'Ai&i £>. h-* ' Hü : - » ■ - ■ «. «» t . 'AN • '--V ■ ■%/' ■- \ «V t \ * v?^ '* ? . .'*, I - Ä- , 4 .-/- ■ < * I '• BIBLIOTHECA ZOOLOGICA. Original -Abhandlungen ans dem Gesammtgebiete der Zoologie. Herausgegeben von Dr. Rud. Leuckart , Dr. Carl Chun und in Leipzig1. in Breslau. Sechster iD-niid. 1S94— 1895'. Stuttgart. Verlag von Erwin Nägele. ~s^ Alle Rechte vorbehalten. •-f^ Drurk von A. Bon// Erben in Stuttgart Inhalt. Heft 16. Die Distomen unserer Fische und Frösche. Neue Untersuchungen über Bau und Entwicklung des Distomenkörpers. Von Dr. A. Looss. Mit 9 farbigen Doppel- tafeln. 1894. Heft 17. Zur Entwickelungsgeschichte des Zahnsystems der Säugethiere, zugleich ein Beitrag zur Stammesgeschichte dieser Thiergruppe. I. Ontogenie. Von Dr. W. Leche. Mit 19 Tafeln und 20 Textfiguren. 1895. BIBLIOTHECA ZOOLOGICA. Original -Abhandlungen aus dem Gesammtgetiete der Zoologie. Herausgegeben von Dr. Rud. Leuckart Dr. Carl Chun und in Leipzig- in Breslau. Heft 16. Die Distomen unserer Fische und Frösche. Von Dr. A. Looss Privatdozent an der Universität Leipzig. Mit 9 zum Theil farbigen Doppel-Tafeln. STUTTGART. Verlag von Erwin Nägele. 1894. Die Distomen unserer Fische und Frösche. Neue Untersuchungen über Bau und Entwickelung des Distomenkörpers Dr A. Looss Privatdozent an der Universität Leipzig. Mit 9 zum Theil farbigen Doppel-Tafeln. ■+-dL^&(!>~1 STUTTGART. Verlag von Erwin Nägele. 1894. Druck von A. Bonz' Erben in Stuttgart. Seinem hochverehrten Lehrer Herrn Geheimen Hofrath Dr. Leuckart, zur Feier seines fünfundzwanzigjährigen Jubiläums als Professor an der Universität Leipzig in aufrichtiger Verehrung und Dankbarkeit zugeeignet vom Verfasser. Jt/zj^ Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich — mit zwei Ausnahmen, die sich zufällig im Laufe der Untersuchungen ergaben — nicht mit der Beschreibung neuer Species. Den ersten Anstoss zu ihr gab vielmehr das Bedürfniss, dem Studirenden, der sich über den Bau des Distomen- körpers Orientiren soll und der zu diesem Behufe natürlich die häufigsten, immer und leicht zu beschaffenden Formen wählen wird, diesem Abbildungen an die Hand zu geben, die ihm das Be- stimmen der Thiere und das Verständniss ihres Baues erleichtern. Zwar wurden in den letzten Jahren sehr viele Distomenarten eingebend und auch vortrefflich untersucht und beschrieben — ich erinnere hier nur an Leuckart's Parasiten des Menschen — aber mit wenigen Ausnahmen alles Formen, die hier zu Lande entweder gar nicht, oder doch nur unter besonderen Umständen sich beschaffen lassen oder, wie das Distomum hepaticum, solche, die in so vieler Hinsicht be- merkenswerth von dem einfachen Bau der kleineren Formen abweichen, dass sie zu einer ersten Untersuchung weniger geeignet erscheinen müssen. In Bezug auf die Parasiten der Fische und Frösche jedoch, die überall und schnell zur Hand sind, stehen die Verhältnisse weit ungünstiger. Wohl haben einige Vertreter auch von diesen in letzter Zeit eingehendere Bearbeitung gefunden i Distomum cylindraceum, clavigerum u. a.), aber in Bezug auf die grössere Mehrzahl derselben sind wir zur Orientirung auch heute noch angewiesen auf die älteren Abbildungen und Beschrei- bungen von Van Beneden, Pagenstecher, Molin u. a. Es ist von vorn herein anzunehmen, dass diese unseren heutigen Anforderungen nicht mehr genügen werden, ebensowenig, wie sie unseren neueren Anschauungen entsprechen und einen brauchbaren Anhalt für das erste Studium abgeben. Schon aus diesem Grunde konnte eine Neuuntersuchung wünschenswerth erscheinen. Es stellte sich aber im Laufe derselben immer mehr bisher ungenügend oder noch gar nicht Bekanntes heraus, sowohl in Bezug auf die Anatomie, als besonders in Bezug auf Physiologie und Entwickelung unserer Thiere; es entstand eine eigene Arbeit von weit grösserem Umfange, als ich anfangs gedacht und auch beabsichtigt hatte — aber leider auch in dieser Form noch nicht abgeschlossen und noch manche grössere und kleinere Lücke zeigend. "Was die letzteren anlangt, so fehlen mir vor allem von den Distomen der Frösche ganz das 1). crassicolle, welches ich nicht aufzutreiben vermochte, und das interessante D. turgidum Brds., das ich früher in der Umgebung von Leipzig gar nicht selten angetroffen hatte, in der Zeit aber, wo ich es recht wohl hätte brauchen können, nur in einigen ganz erwachsenen und für meine Zwecke wenig brauchbaren Exemplaren erhielt. Weiterhin hätte ich sehr gern auch von den hauptsächlichsten Parasiten unserer amnioten Wirbelthiere einige Vertreter, die häufiger gefunden werden, aus- Bibliotheca zoologica. Heft 16. 1 t'ührlieher mit herangezogen, da sie zum Theil noch interessantere Verhältnisse darbieten, als diejenigen der Kaltblüter, und, wenn man so sagen will, höher organisirt sind, als diese. Einige derselben, die ich zufällig und gelegentlich antrat, und bei denen ich wichtige und für manche unsere]- Anschaungen massgebende Organisationsverhältnisse erkannte, glaubte ich nicht gänzlich mit Stillschweigen übergehen zu sollen und habe sie hie und da zum Vergleiche herangezogen, obwohl sie nicht zu unserem speciellen Untersuchungsmaterial gehören. Vor allem aber werden sich auch in der Darstellung und Behandlung des eigentlichen Gegenstandes Ungleichheiten und Lücken finden, die der Ausfüllung noch bedürfen, die ich auch zweifellos vor der Veröffentlichung ausgefüllt haben würde, wenn es mir noch möglich gewesen wäre. Eine Eeise jedoch, die mich längere Zeit von hier wegführen wird, erfordert es, die gegenwärtigen Studien abzubrechen; und da ich weiterhin kaum Aussicht habe, dieselben vor Ablauf von zwei Jahren wieder aufnehmen zu können, so schien es mir doch wünschenswerth, die bisher erlangten Resultate nicht liegen zu lassen, besonders da ein Theil derselben wenigstens als vorläufig abgeschlossen gelten kann. Ich übergebe darum die Arbeit auch in der lückenhaften Form der Oeffentlichkeit, in der Hoff- nung, das Fehlende später ergänzen zu können. Als Untersuchungsmaterial diente mir von den Schmarotzern der Fische: Distomum tereücoJle, folium, perlatum, noduhsum, gloUporum und eine neue, bisher nicht unterschiedene Form, die ich als Distomum isqporum bezeichne; von denen der Amphibien besonders Distomum cygnoides, cylindraceum, variegatum, endolobum, davigerum, medians und eine zwar nichts weniger als neue, aber bisher mit Distomum davigerum Run. zusammengeworfene Art, für die ich den Namen confusum vorschlug. Als unvollständig betrachte ich die Beschreibung des interessanten Distomum ovocaudatum Vulpian, da ich von ihm nur wenige, und dabei meist ganz alte Exemplare erhielt, die für meine Zwecke und für die Lösung der mich besonders interessirenden Fragen fast vollkommen untauglich waren. Es kommen, als nicht zii den Fischen und Fröschen gehörige Formen, hinzu Distomum astidia Vax Ben. und aseidioides Van Ben. aus Vespertilio murinus, Distomum leptostomum Olsson aus Erinaceus eurqpaeus1) und Distomum echinatum der Enten und Gänse; an Stelle einer Beschreibung gebe ich von den drei erstgenannten, von denen bisher nur ziemlich mangelhafte Abbildungen existiren, einige Zeichnungen, die zur Erkennung der hauptsächlichsten Organisations- verhältnisse genügen werden. Von den 13 zuerst genannten Wurmarten fand ich in den untersuchten Wirthen nicht nur erwachsene und eierhaltige, sondern sehr oft auch jüngere und ganz jugendliche Individuen, in einzelnen Fällen sogar noch in ihre Cyste eingeschlossene, die unmittelbar vorher erst ver- schluckt sein konnten. Dadurch ergab sich ein sehr schätzenswerthes Material für eine Unter- ') Dieses Distomum leptostomum, Jas sein Entdecker in Meles laxus auffand, (Bidrag tili Skand. Helminthf. etc. p. 18) hat eine bedenkliche Aehnlichkeit mit dem drei Jahre vorher von v. LlNSTOW aus dem Igel beschriebenen Distomum caudatum (Arch. f. Naturgesch. 39, I. 187:!, p. 103). Abgesehen von Grösse und den wechselnden Fdrm- Verhältnissen, die nicht massgebend sein können, berichtet v. LlNSTOW von dem D. caudatum, ilass : die Hoden hinter- einander liegen und den hintersten Raum im Körper einnehmen ; der „Vereinigungsptmkt der Dottergänge eigenthümlicher Weise zwischen den beiden Hoden" liegt (den ebenda liegenden Keimstock hat v. L. nicht gesehen) und dass männliche und weibliche Gescblechtsöffnung direkt vor dem ersten Hoden sich befinden. Diese Angaben passen durchaus auf das Dist. leptostomum OLSSON's, ebenso wie die von v. L. angegebene Grösse des Eies; nur der „einziehbare, schwanzartige Anhang am Hinterleibsende von cylindrischer Gestalt mit conischer Spitze", der Dist. caudatum auszeichnen soll, und den ich nirgends gesehen habe, hält mich ab, die OLSSOM'sche Form, die ich, ebenfalls im Igel, zweifellos wiedergefunden, direkt für das D. caudatum v. LixSTnw's zu erklären. 3 — suclmng der allmählichen Entfaltung und der Gewebs- und Organdifferenzirung im Körper unserer Thiere, das es nicht verdiente, unbeachtel gelassen zu werden. Natürlich nahm bei dieser Unter- suchung die Entwickelung des Genitalapparates, welche hauptsächlich in die erste Zeit nach der Uebertragung in den definitiven Wirth füllt, bald das Hauptinteresse in Anspruch, schon deshalb, weil durch ihre Kenntniss auch auf Lösung einiger zur Zeit oft ventilirter, aber nicht erledigter Fragen zu hoffen war. Auf diese Weise wurde freilich die Aufmerksamkeit von den übrigen Organen abgelenkt, und es resultirt daraus ein Theil der schon oben erwähnten Lücken und Ungleichheiten in der Behandlung der einzelnen Theile. Die von mir angewandten Untersuchnngsniethoden sind die denkbar einfachsten, denn die Thiere wurden durchweg lebendig, unmittelbar nach der Entnahme aus ihren möglichst frischen Wirthen untersucht. Sie wurden entweder in ihrem natürlichen Mediuni. oder, wenn dies aus gewissen Gründen inopportun erschien, in Kochsalz- lösung, Schneckenblut etc. auf dem Objektträger mH dem Leckgläschen bedeckt und je nach Erforderniss mehr oder minder gedrückt. Um die Präparate vor Verdunstung zu schützen, und zugleich um die Dicke derselben constant zu erhalten, wurden sie sofort mit einem Hinge aus flüssig gemachtem "Wachs umgeben und erhielten sich dann bis 24 Stunden und länger. Au derartig behandelten Thieren lässt sich nun, ausser in wenigen Ausnahmefällen (Dist. variegatum), die gesammte Anatomie übersehen, und das oft an einem und demselben Thiere, wenn man es nur an der nöthigen Geduld und Aufmerksamkeit nicht fehlen lässt. Im Anfang freilich sind die Bewegungen der Objekte noch störend, obgleich sie aitf der anderen Seite wieder werthvolle Auf- schlüsse über diesen oder jenen Punkt geben, der bei ruhenden Thieren allein nicht zu entscheiden ist. Nach einiger Zeit aber lassen sie regelmässig nach, und dann (mitunter schon nach einer, mitunter auch nach drei, vier und mehr Stunden) beginnt die histologische Struktur der Organe unter völliger Wahrung der ursprünglichen Durchsichtigkeit mit einer Deutlichkeit und Schärfe hervorzutreten, wie sie kein Reagens auch nur annähernd zu geben vermag. Ich weiss nichl sicher, worauf diese Veränderung beruht, vermuthe aber, dass ein ganz allmähliches Absterben und dabei eine Lockerung in dem gegenseitigen Verbände der Elemente Platz greift, in Folge deren dann alles .-(härter sich markirt. Es füllt sich gleichzeitig der gesammte Gefässapparat und liefert in Folge einer gleichsam natürlichen Injektion Bilder, wie sie vollständiger und schärfer keine künstliche jemals erzielen könnte. — kurz, man erhält auf diese Weise vor- treffliche Untersuchungsobjekte. Man wird mir einwenden, dass diese Methode, primitiv und barbarisch, wie sie ist. nur unvollkommene und jedenfalls nicht einwandsfreie Resultate ergeben könne, besonders da durch den angewandten Druck die Lagebeziehungen der einzelnen Organe immer mehr oder minder Veränderungen erleiden müssen. Ich gebe das zu und habe, um dem letzteren Einwände zu begegnen, überall auch frei bewegliche, nicht mit einem Deckgläschen bedeckte Thiere, ausserdem auch Schnitte durch möglichst sorgfältig conservirte Objekte zum Vergleiche herbeigezogen. Gerade hierbei habe ich recht augen- fällig bemerkt, wie unendlich weit doch das gefärbte und geschnittene Präparat hinter dem frischen, lebendigen zurücksteht. Ich bin weit davon entfernt, den Werth der Schnittmethode zu verkennen oder ihre Verdienste irgendwie herabsetzen zu ««dien, und ich weiss auch, dass sie l* — 4 — in vielen, sehr vielen Fallen die einzige, noch anwendbare und einigermassen befriedigende Resultate ergebende Methode ist; aber andererseits bin ich auch der Ansicht, dass man ihr gegenwärtig oft mit Unrecht den Vorzug giebt und andere Untersuchungsmethoden ihr zu liebe vernach- lässigt. Das gilt speciell auch für unsere Trematoden, die man in der letzten Zeit fast aus- schliesslich mit Farbe und Mikrutommesser behandelt hat, trotzdem der bei weitem grössere Theil von ihnen durch Kleinheit und durchsichtige Beschaffenheit geradezu zu einer Unter- suchung bei lebendigem Leibe herausfordert. Es ist speciell meine Absicht, durch diese Arbeit die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf jene Methode hinzulenken und die unverdienter- massen vernachlässigte wieder zu Ehren zu bringen; denn was ich an neuen Anschauungen über den Bau des Distomenkörpers hier vorzubringen habe, ist einzig xmd allein mit ihrer Hilfe erlangt. Ich habe neben ihr auch von der Schnittmethode Gebrauch gemacht, aber nur zur Controlle dessen, was ich am lebenden Thiere gesehen — soweit von einer „Controlle" hierbei die Bede sein konnte. Zur Conservirung der Thiere habe ich mit gutem Erfolge Lösungen von Sublimat in Alkohol verwandt; sehr gute Resultate ergab eine gesättigte Lösung von Sublimat in Alkohol 70"/o mit 3 — 5 °/o Eisessig, ganz brauchbare auch Alkohol 50°/o mit 1 — 2°/o Sublimat; in beiden Flüssigkeiten sterben die Thiere sofort und lassen sich auch leicht in gestreckter Haltung tixiren. Als Färbungsmittel wurden meist Haematoxylin, sowie Borax-, Ficro- und Säurecarmin verwandt. Die Untersuchung wurde ausser mit schwächeren Systemen aus der ZEiss'schen Werk- stätte bei den frischen Objekten überall und ausnahmslos mit Zeiss, Apochromat homogene Immersion 2 mm, Oculare 4 — 12 vorgenommen. Ich erwähne das ausdrücklich, da zur Erkennung sehr vieler der in Nachfolgendem geschilderten Strukturverhältnisse diese Vergrösserung unbedingt Erforderniss ist ; sie wird in Folge dessen auch bei Nachuntersuchungen zur Controlle und Ent- scheidung stets herangezogen werden müssen. Was die Anordnung des Stoffes anbelangt, so denke ich zunächst eine erneute anato- mische Beschreibung der einzelnen Arten zu geben, an welche sich jedesmal eine Schilderung der rmtwicklungsstadien schliessen wird, soweit ich solche in den einzelnen Fällen untersuchen konnte. Speciell histologische Angaben habe ich dabei soviel wie möglich zu vermeiden gesucht, ebenso wie ich von genaueren Maassangaben meist Abstand genommen ; letzteres deshalb, weil bei der grossen Contractilität und geringen Formbeständigkeit des Körpers, und bei seiner stetigen Grössenzunahme auch nach Eintritt der Geschlechtsreife eine Controlle etwa gegebener Maasse immer unsicher ist, und diese selbst als Merkmale von diagnostischem Werthe ziemlich unbrauch- bar sich erweisen. Es war dies eine der ersten Erfahrungen, die ich bei der Untersuchung von Hunderten von Individuen der allermeisten von mir untersuchten Arten machen musste. Wo es sich dagegen um constantere Grössen handelte, wie z B. bei den Eiern, den Stacheln der Haut, und etlichen notorisch nur weniger schwankenden Organen, habe ich ebenfalls Maasse angegeben : meist auch nur Mittehnaasse, da schon die dritte und vierte Decimale fast in jedem einzelnen Falle wechselt. In einem zweiten Abschnitte gedenke ich dann an der Hand einer genaueren und auch histologischen Schilderung der einzelnen Organsysteme eine Vergleichung derselben durchzuführen, soweit es das vorliegende Material zulässt. Ein dritter Abschnitt endlich soll die Darstellung der Entwickelung der Organe, besonders der Geschlechtsorgane während des Aufenthaltes im definitiven Träger enthalten. 1, Anatomischer und beschreibender Theil. A. Distomen der Fische. I. Distomum tereticolle RUD. Litt e r a t u r : Fasciola Lucü Müller, Zoologiae danic. Prodromus etc. Eavniae 177ii. p. 224. No. 2713. .. Müller, Zoologia danica etc. Vol. I, p. 67, Tab. XXX. Fig. 7. Vol. II. p. 115. Tal). LXXVIII, Fig. 6-8. .. Müller, Beschäft. d. Berliner Gresellsch. naturf. Freunde 1. p. 203. ,, Müller, Naturforscher. Stück 14, p. 136. Das langhälsige Doppelloch Bloch, Beschäft. d. B. Gresellsch. naturf. Freunde. IV. 1779. p. 534, Tat'. XIV. Fig. 1 — 4. Langhälsiges Doppelloch Bloch, Abhandl. v. d. Erzeug, d. Eingeweidew. Berlin 1782. p. 6. Flanaria lucü GI-oeze, Versuch einer Naturgesch. d. Eingeweidew. etc. Blankenburg 17S:!. p. 172. Taf. XIV, Fig 3. HechtäoppeMoch Schrank, Verzeiclm. d. bisher hinl. bek. Eingeweidew. Münch. 1788. p. 18. No. 60. Distoma lucü Zeder, 1. Nachtrag zur Naturgesch. d. Eingeweidew. Leipzig 1800. p. 173. ., Zeder, Anleitg. z. Naturgesch. d. Eingeweidew. Bamberg 1803. p. 213. Taf. III, Fig. 2. Fasciola tereticoUis Rudolphi, Wiedem. Areh. III. 18U2. p. 74. Distoma tereticolle Rudolphi, Entozoorum historia natur. IL Amstel. 1809. p. 379. Rudolphi, Entozoor. Synops. Berol. 181'.». p. 102. Bremser, Jcones helmintli. Viennae 1824. Tab. IX. Fig. 5—6. Bonn: ä long cou Jurine, Annales d. sc. nat. IL 1824. p. 489. Distoma lucü Schmalz, XIX Tabulae , anatom. entoz. illustr. Dresd. et Lips. 1831. Tab. VIII, Fig. 1—3. Distomum rosaceum V. Nordmann, Micrograph. Beitr. etc. Berl. 1832. p. 82, Taf. 8, Fig. 1—3. Distoma tereticolle Dujardin, Hist. nat. des Helminthes. Paris 184.J. p. 419. Distomum tereticolle Diesing, Systema Hehninthuni. 1. Vindob. 1850. p. 358. Distoma tereticolle Van Beneden, Mein, sur les Vers intestinaux. Paris 1858. p. 98, Tal). VIII. „ Olsson, Bidrag til Skand. Helminthfauna. Kgl. Svenska Vetensk.-Acad. HancU. XIV. No. 1. 1876. p. IS. Zpchokke. Recherches sur l'organis. et la distrib. etc. Dissert. Geneve 1884. p. 47. Prenant , Peeherches sur les vers paras. etc. Bull, de la Soc. etc. de Nancy. Ser. V. To VII, Fase. 17. 1884. Paris 1885. p. 217, Tab. I, Fig. 4. — 6 — Wie aus dieser Literaturzusammenstellung — in der übrigens, hier und bei den folgenden Arten, alle diejenigen Mittheilungen weggelassen sind, in denen unseres Wurmes nur gelegentlich gedacht wird oder die sich nur auf die Entwickelung beziehen — erhellt, ist derselbe sehen seit langer Zeit bekannt und auch oft Gegenstand der Untersuchung gewesen; offenbar, dass seine (iriisse und sein nicht seltenes Vorkommen an einem ziemlich bemerkenswerthen Orte dazu Ver- anlassung gaben. Den genannten Eigentümlichkeiten des Parasiten ist es wolü auch vorzugs- weise zuzuschreiben, dass derselbe kaum irgendwo verwechselt oder verkannt wurden ist. Man könnte das letztere höchstens betreffs des V. Nordmann' sehen Distomum rosaceum vermuthen, was in der That bereits von Dd j ardin ') und noch bestimmter von Van Beneden2) geschehen ist. Thatsächlich stimmt dasselbe in anatomischer Hinsieht, völlig mit D. tereticoUe überein und es ist nach dem Autor selbst nur das abweichende Grössenverhältniss der Saugnäpfe bei der Unterscheidung Ausschlag gebend gewesen. Dieselben sollen bei I>. rosaceum ungefähr gleich gross sein, während bei D. tereticoUe, den übereinstimmenden Angaben der Autoren nach der Mundsaugnapf stets etwas grösser ist, als der Bauchsangnapf. Auffallend muss es hiernach erscheinen, wenn Zschokke3) unter dem Namen /). rosaceum einen Wurm beschreibt, (den er mit Düjardin für eine Varietät des D. tereticoUe hält) „correspondant ä la description speci- fique de Dist. rosaceum", bei welchem der Mundnapf doppelt so gross ist. als der Bauchnapf! Was meine Ansicht anbelangt, so bin ich nicht im geringsten darüber zweifelhaft, dass D. rosa- ceum nichts anderes, als 1). tereticoUe ist, nicht einmal eine Varietät desselben. Meinen Er- fahrungen nach ist die innere Organisation unserer Thiere für die Bestimmung der Art allein massgebend, während die Grösse der Sangnäpfe individuellen Schwankungen unterworfen ist. auch während des Lebens mitunter in gesetzmässiger Weise zu wechseln scheint. Besonders aber ist das Grössenverhältniss der Saugnäpfe je nach deren Contractionszustand ein so unbeständiges, dass es als Unterscheidungsmerkmal allein kaum genügen dürfte. Man braucht nur ein einziges Mal eine an dem Deckgläschen des mikroskopischen Präparates kriechende Cercarie, oder ein junges Distomum. (das aber nicht gedrückt werden darf!) zu beobachten, um sofort die Be- merkung zu machen, dass die Saugnäpfe, je nachdem sie eingezogen oder angeheftet sind, mit- unter gerade umgekehrte Grössenverhältnisse zur Schau tragen. Das gilt gleicher Weise auch für die erwachsenen Würmer, deren Saugnäpfe in Bezug auf ihr Grössenverhältniss ebenfalls in gewissen Grenzen schwanken können. Da aber in der V. Nordmann' sehen Beschreibung der inneren Organisation des ]>. rosaceum nichts vorhanden ist. was nicht durchaus auf das D. tereticoUe passte, so sehe ich nicht den geringsten Anhalt auch nur zur Aufstellung einer besonderen Varietät und setze Dist. rosaceum Y. Nordm. einfach = Dist. tereticoUe Run. Distomum tereticoUe bewohnt den Oesophagus und Magen einer grösseren Anzahl von Raub- fischen, besonders von Esox lucius, aber auch von Salmo trutta (Jurine), Salmo fario und Hucho (Bremser), Lala vulgaris (V. Nordm.), Luciqperca sandra (Rüdolphi), Trutta variabilis und Sulmo umhin (Zschokke) und Salmo alpinus (Olsson). Meine Exemplare stammen aus Hechten: der Wurm scheint imless in der Umgegend von Leipzig nicht so häutig zu sein, wie anderswo, denn ich fand ihn nur in 20 — 25 ",'o der untersuchten Fische, einige Male bis zu 15 Stück in 'l III .lAlilUN, 1. C. p. 120. •) Van Beneden, i. <■. p. 99 d. S.-A. Zschokke, l. <•. p. ui a. S.A. einem Wirthe. Er lebt für gewöhnlich, wie schon die älteren Bewohner angeben, zwischen den Schleimhantfalten, wo er sich mit beiden Saugnäpfen ziemlich fest ansaugt, scheint aber nach dem Tode des Wirthes diesen gelegentlich zu verlassen, eine Beobachtung, die schon Braus an Distonium cylhidmceum machte.') Ein junger Hecht war zu einem anderen Zwecke durch einige Schläge auf den Kopf „getödtet" worden, war aber dann zufällig ein paar Stunden unbe- rührt liegen geblieben. Bei der darauf vorgenommenen Untersuchung fanden sich sowohl in der Kiemenhöhle, als auch an der der Unterlage zugekehrten und feuchtgebliebenen Körperfläche des Fisches eine ganze Anzahl erwachsener und völlig munterer Distomum tereticolle ; einige andere davon noch im Oesophagus, im Magen war aber keiner der Parasiten mehr zu bemerken. Nach Lage der Sache kann es hier keinem Zweifel unterliegen, dass die Würmer aktiv aus ihrem Wirthe ausgewandert waren. Auch an isolirten Hechteingeweiden, die ich mir zum Zwecke der Untersuchung holen Hess, fand ich gar nicht selten, ohne dass die Magenwände zerschnitten ge- wesen wären, die "Würmer äusserlich diesen und dem Darme ansitzend: in anderen Fällen freilich waren sie tagelang an ihrem speeifischen Wohnorte geblieben, ohne die Neigung zur Auswanderung zu offenbaren. Auf einige andere nicht uninteressante, biologische Beobachtungen an dem Disto- mum tereticolle werde ich in dem letzten Alischnitte der Arbeit noch zu sprechen kommen. Die äussere Erscheinung des Wurmes ist sehr charakteristisch ; er fällt einmal auf durch seine Grösse, die von Müller bis zu 54 mm angegeben wird, während die grössten von mir gefundenen Exemplare nur etwas über 30 mm massen; übrigens waren in den meisten Fällen bereits von einer Länge von 12, ja 10 mm an, fertige Eier, wenn auch nur in geringer Zahl vorhanden. Die Breite ist im Verhältniss zur Länge nur gering, denn sie stieg im Durchschnitt an meinen Exemplaren kaum über 1,5 mm. Von einigen Autoren (Schrank, V. Nordiiwn. \'\\ Beneden) wird eine seitliche Faltenbildung besonders an dem Hinterkörper des "Wurmes beschrieben; in der That sieht es auch, namentlich wenn man ihn in Wasser bringt, so aus, als ob der Leib mit einem seitlichen, gefalteten Flossensaume ausgestattet sei. Indessen ist das nur eine Contractionserscheinung. die hei Thieren in ihrer natürlichen Umgebung, ebenso wie bei den Conservirten, spurlos verschwindet. Die Farbe ist bei frischen Individuen immer lebhaft fleisch- farbig bis fast rosaroth ; sie verblasst jedoch, sobald die Würmer abzusterben beginnen, und zwar sowohl in dem Magen des Wirthes, als auch ausserhalb desselben, in Wasser; ich schiebe le- diglich darauf die abweichenden' Angaben der früheren Untersucher, die durchgängig noch der Ansicht lebten, dass das Wasser für unsere Thiere ganz unschädlich sei und sie zur Beobachtung immer sorgfältigst in solches, mitunter sogar in erwärmtes, übertrugen! Mit dem Tode, d. h. mit der völligen Zerstörung der Gewehe und Organe, wird die Farbe rein weiss und die Durch- sichtigkeit geht gänzlich verloren. Die Saugnäpfe des Wurmes sind, wie schon erwähnt, verschieden gross, und zwar ist stets der Mundsaugnapf von beiden der grössere. Davon aber, dass die relative Grösse beider Näpfe zu einander Schwankungen unterliegt, habe ich mich seihst mehr als einmal überzeugt: mitunter erscheint der Mundsaugnapf in der That, nur sein- wenig grösser, als der Bauchnapf. Die Haut des Distomum tereticolle ist glatt, ohne irgend welche Einlagerung von Stacheln oder Schuppen, und repräsentirt eine augenscheinlich sehr feste, widerstandskräftige Hülle von 0,02 mm Dicke. ') Braun, Centralbl. f. Bakteriol. a. Parasitenk. VIT. Bd. 1890. p. 568. — 8 — Verdau ungs Organe. Auf den kräftigen Mundsaugnapf folgt fast unmittelbar ein ebenso kräftiger Pharynx von ungefähr cylindrischer Gestalt, der im Leben durch eine sehr bemerkenswerthe Durchsichtigkeit sich auszeichnet. Man kann in Folge dessen in seinem Inneren die in letzter Zeit viel umstrittenen, grossen Zellen der Saugnäpfe und des Pharynx sehr schön beobachten; ich komme bei der Besprechung des Darmsystemes im zweiten Theil auf sie zurück. Infolge seiner Durchsichtigkeit ist der Pharynx übrigens schon den älteren Beobachtern auf- gefallen, besonders Bloch, der ihn für den Magen des Thieres hält. Auf den Pharynx folgt ein sehr kurzer, muskulöser Oesophagus (Fig. 54. Taf. III), der in die beiden Darmschenkel sich spaltet. Dieselben ziehen, wenn der Wurm nicht völlig ausgestreckt ist, nicht wie sonst üblich, direkt nach hinten, sondern biegen erst nach vorn, um von da nach hinten zurückzulaufen. Sie reichen in ungefähr gleicher Dicke bis fast in das Hinterende des Körpers und zeigen während des Lebens ziemlich lebhafte pcristaltische Bewegungen, durch die der Darminhalt auf- und ab- getrieben wird. Lange Zeit war ich auf Grund zahlreicher Beobachtungen der Ueherzeugung, dass das Distomum tereticolle sich nur von dem Mageninhalt des Hechtes ernähre; ich hatte in seinem Darme niemals gefärbte Inhaltsmassen angetroffen, sondern immer nur blasse, farblose, die in der Hauptsache aus einer mit Fetttröpfchen durchsetzten Flüssigkeit zu bestehen schienen. Ziemlich am Ende meiner Untersuchungen fand ich aber in einem Hechtmagen eine grössere Gesellschaft von Würmern, deren Darmsehenkel insgesammt schon mit blossem Auge als intensiv roth gefärbte Linien kenntlich waren. In der That zeigte die mikroskopische Untersuchung, wie zu erwarten war, unverkennbare Beste von Blut in dem Verdauungskanale dieser Thiere. Dabei war es aber weiter sehr auffallend, dass der Wirth selbst in seinem Magen keine Spur von Inhalt zeigte, nicht einmal den sonst fast nie fehlenden Schleim ; es konnte kaum zweifelhaft sein, dass er einer längeren und ziemlich intensiven Hungerkur wohl unfreiwillig sich hatte unterwerfen müssen. Ich habe solche bluthaltige Würmer nicht wieder zu Gesicht bekommen, ebenso finde ich in der älteren Litteratur nur bei V. Nordmann, die Angabe (1. c), dass der Inhalt ..röthlich" sei. Es lässt sich aus allem schliessen, dass unser Parasit demnach für ge- wöhnlich nicht von Blut sich nährt, sondern nur gelegentlich, und zwar dem oben angeführten Falle nach dann, wenn seine gewöhnliche Nahrung nicht vorhanden ist, also im Nothfalle. Das Nervensystem zeigt einen überraschend complicirten Bau, der im Princip durch- aus mit dem von Gaffron ') bei dem Distomum isostomum beschriebenen und kürzlich von mir auch bei dem Amphistomum subclavatum aufgefundenen übereinstimmt (Fig. 64. Taf. IV u. 54 vi. 55 Taf. III). Der Centraltheil wird dargestellt von einem ziemlich ansehnlichen Querhand, welches über den Pharynx kurz hinter dem Mundsaugnapfe dorsal hinwegzieht. Die Commissur ver- bindet die beiden Gehirnganglien, die äusserlich als die Vereinigung der verschiedenen in sie eintretenden, resp. von ihnen ausgehenden Nervenstämme erscheinen. Diese Stämme haben sämmtlich einen longitudinalen Verlauf und werden, je nachdem sie von dem Gehirne nach vorn oder nach hinten laufen, als vordere oder hintere bezeichnet. Es sind jederseits drei vordere und drei hintere Längsnerven vorhanden, die paarweise einander entsprechen, und je nach ihrer Lage die Namen Rücken-, Seiten- oder Bauchnerven führen. Von den vorderen Längsnerven ist der seitliche der am stärksten entwickelte, er zeigt ausserdem von dem Punkte, an welchem er den Seitenrand des Leibes erreicht, ausgehend eine Verbindung nach rückwärts, nach dem ') Gai iiio.N. Zum Nervensystem d. Trematoden; Zool. Beitr. v. A. Schneider, I. 1884. p. 109. 9 hinteren Seitennerven hin, den wir einfach als Seiten- (Lateral-)commissur oder Commissur der Seitennerven bezeichnen wollen (Fig. 54 CL, Taf. III). Die vorderen Lateralnerven sind es auch, die nach Poirier1) bei dem grossen Distomum clavatum in der vorderen Circumferenz des Mund- saugnapfes sich wieder vereinigen und so eine vollständige Schlinge tun denselben herum bilden. Es scheint mir höchst wahrscheinlich, dass eine solche Umfassung auch bei dem Distomum tereticölh stattfindet; wenigstens habe ich beobachtet, dass die betreffenden Nerven jederseits bis fast an- mittelbar an die Mittellinie des Körpers um den Saugnapf herum sich verfolgen lassen, und dass nur die verschwindend kleine Strecke von 0,03 — <•.<••"> mm zwischen ihnen undeutlich ist. Ausserdem ist die Stärke der Nerven auf ihrem ganzen sichtbaren Verlaufe kaum verringert, so dass es sich im Falle eines Aufhörens nur um eine ganz plötzliche Unterbrechung handeln könnte. Zur Erklärung dieser Unsicherheit der Beobachtung will ich noch hinzufügen, dass das Erkennen der zarten Nerven in der direkten Nähe des Mundsaugnapfes und seiner starken Mus- kulatur durchaus nicht leicht ist, und zwar um so weniger, je älter die Thiere werden. Es ist mir erst ziemlich gegen Ende meiner Untersuchungen hin gelungen, jüngere Exemplare des Wurmes zu bekommen, bei denen ich das eben geschilderte Verhalten feststellen konnte. Vorher hatte ich den Nerven kaum ein kurzes Stück zwischen Körperrand und Saugnapf hinein sich erstrecken sehen, und ich vermuthe deshalb, dass es nur der Verwendung genügend junger Thiere bedürfen wird, um die ganze Verbindung aussei- Zweifel zu stellen. Mit Hilfe der Schnitt- methode ist selbst an sonst vorzüglich conservirten und gefärbten Präparaten von diesen Nerven nichts zu sehen; schon in ganz kurzer Entfernung von ihrer Ursprungsstelle verlieren sie sich völlig in den Maschen des Parenchyms und nicht eine Spur mehr ist von ihnen zu erkennen. Im Vergleich zu dem Seitennerven sind die beiden anderen, nach vorn verlaufenden Längsnerven, der dorsale und der ventrale, nur schwach entwickelt zu nennen; sie ziehen von ihrer Ursprungsstelle in dem Gehirne aus mehr oder minder direkt nach dem Saugnapfe hin, in dessen Muskulatur sie sich alsbald verlieren, unter Umständen nach vorheriger Gabelung in mehrere Aeste. Die drei hinteren Längsnerven durchziehen von dem Centraltheile aus die gesammte Länge des Thierkörpers bis in das Hinterende hinein und von ihnen fällt nun besonders der ventrale durch seine beträchtliche Dicke in die Augen. Dieselbe beträgt bei alten Würmern bis über 0,06 mm, das Dreifache von der durchschnittlichen Dicke der beiden anderen Längs- nerven. Im Schwänzende gehen Kücken- und Bauchnerven sicher ineinander über, betreffs ihres specielleren Verhaltens aber und desjenigen der Seitennerven bin ich hier nicht zu völliger Klar- heit gekommen, da es recht schwer ist, das besonders bewegliche Hinterende des auch sonst sehr lebhaften und kräftigen Thieres ohne allzustarken Druck so zu fixiren, wie es zur Beobachtung dieser zarten Strukturen unbedingt Erfordernis« ist. Zwischen den sechs Longitudinalnerven spannt sich nun bei dem 1>. tereticoUe ein ausser- ordentlich reiches Netz von querverlaufenden Nervensträngen aus, das auf den ersten Blick jeder Gesetzmässigkeit zu entbehren scheint. Das ist aber nicht der Fall; bei genauerer Betrachtung erkennt man zunächst, dass die stärkeren unter den queren Nervenästen nicht nur zwischen je zwei Längsnerven ausgespannt sind, sondern dass sie sich auch jenseits derselben in annähernd ') Poirier, Contribntions a l'histoire des Trematodes. Aldi, de Zool. experim. etc. II. Ser. Vol. III. 1885. pag. 135 d. S.-A. PI. 31. Fig. 1. Bibliotheca zoologica. Heft IG. 2 — 1(1 der nämlichen Richtung fortsetzen und in dieser Art und Weise rings um den Körper herumlaufen. Es entstehen so <[uere Nervenringe, die aus sechs einzelnen Theilen, den zwischen den sechs Längsnerven ausgespannten sechs Quernerven, aufgebaut werden. Ihrer Lage nach führen diese die Namen dorsale, ventrale, dorsolaterale und ventrolaterale Conimissuren : die ersteren beiden sind nur je einmal, die anderen je doppelt, nämlich rechts und links vorhanden. Sie verbinden sich also alle zu einem geschlossenen Ringe, dessen einheitliche Natur weder durch die Zusammen- setzung aus sechs Stücken, noch dadurch verwischt wird, dass die Endigungen der Segmente selbst in den Längsnerven nicht immer genau aufeinandertreffen. Man sieht vielmehr gar nicht selten, dass die Fortsetzung eines Quernerven auf der anderen Seite des Längsstammes eine kleine Strecke weit davor oder dahinter gelegen ist; es kommt dazu, dass speciell bei J)ist. tereticolle die Wurzeln der Quernerven in den Längsnerven nicht einfach sind, sondern dass die ersteren oft aus mehreren, gesondert in dem Längsnerven wurzelnden Fasern zusammenschmelzen (cf. Fig. 57, Taf. III). Trotz dieser kleinen Unregelmässigkeiten, die übrigens auch anderwärts vor- kommen, wird, wie gesagt, das Bild geschlossener Querringe nicht wesentlich gestört, und es würde es noch weniger werden, wenn nicht diese Ringe im Verhältniss ausserordentlich dicht aufeinander folgten. Ich habe deren bei einem Wurme von reichlich Centimeterlänge über 40 gezählt (44); jedoch scheint diese Zahl nach Alter und Individuum nirgends ganz constant zu sein, während dagegen die Commissuren selbst in Bezug auf ihre Stärke unter einander ziemlich gleich sind. Eine Ausnahme machen nur die dicht vor und dicht hinter dem Bauch- saugnapfe gelegenen, welche als Träger für sehr starke Seitenzweige nach dem Sangnapfe ge- wöhnlich etwas kräftiger ausgebildet sind. Die beschriebenen Ringe sind aber bei weitem nicht die einzigen Nerven im Körper unseres Di st. tereticolle. Es gesellen sich zu denselben zunächst ebenfalls quer verlaufende Seiten- zweige der Längsstämme, die augenscheinlich nicht in den Connex eines Ringes hineingehören; hier sind besonders zwei sehr starke Nerven zu erwähnen, die von dem Ventralnerven an den Bauchsaugnapf abtreten. Es gesellen sich zu den Genannten weiter eine ganz enorme Zahl feiner und feinster Fasern, die anscheinend in unregelmässiger Weise bald Längs- und Quer- nerven, bald nur Quernerven unter einander in Verbindung setzen. Es entsteht so ein sehr reich verzweigtes Netzwerk von Fasern verschiedensten Calibers, von dem ich in Fig. 55, Taf. III einen Theil getreu nach der Natur abgebildet habe. In dieses Netzwerk sind endlich auch die sogenannten freien Nerven- oder Ganglienzellen des Körpers eingeschaltet, über die wir im histologischen Theile noch weiteres hören werden. Endlich besitzt Dist. tereticolle auch jenes „sehr hoch dorsal gelegene Nervensystem", welches wir schon von Distomum isostomum und Amphistomum kennen. Es findet sich nämlich an der ersten dorsalen Quercommissur unmittelbar an deren Ursprünge aus dem Rückennerven jeder- seits ein ganz kleines Ganglion, welches kaum hervortreten würde, wenn von ihm aus nicht ein longitudinal nach vorn verlaufender Nerv austräte. Schon die erwähnten beiden kleinen Ganglien liegen dorsal von dem Längsnerven, mit dem sie fast unmittelbar zusammenhängen ; die von ihnen ausgehenden Längsnerven nähern sich noch mehr der Rückenfläche, so dass sie dann vorn über der Gehirncommissur hinwegziehen. Ich möchte von dieser Eigenschaft her die Nerven der Kürze halber Supracerebralnerven, die Ganglien, aus denen sie entspringen, kurz S u p r a- cerebralganglien nennen. (Fig. 54 GSC u. NSC.) Ueber dem Pharynx, kurz vor der Ge- hirncommissur, sieht man aus den in Rede stehenden Nerven nach innen zu jederseits einen feinen — 11 Seitenast entspringen, der sieh möglicherweise, aher nicht völlig sicher, mit dem der Gegenseite zn einer supracerebralen Quercommissur vereinigt. Endlich linden wir bei Distomum tereticotte noch eine ziemlich dünne, aber deutliche, suboesophageale Verbindung der Gehirnganglien. Es sind einige sehr zarte Fasern, die von den letzteren aus nieist etwas nach hinten, nach dem Ende des Pharynx, und auf der Gegen- seite wieder nach dem Hauptganglion hinaufziehen, und mein- in der Mitte ihres Verlaufes einige angelagerte Ganglienzellen zeigen, i Fig. 54 NSOe, Tat'. 111.) Die Ganglienzellen entsenden einige feine Fasern in dieser und jener Richtung, doch ist deren späteres Schicksal nicht weiter zu verfolgen: dass sie an den Pharynx und Oesophagus herangehen, dürfte wahrscheinlich sein. Das Excretionsgefässsystem zeigt ebenfalls eine sehr reiche Entwiekelung, doch bedarf es immer der Untersuchung einer grösseren Anzahl und womöglich junger Thiere, um über seinen Aufbau völlige Klarheit zu erlangen. Der Toms exeretorius (Fig. 05, Taf. IV) liegt am Hinterende des Körpers und führt durch einen ansehnlich entwickelten und deutlich abgesetzten Sphinctermuskel in die Excretionsblase herein. Diese reicht unmittelbar bis an den hintersten Hoden heran und zeigt in ihrem Verlaufe ziemlich regelmässige Einschnürungen, die ihr ein semmelreihen- oder rosenkranzartiges Ansehen geben und schon von Van Beneden ge- sehen wurden. Die Wandungen dieser Blase müssen muskulös sein, obgleich man von Muskelfasern zunächst nichts erkennen kann: man bemerkt jedoch an ihr ganz regelmässige ( 'ontractionen, die augenfällig von der Blasenwand selbst ausgeführt werden, und nicht etwa von dem um- gebenden Parenchym herrühren. Deutlich hingegen treten hie und da auf der Innenseite der Blasenwand buckeiförmige Hervorragungen auf, die ovale Kerne enthalten. Sonst ist die Wand sehr oft mit nicht sehr grossen , stark lichtbrechenden und deshalb schwarz erscheinenden Kügelchen besetzt, die man auch frei im Innenraume , in der Flüssigkeit suspendirt antrifft ; durch die Pulsationen der Blasenwand werden sie in dem Innenraume auf- und abgetrieben. An dem hinteren Hoden theilt sich die Excretionsblase in zwei Gefässe von ansehnlicher, reichlich die Hälfte der Blase selbst erreichender Weite, die in oft stark geschlängeltem Verlaufe unter allmählicher Annäherung an die Seitenränder des Körpers nach vorn ziehen und bei sorgfältiger Beobachtung sich ununterbrochen bis an den Mundsaugnapf heran verfolgen lassen. Das hat bereits Van Beneden ganz deutlich beschrieben und abgebildet ' ), trotzdem aber erwähnt Prenant 2i Jahre später in der Zusammenfassung der „resiütats anatomo-histologiques" seiner Unter- suchungen als etwas neues: L'appareil exereteur du Distomum tereticolle a ete figure^2), obwohl er denselben nicht weiter als bis zum Keimstocke hin hat verfolgen können! Diese aufsteigen- den Gefässe sind also ansehnlich weit, sie nehmen auch bis vorn hin, was Van Beneden ebenfalls hervorhebt, nur wenig an Weite ab, entbehren aber der Einschnürungen, die der unpaare Theil zeigt, vollkommen. Dagegen besitzen sie noch die Fähigkeit selbstständiger Contraction, und es sind in der That ihre Inhaltsmassen -- genau dieselben, die sich auch in der Blase finden — . in einer steten, auf- und absteigenden Bewegung begriffen. Der Nachweis von Muskeln in ihren Wandungen ist noch schwerer, als in dem unpaaren Theile, wohl aber sind gelegentlich Kerne in denselben noch anzutreffen. Für gewöhnlich machen diese Gefässe im Körper sehr starke Windungen; so besonders an denjenigen Thieren, die zur Untersuchung etwas gedrückt sind ') Vax Beneden. 1. c. |>. 104, Taf. VIII, Fig. 3. -) Pbenant, 1. c. p. 22'J. 2* 12 und sich soweit zusammengezogen haben, als es ihnen unter den obwaltenden Umständen noch möglich ist. Lässt man sie aber i'reibeweglich , ohne Druck, dann sieht man. dass bei starker Streckung des Körpers diese Windungen sich verflachen und schliesslich fast vollständig zum Schwinden kommen können. Es ist mir desshalb kaum zweifelhaft, dass die Gefässe ihren gefalteten Verlauf zum guten Theile nur der Contraction des Körpers verdanken, wie dieser Verlauf denn auch stets in einem ganz bestimmten Wechselverhältniss zu der letzteren steht. Die bis jetzt besprochenen Theile des Gefässapparates zeigen also nicht sowohl in ihrem Baue, als auch in ihrem Inhalte eine bemerkenswerthe Uebereinstimmung; sie besitzen zellige Wandungen, die infolge Auflagerung von Muskelfasern contractu sind, und in ihrem Inneren befindet sich eine Flüssigkeit, die stark mit Concretionen durchsetzt ist. Ich halte aus diesem Grunde die betrettenden Theile für ein einheitliches Gebilde, für die Excretions blase oder den Sammelraum des Excretionsapparates, der als besondere Ausstattung hier zwei ziemlich lange und bis in den Vorderkörper reichende Schenkel aufweist. Diese Schenkel, die den sonst bei den Trematoden häutig vorkommenden Zipfeln der Excretionsblase ganz gleichwerthig sind, schliessen sich zwar durch den erwähnten, geschlängelten Verlauf äusserlich den eigentlichen Gefässen an, unterscheiden sich aber von diesen ganz speeifisch durch die abweichende Beschaffen- heit und Ausstattung ihrer Wandungen. Näheres hierüber werden wir in dem histologischen Theile noch vernehmen. Die Schenkel der Excretionsblase reichen also bei Distomum t&reticolle bis an den Mundsaugnapf hin. sie ziehen in dem schmalen Zwischenräume, der zwischen Muskel- masse des Saugnapfes und Körperwand noch übrig bleibt, bis ziemlich weit nach vorn, so dass sie sich der Mittellinie des Körpers bis auf eine ganz kurze Strecke nähern ; aber eine Vereinigung findet zwischen ihnen nicht statt. Vax Bexeden glaubte eine solche ge- sehen zu haben und ich will gestehen, dass es manchmal in der That den Anschein hat, als ob sie vorhanden wäre, so nahe treten beide Gefässe an einander heran. Auf günstigen Präparaten und besonders auf Schnitten kann man sich jedoch mit aller Bestimmtheit überzeugen, dass die Vereinigung nicht stattfindet; besonders günstig sind jüngere Exemplare des Wurmes, wo die Annäherung nur eine geringere ist (Fig. 65, Taf. IV): es kehren die Gefässe vielmehr stets nach hinten um und laufen, ebenfalls in starken Schlingen, längs der Seiten des Körpers nach dem Hinterende desselben zurück. Von der Umkehrungsstelle anzeigen die < 'anale nun nirgends mehr eigene Bewegungen, ebenso ist in ihrem Inneren von Kernen nichts mehr zu erkennen. Ihre Weite kann unter Umständen dieselbe sein, wie die der aufsteigenden Blasensehenkel; indess zeigt ihr Inhalt auch dann kaum jemals noch die in den erstcren stets und oft zahlreich suspendirten Concrementkörnchen : in den wenigen Fällen, wo ich solche in dem direct angrenzenden Theile der Gefässe gelegentlich noch auffand, schienen dieselben durch den Druck an den für sie sonst ungewohnten Ort gekommen zu sein. Diese in den Seiten des Körpers gewöhnlich ausserhalb der aufsteigenden Gefässe nach abwärts verlaufenden Röhren, denen man den Namen Sammelröhren beigelegt hat. nehmen nach hinten zu allmählich an Weite ab. und das rührt daher, dass von ihnen aus von Zeit zu Zeit Seitenzweige sieh abspalten, die erst eine kurze Strecke mit dem Hauptgefässe ungefähr parallel verlaufen, dann aber nach dem Körper herein sich begeben. Ich will diese Seitenzweige, denen wir später noch oft begegnen werden, zur Unterscheidung von der Hauptsammeiröhre oder dem Eauptgefässe als Nebengefässe oder Nebensammelröhren bezeichnen; sie sind es. welche an ihren Endpunkten die Capillaren mit den Trichtern tragen. Was zunächst die 13 — Zahl dieser Nebengefässe anbelangt, so kann icli eine allgemein gültige Ziffer für sie nicht an- geben, da diese möglicherweise nicW immer constant ist. vor allem aber, da einzelne Gefässe in dem ansehnlichen Durcheinander von Schlingen, das man im Präparate <\r< Wurmes vor sich hat, nur zu leicht übersehen oder doppelt gezählt werden können. Bei älteren Thieren schienen es mir immer nur 7, 8 oder 9 zu sein: bei einem jüngeren Individuum aber, das, etwas stärker gedrückt, ein ganz vorzügliches und übersichtliches Bild seines Excretionsapparates darbot, waren mit aller Sicherheit II solcher Nebengefässe zu zählen (Fig. 65, Taf. IV). so dass dieses die Mindest- zahl der wirklich vorhandenen darstellt. Bei dem in Rede stehenden Wurme waren die 11 zu- gleich auch alle vorhandenen Nebengefässe; ob diese Zahl auch für ältere Individuen die Maximalzahl, d. h. also überhaupt die Normalzahl darstellt, ist mir zwar höchst wahrscheinlich, jedoch immerhin nicht objeetiv sicher. Die Nebengefässe sind immer von nicht unbeträchtlich geringerer Weite, als das Haupt- gefäss, aus dem sie ihren Ursprung nehmen. Nachdem sie von diesem abgebogen und etwas in das Innere des Körpers herein getreten sind, lösen sie sich bald weiter auf; sie gabeln sieh in zwei oder mehrere Aeste, dies,, sehr bald wieder, wobei nicht selten Anastomosenbildung mit den benachbarten aber nur demselben Nebengefäss angehörenden Canälen zustande kommt: sie werden so schliesslich zu sehr feinen Gelassenen von nicht mehr als 0,003 mm Durch- messer, die nunmehr den Namen Capillaren führen und mit den bekannten Flimmertrichtern endigen. Jede Capillare hat nicht mehr wie einen Endtrichter, und es entsprechen in Folge dessen die Zahlen beider einander vollkommen: als bemerkenswerth möchte ich hervorheben, dass hier die Capillaren gegen die Nebengefässe nur wenig scharf abgesetzt sind. Was nun die Zahl der Capillaren und dei- Endtrichter anbelangt, so war das eben erwähnte Präparat so klar und so übersichtlich, dass man ein Zählen derselben mit der Gewähr einiger Sicherheit riskiren kennte: ich fand bei mehrmals wiederholter Zählung 32 Trichter als Angehörige eines Neben- gefässes. Es ist möglieh, dass mir dabei noch einige dieser kleinen Gebilde, namentlich von den auf der abgewandten Seite des Wurmkörpers gelegenen, entgangen sind, obgleich sie durch ihre lebhafte Thätigkeit sich fast aufdringlieh bemerkbar machten: immerhin giebt diese Zahl aber doch ein gewisses Minimahnass an. welches zur Bestimmung der Gesammtzahl der Trichter im Wurmkörper wohl verwendbar ist. Dabei ist freilich weiter zu berücksichtigen, dass. wie ich von anderen Wurmarten weiss, auch die Zahlen der den verschiedenen Nebengefässen aufsitzenden Trichter nicht immer ganz gleiche sind, sondern geringe Schwankungen zeigen; indess wird dann die Zahl 32 immer noch einen positiven Mittelwert!) darstellen, der einer Berechnung zu Grunde gelegt werden kann. Eine solche würde als einfache Multiplication 32 x 11 x 2. für das Distomum tereticolle die Gesammtzahl von 7o4 Flimmertrichtern ergeben, eine an sieh zwar ganz respeetable, aber in Anbetracht der Grösse des Wurmkörpers nicht zu hohe Zahl. Die Trichter selbst sind ziemlich klein und schmal, nur 0,01 lang und an ihrer breitesten Stelle 0,004 mm breit. Die Ter- minalzelle ist an ihnen meist deutlich zu erkennen. Was ihre Vertheilung im Körper anbelangt, so ist hervorzuheben, dass die Ursprungsstellen der Nebengefässe ans dem Eauptgefässe jeder- seits deutlich symmetrisch gelegen sind: betreffs der Trichter selbst ist eine solche Symmetrie schon in Anbetracht ihrer grossen Zahl nicht wohl direct nachzuweisen. Ich glaube auch nicht, dass sie betreffs dieser wirklich vorhanden ist; sie dürfte sich nur auf die Verbreitungsbezirke der Tiüchter eines Nebengefässes erstrecken. Als bemerkenswerthe Abweichung gegenüber dem Verhalten aller anderen mir bekannten Distomen kann ich noch anführen, dass bei Distomum — 14 tereticoUe auch der schmale, vor dem Mundsaugnapfe noch gelegene Körpersaum (in welchem bekanntlich auch die weit nach vorn herumlaufenden vorderen Lateralnerven gelegen sind) von Trichtern, und zwar von 7 oder 8 besetzt ist: sie gehören dem Bezirke des ersten (vordersten) Nebengefässes an. Die Geschlechtsorgane. Distomum te-reticoUe besitzt, wie auch alle die im Nach- folgenden beschriebenen Würmer, mir eine einzige Genitalöflhung, den Genitalporus (Fig. 59, Taf. III: 66, Tal'. IV.). Derselbe liegt in der Mittellinie der ventralen Körperfläche kurz vor dem Bauchsaugnapfe und repräsentirt eine gewöhnlich sehr kleine Oeffnung, die am lebenden Thiere gar nicht so leicht zu beobachten ist. Sie führt hinein in einen Hohlraum, den man als Vorhof, Atrium, oder Genitalsinus bezeichnet. Derselbe ist bei unserem Wurme ein ursprünglich kugeliger Raum, der aber dadurch, dass von der Hinter- (Rücken)seite her eine kegel- oder papillenförmige Erhebung ziemlich weit in sein Inneres vorspringt, auf dem Schnitte mehr oder weniger halbmondförmig erscheint (Fig. 59, (IX). Auf der Spitze des genannten Vorsprunges liegen dicht nebeneinander die eigentlichen Genitalöffnungen (0' und ' der cit. Fig.). So sieht der Genitalsinus ans bei den direet ihrem natürlichen Wohnorte entnommenen Würmern. Legt man sie jedoch in Wasser oder in Kochsalzlösung, was sie. wie schon den älteren Autoren auffiel, sehr lange ohne Xaehthcil ertragen können, dann bemerkt man, wie allmählich vor dem Saugnapfe, da wo sonst die männliche Samenblase deutlich erkennbar ist, eine immer stärker hervortretende kugelige Auftreibung des Körpers sich bildet, die durch massenhaft angesammelte Eier bedingt ist. Sie wird schliesslich so gross, dass sie fast die ganze Höhe und Breite des Körpers einnimmt und schon mit blossem Auge als kleines Knötchen von (durch die Eier her- vorgerufener) gelblicher Farbe auffällt : sie war auch schon den früheren Untersuchern bekannt, die ja die Würmer stets in Wasser brachten. Diese Auftreibung ist nichts anderes . als ein enorm ausgedehnter Genitalsinus (Fig. 66, Taf. IV), wie man besonders durch einen Längs- schnitt zweifellos darthun kann. Es wird der Sinus also gelegentlich zu einem Sainmelraume, in welchem die Eier erst einige Zeit verharren, ehe sie nach aussen abgelegt werden ; in seinem Grunde bleiben aber die auf der papillenförmigen Erhebung gelegenen Genitalöffnungen stets deutlich erkennbar. Männliche Organe. Ungefähr an der Grenze des mittleren und hinteren Körper- drittels bemerkt man bei unserem Wurme drei ovale oder kugelige Körper, von denen die beiden hinteren die Hoden darstellen. Sie fallen durch ihre helle Beschaffenheit leicht in die Augen und besitzen einen mittleren Durchmesser von 0,7 mm. Aus jedem derselben kommt an der vorderen Peripherie ein Vas deferens hervor, das bei normaler Haltung des Leibes in ziemlich gestrecktem Verlaufe nach vorn über den Bauchsaugnapf hinwegzieht und vor demselben dann mit seinem Genossen der anderen Seite sich vereinigt. Obgleich nämlich die Hoden selbst augen- scheinlich völlig median gelegen sind, ist dies mit den Samenleitern nicht der Fall ; es entspringt vielmehr der des vorderen Hodens links, der des hinteren rechts, und so verlaufen sie auch nach vorn parallel dem Innenrande der Darmschenkel, um erst übet- dem Saugnapfe nach der Mitte einzubiegen. Sofort bei ihrem Zusammentreffen schwellen die nunmehr einen einheitlichen ('anal repräsentirenden Leitungswege, die jeder einen Durchmesser von 0.012 mm besassen, zu einem lOmal stärkeren Sacke von 0,11 — 0,13 mm Weite an, der für gewöhnlich prall mit Samenfäden gefüllt ist und die männliche Samenblase, die Vesicula seminalis repräsentirt, Andern l'ebergange der Samenleiter in die Samenblase linden sich besondere Verschlussapparate, die wir 15 hier nur erwähnen, dagegen in dem folgenden Abschnitte der Arbeit genauer keimen lernen wollen. Die Blase selbst besitzt eine ansehnliche Länge, lässt dieselbe jedoch nicht auf den ersten Blick erkennen, da sie sich in mehr oder minder dichte Windungen zusammenlegt und einen äusserlich compacten, knäuel- oder kugelförmigen Körper darstellt: ausgestreckt würde sie einen Schlauch von l'/s — 2 mm Länge repräsentiren. Die Windungen liegen ziemlich dicht auf- und umeinander, die Zwischenräume zwischen ihnen sind ausgefüllt von einem Bindegewebe, welches dem Parenchymgewebe des Körpers ganz ähnlich ist. (legen das letztere zeigl sich der ganze Knäuel abgeschlossen durch einen anscheinend allseitig geschlossenen .Sack, der sich bei genauerem Zusehen freilich als nichts anderes, als eine mehr oder minder undeutlich begrenzte, fibrilläre Parenchymlamelle darstellt: von einem eigentlichen Cirrusheutel, wie er bei einer grossen Anzahl verwandter Trematodenformen bekannt ist, kann hier keine Bede sein. Ausserdem zeigt sich noch, dass in unserem Falle der Parenchymsack weder vorn noch hinten scharf begrenzt ist, sondern an beiden Punkten ganz allmählich verschwindet und in das normale Parenchym übergeht. Nach dem vorderen Ende zu wird die Füllung der Samenblase übrigens geringer, und diese nimmt daher natürlich an Querdurchmesser ab; kurz vor der Genitalöffnung auf dem oben erwähnten, kegelförmigen Vorspränge zeigt sie ziemlich unvermittelt eine kugelartige An- schwellung von eigentümlichem Baue. Dieselbe ist bereits Van Beneden aufgefallen und von ihm auch gezeichnet, im Texte aber nicht erwähnt worden.1) Es ist nicht ganz leicht, über ihren Bau in's Klare zu kommen. Am besten würde sie sich vergleichen lassen mit einer Hohl- kugel, in welche von hinten her ein Rohr (die Samenblase) einmündet, welches nach vorn zu wieder aus ihr hervortritt (die Fortsetzung des Leitungsweges = Ductus ejaculatorius). Nun ist aber weiter der innere Hohlraum der Kugel nicht unverändert gebliehen, sondern es hat sich die ganze, von der Samenblase durchbohrte Hinterwand nach vorn hereingestülpt, und so den Hohlraum auf eine Schalen- oder Napfform zusammengedrückt: dabei ist die Mündung der Samenblase auf die Spitze einer nach innen gerichteten Erhebung und ausserdem direct vor den Austritt des folgenden Ductus ejaculatorius zu liegen gekommen (Fig. 67, Taf. IV). Die Einstülpung geht nun soweit, dass die beiden Hälften der Kugelflächen zwar nicht in ihrer ganzen Ausdehnung . wohl aber in vier Linien zur Berührung und Verschmelzung kommen, welche durch zwei in dem Austritte des Ductus ejaculatorius sich unter rechten Winkeln schnei- dende Meridiane dargestellt werden. Der Hohlraum des ganzen Apparates wird damit reducirt auf vier, von dem Austritte des Ductus ausstrahlende, radiäre Taschen, hat also dieselbe Ge- stalt, wie z. B. der Gastralraum einer Charybdea tnarsupialis , deren Mundstiel die eintretende Samenblase repräsentiren würde. Die Function des ganzen Gebildes kann kaum einem Zwreifel unterliegen; es ist ein Verschlussapparat, der namentlich von aussen her den Zugang zu der Samenblase verhindert. Es ist wenigstens ohne Weiteres einzusehen , dass irgend welche Objecte, die von aussen her in jenen Apparat hereingeführt werden, mit viel grösserer Wahr- scheinlichkeit in die vorn offenen und nach hinten geschlossenen Taschen, als in den Eingang in die Samenblase gelangen, der sich auf der Spitze des zwischen den Taschen gelegenen Vorsprunges befindet. Es kehrt sich diese ganze Verschlusseinrichtung meiner Ansicht nach vorzugsweise gegen die Spermatozoen, welche, einmal aus der Samenblase ausgetreten, an einem Zurückdringen •) Van Beneden, 1. c. Taf. VIII, Fig. 13. 16 - in dieselbe gehindert werden sollen ; wir werden später noch mehrfach Gelegenheit haben, der- artige Wegweiser kennen zu lernen, durch welche den Samenfäden ziemlich energisch die AVege gewiesen werden, auf denen sie zu wandeln haben. Man könnte bei unserem Verschlusse wohl auch an Eier oder sonstige Fremdkörper denken, welche namentlich wenn des Genitalsinus weit ausgedehnt ist und einen starken (regendruck übt, in den männlichen Leitungsweg eindringen könnten ; indess sind die Eier doch wohl viel zu gross, als dass sie hier in Betracht zu ziehen wären; dazu dürfte auch der vordere Eingang in denselben für sie zu schwer zugänglich sein. Auf den eben beschriebenen Verschlussapparat folgt nun noch ein kurzer, fast cylin- drischer Endabschnitt des männlichen Leitungsapparates, den ich schon oben mit dem Namen des Ductus ejaculatorius bezeichnete. Er besitzt natürlich je nach der Grösse des Thieres eine verschiedene Länge 0,2 — 0,3 mm, und ist an .seinem dem Verschlussapparate zugekehrten Ende eine Kleinigkeit weiter, als an seiner Mündung in den Genitalvorraum. Eine besondere Aus- zeichnung besitzt er darin, dass sein hinterer, dickerer Abschnitt durchbohrt ist von den Aus- fiihrungsgängen einer massigen Anzahl flaschenförmiger Drüsen, die in seiner Umgebung, inner- halb des oben beschriebenen Parenchymsackes gelegen sind. Wir können sie, wie bei den anderen Würmern, wo ähnliche Bildungen bekannt sind, als Prostata-Drüsen bezeichnen; ihr Sekret ist im Inneren der Ductus ejaculatorius meist in Form kleiner Kügelchen und Tröpfchen erkenn- bar. Ein nach aussen in Form eines penisartigen Gebildes vorstülpbarer Cirrus fehlt unserem Wurme vollkommen. Weibliche Organe. Der vorderste der oben erwähnten drei hellen, kugeligen Körper im Hinterleibe des Wurmes repräsentirt den Keimstock (Fig. 61, Taf. 111). Er ist meist ein wenig kleiner als die Eoden, und liegt augenscheinlich ebenfalls median, wie diese. Trotzdem aber entspringt sein Ausführungsgang etwas ventral und ebenfalls seitlich, wie wir es schon bei den Ausführungsgängen der männlichen Keimdrüsen sahen. Der Keimgang, wie er genannt wird, geht von seiner Ursprungsstelle in Windungen etwas nach vorn und oben und giebt nach einer gewissen Entfernung einen ungefähr 0.01 mm dicken Gang ab, der in mehrfachen Schlingen und in seiner Dicke ebenfalls wechselnd, nach der Rückenfläche sich begiebt, und dort nach aussen mündet, den bekannten LAURErt'schen Canal. Kurz nach seiner Insertion tritt mehr von der Ventralseite her der Dottergang an den Keimgang heran, der aus einem deutlich individualisirten Dotterreservoir herausführt. Die Dotter stocke erstrecken sich in den Seitentheilen des Leibes ausserhalb der Darmschenkel nach vorn hin nicht bis an den Bauch- saugnapf — sie endigen ungefähr die Länge seines Durchmessers vorher — , nach hinten zu kaum jemals bis über die hintere Grenze des zweiten Hodens hinaus. Die Dotterfollikel selbst sitzen als ziemlich isolirte, ovale Bläschen von 0,1 : 0.07 Durchmesser reihenweise den longitudinalen Dottergängen auf, von denen bei den angegebenen Ausdehnungsverhältnissen der vordere Theil 2 — 2,5 mal so lang ist. als der hintere. Beide treffen in der Höhe des Keimstockes auf einander und vereinigen sich jederseits zu dem queren oder transversalen Dottergange, der ziemlich senk- recht zu dem bisherigen Verlaufe nach dem Dotterreservoir sich hinzieht. Unmittelbar nach Aufnahme des Dotterganges erweitert sich der Keimgang etwas zu einem deutlich abgegrenzten Theile, der das doppelte bis dreifache der bisherigen Weite auf- weist. Diese Erweiterung ist der Eibildungsra u m , der O o t y p , ausgezeichnet vor allem dadurch, dass seine Wandungen durchbrochen sind von den Ausführungsgängen zahlreicher Drüsenzellen, der Schalendr üsen. Dieselben sind Haschen- oder schlauchförmig, je nach ihrer — 17 Entfernung vom Ootyp sehr verschieden lang, besitzen ein ziemlich helles, hyalines Plasma mit deutlichem runden Kern und Kernkörperchen. Sie sind insgesammt nach dem Ootyp hin hals- artig ausgezogen, gegen das Parenchym hin aber nicht durch eine besonders scharfe Grenze ab- geschlossen. Die halsartigen Verlängerungen durchbrechen schliesslich die Wandungen des Ootyps und ergiessen ihr Seeret. die Sulistanzmasse der späteren Bischalen, in dessen [nnenraum, wo dasselbe in Form glänzender Kügelchen und Tröpfchen oft in grosser Menge erkennbar ist. Durch eine ziemlich seichte Einschnürung geht dieser Ootyp dann über in den eigentlichen Leitungs- apparat, den Uterus, der zunächst ausser den jüngst gebildeten Eiern noch auf eine of1 ziemlich lange Strecke hin Unmassen von Spermatozoen enthält ; ich habe diesen Abschnitl früher mit dem Namen des Eteceptaculum seminis uterinum bezeichnet. Erst weiter nach vorn zu ver- lieren sieh die Samenfäden und die Füllung besteht dann zur Eauptsache nur noch aus Eiern. Der Uterus zieht darauf (Fig. 1. Taf. I) in regelmässigen, schleifenartigen Windungen, die seitlich bis an die Darmschenkel heranreichen, nach vorn, zuletzt ebenfalls über den Bauchsaugnapf hinweg, um sich vor diesem ziemlich steil nach der weiblichen Oeffnung herabzusenken. Diese liegt, wie schon gelegentlich erwähnt, dicht neben der männlichen auf jenem Vorsprunge im Inneren des Grenitalsinus ; der letzte, an die Oetfnung herantretende Abschnitt des Leitungs- apparates zeigt sieh gegen dessen sonstiges Verhalten insoweit verschieden, als er viel enger und dafür dickwandiger ist. Die Verstärkung der Wandung rührt, wie wir im histologischen Theile noch genauer kennen lernen werden, her von der Entwickelung einer kräftigeren Muskulatur, die am eigentlichen Uterus nicht sichtbar ist und welche den Endabschnitt gewöhnlich zusammen- gezogen hält. Ich nenne denselben, der 0,6 — 0,8 mm lang ist, Vagina. Er liegt nicht innerhalb des oben beschriebenen Parenehvmsaekos. welcher die männliche Samenblase einhüllt, zeigt aber für sich eine Umhüllung von nicht sehr deutlich gegeneinander abgegrenzten Zellen, die sich, da sie Protoplasma und Kern noch unverändert besitzen, von den um sie herumliegenden Parenehvm- zellen leicht abheben. Ueber ihre Bedeutung weiss ich zunächst nichts zu sagen. Die Eier des Distomum tereücoUe messen nach den Zahlen, welche Schauinsland1) angiebt, 0,03 mm in der Länge und 0,01 mm in der Breite. Ich kann nicht umhin, diese Ziffern nach den Messungen, die ich selbst angestellt habe, als zu klein zu bezeichnen. Ich fand die reifen Eier, die nach Schauinsland sogar etwas kleiner sein sollen, als die frisch gebildeten (1. c. p. 488) 0,045 mm lang und 0,023 mm breit, mit hellgelbbrauner von einer „Gallerthülle" umgebener, aber trotzdem sehr durchsichtiger Schale: sie enthalten, wenn sie in der Nähe drr weiblichen Grenitalöffnung angekommen sind, ein zum Ausschlüpfen fertiges Miracidium (Braun), das sich durch den Mangel eines Flimmerkleides auszeichnet. An Stelle desselben besitzt es 8 Borsten- platten, I am vorderen Körperpole, 4 im hinteren Körperdrittel; daneben sind Darm und zwei Flimmert riehter zu erkennen (Fig. 2, Taf. 1). Eine genauere Beschreibung des Miracidiums findet sich in der citirten Arbeit Schauinsland's. Betreffs der Jugendform des Distomum tereticoUe vermag ich nichts zu sagen. Von Gr. R. Wageneb ist bekanntlich-) das eigenthümliche , von K. E. v. Baeh in den Flussmuscheln entdeckte Distoma duplicatutn auf unseren Wurm bezogen worden: wir werden jedoch bald sehen, ') Sc -iiai'insi.axd , Beitr. z. Kenntn. <1. Embryonalentw. d. Trematoden. .Tenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. XVr. N. F. IX. 1883, pag. 477. 2) WAGENER, Beitr. z. Entw. Gesch. d. Eingeweidewürmer. Flaarlem 1857. p. los. Bibliotheca zoologica. Heft 16. 3 — 18 — dass ihm eine andere Bedeutung zukommt. Die jüngsten Distomen, die ich im Hechtmagen fand. müssen ziemlich 3 mm. waren aber noch so durchsichtig, dass sie nur durch Abschaben des Magenepithels und mikroskopische Untersuchung desselben erkannt werden konnten (Fig. 3, Taf. I). In Bezug auf ihre Organisation ergaben sie sich bereits als typische Distomum tereticoUe. Im Sinterkörper erkennt man drei kleine helle Körperchen, die Geschlechtsdrüsen, von dem vordersten aus einen hellen Streif nach vorn, die Anlage des Uterus und vor dem Bauchsaugnapfe einen Zellen- haufen als Anlage der Leitungsendteile; die feinere Structur aller dieser Anlagen werden wir im entwickelungsgeschichtlichen Theile noch näher besprechen. Aeltere Individuen zeigen die Geschlechtsdrüsen vergrössert, den Uterus nicht mehr gestreckt, sondern in leichten S förmigen Windungen nach vorn laufend. Bei einer Grösse von 8 — 10 mm sieht man in den Leitungswegen die ersten fertigen Eier auftreten, die zunächst allerdings ganz allgemein abnorm und fehler- haft sind; erst nach einiger Zeit zeigen sie ein normales, gesundes Aussehen; es macht den Ein- druck, als habe das Thier erst nach mancherlei vergeblichen Versuchen gelernt, seine Eier in der richtigen und vorschriftsmässigen Weise herzustellen. 