenförmigen Papillen auf der Zungenspitze gewahrte ich bei einem Thiere zahlreiche Kerne oder Zellen längs der Wandungen der Blutgefässe eingesprengt; ich konnte indessen nicht zu einer sichern Ueberzeugung gelangen, ob dieselben eine Infiltraiion von Lymphkörperchen darstellten, ähnlich derjenigen, die in den ent- sprechenden Papillen beim Schafe wahrgenommen wird. | Die Pharynxtonsille des Ochsen ist nach allen Seiten bin ziemlich deutlich begrenzt; sie hat eine Anzahl Längsfalten und viele mit Flimmer- A) 1. ec. $: 498. Fig. 1. u. 2. 2) 1. ec. 8. 504. # Br re - 246 \ ‚Dr. F. Th. Schmidt, epithel ausgekleidete, sackförmige Gruben , von denen die meisten und grössten im Boden der Furchen liegen, während nur kleinere Oeffnungen auf dem Rücken der Falten wahrgenommen werden. Die Ausführungsgänge der grossen traubigen Drüsen, die unter dem Organe eine zusammen- hängende Lage bilden, öffnen sich theils in den Höhlen, theils auf der Oberfläche zwischen denselben. Die ungefähr 1'/, Mm. dicke Schleim- haut enthält bis zum Epithel hin Lymphkörperchen dicht eingesprengt und lässt sich ohne Schwierigkeit auspinseln,, namentlich zwischen den grösseren Gefässbündeln, von denen sie senkrecht durchbohrt wird, wo- nach das freie Fasernetz bald mit sehr feinen Balken, bald mit engeren, mehr langgestreckten Maschen und dickeren, sogar faserigen Balken sich zeigt. Sobald die Blutgefässe gefüllt sind, gewahrt man mit dem blossen Auge helle, runde Flecken unregelmässig vertheilt, am häufigsten in ziemlich bedeutendem Abstande von einander; es sind dies unvollkom- men begrenzte Follikel, die sich nur durch eine stärkere Anhäufung von Lymphkörperchen in den Maschen des zarteren Netzes und durch ihren spärlichern Vorrath an Haargefässen von dem übrigen Gewebe unter- scheiden, während die grösseren Blutgefässäste eine Geneigtheit zeigen, sich kreisförmig um sie zu reihen. Hie und da trifft man jedoch einzelne schärfer begrenzte Follikel, mit einer Lage dicht zusammengedrängter Balken umgeben, die dem Aussehen nach von gewöhnlichem faserigen Bindegewebe nicht sehr verschieden sind. An noch ganz jungen Kälbern übersteigt die Dicke der Wände um die Verästelungen der Tonsillenhöhlen kaum % Mm.; sie bestehen aus einförmigem follieulärem Drüsengewebe (Taf. XIV, Fig. 10 d), das in der | Tiefe schon durch eine deutliche bindegewebige Kapsel begrenzt und von \ - stärkeren Blutgefässen umsponnen ist. Das äusserst feine Fasernetz lässt sich nur schwer auspinseln, ausgenommen stellenweise zwischen den grösseren senkrechten Gefässbündeln , wo sich bie und da Spuren eini- germaassen begrenzter Follikel zeigen. Um einzelne Gänge herum fand sich nur eine sehr dünne Lage von Lymphinfiltration dicht unter dem Epithel, von dem der Schleimhaut eigenthümlichen Gefässnetze, das mit Blut stark angefüllt war, durchwoben. Die Papillen waren in den Höhlen weniger als auf der Oberfläche entwickelt. — Die Zungenbalgdrüsen, deren Höhlen 174-2 Mm. tief waren mit"ungefähr , Mm. weiten Mün- dungen, hatten einen vollkommen entsprechenden Bau; an senkrechten Schnitten durch dieselben ergab es sich deutlich, dass das Blutgefässnetz, das in der Tiefe das folliculäre Drüsengewebe umspinnt, eine Fortsetzung, eine stärkere Entfaltung der Schicht ist, die sich neben den Drüsen unter der Schleimhaut selbst ausbreitet; das Gefässnetz im Drüsengewebe selbst. hat sich demnach aus den eigentlichen Schleimhautästen ent- wickelt. — Die Pharynxtonsille war in ihrer äussern Form wohl ent- wickelt; ibre Schleimhaut zeigte schon viele Lymphkörperchen einge- | sprengt und besass hie und da zwischen den grössern Gefässen runde Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöble etc. 347 gelässarme Fleckchen, die sich leichter als das übrige Gewebe auspinseln liessen. . | An etwas älteren wohl genährten Kälbern gewahrt man überall die Follikel, wiewohl in geringerer Zahl, ganz wie an dem völlig ausgewach- senen Thiere. Kölliker') zufolge wären die Follikel in den Tonsillen des Ochsen oft gar nicht zu finden; vielleicht waren es aber ganz junge Thiere, die er in solchem Falle vor sich hatte; an dem erwachsenen Thiere wenigstens gewahrte ich nicht, dass sie fehlten. Wenn dagegen Krause?) behauptet, dass man an jedem Kalbe deutlich und schön eben den Bau der Zungen- balgdrüsen findet, den Kölliker als den normalen angegeben, so glaube ich umgekehrt schliessen zu müssen, dass seine Untersuchungen sich nicht auf hinlänglich junge Thiere erstreckten, um das Verhältniss wahr- zunehmen, das ich oben beschrieben habe. Beim Hunde sieht man die ungetheilte, nur wenig tiefe Höhle der Tonsillen (Taf. XIV, Fig. 14) von der Rachenenge aus als eine senkrecht oder schräg gestellte Spalte, deren dicke vordere Lippe (L) eine starke, beinahe walzenförmige Hervorragung bildet und sich nach hinten über die Mündung der Höhle legt. Durch einen ziemlich tiefen Falz wird diese Lippe von der voranliegenden glatten Schleimhautwand abgegrenzt, und an ihrer gewölbten Oberiläche zeigt sie zuweilen schwache Einsenkun- sen, vielleicht Spuren von. Verästelungen der Höhle; an einem Quer- schnitte sieht man sie durch eine hohe und breite Falte oder vielmehr durch eine Zusammenrollung der in Follikeigewebe umgewandelten Schleimhaut gebildet. Von derjenigen Schicht der traubigen Drüsen ?), ' die unter der Tonsille und rings um dieselbe liegt, erstreckt sich eine Abtheilung zugleich mit dem einhüllenden, submucösen , öfters feithal- tigen Bindegewebe in die Lippe selbst hinein, hält sich jedoch meist in ihrer Wurzel, und, wie bereits Henle es beschrieben, nur in ihrer vordern 4) Würzburg. Verhandl. Bd. II. S, 182. Mikrosk. Anat. II, 2. 2) 1.c.S. 14144. 3) Es wird im Allgemeinen in den Handbüchern angegeben, dass die Bläschen der traubenförmigen Drüsen ein Plattenepithel besitzen, und bezüglich des Hundes wird dies ausdrücklich von Henle (l. c. S. 222) bestätigt. Ich habe indessen sowohl ' beim Hunde als auch bei allen übrigen Thieren, die ich untersucht habe, ohne ı Ausnahme Drüsenbläschen wie auch Ausführungsgänge mit einer einfachen Lage grosser, cylindrischer oder vielmehr flaschenförmiger Epithelialzellen ausgekleidet gefunden, ganz denjenigen entsprechend, die bekanntlich in den Schlauchdrüsen des \ Darmcanals vorgefunden werden. Durch den gegenseitigen Druck der Zellen ent- stehen die vieleckigen Zeichnungen, die ihre breiten Grundflächen auf der Oberfläche | der Drüsenblase bilden, und dieselben haben vermuthlich den Anlass gegeben, dass man ihre Form nicht ganz richtig aufgefasst hat. An Präparaten, die kurz nach dem Tode des Thieres herausgenommen und in Chromsäure oder Weingeist gelegt worden ; sind, hält das Epithelium sich beständig gut, und an jedem dünnen Schnitte kann man die Zellen an ihrem natürlichen Platze finden und ohne fernere Präparation leicht ‚zu einer Ueberzeugung von der wirklichen Form gelangen. EEE 248 Ä ‚Dr. F. Th. Schmidt, Seite, dicht unter dem Boden des Falzes, dessen unveränderte Schleim- haut von den Ausführungsgängen durchbohrt wird; nicht selten trifft man jedoeh noch traubenförmige Drüschen mitten in dem obern Theile der Lippe, an beiden Seiten von Follikelgewebe umgeben. In der Höhle und auf der ganzen Oberfläche der grossen Lippe befinden sich deutliche Schleimhautpapillen, deren Umrisse an dünnen Schnitten wegen einer starken Pigmentirung der tiefsten Epithelialzellen oft sehr in die Augen fallen. Eine einfache Schicht Follikel liegt unter der Höhle und längs der ganzen gewölbten Fläche der grossen Lippe, und sind schon fürs blosse Auge auf der Oberfläche als kleine niedrige Erhebungen sichtbar, deren Farbe heller ist als die der netzförmigen Vertiefungen zwischen ihnen. Ihre Form weicht wegen des gegenseitigen Druckes oft sehr von der runden ab; die Grösse ist im Ganzen genommen weit bedeutender als bei irgend einem der bisher genannten Thiere, indem nur wenige ', Mm. oder darunter, die meisten I—4',, einzelne sogar 2 Mm. im Durchschnitte messen. Die Balken zwischen ihnen sind dagegen öfters sehr schmal und entfalten sich nur ausnahmsweise in eine mehr ausgebreitete Interfolliculärsubstanz. An solchen Stellen trifft man starke Buchten und Schlingen der grössern Gefässstämme, während diese gewöhnlich zwischen den Follikeln in einem ziemlich gedehnten Verlaufe, dieht neben einander emporsteigen, um sich an der Oberfläche der Schleimhaut in bogenförmig anastomosirenden Äesten zu zertheilen und demnach jeden einzelnen Fol- likel wie mit einem Rahmen oder einer Kapsel zu umspinnen. Auch Lymphgefässe verästeln sich in den Balken zwischen den Follikeln, wo- gegen ich keine Spur derselben im Innern der letztern gesehen habe. Nur selten verirrt sich ein einigermaassen grösseres Blutgefäss in einen Follikel hinein ; der Regel nach findet man hier nur wahre Haargefässe oder kleine Aestchen, die schnell in solche sich auflösen; sie treten strah- lenförmig von allen Seiten hinein, anastomosiren in den äussern Lagen | stärker mit einander und werden gegen die Mitie hin gewöhnlich weni- ger zahlreich oder lassen sogar einen kleinen Raum gänzlich frei. — Der ganze Follikel ist von einem feinen Fasernetz durchzogen; wenn man sich aber dem Umkreise nähert, werden die Maschen mehr läng- lich gedehnt, die Balken dicker und es bildet sich ein gradweiser | Uebergang zu den Bündeln gewöhnlichen Bindegewebes, welche die grössern Gefässstämme zwischen den Follikeln begleiten. Eine völlige Abschliessung von der Zwischensubstanz oder des einen Follikels von” dem andern findet indessen nicht statt; nur um die arteriellen Stämme schliessen sich die bindegewebigen Bündel in grösserer Zahl an einander, während das Gewebe zwischen diesen und den übrigen Gefässen noch | immer von einem Netzwerk dickerer, oft regelmässig buchtiger oder ge" wundener Balken gebildet wird, die parallel mit den Gefässen laufen” oder sich einzeln dicht an ihre Wände hinlegen und mit diesen und mit 2 = Metelen | Ä | | } Das foilliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 349 einander gegenseitig durch zahlreiche Anastomosen und feinere Fasern verbunden werden; die engen Maschenräume sind mit Lymphkörperchen wie in den Follikeln selbst ausgefüllt. Ausnahmsweise verschwindet so- gar in grösserer oder geringerer Ausdehnung jegliche Spur einer Wan- dung zwischen zwei oder mehreren benachbarten Follikeln, indem die grössern Gefässe von einander weichen und das Fasernetz der Follikel sich unmittelbar von beiden Seiten her verbindet. Derartige verschmol- zene Follikel können, wie es von Henle') angegehen worden, auf der Oberfläche Zeichnungen bilden, die einige Aehnlichkeit mit den Win- dungen des Gehirnes haben. Gegen die Oberfläche der Schleimhaut hin sieht man dieselbe gradweise Zusammendrückung und Verdickung der Netzbalken: nur die Papillen bleiben in der Regel gänzlich von Lymphkörperchen frei, von denen die oberflächlichsten in kleinen Grup- pen und Reihen dicht unter dem Epithel liegen, oft deutlich längs der Wände der Blutgefässe aneinander gereiht: in der Tiefe bildet sich hin- gegen zuletzt eine dichte zusammenhängende Lage von freiem Bindege- webe, das mit seinem Blutgefässnetze die ganze Drüsenmasse bekleidet und an den Rändern derselben in die Schleimhaut übergeht. Henle?) zu- folge soll das Drüsengewebe in der Tiefe nicht scharf begrenzt sein, son- dern nur die Anhäufung von Pigment in seinen tiefsten Schichten ihm ein derartiges Aussehen verleihen ; ich habe bei mehreren Thieren stets das oben beschriebene Verhältniss wahrgenommen, und es fand ein wirk- licher Gegensatz statt zwischen der erwähnten bindegewebigen Lage, der Tonsillenkapsel, und dem lockern, eigentlich submucösen Bindege- webe, das dieselbe umgiebt und sich ihr anschliesst. Hier gilt auch - durchaus dasselbe, was früher mitgetheilt worden, dass man, wenn man - die Schleimhaut allein in einem etwaigen Abstande von der Tonsille an- fasst, sie nebsi der ganzen Follikelmasse mit deren Kapsel leicht von dem unterliegenden Gewebe losreissen kann, während es unmöglich ist, eine Schicht von der Oberfläche der Follikel wegzupräpariren, ohne dieselben ' zugleich zu öffnen und zu zerreissen. — Die äussere Form des Organes kann bei Hunden verschiedener Racen einzelne, jedoch nur unbedeutende Abweichungen erscheinen lassen; an einem Thiere fand ich die eine Ton- ' sille ausserordentlich gross, die andere hingegen sehr unerheblich und | in zwei, von einander, weit entfernte Abtheilungen getbeilt, die jede für ‚sich annähernd den normalen Bau hatten. Oft trifft man einzelne völlig ‚abgesonderte Follikel in der Furche vor der grossen Lippe oder anderswo | in der nächsten Umgegend der Tonsille. Die gegebene Darstellung des Baues der Tonsille des Hundes stimmt, wie man sieht, im Wesentlichen mit der von Billroih?) mitgetheilten 4).1. e. S. 222. Ba) ı.c.S. 220. al. e.5.131. Taf. Vv.Fig. 1. 250 -Dr. F. Th. Schmidt, Beschreibung überein ; Henie‘) zufolge soll dagegen die conglobirte Drü- senmasse dieses Thieres eine gleichförmige Lage bilden, in der nur Flecken eines mehr zerfliessenden Parenchyms erscheinen, und diese dazu An- lass gegeben haben, dass man auch hier Follikel zu finden wähnte. Ich zweille nicht daran, in Uebereinstimmung mit dem, was bereits von an- dern Thiergattungen mitgetheilt worden, dass eine derartige Form unter gewissen Umständen und namentlich bei ganz jungen Thieren erscheinen mag; die Thiere aber, die ich untersucht habe,, waren völlig ausgewach- sen und wohl genährt, und an ihnen sämmitlich gewahrte ich die als Fol- likel beschriebenen Abtheilungen, die vorzüglich nach der Einspritzung der Blutgefässe und beim Auspinseln sich besonders deutlich und be- stimmt ausgeprägt zeigten, so dass man sie nicht übersehen konnte. Es ist wohl wahr, dass sie nicht völlig abgeschlossen und im Ganzen von den schärfer begrenzten, geschlossenen Bläschen der Tonsillen des Schweines, Schafes u. s. w. etwas verschieden sind; jedoch scheint mir die gegenseitige Verwandtschaft dieser verschiedenen Formen, na- menilich in Beziehung auf ihre besondere Gefässausstatlung im Gegen- satz zu der dazwischen liegenden Substanz so deutlich hervorzutreten, dass man sie entweder sämmtlich als Follikel bezeichnen oder auch diese Benennung gänzlich aufgeben muss, und dies nicht bloss bezüglich der hier besprochenen Organe. Uebrigens behalte ich mir vor, diesen Punkt später näher zu erörtern. Eigentliche Zungenbalgdrüsen habe ich beim Hunde nicht wahrneh- ınen können ; dagegen sah ich ein einzelnes Mal in einer der grossen kegelförmigen Papillen der Zungenwurzel eine scharf begrenzte, von einem Blutgefässnetz umsponnene, runde Anhäufung von Lymphkörper- chen rings um eine äusserst kleine Höhle, die die Mündung eines Drü- ° senganges aufnahm; sie bildete eine schwache Hervorragung auf der Oberfläche, die hier der secundären Schleimhautpapillen beraubt war. Die Pharynxtonsille hat in ihrem äussern Aussehen viele Aehnlich- keit mit einem Peyer'schen Follikelhaufen; sie bilder im Schlundgewölbe 7 eine leicht erhabene Platte, deren übrigens ebene Oberfläche schwache Hervorragungen der runden Follikel zeigt, die in einer einfachen Schicht unmittelbar unter dem Epithelium gelagert sind. Es ist jedoch erst beim Auspinseln oder nach der Einspritzung der Blutgefässe, dass die Fol- ” likel, die meistentheils über 1 Min. im Durchschnitt messen, eigentlich recht auf der Schnittfläche zu erkennen sind, während man sonst nur eine einförmige, in der Tiefe scharf begrenzte Infiltration bemerkt. Die Follikel sind weniger dicht gelagert als in den Tonsillen und die an stark geschlängelten Blutgefässen reiche Zwischensubstanz (Taf. XVI, Fig. 2) bildet gemeiniglich grössere Ausbreitungen als dort; übrigens aber stim-" men die Bauverhältnisse an beiden Orten genau überein. — Unter der’ 1)-1. c. S. 233, Das follieuläre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 351 Pharypxtonsille sind die traubigen Drüsen kleiner und nicht so zahlreich als in der nächsten Umgegend. Die Tonsillen des F mahncs haben eine etwas geringere Zahl Folli- kel, und die gegenseitige Verschmelzung mehrerer derselben zu unregel- | mässig gebildeten Haufen scheint häufiger und in grösserer Ausdehnung der Fall zu sein; übrigens haben sie aber in jeglicher Beziehung so viele Aehnlichkeit mit denen des Hundes, dass ich mich einer näheren Beschrei- bung derselben enthalten kann. Wenn Krause ‘) in ihnen denselben Bau, ; den Henle inden Tonsillen des Hundes gefunden, wahrgenommen zu haben behauptet, verweise ich im Gegensatze hier zu auf die oben gemach- ten Bemerkungen. — Auch die Pharynxtonsille ist ganz wie beim Hunde gebaut; die Zunge habe ich zu untersuchen nicht Gelegenheit gehabt. Bei der Katze bohrt die enge, ungetheilte Höhle der Tonsille (Taf. XIV, Fig. 15) sich nach vorn tief unter die Schleimhaut hinein, so dass der grössere Theil des Organes unter dieser versteckt liegt. Die vordere Lippe bildet in der Rachenenge eine zapfenförmige , nach hinten gerich- tete Hervorragung und enthält an ihrer vordern Seite einzelne Lappen wraubiger Drüsen, während der grössere Theil von Follikeln eingenom- men wird, die der Oberfläche ein grobkörniges Aussehen verleihen. Die Schleimhautpapillen sind über der folliculären Masse kleiner als sonst und können sogar stellenweise gänzlich verschwinden. Die verhältniss- mässig grossen Follikel — einige messen bis 1 Mm. im Durchschnitt — | umgeben die ganze Höhle mit einer einfachen Lage, werden von einan- | der durch ziemlich schmale Balken geschieden, scheinen aber nicht oft . zusammenzufliessen. Die Einzelheiten des Baues anbelangend findet | übrigens in jeder Beziehung eine völlige Uebereinstimmung mit den beim “Hunde vorkommenden Verhältnissen statt, und ich will nur noch er- ' wähnen, dass ich in einem Falle einen ungewöhnlich scharf begrenzten Follikel mit einem spärlichen Fasernetze und einer sehr dürftigen Aus- ı stattung mit Gefässen in die tiefe Schicht eines andern wie eingekapselt vorgefunden habe (e‘). ' An dem hintern Theile des Zungenrückens befinden sich keine wah- ' ren Balgdrüsen, wohl aber eine sehr geringe Zahl einzelnstehender, kugelrunder Follikel, die bald auf der Oberfläche der Schleimhaut, der es in dem Falle an Papillen fehlt, merklich hervorragen, bald tiefer in das lockere subimucöse Bindegewebe eingebeitet sind, von dem sie je- I ‚doch durch eine von der Schleimhaut ausgehende Lage kreisförmig ge- reihter Faserbündel abgegrenzt werden. Sie messen öfters I—1'/, Mm. im Durchschnitt und sind, jeder für sich , mit einem Netze stärkerer Ge- fässe umgeben, aus denen sich re ie in ihr Inneres begeben. BE msweise liegen sie dicht an einander und können sogar mit ein- ander verschmelzen. Die zunächst liegenden Drüsengänge hl sich Ente 5.148. 252 : „Dr. F. Th. Schmidt, rings um die Follikel und münden dicht neben ihnen auf der Oberfläche ; jedoch glaube ich einmal in einem Follikel eine kleine mit Epithel aus- gekleidete Höhle gesehen zu haben, deren punktförmige Oeflnung sich in der Mitte seiner Oberfläche befand. — Die traubenförmigen Drüsen sind in der ganzen Zungenwurzel sehr zahlreich und gross. \ An dem unteren Theile des Randes des Kehldeckels befindet sich an jeder Seite eine auf der Oberfläche stark hervorragende Gruppe grosser, runder Follikel, die zugleich mit der bald spärlicheren, bald reichlicheren Zwischensubstanz in jeglicher Beziehung mit denen der Tonsillen über- einstimmt. Die Drüsengänge münden auf der Oberfläche zwischen den Follikeln. Die Pharynztonsille verhält sich bei der Katze ganz wie bei den bei- den vorigen Thieren; nur liegen die Follikel zuweilen in einer doppel- ten Schicht, und im Allgemeinen sieht man hinter dem Organe einzelne Follikel völlig abgesondert. Die traubenförmigen Drüsen sind ziemlich zahlreich. In einem Falle gewahrte ich zwischen den tiefsten Follikeln eine durch eine feste bindegewebige Haut vollkommen abgeschlossene Blase von ungefähr 4 Mm. im Durchschnitte, die inwendig mit einer einfachen Lage grosser, breiter Flimmerzellen ausgekleidet und mit einem zusam- mengeballten Inhalte gefüllt war, der beim Auspinseln grösstentheils verloren ging, mir jedoch aus losgestossen zerfallenden Epithelialzellen zu bestehen schien; diese Blase erinnerte in auffallender Weise an die von Remak*) beschriebenen Wimperblasen,, die er unter andern Orten auch als gestielte Anhängsel an der Thymusdrüse der Katze gesehen hat. Die Tonsillenhöhle des Igels, (Taf. XIV, Fig. 16) bildet eine ziem- | lich tiefe, senkrechte Spalte ohne Nebenhöhlen ; ihre vordere Lippe ist ” etwas hervorstehend. In der vordern Wand und unter dem Boden ° der Höhle befindet sich eine %,—1 Mm. dicke Lage folliculäres Drü- ” sengewebe, das auf gewöhnliche Art in der Tiefe begrenzt und mit 7 Blutgefässen reichlich versehen ist; ausser den gefässärmern Stellen, ” die sich leichter als die übrige Masse auspinseln lassen, bemerkt man einzelne runde, deutlich begrenzte Follikel, die nur Haargefässe und ein sehr weitmaschiges Fasernetz mit gedehnten, wenig verzweigten Balken enthalten. Die Drüsenmasse ist mit einem etwas dünnern Platienepithel als der übrige Theil der Wand der Höhle bekleidet und hat auf ihrer Oberfläche keine Schleimhautpapillen, während diese in der nächsten a Umgegend sogar sehr gross sind. — Die traubenförmigen Drüsen liegen | unter dem ganzen Organ und um dasselbe herum dicht angehäuft: ihre Ausführungsgänge münden in grosser Zahl auf die Oberfläche rings um die Tonsille, einzelne wahrscheinlich auch in die Höhle. — Sowohl an der Zungenwurzel als auch im Schlundgewölbe münden die Drüsengünge | 4) Müller's Archiv 4843, 4854. Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöble ete, 353 mit engen Oeflnungen auf der ebenen Oberfläche; weder hier noch dort habe ich Follikel, noch eine fornlose Infiltration der Schleimhaut wahr- genommen. An einer Fledermaus (Vesp. aurita) bildete die vordere Lippe der kleinen, spaltenförmigen Tonsillen eine verhältnissmässig sehr be- deutende Hervorragung in der Schlundenge und war gänzlich mit folli- culärem Drüsengewebe besetzt. Ob darin Spuren von begrenzten Fol- likeln zu finden waren, vermochte ich nicht zu entscheiden. Das Organ war mit einer grossen Menge traubenförmiger Drüsen umgeben. Es ist bereits von Kölliker hervorgehoben worden, dass die Krank- heiten, denen die Tonsillen und Zungenbalgdrüsen beim Menschen so häufig unterworfen sind, öfters bleibende Spuren hinterlassen, so dass. es schon aus dem Grunde mit grösseren Schwierigkeiten verknüpft ist, hier zur Klarheit über den normalen Bau dieser Organe zu gelangen; spätere Untersuchungen thun auch zur Genüge dar, welch ein unzuver- lässiges Resultat daraus entsiehen würde, wollte man einzig und allein aus beobachteten Verhältnissen beim Menschen die allgemein gültigen Geseize herleiten. Es tritt indessen noch ein Umstand hinzu, der ebenso wenig ausser Acht gelassen werden darf, der nämlich, dass während man bei Untersuchungen an Thieren sich in der Regel nur mit solchen befasst, die ohne vorhergehende Krankheit einen plötzlichen Tod erlitten haben, das Entgegengesetzte meistens der Fall ist, wenn man einen menschlichen Leichnam untersucht; in dem einen Falle holt man seinen Stoff von einem wohlgenährten Körper her, in dem andern gemeiniglich _ von einem abgemagerten und ausgezehrten. Es ist einleuchtend, dass dies, namentlich zur Beurtheilung solcher Organe, von denen an- genommen wird, dass sie in einem gewissen Verhältnisse zur Ernährung im Ganzen siehen, durchaus berücksichtigt zu werden verdient, und. wenn man gleich einerseits voraussetzen mag, dass die Organe, nachdem sie unmittelbar von einer vorübergehenden Krankheit angegriffen gewe- sen, in den meisten Fällen aber nach kürzerer oder längerer Zeit den früheren Bau wieder errungen haben werden, so darf man doch andrer- seits nicht mit Zuverlässigkeit gewärtig sein, sie in dem völligen norına- len Zustande da anzutreffen, wo der ganze Organismus leidend gewesen ' ist. Man findet demnach auch in der That sehr oft, dass sowohl Tonsil- | len als auch Balgdrüsen von den normalen Verhältnissen, wie sich diese ' in demi kräftigen nicht ausgezehrten Körper nachweisen lassen, in merk- ' Jichem Grade abweichen, obschon nicht die geringste Spur vorhanden - ist, dass irgend eine locale Krankheit unmittelbar auf sie eingewirkt hat. | Wenn man sie häufiger bei Kindern als bei Erwachsenen normal antrifit, so mag dies vielleicht einem grossen Theile nach gerade darin begründet sein, dass die erstern öfters schnell verlaufenden Krankheiten unter- liegen,die einen noch fleischigen und wohl genährten Körper hinterlassen. Und solche sind es, die man untersuchen muss, um ein Bild vom Bau der 254 or Dr. F. Th. Schmidt, Organe entwerfen zu können, das als Typus des normalen Zustan- des zu gelten Anspruch machen darf; in dem einen Falle, in dem aus- drücklich bemerkt wird, dass der Tod plötzlich herbeigeführt worden war, nämlich in den von Kölliker') an einem Selbstmörder angestellten Untersuchungen, fanden sich gerade in den Tonsillen sehr deutliche Fol- likel. — Die (Tat. XV, Fig. 4 u. 5) abgebildeten Tonsillen und Balgdrü- sen sind die eines no in seinem kräftigsten Alter, der eines gewali- samen Todes plötzlich gestorben war; sie zeigten den Bau vorzüglich ausgeprägt, der sich aus meinen an verschiedenen Leichnamen ange- stellien Untersuchungen als der wirklich normale ergab, wo die genann- ten Organe ihre völlige Entwickelung erreicht haben. ich werde natürlicherweise nicht bei der Beschreibung der wohl- bekannten äusseren Form der Tonsille verweilen, ich werde nur auf eine Ordnung der Höhlen aufınerksam machen, ie wenigstens sehr oft vorkommt, so nämlich dass eine Zahl derselben sich zu einer Reihe grösserer, länglicher Mündungen oder zuweilen sogar zu einer einzelnen spaltenför- mnigen Grube vereint, die in einigem Abstande von und parallel mit dem hintersten Rande des Organs liegt, so dass ein Querschnitt durch das- selbe einige Aehnlichkeit mit der zweilippigen Form erhält, die es bei gewissen Thiergattungen darbietet. Oft liegen in der nächsten Umgegend der Tonsille einzelne losgerissene kleine Höhlen, die mit dem angehöri- gen Drüsengewebe ganz das Aussehen der Balgdrüsen der Zungenwurzel haben (Fig. 4 A). Von Schleimhautpapillen fand ich in den Höhlen der abgebildeten Tonsille nur schwache Spuren. während sie auf der Ober- fläche wohl entwickelt waren ; dagegen habe ich sie in hypertrophischen Tonsillen eines Kindes sogar ausserordentlich stark ganz in den Boden der Höhlen hinein wahrgenommen, und hält man die unter einander ab- weichenden Resultate. vieler früheren Untersuchungen an einander, so scheint es keinem Zweifel zu unterliegen, dass in dieser übrigens minder wesentlichen Beziehung individuellen Verschiedenheiten ein weiter Spiel- raum offen gelassen ist. Gruppen traubenförmiger Drüsen, deren Aus- führungsgänge theils in die Höhlen theils auf die freie Oberfläche mün- - den, liegen rings um die Tonsille und unter ihr, bald dicht an ihrer Kapsel, bald zwischen die zusammengeflochtenen Muskelbündel einge- sprengt, die nur durch eine dünne Lage lockeren Bindegewebes von die- ser geschieden werden und sogar einzelne losgerissene Bündelchen nebst . den Verlängerungen derselben zwischen die Lappen hineinsenden. — Unter dem Plattenepithel werden die Wände der Höhlen von einer 4—1%, Mm. dicken Lage folliculären Drüsengewebes gebildet, worin die zahlreichen Follikel nach einem schwachen Druck oder einer leichten Aus- spülung sich sehr deutlich als rundliche Vertiefungen auf der Schnittfläche zeigen, bald dicht an einander, bald durch breitere Balken geschieden. B 4) Würzburg. Verhandl. Bd. IV. S. 60. Das follicwläre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundk hle etc. 355 Ihre Grösse enispricht im Ganzen der von Kölliker angegebenen, von /,—'% Mm. im Durchschnitt, am häufigsten das letztere; jedoch fand ich einzelne Male , dass sie dieses Maass auch nicht unbedeutend über- stiegen. Die kleinsten trifft man zuweilen tief gegen die Kapsel hinaus; übrigens liegen sie aber ziemlich regelmässig in einer einfachen Schicht um die Höhle herum gereihet. Die Begrenzung der Follikel geschieht, wie wir es schon oft gesehen haben, durch eine Zusammendrängung und Verdichtung des Netzes im Umkreise ; sie ist öfters sehr scharf und deut- lich und zwar, wie es mir zuverlässig erschien, besonders um die grössern Follikel, während man häufiger die ganz kleinen mehr unvollkommen von der Zwischensubstanz abgeschlossen antriffi. Dann und wann sieht man ein einzelnes grösseres Bluigefäss durch einen Follikel gehen, ohne demselben eigentlich änzugehören; dies ist aber auch hier nur eine seltenere Ausnahme; in der Regel sind die Follikel bloss mit einem mehr oder minder spärlichen Haargefässnetze versehen. Die Interfolliculärsuh- stanz besteht auch beim Menschen durchgängig aus Drüsengewebe und lässt sich durch Auspinseln von der Kapsel an bis an die Oberfläche der Schleimhaut von ihren Lymphkörperchen befreien, So dass nichts anderes übrig bleibt als die Gefässe und das Fasernetz, das stärker als dasjenige: ist, das die Follikel umspinnt. Hin und wieder findei man die Wand einzelner Höhlen in einiger Ausdehnung nur aus einförmigem Drüsenge- webe ohne einen einzigen Follikel bestehend; sie ist in solchem Falie ‚dünner als sonst. Die äussere Form und die Ordnung der Zungenbalgdrüsen anbelan- gend, kann ich durchgängig auf die von Kölliker') mitgetheilie Beschrei- bung verweisen. Gauster?) zufolge soll Kölliker’s Abbildung einer durch- schniltenen Drüse zu viele Follikel zeigen, indem er selbst selten mehr als 5—6 soleher in einer Baledrüse will gefunden haben; vermuthlich ‚ist/damit nicht »in der ganzen Drüse«, sondern nur »an den einzelnen Sehnitten« gemeint; jedoch selbst in diesem Falle glaube ich, dass die Mittelzahl ziemlich niedrig angeschlagen sein möchte; ich habe wenig- siens selten weniger, häufiger mehr als die angeführte Zahl angetroffen (Fig. 5). Es wird aber schwer halten, in dieser Beziehung irgend eine Regel aufzustellen, — es finden zu „ion individuelle Verschiedenheiten ‚statt. Die Höhle der Drüsen ist bald trichterförmig, bald in der Tiefe _ bedeutend erweitert, mit einer engern Mündung, ganz so, wie sie auf Kölliker's Zeichnung dargestellt ist. Durch einen senkrechten Sehnitt durch eine derartig geformte Drüse kann man die Höhle öffnen, ohne ihre ' Mündung zu treffen ; geht der Schnitt durch das Epithel der jetern, so hat man ein Bild, das genau der von Boeltcher*) mitgetheilten Beichhünk entspricht, die als Beispiel dienen soll, dass die Höhle durch eine zu- i) Gewebelehre S. 375. n E @)i. ce, S. 499. : 3) 1. c. S. 206. Fig. 2. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XIII. Bd. 1 I 956 | 0... Dr. Fi Th. Schmidt, nehmende Zusammenschnürung der Mündung zuletzt gänzlich von der Oberfläche abgeschlossen werden kann. Damit soll indessen nur gesagt sein, dass die angeführte Zeichnung an und für sich dieses nicht beweist; ich glaube jedoch , dass eine solche Abschliessung, von der ich nie Spu- ren gesehen, nur äusserst selten vorkommt, und sie muss alsdann ganz gewiss als krankhaft oder als reine Abnormitäi bejrachtet ‘werden. — Die Ausführungsgänge der traubenförmigen Drüsen öffnen sich. häufig näher an der Mündung als an dem Boden der Höhlen. Schleimhautpapil- len habe ich einige Male im Boden der llöhle wahrgenommen , besonders grosse jedoch nicht; auf der Oberfläche einer Drüse traf ich sie einmal zum grossen Theil von Lymphkörperchen durchsetzt. (Taf... XV, Fig. 9). Die Follikel und die Zwischensubstanz sind ganz’ wie in. den Tonsillen gebaut; zuweilen verschmelzen zwei benachbarte Follikel einer Drüse unter einander. — Wo die Balgdrüsen dicht an einander gedrängt liegen, findel man hin und wieder das Drüsengewebe nur auf der einen Seite der Höhle, während die entgegengesetzte dünne Wand von einer unver- änderten Schleimhaut gebildet wird. Auch die am dichtesten zusammen- sehäuften Drüsen sind steis durch freie bindegewebige Balken von ein- ander geschieden. wi Aus den Untersuchungen Huxley's'), Gerlach’s?) , Billroih's?) und Andrer geht es genügend hervor, dass man weder in den Tonsil- len noch in den Zungenbalgdrüsen die Follikel stets deutlich ausge- prägt findet, und bin ich, wie bereits oben angedeutet worden, weit entfernt, diesem Kinspruch ihun zu wollen. An einem 30--A0jähri- gen Manne, der an der Lungenschwindsuchi gestorben war, fand ich so- wohl die Tonsillen als auch die zahlreichen Balgdrüsen verhältnissinässig klein, ungemein hart und trocken; die Drüsenmasse in den Wandungen der Höhlen besass nur eine geringe Dicke und zeigte durchaus keine Fol- likel, sondern bestand ausschliesslich aus einer begrenzten einlörmigen Infiltration von Lymphkörperchen in einem zähen gefässhaltigen Binde- gewebe, aus dem es mir nicht gelingen wollle sie auszupinseln. Es war jedoch nicht das geringste Anzeichen da, dass diese Organe selbst un- mitielbar von irgend einer Krankheit angegriffen gewesen waren; sie befanden sich in einem atrophischen Zustande, der meinem Ermessen nach am füglichsten mit der starken Auszehrung des ganzen Körpers in Verbindung zu setzen ist. Durch den Vergleich der Leichname zweier Kinder gleichen Alters gelang es mir eine dem ganz entsprechende Beob- achtung zu machen, indem das Drüsengewebe bei dem einen, das sehr abgemagert war, weil weniger entwickell war als bei dem andern, kräf- ligeren, und ich verweise,ausserdem noch auf den einen von Boelicher‘) 4) Quarter!y Journal of microscop. science Vol. Il. p. 74. ii 2) Handbuch S. 297, 3) I. ce. S. 433. 4) 1. ec. S. 490. Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 357 angeführten Fall, in welchem er bei einem 16jährigen Mädchen, das an Tuberculose gestorben war, keine Follikel, sondern nur eine spärliche Infiltration von Lymphkörperchen rings um die Höhlen der Balgdrüsen wahrnahm, während die Zungenschleimhaut ausdrücklich gesund ange- geben wird. Es ist bisher ds nachgewiesen worden, dass das fol- lieuläre Drüsengewebe beim Menschen nach dem zarten Kindesalter gänz- ‚lich fehlen kann ; sollte man dies auch möglicherweise in einem einzelnen Falle wahrnehmen , was ich jedoch bezweifle, se wäre man nicht unbe- dingt berechtigt, daraus den Schluss zu ziehen, dass es nicht früher dage- wesen sei, ebenso wenig als man immer voraussetzen darf, dass nicht früher wohl entwickelte Follikel da gewesen, weil man in dem abge- magerten Körper nur die einföormige Lymphinfiltration gewahrt. Bei Neugeborenen und noch einige Zeit nach der Geburt, vielleicht das ganze erste Lebensjahr, haben indessen die Tonsillen, so weit ich es beobachtet habe, noch nicht ihre völlige Entwicklung erreicht, und der oben angeführte Satz, dass man bei Kindern öfter als bei Erwachsenen deutliche Follikel antrifii , scheint -mir im Ganzen nur für solche zu gel- ten, die über jene Zeit hinaus gelebt haben, am ganz jungen Kinde habe ich nie etwas Anderes als eine dünne Lage einförmiger Lymphinfitration in der Wandung der Höhle wahlehmen können, und zwar höchstens mit einzelnen undeutlich begrenzten Flecken als Spuren entstehender Rollikel. — Noch später scheint meinen Beobachtungen zufolge die Ent- wickelung des Drüsengewebes i in den Eulkonhaisdenken statt zu finden, und ich habe in mehreren Beziehungen das bestätigt gefunden, was Boettcher über das Verhalten der letziern beim neugebornen Kinde ange- geben hat. Die Ausführungsgänge der iraubenförmigen Drüsen öffnen sich in engen trichterförmigen Grübchen, deren feine Mündungen mit einem leicht erhabenen, ringförmigen Wall umgeben sind, welcher sich ‚durch grosse Schleimhautpapillen und ein dickeres Epithel auszeichnet, als man auf der Zungenoberfläche zwischen ihnen findet; die Grube ‚selbst besitzt dagegen noch keine Papillen oder höchstens nur schwache Spuren solcher, und einzig durch ihr Platienepithel zeigt sie, dass sie nicht bloss eine einfache Erweiterung des mit Cylinderepithel ausgeklei- ' deten Drüsenganges sei. Da indessen auf dieser Stufe noch keine Lymph- infiltration der Wandung der Höhle vorgefunden wird, so kann die ring- ‚förmige Erhebung nicht, wie Boeticher') es meint, eine Folge derselben ‚sein; sie ist von einer besondern Entwickelung des Gewebes der Schleim- haut bedingt, welche der Bildung der Lymphkörperchen vorangeht und dieselbe einleitet, und die ihrerseits zweifelsohne, im Gegensatze zu Boell- cher's Voraussetzung, vor dem Schlusse des Embryonallebens eingetre- ten ist. Auch bei dem neugebornen Kinde machen die Drüsengänge zahl- reiche Buchtungen, ehe sie in die Gruben oder auf die Oberfläche zwischen sw) h 6.8. 207. | 17 * 258 Dr. F. Th. Schmidt, ihnen münden. Die ersien Spuren des follieulären Drüsengewebes offen- baren sich, so wie später näher nachgewiesen werden soll, als mehr oder minder zusammenfliessende Gruppen von Lymphkörperchen, die in die Wandüungen der Höhlen eingesprengt sind, und in dieser Form habe ich es etliche Male bei nur einige Wochen alten Kindern wahrgenommen; bei einem fünfjährigen Kinde dagegen, dessen Tonsillen völlig entwickelt waren, fand ich um einige Höhlen der Zungenbalgdrüsen noch gar keine Lymphkörperchen, um andere eine mehr oder minder scharf begrenzte Infiltration, und nur in einzelnen Drüsen zeigten sich undeutliche Follikel in sehr geringer Zahl. Im Gegensatze zu dem, was oben als Resultat mehrerer Untersuchun- gen an N Kindern mitgetheilt worden, sollen nach Kölliker’s') Aussage sowohl Tonsillen als auch Zungenbalgdrüsen bei Neugebornen und reifen Embryonen in der Regel deutliche Follikel besitzen ; es scheint demnach, dass rücksichtlich des Zeitpunktes für die stärkere Entfaltung des Drüsengewebes nicht unbedeutende individuelle Verschiedenheiten stattfinden können — ein Umstand, der jedoch nicht mehr befremdet als der Mängel an bestimmter Regel bezüglich der Zeit, in der ein nahever- wandtes Organ, die Thymus, zu schwinden anfängt, und aus dem man offenbar nicht mit Recht einen Grund für die Meinting herleiten RAU, dass das Gewebe nur eine krankhafte Neubildung sei. N Die Pharynxtonsille (Taf. XV, Fig. 1. 2 u. 3) nimmt beim Menschen den gewöhnlichen Platz zwischen den beiden Mündungen der Eustachi- schen Röhren {Fig. 4 Z.), unmittelbar hinter dem Gewölbe der Nasen- höhle ein, von der sie durch eine oder zwei flache Kreisfurchen (O0) ab- gegrenzt wird; ihr hinterer Rand ist meistens ziemlich deutlich gezeich- net, über die glatte hintere Wand des Schlundes erhaben. Die ganze querlängliche Platie hat auf jeder. Seite der Mittellinie 3—% tiefe, mehr oder minder regelmässig gebogene Längsfurchen (Fig. 1 0,26), die durch hervorragende Falten der Schleimhaut von einander geschieden werden. Auf der Oberfläche sieht man zerstreute Mündungen traubiger Drüsen und ausserdem, namentlich im Boden der Furchen, eine unbe- stimmte Zahl grösserer und kleinerer sackförmiger Gruben, die wiederum eine grosse Menge Drüsengänge aufnehmen. Die zwei zu äusserst gelegenen breiteren Furchen mit ihren sehr weiten , oft zusammenfliessenden Gru- ben (Fig. 4 M, 2 F) liegen in den seitlichen Ausbuchtungen (Recessus) ‘des Schlundes und sind allgemein unter dem Namen der Schlundgruben (Foveae pharyngis) bekannt. Einzelne kleinere Schleimgruben finden Sich ausserdem zwischen den ausserordentlich diehtgesäeten Drüsenmündun- gen (Fig. 4 P) gestreut, welche den vordersten Theil der Seitenwand des Schlundes einnehmen urd sich bis zu gleicher Höhe mit dem unteren Ende der Tonsille hinaberstreeken. — Uebrigens scheint das äussere 4) Entwickelungsgeschichte S. 358. Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 259 Aussehen des Organs, das. bereits von Arnold!) mit dem der Tonsillen verglichen worden, verschiedene Abweichungen darzubieten ; in der Re- gel findet ınan jedoch die hier beschriebene und abgebildete Form, die ich in jedem Falle als die gewöhnliche angehen zu können glaube, mehr oder minder deutlich ausgesprochen; nur sind hei dem erwachsenen Menschen die Längsfurehen oft weniger deutlich als beim Kinde, während umgekehrt bei diesem die sackförmigen Schleimgruben le Male kleiner als bei jenem sind, im frühesten Alter s sogar grösstentheils dem Anscheine nach bloss schwache Erweiterungen der Mündungen der Drü- sengänge. An frischen Präparaten unterscheidet sich die Pharynxtonsille von der übrigen Schlundwand durch ihr schwammiges Aussehen und eine hellere, graugelbe Farbe, die von dem follieulären Drüsengewebe her- rührt, in welches die Schleimhaut in der ganzen Ausdehnung des Organes umgewandelt ist. Jeder Schnitt trifft zahlreiche Follikel (Fig. 4, 2 e), deren Grösse zuweilen bis i Mm. im Durchschnitt steigt, und die ge- wöhnlicherweise bald weniger deutlich begrenzt, bald mit einem schär- fern, dunkeln Rande umgeben sind. Oft hat.es an Anschein, als wären sie in mehreren Reihen unter einander gelagert, es ist aber, wegen der mannichfaltigen Unebenheiten der Oberfläche, schwer zu entscheiden, in wie weit dies wirklich der Fall ist; in der R Regel glaube ich, dass sie nur "eine einfache Lage um jede oder Erabe in der Schlsmbant bil- den. Die reichliche Interfolliculärsubstanz (Fig. 2, 3.d), die von den Ausführungsgängen der traubigen Drüsen durchbohrt wird, verhält sich ganz, wie wir sie bisher überall wahrgenommen haben. In ihrer ober- flächlichen Schicht, dicht. unter a, Epithelium?) iriffi man oft die Lymphkörperchen w eniger dicht angehäuft, zwischen den diekeren, mehr gestreckten Bindegewebsbündeln ı gereihet, und dasselbe kelchen wie- derboli sich in der Tiefe, wo man jedoch . eine Schicht dichtfaseri- gen freien Bindegöwehes mit elastischen Fasern durchflochten findet; die Verlängerungen (Fig. 3 ce’), welche davon in die Mitte der einzelnen autlaiten hinein gesandt werden, zeigen sich ihrerseits bald 4) Wandb. d. Anat. 2. Bd. S. 66. 203) Es heisst in Allgemeinen, dass der obere Theil des Schlundes von einer Fort- setzung des Flimmerepithels der Nasenhöhle bekleidet sei, während das Plaiten- epithel nur dem Theile angehöre, der beim Hinunterschlucken von den Nahrungs- mitteln passirt werde; dies ist aber, was den Menschen anbelangt, nicht genau: Ein Plaltenepitbelium in sehr ke Zellen , durchaus wie in dem tiefst gelegenen Theile des Schlundes, erstreckt sich bis eanz an den hiniern Rand der Pharynx- tonsille hin, und an dem hintern Theile dieses Organes habe ich bis jetzt immer die oberflächlichen Zeilen ganz flach und.ohne Spur von Flimmerhaaren angetroffen ,; an di my vordern 'T heile des Organs und um die Mündungen der Eustachischen Röhren tritt erst das Flimmerepithelium auf. — Die Schleimhautpapillen fehlen wie gewöbn- lich im Schlundgewölbe, erscheinen aber dicht unter dem Rande der Pharynxton- silie. — Die Bläschen und Ausführungsgänge der traubigen Drüsen haben beim Men- schen sowie bei den Thieren ein Cylinderepithel. 260 | “ Dr. F. Th. Schmidt, gänzlich von Lymphkörperchen frei, bald mehr oder minder damit ein- gesprengt. — Die Ausstattung mit Blutgefässen ist sowohl in den Follikeln als auch in der Zwischensubstanz durchaus die gewöhnliche, und wird daher hier an diesem Örte nicht näher besprochen werden. — Hinter dem Rande der Hauptdrüsenmasse findet man oft vollkommen abge- sonderte, einzelnstehende Follikel. Um die einzelnen grössern Gruben, die weiter abwärts an der Seitenwand des Schlundes gelagert sind, sieht man zuweilen eine ganze Schicht. Drüsengewebe wie in den Balgdrü- sen der Zungenwurzel; an einem erwachsenen Mann sah ich einmal im tiefsten Theile des Schlundes, an jeder Seite des Kehlkopfseinganges eine Gruppe von 4—5, mit trichterförmigen Höhlen versehenen, völlig ent- wickelten Balgdrüsen. — Die traubigen Drüsen (Fig. 2 f) sind unter der ganzen Pharynxtonsille, besonders unter den grossen Seitengruben über- aus gross, in einer mehrere Mm. dicken Lage dicht angebäuft, in das lockere, submucöse Bindegewebe eingehüllt. An einem nicht völlig ausgetragenen, elend ernährten Kinde fand ich kein folliculäres Gewebe in der Pharynxtonsille, sondern dagegen ein verdicktes Epithel an und zwischen den sehr kennbaren, wenn gleich nur wenig hervorstehenden Falten der Schleimhaut; übrigens habe ich in Ueboreinstimmung mit Kölliker’s') Beobachtungen bei Neugebornen stets eine verhältnissmässig dicke Lage Drüsensubstanz wahrgenommen, öfters mit mehr oder minder deutlichen Spuren von Follikeln, und im Allgemeinen ist das Organ schon kurze Zeit nach der Geburt vollkommen entwickelt, ehe sich noch deutliche Follikel in den Tonsillen gebildet haben. Im Ganzen ist es bei diesem Organe in hohem Grade der Fall, dass es sich weit leichter und besser an Kindern als an Erwachsenen un- tersuchen lässt, bei denen man es vielleicht noch häufiger als Tonsillen und Balgdrüsen auf verschiedene Weise krankhaft verändert vorfindet. Die Möglichkeit dessen, dass die bekannten Retropharyngealabscesse in einem gewissen Verhältnisse zur Pharynxtonsille stehen können, will ich hier nur andeuten. — ne ee der ersten Bildung und Entwickelung der Tonsillen hat Kölliker!) nachgewiesen, dass sie beim Menschen im vierten Monaie des Embry onallebens als einfache spaltenförmige Ausbuchtungen der Schleim- haut auftreten, dass sie im fünften Monat mit kleinen Nebenhöhlen ver- sehen, und dass ihre Wände nun schon bedeutend verdickt sind, indem eine reichliche , einförmig ausgebreitete Ablagerung von »zelligen Kle- menten « im Bindekewebe der Schleimhaut vorgegangen ist, und schliess- lich dass einen Monat später noch nicht deutliche Spuren von Follikeln anzutreffen sind. Die Zungenbalgdrüsen entstehen diesem Verfasser zu- 1) Entwickelungsgesch. S. 358. Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 261 folge auf ähnliche Art und: Weise, nur dass hier die Schleimhautaus- sackung aus ihrem Grunde zugleich eine gewöhnliche traubenförmige Drüse entwickelt. — Die wenigen Beobachtungen , die ich in dieser Be- ziehung gemacht habe, beschränken sich hauptsächlich einzig auf die Tonsillen und schliessen sich, was diese betrifft, genau an das von köl- liker entworfene Bild an, zu dessen Ergänzung sie jedoch vielleicht in gewissen Beziehungen beitragen können. An einem drei Zoll langen Rindsembryo (Taf. XV, Fig. 6) gewahrte man die Mündung der Tonsil- lenhöhle (D) als eine kleine trichterförmige Vertiefung in dem scharfen Winkel zwischen der Zungenwurzel (B) und dem Gaumensegel (A). Der von da ausgehende enge Schlauch löste sich bald in eine Zahl kurzer, abgestumpfter, leicht erweiterter Blindschläuche (F) auf, die zusammen einen dichten Busch bildeten, dessen längster Durchschnitt etwas über 1:Mm. betrug. Das ungefähr 0,02 Mm. dicke Epithel mitgerechnet massen die weitesten Schläuche noch nicht 0,1 Mm. im Durchschnitt. Das ganze Organ war von einem reichen ‚stark bluterfüllten Gefässnetz unıgeben,, aus dem kleinere Aeste in die schmalen Scheidewände zwi- schen den Schläuchen hineindrangen ; die grössern Stämme hatten eine Weite von 0,025—0,07 Mm. , ein Maass, das mehrere Male den Durch- sehnitt der Gefässe übertraf, die in der nächsten Umgegend in einer eni- sprechenden Tiefe unter der Oberfläche der Schleimhaut vorgefunden wurden. Von traubenförmigen Drüsen gelang es mir nicht um die Ton- sille herum deutliche Spuren zu finden, während ich sie im Schlundge- wölbe in bedeutender Zahl als halbrunde oder kolbenförmige, nicht hohle Verlängerungen des Epitheliums wahrnahm, der Beschreibung Kölliker’s!) von den ersten Anlagen zu den Schleimdrüsen der Mund- und Schlundhöhle gänzlich entsprechend. An einem sieben Zoll langen Embryo (Taf, XV, Fig. 7) hatte die Mündung der Tonsillenhöhle eine ansehnliche Weite, und ihre Veräste- lung (A) war in so fern vollkommen entwickelt, als die bleibenden klein- sten Gänge schon als kürzere oder längere blindschlauchförmige Aus- sackungen, von 0,06—-0,1 Mm. im Durchschnitt, das Epithelium mitge- rechnet, auftraten. Die zahlreichen anhangenden traubenförmigen Drüsen (B, C, D) gingen nur von den grösseren Verzweigungen der Höhle, nie- mals: von den kleinsten Gängen derselben aus; ihre höchstens I Mm. langen, leicht buchtigen Ausführungsgänge hatten ganz nahe an der Ton- sillenhöhle eine Dicke von 0,03 Mm., schwollen aber in der Tiefe all- mählich zu den doppelten Maasse an (D) und lösten sich zuletzt in eine geringe Zahl kurzgestielter Beeren oder Knospen auf von ungefähr 0.08 Mm. im Durchschnitt, die zwischen den Muskeln oder in das die Tonsille umgebende Bindegewebe (C, D) eingebettet lagen. Der dickste Theil der Ausführungsgänge war sichtbar hohl; in ihrem schmalen Halse 4) Entwickelungsgesch. S. 357. 362 Dr. F. Th, Schmidt, verschwand jedoch allmählich der an keiner Stelle mehr als 0,01— 0,02 Mm. breite, dunkle Streifen, der die Lichtung andeutete. An einem zehn Zoll langen Rindsembryo hatte der ganze gesammelte Busch der Verzweigungen der Höhle einen Durchschnitt von fast 21% Mm. Die traubenförmigen Drüsen bestanden aus zahlreichen , dicht angehäuf- tenırunden Beerchen von ungefähr 0,05 Mm. im Durchschnitt, vermuth- lich durch Auswachsung und Theilung der oben erwähnten grösseren Knospen entstanden, die wohl also jede für sich einen einzelnen Lappen der ganzen Drüse angedeutet haben. Es ergiebt sich aus diesen Untersuchungen, was ja auch bereits vor- her zuverlässig aus den bei dem ausgewachsenen Thiere stattfindenden Verhältnissen zu schliessen war, dass sich auch aus der Höhle der Ton- sille traubenförmige Drüsen ganz auf dieselbe Art und Weise entwickeln, auf die sie sich aus dem Epithel der Oberfläche bilden. Die ersten An- lagen zu diesen Drüsen schreiben sich von einer Zeit her, in der die Ton- sillenhöhle noch nicht ihre völlige Verzweigung erreicht hat, und daher rührt es, dass ihre Ausführungsgänge bei dem ausgewachsenen Thiere sich nicht in die letzten und kleinsten Gänge der Höhle ergiessen können. An keinem der erwähnten drei Embryonen sah man Lymphkörper- chen in den Wandungen der Höhle ; aber gleichwohl war, besonders an dem ältesten derselben hervortretend, ein deutlicher Unterschied da zwischen dem die Höhlen zunächst umgebenden Gewebe und demjeni- gen, das unter diesen in grösserer Tiefe vorgefunden wurde. ‚Während nämlich die traubenförmigen Drüsen und die grossen Gefässstämme, in- sofern sie nicht zwischen den Muskeln lagen, in ein Gewebe eingehüllt waren, das sich in keiner Beziehung von dem gewöhnlichen embryona- len losen Bindegewebe (Schleimgewebe) mit seinen bekannten runden oder geschwänzten und sternförmigen, unregelmässig eingestreulen Zellen unterschied, sah man dicht um die ganze Tonsille herum eine dunklere Schicht (Taf. XV, Fig. 7 E) dicht und fein parallelfaserigen Bindegewebes mit weit ausgezogenen, spindelförmigen-Kernen; aber un- mittelbar unter den einzelnen Höhlen und zwischen dieselben hinein nahm diese Lage wieder ein mehr, homogenes Aussehen (E') an und zeigte sich mit ausserordentlich zahlreichen Bindegewebszellen einge- sprengt, die sich längs der tiefen Fläche des Epitheliumseerstreckten. Indem submueösen Bindegewebe waren die in der Regel etwas länglichen Zel- ‚lenkerne durchsichtig, fein punktirt, gewöhnlich mit einem oder mehre- ren grösseren, dunkeln Punkten versehen, und hatten durchschnittlich eine Länge von ungefähr 0,01 Mm., eine Breite von 0,0075Mm.; dagegen hatten die Kerne der dicht unter dem Epithelium gelegenen Zellen gröss- tentheils weit dunklere Umrisse und überstiegen meistens nicht 0,005 Mm. an Länge, 0,003 Mm. an Breite. — Es ergiebt sich demnach, dass eine reichliche Entwickelung von Blutgefässen der Bildung des folliculären» Drüsengewebes lange vorangeht, und dass sich auf einer verhältniss- Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 9653 mässig noch frühen Siufe ein entschiedener Gegensatz zeigt zwischen dem lockern submucösen Bindegewebe und der oberflächlichen Schicht, welche Lymphkörperchen zu erzeugen ausersehen ist, indem namentlich die letztern sich durch eine viel schneller fortschreitende und weiter fort- gesetzte Theilung der ursprünglichen Bindegewebszellen auszeichnet. — Bei dem ältesten Embryo gewahrte man noch rings um die Höhlen ver- schiedene Entwickelungsformen von Gefässen,, in ihnen allen aber sah man gelärbte Blutkörperchen, die in den engsten Ganälen ofi eine weil- gestreckte Säulenform annahmen; von Lymphgefässen gelang es mir troiz der sorgfältigsten Nachforschung nicht eine Spur anzutreflen,, wo- mit jedoch nicht die Vermuthung ausgesprochen sei, dass sieh solche noch‘ nicht. zu bilden angefangen hätten. | An zwei Menschenembryonen von ungefähr 5 und 5%, Monaten fand ich die Tonsillen nur in den Grössenverhälinissen unbedeutend verschie- den, übrigens aber in jeder Beziehung so vollkommen übereinstimmend, dass ich die aus beiden erlangten Resultate vereint miltheilen werde (Taf. XV, Fig. 8). — Die Tiefe der Höhlen betrug bis 11% Mm. ; ihre kleinsten Gänge, die zum Theil mit zusammengeballten Haufen losge- stossener Epithelialzellen angefüllt waren, maassen im Durchschnitt un- gefähr ‘/, Mm. und waren mit einem 0,05 Mm. dicken Epitbel (B) aus- gekleidet. Von Schleimhautpapillen - waren noch keine Spuren vor- handen, eben so wenig an und in den Tonsillen als in dem übrigen Theile der Mundböble. In der Wandung der Höhlen fand man unmittelbar unter dem Epithelium eine Y,—/%, Mm. dicke Lage Lymplikörperchen (E), die'an dickeren Schnitten sich als eine dichte und einförmige Masse zeigten, während sie im Rande ganz dünner Schnitte in einem durchsiehtigen Gewebe homogenen Aussehens gruppenweise vertheilt erschienen — eine’ Ordnung, die in der Tiefe der gesammten, nicht scharf begrenzten Infiltration noch mehr hervortrat. Es gelang mir nicht die Körner durch Auspinseln zu entfernen , ohne zugleich das zarte Ge- webe zwischen ihnen zu zerstören. Die Lymphkörperchen hatten an bei- den Embryonen , die in einer verdünnten Auflösung von chromsaurem Kali erhärtet waren, in einem seltnen Grade das Aussehen kugelrunder, farbloser Zellen mit einem centralen Kerne bewahrt; in den dichtern Anhäufungen wich ihr Durchsebnitt nur sehr wenig von dem so gut als beständigen Maasse von 0,007 Mm., mit einem Kerne von 0,005 Mm. ab; -in.den kleinen, mehr zerstreuten Gruppen aber, die an der Grenze der Infiltration wahrgenonimen wurden, habe ich einzelne zuweilen von der beinahe doppelten Grösse angetroffen. — Dicht unter der infiltrirten Sehicht liegen zahlreiche Bluigefässstämme (D) von 0,05—0,1 Mm. im Durchschnitt, und unter diesen sind die Venen sowohl in Betrefl der Zahl als der Grösse die weit überwiegenden. Die Aeste der Blutgefässe dringen , mehr oder weniger buchtig in die folliculäre Masse hinein, wo sie sich in ein Netz auflösen, das die ganze Dicke der letztern durchwebt 264 Dr. F. Th. Schmidt, und vorzüglich in der Oberfläche, gerade unter dem Epithelium sehr fein und dicht ist. — Zwischen den Blutgefässstämmen winden sich deutliche Lymphegefässe, mit Körnern angefüllt, die in keiner Beziehung von jenen verschieden sind, die in das Gewebe der Schleimhaut eingesprenst sich finden; als kleinere Aeste, zuweilen nur eine einzelne Reihe I,ymphkör- perchen enthaltend, treten sie aus der dichten Infiltration heraus und vereinigen sich allmählich in grösseren Stämmen, die dem Laufe der Blutgefässe folgen , indem sie mit einer besondern Vorliebe sich dicht an die Wände der Venen zu schliessen scheinen; ihre grösste Weite betrug hei dem jüngern Embryo ungefähr 0,03, bei dem ältern 0,05 Mm. Hin und wieder hatten die Lymphgefässe , besonders die kleinsten, ein un- regelmässiges Aussehen, waren bald erweitert, bald bedeutend einge- engt; aber irgend etwas den feinen gezackten Ausläufern Entsprechen- des, die Aölliker') an den Lymphhaargefässen im Schwanze der Frosch- larven wahrgenommen und abgebildet hat, gelang es mir nicht zu finden ; es muss jedoch bemerkt werden, dass die wahren Haargefässe innen in dem dicht infiltririen Gewebe selbst zweifelsohne nachgesucht werden mussten, und hier war ich ste zu entdecken nicht im Stande. Wo die Lympligefässe hie und da in einiger Ausdehnung von Körnern leer waren, hatten sie das Aussehen einfacher canalartiger Räume in dem umgeben- den Bindegewebe, während sie, gefüllt, von einer feinen, scharf gezeich- neten, dunkeln Linie begrenzt waren. In der Nähe der Infiltration be=- stand ihre Wand aus einer äusserst dünnen homogenen Haut mit ein- zelnen undeutlichen Spuren von Kernen, aber in einem der grössten, tiefer liegenden Stämme glaube ich ein unwerhönnkeäe Epithel mit den gewöhnlichen länglichen Zellenkernen wahrgenommen zu haben. — Ich bemierke noch, dass eine Verwechslung der beschriebenen Gefässe mit Blutgefässen nicht möglich war; bei dem einen Embryo waren die letz- tern nämlich allenthalben mit gefärbten Blutkörperchen angefüllt, die in ihrem ganzen Aussehen von den in die Schleimhaut infiltrirten, farb- losen, kernhaltigen Lymphkörperchen äusserst verschieden waren, wäh- rend die in den Lymphgefässen enthaltenen Zellen, wie bereits oben er- wähnt worden, in jeglicher Beziehung mit diesen übereinstimmten ; bei dem andern waren die Blutgefässe durch künstliche Einspritzung voll- ständig-gefüllt, ohne dass die Injectionsmasse irgendwo in die Lymphge- fässe hineindrang, und überdies waren auch hier die Blutkörperchen, ‚die hie und da gruppenweise in den Gelässen zurückgeblieben waren, sehr leicht von den Lymphkörperchen zu unterscheiden. — Ich sehe es demnach für eine Thatsache an, nicht allein, dass sich schon im Embryo- nalleben Lymphkörperchen in den Tonsillen bilden, sondern auch, dass dieselben allmählich, wie sie erzeugt werden, dä ableitende Lymph- | gefässe in den Blsssdenen hinübergeführt sordem 4) Gewebelehre S. 583. Fig. 305 Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 265 Ich habe noch die Frage zu beantworten, wie die Lymphkörperchen von Anfang an entstehen, und die Vermuthung, die schon die Beirach- tung der Verhältnisse bei den Rindsembr yonen erregen musste, dass nämlich die ursprünglichen Bindegewebszellen der Sehleimifänt in dieser Beziehung wesentlich betheiligt sind, habe ich bei der Untersuchung der zwei menschlichen Embryonen vollkommen bestätigt gefunden. In eini- gem Abstande von der dichten Lymphinfiliration gewahrte man auch bei diesen nur die gewöhnlichen embryonalen Bindegewebszellen (Taf. XV], Fig. 7 A) in verschiedenen Entwickelungsformen in der klaren, farb- losen, feingestreiften Grundsubstanz zerstreut; aber näher an die Grenze der Infiltration hin wurden die Zellen nach und nach zahlreicher und veränderten zugleich grossentheils in einem merklichen Grade ihre Form (B): die Ausläufer verschwanden, und die Zellenhäute oder die Zellenkörper erschienen deutlicher gezeichnet um die Kerne herum ; diese wurden dunkler, kugelrund und nahmen mehr und mehr eine völlige Aehnlichkeit mit den Kernen der Lymphkörperchen an; hie und da lagen in den mehr langgesireckten Zellen zwei vollständig getrennte Kerne neben einander; einzelne Zellen erlangten eine sehr beträchtliche Grösse, maassen bis 0,023 Mm. in der Länge, 0,047 Mm. in der Breite, mit einem Kern von 0,0075: Mm. oder noch mehr im Durchschnitt, während andere ganz in der Nähe liegende Zellen nur eine Länge von 0,015 Mm., eine Breite von 0,04 Mm. besassen ; schliesslich wurden die Zellen selbst mehr kugeirund , hatten eine den Kern dicht umschliessende Zeilenhaut und konnten nun nicht mehr von wirklichen Lymphkörperchen (C) unter- schieden werden. Nur selien sah man derartige runde: Zellen, die als- dann gemeiniglich noch eine erhebliche Grösse hatien, vereinzelt in das Bindegewebe eingestreut; in der Regel fand man dagegen ihrer 2—3 oder mehrere in Gruppen oder Reihen dicht vereint, die, so wie man sich der dichten Infiltration näherte, immer an Zahl stiegen, bis sie zuletzt in die einförmige Masse zusammenflossen. Niemals sah ich derartige Gruppen von Lymphkörperchen mit einer gemeinschaftlichen Haut umgeben, die muthmaassen liesse, dass sie in einer Mutterzelle gebildet wären. — Es erwies sich indessen, dass der Uebergang zu Lymphkörperchen vorwal- tend in unmittelbarer Nähe der Blutgefässe stattfand, und oft sah man ein Gefäss von solchen Körperchen dicht umlagert, während man in einigem Abstande davon nur die gewöhnlichen Bindegewebszellen gewahrte ; dies galt jedoch für die kleineren Gefässe, die nicht über 0,02—-0,03 Mm. im Durchschnitt massen , wohingegen ich in den deutlich faserigen Ad- ventitien der grösseren Stämme niemals Lymphkörperchen wahrgenom- men habe. Zwischen den Venen und Arterien schien in dieser Beziehung kein Unterschied statt zu finden;.ich habe um eine Arterie herum, die im-Lichten 0,0225 Min. maass und eine 0,005 Min. dicke Kreisfaserhaut besass), zablreiche., reihenweise geordnete Lympbkörperchen (Taf. XVi ‚Fig. 8) gesehen. Eintnäl sah ich mit Zuverlässigkeit ein Lymphgefäss 266 Dr. F. Th. Schmidt, das bloss eine einfache Reihe von Körnern enthielt, aus dem dichten, rings um die Verästelung einer Vene gelegenen Haufen heraustreten, um dem Venenstamme in die Tiefe zu folgen, von demselben nur durch einen schmalen Balken faserigen Bindegewebes getrennt. | Aus diesen Beobachtungen glaube ich mit Recht den Schluss ziehen zu können, dass die ersten Lymphkörperchen in den Tonsillen des Em-. bryo aurch eine eigene Umbildung und fortgesetzte Theilung der Binde- gewebszellen der Schleimhaut entstehen, und dass dieser Process von der unmittelbaren Nähe und dem Einfluss der kleineren Blutgefässe be- dingt ist. — In Bezug auf die letzien Enden oder vielmehr Anfänge der Lymphgefässe scheint es mir sich als das Wahrscheinlichste herauszu- stellen, dass diejenigen Bindegewebsräume oder Maschen, welche die auf diese Weise erzeugten und freigewordenen Körner einschliessen, in un- mittelbare Verbindung mit den sich gleichzeitig entwickelnden äussersten Verzweigungen der Gefässe treten. ; Es sind jedoch durchaus nicht alle Bindegewebszellen in der beihei- ligten Gegend, die zur Bildung von Lymphkörperchen verwendet werden; denn man trifft noch deren leicht zu erkennenden, länglichen, blassen, fein- gekörnten Kerne zwischen den umgewandelten Zellen, zwischen den von einander getrennten Gruppen von Lymphkörperchen,, ja sogar mitten in der dichtesten Infiltration, wo sie aber nur schwerlich in die Augen fallen, und es wird später nachgewiesen werden, dass sie noch bei schon längst ausgewachsenen Individuen, oder wahrscheinlich das ganze Leben hindurch sich als solche erhalten. Ich will an diesem Orte noch einen Rückblick auf gewisse Einzel- heiten der gleich nach der Geburt stattfindenden Verhältnisse thun,, die im Vorhergehenden nicht näher besprochen worden sind, und die sich genau den oben entwickelten Sätzen anschliessen, deren Richtigkeit sie mir noch stärker zu belegen scheinen. An dem (S. 240) erwähnten ganz jungen Füllen befanden sich in den sehr deutlichen Fasern des lockern submueösen Bindegewebes unter der Tonsille viele langgestreckte spin-' delförmige Kerne, die oft nur als Verdickungen der Fasern selbst er- schienen; aber gegen den Rand des folliculären Drüsengewebes hin ver- änderte das Bindegewebe sein Aussehen gänzlich; es ward einförmiger, ı fast unmerklich gestreift oder faserig und war sehr reichlich mit grossen, länglichen, blassen, feinkörnigen Kernen versehen, die man häufig. längs der Wände der Blutgefässäste gereihet sah. Zwischen diesen Ker- nen traten nun unverkennbare Lympbkörperchen auf, öfters zwei oder mehrere dicht an einander gedrängt, und immer zahlreicher, je näher der Grenze der dichten Infiltration mit ihrem reichen Blutgefässnetz. en Beim neugebornen Kinde findet man sowohl was die Tonsille als die) Pharynxtonsille anbelangt, eben dieselben Verhältnisse; die länglichen Kerne entsprechen genau denjenigen, die den Bindegewebszellen des limbryo angehören, und ich habe’ sie einzelne Male von kleinen: Zellen-" Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 967 körpern umgeben gesehen. ‚Auch hier habe ich zuweilen am Rande der Infiltration einzelne Zellen wahrgenommen, deren Form und Aussehen gänzlich denen der Lymphkörperchen entsprach, deren Grösse aber das den letziern eigenthümliche Maass überstieg. Ferner liegen die Lymphkörperchen oft rings um die Bluigefässe dicht angehäuft, und an ausgepinselten Präparaten zeigen Querschnitte der Gefässe sich hin und wieder mit einem freien und offenen canalarligen Raume umgeben, der nur von einzelnen, von der Gefässwand ausgehenden, feinen Fasern durchzogen wird. — Auch in der Schleimhaut der Zungenwurze! be- merkt man bei dem neugeborenen oder noch ganz jungen Kinde dicht unter dem Epithelium der Zungenbläschen eine reichliche Entwickelung von Bluigefässen, und zwischen diesen gewahrt man in dem feinge- streiften Gewebe sehr zahlreiche Zellenkerne verschiedener Grössen ‚und Formen, bald länglich, blass und gekörnt, bald rund, dunkler ge- zeichnet, zwei oder niehrere gerade neben einander, und es ist oft schwer oder gar unmöglich zu entscheiden, ob man wirkliche Lymphkörperchen oder nur kleine, dichtliegende Bindegewebszellen vor Augen hat. Die länglichen Kerne finden sich auch in der Schleimhaut von sol- chen Orten, wo auch später kein folliculäres Gewebe auflritt, z. B. in dem ganzen untern Theile des Schlundes, um die Kehlkopfsmündung ‚beruim u. s. w.; sie schienen mir jedoch minder zahlreich zu sein, und von den verschiedenen Uebergangsformen zu Lymphkörperchen gewahrte ich durchaus keine Spur. Wir haben im Vorhergehenden gesehen, dass wenn gleich das Folli- kelgewebe in der Schleimhaut der Mundhöhle und des Sehlundes bei einzelnen Thieren gänzlich zu fehlen oder wenigstens nur in sehr geringer Menge da zu sein scheint, so doch sein Auftreten so aligernein verbrei- tet ist, dass es keinem Zweifel unterliegt, dass es für die Regel zu halten sei. Es wird zwar häufiger in der Zungenschleimhaut und im "Schlundgewölbe als in den Tonsillen vermisst, aber auf der andern Seite ist die Uebereinstimmung des an diesen verschiedenen Orten Auftreten- den Drüsengewebes in jeder Beziehung so vollständig, dass man es nicht für eine krankhäfte Bildung in den Zungenbalgdrüsen , wo solchie vor- ‚handen sind, ansehen darf, ohne zugleich dasselbe Urtheil über die Ton- 'sillen und umgekehrt auszusprechen. Es hat sich auch erwiesen, dass "wenn auch unter einzelnen Individuen derselben Thierart Abweichungen ‘vorkommen können, diese doch im Ganzen wenig erheblich sind und in der Regel'nur den Grad der Eniwickelung und der Reichhaltigkeit betreffen, den das Follikelgewebe an einem gegebenen Orte erlangt hat, während im Gegentheil die Verschiedenheiten eine weit grössere Aus- dehnung und Bedeutung erhalten, wenn die eine Art mit der andern verglichen wird; und gerade dieses Verhältniss scheint mir noch stärker 268 -Dr. F. Th. Schmidt, darauf binzudeuten, dass das Ergebniss, wozu ich für jede einzelne Thierart gelangt bin, das wirklich normale sei. Die Beinerkung, womit Boeitcher') seine Meinung in: voraus gegen die Gründe zu schützen sucht, die aus Untersuchungen an Thieren wider ihn angeführt werden könn- ten, dass nämlich auch bei den Thieren Schleimhautkrankheiten, na- mentlich Katarrhe, vorkommen können, die seinem Dafürhalten nach an der Erzeugung des Follikelgewebes in den Zungenbalgdrüsen am meisten betheiligt sind, hat, scheint es mir, in der That nur geringes Gewicht den vielen äussern und innern Gründen gegenüber, die dafür sprechen auch diese Organe, wo sie wahrgenommen werden, für völli&normal anzusehen. Ich werde jetzt von einer andern Seite die Ergebnisse der milge- theilten Forschungen betrachten und zusammenfassen, um daraus näm- lich die allgemeinen Regeln für den Bau der Organe abzuleiten, die den Gegenstand meiner Untersuchungen ausmachten. Es sei mir indessen gestattet die Bemerkung vorauszuschicken, dass, obschon in vielen Fällen ein starker Anlass da sein mochte, diese Organe mit den übrigen follicu- lären Drüsen zu vergleichen und die von dem einzelnen Gliede hergeholten Erfahrungen auf die sämmtliche Gruppe derselben auszudehnen, ich es ‚doch für das beste gehalten habe, dies so viel als möglich zu unter- lassen. Wie unverkennbar auch die nahe Verwandischaft zwischen allen diesen Organen sein mag, und namentlich zwischen den in verschiedenen Schleimhäuten entwickelten Drüsen, so ist doch immer eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür da, dass an verschiedenen Orten Abweichun- gen unler einander in verschiedenen Beziehungen stattfinden können, so dass das Bild, welches die an einem Orte obwaltenden Verhältnisse ge- nau wiedergiebt, deswegen nicht auch für den andern als vollkommen richtig vorausgesetzt werden darf. Das in den folgenden Zeilen zu Ent- wickelnde gilt demnach ausschliesslich für das in der Mundhöhle und dem Schlunde auftretende Follikelgewebe, und ich werde in der Regel keine Rücksicht darauf nehmen , ob meine Beobachtungen mehr oder weniger genau mit den von andern Verfassern mitgeiheilien Schilderungen des entsprechenden Gewebes in andern Theilen des Körpers übereinstimmen oder nicht. Wenn wir die verschiedenen Korean und die verschiedene Verbrei- tung des follieulären Drüsengewebes der Mundhöhle und des Schlundes im Zusammenhange übersehen, so drängt sich uns zuerst die Bemerkung auf, dass die Erscheinung desselben durchaus nicht einzig und allein auf die Tonsillen, die Zungenbalgdrüsen und die Pharynxtonsille beschränkt ist, sondern dass es auch an andern mehr oder minder entfernten Orten aufireien kann, ja dass man sogar bei gewissen Thieren in grosser Aus- dehnung die ganze Schleimhaut in eine einzige zusammenhängende Drü- senmasse umgebildet findet. Diese Fähigkeit > Follikelgewebe zu ei- zeugen, tritt jedoch am meisten auf der Zungenwuradl; in der Rachen 4) 1,c.:8. 246. je ” Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle ete. 2368 enge und dem obern Theile des Schlundes hervor, und die genannten begrenzten Organe erweisen sich als die Brennpunkte, an welchen sie vorzugsweise sich äussert, und an die sie, wie es scheint, sich oft aus- schliesslich hält. Unter diesen, gegen einander verglichen, nehmen wiederum die Tonsillen den Vorrang ein : in ihnen zeigen sich im Embryonalleben die ersten Spuren von Follikelgewebe, hier erreicht es im Allgemeinen seine höchste Entwickelung, und hier findet es sich zuweilen ganz allein, wäh- rend es an den beiden andern Orten fehlt. — Kölliker hat die Tonsillen zusamınengeselzte Balgdrüsen genannt, ein Ausdruck , der durchaus ge- nau ihren Bau bein Menschen und der Mehrzahl der Thiere bezeichnet: die einlachern Formen hingegen, die diese Organe bei einigen Thiergat- tungen bewahren, z. B. bei den Nagern , den Insecienfressern und den Raubthieren , sind im Grunde nur durch ihre ansehnlichere Grösse von einfachen Balgdrüsen verschieden. Es ist bereits von mehreren Verfassern nachgewiesen worden, unter andern von Billroih') , Henle?) und Arause°), dass die Lymphinfiltration sich ganz bis an das Epithel erstrecken kann, oder wenigstens so weit gegen dasselbe hinaus, dass nur eine sehr dünne Bindegewebslage die oberflächlichen Lymphkörperchen von den tiefsten Epithelialzellen schei- det. Wir haben gesehen, dass dies die durchgängige Regel ist, wo das Kollikelgewebe eine einigermaassen grosse Entwickelung erlangt hat, und namentlich gilt es one Ausnahme für die Wandungen der Höhlen, wäh- rend ianpilen. z.B. an den Tonsillen des Schweines, unter dem Epithel dei Oberfläche sich noch eine freie ehe von ansehnlicher Dicke findet; in den meisten Fällen aber fehlt auch diese, und sowohl auf der Ober fläche als auch in den Wandungen der Höhlen werden Lymphkörperchen und Epithelialzellen nur durch eine äusserst «dünne homogene Haut, der »basement membrane« der Schleimhaut, geschieden. Auf der Oberfläche einer Zungenbalgdrüse eines erwachsenen Mannes fand ich die Dicke dieser Haut, nachdem selbst die am oberflächlichsten gelegenen Maschen durch Auspinsela von Lympbkörperchen waren ge- reinigı worden, = 0,002 Mm. — Das Verhalten der Schleimhautpapillen anbelangend, haben sich viele Verschiedenheiten kund gegeben, und zwar nicht bloss zwischen den einzelnen Thierarten, sondern hin und wieder zwischen Individuen der nämlichen Art, ja sogar zwischen „übri- gens übereinstimmenden Drüsen eines und in Individuums.’ Bald sind sie sowohl auf der Oberfläche als auch in den Höhlen stark ent- wickelt, bald nur klein und zerstreut, und häufig fehlen sie gänzlich. Dass die Papillen , wie Boettcher *) es angegeben , von Lymphkörpeichen te. 5.433. ) 1. ec. 8. 207. 3) 1.c. S. 449. 4) 1. c. 8. 212. 4 270 -Dr. F. Th. Schmidt, infiltrirt werden können, hatte ich bereits im Vorhergehenden ein paar Mal Anlass zu bestätigen, und ich will nur noch hinzufügen, dass es mir in Mal gelang am Rande eines sehr dünnen, ausgepinselten Schnittes Papillen wahrzunehmen, deren sämmtliches Gewebe in das gewöhnliche feine Netz mit engen Maschen aufgelöst war (Taf. XV, Fig. 9). Es scheint mir auch keinem Zweifel zu unterliegen, dass die Papillen auf diese Art und Weise allmählich da zu Grunde behen können, wo sie fruher existir- ten, es darf jedoch nicht übersehen werden, dass ganz ge@'s:s Fälle vor- kommen, in denen sie regelmässig gar nicht zur Entwickelung gelangen ; sie fanden sich z. B. nicht in den Tonsillenhöhlen bei dem ganz jungen Ferkel, wo man ja nicht voraussetzen konnte, dass sie schon geschwun- den wären, und vergleicht man die Verhältnisse beim Füllen und dem ausgewachsenen Pferde, so scheint es auch nicht annehmbar, dass bei diesem T'hiere je Papillen in den kleinen Nebenhöhlen der Tonsillen und N existirt haben. Henle') scheint die lockere submucöse Schicht für det eigentlichen Ausgangspunkt oder für den Hauptsitz des folliculären Gewebes der Schleimhäute anzusehen, obschon dies in einem gewissen Grade mit seiner eigenen Beobachtung”) im Widerspruch steht, dass nämlich »die ciinlelo hr Sehicht«, wo sie eine geringere Mächtigkeit besitzt, das Bin- degewebe der ebenitehen Schleimhaut einnimmt und sich Bahizlich bis an das Epithel hinaus erstreckt. Ich habe stets die ersten Spuren und die wenig entwickelten Formen des Follikelgewebes in den festeren, diehteren, oberflächlichen Schichten vorgefunden, die mit ihrem eignen Netze von feineren Gefässzweigen versehen sind, niemals aber in dem tiefer liegenden lockern Bindegewebe, das die traubenförmigen Drüsen einhüllt und den grösseren durchgehenden Gefässstämmen als Träger dient ; selbst wo das Drüsengewebe eine ansehnliche Dicke erreicht, ver- breitet es sich doch nicht in das eigentliche submucöse Bindegewebe, sondern grenzt sich sogar deutlicher und deutlicher durch eine Art Kap- sel von demselben ab, die, übereinstimmend mit Kölliker’s Schilderung, am Rande der Drü nmasse ın die Schleimhaut selbst übergeht. Um die, völlig entwickelten Tonsillen und Zungenbalgdrüsen,, und überhaupt wo es zur Bildung wirklicher Follikel gekommen ist, vermisst man diese be- srenzende Lage niemals, die vorzüglich rings um die zuerstgenannten Organe von srhöblicher Stärke ist ud einen reekinmikekie blätterigen Bau besitzt. Wenn man, am besien bei einem grösseren Thiere, flache Schnitte von der tiefsten Schickt der Tonsille oder vielmehr von ihrer Kapsel untersucht, die stets mitfolgt, wenn das Organ aus dem submu- cösen Bindegewebe herausgeschält wird, so findet man dieselbe aus 3—h mit elastischen Fasern reichlich versehenen, membranartig ausgebreite- ien Bindegewebslagen zusammengesetzt, die nach innen zu gegen die N 4)'1.6. 8. 22 Y, %:6, 8, 2M. Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 371 eigentliche Drüsenmasse hin stets dichter und feiner, mehr zusammen- hängend und regelmässig geflochten auftreten. Die innerste dünne Lage zeigt nur sehr feine, parallele, leicht buchtige oder wellenförmige Sirei- fen und scheint zunächst dem homogenen (Reschert!'schen) Bindegewebe anzugehören; sie zeichnet sich ausserdem durch zahlreiche blasse,, aber scharf eontourirte, flache, längliche, fein gekörnte Kerne aus (Taf. XV1, Fig.9,10 u.41 a), die in der Regel in der Richtung der Streifen, oft nur in geringem Abstande von einander liegen. An Chromsäurepräparaten sind diese Kerne .lhon ohne Anwendung andrer Reagentien sehr leicht zu er- kennen, während sie nur schwer an Präparaten, die in Weingeist erhärtet sind, in die Augen fallen; am deutlichsten habe ich sie beim Schweine und Pferde wahrgenommen, wo sie im Durchschnitt ungefähr 0,0142 Mm. lang und 0,007 Mm. breit waren; ich habe sie aber auch bei mehreren andern Thieren und bei dem erwachsenen Menschen angetrof- fen, und ich zweifle nicht daran, dass sie immer zugegen sind. Sie stim- men gänzlich mit den früher beim Füllen und dem neugebornen Kinde beschriebenen Zellenkernen überein, und bei dem ausgewachsenen Thiere wiederholt sich derselbe Gegensatz wie bei jenen zwischen diesen Kernen und den dunkleren, spindelförmigen, die noch einigermaassen häufig in den unregelmässig verflochtenen Zügen des submucösen Bindegewebes gefunden werden; jedoch nimmt man an beiden Orten Uebergangsformen wahr, so dass die für jede einzelne Ari charakteristische Form nur beim Vorkommen einer grösseren Zahl gleichartiger Kerne in den verschiedenen Schichten hervortritt. — Die in dem submucösen Gewebe erscheinenden Kerne entsprechen gänzlich jenen, die von Bruch!) an mehreren Orten in derselben Schicht beobachtet worden sind, und es scheint, als habe dieser Verfasser auch die blassen, länglichen Kerne in dem mehr homo- genen Bindegewebe (»in einer feinkörnigen, blassen, streifigen oder welligen Bindesubstanz«°)) gesehen; er ist aber nicht im Reinen damit, ob diese letzteren »in einem nähern Verhältniss zum Binde- ‚gewebe stehen, oder einem andern Gewebe, das diesem beigemischt ist (Nerven?) angehören, oder ob sie endlich nur als unbestimmte, verein- zelte Zwischenformen, Verkümmerungen oder Monsw#isitäten anzusehen seien, die in allen Geweben vorzukommen scheinen«. In Folge dessen, was ich im Embryonalleben und in der nächsien Zeit nach der Geburt wahrgenommen habe, scheint das Erste mir unzweifelhaft der Fall zu sein: die Kerne in den Geweben des ausgewachseuen Thieres sind Ab- kömmlinge der ursprünglichen, sich stets fortpflanzenden Bindegewebs- zellen, und ihre verschiedenen Formen stehen in einem bestimmten Ver- hältnisse zu der in verschiedener Richtung gehenden Entwickelung der- jenigen Schicht, der sie angehören. — In den äussern Lagen der Kapsel finden sich noch grössere Gefässstämme , von ziemlich zahlreichen und 4) Zeitschr. f. wissensch. Zoologie Bd. VI. 4855. S. 468. 2) 1. c. S. 192. | Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XIII. Ba. ’ 18 272 | Dr. F. Th. Schmidt, starken Nervenfasern begleitet; aber in der innersten Schicht haben sich die Gefässe in ein Netz kleinerer, unter einander anastomosirender Aeste aufgelöst und längs der Wandungen der letiztern sieht man schon, wie es früber bereits mehrmals berührt wurde und später näher besprochen werden soll, die ersten Spuren der Bildung von Lymphkörperchen. Nach innen gegen das Drüsengewebe hin geht das feine Fasernetz unmittelbar von der innersten Lage der Kapsel aus, und diese Lage gehört in so fern 7 schon selbst auch zu dem folliculären Gewebe: sie ist nur die tiefste zu- 7 sammenhängende Schicht des Gewebes, das übrigens in seiner ganzen Dicke von Lympbkörperchen durchzogen und in ein Netzwerk aufgelöst ist, in dessen Maschenräume dieselben eingeschlossen sind. Kehren wir nun zu der Frage zurück, was als das Muttergewebe der folliculären Schicht anzusehen sei — das submucöse Bindegewebe oder die Schleimhaut selbst, so scheint es mir am richtigsten,, wie bereits im Vorhergehenden zu wiederholten Malen geschehen ist, Kölliker’s Bezeich- nung der interfollieulären Substanz als »eine modifieirte eigentliche Schleimhaut« auf die sämmtliche Drüsenmasse auszustrecken. Zur nähe- ren Begründung hievon will ich nur noch auf das öfters erwähnte Ver- halten hindeuten, dass das Blutgefässnetz im Drüsengewebe eine reichere Entfaltung des Netzes ist, das in der nächsten Umgegend die unverän- derte Schleimhaut durchwebt. Aber gleichzeitig trage ich kein Bedenken mich für die Ansicht zu erklären , die man ursprünglich Brücke?) und Leydig*) verdankt, und die wenigstens bis auf einen gewissen Grad auch | Billroth?) zu ihren Anhängern gezählt hat, die aber in der spätern Zeit mehr in den Hintergrund getreten zu sein scheint und sogar in einzelnen Forschern bestimmte Gegner gefunden hat, nämlich dass die Adventitien der kleineren Blutgefässe die wirklichen und eigentlichen Ausgangspunkte für die Lymphbildung sind. Die Gründe, auf die ich mich in dieser Be- | ziehung stütze, werden schon aus dem hervorgehen, was ich mehrere ° Male über den nahen Anschluss der Lymphkörperchen an die Wandun- gen der Blutgefässe mitzutheilen Gelegenheit hatte, und es wird genügen das ins Gedächtniss zurückzurufen was wir während des Embryonal- © lebens und in der nächsten Zeit nach der Geburt wahrgenommen haben; — sie werden aber, wie ich hoffe, aus dem weiterhin Folgenden noch mehr hervorleuchten. — Wir sahen das folliculäre Gewebe unter sehr verschiedenen Formen auftreten: bald als eine spärliche Ablagerung von LY mpbkör perchen rings um die Verzweigungen einzelner Blutgefässe oder als eine weit verbreitöte einförmige Inkltration der Schleimhaut, bald als begrenzte, einzelnstehende Follikel , bald endlich als eine zusammen-- hängende Masse, in der eine mehr oder minder reichliche Zwischensub- ° stanz die zahlreichen Follikel trennt oder eher vereinigt; zwar hat es sich 4) Zeitschr. der k. k. Gesellsch. d. Aerzte zu Wien 4853. 2) Untersuch. üb. Fische u. Reptilien. Berlin 1853. 3) 1. ce. S. 436, Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 273 im letzten Falle als eine unabänderliche Regel ergeben, dass auch die Zwischensubstanz von Drüsengewebe gebildet wird, es findet aber gleich- ' wohl zwischen ihr und den Follikeln ein sehr hervortretender und be- stimmt ausgeprägter Gegensatz statt. Diese Formen treten jedoch nicht ohne Unterschied auf —- sie sind . sowohl vom Orte, wossie sich finden, als auch vom Alter und Ernäh- rungszustande der Individuen abhängig. An den auserlesenen Punkten, den eigentlichen Heerden des Drüsengewebes, ist die letzte Form die un- bedingt vorwaltende, während sich die erste mehr in einem gewissen Abstande von ihnen häli, in der Peripherie der Gegenden, wo die Bil- dung des folliculären Gewebes überhaupt stattfindet; auf der andern Seite findet man im Embryonalleben und zum Theil noch i in der nächsten Zeit nach der Geburt nur die formlose Inültration, wohingegen man in dem ausgewachsenen, wohlgenährten Körper — abärbehen von den we- nigen Thiergatiungen , denen vielleicht das Enter überhaupt fehlt — nur selten oder nie, wirkliche Follikel vermisst. Es geht hieraus zur Genüge hervor, dass die unbegrenzte Infiltration die niedere Form ist, die zwar an einzelnen Orten auf demselben Punkie stehen bleibt, in der Regel aber sich am Ende begrenzt und Follikel erzeugt; es lässt sich somit mit Bezug auf den normalen Bau einer entwickelten Tonsille oder Zungen- balgdrüse nicht läugnen, dass die Follikel ein wesentliches Glied derselben ‚ausmachen. — Man wird übrigens aus obiger Schilderung ersehen, dass ich in mehreren Beziehungen mit Henle’s und Boeitcher’s Auffassung über- einstimme und die Entwickelung des folliculären Gewebes für eine grad- weise zunehmende Infiltration ansehe, in der nach und nach immer meh- rere und mehrere kleine Haufen Lymphkörperchen unter einander zu- sammenfliessen, bis die Abgrenzung in der Tiefe, die Umkapselung, schliesslich erfolgt und sich die Follikel in der bisher einförmigen Masse ausgraben. Die Blutgefässe machen eine wesentliche Bedingung für die Bildung der Lymphkörperchen aus, und von der Art und Weise, wie sie ‚sich in der Schleimhaut u ist es zu einem gewissen ware ab- hängig, welche Form das Drüsengewebe zuleizt nn soll: — sind die eigentlichen Schleimhautäste weniger zahlreich und weit von einan- der entfernt, so zeigt sich die Infiltration von Anfang an bloss in Flecken geringer Ausdehnung rings um dieselben und kann schliesslich zu soli- tären Follikeln (z. B. in dem tiefern Theile des Schlundes des Schafes) übergehen; wo dagegen sich die Gefässe unter einander in ein dichieres ‚Netz vereinen, tritt zuerst eine ausgebreitete Infiltration auf und in dieser zuletzt die angehäuften Follikel. Ich muss jedoch ausdrücklich hervor- heben, dass ich keineswegs darin mit Henle') einverstanden sein kann, „auch die Begrenzung der Follikel für »eine Zufälligkeit« zu halten, die auf eigenthümlichen Structurverhältnissen des infiltrirten Gewebes be- 2) 1,6C.89,.1220, en ee % 274 | Dr. F. Th. Schmidt, ruben; nach meiner Ansicht sind sie aus einer eigenen innern Thätigkeit des im voraus gebildeten Drüsengewebes ER IRRDTER das erst hie- durch seine höchste Entwickelung erlangt. Um in einem Gesammibilde die charakteristischen anslee der Follikel und das Verhalten dieser zu der übrigen Drüsenmasse zu über- sehen und zu beurtheilen, wird es indessen nöthig sein, die einzelnen Bestandtheile des Drüsengewebes überhaupt zu betrachten; ich werde jedoch einen der wesentlichsten übergehen, nämlich die in den Maschen enthaltenen Lymphkörperchen , indem ich in Betreff ihrer nichts zu dem schon längst Bekannten hinzuzufügen habe. Das Fasernetz (Reticulum) ist von mehreren Verfassern einer so sorg- fältigen und allseitigen Untersuchung unterzogen worden und namentlich von His!) und später von Frey *) so erschöpfend behandelt, dass ich be- züglich desselben mich auf ganz wenige Bemerkungen beschränken werde. — In der interfolliculären Substanz ist es stets verhältnissmässig stark und fest und lässt sich an passend erhärteten Präparaten im All- gemeinen leicht auspinseln, so dass man es in grösserer Ausdehnung von Lymphkörperchen völlig frei übersehen kann. Die Form und Weite der Maschen anlangend, gewahrt man einen beträchtlichen Unterschied, je’ nachdem das Gewebe dicht rings um scharf begrenzte Follikel sich findet oder in schmalen Balken zwischen solchen längs ihrer Ober- fläche zusammengedrückt ist, oder wo es in der Nähe grösserer, be- sonders arterieller Blutgefässe oder auch in den peripherischen Schichten der sämmtlichen Drüsenmasse an Lymphkörperchen weniger reich, we- niger von ihnen ausgedehnt ist, oder endlich wo es sich in grösserer Menge zwischen den Follikeln ausbreitet: — in dem letzten Falle trifft man vorwiegend rundliche oder polygonale Maschen und feinere Balken, die jedoch sehr häufig in den Knotenpunkten membranartige Ausbrei- tungen bilden , zuweilen von erheblicher Grösse und hie und da so vor- wahend; ds das ganze Netz das Ansehen einer durchlöcherten Mem- bran gewinnt; unter den ersteren Bedingungen sieht man dagegen weit ausgezogene enge Maschen und oft dickere, wenig verästelte, zuweilen fein gestreifie Balken. Einzelne Male habe ich derariige dicke Netzbalken s leicht buchtig oder gewunden und mit einer dünnen, membranartigen Scheide, so wie man sie an mehreren Orten rings um die Bindegewebs- bündel wahrgenommen hat, umgeben gefunden; die (Taf. XV, Fig. 10) _ miigetheilte Abbildung stellt einen solchen Neizbalken aus einer Lymph- drüse des Schweines dar, entspricht jedoch völlig dem, was ich auch n den Tonsillen und der Pharynxtonsille bei mehreren Thieren, wenn auch nur selten, wahrgenommen habe. — Für die Follikel gilt es als Regel, dass ihr Netz zarter als das der Zwischensubstanz ist; der Grad aber, in dem dieser Unterschied hervortritt, ist sehr erwähiudn und scheint bei 3 4) Beitr. z. Kenntniss d. z. Lymphsyst. geh. Drüsen. Zeitschr. f. wiss. Zoologis | Bd. X. 37.1: ©: Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 275 einem und demselben Individuum in umgekehrtem Verhältniss zur Grösse der Follikel oder vor Allem zur Schärfe ihrer Begrenzung zu stehen. Es ist gar nichts Seltenes, dass man an einem und demselben Schnitte Fol- likel trifft, in denen das Netz durch ein leichtes Auspinseln beinahe gänz- lich verloren gegangen ist, und daneben andere, in welchen es noch durchaus vollständig gefunden wird ; das Netz in den Follikeln und der angrenzenden Zwischensubstanz auf einmal zugleich ganz von Lymph- körperchen befreit darzustellen, ist mir noch niemals gelungen. Ich be- streite nicht die Richtigkeit der Aussage Henle’s'), dass das Netz im In- nern der Follike! zuweilen gänzlich fehlen kann, glaube jedoch bemerken zu müssen, dass man nicht immer das Verhältniss wahrnimmt, welches auch Billroih?) als das normale beschreibt, dass sich nämlich das Netz gradweise von der Mitte gegen den Umkreis des Follikels hin verdichtet ; während dieses solchermaassen in den einzelnstehenden und in gewissen unvollständig begrenzten angehäuften Follikeln der Tonsillen des Hundes 2. B. deutlich hervortriit, sieht man im Gegentheil in den scharf begrenz- ten, geschlossenen Follikeln, z. B. beim Schweine, sehr oft bloss spär- liche Ueberbleibsel des Netzes unmittelbar von der Innenseite ihrer Kap- sel ausgehen, die sich nach aussen zu gradweise in das interfolliculäre Netz (Taf. XV, Fig. 41 u. 12) auflöst. In den Follikeln sind demnach die Netzbalken vorwaltend von der feinsten Art und weniger geneigt mem- branartige Ausbreitungen von einiger Grösse zu bilden; man trifft jedoch hie und da, sogar in der Mitte der Follikel , einzelne gewöhnlich starke, gestreckte Fasern, von den Haargefässschlingen ausgehend, und ich muss der von mehreren Verfassern angeführten Muthmassung beipflichten, dass dies geschlossene Haargelässe sind, im Begriff sich zu Bindegewebe um- zubilden. — Die bekannten länglichen Kerne in den Netzbalken und vor- zugsweise in ihren Knotenpunkten habe ich bei sämmtlichen untersuch- ten Thieren angetroflen ; sie sind aber im Ganzen von keiner erheblichen Zahl, so dass man nicht selten das Netz in grösserem Umfange durch- suchen kann, ohne auch einen einzigen zu gewahren. Man findet jedoch in dieser Beziehung oft einen bemerkenswerthen Unterschied sogar an Präparaten die einem und demselben Individuum angehören. Bei dem ganz jungen Thiere sind die Kerne vielleicht etwas häufiger als in dem entsprechenden Organ des erwachsenen ; zuweilen aber habe ich sie auch bei diesem an einzelnen Orten in auffallender Menge angetroffen. In den Follikeln treten sie seltner auf als in dem interfolliculären Netze. — . Es ist leicht erklärlich, dass diese Kerne, die meistentheils so spärlich vorgefunden werden, zufällig der Aufmerksamkeit Henle’s?) entgangen sein können; eine Verwechslung mit Querschnitten von Faserbündeln möchte indessen gewiss nicht leicht stattfinden können, und wenn Henle sagt, 276 Dr. F. Th. Schmidt, dass es ihm augenblicklich einleuchtete, dass er einzig und allein der- artige Querschnitte vor sich hatte, so kann man sich kaum einiger Ver- wunderung darüber erwehren, dass er so leicht andern ausgezeichneten Forschern diesen Irrthum habe zumuthen können. — Die Kerne im Netze sind vielleicht durchschnittlich etwas kleiner als jene, die sich,in der in- nersien Schicht der Tonsillenkapsel finden, sie stimmen aber übrigens in jeglicher Beziehung mit ihnen überein, und ich halte es durch die Unter- suchung der ersten Entwickelung des Drüsengewehet für hinlänglich er- wiesen , dass sie ganz von der nämlichen Art und demselben Ursprung sind. — Die bindegewebige Natur des Netzes ist jetzt fast einhellig an- erkannt, und ich werde mich nicht bei einer weiteren Begründung des Satzes Sulhalen, der mir aus einem Vergleiche der verschiedenen Ent- wickelingsfarnien deutlich bee scheint, dass nämlich das Fa- sernetz in den hier besprochenen Organen durchgängig dasselbe Gewebe ei, das die Adventitien der Gefässe der Schleimhaut und die Schleim- haut‘) selbst bildet: durch die Entwickelung der Lymphkörperchen wird dieses Gewebe zersprengt und löst sich in das Netz auf, dessen Feinheit in geradem Verhältnisse zur Menge der in den Maschenräumen angehäui- ten Körperchen steht. Mit der Ansicht Henle’s?), dass die durch starke Fül- lung der Maschen ausgespannten Balken zuletzt atrophiren, bin ich, na- mentlich was die Follikel selbst betrifft, ganz einverstanden. Unter den Blutgefässen haben die Venen, wie bereits Kölliker?) an- gedeutet hat, ein entschiedenes Uebergewicht über die Arterien. Während die kleinen Arterien in der Regel das Drüsengewebe einzelweise und in einem mehr gestreckien Verlaufe durchbohren, sieht man oft die zabl- reichen Venen, deren Weite innerhalb des Dr üsengewebes sÜ'sen 0,05 Mm. erreicht, starke und dichtstehende Ausbuchtungen bilden (Taf. XVI, Fig. 1). Die Art und Weise, wie die Gefässe sich verästeln, ist im Wesentlichen überall dieseibe, so wie sie schon bei mehreren Gelegenheiten dargestellt Ei worden ist: — nachdem sie in das Drüsengewebe selbst eingedrungen ' sind, lösen sie sich in ein reiches Netz grösserer und kleinerer unter ein- ander anastomosirender Aeste auf, das vorzugsweise an der Oberfläche, gerade unter dem Epithelium dicht und fein ist, und von da Schlingen in die Papillen, wo deren vorhanden sind, hineinsendet. Während aber das Gefässnetz in der ursprünglichen einfachen Infiltration ziemlich einförmig die sämmtliche Masse durehwebt, wird das Verhalten ein ganz anderes, 4) Brücke hat (Sitzunssbesicht d. math.-naturw. Kl. d. „Wiener Akad. 1853 im Januarheft) von dem submucösen Bindegewebe behauptet, dass es, abgesehen von 1 den Scheiden der Nerven, durchgängig aus Faserbündeln besteht, die theils die Ad- ventitien der Blut- und Lymphaelisise bilden, theils sich von ihnen losreissen, umdie Zwischenräume auszufüllen. Dasselbe lässt sich von der Schleimhaut selbst behaup- ten, die mit einem viel dichteren Gefässnetz versehen ist; nur darf man nicht diein ihrem Gewebe enthaltenen bindegewebigen Kerne und Zellen ausser Acht lassen. 2),'1:.8,:9..218: 3) Gewebelehre S. 376. Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 277 2 sobald sich in derselben Follikel entwickelt haben: hier wird das stär- kere Gelässnetz zusammengedrängt und auf die Zwischensubsianz einge- schränkt, und in bestimmtem Gegensatze zu dieser erscheinen die Folli- kel nur mit äusserst feinen Aesten und wahren Haargefässen oder sogar ausschliesslich nur mit. den letzteren versehen. Es ist bereits öfter be- merkt worden, dass man hin und wieder ein einzelnes grösseres Gefäss durch einen Follikel gehen sieht, ohne diesem eigentlich anzugehören ; dies ist aber, ich wiederhole es, nur eine verhältnissmässig seltene Aus- nahme, eine zufällige Abweichung von der allgemeinen Regel. In den unvollkommen abgegrenzten Follikeln ist der Uebergang vom interfollicu- lären zum follieulären Gefässnetz minder scharf; von jenem reissen sich unmittelbar die Aesichen los, die sich in diesem auflösen; ist aber der Follikel ganz geschlossen, mit einer dicht zusammengedrängten Kapsel umgehen, so verbreitet sich in dieser ein Neiz der feinsten Zweige, und von da aus werden wiederum Haargefässe in das Innere hineingesandt. Die solitären Follikel verhalten sich auf eine etwas. verschiedene Weise, insofern sie in ihrer peripherischen Schicht stärkere Gefässe besitzen; diese äussere Schicht entspricht meinem Ermessen nach dem Theil der Zwischensubstanz , der jeden einzelnen der angehäuften Follikel unmit- telbar umgiebt und ihm angehört. — Der Gefässreichthum der Follikel muss, wie bereits von mehreren Verfassern anerkannt worden, im Gan- zen als ziemlich gering bezeichnet werden; es finden jedoch in dieser Be- ziehung nicht unerhekliche Verschiedenheiten statt, vorzugsweise, so ‚scheint es zwar, zwischen Tbieren verschiedener Gattungen, aber auch, wenn gleich in geringerem Grade, zwischen den einzelnen Follikeln hei einem und... ıaselben Individuum. Beim Schweine, das unter allen die am meisten scharf begrenzten Follikel besitzt, sind diese weit ärmer an Ge- fässen als bei den meisten andern Thieren, und gar nicht selten habe ich an gut injieirten Präparaten nur ganz wenige, weit offne Schlingen von Haargelässen die sehr grossen Follikel durchbohren gesehen, wäh- rend ich im Gegentheil die einzeln vorkommenden kleinen und un- deutlich begrenzten Follikel reichlicher mit Gefässen versehen angetroffen habe. Dies deutet darauf hin, dass der Reichthum an Gefässen so wie die Stärke des Faserneizes in einem umgekehrten Verhältniss zu der mehr oder minder vollkommenen Abgrenzung des Follikels sieht — ein Satz, den ich jedoch nicht unbedingt als einen allgemein geltenden aufstelleıt darf. — In den Feollikeln ist ein radiärer Verlauf. der Gefässe die allge- meine Regel; gewöhnlich anastomosiren sie in den äusseren Lagen häu- figer mit einander, werden nach innen an die Mitte hin allmählich weni- ger zahlreich und umschreiben ‚grössere Maschen, und hinterlassen bei einigen Thieren in den meisten Follikeln zuletzt einen ganz gefässlosen Raum, der an einzelnen Schnitten wie mit einem unvollkommenen Ge- fässkranze umgeben erscheinen kann. Schlingenförmige Anastomosen und Umbiegungen sieht man sehr oft, wiewohl nur seltner, z: B. in den Ton- 278 Dr. F. Th. Schmidt, sillen des Pferdes, in einem solchen Grade hervortreten, dass man das ganze Gefässnetz als von Haargefässschlingen gebildet bezeichnen kann. Die (Taf. XVI, Fig. 2) dargestellten Follikel der Phärynxtonsille des Hun- des geben im Ganzen ziemlich genau das Bild der Grundform wieder, die man in der Regel in der Gefässverzweigung als bald mehr, bald weniger regelmässig bewahrt und mit engeren oder weiteren schlingenförmigen Verbindungen wiederfindet. In den sehr gefässarmen Follikeln, z. B. beim Schweine, sieht man wohl meistentheils nur ein unregelmässiges, weitmaschiges Netz, oder vielmehr nur einzelne, spärlich anastomo- sirende Haargefässe; aber nichtsdestoweniger kann man in vielen Fällen auch hier die vorwaltende Form der Gefässverzweigung wiedererkennen. — Selbstverständlich wird übrigens das Aussehen ein ganz verschiedenes, je nachdem der Schnitt die Mitte des Follikels getroffen hat oder nicht. Ehe ich die Blutgefässe verlasse, habe ich noch der von His!) be- schriebenen Adventitialzellen zu erwähnen, die in allen folliewlären Drü- sen in einer solchen Zahl vorzukommen scheinen, dass schon dieser Um- stand voraussetzen lässt, sie seien von wesentlicher Bedeutung. Man überzeugt sich bei dem ausgewachsenen Thiere am leichtesten von ihrem Dasein an den Rändern des Drüsengewebes, in der innersten Schicht der Kapsel oder an Orten, wo die Lymphkörperchen nicht in grosser Menge angehäuft sind, so z. B. in dem vordern Theile der Zunge des Schweines, in dem Schlunde des Schafes und den Papillen an seiner Zungenspitze, im Bande der Pharynxtonsille des Ochsen. In der nächsten Zeit nach der Geburt findet man sie beinahe allenthalben ohne Schwierigkeit. — In der deutlich fasrigen Adventitia der noch kenntlich arteriellen Gefässe habe ich nur schwache Spuren dieser Zellen bemerkt, und sie scheinen mir, wenn auch vielleicht nicht ausschliesslich, jedoch in einem weit vor- waltenden Grade den Venen anzugehören. Die Adventitien der kleinsten Venen bestehen bekanntlich ganz im Allgemeinen, aus einem undeutlich faserigen oder homogenen Bindegewebe mit länglichen Kernen, und die letztern sind zweifelsohne, wenigstens in ihrem Ursprunge, Andeutungen von Adventitialzellen, die in dem Gewebe, das Lymphkörperchen zu er- zeugen bestimmt ist, eine so hervortretende Entwickelung erreichen. Man findet sie hier, gänzlich in Uebereinstimmung mit der Aussage His’s, rings um die kleinsten Gefässe nur spärlich und vereinzelt, während sie um etwas stärkere Venen, vorzugsweise um solche, die ungefähr 0,02— “0,03 Mm. oder etwas mehr im Durchschnitt messen, oft in einer ein- fachen oder sogar mehrfachen Lage angehäuft sind. Ihre leicht in die Augen fallenden, meisientheils ungefähr 0,01 Mm. langen und 0,007 Mm. breiten Kerne haben, was gleichfalls von His anerkannt ist, ein vollkom- mene Aehnliechkeit mit den Kernen in den Knotenpunkten des Netzes; ich unterlasse jedoch nicht zu bemerken , dass während es mir zweifel- 41) 1. c. S. 339. Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 279 haft oder wenigstens nicht ausgemacht zu sein scheint, in wie fern die letztern mit ihrem sets einförmigen, unveränderlichen Aussehen, in der Regel noch existirenden »saftführenden « Zellen angehören, denen irgend eine bedeutendere Rolle vorbehalten ist, habe ich mich vollständig davon überzeugt, dass dicht an den Gefässwänden stets wirkliche Zellen vorge- funden werden, die Leben und eine fortdauernde Thätigkeit besitzen; aber diese unverkennbaren Zellen habe ich nie als sternförmig oder verästelt auftreten gesehen. — Doch die Frage, ob, nachdem die volle Entwickelung erreicht ist, irgend ein wesentlicher Unterschied bestehe zwischen den Adventitialzellen und jenen, von denen man wenigstens . die übriggebliebenen Kerne im Netze in einigem Abstande von den Ge- fässwänden sieht, werde ich nicht weiter zu beantworten versuchen: ich will hier nur hervorheben, dass sowohl Netzkerne als auch Adventitial- zellen jedenfalls von den ursprünglichen Bindegewebszellen abstammen, mögen diese sich auch vielleicht in verschiedener Richtung entwickeln, je nachdem sie in unmittelbarer Nähe der Blutgefässe oder in grösserem Abstande von ihnen gelagert sind. In den Scheidewänden zwischen den einzelnen Lappen der Tonsillen des Schweines und in der freien Schleim- hautschicht, die sich zwischen ihrem folliculären Drüsengewebe und dem Epithel der Oberfläche ausbreitet, finden sich Bindegewebskörperchen von der allgemein bekannten Form mit einem dunkelgezeichneten Kerne und feinen, geschlängelten Ausläufern ; aber so wie man sich einer Vene in der Peripherie des Drüsengewebes oder einer derjenigen nähert, die einzelweise die oberflächliche freie Schicht durchbohren, kommen die grössern, blassern Kerne und deutliche Adventitialzellen zum Vorschein ; — hier bat demnach eine verschiedene Entwickelung ursprünglich gleich- .artiger Zellen in der That stattgefunden ; -andrerseits muss aber bemerkt werden, dass die Gewebe, welche die gewöhnlichen Bindegewebskör- perchen enthalten, nicht dazu bestimmt sind in Drüsengewebe umgebil- det zu werden, und dass die Kerne im Netze durchaus jenen ähnlich sind, die dicht an den Gefässen liegen , während ihr Aussehen von dem der Bindegewebskörperchen gänzlich verschieden ist. — In dem dichten Drüsengewebe werden die Adventitialzellen im „Allgemeinen von den _ Lymphkörperchen verborgen, indem diese sich in der Nähe der Gefäss- wände schwieriger als in dem übrigen Theile des Neizes wegpinseln las- sen, und an Schnitten, die für ein vollkommenes Auspinseln dünn ge- nug sind, ist man selten im Stande die Gefässe in grösserer Ausdehnung zu verfolgen und vermag jedenfalls nur einen geringen Theil der ur- ‚sprünglichen Adventitia zu übersehen, von der sie nur noch einzelne Bindegewebsbündel oder eine sehr dünne Haut dicht um das Gefäss zeigen, während das Uebrige in das Netz aufgelöst ist; gleichwohl ge- lingt es aber auch hier öfters deutliche Zellen wahrzunehmen. In den Follikeln habe ich die Adventitialzellen nur sehr selten gesehen, ganz in Uebereinstimmung mit der allgemeinen Regel, dass sie sich nur äusserst 280 ‚Dr. F. Th. Schmidt, spärlich rings um die Haargefässe finden; dagegen bemerkt man sie et- was zahlreicher längs der Gefässe, die unmittelbar die Follikel um- spinnen. Die aus dem Drüsengewebe der Tonsillen heraustretenden oa gefässe haben wir bereits beim Embryo gesehen, aber auch bei dem aus- gewachsenen Thiere ist es ein leichtes sich davon zu überzeugen , dass sie in grosser Zahl vorhanden sind, bereit die Lymphkörperchen wegzu- führen. Fast in jedem Fetzen des die Tonsille zunächst umgebenden Bindegewebes findet man, wenn man ibn unter dem Mikroskope aus- breitet, ohne weitere Präparation schlauchförmige Räume oder Canäle, die,mit einem gewöhnlichen Gefässepithel ausgekleidet sind und eine viel dünnere Wand besitzen als die an Weite entsprechenden Venen. Auch nicht bei der am besten gelungenen Einspritzung habe ich die Injections- masse in diese Canäle übergehen gesehen ; sie erscheinen aber darauf, gerade ebenso wie wenn eine starke natürliche Blutanfüllung da ist, fast immer mehr oder minder mit Lymphkörperchen angefüllt, während sie im entgegengesetzten Falle sehr. oft leer und zusammengefallen sind. - Sie sind demnach Lymphgefässe, und der durch die Anfüllung der Blutge- fässe auf das Drüsengewebe ausgeübte Druck treibt die Lymphkörperchen in grösserer Menge in sie hinaus. — Bei grösseren Thieren, wie beim Pferde, Ochsen und Schweine, sind die Lymphgefässe in den äussern Schichten der Tonsillenkapsel stark genug um mit blossen Augen wahr- genommen zu werden, und lässt sich ohne Schwierigkeit ein einzelnes Gefäss unterbinden und auspräpariren und sodann mit den enthaltenen Lymphkörperchen unter das Mikroskop bringen. Die Lymphgefässe tre- ten zwischen den Lappen der Tonsille hervor und verbinden sich in dem dieselbe umgebenden Bindegewebe zu einem ziemlich reichen Netze. Sie. sind hier mit Klappen versehen, mit einem Epithel ausgekleidet und mit einer einfachen Lage Muskeln umgeben, deren Kerne durch Zusatz von # Essigsäure deutlich zum Vorschein kommen. Beim Schweine fand ich die Weite dieser Gefässe von '/o—"/, Mm., die Epithelialkerne durchschnitt- lich 0,04 Mm. lang und 0,006 Mm. breit, die Muskelkerne. meistentheils © 0,008—0,01 Mm. lang und 0,002 Mm. breit, die grössten Stämme waren 5 auf jeder Seite von ein Paar sehr feinen Bluigefässen begleitet, die mit einander durch Queräste anastomosirten. Schwieriger ist es die Lymph- 7 gefässe innen im Drüsengewebe selbst zu untersuchen, da sie hier durch- gehends von Körperchen von derselben Art und demselben Aussehen umgeben sind als jene, die ihren Inhalt bilden. | Indessen gewahrt man zuweilen an dickeren ‚nicht ansgepinselieud Schnitten in PB interfolliculären Substanz ein Netz von lichteren Strei- | | -fen, von verzweigten Canälen herrührend, deren Querschnitte sich als einfache'spaltenförmige Räume in der Drüsenmasse kundgeben: dies findet aber in der Regel nur statt, wenn die Blutgefässe nicht gefüllt sind, und‘ es lässt sich demnach in dem besondern Falle nicht mit Gewissheit ent-" = Das felliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 281 scheiden, ob diese Ganäle selbst Blut- oder Lympbgefässe sind, wenn man gleich in Bezugnahme auf ihre dünnen Wände und die ihnen eigen- thümliche Art sich zu verästeln sie für die letztern anzusehen geneigt sein möchte. Sind die Blutgefässe gefüllt, so sieht man neben ihnen meistentheils gar keine oder nur undeutliche Spuren anderer Ganäle; man erwäge jedoch, dass bei so bewandten Umständen auch die Lymph- gefässe mit Körperchen sich füllen, und man darf demnach auf der an- dern Seite nichi daraus folgern, dass die früher wahrgenommenen Schläuche nur Blutgefässe gewesen seien. Dagegen findet man in selinen Fällen 'an wohlausgepimselten Schnitten von Präparaten, deren Blutge- fässe eingespritzt sind, in dem übrigens leeren Faserneize einzelne canal- formige Räume mit Lymphkörperchen angefüllt, und es lässt sich bier kaum bezweifeln, dass man ein wirkliches Lymphgefäss vor sich hat. — Jedoch ein einigermaassen befriedigendes Resultat bezüglich dieser Ver- hältnisse ergiebt sich nur, sobald es Einem gelungen ist, die Lympbgelässe selbst einzuspritzen, und zu dem Zwecke habe ich mich der altbekann- ten Methode bedient, die Masse unmittelbar in das betheiligte Gewebe einzuspritzen, indem ich den feinen Tubus’ in eine der Höhlen der Ton- sille anbrachte, deren Wände vorher mit kleinen Oeffnungen durchbohrt waren, oder seine Spitze gerade in die Drüsenmasse hineinsteckie. ich benutzte die gewöhnliche, mit Chromblei gefärbte Bleiauflösung, theils “ ohne, theils nach vorangegangner Einspritzung der Blutgefässe mit einer anders gefärbien Masse. Wiederholte Versuche, vorzugsweise an den Tonsillen des Pferdes, Ochsen nnd Schweines haben jedes Mal ohne Aus- nahme dasselbe Resultat ergeben: — Die gelbe Masse füllte eine grössere oder geringere Zahl der wegen der Klappen wie Perlenschnüre ausge- buchteten und eingeschnürten Lymphgefässe in der Kapsel, und die Wur- zeln derselben liessen sich ohne Schwierigkeit zwischen die Lappen des Organes hinein verfolgen. In unmittelbarer Nähe des Punktes, von wo aus die Einspritzung statt gefunden hatte, und oft in dem ganzen bethei- ligten Lappen fand man das Gewebe zwischen den Follikeln von der In- jectionsmasse dicht und einfärwig infltrirt, während die Follikel selbst in weit geringerm Grade gefüllt waren oder oft sogar als scharf begrenzte, völlig ungefärbte Flecken in dem gelben Boden wahrgenommen wurden. Aber in den angrenzenden Gegenden oder Lappen zeigte sich hingegen ‚in der‘ interfolliculären Substanz ein eigenthümliches Netz steifer, ver- zweigter, gelber Balken mit eckigen Maschen (Taf. XVl, Fig. 3 u. &); . die Anfüllung desselben war mittelbar durch die äusseren oder vielmehr die interlobulären Lymphgefässe geschehen, die zuerst die Masse aus dem einförmig infiltrirten Gewebe aufgenommen hatten. Zuweilen ge- wahrte man einzelne Balken dieses Netzes in einiger Ausdehnung dem Umkreise der Follikel folgen, aber niemals drangen sie in das Innere der- selben ein. Wo die Füllung stark war, fand man feine:Bleikryställe in . grösserer oder geringerer Zahl in den Maschen zwischen den nichts desto 282 Dr. F. Th. Schmidt, weniger deutlich gezeichneten Balken; nur spärlich aber sah man Spuren der Injectionsmasse hin und wieder in den Follikeln, und durchaus nicht in den schärfst begrenzien. — Diese netzförmigen Zeichnungen stammen nicht von einer unvollkommnen Füllung der Blutgefässe her — sie kamen nämlich eben so gui zum Vorschein, wenn diese auch ‚vorher injieirt waren, und die verschieden gefärbten Massen begegneten sich niemals; auch sind sie nicht dadurch enistanden, dass die gelbe Masse der Aussen- seite der Wandungen der Blutigefässe nachgefolgt ist — sie flechten sich zwischen die Blutgefässe und verzweigen sich unabhängig von densei- ben (Taf. XVI, Fig. 5), und zwischen dem von beiden insgesammt ge- bildeten Fachwerk ist das feine Fasernetz nebst seinen mit Lymphkör- perchen angefüllten Maschenräumen gespannt. Rühren sie aber wirklich von präexistirenden Ganälen her? oder sind sie erst durch die Injections- masse selbst als zufällige Verzweigungen des in das einförmige Gewebe einbrechenden Stromes gebildet? Das letztere ist durchaus nicht wahr- scheinlich, besonders wenn man das Verhalten an den Orten berück- sichtigt, wo das Gewebe vom Sirome der Injectionsmasse mehr unmittel- bar getroffen und durchdrungen worden ist. Es ist zwar nicht zu läug- nen, dass das gelbe Netz, besonders wenn man es bei stärkerer Ver- grösserung ansieht, oft ein unregelmässiges Aussehen darbietet: hier wird ein dicker Balken plötzlich unterbrochen , dort setzt sich ein andrer in zwei feinen Streifen fort, die eine Strecke mit einander parallel laufen, um sich entweder wieder zu vereinigen, oder umgekehrt um zuletzi von einander auszuweichen und allmählich verschwinden. Die Füllung 'des Netzes wird aber kaum durch einen sonderlich starken Druck vor sich gegangen sein können, da die Injeciionsmasse immer den grössten Hang haben wird durch die tieferen Lymphgefässe wegzugehen, in der näm- lichen Richtung, in der sie eingespritzt worden; denkt man sich nun in den angrenzenden Lappen ein System von CGanälen, so wird die in dieses zurückdringende Masse sich nur den Weg bahnen können, indem sie die darin enthaltnen Lymphkörperchen zurücktreibt, so dass sich dieselben zuletzi dicht anhäufen und an einzelnen Orten den Weg gänzlich sperren werden, oder aber sie muss den Raum der Ganäle mit den Körnern theilen, indem sie sich z. B. zwischen ihnen und den Wänden ausbreitet. Das letztere hat nun gerade stattgefunden, wo man die erwähnte Thei- lung in feine Streifen gewahrt, und durch wechselnde Einstellung des Mikroskops kann man in vielen Fällen sich davon überzeugen, dass zwei neben einander laufende Streifen durch eine Lage von Bleikrystallen ver- bunden werden, und dass dergleichen ausserdem mehr einzeln unter die zwischen den Streifen angehäuften Lymphkörperchen ' gesprengt sich finden. -— Es ist jedoch unnöthig, sich die abweichenden Zeichnungen, die hie und da wirklich vorkommen können, erklären zu wollen; es ist offenbar, dass man nach der Art und Weise, wie die Füllung geschehen ist, kein vollkommen regelmässiges Aussehen würde erwarten können, Das follieuläre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle elec. 383 und auf der andern Seite wiederholt sich die nämliche Zeichnung, die nämliche Verzweigung in den Hauptzügen überall mit einer solchen Ein- föormigkeit, dass man, auch abgesehen von dem, was wir bereits ohne Hülfe der Einspritzung wahrgenommen haben, wohl nicht daran wird zweifeln können, dass sie von der Füllung präexistirender Canäle, von einem Netze der feinsten Lymphgefässe herrühren. — An dünnen, aus- gepinselten Schnitten ist es mir etliche Male gelungen, die Wandung die- ‚ser Gefässe wahrzunehmen, die aus einer äusserst dünnen, homogenen Haut besteht, von der die Balken des Fasernetzes unmittelbar ausgehen ; sie hat gänzlich dasselbe Aussehen wie die grossen membranartigen Aus- breitungen des Netzes, und zweifelsohne sind eben diese in der Wirk- lichkeit sehr oft Lappen derartiger Gefässwandungen. Dass man an aus- gepinselten Schnitten von Präparaten, deren Lymphgefässe nicht injieirt sind, nur mit Schwierigkeit diese Häute zu verfolgen im Stande ist und sich davon zu überzeugen vermag, dass sie wirkliche. Röhren bilden, ist leicht zu erklären, da sie ihrer grossen Durchsichtigkeit halber nur sehr - wenig in die Augen fallen gegenüber den tiefer gelagerten Netzbalken ; vom Rande aus gesehen erscheinen sie selbst als dunklere Balken, und von den im Gesichtsfelde liegenden Gefässwänden werden immer meh- rere Abschnitte auf diese Art wahrgenommen werden, so dass sie in dem übrigen verwickelten Netzwerke leicht verschwinden. Indessen findet man gleichwohl nicht gar selten, besonders im Rande sehr dünner Schnitte, mitten unter engeren Maschen einzelne ungewöhnlich gross und langgesitreckt, von parallellaufenden Balken begrenzt, und durch wech- selnde Einstellung des Mikroskops überzeugt man sich oft, dass ein an- scheinender Netzbalken eben eine vom Rande aus gesehene Haut ist. — Die interfolliculären Lymphgefässe besitzen keine Klappen und kein, oder wenigstens kein zusammenhängendes Epithel ; hin und wieder sieht man zwar; anscheinend in der Wandung eines Gefässes, das durch Pinseln den grössten Theil der eingespritzten Masse verloren hat, einzelne läng- liche, fein körnige Kerne, sie kommen aber nur sehr spärlich vor, und ihr Aussehen ist eben so wenig von dem der Netzkerne als von dem der Epithelialkerne der grössern Lymphgefässe verschieden ; ich wage es da- her nicht irgend eine bestimmte Vermuthung über die Bedeutung dieser Kerne auszusprechen. Billroth') zufolge sollen die Lymphgefässe des Drüsengewebes ofi mit Epithel ausgekleidet sein ; ich vermuthe aber, dass hier eine Verwechslung mit den kleinen Venen stattgefunden hat, deren dünne Wände, sobald die Gefässe leer sind, gerade durch ihre deutliche Epithelbekleidung leicht in die Augen fallen, während die leeren Lymph- gefässe an ausgi;ö gelten Schnitten nur selten zu erkennen sind; die mit Epithel ausgestatteten kleinen Gefässe, die er abgebildet hat?) und für Lyinphgefässe anzusehen geneigt scheint, bieten in ihrem Aussehen nichts 1). 1. ec. S. 164. 2) Taf. V. Fig, 5. 