2. Distomum folium v. OL F. Litterat u r : Distoma folium v. Olfers, De vegetativis et animatis corpor. etc. Berol. 1816. p. 4.r>. Fig. 1">. „ „ Rudolphi, Entoz. Synops. p. 96 u. 371. „ „ Düjardin, Hist. nat. des Helm. p. 404. Distomum „ Diesing, Syst. Helm. I. p. 343. Distoma „ Zschokke, Recherches etc. p. 50 u. pl. 10, Fig. 11. Distomum „ Braun, Ueber Dist. folium v. Olf. Centralbl. f. Bakteriol. u. Parasitenk. XI. 1892, p. 461 u. Verhandl. d. deutsch, zool. Gesellsch. 1892, p. 44. Einen kurzen Abriss der Geschichte des Distomum folium giebt Braun in den beiden zuletzt genannten Aufsätzen, die im übrigen wesentlich zu dem Zwecke geschrieben sind, einige irrige Angaben Zschokke's über den Bau des Wurmes zu berichtigen. Die betreffende Be- schreibung Zschokke's war die erste, in welcher der inneren Organisation des Thieres einige Aufmerksamkeit zugewendet wurde : allerdings schien diese Organisation, da der Wurm u. A. einen doppelt gespaltenen Darm, zwei Keimstöcke und einen in noch mehrfach anderer Hinsieht abweichenden Genitalapparat besitzen sollte, von der der übrigen, genauer bekannten Distomen wesentlich verschieden zu sein. Durch die Nachuntersuchungen von Braun hat sich nun heraus- gestellt, dass die genannten Abnormitäten im Baue auf einer irrthümlichen Deutung von Seiten des erstgenannten Autors beruhen, und dass Distomum folium in Bezug auf seine Organisation durchaus den übrigen Distomen sich anschliesst; auf einige von Braun nicht besonders er- wähnte, kleinere Dngenauigkeiten der Zschokke' sehen Beschreibung werden wir im Verlaufe dieser Darstellung noch geführt werden. Braun hält den Wurm für selten, da er in der That bis jetzt nur von wenigen Autoren (v. Olfers, Wagener, Zschokke, Braun) gefunden wurde, und zwar vorzugsweise in der Harnblase 19 des Hechtes, wo ihn auch sein Entdecker, v. Olfers, antrat'. Dagegen giebl schon Zschokke an. ihn „assez souvent" getroffen zu Laben, allerdings nicht im Hechte, sondern in den Harnblasen von Thytuallus vulgaris, Trutta variabilis, Salmo umbla und besonders Gothis gobio. Auch meinen Erfahrungen nach ist Distomum folmm gar nicht selten, denn ich fand es indem Harnleiter von Acerina cermta, dem Kaulbarsch, in der Umgebung von Leipzig in 70 — 80°/o der untersuchten Fälle, allerdings bis jetzt kaum jemals in mehr als drei Exemplaren. Es will mich deshalb be- dünken, dass der Hecht, obwohl der Wurm in ihm zuerst gefunden wurde, doch nicht den eigentlichen, sozusagen gesetzmässigen Träger darstellt, sondern dass vielmehr Colins gobio und Art nun cerima als solche anzusehen sind. Es ist ja bekannt genug, dass eine ganze Anzahl von Würmern auch in anderen als ihren hauptsächlichen Trägern die Bedingungen für eine gedeihliche Entwickelung finden (so u. a. Distomum hepaticum und lanceolatum im Menschen), obgleich sie diesen infolge ihrer beiderseitigen Lebensweise mir selten zugeführt werden. Distomum folium erreicht an dem von mir angegebenen Orte eine Länge von höchstens 1 mm und ist hauptsächlich ausgezeichnet durch seine Körpergestalt, die löffel- oder spateiförmig ist. Der Vorderkörper, der mit Vorliebe ausgestreckt getragen wird, erreicht reichlich die Hälfte der Körperlänge, aber nur eine Breite von ' i — 1k mm. In der Höhe des Bauchsaug- napfes geht der ..Hals" ziemlich schnell in den dreimal so breiten, flachen Hinterkörper über. I >ie Seitenränder desselben werden in der in der Figur 19, Tat'. 1 gezeichneten Weise etwas eingezogen getragen und ausserdem, was in der Figur nicht gezeichnet ist, faltenartig gekräuselt. Die Saugnäpfe sind ungefähr gleich gross, bei mittelalten Thieren 0,16 mm im Durch- messer, der Üaiiehsaugnapf aber, wenn er angesogen wird, stets ein klein wenig grösser. Die Haut trägt keine Stacheln; sie ist homogen, durchsichtig und umzieht den ganzen Körper in ungefähr gleichmässiger Dicke von U,UU4— 0,UUü mm; ihre Oberfläche ist nicht selten in feine Querrunzeln gelegt. Der Verdauungsapparat ist zunächst ausgezeichnet durch den Mangel eines musku- lösen Pharynx; an dessen Stelle zeigt der Oesophagus dicht hinter dem Mundsaugnapfe meist eine kleine Erweiterung, die aber ganz allmählich zurückgeht und auch nicht durch stärkere Muskulatur vor dem übrigen Oesophagus sieh auszeichnet, üb diese kleine Erweiterung Zschokke zu der Annahme eines „muskulösen Pharynx" (1. c. p. -Jl) geführt hat. scheint mir zweifelhaft. jedenfalls aber ist von einem solchen Organe bei unserem Wurme keine Spur vorhanden. Die ganze Speiseröhre ist ziemlich dünn, wie bei allen anderen Fischdistomen, die wir noch kennen lernen werden, 0,01 mm weit und 0,2 mm lang. Es ist also kein Grund vorhanden, dieselbe direkt ..kurz" zu nennen, wie es Zschokke thut; allerdings wird der Oesophagus, wenn der Wurm den Vorderkörper einzieht, in eine Sförmige Schlinge zusammengelegt, und es scheint dann die Gabelungsstelle in die Darmschenkel dicht dem Mundsaugnapfe zu folgen, und das um so mein-, als der Oesophagus, dünn und durchsichtig, wie er ist. auch fast niemals durch eine be- sondere Füllung sich bemerkbar macht ; es dürfte sich hierdurch die obige, unzutreffende Angabe Zschokke's ohne weiteres erklären. Die beiden Darmschenkel reichen bis in das Hinterende des Körpers und zeigen eine ziemlich wechselnde Weite und zahlreiche Einfaltungen der Wand. Eine Eigentümlichkeit des Epithels, die wir später genauer kennen lernen werden, bringt es mit sich, dass der Inhalt des Darmes niemals las an die Wand desselben heranreicht, sondern stets durch einen anscheinend leeren Spaltraum davon getrennt bleibt; wir werden derselben Eigentümlichkeit bald noch mehrfach begegnen. Der infolge peristaltischer Bewegungen lebhaft 3* 2U hin- und hergetriebene [nharl ist .stets mehr oder minder farblos, mit Kügelchen und Tröpfchen von theils schleimiger, theils fettiger Natur durchsetzt und lässt manchmal auch veränderte /.eilige Elemente, wahrscheinlich Reste von Blasenepithelzellen, erkennen. Spuren von genossenem Blut habe ich in demselben nicht angetroffen. Das Nerven. syst cm habe ich nicht eingehender studirt, doch lässt das. was ich von ihm gesehen, mit einiger Wahrscheinlichkeit darauf schliessen, dass es sich ganz dem Typus des Distomum isostomum anschliesst. Die Commissur der Gehiniganglien liegt hier etwas weiter hinter dem Mundsaugnapf, als es sonst der Fall zu sein pflegt. Sie ist am lebende Thiere deutlich als heller Querstreif sichtbar, von welchem aus jederseits nach vorn sowohl, wie nach hinten einige Aeste ausstrahlen; man kann bei Anwendung stärkerer Vergrössernng die drei vorderen und die drei hinteren Nerven deutlich erkennen, ebenso zeigen sich vorderer und hinterer Lateralnerv wieder durch die bei Bist. tereticoUe bereits erwähnte Lateralcommissur verbunden. Auch die Ringcommissuren sind vorhanden; ich konnte in dem schmäleren Körpertheile bis zum Bauch- saugnapfe hin. deren drei constatiren; die im übrigen Leibe befindlichen habe ich nicht auf- gesucht. Auch ein S up r a cer ebraln er vensy stein scheint in Form zweier sehr kleiner Ganglien und zweier davon nach vorn auslaufender Längsnerven vorhanden zu sein. Der Excretionsapparat ist wesentlich einfacher gebaut, als bei dem Distomum t&re- ücolle, schliesst sich aber in vieler Beziehung an den der spater noch zu besprechenden Distomen- formen an. Der Sammelraum ist bei den meisten Individuen des Wurmes, welche zur Beobach- tung kommen, entweder zunächst gar nicht, oder nun in Gestalt einer ganz kleinen, ovalen Blase dieht vor dem am Hinterende gelegenen Excretionsporus erkennbar (Fig. 19, Taf. 1). Zschokke, der die Blase „moyenne" nennt, zeichnet in der Abbildung auch nur diesen Theil und lässt, wie wir gleich sehen werden irrthümlicherweise, unmittelbar die Gefässe daraus hervortreten. Die in Rede stehende, kleine Blase ist aber, wie man sich bei sorgfältiger Untersuchung leicht überzeugen kann, nur der hintere Abschnitt eines bei weitem längeren Sammelraumes, der bis an den hinteren Rand des Keimstockes heranreicht, für gewöhnlich aber vollkommen leer und zu- sammengezogen ist. Man braucht jedoch die Thiere nur unter massigem Drucke einige Zeit liegen zu lassen (3 — 4 Stunden) um wenigstens bei einer Anzahl von ihnen den gesammten Excretions- sammelraum reichlich gefüllt und erweitert zu sehen, ein Verfahren, auf das schon in der Einleitung hingewiesen wurde (cf. Fig. 22. Taf. I). Die Blase, ausgezeichnet durch ihre muskulösen Wan- dungen, scheint keine Schenkel zu besitzen, sondern es treten ans ihrem Vorderende unmittelbar zwei Gefässe hervor, die ganz den Charakter der speeihschen Sammelröhren tragen und sich in mehrfachen Windungen nach den Seiten des Körpers begeben, die sie in der Nähe des Bauch- saugnapfes erreichen. Soweit ich gesehen habe, findet hier sofort eine Theilung des Häupt- gefässes in einen vorderen und einen hinteren Stamm statt; beide verlaufen in der Nähe des Körperrandes diesem ungefähr parallel, aber je nach den Contractionszuständen verschieden stark geschlängelt, in die Körperenden und geben dabei die oben von uns als Nebengefässe bezeichneten Röhren zweiter Ordnung ab. Solcher Nebengefässe sind vorn sowohl, wie hinten 2 vorhanden, und da sich von der Abgabe des letzten an die Hauptstämme seihst wie Nebengefässe verhalten. so hätten wir im Ganzen vorne und hinten je drei solcher Nebengefässe. An den Enden der- selben sitzen nun hier büschelförmig die Capillaren mit den Endtrichtern auf, wie ich es von Am/phistomum seinerzeit abgebildet habe1). Heber die Zahl derselben kann ich freilich noch kein ')Amphistomum snbclavat. etc. Pestschr. zum TU. Geburtst. Rudolph Leuckart's. Leipzig 1S',i2, pag. 150, Taf. XIX, Fig. 5. 21 definitives L' ft heil fallen: bei einigen Würmern konnte ich bestimml nicht mehr wie drei Capil- laren auf jedem Nebengefässe aufsitzend zählen, und zwar waren dies besonders die vordersten and hintersten Büschel, während die in der Mitte gelegenen immer weniger deutlich and nur schwer zu controlliren sind. Es würde sich bei t\*-r Annahme von drei Trichtern für jedes Neben- gefäss für den gesammten Wurmkörper also die Zahl von 36 Trichtern ergeben. Diese ist jedoch, wie ich an anderen Präparaten feststellte, wo nicht die Gefässe, wohl aber die Trichter so deutlich waren, dass man sie zu zählen versuchen kennte, zu klein; wie sich beide Resultate zu einander verhalten, vermag ich gegenwärtig nicht anzugeben; bemerkenswert!) ist, dass ganz junge Thiere die grössere Trichterzahl zeigten. Was die Trichter selbst anbelangt, so sind sie nicht sein- gross; heim erwachsenen Thiere 0,014 lang und 0,012 breit, dabei ist ihre Form aber nicht, wie sonst, einfach conisch, sondern gleicht mehr der eines richtigen Trichters mit dünnem Abflussrohr und weiter Oert'nuug (Fig. 77. Taf. IV). Genitalorgane. Ich will gleich liier erwähnen, dass ich die von Braun gegebene Berichtigung der Angaben Zschokke's in Bezug auf den Bau des Genitalapparates in allen Punkten bestätigen kann: principiell unterscheidet sich unser Wurm durchaus nicht von den übrigen Distomen. Die Genitalöffnung ist einfach und liegt eine kurze Streike vor dem Bauch- saugnapfe ungefähr in der Mittellinie des Körpers. Sie führt in einen nur ganz kleinen und unansehnlichen Sinus hinein, der namentlich dann, wenn die Genitalöffnung etwas erweitert ist, nur als seichte Einbuchtung der Haut erscheint, in welcher männliche und weibliche Genital- öffnung getrennt neben einander liegen (Fig. 76, Taf. IV). Männliche Organe. Die beiden Hoden linden sich als schwach gelappte, etwas hellere Körper seitlich von der Mittellinie in dem hinteren breiteren Leibesabschnitte schräg hinter- einander. Gewöhnlich ist der linke der vordere, der rechte der hintere, was mit der Lage des Keimstockes zusammenhängt, der auf der rechten Seite vor dem dortigen Hoden gelegen ist: ganz constant scheint jedoch diese Lagerung nicht zu sein; ich erinnere mich wenigstens, einige- male die gerade umgekehrte Vertheilung, also den Keimstock links, ebenso den hinteren Hoden, den vorderen dagegen rechts gesehen zu haben: eine symmetrische Lagerung der Hoden, wie sie Zschokkb zeichnet, ist mir jedoch niemals aufgefallen. Beide sind ungefähr gleich gross. 0,2 nun im grössten Durehmesser und entsenden jeder ein vas deferens nach vorn. Dieselben vereinigen sich, nachdem sie den Rücken des Bauchsaugnapfes passirt haben, zu einer Samen- blase, die ich niemals in sehr starker Entwickelung angetroffen habe. Sie ist ein einfacher, sehr oft knieförmig umgebogener Sack, der hinten gewöhnlich kugelförmig angeschwollen ist (0,05 mm), und sich U.Ul mm vor der Mündung in den Genitalsinus ziemlich plötzlich zu einein nur 0,01 mm weiten, etwas stärker muskulösen Gange, dem Ductus ejaculatorius, verengt. In der Nachbar- schaft dieses Ductus bemerkt man meist einige spärliche Drüsenzellen von bläschenförmiger Ge- stalt, die deutlich ihre Ausführungsgänge in denselben hinein entsenden und demnach als Homo- loga der sonst in dieser Gegend vorhandenen Prostatadrüsen zu betrachten sein dürften. Sie liegen vollständig frei im Parenchym, welches im Umkreise der Samenblase keinerlei Besonder- heiten zeigt, abgesehen davon, dass es in deren unmittelbarer Nachbarschaft eine leicht fibrilläre Structur aufweist. Von einer Möglichkeit der Ausstülpung dieses Genitalapparates kann nicht wohl die Rede sein, höchstens dass durch stärkere Contractionen des Thieres der kleine Genital- sinus nach aussen umgestülpt, oder der Genitalporus in Form einer sehwachen Kr liebung etwas über die Körperfläche emporgehoben wird. Auf eines von beiden dürfte sich die Angabe von 22 — v. Olfers beziehen, der vor dem Bauchsaugnapfe ein tuberculum, aber niemals einen penis exser- tus gesehen hat (1. c. p. 15); was Zschokke mit seiner Angabe: „le cirrhe est mince" meint, ist mir dagegen nicht recht klar Weibliche Organe. CJeber diu Lage des Keimstockes haben wir bereits das Nothige erfahren: er ist auch gelappt, wie die Hoden, erreicht aber in Bezug auf seine Grösse nicht viel über den halben Durchmesser jener. .Sein Ausführungsgang, der gewöhnlich ventral- würts entspringt, biegt bald der Mittellinie des Körpers zu: er zeigt eine namentlich nach dem Keimstocke hin deutlich abgesetzte spindelförmige Auftreibung, deren Bedeutung wir im all- gemeinen Theile näher keimen lernen werden und die ich einstweilen als Befruchtungsraum be- zeichne. (Fig. 75 BR. Taf. IV.) Nach wiedereingetretener Verjüngung, ungefähr 0,12 mm hinter dem Ursprung aus dem Keimstocke, entspringt aus dem Keimleiter der L.u'KF.ifsche ('anal. der sich nach der Rückenfläche begiebt und hier stets etwas seitwärts der Mittellinie, wie schon Braun angiebt, meist links davon, nach aussen mündet: bei der oben erwähnten, umgekehrten Lagerung der Keimdrüsen ist auch seine Mündung auf die rechte Körperhälfte gerückt, sie liegt aber auch ohne diese manchmal rechts. Kurz hinter dem LAURKR'schen ("anal, der als ein- facher Gang von durchschnittlich 0,008—0,01 mm "Weite keinerlei weitere Auszeichnungen trägt, nimmt der Keimgang den ganz kurzen, unpaaren Dottergang auf. Die Dotterstöcke des Distomum folium sind die relativ kleinsten und einfachsten, die ich bis jetzt kenne: sie repräsen- tiren zwei kleine, annähernd kugelige, körnige Organe von 0,08 — 0,1 mm Durchmesser, die symmetrisch zur Mittellinie kurz hinter dem Bauchsaugnapfe bemerkbar sind. Aus jedem kommt. median — und etwas rückwärts verlaufend ein ganz kurzer Dottergang hervor, der sich nach 0,04 — 0,05 mm bereits mit dem der Gegenseite zu einem unscheinbaren Dotterreservoir vereinigt und von da aus mit dem Keimgange in Zusammenhang steht. Hinter der Einmündung des Dotterganges erfolgt die Erweiterung des Keimleiters zum Ootyp. der die Mündungen der hier wenig auffallenden (sc. während des Lebens) Schalendrüsen- zellen in sich aufnimmt. Die Zellen besitzen die gewöhnliche Form, im Leben ein ziemlich helles, homogenes Plasma mit deutlichem Kern und KernkÖrperchen und sind nicht durch eine scharfe Grenzlinie von dem umgebenden Parenchyme abgeschieden. Gewöhnlich liegt der Schalendrüsen- complex zwischen den beiden Dotterdrüsen. Auf den Ootyp folgt endlich wieder der Uterus, dessen Anfangstheil bei reifen Würmern auch in diesem Falle als Receptaculum seminis. d. h. als gesetzmässiger Aufenthaltsort massenhafter Spermatozoen dient. Der Uterus verläuft von den Keimorganen aus zunächst in seitlichen Schlingen nach hinten, um auf demselben Wege nach vorn und der Genitalöffnung hin zurückzukehren : kurz vor seiner Mündung verengtauch ersieh. wie der männliche Leitungsapparat, ziemlich plötzlich zur Bildung eines etwas stärker musku- lösen. 0,04 mm langen und 0,009 mm weiten Abschnittes, den ich wieder als Vagina oder Vaginaltheil des Uteras bezeichne. In seiner Nachbarschaft befinden sich, ähnlich wie bei Distomum kreticolle einige zellige Elemente, die durch ihr normales, körniges Plasma und die deutlichen Kerne von den umliegenden Parenchymzellen sich unterscheiden. Die Eier des Distomum folium messen unmittelbar nach ihrer Fertigstellung im Ootyp 0,035 mm in der Länge und 0,018 mm in der Breite; sie besitzen eine sehr dünne, durchsichtige, deckellose Schale, welche die im Inneren gelegene Keimzelle und eine Anzahl stark licht- brechender Dotterkügelchen (alter keine intacte Dotterzelle) deutlich durchscheinen lässt. Die Keimzelle ist ziemlich gross, oval, von 0,019:0,014 mm Durchmesser, völlig hyalin, und besitzt 23 — einen ebenfalls grossen, körnigen Kern mit .stark lichtbrechendem Kernkörperchen (Fig. 20, Taf. I). Die Eier unseres Wurmes haben die bemerkenswerthe , von denen des Distomum cygnoiäes bereits bekannte, Eigentümlichkeit, während ihrer Entwickelung und während >\r> Vorrückens im Uterus ganz auffällig an Grösse zuzunehmen, leb habe nun leider In der Zeit, in welcher ich das Distomum fdlium vorzugsweise untersuchte (März, April und Anfang Mai), keine völlig reifen und mit voll entwickelten Eiern ausgestatteten Individuen angetroffen, kann also über die Grösse der Eier, in webdien der Insasse vollkommen ausgebildet ist, keine Angaben machen; die ältesten, die ich fand, standen auf dem in der Fig. 21, Taf. I abgebildeten Stadium und massen 0,053 : 0,031 mm, hätten also sowohl in der Länge, wie in der Breite bald das Doppelte ihres früheren Durchmessers erreicht. Ein Deckel kommt an diesen Eiern nicht zur Entwickelung. Ueber das reife Miracidium vergleiche man die Angaben von v. Willemoes-Suhm. ') Wie wir später noch genauer erkennen werden, besitzt das Distomum fölium in seinem hier kurz beschriebenen Baue eine so autfällige und so bis in's einzelne gehende Ueberein- stimmung mit dem Dist. cygnoiäes der Frösche, dass wir beide Formen als ausserordentlich nahe Verwandte betrachten müssen. leb erwähne das Fehlen des Schlundkopfes, den Bau und die Lagerung des Xervensyst emes und besonders die Configuration des Genitalapparates, die als fasl identisch zu betrachten wäre, wenn nicht Distomum cygnoiäes eine grössere Anzahl von Hoden besässe. Gerade dieser Unterschied wird uns aber später in einem sehr milden Liebte erscheinen. wohingegen weiter die Grösse und Gestalt der Eier, ihre Grössenzunahme während der Ent- wickelung und endlich auch die Wohnorte beider Wurmarten für die Verwandtschaft sprechen. Dasselbe gilt nun auch für die Jugendformen unserer Thiere. Als Jugendform des Distomum fölium nehme ich die schon von K. E. v. Baer entdeckte und unter dem Namen Distoma äuplieatum beschriebene2), eigentümliche Cercarienform in An- spruch, und zwar Lediglich auf Grund anatomischer und entwickelungsgeschichtlicher Thatsachen. Um zunächst an die Verwandtschaft mit Distomum cygnoiäes anzuknüpfen, wäre zu erwähnen, dass namentlich die Genitalorgane des Distoma äuplieatum v. Baer und die der Cercaria macrocerca (die ich durch Zucht aus den Eiern des Dist. cygn. erhielt), als buchstäblich identisch zu be- zeichnen sind, während auch ihre sonstige innere Organisation trotz der äusseren Verschiedenheit die gleiche ist. (cf. Fig. 78. Taf. IV u. Fig. 129, Taf. VI.) Diese Uebereinstimmung der Jugend- zustände ist in Anbetracht dessen, was ich eben über die Aehnlichkeit der zugehörigen, er- wachsenen Thiere sagte, keineswegs überraschend, und es gewinnt unter solchen Umständen eine gewisse Bedeutung, dass Pagenstecher, der das Distomum fdlium nicht kannte, die Cercaria äuplicata auf ihre Aehnlichkeit mit Dist. cygnoiäes bin direct als dessen Jugendform in Anspruch nabni. obgleich der experimentelle Beweis dafür durch Fütterungsversuch ihm nicht gelang.3) In der That sind Dist. folium und cygnoiäes in der ersten Zeit nach der Uebertragung einander noch ausserordentlich ähnlich, nicht nur dem inneren Baue nach, sondern auch äusserlich. Es stimmt aber ferner der Bau der jüngsten Distomum fölium, die ich fand i Fig. 22. Taf. I) auch so vollständig mit dem des Dist. äuplieatum iiberein, dass ich \'nv einen Zweifel an der Identität beider Formen keinen Anhaltspunkt anzugeben wüsste, und dass ich. wie gesagt, auch ohne den ') v. WlLIiBMOES-SüHM, IK-lmintliol. Notizen III. Zeitschr. f. wiss. Zoo]. XXIII. p. 340. -i K. E. v. Baeb, Beitr. z. Kenntn. d. nied. Thiere. Nov. AH. Acut Caes. Iieop. XIII, 1827. p. 558. Tat. XXIX. F. 1—15. ; Pagenstecher, Trematodenlarven n. Trematoden. Heidelbg. 1857. p. 29. 24 — positiven Nachweis des Zusammenhanges beider durch das Experiment, sie doch als zusammen- gehörig betrachte. Wir werden später noch mehrfach hierauf zurückzukommen hahen. Die jüngsten Distomum folium, aus Acerina cernua, waren der Gestalt nach noch ziemlich schlank, der Hinterkörper zeigte nur eine geringe Verbreiterung (Fig. 22, Taf. 1), die auch nur während der Ruhe deutlich in die Erscheinung trat, während sie hei dm- Bewegung, namentlich lud der Streckung des Körpers noch vollständig verloren ging-. Denselben Wechsel in ihrer Gestalt zeigt die reife Cercarie, wenigstens bemerkt man an derselben, wenn sie sich etwas zusammenzieht, eine deutliche Verbreiterung des Hinterendes, die völlig derjenigen des jungen Distomum folium gleicht. Bei dem ferneren Wachsthum wird die Verbreiterung des Hinterkörpers einmal con- stanter und nimmt andererseits auch nicht unbeträchtlich zu, so dass sie bald einen der auf- fälligsten Charaktere unseres Wurmes abgiebt. Die im Anfange einfach runden Keimdrüsen bekommen erst später die Einkerbungen am Rande; mit Eintritt der männlichen Reife wandern die Spermatozoen nach vorn in die Samenblase, von da durch den Genitalsinus in den Uterus und das Receptaculum seminis uterinum, wo sie zur Eibildung Verwendung finden. Der Uterus geht zuerst in gerader Linie von den Keimorganen aus nach hinten und von da nach vorn zurück; später bekommen der aufsteigende sowohl, wie der ahsteigende Ast desselben seitliche Faltungen, die in letzter Instanz zu dem reich gewundenen Verlaufe des Organes im erwachsenen Thiere hinführen. Die ältesten Thiere, die ich fand, zeigten den Fruchthälter nur wenig stärker gefüllt, als das in Fig. 19, Taf. I gezeichnete Tliier. 3. Distomum perlatum v. NORDM. Litteratur: Fasciola tincae Modeer, Neue Aldi. d. K. schwed. Akad. d. Wissensch. f. 1790, übers. v. Kästner u. Link. XL 1792. p. 119. Distoma perlatum v. Nordmann, Micrograph. Beitr. z. Naturg. d. wirbell. Thiere. T. Berl. 1832. p. 88, Taf. IX. „ „ Düjardin, Hist. nat. des Helm., p. 401. Distomum perlatum Diesing, Syst. Helm. I.. p. 394. Distomum ferruginosum v. Linstow, Arch. f. Naturgesch. 43. 1. 1877. p. 184. Taf. XI V. Fig. 20— 27. Wie schon v. Nordmann richtig vermuthet, ist die von Modeer beschriebene Fasciola tincae unser Distomum perlatum und nicht, wie Rudolphi annahm, das Distomum globiporum. Seit der Zeit v. Nordmann's aber scheint der Wurm, im ausgebildeten Zustande wenigstens, nicht wieder Gegenstand eingehender Beobachtung gewesen zu sein, wenn nicht die von v. Linstow unter dem Namen Dist. ferruginosum beschriebene Form zu unserem Distomum per- latum zu rechnen ist. Ich für meine Person halte die Identität heider für kaum zweifelhaft, da Distomum perlatum und ferruginosum — nach Anbringung einiger nothwendiger Correcturen, die den Bau des letzteren betreffen — in anatomischer Hinsicht keine wirklichen Verschiedenheiten mehr darbieten. Es wird das deutlich hervortreten, wenn ich hei Besprechung der einzelnen Organe unseres Wurmes die Beschreibung beifüge, die v. Linstow von den entsprechenden - 25 seiner neuen Species giebt. Uebrigens glaube ich auch deren Urbild einmal selbst gesehen zu liahen — in Gestalt eines pigmentirten Distomum perlatum. Der Wurm ist, soweit jetzt bekannt, ausschliesslich im Dänin1 der Schleie gefunden wurden, nur das Dist. ferruginosum v. Linstow stammt nicht aus dieser, sondern aus Barbus fluviatilis. Auch die Exemplare (]>^ Thieres, die ich untersuchte, waren dem Darme von Tinea vulgaris entnommen wurden, in welchem Fische es in der Leipziger Umgegend ausserordentlich gemein zu sein scheint. Man kann hierorts kaum ein Individuum desselben untersuchen, ohne nicht wenigstens einige der Würmer zu linden: mitunter aber, namentlich bei älteren Schleien, bevölkern sie den Darm in solchen Mengen, dass derselbe wie braun gesprenkelt aussieht. Ein Mal fand ich einige Exemplare des Wurmes auch in Abramis brama; dieselben zeigten dicht unter der Haut ihres sonst farblosen Körpers, besonders am Kopfe und um den Bauchsaugnapf herum Flecken eines braunrothen Pigments, das v. Linstow als charakteristisch für sein D. ferruginosum angiebt. Soweit meine Kenntniss der Thiere nun reicht, waren jene pigmentirten Würmer aus Abramis nichts anderes, als Distomum perlatum, obgleich sie sich von der normalen Form a\is der Schleie noch dadurch unterschieden, dass ihre Eier, anstatt braunroth zu sein. ziemlich hlass und fast farblos aussahen; abgesehen hiervon aber waren sie sonst völlig normal gebildet und enthielten einen reifen Embryonalkörper. In diesen pigmentirten Exemplaren sehe ich nun einmal das Urbild der Species ferruginosum, welches von der Beschreibung v. Linstow's nur betreffs des Wohnorts abweicht, im übrigen aber genau sich mit ihr dickt. Andererseits aber halic ich mich durch den Augenschein ohne Mühe überzeugt, dass die betreffenden Exemplare nichts anderes, als etwas ungewöhnlich aussehende, und an einem augenscheinlich ungewöhnlichen Orte lebende Distomum perlatum waren. Der Wurm ist nur klein und erreicht im erwachsenen Zustande eine Grösse von selten mehr wie 1,3 mm: (Düjakdin giebt 1,6 mm an, Distomum ferruginosum misst nach v. Linstow 1,25 mm). Davon kommen ein Drittel bis die Hälfte auf den ausserordentlich dehnbaren ..Hals": im übrigen sind die Grössenverhältnisse je nach den Alterszuständen ziemlich wechselnde. Die grösste Breitenausdehnung erreicht der Körper in der Höhe des Bauchsaugnapfes; auch sie ver- ändert sich aber mit dem Alter sowohl, als mit den Contractionsverhältnissen des Körpers und es lassen sich allgemein gültige Masse nicht wohl anführen. Die Saugnäpfe sind in ihrer Grösse nur wenig verschieden, und zwar ist der Bauch- saugnapf stets der etwas grössere; bei ungefähr erwachsenen Thieren misst dieser 0,018 mm. der Mundnapf 0,015, doch kann man auch hier gar nicht selten das umgekehrte Verhältniss beobachten, wenn der Wurm mit dem Mumie sich festgesogen und mit dem Bauchsaugnapfe los- gelassen hat; es gilt dasselbe, was ich oben bereits von dem Distomum tereücoMe sagte. [B. ferru- ginosum soll Saugnäpfe von 0,21 bezüglich 0,25 mm haben.) Die Haut des Distpmum perlatum ist bestachelt, oder vielmehr beschuppt, wenn wir uns richtiger ausdrücken wollen (Fig. 86, Taf. IV). Schon v. Nordmann beschreibt auf der Haut desselben reihenweise gestellte, kleine „Knötchen", durch die er ..wie mit kleinen Perlen besetzt" aussah: auf jedem dieser Knötchen stand ein kleiner Stachel, was namentlich am Körperrand deutlich hervortreten sollte. Die Existenz dieser Knötchen ist von v. Nordmann richtig beobachtet, nur handelt es sich dabei um veritable Schüppchen von 0,0098 mm Länge und 0,0044 mm Breite, die in sehr regelmässigen, parallelen Querreihen angeordnet sind (bei Dist. ferruginosum hat ..der ganze Körper einen gleichmässigen, starken Stachelbesatz"). Die Schüppchen Bibliotheca zoologi« i Hefl 16. 4 — 26 sind rechteckig, an ihrem freien Ende scharf dreieckig zugespitzt, und stehen namentlich am Vorderkörper ziemlich steil auf der Fläche der Haut ; sie ragen immer über deren äussere Grenze mit ihrer Spitze hervor und werfen dabei die Substanz der Haut namentlich nach vorn zu etwas wulstförmig auf (Fig. 86, Taf, IV). Durch diese steil stehenden Schüppchen und die kleinen Aufwulstungen an ihrem Austritte wird allerdings der Eindruck von „Knötchen" hervorgerufen, namentlich wenn die Beobachtung mit nicht allzustarker Vergrösserung erfolgt. Nach hinten zu werden diese Einlagerungen der Körperhaut zwar kleiner und spärlicher, reichen aber doch bis ganz an das Ende des Körpers. Dass sie leicht verschwinden („abfallen"), wie v. Nordmann angiebt, ist ebenfalls richtig, nur fallen sie nicht „ab", sondern sie lösen sich, mitsammt der Haut, in welcher sie stecken, nach einiger Zeit völlig auf, und zerfallen besonders bei der Ein- wirkung von Wasser mit dieser zu einer feinkörnigen Masse, in der keine Spur von ihnen mehr zu erkennen ist. Auf die weitere Verbreitung dieser Eigenthümlichkeit, sowie auf ihre Bedeutung komme ich bei der allgemeinen Besprechung der Haut zurück. Für gewöhnlich sind die Würmer vollkommen farblos oder blass gelblichroth, nur bei den oben bereits erwähnten Parasiten aus dem Darme von Abramis fand sich unter der Haut das erwähnte, braunrothe Pigment in Gestalt von mehr oder minder grossen, und intensiv gefärbten Flecken, die unter Umständen zu grösseren, unregelmässigen Complexen zusammenfliessen können. Die Masse dieses Pigmentes schwankt in den einzelnen Individuen; dass sie aber weit davon entfernt ist, eine generische Verschiedenheit zu sein, werden wir später bei dem Distomum endolobum sehen, wo dieselbe Eigenthümlichkeit, nur viel häufiger, auftritt. Dicht unter der Haut bemerkt man bei Distomum perlatum im Vorderkörper noch sehr zahlreiche und dicht nebeneinander parallel der Längsaxe hinziehende körnige Streifen, welche Hautdrüsen entsprechen (Fig. 81, Taf. IV). Sie liegen hauptsächlich auf der Rückenseite, ziehen über den Rücken des Mundsaugnapfes hinweg und öffnen sich an dem Rande der Mundöffnung, wo man sie oft sehr deutlich als stark glänzende Kügelchen erkennt. Auch auf der Ventralseite liegen solche Drüsen, und zwar bis zum Bauch- saugnapfe hin verbreitet; sie haben aber hier keinen longitudinalen Verlauf, wie die „Kopf- drüsen", sondern ziehen quer zur Längsaxe von aussen nach innen, dieser zu. Ihre Mündungen liegen, ebenfalls von der Fläche her deutlich kenntlich, jederseits zum grössten Theile in einer Linie, welche vom Munde nach dem Bauchsaugnapfe ungefähr parallel der Mittellinie ausser- halb dieser hinzieht (Fig. 7 Dr, Taf. I). Ich habe eine solche eigenthümliche und gesetzmässige Anordnung der Drüsenmündungen sonst nirgends wieder angetroffen. Verdauungsapparat. Kurz hinter dem Mundsaugnapfe folgt auf denselben ein ansehnlich entwickelter Pharynx, der namentlich bei jüngeren Thieren relativ gross erscheint, aber auch bei erwachsenen noch den dritten Theil von dem Durchmesser des Mundsaugnapfes an Durchmesser erreicht. („Der Schlundkopf ist sehr stark", D. ferruginosum). An ihn schliesst sich ein dünner, aber ziemlich langer Oesophagus, der bis zum Bauchsaugnapfe reicht und dort sich in die beiden Darmschenkel theilt. Diese reichen niemals bis ins Hinterende des Leibes, sundern endigen stets eine Strecke vorher, ungefähr um die Länge des Bauchsaugnapfdurch- messers ; sie vermögen sich aber ausserdem, kraft ihrer Ausstattung mit kräftigen Muskelfasern, selbstständig noch weiter zu verkürzen, wodurch ihre Hinterenden noch weiter nach vorne rücken, und die an ihnen anliegenden Theile des Parenchyms funiculusartig mitziehen. In solchem Zu- stande, der oft längere Zeit andauern kann, reichen die Darmschenkel nur ganz wenig über den Hinterrand des Bauchsaugnapfes hinaus, sind aber dabei bald doppelt so dick, wie früher, wo — 27 sie kaum über 0,02 mm messen; durch Zusammenziehung der Ringmuskeln, oder augenscheinlich auch durch Dehnung und Zusammenziehung des ganzen Körpers wird dann das ursprüngliche Verhältniss wieder hergestellt. Es ist dies jedenfalls ein ganz lehrreiches — übrigens durchaus nicht auf Distomum perlatum beschränktes — Beispiel, welches zeigt, dass manche, scheinbar wichtige Einzelcharaktere im Baue unserer Thiere durchaus nicht immer auch constante Charaktere zu sein brauchen. Das Nervensystem ist wohl entwickelt. Die beiden Gehirnganglien liegen jederseits zwischen Mundsaugnapf und Schlundkopf; von ihnen gehen auf jeder Seite die drei üblichen Nerven nach vorn und nach hinten ab, von denen die ersteren keine Besonderheiten aufweisen. Betreffs der hinteren Längsnerven wäre zu erwähnen, dass die ventralen bis in die hinterste Leibesspitze sieh verfolgen lassen, wo sie unmittelbar vor dem Porus exeretorius in einander über- gehen, an denselben heran aber zwei feinere Aeste abgeben. Die Dorsalnerven vereinigen sich ebenfalls, aber beträchtlich weiter vorn im Körper, zu einem einzigen Stamme, der jetzt in der Medianlinie gerade auf den Excretionsporus zusteuert. Vor demselben angekommen, scheint er sich in zwei feine Aeste zu spalten, welche in seiner Peripherie nach der Ventralseite hinab- verlaufen und dort augenscheinlich mit den Ventralnerven sich verbinden. Die Seitennerven endlich lösen sich kurz vor dem Hinterende scheinbar völlig in einige feine Stränge auf. Doch geht ein stärkerer von diesen gewöhnlich nach dem Dorsalnerven herauf, wogegen andere zu dem Bauchnerven hinabsteigen und sich mit diesem vereinigen. Bemerkenswerth ist, dass der linke hintere Bauchnerv, der ziemlich dicht an der ventral in der Nähe des linken Körperrandes ge- legenen Genitalöffnung vorüberzieht, vor ihr sieh in zwei Collateraläste spaltet, welche sie zwischen sich nehmen und hinter ihr wieder zu einem einheitliehen Nerven sich vereinigen (Fig. 90, Taf. IV). Die gerade an dieser Stelle von dem Longitudinalnerven abzweigenden stärkeren Aeste nach dem Bauchsaugnapfe entspringen aus dem einwärtsgelegenen der beiden Collateralstränge. Die Zahl der Ringcommissuren scheint bei dem Distomum perlatum nur eine beschränkte zu sein ; allerdings will ich bemerken, dass ich das ganze Nervensystem hier nur an jungen, noch völlig eierlosen Würmern studiert habe, also nicht sieher bin, ob das Gesehene ohne AVeiteres auch für die älteren Individuen Gültigkeit hat. Es gelang mir nur vier Ringcommissuren nachzuweisen, und auch diese nicht bei demselben Thiere rings um den Körper herum, sondern bei einem Individuum die Rücken-, bei dem anderen die Bauchseite — beide passten aber, wie nur irgend wünschens- werth, aufeinander. Von diesen Ringcommissuren liegt eine kurz hinter dem Mundsaugnapfe, die zweite direkt vor, die dritte direkt hinter dem Bauchsaugnapfe und die vierte endlich im Hinterkörper. In der zweiten und dritten Commissur zweigen sich von den Dorsal- und Ventral- segmenten je einige stärkere Nervenbahnen nach dem Saugnapfe ab. Es seheint mir nun zum mindesten zweifelhaft , dass diese vier Ringcommissuren die Gesammtzahl der vorhandenen dar- stellen sollten; jedenfalls sieht man ausser ihnen von den Längsnerven eine nicht geringe Zahl grösserer und kleinerer Quernerven sich abspalten , die jedoch nicht bis zu den benachbarten Längsnerven zu verfolgen sind. Vielleicht aber, dass der eine oder der andere von diesen später, während der völligen Ausbildung des Thierleibes , noch zu einer ganzen Commissur sich ent- wickelt. Ein Supracerebralnervensystem scheint dem Distomum perlatum zu fehlen, wenigstens habe ich bei den jüngeren Thieren nichts davon zu entdecken vermocht. An den Längsnerven bemerkt man vielfachsehr hübsche, buckeiförmig nach aussen hervortretende Ganglienzellen (Fig. 122, Tafel VI). ■i* 28 Excretionsapparat. I>ie Sammelblase scheint bei Distomum perlatum im Verhältniss zu sonst ausserordentlich klein zu sein, sie repräsentiert gewöhnlich nur ein in der äussersten Hinterleibsspitze gelegenes Bläschen von 0,02 mm Durchmesser, welches schon v. Nordmann beo- bachtete. Bei genauerer Untersuchung, namentlich ganz junger Thiere, stellt sieh jedoch heraus, dass, ähnlieh wie bei Distomum folium, dieses Bläschen nicht die ganze Blase, sondern nur ein Theil derselben ist, während der andere, röhrenförmig und fast stets völlig zusammengezogen, noch eine Strecke weit nach oben reicht. Es ist bei alten Thieren von ihm keine Spur mehr zu erkennen, weil besonders der ziemlich stark anschwellende Hoden, alier auch andere Theile des Genitalapparates über ihn sich hinweglegen, wohingegen die kleine basale Erweiterung frei und stets deutlich sichtbar bleibt. Aus dem oberen Ende der Excretionsblase kommen zwei Gefässe hervor , die zunächst in verhältnismässig gestrecktem Verlaufe nach vorn und nach den Seiten- rändern des Körpers hinziehen, welch letztere sie ungefähr in der Höhe des Bauchsaugnapfes erreichen. Von dort an ziehen die Gefässe, ohne in ihrem sonstigen Verhalten wesentlich sich zu verändern, in sehr starken Schlangenlinien jederseits nach vorn bis zum Pharynx, wo sie wieder nach hinten umbiegen. Auch diese rücklaufenden Theile legen sich, wie die aufsteigenden, in sehr starke Schlingen, Schlingen die aber mit der Streckung des „Halses" gänzlich verschwin- den können, genau, wie wir es schon bei dem Distomum fcreticollc eintreten sahen. Es lässt sich, wie diese Beispiele zeigen und noch einige andere zeigen werden, ziemlich direkt aus der starken Faltung der Gefässe im Vorderkörper der Schluss ziehen , dass derselbe eine grosse Streckungs- fälligkeit besitzen muss, wie andererseits die Faltungen seil ist auf eine geringere Elasticität der Gefässe und ihrer Wände hinweisen, da sie sich bei einer Verkürzung in Falten legen müssen. Der rücklaufende Theil des Gefässes giebt nun auf seinem Wege nach dem Hinterende des Körpers eine Anzahl von Nebengefässen ab ; wieviel , freilich , kann ich nicht sagen, da ich es verabsäumt habe, genauere Nachforschungen hiernach anzustellen. Ebenso kann ich nicht über die Zahl der zu einem Nebengefässe gehörigen Capillaren und Trichter mittheilen, manchmal sind es deren bestimmt nur vier, manchmal aber auch sechs und wie es scheint, noch mehr! Anastomosenbildung habe ich nur beobachtet an den Capillaren, dicht nach ihrem Austritte aus den Nebengefässen ; die Trichter sind klein, conisch, 0,008 — 0,009 lang und 0,003 — 0,004 mm breit. Die Genitalorgane (Fig. 82 — 85. Taf. IV) sind in mehrfacher Hinsicht interessant. Ich will zunächst erwähnen , dass auch v. Nokdmann eine Beschreibung des Apparates geliefert hat, dass dieselbe aber, aus einer Zeit stammend, wo man von der Organisation unserer Thiere noch kaum eine ordentliche Vorstellung hatte, trotz der zu Grunde liegenden sorgfältigen Beobachtung, ganz natürlicherweise heute unbrauchbar ist und nur historisches Interesse hat. Der Genitalporus liegt bei Distomum perlatum wie auch sonst auf der Bauchfläche, aber aus der Mittellinie heraus ziemlich weit nach der linken Seite Ins in die Nähe des Körperrandes ver- schoben, in der Höhe des Bauchsaugnapfes. Sie führt zunächst in einen wenig geräumigen Vorhof herein, der sich im Grunde direkt in die beiden Leitungswege spaltet. Die innere Ober- fläche des Sinus ist dicht mit feinen Wärzchen besetzt und dadurch rauh. Männliche Organe. Distomum perlatum besitzt nur einen einzigen Hoden, nicht zwei, wie es Dujardin angiebt. Derselbe repräsentiert ein ansehnliches, eiförmiges Gebilde, von 0,15 nun Länge und 0,08 mm Breite, welches ziemlich weit hinten im Körper gelegen ist und infolge seiner durchsichtigen, farblosen Beschaffenheit leicht in die Augen fällt. Die beiden Darm- schenkel hören ungefähr in der Höhe der Mitte dieses Hodens auf (Fig. 7, Taf. I). Bei reiferen 29 Individuen, bei denen der Uterus sich zu füllen beginnt, wird der Hoden allmählich von den Eiern bedeckt (Fig. 4, Tat', li und kann schliesslich fast ganz der Beobachtung entzogen werden ; nur der im Hinterkörper zwischen den Uterusschlingen übrig bleibende, ganz fa rblose Zwischen- raum weist dann noch auf seine Existenz hin. Ich habe ihn auch bei den ältesten Individuen noch nachweisen können und zwar in voller Ausdehnung. Aus ihm kommen nun zwei getrennte Vasa deferentia hervor, das eine auf der rechten, das andere auf der linken Seite. Beide ver- einigen sich schon nach kurzem, etwas nach auswärts gekrümmten Verlaufe zur Bildung der Vesicula seminalis, die hier an Volum beinahe dem Hoden selbst gleichkommt. Der Endtheil des männlichen Leitungsapparates bei unserem Distomum perlatum unterscheidet sich nun wesentlich von demjenigen, wie wir ihn bei dem Distomum teretirolle und folium bis jetzt kennen lernten. Wir haben es hier mit einem sogenannten Cirrusheutel zu thun (Fig. 82. Taf. IV), einem ansehnlichen stark muskulösen Sacke, der den gesammten Endtheil der Leitungswege von der Samenblase an in sich einschliesst und sie gegen das umgebende Körperparenchym abgrenzt. Derselbe ist mit seinem hinteren Ende ungefähr in der Mittellinie des Körpers gelegen, während sein Vorderende natürlich an dem Genitalporus sich finden muss. Ei- erstreckt sich weiter ge- wöhnlich nicht gerade zwischen diesen beiden Endpunkten, sondern macht einen geringen Bogen nach vorn, wodurch er mehr die Gestalt einer Retorte erhält. In seinem Grunde liegt also die Samenblase, ein unter Umständen sehr voluminöser Schlauch, der stets innerhalb seiner Um- hüllung eine vollständige Schlinge besehreibt. Sehr oft kann man die Beobachtung machen, dass die beiden aufsteigenden Theile der Schlinge stärker mit Spermamassen gefüllt sind, als der rück- laufende Theil, der dann unter Umständen als ein dünnerer Verbindungsgang zweier gesonderter Abtheilungen der Samenblase erscheinen kann (Fig. 82), während er in anderen Fällen wieder wenig oder gar nicht ausgesprochen vorhanden ist. Auf die Samenblase folgte bei Distomum tereUcolk und folium nach vorn zu ein einfacher und kurzer, etwas stärker muskulöser Canal. den wir als Ductus ejaculatorius bezeichneten. Ein solcher Ductus folgt auch bei unserem Distomum perlatum, nur hat er sich hier ziemlich compliciert und ist in verschiedene Abschnitte zerfallen, die ihre besonderen Namen erhalten haben. Auf die Samenblase folgt zunächst ein nur un- scheinbarer, etwas zwiebelartig angeschwollener Abschnitt, der durch eine starke muskulöse Ein- schnürung von dieser abgeschieden ist. In seinem Innern finden sich fast stets mehr oder minder zahlreiche Körnchen und Tröpfchen einer stark lichtbreekenden, körnigen Substanz, die Secretmassen der Drüsen, welche in ziemlicher Menge mit ihren Ausführungsgängen seine Wan- dungen durchbrechen (Fig. .82, 83, 84). Die Drüsenzellcn selbst liegen ausserhalb des Ductus ejaculatorius zwischen diesem und der Wand des Cirrusbeutels und erstrecken sich in diesem Zwischenräume verhältnissmässig weit nach hinten. Sie repräsentieren wiederum flaschenförmige Gebilde mit mehr oder minder langem Ausführungsgange ; ihr Plasma ist stark körnig, doch lässt es meist den in dem verdickten Theile liegenden, runden, hellen Kern mit seinen Kernkörperchen durchscheinen. Auf diese kleine, zwiebelartige Anschwellung des Leitungsweges folgt endlich. wiederum durch eine muskulöse Einschnürung von ihr getrennt, ein mehr oder minder weiter Gang, der bis an die Genitalöffnung sich hin erstreckt. Seine Dimensionen wechseln je nach der Grösse der Thiere, ebenso wie nach seinem eigenen momentanen Zustande so, dass es kaum irgend welchen Werth haben dürfte, besondere Maasse anzugeben; dieselben würden für das nächste Individuum, vielleicht auch für dieses nach ein paar Minuten schon nicht mehr stimmen. Eine charakteristische Auszeichnung trägt der Gang aber in dem Besitze zahlreicher, 0,02 mm langer — 30 - und sehr schlanker, spitzer Stacheln, die seiner [nnenwand aufsitzen. Sie stellen ziemlich dicht und nicht senkrecht auf dieser, sondern sind nach vorn zu gerichtet, wodurch sie in sehr regel- mässiger Weise nach dem Innenraum zu eonvergieren und eine auf den ersten Blick in die Augen fallende, scharf markierte Strichelung hervorrufen. An der Übergangsstelle des Leitungsweges in den Genitalsinus gehen diese Stacheln ziemlieh unvermittelt in die kleinen Wärzchen über, die dessen Auskleidung bilden. Schon bei der Einwirkung massigen Druckes, wie er bei der Untersuchung der lebenden Thiere unter dem Deckgläschen herrscht, stülpt sich der Endtheil dieses stacheltragenden Ductus ejaculatorius durch die Genitalöffnung mehr oder minder weit, aber niemals völlig, nach aussen hervor; er repräsentirt dann ein kurzes, dickes, manchmal nahezu kugeliges Gebilde, bei dem die früher im Innenraum gelegenen Stacheln nunmehr auf der Aussen- seite liegen und ihm ein recht formidables Äussere geben (Fig. 83). Der hintere Theil des Apparates bleibt aber, soweit ich gesehen habe, stets eingestülpt. Weibliche Organe. Der Keimstock (Fig. 85, Taf. IV) liegt vor dem Hoden auf der rechten Seite des Körpers, und mitunter so dicht an demselben an, dass er kaum von diesem zu trennen ist. Er besitzt im erwachsenen Thiere eine etwas gestreckt ovale Gestalt und zeigt da, wo der Keimleiter aus ihm hervorkommt, was auf der Ventralseite der Fall ist, sehr regel- mässig eine buckeiförmige Erhellung, die nicht selten das Aussehen einer selbstständigen Aus- sackung annehmen kann. Zwischen ihr und dem Keimgange zeigt sich stets eine ziemlich starke, muskulöse Einschnürung, die besonders dann auffällt, wenn letzterer selbst wieder ein klein wenig aufgetrieben ist, was jedoch nicht immer der Fall zu sein braucht. Der Keimgang selbst hat, beim frisch untersuchten Thiere wenigstens, immer einen scharf geknickten Verlauf und ist ausserdem oft so zwischen Keimstock, Hoden und Cirrusbeutel eingepresst, dass er nur sehr schwer zu beobachten ist. Kurz nach seinem Ursprünge aus dem Keimstocke löst sich aus ihm der LAüRER'sche Canal, der auf seinem Wege nach der Rückenfläche eine ziemlich wechselnde Weite (zwischen 0,017 und 0,03 mm) zeigt und wiederum meist etwas seitlich der Mittellinie mündet. An seiner Basis hängt ihm ein sehr unscheinbares, kleines Säckehen von 0,02 mm Weite und ca. 0,04 mm Länge an, welches niemals irgend welchen Inhalt zeigt, und deshalb sehr leicht zu übersehen ist — um so mehr als, wie gesagt, alle Orgaue hier ziemlich dicht auf- einandergepackt liegen. In einiger Entfernung hinter dem Laurer' sehen Canale tritt der Dotter- gang an den Keimgang heran. Die Dotter stocke nehmen nur einen geringen Raum ein; es sind zwei doldenförmige Drüsen, die in der Höhe des Keimstockes jederseits am Körperrande .gelegen sind, und sich nach vorn meist bis an den Bauchsaugnapf, nach hinten bis zur Mitte des Hodens ausdehnen, deren Totalausbreitung in der Länge also kaum den vierten Theil derjenigen des Körpers beträgt. Ihre Abführungscanäle, die queren Dottergänge, ziehen als ziemlich dicke Stränge vor dem Hoden quer durch den Körper und vereinigen sich in der Mitte zu einem ansehnlichen, dreieckigen Dotterreservoir, welches in den Keimgang sich ergiesst. Auf den Dottergang folgt fast unmittelbar die Erweiterung des Keimlciters zum Ootyp mit den Schalcndrüsenmündungen, der nach dem, was wir über ihn von den früher beschriebenen Würmern kennen gelernt haben, nichts besonderes darbietet, Die Schalendrüsen sind nicht sehr zahlreich, im Leben hyalin, durchsichtig, gegen das Parenchym nicht scharf abgesetzt. In dem direkt anschliessenden Theile des Uterus treffen wir auch hier wieder meist Massen von Spermatozoen, während Nester von solchen sich gelegentlieh auch tiefer in dem Fruchthälter noch hie und da vorfinden. Der Verlauf des Uterus ist ein streng — 31 - geregelter. Er zieht zunächst nach vorn, rechts neben dem Bauchsaugnapf vorbei bis zur Mitte desselben, biegt darauf nach hinten zurück, um hier längs des Körperrandes bis ins Hinterende und auf der entgegengesetzten Seite wieder bis gegen den Cirrusbeutel nach vorn zu lauten : von hier aus macht er denselben Weg zurück, um, in der Höhe des Bauchnapfes wieder angekommen! nunmehr quer durch den Körper der Genitalöffnung zuzustreben. Für gewöhnlich liegen die vor- und riicklaufenden Theile des Uterus so übereinander, dass man sie nicht zu trennen ver- mag, und dass das Ganze nur einen Vförmigen Verlauf zu haben seheint, der auch seinerseits noch durch die Contraction des Leibes mannichfach gestört und verwischt werden kann. Jeden- falls geben diese Verhältnisse aber die Erläuterung zu der Angabe Modker's, dass „der braune Fleck, der sich aus Eiern zusammensetzt", nach vorn öfters „in zwo gabelförmige Spitzen" auslaufe. Der Endtheil des Uterus, die Vagina, zeigt sich, wie auch früher, in ihrem Baue und ihrer Ausstattung wesentlich von dem übrigen Uterus abweichend. Sie repräsentirt einen ansehn- lichen, meist blasenartig erweiterten Abschnitt, der in seinem Inneren nun dieselbe Ausrüstung mit Stacheln trägt, wie der männliche Ductus ejaciüatorius. Die Spitzen zeigen dieselbe Grösse, dieselbe Anordnung wie in dem männlichen Theile, dem dieser weibliche dadurch ausserordentlich ähnlich wird; nur eine Umstülpung nach aussen habe ich an ihm nicht bemerkt. In der Um- gebung dieses Vaginaltheiles finden sich die schon bei den Distomen tereticolle and folium von demselben Orte beschriebenen zelligen Gebilde unbekannter Bedeutung. Die Genitalorgane des Distomum ferruginosum zeigen nach der Beschreibung v. Linstow's ') folgenden Bau: „Zuhinterst im Körper liegt der grosse Keimstock". In diesem dürfte ohne Zweifel der grosse, unpaare Hoden unseres Wurmes wieder zu erkennen sein. „Davor neben einander beide Hoden, über die quer der Dotterausmündungsgang sich hinzieht." Bei Distomum perlatum zieht dieser quere Dottergang gewöhnlich über das nicht sehr deutlich abgegrenzte Ovarium und die Keimleitungsapparate hinweg. „Die Dotterstücke sind wenig ausgedehnt, sie liegen im dritten Viertel des Seitenrandes beiderseitig. . . . Die Schenkel des Darmes reichen bis zur Mitte des ,Keimstockes'. Links vom Bauchsaugnapfe liegen die Ausmündungen der Ge- schlechtsorgane; im eingezogenen Zustande gleichen sie zwei eiförmigen Körpern mit einer strahligen Zeichnung im Inneren, die durch mit den Spitzen zusammenliegende Stacheln hervor- gerufen wird; nach aussen die weibliche Oeffnung; vorgestülpt ist letztere kugelförmig, das männliche Organ gleicht dem Cirrus verschiedener Vogeltänien, und beide sind mit grossen Stacheln besetzt." Ich finde in dieser Beschreibung, abgesehen von der fehlerhaften Auffassung von Hoden und Keimstock, nichts als eine Beschreibung des Dist. perlatum. Die Eier unseres Wurmes sind ziemlich klein, wechseln aber in Grösse und besonders der Form etwas, wie die Figur 5 a u. b, Taf. I zeigt : bald sind sie etwas länger und schmäler, bald kürzer und bauchiger. Ihre Länge schwankt dadurch zwischen 0,023 und 0,027 mm, ihre Breite zwischen 0,012 und 0,014 mm, (die des Dist. ferruginosum messen 0,023/0,015 mm); bei einem und demselben Thiere bleibt übrigens die Form der einzelnen Eier ziemlich constant und der Wechsel in der Form findet hauptsächlich zwischen denen verschiedener Individuen statt — was wir auch bei anderen Formen wiederfinden. Die Farbe der Eier ist hellbraun, sie besitzen ein scharf und deutlich abgesetztes Deckelchen und am Hinterende ein mehr oder minder ') V. LlNSTOW. 1. c. [). 1S4. — 32 hervorragendes Knötchen, während die von I). ferruginomm daselbst einen kleinen Hacken auf- weisen sollen. [Jeher die Farbe der letzteren wird nichts angegeben; das.s diejenigen der von mir in Abramis lirama gefundenen Würmer ziemlieh hell und farblos waren, ist schon oben erwähnt. In den zur Ablage reifen Eiern ist überall ein wohlentwickeltes Miracidium zu erkennen mit Flimmerkleid. Darm und einem deutlich abgegrenzten Haufen hellerer Elemente im Hinterleibe. Die Jugendform unseres Distomum perlatum ist schon von de Filippi in dem von ihm Distoma paludinae impurae genannten Wurme erkannt worden.1) Später hat derselbe Autor die Art in zwei verschiedene, ein „armatum" und ein „inerme" zerlegt2) und letzteres speciell als die Jugendform des Distomum perlatum in Anspruch genommen, diese Annahme auch durch einige Experimente zu stützen versucht. Ich für meine Person habe mich von der Existenz einer wirklieh unbewaffneten Cercarienform der hier bezeichneten Art nicht überzeugen können, habe auch den von de Filippi für die bewaffnete Form als charakteristisch bezeichneten Excretions- schlauch (er soll mit körnerhaltigen, fast undurchsichtigen Zellen umgeben sein) bei den jüngsten Distomum perlatum unzweifelhaft erkannt — kurz ich halte die beiden Formen Dist. paludinae impurae inerme und armatum gar nicht für verschieden, sondern einfach für die Cercaria Distomi perlati! Auch Gr. R. Wagener hat die Form gekannt und sehr hübsch abgebildet3), bezieht sie aber irrthümlicherweise auf die ebenfalls von de Filippi beschriebene Cercaria (Distoma) hymnaei auricularis de Fil. Eine Abbildung des Keimschlauches findet sich ohne nähere Artbezeichnung, jedoch deutlich erkenntlich, bei Leuckart 4), während Ercolani aus der längst bekannten eine neue Species Cercaria crassa macht. 5) Bemerkenswerth ist bei dieser Cercarie, dass sie, trotzdem ihr das Attribut des freien Lebens, der Ruderschwanz, mangelt, dennoch ihren Wirth verlässt, um sich im Freien ihren Weg zu suchen. Wie sie dabei verfährt, habe ich noch nicht herausbekommen, doch traf ich sie einmal lebendig und agil im Bodensatz des Wassers, in dem zahlreiche, zum Theil inficirte Bithymen sassen; andererseits wiesen diese alle nach und nach sehr reichlieh encystirte junge Distomum perlatum in ihren Geweben auf, ohne selbst mit den Keimschläuchen inficirt zu sein. Wie die weitere Uebertragung erfolgt, weiss ich noch nicht. Eine Ansicht betreffs derselben, die allerdings zunächst noch der positiven Grundlage entbehrt, hat neuerdings R. Moniez ausgesprochen.6) Derselbe fand auf den Schalen von Ostra- coden aus Teichen in der Umgegend von Lille kleine knopfförmige Körper in grösserer Zahl, in denen er verschieden weit entwickelte Inhaltsmassen, und unter diesen mit einiger Wahr- scheinlichkeit auch junge Distomen erkennt. Ausser kleinen „tubercules mousses" auf der Haut derselben sind aber Einzelheiten ihres Baues nicht weiter zu eruiren, und so steht auch die Ver- muthung Moniez's, die Thiere müssten zu Distomum perlatum gehören, einstweilen noch völlig in ') DE Filippi. Memoire pour servir ä l'histoire genetiqne des Trematodes. Ann. d. Sciences nat. Zool. TV. S&r. To. II. p. 279, Tab. II, Fig. 28—81. 2) DE Filippi, Ille Mein, pour servir a l'hist. genetiqne etc. Memorie della R. Accad. di Torino. III. Ser. To. XVI lt. 1859. p. 201 etc. 3) G. H. Wageneu, 1. c. p. los. Tat'. XXXVI. ') IjKUCKABt. Paras. d. M. 1. c. p. .">2. 5) Eecolani, Dell'Adattamento della Specie all'Ambiente. Nuove Ricerche etc. Mem. della R. Accad. di Bo- logna. Ser. IV, To. III. 1881. p. 58, Tav. II, Fig. 1—4. *J R. Moniez. Notices sur les Helminthes I. Snr des larves de Trematodes etc. Revue biologiqne du Nord de la France. Le annee. 1891/92. p. 22. — 33 - der Luft. Die weitere Ansicht des genannten Autors, dass jene Cysten auf der Haut der Ostra- coden direct von dfii sehwärmenden Miracidien abstammten, die sich ohne Generationswechsel sofort in die jungen Cercarien verwandelten, dürften, für Distomum perlatum wenigstens, durch die Erkenntniss der wirklichen Jugendform und ihrer Lebensgeschichte sich erledigen. Ob der- selbe Entwicklungsmodus anderswo vorkommt, möchte doch wohl ersl des positiven Nachweises bedürfen. Das Wachsthum nach der LTebertragung geht, auch im Sommer, nur sehr langsam vor sich. Nach 8 Tagen noch ist von einer Eibildung keine Rede, obgleich die Genitalorgane der Cercarie schon sehr hoch entwickelt sind, viel weiter, als das sonst auf diesem Stadium der Fall zu sein pflegt (Fig. 89. Tat'. IV). Wir werden sie später noch genauer kennen lernen; im allgemeinen sind die jungen Distomum perlatum schon vom ersten Moment an sicher an ihnen zu erkennen. Während der weiteren Entwickelung erfolgt nur eine Vergrösserung und Weiter- ausbildung dieser Organe, die mit einer bedeutenden Grössenzunahme dr> anfangs nur kleinen hinteren Leibesabschnittes verbunden ist (Fig. 6, 7 u. 4. Taf. I). 4. Distomum nodulosum ZEDER. Litteratur: Fasciola luciopercae i, „ , . , . _ _ „ _. J Müller, Zoologia danica I. Taf. 30, Fig. 2 u. 3. „ percae cernuae | P/u im riit httjriiti Br.ua-, Schrift, d. Berl. Ges. naturf. Freunde. VIII. 1782. p. 237. Taf. X, Fig. 1—3. Fasciola permia Schrank, Neue Abhandl. d. k. schwed. Akad. auf das Jahr 1790, übers. v. Kästner u. Link. XI. 1792. p. 110. „ nodulosa Froelich, Naturforscher, Stück 25. 1791. p. 7ii. Distoma nodulosum Zeder, Nachtrag etc. p. 190. RrnoLi'iii. Entoz. bist, nat, p. 410. Entoz. Synops. p. 113. Bremser, Jcon. Helminth. Tal). X, Fig. 1 — ■'•. „ „ Creplin, Novae observationes de Entozois. Berol. 1829. ') Besprochen von Mehlis in Isis 1831. p. 184. „ ., Creplin, Ersch u. Gruber's Encycl. etc. I. 32. Is:;:». p. 289. „ ., Dujardin, Hist. nat. etc. p. 434. Distomum nodulosum Diesing, System. Helm. p. 380. v. Linstow, Arcb. f. Naturgesch. 39. I. 1873. p. 1. Taf. I. Distoma nodulosum Zschokke, Recherches etc. p. 41. Tab. X, Fig. 10. Olsson, Bidrag etc. p. 23. Taf. IV, Fig. 51. Von den obigen Litteraturangaben ist nur eine herauszunehmen, die augenscheinlich nicht auf das Distomum nodulosum sich bezieht; das ist die Notiz Ddjardin's, der ein in Cyprinus barbus (= Barbus fluviatilis) gefundenes Distom \"uv unseren Wurm hält. Abgesehen davon, dass ein ') Die Abhandlang von CREPLIN war mir nichi zugänglich. Bibliotheca zoologica. Befl L6 — 34 — Vorkommen des Distomum nodiüosum, das bis jetzt nur in Raubfischen, besonders Percotden ge- funden wurde, in Cyprinoiden Bedenken erregen könnte, stimmt vor allem, wie wir später noch sehen werden, die von Dujardin angegebene Grösse der Eier so wenig, dass eine Vereinigung beider Formen als ausgeschlossen betrachtet werden muss. Deshalb ist auch bis auf weiteres Cyprinus barbus unter den Wirthen des Distomum noduhsum zu streichen. Der Hauptwirth dürfte Perca fluviatilis .sein: ausserdem wurde die Art aber bis jetzt ge- funden in: Lucioperca Sandra (Eudolphi, Zoega, der eigentliche Entdecker des Thieres, der es 0. F. Müller mittheilte, Müller) Acerina cernua (Zeder, Zoega, v. Linstow), Aspro vulgaris und Zingel (Schrank) Esoxlucius (Ceeplin). Meine Exemplare stammen aus Acerina cernua, in welchem Fische es in der Umgegend von Leipzig ziemlich häufig anzutreffen ist; ausserdem fand ich es in Perca fluviatilis und Lucioperca Sandra, die aber aus anderen Gegenden stammten. Es bewohnt den Darm seines Wirthes, wie es scheint , in dessen ganzer Ausdehnung vom Pylorus an bis gegen den After hin. Ausserdem zeigt es die uns schon mehrfach bekannte Neigung zum Aus- wandern nach dem Tode des Wirthes ; wenigstens fand ich einige Male bei Fischen , die im Aquarium gestorben waren und einige Zeit bis zur Untersuchung intact gelegen hatten, in der Umgebung des Porus abdominalis einige braune Pünktchen, die sich als lebhaft bewegliche, aus- gewanderte Distomum noduhsum ergaben. In den kleinen Acerina cernua erreicht der Wurm kaum eine Länge von 1 mm, während er sonst nach Dujardin bis 2,3 mm, nach eigenen Messungen an Exemplaren aus grossen Lucioperca Sandra las gegen 3 mm lang wird; Olsson giebt sogar 4,5 mm Länge an. Zum Theil können diese Schwankungen in der Grösse übrigens wohl auch auf Kosten des ausserordentlich beweg- lichen und dehnbaren Vorderendes, des „Hajses" gesetzt werden, eine Dehnbarkeit, die schon den älteren Beobachtern Braun, Froelich, Zeder etc. auffiel. Das Hinterende ist hiergegen weit weniger veränderlich. Die Saugnäpfe sind meinen Erfahrungen nach ungefähr gleich gross, indessen ist das Verhältniss je nach den Oontractionszuständen der Näpfe nicht immer dasselbe, v. Linstow giebt bestimmt den Bauchsaugnapf als den kleineren an und ähnlich spricht sich auch Olssox aus. dabei zugleich aber auch die Oeffnung des Bauchsaugnapfes als „klein" bezeichnend ; ich will hinzufügen, dass, wenn das Thier mit dem letzteren festgeheftet ist und mit dem Vorderleibe tastend umhergreift, das Verhältniss in sehr auffälliger Weise das umgekehrte ist. Die Oeffnung des Mundsaugnapfes liegt, ziemlich rein ventral, worauf bereits Zeder Gewicht legt; ich betone dies liier besonders angesichts der eigenthümlichen Angabe Zschokke's, die Mundöffnung stehe, wie schon Creplin gesehen habe, oblhpiement im lateralement ä 1' ext rennte de la face ventrale1); ähnliches scheint übrigens auch Schrank gesehen zu haben, denn er spricht von einem „ore laterali8). Ich kann mir diese Angaben nur dadurch erklären, dass bei der Anwendung von Druck an dem leicht beweglichen Vorderkörper leicht eine Torsion eintritt , durch welche die Mundöffnung seitlich verlagert wird; so habe ich es ebenfalls nicht selten bei diesem und auch bei anderen Wurmarten gesehen: von einer normalen Lage des Mundes auf einer Seite habe ich aber nichts bemerken können. Ausgezeichnet ist der Mundsaugnapf oder vielmehr die Scheitelfläche des Kopftheiles besonders durch die Anwesenheit von sechs papillen- oder kuppenförmigen, meist ') 1. c. p. 42. 2) 1. c. p, HC. — 35 kurzen Erhebungen, die schon den älteren Hehninthologen aufgefallen waren und zu mannichfachen Deutungen Anlass gegeben hatten. Man nannte .sie Knötchen, Lefzen. Sauglippen, Fühlspitzen, labia mobilia, noduli und hielt sie für Hautausstülpungen mit zwischenliegendem Zellengewebe (Zeder), ja sogar für Kunstproducte einer „cutis laxa, quae nodulos fingit" (JRdbolphi). Dabei war allerdings schon von Zedee beobachtet wurden, dass sie bei jungen Thiereu sich sehr lang ausdehnen konnten (1. e. p. 191). Was ihre Zahl anlangt, so sind alle Beobachter darüber einig, dass es ihrer sechs seien: nur v. Linstow giebl die Zahl auf vier an. Es sind aber thatsächlich sechs vorhanden und zwar zwei ventrale, zwei Laterale und zwei dorsale, welche alle zusammen kranzartig den vorderen Körperpol umstehen, also auch sämmtlich vor dem Mundsaugnapfe ge- legen sind. .Bei frei beweglichen, nicht gedrückten Würmern glaube ich öfter eine etwas spitz kegelförmige Gestalt an ihnen wahrgenommen zu haben; wenn sich der Wurm aber unter Druck zusammenzieht, reduciren sich auch diese Anhänge auf ganz kurze, stumpfe, kuppenförmige Aus- sackungen der Körperhaut, von denen dann meistentheils nur vier sichtbar sind, und zwar die lateralen und die dorsalen. Die ventralen liegen mehr oder minder dicht neben dem Munde und werden beim Anfertigen des Präparates der oberen Saugnapfwand gewöhnlich so angedrückt, dass sie nicht sofort zu sehen sind (Fig. 8 u. 10, Tat. I); genauere Prüfung lässt sie jedoch niemals vermissen. In ihrem Inneren habe ich ausser den gewöhnlichen Parenehymzellen und schwachen Fortsetzungen des Hautmuskelschlauches nichts besonderes wahrgenommen. Auch dass sie besonders beweglich, oder lang ausziehbar wären, habe ich nicht constatiren können : möglich, dass es vom Alter oder von sonstigen individuellen Zuständen des Thieres abhängt. Die Haut des Distomum nodulosum ist glatt, ohne Stachelbildungen, und im Verhältniss nicht sehr dick; sie misst ungefähr 0,008—0,01 mm im Durchmesser. Eine besondere Färbung besitzt das Thier nicht, wohl aber bemerkt man selbst bei ganz alten Individuen zu den Seiten des Pharynx sehr häufig einige zerstreute, schwarze Pigmentkörnchen, die mitunter deutlich zu einem kleinen Häufchen gruppiert sind. Sie leiden im übrigen Körper durchaus und stellen zweifellos 1! es t e von Cercarienaugen dar. Was die innere Organisation anbelangt, so beginnt der V e r d a u u n g s a p p a r a t mit dem Mundsaugnapfe, dessen Höhlung, wie schon betont, „ senkrecht eingebohrt" ist (Zeder). Auf den Saugnapf folgt ein im Verhältniss massig grosser Pharynx, der ungefähr den dritten Theil von jenem im Durchmesser erreicht. Er wurde mitsammt dem an ihn anschliessenden Oesophagus vor mehr als 100 Jahren bereits von Braun gesehen , wenngleich natürlich nicht als das, was er ist, erkannt; dem gegenüber beschreibt neuerdings Zschokke das Sehlundrohr als kurz , zeichnet es auch nur als eine ganz kurze Verbindung des Pharynx mit der Gabelungsstelle des Darmes. Die Angabe ist irrthümlich ; der Oesophagus ist ein zwar dünnes, aber durchaus nicht kurzes Bohr , welches bis in die Nähe des Bauchsangnapfes hinab- reicht, dann aber, wenn der Vorderkörper eingezogen und stark verkürzt wird, in eine S-förmige Schlinge sich legt und damit nicht selten dem oberflächlichen Blick sich entzieht. Die Darm- schenkel reichen in wechselnder Weite bis ins Hinterende des Körpers. In ihrem Inneren be- merkt man meist fettartig glänzende Kügelchen und Tröpfchen, die augenscheinlich dem Darm- inhalte des Wirthes entstammen; Epithelzellen oder Trümmer von solchen habe ich mit Sicher- heit nicht, Spuren von Blutkörperchen bestimmt nicht in ihnen nachweisen können. Das Disto- mum nodulosum dürfte deswegen nur als ein ziemlich anspruchslose]' Kostgänger seines Wirthes zu betrachten sein. Von dem Nervensystem kann ich nur wenig mittheilen, da ich zu seinem Studium 5* — 36 — nur recht wenig geeignetes Material erlangte. Jederseits an der üblichen Stelle liegen die beiden Gehirnganglien, untereinander verbunden durch die über den Schlund herüberziehende Commissur. Von jedem aus gehen sechs Längsnerven, drei vordere und drei hintere, die sich ganz wie die anderswo vorhandenen Längsnerven verhalten. Die hinteren durchziehen alle drei Paare fast die ganze Länge des Thierleibes; ob sie sich freilich an ihren Enden vereinigen, und wie dies dann geschieht, kann ich nicht sagen. Auch die Ringbahnen sind vorhanden, wenn auch zum Theil wegen ihrer Zartheit nicht allzuleicht vollständig zu verfolgen. Ihre Zahl habe ich nicht festzustellen versucht; ebenso kann ich nichts Bestimmtes über ein eventuelles Vorhandensein des Supra- cerebralsystemes sagen. Diese Angaben über den Bau des Nervenapparates unseres Wurmes sind zwar dürftig und unvollständig genug, immerhin aber dürften sie, worauf es mir hauptsäch- lich ankommt, den Beweis liefern, dass auch hier der allgemeine Typus der durch Ringnerven verbundenen Längsstränge gewahrt bleibt. Von dem Excr etions organe ist die Endblase schon seit längerer Zeit bekannt und zwar vorzugsweise wegen ihres Inhaltes , der aus sehr grossen , kugelförmigen und concentrisch geschichteten Concrementen besteht. Die erste Erwähnung derselben finde ich bei Ddjardin, der ihnen einen Durchmesser von 0,04 mm zuschreibt ; meinen Messungen nach gehen sie dagegen nicht über 0,02 nun hinaus, indessen können diese Verschiedenheiten zufälliger Natur sein, da die Concremente mit der Zeit augenscheinlich wachsen. Sie zeigen ausser ihrer concentrischen Schichtung noch eine radiäre Streifung und sind häutig auch zu zweien und zu dreien verwachsen. Aus der Endblase, die eine stumpf zweizipflige Gestalt aufweist, entspringen zwei Hauptgefässe, welche nach den Seiten des Körpers und bis gegen den Bauchsaugnapf hin emporsteigen und dort in einen vorderen und einen hinteren Ast sich theilen. Aus jedem derselben kommt eine Anzahl (soweit ich gesehen habe drei, doch können es auch mehr sein) von Nebengefässen hervor, welche sich nach kurzem Verlaufe in die Capillaren mit den Endtrichtern auflösen. Es scheinen drei oder vier Trichter auf jedes solche Nebengefäss zu kommen. Die Trichter selbst bieten in ihrer Gestalt keine Besonderheiten dar, sie haben eine Länge von 0,0142 min bei einer basalen Breite von 0,0035 mm. Genitalorgane. Die unpaare Geschlechtsöffnung liegt ziemlich dicht vor dem Bauch- saugnapfe, und, wie es scheinen will, meist ein klein wenig aus der Mittellinie heraus nach rechts oder nach links gerückt. Sie führt in einen nur ganz schwach entwickelten Genitalsinus hinein, der im . erwachsenen Zustande des Wurmes nur als der äusserste , gemeinsame Endtheil beider Leitungswege erscheint. Die Genitalien des Distomum noduhsum zeichnen sich besonders dadurch aus, dass sie nicht in dem Maasse, wie es sonst üblich zu sein pflegt, aiif einer bestimmten Seite des Körpers sich finden. Alle drei Keimdrüsen liegen ausserhalb der Mittellinie und zu einander in einem ganz bestimmten La gerungs Verhältnisse, hingegen im Körper bald rechts, bald links. Wir kennen solche Lagerungsdifferenzen der Organe mehrfach bei unseren Thieren, und zwar be- sonders von Formen, welche in vielen Exemplaren untersucht wurden, bei denen also ein reicheres Vergleichsmaterial vorlag (so u. a. der Leberegel). In diesen Fällen stellte sich jedoch immer ein Lagerungaverhältniss als das augenscheinlich häufigere, vielleicht also normale heraiis; auch bei einigen der hier untersuchten Formen ist das so ; eine bemerkenswerte Ausnahme aber macht Distomum noduhsum, bei dem man kaum drei Exemplare untersuchen kann, ohne eine verschiedene Orientierung der Keimdrüsen zu den Hauptrichtungen des Leibes anzutreffen, bei denen also die Entscheidung, welche Lagerung die normale sei, kaum zu treffen ist. — 37 Männliche Organe. Es sind zwei ziemlich kugelige Hoden vorhanden, die im Hinter körper, schräg hintereinander, der eine rechts, der andere links gelegen sind ; manchmal ist, nach dem ehen gesagten der rechte, manchmal der linke der vordere. Bei sein- alten, stark mit Eiern erfüllten Thieren ist äusserlich keine Spur von ihnen zu entdecken . aber nicht etwa deshalb, weil sie mit dem Alter ihre Thätigkeit eingestellt hätten und resorbiert worden wären, sundern nur, weil die Masse der Hier die ziemlich hellen und durchsichtigen Gebilde völlig verdunkeli und unsichtbar macht, Man braucht solche zu Eiersäcken „entartete" Würmer nur in Schnitte zu zerlegen, um sich alsbald nicht nur von dem Vorhandensein der männlichen Keimdrüsen, son- dern auch von ihrer noch fortdauernden, lebhaften Thätigkeit zu überzeugen; von dem letzteren dadurch, dass man in ihrem Innern nicht nur fertige Samenfäden, sondern Spermatogemmen auf allen möglichen Stadien der Entwicklung nachweist (cf. hierzu auch Dist. cglindraceumX). Ans den Hoden kommen die Samenleiter hervor, die sich nach vorn begeben, um über und vor dem Bauchsaugnapfe in der gewöhnlichen Weise zur Bildung einer Samenblase sich zu vereinigen. Ob Distomum nodulosum einen echten, muskulösen Cirrusbeutel besitzt, vermag ich mit voller Sicher- heit nicht anzugeben. Man sieht wohl im Umkreise der Samenblase einen oft ziemlich scharf begrenzten, sackförmigen Körper, der ganz nach Art eines Cirrusbeutels den Endtheil des männ- lichen Leitungsapparates umschliesst, aber nach innen, wie nach dem Parenehym zu nicht immer so scharf begrenzt ist, wie man es erwarten könnte. Ausserdem ist es mir weder auf Schnitten, noch im lebenden Präparate gelungen, die sonst so deutlich und scharf hervortretenden Muskeln seiner Wand sicher zu constatiren. Hier können jedenfalls erst Nachuntersuchungen Klarheit schaffen. Im Grunde des problematischen Cirrusbeutels liegt, wie gewöhnlich, die Samenblase, ein je nach seinem Füllungszustande verschieden grosser Sack, an welchem die schon früher gelegentlich hervorgehobene ZwTeitheilung stets mehr oder minder deutlich ausgesprochen ist. Bei Quetschpräparaten liegt diese Samenblase bald rechts, bald links von dem Bauchsaugnapfe; in Wirklichkeit jedoch hat sie, wie auch bei den anderen Wurmarten, eine wohl vorzugsweise, mediane Lage über demselben, die indessen durch theilweise Verlagerung ihres hinteren Endes nach dieser oder jener Seite etwas gestört werden kann. Innerhalb des Cirrusbeutels folgt nach vorn auf die Samenblase, durch eine muskulöse Einschnürung von ihr getrennt, die uns schon von früher her unter dem Xamen Pars prostatica bekannte, kleine Erweiterung des Samenganges, die in ihrem Innern mehr oder minder zahlreich die Tröpfchen und Kügelchen des Sekretes erkennen lässt. Ihre Wandungen sind durchsetzt von den Ausführungsgängen der Prostatadrüsen, hier im Verhältniss nur weniger, flaschenförmiger Zellen mit stärker körnigem Protoplasma . die ziemlich locker und durch bindegewebige Elemente ge- trennt , innerhalb des noch freien Cirrusbeutelraumes verstreut sind. Auf die Pars prostatica folgt ein etwas gekrümmt verlaufender Ductus ejaculatorius , der insofern ein wechselndes Ver- halten zeigt, als er in dem einen Falle von seinem Beginne an bis zu seiner Mündung in den Genitalsinus fast genau die gleiche Weite aufweist, während er bei anderen Individuen in seinem peripheren Theile deutlich zu einem etwas verdickten Körper differencirt ist (Fig. 8. Tat'. 1). Allerdings scheint dieser Unterschied, obgleich ich nur einige Zwischenformen angetroffen habe, doch nur auf wechselnde Contractionsverhältnisse, nicht auf principielle Abweichungen im Baue zurückzuführen zu sein. Der ganze Ductus ist muskulös, seine Innenwand ausgekleidet mit dich.1 gedrängt stehenden, kurzen, abgerundeten Zäpfchen, die ihr eine rauhe Oberfläche verleihen. Ob sich der Endtheil dieses Ductus ejaculatorius als Cirrus oder Penis nach aussen hervorzu- — 38 stülpen vermag, kann ich auf Grund eigener Anschauung nicht feststellen; von den bisherigen Beobachtern erwähnt nur ZscHOKxe einen nach aussen vorgestülpten Penis, während andere ihn entweder nicht erwähnen (Froelicii, Düjardin, Olsson) oder .sein Vorhandensein direct in Abrede st (dien (Zeder, Rudolphi). Dem anatomischen Baue des Ductus ejaculatorius, namentlich dem Vor- handensein eines distalen, verdickten Abschnittes nach, wäre die Fälligkeit des Ausgestülptwerdens wohl anzunehmen, während andererseits die zum mindesten sehr schwache Muskulatur des Cirrus- beutels nicht sehr für eine solche spricht; vielleicht geben spätere Beobachtungen hierüber ge- naueren Aufschluss. Weibliche Organe. Der Keimstock liegt als länglich-sackförmiger Körper von ganz farbloser , durchsichtiger Beschaffenheit quer hinter dem Bauchsaugnapfe , bei alten, stark mit Eiern gefüllten Thieren diesen fast berührend. Entsprechend dem oben über die allgemeinen Lagerungsverhältnisse Gesagten, finden wir ihn bald auf der rechten, bald auf der linken Körper- seite gelegen, allerdings niemals weit von der Mittellinie entfernt. Nach dem Ausführungsgange zu zeigt er eine sehr stark in die Augen fallende zitzenförmige Aussackung, die der Mittel- linie des Körpers zugerichtet ist. Der Zusammenhang der inneren weiblichen Keimorgane zeigt keine bemerkenswerthen Eigenthümlichkeiten. Durch eine stärker muskulöse Einschnürung von ihr abgetrennt, folgt an die Aussackung des Keimstockes sich anschliessend der Keimgang, dessen Anfangstheil ziemlich plötzlich sich zur Bildung einer kleinen blasenartigen Auftreibung erweitert, um im ferneren Verlaufe sich allmählich wieder zu verjüngen. An dem Ende des so gestalteten Befruchtungsraumes inserirt sich der LAURER'sche Canal, der von seiner Ursprungstelle aus ziemlich geraden Weges nach dem Rücken sich begiebt und hier, auch etwas seitlich der Mittellinie, nach aussen mündet. Dicht an seiner AVurzel, die im Gegensatz zu seiner sonst ziemlich gleich- massigen Weite von 0,01 — 0,012 mm mitunter ein klein wenig aufgetrieben sich zeigt, trägt er das Receptaculum seminis. Dasselbe repräsentiert einen mit dem zunehmenden Alter des Wurmes immer deutlicher hervortretenden und immer mächtiger sich füllenden Sack von gestreckt eiförmiger Gestalt, der hinter dem Keimstocke mit seiner längeren Axe ebenfalls quer zu der Längsaxc des Thierkörpers gelagert erscheint. Er sitzt ausserdem dem LAüRER'schen Canale nicht dicht an, sondern ist mit demselben durch einen nicht luibeträchtlieh langen , zu einem Ausführungsgange verjüngten Endtheil verbunden. Bemerkenswerth ist nun, dass dieses Receptaculum mit dem Alter des Wurmes immer mehr sich entwickelt und anschwillt, bis es bei reifen und stark mit Eiern gefüllten Individuen beinahe dem Keimstocke an Grösse gleichkommt (Fig. 8, Taf. I). Es ist in Folge seiner Füllung mit Spermatozoen, die stets eine undurchsichtige Masse bilden, als dunkler, opaker Körper sehr leicht zu erkennen, und bei alten Thieren neben dem Keimstocke das einzige, ohne weiteres noch sichtbare Organ, wird als solches auch schon von Braun als „undurchsichtiger Körper hinter der Hintermündung" erwähnt. Kurz hinter dem LAüRER'schen Canal mit Recep- taculum tritt dann der Dottergang an den Keimgang heran, der aus einem deutlich unterscheid- baren Dotterreservoire hervorkommt. Die Dotterstöcke des Distonuun nodulosum besitzen eine ansehnliche Entwicklung, und liegen als traubige, langgestreckte Organe in den äussersten Seitenrändern des Körpers. Nach vorne reichen sie bis in die Nähe des Pharynx, nach hinten zu lassen sie nur die letzte Körperspitze frei. Longitudinale und quere Dottergänge bieten das gewöhnliche Verhalten dar. Eine kleine Strecke hinter der Eintrittsstelle des Dotterganges erfolgt die Erweiterung des Keim- ganges zum Ootyp, dessen Wandungen wiederum von den nicht besonders zahlreichen Schalen- — 39 — drüsen durchbrochen sind. Die Schalendrüsen selbst zeigen die übliche Gestalt ; sie liegen locker gruppirt in dem umgebenden' Parenchym und sind nicht scharf gegen dieses abgesetzt. Sehr auffällig ist die Gestalt des Uterus; derselbe ist nicht, wie sonst gewöhnlich, ein langer, viel- fach im Körper aufgewundener Schlauch, sondern repräsentirt einen im Verhältniss nur kurzen, alier sehr weiten Sack, der von dem Ootyp aus in das Hinterende des Körpers hineinhängt und, nach vorn zurückliegend, durch die Genitalöffnung nach aussen mündet. Er wird bei erwachsenen Thieren so voluminös, dass er beinahe die ganze Breite des Hinterkörpers einnimmt und nur einen geringen Rand für die Dotterstöcke freilässt; diese liegen ausserdem vorzugsweise dorsal, während der Uterus der Bauchseite angehört. Der letzte Abschnitt (ungefähr 0,02 mm) des Uterus zeigt auch hier eine veränderte Beschaffenheit, indem er stärker muskulös und zu einem ziemlich engen Rohre wird, welches, im Inneren mit denselben Zäpfchen ausgestattet, wie der Ductus ejaculatorius, durch den Genitalsinus nach aussen mündet. Die Eier des Distomum noduhsum sind im Verhältniss recht gross (Fig. 9 Taf. I); sie messen fast genau 0,1 mm in der Länge. (•.(>,"> mm in der Breite und zeigen eine ziemlich regel- mässig ovale Gestalt und im durchfallenden Lichte hellbraune Farbe. Ddjardin giebt als Grösse der Eier 0,06 mm an; ich glaube kaum, dass eine so hohe Grössendifferenz , wie diese, nur auf individuelle Schwankungen und nicht vielmehr auf generische Verschiedenheit der betreffenden Erzeuger zurückzuführen ist. Da der Wurm mit den Eiern von 0,06 mm ausserdem in Barbus gefunden worden war, so dürfte es keinem Zweifel mehr unterliegen, dass er nicht zu Distomum noduhsum gehört. Die Eier machen ihre Embryonalentwicklung im mütterlichen Körper durch, doch muss man. um solche mit völlig entwickelten Miracidien zu Gesicht zu bekommen, nur ganz alte Thiere untersuchen, da hei jüngeren, hei denen die Eibildung erst vor kürzerer Zeit begonnen hat . die Entwickelung des Embryonalkörpers auch in den ältesten Eiern noch nicht bis zu ihrem Abschlüsse gediehen ist. Die eigenthümliche Gestaltung des Uterus bringt es ausserdem mit sich, dass die einzelnen Eier nicht in der Weise ihrem Alter nach sortirt bleiben, wie es bei engerem Uterus sonst der Fall ist. Sowie sie einmal gebildet und in den weiten Sack hineingekommen sind, werden sie hei den Bewegungen des Thieres so durcheinander geworfen, dass älteste und jüngste dicht neben- und untereinander zu liegen kommen (wie es auch in der Figur 8 Taf. 1 dargestellt ist). Damit ist weiter natürlich die Folge verbunden, dass die Eier auf einem sehr verschiedenen Stadium ihrer inneren Entwickelung nach aussen abgelegt werden; denn eine nachträgliche Sortirung je nach der Ausbildung ihrer Insassen ist unter den obwaltenden Ver- hältnissen wohl kaum mehr möglich. Die reifen Eier sind leicht daran kenntlich, dass das junge, in ihnen eingeschlossene Thier durch den Besitz eines Pigmentfleckes sich auszeichnet. Ausser diesem sind an dem Embryonalkörper mehr oder minder deutlich zu unterscheiden ein Darmsack mit körnigem Inhalte, eine zu beiden Seiten des Figmentfleckes gelegene, deutlich isolirte Kernma—e. die nach dem Verhalten des jungen Amphistomumembryo zu urtheilen, das Nervensystem des Thieres darstellen; ferner noch zwei grosse Flimmertrichter und im hinteren Leibesende Entwicke- lungsstadien der späteren Keimzellen. Dass das Miracidium eine Flimmerhülle trägt, hat bereits v. Xciuiimaw ') richtig erkannt und beschrieben; dasselbe ist nach ihm von G. AVaüener2) und v. Willemoes-Sdhm3) bestätigt worden. ') v. Nordmann, Mikrograph. Beiträge etc. II. Heft. 1832. i>. 139. 2) Wagener, Beitr. z. Entw.-Gesch, etc. 1. c. p. 102. 3) v. Willemoes-Suhm, Zeitschr. f. wiss. Zool. '-':;. p. Tito. 40 — lieber die Jugendforin des Distomum nodulosum wissen wir bis beute nocb nichts. Allerdings beschreibt v. Linstow (1. c.) eine Cercarie, die er in Bithynia tentaculata fand, unter dem Namen Cercaria nodulosa n. sp. als Jugendform unseres Wurmes. Aber nicbt nur, dass meiner Ansicht nach der Beweis für die Zusammengehörigkeit beider Formen nicbt erbracht ist: ich bin sogar der bestimmten Ueberzeugung , dass beide Geschöpfe nicht das geringste miteinander zu thun haben! Es mag betreffs der Gere, nodulosa zunächst hervorgehoben werden, dass ich sie sehr wohl ans eigener Anschauung kenne; es ist dieselbe, die 1857 de Filiiti unter dem Namen Cercaria virgula genauer beschrieb1); eine noch ältere Beschreibung aus dem Jahre 1837 2) ist nur nach Untersuchung mit der Loupe entworfen und für eine genaue Feststellung der Art heute nicht mehr genügend. In einer dritten Mittheilung3) unterscheidet derselbe Verfasser endlich zwei verschiedene Arten derselben Cercarie, eine grössere und eine kleinere, ohne aber bei der nahezu völligen, sonstigen Identität der beiden Formen eine generische Verschiedenheit bestimmt anzu- nehmen. Beide sind später noch einmal, die grössere unter dem Namen Cercaria rostro-aculeata, die kleinere als rostrata von Ercolani beschrieben worden4). Die von v. Linstow angegebenen Maasse passen auf die grössere der beiden Formen de Filippi's, die ursprüngliche Cercaria virgula, nur ist meinen Messungen nach der Mundsaugnapf selber nicht nur „grösser, als der Bauchsaugnapf," sondern beinahe doppelt so gross, was v. Linstow auch richtig zeichnet. Ganz vorzüglich charakterisirt und leicht kenntlich ist das Thier aber durch den Besitz einer eigenthümlichen Ausstattung des Mundsaugnapfes, die Ercolani als Stützapparat, v. Linstow zunächst als drüsige Gebilde beschrieb. In einer späteren Ergänzung der ersten Mittheilung :> ) spricht letzterer Autor von diesen Gebilden als von: „birnförmigen Organen, die vorn und hinten verbunden sind, und so einen geschlossenen Bing darstellen, der sich in der weiteren Entwickelung beim Distomum nach aussen stülpt, um den Rand des Mundsaugnapfes zu bilden." Auf eine Kritik dieser (nicht zutreffenden) Ansichten will ich hier nicht eingehen ; was aber die Beziehungen unserer Cercarie zu dem Distomum nodulosum betrifft, so sind sie zunächst keineswegs erwiesen. Aller- dings ist es bemerkenswerth, dass, nach den Beobachtungen v. Linstow's, das letztere auch in zwei recht verschiedenen Grössenausgaben vorkommt, oder wenigstens seine Jugendformen ; gegen eine Zusammengehörigkeit beider sprechen aber einmal (worauf ich indess den geringsten Werth lege) das sehr verschiedene Grössenverhältniss der Saugnäpfe, indem bei der Cercaria virgula der Mundsaugnapf, wie erwähnt, beinahe doppelt so gross, als der Bauchsaugnapf ist ; es spricht weiter dagegen, dass die Haut der Cercarie eigenen Beobachtungen nach sehr fein, aber deutlich bestachelt ist (v. Linstow beschreibt „reihenweise gestellte feine Pünktchen, die ich aber nicht als Stacheln erkennen kann"), wohingegen das Distomum nodulosum eine völlig glatte Haut be- sitzt. Der bedeutungsvollste Umstand ist aber der, dass die Cercaria virgula keinerlei Augen- lleeken erkennen lässt . während meines Dafürhaltens nach die Jugendfora! des Distomum nodu- losum Augen flecke besitzen muss. v. Linstow erkennt ganz richtig bei den jungen Würmern ') de Filippi, He Mem. pour servil' ä l'bistoire genetique des Trematodes. Memorie della R. Accad. di Torino Sei-. U. To. XVI. 1857, p. 421, Taf. I, Fig. 5-10. 2) DE Filippi, Deserizione di nuovi entozoi. Bildioteea italiana To. 87. ls:;7, p. 334. 3) de Filippi, die Mem. ponr servir etc. Mein, della R. Aecad. di Torino. Serie IT. To. XVI1T. 4) Ercolani, DelTAdattamento etc. Nuove Ricerche etc. Mein, della lt. Accad. di Bologna. Serie IV, To, III. 1881, p. 52 u. 53, Tav. I, Fig. 15—18 n. 111—22. i v. Linstow, Helminthologisehes. Arch. f. Naturgeseli. 50. I. 1884. — 41 — zwischen Mund- und Bauchsaugnapf „immer ein schwarzes, körniges Pigment, das hald diffus vertheilt ist, bald sich symmetrisch links und rechts in zwei Haufen sammelt und mitunter bilden zwei grössere Pigmentkörner den Mittelpunkt dieser Haufen." (1. c. p. 5.) Ich kann das voll- auf bestätigen, ja ich habe die Reste dieser Pigmentflecke bis ins Alter der Würmer hinein er- halten gefunden, und für mich ist es nicht zweifelhaft, dass — worauf v. Linstow nicht gekommen zu sein scheint — diese Pigmentflecke nichts als Reste von C er carienaugen darstellen. Damit wird auch die von de Filippi aufgestellte Ve'rmuthung, dass das Distoma Planorbis carinati die Jugendform des Distomum nodulosum sei'), hinfällig; auch diese, im übrigen schwanzlose Cercarie besitzt keine Augenflecken. So haben wir bis jetzt keine Anhaltspunkte betreffs des Jugendzu- standes unseres Wurmes. Die jüngsten Individuen desselben , die ich in den Fischen fand, waren alle schon be- trächtlich entwickelt; in dem Stadium vor der männlichen Reife habe ich leider keins zu sehen bekommen. Bei den meisten war der Uterus schon zu einem mächtigen Sacke angeschwollen, der in Ermangelung fertiger, beschälter Eier zunächst nur ganz schwarze Tropfen und Kugeln des Schalendrüsensekretes, ferner Keimzellen, Dotterzellen und Reste von solchen enthielt (Fig. 10, Taf. I). Augenfällig drängte sich bei diesen Individuen die Thatsache auf, dass die Erweiterung des Uterus nicht etwa erst durch seine Füllung mit reifen Eiern hervorgerufen wird, sondern dass diese völlig selbstständig eintritt und unabhängig von der Fertigstellung der Eier. Wir werden diesem Umstände noch verschiedentlich und auch bei anderen Organen begegnen. Die Reste der Augenflecke sind bei allen diesen Individuen ohne alle Schwierigkeiten nachzuweisen, auch die Kopfzipfel waren bei den jüngsten, denen ich begegnete, bereits völlig entwickelt. 5. Distomum globiporum RUD. Litteratur: Fasciola bramae Müller, Zoolog, dan. I. p. 33, Tab. XXX. Fig. 6. Fasäola longicoTlis Froelich, Naturf. Stück 25, p. 72. Tab. III, Fig. 9 — 11. Distoma cyprinaceum Zeder, Nachtrag etc. p. 181. Fasciola globipora Kiiiolphi, Wiedemann's Archiv. III. 1802. p. 72. Distoma globiporum Rudolphi, Entoz. bist. nat. II. p. 364. Synops. p. 96. Distomum globiporum Burmeister, Wiegmann's Arch. 1835. I. p. 187. v. Siebold, ibid. 1836. I. p. 217, Tab. VI. Distoma globiporum Ehrenberg, Abhandl. d. K. Pr. Akad. d. Wissensch. Jahrg. 1835. p. 179. Tab. I, Fig. I, A u. B. „ „ Dujardin. Hist. nat. des Helm. p. 417. DistomiuH globiporum Diesixg, Syst. Helm. p. 341. Distoma globiporum Zschokke, Recherches etc. p. 44. Distomum globiporum Prenant, Recherches etc. p. 213. ') DE FILIFPI, Ille Mem. 1. c. p. 14. Tav. II, Fig. 12—13. Bibliotheca zoologica. Heft 1*;. — 42 — Ausser den hier namhaft gemachten Arbeiten werden in systematischen Werken noch einige weitere Mittheilungen aus der älteren und neueren Litteratur auf unser Distomurn ghbi- porum bezogen, augenscheinlich aber mit Unrecht. Das gilt u. a. von der bereits bei Distomwm perlatum angezogenen Mittheilung von Modeer über Fasciöla tincae, die sicher nicht das Distomurn globiporum betrifft, aber doch von Rudolphi und im Anschluss an ihn auch von Dujardin, Diesing u. a. auf dieses bezogen wurde. In neuerer Zeit hat Olsson einen Wurm ebenfalls unter dem Namen Vistoma globiporum beschrieben, der wiederum nicht hierher gehört, sondern eine neue Art re- präsentirt, die wir in der Folge noch näher kennen lernen werden. Distomurn globiporum ist schon in einer sehr grossen Zahl von Fischen zur Beobachtung gelangt. Sein Entdecker, der Staatsrath 0. F. Müller, fand es in Abramis brama, Froelich und Zeder in Cyprirvus carpio, Rudolphi in Leitciscus crythrophthahmts, andere Autoren noch in Ghondrostoma nasus, Abramis blicca und Abramis vimba, Alburnus lucidus, Leuciscus rutilus und Leuciscus jeses, Barbus fluviatilis, Phoxinus Imris. Squalius cephalus. Hierzu kommen noch als bemerkenswerthe Fundorte Perca fhirintilis, wo es Zeder und neuerdings wiederum Zschokke, ThymaUus vulgaris, wo es ebenfalls Zschokke, und Esox lucius, wo es Prenant antraf. Da es sich in diesen letztgenannten Fällen nur um gelegent- liche und seltene Vorkommnisse, und weiterhin um Raubfische handelt, in denen der Wurm für gewöhnlich nicht zu finden ist, so könnte hier der Gedanke nahe liegen, dass die Parasiten nur zufällig mit einem ihrer gewöhnlichen Träger in den Darm des neuen Wirtlies gelangt seien. Während jener aber der Auflösung und Verdauung anheimfiel, entgingen diese dem Verderben und siedelten sich, wenigstens für einige Zeit, in dem Darm ihres nunmehrigen Wirthes an. Ich werde in der Einleitung zu dem dritten Abschnitte dieser Arbeit hierauf nochmals zurückkommen. Ich fand das Distomurn globiporum ein Mal ebenfalls in Esox lucius, ausserdem besonders in Squalius cephalus und Leuciscus rutilus, und, wo es bis jetzt noch nicht beobachtet wurde, im Darme der Schleie (Tinea, vulgaris) ; die früheren Angaben von seinem Vorkommen in diesem Fische waren veranlasst durch die Verwechselung mit dem Distomurn perlatum v. Nordm. Die Länge des Wurmes wird von Zeder auf Vk Linie (= 3,95 mm), von Dujardin auf 3,8 mm angegeben, wohingegen Rudolphi nur 1 Linie = 2,25 mm als höchstes Maass, Zschokke aber 4,2 mm angiebt. In der That zeigt das Thier auch recht verschiedene Grössenverhältnisse, d. h., es erreicht das Stadium der geschlechtlichen Reife bei sehr verschiedenen, äusseren Di- mensionen. Auch ich habe Individuen angetroffen, die bereits bei nicht viel mehr als 1 mm Länge reife Eier in sich erkennen Hessen, während in anderen Fällen bei 2 mm und darüber noch keine vorhanden waren. Es ist bekannt, dass die Raumverhältnisse der Umgebung auf die Körper- grösse der Parasiten einen sehr bestimmenden Einfluss ausüben; und es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, dass die erwähnten, beträchtlichen Grrössenschwankungen bei Distomurn globi- porum zum Theil wenigstens auf solche Einflüsse zurückzuführen sind. Die Breite des Körpers Wird von Diesing so hoch angegeben, wie die Länge; das ist jedenfalls ein Irrthum. Ich habe sie. auch bei grösseren Würmern, nicht über 0,75 mm steigend gefunden; im Mittel beträgt sie ungefähr ' s der Körperlänge. Der Vorderkörper ist. auch hier nicht unbeträchtlich beweglicher, als der hintere Theil. Die Saugnäpfe des Distomurn globiporum sind durchaus verschieden gross, indem mächtig entwickelte und stark hervortretende Bauchsaugnapf knapp den doppelten Durch- messer des zwar kleineren, aber ebenfalls wohl und kräftig entwickelten Mundsaugnapfes erreicht. Bei einem Thiere von 1,7 mm Länge misst er 0,3 nun. bei einem solchen von 4 mm 0,45 mm im 43 — Durchmesser. An diesem Grössenverhältniss der Saugnäpfe, und besonders an dem starken Hervortreten des Baurhsaugnapfes, ist das Distomum glöbiporum stets leicht zu erkennen. Die Haut des Wurmes ist glatt, d. h. ohne Stacheln, trägt aber an deren Stelle sehr dicht stehende und in regelmässige Querreihen angeordnete feine Erhabenheiten auf ihrer äusseren Fläche, welche dieselbe chagrinartig rauh erseheinen lassen (Fig. 99, Taf. V). Die Dirke beträgi im Mittel o.oo.j— o,ooi; mm. Die Farbe des Wurmes ist in den meisten Fallen sehr blass gelblich roth; indess trifft man gar nicht selten auf Exemplare, die durch ein besonders im Vorderkörper eingelagertes Pigment mehr oder minder rostfarben erscheinen (Fig. 11, Taf. I). An dem Vorder- rande des Mundsaugnapfes erkennt man die Mündungen einer Anzahl von Drüsen in Gestalt stark lichtbrechender und scharf umschriebener Punkte, die sich über den Rücken des Saug- napfes hinweg in körnige Streifen, die Ausführungsgänge, fortsetzen. Um die ziemlich grossen. zu den Seiten des „Halses" gelegenen Drüsenzellen selbst zu sehen, muss man jüngere Individuen untersuchen, da bei den älteren durch die Entwickelung der Dotterstöcke diese Drüsenkörper völlig verdeckt werden (Fig. 13, Taf. I). Verdauungsapparat. Auf den Mundsaugnapf folgt, durch einen kurzen Vorhof von ihm getrennt, ein wohl entwickelter Pharynx, den schon die älteren Beobachter als durch- sirlitigen Fleck hinter der Vordermündung beschrieben. In der That fällt er durch seine Durch- sichtigkeit und Farblosigkeit sofort in die Augen. Er ist fast vollkommen kugelig und stark muskulös, sein Durchmesser beträgt ungefähr die Hälfte von dem des Mundsaugnapfes. Auf ihn folgt ein langer, dünner Oesophagus, der bei völliger Extension des Vorderkörpers in gerader Linie nach hinten zieht, aber dann, wenn derselbe stark zusammengezogen wird -- was bei der Versetzung unter das Deckgläschen fast stets geschieht --in eine dichte, Sförmige Schlinge sich zusammenlegt. Ist er bei dieser Gelegenheit leer, -- und das ist gewöhnlich der Fall — dann kann es allerdings leicht den Anschein gewinnen, als fehle er vollkommen, und die „division semble se faire, tout pres du bulbe meine". Diese letztere Angabe findet sich bei Zschokke; sie ist augenscheinlich hervorgerufen durch die ebengeschilderten Verhältnisse und bei genauerem Zusehen leicht zu corrigiren. Die Theilung in die Darmschenkel erfolgt über dem Bauchsaug- napfe; die Darmsehenkel selbst verlaufen vollkommen gestreckt und von vorn bis hinten ungefähr gleich weit, nicht bis in das äusserste Hinterende („la pointe caudale" Zschokke), sondern endigen stets eine kurze Strecke vorher (Fig. 11, Taf. I). Der Darminhalt wird augenscheinlich stets dargestellt von den auch in der Umgebung des Parasiten vorhandenen Substanzen, dem Darminhalte des Wirthes; von Gewebstheilen des- selben, etwa Darmepithelzellen oder gar Blutkörperchen habe ich nichts bemerken können. Hin- gegen fand ich bei einem Individuum des Wurmes aus Alburnus lucidus, das vollkommen ent- wickelt und eierhaltig war. im Darme nur eine blasse Flüssigkeit, in welcher massenhaft monaden- ähnliche, parasitische Protozoen sich tummelten. Dieselben setzten sich mit Vorliehe mit ihrem Vorderende senkrecht auf die Darmwand auf, und boten, wo sie sich dicht aneinanderdrängten, manchmal den Anblik eines typischen, massig hohen Cylinderepitheles dar. Freilich war unter diesem Pseudoepithel bei genauerer Prüfung das wirkliche Darmepithel stets deutlich nachzu- weisen. Diese Monaden waren übrigens zur Zeit, als die Untersuchung stattfand, nur in dem Wurmdarme vorhanden, nicht in dem umgebenden Fischdarminhalte ; indessen will ich damit nicht sagen, dass sie specifische Schmarotzer des ersteren gewesen seien. In letzter Instanz dürften sie doch dem Fische angehört haben und von dem Distomum mit seiner Nahrung aufgenommen 6* — 44 wurden sein. Während sie aber aus diesem allmählich wieder entleert wurden, erhielten sie sich in dem letzteren längere Zeit, vielleicht dass dort die Bedingungen für ihre Existenz noch günstiger lagen ; ein neues, ganz interessantes Beispiel von Schmarotzern in Schmarotzern. Von dem Nervensystem habe ich nur den vorderen Theil etwas genauer analysirt und den Bau desselben in der Figur 95, Taf. V dargestellt. Es ergiebt sich aus dieser Figur, dass nicht nur die Gehirncommissur und die vorderen und hinteren Längsnerven in der sonst üblichen Weise entwickelt sind, sondern dass auch ein sehr deutliches Supracerebralnervensystem und eine Längscommissur der beiden Lateralnerven auftritt. Als besondere Auszeichnung treffen wir noch eine unterhalb des Pharynx hinziehende, zweite Verbindung der Gehirnganglien, an der auch einige Ganglienzellen erkennbar sind. Von dem Excretionsgefässsystem kann ich Bestimmteres nicht angeben. Am Hinterende erkennt man die Excretionsblase , die in der Mitte oft eine Einschnürung trägt, wodurch der hintere Theil bläschenartig erscheint ; diesen Endabschnitt der Blase finden wir bereits hei Zeder erwähnt als „kurzes, walzenrundes Gefässchen". Nach vorn folgt auf diesen Endtheil stets noch ein, wenn auch schwach entwickelter, zweizipfliger Abschnitt, von dem aus die Hauptgefässe wie gewöhnlich nach vorne laufen; ob sie sich freilich gleich hier theilen, oder ob sie bis zum Kopfe und von da zurücklaufen, weiss ich nicht; thatsächlich finden sich in den Seiten des Vorderkörpers so viele und stark geschlängelte Gefässe, dass die letztgenannte Modincation des Verlaufes als die wahrscheinlichere gelten kann. Die Trichter des Distomum globiporum sind in ihrer Basis etwas verbreitert und messen 0,016 mm in der Länge bei einem basalen Durch- messer von 0,0053 mm. Die Genitalorgane sind schon vor geraumer Zeit Gegenstand eingehender Unter- suchung gewesen und Naturforscher von anerkannter Bedeutung haben ihnen ihre Aufmerksam- keit zugewandt. Zuerst gab im Jahre 1835 Burmeister eine allerdings völlig verfehlte Dar- stellung von dem Baue derselben, die aber nach den elassischen Untersuchungen von Mehlis ') und Laurer2) immerhin eine der ersten auf diesem bisher noch wenig betretenen Gebiete war. Ihr folgte sofort die Berichtigung v. Siebold's, die bis auf eine Ausnahme ein vollkommen richtiges Bild von der Organisation des Thieres entwarf, und der gegenüber die in mehrfacher Hinsicht abweichende Darstellung Ehrenberg's nur als ein Bücksehritt erscheinen muss. Nur ein Irrthiun war bei v. Siebold untergelaufen, und dieser bürgerte sich so fest in der Wissenschaft ein, dass zu seiner endgültigen Beseitigung es einer längeren Zeit und wiederholter Feststellung des wirklichen Sachverhaltes an verschiedenen Wurmarten bedurfte. Es handelt sich um die bekannte Lehre v. Siebold's, dass innerhalb des Körpers von den männlichen Genitalien aus ein besonderer Gang nach der Eibildungsstätte hinführe, vermöge dessen den Keimzellen direct das zu ihrer Befruchtung nöthige Sperma zugeführt werde: um den „inneren Befruchtungsgang " oder das „dritte Vas deferens." Erst nachdem durch Stieda :!) und Blumberg 4) die wirkliche Bedeutung dieses Canales entdeckt, und derselbe Bau des Genitalapparates auch anderwärts nachgewiesen war, wurde der Glaube an die Existenz eines solchen dritten Vas deferens end- gültig fallen gelassen. ') MJEHXIS, Observat. anatomicae de Diatomate hepatico et lanceolato. Gottingae 1825. 2) LAURER, Disquisitiones anatomicae de Amphistomo conico. Gryphiae 1830. *) Stieda, Ueber den angeblichen inneren Zusammenhang etc. Arch. f. Anat. u. Physiol. 1871. p. 31. 4) Blumberg, Ueber den Bau des Amphistomum conicum. Dissert. Dorpat 1871. 45 — Distomum gloliporum isl nun, wie gesagt, der Gegenstand dieses interessanten Kampfes gewesen. Der Genitalporus liegi vor dem Bauchsaugnapfe, bei mittlerer Contraction des Körpers ungefähr halbwegs zwischen diesem und dem Munde; er scheint mitunter etwas aus der Mittel- linie heraus und nach der linken Seite verschoben zu sein, im allgemeinen ist seine Lage aber eine mediane. Der Genitalsinus, in den er hineinführt, ist mir klein: in seinem Grunde liegen die Eingänge in die männlichen und weiblichen Leitungswege, ersterer vorzugsweise rechts, letzterer links. Männliche Organe. Die Hoden sind zwei ansehnliche, vielfach gelappte Körper, die auf den Bauchsaugnapf folgen und zwar so, dass der vordere ziemlich dicht hinter diesem auf der linken Körperseite gefunden wird, während der zweite, durch einen grösseren Zwischenraum getrennt, scheinbar median im hinteren Leibesende gelegen ist. Nur, wenn der Wurm sich sehr stark contrahirt, werden beide linden einander dermasscn genähert, dass sie sich mehr oder minder berühren, wobei zugleich auch der hintere Hoden eine etwas seitliche Lagerung annimmt, die, wie wir später sehen werden, seine eigentliche und ursprüngliche ist. Charakter- istisch ist die gelappte Form der Hoden, was schon Dujabdin hervorhebt. Neben Würmern mit solcher typischen Gestaltung der Keimdrüsen kommen aber gar nicht selten auch solche vor> wo die, jene Lappung bedingenden Einschnitte sehr seicht werden und schliesslich wenigstens bei einem der beiden Hoden (nur selten bei beiden gleichzeitig) vollständig schwinden, so dass dieser dann glattrandig, unregelmässig rund oder oval, erscheint. Die übrige Organisation solcher Individuen weist jedoch stets darauf hin, dass wir es in ihnen mit Distomum globiporum und nicht mit irgend einer anderen Form zu thun haben; ich erwähne diese Thatsache besonders, um zu zeigen, dass ein einzelner Charakter, wie ihn hier die äussere Gestalt des Hodens abgiebt, so hervortretend er unter Umständen auch sein mag, doch unter einer grösseren Zahl von Indivi- duen derselben Art oft Modificationen zeigt, die den Anschein specifischer Abweichungen ge- winnen können, ohne dass sie solche aber wirklich darstellen. Darauf sollte bei Aufstellung neuer Arten immer Rücksicht genommen werden. Aus den beiden Hoden kommt an der Aussenseite des Vorderrandes je ein Vas deferens hervor, die sich beide rechts und links der Mittellinie nach vorn begeben. Ueber dem Rücken des Bauchsaugnapfes treffen sie zusammen zur Bildung einer ziemlich ansehnlichen Samenblase, die mit dem noch weiter folgenden Theile des männlichen Leitungsapparates in einen kräftigen, muskulösen Cirrusbeutel eingeschlossen ist. Die Dimensionen des Ganzen wechseln natürlich je nach den Füllungszuständen beträchtlich. Die Samenblase macht innerhalb des Cirrusbeutels stets eine Windung und nimmt meist die reichliche Hälfte von dessen Innenraum ein; die Angabe Zschokke's dass sie nur wenig voluminös sei, bezieht sich augenscheinlich auf jüngere Individuen. An ihrem vorderen Ende treffen wir, durch einen Ringmuskel von ihr gesondert, eine im Ver- hältnis* zu der Grösse des ganzen Apparates nur wenig entwickelte Pars prostatica (Fig. 11, Taf. I), die an Weite kaum über den auf sie folgenden Ductus ejaculatorius sich erhebt. Sie ist bei jüngeren Individuen des Wurmes meist nur an ihrem Inhalte kenntlich, der wie sonst aus Tröpfchen und Kügelchen des Sekretes besteht ; einige von diesen lassen sich gewöhnlich noch der Mündung des Ganges, aus dem sie stammen, aufsitzend antreffen. Wie es in Folge der geringen Entwickelung des Drüsenraumes zti erwarten steht, sind auch die Prostatadrüsen selbst nicht sehr zahlreich; sie besitzen ein helles, hyalines Aussehen und liegen in der üblichen Weise haupt- sächlich um die Pars prostatica herum, von einander getrennt durch bindegewebige Lücken. Es — 40 folgt endlich noch der eigentliche Ductus, ein bei mittelgrossen Individuen des Wurmes 0,2 mm langes und 0,0-4 mm dickes Rohr von muskulöser Beschaffenheit, welches 0,1 mm vor dem Eintritt in den Genitalsinus sehr plötzlich auf die drei- und vierfache Dicke anschwillt und einen wurstförmigen, kurzen Penis darstellt. Derselbe kann durch Druck nach aussen hervorgepresst werden ; spontan entwickelt habe ich ihn nicht angetroffen. Hingegen berichtet v. Siebold, dass an der Mündung der Geschlechtstheile häufig ein kurzer, kugelrunder Penis hervorrage, ' ) und auch bei Zschokke findet sich die Angabe, dass der Penis nach aussen hervorstehe; ob freiwillig, oder in Folge des bei der Beobachtung angewandten Druckes, geht aus den Mittheilungen nicht hervor. Im Anschluss hieran will ich erwähnen , dass das Material , welches mir an erwachsenen Individuen vorgelegen hat (vielleicht zwei Dutzend) jedenfalls ein zu geringes war, um besondere Schlüsse darauf zu gründen. Weibliche Organe. Von den weiblichen Organen liegt der Keimstock meist auf der rechten Seite des Körpers, dicht vor dem hinteren Hoden , und diesem nicht selten so dicht an- gelagert, dass es besonderer Aufmerksamkeit bedarf, um ihn im Totalpräparat zu erkennen. Er ist seiner Function nach zuerst von v. Siebold richtig erkannt worden, während dem gegenüber Ehrenberg, noch an der älteren Auffassung der Dotterstöcke als der Keimdrüsen oder Eierstöcke festhaltend, den wirklichen Keimstock für einen dritten Hoden erklärte. Betreffs seiner Gestalt gilt dasselbe , was von den Hoden gesagt ist, nur dass er in Bezug auf seine Grösse höchstens den dritten Theil des Durchmessers jener erreicht. In der Regel eine Drüse mit tief einge- schnittenem Rande (Fig. 97, Taf. V), kann er durch alle Uebergänge hindurch eine einfach ovale oder gar runde Form annehmen (Fig. 11, Taf. I). Der aiis ihm heraustretende Keimleiter ist ziemlich lang und sitzt zunächst wiederum einer kuppeiförmigen Hervorragung, die von den übrigen Lappen des Organes deutlich sich unterscheidet, auf; er läuft unter Bildung einer Schlinge erst auf der Ventralseite des Körpers nach der Mittellinie hin, dann etwas nach vorn und oben, und zeigt kurz nach seinem Ursprünge eine deutliche Auftreibung, wie wir sie ähnlich auch bei den schon beschriebenen Würmern antrafen (Fig. 97, Taf. V). Ungefähr 0,3 mm nach seinem Ur- sprünge aus dem Keimstocke nimmt er den vom Rücken herkommenden LAüREa'schen Canal auf, einen Gang von wechselnder, aber im Verhältniss bedeutender Weite (bis zu 0,02 mm), der kurz vor seiner Verbindung mit dem Keimleiter in ansehnliches, sackförmiges Receptaculum seminis trägt. Die äussere Mündung des LADRER'schen Canales liegt gewöhnlieh seitlich der Mittellinie, links über dem vorderen Hoden, so dass der Anschein, er münde in diesen, bei der Untersuchung von Qüetschpräparaten manchmal wirklich ganz evident eintreten kann. Kurz hinter dem Laurer'- schen Canale tritt der Dottergang in den Keimgaug herein. Die Dotterstöcke des Distomum globiporum besitzen eine recht ansehnliche Entwieke- lung und dehnen sich, in den Seitentheilen vorzugsweise am Rücken gelegen, von der Höhe des Pharynx bis ins Hinterende des Körpers aus. v. Siebold, zu dessen Zeit man sie allgemein (wie auch noch Ehrenberg) als Ovarien ansah, spricht betreffs ihrer von vier Gruppen, offenbar auf die Beobachtung hin , dass sie namentlich in dem vorderen und hinteren Körpertheile besonders angehäuft sind, und von dort aus auch jederseits zunächst zwei Ausführungsgänge nach der Mitte entsenden. Indess glaube ich, dass eine solche Vier-Theilung , die auch Zschokke noch erwähnt, als Ausdruck einer inneren Gliederung nicht aufgefasst werden kann ; vielmehr repräsentiren die Dotterstöcke jeder Seite ein zwar reich gegliedertes, aber ursprünglich vollkommen einheitliches ') v. Slebold, 1. c. p. 218. — 47 — Organ. Die von den Seiten nach der Körpermitte verlaufenden queren Dottergänge vereinigen sich vor ihrem Eintritt in den Keimleiter zur Bildung eines deutlichen Dotterrrservoirs. welches v. Siebold ebenfalls bereits gesehen, aber als Kibehälter gedeutet hat. Nach der Aufnahme des Doli erganges erweitert sich der Keimleiter zu dem Eibildungsraume, dessen Wa ml von den Aus- führungsgängen der Schalendrüsen durchlöchert wird, und läuft schliesslich als Canal von an- sehnlicher Weite, der nunmehr zum Fruchthälter geworden ist, der Genitalöffhung zu. Die Win- dungen, die er dabei beschreibt, sind nur geringe: v. Siebold lässt in seiner Abbildung der Genital- organe unseres Wurmes die Uterusschlingen bis weit hinter den zweiten Hoden hinabrücken; ich habe das nie gesehen, doch ist es nicht unmöglich, dass bei grösseren Thieren oder im höheren Alter der Uterus noch weiter nach hinten sich ausbreitet. Beiden mir zu Gesicht gekommenen Thieren reichte er niemals bis über den Anfang des hinteren Hodens (Fig. 11, Taf. I), schon um deswillen nicht, weil dieser fast die ganze verfügbare Breite des Körpers für sich in An- spruch nahm. Nach vorn zu scheinen die Uterusschlingen nicht über den Vorderrand des Bauch- saugnapfes hinauszugehen. Der Endtheil des Uterus zeigt die gewöhnliche Ausbildung als Vagina. Dieselbe erreich! eine bedeutendere Länge, ungefähr 3/4 der Ausdehnung des Cirrusbeutels, und hat muskulöse Wandungen, während ihre innere Oberfläche die bekannte, durch dicht gedrängt stehende feine Zäpfchen hervorgerufene Rauhheit zeigt. Die Eier des Distomum globiporum sind im Verhältniss ansehnlich gross, wenngleich sie nicht die Grösse derjenigen des Distomum noduhsum erreichen. Schaüinsland ') giebt ihre Grösse auf 0,048—0,056 mm Länge und 0,025 — 0,041 mm Breite an; wie es kommt, weiss ich nicht, jedenfalls aber sind diese Zahlen meinen Messungen nach durchgängig viel zu klein. Ich fand die Grösse der Eier gleich 0.<>7ü mm in der Länge, 0,0(5 mm in der Breite: sie haben also eine ziemlich gedrungene Gestalt und besitzen eine leicht gelbbraune Farbe. Ihre Zahl im Thier- körper ist nach den Exemplaren des Wurmes, die mir zur Beobachtung vorgelegen haben, nie- mals eine sehr grosse und immer folgen sie sich in dem Uterus nur mit Zwischenräumen. Meinen Erfahrungen nach werden sie auch lange vor der Vollendung ihrer Entwickelung abgelegt ; das in Fig. 1-!, Taf. I abgebildete Ei mit innerem Embryonalzellenhaufen repräsentirt den am weitesten vorgeschrittenen Zustand, auf dem ich sie im Inneren ihrer Mutter antreffen konnte (Anfang Mai); doch ist es sehr leicht möglich, dass mit dem Wechsel der Jahreszeit auch hier Aenderungeu eintreten. Die Jugendform des Distomum globiporum erkenne ich in der von de Filippi beschriebenen Gercaria micrura, die in schlauchförmigen Sporocysten von sehr regelmässiger Gestalt in Bithynia tentaeülata sich entwickelt. 2) Dieselbe Form ist später durch Ercolani möglicherweise aufs Nene unter dem Namen ( 'ercaria glöbipora n. sp. beschrieben worden 3). Es stimmt wenigstens bei diesem Autor die Beschreibung und Abbildung der Sporocyste genau auf die der Cercaria micrura; anderer- seits müssen aber bei der zugehörigen Cercarie entweder Ungenauigkeiten in der Beobachtung oder Verwechselungen vorgekommen sein , denn es passt weder der von Ercolani angegebene Stachelbesatz an dem Vorderkörper, noch die Gestalt des Excretionsorganes auf unsere Form, während hingegen beide in der von Ercolani gegebenen Figur bedenklich an die Cercarie des 1 SciiAujNSl.AXD, Beitrag, z. Kenntn. d. Emln-yonalentw. d. Trem. Jenaische Zeitschr. f. Naturw. XVT. N. F. IX. 1883. p. 494. 2) de Filippi, llle Mem. ponr servir etc. 1. c. ERCOLANI, Dell'Adatteraento etc. Nuove Ricerche etc. 1. c. p. 57, Tav. I, Fig. 28—39. — 48 — Distomum perlatum erinnern, die ja ebenfalls in JBiihynia sich entwickelt und leicht mit der anderen Form vergesellschaftet vorkommen kann. Auch habe ich die Grlobiporumcercarien, soweit ich mich erinnere und meine Aufzeichnungen reichen, ihre Sporocysten nicht verlassen sehen, während Eucolani lebhaftbewegliche, freie (.Vrcaricn erwähnt, wie sie bei Distomum perlatum ebenfalls häufig vorkommen. Die Cercaria micrura zeichnet sich in ihrem jüngeren Alter durch den Besitz eines ganz kurzen, .stummeiförmigen Schwanzes aus, der später aber noch innerhalb der mütter- lichen Sporocyste abgeworfen wird. Die Cercarien verlassen, wie gesagt, meinen Beobachtungen nach diese nur selten und kapseln sich auch an Ort und Stelle ein; ich habe mehrere Male Sporocysten von bis zu 2 mm Länge nur noch mit eingekapselten Cercarien bis zu 40 der Zahl nach angetroffen. Sie zeichnen sich, abgesehen von dem Besitze des kurzen Schwanzes und ihrer durchaus stachellosen Haut aus durch eine sehr bemerkenswerthe Configuration des excretorischen Apparates, welcher eine ansehnliche, kugelförmige oder ovale Blase darstellt, die von grossen cubischen und stark mit Körnchen durchsetzten Epithelzellen ausgekleidet wird. An diesem Excre- tionsorgane erkenne ich auch in der von v. Linstow eingekapselt aus dem Fusse von Limnaea ovata beschriebenen Cercaria globyporax) sicher unsere Cercaria micrura wieder, obgleich v. Linstow die Aehnlichkeit beider nicht aufgefallen zu sein scheint. Es wird durch diesen Fund aber zu- gleich der Beweis geliefert, dass dieselbe gelegentlich auch ihren Wirth verlassen und sich ausser- halb desselben an anderer Stelle einkapseln kann. Gr. R. Wagener fand dieselbe Cercarie übrigens auch frei in der Leber von Limnaea stagnalis2). Ueber ihre weiteren Schicksale herrscht zur Zeit freilich noch Dunkel. Die jüngsten Distomum globvporum, die ich im Darme der verschiedenen Fischarten fand, schliessen sich direct an die hier beschriebene Cercarienform an, und es tritt das besonders dann hervor, wenn sie den Vorderkörper nach Art der encystirten Individuen stark einziehen. In den jungen Würmern (Fig. 13, Taf. I) erkennt man in dem auf den enormen Bauchsangnapf folgen- den, ganz kurzen Hinterkörper bereits die beiden Hoden in deutlich seitlicher Lagerung (Fig. 100, Taf. V) , aber mehr neben- als hintereinander ; seitliche Einkerbungen in ihrem Rande weisen bereits auf die spätere Gestaltung hin. Vor dem rechten Hoden liegt der Keimstock als kleiner, kugeliger Körper, und ein einstweilen scheinbar undifferencirter Zellenhaufen repräsentirt die Anlagen der späteren Leitungsapparate; auch vor dem Bauchsaugnapfe liegt ein solcher Haufen, die späteren Endtheile der Geschlechtswege. Die Excretionsblase tritt jetzt deutlich hervor, da ihre Wandzellen die körnige Beschaffenheit verloren haben. Im Vorderkörper, den die Thiere ausserordentlich weit ausstrecken können, fallen besonders die Kopfdrüsen mit ihren langen Aus- führungsgängen auf. Die weitere Entwickelung besteht besonders in einer Entfaltung des Hinter- leibes; bei der dabei eintretenden Streckung rücken die Hoden immer weiter auseinander, indem der vordere mehr dem Bauchsaugnapfe, der hintere dem Körperende benachbart bleibt. Sie ver- grössern sich , bekommen ihre Einkerbungen , während zu gleicher Zeit der Keimstock in den zwischen den linden freibleibenden Raum hereinrückt. Bei einer Länge von 3/4 mm (Fig. 14, Taf. 1) ist dann das junge Distomum globiporum vollkommen deutlich schon bei Betrachtung mit schwächerer Vergrösserung als solches erkennbar. ') v. Linstow, Arch. f. Naturgesch. 50. I. 1884. p. 141. Taf X, Fig. 26. 2) G. R. Wagekek, Beitr. zur Entrrickelungsgesch. d. Eingeweidew. 1. c. p. 103. Taf. XXIII, Fig. 1. Hl 6. Distomum isoporum n. sp. Litterat xi r : ex i). Fasciola long-icollis Froelich, Naturf. St. 25. p. 7ü. Taf. 111. Fig. 9—11. Distoma globiporum Olsson, Bidrag etc. pag. L6. Tu unseren Weissfischen lebt neben dem Distomum globiporum und zwar in ungefähr der gleichen Eäufigkeit, noch ein anderer Wurm, der in der Grösse und in seinem ganzen Eabitus eine ziemliche Aehnliehkeit mit jenem aufweist, aber fluch specifisch von ihm verschieden ist. Kr dürfte bis jetzt allgemein für das Distomum globiporum gehalten und mit ihm vermeng! wurden sein; so zeigt Peoelich's Abbildung, die Distomum globiporum darstellen soll, ein Grössenverhältniss der Saugnäpfe, welches hei demselben kaum vorkommen dürfte, und welches auch in Rudolph! betreffs der Identität der Froelich' sehen fasciola longkollis mit seinem Distoma globiporum Zweifel wachrief. .Mit aller Bestimmtheit aber lässt sieh in der von Olsson gegebenen Beschreibung seines Distoma globiporum unsere hier in Rede stehende Form erkennen; das acetabulum ore „paullo" majus, die testes „elliptici", die glandulae vit,dligenae „inter caudam et Collum", das ovarium .. pone acetabulum", stimmen durchaus nicht mit der Beschreibung, die wir oben von dem richtigen Distomum globiporum gegeben haben, sondern sie beziehen sich augenscheinlich auf unser Dist. isoporum. Dasselbe gilt von den weiteren Angaben Olsson's, dass die Darmschenkel nicht ganz bis in's Hinterende reitdien, und dass die Dotterstöcke im Hinterkörper in i]^-\- Mittellinie sich berühren, vorn aber in der Höhe der Geiritalöffnung aufhören. Nur die Grösse der Eier wird von Olsson geringer angegeben, als ich sie gefunden habe. Als Wirthe giebt Froelich für seine Fasciola longicollis Cyprinus carpio, Olsson für sein Distoma globiporum Phoxinus Iuris an; in beiden Fischen habe ich den Wurm auch gefunden. ausserdem aber noch in Leuciscus rutilus, Abramis brama, Squalius cephdlus, Tinea vulgaris und endlich einmal jung, aber vollkommen normal aussehend, in Esox lucius. In Bezug auf letzteres Vbrkommniss verweise ich auf das. was ich betreffs der gelegentlichen Anwesenheit von Distomum globiporum im Hechte gesagt habe. Distomum isoporum misst erwachsen und bei völliger Streckung über 5 mm, meist jedoch nicht mehr als •'! ; die Breite dürfte kaum über s/4-mm hinausgehen, nimmt alier bei lang sich ausstreckenden Individuen bis auf '/a mm ab. Die Bewegungen des Thieres, besonders die des „Halses", sind dieselben, wie bei Distomum globiporum; im ganzen scheint Dist. isoporum noch muskelkräftiger zu sein, als dieses. Die Farbe ist blass, weisslich, gelblich oder röthlich; be- sondere farbige Pigmenteinlagerungen habe ich nicht bemerkt, hingegen treffen wir bei der Mehr- zahl der Individuen und besonders bei den jüngeren, wie bei Distomum nodulosum zu den Seiten des Pharynx mehr oder minder dichte Ansammlungen braunschwarzer Pigmentkörnchen, die, wie dort, zweifellos Reste bei den Cercarien vorhanden gewesener Augen darstellen. (Fig. 18, 17. 15, Tafel I.) Die Saugnäpfe sind bei Distomum isoporum ungefähr gleich gross, und dadurch unterscheidet sich der Wurm auf den ersten Blick von dem oft gemeinsam mit ihm zusammen auftretenden Distomum globiporum; \<-\\ habe diesem Charakter durch den Namen isoporum Ausdruck Bibliotheca Zoologien. Heft 16. 7 — 50 — zu geben versucht. Während Mundsaugnapf zu Bauchsaugnapf, in ihrem äusseren Durchmesser gerechnet, bei globiporum ein Verhältniss von 2 (oder höchstens 3) zu 4 aufweisen, finden wir sie hier meistens gleich gross, höchstens dass das Grössenverhältniss in demselben Sinne, wie oben, 13 : 14 beträgt. Auf den ersten Blick freilich kann es in manchen Fällen ein ganz anderes scheinen, dann nämlich, wenn einer der Saugnäpfe in dem entgegengesetzten Actionszustande sich befindet, als der andere. Ich habe auf den Einfluss dieses Umstandes schon gelegentlich aufmerksam gemacht; liier finden wir das wiederum bestätigt. Am Rande des Mundsaugnapfes sind die Mündungen zahlreicher Kopfdrüsen sichtbar, welche selbst in den von anderen Organen entblössten Seiten des Körpers bis zum Bauchsaugnapfe hin sich erstrecken und mit ihren mehr oder minder langen Ausführungsgängen durch ihr körniges Plasma deutlich sich abheben. (Fig. 15, Taf. I.) Hie Haut ist durchaus stachellos, zeigt aber auf ihrer Oberfläche eine feine Runzelung. die insofern an die Schuppenbildung anderer Formen erinnert, als die einzelnen Wärzchen, welche die Rauhheit bedingen, in regelmässigen Querreihen stehen, wie bei Bist, globiporum. Die Dicke der Haut wechselt etwas, beträgt aber im Mittel 0,007 mm. Der Verdauungstr actus beginnt hinter dem Mundsaugnapfe mit einem kurzen Vor- hofe, auf den dann ein ansehnlich entwickelter, muskulöser Pharynx folgt. Derselbe besitzt an- nähernd kugelige Gestalt und erreicht ziemlich die Hälfte des Saugnapfes an Durchmesser. Er fällt bei Betrachtung des lebenden Thieres, ähnlich, wie bei Distomum globiporum, durch eine grosse Durchsichtigkeit und Farblosigkeit sofort in die Augen. Der Pharynx setzt sich fort in einen langen, dünnen Oesophagus, der unter normalen Contractionsverhältnissen des Thierkörpers bis zur Mitte des Bauchsangnapfes reicht. Er hat eine Weite von 0,05 — 0,07 mm . alier ziemlich kräftig muskulöse Wandungen, dir dicht hinter dem Schlundkopfe meist ein klein wenig erweitert sind. Die beiden Darmschenkel, die einen im Verhältniss nur geringen Querschnitt besitzen, ziehen immer in gestrecktem Verlaufe nach hinten und endigen eine kurze Strecke vor dem Ende des Körpers. Der Inhalt des Darmes besteht, soweit ich beobachten konnte, ausnahmslos aus Darminhalt des Fisches; weder von Epithelzellen des Fischdarmes, noch von Blutkörperchen Hessen sich Spuren nachweisen. Damit stimmt es auch überein, dass man den Wurm — wenigstens nach dem, was ich gesehen habe — nicht der Darmwand anhaftend, sondern nieist frei im Inhalte umherwandernd antrifft. Er ist deshalb wahrscheinlich ein ebenso ungefährlicher Gast, wie Distomum globiporum und nodulosum. Das Nervensystem habe ich bei Distomum isoporum genauer untersucht und an ihm vollkommen den typischen Bau aufgefunden; ich würde, wollte ich denselben ausführlich schildern, nur wiederholen müssen und begnüge mich deshalb mit der Hervorhebung einiger charakteristi- scher Punkte, während ich betreffs der allgemeinen Bau- und Anordnungsveidiältnisse des Organes auf die in Figur 102, Taf. V. gegebene Abbildung verweise. Es ist zunächst zu erwähnen, dass das Supracerebralnervensystem, ebenso wie die von uns als Lateralcommissur bezeichnete Längs- verbindung der beiden Seitennerven deutlich ausgeprägt sind. Der vordere Seitennerv lässt sich bis sehr weit nach vorn um den Vorderrand des Mundsaugnapfes herum verfolgen , allerdings auch liier nicht bis zu einer völligen Vereinigung mit dem der anderen Seite, es scheint mir aber trotzdem durchaus nicht unwahrscheinlich, dass eine solche Vereinigung stattfindet. Es ist weiter- hin auch eine ventrale, unterhalb des Pharynx hinweggehende Commissur der beiden Cerebral- ganglien nachweisbar. Dorsale und ventrale hintere Längsnerven gehen am Körperende inein- - 51 — ander über, die Lateralnerven vereinigen sich zum grösseren Theile mit den Dorsalnerven. Was die Ringcommissuren anbelangt, so habe ich bei einem Individuum zehn vollständige Ringe ge- zählt; es gehen jedoch auch hier von den Längsstämmen einzelne Nervenstränge ab, die nicht in den Complex ununterbrochener Ringe sich einfügen, sondern isolirt und kurz bleiben. So tritt lies lers von den dorsalen und ventralen Längsstämmen aus je ein grösserer Ast an den Bauch- saugnapf heran. Hier und da an den Nerven bemerkt man schöne, grosse Ganglienzellen, deren Ausläufer allerdings nur schwer zu sehen sind. Sie haben die ansehnliche Grösse von 0,033mm, der ziemlich stark körnige und deshalb am deutlichsten sichtbare Kern tnissl 0,014 und das Kern- körperchen 0,005 mm; innerhalb des letzteren bemerkt man sehr oft noch ein stark glänzendes Kügelchen von 0,0018 nun Durchmesser. Der Excretionsapparal tritt namentlich im Vorderkörper oft sehr dem lieh Ihm- vor. Er beginnt im Hinterende mit einer Excretionsblase, die bei ganz frischen Thieren nur selten in voller Ausdehnung sichtbar ist, nachdem aber die Würmer 4 — 6 Stunden unter dem Drucke des Deckgläschens gelegen haben, gleichsam in Folge einer Selbstinjection sehr schön sich hervor- hebt. Die Excretionsblase ist ein langer Sehlauch mit muskulösen Wänden, nach hinten durch einen verstärkten Muskelring nach aussen abgeschlossen, nach vorn bis in die Höhe des hinteren Hodens reichend und durchaus einfach. Kurz vor dem vorderen, abgerundeten Ende inseriren sieh in diesen Schlauch zwei (iefässe, deren Mündungen.. namentlich wenn der Wurm zusammen- gezogen ist, oft zapfenartig in das Lumen hinein vorspringen, bei stärkerer Streckung aber sich herausziehen und dann glatt in die AYandungen der Blase übergehen. Diese beiden Gefässe laufen als Hauptgefässe leicht gekrümmt nach vorn und aussen, erreichen aber erst in der Höhe des Bauchsaugnapfes den Körperrand und theilen sich daselbst sofort in einen vorderen und einen hinteren Stamm. Beide Stämme gehen von hier ab in ziemlich starken und reichlichen Win- dungen längs des Randes nach vorn und hinten und geben dabei die von uns als Nebengefässe bezeichneten Zweige ab. Die Zahl der letzteren beträgt am vorderen, wie am hinteren Aste der Eauptgefässe je zwei: dazu kommen aber noch die letzten Enden der Aeste selbst, so dass wir im ganzen auf jeder Seite sechs Punkte erhalten, von denen au. Cäpillaren ausstrahlen i Fig. 103, Taf. V). Die Summe der Cäpillaren, die einem solchen Busch 1 angehören, dürfte allgemein vier betragen, wenigstens habe ich in den allermeisten Fällen vier gezählt und bestimmt waren deren niemals mehr vorhanden. Demnach würden 48 Cäpillaren mit Endtrichtern in dem gesammten Excretionsgefässsystem unseres Wurmes vorhanden sein. Bemerkenswerth ist bei dem er- wachsenen Thiere die Gestalt der Trichter, die kaum mit dem Bilde, welches wir sonst mit dem Namen Trichter zu verbinden pflegen, übereinstimmt (Fig. 108, Taf. V). Es sind von der Fläche gesehen Gebilde, welche mehr dem Profile eines Pilzes mit flachem Eute gleichen (Fig. 108 a); auf dem letzteren erkennt man meist den Kern der Flimmerzelle, während das austretende Capillar- gefäss dem Stiele entsprechen würde. Von den Flimmerhaaren, die hier .