284 Dr. F. Th. Schmidt, dar, das sie von den kleinsten Venen unierscheidet,, und überdies liegen sie innen in einem Follikeil, wo meinen Beobachtungen zufolge keine Lymphgefässe vorgefunden werden. Dagegen bezweifle ich nicht, dass Billroth die wirklichen Lymphgefässe zwischen den Follikeln wahrgenom- men hat: da er diese aber mit einem coagulirten Inhalte angefüllt fand, sind sie es wohl schw erlich, in denen er das Epithelium gewahrte. Wie die Lymphgefässe undkin ‚ oder vielmehr wie ihre Wurzeln an- fangen, und in welchem Verhältnisse sie zu den Maschenräumen des Fa- sernetzes stehen, lässt sich nicht unmittelbar wahrnehmen; wenn man aber erwägt, dass die Injectionsmasse bei stärkerer Füllung der Lymph- gefässe, sogar da wo dieselbe nur durch einen aus den grössern Gefässen zurückgehenden Strom geschehen sein kann, sich auch zwischen den in den Maschenräumen enthaltenen Lymphkörperchen ausbreitet, und dass diese Körperchen durch die Füllung der Blutgefässe und den dadurch ausgeübten Druck in grösserer Zahl in die Lymphgefässe hinüber getrie- ben werden, und wenn man schliesslich die in den Tonsillen des Em- bryos stattfindenden Verhältnisse damit zusammenstellt, so wird meines Erachtens nur die Annahme möglich sein, dass die feinsten Zweige der Lymphgefässe sich zuletzt in die Maschenräume selbst öffnen, das heisst: in die ursprünglichen Bindegewebsräume, die vom Anfang an die Binde- gewebszellen enthielten, später aber durch die zunehmende Bildung von 7 Lympbkörperchen immer mehr ausgedehnt worden sind und mit einan- der zusammenflossen. Ich kann daher nicht umhin, mit Billroth') mieh der vorzugsweise von Brücke?) und Leydig?) verfochtenen Annahme von © den sogenannten offnen Anfängen der Lymphgefässe anzuschliessen. Ich ” denke mir, dass sich die Wände der Lympbhhaargefässe allmählich in das 7 Fasernetz auflösen, im Wesentlichen ganz so wie Billroth es angedeutet 7 hat, jedoch mit dem Vorbehalt, dass die Gefässe nicht unmittelbar aus } | den Maschenräumen der Follikel, sondern nur aus denen der Zwischen- " substanz ausgehen, und nur in so fern als ein unvollständig abgeschlos- sener Follikel in offner Verbindung mit den letztern steht, wird sein In- 7 halt sich durch dieselbe bindurch den Weg zu den Lymphgefässen bahnen können. Um diese Auflösung oder richtiger erste Zusammensetzung der interfollieulären Lymphgefässe zu veranschaulichen, erlaube ich mir auf die (Taf, XVI, Fig. 6) mitgetheilte Zeichnung zu verweisen; sie ist zwar im Ganzen völlig schematisch, ich muss jedoch bemerken, dass man zu- weilen, wenn man an einem gut ausgepinselten Schnitte ein mit der gel- ben Masse angefülltes Gefäss verfolgi, gewahrt, wie letzteres allmählich seinen Inhalt verliert und sich zuletzt anscheinend nur als eine grosse membranartige Ausbreitung des Netzes fortsetzt, ganz so wie es auf der 4, 1 9, S. 465. PM 2) Zeitschrift d. Aerzte z. Wien. 1853. S. 378. SWaON a math. naturw. Klasse d. Wiener Akad. 1853, Janvarheit u. a. O. 3 3) Lehrbuch der Histologie S 403. : Das folliculäre Drüsengewebe.der Schleimbaut der Mundhöhle etc. 385 Abbildung, z. B. bei A’ dargestellt ist, und habe ich öfters Bilder ge- sehen, die ich mir nicht anders, als man es in der Abbildung angedentet findet, 'zu erklären im Stande war. Die Lymphgefässe der Tonsillen verhalten sich demnach im Ganzen folgendermaassen : In dem interfolliculären Drüsengewebe findet sich ein Netz der feinsten Wurzeln, ‘von dem man ammehrhen muss, dass sie sich unmittelbar in die Maschenräume öffnen, es sind dies die interfolliculären Gefässe, die weder Epithel noch Klappen besitzen, und deren nor aus einer äusserst dünnen homogenen Haut bestehen (Taf. XV], Fig. 3,4 B); die von ihnen ableitenden Aeste treten in die Suleidöwanile nisch den Lappen hinaus und vereinen sich daselbst zu weiteren, mit einander anastomosirenden Stämmen, den interlobulären Gefässen,, die, wie ich wahrgenommen zu haben glaube, mit Epithel ausgekleidet sind, aber noch keine Klappen besitzen (Fig. 4 A); diese ergiessen sich ihrerseits in die mit Klappen und Muskelhaut versehenen stärkeren Gefässe des das Organ zunächst umgebenden Bindegewebes. — Beim Ochsen und Schweine fand ich die interfolliculären Gefässe von 0,02 bis 0,04 Mm. im Durch- ‘schnitt, in den Vereinigungspunkten aber erweiterien sie sich oft be- trächtlich, sogar bis zum doppelten Maasse; die interlobulären Gefässe hatten eine Weite von bis fast 0,1 Mm. Bei noch ganz jungen Thieren war die Lymphgefässverzweigung durchweg wie bei ausgewachsenen Geschöpfen. ' Dass nun auch die übrigen folliculären Drüsen in der Schleimhaut des Mundes und des Schlundes gleichfalls mit Lymphgefässen versehen ‘sind, dies kann wohl, schon nach der in allen andern Beziehungen so "vollkommenen Gleichheit ihres Baues, kaum, einem etwaigen Zweifel un- terworfen sein. Die Injection lässt sich hier weniger leicht bewerkstel- ‚ligen und in den wenigen Fällen, in denen ich sie in den Zungenbalgdrü- ‚sen versucht habe, hat sich kein günstiges Resultat ergeben, da die In- jectionsmasse das sämmtliche Gewebe dieser nur aus einem einzelnen Lappen bestehenden Organe einförmig durchdrang; jedoch habe ich die ‚Masse in die Lymphgefässstäimme des umliegenden Bindegewebes über- gehen gesehen. Uebrigens hat, wie bereits erwähnt, Z. H Weber‘) ein feines Neiz von Trsupheolselon in einer Zungenbälgdrüse durch Liteeikn von Quecksilber in die Höhle sich füllen sehen, und dieser Beobachtung und den vielen Gründen gegenüber, die für ‚lie Richtigkeit derselben ‚sprechen, scheint es mir, dass es Teichmann’s*) Aussage, wenn er diesen Drüsen Lymphgefässe abspricht, an der gehörigen Beweiskraft fehle. — Ich will noch anführen, dass ich bei einem Kinde Gefässe,, mit Lymph- 'körperchen gefüllt, as der Pharynxtonsille heraustreten gesehen, dass ich an einem ausgepinselten Schnitte des nämlichen Organs beim Ochsen ‚einen gleichfalls gefüllten, äusserst dünnwandigen Ganal innen im Drüsen- 1) Meckel’s Archiv 1827. 5.282. aiı.e S. 73 986 Dr. F. Th. Schmidt, gewebe selbst wahrgenommen habe, und schliesslich dass fast an jedem Schnitte des oberen Theiles vom Schlunde des Schafes mehr oder minder mit Körperchen angefüllte Lymphgefässe im Bindegewebe unter der infil- trirten Schleimhaut vorgefunden wurden. 7 Der Vollständigkeit halber will ich noch,die wenigen Beobachtungen berühren, die ich in Beireff der Nerven gemacht habe, obwohl diese, wie ” es schon aus Kölliker's') Untersuchungen hervorgeht, Pe Zweifel nicht dem folliceulären Gewebe als solchem, sondern nur der in dasselbe auf- gelösten Schleimhaut angehören. Im Allgemeinen durchbohren sie das | Drüsengewebe als kleine Stämme, die sich dicht unter dem Epithelium | zertheilen und ausbreiten. In der Pharynxtonsille bei Kindern sieht man durch Behandlung mit verdünnter Natronlösung ziemlich zahlreiche feine Nervenzweige, die aus dem submucösen Bindegewebe in die interfollieu- läre Substanz hineintreten und in der Oberfläche sich in eine Art weites Geflecht unregelmässig zusammmengefilzter Primitivröhren auflösen; diese Neize sind aber kaum von den schon längst bekannten in dem ganzen ° übrigen Theile der Schleimhaut des Schlundes verschieden; nur werden " sie gleichsam durch die Follikel unterbrochen, in deren Innerem ich hier h eben so wenig als in irgend einem der andern Organe Nerven wahrge- a nommen habe. [) Ich habe im Vorhergehenden die für die Follikel im Gegensatz zur f Zwischensubstanz bezeichnenden Eigenschaften nachgewiesen: das zartere und spärlichere Fasernetz, die eigenthümliche Ausstattung mit Blutge- 7 fässen und den Mangel an eigentlichen Lymphgefässen; es bleibt mir nun übrig die Ari und Weise näher zu betrachten, wie sie sich von dem übrigen Drüsengewebe abgrenzen, in welcher Boston jedoch auch bei früheren Anlässen so vieles mitgetheilt worden ist, dass ich mich hier © kurz fassen kann. In Uebereinstimmung mit dem as mehrere Verfasser | angegeben, sahen wir die Begrenzung durch eine Zusammendrängung des Tf Netzes im Umkreise des Follikels zu Stande gebracht, und es ist bereits T]f öfters angedeutet worden , dass dieselbe in verschiedenem Grade statt- If finden könne, bald so, dass die Maschenräume des Follikels noch in einer | ‘mehr oder weniger en offnen Verbindung mit denjenigen der Zwi- schensubstanz stehen, bald so, dass alle Korbieihnss gänzlich aufgehoben ist. Dass eine derartige vollständige Abschliessung in vielen Fällen wirk- lich stattfindet, lässt sich schon daraus ersehen, dass die in das Drüsen- gewebe injieirte Masse die sämmtliche interfollieuläre Substanz zu durch- Zf dringen vermag, ohne im Geringsten in die Follikel selbst hineinzudrin-' gen; man ist aber auch im Stande durch unmittelbare Beobachtung davon sich zu überzeugen. Wenn man einen Schnitt aus den Tonsillen” oder Zungenpapillen des Schweines auszupinseln versucht, so findet man stets mehrere Follikel sehr schnell leer, indem ihr Inhalt, oft fast auf 4) Handb. d. Gewebelehre S. 377. Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 987 einmal, in zusammenhängenden Klumpen weggespült wird; untersucht man bei stärkerer Vergrösserung den scharfgezeichneten Rand derartiger Follikel, ‘so gewahrt man hier oft Lappen einer blassen, feinkörnigen Haut, die nach aussen zu mit der deutlich faserigen Follikelkapsel, die ihrerseits sich wiederum in das Netz der Zwischensubstanz auflöst, zu- sammenhängt und in dieselbe übergeht, während sie nach innen zu die dünnen, zerstreuien Balken des folliculären Fasernetzes und feine schei- denartige Verlängerungen rings um die eintretenden Haargefässe aus- sendet. Hat man an einem dickern Schnitte eine grössere Abtheilung von der Wand des Follikels , so kann man durch wechselnde Einstellung des Mikroskops sich davon überzeugen, dass sie durchweg mii einer solchen Lage ausgekleidet ist, in der keine Spuren von Lymphkörperchen anzu- treffen sind, wenn gleich hie und da einzelne Häufchen solcher an ihrer inwendigen Seite kleben mögen. In dieser Haut treten wiederum die be- kannten blassen, länglichen Kerne auf, zuweilen in einer so grossen Zahl, dass man fast glauben möchte, sie sei mit einem Epithel bekleidet, was jedoch sicherlich nicht der Fall ist; die Kerne beweisen aber, dass die Haut nicht, wie man sonst vielleicht annehmen möchte, von einer Coa- gulation der im Follikel enthaltenen Flüssigkeit herrührt — was doch schon an und für sich wenig wahrscheinlich ist; denn wesshalb sollte die Coagulation hier nur längs der Wandung des Follikels, nicht aber in seinem Innern oder in dem übrigen Drüsengewebe eintreten, auf welches ja die zur Erhärtung benutzte Lösung in dem nämlichen Grade einge- wirkt hat? Mir ist es nicht ganz klar, wie man sich das Entstehen dieser Haut etwa zu denken habe, doch scheint es mir, dass sie von einer be- sondern Modifieirung des nämlichen Gewebes, welches das Fasernetz ‚bildet, herrührt, und mit diesem scheint auch ihr Verhalten zu chemi- schen Reagentien übereinzustimmen ; im Aussehen besitzt sie viele Aehn- lichkeit mit den homogenen Adventitien der kleinsten Venen und bis auf einen gewissen Grad mit der innersten Schicht der Tonsillenkapse!, und sie steht zu dem einzelnen Follikel in demselben Verhältniss, wie diese letztgenannte Schicht zu dem gesammten Drüsengewebe. Die Haut wird nicht in allen Follikeln vorgefunden; am häufigsten habe ich sie beim Schweine angetroffen, aber auch beim Pferde, Ochsen und Schafe habe ich sie mehrere Male mit Sicherheit wahrgenommen. Abgesehen von den ausnahmsweise erscheinenden, abweichenden Formen der Follikel — wie z. B. der von Henle') beschriebenen Theilung des begrenzenden Netzes in zwei concentrische Lagen — hat es sich er- ' wiesen, dass ihre wesentlichsten charakteristischen Eigenschaften in verschiedenem Grade auftreten, so dass sogar zwei benachbarte Follikel desselben Organs von einander verschieden sein können — eine That- sache, die bereits von mehreren Verfassern hervorgehoben ist. In dieser A)l.e.S. 218. | Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Bd. 19 I88 | -Dr. F. Ta. Schmidt, Beziehung scheinen sich jedoch gewisse Geseize geltend zu machen, indem namentlich die schärlere Begrenzung von einem mehr verschwindenden Fasernetz und, wie es mir vorkommt, von einer, wenigstens im Verhält- niss zur Grösse, geringeren Ausstattung mit Gefässen begleitet ist. Mon wird leicht auf die Vermuthung gebracht, dass diese Verschiedenheiten davon herrühren , dass die Follikel sich nicht insgesammt auf derselben Entwickelungsstufe befinden, was in hohem Grade durch die Berücksich- tigung der im frühesten Lebensalter obwaltenden Verhältnisse bestätigt wird; bei dem noch ganz jungen Thiere sind die Follikel, in so fern sie schon vorgefunden werden, durchschnittlich minder scharf begrenzt und im Ganzen im Gegensätze zur Zwischensubstanz weniger scharf ausge- prägt als in einem spätern Alter. Vergleicht man verschiedene Thiere, so stellt es sich in der Regel heraus, dass je stärker die Neigung zur Bil- dung von Follikeln überhaupt bei jedem besonders hervortritt, desto mehr auch die charakteristischen Eigenschaften an diesen zum Vorschein kommen, und dieselben um so häufiger sich vollständig von dem übri- gen Drüsengewehe abgrenzen. Die gänzlich geschlossenen, an Blutge- fässen und Fasernetz ärmeren Follikel müssen demnach wohl für die meist entwickelten angesehen werden, wenn man gleich auf der andern Seite einräumen muss, dass diese Form bei gewissen Thierarten in der Regel gar nicht erreicht wird. Da nun aber auch bei einem und demsel- ben Individuum neben einander in verschiedenem Grade entwickelte Follikel anzutreffen sind, so unterliegt es wohl kaum einem Zweifel, dass hier eine fortgesetzte Neubildung statlfinden muss, und es entsteht nun ° die Frage, ob nicht die Follikel überhaupt sich in einem beständigen Wechsel befinden, ob nicht immerfort eine Brut derselben die andere ablöst? Mit Sicherheit lässt sich dies wohl schwerlich entscheiden; ich glaube aber doch, dass wenn gleich der Wechsel der Generationen nieht besonders schnell vor sich geht — dafür scheinen bei dem ausgewach- senen Thiere, was vorzugsweise beim Schweine in die Augen fällt, die ° jungen Follikel in all zu geringer Zahl gegenüber den mehr entwickelten ° vorhanden zu sein — jeder einzelne Follikel zweifelsohne nur ein begrenztes Dasein hat und seiner Zeit unabhängig von dem ganzen Organ ° zu Grunde geht. In dieser Beziehung lasse man nicht ausser Acht, dass bei dem ausgewachsenen Menschen zuweilen gar keine Follikel in dem Drüsengewebe der Tonsillen und der Zungenbälge sich finden, ohne dass ' . dieses übrigens das Gepräge hat, als wäre es unmittelbar von Krankheit angegriffen gewesen, und doch spricht die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sie früher vorhanden gewesen; es ist demnach anzunehmen, dass sie hier verschwunden sind, ohne aus irgend einer Ursache, durch neue ersetzt zu werden. Dass die Follikel unter gewissen Umständen sich durch ein Bersten gegen die Oberfläche entleeren können, und dies sogar ohne nachweislichen Einfluss irgend einer Krankheit, die doch vielleicht in Das follieuläre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 2859 dem von Boeitcher') angeführten Falle eingewirkt hat, gebt unverkenn- bar aus den in den Zungenpapillen des Schweines wahrgenommenen Ver- hältnissen hervor, wo einzelne grosse , gefässarme.oder vielleicht geläss- leere Follikel nur mit einem sehr verdünnten Epithel überkleidet waren oder sich sogar ganz in dieses hinausdrängten, offenbar im Begriff den letzten Rest desselben zu durchbrechen ; und hiermit stimmen auch ein- zelne Beobachtungen andrer Verfasser ie. Es ist aber doch nur sehr selten, dass man deutliche Spuren eines derartigen Berstens antrifft, und in den Tonsillen des Schweines, wo man an jedem Schnitte so zahlreiche Follikei übersehen kann, habe ich dasselbe eben so wenig als in den nämlichen Organen anderer Thiere jemals wahrgenommen. Es kann dieses demnach nur als eine seltene Ausnahme, bei weitem aber nicht als eine Regel angesehen werden, was denn auch schon aus inneren Gründen höchst unwahrscheinlich sein würde. Boeitcher’s?) Meinung, dass die Höhlen der Balgdrüsen durch das. Bersten der Follikel und, falls ich ihn recht verstanden habe, durch eine unmittelbar folgende Auskleidung der dadurch entstandenen schalenförmigen Vertiefungen mit Epithel sich er- weitern, scheint mir gänzlich ungegründet zu sein. Weit zulässiger scheint mir die Ansicht, dass die Follikel, sobald ihre Rolle ausgespielt ist, oder vielleicht auch unter der Einwirkung gewisser ausserhalb liegender Be- dingungen, ihren Inhalt auf einem ganz andern Wege entleeren, indem die Wand, die sie bis da von der Zwischensubstanz und damit vom Lymphstrom abgeschlossen hat, wieder zerfällt, und wenn dagegen der Einwand erhoben werden kann, dass keine positiven Thatsachen vor- liegen, die auf eine solche rückgängige Entwickelung hindeuten möch- ten, namenilich dass keine derartigen vergehenden Follikel wahrgenommen ' worden sind, so will ich meinerseits auf die Möglichkeit verweisen, dass die öfters vorkommenden undeutlichen Spuren von Follikeln vielleicht Ueberbleibsel solcher sind, die früher existirt haben. — Ich werde übri- gens noch einmal auf die hier ausgesprochene Vermuthung zurück- kommen. | Die besonders modificirten, in ihrer vollkommensten Form scharf begrenzten und geschlossenen Abtheilungen des Drüsengewebes, die ich bisher überall »Follikel« benannt habe, sind ganz offenbar die nämlichen, die von: Kölliker und allen späteren Autoren so bezeichnet worden sind ; es ist dies demnach die gangbare Benennung, die ich auch im folgen— den nicht aufgeben werde, wenn ich gleich eingestehen muss, dass eine ‘ Unsicherheit und Verwechslung daraus hervorgehen könnte, indem diese Follikel unläugbar von dem, was in gewissen andern Organen mit dem- ‚selben Namen bezeichnet wird, wesentlich verschieden sind. Ohne die übrigen verwandten Organe zu berücksichtigen werde ich mich hier auf eine 'Vergleichung mit den eigentlichen Lymphdrüsen beschränken, die so zu 4) 1. cc. Fig. A. Bi. ec. S. 215. a i i ü 5 19* 290 | Dr. F. Th. Schmidt, sagen den Mittelpunkt der ganzen Gruppe bilden. Bezüglich derselben ' wird die Benennung »Follikel« von einzelnen Autoren den nämlichen Abtheilungen beigelegt, die von andern als » Alveolen« oder » Ampullen « bezeichnet werden, und in der neuesten Schrift von Frey‘) werden diese verschiedenen Benennungen ausdrücklich als gleichbedeutend angeführt. Es ist nicht meine Absicht mich auf alle Einzelheiten im Bau der Lymph- ‚drüsen einzulassen; ich verweise auf die von His?) mitgetheilte Schil- derung, von deren genauer Richtigkeit ich mich völlig überzeugt habe. Es ergiebt sich demnach, dass die Follikel der Tonsillen durchaus nicht den Ampullen der Lymphdrüsen entsprechen, sondern dass sie im Ge- gentheil genau mit den in denselben eingesehlossenen » Vacuolen« über- einstiimmen. Nach His, der die Vacuolen®) zuerst beschrieben und also benannt hat, sind dieselben kugelrund, %-—*/," im Durchschnitt, mit einem dicht zusammengedrängten Fasernetze umgeben, selbst aber bloss mit einem sehr weitmaschigen Geflechte versehen, das in der Mitie sogar neistentheils gänzlich zu fehlen scheint; siesind von den stärkeren Gefässen des übrigen Drüsengewebes umkreist, besitzen aber in ihrem Innern bloss Haargefässe, die ein weitmaschiges Netz oder oft nur Randschlingen bil- den — es ist dies, wie man sieht, ein unsern Follikeln genau ent- sprechendes Bild. Schon an den Schnittflächen einer Lymphdrüse und einer Tonsille bemerkt man die auffallende Aehnlichkeit zwischen den schalenförmigen Vertiefungen, welche die entleerten Vacuolen an der einen , die Follikel an der anderen bilden, und sobald man unter dem Mikroskop neben einander zwei Schnitte untersucht, die z. B. aus der Tonsille des Schweines und aus einer seiner Halsiymphdrüsen genommen sind, so kann man es durchaus nicht mehr in Zweifel ziehen, dass die Follikel in jener und die Vacuolen in dieser identisch sind. — Es ist schon früher besprochen worden, dass die solitären Follikel von den. gehäuften etwas verschieden sind, oder, um sich eines richtigern Aus- drucks zu bedienen, dass die Benennung »Follikel« hier eine etwas an- dere Bedeutung erhält, in so fern man unter demselben nicht allein das nur mit Haargefässen versehene Drüsengewebe, sondern auch die dünne äussere Lage begreift, die der interfolliculären Substanz entspricht; ein solitärer Follikel muss zunächst mit einer der kleinen Ampullen der . Lymphdrüsen verglichen werden, die nur eine einzige Vacuole ein- schliessen. Als endliches Resultat des in dem vorhergehenden Abschnitte Ent- | wickelten ergiebt es sich wohl unzweifelhaft, dass die folliculären Drüsen 4) 1. 0x ( 2) Untersuch. üb. d. Bau der Lymphdrüsen, Leipzig 1861. Bes. Abdruck aus d. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. 3) I. c.8.7.149. 20. Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 291 der Mundhöhle und des Schlundes Lymphkörperchen bereitende Organe, wirkliche »unipolare« Lymphdrüsen sind; die Lymphkörperchen, die in reichlicher Zahl in den ableitenden Gefässen derselben enthalten sind, können nur in den Drüsen selbst erzeugt sein, und so wie sie abgeführt werden muss eine stete Neubildung daselbst vor sich gehen. Die Tonsillen sind es aber nicht allein, noch die übrigen Balgdrüsen als solche, sondern die Schleimhaut selbst ist es, die in verschiedener, oft sehr grosser Aus- dehnung Iymphbereitend ist, und die genannten Organe bezeichnen nur die Orte, wo diese Thätigkeit vorzugsweise auftritt und sich am stärksten äussert. — Ueber den eigentlichen Grund, warum gerade diese Orte den Vorzug geniessen, lässt sich schwerlich irgend eine bestimmte Vermuthung aussprechen. Es scheint zwar, als ob die Lymphbildung sich vorzugs- weise in den Wandungen der Höhlen kund giebt, die zweifelsohne als einstweilige Behälter des von den traubenförmigen Drüsen abgesonderten Schleimes dienen ; dieselben finden sich jedoch bei vielen Thieren durch- aus nicht in der Pharynxtonsille, und das überaus reichliche Drüsenge- webein der Zunge des Schweines entfaltet sich unmittelbar in der Oberfläche selbst. Traubenförmige Drüsen schliessen sich in der Regel dem Follikelge- webe an, und an mehreren Orten, wo dieses stark entwickelt ist, sogar in auffallender Menge; aber auf der andern Seite zeigen sich sehr oft dicht ge- häufte und starke traubenförmige Drüsen, ohne dass man in der Schleim- haut Spuren von Follikelgewebe antrifft, und umgekehrt tritt dieses auch an Orten auf, wo die traubenförmigen Drüsen fehlen, oder weniger zahl- reich als in angrenzenden, follikelfreien Gegenden sind; bei den ver- schiedenen Thierarten steht der Reichthum an Follikelgewebe durchaus nicht in geradem Verhältnisse zur Anzahl und Grösse der traubeuförmi- gen Drüsen. Im Ganzen genommen lässt es sich doch nicht läugnen, dass in den Gegenden, die die Lieblingsorte des Follikeigewebes sind, ein entschiedener Hang zur Stockung und Anhäufung des Schleimes sich of- fenbart, wenn er gleich an andern Orten in eben so grosser Menge abge-- sondert wird, und sehr oft findet man die Iymphbereitende Schleimhaut mit einer zähen, klebrigen Flüssigkeit überzegen, welche sogar zuweilen — vielleicht doch nur als Folge der Oeffnaung der mannichfachen Drüsen- gänge, die durch jeden Schnitt getroffen werden — das Drüsengewebe selbst zu durchtränken scheinen mag. Man muss demnach wohl zunächst hierauf sein Augenmerk richten, wiewohl ich gesiehe;, dass es mir sehr zweifelhaft erscheint, ob Krause!) das wahre Verhältniss getroffen hat, wenn er es für sehr wahrscheinlich hält, dass »in den peripherischen. Lymphfollikeln der Schleimhäute dasjenige, was die Lymphgefässe aus den zahlreichen, mannichfaltigen und an Masse äusserst beträchtlichen Secreten der auf die Schleimhautoberfläche mündenden acinösen und an- deren Drüsen aufgenommen haben, weiter verarbeitet und namentlich zur 1:6. 8. 159 ., 2923 ask Dr. F. Th. Schmidt, Bildung neuer Lymphzellen verwendet wird«; es wären wohl noch an- dere Erklärungsweisen denkbar, um aber nicht zu sehr auf die schlüpf- rige Bahn der Muthmaassungen zu gerathen, werde ich die Meinung Krause's unangefochten lassen und somit diesen Punkt verlassen, der sich ja nicht ohne erneuerte umfassende Forschungen aufklären lässt. Die Bildung der Lymphkörperchen nimmt erst ihren Anfang, nach- dem der ganze Organismus zu einer einigermaassen weit fortgeschrittenen Entwickelung gelangt ist, beim Menschen vielleicht gegen die Mitte des Embryonallebens, und sogar in der nächsten Zeit nach der Geburt ist sie noch nicht auf allen den Punkten eingetreten, wo sie später statlfinden soll. Die ersten Lymphkörperchen entstehen, wie wir gesehen haben, durch eine Umbildung und Theilung der in der ursprünglichen Schleim- haut enthaltenen Bindegewebszellen, namentlich in so fern diese in un- mittelbarerer Nähe der Blutgefässe liegen; damit ist aber noch nichts in Betreff der Art und Weise ermittelt, wie ihre später fortgesetzte Ver- mehrung vor sich geht — eine Frage, deren Beantwortung ich jetzt ver- suchen werde. — Kölliker') hat die Ansicht ausgesprochen, dass die Zellen der folliculären Drüsen sich durch Theilung vermehren; er stützt dies darauf, dass man viele Zellen mit zwei Kernen antrifft, grossentheils augenscheinlich im Begriff sich zu theilen; His?) ist der Meinung, dass die Lymphkörpereben durch Theilung der mehrkernigen Zellen ent- stehen, die man immer in nicht unbeträchtlicher Zahl in den Maschenräu- men des Fasernetzes finde. Henle?) stellt die Vermehrung durch Theilung nicht in Abrede, hebt jedoch hervor, dass dieselbe nicht bewiesen sei, wenn er gleich, namentlich durch Einwirkung von Essigsäure, Zellen- formen wahrgenommen hat, die darauf hindeuten könnten; aber das einzig Entscheidende, Zellen mit zwei vollständig getrennten Kernen ge- wahre man eben so selten in den Drüsen wie in der Lympbe, und ein- geschnürte, zur Theilung vorbereitete Zellen seien bei dem Erwachsenen weder hier noch dort von irgend einem Beobachter wahrgenommen wor- den. — Ich habe zwar, wie auch Frey*), nur äusserst selten Spuren von Theilungsformen unter den Lymphkörperchen gesehen, die rings um den Rand eines jeden Präparats in grosser Menge schwimmend oder in den Maschenräumen des Drüsengewebes freiliegend vorgefunden werden; gleichwohl stehe ich nicht an, mich für die Richtigkeit der Ansicht zu er- klären, dass die Kbipsrelien ‚auch bei ausgewachsenen Thieren durch eine beständig fortgesetzte Zellentheilung erzeugt werden — nur glaube ich dieselbe auf die lee besprochenen Adyentitiaheclien zurück führen zu müssen. Es wäre überflüssig hier wiederum aller der Orte zu erwähnen, an 4) Würzburg. Verhandl. Bd. VII. 4857. S. 493. 3) Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. Bd.X. S. 344. 3) 1. c. S. 208. 41.6. nn Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 393 denen man bei dem ausgewachsenen Tbhiere die Lymphkörperchen dicht rings um die Wandungen .der Blutgefässe gelagert findet, und wo man meistentheils zugleich die Adventitialzellen mehr oder minder deutlich wahrnimmt und Anlass hat, das Verhältniss zu untersuchen, in welchem diese zu den Lymphkörperchen stehen ; als Orte aber, die sich vorzugs- weise für die Forschung eignen, will ich den vordern Theil der Zunge des Schweines und des Schafes, den Schlund des letzteren Thieres und die Scheidewände zwischen den Lappen seiner Tonsillen, so wie die innerste Lage der Tonsillenkapsel beim Schweine und vor allen die beim Pferde nennen. Dem zuletzt genannten Orte sind die (Taf. XVI, Fig. 9. 10 und 14) abgebildeten Präparate entnommen; die dargestellten Verhältnisse sind nach Erbärtung in Chromsäure ohne Anwendung anderer Reagentien besonders deutlich, wenn man unter dem Mikroskop einen hinlänglich dünnen Flächenschnitt, am liebsten in Glycerin, ausbreitet; selbstver- ständlich kann man jedoch viele Läppchen der Kapsel vergebens ab- schneiden, ehe man einen Schnitt erhält, der gerade die rechie Lage ge- troffen hat, chne etwas vom dichten Drüsengewebe zu umfassen oder mit anhangendem lockeren Bindegewebe zu sehr behaftet zu sein. In dem: äusserst feingestreiflen Gewebe gewahrt man einzelne Ar- terien, mit einer deutlicher faserigen Adventitia umhüllt, und zahlreiche, netzförmig anastomosirende Venen (A), die zunächst von einem anschei- nend homogenen Bindegewebe umgeben werden. Die bekannten, blas- sen, länglichen, flachen Kerne (a) sieht man allenthalben eingestreut, aber dicht rings um die Venen finden sie sich in grösserer Zahl, und „wischen denselben zerstreut treten hier zugleich unverkennbare Zellen auf mit hellen, feinkörnigen, blasenartig ausgespannten Zellenkörpern und kleineren, dunkler contourirten, leicht länglichen oder kugelrunden Kernen. Hin und wieder — am häufigsten rings um Gefässe, deren Weite nur wenig 0,04 Mm. übersteigt — liegen diese Zellen verein- zelt (b, 5’) und sind in solchem Falle oft von einer erheblichen Grösse [0,015— 0,0175 Mm., 0,0125 Mm. breit, mit einem 0,007—0,0075 Mm. langen und 0,005—0,006 Mm. breiten Kerne), während man an an- deren Orten kleine Gruppen von 2—3 kleineren Zellen dicht an ein- ander gedrückt antrifft. Rings um die stärkeren 0,02—0,03 Mm. wei- ten Venen findet man dagegen eine ganze dicke Lage von gehäuften Zellen und Kernen, und unter diesen erkennt man theils die grossen länglichen Kerne wieder, theils auch einzelne der soeben beschriebenen grossen Zellen, iheils vollkommene Lymphkörperchen {d) , die in keiner Beziehung von jenen abweichen, welche in den Maschen des Drüsenge- webes und in den Lymphgefässen enthalten sind, und theils endlich Zel- len, die in Grösse und Form den Mittelweg zwischen den zwei zuletzt genannten Arten behaupten. Deutliche Tbeilungsformen giebt es nicht selten; bald gewahrt man eine langgestreckte Zelle mit zwei völlig ge- trennten Kernen, die jeder für sich schon ganz denen der Lymph- 294 Dr. F. Th. Schmidt, körperchen ähnlich sind (Fig. 11 c), bald ist eine derartige Zelle mehr oder minder tief biscuitförmig eingeschnürt (Fig. A1.c'c’), und bald liegen zwei von einander getrennte Zellen noch dicht an einander gedrückt (Fig. 10 c”). Die Lymphkörperchen liegen oft in Reihen geordnet, die zuweilen das Bindegewebe so zu sagen zerspalten, wodurch es den An- | schein bekommen kann, als wären sie in einem wirklichen Gefässe ein- geschlossen (Fig. 10 e). — Rings um die eigentlichen Haargefässe trifft man nur selten einzelne Zellen und Lymphkörperchen an, und sie fehlen gänzlich in den faserigen Adventitien der grösseren Venenstämme, die in der äussern Lage der Kapsel und in dem lockern submucösen Bindege- webe verlaufen. — Man wird sich dessen erinnern, dass im Embryonal- leben auch Lymphkörperchen zwischen den Bündeln der Adventitien der kleineren Arterien vorkamen ; bei dem ausgewachsenen Thiere aber ist dies, so weit ich wahrgenommen habe, niemals der Fall; ihre Bildung scheint hier ausschliesslich an die Venen gebunden zu sein. An mehreren der früher erwähnten Orte liegen gewöhnliche Lymph- körperchen so dicht um ein Bündel Blutgefässe oder um ein einzelnes derselben gehäuft, dass sie die verhältnissmässig wenig zahlreichen grösseren Zellen gänzlich verbergen; die Adventitien sind bei so be- wandten Umständen bereits in ein vollständiges Fasernetz aufgelöst, und ich kann nicht umhin, die Aufmerksamkeit auf die grosse Aehnlichkeit hinzulenken, die dieses Verbältniss mit den Drüsenschläuchen der Mark- substanz der Lymphdrüsen darbietet, so wie diese von His‘) durchaus richtig beschrieben worden sind. Es ist möglich, dass diese peripherischen Schichten des folliculären Drüsengewebes, die vorzugsweise der Gegenstand der vorliegenden For- schungen waren, als jüngere, noch nicht völlig entwickelte Abschnitte anzusehen sind, deren Bestimmung es ist, die ganze Drüse wieder zu er-. setzen, je nachdem ihr ursprünglicher Stoff allmählich verbraucht wird; nichts lässt jedoch vermuthen, dass die Bildung der Lymphkörperchen in dem dichten Drüsengewebe auf eine andere Weise stattfinden sollte, als es in jenen Lagen der Fall ist, und es fehlt auch nicht an Belegen dafür, dass der Vorgang auch hier ganz derselbe sei; man findet, wie schon früher erwähnt, auch hier die grossen Zellen längs der Gefässwände, und sehr oft gewahrt man an übrigens völlig ausgepinselten Schnitten Grup- pen von Lymphkörperchen noch an diesen Wänden festhangen (Taf. XVI, Be. 1): $ Die oben mitgetheilten Thatsachen können kaum anders ausgelegt werden, als dass sie der Ausdruck einer beständig fortgesetzten Theilung der Adventitialzellen sind: Von den durch die erste Theilung entstan- denen Zellen bleiben einige an dem ursprünglichen Platze dicht an der Venenwand liegen, und diesen ist es vorbehalten, die volle Grösse wieuer 4) Unters. üb. d. Bau der Lymphar. S. 12. Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etec. 295 zu erlangen, um als neue Adventitialzellen die Mütter späterer Genera- tionen zu werden; die als letzte Stufe erzeugte, zahlreichste und kleinste Brut von Zellen aber wird zu wirklichen Lymphkörperchen, die durch den fortwährend von der Gefässwandung ausgehenden Druck neuer Generationen in die Maschenräume des Drüsengewebes hinausgetrieben werden, aus denen sie wieder in die Lymphgefässe hinübergehen, um von diesen schliesslich dem Blutstrome zugeführt zu werden — es ist dies der weite Weg, den sie zurücklegen müssen, um an der Innen- seite der Wände zu gelangen, von deren Aussenseite sie sich bei ihrem Entstehen losgerissen haben. Der Umstand, dass wir die Lymphbildung nur von den Wänden der Venen ausgehen gesehen haben, verträgt sich gut mit dem bedeutenden Uebergewicht, das diese Gefässe an Zahl über die Arterien zu besitzen sich zeigten ; das reiche Venennetz bildet in der That einen der am meisten hervortretenden Bestandtheile des Drüsengewebes, und im Embryo- nalleben erschien es als die erste Spur der später folgenden Entwicke- lung desselben. Man wird übrigens leicht gewahr, dass diese ganze Darstellung sich sehr nahe den Ansichten anschliesst, die Brücke‘) bereits längst bei mehreren Gelegenheiten ausgesprochen hat, und dass sie gleichfalls mit gewissen Verhältnissen genau übereinstimmt, die von Leydig?) bei nie- deren Thierformen nachgewiesen worden sind; in der Hauptsache ent- hält sie nur das nämliche, was mit mehr oder weniger Bestimmtheit von diesen beiden Forschern ausgesprochen worden ist, und, wie man deut- lich erkennt, einzelnen anderen, namentlich Billroth?) vorgeschwebt hat, dass nämlich die Adventitien der kleineren Blutgefässe der eigentliche Herd der Lymphbildung sind, und dass die Wurzeln der Lymphgefässe unmittelbar von den Maschenräumen des Netzes ausgehen, in welches diese Adventitien aufgelöst sind. | i Welche Bedeutung ist nun aber wohl den Follikeln zuzuschreiben, diesen in dem völlig entwickelten Drüsengewebe so bestimmt ausgepräg- ten und hervorragenden Abtheilungen, die selbst keine ableitenden Lymphgefässe besitzen, ja sogar einen so entschiedenen Hang offenbaren, ihren Inhalt von jeglicher Verbindung mit dem Lymphstrom auszu- schliessen ? — Sie treten erst auf einer späteren Entwickelungsstufe auf, nachdem die Lymphbildung schon längst im Gange gewesen ist, und bei dem ausgewachsenen Thiere findet sich noch an vielen Orten Drüsenge- webe ohne irgend eine Spur von Follikeln, in welchem aber dennoch Lymphkörperchen erzeugt werden ; eben diejenigen Orte sogar, wo wir 4) Zeitschr. d. Gesellsch. d. Aerzte zu Wien 14853. — Sitzungsber. d. math.- naturw. Cl. d. W. Akad. 4853, Im Januar- u. Märzhefte u. a. m. ©. 2) Untersuch. üb. Fische u. Reptilien. Berlin 1853. — Müller's Archiv 4854. — Lehrbuch d. Histologie, Re 296 Dr. F. Th. Schmidt, am deutlichsten die Bildung vor sich gehen gesehen haben, waren von den Follikeln gänzlich unabhängig. Die Function kann demnach nicht an die Follikel einzig und allein gebunden sein. Ja, noch mehr, sie wird in ihnen nur in geringerem Grade als in dem übrigen Drüsengewebe statiinden können, und wird wahrscheinlich allmählich in ihnen abneh- men müssen, je nachdem sie sich ihrer völligen Entwickelung nähern. — Die Bildung von Lymphkörperchen ist ja eben von den Blutgefässen abhängig und findet nur in sehr geringem Grade um die kleinsten der- selben statt; die Follikel sind aber weit weniger gefässreich als die Zwi- schensubstanz, und die wenigen Gefässe , die sie besitzen, gehören ge- rade zu den kleinsien; je entwickelter sie sind, desto mehr tritt die Ar- muth an Gefässen hervor. — Hat man demnach, was die Vermehrung an Lymphkörperchen anlangt, den Follikeln nur eine untergeordnete Rolle zuzuschreiben , so Jiesse sich vielleicht vermuthen, dass den in ihnen enthaltenen Körnern durch den längeren Aufenthalt im Drüsenge- webe und unter Einwirkung der Flüssigkeit, eine so zu sagen sorgläl- tigere Bearbeitung zu Theil würde, die sie zur Erreichung eines etwaigen unbekannten Zweckes besonders geeignet machte: — man vermag je- doch keinen Unterschied zwischen den Lymphkörperchen der Follikel und allen den übrigen nachzuweisen, und diese Muthmaassung würde somit auf nichts sich stützen können. — Auch für die Zubereitung der Flüssigkeit, welche die Lymphkörperchen wegspült, kann man den Fol- likeln keine besondere Bedeutung zuschreiben, so lange man nicht nach- gewiesen hat, dass die Flüssigkeit verschiedene Eigenschaften besitzt, je nachdem sie aus Drüsen berströmt, in denen solche vorhanden sind, oder umgekehrt. Wenn man auch mit Krause annehmen möchte, dass eine Bearbeitung von Stoffen stattfinde, die aus dem Absonderungssaft der traubenförmigen Drüsen aufgenommen sind, so können die Follikel als solche nicht dabei betheiligt sein, da sie such an Orten angetroffen wer- den, die tief unter der Oberfläche und so weit als möglich von allen trau- henförmigen Drüsen entfernt liegen; — wir haben ja nämlich gesehen, dass die Vacuolen der Lymphdrüsen und die Follikel ganz dasselbe sind. Bei den verschiedenen Thierarten haben wir die Follikel in grösster Menge und in der am meisten entwickelten Form bei den wohlgenährten Hausthieren und vorzugsweise bei dem zur Fettbildung so stark disponir- ten Schweine!) wahrgenommen; durch eine Vergleichung des Menschen ° 4) Bekanntlich bietet dieses Thier einen grossen Reichthum an Follikeln auch in andern Schleimhäuten dar, sogar, wie Krause (Die terminalen Körperchen der ein- fach sensiblen Nerven. !Hanrover 4860. S. 444. Anm.) nachgewiesen hat, in der Mutterscheide, wo man sie bisher bei anderen Thieren nicht beobachtet hat. Wenn Stromeyer (Deutsche Klinik 1859. Nr. 25) bei freilebenden wilden Schweinen we- niger Conjunctivalfollikel als bei derartigen aus einem eingezäunten Thiergarten sc wahrte, und unter zahmen Schweinen die wenigsten bei solchen, die am meisten sich in der freien Luft bewegten, so spricht vielleicht einigermaassen die Wahr- Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 297 mit den Thieren ergab es sich, dass die Follikel bei jenem weit häufiger vermisst wurden, und ich habe bereits die Aufmerksamkeit darauf hin- gelenkt, dass menschliche Leichname im Allgemeinen durch Krankheiten abgemagert sind, während fast immer das Entgegengeseizte bei den thie- rischen an. der Fall ist, die mau zur Untersuchung benutzt; wir haben ausserdem ein paar Beispiele davon gesehen, dass bei einem ge- sunden und kräftigen Menschen zahlreiche und entwickelte Follikel wahr- genommen wurden, während diese bei einem andern desselben Alters, der einer auszehrenden Krankheit erlegen war, gänzlich fehlten oder viel- mehr verschwunden waren. Diese Umstände deuten darauf hin, dass die Zahl und Entwickelung der Follikel sich nach dem ganzen Ernäh- rungszustande des Körpers richten. — Dass das Drüsengewebe über- haupt in einem derartigen bestimmten Verhältnisse zur Ernährung stehen könnte, liesse sich vielleicht im voraus erwarten, esmuss jedoch ausdrück- lich bemerkt werden, dass gerade die Follikel, die am wenigsten thäti- gen Abtheilungen desselben, es sind, die in dem fleischigen Körper so zahlreich vorkommen und in dem ausgezehrten verschwinden und dass der Grad, in dem diese entwickelt sind, zunächst der Ausdruck. des Ernäh- rungszustandes zu sein scheint, insofern er sich in den folliculären Drü- sen abspiegelt. — Es unterliegt nun auf der andern Seite wohl kaum einem Zweifel, dass der Organismus nicht zu jeder Zeit und unter allen Umständen eine gleich starke Zufuhr von den in den Drüsen erzeugten Lymphkörperchen nöthig hat, und es ist durch zahlreiche Erfahrungen erwiesen, dass die Menge, in der diese als farblose Körperchen im Blute auftreten, äusserst verschieden sein kann und von vielen Bedingun- gen abhängig ist; es ist bekannt, dass sie zuweilen, z. B. nach siarken Blutverlusten, plötzlich in ausserordentlicher Menge auftreten. Gewiss lässt es sich schwerlich in Abrede stellen , dass, was die Erzeugung von Lymphkörperchen anbelangt, dieselbe mit grösserer oder geringerer Schnelligkeit stattfinden a je nachdem die Umstände es erheischen, es fehlt aber gleichwohl, so scheint es mir, nicht an gewichtigen und augenscheinlichen Gründen um anzunehmen, en sie nicht stets im Ver- ‚hältniss zu dem gleichzeitigen Gebrauche stehe und dass unter gewissen Umständen sich ein Ueberschuss ansammle, der unter andern wieder ver- braucht werde; vielleicht ist es in dieser En am Platze, noch ein- mal des Sekade in fetten Körpern stattfindenden Beilikelrdichthunis zu gedenken. Um jedoch die Richtigkeit der Vermuthung zu bestätigen, die ich, wenn gleich höchst ungenügend, durch die vorangehenden Betrachtungen zu stützen versucht habe, und die mir mit dem ganzen Bau der Follikel und ihrer in verschiedenem Grade stattfindenden , sonst so räthselhaften ‚Abschliessung vom Lympbstrome ganz gut in Einklang zu stehen scheint, Scheinlichkeit dafür, dass sie im Ganzen genommen in grösster Zahl bei den fettesten Thieren dagewesen sind. 298 Dr. F. Th. Schmidt, wäre eine neue Reihe von Forschungen nöthig, die die Follikel sämmi- licher Schleimhäute und zugleich wenigstens die Vacuolen der Lymph- drüsen umfasste, um den Grad ihrer Entwickelung in Verhältniss zum ganzen Ernährungszustande des Körpers und zu noch andern Bedingun- gen zu erörtern; ich werde demnach hier nicht eine Begründung weiter‘ verfolgen, die doch nicht befriedigend ausfallen würde, sondern mit der Aufstellung der Frage schliessen, ob nicht der Lebenslauf der Follikel dermaassen ‚aufzufassen sei: dass sie ursprünglich von den, schon zur Zeit überflüssigen, Lymphkörperchen gegründet werden, die am ungünstigsten gelagert sind, um in den Lymphstrom hinein zu gelangen, und dass sie allmählich, so wie sie langsam wachsen — wobei sich zu- gleich ihr eigenthümliches Blutgefässnetz entwickelt —, durch das Zu- #5 sammendrücken des Fasernetzes im Umkreise sich immer stärker abzu- # grenzen und sich dichter zu schliessen streben, bis der Organismus unter # eintretenden Verhältnissen auf ihren Inhalt Anspruch macht, der in dem Falle die Wandung durchbricht oder aufs Neue zersprengt und durch die Lymphgefässe weggeht — mit andern Worten, ob sie nicht als einstwei- lige Behälter einiger der, unter normal günstigen Verhältnissen immer bis auf einen gewissen Grad im Ueberschuss erzeugten Lymphkörperchen dienen ? Erklärung der Abbildungen. Tafel XIV. Die kleinen Buchstaben bezeichnen, wo sie nicht besonders angeführt sind, sowohl in Taf. XIV. als XV überall dasselbe. ' Fig. 4. Senkrechter Schnitt der Tonsille des Hasen. Fig. 2. Flächenschnitt derselben. L. Die vordere Lippe der Tonsille. a. Die Höhle. b. Das Epithel und die Schleimhautpapillen. . Die Tonsillenkapsel. , Das interfolliculäre Drüsengewebe. . Follikel. . Traubenförmige Drüsen. . Ausführungsgänge traubenförmiger Drüsen. . Submucöses Bindegewebe. Fig. 3. SP RkLErUEn, Schnitt der Tonsille des Schweines. . Die Verlängerungen der Kapsel zwischen die Br hinein. . Freie Lage von dicht faserigem Bindegewebe. Fig. 4. Senkrechter Schnitt einer der grossen Papillen der Zungenwurzel des Schweines. | e'‘. Ein Follikel, an dessen Oberfläche das Epilhelium verdünnt ist und die Schleimhautpapillen fehlen. | O9 m 8 09 Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 299: k. Blutgelässe. li. Grosse Fettzellen. m. Formlose Lympbinfiltration rings um die kleineren Gefässver- zweigungen. Fig. 5. Querschnitt einer gleichen Papille. Fig. 6. Senkrechter Schnitt einer Zungenbalgdrüse des Schweines. PP. Zwei grosse Papillen, worin eine formlose Lymphinäiltration. d’. Drüsengewebe mit Follikeln unmittelbar in der Zungenoberfläche. Fig: 7. Flächenschnitt der Tonsille des Schafes. Fig. 8. Flächenschnitt der Tonsille des Rehes. Fig. 9. Querschnitt eines zusammengesetzten Lappens der Tonsille des Ochsen. Fig. 40. Senkrechter Querschnitt der Tonsille eines ganz jungen Kalbes. dd. Drüsengewebe ohne Follikel. b. Die Schleimhaut in ihrer Gesammtheit mit dem Epithelium. Fig. 44. Senkrechter Querschnitt der Tonsille des Pferdes. Fig. 12. Senkrechter Schnitt durch einen einfachen Lappen derselben. Fig. 13. Senkrechter Schnitt einer Zungenbalgdrüse des Pferdes. Fig. 44. Senkrechter Querschnitt der Tonsille des Hundes. Fig. 45. Senkrechier Querschnitt der Tonsille der Katze. Fig. 46. Senkrechter Querschnitt der Tonsille des Igels. Fig. 4, 5, 42 und 43 sind ungefähr 10 Mai, Fig. 7—#4 kaum 2 Mal, die übrigen 4—5 Mal vergrössert, Tafel XV. Fig. A. Senkrechlter Schnitt des Schlundes eines erwachsenen Menschen, . Der Keilbeinkörper. . Die Keilbeinhöhle. . Die Nasenscheidewand. Das Gaumensegel. Das Zäpfchen. Die Zunge. Der Kehldeckel (Epiglottis). . Die Tonsille Der Schlund. Die Nasenhöhle mit den hinteren Enden der mittleren und unteren Muschel. Die Mündung der Eustachischen Röhre. . Die Schlundgrube. . Schnitt durch die mittlere Falte der Pharynktonsille. . Die Furchen an der Oberfläche der Pharynxtonsille. . Mündungen traubenförmiger Drüsen. . Kreisfurche, die das Schlundgewölbe von der Nasenhöhle abgrenzt. | K-unnmubabh e DODBOZEN Fig. 2. Senkrechter Schnitt durch die Pharynxtonsille eines Kindes. Ungefähr 2 Mal vergrössert. | A. Lig. cephalo-pharyngeum. B. Bündel des M. rectus capilis ant. major. 300 Fig, Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. HR. . Flächenschnitt der Pharynxtonsille eines Kindes. Ungefahr 42 Mal ver- . Senkrechter Querschnitt der Tonsille eines erwachsenen Mannes. Ungefähr | . Flächenschnitt durch eine Gruppe Zungenbalgdrüsen eines erwachsenen . Senkrechter Schnitt der Tonsille eines 3” langen Rindsembryo’s. 20 Mal 1 . Schnitt durch einen Theil der Tonsille eines 7” langen Rindsembryo’s . Senkrechter Schnitt durch ein Läppchen der Tonsille eines 6monatlichen ' Dr.F. Th. Schmidt, . Muskelhaut des Schlundes. - . Die Schlundfascie. . Die Schleimhaut. - . Schnitt durch den Knorpel der Eustachischen Röhre. Die Schlundgruben. Kleinere Farchen der Pharynztonsille. \ Su EDS grössert. Der Schnitt ist unter dem Boden der Schleimgruben gefallen und h hat demnach bloss die Ausführungsgänge der traubenförmigen Drüsen ge- troffen (g). Die Follikel haben durch ein leichtes Auspinseln grösstentheils 4 ıhren Bd verloren. | . Freie Bindegewebsstreifen in der Mitte der Falten. 2% Mal vergrössert. A. Losgerissene Läppchen, die den Balgdrüsen der RN ähn- ° lich sind. b’. Die Schleimhaut mit Papillen und Epithel. Mannes. vergrössert. . Das Gaumensegel. . Die Zunge. . Das Zungenbein. . Der Eingang der Tonsillenhöhle. . Die Tonsille. . Epithel. . Muskeln. Sukybabhyn 20 Mai vergrössert. A. Die Tonsillenhöhle und ihre Verzweigungen. B. Ausfülrungsgänge traubenförmiger Drüsen. - C. Lappen traubenförmiger Drüsen. D. Eine ganze traubenförmige Drüse. E. Das die Tonsille umgebende Bindegewebe. 4 E'. Verlängerungen desselben zwischen die Lapper hinein, mit sehr zahl- ° reichen Bindegewebszellen. | F. Muskelbündel. Menschenembryo’s. 40 Mal vergrössert, Die Höhle. . Epithel. . Muskeln. . Blutgefässstämme in dem subrnucösen Bindegewebe. E . Das mit Lymphkörperchen durchsetzte Gewebe in der Wandung der Höhle. Senkrechter Schnitt einer Schleimhautpapille von der Oberfläche einer Zun- genbalgdrüse beim Menschen. Ausgepinselt. Starke Vergrösserung. "Bbowb 14 Das folliculäre Drüsengewebe der Schleimhaut der Mundhöhle etc. 301 a. Die tiefsten Epithelialzellen. b. Lymphkörperchen, die noch einzelne Maschenräume ausfüllen. c. Querschnitte von Blulgefässen. Fig. 40. Starker Netzbalken des Faserneizes in einer Ampulle einer Halslymphdrüse vom Schweine. Sehr starke Vergrösserung. Fig. 44. Ein Theil eines ausgepinselten Schnittes der Tonsille des Schweines. Starke Vergrösserung. A. Ein Theil einer Follikelkapse!, aus der man zarte Neizbalken hinein- treten sieht in den B. Follikel, während sie sich gradweise auflöst in C. das interfolliculäre Fasernetz, worin einzelne Kerne wahrgenommen werden. K. Haargefässe. Fig. 42. Von der Tonsille des Schweines. Starke Vergrösserung. AA. Die stark zusammengedrängte, mit kleinen Gruppen und Reihen von Lymphkörperchen durchsetzte Zwischensubstanz zwischen BB. drei durch das Auspinseln entleerten Follikeln. I. Blufgefässe. K. Haargefässe. M 'LL. Interfolliculäre Lymphgefässe. Tafel XVI. Fig. 4. Ein Theil eines ausgepinselten Schnittes der Tonsille des Schweines. Starke Vergrösserung. Stark geschlängelte Venen (ungefähr 0,025 Mm. im Durch- schnitt) der interfolliculären Substanz. Längs der Venen sieht man einzelne Adventitialzellen und kleine Gruppen von Lymphkörperchen. Fig. 2. Injieirte Blutgefässe der Follikel und der Zwischensubstanz der Pharynxton- sille des Hundes. 40 Mal vergrössert. Fig 3. Interfolliculäres Lymphgefässnetz der Tonsille des Ochsen. 40 Mal vergrössert. AA. Follikel. Fig. 4. Aus der Tonsille des Ochsen. 40 Mal vergrössert. AA. Interlobuläre Lymphgefässe. _ BB. Die interfolliculären Lymphgefässnetze. Fig. 5. Aus der Tonsille des Schweines. 90 Mal vergrössert. A. Ein interfolliculäres Lymphgefäss. B. Eine Vene. Fig. 6. Schematische Darstellung des Anfangs der interfolliculären Lymphgefässe (44) und der Verbiudung derselben mit den Maschenräumen des Faser- nelzes (BB). Fig. 7. Verschiedene Zellenformen des Bindegewebes an der Grenze der mit Lymph- körperchen dicht infiltrirten Lage der Tonsille bei einem 5‘, monatlichen menschlichen Embryo. Starke Vergrösserung. A. In grösserem Abstande vom Drüsengewebe. B. Näher dem Rande desselben. C. Kleine Gruppen Lymphkörperchen dicht an den aus dem Drüsenge- webe heraustreienden Venen. 302 Dr. F. Th. Schmidt, Fig. 8. Eine Arterie (von 0,0225 Mm. im Durchschnitt), deren Adventitia mit Lymph- körperchen durchsetzt ist. Aus der Peripherie des Drüsengewebes der F nämlichen Tonsille wie in der vorigen Figur. Fig. 9. 40. 44. Aus der innersten Lage der Tonsillenkapsel des Pferdes. Starke Ver- grösserung. AA. Mit Epithel ausgekleidete Venen (von 0,015—0,025 und 0,027 Mm: im Durchschnitt.) B. Haargefässe. aa. Flache, längliche Kerne. bb'. Grosse Zellen (Adventitialzellen) mit runden Kernen. Die bei d’ lie- genden Zellen in Fig. 9 haben wahrscheinlich an einer Vene ge- legen, die nicht im Schnitte gesehen wird. cc’c”. Verschiedene Theilungsformen der Adventitialzellen. dd. Lymphkörperchen. e. Eine Reihe Lymphkörperchen nebst einem Paar grosser Zellen in einem spaltenförmigen Raume des Bindegewebes eingeschlossen. Das Gehörorgan der Gyprinoiden mit besonderer Berücksichtigung der Nervenendapparate. Von Dr. Gustav Lang. (Vorgetragen im ungarischen Naturforscher-Verein zu Pesth am 10. Dec. 4862.) Mit Taf. XV. Das Gehörorgan beschäftigt in neuester Zeit eine ganze Reihe von Histologen und bezüglich des Labyrinthes haben bis jetzt die theils ver- gleichenden, tbeils den Bau der Nervenendapparate behandelnden Arbei- ten von Reich'), Leydig”), Kölliker?), Max Schultze”), Deiters?) und Franz Eilhard Schulze®) schon eine Fülle von aufklärenden Entdeckungen ge- liefert. Trotzdem glaubte ich mich an keine überflüssige Arbeit zu ma- chen, wenn ich die bisherigen Erfahrungen einer controlirenden Bearbei- tung unterzog und uchforschle wie weit unser positives Wissen bezüg- lich des Baues des Labyrinthes aan. und welche Fragen als bisher noch unerledigt hingestellt werden müssen. Meine bisher gemachten Untersuchungen beschränken sich zwar meiner geringen Geldmittel wegen blos auf. die Cyprinoiden; nachdem jedoch durch mehrere Autoren die Uebereinstimmung im Bau des Laby- rinthes bei den verschiedensten Thiergattungen und Ordnungen erwiesen ist, so glaube ich den Erfolgen meiner Forschungen mit demselben Rechte eine Verallgemeinerung vindiciren zu dürfen, nach welchem man sich nicht scheut die Entdeckungen Max Schultze’s oder Fr. E. Schulze’s auf höhere Thierclassen zu übertragen. Die von mir untersuchten Gattungen und Arten sind: Barbus flu- 1) R. Reich, Ueber den feineren Bau des Gehörorgans bei Petromyzon in A. Ecker’s - Untersuchungen zur Ichthyologie. Freiburg 4857. 2) Leydig, Histologie des Menschen und der Thiere. 3) Kölliker, Handbuch der Gewebelehre, 3. Aufl. 4) M. Schulize, Ueber die Endigungsweise der Hörnerven im Labyrinth. Müller's Arch. 1858. 5) Otto Deiters, Ueber das innere Gehörorgan der uns Du Bois’ Arch. 1862. 6) Fr. Eilhard Schulze, Zur Kenntniss der Endigungsweise der Hör nerven bei Fischen und Amphibien. Du Bois’ Arch. 1,862. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XIII. Ba. 20 1 Be 394 | Gustav Läng, viatilis, Squalius dobula Heck., Gyprinus Garpio, Idus me- lanotus und noch eine nicht näher bestimmte Gattung. Bei dem bedingenden Zusammenhang, welcher nothwendigerweise zwischen dem Nervenapparate und den morphologischen Verhältnissen des Gehörorgans besteht, hielt ich es der Mühe werth nicht blos den feinen Bau des ersteren, sondern auch die letzteren einer genauen Untersuchung zu unterziehen. Es sei mir daher gegönnt, dieser letzteren Untersuchun- gen mit wenig Worten zu gedenken. ) Das Gehörorgan der Cyprinoiden besteht, wie bekannt, aus dem dem Gehirn anliegenden Vorhof (Vestibulum) mit den dazu gehörigen halb- zirkelförmigen Canälen und aus dem Sack (Saccus), welcher gleichsam ein Anhängsel des ersteren bildet. E. H. Weber lässt in seiner classischen Arbeit: »De aure animalium aquatilium« nicht nur die eben genannten Gehörtheile unter einander in offener Verbindung stehen, sondern er lässt auch den unpaaren Sinus in das Gehörorgan einmünden. Dieser Ansicht Weber’s haben sich die späteren Autoren angeschlossen. Dass die halb- zirkelförmigen Canäle offen in den Raum des Vorhofs einmünden, unterliegt keinem Zweifel. Jedoch bezüglich der Stellung und Einpflan- zung jener in den Vorhof sind die Verhältnisse nicht ganz der Beschrei- bung und Darstellung Weber’s entsprechend. Die Ampullen des vorderen und äusseren Bogenganges münden am vorderen Rande des Vorhofs ein; die Ampulle des hinteren Bogenganges hingegen sammt den Ursprüngen | der Bogengänge münden ganz rückwärts ein und zwar so, dass die äus- sere Wand des Vorhofes vor dieser Einmündung in das ‘Innere einen Vor- sprung bildet, womit sie gleichsam den Vorhof in eine vordere grosse und in eine kleine hintere Abtheilung trennt. Vollständig ist jedoch diese Trennung nicht, indem die in den Vorhofraum einspringende Leiste der nach aussen zu gelegenen Wand nicht die entgegengesetzte innere Wand | erreicht, so dass zwischen den hinteren Einmündungsstellen und der vor- deren grossen Abtheilung des Vorhofs noch immer eine Spalte zum Com- municiren der Endoiympha übrig bleibt. Von der zwischen Vorhof und Sack bestehenden Communication behauptet Weber: »a margine inferiori medii vestibuli ductus membra- naceus ad saccum descendit, qui canaliculum sinus imparis recipit ita, ut vestibulum membranaceum hoc ductu partim cum sacco, parlim cum sinu conjungalur« — und an einer andern Stelle: »saceus, ... canale membranaceo aqua repleto, cum vestibulo et sinu impari commercium habet, ita tamen ut argentum vivum vestibulo immissum septo forte aut valvulaimpediatur, quominuse vestibulo. in saccum descendat.« Weber ist es daher nicht gelungen, trotz ' der behaupteten Communication, Quecksilber aus dem Vorhof in den Sack zu bringen. Er sieht als Ursache dieses Nichtgelingens die wahrschein- liche Existenz einer Klappe an; mit welchem Recht, werden wir sogleich © sehen. Untersucht man das zwischen Vorhof und Sack gelegene Verbin- "| Das Gehörorgan der Cyprinoiden etc. 305 dungsstück, indem man es ünter der Loupe mit Nadeln bearbeitet, so findet man, dass dieser Theil keine Röhre darstellt, son- dern ein dichtes, knorpelhartes, faseriges Gewebe, wel- ches, vom unteren und hinteren Theil des Vorhofes aus-. gehend, später zum Grundpfeiler für das Raumsystem des Sackes wird. Zwischen Vorhof und Sack besteht demnach keine freie Communication. Wie wir schon einmal bemerkt haben, besteht nach E. HA. Weber auch noch eine andere Communication zwischen dem unpaarigen Sinus und dem den Vorhof mit dem Sack verbindenden Rohre. Nachdem wir gezeigt haben, dass dieses Rohr kein Rohr, sondern ein fester Strang sei, fällt wohl die Behauptung Z. H. Weber’s von selbst. Aber E. H. Weber selbst war auch nicht im Stande diese Communication zu demonsiriren, denn nach seinen eigenen Worten: »membrana qua (sinus auditorius impar) constat, pellucida membranae vestibuli cui continua est, plane similis reperitur, attamen cum tenuior sit quam membrana vestibuli, mercurii injecti vim minus fert faciliusque di- Jaceratur.« r Vorhof sammt Bogengängen, Sack und unpaarer Sinus sind demnach drei solche Theile, deren innere Räume gänzlich von einander geschieden erscheinen. Vom Standpunkte der Vertheilung der Gehörnerven und der Lage- rungsverhältnisse der Endapparate aus kann man das Gehörorgan der Cyprinoiden in drei gesonderten Abtheilungen betrachten. Die erste die- ser drei Abtheilungen umfasst die Ampullen, die zweite den Vorhof und die dritte den Sack. Bevor wir zur gesonderten Untersuchung dieser drei Abtheilungen übergehen, wollen wir noch kurz die gegenseitigen Lage- rungsverhältnisse der Gehörnervenäste betrachten. Vom Gehörnerven xar eEoynv erhalten blos die Ampullen und der Vorhof Zweige, die Ner- venäste des Sackes zweigen sich vom Trigeminus ab. Am vorderen Rande des Vorhofes steigt ein Ast zur vorderen Ampulle, auf der äusseren Wand mehr nach rückwärts einer zur mittleren Ampulie; zwischen diesen bei- den schmalen Aesten bleibt an der nach aussen gekehrten Wand des Vor- hofes eine breite Sielle frei, auf welche sich flach der Nervenast des Vorhofes legt und emporsteigt, um nahe zu den Ampullen plötzlich mit scharfer Linie aufzuhören. Ich will diese Linie die äussere Grenzlinie nennen. Von den übrigen Nervenästen ist nichts Besonderes zu bemerken. Nach diesen kurzen allgemeinen Betrachtungen kehren wir nun zur speciellen der einzelnen Gehörs-Abtheilungen zurück. Ampullen. Im Innern der Ampulle bebt sich von jener Stelle, wo der herabtre- tende Nervenast sich anheftet, eine Querleiste ab, welche beiläufig bis zur halben Höhe des Ampulienlumens emporreicht und hier mit einem 207 306 Gustav Läng, dreispitzigen freien Rande so endigt, dass die beiden seitlichen Spitzen mit den Seitenwänden derAmpulle verschmelzen, die mittlere im Centrum des Lumens steht. Diesem dreispitzigen freien Rande dieser Querleiste (Grista acustica) liegt das Organ auf, in welches schon Steifensand') die Endigung der Nerven verlegt hatte und dessen genaue histologische Be- schreibung wir M. Schultze verdanken. Ich will dieses Organ nicht mit dem bisher geläufigen Namen einer Epithelial-Verdickung benennen und zwar aus demselben Grunde nicht, aus welchem wir der Netzhaut die Eigenschaft eines selbstständigen Organs zuerkennen, sondern ich will mich im Verlauf meiner Arbeit des Ausdruckes »Endapparat« bedienen. — Bekanntlich hat M. Schutlze in dem Gewebe dieses Endapparates dreierlei Elementarforınen unterschieden, nämlich 4) mit Kernen verse- hene cylindrische Zellen, 2) starre Härchen von 0,04” Länge über dem Niveau der eylindrischen Zellen und 3) sehr kleine rundliche oder ovale Zellen mit entgegengesetzten Fortsätzen, deren einer im Niveau der cy- lindrischen Zellen wie abgeschnitten zu enden scheint und deren zweiter der Grista acustica zustrebt. Zu diesem Endapparate gelangen nach M. Schultze bei Rajen die Ner- ven durch die Crista, an deren freiem Ende sie nach Verlust ihrer Scheide in viele feine Aestchen zerfallend im Endapparate unbestimmt endigen. Fr. E. Schulze hat in neuester Zeit die Angaben M. Schultze's nicht blos bestätigt, sondern er behauptet sogar, sich bei jungen Gobius-Exempla- ren die Ueberzeugung verschafli zu haben, dass die sogenannten Hör- härchen die directen Fortsetzungen der in den Endapparat gedrungenen Nervenästchen seien. Nach dieser kurzen Orientirung will ich auf meine eigene, vielen Beobachtungen entnommene Erfahrung zurückkommen. Der Ampullennerv theilt sich, an der Ampulle angelangt, in zwei Zweige, deren jeder einer anderen Seitenwand anliegt und zu der be- züglichen seitlichen Spitze der Gehörleiste läuft. Auf diesem Wege trennt sich von jedem Zweig ein grosser Theil von Fasern ab, um in die Sub- stanz der Crista zu dringen und hier dann ohne Scheide zu einander parallel dem freien Rande zuzuziehen. Die in den Zweigen verbliebenen Fasern erreichen in noch ansehnlicher Menge die seitlichen Spitzen der -Crista und breiten sich hier — entsprechend dem ihnen aufliegenden Endapparate — ein wenig fächerförmig aus. Der Endapparat wurde bisher wohl aui seine Elementarformen, nicht aber auf seine Gestaltung im Ganzen untersucht und doch ist die Kennt- niss der Gestalt von nicht geringer Wichtigkeit. Die natürliche Ursache dieses Uebergehens der Gestalt mag wohl in der Methode gelegen sein, nach welcher man sich bis jetzt bei Untersuchung des Gehörs haupt- sächlich der Chromsäure-Präparate bedient hatte. Bei dieser Methode — der Härtung durch Chromsäure — erlangen zwar die Gestalten der Ele- 41) Steifensand, Das Gehörorgan der Wirbeltbiere. Müller’s Archiv 1835. u Das Gehörorgan der Cyprinoiden etc. 307 mentarformen eine grössere Festigkeit, aber es haftet auch in Folge der- selben der ganze Apparat der Grista besser an, so dass man mit der Na- del wohl grössere und kleinere Theile desselben abhrechen kann, aber das Abheben des Apparates in ioto nicht gelingt. Um dies Letztere zu er- reichen, stand ich vom Härten mit CrO, ab und behandelte die vom Vor- hof abgetrennten Ampullen in verschiedenen Flüssigkeiten, namentlich: in reinem Wasser, in Zucker und Salzlösungen, in Moleschott’scher Flüs- sigkeit — aber umsonst. Endlich gelang es mir mein Ziel zu erreichen, indem ich die Ampullen zuerst durch 5 Minuten in mit NO, schwach an- gesäuertes Wasser legte und darauf in mit ‘/, Vol. Alcohol versetztes Wasser übertrug. Nach dieser Behandlung gelang es mir immer bei ge- hörig behutsamem Vorgehen mit einer feinen Nadel den ganzen Endap- parat unverändert von der Crista abzuheben. Die Erfolge einer derarti- gen Untersuchung des Endapparates sind überraschend, denn-abgesehen davon, dass sie ein klares Bild dieses complicirten Organes geben, lassen _ sie uns auch ein Gebilde erkennen, welches bisher wahrscheinlich nur in seinen Rudimenten gekannt auf die Entdeckungen Schultze’s ein neues Licht wirft. Um uns die Gestaltung des Endapparates klar zu machen, ist es am besten, den ganzen Apparat in drei Theile zu iheilen. Den ersten Theil bildet jene im frischen Zustande weisse Schicht, die unmittelbar dem freien Rande der Crista aufliegt, im Ganzen die Gestalt dieser letzteren wiederholend. Der zweite Theil steigt gleichsam aus dem er- sten empor und bildet eine unendlich zarte, feinstreifige Kuppe, welche von beiden Seiten nach der Spitze zu an Höhe zunimmt und eine Höhe von 0,4 mm. erreicht. Unmit- telbar an der Uebergangsstelle dieser Endkuppe (Cupula terminalis), in dem ersten Theile, wird ihre feine Strei- fung lichter und es enisteht dadurch ein lichter Strei- fen. Den dritten Theil des Endapparates bilden die beiden »plana .semilunaria« Steifensand’s, welche in der Ampulle den Seitenwänden derselben aufliegen und die Endkuppe zwischen sich fassen. Die 5. Fig. der Taf. XVII. giebt ein getreues Bild der eben geschilderten Apparat- theile und des gegenseitigen Verhältnisses derselben zu einander. Betrachten wir nun die drei Theile des Endapparates getrennt be- züglich ihres feineren Baues. Der erste Theil ist jener, dem bisher die Histologen ihre grösste Aufmerksamkeit zugewendet haben. An gelungenen Präparaten sieht man deutlich, dass die oberste Schicht dieses Theiles aus einer Lage dicht ‚stehender Cylinderzellen besteht. Die Zellen messen in ihrer Breite '0,0054—0,0057 mm., in ihrer Länge (Höhe) 0,0474-——-0,0180 mm. Un- ver dieser Schicht machen sich ziemlich grosse runde, ovale oder biscuit- förmige Hohlräume bemerkbar, deren Umgrenzung mir bisher nicht klar werden konnte und zwischen denen man deutlich die Fortsetzungen der 308 Gustav Läng, aus der Crista herausgetretenen Axeneylinder wabrnehmen kann. Un- mittelbar unter der Zellenschicht angelangt, bören plötzlich die scharfen Contouren der Axencylinder auf, ob dies aber die Folge einer unendlich feinen Verästelung sei oder nicht, das konnte ich bisher nicht eruiren. Von der Schicht der inderseilen ragen nach Reich und den beiden Schulze's die feinen Härchen in das Innere der-Ampulle empor. Diese Härchen sind nun allerdings sichtbar an Präparaten, die durch längere Zeit in Chromsäure gelegen hatten und an denen in Folge dessen eine beträchtliche Sprödigkeit der Gebilde eingetreten ist. Wenn ich je- doch bedenke, dass von diesen Härchen keine Spur be- merkbar wird, wenn man an Präparaten, die nach der oben geschilderten Methode erhalten wurden, die End- kuppe ablöst, und wenn ich anderseits die Erfahrung im Auge behalte, dass die Endkuppe um so mebr schrumpft und endlich zerstört wird, je länger sie in-Ghromsäure jiegt, so glaube ich mich zu der Annahme berechtigt, dass die Reich-Schulze'schen Härchen nichts Anderes als die - Veberreste jener Endkuppe seien. Um sich von der Richtigkeit meiner soeben gemachten Angabe zu überzeugen, ist es am besten, den aus der Ampulle genommenen Endapparat durch etwa 24 Stunden in Chromsäure zu legen und dann das Gebilde unter einem Arbeitsmikro- skop zu behandeln. Nach Allem was ich bisher über die Structur des Endappärstes: an- geführt habe, wird es mir zweifelhaft, ob die Angabe Fr. Eilh. Schulze bezüglich des directen Ueberganges Yon Nervenfaserästchen in die a chen richtig sind. Denn indem Fr. E. Schulze ganze Exemplare von sehr jungen Meergrundeln (Gobius) unter das Mikroskop legte, um durch äus-- sere Bedeckung und Wandung des Gehörorgans hindurch die Endigungs- weise der Ampullennerven zu sehen, bekam er gewiss sowohl die Schicht der Cylinderzellen als jene der Härchen nicht blos in einer Reihe vor das Auge, sondern in einem Nebeneinander, wie es nur bei der Flächen- ausdehnung dieser beiden Theile möglich ist. In einem solchen Com- plexe von Formelementen aber unter dem Mikroskope richtig zu sehen, was sich vereinigt und was nicht, dürfie wohl kaum ein Histolog be- haupten. Fr. E. Schulze's Angabe über die Endigung der Nervenfasern häite nur dann Anspruch auf Glaubwürdigkeit, wenn er früher bewiesen hätte, dass die Cylinderzellen und Härchen nur eine einzige der Crista a Reihe bildeten. Aus den eben angeführten Gründen kann ich auch die hiehergehörige Abbildung Fr. E. Schulze’s blos als Schema betrachten. : Die Endkuppe erscheint bei starker Vergrösserung als ein aus sehr feinen, das Licht stark brechenden aufrechten Fäden zusammengesetztes Gewehe. Die einzelnen Fäden scheinen unter sich durch noch viel fei- nere Seitenästchen zusammenzuhängen. Das ganze Gewebe verjüngt sich Das Gehörorgan der Cyprinoiden etc. 309 gegen die Spitze so sehr, dass es hier den höchsten Grad von Feinheit erlangt und ein sicheres Beobachten der Verhältnisse dieses obersten ‚Theils unmöglich macht. In welchem Verhältniss diese Endkuppe zum übrigen Endapparat, zu dessen Formelementen stebt, konnte ich bisher nicht ergründen. Ä Die »Plana semilunaria« Steifensand’s sind schon durch die Wandung der Ampullen sichtbar und zwar als fein punktirte, haldmond- förmige Flächen. Um den feineren Bau derselben kennen zu lernen, ist es am zweckmässigsien in Chromsäure gehärtete Ampullen der Länge nach entzweizuschneiden und dann die »plana« von der innern Fläche der Wandungen abzulösen. Von oben (Inneres der Ampulle) betrachtet, bieten diese Plana eine schöne, schachbretiförmige Zeichnung, deren eckige Felder sich bei tieferer Einstellung des Mikroskopes in runde ver- wandeln. Die Anordnung der Feider geschieht nach einem gewissen - radiären Typus und es misst jedes Feld im Durchmesser 0,0090 mm. Trennen wir ein Stück durch Nadeln oder durch leichtes Hin- und Her- schieben des Deckgläschens in seine Formelemente, so bekommen wir zahlreiche grosskernige Cylinderzellen unter das Mikroskop. Diese Gylin- derzellen stimmen jedoch nieht mit den vorher beschriebenen überein, sondern sie unterscheiden sich von denselben auffallend durch ihre Di- mensionen, indem ihre Länge 0,0270—0,0225 und ihre Breite 0,0090 mm. ausmacht, als auch durch ihre grossen runden Kerne, deren Durchmes- ser 0,0081 mm. beträgt. Besonders auffallend ist an diesen Kernen der nach unten gerichtete Theil ihrer Peripherie durch sein Vermögen das Licht sehr stark zu brechen. Zuweilen schien es mir, als sässe über den ‚ebengenannten Kernen noch ein kleiner von der Form einer halben Scheibe und von körnigem Aussehen. So wahrscheinlich es nach einer Betrachtung mit der Loupe erscheint, dass ein Theil’der Ampullennerven im Planum semilunare Steifensand’s seine Endigung findet, so konnte ich doch niemals einen Zusammenhang zwischen den Cylinderzellen dessel- ben und den Nervenfasern darstellen. In der Ampulie ist der ganze Endapparat so gelagert, dass er mit seiner Endkuppe beinahe das ganze Lumen verschliesst und somit gewiss ‚jede durch die Ampulle gehende Schaliwelle die Endkuppe irifft. Vorhof (Vestibulum). Sowie in den Ampullen der Endapparat einer genau begrenzten Stelle aufsitzt, so finden wir auch im Vorhof eine schon durch ihr äusse- ‚res Ansehen en umgrenzte Partie, in der wir die Enden der Nervenfasern zu suchen angewiesen sind. Es entspricht die Ausdehnung dieser Partie beiläufig jener, die der Vorhofsnerv vor seinem Einsenken an der äusseren Vorhofswand zeigt, und sie kennzeichnet sich durch ihre milchweisse Farbe. Die Betrachtung der diese Schicht zusammenseizen- den Zellgebilde zeigt eine so gänzliche ver schiedenheit vom übrigen Epi- 310 . Gustav Läng, thel, dass es auch hier gerechtfertigt erscheint, an die Stelle‘ der ge- hräuchlichen Epithelverdickung den Namen » Endapparat« zu gebrauchen. Der Theil der Vorhofswand, welcher diesen Endapparat trägt, ist nach aussen zu ausgebaucht, bildet gleichsam eine Nische, welche Nische an der Uebergangsstelle in den übrigen Vorhof durch einen vorspringenden Rand umgeben ist. Der Otolith füllt den ganzen Raum der Nische aus und scheint der Umrahmung durch jenen vorspringenden Rand seine feste Stellung zu verdanken. M. Schultze suchte in Ermangelung einer befestigenden Membran die Ursache der festen Stellung des Otolithen in einem mit der Endolympha gleichen spec. Gewicht. Dass jedoch die ‚Gleiehheit des spec. Gewichtes nicht besteht, davon kann man sich leicht überzeugen, wenn man einen möglichst behutsam herausgenommenen Vorhof umherwendet; so lange wir den Otolithen nicht aus seiner ur- sprünglichen Lage gebracht haben, bleibt er immer fest an einer und der- selben Stelle und folgt der Lage dieser, sobald wir aber durch einen durch die Wand ausgeübten Stoss den Stein aus seiner ursprünglichen Lage gehoben haben, nimmt er auch bei Wendungen immer die tiefst ge- legene Stelle ein. Aber auch die Behauptung, als fände sich am Otolithen keine Membran, muss ich für irrig erklären, denn der Ötolith trägt im- mer an seiner dem Endapparate zugekehrten Seite eine äusserst zarte Membran. Dass diese Membran nicht im Stande sei, den Stein zu befesti- gen, will ich jedoch gern zugestehen, um so mehr, als ich bisher nicht im Stande war, einen Zusammenhang zwischen ihr und der Vorhofswand auf- zufinden. Die Membran wird nämlich immer mit dem Stein zugleich ent- fernt und ich konnte ihre Gegenwart nur an frischen Exemplaren be- weisen, indem. bei allen Präparaten, die mit Säuren behandelt worden waren, die theilweise gelösten Oioliihen immer Ueberbleibsel von zwei- felhafter Deutung hinterliessen, die jede sichere Beobachtung unmöglich machten. Es ist daher am besten, diese Membran an solchen Präparaten zu suchen, die blos in schwach alkoholigem Wasser gelegen hatten, und erst nach der Isolirung der Membrana diese in Chromsäure zu legen, da- mit sie mehr Festigkeit erlange. Unter dem Mikroskop zeigt die Membran 'ein dichtes Balkengewebe, dessen Zwischenräume gegen die Mitte der Membran am kleinsten und rund sind, während die nach der Peripherie zu gelegenen immer grösser und unregelmässiger werden. Deiters be- schreibt in seiner Arbeit über das Gehörorgan der Batrachier eine ganz ähnliche Membran, aber bildet sie auch ab; er heisst sie die »gefen- sterte Membran« — an welchen Ausdruck auch ich mich halten werde — , behauptet aber, diese Membran aus einem Theil des Gehör- organs gewonnen zu haben, den er weder als ein Analogon des Vorhofes der Fische, noch als ein Zugehör zu den von ihm demonstrirten Schnecken- rudimenten anseben konnte. Die Thatsache, dass ich eine ganz ähnliche Membran im Vorhofe der Fische gefunden habe, dürfte wohl den Schlüs- sel an die Hand geben zur Deutung des von Deiters in Zweifel gelassenen Das Gebörorgan der Cyprinoiden etc, 311 Gehöriheiles. Beim Untersuchen der gefensterten Membran gelangten mir immer Bruchstücke eines Gebildes unter das Mikroskop, die in ihrer Textur der Endkuppe sehr ähnlich waren; ich konnte jedoch betreffs der Ausdehnung, Lagerung und Verbindungen dieses Gebildes nie zu einem Resultate gelangen, obwohl dies bei der Lage, die es zwischen gefenster- ter Membran und Endapparat einzunehmen scheint, von grossem Be- lange wäre. Unter dem Otolithen und der gefensterten Membran liegt der End- apparat‘), durch seine weisse Farbe überall sich vom Epithel abbebend. Nach vorn und oben ist seine Grenzlinie besonders scharf und entspricht genau der „äusseren Grenzlinie«, wesshalb ich sie die innere Grenzlinie« nennen will. Der ganze Apparat nimmt gegen die Grenz- linie hin an Dicke zu. An der Peripherie des Endapparates — den Theil über der inneren Grenzlinie ausgenommen — liegt ein Netz, das ent- steht, indem unregelmässig gestaltete Gebilde nach allen Seiten zu durch zahlreiche Fortsätze in Verbindung treten. Ob diese Gebilde für Binde- gewebskörperchen zu betrachten seien, wage ich nicht zu entscheiden, da ich nie im Innern derselben Kerne zu unterscheiden im Stande war. Im frischen Zustand sind sie übrigens von körnigem Aussehen, in Chrom- säure gehärtet werden sie gelb und stechen dann besonders durch ihre Farbe von den etwas tiefer liegenden platten Epithelzellen ab (Taf. XV. Fig. 2.). Der centrale Theil des Endapparates zeigt schon bei Loupen- vergrösserung eine gewisse radiäre Anordnung. Von oben betrachtet, erscheint er als eine Lage dicht aneinander gestellter rundlicher Felder, von denen es schwer fällt zu behaupten, ob sie Zellen oder Kernen an- gehören. Zwischen diesen runden Feldern liegen kürzere, längere, stär- ker lichtbrechende Stäbchen oder Leistehen, die eben die Ursache jenes radiären Ausdruckes sind. DieFrage, ob wir es hier mit Zellen oder Ker— nen zu thun haben, findet ihre Erledigung, sobald wir ein Stück des gut gehärteten’Endapparates durch das leise Hin- und Herschieben des Deck- gläschens zertheilen. Es gelingt auf diese Weise oft, das ganze Stück in lauter Reihen von ceylindrischen Zellen aufzulösen, welche Reihen, indem sie sich auf die Seite legen, eine nähere Beobachtung der Zellen möglich machen. Die einzelnen Zellen besitzen eine ceylindrische oder vielmehr conische Gestalt. Nach oben zeigen sie, in Reihen betrachtet, einen stark lichtbrechenden Rand, welcher wahrscheinlich den früher erwähnten Leistchen entspricht; nach unten haben sie ein fransiges, abgerissenes ‚Aussehen und sind auch verschieden lang. In jeder Zelle liegt ein ovaler Kern, der leicht aus der Zelle gedrückt werden kann, so dass man in 4) Es ist leicht möglich, dass jener Theil, für den ich den Namen »Endapparat« gebrauche, nicht der ganze Endapparat ist, indem es mit der Zeit gelingen dürfte zu beweisen, dass das erwähnte zweifelhalte Gebilde, die Membrana fenestrata und selbst der Dtolith integrirende Bestandtheile des ganzen Endapparates darstellen. ‚Dr. L. 812 | Gustav Läng, Folge dessen häufig genug die Fetzen der Zelle und den Kern neben ein- ander liegen sieht. Ausserdem trägt jede Zelle an ihrem oberen Ende ein ebenfalls stärker lichtbrechendes Härchen. Die Länge der Zellen ent- spricht jener der in den Ampullen sub 4. angeführten Zellen, sie ist nämlich = 0,0171; ebenso die Breite = 0,0054—0,0057; die Härchen der Zellen haben eine Länge von 0,0045—0,0090 mm. Wenn wir den sorgfältig abgelösten Endapparat umgekehrt unter das Mikroskop bringen, so dass dessen der Vorhofswand aufsitzender Theil zu oberst zu liegen kommt, so sehen wir ein grossmaschiges Neiz in der Form wie es Taf. XVII. Fig. 12. zeigt. Es scheint mir dieses Netz die ' Fortsetzung jenes zu sein, das wir an der Peripherie des Endapparates kennen gelernt haben. Ob es als Netzgewebe zu betrachten sei, kann ich bisher noch nicht entscheiden. Bezüglich der Structur der inneren Grenzlinie habe ich schon bemerkt, dass sie nicht mit jener der übrigen Peripherie übereinstimmt. Wir finden sie nämlich aus einer mehrfachen, dichten Lage von stark ge- körnien, breiten Strängen oder Balken bestehend, die in einer von vorn und oben nach unten und hinten gerichteten Lage überhaupt dem cen- tralen Theil des Endapparates zuzustreben scheinen. So sehr es auch — namentlich durch die den Balken eingestreuten Kerne — wahrscheinlich wird, dass diese Stränge nichts Anderes als die des Markes entblössten Fortsetzungen der Nervenfasern sind, so ist es doch nicht möglich, diese ° Wahrscheinlichkeit durch die Herstellung eines ununterbrochenen Zu- sammenhanges zur Gewissheit zu erheben und zwar einfach deswegen, weil die Nervenfasern ihr Mark während des Durchdringens der Vorhofs- wand verlieren, uns aber bisher die Mittel fehlen, um die Vorhofswand so zu entfernen, dass blos die Nervenfasern in ununterbrochenem Zu- sammenhang ihrer Theile extra und intra Vestibulum zu erblicken. An- genommen, es seien die gedachten Stränge Forisetzungen der Nerven, so können wir doch nicht die Grenzlinie als den einzigen Ort des Eindrin— ° gens der Nerven ansehen, denn ein solches Eindringen findet auch vor der Grenzlinie statt. Ueber den Zusammenbang der Nervenfasern mit den ° Gebilden des Endapparates kann ich bisher nichts Bestimmtes sagen, obwohl das abgerissene untere Ende der cylindrischen Zellen leicht zu einem Schluss verleiten könnte. Nicht weniger schwer ist es zu entscheiden, in welchem Verhältniss der Endapparat zur gefensterten Membran und zum Otolithen steht, und zwar hauptsächlich darum, weil hier Querschnitte durch alle genannten. Gebilde auf einmal nieht möglich sind, sondern die Untersuchung schich- | tenweise vom Otolithen bis zum Endapparate vordringen muss. . Sack (Saccus). Dass der Sack bei den Gyprinoiden mit dem Vorhof in keiner Com- munication steht, ist bereits erwähnt worden. Die Trennung dieser bei- Das Gehörorgan der Cyprinoiden etc. 313 den Gehörtheile ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal für das Gehör der Cyprinoiden von jenem der Batrachier, bei welchen nach Deiters zwi- schen diesen Theilen eine weite Communication besteht. Aber nicht al- _Jein die Sonderung der genannten Räume ist charakteristisch für die Cy- prinoiden, sondern auch das Trennen des Sackes in zwei Abtheilungen. Es lagern sich nämlich um den vom Vorhof kommenden verbindenden Strang zwei mit geschlossenen Wandungen begrenzte Hohlräume so, dass der eine nach vern und innen vom Strang, der andere aber nach hinten und am Ende des Stranges liegt. Wo diese beiden Räume mit ihren Wandungen aneinanderstossen, bildet sich gleichsam eine Zwischen- wand, die durch ein kleines ovales, nach unten gelegenes Fensier durch- brochen ist. Der vordere Abschnitt des Saccus ist länglich, nach vorn stumpf abgerundet endigend ; er zieht sich wie das Schneckenhaus um die Säule, so um den Verbindungsstrang von vorn und oben nach rück- wärts und unten, wo sein Raum durch das ovale Fenster mit dem gros- sen mehr ovalen als runden hinteren Abschnitt communieirt. Es ist somit amı Sacceus gewiss eine schneckenförmige Anordnung vorhanden, ich will ‚jedoch mit dieser Behauptung nicht etwa wie Huschke eine Analogie zwi- schen Saccus und Schnecke befürworten, wogegen schon die nach rück- wärts gerichtete Lage des Saccus sprieht. Zu jeder Saccus-Abtheilung geht ein Nervenast. Es muss somit auch jede Abtheilung ihren Endap- - parat besitzen. In der hinteren Abtheilung ist auch die Aufsuchung des- selben mit gar keiner Schwierigkeit verbunden, denn er haftet, durch seine weisse Farhe hinreichend gekennzeichnet, an der Scheidewand der beiden Abtheilungen. Er ist in seiner Textur so vollkommen überein- stiimmend mit dem Endapparat des Vestibulums, dass man alle dort er- wähnten Befunde blos auf ihn zu übertragen braucht. Auch hier lageri ‚zwischen dem Endapparat und dem Otolithen (Asteriscus) eine geiensterte Membran. Der Nervenast für diesen Endapparat zerfällt in der Scheide- wand in zahlreiche Aesie, die ein schönes Bild geben. — Viel schwerer als im hinteren Theil ist es im vorderen Theil des Saceus den Endappa- rat aufzufinden, hauptsächlich wegen der unendlichen Zerreisslichkeit seiner mit der Hirnhaut theilweise verwachsenen Wandung. Nach mei- nen bisherigen Untersuchungen kann ich nur so viel behaupten, dass sich auch an Otoliihen (Sagitta) dieser Abtheilung eine Membran findet, welcherlei Structur jedoch diese besitze, habe ich bisher noch nicht un- tersucht. Ausserdem gelang es mir, von der Wand ein ähnliches Netz von mit Fortsätzen versehenen Gebilden zu erhalten wie im Vorhof. ‚Die Reflexionen, die wir aus dem Vorhergehenden für die Schalllei- tung im Gehörorgan der Cyprinoiden ziehen, können wir kurz fassen. Das Labyrinth — unter dem ich Vorhof -+ Bogengänge verstehe — liegt bei den Cyprinoiden grösstentheils in der Schädelhöhle und nur die höch- 314 Gustav Läng, sten Partien der Bogengänge sind in ringsum geschlossene Knochencanäle | gefasst. Diese höchsten Partien sind aber auch bei den Fischen die der Oberfläche des Thieres zunächst gelegenen Ohrtheile und müssen — da bei den Fischen ausser der Knochentheilung keine andere besteht — die ersten der herandringenden Schallwellen in Empfang nehmen und zwar zufolge der Lage der drei Bogengänge in jedweder Richtung. Von dem periphersten Theil jedes Bogenganges breitet sich dann der Schall durch beide zum Vestibulum führende Bogenschenkel gleichmässig fort und nachdem die Ampulle zur höchsten Stelle des Bogenganges näher liegt als dessen Einmündung, so wird die Ampulle immer früher die Impulse er- halten als der Vorhof. In den Ampullen werden die Schallwellen durch die Endkuppe aufgefangen; im Vorhof können wir noch nichts Bestimm- > tes darüber sagen, ob die Schallwellen von der Endolympha unmittelbar auf den Endapparat treffen oder mittelbar durch den Otolithen. | Im Saccus stemmt sich der Ästeriscus so an die knöcherne Kapsel, die den Saccus umgiebt, dass der Schall hier gewiss leichter und früher vom Knochen auf den Asteriscus als auf die Endolympha übergeht. Damit will jedoch noch nicht behauptet sein, dass der Asteriscus der unmittel- hare Ueberträger des Schalles auf die Nervenenden sei. Wie sich im vor— deren Theile des Saccus die Schallleitung gestalte, ist mir noch völlig unklar, obwohl es mir schien, als stosse ein kleiner Fortsatz des Astleris- cus durch das ovale Loch auf die Sagitta, wodurch natürlich eine emi- nente Knochenleitung zu Stande käme. Dies sind die Resultate einer langwierigen und schwierigen Arheit, die, wenn sie auch noch immer nicht das Ende der Nervenfasern darzu- bosch im Stande, doch gewiss nur gewissenhaften und genauen Unter- | Belnebn entnommen und vielleicht nieht jedes Interesses baar sind. Bevor ich jedoch von meinem Gegenstande scheide, kann ich nicht um- ° hin, den hochgeschätzten Herren Professoren Brücke und Jendrasik mei- nen Dank zu sagen für die freundschaftliche Vu die sie mir in meinen Arbeiten angedeihen liessen. 1 Fig. A. Fig. 2. Fig. 3. Das Gehörorgan der Cyprinoiden etc. 315 Erklärung der Abbildungen auf Taf. XVIE. A Vorhof. B Saccus. C Bogengänge. a, 5b, e Aeusserer, vorderer und hin- terer Bogengang. d Vorhofnerve. e, f, g Ampullen-Nerven. Ah Vereinigter Ursprung des vorderen und hinteren Bogenganges. %k Verbindungsstück zwi- schen Vorhof und Sack. i, 1 Vordere und hintere Abtheilung des Sackes; von letzterer ist ein Theil der Wandung und der Stein entfernt, sodass der weisse Endapparat und das ovale Loch sichtbar werden. Der Vorhof sammt den einmündenden Bogengängen von der dem Gehirn an- liegenden Seite her gesehen. An der Stelle der hinteren Einmündungen ist ein Stück der Wandung herausgeschnitten, um die Leiste zu zeigen, die sich von der nach aussen zu gelegenen Wandung des Vorhofs in das Innere des- selben erhebt und den Vorhofsraum gleichsam in zwei Theile theilt. Die Buchstaben haben dieselbe Bedeutung wie in der vorhergehenden Figur; m ist die Leiste. Im Vorhof sieht man den Stein durchschimmern. Eine Ampulle vom Vorhof aus gesehen. a Die Querleiste (Crista acustica), von welcher der Endapparat herabgenommen ist und die ihren dreispitzigen freien Rand zeigt. 5b Die beiden Aeste der Ampullennerven. c Innerer Raum der Ampulie. . Eine Ampulle der Länge nach aufgeschnitten und auseinandergelegi, sodass man von oben auf den Endapparat blickt. a, a Ampullenwand. 5 Die dem freien Rande der Querleiste aufliegende Zellenschicht, die Endkuppe fehlt. c Ampullennerve. d Die Steifensand’schen Plana semilunaria. .Derganze Endapparat aus der Ampulle herausgenommen. a, a Die der Querleiste aufliegende Schicht. 5, b Die Plana semilunaria Steifensand's. e Die Endkuppe (Cupula terminalis). d Der lichte Saum derselben. . Ein kleines Stück 'eines Steifensand’schen Planums vom Innern der Ampulle aus (oben) betrachtet und zwar: a bei höchster, 5 bei tieferer Einstellung des Mikroskops. . Grosse Cylinderzellen des Planum Sieifensend’s mit ihren grossen Shall licht- brechenden Kernen. . Gefensierte Membran aus dem Vorhof. . Ein Stück des centralen Endapparates von oben gesehen. Runde Felder, zwischen welchen stark lichtbrechende Leistchen liegen. Peripherer Theil eines Endapparates aus dem Vorhofe. Vielfach durch Fort- sätze zusammenhängende Gebilde. ‚ Reihe von Cylinderzelien aus dem Endapparate des Vorhofes. Se führen längliche Kerne, nach unten zu erscheinen sie wie abgerissen, nach oben zu Ä tragen sie härchenähnliche Fortsätze. Ganz nach rechts sieht man die Reste einer Zelle neben dem herausgefallenen Kern. ,‚ Das Netz, welches man sieht, wenn man den Vorhofsapparat von unten (der der Wand anliegenden Fläche) her betrachtet. 13. Querleiste sammt der darauf liegenden Schicht, jedoch ohne Endkuppe. A, A Querleisie. B, B Die darauf liegende Endapparatschicht. a, a In die ‘ Querleiste eingebettete Nervenfasern. b Centrales Blutigefäss. c, c Schicht der Cylinderzellen. Unter dieser Schicht sieht man die aus der Leiste her- ausgetretenen Nervenfasern zuerst ungetheilt emporsteigen; zwischen den Fasern liegen die ovalen, unbestimmt begrenzten Hohlräume. , Ueber die Verbindung der Hoden mit dem Rückengefäss bei den Insecten. Von H. Landois. Mit Tafel XVIH. Obgleich Malpighi in seiner Dissertatio epistolica de bombyce') mit den Worten »An praeter exaralas bombycis partes alia supersint viscera, ' non audeo negare; aliorum enim solicita indago et dexteritas forte lucu- | lentiora delegeti« den späteren Forschern noch ein weites Feld zu über- lassen scheint, so sind doch nur wenige so glücklich gewesen, irgend ein! neues Organ im Insectenkörper aufzufinden. Deswegen gereicht es’ Herold zur grössten Ehre, dass er in seiner Entwickelungsgeschichte der ' Schmetterlinge?) uns diese Insecten bereits im Raupenstadium in Bezug auf ihr Geschlecht unterscheiden lebrt. Er unterschied bei den weib- lichen Geschlechtsorganen dreierlei Haupttheile: 4. »Die blüthenknospen- förmigen Körperchen« — worunter er die unentwickelten Eierstöcke. versteht. — 2. »Die von den blüthenknospenförmigen Körperchen ent- springenden feinen Fäden. Diese sind als Fortsetzungen der Keime der Eierröhren anzusehen u. s. w.« Wie aus den Abbildungen ersichtlich, sind diese feinen Fädchen mit der Basis der unentwickelten Eierstöcke’ verbunden. 3. »Die unter dem Mastdarm liegende Masse,« Die Verbin-' dung der Spitzen der Eierstöcke mit dem Rückengefäss kannte er also nicht. Diese entdeckte Leon Dufour, meinte aber, dass sie nur den Zweck hätten, um die Eierstöcke zu befestigen und aufzuhängen. Joh. Müller wies hingegen nach, dass diese Fäden wirkliche Gefässe seien, wodurch das Rückengefäss mit den Eierstöcken in Communication tritt. Was den Bau der Hoden, überhaupt der männlichen Geschlechts- organe in den Larven der Schmetterlinge anbetrifft, so giebt uns Herold 8.5 pag, 7 folgende Angaben: »Man kann an den Keimen der männlichen 4) Opera omnia. Lugd. Batav., 1687.pag. 25. . 2) Cassel und Marburg 1815. R . Ueber die Verbindung der Hoden mit dem Rückengefäss bei den Insecten. 317 Fortpflanzungsorgane dreierlei Haupttheile unterscheiden: 1. Die beiden nierenförmigen Körperchen. 2. Die von diesen Körperchen entspringen- den feinen Fäden sind die noch unentwickelten Ausführungs- gänge der Hoden.. 3. Das Körperchen, an welches sich die ebengenann- ten feinen Fäden ansetzen, ist der Keim des gemeinschaftlichen Samen- ganges und der Samenbläschen.« Von einer Verbindung der Hoden mit - dem Rückengefäss war ihm also nichts bekannt. Dasselbe Urtheil müs- sen wir über die übrigen Entomotomen !) fällen. Als ich mit der Untersuchung des Systems der queren Nerven bei den Insecten beschäftigt war, secirte ich unter Andern auch zwei Exem- plare von Raupen der Orgyia pudibunda. Sie waren im Monat October dieses Jahres eingefangen, als sie im Begriffe waren sich zu verpuppen. Im neunten Körperringel fand ich an der Rückenseite der Raupe zwei ellipsoidische Hoden vor, welche nicht weit aus einander gelegen waren. Die grosse Axe betrug 4 mm, die kleine 3 mm. Der Schnitt war auf dem Rücken gemacht, und dann die Haut der Raupe auseinan- dergelegt, wodurch die Hoden, welche in natürlicher Lage nahe bei ein- ander lagen, jetzt weit von einander entfernt wurden, und, die eigentlich untere Seite der Hoden nach oben gekehrt wurde. Die Farhe der Hoden war eine gelbe, welche aber bald durch Einwirkung des Alkohols ge- bleicht wurde. Auf dieser uns zugekehrten Seite des Hodens bemerkte man drei schwarze Strichelchen, von denen das mittlere gerade und in wagerechter Lage verlief; die beiden anderen waren hingegen gebogen und richteten ihre convexe Seite dem mittleren Strichelchen zu. In der Mitte des mittleren Strichelehens entspringt aus jedem Hoden ein sehr - feiner Faden, welche direct durch die Malpighischen Gefässe unter dem Mastdarm zu dem Keim des Ausführungsganges des Samens verlaufen. An der vorderen Seite der Hoden, also dort, wo die grosse Axe die Peri- pherie derselben schneidet, findet sich ein fadenartiges Gebilde, wel- ches die Farbe der Hoden hat. Diese gelbe Färbung trägt der Faden jedoch nur in einer Länge von 2 mm. Von der Stelle an, wo er seine Farbe verliert, indem er durchsichtig wird, lässt er sich schwer verfol- gen, zumal er von Fett umgeben ist und ausserdem durch eine Menge _ Tracheenröhren geht. Bei der behutsamen Entfernung dieser Theile lässt sich der Verlauf gut verfolgen. Im fünften Körperringel über dem Magen treffen die aus den Hoden entspringenden Fäden zusammen. Der von aun an gemeinsame Faden verläuft in gerader Richtung nach vorn zur AA LlE _Kopfe, wo er mit dem Rückengefäss in Verbindung tritt. Die Enmün- - dungsstelle liegt gerade über dem grossen Gehirnganglion. Der Faden, den ich mikroskopisch ?) untersuchte, bestand aus einer Röhre mit muskulösen Wandungen. Es verliefen nicht allein Längs-, 4) Man vergleiche die Werke von Lyonet, Swammerdam, Reaumur, Malpighi, Leon Dufour, Marcel de Serres, Joh. Müller etc. 2) Mit dem Hartnack’schen Objectiv No. 9. 318 H. Landois, Ueber die Verbindung der Hoden mit dem Rückengefäss ui. 2 sondern auch Quermuskeln, die sämmtlich quer gestreift waren. Der Inhalt des Fadens bestand aus Kügelchen, die sich durch u Druck des. Deckgläschens von der Stelle hedeass fiessen er 2 Es siehen mithin «die Hoden der Insecten düräh, eine communici- rende Röhre mit dem Rückengefäss in Verbindung. N \ . Erklärung der Abbildung auf Tafel XVII. Anatomie der Orgyia pudibunda von der Rückseite. t.i. Die gelben eiförmigen Hoden. f. f. Die röhrigen Verbindungsfäden, welche die Hoden unter dem renganeli mit dem Rückengefässe verbinden, nach Wegnahme der einhüllenden Fett- massen. j g.g. Die absteigenden unentwickelten Ausführungsgänge der Hoden. c. Hirnganglion. a.a. Körperringel. i. Verdauungstractus. TIAT. Do, : A, ge MIN x ver Se malen ST non BE eh sad DO CCDO DOREEN Zutschrit £ voissenschaltl. Zoologie BAM. rohe 318 H. sondern Inhalt d Deckglä Es rende RB Zeitschrift R wissenschaftl. Zoologie Bd.MIL marın dei F 2 E - —— ! ö IV Loedel os Zeitschritt £ wissenschafil. Zoologie Bd. I. | Taf all uh > zn = z JCLoedel sc Aug. Weirmann. del | ' N ) . N F ! ı n { R / 2 ' x ! \ ı i in \ \ \ r \ N y { { { { i ri { = e x D X \ N { - & " R. R ar) [4 h ai or x $ . . N . ai > = „= N . z n r ’ 5 i hy = e x ! { R u 2 er Se $ ö { aa N 3 Ds 3 \ u » 5 r N a Far x ’ “ =. r 5 SER wi v y N ke R 1 Er 2 N 4 Pr g Zeilschnitl wilienschaftl. Zoologre Bl ML. u nn nn EEE nn e = F 3 - z 2 1 3 i 1 = x i S ; 2 { X 2 € - E 3 3 R 3 v EN fi 5 > 3 \ 5 E 5 = ; S EN 5 - , v S 2 < SR 2 I 2 = : N E j s E at 3 . 1% i P 5 j 3 = N L x z } x = = DT ö ; R & x 3 i R B \ : D ' ‚ 1EE = E ° { = “ B r D T > : t f F 2 . 5 j ö 1 I - f 5 2 = 3 > * S 3 i y ; at ; =) Z — N = “ & Ä = FR > 1 & > Y {' E rn . $ il = 8 7 = ‘ $ 3 z | ? z i { ; e 5 3 ; 5 } ' = 2 = 2 ER ER 5 S ; z a n > ” =: R. { 3 & : ae r N ' : = 3 f A : \ FE x n = Zeitschrift Rwißenschaftt. Zoologie Bel XII. ES md ntidelz c won00 eo ‚Q ERET Zeitschnit Kmilenschaftl Zoologie DAN. & Ohr. Thernam: seutps Ei Cchmastt at nal del E => ‚o ES RT ALSO I — DrLang del, SC Loedel so. v 55. Rrool. b ! Se VER ads De ee a Hl 1, RT BE A LEG Studien über das Gehörorgan der Decapoden. Von Dr. V. Hensen, Prosector in Kiel. Mit Taf. XIX—XXU. Das. Gehörorgan der höher organisirten Krebse liegt gewöhnlich im Basaltheil der inneren, nicht aber, wie man lange Zeit annahm, als sog. »Hörcylinder« in dem ersten Gliede der äusseren Antenne. Es ist nach den neueren ausgezeichneten Darstellungen des Gegenstandes vielleicht nicht mehr nöthig das auszusprechen, cn eine Darstellung der Sach- lage ist doch erforderlich. Der »Hörcylinder«, von Minasis‘) 1775 zuerst beschrieben, besieht aus mehreren Theilen, In der Nähe des Mundes, zuweilen sogar nach v. Siebold’s”) Entdeckung unter dem Mundrande versteckt, liegt ein kleiner hohler, vorragender zuweilen beweglicher Conus, dessen Seitenwände ‚aus auffallend harter Schalenhaut gebildet werden, während sein äusseres Ende von einer relativ weichen Chitinhaut überzogen ist, die am besten wohl dem Corneagewebe des Krebses gleichzustellen ist. Diese Haut, die ‚man mit einem Trommelfell oder der Membran des runden Fensters ver- glichen hat, besitzt in der Mitte einen Schlitz, durch den man in das In- .nere des Körpers gelangen kann. Aufdem Wege kommt man zwar zu- nächst i in den zweiten Theil unseres Apparates, in eine mit Flüssigkeit N ‚erfüllte Blase, auf welcher ein besonderer Nerv sich verbreitet. Die Blase hat einen Hals, welcher noch im Gylinder sieckt, ihr Körper dagegen ruht mehr frei hinter diesem. Zu dem ganzen Apps tritt ein eige-. = ner Nerv. | D. Man hat in dieser Einrichtung gar Vieles zu finden a was sie zum Hören geschickt mache, namentlich hob man hervor, dass doch ein Cavum iympani, an n Eingang ein Trommelfeli ausgespannt sei, nnd vor Allem eine mit Nervenausbreitung versehene Blase nachgewiesen n Dissertatio su: de Timpanetti dell’ udito Sconkrti nel Granchio Paguro en Citirt nach Scarpa. 2) Vergleichende Anatomie pag. 442. Scylarus arctus. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XIII. Bd. 21 320 Dr. V. Hensen, werden könne. Der ziemlich weite Schlitz spricht nun entschieden gegen die schallleitende Function jener Haut, die Blase dagegen könnte gewiss als Hörorgan dienen, wenn vom Ende der Nerven her Apparate in ihre Flüssigkeit hinein ragten, wie sie von den Wirbelthieren und Mollusken beschrieben sind oder wie wir sie von den Krebsen werden kennen ler- nen. Abersolehe Einrichtungen finden sich nicht; daher liegi kein Grund vor, den Cylinder mit der Hörfunction in Beziehung zu setzen und das um so weniger, als er von den Autoren für Anderes in Anspruch genommen wird. Es hat nämlich Neuwyler!) gefunden, dass die be- kannte grüne Drüse in direcie Verbindung mit der Labyrinthblase trete, so zwar, dass sie ihr Secret durch den Schlitz des Cylinders ergiesst. Häckel?), der die Oeffnung im Cylinder für die Entleerung des Harns in Anspruch nimmt, erwähnt, dass die Membran der grünen Drüse ununter- brochen in das Chitin der äusseren Haut übergehe. Nach seinem Bericht hat Sirahl die Drüse vom Gylinder aus mit Quecksilber injicirt, wodurch Newwyler's Angaben bestätigt würden; es soll sich ferner nach Jenem im Cylinder ein complieirter Muskelapparat, von dem auch schon. Andere reden, vorfinden, welcher die Bewegung des Schlitzes (aus dem bei Rei- zung Flüssigkeit austritt) vermittle. Häckel selbst scheint den Cylinder nicht untersucht zu haben. Leydig®), der übrigens die Einmündung der Drüse in die Blase nichi für sicher demonstrirt erachtet, entrückt dieses Gebilde vollends unserem Bereiche, denn, indem er mit Zenker die grüne Drüse bei niederen Krebsen in dem »Schalendrüse« benannten Apparat wiederfindet, ist er wohl geneigt, das bekannte Haftorgan dieser, dem die Schalendrüse stets anliegt, mit dem Gylinder der Decapoden, dem die grüne Drüse anhängt, in eine Reihe zu stellen. Alle die letzteren Autoren lassen also das in Rede stehende Gebilde zunächst für die vegetativen Functionen des Körpers bestimmt sein, ich trete dieser Meinung um so lieber bei, als ich nicht im Stande war an dem Apparat ven Palaemon und Grangon irgend eine Structur zu finden, die auf ein Sinnesorgan zu deuten wäre. Selbst an den, für solche Un- tersuchungen überaus günstigen, frisch abgeworienen Häuten lassen sich keinerlei Anhänge oder auffallende Poren entdecken; man sieht nur übereinstimmend mit den Angaben Häckel’s, dass von der Spalte des »Trommelfells« eine äusserst dünnwandige Membran in die Kör- : perhöble hineingeht, deren Ende jedoch bei meinen Präparaten stets unregelmässig ein- und abgerissen erschien. Es kann diese Beobachtung auch gegen die englischen Anioeen (Farre, Spence Balte) geltend gemacht werden, welche das Geruchsorgan in den Cylinder hineinverlegen wollen. Uebrigens meine ich noch besonders Leydig s Aufstellung durch 4) Anatomische Untersuchungen über den Flusskrebs. Verhandl. d. schweizer. naturf. Gesellschaft 1844. 3) Müller’s Archiv f. Anatomie 1857. pag. 551. 3) Naturgeschichte der Daphniden pag. 24. EEE Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 331 die Thatsache stützen zu können, dass sich bei Mysis vorn seitlich am Cephalothorax die Windungen einer Schalendrüse vorfinden. Der Gylinder liegt an der gewöhnlichen Stelle. An einer sehr durchsichtigen Mysisart beobachtete ich, dass das » Trommelfell« förmlich als Ventil gebraucht wurde und in ziemlich raschem Wechsel den Cylinder schloss oder öffnete. Das wahre Gehörorgan der Krebse ward, ein böses Omen! von An- fang an ungünstig aufgenommen ; es haben sich zwar ausgezeichnete For- scher sehr entschieden für Deutung der betrefienden Gebilde als Hör- apparate ausgesprochen, aber ungewohnte Verhältnisse haben noch bis zur Stunde eine allseitige Anerkennung gehindert. Unser Organ ward zuerst 4814 won Rosenthal‘) beschrieben, der die Höhle, den Eingang zu derselben und die streitige Verbreitung der Ner- ven an ihr recht wohl erkannte, der Steine in der Höhle geschieht jedoch keine Erwähnung. Aber schon Treviranus”), der den Befund von R. be- stätigt, fand den Sand auf der Höhle der Blase. Nach ihm und ohne seiner zu erwähnen beschrieb Farre?) die Hör- blase und zwar von Astacus (marinus und fluviatilis), Pagurus und Pali- nurus, deutete sie aber gleich richtig. Den wesentlichen Inhalt der schö- nen Abhandlung dieses Autors geben wir hier wieder. Am ausführlichsten werden die Verhältnisse des Hummers geschil- - dert. Die Decke der, in der Basis der inneren Antenne liegenden Blase ist eine dünne, kalkfreie Membran, welche eigentlich als der oberen An- tennenwand angehörig betrachtet werden kann. An ihrem vorderen Ende findet sich eine kleine, runde, mit Haaren bekränzte, der Erweite- rung fähige Oeffnung; welche bei einigen Individuen durch eine Klap- penbildung noch ausdehnbarer gemacht wird. Wenn man die ganze obere Decke entfernt, kommt man auf einen häutigen, ringsum freien, nur an der Wand der erwähnten Oeffnung aufgehängten Sack , der bei- nahe das. ganze Antennenglied ausfüllt; wenn man von obenher unter- sucht, findet man stets eine Anzahl kleiner Sandkörnchen darin, die einen bestimmten Platz inne haben. Auch bei den anderen untersuch- ten Thieren fand Farre die Sandkörnchen in gleicher Weise, und daher müssen diese durch die Oefinung von aussen hereingekommenen Theile als stellvertretender Apparat für die Otolithen anderer Thiere betrachtet werden. Wenn diese Steine entfernt werden, bemerkt man auf der un- teren Lamelle des Sackes eine halbeirkelförmige Linie, welche aus meh- reren Reihen von Haarfortsätzen besteht, von denen besonders eine Reihe stark hervortritt. Bei 200maliger Vergr. erkennt man, dass die Haare hohl und ausserordentlich fein gefiedert sind, während sie im Tünern anscheinend Nervengranula enthalten. Die Haare zeigten sich an ihrer 4) Ueber den Geruchssinn der Insecten. Reil’s Arch. f. d. Physiol. Bd. 40. 1844. pag. 427. %) Biologie Bd. 6. pag. 309, \ 3) On the Organ of hearing in Crustacea ; Philos. Transact. 1843. pag. 233. ar 399 Dr. V. Hensen, Basis, wo sie von. den Wandungen eines Porencanals entspringen, kugel- a erweitert, | Der Nervns acusticus entspringt zwischen den Nervenästen für die beiden Antennen und gebt isolirt an die Unterfläche des Hörsackes, wo er hauptsächlich in der Nähe der Haare einen dicken Plexus bildet, um sich, nach der oberen Fläche zu gehend, zu verlieren. Dies ganze Verhalten zeigte sich im Wesentlichen ebenso bei den anderen Krebsen. Oeffnung, Sand, Haare, dünne isolirte Wandungen des Sackes waren mehr oder a Ace auch hier vorhanden. Alsdann bespricht Farre die Bedeutung des Apparates; er erachtet die Hörfunction desselben dadurch begründet, dass ein gesonderter, vom Gehirn entspringender Nerv reiche Plexus auf einem » Vestibularsack « bildet‘). Die Oeffnung des Bläschens ist immer ana] gross, um den »Hülfsotolithen« den Durchgang zu verschäffen, die ihrer Natur nach ja von aussen hineinkommen müssten. Alsdann unterzieht er die Haare seiner Betrachtung. Es seien diese mit Nervenmasse gefüllten Forisätze eine Einrichtung, um die Nerven- enden in der Weise zu vervielfältigen, dass sie die leisesten Schwingun- gen der Flüssigkeit, welche den Sack ausdehne, empfänden. Aber um diese Wirkung noch zu verstärken seien Sandkörner hinzugebracht, Nebenotolithen, die, sich frei in dem flüssigen Inhalte des Sackes bewe- gend, beträchtlich die Vibrationen der Flüssigkeit vermehren würden. Jedoch wahrscheinlich würden die Nerven noch kräftiger durch einen unmittelbaren Contact mit den Steinen selbst erregt. Die Thatsache, dass die Steine immer auf derjenigen Oberfläche sässen, welche bei gewöhn- licher Lage des Thieres die niedrigste sei, dass folglich die Steine durch ihr Gewicht stets in Berührung oder dicht an den Haaren sein müssten, scheine anzudeuten, dass unmittelbare Berührung nölhig für die Function dieses Organs wäre. Die leiseste Bewegung der Flüssigkeit bringe ein oder mehr Partikel in Berührung mit ein oder mehreren Haa- ren, und in der That sei, in Anbetracht der Zahl und Beweglichkeit der Sandkörner, und in Betracht der Verbreitung der Haare und ihres zarten Flaumes, es fast unmöglich, dass die geringste Bewegung in der Flüssig- keit eintreten könne, ohne Sandtheile in Berührung mit den Fortsätzen ‚zu bringen, und so die Fortpflanzung der Bewegung zu bewirken. In demselben Jahre fand Souleyei?) ein Gehörorgan in einigen pela- gischen Krebsen, namentlich in Leucifer; in der inneren Antenne dieses Thieres liege ein kleiner glänzender Körper, der ibm ein Otolith zu sein scheine. 4) Rosenthal schloss auf ein Geruchsorgan, weil Nerv und Cochlea vorhanden seien! Heute sehen wir ganz verwundert, wie locker diese Schlussfolgerungen waren; hinter welchen falschen Analogien mögen sich unsere Trugschlüsse wohl bergen ? 3) Gomptes rendus 1843. Bd. II. pag. 665. Anmerk. Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 323 Interessant und zur Vorsicht mahnend ist die Art, wie namentlich Farre's Entdeckungen aufgenommen wurden. Brichson') schliesst seinen Bericht über dessen Arbeit: »Ich habe mich nicht davon überzeugen können, bei einem — — frisch getödteten Flusskrebs, fand ich das Häuf- chen Sand in der Höhlung des fraglichen Organes still liegend, wäh- rend Otolithen hin und her schwingen müssten. Ich kann daher auch die Ansicht des Verfassers über dies Organ nicht theilen.« Siebold?), der auch noch bei Palaemon, Nephrops und Maja die fraglichen Organe erkannte, aber dennoch in der Blase des Oylinders aus oben erwähnten Gründen das wahre Gehör zu erkennen glaubte, sagt: »Es ist schwer zu begreifen, wie Farre diese Höhlen als Gehörwerkzeuge ausgeben konnte, wobei die Sandkörner, welche von aussen zufällig in das Innere dieser Höhle gelangen, die Rolle von Otolithen spielen kön- nen.« Ueber Souleyet sei erst die weitere Bestätigung abzuwarten. Auch van d. Hoeven sprach sich, einer Angabe Huxley’s gemäss, in seiner Zoologie gegen Furre’s Ansichten aus. | Leuckart und Frey?) beschäftigten sich darauf mit dem Gehörorgan unserer Thiere; auch sie erklären jedoch Farre’s Hülfsotolithen für veine sehr gewagte Gonjectur«. Diese Forscher nun entdeckten im Schwanze von Mysis in einem geschlossenen Bläschen einen Otolithen. Es war dies ein concentrisch geschichteter,, krystallinischer aus Kalk und Chitin be- stehender Körper, von welchem Haare, die in seine Masse hineingehen, herausragten. Aisdann veröffentlichte Huxley*) eine Note, in welcher er enischie- den für Farre’s Ansicht eintritt, allerdings auf die Hülfsotolithen geht er nicht näher ein. Er bestätigt Souleyet’s Angaben für Leucifer und be- schreibt ausserdem das Gehörorgan eines Palaemon der Südsee. Die innere Antenne sei mit einem äusseren getrennten Dorn versehen. Zwi- schen ihm und dem Körper der Antenne sei eine schmale Spalte. Diese leite in eine birnförmige, von dünnen Wandungen umschlossene Höhle, die in der Antenne läge, im Grunde dieser Höhle finde sich eine Reihe in gekrümmier Linie stehender Haare, deren Basis blasig erweitert sei. Diese Haare berührten einen grossen länglichen, stark lichibrechenden Otolithen, den sie zu stützen schienen. Der Antennennerv versorge die gekrümmte Linie an der Basis der Haare. Leuckart’s spätere Arbeit”) hat unter uns Deutschen einigermaassen Anerkennung der fraglichen Organe bewirkt. L. schliesst sich an Farre 4) Archiv f. Naturgeschichte 4844. Bd. Il. pag. 337. oder Bericht über die Lei- stungen in der Entomologie 1844. pag. 89. 2) Vergl. Anatomie pag, 444. Anmk. 3) Beiträge zur Naturgeschichte wirbelloser Thiere. 4) Annales and Magasin of Natural History 1851. pag. 308. 5) Ueber die Gehörwerkzeuge der Krebse. Archiv für Naturgeschichte Jahrg. XIX. Bd. I. 1853. pag. 255. a 324 Dr. V. Hensen, und Huxley im Wesentlichen an, »es giebt nicht blos eine Anzahl von Krebsen, bei denen das Bläschen in dem Basalgliede der inneren Anienne nach Form, Bau und Inhalt mit dem Gehörorgan anderer niederer Thiere vollständig übereinstimmt; sondern auch Uebergangsformen zwischen diesen Bildungen und dem gewöhnlich sogenannten Geruchsorgane. « ‚Nur über die Natur der Otolithen ist Zeuckart anderer Ansicht wie Farre. Dass die Concremente in Säuren nicht löslich seien, habe nur für schwä- chere Säuren Geltung. »Von concentrirter Schwefelsäure werden die- selben unter Gasentwicklung angegriffen, nach und nach auch (freilich nur langsam und unvollständig) aufgelöst«. In der Lösung bil- den sich Gypskrystalle. Leuckart theili die Gehörorgane in zwei Gruppen, 1) geschlossene Bläschen mit einem Otolithen, 2) offene Räume mit in der Regel mehr- fachen Gehörsteinen. Die Zahl der Krebse des ersten Typus vermehrt er durch die Entdeckung des Organes bei Mastigopus und Hippolyte viridis. Bei Ersterem fand er einen glashellen, nicht geschichteten Otolitben, in einer geschlossenen Höhle der inneren Fühler. Bei Hippolyte fand sich in der äusseren Seitenschuppe, welche dem äusseren Seitendorn bei Mastigopus entsprechen dürfte, die fragliche Blase. Die Oberfläche des Otolithen ist mit zahlreichen, netzförmig sich durchkreuzenden Furchen durchzogen, die als dünne Risse bis weit in die Substanz hineindringen. Die andere Form des Organes ward bei Palaemon (4 Species) und bei Pasiphea nachgewiesen. Bei Palaemon squilla besteht der Inhalt der Blase aus einem einfachen, sphärischen Otolithen, der sehr leicht zerfällt und deutliche Klüftungsspalten zeigt, andere Palaemon hatten jedoch nur kleine Steinchen in der Höhle, die sich aber durchaus nicht anders verhielten, wie die isolirten Bruchstücke des Steines von P. squilla. Das Gehörbläschen liegt nun nicht frei und lose im Basalgliede, hängt auch nicht etwa an einzelnen, beschränkten Stellen mit dem Skelet zu- sammen, sondern ist an seiner ganzen oberen Fläche fest gewachsen. Es ist eine Lamelle des Antennenskeletes, die sich bläschenförmig nach innen abgehoben hat. Das Bläschen von Palaemon besitze eine Spalte, und zwar nicht Husley's Längsspalte, sondern eine Buerpee mit eigen- thümlicher Klappe. Bei den kleineren Arten ist die Innenfläche des Gehörbläschens völlig glatt und eben, bei einer grossen indischen Art findet sich im Grunde des Bläschens eine Bogenreihe von grossen Borsten. Bei Pa- siphea wurde bald ein Stein, bald ein Haufen kleinerer getroffen. Bei Grangon, Nika konnte Leuckart kein Gehörorgan finden. Im Jahre 1856 veröffentlichte dann Krayer’) eine kurze Notiz über unser Organ; ausführlich aber giebt er seine Erfahrungen etwas später, als Anhang seiner Monographie über Sergestes ?\,. Es waren ihm bis zur 1) Oversigt Kongl. danske Vidensk. Selskb. pag. 470. 2) Videnskb.”Selskabet Skrifter 4859, Bd. 4. Hft. 2. Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 3235 Druck! age der Arbeit Leuckart!'s eben referirte Untersuchungen unbe- kannt geblieben, und daher giebt er öfter schon Bekanntes, doch sagt er, seine Arbeit müsse willkommen sein, da sie im Wesentlichen mit Leuckart übereinstimme, in weniger wichtigen Dingen jedoch abweiche, auch auf ein reicheres Untersuchungsmaterial sich stütze. Kreyer hat die Gehörorgane gesehen bei: Sergestes, Leucifer, Mysis, Pagurus, Palaemon, Pandalus, Peneus, Hippolyte, Crangon, Astacus, Nephrops, Homarus, Palinurus, Portunus, Lithodes, Galathea, Lupea, Platycareinus, Pericera, Hyas. ' Er stellt dieselben zwei Typen wie Leuckart auf; der erste ist der bei weitem seltnere, da Ärsyer ihn nur bei Sergestes, Leucifer, Mysis und Phyllosoma angetroffen hat. Er bezweifelt Huxley's und Leuckart's einschlägige Beobachtungen an Palaemon und Hippoliyte; entweder müss- ten ie ee Autoren im Befunde oder in der Bestimmung des Thieres geirrt haben. Hinsichtlich des zweiten Typus hat der Verfasser nur bei ganz ein- zelnen Geschlechtern, Palinurus, Homarus, Astacus, mit einiger Sicher- heit vom Dasein einer äusseren Spalte sich überzeugen können. Für die übrigen Arten ist er geneigt sie zu läugnen, die betreffenden Angaben seien wohl Täuschungen, da ja z. B. Hualey und Leuckari über Palae- mon so sehr von einander abwichen. Borstenreiben finden sich nach Kreyer sehr gewöhnlich, ja viel- leicht stets in dem Inneren des Sackes angebracht, ein Verhalten, welches vielleicht in Verbindung mit der Bewegung der Otolithen siehen könnte. Zwischen den Ötolithen, deren Farbe häufig unrein ist, finden sich dunkle schmutzige Massen von unbekannter Bedeutung. Farre und Sie- bold irrten sich, als sie die Otolithen für Sandkörner nahmen. Wenn Autor auch davon absehen will, dass er bei den allermeisten Tbieren keine Oefinung hat finden können, so muss dieselbe, wenn vorhanden, zu klein sein um die ziemlich grossen Otolithen aufzunehmen. Wenn ferner diese Körper zufällig von aussen hereinkämen, so würden sie zuweilen fehlen, zuweilen vorhanden sein, sie würden bei derselben Art bald in grösserer, bald in geringerer Menge sich finden, das aber ist durchaus nicht der Fall. Verfasser hat auch niemals im Sacke Sand, sondern nur Kalkconcretionen getroffen, auch waren unter dem Gehör- sand des Krebses steis einige Steine von der Form eines dreiseitigen Prisma’s mit dreiseitiger Zuspitzung. Auch noch das Factum spricht gegen die Hülfsotolithen, dass bei einem beinahe neugeborenen Pagurus pubescens die Steine schon vorhanden waren. ' Farre hat nur, sagt Äroyer, nie unter dem Mikroskope Druck ange- wandt, wenn man das thut, lassen sich die Partikel leicht in kleine Stücke zerdrücken und ritzen dabei nicht das Glas, was beweist, dass sie nicht Quarz sind. 326 Dr. V. Hensen, Endlich bespricht Krayer noch den Hörapparat von Mysis, an den er von letzten Bauchganglion einen Nerven herantreten sah, und dessen Hörfunction er vertheidigt. | ‘Leydig‘) hat schon früher bei Alpheus Sivado Risso also wohl = Leuckart's Pasiphea ein Gehörorgan vorgefunden, doch äussert er sich später?) wie folgt: »Ueber das ‚Ohr‘ des Flusskrebses liessen sich histolo- gischerseits fast Bedenken aussprechen. Es ist mir bis jetzt nicht gelun- gen, etwas von spezifischen Elementartheilen zu erblicken ; die Höhle wird von einer gewöhnlichen porenhaltigen Chitinhaut begrenzt, und die sog. Otolithen machen doch ganz den Eindruck von Steinchen, die von aussen hereingekommen sind. Zudem sieht man zugleich mit ihnen in der ‚Ohrhöhle‘ allerlei anderen Detritus, Panzer von Bacillarien, Navieu- larien etc. « Somit habe ich referirt was zu finden war, sehr zu loben ist unsere Kenntniss des Grustaceengehörs gerade nicht. Selbst das Wenige, was wir davon wissen, ist bestritten und unsicher. Dies ist auffallend, denn eigentlich liegen die Verhältnisse gar nicht so sehr verborgen, so we- nig, dass ich im Stande bin und mich erbiete jedem Mikroskopiker die wesentlichen Verhältnisse hier so zu demonstriren, wie sie die Abbii- dungen zeigen. Meine Untersuchungen wurden zunächst und hauptsächlich an fri- schen Thieren angestellt, und zwar an denjenigen, welche mir hier zu Gebote stehen, nämlich Astacus marinus und fluviatilis Fabr., Gareinus maenas Lin., Grangon vulgaris Fabr., Palaemon antennarius Edw. und squilla®) Fabr., Hippolyte (?) Leach, Mysis spinulosus Sch. Ausserdem machte die Liberalität von Prof. Behn*) , des Vorstehers der hiesigen zoolo- gischen Sammlung, mir es möglich, noch über 20 weitere Krebsarten zu untersuchen, wodurch das Verständniss und die Uebersichtlichkeit der Verhältnisse ganz ‚edeutend gefördert wird. Freilich schien es besser, die Untersuchung der Spiritusexemplare, als eine weniger vollkommene, gesondert zu geben. Der Gehörapparat der höheren Krebse besteht nun, kurz gesagt, darin, dass von der Endganglie eines Nerven ein feiner Faden in ein Chi- tinhaar hineintritt und an einen eigenthümlich gebildeten Theil der Haar- wand sich festsetzt. Diese Haarwand ist so locker mit der Schalenhaut : verbunden, dass sie bei entsprechenden Tönen recht bedeutende Schwin- gungen vollführen kann und vollführt. Das Haar selbst geht zuweilen noch in oder zwischen Steine hinein. Wir wollen die einzelnen Theile des Gehörapparates zunächst gesondert untersuchen und beginnen den anatomischen Theil mit 1) Zeitschrift für wissenschaft. Zoologie 4851. pag. 287. 2) Histologie pag. 280. Anmerk. 3) Darunter P. rectirostris Zaddach ? 4) Der auch namentlich durch Literatur mich freundlichst unterstützte. Stuc'»n über das Gehörorgan der Decapoden. 397 den Otolithen. Diesen Bildungen ist, das ist wahr, kein besonderes Gewicht beizu- legen, aber ihre Betrachtung hat schon deshalb voran zu gehen, weil sie bis jetzt den Kernpunkt der Untersuchungen und Fragen bildeten. Es ist schon von Leuckari und Kreyer völlig richtig ausgesprochen, dass man wesentlich zwei Typen des Gehörorganes zu unterscheiden habe, je nachdem seine Blase offen oder geschlossen sei und dass nach diesem Verhältnisse sich auch durchgehends die Form der Otelithen richte. Wir werden diese Erfahrung völlig bestätigen, müssen jedoch noch zwei weitere Unterabtheilungen hinzufügen, nämlich geschlossene Hörblasen, welche der Otolithen ermangeln , und Gehörapparate, weiche in einer Blase nicht eingeschlossen sind. Ueber die Vertheilung dieser Einrichtung sehe man unten die Tabelle. Die Steine aus den oflenen Hörblasen sind bereits von Farre abge- bildet worden, doch kann man sie auch in unserer Fig. I bei etwas stärkerer Vergrösserung vom Hummer und Crangon finden. Ueber die Form derselben ist eigentlich nichtsBesonderes zu sagen, namentlich beim Krebs und Hummer sehen sie ihrer Hauptmasse nach so aus wie weisser Sand unter dem Mikroskope, bei den Cariden freilich müsste man diesen Sand erst sehr fein sichten, um das Vergleichsobject zu gewinnen. Die grösste Menge der Steine sieht also aus wie Quarzpartikel, dazwischen finden sich andere Stücke, schwarz, blau, grau, roth, violett und na- mentlich viele weisse undurchsichtige Theile (Kalk), endlich jene unbe- stimmte dunkle Masse, von der schon Krayer spricht. Setzt man zu einem Haufen dieser Oiolithen Salzsäure, so entwickeln sich Luftblasen in nicht unbedeutender Menge. Diese Blasenentwicklung findet bei Palaemon antennarius entschieden reichlicher statt wie in einer gleichen Quantität unseres Seesandes, der jedoch auch auf Säure- zusaiz Gas entwickelt. Nach dem Säurezusatz bleiifen bei Palaemon die ‚wie Quarz aussehenden Partikel ungelöst und man kann sie, die immer- hin die Hauptmasse ausmachten, jetzt mit den stärksten Mineralsäuren kochen, sie bleiben ohne ihr Ansehen irgend geändert zu haben, ‚während ser übrigen Massen theils schwinden, theils zu formlosen ge- körnien Materien zerfallen. Wenn die duaköraer gross genug, d.i. vom Hummer sind, lassen sie sich vor dem Löthrohr auf Kohle glüben ohne sich zu verändern. Rine Quantität ähnlich behandelter Steine von Palaemon gaben mit einer entsprechend geringen Menge von kohlensau- rem Natron geschmolzen, eine klare, leider etwas röthlich gefärbte Perle. Alles Reactionen, die mit olschiidenbeit auf Kieselsäure deuten. Material an Hummern und Krebsen mängelte mir zuletzt, und es ist so äusserst unbequem, die Oiolithen von Palaemon und a in grösserer Menge zu gewinnen, dass ich mit Berücksichtigung der nach- folgenden Angaben geglaubt habe, die weitere Analyse unterlassen zu Akten. BB . Dr. V. Hensen, Noch konnten die physikalischen Eigenschaften der Steine verfolgt werden. Zerquetscht man dieselben zwischen Glas, so zerbrechen sie recht leicht zu kleineren scharfkantigen Splittern, verletzen aber dabei das Glas, indem sie entsprechend ihrer Grösse Ritzen einschneiden. Um die Stellen, welche dureh die Otolithen von Palaemon entstehen, zu er- kennen, erfordert es bereits 300fache Vergrösserung. Ich habe Quarz- sand in allen diesen Reactionen verglichen, finde aber keinen Un- terschied. Es möchte somit denn doch die Richtigkeit der Angaben Farre's erwiesen sein; doch zu oft haben schon die Meinungen über diese Frage gewechselt, als dass wir nicht die gründlichste Erwägung hätten eintre- ten zu lassen. Kroyer läugnet, dass Ritzen im Glase entstehen; wenn wir nicht annehmen wollen, dass er sich darin täuschte, so wäre daran zu denken, ob er nicht etwa Thiere, die auf Kreideboden lebten, vor sich gehabt hat. Der Zwiespalt mit Zeuckart's oben gegebener Beschreibung hat mir sehr viel Arbeit gekostet. Am wenigsten widerstrebend fügen sich seine Beobachtungen über die Reaction der Steine. Wenn nämlich dieselben sich in Schwefelsäure nur langsam und unvollständig lösten, dabei aber Gypskrystalle entstanden, so ist dazu nur nöthig, dass neben Kieselsäure ziemlich viel Kalk vorhanden gewesen ist. Leuckart hat aber eine geschlossene Uebergangsreihe der Otolithenformen demonstrirt, eine Reihe, die so viel innere Wahrscheinlichkeit besitzt, die im Grunde auch so durchaus mit meinen Erfahrungen (besonders der, dass sich der Uebergang zwischen beiden Gehörformen im Palae- mon machen muss) stimmt, sich auch so eng an die Angaben Huzley’s anschliesst, dass es mir oft schwer wurde, meinen Befunden ihr Recht. ..zu lassen. Die Schwierigkeit mehrt sich dadurch, dass ich die beiden Forinen von Otolithen unvermittelt lassen muss. Ä Der Uebergang macht sich nach Leuckart so, dass bei Hippolyte mit geschlossener 'Hörblase der Stein bereits rissig sei, dagegen bei Palaemon squilla mit offener Hörblase ein einziger Stein sich finde. Letztere Angabe kann ich nun durchaus nicht bestätigen, stets erschienen mir bei letzterem Thiere die Otolithen als ein Haufen sandartiger Steine, ein Haufen, der nie auch nur entfernt auf die Zerspaltung eines einzigen 'Steines zurückzuführen war. Jedoch ist es wahr, dass hei P. squilla so- 4 wohl als bei P. antennarius die Otolithenmasse eine recht wohl abgerun- dete Form hat, und da, wie wir später sehen werden, anzunehmen ist, dass die Thiere ein Secret für diesen Haufen liefern, könnte durch eine festere Verklebung, fester als sie mir bisher vorkam, das Verhalten dem eines einzelnen Steines etwas mehr genähert worden sein. Es ist schwer begreiflich, wie bei Thieren mit offener Ohrblase ein gewöhnlicher und regelmässiger Otolith sollte zu Stande kommen können ; es müsste doch erst durch die ausgesonderte Kalkflüssigkeit die Spalte verschlos- Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 339 sen werden, diese ist aber bei Palaemon stets ganz frei. Auch in Be- ziehung auf Huxley’s Palaemon muss ich daran festhalten, dass entwe- der die Spalte fehlte oder der Otolith aus Sand bestand. Die Spalte hat Huscley, darin stimme ich mit Leuckart überein, auf jeden Fall falsch ge- sehen, wahrscheinlich ist es mir, dass die Spalte, die auch in der Figur - nicht gezeichnet ist, nicht vorhanden war, sondern dass der Sack völlig geschlossen gewesen ist. Bei den bisherigen Befunden habe ich mich nun aber um so weniger beruhigen dürfen, als geltend gemacht war, dass die Steine gar nicht durch die respectiven Blasenöffnungen hindurchkönnten. Krayer stellt diese Muthmaassung aus dem Grunde auf, weil er die Oeffnung nicht finden konnte, Leuckart beruft sich darauf, dass schützende Haare sie versperrten. Untersuchen wir diese Einwände! Wo mehrere Steine wa- ren, habe ich immer, wenn ich suchte, eine Oeffnung der Höhle gesehen, bei Garcinus maenas und den Brachyuren findet sich keine Oeffnung, aber auch keine Steine. Die Haare verengen allerdings den Eingang bei Hummer, Krebs und Crangon, aber sie sind auch sehr biegsam, das kann man zuweilen bei Crangon beobachten, wenn die Ohrhöhle so mit Steinen gefüllt ist, dass die Spitze von einigen zwischen den sie von oben her zusammenhaltenden Haaren sich durchdrängt. Zum Schutze aller- dings gegen Infusorien sind sie stark und dicht genug. Zu einem definitiven Abschluss kommen wir durch die Beobachtung der Entstehung der Steine. Die Untersuchung ist relativ leicht, weil man nicht auf die Embryonalperiode zurückzugreifen braucht, sondern die alten Thiere dafür benutzen kann, denn bei der Häutung wer- fen dieseihre Gehörblase, also auch die Otolithen ab, und alsdann geschieht die Neubildung der letzteren. Nun geht freilich die Häutung so rasch vor sich, dass es schwer ist, darüber zuzukommen, jedoch wird man es sich dadurch bequem machen, ‘dass man einen Palaemon dicht vor der Häutung (woran das Stadium zu erkennen sei, s. u.) isolirt; häutei er sich dann nicht etwa über Nacht, ‚so stelle man ihn ruhig einige Tage hin, alsdann füttere man ihn mit Mu- ‚schein oder Würmern und nach wenigen Stunden wird er nun seine Haut abwerfen; ohne Fütterung kommt die Häutung nicht leicht zu Stande. Als ich, dies Verfahren befolgend, einen Palaemon gleich nach der Häutung untersuchte, war durchaus kein Stein in der Höhle vorhanden, liess ich das Thier wieder frei, so fanden sich schon nach einigen Stunden unregelmässige Steinbröckel in der Höhle, an Aussehen den Sandpartikeln entsprechend. Ausser diesen fand sich noch schwarze undefinirbare Masse vor, wie sie auf dem Boden des Gefässes lag, von einer Neubildung von Steinen in der Höhle war keine Andeu- tung zu finden. Weitere Entscheidung stand zu erwarten, wenn man dem Thier während der Häutung alle Sandpartikel entzog. Troiz wie- derholter Versuche ging die Sache doch nicht nach Wunsch, nach 8 Ta- 330 Dr. V. Hensen, gen fand sich siets eiwas Masse und Steinbröckel vor, wenngleich so wenig, dass die Zeichnung des Otolithensackes Fig. 31, zu welcher ein solches Thier diente, auch den Grund der Blase berücksichtigen konnte. Wahrscheinlich stammten die Massen in der Blase von Theilen, welche dem Körper angehangen hatten. oder auch aus seinem Kothe. Interessant war es, den Palaemon 'zu beobachten, wie er eifrig mit seinen Scheeren auf dem Boden des Glases umhererilf und sie dann an die Ohrblase hinführte, ich sah zwar nicht, dass er etwas zwischen den Scheeren hatte, de sieht man die Kasıbe der Blase schen recht schwierig mit blossem Auge! Immerhin bestätigte die Beobachtung die Vermuthung, dass es sich hier um einen der Sinnesthätigkeit dienstbar gemachten Instinct handle; gesichert scheint das durch folgende Be- obachiung. Drei Thiere Palaemon antennarius, welchen die Häutung bevorstand, wurden in filtrirtem Salzwasser in ein Gefäss gesetzt, dessen Boden durch Krystalle von reiner Harnsäure bedeckt war. Sie häuteten sich die ersten zwei Tage nicht, daraui fütterte ich sie, und nach zwei Stunden hatte ‚eines, das nur allein gefressen hatte, sich gehäutet. Ich nahm die Haut fort-und fand in der Ohrhöhle den gewöhnlichen Sand, keine Harnsäure. Nach drei Stunden nahm ich das betreffende Thier heraus und fand in dessen Ohrhöhlen kein einziges Sandpartikel, dagegen eine grosse Menge von Harnsäurekrystallen, so dass durch. diese der Sand vertreten war. Die beiden andern Thiere häuteten sich erst am folgenden Tage, ich liess sie darauf noch zwei Mal 24 Stunden in der Flüs- sigkeit, tödtete sie dann und legie sie einige Zeit in dünne Ür. Dadurch gelang es, die Weichtheile aus der Antenne zu entfernen und man sah nun wiederum, dass die Hauptmasse der Otolithen aus den Harnsäure- krysiallen bestand, jedoch fand sich namentlich mehr im Gentrum noch andere schwärzliche Masse. Die Fig. 21 zeigt dieselbe aus dem Hörsack des dritten Thieres im Querschnitt. Ich setzte nun zu dem Präparat Es- sigsäure und bemerkte eine reichliche Menge von Luftblasen, die aus dieser Masse aufstiegen, ohne dass jedoch eine Lösung der letzteren selbst dabei eintrat. Natron, welches die Harnsäure löste?), liess diese Sub- 'stanz in der Kälte unverändert. Man könnte nun geneigt sein, unbe- stimmte, Kohlensäure entwickelnde Materie als Secret der Hörblase auf- . zufassen, jedoch ist mir diese Annahme unsicher geworden. Die Thiere hatten während der Tage eine gewisse Menge Koth excernirt, der in dem engen Gefäss theilweise auf der Harnsäure gelegen haben mag, und so ins Ohr gesteckt ward, davon, dass der Koth von Palaemon mit Säu- ren stark aufbraust, habeich mich mit Rücksicht auf diese Frage überzeugt. 4) Die reine Ü verdanke ich Herrn Assistenten Jürgensen, es waren wenig cha- . rakteristische Formen, doch könnte es fast dem ärgsten Zweifler genügen, wenn ich anfügen kann, dass ich durch Na und Säuren noch in der Blase die mikroskopischen Formen der Harnsäurekrystalle hervorbrachte. = ee Er TE Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 331 Durch alle diese Erfahrungen halte ich Farre’s Ansicht für definitiv festgestellt; sollten selbst Oeffnungen gefunden werden, welche für die Hülfsotolithen zu klein sind, würde die Weichnheit des Panzers nach der Häutung schon genügen‘, diese Schwierigkeit zu heben. Palinurus, der nach Farre viele Otolithen trägt, hat keine Scheeren dieselben in den Ohrsack zu tragen, doch ist die Bildung seiner Antennen so, dass er nur einmal mit dem Kopfe durch den Sand zu graben braucht, um Otolitben zu bekommen. | Noch können wir diesen Gegenstand nicht ganz verlassen, denn die Lagerung der Steine verdient unsere Beachtung. Beim Hummer, beim Krebs, wahrscheinlich bei allen grösseren Thieren breitet sich der Sand über eine grössere Fläche aus, bei Crangon, namentlich aber bei Palae- mon bildet er einen sphärischen Körper mit im Groben ziemlich regel- mässiger Begrenzung. Bei CGrangon, beim Flusskrebs und Hummer be- rühren die Steine an einzelnen Stellen die Blasenwand, bei Palaemon dagegen scheinen sie nirgends dem Boden aufzuliegen, sondern werden durch Haare von demselben entfernt gehalten. Davon überzeugt man sich an Durchschnitten Fig. 21 und auch wenn man die isolirte Blase rollen lässt. "Woher die besonders regelmässige Formung der Steine bei Palae- mon entstehe, ist noch nicht ganz klar. Wenn das Thier auch, wie wir gesehen, die Steine selbst in die Höhle hineinlegt, so kann es, da die Oeffnung- (Fig. 31) sehr gedeckt liegt, die Steine doch nicht weiter ord- nen. Es ist für die Frage nun von Gewicht, dass die am Grunde der Blase stehenden Hörhaare winklig gebogen sind und so mit ihren Spitzen nach der Mitte zu convergiren, dass durch sie eine Art Schüssel oder blinder Trichter erzeugt wird, auf welchen muthmaasslich die Steine fallen und dann dort liegen bleiben. Wenn nun noch ein klebriges oder erstarrendes Secret zwischen die Steine ergossen würde, wäre die Sache einigermaassen erklärt. Jenes Secret könnte man vielleicht in den öfter angezogenen dunkeln Substanzen finden wollen, die die Kohlensäure entwickeln, und wirklich spricht namentlich die Anwesenheit von Drü- senporen im Sacke für eine solche Annahme, aber ich finde, dass in dem ausschliesslich secernirten Otolithen von Mysis kohlensaure Verbindungen nur später und nebensächlich auftreten ; das mahnt zur Vorsicht. Wenn das sich häutende Thier eine Amputation seiner Scheeren überleben wollte, liesse sich die Sache wohl sicher entscheiden. Die Otolithen in geschlossener Blase unterscheiden sich durch ihren Bau, ihre Glätte und ganzen Habitus sehr wesentlich von der vor- hergehenden Form. Den Stein einer inneren Antenne konnte ich frisch durch einen gün- stigen Zufall beobachten, der mir eine ca. 3”’ lange Hippolyte (Leach) sp.*)? 4) Es war mir gerade dieses Thier besonders erwünscht, weil Krayer gegen Leuckart behauptet hat, Hippolyte habe keine geschlossene Ohrblase. Leider ist mir 332 Dr. V. Hensen, R ins Netz trieb. Der Otolith (Fig. 3) ist 0,056 mm. gross, mit glattem Con- tour versehen und hat in der einen Antenne einen wohl mehr zufälligen gerundeten Anhang. Nachdem das Präparat einige Zeit lang in Glycerin gelegen hat, zeigt nur mehr der eine Stein eine Scheidung in Kern und Rindensubstanz, doch eine nach dem frischen Stein gemachte Skizze deutet mehrere Schichteungsiinien an. Es gehen Streifen bis ins Innere des Otolithen hinein, diese rühren von eindringenden Haaren her. An- deutungen von Spalten, wie sie Leuckart bei H. viridis sah, vermochte ich nicht zu finden. Reactionen auf die Steine habe ich nicht gemacht, da ich sie aufbe- wahren wollte, doch will ich nicht verheblen, dass mit Rücksicht auf die späteren Erfahrungen von Leucifer und Sergestes und in Anbetracht ihres starken Glanzes sie sich als organisch erweisen möchten. Den merkwürdig genug im Schwanze gelegenen Otolithen von Mysis flexuosus beschrieben schon Frey und Leuckart genauer. Er sei eine rundliche krystallinische Masse mit einem hellen Centrum %%—'//" gross. Von zwei Seiten beträchtlich comprimirt, besitze er die Gestalt einer rundlichen dicken Scheibe, deren Contouren im Uebrigen manche Unre- gelmässigkeiten böten. Die eine Fläche der Scheibe sei mehr oder min- der abgeflacht, die andere dagegen mit einer nicht unansehnlichen, cen- tralen,, nabelförmigen Hervorragung versehen. Der ganze Körper lasse zahlreiche mit dem Rande concentrisch verlaufende feine Linien erken- nen, die Hervorwölbung liege nach unten. Vorstehende Beschreibung ist im Wesentlichen, doch nicht in allen Stücken für Mysis spinulosus zutreffend, weshalb wir sie etwas vervoll- ständigen müssen. Man sehe Fig. 4, 5 u. 6. Die Form der Otolithen ist zuweilen rund, zuweilen ein Oval, dessen Längsaxe mit der des Schwanz- anhanges parallel läuft. Die untere Fläche ist plan oder sehr schwach concav, die obere gewölbt und mit einem stärker gewölbten Aufsatze, einer Art Kuppel, versehen, jener nabelförmigen Hervorragung von Frey und Leuckart. Die Grösse ist ziemlich verschieden (aber viel geringer wie 7 die von M. flexuosus 0,5mm.). Diese Unterschiede im Voluinen des Stei- # nes sind durch zweierlei Verhältnisse bedingt, einmal durch das Alter des Thieres, in welcher Beziehung das Maximum 0,21, das Minimum 0,084 mm. Durchmesser des Otolithen betragen dürfte, zweitens variiren 2 aber auch die Maasse des Steines bei gleich grossen Thieren. Bei solchen betrug z.B. die nähere Bestimmung meines Thieres nicht möglich gewesen, weil trotz aller Mühe kein weiteres Exemplar zu bekommen war; nach M. Edwards würde es dicht bei # H. viridis zu stellen sein. Es finden sich jedoch einige Schwierigkeiten der Genus- bestimmung, die nicht vorenthalten werden dürfen. Form und Fiederung der Abdo- minalfüsse schien nicht befriedigend mit der Diagnose von Hippolyte zu stimmen, ausserdem aber besass das Thier eine deutliche, ausserordentlich zarte Orbita, die anderen H. fehlt. Diese Unsicherheit wird nicht durch den später folgenden Befund an Spiritusexemplaren von H. ganz gehoben werden, Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 2333 dieBreite des Schwanzanhanges . . .» .4,375 1,377, 1,3. mm. die Steine waren lang resp. . . . ...0,12 0,198 0,105 mm. N ;; libness aa. aa - 0,1025-: 0,15 0,1: mm. Die Diekendurchmesser wurden nicht genommen, deal ist deren Ver— halten ein stets proportionirtes, durchschnittlich *4, geringeres wie der Breitendurchmesser. Man sieht, dass ein Stein nahezu doppelt so gross sein kann wie ein anderer, ein Volumensunterschied, der ganz ausser- ordentlich auffällt, wenn solche Steine bei einander liegen. Es deutet das ein recht rasches Wachsthum der Otelithen an, wird aber dadurch allein noch keineswegs erklärt; ganz einfach ergeben sich aber diese Unterschiede aus dem höchst merkwürdigen und interessanten Factum, dass bei diesen Thieren gleichfalls in gewissen Perioden die Ge- hörblase sammit Otolith abgeworfen wird, eine Einrichtung, die hinsichtlich der Grösse des verlorengehenden Stoffes zu Ungunsten der Krebse mit geschlossenen Ohrblasen ausfällt. » Die hübschen, relativ durchsichtigen Steine verdienen ein genaueres Studium, wäre es auch nur ihrer Neubildung halber. Sie bieten zwei Systeme von Streilungen dar, ein radiäres ul ein concentrisches. Von dem ersteren können wir zwei Arten unterscheiden, die eine ist im frischen unverletzten Stein entweder gar nicht sichtbar, oder man j N » . » - ya bemerkt doch nur auf der Oberfläche eine ziemlich dichte Punktirung (Fig.6A) als Ausdruck der Radiärstreifung. Zerbricht man jedoch einen Stein, so bemerkt man an den Bruchstücken (welche in der Richtung der höiderkei Liniensysierne entstehen) sehr deutlich die Radiärstreifen ; man erkennt dann aber auch sogleich , dass diese Streifen nur krystallinische Stäbchen sind, als welche sich die Masse des Steines quer durch die con- centrischen Streifen hindurch angeordnet hat. Dieser Bau ist schon so deutlich genug, lässt man jedoch concentrirte Säuren auf den Stein ein- wirken, so gewinnt er noch an Deutlichkeit, da dieOberfläche sich ungleich anätzi; man erkennt nun, wie jedem der vorhin erwähnten Punkte ein Stäbchen entspricht. An manchen frischen Steinen ist übrigens auf der eonvexen Seite von einer Punktirung nichts zu sehen, dagegen erscheint die Fläche gefeldert (Fig.6 B). Dies Ansehen erinnert mich lebhafı an Zellenabdrücke, ward aber von Anderen, denen ich es zeigte, für drusig erklärt. Ich habe nicht ermittelt, was der Sache zu Grunde liegt. B; Die zweite Art der adiaken Streifen findet sich seltener, es sind ' Klüftungsspalten (Fig. 9 A), welche von dem Mittelpunkt aus sich in einer ‚oder mehreren Richtungen in den Stein hinein erstrecken. Sie stören nicht wesentlich die Gohäsion desselben. "Das concentrische Liniensystem findet sich, so weit das veröfichen as; mit recht grosser, wenn gleich nicht absoluter Regelmässig keit vor, u besteht in gleicher Weise bei den Steinen der kleinsten wie der grössten Individuen, sobald nur einige Zeit nach der Häutung vergan- gen ist. 334 Dr. V. Hensen, Concentrischer Linien haben wir an regelmässigen Steinen drei Ar- ten zu unterscheiden (Fig. &). Trennung B wollen wir die einen nen- nen (b), Schichtungslinien die zweiten (c.d), Reflexlinien die dritten (e). Die Trennungslinien sind scharfe bei genauer Einstellung dunkle Linien, weiche, zwei an der Zahl, consiante Plätze im ‘Stein ein- nehmen. Sie ee ihren Namen, Be wie man beim Zerdrücken des Steines erkennt, an ihnen der EEE etwas gelockert ist. Die äussere von ihnen springt (Fig. 4. 5 c.} leicht in die Augen, sie ist stets scharf und deutlich, häufig hie und da wie ausgebrochen und des- halb mit hellen Lichtern versehen. Sie scheint dasjenige Stadium des Wachsthums unseres Steines zu bezeichnen, von wo aus der Stoffansatz langsamer geschah und daher Schichtung entstanden ist. Bemerkens- werth ist auch, dass die Haare, welche in den Stein eindringen, immer nur bis an sie berantreten, dort aber die Linie selbst etwas von ihrer “ Schärfe einbüsst. Die innere Trennungslinie Fig. 4 ce umgrenzt eine un- regelmässige Kernmasse des Steines, eine Masse, die oft geschwänzt und Ssschweilk, häufig Vacuolen enthält und deren nähere Beschreibung un- nöthig ist, da jeder Stein andere Formen bildet. Diese Trennungslinie ist oft nicht recht deutlich, jedoch andere Male sehr wohl zu unterschei- den ; ich lege Gewicht darauf, weil von da an der Stein eine regelmässige Form erhält. Auf Queransichten erscheint zuweilen zwischen den bei- den noch eine dritte Linie, üben deren Bedeutung ich jedoch nicht sicher bin. =“ Die Schichtungslinien Fig. 4 d.e. sind helle Streifen, welche sehr ° dicht auf einander folgen, so dass eigentlich a 55 dunkle und ‚helle Schichten, ähnlich der Streifung einzelner Knochenlamellen, ent- stehen. Wir haben zwei Arten von Schichtung zu unterscheiden, eine Grundschichtung, welche, oft weit deutlicher wie inFig. 4e, nament- 7 lich in den Kreis ausserhalb der äusseren Trennungslinie auftretend, rings ” um den Stein verläuft, und eine Specialschichtung, welche, die 7 vorige unterbrechend, die einzelnen Haare und Haargruppen umkreist. Woher letzteres Verhalten komme, ist mit Sicherheit nicht ” zu sagen. Man könnte vermuthen, dass theilweise durch die Haare hin- Ri durch der Mineralstoff ausschwitze und dadurch die concentrische Abla- " i gerung enistehe; dagegen spricht aber, dass gerade an der Eintritis- ” stelle des Haares sich eine Lücke beiadieti Dies Verhalten lässt sogar den umgekehrten Schluss wahrscheinlich erscheinen, dass nämlich die ” Haare die Ablagerung von Salzen in ihrer Nähe hindern und daher die ° Lücken erst später, also mit einem Specialsystem, ausgefüllt werden. Die Reflexlinien Fig. 4 f. sind helle oder dunkle, breite, nie scharf begrenzte Linien, die durch die verschiedenen Krümmungen des Stei- nes Be eeralen werden. Sie rühren nämlich von der Einbuchtung ' her, aus der die Kuppel entspringt, ferner von der Wölbung derselben, endlich von der äusseren Trennungslinie, welche eigentlich ein Tren- 2 Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 335 nungsmantel, gleichsam einen zweiten inneren Stein bildend, auch ent- sprechende Reflexe bewirkt. Natürlich ändern sich diese Linien je nach der Einstellung. Sie tragen sehr zu dem eleganten Aussehen des Stei- nes bei. ' Kleine Abweichungen von diesör a von der Form des Steines, namentlich ein oder mehrere Anhängsel an denselben kommen wohl vor; eine grössere Unregelmässigkeit habe ich unter gegen 1200 Otolithen, die ich für die Analyse herauspräpariren musste, nur einmal und da in beiden Schwanzanhängen gefunden, wo der Stein zu einer höckerigen wurstlörmig gekrümmten Masse geworden war, in welche jedoch die Haare hineinragten'). Es wird diese Missbildung wohl mit der Neubildung des Steines, einer zu langsamen Abstreifung der alten Ohrhöhle, zusammenhängen. Die erste Anlage des Sieines habe ich nie beobachten können, er war selbst schon über die innere Trennungslinie hinaus gebildet bei einem Thier, welches gleich nach der Häutung starb. .Ich halte es für höchst wahrscheinlich, dass die Bildung durch einen Niederschlag auf die Spitzen der Haar&, welche nach der Mitie der Höhle zu convergiren und vom Gentrum nicht gar ferne bleiben können, erfolge. Hinsichtlich der chemischen Beschaffenheit des Steines machen Frey und Leuckart folgende Angaben: »Dieser — — Körper besteht aus einer organischen Grundlage, welche von verdünnten Säuren und concentrir- ten Alkalien nicht angegriffen wird und vermuthlich Chitin ist. An diese organische Grundmasse gebunden ist eine ziemliche Menge anorganischer Salze, namentlich kohlensauren Kalkes. (Man bemerkt bei Anwendung von Säuren eine mässige Entwicklung von Kohlensäure). Die Haare rea- giren im Uebrigen garlz gleich ımit an Körper, sind daher höchst wahr- scheinlich Chitinhaare« u. s. w. Meine Untersuchung führt uns anders. Den frischen Stein, der noch gross genug ist um die Voruniersu- chung an ihm unkren. kann man mit Natronlauge kochen, ohne ihn anzugreifen, ebenso giebt man sich vergeblich Mühe, ibn a Kochen ‚auf dem Objeciträger, auch selbst durch die oberätrickesien Säuren zu lösen; so olt man auch wieder erwärmt, man kann wohl die Haare lösen, aber den Stein, der freilich ein angeätztes Aussehen angenommen hat, ‚löst man nicht ler. Lässt man ihn dagegen einen Tag in einer grösse- ren Menge von concentrirten oder verdünnten Mineralsäuren liegen, so ‚lösı er sich völlig, vielleicht mit Zurücklassung von ganz wenig Fler Materie, aber die Haare bleiben (bei der diluirten S.) ungelöst zurück und köhnen. sie also ihrer ganzen Länge nach studirt werden. Nach die- 'sem Verhalten lässt sich mit Sicherheit behaupten, dass der Stein kein ‚Chitin enthält. De Präparat im Besitze d. hiesig. Anatomie: Zeitschr. f, wissensch. Zoologie. XINl. Bd. »3 336 Dr. V. Hensen, Wenn man den Stein glüht, so schwärzt er sich nur vorübergehend und nimmt dann eine blendende Weisse an, leuchtet auch stark in der Löthrohrflamme (Kalk). Nach dem Glühen ist er noch so consistent, dass man hierdurch überzeugt wird, wie die organische Masse nur einen sehr geringen Theil von ihm ausmachen könne. Mit dem Kobaltoxyd geglüht bläut sich der Stein nicht (Keine Thonerde und Kieselsäure). Ich habe nun zur genaueren Untersuchung die schon genannte Zahl von Steinen verwendet; die organische Substanz ward vernachlässigt, ‚ die Steine vorher immer geglüht. Als Base ergab sich Kalk, die Säure dagegen konnte ich, so sonderbar es auch klingt, nicht erkennen. Koh- lensäure ist nämlich nur in geringer Menge im Steine vorhanden, ja wenn man den eben gebildeten Stein (an dem die ässerste Schicht sogar durch Ac gelöst wird) mit Säuren behandelt, findet gar keine Gasent- wicklung statt. Der (unzerrieben) in Säuren recht schwer lösliche Stein löst sich in Phosphorsalz zur klaren Perle (keine Kieselsäure). Die Perle in Wasser gelöst enthält keine Schwefelsäure. Nach längerem Kochen löst Salzsäure den Stein ganz auf, in dieser Lösung erzeugt Ammoniak einen starken im Ueberschuss nicht löslichen Niederschlag. Aller Berech- nung nach müsste das basisch phosphorsaurer Kalk sein, aber der fri- sche Niederschlag wird durch Ac nicht, selbst nicht beim Kochen ge- löst, auch versagte die Molybdänreaction er in dem Theile der Flüssig- keit, wo durch den gebildeten Salmiak noch hätten Reste des phosphor- sauren Kalkes in Lösung sein müssen, brachte Magnesia selbst nach Tagen keinen Niederschlag hervor. Der Stoff war zu unangenehm zu beschaffen, als dass ich noch weiter hätte analysiren sollen.‘) Es wird nunmehr Zeit zur Betrachiung der Hörblasen überzugelien. Das Gavum auris ist eine ringsum von, zuweilen sehr fei- nen, Chitinwänden umgebene Höhle, welche als durch Einstülpung der äusseren Chitinschicht entstanden gedacht werden kann. Die Wand hängt siets noch mit der äusseren Haut zusammen, aber die beireflenden den Zusammenhang darstellenden, Hautringe, die bei einem Theil der Decapoden noch weit offen stehen, können sich bei anderen so glatt an einander legen, dass eine Communication der Höhle nach aussen nicht mehr stattfindet. Bei weit offener Mündung wird der Eingang durch . 4) Herr Professor Himiy hat nun noch die Güte gehabt, mit der Substanz von 2300 Steinen die folgende Analyse auszuführen. Er fand, dass die in NO, gelöste Masse keine Phosphorsäurereaction mit molybdänsaurem Ammoniak gab. Dass in Phosphorsalz sich die Substanz klar löste, und dass, nachdem sie mit SO, geglüht war, im Rückstand sich Kalk und Schwefel nachweisen liess. Darnach wäre die Säure flüchtig, was, combinirt mit den anderen Reactionen im hohen Grade wahr- scheinlich macht, dass die unorganische Masse des Steins Fluorcaleium sei. Eine Anätzung von Glas ist nicht sicher erhalten worden. Be Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 337 Haare geschützt. Leuckart!) betrachtet die Säcke als eine Lamelle des Antennenskeletes, die sich bläschenförmig nach innen abgehoben habe, jedoch schrieb er dies, bevor noch die Chitinlehre ernstlich in Angriff genommen war. Die Form und Bildung der einzeinen Höhlen ist in den Arten sehr abweichend und bietet nach mehreren Richtungen hin so Wichtiges, dass eine nähere Beschreibung nicht erlassen werden kann. Die Form des Cavum vom Krebs und Hummer ist schon von Farre u. A. genügend beschrieben, specieller darauf einzugehen, hat für den Augenblick kein Interesse. Jedoch eins ist zu erwähnen; namentlich an ‚den Stellen der Höhle, wo die Steine liegen, erscheinen neben den ge- wöhnlichen feinen Poren gröbere Canäle, eo sich in einem langen biegsamen Faden durch die Chitinogenschicht hindurch fortsetzen ; wie man das Fig. 7 A u. B von der Fläche und im Querschnitt sieht. Sind es ähnliche Bildungen, wie Leydig?) sie schon von den Drüsen der Insecten beschrieben hat? Ich konnte die Sache nicht weiter verfolgen, die Mode gebietet ja zu hasten. Farre?) zeichnet für diese Stellen kleine, die Oberfläche des Sackes bedeckende Haare, ich vermochte dieselben nicht zu finden; es liegt aber eine Verwechselung jener Drüsengänge mit Haa- ren nicht so en wie es den Anschein hat. Die Ohrblase von Grangon Fig. 8. liegt in der Wurzel der inneren Antenne, sie stellt eine ziemlich geräumige, etwas tiefere als_breite Ein- stülpung der äusseren Haut vor. Die Höhle würde von einer flacheylin- drischen Form sein, wenn sie nicht von aussen her durch eine Vorstül- pung der Wand Fig. 8c. eingeengt würde. Den grössten Durchmesser besitzt sie im Eingang, welcher oben durch einen verdickten Saum der Antennenhaut umgrenzt wird (a), unten allmählich in die Körperoberfläche übergeht. Diese weite Mündung des Sackes wird durch gefiederte Haare so vollständig geschlossen, dass ohne Verbiegung der Fieder Infusorien nicht mehr hineinkönnen. Die Haare 5 entspringen nicht genau am Rande der Höble, sondern etwas hinter diesem, sie sind an ihrer Basis ohne Anschwellung und hier allem Anscheine nach solide, ihre Spitze drückt auf die obere Fläche der Antenne. Die schon ci Vorstül- pung an der äusseren Wand, welche wie eine Art Crista acustica sich in den Sack vorwülbt, ist rings mit Steinen umgeben, und da sie Fig. 8.19.c. die Hörhaare trägt, ist sie der wesentlichste Punkt im Sacke. Diese Bil- dung ist jedoch nichts als eine Einbucklung der Sackmembran , welche sich auf die ganze äussere Wand erstreckt. Die Ohrhöhle von Palaemon ist eine einfache runde an der Unter- fläche etwas eingebuckelte Blase, die von Leuckart so beschrieben ist, dass es auch für P. antennalis genügen könnte. — »Dafür besitzt unser 4) Loe. eit. pag. 261. 2) Zur Anatomie der Insecten, im Archiv für Anatomie 1859. 3) Loc. eit. Pl. IX. Fig. 9. 338 DEV: Hensen, Gehörbläschen einen Querspalt, der die obere Wand des Basalgliedes durchbricht und eine directe Communication zwischen dem Innenraum des Bläschens und dem äusseren Medium herstellt. Dieser Spalt nimmt etwa die Mitte des Gehörbläschens ein, liegt aber nicht frei zu Tage, son- dern wird von einer klappenförmigen Querleiste bedeckt, die ihren freien Rand nach vorn kehrt und nach Aussen ohne Weiteres in den Seitendorn des Basalstückes sich fortsetzt.« Wenn man die Fig. 31 ansehen will, wird man sie im Wesentlichen mit Leuckart's Beschreibung übereinstimmend finden, doch ist noch Einiges daran zu erklären. Man erkennit die Blase und deren etwas seitlich aufliegende Oeffnung leicht, letztere, d, sah ich sonderbarer Weise immer schräg nach aussen gerichtet (so dass damit nun vier von einander abweichende Beschreibungen dieser Spalte vorliegen); über die Blase hin liegt (e) die dünne Lamelle des Seitendorns, welche bei f sich ein- faltet. Die ganze Bildung erklärt sich nun so: Von der Spitze der An- tenne her tritt die Haut an die Spalte der Gehörblase heran, biegt sich hier in die Tiefe, um den Sack zu bilden und kommt dann an dem hin- teren Rande des Spaltes wieder in die Höhe, von da geht sie aber nicht etwa weiter rückwärts zum Kopfe hin, sondern wendet sich von neuem nach vorn, um dann, nachdem sie eine Strecke weit die Ohröffnung über- brückt hat, sich wieder zurückzuschlagen und nun wirklich in die Haut des Cephalothorax überzugehen. Durch diesen Rückweg bildet die An- tennenhaut nun eine Falte, welche seitlich etwas verdickt die Antenne | überragt und dadurch den Seitendorn 5 bildet. Die Memhran der Falte ist so dünn, dass ein Längsdurchschnitt, der ohnehin nach dem Kopfe zu keinen geschlossenen Kreis mehr zu bilden _ vermag, sich immer stark verschiebt und daher keine gute Zeich- nung giebt, jedoch bestätigen auch solche Schnitte die obige Beschrei- ° bung. Querschitte (Fig. 21) geben schwierige.Bilder; a.a’.b.b’ ist die Antennenwand, welche also die Weichtheile umschliesst. Der Kreis, den sie bildet, wird nun durch eine Querscheidewand, von der der Otolithen- sack herabhängt, ın zwei Theile getheilt. Diese Querscheidewand ent- spricht in ihrem unteren Theile der Decke der Gehörblase, dann folgt c' ein dunklerer Strich, welcher die hintere Kante der Oeffnung von der Pe- ripherie her gesehen darstellt und darüber läuft auf den Beobachter zu _ die untere Lamelle der Falte des Seitendorns. Wäre der Schnitt vor- wärts von dem Hörspalt durchgegangen, würden wir statt der viere, fünf oder sechs Membranen durchschnitten haben müssen. 4 Von der soeben besprochenen Einrichtung bis zu der geschlossenen . Blase von Hippolyte ist gleichsam nur ein Schritt. Wir finden nämlich hier, Fig. 3, ähnlich wie bei Palaemon, einen deutlichen , ja sogar relativ "sehr mächtigen Seitendorn c, aber die Falte desselben geht nicht mehr so weit auf die Antennenfläche hinauf, bedeckt auch die Otolithenblase nicht mehr ganz und scheint mit ihr überhaupt nicht nahe verbun- Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 329 den zu sein. Die Blase selbst &, eine geräumige längliche Höhle, liegt in der Aussenseite der inneren Antenne. Sie läuft nach vorn und aussen spitz zu (a) und zeigt hier unregelmässige Falten, die vielleicht andeuten, dass die Blase von hieraus sich eingestülpt habe. Eine besondere Stelle der Wandung für den Ursprung der Otolithenhaare, habe ich nicht nach-. gewiesen, obgleich eine solche ohne Zweifel vorhanden sein wird. Leuckart‘) giebt an, dass der Otolith in dem Seitendorn läge; wen der Zufall mit einer lebenden H. viridis begünstigt, wolle uns, bitte, nähere Details darüber mittheilen ! Die Ohrhöhle von Mysis reiht sich ihrer Ferm nach dicht an die eben beschriebene an. Auffallender Weise liegt sie, wie bekannt, nicht in der inneren Antenne, denn dort findet man nicht die geringste Spur einer Höhle, sondern im mittleren Schwanzanhang, eine Lage, aus der sich die intensive Reflexerregbarkeit dieses Thieres gegen Schalleindrücke ' erklären möchte. Die Ohrhöhle (Fig. 5. 9. 10) erscheint von oben herge- sehen in der Hegel oval, die Längsaxe jener des Schwanzes parallel; doch zieht sich die Höhle lateral und rückwärts etwas spitz aus. Von der Seite gesehen, Fig. 5, ist sie mehr halboval oder vielmehr, die untere Seite wölbt sich econvex in’s Innere der Blase vor, auf solche Weise einen Berg, den Haarbuckel, Fig. 5. 10 e, bildend. Auch auf der Seitenansicht erkennt man die peripherische Zuspitzung der Blase Fig.5d'! Ihre Wan- dungen sind unmessbar fein, nur auf dem Haarbuckel sind sie dicker. Diese Dicke hört jedoch medial mit einer ganz scharfen Linie auf (Fig.9d), welche bei der Betrachtung des Schwanzes von unten sehr auffallend ist. Eigentkümlich gestaltet sich der Zusammenhang des Sackes mit der äus- seren Wand des Schwanzes; wenn man die Sache nicht kennt, wird man, mindestens am frischen Thier, lange vergeblich forschen können. Eine etwas stärker tingirte Rinne, welche an der äusseren oberen Kante zwischen Otolith und Schwanzspitze gelegen ist, Fig. 9 5 verräth den Ort, von wo die Einstülpung der Otolithenblase ausging. Diese Rinne wird bedingt durch eine Einbuchtung der äusseren Wandungen, welche sich, wie man das in dem Querschnitt Fig. 40 sieht, dicht gegen einan- der anstemmen, um darauf aus einander weichend, die Obrhöhle zu bil- den. Die von untenher kommende Haut bleibt, obgleich schon dünn, ‘doch relativ starr und geht in schönem Bogen wieder abwärts, um sich ‚dort medial vorwärts nach dem Haarbuckel (e) hinzubegeben, hier wird ‚sie an der erwähnten scharfen Linie dünn und setzt sich nun in die "Wand & des Hörsackes fort, wie man das sowohl an der Ansicht von un- ten, Fig. 9 A, als auch im Schrägschnitt in Fig. 10 deutlich sieht. Die obere Wand, Fig. 10 a, geht dick an die Rinne heran, um hier plötzlich sich mächtig zu verdünnen und in die obere Wand & des in dem Schnitt leider zerrissenen Sackes überzugehen. Aus den Figuren wird man, ‚I), Loe. cit. 340 © Dr. V. Hensen, denke ich, die Verhältnisse, deren detaillirtere Beschreibung rg kein Interesse hat, genügend erkennen. Auffallend ist noch, dass die Haut des Schwanzes selbst an der me- dialen Seite bei Fig. 10 f so ausserordentlich verdünnt wird, um so mehr, da ähnliche Einrichtungen sich auch in der Klappe von Palaemon und über dem Sacke von Astacus finden; handelt es sich vielleicht auch hier um akustische Einriebtungen? Die Frage möchte wohl noch weitere Verfolgung verdienen. Es bleibt nun noch übrig, die Gehörblase von Carceinus maenas zu betrachten, welche eine von der der Macruren sehr abweichende Form darbietet, dagegen als Typus jener der Brachyuren wohl gelten dürfte. Bis jeizt hat meines Wissens nur Spence Bate') von derselben Nachricht gegeben. Dieser Autor bezeichnet den Gehörecylinder als Geruchsorgan (nach Farre) , die Geruchshaare (Leydig) als Gehörhaare, »wich I have thougt, from their being constant te the anditory antenna, and never found on any other part, to have an intimate connexion with de sense of hearing, and therfore call them auditory cilia« (pag. 599). Ueber das Gehörorgan selbst findet sich nur (pag. 596): »The upper antenna is more complete and the internal structure of ihe acoustie organ Fig. 2° may be detected in the first articulation«. Unter Fig. 2’ Anterior antenna, internal structure, finden sich auf den 6 Tafeln zwei Abbildungen, die eine vom jungen Thier zeigt in einer Strishzeichnung der inneren "Antenne ein grosses Sechseck , dessen Ecken in gerade Striche sich verlängern, mit Ausnahme der zwei oberen, welche Rurch ihre Verlängerung ehem dem Sechseck anliegenden Kreis bilden, letzterer könnte meiner Meinung nach vielleicht einen Stein bedeuten sollen. Die zweite Zeichnung vom erwach- senen Krebs ist mehr ausgeführt, jedoch auch sie kann ich zu meinem Bedauern für die Beschreibung nicht benutzen, es ist an ihr kein Punkt ' recht wiederzuerkennen. Am bequemsten studirt man ohne Zweifel das Organ an der durch- sichtigen Zo&a; leider liess ich die Gelegenheit ungenutzt vorbeigehen und habe nur eine Zeichnung (Fig. 25) zugeben, darnach scheint es, als wenn das Organ noch in diesem Stadium anders und einfacher, wie beim erwachsenen Krebs gestaltet sei, namentlich in Betreff des Vorkommens von deutlichen Otolithen &. und auf die mehr kuglige Form der Höhle. Die rechte Antenne ist auf der Figur tiefer wie die linke eingestellt, doch sieht man an den beiden an der medialen Seite einen Wulst in die Ohr- höhle vorragen, welcher Haare trägt und den wir als Haarbuckel (e) be- zeichnen wollen. | | Das Gehörörgan des erwachsenen Krebses ist sehr unbequem zu er- forschen. Sehr lange glaubte ich eine rudimentäre Form hier vor mir zu haben, bis ich endlich zu meiner grossen Ueberraschung fand, dass hier 4) On the Development of Decapod Crustacea. Philosoph. Transactions 4858. Studien über das Gehörorgan der Decapoden. | 341 der Hörapparai, zu sehr hoher Feinheit ausgebildet, sich den Verhältnis- sen der Wirbelthiere möglichst annähert. Der Sack hat eine so compli- eirte Form, dass die Beschreibung mir nicht völlig gelingen wird. Indem nämlich sich von der medialen Seite her dünnhäutige Ein- und Ausbuch- tungen für den Hörapparat bilden, von der anderen Seite starke Knoten und Kanien, hauptsächlich für Muskelursprünge bestimmt, den Sack be- grenzen helfen, und endlich der ganze kleine Raum akustisch gebaut zu sein scheint, stellen sich der Beschreibung Schwierigkeiten in den Weg, wie sie nicht viel grösser das Labyrinth bietet. Obgleich, wie ich das zu beachten bitte, mir fesı steht, dass ein direcier Vergleich mit dem Hörap- parat der Wirbelthiere trotz schlagender Aehnlichkeiten nieht gerecht- fertigt ist, muss ich dennoch an jene mich anlehnen, wenn ich dem Leser das Verständniss, dem Forscher die Kenntniss der Localitäten bringen will. Der Sack Fig. 11—16. 26 liegt in dem beträchtlich erweiterten Ba- salgliede der inneren Antenne. Wie in den vorhergehenden Fällen, so ist auch er eine Einstülpung der äusseren Haut, deren Höhle nicht mehr nach aussen communicirt. Eine Linie, welche von dem hypothe- tischen Einstülpungsprocess herrührt, ist noch äusserlich deutlich sicht- bar geblieben. Betrachten wir nämlich das Basalglied von der oberen (Fig. 41) oder lateralen Seite (Fig. 42), so zeigt sich ein auffallender Far- benunterschied in der Wandung. De; hintere Theil derselben ist nämlich ganz weiss und glatt, der vordere dunkel gefärbt und behaart. Diese beiden Theile stossen hart aneinander, ohne jedoch in einander überzu- gehen, denn sie sind dort durch eben jene Einstülpungslinie (d) von einander geschieden. Diese Linie liegt nicht ganz quer, sondern ist eiwas lateral vorwärts gerichtet. Wie bei jeder Einstülpung eines Sackes durch eine enge Spalte Falten entstehen müssen, so sind solcbe auch bier zugegen, sie finden sich aber nur an den Endpunkten der Linie, nament- lich lateral. Die andere Ecke zeigt nur eine conische Vertiefung (Fig.11e), welche blind endet, und die wir nach der Aehnlichkeit mit dem Namen »Trichter« bezeichnen. Die mehrfachen Einfaltungen der lateralen Ecke f, 9. begeben sich als dicekwandige Fortsätze ins Innere des Hörsackes, und dienen einestheils für diesen zur Stütze, anderntheils zum Ursprunge der Muskeln der folgenden Aniennenglieder. (Letztere sind recht mäch- tige Stränge, welche unermüdlich die Riechhaare hin und her zu schwin- gen haben). Diese Ecke zeigt übrigens einige Verdiekungen mehr, weil hier (Fig. 12 a) auch noch das Gelenk zur Verbindung mit dem Kopie ‚sich findet. | Betrachten wir nun dieselbe Linie von innen her! Fig. 13. Der ' Trichter (e) ragt ziemlich frei in die Höhle der Antenne (nicht die des Hörsackes) vor. Es gehen von ihm lateral zwei Lamellen ab, welche seine Verbindung mit dem Sacke bewerkstelligen. Die Einstülpungslinie erkennen wir in einer, in das Innere des Sackes vorragenden Leiste d 342 Dr. V. Hensen, wieder, einer Bildung, entstanden durch ein Verhalten der äusseren Wand ähnlich demjenigen, welches wir schon bei Mysis beschrieben haben. Nachdem die Äntennenwände nämlich zusammengetreten sind, divergiren sie nicht gleich wieder, sondern ragen, an einanderinähirk: eine Strecke weit in den Äntennenraum hinab (Fig. 16 d.), so bilden sie die Leiste, an welcher der Sack hängt. Diese Einrichtung mag auf einen yollkorämenen Verschluss berechnet sein; als isolirend vor im Körper erzeugten Geräuschen ist sie nicht aufzufassen, weil die lateralen Einfal- tungen den Sack sehr massig mit der Antennenhaut verbinden. Diese AÄnheftungsverhältnisse erschweren die Beschreibung des Sackes beträchtlich, weil wir ihn nur von unten unverletzt darlegen kön- nen. Wenn wir ihn von hier aus betrachten (Fig. 14), so fallen uns so- gleich Gebilde auf, e. h, welche lebhaft an halbeirkelförmige Canäle erin- ‘nern. Wirkliche häutige Ganäle können nun freilich im Skelete der Krebse schon allein der Häutung wegen nicht vorkommen, aber gebogene Halbcanäle sind allerdings vorhanden. Man findet sich am leichtesten über dieselben an Fig. 16, einem von lateral rückwärts nach der vorde- deren medialen Ecke geführten Durchschnitte, zurecht (das äussere Stück ist gezeichnet). Wir hatten oben die Einstülpungsfalte beschrieben und gehen von ihr aus nun wieder weiter. Diese schickt nämlich zur Bildung des Sackes zwei Blätter ab, welche sich beide, ein wenig nach oben zurückgeschlagen, so wölben, als wenn sie einen kugelrunden Sack bilden wollten. Das gelingt ihnen aber nicht, denn von unten her drängt ein Fortsatz der lateralen Wand (der Hammer) den Sack nach oben der Einstülpungsfalte entgegen. So entstehen zwei nicht ganz von einander gelrennte Räume, von denen der eine kleinere horizontale, lateral und unter der oberen Antennenwand gelegen ist, q, und von denen der andere mediale, durch eine Verbiegung der Einstülpungsfalie grössere, einen verticalen Sack bildet. Wenn der ganze Raum ursprünglich als Kugel zu denken war, müssten die beiden Säcke einigermaassen Halbkugeln darstellen. Der kleine horizontale Raum ist jedoch dafür zu sehr gestreckt, er bietet mehr eine cylindrische Gestalt dar. Der Gylinder ist aber, wie gesagt, nicht vollkommen abgeschlossen, sondern er communicirt noch mit dem grös- seren Sacke in der Mitte durch eine Spalte, an den beiden Ecken aber ‚durch eine rundliche Oeffnung, da hier wegen der Kürze und Form des noch zu besprechenden Hammers die Einstülpung unterblieben ist. Auf diese Weise wird unser cylindrischer Raum zu einem Halbcanale, wel- cher die beiden Enden des grösseren Sackes mit einander verbindet. Wir wollen ihn (Fig. 14 zwischen ! und m und Fig. 46 g) als lateralen oberen” Halbcanal’bezeichnen. In dem verticalen Sacke ist unsere hypothetische Kugelgestalt auch nicht mehr vorhanden, denn es hat sich die mediale Wand desselben stark nach innen vorgebuckelt und dadurch den Raum gerade so umgestaltet, wie das geschehen würde, wenn wir etwa in die Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 343 Hälfte eines Gummiballes einen Buckel hineindrückien. Vom ganzen Raume bleibt eigentlich nur ein Gang übrig, welcher rings um den Buckel herumläuft. An einer reinen Halbkugel müsste der Cine bei breiter und tiefer Einbucklung ganz geschlossen sein, in unserem Sacke aber öffnet er sich an zwei Stellen, nämlich dort wo die beiden Enden des lateralen oberen Halbcanales in den verticalen Theil einmünden. Diese Einmün- dungsstellen sind so weit, dass dadurch der Gang völlig unterbrochen ei und wir haben daher besser zwei Gänge oder Canäle zu unter- soleiden, einen oberen medialen, Fig. 14. 16 bei e, und einen unteren bei h. Völlig abgeschlossen sind aber auch diese Canäle nicht, sie com- munieiren mit einander durch eine Spalte und verdienen höchstens die Bezeichnung »Halbcanal«. Von den beiden Stellen, an welchen sich die drei Canäle vereinigen, zeigt nur die laterale eine grössere Erweiterung, und da sich in ihr eine besondere Gruppe von Hörhaaren befindet, kön- nen wir sie als Alveus communis (Fig. 1% seitlich vorn n) bezeichnen. Die Wandung des Sackes hat an mehreren Stellen Verdickungen, von diesen ist namentlich die bereits als Hammer bezeichnete erwäh- nenswerth. Es ist dies ein Fortsatz der Antennenwand, welcher vom Inneren des Sackes aus gesehen, sehr an den gleichnamigen Theil des Cavum tympani des Menschen erinnert (Fig. 14 mn, 15. 16 m). Seine Form ist bei verschiedenen Genus verschieden. Er läuft der Einstül- pungsleiste parallel, besitzt einen Stiel m, einen Kopf n und einen rück- wärts laufenden Fortsatz, welcher die Verbindung mit der äusseren An- tennenwand bewirkt. Der Kopf ist eine rundliche Hervorragung, der ziemlich flache Stiel Fig. 15 p. läuft allmählich in Form einer Leiste in die Wandungen des Sackes aus, in ihm finden sich einige auffallend ver- - dünnte Stellen. Von aussen gesehen ist der Hammer ausgehöhlt zum .. von Muskeln. Yon den übrigen Theilen des Sackes erscheint namentlich eine kleine Behuchsung ganz unten an der hinteren Ecke merkwürdig. Angedeutet findet man diese Stelle in Fig. 14, stärker vergrössert sieht man sie in Fig. 26 bei db. Sie bildet die tiefste Stelle des ganzen Sackes und zeigt geradesolche Porencanäle, wie sie aus den Ötolithensäcken des Hum- mers und der Garnele beschrieben wurden. Solche Drüsenporen finden sich an keiner andern Stelle des ganzen Sackes; da nun die Steine der Zosa an dieser Stelle liegen und da beim erwachsenen Krebs um sie herum gebogene Haare stehen, so ist sie als ein für Otolithen bestimmt gewesener Platz ziemlich sicher zu bezeichnen. Wenn ich mich nicht durch eigends auf diesen Punkt gerichtete vorsichtige Untersuchung von der Abwe- senheit der Otolithen überzeugt hätte, würde ich nicht wagen, so ent- schieden dem Taschenkrebs alle derartige Gebilde abzusprechen. Im Allgemeinen zeigen die Wände des Sackes ausserordentlich deutlich Zel- lenabdrücke (mit dickem Saume, die Fläche dicht mit Poren besetzt, 344 Dr. V. Hensen, jeder Abdruck einer Zelle entsprechend). Da wo die Membran sehr dünn wird (Fig. 26 a), verschwinden diese Abdrücke. Wir schliessen nunmehr die Betrachtung der Ohrsäcke und gehen zu denjenigen Gebilden über, welche die wirksame Verbindung der Steine ınit der Körperoberfläche bewirken, aus ihnen erst Otolithen Fake, auf die Hörhaare. Man war schon vor der neueren Kunde von den Riechhaaren sehr bereit, in den zu besprechenden Haaren Sinnesapparate zu sehen, aber die Befunde haben wie es scheint nicht recht stimmen wollen. Alle Be- obachter erwähnen der Haare, am ausführlichsten Farre, welcher beson- (ders die kugelförmige Beschaffenheit der Basen hervorhob, diese ward, dann noch von Huxley bestätigt, seit aber Zeuckart die Haare nicht überall nachweisen konnte und Zeydig in ihnen nichts Auszeichnendes zu finden vermochte, mussten sie offenbar sehr an Bedeutung verlieren; Kısyer meint übrigens, dass die Haare sich sehr gewöhnlich, ja vielleicht, (maaskee) stets im Innern des Sackes fänden, was vielleicht mit der Oto- liihenbewegung in Verbindung stehen könne; er giebt aber darüber gar kein Detail. Man wird in den citirten Figuren schon auf manche Hörhaare ge- stossen sein, und in der That führte die Untersuchung auf eine grosse Reihe solcher, nicht bloss im Hörsack, sondern auch auf der freien Kör- ' perfläche. Die Deutung derselben als schallempfindender Apparat scheint mir, wie ich anticipire, recht sicher, da gerade an den Hörhaaren der Körperoberfläche, deren Fähigkeiten man am meisten misstrauen wird, sich nachweisen lässt, dass wenn nur der Nerv, welchen man in sie ein- ireten sieht, sensibel ist, tiefe Töne (Bassgeige und Horn) durch sie zur Perception gebracht werden müssen. Aber namentlich auch von mor- phologischer Seite wird man genöthigt, allen zu beschreibenden Haaren dieselbe Function zuzuerkennen. Abgesehen nämlich von dem sehr cha- rakteristischen Verhalten der Nerven, haben die Haare unter einander sehr wesentliche Aehnlichkeiten. Alle stehen sie auf einem Porencanal auf, dessen Wandungen an einer Seite einen grösseren oder kleineren Wulst entwickelt haben , den Zahn 3., namentlich aber ist es in die Augen springend, dass der Haarschaft nicht direct mit der ‚Wand sich verbindet, sondern ganz oder grösstentheils durch eine sehr zarte Haut getragen wird, welche oft eine kuglige Anschwellung an der Haarbasis bildet. Hinsichtlich dieser Einriehtuns drängt sich unwill- kürlich der Gedanke auf, dass es hierbei auf eine Isolirung des Haares, vor Erschütterungen sowohl im Inneren des Körpers als auch um es schwingungsfähiger zu machen, abgesehen sei. Alle Haare zeigen endlich ‘an einem Theil ihres centralen Endes einen eigenthümlichen Fortsatz, die Lingula [, an welchen sich der Nerv ansetzt. Die meisten Haare zeigen noch weitere bemerkenswerthe Aehnlichkeiten ; identische Einrichtungen Siudien über das Gehörorgan der Decapoden. 345 dürften wohl bei allen vorkommen, aber sind durch die zu grosse Blässe und Kleinheit der Wahrnehmung entrückt. Zu diesen Aehnlichkeiten der Haare unter sich kommt noch, dass eigentliche Uebergänge von Hörhaaren in andere Haararten nicht gefun- den wurden (ein Haar an einer bestimmten Stelle der inneren Antenne von Mysis macht darin vielleicht eine Ausnahme), wobei nicht ausge- schlossen ist, dass man z. B. an einzelnen der gewöhnlichen Fiederhaare gewisse Analogien des Baues aufzufinden vermag. Nach ihrem äusseren Verhalten .unterscheiden wir nun drei Arten von Hörhaaren: Otolithenhaare, freie Hörhaare in Hörsäcken, Hörhaare auf der freien Körperoberfläche. | Die Otolithenhaare. Dieser Ausdruck bedarf keiner weiteren Erklärung, da wir dadurch _ ganz einfach diejenigen Haare b&zeichnen,, welche mit den Hörsteinen in Berührung treten; sie sind bis jetzt allein bekannt gewesen. Zunächst und am ausführlichsten betrachten wir die Haare vom Hummer, die überhaupt als Typus der Hörhaare der Macruren benützt werden können. ‚Astacus marinus (Fig. 1. 17. 18). Die allgemeine Anordnung der Haare im Sacke ist bereis von Farre gut abgebildet, auf dessen Figur ich verweise. Die Haare umstehen in einem nach vorn offenen Bogen die Otolithen.“ Sie beginnen nahe bei der Oeffnung des Sackes und enden dicht gestellt aber an Grösse abneh- mend, als eine mitten in den Otolithenraum vortretende Zunge. An dieser Stelle stehen die Haare ohne besondere Ordnung, an den übrigen Bogen sind sie in vier Reihen aufgestellt (Fig. 1). Die äusserste von die- sen Reihen, n, steht auf dem verdickten gelben Streifen a, welcher mit dem Bogen parallel läuft, die Haare darauf sind sparsam und wenig ent- wickelt, stehen aber meistens zu zweien und dreien gruppirt. Auf diese folgt eine Reihe gewaltiger 0,6—0,7 mm. langer, 0,027 mm. breiter Haare 7, die zu zweien vereint oder häufiger allein stehen. Nun folgt noch ein Kreis, 7", und auf diese endlich noch kleinere, 7”, die man bei 400maliger Vergrösserung nur bei genauem Zusehen noch erkennt. Die drei letzten Reihen ragen sämmtlich tief zwischen die Steine hinein und stehen mit ihnen in unmittelbarster Berührung, es gelingt zwar ziemlich leicht, die Steine von ihnen zu entfernen, jedoch werden die meisten Haare dabei verletzt. Die erste Haarreihe allein isi nicht mit den Steinen in Berührung, sondern ragt frei in den Raum hinein. In diesen Haaren liegt wohl das Geheimniss der Nervenerregung durch den Schall verborgen und schon deshalb verdienen sie näheres Studium. Die Haare verhalten sich Natron und Säuren gegenüber wie Chitin. Sie sind, obgleich hohl, im Ganzen ziemlich fest gebaut und etwas brüchig. Sie lassen sich leicht hin und her bewegen, da die kuglige Basis 346 | DrssW. Hensen, sich einbiegt, nur nach den Otolithen zu lassen sie sich schwieriger herunterbiegen, soweit sich das bei Bewegungen mit der Nadel unter ö0maliger Vergrösserung bestimmen lässt. | Wir wollen am Haare den Porencanal, die Haarkugel (Farre) und den Haarschaft unterscheiden Der Porencanal ist weit und der Dünnheit der Sackmembran eni- sprechend kurz. Seine Wandungen heben sich jedoch etwas über die Fläche hinaus und bilden so eine Art Ring, Fig. 17». Auf der einen Seite erhebt sich vom Ringe ein starker Fortsatz, Fig. 17 3, der 0,019— 0,026 mm. breit und so gebogen ist, dass er einen Theil der Haarkugel bildet. Er ist 0,03 mm. lang und nd mit abgerundeter Kante, welche jedoch noch zwei Höcker, einer grösser als der aan trägt (wenigstens bei den grösseren Hase); Diesen Fortsatz, der wu zur Stütze der Haare beiträgt, wollen wir als Zahn, 3 der Figuren, bezeichnen. Von ihm und dem Ringe geht nun eine dünne Membran aus, Fig. 18 A:f, welche die seitliche Begrenzung der Kugel bildet. Sie ist äusserst zart, zeigt aber dennoch bei genauerem Zusehen eine zarte Längsstreifung. Dieselbe hängt ab von einer Faltung der Membran, das lässt sich bei Ansichten von oben erkennen, wenn das Haar von der Kugel abgerissen ist. Es werden bekanntlich jetzt Böte von sehr dünnen Metallplatien verfertigt, Platten, die aber um der Last gewachsen zu sein cannelirt werden müs- sen; sollten die Fältelungen der Kugelmembran ähnliches bezwecken? Auf der Kugel ruhi, sie von oben her schliessend, der Haarschalt, überall durch die Membran von der dieken Sackwand getrennt, nur. der Zahn scheint sich unmittelbar mit ihm zu verbinden‘), also eine grössere Gontinuität mit der Wand herzustellen. | Das Haar selbst ist ziemlich lang und zugespitzt,. es ist gefiedert (Fig. 18 C). Auf der einen Seite zeigt es eine recht dunkle und dünne Begrenzung, welche diese Eigenschaften jedoch nur bis zur Mitte des Haares hinauf beibehält. Man sieht dieselbe nur, wenn auch der Zahn von der Seite gesehen wird, und dann bildet sie stets die ihm gegenüber stehende Seite des Haares. Sieht man den Zahn von der Fläche, so ist auch das Haar an beiden Seiten gleichmässig begrenzt, dawiseei finden wir alsdann an dem Ende der uns zu- oder abgew and Seite eine zun- genförmige Vorragung (Fig. 18 B. |), die le recht dunkle Ränder zeigt. Diese Vorragung ist zwar bei ganz platt liegenden Haaren in der Mitte nicht scharf begrenzt, weil sie sich hier ein wenig abbiegt (Fig. 17. 18 A), sie wird aber bei etwas schräg dem Beobachter zu- oder abge- kehrter Haarspitze ganz scharf begrenzt gesehen. Warum nun das Haar auf der einen Seite dunkler erscheint, das mag theilweise auf einer Ver- dichtung’der Substanz beruhen, anderntheils findet es seinen Grund in 4).Ich halte es für möglich, dass diese Verbindung nur eine Berührung ist, dass sich auch hier ein schmales Stück der Membran zwischen Zahn und Schaft ein- schiebt, wie bei Palaemon, Alpheus, Mysis. 7 bat RER een == Studien über das Gehörorgan der Desapoden. 347 einer stärken Lichtbrechung an der Innenwand der Membran. Wie näm- lich die Durchschnitte Fig. 18 E zeigen, stösst die Membran | unmittelbar an den Haarcanal, der mit Flüssigkeit gefüllt ist, während den übrigen Theilen der Haatwand noch verdickende Stofle anliesen. Nach oben zu zeigt die,besprochene Haarwand ein ziemlich scharfes Ende (Fig.18D). Nachdem sich nämlich ein Knötchen (a) an ihr gebildet hat, läuft sie eine kleine Strecke etwas verdünnt weiter, um dann rasch in die gewöhnliche Haarmembran überzugehen. Das ganze beschriebene Gebilde, welches wir Lingula benennen wollen, stellt also eine lange schmale Platte dar, welche einen Theil der Haarwand bildet. Alles zusammengefasst beginnt die Lingula mit einem zungenartlig geschweilten Rande, der frei in die Haarkugel vorragt und läuft dann, ein wenig ne gebogen, nach ob zu sich ver- schmälernd bis zur Miite des Haares hin, wo sie aufhört sich von der übrigen Haarwand zu unterscheiden. Ihre seitliche Begrenzung ist nicht scharf abgesetzt und besonders von der Fläche nicht zu erkennen, in Durchschnitten (Fig. 18 E) kann man sie jedoch ziemlich scharf bestim- ‚men. Die Seite des Haares, an welcher die Lingula sitzt, wollen wir künftig bei alien als Lingulaseite bezeichnen. An der Seite, wo der Zahn sitzt, und an der Spitze hat nun das Haar einen ganz anderen Habitus. Es ist bier mit bis 0,4 mm. langen, recht feinen Fiederhärchen ziemlich dicht besetzt. Diese Härchen sind rund, starr und entspringen mit etwas verdickter Basis! Ob sie solide oder hohl sind, blieb bis jetzt verborgen. Sie stehen sehr häufig ohne Ord- nung auf dem Haare, zuweilen ist es aber deutlich zu erkennen, dass sie in schrägen Reihen angeordnet sind (Fig. !8S F). ‘Die Wand des Haarschalftes erscheint ziemlich dick und nach innen zu unregelmässig wellig begrenzt, besonders dick und deutlich am An- fange des Schaftes. An Querschnitten von dieser Stelle wird das Verhal- ten noch deutlicher (Fig. 18 E. a), es erscheint, als wenn einer äusseren Membranschicht, die der Dicke der Lingula gleichen würde, von innen her eine scheinbar homogene, aber etwas wolkige Substanz anläge und sich ihr eng verbände. Diese innere Masse ist übrigens auch Chitin. An hoch angelegten Querschnitten zeigt sie sich nicht mehr so reichlich ent- wickelt, ist jedoch immerhin noch kenntlich. Aus der Nähe der Haar- spitzen habe ich keine Querschnitte erhalten. Die so geschilderte Seite mu Fiederseite heissen. Der allgemeinen Form nach ist der Haarschaft an seiner Basis Ki, verschmälert sich dann rasch um etwa ein Drittel und spitzt sich dann sehr allmählich zu. Vom Ende der Lingula an ist die Spitze weniger starr. Der Querschnitt des Haares am unteren’ Theile ist nie rund, sondern no mit der Spitze nach der Lingula gerichtet, daher kommt es, dass z. B. in der Zeichnung der Lingula, Fig. 18 B, das Haar so schmal erscheint. Die Haare legen sich nun Eewähnlich auf eine ihrer 348 Dr. V. Hensen, ungenannten Seiten und daher werden sie beim Schnitte, auch mit sehr scharfem Messer, stets noch künstlich abgeplatiet. Zuweilen sah ich an solehen Schnitten die Lingulaseite ganz zugeschärft, in anderen Fällen aber so wie es die Figur zeigt. Da mir schliesslich das Material ausging, bin ich nicht zur endgültigen Entscheidung gekommen. Höhere Quer- schnitte nähern sich mehr dem Runden. Der Haarcanal liegt bis dahin excentrisch. Der Inhalt des Canales (die Nervengranula Farre’ s) ist sehr blass, zeigt aber hin und wieder Kugeln oder Tropfen; Zellen habe ich nicht darin finden können, glaube überhaupt nach dem Verhalten der eindringenden Luft beim Austrocknen, dass der Haarcanal nur Flüssig- keit enthält‘). Astacus fluviatilis (Fig. 38). ' Die Hörhaare dieses Thieres umstehen in ähnlicher Weise wie die des Hummers die Otolithen, tief in sie hineinragend. Hinsichtlich der Anordnung verweise ich auf Farre’'s Pl. X. Fig. 15. Es ist zwar diese Figur nicht so riehtig, wie die vom Hummer, jedoch schien mir die Sache nicht von der Wichtigkeit, um eine neue Abbildung zu geben. Die Haare stehen auch hier nicht in einer, sondern in zwei Reiben, die eine aus kleineren Haaren bestehend, dichter an den Steinen, die andere weiter dahinter. Auch beim Krebse stellen sich die Haare an einem Ende des Halbeirkels in einem Haufen kleinerer Haare zusammen. Diese Data möge man sich zur Figur hinzudenken. Die Haare verhalten sich nun in den Theilen, welche mir wesentlich scheinen, ebenso wie die des Hummers. Die grössten haben eine Länge von 0,49, Breite von 0,034 min. Der Zahn ist ziemlich klein und dünn, die Membran der Kugel sehr deutlich gestreift. Die Lingula ist sehr deut- lich und wie es scheint auch seitlich ziemlich scharf begrenzt; wenn man darnach gehen will, würde sie ein sehr lang gestrecktes Oval bilden. Das Knötchen an ihrem Ende vermochte ich nicht nachzuweisen. Man findet an ihr sehr langgestreckte Anschwellungen unterbrochen von schmalen Verdünnungen der Membran, Aehnliches findet man aber noch an der Zahnseite und bei anderen Haktem (man sehe Fig. 18 F vom Hum- mer), am deutlichsten bei den Riechhaaren Leydig’s, es werden das Ab- drücke der Bildungszellen des Haares sein. Wenn ich übrigens sagen muss, dass die Lingula beim Krebs sehr deutlich sei, so will ich doch ' gestehen, dess ich sie sehr lange völlig übersehen habe, so dass ich erst, nachdem ich das Gebilde am Hummerhaar erkannte und studirte, die ‚Gelegenheit, allerdings nur an Ür-präparaten, finde, mich zu wundern wie man dergleichen so ganz übersehen kann. ‚Die Zahnseite ist 'zehederf, aber nicht überall, sondern sie trägt auf jeder Seite nur eine Reihe Fiederhärchen. Nach an Zahn zu endet sie mit einer kleinen Verdickung, die man eigentlich auch beim Hummerhaar 1) Weitere Begründung dieser Ansicht siehe beim Haarwechsel. reg Vin ET EEE a But nn u 2 Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 349 _ erkennen kann, die wir aber deutlicher an den freien Haaren von Palae- “mon und Mysis als Gegenzahn wiederfinden werden. Die Zahnseite ist - auch in diesen Haaren ziemlich dickwandig, es scheint aber als wenn sie -in der Höhe, wo die Lingula aufhört, sich ziemlich schnell verdünnt. _ Seitlich an der Spitze des Haares stehen die Fieder etwas unregelmässig und man findet dort auch wohl ein Knötchen von dunkler Substanz in der Rinde des Haares. Crangon vulgaris (Fig. 49 u. 20). Die Haarbildung der »Eule«, wie sie das Volk bier nennt, hat man- _ ches Auffallende. Es steht nämlich auf der schen erwähnten Vorbucklung _ eine einzige Reihe von 7 oder 8 Haaren (Fig. 49 7); diese Haare reichen - bis zur Kugel in die ren hinein, ihre Zahl erscheint viel zu gering für deren Masse. Die Haare Fig. 20 sind klein und bereiten daher der Analyse grös- sere Schwierigkeiten. Man erkennt aber an ihnen noch recht gut die _ einzelnen Besiandtheile. Sie sind 0,075 mm. lang, 0,0075 mm. breit und gerade aufgerichtet. Der Porencanal wirft einen kleinen Rand auf, von _ dem ein ziemlich breiter Zahn entspringt. Die Membran der Kugel lässt bei günstiger Beleuchtung noch die Streifuang erkennen. Der zungenför- “ mige Anfang der Lingula ist von der Fläche sowohl wie von der Kante - reeht deutlich und ragt ziemlich weit in die Haarkugel vor (d. h. die - Membran der Haarkugel setzt sich nicht an die Kante, sondern auf die Fläche der Lingula). Die Fortsetzung derselben auf den Schaft hinauf _ lässt sich leicht constatiren, wie die Zeichnung gemacht wurde, kannte _ ieh aber das Verhalten noch nicht. Die Zahnseite des Haares ist doppelt sefiedert, sie beginnt mit einer stärkeren Wulstung (Fig. 20 g), welche _ auf dem Zahn ruht oder über ihm schwebt und die wir als Gegenzahn bezeichnen. Die Seiten der einzelnen Haare sind einander nicht parallel gerichiet, sondern sind nach verschiedenen Richtungen gewandt. Palaemon antennarius (Fig. 21. 22. 31). Die betreffenden Haare dieses Thieres stehen in einem nach rück- wärts offenen Halbovai in einfacher Reihe, nur an dem lateralen hinteren Ende verdoppelt sich die Reihe der hier feiner gewordenen Haare. Es sind ihrer etwa 40. Sie zeigen bereits Eigenthümlichkeiten, welche sie von den bisher beschriebenen Arten stärker unterscheiden; sie sind nämlich alle stark winklig geknickt und laufen nach einem Centrum zu. Da die geknickten Theile selbst sehr lang sind, noch dazu aber Fieder besitzen, verflechten sie sich gern mit ee Aucihöre, ja vielleicht sogar mit ihrem Gegenüber und bilden auf diese Weise eine Art Teller für die Otolithen Fig. 21. Ich habe zwar diesen Teller nicht ganz frei von frem- den Bestandtheilen sehen können, halte aber seine Existenz für gewiss. Die Haare selbst sind schon recht zarte blasse Gebilde, die grössten 0,0938 mm. lang, 0,0038 mm. breit, sie stehen durchschnittlich 0,0075 mm. von einander entiernt. 350 Dr. V. Hensen, Die Haare stehen rings um den Buckel auf denı Boden des Otolithen- sackes, ihr Anfangstheil, der Schaft, nimmt eine stark peripherische Rich- tung an, dann plötzlich knickt er sich zu einem spitzen Winkel ein, so dass nun der übrige Theil des Haares, die Haarspitze, horizontal nach innen zu geht. Der Porencanal des Haares (Fig. 22 A. B. p) ist verhältnissmässig lang, 0,0135 mm., und bohrt sich schräg durch die Chitinhaut durch; er ist im Verhältniss zu denen anderer Haare auffallend eng, besonders in seinem mittleren Theile, nach den Enden zu erweitert er sich etwas. Auf der Oberfläche scheint er einen kleinen Ring zu bilden. Von ihm aus entspringen Zahn und Kugelmembran. Ersterer (3) erscheint von der Fläche gesehen nicht sehr deutlich als ziemlich schmales Gebilde, nicht deutlich, weil man dabei durch das Haar oder die Membran des Otolithen- sackes hindurchsehen muss. An Seitenansichten sieht man ihn deutlich, man erkennt, dass er steis an der peripherischen Seite des Canales ent- springt. Die Membran der Kugel ist noch ziemlich mächtig, eine Kanne- lirung bemerkte ich nicht an ihr. Am eigentlichen Haar unterscheiden wir, wie gesagt, die Spitze und den Schaft. Von der Seite gesehen zeigt letzterer eine dickere doppelt contourirte periphere Wand, der von innen her jene schon vom Bum- mer her hekannte wolkige Substanz anliegt. Diese Wand beginnt über dem Zahne mit einem kleinen Knötchen, dem Gegenzahn. Die dem Gen- trum zu@ewandte Seite erscheint dagegen nur als ein sehr feiner Strich. Diese Seite beginnt mit einem stark lichtbrechenden Knötchen (Fig. 27'C), welches auf einer schmalen vorspringenden Zunge des Haarschafltes aufsitzt. Dieser Knoten ist die Ansatzstelle des Nerven, daher diese zarte centrale Seite des Schaftes als Lingula zu deuten ist. Der Schaft ist nicht gefie- dert, erst von der Stelle an, wo das Haar sich knickt, tritt die Fiederung auf. An der Knickungsstelle scheint das Haar sich abzuplatten und wird 7 gleichzeitig biegsamer, etwas Aehnliches war ja auch schon vom Hum- # merhaar zu melden. Die Fieder bilden an ihrem Ursprunge ziemlich ” starke Knötchen. Ganz an der Spitze des Haares finden wir seitlich wie- derum einen dunklen Punkt ansitzend Fig. 22 Dn, wir treffen dasselbe öfter noch wieder, es hat nur die Bedeutung einer Narbe. | Hippolyte sp.? ' Die Fig. 3 zeigt die Haare nur andeutungsweise ; nach einer Skizze vom frischen Thier scheinen mir vier Haare vorhanden zu sein, welche von der medialen Wand entspringen, ein grösseres mehr isolirt rückwärts stehend, die anderen mehr nach vorn, sie gehen mit ihren winklig ge- knickten Enden in den Stein hinein, den sie tragen. An ihrer Basis sind sie alle kuglig erweitert; mehr habe ich von ihrer Struetur nicht ver- ° mitielt. Mysis spinulosus (Fig. 23. 10.5.4. n). | In den Haaren von Mysis treffen wir Bekannte, da schon Frey und ° Studien über das Gehörorgan der Decapoden. \ 351 Leuckart von diesen Gebilden uns melden. Es handelt sich hier um sehr feine und blasse Theile, die nichts weniger als bequem zu erforschen sind. Sie entspringen auf dem Haarwulst und stehen ähnlich wie bei Palaemon in einer Bogenlinie, die kaum °/, eines Kreises beschreibt und deren Concavität medial gerichtet ist. Da jedes Haar sich tief in den Stein einbohrt, stehen sie genau in der Anordnung, die Leuckart und Frey schon von jenem beschrieben haben, auch auf dem Haarwulst auf. Wir haben etwa 57 an Zahl, am weitesten nach rückwärts stehen die relativ grössten Haare. Den hinteren medialen Anfang des Bogens bilden zwei grosse Haare (in unserem Steine Fig. 4 ist das eine zufällig atro- phisch), dann folgen nach einem kleinen Zwischenraum drei ebensolche Haare, nun entsteht ein grosses Spatium und darauf folgen sich die Hör- haare in ununterbrochener Reihe bis zum Ende des Kreises, der Reihe nach an Grösse abnehmend. Gerade der Oeflnung des Kreises gegen- - über verdoppeln und verdreifachen sich die Haare, an den übrigen Stel- len stehen sie einfach. Diese Verdopplung hat wohl darin ihren Grund, dass der Stein auf der entgegenstehenden Seite gar nicht gestüzt ist, warum er das aber nicht ist, wird, da der Nerveneintritt nichts damit zu thun hat, wohl auf einem akustischen Gesetze beruhen. Pei Palaemon findet sich übrigens wie schon erwähnt, die Verdopplung der Haare erst an dem einen Ende. Die Haare tragen den Stein ganz frei in der Höhle. Die specielle Beirachtung ergiebt auch von diesen Haaren manche Besonderheiten. Die Resultate, welche an den grösseren Haaren gewon- nen sind, lassen sich noch mit einiger Mühe an den kleinsten bestätigen, ' doch liegt es schon sehr an der Grenze meiner optischen Mittel. Der Porencanal Fig. 23 » ist weit, und zeigt an der centralen Seite eine dunkle Begrenzung, welche auf einer Vorragung des Randes beruht (Fig. 23 A). Aus der Mitte dieser Verdickung, also dem Gentrum zugekehrt, entspringt ein schmaler stark lichtbrechender Forisatz 3, der ln der hei Flächen- ansichten stets zunächst in die Augen fällt. Dieser Tabın endet etwas zu- gespitzt, es geht aber von ihm aus eine schmale das Licht weniger stark brechende Leiste weiter nach oben, welche wir als Balken 5. bezeichnen können. Seitlich von ilım, vom Zahn und vom Porencanal geht die Mem- bran der auch hier demlisken Haarkugel ab, f., zuweilen sieht es aus als wenn die Kugel fehlte, wo dann das Haar offen sein müsste ‚ jedoch be- ruht der Anschein nos haft nur auf der grossen Zarthreik der Mem- bran. Am winklig gebogenen Haare lässt sich deutlich Lingula und Ge- genzahn unterscheiden. Die Lingula (Fig. 23 4.B.C.D.I) en ähnlich wie es von den schon beschriebenen Hörhaaren angegeben ist, nur nicht so dunkel begrenzt. Bis zur Biegung des Haares hin erkennt man einen ihr entsprechenden Rand, dort scheint dann die Lingula zu enden und zugleich das Haar sich nbmlatten, es finden sich an der Stelle einige dunkle Knoten oder Linien, die man in Fig. 23 B und © finden kann. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Bd. 23 2359 ; Kehh Dr. V. Hensen, Der Gegenzahn ist ein lichtibrechendes kleines Knöichen, g der Figuren, welches die Fortsetzung des Balkens ausmacht. Beim Abreissen des Haares pflegt der Balken am Zahn sitzen zu bleiben, also mit dem Gegen- zahn weniger fest zusammen zu hängen. Die Spitzen der Haare sind ungefiedert, eine Thatsache, die für die ganze Auffassung der Hörhaare überhaupt sehr werihvoll ist, denn daraus wird deutlich, dass nicht etwa an den Fiedern oder deren Enden die Erregung des Nerven ge- schieht, sondern solche schon früher im Haar selbst stattfinden wird. Für gewöhnlich graben sich die Spitzen der Haare tief in den Stein hin- ein, man kann sie jedoch daraus mit Säure- befreien und findet sie als- dann ziemlich lang, aber zuletzt so blass werdend, dass man sie aus den Augen verliert. An recht frisch gehäuteten Thieren erschienen die Haare wie Fig. 23 E es zeigt. Sie ragten immerhin schon in den Stein hinein, wurden aber noch vor dem Eintritt ausserordentlich blass, dabei zeigten sie dicht vor dem Stein einen eigenihümlichen glänzenden Knoten (n), der sehr ähnlich dem Endknoten der Riechhaare doch wohl nur eine Entwicklungsnarbe darstellt. Man sieht an den Haaren im Stein auffal- lende Figuren, die jedoeh nur auf die Ablagerungsverhältnisse, kleine Lücken und Splisse im Stein zu beziehen sind. Die Grösse der Haare ist sehr verschieden, die Länge 0,06—0,08 mm., die Breite der Basis 0,003—0,004 mm. Reflexionen über die Otolithensäcke. Das Verhalten, welches wir so eben besprochen haben, dass na- mentlich ein so mächtiger Stein wie der von Mysis von Hass ganz frei schwebend erhalten wird, machte einen so mächtigen Eindruck auf mich, dass ich nicht blos I Augenblick zweifeln konnte, es handle sich hier um ein Gehörorgan, sondern auch sogleich fühlte, wie von | dieser Seite her zunächst der Gehörsinn angegriffen werden müsse. Aus der Reihe von Beobachtungen, die wir durchgangen sind, scheint so viel mit Gewissheit hervorzugehen, dass es bei unseren Thieren keine Eigenthümlichkeiten') der Otolithen sind, die das Hören bedingen, sondern dass es ziemlich gleichgültig sein wird, wie die Steine beschaffen sind, wenn sie nur eine gewisse specißische Schwere besitzen. Ferner ist deutlich geworden, dass nicht die Flüssigkeit, nicht die Wandungen . des Bläschens von Bedeutung für das Hören sein können, denn erstere ist ofi ja nur Wasser, letztere steht zuweilen mit den Otolithen in Berüh- rung, andere Male dagegen nicht! Wir haben ferner gesehen, dass Haare, deren Grösse eine gewisse Stufenfolge zeigt, bei den verschiedenen Thie- ren in gewissen, naturgemäss auf akustische Verhältnisse zu beziehenden 3 Eigenschaften sich ähnlich, von den Wänden des Sackes entspringen “und in sehr nahe Verbindung wit den Steinen treien, so nämlich, dass 4) Man sehe auch Leucifer und Sergestes. Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 353 diese mehr oder weniger vollständig an ihnen hängen, von ihnen geira- gen werden. Diese Sätze N denke ich, jeder unbefangene Leser zugeben wol- ien, man wird aber aus der Einleitung ersehen haben, dass wir so weit hisher keineswegs gekommen waren. Handelt es sich also um etwas Neues, so ist es wichtig, zu untersuchen, wie die Verhältnisse der Krebse sich zu denen anderer Thiere gestalten. Leider sind die Bildungen so schwierig, dass vergleichbare Befunde nur recht sparsam sind. Wir wol- len für unsere Betrachtung zunächst die Otolithen in zwei Gruppen son- dern, in ruhende und in schwingende. Bei ersteren handelt es sich, so viel ich weiss, hauptsächlich um die Angaben von Schulize. In den Untersuchungen über den Bau der Nasen- schleimhaut!) äussert M. Schulize: »Dieselben Haare (wie in der Crista acustica) aber weniger lang, fand ich auch in den Otolithensäckchen, wo sie sich der Art zu den Gehörsteinchen verhalten, dass sie die Oberfläche der letzteren erreichen können.« In einem früheren Aufsatze?) dagegen spricht er sich entschieden in der Weise aus, dass der Otolith von einer consistenteren schleimig gallertigen Substanz des Sackinhaltes in der Lage und von allen Theilen der Wand fern gehalten werde, Eine nach- trägliche Anmerkung, dass beim Hecht, wie bei den Knorpelfischen, kurze Härchen nachzuweisen seien, modificirt die letztere Angabe wohl so, dass der wörtlich eitirte Satz als allein gültig zu betrachten ist. F. E. Schulze giebt alsdann an?) ‚ dass die Haare in den Otolithensäcken vom Barsche unzweifelhaft wahrgenommen würden, und möchte sie aus Bildern schräg von oben und der Seite für kürzer halten, als die Haare in den Ampullen. Hartmann”) endlich spricht auch von Haaren des Otolithensackes, welche nicht kurz, was Schulize behauptet, sondern im Gegentheil verhältniss- mässig recht lang seien. Aus den (unten wörtlich citirten) Angaben kann man nicht erkennen, was »verhältnissmässig« besagen soll, mit dem Cirkel gemessen waren auf der Abbildung die längsten 295 Mal ver- grösserten Haare der frischen Crista acustica vom Hecht über dreimal kürzer, wie die 500 Mal vergrösserten 6 Stunden in Kad, CrO, erhär- teten are des Otolithensackes desselben Thieres ! Im Frühling 1862 hatts ich bereits, ehe die Untersuchungen von F. E. Schulze erschienen, an zarten, unentwickelten Fischen unseres Hafens Beobachtungen über das Gehörorgan angesiellt. An diesen war ‘von den Nerven noch nichts zu sehen, dagegen sah man die Haare der Crista sehr schön und so lang dass sie beinahe an die entgegengesetzte Wand der 0,037 mm. brain Ampulle ragien, also fast die genannte - A) Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle. Bd. II. 2) Archiv für Anatomie, Physiologie 1858. pag. 343. 3) Zur Kenntniss der AllEune weise der Hörnerven. Archiv f. Anatomie, Phy- siologie 1862, '4) Archiv für Anatomie, Physiologie 1862. Hft. IV. 93 * ut. ie 354 DEN Hensen, 7 Länge hatten. Länge desFisches war 3,24 mm. Uns interessirt zunächst, dass man mit Deutlichkeit ganz ähnliche Haare an zwei kleine Otolithen gehen sah, und zwar so unmiitelbar an dieselben heran, dass eine directe Berührung gewiss erschien. Der grössere Stein hatte einen Querdurch- messer von 0,006, einen Längsdurchmesser von 0,008 mm. Die Haare, die an ihn herangingen, waren 0,0067 mm. lang, ein Maass, welches zugleich die geringste Entfernung des Steines von der Wand ausdrückt. Sehr auffallend war mir, dass constant (in über 10 Beobachtungen) einige der Haare auf der einen Seite des Steines ziemlich weit von ihm vorbei- ginger, aber nur 0,009 mm. lang gesehen werden konnten. Die vorbei- gehenden Haare erkannte man im Querschnitt an dem zweiten Stein, wo aber gleichfalls über die Art ihres Endes nichts zu sehen war. Wahr- scheinlich verhielt sich hier die Sache ähnlich wie bei dem etwas später beobachteten Gobius, den ich für G. minutus Cuv. halten möchte. An diesem Thiere liessen sich wiederum die Haare aufs prächtigste beobach- ten. Es waren drei Otolithen, ein grösserer und zwei weit kleinere vor- handen. Der grösste (Fig. 24 A eg) liess sich an allen Thieren, die nicht allzuviel Pigment hatten, sehr schön zur Beobachtung verwenden, wenn man nach Entfernung von Kiefer und Kiemen von der Gaumenseite aus ihn betrachtete. Aldann sah man die Verhältnisse deutlich in der Weise, wie es die Figur zeigt. Der Otolith liegt mit seiner breiten Fläche der Wand zugekehrt, es bleibt aber zwischen ihm und der Wand noch überall ein deutliches Spa- tium. Letzteres würde grösser sein, wenn nicht gerade der entsprechende Theil. der Sackwandung verdicktes Epithel (a) hätte. Aus diesem ent- springen mit verdickter Basis eine grosse Anzahl mässig feiner (unter 0,0045 mm.) Haare, dieselben finden sich, wie man sieht, noch weiter vorn wie der Stein selbst, dagegen nicht so weit nach hinten. Dort, wo sie dem Stein gegenüber liegen, gehen sie unmittelbar an diesen heran, es macht den Eindruck, als wenn sie den Stein trügen, wo der Stein aber von der Wandung zurückweicht, treten sie nicht mehr an ihn selbst, sondern an eine dünnhäutige Blase, welche mit anders wie die Erdolympha brechender Flüssigkeit gefüllt ist und den Stein zu um- schliessen scheint. Mit der Wandung dieser Blase verschmelzen die brei- ten Spitzen der Haare. Die Blase ist zuweilen mehr, zuweilen weniger ‚gewölbt wie in der Figur, verhält sich darin aber an den Otolitben bei- der Seiten durchaus ähnlich. Beobachtungsfehler kommen hier nicht in Frage, da die Sache sich selbst Ungeübteren ganz leicht demonstriren liess. Durch diese Beobachtung würde die alte Anschauung über die be- sondere Otolithenmembran wieder hervorgeholt'), | 4) Hartmann giebt in seinem Aufsatze über die Endigungsweise der Hörnerven Folgendes: »Zwischen einfachen Cylinderzeilen (des Otolithensackes) liegen andere, deren peripherisches, leicht verdünntes Ende mit Borsten besetzt (ist), welche nicht kurz, wie Schultze behauptet, sondern verhältnissmässig recht lang sind. — Der Oto- Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 355 Die Verhältnisse, welche feststehende Otolithen bei den Tunicaten, eigentlichen Quallen, Würmern zeigen, scheinen schwierig zu erforschen, wir sind hier noch sehr wenig zu übereinstimmenden Resultaten gelangt, so dass es nicht gerechtfertigt ist, die betreffenden Angaben in den Kreis unserer Besprechung zu ziehen‘). Die zweite Form der Otolithenblasen ist diejenige mit beweglichen Hörsteinen. Nachdem namentlich Siebold diese Gehörorgane der Mollus- ken näher gewürdigt hatte?), fand Kölliker?) an einzelnen Objecten Flimmerhaare, welche den Stein bewegten. Mit Rücksicht auf die mei- sten Gephalophoren ist in diesem Standpunkte keine Aenderung einge- wreten, Frey und Leuckart, Leydig, Claparede vermochten wohl in den Hörblasen einzelner Schnecken Flimmerhaare zu erkennen, in anderen dagegen durchaus nicht, und um noch eins zu erwähnen, gelang es mir lithensack wird von der Nervenleiste durch einen geringen Zwischenraum ge- trennt, welcher wie die ganze Höhle mit einer zähflüssigen, byalinen Masse ausge- füllt ist. Für letztere möchte ich nicht, wie Schultze, die Bezeichnung ‚glaskörper- chenähnliche Inhaltsmasse‘ wählen (loc. eit. steht glaskörperähnliche I.), da sie denn doch zu flüssig ist, flüssig genug, um die Schwingungen des festen Körpers auf die härchentragenden Gebilde des Cylinderepithels der Crista leicht übertragen zu können. « Hartmann scheint also einen Back für die Otolithen zu constatiren, giebt aber keine eigene Beobachtung darüber. Wir dürfen wohl überkaupi auf den Inhalt des Citates keinen Werth legen, denn einestheils hat offenbar die aus der ganzen Arbeit vorleuchtende fast zügellose Gehässigkeit gegen M. Schulize die unbefangene Beob- ‚achtung gestört, anderntheils ist Hartmann recht ferne von einer vollen Erkenntniss auch nur des bisher Erforschten geblieben. Da ich den Gegenstand mehrfach und zuletzt eben an dem Gobius untersucht habe, hielt ich es für uawürdig, diese Gele- genheit vorübergehen zu lassen, ohne mich gegen das Verfahren des Herrn Hartmann auszusprechen. 4) Obgleich die bedeutendsten Forscher sich mit den Hörblasen dieser Tihiere beschäftigten, hat doch, so viel mir bekannt, keiner den gefundenen Bau ernstlich auf akustische Einrichtungen reduciren Selen: Ich machte im Herbst an einer nicht näher zu bestimmenden Eucope Gebr. Beobachtungen, die mir in der Beziehung klar schienen (Fig. 24 B). Hier fand sich in den zahlreichen Otolithensäcken an der cen- tralen Seite eine verdickte Stelle (x) als verdickte Epithelschicht zu deuten. Von hier aus sah man sehr feine Haare (n) nach einem Sieine (ce) zu strahlen, der in der Mitte des Sackes lag. Der Stein war aber in einer inneren Blase (e’), die er nicht ganz aus- füllte und an die eine Seite dieser Blase gingen noch wieder Haare heran. Diese Be- obachtung war an allen Bläschen zu wiederholen. Die Härchen waren zwar sehr blass und wenig lichtbrechend, jedoch schon mit Oberhäuser Syst. 8 und allen Stiplinsen zu erkennen. Erst später fand ich, wie sehr meine Beschreibung dieses Gegenstandes von derjenigen Leuckart’s, Gegenbauer's, Keferstein’s und Ehlers’ ab- weicht. Ich fand keine Gelegenheit, weitere Beobachtungen anzustellen, wenn ich nun auch meines Bildes sicher bin, kann doch bei dieser Sachlage eine einmalige Untersuchung zu nichts Weiterem berechtigen , als fernere Nachforschungen bei pas- sender Gelegenheit anzuempfehlen. Für die Nerven nach Agassiz trete ich ein. 2) Veber ein räthselhaftes Organ einiger Bivalven. Archiv für Anatomie, Physio- logie 1838. — Ueber das Gehörorgan der Mollusken. Archiv f. Naturgeschichte 4844, 3) Ueber das Gehörorgan der Mollusken. Frorieps Neue Nolizen 1843. 356 ö Dr. V. Hensen, heute ebensowenig wie Kölliker vor 20 Jahren im Gehör von Aeolidien die Bewegungsursache nachzuweisen. | Nur die Heteropoden gestatteten eine tiefere Erkenntniss der Ver- hältnisse, die wir vornehmlich Leydig‘), Leuckart?) und Gegenbaur?) verdanken. Das für uns wesentliche der Beobachtungen besteht darin, dass in der Mitte einer runden Blase ein Stein liegt, der leichte Bewe- gungen zeigt, zu ihm hin gehen lange steife Härchen, die hin und her schwingen; auffallend ist, dass keiner der Beobachier entschieden an- giebt, die Haare Berahrien den Otolithen °). = neuester Zeit hat M. Schultze nun noch an Pisidium beobachtet?), »dass zwei Arten von Härchen, feine, sehr kurze, wimpernde — — und längere, steife, wie es scheint nur secundär durch die feinen Cilien an ihrer Basis in Mitschwingungen versetzte, zu unterscheiden sind. Die längeren Haare stehen theils in Gruppen, theils zerstreut, und haben eine Länge, dass sie bis an den Otolithen heranreichen können. « Das sind nun die doch immer noch recht mageren Thatsachen über die schwingenden Otolithen; es dürfte willkommen sein, dass noch einige, wenngleich unvollkommene Beobachtungen angeführt werden können. Mya arenaria L. schien mir zur Untersuchung geeignet. Man findet die Otolithen leicht nach der von Siebold angegebenen Methode, oder auch wenn man den Fuss lang abschneidet und dann von der Schnitt- fläche nicht zu scharf Darm und drüsige Theile entfernt, gewöhnlich wird man das .Ganglion als hellgelblichen Knoten ohne weiteres in der Mitte 4) Zeitschr. f. wissenschaftl. Zoologie III. pag. 325. 2} Zoologische Untersuchungen. Hft. 3. pag. 34. 3) Untersuchungen über Pteropoden und Heteropoden pag. 440. 440. 467. 4) Hier sind freilich Schwierigkeiten; es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich der Endapparat des Nerven selbst noch der Forschung entzogen hat und da wäre es denkbar, dass die Haare den Stein nicht berührien. Nach der Abbildung von Leydig (Carinaria) bleiben nun die Haare weit vom Stein entfernt, gleichfalls nach der von Gegenbaur (Pterotrachea) (mit Ausnahme eines einzigen). Während Leydig und Leuckart über unsere Frage schweigen, giebt Gegenbaur für Atalanta an, die Gehör- blasenwand sei »mit einzelnen langen Cilien besetzt, die fast bis zum Otolithen her- ‚ anreichen und denselben im Centrum der Kapsel zu fixiren scheinen«. Also reichen die Haare nicht ganz heran? Ohnehin fahren bei Carinaria die Haare nach dem Tode auseinander und doch giebt Niemand an, dass dann der Otolith aus der Lage komme. Hingegen geben die Maasse von Carinaria das Resultat, dass wenn die Haare nicht geknickt sind, sie sich mit bedeutender Länge an den Otolithen anlegen. Leydig Gegenbaur Otolithenblasendurchmesser . . . . 2..2..0,410807 0,41—0,42° Otolithäurchmesser .. 0,0945” 0,09— 0,08” Berechnetes Spatium Zwischen Wand und Otolith 0,0068’” 0,02'” Länge der Haare . . . 0 0970” 0,03’ * Danach könnten die Haare also weten. um 7 ihrer ganzen Länge noch in den Stein hineinragen. Durch diese Schwierigkeiten können wohl erst erneute Unier- suchungen leiten. 5) Bau der Nasenschleimhaut pag. 9 Studien über das Gehörorgan der Decapoden, 357 der Schnittfläche erkennen, sonst muss man Stücke abiragen und com- primiren. Wenn man den Körper der Mya vorsichtig aus der Schale herauspresst, hat man gewöhnlich das mit Blut gefüllte Herz frei vor sich und kann daraus zur Untersuchung einen genügend grossen Tropfen ge- winnen. Die Otolithenblasen wachsen fast gar nicht mit der Grösse des Thieres. Wenn ich die Gehörorgane frei oder bei gelinder Compression betrachtete, glaubte ich ganz entschieden Schultze’s Angaben über Pisi- dium hier wieder bestätigen zu können, nämlich in der Innenwand des Sackes sehr feine Flimmerhaare und auf: den Stein zu und in ihn hinein feine dunkle Härchen von allen Seiten einstrahlen zu sehen. Jedoch ich wünschte die isolirte Ansicht dieser Härchen. Die Otolithenbiase wird durch eine ziemlich dicke kernhaltige wohl bindegewebig zu nennende Scheide gebildet, der innen die Epithelzeilen aufliegen. Wenn diese Hülle vorsichtig, sei es durch einen Schnitt, sei es durch Zerreissen gesprengt wird, tritt der Stein, noch innerhalb der Epithelblase gelegen, aus. Das sehr se Epithel löst sich leicht ab, so dass ich es nur selten voll- ständig len sah, wenn man es ganz entfernt, ergiebt sich, dass das- selbe noch nach innen von einer Blase, gleichsam einer Cuticulasehicht des Epithels ausgekleidet war. Diese Blase stellt sich recht leicht dar und umgiebt den planconvexen Stein als weit abstehender Schlauch. Hatte ich den Ötolithen im Blute der Muschel so weit isolirt, wobei im Ganzen immerhin 30 Minuten verstrichen waren, so konnte ich nicht mehr Haare an ibn herantreien sehen, auch keine Flimmerung mehr wahrnehmen. Wenn ich diese Blase nun noch sprengte, wurde der Olo- lith ganz frei und hing nirgends mehr fest. Dass diese Resultate so nicht richtig sein können, ist selbsiverständ- lich, ich habe jedoch wiederholt den Otolithen so schonend befreit, ohne mehr wahrzunehmen, dass ich die Sache aufgab, weil’ ich nicht absah, was weiter anzufangen sei. Die mehrfachen Otolithen. von Mytilus konnte ieh nicht mit der Sicherheit auffinden, wie sie für die Untersuchung nö- tbig ist. Ein anderes Thier mit kmeitikeken schwingenden Otolithen verspricht bessere Resultate zu geben. Ä | Cydippe pileus Eschsch. trägt bekanntlich am Trichterpol ein durch einen schwingenden Otolithenhaufen gekennzeichneles Ohr. Am rich- ligsten und eingehendsten scheint mir Gegenbaur!) das Organ zu be- ‚schreiben. Es ist nach ihm ein mit Cilien ausgekleidetes Bläschen, wel- ches dicht über dem Nervencentrum liegt, die Otolithen sind Fundliche oder sechsseitige Goneretionen (nicht Kalk V. H.), die selten einfach, meist zu einem Häufchen vereint in mitten des Bläschens in zitternder Bewegung begriffen sind. 1) Vergleichende Anatomie pag. 80. Die Beschreibung im Archiv f. Naturge- AUMRRIBENN 1856 pay. 483 ist davon abweichend. 358 | Dr. V. Hensen, Wenn man unsere Cydippe, sei es ohne weiteres in aufrechter Lage unter schwacher Compression,, oder den abgeschnittenen Trichterpol von oben betrachtet, so findet man die Otolithen in einer sechseckigen, mit convex vorgewölbten Wänden versehenen flimmernden Höhle liegen, die Otolithen bewegen sich in der Regel nur sehr wenig. Vier Ecken der Höhle entsprechend sieht man dicht an dem Otolithenhaufen einen dunk- len schmalen lichtbrechenden Streifen sich zitternd bewegen, den man zunächst als kleinen von dem Haufen losgetrennten Stein aufzufassen ge- neigt ist. Je. mehr und öfter man jedoch zusieht, desto unzweifelhafter wird es, dass diese symmetrisch liegenden, dunklen, beweglichen Striche nicht Steine, sondern eigenthümliche Bildungen sind, die nach abwärts zu aus der Wand des Sackes entspringen. Genau unter ihnen verlaufen die schmalen, durch ihren grossen Kernreichthum fast gewürfelt aus- sehenden Nervenstränge, die von der Anschwellung unter den ersten Wimperplatten herkommend gerade unter den Otolithen sich zu vereinen und dort in die Tiefe zu gehen scheinen, In die Ganglien sah ich, weil alle meine Exemplare für diese Beoh- achtung zu gross waren, die Nerven nicht gehen, doch stimmen letztere so vollkommen mit der Beschreibung z.B. von Gegenbaur überein, dass ihre Identität mir unzweifelhaft ist. Seitlich auf den convex vorspringenden Wänden sitzen ziemlich lange Flimmerhaare auf. Diese Wände sind etwas pigmentirt und so undurchsichtig, dass man schon darum keine guten Seitenansichten erhält. Isolirt man aber möglichst vorsichtig den Sack und zerreisst ihn darauf, so theilt sich meistens der Otolithenklum- pen in mehrere Theile und in diese hinein habeiich relativ recht mächtige, gekrümmte, mit ziemlich dicker Basis ver- sehene Haare gehen sehen, welche anderntheils noch Rudimenten, der Sackwandung aufsassen und durch daneben schlagende Wimpern noch bewegt wurden. Die Ansicht dieser Haare von oben ist es, welche jene queren sich bewegenden Striche bewirkte. Die Beobachtung, von der ich nur das Wichtigsie gab, ist ganz klar, wenngleich nicht ohne Mühe und Opfer mehrerer Exemplare zu machen, sie beweist mir schlagend, dass auch hier für die vielen beweglichen Otolithen ein ähnliches Verhalten zu Haaren stattfindet, wie wir es schon öfter trafen. Ich würde ‚über diesen eleganten Gegenstand gern eine Zeichnung gegeben haben, aber die Thiere haben sich meinem Bereiche entzogen. Wenn wir so auch uns eine gewisse Uebersicht über die verschie- denen Otolithenformen verschafft haben, so wird es doch wohl manchem Leser wie mir ergehen, der ich schwingende Steine und den Begriff eines Gehörorganes nicht recht vereinigen konnte. Vergeblich suchte ich nach einer Theorie dieses Gegenstandes, und da mir auch sogar jede Einrich- tung an ruhenden Otolithen von höchst zweifelhaftem Wertbe dünkt, so lange diese schwingenden Steine unbegreiflich erscheinen, muss ich den betreffenden Leser schon bitten, sich mein Raisonnement. gefallen zu Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 359 lassen. Siebold bezieht sich auf einen Ausspruch von Joh. Müller‘), dass die Hörsteine und der krystallinische Brei im Labyrinth durch Resonanz den Ton verstärken müssten, selbst wenn diese Körper die Membran, auf welcher die Nerven sich ausbreiten (jetzt also die Härchen) nicht berühr- ten. Da es sich bei unserer beschränkten Kenntniss des Gegenstandes vorläufig nur um eine einigermaassen befriedigende Anschauung handelt, dürfen wir jenen Satz wohl als Basis nehmen, so dass uns auch die Frage nicht weiter berührt, ob die Haare ganz an den Stein herangehen oder nicht. / Es fragt sich nun, können die durch die Gilien erregten Schwingun- gen des Otolithen Gehörempfindungen veranlassen? Es wäre möglich, dass alle Flimmerhaare zugleich schlügen, das gäbe dann nur 12 Schwin- gungen in der Secunde, könnte also mit den durch Töne erregten Schwin- gungen des Sieines nicht verwechselt werden. Die Haare werden aber wohl verschieden, ‘wenn gleich in einem gewissen Rhythmus schla- gen, so dass dadurch bei genügender Kraft des einzelnen Haares eine grössere Anzahl von Änstössen in der Secunde dem Steine ertheilt wer-— den könnte, kurz, dass dadurch der Stein sich verhielte, wie wenn ein reiner Ton von entsprechender Höhe ihn träfe. Selbst dann brauchte diese Erregung des Hörnerven ebenso wenig störend auf die Schall- empfindung einzuwirken, wie es uns störend ist, dass ehe wir einen Körper mit dem Auge fixiren, unsere Retina bereits in allen ihren Tbeilen erregt isi. Wirkliche Störungen würden wohl nur entstehen können, wenn die Flimmerhaare plötzlich und unregelmässig ihren Rhythmus än- derten, ein Fall, der zu unwahrscheinlich ist, als dass wir ihn zu erör- tern hätten. Bei denjenigen Mollusken welche viele Otolithen besitzen, kommi nun noch in Betracht, dass die Steine, wenn sie aneinander stossen, erklingen könnten; allein schon der Umstand, dass in verwandten Arten, z. B. Mya und Mytilus, dann ein, dann mehrere Steine vorhanden sind, deutet auf die Bedeutungslosigkeit des Verhaltens hin; ferner liegen die Steine oft absolut ruhig, trotzdem, dass Flimmerhaare vorhanden sind und endlich geschieht der scheinbar kräftigste Gegenstoss doch in Wirk- lichkeit so langsam, dass schwerlich durch den Anprall sich Tonwellen erzeugen können. Sellie dennoch dabei eine Empfindung entstehen, so würde diese doch wohl immer gleiche Beschaffenheit haben und deshalb | die Thiere nicht mehr wie z. B. uns das Picken einer Uhr, stören. _ Uehrigens mag es sein, dass die ganze Einrichtung eine unvollkom- mene ist, dafür könnten andererseits wohl einige Vortheile damit ver- bunden sein. Wenn wirklich, wie ich nicht zweifle, die ruhenden Oto- lithen durch den Hörapparat selbst getragen werden, erfordert das eine gewisse Dicke und Unbiegsamkeit der Hörhaare. Unbegrenzt zart und 4) Physiologie II. pag. 463. N... Dr. V. Hensen; empfindlich gebaut, könnten diese Apparate, wenn nöthig und nützlich, in Ohren mit schwingenden Otolitben sein! Ä Wir kehren nunmehr zu unserem Thema zurück, rien wir die zweite Art von Hörhaaren beschreiben, nämlich \ die freien Haare im Hörsack. Man wird sich erinnern, dass Carcinus maenas keine Hörsteine be- sitzt, dennoch ward mit vieler Umständlichkeit ein Hörsack von ihm be- schrieben; hier nun ist der Ort, das zu rechtfertigen. Es handelt sich um gar merkwürdige und interessante Dinge, in denen übrigens der Kieler Brachyure durchaus nicht allein steht. Es ragen nämlich in das Wasser des Hörsackes frei herein eine grosse Menge (circa 300) von zarten Haaren, die wie die Sache einmal liegt, zu nichts anderem als zum Hören‘) die- nen können; einige dieser Haare ahmen deutlich die Ampullenhaare der Wirbelthiere nach. Von den früher beschriebenen Haaren zeigen sich hier manche Ab- weichungen. Namentlich fällt es auf, dass der Haarschaft nicht mehr über der Chitinhaut steht, sondern in sie sich einsenkt; es ist das eine Annäherung an den Habitus der Insectenhaare. Dabei ist nun freilich das Haar noch beweglicher an seiner Basis, wie hei den beschriebenen Makruren, so dass auf eine gleichfalls sehr zarte Verbindung mit der Wand des Hörsackes sicher geschlossen werden kann, in einzelnen Fällen gelang es wirklich eine zarte, das Haar tragende, Membran nachzuwei- sen. Bei der Zartheit der Haare würde es, wenn überhaupt thunlich, einen unverhältnissmässigen Zeitaufwand erfordert haben, die Untersu- chung so ins Einzelne auszudehnen, wie bei der vorhergehenden Gruppe. Es sind zwar der Zahn, Anfang der Lingula und vor Allem ein identisches Verhalten der Nerven erkannt worden, es haben sich ferner keine dem Verhalten an Makruren widersprechende Befunde gezeigt, aber für ein tiefer eingehendes Studium schien bei diesen kleinen Brachyuren ein zu geringer Erfolg in Aussicht zu stehen. Es ward schon früher einer durch Drüsenporen besonders ausgezeich- neten Stelle Erwähnung gethan. Um diesen Platz, den wir als Otolithen- platz bezeichnen, stehen in einem Halbkreis#kleine, gar schwer sicht- . bare”), gefiederte Haare. Diese sind ausgezeichnet durch eine winklige Knickung und gleichen darin den Otolithenhaaren von Palaemon und Mysis. Diese Winkelhaare, die wir gewöhnlich als Hakenbaare bezeich- 4 N nen, erstrecken sich von dem Otolithenplatz weiter auf eine lateral und aufwärts gehende Fläche, die von Leisten begrenzt wird. In Fig. 26 sieht | 4) Ich würde den Process noch »hören« zu nennen vorschlagen, auch wenn die # Haare langsamere Schwingungen zur Wahrnehmung brächten als unser Gehör- | apparat. 3) Um die Haare zu sehen, hat man zunächst nach den Porencanälen zu suchen. Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 361 man die eine dieser Leisten mit den Haaren -$ daran; um die ganze Fläche zu übersehen, nehme man möglichst kleine Exemplare. Eine genauere Betrachtung dieser Haare ergiebt Folgendes (Fig. 27) : Da wo die Haare ausgerissen sind, sieht man einen hellen Raum, (Fig. 27 6) zurückbleiben, welcher, wie Querschnitte beweisen, einer becher- förmigen Aushöhlung der Sackmembran entspricht. Von der Fläche sieht man an diesem Becher stets einen excentrisch liegenden Kreis, der sich an Querschnitten als enger Porencanal ausweist. Die eine Wand des Bechers ist durch eine Wulstung ausgezeichnet, die einen Theil des Ran- des ausmacht und nur wenig über die Fläche vorsteht. Dies Gebilde, 3, betrachte ich als Analogon des Zahnes. In den Becher ist nun das Haar eingepflanzt, mit dessen Wandungen wahrscheinlich durch eine sehr zarte Membran verbunden. Der Anfang des Haarschaftes ist ein convexer, zungenförmiger, von der Seite gesehen etwas zugeschrägter Rand. Das Haar selbst ist ziemlich stark befiedert, noch ehe die Kni- ckung beginnt, zeigt aber sonst nichis Besonderes. Die Länge beträgt durchschnittlich 0,05 mm. Die Anzahl konnte ich nicht sicher bestim- men, doch zählte ich über 30. Noch merkwürdiger wie die Hakenhaare ist der folgende Apparat. Auf dem Buckel (Fig. 26«@. 14.k) geht eine einfache Reihe von Haar- bechern von unten lateral nach oben (Fig: 26 5). Diese Reihe lässt sich schon mit der Loupe als Strich erkennen. Auf jedem dieser Becher sitzt ein sehr gestrecktes Haar (Fig. 28) perpendiculär auf, wodurch ein Haar- wall gebildet wird, der in den unteren und oberen medialen Halbcanal vorragt und den ganzen perpendiculären Sack in zwei Hälften theilt. ‚Die Länge der Linie, in welcher diese Haare aufgereiht stehen, ist nach der Grösse des Thieres verschieden, so maass sie bei einem Krebse von 7 Centimeier Durchmesser = 1,125 mm. bei einem solchen von 1%, „, ss —=N,40.;. die Anzahl der betreffenden Haare des ersteren = 46 die Anzahl derselben bei letzterem . . 2.3 ‚woraus sich ergiebt, dass die Menge dieser Haare nur sehr wenig ab- hängig ist von der Grösse des a | Betrachten wir nun das einzelne Haar; die grösste Breite beträgt 0,003— 0,002 mm., die Länge je nach der Grösse des Thieres 0, 3 0,338 mm., so dass- das Haar 60—160 mal so lang wie breit ist. Die | Mike der Wand, auf welcher das Haar sitzt, habe ich gleich 0,005 mm. gefunden, eine Hissudere Verdickung und Verdinnung findet in der un- mittelbaren Nähe des Haares nicht statt. Dasselbe sitzt nun in eben sol- chem Becher (Fig. 28 B. C), wie er schon von den Winkelhaaren be- schrieben ward. An der Basis des Haares sieht man in Fig. 28 C f die Andeutung einer Kugelmembran, die sichtbar geworden ist, weil ‘die Becherwand zufällig abgesprengt wurde und das Haar selbst schief liegt ; doch es könnte isses Bild täuschen. Be | Dr. V. Hensen, ' Das Haar selbst fängt wiederum mit convexer Lingula an, zeigt sich ziemlich dunkel contourirt und verjüngt sich sehr allmählich. Plötzlich tritt dann wieder eine Verbreiterung an der Spitze ein, die man für ab- norm halten würde, wenn sie sich nicht bei jedem Haare fände. Es macht sich dort nämlich eine Theilung in zwei Spitzen [Fig.28 Aa u. b), wovon die eine (b) stark lichtbreehend ist, dabei aber ziemlich in der Axe des Haares bleibt. Es wird wohl die Narbe des Haares sein. Die andere Spitze bildet einen conischen Aufsätz seitlich aufs Haar, sie ist rings mit sehr langen und fast unsichtbar feinen Fiederhaaren besetzt und könnte in sofern für sich allein ein gewöhnliches gefedertes Haar darstellen. Die Länge dieses Theils beträgt kaum 4. des Ganzen. Diese als Fadenhaare zu bezeichnenden Hörapparate scheinen an ihrer Spitze völlig frei zu sein, die geringste Berührung knickt sie. Die dritte Haarferm {Fig. 29) findet sich auf einem Fleck zusam- mengedrängt in der äussersten Ecke des Sackes unmittelbar am Kopfe des Hammers. Bei ganz jungen Krebsen 28 an Zahl, sind bei grossen Thieren über 200 dieser Haare vorhanden. Sie stehen auf einem dünn- wandigen Theil dieses Sackes und sind, weil gröber, trotz ihrer verborge- nen Lage weit leichter zu finden, als die beiden vorhergehenden Haar- formen. Die Haare sitzen auf einem weitem Porencanal auf, aber aueh ihnen fehlt die vorspringende Haarkugel; jedoch erkennt man schon weit deut- licher, wie das Haar nur durch eine dünne Membran mit dem Bande des Porencanales zusammenhängt. Ein Zahn, Fig. 29 B. ;, ist wenig deut- lich. Das Haar selbst beginnt mit einer Gonvexität (Lingula), wird bald glatt und endet mit stumpf lanzettförmiger Spitze. Es ist ungehedert, zeigt, wenn man nichi gerade in Krebsblut untersucht, einen ziemlich körnigen Inhalt. | Die Zo&a von Careinus (Fig. 25) zeigte merkwürdiger Weise nicht diese drei Formen, sondern nur eine, welche noch am meisten den Fa- denhaaren ähnelte. Diese Haare sitzen, freiin den Antennenraum hinaus- ragend, ($) auf dem Buckel, die Steine iragend (n), an der Stelle des Otolithenplatzes. f | ni Durch diesen Befund bei Carcinus, der, wie noch zu berichten, sich bei allen mir zu Gebote stehenden Brachyuren bestätigen liess, hat es . sich gezeigt, dass bei diesen Thieren Gehörapparate vorkommen, welche der Otolithen entbehren können. Diese Erfahrung ist zwar neu, aber nicht weiter wunderbar, denn in dem Labyrinth der Wirbelthiere findet sich ja dasselbe. Die Brachyuren stehen auch nicht einmal allein damit, denn im Hörsack des Hummers fand ich eine Reihe Haare, welche im Uebrigen’ den anderen gleichend mit den Steinen nie in Berührung trat. Sollten wohl diese Haare keinen Schall empfinden? Es kann, denke ich, nicht zweifelhaft sein, dass bei gehöriger Intensität des Schalles auch sie erregt werden. Diese Haare nun, die in einem halbgeschlossenen Raume Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 363 ‚stehen, würden natürlich. auch den Schall percipiren kön- nen, wenn sie auf der Körperoberfläche sässen!| Gegen die Möglichkeit würde man nun freilich einwenden, die Haare seien zu zarte Gebilde, um den Druck des Wassers bei starken Bewegungen ertragen zu können. Denn wenn auch zu bedenken ist, dass um wie viel das Haar _ vergrössert ist, um so viel (im quadratischen Verhältniss) das Atom Was- ser an Gewicht abnimmt, so bleibt doch der Druck, weicher bei den 'Sprüngen der Thiere das Haar trifft, ein sehr beträchtlicher. Troizdem finden sich an bestimmten Stellen der freien Fläche Haare, die in Allem den mit Kugel versehenen Otolithenhaaren so völlig gleichen, dass man ohne grösste Inconsequenz nicht anders kann, als ihnen eine mit jenen identische Function vindiciren. Es kommt dazu, dass z. B. Pandalus und Thysanopus durchaus keinen Hörsack besitzen, wohl aber diese Hör- haare der freien Fläche. Die werden sie gewiss vor einer völligen, hier ganz unvermittelt auftretenden, Taubheit schützen. Aehnliche Bildungen vermitteln die Hörempfindung der Larven und werden sich auch wohl bei den niederen Krebsen finden lassen. Die Hörhaare der freien Fläche habe ich vornehmlich bei unseren Cariden gefunden und studirt. Grangon hat so wenig Otolithenhaare (44), dass es nicht wundern kann, wenn wir bei ihm noch weitere Hörapparate finden; wenn wir aber um eine Uebersicht zu gewinnen, bei ihm oder einem der anderen Gariden alle an Hörhaare gehenden Nerven zusammenzählen, so kommt doch eine recht bedeutende Menge heraus; addire ich z. B. die Hörhaare eines jungen Palaemon, so zähle ich auf jeder Seite nahe an 200 Haare, weiche beinahe der gleichen Anzahl von Nervenfasern (ganz einzeln sah ich eine Theilung) entsprechen, davon kommen auf den Hörsack 35. Diese Anzahl ist in der That beträchtlich, denn die Riechhaare bekommen, wenn ich recht sehe, nur etwa 30 Nerven, ein Verhältniss, welches sich übrigens beim erwachsenen Thiere zu Gunsten der Riechhaare ändert. ‚ Immer aber überwiegen die Hörhaare, und das ist natürlich, denn bei den Bewohnern des gut schallleitenden Wassers dürfte der Hörapparat eine grössere Rolle spielen und entwickelter sein, wie bei den Lufithieren. Der umgekehrte Schluss würde wenigstens zu dem Absurdum führen, dass, wo fast nicht mehr der Schall geleitet wird, die Gehörorgane am entwickeltsten sein müssten; hier sprechen die Erfahrungen über das Fehlen des Auges bei Höhlenbewohnern klar genug. Dass diesen Thieren kein Apparat, wie unsere Schnecke gegeben ist, beruht natürlich auf der geringen Hirnentwicklung, kommi also nicht in Frage. ‚Während die Hörhaare von Carcinus in ihrer Form von unserem Grundtypus etwas abwichen,, stossen wir hier wieder auf die zuerst be- schriebenen Bildungen. Bei Grangon gleichen die Haare genau denen des Ötolithensackes und bedürfen deshalb keiner ueuen Beschreibung oder 364 Dr. V. Hensen, Darstellung. Bei Palaemon (Fig. 30 A. 31. 32. 33 9) gleichen sie zwar nicht ganz denen seines Hörsackes, wohl aber denen vom Hummer, Krebs, Crangon. Kleine Unterschiede finden sich jedoch. Der Rand des weiten Porencanals erhebt sich ziemlich weit über die Fläche und bildet so eine Art Ring, Fig 30 A. b. Auf der Fiederseite erhebt sich der Ring stärker und verdickt sich an der Spitze, was namentlich bei Seitenansichten deutlich wird. Diese Verdiekung (Fig. 30 5) entspricht dem Zahn des. | Hummerhaares, ist aber nicht so auffallend, weil weniger massig. Von Ring und Zahn entspringt die dünne Kugelmembraii, an der die Strei- fung nachzuweisen einige Male glückte. Ob die Spitze des Zahns direct sich mit dem Haarschaft verbindet, oder auch hier das Haar von der Ku- gelmembran getragen wird, bleibt eine offene Frage. Ich habe einige Male völlig deutlich ein Verhalten gesehen, wie es Fig. 30 D von Mysis zeigt, andere Male schien ein directer Uebergang von Zahn in Haarschalt vorhanden zu sein, und für letzteres Verhalten spricht die bedeutende Elasticität dieser Haare. Der Schaft selhst ist zweizeilig gefiedert, er beginnt dem Zahn ge- genüber mit einem stark lichtbrechenden länglichen Knauf q, den wir bereits als Gegenzahn kennen gelernt haben. Auf der andern Seite haben wir wiederum jenen sonderbaren convexen Anfangstheil des Haares (Fig. 30 A Ü), welcher die Lingula bezeichnet. Wenn man diese von der Seite betrachtet, ergiebt sich, dass sie nicht steil nach der Spitze des Haares zu verläuft, sondern stark gewölbt den Anfangstheil des Haarschaftes etwas aufbläht. Darauf scheint sie in der Haarwand sich zu verlieren, andere Male, namentlich bei den längsten Haaren, lässt sie sich deutlich bis zur Mitte des Schaftes hin erkennen. Das ganze Haar ist glashell, so dass vom Inhalt nichts Besonderes erkannt wurde. Nicht ohne Interesse ist folgende Beobachtung. Ein feiner Querschnitt der Antennenhaut wär so zerbrochen, dass der Riss mitten durch den Porencanal eines Hör- 'haares ging, die beiden Stücke wurden nur noch durch das darüber- stehende Haar zusammengehalten. Durch Zerren an den beiden Theilen gelang es, das Haar bis zur Spitze hin auseinander zu reissen, wobei sich die Lingulaseite von der Fiederseite trennte. Nach dem Zerreissen richtete sich die letztere Seite, an der ja auch noch der Zahn verblieb, wieder steil auf, die Lingulaseite hatte dagegen allen Halt verloren. Die Haare von unserer Hippolyte (Fig. 3 9) zeigen eine deutliche Haarkugel, sind jedoch zu klein, um Detail erkennen zu lassen. Die freien Haare von Mysis (Fig. 30 B. C. D) gleichen ganz denjeni- gen von Palaemon. In D f sieht man die sehr dünne Membran zwischen Zahn und Gegenzahn, die sıch aber nicht an der Spitze des Zahns, son- FEAR II a ae an Sa RER dern näher der Basis ansetzt. Die Lingula B[ von der Fläche gesehen zeigt ihren Rand aus früher erörterten Gründen nicht immer BeRehI ne Die Haare sind gefiedert, manche aber nur nahe derSpitze, wobei dann die ; Fieder ziemlich spärlich, aber etwa von der Länge des Haares selbst sind. a Studien über das Gehörorgan der Decapoden, 365 Die Stelle, welche die Haare bei den Cariden einnehmen, ist vorzüg- lich die obere Fläche des wenig beweglichen und bewegten Basaltheils der inneren Antenne, aber auch am zweiten Gliede der äusseren Antenne finden sich Haare, bei Palaemon z.B. (Fig. 33) an der Unterseite an einer Schuppe ein Halbkreis von Hörhaaren. Der Nerv derselben lässt sich beiläufig gesagt zu dem der inneren "Antenne hin verfolgen. Das Blatt der Seitenantenne trägt wunderbarer W eise nie auch nur ein einziges Hörhaar. Interessant ist, dass an den genannten Stellen sich auch bei Mysis diese Apparate finden, so dass also auch hier die Hörfunction direct mit dem Hirn in Beziehung tritt, Andern- theils muss uns freilich gerade das auf den Gedanken bringen, ob nicht etwa bei Palaemon und Crangon der Schwanz auch Hörhaare trage? Die Antwort sah ich schon voraus und ging daher mit einem gewis- "sen Unbehagen 'an die Untersuchung, denn lich fühlte, wie wenig diese "Sache dem Leser gefallen wird. Jedoch in Wahrheit id ersi mit dieser f Beobachtung in. natürlicher Weise die Uebereinstimmung im Bauplan "unserer Krebse hergestellt. Am übrigen Körper finde ich nirgends Hör- haare, jedoch da sie offenbar auch als Reflexapparate dienen, würde ein solcher Befund nicht allzu auffallend sein. Eine Gebia, die ich darauf ansah, hatte auch auf dem Schwanze freie Hörhaare. In der speciellen Anordnung treten stets Wiederholungen ein, so "dass es genügt, ein Thier genauer zu beschreiben. Wir wählen Palaemon antennarius, als die Krappe, welche am reichliehsten mit Hörhaaren ver- sehen ist. Fig. 314. 32. 33. Die Figuren sind nach ganz jungen Thieren entworfen, weshalb die Anzahl der (in den beiden ersten Figuren nicht überall richtig vom Zeich- ner erfassten, ohnehin auch ungünstig von oben gesehenen) Hörhaare absolut etwas geringer ist. Die Stellung dieser Haare erkennt man jedenfalls am besten an der Figur; zwischen den Hörhaaren treten häufig, namentlich reichlich bei den älteren Thieren, Fiederhaare auf. Wir haben folgende Gruppen zu unterscheiden, deren Haare sich nach ungefährer Zählung wie folgt verhalten : we Fig. 31. Palaemon antennarius P. squilla s u Länge des Thieres VRR: I ausgewach- ausgewach- sen sen $ innere Basalgruppe. . . . . 8 9 44 5 $ „Sussere a 6 7? 12 0 9" convergirende Reihen des Seiten- | | Badormmsi.n... SE as Kal 02 19 E2 mittlere Basalgruppe . Ka h N 0 er ste Querreihe: :.... .. 1.4: 25 34 | 32 30 365 - Dr. V. Hensen, Fig. 32: Palaemon antennalis P. squilla y anna ernennen. engere ran mer rn Länge des Thieres ke ‘/ lausgewach-jausgewach- Di i sen sen 9 zweite Querreihe (hat oft abge- | brochene Haare) ; 20 45 Bir. 47 3 Endwilat 0.30. nl 5 5 5 h Untere Anıennenfläche Nur eine Gruppe an einem dort | ’ stehenden Höcker . . . 3 h 3 ? Fig. 33: | Agussere Antenne nein u wid ie 13 Ah 18 T Summa | 1412 147 123 75 Am Schwanze tragen die beiden Seitenanhänge Hörhaare. 1) der mediale Anhang an der Kante ...