-ehr deutlich als Haare erkennbar sind, laufen nur die mittleren auf das austretende Gefäss zusammen, die anderen sitzen ziemlich senkrecht wie die Zinken eines Kammes, der Rückwand des Trichters auf. So sehen die Endapparate des (-refässsystemes aber nur von einer bestimmten Seite heraus: bekommt man sie, was gar nicht selten geschieht, von oben her zu sehen, dann bemerkt man vor allem, dass ihre Basis nicht mehr ein Kreis oder annähernd ein solcher ist, wie sonst, sondern dass sie nur in einer Richtung ausserordentlich in die Länge gezogen ist (Fig. 108 b); erblickt man sie dann schliesslich in der Richtung diese]- Längsaxe der Basis, sieht man also auf ihre scharfe Kante, — 52 - dann unterscheiden sie sich kaum von den Trichtern der gewöhnlichen Form. Nur bei Hebung und Senkung des Mikroskoptubus erkennt man dann, dass sie eine im Verhältniss viel grössere Tiefe besitzen, als man von vornherein erwarten sollte. Die grosse Axe dieser Trichterbasis erreicht bi> zu 0,044 nun an Länge, ist aber im übrigen grossen Schwankungen unterworfen; die kleine A\r dagegen beträgt nur 0,006 mm und die Höhe der Trichter endlich steigt kaum über 0,015 mm. Die Längsaxe schwankt, wie gesagt, in ihrer Länge, und ich hob oben nicht ohne Absicht her- vor, dass man die beschriebene Gestalt der Trichter bei dem erwachsenen Thiere tinde; unter- sucht man hingegen ganz junge Individuen, dann findet man dieselbe kaum von der sonst herrschen- den abweichend! Wir begegnen demnach hier der interessanten Thatsache, dass die eigenthüm- licb charakteristische Form der Flimmertrichter erst während des individuellen Wachsthums von den Thieren erworben wird. Deingemäss finden wir dann auch bei den verschiedenen Altersstadien unseres Wurmes alle möglichen Uebergänge von der normalen zu jener gänzlich veränderten Form beim reifen Thiere (Fig. 107, Taf. V). Wir werden später sehen, dass diese allmähliche Gestalt- veränderung eine noch öfter vorkommende Erscheinung ist. Was nun endlich die Genitalorgane anlangt, so ist deren topographische Anordnung in einigen Punkten wesentlich von der des Distomum globiporum abweichend. Der Genitalporus liegt in der Mittel- linie, ungefähr 0,3 mm vor dem Bauchsaugnapfe. Er führt in ein ziemlich kleines und enges Genitalatrium hinein, in dessen Grunde- männliche und weibliche Leitungswege sich öffnen. Männliche Organe. Die Hoden des Distomum isoporum liegen in der hinteren Körperhälfte ziemlich dicht hintereinander und stellen zwei ansehnliche, durchsichtige, blasen- artige Gebilde von verschiedener Gestalt dar. Vor allem sind sie nicht, wie die des Disto- mum globiporum, stark gelappt, sondern ganzrandig, in den meisten Fällen vollkommen rund , kugelig , bei starker Zusammenziehung des Wurmkörpers eine mehr querovale , bei längerer Ausdehnung dagegen eine längsovale Form annehmend. Wie wir nun bei Distomum globiporum sahen, dass sie unter Umständen ihre charakteristiche, gelappte Gestalt zum Theil oder fast vollständig verlieren und ziemlieh glattrandig werden konnten, so finden wir hier den umgekehrten Process, dass aus den in der Regel ganz compacten und durch einen einfachen Contour begrenzten Keimdrüsen mehr oder minder tief eingeschnittene und gelappte Gebilde werden können. Allerdings geht die Einkerbung hier nie auch nur annähernd so weit, als dies bei globiporum der Fall war; ausserdem habe ich, wie dort, die in Rede stehende Veränderung immer nur an dem einen der beiden Hoden besonders ausgeprägt gefunden. Die Grösse der beiden Hoden beträgt reichlich die Hälfte der Körperbreite, ca. 0,5 mm; von jedem geht ein Vas deferens nach vorn. Beide Vasa deferentia treten schon über der Wölbung des Bauchsaugnapfes zur Bildung einer Samenblase zusammen, die in einen sehr ansehnlichen und stark entwickelten Cirrusbeutel eingeschlossen ist. Die Form des letzteren und seine Grösse wechseln stets, doch hat er im Mittel eine Länge von 0,45 mm und einen Querdurchmesser von 0,2 mm (Fig. 103, Taf. V). In seinem Grunde liegt die aus der Vereinigung der Vasa deferentia hervorgegangene Vesicula seminalis, ein nicht sehr dicker, aber dafür längerer Schlauch, der immer mindestens eine volle Windung macht und bei reifen Thieren reichlich mit Spermatozoon gefüllt ist. An seinem vorderen Ende geht er nach einer scharf markirten Einschnürung über in einen länglich birnförmigen Körper, der auf den ersten Blick dicht mit stark lichtbrechenden, farblosen Zellen gefüllt zu ein scheint. Die Wände dieses Raumes zeigen sich bei genauerem Zusehen wiederum durch- brochen von zahlreichen Gängen, welche nach aussen zu deutlich in flascheiiförmige, mehr oder — 53 — minder lange Zellen sich fortsetzen. Das Protoplasma dieser Zellen ist nur schwach körnig, gelblich von Farbe, und lässt den kugelrunden Kern deutlich hervortreten. Der bei weitem grösste Theil des von der Samenblase und dem birnförmigen Körper innerhalb des Cirrusbeutels freigelassenen Elaumes wird von diesen Elaschenzellen erfüllt. Wir haben in ihnen eine mächtig entwickelte Prostatadrüse, in dem birnförmigen Körper deren Sekretraum, die Pars prostatica, vor uns. Das Sekret der einzelnen Drüsen, welches durch die Ausführungsgänge in den [nnenraum der Pars hineingeführt wird, tritt daselbst zunächst in Form Lsoürter Tröpfchen und Kugeln auf; es haben diese jedoch die charakteristiche Eigenschaft, mit den ihnen benachbarten Tropfen bei der Be rührung nicht znsammenzufliessen, sondern stets isolirt zu bleiben. So lange noch nicht viel von dem Sekrete abgeschieden ist, kann man die Eigenform dieser Kügelchen noch deutlich erkennen, ebenso sich davon überzeugen, dass einzelne derselben aus den Ausführungsgängen der Drüsen- zellen hervortreten. Wenn sie im Laufe der Zeit an Zahl aber zunehmen und in directe Bc- rührung mit einander kommen, dann platten sie sich in Folge der ebengenannten Eigentümlich- keit ihrer Substanz gegenseitig ab und rufen schliesslich das Bild dicht gedrängter und an der Wand sogar epithelartig angeordneter Zellen hervor, wie wir es in der Pars prostatica der er- wachsenen Würmer antreffen. Allerdings sind in diesen ..Zellen" Kerne weder im frischen, noch im gefärbten und geschnittenen Znstande nachweisbar. Wir werden einer so stark ausgeprägten Pars prostatica des männlichen Leitungsapparates später noch mehrfach begegnen. An ihrem vorderen Ende geht sie über in einen kräftig muskulösen, in einige Windungen zusammengelegten G-ang, der bis zu seiner Mündung in den Geschlechtssinus ungefähr die gleiche Dicke von 0,04 mm beibehält: den Ductus ejaculatorius. Er liegt gewöhnlich ganz innerhalb des Cirrusbeutels, dessen Wandungen an der Uebergangsstelle in den Genitalsinus ringsum fest mit den seinigen verwachsen sind; zu gewisser Zeit aber, und besonders bei Anwendung leichten Druckes, kann der Ductus ejaculatorius nach aussen vorfallen dadurch, dass er sich umstülpt. Der auf diese Art und Weise entstehende Penis erreicht bei gewaltsamer Entwickelung eine Länge von nicht mehr als 0,3 mm bei einer Dicke von 0,07 mm: ich glaube jedoch, dass. wenn er Freiwillig von dem Thiere hervorgestülpt wird, seine Dimensionen und besonders seine Länge, ungleich grössere werden können; seine Oberfläche ist durch schwache, wärzchenartige Erhebungen etwas rauh (Fig. m:,. Taf. V). Weibliche Organe. Der Keimstock (Fig. 106, Taf. V) liegt bei Distomum isoporum vor den beiden Hoden (bei Bist gldbiporum bekanntlich zwischen diesen) kurz hinter dem Bauch- saugnapfe. Er repräsentiert eine annähernd kugelige Drüse von 0,25 — 0,3 mm Durchmesser, die in der Mehrzahl der Fälle in der rechten Körperhälfte gelegen ist; doch kommt es auch vor, dass sie der anderen angehört. Der aus dem Keimstocke hervorkommende Keimleiter ist gegen diesen zunächst durch eine muskulöse Einschnürung abgeschlossen, er erweitert sich unmittelbar darauf wieder zu einem deutlich abgegrenzten Befruchtungsraume und giebt weiterhin den LAURER'sehen ('anal ab. Dieser repräsentirt einen Gang von selten mehr als 0,012 mm Weite, der ziemlich geraden Weges nach dem Kücken und dabei etwas nach hinten zu heraufsteigt; indess hängt seine Richtung im Einzelfalle natürlich ganz von den Contractionsverhältnissen des Körpers ab. An seiner Basis, die nicht selten etwas erweitert, ja sogar aufgetrieben ist. hängt ein ßeceptaculum seminis in Gestalt einer ansehnlichen, lang gestielten Blase an. die bei alten Würmern strotzend mit Sperma gefüllt ist und dem Keimstocke an Grösse gleichkommt (Fig. 15, Taf. I). Das Receptaculum liegt meist in derselben Höhe, wie dieser und nimmt dann die von ihm freigelassene Körperseite ein. Der gemeinsame Dottergang, welcher kurz nach dem E/AUBER'schen Canale von dem Keimgange aufgenommen wird, kommt gewöhnlich von hinten her aus einem kleinen Dotterreservoir, in welchem die beiden queren Dottergänge zusammentreffen. Letztere liegen unmittelbar vor oder aber dem ersten Hoden, gabeln sich in den Seiten in einen vorderen und einen hinteren lateralen Dottergang, die beide aber eine sehr verschiedene Länge haben. Die Dotterstöcke des Distomum isoporum reichen nach vorne zu nicht über den Hinterrand des Bauchsaugnapi'es hinaus (bei Distomum globiporum reichten sie bis in die Höhe des Pharynx), und der vordere longitudinale Dottergang findet demnach schon hier, d. h. nach ca. 0,4 nun sein Ende. Nach hinten zu dehnen sich die Dotterstöcke bis ins äusserste Körperende ans , wodurch der hintere Dottergang eine Länge von 1,6 mm und darüber gewinnt. Der terminalwärts von dem letzten Hoden noch frei bleibende Körperraum wird von den Follikeln der Dotterstöcke völlig ausgefüllt; an günstigen Präparaten, namentlich von jüngeren Thieren kann man auch beobachten (Fig. 111, Taf. V), dass die zuletzterwähnten hinteren, longitudinalen Dottergänge hier um den Hinterrand des Hodens herum cont inuirlich in einander übergehen. Nach Aufnahme des Dotterganges erweitert sich der Keimgang wiederum zur Bildung des Ootyps mit den Einmündungen der Schalendrüsen und geht darauf in den Uterus über. Dieser ist zwar ziemlich weit (0,0(3 — 0,07 nun), aber nur kurz; er geht, wenigstens soweit ich gesehen habe, nach hinten nur bis an die Hoden heran, nach vorn nicht über die vordere Grenze des Bauchsaugnapfes hinaus; auch scheint die Zahl der in ihm enthaltenen Eier niemals eine sehr grosse zu sein. Ungefähr 0,3 mm vor der Mündung in den Genitalsinus erweisen sieb seine Wandungen stärker muskulös (Figur 104, Tafel V), er bekommt auf seiner Innenfläche jenen Besatz mit den dicht gedrängt stehenden Zäpfchen und repräsentirt damit die Scheide unseres Wurmes. Die Eier erreichen die relativ ansehnliche Grösse von 0,09 mm in der Länge und 0,06 mm in der Breite ; Olsson giebt im Gegensatze hierzu nur 0,072 mm bezüglich 0,056 mm an (1. c. p. 1<>). es scheint also hier das echte Distomtim bijwnmi vor sich gehabt zu haben, das, wie schon erwähnt, oft mit dem Bist, isoporum zusammen vorkommt. Die Schale des Eies ist dünn, horngelblich gefärbt und lässt den Inhalt deutlich hindurchscheinen. Von der Entwickelung scheint gar nichts oder nur die allerersten Stadien im mütterlichen Körper durchlaufen zu werden; zur Zeit der Ablage zeigen die Eier stets nur einen Haufen von 10—15 stark lichtbrechenden Dotterzellen und in der Tiefe eine undeutliche, dunklere Masse, in der man unter günstigen Umständen die Eizelle erkennen kann. Was die Jugendform unseres Wurmes anlangt, so glaube ich dieselbe ebenfalls zu kennen, wenngleich die Annahme ihrer Zugehörigkeit zu dem erwachsenen Thiere nur auf die Aelinlieh- keit in der Organisation, nicht auf den directen Nachweis durch den ATersuch gegründet ist. Zunächst konnte es auf Grund des Vorhandenseins der schon oben beschriebenen Pigmentan- häufungen im Vorderkörper der jüngsten Würmer keinem Zweifel unterliegen, dass die Cercarie Augenflecke, also einen sein- hervorstechenden Charakter besitzen müsse. Nun kannte ich schon von früher her aus Cyclas Cornea eine in sehr eigenthümlichen Redien entstellende Cercarie mit Aiigeiitleeken . über deren Zugehörigkeit ich freilich Ins dahin keine bestimmte Vermuthung hatte. Bei erneuter Untersuchung der grossen Cyclas rivicoh ans einem Theile des Elster, dessen — 55 — Fische den Wurm häufig enthielten, fand ich dann öfters die in Rede stehende Oerearie wieder, und ein genaueres Studium ihrer Anatomie ergah nichts, was direct gegen eine Zusammen- stellung mit dem Distomum isqporum gesprochen hätte (Fig. 11-. Taf. V). Sie besitzt zunächst zwei starke, schwarze Pigmentflecke, im übrigen aber einen ziemlich durchsichtigen, farblosen Körper. Die Saugnäpfe sind gleich gross; die Excretionsblase einfach, die Anlagen der Keim- drüsen entsprechen ihrer Lage und auch ihrer Fenn nach durchaus denen, die ich bei den jüngsten Distomum isoporum antraf. Die betreffende Cercarie zeichnet sich ferner aus durch einen sehr kräftigen, starken Schwanz, der auf den ersten Blick einen seitlichen Flossensaum zu besitzen scheint; bei genauerer Untersuchung ergiebt sich aber, dass dieser Saum in ganz der gleichen Dicke rings um den Schwanz herumläuft und nur eine verdickte, völlig glasartig durchsichtige Haut darstellt, die sieh bei der Verkürzung in dichte Ringfalten legt. Die Grössenverhältnisse sind die folgenden: Im völlig gestreckten Zustande misst der Cercarienleib 0,33 mm bei 0,08 mm grösster Breite; im zusammengezogenem Zustande 0,2 nun bei 0,14 mm Breite: der Schwanz gc- sreckt 0,8—0,9 mm, eingezogen 0,35 min. ist aber hier 0,16 mm breit1). Die jüngsten, in Fischen gefundenen Distomum isoporum massen kaum 0,5 mm und waren noch völlig durchsichtig und farblos; man erkennt an ihnen besonders deutlich die Kopfdrüsen, die Excretionsblase, die nach einiger Zeit von selbst sich injicirt; dann die beiden Hoden, welche jetzt 0,04—0,05 mm im Durchmesser haben (Fig. 17, Taf. 1) und deutlich rechts und links von der .Mittellinie schräg hintereinandergelegeii sind. Die weiblichen Keimorgane scheinen nur erst einen compacten Zellenhaufen darzustellen, von welchem aus ein Strang nach vorn über den Bauchsaugnapf hinweg und an dessen vorderem Rande nach abwärts sich begieht. Das Darm- lumen ist noch nicht weit nach hinten vorgedrungen, der bei weitem grösste Theil der Darm- schenkel erscheint noch vollkommen solide. Jm Verlaufe des weiteren Wachsthums (d. h. sicht- bar an älteren Individuen) verliert sich ' zunächst die Durchsichtigkeit des Körpers etwas und die frühere Farblosigkeit weicht einer licht gelbröthlichen Färbung. Die Hoden erscheinen während ihrer allmählichen Gsössenzunahme immer mehr hinter einander liegend, die weib- lichen Keimorgane nehmen ihre definitive Gliederung an (Fig. 109, Taf. V). Die völlige Keife, die mit der Bildung normaler Eier beginnt, lässt allerdings noch ziemlich lange auf sich warten ; im allgemeinen habe ich Hier nicht bei Thieren unter 2.5 mm Länge angetroffen. Die ursprüng- ') Die e C ie entsteht in sein- eigentümlichen Redien, die viel eher das Aussehen von Sporocysten haben. Sie sind ziemlich lang, farblos, und zeigen allenthalben auf längere oder kürzere Strecken Einschnürungen, die mit Auf- treiburigen abwechseln und bis auf die mangelnde Verzweigung grosse Aehnlichkeit mit den Fäden des Bucephalus besitzen. Diese Gestalt, verbunden mit einer nur noch ganz minimalen liewcglichkeit. lässt sie auf den ersten Blick, wie gesagt, als Sporocysten erscheinen; sie besitzen jedoch an dem einen Ende einen vollkommen wohlentwickelten Sangnapf von kugel- förmiger Gestalt, dem aber ersichtlich kein Darm anhängt; nur bei sehr jungen Entwickelungszuständen derselben ist eine Anlage von ihm in der gewöhnlichen Form zu erkennen. Die Redien selbst entstehen in typischen Sporocysten. Be- merkenswerth ist noch, dass diese sowohl, wie die Redien, in ihrem wohlentwickelten Excretionsgefässsystem breit glockenförmige Flimmertrichter aufweisen, wie die erwachsenen Geschlechtsthiere. Das Fehlen eines fnnetionirenden Darmes bei erwachsenen ßedien ist übrigens nicht anf diese Cercaria isopori beschränkt; ich fand es in allerhand Ab- stufungen auch bei verschiedenen, aber noch nicht bestimmten Redien aus der feÄmatagruppe, und es durfte in ziemlich klarer Weise ilarauf hindeuten, dass wir in den darmlosen Sporocysten nichts als vereinfachte und degenerirte Uedien zu erblicken haben. Auch die Entwickelung und die Organisation der ersten Lebensform unserer Thiere, der Miracidien, weist direct anf die Redienform hin, aus der durch Degeneration die Sporocyste, durch Weiterausbildung die heutige definitive» Wurmform entständen zu denken ist. — 56 — lieh in den Augenflecken dicht angehäuften Pigmentkörnchen zerstreuen sieb bei dem Wachsthum des Körpers immer mehr, sind aber seihst bei ganz erwachsenen Thieren in der Umgebung ihres früheren Ortes immer hier und dort noch nachweisbar. B. Distomen der Frösche. 7. Distomum cygnoides ZEDER. Litteratur: Loschge, Naturforscher, Stück 21. 1785. pag. 10—14, Taf. I, Fig. 1. Distoma cygnoides Zeder, Nachtrag etc. p. 175. „ Rüdolphi, Entoz. bist. nat. II. p. ."»07. Synops. p. 0(3 u. 370. „ „ Düjaedin, Hist. nat. des Helminthes. pag. 396. Distomum cygnoides Diesing, Syst. Helm. p. 342. Distoma cygnoides Pagenstbcher, Trematodenl. u. Trematoden. Heidelberg 1857. p. 44. Taf. VI, FhVl-4. Distomum cygnoides Pachinger, Anatomie d. Distomum cygnoides (ungarisch). Klausen- burg 1883 '). Körperform und Aufenthalt dieses Wurmes sind so charakteristisch, dass derselbe niemals verkannt oder verwechselt worden ist, mit eventueller Ausnahme eines Falles. Rüdolphi be- richtet nämlich (Synops. p. 370), dass von Gaede in Berlin in Bombinator igneus ganz kleine Individuen aufgefunden worden seien, die bereits hei einer Länge von 1 mm mit Eiern gefüllt waren und diese allmählich während der Beobachtung von sieh gaben. Schon Dujardin äussert hierzu seine Zweifel, oh dabei nicht irgend eine andere Form vorgelegen habe, und ich kann mich diesem Zweifel nur anschliessen. Bei einer Grösse von 1 mm ist meinen Erfahrungen nach in ich kein Gedanke an die Production von Eiern von Seiten des wirklichen Distomum cygnoides, andererseits ist es nicht sehr unwahrscheinlich, dass hei einer Verletzung des Darmes oder heim blossen Oeffnen desselben Würmer aus diesem an die Blase gelangen konnten, die dann zu Ver- wechslungen Anlass gaben; und das umsomehr zu einer Zeit, wo die systematische Unterscheidung unserer Thiere erst in ihren Anfängen begriffen war. Ich kann ferner nicht umhin, hei dieser Gelegenheit auch des von Olsson2) beschriebenen Distoma viteUilobum zu gedenken, welches in einer ziemlichen Zahl von sehr charakteristischen Eigenthümlichkeiten so an unser Distomum cygnoides erinnert, dass sich der Gedanke einer Identität heider Formen fast unwillkürlich auf- drängt. Von der Charakteristik des D. viteUilobum würden ohne Weiteres auf/', cygnoides passen : Corpus inerme, os subterminale orbiculare, Acetabulum ore duplo majus, prominulum apertura circulari. Glandulae vitelligenae duae trilobatae, pone Acetabulunn sitae, duetu transverso intermedio. Ovarium inter festes et vitellaria, seil dextrorsum. Aperturae genitales in medio collo. Aus den erklärenden Zusätzen Olsson's wäre dann noch hervorzuheben: Ovula rotundata, ') Ist. mir nicht zugänglich gewesen. SON, Bidrag etc. p. 1 1. - 5? — minuta, clilute flavida, sed in parte postica corporis, guae tota Ulis iinpletur, hyalin a. Juxta aperturam vaginae Organum album, verisimiliter penis, visum est. Nicht auf das Distomutn cygnoides passen von den von OtSSON gegebenen .Merkmalen die folgenden: Testes duo mediani, pharvnx et Oesophagus conspieui. und das Habitaeulum: In ventriculo Banae temporariae. Olsson hellt selbst die Aelmlichkeit seines Wurmes mit dem J>. cygnoides hervor, doch legt er diesem Vergleiche die in mehrfacher Hinsieht falsche Beschreibung und Abbildung Pagenstecher's zu Grunde, in welcher ein gelappter Keimstoek und Dotterstöcke gezeichnet sind, die einen mehr traubenförmigen Bau zeigen, wie bei anderen Distomen. In diesen Punkten unterscheidet sich aber Distomum citcllilobum nicht von I). cygnoides, sondern Olsson's Beschreibung des ersteren passt vollkommen auf das letztere; es blieben demnach noch die nur in der Zweizahl vorhandenen Hoden des Bist, vitellilöbum als Unterschied übrig. Wenn man nun aber weiss, dass namentlich bei stark mit Eiern gefüllten Tust, cygnoides von den hinteren Hoden und meist auch von den vorderen keine Spur mehr zu sehen ist, sondern dass sie von der Masse der Eier völlig verdeckt werden, dann erscheint auch dieser Unterschied in einem recht milden Lichte, und es ist ein Irrthum des Beobachters betreffs der Zahl der Hoden nicht nur nicht ausgeschlossen, sondern sogar bis zu einem gewissen Grade wahrscheinlich. Sonach bleibt von den Abweichungen nur noch der verschiedene Fundort des Wurmes als wirklich unterscheidend übrig. Nach dem, was wir über zeitweilige Wanderungen der Parasiten wissen, kann aber hier, besonders da es sich nur um ein speeimen unicum handelt und selbst wenn nicht irgend eine Verschleppung des Wurmes bei der Untersuchung vorliegen sollte, sehr wohl an ein zufälliges Vorkommnis.? gedacht werden. Jedenfalls bleibt das Distomum vitellüobum, das meines Wissens bis jetzt nicht wieder aufgefunden worden ist, bis auf weiteres eine problematische Form. Distomum cygnoides findet sich nur in der Harnblase und zwar hauptsächlich hei dem grünen Frosche Bana esculenta, wo es von den meisten seiner Beobachter angetroffen wurde. Zeder berichtet zwar, dasselbe auch in der Bauchhöhle und an den Hypochondrien gefunden zu haben, doch wird dieser abnorme Fundort bereits von Puardin auf ein unbemerktes Zerreissen der Blase und Uebertritt der Würmer in die Bauchhöhle zurückgeführt: eine Erklärung, die sich beinahe von selbst ergiebt. Wenn die oben erwähnten Würmer Gaede's wirkliche Dist. cygnoides waren, dann würde sein Vorkommen auch in Bombinator. igneus constatirt sein; bei Diesing finde ich ferner noch als Wohnthiere angegeben: Bana temporaria (Mehlis) und Hyla arborea (Bremser); in Bana temporaria wurde der Wurm in neuerer Zeit auch von Schauinsland ') aufgefunden. Meine Exemplare stammen bis auf eines alle aus der Blase von Bana esculenta; das erwähnte eine, voll- kommen erwachsene, fand ich in B. temporaria. J>ie Zahl der gleichzeitig neben einander vor- kommenden Würmer wechselt stark. Allerdings trifft man sie meist zu mehreren, viel seltener einzeln, und ich entsinne mich, ihnen gelegentlich in ansehnlichen Gesellschaften begegnet zu sein, ohne aber eine genauere Zahl angeben zu können. Paoknstecher berichtet, dass er 24 (1. e. p. 44), Schauinsland, dass er sogar 28 auf einmal in der Blase eines Wirthes aufgefunden habe. Körperform, Bewegungen und Grösse (Fig. 23, Taf. I) sind von den älteren Beobachtern eingehend beschrieben worden. Nach Dujarmn beträgt die letztere bis zu 15 mm, während ich kaum jemals mehr als 10 mm messen konnte; andererseits ist der Wurm aber so beweglich, dass ') SCHAUINSLAND, Beitr. z. Kenntn. d. Enibryonalentw. d. Trematoden. Jenaische Zeitschr. XVI. N. F. IX. 1*83. p. 488. Itililiotheoa zoologioa. Heft Iß. 8 — 58 — durch Dehnung eine solche Länge sehr wohl erreicht werden kann. Die Breite, die kurz vor dem Hinterende gewöhnlich am grössten ist, beträgt nicht mehr wie 1 mm. Der Bauchsaugnapf ist stets beträchtlich grösser, als der Mundsaugnapf und zeigt meist das Doppelte von dessen Durchmesser, wobei er noch stark kugelförmig nach aussen hervortritt. Bei ganz jungen Würmern ist, wie ich gleich hier erwähnen will, das Grössenverhältniss aber ein wesentlich anderes, indem beide Saugnäpfe, je .jünger die Thiere sind, desto mehr in ihrer Ausdehnung einander gleich werden. Mit Hülfe des Bauchsaugnapfes sitzen sie an der Wand der Blase ihrer Träger fest, während der ganze übrige Körper frei in den [nnenraum derselben hineinhängt. Dil' Befestigung ist eine so intensive, dass man hei unvorsichtigem Abziehen des Wurmes nicht selten den Leih von dem Saugnapfe losreisst und der letztere an seiner Unterlage haften bleibt — eine Erfahrung", die schon der alte \l\ ihm. ein gemacht hat. Zu den Seiten des Mundsaugnapfes trifft man jederseits ein nicht sehr starkes und auch nicht sehr hervortretendes Bündel von Kopfdrüsen, die am Vorderrande, seitlich der Mittellinie, in zwei getrennten Gruppen nach aussen münden. Die Haut weist nirgends Stachelbildungen auf. zeigt aber auf ihrer Oberfläche hei Be- trachtung mit stärkerer Vergrösserung eine chagrinartige Rauhheit, die von einer Unzahl dicht gedrängt stehender feiner Wärzchen hervorgerufen wird. Die Farbe ist bei ganz kleinen Thieren noch ziemlich durchsichtig weiss, wird aber bei weiterem Wachsthum gelblich und ist bei ganz erwachsenen Individuen ziemlich intensiv bräunlichroth (die hei auffallendem Lichte), was von den früheren Beobachtern nur der Entdecker Loschge angiebt. Der Verdau ungsapparat ist dadurch ausgezeichnet, dass ihm ein muskulöser Pharynx als besonderer Abschnitt fehlt (cf. hierzu die Beschreibung des J>. foliwm pag. 19.)! Während dies augenscheinlich schon Di:.iardi\, wenn auch nicht sicher, bemerkt hat, — er schreibt: „Bulbe oesophagien nul (?)" - - spricht -Pagexstecher bei unserem Wurme.von einem „rundlichen Schlund- kopfe" , was jedenfalls auf einem lrrthume beruht. Allerdings zeigt sich der Oesophagus ziem- lich regelmässig bei seinem Austritte aus dem Mundsaugnapfe ein klein wenig, aber doch deut- lich verdickt, eine Verdickung, die aber nicht auf einer Verstärkung seiner Wandungen, sondern auf einer blossen Erweiterung seines Lumens beruht. Wir kennen eine ähnliche Erscheinung ausser von Distomum foliwm auch bei den mit Pharynx ausgestatteten Bist/nimm globiporum und isoporum u. a. Die Wandungen des Schlundrohres sind von vorn bis hinten gleich dick. Das- selbe erreicht eine Länge von 0,45 mm, dagegen nur eine Weite von 0,03 mm. Die Gabelung in die beiden Darmschenkel liegt bei normaler Körperhaltung ungefähr in der Mitte des „Halses", die Darmschenkel selbst laufen bis ins Hinterende des Leibes und zeigen äusserlich nichts Be- merkenswerthes. Wovon das Distomwm cygnoides sich nährt, ist nicht ganz leicht zu bestimmen: sein Darminhalt besteht meist aus einer flüssigen Masse, in welcher vor allem fettartige Kügel- ehen verschiedener Art und nicht selten auch Bruchstücke zelliger Elemente nachweisbar sind. Es ist deshalb nicht unwahrscheinlich, dass der Wurm gelegentlich die sich ablösenden Epithel- zellen der Blasenwand als Nahrung geniesst; ob er frische solche Zellen aus ihrem natürlichen Verbände herausholt, tun sie zu verzehren, dafür habe ich keine Anhaltspunkte: jedenfalls habe ich aber niemals Spuren von Blutkörperchen in seinem Darme bemerkt. Du- Nervensystem habe ich nur in seinem vorderen Theile genauer studirt (Fig. 124, Taf. VI). Es setzt sich, wie gewöhnlich, zusammen aus vorderen und hinteren Längsnerven, die. in der Dreizahl jederseits vorhanden, aus den Gehirnganglien ihren Ursprung -nehmen und im Hinterkörper durch ringförmige Quercommissuren mit einander verbunden werden. Aus der — 59 — vorderen Ringcommissur nimmt das Supracerebralnervensystem seinen Ursprung; vordere und hintere Seitennerven sind durch eine starke Lateralcommissur mit einander in Verbindung gesetzl und die vorderen Seitennerven lassen sich ziemlich weit nach vorn um den Mundsaugnapfrand herum verfolgen. Die Zahl der zu vollständigen Ringen sieh vereinigenden Quercommissuren dürfte im ganzen Körper mindestens 12 betragen, denn so viele habe ich bei einem Thiere ge- zahlt; es ist aber sehr leicht möglich, dass ihrer noch mehr vorhanden sind, denn das Distomum cygnoides mit seinem so ausserordentlich beweglichen Hinterende ist für diese. Untersuchung ein zu anruhiges Object. Ausser den vollständigen Ringcommissuren bemerkt man hie und da. noch kleine Nervenfäserchen, welche augenscheinlich nicht zu jenen gehören, sondern isolirt verlauten. Auch Distomum cygnoides zeichnet sich, wie das 1). isoporum, aus durch eine im Verhältnis be- deutende Menge grösserer, sehr schöner und deutlicher Ganglienzellen, die theilweise, soweit ich erkennen kennte, vollkommen frei im Parenchym liegen; ob dies aber wirklieh der Fall ist, u\t<\ <>}, sie nicht vielmehr doch durch feine Fortsatz«' mit dem übrigen Nervensystem in Verbindung stehen, scheint mir zum mindesten zweifelhaft. Der Excretionsapparat ist reich entwickelt, lässt sich aber nur recht schwer und nur unter günstigen Umständen einmal in toto klar übersehen. Ich habe in Fig. 125. Taf. VI, dieses Gefässsystem dargestellt, und zwar auf der linken Seite, so, wie man es gewöhnlich findet, auf der rechten Seite aber schematisirt , so dass der Zusammenhang und die Vertheilung dw Gefässe deutlicher zu erkennen ist. Die ziemlich schmale Excretionsblase , die durch einen an- sehnlich entwickelten Verschlussmuskel nach aussen zu abgeschlossen i.-t. hat eine nicht geringe Länge, und reicht gewöhnlich bis in die Höhe des vordersten Hodens, was einer Länge von un- gefähr ik der gesammten Körperlänge entspricht. Auch sie besitzt gelegentlich in Folge localer Einschnürungen einen schwach knotigen Bau, ist aber in sehr vielen Fallen auch einfach glatt. Man trifft sie nur selten gefüllt und kann sie deshalb leicht ganz übersehen; nach längerem Liegen erfolgt indessen immer eine Selbstinjection. Auf dem Niveau des vorderen Hodens theilt sie sich in zwei Aeste, die als Hauptgefässe bis zum Bauchsaugnapfe ziemlich geraden Verlaufes einherziehen, von diesem ab aber gewöhnlich in ausserordentlich starke und reiche Schlingen sich legen. So ist es besonders, wenn der Vorderkörper zwischen Bauch- und Mundsaugnapf von den Thieren stark zusammengezogen wird, was bei der unbequemen, gedrückten Lage unter dem Deck- gläschen des Präparates immer der Fall ist. Ueberlässt man sie jedoch ihrer natürlichen Be- weglichkeit, dann kann man oft, wenn auch nur auf Momente erkennen, dass bei dem Langaus- strecken des Halses die Windungen der Gefässe fast bis zur geraden Linie verflacht werden - also dasselbe, was wir auch bei anderen Arten mit stark geschlängelten Gefässen des Vorder- leibes beobachten konnten. Die beiden hier in Hede stellenden Hauptgefässe lauten in den Seiten des Körpers ohne Theilung über den Bauchsaugnapf hinaus bis etwas über die Eöhe der Darmgabelung, las zu einem Punkte, der vielleicht um einen Durchmesser des Mundsaugnapfes hinter diesem liegt. Hier biegen lie ziemlich scharf der Mittellinie zu. um darauf in einer mehr oder minder schräg gestellten Schlinge nach hinten zurückzukehren. Diese rücklaufenden Theile verhalten sich in Bezug auf ihre Schlängelungen genau wie die aufsteigenden und sind von diesen sclion schwer genug zu trennen; in der Figur habe ich sie der Deutlichkeit halber in etwas dunklerem Roth eingezeichnet. Jeder derselben verläuft längs des Körperrandes, an dem Bauch- saugnapfe vorbei, in den Hinterköper, wo seine Windungen mit einem Male viel von ihrer ur- sprünglichen Dichtigkeit verlieren und so den Gesanimtverlauf bedeutend übersichtlicher er- 8* — 60 — kennen lassen. Vor dem Bauchsaugnapfe nun gewahrt man jederseits, augenscheinlich diesem rücklaufenden Stamm angehörig , einen wahren gordischen Knoten von Gefässschlingcn, den ich lange Zeit und trotz vieler Versuche bei keinem Individuum zu entwirren vermochte. Endlich gelang es mir, einen jüngeren Wurm mit ziemlich ausgestrecktem Vorderkörper unter das Deck- glas zu bekommen, und hier gestaltete sich mm der Gefässverlauf wenigstens so, dass er sich zwar immer noch schwierig, aber doch mit völliger Sicherheit änalysiren Hess. Es zeigte sich, da ss an dem rücklaufenden Hauptgefässe hier eine Theilung stattfindet, dass aus demselben ein ungefähr gleich starker Ast seinen Ursprung nimmt, der in letzter Instanz wieder die Sich- tung nach vorn einschlägt, dicht an seinem Ursprünge aber, ohne sich weit von der Stelle zu begeben, förmlich sich aufknäuelt; in der linken Hälfte der citirten Figur ist nur ein kleiner Thcil desselben augegeben, um das Bild nicht vollkommen unverständlich zu machen. Von diesen beiden Zweigen des Hauptgefässes , dem mehr gestreckt nach hinten, und dem in starken Win- dungen wieder nach vorne ziehenden, gehen nun Seitenzweige aus, die sich durchaus wie Xeben- gefässe verhalten, das heisst, nach einem mehr oder minder langen und verschieden stark ge- schlängelten Laufe in Büschel von Oapillaren mit Endtrichtern sich auflösen. Sie vertheilen sieh so auf das Hauptgefäss , dass dessen vorderer Ast ihrer drei , der bedeutend längere hintere Theil sieben erhält ; im ganzen sind ihrer also, mit Hinzurechnung der Enden der Hauptgefässe, zwölf vorhanden. Eine besondere Stellung nimmt unter ihnen das erste des vorderen Haupt- gefässastes ein (Fig. 125*), indem es einmal nicht nur wesentlich länger ist, als die übrigen seinesgleichen , sondern indem es andererseits auch eine andere Richtung einsehlängt. Während die übrigen Nebengefässe des vorderen Hauptgefässes diesem im allgemein parallel, also vor allem nach vorn zu verlaufen, begiebt sich dieses nach hinten, läuft also parallel dem hinteren Hauptstamme: man bekommt unter solchen Umständen leicht den Eindruck, als ob der vordere Hauptgefässast sich noch einmal in zwei gleichwerthige Theile spalte, von denen der eine nach vorn, der andere nach hinten laufe; es ist jedoch ganz deutlich, dass dieser letztgenannte Gefäss- theil nichts das erste Nebengefäss des vorderen Hauptastes ist. Die Zahl der von einem Nebengefässe ausgehenden Capillarröhren ist, soweit ich sie zu zählen vermochte, nicht constant ; die geringste Zahl war vier, die grösste acht. Bei der Klein- heit und der in Bezug auf seine Sichtbarkeit ziemlich unbeständigen Beschaffenheit des Gegen- standes, ist ein Irrthum aber nur zu leicht möglich , und es werden mir demnach wohl hie und da Trichter entgangen sein. Nehmen wir aber für die jedem Nebengefäss zugehörigen Trichter nur die Durchschnittszahl von sechs an, dann würde sich die Gesammtzahl der Flimmertrichter für den Körper als 6 x 12 x 2=144 ergeben. Dass die wirkliche Zahl der Flimmertrichter eine von dieser wesentlich verschiedene sei, glaube ich mit Bestimmtheit verneinen zu können. Sehr bemerkenswert!! ist auch hier bei alten Thieren die Gestalt der Trichter (Fig. 128, Tai'. VI). Von einer gewissen Seite aus gesehen, zeigen sie allerdings nicht irgendwelche Unterschiede gegen- über der gewöhnlichen Form ; bekommt man sie aber senkrecht zu dieser Richtung zu Gesicht, dann sehen sie beinahe halbmondförmig aus. Auf der äusseren, convexen Seite des Halbmondes erkennt man gewöhnlich einen ziemlieh grossen , bläschenförmigen Kern mit deutlichem Kern- körperchen , dessen zugehörige Zelle sich über die ganze Convexseite des Trichters , wenn auch nicht in bedeutender Dicke, hinwegzieht. In der Mitte der coneaven Seite des Halbmondes ent- springt das Capülargefäss . welches in reichlichen Windungen von dannen zieht. Die Flimmer - haare, welche der Deckel- oder (wenn man will) Basalzelle des Trichters dicht gedrängt aufsitzen, — 61 — stehen im allgemeinen senkrecht auf ihrer Basis, flimmern also nur gegenüber der Austrittstelle des Gefässes direct in dieses hinein. Sicht man endlich zufällig von oben auf die Trichter, dann erkennt man, dass sie stark seitlich zusammengedrückt sind, und einen spindelförmigen Quer- schnitt haben, daher sie von der Kante gesehen auch den normalen Anblick gewähren. Ihre Höhe beträgt 0,0107 nun. ihre Breite 0,0214 nun. die Dicke dagegen nur 0,003—0,004 nun. Die Genitalorgane sind ebenfalls in mehrfacher Hinsicht interessant. Der Genital- porus liegt in der Mittellinie des Körpers, kurz vor dem Bauchsaugnapfe und schein! schon von Zi ni.i; beobachtet zu sein. Derselbe beschreib! ..in der Mitte des Halses eine warzen ähnliche Er- habenheit mit einem feinen Hitze, das Zeugungsglied", eine Beobachtung, die ihm alle Ehre macht, denn die Genitalöffnung ist gar nicht leicht zu sehen. Der hinter dem Genitalporus liegende Vorraum ist mir klein, denn man gelangt von dem Porus aus fast unmittelbar in die männlichen, resp. weiblichen Leitungswege hinein. Dass im Leben der Würmer durch den Vorraum eine wenigstens zeitweilige Verbindung der beiden Leitungswege hergestellt wird, zeigt die Thatsache, dass ich einst bei einem Wurm ein reifes Ei in dem Endtheile des männlichen Leitungsapparates antraf. (Fig. 127. Taf. VI.) Männliche Organe. Distomum cygnoides zeichnet sieh aus durch die grosse Zahl seiner Hoilen. die augenscheinlich erst Pagenstechee erkannt hat. Derselbe giebt für sie allerdings die Zahl zwölf an. welche später von v. LiiisTow als irrthümlich bezeichnet und auf neun reduzirt wurde1). Letztere Zahl ist richtig; in weitaus den meisten Fällen kann man neun Hoden er- kennen, jedoch gelegentlich auch einmal zehn; mehr habe ich nicht beobachtet. Diese neun Hoden gruppiren sich in zwei Längsreihen, von denen die der linken Seite gewöhnlich fünf, die der rechten Seite vier zählt; indess kommt ab und zu auch das umgekehrte Verhältniss vor. Die Hoden einer jeden Seite stehen unter sich durch einen Längsgang in Verbindung, der ungefähr die Centra der einzelnen Körper mit einander verbinden würde (Fig. 23, Taf. I); aus dem vordersten tritt er dann als Samenleiter heraus, um auf seinem weiteren Wege nach vorn sich schon ziem- lich bald mit dem der Gegenseite zu einem gemeinsamen Canale zu vereinigen. Diese Vereinigung- steile der Vasa deferentia liegt dicht vor den weiblichen Genitalorganen; es findet aber hier, im Gegensatz zu dem sonst üblichen Verhalten, noch nicht sofort die Erweiterung zur Samenhlase statt, sondern die vereinigten Samenleiter ziehen zunächst als einfacher Canal in einer Weite von 0,02 mm nach vorn, über den Bauchsaugnapf hinweg, und hier erst erfolgt die Er- weiterung zur Samenblase. Dieselbe zeigt gewöhnlich nur einen massigen Umfang, ist oft in der Mitte eingeknickt, und nicht von einem muskulösen Cirrusbeutel eingeschlossen. An dessen Stelle treffen wir nur eine zu tibrillärer Structur verdichtete Parenchymlamelle, die ohne scharfe Grenze in die gewöhnliche Maschenform der Grundsubstanz übergeht. 0,1 mm von der Eintrittsstelle in den Genitalvorraum entfernt, verengt sich die Samenblase ziemlich plötzlich zu dem Ductus eja- culatorius, einem etwas stärker muskulösen, unscheinbaren Abschnitt von 0,02 mm grösster Weite. Im Umkreise desselben liegen im l'arenchym einige naschen- oder kolbenförmige Drüsenzellen mit stärker körnigem Protoplasma und deutlichem, runden Kern zerstreut, deren Ausführungs- gänge in den hinteren Theil des Ductus münden, ohne dass an demselben eine besondere Pars prostatica äusserlich kenntlich wäre. Ein ausstülpbarer Penis fehlt dem Distomum cygnoides voll- ständig, was bereits Pagenstechee richtig erkannte. v. 1, instow, Helraintbolog. Untersuchungen. Zool. Jahrb. AMh. f. Systematik etc. III. 1888. i>. 97. — 62 — Weibliche Or*gane. Sie zeigen ebenfalls einige Abweichungen von dem sonst üblichen Bauplane, und zwar dieselben, welche wir schon bei dem Distomum folium vorfanden. Der Keim- st och ist in der Einzahl vorhanden und liegt als Violinen- oder nierenförmiges Gebilde vor den Hoden meist auf der rechten Seite des Körpers, also derjenigen, die nur vier Hoden aufweist. In einzelnen Fällen trifft man ihn jedoch auf der linken Seite, und das scheinen jene Fälle zu sein. wo auch auf der linken Seite vier Hoden, auf der rechten deren fünf vorhanden sind. Aus der dem Nierenbecken entsprechenden, eingeherbten Stelle des Randes (Fig. 126. Tat'. VI) tritt aus dem Keimstocke der Keimgang hervor; wenn man diesen Austritt gerade im Profil zu Ge- sicht bekommt, bemerkt man, dass er wieder auf der Spitze einer kleinen huppeiförmigen Hervor- ragung aufsitzt, von deren Basis aus wurzelartige, verästelte, protoplasmatische Ausläufer zwischen die Keimzellen herein sich erstrecken. Möglicherweise meint Pagenstecher diese Fortsätzej wenn er die Keimdrüse „von einem Gerüste durchzogen" sein lässt (1. c. p. 45). Der Keimgang ist zunächst vollkommen cylindrisch, 0,015 mm weit, schwillt aber nach kurzer Zeit ziemlich plötz- lich und unvermittelt auf 0,04 mm an, um sich dann allmählich wieder zu verjüngen. Die An- schwellung ist stärker muskulös, und in ihrem Inneren bemerkt man sehr oft eine Anzahl von Spermatozoen ; sie war in ganz der gleichen Weise bereits bei Distomum folium vorhanden. Nach- dem der Keimgang, nach ungefähr 0,14 mm, wieder auf seine ursprüngliche Dicke herabgegangen ist. giebt er den LAUKER'schen Canal ab, einen ziemlich langen, aber nur engen Canal, der weder ein Receptaculum seminis. noch eine als solches fungirende Erweiterung in seinem Verlaufe auf- weist. Er zieht von seiner Ursprungsstelle aus leicht gekrümmt nach vorn und dabei zugleich etwas nach der (meist linken) Seite, um hier auf dem Rüchen nach aussen zu münden. Als ziemlich dünner Gang von 0,015 mm Dicke setzt sich auch der Keimgang auf der Bauchseite nach vorn fort, und nimmt nach kurzer Entfernung den Ausführungsgang der Dotterstöcke auf. Dieser ist nur ganz kurz, da bereits 0,05 mm nach seinem Ursprünge unter gleichzeitiger Bildung eines nur schwach ausgesprochenen Dotterreservoirs die Gabelung in die beiden queren Dottergänge erfolgt. Die Dotter stocke repräsentiren, im Gegensatz zu der sonst üblichen, reichen Gliede- rung, zwei ziemlich kleine, mehrfach gelappte Drüsen, die noch innerhalb der Darmschenkel dorsal gelegen sind, und durch zwei ganz kurze, kaum 0,04 — 0,05 mm lange Ausführungsgänge in das oben erwähnte, unscheinbare Dotterreservoir einmunden. Sie entsprechen also einmal vollkommen denjenigen, die Olsson von seinem Distomum vitellilobum beschreib^, und repräsentiren vielleicht den am meisten für eine Identität desselben mit Dist. cygnoides sprechenden Charakter, und anderer- seits schliessen sie sich völlig an diejenigen des Distomum folium an. Unmittelbar nach Aufnahme des Dotterganges erweitert sich der Keimgang zur Bildung des Ootyps, in dessen Wandungen wiederum zahlreiche Oeffnungen mit den durch sie hindnrehtretenden Ausführungsgängen der Schalendrüsen sichtbar sind. Von hier ab geht der Leitungsapparat dann als Uterus weiter, und zwar ist sein Anfangstheil zu einem oft mächtig mit Spermatozoen gefüllten Receptaculum seminis uterinum ausgebildet: die fertigen Eier müssen sich auf ihrem Wege nach aussen durch die Spermatozoen hindurchdrängen , und erst hinter ihnen sammeln sie sich dann in dichteren Massen an, um von hier an ungehindert nach der Mündung vorzudringen. Der Uterus läuft von dem Ootyp aus zunächst auf der Bauchseite in der Mittellinie nach hinten, kehrt in dem Körper- ende um, und verläuft jetzt mehr der Rückenfläche genähert nach vorn zurück. Diesen Verlauf kann man freilich nur an noch verhältnissmässig jungen und nur wenige Eier enthaltenden Thieren constatiren. Mit zunehmendem Alter und zunehmender Füllung bildet er mehr und mehr seitliche - 63 — Schlingen, die allmählich so zahlreich werden und so dichl siel aneinanderlegen, dass der ganze Hinterleib des Wurmes nur noch als ein einziger Eiersach erscheint. Nachdem der nach vorn zurückkehrende Theil des Uterus über den Rücken des Bauchsaugnapfes hinweg passirt ist, be- giebt er sieh ziemlich direel nach der Genitalöffnnng hin, am kurz vor derselben wieder zu einem stärker muskulösen Rohre sich umzugestalten, welches als Vagina in den Genitalsinus mündet. In Fig. 127. Tat'. VI ist dasselbe im Gegensatz zu sonst ziemlich stark erweitert und mit einer Anzahl von Spermatozoon gefüllt, in anderen Fallen hat es alier ganz die normale Be chaffenheit. Ihr Eier sind sehr dünnschalig und durchsichtig, die Schale seihst ist nur ganz schwach gelblich gefärbt und lässl den gesammten Eiinhalt so deutlich erkennen, dass diese Eier vorzüglich zum Studium der inneren Entwickelungsvorgänge verwendbar sind. Sie haben dieselbe Eigenthümlichkeit, die wir schon hei den Eiern des Distomum folium kennen lernten, während ihrer Entwickelung und während ihres allmählichen Vorrückens im Uterus ganz beträchtlich an Grösse zuzunehmen. Diese Thatsache hat bereits Schauinsland festgestellt; durch Messungen fand ich das junge, eben gebildete Ei, in welchem die Eizelle deutlich, die Dotterelemente aber undeutlich zu erkennen sind (Fig. -•">. Tat. I |, 0,031 mm lang und 0,016 mm breit; das reife Ei misst dagegen 0,0484 mm in der Länge und 0,0312 mm in der Breite, kleine Schwankungen in beiden Dimensionen nicht ausgeschlossen. Nur wenig differirende Masse hat übrigens bereits v. Liv-inu angegeben.1) Die Eier besitzen ausserdem, wie die des Dist. folium, keinen Deckel und geben den in ihnen enthaltenen [nsassen durch einfaches Platzen frei. Die Jugendform des Distomum cygnoides ist, wie bereits (i. R. Wageneb durch Versuche nachwies -i. die Cercaria macrocerca de Farm, über die wir ausser durch ihren Entdecker, weiter durch Tiiiky. Biehrinoer und Ercolani nähere Kenntniss besitzen.3) Dass Pagenstecher auf Grund einer allerdings ganz frappanten Aehnlichkeit das Distoma duplicatum v. Baer = Rhopalocerca tardigrada Dies, auf Distomum cygnoides bezog, wurde bereits bei der Besprechung des Dist. folium erwähnt. In Bezug auf ihre innere Organisation stimmt die Cercaria macrocerca durchaus mit t\r\- eben genannten Jugendform überein. wie ein flüchtiger Blick auf die Figuren 78. Taf. IV und 129, Taf. VI lehren wird. Die Genitalorgane sind durchaus identisch und weisen bereits deutlich auf die spätere Gestaltung hin. Auf die Art und "Weise, wie die Uebertragung der Gere, macrocerca stattfindet, kann ich zunächst keinen Aufschluss geben: erwähnen will ich noch, dass man bei ihr. ehe sie ihre völlige Reife erreicht, die Körperbedeckung sehr deutlich aus einer zelligen .Membran bestehen sieht, welche sich auf die des Schwanzes fortsetzt. Ebenso deutlich erkennt man aber tinter dieser Haut (Fig. 12!». Taf. \'h bereits die spätere „Cuticula", deren Oberfläche, durch ihre chagrinartige Rauhheit ausgezeichnet, nach Abweiden der zelligen Hülle an die Ausscnwelt tritt. ') v. Linstow, Zoolog. Jahrb. 1. c. p. 101. ■ Wagener, Beitr. z. Entwiekelungsgesch. '1. Eingeweidew. 1. c. p. 4:;. Taf. XXIX. 3) de Ftt.tppi, Memoire ponr servir etc. Annales des sc. nat. Zool. IV Ser. To. II. ls.'it. p. 266. Taf. 10, Fig. 15-17. 1'mjkv, Beitr. /.. Kenntn, '1. Cerc. macrocerca. Zeitschr. f. wissensch. Zool. X. 1859. p. 271. Taf. XX u. XXI. Bn hringeb, Beitr. z. Anat. ». Entwiekelungsgesch. d. Tremat. Arbt. a. d. zool, Institut Würzburg. VII. 1884. p. 1, Tat'. I. Ercolani, Dell'Adattamento etc. 1. c. p. is. Tat". I, Fig. 7— 14. — 64 — 0 .lungere Formen des Distomum cygnoides habe ich in der Zeit, wo ich sie besonders hätte brauchen können, nur in verhältnissmässig geringer Anzahl angetroffen; indessen war darunter doch wenigstens eines, bei welchem die Hoden, wie bei der Cercarie, noch in der Zweizahl vor- handen waren (Fig. 24, Tat. I). Allerdings hatten sie sich auch hier schon ziemlich lang ge- streckt und wiesen in einer Anzahl querer, ringförmiger Einkerbungen die Anfangsstadien der später eintretenden Fragmentirung in mehrere, hinter einander liegende Partieen auf. Auch die übrigen Keimdrüsen. Keimstock und Dotterstöcke waren bereits deutlich erkennbar, die Dotter- stöcke allerdings erst in Gestalt einfach kugeliger Drüsen, in welcher Form sie bei Bistomum fölium zeitlebens erhalten bleiben (Fig. 130, Taf. VI). Schon vor ihrer Theilung in die einzelnen Abschnitte beginnen die Hoden ihre Thätigkeit : die gebildeten Spermatozoen begeben sich sofort auf die Wanderung nach vorn, wo sie in der Samenblase sich ansammeln. Von hier aus treten sie dann, erst einzeln, später in immer wachsenden Quantitäten in die weiblichen Leitungswege über, wo man sie allmählich immer zahlreicher und allmählich auch immer weiter nach hinten zu antrifft. Kurze Zeit nach der Bildung der ersten Spermatozoen beginnen auch die weib- lichen Keimdrüsen ihre prodnetive Thätigkeit. besonders Schalendrüse und Dotterstöcke. Kügelchen und Schollen der Schalenmasse, Dotterzellen und Trümmer von solchen, schliesslich auch Keim- zellen, wandern im Uterus nach vorn, den eindringenden Spermatozoen entgegen. Erst zur Zeit des Eintreffens der ersten Samenfäden an der Eibibiungsstätte beginnt dann die Bildung regel- rechter Eier, die sich den obengenannten Producten beimischen, aber allmählich immer mehr an Zahl überhand nehmen. Der Uterus entbehrt zunächst noch seiner zahlreichen Seitenschlingen, sondern verläuft nur leicht gekrümmt, wie oben geschildert. Noch im späten Alter, wenn die Thiere mit Eiern erfüllt sind, sieht man gelegentlich hier und da zwischen diesen letzteren grössere Gesellschaften von Spermatozoen auf der Wanderung nach hinten und innen begriffen. 8. Distomum cylindraceum ZEDER. L i 1 1 erat u r : Swammerdam, Bibel der Natur. (Deutsche Uebersetzung.) 1752. p. 317. Fasciöla subclavata ex p. Pallas, Dissertatio de infestis viventibus intra viventia, Lugd. Batav. 1700. p. 29. Pituitrin cylindrica Goeze, Versuch einer Naturgesch. etc. 1787. p. 174. Anm. Distoma cylindraceum Zeder, Nachtrag etc. p. 188. Taf. IV, Fig. 4 — 6. Fasciöla cylindracea Rüdolphi, Wiedemann's Archiv f. Zool. u. Zoot. III. 1802. p. 83. Distoma cylindraceum Rüdolphi, Entoz. bist. nat. IL p. 393. Entoz. Synops. p. 10(3. „ „ Düjardin, Hist. nat. d. Helm. p. 395. ItrachylacntHs cißlnäraceus Blanchard, Annales des Sc. nat. Hie Ser. Zoolog. To. VIII. 1847. p. 295. Distomum cylindraceum Diesing, Syst. Helm. p. 368. Distoma cylindraceum Pagenstecher, Trematodenl. u. Tremat. p. 43. Taf. V, Fig. 3 u. 4. „ „ Olsson, Bidrag etc. p. 14. Bistomum cylindraceum v. Linstow, Arch. f. mikr. Anat. 36. 1890. p. 173. Taf. VII u. VIII. — 6o — Distomum cylindraceum dürfte neben dem Distomum hepaticum einer der ältesten bekannten Trematoden sein, da ihn bereits Swammerdam vor über K><> Jahren zweifellos beobachtete (die erste Ausgabe der Biblia naturae erschien L737). In der Folgezeit wurde er mannichfach wieder aufgefunden (Pallas, Goeze), aber immer mit ähnlichen Formen zusammengeworfen, da man augenscheinlich damals 1 li keine Ahnung von dem Artenreichthum dieser ('lasse von Parasiten hatte, während die Band- und Spulwürmer im Gegensatz zu ihnen in derselben Zeil schon weil besser bekannt waren. Erst Zedeb bestimmte die Art genauer, doch kamen auch in Zukunft noch Verwechslungen, namentlich mit dem an dem gleichen Wohnorte, aber bei dem Wasser- frosche lebenden Distomum variegatum vor, das auch im übrigen eine gewisse Aehnlichkeil mit dem Distomum cylindraceum hat. So veröffentlicht Mayer (cf. die Litteraturangaben bei der fol- genden Art) Beobachtungen über ein angebliches Distomum cylindraceum, das aber nichts anderes als variegatum ist. da. Pachinger kennt im Jahre lsss den Unterschied zwischen den beiden Wurmformen noch nicht, denn die Abbildung und auch die Beschreitung, die er von Distomum „cylindraceum'' giebt, lässt in Anbetracht der Lage der Genitalöffnung, des Grössenverhältnisses der Saugnäpfe und noch einer Anzahl speeifischer innerer Merkmale nichts anderes als das Distomum variegatum erkennen. [ch liahe das Distomum cylindnin/nii nur in der Lunge des braunen Frosches, Ttana tem/porarha gefunden, niemals hei der grünen Eana eseuimta, und kann damit durchaus die An- gaben Dujardin's bestätigen. Ausserdem finden sieh in der Litteratur aber weiten' über tun Vorkommen des Wurmes auch bei der letztgenannten Froschart (besonders Zeder), die indessen wohl auf Vorwerks, düngen entweder der Frösche oder der Würmer zurückzuführen sind. Ferner wurde der Parasit gelegentlieh auch in den Lungen des Laubfrosches, Hyla arborea beobachtet. Im Gegensatz zu der Mehrzahl der früheren Autoren (Zeder, Rudolphi, Blanchard, Pagenstecher, Olsson, v. Linstow), welche den Wurm als sehr häufig -und gemein bezeichnen, muss Leb gestehen, dass ich ihm diese Eigenschaften durchaus nicht nachsagen kann. In einer grossen Menge von Landfröschen aus der näheren Umgegend von Leipzig ist mir das Thier innerhalb von 1- Jahren nur ein einziges Mal zu Gesicht gekommen, und auch da war es nichl einmal ganz sicher, oh der Frosch wirklich in der Xähe gefangen war. Häufiger (zu 17n/o) fand ich unseren Parasiten in Fröschen aus der Umgehung von Chemnitz, woher ich dann in der folge auch das weitere Untersuchungsmaterial bezog. Die höchste Zahl von Würmern, die ich in einer Lunge beisammen traf, belief sich auf 11 erwachsene Exemplare (17 in demselben Frosche) ; v. Linstow giebt sogar 12 Exemplare, Pagenstecher ebenfalls 11 als Maximalzahl für eine Lunge, Olsson 7 für den ganzen Frosch an. Die weitere Angabe v. Linstow's, dass das Alter Arv Würmer mit dem der Frösche in einer gewissen Wechselbeziehung stehe, kann ich, nach dem. was ich gesehen babe, nicht bestätigen. Wohl trifft man, wenn viele Würmer gleichzeitig zu- gegen sind, einen grösseren oder geringeren Theil von ihnen auf augenscheinlich derselben Alters- stufe stehend; aber daneben finden sieh auch jüngere, und. im ersten Frühjahre wenigstens, auch -au/, junge Exemplare von kaum einem halben Millimeter Grösse. Auch hier ist es allerdings auffällig, dass man vielfach nur ganz junge, oder nur mittelalte, oder von beiden je eine An- zahl, ohne Mittelformen vorfindet, was immerhin für eine raten- oder schubweise Infection der Frösche mit den Parasiten spricht ; aber eine Beschränkung der jüngeren Würmer nur auf jüngere Frösche muss ich bestimmt in Abrede stellen. Meine Erfahrungen sprechen positiv dafür, dass in jedem Jahre, und zwar hauptsächlich gegen den Herbst hin. Neuinfectionen stattfinden. Bibliotheca zoologica. Hefl 16. 9 — 66 — Die grössten von mir untersuchten Distomum cylindraceum massen 12 mm, wohingegen von Pagenstecheb 20 nun. von Diesing 15,8, von v. Linstow L3 mm und von Düjaedin In mm als Maximalmaasse angegeben werden; augenscheinlieh erreicht unser Wurm einmal eine ziemlich bedeutende, zum andern aber auch eine wahrscheinlich nach den Raumverhältnissen seiner Um- gebung sehr wechselnde Grösse. Der Körper ist im Leben ungefähr drehrund mit einem Quer- durchmesser von 0,5 nun. Was die Sa ugnäpfe anbelangt, so hat bereits v. Linstow auf die ziemlich abweichenden und fehlerhaften Angaben der früheren Autoren über ihre relative Grösse aufmerksam gemacht. Auch meinen Erfahrungen nach ist der Mundsaugnapf stets grösser, als der Bauchsaugnaiif. und zwar stellt sich deren Grössenverhältniss ungefähr wie 4 : 3, was vollkommen mit den von I Iiiardix gegebenen Zahlen übereinstimmt. Die Haut zeigt eine Ausstattung mit Stacheln, oder vielmehr Schuppen, welche namentlich bei dem frisch seinem Wohnsitze entnommenen Wurme deutlich und scharf hervortreten, nach verhältnissmässig kurzer Zeit aber schon, und besonders, wenn man die Thiere mit Wasser in Berührung bringt, spurlos verschwinden. Es handelt sich hei diesem Verschwinden aber nicht, wie die Autoren bislang angaben, um ein Ausfallen, sondern um eine völlige Auflösung der Stacheln mitsammt der Haut, in welcher sie sitzen, in der umgebenden Flüssigkeit. Ich komme hierauf im allgemeinen Theile bei Besprechung der Haut zurück. Die Schuppen stehen am dichtesten am Vorderleibe, wo sie oblonge, nach aussen zu etwas zugespitzte Platten von 0,03 mm Länge und 0,015 mm Breite darstellen. Sie sind in regelmässigen, ziemlich dicht auf- einanderfolgenden Querreihen angeordnet, die nach hinten zu aber immer grössere Zwischenräume zwischen sich lassen: da im Vereine hiermit auch die Abstände der einzelnen Schuppen von den ihnen benachbarten grösser werden, so resultirt eine im Hinterkörper immer mehr zunehmende Verringerung der Dichtigkeit des Stachelbesatzes, wie sie übrigens bereits von der Mehrzahl der stachel- oder schuppentragenden Distomen bekannt ist. Mit der grösseren Zerstreuung nimmt auch die Grösse der Stacheln ab, so dass sie am Ende des dritten Körperviertels mit ihren Spitzen bereits nicht mein1 aus der Haut hervorsehen; noch weiter nach hinten verschwinden sie endlich ganz, so dass (bis letzte Kurperende stachellos ist. Die Haut ist ausser den Schuppen durchsetzt von den Ausführungsgängen sehr zahlreicher Hautdrüsen, die ebenfalls im Vorder- leibe am dichtesten angehäuft sind: sie repräsentiren im frischen Zustande bei der Betrachtung von der Fläche hei- unregelmässige, stark körnige und etwas gelblich gefärbte Schläuche, die mit den Bewegungen des Wurmes mannichfach ihre Form ändern, im Inneren aber keine weitere Differenzirung erkennen lassen. Nur bei stärkerem I »rucke, oder bei Elementen, deren Inhalt noch nicht die intensiv körnige Beschaffenheit angenommen bat, scheint an irgend einer Stelle ein helleres kugelförmiges Gebilde, der Zellkern, durch die Körnermasse hindurch. Stets deutlich wahrnehmbar ist aber der Ausführungsgang der Drüsen, der sich bis an die Aussenfläche der Haut verfolgen lässt. Im gefärbten Zustande fallen diese Gebilde viel weniger auf. da sie sich mit Hämatoxylin sowohl, wie auch mit Carmin (Picrocarmin) nur schwach färben, und auch sonst gegen die benachbarten Parenchymzellen wenig sich abheben. Sie sind nur klein, und ragen bei einer hiebe von 0,015 mm kaum jemals weiter als 0,05 mm in den Innenraum des Körpers hinein. Neben ihnen existiren nun im Vorderkörper auch noch die sog. Kopfdrüsen, bedeutend grössere, kugelige Gebilde mit ebenfalls körnigem Protoplasma, aber bedeutend deutlicherem Kern und mehr oder minder langem, scharf abgesetzten Ausführungsgange, der über den Mundsaugnapf Im hinweg an den Mundrand verlauf! . um daselbsl nach aussen zu münden. Sie messen auch 0,05 nun in der Länge, aber 0,04 nun im Querdurchmesser, und ihr Kern is1 0,01 mm gross. Sic sind ausserdem nicht unbeträchtlich stärker färbbar, als die vorher beschriebenen Drüsen- zellen und liegen in ziemlicher Anzahl in den Seitentheilen des Vorderkörpers bis ungefähr zu der Gabehmgsstelle des Darmes hin zerstreut (Fig. II u. 12, Taf. II), ihre Ausführungsgänge aber laufen sämmtlich nach vorn. Ob die von v. Linstow beschriebenen, ..im Parenchym ver- streut" liegenden Drüsenzellen diesen Kopfdrüsen oder dm Eautdrüsen entsprechen, kann ich nicht bestimmen, da die dort angegebenen Maasse auf keine drr beiden Sorten passen (die von mir angegebenen Maasse beziehen sich auf dir Drüsen vollkommen erwachsener Thiere). Die Farbe der Würmer ist abgesehen von dem gefärbten Uterus und Darm, lud auf- fallendem Lichte milchweiss, Ihm durchfallendem etwas ins röthliche spielend. Der Darma pparal beginnt hinter dem Mundsaugnapfe mit einem deutlich erkennbaren Vorhof, auf den ein kleiner, kugeliger Pharynx folgt. Der Oesophagus ist nur kurz, kaum länger als der Durchmesser des Mundsaugnapfes, in seiner Weite ungefähr den Darmsehenkeln gleich. Diese erstrecken sich, mitunter in ziemlich ansehnlichem Caliber, las ins Hinterende des Wurmes und endigen ganz kurz vor der Leibesspitze. Es beruht demnach auf einem Irrthum, wenn I >i. an. iiAun iL e. p. 297) sie nur Ins zu 's der Gesammtlänge nach hinten sieh erstrecken lässt. Die Nahrung des "Wurmes besteht, wie alle Beobachter übereinstimmend mittheilen, aus Blut, welches den Gefässen <\rr< Wirthes entzogen wird, in der That scheint Distomum cylindraceum ein sehr anspruchsvoller und auch gefährlicher Gast zu sein; die Blutmassen, die es gelegentlich in seinen stark erweiterten Darmschenkeln aufweist, sind ganz bedeutende. Andererseits habe' i.di aber immer den Eindruck gehabt, als ob zur Verdauung und Assimilation dieser Nahrung wiederum lange Zeit erforderlich wäre, dass also die Entziehung der Blutmassen sich auf längere Zeitabschnitte vertheilt. Eine definitive Entscheidung hierüber zu treffen, dürfte freilieh seine Schwierigkeiten haben. Das Nervensystem (Fig. lti:). Taf. VIII) schliesst sich in seinem Baue wesentlich dem bekannten Typus an. v. Linstow berichtet bereits von dem Vorhandensein von sechs grossen Nerven, welche von den Gehirnganglien aus in den Leib des Thieres hinein sich erstrecken, und von denen ..die vier äusseren an der Bauch-, die zwei inneren an der Rückenseite verlaufen;" nach vorn gehen nur „kleine Nerven zum Mundsaugnapf. " In Wirklichkeit haben wir vom und hinten jederseits je drei Nerven; von den hinteren entsprechen die von v. Linstow als innere, an der Rückenseite verlaufende bezeichneten den Rückennerven, von den „äusseren" sind die am weitesten lateral geleg< neu unsere Seitennerven, die anderen aber die Bauchnerven. Es ist richtig, dass die Seitennerven hier der Bauchfläche ziemlich angenähert liegen ; alle Paare aber erstrecken sich bedeutend weiter nach hinten, als es v. Linstow zeichnet, nämlich bis ganz in die Nähe des Hinterendes: ihre specielle Endigungsweise habe ich aber auch nicht zu entdecken vermocht. Hei Untersuchung des lebenden Thieres erkennt man zwischen diesen Längsnerven unschwer auch die Ringcommissuren, von denen fünf vorhanden sind, eine zu der Grösse unseres Wurmes auf- fällig geringe Zahl, die aber mit der augenscheinlich geringen Lebhaftigkeit und Beweglichkeit des Thieres in einem directen Zusammenhang stehen dürfte. Betreffs der Lagerung der Commissnren verweise ich auf die oben citirte Abbildung, auf welcher man zu gleicher Zeit erkennt, dass von den beiden, vor und hinter dem Bauchsaugnapfe vorbeiziehenden Dorsal- und Ventralcommissuren je ein Ast zu diesem abgegeben wird. Aufgefallen ist mir auch an der auf d<-v Rückenseite 9* 68 hinter dem Saugnapfe vorüberziehenden Commissur eine Ideine Anhäufung von Ganglienzellen, die ungefähr in der Mittellinie sich befindet. Ein Supracerebralnervensystem, ebenso wie eine Lateralcommissur habe ich hier nicht aufgefunden; übrigens ist die Anhäufung der Kopfdrüsen und ihrer Ausführungsgänge an dieser Stelle, sowie die im allgemeinen etwas körnige Be- schaffenheit des Parenchyms bei unserem Thiere einer Erkennung dieser Nerventheile nicht son- derlich günstig. Das Excretionsgef ässsy stein (Fig. 163, Tat'. VIII) zeigt einen im Verhältniss zur Grösse des Wurmes recht einfachen Bau. Die Form der Excretionsblase ist von v. Linstow richtig beschrieben worden; sie hat eine Yförmige Gestalt, wobei allerdings der hintere, unpaare Schenkel die bei weitem grösste Ausdehnung erreicht, eine Ausdehnung, die fast einem Drittel der gesammten Körperlänge gleichkommt. Die vorderen Schenkel der Blase, sind nur kurz, sack- förmig und ragen mit ihren vordersten Enden meist dorsal über den ersten Hoden hinweg. Aus jedem dieser blasenförmigen Schenkel tritt ein Hauptgefäss aus, welches in geschlängeltem Ver- laufe vorwärts und seitwärts ziehend, in der Höhe des Bauchsaugnapfes den Körperrand erreicht. Hier erfolgt die Theilung in den vorderen und hinteren Ast, die auf ihrem ferneren Wege je zwei Nebengefasse abgeben. Auf jedem dieser letzteren sitzen drei Capillaren mit Endtrichtern auf, so dass wir im ganzen Körper (mit Hinzurechnung der Enden der Eauptgefässe) 6X3X2 = 36 Trichter erhalten. Betreffs der Vertheilung der Trichter lässt sieh hier meist recht deutlieh erkennen, dass von den drei aus einem Nebengefässe entspringenden einer der dorsalen Körperfläche, einer der ventralen, und einer mehr dem Seitenrande des Körpers angehört. Ich habe eine ent- sprechende Vertheilung der Trichter noch bei einigen anderen, ebenfalls nur drei Capillaren auf einem Nebengefässe besitzenden Wurmarten aufgefunden; bei denjenigen, wo die letzteren zahl- reicher werden, war etwas Bestimmtes hierüber zunächst nicht herauszubekommen. Die Trichter selbst sind ziemlich gross, 0,019 mm lang und 0,01 an der Basis breit; die Capillaren zeichnen sich durch eine bedeutende Dehnbarkeit aus; schon im normalen Zustande weiter, als gewöhnlich, können sie, wenn der Wurm einige Zeit unter Druck gelegen hat, bis auf 0,026 mm Weite an- schwellen (Fig. 150, Taf. VII). Ihre Terminalzelle ist meist sehr deutlich und besitzt einen Kern von 0,007 mm. Genitalorgane. Der Genitalporus liegt in der Mittellinie des Körpers kurz vor dem Bauchsaugnapfe ; die abweichenden Angaben mancher Untersucher (Mayer, Pachinger etc.) erklären sieh daraus, dass jene Autoren ebennicht das wirkliche Distomum cylindraemm, sondern I>. varie- gatum vor sich gehabt haben. Der Genitalsinus, in den die unpaare Genitalöffnung hineinführt, ist ein zwar nicht sehr tiefer, aber in der Querrichtung etwas mehr als gewöhnlieh ausgedehnter Hohlraum, der nun durch eine, wie es seheint, gar nicht selten vorkommende, starke Erweiterung der eigentlichen Geschlechtsöffnung nur als eine eingesenkte Partie der äusseren Körperbedeckung erscheint. Am Boden dieser flachen Grube liegen dann die männliche und weibliche Genital- öffnung nebeneinander; in der That habe ich bei keinem anderen Wurme den Eindruck geson- derter Genitalöff'nungen so täuschend erhalten, wie hier, und das um so mehr, wenn das Thier im (Juetsehappai'at betrachtet wird. So berichten auch die neueren Untersucher (Pagenstecher, Olsson, v. Linstow) übereinstimmend von dem Vorhandensein zweier getrennter Oeffnungen, die nach v. Linstotv sogar 0,1 mm von einander entfernt liegen. Schon bei Untersuchung von Schnitten findet man aber den Genitalvorraum meist deutlich erkennbar und bei genauerer Unter- suchung mit starker Vergrösserung ergiebt sich auch im Quetschpräparat das in Fig. I 17. Taf. Ylll _ 69 gezeichnete Bild, auf dem der Rand der sehr erweiterten Geschlechtsöffnung deutlich als Kreis erkennbar, und die Innenwand des Sinus selbst durch ihre Bekleidung mit feinen Wärzchen scharf von der äusseren Körperhaul unterschieden ist. I'ie Mittelpunkte der beiden Genital- öffnungen liegen hier sogar 0,13 nun auseinander, aber nicht auf der Körperfläche, sondern in dem stark erweiterten Geschlechtsvorraum. Männliche Organe. Dass nur zwei Hüllen vorhanden sind, hat v. Linstow fest bellt; dass sie aber im Alter „schwinden" äollen, kann Leb nicht zugeben; sie werden vielmehr nur verdeckt durch den enorm anschwellenden Uterus. Es sind annähernd kugelige Körper, die ungefähr die halbe Körperbreite einnehmen, und zu Seiten der Mittellinie schräg hintereinander in der hinteren Körperhälfte anzutreffen sind. Manchmal erscheinen sie vollkommen median hinter einander gelegen, was aber entweder nur scheinbar, oder wenigstens nicht der normale Zustand ist. Die Samenleiter begeben sieh von den Hoden aas nacb vorn, vereinigen sich aber bereits ehe sie den Bauchsaugnapf erreichen, zur Bildung einer Samenblase, die in einen starken und muskulösen Cirrusbeutel eingeschlossen ist. Dieser lagert sieh im normalen Zustande ungefähr in der Medianebene des Leibes über die Rückenseite des Bauchsaugnapfes hinweg, wird aber bei gedrückten Präparaten stets rechts oder links um denselben herum verlagert, entweder mit oder ohne den Endtheil der weiblichen Leitungswege, die im letzteren Falle dann auf der anderen Körperseite liegen (Fig. 39 u. 12, Taf. U). !