\, ; 1% 93 BRIETO REICHE u... N 10 AA BmeremBIaene rn 0.00 on 50 39 Summa 74 73 2) der laterale Anhang aaeder Nantes, Nr 6 AA untere KlacHe .. Yan rd DIWE 16 4% aberetläehe au ar 34 38 Summa 56 63 Es sind demnach am /,” langen Thier 247, bei dem ausgewachsenen 359 freie Hörhaare jederseits vorhanden, dazu kommen noch die Oto- litbenhaare mit ca. 40 jederseits, was etwa 600 Hörhaare auf das ganze Thier geben wird. Zum Vergleich mag hier angeführt sein, dass das jones in Thier 406, das alte 158 Biecidh iv beiderseits besass. % Ein genaueres Zählen mit Quadraten an Häutungspräparaten und an zahlreicheren Individuen würde, glaube ich, eine grössere Uebereinstim- mung der Zahlen für die lorn Loralifaten geben, übrigens kam selbst H 2 Gleichheit unerwartet, da ich nach dem Ansehen sowohl als nach der Lebensweise der alten iin eine Abnahme der Hörhaare bei leiz- | teren erwartete. N Von P. squilla steht zu berichten, dass die freien Hörhaare weniger zahlreich sind und häufiger durch gewöhnliche Haare vertreten werden, die Lagerungsverhältnisse bleiben völlig dieselben, aber die Haare an der äusseren und mittleren Basalgruppe sind keine Hörhaare mehr. Die Zahl ° der Otolithenhaare ist ca. 44, die der Antenne 75, des Vorderkörpers im | Ganzen also ca. 238. Am Schwanze und äusserer Antenne zählte ich sie a nicht. Riechhaare waren 162 vorhanden. ® Die Haare von Crangon sind nur in so weit anders geordnet, als seine innere Antenne anders gebaut ist. Er hat bekänteiah statt ne Seiten- dorns ein völlig isolirt siehendes Seitenblatt, auf letzteres rücken die } | mr Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 367 Reihen des Dorns und die Basalgruppen rücken weiter nach vorn, doch verschwindet die mittlere. An einer jungen Crangon verhielten sie sich wie folgt: Innere Antenne äussere Basalgruppe 7 innere Basalgruppe 3 das Seitenblati innerer Rand 2 äusserer Rand 7: erste Querreihe 12 zweite Querreihe 3 Endwulst 3 äussere Antenne | Bogenreihe Fläche N Summa 45 Schwanz $ lateraler Anhang Ü Kante 5 untere Fläche k obere Fläche 22 medialer Anhang Kante | [A untere Fläche 5 obere Fläche 24 Summa 74 Es trägt demnach jede Seite 116 Haare, Otolithenhaare 7, folglich das ganze Thier 246. Riechhaare fand ich im Ganzen nur 32, doch neh- men dieselben mit dem Alter an Zahl zu. Die Anordnung der Haare bei Mysis zeigt bereits einen wesentlich anderen Typus, sie siehen mehr einseitig auf der lateralen Fläche der inneren Antenne, und wenngleich die Reihen wiederzufinden sind, so verdienen sie doch nur noch uneigentlich diesen Namen. Von den Basal- gruppen hat sich nur die äussere erhalten mit 3 Haaren, die erste Reihe hat 4, die zweite 3, eine dritte 4 Hörhaar, der Endwulst wiederum deren 4 neben kurzen an Riechhaare sich anlehnenden Gebilden. Die äussere Antenne zeigt nicht jene Kreislinie von Palaemon, sondern trägt am Ende des zweiten und dritten Gliedes und auf ihrer unteren Fläche im Ganzen 44 Haare; so dass am Vordertheil des Thieres 26 Hörhaare jederseits nachzuweisen sind. "Am Schwanze finden sich nur an dem medialen, den Otolithen ber- genden Anhang Hörhaare, und zwar an der Kante etwa 14, auf der un- teren Fläche keine, auf der oberen Fläche bilden sie Anhäufungen, ein Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XIII. Bd. 24 368 Dr. V. Hensen, Polster nahe der Schwanzwurzel mit 35 Haaren und ein laterales mit deren 6, so dass der Schwanz mit den 57 Haaren für den Otolithen jeder- seits 142 Haare trüge. Also auch in dieser Hinsicht wäre das Abdomen bevorzugt. Im Ganzen trägi Mysis 276 Haare. Die Hörnerven. Wir kommen jetzt zu dem wesentlichsten Theil des Gehörapparates, zu den Nerven (Fig. 33—39). Deren Verhalten lässt sich namentlich bei den Cariden unzweifelhaft und klar übersehen. Die Bildung der Nerven selbst ist bereits von Häckel') in so ausgezeichneter Weise beschrieben, dass es eines ganz speciellen Studiums, das nicht im Plane lag, bedürfen würde, um hierin wesentlich zu fördern. Die kernhaltigen Nervenfasern scheinen frisch aus einer dicken Grenzschicht und einer mittleren Sub- stanz zu bestehen (Fig. 36). Einige Stunden nach dem Tode, wenn dem verdunstenden Medium (Ür 0,002 %,) neue Flüssigkeit zugesetzt wird, werden die Fasern in exquisiter Weise varicös (Fig. 35 u. 36 A), ein Be- fund, der also Ehrenberg’s?) Angabe über diesen Punkt völlig bestätigt. Setzt man destillirtes Wasser in grösserer Menge zu, so stellt sich diese Varicosität nicht ein, sondern es tritt der Inhalt der Nervenfasern in rasch zerfliessenden Tropfen heraus. Man kann die betrefienden Nerven leicht zum Nervenstamm, in der Regel bis zum Ganglion verfolgen. Nach der Peripherie zu findet man nach längerem oder kürzerem Verlauf eine stärkere Anschwellung des Nerven; in der Mitte derselben liegt ein rundlicher Kern, umgeben von etwas oft strahlenförmig angeord- netem Cytoplasma. Diese Anschwellung (Fig. 34.36. b) ist zuweilen sehr wenig ausgesprochen, man könnte fast glauben einen der gewöhnlichen wandständigen Kerne von oben zu sehen, jedoch ist der Regel nach eine solche Verwechslung nicht möglich. Nachdem der Nerv diese Anschwellung, die wir schon als Ganglienzelle bezeichnen dürfen, gebildet hat, spitzt er sich sehr rasch zu und läuft dann in einen feinen rundlichen Faden aus. Dieser eigenthümliche Faden, den wiralsChorda(c)bezeichnen, läuft eine kürzere oder längere Strecke weit bis zueinem Hörhaare hin fort und gebt durch die Mitte des Porencanals und der Haar- kugel bis zurLingula hin, an die er sich fest setzt. | Dieses Verhalten lässt sich, wie erwähnt, ohne Mühe am lebenden Thiere demonstriren, doch bleibt noch Einzeines unaufgeklärt. Ueber das Verhalten des Kerns der Ganglienzelle konnte nichts Näheres erkannt werden. Die Chorda liegt (Fig. 36 B) in einem wasserklaren, homogenen 4) Archiv fur Anatomie, Physiologie 4857. 2) Beobachtungen einer bisher unerkannten Structur des Seelenorganes, Ab- handlungen der Berliner Akademie 1836, Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 363 Bande, welches bereits das zugespitzte Ende der Ganglienzelle zu umge- ben scheint und sich anderntheils noch mit in den Porencanal hinein be- giebt (Fig. 39 B). Die Dignität des Bandes ist mir nicht deutlich gewor- den, es zeigt zuweilen schwache Varicositäten, doch das ist wohl nur auf grossen Wassergehalt desselben zu beziehen ; bei der Betrachtung der Häutung werden wir etwas mehr darüber erfahren. Die Chorda selbst beginnt sehr blass, so dass es in den meisten Fällen zweifelhaft bleibt, ob der Nerv ganz in sie übergeht oder ob sie nur ein centraler Theil des- selben, etwa eine Fortsetzung des Kernes isi. Nach einigen Präparaten von Crangon und namentlich von Garcinus maenas ward es mir jedoch wahrscheinlich, dass der Nerv in ioto sich in die Chorda fortipflanze. Kurze Strecke nach ihrem Ursprunge findet man häufig, namentlich einige Zeit nach dem Tode an ihr (Fig. 34 c’) einige Stellen, welche Flüssig- keitsansammlungen zu sein scheinen. Da sie auch an den längsten Chor- den doch sehr dicht an der Ganglienzelle zu liegen pflegen, stehen sie wohl mit dem Uebergang dieser in jene in ursächlichem Zusammenhang. Die Untersuchung in polarisirtem Lichte, zu der mir die Mittel fehlten, war Prof. W. Müller so freundlich mit mir auszuführen, nur die Rinden- schieht des Nerven und der Ganglienzelile bis zur Chorda hin brachte einen Gangunierschied hervor, die innere Substanz, Kern, Chorda, Band, verhielten sich indifferent. Die Chorda geht nun an die Mitte der Lingula heran, mit der sie so fest verwächst, dass man sie häufig genug dem Haare als langer Faden folgen sieht, wenn dies abriss (Fig. 38). Wenn man die Lineda genau von der Seite hat, sieht man wohl an grösseren Haaren, dass die Chorda sich mit einem nd Knöichen ansetzt (Fig. 37 ec); Bee stark markirt ist auch die Stelle des Nervenansatzes bei den Otolithenhaaren von Palae- mon (Fig. 22 C.a). Weiteres darüber zu finden glückte nicht, der Länge nach gespaltene frische freie Haare von Palaemon liessen an der Lingula nichts weiter erkennen, ebenso ging es mit Ür-haaren vom Krebs, die man ganz wohl (mit dem Querschnitter) der Länge nach durchschneiden und dann die Lingula von unten her untersuchen kann. Diese Operation in Krebsblut mit frischen Haaren vorzunehmen, fehlte mir die Gelegen- beit, doch wäre das vielleicht lohnend. Es ward früher bereits erwähnt, dass die Lingula sich als eiwas concave Platte an den Haaren lang herauf erstreckt und dann ziemlich scharf endet, dass aber kurz vor ihrem Ende beim Hummer ein kleines Knötchen auf ihr sich findet (Fig. 48 D.a). Dieses erinnerte mich lebhafı an den Knoten, der sich bei dasselbe Thier am Ansatz der Chorda bildet und brachte .; zu dem Schluss, dass die Chorda der Lingula dicht anliegend in Wirklichkeit sich bis zu jenem zweiten Knötchen hinauf erstrecke. Ein solches Verhalten schien die Er- regung durch Schallwellen sehr einfach zu erklären, nämlich so, dass der eine Strecke weit auf der schwingenden Linker anfliegende Nerv durch die Schwingungen selbst direct tetanisirt Eich aber ich konnte 94 * 370 | : Dr. V. Hensen, bei anderen Haaren nichts Aehnliches erkennen und glaube daher bei der Annahme stehen bleiben zu müssen, dass die Ghorda gleich beim AnsatzeandieLingulaende, diese Annahme wird übrigens durch die Erfabrungen über die Häutung sicher gestellt. Man darf auf jeden Fall nicht vermuihen , dass die Chorda sich noch in weitere (dann wirk- lich unsichtbare) Fädcehen auflöse und so an die Fiederhärchen heran- trete, da entschiedene Hörhaare ganz ohne Fieder sind, damit ist denn auch ausgeschlossen, dass der Nerv: selbst etwa bei Mysis in den Stein hineingetragen werde. Weiteres bei der Häutung. Es ist noch auf einige besondere Verhältnisse einzugehen. Beim Hummer (Fig. c) und Krebs (Fig. 58) sieht man durch die Wandung des Sackes hindurch recht deutlich die CGhorden in parallelen Reihen, in ihren hellen Umhüllungsbändern verlaufen, zwischen denen sich Kernreihen befinden. Beim Krebs, wo sich die Chorden (im Herbst) ausserordentlich leicht herausziehen lassen, beobachtete ich, dass das abgerissene Ende eine merkliche dreieckige Anschwellung zeigte. Den Nervenstanm selbst kann man wohl zum Sacke hin verfolgen, aber er sitzt sehr locker, ist etwas undurchsichtig und unbequem zu untersuchen. Das genauere Ver- halten kann ich nicht angeben, ich vermuthe, dass ich die Ganglienzellen nur übersehen babe, weil ich nicht wusste, wie schattenhaft blass diese Gebilde sein können; ich zweifle nicht, dass eine aufmerksame Forschung sie darstellen wird. Bei Palaemon wurde dem Verhalten der Nerven genau nachgespürt. An sehr jungen Thieren, die auf der Seite liegen, kann man den Änten- nennerven vom oberen Schlundganglion ausgehen sehen, die Stelle, von wo er entspringt, kann ich jedoch nicht genau angeben. Es lassen sich nun vier Nerven in der inneren Antenne unterscheiden. 4) Der laterale " ist sehr kurz und giebt mehrere Aeste ab. Der äusserste von diesen nimmt die Richtung nach der äusseren Antenne und versorgt auch wohl die äussere Basalgruppe, man kann ihn aber nur ganz kurz verfolgen. Vielleicht versorgt er auch die Hörhaare der äusseren Antenne, denn diese bekommen ihren Nerven dem Anscheine nach von der medialen Kante des äusseren Antennennerven, es könnte aber auch das Bild da- durch erzeugt werden, dass der vorhererwähnte Nerv der inneren quer über den der äusseren Antenne weg an die Hörhaare träte (Fig. 33 e). Dieser Ast bildet übrigens bei f sein Ganglion und strahlt dann mit sei- ‚nen Chorden zu den Haaren hin. Ein zweiter Ast des lateralen Nerven tritt in die innere Antenne ein, schlägt sich aber (Fig. 34 n) zum Seitendorn hin, bildet dann in sich eine Anzahl Ganglien und versorgt die Haare auf dem Dorn. Von seiner Con- vexität ab geht nach vorn zu in die Tiefe der Nerv zu den Ötolithen- haaren, tritt in ihren Kreis und vertheilt sich nach Ganglienbildung an die Haare. Die Chorden sind sehr fein, so dass man nur an sehr günsti- gen Präparaten oder an frei schwimmenden Haaren erkennen kann, dass _ Studien über das Gehörorgan der Decapoden. re sie an den glänzenden Knoten der Lingula herantreten, es ward aber das Verhalten mit Sicherheit von mir constatirt. r Der mediale Ast des lateralen Stammes ist so kurz, dass er nur eben in den Raum der Antenne gelangt und hier dann eine Menge von Zellen in sich bildet. Von diesen aus gehen eine grosse Anzahl Chorden, die (auch bei Grangon) von grosser Länge sind, denn sie verlaufen (c) ganz hin zu der ersten Querreihe von Hörhaaren. Medial von diesem Chor- denbündel liegt ein zweiter sehr feingestreifter‘) Nervenstamm, der mir, ich zeichnete die Figur nicht selbst, lange Zeit entging, ich verfolge ihn bis zum Ende der Riechganglien (Fig. 32 0’) und deute ihn als Riech- nerven. Von diesem medial liegt ein grosser dritter Stamm (Fig. 31 m) mit recht breiten Nervenfasern, welcher grössientheils sich an die Hör- haare vertheiltl. Zunächst gehen aus diesem Nerven die Chorden an die Haare der mittleren Basalgruppe, so dass hier also eine Kreuzung der- selben mit denen für die erste Querreihe eintritt, dann giebt er mehrere Zweige an die Haare der zweiten Reihe (Fig. 32 m’ und m”). An diesen kann man studiren , wie constant die Lage selbst einzelner Nervenfasern bleibt, da die Nerven (m”) in ganz charakteristischen Schlingen aus der Tiefe heraus um einen Muskel herum zu den Haaren gelangen, und dies Verhalten immer wieder gefunden wird. Nun geht der Nerv weiter und endet mit Ganglienzellen für die Haare des Endwulstes. Ganz medial liegt in der inneren Antenne noch ein vierter Nerven- stamm (l), von nicht unerheblicher Dicke und feiner Faserung. Er geht bald in die Tiefe und theilt sich hier in zwei Aeste für die beiden Geisseln der Antenne. Dieser Nerv versorgt keine Hörhaare. Von Mysis sei erwähnt, dass, wie schon Ärsyer angiebt, sich die Nerven des mittleren Schw Anzanlıanges vom Schwanzganglion her ver- folgen lassen, und unter dem Hearknickel des Otolithensackes hingehen. An dieser Stelle bilden sich sehr viele Endganglien, von denen aus theils die Chorden an die Lingula der Otolithenhaare sich verfolgen lassen, theils auch schon an die Tresen Hörhaare abgehen. Wenn man bei Garcinus maenas so den Buckel des Hörsack es ausschneidet, dass alle Weichtheile daran sitzen bleiben, sieht man die Nerven der Wandung des Sackes anliegen und sogar, irre ich nicht, einen weitmaschigen Plexus bilden. Die Auflösung des Plexus in einzelnen Nerven- fasern a nicht erkannt, jedoch sieht man, wenn die Nerven leise ent- fernt sind, die äusserst feinen Chorden Sch den Haaren hinziehen und _ anden convexen Rand des Haarschaftes herangehen. Verfolgt man sie nach rückwärts, so führen sie auf eine sehr blasse ovale Zelle. Soicher Zellen liegen A: in einer langen Reihe neben einander dicht unter dem Chitin- ‚ epithel; sie sind oval, die Längsaxen der Chorden parallel, drei Ganglienzel- len hatten Länge 0, 02. 0,0225. 0,03 mm., Breite 0,01: 0,047. 0,046 mm. zeigten also relativ grosse oeme und Erbsen Verschiedenheiten. Ihnen 4) Nicht mitgezeichnet. 372 | Dr. V. Hensen, hängen dann noch ziemlich lange Nervenfasern an. Der Uebergang in die Chorden macht sich sehr allmählich, denn die Zelle verlängert sich in einen etwa 0,045 mm. langen Fortsatz, der eigentlich wieder ganz das Ansehen einer gewöhnlichen Nervenfaser annimmt, und dieser geht dann allmählieh zugespitzt in die Ghorda über. Diese selbst hatte eine Länge von 0,225 mm. Von besonderem Interesse ist es, dass hier ein Fall eintritt, wo die Ganglienzellen mit den Ghorden verbunden bleiben und von den Nerven ahreissen. Vergleichung mit anderen Haaren der Krebse. Man würde sich kaum wundern können, wenn man die beschriebe- nen Theile der Hörhaare, nur anders entwickelt, an den übrigen Haaren wieder vorfände, jedoch es finden sich Uebergänge und ‚Aehnlichkeiten so weit es Theile betrifft, die wir eben als eigenthümlich beschrieben haben, nur in beschränktem Maasse. Gebilde nämlich wie Zahn und Gegenzahn verschwinden gleich, am längsten lässt sich noch die Kugel- membran nachweisen, und insofern die Lingulabildung auf der excentri- schen Lage des Haarcanales beruht, dürfie sich Aehnliches auch an an- deren Fiederhaaren nachweisen lassen. Die Kugelmembran verändert sich in der Weise, dass sie sich bis zur Mächtigkeit der umliegenden Haut verdickt, aber mit dem Haarschaft einer-, der Schalenhaut anderer- seits sich nur durch eine zugeschärfte Kante verbindet, wodurch dann immerhin noch eine gewisse Beweglichkeit dem Haare gewahrt bleibt. Zuweilen ist die Kugelmembran noch an einem Theile der Peripherie ganz zart, So dass es aussieht, als wenn hier zwischen Haarschaft und Schalenhaut ein Loch wäre, so bei den merkwürdigen Lockhaaren der äusseren Anienne von Hippa. Bei sehr vielen Haaren, namentlich der Extremitäten, kann man keine Zwischenmembran mehr unterscheiden. Der Haarformen, die in Betracht kommen, wenn man untersuchen will, ob die Hörhaare wirklich so besonders gebaut seien, sind bei Pa- laemon, Mysis und Crangon wesentlich drei. Man findet mitten in den Querreihen der inneren Antenne Fiederhaare (Fig. 30 A’), welche die Hörhaare zu vertreten scheinen. Sie unterscheiden | sich von denselben schon bei oberflächlichem Ansehen durch ihren schlan- ‚ken ohne besondere Erweiterung entspringenden Schaft und ihre gesät- tigt gelbe Farbe an der Basis. Sie scheinen mir identisch mit den ge- wöhnlichen Fiederhaaren der platien Anhänge (Fig. 30.34 h und Fig. 43). Da nun diese am bequemsten zu studiren sind, wurden die Beobachtun- gen an ihnen gemacht. Gehen sie von den Anhängen in perpendieulärer Richtung ab, so findet man an ihnen keine Andeutung einer Kugelmem- hran, gehen sie jedoch in einer anderen Richtung ab, so wird allerdings eine solche Zwischenmembran deutlich (Fig. 40 A von Mysis). Man kann hier, wenn man will, bei 5 den Zahn wiederfinden, der vom Haar durch # Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 373 eine ganz schmale Zwischenmasse getrennt ist, bei c die vorragende Lin- gula, die mit der Schalenhaut « durch eine dünne, der Lingula dicht anliegende Membran verbunden ist; ‚diese Aehnlichkeit wieder aufzufin- den, bedarf es jedoch einer gewissen Phantasie. Der Haarschaft selbst ist jederseits mit einer Reihe von Fiedern ver- sehen, bei Palaemon scheint er sehr bald sich zu verschliessen, bei Mysis ist dagegen das Haar bis weit in die Spitze hohl und birgt hier (Fig. 40 .B) Zellen, zwischen welche sogar die Pigmentzellen ihre Körnchen hinein- ergiessen können (c). Was den Zusammenhang mit den Nerven betrifft, so ist so viel un- umstösslich gewiss, dass ein ähnliches Verhalten wie bei den Hörhaaren nicht stattfindet, auch halte ich es für nicht wahrscheinlich, dass Nerven in die Haare hineingehen. Das günstigste Präparat sich darüber zu ver- gewissern, bieten ohne Zweifel die Blätter der äusseren Antenne, es stehen nämlich auf ihnen, die durch Dünnheit und Abplattung die genaueste Beobachtung gestalten, von Haaren einzig nur die in Rede stehende Sorte. Man sieht nun die Nerven in das Blatt eintreten, über den darin liegen- den Muskel hinlaufen, ihn mit seinen Zweigen versorgen und dann nach den Haaren zu ausstrablen. Dabei werden aber die einzelnen sich wenig oder gar nicht theilenden Fasern so blass und fein, dass man sie schliess- lich nicht mehr verfolgen kann. So viel jedoch kann ich sagen, dass sie nicht in die später zu besprechende Haarmatrix hineingehen, sondern zwischen die Haartuben hinein noch eine Strecke weit zu verfolgen sind. Es ist hier gewiss noch Weiteres zu machen. Eine zweite Art von Haaren sind in Fig. 44 A von Palaemon abge- bildet. Man würde sie zu einer Vergleichung kaum heranziehen wollen, wenn nicht auch sie in ähnlichem stellvertretendem Verhältniss zu den Hörhaaren ständen, wie die eben besprochene Form. Sie stehen le auf dem Schwanze mitten zwischen Hörhaaren und die kleinsten von diesen ähneln ihnen in Manchem, namentlich in der Grösse so sehr, dass ich sie als durch Mangel des 0 atrophisch gewordene Hörhaare bezeichnen möchte, wenn ich einer alten bequemen, ‚aber nicht streng richtigen u naien nachgeben will. Man un- terscheidet an Ehen einen cylindrischen, gelblich gefärbten, Basaltheil 5, an dessen unterem Ende man den ringförmigen Anfang des Porencanales erkennt, an dessen oberem dagegen sich ein leicht S förmig gebogener, gleich dicker, ungefiederter Haarschaft findet. Der eylindrische Basaltheil ist nun nichts weiter, als der Porencanal in der dicken Antennenhaut, auf dem das Haar ohne Zwischenmembran aufsitzt. An diesen Haaren fand sich nicht die geringste Spur eines Nerven. Auf den ersten Blick scheinen nun diejenigen Haare, welche sich an den Geisseln der beiden Antennen finden (Fig. 41 B. ©) identisch mit den vorigen, doch ist das Täuschung. Diese Haare, die höchst wahr- scheinlich die Tastempfindung vermitteln, sitzen nämlich auf einem plat- 374 Dr. V. Hensen, ten, einigermaassen gesonderten Stück der Antennenwand auf, welches in das Innere der Antenne hineingedrückt erscheint (C). An dieses Stück oder an das Haar sieht man bisweilen eine Faser von dem darunter fort- laufenden Nerven herangehen, jedoch es gelang nicht in befriedigender Weise das ganze Verhalten zu erkennen. Die Verschiedenheit von den Hörhaaren wird durch die Figur deutlich sein. | Die dritte Art von Haaren findet sich zur Seite des Endwulstes und auf der zweiten Querreihe der inneren Antenne von Mysis (Fig. 42. A). Diese Haare fallen sogleich auf, weil sie ungefiedert sind, dabei aber dick- wandig und dunkel contourirt erscheinen. Sie sitzen wie die Hörhaare einer etwas niedrigen Kugelmembran auf, sind aber an einer Seite ziem- lich fest mit der Schalenhaut verbunden: der Schaft selbst zeigt wenig- stens insofern die Andeutung einer Lingula, als in der Mitte des Haares auf der mit der Kugel versehenen Seite bei c sich eine Knickung zeigt, die man auf das Aufhören der Lingula beziehen könnte. Die Forschung nach Nerven ist wegen obwaltender ungünstiger Umstände unbequem, ich glaube, dass Ghorden an diese Haare herangehen, aber ich habe die- selben nie mit Sicherheit zu wirklichen Nervenfasern hin verfolgen kön- nen. D:. ist aber erforderlich, weil sonst die Neubildung der Haare leicht Täuschungen veranlasst. Nach Analogie mit einigen Haaren der Brachyu- ren könnten übrigens die beschriebenen Gebilde sehr leicht Hörhaare sein. Weniger gilt dies von den Haaren, die auf dem Schwanze von Pa- laemon nahe dem hinteren Rande sitzen und auf den ersten Blick mit den vorigen gleich gebaut zu sein scheinen. Sie lassen aber, näher untersucht (Fig. 42 B), keine Kugelmembran mehr erkennen und sind ausserordentlich dickwandig, fast solide. Am wichtigsten ist, dass an diesem Orte der zur Erforschung der Nerven nicht besser gewünscht werden kann, auf weite Strecken hin durchaus kein Nerv zu finden ist, der mit diesen Haaren in Zusammenhang treten könnte, Ghorden besitzen sie sicher nicht. Eine Zusammenstellung dieser Haare mit Hörhaaren ist daher nicht statthaft. Haarwechsel. Unsere Kenniniss der Hörhaare kann nun noch bedeutend durch das Studium der Häutung vermehrt werden, wie bereits angedeutet. Die einschlägigen Verhältnisse sind meines Wissens noch gar nicht recht gewürdigt, und nur von Spence Bate‘) und Leydig?) richtig be- schrieben worden. Es ist jedoch selbst Leydig’s Figur so weit entfernt von dem, was die Gariden zeigen, dass entweder die Daphnien sich hierin anders sion müssen oder dass die Bildungen (was mir wahrschein- licher ist} allzu fein bei diesen Thieren waren. 4) Loc. eit. pag. 590. »These (die neuen Haare) are not extended but retracted with telescopic joints, within the membres of wich they form appendages. « 2) Daphniden pag. 457 und Taf. 1. Fig. 14. a Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 375 | Der Sachverhalt ist nun der, dass alle Haare einmal nicht, wie man wohl bisher meistens glaubte, innerhalb der alten Haare gleichsam als Abdruck gebildet werden, sondern unter der Schalenhaut neu entstehen, und zweitens, dass die Haare nicht wie die Flügelschup- pen von Hymenopteren durch eine Zelle gebildet werden (Semper), son- dern dass eine grosse Anzahl von Zellen zu ihrer Bildung beiträgt. Am bequemsten studirt man ihr Verhalten an den gewöhn- lichen Fiederhaaren des Schwanzes (Fig. 43). Wenn das Thier nahe der Häutung ist, sieht man rings am Rande den Haaren entsprechend wun- derliche Bildungen, braune radiäre Streifen mit hellen Zellenreihen alter- nirend und von ersteren aus zarte platte Fäden in je ein zugehöriges Haar hineingehen (Fig. 43 A.g ). Dies alles ist oft so blass und zart, dass man, von dem Gedanken beseelt, es handle sich hier um Nervenendigungen, mit vieler Mühe nur die Wahrheit zu erforschen vermag; an solchen Thie- ren schliesslich, die sich kurz vorher häuteten, kann man gar nichts mehr von alledem auffinden. Das erstbesprochene Bild erklärt sich nun so. Die neugebildete Scha- lenhaut d zieht sich von der alten a beträchtlich zurück, so dass zwischen - beiden ein nur mit Flüssigkeit gefüllter Raum bleibt. Innerhalb d=* neuen Schalenhaut liegen die neuen Haare eigenthümlich eingescheidet. Verglei- - chen wir die neugebildete Haut mit einem Handschuh, so liegen die neuen Haare so wie die Handschuhfinger liegen würden, wenn der Körper des Handschuhs so weit (beim Ausziehen etwa) über sie weggestreift würde, dass nur noch ihre Spitzen etwas vorragten. Genau in dieser Lage ver- harren die Haare bis zur Häutung, die grössten wie die kleinsten, dabei = aber ragt die Haarspitze des neuen stets in das alte Haar hinein. Diesen leicht verständlichen Zustand können wir nachahmen, wenn wir über den ersten Handschuh einen zweiten mit gestreckten Fingern herüber- ziehen. - Wenn die Haare gefiedert sind, ändert sich das Aussehen etwas. Die Haartuben, wie wir die neugebildeten Haare, so lange sie eingescheidet liegen, zu nennen vorschlagen, zeigen dann jederseits eine Doppelreihe heller Punkte, die ihrer Längsaxe parallel verlaufen. Nähere Untersuchung ergiebt nun, dass diese Punkte den Ursprungsstellen der Fiederhaare entsprechen, und dass die Doppelreihe dadurch entsteht, dass die Punkie der entgegengesetzten Wände sich entsprechend lagern. Alle Fieder liegen nun mit ihrer Spitze nach aussen zu und so dicht aneinander, dass man nur wenn durch die Präparation die Ordnung gestört wurde, sie einzeln zu erkennen vermag. Ja man kann sogar an den Haarspitzen, die ganz frei durch den Raum zwischen alter und neuer Schalenhaut durchgehen, für gewöhnlich nichts von Fiedern erkennen, sondern be- merkt nur, dass die mit Körnerreihen versehenen Spitzen aus einem centralen Theil und einer mächtigen Wandschicht bestehen (Fig. 13 A. g.). Diese Wandschicht ist aber in Wirklichkeit nichts anderes als die dich 376 Dr. V. Hensen, an einander liegenden Fiederhärchen, die bei geringer Verschiebung der Spitze auseinanderfahren, die Körnerreihe aber sind die dieken Ursprungs- stellen derselben. Dass wie erwähnt die Fieder selbst an dem einschei- - denden Theile des Haares peripher gerichtet sind, also der späteren Rich- tung an ihrer Haarwand gerade entgegengesetzt liegen, erscheint zuerst _ auffallend, später erkennt man jedoch, dass gar keine andere Richtung möglich ist und dass gerade bei dieser Einrichtung die Fieder beim Aus- stülpen des Haares gar nicht ihre Lage weiter zu ändern brauchen (Fig. 43B.). Um diese Chitinhaare herum liegen nun rings Zellen (Fig. 43 A. e, ©. d.), welche ohne Zweifel ihre Bildung zu beschaffen haben. Diese Zel- len lagern sich so, dass sie überall sich dem Haartubus anschmiegen. Sie ragen also einestheils ganz bis in die Spitze des neuen Haars hinein, wie man das bei Mysis namentlich leicht erkennt, anderntbeils umklei- den sie ringsum den einscheidenden Theil des Haares. Deshalb können wir an diesen Ghitinogenzellen des Haares auch einen äusseren einschei- denden und inneren eingescheideten Zellentubus unterscheiden. Die Be- schaffenheit der einzelnen Zellen kann ich leider nicht genau angeben; um überhaupt über sie klar zu werden, würde ein genaues Studium des Gewebes der Schwanzflosse nöthig sein. Nach zweitägiger Behandlung mit Er von 0,002°%, habe ich erkannt, dass gewisse Zellen des Haares nach beiden Seiten hin ausgezogen sind und in eigenthümlicher Weise sich decken (s. dieFig.). Ob in die Fieder Ausläufer von Zellen hineinge- hen, habe ich nicht erkannt, doch da die groben Fieder von Hippa sehr sicher hohl sind, ist ein solches Verhalten höchst wahrscheinlich. Unser Zellentubus sitzt nun einer Gutisschicht auf, deren Oberfläche natürlich nach der Lagerung der Zellen sich richtet. Das Verhalten des- jenigen Theils, der den einscheidenden Zellentubus umgiebt, habe ich nicht besonders untersucht; in das Innere des Haartubus, oder richtiger in den eingescheideten Zellentubus, geht ein ähnliches helles Band hinein (Fig. 43 A. h.), wie das, welches die Chorda rings umhüllt; dieses Band lässt sich auf weite Strecken 3—5mal so weit wie die Haartuben lang sind in das Innere des Schwanzes zurückverfolgen, wo es mit dem Gapil- larnetz in nähere Beziehung zu treten scheint. Auch über dessen Structur vermag ich nicht viel anzugeben, es scheint ziemlich wasserreich zu sein und lässt sich namentlich an Er-Präparaten leicht in sehr lange feine Fa- sern mit ansitzendem Kern zerlegen; ob und in wiefern es ganz aus sol- chen Fasern besteht oder solche nur mehr seinem Rand anliegen, blieb unentschieden. I Es fragt sich nun, auf welche Weise stülpt sich der Haartubus beim Haarwechsel aus? Durch eine von innen kommende Triebkraft oder durch Zug von aussen? Die Frage wird durch Folgendes zur Genüge beantwor- tet. Wenn man ein Thier in einem engen Raum (Glas, Teller) sich häuten lässt, so wird man finden, dass hier und da noch Haare unausgestülpt liegen geblieben sind, lässt man das Thier länger leben, so ziehen sich Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 377 doch diese Haartuben nie mehr heraus, ja es werden sogar die Haare für die nächste Häutung, wie ich in einer interessanten, aber zu ungelegener Zeit kommenden, Beobachtung sah, neben und etwas nach rückwärts von den alten Haartuben angelegt, während dann die letzteren ihre Zellen, freilich verändert, behalten. Daraus lässt sich nun sicher schliessen, dass die Ausstülpung während des Häutens geschehen muss soll sie über- haupt eintreten, und dass diese Thiere zu einer anderen Zeit sich der _ unter der Schale liegenden Haartuben nicht entledigen können. Zieht man nun bei einem Thier im passenden Stadium unter dem Mikroskop mit Nadeln die alte Schalenhaut von der neuen ab, so folgen auch die neuen Haare den alten in einer Weise, dass deutlich daraus hervorgeht, wie das neue Haar sich mit seiner Spitze locker im Inneren des alten Haares angeheftet hat und deshalb bei der Häutung stets aus der Ein- scheidung herausgezogen wird. Die Haftstelle ist an manchen Haaren nur durch kleine Unregelmäs- sigkeiten der Fieder an der Spitze sichtbar, in anderen aber durch stär- kere Knoien in der Haarwand bezeichnet. Auf diese Anheftungs-Narbe beziehe ich unbedenklich die verschiedenen Knoien, die wir an der Spitze der Haare wahrgenommen haben, ebenso die Knoten an der Spitze der Riechhaare; damit ist durchaus die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass in dem einen oder anderen Fall noch eine besondere physiologische Be- deutung sich an sie knüpft‘). Wenn man das Haar herauszieht, macht man die sehr wichtige Er- fahrung, dass die Bildungszellen ch an dem Haar haften bleiben, son- dern ruhig ihren Platz behalten, sodass also die Form für das Haar ganz unverändert bestehen bleibt, wenn auch ihr Product, das Chitinhaar, herausgezogen wird; daher kann unmittelbar eine Neubildung wieder beginnen. Diese beginnt denn auch wie es scheint bei Mysis wirklich gleich wieder, bei Palaemon und Crangon, namentlich bei jüngeren Indi- viduen, im Spätherbst auch immer gleich wieder, dagegen bei den aus- gewachsenen Thieren, namentlich aber bei den harischaligen Krebsen, an denen sie von mir bei Hyas, von Spence Bate bei Carcinus maenas, von Campbell de Morgan nach seinen Abbildungen zu schliessen beim Hum- mer beobachtet ist, nur in grossen Perioden. Bei Palaemon markiren sich im Winter, also selbst nach der für einige Zeit letzten Häutung, die hin- teren Grenzen der Haarbildungszellen durch Cr völlig scharf, wenngleich man dieselben frisch nicht so Sicher erkennt. Daraus, dass ac auch zu den Zeiten, wo keine neue Schale gebildet wird, die Einrichtung zur 1) Auch die Abtheilung der Riechhaare in einen unteren dickeren und oberen di boren Theil, die sehr richtig von Leydig hervorgehoben, aber oft nicht besonders vorspringend ist, bezieht sich zunächst auf den Vorgang der Neubildung, indem bei den meisten Haaren der eingescheidete Theil dünnwandig, der eiuscheidende dick- wandiger zu sein pflegt. Kleinere Unterabtheilungen, entsprechend der Lagerung der einzelnen Zellen, sind an manchen Riechhaaren deutlich, lassen sich aber auch an Anlleren Haaren nachweisen. 378 Dr. V. Hensen, % Haarneubildung bestehen bleibt, wird es deutlich, dass die neugebilde- ten Haare der erwachsenen Thiere genau die Länge und Form der frübe- ren wieder annehmen müssen, ein Verhalten, das für die Physiologie der Hörhaare von Wichtigkeit sein dürfte. Für letztere nämlich sowie für die Riechhaare und bis zu den kürzesten Tasthaaren hin (Fig. 32.) gilt das- selbe Gesetz der Neubildung. Ja sogar die kleineren Dornen zeigen ent- weder noch eine ganz kurze Einscheidung oder bilden sich doch auf kei- nen Fall als einfacher Abdruck der alten Dornen. Ich denke, dass ein ganz ähnliches Verhalten sich auch bei den Entomostraken finden muss, eigene Erfahrungen mangeln mir. Wir müssen nun die besonderen Verhältnisse bei der Bildung der Hörhaare ins Auge fassen (Fig. 44.). Ei In der Anlage zeichnen sich dieselben bereits durch die Bildung der © Haarkugel aus, die man als kleine Erweiterung ganz wohl erkennen kann © (Fig. 44 A. O.); über die Anlage der Lingula, sowie überhaupt über die speciellen histiologischen Elemente, kann ich leider nichts beibringen. \ Die Bildung der gekrümmten Hörhaare (Fig. 44 B.) scheint so zu er- | folgen, dass das freie Ende der Tuben etwas abgeschrägt ist, dadurch © wird die eine Wand des Haarschaftes um das Doppelte der Abschrägung © kürzer als die andere, folglich muss sich das Haar bei der Ausstülpung entsprechend biegen oder knicken, so gestreckt auch immer die Haartu- ben angelegt sein mögen. | | Bei den Hörhaaren handelt es sich aber vor Allem um das für sie a so recht eigentlich Charakteristische, um die Chorda. Wie kann sich diese verhalten? wie verhält sie sich”? Wir haben gefunden, dass das helle Band, in dessen Mitte die Chorda liegt, auch bei den Schwimmhaaren und manchen anderen Haarsorten sich nachweisen liess; an diesen spra- chen wir dasselbe ziemlich unbedenklich als eine Art Bindegewebe an, | dasselbe dürfen wir jetzt wohl auch für die Substanz um die Chorda ihun. Wir fanden ferner bei den Schwimmhaaren, dass diese Substanz beim Herausziehen des Haares unverrückt liegen blieb, dasselbe findet | statt bei den Hörhaaren! Für letztere ist aber noch besonders hinzuzu- fügen, dass die Stelle, bis zu welcher der Haartubus in das alte Haar hineinragt, so weit ersichtlich, identisch ist mit dem Ansatzpunkte der Chorda;; es geht also das Haar genau nur bis zum freien Rande der Lin- gula. Nähmen wir, um den räthselhaften Vorgang vom Wechsel eines ) Sinnesorganes auf die Spur zu kommen, den Fall an, dass beim Haar- wechsel die Chorda sich vom alten Haar trennte und unverrückt liegen ) bliebe, so würde sie das ganz ausgestülpte neue Haar genau an der- selben Stelle berühren müssen, wo sie an das alte herantrat, also am Anfang der Lipgula. Wenn dem so wäre, würde freilich die Befestigung der Chorda am Haare nur eine sehr schwache sein müssen. e Das ist sie in Wahrheit jedoch nicht und die Vorgänge gestalten | sich etwas verwickelter. D Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 379 Einige Zeit vor dem Haarwechsel verdoppelt sich dae Ghorda und dann wird mit dem Haarwechsel die eine von beiden ausgestossen. Die ausgestossene Ghorda ist nun resistent gegen kochendes Natron. So auffallend dieser Befund auch ist und so geneigt vielleicht der Leser sein mag zu fragen, ob ich nicht lieber gleich das ganze Gehirn sich wolle ab- stossen lassen, die Thatsache ist völlig sicher gestellt, gestatiet keinen Zweifel‘). Dass doppelte Ghorden vorhanden sind, lässt sich an Zerzu- pfungspräparaten leicht darthun (Fig. 43 C.), am unverletzten Thiere kann man das nie erkennen, wie ich glaube aus dem Grunde, weil die neue Chorda bei der gewöhnlichen Beobachtungsweise unter der alten verborgen liegt, Seitenansichten dagegen selten und nicht mit der genü- genden Klarheit zu erlangen sind. An Zerzupfungspräparaten lassen sich noch einige weitere Beobachtungen über die Natur dieser Fäden anstellen. Recht deutlich lassen sich erstlich die neugebildeten von den älteren Chorden unterscheiden, denn letztere zeichnen sich dadurch aus, dass sie bei der kleinsten Biegung gleich scharf einknicken, was die j fngbren nicht in dem Grade ihun. Ferner sind die alten auch dunkler contourirt und während sie sich ihrer Hauptmasse nach wie Chitin verhalten, er- blassen die jüngeren schon durch Essigsäure so sehr, dass man sie kaum noch im Auge behalten kann, diese Empfindlichkeit bewahren sie noch einige Zeit nach der Häutung. Mehrfach habe ich mir diesen eigenthümlichen Bildungen gegenüber ‚die Frage vorgelegt, ob es nicht Röhren seien, in denen etwa ein Axen- Elihder verlaufe. Für diese Ansicht sprechen die grosse Tendenz zu Ein- | knickungen und dass die ausgestossenen Chorden ganz entschieden blas- ser sind wie vorher, wo sie in ihrer, doch stärker lichtbrechenden Ma- ‚trix, freilich die neue Chorda unter sich, lagen; dem entgegen steht, dass an natürlichen Querschnitten nie etwas Röhrenartiges erkanni werden kann, und dass an Rissstellen nichts hervorquillt. In Wahrheit bliebe die Sache für die Ausstossung selbst sich gleich, da ja doch der alte von der Chitinscheide umhüllte Cylinder axis für die neue daneben hiegende | Chorda nicht dienen könnte, auch wenn bei der Häutung nur die Chitin- igde herausgezogen orde. | Es ist demnach wahrscheinlich, dass wir es mit einem soliden sich Ennhlich mit schwer löslichen Stoffen infiltrirenden Faden zu thun ha- ben. Die ganze Länge der Chorden wird übrigens ausgestossen, davon überzeugt man sich sicher an den sehr Run id. der ersten Quer-, ' reihen der inneren Antennen. Durch die mitgetheilten Befunde wird nun das oben erschlossene Verhalten beim Ei ewehisel etwas abgeändert. Es ist nämlich nur die ) Auch noch Anderes mehr wird ausgestossen, man sieht einige sehr dünnhäu- tige, breite Röhren in den Antennen liegen, namentlich kann man sicher sein, diesel- ben im Basalstück der äusseren Antenne zu finden. Sollte es sich hier um ein Was- sergefässsystem handeln? man sehe Leydig, Daphniden über den Hörcylinder. 389 i Dr. V. Hensen, neue Chorda, welche an das neue ausgestülpte Haar angeklebt wird, die alte wird durch die Spitze (und Narbe) des neuen Haares hindurch her- ausgezogen; möglich, dass die so gesetzte Verwundung der Matrix zu der Verklebung an de Lingula führt. Früher kann die Verlöthung nicht wohl geschehen, weil die neue Chorda in den eingescheideten Theil des Haar- tubus mit hineingeht, also dann noch vom Ende der Lingula weit entfernt liegt. Warum immer an der Lingulaseite die Verklebung eintritt, weiss er nicht sicher). Man sieht jedenfalls, wie wichtig die kleinen zuerst beim Wechsel der Schwimmhbaare gemachten Beobachtungen werden. Früher war ich wie erwähnt sehr zweifelhaft, ob nicht die ‚Chorda auf der ganzen Länge der Lingula ruhe und etwa an jenem Knötchen, welches ich am Haare | de er u ae Br von Hummer und von Mysis (Fig. 30 D. c.) gezeichnet habe, ende; er- neute Speculationen über den Häutungsmodus bringen jedoch zu der Ueberzeugung, dass die Ghorda dort aufhören muss, wo sie sich ansetzt. Das geht gerade aus der oben gegebenen Schilderung leichtlich hervor, andernfalls sollte schon die Chorda noch nach ihrer An- löthung weiter auswachsen, was höchst unwahrscheinlich wäre. Ich will nun nicht verschweigen, dass mir früher das Präparat Fig. 4 D. ce’. von Haartuben dicht vor der Häutung für die nunmehr auf- gegebene Meinung von grossem Gewicht war, da ja die weit über die Haarspitze vorstehende Chorda scheinbar weit in das alte Haar muss hinaufgereicht haben. Neuerdings glaube ich, dass es sich hier nur um eine unvollendete Ausziehung der Ghorda handelt. Sie würde eiwa beim Zerzupfen eine kurze Strecke dem entfernten alten Haar gefolgt, dann aber von ihm abgerissen sein. Dass wirklich die Chorden nicht untrenn- bar fest ihren Haaren anhängen, erkennt man an Ür-Präparaten Fig. 44. (, wo es gelingt, die Tuben mit zwei hineingehenden Chorden von dem Mutterhaar zu isoliren; auch sieht man nicht immer jedem abgeworfenen Haar die Chorda anhängen, Indem ich hiermit meine an frischen Thieren angestellten anato- mischen Forschungen abschliesse, dürfte es am Platze sein, einen Blick auf diejenigen Beobachtungen zu ihun, welche die Structur der Krebs- haare behandeln. Freilich ist es klar, dass eine richtige Auffassung der Haare nur möglich ist, wenn die Häutungsvorgänge erkannt worden sind und da das nicht geschehen, dürfte ein kurzes Referat der Hauptleistun- gen genügen. Lavalle?) beschreibt die Haare so, dass die Beschreibung ganz wohl auf die Hörhaare passen könnte, aber freilich, um sichere Schlüsse zu gestatten, nicht weit genug eindringt. Die Haare entspringen aus einem in die Schale eingegrabenen Bulbus, sind hohl und an sie heran führt 4) S. bei Alpheus. 2) Recherches sur le test des Crustaces Decapodes. Annales d. Sciences na- turelles 4847. = Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 381 ein Canal. Bisweilen bleibt die Röhre des Haares an der Basis offen und eommunieirt mit dem Canal, der durch die Dicke der Schale läuft. Das Haar ist mit einern Mark, ähnlich demjenigen höherer Thiere gefüllt, wel- ‚ches zuweilen mit der Materie, die den Porencanal ausfüllt, communicirt. Hollard') bestätigt diese Angaben, hat aber (wenn En ihn citiren rf) noch etwas vollständiger die Sache erkannt. Die Schalencanäle näm- lich, die den Haaren entsprechen, sind von einer membranösen Ausklei- ng eingenommen, welche die Basis von jenen umfasst, so bilden sie follikuläre Säcke, welche abwärts in eine conische Site. auslaufen und dort ein Ernährungssystem aufzunehmen scheinen, dessen Bruchstücke eicht in den meisten Präparationen wieder erkähnt werden. Dies ist alles, ‚was Hollard von den Krebshaaren sagt. Ein Haar der Fliege, in ' auffallendem Lichte gezeichnet, hat einige Aehnlichkeit mit Hörkäaren, eines von Notonectes glaucus im Schein ären Durchschnitte mit dei Querschnitt der Fadenhaare von Careinus. Einmal endlich wird bei den Jaaren von Dyliscus von einem »fillament netltement desine comme le se- ait un filet nerveux« gesprochen. Ich kann in der Abbildung durchaus nichts Nervenähnliches erkennen. Leider weiss ich die beiden eben citirten Arbeiten für uns in keiner /eise zu verwerthen; anders mit derjenigen von Campbell de Morgan?). Dieser giebt nämlich nach nr TERN Dun der Literatur die en 3 ehabt, ja ist ee, so vertraut mit seinem Object en on er fand, wie beim Ausreissen des Haares die Scheide (unser Haartubus) oft mit herausgezogen wird, aber dass dies alles mit der Häutung und Neu- bildung ‚der Haare zusammenhängt, ist ihm gar nicht in Be Sinn ge- kommen! Ebendarum ist wohl diese naive und so leicht zugängliche / eine gute Bestätigung meiner Angabe, die ich allen Zweiflern | emp! ehlen darf! ‚Ein specielleres Referat glaube ich unterlassen zu dürfen; es wird eben beschrieben , . wie bei dem Thier die Tuben so blass und ben bei jenem deutlicher Id aus Chitin gebildet; wie hier die in die alten Haare hereinragenden Spitzen einfach, dort mehrfach gefasert, ja zuweilen so- gar yefiedert seien, kurz eine grosse Menge von Thatsachen, die uns ganz bedeutungslos no sind. Der Autor hat die Nerven ganz wohl ge- sehen und hier und da bis in die Nähe der Haare verfolgt, über ein wirk- | liches Ende oder über Chorden findet sich keine positive Angabe. er ars Magasin d. Zool. 4854. p. 289, N On the Structure and Functions of the Hairs of the Crustacea. Philosophicai Transactions 1859. 382 Dr. V. Hensen, u rn er a Te Untersuchung von Spiritusexemplaren. Die nun folgenden Untersuchungen einer Reihe von Krebsen können vielleicht trotz, grosser Unvollständigkeit dazu beitragen, eine freiere Uebersicht über unser Thema zu gewähren. Einzig durch die Liberalität des Herrn Professor Behn ist es mir möglich geworden, die Zahl der be- } obachteien Krebse um ein Bedeutendes zu vermehren. Nun aber bleibt die Untersuchung an Spirituspräparaten und bei doch beschränkter Zahl der Objecte stets nur recht unvollkommen und das ist der Grund, wes- | halb ich hier die Resultate gesondert gebe. Es handelt sich zwar nur um j Chitingebilde, aber es ist eine der angreifendsten Arbeiten z. B. bei’ einem Grapsus oder Myctiris die Haare zu mikroskopiren, ja auch nur zu‘ entscheiden, ob von einem vorliegenden Porencanal ein Haar abgeht oder schon ahgerissen ist, und die Chorden bekommt man auffallend schwer“ zu sehen; trotzdem nie man immerhin meinen positiven Angaben, übersehen habe ich vielleicht Vieles. Namentlich die Angaben uber die Otolithen und die Erforschung feiner und blasser Haarspitzen sind durch Spiritusniederschläge etwas getrübt. Bei allen Thieren habe ich auch nach den Riechhaaren gesehen, wo ich davon schweige, verhalten sie sich wie | gewöhnlich. Indem wir mit den niederen Formen beginnen, wollen wir zunächst über Phyllosoma, Alima, Erichthus und die Haare von Carcinus maenas berichten. 0 Phyllosoma. Ueber dieses Thier besitzen wir bereits eine Angabe von Krayer'), wonach zwei Hörsteine unter dem Rückenschild in der Hirnmasse verborgen sich befinden. Um dieselben zu sehen, sollte jedoch eine Compression nöthig sein, die nicht geschehen durfte: Unter un- seren Thieren fand sich ein Glas mit kleinen recht durchsichtigen Indivi- duen, die jedoch von den erwähnten Steinen nichts zeigten. Dagegen fan- den sich auf der inneren, nicht aber der äusseren Antenne spärliche, kurze, gefiederte Haare. Diese sassen in weiten Porencanälen, ganz wie die Hörhaare von Carcinus in ihren Bechern. An eines derselben habe ich zweifellos einen langen Faden heranverfolst, den ich mit Bestimmt- heit für eine Chorda halte. Es scheint ls: in sie herein die Hör- function des Thieres zu verlegen, da am übrigen Körper keine mit Horn haaren zu vergleichende Anhänge auizufinden waren. Alima gracilis M. Edw. Nach einer Ohrhöhle oder Otolithen Bi vergeblich gesucht. Auf der äusseren Seite der Antenne finden sich eine geringe Anzahl von 0,05 mm. langen, feinen, gefiederten Haaren, die Einpflanzung derselben in die dicke Schale des Thiers und ihre Beweg- lichkeit machen es mir wahrscheinlich, dass wir hier Hörhaare vor uns haben. Am ganzen übrigen Thier waren keine entsprechenden Haare auf- zufinden. N) loe. cit. pag. 283 Anmerk. Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 383 Erichthus sp.? Dies Thier verhält sich genau ebenso wie Alima, nur stehen die Haare an den betreffenden Stellen dichter und zahlreicher. Erichthusform der Larve von Garcinus maenas. Eine Larve - der dritten oder vierten Häutung hatte ich mir seit einiger Zeit in Liquor j aufbewahrt, leider gingen davon durch mein Ungeschick die inneren An- tennen verloren, ehe ich die Basen derselben deutlich gesehen hatte. Auf dem Schwanze bemerkte ich an jedem der A (?) ersten Glieder je 2 kurze scheinbar gefiederte Haare, die in einem weiten Porencanal, der aul der einen Seite eine Wulstung (Zahn) zeigte, aufsassen. Gerade so sind die Hörhaare eingepllanzt und da der ibrige Körper des Thieres "nichts Aehnliches zeigte, spreche ich sie als schallempfindende Appa- rate an. ; Alle beschriebenen Thiere besitzen jedenfalls nur ein sehr rudimen- täres Gehörorgan, ebenso freilich sind auch die Riechhaare nur sehr "spärlich. Bekanntlich ist man geneigt, die ersten drei für Larven zu hal- ten, vermuthet man richtig, so würde diese geringe Entwicklung der - Sinnesorgane einfach erklärt sein. ‚ "Leueifer Thomps. Dies Thier ist so oft schon untersucht, dass eine Bestätigung des Befundes weiter nicht nöthig ist. Der Otolith liegt in ei- ner geräumigen Höhle, in der er hoch an der Decke schwebend gehalten wird. Er ist rund, etwas abgeplattet und bricht das Licht sehr stark. Die "Untersuchung des isolirten Steins ergiebt, dass er weich und sehr leicht zerqueischbar ist, dass er ferner bei einem geringen Natronzusatze sich augenblicklich arlos auflöst, durch verdünnte Salzsäure dagegen erst zu einem Tropfen einschmilzt, um dann auch zu vergehen. Bringt man den Stein isolirt auf ein Deökslas und glüht, so hinterlässt er keinen nennens- werthen Rückstand. Er besteht also ganz aus einer eigenthümlichen or- ganischen Materie. In den Otolithen hinein gehen, in nicht grosser Anzahl, ‚lange, winklig gebogene Haare, die ihn tragen. Dieselben ziehen sich bei unvorsichtiger Präparation intact aus dem Stein heraus. An ihrer gebläh- ten Basis findet sich ein deutlicher Zahn, ihre grosse Feinheit verwehrt eine eingehendere Beschreibung. Auf der freien Fläche der Antenne fin- den sich nur an zwei Stellen Hörhaare mit kugeliger Basis, auf dem Sacke und dieht vor der Spaltung der Antenne in die Geisseln. Der mittlere Schwanzanhang zeigt zwar eben solche Auftreibung wie der von Mysis, | ‚aber keinen Stein dankt. Auf dem Schwanze findet sich kein Hörhaar. I & Sergestes atlanticus M. Edw. Die grossen von Krayer ent- deckten Otolithen dieses Thiers verhalten sich wie jene von Leucifer. Die Haare i im Otolithensack, die gekrümmt sind und wohl alle an den Stein gehen mögen, stehen in 2 Längs- und 3 diese durchkreuzenden Quer- reihen, sie Sind verschieden gross, mit deutlicher Kugel versehen, min- destens 58 an der Zahl. Auf der Fläche des Dorns finden sich 7 freie Hörhaare, der ersten Querreihe entsprechend 5, an einzelne derselben sah ich die Chorda herangehen. Die Riechhaare sitzen den Zeichnungen Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XI, Bd, 25 | | F 384 Dr. V. Hensen, Krayer' s entsprechend nur an der AR ollenen Basis der Hauptgeissel der inneren Antenne. Durch die letzten beiden Thiere ist die Mannichfaltigkeit der Otoli- ihen bei den Krebsen zu einer verwunderungswürdigen Höhe gediehen. Ich dachte zunächst, es könne dabei eine lösende Wirkung des Spiritus in Betracht kommen, doch besassen sehr lange aufbewahrte Mysis unse- res Hafens ihre Otolithen ganz unverändert. Es finden sich hier also wirklich recht bedeutende und vorläufig nicht recht verständliche Unter- schiede, darum wieder das Gehörorgan von Mysis anzufechten oder in meinen bezüglichen, so einfachen Reactionen einen Irrthum zu vermu- then, möchte ah richtig sein. Thysanopoda (rieuspida?) M. Edw. Schon Kreyer giebt an, dass ein Hörsack diesem Tbiere fehle, ich kann das bestätigen, jedoch finden sich auf der inneren Antenne mindestens 3 Querreihen von Hör- haaren. Auf dem Schwanze finden sich auch hier keine. Die Riechhaare sitzen büschelförmig an der Wurzel der einen Geissel. Krayer hat ge- wisse kugelige Bildungen, die sich am Thorax und Abdomen dieser Thiere vorfinden, sehr genau beschrieben und ist zweifelhaft, ob er sie nicht etwa als Otolithen zu deuten habe. Diese Organe fand ich wieder, jedoch wollte es mir nicht glücken, recht in ihren Bau einzudringen. Sie für Gehörorgane zu erklären, fand ich jedoch keinen Anhaltspunkt und glaube deshalb eher, dass Kroyer das Richtige getrofien hat, wenn er sie mit Leuchtorganen zusammenstellt. Hippolyte Leach sp. var. Ueber die Otolithen dieses Thiers sind, wie man sich erinnern wird, von Leuckart und Krgyer widersprechende Angaben gemacht, daher war ich auf den Befund hier sehr gespannt. Zu meiner Verwunderung fand ich, dass die untersuchten drei Species, wel- che sämmtlich keine Orbita hatten, wohl freie Hörhaare auf Antenne und Schwanzanbang, dagegen weder Hörblase noch Otolithen besassen ?). Dieser Befund ist verglichen mit dem eingangs beschriebenen von einer kleinen lebenden Hippolyte mit Orbita etwas räthselhaft, es han- delt sich wahrscheinlich um zwei auseinander zu haltende Genera. Pandalus Leach sp.? Island. Auch hier wollten sich, entgegen den Angaben Äreyer’s, weder Hörblase noch Oitolithen finden lassen, da- gegen sind auf seiner Antenne die gewöhnlichen Hörhaare vorhanden, Vielleicht dienen auch noch andere eigentibümliche Haare der Hörfunction. Obigen drei Tbieren darf man wohl nur ein ziemlich stumpfes Ge- 4) Es schien Pflicht, nach Kräften diesen Gegenstand aufzuklären und ich wandte mich daher mit der Bitie an die Herren Prof. Kreyer und Leuckart, mir ein betrefien- des Thier zuzusenden. Krgyer hatte die grosse Freundlichkeit, mir Hippolyte acu- leata Fabr. zu senden. Auch an diesem Thier war es mir nicht möglich, Otolithen oder Hörblase nachzuweisen, weshalb ich zu meinem besondern Bedauern den be- treffenden Angaben von Krgyer widersprechen muss. Leuckart hatte, wie er freund- lichst mittheilte, keine H. viridis mehr in seinem Besitz, so dass also noch weitere Naebrichien über dieses Thier zu wünschen bleiben. Be) Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 385 hör zuerkennen, denn nach allem darf man vermuthen, dass die Schärfe des Gehörs von der Anwesenheit der Otolithen bedingt wird. | Alpheus Fabr. sp.? Nikobaren (Fig. 45). Dies Thier besitzt einen sehr entwickelten Gehörsack, er ist weit, von ovaler Form und liegt in der inneren Antenne. Der Eingang in denselben ist gleichfalls weit und relativ frei. Der Seitendorn nämlich ist ähnlich wie bei Crangon zu einem mehr selbstständigen Blatt geworden und kommt an die Ohröffnung nicht heran, dagegen wird diese durch, vom hinteren Rande vorspringende, Schutzhaare gedeckt. Die Höhle selbst zerfällt in zwei Abtheilungen, eine hintere, in der Steine angehäuft liegen und eine vordere, die leer ist. Auf ihrer unteren sowohl wie seitlichen Wand stehen zwei Arten Haare, die einen haben die Otolithen zu tragen und bilden an der Unterwand der hinteren Ab- theilung ein weites Oval, Ich habe sie leider nicht gezäblt, doch sind es mindestens 40. Ihre ganze Länge konnte nicht bestimmt werden, jedoch bis zur Einknickung (Ende der Linguia) dieser Hakenhaare finde ich 0,05—0,0635 mm. Länge und von Lingula bis Gegenzahn 0,0075— 0,0425 mm. Breite, je naeh der Ordnung im Oval; jedoch die Messung ' war unsicher, ' Die Form der Haare ist nun gerade so wie die der Otolithenhaare - von Palaemon, weil sie aber grösser sind, lassen sie sich weit leichter beobachten. Die Haarkugel ist sehr deutlich, sie entspringt von einem niedrigen Ring um den Porencanal herum. Der Zahn ist durch einen ziemlich breiten Streifen der Membran F von dem Haarschaft getrennt. Die Lingula liegt, an ihrer Dünnheit kenntlich, auf der den Otolithen zugekehrten Seite des Haarschaftes und zeigt wie bei Palaemon am An- fang einen glänzenden Knoten, der für ER Chorda bestimmt sein wird. Die Fiederseite des Haares ist sich hier diekwandig und verengt durch ihre wolkige Belegmasse, namentlich am Anfange des Schaltes, das Lü- men des Haares sehr, Die Haarspitze ist gefiedert. ‚Die zweite Art Haare (Fig. 45 B. C.) ist nach aussen von en Otoli- Ihen und namentlich im vorderen leeren Raum in grosser Menge vorhan- den. Sie ist 0,5—0,15 mm. lang und 0,04—0,00 5mm. breit, den Grup-_ penhaar en von Carcinus maenas ähnlich, nur gestreckter. Die Haare sind einem Becher h eingepflanzt, dessen Wände auf der Innenseite eine Vor- ragung B, a. besitzen, von dieser aus scheint die dünne Membran f zu enispringen, die an den Haarschaft geht und ihn trägt. Bei Seitenansich- ' ten, namentlich der grossen Haare C, fällt es auf, dass die eine Wand bedeutend dünner ist wie die oa. die dünnere entspricht der Lin- gula l, die dickere .der Fiederseite des Haares. u ‚Der Anfang des Haarschaltes ist anscheinend ähnlich ausgehöhlt und verschlossen wie der des Schwimmhaares von Palaemon (Fig. 43 A.). Die genauere Beobachtung des Verschlusses ergiebt nun, dass derselbe durch eine Vorragung der wolkigen Belegmässe der Beerseie gebildet an 386 Dr. V. Mensen. wird, die an jener Verschlussstelle der Haarhöhlung sich besonders stark entwickelt hat und sogar einen Fortsatz d gegen den Anfangstheil der Lingula hinabsendet. Ob dieser Apparat etwa zur Dämpfung dienen soll, ob er etwa auch bei der Ausstülpung des Haares die Chorda an die Lin- gula heranzudrängen und somit ihre Verwachsung an richtiger Sielle zu sichern hat, steht zu erwägen. | Das Verhalten, von dem Andeutungen sich auch schon an den Oto- lithenhaaren von Alpheus finden, dürfte, einmal erkannt, sich als ein nicht nur den Hörhaaren, sondern allen Haarsorten gemeinsames, aber je nach der Function modificirtes sich herausstellen. Es bedarf einer durch grosse Reihen von Haaren durchgeführten Un- tersuchung, um den Gegenstand zu übersehen, weshalb ich mich weite- rer Reflexionen zu enthalten habe. | Auf der freien Oberfläche der Antennen stehen einige der gewöhn- lichen Hörhaare. | Pagurus Fabr. (Fig. 46). Schon Farre beschreibt und zeichnet das Hörorgan dieses Krebses, daher können wir in Hinsicht auf Form des Hörsackes und der Otolithen auf ihn verweisen. Die Haare sind in Rei- hen angeordnet, stehen aber im Uebrigen ziemlich unregelmässig ver- theilt, alle sind gerade und von derselben Bildung, nur ihre Grösse va- riirt etwas. Auffallend ist an ihnen namentlich die Form der Basis. Aus einer relativ weiten tellerförmigen Vertiefung der Sackhaut h, welche dem Haarbecher entspricht, erhebt sich ein starker Knopf etwas über die Fläche der Haut hinaus (a). Ob dieser ganz hohl ist oder mehr solide und nur von einem engen Porencanal durchbohrt, liess sich nicht sicher aus- machen. Von der oberen Fläche desselben entspringt die Kugelmembran f, die, irre ich nicht, auf ihrer einen Seite verdickt ist, d. h. dort den Zahn bildet. Das Hörhaar zeigt deutlich die convexe Lingulafläche, ebenso ist an seinem unteren Abschnitte der Unterschied einer dünnen Haar- wand (Lingulaseite) und einer dickeren (Fiederseite) ganz wohl bei ent- sprechender Lage nachzuweisen. Porcellana Lamk. Der Hörsack liegt in der inneren Antenne; diese selbst zeigt auf ihrer Oberfläche eine Reihe ausserordentlich starker hohler Haare, die an der Stelle stehen, wo sich die Antennenhaut nach innen umstülpt, wahrscheinlich schützen diese Haare eine Oeffnung des Sackes, die aber nicht nachgewiesen werden konnte. Der Hörsack ist überal! dünnwandig, aber nicht rund, sondern durch eine Ausstülpung (Recessus) an seinem Grunde und durch eine Vorbucklung der einen sei- ner Seiienwände etwas unregelmässig geformt. Es finden sich in ihm wesentlich drei Haarsorten. n, Auf dem Buckel verstreut sitzen 9,0225 mm. im Durchschnitt lange, spitz auslaufende, glänzende und ungefiederte Haare, die aus weitem Po- rencanal entspringen. # Ausser dieser, mit den Gruppenhaaren von Careinus zu vergleichen - Siudien über das Gehörorgan der Decapoden. 387 den Art, läuft über die Fläche des Buckels hin eine einfache Reihe von 26 sehr feinen, 0,12 mm. langen, Fadenhaaren. Dieselben sind an der Basis mit einem lichtbrechenden Punkte versehen, plati und kehren sich ihre schmalen Kanien so zu, dass sie einen durchbrochenen, vorragen- den Wall, eine Art Stacket bilden, welcher in den Hörsack vorspringt. Am unteren Ende dieser Reihe finden sich in wenig geänderter Richtung fortlaufend noch 10 weitere, gesperrter stehende Haare, welche in den Recessus sich hinein erstrecken. Sie sind breiter und kürzer wie die Fiederhaare, vielleicht auch gekrümmt und eingeknickt und ähneln so- "mit den Hakenhaaren von Careinus. Von den untersten dieser Haare aus läuft nun Sieder eine Reihe von 48 ziemlich starken auch 0,72 mm. langen Haaren zurück, welche, in - einer Reihe stehend, mit ihrem weiten Porencanal durch ine lange Mi bran, vielleicht durch eine wirklich vorragende Haarkugel verbunden sind. Die Haare selbst sind gerade, mit deutlicher Lingula und langen, sehr zarten Fiedern versehen. Sie und die vorhererwähnten 10 ragen, wenn mich nicht ein Spiritusniederschlag arg täuschte, in eine im Re- cessus liegende Steinmasse hinein. Auf dem Schwanze finden sich keine gewöhnlichen Hörhaare. Hippa Fabr. Ganz hinten in der inneren Antenne findet sich ein eomplieirt gewundener Sack ohne Otolithen. Es sind in demselben über \ 4100 Haare vorhanden; von diesen stehen 45 in einer Gruppe und sind _ wie die Gruppenhaare von Garcinus maenas gebaut, nur ist ihr Anfangs- iheil sehr stark glänzend. Die übrigen Haare sind in Reihen angeordnet, aber so fein und blass, dass ich sie nur mit Wahrscheinlichkeit für Fa- denhaare anspreche. | Diese Feinheit der Hörhaare ist um so merkwürdiger, als die Haare der Oberfläche sich gerade durch ihren groben Bau auszeichnen. An den Stellen, wo sonst Riechhaare sich finden, stehen hier nur grobgefie- derte Schäfte mit Zuspitzung zwar ihres Endes, aber ohne jenes auffai- lend glänzende Korn. Es scheint mehr als zweifelhaft, ob dies Riechhaare sich, und sonst fand sich nirgends etwas in dieser Richtung zu Deuten- des. Man muss aus dem Bau der äusseren Antenne schliessen; dass die Hippa nach lebender Beute auf der Lauer liegt, also dazu wenigstens der Rieehhaare nicht sehr bedürfen wird. Die nun zu, beschreibenden, in der Luft lebenden Thiere möchten hl das entwickeltste Gehörorgan von allen Krebsen haben. ) Gelasimus Latr. (Fig. 47.). Die untersuchte Species dieses klei- nen Krebses birgt in ihrer inneren Antenne nach ungefährer Zählung je- derseits 176 Hörhaare und zwar wiederum drei verschiedene ‚Arten, aber keine Ötolithen. In der einen Ecke des as stehen 45 Gruppenhaare, welche nichts besonders Ausgezeichnetes vor anderen Formen ihrer Art voraus haben. Ferner stehen in einer einzigen 0,5815 mm. langen Reihe, die 388. r Dr. V. Hensen, mehr als die halbe Peripherie des Sackes quer umspannt, 73 Fadenhaare ziemlich dicht neben einander wie nach der Schnur aüfgereiht. Diese Haare (Fig. 47 A.) sind an ihrem Anfangstheil abgeplattet, wenn sich gleich an dem unteren Ende selbst ein kleiner Knoten findet, und stehen mit ihren schmalen Kanten einander zugekehrt. Nach der Spitze zu run- den sie sich allmählich ab und bilden dann in sich ein glänzendes, läng- liches, scheinbar das Lumen des Haares abschliessendes Korn 5b, von diesem ab setzt sich das Haar noch etwa um '% der ganzen Länge fort, um dann ohne besondere Zuspitzung aufzuhören. Die Haare sind 0,2 mm. lang, doch könnien sie an dem einen Ende der Reihe wohl um etwas kürzer sein. Die dritte Art Haare (Fig. 47 B.) scheint den Hakenhaaren von Car- cinus zu entsprechen, doch ist sie hier von den Fadenhaären nur durch etwas grössere Breite und Stärke zu unterscheiden. Dabei stehen aber diese Haare unregelmässig auf einem bestimmten Bezirk zerstreut, 88 an Zahl, wahrscheinlich noch zahlreicher. | Die Riechhaare der Antennen sind sehr spärlich (6—10), kurz und rudimentär. Ocypoda Fabr. Was die Form dr Haare betrifft, verhält sich dies Thier wie Gelasimus, doch sind die Haare vielleicht noch zarter. Die Gruppenhaare sind hier auch sogar in einer einfachen, aber etwas gebo- genen Reihe angeordnet, doch wird man sie ihrer gröberen Form wegen nicht mit den anderen Haarsorten verwechseln können. Die Fadenhaare ‚stehen in sehr langer, einfacher Reihe ganz dicht neben einander und sind daher wohl noch reichlicher wie bei dem vorigen Krebs. Die nicht gekrümmten »Hakenhaare« sind auch hier zahlreich, Otolithen fehlen. Glieder der inneren Antenne und Riechhaare vermisste ich ganz. Grapsus Lamk. verhält sich ganz ähnlich wie die beiden vorher- gehenden. Sesarma Say (Fig. 48A.). Nach den Haaren dieses Krebses möchte man schliessen, dass er häufiger im Wasser zu hören hat wie die drei vori- gen Arten. Er hat mindestens 454 Hörhaare und zwar wiederum die drei Formen. Die Gruppenhaaäre, 33 an Zahl, sind lang, gerade und enden mit einem glänzenden Knopfe an der etwas umgebogenen Spitze, ganz ähn- lich wie die in der Figur gezeichneten Hakenhaare. 51 Fadenhaare ste- hen in langer Reihe auf einem ziemlich scharfen Kamm, diese verhalten sich ganz so wie bei Gelasimus, nur das glänzende Knötchen mangelt |f ihnen, ihre Länge ist 0,2 mm., ihre grösste Breite 0,0057 mm. ae Hakenhaare (Fig. 48 A.) sind sehr klein und kurz 0,02 mm., sie sind hakenförmig. umgebogen und tragen an ihrer Spitze wiederum die Narbe n wie die Gruppenhaare; jedoch es wäre möglich, dass’ das Haar sich | noch über diesen Knopf hinaus fortseizt. Von den Riechhaaren habe ich | nichts notirt. e Nautilograpsus M. Edw. Dieser verhält sich nur insofern ab- Studien über das Gehörorgan der Desapoden. | 389 weichend von Sesarma, als den Haaren die glänzenden Knöpfe, trotzdem dass sich auch hier die Spitze eine Strecke vor dem Ende ganz abrundet und verdünnt, völlig fehlen; auch habe ich notirt, dass man einen Oteli- thenplatz (an den Poren) unterscheiden könne, was bei dem vorigen nicht so der Fall war. Es ist mir von Bedeutung, dass das untersuchte Thier aus dem Mara di Sargasso stammt, also entschiedener Wasserbewohner ist, denn ge- rade in jenen glänzenden, offenbar soliden und die Spitze des Haares ge- wichtiger machenden Körnern scheint mir ein gewisser Anschluss an die supponirten Gehörorgane der Insecten zu liegen, allerdings ist die Ana- logie nur sehr schwach. Das Gehörorgan der heiden folgenden Tbiere scheint rudimentär zu sein. Pinnotheres pisum Latr. Es sind im Hörsack des ® ziemlich lange Gruppenhaare in einiger Menge vorkanden, ausserdem lässt sich auch noch eine Reihe von 5 grossen Porencanälen (Haarbechern) erken- nen, deren Haare aber nachzuweisen mir nicht recht glücken will, Ich sehe wohl Fäden davon entspringen, aber diese sind so fein, als wenn es recht dicke Chorden wären. Myetiris Latr. Die eine freie Fläche der inneren Antenne ist reich mit gefiederten Haaren versehen, in denen Hörhaare zu erblicken ich besonders geneigt bin; übrigens zeigen auch die meisten anderen Bra- chyuren und Porcellana Aahnliches. Im Hörsack scheinen sich nur Haken- haare vorzufinden. Einige davon sind grösser und stehen mehr isolirt, andere sind in Reihen geordnet, aber haben auch nur die Form von ' Hakenhaaren. Die folgenden Gäleder der inneren Antenne sind rudimen- tär, Riechhaare wurden nicht sicher aufgefunden. Die nun folgenden Thiere nähern sich dem Typus von Carcinus im- mer mehr. in Lupea pelagica? Leach. Der Hörsack zerfällt sehr deutlich in einen vertikalen und horizontalen Theil. Der Buckel ist vorhanden, da- gegen ist an Stelle des Hammers von Carcinus eine mehr gleichförmig verdickte Leiste der Sackwand aufgetreten, die sich in der Function mit dem Hammer gleich verhält. Die Halbcanäle sind nicht sehr in die Augen springend, die innere Oberfläche des Sackes ist höckerig. Die Gruppen- haare siehen wiederum in der lateralen vorderen Ecke des Sackes, jedoch sind sie in einer doppelt besetzten Bogenlinie angeordnet. Sie sind 0,3188 mm. lang und platt, ihre Breite nämlich beträgt 0, 01587 mm., ihre Dicke 0,00187 mm. Ihre Spitze ist lanzettförmig und mit einer klei- nen n lichtbrechenden Narbe versehen. ‚Die Fadenhaare sind wie bei Carcinus angeordnet, sie sind recht fein, ihre Spitze war leider stets verhüllt. Der Otolithenplatz ist stark ausgebuchtet, die Haare um denselben sid. ‚Hakenhaare wie bei Careinus. 390 Dr. V. Hensen, Platycareinus pagurus, grosses Exemplar. Der verhältniss- mässig kleine Hörsack zeigt keine bemerkenswerthen Verschiedenheiten von. dem eben besprochenen. Die Gruppenhaare, ca. 70 an Zahl, stehen in der einen Ecke sehr gesperrt, auch auf dem Buckel stehen 36 Faden- haare nur in sehr lichter Reihe. Letztere "sind verhältnissmässig grob und kurz; 0,0075 mm. breit und 0,2625 mm. lang, an der Spitze ge- fiedert. / ihr Der Otolithenplatz ist oval, aber nicht sehr auffallend, d.i. die cha- rakteristischen Porencanäle hören nicht plötzlich auf, sondern verlieren sich allmählich. Die Hakenhaare sind wie bei Garcinus. Pilumnus Leach. Die drei Haararten finden sich auch hier in der bekannten Anordnung vor. Die Gruppenbaare sind wenig abgeplattet, an ihrer Spitze findet sich die glänzende Narbe. Die Fadenhaare, einige 30 an Zahl, sind sehr lang, an der Spitze verhalten sie sich wahrschein- lich so wie die von Carcinus, in der Mitte etwa ihrer Länge haben sie eine kleine Anschwellung, die an das Verhalten bei Gelasimus erinnert, nur ist bei Pilumnus die Anschwellung undeutlicher und namentlich nicht glänzend. Der Otolithenplatz ist deutlich, die Hakenhaare um ihn haben auf der Spitze einen kleinen Knopf. Chlorodius Leach. Das Verhalten ist wie das von Carcinus be- schriebene.. Nur die Gruppenhaare sind erwähnenswerth. Sie stehen nämlich von einander getrennt in einem grösseren und kleineren Hau- fen, sind ausserdem an ihrer Kante mit zwei blassen steifen Fiedern versehen und haben eine verdickte Stelle, die Narbe ganz seitlich an ihrer Spitze ansitzend; die Kugelmembran ist besonders deutlich wahr- zunehmen. | Trapezia Latr. Der Otolithensack dieses zierlichen Krebses ist nur wenig von demjenigen von Garcinus verschieden. Der Buckel ist na- mentlich nicht oval, sondern halbmondförmig ausgeschnitten. In allen übrigen Theilen haben sich keine Unterschiede herausgestellt. Hyas araneus Leach (Fig. 8 B). Diese Dreieckkrappe hat ein wenig entwickeltes Gehörorgan. Wir ifinden im Hörsack nur eine grosse Anzahl Gruppenhaare, welche, wie die Fig. zeigt, rundlich aus weitem ‘und langem Porencanal p beginnen, sehr blass und sehr platt werden und mit der Narbe n enden. An diesem Thier fand ich Haartuben ent- wickelt. Auf der inneren Antenne selbst sassen viele Haare auf, die mit | Hörhaaren nahe verwandt schienen. So wenig vollständig auch zu meinem grossen Leidwesen die vor- liegende Reihe ist, scheint es doch am Platze, die. Resultate übersichtlich | zu ordnen. Das Zeichen + bedeutet, dass Haare in nicht näher bestimm- ter Zahl vorhanden sind, 9 dass sicher keine vorhanden waren. Die Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 391 Buchstaben F dass Farre, S dass v. Siebold, L dass Leuckart, K dass ah und H dass ich das Thier untersucht häber I Kr nanne Ina Hörhaare Ontersucnen Autor = See nlaane d. Antenne d. Schwanzes ier | a Maass Maass | N I: | Zahl | nk hı En Souleyei ET Soutsger | =] | =. © Leucifer Huxley + 3 v .£ = R.H.H. 5 5 |Sergesies K. H. 58 123 | N Ss= L.un Frey| .„, =. |Mysis nn. 7 10,06—0,08| 26 55 ES |Hippolyte L. H. 4 + ? . \Mastigopus 2 ? 2 23 Bee | T. 0 + 10,05 N) = = |Erichthus | H. 0 + 10,05 (N) © &}JPhyllosoma ı K.H. 0 + 0 © = \Thysanopoda | K. HA. 0 ir 0 @2 oe Hippoiyie K.H. 0 + + = S = Pandalus K.H. 0 = + 2 a ee s z 40 ca.| 0,09 120 ca.| 0,06 —0,4| 130 10,04—0 08 er . . = Pasiphea un a ? ? | 3 |Alpheus H. 2 + ? | 2 ICrangon K.H: 710,075 45 7A = YAstacus A Er + ? ? 7 |Gebia H. ie ? + ‘5 |jPagurus F.K.H. | + 2 ? o |Palinurus F. K. ie 12 ? = |Nephrops S. K. ? 7 ? & & ILithodes KR. ? ? ? ui NER | Hakenhaare Fadenhaare Gruppenhaars ? Porcellana H. 38 0,42 26 0,18 9 | 0,225 S {Hippa H. 55 N) 45 = |Pinnotheres H. ? ? En S [Myetris H. + N) 0 8 IGelasimus H. 88 73 0,2 45 2 |0cypoda A. as + ie = |Grapsus H. + 2“ + = |Nautilograpsus HE + SR S )Sesarma H. =ie 0,02 51 0,2 33 | 3 \Lupea H. Tr a 111130, 3 3 jPlatycarcınus H. -- 36 0,26 70 | 2 jPilumnus H. + 30 + an IChlorodius H. + 1 + 8 |Trapezia H. 4 + + ‚3 [Careinus H. 3010,08 Br 0 u En m apa H. N) 0 | + Vorstehender Tabelle gegenüber empfinde ich wiederum recht leb- ‚haft die Unvollkommenheit meiner Untersuchung. Wenn man von der Frage ausgeht, ob jedes Haar wohl einem Tone entsprechen könnte, so ist so gut wie Nichts entschieden, ja vielleicht 392 Dr. V. Hensen, sogar ein Entscheid gegen diese Ansicht durch die immerhin schon er- sichtlichen starken Verschiedenheiten der Haare und ihrer Maasse gege- ben. Ob diese sich nun bei genauerer Untersuchung stärker heraus- ‚gestellt haben würden oder nicht, steht dahin. Ein Umstand.ist jedoch vorhanden, der die Ungründlichkeit der Tabelle weniger fühlbar zu machen geeignet ist. Die Zählungen und vor Allem die Messungen sind so schwierig, letzieres namentlich wegen der sogar selten völlig horizon- talen und gestreckten Lage auch nur weniger Haare, dass es geradezu nicht geht, an Spirituspräparaten Maasse zu gewinnen, wie sie zur Ver- gleichung z. B. mit der Schwingungszahl der Töne:u. s. w. nöthig zu sein scheinen. Dann ist es aber sehr fraglich, welche Maasse eigentlich in akustischer Hinsicht in Betracht kommen; es würde wirklich eine solche Tabelle leicht eine hemmende Spielerei mit Zahlen geworden sein. Die Untersuchung einer einzigen Thierspecies auf die Grösse der Haare und deren einzelne Maasse von Jung und Alt verglichen mit den Eigen- tönen des einzelnen Haares würde eine Basis sein, die alle anderen Maasse unnütz machen müsste. Eine solche Untersuchung konnte ich nicht mehr machen, denn sie auch nur zu versuchen würde verkehrt gewesen sein, allein schon weil mir ein Apparat, reine Töne zu erzeugen, fehlt. Zum Abschluss des anatomischen Theils würde es nun noch erübri- gen zu untersuchen, wie sich unsere Befunde zu den Verhältnissen an- derer Thiere stellen. Zunächst liegt nahe, nach den niederen Krebsen zu fragen. Diese habe ich zwar darauf angesehen, da ich jedoch fand, dass klare und sichere Beobachtungen hinsichtlich der Chorden nicht gleich zu machen waren, dehnte ich meine Untersuchungen nicht auf sie aus. Nach den Beobachtungen Zeydig’s scheinen mir mit Wahrscheinlichkeit die Haare Hörapparate zu sein, welche er als mit Nerven verbundene von Branchipus stagnalis‘) zeichnet, welche sich am Kopfe von Lynceus?) vorfinden und welche von Assellus aquatieus®) an der inneren Antenne durch denselben Autor aufgefunden und beschrieben sind. Was die Insecten betrifft, scheinen mir jene von Leydig beschriebenen Nerven aufliegenden Haare der Larve von Corelhra plumicornis?) hierher zu ge- hören, welche mit einem federnden Apparate an der Basis versehen sind. Ferner scheinen mir namentlich die mit Haaren besetzten Höhlen der inneren Antenne von Musca vomitoria®) in dieser Hinsicht beach- tenswerih, ebenso gewisse Bildungen der Endcylinder der Palpen. Die sehr schwer zu erforschende, offenbar auch noch nicht spruch- reif erforschie Structur der Bein- und Flügelorgane der Insecten scheint mir nicht zur Annahme einer Gehörfunction dieser Organe zu zwingen; dagegen ist die wechselnde Lage der letzteren, welche dann in der Luft 4) Zeitschrift für wissenschaftl. Zoologie 1851 pag. 280 u. pag. 438. 2) Daphniden. 3) Müller's Archiv 1860 Taf. Vili. Fig. 4. 6, Fig. 95, Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 393 ausgespannt, dann unter den Flügeldecken verborgen, dann bewegt, dann wieder ruhend sich verhalten, für ein Gehörorgan sehr auffallend. Trotzdem jedoch ist anzuerkennen, dass der Apparat, den Manche als Kraftmesser auffassen wollen, dem Princip der Hörhaare nicht ferne wird stehen können, und daher einigermaassen mit unserem Krebsgehör wird übereinstimmen müssen. Bermerken muss ich, dass ich nur das Organ vom Maikäfer näher kenne (dessen Function durch Exstirpirung leicht zu prüfen sein dürfte) und dass ich den so ausserordentlich reichen Angaben Leydig’s gerade so wie meine Leser gegenüberstehe, dass folglich meine Ansichten darüber nur unmaassgeblicher Natur sind. | Des Ohr’s der Wirbelthiere darf ich nur mit wenigen Worten ge- denken. Es sind bekanntlich in der Ampulle lange feine Haare vorban- den, die wohl mit den Haaren der Krebse verglichen werden könnten. Wie dieselben sich zu den Nerven verhalten, ist von P. E. Schulze!) näher beschrieben, der angiebt, sie seien selbst die Nervenenden. Wahr- scheinlich habe ich dieselben Fische wie dieser Autor untersucht, konnte aber das Verhalten nicht überzeugend wahrnehmen. Die betreffenden Präparate sind ohnehin so dick, dass trotz vollkommenster Durchsichtig- keit die Beobachtung des Organes in situ noch keine Sicherheit gewähren kann, ob die Nerven sich im Epithel an ein Haar anlegen oder selbst zum Häär werden. Die Schnecke der Säugethiere ist so complieirt, dass sie nicht wohl in Frage kommt, so länge nicht das Verhältniss der Membrana Gorti, deren Lage beim Erw nchsenen noch nicht ganz richtig beschrieben wurde, zu den Schallwellen aufgefasst ist, dürfte von ihr für die Theorie des Pe rzanes nicht viel zu erwarten sein. ' Der nun folgende ge Tbeil mehr ‚wie eine Mittheilung denn als eine abgeschlossene Be- bandlung erscheint. Unsere Aufgabe scheint zunächst in der in der folgenden Fragen zu en: 41) Können unsere Krebse Töne empfinden? 2) wie hören sie dieselben ? a A) Können die Krebse hören? Dafür finden sich bereits von früheren Autoren Beweise vor, die 2. B. Weber?) zusammengestellt hat; in diesen, die gewiss richtig sind, ist für unsere Zwecke eine Verwechselung mit Erschütterungen oder sogar mit Sehempfindungen nicht genügend ausgeschlossen. Die eigenen Be- 4) Loe. eit. %) Weber, de Aure eic. pag. 406. ns 394 Dr, V. Hensen, obachtungen möchten namentlich im Ganzen genommen mehr Sicherheit gewähren. Gerade die von mir untersuchten Thiere geben ausserordent- lich leicht Zeichen der Schallempfindung, jedoch liegt eine gewisse Schwierigkeit darin, einen reinen Schall hervorzurufen. Io der Regel! wird bei der Uebertragung eines plötzlichen lauten Geräusches in das Wasser des Gefässes auch eine Erschütterung mitlaufen, die den Versuch unrein macht, doch habe ich allen Grund, letztere nicht für wirksam zu halten. Halte ich nämlich meine Hand frei in das Wasser des Aquariums und errege nun durch Schlag auf den Boden der Stube oder die Wandungen des Gefässes ein Geräusch, so fühlt meine Hand davon nicht das Mindeste, nicht einmal die Wellen, die durch Schwin- gungen der Wandungen auf der Oberfläche des Wassers erzeugt werden, die ohnehin erst relativ spät an sie herankommen. Anders ist es wohl, wenn die Hand die Wandungen des Gefässes berührt, doch solche Ver- . suche kommen nicht in Frage. Ich halte mich überzeugt, Schallrefleze vor mir gehabt zu haben, durch gröbere Erschütterungen nicht getäuscht worden zu sein, und darf dem Leser überlassen, darüber zu urtheilen. Die Versuche wurden theils in einem Aquarium, theils in grossen Gläsern, einmal an frisch eingefangenen, dann wieder an längere Zeit ge-. haltenen Thieren gemacht. Wie ich die Vorsicht übte, ein Erschrecken durch den Gesichtssinn und sonst gröbere Täuschungen auszuschliessen, werde ich nicht beschreiben. Für die Hörversuche diente ein Geräusch, welches durch Anschlagen an solche Gegenstände, welche dasselbe dem Wasser zuleiten konnten, erzeugt ward. Trotz ihrer Unvollkommenbheit gab ich dieser Art den Vorzug, da sie durch Bequeinlichkeit eine grosse Reihe von Versuchen ermöglichte und da Glocken oder Pfeifen, die an der. offenen Mündung mit einer Membran versehen, ins Wasser tauchten, Reflexe nur schwach hervorriefen, rein in der Luft erzeugte Töne wirkten nicht, gingen aber auch, wie ich mit dem betreffenden Hörröhr mich zum Ueberfluss überzeugte, nicht ins Wasser über. Die Reaction war ein Sprung des Thieres; es scheint nämlich eine physiologische Einrichtung zu sein, dass sie durch Tonempfindung ungewohnter Art zu einem Sprunge angeregt werden, um nur zunächst einmal ihren Ort zu wechseln und dann eventuell weiter zu fliehen. Sie haben es natürlich in ihrer Gewalt, diese Bewegung voliständig zu unterdrücken, und alte länger gehaltene Garnelen wird man nur selten und für a zu einem Sprunge durch Geräusch bewegen können. Man erhält auf diese Weise mehr negative wie positive Resultate, aber letztere sind zahlreich genug und treten so kräftig und so momentan ein, dass sie nichts zu wünschen übrig lassen. Palaemon antennarius. Wenn man jüngere Thiere frisch eingefangen in das Aquarium bringt, wird jeder Ton, der vom Fussboden n oder von den Wandungen der Gefässe aus erzeugt wird, sie momen- tan zu einem lebhaften Satz über das Wasser binaus bewegen, eine Er- "Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 395 schütterung der Wände ohne Schall lässt sie dagegen ruhig. Lässt man ein Bretichen frei auf dem Wasser treiben und erregt durch Berührung desselben mit einem Siab einen Ton, so erfolgt der Reflex, stösst man das Brett an, nachdem schon der Stab daran gelegt war, erregt also eine Erschütterung ohne Ton, so erfolgt kein Sprung. Dabei ist freilich eine öftere Wiederholung der Versuche nöthig, denn die Thiere sind üher- haupt scheu und erschrecken auch vermittelst ihres Gesichtssinnes; eine umsichtige und gewissenhafte Prüfung ergiebt oo ohne Schwierigkeit, dass sie hören. Wenn man eben durch den Ton des erwähnten Bretichens eine erössere Anzahl der frei an der Oberfläche schwimmenden Thiere über das Wasser herauftreibt, oder wenn eine im Aquarium völlig unsicht- bare Bewegung meines Fusses am Boden das Gleiche bewirkt, so ist die Hörfähigkeit eigentlich wohl bewiesen. Wenn man übrigens diese Thiere in mit Strychnin versetzies Salz- "wasser auf mehrere Stunden hineinbringt, lässt sich der Nachweis ihrer Hörkraft noch besser führen. Dann erzeugen selbst leise Töne im Hause, am Tische oder Glase Reflexe, und man kann das Thier durch wieder- holte Töne in entsprechend häufigen Sprüngen im Glase umhertreiben. "Dabei ist bemerkenswerih, dass von der äusseren Antenne ein Reflex nicht leicht kommt. Wenn das Thier schon stark vergiftet matt auf der "Seile liegt, kann man es mit der Pincette an der äusseren Anienne in die Höhe ziehen, das Glas heben und das Wasser schütteln, es rührt sich ‚nicht; setzt man das Glas nieder und erregt damit oder sonst wie einen Ton, so reisst es sich mit einem mächtigen Schlage los, um machtlos zu Boden zu sinken und dort in tonischen Krämpfen sich zu biegen. Die Thiere werden, nachdem sie einzig noch athmend aber fast bewegungs- los auf dem Boden des Glases lagen, sich allmählich beleben, wenn man siein reines Wasser setzt. Dann ist es interessant, sie zu beobachten, wenn sie wieder anfangen zu schwimmen; sie sirefen ungeschickt im Glase umher, man Hehtet darauf, wenn sie rad die Wandungen be- rühren und erzeugt einen Ton; Mobonbiickhieh wirft ein Sprung sie auf den Boden des Gefässes, wo sie ruhig auf der Seite liegen bleiben. Richtet man sie auf, so hat das keinen Reflex zur Folge, sondern sie fan- gen von Neuem an zu schwimmen und das Spiel ah wiederholt wer- den. Uehrigens stellt sich selbst während der Strychninvergiftung eine gewisse Abstumpfung gegen den Ton ein‘, die erst nach einiger Ruhe | wieder verschwindet. Mysis spinulosus ist durch Geräusche noch erregbarer, wie Pa- dadkon, so dass Alles, was von jenem gesagt ward, in höherem Grade von Mysis gilt. Nur gelang es mir nicht, den letzteren Zum Strychnintetanus zu bringen, es scheinen, wenn inich nicht unglückliche Versuche täusch- ten, seine one sich wie die der Körpermuskeln zu ver- halten, was bei der Vergiftung einen raschen Tod zur Folge hat. 396 Dr. V. Hensen, ’ In anderer Hinsicht lässt sich aber gerade mit Mysis weiter experi- ımeniiren. Man kann nämlich unter dem einfachen Mikroskop die beiden miltleren Schwanzanhänge entfernen und nimmt damit alle Hörorgane vom Schwanze fort. Die Thiere leben dann noch 26—28 Stunden ; länger habe ich keine von 8 erhalten können, da sie mit seltener Regelmässig- keit nicht früher und nicht später (an Verblutung?) zu Grunde gehen, nachdem sie meistens Ä oder ’, Stunde vor dem Tode unruhiger und reflex-erregbarer geworden sind. Die Erregbarkeit durch Ton ist schwie- riger zu prüfen, da eben die Thiere nicht in normalem Zustande sind; aber es wurden mehrere Male ganz überzeugende Beobachtun- gen gemacht, dass sieauf@Geräuschereflectiren. Eigentlich hatte ich mir vorgestellt, dass die Hörhaare des Schwanzes vorwiegend dem Reflexe zu dienen hätten und war daher über meine Beobachtung mehr überrascht, wie erfreut; jedoch es fiel mir gleich auf, wie die Reflexe zuweilen (!) nicht sowohl in einem Sprung, sondern in einer resultatlosen Einknickung, so zu sagen einem liefen Diener bestanden, und doch war der grössere Schwanzanhang ganz unverletzt vorhanden. Thiere, denen ich die Obren sitzen liess, dagegen die seitlichen Schwanzanhänge fort- nahm, sprangen auf Tonerzeugung im Anfange ganz wie gewöhnlich, wurden freilich bald, wahrscheinlich wegen der starken, direct nachzu- weisenden, Infiltration des Schwanzendes weniger tonempfindlich, spran- gen auch dann nicht mehr gehörig. Diese übrigens sehr leicht verwisch- ten Unterschiede in der Reflexbewegung und der Nachweis, dass auch von den Hörhaaren der Antenne Reflexe ausgelöst werden, bringt uns dazu eine kleine Abschweifung von unserem Thema zu machen. Wenn Mysis oder die Garnelen von einem kleineren Gobius, der es zunächst auf ihre Beine abgesehen zu haben scheint, im Aquarium verfolgt werden, so ge- staltet sich die Sache folgendermaassen; es steht der Angegriffene anfre E im Wasser des a die Füsse 4 die ganze Rauckeele dem auf ihn zu schwimmenden Fische enigegengerichtet; im geeigneten Augen- blick schnellt er sich dann dadurch, dass er eine starke und plötzliche Beugung macht, mit ungemeiner Gewalt das Zwanzigfache mindestens seiner Körperlänge durch das Wasser, wobei sein ganz gekrümmter Rü- cken den Vorderpol ausmacht. Um diesen Sprung zu bewirken, dient nicht die Schwanzflosse allein, wie z. B. bei Astacus, sondern als An- tagonist des Schwanzes auch alle vorderen breiten Anhänge, nament- lich aber das breite Blatt der äusseren Antenne. Es ist also zum Sprung # dieser Thiere eineMuskelwirkung an beiden Körperenden wünschenswerth, weshalb denn auch an beiden Enden der Reflexapparat eingepflanzt sein dürfte. Uebrigens ist, wie man an jungen Thieren unter dem Mikroskop 4 leicht beobachten kann, die erste ı: 7 eonstanteste Wirkung eines Sr räusches das Spreizen Mar Schwanzflossen, Bei Garcinus maenas hält es sehr schwer, sichere Erfahrungen “ zu machen, es konnten nicht in überzeugender Weise durch Geräusche Y Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 397 Bewegungen ausgelöst werden. Wenn die Thiere des Nachts halb über Wasser an den Wänden hingen und geräuschvoll atbmeten, hielten sie sich eine Weile ruhig, wenn ein stärkeres Geräusch entstand, auch hemmten diejenigen Krebse, die entwichen waren und Nachts im Zimmer umberstreilten, ihren geräuschvollen Gang, wenn ich sie anrief. Ich ver- suchte, die Thiere zu blenden, aber sie wurden dann so unruhig und starben so bald, dass kein Erfolg erzielt ward. Ein Umstand hätte mich bald getäuscht. Die Augenstiele sind, wahrscheinlich durch gewisse Haare, so empfindlich gegen Luftizug gemacht, dass wenn sie beim An- rufen des über Wasser sitzenden Thieres auch nur durch den gering- sten Zug, z. B. von der Nase aus getroffen werden können, sie sich augenblicklich zurückziehen ; wärmeempfindlich scheinen sie mir nicht zu sein. Ä Wenn dies auch Alles ist, was ich zur Beantwortung unserer ersten Frage vorbringen kann, so wird es doch im Ganzen genommen, wie ich "hoffe, eine entschiedene Bejahung rechtfertigen. 2) Wie geschieht die Tonempfindung? In dieser Frage liegt der Gipfelpunkt der Untersuchung! Wie sich die Sache theoretisch stellt, ist nachgerade nicht schwer zu errathen, um so weniger, als die ausgezeichnete Untersuchung von Helmholtz?) auch "hier maassgebend sein muss. Obgleich ich schon länger wusste, wie die ‘Haare sich gegen Töne verhielten, gestehe ich doch gern, dass erst nach Kenntnissnahme der angezogenen Arbeit mir klar wurde, dass jedes Haar auf einen bestimmten Ton abgestimmt sein müsse, indem nur die betreffenden Wellen immer so zur rechten Zeit an die schwingen- den Theile des Haares anstossen können, dass es zu den stärksten a gungen gebracht wird. Wovon es en kann, dass ein Haar durch ‚den, ein anderes durch jenen Ton zu Schwing As gebracht wird, darüber kann leider nicht viel gesagt werden, Fedoch sind die Höfhaare an Länge sowohl als auch an Dicke bedeutend von einander verschie— ‚den. Die Liogula ferner scheint mir nicht immer proportionirt lang zu sein, dagegen so sehr verschieden dick sie auch an den grossen und klei- ner Haaren ist, machen sich darin keine besonderen Abweichungen von der Proportion bemerkbar. Von Einfluss auf die Schwingungen” könnte ‘endlich die so auffallend verschiedene Länge der Ghorden sein, doch das ist unwahrscheinlich, über alle diese Fragen kann erst ein Urtheil ı du ch gründliche Bestimmung der Eigentöne . Haare und nachherige ungen gefällt werden. Bestimmte Gründe hinderten mich, die Haare eingehend auf ihre Schwingungen zu untersuchen, jedoch ale Versuche fielen befriedigend aus. Es wurden namentlich die Haare des Schwanzes von Mysis geprüft und zwar in folgender Weise: Ein Messingkasten mit 2” langem Glas- 4) Die Lehre von den Tonempfindungen. 398 Dr. V. Hensen, ' boden und eiwa 1'/,” hohem Rande war in der Mitte der einen Seiten- wandung durchbohrt und hier mit Kork geschlossen, durch den Kork bohrt man die Nadel, auf welche das zu untersuchende Thier kommt, dann füllt man den Kasten mit Wasser und kann nun das Tbier in jeder beliebigen Lage mit Stiplinsen untersuchen. Von der entgegengeseizten Seite ragt nun in den Kasten hinein ein festschraubbarer Zuleitungs- apparat. Derselbe') ist dem Cavum tympani nachgeahmt, d. h. in einer winklig gebogenen Röhre liegt ein Stab, der genau die Röhre in Länge und Biegung nachahmi, dieser Stab, die Columella, ist auf der einen Seite winklig gebogen und dort zwischen die Platten einer, das äussere Ende der Röhre überspannenden, thierischen Membran befestigt, auf der an- deren Seite trägt er eine Platte, welche einer dünnen Kautschoukmem- bran aufgeschraubt ist; diese Platte scheidet das innere der Röhre vom Wasser und steht der Nadel gegenüber. Man hört im Wasser den Ton deutlich, wenn ein Horn vor der Röhre geblasen wird, besonders deut- lich, wenn man die Membran des Hörrohres der Platte gerade gegenüber hält. Auf der Oberfläche des Wassers entsteht bei dem Tone keine -Be- wegung. Wenn man nun mit einem Klapphorn vor dem Tympanum die Scala blasen lässt und den Chordenansatz eines Haares fixirt, so bemerkt man, wie derselbe bei gewissen Tönen undeutlicher wird und die Chorda nicht mehr sich scharf einstellen lässt, während bei einem anderen sogar das ganze Haar in seinen unteren Theilen bis zum Zahn hin so stark er— ziltert, dass Nichts mehr deutlich wahrgenommen werden kann. So- bald der Ton aufhört, hört die Bewegung gleich auf; sollte nicht schon das Wasser allein als guter Dämpfungsapparat wirken? Fixirt man bei demselben Ton ein anderes Haar, so wird dies in der Regel völlig ruhig gefunden oder nur schwach schwingen. Dieses ist dann wieder durch einen anderen Ton der Scala zu stärkeren Schwingungen zu vermögen. Dass mehrere Töne auf ein Haar zu wirken vermögen, erklärt sich vorläufig aus den Erfahrungen von Helmholiz, dass in jedem Instrument mehrere Töne zugleich erklingen. Ein Beispiel des Verhaltens dreier Haare desselben Thieres setze ich hierher, der Werth der Note giebt die Stärke der Schwingungen an; dass alle ande- ren Töne das Haar gänzlich in Ruhe liessen, soll nicht damit gesagt werden, da überhaupt die Schätzung der Stärke schwächerer Schwin- gungen unsicher ist. Erstes Haar zweites Haar drittes Haar te 5 N Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 399 Vorstehende Angabe enthält gewiss noch Fehler mancherlei Art, sie wird ihren Zweck erreicht haben, wenn sie zu weiterer Prüfung führt. - Spirituspräparate dürfien dazu —. endbar sein. | Wie aber wird durch die Schwingung des Haares der Nerv erregt? Es kommen nur zwei Möglichkeiten in .._ eniweder leitet die Ghorda die Schwingungen nur passiv an die Ganglienzelle heran, um diese zu erregen, oder sie enthält genügend nervöse Theile in sich, um selbst ‚erregt zu werden. Das erstere scheint unwahrscheinlich, weil gerade die Chorda an den Ganglienzellen so ganz allmählich unsichtbar wird, dort also amallerwenigsten ihre Eigenschaften als Ghitinstrang wird ent- wickeln können; auch ist ja in manchen Fällen (Fig. 34) die Chorda ‚wohl zehnmal länger, wie das für den Haarwechsel erforderlich wäre ; ein Verhalten, das freilich überhaupt räthselhaft bleibt. Im anderen Falle könnte man sich die Erregung als dadurch ent- stehend denken, dass die Chorda, die bis in das Parenchym hinein zu erzittern pflegt, durch die Stösse und Risse, die ihr die schwingende | Lingula ertheilt, erregt werde, besser aber noch, dass eine Dröhnung "in ihr entsteht, welche, wie wir an uns selbst täglich erfahren können, - überhaupt die sensibeln Nerven recht intensiv erregt. “ Präparationsmethode. =. Es will mir, wenigstens nach dem Schluss der Arbeit, vorkommen, "als wenn es keiner besondern Geschicklichkeit bedürfen werde, um meine Präparate zu erzielen. Ä Freilich ist mein Verfahren wohl in so fern von dem gewöhnlichen abweichend, als ich recht gern und viel mit dem pankratischen Ocular : bei 50 maliger Vergrösserung arbeite. Denn abgesehen davon, dass man stets gemahnt wird, scharfe und reine Instrumente zu halten, \ ist es ein Vortheil, die Entstehung und Lagerung seiner Präparate genau überwachen zu ooen und euheh den Transport von einem Stativ zum anderen zu ersparen. ‘Die Entfaltung der Gehörsäcke meiner oft schr kleinen Thiere würde ich unter der Lupe kaum mit der Sicherheit haben bewirken können, die mir z. B. beim Zählen der Haare die Deber- zeugung gab, dass im Präparate kein Theil des Sackes abhanden gekom- ‚MEN sei u. 5. w. Ausserdem sah ich mich für die Anfertigung mancher meiner Quer- ‚schnitte, zur unverletzien Befreiung, der organischen Otolithen u. s. w. £ genöthigt, ein Instrument Bar abılen welchem, wenn es in allgemeine- ven Gebrauch kommen sollte, ich dh Namen @lersclioikier. zu geben bitte. Bei demselben kommt nun einmal das Prinzip in en nach welchem man mit dem Rasirmesser Retinaschnitie verfertigt nn weitens dasjenige der Brodmesser in grösseren Anstalten ; beide wur- den combinirt zu einem Apparat, mit dem man bei u meekeh rtem oder Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XIII. Bd. 26 400 - Dr. V. Hensen, aufrechtem Bilde unter dem Mikroskop bis zu 100maliger Vergrösserung hin Schnitte führen kann. Der Apparat besteht aus zwei durch eine Stange mit einander ver- bundenen Messingplatten,, die an den Mikroskoptisch angeschroben wer- den, welche Stangen tragen, zwischen denen ein Messer läuft. Letz- teres, welches so geschliffen ist, dass der Querschnitt desselben nicht ein ‚gleichschenkliges, sondern ein rechtwinkliges Dreieck bilden würde, stebt so, dass man von oben herab noch auf der einen Seite die Schneide mi- Erbcköpiren kann. Auf.der rechten Seite läuft es zwischen zwei platten Stäben, die einzig nur die verticale Bewegung gestatten, auf der ande- ren Seite ist es durchbohrt und dreht sich um eine Axe. Die Durchboh- rung ist jedoch kein Loch, sondern ein derartig gekrümmter Schlitz, dass wenn die etwas convexe Schneide des Messers über den Objeciträger läuft, sie ohne zu schneiden einzig durch Druck wirkt. Für die Re- eulirung dieses Druckes sorgt eine Feder. Mit diesem Messer kann ich beliebig oft genau denselben Schnitt wiederholen, wodurch im Grunde einzig der Zweck der Einrichtung erfüllt wird; kleine Seitwärtsbiegungen des Messers kann man zwar künstlich machen, aber wenn es zuweilen auch recht gut passt, sollte es doch eigentlich nicht sein. Wichtig ist, dass das Messer in jeder beliebigen Lage stehen bleibt, man kann mit einem Hiebe den Schnitt führen oder auch mit steten Unterbre- chungen, das Object immer in die Lage rückend, wie man es haben will. Dadurch, dass die kleinen Theilchen Neigung haben auszüweichen, entsteht, wie für jeden Schnitt, so auch hier eine Schwierigkeit, in der Regel kann man durch möglichste Entfernung der Flüssigkeit das Object sicher legen, für gewisse rundliche Objecte, z. B. die Antennen, findet sich ein zweites ganz stumpfes Messer, welches ausser der verticalen noch eine horizontale Verschiebung zulässt, mit dem man selbst ganz kleine Objecte fixiren kann, wenn sie überhaupt einen Druck vertragen. Ich habe dies Messer sehr brauchbar gefunden und möchte es nicht wie- der entbehren'). Dass ich dies Instrument hier besprechen musste, ist klar, es zu empfehlen ist nicht meine Sache, auf jeden Fall darf man nicht sicher erwarten, Querschnitte von zähem Bindegewebe oder Aehnlichem Ha zu Kewinnen. Besondere Reagentien habe ich nicht angewandt. Sollte die vorliegende Arbeit der Wissenschaft einigen Nutzen gewäh- { ren, so darf es gerübmt werden, dass namentlich Leydig’s Arbeiten über die Articulaten und M. Schultze's bahnbrechende Untersuchungen über 4) enlenmecher Beckmann hier hat um die Ausbildung des Onerschnit- ä ters sich grosse Verdienste erworben, was um so mehr Anerkennung verdient, als erst nach recht vielen Proben das Instrument den jetzigen ziemlich beiriedigenden Grad der Vollkommenheit erreicht hat. E72 Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 401 das Labyrinth der Fische für diese Studien als eine Conditio sine qua non zu betrachten sind. Im Allgemeinen ist noch meine Arbeit dadurch begünstigt, dass bier täglich mit Sicherheit und in Fülle Material zu bekommen ist, ein Um- stand, der nicht hoch genug für histiologische Untersuchungen anzuschla- gen ist. Auch das ist hervorzuheben, dass wir hier in dem Zeichner, Herrn Wiitmaack, eine Stütze finden, wie man sie kaum an anderen See- plätzen haben dürfte. Anhang. "Während des Druckes wurden noch einige Vermehrungen und Ver- besserungen gewonnen. Die Gehörapparate von Galathea strigosa und Calappa granulata konnten noch an Spiritusexemplaren unter- "sucht werden. Galathea ähnelt sehr der Porcellana. Der Hörsack ist geschlossen, dieselben starken Haare wie bei P. sitzen äusserlich auf der Antenne. In - den Sack springt ein beilflörmiger »Hammer« stark vor, und theilt ihn "in zwei Hälften, ein Recessus mit Drüsenporen ohne Otolithen und ein Haarbuckel waren nachzuweisen. Von Hörhaaren, 68 an Zahl, finden sich drei Arten. Die eine besteht aus nur 7 Haaren, welche den 9 ungefiederten von P. entsprechen. Sie sind sehr diekwandig, glänzend und mit ausneh- mend zarten Fiedern versehen; 0,3 mm. lang. Die zweite Art wird durch 24 Fadenhaare gebildet, die in einer 1,125 mm. langen Linie aufgestellt sind, ihre Länge beträgt nur 0,083 mm. | Die dritte Art sind 37 Haare, welche in einfacher Linie am Recessus ‚hinlaufen, und am Ende sich in mehrfacher Reihe anhäufen. Sie sind gehedert und ca. 0,15 mm. lang. - Alle Haare entspringen aus einem Haarbecher. Calappa. Dieser aus der noch nicht untersuchten Familie der Rundkrabben stammende Krebs lehnt sich in bemerkenswerther Weise an die Bogenkrabben an. Der Hörsack ist geschlossen und zeigt die Halb- ‚canäle, Buckel, Recessus und eine Ari Hammer ganz wie jene. Ebenso ‚sind die gewöhnlichen drei Arten Haare, 232 an Zahl, wieder zu unter- scheiden. Wir haben 57 Hakenhaare, 55 Fadenhaare von 0,21 mm, Länge und 120 Gruppenhaare von 0,075—0,15 mm, Alle diese Haare verhalten sich so wie jene von Carcinus maenas. | Zu den Hörhaaren vom Hummer, deren ich 548 zählte, habe ich (mir ging seiner Zeit das Material aus) noch Nachträge zu machen. Es \ 26” 402 - Dr. V. Henser, fiel die Form des Sackes, der in seinen hinteren Theilen zu Halbcanälen ausgebuchtet ist, mir so auf, dass ich mit der festen Ueberzeugung, hier noch weitere Haarformen finden zu müssen, von Neuem untersuchte. Ich fand, dass von dem medialen Anfang der Otolithenhaare bis zum hin- teren , als Cochlea bezeichneten Ende wirklich Fadenhaare stehen. Es sind ihrer 80 meistens in zwei Reihen stehende 0,544—-0,788 mm. lange, 0;007—0,009 breite, platte gefiederte Härchen, welche frei auf einer Haarkugel stehen. Eine Lingula ist deutlich zu erkennen. Otolithenhaare finden sich im Ganzen 468, von denen aber 270 der kleinsten allein auf die zwischen die -Otolithen hinein vorspringende Zunge kommen. Alle diese Haare bilden nach ihrer Grösse eine Reihen- folge, welche die Kluft zwischen den kleinsten etwa 0,14 mm. langen - und den grössten 0,72 mm. messenden Haaren ausfüllt. Bei Mysis habe ich noch an den rudimentären Abdominalflossen Hörhaare beobachtet. Die Nerven dafür gehen nicht selbst in die Flos- sen, sondern schicken vom Abdomen aus die Chorden in sie hinein. Bei einer nieht näher bestimmten wasserklaren Mysis') verfolgte ich die ein- zelnen Primitivfasern bis in die Bauchganglien hinein, doch konnte ich nicht ihre Verbindung mit den sehr blassen Ganglienzellen selbst aus- machen. Wir haben hier also eine weitere Ausdehnung des ohnehin schon nicht kleinen Gebietes der Hörhaare, dennoch muss ich behaupten, ganz unter der Logik der objectiven Befunde geblieben zu sein. Ich habe noch die Otolithenblasen von Tellina solidula und Solen pellucidus untersucht. Der von Mya beschriebene Cuticu- larring war nicht nachweisbar, aber auch hier konnte ich nicht die Otolithenhaare darstellen, jedoch ergab sich so viel, dass dieselben sich keinesfalls in den Stein einbohren können, da dieser in unverletzter Blase völlig um seine Axe rotiren kann. - | 1) Podepsis. Der Otolith ist von van Beneden, Recherches sur la Faune liltorale de Belgique, gezeichnet und besprochen. Fig: = d re. Erklärung der Abbildungen. Wiederkehrende Benennungen sind: & Otolithen. & Membran des Hörsackes. n Otolithenhaare. ” Freie Hörhaare. Die einzelnen Theile der Haare werden mit deutschen Leitern bezeichnet und zwar: Fig. 4. \ De Balken. Chorda. Fiederseite des Haares. Gegenzahn. Haarbecher. Kugelmembran des Haares. Lingula. Narbe. Porencanal. Zahn. A. Otolitihen. Ein Stück aus der Wand des Gehörbläschens vom Hummer. e& Sand, agel- ber verdickter Streifen der Membran, der als Wulst rings den dünnwandigen Raum umeiebt, auf dem die Steine liegen, ce Nervenstreifen, welche genauer auf die Porencanäle zulaufen sollen; n, n’,n,n erste, zweile, dritle, vierte Reihe von Hörhaaren, die grösstentheils in die Steine hinein sich erstrecken, au ser nr » Porencanal, f Kugelanschwellung des Haares. Vergrösserung 75 Mal. Linke innere Antenne von Hippolyte sp.? von unten gesehen. & der Stein, in dessen Mitte die Höhlung leicht kenntlich ist. Neben dem Stein findet sich ein Nebenstein als Anhang, 7 die Haare, die in den Stein hineingehen, & die Wand der Hörbiase, die hinten, so weit sie punktirt ist, nicht deutlich zu erkennen war. a eine kleine Herverragung der Wand nach aussen mit un- deutlichen Faltungen. % freie Hörhaare am Ende des ersten Antennengliedes, die erste Querreihe bildend, & zweites Antennenglied, ce Seitendorn. 300 Maj vergrössert. Präparat im Besitze der Kieler Anatomie. (P.d. K. A.) Otolith vonMysisspinulosus mit anhängender Membran des Cavum auris. & mediale Seite des Otolithen, & Membran des Sackes, ») Hörhaare. a Kern des Steines, 5 äussere Trennungslinie, b’ innere Trennungslinie, c Linien der Grundschichtung, sie sind meist schärfer und dichter zu sehen wie hier, 404 Fig. 5. Fig. 6. Fig. 9. Fig. 10 Rie. 41. dLinien der Speeialschichtung, e Reflexlinien, f Löcher, welche die Haare Dr. V. Hensen, an ihrer Eintritisstelle in den Stein gebildet haben. F Kugel des Haares, l Ende der Lingula, von wo an das Haar glalt und blass wird. 600 Mal ver- grössert. P.d. K.A. r Schwanzanhang von Mysis von der Seite gesehen. eOtolith, Membran des Hörsackes, n Haare des Otoliihen, a Kern des Otolithen, 5 Trennungslinie, c Kuppel, d die Ohrhöhle, die sich nach der Peripherie zu in eine Spitze d’ auszieht, e der Haarbuckel, fder Nerv, g Abdomen, h äusserer Schwanz- anhang. 75 Mal vergrössert. Mysisspinulosus. A Ein Bruchsiück des Otolithen; man sieht auf der Oberfläche bei a die Punktirung, bei b die radiäre Streifung und krystallinische Anordnung. B zeigt das seltenere Aussehen der Oberfläche des Steines, drusig oder als wenn Zeilen sich darauf abgediückt hätten, 400 Mal vergrössert. B.:. Hörsack. Membran des Hörsackes vom Hummer, von der Stelle genommen, wo die Steine lagern. A von der Fläche gesehen, a die gröberen Porencanäle, welche, wahr- scheinlich Drüsenausführungsgängen angehörend, die Membran durchboh- ren, b die Fäden, welche von diesen Canälen auslaufen. B Querschnitt von derselben Stelle, die Benennung ist dieselbe, c die Chitinogenzellen. 400 Mal vergrössert. Hörsack von Crangon. e die Steine, £ Wand der Ohrhöhle, a Saum des Höhleneinganges, 5 Schutzhaare desselben, c Einbuckelung der Wand nach innen, auf ihrer Kante Andeutungen der Hörhaare. 75 Mal vergrössert. PUSKR: Haut des rechten Schwanzanhanges von Mysis, um die Rinne zu zeigen, welche der Einstülpung des Otolithensackes entspricht. A von der Bauchseite gesehen. & der Otolith, & der Otolithensack, a die äussere Wand des Schwanzanhanges, 5 die Einfaltung derselben, e der scharfe Rand der Einfaltung, d die Linie, welche den Haarbuckei begrenzt. B Dasselbe Präparat von der Rückseite, die Bezeichnungen sind die- selben. 300 Mal vergrössert. P. d.K.A. Querschnitt der Höhle von Mysis in der Linie geführt, welche die beiden Pfeile in Fig. 9 A mit einander verbinden würde, von einer abgeworfenen Haut genommen, deren Kalksalze entfernt waren. & Reste des Otolithen, & Membran des Otolithensackes, n Hörhaare, a äussere Wand des Schwanz- anhanges, 5 die Einfaltung derselben, man sieht wie die von der Unterseite kommende Wand sich in das Innere des Schwanzes noch ziemlich dick hineinbegiebt und hier mit weiter Schwingung umbiegt, um den gleichfalls dickwandigen Haarbuckel e zu bilden. Die dicke Membran hört dann bei d auf, wo die Linie sich findet, welche den Haarberg begrenzt, und geht in den dünnwandigen Membraniheil des Sackes über, der jedoch zerrissen ist. Das andere Ende findet sich bei £’ als Fortsetzung des Rückentheils des Schwanzanhanges, f die innere untere Wand des Anhanges, die auffällig dünn ist, g räthselhafte aber constante zapfenförmige Auswüchse. Die Ver- gleichung derselben mit gewissen Haaren des Endwulstes der inneren Antenne führt zu einem komischen Resultat. 400 Mal vergrössert. Innere Antenne von Carcinus maenas von oben gesehen. a äussere A tenne, b dunkle Lamelle des Basalgliedes der inneren Antenne, c weisse vo dem Kopfstück bedeckt gewesene Lamelle, d die Einstülpungslinie, Grenze zwischen weisser und dunkler Lamelle, e Trichter. 5 Mal vergrössert. Fig. 12. Fig. 14. Fig. 17. x EL Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 405 ” Laterale Seite der linken Antenne. a Gelenk zwischen äusserer und innerer Antenne, 5b dunkle Lamelle, ce weisse Lamelle, d Einstülpungslinie, fEin- faltung der Grenzlinie, g verdickte Antennenwand zum Ursprung des Ham- mers. Vergrösserung ca. 5 Mal. . Ansicht der oberen Antennenwand der linken Seite von innen. a laterale ‚vordere Seite, b mediale Seite. Der Hörsack ist von der Leiste, an welcher er hängt, abgetragen und man sieht diese selbst d genauer, e der Trichter, f das Ende der Leiste, dahinter verborgen liegen Alveus und Gruppen- Haare. 40 Mal vergrössert. Die Schale von Carcinus von unten gesehen, die inneren Antennen geöff- net und von Weichtheilen befreit. a rechte äussere Antenne, Z ungeöffneter Hörsack der rechten inneren Antenne; man sieht den oberen medialen Halbcanal bei e, den unteren bei A, den Alveus communis bei i, den Buckel bei k und unter diesem als dunklen, nach aussen zu laufenden Strich, den oberen lateralen Gang. In der linken Antenne sieht man bei I die vorsprin- gende starke Leiste, weiche der Grenze entspricht, ferner bei m den Ham- mer, dessen Stiel nach der Mittellinie und etwas nach hinten zu geht, sein Kopf liest bein und von hier aus läuft sein kurzer Fortsatz nach rückwärts. Latleral und vorwärts davon liegt der Alveus communis und eben dort die Gruppe platter Hörhaare (Gruppenhaare). Jenseits } findet sich die schwache Rinne für den oberen medialen Halbcanal, diesseit m eine ähnliche für den unteren, und zwischen den beiden Bildungen der obere laterale Halbcanal. 9 Mal vergrössert. Der Hammer der rechten Seite von unten gesehen. a äussere Antennen- wand, &£ Wandung des Hörsackes, n Kopf des Hammers, o kurzer Fortsatz des Hammers, p Stiel des Hammers, in diesem verdünnte Stellen, $ Platz der Hörhaargruppe. 40 Mal vergrössert. Aeusseres Stück der Antenne der rechten Seite in einer Linie durchschnit- ten, welche von der hinteren lateralen zur vorderen medialen Ecke hingeht, a hintere Kante der lateralen Antennenwand, 5 obere Wand, dunkler Theil, ce obere Wand, weisser Theil, d Einstülpungsleiste, m Hammer, e medialer oberer, k unterer, g lateraler oberer Halbcanal. 5 Mal vergrössert. C. Otolithenhaare. Haar aus dem Otholithensacke vom Hummer von der Seite gesehen, aber die Spitze aus der Focalebene heraustretend. &£ Membran des Hörsackes, p der Porencanal, FE Membran der Haarkugel, x Zahn, f Fiederseite des Haa- res, | Linguia, e die Chorda, welche sich an die Lingula ansetzt, im Poren- eanal aber nicht mehr im Gesichtsfelde zu behalten war; das Haar ist wie man sieht, gefiedert, und enthält im Inneren jene Masse, welche Farre als Nervengranula beschreibt. 500 Mal vergrössert. ‚. Theile von Hummerhaaren. A. Basis des Haares, um die Streifung zu zeigen. f die Fiederseite des Haares, 3 der Zahn, | die Lingula, f die Membran der Haarkugel mit ihrer Streifung. B. Das Haar, die Fiederseite dem Beobachter abgewandt. f die Lin- gula, sie ist in der Mitte nicht scharf begrenzt, wie das gewöhnlich bei ganz platt liegenden Haaren der Fall ist, weil dann das Ende vom Beobachter etwas abgebogen ist. C. Zwei Haare bei kleiner Vergrösserung. Sie sitzen noch der Membran des Sackes £ an, man sieht die Kugel f des Haares und namentlich wie sich die Lingula [ als dunkler Strich bis zur Mitte des Haares hinauf erstreckt und bei a endet. 406 Fig. 20. Fig. 21. Fig. 22. Fig. 23. . Zerbrochener rechter Hörsack von Crangon, um die Hörhaare zu zeigen. ' als sehr feines Fädchen die Chorda heran, die man in der Haarkugel fer- - kennen wird.. 500 Mal vergrössert. | Dr. V. Hensen, D. Das Mittelstück eines Haares auf der Seite liegend, so dass man das Ende der Lingula (Tl) sieht, bei a findet sich ein Knoten auf derselben. E. Zwei Querschnitte eines Hummerhaares. « der Basis ganz nahe, b dicht vor dem Ende der Lingula, | die Lingula, f die Fiederseite des Haa- res, die sich beträchtlich verdickt erweist. \ F. Mitte eines Haares, wo die Fiederhärchen deutlich in gesonderten schrägen Reiben angeordnet sind. Ausser C, das 75 Mal vergrössert ist, sind die übrigen Haare bei 600maliger Vergrösserung gezeichnet. a. die Begrenzung © J)efinung des Sackes, b die Schutzhaare, & die Mem- bran des Hörsackes, ce der Haarbuckel mit „ den Haaren, d das Seitenblatt der Antenne. 75 Mal vergrössert. P. d. K.A. Haare aus dem Hörsack von Crangon; z Zahn, 4 Gegenzahn, | Lingula bei dem einen von der Kante, bei dem anderen von der Fläche gesehen, f die Haarkugel. 400 Mal vergrössert. P. d. K. A. Querschnitt des Otolithensackes von Palaemon in der Richtung geführt, welche die Pfeile Fig. 34 verbindet. Das Präparat ward einem P. antennarius entnommen, welcher über Harnsäurekrystallen gehäutet hatte, die Kry- stalle sind jedoch entfernt, ebenso die Weichtbeile der Antenne, es blieb jedoch an den Hörhaaren die schwarze Masse haften, die vielleicht als Se- crei des Thieres zu betrachien ist, und in dieser einige Steine, die weit fester anhafteten, wie die Harnsäure. Der Schnitt musste körperlich ge- zeichnet werden, die schärferen Contouren der Wände entsprechen der peri- pherischen Schnittfläche. a mediale Antennenwand, leider zerbrochen und daher etwas aus der Lage, die entsprechende Bruchfläche liegt bei’«a’. b laterale Antennen »and, b’ der Seitendern und obere Lamelle der Klappe, c untere Lamelle der Klappe, welche an eine dunklere Linie c’, den Rand der Sacköffnung herangeht; dann selizt sie sich weiter direct in die Wan- dung des Otolithensackes & fort. Auf der Unterseite des Sackes findet sich eine Art Buckel, um den herum die Haare „ stehen, diese gehen in die schwarze Masse e winklig hinein und fragen dieseibe, die nirgends den Bo- den berührt. In der Otolithenmasse sieht man neben den Steinen e’ noch hellere nicht weiter zu enlräthselnde Substanzen und einige ganz schwarze krystallinische Bildungen €”. 300 Mal vergrössert. Einzelne Hörhaare von Palaemon. A. Von der Fläche gesehen. E die Membran des Sackes, n die Hörhaare, dieselben gehen weniger stark rückwärts, wie es der Figur nach erscheint. p langgestreckter Porencanal, der wie schräg abgesetzt endet, dies Ansehen wird jedoch durch den Zahn hervorgerufen. f die Kugelmembran. 500 Mal vergrössert. B. Das Haar von der Seite gesehen, doch dem Beobachter ein wenig zugedreht. » Porencanal, 3 Zahn, f Fiederseite des Haares, | Lingula, an deren Anhang ein starkes Knötchen sich befindet. An dieses Knötchen tritt C. Ein Haar von der Lingulaseite aus gesehen. Die Lingula selbst sich man nur bei a mit ihrem Knötchen dort, da sie schmaler ist, wie das ganze Haar, sehr deutlich scheidet sich bei b das Haar in einen dünn- und dick- wandigen Theil. 900 Mal vergrössert. 4 D. Ende eines Haares, namentlich um die Narbe n zu zeigen, die sich seitlich an der Haarspitze zeigt. 900 Mal vergrössert. a: Haare des Otolithen von Mysis. ef A. Grosses Haar in Lage; in den Stein e hineingehend. Z£ die Membran 4 eü 7 FT Fig. 26. - Fig. 97. Fig. 28. ” Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 407 des Otolitbensackes, 3 Zahn mit halbringförmiger Base entspringend, b Bal- ken, q Gegenzahn, | Lingula, f Membran der Haarkugel, ce Chorda. B. Zwei Haare von ihrer Concavität aus gesehen, das eine hat sich etwas gedreht, so dass man das Ende der Lingula recht deutlich sieht, bei dem anderen wird dasselbe durch den davor liegenden Balken etwas ver- diekt. ’ C. Ein grosses Haar etwas geknickt, man: sieht namentlich die Stelle, wo die Lingula aufbört, scharf geschieden. D. Ein kleines Haar von der Seite gesehen. E. Kleine Haare, wenig Stunden nach :) «»Häutung präparirt, in stark gestreckter Lage nach dem Stein e gehend. Sie sind sehr blass, so dass die Kugel nicht gesehen wird. Bei sn die eigenthümlichen Knoten des Endes. 500 Mal vergrössert. . 4. Otolith von Gobius (minutus?) vom Rachen her gesehen, & der Stein, & die Wand der Höhle, n die Haare, welche an dem vorderen Ende nicht mehr an den Stein selbst, sondern an eine Blase €’, in welcher der Otolith zu liegen scheint, gehen. a verticale Stelle des Epithels. 400 Mal vergrössert. B. Randkörper einer hiesigen Eucope. & der Otolitb, e’ die Otolithen - zelle, hie und da kernartige Verdickungen der Wand zeigend, n Haare des Otolithen, a verdickter Saum der -Hörblase an der centralen Seite gelegen. Auch hier gehen einige Haare nur noch an die Membran des Steins. 600 Mal vergrössert. D. Freie Hörhaare im geschlossenen Raum. Zo&avon Garcinusmaenas von unten her ‚gesehen, o äussere Antenne, b rechte innere Antenne, tief eingestellt, ce linke innere Antenne, flach ein- gestellt, d Antennenhöhle, & Otolithen, n die Haare, welche die Otolithen tragen, 3 Haare, welche frei in die Höhle hineinragen, e Haarberg oder Buckel. 300 Mal vergrössert. Die mediale Wand des linken Otolithensackes von Carcinus maenas von innen her gesehen. & Membran des Hörsackes, £ am unteren medialen Halbcanal, & am oberen medialen Halbcanal, &” an der äusseren Kante des Sackes. a Buckel b Stelle mit Drüsenporen am Otolithenplatz, 9 Hakenhaare, 9’ Haken, haare um den Otolithenplatz, 9°’ Fadenhaare, durch den Schnitt mannich- fach aus ihrer Richtung gebracht, f Haarbecher in langer einfacher Reihe angeordnet, jeder sein Haar tragend. 100 Mal vergrössert. Hakenhaare aus dem Hörsack von Carcinus maenas. Das Haar von oben gesehen, etwas liegend. & Membran des Hörsackes, 9% das Haar, 4 Haarbecher und Porencanal eines abgerissenen Haares, ; Zahn, | Lingula 400 Mal vergrössert. Fadenhaare. A. Das Haar platt liegend. & Sackmembran, % das Haar, 3 der Zahn, h der Haarbecher, a die gefiederie Haarspitze, D die Nebenspitze. B. Querschnitt des Otolithensackes, so dass man das Haar % von der Seite sieht. Das Stück, von dem der Schnitt gemacht ward, hängt noch an und man sieht in diesem (h) die Becher für zwei weitere Haare. Ihre Rich- tung, verglichen mit der des Schnittes, ergiebt, dass wir das Haar nicht ganz scharf von der Seite sehen können. Am Querschnitt erkennt man, wie ' in die Oberfläche der Membran hinein eine Höhlung, der Becher gegraben ist, an welche von unten her der Porencanal p sich einmündel; auch sieht man, dass der Zahn (3) ein klein me über die Fläche vorragt. 400 Mal Heherösseri, 408 Fig. 29. Fig. 30. Fig. 31. Fig. 32. ‚sere Seitenlamelle, c Muskeln, d Bindegewebszellen, e ungefiederte Tast- Dr. V. Hensen, C. Die Membran £ des Buckels von der Fläche gesehen. Ein fremder Körper (a) hat sich unter dieselbe geschoben, wodurch sie gefaltet wird. Ein Riss der Membran tritt unmittelbar an den Becher des einen Haares heran und hat ihn so abgespalten, dass die dünne Kugelmembran F, auf der das Haar ruht, gesehen wird, An drei anderen Stellen sind die Haare ab- gerissen, man erkennt die Becher und in ihnen die excentrische Oeffnung des Porencanals p, die verdeckt wird, wenn noch das Haar da ist. 400 Mal vergrössert. Gruppenhaare aus der Ohrhöhle von Carcinus maenas. A, Von der Fläche gesehen, aber durch ein Deckglas ein wenig ge- drückt. Man erkennt an der Form einiger etwas gedrehter Haare, dass die- selben stark abgeplattet sind. An der Basis erkennt man eine wenig ent- wickelte Haarkugei und hin und wieder auch das Ende der Lingula. B. Haare, an Querschnitten etwas von der Seite gesehen. Das Haar $ ist in dem unteren Theile rundlich, die Lingula [ ragt frei in den Porenca- naletwas herein, dessen Rand nur scheinbar an sie herantrilt. 3 Der etwas vorragende Zahn, ce die Chorda. 400 Mal vergrössert. E. Hörhaare der Körperoberfläche. Die Haare unter günstigen Bedingungen gesehen. A. Haare von der ersten Querreihe der inneren AntennevonPalaemon antennarius an einem Querschnitt, Häutungspräparat. Das Haar ist etwas nach rückwärts zum Kopfe hin gebogen. a Membran der Antenne, b Ring des Porencanals, 3 Zahn, g Gegenzahn, f Membran der Haarkugel, I Lingula. B. Haar aus dem Schwanze von Mysis von der Lingulafläche aus ge- sehen. a Membran des Schwanzes, » Porencana!, c Chorda. C. Haar aus dem Schwanze von Mysis von der Seite. g Gegenzahn. D. Haar von der inneren Antenne vonMysis, Häutungspräparat. a Haut der Antenne, 5 Ring des Porencanals, f' die zarte Membran, welche den Zahn und Gegenzahn von einander trennt, c eine Verdickung an der Lin- gula. 500 Mal vergrössert. P. d. K. A, Erstes Glied der linken inneren ÄntennevonPalaemonantennariusvon oben gesehen. a Die Wand der Antenne, b. der nach aussen liegende Seiten- dorn, & die Hörblase, d die Oeffnung derselben, e die diese bedeckende Falte, f die Stelle, wo sich die Falte auch‘ von der Fläche der Antenne erhebt, n der Zirkel von Hörhaaren am Grunde der Blase, welcher die Steine trägt, g Muskel, } Schwimmhaare, h’ Fiederhaare zwischen den Hörhaaren, $ freie Hörhaare, innere Basalgruppe, 9’ äussere Basaigruppe, 9 Gruppe des Seitendorns, %” vordere Basalgruppe, 9" erste Querreihe der Hörhaare, | Weil man die Haare gerade von oben sieht, zeigen sie sich wenig charak- teristisch, mit Ausnahme einiger Haare des Seitendorns. ! innerer Nerv der Antenne, m mittlerer Nerv der Antenne, n äusserer sehr kurzer Nerv, der auch einen Ast zur Hörblase absendet, in ihm sieht man Kerne, die den End- ganglienzellen angehören, c die Nervenchorden der Seitendorngruppe, ce’ die ausserordentlich langen Nervenchorden, die zu der ersten Querreihe gehen; ihr Ursprung aus den Ganglienzellen ist zum Tbeil sichtbar. Von dem mitt- leren Antennennerven geht noch eine kleine Anzahi von Chorden ab, dies nur die vordere Basalgruppe versorgen. 300 Mal vergrössert. # & Das auf die vorige Figur (31) folgende Stück der Antenne, aber von einem Thier, welches dicht vor der Häutung steht. a Innere Antennenwand, b äus- haare, auch mitten unter den Hörhaaren stehend, f gefiederte Schwimm- Fig. 38. Fig. 34. Studien über das Gehörorgan der Decapoden. 409 vr 7#0P 78 haare, 9 zweite Querreihe der Hörhaare, % Endwulst der Hörhaare, linnerer Antennennerv, m mittlerer Antennennerv, m’zu den Haaren ab- gehende Aeste desselben, die mit Endganglien versehen sind, von dort sieht man die Chorden zu den Haaren hingehen ; die Gruppe m’’ kommt sehr aus der Tiefe, wo sie sich um einen dor! liegenden, aber nicht mitgezeichneten Muskel herumschlägt; /es ist überraschend, wie constant dieses Lagerungs- verhältniss vorgefunden wird. Der mittlere Antennennerv verläuft noch wei- ter zu den Ganglienzellen des Endwulsies, wo er, trotz seiner im Verhältniss zu der Haarzahl grossen Dicke, zu enden scheint. Neben diesem Haarwulst vorbei in den äusseren Zweig der Antenne sieht man bei o den Zellenwulst der Riechhaare gehen, der sich bei günstigen Präparaten weit in das Basal- stück der Antenne zurückverfolgen lässt bis o‘. Ueberall auf der Abbildung siebt man die Haarltuben liegen bei p. Die Zurückziehung der neuen Anten- nenhaut von der alten zeigt sich deutlich bei g. 300 Mal vergrössert. Aeussere Antenne von Palaemon antennarius, zweites Glied. a Die äussere, b die innere Seite, c das Gefäss, in dem man einige Blutkörperchen erkennt, d der Antennennerxw, welcher bei e einen Ast zu den Hörhaaren absendet. Dieser Ast bildet bei f Endganglien, von dort gehen die Chordae ce an die Hörhaare 9, die man bei #’ von der Seite sieht, bei 9” schräg. ‚I Die Lineula, an die man überall die Chorda herantreten sieht, g Binde- gewebszellen, A zusammengezogene Pigmenizelle. 300 Mal vergrössert. F. Hörnerven. Nerven aus dem Schwanze von Palaemonantennarius, frisch. 4 Hör- haar, aufder Membran des Schwanzes aulsitzend. Unter letzterer liegt bereiis ‚die neugebildete Haut, an der man sehr deutlich die Abdrücke von Zellen, Zellenwand und Intercellularsubstanz unterscheiden kann. Unter ihr erfolgt die Anlage eines neuen Hörhaars 9, welches von der Chorda ce durchsetzt wird. Am Ursprunge der Chorda, bei der Ganglienzelle b, finden sich ziem- lich constant einige unregelmässige Ansammlungen c’; die Chorda liest Fig, 38. Fig. 36. in einem homogenen, scheinbar etwas varicösen Bande e eingeschlossen. Von der Ganglienzelle aus rückwärts gehen die Nerven d zu einem grösse- ren Stamme. An ihnen sieht man sehr deutlich Kerne fund erkennt zu- gleich eine Scheidung am Nerven in eine dicke Rindenschicht und eine milt- lere Substanz. 400 Mal vergrössert. Varicöse Nervenfasern in dem Schwanze von Palaemon nach Behandlung mit sehr verdünnter Cr. 400 Mal vergrössert. Theile der Nerven. 4. Nervenfasern aus dem Schwanze von Palaemon, eiwas varicös ge- worden. 3 das Hörhaar, < die Chorda, a die umgebende Parenchymmasse, die überall in gleicher Weise dem Nerven anliegt, aber, weil ohne Wichtig- keit, weggelassen ist, nur die Pigmentzelien, welche an zwei Orten die Bahn des Nerven kreuzten, sind mitgezeichnet, als die einzigen Gebilde, die die Continuität etwas undeutlich machen könnten. 5 Die Ganglienzelle, welche ® man nach der einen Seite zu in die Chorda undeutlich übergehen sieht. Sie besitzt in der Mitte einen deutlichen Kern. Von ihm aus gehen nach meh- reren Seilen hin Cytoplasmastrahlen. d Die Nervenfasern mit Kernen bei d'. e Der Nervenstamm. B. Ein Stück einer frischen Chorda aus dem Seitenblatt von Crangon. a Parenchym mit ziemlich deutlichen Zeilen, ce Chorda, «’ das die Chorda umgebende Band. 400 Mal vergrössert. 410 Fig.:37: Fig. 38. Fig. 39. Fig. 41, Fig. 42. Dr. V. Hensen, x Haar vom Hummer. ; Zahn, FHaarkugel, I Lingula, f Fiederseite des Haares, ce Chorda, an der Lingula mit einem kleinen, aber deutlichen Knöt- chen endend. 609 Mal vergrössert. Ein Stück des Otolithensackes vom Krebs. Zwei Haare 7 sind von ihren betreffenden Porencanälen losgerissen und hängen nur an den Chorden noch fest. a Die heilen Bandstreifen, die auf die Haare zuführen, 5 Stelle, wo die Otolithen lagern, p Porencanal, f Kugelmembran, c Chorda; diese ist bei dem Haare links, durch den Porencanal durch, in der Tiefe weiter verfolgt. Um dies deutlich zu machen, ist die Membran oberhalb des Fadens als weg- geschuitlen gezeichnet worden. An dem betreffenden Haare sieht man wie die Spitze geringelt erscheint. 400 Mal vergrössert. Haare von Crangon, A. Zerzupft, so dass man die Chorda völlig isolirt aus dem Porencanal herausgehen sieht. B. Die Hörsackmembran von ihrer unteren Fläche as gesehen. n Ein Hörhaar. Aus dem Porencanal p kommt die Chorda, umgeben von einer körnig erscheinenden Masse, die in den Canal hineingeht. Cr-Präparat. 400 Mal vergrössert. | GE Andere Haare der CGariden. Schwimmhaare des Schwanzanhanges von Mysis. A. Mit Natron behandelt. a Die Haut des Schwanzes, b der Zahn, c die Lingula, d junges Haar. B. Ein Haar von einem gleich nach der Häutung -gestorbenen Thiere einige Stunden nach dem Tode, a Das Haar, b die Zellenmasse in demsel- ben, c die Pigmentkörner, welche in dem Schwanze liegenden Pigment- zellen angehören. 400 Mal vergrössert. Kurze ungefiederte Haare von Palaemon. A. Vom Schwanze. a Beginn des Porencanals, 5b Porencanal selbst, e Haarschaft. i B. Tasthaare der äusseren Antenne von Palaemon. Man sieht ein Haar a gerade von oben verkürzt, eins dagegen b etwas von der Seite, wo- bei sich die eigenthümlichen Linien c der Haarbasis deutlicher zeigen. ©. Antenne mit einem ganz seitlich aufsitzenden Haar. a Nerv, b Ge- fäss mit Blutkörperchen, c Venenraum neben dem vorigen, d das Haar, dessen Basis in den Antennenraum etwas hineinzuragen scheint, und an das ein Netvenfaden herantritt. 400 Mai vergrössert. Lange, ungefiederte Haare. 4. Haar der zweiten Querreihe der inneren Antenne von Mysis, Häu- tungspräparat. a Antennenhaut, die dort, wo die Hörhaare entspringen, ein wenig ausgebuchtet ist und an dieser Stelle auch fast allean den übrigen Stellen sehr dicht stehenden Porencanäle verliert, 9 die freien Hörhaare mit etwas niedriger Kugelmembran versehen, b ungefiedertes Haar, wel- | ches an der Basis gleichfalls eine Art Kugelmembran hat. In der Mitte des Haares findet sich bei c eine eigenthümliche Knickung; es liegt nahe anzu- | nehmen, dass von dort nach der Kugelmembran eine Art Lingula gebildet ist. | B. Ein gleichfalls ungefiedertes, diekwandiges Haar von Palaemon, ge- | zeichnet wie sich seine Contouren aus der homogenen Fläche hervorheben. | 400 Mal vergrössert. a ER „ ie Dee a sn == Fig. 43. 2 a ae Fig. 44. Studien über das Gehörorgan der Decapoden. | 411 H. Wechsel der Haare. Schwimmhaare von Palaemon. A. Vom Ende des Schwanzanhanges; das Thier stand ganz nahe vor der Häutung. Die Zeichnung ist nach zwei Präparaten gemacht, da von den beiden Haartuben rechts dıe Matrix erst zu entfernen war. a Die alte Scha- lenhaut, 5 der Haarschaft, c Spitze der Höhlung des alten Haares bis zu der das neue Haar hinangeht, d die neue Schalenhaut von der alten zurückge- zogen, fneue Haare, an welchen man an mehreren Stellen die doppelte Membran, an den beiden rechts die Reihen der Ursprungsstellen der Fie- derhaare erkennt, g die Spitzen der neuen Haare, durch den Raum zwi- schen den beiden Schalen hindurchgehend. An ihnen unterscheidet man einen Rand, der durch eine Reihe von Körnern, den Ursprunssstellen von Fiederhaaren, von einem mittleren Theil des Haares geirennt ist. Bei g’ sieht man, dass die den äusseren Saum bildenden Fieder etwas auseinander ge- wichen sind. h Das homogene Band, welches aus dem Haar kommend sich nach rückwärts im Schwanze verliert. i Die Zellen, weiche das Haar ab- scheiden. 500 Mal vergrössert. B. Das Ende eines Haartubus, 1000 Mal vergrössert. Die Fiederhär- chen stehen ein wenig zu dicht. a Einscheidender Theil des Haares, d ein- gescheideter Theil desselben, bei c Umbiegung des einen in den andern; man kann dort die Richtung der Fiederhärchen deutlich erkennen, weil der eingescheidete Theil, ein wenig zusammengedrückt, eine Längsfalte (d) geworfen hat; diese zeigt leichte Verdickuugen, welche wohl der Lagerung der Bildungszellen entsprechen mögen. C. Das Ende eines Haartubus nach 48stündiger Maceration mit Cr von 0,002%,. a Die einscheidende Wand des Haariubus, b Umbieguugsstelle des- selben in den eingescheideten Theil; man erkennt die Fiederhaare nur un- deutlich, c Matrix des Haares, an beiden Enden abgerissen, d Zellenele- mente, welche das Haar bilden. 500 Mal vergrössert. D. Halb herausgezogene Haartuben der inneren Antenne, die Weich- theile entfernt. a Die neue Schalenhaut, 5 der noch nicht ausgestülpte Theil des Haares, c eine Verdickung an der Basis des Haares, eine Art Zahn. Häutung der Hörhaare. A. Von der Seite des Schwanzanhanges von Palaemon. #3 Das Hör- haar, a die alte Schalenhaut, -a’ die neue Schalenhaut, 5 Chitinogenzellen, c der Haartubus, d die Spitze des neuen Haares an die Lingula | heran- gehend, « Chorda. B. Otolithenhaar von Mysis ohne Präparation von der Seite gesehen, der Otolith und sonstige Theile sind weggelassen. n Das Haar, & die Mem- bran des Hörsackes, c der Haartubus, an seinem Ende abgeschrägt. C. Cr-Präparat der Hörhaartuben von der ersten Querreihe der inne- ren Antennen, Palaemon antennarius. a Die neue Antennenhaut, # die Hörhaartuben, noch gefüllt und theilweise umgeben von ihren Zellenmassen, 9 ein Hörhaar oder Schwimmhaar von den Zellen befreit, db ein Schwimm- haar, zufällig unter der Antennenhaut liegend, c die doppelten Chorden, €’ eine einfache Chorde, in ein Hörhaar gehend. P.d.K. A. D. Ein Hörhaartubus von derselben Stelle. a Die Antennenhaut, 9 der Haartubus, theilweise von seinen Zellen überdeckt, theilweise davon ent- blösst, e die aus ihm hervortretenden Chorden, c die an der Spilze weit vorragende und wohl bei der Präparation halb herausgezogene alle Chorde. 500 Mal vergrössert. P. d. K. A. 412 Dr. V. Hensen, Studien über das Gehörorgan der Decapoden. I. Hörhaare von Spirituspräparaten. ‘Fig. 45. Hörhaare von Alpheus.- Fig. Fig. 48. 4. Otolithenhaar. | Die Lingula, sie steht ähnlich wie bei Palaemon an der concaven Seite des Haares und bat auch am Anfang einen Knoten, an den sich der Nerv anheften mag, fFiederseite, an der die wolkige innere Masse nach abwärts zu sehr stark entwickelt ist, £ Kugelmembran, bei f zwischen 4 Zahn und fFiederseite ausgespannt. 500 Mal vergrössert. P.d.K.A. B. Kleines freies Haar der Höhle. f Kugelmembran, h Haarbecher, a der Knoten des Haarbechers, vor dem die Kugelmembran zu entsprin- gen scheint. C. Grosses freies Haar der Obrhöhle, die Spitze ist abgebrochen. [Lin- gula, an welche nach abwärts zu sehr dicht die wolkige Substanz der Fie- derseite herantritt, b Inhalt der Aushöhlung des Haarschaftes, auf die Neu- bildung des Haares zu beziehen, d Fortsatz der wolkigen Belegmasse bis zum Anfang der Lingula herab. 500 Mal vergrössert, ‚ Hörsack von Pagurus, ein Haar intact, ein zweites entfernt, um dessen Ur- sprung zu zeigen. } Der Haarbecher, a in denselben vorspringender Knopf, f Kugelmembran, Knopf und Haar verbindend, ! die auffallend scharfe Lin- gula. 250 Mal vergrössert. .„ Hörhaare von Gelasimus. A. Fadenhaar. a Antennenhaut, 5 Haarbecher, 5 glänzende Anschwel- lung des Haares. B. Otolithenhaar, ausgerissen. 5 Glänzende Anschwellung wie bei A, d Knoten am Anfangstheil der Lingula. A. Otolithenhaar von Sesarma, bei a der Knopf an der Spitze desselben. B. Hörhaar von Hyas araneus; es ist an der Mitte so platt und blass, dass es fast ganz verschwindet. Bei n der Knopf an der Spitze, die Narbe. p Der etwas verlängerte Porencanal. % Zur Anatomie von Echinorhynchus proteus. r Von 1 R Dr. H. A. Pagenstecher, Professor in Heidelberg. Mit Taf. XXIII und XXIV. Im Jahre 1858 hielt ich der 34sten Versammlung deutscher Natur- forscher und Aerzte in Karlsruhe einen Vortrag über die Organisation von Echinorhynchus proteus, besonders über den Bau des weiblichen eschlechtsapparates und es wurde eine kurze Mittheilung hierüber in lem amtlichen Berichte über jene Versammlung niedergelegt. 2 Einmal ist nun jener amtliche Bericht, als für die Theilnehmer be- stimmt, nicht gleichmässig verbreitet. Des aber glaube ich auch, dass | hei jr Charakter einer lanbeen Notiz Gebet. Ich hatte selbst die lung, die Thatsachen, welche ich als wesentlich neue Resultate mei- E ksonen. Es hat sich die Gelegenheit bisher nicht geboten und ich wage es ‚jene Zeichnungen genau so, wie sie der zoologischen Section damals egen haben, nachträglich zu veröffentlichen. Die Meinung, dass s die gefundenen Resultate nicht zur Geltung kommen und auch ür die Vergleichung und Kritik neuerer Untersuchungen bietet, jestätigt durch den wiederholt in dieser Richtung mir ausgespro- unsch meiner " Fachgenossen, ich möge m Tafeln abdrucken ‘ Vorgange dr Echinorhynchenzucht voraussichtlich für diesen eine Lieblingsbeschäftigung der Zoologen werden wird. Ss dem Vorstehenden ee dass die Tafeln den an » 414 ’ Dr. H. A. Pagenstecher, diese Gelegenheit, um denselben etwas zu erweitern und einige kleine Fehler, welchesich in jenen Bericht eingeschlichen haben, zu verbessern. Meine Untersuchungen über das Nervensystem bestätigen im Allge- meinen die Mittheilungen von v. Siebold und Wagener. Die beiden Zeich- nungen (Taf. XXIII, Fig. a und Taf. XXIV, Fig. 6a) beweisen ühri- gens, dass das Gentralorgan nicht überall mit gleicher Leichtigkeit selbst # beiDruck wahrgenommen werden kann. In jungen Thieren, die sich zur " Untersuchung weit besser eignen‘, sind die Ganglienzellen des Nerven- ° knoiens oder Gehirns sehr deutlich, weit bestimmter als z.B. bei Milben. Die Ganglienzellen haben einen kleinen scharfen Kern und man kann ihre Verbindung mit den austretenden Nervenfasern erkennen. Diese sind einfache Fibrillen wit deutlicher doppelt contourirter Wandung. Sie trelen an der nach vorn gerichteten Spitze des dreieckigen Haufens und ° an den anstossenden Seiten einzeln aus, an den hinteren Ecken aber ° und in der Mitte der Basis liegen sie in kleinen Bündelehen zusammen. Die Zahl der austretenden Nervenfibrillen ist gross genug, dass man den- ken kann, es entspreche eine solche jeder einzelnen Hirnzelle. Gewiss ist die Zahl letzterer nicht viel grösser. a Vorn laufen zwei lange Nervenfäden gerade zu dem Rüsselkolben, von den Seiten treten je sechs oder acht schräg nach vorn, während die Bündelchen von den binteren Ecken sich zu den Lemnisken begeben und von der Mitte der Basis rechts und links ein Bündelehen den Grund der Rüsselscheide durchbohrend an das Ligamentum suspensorium und die Innenwand des hinteren Körperabschnittes tritt. Der Ganglienhaufen wird durch eine feine bindegewebige Hülle zusammengebalten. Die Rüs- selscheide, auf-deren Grunde er liegt, zeigt in dem Balkenwerk der | maschenartig angeordneten Muskulatur sehr deutliche gekernte Zellen (Taf. XXI, Fig. 4) und entspricht hierin ganz dem Verhalten der Muskel- sehicht des hinteren Körperabschnittes (Taf. XXHI, Fig. 5a). Die innerste | Bekleidung erbebi sich stellenweise zu grossen Zellen, die besonders an der tiefsien Stelle zu viert in ausgezeichneter Grösse symmetrisch ange- ordnet liegen (Taf. XXII, Fig. 1 5). Im Vergleiche mit den an den Ge- | schlechtswegen sich Gndenden ähnlichen kolossalen Zellen glaube ich diese Gebilde als einzellige Drüsen betrachten zu müssen, deren Function bei den an dieser Stelie stattfindenden häufigen Formveränderungen und. der dabei eintretenden Reibung leicht gedacht werden kann. Mit dem Ge- hirnknoten haben sie gewiss nichts zu (hun. Zwischen der Rüsselscheide und dem Ligamentum suspensorium besteht weder, wie es scheint, e@ offene Verbindung noch eine histiologische Knabe: | % Das Ligamentum suspensorium (Taf. XXIV, "Fig, 6 b) ist am Grur der Rüsselscheide zwischen deren Retractoren befestigt und besitzt ı sprünglich eine sehr substanzielle Wandung. Diese Wandung best aus zwei Schichten, einer Umhüllungshaut und einer inneren Auskl dung, welche einen Hohlraum umgiebt. Während in der weiteren Ent- — Zur Anatomie von Echinorhynchus proteus. 415 wickelung des Geschlechtsapparates die Umhüllungshaut mehr und mehr verdünnt wird und nur die anfängliche Function erfüllt, macht die innere - Haut eine besondere Entwickelung durch. Aus-ihr bilden sich diejenigen "Organe, in welchen die Eier entstehen und, wie ich aus Analogie der _ übrigen Verhältnisse erschliesse, auch die Hoden. u Abgesehen von der später noch zu berücksichtigenden Verschieden- heit der Ansichten in Betreff gewisser Einzelheiten nahm man bisher roh seit v. Siebold’s Untersuchungen allgemein an, dass während die E.ariset Hoden am Ligamentum suspen ia befestigt und mit zwei gesonderten Vasa deferentia in continuirlicher Verbindung seien, die Eier in Klumpen frei in die Leibeshöhle fallen und dort durch “die offene abdominale Mündung eines unpaaren Eileiters aufgenommen werden. ene Untersuchungen haben mir hei Be noene Ben erge- a auch Wagener so sah) die unnon auf der ee des Suspensorium entstanden - Anfangs direct aus dem Hohlraum od en,incontinuirlicher Verbindung dieses Theils mit dem M ileiter und endlich dass in noch früherer Zeit zwei Eileiter eben- sogut bestehen, wie zwei Samenleiter. Da nun ferner die innere Beschaffenheit der Eiklumpen, der Zusam- inenhang der unreifen weiblichen Geschlechtsproducte,, sich ebenso ver- En ‚wie die der unreifen männlichen Geschlechtsproducte, so habe ich ‚geglaubt, für diese eine gleiche Entstehungsgeschiehte annehmen zu dür- e ei er nur eine wenig bedeutende Modification eintritt. Die Entwickelung- der weiblichen Geschlechtsproducte geht folgen- srmaassen vor sich. Auf der Innenwand des Ligamentum suspenso- ir ‚bilden sich besonders im vorderen oder oberen Theil keulenförmige ee gestieli anbängend, in welchen eine in der Vermehrung h Bene ig liegt (Taf. XXI, Fig. m In der Hülle der Mutierzellen, vera Die Denon ‚der Brit geht kssakn ara. als das hum der Mutterzelle, so dass diese, wenn sie 0,06—0,08 mm. geworden ist, prall ausgefüllt als ein fester Zellenhaufen erscheint. ahüllung, welche über die Membran der Mutterzelle sich hinüber- iehend diese an die Innenwand des Suspensorium befestigte, reisst @ weiterem Wachsthum, der Zellenhaufen fällt in den Hoblraum des nentum suspensorium und bildet nun ein sogenanntes Ovarium oder lacentula der Autoren (Taf. XXI, Fig. 8). | Obwohl jedods diese Zollenkaufen an Grüsse noch beträchtlich zu- el men. und die aus ihren Zellen sich bildenden Eier noch einen weiten { bis ‚zu ihrer Vollendung zurückzulegen haben, so geschieht das Alles rt Zeitschr. f, wissensch. Zoologie. XIII. Bd. 27 In 416 Dr. H. A. Pagenslecher, ? doch rein durch Durchtränkung aus den umgebenden Medien ohne allen Verband. Sie können demnach durchaus nicht als Organe des Echinorhyn- chus bezeichnet werden, sie sind Haufen unreifer mit einander zusam- menhängender Eizellen. Das Orgau aber, in welchem sie gebildet wur- den, der Boden, auf welchem sie aufwuchsen, muss als Ovarium be- zeichnet werden; es fungirt demnach das Ligamentum suspensorium oder genauer dessen Innenwandals Eierstock. Das andauernde Wachsthum der frei gewordenen im Ligamentum suspensorium flottirenden Eizellhaufen findet suerst noch seine Begrün- dung in der andauernden Vermehrung der Eizellen, dann in der Ver- grösserung der letzteren und deren Entwickelung zu eigentlichen Eiern. Es bildet sich dabei erst ein Hohlraum in dem Zellenhaufen, welcher reichlich mit Molekülen erfüllte Flüssigkeit enthält, wobei der Contour der Oberfläche oft mehr unregelmässig wird (Taf. XXIll, Fig. 9) und die Eizellen mehr in die Peripherie gedrängt erscheinen. Im jeder Eizelle bildet sich nun der Kern zum Keimbläschen mit einfachem Keimfleck aus. Um diese Zeit ist der betreffende Haufen junger Eizellen der Be- fruchtung fähig, die Samenfäden umspielen ihn und scheinen zwischen dieEizellen einzudringen (Taf. XXill, Fig. 10). Von der Befruchtung dürfte vielleicht die weitere Entwickelung des Eies (ich meine nicht die des Embryo im Ei) abhängen. Es besteht diese Entwickelung darin, dassin der noch beständig wachsenden Eizelle der Zellinhalt im Raum um das Keimbläschen sich molekulär gestaltei, ein doiterartiges dunkles Ansehen erhält. Es ist das keine Umlagerung von Dottersubstanz um das Keim- bläschen, sondern eine Umwandlung von durch-Intussusception aufge- nommener Flüssigkeit. Dabei wächst das Eichen mehr in einem Duürch- messer, wird erst oval, dann spindelförmig. Das Keimbläschen wird unter der molekulären Umhüllung mehr und mehr undeutlich, doch sieht. man noch lange einen helleren Fleck in der Mitte des Eies (Fig. 11—14) als Beweis, dass die feinen Moleküle dort noch Widerstand für ihre gleich- mässige Verbreitung finden. Hiermit ist dann die Vollendung des eigent- lichen Eies vollbracht. Es kann aus der unendlich fein gewordenen Hülle, welche, ursprünglich die Membran der Mutterzelle, die Eihaufen zusam- menhielt, ausfallen, und {rei im Ligamentum suspensorium liegen. Dieses kann von solchen Eiern dicht gefüllt sein. Was das Ei weiter noch er- hält, sind umgelegte accessorische Secrete, welche Schalen- und Eiweiss- ähnliche Umhüllungen constituiren. EN Meine Untersuchungen über Echinorhynchus proteus geben demnach in Betreff der Entstehung der Eier Resultate, welche den von G. Wagener mitgetheilten am nächsten stehen. Bei der scharfen Begrenzung der | Gruppe.der Acanthocephalen in den übrigen Eigenschaften ist es a priori nicht gerade wahrscheinlich, dass in diesem Theile d&# Organisation be- deutende und prineipielle Verschiedenbeiten bestehen. So wird wohl für die Ansicht von Dujardin, dass die Eier an der Leibeswand entstände ni Zur Anatomie von Echinorhvnchus proteus. 417 entweder die Erklärung Wagener’s gelten müssen, dass das Ligamentum mit dieser innig zusammengehangen habe, oder es muss dasselbe so aus- gedehnt gewesen sein, dass es den Hohlraum des Körpers ganz erfüllte. Bei E. gigas tritt ach Wagener eine sehr frühzeitige Durchlöcherung des Ligamentum ein, so dass die noch zusammenhängenden Biarhanfen mit der Spitze aus den kleinen Oefinungen hervorragten. Das findet bei E. proteus nicht statt. Es würde jener Befund aber einen Uebergang bilden zu dem von v. Siebold für E. gibbus angegebenen, bei welchem - Thier das Ligamentum mit den sogenannten Ovarien äusserlich be- "setzt erschien. Solche Verschiedenheiten können immerhin wirklich bestehen, mit ihnen Hand in Hand würde dann die Function des Liga- inentum als Eihälter und die directe Verbindung mit dem Ausführungs- gange sich wechselnd verhalten müssen, Bei E. proteus bleibt das Liga- mentum noch unversehrt nicht allein wenn eine Menge von freien Ei- klumpen gebildet, sondern auch wenn bereits aus diesen Eier nach der Reifung ausgefallen sind (Taf. XXIII, Fig. 2 a). Ich meine, es würde von Wichtigkeit sein, mit den ee welche sich in dieser Be- ziehung ergeben, die Verschiedenheit zu vergleichen, welche die Eier betreffs der accesserischen Umhüllungen zeigen. Man müsste dann prü- gen, wo und wie diese gebildet w erden und das in Verbi ndung bringen mit der Art, wie die Eier geboren werden. 5: Da nun auch die Hoden deutlich von der äusseren Membran des Ligamentum suspensorium umhüllt sind, so ist es wahrscheinlich, dass Be in einer dem Wesen nach gleichen Weise aus der inneren Haut des- selben gebildet werden. Es bestände dann für die keimbereitenden Organe beider Geschlechter eine vollkommen principielle Homologie. Die Abweichung in der Ausführung besteht darin, dass die Samenzellenhau- ‚fen, ‚welche ‚dem Eizellhaufen sehr ähnlich ing und sich in gleicher Weise "aus Mutterzellen entwickeln (Taf. XXIII, Fig. 23—26) in zwei grossen Massen vereinigt sind und bleiben. Diese erhalten den Namen der Hoden (Taf. XXIV, Fig. 3 aa). Statt dass also die Eizellhaufen an vielen Stel- len des veritukn entstehen und mit einander ohne Zusammenhang sind, scheinen die Samenzellhaufen dicht gedrängt von nur zwei Stellen der Wand aus Entstehung zu nehmen. Die Gleichheit der Umhüllung der Hoden mit dem die sogenannten Ovarien umhüllenden Sacke des Li- gamentum zeigt sich auch darin, dass man in beiderlei Wandung ver- einzelt kleine Zellen findet, oiche peripherische Ganglienzellen zu sein scheinen (Taf. XXIII, Fig. 2 b und Taf. XXIV, Fig. 3 b). Die aus den Sanfbsizellan (Taf. XXI, Rio. 27) hervorgehenden Sa- menfädchen besitzen einen rundlichen Kopf nid einen Kun zen Faden (Tafı XXI. Fig. 28). "Nach allen bisher bekannt gewordenen Tnilersshlungen führt bei männlichen Echinorhynchen aus jedem Hoden ein Vas deferens. Diese heiden Gefässe verbinden sich zu einem gemeinsamen Vas efferens. Nach 21 * 418 Dr. H. A. Pagenstecher, v. Siebold liegen bei E. strumosus die beiden rundlichen Hoden neben einander, sonst wohl überall, jedenfalls aber bei E. proteus, liegen sie hinter einander und sind von eiförmiger Gestalt. Es erhalten durch diese Anordnung die beiden Vasa deferentia eine sehr verschiedene Länge (Taf. XXIV, Fig. 3 c). An beiden Samengängen sind in fast gleicher Grösse die varikösen Anschwellungen oder Samenblasen entwickelt (Taf. XXIV, Fig. 3 dd). Diese nicht bedeutende Asymmeirie entwickelt sich an den Ausfüh- rungsgängen der weiblichen Geschlechtsorgane in weit höherem Grade. Auch das Weibehen von E. proteus hat ursprünglich paarige Aus- führungsgänge (Taf. XXIU, Fig. 4 a), welche vollkommen symmetrisch von dem Ligamentum entstehen und nach kurzem Verlaufe in die Scheide münden. Zwischen den beiden Oeffnungen des Ligamentum suspenso- rium in dieselben erhebt sich die Wand des letzteren, so dass der Hohl- raum des Suspensorium unvollkommen in zwei Kammern getheilt wird (Taf. XXIU, Fig. 4). Für die Begattung scheinen die beiden Gänge voll- kommen gleich zu functioniren, man findet in beiden Samenfäden und das ligamentale Ende beider wird mit Kitt verklebt (Taf. XXI, Fig.&b). Bei der Volumsvermehrung der im Ligamentum erhaltenen Ge- schlechtsproducte wird jedoch die Falte oder Wand, welche den Hohl- raum Anfangs unvollkommen sonderte, mehr und mehr ausgeglichen; dabei bleibt ein Eileiter mehr und mehr in der Entwickelung zurück (Taf. XXI, Fig. 35) und der andere allein (Taf. XXIII, Fig. 3 a) übernimmt die Ausführung von Eiern. In ihm kommen die auch in dem verkümmernden angelegten einzelligen Drüsen zu kolossaler Entwicklung. Nach Verkümmerung des anderen Ganges erscheint er als das obere Ende der zunächst noch mit dem Ligamentum suspensorium continuirlich ver- bundenen Scheide und kann die Eier aus dem Hohlraum des Ligaments direct aufnehmen. Später löst sich diese Verbindung im Uebermaass der Eierproductien und des Wachsthums der Eier und dann besteht eine einfache freie abdominale Mündung des Eileiters. v. Siebold hat uns einen complicirten Vorgang beschrieben, durch welchen diese abdomi- | nale Mündung die frei in der Leibeshöhle floitirenden Eier aufschluckt. | Es scheint mir, wie wenn wohl auch hier der für die Cestoden und wohl auch Trematoden und Nematoden Anwendung findende Grundsatz An- wendung fände, dass überhaupt die Eier nicht alle auf dem gewöhnlichen Wege geboren werden, dass vielmehr um diese Zeit der überfüllte ener- gielose Körper des Thieres sich vom Darme des Wohntbieres ablöse oder vom Rüssel abreisse und nun nur noch die Function eines Eiersackes” verrichte, durch dessen Zertrümmerung die Eier frei werden. Sprech doch auch die älteren Autoren schon vom Ausireten der Eier am vorde- ren Ende der Echinorhynchen. Zur Prüfung dieser Frage wird allerdings die Untersuchung über die Schalenbildung von grosser Bedeutung sein. Die ganz fertigen Eier von E. proteus haben eine dreifache Hülle. Zur Anatomie von Echinorhynchus proteus. 419 "Die innere ist eine ganz einfache elastische structurlose Schale (Chitin?) ; ‚die zweite ist spindellörmig, viel länger als die innere, die ausgezogenen "Enden durch eine Verengerung etwas kolbig und an der Spitze jede mit einem langen Fadenanhang sen; Die dritte ist eine umbhüllende gallertige oder eiweissige A ehtize Schicht, welche die Fäden in der Aufrollung um die mittlere Schale befestigt erhält (Taf. XXIII, Fig. 152). “ Wenn ich die Mitiheilungen von Duwjardin, v. Siebold, Wagener, "Leuckart mit meinen eigenen Untersuchungen über die Embryonen ver- ‚gleiche, so scheint es mir, dass wie in den Schalenbildungen der Eier so 2 in. den Hakenbi Idungen der Embryonen Verschiedenheiten vorkom- ‚Ich fand beim Embryo von E. proteus (Taf. XXIII, Fig. 22) vorn Einen Kranz aus einer kleinen Anzahl linearer Häkchen und dahinter einen mehrreihigen feinen Stachelbesatz. Im Innern ist der spindelför- nige centrale Körper, dessen Bedeutung für die weitere Entwickelung neuerdings Leuckart nachwies, sehr früh sichtbar, nachdem der durch totale Dotterfüurehung (Taf. XXIII, Fig. 16) entstandene Embryo sich "eiwas condensirt und dadurch von der Peripherie zu freier Beweglich- eit zurückgezogen hat. Starke Vergrösserung zeigt hinten einen ge- spaltenen Hohlraum, eine Art Gaudalblase, die Form des ganzen Embryo ist durch Muskelthätigkeit sehr veränderlich. hi Wenn die Kiklümpchen sich von der Innenwand des Ligamentum "suspensorium, welches wir eigentlich im Ganzen als Ovarium nn ‚sollten, abgelöst haben, so er dieselbe ein Maschengewebe mit stark "hervorragenden Balken (Taf. XXII, Fig. 6). Auf diesen erkennt man wohl noch in einzelnen Zellen und in Ablagerung zahlreicher Moleküle ‚die Ueberreste der Elemente, welche der früheren reichen nun erlosche- nen Thätigkeit zu Grunde laser; ! Die Scheide, welche nun ganz einfach geworden ist, besitzt eine ‘obere (Taf. xXIV. Fig. 1 a) und eine untere (Taf. XXIV, ig. 1b) Er- ung g, n chen die Eier in Menge aufbewahrt werden können, während dazwischen wegen der geringen Weite nur ein oder zwei Bier ‚gleie izeitig durchgehen können. u Die Scheide besitzt an der Stelle, wo die beiden Eileiter zusammen- = grosse Drüsenzellen (Taf. XXI, Fig. 3c und 4 e), welche als den bekannten sechs aeccessorischen Drüsen der Männchen (Taf. XXIV, ag. 3 e) analog betrachtet werden dürfen. Ausserdem finden sich in beider F&eschfechtörn hier und da in den Geschlechtswegen und am Be- eöpparat einzellige Drüsen. Am Rande der Ge schlechtasincke der Männchen liegen jedoch kleine Zellen, welche wohl als Gar nglienzellen gedeutet werden können (Taf. XXIV, Fig, 5a). Dadurch dass das un- tere Ende der weiblichen GEseHlechnawend" welche durch starke sich | reuzende Muskelbündel ausgezeichnet sind, wenn auch sehr veränder- er doch im Allgemeinen glockenförmig Bestalten ist, besitzt auch dieser 420 Dr. H. A. Pagenstecher, Theil einige Aehnlichkeit mit dem männlichen Geschlechtsapparate (Taf. XXIV, Fig. 35, und55). Es fehlt jedoch die Ruthe (Taf. XXIH, Fig, kb und 55), sowie die neben dieser liegenden Saugscheiben (Taf. XXIV, Fig. 4 cund 5 c) und der ganze Apparat kann nicht durch Umstülpung vorgehracht werden. So wie bei der Begattung die Glocke des Männchens die ganze Hin- terleibsspitze des Weibchens umfasst, so nimmt das glockenförmige Ende der Scheide das Begattungsglied des Männchens auf. Ausser den sechs grossen Drüsen besitzt das Vas efferens noch eine kleine Blase (Taf. XXIV, Fig. 3g), welche ich leer fand. An der Glocke des Männchens sind Muskelbündel deutlich. | Was die Lemnisken betrifft, so glaube ich mich davon überzeugt zu haben, dass ihr mit grossen Zellen umkleideter Hohlraum in der Falte, in welcher sich Körper und Hals begegnen, eine Mündung nach aussen besitzt. Die Rüsselhaken von E. proteus sind nicht an allen Stellen Ber Rüs- sels gleich, sondern in verschiedenen Winkeln gebogen (Taf. XXIV, Fig. 7—9) ; auch finden sich zuweilen abnorme Formen (Taf. XXIV, Fig. 10). Zum Vergleiche habe ich einen Haken des Rüssels von E. polymorphus (Taf. XXIV, Fig. 13) und die feinen Spitzchen dargestellt, welche die blasige Auftreibung am Vorderkörper dieses Helminthen bekleiden (Taf. XXIV, Fig. 14—12). Dieselben besitzen ebenfalls einen starken unter ) der eingeschlagenen Guticula verborgenen Wurzelfortisatz. Heidelberg, 23. Februar 1863. Erklärung der Abbildungen. Tafel XXIII. Fig. 4. Der Grund der Rüsselscheide eines jungen Echinorhynchus proteus mit dem CGentralnervenknoten a und den grossen Drüsenzellen 5. 200 Mal vergrössert. Fig. 2. Genitalapparat eines jungen, noch unbefruchteien Weibchens, im Zusam- menhang präparirt, 40 Mal vergrössert. a Der mit den Eiklumpen gefüllte Hohlraum des Ligamentum suspensorium; 5 eine Ganglienzelle in der Wand des Ligamenis. Fig. 3. Weiblicher Genitalapparat eines jungen befruchteten Thieres an der steile, wo die noch paarigen aber nicht mehr symmetrischen Eileiter in das Liga- mentum suspensorium einmünden, 240 Mal vergrössert. a Der stärker eur) ni wickelte, b der verkümmerte Eileiter, c die accessorischen Drüsen. | Fig. 4. Uebergangsstelle des Ligamentum suspensorium in die noch Syrametrischiii 4 Eileiter bei einem etwas jüngeren Thier, 460 Mal vergrössert. a Die Eileiter; | b die verklebien oberen Mündungen derselben, c die accessorischen Drüsen. Fig. 5. Der Copulationsapparai eines jungen Weibchens, 200 Mal vergrössert. a Die | Zellen (oder Kerne) in den Muskelbündeln. “ Fig. 6. Das Maschengewebe des Ligamentum suspensorium eines alten Weibchens, | 240 Mal vergrössert. R | Zur Anatomie von Echinorhynchus proteus. 431 Fig. 7—14. Die Entwickelung und Befruchtung der Eihaufen und die Entwickelung der Eier, 320 Mal vergrössert. Fig. 45—21. Die Entwickelung des Embryo im Ei und die Schalenbildung um das- * selbe, 500 Mal vergrössert. Fig. 22. Der aus der Schale 24 ausgetretene Embryo, 759 Mal vergrössert. Fig. 233—28. Entwickelung der Samenzellen und Samenfäden, 460 Mal vergrössert. [vie] Tafel XXIV. Fig. 4. Scheide mit befruchteten und frei gewordenen Eiern von einem allen Thiere, 40 Mal vergrössert. a Die obere, 5 die untere Erweiterung. Fig. 2. Weiblicher Copulationsapparat von einem jungen Thiere, 460 Mal vergr. Fig. 3. Der männliche Geschlechtsapparat im Zusammenhange mit der Rüssel- scheide, 20 Mal vergrössert. a Die Hoden, b Ganglienzellen in der Wand des Ligamentum, c die Vasa deferentia, d deren Samenblasenerweiterungen, e die accessorischen Drüsen, f die zurückgezogene Bursa copulatrix, g bla- senförmiger Anhang des Vas efferens (Samenblase?). . 4. Unteres Ende des männlichen Geschlechtsapparates im retrahirten Zustand aber frei präparirt, von einem jungen Thiere, 209 Mal vergrössert. a Die Vereinigung der Vasa deferentia, 5 die Ruthe, c die Saugnäpfe der Glocke. 5. Vorgestülpter Gopulationsapparat eines älteren Thieres, 460 Mal vergrössert. ‘a Ganglienzeilen am Rande der Glocke, b Penis, c Haftnäpfe. 6. Verbindung der Rüsselscheide mit dem Ligamentum. a Das Gehirn, b das Ligamentum. 420 Ma} vergrössert. ig. 710. Verschiedene Haken des Rüssels von Echinorbynchus proteus, 250 Mal vergrössert. . 44 und 42. Stacheln vom Halse des E. polymorphus, 650 Mal vergrössert. .43. Haken des Rüssels von E. polymorphus, 500 Mal vergrössert. Ueber einige Schizepoden und niedere Malacostraken Messina’s. Von Prof. Dr, ©. Claus. Mit Taf. XXV— XXX. 41. Phyliosomen. Bekanntlich wurde die Ordnung der Stomapoden, welck: in reuerer Zeit die Aufmerksamkeit der Zoologen aus mehrfachen Gründen in Anspruch genommen hat, zuerst von Latreille') unterschieden und ausschliesslich auf die damals bekannten Squillidengattungen Squilla und Erichthus beschränkt. Die Abgrenzung von Kopf und Rumpf, die Scheidung des Kopfes in zwei Abschnitte, von denen der vordere die Antennen und die Augen trägt, endlich die Form und Lage der Kiemen als Anhänge am Abdomen, das waren die Charaktere, durch welche diese Gruppe den ebenfalls gestieltäugigen Decapoden gegenüber als selbst- ständige Ordnung begründet wurde. Während Lamarck”?) und Desmarest diese Auffassung Latreilles unverändert adoptirten, sah sich Milne Edwards?) zu einer wesentlichen, freilich keineswegs glücklichen, Modi- fieation derselben veranlasst. Indem er einseitig den Mangel eines geschlossenen Kiemenraumes am Thorax in den Vorder- grund stellte, konnte er dieSchizopoden, welche in Zatreulle's‘ System eine Abtheilung der Decapodes macroures bildeten und die Phyl- losomen, welche mit den Squilliden kaum einen positiven Charakter gemeinsam haben, in die Ordnung der Stomapoden hineinziehn. Die Gruppirung von Milne Edwards schien für die Folge massgebend zu werden; auch Dana”) nahm dieselbe an, wenn er in seiner Subelasse der Podophthalmia die Ordnungen der Eubranchiata undAnomobran- Chiata unterschied und für die geläufigen Namen der Decapoden und Stomapoden neue Bezeichnungen schuf. Die Anomobranchiaten liessin, 3 Al. | ) Cuvier, Regne animal; III volume. = A ) Hist. nat. des animaux sans vert£hres. T. V. ’% ) Hist. nat. des crustac6s. ) 4 2 3 4 4) United States exploring expedilion. T. I. 4852. 22 Ueber einige Schizopoden und niedere Malacostraken Messina's. 425 ‚er sogar in dieselben drei Untergruppen zerfallen, welche als Squilloi- deen, Mysideen und Amphionideen aufgeführt wurden. Indess nahnı der Inhalt der Stomapodenordnung bald eine rückläufige Bewe- "gung, um wieder auf den ursprünglichen Latreille'schen Umfang be- schränkt zu werden. Nach der Entdeckung der Metamorphose, welche viele langsehwänzige und kurzschwänzige Decapoden erleiden, wurde der na- "türliche Anschluss der Schizopoden an die Decapoden erkannt, die Veber- einstimmung der kiemenlosen Mysideen mit den Jugendformen der "Caridinen (Joly) war so evident, dass Mine Edwards‘) selbst seine frühere Umgestaltung der Latreille'schen Stomapodenordnung zurück- nahm und auch die Phyliosomen und Amphionen zu den Decapo- den herüberzog. Die leizteren Typen sollten nach unserem Forscher den Werth einer Anhangsgruppe erhalten und eine intermediäre Stellung "zwischen den Decapoden und Stomapoden einnehmen. Inzwischen ist allerdings die Selbstständigkeit derselben in hohem Grade zweifelhaft geworden. Gerstaecker*) hob zuerst die Aehnlichkeit der Phylloso- men mit den von Couch?) beschriebenen und abgebildeten Larven von "Paiönurus hervor, und Coste*) , welcher aus den Eiern derselben Gattung junge Ehe lasemen gezogen haben will, erkennt geradezu ® _Phyllosoma die Larve der Languste. Natürlich musste eine so auffallende Angabe das Interesse der Znsloseh in hohem Grade auf sich lenken, nicht weil die sonderbaren Endbeifimen auf Larven zurückgeführt wurden, —— wiesen doch schon die fehlenden Geschlechtsorgane auf die Larven- geatun hin — sondern weil sie bei der Grösse ihres Leibes, der bei eini- ‚gen Formen des Indischen Meeres 2 bis 3 Zoll lang wird, und bei der überaus zarten und flachen Körperform in den Entwicklumgskreis der Panzerkr ebse gehören sollten. ber "Die Untersuchung mehrerer in der hiesigen zootomischen Sammlung befindlichen mediterranen Phyllosomen, welche ich schon vor 2 Jahren unternahm, überzeugte mich auch bald durch die Form der Mundtheile ‚und der hinteren Extremitäten, dass diese Geschöpfe Entwicklungssta- dien vertreten. Ich unterliess indess die genauere Beschreibung, weil nach Coste's kurzen Mittheilungen eine ausführliche Entwickelungsgeschichte ' won Palinurus zu erwarten stand. Da diese bis jetzt ausgehlieben ist, will ich mit meinen Beobachtungen nicht länger zurückhalten, um so weniger, als ich inzwischen in Messina mit sehr kleinen 4'%,—2 mm. langen Jugendformen von Phyllosoma bekannt wurde und sich mir die Gelegenheit bot, die Embryonen von Palinurus mit denselben zu ver- gleichen. der kann ich den Gegenstand nicht zum vollen Abschluss bringen, und die nachfolgenden Mittheilungen mächen keinen weiteren Te. Dy Ann. des sciences natur. 4852. pag. 123. 2) Gerstaecker, Jahresbericht. Archiv für Naturgeschichte 1858. 3) Natur. hist. review IV etc. 4) Comptes rendus 4858. 424 C. Claus, Anspruch, als die Frage von der Natur und Abstammung der Phyllosoma von Neuem anzuregen; höchstens dass das Bild von der freien Melamor-— phose, in welcher sich die Phyllosoma entwickelt, eine gewisse Ab- rundung erhält. an Im Monat December tragen die Langusten ihre Eierträubehen, und ich hatte zu dieser Zeit Material in Menge, die sich entwickelnden Keime zu untersuchen. Leider gelang es mir nicht, die Larven bis zum Aus- schlüpfen zu bringen, indess reichten die älteren Embryonalstadien zum Vergleiche mit den jüngsten frei im Meere gefischten Phyllosomen aus. An dem Körper dieser Embryonen, deren Dottersack noch einen bedeu- tenden Umfang besitzt, sind schon alle Segmente des Leibes der Anlage nach bezeichnet, und alle Gliedmaassen mit Ausnahme der letzten bei- den Fusspaare und der Schwimmfüsse des Abdomens vorhanden. Die hintere Hälfte des Leibes vom Segmente des zweiten Kieferfusses an ist nach vorn umgeschlagen und bedeckt die Brustfläche des ganzen Vor- derleibes. Die grossen Seitlenaugen zeigen eine weit vorgeschrittene Dif- ferenzirung ihrer Theile, der Augennerv und seine Anschwellung,, die Nervenstäbe, der Pigmentkörper und die aus ihm hervorragenden Kry- stallkegel markiren sich unverkennbar. Zwischen denselben tritt scharf umschrieben das Gehirn mit dem zweitheiligen medianen Auge und den mächtigen unteren Längscommissuren hervor, seiner Gestalt und Lage nach mit dem Nervencentrum der jungen Phyllosomen übereinstimmend, während die grossen Seitenaugen eine weit gedrungenere und kürzere Form besitzen. Die beiden Antennenpaare besitzen eine ansehnliche Grösse, namentlich das zweite mit einem kleinen Nebenanhang versehene Paar, an dem ührigens ebenso wenig wie an den nachfolgenden Glied- maassen eine deutliche Gliederung erkannt wird. Zu den Seiten der Oberlippe’ liegen die kolbigen Mandibeln, zu denen der zweilappigen Unterlippe de dreifach ausgehuchteleb "Maxillen des ersten Paares. Grösser und gestreckter sind die unteren Maxillen (Taf. XXV. Fig. 4 (2)), deren Spitze in zwei Zipfel ausläuft, schmächtiger, aber von derselben Länge sind die ersten Maxillarfüsse (1’), an deren Rückenfläche eine kurze Knospe die Anlage eines Nebenastes bezeichnet. # Die fünf folgenden Gliedmaassenpaare, morphologisch also die zwei- ten und dritten Maxillarfüsse und die drei vorderen Gehfüsse, verhalten sich ziemlich gleichartig und mögen kurzweg als Füsse bezeichnet wer- den. Von ihnen bleibt der vordere am kürzesten und ebenso wie der etwas längere letzte Fuss mit sehr rudimentärem Nebenaste. Umfang- reicher sind die gespaltenen mit langem Nebenanhang versehenen mitt- leren Gliedmaassen (3’, 4", 2"). Den hintere undeutlich in 8 Querglieder gesonderte Körpertheil, welcher unverkennbar den beiden hinteren Seg- menten der Brust und dem gesammten Abdomen entspricht, verschmä- lert sich nach dem Ende zu und läuft in zwei conische Fortsätze aus. | Veber einige Schizopoden und niedere Malacostraken Messina’s. 495 Der auseinandergelegte Körper misst von der Stirn bis zur Schwanz- spitze etwa 1’), mm. Die jüngsten Phyliosomen (Fig. 2, 3), welche ich im freien Meere antraf, weichen nun allerdings von den beschriebenen Embryonen sehr bedeutend ab. Vorder- und Mittelleib haben schon vollständig die flache charakteristische Scheibenform der Phyllosoma und sind etwa 1‘/, mm. lang, der Hinterleib aber zeigt nicht nur ein ganz anderes Grössen-Ver- hältniss zum Mittelleib als bei den Embryonen, sondern ist auch weit, "mehr rudimentär und kaum "/ so lang als dort, er bildet einen kurzen dem Abdomen der Laemodipoden vergleichbaren Stummel mit sehr un- deutlicher Anlage der vorderen Ringe. Ä Und ebenso verschieden von den Embryonen desPalinurus verhal- ten sich die Gliedmaassen. Die vorderen Antennen, welche dicht neben den langgestreckten Stielen der Facettenaugen entspringen, sind noch einfach und ungegliedert, aber wohl um das Vierfache länger als die sehr "kurzen unteren oder äusseren Antennen, sie tragen an ihrer Spitze eine "Gruppe langer Fäden und laufen am Innenrande in einiger Entfernung von dem Ende in einen langen Dorn aus. Die unteren Fühlhörner dage- "gen erscheinen im Verhältniss zu denen der Palinurusembryonen sehr "verkürzt und enden mit winklig umgebogener, eine Randborste tragen- "der Spitze. Von den Mundtheilen folgen Oberlippe, die beiden Mandi- bein, Unterlippe und die vorderen Maxillen dicht aufeinander, zu einem "fast herzförmigen Wulste in der Mitte des Kopfschildes zusammenge- drängt. Die Mazilien zeigen deutlich zwei mit Borsten besetzte Baden. In einem mässigen Abstande ') erbebt sich dann ein neues Gliedmaassen- paar (Fig. 2 )), welches aus einem cylindrischen Stiele und einem sehr kurzen mit 4 langen Borsten bewaffneten Endgliede besteht. | ‚Aus einem älteren später zu beschreibenden Stadium wird es wahr- ‚scheinlich, dass diese Gliedmaasse der zweiten Maxille entspricht. Der. dem ersten Maxillarfusse gleichwertbige Anhang fehlt in diesem Alter vollständig, wir werden denselben erst auf einem späteren Stadium als einen cylindrischen Zapfen hervorsprossen sehen. Der auf die Maxille folgende Anhang ist evident der zweite Maxillarfuss, die erste der länge- ren, fussartigen Gliedmaassen, was nicht nur aus der Zahl der Exiremi- täten, sondern aus dem Vergleiche mit den grösseren Phyllosomen her- vorgeht. Dieser Fuss ist kurz, etwa so lang als der Vorderkörper und ebenso wie der nächste bis zu der Augenspitze reichende Fuss einästig und fünfgliedrig. Die drei nachfolgenden Gliedmaassen aber, welche den _ drei vorderen Gehlüssen der Decapoden entsprechen, bestehen aus 6 Glie- | ‚dern, und tragen mit Ausnahme des letzten auf dem zweiten Abschnitt einen ansehnlichen Nebenast (Fig. 2), dessen obere Hälfte in 5 Glieder gesondert mit längeren Borsten besetzt ist. Alle diese Gliedimaassen sind 1) In der Abbildung ist er etwas zu gross ausgefallen 426 | C. Claus, ziemlich reich bedornt und enden mit einem kurzen Krallengliede. Die inneren Organe verhalten sich im Allgemeinen ähnlich, aber ein- facher als die entsprechenden Theile der älteren Stadien. Das Gehirn erscheint weit gestreckter und relativ viel umfangreicher als dort, die beiden Hälften besitzen noch nicht die breite dreieckige Form des spä- teren Älters und werden in der Medianlinie des Vorderrandes durch das ihnen aufliegende Entomostrakenauge verbunden. Nach unten fol- gen die zwei Commissurstränge, welche verhältnissmässig breit und kurz sind, schon im unteren Theile des Kopfbrustschildes gehen sie in den Bauchnervenstrang über (N), welcher noch eine sehr gedrungene mas- ' sive Form zeigt, aber in seiner unteren Hälfte schon eine deutliche Glie- derung in Gangliengruppen hervortreten lässt. Vergleichen wir den Bauchstrang der älteren Phyllosomen, welche Audouin, Milne Edwards und Gegenbaur zur Untersuchung gedient haben, so sind offenbar von den im Mittelleib gelegenen 42 Ganglienpaaren, das Ste, 9te und A0te, oder was dasselbe ist, das 2te, 3te und 4te der unteren Gruppe‘) als Ganglienpaare gesondert. Die obere Masse des Bauchstrangs lässt eine Sonderung von Ganglienpaaren nicht deutlich erkennen, während der untere dem 4iten und 12ten Paare entsprechende Theil eine schmale, unmittelbar vor dem stummelförmigen Abdomen gelegene Anschwel- lung bildet. Die im Abdomen gelegene hintere Gruppe des Bauchstranges scheint in diesem Alter noch nicht zur Differenzirung gelangt. Dass übri- gens die gegebene Zurückführung der vorhandenen Ganglien richtig ist, geht aus dem Verlaufe ihrer Nerven, welche die den drei ersten Geh- füssen entsprechenden Gliedmaassen (1” 2” 3”) versorgen, hervor. Die beiden kinteren jetzt noch fehlenden Füsse erhalten ihre Nerven nach Gegenbaur vom 4iten und 4%2ten Ganglion und der drittletzte Fuss vom 40ten Ganglienpaare, durch welches die grosse Baucharterie hindurch- tritt. Das Ganglion, dessen Nervenstämme zu der hinteren Gliedmaasse unserer Larve treten, enthält die Durchgangsöffnung für die grosse Baucharterie, folglich ist dasselbe identisch mit dem /0ten Ganglienpaare der Bauchkeiie und der hintere Fuss mit dem drittlletzten Fusse, was nicht nur mit der vorausgeschickten Zurückführung der vorderen Extremitäten stimmt, sondern auch vollständig durch die wei- tere Entwickelung der Phyllosomen bestätigt wird. Die Sinnesorgane beschränken sich auf das grosse gestielte Facettenauge, den medianen Pigmenifleck des Gehirnes und die Tastfäden der vorderen Antennen. Ein Gehörorgan in der Basis der oberen Antenne fehlt. | In dem Kopfbrustschilde der älteren Phyllosomen findet sich als Arab hang des Darmeanales ein complicirtes, bilateral vertheiltes System von Schläuehen und Canälen,, welches von Guerin zum Kreislaufe gerechnet, von Gegenbaur dagegen als Leber in Anspruch genommen wurde. Diese 4) Vergleiche Gegenbaur , Organisation von Phyllosoma. Müller's Archiv 1858. Taf: IV, Bis& Ueber einige Schizopoden und niedere Malacostraken Messina’s. 497 Drüse tritt an den jüngsten Phyllosomen in einer höchst einfachen Form auf, aus welcher das Verhältniss derselben zum Darmceanale leicht En uleiten sein möchte. Der in diesem Körperabschnitte liegende Magen ‚stülpt sich nach oben in zwei einfache Säcke (a) und nach jeder Seite in "einen weiten vierlappigen Anhang aus, dessen mit Zellen beseizte Wan- dung offenbar die Verdauungsfläche darstellt. Die Weite und Contracti- lität dieser seitlichen Ausstülpungen des Darmrohres schliesst sich un- "mittelbar den Magenfortsätzen bei zahlreichen Copepoden an, und es ist leicht von dem einfachen Blindsack an bis zu dieser Form der Verzweigung ‚die Reihe der Uebergänge zu schliessen. Wie bei den complieirten Magen- verästelungen von Argulus haben wir es mit REN des "Darmeanals zu thun, welche, wenn nicht ausschliesslich , ibch zum grössten Theile die Fersuumngsiläche selbst bilden. Es folgt daraus, dass wir dieses System von Schläuchen mit mehr Recht einen drüsenartig une Magen nennen, denn die Bedeutung desselben ist kainesiwess uf die Function der Bobs beschränkt. Auf diesen am unteren Rande "noch in zwei kurze Divertikel (b) ausgestülpten Magen folgt das lange (ec) "und enge Darmrohr, welches an der Spitze des Abdomens zwischen zwei _Furea-ähnlichen Bbiuage mündet. % - Non Drüsen verdient ein länglich kolbiges Säckchen («) am Grunde der unteren Antenne unsere bunedbre Aufmerksamkeit. Dasselbe er- streckt sich mit seinem vorderen Ende in einen kleinen höckerartigen Fortsatz der Antenne und bildet das homologe Organ zu dem gewunde- nen Drüsenschlauche von Gammarus und der grünen Drüse des Fluss- kr ebses, freilich in seiner einfachsten und primitiven Form. Wir werden dasselbe nicht nur an den älteren Stadien der Phyllosomen in complicir- terer Gestalt wiederfinden, sondern auch von einer Reihe anderer Mala- eostraken zu erwähnen haben. | Auch die Organe des Kreislaufes verhalten sich weit einfacher, als ‚in den späteren Stadien, im allgemeinen Typus allerdings jenen ähnlich, "aber doch mit wesentlichen Abweichungen. Anstatt der drei vorderen Ar- terien entspringt am vorderen Pole im Eapilmusrhöbilde ein einziges Ge- fäss als Kopfarterie, während sich der hintere Theil des Herzens zu einem | ansehnlichen Rückengefässe verlängert, aus welchem nicht weit vom unteren Rande des breiten Hihelkörpets die grosse Baucharterie austritt. Diese: biegt sich links um den Darm, durchsetzt das entsprechende enpaar und läuft in der Medianlinie auf der Bauchfläche nach vorn, um nach den letzten vier Fusspaaren Seitenäste abzusenden. Weder nach vorn noch nach hinten in das rudimentäre Abdomen habe ich we tere Ausläufer und Aeste der Baucharterie verfolgen können. Am Harzsii selbst wurden mit Sicherheit nur zwei venöse Veffnungen beobachtet, Gapillarnetze dagegen überhaupt nicht gesehen. Unterhalb der en spaltet sich die mediane Aorta in zwei zu den Augenstielen tretende Ar- terienstämme, aus welchen jederseits ein Seitenzweig in die vordere An- 428 | i C. Claus, tenne abgegeben wird. Wir sehen an den Kreislaufsorganen dieser Altersstufe eine bedeutende mit Modificationen des Gefässverlaufes ver- bundene Vereinfachung, die allerdings sehr merkwürdig bleibt und nur im Zusammenhange mit der geringen Körpergrösse und der einfacheren Bildung aller übrigen inneren Organe erklärlich wird. Etwas weiter vorgeschritiene Phyllosomen von 3,5 mm. Länge und fast 2 mm. Breite, deren Untersuchung freilich nicht am lebenden, sondern an in Alkohol con- servirten Objecten ausgeführt wurde, weichen in einer Reihe von Merk- | malen von den jüngsten Stadien ab ind bereiten als Zwischenformen die Eigenthümlichkeiten der grösseren und älteren Phyllosomen vor. Das Gehirn hat eine kürzere und breitere Form erhalten, trägt aber noch das mediane Entomostrakenauge an seinem vorderen Rande. An den vor- deren Antennen tritt ein gesonderter Basalabschnitt auf, die unteren An- tennen sind weiter nach der Stirn heraufgerückt und zwar noch kürzer als die oberen, aber ebenfalls wie diese zweigliedrig. Der basale Höcker und einmündende Drüsensack besitzen im Wesentlichen auch noch die Gestalt des früheren Alters. Dagegen kisten die Mundtheile einige Be- sonderheiten. Die oberen Maxillen (Taf. XXVI. Fig. 5 (1)) tragen ausser den beiden inneren Laden ein tasterartiges apicales Glied, die unteren (2) besitzen doppelte Abschnitte, einen basalen mit innerem Kauforisatz und eine obere fast dreieckige mit langen Borsten besetzte Platte. Auch die vorderen Maxillarfüsse (4!) sind als Rudimente unter den hreiien Maxillen vorhanden und zwar in Gestalt kurzer papillenartiger Zapfen; an den zweiten Maxillarfüssen hat sich namentlich der zweite Abschnitt merklich gestreckt. Wesentlicher erscheinen die Maxillarfüsse des dritten Paares verändert, indem sie wie die nachfolgenden Füsse einen gefiederten Nebenanhang tragen. Was dieselben von den zwei nachfol- genden Fusspaaren leicht unterscheidet, ist die Kürze und schwache Be- waffnung ihres Klauengliedes; bei den letzteren verlängert sich dasselbe hakenförmig und gewinnt einen beträchtlichen Umfang. Auch das hintere Fusspaar, dessen Klauenglied schwächer bleibt, besitzt einen freilich noch unbefiederten und zweigliedrigen Nebenast. An den Basalgliedern aller dieser Extremitäten erhebt sich ein ansehnlicher Dorn. Auch von dem vierten und fünften im jüngsten Alter vollständig fehlenden Deca- podenfüssen wird jeizi die erste Anlage sichtbar in Form zweier Knos- penpaare (4” 5”), welche zwischen dem hinteren Gliedmaassenpaare und der Basis des Abdomens entspringen. Das Abdomen zeigt sich deutlich in 6 Ringe gegliedert, und endet mit einer etwas verschmälerten Platte, auf deren ventraler Seite die Afteröffnung liegt. Zwei seitliche sehr kurze Fortsätze am unteren Rande dieser "Plaite scheinen den verküm- merten. Furcalgliedern zu entsprechen. B Die inneren Organe bieten, so weit sie verfolgt werden konnten, eine complicirtere Form, als im jüngeren Stadium, die Ausstülpungen des Darmes erscheinen in weit reicheren ersunee die oberen ein Ueber einige Schizopoden und niedere Malacostraken Messina's. 429 fachen Schläuche verlängern sich in sanfter Krümmung bis zu den Drü- ‘sen der unteren Antennen. Die Gommissuren des Nervenstranges sind langgestreckt, in dem unter dem Schlunde gelegenen Theil des Nerven- gentrums tritt auch das 7te Ganglion deutlich hervor, die Anlagen des Ma und 12 Ganglions haben eine bedeutendere Grösse gewonnen. ve Um das Bild von der Metamorphose der Phyilosomen zu vervollstän- digen, mögen sich einige Bemerkungen über ältere Phyllosomen des Mit- 'telmeeres anschliessen, welche um so mehr am Platze sein möchten, als ‚sie sich auf dieselben Formen beziehen, an welchen Gegenbaur seine Be- ‚obachtungen über die innere Organisation ausgeführt hat. Die Beschrei- bung des gesammten Baues, eine von Ben unterlassen wurde, wird daher auch eine erw tinsaliie Ergänzung zu der Abhandlung desselben liefern. Bei der offenbar eahien Metamorphose, welche die Phyl- osomen in freier Entwickelung erleiden, entspricht natürlich der inneren Organisation eine bestimmte Stufe der ahulermehen Gestaltung, deren "Kenntniss zur richtigen Würdigung der ersteren offenbar nothwendig wird. Gegenbaur hielt seine Phyllose ‚en trotz einiger Abweichungen mit der von Risso beschriebenen Ph. mediterraneum identisch, glaubte aber vorzüglich nach der Länge und Breite des ee zwei Varietäten un- ‚terscheiden zu können. 7 Inder That treten diese Unterschiede an den drei von Gegenbaur ‚untersuchten und in der zootomischen Sammlung zu Würzburg aufbe- 1 wahrten Phyliosomen deutlich hervor, aber ausser ihnen noch sehr bedeu- ‚tende Abweichungen der Leibesform und Gliedmaassenbildung, durch ® lche die Identität der Art mehr als zweifelhaft wird. =. Zwei der vorhandenen Exemplare gehören offenbarin dieselbe Art und vahrscheinlich sogar in die Entwickelungsreihe der oben beschriebenen Jugendstadien. Die kleinere Form erreicht eine Länge von 44 mm. bei einer Breite von nur 6‘, mm. und unterscheidet sich von den Phyliosomen »n 3%, mm. Länge nicht nur durch die Grösse des Kopfbrustschildes und durch die vorgeschritiene Ausbildung der hinteren 2 Extremitäten- paare und des den sondern durch Form und Lage der Antennen und durch den Bau der Mundessliedmaassen. Im Allsenren erscheinen die Augenstiele im Verhältniss zum Körperumfans, schmächtiger, die äusseren Antennen sind näher an den Stirnrand heraufgerückt und be- deutend länger als die inneren Füblhörner. Diese bestehen aus einem ‚dreigliedrigen Stiele und zwei kurzen apicalen Anhängen. Die äusseren ‚Antennen tragen auf einem ebenfalls dreigliedrigen Stiel eine längere '|dünnere Geissel. Von den Mundtheilen zeigen die hinteren Maxillen und vorderen Kieferfüsse eine veränderte Form. An den ersteren hat sich \die trianguläre Platte des früheren Stadiums in einen oberen zugespitzten Zipfel und in einen unteren abgerundeten Lappen verlängert, ansehnliche Borsten umsäumen ihren Rand und vergrössern die Aehnlichkeit mit dem dorsalen Branchialanhang des Phyllopodenfusses. Der Kautheil des ver- 430 | & Claus, Hören Basalabschniltes zieht sich in drei bis vier, mit kurzen Spitzen. Ri} besetzten Höckern aus (Fig. 9). Der Maxille folgt der vordere Maxillar- fuss, welcher zuletzt von den Mind work entstanden, in dem früheren Alter durch eine kurze Papille vertrelen war. Jetzt ist dieselbe zu einem langgestreckten Stiele ausgezogen, der an einem breiten zwei- höckerigen Wulste entspringt (Fig. 10). Der relativ noch kurze .Kiefer- fuss, sammt dem vorderen Abschnitt des Mittelleibes unter dem Kopf- Henstschilde verdeckt, erreicht fast die Länge des ersten Fusses, von dem ° er sich indess durch seine viel geringere Dicke und die schwächere Be- waffnung des Klauengliedes unterscheidet. Der erste und zweite Fuss - endet wie in dem früheren Alter mit einem fast hakenförmig verlänger- ten Krallengliede, welches namentlich an dem bei weitem stärksten zwei- ten Fusse in die Augen fällt. Die zwei hinteren Gliedmaassen , welche wir in ihrer Anlage als einfache Wülste auftreten sahen, sind jetzt zwar noch kurze, aber deutlich gegliederte Füsse. Der obere umfangreichere trägt sogar schon den Nebenanhang, entbehrt indess noch ebenso wie der einfache und kürzere Fuss des letzten Paares der Sonderung des Krallengliedes. 72 Am meisten hat sich inzwischen das Abdomen verändert , indem es nicht nur in seine Segmente gegliedert ist, sondern auch vier zeig tene Extremitätenpaare sowie einen normalen Fächer entwickelt hat. Die zweite der mir vorliegenden Phyllosomen von 241 mm. Länge und 40 mm. Breite {Fig. 8) repräsentirt offenbar einen weiter vorge- schrittenen Zustand derselben Species. Freilich scheint die Form‘ des ansehnlich gestreckten Kopfbrustschildes, unter welchem sich auch die Basis des ersten Fusspaares verborgen hat, auf den ersten Anblick we- sentlich von der ersteren verschieden, altein die Betrachtung der Glied- maassen führt bald zur Ueberzeugung von der Zugehörigkeit in die Ent- wickelungsreihe derselben Art zurück. Die Antennen sind mächtig verlängert, namentlich die äusseren, deren Geissel eine innere Gliede- rung vorbereitet und fast die Länge des Kopfbrustschildes erreicht. Die Mundwerkzeuge (Fig. 9, 40) schliessen sich denen der betrachteten Phyl- losoma vollständig an, ebenso die Füsse, an deren Basalgliedern inzwischen von den Maxillarfüssen des zweiten Paares an kurze dunkle Schläuche her- vorgewachsen sind. Ohne Zweifel bilden diese Änhänge, welche an dem dritten Maxillarfusse, an dem ersten und zweiten Fusse sogar in doppelter Zahl auftreten, der hinteren Extremität indessen noch fehlen, die An- lagen der Kiemen, als deren morphologische Analogie von Gegenbaur mit Unrecht die gefiederten Anhänge betrachtet waren. Endlich kann der beträchtlich grössere Umfang des Ahdomens und der beiden letzten Fuss- paare’ebenfalls nur im Sie einer weiter vorgeschritienen a | gedeutet werden. ya Betrachten wir endlich die dritte ur grösste Form, deren Kö yer- länge sich auf 24 mm. bei einer Breite von ca. 15 mm. beläuft, so haben Zi ’ e - Ueber einige Schizopoden und niedere Malacostraken Messina’s. 431 ir in ihr, wie schon oben bemerkt, ein ganz verschiedenes einer anderen Art zugehöriges Thier. Die eigenthümliche Form des Kopfbrustschildes Taf. XXVl. Fig. 41), dessen Fordern die grösste Breite besitzt, nicht minder die Gedrungenheit der Gliedmaassen, die Kürze ihrer Krallen Sp lieder, endlich die Breite des Abdomens sowie der abweichende Bau der Antennen und Mundtheile liefern zum Beweis der Artverschiedenheit inreichend genügende Anhaltspunkte. Dieselbe gehört in die Reihe der hyllosomen , deren äussere lamellöse Fühlhörner sich zu denen der he- hriebenen Phyllosomen ähnlich verhalten, wie die nämlichen Organe on Seyllarus zu denen von Palinurus. Wenn es wahr wäre, dass die eine eihe die Larvenform von Palinurus bildet, so würde es sehr viel Wahr- scheinlichkeit für sich haben, diese Br; als die Larve von Scyllarus zusehen. Die vorliegende P hyllosome ist offenbar unter allen bisher betrachie- ten am weilesien in der Entwicklung vorgeschritten, was nicht nur durch die Grösse des Abdomens, sondern durch die Ausbildung der hinteren usspaare sogleich in die Augen fällt. Das letzte Fusspaar ist allerdings och kurz und ohne Nebenast, das vorletzte aber (Fig. 41 (4”)) den vor- usgehenden völlig gleich. Dagegen erscheinen die unteren Mundwerkzeuge in der rickiung etwas zurückgebliehen (Fig. 12), dieMaxillen des zwei- n Paares bilden einen breiten aber der Randborsten noch entbehrenden hrförmigen Lappen, kleiner und den vorausgehenden Maxillen ähnlich d die oberen Kieferfüsse, die zweiten und sehr langen und schmächtigen dritten Kieferfüsse entbehren des gefiederten Nebenastes. Was die innere ganisation anbetriflt, so finden Gegenbaur’s Angaben vorzugsweise auf e vorliegende Form ihre Anwendung. Nach den in Fig. 3 seiner Ab- andlung gegebenen Körperumrissen scheint es, als ob dieselbe für die arstellung der Kreislaufsorgane zur Grundlage gedient habe. Zur Ergän- ng will ich übrigens hervorheben, dass die zwei oberen schlauchför- migen Ausläufer des Darmes von Be übersehn wurden. Wie in der Jugendform mittleren Alters sind dieselben auch in den älteren Thieren sichtbar, aber als enge langgestreckie CGanäle, welche sich bis zur Drüse der hinteren Arne erstrecken und in ihrer Umgebung | _ gabelförmig spalten. Ueber den unteren traubenförmigen Drüsenanhang des Darmes, dessen Bedeutung nicht bekannt wurde, liegen mir keine | Beobachtungen vor. Sicher aber ist die Vermuthung Leydig s, nach wel- ‚cher dieser Anhang das Analogon der grünen Drüse sei, ganz irrthüm- lich. Die grüne Drüse, von Gegenbaur allerdings nicht gekannt, liegt am .|Gru unde der zweiten Antenne unter dem auch schon bei jüngeren Formen erwähnten Tuberculum, an welchem sie wahrcheinlich ausmündet. Die |Drüse hat i in diesem Aiter eine bedeutendere Grösse und einen weit com- ‚plieirteren Bau als früher , indem sie in zahlreiche schlauchförmige Aus- äufer und peripherische Läppcehen gespalten ist. Gehirn, Commissuren und Bauchstrang schimmern in ihrem ganzen Verlaufe durch die Körper- Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XIII. Ba. 28 i RE 432 C. Claus, bedeckung hindurch, bemerkenswerth erscheint im Vergleich zu den jün- geren Phyllosomen der. relativ geringe Umfang des Bauchstranges. Spuren einer Gehörblase, deren Vorhandensein neuerdings wieder von Strahl!) in der Masse des Gehirnes behauptet wird, sind mir nicht bekannt ge- worden. Allerdings gelang es bei der Untersuchung des Gehbirnes in je- dem Lappen einen Körper, ähnlich der Strahl’schen Gehörblase, zur Ab- grenzung zu bringen, allein derselbe entsprach einer Gangliengruppe, wahrscheinlich derselben, welche bereits Gegenbaur als die mittlere Gangliengruppe im Gehirne unterschieden hat. Zudem würde die Lage eines Gehörorganes in der Gehirnsubstanz wenigstens im Kreise der Ar- thropoden sehr auffallend erscheinen, indess bemerke ich, dass mir in je- der Gehirnbälfte der Gattung Calanella eine eigenthümliche, hellum- grenzte CGoncretion bekannt geworden ist, die möglicherweise auf die Natur eines Otolithen hinweist. Aus den Angaben Strahl’s lässt sich lei- der für die Natur des unterschiedenen Körpers nichts folgern, eine runde heller markirte Differenzirung der Substanz wird eben ohne weiteres Gehörblase genannt; ich werde später nachweisen, dass die in den oberen Antennen oder in den Schwanzplatten des Fächers gelegenen Ge- hörblasen ein complicirtes Verhalten der Nervenenden darbielen. Krgyer?) behauptet a dass bei Phyliosoma Gehörwerkzeuge hinter dem oberen sowohl als unteren Fühler unter dem Rückenschilde, gelegen seien. Fassen wir kurz die Resultate unserer Betrachtungen zusammen, so haben wir zunächst allerdings nicht entscheiden können, ob die Phyllo- somen in den Eniwickelungskreis der Panzerkrebse gehören oder nicht, immerhin aber wurde aus dem Vergleiche der jüngsten Phyllosomen mit den Embryonen von Palinurus die Zusammengehörigkeit unwahrschein- lich, nur unter der Bedingung einer sehr bedeutenden Veränderung und dans der vorderen Maxillarfüsse und anderer Gliedmanssentie bleibt die Umbildung des Embryo’s zu einer Phyllosoma denkbar. An diesen aber haben wir manche Eigenthümlichkeiten des Baues und eine complicirte freie Metamorphose nachgewiesen. Unter den ersteren möch- ten folgende Gesichtspunkte hervorzuheben sein: | 4) Ein unpaares Entomostrakenauge sitzt dem Gehirne auf. | 2) Die Drüse in der Basis der hinteren Antennen ist vorhanden. 3) Die zahlreichen sogenannien Leberschläuche der grösseren Phyl- losomen werden anfangs jederseits durch vier ' Ausstülpungen des Dar- mes vorbereitet. ‚Aa 4) Ausser ihnen erheben sich zwei obere enge Schläuche als Aus- siülpungen des Darmes. N 5) Das Gefässsysiem verhält sich in dem jüngsten Alter viel ein- facher als in spätern Stadien und leidet eine bedeutende Umgestaltung. 4) Sitzungsberichte der Berliner Akademie. Dec. 4864. pag. 1068. 2 2) Beitrag zur Kenntniss der Krebsthiergatiung Sergestes. Giebel u. Heintz Zeit- schrift 4856. pag. 415. ae - Ueber einige Schizopoden und niedere Malacostraken Messina’s. 433 | 6) Ebenso das in dem früheren Alter relativ weit umfangreichere "Nervensystem, in dessen Bauchstrang zuerst das zweite, dritte und vierte Ganslienpaar der unteren Hälfte zur Sonderung kommt, während die | 6 Ganglien des Abdomens fehlen. w 7) Die vorderen Maxillarfüsse und die beiden letzten Fusspaare prossen erst während der freien Entwickelung hervor, dem ersten Alter E.; dieselben ebenso wie die falschen Schwimmfüsse des Abdomens ollständig. 2. Eine flache Krebslarve und die Gattung Leuciler, Im Anschiuss an die Phyllosomen erlaube ich mir die Skizze eines lien etwa 5 mm. grossen Krebses mitzutheilen (Fig. 13), die ich wegen er dornförmigen Ausläufer an den Seiten seines Kopfbruststückes und ‚der Abdominalsegmente vorläufig als Acanthosoma bezeichne. Aller- dings hat das Thier noch nicht das volle Maass seiner Grösse und Ent- jickelung erlangt und zeigt entschieden den Habitus eines späten Lar- ı ve enalters, indess möchte die Zurückführung auf eine schon bekannte robssattung kaum möglich sein. Das Thier misst von dem Stirnrande zur Schwanzspitze naafähn 5 mm., hat einen flachen, fast schildför- igen Vorderleib mit allen zugehörigen Extremitätenpaaren und ein an- ‚sehnlich gestrecktes, aber eh Bilder Abdomen. Die langen, mit Sta- eheln bewaffneten Dornen, welche sich an der Stirn, auf der Rücken- äche und an der Seite ds Körpers erheben, bin ich ar für Larven- raktere zu halten. Die vorderen Antennen, etwa von der Länge des opfbruststückes, tragen sehr lange befiederte Borsten und enden mit wei kurzen Spitzen. Die unteren seitlichen Fühlhörner sind bedeutend k änger, achtgliedrig und mit einer dünnen Seitenlamelle versehen. Von en Mundtheilen entbehren die Mandibeln des Tasters. Die Maxillen be- rn innere lappenförmige Laden und einen kurzen dreigliedrigen Fuss. 'Von den Maxillarfüssen des zweiten Paares an sind die Extremitäten 'Spaltfüsse mit gefiedertem Nebenast. Der etwas stärkere viergliedrige ‚Hauptast erreicht am dritien Maxillarfuss die bedeutendste Grösse und nimmt an den folgenden Füssen continuirlich an Umfang ab. Von den inneren Organen erwähne ich zunächst das unpaare eeahiane Auge als schmalen Pigmentstreifen am Vorderrande des Gehirnes. Der et ‚sendet ähnlich wie bei Phyllosoma zwei obere Schläuche in den vorde- ren Theil des Kopfes und trägt in der Gegend des Herzens ein Paar seit- t liche Lebersäckchen. Aus dem vorderen Ende des langgestreckten Her- zens entspringen drei Kopfarterien, eine mittlere gerade und zwei seit- liche in Biegungen verlaufende, während sich das hintere Ende in ein . einfaches Geläss des Abdomens PN © Ueber die merkwürdige Gattung Leucifer Thomps., deren syste- |matische Stellung noch immer nicht mit Sicherheit zu bestimmen ist, 28* 434 C. Claus, will ich meine Beobachtungen an diesem Orte mittheilen, weil diese Cru- staceenform mit den Schizopoden und deren Larven vieles gemeinsam 7 hat und auch von Milne Edwards und Dana mit denselben systematisch zusammengestellt wurde. Wahrscheinlich ist die in dem Meere von Mes- sina verbreitete Art mit dem von Thompson beobachteten L. typus des Aulantischen Oceans identisch, steht aber auch der als L. acestravon Dana beschriebenen Species des stillen Oceans sehr nahe. Bei einer Länge von 40-12 mm. zeigt unsere Art des Mittelmeeres (Taf. XXVlll. Fig. 24) ganz ähnliche Erössenverhälinisse der einzelnen Körpertheile als jene bei- 3 Species. Ohne auf die hinlänglich bekannten Eigenthümlichkeiten ein- zugehen, welche die allgemeine m und die Zahl der Gliedmaas- senpaare bietet, wende ich mich sofort zu den Details einiger unzurei- chend untersuchten äusseren Körpertheile und der inneren Organisation. Die Antennen des ersten Paares, welche an dem dreispitzigen Stirarande entspringen, besitzen einen langen Basalstiei, der um Weniges hinter den gesireckten Stielen der Facettenaugen zurückbleibt, diesem folgen zwei kurze aufgetriebene Glieder und eine lange vielgliedrige Geissel, an deren ° unteren Gliedern die zarten und blassen Fäden angebracht sind. In ih- ° rer Basis liegt das schon von Souwleyet. und Huxley gekannte Gehöror- gan. Die Antennen des zweiten Paares, mit sehr kurzem, diekem Basal- gliede, tragen einen schmalen der Esteriplänie entepnie le Neben- anhang. Ihr Hauptast besitzt ein kaum bis zur Hälfte des Augenstieles ' reichendes Wurzelglied und eine sehr lange dünne Geissel. Tief am Grunde des gemeinsamen Basalgliedes e:hebt sich ein zarter meist recht- winklig abstehender Cylinder, welcher dem sogenannten Hörcylinder des Flusskrebses und dem conischen Fortsatz der Antenne von Gammarus entspricht. Hier kann man sich nun sehr leicht und bestimmt überzeu- gen (Fig. 21), dass der cylindrische Anhang von einem Canal durchsetzt 7) wird und ein geöffnetes Rohr darstellt, in welches der Ausführungsgang einer bereits von Semper') erwähnten geschlängelten Drüse mündet. Of- fenbar gehört die Drüse mit dem oben erwähnten Säckchen von Phyllo- soma, mit der grünen Drüse des Flusskrebses und Verwandten, sowie mit dem geknäuelten Canal des Gammarus in die gleiche Kategorie, und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie unter den Malacostraken eine weite Verbreitung findet. Ich kenne dieselbe auch von einer in Messina häufig beobachteten Larve, welche zu der Gattung Sergestes zu gehören scheint, hier liegt sie als ein geschlängelter, kolbig verdickter Blind- schlauch in das Basalelied der Antenne hineingerückt (Fig.16). Bei Leu- cifer liegt die Drüse unter dem Stirnrande in der Umgebung des Gehir- nes und verhält sich etwas complicirter, indem sie mehrfache Biegungen bildet und seitliche Ausläufer absendet. Der Bau der Drüse ist sehr einfach. Auf eine äussere structurlose Membran folgt die zellige Wandung mit grossen. Kernblasen und körnigem Zellinhalt, dann das helle, relativ weite 4) Reisebrief aus Manila. Siebold u, Kölliker’s Zeitschr. 4862. p. 106. vr Ueber einige Schizopoden und niedere Malacostraken Messina’s. 43 Lumen, welches sich in den cylindrischen Anhang der Antenne hinein verfolgen lässt (Fig. 22). Die Antennen und Mundwerkzeuge liegen in weitem Abstande, durch den stielförmig verlängerten Vordertheil des Körpers von einander ge- trennt. Wo dieser in das seitlich comprimirte, nach vorn erweiterte Kopf- bruststück übergeht, erheben sich die Mundwerkzeuge, zunächst eine "umfangreiche, kappenförmig vorragende Oberlippe, unter ihr die beiden tasterlosen Mandibeln und die Unterlippe. Die Mandibeln enden mit einer breiten, gekerbten Mahlfläche. Als accessorische Mundesgliedmaassen ha- ben wir zwei Paare von Maxillen und Maxillarfüssen. Die vorderen Ma- "zillen (Fig. 23) besiehen aus zwei mit Zähnen und Borsten besetzten La- den und einer kurzen cylindrischen Tasteranbang. Die unteren Maxillen (Fig. 24) besitzen einen ganz ähnlichen Kautheil, dessen unterer Lappen jedoch in zwei Stücke gespalten ist, tragen aber auf der Rückenfläche eine borstenrandige, zweizipflige Platte, die ich deshalb besonders her- vorhebe, weil sie Weiter von Dana noch von Milne Edwards erwähnt wird. Die vorderen Maxillarfüsse (Fig. 25) sind kurz und zweigliedrig, | ohne Nebenanhang. Das zweite Kieferfusspaar dagegen ist fussartig ver- R ingert, knieförmig gebogen und nach aussen umgeschlagen. a die- ser eigenthümlichen Krümmung zeichnet sich dasselbe von den nachfol- genden Extremitäten durch den dichten Borstenbesatz aus. Wenn KMilne Edwards von zwei Paaren kurzer und lamelleuser Maxillarfüsse spricht I ” nd denselben ein drittes fussartiges folgen lässt, so scheint er das zweite u für m a Kieferfüsse angesehen zu haben. Durch maassen unrichtig en sondern Abe ihre Zahl um 1 zu hoch | En. Milne Edwards lässt daher nur das letzte Fusspaar am Tho- rax fehlen, während in der That, wie Dana richtig erkannt hat, die bei- den letzten Paare ausfallen; es en sich nöneh dem erwähnten gegen den Mund zur ückgeschlagenen Fusse noch vier Paare von Füssen an, welche dem dritten Maxillarfusse und den drei vorderen Gebfüssen ent- sprechen. Diese sind nach gleichem Typus gebaut, dünn und lange- ‚streckt, ohne Nebenanhang und Kiemensäckchen. Das zweite Paar bleibt am Be zisten; die beiden unteren erreichen die bedeutendste Länge und ‚sind wieder Brch die Bewafinung der Spitze verschieden. Das letzte ' Paar endet mit einer kleinen Zange, indem ein hakenförmig gehogenes, borstentragendes Klauenglied einem kurzen Fortsatz gegenübersteht (Fig. 26). Alle aber sind sie in ihrer gesammten Länge mit einer Dop- - pelreihe von langen Borsten besetzt. Der Mangel der vier hinteren Decapodenfüsse ist übrigens eine höchst emerkenswerthe Thatsache, natürlich den Asehildeien Zustand des ' Krebses vorausgesetzt. Wir Würden eine für gewisse Larvenstadien cha- ‚rakteristische Stufe der morphologischen Gliederung am geschlechtsreiien ‚Thiere persistiren sehen. Der gesammite Eindruck, den die Beschaflen- 436 ii GE Glaus, heit des Leibes, der Bau der Gliedmaassen und vor Allem die unverhält- nissmässige Grösse des Abdomens macht, bleibt immer der einer Krebs- larve, erst die Beobachtung der Geschlechisstoffe kann die Natur des ausgebildeten Körpers entscheiden. Nun haben allerdings schon ältere Autoren Männchen und Weibchen unterschieden, aber auf Grund von Abweichungen äusserer Körpertheile. M. Edwards erwähnt für das vor- dere Fusspaar des Abdomens einen bizarren Anhang des Basalgliedes und nimmt die Formen mit dieser eigenthümlichen Bildung als Männchen in Anspruch. Dana fügt zu diesem Charakter des Männchens noch einen zweiten hinzu, den Besitz von zahnartigen Vorsprüngen am ventralen Rande des sechsten Abdominalsegmentes. Er beschreibt ferner am An- fang des Hinterleibes eine Drüse und eigenthümliche damit zusammen- hängende Organe, die er nur im männlichen Geschlechte gesehen haben will, allein über die Geschlechtsorgane selbst weiss er nichts zu sagen. Ich selbst habe nach den Geschlechtsorganen vergebens gesucht und nur jene äussere Unterschiede der vorderen Abdominalfüsse und des sechsten Segmentes wiedergefunden. Auch verhält sich bei den angeblichen Männ- chen das zweite Gliedmaassenpaar abweichend. Dieses trägt zwar wie auch die drei nachfolgenden Füsse im Gegensatze zu dem ersten Fusse mit einfachem Schwimmast, doppelte Aeste, aber neben denselben zu- gleich einen eigenthümlichen Auswuchs. Nach alle dem scheint es mir, als ob die geschlechtlichen Abweichungen des Männchens durch jene Charaktere erst vorbereitet würden, ähnlich wie wir an den älteren Ju- gendzuständen der Gopepoden, z. B. Euchaeta, Unterschiede der Ex- tremitäten finden, aus welchen schon die männliche oder weibliche Na- tur des Thieres voraus bestimmt wird. Wahrscheinlich sind jene ab- weichenden Formen (Fig. 24) in der That Männchen, aber noch in einem unreifen Stadium, welches allerdings der morphologischen Vollendung des Körpers nahe stehen muss. Von der inneren Organisation hebe ich hervor, dass das Gehirn, von Semper fälschlich für das Fühlerganglion ausgegeben, an der Spitze des stielförmigen vorderen Abschniltes liegt, umgeben von den beiden geschlängelten Drüsen der unteren Antennen. Die beiden sehr langen Gommissuren verbinden sich unterhalb.des Schlun- | des zu einer langgestreckten Anschwellung für die Mundwerkzeuge. Auf | diese folgen noch vier Ganglien der Brust (vergl. Fig. 24 n) und sechs Ganglien des Abdomens. Der Darmcanal sendet einen ansehnlichen, an der Spitze getheilten Blindschlauch in den Stiel des Kopfes. Das in der | Gegend des zweiten und dritten Kieferfusses gelegene Herz bildet einen | langen und engen Sack, in welchen das Blut jederseits durch zwei ve- | nöse Ostien einströmt. An seinen beiden Polen entspringen die Arterien, die hintere verläuft auf der Nackenfläche der unteren Brustpartie und des Hinterleibes bis in dessen leiztes Segment herab und soll nach Sem- per im Thorax und in den fünf ersten Hinterleibssegmenten zwei seitliche Aeste abgeben, im sechsten Gliede aber sich in zwei Aeste auflösen. Die Ueber einige Schizopoden und niedere Malacostraken Messina's. A3T vordere theilt sich in zwei Seitenstämme, welche an der Seitenfläche des Magens bis in die Spitze des Kopfstieles laufen und hier drei Zweige in die Antennen und Augen abgeben. Der einzige Beobachter, ‚der ausreichende Mittheilungen über die ge- ‚sehlechtliche Entwickelung von Leucifer gegeben hat, ist Semper. Er sagt: »Das männliche Thier trägt an den. beiden ersten Hinierlöibsfilssen nen sehr complicirten Begattungsapparat. Die Geschlechtsöffnung ist nfach, liegt bei beiden Geschlechtern in der Mittellinie des Bauches dicht nter dem letzten Brustfusse. Der Hode besteht aus einer in der Mittel- inie des Thorax dicht unter dem Magen liegenden Samendrüse, an deren nieres Ende, dort wo der kurze Samenleiter entspringt, sich mehrere ebendrüsen anseizen. Der Same wird, xoch unentwickelt, in einen irnförmigen grossen Spermatophor eingeschlossen. Das hinterste Ende eser männlichen Drüse reicht bis in die Mitte des ersten Hinterleibs- ‚gliedes, das vorderste bis ziemlich dicht an den Schlund. Das vorletzte - Hinterleibsglied des Männchens trägt mehrere Zacken, die dem Weibchen fehlen. Das Weibchen hat zwei Eierstöcke, die vom Ende des sechsten linterleibsgliedes (?) an dicht unter dem Darm sich bis in die Mitte des Thorax erstrecken, hier biegen sich die beiden Eileiter nach unten und iR schwellen dann zu zwei grossen Taschen an, die eine kleine rundliche ' Tasche umfassen ; die Geschlechtsöffnung ist Siuksehr: ein einziger Sper- a atophor steckt nik seinem spitzen Ende darin. Entwickelte Zoosper- mien habe ich nicht beobachtet. Weibliche Begattungsorgane fehlen. « "Da indess die Beschreibung des gesammten Körperbaues von Semper un- ‚terlassen wurde, so bleibt es zweifelhaft, ob die Geschlechisthiere keine 7 morphologisch höhere Gestaltung eriangt haben. Dre u. Die Larve von Sergestes und das Gehörorgan IR, der Krebse. ' Einen zarten, durchsichtigen Krebs tr af ich mit Leucifer sehr oft unter Debitacı habe (Taf. XXVIl. Fig. re Die jüngeren an von 5—6 m a zeigen etwa folgenden en Ihr ee seit- 438 C. Claus, werthigen Organen von Mastigopus überein. Auf einem gestreckten und dünnen dreigliedrigen Stiele (Fig. 20) erhebt sich eine fünfglied- rige mit zarten Fäden besetzte Geissel und ein kurzer eylindrischer Ne- benanhang (vergl. Leuckart, »Carcinologisches«, Archiv für Naturge- schichte 4859. Taf. VII. Fig. 6.). Die unteren tiefer eingelenkten Anten- nen besiizen eine dünne fast lanzettförmige Schuppe, etwa von der Länge des Augenstieles und verlängern sich zu einer fadenartigen Geissel. Ge- tragen wird diese colossai verlängerte Geissel von einem starken und ge- streckten Gliede, in dessen Innenraum der einfache, geschlängelte Drüsen- gang verläuft, von welchem wir bereits oben gesprochen haben (Fig. 16). Leuckart giebt für Mastigopus fünf lange und dünne Fusspaare an, ohne Scheeren und Klauen, mit Schwimmborsten besetzt. Ganz ähnlich verhalten sich die Füsse an unseren Krebslarven. Diesorderen, welche dem dritten Maxillarfusse entsprechen, sind die kürzesten, bleiben aber nicht viel hinter denen des dritten Paares (4”) zurück, sie sind fünf- gliedrig und wie die entsprechenden Gliedmaassen von Leueifer nach innen hakenförmig gekrümmt. Am umfangreichsten tritt die nachfolgende Extremität, der Kieferfuss des dritten Paares (3') hervor, der dritte Fuss (1”) bleibt kurz, der vierte verlängert sich etwas mehr, der fünfte aber streckt sich wieder bedeutend zu einer mit dem zweiten Fusse gleichen Länge. Hinter diesen Gliedmaassen aber werden schon die An- lagen der beiden letzten Decapodenfüsse sichtbar als kurze Schläuche, die wir an grösseren und älteren Larven in verschiedenen Uebergangs- stufen zu kleinen Füssen sich entwickeln sehen. Kiemenschläuche und befiederte Nebenäste fehlen. Die vor den Füssen zusammengedrängten Mundiheile verhalten sich in diesem Stadium einfacher als im vorge- schritienen Alter, in welchem ihre Uebereinstimmung mit der Gattung Sergestes deutlicher hervortritt. Die Mandibeln entbehren noch des Ta- sters oder tragen anstati desselben einen kurzen einfachen Stummel. An den Maxillen des zweiten Paares fällt besonders die grosse unaufhörlich schwingende Platte des Rückenrandes in die Augen. Die Form des mäch- tig entwickelten Hinterleibes stimmt ebenfalls mit der Gattung Serge- stes überein, allerdings sind die fünf Schwimmfusspaare noch einfach, indess schon auf den etwas weiter vorgeschrittenen Stadien sehen wir einen zweiten befiederten Ast sich entwickeln. Nur das vordere Paar der Schwirnmfüsse bleibt auch im späteren Alter einfach. Die ältesten mir bekannt gewordenen Formen von etwa 8 mm. Länge unterscheiden sich von den beschriebenen Larven durch die Länge der vorderen Antenne, deren Geissel in zahlreiche Glieder zerfallen ist, fer- ner durch die zweiästigen Schwirmmfüsse des Hinterleibes und die ge- gliederten, immerhin aber noch schmächtigen Füsse der beiden letzten Paare (4”, 5”). Dazu kommt dann vor Allem die bedeutendere Grösse und Ausbildung der Mundtheile. Die Mandibeln haben einen langen und dün- nen Taster erhalten, die Maxillen des ersten Paares (Fig. 47), von der Ueber einige Schizopoden und niedere Malacostraken Messina's. 439 umfangreichen Unterlippe überragt, sind breit und zweilappig. Die Kie- fer des zweiten Paares (Fig. 18) besitzen einen vierlappigen Kautheil, ähnlich wie die Maxillen von Sergestes und tragen eine grosse an randige Platte, die sich am lebenden Thiere, wie schon bemerkt, in leb- E hafıen Schwingungen hin und herbewegt. Auch die vorderen Maxillar- > füsse (Fig. 19) sind Nlächenhaft ausgebreitet und stimmen mit den von Milne 2 Edwards‘) abgebildeten Kieferfüssen von Sergestes atlanti- ns _ eus vollständig überein. 2 In diesen jüngeren und älteren Sergesteslarven verhalten sich die " Örgane des Kreislaufes weit einfacher als bei den ächten Decapoden. Das kurze sackförmige Herz, mit zwei Paaren venöser Östien, entsendet eine " hintere Arterie in das Abdomen und vordere Gefässe nach der Spitze des Kopfes. Eine mittlere Aorta wurde vermisst. Die seitlichen Kopfarterien geben seitlich Ausläufer an die Antennen ab und führen den F ee 4 a ‚Von besonderem Interesse erscheint uns aber das am Grunde ‚der inneren Antennen gelegene Gehörorgan (Fig. 15), welches hier durch seine Grösse und freie Lage der Untersuchung weit günstiger ist als das "entsprechende Organ von Leucifer. Bekanntlich hat zuerst Farre*) das "in den vorderen und inneren Antennen der Krebse gelegene Säckchen als Gehörorgan in Anspruch genommen, aber es erforderte noch eine Reihe von neuen und genaueren Beobachtungen?), bis die Deutung des englischen Forschers zur allgemeinen Anerkennung gelangte. Vor Allem ' ist es wohl die Analogie mit den Otolithen-haltigen Gehörbläschen der ” Mollusken, welche für die Natur unseres Organes als Gehörwerkzeug spricht, allein in der feineren Structur treten doch bemerkenswerthe Dit- v ferenzen hervor, indem einmal die Cilien, welche dort die innere Wan- - dium hinzukommt. Beide Abweichungen können indess ment als se Modificationen des nämlichen Planes angesehen werden, wie wir ja auch die noch einfacheren mit Concrementen versehenen Randkörper der Me- . dusen als Gehörbläschen ansehen, als Modificationen, unter denen sehr e ‚gut die gleichartige Natur des ehen möalich bleibt. Es fragt hi - sich in erster Linie, wie verhält sich der hinzutretende Nerv, in w elehenh K Zusammenhang stöht er mit den Theilen der Blaschenanikune oder mii “ dem Inhalte Beeseihen? An den Randkörpern der nacktäugigen Medusen - fällt diese Frage vorläufig hinweg, weil das Vorhandensein eines differen- v ten Gewebes für die Ner Vodleistuneen zweifelhaft ist. Der von Fr. Müller Fr u 1% # B-.; 1.M. Edwards, Ann. science. nat. 4. Ser. XIX. pl. 10. fig. 5. we 2) Philos. Transact. 1843. RN ” Vergl. Huxley, Ann. and Mag. 4854 ; ‚ Souleyet, Froriep’s Notizen 1843, Leuckart e e. ; Krayer \. c. iD 2.6. Claus, als Nerven- und Ganglienstrang beschriebene Ring am Scheibenrande ist nach meinen zahlreichen Beobachtungen allerdings vorhanden und steht auch in;unmittelbarem Zusammenhang mit den Randkörpern, allein seine Structur spricht keineswegs für die Natur eines specifischen Nervenge- webes. Wir haben in jenem Ringe sogar zwei blassstreifige, hier und da deutlich zeliige Schichten zu unterscheiden, welche oft ganze Rei- hen von kleinen Nesselorganen und deren Anlagen in sich einschliessen und am natürlichsten als eine dem Ringgefässe anliegende Differenzi- rung des äusseren Epithels aufgefasst werden. Die grössere Irritabilität dieses Randsaumes vor den übrigen Gewebstheilen möchte ich hiernach allerdings nicht bestreiten, allein die Deutung als specifisches Nerven- system muss vorläufig um so entschiedener zurückgewiesen werden, als es sich hier nicht um einen Gegensatz von Ganglien und nach den ein- zelnen Organen ausstrahlenden Fasern handelt. Der Ring ist absolut abgeschlossen und, was noch mehr sagt, bei den höher organisirten gros- sen Scheibenquallen überhaupt nicht nachzuweisen. Auch die Jugend- formen der Pelagia noctiluca, die in allen möglichen Grössen von mir zu diesem Zwecke untersucht wurden, zeigten am Scheibenrande keinen derartigen differenten Gewebsring. Wir müssen uns vielmehr vorsiellen, dass bei jenen Medusen wie auch bei den Siphonophoren und Verwandten die grössere Irritabilität der Gewebselemente ein Nervensy- stem ersetzt und in dem Gesammteomplexe der Theile eine der Empfin- dung ähnliche Leistung zu erzeugen im Stande ist. Bei den Mollusken tritt in der Regel ein besonderer Nerv an die Wandung der Gehörhlase, aber sein feineres Verhalten und die Art der Endigung dürfte kaum ausreichend erforscht sein. Nach Leydig') geht bei Paludina und Carinaria das homogene Neurilem des Nerven in die äussere bindegewebige Haut der Ohrblase über, während sich der Inhalt »feinpulverig« auflöst. Gegenbaur bemerkt, dass das feinkörnige Ende des Nerven eine Hervorragung in das Innere der Blase bildet und Claparede sieht bei Neritina die Blase als eine in die Substanz des Ner- ven eingelagerte Bildung an. Auch von den Gehörnerven der Anneliden haben wir bezüglich ihrer Endigung keine genügenden Vorstellungen, und bei den Krehsen selbst ist über die Art der Verbindung des Nerven mit der Blase so gut als nichts bekannt. Leicht findet man den in die Antenne eintretenden Nerven und sieht ihn an die runde zartwandige Blase herantreien. Auch sein weiteres Verhalten springt ohne grosse Mühe in die Augen; er löst sich an der Wandung der Blase in eine Reihe von Fasern auf, welche jene durchsetzen und als gebogene Stäbchen sich an den kreisrunden im Genirum der Flüssigkeit schwebenden Otolithen befestigen. Ganz ähnlich endet der Gehörnerv bei denMysideen, deren Schwanzplatten bekanntlich die Träger der Gehörorgane sind. Das mäch- tige Ganglion des sechsten Abdominalsegmentes sendet in jede Hälfte des 1) Vergl. Leydig, Histologie pag. 279. Ueber einige Schizopoden und niedere Malacostraken Messina’s. A441 ‚bgabe eines seitlichen Astes mit seiner Hauptmasse an das Gehörorgan ‚der inneren Lamelle herantritt. Dieses bildet keine abgeschlossene von selbstständiger Wandung umgebene Blase, sondern wie schon Frey und - Leuckart‘) beschrieben haben, eine ovale flache Höhlung in der Substanz ‚der Schwanzlamelle. In derselben liegt eine ebenfalls ovale, concentrisch streifige Coneretion mit glänzendem Kerne, umgeben von der hellen homo-— genen Flüssigkeit des Säckchens. Indem der Nerv von der äusseren Seite ‚aus an die Gehörblase tritt, bietet er durch das Auseinanderweichen seiner Fasern den Schein einer Anschwellung. An dieser Stelle aber bildet die "Substanz der Lamelle in den Raum des Gehörorganes einen convexen orsprung, welcher fast unmittelbar an den Otolithen anstösst und von ‚den Fasern des Nerven in drei Gruppen durchsetzt wird. Die Fasern ‚oder Stäbchen sind ziemlich starr und fest; im Bogen gekrümmt befesti- ‚gen sie sich an dem Otolithen. Ob sie hier unmittelbar mit der Masse ‚dieses Körpers verschmelzen oder selbstsiändig und abgegrenzt enden, "konnte nicht entschieden werden. Uebrigens sind diese Bildungen keines- wegs der früheren Beobachtung vollständig entgangen. Frey und Leuckart ‚erwähnen eine eigenthümliche Structur des isolirten Otolithen, dessen Pe- ‚ripherie an der einen Fläche mit steifen Borsten oder Haaren besetzt sein - sollte. Specieller wurde von jenen Forschern hervorgehoben, dass diese Haare glashell und mit Wurzeln in Vertiefungen des Otolithen eingesenkt, _ auch in einer eigenthümlichen Stellung angeordnet seien. »Vier oder fünf von ihnen stehen zusammen auf der einen Seite und zeichnen sich durch besondere Grösse aus. In einiger Entfernung von ihnen folgen die übri- 7 gen, etwa 40 an Zahl, alle kleiner, wenn auch unter einander an Grösse ' wechselnd. Zuerst den vorigen sich anschliessend, stehen'sie noch in ge- - doppelter Reihe, indem einige grössere nach innen gelagert sind, die 7 kleineren dagegen weiter nach aussen. Dann wird die Reihe der Haare nur eine einfache, als eine Fortsetzung der äusseren. Die Haare sind klei- _ ner und an ihrer Insertion von einer fortlaufenden Querreihe begrenzt. Von ihnen aus scheinen Verlängerungen nach innen in die Masse der Oto- lithen wie Fäden sich zu erstrecken.« Hiernach und nach den beigefüg- ten Abbildungen unterliegt es keinem Zweifel, dass diese als Haare be- zeichneten Gebilde mit den stärren Nervenfasern, in welche sich der Ge- h hörnerv auflöst, identisch sind. Da man für die Natur der Blasen aus der Analogie mit dem Gehörsäckehen der Mollusken den Beweis zu füh- ren hatte, war es am Ende nicht auffallend, dass Leuckart »die Chitin- - haare des Otolithen eine Compensation für das Wimperepithelium abge- ben liess.« Auch in den durch eine Spalte nach aussen geöffneten Ge- _ hörblasen finden sich wahrscheinlich ähnliche Nervenstäbchen am Otoli- - then, zumal die Befestigung desselben an der Wandung nothwendiger erscheint. In der That sprechen auch hier mehrere Forscher von einem 4) Beiträge zur Naturgeschichte wirbelloser Thiere. 4847. pag. 415. DEE 442 C Claus, Haarbesatze der Wandung, welcher möglicherweise auf ähnliche den Oto- lithen fixirende Nervenstäbchen zurückzuführen ist. Befestigungen der Gehörsteine an der Wandung der Gehörblase kommen übrigens auch in anderen Fällen vor, ich fand die Otolithenconeremente in dem Gehör- organe der Rippenquallen durch zarte Fäden an der Blase ‚suspendirt, ohne hier übrigens die Fäden als Nervenenden nachweisen zu können. Bei den Krebsen aber, wo diese Stäbchen eigenthümlich modifieirte Ner- venenden sind, leuchtet die Bedeutung dieser Einrichtung für die Natur des Nerveneindrucks ein. 4. Euphausia Mülleri und deren Entwickelung. Eine interessante Gruppe von kleinen spaltfüssigen Krebsen bilden die Gattungen Thysanopoda) M. Edw. und Euphausia Dan., wel- che man mit Melne Edwards als Thysanopode&a oder mit Dana als Eu- phausidea den Mysideen gegenüberstellen kann. Von den letzteren weichen sie vorzugsweise durch den Besitz von büscheiförmigen Kiemen an den Brustfüssen ab, welche frei am Körper herabhängen, ohne von einem Kiemenraum des Panzers umgeben zu sein. Durch den Besitz von Kiemen nähern sich die Euphausiden noch mehr den Garneelen, denen sich die Familie der Schizopoden überhaupt weit enger als den Stoma- poden anschliesst. Dieser Zusammenbang der spalifüssigen Krebse mit den Garneelen wird in fast continuirlicher Weise durch eine Reihe von Uebergangsformen hergestellt. Die jüngst von Sars?) beschriebene Gat- tung Lophogaster trägt zwar noch mit Kiemen besetzte Spaltfüsse, allein die oberen Büschel der Kiemen kommen in einen besondern von dem Fanzer gebildeten Raum zu liegen, während die unteren frei in das Wasser herabhängen. Bei Sergestes (und Aristeus Duvernoy?) fehlen die befiederten Nebenäste der Brustfüsse, allein die Seitenflächen des Panzers sind nach Ärsyer zu niedrig, um einen verschlossenen Kiemen- raum zu bilden, die Kiemen treten unter der Basis der Füsse anbedeckt hervor. Angesichts solcher Uebergänge in der Bildung der Füsse und Kiemen, bedarf es für den directen Anschluss der Schizopoden an die Garneelen keiner weiteren Beweise, wie denn auch Milne Edwards und von ihm unabhängig auch Krayer und Sars zu der gleichen Auffassung gedrängt wurden. Dass die Gatiung Cynthia Thomps., welche in ihrem gesammten Bau am nächsten mit Mysis übereinstimmt, Kiemenanlagen an den Abdominalfüssen trägt und hier an jedem Fusse zwei spiralig ge- rollte Schläuche entwickelt, kann natürlich nicht als ein Anschluss zu den Stomapoden angesehen werden. | Gehen wir etwas näher auf die Euphausidengruppe e ein, so sind es 4) Brandt theilt diese Gattung in zwei Untergattungen Thysanopoda s. sir. und Thysanoessa, nach der Länge der äusseren Maxillarfüsse (v. Middendorf's Sibirische Reise). 2) Beskrivelse over Lophogaster typicus. Christiania 1862. Ueber einige Schizopoden und niedere Malacosiraken Messina’s. 4483 vorzugsweise die Gliedmaassen des Thorax, auf welchen die Abweichungen Br der Be Gattungen Bi In Br M. Edwards Ne T h ysano po da, Die Maxillen folgenden ass der Brust ie raue Pan en Paares lang und gespalten, unter einander unmerklich verschieden, das "hang redueirt. Bei Dana’s') Euphausia erstreckt sich die rudimentäre "Ausbildung auch auf das vorletzte Paar, sodass nur sechs wohl entwickelte ‚Spaltfüsse, nämlich die drei Kieferfüsse und drei vorderen Gehfüsse am Körper sichtbar sind. Ein anderer in die Augen springender Charakter der Euphausia isi das Vorhandensein von accessorischen theils media- nen unpaaren, theils seitlichen paarigen Augen. Schon Dana erwähnt nahe der Basis der vier Abdominalfüsse, ferner am Grunde des zweiten und ‚sechsten Brustfusses kleine roihe Kugeln, welche Augen ähnlich unter "einer Linse lägen, deren Natur indess nicht erkannt werden konnte. Wir ‚werden uns später überzeugen, dass diese Bildungen, deren Lage von ‚Dana richtig bezeichnet worden ist, in der That complieirie Sehwerk- euge vorstellen. Wenn Semper*) von einem Thysanopus spricht, "welcher sieben Augen mit Glaskörper, Linse, Pigmenthaut und Nerv be- ‚sitzen soll, so hat er wahrscheinlich ein noch unentwickeltes Thier un- serer Gattung Euphausia beobachtet. Die dritte von Dana aufgestellte en Gy eo werden wir > auf ein frühes Ent- iss B.;: un Ehiropuden in a mie Sue be- "ziehen sich auf eine Messinesische, offenbar zu der Dana’schen Gat- » tung Euphausia gehörige Form. Fast täglich bot sich mir dieselbe in grösserer oder geringerer Zahl und in verschiedenen Stadien der Ent- ’ 4 wiekelung unter den im Netze gefischten Thieren zur Untersuchung. Bei einer Körperlänge von 16—/i8 mm. im ausgebildeten Zustand steht die - Messinesische Euphausia der von Dana beschriebenen E. splendens - des Atlantischen Oceans am nächsten, ohne indess mit dieser Art iden- 2 tisch zu sein. In dem Vorhandensein eines spitzen Schnabels, in den Grös- m senverhältnissen der b. iden Antennenpaare und der Spaltfüsse, in der y Kiemenbildung, endlich in der röthlichen Färbung der ventralen Körper- : fläche schliesst sie sich der Atlantischen Species an, dagegen ist, die Grösse 4 des Leibes bedeutender, der Stirnschnabel länder, dis sechste fusslose A _ Schwanzsegment verhältnissmässig viel kürzer, sodass, die Genauigkeit " der Dana’schen Beschreibung vorausgesetzt, die Artverschiedenheit nicht j _ bestritten werden kann. Ich erlaube mir die mediterrane Art nach Herrn Prof, Heinrich Müller, der mir mit gewohnter Güte die Vergleichung ei- Be in Weingeist aufbewährten Exemplare der zootomischen Sammlung u Dana, Expl. exped. of the Unit. Stat. Crust. I. p. 639. 2) Semper, Reisebericht. Zeitschr. f. wissensch. Zool. 4862. p. 101. A444 C. Claus, gestattele, E. Mülleri zu nennen. Gehen wir auf die Eigenthümlichkei- ten der Messinesischen Form näher ein. An dem stark comprimirten Leibe erhebt sich der Panzer oberhalb der Magengegend zu einer merklichen Wölbung der Rückenfläche, die ich in keiner der Dana’schen Arten ange- deutet finde (Taf. XXVIl. Fig. 29). Die Höhe des Kopfbruststückes übertrifft die des umfangreichen und ganz allmählich verschmälerten Hinterleibes nicht sehr bedeutend. Die grossen birnförmigen Facettenaugen bleiben kurz und dünn geslielt, ihre ganze vordere Wölbung ist dicht facettirt und durch das unterliegende Pigment schwarzbraun gefärbt. Die Antennen wiederholen den allgemeinen Bau von Thysanopoda und Euphau- sia. Die oberen inneren bestehen aus einem dreigliedrigen, das Auge um mehr als das Doppelte überragenden Stiel, dessen Basalglied neben einem mit Borsten dicht besetzten Höcker einen geweibartigen Auswuchs entsendet und aus zwei langen, deutlich geringelten Geisseln, von denen eine an ihrer Basis die zarten specifischen Cuticularfäden trägt (Taf. XXIX. Fig. 32 a). Die unteren äusseren Fühlhörner (Fig. 33) besitzen einen kurzen und breiten Basalabschnitt, dessen oberer Rand in einen langen, spitzen Siachel ausläuft. Zu den Seiten desselben ist die innere, geglie- derie Geissel und die äussere, lamelleuse Schuppe eingefügt, welche den langgestreckten, zweigliedrigen Stiel der Geissel um Weniges überragt. Die Mandibeln tragen einen dreigliedrigen Taster (Fig 34) und werden von den Maxillen durch die grosse, zweilappige Unterlippe (Fig. 35 a) gesondert. Von den Maxillen, welche von Dana nicht ausreichend unter- sucht wurden, besitzt das vordere Paar (Fig. 35 d) einen dreilappigen, mit Borsten bewaffneten Kautheil und eine dorsale, schwach befiederte Lamelle. Die Maxille des zweiten Paares (Fig. 35 c) unterscheidet sich von der oberen durch den geringeren Umfang der rückenständigen La- melle, durch die Grösse des oberen Lappens und durch die Spaltung des mittleren und unteren Lappens. Beide Kieferpaare verhielten sich dem- nach den Maxillen von Thysanopoda sehr ähnlich, an denen man aller- dings nach M. Edwards’ Darstellung die dorsalen Lamellen vermisst. Der letztere Forscher hebt sogar für das zweite Kieferpaar ausdrücklich her- vor, dass man wie bei Alima und Squilla keine Spur des blatiförmi- gen, zum Mechanismus der Respiration dienenden Anhanges finde, allein nach der beigegebenen Abbildung scheint es mir, als ob auch bei Thy- sanopoda der Anhang nicht ganz fehle, sondern als schmaler, rudimen- tärer Fortsatz vorhanden sei. Auch bei Mysis sinkt die entsprechende Platte, welche bei den höheren Decapoden die respiratorischen Bewe- gungen auszuführen hat, zu der Form eines kleinen Stummels herab, während wir sie noch an den Uebergangsgatiungen Lophogaster und Sergestes in ansehnlicher Grösse vorfinden. Im Zusammenhange mit dem Ausfall eines Kiemenraumes gehört die Verkümmerung dieser Platte zu. den wesentlichen Gharakteren der Mysiden- und Eu- phbausidengruppe. Weniger übereinstimmend verhalten sich die Ma- Ueber einige Schizopoden und niedere Malacostraken Messina’s. AAS larfüsse, welche im letzteren Falle den allgemeinen Bau vollkommen den nachfolgenden Extremitäten der Brust theilen. In der Gattung phausia folgen auf die Maxillen zwölf gespaltene und mit Kiemen- ahängen versehene Füsse, die den drei vorderen Maxillarfüssen und en so viel Gehfüssen entsprechen und unier einander nur durch ge- ge Grössenunterschiede und durch den continuirlich nach hinten zu- menden Umfang der Kiemen differiren. An allen unterscheiden wir en kräftigen Basalabschnitt, an dessen Rückenfläche die Kieme aufsitzt. on folgt der dünne, sechsgliedrige Fuss mit einem kurzen, befiederten ;benast auf der Rückenfläche seines unteren Gliedes. An den vorderen üssen. sind die beiden unteren Glieder zu einem gemeinsamen, kurzen d. breiten Abschnitt verschmolzen (Fig. 36, 37), an den nachfolgenden jreckt sich das zweite Glied mehr ne mehr, während sich das uniere einem kurzen fast ladenartigen Abschnitt endet (Fig. 39). Die Füsse d dünn, mit langen Borsten Basauzl und unbewaffnet, nach unten all- hlich an Länge, "zunehmend. Am ersten Paare bi eibt die Kieme ein facher Anhang, aber schon am zweiten Paare hat sich dieselbe zu em Büschel von Schläuchen vergrössert, am dritten (Fig. 38) ver- hrt sich die Zahl der Schläuche und so fort in continuirlicher Folge ach dem Ende der Brust zu, sodass die Kieme des letzten Fusspaares ig. 39) drei Zweige von Subliuphen umfasst. Noch weit umfangreicher eigen sich endlich die Riemen der Gliedmaassen des siebenten und ach- en Paares. Diese Extremitäten, welche dem vierten und fünften Deca- odenfusse entsprechen, gehen in der Bildung eines mehrästigen, spiralig edrehten Kiemenbüschels auf (Fig. 40, 44), ohne die Theile des Fusses rägung zu bringen, und nur ein schmaler, kaum Ren Ei Die fünf Schwimmfusspaare des Hinterleibes stimmen mit denen von Ihysanopoda überein und zeigen wenigstens im weiblichen Geschlechte ichts Bemerkenswerthes. Auf einem stiellörmig verlängerten Basalab- Umformungen, welche offenbar ähnlich wie bei Leueifer und hei zahlreichen höheren Decapoden eine geschlechtliche Bedeu- en. Schon Dana sind diese Eigenthümlichkeiten an E. splen- "und superba aufgefallen, aber nicht als Charaktere des männ- chlechtes, sondern als Merkmale der Species, freilich sehr un- d angeführt. Bei unserer Art sind es besondere Anhänge am le der inneren Lamelle und zwar drei eigenthümliche verdrehte ene Platten und Stäbe, die in ihrem A nahe das Co- onsorgan darstellen (Fig. 44). Ohne mir eine genaue Vorstellung . "Art threr Leistung machen zu können, scheint doch der gesammte 446 C. Claus, | Bau und die Analogie mit dem hinteren Fusspaare zahlreicher Gopepo- denmännchen dafür zu sprechen, dass sie zum Befestigen der Sper- matophoren dienen, welche ich fast an allen Weibehen zwischen dem drittletzten Gliedmaassenpaare der Brust | in einfacher Zahl angeklebt finde. Der Dienst, welcher das fünfte Fusspaar den männlichen Gopepoden leistet, wird offenbar bei den Malacostraken durch das erste, beziehungsweise zweite Fusspaar des Ab- domens ausgeführt. In unserem Falle Beleinii das zweile Fusspaar minder umgeformt, wenngleich in einer Weise (Fig. 45), welche über die mor- phologische Uebereinstimmung mit den Copuläiene der vorher— gehenden Extremität keinen Zweifel ührig lässt. Auch hier treten, aller- dings in rudimentärer Form, drei eigenthümliche und minder gebogene Stäbe am Innenrande der entsprechenden Lamelle hervor. Der Schwanzfächer endlich (Fig. 43), welcher auf das letzte fuss- lose Segment des Hinterleibes folgt, schliesst sich am nächsten dem ent- sprechenden Körpertheile der E. splendens Dan. an. Die bei weitem bemerkenswertheste Erscheinung, welche unserem Krebs wie überhaupt der Gaitung Euphausia ein besonderes Interesse verleiht, ist der Besitz höchst eigenthümlicher Sinneswerkzenge, welche an den Seiten mehrerer Brustfüsse und zwischen den vier vorderen Schwimmfüssen des Abdomens als röthlich glänzende Kugeln hervor- leuchten. Dass dieselben bereits von Dana und Semper gesehen und von letzterem für Augen ausgegeben wurden, habe ich bereits erwähnt, aus- serdem aber wurden sie noch von einem anderen um die Kepntniss der Crustaceen verdienten Forscher, von Ärsyer'), an einem als Thysano- pedainermis aufgeführten ee beobachtet. An diesem Thiere, welches der Bildung seiner Extremitäten nach offenbar zu Euphausia gehört, beschrieb Krgyer eigenthümliche Organe zweifelbafter Function, muthmaasslich aber Gehörwerkzeuge, deren Sitz am Basalglied des zwei- ten Brustfusses, des siebenten rudimentären Fusses und zwischen der vier vorderen Schwimmfüssen des Abdomens ganz mit zen: ausia übereinstimmt. Es sind röthlich pigmentirte, walzenförmige Körper, deren unmittel- barer Zusammenhang mit den Ganglien des Bauchstrangs für ihre Be- deutung als Sinnesorgane spricht. Die nähere Untersuchung weist sie aber nicht in die Reihe der Gehörwerkzeuge, sondern, wor sie auch von Semper gehalten wurden, in die Kaleaägie von Augen. Glückte es mir auch trotz angestrengter und wiederholter Bemühung nicht, die En- digungsweise des Nerven nachzuweisen, so ergab sich doch aus dem ge- sammiten Bau, aus dem Besitz von Linsen und Muskeln, welche das Or- gan hin und herrollen, die weit grössere Wahrscheinlichkeit für ihre Na- wur als bewegliche Gesichtswerkzeuge 4) Forsoeg til en monographisk Fremstilling af krebsdyrsisgten Sergestes. Kon. Danske Vidensk. Selsk. Skrifter 1859. pag. 294. Ueber einige Schizopoden und niedere Malacostraken Messina’s. 447 . » Im’ allgemeinen Bau' zeigen die acht accessorischen Augen keine er- blichen ‚Unterschiede. : Jeder Bulbus liegt in einer kuglig ‚aufgetrie- nen Erhebung der Künpeihedsckunz mittelst zarter Fäden befestigt d «durch mehrere schräge Muskelbündel beweglich (Taf. XXVIM. ns au. b). ‚Die äussere: Peripherie des Bulbus grenzt eine cuticulare llesab, an welche sich die Fäden und Muskeln anhelten, während sich r Inkalt in complicirter Weise: differenzirt. Die vordere Partie der Au- pkugel, welche die lichtbrechenden Medien einschliesst, dient offenbar ‘Aufnahme und Breehung der Strahlen, die hintere grössere Hälfte gegen zur Perception des Lichteindrucks. An der ersteren unterschei- t man eine Art Glaskörper (Fig. 30 ce. ß), der nach hinten von einem inzenden Ringe (&} mit einer Linse (y) in seiner Mitte umgrenzt wird. nter der Linse folgt im Gentrum des Auges ein ebenfalls glänzender, streifter Körper, der sich auf eine Gruppe eng aneinander liegender Stäbchen zurückführen lässt (0). Derselbe liegt übrigens keineswegs frei in der Substanz des Bulbus, sondern eingeschlossen von einem hellen, kugligen Ballen, dessen hintere Hälfte in einer derben pigmentirten Fa- serhaut‘steckt. Diese liegt'der hinteren Fläche der Bulbuswandung un- itielbar an und bietet die’ Form eines halbkugligen, nach vorn geöfl- neten‘, 'pigmentirten Bechers, welcher zu dem einliegenden hellen und kernhaltigen Ballen die Lage einer Chorioidea einnimmt. Leider weiss ic ch über die Bedeutung des Ballens mit seinein ‚Stäbchenbündel im Cen- trum nichts Sicheres zu berichten, am natürlichsten scheint dieser Theil den: percipirenden euren zu entsprechen , über: deren fei- neres Verhalten und Beziehung zu dem Nerven des Bulbus ich allerdings trotz aller Bemühung nicht ins Klare kommen konnte. Immerhin aber \ ‚die vorausgeschickten Beobachtungen genügen, um unsere be- ien rothen Kugeln als Gesichiswerkzeuge betrachten zu aürfen, überdies auch in anderen Thierelassen in grösserer Zahl und in osonderlicher Lage bekannt geworden sind. Mit dieser Zurück füh- timmt überdies eine andere, bereits noch nicht erwähnte Eigen- keit, die verschiedene Stellung der Sehaxen an den Augen des hes. Die vier medianen Augen sind nämlich in ihrer natür- ige so gerichtet, dass das erste nach vorn, das zweite und dritte ten, das letzie endlich nach hinten ea Das leizie zwischen ierten. Schwimmfusspaare befestigte Auge erhält sogar noch eine ‚des Chitinskeletes am hinteren Rande der medianen Auftreibung, e die Augenkugel hineingerückt ist, und es wird schon durch die Lage dieser oberen Linse die Richtung der Sehaxe vorgeschrieben. \uge des Hinterleibes wird demnach in natürlicher und ruhender in besonderes und beschränktes Gesichisfeld haben, aus welchem ‚ichteindrücke aufnimmt, das erste wird mehr nach vorn, das letzte er.nach hinten sehen, rähnend die paarigen Augen der Brust für die tionen seitlicher Eindrücke bestimmt zu sein scheinen. | Zeitschr. f. wissensch. Raolugie. Xi. Bd. 29 448 Ä C. Claus, Nicht weniger als die beschriebenen, ebensöwohl ihrer Lage als ihrer Structur nach merkwürdigen Sinnesorgane verdient die Entwick- lung der Euphausia eine genauere Beachtung, indem sie auf einer so cemplieirten Meiamorphose beruht, wie kaum eine zweite unter den Ma- lacostraken bekannt sein dürfte. Bei der Fülle von Material, welches mir von allen Stadien der freilebenden Larven zu Gebote stand, war'es mir möglich, die Veränderungen des Körpers in continuirlicher Reihenfolge im Detail zu verfolgen. Uebrigens sind die Euphausialarven bislang keineswegs ganz unbeobachtet geblieben, in dem umfassenden Material, welches Dana im atlantischen und stillen Ocean sammeln konnte, finden wir eine Anzahl verschieden vorgeschrittener Entwickelungsstadien un- seres Schizopoden, freilich als besondere Gattungen und Arten beschrie- ben. Dana’s Calyptopis integrifrons, ferner Fureilia abbre- viata, graeilis, microphthalma, macrophthalma, endlich Cyrtopia detruncata und rostrata sind nichts anderes, als ver- schieden vorgeschrittene Euphasialarven, die sich allerdings auf meh- rere Arten beziehen mögen. Bei der unvollständigen Untersuchung der Gliedmaassen und des morphologischen Körperbaues mussten natürlich jenem Forscher sichere Anhaltspunkte fehlen, um über die Natur als Lar- ven oder als ausgebildete Thiere ein entscheidendes Urtheil zu fällen. Allerdings wurden die Gattungen Fureilia und Galyptopis als muth- maassliche Jugendformen von Decapoden oder Eubranchiaten anhangsweise den Mysideen angereibt, sie würden indess auclı in ihrer Beziehung zu Euphausia erkannt worden sein, wenn Dana mehr Rücksicht auf den Bau und die Form der Körpertheile genommen bätte. Unter den Dana’schen Krebsformen ist ohne allen Zweifel die als Calyptopis integrifrons beschriebene die jüngste und entspricht genau dem messinesischen Stadium, welches ich in Fig. 46 u.47. Taf. XXIX. abgebildet habe. Dasselbe ist ein kaum 3 mm. langes Thier von blasser Fär- bung, in der allgemeinen Körperform von der ausgebildeten Euphausia ganz und gar verschieden. Vor allem fällt am Vorderieibe der relative Umfang des Hautpanzers auf, unter welchen die Theile des Kopfbrust- stückes wie in einen Mantel eingezogen liegen. Selbst die kugligen pig- mentlosen Augen ragen nicht über den mit Spitzen besetzten Stirnrand hervor. Nach hinten setzt sich der Hautpanzer in einen spitzen Zipfel fort, während der Seitenrand in einen kleinen nach vorn gerichteten Haken ausläuft. Auch das erste Segment des bereits vollzählig geglie- derien, aber noch fusslosen Hinterleibes steckt ganz oder grossentheils zwischen den Lamellen des Panzers verborgen. Betrachten wir die Gliedmaassen etwas näher, so folgen auf die beiden Antennenpaare und tasterlosen Mandibein nur drei Paare von Extremitäten, die vier Ma- xillen und die vorderen Kieferfüsse, von den mittleren und hinteren Kie- ferfüssen ist keine Spur zu sehen, es fehlen demnach noch 7 Paare von Brustgliedmaassen. Bekanntlich verhalten sich die eben dem Eie eni- Ueber einige Schizopoden und niedere Malacostraken Messina’s. 44a, schlüpften Malacostrakenlarven in der morphologischen Ausbildung ihres Leibes nach den Gattungen und Familien äusserst verschieden, und ver- eten Stufen, die sich zu einer fast continuirlichen Reihe forischreitender ntwieklung esatrinekistehen lassen. Unter diesen nimmt offenbar die phausialarve die niedrigste bis jetzt bekannte Siufe ein, auf weiche Zo&aformen mit zwei Kieferfusspaaren am Vorderleibe folgen. Da- gen zeigen sich die 7 Segmente der fehlenden Füsse schon jetzt als irze Ringe des Rumpfes deutlich gesondert (Fig. 47). Von den 6 vor- ındenen Gliedmaassenpaaren sind es wohl die oberen Antennen, deren au am nächsten auf das ausgebildete Thier hinweist, wir beobachten an inen einen ganz ähnlichen dreigliedrigen Stiel, dessen langer Basalab- >hnitt einen langen bedornten Stachel trägt, auch die beiden Geisseln nd als kurze und einfache eylindrische Glieder angelegi. Dagegen be- t die hintere untere Antenne fast die Form eines langgestreckten Go- odenfusses, indem sich auf einem zweigliedrigen Stiele zwei en indrische aber ungegliederle Aeste als Anlagen der Geissel und der nzettförmigen Platte befestigen. Die beiden Maris (Fig. 48 und '9) weisen ebenfalls auf die entsprechenden Kiefer der ausgebildeten Thiere hin, während der vordere Maxillarfuss (Fig. 50) von dem späteren “Schizopödenfusse (Fig. 37) erheblicher abweicht. Sowohl der äussere befisderte Nebenast als der innere Fuss erscheinen durch kurze und ein- ! K eis vertreten, welche auf einem breiten zweigliedrigen Basal- abschnitte aufsitzen. Um endlich auch die Fächer des Abdomens zu er- ‚äbnen, so sind schon jetzt neben der langgestreckien Mittelplatte die aarigen Seitenplatten, welche wir geradezu als die Gliedmaassen des ü Abdominalsegmentes betrachten können, wenn auch nur als kurze d rudimentäre Anhänge vorhanden. Dagegen fehlen noch die beiden "beweglichen Zinken, die wir im ausgebildeten Thiere am Ende der Mit- telplatte eingelenkt finden. Ebenso leicht als die äusseren Körpertbeile schliesst sich auch bei ‘der hellen und durchsichiigen Beschaffenheit ‚der Körperbedeckung die innere Organisation der Beobachtung. Man erkennt das Gehirn mit dem medianen Augenfleck , den Magen mit den itlichen Leberschläuchen und das Herz mit seinen Gefässen, von denen "hintere Aorta den Darmcanal in seiner ganzen Länge begleitet. Von nösen Oeffnungen des Herzens gelang es in diesem Aller nur ein einziges iteres Paar nachzuweisen, während sich die vorderen und seitlichen erien schon in derselben Zahl als in späteren Stadien entwickelt zei- "Die grossen seitlichen Augen liegen, wie bereits erwähnt, hinter N Kragen des Kopfbruststückes verborgen und entbehren tiöch sowohl enise als der Krystalikegel und deren Cornealfacetten, dagegen halten sie ein Bündel eigenthümlich glänzender und eng an einahder gender Stäbe, auf welches wir in einem späteren Entwickelungsstadium Piohköninhen werden. Uebrigens will ich nachträglich hervorheben, dass lie Galyptopis integrifrons keineswegs dem jüngsten aller Larvee 29 * a50 #' | lt » Gb Glaus; stadien entspricht. Ich kenne vielmehr eine noch kleinere Larve''von ewwa 2 mm. Länge, welche in ihrer Körpergestalt und Gliedmaassenbil- dung mit der beschriebenen Form übereinstimmt, aber durch den unge: gliederten Stiel der vorderen Antenne und den Mangel der Seitenflossen des Schwanzfächers auch morphologisch tiefer sieht. Diese letztere Larve bin ich geneigt für die jüngste aller freien ie men der Euphausia anzusehen. Er | Eiwas grössere Larven von 34/, mın. Länge schliessen nie zwar in ihrem Habitus der Galyptopisform an, sind aber durch die Abwesen- beit des hinteren Brustzipfels und durch eine weiter vorgeschrittene Ent- wickelung einzelner Körpertheile von jener verschieden. Vor allem be- sitzen sie. die Anlage des zweiten Maxillarfusses in Gestalt eines einfachen gebogenen Anhanges, ferner am vorderen Segment des Hinterleibes das erste Schwimmfusspaar und zwischen ihm in der Medianlinie die Änlage zu:dem ersten accessorischen Auge des Abdomens. Auch die seitlichen Augen .des Kopfes zeigen sich verändert, sie beginnen über den Kragen des Kopfbrustschildes emporzuwachsen und vor ‚dem Stäbehenbünde! Spuren des Pigmentes und einige Krystallkegel zu entwickeln. ‚Dieser Form scheint Dana’s Furciliaabbreviata zu entsprechen. In einem weiter vorgeschritienen Älter bei einer Grösse von mm: sind am Abdomen auch die hinteren Schwimmifusspaare als zweiästige Stum - mel vorhanden, während das vordere befiederte Aeste erhalten hat; der zweite Maxillarfuss ist zu einem dreigliedrigen Beine mit der Anlage sei- nes Nebenastes und des Kiemenanhanges verlängert. In der Basis dieser Gliedimaassen hat sich inzwischen das vordere accessorische Augenpaar gebildet, und da auch das letzte unpaare Auge zwischen dem Aten Fusse des Hinterleibes angelegt ist, so fehlen nur noch die Augen der vorletzten Brusteliedmaassen und des zweiten und dritten Schwimmfusses am Ab- - domen. Ferner bemerken wir hinter den zweiten Maxilinnfbandn die ein- fache Knospe des dritten Kieferfusses. % Aeltere Larven von 4'%—5 mm. Länge zeigen eine abe höhere Bepbnlesische Gliederung. Der zweite Maxillarfuss steht jetzt als aus- gebildeter Greilfuss mit umgeschlagenem dreigliedrigem Endabschnitt am Leihe hervor (Fig. 51, 52), auch der dritte Kieferfuss ist ein kurzer fünf- | gliedriger Fuss mit Nebenast und Kiemenanhang geworden. Ferner findet sich der nachfolgende vierte Fuss in Gestalt eines eylindrischen Anhanges mit dem Kiemenrudiment und endlich auch die Knospe des 5ten Beines oder 2ien Gehfusses vor. Während die vorderen accessori- schen Augen der Brust und ebenso das erste und vierte des Hinterleibes ihre Pigmentirung erhalten haben, sind auch die des zweiten und dritten Abdomjinalsegmentes angelegt, es fehlen noch die hinteren Augen der Brust am vorletzten Kiemenbüschel. Die Veränderungen, welche die äusseren Körpertheile und die inneren Organe während der freien Entwicklung erlitten haben, fallen erst jetzt deutlicher in die Augen und dürften dess- Ueber einige Schizopoden und niedere Malacostraken Messina’s. 451 => an Bee Orte eine kurze eh a... An den vorderen hi Bi zeigen sich die Mundtheile nad, die ‚Berdeh re dee ‘vorderen Maxillarfusses erscheinen Bestrdäkten der innere dem späteren sse entsprechende ist zwei: gliedrig. Auch die Form des Fächers ist rändert, indem sich die seitlichen Piatienpaare bedeutend gestreckt rvor und ist in der Differenzirung seiner Theile, namentlich des Pig- antes der Krystallkegel und Facetten bedeutend vorgeschritien (Fig. 31). s hereits erwähnte Stäbchenbündel, dessen Axe zu der Längsaxe des uges rechtwinklig nach unten gekehrt ist, liegt in orangegelbem Pigment von einem Rahmen umgeben, dessen Spitze wahrscheinlich zum Ein- ritt der Blutflüssigkeit durchbrochen ist. Ueber die Natur und Bedeu- ing dieser sohibrbareh Bildungen weiss ich leider nichts bestimmtes zu gen. Von den übrigen Organen erscheint vor allem die Leber bedeutend wachsen und die Zahl ihrer Blindschläuche ansehnlich vermehrt. Das rz wird jetzt von drei Paaren venöser Ostien durchbrochen und sendet sser den erwähnten Gefässen eine zweite abdominale Aorta in den interleib, während die untere seitliche Arterie in ihrer Bedeutung für ie Kiemenathmung sichtlicher hervortriti. Um den allmählichen Fort- hritt der freien Entwicklung unserer Larven weiter zu verfolgen, cheint es mir zu genügen, einzelne Altersstadien herauszugreifen, ohne uf die zahlreichen Gombinationen im Detail Rücksicht zu nehmen. Larven ı 5—5’/; mm. Länge besitzen zwei grosse mit ihren Endgliedern um- ehlagene Beine von der Form der Euphausiafüsse, die Maxillaffusse / eiten und dritten Paares. Der erste Maxillarfuss erhebt sich noch ht.als eine den nachfolgenden gleichartige Extremität. Der erste Geh- 155, das vierte Bein der ausgebildeten Euphausia, ist ebenfalls noch | nd stummelförmig, aber fünfgliedrig, mit Nebenänhäg und Kie- liment, der zweite Gehfuss ein kurzer Schlauch , der dritte und 2. kurze FRDAABO, vorhanden; in. der letzteren. u auch die erste Die ‚Larven von 6 mm. Lange besitzen drei ee Eup ar, abeine, vor denen sich der erste Maxillarfuss zu einer ähnlichen Extre- it zu strecken beginnt. Das fünfte Bein oder der zweite Gehfuss be- ebenfalls alle Glieder als Kiemenrudiment und das sechste Bein ist pech kurz Bd einfach , ‚aber mit Kiemenrudiment, er siebente bildet na Aueh von oT de Hände: ade vier uspddkählagene su phausi a beine mit Nebenast und Kiemenanhängen an der Bauchfläche 452 | R C. Claus, sichtbar. Der vordere Maxillarfuss ist noch immer nieht zu einem den nachfolgenden gleichgestalteten Beine ausgewachsen. Das sechste ‚Bein ' verlängert und gliedert sich, am siebenten vermehrt sich die Zahl der hoch, und endlich ist auch das achte als einfache oder mit mehreren Aussiülpungen versehene Knospe angelegt. Alle Augen haben ihr. Pigment entwickelt. In einem etwas weiter vorgeschrittenen Alter nimmt auch der vordere Maxillarfuss die umgeschlagene Form der nach- folgenden Beine an. Larven von 8mm. Länge besitzen schon die volleZahl der Euphau- sia füsse, indem ausser nn vorderen Maxillarfuss auch der dritte Geh- fuss seine Ausbildung erlangt hat. An der 7ten und 8ten Extremität tritt der dem Fusse entsprechende Theil als stummelförmiger Forisatz hervor. Die Anzahl der Kiemenschläuche ist noch eine geringe, anı reich- sten entwickeln sie sich an den hinteren Gliedmaassen, we sich die ersten Zweige zu sondern beginnen. Dass inzwischen die Geisselanhänge der beiden Antennen zu einer immer grösseren Anzahl von. Gliedern herangewachsen sind, dass die seitlichen Facettenaugen und die Leber- schläuche eine immer grössere Complication erhalten haben, hedarf kei- ner besonderen Ausführung. Die mit dem weiteren Wachsthum eintre- tenden Veränderungen beziehen sich vorzugsweise auf die Vergrösserung der Kiemenbüschel und die Ausbildung der Geschlechtsorgane und der geschlechtlichen Unterschiede. Erklärung der Abbildungen. Taf. XXV, | Fig. A. Der embryonale Keim von Palinurus guadricornis mit ee genem Hinterleib. Zwischen den grossen seitlichen Augen sieht man den medianen Pigmentfleck des Gehirnes. @’ vordere Antenne, a” hintere An- tenne, O Oberlippe, U Unterlippe, m Mandibel, 4 erste Maxille, 2 zweite Maxille, 4’ erster, 2° zweiter, 3” dritter Maxillarfuss, 4”, 2”, 3” erster, zweiter und Arıtior Gehfuss, « Membran des Dottersackes. Fig. 2. Junge Phyllosoma von2 mm. Länge. Die Zahlen haben dieselbe Bedeu- tung, als in der ersten Figur. Fig. 3. Dieselbe Form ca. 180fach vergrössert. A medianes Auge, D Drüse der unteren Antenne, G Gehirn, H Herz, L Magenschlauch, N Bauchstrang und dessen Ganglien. Die übrigen Buchstaben und Zahlen wie in Fig. 4. Fig. 4. Herz mit der umbiegenden Baucharterie, der Aorta und ihren vorderen . Aesten des Auges und der vorderen Antenne. | Fig.5b. Maxillen (4 u. 2) und Anlage der ersten Maxillarfüsse {4’) einer älteren 4 mm. langen Phyllosoina. Taf. XXVI. | ‚ Fig. 5. Aeltere Phyliosoma von ca. 4 mm. Länge. 