>ie Samenblase machl im Grunde des Cirrusbeutels meist einige Windungen und zeichnel sieh gegenüber ihrem Verhalten bei anderen Wurmarten durch eine etwas bedeutendere Länge, aber dafür geringere Weite aus (Fig. 117. Tat*. VII). Nach vorn folgt auf sie, durch einen Sphinktermuskel getrennt, eine nicht stark, aber vollkommen deutlieh entwickelte Pars prostatica, welche die Ausführungsgänge der ziemlich zahlreichen, ii Pro tatadrüsen in sieh aufnimmt. Die Pars prostatica geht ihrerseits über in den Ductus ilatorius, einen muskulösen Gang von 0,02— 0,03 mm Weite, der einige Biegungen macht und ■i Ii ca. ".1 mm vor der Mündung in den Sinus plötzlich auf das reichlich 3fache verdickt. Dieser letzte Theil, der auf seiner Innenwand einen dichten Besatz mit feinen Wärzchen oder Zäpfchen trägt, ist als Penis nach aussen verstülpbar. v. Linstow beschreibt au—er einer King- und einer Längsmuskulatur in seinem Inneren „eine mächtige Radiärmuskellage" ; wenn nun hier keine Verwechselung mit der eben erwähnten Zäpfchenauskleidung des Penis vorliegt, weiss ich mir diese Angabe nicht recht zu erklären: Thatsache ist jedenfalls. : von einer Radiärmuskellage keine Spui' vorhanden ist. Eine Ausstülpung des Penis habe ich nicht beobachtet, linde in der Litteratur auch nur bei Rudolph] die Angabe, dass der Penis „raro emissus" sei; trotzdem kann ich aher mit aller Bestimmtheit behaupten, dass seinem ganzen Baue nach, der Penis bei einem etwaigen Hervortreten nach aussen nicht, wie v. Linstow angiebt, einfach „hervorgedrängt", lern einzig und allein handschuhfingerförmig nach aussen hervorgestülpt wird. Ich komme im histologischen Theile hierauf zurück. "\\ eibliche Organe. Der Keimstock liegt als annähernd kugeliges Gebilde kurz hinter dem Bauchsaugnapf auf der rechten Seite des Körpers (nach v. Linstow links). Er hat ungefähr die Grösse des Bauchsaugnapfes und zeigt da, wo der Keimgang aus ihm hervortritt, eine kleine. buckeiförmige Eervorragung. Dieselbe ist gegen den Leitungsweg durch eine etwas verstärkte Ringmuskulatur abgesetzt ; darauf folgt zunächst wieder eine (Fig. 148, Taf. VII) nicht sehr stark markirte Auftreibung des Keimganges, an deren Ende der LAURER'sche Canal aufgenommen wird. Wir treuen in demselben einen ziemlich langen in..') mm) und ziemlich dicken (0,03 mm) mit einer — 7(> — sehr starken, aber unregelmässigen Ringmuskulatur (Fig. 151, Tat'. VII) ausgestatteten Gang, der meist etwas rückwärts von seiner Ursprungsstelle auf dem Rücken nach aussen mündet. Kiese Mündung sah ich einige Male ganz schwach trichterförmig erweitert, augenscheinlich, weil die Ringmuskulatur an dieser Stelle ein wenig reducirt ist. Ein Receptaculum seminis oder eine als solches dienende Erweiterung trägt der Laürer' sehe Canal nicht. Kurz nach ihm tritt dann der Dottergang in den Keimgang hinein, von einem verschieden stark entwickelten, dreieckigen Dotterreservoir herkommend. Die Dotterstöcke erstrecken sich, besonders auf der Rückenseite, von dem Hinter- ende des Pharynx an bis etwas älter den letzten Hoden hinaus, und zeigen eine exquisit baum- förmig verästelte Gliederung. Dieselbe ist namentlich im Vorderkörper, wo keine anderen Organe den Ueberblick stören, sein' schön zu sehen (Eig. 39, Tat'. II). Die einzelnen Bäumchen, die zwar dicht benachbart, aber doch auch deutlich von einander isolirt sind, entsenden jedes einen Ausführungsgang nach den longitudinalen Dottercanälen , deren weitere Verbindung mit dem Dotterreservoir in der üblichen Weise durch die queren Dottergänge erfolgt. Dass, wie v. Linsiow beschreibt, auch der LaurerscIic ('anal in das Dotterreservoir einmünden soll, beruht auf einem Irrthum und dürfte schon um deswillen nicht unbegründete Zweifel wachrufen, als dieses Ver- halten l>is jetzt ohne jede Analogie bei unseren Thieren dastände. Auf die Einmündung des Dotterganges folgt sodann die Erweiterung zum Ootyp, der hier von einer so ansehnlichen Menge von Schalendrüsenzellen umgeben ist, dass deren Gesammtmasse beinahe der des Keimstockes gleichkommt. Gegen das Parenchym ist die Schalendrüse nicht durch eine besondere Grenze abgeschlossen. Der Anfangstheil des Uterus repräsentirt wiederum ein ansehnliches Recep- taculum seminis uterinum. Von hier steigt er zunächst ziemlich direct in das Hinterende des Körpers hinab, um auf demselben Wege, ebenfalls ohne bedeutende Schlingenbildung, nach vorn und der Genitalöffnung zurückzukehren. Diese im Verhältnis« auffällig geringe Länge des Frucht- hälters wird aber compensirt durch eine ganz ansehnliche Weite, die so gross ist, dass im Hinter- leibe der auf- und absteigende Abschnitt zusammen fast den ganzen Querschnitt des Körpers ausmachen und nur ganz wenig Raum für den Darm und das Excretionsgefäss übrig lassen. Der letzte Theil des Uteras ist zur Vagina umgebildet; ihre Länge ist etwas geringer, als die des Cirrusbeutels, ihre äusserlich stärker mit Muskeln ausgestattete Wand zeigt im Innern wieder jenen Besatz mit dicht gedrängt stehenden kurzen Zäpfchen, den wir bereits als innere Aus- kleidung des (eingestülpten) Penis kennen lernten. Nach v. Linstow liegt hier ein „mächtiges Cylinderepithel", welches auf der beigegebenen Abbildung die Eigenthümlichkeit zeigt, dass alle Epithelzellen an ihrer Basis einen runden hellen, einige Zellen aber nach innen zu noch einen zweiten, dunklen und spindelförmigen Kern zeigen. Ich glaube, wie gesagt, auch in diesem Epithel unseren Zäpfchenbelag zu erkennen. Die Eier (Fig. 40, Tai'. II) sind 0,04 mm lang und <>,< )-_I2 mm breit, von sehr regel- mässig ovaler Gestalt, am hinteren Ende mit einer kleinen Verdickung der Schale ausgestattet. Die letztere ist ziemlich dunkel, so dass man durch sie hindurch nur wenig von dem im Inneren enthaltenen Embryonalkörper zu erkennen vermag. Die Hier werden, wenn man die Würmer ins Wasser bringt, zum grössten Theile abgelegt, während die Thiere selbst nach ganz kurzer Zeit bereits dem Tode verfallen. Felier die Jugendform resp. über die Entwickelung des Distonuini a/liiidraceum hat v. Linstow in der oben citirten Arbeit eingehendere Mittheilungen gemacht; ich besitze darüber keine Erfahrung. — 71 — Die jüngsten Exemplare des ¥ui s, die ich in den Lungen der Frösche antraf, massen 0,65 limi (Fig. 41. Tai'. II und zeigten sich bereits in ihrer ganzen inneren Organisation als typische Distomum cylindraceum. Der Darm erschien deutlich als röthlicher Schlauch, durch auf- genommenes, zunächst aber noch spärliches Blui so gefärbt; Eoden und Keimstock waren deutlich als solche erkennbar. Später sieht man auch den Uterus als farblosen, massig dicken Strang ersi nach hinten in das Körperende, und von da wieder nach vorn ziehen (Fig. 42, Tat'. 11): bei Indi- viduen von ca. 2,5 mm Länge landen sieh Spermatozoen in den weiblichen Leitungswegen, aber noch keine Eier, bei Individuen von bald 4 nun Länge endlich auch die letzteren vor. Leider habe ich nieht so viel jüngere Exemplare des Wurmes zur Verfügung gehabt, als ich wohl ge- wünscht hätte. 9. Distomum variegatum RUD. Litt erat u r: Monostoma bonibgnae Zeder, Nachtrag etc. p. 1(30. „ eUipücum Rudolph, Entoz. hist. nat. IL p. 333. Entoz. Synops. p. *4 u. 344. Distoma variegatum Rudolph, Synops. p. 99 u. :>7s. M,,uiis/, ,iiin eUipücum Bremser, denn. Helm. Tab. VTTT, Fig. 12 — 14. Distoma variegatum Creplin, Novae observationes de Entozois. Berol. 182!). Besprochen von Melüis in Isis 1831. p. 177. ' i „ Creplin, Ersch u. Gruber's Encycl. I. To. XXXII. p. 288. 1839. „ cylindricum M iyer, Beitr.z. Anatomie d. Entozoen. Bonn 1841. p. 18. Tab. 111. Fig. 13. Monostomum eUipücum Dujardin, Hist. nat. des Helm. p. 359. Distoma variegatum Dujardin, ibid. p. 41i:i;'srlie Speciesunme wurde von Rudolph] später in M. eUipticum verändert und gleichzeitig eine neue Beschreibung des Wurmes auf ein von Gaede an Rudolphi gesandtes Exemplar hin gegeben, welche nun ganz unverkennbar von dem Distomum variegatum entnommen ist, nur dass eben der kleine Bauchsaugnapf unbemerkt blieb. Gleichzeitig beschreibt aber merkwürdigerweise Rudolph an anderer Stelle denselben Wurm richtig unter dem Namen D. variegatum; er hat hier auch den Bauchsaugnapf, dem er ein „ostium exiguum" zuschreibt, gesehen, scheint aber der verschiedenen Wirthsthiere wegen trotz aller sonstigen Aehnlichkerl dabei nicht an sein Monostomum eUipticum erinnert wurden zu sein. Die Berichtigung Dujardin's ist gegründet auf die Untersuchung zweier Originalexemplare des Wiener Museums. Wie schon bei der Beschreibung der vorigen Species erwähnt, ist Pachinger auch gegenwärtig der Unter- schied der beiden Lungenparasiten unserer Frösche noch völlig unbekannt. Ganz abgesehen von der in mehr als einer Hinsicht recht bedenklichen Beschaffenheit seiner Untersuchungsresultate, beziehen sich dieselben alle, soweit solche Beziehungen überhaupt nachweisbar sind, auf Distomum variegatum und nicht auf Distomum cylindraceum. Distomum variegatum findet sich in den Lungen des Wasserfrosches Ttana esculenta; es dürfte ferner durch Zeder und Gaede sein sehr seltenes Vorkommen in Bombinator igneus und in Biifo cinereus nachgewiesen sein, denn bei Düjardin findet sich die Angabe, dass es in Wien 30mal in 1113 Exemplaren des Unke, und einmal in 12."> Kröten autgefunden wurde. Sein Vorkommen in dem Landfrosche (B. temporaria) ist meines Erachtens bis jetzt nicht zweifellos festgestellt. Der Wurm sitzt gewöhnlich mit dem Vorderende zwischen das Balkenwerk der Lungenwand eingesenkt, wobei der Körper frei in die Lungenhöhle hineinragt. Vielfach ist der Mundsaug- napf festgesogen (von dem Bauchsaugnapfe habe ich das nicht gesehen), gar nicht selten aber wird der Parasit auch nur durch die Bälkchen der schwammigen Lungenwand festgehalten. Ich habe bis zu 16 Exemplaren in einer einzigen Lungen hallte gefunden, während in der anderen desselben Frosches deren 11 sassen, demnach 27 in einem einzigen Thiere; trotz alledem zeigte der glückliche Besitzer dieses ßeichthums augenscheinlich kein Uebelbe finden. Während man bei Herbst- und Winterfröschen meist nur grosse, vollerwachsene Exemplare antrifft, be- ginnen im Frühjahr, wenn die Frösche das Wasser aufsuchen, ganz kleine in grösserer Zahl aufzutreten und dabei ist dann häutig von grossen keine Spur mehr zu entdecken. Ich habe diese Verhältnisse leider nicht weiter verfolgen können, indess ist es nicht unwahrscheinlich, dass, ähnlich wie es bei Distomum cylindraceum durch Braun1) direct beobachtet wurde, auch hier im Frühjahre eine aktive Auswanderung der Würmer stattfindet. Die Grösse des Distomum variegatum kann meinen Erfahrungen nach bis auf 18 nun steigen: <'ia.ii.iN giebt ö — 7'" (= ca. 16 mm), Düjardin 16 mm, Pagenstecher nur 10mm als Maximalmass an; andererseits sind aber Würmer von 4 mm Grösse bereits ansehnlich mit Eiern gefüllt. Auch die Körpergestalt ist in den verschiedenen Altersperioden eine wechselnde. Zuerst rein elliptisch (Monostoma „eUipticum"! Fig. 47, Tai'. II), werden die Thiere allmählich länger, zungenförmig, aber erst bei ganz grossen setzt sich der Vorderleib nalsartig und mehr beweglich gegen den unbeweglichen, verbreiterten Hinterkörper ab (Fig. 45, Tat'. II). Das Grössenverhältniss drv Saugnäpfe ist nicht ganz constant, indessen zeigt sich, dass der Mundsaugnapf stets ') Braun, Notiz über Auswanderung von Dis1 in. Ccntralbl. f. Bakteriol. u. Parasitenk. VII. 1890. p. 568. — 73 — grösser ist, als der Bauchsaugnapf. Letzterer tritt nur wenig nach aussen hervor, hat auch nur eine unansehnliche innere Höhlung, sodass ertrotz seiner Grösse, bei voll erwachsenen Exemplaren wirklich ziemlich leichl übersehen werden kann. Auch bei durchfallendem Lichte, bei dessen Anwendung sonsl alle Organisationsverhältnisse deutlicher hervorzutreten pflegen, ist er, der Undurchsichtigkeil des Wurmkörpers wegen, oft thatsächlich nicht aufzufinden. Las gegenseitige Grössenverhältniss zwischen Mund- und Bauchsaugnapf ist, wie erwähnt, nicht constant; bei verschiedenen Würmern, die unter ganz gleichen Verhältnissen untersucht und ge~ messen wurden, ergah es sich in einem Falle ungefähr wie I : '■'• in einem anderen wie 7:6. Am Mundrande öffnen sieh die Ausführungsgänge zahlreicher Kopfdrüsen . die in Bezug auf Lagerung, Grösse und sonstiges Verhalten durchaus mit den bei Dist. cylindracewm beschriebenen übereinstimmen. Es sind mir überhaupt in dem Laue des Distomum variegatum einige Ungleichheiten auf- gefallen, die nicht nur verhältnissmässig häufig, sondern auch immer sehr ausgesprochen sich bemerkbar machten; anfangs glaubte ich, es in den einzelnen Füllen vielleicht mit generisch verschiedenen, alier in ihrem äusseren Habitus recht ähnliehen Formen zu thun zu haben, und das um so mehr, als manche der Besonderheiten öfters in scheinbar gesetzmässiger Weise ver- einigt vorkamen, [ndessen hat mir der Vergleich sehr zahlreichen Materiales doch immer noch heim' festen Anhaltspunkte für eine definitive Scheidung in mehrere Arten an die Hand ge- geben, und ich muss in den erwähnten Abweichungen im Baue zunächst nur mehr oder minder häufig und constant auftretende Aberrationen sehen. Vielleicht, dass später der Vergleich noch zahlreicheren Materiales oder die Erforschung der Entwickelungsgeschichte auch hierüber Klar- heit bringt. Ueberhaupt ist Distomum variegatum ein in vieler Hinsieht höchst interessanter Wurm, der in seinem Hau und seiner Lebensgeschichte manches unklare birgt. Eines derjenigen Organsysteme, welches die eben erwähnten Ungleichheiten in seiner Ausbildung aufweist, ist die Haut. An gewissen Exemplaren des Thieres besitzt dieselbe unmittelbar nach der Entnahme aus dem frisch getödteten Wirthe eine Dicke von 0,04 — 0,05 mm; sie ist dabei körnig und trübe, wenig durchsichtig, ihr äusserer Rand ist völlig glatt, gegenüber der darunter liegenden Masse augenscheinlich um eine Kleinigkeit resistenter. Von Stacheln oder sonstigen Einlagerungen ist nirgends eine Spur zu entdecken. Nach sehr kurzer Zeit aber schon, und besonders bei Anwendung von Druck bläht sie sich etwas auf und es erscheinen Fremdkörper in ihr, auf welche an dieser Stelle nur beiläufig hingewiesen sein mag (Fig. 139, Taf. VII), wir werden bei der allgemeinen Besprechung der Haut ihnen noch eingehender unsere Aufmerksamkeit zu schenken haben. Miese Haut ist also vollkommen glatt. In anderen Fällen jegen (immer bei ganz frischen Thieren) ist ihre äussere Oberfläche in zahllose, sehr feine und nach hinten umgelegte Spitzchen ausgezogen, welche augenscheinlich nur Fortsätze derselben sind, und ihr ein Aussehen verleihen, ähnlich dem einer dicht mit Papulae filiformes besetzten Säugethierzunge (Fig. 137, Taf. VII). Die Dicke ist hier viel geringer, 0,01 — 0,015 mm. die Masse, aus der sie besteht, aber wiederum durchaus gleichmässig undurchsichtig körnig, ohne irgend welche anderen, erkennbaren Differencirungen. Es ist bemerkenswerth , dass dieser Spitzchenbesatz ganz unverändert auch durch die Saugnäpfe, ja vorn sogar durch den \ orhof bis in den Anfängst heil des Pharynx hinein sich fortsetzt. Endlich finden wir ziemlich häufig noch eine dritte Modification der Haut, wo in derselben typische Stachel- bildungen auftreten (Fig." 136 u. 138, Taf. VII). Die Haut selbst hat die Beschaffenheit von Libliotheca zoologica. Heft 16. 10 — 74 — früher, sie ist eine fcrübkömige, wenig durchsichtige Masse von 0,02 — 0,025 mm Dicke, in welche nun die Stacheln eingesenkt sind, aber nicht in der sonst allgemein üblichen Weise bis zum Boden, auf :i 1 1 besitzt, wie wir ihn von seinen Verwandten kennen: auf die Einzelheiten des- selben bin ich freilich nicht weiter eingegangen. Excretionsapparat. Von demselben ist in Folge der angeführten Eigenschaft des Parenchyms ebenfalls nicht viel zu sehen. Zwischen den Boden und dem Bauchsaugnapfe, aber mehr dem letzteren genähert, bemerkt man oft in den Körperseiten zwei blasenförmige Gebilde, deren Vorderende mehr oder minder abgerundet, deren Hinterende dagegen von den Keimdrüsen und dem Uterus stets verdeckt ist. Es sind die Schenkel der Excretionsblase, welche letztere hier, ganz ähnlich wie lud dem Distomum cylindracewn, zum bei weitem grössten Theile von einem impaaren Hauptstamme dargestellt wird. Derselbe schwankt in -einen Dimensionen natürlich je nach dem Grade seiner Füllung, und wird meist erst nach einiger Zeit sichtbar; nach hinten zu verdickt sich seine Muskulatur zu einem Sphinkter, der den Verschluss <\r< Excretionsporus ver- mittelt. Aus den kurzen, sackförmigen Schenkeln des Sammelraumes kommt jederseits ein Gefäss hervor, über dessen weiteren Verlauf ich ahm' nicht zu völliger Klarheit gekommen hin: augen- scheinlich verhält .-ich dasselbe jedoch ähnlich, wie hei />. cylindracmm, wo es sich bald in einen vorderen und hinleren Ast gabelt, die dann den Nebengefässen den Ursprung geben. Am deut- lichsten sieht man gewöhnlich den vorderen Hauptgefässast, der bis zur Höhe der Darmtheilung aufsteigt und dort in die Capillaren zerfällt. Die Flimmertrichter, die meist ihrer peripheren Lage wegen nichi schwer zu erkennen sind, messen ungefähr 0,011 mm in der Länge und sind an ihrer Basis 0,005 nun breit. Das ganze Gefässsystem des Distomum variegatum zeichnet sieh aus (mit Ausnahme der Sammelblase durch eine augenscheinlich sehr geringe Widerstandsfähigkeit seiner Wandungen. Sobald man den Wurm unter das Deckgläschen bringt, beginnt das ge- sammte Röhrenwerk der Gefässe sich stark aufzublähen, ganz ähnlich, wie es auch bei Distomum cylindraccum zu beobachten war. Während aber dort die Capillarwandungen dem Drucke wenigstens eine Zeit lang zu widerstehen vermochten, treten hier schon sehr bald Flüssigkeitsbläschen durch dieselben in die benachl arten Parenchymtheile über und zerstören nach und nach das Uefäss vollkommen, während der Endtrichter seine Thätigkeit noch lange fortsetzt. Damit stimmt die Beobachtung überein, dass man auf Schnitten nichl im Stande ist, an den grösseren und kleineren 10* — 76 — Gefässen irgend besondere Wandungen zu entdecken; dieselben scheinen nichts als Lücken des Gewebes /.n sein (Fig. 140, Tat". VII). Die Genitalorgane habe ich, da sie in mehrfacher Hinsicht interessante Verhältnisse darbieten, genauer studirt, und das. was am lebenden Thiere nicht mit voller Sicherheit zu constatiren war, an Schnitten durch conservirte Objecte zu eruiren versucht. Die Genital- öffnung liegt, wie schon Creplin und Mehxis gesehen haben, ganz vorn im Körper senkrecht unter dem Pharynx. Sie repräsentirt, im Quetschpräparat gesehen, ähnlich wie bei Distomum cylindraceum eine ziemlich weite Oeffnung mit oft wenig deutlichen Rändern (Fig. 134 u. 135, Tai'. Vll), die in eine ganz flache Grube, scheinbar eine Einsenkung der Körperhaut hineinführt, Hierauf bezieht sich augenscheinlich die Pagenstecher' sehe Angabe von der „trichterförmigen Mündung" der Eileiter. An Schnitten durch conservirte Objecte und namentlich solche, die in ganz gestrecktem Zustande tixirt wurden, zeigt sich dagegen der sinus mehr röhrenförmig, als gemeinschaftlicher Endtheil der beiden Leitungswege, wie eben seine Form auch sonst von den Contractionszuständen des Körpers abhängt. Durch seine innere Auskleidung aber, die nur am frischen Objecte vollkommen deutlich erkennbar ist und von feinen nicht sehr dicht stehenden Wärzchen gebildet wird, unterscheidet er sich stets von der wirklichen Körperhaut. Im Grunde des Genitalatriums liegen die Genitalöffnungen, hier nicht so weit von einander entfernt, als bei D. cylindraemm. Männliche Organe. Pagenstecher schreibt dem I). variegatum auf beiden Seiten in Reihen stehende kleine Hoden zu, die bei älteren Thieren mehr schlaffe, von Zellen ausgekleidete Blasen darstellen, bei jüngeren von mehr gleichmässigem Aussehen sein sollen. Andere Autoren beschreiben nur zwei Hoden, und so viele sind in der That vorhanden; sie zeigen nicht immer die gleiche Form und die gleiche Lagerung und liegen mehr oder minder weit hinter dem Bauch- saugnapfe in den Seitentheilen des Körpers schräg hintereinander; in dem einen Falle jedoch mehr neben- (Fig. 43, Taf. II), in dem anderen mehr hintereinander (Fig. 45, Taf. II). Manchmal sind sie mehr rund oder oval, manchmal mehr gestreckt und dann mit seitlichen Einkerbungen versehen. Eine bestimmte Gesetzmässigkeit in dem Auftreten dieser Eigenschaften habe ich aber bis jetzt nicht zu erkennen vermocht. Aus ihrem vorderen Rande tritt je ein Vas deferens aus; beide Gefässe ziehen, meist unschwer nachweisbar, nach vorn und treten schon unmittelbar kopf- wärts von dem Bauchsaugnapfe an einander heran, ohne aber sofort mit einander zu verschmelzen. In vielen Fällen habe ich vielmehr ganz deutlich beobachtet, dass sie dicht aneinander gelagert, aber ohne zu verschmelzen, zunächst in <\r\- Mittellinie des Körpers noch eine Strecke weit nach vorn verlaufen (Fig. 45, 48, Taf. II). Dann erst treten sie in die Vesicula seminalis ein, d. h. sie vereinigen sich und erweitern sich sofort zu der genannten Samenblase. Diese zeichnet sich bei unserem Wurme aus durch ihre ganz enorme Länge, die reichlich den vierten Theil der Gesamintlänge des Körpers beträgt. Sic ist dabei ■- vollständig gestreckte Haltung des Vorder- körpers vorausgesetzt — nicht in Schlingen gelegt, sondern macht höchstens nur einige ganz schwache Krümmungen, die aber dann, wenn (\rv Vorderkörper von dem Wurme eingezogen wird, natürlich verstärkt werden und zu lockeren Schlingen sich umbilden müssen (Fig. 13, Taf. II). Die Dicke der Samenblase bleibt im Verhältniss zu ihrer Länge, und vielleicht gerade in Folge ihrer Länge, nur gering, wechselt aber ausserdem je nach dem Füllungszustande in gewissen Grenzen. Sie ist ferner in einen Cirrusbeutel eingeschlossen, der sie. wie auch sonst, allseitig fest umgiebt. In Folge dessen muss aber derselbe ebenfalls jene beträchtliche Länge aufweisen, — 77 — wie die Blase selbst; ja noch eine grössere, da ausser ihr in ihm auch der Ductus ejaculatorius sein Unterkommen zu finden hat. So erreicht der Cirrusbeute] in dem in Fig. L5 gezeichneten Individuum, welches L3,6 mm lang ist, die Länge von gerade 1 nun: bei jüngeren Exemplaren sind die Verhältnisse entsprechend. Im hinteren Theile legt sich der Cirrusbeutel der Samen- blasenwand so dicht an, dass er von dieser nichl so leicht zu trennen ist, ausserdem aber sind auch seine eigenen Wandungen hier sehr schwach; sie nehmen erst viel weiter vorn, kurz ehe die Samenblase in den Ductus ejaculatorius übergeht, bedeutend an Stärke zu and behalten diese Ausstattung dann bis zur Vereinigung mit der Wand des Genitalsinus. Ungefähr '/s— %U nun vor dieser endigt die Samenblase, an welcher übrigens auch nicht selten ein hinterer und ein vorderer stärker gefüllter Abschnitt von einem mitliefen, schmächtigeren zu unterscheiden ist, und geht zunächst in eine kleine, sehr unscheinbare Pars prostatica über, die sieh dem Ductus ejaculatorius gegenüber kaum durch eine etwas grössere Weite auszeichnet und deshalb leicht ganz übersehen werden kann. In ihrer Umgebung liegen innerhalb <\>-.< Cirrusbeutels die Pro- statadrüsen, bei jüngeren Würmern ziemlich blasse, hyaline oder schwach körnige Zellen von kolbenförmiger Gestalt mit deutlichem Kern und Kernkörperchen. Ehre Ausführungsgänge lassen sich theilweise ohne Unterbrechung in den Sekretraum hinein verfolgen. Der Ductus ejaculatorius selbst verhält sich ganz ähnlich, wie hei Bist, cylindraceum; er repräsentirt ein mehr oder minder gestrecktes muskulöses Rohr, welches zwischen Samenblase und Genitalsinus sich ausstreckt und in seiner hinteren Hälfte 0,02 mm, in der vorderen dagegen ziemlieh unvermittelt 0,05 mm Durchmesser aufweist. In seiner ganzen Länge ist er im Inneren ausgekleidet mit den üblichen Zäpfchen; uaturgemäss sind dieselben in dem dickeren Theile etwas grösser und höher, als in dem dünneren. Der erstere kann nun als Penis nach aussen hervorgestülpt werden; von den älteren Beobachtern berichten dies Creplin und Blanchard, deren Angaben ich demnach bestätigen kann. Der umgekehrte Penis repräsentirt ein wurstförmiges, auf seiner Aussenfläche mit feinen Wärzchen — den Zöttchen der Innenwand - besetztes Gebilde von 0,16 mm Dicke, welches ich bis auf eine Länge von 0,75 mm hake hervortreten sehen: dass diese :f 4 Millimeter freilich das höchste Mass darstellen, bis zu dem der Penis sich auszudehnen vermag, bezweifle ich, und zwar um so eher, als derselbe bei seiner reichen Ausstattung mit Muskeln wahrscheinlich eine grosse Schmiegsamkeit und Dehnungsfälligkeit besitzen dürfte: nicht nur hier, sondern auch bei allen anderen, mit einem Cirrus ausgestatteten Formen, [ch will noch erwähnen, dass Molin in den Verlauf der männlichen Leitungswege bei unserem Wurme eine grosse Vesicula seminalis ein- geschoben sein lässt, die kurz hinter dem Bauchsaugnapfe sich findet; was dieses Organ, welches thatsächlich vorhanden ist, in Wirklichkeit zu bedeuten hat, werden wir bald sehen; die von Pachingek abgebildeten „blasenartigen Erweiterungen des Samenganges" sind nichts als unsere Vesicula seminalis; worauf eine noch weiter hinten gezeichnete zweite „blasenförmige Erweiterung des Samenganges, die aber oft fehlt"1) zu beziehen sein soll, ist nur nicht klar geworden. Weibliche Organe. Wie die Hoden, so besitzt auch der Keimstock keine in allen Fällen constante (iestalt: er variirt von der nahezu vollständigen Kugelform aus durch eine grosse Zahl von Uebergängen bis zu einer ziemlich lang nierenförmigen mit theilweise etwas zugespitzten Enden. Auch seine Lagerung weist Verschiedenheiten auf; meist der liückenfläche genähert treffen wir ihn auf Quetschpräparaten bald rechts, bald links von dem Bauchsaugnapfe Pai HINGER, 1. c. Erklärung der Taf. 1. Fig. I'.. — 78 — gelegen, und diese Lage ist immer so ausgesprochen, dass sie nicht nur auf eine bei dem Drücken hervorgerufene Verschiebung der Organe zurückgeführt werden kann; übrigens kann man sieh auch an Schnittpräparaten von der wechselnden Lage des Keimstockes überzeugen. Allenthalben findet er sieh in directer Nähe des Bauchsaugnapfes, entweder mit ihm auf gleicher Höhe, oder ein klein wenig dahinter. Seine Grösse wechselt beträchtlich, bei kleineren Thieren von 3 — 4 mm Länge ist er ungefähr noch gleich dem Saugnapfe; bei grossen Individuen von 13 — 15 mm Länge übertrifft er mit seinem Längsdurchmesser den dos Saugnapfes um das doppelte und drei- fache. Aus seiner, der Ventralseite zugekehrten Wand entspringt, wie auch sonst auf der Spitze einer kleinen, buckeiförmigen Hervorragung, und von dieser abgeschlossen durch einen Sphincter- tnuskel, der Keimgang, der sich zunächst ventral- und medianwärts wendet. Es ist ein kurzer, in seinem Verlaufe nur wenig aufgetriebener (lang von vielleicht (beim erwachsenen Thiere) 0,018—0,022 mm Dicke, der nun keinen Laüeer'scIicii Canal aufnimmt. An dessen Stelle finden wir aber, durch einen kurzen, in der Dicke dem Keimgange gleich stehenden ("anal mit diesem verbunden, eine sehr ansehnliche Blase, die meist caudalwärts von dem Keimstocke ge- legen, ihrer Grosse nach nur wenig hinter den Hoden zurückbleibt. Sie besitzt eine kugelige oiler mehr eiförmige Gestalt und kann ihrer Lage nach nichts anderes als ein Receptaculum seminis darstellen. Als solches kennzeichnet sie auch ihr Inhalt, der freilich oft so blass und durchsichtig ist. dass sie bei Betrachtung des intacten Thieres nur zu leicht der Aufmerksamkeit des Beobachters sich entzieht. Dieser Inhalt besteht zum weitaus grössten Theile aus Spermatozoon. und die Blase selbst ist es nun. welche von Molin als die oben erwähnte Vesicula seminalis, von Pachingee als ..Uterus" (!) aufgefasst wurde: letztgenannter Autor findet ausser diesem „Uterus" auch noch einen „ganz kurzen, aber breiten LAURER-STiEDA'schen Canal", der aber als reines Phantasie- gebilde sich herausstellt. Von Blanchard wurde das Receptaculum ebenfalls gesehen, aber mit dem Keimstocke zusammen, für eine „gründe capsule bilobee" angesehen, und unter dem Namen „vesicule1 oviductale" als Anfang des Uterus aufgefasst.1) Pagenstechee erwähnt von ihr nichts. Sehr bemerkenswerth ist nun der Inhalt dieser Blase, über den ich schon gelegentlich Mittheilung gemacht habe.2) Es zeigt sich zunächst, dass bei ganz jungen Würmern, die eben in die Periode der Geschlechtsreife eintreten, die Blase bereits in ziemlicher Ausdehnung vorhanden, aber nur mit einer ganz klaren, hyalinen Flüssigkeit gefüllt ist — d. h. sie erscheint im Präparate voll- kommen leer (Fig. 145, Taf. VII). Bald aber treten in ihr auf Dotterzellen, Trümmer von solchen, Keimzellen und zuletzt, wenn die Spermatozoen in den innern weiblichen Keimorganen ankommen, auch solche. Ihre Zahl wächst immer mehr, die anderen Bestandtheile treten zurück, und bei alten Würmern haben wir eine nur noch strotzend mit Samenfäden gefüllte Blase vor uns. ihnen nur gelegentlieh noch einzelne andere Kiemeute beigemengt sind. Aber diese Samen- fäden haben ein sehr sonderbares Aussehen ; ein grösserer oder geringerer Procentsatz von ihnen erscheint ganz normal und beweglich, ein anderer Theil aber., und zwar meist die Hauptmasse des ganzen, ist sehr blass. augenfällig gequollen, und bei der Isolation entweder nur noch ganz schwach, oder gar nicht mehr beweglich. Im conservirten Präparat bilden diese letzteren Samenfäden mitunter unregelmässig strähnige oder schollige, compacte Massen, in denen echte Spermatozoen nicht mehr erkennbar sind. Wohl aber repräsentiren sie die veränderten, ge- ') BLANCHAED, 1. c. p. ^99. - Central!}, f. Bakteriol. und. Parasitenk. XIII. L893. p. 808. — 79 - quollenen und zum grösseren Theile mit einander verbackenen und verschmolzenen Leichname vuii solchen, die allem Anscheine nach in Auflösung begriffen sind, jedenfalls alier zur Be- fruchtung nichf mehr dienen können. Die Schlussfolgerungen, welche ich aus diesem Verhalten ziehen zu müssen glaube, habe ieh in der oben erwähnten Mittheilung kurz auseinandergesetzt, und ich werde auf sie später aoch einmal ausführlicher zurückkommen müssen. Kurz hinter dein Receptaculum seminis mündet, wie auch sonst, der Dottergang in den Keimgang ein. Die Dotterstöcke sind typisch bäumehen- oder traubenförmige Drüsen, jedes einzelne Bäumchen oder Träubchen entsendel ein eigenes Stämmchen, welches je nach der Lage des Bäumchens entweder nach vorn oder nach hinten sieh begiebl und nach einer kurzen Strecke in den longitudinalen Dottercanal sieh einsenkt. Die longitudinaLen Dottercanäle vereinigen sieh wie überall zu den queren Dottergängen, d*e in der Mittellinie zur Bildung eines Dotterreservoirs zusammentreten, um schliesslich in den Keimgang zu münden. Am frischen Thiere sind die Dotterstöcke nur schwierig zu erkennen: man braucht aber die Würmer nur eine kurze Zeit in Wasser zu legen, um sie sieh sehr deutlich zur Anschauung zu bringen. Im Wasser geht nach wenig Minuten schon die Haut der Auflösung entgegen, die Würmer quellen stark auf, entledigen sieh des grössten Theiles ihrer Eier, und werden dabei halbdurchsichtig; dadurch liehen sieh die | )i it t erst iieke jetzt lilelidend weiss vuii dem matten Untergrunde all und sind leieht in toto zu übersehen. In Bezug auf die Ausdehnung dieser Dotterstöcke bin ich nun wieder auf einige Verschiedenheiten gestossen, über deren eventuellen systematischen Werth ich noch zu keiner Entscheidung gekommen bin. Jn dem einen Falle, und zwar vorzugsweise, jedoch durchaus nicht ausschliesslich, bei den Formen mit der bestachelten Haut, reichen die Dotter- stöcke nach vorn zu nur bis halbwegs zwischen Mund- und Bauchsaugnapf hin, nach hinten zu bis an das Linie des letzten Hodens (Fig. 43, Taf. II); auf dieser Strecke kann man jederseits ungefähr fünf Gruppen v.:! mm), deren Schale während ihres allmählichen Vorrückens immer dunkler und dunkler wird; deshalb erscheinen die einzelnen Theile des Leitungsweges, vom Keimstock nach der Mündung zu gerechnet erst gelb, dann gelbbraun, schliesslich dunkel- braun bis fast schwarz. Da sie dabei, ebenso wie die mit Blut gefüllten, rothen Darmschenkel durch die Körperwand ziemlich deutlich hindurchscheinen, so sind sie schon den ersten Beob- achtern der Würmer aufgefallen und namentlich von Kudolphi (bei Distomum variegatum und auch bei seinem Monostomum ellipticum f) ganz richtig beschrieben worden, gaben ausserdem Anlass zu dem Speciesnamen variegatum. Ungefähr 1lt mm vor der Mündung in den Genitalsinus verengt sich der Uterus unter gleichzeitiger Verstärkung seiner Wandungen zu einer Vagina, die im Inneren als Auskleidung, wie der Penis, dicht gedrängt stehende, kleine Zäpfchen zeigt und auf ihrer Aussenseite mit den schon mehrfach von uns beobachteten veränderten Parenchym- zellen bekleidet ist (Fig. 134, Taf. VII). Die Eier unseres Wurmes zeigen wiederum auffällige Verschiedenheiten. Bei der grösseren Mehrzahl, und besonders bei den grossen Individuen, sind sie 0.035 — 0.04 mm lang, II.H15 — 0.017 mm breit, gedeckelt und von ziemlich regelmässiger, ovaler Gestalt (Fig. 46, Taf. II). Die Farbe der Schale an den ganz reifen ist dunkelbraun, aber so, dass man den im Inneren befindlichen Embryonalkörper durch sie hindurch deutlich erkennen kann. Derselbe zeichnet sich vor allem aus durch den Besitz von Ader ziemlich stark lichtbrechenden Körpern, welche den Eingang in den rudimentären Darm umstehen; von der Seite erblickt man von diesen Ge- bilden nur zwei in der in der Figur angegebenen Weise. Ausserdem lässt das Miracidium einen Flimmerbesatz und im Hinterende nur undeutlich die Anlage des späteren Keimlagers erkennen, Die Eier anderer Individuen, die ich nie so gross habe werden sehen, wie die ersteren, sind nun nicht unbeträchtlich grösser (Fig. 44, Taf. II), 0,048—0,052 mm lang. 0,025—0,03 mm breit: 81 — sie sind im reifen Zustande ausserdem so dunkel, dass man von ihren Insassen nicht viel er- kennen kann. Ausgezeichnel isi dieser, abgesehen von seiner nicht unbeträchtlich bedeutenderen Grösse besonders durch den Mängel der stark lichtbrechenden Körper am Eingange in den Darm; es müsste denn sein, dass man zwei anregelmässige, ziemlich lange, und einen gleich breiten Spalt zwischen sich Lassende Gebilde von ebenfalls starkem Lichtbrechungsvermögen, die vom Vorderende ans in den Leih sich hineinziehen, dafür ansehen wollte. Ein Flimmerkleid ist auch vorhanden. Es ist nun jedenfalls nicht ohne Bedeutung, dass die Eier, mögen sie dieser oder jener Abart angehören, innerhalb desselben Thieres mit geringen Differenzen ganz constant dieselbe Form und denselben Inhalt erkennen lassen: andererseits scheinen aber, wenn auch nur sehr selten, doch Thiere vorzukommen, welche in Bezug auf die Art ihrer Hier eine Mittelstellung einnehmen. Meist aberliegen die Verhältnisse so, dass von den gemeinsam in einer Lunge neben- einander wohnenden Würmern die Mehrzahl oder alle typisch die kleinere Eiform haben, während zu Zeiten unter ihnen ein oder zwei Exemplare auftreten, die die grösseren Eier produciren : letztere sind ganz allgemein viel seltener. Ich habe natürlich im Anfang diese so auffällige Verschiedenheit der Hier in einer speeifischen Verschiedenheit ihrer Produzenten gesucht; aber es zeigt sich bald, dass die Differenzen in der Ausbildung der Haut und der Dotterstöcke, die wir oben kennen lernten, wiederum nicht in bestimmter Weise mit der differenten Bildung der Eier zusammentreffen. So kann ich alle diese auffälligen Abweichungen zunächst als nichts anderes, denn als individuelle Schwankungen betrachten: vielleicht, dass einmal die Ent- wickelungsgeschichte weitere Aufschlüsse hierüber giebt. Geber die letztere herrscht gegenwärtig noch völliges Dunkel. Das jüngste Exemplar des Wurmes, welches ich im Frosche fand, war eine im Magen befindliche, noch von ihrer Cyste umgebene (Vrcario: eine andere, bereits aus derselben hervorgetretene, fand sich als junger Wurm etwas weiter vorn im Oesophagus, zwei junge Würmer derselben Entwickelungsstufe inner- halb des Kehlkopfes und einer schon in der Lunge selbst, alle bei demselben Frosche. Noch keiner \uii ihnen hatte Blut in seinem Darme, sie konnten eben erst mit der Nahrung auf- genommen sein, und es beweist diese Beobachtung, dass die Thiere, nachdem sie im Magen von ihrer Cyste befreit sind, sich selbstständig auf die Wanderung nach ihrem definitiven Sitze be- geben. Leider fand dieses interessante Präparat, als die genauere Untersuchung kaum begonnen hatte, durch einen unglücklichen Zufall ein vorzeitiges Ende, und es glückte mir nicht wieder, so junge Individuen aufzufinden. Die nächstjüngsten, die ich antraf, massen bereits 3U mm Fig. 47. Taf. II). Ihr Darm war sehr stark mit Blut angefüllt, von ihrer inneren Organisation Hessen sich die Geschlechtsdrüsen deutlich, der Sammelraum des Excretionsapparates und die Anlagen der Genitalleitungswege weniger deutlich, aber schon in ihren, späteren Lageverhältnissen erkennen. Solche junge Individuen traf ich besonders in Fröschen kurz nach ihrem Hervor- kommen aus den Winterquartieren; später wurden die Würmer grösser, die Keimdrüsen wurden schärfer umschrieben sichtbar: auch der Uterus, der ursprünglich nur in gerader Linie in das II int eivmle und von da direet nach vorn zurück verlief, bekommt am Hinterende die seitlichen Schlingen, die, zuerst nur kurz, später an Ausdehnung zunehmen, ohne dass zunächst schon Eier zur Füllung vorhanden wären. Ungefähr bei 3 mm Länge beginnen die Hoden ihre Thätigkeit; die Spermatozoen sammeln sich in der Samenblase an und bei einer Länge von ca. 4 mm findet man in dem Anfandst heile des weiblichen Leitungsapparates, in Vagina und Uterus oft Unmassen von Samenfäden (Fig. 48, Taf. II u. 135, Taf. VII), die sich allmählich anschicken, weiter nach Bibliotheca zoologica. Heft 16. . H — 82 hinten vorzudringen. Schon vorher beginnt auch in den weiblichen Organen die Thätigkeit; Dotterzellen und Dotterkörnchen, grössere und kleinere, oft bereits vollkommen geschwärzte Schalensubstan/.massen, Keimzellen erfüllen den Uterus und wandern nach aussen, den Sperma- tozoon entgegen. Erst nachdem diese an der Eibildungsstätte angelangt sind, hebt die Bildung normaler Eier an, zwischen denen sich im Beginne aber immer noch zahlreiche verunglückte vorfinden. Die im Darme der Frösche freilebenden Distomen sind bis jetzt, trotzdem sie, oder viel- leicht auch, weil sie öfters Gegenstand der Untersuchung gewesen sind, vielfach mit einander verwechselt worden und auch heutigen Tages noch nicht sicher von einander unterschieden. Es wurden von dem in Rede stehenden Orte her bislang beschrieben: Distomum davigerum Rudolphi, I). cras&koMe Rüdolphi, ]). retusum Dujardin, endolobum Dujardin, I>. rastellus Olsson, D. vitellÄlöbum Olsson, I). neglectum v. Linstow; dazu kommt, bisher nur einmal und nur in einer Kröte auf- gefunden, aber bei den Fröschen auch sehr häufig. D. medians Olsson, im Ganzen also 8 Arten. Ob von diesen das D. viteUilobum Olsson eine besondere, wohlunterschiedene Art darstellt, darüber habe ich bereits bei Beschreibung des I>. cygnoides meine Zweifel ausgedrückt; es ist weiter von dieser Zahl bestimmt zu streichen das 1). rastellus Olsson, welches, wie wir später noch genauer sehen werden, nichts anderes, als Bist, enäohbum Diu. ist. Als eine sehr problematische Art erscheint mir ferner das I). retusum Dujardin. Seit der Aufstellung der Species im .labre 1847 ist dieselbe bis jetzt nur ein einziges Mal und zwar von Van Beneden wieder beschrieben worden. ') Van Beneden giebt als Charakteristica der Art an : die Lage des Keimstockes zur Seite des Bauch- saugnapfes, die mediane Ausmündung der Genitalleitungswege, die Lage der Hoden hintereinander, und die feine Streifung des Vorder~körpers (die durch „asperites" verursacht sein sollte); er zeichnet in seiner Abbildung endlich noch lange, bis in's Hinterende reichende Darmschenkel — Eigenschaften, welche sammt und sonders dem Bist, enäohbum eigen sind. Hingegen charak- terisirt Dujardin sein I). retusum als versehen mit kurzen Darmschenkeln, woraus schon hervor- geht, dass die Van BENEDEN'sche Beschreibung nicht auf dieses sich beziehen kann. Das Dist. retusum Van Beneden's ist sicher nichts anderes, als J). enäohbum. Was das Original - J). retusum Dujardin's anlangt 2) , so neige ich , bis auf eventuelle bessere Erkenntniss, der Ansicht zu, dass es einer Zusammenfassung von zwei, zwar ähnlichen, aber doch generisch verschiedenen Wurmarten des Frosehdarmes seine Entstehung verdankt. Diese beiden Arten, die in der Körpergrösse ziemlich übereinstimmen und sehr häufig neben- und untereinander vorkommen, sind D. enäohbum und D. meäians Olsson (Taf. II, Fig. 27 u. 36). Auf das erstere beziehen sich, oder können wenigstens aus der DüJAiunN'schen Artdiagnose sich beziehen die Angaben: Corps un peu aminci en avant, tronque ou meme echancre en arriere; orifices genitaux contigus k la ventouse ventrale en avant; receptacle du eirrhe petit, nun saillant, mince; penis lisse; trois testicules globuleux, situes aupres de la ventouse ventrale en arriere; oeufs fauves, longs de 0,054 mm ä 0,056 mm, larges de 0,036 mm. Für 1). meäians sprechen dagegen folgende Charaktere: ventouses orbiculaires , inegales, l'anterieure presque ') Van Beneden, Mem. sur. les vers intest. 1. c. p. 92. 2) Dujardin, Hist. nat. des Helminthes. p. 405. — 83 - double; intestin ä deux branehes courtes, en massue; fcrois testicules etc. wie oben; oviducte replie' entre les autres organes comme im Long cordon flexueux; cavitö posterieure tres-vaste, prolongöe jusqu'au dessus des testicules. Ich halte, wie gesagt, eine solche Fusion zweier in ihrem Aeusseren sehr ähnlicher und notorisch sehr oft nebeneinander vorkommender Formen nicht für unwahrscheinlich, und das erst rechf in einer Zeit, wo die Unterscheidung der einzelnen Arten noch nicht auf eine so eingehende Kenntniss ihrer Organisation hin durchgeführt werden konnte, wie heutzutage. Auffällig muss es jedenfalls erscheinen, dass trotzdem Düjaedin seine Würmer „assez souvent" gefunden zu haben angiebt, dieselben bis heute nicht wieder erkannt worden sind. Endlich lehrt, wie wir ebenfalls bei Besprechung des Wurmes selbst genauer sehen werden, eine Vergleichung der beiderseitigen Diagnosen, dass das neuerdings von v. Linstow beschriebene />. neglectum dem I). clavigerum Ri dolphi's entspricht, und demnach als .selbstständige Art zu s freie h en ist. Es bleiben somit von den ursprünglichen 8 Darmdistomen der Frösche nur noch 4 Arten übrig, die siehe]' begründet sind. ]). clavigerum Rud., endolobum Düj., crassicolle Rud. und medians Olsson. Dazu kommt alier, wiederum als neu. oder vielmehr als falsch bezogen eine andere Form, die bisher unter dem Namen clavigerum Dujardin gegangen ist. Ein Vergleich der von dem letztgenannten Autor als Dist. clavigerum Rddolphi beschriebenen Würmer mit Rüdolphi's Original- diagnose lehrt bald, dass hier zwei differente, allerdings in gewisser Hinsicht verwandte Formen vorgelegen haben. Zufällig ist nun der Name clavigerum der DnjARDisfsehen Form erhalten ge- blieben, die kein Recht auf ihn hat; er muss nunmehr natürlich seinem ursprünglichen Träger zurückgegeben werden, für den inzwischen v. Linstow — wohl die Verschiedenheit des Thieres von dem DüJARDiN'schen, nicht aber die Identität desselben mit dem RuDOLPHi'schen D. clavigerum er- kennend -- den Namen D. neglectum in Vorschlag gebracht hatte. So blieb mir nichts übrig, als aus dem D. clavigerum Dr.r. eine n. sp. zu machen; ich habe für sie in der bereits früher angezogenen vorläufigen Mittheilung1) den Namen confusum gewählt. Was mm die Unterscheidung dieser fünf Arten anbelangt, so hat v. Linstow eine An- leitung hierzu gegeben'-), wobei er die Länge der Darmschenkel, das Grössenverhältniss der Saugnäpfe und die Grösse der Eier als diagnostische Merkmale benutzt. Hiervon hat das letztere Merkmal von vorn herein nur beschränkte Bedeutung, da es auf eine Classification der noch nicht geschlechtsreifen, für mancherlei Fragen aber doch recht wichtigen Jugendformen keine Anwendung linden kann. Das Grössenverhältniss <\iiv Saugnäpfe ist nach dem, was wir bisher erfahren haben, auch durchaus kein constantes, ja im Laufe der Entwickelung sogar in einzelnen Fallen ein gesetzmässig wechselndes. So bleibt um- die Ausdehnung der Darmschenkel als brauch- bares Merkmal übrig: dagegen ist ein anderes, von Anfang an sicheres, von v. Linstow nicht herangezogen worden: die Lage des Genitalporus; gerade in unserem Falle lässt dieselbe ausserordentlich leicht und schnell eine richtige rnterscheidung und Bestimmung der Arten zu, worüber am besten das folgende Schema Aufschluss geben dürfte; nach demselben lässt sich auch die Bestimmung der jüngsten Jugendformen absolut sieher durchführen: ') Centralbl. f. l'.akt. n. Parasitenk. XIII. 1893. p. 811. - v. LINSTOW, Helminth. Untersuchungen. Zoolog. Jahrbücher III, 1888. 11* Geschlechts- öffnung median. Geschlechts- öffnung seitlich am Körper- rande. Darmsehenkel lang Darmsehenkel kurz Darmsehenkel lang — 84 — Hoden median, hintereinander, | J), mdolobum Duj. MSN = BSN | (= wtusum Van Beneden). Hoden seitlich hinter d. BSN, MSN wenig > BSN . . Hoden im Hinterkörper MSN : BSN = 2:1. I). erassicoUe Rud. | D. elavigerum Rdd. J (= neglectum v. Linst.) Darmschenkel kurz ■ I D. eonfusum n. sp. Hoden ganz vorn am Halse; | (= davigerum Düjard., MSN = BSN | Pagenst. = mdolobum Pagenst.) Hoden zu Seiten d. BSN; MSN : BSN = 2:1. . D. medians Olsson. Von diesen fünf* Arten habe ich leider das I). crassicolle nicht zu erlangen vermocht, in der Umgebung von Leipzig habe ich es weder in Fröschen, noch Kröten, noch Salamandern an- getroffen, und ebensowenig fand ich es in dem schwarzen Alpensalamander, von dem mir Freund Heckert eine grössere Portion aus Ober-Bayern zu schicken die Güte hatte. Ganz zufällig be- merkte ich, dass das von Bradn in seinem „zootomischen Praktikum" Fig. 40, pag. 106 abgebildete „Dist. spec. ? aus Bufo variabilis" unser D. crassicolle ist, welches nach der beigefügten Erklärung in der Umgebung von Rostock sehr häufig sein soll — leider zu spät, als dass ich mir vor Ab- schluss der Arbeit noch von dort hätte Material verschaffen können. So bin ich hier nur in der Lage, über die vier anderen Darmbewohner unserer Frösche Mittheilungen zu machen. 10. Distomum endolobum DUJARDIN. Litterat u r : Fasciola ranae Froelich, Naturforscher, Stück 25. 1791. p. 69. Tab. III, Fig. 7 u. 8. Distointi endolobum Ddjakdin, Hist. nat. des Helm. p. .397 u. 409. Distomum endolobum Diesing, Syst. Helm. 11. p. 388. Distoma retusum Van Beneden, Mein, sur les vers intest. Paris 1861. p. 92. PI. XI. Fig. 9-27. Distomum rastellus Olsson, Bidrag etc. p. 16. Tat'. III, Fig. 31 — 36. „ endolobum Schwarze, Postembr. Entw. d. Trematod. Z. f. w. Z. XL1I1. 1885. Tai'. III, Fig. 31-30. „ „ v. Linstow, Zool. Jahrb. Abth. f. Anat. u. Ontog. etc. III. isss. p. 97. Taf. n, Fig. 1—2. Der Schöpfer des Namens D. endolobum ist Düjardin, und die Beschreibung, welche er von der neuen Art giebt, ist in allen Einzelheiten ganz zutreffend. Alier neu war dieselbe — 85 — trotzdem nicht mehr. Eine genauere Prüfung der älteren Beschreibungen unserer Würmer hat mich zu der vollen Ueberzeugung geführt, dass die 50 Jahre vorher von Froelich (1. c.) be- schriebene Fascidla ranae nichts anderes, als unser />. endolobum ist. Ech glaubte dieselbe noch vor kurzem auf das Dist. nylindraceum und Amphistomum subcfavatum beziehen zu müssen ' i. sehe aber jetzt ein, dass dazu kein ({rund vorhanden ist, denn die Uebereinstimmung mit />. endolobum ist so vollständig, dass die Identität beider keinem Zweifel unterliegen kann: das „aus- gerandete" Hinterende, die „zween quer aneinanderliegenden, weissen rundlichten Säcke gleich unter der Hintermündung" (die Hoden), „die vogelsklauenähnliche, graue Makel, die gleich über der Hintermündung aufwärts steht, sich aber von der Mündung seitwärts nach der rechten Seite des Wurmes beuget, ohne dieselbe ganz zu erreichen" (die Samenblase); die „bräunlichten Eier" in den Seitentheilen (die Dotterstöcke), von denen sich die „mehr zerstreut in der Mitte herum- liegenden" Hier „durch ihre ansehnlichere Grösse und gelbliche Farbe" (die eigentlichen Eier) unterscheiden — alle diese Charaktere sind zweifellos von dem Distomwm endolobum her ent- nommen. Allerdings bezog Rudolph] die Fascidla ranae später so bestimmt auf sein I). clavigerum, dass alle folgenden Systematiker die entsprechende Angabe auf die Autorität Rüdolphi's hin ohne genauere Prüfung annahmen (bes. Ddjardin und Diesing). Ohne dieselbe hätte Ddjardin sonst wohl sicher die Fascidla ranae in seinem neuen Distoma endolobum wieder erkannt. Das, was Pagenstecheb als Distomum endolobum beschreibt, ist nichts weniger als dieses, sondern, wie wir bei dessen Beschreibung noch sehen werden, unser neues Dist. confusum. Was Ercolani als 1). ri,i/n/ii/i)nii abbildet2), ist theilweise überhaupt nicht sicher zu erkennen, theil- weise ein buntes Durcheinander aller im Frosche lebenden Arten. Dass endlich Van Beneden's /'. retusum ganz sicher, und Olsson's D. rastellus mit aller Wahrscheinlichkeit unser D. endolobum ist, wurde schon oben erwähnt. Distomum endolobum ist in der Umgebung von Leipzig unstreitig der gemeinste Parasit im Darme vorzugsweise des Wasserfrosches (11. esculcnta), findet sieh sehr häutig auch im Land- frosche (JR. temporaria) und ausserdem gelegentlich, aber nicht selten in Bufo variabilis, calamita und miliaris, sowie in Triton cristatus. Die Würmer bewohnen vorzugsweise die Mitte des Darmes und finden sich hier mitunter in ganz ansehnlichen Gesellschaften beisammen. Gewöhnlich sind alle Altersstufen nebeneinander vertreten, nur im Winter und im ersten Frühjahre ist die Zahl der völlig erwachsenen und reifen Thiere auffallend gering. Die Grösse des Wurmes dürfte 2 2,5 mm kaum übersteigen; die Breite beträgt ungefähr die Hälfte der Länge. Die gewöhnliche Körporform ist die eiförmige, wobei das Vorderende stets etwas mehr verjüngl Ls1 als das hintere: das letztere wird sehr gern in der in der Fig. 27, Taf. II gezeichneten Weise etwas eingezogen und erscheint dann „ausgerandet", wie es Froelich von seiner Fasciola ranae oder „echancrä", wie es Ddjardin von seinem Distomum retusum als charakteristisch anführt. Die Saugnäpfe sind ungefähr gleich gross, meist seheint indess der Mundsaugnapf den Bauchnapf an Durchmesser um eine Kleinigkeit zu übertreffen; ihre Grösse beträgt bei einem 1,5 mm langen Thiere 0,15 nun bezüglich 0,13 mm. Die Haut ist fein und reichlich bestachelt. Die Stacheln stehen namentlich am Kopfe ') Amphistomum subclavatum etc. Pest ehr. z. 7o. Geburtst. Edd. Leuckabt's. Leipzig 1892. p. 147 RCOLANI, Dell'Adattamento etc. Ricerche etc. Tab. III, Fig. 25—27 u. a. 86 — sehr eng (Fig. 155, Taf. VII), während sie nach hinten zu, wie hei vielen anderen Würmern, an Grösse und Dichte allmählich abnehmen und im äussersten Hinterende schliesslich ganz fehlen, Sie messen vorn 0,0075 mm in der Länge und 0,003 mm in der Breite, sind also im Verhältniss recht klein und schmal. Zwischen je zwei benachbarten findet sich ein Zwischenraum von 0,0055 mm. und die einzelnen, parallelen Querreihen folgen sieh in Abständen von 0,0026 mm. Kurz vor dem Hinterende dagegen sind sie nur noch 0,0058 mm lang und 0,0012 mm an ihrer Basis breit, wohingegen die Abstände und Zwischenräume um weit über das lOfache zugenommen halien. Die Haut selbst hat eine allerorten ziemlich gleichmässige Dicke von 0,006 mm. Ge- wöhnlich sind die Würmer leicht gelblichbraun gefärbt; nicht selten jedoch trifft man unter ihnen Individuen, welche ähnlich, wie bei dem Distomum perlatum (cf. oben p. 26) in ihrem Körper und zwar dicht unter der Haut, Einlagerungen eines lebhaft rostfarbigen Pigmentes zeigen (Fig. 29 , Taf. II). Dasselbe concentrirt sich hauptsächlich in dem Vorderleibe und um den Bauchsaugnapf herum, kann aber bei besonders starker Ausbildung über den ganzen Körper sich erstrecken. Es ist nicht gleichmässig oder diffus, sondern auf Zellen vertheilt, diemeist deutlich zu erkennen sind. Was der Grund dieser Pigmententwickelung sein mag, resp. weshalb dasselbe nicht bei allen Individuen gleichmässig entwickelt ist. darüber habe ich keine Vermuthung. Dicht unter der Haut finden sich namentlich im Vorderkörper und auf der Bauchseite zahlreiche Haut- drüsen, die ihrer Form und sonstigen Ausstattung nach vollkommen mit den früher, besonders bei I>. cylindracewn beschriebenen übereinstimmen (Fig. 155, Taf. VII). Ihre Mündungen sind allenthalben deutlich durch die Dicke der Haut hindurch zu verfolgen, und zeigen bei der Be- trachtung von der Fläche sehr allgemein eine kleine ringförmige Aufwulstung ihres Randes. Besondere Kopfdrüsen sind ebenfalls vorhanden, aber im Verhältniss nur schwach entwickelt und nicht weit über den Hinterrand des Pharynx hinaus nach hinten reichend (Fig. 27, Taf. II). Verdauungsapparat. Auf den Mundsaugnapf folgt erst ein kurzer Vorhof, der oft so airsgezogen ist, dass er vollkommen die Weite des Oesophagus besitzt und einen Theil von diesem darzustellen scheint. Eine Betheiligung an der Schluckbewegung habe ich bei ihm nirgends beobachtet. Hinter dem Vorhof folgt ein kleiner, nicht sehr muskelkräftiger Pharynx, der bei der eben geschilderten Erweiterung des Vorhofes nur eine ringförmig verdickte Muskelleiste um den Oesophagus herum darstellt. Er zeichnet sich dadurch aus. dass sein Vorderrand nicht glatt ist, sondern vier kreuzweise einander gegenüberstehende, runde Ausbuchtungen zeigt. Auf den. Pharynx folgt ein massig langer Oesophagus, der bis etwas über die Mitte zwischen Mnnd- und Bauchsaugnapf nach hinten sich erstreckt und dann in die beiden Darmschenkel zerfällt. Dieselben sind bei stärkerer Füllung ziemlich ansehnlich, aber nicht überall gleich weit und reichen ausserdem niemals ganz bis in das Hinterende des Leibes. Die Nahrung des Divtomum endolobum besteht in der Hauptsache aus dem Darminhalte des Frosches; indessen glaube ich unter derselben hie und da doch auch zelligen Elementen begegnet zu sein, die wohl Epithel- zellen des Darmes sein konnten; bestimmte Beweise dafür, dass sie wirklich Epithelzellen, und besonders, dass sie von dem Parasiten selbstständig und gewaltsam von ihrer Unterlage entfern! worden waren, habe ich nicht aufgefunden. Blutkörperchen habe ich niemals in dem Wurm- darme angetroffen; die Hauptnahrung des Parasiten dürfte der Speisebrei im Darme seines AVirthes abgeben. Betreffs des Xe rvensy st eines kann ich mich kurz fassen. Es setzt sich zusammen aus den üblichen Längs- und Quernerven, von denen die hinteren die ganze Länge des Leibes durchziehen. Ein Supracerebralnervensystem and die Lateralcommissur scheinen zu fehlen, doch will ich hierzu erwähnen, dass ich den hier beschriebenen Bau des Nervenapparates ganz im Anfange meiner Studien über denselben feststellte, ihn später aber, als ich eine reichere Er- fahrung auf diesem ( Jrliii'tc e,esamuieli . auf's neue zu controlliren leider verabsäumt habe. Des- halb ist es ganz gut möglich, dass ich beide ehen genannte Nerventheile nur übersehen, resp. nicht erkannt habe. Von Ringcommissuren sind fünf vorhanden, von denen die dritte und vierte Nervenäste an den Bauchsangnapf abgehen; auch von dem ventralen Längsstamme gehen Zweige an diesen ab. Ob die hintersten Quercommissuren zu einem vollständigen Ringe geschlossen sind, kann ich übrigens auch nicht ganz bestimm! sagen, da mir eine entsprechende Beobachtung nicht vorgekommen ist. Der Excretionsapparat weist einen sein' einfachen Bau auf (Fig. 1">7. Tat'. VIII). Im Hinterkörper befindet sich die Sammelblase von Yförmiger Gestalt, deren paarige Schenkel nur ganz wenig kürzer sind, als der mediane, nnpaare Abschnitt. Sie ist auch beim erwachsenen Thiere zum grössten Tlieile und nicht schwer sichtbar, da vor allem der Uterus bei unserem "Wurme eine viel geringere Ausdehnung besitzt und sie viel weniger verdeckt, als das sonst der Fall ist. Sie liegt der Rückenfläche des Leibes angenähert und ist gewöhnlich mit einer wech- selnden Anzahl stark lielitlnvehender Conerementkörnehen und Tröpfehen gefüllt; gelegentlich kann man an ihr auch schwache eigene Bewegungen wahrnehmen. Wenn die Thiere länger unter Druch liegen, und sich in der Längsrichtung stark zusammenziehen, dann bekommt diese Blase eine ganz gleichmässig dreilappige, kleehlattähnliche Form, die zwar recht charakteristisch, aber weit davon entfernt ist, ein constantes Artmerkmal abzugeben (Ehcolani). Aus jedem der Schenkel, die nach vorn immer etwas über die Hoden hinausragen, kommt ein Hauptgefäss hervor; dasselbe geht unter starken Windungen nach den Seiten, nach vorn jedoch nicht einmal bis in die Höhe des Bauchsaugnapfes. Es theilt sich demnach ziemlich bald in das vordere und hintere Haupt- gefäss und diese verhalten sich von da ab genau wie diejenigen des Distomum cylindraceum. Jedes von ihnen entsendet zwei Nebengefässe, was mit den Endpunkten der Hauptgefässe sechs Punkte jederseits giebt, von denen Capillaren ausgehen. Alle Nebengefässe lösen sich wieder in drei Capillaren mit Endtrichtern auf. von welchen letzteren einer der Rückenfläche, einer der Bauch- fläche und der dritte mehr dem Seitenrande angehört. Es sind im Wurmkörper demnach 36 Trichter vorhanden, eine Zahl, die ich ganz regelmässig angetroffen habe. Die Grösse dei1 Trichter ist: 0,0107 mm Länge. 11.11114.", nun Breite: man kann auch sehr gut beobachten, dass die Trichter eine, im Principe wenigstens, ganz symmetrische Vertheilung im Thier- körper besitzen. Genitalorgane. Die Genitalöffnung liegt vor dem Bauchsaugnapfe, aber wie es scheint, nur .selten vollkommen median, sondern immer etwas aus der Mittellinie heraus nach der linken Seite verschoben. Indessen ist diese Abweichung niemals so gross, dass eine Ver- wechselung mit den Formen mit ganz seitlicher Genitalöffhung auch nur vorübergehend in Frage kommen könnte; nach meinen Erfahrungen — und ich habe Hunderte Mm diesen Würmern untersucht — liegt der Genitalporns niemals seitlich über die Verticale des Saugnapfrandes hinaus. Das, was Pagenstecheh als Distomum endolobum beschreibt, passt theilweise auf unser Thier, seine Abbildung aber gehört zweifellos zu Distomum clavigerum oder dessen Verwandten. Der Genitalsinus, in den die Geschlechtsöffnung hineinführt, ist nur sehr klein; er würde, wenn seine Existenz nicht auf anderem Wege bestimmt nachzuweisen wäre, vielleicht als völlig abwesend und fehlend bezeichnet werden; männliche und weibliche Oeffnung liegen in ihm (Fig. 158, Taf. Villi ziemlich dicht bei einander. Männliche Organe. Die heiden Hoden repräsentiren in der Ruhestellung des Thieres (Fig. 27, Taf. II) zwei un regelmässig länglichrunde, durchsichtige Körper, welche mehr oder minder dicht aneinander sich anlegend, hinter dem Bauchsaugnapfe rpier zur Längsaxe des Leibes gelagert erscheinen; sie sind in den schon oben angeführten „zween rundlichten Säcken" etc. der FROELiCH'schen Faseiola ranae so unzweideutig wiederzuerkennen, dass dieser Character allein die Identität der betr. Wurmformen ausser Zweifel zu stellen vermöchte. Beide Hoden scheinen voll- kommen median im Körper zu liegen; ihre Ausführungsgänge entspringen aber nicht median, sondern seitlich, und zwar verläuft der des hinteren auf der Seite des Keimstockes, der des vorderen auf der anderen Körperseite. Dieses Factum wird schon dafür sprechen, dass die mediane Lagerung der Hoden nur eine secundäre ist; ganz junge Thiere zeigen aber auch deutlich die dort noch kleinen Hoden in den Seiten des Körpers, wie bei allen anderen Distomen. Die Samenleiter sind ziemlich dünne, zarte Canäle, die über dem Bauchsaugnapfe zur Bildung der Samenblase sich vereinigen. Die letztere liegt in einen Cirrusbeutel eingeschlossen, doch muss dieser in Bezug auf die Stärke seiner Wandungen und im Vergleich zu seiner Ausbildung bei anderen Wurmformen als schwach entwickelt bezeichnet werden. Seine Forme ist kurz liirn- oder retortenförmig, das hintere, besonders verdickte Ende wird von der stets mehrfach auf- geschlungenen Samenblase eingenommen. Auch an dieser ist der hinterste, direct aus der Ver- einigung der Samenleiter hervorgegangene Abschnitt immer am stärksten angeschwollen; nach vorn folgt darauf eine allmähliche Verjüngung, bis kurz vor dem vorderen Ende wiederum eine, wenn auch gegen die zuerst erwähnte, nur schwache Erweiterung folgt. Es erweckt, wie wir schon mehrfach gefunden, den Anschein, als ob die ganze Samenblase aus zwei besonderen, durch einen schmäleren Verbindungsgang in Communication gesetzten Abtheilungen bestände. Auf die Samenblase folgt wieder eine nur wenig entwickelte und nicht sehr auffällige Pars prostatica (Fig. 158, Taf. VIII), die nach vorn allmählich in den augenscheinlich schwächlichen Ductus ejaculatorius übergeht. Derselbe hat selbst bei erwachsenen Thieren eine Weite von kaum mehr als 0,01 nun, aiich kann man eine vordere, den Penis markirende Verdickung an ihm kaum nach- weisen. Ich war lange Zeit der Meinung, dass Dist. endtilobum nicht die Fähigkeit besitze, den Endtheil seines männlichen Leitungsrohres als Cirrus auszustülpen; endlich sah ich denselben einmal in Form eines kurzen (0,04 mm) und schmächtigen (0,02 mm) Zäpfchens durch die Ge- schlechtsöffnung nach aussen hervortreten. Innerhalb des Cirrusbeutels liegen in der Umgebung der Pars prostatica die nicht sehr zahlreichen, kolbenförmigen Prostatazellen mit körnigem Plasma und ziemlich deutlichen, runden Kernen; ausser ihnen bildet ein lockeres, maschiges Binde- . gewebe die Ausfüllung des übrigen Cirrusbeutel-Innenraumes. Weibliche Organe. Der Keimstock liegt als kugelförmiger Körper von ungefähr der Grösse des Bauchsaugnapfes neben oder etwas hinter diesem auf der rechten Seite. Er ent- sendet (Fig. 159, Taf. VIII) von der Spitze einer buckeiförmigen Erhebung aus den Keimgang, der zunächst durch einen deutlichen Sphinctermuskel ringförmig eingeschnürt ist. Darauf nimmt -eine Weite von 0,014 mm ziemlich plötzlich auf 0,046 mm zu; es entsteht wiederum jene blasige, oft spermatozoenhaltige Auftreibung, die wir als Befruchtungsraum mit grosser Regelmässigkeit bei der Mehrzahl der bereits beschriebenen Wurmarten vorfanden. Hinter ihr nimmt der LADKER'sche Canal seinen Ursprung, ein deutlicher, 0,018 — 0,021 mm weiter und ziemlich muskulöser - 89 — Gang, der ohne grössere Biegungen nach der Rückenseite sich begiebt und hier nach aussen mündet. Er wurde in diesem Verlaufe zuerst richtig erkannt von Bütschli1), der übrigens auch die mit Spermatozoen gefüllte, als Befruchtungsraum bezeichnete Auftreibung des Keimganges zwar nicht direct beschrieben, aber gesellen und gezeichnet hat. Das dem Basaltheile des LAUREK'schen ("anales anhängende, kleine Reeeptaeulum seminis scheint Bütschli jedoch nicht er- kannt zu haben: es repräsent i et einen nur kurzen Blindsack, der dicht an der Ursprungsstelle dem L.u im-:i;' scheu Canale ansitzt und als eine Aussackung desselben erscheint. Seine Grösse, wie auch sein übriges Verhalten sind recht wechselnd; nur in sehr seltenen Fällen er- reicht es eine Länge v. Tai'. IV, Fig. 63. Distomum ciavigerum Schwarze, Postembr. Entw. etc. 1. c. p. 36. Tat'. III, Fig. 25 — 29. „ neglectum v. Linstow, Zool. Jahrb., Alith. f. Ana), n. Unfug. 111. 1888. p. IUI. Tat. II, Fig. ::. „ ciavigerum Noack, Die Anat. u. Histol. v. D. clav. Dissert. Rostock 1892. 