4”, 5” sind die Anlagen der beiden hinteren Gehfüsse der Brust. Die übrigen Buchstaben haben die- - selbe Bedeutung als die früheren Figuren. - Deber einige Schizopoden und niedere Malacostraken Messina’s. 453 CR 6. Dieselbe Phyllosoma schwach vergrössert mit allen ihren Gliedmaassen. Fig. 7. Eine weiter vorgeschrittene Phyllosoma von ca. 44mm. Länge und e 6°, mm. Breite. 8. Aelteres Stadium derselben Phyllosoma von ca.24 mm. Länge und 40 mm. Breite. Die Antennen sind einander näher gerückt und bedeutend verlän- gert, ebenso das Abdomen und die heiden hinteren Brustfüsse (A’ 57) an- sehnlich gewachsen. 9. Die Maxillen des zweiten Paares } „.,, ig. 40. Der vordere Maxillarfuss ämlichen Form. Taf. XXVII. .44. Eine zu einer anderen Art gehörige Phyllosoma von ca. %4 min. Länge und 15 mm. Breite mit kurzen lameilösen äusserer Antennen. fig. 12. Mundtheile derselben Form. ig. 13. Acanthosoma (Larvenform) (von 5 mm. Länge). ia. Sergesteslarve mit colossal verlängerter Geissel der Aussenantenne, . schwach vergrössert. .45. Gehörorgan im Basalglied der inneren und oberen Antenne. «a Gehörblase, böÖtolith, ce hinzutretender Nerv mit seinen Enden. 16. Drüsenschlauch in dem Basalglied der äusseren und unteren Antenne. Fig. 47. Unterlippe und Kiefer des ersten Paares, Fig. 418. Kiefer des zweiten Paares. ig. 49. Kiefer des dritten Paares oder erster Maxillarfuss. ‚20. Vordere Antenne mit dem Gehörorgan (wie bei Mastizopus). Taf, XVII. .24. Leuciler von Messina. d Drüse der unleren-Äntenne, h Herz, n Ganglien des Nervenstranges, ao seitliche Aorta. g. 22. Die Drüse der unteren Antenne mit ihrer Ausmündung, slark vergrössert. ig. 23. Maxille des ersten Paares. ig. 24. Maxille des zweiten Paares. . 25. Vorderer Maxillarfuss. ig. 26. Spitzenglied des leizten Brustfusses. Fig. 37. Die Gehörorgane in den inneren Lamellen des Schwanzfächers von Mysis. Rn Gehörnerv, a Blasenraum, b geschichteter Gehörstein. 28. Dasselbe um die Nervenstäbchen und ihre Befestigungen zu zeigen. , Euphausia Müllieri, unter starker Lupenvergrösserung. Die Geissein der Antennen sind nicht in ihrer ganzen Länge dargestelli, Die Figuren wie früher. er Die accessorischen Augen. a) Das Auge des vorderen Abdominalsegmentes mit zurückgerolltem Bulbus. m Augenmuskel, 5) Dasselbe mit nach vorn | Bo nteien Bulbus. c) Der Bau eines solchen aus der kugligen Auftreibung des Panzers herausgenommenen Auges. « Glänzender Ring im Umkreis der Linse, $ Glaskörper, y Linse, d Stäbchenbündel, e Nerven und Ganglien- N elemente in dessen Umkreis £ pigmentirte vorn offene Schalen, 9 Aeussere Kapsel des Bulbus. d) Leiztes Auge des Hinterleibes mit nach an gerich- tetem Bulbus und Linse des Panzers. . Auge einer älteren Larve mit dem glänzenden, in orangegelber Scheide ein- gefassten Stäbchenbündel (a). o Unpaares Auge, n Ganglion des Opticus, 9 Blutgefäss. a | Taf, XXIX. : 39. ' Vordere Antennen von Euphausia. « Büschel zarier Cuticularläden. j 33. Hintere Antenne. a Stachel des Basalgliedes, 5 seitliche Lamelle. 454 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fie. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 4A. 42. 43. bh. 45. 46. 47. 48, 49, 50. C. Claus, Ueber einige Schizopoden und niedere Malacostraken. 'Mandibel mit Taster, ter don 44 sdlieil @ Unterlippe, b erster Kiefer, ce zweiter Kiefer. Vorderer Maxillarfuss, k Kiemenanhang, f befiederter Nöbenast, Zweiter Maxillarfuss .. apa ersien der OF O E Augen in seinen Basalglied. Kiemenbüschel des-dritten Maxillarfusses. Dritter Gebfuss. Gliedmaasse, welche dem vierten Gehfusse der Decapoden entspricht. a Gliedmaassenstummel, 5 Kiemenbüschel, ce Augenhöcker. Gliedmaasse des letzten Brustsegmentes (fünfter Decapodenfuss). Schwimmfusspaar des el mit dem unpaaren Auge. Schwanzfläche. Innerer Ast des ersten männlichen Schwimmfusses. Innerer Anhang des zweiten männlichen Schwimmfusses, Junge Euphausialarve von 3 mm. Länge, Calyptopisstadium, schwach vergrössert, Dasselbe unter starker Vergrösserung. 0 Unpaares Auge. Vordere Maxille, Hintere Maxille. Erster Kieferfuss. 51 und 52. Aeltere Larven von 5 mm. Länge. ober das Epithel der Lymphgefässwurzeln und über die | v. Recklinghausen’schen Saftcanälchen. von Prof. W. His in Basel. Mit Tafel XXX. Y Am‘ Schlusse eines im vorigen Bande dieser Zeitschrift abgedruckten Aufsatzes über die Wurzeln der Lymphgefässe habe ich nur kurz der damals soeben erschienenen wichtigen Schrift von v. Recklinghausen Das Lymphgefässsysten. und seine Beziehungen zum Bindegewebe.«) ge- icht. Indem ich mich dort auf eine summarische Darstellung der Haupt- gebnisse jener Schrift beschränkte, behielt ich mir vor, dieselben einer ihrer Neuheit und Wichtigkeit ee Prüfung zu unterziehen und über diese seitdem vorgenommene einlässliche Prüfung erlaube ich mir ın im Nachfolgenden zu berichten. 'ı Wie man sich erinnert, sind es folgende zwei Böhäuptuhgen; die den Kor der v. Recklinghausen’schen Arbeit bilden: | ‚es sollen sämmtliche Lymphgefässe, auch die feinsten, von einem eigen Peemiich gestalteten Epithel ausgekleidet sein; 2) sollen die bis dahin bekannten Kmipbmeitäsinkänge ans einem System sehr feiner, stellenweise erweiterter Canäle des Bin- webes, den sog. Saftcanälchen zusammenhängen. Diese aber jach v. Recklinghausen die Theile, die man bis dahin für anasto- rende Bindegewebszellen gehalten hat während in Wirklichkeit die entlichen' Bindegewebszellen erst in ihnen, resp. in den erweiterten notenpunkten derselben liegen und entweder mit gar keinen oder doch nurım Basen, keineswegs aber mit anastomosirenden Ausläufern ver- Bed « BOT er a ER N 1 en hteis wien Mike: ‘Ich beginne mit der Behand- g. dieses Objectes,.. weil die Beobachtungen an demselben auch den uptausgangspunkt der neuen Aufstellungen v. Recklinghausen's bilden 7 456 Prof. W. His, und weil in der That das Object für rasche Entscheidung der einschlägi- gen Fragen ein äusserst glücklich gewähltes ist. — Die Bilder, die man von einer nach v. Recklinghausen behandelten Membran erhält, sind von einer beinahe erschreckenden Schärfe und Handgreiflichkeit: Schon mit blossem Auge erkennt man auf dunkelem Grunde im Gentrum tendineum ein helles Netzwerk von stellenweise bedeutender Dichtigkeit; aus ihm entwickeln sich am Rande stärkere Stämmchen mit reichlichen knotigen Auftreibungen. Am voliständigsten habe ich dies Netzwerk an einem Diaphragma übersehen, das mir Herr v. Recklinghausen selbst zu schicken die Freundlichkeit hatte und das nach einer neuen Modification seiner früheren Methode behandelt worden war"). — Ueber die Lymphgefäss- natur des fraglichen Netzes kann kein Zweifel sein; die knotigen An- schwellungen der kleinen Stämmchen, das Verhalten der Stämmchen zu dem feineren Netz ist allzu charakteristisch ; die Injection hebt vollends allen Zweifel. Mit einer fein zugeschärften Ganüle habe ich, wie v. Reck- Iinghausen, vermocht, die Lympbgefässe des Kaninchendiaphragma’s mit gefärbier Leimmasse zu füllen; das Bild, das man von dem also sichtbar gemachten Netzwerk erhält, entspricht in allen Punkten auf das Genaueste dem hellen Netzwerk, das das Diaphragma nach der Silberbehandlung erkennen lässt. Der Durchmesser der Wurzelröhren beträgt 4,2—6/100'”, ihre Maschen sind häufig rechteckig und, wie dies v. Recklinghausen rich“ tig hervorheht, laufen die tieferen derselben in der Regel parallel den durch sie auseinandeigelleängten Sehnenbündeln der Membran. Die aus dem Wurzelnetz hervortretenden grösseren Stämmchen, die unter einander nicht mehr, oder doch nur äusserst sparsam sich ee erreichen eine Weite bis zu 4—3/10 Linien. Betrachtet man nun bei stärkerer Vergrösserung einen epithelfreien Flachschnitt der mit Silber behandelten Membran, so fällt sofort an den Lymphcanälen jene feine netzförmige Zehnter in die Augen, die v. Recklinghausen zuerst gesehen und für den Ausdruck eines die Lymph- gefässe auskleidenden Pflasterepithels erklärt hat. Die Zeichnung 'hat, wenigstens in den feineren Gefässstämmchen, eiwas durchaus eigen- thümliches und ich kenne im Bereich der thierischen Histiologie nichts analoges. Es ist ein Mosaik kleiner von stark gebogenen Wellenlinien umfasster zackiger Felder, das am ehesten noch etwa mit manchen pflanzlichen Epidermisbildungen verglichen werden kann. Die Zacken der einzelnen Felder greifen genau in einander und die Grenzlinien sind sehr fein und scharf gezogen, Verfolgt man das Mosaik genauer, so über- zeugt man sich, dass es in einfacher Lage den ganzen Lymphcanal aus- kleidet. In den feineren Stämmchen ist die allgemeine Form der einzel- nen Felder eine der rundlichen sich nähernde; in den grösseren Stämm- chen wird sie mehr langgestreckt, und je "stärker jene, um so mehr 4) Die Schilderung dieser modifieirten Methode giebt v. Recklinghausen in m chow's Archiv Bd. 26. S. 208. Ueber das Epithel der Lymphgefässwurzeln etc. 457 erlieren sich die Ausbuchtungen der einzelnen Felder, um so ‚mehr men die letzteren die Form von abgestutzten Spindeln an. Worauf deutet nun diese ie Zeichnung? — Wie mir scheint, ann man nur an zwei Dinge denken , nämlich entweder an Netze feiner astischer Fasern, oder wie v. Recklinghausen, an die Grenzlinien von | lattenepithelien. — Feine elastische Fasern können nach Silberbehand- lung als ein dunkles Neiz sich darstellen, das mit dem vorher geschil- rten bei oberflächlicher Betrachtung allenfalls verwechselt werden nnte;. allein gleichwohl verhält sich solch ein elastisches Netz in man- ben Punkten anders, als die an den feinen Lymphgefässen auftretende eichnung; vor allem fehlt jene Gleichmässigkeit der Linien, die wir hier eobachten ; elastische Fasern verfeinern sich bei der Theilung, nehmen n Dicke zu da wo sie zusammenstossen und weichen meist unter spitzen inkeln auseinander. An unserem Netzwerk dagegen zeigen, falls das räparat wohl gelungen ist, alle Linien einen gleichmässigen Durchmes- er. und eine verlässt die andere je unter einem grösseren Winkel. Dazu mmt, dass wenn die Canalwand einfach gesehen wird (an Schräg- er Längsschnitten) die Zeichnung immer einfach ist, nie in mehrfacher chicht, sich. überlagert, während für elastische Fasernetze eine solche \ e. Ausbreitung in den Flächen unstreitig sehr ungewöhnlich wäre. Es bleibt also in der That kaum eine aeg, Annahme übrig, als. die, cd ass die Zeichnung von den Grenzlinien eines eigenthümlich nis, Plattenepithels herrühre,, dessen Zellen mit abgerundeten Zacken in ein- inder greifen und u geringe Mengen einer Zwischensubstanz innig | et sind. — Durch Behandeln feiner Schnitte der silberimprägnir- ten Diaphragmen mit starker (35°) Kalilauge gelang es mir, Fetzen einer ‚sehr dünnen Membran zu isoliren, an der die Zeichnung 'nech sicht- war. Auffallend ist es, dass in den fraglichen Epithelien die Kerne er wahrgenommen werden.: v. Recklinghausen bildet zwar die- „indess auch nur an einer Figur (Taf. 1, 4); ich besitze unter ‚grossen Zahl von Präparaten nur wa wenige, vielleicht zwei oder ei,an denen unzweifelhaft Kerne in jenen Platten liegen’); es hängt nsichtbarwerden ‚der Kerne unzweifelhaft grossentheils von. den einwirkung ab. Auch an Bindegewebszellen und vor allem an ıtkörpern habe ich beobachtet, dass die sonst so leicht sichtbar enden Kerne nach Silberbehandlung meist ganz für das Auge nden und oft auch mit gen besten Systemen nicht mehr nach- varen. enn ich nach den eben ee FESTEN AN der einen ing v. Recklinghausen’s, nämlich derjenigen vom Vorkommen ithels in den feineren Lymphgefässen des Diaphragma vollkom- beistimme, ‚so bin. ich durchaus anderer Ansicht als jener Autor hin- re 4 Es sind dies Bnharate, die der Silber-Koobsalzbehandlung unterzogen waren, 458 = "Prof. W. His, sichtlich der Safteanälchen und ihrer Beziehung zu den Lymphgefässen : für’s erste nämlich läugne ich das Vorkommen von Safteanälchen' in dem Sinne von v. Recklinghausen, und zweitens halte ich die Verbindung der von ihm als Saftcanälchen gedeuteten Theile mit den Lymphgehissen nur für eine scheinbare. | Ueber die angeblichen Safteanälchen der Hornhaut habe ich mich bereits in einem andern, hauptsächlich der Methodik der Silberimprägna- tion gewidmeten Aufsatze ausgesprochen ''). Ich glaube dort an der Hand von isolationsversuchen mit Sicherheit nachgewiesen zu haben, dass wir keinen Grund haben, von der älteren Auffassung zurückzukommen, wo- nach die verzweigten Hornhautzellen durch ihre Ausläufer sämmilich zusammenhängen und allenthalben dicht von der Grundsubstanz umfasst sind. Die weissen verzweigten Figuren , die wir nach der einfachen Sil- berbehandlung der Hornhaut in dunkler Grundsubstanz eingestreut sehen, sind eben nichts anderes als stark aufgequollene Hornhäutkörper, in denen die Kerne undeutlich oder völlig unsichtbar geworden sind. Dieseiben Körper sehen wir bei Silber- und nachberiger Kochsalzbehand- lung mehr oder minder strotzend mit Körnern sich anfüllen und wir kön- nen sie durch Schwefelsäure in dem Zustande auch von der Grundsub- stanz isoliren. — Was nun von den Bindegewebszellen der Hornhaut gilt, das gilt mit geringen Veränderungen ade von denjenigen des Dia- phragma. Bei der einfachen Silberbehandlung treten dieselben in der braunen Grundsubstanz als ein System heller Hellich zusammenhängen- der Sterne auf (Fig. 4): sie erscheinen verhältnissmässig voluminös (Dm. der Körper bis zu 1—1.5/100'”, der Ausläufer bis zu 1—124000’), sie sind jedenfalls weit grösser, als man sie nach Essigsäurebehandlung zu Gesicht bekommt und da sich für die Hornhaut bestimmt nachweisen lässt, dass durch die Silberbehandlung die Zellen aufquellen, so werden wir etwas ÄAehnliches auch hier annehmen können. Kerne sind mit Sicherheit nicht zu sehen. Eine Einzeln-Verfolgung der Körper wird natürlich um so schwieriger, je dicker die Membranschicht ist und wo mehrere Zellenlagen übereinanderliegen, da wird es wegen des Ineinan- derfliessens der meisten Figuren oft sehr schwer zu sagen, was einfache Körper sind un. was Ueberlagerungsbilder. Ganz anders wird das Bild, wenn man das mit Silberne behan- deite Diaphragma sofort in starke Kochsalzlösung legt. Da tritt ähnlich wie in der Hornhaut das Silber in die Zellen selbst ein, während die Grundsubstanz vollständig sich entfärbt (Fig. 2). Die also silberhaltig gewordenen Zellen erscheinen minder gross, als sie zuvor nach einfacher Silberbehandlung gewesen waren. Die Formen derselben variiren je nach den Orten des Vorkommens: im fibrösen Theil des Diaphragma sind sie lang, spindelförmig, der Faserrichtung parallel gestellt und mit ge- t) Ueber die Einwirkung des salpetersauren Silberoxydes auf die Hornhaut, Schweiz. Zeitschr. für Heilkunde. Bd. I. p. u. f. Ä b IE Ueber das Epithel der Lymphgefässwurzeln etc. 459 streekten Hauptausläufern ; in der serösen: Schicht zeigen sich ovale, polygonale oder auch dreieckige Zellformen mit kurzen Fenstern "Ausläufern. Eine gute Aaah von den Zellen gewinnt man übrigens " auch an diesen Präparaten nur dann, wenn die Schnibte dünn sind; bei. AM grösserer Dicke des Präparates hierin die silberhaliigen Zellen und ihre Banslänfer ein. ziemlich unauflösbares Gewirre. Behandelt man einzelne erbniue, mit. concentrirten Säuren, so isoliren sich die Körper ohne 2 ‚Schwierigkeit und im Zusammenhang, indess ist auch hier behuis guter Orientirung die Anwendung nur dünner Schnitte anzurathen. Was die Lymphgefässe betrifit, so füllen sie sich bei dieser zweiten Art der Sil- berhehandlung niemals mit Silber; sie bleiben hell in hellem Grund und Stechen demnach natürlich weit weniger scharf ab, als bei den zuvor eschilderten Präparaten. Die dunkeln Contourlinien der Epithelien sah ich an manchen Stellen fortbestehen, während an anderen Stellen die- selben undeutlich geworden waren, dafür aber schwache Fashunsı der mthalkerne ie ehältiniss der Pseudosaftcanälchen zu den Lymph- en, — Betrachtet man unter dem Mikroskop Schnitte eines der nfachen Silberbebandlung unterzogenen Diaphragma, so erhält man ilder, von denen nicht zu verkennen ist, dass sie die Originalien zu en Abbildungen von v. Recklinghausen (Taf. L,.2 und Taf. U, 1 und 2) liefert haben. Indess ist. nicht zu verhehlen, dass jene von einem Stu- irenden ausgeführten Zeichnungen ihr Original ziemlich unvollkommen wiedergeben und überhaupt ohne lei Verständniss gemacht ind. Eine so absolut unregelmässige Begrenzung der Lymphcanäle, wie "insbesondere auf Fig. 2 von Taf. IT und Fig. 2 von Taf. il sich finden, mmen nirgends vor; die Contourlinien der Gefässe laufen vielmehr uch dann, wenn sie gebogen sind, durchaus nicht zackig, sondern glati, e wir sie auch aus andern Localitäten kennen und wie sie v. Reckling- ausen selbst in einigen anderen Figuren, so z. B. in Taf. I, Fig. 4 dar- tellt. — Scheinbare Unregelmässigkeit der Begrenzung kann nun aber in doppelter Weise entstehen, einmal bei ungleichmässiger-Imbibilion der _ Grundsubstanz mit Silber, wie sie nach Faltenbildung oder insbesondere nach partiellem Wegfall des Epithels oft auftritt; zweitens aber durch Ueberlagerung der Eumipbeskisnkände von Seiten der sog. Saftcanäl- chen. — Erstere Täuschungsquelle, die im Beginn der Untersuchung allerdings- irre leiten kann, wird wohl ein Jeder leicht übersehen lernen ‚die Erkennung der nweiten aber ist, wie die Arbeit von v. Recklinghausen zeigt, weit schwieriger. 7 Machen wir uns zunächst die Wirkung der Silberbehandlung klar: ‚die Silberlösung, in die Grundsubstanz sich imbibirend, bildet mit Be- s indtheilen der die letztere durchtränkenden Säfte (zit Chloralkalien under Albuminaten) e eine unlösliche, im Lichte sich bräunende, Verbin- 460 Prof. W. His, dung: Diese dunkle Verbindung bleibt bei richtig geleiteter Silber- imprägnation aus: 4) in den das Gewebe durchziehenden Cänälen, Lymphgefässen sowohl als Blutgefässen, und 2) in den Zellen des Ge- webes, Beide Bildungen, Gefässcanäle und Zellennetz, werden sich so- mit hell in dunkelem Grund darstellen. Wir dürfen nun aber von den wenigsten Gelässen erwarten, dass sie unmittelbar die Oberfläche der Membran berühren ; sie werden immer von derselben durch eine dün- nere oder dickere Bindegewebsschicht getrennt sein, die Zellen enthält, und zwar werden diese Zellen mit denen im übrigen Gewebe zusammen- hängen. Wir werden also über den meisten Lymphgefässen eine ähn- liche, wenn auch blassere Zeichnung wahrnehmen, wie sie auch in den intervasceulären Räumen beobachtet wird und wir werden von letzteren her durchsichtige Zellen und Zellenausläufer in jene Schichten sich fort- setzen sehen. Je dünner und blasser die supervasculäre Schicht ist, um so leichter wird es den Anschein haben, als ob die hellen Figuren der intervasculären Bindegewebskörper unmittelbar in die Lymphgefässe selbst einmündeten, um so eher wird man übersehen, dass in Wirklich- keit der Zusammenhang jener Figaren nicht mit den Gefässen, sondern mit den den Gefässen überlagerten verzweigten Körpern stattfindet. Rs scheint nun v. Recklinghausen, da er dieses Verhältniss nirgends berührt, dasselbe völlig übersehen zu haben — er glaubte demnach da, wo er die durchsichtigen Bindegewebskörper an die durchsichtigen Lymph- gefässe anstossen sah, jene mündeten in diese ein. Der Grund der Täu- schung mag vielleicht darin liegen, dass v. Recklinghausen anstatt dün- ner Schnitte die Membran als Ganzes untersuchte und ausserdem viel- leicht auch darin, dass er, wie ich schriftlich von ihm erfahren habe, seine Präparate zur Erlangung der nöthigen Durchsichtigkeit trocknet und einkititet, eine Methode, die für Entscheidung feinerer Verhältnisse nicht immer zu empfehlen ist. — Immerhin sind auch in den Abbildun- gen von v. Recklinghausen Stellen, die zu einer richtigen Auffassung des Verhältnisses hätten führen sollen, so vor Allem in Fig. 2 der- zweiten Taiel (im rechten unteren Quadranten). — Ich muss gestehen, dass ich an feinen Schnitten nirgends Stellen gefunden habe, von denen es hätte zweifelhaft bleiben können, ob die Bindegewebskörper in die Lymph- gefässe münden, oder ob sie über ihnen weglaufen. — Eine ähnliche Erklärung, wie die eben gegebene, gilt für die grossen hellen Lacunen, die man an einigen Stellen in den Abbildungen von v. Recklinghausen sieht, und die man wirklich in den Präparaten oft zu sehen glaubt. Auch sie rühren nicht etwa her von colossalen Bindegewebskörpern mit dicken Fortsätzen, sondern ihr Vorkommen erklärt sich dadurch, dass an gewis- sen Stellen Bindegewebskörper nur durch dünne Grundsubstanzbrücken getrennt, mehrfach sich überlagern, und das einfache weisse Feld zer- fällt bei genauerer Betrachtung in ein, nicht immer leicht zu entwirren- des, Gemenge kleiner durch schwach gefärbte Zwischenstreifen getrennter Ueber das Epithel der Lymphgefässwurzeln etc. 461 der. — Wären die Verhältnisse in Wirklichkeit so, wie sie die Zeich- ngen von v. Recklinghausen geben, so wäre natürlich kein Grund, rum bei Injection mit feinen Massen nicht das System der angeblichen teanälchen ganz oder doch zum grösseren Theil sich füllen müsste doch findet eine solche Anfüllung bei Injection der Diaphragmalymph- lässe durchaus nicht statt, die mit Masse gefüllten Gefässe sind allent- en.scharf gegen das umgebende Gewebe abgesetzt, ohne kleine An- ngsel irgend welcher Art. . Dass auch an Präparaten, die mit Silber und Kochsalz behandelt yaren, an denen also das Silber intercellulär liegt, kein Einmünden der Zellen in Lymphgefässe zu beobachten ist, das bedarf nur kurzer Erwäh- nu ang. Auch an ihnen sieht man die silberhalligen Körper über den Ga- jälen liegen, quer oder schräg verlaufend, auärheinbhd ohne jede Be- tiehung, wenigstens zu den feineren dersel Gen Für die stärkeren Lymph- anche; wird das Verhältniss etwas anders, indem an diesen ine peripherische Bindegewebsverdichtung wahrgenommen wird, an der sewohl Intercellularsubstanz als Zellen Theil nehmen; für sie also inden wir parallele Anlagerung langgestreckter Zellen an die Gefässwand. U »Darmschleimhaut. Nachdem ich mich einmal von den ehen ge- childerten Verhältnissen an Diaphragmen kleinerer Thiere überzeugt alte, war ich sehr begierig zu er follnens, wie sich-das Studium der Darm- chleimhaut mittelst der Methode der Silberbehandlung gestalten würde. je ersten Versuche, die ich zu dem Zwecke anstellte, "führten zu sehr invollkommenen Boniltalkın ; es ist nämlich die Darmschleimhaut ähnlich vie alle Zellen- oder Albuminatreichen Gewebe der Silberbehandlung minder zugänglich, als die einfachen bindegewebigen Theile; spritzt man | chwächere Silberlösurgen in sie ein und ht sche einiger Zeit, so ist alles das Silber Bemchnnden, indem sich lösliche Verbindungen ebildet haben; benutzt man aber stärkere Lösungen, 56 wird leicht | as Uebermäass der sich bildenden Niederschläge das Präparat so sichtig, dass eine genaue Analyse der Schnitte nicht mehr mög- e runden Iiopaseperehanigen sowohl als in die Bindegew ebigi N n eingeleitet. 462 Prof. W. His, v. Recklinghausen 'beschäftigte sich an mehreren Stellen seines Bu- ches mit der Darmschleimhaut (p. 16, 57, 90,96) ; seine Ergebnisse sind ' die, dass die Lymphbahnen bier von demselben charakteristischen Epithel 7 ausgekleidet seien, wie anderwärts und dass die Schleimhaut ähnlich 7 andern bindegewebigen Häuten von einem System von Safteanälchen durchzogen werde, die durch grössere Reichlichkeit, Weite’ und durch weniger regelmässige Lagerung sich auszeichnen. — Als Safteanälchen 7 werden die Räume der Schleimhaut bezeichnet, in denen die Jymphkör- perähnlichen Zellen liegen, diese letzteren sind nach ihm den Bindege- webszellen anderer Theile aequivalent, das ganze Schleimhautgerüst aber ist blosse Grundsubstanz. Nach dem was wir früher über die vermeint- lichen Saftcanälchen der Hornhaut und des Zwerchfells gesagt haben, ist jedenfalis soviel klar, dass jene zeilenhaltigen Räume der Schleimhaut nicht einfach mit den Bindegewebskörpern anderer Organe in eine Reihe gestellt werden können, selbst wenn ihr Inhalt genetisch auf Bindege- webskörper zurückführbar ist. Ebenso kann aber auch das die frag- lichen Räume umschliessende Gewebe nicht nur als Grundsubstanz an- gesehen werden; die Silberpräparate nicht minder als die nach gewöhn- | licher Methode gewonnenen zeigen mit Sicherheit, dass wie ich dies schon in meinem früheren Aufsatz hervorhob, das Schleimhautreticulum in vielen Fällen fast ganz von verzweigien Zellen sich aufbaut oder dass 'wo | dies nicht der Fall ist, Bindegewebskörper der gewöhnlichen Ankh im | Grundsubstanz Sigrgrhinikeh erkennbar sind). { Weit glücklicher als die eben besprochene Auffassung des Schleithl hautbaues ist die Entdeckung, die v. Recklinghausen in Betreff des Epi- thels der Chyluswege gemacht hat. Ich habe den Dünn- und Dickdarm ) A) Dass im Gewebe der Darmschleimhaut Modificationen vorkommen, dass an | manchen Stellen die die Lymphzeillen einschliessende Substanz mehr aus blaltartigen denn aus rundlichen Bälkchen bestehe, wie vw. Recklinghausen und Frey gegen mich | einwenden, das ist etwas, was ich nie in Abrede gestellt, vielmehr selbst auch. ge- 7 schildert habe; allein dies kann, wie ich glaube, noch keinen Grund abgeben, die 7 von mir vorgeschlagene Bezeichnung als adenoide Substanz, die die nahe Verwandi- v schaft des Darmschleimhautgewebes mit dem Lymphdrüsengewebe ausdrücken soll, © fallen zu lassen. Einen allzugrossen Werth hat die specielle Verfolgung der Ueber- ) gangsformen zwischen gewöhnlichem Bindegewebe und Lymphdrüsengewebe ‚wohl | kaum, denn wie wir aus verschiedenen bisherigen Arbeiten, insbesondere aus der interessanten Abhandlung von F. Schmidt über die Tonsillen (Det Folliculaere Kjer- I telvaev, Kopenhagen 1862) wissen, so können an einer gegebenen Localität je nach \ den physiologischen Zuständen des Organismus die verschiedenen Bildungsformen } mit einander abwechsein. Dass dies auch von der Magen- und Darmschleimhaut gelte, das hoffe ich in einem späteren Aufsatze näher ausführen zu können. un Der Vorwurf, den, ‚in der Freude über das Gelingen seiner eigenen Injectionen, H. Frey den meinigen a dass sie dürftig seien, ist unbegründet. Es wäre mir leicht gewesen, nach meinen Präparaten ähnliche bunte Bilder der Lymphcanäle a Darmes zu geben, wie mein verehrter Züricher College; allein zum Verständr # der Beziehungen Zwischen Lymphwegen und Schleimhautgewebe hätten: sie wohl N weniger- geleistet, als meine allerdings ziemlich bescheidenen Zeichnungen: , ... 10%. Ueber das Epithel der Lymphgefässwurzeln etc. 463 "Schaf, vom Kaninchen. und vom Kalb auf jenes Epithel untersucht babe dasselbe nirgends vermisst. Es kleidet als continuirliche Schicht Dünndarm die centralen Zottenräume, im Dickdarm die von mir ge- denen, von Frey und Krause bestätigten blinden Anfangsröhren aus; on da setzt es sich fort in die Ganäle der übrigen Mucosa, der Sub- cosa, Muscularis und Serosa; es überzieht ferner vollständig die Sinus der Umgebung der Follikel und die mehr oder minder breiten Sub- anzbalken, die jene durchsetzen und von einander trennen. Da es ‚ Recklinghausen unterlassen hat, dies wichtige Ergebniss seiner For- ungen bildlich darzustellen, so er!aube ich mir in den Figuren 3—5 von ihm Versäumte nachzuholen. — Einige Einzelnheiten sind be- sonders hervorzuheben: Die Zellen, die das Epithel bilden, zeigen ähn- lich wie in den Lymphgefässen des Zwerchfeils, ausgezacktie Formen und reifen mit ihren Zacken auf das Innigsie in einander. Ihr Durchmesser beträgt. zwischen 8—12/1000”'. Da wo das Epithel in grösserer Fläche vorliegt, wie z. B. in den Sinus, die die grossen Follikel des Kalbs- darms umgeben, kommt es oft vor, dass durch den Schnitt einzelne Stel- len abgestreift sind. Das Bild entspricht ganz demjenigen, das man auch pon.: anderen unvollsiändig erhaltenen einschichtigen Epithelien, etwa em Epithel der Linsenkapsel oder der M. Descemeti erhält. Die abge- > Fetzen sieht man sich zusammenfalten und oft folgen die Lücken im Epithel genau den Zacken, die die Zellenbegrenzung bilden. Wenn irgend ‚ein Bild, so kann dieses im Stande sein, die übrig bleibenden Zweifel über die Epitheinatur der beobachteten Schicht zu zerstreuen. — ie Grenzlinien zwischen den Zellen sind an guten Präparaten sehr scharf Bezogen, von Oeffnungen oder Lücken zwischen den einzelnen Zellen ist n manchen Stellen absolut Nichts wahrzunehmen, an anderen dagegen inden sich Bildungen, die kaum für etwas anderes denn für intercellu- lä ire Stomata angesehen werden können. Fig. 6 giebt von diesen Bildun- ul ‚eine Anschauung: es finden sich nämlich an bestimmten Stellen die jrigen scharf gezeichneten Grenzlinien. der Zellen unterbrochen von is 6 Tausendsiellinien im Dm. messen können, beiderseits stark grenzenden Zellen vorspringen. Es sind diese Felder bald ein- m Grenzlinien zweier hapachharen Zellen, bald and sie sieh E re, en ı. obwohl ‚selten, Be auch ihre Form a ch eingeschnürt oder verbogen. Ich habe diese Bildungen. bis owoehl in den Lymphwegen der Zotien, als auch in denen der.übri- gen Sc chleimhaut und in der Bekleidung der Follikel, gefunden; da wo sie auftreten, findei man sie meist sehr reichlich a iu. grössere "Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XIII. Bd. 30 464 Prof. W. His, und kleinere neben einander, während dann anderwärts wieder auf "grössere Strecken keine einzige Lücke sichtbar ist. Die Gesetzmässig- keit im Auftreten jener Stomata lässt den Gedanken an bloss zufälliges Vorhandensein nicht aufkommen ; es bleiben somit bloss die beiden Mög- lichkeiten offen, entweder dass sie künstliche Rissspalten oder dass sie natürlich präformirt seien. Letzteres scheint mir zur Zeit aus is 4 gischen Gründen das Wahrscheinlichere. Einen Austritt von Flüssigkeit von den re aus in das umgebende Gewebe, habe ich so wenig wie Teichmann u. A. beobachtet und halte ich die bezttalichon Abbildungen, welche v. Recklinghausen Taf. III. Fig. 2 giebt, nicht für zureichend, um die gewünschten Oefi- 7 nungen zu beweisen; jene Bilder können entweder durch Zerreissungen der centralen Zotienräume, oder, was bei Oelmassen ja ausnehmend leicht geschieht, durch oberflächliche Verunreinigung entstanden sein. — Kerne konnte ich in den Epithelzellen der Schleimhautsinus mit Sicherheit nie ' wahrnehmen, indess ist daraus nicht auf das Fehlen zu schliessen, da, wie ich schon früher zeigte, die Methode der Silberimprägnation nicht geeignet ist, die Kerne hervortreten zu machen. Die Epithelschicht, welche die Chylusräume auskleidet, ist, wie dies Canaldurchschnitte oder Faltungen einzelner Membranfetzen zeigen, unmessbar dünn; dass sie innerhalb der Schleimhaut unmitielbar dem verdichteten Schleim- hautgewebe aufsitzt, das bedarf nach den Ergebnissen meiner früheren sowie der Recklinghausen’schen und Frey’schen Arbeiten keiner beson- dern Begründung mehr. Indess ist auch in der Submucosa, die bekannt- lich ein dichtes Netz sehr weiter Canäle enthält, die Wand der letzteren ungemein dünn und mit dem übrigen Bindegewebe in inniger Verbindung und erst unter der Serosa bilden sich die Stämmehen hervor mit scharf ausgeprägter (muskelhaltiger) Wandung, die dann weiterhin ins Gekröse | eintreten. — An wohlgelungenen Silberpräparaten der Lymphgefässe der Submucosa stellt sich die das Epithel umhüllende Bindegewebsschieht in einer für den Ungeübten etwas auffälligen Form dar. Man sieht nämlich, abgesehen von der bekannten Epithelzeichnung, die bräunlich gefärbten Gefässstämmchen mit vielen regelmässig zerstreuten hellen Flecken be- 9 sät, die man leicht versucht ist für Löcher anzusehen. Eine genauere Betrachtung stellt heraus, dass diese Flecke nichts Anderes sind , als ein 9 System verzweigter und unter einander zusammenhängender Bindege- } webskörper. In der eigentlichen Mucosa ist mir dies Bild nicht vorge- kommen, nur an der der Submucosa zugekehrten Wand Peyer’scher Fol- likel traf ich es wieder (Fig. 5). Sehr geeignet erweisen sich, wie dies auch v. Recklinghansan her- vorhebt, die Silberpräparate zur Verfolgung organischer Muskeln; so treten an manchen Präparaten die sonst so schwer zu verfolgenden Mus- keln der Zotten auf das Deutlichste hervor in Form von longitudinnl ge- | stellten , netzförmig ünter einander verbundenen Bändern, die entweder. Ueber das Epithel der Lymphgefässwurzein etc. 465 ümitielbar oder doch jedenfalls sehr nahe am centralen Lymphraum egen. — Ebenso präsentiren sich auf das Vortrefflichste die Muskei- nder der Muscularis mucosae mit ihren neizförmigen Verstrickungen. ı Silberpräparaten bin ich auch zur Einsicht eines Irrthums gekommen, »n ich mir in meiner früheren Darmarbeit habe zu Schulden kommen ssen; ich habe nämlich dort die Angabe gemacht, dass in den dichien llikellagern des Kalbs-, Kaninchen- und theilweise des Schafdarms die ascularis mucosae unter den Follikeln liege, während, wie ich annahm, e zerstreut stehenden Follikel minder dichter Plaques nur mit ihrem ren und mittleren Theil die Muscularis mucosae überragen, mit ihrem ussentheil aber in der Submucosa liegen. Zu diesen Angaben hatte ich ich veranlasst gesehen, weil in der That an feinen senkrechten Schnit- | unterhalb der Follikel eine dünne, aber scharf markirte Membran- cht wahrgenommen wird (in meiner Fig. 1. Taf, I. mit MM bezeich- t), die die unmittelbar unter den Follikeln befindlichen Sinus von dem e Gefässausbreitung tragenden Theil der Submucosa scheidet; wäh- nd eine scharfe Gewebsgrenze zwischen dem mittleren und äusseren jeil der Follikelumgebung nicht wahrgenommen wird. Die genaue \achuntersuchung an Flachschnitten hat mir indess gezeigt, dass jene Jünne unter den Follikeln befindliche Schicht im Wesentlichen nur aus Bindegewebe besteht, sie enthält in fibrillärer Grundsubstanz zwar reich- iche he Spindelzeien, indess nur solche von äusserst zweifelhafter Muskel- Matur. Dagegen zeigte sich sowohl beim Kalb als beim Kaninchen und Sc wei dass unterhalb der Zieberkühn’schen Drüsen die Follikel von einer llerdings sparsamen Menge von Muskeln ringförmig umgeben werden, lem verkümmerten Reste der Muscularis mucosae. — Es liegen somit die ollikel steis nur mit ihren beiden inneren Abschnitten über dieser ehicht, mit ihren äusseren dagegen unterhalb derselben. © Ich kann diese kurze Besprechung des Darmes nicht schliessen, ohne u einige Punkte einzutreten, die von v, Recklingshausen gegen meine frühere Darmarbeit rende worden sind. Im Nachtrag nämlich zu »hrift giebt v. Recklinghausen an, ich hätte die Lymphräume der chleimhaut als Schleimha ee bezeichnet, weil sie sich als rmige Lücken präsentirten und er verwirft den von mir vorge- ıgenen Namen, weil dieSaugadern der Mucosa, wie diejenigen anderer riheile Röhrenform besitzen sollen. — Diese Darstellung des von 'orgebrachten ist, wie noch manche andere Citate im Rechling- n’schen Buch, ungenau und scheint bloss aus dem Gedächtniss wie- egeben zu sein. In meinem Resume (l.c. p. 430) steht wörtlich fol- »in dieses-Gewebe eingegraben verläuft ein System von Ganä- oder spaltartigen Lückenräumen, die zum Abzug des resorbirien ıs dienen.« Die Bezeichnung Schleimhautsinus habe ich aber, wie | p- 421 sowohl als p. 426 zu lesen ist, nicht wegen der Form ger wähl 1; dißadie Lymphräume auf senkrechten oder Flächsohhitten zeigen, y 30* 466 Prof. W. His, sondern ich habe sie gewählt, weil die Chvlusbahnen der selbstständigen ‘Wandung enibehren und somit ihr Verbältniss zum festen Schleimhaut- 7 gewebe dasselbe ist, wie das der Lymphbahnen in den Lymphdrüsen zur Drüsensubstanz. Ich lege übrigens auf Namen kein grosses Gewicht und werde auch diesen gern fallen sehen, sofern das Verständniss der Sache bei einer anderen Bezeichnung mehr gewinnt. Von Belang erscheint * es mir dagegen, mit einigen Worten den von v. Recklinghausen aufge- 7 stelllen Gegensatz zwischen spaltförmigen, mit einander verbundenen 7 Gewebslücken und Canälen zu besprechen, einen Gegensatz, der nach meinem Dafürhalten gar nicht existirt und dessen Aufrechterhaltung nur zu Confusionen führen kann. i Denken wir uns einen beliebig gesialteten, umgrenzten Raum von einem nach allen drei Dimensionen ausgedehnten Gerüste fester Sub- ' stanzbalken durchzogen, so wird der von der festen Substanz freigelas- sene Raum ein zusammenhängendes Ganze bilden und wird er mit erstar-— render. Masse ausgegossen, so ergiebt sich ein zweites Gerüst, dessen #5 Maschenweite genau steigt mit der Dicke der Balken des primären Ge- © rüstes und dessen Balkendicke zunimmt mit der Weite der von jenem | freigelassenen Räume. Wir wollen im Folgenden behufs leichterer Ver- ständigung das primäre Gerüst als Gerüst A, den von ihm freigelassenen Raum als Gerüst B bezeichnen, gleichgültig, ob dieser Raum von fester ? ‘Substanz eingenommen oder leer, d.h. von Flüssigkeit erfüllt sei. Der einfachst denkbare Fall ist nun offenbar der, wobei die beiderlei Gerüst- balken nahezu dieselbe Dicke haben und je nur geringen Schwankungen des Durchmessers unterworfen sind; es ist dies ein Fall, für den die Le- berlobuli mit ihren in einander gepassten Netzen von Capillaren und Le- berzellen ein nahe liegendes Beispiel darbieten. — Etwas minder einfach wird die Sache. dann, wenn das eine Gerüst das andere an Mächtigkeit bedeutend überragt. Nehmen wir zunächst an, das feste Gerüst A sei be- deutend mächtiger als das leere Raumgerüst B, so drücken wir dies in anatomischer Sprache mit den Worten aus, es sei die feste Substanz A von einem zusammenhängenden Sysiem feiner Canäle durchzogen und wir nennen die Maschen dieses Systems rundlich oder langgestreckt, je nachdem die Balken des Gerüstes A nach allen Richtungen gleiche oder nach einer Richtung vorwiegende Verbindungen unterhalten. Ist dagegen” das Raumgerüst B im Uebergewicht, so reden wir von einem Ganalsy- stem, das so weit und engmaschig sei, dass nur geringe Substanzbrücken "= dazwischen übrig bleiben, oder wir nennen das ganze Gewebe schwam- mig oder cavernös. — Hat nun das fesie Gerüst A Unregelmässigkeiten der Gestaltung, besteht es eiwa, um einen naheliegenden Fall anzuneh- men, aus grösseren Knollen, die durch dünnere Balken zusammengehal- ten werden, so wird auch das Raumgerüst B entsprechend sich modifici- ren, wir erhalten dann um die Knollen von A herum bei sparsamem Vor- handensein der Balken schalenförmige Räume, die von den dünnen Balken Ueber das Epithel der Lymphgefässwurzeln etc. 467 - durchbrochen sind oder wenn letztere reichlich sind, so sind die Knollen "von einem dichten Netz der Räume von B umsponnen. Sobald das Ge- rüsi A die Eigenthümlichkeit hat, stellenweise zu Knollen anzuschwellen, so folgt das Verhältniss dieser ugteren zu dem System B von selbst dans "aus und es ist sonach durchaus keine besondere Merkwürdigkeit, wenn in dem Fall (dem der Fall der Peyer’schen Follikel entspricht) Kine Ca- näle im Innern der Substanzknollen beobachtet werden. u „Eine etwas weiter gehende Complication tritt ein, wenn die Suh- j ‚stanz A nicht mehr starr ist, sondern weich, wenn sie cn innere Auf- R nahme von Flüssigkeit husssdehnt, durch Druck von aussen aber com- | primirt werden nl Dann nämlich haben wir es nicht mehr mit zwei " einander gepassten Gerüsten von unveränderlicher Form zu thun, { öndern es wird von gewissen Nebenbedingungen abhängen, welche Form die Bestandtheile des einen und des andern Gerüstes annehmen. Den- "ken wir uns z. B. Flüssigkeit mit grosser Kraft in den Raum B einge- Sfrieben, so wird dieser sich möglichst ausdehnen und die Substanz A auf "schmalen Raum zusammendrängen;; die einzelnen Abtheilungen des Ge- 'üstes B zeigen alsdann für sich betrachtet einen approximativ rundli- "chen Querschniti und lassen nur enge Lücken für die Substanz A zwi- schen sich, ähnlich vielen Injectionsbildern Teichmann’s , isı dagegen das Raumsystem B inhalisleer, indem die Gerüstmasse A aufgetrieben ist, "oder indem ein äusserer Druck auf dem ganzen Doppelsystem von A und ee} lastet, so werden die Räume B zu mehr oder minder schmalen Spalten Feollabiren und als solche auch an den in verschiedener Richtung durch- "gelegten Schnitten sich darstellen; dies wird um so mehr der Fall sein, je mehr von Anfang an das Raumgerüst B im Vergleich zum Substanz- rüst A entwickelt war. Es bedarf kaum einer besonderen Erläuterung er die Beziehung, in der die eben gemachten Auseinandersetzungen u unserem Gegenstande stehen. Wir müssen, wenn wir überhaupt einen was allgemeinen Standpunkt festhalten wollen, alle Lymphe bildenden Theile des Körpers, also die Darmschleimhaut, die Lymphdrüsen, sowie lie von Lymphwurzeln durchzogenen bindegewebigen Theile als ein Dop- Igerüst vorstellen, in welchem das feste Suhstanngerligt A vertreten ist eh das Endesewebe mit seinen Accessorien, das Gerüst B aber durch ‚das System der Lymphräume. Die relative Entwickelung beider Gerüste wa innerhalb weiter Grenzen, allein die Grundbeziehungen blei- ‚ben deshalb doch überall dieselben. Im Gerüst der Lymphräume sind ausser ‚in Weite und Reichlichkeit der Verbindungen keine grossen Va- riationen möglich; desto mannichfaltigere dagegen zeigen sich im Gerüste ‚der een Substanz. Einmal besteht dies aus einem derben, relativ blut- | und zellenarmen Bindegewebe, ein anderes Mal aus einer gefäss- und zellenreichen Substanz (adenoider Substanz), oder es umschliesst in sei- nem Innern Muskeln, elastische Fasern oder absondernde Drüsen der ‚verschiedensten Art. 'So physiologisch wichtig alle diese Modificationen re 1 Zu. Ka Ze ET Bu RE SE a 468 Prof. W. His, sein mögen, so sind sie doch durchaus gleichgültig für die Auffassung des ° anatomischen Grundverhältnisses zwischen Lymphsystem und fester Sub- stanz. — Leicht liesse sich in weitergehender Generalisation der Ge- ; gensatz nicht blos zwischen Lymphräumen und bindegewebigen Theilen, sendern zwischen allen Gefässräumen und allen festen Theilen aufstel- len, wobei dann vielleicht sich ergeben würde, dass, wie Rindfleisch ') angedeutet hat, auch die serösen Höhlen im ER Be den Gefäss- höhlen beissen sind, da sie ja wie die Gefässräume als Spalten im ° mittleren Keimblatt schen und da sie nach den Angaben von v. Reck- linghausen”) mit dem Lympbsystem in offener Verbindung stehen. Ich ziehe indess vor, für diesmal bei der erst entwickelten Verallgemeinerung } stehen zu bleiben, die für das Verständniss der anatomischen Verhält- ° nisse entschieden fördernd ist, während die letztere Generalisation in der Hinsicht weniger leisten möchte. — Die wichtige Errungenschaft nun, ' zu der v. Recklinghausen durch die Süheeripikänle geführt wurde, ist der Nachweis, dass die Grenzen zwischen dem Gerüst der Lymphgänge und ° dem der Bindesubstanz allenthalben von einem eigentümlich modifieirten Epithel bekleidet sind. Dass in den Lymphwurzeln dies Epithel die ein- zige Abgrenzung bilde, dass den Canälen nicht eine besondere bindege- bige oder elastische Membran zukomme, das ist ein Ergebniss, zu sam | wie ich selbst, so auch v. Recklinghausen oa ist. Schleimhaut anderer Organe. Ich habe die RERIERN: © noch verschiedener anderer Organe auf das Vorkommen des Epithels geprüft, so die Schleimhaut des Kehlkopfes, der Harnblase und Harn- röhre und der Gallenblase. Ich verfuhr in der Weise, dass ich eine 1%, Lösung von Silber durch einen Einstich direet in die Lymphwege trieb und nach Anfüllung dieser letzteren das Organ sofort der Sonne oder doch dem hellen Tageslichte aussetzte. Wenn man die Membran von ihrem _ Epithel befreit und: dann entweder feucht oder trocken ausbreitet, so er- hält man Präparate von bedeutender Schönheit. Das Epithel tritt auch‘ in all diesen Theilen mit seinen eigenthümlich wellig verschlungenen For- men auf und bildet in den Wurzelröhren offenbar die einzige specifische Begrenzung. Gegen die abführenden Stämme hin tritt sodann eine sehr dünne Bindegewebsschicht hinzu, die ähnlich wie in der Submucosa des | Darmes sich dadurch verräth, dass ihre Bindegewebskörper in Form ver- ° zweigter heller Flecken am brauren Gefäss sich hervorheben. Noch wei- ter sieht man sodann die Muskeln der Wand auftreten in Form von an- fangs sparsamen, dann aber dichter werdenden spiraligen Bändern; gerade zur Sichtbarmachung der Muskeln der Lymphgefässstämmechen und ihrer Anordnung kenne ich kein Reagens, das so Vortreffliches leistet, als das Silbernitrat. RE 4) Rindfleisch, Ueber Entzündung seröser Membranen. Virchow’s Archiv. De 23, a | 9) o. Recklinghausen, Zur Fetiresorption. Virchow’s Archiv. Bd. 26. p. 172. ei an Ueber das Epithel der Lymphgefässwurzeln etc. 469 =. Hoden. Der Hoden ist, wie dies schon die älteren Injectoren wuss- ten, eines der Organe, deren Lympbgefässe am leichtesten sich anfüllen \ - lassen und die grossartigen Lymphnetze an seiner Oberfläche sind durch - die schönen Tafeln von Panizza allen Anatomen bekannt. Ueber den ei- _ gentlichen Ursprung der Hodenlymphgefässe sind wir indess erst durch | die Untersuchungen von Ludwig und Tomsa') aufgeklärt werden, wel- ehe uns die Lymphwurzeln des Organes als ein weites zwischen den Sa- BE nsichen sich hinziehendes, einer eigenen Wand entbehrendes Ganal- x system kennen lehrten, Die Angaben jener vortrefllichen Arbeit habe ich theils an Ludwig-Tomsa’schen, theils an eigenen Präparaten voliständig En gefunden und ich den mich daher im Folgenden damit zu "erwähnen, dass in der That auch die Lymphwurzeln im Hoden vollstän- 4 dig von demselben charakteristischen Epithel ausgekleidet sind, das wir "von anderwärts her kennen. Ich benütze zu Constatirung Verhält- "nisses den Hoden vom Stier, dessen Lymphwege von den Stämmen der "Oberfläche aus oder auch durch einfachen Einstich äusserst leicht zu füllen sind. Das Aussehen der dureh Silbereinwirkung gefärbten Lymph- räume erscheint auf den ersten Blick ein etwas anderes, als man es von den Durchschnitien einfach erhärteter oder mit durchsichtigen Massen in- "jieirter Organe her gewohnt ist. Während sie sich an Präparaten letzte- "rer Art in Form von intermediären Spalten und Lücken darstellen, die - die Samencanälchen von einander trennen und die ihrerseits von gefäss- tragenden Bindegewebsbalken durchzogen sind, siehi man an Silberprä- - paraten (besonders bei etwas dicken Schnitten) statt der Spalten ein rei- ches Netz dunkler Röhren, die die Samencanälchen umspinnen, und es "ist in der That nicht ganz leicht sich zu überzeugen, dass diese Röhren mit jenen Spalten identisch sind. Indess mit einiger Ausdauer kommt "man doch entschieden zu der Ueberzeugung, und wenn man sich. die " Mühe giebt, etwas dünnere Schnitte zu fertigen, so wird man in solch 4 einestheils Samencanälchen finden, die streckenweise unmittelbar vom Epithel überzogen sind, anderniheile aber gefässtragende Bindegewebs- balken, die denselben Ueberzug besitzen; danehen finden sich Stellen wo, wie dies auch die Ludwig -Tomsa’schen Abbildungen zeigen, die OR R Bene in den bindegewebigen Septis selbst gelegen sind. niphdrüsen. Weit mehr Mühe als bei den oben behandelien Organen habe ich gehabt, um mich vom Vorkommen eines Epithels in den Lymphbahnen der Lymphdrüsen zu überzeugen und ich wäre eine Zeit lang geneigt gewesen, dasselbe vollständig zu bezweifeln, wenn ich N nicht durch F. Schmidt jene kernhaltigen Platten kennen gelerni hätte, deren ich in einem früheren Aufsatz Erwähnung that. Schliesslich ist es mir an Rinds-, Kalbs- und Kaninchenlymphdrüsen doch gelungen, die unzweifelhafte he des Epithels nicht nur in den zuführenden 4) Sitzungsberichte der Wiener Akademie. Juli 4861 u. April 1862, m u TEE RETTEN ee TEN ae a 4 Pr WPIFTET 2 4 he ” Se Te 470 Prof. W. His, Gefässen der Hille, sondern auch in den Sinus der Rindensubstanz mit Sicherheit zu sehen und zwar bekleidet dasselbe hier sowohl die Trabe- keln, als die Drüsensubstanz (meine Corticalampullen). Von einem Epi- thel im Bereich der Marksubstanz konnte ich bis jetzt keine überzeu- genden Bilder erhalten; ich bin indess nicht geneigt, daraus auf ein Feh- ien desselben zu schliessen, denn es häufen sich gerade in der Marksub- stanz der Lymphdrüsen verschiedene Schwierigkeiten für die Sichtbar- machung jener Bildung. Einmal hat man hier die Silberwirkung nicht mehr recht in seiner Hand und dann sind die schon an und für sich we- nig ausgedehnten Flächen, auf denen das Epithel liegen könnte, unter- brochen und überlagert a die feinen Bindegew ebs- oder Zellbalkeni, die die Verbindung zwischen dem System der Markschläuche und dem der Trabekeln herstellen, so dass also in Wirklichkeit nirgends eine or- dentliche Beohäcktähigefkäbhe zu Tage tritt. — Der Nachweis vom allgemeinen Vorkommen eines Epithels in den Lymphbahnen des Körpers hat für das unbefangene, die wandungslosen Gänge perhorreseirende Gemüth des Anatomen unstreitig etwas Befrie- digendes, indess lässt sich nicht verkennen, dass jener Nachweis eher zu einer Vermehrung als Verminderung der physiologischen Schwierig- keiten führt. — Es sind einestheils die Entstehung des Epithels, anderntheils seine Permeabilität für Flüssigkeiten und für feste Körper, die eine Erörterung verlangen. . Die Entstehung des Lympbhröhren-Epithels ist ein Gesenstand, der wie die Entwickelung des ganzen Lymphsystems noch einer ur lichen Bearbeitung bedarf; nach dem was ich am Froschlarvenschwanz, bis dahin dem einzigen classischen Objecte, gesehen habe, muss ich an- nehmen, dass die späteren Epithelien aus jenen der Wand der Gefässe anliegenden zackigen Zellen hervorgeben, von denen man früher blos die Kerne beobachtet hatte und auf die ich im vorigen Bande dieser Zeit- schrift‘) aufmerksam gemacht habe. Jene Zellen stehen, wie ich dort an- | gab, der Länge des Gefässes nach unter einander in ununterbrochener Verbindung; entwickelt sich nun eine eben so ausgedehnte Verbindung in die Quere und platten sich die einzelnen Zellen ab, so ist der Schritt zum Epithel geschehen. Es sind jene Zellen ursprünglich den Bindege- webszellen des umgebenden Gewebes gleichwerthig; ist aber der eben auseinandergesetzte Eniwickelungsgang richtig, so sind die Epithelien der Lymphgefässe genetisch nun als abgeplattete Bindegewebszellen an- zusehen, eine Behauptung, die für die Epithelien seröser Häute schon Rindfleisch?) ausgesprochen hat und die sich wohl auf alle im Bereich des mittleren Keimblattes entstehenden Epithelien wird ausdehnen lassen. 1) p. 249 u. f. 2) a. a.0. p. 524. Ueber das Epithel der Lymphgefässwurzeln etc. 4741 Die Permeabilität des Lymphwurzelepithels für Flüssig- keiten wird gegenüber der Thatsache von der permanent vor sich gehen- den Anfüllung der Lymphröhren mit Gewebsflüssigkeit kaum Jemand in _ Abrede stellen. Dagegen würde allerdings die Frage sich erheben, ob die Existenz des Epithels gerade mit der Filtrationstheorie in Einklang zu bringen sei, ob das Epithel einfach verlangsamend auf die Filtration von Flüssigkeiten einwirke, oder ob es im Stande sei, diese ganz zu hem- "men, wie dies z.B. nach den bekannten Versuchen von Krause die aller- 7 dings weit diekere Epidermis thut. Gegenüber den Erfahrungen, die für eine Filtration von Flüssigkeit in die Lymphröhren sprechen, scheint zur M Zeit die Möglichkeit eines die Filtration völlig hemmenden Einflusses des = Epithels: wenig für sich zu haben. 8 Die Permeabilität der Lymphepithelschicht für feste Körper ist mei- "nes Erachtens kein minder dringendes physiologisches Postulat als die Permeabilität für Flüssigkeiten. Dass die Lymphkörper von aussen in die Gefässe eindringen, das scheint mir denn schliesslich trotz Allem, was man dagegen vorgebracht hat, nicht abzuweisen; und dass auch Fette und andere ungelöste Substanzen ins Lymphsystem gelangen, ist vollends feststehend. Die wunderbaren Versuche, die v. Recklinghausen ') in neu- ster Zeit veröffentlicht hat, haben die an das Unglaubliche streifende 7 Thatsache ergeben, dass die Lymphgefässe des Zwerchfells von lebenden | und von todien Thieren Fett, Zinnober, Tusche und andere fein zertheilte " Substanzen aufzunehmen im Stande sind, ja es ist v. Recklinghausen ge- "Jungen, den Eintritt von Fett in jene Gefässe geradezu unter dem Mi- kroskop zu beobachten. Ich habe, so weit es mir meine karg zugemes- sene Zeit erlaubte, die Versuche von v. Recklinghausen wiederholt und habe es in der That gleichfalls dahin gebracht, an todten Thieren eine " Erfüllung der Zwerchfellgefässe mit Milch zu erhalten, während ein Ver- "such, den Vorgang der Anfüllung unter dem Mikroskop zu beobachten, mir noch missglückt ist. Da müssen also die Fettkügelchen, Zinnober- der Tuschkörner nicht nur eine einfache, sondern eine doppelte Epithel- schicht durchbrechen und dies Durchbrechen. kann, da die Epithelzellen selbst keine Löcher haben, nur zwischen den Zellen durch geschehen. Es wäre nur möglich, dass die Zellen nur durch eine weiche Zwischen- substanz zusammengehalten wären, die nach Bedarf bald da, bald dort _ ausweicht, um den ungelösten ns den Durchtritt zu gestatten; es wäre aber zweitens denkbar, dass an bestimmten Stellen zwischen den Zellen Lücken frei bleiben, Brose: genug, um Körper von mehreren % nase! Linien hindurch zu lassen. Solche Stomata glaubt am Epi- thel der Serosa des Kaninchenzwerchfells ». Recklinghausen beohachtet zu haben, ich habe, wie oben mitgetheilt wurde, derart zu deutende Bildungen in den lchsbepn: des Darms gesehen. a in der nächsten Zukunft zu lösende Aufgabe wird sein, über die Verbreitung dieser Sto- “ 1) Virchow's Archiv Bd. 26. er EEE 472 Prof. W. His, mata und über die allfälligen Bedingungen ihres Auftretens uns ins Klare zu seizen und zugleich auch zu zeigen, woher es kommt, dass Massen, die ins Innere der Lymphgefässe getrieben werden, nicht durch jene Oefinungen ins umgebende Gewebe austreten. Basel, den 20. März 1863. Nachträgliche Bemerkungen. Eine vortreffliche Localität zum raschen Naclıweis des Epithels der Lymphwurzeln bieten die subeutanen Lymphsäcke des Frosches. Nach einer Injection von Silber unter die Haut sieht man nicht allein die Innenfläche der Haut und die Oberfläche der subeutanen Muskeln, sondern auch alle an die Haut tretenden Nerven- und Gefässstämmchen, sowie die subcutanen Bindegewebsblätichen mit der bekannten zackigen Zeichnung versehen. In Virchow's Archiv Bd. 27. p. 419 giebt v. Recklinghausen eine histerische Berichtigung von Kölliker, deren Sinn mir nieht recht ver- ständlich ist. Er verwahrt sich nämlich gegen die Behauptung Kölliker’s, »dass ich in der Behandlung der Hornhaut mit Silberlösungen ein Mittel gefunden hätte, die Hornbautkörper prachtvoll sichtbar zu machen« — Dass ich die intracellulären sowohl als die extraceilulären Silberablage- rungen der Hornhaut vor ihm beobachtet habe, giebt zwar v. Reckling- hausen zu, allein ich soll, soweit ich ihn verstehe, die Silberablagerungen nicht als Mittel angesehen haben, die Hornhautkörper sichtbar zu machen. Die Prioritätsfrage ist, wie man sieht, eine höchst unbedeutende, und ich würde völlig darüber schweigen, wenn mir nicht zufällig die Correetur obigen Aufsatzes vorläge, so aber mögen folgende Bemerkungen hier ihren Platz finden. Nachdem ich (wohl gleichzeitig mit Coccius) in den Jahren 1852—54 mehr beiläufig Aetzversuche an Thieren gemacht und dabei die in meinem Buch beschriebenen intracellulären Silberablage- rungen beobachtet hatte, wurde ich im Winter 1855/56 durch einen Auf- satz Gosselin’s in der Gazette Hebdomadaire veranlasst die Bildung von Niederschlägen und zwar insbesondere von Silberniederschlägen in der Hornhaut weiter zu verfolgen. Ich erhielt damals die elegantesten Bilder intra- und extracellulärer Ablagerungen und habe zierliche Präparate davon im Sommer 1857 bei meinem Aufenthalt in Berlin, sowohl im Virchow'schen als im v. Graefe’schen Institut Jedem gezeigt, der sich da- für interessirte. Eine Publication versparte ich damals, weil ich hoffte, die Sache mit mehr Musse wieder aufnehmen und weiter führen zu kön- nen. Als dann im Jahr 1859 v. Recklinghausen mit seiner vorläufigen Notiz über Bildung intracanaliculärer Niederschläge hervortrat, sah ich mich veranlasst, auch kurz über meine Erfahrungen zu berichten. Die Beobachtung extracellulärer Niederschläge in der Hornhaut war damals völlig neu, denn Coccius hatte zwar ähnliche Bilder gesehen, wie ich, allein er hatte dieselben durchaus nicht verstanden und es ist somit jeden— falls nicht gerechtfertigt, wenn v. Recklinghausen Coccius wiederholt als Gewährsmann bei Besprechung extracellulärer Niederschläge aufführt. — Weiterhin hat v. Recklinghausen sich das Verdienst erworben, die Sil- berbehandlung der Gewebe zu einer allgemeinen histol. Methode erhoben ; E Ueber das Epithel der Lymphgefässwurzeln etc. 473 = zu haben; dass er es nicht zum theoretischen Verständniss der Methode gebracht hat, wird man ibm kaum zum Vorwurf machen dürfen, wohl aber kann man mit Recht die schon von Kölliker ausgesprochene Meinung theilen, dass v. Recklinghausen bei Anwendung der Methode eine weit = grössere Vorsicht und Gründlichkeit hätte an den Tag legen sollen, um so mehr da es sich um Schlüsse von sehr grosser Tragweite handelte. — = Um nicht auf schon Gesagtes zurückzukommen, will ich nur noch einen Punkt hervorheben, in dem meines Erachtens v. Recklinghausen ungenau Beobachter hat. v. Recklinghausen nämlich behauptet, dass bei der einen ‚Art der Silbereinwirkung (Silberlösung und Kochsalz) die Silbernieder- = 'sehläge in allen Canälen erfolgen. In Blut- und Lymphgefässen treten "unter diesen Umständen keine Niederschläge auf, ausser wenn sie Zellen enthalten; es können zwar bei der Art der Silbereinwirkung die Mus- keln und Bindegewebskörper der Wand mit Körnern sich anfüllen, nie- 4 mals aber wird das zellenleere Gefäss selbst Niederschläge enthalten. — a Dass die Bindegewebs- und Hornhautzellen canalförmige Hohlräume = seien, das möchte nach den neuesten Discussionen über den Zeilenbau _ Manchem zweifelhaft erscheinen und ich selbst will nicht mehr unbedingt _ dafür einstehen. Die Bildung von Niederschlägen natürlich beweist Nichts für ihr Hohlsein, denn auch in der festen” Grundsubstanz seben - wir bald fein-, bald grobkörnige Niederschläge auftreten, das helle durch- - siehtige Aussehen aber, das die Bindegewebskörper bei der einfachen ‚ Silberbehandiung erhalten, kann ebenso gut die Folge sein vom Aufquel- ‚len einer gallertartigen Substanz, die die Zellenmasse bildet, als vom " Vorhandensein Flüssigkeit-haltiger Röhren. 1/8. 63. Erklärung der Abbildungen auf Tafel XXX. 58: hi Centrum tendineum diaphragmatis vom Kaninchen mit Silbernitrat behan- ... delt; die breiten, hellen Streifen sind die Lympbgefässe mit ihrem Epithel; Et die enyeen Figuren, Recklinghausen’s Saftcanäle, sind einfache Binde- BE en die nirgends endständig an die Lymphgefässe heranutreten, 0000 sondern über und unter jenen durchlaufend Netze mit einander bilden. Fig. 2. Dasselbe Object nach der Silberbehandlung in concentrirte Kochsalzlösung Pieuegelegt. Das Silber liegt überall intracellulär, die verzweigten Zellen sieht Di „man auch, hier theilweise über den als helle Streifen erkennbaren Lymphge- ı issen liegen. im Epithel der letzten sind die Kerne sichtbar geworden. IE mist Darmzottie aus dem Ileum des Kalbes mit Silberlösung injieirt; sie zeigt das Ei A geh Centralraum auskleidende Epithel. ıM Fig. 4. Senkrechter Schnitt durch den innern Theil eines Peyer'schen Follikels vom Kalbe; Auskleidung der Schleimhautsinus mit Epithel. Aus Versehen des hographen so gezeichnet, dass die innere Fläche nach unten sieht. mphgefässe der Submucosa aus dem Schafdarm;; ausser dem Epithel sieht nan die im Text besprochenen Bindegewebskörper der Wand als helle, erzweigte Flecke. 3. Epithel von der Sinusfläche eines Peyer'schen Follikels vom Kalbe ; zwischen „den zackigen Zellen erkennt man an welsn Stellen die im Text besprochenen Lücken. _ Veber die Endigungsweise der sensibeln Nervenfasern. Von Th. Wilhelm Engelmann. Mit Taf. XXXI. So vielfach auch im letzten Jahrzehnt die Endorgane der einfach sensibeln Nerven, namentlich Paeinische Körperchen und Endkolben untersucht worden sind, so genaue Kenntnisse wir von Vorkommen, Gestalt und Bau derselben namentlich durch die Arbeiten von Henle, Kölliker, Leydig und Krause erlangt haben , so ist eine Frage bisher doch immer noch unentschieden geblieben, die nämlich, was denn in jenen Organen zur Endigung der Nervensubstanz zugehörig sei. Man unterscheidet bekanntlich an den Pacinischen Körperchen und Endkolben eine einfache oder aus concentrisch ineinandergeschachtelten Kapseln bestehende Hülle, einen von dieser allseitig umschlossenen soli- den Cylinder, den sogenannten Innenkolben, und eine die Längsaxe die- ses Kolbens durchziehende blasse Faser, die sogenannte Terminalfaser. Bei den Vögeln liegt zwischen Innenkolben und kapselartiger Hülle noch eine dicke Schicht feiner, querverlaufender Fasern, die wirr durch ein- ander gefilzt sind. — Darüber, dass die den Innenkolben umgebenden Hüllen nicht das Ende der Nervensubstanz seien, konnte kein Zweifel entstehen; man war vielmehr bald darüber einig, dass diese Umhüllun- gen im Wesentlichen bindegewebiger Natur seien. Getheilt waren da- gegen die Ansichten über den Innenkolben und die in demselben ver- laufende Terminalfaser. Die Meisten wollen jetzt auch den Innenkol- ' ben in die Reihe des Bindegewebes gestellt und die blasse Terminalfaser als die alleinige Fortsetzung des Nerven betrachtet wissen, Andere sind der Ansicht, dass sowohl Innenkolben als Terminalfaser aus Nervensub- stanz bestehen, somit das eigentliche Ende der Nervenfaser bilden. Es sei gestattet, hier kurz die verschiedenen Ansichten der neueren Forscher über die Endigungsweise der Nerven in den Pacinischen Kör- perchen und Endkolben anzuführen. | En re area) Ueber die Endigungsweise der sensibeiln Nervenfasern. 475 3 Fr. Leydig erklärte den Innenkolben für das angeschwollene Ende der ihrer Markscheide verlustig gegangenen Nervenfaser (also des Axen- - eylinders) und den im Kolben verlaufenden centralen Streifen für einen feinen Canal. (Zeitschr. f. wiss. Zool. 41853. Bd. VW. p. 81. — Lehrbuch der Histologie. 1857. pag. 192—196.). | W;- 4. Kölliker behauptete, dass der Innenkolben der Pacinischen Kör- perchen der Vögel gar nicht dem Innenkolben der Säuger entspräche, ' dass vielmehr bei den Säugern der im Innenkolben verlaufende centrale Streif dem ganzen Innenkolben der Vögel gleich zu setzen sei. Der In- nenkolben bei den Säugern sollte den Werth von Neurilemm haben. Den % eentralen Streif im Innenkolben der Vögel hält auch Aölliker für einen B "Canal, glaubt jedoch, dass derselbe der Axencylinder sei. (Zeitschr. f. F; sen. 4853; Bdi,V. pag. 448—122.). Neuerdings hat sich Kölliker dahin ausgesprochen, dass der Innenkolben der Säuger ein mit zarten " Kernen versehener weicher Strang sei, der zu den Bindesubstanzen zu Mi zählen und in einzelnen Fällen ee in seinen äusseren Theilen j aus zarten, dicht a Kapseln gebildet sei. Die blasse Mm E reriminaltaser ist nach Kölliker eine Fortsetzung der »ganzen dunkelran- | digen ‚Faser des Stieles.« (Handbuch d. Gewebelehre, IV. Aufl. 1863. ‚ PaB- 123.). 4 "Keferstein schloss sich ganz der Ansicht von Kölliker an, nal 4 \ jedoch, dass der centrale Streif im Innenkolben der Vögel ehe ein Canal, -»sondern ein solider Strang sei. (Ueber den feineren Bau der Pacinischen . Körperchen; Nachricht. v. d. G.-A.-Univ. zu Göttingen. 1858, No. 8. j P»B« :85.). 3 Krause endlich erklärt den Innenkolben der Säuger für gleichwerthig “ ee etilen der Vögel, hält jedoch nur die im Innenkolben gelegene 7 blasse Faser, die er Terminalfaser nennt, für das eigentliche Ende der | eenlser. Dem Innenkolben schreibt er den Werth von Bindegewebe zu. (Die Terminalkörperchen der einfach sensibeln Nerven. Hannover 1860. „und Anatom. Untersuchungen, 1861.). | 4 0 An Krause’s Angaben und Ansichten hat sich unlängst auch ©. Lüd- ‚den angeschlossen. (Zeitschr. f. w. Zool. 1863. Bd. X1l. pag. 470—483.). Alle Untersucher stimmen darin überein, dass die blasse, im Innen- alten, gelegene Terminalfaser zur Föriseizung der Nervenfaser gehöre und die Meisten sind der Ansicht, dass der Innenkolben selbst aus einer dem Bindegewebe verwandten ne besiehe. Die Terminalfaser soll mit dem Axencylinder der an den Innenkolben herantretenden Nerven- 1; faser zusammenhängen und Kölliker giebt sogar an, dass die Terminal- - faser bei den Säugethieren noch von einer este Scheide um- | © uchlensen wird. Kölliker glaubt, dass sie nicht bloss einem Axencylinder, sondern einer ganzen Nervenröhre entspricht, dass sie vielleicht Reprä- sentanten aller drei Theile einer ‚solchen besitzt. Leydig hingegen hält EI 476 Th. Wilhelm Engelmann, den ganzen Innenkoiben für eine Verbreiterung der marklosen Nerven- | faser, also des Axenoylinders. Untersuchungen, die mich im Sommer 1862 in Jena beschäftigten, haben mich zu einer anderen Deutung der streitigen Theile geführt. Ich muss nämlich den Innenkolben der Säugetbiere und Vögel für die verdickte Markscheide, die blasse Terminalfaser aber für die unmittelbare Fort- setzung des Axencylinders, für den Axencylinder selbst halten. — Ich fasse den Bau der Pacinischen Körperchen und Endkolben in folgender Weise auf. Eine kernhaltige Membran, die unmittelbare Fortsetzung des kern- haltigen Neurilemms (Schwann’sche Scheide) umschliesst enganliegend eine kolbenartige, meist langgestreckte und stumpf zugerundete An- schwellung der Markschicht der Nervenfaser, den sogenannten Innen- kolben. Diesen durchzieht der gleichfalls etwas verbreiterte und häufig mit knopfartiger Anschwellung endende Axencylinder. Dieser gesammle aus Axencylinder, Nervenmark und Neurilemm bestehende Körper wird in den Pacinischen Körperchen der Säugethiere noch weiter umhüllt von concentrisch in einander geschachtelien Kapseln bindegewebiger Natur, bei den Pacinischen Körperchen der Vögel besteht seine äussere Umhül- lung in einer dicken Schichi verfilzter Fasern, die wiederum von einer festen, aus mehreren Schichten zusammengesetzten bindegewebigen Kapsel umschlossen wird. Bei den Endkolben fehlen die äusseren secun- dären bindegewebigen Hüllen und hier ist es meist nur die Fortsetzung des kernhaltigen Neurilemms, der sogen. Schwann’schen Scheide, welche als einfache, kernhaltige Membran den Innenkolben umschliesst. Als eigentliche Fortsetzung der Nervenfaser haben wir somit nur anzusehen den vom Neurilemm umschlossenen Innenkolben, welcher wieder aus Nervenmark und Axencylinder besteht. Hierzu würden bei den Pacinischen Körperchen noch secundäre Hüllen bindegewebiger Na- tur kommen. Die Gründe, welche mich zu dieser Ansicht zwingen, bestehen in Folgendem. Schon Leydig hat gezeigt, dass der Innenkoiben der Vögel fest mit der Nervenfaser verbunden ist und sogar aus seiner Kapsel ent- fernt und isolirt im Zusammenhang mit der Nervenfaser dargestellt wer- den kann. Man kann sich in der That leicht hiervon überzeugen. Nie gelingt es dagegen, die Terminalfaser vom Innenkolben zu trennen, sie aus demselben zu isoliren, mag man nun mechanische oder chemische Hülfsmitiel anwenden. — Isolirt man den Innenkolben eines Pacinischen Körperchens der Taube, so erkennt man meist ohne Schwierigkeiten, dass derselbe umschlossen wird von einer enganliegenden kernhaltigen ' Membran, die sich ununterbrochen in das Neurilemm der Nervenfaser foriseizt. Das Neurilemm setzt sich keineswegs als eine Umhüllung der Terminalfaser fort,. sondern umschliesst stets den gesammten Innenkel- ben. — Dasselbe Verhältniss findet sich bei den Endkolben. Die Paeini- schen Körperchen der Säugethiere sind zur Entscheidung dieses Punktes Ueber die Endigungsweise der sensibein Nervenfasern. AUT nicht geeignet „ da der Innenkolben von den ihn einschliessenden Kap- seln ish vollstähdig frei gemacht werden kann. Die innersten Kapseln sind so dicht um ein gelegt und haften so fest an dem Neurilenim - des Innenkolbens, dass ein Isoliren des leizteren unmöglich ist. = Das Neurilemm bildet an seinem Ende somit eine blindsackartige Verbreiterung, die einen Raum umschliesst, welcher bei den Pacinischen 5 Körperchen langgestreckt eylindrisch,, bei den Endkolben mehr gedrun- gen und kugelförmig zu sein pflegt. Dieser Raum wird vollkommen aus- gefüllt von dem Innenkolben, dessen ganze Länge die blasse Terminal- faser durchzieht. — Wir haben gesehen, dass die den Innenkolben zu- mächst einschliessende Membran die directe Fortsetzung des Neurilemms der Nervenfaser ist. An der Nervenfaser unterscheiden wir aber ausser dem Neurilemm noch Markschicht und Axencylinder. Nichts liegt desshalb Ni näher, als die Vermuthung, dass der Innenkolben die Fortsetzung des ' Nervenmarks, die blasse Furhuiriaklaset die Fortseizung des Axencylin- ders sei. Und beides lässt sich beweisen. Dass die Substanz des Innenkolbens Nervenmark sei, lehren in überraschender Weise folgende Erscheinungen. Behandelt man Pacini- che Körperchen von der Taube oder anderen Vögeln mit verdünnter Natronlauge, so siebt man nach kurzer Zeit in der Substanz des Innen- kolbens auffallende Veränderungen vor sich gehen, die vollkommen den Gerinnungserscheinungen gleichen, die man am Nervenmark dunkelcon- ourirter Nervenfasern beobachtet. Es treten im Innenkolben stark glän- sende Körner, Ringe, schleifenartige Gebilde in verschiedener Form und rösse auf, kurz, dieselben Gerinnungsgebilde, die das gewöhnliche Ner- enmark zeigt (vgl. Taf. XXXI, Fig. nn). Nicht selten verwandelt sich der yesammte Innenkolben bis gegen sein Ende hin in einen mit unzähligen, doppelteontourirten Ringen und Auftreibungen besetzten Strang. Nicht mer sind diese Erscheinungen gleich deutlich ; häufig besitzen auch ie Gerinnungsgebilde nur geringe Grösse; mit Kernen sind sie nicht icht zu verwechseln , schon desshalb nicht, weil alle Kerne bei Natron- satz verschwinden. Dennoch mögen sie gelegentlich zur Annahme von ernen im Innenkolben Veranlassung gegeben haben. So sagt z.B. Köl- ker vom Innenkolben der Taube, dass derselbe oft bis an die Terminal- ser heran aus Kernen zu bestehen scheine (Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. V. ag.120). Wendet man die Reagentien an, welche zur Darstellung der | Kerue stets mit Erfolg benutzt werden, wie Essigsäure, so ist man nicht im Stande, im Innenkolben auch nur die Spur eines Kernes zu finden. she desselben, im Neurilemm und in den secundären Hüllen | zeigen sich dieselben. — Ausser den erwähnten Gerinnungserscheinun- gen, welche in den Innenkolben der Vögel auf Zusatz von Natron hervor- ' ‚gerufen werden, kommen nicht a namentlich in den Innenkolben ‚der. Säuger Veränderungen anderer Art vor, wie sie ebenfalls beim ge- wöhnlichen Nervenmark zu finden sind. Es treten nämlich auf Zusatz D 2 478 | Th. Wilhelm Engelmann, von Natron oder Kali, bei Vögeln zuweilen schon bei Zutritt von Wasser, im Innenkolben Strömungen auf. Es entstehen spaltförmige Räume in der Substanz des Kolbens, die sich zu etwa birnförmigen Vacuolen er- weitern, mit Flüssigkeit gefüllt sind und nach der Spitze des Kolbens zu strömen (vgl. Taf. XXXI, Fig. D. Gleichzeitig bewegt sich aueh nicht seiten die Substanz der Terminalfaser langsam strömend.nach ihrem knopfartigen Ende zu. — Aehnlich diesen Erscheinungen sind die Strö- mungen, welche häufig am Nervenmark dunkelcontourirter Fasern nach Zerreissen der Faser auftreten. Die eben erwähnte Art der im Innenkol- ben vor sich gehenden Veränderungen, das Auftreten feiner spaltartiger Räume, mag die Ursache gewesen sein, dass z. B. Kölliker den Innen- kolben in seinen äusseren Schichten aus zarten Lamellen bestehend glaubte. Der Innenkolben ist im ganz frischen Zustand durchaus hemagan, zeigt weder Kerne noch faserartige Bildungen. Das chemische Verhalten di Innenkolbens, so weit sich dasselbe unter dem Mikroskop ermitteln lässt, spricht mit grosser Entschiedenheit für die Marknatur des Kolbens. Ausser den bereits erwähnten durch Al- kalien herbeigeführten Veränderungen sprechen dafür die durch Säuren in ihm bewirkten Veränderungen. Verdünnte Säuren greifen den Innen- kolben ebenso langsam als das Nervenmark an. | Durch alle diese Thatsachen !) wird es ganz ausser allen Zweifel ge- stellt, dass die Substanz des Innenkolbens Nervenmark ist und nicht Bin- degewebe, wie Kölliker, Krause u. A. wollen, oder eine Endanschwel- lung des Axencylinders, wie Leydig annahm. Wenn aber bewiesen ist, dass der Innenkolben nur die verbreiterte Markschicht der Nervenfaser ist, so braucht dafür der Beweis nicht erst angetreten zu werden, dass die im Innenkolben verlaufende Terminalfaser nur der Axencylinder ist. Das dürfte sich dann wohl von: selbst verstehen. Uebrigens kanu man, namentlich an den grossen Pacinischen Körperchen der Säugethiere nicht selten die Terminalfaser ein grosses Stück weit im die doppelteontourirte Nervenfaser hineinverfolgen (Taf. XXXI, Fig. III). Reisst man einen In- nenkolben von einer Taube aus seinen Hüllen und von der Nervenfaser ab, so bleibt zuweilen ein Stück des in der Nervenfaser befindlichen Axencylinders in Verbindung mit der Terminalfaser und ragt dann als freie Fortsetzung der Terminalfaser aus dem isolirten Innenkolben her- aus (Taf. XXX1, Fig. IV). — Der terminale Axencylinder in den Pacini- schen Körperchen und Endkolben ist zugleich ein neuer Beweis für die 4) Ganz zu Gunsten meiner Deutung der Bestandtheile des Innenkolbens spricht auch eine Beobachtung von Lüdden. Er sah beim Ochsen einen Fall, »wo eine dun- kelrandige Primitivfaser in eine blasse überging und ‘/, weit verlief, ehe sie kolbig ‚angeschwollen endete. Der Endkolben war in diesem Fall nicht wahr- zunehmen.« Da die Nervenfaser ihr Mark schon früher verloren hatte, schwoll dasselbe auch nicht zu einem Innenkoiben an und der Axeneylinder endigte hier, ohne von einer Markschicht eingehüllt zu sein. 4 Ueber die Endigungsweise der sensibeln Nervenfasern. 479 _ Präexistenz des Axeneylinders in der Nervenfaser; denn es ist nicht einzusehen, wesshalb dasselbe Gebilde, das in den terminalen Körper- een. also in einfachen Verbreiterungen markhaltiger. Nervenfasern sehon während des Lebens in scharf begrenzier Form existirt und ohne An- wendung chemischer Hilfsmittel sichtbar ist, in der Nervenfaser selbst erst durch gewisse Reagentien künstlich erzeugt werden soll. Die grosse "Schwierigkeit, den Axeneylinder in der einfachen, dunkelcontouririen Faser wahrzunehmen, scheint vielmehr an der name der Licht- ” brechungsverhältnisse zu liegen. — Seit uns Pflüger im Collodium ein Mittel kennen gelehrt hat, welches in jeder beliebigen markhaltigen Nervenfaser den ade augenblicklich in grösster Klarbeit zur Anschauung bringt, ist die Frage nach der Präexistenz des Axeneylin- ders wohl erledigt.: j Alles das, was hier besonders von den Pacinischen Körperchen der Säugethiere und Vögel gesagt worden ist, wird auch für die Endkolben gelten. Auch bei diesen ist der Innenkolben Nervenmark, die Terminal " faser aber der Axeneylinder. Mehr als wahrscheinlich ist es ferner, dass auch ‚der eiförmige Innenkolben der sogen. Tasikörperchen nur an E mark ist. Noglich dass in diesen Kolben noch Fortsetzungen des Axen- v Was endlich die ganz nee zuerst von Rouget entdeckten mo- " torischen Endplatten in den quergestreiften Muskeln der höheren Wirbel- ; - thiere betrifit, so wären diese nach Krause’s Angaben vollkommen nach dem ” Schema der bel Terminalkörperchen gebaut. Dies ist jedoch be- 7 stimmt nicht der Fall. Ganz abgesehen von den gewichtigen ... j Bedenken, welche einer karshme nen die besagt , dass von © zwei vollkommen gleich gebauten Organen das eine ein a End- 7 organ, das andere ein motorische Effecte vermittelnder Apparat sei, - — abgesehen davon lehrt eine etwas gründlichere Untersuchung, dass die = Endplatten in den quergestreiften Muskelfasern nichi entfernt den Bau der sensibeln Terminalkörperchen besitzen. Die Substanz der Endplatte = ist nicht Nervenmark, was sie nach Krause sein müsste, sondern eine = Endausbreitung des ken ebensowenig existiren die von Krause beschriebenen ad abgebildeten blassen Terminalfasern in- den Endplat- en. Da ich diesen Punkt hereits an einem andern Orte') in ausführ- licherer Weise behandelt habe, ist es nicht nöthig, hier noch weiter auf ihn einzugehen. Vor Kurzem haben auch Waldeyer (Centralblaut f. d. med. Wissenschaften. No. 24. 23. Mai) und Kühne (Virchow’s Archiv 4863. Mit Taf. XI) die hierauf bezüglichen Angaben Krause’s als auf Irr- _ Ahümern beruhend erkannt und widerlegt. Hier genüge es, gezeigt zu MR haben, dass die Terminalkörperchen der einfach Sensibein. Nerven nur Ri Untersuchungen über den Zusammenhang von Nerv und Muskelfaser. Mit In 4°, Leipzig, 1863. 480 Th. Wilhelm Engeimann, _Verbreiterungen einfacher Nervenfasern darstellen, dass ihre wesent- lichen Bestandtheile em Axencylinder, eine Nervenmarkschichi und ein Neurilemm sind. | Fig; di: Fig... Fig. II. Fig. IV. Erklärung der Abbildungen auf Taf. XXX. Vergrösserung 300 Mal. Paciuisches Körperchen aus dem. Mesenterium der Katze; mit Natron behan- delt. Der Inhalt des Innenkolbens zeigt Vacuolen und spaltförmige Räume, die in Strömung nach der Spitze des Kolbens begriffen sind. Die Kapseln sind nur zum Theil mitgszeichnet. Pacinisches Körperchen vom Unterschenkel der Taube, mit Natron behan- delt. Das Nervenmark des Innenkolbens geronnen. Die Hüllen des Kolbens sind in der Zeichnung sicht ganz ausgeführt. Unterer Theil des Innenkolbens eines Pacinischen Körperchen aus dem Me- senterium der Katze. Die Terminalfaser setzt sich als Axencylinder in die doppelteontouririe Nervenfaser hinein fort. Mit Essigsäure behandelt. Innenkolben aus einem Pacinischen Körperchen der Taube herausgerissen. Ein Stück des Axencylinders ist aus der dunkelcontourirten Nervenfaser herausgezogen worden. Mit Essigsäure behändelt. Leipzig am 20. Juli 1863. Ieitwohrift Rroissenschaftl.Zoologte BAIM. 480 Verb liebe Neur Zutschrift R wissenschaft. Zoologie Bd. A. AGB. 22Dul. 24. 22AuB ®@7 ASE 28.1 28. logie Bd. BV//A z00 Au£AAT. Sertwehrilt Riwissenschaltl. : = & S IS % RE ; EEE: rl 5 = Dx 153 DS INS IS) EI Ss S E "2 SI & I IS SS [5 Beuisehhr für miss: Kool IUL6l. erlschr, Jüt 10088. Lool_ AH bi. BO OR EN ET“ Zulschrifl Vrvissenschafl.Zoolagıe. Bd XIT N N ZN REDE ne) does JBSTE : TaENNUN. 2 a a ee ee Tar XV. Zeitschnil Lmissenschall. Zeologie Bd XI. | Zeitschrift f-wissenschafl. Zoologie BaAI. ! TaRXNIX. \ i Taf XMX. se RE ıJÜET 10058 12.000. Bel. NL Hr, DIZAR Tat NW, HlhmiteR.roissenschafll. Zoologee bad ner eh NY ur Morphologie der Schnecke des Menschen und der Säugethiere. Von Dr. V. Hensen, Prosector in Kiel. Mit 2 Figuren ın Ho! zB u. Taf. XXXIT—XXXW. Eisnende Arbeit giebt, was vom Autor während eines mit einigen Unterbrechungen eine Anzahl Jahre hindurch gepflogenen Studiums der Schnecke aufgefunden ward. Es sind die Verhältnisse des Fötus mit be- rücksichtigt worden ; das hindert jedoch nicht, dass bei der Ausarbei- tung die Lücken und ungelösten Zweifel mit sehr drückender Wucht bervortraten. Ursprünglich lag es im Plan das eigentliche histiologische Detail auszuschliessen, als nun unmerklich auch die feineren Verhältnisse mit hineingezogen a mussten, ward zu rasch der nicht gleich zu _ "ersetzende Vorraih verbraucht, se dass der Leser eben mehrfach auf | Theile 'stösst, über die im Dunkeln zu bleiben er mit Recht dem Autor die Schuld geben wird. Da es aber doch scheint, dass die Kunde der Schnecke, namentlich jener des Menschen, der Br viele Zeichnungen entnommen werden konnien, durch diese Veröffentlichung gemehrt und seläutert. ‚werden kann, ist ut doch Hoffnung da, die Arbeit noch freundlich Be zu sehen. Es ist kannt genug, dass bei der Erforschung unseres Gegen- Er. noch einmal die. Besghipkt jpmandie Loupe das CGompositum ü berwunden hat. Reissner's!) und Reichert's?) Angaben, dass man in der Schnecke noch einen besonderen Canalis cochlearis unterscheiden . müsse, stehen alles Widerspruchs ungeachtet nunmerr als die allein richtigen da. Das thun sie freilich erst nach der Bestätigung, welche ben durch N De auris internae formatione Diss. Dorpt. 4851 u. Zur Kenntniss der Schnecke, füller's Archiv 1854. 2) Bullet. de la class. mathemat. de St. Petersbourg. Tom. X. Nr. 922. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XII. Bd. | 31 482 ©. Dr. V. Hensen, die embryologischen Studien Kölliker’s') geworden ist, Kölliker's, der Jahr für Jahr, vor Allem durch eigene Untersuchungen, A auch durch. Aufmunterung Anderer?) die Kenntniss des Gehörorgans mehrte. Seine Untersuchungen brachten es zuleizt auch definitiv zur Kunde, wie der Canalis cochlearis ein gewundener Schlauch sei, der von der knöchernen Schnecke umschlossen, auf der einen Seite von der Lamina spiralis ossea getragen mit der anderen der äusseren Schneckenwand anliegt. Auf jene trefllichen Darstellungen namentlich muss ich den Leser zurückzugehen bitten, falls meine Behandlung des Gegenstandes, die neueren Unter- suchungen als bekannt voraussetzend, unüberspringliche Lücken las- sen sollte. Die erste Frage, die wir zu erörtern haben, ist die nach dem Ver- halten des Canalis cochlearis in Bezug auf die Scalen und den Vorhof, namentlich also nach seinem Anfang und Ende. Die Angaben darüber sind sparsam, ja positive Befunde fehlen eigentlich ganz. Kölliker?) hat vermuthungsweise ausgesprochen, dass der Canal an beiden Enden geschlossen sei; Reissner*) giebt Folgendes an: die Vorhofstreppe ist gegen den Vorhof so vollkommen abgeschlossen, als die Paukentreppe gegen die Paukenhöhle. Ob aber der Schneckencanal auch im ausgebil- deten Zustande des Labyrinthes, wie auf einer früberen Stufe der em- bryonalen Entwickelung mit dem Vorhof in offener Höhlenverbindung sich befindet, habe ich bisher nicht mit Sicherheit ermitteln können. Reichert”) giebt dagegen an, dass die Scala tympani und vestibuli an zwei Stellen mit einander in Verbindung treten, am Hamulus und im Vestibulum. Ich finde, aass, wenngleich eine Communication mit dem Saceulus hemisphaericus bestehen bleibt Fig. 1), doch der Schneckencanal im Wesentlichen abgeschlossen ist; und ferner gegen Reichert, dass sein Anfang so rings an den Knochen sich anlehnt, dass eine Verbindung zwischen Scala tympani und Vestibulum hier, wie auch - bekannt, nicht stattfindet. Der Canalis cochlearis entspringt nämlich an der vestibularen Ecke der Fenestra rotunda rings von den Wandungen der Scala tympani, die dadurch abgeschlossen wird. Die Lamina spiralis hebt sich nun sogleich mit starker nach dem Vestibulum gekehrter Con- vexität so in die Höhe, dass, nachdem sie bei der Membrana tympani secundaria passirt ist, sie bald zu Ungunsten der Scala vestibuli die Höhle der Schnecke cheilt. Y “ 4) Würzburg. naturwiss. Zeitschrift Bd. Il, Der embryonale Schneckenkanal. Entwicklungsgesch. S. 340. Handb. d. Gewebelehre 4863. 2) Meine embryologischen Studien begannen auch erst in Folge einer Aufforde- rung von meinem hochverehrten Lehrer. 5 3) Gewebelehre $. 749, = 7 4) Zur Kenntniss der Schnecke l. c. S. 424. A RR 5) Le; 8.83, | | Zur Morphologie der Schnecke des Menschen und der Säugethiere. 483 Das Trmpanum seeundarium und die Lamina spiralis liegen fast un- Enweibar an einander, man kann durch ersteres indie den Anfang der Membrana basilapis beobachten. © Am Hamulus endet der Canal blind ohne Erweiterung (Fig. 2). Im "Einzelnen betheiligen sich an der Bildung der Scala media ‚: abgesehen "von Nerven und Gefässen drei Schichten: das Periost, das Stratum con- junetivum und das Stratum epitheliale. Die Besprechung derselben soll uns zunächst beschäftigen. Das Periosti. | Wenn ınan die Wölbung der Se. vestibuli oder tympani mit der Loupe betrachtet, sieht man namentlich in radiärer Richtung Streifen verlaufen , welche sich als Gefässe kennzeichnen. Diese haben durch- sehnittlich die Richtung nach der Stria vascularis, sie liegen auf der ‚Oberfläche des Knochens, senden aber auch Aeste in ähm hinein. Es sieht “ aus, als wenn sie ganz frei auf der Innenwand der Schnecke lägen, edoch wenn man sie abzuheben versucht, überzeugt man sich leicht, ss sie in einer sehr zarten und durchsichtigen Membran lagern. Diese ti ohne Zweifel die Bedeutung des Periostes, gbgleich sie sich nicht wie wöhnliche Knochenhaut verhält. Fig. 3 stellt dieselbe von der Fläche dar, wie sie aus der frischen Schnecke des Ochsen möglichst sorgsam herausgeschält isi. Wie man sieht, besteht das Periosi aus einer durch- chtigen, fein Körnigen Grundsubstanz, aus ziemlich reichlichen,, un- gelmässig gestellten ovalen Kernen, deren Zellkörper nicht nachzu- eisen ist und aus Fasern, welche mit einander netzförmig verbunden d an den Knotenpunkten etwas angeschwollen sind. Diese erblas- n bei Zusatz von Säure, während die übrige Membran sich unverändert hält. Das Periost der menschlichen Schnecke zeigt die Fasern weniger utllich und neben ovalen 0,0094 Mm. langen, 0,0038 Mm. breiten Kernen auch noch runde von 0,0075 Mm. Durdumesher die vielleicht von len vorigen zu unterscheiden Ein Epithel ist auf dem Periost nicht finden. Namentlich an der centralen Hälfte der Scalenwölbungen ist das riost leicht darzustellen ; von der Lamina spiralis, der Membr. Reissneri, nd dem Lig. spirale lässt sich diese nur 0,004 dicke, häufig noch dün- re Membran, nicht mehr abziehen. Es ergeben jedoch feine Quer- schnitie, dass auch diese Theile von einer solchen feinen Begrenzungs- schicht überzogen sind. Auf der Lamina ossea sieht man das Periost icht, hin und wieder sogar abgehoben, seine Fortseizung auf die Lamina inembranacea und unteren Theil des Lig. spirale bildet jene eigenihüm- iche, unten noch näher zu besprechende Schicht von Zellen mit varikö- Ausläufern, die schon lange beachtet ist. Auf der Membhr. Reissneri 3.* 484 Dr. V. Hensen, ist nichts von einem Periost zu sehen, dazu ist sie in der That zu dünn, N doch an den beiden Ansatzstellen sieht man dasselbe auf sie übergehen. Auf der freien oberen Fläche des Lig. spirale findet sich auch eine ii Grenzschicht, weiche dem Periost gleichwerthig sein könnte. Man muss zwar schon danach suchen, doch ist die Anwesenheit derselben nicht _ zu läugnen. | Es würden degeiriar die-beiden Treppen, jede für sich mit einem Periost, ‘wie man diese Begrenzungsschicht nun einmal genannt hat, ziemlich vollständig ausgekleidet sein. Alle früheren Beobachter schildern das Periost erheblich anders, ° sowohl was seinen Bau, als auch was seinen Antheil an der Membrana und dem Ligamentum spirale betrifit. Der Unterschied stammt jedoch daher, dass unsere Anschauungen durch die Auffindung der Membr. Reissneri sich gegen die früher gültigen wesentlich verändert haben. Man studirte z. B. früher die Structur des Periosts am Lig. spirale, welches nunmehr zum Stratum conjunctivum des Ganalis cochlearis wird gerechnet werden müssen, ferner scheint das Epithel der Membrana Reissneri oftmals auf die Knochenhaut bezogen zu sein'). Es wird um so mehr erlaubt sein die einzelnen Angaben nicht durch- zanehmen, als Kölliker?) nunmehr ausdrücklich das Epithel des Periostes als sehr zweifelhaft hinstellt. Er hält zwar fest, dass er für den Menschen auf der Membr. Reissneri ein Periostepithel gefunden habe (auch da muss ich es für meine Präparate entschieden läugnen!) , hat es aber in der Schnecke des Ochsen ganz vergeblich gesucht; namentlich spricht ihm aber die Entwickelungsgeschichte gegen die Anwesenheit des Epithels. Es ist allerdings nöthig die Entwickelung der Grenzhaut der Schnediln zu kennen, um über seine auch für die anderen Theile wichtigen Verhält- - nisse aburtheilen zu können. Wenn wir das wollen, werde ich freilich den beser tief in die Entwickelung der knöchernen Schnecke und des Aquaeductus cochleae hinein führen müssen und leider doch nicht eintanE den Zweck ganz erreichen. Bun) Den bestimmten Angaben von Remak*) und Kölliker*) BR wächst bei der Entstehung des Labyrinthes ein nur aus dem Epidermis- blatt bestehendes Bläschen in die mittlere Keimplatte hinein. Anfänglich” ist nach Angabe der Autoren die ganze Umgebung eine gleichmässige zen lige Masse, die sich dann zunächst in umhüllenden Knorpe! und einfache | Be . 4) Dafür sprechen sowohl die Zeichnungen von Corti und Claudius, als auch die Angaben von Deilers, der (Untersuchungen S. 84) die Membr. Reissneri unverletzt gesehen, sie aber (wohl ihres hohen Ansatzes wegen) als in toto abgelöstes Epithel der Scala vestibuli aufgefasst hat. ö 2) Gewebelehre S. 719. ER. 3) Unters. über die Entwickel. d. Wirbelthiere. Hft. I. 8. 75 u. 96. CK 4) Entwickelungsgeschichte S. 308. Zur Morphologie der Schnecke des Menschen und der Säugethiere. 4835 - Bindesubstanz differenzirt, (falls nicht letztere vom Knorpel umwachsen wird). ‚Der jüngste Embryo, den ich untersuchte (Schaf 1%%, Cm.), zeigte schon deutlich diese Sonderung in Zellen mit kei lichibrechen- der und Zellen ohne Zwischensubstanz. Die Grenze zwischen beiden war aber nicht scharf, sondern sie machte sich durch eine nach bei- - den Seiten undeutlich abgegrenzie Uebergangszene; diese wollen _ wir als primäres Periost bezeichnen. Beiälteren Embryonen wird - die Zone schärfer begrenzt (Schaf 4 Gm.) und auch mächtiger (Rind bis | 22. Cm. Länge). Das Periost besteht in der früheren Zeit aus polygonalen, _ gestreckten , kernhaltigen und blassen Zellen ohne Zwischensubstanz, © später wird es mehr faserig. Darüber berichtet Kölliker in seiner ersten ” Mittheilung‘) , diese Schicht gestalte sich zum inneren Periost der " Schnecke und zur Spindel. Der Knorpel nimmt an diesen Bildungen nicht - Theil, In der That überzieht das primäre Periost anfänglich einfach die _ Innenwand der knorpeligen Schnecke, die noch keinerlei Scheidewände besitzt, dann aber wird eine häutige Columella, Modiolus, Lamina mo- dioli ad Lamina spiralis ossea ziemlich aus dasolhen Ge- - webselementen gebildet. So viel ich erschliessen konnte, entstehen alle _ diese Theile en die Differenzirungin loco und nicht durch Auswach- sen von irgend einem Punkte aus, nichtsdestoweniger stehen sie in merk- würdigen Continuitätsverhältnissen. | Verfolgt man nämlich bei Embryonen (Schaf4, Schwein 5, Rind 47 und 30 Cm. lang) den hier noch ziemlich weiten wi Schwein 0,5 Mm.) - Aquaeductus cochleae?) , so findet man, dass er aus zwei Bestandtheilen gebildet wird; nämlich aus einer ihn auskleidenden bindegewebigen ‚Röhre und einem von dieser eingeschlossenen (beim Schweinsembryo 0,27 Mm. dicken) Bindesubstanzfaden. Be bindegewebige Röhre "interessirt uns zunächst, da sie mit dem primären Periost continuirlich "ist. Sie geht unmittelbar aus dem äusseren Perichondrium des Labyrinth- knorpels hervor und ist gleichsam eine Einstülpung desselben in die Schnecke hinein. Verfolgt man die Röhre, indem man den Knorpel von ihr abtrennt, so stellt sich dabei gleichsam wie von selbsi eine vollkom- men häutige Schnecke dar. Sogar noch bei der Schnecke des Neuge- ‚borenen kann man sich die erste Windung in ähnlicher Weise häutig dariexen. Genauer verfolgt ergiebt sich, dass a: häutige Aquaeductus nach BRae: Richtungen sich hinwendet, an in zwei Schenkel sich spaltet. Der kurze Schenkel biegt sich nach dem runden Fenster hin und kleidet den Anfang ar Scala tympani, so wie das Tympanum secundarium D Lie S, "g. 2) Denselben uleeinan zwischen dem RN un der Cartilago oceipi- tisi in einer Ebene, welche den Nerv. acusticus, das ovale und das runde Fenster schnei- det, letztere müssen daher zunächst sorgfältig frei gelegt werden, will man nicht ‚Schaden leiden. 486 BR Mi Dr. V. Hensen, selbst, dessen innere Schichten er bildet, aus. Der andere Schenkel tritt an den Modiolus heran und verbindet, sich hier untrennbar mit der Dura mater des Nerv. acustieus.: Nach dieser Vereinigung bildet er diejenigen Theile der Schnecke, die, wie oben erwähnt, aus dem primären Periost hervorgehen. Die Verhältnisse werden nach dem Holzschnitt sich leicht EN übersehen lassen, doch ist noch zu erwähnen, dass das Periost an der N Stelle, wo es das Lig. spirale umfasst, auffallend verdünnt ist. Wenn man in der That auch nach Untersuchung von Querschnitten die Gonti- nuität der Beinhaut der Scalen zulassen muss, so ergiebt doch die wei- tere Präparation, dass an dieser Stelle ein auffallend schwacher Zusam- menhang, sowohl zwischen der häutigen Auskleidung der Scalen selbst, als auch zwischen ihr und dem Lig. spirale sich findet. Die Lamina mo- dioli ist nie anders zu isoliren, als vereint mit dem Periost der oberen‘) 2 Erklärung. Schemalischer Durchschnitt einer embryonalen Schnecke, d ‚ Canalis cochlearis selbst ist jedoch in ausgebildetem Zustande eingezeichnet. In der ‚ersten Windung sind alle Theile vorhanden, in der zweiten fehlt das Stratu epitheliale des Schneckeneanales, in der dritten ist auch noch das Stratum conjune- tivum desselben entfernt, « Perichondrium und primäres Periost;; 5 Nerv. acusticus; € Gallertgewebe, durch den Aquaeductus in die Schnecke hineingehend; d Ligameı \ tum spirale; e Membrana Reissneri; f Membrana basilaris, die Punkte weisen a die äussere Bogenfaser; 9 Lamina spiralis ossea; h der knorpelige Theil der Zähn auf ihm zwischen k und A findet sich das Epithelium , welches die eigentlich: n Zähne bildet; i; Stria vascularis; k Membrana Corti; Z2 Lamina modioli. 25 Mal vergrössert. 4) Die Schnecke in aufrechter Stellung gedacht. r Zur Morphologie der Schnecke des Menschen und der Säugethiere. 487 Scala tympani und der unteren Scala vestibuli, also gerade derjenigen - "Treppen, welche durch die Lamina modioli selbst getrennt gehalten werden. Für dies auffallende Verhalten stekt die Erklärung noch dahin. ‚Es entsteht nun die Frage, was aus dem-primären Periost wird? - Bildet es, wie Reissner‘) wili, die innere, aus dem Felsenbein isolirbare Knochenhülle des Labyrinthes, ‚dee Labyrinthkapsel, oder wandelt es sich in die definitive Periostschicht um? Bei fast reifen Katzen isi, wie ich- finde, die Substanz des primären Periostes fast?) völlig een lässt‘ 3 sich aber noch entsprechend der Ausbreitung ie unverknöcherten - Periosies isolirt darstellen, ein ähnliches Verhalten fand ich bei einem etwas zu früb geborenen Bande ®). In beiden Fällen war jedoch die Ver- | knöcherung nur unvollkommen, fast wie Verkalkung. Geht nun das ganze primäre Periost in diese Verknöcherung ein oder nur eine Schicht w ‚desselben ? Es liegt zwar nahe hier ein gleiches Verhalten wie bei kowehntiehein Periost zu nenmnthen; aber dann müsste die embryonale Gallertsubstanz " spurlos zu Grunde gehen, was nicht eben wahrscheinlich ist, und andern- scheint die eigenthümliche Structur der inneren Auskleidung der Schnecke gerade auf die Gallertsubstanz zu beziehen zu sein. Ich war nicht so glücklich das Verhalten zu ergründen. ' Die älteren Anatomen haben meistens völlig klare Angaben über den 2 disch den Aquaeducius vermittelten Zusammenhang der Dura mater mit 7 dem Schneckenperiost. Namentlich spricht Cotunni h sich in dieser Hin- sicht sehr entschieden aus, während Wildberg?) darin vorsichtiger ist. E später ward von anderen Be J. Müller) gezeigt, dass die häutigen 3 j ' Wasserleitungen keine oflenen Gänge, ua Slide Fortsätze seien, 4 . wogegen Huschke‘) aus den offenen Labyrinthkapseln der Fische den 1 Schluss ableitete, dass sie Reste einer fötalen Verbindung der Höhle der [| ’ Arachnoidea mit den knöchernen Labyrinthe sind. - Es scheint mit dem Aquaeduetus cochleae jedoch noch eine eigene WM Epowandiniss zu haben, die zu erkennen den früheren Beobachtern ein- fach aus dem Grunde nicht möglich war, weil ihnen gewisse Vorkennt- nisse abgingen. Soweit ich das bei nur spärlichem Materiale und nur seit kurzem dem Gegenstande zugewandter Aufmerksamkeit erkennen I kann, handelt es sich hier nämlich um einen ähnlichen Process M B. >) De auris internae formatione S. 25. N N 3) Nur in der rings mit Knorpel umgebenen, von der Fortsetzung des Aquae- 2 ductus allein ausgekleideten ersten Windung nicht, \ 3) Diese Verknöcherung stellt jedoch nicht für sich allein die Labyrinthkapsel dar, sondern eine solche ist bereits bei der Verknöcherung des umliegenden Knor- eis zu einer Zeit gebildet worden, wo, mindestens beim Rinde, vnouerune des eriosies noch lange nicht eingetreten ist. Lo 4) De aquaeductibus S. 442. 5) Versuch über die Gehörwerkzeuge S. 133. 6) Beiträge zur Physiologie 1824. S. 35. 488 | Dr. V. Hensen, | - ® wie den der Einstülpung des Giaskörpers ins Auge. Kölliker hat entdeckt, dass der epitheliale Schneckencanal ursprünglich in einer eigehthümlichen gallertigen Bindesubstanz liege, welche später schwindet und damit den Rauın der Scalen erzeugt. Diese Bindesubstanz nun, aus der namentlich auch die Hülle des Ganalis cochlearis hervorgeht, steht in Continuität mit einem schon oben erwähnten Faden, welcher im Aquae- _ ductus liegt und nach aussen in einem unregelmässig geschwollenen Klumpen zu enden schien‘). Das Gewebe des Fadens ist zwar etwas ärmer an Zwischensubstanz wie das der Mitte der Scala entnommene, jedoch sowohl bei der Präparation, als auch an mikroskopischen Durch- schnitten liess sich deutlich erkennen, dass es, von Periost völlig trenn- bar, ohne Grenze mit dem Gallertgewebe der Scalen !zusammenhängt. Es findet sich sogar eine verdichtete Grenzschicht an den entgegenstehen- den Flächen von primärem Periost und Gallertsubstanz. Diese Schicht würde dem Epithel der Hirnhäute vielleicht entsprechen können, doch mir ist es gänzlich missglückt zu irgend einer Zeit ein wirkliches Epithel hier und in den Scalen zu finden; höchstens einige Schleimkörper schwimmen in den Präparaten umher. Der Gallertfaden ist im Aquae- ductus des Erwachsenen richt mehr nachzuweisen, dagegen bleibt, wie schon Manche beobachteten, das Periost in der Wurzel der Scala tympani stets dick und succulent, ein Verhalten, welches wohl auf Reste der Gal- lertsubsianz zu beziehen ist. Meine Beobachtungen über die Wasserlei- tung sind übrigens noch so wenig abgeschlossen, dass ich es wohl als Pflicht anerkennen muss, den Gegenstand noch weiter zu verfolgen. Stratum conjunctivum Can. cochlearis. DasStratum conjunctivum des Schneckencanals, das, den Cana- lis cochlearis bildende Bindegewebe ist bisher nicht streng von 2 Periost und der Lamina spiralis ossea getrennt worden, im Gegentheil liess man bald die knorpeligen Zähne, bald die Lamina ae und das Li- gamentum spirale aus a Periost hervorgehen. Reichert”) ist meines Wissens der Einzige, der die Bindegewebshülle als aus der Cutis ent- t standen, strenge von den Wandungen der knöchernen Schnecke trennt, In der That kann und muss man Br bindegewehigen Theile des Lig spirale der Membrana Reissneri und basilaris und der knorpeligen Zähn EN zusammen als eine Schicht für sich auffassen und zwar aus folgende Gründen : Pi 4) Man kann den Canalis cochlearis von seiner Entstehung an bis ". seiner Vollendung dicht vor der Reife der Frucht, mit Leichtigkeit für sich darstellen, ae nur der Nerv und einige Gefässe zerrissen werd 2) Man kann vor und nach der Geburt an günstigen Querschnitten 30 2 41) ce des Holzschniittes. PL. 6: 8.,0% ® | Zur Morphologie der Schnecke des Menschen und der -Säugethiere. 489 _ in Lage, die Grenze des Canales scharf und sicher bestimmen , mit be- - sonderer Leichtigkeit, wenn man Karminfärbung zu Hülfe nimmt. e 3) Man kann nachweisen, dass das Stratum conjunctivum sich als 2 eihstständige Schicht bildet. 1 \ Die Möglichkeit, den Canal mit der Pinceite isolirt herauszuziehen, _ würde, wie ich meine, allein schon genügen, seine Selbstständigkeit “ nachzuweisen. Das Lig. spirale lässt sich sogar noch beim Erwachsenen n mit Leichtigkeit von der äusseren Schneckenwand ablösen, an der es i ziemlich weit auf- und abwärts hin gewachsen ist, dagegen ist dann frei- ” lich die Lamina ossea nur schlecht von den Zähnen zu trennen ; jedoch - auch ohne das markiri die Grenze der leizteren sich deutlich genug a - Mangel an Kalksalzen und durch ihre Structur. | | Die Entwickelung des Stratums geht sehr allmählich und zwar aus - jenem, muthmasslich eingestülpten Gallerigewebe Kölliker's vor sich. Im - Schafe von 4'%, ja eigentlich noch in einem solchen von 4 Cm.'), ist von "einer besonderen Bindegewebshülle nichts zu sehen. Die netzförmigen - Bindegewebszellen sind nur in der Umgebung des Epithels etwas dichter zusammengerückt. Es haften dabei die Epithelzellen, die eine einfache “ aber sehr undurchsichtige Lage bilden, sehr fest an der Peripherie an, so dass ein Ausfallen derselben an meinen Präparaten nicht vorkam. Das- - selbe gilt für die halbeirkelförmigen Canäle, welche dann genau das Bild | zeigten, wie es Kölliker's Entwiekelungsgeschichte Fig. 153 a giebi. | Das Epithel der Schnecke lag um diese Zeit bemerkenswerth weit vom Periost entfernt, so dass an seiner äusseren Peripherie eine sehr be- F wäcktliche Schicht Gilirinewebe sich fand. Beim Schaf von 4 Cm., “ dessen Schneckencanal 0,10 Mm. breit war, lag er 0,41 Mm. von der Wandung des Knorpels ab, der selbst mit Finke nur 0,019 Mm. dicken Periost überkleidet war. Diese Angabe stimmt nicht ganz mit der im N. übrigen meinen Präparaten entsprechenden Fig. 155 Kölliker's vom Rinds- | _ embryo 3%" (9 Cm.) überein, sie ist aber wichtig, weil daraus mit Sicherheit ech. dass das Lig. spirale sich aus der Gallertsubstanz er vorbildet. In weiteren Stadien (Schwein 6 Gm.) beginnt nun in ‘dem Centrum er Scalen die ne) während um das Schneckenepithel sich das Bindegewebe, und zwar von Anfang an in der Form, wie es den Zähnen nd dem Lig. spirale entspricht, verdichtet. Die Membrana Reissneri ist icker, wie später, die eigentliche Membr. basilaris besteht lange Zeit nur aus einem äusserst dühnen hellen Saum, ausserhalb dessen die Bindegewebszellen liegen, aber in der Habenula pectinata finden sich diär gestreckte, derselben eigenthümliche Zellen (Fig. 7). Untersuchen wir nun, was über die einzelnen Theile unseres Stra- ums zu berichten ist. wi | | —., 1) Hier ist schon die Form der Zähne angedeutet. 490 Dr. VW. Hensen, Membrana Reissneri Fig.5 Au. B. 4M. Reiss. < “ bie zarte Haut hosseht beim Neugeborenen scheinbar nur aus Epithelzellen, doch erkennt man beim Erwachsenen, wo das Epithel noch dünner und inhaltsleerer geworden ist, neben den kreisrunden Kernen jenes, sehr deutlich die etwas verstreut stehenden, ovalen, glänneriden Kerne des Bindegewebes. Die Membran trägt keine Gefässe, die sich aber bei Schaf und Rind reichlich auf ihr finden. Sie entspringt 0,15—0,22 Mm. hinter den Zahnspitzen an einer beim Menschen nicht charakterisirten, dagegen z.B. beim Pferde stark vorspringenden- Kante 6. 43 Cr. Reiss. und geht von dort unter einem Winkel, der beim Menschen 45, beim Schafe 40° be- trägt, nach aussen und oben, um sich oberhalb der Stria vascularis mit dem Lig. spirale zu verbinden. Es ist auffällig, dass beim Menschen die Membrana Reissneri so wenig von der Membrana basilaris divergirt. Die bedeutende Zartheit der Membran 0,005 Mm. ist bemerkenswerth genug, um sie zu den Schallschwingungen in nähere Beziehung zu bringen, mit Rücksicht darauf bemerke ich aber, dass die Membran nicht nothwendig in gespanntem Zustande sich befindet, denn während z. B. an einer Stelle die gerade Entfernung zwischen ihrem Ursprung und Ansatz.nur 0,825 Mm. betrug, war ihre Breite an der Stelle 0,9 Mm. Ferner habe ich mich direct an frischen Präparaten in situ überzeugt, dass die Mem- bran schlaff ist. Immerhin bleibt es möglich, dass sie durch die Endo- Iymphe, die in meinen Präparaten stets ausgeflossen war, gespannt er- halten werde. a: Am Hamulus endet die Membran sackförmig (Fig. 2 B), was einfach dadurch geschieht, dass ihre Ansatz- und Ursprungslinien sich einander in einem Bogen göhern und zusammentreffen. Am Anfange, der Radix canalis cochlearis, ist das Verhalten der Membr. Reissneri aus denselben Gründen ein ähnliches. Hier jedoch findet, wie Fig. 4 zeigt, noch die Abweichung statt, dass die Membran eine Ansackung nach rückwärts macht, w lebe üben die letzten Knorpelzähne hin eine Naskndang »Ca- nalis reuniens« mit dem Sacculus rotundus bewerksielligt. Dies ist ein ungefähr 0,7 Mm. langer Canal, dessen engsie Stelle noch nach Entz leerung der Flüssigkeit 0,225 Mm. maass, seine Wandungen sind nur ' 0,015 Mm. diek. Er ist Eereneis, was sich, abgesehen davon, dass ein Verschluss nirgends zu sehen war, daraus ergiebt, dass es mir geo lang mit der Nadel, bei 50 mal. Vergrösserung, von dem Sacculus in - Schneckencanal zu EN indem ich allmählich die obere Wand von der unteren abhob. Ohne Zweifel werden sich auch die Otolithen in ni TE ebensogut hineintreiben wie sie gewöhnlich “ & migen Ganäle es ie werden! = e) # Zur Morphologie der Schnecke des Menschen und der Säugethiere. 491 \ # Den Canalis reuniens, den ich auch vom Ochsen darstellte, wird man - leicht in situ mit blossem Auge erkennen können. Durch seine Anwesen- _ heit ergiebt sich, dass der Saceulus rotundus der Lag: ra der = Nogelschnecke entsprechen dürfte. Es finden sich »4n ihm - keine Nerven. | Die Knorpelleiste. Fig. 6. E- Zwischen dem Epithelium,, welches die sog. Cort!schen Zähne bil- " det einerseits und den Nerven andererseits, findet sich eine helle unver- \ kalkte, mit zierlich verzweigten Saftzellen RN knorpelharte Sub- stanz, die nach aussen zu einem Theil den Sulcus spiralis begrenzt und " weiter in die Lamina membranacea übergeht, nach dem Denikan zu da- ’ ‚gegen in längerer oder kürzerer Strecke, blattförmig verdünnt, die La- mina ossea bedeckt. Deiterst) hat der Structur dieser Substanz, die namentlich auch die Knorpel der Vogelschnecke bildet, besondere Ani ‘ merksamkeit geschenkt. Ich glaube mit ihm, dass se in die Bindege- websreihe wohl als besondere Abtheilung, etwa als Spindelknorpel, hin- eingehörte. Von diesem Knorpel hängt wesentlich die Form der Zähne "ab, und so ist derselbe beim Menschen, wo die Zähne so äusserst schwach obiekelt und niedrig sind, fast rudimentär, die Zellen sehr klein und in die Länge gestreckt, wenig zum Studium geeignet; er bildet hier beinahe eine Platte von 0,375 Mi Breite und in maximo 0,045 Dicke; während beim Pferde, wo der Knorpel mächtig entwickelt ist, seine Breite nur u 0,413 Mm. beträgt, bei einer Dicke bis zu 0,228 Mm.; Gefässe finden sich in der Knorpelleiste beim Menschen nicht, wohl aber, wie ich mit Kölliker gegen Deiters behaupten muss, in der der Thiere, z. B. des Pferdes Fig. 6 Bd. Beim Menschen geht der Knorpel am Hamulus nöch eine Strecke weiter, wie die eigentlichen Zähne, indem er noch eine schwache Leiste für die Membrana Reissneri bildet , doch lässt sich dies | erhalten nur an Querschnitten erkennen. Lamina spiralis membranacea. Anfang und Ende ergeben sich einfach dadurch, dass die beiden gegenüberliegenden Ansätze der Membran , nämlich nn Lig. spirale und ‚die Zähne in einem Bogen verschmelzen, jedoch beginnt die Lamina an der Wurzel ganz schmal am Hamulus aher endet sie sehr breit. Ich muss ber, entgegen den jetz gültigen, wohl von Corti?) stammenden Angaben behaupten, dass die Menıbran von der Wurzel ab an Breite zunimmt, und zwar in continuirlicher, aber an den Enden beschleunigter Weise. Es 1) Untersuchungen der Lamina spiralis S. 9. 2) Zeitschrift für wissenschaftl. Zoologie Bd. II. S, 4589. 492 Dr. V. Hensen, dürfte dies physiologisch von Bedeutung sein. Huschke*) giebt übrigens 7 schon an, dass das Blatt am Trichter verhältnissmässig und selbst abso- Iut breiter sei, doch ist sein Maass nur 0,14—0,16 Mm. Am Wachsthum nehmen alle Airheilunien der ken N“ gleichmässig Antheil, bei stärkerer Verschmälerung legt sich zunächst die Zona pectinata auf das Lig. spirale und die Zona denticulata bleibt fast bis zum Ende frei durch die Scalen ausgespannt. Wenn ich von der Durchtrittsstelle des Nerven, bis zum Beginn des Lig. spirale, ‘welches in den mittleren Windungen Fig. 4 stark vorspringt, messe, also den nament- lich schwingungsfähigen Theil, so erhalte ich von Querschnitten aus der Schnecke eines Neugeborenen annähernd genau: Ort des Querschnittes. Breite der Membr. spiralis. 0,2625 Mm. von der Wurzel entfernt . . 0,041425 Mm. BESTE) DER BE 1 e- ne 0, 0Min. 2. Viertel der Ä. Windung re RE Einde: der 4:::Windung 3.2308 Sirene Mitte, der 2. Windung‘. 1.1: wre, REM Einde dlerselbeiı. 1.5... 23 27 in; Am Hamulu . . . 0,495 Mm. Nach diesen Maassen ist N 20 ein s Die Maasse würden, wenn bis zum Suclus spiralis gemessen worden wäre, grösser geworden sein, sich aber ihrem Sinne nach nicht, ge N ändert haben. EN. Beim Ochsen findet an der Schneckenwurzel eine noch grössere Zu= spitzung statt, wie beim Menschen. ni Die BERREENNE Thatsache, dass gerade unter dem Cort’schen Bogen die Membran sich affallendd verdünnt, hat schon Claudius hervorge- hoben. In dieser Hinsicht ist bemerkenswerth, dass bei älteren Em- bryonen sehr deutlich , aber auch noch beim erwachsenen Menschen, sich in derZona pectinata schmale, radiär gestreckte Zellenkörper finden, die, ‚nachdem sie wahrscheinlich früher die ganze Membran kildereni i | Thätigkeit nun nur noch auf Verdiekung der Zona pectinata allein ver warden (Fig. 7). m Das Ligamentum spirale. Nachdem von Todd?) und Bowman eine innen an der peripheren Wand der Schnecke liegende Fasermasse als Musculus cochlearis be schrieben worden war, untersuchte Kölliker?) dieselbe und fand, dass die fragliche Masse aus mehr feinen, steifen Bindegewebsbündeln mit un- deutlicher Fibrillenbildung besiehe, dass die Bündel sich nicht in einzelne 4) Sömmerrings’s Anatomie 1844. S. 883. 2) Physiolog. Anatomy II. S. 79 stand mir leider nicht zu Gebote. 3) Zeitschrift für wissenschaft. Zoologie Bd. 1. S. 55. } Zur Morphologie der Schnecke des Menschen und der Säugethiere. 493 R \ { Faserzellen isoliren lassen, oft aber in feine, selbst gespaltene, Fibrillen auslaufen. Da nun ferner die runden oder länglich runden Kerne von - denen glatter Muskeln durchaus verschieden seien, so liege hier eben ein Ligamentum und kein Muskel vor. Später untersuchte noch Cork!) - den fraglichen Gegenstand, und obgleich er einige, glatten Muskeln ähn- " liche Elemente isolirte, so waren dieselben doch zu spärlich und zu = wenig in Bündel geordnet, um für Muskeln zu gelten, so dass er sich der Aussage Kölliker’s anschliesst. Das Ligament hatte für mich in mehrfachen Beziehungen ein In- 'teresse, so dass ich davon einige weitere Details mittheilen kann. Das ” nach auf- und abwärts zugeschärft in das Periost übergehende Band ist ” inallen seinen Theilen ausserordentlich gefässreich. Wir haben an dem- - selben, wie die Karminfärbung besonders deutlich zeigt, zwei Abthei- lungen zu unterscheiden, die eine unter- die andere oberhalb der durch ‚die Lamina spiralis gebildeten Ebene. Ersterer Theil Fig. 8 u. 9 besteht 7 aus sehr locker zusammengefügten, zierlich verzweigten Zellen, zwischen denen reichliche Capillaren aufgehängt sind, sein Bau lässt mehr auf Be- ” ziehungen zur Aqua Üotunni als auf nen für die Membrana basi- Jlaris schliessen. n Der obere Theil, der sich etwas zackig gegen den unteren abgrenzt, = scheint mir aus langgestreckten Fasern gebildet. Er giebt die periphere = Wand des Schneckencanals ab. Das homogene Gewebe der Membr. basi- | laris setzt sich eine Strecke weit an ihm fort, hört aber dann ziemlich 7 plötzlich auf, um einem längsverlaufenden, So venösen Geläss, das E leistenförmig über die Fläche vorspringt, Platz zu machen. Der Vorsprung # dieses »Vas prominens« ist mehrfach als Ansatzstelle der Membrana Corti genommen worden (Fig. & u. 9 d). Die übrige Strecke der periphe- | ren Wand wird durch den zur Stria vascularis gehörigen Theil des Liga- “ ments eingenommen. Die Elemente des unteren Theils konnte ich vom | _ Erwachsenen nicht isoliren, vom Rindsembryo sieht man die Zellen bei- der Abtheilungen in Fig. 10. re Stratum epitheliale Ganalis cochlearis. "Wie Külliker bereits für den Embryo hervorhebt, bedeckt dies die “ Innenfläche des Canales continuirlich. Ueberall bilden es eine einfache schicht, nur an dem Corti’schen Organe selbst könnte man einige Zellen Mais einer zweiten Schicht angehörig auffassen. Wir wollen diese Schich- ‚ten wieder im Einzelnen durchgehen. . | Epithel der Membr. Reissneri. Fig. 5 B. - Die Zellen der Membr. Reissneri sind böchstens0, 006 Mm.dicke, 0, 018- ®, 022 Mm. breite, unregelmässig polygonale Pläitchen, mit . etwa 4) L.c. 8.410. 494 sr Dr. V. Hensen, 0,0142 Mm. grossen wandständigen Kernen und etwas körnigem In- halt. Diese Zellen entsprechen nach Form und Inhalt den als Epithel des Periost und der Membrana Gorti mehrfach abgebildeten Schichten, so- dass hierbei früher vielleicht eine Verwechselung untergelaufen ist. Die Zähne. Diese eigenthümlichen Bildungen, deren Flächenansicht bereits öfter geschildert ist, bilden sich lediglich aus Epithelzellen. Am deutlichsten erkennt man das natürlich beim Embryo Fig. 44 Ab, doch auch beim Erwachsenen vermag man häufig noch die Grenze dieser Epithelzellen, die beim Menschen 0,015—0,02 Mm. hoch sind, zu bestimmen (Fig. &). Longitudinalschnitte, welche also die Zähne rechtwinkelig schneiden, geben am besten Aufschluss über ihre Natur. Man sieht beim Rinds- embryo von 22 Gm., dass die gestreckten Zeilen der Zähne zwischen sich eine helle homogene Masse, eben jene Zahnsubstanz gebildet haben, die freilich nicht ganz an die völlig ebene Oberfläche heranreicht. Diese nämlich wird durch eine dünne Verbreiterung der Epithelzeilen selbst gebildet. Die helle Zwischensubstanz giebt, von oben gesehen, eben das Bild der bei ihrer Entstehung sehr schmalen Zähne. Beim Erwachsenen sind die Zellen so ganz in die heile Zahnsubstanz umgewandelt, dass nicht viel mehr als dicht an der Oberfläche liegende, mit Karmin sich kaum noch färbende Kerne zurückgeblieben sind. (Fig. 44 B). Jedoch lässt noch eine gewisse Differenz in der Lichtbrechung den Unterschied zwischen älterer und jüngerer Zahnsubstanz wahrnehmen. Die ganze Masse setzt sich scharf gegen den unten liegenden Knorpel ab. 'y Rücksichilich der Form der Zähne hat mir eine Vergleichung der genauen Zeichnungen von 15 in bestimmten Abständen von den ver- schiedenen Windungen einer menschlichen Schnecke genommenen Quer- schnitten ergeben, dass keine Formunterschiede, abgesehen vom äusser- sten Ende und Anfang vorhanden sind. Zwar zeigten sich leichte Formdifferenzen , die aber als Verbiegungen der nicht zu harten Zahnsubstanz das Messer erkannt wurden, da nie die Formen der dicht darüber und darunter liegenden Schnitte genau entsprachen. Durch solche Verbiegungen wird der Suleus gewöhnlich etwas winkelig einge- R knickt. während er in der That gerundet ist. An der Radix verflacht sich der Sulcus, die Vorragung der Zähne wird schlanker (Fig. 42 A), da kürzer (Fig. 12 8) und schwindet zuletzt ganz, indem die Zähne sich den Canalis reuniens verlieren. Am Hamulus bleibt der Sulcus bis a Ende in gewohnter Form, vielleicht ein wenig an Höhe zunehmend’). rückt aber die Grista Reissneri immer näher ar die freie Kante der Zäh 4) Den a von Claudius I. ce. S. 456, der die Zähne am Hamulus besonden weich und niedrig findet, kann ich also nicht beistimmen. Zur Morphologie der Schnecke des Menschen und der Säugethiere. 495 © heran, so dass sie schmäler werden (Fig. 47) und zuletzt fast verschwin- ‚den. Schliesslich hören sie dem Ende der Papilla spiralis gegenüber ziem- lich plötzlich ganz auf. Ä Iek will übrigens nicht verhehlen, dass ich im Allgemeinen in der "Begrenzung des Epithels der Zähne noch Schwierigkeiten finde: Ich glaube im Grunde, dass sich die Sache überall ungefähr so herausstellen er), wie es der Holzschniti zeigt, dass nämlich alles, was nach oben vom Scheitel des Sulcus liegt, alse die eigentlich elneirdenden Zähne bildet, Epithel, was nach unten davon liegt, Knorpel ist. Man sieht das auch beim Menschen (Fig. 4), sehr entschieden scheint es aber beim Suleus des Pferdes anders zu sein (Fig. 6 B): ' Die ganze Bildung der Zähne scheint einigermaassen verständlich zu erden, wenn man sie mit der Membrana Corti in Beziehung bringt. Es diese, wie Kölliker gefunden hai, eine sehr früh beginnende Cuticu- ausscheidung der Zellen des Sulcus und der Zähne. Die Membran bt nun gerade über den letzteren sehr dünn, während sie an den an- deren Orten dicker ist (Fig. 24). Anfänglich ist sie nun aber überall gleich dick, während sie jedoch im Suleus sich noch bis zur Geburt hin ver- dick, hört sie über den Zähnen bei sehr kleinen Embryonen schon auf en, Daraus schliesse ich, dass mit der Bildung der Zahnsub- tanz zwischen den Zellen die Ausscheidung auf die Oberfläche, d.h. ‚die Verdickung der Membr. Corti aufhört; dass in dieser nach die jahnbildung also ein Mittel wäre, die Membran fein zu erhalten. Es scheint ferner nahe zu liegen, dass die allerdings nicht sehr jrosse Härte dieser Gegend für die Function der Membrana Corti Wich- tigkeit haben wird, namentlich scheint die Vorragung, welche die Zähne b) bilden, geeignet, sie in Lage zu erhalten. 13 4 Dies Epithel hat der Erforschung besondere Schwierigkeiten ent- gegengeseizt, was theils daher kommen mag, dass es bei mancben Thie- "Ten so sehr niedrig ist, hauptsächlich aber daher, dass, wenn die Meinbr. silaris sich Dr was sie bei ee auf gewöhnliche Art "stets thun muss, sie gerade hier sich knickt und das Epithel absprengt. | 3efriedigende Abbildungen über unsere Epithelialschicht finde ich nir- jends, eben so wenig ganz correcte Angaben, da mindestens das Epithel als geschichtetes bezeichnet zu werden pflegt. Am weitesten scheint jetzt fast Kölliker’s') Beschreibung sich von der meinen zu entfernen, der frei- ‚lich selbst bemerkt, dass er sich auf nicht wohl erhaltene Präparate habe ‚stützen müssen. Er glaubt, das jener hohe Zellenwall des Sulcus spiralis, ler Embryonen, den er zum Theil für geschichtetes Epithel hält, auch noch beim Erwachsenen sich finde. 4). Handbuch S. 708. { M e Epitheides Sulcus spiralis. Fig. 4. 13. #5. 17. 496 | Dr. V. Hensen, Es ist nun das Epithel, welches von der Fläche sich als sogenannte Ciaudius’sche Zellen präsentirt, bei. verschiedenen Thieren etwas ver- schieden. Nnde a es zwar immer, aber während die Zelle = beim and hen rien (ig, 14) er mehr ‚platt und 0, 0075- E N 0,015 Mm. dick, beim Erwachsenen , beim Kalb und Ochsen aber nur | 0,005 Mm. mächtig. Jedoch es Basen sich nach Maassgabe der Abbil- dungen Fig. 13 u. 14 die Zellen stets, sobald sie sich den inneren Bogen- fasern nähern, wie schon Böttcher‘) und bilden eine auf die Membr. i reticularis hinaufleitende schräge Ebene. ni Die Aenderungen, welche diese Zellen in der Embryonalperiode & er& leiden, sind sehr auffallend. Sie bilden nämlich nach Kölliker’s Ent- deckung in früber Zeit ein ziemlich massiges Organ, welches den Suleus ganz ausfüllt. Da dasselbe am Erwachsenen nicht mehr vorhanden ist, ist es nicht, wie Kölliker will, schon von Claudius gesehen, sondern durchauseinOrganonKöllikeri. Esbesteht ganz auseiner Lage gesack-— ter, spindelförmiger, an beiden Enden abgestumpfter Zellen (Fig. 16). Die ovalen Kerne derselben finden jedoch nicht neben einander Platz, son- dern stehen in Reihen über einander, so dass es nahe liegt mit Kölliker ein geschichtetes Epithel anzunehmen, wenn man noch nicht die ein- zelnen Zellen isolirt gesehen hat. Uebrigens zeigt auch die Ansicht von oben viele kleine Kreise. Das ganze Organ überragt nun, wie Kölliker das schon schildert, zu einer Zeit den Bogen sehr beträchtlich , wandelt sich dann aber allmählich in die Claudius’schen Zellen um. Da die Radix der Schnecke sehr beträchtlich dem Hamulus in der Entwickelung voran- eilt, kann man bei einem Rindsembryo von 30 Gm. alle Stadien dieser Atrophie der gestreckten Cylinderzellen in die abgeplatteten Claudius’schen Zellen übersehen. Dieselbe beginnt im Sulcus und schreitet von dort nach der Peripherie vor; die vormals ovalen Kerne werden rund und von den Cylinderzellen dehnen sich einige kugelig aus. Es ist freilich unmög- lich, dass jede derselben zu einer runden sich umwandelt, da der vor- handene Raum dafür bei weitem nicht ausreicht, darum kann es nicht anders sein, als dass ein Theil der Zellen zu Grunde geht. Das » wie« habe ich ehr erkannt ?). Rd Das ganze Gebilde des Suleus ist also lediglich ein Embryonalorgan. Es findet seine Bedeutung in der Ausscheidung der Membr. Corti, denn ungefähr in eben dem Maasse, in welchem das Org. Köllikeri an Dicke abnimmt, verdickt sich diese Membran. Sie verlässt auch nie die Ober fläche der Zellen, sondern liegt das ganze Leben hindurch ihnen unm telbar auf, mit Ausnalıme freilich ihres vorderen Endes. Man kann dieser Angabe beinahe den Querschnitt der Cori’schen Membran 4) Archiv für patholog. Anatomie 1859. S. 265. 2) Vielleicht sind die Bindegewebszellen Fig. 26 von Deiters solche atroph Elemente. Zur Morphologie der Schnecke des Menschen und der Säugethiere. 497 - construiren. Die Oberfläche erstreckt sich fast als Ebene über die Zähne hin zur Membr. retieularis, die untere Fläche aber kleidet genau den Suleus aus und ist also geformt wie dieser. Ich hatte mich von dem Ver- - halten an frischen Präparaten vom Ochsen schon überzeugt, ehe ich die Entstehungsweise der Membran kannte. Dass die Fig. 4 im Suicus eine © kleine Lücke und auch die Membr. Corli eine stark geschweifte Ober- © fläche zeigt, ist ein Verhalten, das ich ohne Bedenken auf Störung der © Lage durch Erhärtung, welehe die Membr. Corti etwas einschrumpfen ” macht, und die Präparation beziehe. Dass sich kein frisches Präparat zur i Er eichnung fügen wollte, gehört auch zu den leider nicht abzuläugnenden Lücken der Arbeit. Papilla spiralis Huschke. | Der Theil des Epithels, in welchem die Nervenendigung statifindet, 4 erhebt sich, wie man Fig. 14 am besten sieht, zu einem eigenthümlichen - Wulste. Obgleich in den einzelnen Theilen richtig erkannt, ist diese an ; die Crista acustica der Ampullen erinnernde Hervorragung in ihrer Ge- - sammtheit bis jetzt noch nicht richtig aufgefasst worden, so dass der Name, den Huschke dem Theile des Embryo gegeben hat, wohl wieder emgerührt werden darf. Während Corti bekanntlich den ganzen in Rede stehenden Theil als "platt auf der Membr. basilaris liegend, beschrieb, erkannte Claudius, - dass die CortÖschen Zähne zweiter Ordnüng (Böpehfäsert) hogenförmig - über die Fläche sich erheben. Böttcher und Deiters, ‘die relativ wenig mit - Querschnitten gearbeitet zu haben scheinen, lassen nach aussen von den drei Cortschen Zellen gleich die runden "Zellen von Claudius folgen. Kölliker kommt neuerdings in Fig. 390 seines Handbuches dem wahren "Verhalten am nächsten, indem er schon gestreckte Epithelzellen nach " aussen von der Lamina retieularis unterscheidet. Jedoch nach ihm bilden die Bogen den höchsten Punkt der Papille, welche sich dann von dort aus allmählich bis zu den Zellen der Zona pectinata verflacht, ein Verhal- ten, welches dem, wie es meine ri zeigen, Sr entgegenge- setzt ist. ‘ Die Papille ist nach dem Digäklentunn spirale zu stets scharf abge- | Ent; geht aber nach den Zähnen zu mit einer schrägen Ebene in das Epithel des Suleus über: jedoch kann man sie hier auch besiimmi be- 7 grenzen, wenn man sie vom Ursprung der inneren Bogenfaser oder was - dasselbe ist, von den Löchern der Habenula perforata an rechnet; das entspricht en auch dem Rande der Stäbchenzelle des Bogens. Die Pa- "pille hatte bei einem Manne die ungefähre Länge von 33,5 Mm. Ihre Breite beträgt 4) Eingeweidelehre S. 885. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XI. Bd. | 32 498 Dr. V. Hensen, am Hamulus . ter ORIG n Ende der A. Mindung ur teren, an dem Badin.i. u 50, Sr tn, 037 FIR Allerdings fehlte hier noch das- äusserste Ende der Papille, welches ich noch nicht in situ gesehen habe. In der Hinsicht kann ich nur ange- ben, dass dasselbe bei einem Rindsembryo von 30 Gm. Länge 0,056 Mm. breit war, während die Papille schon 1,125 Mm. weiter .die Breite von 0,094 Mai, besass, also sehr rasch Eee hatte. Was endlich die Höhe beirifit, so ist dieselbe beim Menschen am Hamulus 0,09 an der Radix 0,06. Mm. | Der Zeilformen,, aus denen sich die Papille zusammensetzt, sind 4. Die Bogenfasern, die Haarzellen, die peripherischen langgestreckten Zel- len, welche ich Stützzellen heissen möchte, und die Cort”sche und Deiters’sche Zelle, Leydig’s Stachelzellen, Aölliker’s Haarzellen. Da wir nun gerade an derselben Stelle schon einmal Haarzellen haben und der Aus- druck Stachelzellen wirklich nicht zutreffend ist, wage ich zur Gesammt- benennung der letzteren den Namen Stäbchenzellen zu empfehlen. Auch hier. stützt sich die Beschreibung hauptsächlich auf Unter- suchung menschlicher Theile. Die Form der Bogenfasern weicht im Allgemeinen nicht von der sehr exacten Beschreibung, die Deiiers von diesen Gebilden der Thiere gege- ben hat, ab. Die Fasern sind, wie auch Kölliker richtig zeichnet, ge- streckt, aber die innere ist, wie schon Deiters weiss, stets kürzer als die äussere. Am auflallendsten ist das Verhältniss am Hamulus, wo die äussere Faser 0,098 Mm., die innere 0,0855 Min. lang ist; an der Radix ist das Verhalten weniger auffallend. Das findet seinen Grund darin, dass die Spannweite des Bogens am Hamulus, die Dicke der Fasern selbst nicht inRechnung gezogen, 0,085, an der Radix dagegen nur 0,019 Mm. beträgt, also an letzterem Orte beide Fasern fast einander parallel ver- laufen. Sie sind hier 0,048 Mm. lang. Die innere Faser trägt nach rückwärts auch beim Menschen die von Deiters') als untere Bögen der Pars membranosa bezeichneten Bildungen Fig 418 A, doch sah ich diese Bögen nie ganz geschlossen. Es scheint mir die Bildung sich so zu erklären, dass man annimmt, es bilde die je zweien Bogenfasern anliegende Deiters’sche Stäbchenzelle sich ein eigenes kleines Grübchen,, wodurch es also kommen muss, dass die eine Faser an ihrer linken, die zweite an ihrer rechten Seite eine vorspringende Ecke hat. Die Platte der inneren Faser stellt sich beim Menschen in sehr auf- fälliger Weise winkelig gegen die Membrana reticularis (Fig. 14) in der Art, dass sie noch zu der schiefen Ebene, die aus dem Suleus auf die Höhe der Papille leitet, beiträgt. Dies Verhalten war in der Radix und. ersten Windung sowie Rn Ochsen weniger auffallend. Von der äusseren ” A) L. c. S. 45. J x h B Bar Zur Morphologie der Schnecke des Menschen und der Säugethiere. 499 Bogenfaser ist nur zu erwähnen, dass ihr Ansaiz an der Radix in sofern eigenthümlich erscheint, als es, aus später zu erwähnenden Gründen, hier weit klotziger und stärker peripher vorspringend ist, als in den übrigen Theilen der Schnecke. Die Kerne, welche gewöhnlich an den Ansatzstellen der Bogenfasern liegen, halte ich, wie Kölliker,, für wesentliche Bestandtheile der Fasern selbst. Die Kerne liegen, wie schon Schultze') angiebt, in einer Zelle Fig. ik. Diese zieht sich ganz an den Bögen in die Höhe und namentlich diejenige der inneren Faser überkleidet auch noch ganz die Membrana basilaris unter dem Bogen Fig. 18 A. Es gehören diese Zellen auf das engste zu den Fasern, weil sie dieselben in ihrem Inneren als verdichtete Schicht bilden, sogar noch beim Neugeborenen geht eine Anbildung der äusseren Fasern am Hamulus weiter. Die Lage der Kerne ist in der Regel zwar im Winkel zwischen Faser und Membr. basilaris, doch scheinen sie wandern zu können, da man sie hin und wieder auch auf der Membr. basilaris oder häufiger höher am Bogen Fig. 18 A liegen sieht. Hebt sich an selchen Stellen auch noch die Membran der Zelle ab, so er- scheint leicht das Ansehen einer hier liegenden weiteren Zelle. Ich glaube, dass zum Theil dieser Fall Deiters”) veranlasst hat Ganglienzellen innerhalb der Bögen anzunehmen, wenigstens habe ich mich dadurch lange Zeit zu derselben Annahme bewegen lassen. In der Auffassung der Haarzellen von Deiters glaube ich einen Fort- schritt gemacht zu haben. Sie beginnen bekanntlich mit verbreiterten Enden (Fig. 21 B c), welche in radiärer Richtung sehr dicht auf einander folgen, und steigen dann zu einer Faser verdünnt nach oben, dem Zel- lenkörper zu. Beim Kaninchen gehen auch wohl zwei solche Fasern an eine Zelle. Sie erscheinen bei genauerem Zusehen unregelmässig be- - grenzt und mit jener feinen Körnermasse (Netzwerk) umgeben , die von - den Cylinderzellen der Regio olfactoria und den Radiärfasern der Retina - bekannt sind. Gewisse longitudinale Nervenfasern hängen den Haarzel- - lenengan. Als oberes Ende dieser Zellen sind die Phalangen der Lamina reticularis zu betrachten. Dass die Haarzellen in der That mit diesen verbunden sind, ist schon zur Genüge durch Deiters be- wiesen. Beim Ochsen hat sich die Verbindung des Zellenkörpers mit dem Ende ausserordentlich verfeinert und selbstständig gemacht, des- halb mag es kommen, dass hier dieMembr. reticularis sich so leicht dar- stellen lässt; beim Menschen und manchen anderen Thieren sind die - Phalangen bei weitem nicht so selbstständig ausgebildet. Am Hamulus '= des Neugeborenen ist sogar die Phalange gegen die Haarzelle gar nicht 4 scharf abgesetzt, so dass sich hier. schon der wahre Sachverhalt leicht Y = (4 4) Archiv f. Anatomie 4858. S. 372. 2) Untersuchungen 402. ws (>) * >00 Dr. V. Hensen, erkennen lässt‘). (Fig. 4% c). Ich kommenoch bei der Entwickelung auf diesen Gegenstand zurück. Der periphere Theil der Papille wird durch die Stützzellen gebildet, Elen.ente die, wo sie beobachtei sind, doch nur mit den Claudius’schen Zellen zusammengeworfen wurden. Sie sind am Hamulus ausserordent- lich stark entwickelt {Fig. 14. 17. 19 e) und umgrenzen hier auch das Ende der Papille; aber auch noch an der Radix lassen sie sich nachwei- sen, wo sie freilich nur noch einen schmalen äusseren Streifen des Hör- wulstes bilden. Ihren grossen runden Kernen und ihrem hellen Inneren nach stimmen sie mit den Claudius’schen Zellen überein, so dass es nicht zu verwundern ist wenn man sie, ven oben her sehend,, mit diesen ver- wechselt hat. An Querschnitien erweisen sie sich charakteristisch genug als gestreckte, unregelmässig eylindrische Zellen, die sehr fest an einan- der geschmiegt sind. Ihre Function scheint mir unmassgeblich die zu sein, der Papille als Stütze zu dienen, im Gegensatz zu Bogenfasern und Haarzellen, die sehr leicht sich niederdrücken lassen. Von allen Zellen der Schnecke stehen die Stäbchenzellen mit der Schallempfindung in nächstem Zusammenhang, daran, glaube ich, wird Niemand zweifeln wollen. Diese Bildungen sind schon von Corti be- obachtet und jetzt, wie ich denke, schon ganz gut gekannt. Es tragen diese Zellen, deren in zweiter und dritter Windung mehr wie 4 zu sein scheinen, auf ihrer freien Fläche Stäbchen, die, in grosser Zabl fast an die Retina erinnernd (Fig. 21) über die Membr. reticularis vorragen. Diese Stäbchen sind wohl zuerst von Leydig”) gesehen, darauf von Deiters aufgefunden und nun von Äöllıker ihrem Verhalten nach genau erforscht. Erst durch die letztere Arbeit ward mir die grosse Bedeutsam- keit dieser Bildungen klar. Ueber die Beschaffenheit der gegen Cr resistenten Stäbchen geben die Abbildungen genügenden Aufschluss. Die hinterste Stäbchenzelle (Fig. 44. 417. 48 d), die Deiters entdeckt hat, schien mir immer besonders lange Stäbchen zu tragen, zugleich aber auch an ihrer Oberfläche vorzugsweise verletzbar zu sein, da gerade hier sehr gewöhnlich Inhaltstropfen vortreten (Fig. 17. 49 d’). Es ist schon von Deiters das wichtige Verhalten dargethan worden, dass die Stäbchen auf einer Platte (dem verdickten Zellsaum) aufruben und oft, während die entsprechende Zelle scheinhar unverletzt umher- schwimmt, in den Löchern der Membr. reticularis zurück bleiben. Letz- teres Verhalten war bei meinen Präparaten überwiegend häufig. Die Zellen selbst sind beim Menschen rundlich (Fig. 18 B, a. u. C), beim Och- sen sehr deutlich langgestreckt, wo sie fast das darunter hin laufende 4) Die äusserste Haarzelle setzt sich an dıe äussere Platte der Lamina reticularis (Kölliker's Handb. Fig. 395 p) fest ; weilere Fortsätze der Lamina zwischen die Stütz- zellen finde ich nicht. 2 2) Histologie S. 263. a 1 er = Hah MM er iv} Zur Morphologie der Schnecke der Menschen und der Säugethiere. 501 longitudinale Nervenbündel berühren (Fig. 17 C). Sieimbibiren sich stark mit Karmin, aber die Stäbchenzelle der Bogen in ganz anderein Maasse wie die Cori’schen Zellen. Dies Verhalten ist mit Rücksicht auf Zapfen und Stäbchen der Retina nicht uninteressant. Dem Ende der Stäbchen- zellen habe ich nicht besonders nachgespürt , weil meiner Ueberzeugung nach noch nicht genügende Resultate hier zu erzielen sind. Man hat nicht so selten Gelegenheit, variköse Fäserchen an die Zellen herantreten zu sehen, aber man kann nicht entscheiden, ob dieselben an der Zelle ankleben, an ihr in die Höhe laufen oder in sie hineingehen. Die be- kannten Stiele der Zellen färben sich in Karmin wenig und scheinen wie die Nerven einen halbfiüssigen Inhalt zu haben, mit den Haarzellen habe ich sie nie in Verbindung gesehen. Auffallend ist, dass die Zellen recht oft an ihrem unteren Ende verletzt sind (Fig. 18 as Es spricht eigentlich Vieles dafür, dass die Stäbchenzellen selbst wirklich die Endapparate der Nerven en Die Entwickelung der Papilla spiralis hat Kölliker ') schon recht voll- ständig erkannt und beschrieben, die Zeichnungen glaubte ich etwas vervollständigen zu dürfen. Nach ihm finden sich zunächst an der be- treffenden Stelle eine Anzahl langgestreckier, von den Elementen des Suleus durchaus abweichend gebauter Zellen; aus den beiden inneren werden die beiden Bogenfasern,, aus den ührigen die Corilschen, die Haarzellen und »die grösseren hellen Pflasterzellen, die nach Cortr's Bas deckung die Zona pectinata bekleiden«. Die Ent elechıne der Haarzel- len (Fig. 22 E e) geschieht, wie ich finde, so, dass die ursprünglich cy- lindrischen Gebilde sich namentlich nach oben zu verschmälern und gestielt in die Phalangen übergehen. Entgegen Kolliker, der bereits die Beziehungen zwischen Haarzellen und Phalangen erwägt, muss ich behaupten, dass die Membrana reticu- laris sich gleichzeitig mit den Bogenfasern bildet?). Ebenso muss ich in Abrede stellen dass, wie er will, die Membr. reticularis eine Guti- eularbildung sei. Es könnte, :was ich aber nicht zu beobachten ver- mochte, sich bei ihnen vielleicht um verdickte Basalsäume handeln, aber wenigstens müsste man dann viel eher die Stäbchen und Platten, - welche die Löcher der Membrana reticularis auskleiden, als Cuticula be- " zeichnen; was ich übrigens für verkehrt halten würde. Die gefensterte Meınbran der Vogelschnecke isi gewiss nur das Analogon der Membrana " Corti. Die Stäbchenzellen, die schon beim 22 Cm. langen Rindsembryo eine höckerige Oberfläche bahen (Fig. 15 St), verschmälern sich bei ihrer Aus- bildung nach abwärts (Fig. 23 D a) so, dass sie hier gestielt werden. Es "ist dieser Stiel, der, ebenso wie in Erwachsenen, sich im Gegensatz 4) Handbuch 'S. 708. ER 2) Die Phalangen sind schon bi dem in iesmbeye von 22 Cm. deutlich ent- BE wickelt. 502 Dr. V. Hensen, zur Zelle mit Karmin nur gelb färbt, von ganz Angrem: Aussehen wie jener der Haarzelle. Die Stützzellen (Fig.22 Ef) entwickeln sich einfach a aus Verlängerung - de pflasterförmigen Epithelzellen der Zona pectinata. Die Entstehungsweise des Bogens ist in mehrfacher Hinsicht bemer- kenswerth, namentlich in Rücksicht der Lagerung der Membrana Corti. Wir haben gesehen, dass diese Haut die Cuticularschicht eines eigenen Or- ganes ist, ich habe sienieauf der unentwickeltenPapille gefunden und Kölliker’s Figuren lassen gleichfalls nichts von solcher Lagerung erkennen ; dennoch liegt sie später mit ihrem äusseren Theile auf den Stäbchen der Papille auf. Es fragt sich, wie ist es nur möglich, dass sie hierher ge- lagert wird? Dass die Zellen der Papille auch die Fähigkeit besitzen soll- ten das Gefüge der Membrana Corti zu bilden, ist, abgesehen von den er- wähnten negativen Befunden, auf’s äusserste unwahrscheinlich. In der That erklärt sich das Lagerungsverhältniss in anderer Weise. Kölliker hat schon beschrieben, wie die Zellen, aus denen die Bogen- fasern hervorgehen, im Anfange steil neben einander stehen, später aber mit ihrer Grundfläche auseinander rücken, was nach ihm »von einem Längenwachsihum (?) der Zellen selbst oder ihrer Grundlage, der Mem- brana basilaris, abhängen kann«. Dies Auseinanderrücken nun ist ein gar eigenthümlicher, tendentiöser Process, der im höchsten Grade meine Bewunderung erregt hat; durch ihn nämlich gelangt die Papille erst unter dieMembrana Corti. Um das zu verstehen ist zunächst ein eigenthümliches Verhalten des Nerven hervorzuheben. Der Durchtriit desselben durch die Löcher der Habenula perforata liegt nämlich, wie man schon Fig. 15 sieht, in den früheren Perioden sehr weit von ‘2 inneren Bogenzelle entfernt), heim Erwachsenen steht die innere ‚Bogenfaser aber unmittelbar vor dieser Stelle. Die Lagerungsveränderung, die also zu geschehen hat, könnte auf zwei Weisen bewirkt werden, durch Verlegung des Nervendurchtritts weiter nach aussen oder durch Verrückung der Bogenfaser weiter 'nach- innen (resp. durch beides zugleich). Nun ergeben die Messungen das sehr bemerkenswerthe Verhalten, dass der Abstand von dem Scheitel des Sulcus bis zum Durchtritt des Nerven bei einem 30 Cm. langen Rinds- ; embryo und dem ausgewachsenen Ochsen an den identischen Stellen durchaus dasselbe ist, während die Breitenverhältnisse der übrigen Membrana basilaris noch nicht entsprechen. Es verschiebt sich demnach | der Nervendurchtritt nicht, die innere Bogenfaser hat einseitig die Locomotion zu machen. Die Maasse konnten beim Ochsen an Flächenansichten genommen 1) Es stimmt dies zwar nicht genau mit Kölliker’s Fig. 383 (im Handbuch) überein, ich habe dasselbe aber nicht blos an vielen Schnilten , sondern auch an zwei verschiedenen Embryonen so unzweifelhaft gesehen, dass ich meiner Angabe sicher bin. ei Be " es an di = e Zur Morphologie der Schnecke des Menschen und der Säugethiere. 503 werden, beim Embryo gewann ich sie nur von Querschnitten. Jedoch - bei meiner Methode diese anzufertigen, weiche ich selbst am Hamulus bei _ weitem nicht soviel von der Radiärrichtung ab, um eine Verlängerung der Maasse über /,, zu bekommen. Es fand Sich dass beim Ochsen die ‘ Entfernung des Scheitels des Sulcus von dem Der vöpdnrehirikt 0,255 Mm. - beträgt, während sie beim Embryo an derselben Stelle 0,255 —0,274 Mm. - war. Ich darf wohl sagen, dass mich diese Gleichheit der Maasse höch- 7. liehst überrascht hat. | Da also die Löcher der Helene perforata als Punctum fixum zu betrachten sind, kann man von dort aus die Verrückung der Bogenfasern am sichersten eiinden. Von diesem Punkt ist der Abstand der äusseren - Kante der äusseren Bogenfaser am Hamulus E beim Ochsen ...°. > 0,168 Mm. ‚ beim Embryo . . . . 0,1313 ,, also hat sich hier die äussere Bogenfaser noch um . . 0,0367 ,„„ nach aussen zu verschieben. Aber die Löcher der Habenula sind von der äusseren Kante der inneren Faser | © beim Ochsen . . . . 0,0141 Mm. entfernt, > während beim Embryo . 0,106 ‚„, die Entfernung beträgt. Also muss © dieinnere Faser sich um 0,095 ‚, nach innen zu verschieben, es h - wird folglich, wie sich auch leicht aus dem beistehenden Schema ergiebt, | die Spitze des ı und mit ihm die Lamina reticularis nach innen ma Sa) TS HAN FR DL RACE DE 4 BESTE BOT DC GR ERA e an a hn - rücken müssen. Es soll das kleinere Dreieck den Bogen des Embryo, das grössere den des Erwachsenen darstellen. | Ist aber die Verrückung der Lamina reticularis rchend? Diese \ hat am Hamulus des Ochsen von der inneren Bogenfaser bis zur äusser- sten Oorti’schen Zelle (inclusive) gemessen etwa 0,075 Mm. Breite, um - soviel muss also auch die Spitze des Bogens nach einwärts verschoben werden. Um diese grosse Verrückung zu erreichen tragen noch weitere . Verbältnisse bei. Zunächst ist zu erwähnen, dass die Embryonalzellen ein wenig nach aussen geneigt sind (Fig. 22 6), jedoch ist das vielleicht . unwichtig; es wächst ferner aber mit der Verschiebung der Zellen gleich- - zeitig ihre Höhe über die Membrana basilaris und zwar um das Doppelte - 0,049 auf 0,0942 Mm. Ein einfaches Höhenwachsthum würde allerdings O LAU NG ba vB ua | RR EEE ad a En ds a nr D 504 | Dr. V. Hensen, die Verschiebung nicht verstärken, sehr wirksam aber wird es, sobald, wie es ja in der That der Fall ist, die innere Faser kürzer bleibt wie die äussere; damit wird, wie-man in dem Schema sieht, eine ausreichende Verschiebung der Lamina leicht erreicht. Man könnte glauben, dass das Höhenwachsthum seinerseits eine Verlängerung der Membr. Corti erfor- derte, wenn man jedoch meine Fig. 15, namentlich aber die von Kölliker ‘) vergleicht, wird man eher das Gegentheil annehmen wollen. Uebrigens hat der ganze Vorgang in Wirklichkeit nichts paradoxes. Während die innere Zelle ursprünglich keine besonders breite Basis hat (Fig. 15 und Kölliker’s Fig. 388), verbreitert sich diese später nach rück- wärts zu (Fig. 22 C) und streckt sich allmählich bis zu den Löchern der Habenula hin. Allerdings vergrössert sich der Körper der Zelle nicht in demselben Maasse wie die Basis, sondern steht namentlich nur dem cen- tralen Rande jener auf, nichtsdestoweniger überzieht die innere Bogen- zelle doch das. ganze Leben hindurch den grössten Theil der Membrana basilaris unter dem Bogen (Fig. 18 A). Die Verrückung der Zelle erleidet nun, je nach dem Ort, an welchem sie in der Schnecke steht, gewisse Modificationen. Es ward schon oben erwähnt, dass an der Radix der Bogen sehr steil und der Fuss der äusse- ren Bogenfaser sehr klotzig sei. Während hier nämlich die sich entgegen- stehenden Kanten der Bogenfasern nur 0,01875 Mm. von einander ent- fernt stehen (am Hamulus 0,094 Mm.), misst die Basis der inneren Bo- genfaser 0,03, dagegen die der äusseren 0,0375 Mm.; ein relatives Verhältniss, welches dem vom Hamulus gerade entgegengesetzt ist. Da nun hinzukomnit, dass die äussere Bogenfaser selbst nicht wie gewöhn- lich ganz an der äusseren Grenze ihrer Zelle aufsteht, sondern vielmehr mitten in ihr wurzelt, so schliesse ich ziemlich unbedenklich, dass hier nicht bloss die äussere Zelle nicht nach aussen vorgerückt sei, sondern im Gegentheil selbst noch nach innen rückte um die Lamina reticularis gehörig unter Dach zu bringen. Es fand sich dies Verhalten nur unmit- telbar an der Radix, in den mittleren Windungen wird wahrscheinlich die äussere Zelle unverrückt stehen bleiben. Epithel der Zona pectinata. Fig. 14.15 «a. Von diesen Zellen ist nichts besonderes zu bemerken, sie bieten das va Bild der Claudius’schen Zellen und sind beim Menschen zuweilen sehr | körnig (Fig. 19 «). Nach aussen zu gehen sie in die Zellen, welche das | Lig. spirale decken, über, und werden dabei, wie schon Deiters zeichnet, eylindrisch bis zum Vas prominens hin. Am Hamulus stehen sie in Con tinuität mit den Zellen des Sulcus; wie sich hier beim Embryo das Ver- hältniss gestaltet, habe ich nicht untersucht. 4) Handb. Fig. 388, Zur Morphologie der Schnecke des Menschen und der Säugethiere. 505 Stria vascularis. N Dies Gewebe beginnt an der Radix mit scharfer Grenze (Fig. I d) und - endet am Hamulus eben so scharf, gerade dem Ende der Papille gegen- über (Fig. 2 2 d). Das ganze Gebilde begrenzt sich genau und lässt sich leicht in continuo abziehen, dann aber sind die Blutgefässe mit darin ge- blieben. Die Epithelzellen hängen letzteren fest an und das eigenihüm- - Jiche Aussehen des Lig. spirale der Embryonen unter ihnen (Fig. 15), > welches, wie Kölliker bemerkt, sehr an Knorpel erinnert, allerdings aber “ kein Kuorpel ist, scheint mir mit dieser festen Adhaerenz in Zusammen- " hang zu stehen. Es rührt, wie ich glaube, von kernhaltigen Ausläufern ‚der Epithelzellen her, die dann auf solche Weise die Gefässe umspinnen würden. Dass tere tief in das Epithel hineinragen, ist ganz gewiss, und von Kölliker schon hervorgehoben. Die Formen der Zellen sind sehr - buchtig und zackig,, eine ganz klare Einsicht in ihre Verhältnisse konnte ich leider nicht gewinnen. Membrana Corti. Schon mehrfach habe ich dieser Bildung Erwähnung gethan, jedoch j muss ich noch einmal ein Gesammibild von ihr und ihren Verhältnissen zu entwerfen versuchen !). i 1 : Die Membran ist von weicher, fast schleimiger Beschaffenheit, doch kieit sie dem Versuche sie zu zerreissen einigen Widerstand. Corti, der - die Membran überraschend richtig beschrieben hat, giebt?) an, dass sie sehr stark und resistent sei; eine methodische Prüfung der Gonsistenz wäre jedenfalls sehr zu wünschen, Die Membran wird durch Reagentien, 2. B. durch Salzsäure selbst noch nach der Erhärtung zu starker " > Cuellung gebracht. Man darf somit nach Anwendung jener Säure nicht _ erwarten sie gehörig in situ zu finden. Da sie sich in Fasern spalten I lässt, haben wir wohl Fibrillen und eine Zwischensubstanz an ihr zu IM en. Auf dem Theil der Membran, welcher den Zähnen auf- | Bin findet man netzförmige Auflagerungen, die jedoch späteren Datums wie die fibrilläre Schicht ni (Fig. 23a). Die kleinen Anhänge c, die sich “ zuweilen am äusseren Rande der Membrana Corti finden, welche die- | " jenigen zu sein scheinen, welche Böttcher in einer em nicht meinen 4) Es’ist, wie ich bemerken muss, meineSchilderung der Membran abweichend von der aller früheren Autoren mit Ausnahme Corti’s, Ich glaube jedoch, dass keiner rselben ohne erneute Untersuchungen seine betreffenden Angaben aufrecht erhal- n wird, und halte es daher mit der Hochachtung, die ich diesen Autoren schulde, r vereinbar, dass ich die betreffenden Angaben nicht besonders hier vorführe. Fördersam für die Sache würde meine Kritik doch nicht sein. 2) L. c. Anmerk. 34. 506 > Dr. V. Hensen, Präparaten enisprechenden Weise zeichnete, könnten wohl von denjeni- gen Zellen des Sulcus gebildet sein, vide zwischen den Deiters’schen Zellen ihren Sitz haben. Ein rk Netzwerk, wie Deiters zeichnet, fr sah ich hier nie. ı Ueber die oe Alone FR Membran hat Corti?!) bereits sehr E genaue Angaben. Er theilt sie in 4 kleine Zonen, die durch der Länge nach verlaufende Linien von einander zu scheiden sind. Ich beobachtete dieselben, ohne mich der Oorti’schen Angaben zu erinnern, so dass ihre Realität, trotz häufig geringer Ausbildung nicht in Zweifel zu ziehen ist. Sie beruhen, die stärkste auf dem Uebergang der Membran von den Zähnen in den Sulcus hinein, ferner die schwächste auf der Krickung an der Stelle wo die Membran die schiefe Ebene zur Papille hinansteigt, und endlich auf der Knickung und Vorragung, welche die Membran von dem Winkel auf der Platte der inneren Bogenfaser an macht. Die Eintheilung Corti's hätte} zwar wohl ihren Nutzen haben können, doch glaube ich, dass wir sie nun als auf nebensächlichen Verhältnissen begründet fallen lassen können. Hinsichtlich der Dickenangaben stimmen meine Erfab- rungen nicht ganz mit denen Corii’s überein, der namentlich im Sulcus die Membran allmählich dünner werden lässt. Dass der Theil, welcher auf den Zähnen liegt, im Verhältniss zu dem des Sulcus ein sehr dünner ist, ist sicher; im übrigen müssen wir uns hüten zu sehr zu verallgemeinern. Nicht nur bei den verschiedenen Thieren ist die Dicke der Membran je nach der Höhe der Zähne und der Papille oder der Dicke des Epithels des Sulcus verschieden, sondern auch in derselben Schnecke je nach den verschiedenen Orten. Ich habe mit äusserster Vorsicht einen mikroskopisch'brauchbaren Durchschnitt durch die erste Windung der frischen Schnecke eines Ochsen gemacht (ohne Säuren!) und war überrascht über den gewaltigen Cylinder, den der Theil der Membran, welcher den Sulcus bier ausfüllt, bildet. Die Pro- portion wird durch die Dicke der Membran im Holzschnitt bei k noch kaum erreicht?). Für den Menschen werden Fig. 4 u..24 genügenden Aufschluss geben. Es scheint hier die Membran ziemlich dünn, doch meine ich, dass sie frisch etwas dicker ist. e Am ns und der Radix endet sie etwas zugespitzt und ausge- zackt (Fig. 23), übrigens entspricht ihr Ende hier genau demjenigen der Zähne und der Papille. & Die Breitendimensionen der Membran ee wie schon Corti weiss, nach dem Hamulus zu; die centrale Kante ee an der Ursprungs— | nieder Membrana Reissneri, nur beim Schwein erstreckt sie sich noch etwa eine Zellenbreite an as Häutchen in die Höhe. Wenn man die » 1) L..e. 5. 124. 2) In der ersten Windung findet sich beim Ochsen ein Anhang an den mitt leren Theil der Corti'schen Haut, der im Bau an die gefensterte Haut der Voge schnecke erinnert, sein näheres Verhalten blieb mir räthselhaft: Zur Morphologie der Schnecke des Menschen und der Säugethiere. 507 # Quermaasse von identischen Stücken der Membr. Corti einerseits, der # noch mit den Zellen bekleideten Lamina spiralis von der Abgangslinie der Reissner'schen Haut andererseits vergleicht, was praktisch leicht und 7 sicher sich ausführen lässt, so findet man, wie weit die Cort”sche Haut nach aussen reicht. Die Masse ‚vom erwachsenen Menschen ergaben ‚stets, dass die Haut nur genau bis zur äusseren Cortichen Zelle ‚(inelusive) geht. Cort’s Maasse treffen in dieser Hinsicht nicht zu, aber | er kannte auch die innere Begrenzung der Membran nicht. Die Art unserer Maassbestimmung leidet übrigens auch an einem ehler. Wenn nämlich das breite Ende der Membran, das man in ig. 24 sieht und bis wohin man stets die freiliegende N messen wird, sich selbst etwa noch auf die Papille auflegte, wie das ach Fig. 4 den Anschein hat, so würde die Cort’sche Haut doch etwa is an die Stützzellen herangehen. | Wie dem auch sei, dass die-Membrana Corti von den Zähnen aufder unteren Wand desSulcusfixirtinach aussen ‚frei auf den Stäbchen der Lamina reticularis ruht, ist in so vielen Richtungen ‘wahr befunden, dass dies Lagerungsverhältniss als fundamental für i Der Ebrächungen zu erachten ist !). 3 4) Ich widerstehe der Versuchungnicht, hier meine Gedanken über die Weise der H "Tonempfindung in Umrissen darzulegen. Ich halte sie zwar richt für glücklich und orrect genug, um erheblichen Werth zu beanspruchen, aber sie bieten doch einen gewissen, wenn gleich nur scheinbaren Abschluss, der auch dem Leser erwünscht zu sein a ' Durch Claudius (über das Gehörorgan der Cetaceen ‚Kiel 1858) ist es schon be- k ont worden, dass für dieSchnecke das ah secundarium den Zu- ‚leitungsapparat der Töne bilde Die Lage der für die kürzesten Schallwellen be- ‚stimmten Radix genau vor dem runden Fenster, die continuirliche Breitenzunahme "der Membrana basilaris, die Zartheit derselben unter der Papille waren Gründe, die mich zwangen der Ansicht von Claudius, der ich, ohne besondere Gründe freilich, ‚Snicht geneigt war, beizutreten. Wenn Abschnitte der Basilarmembran durch, ihren a ‚Breitenverhältnissen entsprechende, Töne in Transversalschwingungen kommen, wird noihwendig die Papille sich entsprechend bewegen. Die Membrana Corti da- gegen kann von der Schwingung nicht berührt werden, denn sie ruht nur denjenigen Zellen direct auf, die sich auf die Lamina ossea stützen. Es werden also die Stäbchen lockerer oder fester (zuerst die der äusseren Zelle?) trotz ihrer IR schwachen, fast federnden Unterlage gegen die Masse der Cortischen Membran | resst werden, Es fragi sich aber weiter, namentlich meinen Erfahrungen an | ebsen gegenüber, wie durch das Anpressen oder Entlasten der Stäbchen eine Em- pfindung erzeugt werden kann. In dieser Beziehung ist an das auffallende Verhalten ! der Corti’ in Zellen zu erinnern, die so leicht aus der Lamina reticularis sich cheinbar intact. loslösen und doch dabei ihre Endplatte mit den Stäbchen araufin der Lamina zurücklassen, Diese Endplatte scheint demnach so elbstständig zu sein, dass sie auf den Inhalt der unterliegenden Zelle einen Druck usüben kann. Ist nun die Corii’sche Zelle eine Endganglie , so ist zuzugeben, dass wechselnde Spannungihres Inhaltes zu einerEmpfindungAn- ss geben kann. | 508 Dr. V. Hensen, Die Nerven. Wie bereits erwähnt, habe ich die Nerven einer besonderen Unter- | suchung nicht unterzogen, doch Einiges ist immerhig mitzutheilen. Den | Durchtritt der Nerven durch die Löcher der Habenula perforata habe ich oft beobachtet, er ist besonders stark bei Embryonen (Fig. 15). Beim Kinde meinte ich mehrere Male variköse Fasern von da bis zur Deiters’schen Sıäbchenzelle verfolgen zu können, aber ganz klar war das Bild nicht. Die longitudinalen (Deiters quere) Fasern sind bereits von Kölliker | beim Menschen beobachtet. Sie isoliren sich ziemlich leicht auf längere Strecken und dann gehen häufig variköse Fäserchen von ihnen ab. Dass die Stämme aber selbst aus solchen bestehen, lässt sich nicht erkennen, sondern ihr Ansehen erinnert vielmehr an die molekuläre Schicht der Retina. Sie sind ziemlich elastisch und verdicken sich daher et- | was an den Schnitträndern, so dass die Querschnitte, die man in Fig.14g sieht, ein klein wenig dicker wie der wirkliche Durchmesser des Stammes erscheinen. Von der Anwesenheit der von Deiters geschilderten Ganglienzellen kann ich mich, abgesehen von den Zellen der Bogenfasern selbst, nicht | überzeugen. Ich sehe zwar, dass die Fig. 34 von Deiters correct ist mit Ausnahme der Kerne, die ich nicht immer finde, aber die betreffenden Bilder sind nie so scharf, dass dieRolle, welche Cytoplasma-Anhäufungen und die Grenzlinien der Bogenfaserzellen dabei spielen, genügend zu er- | kennen ist. Ich kann die Anwesenheit der Ganglienzellen nicht negi- ren, halte sie aber für noch nicht genügend demonstrirt. Die longitudinal verlaufenden Fasern und die Zellen mit varikösen Ausläufern, welche auf der Vestibularseite der Membrana basilaris von | M. Schultze entdeckt sind, müssen noch besprochen werden. Sie bilden eine, namentlich am Hamulus dickere Schicht (Fig. i4 f), die auch auf die Fläche des Lig. spirale sich erstreckt (Fig. 8 a). Ich muss Kölliker darin beipflichten, dass die Varikositäten, welche sich in ausgezeichneter | Weise hier finden (Fig. 25), für die nervöse Natur solcher Fasern nicht beweisend sind. Unsere Zellen gehen aus dem Gallertgewebe her- vor und gerade die Zellen dieses zeigen häufig an ihren langen Ausläufern die schönsten spindelförmigen Varikositäten. Aber anderer- seits ist dies Stratum so ausgezeichnet und die Fasern strecken sich so | sehr in die Länge, dass man sie doch immer wieder für Nerven halten | möchte. Wenn man bedenkt, dass Böttcher Löcher in der Habenula pec- tinata gesehen hat und dass er und Deiters Faden und Ausläufer jener Zellen beobachteten, welche die Membran durchsetzen, und die auch ich vom Pferde wahrnahm (Fig. 13 i), so wird man nicht umbin können der ganzen Schicht eine grössere Bedeutung beizulegen. Ich habe mehrfach Präparate gehabt, in denen variköse Fäserchen von den Enden des NerW. | Zur Morphologie der Schnecke des Menschen und der Säugethiere. 509 ‚cochleae abgingen und unter diese längsverlaufenden Fasern sich misch- ten, ein gleiches hat schon Böttcher gesehen ; am leichtesten erkennt man in solches Verhalten am Hamulus des Menschen, hier aber findet sich er merkwürdige Fall, dass die Fasern und Zellen sich bis zur Spitze des Hamulus fortsetzen. Es lag nahe deshalb an einen etwa hier oder "im Lig. spirale liegenden Accommodationsapparat zu denken, aber ich | ‚habe nichts dergleichen auffinden können. Untersuchungsmethode. Früher habe ich öfter die Schnecke frisch untersucht, jetzt geschah das nur ausnahmsweise. Die Lösung von Kalı bichromieum und Natron sulphuricum aa. 1%, °%% mit etwas CGhromsäure, wie MH. Müller angege- ben hat, leistete mir die besten Dienste für die Erhärkune. Stets sorgte ich | ür freien Zutritt der Flüssigkeit zur Schnecke, mindestens durch Entfer- nung des Stapes. Starke Erhärtungsgrade , für die mindestens */, Jahr rforderlich ist, erwiesen sich, wie ich in Uebereinstimmung mit Kölliker nde, am brauchbarsten. An solchen Schnecken erhält sich bei der Her- usnahme des Schneckencanals Alles ziemlich in Lage; um aber die Lagerungsverhältnisse sicher zu bewahren, empfiehlt sich das folgende, ‚für Fixirung der Corti'schen Membran unentbehrliche Verfahren. Ich in- jicire durch einen Einstich in das Tympanum secundarium ziemlich con- centrirtenLeim (Gelatine lain&!), dessen Anwendung ja schon Böttcher € ‚empfiehlt, in die Scala tympani, und zwar so lange, bis er aus dem Ves- Ftibulum wieder abfliesst. Der Leim pflegt, wenn die Schnecke nicht zu } palt war, auch in den Ganalis cochlearis zu transsudiren. Nach der festen ns löse ich mit einem harten Messer die äussere Wand der | Eehnecke in grösserer oder geringerer Ausdehnung ab, was natürlich "bequemer bei jugendlichen Schnecken geht, sorge dabei aber, dass das "Ligamentum spirale nicht mit fortgenommen wird. Mit dem nunmehr frei liegenden Leimguss der Schnecke kann man bequem den Canalis cochle- Jaris herausnehmen und nach Belieben verwenden. Willman einen Quer- schnitt wie Fig. 4 von allen Theilen in situ haben, so legt man den Guss Ent eine Base in einen weiteren Tropfen concentrirten Leims und lässt das Ganze ein wenig austrocknen ; worauf man mit dem Rasirmes- ‘ser aus freier Hand Querschnitte nach Belieben gewinnen kann. Gegen ‚diese Methode lässt sich, abgesehen von dem Vebelstande des Austrock- nens, einwenden, dass durch den Leim vielleicht die Membrana Corti gegen das Epithel ler Suleus angedrängt werde. Da jedoch ein Theil des Leimes neben dem Einstichpunkt zurückquellen kann, wird der andere, nachdem er das Helikotremma erreicht hat, unter so geringem Druck hen müssen, dass der mit Endolympbe gefüllte Schneckencanal nicht arunter leiden kann. Es reisst nicht einmal die so äusserst zarte Mem- na Reissneri | | 510 Dr. W. Hensen, Ich wende für die Präparation (an dem nur eben noch benetzien Object) stets ein pankratisches Ocular') an, das durch ein Präparir- mikroskop nicht ersetzt werden kann, weil es wichtig ist, das Präparat unbewegt liegen lassen zu können. Aus demselben Grunde benutze ich zur vorläufigen Untersuchung eine Linse, die zur Untersuchung ohne Deckglas accommodirt ist. Der schon anderweitig?) geschilderte Quer- schnitter lieferte mir alle Durchschnitte,, die auf dem Objectträger ge- macht werden können. Ich empfehle es für weitere Untersuchungen der Schnecke meine Präparationsmeihode nicht zu verschmähen. Die Kar- minimbibition erweist sich oft hülfreich. Aufhellende Reagentien wende ich in der Regel nicht an. Gut erhärtete Präparate halten sich vollkom- ımen in einer Lösung arseniger Säure, die Harting empfohlen hat. Erklärung der Abbildungen auf Taf. XXXIE—-XXKIV. 5 | Dt Fig. A. Die Radix canalis cochlearis a, einer Frau,.durch den Canalıs reunieng; Cnl. reun. mit dem Saccul. rotundus 5 noch in Verbindung; c die Nerven in der Lamina spiralis ossea. Lg spr., Ligamentum spirale. Str. vsci. Stria | vascularis, deren Anfang bei d sich findet. M. bsirs. Membrana basilaris. ° Fig. 2. Der Hamulus des Menschen. A von einer kindlichen Schnecke, das Ende ein wenig zerrissen von oben. Hmis knöcherner Hamulus, die Bezeichnung N steht im Helikotremma. Lg. spr. Ligamentum spirale. =. Reiss. Membrana Reissneri, welche aber schon losgelöst ist. Ppll. spr. Papilla pie der man bei e einen hellen Sireifen, entsprechend der Lamina relicular sieht. « Epithel von Claudius’ Zellen; b Nervus cochleae; c die Korpelleiste, die Zähne sind nicht eingestellt; g die obere Platte der Lamina ossea; Bd Ende der Schnecke des Erwachsenen skizzirt, Str. vscl. Stria vasculariß; d Ende derselben. e Fig. 3. Periost aus der Scala vestibuli des Ochsen abgeschält; a Knochen; b Kerne des Periost; c anastomosirende Fasern. Fig. 4. Durchschnitt der Scala media aus Leim von einem Kinde. Ende der orale Windung. Man sieht die Membrana Corti in Lage auf der Papilla spiralis, doch hat sie sich aus dem etwas niedergedrückten Sulcus spiralis heraus- gezogen. a Epithel der Zona pectinata ; b Nerv. cochleae;, c das Stratum : der tympanalen Seite der Membrana basilaris. Fig. 5. .Membrana Reissneri vom erwachsenen Menschen A bei kleiner Vergrös rung zeigt die runden Kerne, welche den Epithelzellen angehören und ı ovalen, die in der Bindegewebsschicht liegen; B zeigt die Contouren Epithelzellen, in denen körnige Massen abgelagert waren. Fig. 6. Querschnitt der Lamina spiralis ossea des Pferdes, um die Knorpelleis zeigen. a der Nerv; 5b der Spindelknorpel; c Epithel desselben (Zähne) d Gefäss im Knorpel; e Lamina spiral. ossea. Cr. Reissn. Crista Reissneri Sie. spr. Sulcus spiralis. 1 3 Von Opticus Schröder in Hamburg. ” ) Studien über das Gehörorgan der Decapoden ; diese Zeitschrift XIII. Bd. Hit, I. Zur Morphologie der Schnecke des Menschen und der Säugethiere, 511 Membrana basilaris von einem 30 Cm. langen Rindsembryo von der Fläche gesehen. Karminpräparat. a Zona pectinata; db Kerne derselben, hin und wieder von einer fadenförmig ausgezogenen Zelle umgeben; c Vas spirale; d eine besondere Scheide desselben. . Das Ligamenium spirale des Menschen im Querschnitt, Karminpräparat in Canadabaisam. a variköse Fasern und Zellen; 5b oberer dichter Theil des Ligaments; c unterer lockerer Theil; d Vas prominens: e Epithel der Stria vascularis. „ Lockerer Theil des Ligamentum spirale des Menschen. Imbibirter Durch- schnitt. Man sieht die Zellen mit den zahlreichen und veräsielten Ausläufern, die sich an die Capillaren, welche reichlich in dem Gewebe sich zeigen, an- hefien. d Vas prominens. Das Epithel ist weggelassen. . Zellen des Lig. spirale von einem 30 Cm. langen Rindsembryo mit Karmin imbibırt. B aus dem festen oberen, A aus dem unteren Theil genommen, Längsdurchschnitt durch die Zähne. A von einem Rindsembryo von 22 Cm.; a die Knorpelleiste; 5 die Epithelzellen ; ce die Substanz zwischen densel- ben, die Zähne; B vom erwachsenen Ochsen, die Bezeichnung dieselbe. . Durchschnitt der Lamina spiralis des Menschen, dicht bei der Radix; A weiter von der Radix entfernt; B kaum *, Mm. vom Ende. a Die Zähne. . Lamina spiralis des Pferdes im Durchschnitt, um die Zellen des Sulcus zu zeigen. Cr. Reiss. Crista Reissneri; a Nerv. cochleae; Db Knorpelleiste; c Zellen der Zähne; d das Gefäss im Knorpel; e Lamina spiralis ossea; f Epithel des Sulcus, die punktirte Zelle war abgefallen und ist nach einem anderen Präparat eingetragen; g innere Bogenfaser ; idurchbohrende Faser ‚der varikösen Zellenschicht der Scala tympani.. . Durchschnitt der Schnecke des Rindes, Ende der 2. Windung. Für diese Zeichnung wurden 3 Querschnitte, welche von derselben Stelle, aus dersel- ben Schnecke gemacht waren, benutzt, für die Haupiverhälinisse wurden die Maasse genau abgezirkelt. Die Membrana Corti lag nicht mehr auf den Schnitten, es schien jedoch richtig sie punktirt anzudeuten. a Epithel des Sulcus; 5 Nerv; ce Haarzellen verbreitert in die Lamina reticularis über- gehend ; d Deiters' Zelle; St Stäbchen der Corti'schen Zellen, e Stützzeilen ; a Zellen der Zona pectinata ; f variköses Stratum ; g Querschnitt der longi- tudinalen Nerven ; Ah Knorpelleiste; # Ansatz der Membrana Raisanen), k Ende der amina spiralis ossea. . Querschnitt der Lamina spiralis von einem Rindsembryo von 22 En Ende der ersten Windang. «a Epithel der Zona pectinata ; 5 der Nerv; b’ Durch- tritt desselben durch die Löcher der Habenula perforata; c innere Bogen- zelle; Si Stäbchen auf der Papilla spiralis; d Kölliker’s Organ im Sulcus, am ‚Lg. spr. (Ligamentum spirale) sieht man das knorpelähnliche Netzwerk. . Längsschnitt des Organon Köllikeri. a Die freie Fläche desselben. . Durchschnitt der Papilla spiralis vom Ochsen. a Epithel des Sulceus;; a’ der Zeona pectinata ; b Knorpelleiste; e Coriv’sche Zellen, d Deiiers’ Zelle aus der bei d’ Zelleninhalt hervorgequollen ist; e Stützzellen. . Theile der Papilla spiralis des Menschen. A innere Bogenfaser, weiche bei adie Stäbchenzelle trägt; B der Bogen, Mitte der ersten Windung; a Cor&’sche Zellen ; b Stiel der Haarzellen; d Deiters’ Zelle; C isolirte Cortische Zelle, der hintere Theil etwas verletzt und die Inhaltsmasse vorgequollen. . Ende der Papille am Hamulus des Menschen von oben. «a Epithel der Zona pectinata; b Lamina reticularis; ce Corische Zellen; d Deiters’ Zellen ; d’ In- ‚haltstropfen aus denselben; e Stützzellen.. 512 Fig. 20. Fig. 24. Fig. 22. Fig. 23. Fig. 25. Dr. V. Hensen, Zur Morphologie der Schnecke. Die Figur ist nach den Maassen, welche die Membrana basilarig des Men- schen ergiebt, so entworfen, dass man die Art der Breitenzunahme dieser | Membran überseher kann. Die Figur ist 5 mal vergrössert. ‘ Längsschnitt der Papilla spiralis des Kindes. A näher dem Bogen; B näher den Stützzellen ; a Platte der inneren Bogenfaser ; 5 äussere Bogen- faser ; c Ende der Haase en; St Stäbchen. Theile der sich rinieröitden Papilla spiralis. Rindsembryo 30 Cm. Nähe des Hamulus. A Ein Stück der Papille von oben gesehen; «a innere Bogen- fasern; b oberes Ende der äusseren Bogenfasern;,; ce Pbalange; B dasselbe von unten gesehen ; c Cortische Zellen; © der Bogen von der Seite; a in- nere, b äussere Bogenfaser; ce Cort’sche Zelle; d Stiel einer Haarzelle; g Nerven im Querschnitt (?); E äusserer Theil derselben Papille; e Haar- zelle; f Stützzellen. ; Membrana Corti vom Hamulus des Menschen ; «a innere Kante mit netzför- migen Auflagerungen ; b das etwas zerfaserte Ende der Membran; c blasse Anhängsel an dem freien äusseren Rande, . Durchschnitt der kindlichen Schnecke aus der 2. Windung. Membrana Corti | im Querschnitt auf den Stäbchen ruhend im Uebrigen nicht mehr in Lage. M. Reissneri und M. basilaris aussen abgeschnitten. Die erstere auf die Spiralpapille herabgesunken. a Der Nerv. cochleae. | Variköse Fasern und Zellen von der tympanalen Seite der Membrana basi- laris des Kindes. KO2Cr0,. Beitrag zur Lehre von der Fortpflanzung der Insectenlarven. Von = Nicelas Wagner, _ Professor der Zoologie in Kasan. N ) Tr zz 0 Mit Taf. XXXV u. XXXVI. Eh will ein einzelnes Factum, eine Phase aus der Metamorphose eines Insecies, dessen Stellung i im ne mir bis jetzt unbekannt ist, - mittheilen. Es erscheint mir aber dieses Factum für die Ale neinen ' Betrachtungen über Entwickelungsgeschichte der wirbellosen Thiere so ‚ wichtig, dass ich mich entschliesse, die Arbeit, so unvollendet, wie sie ‚ist, in die Welt zu schicken, in der Hoffnung, es werde später mir oder - Andern möglich sein, die ganze Metamorphose der Larve, die mich be- Feobätiigt hat, ab ovo ad imaginem zu verfolgen‘). N Der Unterzeichnete ist dem Verfasser des obigen Aufsatzes wegen des ver- - späteten Erscheinens eine Erklärung schuldig, welche hiermit erfolgt. Ich erhielt im Winter 1864 auf 1862 das Manuscript des betreffenden Allksalzes " mit einem Begleitschreiben des Verfassers vom 40. November aus Kasan, worin der- - selbe äusserte, dass das ihm unbekannte Insect, welches den Stoff zu der eingesen- deten Abhandlung geliefert, sich vielleicht auch in Deutschland vorfinde, wodurch Gelegenheit gegeben wäre, dass sowohl die von ihm beobachtete merkwürdige Fort pflanzungsweise dieses Insectes von anderen bestätigt und vervolisiändigt, als such 7 die systematische Bestimmung dieses Insectes, welche ihm bis jetzt wegen Mangel! 7 an Literatur nicht möglich gewesen wäre, vorgenommen werden könnte. Ich habe - mir bisher vergebens Mühe gegeben, in der Umgegend von München unter der Rinde ‚7 von abgestorbenen Bäumen solche Insectenlarven aufzufinden, welche mit den von Wagner beschriebenen Larven irgend Aehnlichkeit gehabt. Ausserdem waren die Präparate, welche Herr Wagner mir gleichzeitig hatte zukommen lassen, gänzlich zertrümmert i in meine Hände gelangt, so dass dieselben mir nicht, wie es der Verfas- ser obigen Aufsatzes gewünscht hatte, Gelegenheit geben konnten, mich von der Ge- Bereit seiner Zeichnungen zu überzeugen. Auf diese Weise blieb mir nichts an- deres übrig, als Eben warten! bis mir Herr Wagner eine Mahnung zukommen liess, eine fast unglaublichen Entdeckungen zu veröffentlichen. Diese Mahnung erhielt ich dadurch, dass in diesem Sommer Herr Professor de Filippi mir aus Turin mit- iheilte: er habe bei seiner Rückkehr aus Persien Herrn Wagner in Kasan besucht Zeitschr. f, wissensch. Zoologie. XI. Bd. 33 514 . .. Nicolas Wagner, In der Umgegend von Kasan fand ich am 12. Aug. 1861 unter der Rinde einer abgestorbenen Ulme eine Gruppe von weisslichen Würmchen, die sich nicht bewegten. Unter dem Mikroskope erwiesen sich diese Würmchen als Larven von Gliederthieren, mit Fühlern und Tracheen, mit einem Worte, als Insectenlarven. Eine jede von ihnen,war mit an- deren Larven angelfüllt. Ich glaubte zuerst mit einem unter den Insecten so gewöhnlichen Falle von Parasitismus zu ihun zu haben. Die Aehnlichkeit der einge- schlossenen Larven mit der einschliessenden, eine Aehnlichkeit die sich auf hauptsächliche äussere Kennzeichen erstreckte, führte mich aber bald zu dem Gedanken, dass ich es mit einer normalen Bildung, nicht aber mit einem pathologischen Falle zu thun habe. Auf der anderen Seite war es etwas zu ungewöhnlich anzunehmen, dass sich im Inneren einer In- sectenlarve eine zweite Generation von Larven entwickeln könne, und nur nach langem Schwanken, und nach vielen Untersuchungen kam ich zu der von Beweisen gestützten Ueberzeugung, dass ich dennoch das Wahre getroffen habe. Diese Beweise sind folgende: i. Es ist unmöglich anzunehmen, dass die Larve eines Parasiten in ihrer gesammten Organisation der Larve des Insectes, von dem sie sich nährt, ganz ähnlich sei. 2. Die Parasiten legen alle die Bier, die sich in einer bestimmten Insectenlarve finden, gleichzeitig und desshalb entwickeln sich auch alle diese Eier ganz gleichmässig ; in dem Falle aber, den ich beobachtet habe, konnte ich zu ein und derselben Zeit alle die verschiedenen Entwicke- | lungsstadien der vermeintlichen Parasitenlarve sehn. 3. Der Parasitismus ist eine zufällige Erscheinung, in den von mir | beobachteten Larven hingegen fand ich in einem gewissen Alter ohne | Ausnahme andere Larven. Ei k. Die Grösse eines Eies ist constant, die Grösse hingegen der Kör- | perchen, die man in diesem Falle für Eier hätte halten können, wech- | selod. Diese Körperchen vergrösserten sich mit der Entwickelung der | ya enthaltenen Larven. | . Die äussere Hülle dieser vermeintlichen Eier dient den jungen | ka als Schutz, als Cocon bis zu ihrem Austritt aus der Mutterlarve. | 6. Ich habe die ganze Entwickelung der inneren Larven an ein und | demselben Exemplare derselben nicht verfolgen können, habe aber an | ui dessen Präparate, welche sich auf die obige merkwürdige N. | schichte einer unbekannten Insectenlarve beziehen, in Augenschein genommen. Da Herr Wagner bei dieser Gelegenheit abermals versicherte, dass er sich in seinen Be= obachtungen nicht getäuscht habe, übergebe ich dieselben hiermit der Oeffentli keit mit’ der Bemerkung, dass ich, nach den Abbildungen zu urtheilen, die als am menartig und fortpflanzungsfähig von Wagner beschriebene Insectenlarve für e Cecidomyiden-Larve halten muss. München im Juli 4863, C. eo Beitrag zur Lehre von der Fortpflatizung der Insectenlarven. 515 - verschiedenen Exemplaren alle Entwickelungsstadien gesehen, von dem " ersten Erscheinen der Körperchen, aus denen die neue Larve sich ent- wickelt, bis zur vollkommen entwickelten Larve. Diese Kürperchen bil- - den sich in den Corpora adiposa. | “4 7. In den Larven der zweiten Generation (denjenigen, die sich in > der erstern Larve gebildet haben) bilden sich in derselben Weise neue Larven. Dies sind die Gründe, die mich nach langen Zweifeln zu der Ueber- - zeugung gebracht haben, dass ich nicht einen Fall von Parasilismus vor > mir hatte, sondern eine eigenthümliche neue Art der Metamorphose, oder > besser gesagt, »Fortpflanzung der Insectenlarve.« E Die Larve fand ich unter der Rinde von faulenden Ulmen-, Linden- und Vogelbeerstumpfen. Die, die ich beobachtet habe, gehören zweien " Arten oder Varietäten, obgleich die ganze Verschiedenheit dieser zwei ” Arten nur in der verschiedenen Struciur des letzten Körpersegmentes be- - steht. Bei der einen endigt es sich in sechs stumpfe etwas nach oben 7 gekrümmte Häkchen, bei der andern ist es ohne diese Bewaffnung nach hinten abgerundet. |} Die Länge der jungen Larven, nachdem sie eben die Mutterlarve | - verlassen haben, ist von 2mm bis 2'%, mm, die Dicke in der Mitte des . Körpers von ‘, mm bis 4, mm. Die Länge der Mutterlarve beträgt in dem Augenblicke, wo sich in derselben die jungen Larven völlig ausgebildet haben kmm bis 5% mus, die Dicke von 1 bis 1%, mm. Nur kurze Zeit vor der völligen Entwickelung der jungen Larven 7 kriecht die Mutterlarve unter der Rinde des Holzes, die ihr zum Aufent- © halte diente, hervor, die ganze übrige Zeit liegt sie versteckt im Baste. © Ihre Grösse und ihre weiche nachgiebige Haut erlauben ihr, sich mit ” Leichtigkeit zwischen den Bastfasern zu bewegen. Diese Bewegungen - werden noch durch ihren länglichen nachenförmigen, vorn zugespitzien ” Körper erleichtert. Ihr ganzer Körper ist in 14 Segmenie getheilt, von denen das erste kleiner und herzförmig ist. Die 13 anderen sind fast gleich- lang. Da das erste Segment immer nach vorn gerichtet ist und als Bohrer dienend der Larve den Weg öffnen soll, so ist es vorn zugespitzt und mit = einer harten hornartigen Haut bekleidet. Die Larve braucht dieses Seg- ment auch als Haken, um sich weiter zu bewegen, dabei wird das ersie Segment gegen das zweite zurückgebogen, die Spitze des ersten Seg- - ments dient als Stützpunkt, zu dem die anderen Segmente hingezogen werden, wobei sich die hinteren Segmente theilweise in die ersteren " hineinschieben. Um sich im harten Holze den Weg zu eröffnen, ist die - 'Larve mit einem besonderen Apparate bewaflnet. Es ist dies ein spitzi- _ ger horniger, auf dem dritten Segmente befestigter Auswuchs. Wenn dieser Auswuchs ganz und kräftig entwickelt ist, so besteht er aus drei Theilen, von denen jedoch nur einer nach aussen sichtbar ist, die anderen beiden liegen unter der Haut. Der äussere Theil oder das An- 33* EN R we DL 2 Br, 516 Nicolas Wagner, satzslück ist kurz und breit und am Ende in drei zugespitzte Lappen ge- theilt. Der zweite Theil, der Stiel des Ganzen ist der längste von allen, während der dritte, pars basilaris, dieses dreispitzigen Bohrers nur eine kurze hornige Verdickung der inneren Haut darstellt, an welcher sich die den ganzen Apparat bewegenden Muskeln ansetzen. Zu beiden Seiten des äusseren Ansatzstücks, da wo es sich mit dem zweiten Stück, dem Stiele, vereinigt, befinden sich ebenfalls zwei verhornte Hautstellen, die dasselbe unterstützen. In dieser Form habe ich diesen bohrerförmigen Apparat nur bei drei starken, mit sehr entwickelter Muskulatur und mit vielen Gorpora adiposa versehenen Exemplaren gefunden; viele hatten nur das Ansatzstück und dem grössten Theile der Larven fehlte der Ap- parat ganz. Das erste Segment der Larve könnte man seiner Form nach als Kopf ansehen, eine Deutung, die noch durch die Gegenwart von Fühlern und unentwickelten Mundorganen unterstützt wird; dem widerspricht aber die Lage der Augen, die sich im dritten Segmente befinden und die Lage des oberen Gehirnknotens, der sich noch tiefer, im vierten Segmente be- findet. Die Grenze des Kopfes wird hierdurch undeutlich und der Kopf selbst verschmilzt mit dem Rumpfe. Die Fühler haben keine eigene Bewegung, weil sie sehr kurz sind und die Dicke des zweiten Segments die des ersten sammt den Fühlern übersteigt. Jeder der Fühler besteht aus zwei Gliedern, von denen das. erste spatenförmig ausgebreitet ist. Wahrscheinlich ersetzt die auf diese Art gewonnene Oberfläche für die Empfindlichkeit des Fühlers, was ihm an Länge abgeht. Die Larve hat keine Füsse; kurze, dicke, zugespitzte Wärzchen'er- setzen dieselben. Sie befinden sich reihenweis am hinteren Rande der Segmente, die sich ringförmig vom vierten bis zwölften umgeben. Die Anzahl der Reihen variirt bei verschiedenen Exemplaren; immer aber sind diese Wärzchen auf dem Rücken und dem Bauche der Larve stärker entwickelt, als auf den Seiten, was den Bewegungen der Larven ganz angemessen ist. Die Bedeutung der Häkchen auf dem letzten Segmente — wo diesel- ben sich vorfinden, — ist klar; sie dienen um der Larve eine rückläufige Bewegung möglich zu machen. Die Larve befestigt mit den Häkchen das letzte Segment an die Unebenheiten der Rinde und zieht die vorderen Segmente nach; dann faltet sie die Häkchen zusammen, zieht sie etwas’ zurück in die Haut, wodurch eine Rückwärtsbewegung des letzten Seg- ments und eine Wiederholung desselben Manoeuvre möglich wird. Esist diese Bewegung sehr leicht unter dem Mikroskope zu heobachten. Die Art Larven "hingegen, der diese Häkchen fehlen, bewegt sich sehr schwer Beitrag zur Lehre von der Fortpflanzung der Insectenlarven. 517 Bei wie die vorderen, von denen die beiden ersten leicht i in das dritte hineingezogen werden. Ueberhaupt sind die Bewegungen der Larve langsam, besonders zu der Zeit, wenn sich in ihrem Inneren schon eine neue Generation ent- wickelt hat, deren Geburt nabe ist. Die unter der Haut liegenden Mus- keln sind jedoch, trotz der Langsamkeit der Bewegung stark entwickelt " und haben das Ansehen von Bändern, die theils longitudinal bis zum - Ende des Segments, theils diagonal verlaufen. Die Anzahl derselben ist im 2., 3. und A. Segmente besonders gross, worauf die Leichtigkeit, mit welcher die drei ersten Segmente in das vierte zurückgezogen werden können, beruht. Die Larve hat keine Kauorgane und kann deswegen nur das spitze Ende des vorderen Segments benutzen, um sich zwischen den Bastfasern oder in der faulenden Rinde einen Weg zu bahnen. Alle Mundorgane befinden sich in unentwickeltem, unvollkommenem Zustande. Nur schwer sind am vordern Segmente die unteren und oberen Lippen und ein Paar Kinnladen zu unterscheiden, es finden sich nur Spuren davon, alle diese Theile sind mit der äusseren Bedeckung verwachsen und nur die Furchen der Näthe zeigen die Grenzen dieser Organe an. Bei einem solchen Zu- stande der Mundorgane ist es begreiflich, dass die Larve nur flüssige ‚Nahrung zu sich nehmen kann, und wirklich nährt sie sich nur vom Re- genwasser und den Pflanzensäften, welche die Rinde durchtränken. Dass man die Larve nie im trocknen Holze findet, ist eine direcie Folge dieser Umstände. Die flüssige Nahrung gelangt vom Schlunde in den Oesopha- gus. Mit diesem Namen bezeichne ich eine Röhre, die ohngefähr halb so lang als die Larve ist und nach mehreren schlingenförmigen Windungen im 5. oder 6. Segmente in den Magen übergeht: Die Muskelfasern dieser Röhre, die theils transversal ringförmig, theils longitudinal verlaufen, er- klären vortrefflich den Mechanismus des Aufsaugens;; sie sind beinahe in beständiger Bewegung, das heisst die Larve saugt fast beständig, In die kleine Erweiterung des Oesophagus, welche den Schlund bil- dit; münden ein Paar Speicheldrüsen, von denen doppelt ist. Diese Drüsen fangen im 5. Segmente an und endigen im 7. Die erste Hälfte jeder derselben hat eine birnförmige Form, die zweite Kiälke ist sackförmig und ist fast in der Mitte umgebogen. Die Drüse besitzt eine Tunica propria und das Vas efferens giebt beim Eintritt in dieselbe von beiden Seiten = Aeste ab, die nach weiterer Verzweigung in Blindsäckchen endigen. Die - Nasa efferentia beider Drüsen gehen unter dem unteren Gehirnknoten 7 vorbei, vereinigen sich in eine gemeinschaftlicheRöhre, die in den Schlund - mündet. In der Nähe der Mündung hat diese gemeins schaftliche Röhre 1.8 ganz deutliche ringförmige Muskelfasern. 4 Der Oesophagus mündet in den ersten Magen ; so nenne ich eine Er- weiterung des Verdauungscanals, die sich vom 6. — 9. Segmente erstreckt, im 8. oder 9. Segmente eine u macht und auf ’/, seiner Länge 518 Nicolas Wagner, zwei blinddarmförmige Anhängsel hat. Gleich darauf folgt eine noch grössere Erweiterung des Nahrungscanals, die ich den zweiten Magen nenne. Er bat eine längliche regelmässig-ovale Form. In das untere spitzauslaufende Ende dieses Ovals münden zwei Paar ziemlich dicker Vasa Malpigbii von fast gleicher Länge. Diese Canäle sind gelblich ge- färbt, sie haben eigene Wände, die im Inneren noch mit Drüsenzellen ausgelegt sind. Weiter folgt ein ziemlich dünner Darm, der im 12. Segment eine Schlinge macht und sich in eine kleine Kloake endet. Die Kloake findet sich in einer breiten Röhre, die beinahe immer über das letzie Segment heraustritt. Die Wände des Darms zeigen peristaltische Bewegung, die dureh ringförmige, in denselben befindliche Muskelfasern vermittelt wird. Durch den ganzen Tractus intestinalis zieht sich eine besondere von den übrigen Wandungen unabhängige Röhre (die die Stelle der Schleim- haut zu vertreten scheint), die weder in die Blinddärme des ersten Ma- gens, noch in die Vasa Malpighii des zweiten Magens sich einbiegt. im zweiten Magen bildet diese Röhre eine grosse Anzahl sehr enger Windun- gen, die den Magen beinahe ganz ausfüllen, so dass die Länge der gerade ausgezogenen Röhre die Länge der ganzen Larve vielmal übertrifft. In jungen Larven ist diese Röhre farblos und mit einer gelblichen Flüs- sigkeit oder Nahrung angefüllt; in älteren Larven wird sie braun, ibr Inhalt verdickt sich und verhärtet. Diese Verhärtung ist besonders gross bei Larven, in welchen sich schon junge Larven ganz entwickelt haben. Der Inhalt des ganzen zweiten Magens solcher Larven nimmt das Ansehen einer harten dunkelbraunen Masse an, die sich bis in den An- fang des ersten Magens erstreckt. | Das zartwandige Vas dorsale (Fig. 13, 14) fängt als Aorta im 3. Seg- mente an und läuft bis zum 12. fort, wo es mit einer blinden Erwei- terung (Fig. 43) endet, welche mit zwei durch Klappenapparate ver- le on Querspalten versehen ist. Ausserdem befinden sich in der ganzen Länge dieses Gefässes noch neun grössere Erweiterungen (Kam- mern), von denen jede zwei solcher Klappenpaare hat. Das hintere Ende des Gefässes ist durch ein dünnes Band an die Häute der Larve befestigt; eben solche Bänder finden sich längs des Gefässes. Die Pulsationen des- selben erfolgen ziemlich langsam und ungleich ; es schlägt 30 bis 45 mal in einer Minute. Bei jungen Larven sind in den Wänden des Herzens. ö kleine Körperchen (Zellen ?) bemerkbar; ältere zeigen ausser diesen Kör- s perchen auf dem Herzen besondere be, Körper. Im Inneren dieser Körper, die paarweis symmetrisch auf dem Herzen liegen, zeigt sich ein körniger Inhalt. Diese Körper sind wahrscheinlich Nebennieren. Das Tracheensystem ist im Allgemeinen schwach entwickelt. Hauptstämme sind sehr dünn, die Verzweigungen sind wenig zahlreic Capillarnetze fehlen ganz. Nur in den Hauptistämmen sind Spiralfase (Fig. 15) bemerkbar und auch diese sind nur bei sehr starker Vergröss: Beitrag zur Lehre von der Fortpflanzung der Insectenlarven. 519 rung (bis 800 Mal) sichtbar. Selbst die Stigmata sind sehr klein. Deutet diese schwache Oxydirung des Blutes in Verbindung mit der Langsamkeit aller Bewegungen nicht auf eine grosse Langsamkeit aller cesse nicht die Feitkörper, die bier die Reproduction vermitteln, um so mehr verschont, weil sie eine ungewöhnliche Wichtigkeit haben ? Die Luft tritt durch neun Paar Stigmata, die den neun Herzkam- mern entsprechen, in zwei Paar Haupttracheenstämme ein. Auf der Rük- kenseite vereinigen sich vom 7. Segmente an die oberen Haupttracheen- stämme (Fig. 13) durch Queranastomosen, welche leizteren gewöhnlich kleine Zweige an die Hautmuskeln abgeben. Dieses obere Tracheen- system kann man, wie es scheint, als das hauptsächlichste ansehen : es ist mehr entwickelt, liegt auf dem Herzen und oxydirt folglich ein grös- seres Quantum Blut. Das untere Paar Tracheenstämme dient hauptsäch- lich zu Oxydirung des das Nervensystem ernährenden Blutes. Zweige davon gehen beinahe an jedes Ganglion ; andere Zweige verbreiten sich in die Muskulatur, während der Verdauungscanal sehr wenige Tracheen- zweige erhält. Das Nervensystem (Fig. 8) besteht aus 14 Ganglien (mit Ausnahme der Ganglien des unpaaren Nerven) ; die Lage dieser 14 Ganglien ent- spricht jedoch durchaus nicht den 14 Segmenten des Körpers. Das grösste dieser Ganglien, der obere Schlundknoten (Fig. 9, 10 a,a) liegt im 4. und 5. Segmente. Es besteht sichtlich aus zwei Hälften, von denen jede birn- förmig ist. Bei einigen Larven hat einer dieser birnförmigen Theile an der äusseren Seite in dem vorderen zugespitzten Theile einen Einschnitt, bei anderen beide symmetrisch. Diese nach vorn verlängerten Theile biegen sich eiwas abwärts und gehen jeder unmittelbar in einen dicken Nerven über, der zu den Rudimenten von Kinnladen hingeht (Fig. 9 a”). Etwas höher treten aus der vorderen Seite dieser Theile noch zwei dicke Nerven (Gommissuren) hervor, welche sich im 3. Segmente zu einem dreitheiligen herzförmigen Knoten (supplementärer, oberer Schlund- kuoten) erweitern (Fig. 9, 41. «,b,b). Aus den seitlichen nach vorn verlängerien Theilen dieses Knotens entspringen zwei starke Nerven, die zu den Fühlern gehen (Fig. 9, 44 5’); unterhalb dieses Nervenpaares entspringt aus demselben Knoten tiefer ein zweites Nervenpaar (Fig. 9”), ” welches sich, wie es scheint‘), zu den im ersten Segmente liegenden - Muskeln begiebt. Aus dem hinteren Theile des mittleren Lappens dieses 4). Die Nerven, die aus diesem Knoten, aus dem unteren Schlundknolen und - aus dem unpaaren Systeme treten, sind sehr schwer zu verfolgen. Esist unmöglich, die beiden ersten Segmente zu seciren, denn sie haben nur 0,02 mm. Breite. Wenn w man sie unter Wasser zerdrückt, so schwellen alle Nerven selbst bei sehr mäs- sigem Drucke übermässig an. Die einzige Methode, von der man Erfolg erwarten “ kann, ist das Zerdrücken unter schleimigen Flüssigkeiten ; vielleicht leistet bierbei Ei die Färbung der Nerven mittelst Karmin gute Dienste. ken I Lebensprocesse? Werden bei so langsamem, schwachem Athmungspro- 520 Nicolas Wagner, herzförmigen Knotens tritt ein sehr dünner Nervenfaden (Fig. 9, 41 a”), der sich oberhalb des oberen Schlundknotens verliert. Unmittelbar auf dem herzförmigen Knoten liegen die beiden Augen. Sie sind schlecht entwickelt, wie die Augen aller im Dunkeln lebenden Larven überhaupt. In unserem Falle bestehen die Augen nur aus zwei Säckchen oder Bläs- chen mit braunem Pigmente angefüllt. Nur bei wenigen Exemplaren ist es mir gelungen in diesen Säckchen die kugelförmige Krystalllinse zu se- hen. Da aber der herzförmige Knoten so ziemlich in der Axe des Körpers liegt, so liegen diese Rudimente von Augen tief unter den äusseren Häuten ohne sie zu berühren (Fig. 14,0). Bei alten Larven in der letzten Periode der Schwangerschaft Kerne sie ganz. Zwei siarke Commissuren vereinigen die oberen Schiunäklotet zu beiden Seiten des Oesophagus mit dem unteren Schlundknoten oder, besser gesagt, mit den beiden unteren Schlundknoten, denn sonderbar genug, es sind ihre zwei, die einer hinter dem anderen liegen. Der zweite, hintere, niedriger liegende dieser beiden Knoten ist viel kleiner, als der erste, so dass er nur ein Anhängsel dieses letzten zu sein scheint (Fig. 9, 40, 44 d). Der erste untere Schlundknoten (Fig. 9, 40,44 e) ist nicht viel kleiner als der obere und hat eine ovale,Form. Er giebt ein Paar Nerven an die Muskeln ab, die das vordere Segment bewegen (Fig. 9, 40, 14. c”). Der zweite untere Schlundknoten schickt zwei dicke Nerven zu den Muskeln des dritten Segments (Fig. 9, 10, 14 d’). Zwei kurze Commissuren vereinigen ihn mit dem ersten einer Gruppe von drei dicht hinter einander liegenden Nervenknoten (Fig. 8, 2); die kurzen Com- missuren, welche diese drei Knoien unter sich vereinigen, zeichnen _ sie vor allen andern aus und es müssen dieselben, meiner Meinung nach, als die Repräsentanten der drei Brustknoten des vollkommenen Insects angesehen werden. Diese Gruppe von Knoten erstreckt sich von der Hälfte des 6. Segments bis zum Ende des7. Die folgenden Knoten (Fig. 8, 3) des Bauchstrangs, jeder aus zwei Hälften bestehend, sind unter sich durch je zwei lange Gommissuren verbunden und erstrecken sich vom 7. bis zum 12. Segmente. Die beiden letzten dieser Knoten sind einander viel näher als die übrigen. Der letzte giebt zwei Nervenpaare ab, deren län- geres und dickeres Paar sich in den Muskeln des letzten Segmentes zer- streut, das zweite kürzere aber zu den Muskeln des 13. Segments geht. — Alle diese Knoten, mit Ausnahme des letzten, geben nach unten Nerven | an die Hautmuskeln. i Das System des unpaaren Nerven beginnt mit zwei starken Commis- suren (Fig. 9, 40, 44 c’), die im vorderen unteren Schlundknoten ent- springen. Diese Commissuren gehen direct nach vorn, erweitern sich und Ve sich unter dem ‚Oesophagus zu einem Kubteh, welcher a lich gleicht. Dieser Kate zerfällt in fünf Lappen, daher scheint er a fünf I. Knoten zu bestehen. Die mittleren Lappen (Fig. 10 f 7 #) 1 ” Beitrag zur Lehre von der Fortpflanzung der Insectenlarven. 5921 verlängern sich etwas nach vorn und laufen in zwei dünne Nerven (Fig. 40, #1 f') aus, die zum Schlunde gehen. Aus den beiden seitlichen Lappen (Fig. 10 f?) treten zwei dünne Nerven hervor, die sich aber bald zu einem einzigen (Fig. 10, 44 f”) zum Oesophagus gehenden Stamme vereinigen. Diesen Stamm weiter zu verfolgen war mir nicht möglich. Die sogenannten Corpora adiposa sind im Verhältnisse zu den übri- gen Organen ungewöhnlich stark entwickelt. Ihre histologische und ana- tomische Structur kann in verschiedenen Lehensphasen der Larven, Phasen, die besonderen Umständen entsprechen verschieden sein. Sie sind bei jungen Larven, die soeben die Mutterlarven verlassen haben, in drei Partien: zwei seitliche Gruppen und einen mittlern unpaaren Lap- pen, getheilt. Der letztere, von regelmässig-ovaler Form liegt hinter den Speicheldrüsen auf dem Herzen und ist an die äusseren Bedeckungen der Larve vorn mit einem, hinten mit zwei sehr dünnen Bändern befestigt. Die beiden seitlichen Gruppen (Fig. 17 «, a’) fangen etwas unterhalb des mittleren Lappens (Fig. 17 a) an und ziehen sich wurmförmig durch die ganze Länge des Thieres bis an den Anfang oder bis in die Mitte des letzten Körpersegments. Eine jede Gruppe ist vorn und hinten durch ein dünnes Band an die äusseren Bedeckungen der Larve befestigt. Eben solche Bänder (Fig. 16 f, 19 db, b) sind auf die ganze Länge der beiden Gruppen zerstreut. Bei einigen Larven sind die Contouren dieser beiden Gruppen beinahe den Contouren des Körpers Den bei anderen ver- laufen sie mehr geradlinig. Dies ist die einfachste Organisation der Gorpora adiposa bei den jungen Larven; bei den älteren vi jede der beiden seitlichen Gruppen noch Sdvändive Lappen (Fig.17 a), die blinddarmförmig an der Haupt- gruppe hängen und nicht symmetrisch längs derselben vertheilt sind. Bei einigen Larven, die mir bereit schienen sich zu verpuppen, waren diese adventiven Lappen besonders stark entwickelt. ‘Jede der Corpora adiposa enthaltenden Gruppen hat eine sehr dünne Tunica propria, die wahrscheinlich mit einer besondern Flüssigkeit an- gefüllt ist, da die einzelnen Fetikügelchen sich nicht vereinigen so lange sie ganz ist, und sich leichter vereinigen nachdem sie zerrissen ist: man findet in diesem Falle viel Feitkugeln im Körper der Larve (Fig. 21). Diese Fetikügelchen g geben den Korparz adiposa das Ansehen einer grobkörni- " gen Masse, sie Eh durchsichtig und entweder ganz farblos oder schwach gelblich gefärbi'). Bei den Larven, die der Verpuppung näher sind, -4) In den Larven, die ich unter beständig mit Wasser durchfeuchteien Rinden- stückchen aufbewahrte, färbten sich die Corpora adiposa und selbst die Muskeln F _ bräunlich. Es schien mir diese bräunliche Farbe von einem aus der Rinde herstam- menden Farbstoffe herzurühren, der mit der Nahrung in den Darmcanal der N R [gelangt war. 522 . Nicolas Wagner, wurden die Fettkügelchen sehr klein, so dass die Corpora adiposa bei auffallendem Lichte weiss, bei durchgehendem undurchsichtig erschienen. Die jungen Larven bilden sich in den Gorpora adiposa. Diese die- nen der jungen Brut zur Nahrung. Im Anfange der Entwickelung dieser Brut zeigen sich kleine weisse Flecken, die aus kleinen Körperchen beste- hen und im durchfallenden Lichte undurchsichtig sind. Diese Flecken sind in beinahe gleichen Abständen von einander entfernt (Fig.47a'); darauf bekleidet sich jede dieser feinkörnigen Gruppen mit einem dünnen Häut- chen, welches auch die zunächstliegenden Fettkügelchen umfasst (Fig. 417 @'). Alle Corpora adiposa zerfallen auf diese Weise in einzelne un- regelmässige abgerundele Theile, dieich»Embryonaltheile« nenne. Sie haben die Gruppe feiner Körnchen im Centrum (Fig. 22), oder längs der Peripherie (Fig. 23) vertheilt. Selten jedoch ergreift diese Furchung alle Gorpora adiposa auf einmal, gewöhnlich wird nur ein Theil derselben davon ergriffen und nur nach und nach erstreckt sie sich auf alle. In Folge dieses Mangels an Gleichzeitigkeit in der Furchung findet man zu derselben Zeit in der Mutterlarve junge Larven in den verschiedensten Entwickelungsstadien. Die weitere Entwickelung erfolgt auf doppelte Art, entweder: 4) die Embryonaltheile reissen sich einzeln oder in Gruppen zu zwei, drei u. S. w. (Fig. 18, b, b, 24,25) von dem Lappen der Corpora adiposa, in welchem sie sich gebildet haben, los und fallen in die Bauchhöhle, wo sie sich besonders in den leizten Segmenten anhäufen (Fig. 18); oder 2) die weitere Entwickelung geht in den Embryonaltheilen vor sich, während sie sich noch nicht von den Corpora adiposa abgetrennt haben (Fig, 19.0). Die losgerissenen Embryonaltheile sind sphärisch oder ellipsoidisch. Ihre Grösse varıirt in einer und derselben Larve von 0,002 mm bis 0,005 mm. Bei der weiteren Entwickelung wachsen sie und ausserdem verändert sich ihr Inhalt. Die Fettkügelchen verschwinden und an ihrer Stelle zeigt sich eine trübe oder sehr feinkörnige Flüssigkeit, in welcher ° die zuerst gebildeten Körnchen, die nach und nach verschwinden, her- umschwimmen (Fig. 26). In den zwei Embryonaltheile enthaltenden Grup- pen enthält oft der eine trübe Flüssigkeit, während der Inhalt des ande- ren feinkörnig ist. | Im folgenden Stadium der Entwickelung zerfällt der ganze Inhalt eines Embryonaltheiles in Zellen mit deutlichen Kernen (Fig. 28). Die | ersten Zellen bilden sich an der Peripherie (Fig. 27). Zu gleicher Zeit ” streckt sich der Embryonaltheil und nimmt die Form eines verlängerten Ellipsoides an, worauf im Centrum dieses Ellipsoides die Ablagerung ° des Dotiers anldnet (Fig. 30, 31). Unter Dotier verstehe ich hier eine Ablagerung kleinerer und grösserer mit Körnchen vermischter Fettkü gelchen, aus welcher unmittelbar sich der Embryo entwickelt. Dies Dottermasse wächst vom Centrum gegen die Peripherie hin und füllt end: lich den ganzen Embryonaitheil aus. Sobald dies erreicht ist, fängt wal Beitrag zur Lehre von der Fortpflanzung der Insectenlarven. "593 seheinlich die Furchung der Dottermasse an. Ich sage wahrscheinlich, denn es sind mir Embryonaltheile, vorgekommen, deren Dottermasse in fast gleichgrosse, beinahe regelmässige sechseckige Stücke zerfallen war (Fig. 32); den Furchungsprocess selbst aber habe ich nicht beobachten. können. Die ersten Anfänge des Embryo in der Dottermasse vermochte ich eben so wenig zu sehen ; jedenfalls aber liegen sie im Centrum und nieht an der Peripherie des Dotters, denn ich habe Embryonaltheile mit schon ziemlich entwickelten Embryonen gesehen, bei denen die Segmente, die Häkchen am letzten Segmente als kleine Wärzchen schon deutlich unterscheidbar waren und immer lagen diese Embryonen im Innern der Doitermasse, obgleich eiwas excentrisch (Fig. 33). Bei der weiteren Entwickelung bewegt sich der Embryo mehr und mehr gegen die Peripherie des Embryonaltheils, die er endlich erreicht: in dieser Lage bedeckt ihn die Dottermasse nur am Rücken vorn und hinten. Im Fortgange der Entwickelung wird die den Rücken bedeckende Dottermasse nach und nach verbraucht, so dass nur der vordere und hintere Theil derselben übrig bleiben. Wenn endlich auch diese Theile des Dotiers verbraucht sind, so bleiben vor und hinier der nun vollstän- dig entwickelten jungen ie leere Räume übrig (Fig. 35); eben so bleibt zwischen der jungen Larve und der Hülle um de Zeit ein klei- ner Zwischenraum und die Larve bewegt sich dann ziemlich frei in der Hülle des früheren Embryonaltheils. 2 In dieser Phase der Entwickelung der jungen Larven zeigt die Mut- terlarve nur noch Spuren von Leben. Sie kann nicht mehr kriechen, nur ihre vordern Segmente können noch Seitenbewegungen , obgleich nur schwer, ausführen; das Herz schlägt kaum. Endlich ehenen auch diese letzten nn der Mutterlarve, so dass von ihr vor. dem endlichen Auskriechen der jungen Brut nur die Tracheen, einige Feitiro- pfen, die zwischen den jungen Larven umherschwimmen (Fig. 34, d,d) und der zweite Magen mit seiner inneren Röhre und mit seiner verhär- teten Nahrung übrig bleiben. Zwischen der vollständigen Entwickelung der jungen Larven und dem Momente, wo sie die Hülle der Muiterlarve verlassen, verstreichen zwei bis drei Tage. In diesem Zeitraum häuten sich die jungen Lar- ven (Fig. 35), sie zerreissen eine jede die Hülle des Embryonaltheils, in welchem sie sich entwickelt, und bewegen sich frei in der Hülle der Mutterlarve herum. Letztere Hülle trocknet in dieser Zeit entweder aus, oder unterliegt einer beginnenden Zersetzung, so dass die jungen Larven - sie leicht zerreissen und auskriechen können. Die ganze Entwickelung - nimmt 8— 10 Tage in Anspruch. Obgleich die Corpora adiposa in viele Embryonaltheile zerfallen, so durchlaufen doch nicht alle die oben he- _ schriebenen Phasen bis zur vollständigen Larve; die meisten Embryo- - naltheile atrophiren vor Ablagerung der Dottermasse, so dass jede Mut- > terlarve nur 7 oder 9 junge Larven hervorbringt (Fig. 34, 20). Ich habe 524 ® "Nicolas Wagner, sogar einen Fall gefunden, wo in der Mutterlarve nur Eine junge Larve von ungewöhnlicher Grösse enthalten ‚war; sie nahm die ganze Höhlung der Mutterlarve ein. | In drei bis fünf Tagen fängt in diesen jungen Larven ebenfalls die Theilung der Corpora adiposa an, worauf in jeder die Entwickelung einer dritten Generation ganz in derselben Art vor sich geht. Wahrscheinlich hat diese Fortpflanzung der Larven keine Grenzen, wenn nicht endlich die Larven die zu ihrer Verpuppung nöthigen Bedingungen finden. Zu dieser Voraussetzung führen folgende Facta. Die Larven, die ich in locke- ren Rindenstücken hielt, oder die ich unter der Rinde von Ulmstümpfen fand, unterlagen alle der Fortpflanzung, drei Larven hingegen, die ich in der harten Rinde eines halbverfaulten Stückes Vogelbeerstumpf fand, waren, wie ich aus folgenden Umständen schliesse, der Verpuppung nahe: 4) bei diesen Larven war das im dritten Segment befindliche oben be- schriebene Stilet vollständig und stark entwickelt; so dass sie sich ver- mittelst desselben in die harte Rinde einbohren konnten; 2) diese Larven waren grösser, als alle übrigen, die ich gesehen habe; 3) trotz der star- ken Entwickelung der CGorpora adiposa war in diesen letzteren durchaus kein Zeichen der bevorstehenden Theilung zu bemerken. Der Inhalt der Corpora adiposa bestand bei diesen Larven, wie schon oben gesagt, aus sehr kleinen Fetikügelchen, wodurch die Larven im auffallenden Lichte weiss, im durchgehenden aber undurchsichtig erschienen. Eine dieser Larven wurde zur Untersuchung benutzt, die andern beiden versetzte ich in Stückchen Ulmenrinde, worauf die Theilung der Corpora adiposa und die Entwickelung einer neuen Generation auch hier, wie oben ge- schrieben, vor sich ging; wahrscheinlich waren die zur Verpuppung nö- thigen Bedingungen schon nicht mehr vorhanden. Ausser diesen Larven, die sich auf die angegebene Art vervielfälti- gen können, fand ich, obgleich selten in denselben Holzstücken, noch drei Arten von Larven, die der ersten in allen äusseren und inneren, ana- tomischen Kennzeichen ähnlich waren, nur so dass man sie zu demselben | Genus, wie die ersten zählen muss ; bei ihnen aber fand weder eine Thei- lung der Corpora adiposa, noch die darauf folgende Entwiekelung einer | jungen Brut im Innern der Larve statt. Dem ungeachtet glaube ich doch nicht, dass die oben von mir beschriebene Fortpflanzungsweise die der | beobachteten Larvenart in der ganzen Insectenreihe ausschliesslich ei- gene ist. Jedenfalls beweist diese Fortpflanzungsart: e 4. dass die Corpora adiposa ausser ihrer in ar Function noch eine a haben können, 5 . dass aus denselben sich besondere Bildungen elle kön- nen, “ als Uebergangsferm zum eigentlichen Ei dienen, 3. dass dieser ganze Process der Larvenbildung eine Vebergang stufe zur wahren Parthenogenesis bildet, Beitrag zur Lehre von der Fortpflanzung der Insectenlarven. 595 endlich 4. dass dieser Process den einfachsten Fall des Generations- > wechsels bei den Insecten darstellt, während eine mehr entwickelte Stufe " desselben sich in derselben Classe bei den Aphiden zeigt. Kasan, 24. October 1861. 7. November. Erklärung der Abbildungen. Taf. XXXV. 1. Eine Larve, die die Anfänge einer neuen Generation enthält; bei durch- fallendem Lichte, 190 Mal vergrössert. Die Contouren der seitlichen Partieen der Corpora adiposa sind absichtlich nicht scharf gezeichnet, um Lage und Gestalt der darunier liegenden Organe besser erkennen zu lassen. — a. a. Die Embryonaltheile im ersten Entwickelungsstadium. «'. a‘. Dieselben mit schon im Innern gebildeten Doiter. 2. Das Ende des dritten und der Anfang des vierten Segments von der Seite gesehen. v. v. Warzenreihen. (Vergr. 310 Mal.) 3, Das vordere Ende des Larvenkörpers mit stark entwickeltem Bohrer. Das erste, zweite und dritte Segment sind in das vierte hineingezogen. a. Spitze. ' b. Das Heft. c. Der Basaltheil. d. d. Zwei verhornte Hauttheile, die die Spitze von beiden Seiten unterstützen. m. m. Muskeln die den Bohrer zurückziehen. 4. Das erste Segment und die Verdauungsorgane. a. Das erste Segment mit . dem Schlundkopf. b. Oesophagus. e.c. Erster Magen. d.d. Blindsackförmige ‚ Anhängsel desselben. e. Zweiter Magen. e’. e’. InnereRöhre des Verdauungs- canals mit den Windungen derselben im 2. Magen. f. Darm. g. Endröhre mit Kloake. h. Vasa Malpighii. k.k. Bänder derselben. 1.!. Speicheldrüsen. m. m. Ausführende Canäle derselben, die sich in einen gemeinsamen Canal 'n. vereinigen. \ . 5. Eine der Speicheldrüsen bei 470 mal. Vergrösserung. a. Vas efferens, wel- ches in die Drüse eintritt, sich dort verästelt @’. und dessen letztere Zweige blindsackförmig enden b; b’. Tunica propria. c. Zweite Abtheilung der Drüse mit deutlichem Epithelium. d.d. Bänder. 6. Ein Theil des ersten Magens bei derselben Vergrösserung. « . Aeussere Schicht aus une Zellen bestehend. b. Körnige Schicht. ce. Inneres Epithelium. ig. 7. Ende des zweiten Magens und Anfang des Darmcanals bei derselben Ver- grösserung. a.a.a. Besondere Körperchen (Zellen?) reihenförmig auf der äusseren Schicht liegend. d.b, Inneres Epithelium. c.c.c.c. Vasa Malpighii. d.d. Drüsige (?) Zellen derselben. e.e. Innere Röhre des Verdauungscanals theilweise herausgedrückt und auseinander gezogen. f. Gontenta. ig. 8. Nervensystem. 4. Kopfganglien: 2. Ganglien, die den Brustganglien des „vollständig entwickelten Insectes entsprechen. 3. Bauchganglien. (Die Com- missuren dieser lelzteren Ganelien sind in der Zeichnung etwas verkürzt, um dieselben nicht übermässig auszudehnen.) ig. 9. Der vordere Theil des Nervenstrangs mit dem ersten Segment von oben ge- sehen. . 10. Das erste Segment, die unteren lt sehen und das System des ı un- paaren Nerven, alles von unten gesehen. 5236 Nicolas Wagner, Fig. 41. Der vordere Theil des Nervenstranges von der Seite gesehen. Die drei ietzien Figuren sind bei 340mal. Vergrösserung gezeichnet; in allen sind die gleichen Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet; «. Hor- nige Spitze des ersten Segments, wahrscheinlich aus dem Clypeus und dem vorderen Theil der Lefze gebildet. £. Lefze. y. Kinnladen. J. Fühler. a.a. Birnförmige Theile des oberen Schlundknotens, von denen der linke vorn einen Einschnitt hat, @’. a’. Commissuren, welche diese Theile mit dem herz- förmigen, Adventiv-Schlundknoten vereinigen. a”.a”. Nerven, die zu den Kinnladen gehen. a’. Dünner Nerv, der sich auf dem oberen Schlundkno- ten verliert. db. Oberer Adventiv-Schlundknoten. 5’. 5’. Nerven der Fühler. b’.b”. Nerven zu den Muskeln des vorderen Segments. c. Erster unterer Schlundknoten. c’. Commissuren, die denselben mit den Knoten des unpaa- ren Nerven verbinden. c”. Nerven zu den Muskeln des vorderen Segments. (?) d. Zweiter unterer Schlundknoten. d’. Nerven zu den Muskeln des dritten Segments. e. Erster Brustknoten, e’.e’. Nerven zu den Muskeln des vierten Segments. f*. Mittlere Theile des Knotens des unpaaren Nerven. f?. Seitliche Theile. f?. Obere Theile. f’. Nerven, die aus den mittleren Theilen zum Schlund(?) gehen. f”. Nerv, der mit zwei Wurzeln aus den seitlichen Thei- len entspringt und auf dem Oesophagus hinläuft. A. Herz. 0. Augen. Fig. 42. Die Augen. a. Ein Bläschen mit Pigment angefüllt. 5. Krystalllinse (Ver- grösserung 470. Mal.) Taf. &XXVI. Fig. 43. Herz und Tracheensystem bei 490mal. Vergrösserung. a. Vas dorsale. a‘. Letzte, hintere Kammer desselben, die durch ein dünnes Band an die Haut befestigt ist. b.b. Stämme des oberen Tracheensystems. 5”. Vordere Aesste derselben, die sich im Nervensystem verzweigen; 65’. Anastomosen zwischen diesen Stämmen. db’. Stämme des unteren Tracheensystemes. c’. Aestchen derselben, die sich in den Nervenknoten vertheilen. s. Stigmala. ß. Afterröhre, die in das letzte Segment hineingezogen ist. Fig. 44. Vorderer Theil des Herzens bei 170mal. Vergrösserung. a. Aorta. b. Spal- ten mit Klappen. c. Bänder. N.N. Nebenniere (?). x. Besondere Körper- chen (Zellen?) in den Wänden des Herzens, aus ringförmigen Muskelfasern | gebildet. Sf Fig. 45. Zwei Tracheenstücke bei 800mal. Vergrösserung. Fig. 16. Theil eines der mittleren Segmente bei 300mal. Vergrösserung. a. Epider- ; | mis. b. Muskelfaserschicht. c. Epithelium. d. Unter der Haut befindliche | Fettmasse, von der sich Theile ablösen und in die Bauchhöhle fallen können. a e. Ein Theil der Corpora adiposa. f. Band derselben. # Fig. 17. Vordertheil der Larve mit den Corpora adiposa im Moment des Zerfallens dieser letzteren in Embryonaltheile. a. Mittlerer Theil (Lobus) schon beinahe ganz in Embryonaltheile zerfallen, a'.a‘. Seitenpartien in denen die Ablage- | rung der körnigen Massen, die als dans Flecken sichtbar sind, erst anfängt. n a. Einer der Adventivlappen der Corpora adiposa stark entwickelt und sen ganz in Embryonaltheile zerfallen. c. Herz. Fig. 48. Hinterer Theil einer Larve mit abgerundetem letztem Segment. a.a. Se tenlappen der Corpora adiposa. b.b.b.b. Embryonaltheile in verschieden Stadien ihrer Entwickelung, ein Theil derselben hat sich noch nicht vo 'Lappen der Corpora adiposa getrennt, ein anderer Theil liegt schon frei i hinteren Segmente. b’. Ein weiter entwickelter Embryonaltheil mit sch gebildetem Dotter. c. Unter der Haut liegende Fettmasse. c’. Theile, die v derselben abgefallen sind und im letzten Segmente liegen. SEHE ea u EEE EEE EEE LEERE EEE SEE Fig. 19.- Fig. 20. Fie.’ 91. Fig: 22. Fig. 23. Fig. 24. Beitrag zur Lehre von der Fortpflanzung der Insecienlarven. 927 Ende eines Lappens der Corpora adiposa ; man sieht a. einen schon in ein- zelne Zellen zerfallenden Embryonaltheil. 5.5. Bänder. Hinterer Theil des Körpers einer Larve, welcher schon stark entwickelte Embryonaltheile enthält; in allen ist bereits der Dotter sichtbar, zwischen denselben zeigen sich die Reste von alrophirten Embryonaltheilen. Vorderer Theil des Körpers einer Larve mit stark entwickelten und den Re- sten von atrophirten a Embryonaltheilen, zwischen welchen grössere, aus der Vereinigung kleinerer entstandene Fetikugeln k herum schwimmen. Fig. 22— 30. Embryonaltheile in verschiedenen Entwickeiungsstadien bei 470mal. Vergrösserung. Drei Embryonaltheile mit körniger Ablagerung im Centrum. Einige Embryonaltheile mit körnigen Ablagerungen an der Peripherie. Freie Embryonaltheile mit einer trüben Flüssigkeit angefüllt, aus welcher sich in einigen schon Zeilen gebildet baben. . Zwei anomal verwachsene Embryonaltheile von denen einer mit einer trü- ben Flüssigkeit angefüllt ist, während sich im hellen Inhalt des andern schon Zellen gebildet haben. Embryonaltheil, in welchem die Fetttropfen schon verschwunden sind, „während die körnige Ablagerung im trüben Inhalte noch sichtbar ist. . Einbryonaltheil mit trübem Inhalt, aus welchem die Zeilenbildung an der Peripherie schon angefangen hat. . Embryonaltheil, dessen ganzer Inhalt schon in Zellen mit deutlichen Ker- nen zerfallen ist. Ein schon weiter gewachsener Embryonaliheil, dessen Zellen durch Wasser ausgedehnt sind. Embryonaltbeil, dessen Centrum die Ablagerung des Dotters, unter der Form einer mit Fetttropfen vermischten trüben, körnigen Flüssigkeit be- .gonnen hat. . Embryonaltheil mit deutlich entwickeltlem Dotter, der von dünnwandigen Zeilen umgeben ist. Der Dotter füllt den Embryonaltheil noch nicht ganz aus. . Embryonaltheil, in dessen Dotter der Furchungsprocess bis zum Zerfallen in sechseckige Theile vorgeschriltten ist. . Embryonaltheil mit im Dotter excentrisch liegendem Embryo, . Müutterlarve im letzten Stadium ihrer Schwangerschaft (bei 190mal. Ver- grösserung). Im Innern derselben sind sieben der vollkommnen Entwicke- lung nahe Lärvchen sichtbar. a. Noch nicht verschwundene Augen der Muiterlarve. a’. Noch nicht ganz gebildete Augen der jungen Brut. d. Spitze _ des Bohrers der Mutterlarve. 5b‘. Spitze des Bohrers einer schon weiter ent- wickelten und sich bewegenden jungen Larve. c.c. Fetlkörper der Lärv- chen. d.d. Feittropfen, die in der Bauchhöhle der Mutierlarve zwischen der jungen Brut herumschwimmen. e. Schon sehr veränderter Theil des oberen ‚und e’ des unteren Tracheensystems der Mutterlarve. . Ganz entwickelte junge Larve. Sie ist noch in der Haut des Babvonklilei lesa.a., in welchem sie sich entwickelt hat, enthalten und in der Häutungs- Periode bei A90mal. Vergrösserung dargestellt. b. 5. Die an den Enden der Larve schon abgetrennte primitive Haut. ee EEE Der Bienenstachel. Von August Sollmann in Coburg. Mit Tafel XXX VI. Zur Erhaltung seiner Existenz hat jedes Thier Organe erhalten, die es theils zu seiner Vertheidigung, theils zum Angriff gegen stärkere oder schwächere Gegner gebraucht. Diese Waffen sind bei der Mannich- faltigkeit der Leibesform und Lebensweise der Thiere an verschiedene Körpertheile gebunden. Bei einigen sind dieselben über die ganze Kör- peroberfläche gleichmässig vertheilt, bei andern sind sie auf die Loco- motionsorgane beschänkt, bei wieder andern entweder an das vordere oder hintere Leibesende verlegt. Zu letzteren gehört die Honigbiene und ihre Waffe ist der gefürchtete Stachel. Dieser ist aber unter denselben nur dem weiblichen Geschlechte eigen. Bei dem ausgebildeten und flug- fähigen Geschöpfe liegt er im Zustand der Ruhe zurückgezogen in der Leibeshöhle. Seine Spitze ist nach aussen gerichtet; die übrigen Theile liegen weiter nach hinten. So lange die Imago dieses. Insects noch ) Larve ist, finden sich vom Stachel an der betreffenden Stelle noch keine Andeutungen. Erst in der Zeit, in welcher die Larve zur Nymphe wird, bildet sich das letzte Leibessegment zum Stachel um. Bei einer unge- färbten Nymphe ragt der grösste #heil desselben noch aus dem Leibe hervor. Je mehr sich aber dieselbe bräunt, desto weiter triti er zurück. | Schlüpft das lebensfähige Insect aus seiner Brutzelle hervor, so hat der | Stachel seine normale Lage eingenommen. Mit seinen unteren Theilen | ruht er auf der letzten Bauchschiene. Bei einer geschlechtlich ausgebil- deten weiblichen Biene, bei einer Bienenkönigin, liegt über dem Stachel die Geschlechtsöfinung und über dieser der After. Bei einer Arbeiterin hingegen ist der ganze Geschlechtsapparat verkümmert und die Ge- schlechtsöffnung als nicht vorhanden zu betrachten. Es liegt deshalb der After unmittelbar über dem Stachel. Im Nachfolgenden will ich den | Stachel einer Arbeiterin und seine Einrichtung beschreiben und muss bemerken, dass der Stachelapparat der übrigen Apiden und Schlupf- wespen von ähnlicher Einrichtung ist. f en a Le Der Bienenstachel. 529 fi. Die Theile des Bienenstachels. | Der Stachel einer ausgebildeten Arbeiterin besteht aus den Chitin- theilen mit den daran inserirten Muskeln und der Giftblase. A. Die Chitintheile. 1 Um die Chitintheile ohne Zerstörung ihres Zusammenhangs der Be- - obachtung von allen Seiten zugänglich zu machen, ist es gerathen, den j Stachel so lange in Aetzkali zu kochen, bis sich alle Fleischtheile dessel- ben aufgelöst haben. Dieselben bestehen dann aus zwei Hauptabihei- - lungen: aus dem eigentlichen Stachel und dem sogenannten Knöpfchen. Derselbe besteht wieder aus mehreren Theilen: aus der Rinne mit ihren beiden bogenförmigen Schenkeln, aus der Gabel und den zwei | Stechborsten. A % f \ N | a. Der eigentliche Stachel. \ N N 4, Die Rinne und ihre zwei Schenkel, _ Die Rinne ist das derbste Siüick dieser Abtheilung und ihr sind die " oben genannien Theile des Stachels mehr oder weniger fest eingefügi. 7 Sie bildet wie eine umgelegte Dachrinne eine nach unten offene Halbröhre " (Fig. I, 1 u.2.). An ihrem vordern Ende ist sie abgerundet (Fig. I, 3.) und es ergiebt sich daraus, dass sie zum Stechen eigentlich untauglich ist. 7 Es muss ihr daher eine andere Verrichiung zugewiesen sein. Nach hin- ten zu wird sie breiter und ihre unteren geradlinigen Ränder sind daher divergirend (Fig. I, 6 u. 7.). Diese Ränder haben Aehnlichkeit mit dem Grad einer Leiste, welche der Tischler in eine Nuth eintreibt (Fig.1l, 23). Auf ihnen schieben sich die Stechborsten hin und sie bilden daher eine Art Schlitten. Hat der Stachelapparat chitinirt und ist bereits braun ge- färbt, so lässt sich die Gestalt der Schlitien schwer erkennen. Sehr deui- ' Jich tritt sie bei solchen Imagines hervor, an deren Augen das Pigment erscheint. Das hintere Ende der Rinne ist an den drei übrigen Seiten bauchförmig erweitert oder gekröpft (Fig. I, 4). Dieser Kropf hebt sich mit seinen unteren Rändern vor den Beiden Schlitten ab und legt sich über letztere auf die Weise hinweg, dass zwischen beiden noch hinläng- ‚lich Raum für die Stechborsten übrig bleibt (Fig. I, 10 u. 11. Fig.V, 10). nie ‚übergeschlagenen Ränder dienen den Stechborsten zur Befesti- gung auf den Schlitten (Fig. V, 10). Der hintere, freie Rand des Rin- | nenkropfes ist etwas zusammengezogen und seine obere Fläche leicht gesenkt (Fig. I, 5). Die Oberfläche der Rinne selbst ist spiegelglatt und I weder mit Widerhaken ') noch andern Unebenheiten besetzt. b 4) Proi. Dr, ©. @. Giebel giebt in seiner »Nalurgeschichte des Thierreichs Bd.IV. "Gliederthiere. Mit 764 Abb. Leipzig, 0. Wigand 41863« folgende Beschreibung des jienenstachels : »Im ruhenden Zustand umhüllt den Stachel eine zweikiappige Scheide; hi kräftige Muskeln schieben ihn hervor, wobei zugleich die Scheidenklappen zu- Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XIII, Bd. 34 a K Te a w eine Giftblase, deren Inhalt auf der Rinne abfliesst.« 330 . August Sollmann, Am Ende der Rinne setzen sich die beiden Schlitten als nach oben gekrümmite (Fig. I, 8 u. 9) und an ihrer Basis biegsame Schenkel fort. Kurz vor ihren Enden sind ihnen die Stiele der oblongen Platten: gelenk- artig eingefügt (Fig. I, 18 u. 49). 2. Die Gabel. In ihrer Form hat dieselbe vollkommene Aehnlichkeit mit dem gabel- förmigen Brustknochen der Vögel (Fig. I, 413—17) und eine genauere Beschreibung derselben ist daher überflüssig. Die Enden ihrer beiden kurzen Schenkel sind unter einem Winkel nach unten gebogen (Fig. Vu. VI, 40) und liegen damit den verdickten Rändern der Stechborstenplat- ten (Fig. V, 32b) an. Bei ihrer Krümmung sind sie an den beiden freien Seiten des Kropfrandes gelenkartig angewachsen (Fig. V u, VI, 43 u. 1). Im Zustande der Ruhe liegt das gemeinschaftliche Endstück der Gabel (Fig. VII, 17) auf dem abschüssigen Rande des Rinnenkropfes. Wird die Gabel nach hinten gelegt, so beschreiben die abwärtsgerichteten Schen- kelenden einen Bogen nach vorn und schieben damit zugleich die anlie- genden Stechborsten nach aussen. 3. Die beiden Stechborsten. Dieselben sind zwei scharf zugespitzte, steife Chitindolche mit nach oben gebogenen Schenkelenden (Fig. I u. III, 20 u. 24. Fig. IV). Auf ihrer obern Seite haben dieselben ihrer ganzen Länge nach eine nuthför- mige Vertiefung (Fig. I u. III, 22. Fig. IV, 29), eine Coulisse, in welche der Schlitten der Rinne eingeschoben ist (Fig. II, 23). Bei einer weissen Nymphe zeigt diese Goulisse vier deutliche Coniouren. Der Raum zwischen den beiden mittleren Gontouren ist heller als die beiden ihm zu Seiten liegenden Räume, weil das Licht von dem Object zwischen den mittle- ren Gontouren nur zweimal, bei den äusseren dagegen viermal gebrochen wird. Diese Coulissen Per nicht ganz bis zum Ende der Stechbor- sten (Fig. IV, 29). Letzteres ist massiv und sehr spitz. Ausserdem sind die Stechborsten ihrer ganzen Länge nach hohl. In diese Höhlung reicht | ein Tracheenast (Fig. IV, 39) und ein Nervenstrang (Fig. IV, 38)-fast bis‘ zur massiven Spitze hinein. Oft tritt die Trachee von der Spitze etwas * zurück und erscheint geschlängelt. Daraus kann geschlossen werden, kt dass die Höhle verhältnissmässig geräumig ist. Von welchen Haupt-@% stämmen aber diese Stränge ausgehen, konnte ich durch directe Be- " obachtung nicht ern Kurz vor der Spitze sind die äusseren N Ränder der Stechborsten mit 6—10 rückwärts gerichteten, sägezäbne-, lu rückweichen. Der Stachel selbst besteht aus drei Theilen, nämlich einer an der; Spitze gezähnten Rinne, und zwei gleichfalls rückwärts gezähnten Borsten, die so ’scharf sind, dass man bei miltlerer Vergrösserung ihre eigentliche Spitze noch nicht erkennt. Die sägenartige Beschaffenheit ihrer Ränder erklärt das häufige Ste- ckenbleiben des Stachels in der Wunde. An der Wurzel dieses Me li gt Der Bienenstachel. 531 artigen Widerhaken (Fig. II. IHN. IV, 24) beseizt. Letztere sind sehr spitz und die Ursache, das der Stachel nicht blos in einer Fleischwunde stecken bleibt, sondern auch nach dem Losreissen von seiner Anheitung bei fort- gesetzter Muskelcontraction noch weiter in die Wunde einzudringen ver- mag. Eigenthümlich erscheint es, dass die Bienen bei ihren Kämpfen unter sich den Stachel wieder zurückzuziehen vermögen, während er in i der Haut und den Muskeln der Wirbelthiere ausnahmslos stecken bleibt. dar m To Na nal 2 Sb Be Zune Zu DEAL TS ETEBETER = TEE Dies hat seinen Grund darin, dass bei letzieren das Fleisch nach dem Eindringen des Stachels sofort wieder in seine verdrängte Lage zu gelan- gen sucht. Es füllt daher augenblicklich die Räume oberhalb der Wider- haken aus. Beim Zurückziehen müssten die Widerhaken die Muskelfa- sern durchsägen oder durchreissen. Der Widerstand der durchbohrten Muskelfaser ist aber grösser als der Zusammenhang der Anheftung des Stachels und er reisst daher ab. Sticht aber die Biene durch eine Chi- tinhaut, so wird das Verhältniss anders. Die Chitinhäute schliessen sich nämlich nicht so schnell und vollständig wieder als die weiche Muskel- masse. Je weiter aber die Biene mit ihreıin pfriemerförmigen Stachel die Chitinhaut durchsägt , desto grösser wird die entstehende Oeffnung und desto weniger werden dann die Widerhaken an den steilen Rändern der letzteren anstreifen und den -Stachel zurückhalten. Die Stechborsten laufen unter jenen abgehobenen Rändern des Rin- nenkropfes auf den Schlitten hinweg (Fig. V, 10 u. 34) und werden von denselben gehalten. Zugleich steigt aber unter dem Rinnenkropf von jeder Stechborste eine Platte schiefwinklig in die Höhe (Fig. IV u. V, 32 a-b u. 33). An ihren hintern Rändern sind diese Platten dick chiti- nisirt. Nach vorn verlaufen sie in eine biegsame und durchsichtige Haut (Fig. IV, 33), die mit ihrem Rande der innern Kropfwand angewachsen ist. Liegen die Stechborsten in Ruhe, so ist die Haut dieser Platten aus- gespannt. Werden aber dieselben nach aussen geschoben, so biegen sich diese Häute so weit um, als die Stechborsten von hinten nach vorn aus ihrer Lage gerückt werden (Fig. V, 33). Hinter diesen Platten sind die Schenkel der Stechborsten nach oben gebogen (Fig. IV, 34) und umschliessen von unten aus die Rinnenschen- kel scheidenförmig (Fig. VII u. IX). Sie sind ebenfalls weich und bieg- sam und ihre Ränder mit Häuten besetzt (Fig. IV, 35 u. 36), von denen | die innern sich mit einander verbinden und eine zusammenhängende ' Haut bilden (Fig. VII, 36). Diese Haut schlägi sich mit ihrem hintern Rande nach unien und aussen um und inserirt sich auf der letzien Bauch- schiene. Dadurch ist die Leibeshöhle nach unten geschlossen und dem Stachel zugleich ein Spielraum zur ungehinderten Bewegung gelassen. Die äussere Haut steigt nach oben und verdeckt die vorhandenen Durch- . gänge des Stachels. Den hintern Enden der bogenförmigen Stechbor- E stenschenkel sind die gekrümmten Winkelarme (Fig. VII, 52) gelenkartig E eingefügt (Fig. IV, 37). 34 * 532 August Sollmann, b. Das Knöpfchen. Dasselli sitzt dem eigentlichen Stachel wie ein Stecknadelkopf auf. Es besteht aus zwei gleichartigen Hälften und seine einzelnen Theile sind immer paarig vorhanden. Zwei paarige Stücken davon sind plattenartig ausgebreitet und gleichen ihrer Form nach einem Oblongum und einem Quadrat. 4. Die zwei oblongen Platten sind nach aussen gewölbt und legen sich ihrer Länge nach mit ihren con- caven Flächen dem Rinnenkropf seitlich an (Fig. VII, 49 u. 50; Fig. VII, k9). Der obere Rand derselben ist seiner ganzen Länge nach verdickt und springt nach innen vor (Fig. VII, 46 u. 47). Dadurch erhalten diese Platten ihre Stärke und Unbiegsamkeit. Nach hinten gehen sie ziemlich plötzlich auf der untern Seite in derbe Stiele (Fig. VII, 48a-b) über, die in die Rinnenschenkel gelenkartig eingefügt sind. Die unteren Ränder der oblongen Platten legen sich in 5. die Rinnenwulst um. Auf dem Scheitel des Rinnenkropfes vereinigen sich die Verlänge- rungen dieser Ränder und bilden eine Haut. Diese Wulst ist also eigent- lich auch als ein paariges Gebilde zu betrachten. Ihre dorsale Fläche ist kahl, die ventrale dagegen dicht mit kurzen und starken Haaren besetzt (Fig. IX, 65). Mit ihrem hintern Ende ist sie an dem freien Rande des Rinnenkropfs befestigt. Der vordere Rand schlägt sich nach hinten etwas um, ist dann kahl, steigt in die Höhe und geht in den Mastdarm über. Seine aufsteigenden Seiten sind mit den vordern Plattenrändern verwach- sen und schliessen dadurch den Inhalt der Leibeshöhle nach aussen ab. Bei der Action des Stachels schlägt sich diese Wulst etwas um und zieht sich nach hinten mit dem After zurück. Fi Die vorderen Ränder der oblongen Platten verschmälern sich in 6. die Stachelscheiden. Diese Verlängerungen laufen nach vorn spitz zu und sind auf der in- nern Fläche rinnenförmig ausgehöblt und kahl (Fig. VII, 44 u. 45). Ihre äussere Seite ist gewölbt und behaart (Fig. VII, 42 u. 43). Im Zustande der Ruhe umgeben die beiden Rinnen den eigentlichen Stachel wie eine Scheide. Wird der Stachel aus dem Hinterleib hinausgestossen, so neh- men die Stachelscheiden eine aufrechte Stellung an und entblössen die Stachelspitze. Etwa bei dem hintern Drittel (Fig. VO, 57 u. 58) der verdickten Ränder der oblongen Platten sind | 7. die Winkel mit ihren geraden Schenkein (Fig. VII, 53 u. 54) gelenkartig eingefügt. Nach den Scheiteln zu verdicken sich letztere etwas. Sie sind aber kür-. zer und schwächer als die anderen, die gekrümmten Arme (Fig. VI u. Der Bienenstachel - 533 VII, 54 u. 52). Letztere biegen sich merklich nach aussen, steigen mit ihren verschmälerten Enden über die Rinnenschenkel hinüber und fügen sich den gebogenen Schenkeln der Stechböorsten artieulirt ein (Fig. VII, 37)- Den Scheiteln dieser Winkel sind 8. die quadratischen Platten eingefügt (Fig. VII, 55 u. 56, 61— 64). Auf drei Seiten sind die Ränder dieser Platten nach innen vorspringend verdickt. Die stärkste Verdickung ist auf die obersten Ränder (Fig. VII, 61 u. 62) verlegt. An dem einen Ende sind dieselben balbkreisfannie erweitert (Fig. vn, 63 u. 64) und am andern Ende nach hinten in je einen kurzen Stiel zusammengezogen, mit dem sie eingefügt sind. Die Flächen dieser Platten sind wellenförmig. Im Ruhezustand bedecken die quadratischen Plaiten theilweise die oblon- gen. Die vorderen Ränder sind, wie schon oben angegeben, mit der auf- steigenden Haut der Rinnenwulst verwachsen. B. Die Musculatur des Stachels. Ausser dem erwähnten Zusammenhange stehen die Chitintheile des Stachels noch durch zehn kräftige Muskeln unter einander in Verbindung, welche die Bewegung derselben einleiten und dirigiren. Dieselben sind ebenfalls auf die beiden Hälften gleich vertheilt und also paarig vorhan- den. Vier Paare davon sind an den innern Flächen der Chitintheile, das fünfte Paar auf der äussern Fläche des Knöpfchens befestigt. Unterm Mikroskop zerfallen die Muskelbündel in lauter stielrunde, dicke, quergesireifte Fasern. Besondere Bänder, denen sie wie bei den Antennen aufgewachsen wären, habe ich nicht finden können. Sie müssen daher den obersten Chitinschichten eingewachsen sein. Die folgenden Namen der Muskeln habe ich nach ihrer Stellung und Anheftung gewählt und darnach a: in vier schiefe und sechs ge- rade Muskeln getheilt. a. Die schiefen Muskein. Sie zerfallen wieder in die äussern und innern schiefen Muskeln. 