2 Taf. Ich habe schon hei früherer Gelegenheit kurz darauf hingewiesen, dass die Unterscheidung und richtige Benennung der drei Froschdistomen mit seitlicher Genitalöffnung noch heutzutage ziemlich im Argen liege.') Wenn ich nun hier daran gehe, die Synonymie zu entwirren und ein etwas klareres Bild der drei Formen und der in der Litteratur über sie niedergelegten Beobachtungen zu gehen, so dürfte es sich von vorn herein empfehlen, dies nicht für jede Form einzeln, sondern für alle drei gleichzeitig zu thun. Und da fernerhin Distomum ciavigerum die am längsten bekannte Form ist, und es sich auch hauptsächlich um seinen Namen dabei dreht, su bietet es zu dem gedachten Zwecke jedenfalls die beste Gelegenheit dar; es würden dann die hei den beiden anderen Arten vurangesetzten Litteraturnachweise des weiteren hiermit zu ver- gleichen st in. Zur besseren Orientirung füge ich zunächst nochmals die Hauptcharaktere der drei Formen hier an: Fs hat: Distomum ciavigerum Rdd. die Hoden hinten im Körper, seitlich der Mittellinie, lange Darmschenkel, hinter deren Enden direet die Hoden liegen, und einen Mund- saugnapf, der ungefähr das Koppelte des Bauchsaugnapfes an Grösse erreicht; Länge bis zu 3,3 mm: Distomum confusum a. sp. Die Hoden ganz vorn im Körper, zu Seiten des Pharynx, kurze, sackförmige Darmschenkel, und einen Mundsaugnapf von ungefähr demselben Durchmesser wie der Bauchnapf; die Grösse geht bis zu 1.3 mm ; Distomum medians Olsson: die Hoden in der Körpermitte, zu Seiten des Bauchnapfes. Halblange Darmschenkel, die bis zur Höhe eben dieses Saugnapfes reichen, und einen Mundnapf, der zu dem Bauchnapfe sich verhält, wie 3:2; Grösse ca. 1,5 — 2 mm. Drr Name J). ciavigerum wurde geschaffen von Rddolphi für eine Wurmform, die er con- servirt von v. Olpers erhielt und für dir er unter anderen Charakteren die folgenden, für uns ') Centralbl. f. Baktcriol. u, Parasitenk. XIII. 1893. p. 80, 12* - 92 - gegenwärtig besonders werthvollen angiebt: Poris orbicülaribus subremotis, ventrali dnplo minore, und: Pluriina praeterea corporis pars ovis farcta, passim tarnen maculae spharicae posticc cum oviductibus observantur. Die Grösse wird auf etwas über 1 Linie = ca. 2,2 mm angegeben. Die beiden maculae spharicae können nur die Hoden sein, und deshalb scheint mir zweifellos, dass hier die erste unserer drei Formen vorliegt. In seiner Histoire naturelle des Helminthes beschreibt nun Düjardin pag. 404 wiederum ein Distomum clavigerum, aber mit den folgenden Charakteren : Ventouses . . . egales, intestin forme de deux branches courtes, etc. Grösse U,9 — 1,6 mm; die Angabe: Oviducte assez large deutet ferner darauf hin, dass hier trotz der geringen Grösse reife Thiere vorgelegen haben, die aber; was ohne Weiteres klar ist. nicht auf den RuDOLPHi'schen Wurm, sondern nur auf die oben an zweiter Stelle angeführte Form sich beziehen können, die wir mit dem Namen confusum bezeichneten. Diesing wiederholt die Be- schreibung Rüdolphi's ohne augenscheinlich das Thier selbst untersucht zu haben; ebenso passen Beschreibung und Abbildung Molin's durchaus auf die RüDOLPHi'sehe Form. Pagenstecheb hin- gegen hat beide Arten zu gleicher Zeit, vielleicht (der Abbildung Taf. IV, Fig. V1I1 nach, wo die Hoden in der Mitte des Körpers liegen) auch die dritte noch, vor sich gehabt. Es ergiebt sich dies mit Wahrscheinlichkeit aus folgenden »Stellen seiner Beschreibung: Die Würmer haben eine sehr „veränderliche" Gestalt, Mundsaugnapf verhält sich in einem Individuum zum Bauch- saugnapf wie 17 : 10, und der Darm reicht „nie bis ganz nach hinten". ..oft überragt er kaum" den Bauchsaugnapf. Vax Benejiex's Distomum clavigerum ist wiederum deutlieh die RrnoLrufsehe Art. Hingegen ist von den beiden Exemplaren, nach denen Olsson die Charakteristik des Disto- mum medians entworfen hat, das eine sicher wieder Distomum clavigerum Rüd. gewesen. Olsson characterisirt sein Distomum medians durch folgende (Haupt-)merkmale : Acetabulum magnitudinem oris aequans, crura intestini ad caudam porreeta, glandulär vitelligenae in collo tantum et quidem anteriore. Beide Individuen unterscheiden sich aber etwas von einander; ein grösseres war „majus, oblongum," das andere „minus, ellipticum," die Hoden in speeimine majore locum medium, „inter acetabulum et caudam" tenebant, in minore „juxta acetabulum" siti erant. Diese Angaben würden schon für sich allein eine Vereinigung und Verwechselung zweier Species, des Distomum clavigerum Rüd., — dem grösseren der beiden Original-Exemplare Olsson's — und dem echten Distomum medians Olsson, — dessen kleinerer Form — deutlich erkennen lassen, selbst wenn die beigegebenen Abbildungen nicht zweifellos beide Species in characteristischer Weise dar- stellten. Die. Speeiesdiagnose Olsson's ist demnach aufzulösen und durch eine neue, ent- sprechendere zu ersetzen; den Namen medians habe ich für die neue der beiden Arten, da er ganz bezeichnend ist, beibehalten. Weiterhin ergiebt sich das Distomum neglectum, welches v. Linstow als „bisher übersehen" beschreibt, auf den ersten Blick als nichts anderes, denn wiederum das D. clavi- gerum Rüdolphi's: natürlich muss der Name neglectum von nun ab wieder verschwinden und dem alten, allein berechtigten den Platz räumen. Der Wurm, den Pachingee als Dist. ^clavigerum" (ein Autorname ist nicht beigesetzt) abbildet, ist. soweit sich dies aus den Figuren mil Sicherheit erkennen lässt, Dist. clavigerum Düjardin, würde also zu unserem Distomum confusum gehören. Endlich scheint nun auch Noack bei seinen Untersuchungen nicht lediglich das echte />. clavigerum vor sich gehabt zu haben, denn er giebt das Grössenverhältniss der Saugnäpfe nur wie 8 : 7 an. Wichtiger aber sind einige Punkte, betreffend die innere Organisation: es findet sich einmal pag. 23 die Angabe, dass die Darmschenkel „bei jungen Thieren regelmässig kürzer" sind; bei den echten D. clavigerum aber reichen sie auch in der Jugend bis an die im Hinterende gelegenen 93 Hoden heran (Fig. 32, Taf. II). Andererseits werden wir bei der Besprechung des excre- torischen Organsystemes noch einige Angaben vorfinden, die sich nur auf eine der beiden anderen Arten beziehen lassen and mit ziemlicher Deutlichkeit für eine Verwechselung derselben mit 1). davigerum Rdd. sprechen. Kehren wir nun nach dieser kritischen Excursion zu unserem echten Distomum claoigeritm zurück. Der Wurm bewohnt den Darm unserer Frösche, scheint aber im Landfrosche häufiger vorzukommen, als im Wasserfrosche ; nebenbei finde! sich derselbe auch in allen drei Krötenarten. Er pflegt von seinen Vettern am weitesten hinten im Darme zu sitzen, doch ist sein Wohnort kein sm fest bestimmter, wie besonders der von />. confusum; die Mehrzahl der gleichzeitig vor- handenen Exemplare finden sich von i\ri- Einmündung des Gallenganges in den Darm an bis ungefähr zu dessen Mitte. Der Wurm kommt nur selten ganz einzeln . meist in mehreren Exemplaren völlig verschiedenen Alters zusammen vor; die grössten Gesellschaften, die ich traf, mochten ungefähr 30 betragen. Die Form des Körpers ist immer eine oblonge, mit abgerundeten vorderen und hinteren Enden; sie kann unter Umständen, besonders wenn ein geringer Druck auf den Wurm ausgeübt wird, sogar ziemlich lang, zungenförinig werden (Fig. 30, Tat'. 11). Das Verhältniss der Saug- näpfe isl schon von Rudolph] gekennzeichnet worden: der Bauchsaugnapf ist so klein, dass er meist nicht mehr als die halbe Grösse des Mundsaugnapfes zu besitzen scheint - - und das auch bei ganz jungen, geschlechtlich noch vollkommen unentwickelten Exemplaren ; genauere Messungen ergeben jedoch, dass ihre Durchmesser immer ungefähr in dem Verhältnisse von 3 : 1 stehen; das von Noack angegebene Verhältniss von 8 : 7 kommt bei 1). davigerum Run. sieher nicht vor. hie Haut (ii, u] mm dick) ist im gesammten Umkreise des Körpers mit Ausnahme des allerhintersten Theiles mit Schuppen bewehrt; allein diese stehen sehr verschieden dicht, was wir schon von anderen Distomenarten wissen, und sind auch nicht allenthalben von derselben Gestalt. Wie auch sonst, stehen sie besonders dicht im Vorderkörper; sie sind hier 0,013 mm von einander entfernt, und die einzelnen, sehr regelmässigen Querreihen folgen sich in Abständen vuii ii.nl mm. Ihre Gestalt ist. von der Fläche betrachtet, eine nahezu rectanguläre von 0,012 mm. bezüglich 0,006 mm Seitenlänge ; im Profil gesehen sind sie an der Basis am stärksten, während das nach aussen, über die Oberfläche der Haut hervorragende Ende zugeschärft ist. Ganz bemerkenswerther Weise zeigt sich dieses zugeschärfte Ende nicht glattrandig, sondern es ist in eine Anzahl (gewöhnlich 9) ausserordentlich feiner Spitzchen zerspalten i Fig. 171 A. Taf. VII). Diese Spitzchen sind durchaus normale Bildungen und nicht etwa mit beginnenden Zerklüftungs- oder Auflösungserscheinungen zusammenzustellen, wie es von NoACK l) geschieht, der sie ebenfalls gesehen bat. Sie kommen, wie ich hier vorgreifend erwähnen will, in genau der gleichen Weise auch bei den beiden folgenden Arten vor. und sind auch von Mack '-) an den Schuppen des Distomum hepaticum beschrieben worden: doch ist eine Bestätigung dieser letzteren Angabe bis beute meines Wissens nicht erfolgt, und andere Untersucher, besonders Lki.i kaut, erwähnen von ihnen nichts. Nach hinten zu werden nun diese Schuppen, wie gesagt, nicht unbeträchtlich, aber ganz allmählich kleiner und schmäler, und dabei wachsen die zwischen ihnen befindlichen Zwischenräume, so dass es fast unmöglich ist. zu bestimmen, wo sie definitiv aufhören. In der ') NOACK, 1. C. l>. s. s) M.ui:, Recherche? anatomitjues sur la gründe dorne du foie. Paris 1881, 94 — Höhe der Hoden sind sie stets noch deutlich erkennbar; sie stehen hier 0,016 mm von einander entfernt und die Abstände der Querreihen betragen 0,028 mm; sie selbst haben dabei ihre rectanguläre Schuppengestalt verloren, und repräsentiren hohe und spitze Dreiecke von 0,0028 mm Basis und 0,010 nun Höhe. Das leichte Zersplittern bei stärkerem Druck, sowie die Eigenschaft der Löslichkeit in der umgebenden Flüssigkeit haben sie mit denen anderer Wurmarten gemein. Hautdrüsen und Kopfdrüsen sind in der gewöhnlichen Form sehr zahlreich vorhanden; erstere bilden namentlich auf der Ventralseite in der Umgebung des Mundsaugnapfes concentrische Querreihen, die man besonders bei Einstellung ihrer Mündungen deutlieh zu erkennen vermag. Eig. 172, Tat'. VIII zeigt eine durchaus getreue Wiedergabe der Drüsenmündungen von einem jüngeren Thiere. Die Farbe ist bei durchfallendem Lichte an den nicht mit Eiern gefüllten .Stellen des Körpers schmutzig grünlieh braun. Darmapparat. Auf den Mundsaugnapf folgt zunächst ein ziemlich voluminöser Vor- raum, der meist vollkommen ausgedehnt und dabei ungefähr so weit ist, wie der folgende Oeso- phagus. Darauf kommt ein im Verhältniss nur kleiner Pharynx mit selten mehr als 0,03 mm starken Muskelwänden; er erscheint gewöhnlich nur als eine ringförmige Verdickung der Oesophageal- muskulatur. Sein vorderer Hand ist nicht glatt, sondern zeichnet sich aus durch vier kreuz- weise einander gegenüberstehende Einkerbungen, zwischen denen der Vorderrand hügelartig nach vorn vorspringt. Ungefähr halbwegs zwischen Mund- und Bauchsaugnapf erfolgt die Gabelung in die Darmschenkel, welche letztere in mitunter sehr ansehnlicher Weite nach hinten ziehen und unmittelbar vor den Hoden endigen. Bei jüngeren Würmern reichen sie auf diese Art und Weise bis ziemlich nahe an das Hinterende, ohne dieses natürlich ganz zu erreichen; bei älteren Individuen, wo mit der starken Füllung und Entwickelung des Uterus im Hinterende das letztere noch eine Strecke weit über die Hoden nach hinten hin ausgedehnt wird, erscheinen die Darm- schenkel relativ kürzer, als im früheren Alter; doch endigen sie nicht vor Ende des dritten Körperviertels. Die Nahrung des Wurmes dürfte, wie bei Distomwm endolobum, nur aus dem Darm inhalte des Frosches bestehen; vor allem fehlt stets und constant jede Spur von etwa aufgenommenen Blutkörperchen, was schon Noack betont. Nervensystem. Betreffs desselben kann ich mich unter Hinweis auf die Figuren 105 u. 106, Taf. VIII kurz fassen. Der Bau ist der gewöhnliche, nur dass es mir hier nicht gelungen ist, die Lateralcommissur und das Supracerebralsystem zu erkennen: dass es ganz fehlt, halte ich damit nicht für erwiesen. Die Längsnerven sind die "gewöhnlichen. Die Ventralnerven reichen bis ziemlich dicht an den Excretionsporus heran, vereinigen sieh hier, und gehen jeder- seits desselben einen kleinen Seitenast ab. der in der Peripherie des Porus nach oben steigt, hier augenscheinlich ganz um denselben herumläuft und sich mit dem der anderen Seite vereinigt, so dass wir einen völligen Hing um den Rand des Porus herum ausgebildet finden. Die dorsalen Längsnerven vereinigen sieh schon eine längere Strecke vor dem Hinterende des Leibes zu einem medianen, unpaaren, aber ziemlich zarten Strange, der gerades Weges auf den Excretionsporus zusteuert und mit dem daselbst vorhandenen Ringnerven sich verbindet. Demnach könnte dieser zarte Nervenring ebensowohl aufgefasst werden als eine erneute Theilung der vorher zusammen- geflossenen Rückennerven, wie als eine Seitenbahn der Ventralstränge: jedenfalls ist aber durch ihn eine directe Verbindung der dorsalen und ventralen Längsnerven hergestellt. Zwischen den letzteren, wie auch den Lateralnerven finden wir an dieser Stelle, aber auch sonst im — 95 — Körper, ein ganz ansehnlich entwickeltes System von Verbindnngssträngen, die in der Figur 166 genau nach dem Verhalten an einem Thiere gezeichnet sind. Vollständig entwickelte Ring- commissuren habe ich 7 gefunden; von der dritten gehen dorsal und ventral einige schwache Seitenäste an den Bauchsaugnapf heran. Excretionsapparat. Von demselben hat Noack eine Beschreibung geliefert, die aber, namentlich was den Verlauf der feineren Gefässe anlangt, nicht ganz richtig ist. I>ie l-'orm der Endblase, und besonders die relative Länge ihrer Schenkel giebt Noack (1. c. p. -'Ui als eine sehr wechselnde an, indem dieselben einmal nur die Länge des nnpaaren Theiles (= ca. 0,1 der Körper- länge) Laben, oft aber bis fast zur Körpermitte reichen sollen I>ie erstgenannte Grenze re- präsentirt das Maximum der Ausdehnung dei' Blasenschenkel bei D. clavigerum Hrn. : die letzt- genannte Grösse hingegen treffen wir nur bei Dist. confusum und medians, woraus sieh, wie schon oben erwähnt, ergiebt, dass auch Individuen dieser Arten unter den NoAcx'schen Disiomum „clavigerum" gewesen sind. Bei jungen Exemplaren unseres Wurmes hat die Blase gewöhnlich die in Figur 32, Tat'. II gezeichnete Form; ihre Hauptmasse bildet der unpaare Theil, an welchem die Schenkel zunächst nur in Gestalt kleiner vorderer Aussackungen auftreten. Später ver- grÖssern sieh diese Aussackungen, indess der unpaare Theil seine ehemalige Länge beibehält; auf diese AVeise kommt bei alten Thieren die Bildung zweier ziemlich langen, einem ganz kurzen, unpaaren Theile aufsitzender Schenkel zu Stande, die im ganzen aber nicht über ein Fünftel der Körperlänge nach vorn sich erstrecken. Sehr eigenthiimlich ist der Mündungstheil di r Blase, welcher, trichterartig nach dem Excretionsporus hin sich verengend, etwas stärkere and stärker lichtbrechende Wände bekommt, die nach aussen zu ununterbrochen in die Haut des Körpers übergehen (Fig. 1 7:i. Tat'. VIII). Innerhalb der Blasenwand sitzen diesem Trichterstück nun radial- von dem Porus ausstrahlende, erhöhte Leisten auf, die ähnlich, wie die Rippen eines halbgeöffneten Regenschirmes in den Innenraum hinein vorspringen; auf ihrer freien Fläche laufen sie, soweit ich sehen konnte, in eine Anzahl feiner Spitzen aus. die augenscheinlieh allmählich in der Wand sieh verflachen und damit verschwinden. Ich habe im Ganzen meist 10 solcher Rippen gezählt: ihre Bedeutung freilich ist mir damit nicht klar geworden. Ans jedem Schenkel der Samenblase entspringt ein Hauptgefäss — wie schon Noack richtig bemerkt hat, nicht ganz aus der Spitze, sondern etwas seitlich von derselben; sie laufen in geringen Windungen, aber überall durchaus gleich weit, zunächst ziemlieh parallel zu einander nach vorn und biegen erst kurz vor dem Bauchsaugnapfe nach aussen, den Körperseiten zu. Auch wenn sie nicht mit Flüssigkeit gefüllt und aufgetrieben sind, machen sie sich sehr oft bemerklich durch ihren Inhalt. der aus kleinen, ziemlich stark licht-brechenden und der Wand fest anhaftenden Kügelchen be- steht. Ungefähr auf dem Niveau des Saugnapfes erreichen sie den Leibesrand und theilen sich hier in die üblichen zwei Aeste. An der Theilungsstelle findet gewöhnlich eine ziemlich starke Aufknäuelung der Gefässäste statt: ob dabei eine Anastomosenbildung stattfindet, wie es Noack beschreibt, scheint mir zwar durchaus nicht unmöglich, gesehen habe ich es aber hier nicht: überhaupt bin ich echten Anastomosenbildungen nur an den Basen der Capillaren be- gegnet. Von jetzt ab schliesst sich das Verhalten der Gefässbahnen durchaus demjenigen an, welches wir von Distomum endolobum kennen lernten: ~2 Hauptgefässäste jederseits, G Nebengefässe mit je :'> Capillaren. demnach 36 Capillaren mit ebensoviel Endtrichtern. Die Lagerung der Trichter im Körper, ist, wie Noack vermuthet, in der That eine ungefähr symmetrische: was ihre Vertheilung anbelangt, so gehört von den '■'< Trichtern eines Nebengefässes auch hier einer 9G — der Rückenfläche, ein anderer der Bauchfläche, und der dritte den Seitentheilen des Korpers an. Auf die irrigen Ansichten, die Noack über die Structur der Trichter hegt, weise ich nur bei- läufig bin; meinen Beobachtungen nach unterscheiden sich dieselben durchaus nicht von dem allgemein üblichen Bau, den wir im histologischen Theile der Arbeit noch näher besprechen werden; die Trichter messen bei Dist. clavigerum <).< »178 mm in der Länge und ihre Basis hat einen Durchmesser von 0,0053 mm. Ihre Form präsentirt sich im Leben als eine rein conische, mit geraden Seitenwänden; Noack nennt dagegen die Trichtererweiterung „bauchig" (1. c. p. 27) und schreibt ihr eine AVeite von 0.08 mm zu: es ist das zweifellos auf Veränderungen bei der Conservirung zurückzuführen, denn an den lebenden Thieren bemerkt man weder das eine, noch das andere. Genitalorgane. Der Genitalporus liegt bei Distomvm clavigerum und seinen beiden Nächstverwandten bekanntlich dicht am Körperrande, aber immer noch an der Bauchseite halb- wegs zwischen Mund- und Bauchsaugnapf ; in seinem übrigen Baue dagegen zeigt der gesammte Genitalapparat keinerlei principielle Abweichungen von dem gewöhnlichen Verhalten. Der an den Porus sich anschliessende Genitalsinus ist hier ziemlich gross und deutlich und erscheint, bei normaler Haltung des Thieres, als 0,13 mm langer, gemeinsamer Endtheil beider Leitungs- wege, wie es namentlich deutlich die Figur 169, Taf. VIII. zeigt; sie gehört allerdings zu I). medians, doch passen diese Verhältnisse dort genau auch auf J>. clavigerum. Die Auskleidung des Genitalsinus besteht aus Zöttchen, die an dem Rande des Vorraumes ganz unvermittelt in die stacheltragende Körperhaut übergehen. Ausserdem liegt, wie man hier sehen kann, nur die männliche Oeffnung im Grunde des »Sinus, während die weibliche mehr dessen Seitenwand angehört und der weibliehe Leitungsweg seitlich in den Endtheil des männlichen einzumünden scheint (Fig. 169 u. 170, Taf. VIII). Dasselbe ist übrigens schon von Noack erkannt worden. Männliche Organe. Die Lagerungsverhältnisse der Hoden sind von Noack richtig angegeben; letztere repräsentiren zwei kugelförmige Gebilde von 0,15 mm mittlerem Durchmesser und liegen zu den Seiten der Mittellinie dicht hinter den blinden Darmenden (die sie oft etwas eindrückeni und nicht ganz auf der gleichen Höhe, vielmehr der eine etwas mehr vorn, als der andere. Die aus ihnen hervortretenden Vasa deferentia begeben sich zuerst parallel den Haupt- gebissen des Excretionsapparates nach vorn und vereinigen sich in der Nähe des Bauchnapfes zur Bildung der Samenblase; einen kurzen, unpaaren Canal, der sieh zwischen Samenblase und die Vereinigung der Samenleiter einschiebt (Noack). habe ich besonders bei jungen Thieren eben- falls getroffen (Fig. 189, Taf. IX). Die Samenblase liegt in einem ansehnlichen und stark mus- kulösen Cirrusbeutel eingeschlossen, dessen keulenförmige Gestalt zu dem Namen clavigerum Anlass gab. Seine Länge wechselt recht je nach dem Alter derThiere; meist liegt sein hinteres Ende aber in der Umgebung des Bauchnapfes, und da dieser beim Erwachsenen ungefähr an der Grenze des ersten und zweiten Körperdrittels sich findet, so ist der Cirrusbeutel liier einmal relativ kurz und stehtauch ziemlich schräg nach dein Rande zu gerichtet; Dist. confustem und medians verhalten sich in dieser Beziehung abweichend. Im Grunde des Cirrusbeutels liegt. mehrfach aufgerollt, die Samenblase von je nach ihrer Füllung wechselnden Dimensionen: auf sie folgt nach vorn eine sehr ansehnlich entwickelte Pars prostatica, die in Gestalt eines birn- oder eiförmigen, mit hyalinen, stark glänzenden „Zellen" dicht angefüllten Körpers innerhalb des Cirrusbeutels sofort in die Augen fällt. Dieser Körper ist. wie gesagt, nichts anderes, als — 97 am Rande zum grösseren Theile noch den Oeffhungen, aus denen sie hervorgetreten, aufsitzen und durch die gegenseitige Abplattung allerdings täuschend den Eindruck eines Epithels hervor- rufen (cf. die Beschr. d. Dist. isoporum pag. 52 f.). Die Drüsen, denen sie ihre Entstehung ver- danken, liegen innerhalb des Cirrusbeutels um die Samenblase und den Secretsammelraum herum als kolben- oder flaschenartige Elemente mit körnigem Plasma und grossen runden Kernen; sie sind ziemlich zahlreich, und ihre Ausführungsgänge deshalb nur zum Theil, aber nicht minder deutlich in den Sammelraum hinein zu verfolgen. Au Schnitten lassen sich diese Verhältnisse niemals mit Sicherheit erniren. und so ist es schliesslich auch kein Wunder, dass Noack zu keiner richtigen Erkenntniss derselben gekommen ist. Er spricht von dem Secretraume als von einem „Drüsenorgane", dessen Wandungen ausser von einer Muskelschichte -- was ganz richtig ist — von einem inneren „ganz eigenthümlichen Epithel" gebildet werden. ..Die Zellen sind verschieden gestaltet, hall mehr cylindrisch, bald polyedrisch, oder fast würfelförmig, dicht aneinandergefügt und ihre benachbarten Flächen durch gegenseitigen Druck einander entsprechend. Sie besitzen eine feine Membran, ein homogenes, zähes Protoplasma, aber nur selten lässt sich am Grunde ein rundlicher Kern nachweisen" (1. c. p. 39). Die eigentlichen Prostatazellen, die zwischen dem „Drüsenorgane" und der Cirrusbeutelwand liegen, hat Noack nicht erkannt, er spricht vielmehr nur von einem „weichen, wasserreichen Parenchymgewebe", welches den limen- raum des Cirrusbeutels erfüllt (1, c. p. 38). Die älteren Beobachter sind über unsere Pars prostatica ziemlich flüchtig hinweggegangen: Molin berichtet nur von einer ..dilatazione ovale- in der Mitte des Penis (1. c. p. 874i wahrend Palia- 1 1 < in i; von einem „grob/eiligen Ende des Säulenganges"' in der Samenblase spricht (1. c. p. 40); auch Schwarze erwähnt nur kurz ein ..kugelförmiges Organ", das nach vorn auf die Samenblase folgt, im Inneren aber von einem regelmässigen Epithel ausgekleidet ist (1. c. p. 37). Der Ductus ejaculatorius zeigt keine Besonderheiten : er ist ein je nach den Contractions- zuständen längeres und dann mehr oder weniger gekrümmtes, "der kürzeres und dann gestreckter verlaufendes, muskulöses Rohr, dessen stets deutlich verdickter Endabschnitt in Form eines Penis nach aussen vorstülpbar ist. Seine innere Auskleidung wird von feinen Zäpfchen gebildet, die bei der Umkrempelung natürlich an die Oberfläche treten, hier aber, da sie sich jetzt auf eine viel grössere Fläche vertheilen, naturgemäss breiter und niedriger werden und somit nur eine leichte Rauhigkeit und Unebenheit der Penisoberfläche bedingen. Der Penis selbst tritt schon bei leichtein Druck nach aussen hervor, offenbar weil er vermöge seiner seitlichen Lage immer freies Feld hat, und ist ein gerades oder etwas gekrümmtes, ziemlich dickes Anhängsel des Körpers, das schon von Rudolph] beobachtet wurde. Weibliche Organe. Der Keimstoek liegt gewöhnlich rechts neben dem Bauchsaug- napfe als ungefähr kugeliges Gebilde von 0,2 mm Durchmesser und darüber, an dem ich niemals Einkerbungen des Randes, d. h. eine gelappte Gestalt gefunden habe, wie es Schwarze angiebt (1. c. p. 37). Aus dem Keimstocke entspringt, auf der Spitze einer kugel- oder buckeiförmigen Erhebung, der Keimgang, der sofort zu einem deutlich ausgesprochenen Befruchtungsraume sieh erweitert. In ihm begegnet man gewöhnlich, wie auch sonst, einigen Spermatozoen ; Xoack scheint ihn nicht bemerkt zu haben. An seinem Ende inserirt -ich der l,\i iRER'sche ('anal, ein an seiner Basis meist etwas aufgetriebener, im übrigen nur selten in seiner Weite über 0,01 mm hinausgehender ('anal, der sich nach Schwarze auf der Rückenfläche mit einer „halbkugelförmigen Erweiterung" öffnen soll (1. c. p. 43); ich habe von einer solchen ebenso wenig wie Xh.uk etwas Bibliotbeca zoologica. Heft IG. Kl 98 — bemerken können. An der Basis des LADRER'schen ('anales hängt ihm ein mitunter durch eine schwache, ringförmige Einschnürung kurz gestielt erscheinendes Receptaculum seminis an, auf dessen recht verschiedene Grössenverhältnisse Noack schon hingewiesen hat. Es liegt gewöhnlich, mit seinem blinden Ende nach hinten gerichtet, zwischen Keimstock und Bauchsaugnapf, und ist augenscheinlich die „piccola cavitä sferica", von der Molin berichtet (1. c. p. 848), ..collocata al lato sinistro dell'ovidotto. Questa era un momento piü piccola della ventpsa, era attapezzata internamente di cigli vibranti (= Spermatozoen) e ripiena di una massa di glohuli di colore bruno scuro . . .": ebenso die ..grosse Anhäufung von Samenfaden in lebhaftester Bewegung'', die Pagenstecheb unter dem Saugnapfe beobachtete (1. c. p. 40). Auf die unverständliche Angabe Schwakze's, dass das Receptaculum seminis eine „seitliche Ausstülpung der Schalendrüsenwand" sein soll, hat schon Noack hingewiesen. In kurzer Entfernung hinter der Einmündung des LAüRER'schen ('anales mit dem Receptaculum seminis folgt dann diejenige des Dotterganges, der aus einem gewöhnlich wohl unterscheidbaren Dotterreservoir herkommt. Die Dotterstöcke nehmen bekanntermassen bei unserem Wurme nur den vordersten Körpertheil ein und reichen nach hinten nicht über Bauchsaugnapf und Keimstock hinaus. Es sind Drüsen von typisch baumförmiger Verästelung, die jederseits einen, dem Stamme des Baumes entsprechenden gemeinsamen Ausführungsgang nach dem Dotterreservoir hin entsenden. Diese Dottergänge haben in Folge der speciellen Lagerungsverhältnisse von Dotterstöcken und Ootyp einen vorwiegend longitudinalen Verlauf, obwohl sie den sogenannten queren oder transversalen Dottergängen der anderen Distomen entsprechen; von der sonst mitunter sehr deutlich ausge- sprochenen Viertheilung des ganzen Apparates ist hier gleichfalls nichts zu bemerken (cf. oben Dist. gloMporum, pag. 46). Hinter der Einmündung des Dotterganges erfolgt die Erweiterung zum Ootyp, der in keiner Weise Abweichungen gegen sein bei anderen Formen bekanntes Verhalten zeigt. Auf ihn folgt der Uterus, in seinem Anfangstheil oft mächtig mit Spermatozoen angefüllt, und so ein Receptaculum uterinum darstellend, welches Noack augenscheinlich unbemerkt geblieben ist. Der Uterus erscheint, vorzugsweise bei alten, reichlich mit Eiern ausgestatteten Exemplaren des Wurmes, auf den ersten Blick in dichte, regellose Schlingen gelegt, welche die gesammten, im Körper zwischen den anderen Organen verfügbaren Zwischenräume für sieh in Anspruch nehmen. Speciell die Hoden werden von ihnen oft so vollständig verdeckt, dass keine Spur der- selben im Totalpräparat aufzufinden ist; dass sie aber in Wirklichkeit keineswegs ..geschwunden" sind, lehrt ein Schnittpräparat ohne Weiteres. Trotz der augenscheinlich regellosen Windungen des Uterus lässt sich jedoch immer erkennen, dass die Hauptrichtung von dem Ootyp an erst in das Hinterende und von da wieder nach vorn geht, eine Richtung, die beim jungen Thiere zunächst auch rein von dem Uterus eingehalten wird. Durch Verlängerung des Leitungsweges bilden sich daran aber bald seitliche Seddingen, die in Sförmiger Krümmung den ursprünglichen Weg im Princip beibehalten. Bei noch weiterer Verlängerung legen sich dann die queren Theile dieser SSchlingen wiederum in Schlingen und zwar wieder senkrecht zu ihrer bis- herigen Richtung, so dass die ersten SSchlingen nunmehr besonders an den Seiten Sförmige Seitenschlingen aufweisen (Fig. 30, Tal'. II). Der Endtheil des Uterus bildet eine sehr scharf und deutlich individualisirte Vagina, die sich meist in einem Bogen dorsal über den Cirrusbeutel hinweglegt und dann von oben und vorn hei' in den (lenitalsinus eintritt: die betreffenden Ver- hältnisse sind von Noack schon richtig dargestellt worden. Indess ist der bogenförmige Verlauf der Vagina nichts ursprüngliches oder wesentliches . denn man sieht in dem Maasse, als der 99 Vorderkörper sich ausdehnt, diesen Bogen sich strecken, and es kommt schliesslich ein Ver- hältniss zu Stande, wie es in Fig. 3t), Taf. II und 169, Tat'. \'III von Bist, tnedians nach dem Leben gezeichnei ist. Die innere Auskleidung der Vagina wird von denselben Zäpfchen gebildet, die wir im [nnenraume des Penis und des Genitalsinus bereits vorfanden. Noack scheint sie auch beobachtet zu haben, denn er berichtel von „ausserordentlich zahlreichen, mehr oder weniger rylindrisehen. zellenartigen Gebilden, welche in einfacher Lage sehr dicht neben einander stehen, an iU-v Oberfläche aber unregelmässige Zwischenräume zwischen sich lassen. Kerne waren in ihnen niemals nachzuweisen" (1. c. p. 19). Aueh die weiteren Angaben Noack's, dass „die Vagina in ihrer ganzen Ausdehnung von einer bald einfachen, bald doppelten Schicht von Zollen um- geben sei. welche kolbige oder spindelförmige Gestalt besitzen" und deren „schmale Enden nach der Vagina hin gerichtet" seien, beziehen sich auf uns von anderen Formen her bereits bekannte Gebilde: jene, die wir mit dem indifferenten Namen Begleitzellen belegten. Noack ist geneigt, in ihnen Drüsenzellen zu sehen, obwohl auch er Oeffnungen nicht aufgefunden hat. Betreffs der letzteren ist es mir am lebenden Thicre in ganz derselben Weise ergangen, und da man an diesem sunst die Ausführungsgänge aller echten Drüsen (Hautdrüsen. Prostata-, Schalendrusen), ohne alle Schwierigkeit erkennen kann, hin ich betreffs der Drüsennatur jener Begleitzellen zweifelhaft geblieben und habe auch die indifferente: nichts präjudicirende Benennung für sie gewählt i Fig. 170, Tat. VIII. Vergl. hierzu auch das im zweiten Abschnitte über unsere Gebilde Gesagte!). Molin sowohl, wie Noack Italien bei unserem Wurme eine gegenseitige Begattung zweier Individuen beobachtet: nur ist es in Folge der nicht sicheren Unterscheidung der Arten bei beiden nicht ausgemacht, ob es sich dabei wirklich um Distomwm clavigerum Run. gehandelt hat. leh bin darüber um so zweifelhafter, nicht weil ich einen entsprechenden Vorgang bei unserem Wurme selbst nicht zu sehen bekommen, wohl aber, weil meinen neueren Erfahrungen nach die Begattung bei dem Distonvum confusum, dem ..kleineren" D'isb. clavigerum, sehr häutig sich beob- achten lässt. Jedenfalls fanden aber beide Beobachter, dass die Copulation durch die Vagina, und nicht durch den Lai luafschen stattfand, dass also das Sperma, um zu der Eibildungsstätte zu gelangen, hier den ganzen Uterus aufwärts steigen musste. Die Hier zeichnen sich aus durch den Besitz einer 0,005 mm dicken, gallertigen Hüll um die eigentliche, chitinige Schale herum, und diese Umhüllung muss schon ziemlich frühe im Uterus abgeschieden werden, da man sie in den äusseren Schlingen desselben schon deutlich an den Eiern nachweisen kann. Ueber ihre weitere Herkunft freilich weiss ich noch nichts zu sagen; Noack -eheint sie nicht bemerkt zu haben, wie ich sie denn aueh selbst in einigen Fällen nicht zu entdecken vermochte. Hie Eier selbsl (Fig. 31, Taf. 11 1 messen 0,033 mm in der Länge und it. ulti mm an der breitesten Stelle (dieselben .Masse neben aueh Noack und Pagenstecher an). Das Deckelchen, das dem vorderen, merklich verjüngten Ende des Eies aufsitzt, ist scharf „uhr- glasartig" (Noack) abgesetzt. Diese Schale selbst ist ziemlich durchsichtig, hellbraun, und lässt den Inhalt deutlich erkennen. Derselbe repräsentirt bei den zur Ablage reiten Eiern ein wohl ausgebildetes Miracidium mit Fliminerkleid , deutlichem Darm und einigen grösseren, blassen Zellenelementen im Hinterende. I'elier die Jugendform unseres Wurmes kann ich Bestimmtes. res|>. Positives, bis jetzt nicht angeben. Pagenstechek und Schwarze berichten, ihn besonders im braunen Frosche aus Cercaria „ornata" aus Planorbis corneus erzogen zu haben. leb verzichte an dieser Stelle anfeine Kritik der betreffenden Angaben, da eine solche nur auf Grund ganz positiver Eütterungs- und 13* 100 Zucht versuche als berechtigt gelten kann, und ich die meinigen gegenwärtig als noch nicht positiv genug ansehe; nur .soviel dürfte sich zunächst mit Sicherheit sagen lassen, dass Würmer, die bereits einige Tage, oder gar 8 Stunden nach der Verfütterung der encystirten Cercarien mit Eiern gefüllt angetroffen wurden, ni cht auf diese Fütterung zurückzuführen sind. Auch habe ich bis jetzt vergebens versucht, Individuen von Planorbis cornens oder der übrigen grösseren Siisswasserschnecken mit den Eiern des Wurmes zu inticiren; doch kann dies füglich auch daran liegen, dass gewisse bisher noch unbekannte Bedingungen für eine erfolgreiche Entwicklung der Jugendformen nicht erfüllt waren, ist also deshalb noch nicht directer Gegenbeweis. Die jüngsten Exemplare des Wurmes, die ich im Frosche fand. (Fig. 32, Taf. II) massen ungefähr 0,52 mm und waren vollkommen deutlich erkennbare Distomum clavigerum. Im Hinter- ende erkannte man die bereits oben beschriebene einfach gestaltete Excretionsblase, vor derselben die kleinen, blassen Hoden, über denen unmittelbar die blinden Enden der Darmschenkel lagen. Die Anlage von Cirrusbeutel und Vagina hatte bereits voll- kommen ihre definitive seitliche Lagerung; unter dem Bauch- saugnapfe zeigte sich ein hellerer Zellencomplex. die Anlage der inneren, weiblichen Genitalien. Der Hinterkörper des Wurmes war im Verhältniss zum Vorderkörper noch ausserordentlich klein, und während der Bauchsaugnapf beim ganz erwachsenen am Ende des ersten Körperdrittels sich findet, liegt er hier beinahe am Ende des zweiten. Bei dem weiteren Wachsthum ist es also, wie auch sonst, der die Genitalorgane bergende Hinterleib, welcher die hauptsächlichste Grössenzunahme und in Verbindung damit eine immer zunehmende Verschiebung der bisherigen Grössen- und Lagerungs Verhältnisse der Organe erfährt. Bei einer Länge von ca. 3/i mm und darüber beginnt die Production von Spermatozoen, welche nach vorn sich begeben, in der Samenblase sich ansammeln und dann bei der Oeffnung des weiblichen Leitungs- apparates in diesem wieder nach hinten aufsteigen. Einmal fand ich ein Individuum des Wurmes (noch nicht 1 mm lang) mit einer mächtigen Ansammlung von Sperma im Uterus halbwegs zwischen Ootyp und Vagina: der Uterus war an dieser Stelle noch nicht hohl geworden und die Spermatozoen sassen bis auf weiteres alle vor der undurchgängigen Stelle fest. Exemplare von ca. 1 mm Länge haben meist schon eine geringe Anzahl zunächst noch blasser Eier in sich, der Uterus steht dabei noch deut- lich im Beginne des obengeschilderten ersten Stadiums der seitlichen Schlingenbildung, und die Hoden liegen noch ganz im Ende des Leibes; erst später rücken sie durch stärkere Auftreibung des letzteren von Seiten der Uterusschlingen relativ weiter nach vorn, wie in Fig. 30, Taf. IL Während ich unter den sehr zahlreichen Distomum clavigerum, die ich im Verläufe meiner Studien zu Gesicht bekam, niemals ein Individuum antraf, welches durch irgend welche Ab- weichungen von dem normalen Baue sich ausgezeichnet hätte, fand ich am 25. März 1890 in einem Wasserfrosche ganz vereinzelt einen Wurm von der in obenstehender Figur dargestellten Distomum clavigerum ? aus Eaua esculenta bei Zeiss Syst. aa Oc. II. Die Buchstabenbezeichmuigen sind dieselben, wie auf den Tafeln. • Irganisat ion. Derselbe war zwar eine Kleinigkeit grösser. als das Distomum clavigerum ge- 103 wohnlich, wies aber in seinem ganzen sonstigen Habitus eine solche Aehnlichkeit mit diesem auf, dass man versucht sein möchte, ihn diesem ohne weiteres zuzurechnen. Principiell abweichend ist eigentlich auch nur die Lage der Hoden, die nicht, wie bei clavigerum, am Ende der Darm- schehkel, sondern zwischen diesen, kurz hinter dem Bauchsaugnapfe, schräg hinter einander ge- Legen waren. Die Lage des Genitalporus, Gestalt des Cirrusbeutels, Grösse und Lage der Dotter stocke und des Keimstockes war durchaus die des Dist. clavigerum, ebenso stimmte die Gestalt der Excretionsblase und die Länge der Darmschenkel ganz mit diesem iiberein. Da ich den Wurm niemals wieder angetroffen habe, so gewinnt es den Anschein, dass wir es in ihm eher mit einer zufälligen Aberration, als mit einer besonderen Art zu thun haben; ich verzichte des- halb auch darauf, ihm einen besonderen Namen zu gehen. 1 heile aber sein Bildniss hier mit, um eventuelle Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. 12. Distomum confusum n. sp. Litteratur: Distoma clavigerum Ddjardin, Hist. nat. des Helm pag. 4u4. „ „ ex p. I Pagenstecher, TrematodenL u. Tremat. p. 39 u. 41. Taf. IV, enäolöbum .. , f Fig. 8—14. Taf. V, Fig. 1. „ clavigerum Pachinger, Neue Beitr. etc. Taf. I, Fig. A. Betreffs der Geschichte und Synonymie ist das bei der vorigen Art Gesagte zu vergleichen. Distomum confusum lebt im Darme unserer Frösche und aller Krötenarten; am häufigsten habe ich es jedoch immer bei dem Wasserfrosche angetroffen, wo es in der Leipziger Gegend nur selten ganz vermisst, gelegentlich aber in Gesellschaften bis zu 50 Stück und darüber angetroffen wird. Ganz charakteristisch ist sein Sitz im Darme; er findet sich nämlich immer unmittelbar am Pylorus in der daselbst befindlichen kurzen Biegung des Darmes; vereinzelte Exemplare sitzen bis zur Einmündung des Gallenganges hinab, noch weiter hinten aber gehört das Vorkommen eines normalen Exemplares zu den Ausnahmen. I nser Wurm ist die kleinste der drei naheverwandten Formen und das kleinste der Froschdistomen überhaupt. Seine Länge beträgt hei sehr grossen Exemplaren 1,36 mm. die Breite im Ruhezustand ungefähr 1 mm. Er macht sich daher schon beim flüchtigen Ansehen durch seine kurze, gedrungene Gestalt bemerkbar und zieht sich gern bis zur völlig kreisrunden Scheibenform zusammen: in der Bewegung wechselt die Gestalt natürlich mannichfach. Die Farbe ist meist ein trübes Röthlichgelb. Die Saugnäpfe sind ungefähr gleich gross, indess ist der vordere doch stets um eine Kleinigkeit grösser; hei dem ältesten, von mir beobachteten Individuum betrug der Durch- messer des Mundsaugnapfes 0,16 mm. Avv des Bauchsaugnapfes 0,15 mm. Trotz der gleichen Grösse ist aber der Bauchsaugnapf augenfällig schwächer, als der Mundsaugnapf: er besitzt weniger Muskelfasern in seiner Wandung und nur eine ganz flache, uhrglasartige innere Wölbung: auch zieht der Stachelbesatz der Körperhaut ununterbrochen durch ihn sich hindurch, während der Innenraum des Mundsaugnapfes stachellos ist. Demnach — 102 spielt der Bauchnapf als Befestigungsorgan auch eine untergeordnetere Rolle; wenn man Individuen mit ihrem natürlichen Sitze, der Darmwand, möglichst bald und plötzlich tixirt und in Schnitte zerlegt, dann sieht man die Thiere, mit dem Kopfe der Darmwand zugekehrt zwischen den Falten derselben liegen und mit beiden Saugnäpfen festgesogen; aber der in den Mundsaug- napf hineinragende Epithelzipfel ist stets viel gi'össer, als der des Bauchsaugnapfes: mitunter fehlt der letztere sogar ganz und dann hängen die Thiere nur mit dem Munde fest. Sehr gern und sehr oft bewegen sie sich auch vollkommen frei im Inneren des Darmes ihrer Wirthe. Die Haut ist dicht mit feinen Schuppen besetzt, welche sich sowohl in Bezug auf ihre Gestalt, wie auch in Bezug auf die Dichtigkeit ihrer Vertheilung ganz so verhalten, wie bei Distomum clayigerum. Sie haben dieselbe Form, wie dort und ihr vorderer, aus der Haut her- vorragender Rand zeigt dieselbe Ausstattung mit feinen Spitzchen, die hier der Kleinheit der Schuppen wegen allerdings schwerer zu sehen sind. Diese messen nur 0,011 mm in der Länge, 0,0046 in der Breite, und sind 0,0068 mm von einander entfernt, während sie sich in Abständen von 0,015 mm von Basis zu Basis gerechnet folgen. Dichtigkeit sowohl, wie Grösse nehmen nach hinten zu bedeutend ab, und das äusserste Körperende lässt gar keine mehr erkennen. In Bezug auf die Hautdrüsen zeigt Distomum confusum keine Abweichungen gegenüber der vorigen Art. Der Verdauung sap parat ist hauptsächlich charakterisirt durch die Kürze der Darmschenkel. Auf den Mundsaugnapf folgt, von diesem durch einen nicht unansehnlichen Vorhof getrennt, der kleine Pharynx, dessen Vorderrand, wie bei der vorigen Art, 4fach eingekerbt erscheint. Er führt in einen kurzen Oesophagus, der sich nach höchstens 0,1 mm Länge in die beiden Darmschenkel spaltet. Dieselben ziehen von der Gabelungsstelle aus schräg nach aussen und können je nach den Contractionsverhältnissen einen "Winkel von 90 (Fig. 35, Taf. II) bis gegen 16U° (Fig. 33, Taf. II) einschliessen. Sie reichen niemals bis über den Vorderrand des Bauchsaugnapfes nach hinten, und ihr Inhalt besteht aus gelb oder braun gefärbten Massen, die wiederum dem Froschdarme entstammen und niemals Blutkörperchen, wohl aber gelegentlich zweifellose Reste anderer zelliger Elemente in sich nachweisen lassen. Ol) diese zelligen Elemente dem Darmepithel des Wirthes entstammen, ist mit Sicherheit nirgends zu bestimmen gewesen. Nervensystem. Von dem Nervensystem lassen sich auch beim erwachsenen Thiere gelegentlich S3hr. schöne, klare und übersichtliche Bilder gewinnen: das in Figur 1(34, Taf. V1JI gezeichnete Bild ist bis auf einige Einzelheiten der ventral gelegenen Nerventheile nicht combinirt. sondern an einem einzigen Thiere beobachtet und danach gezeichnet. Ich habe hier ziemlich leicht und sicher die Lateralcommissur sowohl, wie den supracerebralen Theil nachweissen können; im übrigen schliesst das Nervensystem sich ganz dem von Dist. clavigerum an. Sechs Längsnerven vorn und hinten, fünf Ringcommissuren, von deren dritter und vierter Aeste an den Bauchsaug- napf abgegeben werden, und eine Verbindung von dorsalen und ventralen Längsneryen im Um- kreise des Porus exeretorius sind die hauptsächlichen Charaktere in seinem Baue. Der längere unpaare Dorsalnerv bei Distomum clavigerum, der, aus der Vereinigung der longitudinalen Rücken- nerven hervorgegangen, in den Ringnerven des Exerctionsporus sich inserirte, fehlt hier, doch kann sein Vorhandensein bei jenem wohl zusammenhängen mit der Streckung des Hinterleibes; ich beobachtete den Nerven hauptsächlich bei einem ganz alten, reich mit Eiern angefüllten Exemplare. Excretionsapparat. Das Gefässsystem der Dist. confusum unterscheidet sich von L03 — dem der vorigen Art allein ihuvh die abweichende Gestalt der Excretionsblase. Dieselbe ist ausgezeichnet durch die im Verhältniss ganz beträchtliche Länge ihrer Schenkel, denen gegenüber der unpaare Theil so zurücktritt, dass er nur als dir gemeinsame Mündung der beiden letzteren erscheint. Diese "reichen stets bis zum Bauchsaugnapf (Fig. 33 u. 35, Tat'. ID. treten aber nicht immer sehr deutlich hervor, da namentlich anmittelbar nach der Entnahme des Thieres von seinem Wohnorte ihre Füllung eine nur spärliche ist. Sie besteht aus einer wasserklaren Flüssig- keit, in welcher mehr oder weniger zahlreich feine, stark glänzende Concrementkügelchen schwimmen: wenn dieselben sehr gehäuft sind, dann allerdings markirt sich die Blase undurchsichtig und fast schwarz vor den übrigen Organen des Körpers. Wie bei Distomum clavigemm, so ist auch hier bei jüngeren Thieren die Länge der Schenkel relativ geringer, und die Blase selbst erscheint mehr hufeisenförmig. Das Gefässsystem bietet, wie gesagt, keine (unterschiede gegenüber dem des ]). elavigerum; nur ist. da die Gabelung des aufsteigenden Hauptgefässes wiederum in der Höbi' des Bauchsaugnapfes erfolgt, dieses selbst mir ziemlich kurz, ungefähr so. wie es Noack in seiner Figur 2, Taf. I1) von einem angeblichen D. clavigemm zeichnet: alles übrige ist genau wie bei diesem. Die Trichter sind 0,0171 mm lang und an der Basis 0,0062 min breit. Genitalapparat. An dem Genitalapparate ist besonders die Lagerung der verschie- denen Bestandtheile im Körper eine abweichende; die Structur im einzelnen ist ganz dieselbe wie bei elavigerum. Der Genitalporus liegt wieder auf der Ventralseite dicht am linken Rand des Körpers, bei erwachsenen Thieren ebenfalls circa halbwegs zwischen Mund- und Bauchsaug- napf, bei jüngeren jedoch entschieden mehr dem letzteren genähert und bei gewissen Con- tractionsverhältnissen nur wenig höher, als dieser. Mann liebe Organe. Die Hoden liegen ganz vorn im Körper zu den Seiten des Oeso- phagus und des Pharynx (Fig. :!:'. a. 35, Taf. II): es sind unregelmässig ovale, helle Körper, von deren jedem aus ein Samenleiter nach hinten sich begiebt; der Verlauf derselben ist also gerade umgekehrt, wie sonst. Sie erstrecken sich stets bis hinter den Bauchsaugnapf nach ab- wärts, mitunter (Fig. 35) sogar ziemlich nahe an das Hinterende heran, um hier zu einem ge- meinsamen ("anale zu verschmelzen, der fast unmittelbar darauf zur Sameöblase sich erweitert. Der Cirrusbeutel, der diese einschliesst, besitzt bei unserem Wurme eine ganz enorme Länge, das heisst relativ, dann absolut gemessen besitzt er fast genau die Grösse desjenigen von I>. elavigerum. Abgesehen davon, dass die Pars prostatica meist etwas mehr kugel- als birnförmig ist. wüsstc iidi keine weiteren Unterschiede zwischen beiden anzugeben. Weibliche Organe. Der Keimstoch liegt beinahe in der Mittellinie, dorsal und kopf- wä'rts von dem Bauchsaugnapfe; sein Ausführungsgang begiebt sich nach rechts und ventral- wäcts: alles übrige (cf. Fig. 167, Taf. VIII) verhält sich genau wie bei I>. elavigerum; nur sind alle Organe und Organtheile relativ kleiner. Ganz charakteristisch ist die Lage der Dotter- stöcke: dieselben nehmen den allervordersten, zu den Seiten des Mundsaugnapfes von den Hoden noch frei gelassenen Raum ein. sind aber in Folge dessen nicht sehr gross und für gewöhnlich ziemlich stark zusammengepackt. Sie besitzen das Aussehen kleiner Bäumchen (Fig. '■'>'■'>. '■>'>. Taf. LT); jederseits zieht ein dem Stamme entsprechender, gemeinsamer Gang nach hinten, der sich in das ') NOACK, Aii.it. ii. Histol. it. Dist. clav. 1. c. 104 — Dotterreservoir einsenkt. Diese Gänge entsprechen also den sonst quer durch den Thierkörper verlaufenden Sammelgängen, und beweisen, dass dieser quere Verlauf nichts wesentliches, sondern nur eine Folge der speciellen Vertheilung der Dotterstöcke im Körper ist. In dem Receptaculum uterinum finden sich manchmal ganz enorme Spermamassen ; die in Figur 33 gezeichnete Füllung ist diesen gegenüber nur als eine raittelmässige zu bezeichnen. Der Verlauf des Uterus ist specifisch von dem des 1>. clavigerum verschieden; er verläuft von dem Ootyp aus zunächst nach einem Punkte der Mittellinie, dicht hinter dem Bauchsaugnapfe; von diesem aus anfangs nach der linken Seite, um dort eine Schlinge erst nach vorn, dann eine nach hinten zu bilden und zu seinem Ausgangspunkte zurückzukehren. Etwas ähnliches geschieht nunmehr auf der rechten Seite; es erfolgt von dem querverlaufenden Theile aus erst eine Schlinge nach hinten, dann eine nach vorn, die sich allmählich zwischen Hoden und Keimstock hinein quer durch den Vorder- körper bis zu dem auf der gegenüberliegenden Seite befindlichen Genitalporus hin festsetzt, aber auf demselben Wege wieder bis zu dem erstgenannten Ausgangspunkte zurückkehrt : erst von hier aus geht der Uterus dann der Genitalöffnung zu, vorher, wie gewöhnlich , eine deutlich abgesetzte Vagina bildend. Bei diesem Wurme, den ich im Jahre 1883 zum ersten Male in gegenseitiger Begattung antraf, ist eine solche, wie ich inzwischen erfahren habe, mit ziemlicher Leichtigkeit zu beob- achten; ich habe in den letzten Jahren mindestens einige Dutzend Pärchen zu Gesicht bekommen: das eine Mal in einem und demselben Frosche 4; 3 davon in einem einzigen Präparat, das noch 5 freie, isolirte Würmer daneben enthielt. In keinem einzigen Falle coneurrirte dabei ein Indi- viduum, welches im Anfange seiner geschlechtlichen Entwickelung gestanden hätte, vielmehr waren es alles alte und reichlich mit Eiern angefüllte Individuen, um die es sich dabei handelte. Die Art der Verbindung war stets die schon früher von mir beschriebene, beide Indi- viduen waren zu gleicher Zeit als Männchen und als Weibchen thätig. Die Eier des Wurmes entbehren, wie es scheint, in allen Fällen der bei Distomum clavi- gerum vorhandenen äusseren Hülle; ihre Gestalt ist bedeutend schlanker, denn sie messen zwar 0,034 mm in der Länge, aber meist nur 0,013 mm in der Breite. Maasse. die nicht ganz mit den von Dujardin gegebenen (0,027 : 0,016) übereinstimmen. Die Schale ist hellgelbbraun, durch- sichtig, das Deckelchen wiederum scharf abgesetzt; die zur Ablage reifen Eier enthalten ein reifes Miracidium mit Flimmerkleid, Darmrudiment und Keimzellen. Ueber die Entwickelung, resp. die Jugendform unseres Wurmes weiss ich nichts zu sagen. Weder habe ich je eine Cercarie gefunden, die durch etwaige seitliche Neigung der Genital- anlage, noch eine solche, die durch eine auffällige Lagerung der Hoden auf unsere Form hin- gewiesen hätte - - ein Umstand, der in mir die Vermuthung wachruft, dass möglicherweise eine Landschnecke, deren Cercarien ich bis jetzt wenig studirte, der Zwischenträger sein könnte. Damit würde es sich auch erklären, warum Fütterungsversuche mit den Eiern bei Wasser- mollusken Ins jetzt alle negativ ausfielen. Leider habe ich auch nicht ein einziges ganz junges Exemplar des Wurmes aus seinem definitiven Wirthe zu Gesicht bekommen; eines der jüngsten ist das in Figur 35 gezeichnete, bei welchem eben der Eintritt der Samenfäden in die weib- lichen Leitungswege beginnt. Der Haupttheil der Entwickelung und Ausgestaltung der Organe ist damit aber bereits vorüber. — 105 13. Distomum medians OLSSON. Litteratur: THstoma medians ex p. Olsson, Bidrag etc. p. 25. Taf. FV, Fig. 00— -63. Unter diesem Namen fasste Olsson, wie bei der Besprechung des Distomum clavigerum näher auseinandergesetzt wurde, zwei verschiedene Species zusammen, von denen die eine in der That neu war und die hier in Rede stellende Form repräsentirt. Als Motiv für die Wahl des Namens medians führt der Autor einige Züge der Organisation an, (Lage der Dotterstöcke im Halse, das wenig in die Augen fallende Acetabulum etc.), die einen Uebergang zu dem Genus Gasterostomum darstellen und dem Wurme eine Art Mittelstellung zwischen diesem und dem Genus Distomum geben sollten. Kann nun diese Anschauung selbst auch heute kaum noch auf unsere Zustimmung Anspruch machen, so erscheint doch der Name medians noch als ein durchaus glücklicher und bezeichnender, weil unser "Wurm eine "ganz augenfällige Mittelstellung, nicht zwischen Distomum und Gasterostomum, wohl aber zwischen seinen beiden vorbeschriebenen nächsten Verwandten einnimmt. Nur müssen bei einer Neufassung der Artdiagnose die schon oben an- geführten, auf das fälschlicherweise mit einbegriffene Distomum clavigerum Rüd. bezüglichen Stellen gestrichen und durch passende ersetzt werden, die sich aus der folgenden Beschreibung ergeben. Distomum medians wurde von seinem Entdecker in Jinf'o ndijaris aufgefunden; meinen Er- fahrungen nach kommt er ausser an dem genannten Orte noch vor in Bufo Calamita und uariabilis, und besonders in Rana temporaria und escülenta. Es ist ein in der Umgebung von Leipzig gar nicht seltener Parasit, der freilich kaum jemals in solchen Gesellschaften gleichzeitig gefunden wird, wie seine Verwandten Distomum clavigerum und eonfusum. In Bezug auf seinen speciellen Wohnsitz stellt es in der Mitte zwischen den beiden nur genannten Formen und findet sich vom Pylorus an bis ungefähr zur Mitte des Darmes hin. Seine Körper ge st alt ist mehr oder minder gestreckt eiförmig, nicht so gedrungen, wie bei 1). eonfusum, aber auch nicht so gestreckt, wie bei I>. clavigerum. Die Länge steigt kaum über 1 mm, die Breite beträgt meist etwas mehr, als die Hälfte. Die Saugnäpfe sind ungleich ut.'ss: der Mundsaugnapf ist stets der grössere, sein Durchmesser verhält sich zu dem des Bauch- saugnapfes wie 14 : 11. Die Haut erweist sich wiederum mit Schuppen Bedeckt, die in Gestalt und Ausstattung vollkommen denen der Verwandten entsprechen; ihre Grösse habe ich an ganz erwachsenen Indi- viduen leider nicht gemessen: hei dem in Fig. 36, Taf. II gezeichneten, mittelalten Thiere be- trägt die Länge ca. U.Ol mm. die Breite 0,0055, doch dürften beide Zittern bei den ganz er- wachsenen noch um etwas grösser sein. Ihre Vertheilung im Körper ist genau dieselbe, wie bei den Verwandten. Haut- und Kopfdrüsen verhalten sich ebenfalls, wie bei diesen ; die Körper- farbe ist trüb röthlichgelb. Der Verdauungsapparat steht in Bezug auf seine Ausdehnung in der Mitte zwischen den beiden anderen ; der Oesophagus reicht ungefähr bis in die Mitte zwischen Mund- und Bauch- saugnapf und theilt sich dann in die Darmschenkel, welche ihrerseits bis annähernd in die Mitte des Körpers, d. h. in die Höhe des Bauchsaugnapfes hinabsteigen. Ihre Weite ist bei jüngeren Thieren beträchtlicher, als bei alten. Betreffs der Nahrung gilt das von beiden Verwandten Gesagte. BiMiotheea zoologica. Heft IC 14 Kiii Das Nervensystem habe ich nur flüchtig untersucht und an ihm das Vorhandensein von 6 Längsnerven vorn und hinten, sowie von Quereommissuren constatiren können: ungewiss bin ich betreffs des Vorhandenseins der Lateralcommissur und des supracerebralen Theiles des Xervensystemes. Hingegen ist wiederum das Heranreichen der dorsalen Längsneren bis an den Excretionsporus nachzuweisen. Der Excretionsapparat gleicht vollkommen dem des I). eonfusum; die Schenkel der Exeretionsblase, deren unpaarer Theil nur ganz kurz und kaum in die Augen fallend ist, reichen als lange, nicht sehr dicke Schläuche bis in die Höhe des Bauchsaugnapfes, wo die Gefässe ans ihnen hervortreten. Betreffs dieser, ihrer Verzweigung und Verbreitung im Körper und der Zahl der Trichter wüsste ich keine Verschiedenheiten gegenüber dem J>. eonfusum anzugeben. Die Trichter selbst sind etwas kleiner, nur 0,0107 mm lang und 0,005 mm an ihrer Basis breit. Was nun endlich die Genitalo rgane anbelangt, so geben diese und ihre Lagerung im Körper die hauptsächlichen charakteristischen Eigentümlichkeiten unseres Wurmes ab. Der G-enitalporus liegt am linken Körperrande auf der Bauchseite, aber dem Kopfe stets näher, als dem Bauchsaugnapfe, gewöhnlich an der Grenze des ersten Drittels der Entfernung zwischen beiden. Die Verhältnisse des Genitalsinus (Fig. 169, Taf. VIII) bieten nichts Abweichendes dar. Männliche Organe. Die beiden Hoden liegen ganz in den .Seiten des Leibes und zwar mit dem Bauchsa\ignapfe in einer geraden, ungefähr senkrecht zur Längsaxe stehenden Linie. Sie haben beim erwachsenen Thiere einen ungefähren Durchmesser von 0,18 — 0,2 mm und entsenden ihre Vasa deferentia nach der Mitte zu, wiederum ungefähr normal zur Längsaxe des Körpers. Dieselben sind naturgemäss, entsprechend der Länge des Weges, den sie zurück- zulegen haben, nur kurz und vereinigen sich bereits auf dem Kücken des Bauchsangnapfes oder etwas vor ihm zur Bildung der Samenblase. Das Ende des Cirrusbeutels, welcher die letztere einschliesst, lag bei der allergrössten Mehrzahl der von mir untersuchten Exemplare des Wurmes dem Bauchsaugnapfe direct auf, was auch bei I). clavigerum, aber nicht so regelmässig, niemals aber bei D. eonfusum der Fall ist. Im übrigen bietet Cirrusbeutel sowohl, wie der in ihm ge- legene Ductus ejaculatorius mit der Pars prostatica keinerlei Abweichungen gegenüber demjenigen der Verwandten dar. Weibliche Organe. Der Keimstock liegt, als kugeliges oder ovales Gebilde von der ungefähren Grösse der Hoden, auf der rechten Körperseite ziemlich am Rande in der Höhe der Gabelungsstelle des Darmes oder ein wenig dahinter. Der Keimgang schlägt den Weg nach hinten ein (Fig. 168, Taf. VIII), bildet erst einen Befruchtungsraum, empfängt dann den LAtfRER'schen Canal, dem ein voluminöses Keceptaculum seminis anhängt, dann den queren Dotter- gang, der aus einem wohl entwickelten und wohl erkennbaren Dotterreservoir herkommt. Die Dotterstöcke liegen auch hier ganz im Vorderkörper als bäumchenartig verästelte Drüsen, nur sind sie, da sie nicht durch die Hoden so eingeengt werden, wie bei dem D. eonfusum, lockerer und übersichtlicher gegliedert, als bei diesem (Fig. 36, Taf. II). Die „transversalen" Dotter- gänge haben demnach wiederum einen longitudinalen, nach dem Bauchsaugnapfe hin etwas con- vergirenden Verlauf. Der Ootyp bietet nichts Bemerkenswerthes. das Efceceptaculum iiterinum ist mitunter in excessivem Masse mit Samenfällen angefüllt zu treffen. l>er Uterus ragt auch im staclc gefüllten Zustande, mit Ausnahme der beiden letzten Endtheile, nicht über die Hoden nach vorn hinaus. Sein Verlauf entspricht in der Hauptsache den Linien eines W: doch beginnt er von dem rechterseits gelegenen Keimstocke aus nicht mit dessen rechtem Endpunkte. lt)7 sondern mit dem linken, läuft also erst, um zu diesem zu gelangen, diagonal durcb den Leib hindurch. Demzufolge muss er dann auch, um von dem rechten Endpunkte des W nach der linksseitigen Genitalöffnung zu gelangen, nochmals den Körper durchkreuzen, und damit auch seinen Anfängst heil. Bei sehr starker Füllung kann das eben entworfene Bild des üterusver- laufes durch hier und da auftretende starke Seitenschlingen oft bis zur Unkenntlichkeit getrübt werden. Die Vagina verhält sich ganz wie gewöhnlich. Die Hier sind denen des D. claviyerum sehr ähnlich (Fig. -17. Taf. II): sie besitzen ebenfalls eine (iallerthülle wie diese, eine hellbraune, durchsichtige Schale mit deutlich abgesetztem Deckelchen, und sind nur etwas auffälliger nach vorn zu verjüngt. Indessen ist dieser Charakter durchaus nicht constant, so dass die Hier beider Würmer, unter einander gemischt, mit Sicher- heit nicht zu trennen wären, wenn tiichl <\r\- Insasse eine augenscheinlich allgemein gültige Ab- weichung zur Schau trüge. Während die Darmanlage desjenigen von I>. clavigerum dreieckig, mit stark verbreiterter Basis ist. erscheint sie bei dem Miracidium des />. medians schmal, aus zwei ungefähr parallelen, körnigen Streifen zusammengesetzt: die übrigen Charaktere des ersteren haben beide gemeinsam. Die Länge der Eier beträgt, ohne die (iallerthülle 0,03 mm, die Breite an der breitesten Stelle 0,016 mm. In einem sehr bemerkenswerthen Zustande traf ich einmal zwei ganz erwachsene Indi- viduen des Wurmes, die "die einzigen Parasiten in einem grossen Wasserfrosche repräsentirten. Es waren die grössten Exemplare, die ich überhaupt zu Gesicht bekommen, in etwas gedrücktem Zustande L',:> mm lang, gleich gross, und im Hinterleibe so reichlich mit Eiern gefüllt, wie ich es ebenfalls nicht wieder gesehen. Schon die Grösse der Würmer war auffallend, noch auf- fallender aber das Aussehen der in ihnen enthaltenen Eier; keines derselben zeigte einen normalen Embryonalkörper, sondern in den meisten fand sich nur ein Haufen von runden, 0,003 mm im Durchmesser habenden, zellenartigen glänzenden Elementen, untermischt mit noch stärker lichtbrechenden Kügelchen und Tröpfchen einer fettartigen Substanz, die theilweise in Molecularbewegung begriffen waren. So sahen die Eier besonders in der Nähe der Uterus- mündung aus: in der Nähe der keimbereitenden Organe hingegen wurden die zellenartigen Körper allmählich blasser, deutlicher zellenartig und der ganze Inhalt gewann das Aussehen eines typischen, normalen Embryonalzellenhaufens ; noch weiter nach hinten zu verminderte sich die Zahl dieser Embryonalzellen und in der Nähe des Ootyps fanden sich völlig normale, in nichts irgendwie auffällige Eier mit Keimzelle und Dotterzellen. Es war klar, die Eier hatten sich bis zu einem gewissen Stadium gefurcht, waren aber dann in ihrer Entwickelung stehen geblieben und ihr Inhalt abgestorben und zerfallen. Nirgends in dem ganzen weiblichen Ge- schlechtsapparate fand ich eine Spur von Samenfäden, weder in dem L\na.i;'sclien ('anal. noch im Receptaculum seminis, das nur eine Anzahl von Dotterzellen enthielt, noch im Uterus, noch in der Scheide ; der Endtheil des Uterus hinter der Scheide war stark aufgetrieben und mit einer wässerigen Flüssigkeit gefüllt, in der ausserden Eiem zahlreiche, schlanke, krystallartige Körperchen schwammen. Es konnte keinem Zweifel unterliegen: die Thiere waren unbefruchtet, hatten aber trotzdem scheinbar ganz normale Eier gebildet; dieselben hatten sich auch eine Strecke weit entwickelt, waren aber dann zu Grunde gegangen und abgestorben. Diese Thatsache, dass sich die Eier auch ohne Befruchtung ein Stück weit zu entwickeln vermögen, war zwar interessant genug: aber es erhob sich doch sofort die Frage nach dem Grunde der nicht erfolgten Befruchtung. Ein Blick auf die männlichen Genitalien beider Würmer lux liess sofort erkennen, dass an diesen die Schuld nicht liegen konnte, denn die Samenblasen waren prall mit normalen Spermatozoen gefüllt. Xaeh meinen Anschauungen und Erfahrungen blieb hier nur noch eine Möglichkeit der Erklärung übrig: es musste in dem weiblichen Leitungs- apparate, und zwar am Ende desselben die Communication unterbrochen sein, und diese Unter- brechung musste den Spermatozoen das Eindringen verwehrt haben. Genitalsinus und die Oeffnung der Seheide in diesen waren durchaus normal, die Scheide selbst etwas aufgetrieben: aber an dem Uebergange der letzteren in den Uterus war eine solche Anhäufung von Eiern, dass hier wohl die Continuitätstrennung des Lumens liegen konnte. Erkennen liess sich freilieh, eben der vielen Eier wegen, nichts sicheres ; aber wenn eine solche vorhanden war, dann musste sie ja auch die Eier am Austreten in die Vagina verhindern! Es gelang mir in der That bei keinem der beiden Individuen, ein Ei durch verschiedenes und leises Drücken in diese hineintreten zu lassen, während das sonst nicht so schwer ist. Mit der Annahme einer Verstopfung der Vagina an ihrem Uebergange in den Uterus würde sich vielleicht auch dessen excessive Füllung, vor allem die Anwesenheit der Flüssigkeit in Einklang bringen lassen, die ich sonst nirgends beob- achtet habe. Um ganz sicher zu gehen, untersuchte ich auch noch den gesammten Darminhalt des AVirthes: zwei dermassen reife Parasiten mussten unter normalen Verhältnissen sieher Eier abgelegt haben, die man ebenso sicher im Darminhalte linden musste. Ich fand keines; und wenn es danach auch nicht direct bewiesen ist, dass die in Rede stehende Unterbrechung wirklieh existirte, so sprechen doch eine ganze Reihe von Thatsachen dafür und machen sie wenigstens höchst wahrscheinlich. Das ganze Vorkommniss scheint mir aber deswegen noch von besonderem Interesse, als es die grosse Bedeutung von Vagina und Uterus für das Zustandekommen der Befruchtung bekräftigt; durch den Laüeer sehen Canal hätte, besonders, da zwei Individuen neben- einander vorhanden waren, eine Spermaübertragung wohl erfolgen können, denn er war ganz normal, liess auch später einige der in ihm enthaltenen Dotterkörnchen nach aussen hervortreten — aber seine Hülfe war nicht in Anspruch genommen worden. Ueber die Jugendform unseres Wurmes fehlt mir noch jede Spur; nirgends habe ich eine Cercarie getroffen, die in ihrem Baue auf Distomum medians oder überhaupt auf eine der drei Fi innen mit seitlicher Genitalöffnung hingewiesen hätte. Indessen fand ich einmal ein ganz junges Exemplar des Parasiten im Frosche (Fig. 38, Taf. II u. Fig. 187, Taf. IX). Durch die laterale Lage des Genitalporus und die langen, deutlich hervortretenden Schenkel der Excretionsblase hätte es auch auf 1). confusum hinweisen können; ebenso waren die Darmschenkel noch ganz kurz, keulenförmig, mit grossen, stark körnigen Epithelzellen ausgekleidet. Bemerkenswert!! aber, und für I). medians charakteristisch war die Lage der Hoden hinter dem Bauchsaugnapfe; es liess sich von ihnen deutlich der eine als der vordere, der andere als der hintere unterscheiden, und die Vasa deferentia wiesen noch eine, wenn auch ziemlich schräg, nach vorn gehende Richtung auf. Der Keimstock hatte bereits seine spätere Lagerung eingenommen. Diese Topo- graphie der Organe ist insofern besonders interessant, als sie deutlich zeigt, dass die letzteren nicht von vorn herein die spätere, charakteristische Stellung einnehmen, sondern erst eine solche, die der allgemein üblichen viel näher steht (in diesem Falle also eine Lage der Hoden hinter dem Saugnapfe und auf einem verschiedenen Xiveau zu Seiten der Mittellinie). Der Hinter- körper ist zunächst muh sehr klein und erst mit seinem allmählichen Anwachsen erhalten wir die definitiven Grössen- und Lagerungsverhältnisse der Organe. Interessantere Mittelformen zwischen diesem und den reiferen Exemplaren des Thieres habe ich leider nicht getroffen. — 109 — 14. Distomum ovocaudatum VULP. Litteratur: Distomum ovocaudatum Vulpian, Mem. de la Soc. biologinue. L860. p. [50. PL XI. Fig. 4*X „ ,. Creutzbi i;i.. Unters, üb. d. Bau u. d. Entw. d. Dist. ovocaud. Dissert. Leipz. 1890. Sonsino, Processi verbau della Soc. Toscana. 1893. Sednta del 5. Febbrajo. Monitore zool. ital. Anno IV. 1893. pag. <>:'>. Leider halte ich, wie schon in der Einleitung hervorgehoben, diesen schönen Wurm nur in der letzten Zeit in geringer Zahl erhalten, ausserdem nur in völlig erwachsenen, mit Eiern erfüllten Exemplaren, so dass meine Beobachtungen in ihren Resultaten kaum über diejenigen Creutzburg's hinausgehen, leh beschränke mich daher hier auf die Anbringung einiger Zu- sätze und Berichtigungen zu den bisherigen Beschreibungen. Vulpian, Creutzburg, und ich fanden den Parasiten stets unter der Zunge des Wasser- frosches, wo er mit seinem kräftigen Bauchsaugnapfe sich ausserordentlich fest anheftet. Da- gegen theilt Sonsino mit, dass er ihn auch im Magen und im ersten Theile des Darmes der Frösche angetroffen habe, und dass man, um ihn häutiger zu finden, auch an diesen Stellen nach ihm sehen müsse. Ein Exemplar soll sogar in der Lunge gesessen haben, doch fügt Sonsino diesem Befunde selbst die Anmerkung „(erratico?)" bei. Ob das nicht auch für die anderen von ihm angegebenen Fundorte gelten dürfte? Sonsino giebt als Längenmass für den Wurm nur 4 — 5 mm. Credtzbürg •"> — 7 mm an; diese Maase sind für voll erwachsene Würmer beide entschieden zu klein, denn ich fand im Früh- jahr Exemplare von 12 und 13 mm Länge, das eine Mal 7 Stück unter ein und derselben Zunge. In Bezug auf die äussere Gestalt möchte ich dem bekannten hinzufügen, dass man in der Gegend des Bauchsaugnapfes sehr oft eine leichte Verschmächtigung des Körpers bemerken kann. Das Grössenverhältniss der Saugnäpfe ist von Creutzburg wie 7:1.'