4. Die zwei äussern schiefen Muskeln. ‘Diese Muskeln (Fig. IX, Aa u. Ab) sind zwar gross und mächtig, aber trotzdem entziehen sie sich leicht der Beobachtung, da sie beim Los- reissen des Stachels gewöhnlich im Bienenleibe zurückbleiben. Am leich- testen kann man sie betrachten, wenn man die Bauchseite des Bienen- abdomens bis zur ausgerandeten Schwanzschiene so aufschneidet, dass der Stachel von der Scheere nicht verletzt wird. Lest man die Bauch- schienen dann vorsichtig aus einander, befestigt sie auf der Unterlage und hebt die Luftsäcke behutsam auf die Seite, so treten diese Muskeln, “ indem man die Stachelspitze noch etwas in din Höhe hebt, mit ihren n 334 | . August Sollmann, sertionsstellen deutlich dem Blick entgegen. Weil diese Muskeln nicht so leicht als die übrigen zu beobachten sind, so haben sie verschiedene Anatomen übersehen. Mit ihren Köpfen sind diese Muskeln den innern seitlichen Vor- sprüngen der vorletzten Rückenschiene angewachsen (vergl. Fig. IX, 67 au. 5). Mit ihren Schwänzen sitzen sie in den äussern Vertiefungen der quadratischen Platten. Sie laufen daher schief an den Seiten des Abdo-- mens vom Rücken nach dem Bauche und vom hintern Leibesende nach‘ dem Kopfe zu. Nach aussen sind sie von einer chitinartigen Haut be- deckt (Fig. IX, 36 b), durch welche nun also auch die Leibeshöhle zu beiden Seiten von aussen abgeschlossen ist. Diese Haut lässt dem Stachel ebenfalls einen weiten Spielraum in seiner Bewegung nach aussen zu. In derselben Gegend, in welcher die schiefen Muskeln auf der Aussen- seite der quadratischen Platten angewachsen sind, haben sich 9%. die zwei innern schiefen Muskeln mit ihren Schwänzen auf der innern Fläche derselben inserirt (Fig. IX, Ba u. Bb). Dieselben verlaufen in diametraler Richtung über die quadra- tischen Platten nach der Basis der Stachelscheiden zu und sind dort an denselben mit ihren Köpfen angewachsen. b. Die geraden Muskeln. Von den geraden paarigen Muskeln sind 3. die zwei Gabelmuskeln am mächtigsten (Fig. IX, Dau. Db). Mit ihren Köpfen sind dieselben da angewachsen, wo die Schenkel der Gabel vereinigi sind und verde- cken dadurch grösstentheils die Gabel. Sie laufen mit dem Rinnenkropf i parallel und heften sich mit ihren Schwänzen der innern concaven Fläche hd der oblongen Platten an. 4. Die zwei Schenkeimuskeln. Diese Muskeln (Fig. IX, Ca u. Cb) sitzen mit ihren Köpfen an den Enden der Rinnenschenkel und mit ihren Schwänzen an der halbkreis- förmigen Verdickung der Ränder der quadratischen Platten. An densel- ben Stellen ist der Stachel an den Rückentheilen in der Leibeshöble auf- gehängt und sind auch 5. Die zwei Winkelmuskeln mit ihren Schwänzen inserirt (Fig. IX, Eau. Eh). Von da aus laufen letztere über die Schwänze der innern schiefen Muskeln hinweg und sind mit ” ihren Köpfen theils den geraden, theils und hauptsächlich den re # ten Armen der Winkel aufgewachsen. “ 'Sämmtliche Muskeln wirken wie alle quergestreiften Muskeln. Durch& die Contraction ihrer Fasern erweitern sich ihre Querdurchmesser und Der Bienenslachel. 535 verkürzen sich die Längsdurchmesser. Alle verschiebbaren Theile, die damit zusammenhängen, werden dadurch zur Veränderung ihrer gegen- seitigen Lage genöthigt. Zur Contraction werden sie durch die einge- senkten Nervenstränge bestimmt. Bei den Gabelmuskeln (Fig. IX, 77) und den inneren schiefen Muskeln (Fig. IX, 76) konnte ich die Einsen- kung der Nervenstränge, die von dem hintersten Bauchganglion (Fig. IX, 7%) ausgingen, beobachten. Natürlich gehen aber auch zu den andern Muskeln Nervenstränge; aber es ist mir nicht gelungen, dieselben nach- zuweisen. Um unsere Abbildung (Fig. IX) nicht zu überladen und undeutlich zu machen, habe ich die bilateralen Tracheen, die sich mit ihren zahl- reichen Aesten über die Muskeln verbreiten, weggelassen. ‚Im Laufe dieser Abhandlung habe ich an den betreffenden Stellen dargethan, wie der Leibesinhalt an allen Seiten von aussen abgeschlos- sen ist. Nur durch eine kleine Oeffnung könnte das Blut der Biene noch einen Ausweg finden; nämlich durch das Lumen der Rinne entlang. Diese Oeflnung ist aber durch den Hals C. der Giftblase verschlossen (Fig. IX, 69— 73), welche hinter den aufsteigenden Platten der Stechborsten der Innenwand des Rinnenkropfes ringsum angewach- sen ist. Nach der Leibeshöhle zu erweitert sich derselbe in eine verhält- nissmässig voluminöse Blase, in die Giftblase, die plötzlich wieder in ein langes Rohr übergeht, das sich kurz vor seinem Ende in zwei blind endi- gende Arme theilt. Dieses Rohr reicht ziemlich weit in die Leibeshöhle vor. Die Wände desselben, so wie die der Blase, sind muskulös. Sie trei- ben durch ihre sn, das Gift in die Stachelrinne, das dann auf den Stachelborsten tropfen weise (Fig. II, 28) abfliesst. Kann es nicht in eine Wunde fliessen , so wird es auf Der Bauchschiene des Schwanzes abgestreift und verdunstet. In die Giftblase tritt es nicht wieder zurück. - Nun muss ich noch des v. Siebold’schen Schlauches gedenken. Leu- ckart betrachtet ihn als zum Stachel gehörig und nimmt an, dass seine Aussonderungsstoffe (wie er aus dem Geruch schliessen zu dürfen glaubt, den man bei einem Bienenstich, der in’s Gesicht applieirt wird, en. nehme) die Gelenke des Stachels einschmiere. Ich habe, wie v. Siebold, - ebenfalls keinen directen Zusammenhang dieses Gebildes mit dem Sta- ‚chel nachweisen können und daher hier nur eine Andeutung davon ge- geben. Hi. Der Mechanismus des Stachels. Die Bewegungen des Stachels werden durch die zehn Muskeln, die @ oben beschrieben wurden, hervorgebracht. Von ihnen werden a ' alle Theile des Stachels in eine andere Lage zu ihrer Umgebung ge- 536 August Sollmann, bracht, oder nur einzelne Theile des Stachels verändern ihre normale Stellung. Darnach haben wir zu betrachten: A. Die Bewegung des ganzen Stachels. | a. Das Vorschieben des Stachels, Dasselbe hat den Zweck, den Stachel aus dem Hinterleib herauszu- stossen. Dabei verändern nicht alle Theile des Stachels in gleicher Zeit ihre normale Stellung gleichweit, sondern einzelne Theile legen einen grös- seren Weg als die übrigen zurück ; ja zwei Punkte desselben sind so gut als ruhend zu betrachten. Um diese bewegen sich die andern in einem Bogen. Sie sind die Drehpunkte und da sie in einer Ebene liegen als ein einziger hier zu betrachten. (In der schematischen Fig. X liegt der Dreh- punkt in F.) Die Kräfte nun, welche den Stachel aus seiner Lage treiben sollen und in der Contraction der Muskeln liegen, brauchen, mechanisch aus- gedrückt, ‚Stütz- und Angriffspunkte. Die paarigen Stützpunkte. dieser Kräfte sind die dorsalen Vorsprünge des Skelets, weil an ihnen die äus- sern schiefen Muskeln befestigt sind {[Fig.X, St). Die Stellen, wo letztere mit ihren Schwänzen auf den quadratischen Platten sich inseriren, sind die Angriffspunkte der Kräfte (Fig. X, G). Die Stützpunkte liegen weit nach aussen in der Richtung, nach welcher der Stachel bewegt werden soll. Da überhaupt die paarigen Muskeln immer in gleicher Richtung und gleichzeitig wirken, so wollen wir im Folgenden der Uebersichtlichkeit halber nur von der einen Hälfte dieses Mechanismus reden. Contrabirt sich nun der äussere schiefe Muskel (Fig. X, A), so wird M | die quadratische Platte (Fzy) angezogen und rückt dem Stützpunkt (St), einen Bogen beschreibend, um so viel näher, als sich der Muskel ver- kürzt hat, Der Stiel der quadratischen Platte (y)ist aber dem Winkel (way) eingefügt und liegt mit dem gekrümmten Arm (yx) desselben in ziemlich gerader Richtung. Wenn nun der Stiel der quadratischen Platte der Bewegung der letzteren folgen muss, so wird ersterer zunächst auf den geraden Arm des Winkels (yww) wirken müssen und dadurch die oblonge Platte (stw) nach unten drücken. Der Insertionspunkt des Stiels der oblongen Platte (w) ist aber in diesem Falle als feststehend zu be- trachten und die Wirkung des nachhaltigen Drucks wird daher haupt- sächlich die vordern Theile der oblongen Platte treffen. Dadurch wird | die Stachelscheide nach unten geschoben und die Spitze des Stachels entblösst. Beide Theile werden sich aber nur so weit niederdrücken assen, als es die Spannung des innern :schiefen Muskels (2) erlaubt und dieselben sich der Bauchschiene auflegen. Die übrige Kraft wird dann erst unter starker Reibung den Stachel aus dem Hinterleib heraus- "| ziehen. Durch diese Einrichtung würde aber der Stachel nicht nur schr schwer, sondern auch unvollständig bewegt werden können. ß | } W Der Bienenstachel. 537 Das vollständige und mit Leichtigkeit ausgeführte Vorschieben des Stachels wird durch dis gleichzeitige Gontraction des innern schiefen Muskels (B), dessen einer Anheftungspunkt mit dem Angriffspunkt des andern Muskels zusammenfällt (G) und dessen anderer Anheftungspunkt an der Basis der Stachelscheide (t) liegt, erreicht. Contrahirt sich näm- lich dieser Muskel gleichzeitig mit jenem, so hebt er dessen oben erwähnte Wirkung auf die oblonge Platte nicht blos auf, sondern sucht die oblonge Platte und den geraden Arm des Winkels nach hinten zu drängen. Dies kann aber nicht vollständig erfolgen, weil der äussere schiefe Muskel nach vorn zieht. Es wird nun jetzt der Insertionspunkt des geraden Winkel- arms (w) zu einem Drehpunkt und der verdickte Rand der oblongen Platte zu einem Hebel mit zwei ungleichen Armen (uw u. wi). Der in- nere schiefe Muskel zieht nun aber das äusserste Ende des längern He- belarms nach hinten. Wird nun der längere Arm des Hebels rück wärts gezogen, so muss sich der kürzere Arm desselben und mit ihm der daran befestigte Stachel nach aussen schieben. Gleichzeitig wird dadurch auch der Rinnenschenkel etwas nach unten gedrückt und dies ist um so leich- ter zulässig, weil er sich an seiner Basis ohne grossen Kraftaufwand bie- gen lässt. Haben die Chitintheile des Stachels die erwähnte Stellung unter sich eingenommen, so wird dann der ganze Stachel noch um so viel aus dem Hinterleib hervorgetrieben werden, als der äussere schiefe Muskel sich weiter zu verkürzen im Stande ist. Natürlich wird die kleinste Stelle, um welche der Stachel nach aussen rückt, auch eine dem Obigen entsprechende Veränderung der Stellung der einzelnen Theile zu einan- der zur Folge haben. (In unserer Fig, X sind die Muskeln Av u. Bv um ein Viertel ihrer ursprünglichen Länge verkürzt.) Durch diesen Mechanismus ist es auch zugleich gegeben, dass die Sta- chelspitze nach oben geschoben wird (Fig.X). Die Biene würde aber da- bei nur beschwerlich von ihrer Waffe Gebrauch machen können und das herausgedrückte Gift würde entweder wieder zurückfliessen oder nur in ganz unbeträchtlichen Mengen an seinen Bestimmungsort gelangen. Die nöthige Senkung der Stachelspitze wird von der Biene durch die Verän- rung der Richtung der Längsachse ihres Abdomens bewerkstelligt. Nach dem Hervorstossen des Stachels ist die Längsachse des letzteren nur eine Verlängerung der Einterleibslängsachse, welcher ja die Biene durch die zahlreichen Muskeln der a jede beliebige uns geben kann. | b. Das Zurückziehen des Stachels. Soll der Stachel wieder zurückgezogen werden, so hört die Contrac- . tion der betreffenden Muskeln auf und die straffe Spantüng der tangirten Theile ist gehoben. In ihre frühere Stellung können sie nur wieder durch eine andere Kraft zurückgebracht werden. Diese Kraft liegt in dem Schen- - kelmuskel (Fig. X, C). Contrahirt sich dieser Muskel, so müssen seine 538 August Sollmann, Befestigungspunkte, der Drehpunkt (F) und das Schenkelende der Rinne einander näher rücken. Ehe dies aber geschehen kann, so müssen der obere Rand der quadratischen Platte (Fy)und der gekrümmte Winkelarm (y#)eine gebrochene Stellung zu einander einnehmen. Der Druck, den sie von den beiden obigen Punkten auf den Scheitel des Winkels (y) ausüben. pflanzt sich durch den geraden Winkelarm auf die oblonge Platte fort und drückt sie in ihre normale Lage nieder. Gleichzeitig wird damit die stär- kere Biegung des Rinnenschenkels gehoben. Dadurch gelangen der ge- krümmte Winkelarm und der obere Rand der quadratischen Platte wie- der in ihre frühere geradlinige Stellung. Die Rinne des Stachels folgt nun dem Zuge des Schenkelmuskels und der Stachel legt sich in seine ur- sprüngliche Lage wieder vollkommen zurück. Es ist selbstverständlich, dass die Stechborsten gleichzeitig Theil nehmen an der Bewegung der Rinne. Ist der Stachel aus dem Abdo- men hervorgeschoben, so bewegen'sie sich dann ausserdem noch selbst- ständig. B. Die Bewegung der Stechborsten. a. Das Vorschieben derselben. Dieser Vorgang ist weit einfacher als der eben beschriebene und seine Erklärung deshalb leichter und kürzer. Will die Biene die Stech- borste hin und her bewegen, so zieht sie zunächst den Gabelmuskel zu- sammen (Fig. XI, D). Wenn sich derselbe verkürzt, so hebt sich das freie Ende der Gabel (Fig. V, 47) von dem Rinnenkropf ab und schlägt sich in einem Bogen nach unten zurück. Dadurch wird einestheils der Rinnenkropf etwas gehoben und die Stachelspitze gesenkt, aber andern- theils wird das umgebogene Ende des Gabelschenkels, einen Bogen nach aussen beschreibend, auf den verdickten Rand der aufsteigenden Platte der Stechborste drücken und sie dadurch nach aussen schieben. Der bogen—. förmige Schenkel der Stechborste muss natürlich, auf dem Schenkel der Rinne hingleitend, mit dem gekrümmten Arm des Winkels folgen und letz- terer rutscht mit seiner nach aussen gerichteten Krümmung über den Stiel der oblongen Platte hinweg. Der Drehpunkt des Winkels liegt dann an der Einfügung seines geraden Arms in den Rand der oblongen Platte (w). . Rn SE u RER ee dr a : > ee b. Das Zurückziehen der Stechborsten. Soll die Stechborste wieder zurückgezogen werden, so hört die ” Contraction des Gabelmuskels auf und der gespannte Winkelmuskel zieht | sich zusammen (Fig. XI, Ev). Letzterer zieht nun den gekrümmten Win- 7 kelarm zurück und diesem folgt die Stechborste mit ihren einzelnen Thei- 7 len in ihrer ganzen Länge. Die aufsteigende Platte wird daher wieder 7 rückwärts auf das Sehankalside der Gabel drücken und diese in ihre ‚ frühere Lage zurücklegen. A ® Der Bienenstachel. 539 Ist aber die Biene, wenn sie die Stechborsten in Muskelfasern ge- bohrt hat, nicht im Stande, diese zurück zu ziehen, so wird der Druck des Winkelmuskels auf den geraden Arm des Winkels erhöht und ver- möge desselben nach dem Obigen die Rinne nachgeschoben und in die entstandene Wunde mit eingeführt. Dadurch gelangt dann die Stechborste wieder in eine actionsfähige Stellung. Erklärung der Abbildungen auf Taf. XXXVIL Die Erklärungen der bezifferten Theile des Stachels haben für alle Figuren, bei denen dieselben Nummern wieder auftreten, die gleiche Geltung. Fig. 1. Fig. UI. Fig. V. ze Fig. VI. Die Stachelrinne mit ihren bogenförmigen Schenkeln und der Gabel von unten und seitlich gesehen (100 Mal vergr.) 4. Die concave und 2. die convexe Fläche der Rinne. 3. Vorderes Ende derselben. 4. Rinnenkropf. 5. Hinterer Rand des letztiern. 6. Linker Schlit- ten. 7. Rechter Schlitten. 8. Linker u, 9. rechter Rinnenschenkel. 40. Der rechte und 11. der linke abgehobene Rand des Rinnenkropfs. 42. Basis eines Rinnenschenkels. 43. u. 44. Die Anheftungspunkte der Gabeischen- kel. 45. Linker u. 16. rechter Schenkel der Gabel. 47. Die zu einer Platte verwachsenen Gabelschenkel. 48. u. 19. Articulationsstellen der Stiele der oblongen Platten. Das vordere Stück eines Stachels von oben betrachtet. (Vergrössert). i | 20. Die linke u. 24 die rechte Stechborste. 22. Die Coulisse der linken Stechborste 23. Der rechte Schlitten der Rinne im Durchschnitt. 25. Die . seitlichen Widerhaken der rechten Stechborste. 25. Die Widerhaken der linken Stechborste, 26. Spitze der linken Stechborste. 27. Spitze der rech- ten Stechborste. . Vorderes Stück eines Stachels von unten gesehen. (Vergr.) 28. Die hervorgestossenen Giftiropfen. . Die rechte, isolirte Stechborste von oben gesehen. (100- mal. vergr.). ‚29. Die Coulisse derselben. 30. Innere und 31. äussere Seite der Stech- borste. 32a. Aufsteigende Platte derselben. 32 5. Hinierer, verdickter Rand derselben. 33. Vorderer, dünnhäutiger, der innern Fläche des Rinnen- kropfs angewachsener Rand der Platte. 34. Bogenförmiger Schenkel der Stechborste. 35. Aeussere Chitinhaut. 35. Innere Chitinhaut. 37. Inser- tionsstelle des gekrümmten Winkelarms. 38. Nervenstrang. 39. Tra- " cheenast. ‚Rechte Hälfte des Rinnenkropfs von innen Peters (Vergrössert. ) 40. Das umgebogene Endstück des rechten Gabelschenkels. Bei 33 ist die Änheftstelle der umgeschlagenen Haut der Stechborstenplatte deutlich zu erkennen. Der Rinnenkropf von der Seite und von hinten betrachtet. Die Schenkel sind entfernt. (Vergrössert.) 540 Fig! UM: Fig. VIH. Fig. IX Fi8.. X, Fig. XI. August Sollmann, der Bienenstachel, Das Skelet einesStachels auseinandergeschlagen und von innen gesehen. (60 Mal vergrössert.) 44. Stacheispitze. 42. u, 43. Aeussere, behaarte Flächen der beiden Stachelscheiden. 44 u. 45. Innere, concave Flächen derselben, 46 u. 47. Die verdickten Ränder der beiden oblongen Platten. 48a u. 5. Die Stiele der leiztern. 49 u. 50. Die zwei oblongen Platten, 51. Der gekrümmte Arm des Winkels der rechten Hälfte. 52. Derselbe der linken Hälfte. 53 u. 54. Die geraden Winkelarme. 55 u. 56. Die gelenkartigen Einfügungsstellen der quadratischen Platten. 57 u. 58. Die Einfügungsstellen der geraden Winkelarme. 59. Die rechte u. 60. die linke quadralische Platte. 61 u. 62. Die verdickten obern Ränder derselben. 63 u. 64. Die in Form eines Halbkreises verlaufenden Enden der erwähnten Ränder. Das Skelet desStachels von derSeite und unten betrach- tet. (Vergrössert.) 65. Wulst des Rinnenkropfs. 66. Mastdarm mit dem After. ‚ Der vollständige Stachel mit der Giftblase und dem lelz- ten Bauchganglion, auseinandergeschlagenundvoninnen gesehen (400 Mal vergr.). 67. au.b. Die beiden innern Vorsprünge der Rückenschiene. 68. Hals der Giftblase. 69. Die Giftblase. 70. Die Röhre der Giftblase. 71 u. 72. Die beiden blind endigenden Gänge derselben. 73. Die Theilungsstelle dersel- ben. 74. Das letzte Bauchganglion. 75. Eine Längscommissur derselben. 16. Ein Nervenstrang, der sich in den innern schiefen Muskel (Bb) senkt. 71. Ein Nervenstrang, der in den Gabeimuskel (Da) geht. Aa. Der äussere schiefe Muskel der linken Seite. Ab. Derselbe der rech- ten Seite.. Ba. Der innere schiefe Muskel der linken Seite. Bb. Derselbe der rechten Seite. Ca. Der linke Schenkelmuskel. Cb, Der rechte Schen- kelmuskel. Da. Der linke Gabelmuskel. Db. Der rechte Gabelmuskel. Ea. Der linke und Eb. der rechte Winkelmuskel. Schematische Darstellung der Bewegung des ganzen Sta- chels nach aussen. Die punktirten Figuren stellen die Theile des Stachels in normaler Lage dar; die schattir- ten dagegen im vorgeschobenen Zustand. 78. Letzte Bauchschiene. F. Drehpunkt=Fig.IX,, 63. St. Stützpunkt= # Fig. 1X, 675. G. Angriffspunkt = der Stelle, wo die Muskeln Ab u. Bb auf der quadratischen Platte inserirt sind. A. Der äussere schiefe Muskel = Fig, IX, Ab. Av. Derselbe verkürzt. B. Der innere schiefe Muskel =Fig. IX, Bb. Bv. Derseibe contrahirt. C. Der Schenkelmuskel==Fig. IX, Cb. Drei- 7 eck stu. Die oblonge Platte = Fig. VII, 49. Dreieck Fzy. Die quadratische i Platte = Fig. VII, 59. Dreieck wyx. Der Winkel=Fig. VII, 54. w=58. y=55. &=37. u=19. Die Pfeile bezeichnen die Richtung, nach welcher ’ die Muskeln ziehen. Schematische DarstellungderBewegung einer Stechborste,. Die schattirten Theile sind in derselben Lage wie die 8 schattirten Theile der vorigen Figur wiedergegeben. Das |) gegitterte Dreieck wyx ist das schattirte Dreieck wya, wenn es vorgeschoben ist. D. Der Gabelmuskel = Fig. IX, Db. Dv. Derselbe verkürzt. E. Der Win- " kelmuskel =Fig. IX, Eb. Ev. Derselbe verkürzt. H. Der Gabelschenkel im’ Zustand der Ruhe = Fig. I, 46. I. Derselbe vorgeschoben. K. Stechbor-" ste in der Ruhelage = Fig. IV. L. Dieselbe vorgeschoben =Fig. U, 1. A Ueber das Gesetz der Erzeugung der Geschlechter bei den Pflanzen, ” den Thieren und dem Menschen. Kritische Bearbeitung einer Schrift desHerrnM. Thury von Dr. H. A, Pagenstecher, Professor in Heidelberg. Unter dem Titel »Memoire sur la loi de production des sexes chez les plantes, les animaux ei !’homme « hat Herr M. Thury, Professor an der Akademie zu Genf vor ganz kurzer Zeit eine kleine Schrift veröffent- licht, welche grosses Interesse erregt, weil es sich in derselben nicht allein um Theorien im Sinne des Titels handelt, sondern um praklische Resultate, welche schwer in’s Gewicht fallen. Da die Schrift sich nicht im Buchhandel befindet, es aber dennoch nicht in der Absicht des Verfassers liegt, aus seinen Versuchen und Er- fahrungen ein Geheimniss zu machen, er vielmehr die besten Früchie von seiner Entdeckung zu ernten hofft, wenn dieselbe erst an zahlrei- chen Orten geprüft wurde und Segen brachte, so bedarf eine eingehende Besprechung wohl keiner Entschuldigung. Auch wird man denken dür- fen, dass eine solche Schrift gerade jetzt recht bekannt werden muss, 'wo zu ihrer ausgedehnten experimentellen Prüfung durch Gründung im- mer neuer zoologischer Gärten zahlreiche Gelegenheit geboten ist. Wer- den doch auch, wenn der Inhalt jener Schrift sich richtig erweist, wenn er auch nur einen Wegweiser zu den richtigen Prineipien in dieser Frage bietet, ja wenn die Schrift, ohne Rücksicht auf die dem Verfasser vor- schwebenden Theorien, durch die in ihr niedergelegien Beobachtungen nur eine praktische Lösung der wichtigen Frage über eine Erzeugung der Geschlechter nach Wahl birgt, neben der grossen Schaar der Züchter unserer Hausihiere, davon die zoologischen Gärten einen ganz ausge- zeichneten Gebrauch machen können. Was die Behandlung betrifft, welche ich der ln Materie zu Theil werden lassen will, so habe ich geglaubt, mich nicht auf Auszüge aus dem Inhalte der Schrift des Herrn Thury beschränken zu dürfen. Ich will vielmehr zusehen, ob sich nicht diese Erfahrungen des Herrn 542 Dr. H. A. Pagenstecher, Thury, zusammengenommen mit dem, was uns aus früheren Beobachtun- gen mitgetheilt worden ist, auf einer breiteren Basis,.als die ist, von welcher Herr Thury ausgeht, zu einer etwas reelleren Vorstellung von: Gesetze der Zeugung ausnutzen lassen und so an der mir ungenügend erscheinenden Theorie des Herrn Thury eine Berichtigung versuchen. In Betreff der Umstände, welche nach den bisherigen Erfahrungen auf die Bestimmung des Geschlechtes der Nachkommenschaft einzuwir- ken scheinen, kann ich mich kurz fassen. Ich brauche sie nur anzu- deuten, nicht auszuführen. Es ist hier namentlich nicht der Ort, auf die abenteuerlichen Vor- stellungen der Alten über die Ursachen, welche das Geschlecht bestim- men, einzugehn. Den Lesern ist der treffliche Artikel Leuckart's über »Zeugung« in Wagner's Handwörterbuch der Physiologie bekannt und zu- gängig, und wir können in Betreff des Abschlusses, der sich bis vor 40 Jah- ren für jene Theorien ergab, auf diese gründliche Arbeit verweisen. Der Ge- dankenentwickeiung in diesem Aufsatze lag dann das Axiom zu Grunde, welches Geoffroy St. Hilaire, Home, Joh. Müller u. A. angenommen hatten, dass der Embryo anfangs geschlechislos sei und die Möglichkeit der Geschlechtsentwickelung nach zwei Richtungen besitze. Dann muss die Art der Entwickelung durch die äusseren Verhältnisse, d.h. durch solche Umstände bestimmt werden, welche ausserhalb des Embryo’s liegen. Die Eigenschaften der Mutter müssen dabei natürlich mit in Rech- nung kommen, es werden sogar in sehr vielen Fällen äussere Einflüsse nur als in der Art wirkend gedacht werden können, dass sie zunächst Eigenschaften der Mutier alteriren. Dagegen würden, wenn diese Theorie oder auch nur das, allerdings, wie es scheint, sie hetkireidig bedingende Axiom von einer Periode der Indifferenz des Embryo in Betreff der Geschlechtsverhältnisse richtig isı und streng genommen werden soll, und wenn man ferner dabei, wie E\ wohl gewöhnlich geschieht, annimmt, dass die Befruchtung den Anstoss ” zur Embryonalbildung und nur diesen gebe, und nicht etwa das Sperma auch über den Zeitpunkt dieser ersten Anregung hinaus noch Antheil an der frühesten Ernährung des Embryo habe, solche äussere Umstände in Eigenschaften des Vaters und des Sperma nicht gesucht werden dürfen. Weder die Qualität noch die Quantität des Sperma oder andere bei der Begattung und Befruchtung concurrirende Momente könnten von Einfluss # auf das Geschlecht des Embryo sein. Ja wir müssen auch alle die Ver- hältnisse, welche vor der Befruchtung das Ei berührt haben, die doch durch die Mutter einwirkten, sowie das Alter des Eies, von vorn herein, p: für in dieser Beziehung eleichgultie erklären. M Denn wenn noch im Embryo ein Zustand vollkommener Paditich FR renz besteht, so kann nicht beim ersten Anstoss zu dessen Bildung das Geschlecht bedingt gewesen oder durch die Art der Befruchtung ge a worden sein. Ueber das Gesetz der Erzeugung der Geschlechter etc. 543 Dabei dürfen wir uns jedoch nicht verheblen, dass die oben als ge- wöhnlich bezeichneten und deshalb mit in Rechnung gesetzten Ännah- men keineswegs als unbedingt oder überall zutreflend gelten dürfen. Was zunächst die Function des Sperma (sammt zugemischten Secreten) betrifft, so habe ich vor fast vier Jahren bei Besprechung der Begattung von Vesperugo pipistrellus darauf aufmerksam gemacht, dass die unge- heure Menge des in jenem Falle eingebrachten Sperma nicht wohl umhin könne, auch auf die eigentliche Ernährung der in den Uterus gelangen- den. ‚Bier einigen Einfluss zu üben (Verhandlungen des Naturbist. Medizin. Vereins zu Heidelberg. I. p. 195). In dieser Beziehung dürfte es inte- ressant sein die Beutelthiere mit den mehrpaarigen Cowper’schen Drüsen und gewisse Nager, wie Hamster und Ratte, oder Insectivoren, wie den Igel, wegen der colossalen Entwickelung accessorischer Geschlechtsdrü- sen des männlichen Geschlechtes, bei Gelegenheit in Untersuchung zu nehmen. / i Zweitens aber stellt es sich immer mehr heraus, dass wenn auch meistens eine Umwandlung des Eies in der Richtung der Embryonalbil- dung ohne Befruchtung nicht oder doch nur in minimalen Anfängen be- obachtet wird, in diesem Verhältnisse doch sehr grosse Verschiedenbheiten bestehen. Dort, wo man sich also im Stande sähe, schon vor der Be- fruchtung von einer Embryonalanlage zu sprechen, könnte man immer- hin schon dann von einem in Betreff der Geschlechisentwickelung indiffe- renten Embryo reden, und bei einem solehen könnte dann auch viel- leicht die Befruchtung selbst zu den äusseren Momenten zählen, welche die Geschlechisrichtung dieses indifferenten Embryo zu bestimmen ver- mögen. Bei der zwingenden Noihwendigkeit, welche uns aus den That- sachen überall entgegeniritt, in den morphischen sowohl, als in den physiologischen Erscheinungen der Thierwelt lieber relative als absor lute Unterscheidungen zuzulassen, würden wir das im Principe auf die Befruchtung im Allgemeinen anwenden dürfen und es würde uns ziem- Jich unwesentlich erscheinen können, ob man im einzelnen Falle von einem geschlechtlich indifferenten Embryo oder von einem geschlecht- lich indifferenien Ei zu sprechen habe, welch letzteres immer auf dem Wege zur Embryonalentwickelung, wenn gleich aus sich selbst verschie- den weit voran schreitend, gedacht werden muss. Dass nun aber wirklich der Act der Befruchtung je nach den Eigen- schaften des Vaters von Einfluss auf das Geschlecht des Embryo’s sei, sollte man denken, gehe schon aus den Beobachtungen Hofacker’s hervor. Nach diesen liefern in sehr bestimmter Weise beim Menschen vom 24. Jahre an aufsteigend und ebenso von einem bestimmten Alter an beim Schafe ältere Väter entsprechend eine grössere Zahl männlicher Nach- kommen. Es kann eingewendet werden, es müssten in diesen Tabellen, in welchen es sich doch immer nur um ein Mehr oder Weniger handle, uoch viele weitere Umstände in Rechnung gebracht werden und es liege 544 Dr. H. A. Pagenstecher, mehr ein zufälliges Zusammentreffen als eine so bestimmte und einfache Regel vor. In Betreff des esps, welchen Umstände, in dem Zustande der Mutter liegend, auf die Geschlechtsbestimmung der Nachkommenschaft haben, sind ebenfalls bereits in dem Artikel Leuckart's die Versuche und tabellarischen Zusammenstellungen fremder Erfahrungen von Giron de Buzareingues, Hofacker, Morel de Vinde, Sadler und andern mit- getheilt, welche theils durch geschlechtskräftigeres Alter, theils durch bessere Ernährung der Mutter eine Ueberzahl der weiblichen Nachkom- menschaft rundes erachten liessen. Die neuere Literatur über diese Fragen stellte Professor Keferstein in den Jahresberichten der Zeitschrift für rationelle Medizin für 1858 — 41860 in Band XINl und für 1864 in Band XVl zusammen. Wir möchten daraus bier einmal in Betreff des Alters der Mutter noch die Tabellen von Martegouie erwähnen, nach welchen einmal im Allgemeinen starke Schaf- mütter mehr Schaflämmer geben, dann aber in der ersten Zeit der Brunst der Heerde, so lange der Bock noch kräftig ist, mehr Böckchen, in der Höhe der Brunstzeit bei vielfacher Beschäftigung des Bockes mehr Schaf- lämmer, bei Nachlass und Erholung des Bockes wieder mehr Böckchen erzeugt werden. Zweitens die Beobachtungen von Nasse und van. den Bosch, welche im Allgemeinen beweisen, dass, wenn der Bock älter ist als das Muiterschaf, mehr Böckchen fallen. Da beide Beobachtungen ganz verschiedene Fragen behandeln, so hätie der Herr Referent wohl nicht sagen dürfen, dass sie einander widersprächen. Die durch Ploss weit ausgeführten Mittheilungen über Vermehrung der weiblichen Nach- kommen durch gute Ernährung der Mutter erscheinen nach Wappaeus und Breslau von sehr zweifelhafiem Werthe. Wir müssen nun aber daran erinnern, dass durch die Arbeiten in der Frage der Parthenogenesis, besonders durch die Bemühungen des Pfarrer Dzierzon, von Siebold's und gerade wieder Leuckart!’'s die beiref- fenden Verhältnisse der Bienen klar zu machen, für die Erkenntniss der Ursachen der Geschlechtsbildung ein ganz neuer Gesichtspunkt eröffnet worden ist, der bier nicht ausser Acht gelassen werden darf. Es scheint bekanntlich nach den wundervollen Beobachtungen und mühsamen Untersuchungen und Experimenten dieser ausgezeichneten Männer sicher zu sein, dass die weiblichen Bienen, wenn sie, im Zu- stande vollkommen entwickelter Weiblichkeit, als Königinnen, zufällig nicht befruchtet wurden, oder aber, wenn sie als unvollkommen entwi- | ckelte Weibchen, oder Arbeiterinnen, Begattung und Befruchtung über- | haupt nicht erleiden konnten, durchaus nur männliche Eier ablegen, 7 dass dagegen durch Berührung mit Sperma die Eier weiblich werden. Das Eierlegegeschäft tritt jedoch bei unbefruchteten Bienen selten ein | und zur Ergänzung der Beobachtung wurden solche Bienenköniginnen herangezogen, welche nach Verbrauch des früher durch Befruchtung em- Ueber das Geseiz der Erzeugung der Geschlechter etc. 545 pfangenen Sperma oder ähnlicher Vernichtung der Befruchtungsmöglich- keit nur noch männliche Eier legen, welche nicht zu seliene Erscheinung die Bienenwirthe als Drohnenbrütig-werden bezeichnen. ; Umgekehrt legen, an ältere Beobachtungen anknüpfend, wiev. Siebold des Genaueren herausstellte, die Weibchen gewisser Psychiden (Schmet- terlinge, welche wegen der eigenthümlichen Lebensweise den deutschen Namen »Sackträger« erhielten‘, wenn sie nicht befruchtet wurden, nur weibliche Eier und zwar thun sie das ganz regelmässig und ohne Zögern. Werden sie dagegen befruchtet, so mischen sich Männchen unter die Brut. Aeltere Autoren schoben diese Geschlechtsverschiedenheit der Nachkommenschaft auf die Differenz der Futterpflanzen und zählten sie mit als Beweis für die geschlechtsbestimmende Wirkung gewisser äusse- rer Umstände. Die betreffenden Untersuchungen können jedoch noch nicht als abgeschlossen hetrachtet werden. Weiter müssen wir hier die zum Theil schon seit Leeuwenhoek, Oe- sion? und Reaumur, vollkommener seit Bonnei bekannte Thatsache anfüh- ren, dass die Blattläuse während eines grossen Theils des Jahres unbe- fruchtei lebende Junge gebären, welche erst nur weiblich und erst ganz zuletzt in vollkommener Entfaltung der Körpergestalt männlich und weib- lich gemischt erscheinen, worauf dann nach Befruchtung die Weibchen Eier ablegen. Endlich haben wir nach einzelnen früheren halben Beobachtungen nunmehr genaue Mitiheilungen von Barthelemy, nach welchen besonders der Seidenspinner, aber auch andere Schmetterlinge, z. B. der Wolfs- milchschwärmer, unbefruchtete Eier ablegen, die, wenn auch mit viel grösserer Sterblichkeit, ausschlüpfen können, wenn sie der ersten Brut des Jahres angehören, die aber nie den Winter überleben. Wenn wir diese besonderen Erfahrungen, denen übrigens auch noch andere angereiht werden könnten, mit den gewöhnlichen über die Ent- wickelung des Embryo und die Bedeutung der Befruchtung für dieselbe zusammenzufassen versuchen, so möchte sich aus dem Angedeutieten nun- mehr ein gemeingültiges Princip für die bisherigen Beobachtungen fassen lassen, wie folgt: \ is Entwickelung des Embryo im Ei ist von äusseren Uoastrdien be- einflusst, sie kann an a: für sich durch solche begünstigt, behindert und auch sonst beeinflusst werden. Einer der gewichtigsten und meist weitaus der bedeutendste dieser Umstände wird durch die Befruchtung gegeben. Es ist selten, dass ohne dieselbe überhaupt eine Embryonalentwickelung vollkommen durchgeführt wird. Ist das in einzelnen Fällen doch der Fall, so sind die so entstandenen Embryonen zum Theil durch eine ge- ringere Lebensenergie, zum Theil durch die Unfähigkeit die eine oder die andere Geschlechtsentwickelung durchzumachen charakterisirt. Eine sol- che Unfähigkeit kann unter besonderen Umständen, so im Hochsommer bei den Aphiden wieder gelöst werden, vielleicht indem diese Umstände Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. XIII. Bd. 35 546 Dr. A. A. Pagenstecher, ähnlich wirken, wie sonst die Befruchtung und also für diese eintreten, deren Mangel neutralisiren. | | Von diesem neuen Gesichtspunkte aus würde die Theorie vom ge- schlechtlich indifferenten Embryo nicht mehr in allen Fällen haltbar sein und auch die freiere Fassung, welche wir diesem Axiom durch Substitu- tion von Ei für Embryo zu geben suchten, würde nicht genügen. Es würde gerade im Gegentheil angenommen werden müssen, dass das Eichen für sich einen bestimmten in ihm aus seinen Qualitäten ein- geleiteten Process durchlaufe, der, wenn er überhaupt zur Embryonal- vollendung führen kann, een ein bestimmtes Geschlecht für den Embryo als nothwendiges Endresultat bedingt, dass aber dieser Process durch äussere Einwirkung besonders aber durch die Befruchtung modi- ficirt werden könne, so dass nun das entgegengeseizte Geschlecht oder doch eine Mischung der Geschlechter in der mehrfachen Brut sich ergäbe. Das vollendete Ei hätte also bereits möglicher Weise eine geschlechtliche Disposition und das Sonderbarste hierbei möchte am Ende wohl schei- nen, dass diese Disposition weder durchgreifend als weiblich noch als männlich erscheint. Ich glaube jedoch, dass, wenn wir, was wir hier für verschiedene Thiergruppen scharf entgegengesetzt sehn, so viel we- niger bestimmt ausgeprägt in andern Gruppen annehmen, dass manch- mal die Individuen innerhalb einer Art sich in gleicher Weise verschie- dener zeigen als hier Arten oder Gattungen, oder dass doch wenigstens bei geringerer Bestimmtheit der innern Prädisposition des Eies den ver- ‚schiedenen äusseren Momenten eine grössere und wechselndere Bedeu- tung für die Geschlechtsbestimmung gewahrt bleibt, wir richtiger schlies- 7 sen werden, als wenn wir Alles nach einer Schablone angeordnet däch- 7 ten. Glücklicherweise schützt uns vor letzterem Fehler der Zufall, dass " neben den Bienen auch die Psychiden bekannt wurden. Wir behalten uns vor, später zuzusehen, wie in diese aus den bis- 7 her bekannten Thatsachen gezogenen Schlüsse die neuen Mittheilungen von Thury passen und begnügen uns vorerst, durch die Zusammenord- nung der im Einzelnen unsern Lesers wohlbekannten Thatsachen den nk bezeichnet zu haben, auf welchem, wie wir meinen, in die- sem Augenblicke die Lehre von den Ursachen der Geschlechtsbildung angekommen ist. Bevor wir jedoch ganz dazu übergehn, die Ansichten I. und Erfahrungen Thury’s auseinander zu setzen, müssen wir noch ein- # mal zu Leuckart's Arbeit über die Zeugung zurückkehren. 2 Unter andern werden daselbst als Stütze der verfolgten Ansichten | die Versuche von Knight angeführt, nach welchen Melonen und Gurken bei hoher Temperatur nur männliche, im andern Falle dagegen nur weib- liche Blüthen trügen. Diese Einwirkung äusserer Umstände auf die Ge- schlechtsbestimmung wurde durch Versuche von Mauz bestätigt. Es zei- B gen sich dabei Wärme, Licht und Trockenheit, gegenüber dem das weib- Ueber das Gesetz der Erzeugung der Geschlechter etc. 547 liche Element begünstigenden Schatten, der Feuchtigkeit und der Dün- gung, als so starke Begünstiger des männlichen Elements, dass sogar noch bei bereits blühenden Pflanzen eine Umwandlung hervorgerufen wird. Im Falle wir jedoch diese Erfahrung mit denen zusammenstellen wollen, welche wir als über Einflüsse gemacht oben anführten, die bei Thieren auf das Geschlecht der Nachkommenschaft wirken, so dürfen wir dabei nicht vergessen, dass die Verhältnisse der Geschlechtserzeu- gung hierbei eigentlich nicht dieselben sind. Denn die Pflanze liefert in diesen Fällen nichi, je nach Art der äussern Einflüsse, auf dem Wege der Erzeugung in Geschlechtsorganen entweder männliche oder weibliche Samenkörner, welche den Eiern der Thiere analog sein würden, sondern sie lässt an ihrem Körper durch ee Knospung Taanliche oder weibliche Blütben, also nur für die Geschlechtsfunction bestimmte Individuen hervorsprössen. Wir dürfen also nicht ohne weiteres von den - ‚hier gemachten Beobachtungen Schlüsse auf die geschlechtliche Fortpflan- zung, Sei es der Pflanzen selbst, sei es der Thiere, machen. Ja es scheint Sogar von vorn herein die Vermuthung dagegen zusprechen, dass äussere Einflüsse, welche in einer sich sehr rasch und nur für den Geschlechts- dienst entwickelnden Blüthe die Art der Geschlechtsentwickelung zu be- stimmen vermögen , das eben so leicht für ein Samenkorn zu Stande brächten, in dessen minimalem, vorläufig rubenden, zu langsamer Aus- bildung Bi Gesammitpflanze bestimmten Keime die Entwickelung der Geschlechtsorganisation noch tief verborgen liegt. Was demnach etwa für diklinische Blüthen auf monöcischem Stock, oder auch für Geschlechts- _ thiere hydroider Colonien oder auch die Einzelthiere der Polypenstöcke gelten mag, kann nicht sofort auf diöcische Pflanzen und selbstständige Einzelthi iere getrennten Geschlechts angewandt werden. Auf alle Fälle kann die Befruchtung, ein äusseres Moment, welches sich bei geschlechtli- cher Vermehrung zuweilen als von so hoher Hedeuiine für die Geschlechts- bestimmung der Nachkommenschaft erwies, bei ungeschlechtlicher Ver- mehrung Beben den übrigen etwa variirenden äusseren Umständen gar nicht in Rechnung kommen und das dürfte uns warnen, auch in umgekehrter Richtung aus den Vorgängen bei der ungeschlechtlichen Vermehrung nicht zu dreist auf die bei der geschlechtlichen zu schliessen. Die hier mitgetheilte Erfahrung Knights habe ich im Voraus auf ihre Anwendbarkeit für die Theorie der Experimente Thury’s besprochen, weil sie für Thury selbst den Ausgangspunkt seiner Betrachtungen, welche wir nunmehr wiedergeben wollen, bildet. Thury erschliesst aus jener Beobachtung Folgendes: EN. »Die Wärme wirkt mittelbar auf die Pflanzen, indem sie eine - vollständigere Verarbeitung der Säfte und deshalb eine vollendetere Rei- fung der Organe bedingt; es entspricht demnach die Erzeugung des männlichen Elements einer weiter vorgeschritienen Reifung oder einer ‚ vollständigeren Entwickelung. « 35” 548 Dr. H. A. Pagenstecher, »Die meisten Pflanzen mit getrennten Blüthenständen und beson- ders diejenigen, welche Knight's Versuchen zu Grunde lagen, sind nun eigentlich in diesen Blüthenständen hermaphroditisch und erscheinen nur durch einseitige Verkümmerung diklinisch. Das bewies Thury für den weiblichen Kolben und die männlichen Blüthenwedel des Mais. In den Blüthen der Wedel bleiben fast alle Pistille, in denen der Kolben fast alle Staubfäden rudimentär. Dieser mehr accidentellen Geschlechts- ausprägung gegenüber ist die Geschlechtstrennung der Thiere prinei- piell und es muss viel schwieriger sein, bei ihnen die Umstände zu be- obachien, welche die Entwickelung des männlichen oder weiblichen Ge- schlechts begünstigen, als bei den Pflanzen. Bei letzteren wird der Experimentator viel leichter im Stande sein über die geringen Kräfte, welche das ursprüngliche Gleichgewicht der beiden Elemente zu er- schüttern vermögen, zu gebieten.« »Der Schwerpunkt der Frage liegt nun darin, zu wissen, ob man die Kräfte, welche die Entwickelung der im Principe schon vorhan- denen Geschlechter bedingen, gleich erachten darf mit denjenigen, welche die ursprüngliche Bestimmung des Geschlechtes gaben. Das erscheint nur dann zulässig, wenn wir eine principielle Identität der beiden Ge- schlechter annehmen. Dann würde also dieselbe Kraft das Geschlecht bedingen und fortwirkend es entwickeln und vollenden. Kennen wir diese Kraft in ihrer späteren Thätigkeit, so kennen wir sie auch im Be- sinn. Jedenfalls müssen wir die Annahme, dass diese Kräfte zu verei- nigen seien, so lange festhalten, als sich ihr nichts Bestimmtes entgegen- stellt, denn der Naturforscher darf nicht unnütz die Kräfte verviel- fältigen. « » Ueber die schon oben betreffs der principiellen Gleichheit der mit 4 männlichen und der mit weiblichen Organen versehenen Blüthen ge- 7 machten Bemerkungen hinaus hebt nun Thury ferner die Identität der beiderlei Geschlechtswerkzeuge der Pflanzen selbst, der Staubfäden und Pistille hervor. Diese verräth sich besonders hübsch beim Mohn aueh Bi gelegentliche Umwandlung von Staubfäden in Stempel.« »Arbeiten, welche Thury gemeinsam mit Hollard machte, überzeug- ten ihn, dass auch im Thierreiche die beiderlei Geschlechtsapparate nach # dem gleichen Plane gebaut, also ursprünglich identisch sind und dass 7 auch hier die Geschlechtsverschiedenheiten aus entsprechenden Differen- zen in Weise und Grad der Entwickelung erklärt werden müssen. « »Da wir nun als Ursachen für derartige Differenzen bei den Pflan- 7 zen solche finden, welche eine vollendetere Reifung der Organe bedingen, so muss bei der Gemeinsamkeit des sexuellen Lebens zwischen Tbieren und Pflanzen für die Thiere dasselbe angenommen werden, und es muss im Leben des Thieres einen Augenblick geben, in welchem der Umstand, "#9 dass um diese Zeit eine vollendeiere Entwickelung, eine grössere Reife Ueber das Gesetz der Erzeugung der Geschlechter etc. 549 erlangt worden ist, die Geschlechtsbestimmung zu Gunsten des männli- chen Geschlechts entscheidet. « »Die secundäre Geschlechtsbestimmung, die Bildung männlicher oder weiblicher Blüthen an diklinischen Stöcken, kann bei der Pflanze sehr spät eintreten in einseitiger Verkümmerung hermaphroditisch an- gelegter Blüthen, die primäre, die Bildung männlicher und weiblicher diöeischer Individuen, verbirgt sich in beiden Reichen in der Nacht der uranfänglichen Bildungen. « »So ist die Geschlechtsentwickelung beim Menschen schon im zwei- ten Monate des embryonalen Lebens zu Stande gekommen. Um zu er- kennen, ob dieselbe der Befruchtung vorausgeht oder folgt, müsste man zusehn ob bei künstlicher Befruchtung der Eier eierlegender Thiere die ältesten, deren Entwickelung (ceteris paribus) am weitesten vollendet ist, Männchen geben, ja man könnte sogar prüfen, ob bei Thieren, welche befruchtete Eier ablegen, die zuletzt gelegten, also diejenigen, welche vermuthlich am meisten Zeit zur Reifung hatten, Männchen geben.« Wir müssen uns hier erlauben, den Gedankengang des Verfassers zu unterbrechen. Die letzte Vermuthung, dass später abgelegte Eier mehr Zeit zur Reifung gehabt hätten, können wir nicht zugeben, denn die Entwickelung derselben hat im Allgemeinen auch später begonnen. Wäre sie begründet, so würde man in den vom Verfasser zur Untersu- chung vorgeschlagenen Fällen beide Male die ältern Eier, wenn auch ein Mal vom Augenblicke der Ablage an und ein Mal vom Augenblicke der ersten Entstehung bis zur Ablage vor uns haben. Ist denn aber fer- ner das ältere Ei, dasjenige, welches, wie der Verfasser sich ausdrückt, mehr Zeit zur Reifung hatte, auch wirklich das gereiftere? An die Stelle der Raschheit der Eniwickelung unier begünstigenden Umständen, wel- che in gewissem Sinne und für gewisse Eigenschaften eine grössere Rei- fung bedingen mag, können wir nicht geradezu das Alter, die längere Zeitdauer setzen, welche in gewissen Entwickelungsprocessen unbedingt nicht für die, eine Raschheit der Entwickelung begünstigenden, äussern Umstände eintreten kann. Ja es könnte sehr fraglich erscheinen, ob nicht im Gegentheil gegen Ende der Eiablage gerade am wenigsten ge- reifte Eier mit entleert werden, weil der Process der Eiablage einmal im Gange ist und der Organismus nun zu seinem Abschlusse drängi. Wenn es sich nun aber doch erwiese, dass ältere Eier oder später abgelegie sich zu männlichen Embryonen entwickeln, so würde die Man- gelhaftigkeit der theoretischen Deduction uns die Würdigung der That- sachen nicht verkümmern, es würde nur die Zurückführung dieses Er- gebnisses auf die Beobachtung Knight's, in der Art wie Thury sie macht, beanstandet ‚werden müssen. Das erste Factum, auf welches in Foigendem Thury sich beruft, ist die Beobachtung Huber’s, dahin gehend, wenn bei den Bienen die Be- i fruchtung frühzeitig staitfinde , Weibchen geboren würden, während bei 550 Dr. H. A. Pagenstecher, verspäteter Befruchtung die Eier nur Männchen gäben. Genauer vergli- chen, ergeben Huber’s Mittheilungen, dass derselbe allerdings einige sehr hübsche Versuche über Verzögerung der Begattung bei Bienen machte. Während eine solche Verzögerung, wenn nur bis zum 16. Tage nach der Geburt der Königin ausgedehnt, die gewohnte Reihenfolge in der Geburt weiblicher und männlicher Eier nicht änderte, machte sie, wenn bis zum 21. und 23. Tage geführt, die Königinnen drohnenbrütig. Es besteht also in Huber’s Beobachtungen ein voller Gegensatz zwischen frühbe- fruchteten und dadurch weiblichen und spätbefruchteien und dadurch männlichen Eiern nicht. Nun wussten aber schon Huber und noch ältere Bienenwirihe, dass die Arbeiterinnen der Bienen, für welche nie eine Befruchtung möglich ist, Drohneneier legen. Da kann nun wohl kaum angenommen werden, dass die Eier der geschlechtlich unvollkommenen Arbeiterinnen an sich vollkommener seien als die der Königinnen und dadurch männlich würden, und von einer Befruchtung, welche gerade eine Zeit der grösseren Reife des Eies treffend, in demselben das männ- liche Princip entwickelt oder fixirt, kann nun für sie gar keine Rede sein. 7 Endlich ist die oben erwähnte Thaisache, dass auch Bienenköniginnen | 3 unbefruchtet männliche Eier legen, nun schon seit fast 20 Jahren 7 bekannt. Es ist also wohl sicher, dass die verspätete Befruchtung der Huber’schen Fälle dem Ausfallen der Befruchtung überhaupt gleichkam. Thury glaubt zweitens, einigen Grund zu haben anzunehmen, dass beim Geflügel der Hühnerhöfe aus den zuletzt gelegten Eiern der Brut Hähne hervorgingen. Herr Thury führt für diese Annahme keine Beweise an und sie darf deshalb hier nicht mitzählen. Wir können aber nicht umhin, darauf hinzuweisen, wie leicht es für die zoologischen Gärten sein würde, diesen Satz auf die Probe zu stellen und wie lohnend diese Experimente sein dürften, wenn Herrn Thury's Annahme sich gerecht- fertigt erweist (ganz vorbehaltlich der daraus zu ziehenden theoretischen Schlüsse). Man nehme zu diesen Versuchen eine Anzahl Hennen, von denen 7 man erwartet, dass sie sich zum Brutgeschäft hergeben, falls man nicht 7 Brütmaschinen anzuwenden gedenkt. Man sondere dieselben und zeichne die Eier, welche eine jede in das nur ihr zugängige Nest legt, mit Ord- dungsnummern der Tage nach der Reihenfolge der Ablage. Dann vertau- sche man die Eier der verschiedenen Hennen ‚so, dass die Eier der für 7 die einzelnen Hennen zusammengelegten Brut möglichst nahe stehende 7 Zahlen tragen. Hat man z. B. sechs Hennen und hat die Eiablage bis ° zum Beginne des Brütens 30 Tage gedauert, so erhält eine Henne nur Eier mit den Nummern 1—5, die zweite 6—40, die dritte 14—15, die vierte 7 16—20, die fünfte 21—25, die sechste 26—30. So wird der Zweifel 7 vermieden, der nothwendig entsteht, wenn ich die Eier einer Henne, obwohl bezeichnet, ihr allein zum Bebrüten belasse. Man würde im letz- teren Falle selten bestimmt wissen, aus welcher Schale die Hähnchen Ueber das Gesetz der Erzeugung der Geschlechter etc. 551 und Hühnchen herrühren. Bei unserem Verfahren kann man dagegen ruhig abwarten, bis sich in der heranwachsenden Brut der einzelnen Hennen Hähnchen und Hühnchen gut unterscheiden und zählen lassen, denn die ganze Schaar hat Nummern nahezu gleichen Werthes. Nimmt man nun reine Eier von deutlich unterscheidbaren Rassen und bekannten Eltern, wie das für sechs Stück sammt den Hähnen den soologischen Gärten sehr leicht fallen ınuss, so kann man das Experiment leicht noch auf die Fehlerquellen untersuchen oder die Modificationen finden, welche etwa aus den besonderen Eigenschaften der einzelnen Paare, namentlich dem Alter der beiden gepaarten Gatten, hervorgehen. Wenn es somit sehr leicht ist, am Federvieh nn und vielleicht auch andere, noch mehr dem Experimente, welches Thury mit den Kü- hen machte, und welches wir sogleich erwähnen werden, gleichende Versuche zu machen, Versuche, welche nebenbei bemerkt bei dem vor- handenen Material nichts kosten als einige Aufmerksamkeit, so liegt es auf der Hand, welch grosser Lohn aus dem etwaigen Erfolge gezogen werden kann. Man denke sich, man könne von edlen Hühner-Rassen einfach da- durch, dass man die Eier entweder wenige Tage nachdem sie gelegt wur- den, er erst spät in die Brütmaschine unter die Brüthenne bringt er dadurch, dass man die ersten oder die späteren Eier des Kahıres wählte, nach sah die Geschlechter erhalten, man könne z.B. bei Kampfhähnen oder bei zu Kapaunen bestimmten Rassen machen, dass man fast nur Hähnchen, bei guten Leghühnern, dass man fast nur Hühn- chen bekomme, man dürfe das Alles auf Truthühner, Fasane u. s. w. anwenden: Nun ich glaube, ich kann mir die weitere Ausführung die- ses Gedankens ersparen, den Hühnerologen wird es schon bei dem blos- sen Gedanken schwindeln. Aber wir müssen wiederholen: die Beweise hierfür fehlen bei Herrn Thury vor der Hand. Zeit und Umstände erlaubten ihm auch nicht, solche Erfahrungen in Versuchen an anderen Thieren weiter zu verfol- gen und er entschloss sich, unmittelbar zu entscheidenden Versuchen an Säugethieren zu schreiten. Er fand hierbei Unterstützung von Herrn Georges Cornaz, Verwalter des berühmten Hofes von Montet, Canton Waadi in der Schweiz. Da die Eichen der Säugethiere sich bei Beginn der Brunst vom Eier- stocke ablösen und die Befruchtung während der ganzen Dauer der Brunst also in verschiedener Reife erleiden können, so wies Herr Thury Herrn Cornaz an, die Kühe am Anfange der Brunst bespringen zu lassen, um Kuhkälber, am Ende um Stierkälber zu erhalten. Eine der Schrift beigedruckte Notiz des Herrn Cornaz bestätigt den glücklichen Erfolg die- ses Verfahrens. Wir reihen einen Auszug dieser Notiz zunächst ein: »Herr Cornaz bescheinigt (unter dem 10. Febr. 1863) in derselben, dass er am 18. Februar 1861 von Herrn Thury vertrauliche Mittheilun- 52 Dr. H. A. Pagenstecher, gen erhalten habe, deren Gegenstand eine experimentelle Prüfung des Gesetzes, welches die Erzeugung der Geschlechter bei den Thieren be- herrscht, bildete, dass er die Angaben Thury’s bei seiner Rinderheerde benutzt habe ad dass er durchweg ohne einen Fehlgriff die vorausge- setzten Resultate erhielt. Zuerst züchtete er von Schwyzer-Kühen mit einem reinen Durham-Stier hinter einander 22 Kuhkälber, welche von den Züchtern gesucht wurden, während man die Stierkälber nur zum Schlachten bätie verkaufen können. Dann zog er mit einer reinen Dür- ham-Kuh einen reinen Vollblut-Stier zum Ersatz des alten, der sehr viel gekostet hatte, und endlich unter Auswahl nach Farbe und Grösse unter den Kühen sechs gekreuzte Durham-Schwyzer-Stiere, welche zur Arbeit bestimmie irefflich passende Gespanne bilden. In allen 29 von ihm selbst geleiteten Fällen erhielt Cornaz absolut das gewünschte Resultat. Er betrachtet die Methode des Herrn Thury als reell und ganz sicher und hofit, . derselbe werde bald alle Viehzüchter und Ackerbauer den Vortheil derselben geniessen lassen können «.. Die hier in höchst glaubwürdiger Weise verzeichneten Erfolge sind 7 ganz ausserordentlich, es ist nicht wohl anzunehmen, dass der Zufall ein so wunderbares Spiel ausführe und die Möglichkeiten so den Wünschen eines Gutsbesitzers anpasse. Aber es scheint mir, dass wir die somit gemachte Entdeckung, vor- ausgesetzt, dass sie dureh weitere Erfahrungen wenigstens im Allgemei- nen bestätigt wird, ganz wohl nach gleichem Princip erklären dürfen, wie es den seltsamen aus der Insectenwelt geschilderten Thatsachen zu Grunde liegend gedacht werden musste. Dann würden wir, weil Thury’s Theorie auf jene nicht anwendbar erschien, nach seinem eignen Lehr- satze, eine unnütze Annahme neuer Bedingungen vermeidend, beide Vor- gänge principiell gleich erklären und auch für die Säuger Thury's Theorie verwerfen müssen. Wir würden dann also vielleicht annehmen dürfen, die Entwicke- lung des Eies zum Embryo, welche ursprünglich in der Richtung zur Bil- dung des männlichen Elements angebahnt wird, könne zwar ohne Be- Befruchtung nie vollendet werden. Der Zeitpunkt, in welchem die Be- ° fruchtung noch früh genug kommen würde, um die Entwickelung des Embryo überhaupt noch möglich zu machen, falle jedoch später als der ' Zeitpunkt, in welchem sie spätestens eintreten muss, falls sie noch auf das Geschlecht Einfluss haben soll. Eine frühzeitige Befruchtung würde # dann also die dem Ei inhärirende Geschlechtsrichtung umändern können, 9 aber doch wohl nicht immer umändern müssen, eine späte würde das nicht thun können, aber doch noch die Entwickelung des Embryo sichern, Tf eine noch spätere Einwirkung des Sperma würde ein überhaupt nicht 7 mehr befruchtungsfähiges, d.h. nicht mehr einer weiteren Entwickelung 7 fähiges Ei treffen. Nur durch die Befruchtung würde im Ei oder in dem 75 sich in ihm entwickelnden Keime etwas einer plötzlichen Umwandlung Ueber das Gesetz der Erzeugung der Geschlechter etc. 22998 Aehnliches eintreten können, wie es Thury mit dem Ausdruck vire be- zeichnet, ohne solche würde die Entwickelung im Ei in bestimmtem eleichbleibenden Gange der Vollendung oder der Vernichtung entgegen gehn. Unier diesen Gesichtspunkt glaube ich können wir alle bekannten Thatsachen,, einschliesslich der Mittheilungen des Herrn Thury, zusam- menfassen. Wir haben Thiere, deren Eier ohne Befruchtung sich aus- schliesslich zu einem oder ausschliesslich zum anderen, oder auch zu beiden Geschlechtern entwickeln. Bei einigen ist eine solche Entwicke- lung ohne Befruchtung Regel, bei anderen Ausnahme in verschiedenen Graden der Seltenheit. Bei den letzteren übt die Befruchtung einen för- dernden oder auch sichernden Einfluss auf die Entwickelung des Eies, in mehreren Fällen ändert die Befruchtung die, Geschlechtsbestiimmung der in den Eiern sich entwickelnden Keime. Dieselbe Verschiedenheit der primären einseitigen Geschlechtsbe- stimmung der Eier erscheint annehmbar bei solchen Thieren, deren Bier sich ohne Befruchtung, so viel wir wissen, nicht entwickeln oder ihre Entwickelung doch nicht vollenden können, und es ist sehr wohl denk- bar, dass die Befruchtung, deren Bedeutung für die Entwickelung an sich hier weit grösser ist, auch hier einen wenn auch vielleicht entspre- chend geringeren Einfluss auf die Geschlechtsbestimmung der Eier übt. Statt eines einzigen Factors, des Alters der Eier, können dann da- bei sehr wohl die den Eiern inhaftende Energie ihre eigne Bahn zu ver- folgen, sowie Qualität und Quantität der befruchtenden Materie, sowie ausserhalb des Geschlechtslebens liegende äussere Momente von Einfluss sein und es kann bei verschiedenen Thierarten. sowie bei den verschie- denen Individuen innerhalb derselben Art der Erfolg sich anders gestal- ten, als es allein nach Thury’s Theorie möglich sein würde. Es kann dann, um nur ein Beispiel anzuführen, Hofacker’s Versuchsreihe sehr gut untergebracht werden, was bei Thury's Erklärung nicht möglich er- scheint. | Der Zeitpunkt, in welchem dann das Ei eine gewisse Qualität er- reicht hat, welche dem Sperma nicht mehr erlaubt, eine geschlechtsbe- stimmende Wirkung zu üben, würde dann nicht einseitig vom Ei abhän- gen und deshalb auch für das einzelne Ei nicht absolut bestimmt sein. Man dürfte erwarten, dass ein kräftigerer Stier noch später in der Brunst- zeit weibliche Kälber erzeugen könnte als ein älterer. | | Es dürfte uns nun nicht wundern, wenn wir nach Analogie der Psychiden bei anderen Thieren, deren Eier der Befruchtung bedürfen, entdeckten, dass sie, wenn spät befruchtet, Weibchen erzeugten. Endlich dürfte es Fälle geben, in welchen der Zeitpunkt der Befruchtung sich gleichgültig erwiese, weil die Befruchtung nicht über den Augen- blick hinaus verschiebbar, bis zu welchem sie auch auf das Geschlecht 554 Dr. H. A. Pagenstecher, bestimmend einwirken kann, ein Ei trifft, welches, vorher indifferent in Betreff der Geschlechtsrichtung vorgebend, durch sie gleichzeitig zur Entwickelung überhaupt und zur Ausbildung eines Geschlechtes be- stimmt wird. Das von Claudius mit zahlreichen ee erläuterte Gesetz, dass mit einander verwachsene, von einem Chorion umhüllte und durch den- selben Mutterkuchen ernährte Zwillinge, dasselbe Geschlecht haben (des- sen auch Keferstein in seinem Referate in Bd. XVI. 1. e. gedenkt), wird nach allen Theorien gedeutet werden können, welche den Umständen, welche den Keim treffen, einschliesslich der Befruchtung, einen Einfluss auf die Geschlechtsbestimmung gestatten. Alle solche Umstände wer- den zwei in einer Eihaut befindliche Keime am ersten gleich afficiren müssen. Herr Thurı, fügt nun hinzu, dass später Herr Cornaz in der Absicht hauptsächlich Kuhkälber zu erhalten sich begnügte, den Knechten Auf- trag zu geben, die Kühe bei den ersten Anzeichen der Brunst bespringen zu lassen. Er that dies absichtlich nur obenhin, damit man nicht Ver- dacht schöpfe, erhielt aber doch weit mehr Kuhkälber. In den Schlusssätzen der Deauction Thury's stellt sich der Un- ierschied von unserer Theorie recht deutlich heraus. Thury sieht das Ei als, wenn unbefruchtet, anfangs weiblich, in späterer Periode in Folge grösserer Vollendung und in einem plötzlichen Umtausch als männlich an, und dieser Zustand wird dann gewissermaassen fixirt durch eine momentane Einwirkung, durch die Befruchtung. Bei Schwä- che des weiblichen Genitalapparats sollen möglicher Weise die Eichen diese zweite Periode nicht, bei kräftiger Entwickelung rascher errei- chen und der Einfluss des Mannes entsprechend wirken können. Letz- teres müsste dann aber gerade umgekehrt geschehen, als das nach Hofacker eintritt. In der Zwischenzeit zwischen der weiblichen und männlichen Periode sei die Befruchtung unmöglich, oder was wahrschein- lich, dieser Tausch trete plötzlich ein, wie z. B. das Zerreissen des Keimbläschens, oder wie die Krisen zwischen den geologischen Perioden der Se, Es scheint aber im Gegentheil, wie wenn gerade um die Zeit der Mitte des betreffenden Eilebens die Befruchtung am leichtesten eintrete, und vielleicht mag es gerade deshalb öfter von an sich nicht bedeutend erscheinenden Umständen abhängen, welches Geschlecht der Embryo erhält. Von den Krisen zwischen den geologischen Perioden möchte auch wohl nicht Jeder so denken wie Herr Thury. Aus der Schlussaufstellung und den praktischen Beobachtungen hebe ich um so mehr die ersten wichtigsten Sätze hervor, als vielleicht einigen Lesern im Vorausgegangenen zu viel Werth auf die Bekämpfung der theo- retischen Deductionen gegenüber der Mittheilung der factischen Ergeb- nisse gelegt erscheint: Ueber das Gesetz der Erzeugung der Geschlechter etc. - 555 4) Das Geschlecht hängt von der Reife des Eies im Augenblicke der Befruchtung ab. 2) Das Ei, welches, wenn es befruchtet wird, noch nicht einen gewissen Grad Be Reife en hat, giebt ein een ist dieser Grad der . Reife überschritien, so giebt das Ei, wenn es befruchtet wird, ein - Männchen. 3) Wenn zur Zeit der Brunst ein einziges Ei, vom Ovar abgelöst, lang- sam durch den Genitalcanal herabsteigt (Thiere, welche ein Junges gebären), so genügt es, dass die Befruchtung am Anfang der Brunst, statthabe, um Weibchen zu zeugen, und am Ende, um Männchen zu zeugen, indem die Umwandlung (vire) des Zustandes des Eies nor- „mal während der Dauer seines Durchgangs durch den Genitalcana! stattfindet. Es folgt dann die Anwendung auf Thiere, welche eine grössere Zahl von Eiern bilden, eine Hinweisung zur Beachtung der Erscheinungen der Brunst und endlich die Behauptung, dass dieses Gesetz ein allgemeines sein und für Pflanzen, Thiere und Menschen gelten müsse, wenn auch für manche Fälle es schwer sein möge, es zur Anwendung zu bringen. Obwohl aus der bisherigen Besprechung die praktischen Anweisun- gen des Herrn Thury sich von selbst ergeben, so sind dieselben doch für den etwaigen Gebrauch bei Landwirthen der Einfachheit halber am Ende - in genauer Uebersetzung beigefügt worden. Möge der Wunsch, den wichtigen Mittheilungen Thury’s durch eine gründliche Untersuchung gerecht zu werden, zugleich aber durch Son- derung des Factischen von den Theorien das Bedenken, die leizteren mit vertreten zu müssen , zu beseitigen, den grösseren Umfang, den diese kritische Bearbeitung unter der Hand gewonnen hat, entschuldigen. seite, am 7. October 1863. Pagenstecher. Den vorstehenden Ausführungen trage ich den Bericht über zwei Mittheilungen nach, welche den besprochenen Gegenstand berühren und welche, in den Nummern 69 und 70 der Bibliotheque universelle et revue Suisse, Archives des sciences physiques et naturelles, 1863 Sept. und - Oct. enthalten, mir erst zu Gesicht gekommen sind, nachdem mein Auf- satz schon in den Druck gegeben war. Die erste (l.c. 94) ist fast nur eine Anzeige über das Erscheinen der Arbeit des Herrn Thury von Herrn Professor J. Pictet in Verbindung theils -ınit einem Auszug, nämlich für den ersten Theil, theils mit wörtlicher Wiedergabe, nämlich für das Resume und die praktischen Bemerkungen, sowie für die Notiz des Herrn Cornaz. Es ist jedoch gewiss der Mühe % 396 Dr. H. A. Pagenstecher, werth, die einzige Stelle wiederzugeben, in welcher der ausgezeichnete Berichterstatter eine ihm eigene Aeusserung giebt, da aus derselben wohl erhellen dürfte, wo für Pictet die Schwäche der Theorie Thury’s liegt und in welcher Richtung er das noch dunkle Feld weiterer Untersuchung be- dürftig erachtet. Pictet sagt (S. 94): »Es scheint, dass der Verfasser in allen seinen Schlüssen von einem allgemeinen Gesichtspunkt ausgeht, den er wohl bezeichnet, den er jedoch nirgends in positiver Art beweist, in- dem er denselben, wie es scheint, als eine Art Axiom behandelt. Er nimmt an, »»das Geschlechtsleben, den Thieren und Pflan- zen gemein, muss in beiden Reichen identischen Grund- gesetzen unterworfen sein.«« Wenn das zwischen den beiden Reichen gilt, so muss es noch mehr zwischen den verschiedenen Zweigen desselben Reiches sich so verhalten. Das erlaubt Vieles zu verallgemei- nern, aber es bleibt die schwierige Aufgabe, mit Gewissheit die That- sachen, welche Beziehung zu den Grundgesetzen haben, von den endlos sich ändernden Erscheinungen zu unterscheiden, durch welche dieselben Gesetze in Gombinationen sich offenbaren.« Die zweite Mittheilung ist um so interessanter, als sie den Austausch der persönlichen Ansichten von Männern enthält, welche in diesem Falle ganz besonders mitzureden befugt sind. Es ist das der Bericht des Herrn Pictei über die 47. schweizerische Naturforscherversammlung in Sa- maden. Dieser Versammlung machte Herr v. Stiebold (l. ec. S. 163) die Mitiheilung, dass in einem Bienenstock des Herrn Zugstes zu Gonstanz beständig Hermaphroditen in grosser Zahl ausschlüpfen. In diesen Zwit- terbienen sind die beiden Geschlechter in sehr verschiedener Weise aus- gebildet und vertreten, nie aber das weibliche über den rudimentären Zustand der Arbeiterinnen hinaus entwickelt. Diese Eier sind in Arbei- terinnenzellen abgelegt, also, wie wir glauben dürfen, mit dem Willen der Befruchtung, aber die Wirkung der Befruchtung ist nur unvollkom- men eingetreten. Natürlich musste nun die Erfahrung von Thury mit dieser Mitthei- lung von ausserordentlicher Tragweite in Beziehung gebracht werden und Chavannes theilte Thury's Beobachtungen im Sinne von Thury’s Deu - tung mit. Vogt erachtete, die Verschiedenheit hervorhebend, dass im einen Falle zur Entwickelungsfähigkeit Befruchtung nöthig, im andern entbehrlich sei, eine Analogie nur in der Art annehmbar, dass vielleicht in den jün- # geren Eiern der Kühe einer geringeren Dicke der Eihaut halber eine grös- sere Zahl von Samenfäden Eingang finde, in den reiferen deren Eintritt # schwieriger sei. Man erkennt, dass das eine Erklärung ist, welche schon mehr in den ° Sinr meiner Deutung der Theorie fällt. Nur liegt in der Theorie ebenso wenig ein Grund als in den Beobachtungen, in diesen Fällen die Verän- derungen, welche die Einwirkung des Sperma lähmen, als rein mecha- . En Ueber das Gesetz der Erzeugung der Geschlechter. eic. 557 nisch das Eindringen mindernde oder in der Eihaut (pellicule) liegende zu deuten. Es dürfte eher der Anfang der Umbildung des gesammten Eies auf dem Wege zur Embryonalbildung in Betracht kommen. Anknüpfend an obige Discussion hat dann auch noch de Filippi eine Beohachtung mitgetheilt, nach welcher aus zuverlässig nicht befruchteten Eiern eines japanischen Seidenschmetterlings gesunde Raupen ausschlüpf- ten, und einer gleichen Beobachtung von Curtis über den Bombyx Atlas gedacht. Am 31. Ohr 1863. Pagensiecher. Praktische Anweisungen, um nach Belieben Thiere des einen oder des anderen Geschlechtes bei den Rindern zu züchten. | 4) Man muss zuerst den Verlauf, den Charakter, die Zeichen und die Dauer der Brunstanzeichen bei der Kuh, mit weleber man Versuche machen will, beobachten. Alle diese Dinge sind bei den einzelnen Thieren etwas verschieden. Man weiss z. B., dass bei verschiedenen Kühen die Brunstzeit zwischen 24—48 Stunden schwankt. 2) Wenn man nun das Thier, an welchem man den Versuch machen will, in dieser Beziehung genau kennt, so verlfahre man folgender- maassen : | a) Um ein Kuhkalb zu erhalten, lasse man die Kuh beim Anfang der Brunst bespringen. b) Um ein Stierkalb zu erhalten, lasse man die Kuh am Ende der Brunst bespringen. 3) Man mache den Versuch nicht an Thiere en, bei welchen die Zeichen ‚der Brunst nicht scharf ausgeprägt oder ne sind, wie man das zuweilen bei fetten Kühen und bei solchen bemerkt, ie man im Stalle hält. Man wähle vielmehr Thiere, die im Freien leben. Man nehme nur gesunde Thiere und solche, die die Artkennzeichen nor- mal besitzen. 4) Man kann dieselben Versuche an Pferden, Eseln ‚ Schafen , Ziegen u.5. w. machen. Obwohl mit diesen Thu zarten bi ben keine Ver- suche gemacht wurden, verspricht die Theorie doch für sie die glei- chen Ergebnisse wie für die Kühe. M. Thury. Reisebericht Herrn Dr. Carl Semper. Briefliche Mittheilung an A. Kölliker. Mit Tafel XXXVII u. XXXIX. Mehrere Jahre liegen zwischen heute und dem Tage, an welchem ich Ihnen den Bericht über meine Studien in Zamboonga sandte, Jahre mühevollen beschwerlichen Reisens, das mir wenig Zeit liess zu zoologisch-anatomischen Arbeiten. Erst im letz- ten Jahre fand ich wieder Gelegenheit am Ufer des Meeres sorgfältigere Untersuchun- gen vornehmen zu können; aber leider vergönnten mir die ungünstigen Verhält- nisse, in denen ich 43 Monate lang lebte, nicht, mich diesen Studien mit dem Eifer zu ergeben, den ich innerlich dafür empfand. Mich gänzlich von einer Dysenterie herzustellen, die mich 1861 in den nördlichen Bergen Luzon’s befallen hatte, ging ich mit einem kleinen Schiffe nach den Pelew - Insein, auf denen ich die Aussicht halte mich 2— 3 Monate aufhalten zu können. Wider unsern Willen, durch mannichfache widrige Umstände, wurde die Reise über die Gebühr ausgedehnt, aus einer viermonatlichen wurde sie zu einer 43 Monale dauernden; und wenn ich so unfreiwillig viel mehr Zeit für meine dortigen Studien erhielt, so kam es ihnen doch wirklich nur sehr wenig zu Stalten. Die unverschämle Neugier der Eingebornen verhinderte mich oft am Arbeiten, noch öfter fehlte mir das Material, das ich mir selbst auch nichi einmal verschaffen konnte; bald ging der Spiritus aus und machte mir selbst das fernere Aufbewahren der Thiere unmöglich, Zwar gewann ich so nach anderer Seite hin eben so viel, als ich hier verlor; leider, möchte ich sagen, denn wenn ich bei geringerer Kenntniss der Sprache und der Sitten der Insulaner die ersten Eindrücke behalten hätte, so würde die Illusion, ein liebenswürdiges Völkchen kennen gelernt zu baben, nicht dem schmerzlichen Gefühle gänzlicher Enttäuschung Platz gemacht haben. Wohl werden die zoologischen Leser Ihrer Zeitschrift mir verzeihen, wenn ich hier meinen persönlichen Erlebnissen ge- ringere Wichtigkeit beilege, als einigen zoologischen Neuigkeiten, die ich mitzutheilen denke; und sollte dennoch hie und da Einer derselben auch jene kennen zu lernen wünschen, so wird ein Bericht in der Zeitschrift für die gesammte Erdkunde diese Neugier befriedigen. 4 Ich beginne mit einigen Landthieren. Eingedenk des Interesses, welches die wis- senschaftliche Welt den Nachforschungen über Landplanarien bisher geschenkt . hat, habe ich diesen eifrig nachgespürt. Leider war meine Ausbeute auf den Philip- pinen bisher sehr gering; nicht weil sie fehlten, sondern weil mir die Mittel fehlten, bald sie aufzubewahren, bald sie zu zeichnen oder gar zu untersuchen. Auf den ? Pelew-Inseln war ich glücklicher, dort fand ich auf sehr beschränktem Raume sieben Species, die alle den Dendrocoelen angehören. Ihr Tractus ist einfach und leicht zu studiren; aber vergeblich suchte ich Einsicht in den Bau der, wie es scheint, sehr ° Reisebericht. 559 complicirten Geschlechtsorgane zu erhalten, die übrigens nichts Abweichendes von bekannten Verhältnissen zu bieten scheinen. Sie sind alle Zwitter. Dankbarer und auch interessanter war das Auffinden einer unter feuchtem Laube, oder der Rinde der Bäume lebenden echten Nemertine, ich fand sie überall verbreitet und gemein, bald dicht am Meeresstrande oder auf 3—400’ hohen Gipfeln gehobener Korallenriffe unter der Rinde der Bäume. Ich nenne sie Geonemertes pelaensis.” Diese Ne- ınertine ist %,—1*/," lang, eylindrisch mit stumpfem Kopf und spitzem Schwanzende, weissröthlich durchscheinend, mit sechs Augenflecken dicht am Kopfende. Der Mund, durch welchen derRüssel äusserst rasch herausgeschnellt wird, der also hier imVerdauungscanal eingeschlossen liegt, findet sich dicht am vordern Ende eiwas auf der Bauchseite. Der Tractus ist ein gerader überall ziemlich gleichweiter Canal, der auf beiden Seiten umfasst wird von dicken Leberfollikeln, welche oft bis dicht an die Haut treten; in den übrigen Räumen liegen die Geschlechtstheile, die ich jedoch des unetigen. Objeetes wegen nichf näher studiren konnte. Das Gehirn liegt über dem Schlunde, bildet aber nur einen Halbring, es besteht aus zwei grossen Ganglien- massen, die durch eine schmale Commissur verbunden sind; nach vorn treten jeder- seits drei kurze Nervenstämme an die erwähnten Augen, in denen sich lichtbrechende Körper erkennen lassen ; nach hinten schiskt jedes Ganglion einen breiten Nerv, der die ganze Länge der Thiere durchläuft, ohne dass sich die beiden vereinigen, auch liegen sie nicht eigentlich auf der Bauchseite, sondern unterhalb der Leberfollikel so, dass sie immer in der grösstmöglichen Entfernung von einander bleiben. Derbei etwas unsaniter Berührung leicht herausgeschnellte Rüssel ist lang und diek und trägt eine Bewaffnung, wie bei allen Nemertinen (Taf. XXXVIIL Fig. 5), ein einziger Stachel sitzt einem schleimigen (oder knorpeligen) Stück auf, vor ihm liegen drei Blasen, in deren jeder mehrere in Bildung begriffene Stacheln liegen und an den Stiel, welchem der eigentliche Stachel] aufsitzt, setzt sich eine Drüse an, die vielleicht eine Giftdrüse sein mag, vielleicht aber nur dazu dient, den Schleim zu.liefern, der erhärtend den. neu gebildeten Siachel im Centrum des Rüssels festhakt. Der ausgebildete Stiel des Stachels wird in Kali rasch aufgelöst, der Stachel selbst dagegen nicht. Dieser Landnemertine reihen sich eine ganze Menge anderer Thiere, namentlich Crustaceen, an, die man bis vor nicht gar langer Zeit meist nur als reine Wasser- ihiere ansah. So fand ich in Peleliu, einer der südlichen Inseln der Pelelews, einen Gammarus auf dem Lande unter Steinen; früher schon hatte ich auf’dem Gipfel des Mariveles hier bei Manila, 4000’ über dem Meere, einen Gammarus gefunden unter feuchtem Laube, fern von allen Quellen oder Lachen. Krebse aus der Gruppe der Grapsoiden steigen bis in die höchsten von mir hier erstiegenen Höhen (7000’ par.). Ziemlich selten sind Wasserblutigel; aber die Landblutigel werden an manchen Orten zu einer wahren Landplage, und machen den Aufenthalt in vielen Wäldern des Nordens ganz unmöglich. Ich passirte einst einen solchen Blutigelwäld, wo sich mir in weniger als 20 Minuten eine so ungeheure Menge dieser blutgierigen Thierchen an die Füsse setzten, dass sie zu beiden Seiten der Knöchel einen Wulst bildeten wie eine geballte Faust gross. Ich war froh, aus dem Walde und auf freie Plätze zu kommen, wo ich mir diese ungebetenen Gäste absuchen lassen konnte, und ich vergass ihre Menge zu zählen. Meistens halten sie sich auf der Erde auf, aber es giebt welche, ‚die auf Bäumen lebend sich dem vorbeistreifenden Thiere auf- den Körper setzen, wo sie gewöhnlich das Auge aufsuchen. Einer meiner Leute wurde von einem sol- ‚chen Thiere ins Auge gebissen, es schwoll auf, unterlief mit Blut und der Mann wurde aufihm blind für mehrere Tage. Die Exeursionen. auf den Riffen werden sehr verleidet dureh; einen enorm grosse Co- lonien bildenden Hydroidpolypen, den man auf den ersten Anblick für ein Bryo- zeum nimmt. Geräth man in eine dieser Colonien, die fast von Manneshöhesind, so em- n pfindetman augenblicklich ein furchtbares Brennen, das stundenlang anhält; sie sind ‚den Eingebornen wohlbekannt und heissen »rongekaleı d.h.»was kralzt«. Ich erwähne 560 Dr. Carl Semper, diesen Hydroiden eines interessanten Polymorphismus wegen, den ich, wenn- gleich nicht so ausgebildet, schon früher hier an einem andern Hydroiden beobachtet hatte. Jede Polypenzelle trägt nämlich drei Nebenzellen; zwei auf der untern Seite — d.h.derjenigen, wohin die Oeffnung der eigentlichen Polypenzelle gerichtet ist, — die dritte auf der obern. In der letztern sitzt ein mundloser Polyp ohne Nesselzellen, in den beiden andern zwei Nesselpolypen. Jeder dieser letztern (Taf. XXXVII, Fig. 4 a) hat zwei Endigungen, die eine mundlos und ohne Nesselzellen, die andere mit einem dichten Büschel langer Nesselzellen (Taf. XXX VIII, Fig. 4), die weit über den eigentlichen Körper hinausragen und meis! in toto und bei der leisesten Berührung abgestossen werden. Der eigentliche Polyp, mit zehn oder zwölf Tentakeln, ist stark mit kleinen Nesselzellen besetzt. Die Knospen- — oder Geschlechtskapseln? — sind sehr gross und über und über besetzt mit Nebenzellen, in welchen allen Nesselpoly- pen sitzen ; die Höhlung der Kapsel ist in viele einzelne Fächer getheilt. Leider ver- 7 hindert die dicke Cuticula und die starke Pigmentirung des Thieres ein genaueres 7 Studium dieser eigenthümlichen Kapseln. Der gemeinsame Stamm der Colonie wird an der Wurzel oft 1 — 11," dick, sie leben gesellig und nehmen eine Oberfläche von sehr grosser Ausdehnung ein. Eine reiche Ausbeute anSchmarotzerthieren aller Art wachteich im vergan- genen Jahre. Besonders reich ist die Gattung Pinnotheres, von der ich dort neun oder zehr bisher auf den Philippinen nicht gefundene Arten erhielt. Ausder Gruppe der Peltogaster habe ich dort wieder zwei neue Formen gefunden, die eine I schliesst sich durch ihre Larve und innere Organisation der bekannten an, die zweile I (Taf. XXXVIH, Fig. 3a, b) hat eine eigenthümliche Larve mit einer seitlich zusammen- 7 gedrückten Schale, zwei grossen Augen, fünf Paar Abdominalfüssen und zwei langen Klammerorganen, die ihrer Stellung nach wohl den Antennen zu vergleichen sind. 7 Das Mutterthier ist ein ringsum geschlossener Sack, ganz angefüllt mit Eiern. | Interessant ist ihrer Lebensweise wegen eine kleinePorcellana. Sie lebteinge- schlossen in einer Höhlung einer Millepore, welche wohl dadurch entsteht, dass um 7 die sich festsetzende Larve die Polypen der Koralle herumwachsen, und allmählich dieselbe so völlig einschliessen, dass wenn der Krebs erwachsen ist, dieser nicht mehr heraus kann ; nur zwei schmale Spalten bleiben übrig, offenbar Wirkung des von dem eingeschiossenen Thiere erregten Stromes. Der Krebs nährt sich wohl vom Schleim, den die in die Höhlung ausmündenden farblosen Polypenindividuen liefern, 1 und ist immer einsam und ohne Gefährtin. Wie geschieht die Befruchtung? die Ent- | wickelung? dies sind Fragen, die ich leider nicht beantworten kann. Bi Von schmarotzendenMollusken habe ich ausser mehreren Species der Gattung 4 Eulima endlich einen ächten Stylifer gefunden. Die Thiere beider Gattungen legen ihre Eierschläuche rund um sich herum auf das Wohntbier. DieLarve desStylifer (Taf. XXXIX, Fig. 7) ist ohne Deckel, das erwachsene Thier dagegen hat einen solchen; Eu- ° lima, welche erwachsen deckellos ist, hat in der Larvenform einen Deckel. Sehr ge- mein war eine schmarotzende kleineLamellibranchie. Je ein Exemplar sitzt be- ständigan einem grossen im Sande lebenden Sipunculus(Taf. XXXIX, Fig. 6), an dessen hinterm Ende sie mit feinem Byssus angeheftet ist; sie ist lebendig gebärend, die % Eier werden in die Mantelblätter abgelegt. Auch diese Muschel ist den Einwohnern bekannt, die sie als das Junge des Sipunculus ansehen, nie fehlt die Muschel, nie % trägt ein Sipunculus mehr als eine derselben. a Das fast beständig trübe Wasser des Lagunencanals lieferie mir beim Fischen mit dem feinen Netze verhältnissmässig nur wenig, fast immer ist es angefüllt mit einer Anzahl schleimiger einzelliger Algen, welche im Netze Alles umziehen und? rasch abtödten. Auch hier in den philippinischen Meeren ist die Menge solcher im Meere schwimmender Algen ausserordentlich stark, sie geben dem Wasser oft eine bräunliche, selbst schwarze Färbung. Alle zarteren Larven, Sagitta, Appendicularien die kleineren Quallen werden so meist fodt oder verstümmelt erhalten, nur solchi Reisebericht 561 Thiere, die sich noch einige Zeit freischwimmend erhalten, können zur Untersuchung benutzt werden. Ich suchte besonders nach den kleinerenQuallen, von denen ich wieder einige 20 neue Arten auffand, so dass ich jetzt seit meiner Ankunft hier auf den Philippinen schon nahe an 400 Arten der Craspedota beobachtet habe. Auffallend war auf den Pelew-Inseln der grosse Reichthum an Eucopidas, die allein mehr als . ein Drittel der ganzen beobachteten Quallenanzahl ausmachen. Von grösserem In- teresse waren mir drei neue Quallen, die nach Gegenbaur's Eintheilung in keine seiner beiden Gruppen gehören. Obgleich ihrer Organisation nach den höheren Me- dusen zugehörig, unterscheiden sie sich doch durch das Vorkommen eines sehr aus- gebildeten echten Velum’s bei zwei der Arten. Als ich bei der einen Ari dasselbe beobachtete, glaubie ieh doch noch an eine Täuschung; aber bei der zweiten Art überzeugte mich das Vorhandensein eines eigenthümlichen Aufhängeapparates des- selben, dass meine Deutung richtig sei. Alle drei Arten gehören ihrer Organisation nach zudenCharybdeidae. Beimeiner vor fünf Wochen erfolgten Ankunft fand ich alle seit 1853 erschienenen Hefte Ihrer Zeitschrift vor, die mir bis dahin nicht zuge- sandt worden waren; und aus einer Notiz des Herrn Fr. Müller (Z. f. Zool. 4858. p. 542), sehe ich zu meiner Freude, dass dieser Forscher bereits lange dieselbe Beobachtung gemacht hat an zwei ebenfalls den Charybdeidae angehörigen Quallen. . Da sich in allen mir augenblicklich zur Hand stehenden Zeitschriften Nichts über Müllers »Ta- moy.a« finde, so kann ich nicht bestimmen, ob die von mir aufgefundenen Arten der- selben Galtung oder einer anderen zugehören. Identisch dürften sie schwerlich sein. Um keine unnöthige Synonymie zu veranlassen, unterlasse ich vorläufig die Benen- nung dieser Arten, deren eingehendere Beschreibung ich ebenfalls auf günstigere Gelegenheit verschieben muss. Die eine (Taf. XXXIX, Fig. 9) ist über 7” lang, kaum 3” breit, die Scheibe ausserordentlich dickwandig, fasi knorpelartig, ganz farblos und durchsichtig. Die vier Tentakel mit breitem knorpeligem Basalstück versehen, waren hart an diesem abgerissen. Das Velum ist herabhängend und ziemlich breit. Der Scheibenrand schwach gelappt, dicht über ihm sitzen in verschliessbaren Taschen die vier Randkörper. Der Mund im Grunde der Scheibe herabhängend, ungelappt, der Magen klein, die Ne- : bentaschen desselben aber hier, wie bei den beiden andern Arten, gleich vom Anfang an sehr breit. Sie siossen je zwei und zwei dicht an einander an, dass man dert, ‚wo sich ihre Wände berührend an die Scheibe anseizen, einen schmalen Canal zu erkennen glaubt, der der Scheibe entlang laufend in das Basalstück des entsprechen- den Tentakels einzutreten scheint; aber schneidet man dann die Scheibe durch, so erkennt ma», dass es der optische Ausdruck der Ansatzlinie beider die Taschen ge- sen die Scheibenhöhle abgrenzender Membranen war. Am Magen finden sich vier Doppelgruppen der sogenannten Magententakel. Das einzige beobachtete Exemplar war ungesehlechtlich. Die Scheibe der zweiten Art (Taf. XXXIX, Fig. 8) ist nur 1%,” hoch, 7/,” breit; die ausgestreckten Tentakel, mit schmalem Basalstück versehen, sind etwa doppelt so lang als die Scheibe. Das Velum ist bei dieser Art complicirter, als bei der vorigen. Es sieht immer in die Höhe und wird durch vier Septa in dieser Lage erhalten. Diese vier Septa entspringen von der Innenseite der Scheibe von der Mittellinie eines Wul- stes, der in einer Höhlung, die sich nach aussen öffnet, das langgestieite Randkörper- . ehen trägt, und setzen sich senkrecht gegen die Scheibe von oben her an das breiie Velum an, das durch die Verkürzung der vier Septa wohl in die Höhe gezogen, nie- mals aber durch ihre Ausdehnung in die horizontale Lage gebracht werden kann. In jeder der breiten Nebentaschen des Magens hängen zwei Blätter, in deren Lumen die Geschlechtsproducte sich entwickeln, sie sind völlig frei und nur befestigt dort, wo je zwei Taschen an einander anstossen. Die Entleerung der Geschlechtsproducte erfolgt durch eine einfache Reihe kleiner Löcher, die dicht neben dem angehefteten - Rande des Geschlechtsblattes verlaufen, und in die Nebentaschen des Magens führen. Zeilschr. f, wisseusch. Zeologie. All. Bd. 36 562 Dr. Carl Semper, Der Mundsiiel ist kurz und vierlappig, der Magen weit und mit vier Doppelgruppen von Magententakeln versehen. Bei dieser, so wie bei der ersten Art, ist ein deutli- cher Nervenring zu beobachten, er steigt vom Randkörper etwas in die Höhe, biegt sich dann herunter und erreicht in der Mittellinie des Basalstückes eines Tentakels dicht am Aussenrande der Scheibe seine tiefste Stelle; und steigt dann im nächsten Octant des Scheibenumkreises wieder zu dem nächsten Randkörper empor. Die dritte Art ist noch kleiner, kaum %,” hoch. Sie unterscheidet sich in man- chen Puncten wesentlich von den ersten beiden. Ihre Tentakel, ebenso die Ge- schlechtsblätter und die vier Gruppen der Magententakei sind schön gelb gefärbt, die ersten braun und gelb geringelt. Ein Velum ist bei dieser Art nicht vorhanden; ebenso fehlen die für Charybdea so charakteristischen, knorpeligen mit flügelförmi- gem Anhange versehenen Basalstücke der vier Tentakel. Die vier sehr breit begin- nenden Nebentaschen des Magens werden im untern Drititheile durch eine starke Verdickung der Scheibenmassen unterbrochen, worin eine kleine Höhlung die Rand- körperchen enthält. So bildet sich am Rande der Scheibe eine Art Ringcanal. Der Scheibenrand ist stark achtlappig, und in dem, zwischen je zwei Tentakeln durch die Lappen gebildeten Ausschnitte zieht ein sehr kurzer rudimentärer Tentakel. Die acht Geschlechtsblätter sind in der Mitte ihres freien Randes stark eingekerbt, leider kam ich an den zwei einzigen Exemplaren nicht ganz über ihre Structur ins Reine. Im flachen Wasser der Riffe waren zwei sehr hübsche Rhizostomiden das ganze Jahr hindurch gemein. Leider wurde ich an einer eingehenden Untersuchung derselben immer verbindert ; aber es gelang mir doch, von der einen dieser Arten sehr junge Exemplare zu fischen, an denen ich mich überzeugt zu haben glaube, dass die Polystomie der Rhizostomen wirklich nicht stattfindet. Dem jungen Thiere fehlen nämlich alle Saugnäpfe, die acht Arme des Stieles scheinen allerdings an ihrer Spitze eine Oeffnung zu tragen, da aber diese acht Arme sich erst spät ausbilden, so fehlen den jungen Ephyra-artigen Larven alle acht Oeflnungen, statt dieser ist ein deutlicher centraler Mund vorhanden. Dass dieser auch bei dem erwachsenen Thiere nicht obliterirt ist, glaube ich aus der Anordnung der Gefässe schliessen zu dürfen, es geht nämlich von der centralen Höhlung aus ein mittlerer Canal an die Unterseite der Scheibe, dorthin wo zwischen den acht Armen der Mund sein müsste; den ich freilich trotz aller Mühe nie habe nachweisen können. Die Saugnäpfe, welche die Arme des erwachsenen Thieres so zablreich tragen, sind entschieden ohne Oeffnun- gen. Interessant waren mir beide Arten wegen ihrer grossen Lebenszäbigkeit, sie halten sich meist dicht am Ufer auf, und werden bei jeder Ebbe auf dem Strande in so seichten Lachen zurückgelassen, dass sie dort ausgestreckt während der Ebbe bewegungslos liegen und der Hitze der Sonne, wie dem Einflusse des Regens wider- stehen. Hat die wiederkehrende Fluth sie emporgehoben, so schwimmen sie ganz munter davon. Ueberhaupt ist die Lebenszähigkeit mancher Thiere hier er- staunlich gross. Ich hatte einst eine Seeschlange 47 Tage lang in völlig ver- schlossenem Glase und vollkommen verfaultem Seewasser lebend erhalten, ohne ihr die mindeste Nahrung oder frische Luft zu geben. An den Wasserpflanzen der meinem Hause zunächst liegenden Riffe waren eine grosse MengeForaminiferen angehbeftet. Eine derselben ist interessant wegen der ungeheuren Anzahl, in der sie vorkommt, der grösste Theil der Sandes dieser Inseln besteht aus dieser einzigen Art. Eine andere, Nummulites zugehörige Species ist interessant wegen ihrer Fortpflanzungsweise, sie ist lebendiggebärend — wenn man billigerweise ein wenig vom Begriff des Gebärens abschneidet (Taf. XXXIX, Fig. 7). In der äussersten Zellenreihe, deren einzelne Zellen ziemlich viel grösser sind, als die mittleren, bilden sich in je einer Zelle aus der Masse des darin enthaltenen Körper- theils — die ganze Colonie als ein Organismus aufgefasst — je eine Mutterzelle einer neuen Colonie. Noch ehe diese neugebildeten Mutterzellen ausgebrochen sind, sind sie schon Von ihrer Schale umgeben. Nach dem Ausireien bilden sich dann Reisebericht. 563 kleinere Zellen in unregelmässiger Spirale um jede Mutterzelle herum, bis das Ende des Wachsthums der Colonie bezeichnet wird durch die Reihe grosser Zellen, in weichen sich abermals neue Mutterzellen bilden. Zum Schluss dieser etwas bunten zoologischen Aehrenlese noch ein Widerruf. Wenn ich früher, aus histologischen Gründen, die auch jetzt noch nicht ganz ihr Gewicht verloren haben, an das Vorwärtsschieben der Zähne auf der Reibplätte der Molluskenzunge nicht glauben konnte, so muss ich jetzt bekennen, dass ich in der That nicht mehr dieMöglichkeit desNachschiebens derselben ganz läugnen kann. Ich habe nämlich bei einigen kleinen Nacktschnecken, deren Reibmembran nur eine einzige Reihe von Zähnen trägt, gefunden, dass die älteren, abgenuizten Zähne, statt abgestossen, nach unlen und hinten zurückgeschoben und in eine (chitinisirte?) Hülle bald in unregelmässiger Anhäufung, bald in regelmässiger Spirale hineinge- schoben werden. Man bekommt so also alle Zahnplatten, welche das Thier seit sei- ner Geburt gebildet hatte, auf einmal zu Gesicht, und sie gäben ein treffliches Mittel an die Hand, die Raschheit ihres Wachsthums zu bestimmen, könnte man nur die Lebensdauer eines bestimmten Individuums ermitteln. Die hier beigegebene Zeich- nung (Taf. XXXVII, Fig. 2) giebt die Zunge einer Hermaea sp., über welche ich meinem Freunde Rud. Bergh reiches Material zur Veröffentlichung zugestellt habe. Mein Wunsch, dieKoralleninseln der Südsee zu sehen, halte schon seit lange die Gruppe der Palaos(Pelew-Islands) in meinen Reiseplan mit aufnehmen lassen. So begrüsste ich, als mir der Arzt zur Herstellung meiner Gesundheit eine Seereise befahl, mit Freuden eine Gelegenheit, die sich mir bot diese Inseln zu besuchen, und die, wenn sie auch in einer Weise meine Forschungen durch die geringen mir zu Gebote stehenden Hülfsmitte! beschrägken musste, doch in andrer Weise mir die Hoffnung zeigte, durch genaue Kenntniss dieser Inselgruppe, für diesen Mangel ent- schädigt zu werden. Mehr noch wurde mein Interesse geweckt, als ich dort ange- kommen erkannte, dass ich hier auf kleinem Raume alle verschiedenen Phasen in Bildung begriffner Riffe vereint vor mir hatte. Die nördlichste Spitze dieser Gruppe bilden ächte Atolle; die Hauptmasse, welche der ganzen Gruppe ihren Namen über- tragen hat, ist zum grössten Theil von Barrenriffen, im Süden von Küstenriffen um- geben ; und die südlichste Insel ist völlig ohne eigentliches Riff. Der nördlichen Atolle sind drei ; Aruangel, Kreiangel und CGossol. Die nördlichste Spitze der Insel Babelthaub setzt sich über in die hufeisenförmige Bank von Cossoi, die in einer Ausdehnung von 5—6S.M. ihr nördliches geschlossenes Ende, durch einen 2 M. breiten Canal getrennt, dem Atoll von Kreiangel zukehrt. Ihr südliches offenes Ende scheint aus einem tiefen Canal durch allmähliches Verwachsen verein- zelter Korallenbänke seinen Ursprung zu nehmen, und Arme dieses tiefen Canals vereinigen sich zu dem Lagunencanal der eigentlichen atollförmiger Bank, welcher von dem, bei niedriger Ebbe fast ganz trocken gelegten erhöhten Rand des Riffes um- schlossen wird. Der Atoll Kreiangel ist vollkommen geschlossen, von 4—-5 M. Länge - und etwa 2S.M. Breite. Die westliche Seite des Riffes, nur schwachen Winden und seltenen aber heftigen Stürmen ausgesetzt, ist breit, und sein erhöhter Rand niedri- ger, als alle andern Stellen des Riffes, und bezeichnet durch eine Reihe grosser, me- 'tamorphosirter Korallenblöcke, die man mit Darwin, als durch die mächtige Brandung aufgeworfen betrachten, oder mit Wilkes (Un. St. exploring exped.) als Reste eines ge- hobenen und in Zersetzung begriffenen Riffes ansehen kann. Auf der östlichen, we- niger breiten Seite des Riffes liegen vier niedrige, kaum 5’ sich über die Oberfläche des Meeres erhebende Inseln, deren südlichste keine 20 Schritt von der Brandung entfernt ist, während die andern sich mehr vom Aussenrande des Riffes entfernen, je mehr sie gegen Norden liegen. Die eingeschiossene Lagune ist schmal und an den ‚tiefsten Stellen nur sieben Faden tief. Dieser Atoll bezeichnet die nördlichste Spitze 36* 564 Dr. Carl Semper, der Gruppe, da die Canäle, die ihn und die Bank von Cossol von den eigentlichen Inseln trennen, nur eine Tiefe von 60 — 80 Faden haben. Ganz abgesondert scheint, nach den vorhandenen Karten, Aruangel zu sein, eine Bank, die 8S.M. weit nord- westlich von Kreiangel liegt, und mir von den Eingebornen als Atoll beschrieben wurde. Früher bewohnt, wurde er zu Ende des vorigen Jahrhunderts überschwemmt und gänzlich zerstört, die jelzigen Bewohner von Kreiangel erzählen,‘ die Stümpfe grosser Bäume und ein altes Badebassin dort gesehen zu haben. Leider mussie ich mich mit diesen Nachrichten begnügen, denn die Freundliehkeit der Bewohner von Kreiangel vermochte nicht, ihre Faulheit zu besiegen, da ich ihr Interesse nicht durch Bezahlung erwecken konnte. Mit Ausnahme obengenannter dreier Riffe und der Insel Nyaur (Angaur), umzieht ein einziges zusammenhängendes Riff alle übrigen Inseln, die Gruppe, und nimmt je nach den Einflüssen der Strömungen, der vorherrschenden Windesrichtung und geologischen Constitulion der eingeschlossenen Inseln, mannichfach wechselnde Bil- dungen an. Die Inseln des Nordens, Babelthuab, Coröre, Malacca und Maracabersa, sind durchaus trachytisch, während die südlicheren Inseln, unter denen ich nur Peleliu, Eimeliss und Urulong nenne, gehobene Korallenriffe sind, deren einzelne, oft senkrecht aufsteigende Klippen, eine Höhe von 400— 500’ erreichen. Der Trachyt der nördlichen Inseln, in seinen oberen Schichten, zu einem rothen Thon verwittert, und häufig durch Basaltströme durchbrochen, setzt nur geringen Widerstand dem zerstörenden Einflusse des Wogenschlages und der Atmosphäre entgegen. Tiefe Buchten fressen weit ins Land hinein, und selten sind kleine, von der Hauptinsel ab- gerissene Inseln, als Marksteine ihrer früheren Ausdehnung zu finden. Westlich liegt das Riff zwischen 3 und 6 M. entfernt von der Küste, und die eingeschlossene Was- serfläche ist zu einem Labyrinth von tiefen Canälen ausgefressen, welche meistens senkrecht gegen das Land auf die Thäler zuführen, aus denen bei Ebbe ein mächti- ger Strom brackigen Wassers hervortritt, und dem Wachsthume der Korallen an dem Rande des ausgewaschenen Canals hinderlich wird. Sie sammeln sich in einen Hauptcanal, welcher in ziemlicher Breite dem äusseren Riffe parallel läuft, und dasselbe hie und da mit kleineren Canälen durchbricht. Für grössere Schiffe gang- bare, das äussere Riff durchbrechende Canäle, finden sich auf der Westseite drei, auf der Ostseite einer, und an der Nordspitze ebenfalls einer, doch entsprechen sie nicht, wie es nach Darwin als allgemeine Regel erscheinen möchte, den Thälern der Inseln, vielmehr scheinen sie ihre Lage der Richtung der Strömungen zu verdanken, welche durch den wechselnden Ein- und Ausfluss bei Fluth und Ebbe gebildet wer- den. Diese Strömungen nehmen immer ihre Richtung gegen den nächstgelegenen Canal hin, und niemals erregt bei aufsteigender Fluth, das, durch die Brandung über den Rand des Riffes geworfene Wasser, einen Strom nach innen. Ganz ver- schieden von den eben geschilderten Verhältnissen, zeigen sich die Riffe der Ost- ° seite, weiche, mit schwach erhöhtem Rand, dessen mittlere Entfernung von der Küste höchstens 300—1000 Schritt beirägt, einen kaum beı Fluth befahrbaren Canal zwi- # schen sich und dem Lande freilassen. Auch hier ist das Riff von mehreren Canälen ® durchbrochen, die aber, wenn auch das Ein- und Austreten der durch Ebbe und ® Fluth erregten Ströme durch sie geschieht, dennoch so flach sind, dass sie nur.bei hoher Fluth. die Ueberfahrt den Böten erlauben. Der einzige Tiefwassercanal an ® östlicher Seite, findet sich nordöstlich von Malacca ; wo aber auch das durchbro- ist. Malacca ist die südlichste der trachytischen Inseln, und zwischen sie und die. I etwas westlich liegenden Inseln Coröre und Maracabersa, schiebt sich eine Reihe | hoher Kailkfelsen ein. Weiterhin gegen Süden bestehen alle Inseln ohne Ausnahme 3 u u FE 3 Trachyt des Nordens, oder den festen Korallenkalk des Südens einwirken. Während‘ Reisebericht. \ 565 im Norden die vom Hauptlande abgerissenen Inseln rasch unter der Oberfläche des Meeres verschwinden, sind die Kalkfeisen des Südens durch die Einwirkung der Strömungen und der Brandung in eine Unzahl kleiner und dicht nebeneinander ste- hender Inseln zerrissen, und es ist durch gar viele derselben, so z.B. in der Gruppe, welcher Urulong angehört, der Zusammenhang und die frühere Ausdehnung nach- zuweisen. Alle diese Inseln sind von Urulong an bis Pelelew, durch eine ziem- lich horizontale Fläche verbunden, die nur wenig von tiefen Canälen durchfurcht, wohl die Tiefe änzeigt, bis zu welcher bin die abwaschende Wirkung der Brandung gegangen ist. So lässt sich auf der ganzen Ausdehnung von Pelelew bis Malacca hin, das Meer bei tiefer Ebbe nicht mehr mit Sicherheit befahren. Pelelew, die südlichste dieser Inseln, besteht aus einer, nur etwa 40’über dem Meere erhobenen, ganz aus metsmorphosirtem Korallenkaik gebildeten Fläche, in derer nördlichem Ende man noch die vereinzelten Reste eines, einstmals gewiss zusammenhängenden und jetzt. bis auf 200 u. 250° erhobenen Korallenriffes findet. Ziemlich zusammenhangend ist dieses Riff noch auf der nord-westlichen Seite, we es seine grösste Höhe erreicht, und sich auf einer schmalen Landzunge in niedrigeren Klippen fortsetzt, und der östlichen, von ihr durch eine breite Niederung getrennten, und in einzelne Inseln aufgelösten Klippenreihs entgegentritt. So scheint diese Niederung, welche theils von Sümpfen und Mangrovenbüschen erfüllt ist, theils die Kukan-Felder der Bewoh- ner der Insel trägt, eine Laguna auzudeuten, welche einstmals bestanden haben mochte. Diese hohen Klippen sowohl, wie die) welche der Ebene der Insel angehö- ren, sind reich an Petrefacten, welche, so weit ich augenblicklich darüber abur- theilen kann, den Schichten ein sehr junges Alter zuweisen. Vorherrschend sind in den tiefsten Schichten der centralen Klippenreihe zwei 'oder drei Arten Tubiporen, ferner ein Pecien und verschiedene Astreiden. In den Klippen der Ostküste, welche zwischen 5 und 40’ über dem Meere erhoben sind, fand ich eine Menge Maeandrinen und Astraeen. Aus der Reihe weniger häufig vorkommender Petrefacten, erwähne ich nur noch eines Haifischzahnes von einer Insel bei Coröre, eines Reptilienzahnes, vermuthlich desCrocodilus biporcatus und eines Dentalium von Pelelew. Das lebende Riff welches diese Insel umfasst, ist im Westen ungefähr 400 — 600 Schritie entfernt und von ihm durch keinen Tiefwassercansl getrennt; je mehr es sich gegen Süden zieht, tritt es näher an die Küste heran, und ist im Osten an manchen Stellen kaum 30 Schritt von den gehobenen Klippen entfernt. Diese sind, durch die hier mächtige Brandung, in eine Anzahl kleinerer Insein und einzeln stehender Blöcke aufgelöst, welche, da wo sie unter dem aufgeworfenen Sande verschwinden, leicht zu der An- nahme verführen könnten, als dankten sie ihre Entstehung den durch die Brandung aufgeworfenen Korallenblöcken und Sande. Das Ende des Archipels sowie den Abschluss dieser verschiedenen Entwicke- lungsstufen der Korallenriffe bildet die Insel Ngaur, welche von Pelelew durch einen vier Meilen breiten Tiefwassercanal getrennt, gänzlich frei von umgebenden Riffen ist. Sie besteht nach der Schilderung der Bewohner von Pelelew aus demselben Ko- rallenkalk wie diese leizitere, welcher ebenfalls von niedrigem Vorlande umgeben, in schmaler Klippenreihe zu 100 — 450’ Höhe ansteigen mag. Darwin's Theorie von der Bildung der Korallenriffe nimmt bekanntlich überall dort eine Senkung an, wo sich Barrenriffe und Atolle befinden, eine Hebung dort, wo Küstenriffe entstehn. Hier aber finden wir auf kleinem Raume (denn die ganze Ausdehnung von Nord nach Süd zwischen Ngaur und Kreiangel beträgt nur etwa 60 Seemeilen), sämmtliche Formen zusammen, und die Bildung der innern Riffe des südlichen Theiles der Gruppe deutet auf eine lange Epoche völliger Ruhe, oder sehr geringer Hebung oder Senkung. Könnte nur eine Senkung die Bildung der Atolle des Nordens erklären, so müsste entweder die Insel Ngaur so gut von Riffen umge- ben sein, wie alle übrigen, oder stationär geblieben sein, Pelelew nur wenig, die nördlichen Inseln sich bedeutend gesenkt haben. Aber dies bliebe nur eine Annahme, 566 Dr. Carl Semper, - die nicht besser und nicht schlechter als jede andere wäre. ist meine vorläufige Bestimmung der in den gehobenen Korallenriffen der südlichen Inseln gefundenen Petrefacten richtig, so würde die Zeit der Hebung derselben, welche wohi durch den letzten trachytischen Ausbruch bezeichnet sein mag, in eine sehr junge geologische Epoche fallen. Gerade aber auf das Nichtvorkommen solcher Hebungen in der jüng- sten Epoche, legt Darwin bei der Begründung seiner Hypothese das grösste Gewicht, und die definitive Bestimmung des geologischen Alters jener gehobenen Korallenin- seln, könnte einen wesentlichen Einwand gegen dieselbe abgeben. Aber auch hier- von abgesehn, scheint mir das gemeinschaftliche Auftreten der Riffe in den ver- schiedensten Gestalten, die grosse, nur in. geringer Tiefe unter dem Meere liegende Fläche der südlicheren insel von Pelelew bis Coröre, ja selbst die Verschiedenbeit der westlichen und östlichen Riffe des Nordens, binreichender Grund zur Annahme, dass die Bildung der Biffe dieser Inselgruppe wenigstens von keiner Senkung be- gleitet war. Colonien einer Porites-Art deuten auf ein Moment, dem ich jetzt bei der Bildung von Korallenriffen den wichtigsten Einfluss zuschreiben muss, welches aber von den Reisenden, welche dieser Frage ihre Aufmerksamkeit zugewandt, bisher gänz- lich ausser Acht gelassen zu sein scheint. Dies sind die constanten, hauptsächlich durch Ebbe und Fluth hervorgerufenen, und durch das Wachsthum der Korallenriffe so wie durch andere physikalische Zustände des Meeres beeinflussten Strömungen. Die erwähnte Porites bildet Colonien von Faustgrösse bis zu der Oberfläche von 6—8 und mehr Fuss im Durchmesser. Diese verschiedenen Stadien der Grösse zeigen, wie auf der Oberfläche allmählich die mittleren Individuen absterben und den Mittelpunkt einer mehr und mehr sich vergrössernden todten Fläche bilden. Auf dieser treten sckon bei kleinen Colonien Furchen auf, die, ursprünglich wohl Resultat des ungleichen Wachsthums der verschiedenen die Colonie bildenden In- dividuen, sich bald zu Rinnen gestalten, in denen bei tiefen Ebben das auf der Ober- fläche stehen bleibende Wasser seinen Abfluss findet. Der erhöhte Rand dieser, bald kreisrunden, bald länglichen Colonien, trägt nach aussen lebhaft vegetirende Individuen, die mehr und mehr nach innen krankhafter werden, bis sie zuletzt ab- sterben, und durch den Einfluss des, auf der mittleren etwas niedrigeren Fläche stehenden Wassers bald abgetragen und auf das Niveau derselben übergeführt wer- den. Oft bleibt der äussere erhöhte Rand völlig undurchbrochen, aber gewöhnlich wird er durchsetzt durch eine oder mehrere Wasserrinnen. Je nach den verschie- denen Zufälligkeiten der Gestalt, welche die ersten Anfänge dieser Polypencolonien zeigen, und dem dadurch bedingten Spiele der Strömungen, bilden sich die man- nichfachsten Formen aus, die von dem ganz geschlossenen, oder in einzelne Wülste aufgelösten Ringe (dem Atoll) in Colonien übergehn, welche Korallenblöcke anderer Art so umsäumen, dass sie bald sich einem Barrenriffe, bald einem Küstenriffe ver- gleichen liessen, je nachdem sie mehr oder minder alt, in grösserer oder geringerer Entfernung von dem umwachsenen Blocke stehn. Eine kleine Porceilana giebt ein anderes interessantes Beispiel der Wirkung constanter Ströme auf das Wachsthum der Korallen. Je ein Individuum dieser Krabbe lebt an dem Stamme einer Koralie, eingeschlossen in einer krankhaften Wucherung derselben. Sie lebt darin, ein un- . freiwilliger Einsiedler, denn zwei, und sich gerade gegenüberstehende schmale Spal- ten, das Resultat des constanien von den Thieren erregten Stromes, erlauben zwar die Zuführung frischen Wassers und mikroskopischer Thierchen, aber ihm nicht die Auswanderung, einer Lebensgefährtin nicht den Eintritt. In früher Jugend klam- mert sich das Junge an den Stamm an, und durch den Reiz hervorgerufen wuchert die Korallenmasse mehr und mehr um dasselbe herum, bis endlich in dem späteren Lebensalter der Krabbe, der, durch die Bewegung ihrer Beine erregte constante Strom hinreichende Kraft erlangt hat, das Verschliessen der Oeffnungen durch das fortgesetzte Wachsthum der Korallen zu verhindern, Reisebericht. 567 Aehnliche Verhältnisse wiederholen sich im Grossen. Dort wo sich bei günsti- ger Bodenbeschaffenheit die horizontale Kuppe eines untermeerischen Berges gleich- mässig mit einer Schicht Korallen überzieht, bilden sich dennoch von Anfang an schon solche Verschiedenbeiten hervor, dass im Laufe der Zeit, bei Hinzutreten des Einflusses der Strömungen, grosse Unregelmässigkeiten des Riffes hervortreten kön- nen. Aehnlich wie die Porites-Colonien ganz geschlossene oder stark durchbrochene Ringe bilden, die einen miltleren, etwas niedrigeren, von Wasser bedeckten Raum umschliessen ; ebenso mag auf jener Fläche das Riff bei ruhiger, nicht von Strömen durchfurchter See, einen geschlossenen Ring bilden, oder bei starken und wechseln- den Strömungen, sich in eine im Ringe gestellte Reihe von Flecken auflösen, In bei- den Fällen dient das Ein- und Ausströmen des Wassers bei Fluth und Ebbe zur Aus- tiefung des innern Raumes; denn während der, aus lebenden Korallen bestehende äussere Theil des Riffes dem Andrang des Wassers starken Widerstand enigegen- setzt, und durch zufällig entstandene Riffe oder Spalten den Fluthen bestimmte Bah- nen vorschreibt, weicht die innere Masse, welche meist nur aus losen Blöcken und leicht aufgebäuftem Sande besteht, rasch den kräftig eintretenden Strömen der Flu- then und Ebben. Oder es bilden sich eine Anzahl vereinzelter Riffe, welche ur- sprünglich klein, den Strömen freien Spielraum lassen, aber allmählich wachsend und sich vereinigend zu zusammenhängenden Riffen, die vorhandenen schwächeren und unbestimmteren Ströme in engere Bahnen einschränken, und zugleich damit so ihre Kraft verstärken, dass das völlige Zusammenwachsen der einzelnen Riffe mehr oder weniger verhindert wird. Mit der Mannichfaltigkeit der Grundlagen, auf denen sich die Riffe bilden, wechsein so die Formen, welche die letztern annehmen. Unter- meerische Rücken werden die Träger der Atolle; aus Küstenriffen, welche Inseln umsäumten, werden durch den Einfluss jener Strömungen Barrenriffe, die um so weiter von dem umgebenden Lande entfernt sind, je schwächer die Neigung ihrer Abhänge, oder je grösser das umgebende ebene Vorland. war. Bei sehr steilen Kü- sten bilden sich selten nur eigentliche Küstenriffe, niemals wirkliche Barrenriffe. So wachsen die Korallen an der kleinen Insel Ngaur so dicht an der Küste, dass bei hoher See die Brandung ihre Felsen bespült. Die ganze Ostküste des nördlichen Theiles von Mindanao, ebenso die Ostküste des nördlichen Theiles von Luzon, zeigen nur in den Buchten grössere Flecken lebender Korallen; aber niemais bildet sich, weder in diesen noch an der steil abfallenden dem Meere ausgesetzten Küste, ein eigentliches Riff, und an den meisten Stellen würden sich die grössten Schiffe den- selben bis auf Kabelläuge nähern können, Dort aber, wo sich eine Landzunge unter- meerisch fortsetzt, überzieht sie sich mit Korallen und bildet weithin sich erstre- ckende Riffe, wie z. B. an Luzon’s Ostküste, am Eingange des Hafens von Palana. Wesentlich abhängig ist die Bildung der Atolie und Barrenriffe von der Festigkeit der Grundlagen oder der Inseln, an die sie sich anlehnten. So bot die West- und Südseite der Inse! Babelthaub dem Abwaschen durch die Brandung nur wenig Wi- derstand, und die untermeerischen Strömungen innerhalb des Aussenriffes, ver- mochten leicht tiefe Canäle in den Boden einzugraben, die sich im Norden zu dem zwischen 40 und 60 Faden tiefen Lagunencanal vereinigten, im Westen .von Caröre einen grossen tiefen See bildeien, der sowohl mit dem nördlichen, als dem östlich von Caröre einführenden Canale in Verbindung steht. Wesentlich anders war die Wirkung der gleichen Strömungen auf dem südlichen Theil des Archipels ; hier konnte die Brandung wohl den Fuss der Inseln stark aushöhlen, tiefe Höhlen und schmale Thore einfressen, aber viel langsamer verschwanden die so abgerissenen Theile unter dem Meere. Die tiefen und breiten Canäle des Nordens nahmen ab in Zahlund Breite, und manche derselben verlieren sich allmählich in jene, nur wenige Faden unter dem Meere liegende Fläche, welche in ihren ausgedehnten Korallenfeldern den günstigsten Boden zur Betreibung der Calate-Fischerei bieten. Ein gleicher relativer Unterschied zeigt sich in den östlichen Küstenriffen des Nordens und des Südens. Während dort \ 568 Dr. Carl Semper, die Brandung, weniger zwar als auf der Wesiseite, die theilweise basallische Küste befressen und die Bildung eines inneren flachen Bootcanals zwischen jener, und dem höchstens 4080 Schritt abstehenden Aussenrand des Riffes ermöglichen konnte, setzten die Ostküsten der Kalkinseln des Südens solchen Widerstand dem Einflusse des Meeres entgegen, dass sich nirgends die mindeste Spur eines Canals zwischen dem Aussenriff und der Insel findet. Die grosse Verschiedenheit, welche die Ost- und Westriffe in der Entfernung von ihren angrenzenden Küsten zeigen, erklärt sich durch den Einfluss des beständig von Osten mächtigen Seegangs, der in seiner stetig fortgesetzten Wirkung, den einzelnen Korallenindividuen das rasche Wachsthum nach aussen unmöglich machte, während die Korallen des Westens in den langen Perioden der Ruhe, sich nach allen Seiten frei und kräftig ausbreiten konnten. Doch kann diese Vergrösserung, welche das Riff nach Westen hin erfahren haben mag, weniger bedeutend gewesen sein als das Hindrängen der östlichen Riffe an die In- seln; und wie hier die zurückdrängende Wirkung des Seeganges das Aussenriff im- mer der Küste dicht folgen lässt, und seine Neigung nach aussen sanfter macht, als die.der westlichen Seite, so muss das westliche Riff so ziemlich immer die Ausdeh- nung des früher bestandenen Landes oder des untermeerischen Rückens bezeichnen. Hiermit soll indess keineswegs die Möglichkeit geläugnet werden, dass manche tolle oder Barrenriffe sich bildeten zur Zeit, als die untermeerische Höhe, auf der sie standen, sich senkte ; oder dass selbst in manchen Fällen die Senkung wirklich den Anstoss zur Bildung derselben abgab. So würde z. B. die Insel Ngaur sich sen- ken müssen, ehe sich um sie herum ein Barrenriff bildete. Zur Entscheidung der Frage kommt es also zunächst auf das möglichst genaue Studium aller einzelnen Fälle an. Schwieriger als bei Barrenriffen, wo die ihre Form bedingenden Ursachen, dem Forscher noch zugänglich sind, ist die Untersuchung, welche jener Ursachen wirksam waren, bei Atollen, und hier dürfte die Entscheidung wohl nug durch die grössere Natürlichkeit herbeigeführt werden, welche die eine oder die andere Annahme zu besitzen schiene. Subjectiver Auffassung ist bier ein reiches Feld geöfl- net, denn selbst in solchen Fällen, wo, wie in der grossen Chagos-Bank eine Sen- kung neuerdings stattgefunden haben muss, bleibt dennoch die Frage offen, ob der Bildung der lebenden Bank ebenfalls eine Senkung zu Grunde lag. Die Annahme aber, dass nur oder hauptsächlich das wechselnde Spiel der Strömungen bei der Bildung der Korallenriffe wirksam sei, könnte manche Fälle erklären, die für die Senkungstheorie jetzt noch eine Ausnahme bilden. Ich meine das Vorkommen von ächten Atollen in Erhebungsoberflächen (areas of elevation). Von den mir näher liegenden erwähne ich nur des Bajo de Apo an der Westküste von Mindoro, dann die Islas Amantes und die Islas Cagayancillos, welche nach den mir vorliegenden Plänen echte Atolle zu sein scheinen. Die West- und Nordküste von Bohol sind von weitabstehenden Riffen umsäumt, welche mannichfach durch kleine Canäle durch- brochen, vom Lande durch einen Tiefwassercanal getrennt sind, in welchem selbst ziemlich grosse Schiffe sich dicht dem Lande nähern können. Alle diese Punkte lie- gen eingeschlossen in dem jetzt in Hebung begriffenen Archipel der Philippinen. Hier würde die Annahme, dass Strömungen sie gebildet, nicht derselben Schwierig- keit unterliegen, wie die Voraussetzung einer Senkung; und in der That sind auch an andern Stellen dieses Archipels Fälle nicht selten, in welchen die Bildung von Atoll-geformten Riffen, oder solchen die mit der Zeit dazu werden können, deutlich auf die Einwirkung constanter Strömung zurückgeführt werden kann. Die Insel Tig- tauan, in zwei Meilen Entfernung an der Ostküste der Südwestspitze von Mindanao liegend, zeigt an ihrer Westseite, auf welche der Fluss von Masinloc zuströmt, einen ) schmalen ‚Canal, welcher den höheren Rand der niedrigen, ganz aus Korallen beste- henden Insel durchbricht, und in einen inneren, von Mangroven-Büschen bewachse- nen Raum führt, welcher bei Fluth völlig vom Wasser bedeckt, bei Ebbe grössten- theils trocken gelegt wird. In den stehenbleibenden Lachen leben schwächlich einige Reisebericht. 569 Astraeenknollen. Eine ähnliche Bildung zeigt die Insel St. Cruz vor Zamboanga. Wie verschieden das Wachsthum der Korallenknollen ist, je nachdem ein Strom trüben oder klaren, salzigen oder brackigen, in der einen oder anderen Richtung fliessenden Stromes sie trifft, konnte ich mit wenig Mühe in der Silangan de Basilan erkennen. Hier sind die beiden Seiten des Canals, welcher die Insel Malaunabi von Basilan trennt, ganz von üppig lebenden Korallen bewachsen; aber der heftige Strom wel- cher sowohl bei Ebbe als bei Fluth, immer von Ost nach West geht, bedingt durch die eigenthümlichen topographischen Verhältnisse, verhindert das Wachsihum der Korallen nach aussen, und zwingt sie stalt in die Breite, sich nur in die Länge nach oben auszudehnen. So sind die Wände des Canals vollkommen senkrecht. Dort, wo sich durch die Gegenströmungen des ausiretenden Baches von Isabela Wirbel und Stillen bilden, häuft sich Sand und Schlamm an, auf dem ziemlich zahlreiche, isolirte Kora'lenknollen wachsen, die aber statt in die Höhe, sich mehr in die Breite ausdehnen. Am Westende des Canals iheilt eine kleine Insel die Strömung in zwei Arme. An der Spitze der Insel, welche diese Theilung bewirkt, finden sich üppig vegetirende Korallen, welchen das hier ruhige Wasser Wachsthum, sowie in die Breite, auch in die Höhe erlaubt; aber dort, wo beiderseits die Ströme die Insel tangiren, wachsen die Korallen wie vorher in die Höhe, ohne sich in die Breite aus- zudehnen. Die systematische Ausführung dieser hier nur angedeuleten Idee, verlangt gün- stigeren Ort und grössere Ruhe, als mir die Fortführung meiner Reise hier zu bieten vermag. Ganz eingenommen von der so befriedigenden Theorie Darwin’s, weicher Wilke’s derbe Polemik in meinen Augen nichts von ihrer Stärke nehmen zu können schien, freute ich mich lange Zeit, einzeine auffallende Verhältnisse der philippini- schen Riffe doch nach derselben leicht erklären zu können. Neue Bestätigung ihrer Richtigkeit glaubte ich auf den Palaos zu finden, wo meine Kenntniss sich lange auf den Nörden der Inselgruppe beschränkte. Zwar konnte ich, als ich auf einer Excur- sion nach Kreiangel die Bank von Cossol zweimal befuhr, mich des Gedankens nicht erwehren, dass die Strömungen eine wichtige Rolle spielen mussten; aber es war erst durch das genaue Studium der südlichen gehobenen Koralleninsein, auf denen ich mich nahe drei Monate aufhielt, dass ich ihre wahre Bedeutung erfasste. Fast that ich dies mit Bedauern ; denn den Vorzug, welcher der Darwin'schen Theorie so viele Anhänger verschafft, den nämlich, durch eine allgemeine Ursache alle und die verschiedensten Verhältnisse zu erklären, konnte ich für die meinige nicht vindici- ren. Mag man nun in diesem Mangel, welcher doch eigentlich mehr aus den Um- ständen entspringt, als meiner Auffassung zur Last zu legen ist, einen Anlass finden die Theorie selbst für mangelhaft zu erklären ; so bleibt mir ein Trost in den Worten eines englischen Schriftstellers: We are answerable for the uprightness, not for Ihe „righiness of our opinions. — Erklärung der Abbildungen, Tafel ZXXVIII. Fig. 4. Entwickelung einer Foraminifere (Nummulites spec.). @ Die innere Zelle einer ausgewachsenen Colonie mit der ersten Reihe der Tochterzellen. 5 Isolirte aus ihrer Bildungszelle genommene Mutterzelle einer neven Colonie. c Rand einer geschlechtlichen Colonie, mit den in den Zellen liegenden Mutterzellen. a Eine neue Mutterzelle von der Seite. Fig. 2. Zunge einer Hermaea sp., in welcher die alten gebrauchten Zähne nach hinten in eine Hülle in einer Spirale zurückgeschoben werden. 370 Fig.3. Larve einer Sacculina, a von der Seile. b von oben, man sieht die 2 Augen Fig. &a. Nesselpolyp des »rongehäte«, 45 Nesselkörper desselben. Fig. 8. Fig. 9. . Larve eines echten Stylifer. .. Neue, den Charybdeidae zuzuzählende Qualle; a das in die Höbe stehende ° Dr. Carl Semper, Reisebericht. und die 2 Klammerhaken an der Stirn. Stilet des Geonemertes pelaensis, nach Behandlung mit Kali. a der durch Kali aufgelöste Stiel des Stilets, dessen Höhlung nur übrig geblieben ist, bb mus- kulöse Schicht des Sackes, worin dieser Stiel liegt, c der Ausführgang der Anhangsdrüse d; e das Stilet. Tafel XXXIX. Hinterleibsende eines Sipunculus n. sp. mit der daran schmarotzenden La- mellibranchie. Veium auf welches sich Fortsetzungen des Gefässystems 5 übersetzen; c das Aufhängeband des Velums. d Die Reihe der Ausführlöcher des Geschlechts- blattes e; f das Nervenband. Zweite derselben Gruppe angehörige Species, nur die untere Hälfte gezeich- net, die Bezeichnung wie in Fig. 8. Hier fehlt das Aufhängeband des Velums, das schlaff berunterhängt. Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig. Zeitschrift A missenschaftl_ Zoologie Bd, - Ta£ XXZ., im ta har Zaitschrdit £.roissenschafll. Zoologie Ba. AUT. Taf: XXX, en en MM . | u > $ Er! PL } u 7 rt \ . “ . v 2 1 + r - “ r nr f x / WUY WIRD u y N BEE ERRR v Bf u y UN RN vv IE So Be “ Zeitschrif® £ wissenschaftl. Zoologie Baal. a0 FERNEN nn =e0,32, IN ir TEEN REES EEE ENDET TEEN. 2 äh Reutschrif® f. wıss.Rool, Bel. XI. Zeilschrill F. wissenschaft. Zualogie BAM REN - - re ee Be er ee - & . g ä B E E H d E 5 E ı sl n why j k a ARTE wlan DEU UVA RAN Ten a ET nn ERSELEOSE ENT Er Ir Tee a 1 einig B in we m ST an rar EEE EEE EEE EEE LETU NT" Fa Een RE N an BRETTEN SEDESRER LEE Bere : es, aa DEREN IELTE ee URALTEN DR ee rate Be het Ye EUR Sn a A a & Et ir ERS an Ri n : \ ae ’ res vr. 23 n h Kae Ay