! gemessen wurden; bei dem in Fig. 49, Taf. 111 abgebildeten 12, s mm langen Exemplare hatte der Mundsaugnapf 0,8 mm. der Bauchsaugnapf 1,3 mm im Durchmesser, was also ziemlich genau den Angaben Creutzburg's ent- spricht. Heidi' Saugnäpfe sind ausserordentlich muskelkräftig, namentlich aber der Bauchsang- napf, den ich für leistungsfähiger halte, als selbst die des kräftigen Bist. teretiedtte. Die Haut ist glatt, 0,018 mm dick, die Farbe an den nicht von Eiern erfüllten Stellen des Korpers röthlich fleischfarbig, an den übrigen dunkel strohgelb oder ockerfarbig. Dem. was Ciaci "iv.r.nn; über Darm- und Nervensystem mittheilt, kann ich nichts nvwrs hinzufügen ; auch bezüglich des Excretionssystemes nur, dass die Flimmertrichter sehr klein sind. und 0,0089 mm in der Länge, 0,0035 mm in der Breite messen. Was die Genitalorgane anlangt, so geben Creutzburg und Sonsino in merkwürdiger Uebereinstimmung die Lage der Genitalöffnungen — übrigens ist ein Genitalsinus entwickelt, wie überall - ..in der Mitte des vorderen Körpertheiles, vor dem Bauchsangnapf8 und „tra le ') Mir nicht zugänglich gewesen. IH) duc ventose, avanti della ventosa ventrale" an. Das ist meinen Beobachtungen nach, wenn nicht ein Irrthum, so doch ziemlich ungenau und dürfte kaum auf die geringere Grösse der von jenen Autoren untersuchten, aber bereits mit Eiern .stark erfüllten Individuen zurückzuführen sein. Zwar liegt die gemeinsame Genitalöffnung „tra le due ventose", aber so weit vorn, dass sie viel eher als unmittelbar hinter dem Pharynx gelegen bezeichnet werden nmss. Sonsino spricht weiter von einer „borsa del pehe", und auch Creutzburg drückt sich etwas unbestimmt aus, dass die Samenblase „auch den verstülpbaren Cirrus enthalte". In Wirklichkeit ist weder von einem Cirrusbeutel (borsa del pene) noch von einem Cirrus eine Spur vorhanden; die Mündungstheile der Genitalwege haben vielmehr jenen ganz einfachen Bau, den wir bei Diät, cygnoiäes und folium oben kennen lernten. Allerdings ist die Samenblase meist recht wohl entwickelt, von birnförmiger Gestalt; aber sie liegt frei im Parenchyme, höchstens von einer etwas librillären Modi- fikation desselben umschlossen. Sie geht nach vorn über in einen kurzen, stärker muskulösen Ductus ejaculatorius, der in den Genitalsinus einmündet. In seiner Umgebung finden wir einige, spärliche Prostatadrüsen von flaschenförmigef Gestalt, die zerstreut im Parenchyme liegen und ihre Ausführungsgänge in den hinteren Abschnitt des Ductus ergiessen, aber ohne dass an diesem eine Pars prostatica als besonderer Abschnitt äusserlich erkennbar wäre. Der Keimstock soll nach Sonsino links liegen; ich fand ihn stets rechts. Die in ihm enthaltenen Keimzellen zeigen eine Eigentümlichkeit, auf die wir im histologischen Theile noch- mals werden zurückkommen müssen. Während nämlich sonst der Keimstock gewöhnlich in Folge der völlig klaren, hyalinen Beschaffenheit des Eiinhaltes als ein durchsichtiges Gebilde erscheint, ist hier gerade das Gegentheil der Fall: der Keimstock ist (cf. Fig. 123, Tat'. VI) undurch- sichtig, und zwar am meisten in der Mitte, am wenigsten am Rande. In der That sind auch die Keimzellen am letzteren Orte noch hyalin, hell; mit ihrem allmählichen Wachsthum aber lagert sich in ihnen, besonders am Rande, eine aus Körnchen bestehende undurchsichtige Masse ab, die sie im frischen Zustande den Dottcrzellen ausserordentlich ähnlich er- scheinen las st und den ganzen Keiinstock stark verdunkelt. Bei Behandlung mit Alkohol lösen sich diese Körnchen auf, und so kommt es, dass man sie im gefärbten und geschnittenen Präparat nicht mehr erkennt; andererseits würden sie wohl schon Aufmerksamkeit erregt haben. Ob diese Einlagerungen in den Eizellen hier mit der geringen Ausbildung der Dotterstöcke in Zusammenhang stehen? Aus dem Keimstock hervor kommt ein kurzer, nicht angeschwollener Keimgang , der alsbald den LAURER'schen Canal abgiebt. Dieser repräsentirt einen mehrfach gewundenen, längeren Canal von 0,02 mm Durchmesser, dessen Mündung auf der Rückenseite ziemlich in der Mittellinie gelegen, und dessen inneres Ende meist etwas aufgetrieben und manch- mal -- aber nicht immer -- mit Spermatozoen gefüllt ist. Sonsino hat ihn überhaupt nicht gesehen. Hinter dem LAURER'schen Canal inserirt sich dann der Dottergang, an welchem man kaum eine als Reservoir fungirende Anschwellung constatiren kann. Die charakteristische Ge- stalt der Dotterstöcke (Fig. 123, Taf. VI) ist von allen Autoren hervorgehoben worden; ich möchte freilich ihre Form weniger mit einer Traube (Creutzburg) als mit einem (meist) 4- (selten 5) blättrigen Kleeblatt vergleichen; den Stiel desselben repräsentirt der quere Dottergang, auf dessem Ende radiär 4 oder 5 ganz kurze Stielchen aufsitzen, welche ihrerseits in die einzelnen Dotterstocksfollikel hineinführen. Diese Follikel haben einen Durchmesser von O.IS mm. und erinnern ihrerseits an den Keiinstock dadurch, dass in ihnen die unreifen Dotterzellen nach Art eines mehrschichtigen, unregelmässigen Epitheles der Wand ansitzen, während die reifen sich II I aus diesem Verbände loslösen und in einen die Portsetzung des Ausführungsganges bildenden inneren Hohlraum hineinfallen. Auf Schnitten kann man diese Höhlungen sein' deutlich nach- weisen, im frischen Präparat treten sie, wie in der oben citirten Figur, nur als dunklere Stellen in den Drüsenfollikeln herv<>r. Mach Aufnahme des Dotterganges erweitert sich der Uterus zum Ootyp, der hier im Verhältnis.* nur wenig allgesondert erscheint: hingegen sind die Schalen- drüsen so zahlreich, dass sie einen ziemlich grossen und auch ziemlich scharf gegen das Parenchym abgegrenzten Körper darstellen. Der Anfangstheil des Uterus repräsentirt ein mächtig mit Samenfäden angefülltes Eteceptaculum seminis, sein Endtheil eine wenig kräftige, kurze Vagina, die in dieser Hinsicht dem kurzen [»actus ejaculatorius durchaus adaequat ist. Betreffs der Eier hebt Sonsino mit grossem Nachdruck1) hervor, dass das Filament oft das 5— Gfache der Länge des Eikörpers aufweise, und dass sich die früheren Untersueher Vdlpian und Ceeutzburg in der Heurtheilung dieser' Länge getäuscht hätten. Dem gegenüber muss ich dieselben alter in Schutz nehmen; die von (Juki Tzisriti; angegebenen Maasse wenigstens sind für die in der Umgebung von Leipzig vorkommenden Würmer durchaus richtig. Die Eier messen 0,063 mm in der Länge und 0.022 mm in der Breite, und das Filament der Schale ist i-*— 1,5 mal so lang als das Ei selbst: wie sich diese Verschiedenheiten schliesslich erklären werden, darüber habe ich keine Vermuthung. Betreffs des in dem Ei enthaltenen Miracidiums giebt Sonsino noch an i Monitore zool. 1. c), dass es mit langen Cilien bekleidet sei, die sich ablösen sollen „appena l'animale viene fuori morto." Demnach müssten sie bei dem natürlichen Ausschlüpfen in der Eischale zurückbleiben; an dem Auskriechenden habe ich nichts mehr von ihnen bemerkt. Als Jugendform des D. ovocaudatum ist zuerst von Leückart 2) die von Gr. Wagexer ent- deckte, eigentümliche Cercaria cystophora3) unserer kleinen Planorbiäen erkannt worden. Ihre Entwickelung verfolgte später Creutzburg, doch fehlt uns vor allem noch die Kenntniss der Art und Weise, wie der junge Wurm an seinen definitiven Sitz geführt wird. Ich kann zunächst weder über diese, noch die weitere Entwickelung im Frosche etwas mittheilen. ') An drei verschiedenen Stellen: 1) Trematodi di Hettili e di Anfibi della collezione del Mnseo di Pisa. Proc. verb. snpra iit. p. 7. 2) Sul Distomum ovocaudatum Vulkan. Monitore zool. snpra fit. p. ('>:'. n. r>4. :i) Nota intorno al Distomum horridum Lkidy e il Distomum ovocaudatum Vulkan. Proc. verbali della soc. Toscana. sedata del 7 maggio 1893. p. 2. S.-A. *) I.kitkaht, Paras. d. Menschen. II. Aufl. Trem. p. 104. ■'■• 0 R. Wai.i:m:k. [Jeher Redien und Sporocysten. Arch. f. Anat. n. Physiol. 1866. p. 145. Taf. VI. II, Histologischer und vergleichender Theil. A. Körperbedeckung. Dass ich die Bedeckung, special! der Distomen. nicht für ein metamorphosirtes Epithel halte, sondern für ein Absonderungspro,duct des gesammten Körpers, habe ich schon in einer früheren, kleineren Mittheilung auseinandergesetzt '). in welcher anch auf die hauptsächlichste, ein- schlägige * Litteratur verwiesen ist. Ich habe daselbst für sie noch den Namen Outicula ge- braucht: da wir indess mit diesem Namen die Vorstellung einer ganz bestimmten Entstehung verbinden, einer Entstehung, die bei unserer Trematodenhaut trotz aller darauf verwandten Mühe bis jetzt noch nicht sich hat nachweisen lassen, so dürfte es opportuner erscheinen, diesen Namen bis auf weiteres durch einen indifferenteren zu ersetzen. Von den verschiedenen in Vor- schlag gebrachten entspricht die von Ziegler2) angewandte Bezeichnung Hautschicht dieser Bedingung und scheint sich auch allgemeineren Beifalles zu erfreuen; so will ich sie hier eben- falls benutzen. Ich weiss nun sehr wohl, dass der Auffassung nach, wie ich sie hier vertrete, die Natur der Körperhaut unserer Thiere eine ungewöhnliche ist, und dass sie in der übrigen Thierwelt, ausgenommen vielleicht die Cestoden. kaum irgendwo wieder angetroffen wird. Es ist indessen, wie ich nochmals hervorheben möchte, nur das Verhalten dieser Haut selbst, wie es sich am lebenden Thiere und im conservirten Präparate zeigt, welches mich zu dieser Auffassung drängt. Ich würde dieselbe sofort aufgeben, wenn durch neue Beobachtungen, durch Thatsachen von all- gemeinerer Verbreitung, eine Entstehung oder ein Bau der Haut nachgewiesen werden könnte. der unseren sonst herrschenden Anschauungen mehr entspräche. Ich will auch nicht einmal auf meiner Deutung des Beobachteten bestehen ; sobald für dasselbe von irgend einer Seite eine bessere aufgefunden und begründet wird, mag die meine ruhig der Vergessenheit überant- wortet werden. Zunächst wird es meine Aufgabe sein, die Gründe, die mich zu der bisherigen Auffassung geführt haben, ausführlicher darzustellen. Bei gesunden und eben ihrem natürlichen Wohnsitz entnommenen Würmern, die man in ihrer natürlichen Umgebung unter leichtem Drucke untersucht, zeigt die Haut bei den einzelnen Wurmarten zwar ein recht verschiedenes Aussehen, doch repräsentirt sie überall eine gleichartige, hyaline, oder sehr feinkörnige Masse, welche in annähernd gleicher Stärke den gesammten Körper überzieht. Sie liegt seiner Oberfläche augenscheinlich überall vollkommen dicht an und besitzt eine solche Elasticität und Dehnbarkeit, dass sie allen Bewegungen und Formveränderungen ') Bei-. d. Kfd. Sachs. Gescllsch. d. Wissensch. Math. -plus. Kl. 9. Januar 1893. •i Zieoler, Bucephalus nml Gaster ■ostomum. Zeitschr. f. wriss. Zool. Bd. 39. p. 15. S.A. — 113 — derselben zu folgen vermag. Bei starker Dehnung wird ihre Dicke in entsprechendem Hausse verringert, während auf der anderen Seite bei einer Zusammenzieliung des Körpers dieselbe sich vergrössert; auf dieses letzten' Verhalten weist auch diu. bei den Apobtemaartea hin.1) Nur wenn die Contraction über ein gewisses Maass hinausgeht, beginnt eine leichte Faltenbildung einzutreten, die schliesslich bis zu einer starken Querrunzelung sich steigern kann. Im Allgemeinen bleiben dabei äussere und innere Grenzfläche der Haut einander parallel und nur in dem letzt- angeführten Falle zeigt die innere als die augenscheinlich weichere eine verstärkte Faltung. Es entstehen auf diese Weise, im optischen Schnitte gesehen, mehr oder minder starke, papillenartige Vorsprünge der Haut in die Körpermasse hinein, wohingegen die Aussenfläche viel weniger ge- faltet erscheint. Es ist weiterhin leicht einzusehen, dass die ebengeschilderten Veränderungen am besten zu erkennen sein werden und auch am ehesten auftreten bei Formen mit dicker Haut. die weniger sieh zu schmiegen und zu biegen vermag, wie eine dünne: ich habe sie besonders beobachtet bei Distomum tereticolle. Ich habe mich aber hier zu gleicher Zeit auch zu überzeugen vermocht, dass diese nach innen vorspringenden scheinbaren Papillen nicht fixe Bildungen, sondern lediglich Folgen des Contractionszustandes sind. Ganz ähnliche Structuren beschreibt nun FoiiuF.R-) bei den von ihm untersuchten Riesenformen des Distomum clavatum und seiner Ver- wandten, als ..saillies coniipue.s" : er fasst sie aber augenscheinlich als constante Gebilde auf und lässt sie Muskelfasern zur Insertion dienen. Ich bin zunächst kaum darüber im Zweifel, dass diese saillies coniques zum grössten Theil ebenfalls auf (Ymtractionserscheinungen zurückzuführen sind: von einer Insertion von Muskelfasern an sie habe ich mich bei unseren kleineren Wurm- formen alier nirgends überzeugen können, obgleich man auch bei diesen meist von den „Papillen" aus Fasern in das Innere der Körpers herein sieh liegeben sieht. Es ist mir in Anbetracht des ganzen Verhaltens der Haut nicht möglich, ihr eine mechanische Function zuzuerkennen, die sie doch wohl haben müsste, wenn Muskeln an ihr ihre Insertion fänden. Wie bei allen übrigen Würmern haben wir auch bei. unseren Distomen einen kräftigen Hautmuskelschlauch, der allein die mechanische Leistung der Bewegung vollzieht, wohingegen die Haut nur passh den dabei ein- tretenden Verschiebungen folgt. Auch am frischen Präparat, das stets hr oder minder ge- drückt und deshalb ausgedehnt ist. bemerkt man von einem solchen Zusammenhange nichts, ob- wohl vielleicht gerade hier ein Muskelzug von Seiten sich ansetzender Fasern in seinem Effect auf die Haut sehr gut zu beobachten sein müsste. In diese weiche Masse der Haut erscheinen nun bei einer sehr grossen Menge von Distomenarten Hartgebilde in Form von Stacheln oder Schuppen eingelagert, die, in regelmässige Querreihen alternirend gestellt, den Körper ganz oder theilweise bedecken. Wir haben schon früher gesehen, dass sie im Vorderkörper meist am dichtesten stehen und daselbst auch ihre grösste Ausdehnung erreichen, während sie nach hinten zu. was Grösse und Dichtigkeit anbelangt, sehr regelmässig abnehmen. An den Oeffnungen, welche in das Innen' des Leibes hineinführen, hören sie in den meisten Fällen auf, so dass die Haut daselbst stachellos wird. Einige bemerkens- werthe Ausnahmen von dieser Regel kommen jedoch vor. und zwar besonders, was die Höhlung des Bauchsaugnapfes anbelangt. Bei Distomum perlatum sowohl, wie bei D. confusum, theilweise auch bei D. variegatum, sieht man das Stachelkleid jüngerer Individuen unverändert durch dieselbe ') Juel, Beitrage zur Anatomie der Trematodengattnng Apoblema. Dissertat. Opsala. Stockh. 1889. p. 9. I'ommi i: Contrib. ä l'hist. d. Trematodes I. c. p. 16. pl. '>'. 28 liihliotheca zoologica. Heft 16. 1"> — 114 hindurchziehen (Fig. 122, Taf. VI). Was die Entstehung der Hautstacheln oder Schuppen anlangt, so will ich erwähnen, dass sie, meinen Erfahrungen nach, bei den reifen Cercarien der Würmer bereits in ihrer definitiven Form sich vorgebildet finden; nur sind sie in Folge der geringen Differenz in ihrem eigenen Lichtbrechungsvermögen gegenüber demjenigen der sie einschliessenden Haut nur bei Anwendung sehr scharfer Vergrösserungssysteme zu erkennen. Schon während des encystirten Zustandes werden sie aber ausserordentlich viel deutlicher und lichtbrechender. so dass sie jetzt schon für schwächere Linsensysteme erkennbar sind. Daher mag wohl die ver- schiedentlich geäusserte Ansicht kommen, dass die Hautstacheln erst während der Einkapselung sich bildeten. Während des späteren Lebens und Wachsthums des Wurmes im definitiven Träger findet eine Neubildung von Stacheln augenscheinlich nicht statt, es treten nur insofern Ver- änderungen ein, als dieselben selbst an Grösse zunehmen, und mit der Oberflächenvermehrung des Wurmkörpers mehr und mehr auseinanderrücken. Da das Wachsthum ausserdem haupt- sächlich den Hinterkörper und nur sehr wenig den Vorderkörper betrifft, so ist es nicht un- möglich, in der grösseren Zerstreuung der Stacheln an dem ersteren Orte eine directe Folge der ungleichmässigen Vergrösserung zu erblicken; jedenfalls treten bei Cercarien und jungen AVürmern die oben angedeuteten Ungleichheiten in der Stachelvertheilung noch nicht auf. Ueber die Art der Entstehung der Hautbewaffnung vermag ich keine Auskunft zu geben, soviel ich mich auch darum bemüht habe Das erste, was man von ihr sieht, sind winzige Spitzchen auf der Oberfläche, die in ihrem optischen Verhalten noch ganz mit dem der Masse der Haut übereinstimmen. Später sondern sie sich von dieser durch vermehrte Lichtbrechungs- iind veränderte Tinctionsfähigkeit , sie werden grösser — • aber woher das Material zu dieser Grössenzunahme kommt, darüber findet sich keine Spur. Dabei besitzen diese Gebilde, wie wir früher sahen, immer eine sehr bestimmte, charakteristische, oft sogar ziemlich complicirte Gestalt und niemals bin ich Missbildungen unter ihnen begegnet. Ein Analogon zu ihnen finde ich nur in dem Cercarienstachel, der auch entsteht, ohne dass man beobachten könnte, woher? Es liegen bei ihm die Verhältnisse höchstens insofern günstiger, als seine gesetzmässige Gestalt vielleicht erklärt werden könnte durch die Form des Raumes, in welchem er entsteht; aber dann ist auch hier unser Wissen zu Ende. Wie eine Vermehrung der Stacheln nach der ersten Anlage nicht mehr eintritt, so treffen wir andererseits unter normalen Verhältnissen auch keine Verminderung derselben durch etwaiges „Abwerfen" etc. im späteren Alter (Pagenstecher u. a.). Bei gesunden, eben ihrem natürlichen Aufenthaltsorte entnommenen AVürmern habe ich keinerlei Anzeichen eines solchen Processes bemerkt, vielmehr das Stachelkleid immer in seiner charakteristischen Form angetroffen. Für gewöhnlich durchsetzen die einzelnen Stacheln oder Schuppen die Haut in ihrer ganzen Dicke schräg nacli hinten und ragen meist mit ihrer Spitze oder scharfen Kante ein klein wenig über das Niveau derselben hinaus. Eine bemerkenswerthe Ausnahme hiervon macht nur das Distomwm variegatum, auf das wir später noch zurückkommen werden. Eine selbst- ständige Beweglichkeit habe ich an den Stacheln nicht bemerken können. Sehen wir uns nun die Beschaffenheit der Haut etwas näher an, so bemerken wir hauptsächlich bei denjenigen Formen, die der Bewaffnung entbehren — aber auch bei diesen nicht überall — zwei oft recht deutlich von einander gesonderte Schichten: eine äussere, ganz homogene und im frischen Zustande etwas stärker lichtbrechende und eine innere, weniger stark licht- brechende, hyaline oder feinkörnige. Beide Schichten sind auf Schnittpräparaten meist noch deutlicher, als im Leben zu untei'scheiden, da die äussere sich gewöhnlich durch eine vermehrte L15 Tinctionsfähigkeit vor der unteren auszeichnet. Auf die Existenz zweier auf diese Art und Weise verschiedener Lagen in der Haut unserer Würmer ist, abgesehen von Ziegler, neuerdings besonders von Juf.l Werth gelegt wurden, welcher die äussere, stark färbbare Schicht l>ei den Apöblema&rten und auch bei Distomum hepaticum direcl als die „festeste" hinstellt.1) Die relative Mächtigkeit der beiden Schichten ist in den einzelnen Fällen eine recht verschiedene. E.s giebt Formen, wo die äussere so vorwiegt . dass sie fast die ganze Dicke der Haut ausmacht (Dist. tereticoUi ), während sie bei anderen wieder so dünn wird, dass sie nur schwer zu erkennen und die Haut scheinbar nur aus der Substanz der unteren der beiden Schichten aufgebaut ist (Dist. cylindraceum und besonders Dist. variegatum; die übrigen Wurmformen stellen zwischen diesen beiden Extremen in der Mitte). Dies Letzgenannte Distomum variegatum zeichnel sieh nun aus durch eine ausserordentliche Hinfälligkeit seiner Körperbedeckung, der wir später unsere Auf- merksamkeit noch eingehender werden zuwenden müssen. Da im Gegensatze hierzu gerade Dist. tereticolle eine grosse Widerstandsfähigkeit besitzt, so hat der Gedanke Ji ki.'s. in dieser peripheren. verdichteten Hautlage eine besonders gegen die Einflüsse der Umgebung schützende Hülle zu erblicken, vieles für sich. Ich glaube in Art- That, eine solche Bedeutung für diese Schicht in Anspruch nehmen und vertheidigen zu können. Wenn wir die Verhältnisse, unter denen unsere Würmer leben, nur oberflächlich einem Vergleiche unterziehen, dann ergiebt sich sofort, das8 auch für die Parasiten eines Wirthes die Existenzbedingungen wesentlich verschieden sind, je nach dem speciellen Orte, den dieselben zu ihrem Aufenthalte sich auserkoren haben. Ein Wurm, der in der Lunge oder im Blute lebt, wird bei weitem nicht die Anforderungen an die Festigkeit und Resistenzfähigkeit seiner Körper- bedeckung zu stellen hallen, als einer, der im Darme, oder gar im Magen seines Trägers sich auf- hält. Es ist ohne weiteres einzusehen, dass am letzteren Orte die Hautdecke widerstandsfähig sein niuss gegen alle jene dort erzeugten Agenzien, welche thierische Gewebe sonst in ziemlich kurzer. Zeit völliger Auflösung entgegenführen. Es kann kaum überraschen, wenn in diesem Falle die Haut auch in ihrem physikalischen Verhalten die Attribute dieser Fähigkeit zur Schau trägt, Attribute, die den in weniger gefährlicher Umgebung lebenden Verwandten mehr oder minder entbehrlich sind und auch thatsächlich abgehen. Unser Distomum tereticolle ist nun eine von den- jenigen Arten, die sich den Magen und sogar den eines gefrässigen Räubers zum Aufenthalte ge- wählt halien und in diesem zu existiren vermögen, ich habe oft genug im Magen des Hechtes Exemplare des Wurmes eingepresst gefunden zwischen die Magenwand und die in schneller Auf- Lösung begriffene Masse irgend eines gefressenen Fisches, dabei völlig unberührt von der um sie herum herrschenden Zerstörung. Schon älteren Beobachtern war diese Widerstandsfähigkeit an dem Dist. tereticolle aufgefallen2), und ebenso der Umstand, dass gerade dieses Thier längere Zeit ausserhalb seines Wohnthieres im Wasser zu leben vermochte, als andere Eingeweidewürmer. Es handelt sieh hierbei nicht um Stunden, sondern um Tage und Wochen, ja JüRlNE berichtet, einige Exemplare einen vollen Monat lang im Wasser am Leben erhalten zu haben.3) Dieser Umstand gewinnt eine um so höhere Bedeutung, wenn wir damit zusammenhalten, dass beispiels- weise das Distomum variegatum schon nach 1li — Vsstündigem Aufenthalte in Wasser gequollen und ') .Ina., Beiträge etc. 1. c. p. 13. 2) z. B. Bloch, Besch. d. Berl. Gesellsch. Natarf. Freunde. I. ITT'.i. p. 557. 3) Jurixe, Annales d. sc. nat. 1. c. p. 492. 15* 116 - bewegungslos geworden und histologisch fast völliger Zerstörung anheimgefallen ist. Diese l'nter- schiede in der Widerstandsfähigkeit gegen äussere Einflüsse beruhen sonder Zweifel auf den physikalischen und chemischen Eigenschaften der Haut, wovon man sich ohne Weiteres durch den Versuch üherzeugen kann. Man braucht dem Distomum tereticoUe, ehe man es in das Wasser bringt, nur eine Verwundung beizubringen. Zunächst tritt dieselbe äusserlich in keiner Weise hervor; das wird aber in nicht allzulanger Zeit (schon nach einigen Stunden) geschehen: die rothe, durchsichtige Beschaffenheit des lebendigen Körpers macht an der verletzten Stelle bald einer weisslichen, opaken Platz, hervorgerufen durch die Zerstörung der Gewebe durch das ein- dringende Wasser. Es wird dadurch der Beweis geliefert, dass thatsächlich die Haut es ist, welche den Körper gegen die Umgebung schützt und von ihr vorzugsweise wohl die äussere, homogene Schicht. Es ist anzunehmen, dass dann der Mangel der letzteren es ist, welcher das Bist, variegatum so schnell den Einflüssen einer veränderten Umgebung erliegen lässt ; andererseits bedarf dasselbe an seinem normalen Wohnort aber einer starken, schützenden Hülle nicht, da es dort keinerlei Fährlichkeiten ausgesetzt ist. Es müsste nicht uninteressant sein, von diesem Gesichtspunkte aus einmal ausgedehntere Versuche mit Würmern von verschiedenen AVohn- orten anzustellen; vielleicht, dass auch dabei etwas für unsere Auffassung der Haut Wichtiges herausspränge. Was nun die untere Schicht der Haut anbelangt, die durch ihr blasses Aussehen und ihre meist körnige, seltener mehr homogene Beschaffenheit von der oberen sich abhebt, so zeigt sie in den einzelnen Fällen wieder ein verschiedenes Verhalten. Besonders ihre relative Mächtig- keit ist durchaus nicht überall die gleiche; bei Dist. tereticoUe mir sehr dünn, nimmt sie bei Bist. variegatum fast die ganze Dicke der Haut ein, da von einer homogenen Schicht hier kaum etwas zu bemerken ist. Bei ganz frischen Würmern habe ich in ihr während des Lebens niemals irgend welche Einlagerungen oder Continuitätstrennungen gefunden, wohingegen solche bei con- servirten Exemplaren fast immer auftreten und mannichfach beschrieben worden sind.- Zunächst gehören hierher die sogenannten Porencanälchen, die Pintneb sehr treffend mit dem Epitheton: „unausrottbar" bezeichnet. ') Schon von einem theoretischen Standpunkte aits könnten sich gegen deren Vorhandensein Bedenken motiviren lassen. Wenn sie vorhanden wären, dann hätten sie wohl eine Communication des Körperinneren mit der Umgebung zu vermitteln ; es würde durch sie ein Verkehr aber nicht nur von innen nach aussen, sondern auch von aussen nach innen stattfinden, welcher letztere in vielen Fällen für den Körper recht verderblich ausfallen müsste (man denke nur, dass z. B. bei Distomum tereticoUe der Magensaft des Hechtes durch solche Poren Eingang fände!). Die Porencanälchen sind hauptsächlich beobachtet worden bei dem Distomum hepaticum durch Sommer2); ich kann aber hier Ziegler's Beobachtung völlig bestätigen3), dass die äussere Lage der Haut ganz und homogen ist und keine Streifen mehr zeigt, während dii'se in der unteren Schicht allerdings ziemlich regelmässig aufzutreten scheinen (Fig. 118, Taf. VI). Bei Würmern, welche in nicht mehr ganz frischem Zustande conservirt wurden, verändert sich das Aussehen der Haut mich weiter; man sieht dann die früheren „Porencanälchen" siel erweitern, 1 Pintneb, Neue Beiträge z. Kenntn. d. Bandwurmkörpers. Arbeit, a. d. zool. Inst. Wien. To. IX. 1S9M. d. S.A. 2) Sommer, Die Anatomie des Leberegels etc. Zeitsehr. f. wiss. Zool. :!4. 1880. 3) Zieülkr, Bucephalus und Gaster ostomum. Zeitsehr. f. wiss. Zool. 39. 1883. p. 12 d. S.-A. 117 alier immer noch nicht bis an die Grenze der Eavrl reichen. Sir schwellen spater immer mehr und repräsentiren schon kurze Zeit nach dem Tode der Würmer ganz anregebnässige Hohlräume, welche heinahe die ganze Dicke der Haut durchsetzen, aher nicht nach aussen durchbrechen; zwischen ihnen bleiben senkrecht stellende Scheidewände übrig, die in ihrem Entstehen schon von Leückart1) beobachtet und als „pallisädenartig" nebeneinanderstehende Stäbchen beschrieben wurden (Fig. 120, Tai VI). Bei den von mir untersuchten Würmern habe ich nun zunächst nichts entdecken können. was an die Porencanälchen des Distomum hepaticum erinnert hätte. Eingegen treffen wir andere Bildungen, die in der Litteratur ebenfalls schon ihre Rolle zu spielen scheinen. Wenn man ein frisches Distomum tereticolb unter dem Deckgläschen einem stärkeren Drucke aussetzt, dann be merkt man nach einiger Zeit, dass von dem Körper aus in die Basis der vollkommen homogenen Haut hinein feine, mit einer hyalinen, farblosen Flüssigkeil gefüllte Bläschen in grösserer Zahl vordringen, von deren Anwesenheit im Anfange nicht das Geringste zu bemerken war (Fig. 53, Tal'. Uli. Sie stehen dicht nebeneinander, nehmen allmählich an Grösse zu. dehnen sich aber dabei, da sie hauptsächlich nur nach der Peripherie freies Fehl haben, nach dieser hin aus. während die zwischen ihnen befindlichen Scheidewände lamellenärtig dünn werden. Wir bekommen damit den ..prismatischen" Aufbau der unteren Schicht der Haut, den Brandes2) für den Ausdruck einer ..prismatischen Sekretabsonderung" hielt und den ich bei Amphistomttm subclaoatum3) ..manch- mal, aber nicht immer" antraf, ohne ihn damals seinem physiologischen Werthe nach würdigen zu können. Gegenwärtig erscheint mir derselbe als genau die gleiche Bildung, wie die ..Poren- canälchen" in der Haut des Distomum hepaticum, denn ihre beiderseitigen späteren Schicksale sind in Nichts von einander verschieden. Mit der Zeit fliessen die prismatischen Vacuolen in der Basis der Haut hier und da zusammen und bilden grössere Blasen, wobei von den ursprünglichen Scheidewänden keine Spur zurückbleibt. Auch die Blasen wachsen, es entstehen ihrer mehrere, zuletzt viele ; sie durchsetzen bald die ganze Höhe der Hautschicht, und treiben bei noch weiterem Wachsthum deren Aussenfiäche wie eine Seifenblase in die Höhe. Ihr Inhalt ist völlig klar und hyalin, nur selten bemerkt man in ihm einige Körnchen, die dann in Molecularbewegung sich befinden. Kommen zwei solche grössere Blasen in unmittelbare Nachbarschaft von einander. dann wird auch zwischen ihnen nach und nach die Scheidewand so dünn, dass sie schliesslich reisst, und beide Blasen sieh vereinigen. Die äusserste Schicht der Haut bewahrt ihre Conti- nuität währenddem unverändert bei, sie bleibt intact, selbst wenn sie schliesslich auf grosse Strecken hin durch das Zusamnienfliessen der Blasen vom Körper abgehoben ist. und von der basalen Substanzlage der Haut keine Spur mehr sich zeigt. Bei Würmern, die über 48 Stunden auf diese Weise unter Druck, in Kochsalzlösung eingeschlossen, gelegen hatten, und die ganz abgestorben waren, konnte ich keine Zerstörung der Aussenschicht der Haut nachweisen, und erst bei einigen noch älteren Präparaten war auch sie jetzt theilweise durchlöchert, und der Inhalt ins Freie getreten. Es kann bei einem solchen Verhalten thatsächlich kaum einem Zweifel unter- liegen, dass die äussere, periphere Hautlage durch grössere Festigkeit und Widerstandskraft vor der unteren sich auszeichnet, obwohl sie von dieser nicht durch eine scharfe Grenze geschieden ist. ') LEUCKART, Paras. d. .Menschen. 2. Aufl. p. 186 -) Brandes, Zum feineren Bau d. Trematoden. Zeitschr. f. wissensch. Zool. 53. 1892. p. 13 d. S.-A. s) Amph. subel. 1. c. i>. 14'J. 118 Im Princip gleich und doch wesentlich anders aussehend verläuft der Process bei Disto- iiiinii varieyatum (die übrigen Formen stellen zwischen diesem und Dist. tereiicolle in der Mitte). Setzt man diese Würmer in etwas Kochsalzlösung unter dem Deckglase einem nur ganz massigen Drucke aus. dann beginnt fast sofort die Veränderung der Haut einzutreten. Kaum eine halbe Minute nach Anfertigung des Präparates treten die bei Distomwm tereiicolle beschriebenen Blasen auf, hier weniger zahlreich, dafür aber gleich von vorn herein grösser, und schneller wachsend. Sie sitzen natürlich zuerst an der Innenfläche der Haut, lösen sich aber mitunter von dieser ab. und liegen dann frei in derselben. Zuerst sind sie mit einer hyalinen Flüssigkeit gefüllt, bald aber treten zu dieser Inhaltsmassen von Parenchymzellen, die hier deutlich als solche sich zu erkennen geben. Das Parenchym des Dist. variegatum ist, wie man sich von der speciellen Be- schreibung des Thieres im ersten Theile her erinnern wird, ausgezeichnet durch eine grosse Un- durchsichtigkeit, und diese Undurchsichtigkeit wird hervorgerufen durch den Parenchymzellen- inbalt, der nicht hyalin, sondern sehr stark mit Körnchen durchsetzt ist. Diese Körnermassen der Parenchymzellen treten nun theilweise mit in jene Blasen ein, sie lösen sich später unter Umständen von ihrer Austrittsstelle ab und repräsentiren so körnige Kugeln im Inneren der hyalinen Blase (cf. Fig. 139, Taf. VII), Bildungen, die man ohne Kenntniss ihrer Entstehung allerdings leicht für Zellen oder Kerne halten kann. Sie spielen auch in der Litteratur bereits ihre Rolle. Es scheint mir einmal durchaus nicht unwahrscheinlich, dass die von Kerbert in der Haut des Dlstomum Westermanni {= Dist. pulmonale Balz) beschriebenen und als „Kernreste" gedeuteten Hohlräume1) auf solche Blasenbildungen zu beziehen sind. Auch Juel hat sie bei den Api>l>/erpendieul;iiv ist: I Iriisengängc oder Porencanäle sind es jedenfalls nicht! Was nun die Einwände seihst anlangt, die Monticelli gegen meine Auffassung der Haut vorbringt, so ist der erste, der auch von Saint-Remy und von Braun gegen Brandes erhoben worden sei die entsprechende Litteratur habe ich hier nicht zur Hand - der. dass das er- wähnte Zellenlager unter der Haut in einzelnen Fällen gänzlich fehlen soll. Zugegeben, dass dem in der That so sei, so ist das aber noch bei weitem kein Beweis gegen unsere Auffassung, betrachten wir nun das Zellenlager als Drüsen (Brandes) oder als jugendliche Parenchymzellen, die mit den übrigen die Erhaltung der Haut besorgen, und dabei zu gleicher Zeit das Grössen- wachsthum des Körpers bedingen. Sie werden sich der letzteren Auffassung nach besonders bei noch nicht ausgewachsenen Thieren zeigen- müssen, wohingegen eine Beduction, ja vielleicht ein völliges Versehwinden, bei Individuen, die ihr Wachsthum mehr oder minder beendet haben, durch- aus nicht widersinnig erscheinen kann. Und fassen wir jene Zellen mit Brandes als Drüsen auf, dann lässt sich ebensowohl denken, dass mit Beendigung des Grössenwachsthums der Thiere auch die Bildnerinnen der Haut einer Reduction unterliegen können. Das Fehlen der in Bede stehenden Elemente bei einem oder wenigen Exemplaren eines Thieres kann demnach kein vollgültiger Beweis gegen unsere Auffassung sein. Zu einem solchen gehörte mindestens der Nachweis des Fehlens jener Bildungen während der gesammten Wachsthumsperiode; ausserdem will ich noch- mals betonen, dass ich das „gesammte" Körperparenchym, wenn auch hauptsächlich seine peri- pheren Schichten, als Producenten der Körperhaut ansehe. Hieran schliesst sich direct ein zweites Argument, mit dem Monticelli meine Ansicht bekämpft: „come maggiormente spiegare la presenza di im rivestimento identico a quello dclla superficie del corpo in molti organi interni e specialmente nei condotti genitali, quando allo esterno dclla muscolatura propria di questi condotti mm si osserva aleuno strato di cellule sottostante, e corrispondente a quello in parola sottostante al saeco muscolare" (pag. 200 f.). Hierzu fehlt nur der Nachweis, dass die beiden in Bede stehenden Schichten in der That auch identisch sind. Dieser Nachweis ist von Monticellj nirgends auch nur versucht worden: denn dass sich in den Wandungen der Genitalwege eine Umwandlung eines Epithels in eine augenscheinlich kernlose, homogene Membran beobachten lässt. was hei der Körperhaut nur postulirt wird, kann doch nicht als Beweis gelten. Ebensowenig kann ich der MnNTicELLi'sclien Beweisführung zustimmen, nach welcher die Existenz der (dien erwähnten „striatura perpendicolare" in den Wandungen der Geschlechtswege, die ebenfalls durch Drüsenausführungsgänge verursacht, und der Streifung der Haut durch die Porencanäle gleichwerthig 'sei . die Identität beider Gebilde ausser Zweifel stellen soll. ..10 siecome la struttura di questo sineizio dei condotti genitali e identica perfettamente a quello esterno. col quäle e in intima e diretta connessione tanto che non si avverte il passaggio da quello a questo1), e mostra financo le striature, che nella pelle si osser- ') Man vergleiche hierzu die Beschreibungen der Geschlechtsorgane, und besonders die des Genitalsinus, die ich im ersten Theile gegeben habe, und man wird linden, dass dieser Uebergang doch gar nicht selten recht wohl 7.11 con- statiren ist. Wir kommen anch später noch darauf zurück. 133 vano, i cosidetti porocanali, si deve di fatti concludere sulla identitä di struttura dei due e che sc l'uno (interno) e im sincizio, L'altro (pelle) non e men tale anch'esso" (pag. 210). In Wirklichkeit sind beide Häute genetisch so verschieden, als nur möglich. Der Abschnitt dieser Arbeit über die Entwickelung des Genitalapparates wird zeigen, dass ich die Entstehung der scheinbar homogenen und kernlosen Wandungen der Geschlechtwege aus einem typischen Epithele sehr wühl kenne, ebensowohl wenigstens, wie Monticelli. Von der Eaut da- gegen habe ich zu keiner Zeit auch nur ähnliche Bilder bekommen; immer präsentirt sich die die definitive Körperbedeckung bildende Masse als eine durchaus gleichartige und durchaus kern- lose Schichte, und ich kann deshalb, wenn ich die Sprache der beobachteten Thatsachen reden will, die Annahme eines ursprünglich vorhandenen, später aber metamorphosirten (sc. nach dem Schema der G-enitalwege) Epithels keineswegs rechtfertigen, auch wenn Monticelli fortfährt (pag. 207): Questa obbiezione (nämlich, dass die "Wandungen der Genitalwege und die Haut einen identischen Hau besitzen), a parer min. da sola basta ad infirmare la possibilitä (!) di considerare il rivestimento cutaneo dei Trematodi come un prodotto di secrezione, sia di glandole cutanee, sia di cellule periferiche dei parenchima; ne e possibile a priori ammettere che questa secrezione della cosidetta cuticola esterna venga da tutto il parenchima dei corpo che. come si sa, rap- presenta lo strato mesodermatico dei corpo. E certo, fra le due ipotesi, sarebbe piü logica quella dei Brandes, perche niente eselude la possibilitä che le glandole cutanee abbianu una origine primitiva ectodermica, che quella dei Looss, (die, negando ogni natura glanduläre a queste cellule parietal! dei corpo. le considera come parte integrante dei parenchima medesimo e quiridi auch esse di origine certamente mesodermica, se contro di essa, come contro quest'ultima, mm potessero elevarsi le obbiezioni innanzi dette. In Bezug hierauf, und besonders auf das „come si sa" oben muss ich doch zunächst die Frage erheben, wer denn bei unseren Würmern bis jetzt ein Ektoderm, ein Mesoderm, und ein Entoderm, kurz, Keimblätter in der Form, wie wir sie von den anderen Thieren kennen, nachgewiesen hat! Mir ist davon, um es offen zugestehen, nichts bekannt, und ich selbst habe1) gelegentlich darauf aufmerksam gemacht, welche Schwierigkeiten sich einer Zu- riiekführung der Cercarien- wie Liberhaupt der Trematodenorganisation auf die Keimblätter entgegen- stellen. Solange wir aber zu der Annahme gezwungen sind, dass sich Nervensystem, Darm etc. aus einer gemeinsamen, für unsere gegenwärtigen Hilfsmittel nicht als differencirt erkennbaren Zellen- masse herausbilden, können wir ohne Bedenken auch die Entstehung der Haut auf dieselbe zurückführen. Ich spreche somit diesem Einwurfe Monticelli's, als einem durchaus willkürlichen und durch die Beobachtung bis jetzt nicht gestützten, jede Berechtigung ab, ebensowenig, wie die gelegentliche Existenz von sogenannten Kernen in der Haut der Erwachsenen Beweiskraft bean- spruchen kann. Nicht einmal die beiden oben erwähnten Kerne, die sich so oft am Innenrande des Mundsaugnapfes bei Bist, nodulosum vorfinden, können hier angezogen werden, denn sie liegen nicht in der Haut, sondern äusserlich auf derselben, und es kann hier höchstens den An- scheingewinnen, als sei die letzte, zellige Cercarienhaut nicht abgestossen worden, sondern liege noch, zu unmessbarer Feinheit ausgedehnt, mit ihren wenigen flachen Kernen und mir in diesen noch erkennbar, der dicken, später abgeschiedenen Haut auf. Allerdings leugnet Monticelli auch die von mir zunächst an den Jugendzuständen von Amphistomum subclavatumJmiA Distotnum ovocaudatum beobachteten Häutungen: „io ho osservato evidente la origine cellulare della pelle, dei rivestimento cutaneo. dei Trematodi, cosi nell'embrione, come nelle Redie, come nelle Cercarie ') Zur Frage nach der Natur des Körperparenchyms etc. 1. c. — 134 — — nelle quali non ho visto le mute di cui parla il Looss — e che nell'embrione del D. ffichiardii, renne in quello del Gotylogaster e dei monogenetici ho visto il passaggio da im epitelio a cellule distinte ad im sineizio uniforme, dal quäle sono scomparsi i unclei" (pag. 209). Ehe es angängig ist, über diese Beobachtungen und ihre Tragweite ein definitives Urtheil zu fällen, müssen die- selben wohl erst in ausführlicherer Form publicirt vorliegen; aber mit ihnen einfach das. was ich an den obengenannten Formen - und seitdem noch an einer ganzen Reihe anderer - deutlich und klar beobachtet habe, aus der Welt schaffen wollen, dagegen erlaube ich mir zu protestiren, Ein positives Beobachtungsresultat wiegt hundert negative auf; dafür findet sich aber unter hundert Beobachtungen auch viel eher eine positive, als unter zehn. Das will sagen, ich empfehle Monticelli, recht viele verschiedene Stadien und in recht vielen Exemplaren und recht aufmerksam zu studiren: ich zweifle nicht, dass er dann finden wird, was auch ich bei Anwendung dieses Verfahrens gesehen. Die Häutungen selbst aber sind vorhanden, sie finden statt -- ob freilich immer gerade zwei, will und kann ich nicht behaupten. Jeden- falls aber sieht man, ehe die letzte der typisch zelligen Hüllen abgeworfen wird, unter ihr eine dritte, kernlose Haut hinziehen, welche in die Haut des definitiven Thiores übergeht und von der ich nun gesagt liatte, dass ihre Entstehung „schwer zu beobachten" sei. Monticelli meint. hieran anknüpfend: „essendo il modo, come questa terza pelle si forma .schwer zu beobachten', egli (sc. ich) non puö recisamente asserire che non abbia una origine cellulare e che in essa i nuclei fossero giä scomparsi allo stadio di sviluppo nel quäle egli l'ha osservata" (pag. 208). Ich will hierzu zunächst bemerken, dass ich diese dritte Haut nicht nur in einem einzigen Stadium (allo stadio). sondern in einer ganzen Reihe vor den Augen gehabt habe. Ab- gesehen hiervon bezieht sich das „schwer zu beobachten" aber auf die Thatsache, dass man diese dritte Haut zuerst nur in Gestalt einer feinen scharfen Linie zwischen Hautmuskelschlauch und äusserer zelliger Haut erkennt. Diese Linie wird breiter und breiter, ohne dass man von Kernen, die in den äusseren Hüllen, obgleich nicht zahlreich, doch ohne Mühe zu erkennen sind. etwas bemerken könnte, dass es also schwer ist, zu sehen, woher die Haut kommt. Dass in ihr die Kerne schon verschwunden sein sollen, wenn sie in der äusseren noch deutlich und klar vorhanden sind (cf. z. B. die Figur 129, Tat'. VI), ist eine Annahme, die den Stempel des Nothbehelfes an der Stirn trägt; ausserdem auch recht wenig wahrscheinlich, vor allem, wenn wir .bedenken, dass eben diese Kerne bei anderen, viel tausendmal grösseren Individuen noch im späteren Alter und in so grosser Zahl sieh nachweisen lassen sollen. Monticelli schliesst sinne Auseinandersetzungen mit den Worten: „Da tutto quel che son venuto dicendo risulta (die il Looss ha con pochi argomenti e discutibili riaperta una quistione, che sembra, allo stato attuale, abbastanza chiusa, senza risplverla in altro modo" (pag. 215). Ich will mich dem gegenüber bescheidener ausdrücken: So wünschenswert!) mir eine Zurück- fuhrung der Trematodenhaut auf eine, vielleicht als Ektoderm auffassbare Zellenlage auch erscheint, so hat eine solche Zurückführung bis jetzt doch weder anderen, noch mir in einwandsfreier Weise gelingen wollen. Am wenigsten aber Monticelli; denn die Gebilde, die in der Haut der Erwachsenen hier und da auftreten und die er als Kern- reste deutet, sind rein zufällige Bildungen, deren Entstellung man Schritt für Schritt verfolgen kann, und seine theoretischen Gründe fussen wohl auf allgemein verständlichen Desideraten, nicht aber auf zweifellos beobachteten und allgemein anerkannten Thatsachen. 135 Ledckaät sagt gelegentlich ') : „Wo die Erfahrung spricht, muss das Bedenken schwinden"; Monticelli's Beweisführung läuft so ziemlich auf die Umkehrung hinaus: „Wo das Bedenken spricht, muss die Erfahrung schweigen," - und dagegen mache ich bis auf Weiteres Front! (Alexandrien, Egypten, Mitte Januar 1894.) B. Darmapparat. Am Darmapparat unserer Thiere unterscheidet man gewöhnlich drei, stets deutlich von einander gesonderte Abschnitte, Mundsaugnapf, Oesophagus mit Pharynx und Vorlud', und die paarigen Darmschenkel. Betreffs des Mundsaugnapfes und der Saugnäpfe überhaupt, kann ich ausser einigen, mehr gelegentlichen Beobachtungen, nicht viel mittheilen, da ich diese Organe eigentlich nur nebenbei studirt habe; einmal schien mir ihr Bau schon genügend bekannt, anderer- seits aber wurde, wie gesagt, meine Aufmerksamkeit vorzugsweise durch die Geschlechtsorgane. Nerven- und Excretionsapparate in Anspruch genommen. Was die innere Auskleidung der Saug- näpfe anlangt, so besteht dieselbe aus einer Haut, welche mitunter durchaus die Charaktere der Körperhaut trägt. Vorzüglich gilt das für den Bauchsaugnapf, dessen Höhlung bei Distonmm perlatum, confusum und variegatum ganz von dem Stachelbesatze der Haut durchzogen wird. Beim Mundsaugnapf habe ich dieses Verhalten nur beobachtet bei Dist. variegatum, und auch bei diesem nur an Exemplaren mit der mit feinen Spitzelten besetzten Varietät der Haut; diese erstreckt sich dafür aber nicht nur durch den gesammten Mundsaugnapf, sondern in etwas reducirter Form auch durch den Vorhof bis in den Anfang des Pharynx hinein. Bei Dist. macrophallos beschreibt v. Linstow1) die interessante Thatsache, dass der Cercarienstachel einem Individuum bis in die Periode der Geschlechtsreife hinein erhalten geblieben war. während derselbe sonst bekanntlich eine Ausrüstung lediglich der Cercarie bildet und schon bei der Encystirung verloren geht. An dieses Factum wurde ich erinnert durch eine mit grosser Regelmässigkeit auftretende Bildung im Mundsaugnapf von Dist. cylindraceum, von der ich in der Beschreibung v. Linstow's") nichts erwähnt finde (cf. Fig. 149, Taf. VII). Man trifft nämlich hier besonders auf dorso-ventralen Längsschnitten durch die Rückenhälfte des Mundsaugnapfes in der Medianebene gelegen eine ziemlich tiefe und schmale Grube, die ausser einer dünnen Auskleidung mit der Körperhaut keine weitere Auszeichnung darbietet. Sie findet sich aber genau an der Stelle, an welcher früher der Cercarienstachel gesessen haben muss. und das ist es, was mich auf die Idee bringt, dass hier zwar nicht der Stachel selbst, wohl aber die 'rasche, in der er gesessen, im erwachsenen Thiere erhalten geblieben ist. Ich wüsste wenigstens sonst keine andere Vermuthung über den Zweck dieses, wie gesagt, anscheinend regelmässig auftretenden Gebildes zu äussern. Betreffs des histologischen Baues der Saugnäpfe sei mir nur eine kurze Bemerkung über die eigentümlichen „grossen Zellen" dieser Organe gestattet. Die genannten Elemente, die bis jetzt noch nirgends vermisst wurden, haben im Laufe der Zeit eine recht verschiedene Deutung ') Leuckabt, Parasiten d. Menschen. II. Aufl. Trematoden p. 517. 2) v. LlNSTOW, Beobachtungen an neuen und bekannten Helminthen. Anh. f. Natnrgesch. 41 I, 1875. p. 190. 3) v. Linstow. Bau und Entw. d. Dist. cylindr, Arch. f. mikr. Auat. 36, 1890, p. 173. — 13G — erfahren; bald sind sie als Drüsenzellen, bald als Ganglienzellen, als Bindegewebszellen und Muskelbildungszellen, bald überhaupt nicht als Zellen, sondern nur als Querschnitte von Gefässen gedeutet worden. Eine noch andere Interpretation ist endlich von Wkight und Macallum ') aus- eeeaneen, welche die betreffenden Elemente für Renalzellen, für Terminalzellen des exere- torischen Apparates erklärten. Ich kenne Sphyranwra nickt aus eigener Anschauung, ich kenne auch die von den genannten Verfassern angewandten Untersuchungsmethoden nicht; dass aber solche Renalzellen auch in den Saugnäpfen und dem Pharynx der Distomen vorkommen sollen, resp. dass die daselbst auftretenden „grossen Zellen" solche Renalzellen. also flimmernde Terminalzellen der Excretionscapillaren sein sollen, stelle ich ganz entschieden in Abrede. Ebenso- wenig, wie bei*Distomen. habe ich sie bei Monogenen bis jetzt gesehen, und glaube deshalb auch da zunächst nicht an ihre Existenz. Es ist ein leichtes, die fraglichen Gebilde in den durch- sichtigen Saugnäpfen und im Pharynx aller Wurmarten aufzufinden, und sie in ihrem natürlichen, lebendigen Zustande zu beobachten. Es zeigt sich da zuvörderst, dass sie genau das Aus- sehen haben, welches sie auch im Schnittpräparate darbieten; sie repräsentiren einen grossen, ovalen oder runden, hyalinen Kern mit stark glänzendem, ansehnlichen Kernkörperchen und einer protoplasmatischen Hülle, welche stark, aber gleichmässig körnig ist und nach aussen keine scharfen Grenzen erkennen lässt. Meines Erachtens kann man sich auch schon auf Schnitten leicht und sicher davon überzeugen, dass man es hier nicht mit Durchschnitten von Gefässen zu thun hat, wie sie Villot und Mace so künstlich construiren, sondern mit echten Zellen; aber selbst wenn hier noch ein Zweifel obwalten sollte, dann wird er durch die Beobachtung am frischen Object gehoben. Ebensowenig, wie von Gefässen, ist weiter auch von Flimmerzellen da- selbst irgend eine Spur zu bemerken. Schon ihrer Gestalt und Grösse nach dürften die grossen Zellen der Saugnäpfe und die Flimmertrichter des Gefässsystemes kaum zu verwechseln sein; im frischen Präparat gesellt sich dazu der absolute Mangel jeglicher Bewegung, die bei der grossen Durchsichtigkeit der Objecte sofort zu bemerken sein müsste. Bei den Distomen kommen, soweit ich sie kenne, Flim merz eilen in den Saugnäpfen nie vor: auch bei Amphistomum sufocluvatum nicht, wo wir im erwachsenen Zustande zwar Gefässe, aber keine Flimmern in denselben mehr antreffen. Im Cercarienzustande sind solche, wie ich selbst nach- wies2), bekanntlich vorhanden; sie gehen aber bei der Febertragung und dem weiteren Wachs- thume ausnahmslos verloren. Was die „grossen Zellen" bei unseren Würmern auch immer sein mögen, ich kann es zunächst nicht sagen; aber Terminalzellen der Excretionsgefässe sind sie sicher nicht! Oesophagus mit Pharynx und Vorhof. An den Mundsaugnapf schliesst sich in allen Fällen ein Oesophagus an, der in der Mittellinie des Leibes gelegen, mehr oder minder weit nach hinten reicht, um sich dann in die Darmschenkel zu gabeln. Er ist ziemlich kurz, bei Dist. teretiedüe, variegatum, ovocaudakim , leptostomum u. a.; er ist im Verhältniss lang bei I). cygnoides, folium, nodulosum, ghbiporum, isoporum, perlafatm a. a. Allerdings kann, wie wir hier und da schon bei der speciellen Besprechung der einzelnen Arten sahen, der Oesophagus bei einer stärkeren Contraction des Vorderkörpers dadurch kurz erseheinen, dass er sich in eine 1) Sphyranura Oden' etc. Journ. of Morphology. I. 1887. Die Arbeit ist mir leider nicht zugänglich gewesen und ich kenne demnach ihren Inhalt nur nach dem, was Braun. Bronns Cl. u. 0. etc. daraus reprodneirt. 2) Amphist. subclavatUHi etc. 1. c, p. li>;*>. — 137 — Sförmige »Schlinge legt; dieselbe ist Lediglich eine Folge der Verkürzung des Leibes und streckt sich bei der Ausdehnung desselben wiederum zur Geraden; ich hege die Vermuthung, dass auch der mehrfach in der Litteratur ;mt die Untersuchung nur conservirter und gehärteter Objecte hin beschriebene Sförmige Verlauf des Oesophagus durch eine solche Verkürzung des Vorder leibes bedingt und kein dauernder Zustand ist. Der histologische Bau des Oesophagus hat sieh bei meinen Untersuchungsobjecten in allen Fällen als der gleiche erwiesen: das Schlund- rohr ist im Inneren ausgekleidet von einer in ihrer Dicke je nach der Contraction wechselnden, und bei starker Zusammenziehung oft fein quergeringelten, „cuticulaartigen" Haut, in der sieh nirgends mehr Reste /.elliger Struetur erkennen lassen.1) Auf dieselbe folgt nach nu.-sen ganz allgemein eine Muscularis, bestehend aus einer inneren, aus dicht nebeneinander hinziehenden Fasern gebildeten Ringmuskelschicht und einer diese äusserlich bedeckenden, oft etwas zarteren Längsfaserlage (Fig. 170, Taf. IX). Diese Ausrüstung mit contractilen Elementen habe ich nirgends, auch bei den kleinsten Arten nicht, vermisst: dagegen erreicht dieselbe bei den grösseren eine natürlich viel bedeutendere Stärke. In einigen Fällen zeigt der Oesophagus keine weitere Auszeichnung, aussei- dass er viel- leicht kurz hinter dem Mundsaugnapfe eine ein wenig grössere Weite hat (JDistomum cygnoides, tolium). Wir haben es dann mit Formen zu th'un, die wie Distomum reticulatum m. (=? Clino- stomum gracile Leidy) und Amphistomum suhclavatum des muskulösen Schlundkopfes entbehren: alle übrigen Arten dagegen besitzen einen Pharynx. Derselbe zeigt in den einzelnen Fällen eine sehr verschiedene Ausbildung und Grösse; er ist relativ nur klein und schwächlich bei Dist. endolobum, clavigerum, medians, con- fusum; er ist dagegen ziemlich gross und stark bei Dist. globiporum, perlatum, isqporum, und sehr stark bei Dist. tereticolle. In seinem einfachsten Zustande repräsentirt er augenscheinlich nichts anderes, als eine ringförmige Verdickung der Muskulatur des Oesophagus; es tritt dieser Charakter besonders deutlich (cf. Fig. 176, Taf. IX) dann hervor, wenn infolge eines Druckes auf den "Wurm- körper der Oesophagus und mit ihm der Pharynx gespannt und aufgetrieben werden. Dann sieht man im Inneren die Cuticula und äusserlich die Längsmuskulatur unverändert auf den Ringwulst des Pharynx übergehen und jenseits desselben ihre ehemalige Lagerung wieder ein- nehmen. Die Ringmuskulatur dagegen spaltet sich an jenem Kingwulste in zwei Lagen, von denen die eine innen der Cuticula anliegen bleibt, während die äussere mit der Längsmuskulatur übel- denselben hinwegzieht. Zwischen beiden Lamellen der Ringfaserschichl tritt dann eine in eine bindegewebige Grundmasse eingelagerte, mehr oder minder starke Radiärmuskellage auf. die nun hauptsächlich die Entstehung des Wulstes zur Folge hat. Ich glaube, dass alle Pharynges, die ich untersucht habe, im Princip diesen Bau zeigen. Unterschiede treten nur auf in der äusseren Gestalt des Pharynx, die bald rein kugelig (Dist. perlatum, globiporum etc.) bald mehr birn- oder zwiebeiförmig (Dist. ovocaudatum), bald endlich mehr cylindrisch ist (Dist. tereücölle). Bei einer Anzahl von Arten (Dist. endolobum, clavigerum, medians etc.) ist ausserdem der vordere Rand des Pharynx nicht eben, sondern zeigt vier kreuzweis einander gegenüberstehende Ein- schnitte, zwischen denen vier kuppel- oder buckelartige Erbebungen nach vorn vorspringen. Im ') Im Gegensatz hierzu erkennt JIonticelli (loc. snp. cit. pag. 32) bei verschiedenen der von ihm untersuchter Formen (Dist. calyptrocotijle, capitellatum) „mia forma ili transizione tra l'epitelio intestinale e l'ectoderma cnticnloide della cavita acetaholare e della pre faringe; cioe un sineizio em nuclei apparenti". Bibliotheca zoologica. Heft 16. IS — 138 — Allgemeinen können übrigens alle diese Gestalten je nach den Contractionszuständen in gewissen Grenzen schwanken. Vor ho f. Wo ein solcher Pharynx vorhanden ist, da finden wir ihn nun niemals dicht an den Mundsaugnapf sich anschliessend, sondern stets und ausnahmslos eine gewisse Strecke hinter diesem. Es bleibt dann zwischen ihm und dem Mundsaugnapf ein Theil des Oesophagus unverändert bestehen, den man mit dem Namen des Vorhofes oder Präpharynx bezeichnet hat. Ein solcher Vorhof ist meinen Erfahrungen nach überall da, wo ein Pharynx vorhanden ist. gleichfalls zu treffen, bietet sich aber dem Beschauer in reiht verschiedenen Gestaltungen dar. Es war zuerst Leückart, welcher den Vorhof selbst bei Dist. hepaticum '), und zugleich seine Wichtigkeit und Bedeutung für den Process der Nahrungsaufnahme erkannte. Bei dem grossen Distomum hepaticum, mit seinem reich entwickelten Darmsysteme und mit dem im Verhältniss zu demselben recht kleinen Mundsaugnapfe ist es auch leicht genug verständlieh, dass dem letzteren in dem kräftigen Pharynx ein Hülfsapparat für die Zwecke der Nahrungsaufnahme beigegeben wurde, dem eine wesentliche Rolle in dein ganzen Processe zufällt. Halten wir aber unsere kleineren und ganz kleinen Distomenformen, bei denen der Pharynx oft nicht mehr als die Hälfte von dem Durchmesser des Mundsaugnapfes misst, dagegen, dann dürfte sich ohne weiteres die Vermuthung aufdrängen, dass bei diesen der kleine Pharynx bei weitem weniger an jenem Ge- schäfte sich betheiligen wird, dass hier vielmehr zunächst und vorzugsweise der Mundsaugnapf es ist, welcher die Nahrungsaufnahme besorgt. Dem ist in der That so: je kleinerund schwäch- licher der Pharynx, desto ausschliesslicher übernimmt der Mundsaugnapf die Herbeischaffung der Nahrung, und es ist unter solchen Umständen kaum wunderbar, wenn wir bei einigen Formen den Pharynx schliesslich ganz schwinden und den Mundsaugnapf allein übrig bleiben sehen. Solche Verhältnisse kennen wir ausser von Dist. reticulatmn m. (=? Clinostomum gracile Leiuy) und den Amphistomen, wie schon oben erwähnt, nunmehr auch von Dist. folium und cygnoides. Bei ihnen ist demnach der Mundsaugnapf bei der Nahrungsaufnahme ganz auf sich allein angewiesen; wie die letztere hier vor sieh geht, lässt sich freilich nicht so leicht beobachten. da durch den bei der Beobachtung unvermeidlichen Druck Wohlbefinden und damit die Fress- lust der Thiere immer beeinträchtigt werden. Wiederholt und sehr schön habe ich aber den Process des Fressens beobachtet bei gewissen Redien mit grossem Mundsaugnapfe, bei denen im Principe die Verhältnisse kaum anders liegen dürften, als bei den pharynxlosen Geschlechtsformen. Ich beziehe mich hier besonders auf eine sehr robuste Redie mit starkem Mundsaugnapfe aus Ilith/iiiiii tentacülata, deren Cercarien eine auffallende Aehnlichkeit mit denen des Leberegels zur Schau tragen und wahrscheinlich mit der von de Filippi beschriebenen Cercaria tuberculata identisch sind2). Die Redien zeichnen sich durch eine anerkennenswerthe Fressfälligkeit aus und sie geben von der- selben bei passender Gelegenheit auch ohne weiteres Proben. Grossen Geschmack scheinen sie an ihresgleichen und ihren Nachkommen zu finden, denn ich habe oft gesehen, dass sie die in ihrer Nähe liegenden, von zerstörten Redien stammenden Keimballen, und wenn dieselben den drei- und vierfachen Durchmesser ihres Mundsaugnapfes besassen, in kürzester Frist verschlangen. Der Vor- gang war hierbei der folgende : Sowie die Redien mit ihrem Mundsaugnapfe an einen solchen ') Leuckart, Paras. d. Menschen. II. Aufl. p. 199. 2) de Filippi, Troisieme Memoire pour servir ä l'histoire genetique etc. Memorie ilella R. Accad. di Torino. Serie II. To. XVIII. 1859. — 139 Keimballen anstiessen, verschluss sich sofort die hinten' Oeffnung dos Saugnapfes und durch gleich- zeitige Contraction der Radiärmuskulatur wurde sein [nnenraum zu einem weilen Becher, in dessen Höhlung sofort die Leibesmasse des davorliegenden Keimes hineingezogen wurde. Da dieselbe aber nur zum geringsten Theile darin Platz fand, so blieb die Hauptmasse von ihm noch draussen. Jetzt erfolgte eine sehr energische Schliessung der vorderen Saugnapfhöhlung durch Contraction der daselbst befindlichen Ringmuskulatur, wodurch das zuerst eingezogene Keimhallen- stück geradezu abgebissen wurde. Die Contraction der vorderen Ringmuskeln setzte sich, wellen- förmig nach hinten fortschreitend, auf die innere Ringfaserlage der Saugnapfmuskulatur fort, und der Bissen wurde so mit grosser Geschwindigkeit nach hinten getrieben und dem grossen Magensacke einverleibt; es folgte unmittelbar darauf eine neue Erweiterung des Saugnapfes und nach kaum einer Secunde war ein zweiter Bissen und nach einer weiteren ein dritter dem ersten nachgesandt. Bei der ganzen Action sind auf die verschiedenen Muskelsysteme des Saugnapfes die Rollen augenscheinlich so vertheilt, dass die um die vordere und die hintere Oeffnung herum- laufenden, meist etwas verstärkten Ringmuskeln als Sphincteren wirken, wohingegen die Radiär- fasern Erweiterer des Lumens, die inneren Ringmuskeln Verengerer derselben darstellen. Letztere heben dabei zugleich die Contraction der Radiärfasern wieder auf und können bei der Schluck- bewegung noch unterstützt werden durch die äusseren Ring-, sowie die Längsmuskeln des Saugnapfes. Bei den erwachsenen Distomenformen ohne Pharynx dürfte sieh der Process der Nahrungs- aufnahme kaum wesentlich anders gestalten, als wir es hier bei den Redien gesehen. Wo da- gegen ein Pharynx auftritt, da könnte er wohl zunächst dazu gedient haben, die Arbeit dem Mundsaugnapfe zu erleichtern dadurch, dass er den jetzt voluminöseren Darm im Bedarfsfälle nach vorn abschloss und durch Verhinderung eines vorzeitigen Entweichens und Zurückstauens von Darminhalt die Thätigkeit des Saugnapfes freier gestaltete. Eine Betheiligung des Vorhofes an dem Sauggeschäfte ist hier noch nicht nachzuweisen, derselbe scheint lediglich dazu da zu sein, dem Pharynx eine gewisse Beweglichkeit zu lassen ; man sieht wenigstens bei unseren kleineren Distomen, wie bei starker Streckung des Vorderleibes der Vorhof lang ausgezogen und der Pharynx damit weit von dem Saugnapfe entfernt wird (z. B. Fig. 13, Tai'. I). und wie er sich umgekehrt hei Verkürzung des Körpers dicht diesem andrückt. Das Heranziehen auch des Vor- hofes zum Dienste der Ernährung dürfte erst eine Errungenschaft der grössten und am höchsten ausgebildeten Distomenformen sein; bei den von mir untersuchten ist ein solches, obwohl der Vor- hof selbst bereits überall deutlich ausgeprägt ist, durch die Beobachtung noch nicht nachweisbar. Betreffs der hier und da bei unseren Würmern beschriebenen Speicheldrüsen hätte ich zu erwähnen, dass ich im Anschlüsse an Leückart und Bkaix die Drüsennatur der oft in grosser Zahl im Umkreise des Pharynx und des Oesophagus gelegenen zelligen Elemente für zweifelhaft halte. Nicht nur, dass sie, wie Leückart angiebt '), durchaus mit denen überein- stimmen, die man unter der Haut findet, es ist mir auch niemals gelungen, an diesen dicht ge- drängt stehenden, und oft zu Gruppen vereinigten Gebilden Ausführungsgänge mit Sicherheit zu erkennen. Es bezieht sich das letztere speeiell auf die fraglichen Elemente bei Bist cylindraceum, welche v. Linstow2) als Drüsen beschreibt, und ..durch die dicken Muskidmassen des Mundsaug- ') Leückart. Paras. d. Menschen I. c. p. 342 speeiell für Dist. spathtdatum. 2) v. LlXSTow. Hau ii. Entw. d. Dist. cyl. 1. c. p. 177. 18* 140 — napfes und des Schlundkopfes hindurch" in deren Lumen münden lässt. Betreffs der Deutung der Zellen als Drüsen lässt sich noch streiten ; in Saugnapf und Schlundkopf aber münden sie sicher nicht. Hingegen habe ich bei Bist, clavigerum und leptostomum echte Speicheldrüsen beo- bachtet; sie kommen sicher auch bei anderen Arten vor, denn ich erinnere mich, sie mich mehrfach gesellen zu haben, weiss aber nicht mehr genau, wo. Die echten Speicheldrüsen ähnelnden Kopfdrüsen und repräsentiren zwischen den Parenehymzollen gelegene und dadurch mitunter leicht sternförmig contourirte, stark körnige Zellen mit Kern und Kernkörperchen. Wir treffen sie meist hinter dem Pharynx zu den Seiten des Oesophagus, von wo aus jede einen Ausführungsgang in Gestalt eines dünnen Canales entsendet, der nach vorn läuft und sich in den Vorhof. kurz hinter dem Mundsaugnapfe ergiesst. Die Mündungen sind namentlich bei stark gedehntem Zustande des Vorhofes recht deutlich zu erkennen und erscheinen, genau wie die Mündungen der Kopfdrüsen, als stark lichtbrechende Punkte, die gewöhnlich in einer Reihe liegen. So sehen sie bei D. clavi- gerum aus; es sind ihrer 5 — 6 zu jeder Seite des Pharynx. Eine ungleich reichere Entwicklung erfahren sie bei I>. leptostomum, wo sie einmal zahlreicher werden und dann auch viel weiter nach hinten in den Körper hinein sieh erstrecken. Leider habe ich in der sanguinischen Hoffnung, den Wurm später sicher wiederzufinden, verabsäumt, zur rechten Zeit eine Zeichnung von ihnen zu entwerfen; da jene Hoffnung sich schliesslich doch als trügerisch erwies, bin ich jetzt nicht im Stande, weitere und genauere Angaben zu machen; die Mündungen der Drüsen liegen auch hier — soweit ich mich erinnere — im Vorhof. Darmschenkel oder Mag endarm. Betreffs der anatomischen Verhältnisse der Darmschenkid verweise ich auf das bei der Beschreibung der einzelnen Formen Gesagte und die beigegebenen Abbildungen. In histologischer Hinsicht zeigen sie insgesammt eine bemerkens- werthe Uebereinstimmung, indem ihre Wände sich zusammensetzen aus einem Epithel und einer demselben aufgelagerten Muskulatur. Was zunächst die letztere anbelangt, so besteht sie überall aus einer Ring- und einer Längsfaserlage (Fig. 161 u. 175, Taf. VIII). Die Ringfasern stehen stets ziemlich dicht; sie repräsentiren circuläre, bis 0,005 mm breit werdende Bänder, die parallel, aber unter sich oft anastomosirend, den Darm umfassen. Ueber sie hinweg ziehen ähnliehe Fasern in der Längsrichtung des Darmes: sie verlaufen gelegentlich zu zwei und drei dicht aneinandergelagert , doch gehen hier und da von diesen Bündeln einzelne Fasern allmählich zu den Nachbarbündeln über, oder sie isoliren sich nur und bleiben dann isolirt. Ein ganz all- gemeiner Charakter für sie ist der, dass sie nie so zahlreich sind, wie die Ringfasern, infolge dessen immer grössere Zwischenräume zwischen ihnen liegen, und sie selbst auf Querschnitten, namentlich bei den kleineren Arten, völlig übersehen werden können. Auf den in der eingangs beschriebenen Art und Weise hergestellten, frischen Präparaten sind sie nach Verlauf mehrerer Stunden jedoch ausnahmslos klar und deutlich zu erkennen. Längs- und Ringfasern bilden zwar augenscheinlich zwei verschiedene Schichten, doch hängen sie. wie man sich bald überzeugt, an den Kreuzungsstellen fest zusammen, und locale Contractionen einer Faser, besonders der longi- tudinalen, übertragen sich stets so auf die darunterliegenden Ringfasern, dass diese in ihrem bisherigen, geraden Verlaufe gestört und mitgezogen «erden i Fig. 161). Vorzugsweise auf jüngeren Stadien, wenn der Darm noch nicht gefüllt ist. zeigt sich, dass diese Muskeln eine ganz wesentliche Wirkung zu erzielen vermögen. Man sieht, wie ich schon bei Dist. jperlatum beschrieb, aber auch bei anderen Arten (etldohbum, isoporum), dass dort der Darm sich mitunter plötzlich l'a-t auf die Hälfte seiner Länge verkürzt und die an seinem Hinterende anhängenden Parenchyin- in zellen funiculusartig lang auszieht. In dieser veränderten Form kann er oft längere Zeit be- stehen bleiben und da wohl zu irrthümlichen Ansichten betreffs seiner wahren Länge Anlass geben. Im gefüllten Znstande ist solchen Yulumänderungen schon durch den Inhalt eine Schranke gesetzt, duch sind auch hier noch die Muskeln einer kräftigen Actum, d. h. der Erzielung einer Peristaltik, fähig. Man kann eine solche, d. li. ein Auf- und Abtreiben der Nahrungsmassen sogar noch ;m Tliieren beobachten , welche unter so starkem Drucke liegen, dass ihnen jede Contraction der Körpermuskeln unmöglich gemacht ist. Es ergiebt sich aus dieser Thatsache, dass zur Fortbewegung des Darminhaltes eine Unterstützung von Seiten der Leibesmuskulatur durchaus nicht erfordert wird. Was das Epithel anlangt, so ist dies bei meinen Würmern immer nur in einfacher Lage vorhanden; die Form seiner Zellen ist freilich ziemlich wechselnd. Ich will zunächst er- wähnen, dass nach der Uebertragung der Cercarie in den definitiven Wirth eine Vermehrung seiner Elemente in den meisten Fällen bestimmt nicht mehr stattfindet; dass also die Ver- grösserung seiner Innenfläche nur durch Vor grosse rung der einzelnen Zellen bewirkt werden kann. Ob das freilich auch für die grösseren Arten in derselben Weise gilt, dürfte zum min- desten fraglich sein. Ursprünglich sind hierbei die Epithelzellen ziemlieh hoch und füllen beinahe den ganzen Innenraum des Darmes aus (Fig. 160, Tat'. VI 1 1) ; erst später verflachen sie sich in dem Maasse, als der Querschnitt grösser wird; doch kann man dabei gelegentlich noch sehr deutlich die Beobachtung machen, dass bei jeder Verringerung des Querschnittes (durch Contraction der Ringmüskeln etc.) die Höhe der Epithelzellen sofort wieder zunimmt. Aus diesen Gründen dürfte der speciellen Gestalt, welche die Zellen in diesem oder jenem Falle gerade besitzen, kein allzugrosser Werth beizulegen sein; jedenfalls ist ihre Form an verschiedenen Stellen des Darmes, und zwar den Contractionszuständen, das ist soviel als den Füllungszuständen desselben gemäss, eine ganz wechselnde. Nicht an seiner Fähigkeit der Formveränderung scheint, in einzelnen Fällen wenigstens, ihre Oberfläche theilnehmen zu können: man sieht in den Darmschenkeln älterer Würmer, wenn dieselben nicht stark, aber mit einer hellen, durchsichtigen Substanz gefüllt sind, die Oberfläche in zahlreiche, ganz unregelmässige Falten vorspringen, die von oben ge- sehen als Linien sich präsentiren, während sie im Profil als Spitzen oder Zacken der Epithel- oberfläche erscheinen. Da, wo die Weite des Darmes eine grössere wird, verschwinden sie, mit- unter in demselben Präparate, und ich kann mir ihre Existenz nicht wohl anders erklären, als durch die Annahme, dass die Innenfläche der Zellen eine gewisse Starrheit — vielleicht als Cuticularisirung oder etwas ähnliches zu denken — und nicht mehr Elasticität genug besitzt, um der Formveränderung der weicheren übrigen Zellenleiber zu folgen. Wir werden ganz ent- sprechende Bildungen auch bei einigen anderen, röhrigen Organen des Körpers muh kennen lernen. Manchmal werden diese Faltungen so hoch und so schmal, dass sie im Profil wie haar- oder stachelähnliche Bildungen aussehen ; durch Verfolgung ihres Aussenrandes kann man sich aber jederzeit leicht von ihrer Faltennatur überzeugen. In anderen Fällen jedoch sind es wirkliche, haarartige Fortsätze, welche der Innenwand des Epitheles aufsitzen (Fig. 98, Taf. V. Dist. globiporum). Sie stehen, soweit ich gesehen habe, nicht sehr dicht, und sind namentlich an ihrer Basis ziemlich stark. Im gefärbten Präparat würde man sie, vorausgesetzt, dass sie sich bei der Conservirung erhalten, ohne Bedenken für Flimmerhaare erklären: auch beim lebenden Thierc erinnerte ihr Anblick lebhaft an solche -- aber keine, nicht die geringste Bewegung Hess sich an ihnen wahrnehmen. So war es auch nicht einmal möglich, in ihnen etwa amoeboide 142 Fortsätze der Darmzellen zu erblicken, von denen manniohfach in der Litteratux die Rede ist. War schon ihre sehr regelmässige Gestaltung und Anordnung einer solchen Annahme nicht sein' günstig, so habe ich mich auch bei allen anderen Formen bis jetzt nicht von der wirklichen Fälligkeit einer amoeboiden Bewegung bei den Darmepithelien überzeugen können; möglich aber dass nur meine geringere Aufmerksamkeit auf die Verhältnisse des Darmes da«ran schuld ist. Endlich linden wir bei einer Anzahl anderer Wurmarten (bes. Dist. teretieolle, folium) auf der Innenseite dem Darmepithele nicht einzelne haarartige Fortsätze aufsitzen, sondern dasselbe ist nach innen geradezu in sein" lange, dichtgedrängt stehende und sehr feine Fäden zerfasert (Fig. 70, Taf. IV). Dieselben finden sich in der gleichen Weise auch bei Amphistomum suoclaoatum entwickelt, und wurden bei Ampi*, conicum schon von Blümberg bemerkt, aber für Flimmerhaare angesehen1). Neuerdings wurden sie auch aufgefunden bei den Apoilemaarien von Jit.l. 2) Im Leben erhält man bei ganz frischen Würmern zunächst den Eindruck, als ob die Darminhalts- massen stets durch einen mehr oder minier breiten, leeren Zwischenraum von dein Rande des Epithels getrennt seien; bei Betrachtung mit starken Vergrösserungen findet man diesen Raum erfüllt mit einer ganz klaren, ausserordentlich fein-, aber verworren streifigen Masse, die erst nach Verlauf einiger Zeit deutlieh die einzelnen Fasern erkennen lässt. Ob diese Fortsätze den von Sommer bei Distomum hepaticum beschriebenen pseudopodienartigen Fortsätzen der Darmzellen entsprechen, oder der feinen Spitze, in welche die Epithelzellen anderer Arten (Dist. pulmonale u. a.) sich ausziehen, kann ich hier nicht entscheiden8). Was endlich die Nahrung unserer Thiere anlangt, so dürfte von Interesse sein, dass der bei weitem grösste Theil von ihnen -augenscheinlich nur den Darm in halt ihrer Wirthe oder die an dem Orte ihres Sitzes sonst vorhandenen Abfälle oder Secrete verzehrt. In vielen Fällen war daneben allerdings wenigstens die Möglichkeit vorhanden, dass ausser den allgestorbenen und freiwillig von dem Wirthe abgestossenen Elementen auch lebendige, von den Parasiten selbst aus ihrem Verbände herausgerissene aufgenommen worden waren. Nur zwei Formen, die beiden Lungendistomen des Frosches, gemessen Blut als regelmässige Nahrung; zu Zeiten trifft man Blut auch in dem Darme des Dist. teretieolle, bei diesem aber unter Umständen, die darauf hin- deuten, dass dasselbe nur als Ersatz für die zufällig nicht vorhandene, regelmässige Speise ein- getreten ist. Für die Herleitung der parasitischen Lebensweise bei unseren Thieren dürften diese Verhältnisse übrigens nicht ganz ohne Bedeutung sein. C. Nervensystem. Aus den bei Beschreibimg der einzelnen Wurmformen gegebenen Darstellungen des Nervgn- apparates wird man, denke ich, die Ueberzeugung gewonnen haben, dass derselbe einen ungleich '■ plicirteren Bau aufweist, als man das bisher angenommen hat. Es hat sieh aber weiter ') Blumberg, Ueber den Bau d. Amphist. conicum. Dissert. Dorpat 1871. '-) Juel, Beiträge etc. 1. c. p. 24. ! Mhntic t;i,j,i (loco supra i it. p. 37'i schreibt diesen Spitzen, speciell bei dem von ihm untersuchten Dist. calyptrocotyle „movimenti attivissimi di allungainento e contrazione" , ja sogar „movimenti serpentini contemporanei a quelli ili allungainento e contrazione" zu. Ich habe bei den von mir untersuchten Arten so etwas nie gesellen, obgleich ich einzelne Stellen des Darmes mit jenen fadenartigen Fortsätzen länger als eine .Stunde aufmerksam controllirte. Selbst das Aul- und Abströmen des Darminhaltes übte wenig Einfluss auf jene Gebilde aus (Zusatz wahrend der CorrecturV — 143 — gezeigt, dass die Nervensysteme der verschiedenen Arten in bemerkenswerther Weise anter sich übereinstimmen und sich dabei durchaus anschliessen an jenen Bau, den vor mehreren Jahren Gaffron1) bei dem durchsichtigen Distomum isostomum des FLuskrebses auffand. Da nun die hier von mir untersuchten Distomen durchaus willkürlieb gewählt sind — es sind eben die im Binnen- lande häufigsten, die man jederzeit lebend und frisch sich beschaffen kann — . da auch noch andere, hier nicht mitberiicksichtigte Formen denselben Hau des Nervensystemes aufweisen, so trage ich kein Bedenken, diesen als den für unsere Thiere charakteristischen zu erklären. Dass es bisher nicht hat gelingen wollen, das Organsystem in seiner ganzen Ausdehnung zu erkennen, liegt lediglieb an der gewählten Untersuchungsmethode, und ich zweifle nicht, dass bei der An- wendung einer zweckentsprechenderen derselbe Bau. wie hier, bei der grösseren Mehrzahl, ja zweifellos bei allen Distomen alsbald sich wird auffinden lassen. Man hat sich in neuerer Zeit viel- fach darauf beschränkt, conservirte und gefärbte Thiere auf Schnitten zu untersuchen, auch da. wo das lebendige, frische Object jederzeit zum .Studium ebenfalls zur Verfügung gestanden hätte. Ich habe schon oben betont, dass ich den Werth und die Verdienste der Schnittmethode durchaus nicht herabsetzen will ; aber ich halte es für eine Unterlassungssünde, über ihr die anderen Unter- suehungsmethoden. wo solche möglieh und anwendbar sind, zu vernachlässigen und hintanzusetzen. Für die Untersuchung des Nervensystems unserer Würmer kenne ich keine andere, die das zu leisten im Stande wäre, was die Untersuchung des lebenden Thieres leistet. Auf Schnitten durch noch so sorgfältig conservirte Exemplare lassen sieli namentlich bei den kleineren und ganz kleinen Formen kaum noch die beiden Hauptganglien und ihre Commissur unterscheiden: in ganz besonders günstigen Fällen erkennt man noch einige Bruchstücke der davon ausgehenden Nerven, — aber mehr zu sehen, ist mir hier nicht geglückt. Ebenso liefern die in neuerer Zeit mit so glänzendem Erfolge angewandten Imprägnationen der Nerven mit Metallen bei unseren Distomen keine nennenswerthen Resultate — offenbar, dass ihr Nervensystem noch nicht die Höhe der Ausbildung besitzt, um jene bis jetzt hauptsächlich von höheren Thieren bekannten Reactionen hervorzurufen. Ich will allerdings gestehen, dass ich nach den ersten misslungenen Versuchen weitere Bemühungen in dieser Richtung aufgegeben habe; vielleicht aber, dass nach den Erfahrungen, die v. G-raff2) mit diesen Methoden an Turbellarien gemacht hat, doch bei Anfertigung einer sehr grossen Zahl von Präparaten günstigere Resultate sich hätten erzielen lassen; bessere Resultate freilieli, als die Untersuchung der leitenden Thiere. dürfte keine noch so kunstvolle und sorgfältige Behandlungsweise ergeben. Was speciell das Nervensystem anbe- trifft, so kann man, wenn man nur einmal die Einstellung auf die äusserst blassen Nerven ge- lernt hat und dieselben zu erkennen versteht, bei einiger Geduld den gesammten Bau des Apparates an einem und demselben Thiere verfolgen. Ich will hervorbeben, dass das sichere Erkennen der Nervenstränge, namentlich an stärker muskulösen Wurmformen, nicht immer ganz einfach ist, und dass besonders Muskelfasern leicht zu Verwechselungen Anlass geben können. Wenn man jedoch darauf achtet, dass die Nerven stets unterhalb des Hautmuskelschlauches hinziehen und dass sie, abgesehen von den immer von ihnen sieh abzweigenden Seitenästen, auch niemals den ziemlich gestreckten Verlauf der Muskelfasern einhalten, dann ist es nicht schwer, sich vor Täuschungen zu bewahren. Jedenfalls habe ich diese Vorsicht beim Studium ') GAFFROX, Zool. Beiträge v. A. SCHNEIDER, Jahrg. 1884. 2) v. Graff, Die Organisation der TurbeUaria acoela. Leipzig 1891, p. 2. — 144 — niemals ausser Augen gelassen and brauche wohl kaum zu betonen, dass die von mir beschriebenen Nerven auch wirklichen Nerven entsprechen. Die meisten meiner Beschreibungen und Abbildungen sind Darstellungen dessen, was ich an einem und demselben Thiere gesehen habe; verhältniss- mässig selten nur sind Rücken- und Bauchnervensystem von verschiedenen Individuen genommen und in der Abbildung combinirt (I). tereücolle, isoponm). Es Hess sich das unschwer und mit einer gewissen Sicherheit thun, da der Seitennerv und seine Verbindungen sowohl von oben, wie von unten her zu erkennen, und durch ihn dann der richtige Zusammenschluss des ganzen Systemes sicher zu bewirken war. Fast keines von den gegebenen Bildern ist uncontrollirt geldieben, die meisten sind mehrfach an verschiedenen und auch verschieden alten Individuen zur Beobachtung gekommen. Es stellten sich dabei manchmal auch bei Vertretern derselben Art kleine Verschiedenheiten, namentlich in Bezug auf die Zahl der Ringcommissuren heraus, was ich schon oben an den betreffenden Stellen erwähnt habe. Selbst wenn hierbei nicht Beobachtungs- fehler im Spiele sein sollten, was in Anbetracht der Schwierigkeit des Objectes aber durchaus nicht ausgeschlossen ist, glaube ich diesen kleinen Differenzen doch bis auf weiteres um so weniger Werth beilegen zu sollen, als durch sie der Charakter, der Typus des ganzen Bauplanes für unser Organsystem nicht im geringsten gestört wird. Zum Studium eignen sich am besten jüngere Thiere, die noch gar keine oder nur erst wenige Eier gebildet haben; indessen kann man unter günstigen Umständen auch bei völlig reifen, und reichlich mit Eiern gefüllten Indi- viduen grössere oder kleinere Strecken des Nervenverlaufes oft sehr schön beobachten. Ganz allgemein muss man bei der Untersuchung nur darauf achten, dass der angewandte Druck auf den Tbierkörper nicht zu gross wird, da sonst die ausserordentlich zarten Nervenstränge bis zur Unsichtbarkeit zusammengepresst werden. Je nach der Grösse der Thiere sind sie in den ersten 2 — G Stunden nach Anfertigung des Präparates am deutlichsten. Zur Erkennung der feineren Kinzelheiten ist eine gute homogene Immersion unbedingtes Erforderniss ; die starken Längs- nerven sind unter Umständen schon mit viel schwächerer Vergrösserung zu erkennen. Eine recht ausführliche und vollständige Darstellung dessen, was wir bis jetzt von dem Nervensysteme unserer Distomen wissen, findet sich in Braun's Bearbeitung von Bronn's Classen und Ordnungen etc. p. 680 ff.; indem ich auf dieselbe verweise, kann ich mich hier betreffs der Litteratur um so kürzer fassen. Bei allen unseren Würmern hat man bis jetzt den als Gehirn bezeichneten Abschnitt, die beiden zu Seiten des Pharynx gelegenen und durch eine dorsale Commissur verbundenen Ganglien gekannt. Bei der grössten Mehrzahl gesellte sich hierzu eine verschiedene Anzahl austretender Nervenäste, die theils nach vorn, theils nach hinten ziehend, meist schon sehr bald nach ihrem Austritte der Beobachtung sich entzogen. Am stärksten ent- wickelt, deshalb am deutlichsten zu verfolgen, war stets der sogenannte Bauchnerv, den man in manchen Fällen (JDist. hepaticum, cylindraceum u. a.) bis in's hintere Leibesende sich erstrecken sah. Man konnte weiterhin auch gar nicht selten von diesem Hauptnerven sieh abzweigende Seitennerven erkennen, deren einige besonders nach dem Bauchsaugnapfe sich begaben, indess die anderen ebenfalls bald unsichtbar wurden. Von einer gegenseitigen Verbindung der Längs- nerven schien, abgesehen von der Gehirncommissur, nichts vorhanden zu sein. Ein wesentlich reicher entwickeltes Nervensystem beschrieb Poirier1) bei dem grossen ■) Poirier, Centrib. ;'i l'hiat. des Trümatode.s, Paria lss5. S.-A. ans Archives d. Zool. exp6r. et generale. He Ser. Vol. 3. 1885. — 145 — Distomum clavatum und seinen Verwandten; reicher entwickelt insofern, als hier ein dorsales Nervenpaar ziemlich weit nach hinten und die Bauchnerven durch die ganze Länge des Körpers sich verfolgen Hessen. Die letzteren vereinigten sich sogar im Hinterende, ehenso wie zwei von den Gehirnganglien ans nach vorn gehende Nerven durch ihre Vereinigung vor dem Saugnapfe eine geschlossene Schlinge um dessen vordere Circumferenz bildeten. Endlich zogen von den Längsnerven aus eine ganze Anzahl von Commissuren quer im den Leih herum. Diese höhere Ausbildung des Nervensystemes bei dem Distomum clavatum schien in directem Zusammenhange zu stehen mit der excessiven Grösse drs Wurmes, der die grösste Mehrzahl seiner Gattungs- verwandten an Leibesmasse um das hundert-, ja tausendfache übertrifft; es lag kein Grund vor. in den Abweichungen, die das Distomum clavatum bot, etwas Principielles zu sehen. Dem gegenüber stand nun der Hau des Nervenapparates, den Gaffron bei der Unter- suchung 1 eilender Exemplare des Distomum isostomum erkannt hatte, zunächst völlig isolirt da; es war schliesslich kein Wunder, dass er im Vergleich zu dem bei der Mehrzahl der Tre- tnatoden bisher bekannten als eine zwar bemerkenswerthe Ausnahme, aber doch als eine Aus- nahme betrachtet wurde, aus der sich kaum ein bindender Schluss auf die Verhältnisse bei den Verwandten ableiten liess. So äussert sich der erfahrenste Kenner unserer Thiere, Leückart darüber: „Gaffron scheint der Ansicht zu sein, dass die bei Distomum isostomum von ihm beob- achtete und in ähnlicher Weise bei Tristomum vorkommende Anordnung des Nervenapparates für die Trematoden schlechtweg als typisch zu betrachten sei . . . Trotzdem aber bezweifle ich. dass ein so complicirtes Verhalten hei den Trematoden die. Rege d ist"1). Offenbar von demselben Gedanken ausgehend, führt auch Braun2) den Bau des Nerven apparates von Distomum isostomum auf den einfachen der übrigen Distomen zurück: „Ich nehme daher an. dass der Bauch- und Rückennerv von Distomum isostomum dem Bauch- resp. Rückennerven anderer Trematoden ent- sprechen, der Seitennerv aber nur ein stark entwickelter seitlicher Nerv ist. der hei den meisten Digenea sehr kurz ist und sich nicht nach hinten erstreckt" :!). Ich hoffe, durch die gegenwärtigen Darstellungen beide genannte Forscher zu einer anderen (Jeberzeugung zu führen; es scheint auf Grund der neuerkannten Thatsachen zweifellos, dass der von Gaffron gefundene Bau thatsächlich als der typische zu betrachten ist. aus welchem etwaige einfachere Zustände, deren Existenz aber erst genau festgestellt werden müsste, abzu- leiten sind. Sie würden dann selbstredend erklärt werden als Reductionen, Vereinfachungen eines ursprünglich reicher verzweigten Nervennetzes, und es würde eine solche Auffassung, da es sich ') Leückart, Paras. d. M. 1. c. p. ■>:'•. 2) Beaun, Bronn's Cl. u. 0. p. r,84. 3) Durch die jüngsten Untersuchungen von Monticeeei (Joe. pag. 128 cit.) wird dem bisher Bekannten nichts wesentlich Neues hinzugefügt. MONTICELL] erkennt bei den von ihm untersuchten Formen von dem Gehirn nach vorn ziehend nur einen (Dixt. calyptrocotyle) oder zwei (Dist. Richiardii) Nerven, nach hinten- ebenfalls nur zwei, von denen aber der eine (augenscheinlieh uuserem Rückennerven entsprechend) sich sehr bald verliert (D. calyptrocotyle) ; bei Dist. Richiardii, I>. nUjroflamm und D. Megninii reicht er weiter nach hinten, während der andere (unser Banchnerv) bis ins Hinterende und hier sogar bis zu einer Vereinigung mit dem der Gegenseite sich verfolgen lässt. Dazu kommt noch ein kleiner Nerv, der sich von den Gelnrnganglien nach den Seiten des Korpers hinbegiebt (wohl der Seitennerv), so wie bei Dist. Richiardii zwei kleine Nerven, welche dorsal und ventral von den Gehirnganglien ausgehen, sich aber bald verlieren. Von Commissuren beobachtet MONTICELLI (D. calyptrocotyle) ausser der Gehirncommissnr und der oben erwähnten hinteren Verbindung der Bauchnerven nur eine dorsale (?) Verbindung dieser in der Hübe des Banchsaugnapfes, bei Dist. Richiardii mehrfache Verbindungen der hier längeren Rückenneryen mit den Banchnerven und dieser untereinander. (Zusatz bei der Correctar.) l'.ililiotlieca zoologiea. Heft lt;. l'J — 146 — hier um parasitäre Formen handelt, viel mehr innere Wahrscheinlichkeit besitzen und unserem Verständniss näher liegen, als es bisher mit dem Umgekehrten der Fall war, wo wir ein einfach gebautes Organ ohne irgend welchen ersichtlichen Grund bei einer Form (Dist. isostomum) plötzlich zu einem ausserordentlich viel höheren Grade der Ausbildung sich erheben sehen. Dass übrigens die reiche Entfaltung des Nervenapparates nicht auf die Bistomen be- schränkt ist. beweist Aniplnstomum subdavatum, dem sich höchst wahrscheinlich seine Gattungs- verwandten anschliessen werden : das, was vor mehr als 20 Jahren Blümberg von dem Anvphi- sttmium conieum gesehen hat. ist zwar in Anbetracht der damaligen Untersuchungsmethoden an- erkennenswert! genug, aber doch wohl nicht alles thasächlich Vorhandene1). Endlich treten durch diesen Bau des Nervensystemes die Digenea auch in viel nähere Beziehung zu den Monogenen, von deren Nervenapparat wir freilich nur das wissen, was Lang darüber mitgetheilt hat'-'): es thäten hier Erweiterungen unserer Kenntnisse dringend noth. Lang untersucht besonders Tristomum mölae, bei dem ebenfalls drei Längsnerven jederseits auftreten, ein dorsaler und zwei ventrale. Es scheint ziemlich ohne weiteres klar, dass die ersteren den dorsalen Längsnerven der Distomen, die beiden ventralen („inneren" und „äusseren") Längsnerven dem Bauch-, bezüglich Seitennerven der Distomen entsprechen. Ich will gleich hier bemerken, dass die letzteren gar nicht selten, sowohl bei runden, als auch besonders bei plattgedrückteren Formen eine mehr oder minder ventrale Lage einnehmen und dann füglich auch die Bezeichnung als äussere Ventral- nerven erhalten könnten. Das Commissurensystem, welches Lang bei Tristomum auffindet, ent- spricht, auch wenn „nur hie und da zarte Nervenästchen" von den dorsalen zii den ventralen Nerven gehend zu beobachten waren, doch in seinem Charakter so völlig dem der Distomen. dass an einer nahen Verwandtschaft beider nicht zu zweifeln ist. Ich glaube übrigens, dass eine erneute Untersuchung des Tristomum mit Berücksichtigung der jüngsten Erfahrungen über die einschlägigen Verhältnisse diese Verwandtschaft in noch helleres Licht setzen dürfte. Fassen wir nun das, was sich bei den hier untersuchten Arten an dein Nervensystem als allgemein, oder wenigstens als nahezu allgemein vorhanden herausgestellt hat. kurz zusammen, dann erhalten wir folgende Hauptzüge des Baues: U/eberall liegen zu den Seiten des Pharynx, oder wo derselbe fehlt, kurz hinter dem Mundsaugnapfe die beiden Haupt- oder Gehirnganglien. die durch eine ansehnliche, über den Oesophagus hinwegziehende Commissur verbunden sind. Aus jedem derselben nehmen drei Paare von Längsnerven ihren Ursprung; davon verläuft das eine dorsal, das andere ventral und das dritte meistens in den Flanken des Körpers, doch kann es, wie erwähnt, (Dist. variegatum, cylindraemm) mehr oder minder vollständig auf die Bauchseite rücken, ohne aber dabei seine seitliche Lagerung aufzugeben. Jedes Längsnervenpaar besteht aus einem nach vorn und einem nach hinten ziehenden Strange. Die Namen dieser Nerven, wie sie von Gaffron vorgeschlagen und im ersten Theile dieser Arbeit angewendet sind, ergeben sieh einfach aus ihrer Lagerung im Körper: wir unterscheiden Rücken-, Seiten- und Bauchnerven ') In der That verhält sich Amphistomum conieum, das ich in der Zwischenzeit im lebenden Zustande zu unter- suchen Gelegenheit hatte, in Bezug auf den Bau seines Nervensystemes ganz wie Amphistomum subdavatum und die Distomen. Dasselbe gilt von Gastrodiscus polymastos und einer Gastrot lußa.i-.wt, die hier (in Egypten) in ganz unglaub- lichen Mengen im Magen des Büffels lebt, die ich aber aus Mangel an der nöthigen Litteratur zunächst nicht bestimmen kann. Gastrothißax besitzt sogar vier Längsnerven im Hinterkiirper und zwischen diesen ein System von Jtingnerven. die durch ein dichtes Netz feiner Nervenäste untereinander in mannichfache Verbindung gesetzt sind (Zusatz während der Correctur). '-) Lano, Mitteilungen a. d. zool. .Station z. Neapel. II. 1881. p. 28. - 147 — liml zwar vordere und hintere, nervi anteriores (dorsales, laterales, ventrales) und posteriores (dorsales, laterales, ventrales)1). In Bezug auf den Ursprung der Längsnerven aus dein Gehirn ist hervorzuheben, dass die dorsalen stets gesondert, und zwar der Mittellinie zunächst aus den Gehirnganglien entspringen. Ventrale und laterale Längsnerven laufen nicht selten und besonders hinten, eine kurze Strecke vereint (Fig. 54, Taf. III). so dass es den Anschein gewinnt, als sei der Seitennerv ein Zweig des ventralen. .Bei starker Entwickelung des Mundsaugnapfes und ventraler Neigung desselben ist vorn der Seitennerv übrigens nicht selten stärker, als der Ventralnerv, so dass umgekehrt der letztere als Ast des ersteren erscheint. Sonst ist immer der hintere Bauchnerv von allen Nervensträngen der bei weitem stärkste; die Seiten- und Rücken- nerven halten sich in Bezug auf ihre Grösse ungefähr die Wage. Vorn geht der Rückennerv ziemlich direct an den Saugnapf heran und scheint in dessen Muskelmasse einzutreten; der Bauchnerv biegt gewöhnlich etwas mehr nach den Seiten aus. nimmt aber nach vorn zu eben- falls wieder die Richtung nach einwärts an und scheint in den ventralen Mundrand und dessen Nähe sich zu begeben. Was endlich die vorderen Seitennerven anbelangt, so sind sie es, welche nach Poirier's oben angezogener Beobachtung bei Distomum clavatum, den vorderen Rand des Mundsaugnapfes umgreifend, in einander übergehen. Ich habe bei meinen Objecten min mit Bestimmtheit eine solche Vereinigung der vorderen Seitennerven nicht gesehen, wenngleich sie mir, wie bei Distomum tercticolk, als nahezu sicher vorhanden erscheint. Auch bei anderen Formen ist ihre Existenz zum wenigsten nicht unwahrscheinlich, denn man kann sehr allgemein den betreffenden Nerven bis weit nach vorn, theilweise ein Stück um den Saugnapf herum verfolgen, ohne dass dabei noch eine wesentliche Abnahme seiner Stärke zu constatiren ist. Der völligen Sicherstellung der Verbindung steht freilich immer die grosse Nähe des Saugnapfes hindernd im Wege, durch dessen Muskelmassen die zarten Nervenstränge meist vollkommen verdeckt oder zusammengedrückt werden. Was die hinteren Nerven anbelangt, so hat sich zunächst gezeigt, dass sie überall vom Gehirn aus die ganze Länge des Körpers durchmessen mit eventueller Ausnahme des aller- hintersten Endes. Nur der Seitennerv geht ziemlich regelmässig nicht ganz bis hinten hin. sondern hört etwas vorher auf. Sehr charakteristisch ist. in einigen Fällen wenigstens, das Verhalten der Rücken- und Bauchnerven im Hinterende. Die ersteren nähern sich bereits eine kurze Strecke vor demselben (Fig. 100, Taf. VIII) der Mittellinie und verschmelzen daselbst zur Bildung eines medianen Stranges, der direct auf den Excretionsporus zusteuert. In unmittelbarer Nähe desselben gabelt er sich in zwei Aeste, die dicht an der Peripherie des Porus herumlaufen, und auf der Gegenseite augenscheinlich in die ventralen Längsnerven übergehen. Es ist nicht unmöglich, dass der von Poiriek beschriebene mediane Dorsalnerv, der auf der Excretions- blase hinläuft, dem hier beschriebenen unpaaren Theile der Rückennerven entspricht; andere Nerven- theile wenigstens, die auf den Mediannerven Poirier's etwa zu beziehen sein könnten, habe ich 1 Diese Bezeichnung dei Nerven scheint mir so natürlich, so einfach und so verständlich, dass ein Bedürfniss nach einer anderen meines Erachtens dnrehans nicht vorliegt. Trotzdem hat Moxticelli eine solche in Vorschlag ge- bracht (Saggio di una morfologia dei Trematodi, Napoli lss8 p. 48) und nennt unsere vorderen Rückennerven nervi anteriori interni. die vorderen .Seitennerven anterior! medii, die vorderen Bauchnerven anteriori laterali: von den hinteren heissen die Rückennerven laterali dorsali, die Seitennerven laterali ventrali esterni, und die Bauchnerven laterali ventrali interni. Es finden hier also weder die Beziehungen der Nerven zu einander, noch ihre wirkliche Lagerung im Körper durch die Namen ihren Ausdruck, und deshalb dürfte die GrAFFRON'sche Benennungsweise entschieden den Vorzug verdienen. 19* — 148 — bei unseren Würmern nicht angetroffen. Der Seitennerv steigt, wie schon erwähnt, niemals bis ganz in das Hinterende des Körpers hinab; seine Endigung ist eigentlich nicht leicht festzu- stellen, sie scheint auch in den einzelnen Fällen grösseren Schwankungen zu unterliegen. Gewöhnlich ist es so, dass nach der letzten Ringcommissur der Seitennerv sich gar nicht fortsetzt, also durch je einen Ast mit dem Kücken- und Bauchnerven verbunden erscheint, oder dass an seiner Stelle einige feinere Nervenästchen fortlaufen, die theils unter sich, theils mit Rücken- und Bauchnerv in Verbindung treten und schliesslich vollständig sich verlieren. Die letzten Verbindungen des Seitennerven mit Rücken- und Bauchnerven können ungefähr gleich stark, oder es kann die eine da von (meist die dorsale) etwas stärker sein, und dann Hesse sich schliesslich sägen, der Lateral- nerv endige in den dorsalen: im allgemeinen vertheilt er sich alter auf beide gleichmässig. Es kommt weiter gar nicht selten vor, dass die Längsnerven auf ihrem Wege plötzlich und unvermittelt sich spalten, dass die auf diese Weise entstehenden Aeste eine Strecke weit collateral nebeneinander herlaufen, um sich darauf wieder zu vereinigen (Fig. 57, Taf. III). Etwas ähnliches habe ich auch bei Distomum perlatum an dem linken hinteren Bauchnerven beobachtet, nur dass hier diese Erscheinung nicht, wie sonst, zufällig und wie es scheint, ohne besonderen Zweck auftritt. Bei der genannten Art vollzieht sich die fragliche Gabelung sehr regelmässig und zwar wird durch dieselbe die Genitalöffnung umschlossen (Fig. 90, Taf. IV). Bei den anderen Arten habe ich eine solche Bildung nicht getroffen, muss aber gestehen, dass ich auf dieselbe überhaupt zu spät erst aufmerksam geworden bin, als dass ich hei diesen noch genauer danach hätte forschen können. Die Längsnerven sind nun ganz allgemein mit einander in Verbindung gesetzt durch ring- förmige Quercommissuren, deren Zahl aber beträchtlichen Schwankungen unterliegt. Während einige Formen, und darunter auch grössere, wie Distomum cylinäraceum, nur eine geringe Zahl. 5—8, aufweisen, steigt dieselbe bei anderen, und erreicht bei dein grossen Distomum tereticolle die statt- liche Höhe von über 40. Obwohl die einzelnen Ringe deutlich als solche unterscheidbar, und in vielen Fällen auch durch grössere Zwischenräume von einander getrennt sind, so repräsentiren sie doch streng genommen ' keine einheitlichen Bildungen, sondern zeigen sich zusammengesetzt aus einzelnen, zwischen je zwei benachbarten Längsnerven ausgespannten Querästen : solcher Seg- mente sind natürlich sechs vorhanden und wir können sie mit Gaffron bezeichnen als dorsale (zwischen den Dorsalnerven"), und ventrale (zwischen den beiden Ventralnerven) und dorsolaterale und ventrolaterale ; erstere beide sind in der Einzahl, letztere beide doppelt, je rechts und links einmal, vorhanden. Es ist eine ziemlich allgemein verbreitete Erscheinung, dass die einzelnen Segmente in den Längsnerven nicht genau aufeinandertreffen, sondern meist um eine Kleinig- keit gegeneinander verschoben sind (Fig. 50, Taf. III u. a. ); daraus erhellt, dass sie allein die Querverbindung rings um den Körper herum nicht herzustellen vermögen, sondern dass der völlige Verschluss theilweise durch eingeschaltete Theile der Läugsnerven bewirkt wird. Da, wo die Quercommissuren in kürzeren Abständen aufeinanderfolgen, kann unter Um- ständen hierdurch das Bild der Ringe mehr oder minder vernichtet werden ; und das um so mehr. als gerade hier die Quernerven durchaus nicht die einzigen Verbindungen der Stränge unter einander bleiben. Schon ihre Wurzeln in den Längsstämmen sind nicht mehr einfach; sie setzen sich vielmehr meist zusammen aus einer Anzahl gröberer oder feinerer Fasern und Stränge, die gesondert aus den ersteren entspringen, und ähnlich wie die Wurzeln eines Baumes sich zu einem einheitlichen Stamme vereinigen (Fig. 55, Taf. 111). Es gesellen sich zu den Quernerven weiter — 149 - sowohl Verbindungen der hintereinander folgenden Quernerven, als auch dieser mit den Längs- nerven und schliesslich beider untereinander. Sind diese Stränge meistens auch deutlich schwächer, als die eigentlichen Hauptcommissuren, so verwirren sie doch den Ueberbliek über den Aufbau des Ganzen bedenklich. Und auch sie repräsentiren mitunter noch nicht die letzten Verbindungen der Nerven untereinander; es gesellen sich zu ihnen oft noch feinere, die theilweise den histo- logischen Werth einer einzigen Faser haben und an beiden Enden in grössere Nerven übergehen, in anderen Fällen alter auch mit Ganglienzellen in Verbindung treten, die wir später noch ge- nauer kennen lernen werden. Es entsteht auf diese Weise (besonders bei Distomum tercticolle)1) ein so überraschend reiches Netzwerk von Nerven verschiedensten Calibers, wie ich es unseren bis- herigen Kenntnissen nach bei einem Distomum nun und nimmer zu finden erwartet hätte. In der Fig. 55 auf Tat'. J1I habe ich einen Theil des Nervenapparates von dem genannten Wurme dargestellt; trotz der ansehnlichen Zahl gröberer und feinerer Fasern bezweifle ich selbst, ob ich alle thatsächlich vorhanden gewesenen gesehen und gezeichnet habe. Im Gegensatz hierzu wird nun bei den kleineren Formen das Nervensystem nicht un- wesentlich einfacher, zunächst dadurch, dass das feinere Netzwerk zwischen den Commissuren in Wegfall kommt. Die Austrittsstellen der Quernerven aus den Längsnerven werden einfach, die Collateralläufe von Nerven verschwinden auch und es bleibt zuletzt nichts übrig, als ein einfach leiterartiges System von mehr oder minder gestreckt verlaufenden Nervenstämmen, wie es u. a. die Fig. 157. !(>•'! — lt'.5. Tat'. Vll zeigen. Allerdings sieht man auch hier, vielleicht als letzte Andeutung einer früher vorhandenen reichen Gliederung, besonders von den Längsnerven aus in mehr oder minder kurzen Abständen feine Spitzen in das angrenzende Gewebe hinein sich erstrecken, die möglicherweise austretenden, ausserordentlich feinen Xervonfäserchen entsprechen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich von diesen Fäserchen selbst nie deutliche Bilder erhalten habe, und dass die seitlichen Ausläufer demnach ebensogut auch dem umgebenden Parenchyni angehören können. Ich komme weiter unten nochmals hierauf zurück. In einigen Fällen, in denen der Nervenapparat einen vereinfachten Bau aufwies, war es mir nun zugleich nicht mehr möglich, an den hintersten Quernerven einen vollständigen Zusammenschluss zu einer King- commissur zu constatiren. Wohl Hessen sich dieselben eine Strecke von ihrer Wurzel aus ver- folgen, es zeigten sich an den benachbarten Längsnerven in der gleichen Höhe ebenfalls Nerven- wurzeln, aber eine Verbindung beider war nicht nachzuweisen {Bist, endolobum Fig. 157, Taf. V11I). Allerdings kann es sich hierbei auch nur um mangelhafte Beobachtungsresultate handeln, was um so wahrscheinlicher ist, als bei dem noch kleineren Distomum confusum das ganze System sieh sehr wohl ausgebildet zeigt. Eine besondere Stellung unter den Quernerven, und zwar den dorsalen, nimmt bei sehr vielen Würmern der erste, direct auf die Gebirncommissur folgende ein. insofern nämlich von ihm aus jederseits ein sehr feiner, longitudinaler Nerv seinen Ursprung nimmt, der über der Gehirncommissur hinweg dicht unter der Rückenfläche des Thieres nach vorne zieht. Gaffkön hat auch diese Nerven bei dem Distomum isostomum aufgefunden, wenngleich er augenscheinlich ihre Verbindung mit dem übrigen Nervensystem nicht ganz richtig erkannte. Der Nerv, aus welchem die ..hochgelegenen, dorsalen Stränge", die ich als „supracerebrale Nerven" be- ') Ganz entsprechend verhüll, sich, wie erwähnt, die Gastrothylax&ti aus dem Magen des Büffels in Egypten. [Znsatz bei der Correctur). 150 - zeichnete, ihren Ursprung nehmen, ist ein regelrechter dorsaler Quernerv, der nicht nur durch dorsolaterale Commissuren, wie es Gaffron zeichnet, mit dem Lateralnerven verbunden ist, son- dern eine]' vollständigen Ringcommissur angehört. Im einfachsten Falle gehen die supracerebralen Längsnerven unmittelbar nach dein Ursprung des Quernerven aus dem dorsalen Längsstamme aus diesem hervor (Fig. 54, Tai'. 111); sehr oft aber rückt der Quernerv mit den Wurzeln der supracerebralen Stränge selbst etwas nach dem Kücken in die Höhe, so dass ein Verhalten ent- steht, wie ich es besonders deutlich bei Distomum globiporum gefunden und in Fig. 95, Taf. VI abgebildet habe. Es sieht hier so aus. als ob die Ringcommissur auf der Rückenseite nicht in den Rückenlängsrferven selbst eintritt, sondern über ihm hinwegläuft, und nur durch einen kleinen, steil abwärts steigenden Verbindungsast mit diesem in Communication steht. An der Stelle, wo dieser kleine Verbindungsast aus dem Quernerven austritt, findet sich stets ein kleines, „viereckiges" Ganglion (Gaffeon), aus welchem dann auch die supracerebralen Nerven nach vorn austreten. Bei einzelnen Formen, wo das ganze supracerebrale Nervensystem stärker ausgebildet ist. ver- ändert sich der äussere Anschein oft mich so, dass die kleine Commissur von dem Längsnerven nach dem „Supracerebralganglion" die geradlinige Fortsetzung des ersteren bildet, und dass dann im Vergleich hierzu das Stück des Längsnerven bis zum Gehirne die Rolle eines Seitenzweiges spielt (Fig. 12t. Taf. VI). Leider ist dieser ganze Theil des nervösen Apparates so zart, dass er nur sehr schwer und in vielen Individuen gar nicht zu sehen ist. Bei einigen Arten habe ich ihn denn auch absolut nicht aufzufinden vermocht, womit aber nicht einmal die Wahrschein- lichkeit seines Fehlens gegeben ist. Denn seine Sichtbarkeit ist eine so ausserordentlich wech- selnde und von mir durchaus unbekannten Factorcn abhängige, dass ich mich nicht getraue, direct von seinem Fehlen bei dieser oder jener Art zu reden. Besonders bei Distomum confusum glaubte ich mich durch wiederholte und immer vergebliche Versuche. Spuren von ihm zu entdecken, be- stimmt von seiner Abwesenheit überzeugt zu haben — Ins ich endlich doch auf ein Individuum traf, das denselben vollkommen wohlausgebildet und relativ leicht sichtbar zeigte. Ich neige auf Grund dieser Erfahrung eher der Ansicht zu, dass das supracerebrale Nervensystem überall vorhanden und nur theihveise ausserordentlich schwierig zu beobachten ist, als dass es den Formen, bei denen ich es nicht fand, gänzlich fehlt (Distomum perlatum, nodtdosum, variegatum und endolobum). Die supracerebralen Längsnerven begeben sich also von ihrem Ursprünge aus geraden Wegs nach vorn, und scheinen hier sehr allgemein in mehrere Aeste zu zerfallen. Besonders bei AmpMstomum* subclavatum, aber wahrscheinlich auch bei Distomum tereücdtle und Dist. confusum gehen zwei dieser Aeste nach innen zu in einander über und bilden eine supracerebrale Quer- commissur; an den Wurzeln der letzteren gehen von den Längsnerven auch Aeste nach aussen ab. Da diese Theile des Apparates fast stets über dem Saugnapfe liegen, so ist es nur einem glücklichen Zufalle zuzuschreiben, wenn man sie überhaupt einmal zu sehen bekommt: in der Tliat sind meine Erfahrungen darüber recht mangelhafte. Interessant bleibt aber auf jeden Fall ilie Existenz und die. wahrscheinlich wenigstens, nicht geringe Verbreitung dieses supracerebralen Nervensystemes bei unseren Würmern. Ueber seine Function etwas zu sagen, dürfte zunächst kaum angehen, da wir namentlich seine periphere Endigung nicht kennen. Wahrscheinlich ist mir allerdings, dass es mit der Muskulatur des Saugnapfes nicht in Verbindung tritt, denn es zieh! immer über dem Saugnapfe hin; seiner Lage nach könnte man es vielleicht in Parallele mit dem sympathischen Nervensystem der Anneliden und Arthropoden bringen. o — 151 — Endlich habe ich nun bei einigen der von mir studirten Arten auch eine sehr feine unter dem Oesophagus hinziehende Verbindung der Cerebralganglien angetroffen (Dist. teretieolle Fig. 54, Tat'. IV und Bist, globiporum Fig. 95, Taf. V). Es sind einige feine Fasern, die, besonders bei ilriu grösseren Distonium teretieolle an dem tiefsten Punkte ihres Verlaufes einige angelagerte Ganglienzellen zeigen; den Eindruck eines specilischen. selbstständigen (ianglions machen diese Elemente aber nicht, wie sie denn bei dem Distomum globiporum mit Sicherheit überhaupt nicht mehr nachzuweisen waren. Bekanntlich hat Sommer, der eine solche suboesophageale Commissur der Eirnganglien bei dem grossen Leberegel zuerst auffand, der ganglionären Anschwellung derselben inne speeifische Bedeutung als Theil des Gehirns zugesprochen '), wogegen Leuckart a) und Brauns) Bedenken erhoben. Nach meinen Erfahrungen sind dieselben nur gerechtfertigt, es handelt sieh hierbei nicht um einen Gehirntheil, sondern um eine einfache, verschieden hoch ausgebildete ( Jommissur 4). Werfen wir nun schliesslich noch einen Blick auf den histologischen Bau des Nervensystemes, so ist darüber Folgendes zu berichten. Zunächst glaube ich eine besondere zellige oder bindegewebige Hülle, durch welche die Nervenstränge gegen das Parenchym ab- gegrenzt sind, leugnen zu müssen; wenigstens habe ich vor ihrem Vorhandensein mich nirgends mir Sicherheit überzeugen können. Auch Leuckart leugnet, ihr Vorhandensein5), wohingegen mehrere andere Autoren (Fischer, Schwarze etc.) eine „feine glashelle Membran" beobachtet haben, und Dist. clavatum nach Poirier sogar eine mehrfach geschichtete Nervenscheide besitzt. Auch Eeckert6) erwähnt hei den Jugeiklstadien des Distoniiim macrostomum Reihen von Zellkernen, welche die Nerven in ihrem ganzen Verlaufe hegleiten und die Anlagen einer sogar zelligen. bindegewebigen Scheide darstellen sollen. Ich werde in dem Abschnitte über die Organentwickelung des Distomenkörpers auf diese Zellreihen zurückkommen; hier mag nur soviel erwähnt werden. dass sie allem Anscheine nach nicht bindegewebiger Natur sind, sonderndem Nerven selbst angehören. Schwarze7) beschreibt bei den Cercarien und jungen Distomen ebenfalls die den Nerven begleitenden Zellenreihen als Nervenscheiden, lässt sie aber ausserdem von denselben durch einen schmalen, mit glasheller, ungefärbter Substanz gefüllten Zwischenraum getrennt sein. Während die Zell- resp. Kernreihen natürlich dasselbe sind, wie die von Heckert beschriebenen Bildungen, halte ich den hellen Zwischenraum für nichts anderes, als einen infolge der f'on.servirung und Einbettung in Paraffin entstandenen Spaltraum ; an den lebenden Cercarien wenigstens sieht man die Kerne dicht und unmittelbar den Nerven anliegen. Bei den Nerven ausgebildeter Würmer endlich spricht Fischer 8) von einer ..die Nerven umhüllenden dünnen, pelluciden, völlig struetur- losen Haut". Ob Fischer diese Haut gesehen, geht aus der Barstellung nicht sicher hervor, er führt die „Existenz" einer solchen zurück auf den Umstand, dass es durch Zerzupfen gelingt. kurze Strecken der stärkeren Nerven zu isoliren. ') Sommer, Die Anatomie des Leberegels etc. I. c. p. 96 (S.-A.). 2) Leuckart, Paras. d. Menschen. II. Ann. I. c. p. 195. 3) Braun, Bronn's Cl. n. 0. p. 685. 4) Es ist ein Irrthum. wenn Mhnth 1:1,1.1 diesem Ganglion bei dem Leberegel eine dorsale Lagerung zuschreibt (Stndii sni Trematodi etc. 1, c. p. 65). "') IjEuckabt, 1. c; p. 22. 6) Heckert, Leucochloridium parad. 1. c. p, 60. ') Schwarze, Postembr. Entw. ete. 1. c. p. 22. Fischer, Leb. d. Bau d. Opithotrema coehleare. Zeitschr. f. wiss. Zool. 40. P.d. 1883. p. 77 d. S.-A. — 152 — Im Gegensätze hierzu findet Poirieb bei den Nerven des Distomüm elavatum eine sehr dicke und sogar mehrfach geschichtete Nervenscheide, die sich ausserdem durch eine starke Färb- barkeit auszeichnen soll'), während dieselbe Hülle bei Distomüm veliporum und insigne nur dünn ist. Aus Beschreibung und Abbildung dieser Scheide geht das Verhältniss derselben zu dem benachbarten Parenchyme nicht deutlich hervor; jedenfalls liegt aber bei diesem exceptionellen Verhalten der Nervenhülle allein bei dem II elavatum die Vermuthung nahe, dass es sich hier vielleicht um ein im Umkreise der Nerven angehäuftes und tibrillär gewordenes Körperparenchym handelt, wie wir es auch sonst um andere Organe herum antreffen. Ohne Zweifel repräsentirt diese Scheide aber wohl etwas anderes, als die dünne, pellucide Membran der anderen Autoren 2). Ich erwähnte schon, dass ich mich von der Existenz einer besonderen; bindegewebigen Umhüllung der Nerven bei den von mir studirten Würmern nicht hätte überzeugen können. Indess sieht man doch, und das namentlich bei ganz dünnen Nerven oder isolirt verlaufenden Fasern, einen glashellen Saum sehr deutlich einen Mantel um sie bilden (cf. Fig. 174. Tat'. Villi. Meinem Dafürhalten nach gehört dieser Saum aber dem Parenchyme an: die Nerven verlaufen natürlich zwischen den Parenchymzellen, und ihre Begrenzung fällt mit der Begrenzung jener zusammen. Alan sieht nun ganz deutlich, dass da, wo zwei Parenchymzellen aneinander stossen, der glashelle Saum der Nerven in den Spaltraum zwischen diesen Zellen hineintritt und sich in die Grenzlinie der Blasenzellen fortsetzt. Ich sehe mit anderen Worten in diesem Saume die Wände der dem Nerven direct anliegenden Parenchymzellen, eine Bildung, die wir später genau in der gleichen Weise als Begrenzung der Capillaren der Excretionsgefässe wieder- finden werden. Der nervöse Apparat selbst setzt sich zusammen aus Fasern und Zellen. Was zunächst die ersteren anbelangt, so hat Lang3) zuerst an ihnen eine Differenz von Wand und Inhalt nach- gewiesen; die Wand bildet gewöhnlich eine festere Röhre, in deren Lumen der fein granulirte, blasse Fortsatz der Nervenzelle gelegen ist. Gruppiren sich dann mehrere Fasern zu Strängen zusannnen, so bekommen diese auf dem Querschnitte das bekannte spongiöse Aussehen. Im Leben halie ich von diesen Verhältnissen an den Nerven nichts erkannt; es sind bei unseren Würmern, die in Bezug auf die Leistungsfähigkeit ihres Nervenapparates wohl zweifellos hinter den Mono- genea zurückstehen, augenscheinlich völlig gleichartige, blasse Fasern von nur geringem Licht- brechungsvermögen, ohne nachweisbare Differenz zwischen Wand und Inhalt. Auch auf dem Querschnitte durch tadellos conservirte Objecte sieht man von dem bekannten spongiösen Bau nicht viel, sondern in den meisten Fällen nur eine äusserst feinkörnige, ldasse Substanz, die von der Farbe nur wenig angenommen hat, und blos da. wto sie etwas schräg getroffen ist, eine schwache Faserung erkennen lässt. Bei der Untersuchung kleinerer Nerven oder ganz, isolirt verlaufender Fasern am lebenden Thiere zeigt sich, dass ihre Dicke nicht allenthalben constanl ist, sondern beträchtlich wechselt ; bei Distomüm tereticolle messen die feinsten der Quere nach ') Poirieh, 1. e. p. 138 S.-A. -) Was MoNTHKi.Li hierüber sagt (Studii sui Trematodi etc. 1. c. p. 70), ist mir nicht recht verständlich: Qnesti fibre nervöse sono, specialmente ncl cervello, immerse e circondate, come si vede nelle sezioni, da una massa lina- mente granuläre, assai facile a riconoscersi dai tessnti circonvicini, e che forma uno tessuto interstiziale del cervell.i. di natura anch'esso epiteliale (?) originatosi a spese del blastema neurnepiteliale primitive) (?) e che pötrebbe considerarsi una sorta di nevroglia. ') LANG, Unters, etc. 1. c. p. '■'•'. — 153 — ca. 0,0006 mm, die stärksten 0,003 — 0,004 mm. Nicht selten habe ich bei selbstständigen Fasern auch ähnliche Varicositäten bemerkt, wie sie für die Nerven vieler Wirbelthiere charakteristisch sind (Fig. 174, Tat'. Villi. Theilung und Anastomosenbildung zwischen feineren Fasern ist theilweise gar nicht selten zu beobachten. Die Ganglienzellen sind während des Lebens sehr schön zu erkennen und zeichnen sich insgesammt aus durch ihr feinkörniges Plasma, und ihren im Verhältniss grossen, bläschen- artigen Kern, der aus einer vollkommen hyalinen, schwach lichtbrechenden Masse besteht und ein stark hervortretendes Kernkörperchen einschliesst. Diese Ganglienzellen finden sich, was ziemlich allgemein beobachtet worden ist, in den ganglionären Anschwellungen sowohl, wie in den peripheren Nerven : im allgemeinen ist ihre Zahl bei den erwachsenen Würmern keine allzugrosse. Obwohl sie augenscheinlich ohne besondere Beschränkung an jeder Stelle der Nerven auftreten können, finden sie sieh in diesen doeb hauptsächlich da, wo eine Vereinigung oder Trennung von Fasern stattfindet, also hauptsächlich im Gehirn und in den Kreuzungspunkten der Longitudinal- und Quernerven. Ueberall, wo von den ersteren die Quer com missuren oder sogar einzelne Nerven- fasern abgehen, bemerkt man eine, oft auch mehrere, eingelagerte Ganglienzellen, die mitunter den Hauptstamm ein klein wenig aufgetrieben erscheinen lassen1). Offenbar sind es diese kleinen Anschwellungen gewesen, welche Blanchard bei den Längsnerven des Distomum hepaticum gesehen und als Ganglien von einer extreme tenuite beschrieben hat2). Wenn nun auch vom anatomischen Standpunkte aus wegen der geringen Individualisirung dieser Anschwellungen der Ausdruck Ganglien für dieselben wenig passend erscheinen will, so muss andererseits doch anerkannt werden, dass es im physiologischen Sinne durchaus solche sind und dass demnach die alte An- gabe Blaxchard's bis zu einem gewissen Grade vollkommen richtig ist. Für gewöhnlich liegen die Ganglienzellen im Inneren der Nervenstränge, und dann sind von ihnen eigentlich nur die hellen Kerne mit einem unregelmässigen Mantel des körnigen Proto- plasmas zu erkennen; ihre Grenzen sind vollständig verwischt und es lässt sich meist nicht ein- mal unterscheiden, ob man es in ihnen mit bipolaren oder pluripolaren Elementen zu thun hat. Andererseits kommt es aber auch häutig genug vor, dass die Kerne, oder vielmehr die Zellen, mehr peripher und theilweise sogar ganz frei an der Oberfläche der Nervenstränge getroffen werden. Im letzteren Falle ragt ihre freie Fläche scharf begrenzt buckeiförmig nach aussen hervor (Fig. 50, Taf. III), während der im Inneren der Nerven gelegene Theil wiederum mehr oder minder verschwommen begrenzt ist. Im Gehirn ist. nach dem. was ich gesehen habe, die Grösse dieser peripher gelagerten nicht wesentlich von derjenigen der ganz eingelagerten Zellen verschieden; anders aber bei den Ganglienzellen der Nervenstämme. Hier treffen wir ausser- ordentliche Schwankungen in der Grösse, die ich mir in keiner Weise zu erklären vermag. So sind in der eben citirten Figur 50, Taf. III zwei solche Zellen von Distomum tereticoMe gezeichnet, von denen die grössere dem Longitudinal-, die kleinere einem Quernerven angehört: ähnliche Verhältnisse fand ich auch bei Distomum cygnoides und isoporum. Bei den kleineren Formen, wo natürlich Hand in Hand mit der allgemeinen Vereinfachung des Nervensystemes auch eine Ver- minderung der Ganglienzellen eintritt, habe ich von solchen Unterschieden kaum noch etwas bemerkt. Worin diese auffälligen Grössendifferenzen begründet liegen mögen, ist mir noch dunkel; ') Dasselbe findet tmd beschreibt auch MONTICELLI bei den von ilnn untersuchten Formen (Nachtr. Zusatz). 2) Blanchard, Recherches snr l'organisation des Vers. Ann. d. Sciences nat. Zool. III Ser. 8. 1847. p. 282. Bibliotheca zoologioa. Heft 16. 20 154 mitunter findet man an ein und demselben Nervenstamme hier eine grosse, dort eine kleine Zelle ; auch sind es durchaus nicht immer die starken Nerven, an denen die grossen Zellen vorkommen. Im allgemeinen sind die peripheren Zellen aber noch seltener, als die im Inneren der .Stämme gelegenen. Auch an den isolirt verlaufenden Nervenfasern bemerkt man gelegentlich, obwohl selten. Ganglienzellen und es zeigt sich dann weiter ganz deutlich, dass die Zellen einfache An- schwellungen der Faser, die Fasern Verlängerungen der Zellen darstellen. Theilweise sieht man das an der Figur .">7. Tat. 111: es ist mir auf diese Art und "Weise zur Gewissheit geworden. dass die Fasern zelligen Ursprungs sind, und durch Verlängerung und Auswachsen von Ganglienzellen entstehen. Damit wird es auch erklärlich, warum die in den Nerven gelegenen Zellen so undeutliche Grenzen aufweisen: weil sie direct in die Fasern übergehen und diese in ihrem optischen Verhalten nur wenig von einander sieh abheben. Eine symmetrische Lagerung dieser Ganglienzellen, wie sie Lang in dem Gehirn und auch den peripheren Nerven von Tristomum molae constatiren konnte '), vermochte ich bei meinem Untersuchungsmateriale nicht zu erkennen. Ausser den in den Verlauf eines Nerven oder einer Faser eingeschalteten Ganglienzellen t rillt man nun bekanntlich im Trematodenkörper mehr oder minder zahlreiche, sogenannte freie Ganglienzellen an, die Leuckart unter Bezugnahme auf die Studien der Gebrüder Hertwig über die Scheibeiujuellen als motorische Centra deutete'2). Ich habe diese peripheren Ganglienzellen bei allen von mir untersuchten Würmern aufgefunden, und will zunächst bemerken, dass ihre Häutigkeit in directer Beziehung steht zu der Höhe der Ausbildung, die das ganze Nervensystem bei irgend einem Thiere hat, dass also bei den kleineren Formen unsere Zellen ungleich spärlicher angetroffen werden, als bei den kräftigen Dist. tereiicolle, cygnoides, ovocaudatum, isoporum u. a. In Bezug auf ihre Verbreitung im Thierkörper kann ich die Angaben Leuckart' s bestätigen: sie finden sieh eingelagert zwischen die Organe des Wurmkörpers, besonders in der Nähe muskulöser Organe und Elemente. So fand ich sie besonders zwischen den Faserzügen des Hautmuskel- schlauches, an den muskulösen Wänden von Darm, Excretionsblase, Uterus, ja sogar, und zwar regelmässig, im Inneren des Cirrusbeutels. Ihr Aussehen ist bei den lebenden Thieren genau dasjenige der übrigen Ganglienzellen, nur dass ihre Gestalt in Anbetracht ihrer „Freiheit" leichter zu erkennen ist3), Von einer Verbindung dieser isolirten Nervenelemente mit dem übrigen Nerven- apparate, die so ziemlich als physiologische Notwendigkeit angesehen werden musste, war bisher freilich keine sichere Spur aufzufinden gewesen4); die Untersuchung des lebenden Thieres zeigt ') Lang, Untersuch, etc. 1. c. p. 39. 2) Leuckart, 1. c. p. 197 f. 3) Monticelli hält (1. c. pag. 71), ohne die Existenz bipolarer Zellen gänzlich ausschliessen zu wollen, die Mehrzahl der Ganglienzellen für miütipolar und erklärt die Angaben über uni- und bipolare für ein „erroneo apprezza- mento della forma della cellula, deterininato dal modo come e passata la sezione". Die Beobachtung am Lebenden, wo man die fraglichen Zellen als Ganzes übersieht, bestätigt diese Schlussfolgerung nicht; besonders bipolare Zellen finden sich sehr häutig in den Verlauf der Nerven eingeschaltet, während an den Kreuzungsstellen allerdings tri- und pluriplare verwalten. In allen diesen Zellen reicht während des Lebens das körnige Zellprotoplasma ringsum dicht an den Kern heran und von einer den letzteren umgebenden „Vacuole" ist nichts zu erkennen. Demnach dürfte diese in Schnitt- präparaten regelmässig erscheinende Vacuole doch nicht, wie Monticelli schliesst (1. c. p. 7s) ein „fatto normale", sondern „un prodotto delle manipolazioni-1 sein. *) Ganz neuerdings hat sie Monticelli aufgefunden, und berichtet darüber (1. c. p. 72): „di aleune, ho potato accertami che trovansi sul decorso di piecoli nervi, che rinforzavano coi loci prolungamenti, o nel pnnto di biforeazione di nervi, delle altre nun Im potuto ben riconoscere i rapporti . . .". 155 — diesen Zusammenhang mitunter in überraschend schöner Weise (Fig. 54, Taf. Uli. Die Zellen sind theils unipolar, theils bi- und multipolar, ihre Fortsätze sind zum Theil ausserordentlich fein, aber zur günstigen Zeit so scharf begrenzt, dass sie kaum verwechselt werden können. Einige von ihnen nun gehen klar und deutlich in Nervenfasern und diese in die grösseren Nervenstämme über, während andere der Zellenausläufer, im Anfange genau so deutlich wie jene, nach kurzer Zeit aufhören, ohne mit dem Nervensystem in Communication zu treten; in der Regel scheint von den Ausläufern jeder Zelle nur einer nach diesem sieh zu begeben, während die anderen zu benachbarten Zellen in Beziehung treten oder augenscheinlich frei im Parenchyme sich verlieren. Ich habe mir viele Mühe gegeben, womöglich auch einmal die Endigung der letzteren Zellen- ausläufer, also besonders ihre wahrscheinliche Verbindung mit der Muskelfaser, zu erkennen, habe aber damit leider gar kein Glück gehabt. Wohl sieht man sehr oft dieses oder jenes Nervenfäserchen in directe Nähe einer Muskelfibrille herantreten und hier verschwinden, aber damit war ich auch an der Grenze des für mich zur Zeit Erreichbaren angelangt : vielleicht dass Untersuchung recht zahlreicher Präparate doch einmal ein positiveres Resultat liefert. Das ist Alles, was ich von dem Nervensystem unserer Thiere beobachtet habe, meiner eigenen Ueberzeugung nach nur ein geringer Theil dessen, was sich beobachten lässt. Ich hätte gerne selbst manches noch weiter verfolgt und aufzuklären versucht, wenn die Umstände es mir gestattet hätten; so finden vielleicht Andere hierdurch die Anregung, diesen zwar äusserst sub- tilen, aber interessanten und noch so wenig bekannten Verhältnissen nachzuforschen. D. Excretionsapparat. Ueber den Excretionsapparat der Distomen und der ihnen näher verwandten Formen liegen in unserer heutigen Litteratur, wie die sehr ausführliche Zusammenstellung von Braun1) beweist, eine recht ansehnliche Zahl von Angaben vor. Trotz dieser zahlreichen Einzelbeob- achtungen aber gewinnt man bei einer Vergleichung derselben nicht den Eindruck eines einheit- lichen, und trotz aller Verschiedenheiten im Einzelnen, im Grossen und Ganzen doch überall gleichen Baues des Organsystem.es, wie ihn unter anderem Darm und Nervensystem und besonders die eingehend studirten Genitalorgane aufweisen. Wohl sehen wir eine bestimmte Gliederung des ganzen Apparates überall auftreten, aber damit ist in der Hauptsache auch der allen Formen gemeinsame Charakter desselben aufgeführt: was Lagerung. Ausdehnung und besonders Beziehung der einzelnen Theile zu einander anbelangt, darüber erhalten wir bis jetzt noch sehr wenig Aufsrhluss. Es hängt dies sicher einmal mit dem Umstände zusammen, dass ein grosser Theil der uns bis jetzt bekannten Formen nur in conservirten Exemplaren untersucht werden konnte oder wenigstens untersucht wurde, in einem Zustande also, der eine Erkennung der feineren Theile des Apparates notorisch nicht zulässt. So kennen wir von diesen Arten überall nur einen Abschnitt des ganzen Systemes, von dem Beste aber und von den speciellen Beziehungen aller Theile zu einander nur reiht wenig. Durch den letztgenannten Mangel hauptsächlich wird nun noch ein zweiter Uebelstand bedingt, und dieser besteht darin, dass in den verschiedenen Arbeiten ') Braun, Bronn's Classen n. Ordn. d. Tliierr. VI. p. t » : 1 1 ff. 20* 156 eine strenge Auseinanderhaltung der einzelnen Theile des gesammten Systemes nicht durch- geführt, und dass dies dann hauptsächlich in der Benennung derselben zum Ausdruck ge- kommen ist. -Ich glaube später den Nachweis zu führen, dass dieselben Theile gelegentlich mit verschiedenen Namen, verschiedene Theile mit denselben Namen bezeichnet worden sind. Im Gegensatz hierzu habe ich nun gefunden, dass der exeretorische Apparat bei den wenigen von mir untersuchten Distomen, trotz aller Abweichungen im einzelnen, doch einen Bau aufweist, der entweder ganz der gleiche ist, oder sich wenigstens bis zu einem gewissen Grade auf dieselbe Grundform zurückführen lässt. Diese Grundform aber scheint nun zu gleicher Zeit nicht nur für unsere Fisch- und Froschdistomen ihre Geltung zu haben, sondern auch für eine nicht geringe Zahl anderer Arten, soweit man das aus den bis jetzt über dieselben vor- liegenden Angaben entnehmen kann. Ehe ich nun auf die Darstellung der Verhältnisse selbst eingehe, wird es unbedingt nöthig sein, die Benennung der einzelnen Theile des Systemes und die Abgrenzung derselben genau zu präcisiren. Man unterscheidet jetzt an dem Excretionsgefässsystem unserer Würmer allgemein vier Theile, die sog. Endblase oder den Sammelraum, die Sammelröhren oder schlechthin Gefasse, die Capillaren und die Endtrichter. Diese Gliederung ist eine durchaus natür- liche, und sie lässt sich auch überall erkennen; in Bezug auf das Verhalten der einzelnen Glieder zu einander jedoch, und zu den entsprechenden Gliedern anderer Formen, ergeben sieh bei einer vergleichenden Betrachtung mitunter Differenzen, die fast den Charakter von Widersprüchen tragen können. Diese Differenzen und Widersprüche aber liegen nur in der abweichenden Ab- grenzung und Benennung der einzelnen Abschnitte und existiren in Wahrheit nicht, oder höchstens in ganz untergeordnetem Maasse. Dass die oben genannte Gliederung des Excretionsapparates eine natürliche ist, wird uns später die Verfolgung seiner Entwickelungsgeschichte lehren; sie lässt sich alier auch vom ana- tomischen und histologischen Standpunkte aus durchführen. In beiden Fällen aber erhalten wir von dem Gesammtbaue des Apparates ein so einheitliches Bild, dass es demjenigen von Nerven- apparat und Darm nichts nachgiebt. Ich will, ehe ich näher auf die Darstellung eingehe, zuvor noch darauf hinweisen, dass das. was ich hier anführe, sich in erster Linie nur auf die von mir untersuchten Species beziehen kann ; ob dasselbe allgemeinere Gültigkeit hat, und bis zu welcheiji Grade, müssen spätere Untersuchungen erweisen. Da bei der Untersuchung der einzelnen Abschnitte ihr histologischer Bau eine bedeutsame Rolle spielt, so wenden wir uns zunächst dessen Besprechung zu. Die Sammel blase zeichnet sich ganz allgemein aus durch den Besitz eigener, zelliger Wandungen, die wohl in allen Fällen durch eine Auflagerung contractiler Elemente die Fähigkeit selbstständiger Bewegungen eidangen. Die Wandungen sind, namentlich, wenn die Blase stark ausgedehnt ist, ausserordentlich dünn, und da ausserdem die Zellen, welche sie zusammensetzen, mitunter sehr wenig zahlreich und deshalb stark flächenhaft verbreitert sind, so ist es nicht leicht, sie als solche zu erkennen. Wohl aber geling! das gewöhnlich mit den Kernen der Wandzellen, die auch im Alter nicht verloren gehen, sondern immer als buckel- artige Servorragungen der Innenseite der Blasenwand aufsitzen. Audi sie finden sich aber, ent- sprechend (Irt- geringen Zahl der in die Bildung der Blasenwand gewöhnlich eingehenden Zellen nur in geringer Zahl vor, und es ist deshalb sehr erklärlich, dass man bei der Untersuchung 157 vim Schnitten, wenn nicht gerade zufällig rinn- der Kerne zur Beobachtung kommt, den Ein- druck der Structurlosigkeit von diesen Wandungen gewinnen kann. Hingegen sind sie auf frischen Präparaten wo man grössere Flächen des Organes auf einmal zu übersehen vermag, mit Leichtigkeit aufzufinden, vor allem liei noch jüngeren T liieren '). Eine Eigenthümlichkeit in der Ausstattung der inneren Blasenwand, die ich mir zunächst nicht erklären kann, alier aueli nicht mit Stillschweigen übergehen will, fand ich bei meist jüngeren, aber auch einigen älteren Individuen von Distomum perlatum, glöbvporum und isoporum. Hier zeigte nämlich das bei jungen Thieren noch völlig deutliche Epithel der Blase auf seiner Innenfläche einen unverkennbaren Besatz mit- nicht sehr dicht stehenden, feinen Härchen (Fig. 1^. isoporum. Was sie zu bedeuten haben, ist mir noch völlig dunkel. Ich habe nun weiter gefunden, dass bei allen den Fisch- und Froschdistomen die zellige Blasenwand auf ihrer Aussenfläche einen Belag von Muskelfasern trägt ; allerdings sind dieselben in recht verschiedener Zahl und Dichte ausgebildet. Man kann sich zunächst meist auf den ersten Blick schon davon überzeugen, dass die "Wände selbstständig contractu sind. d. h. sich zusammenziehen und sich wieder ausdehnen, ohne dass diese Bewegung nachweisbar von dem unigebenden Parenchyme ausginge. Von Muskelfasern selbst ist in der ersten Zeit nach An- fertigung des Präparates an der Blase freilich keine Spur zu bemerken, dieselbe tritt erst später hervor. Ich habe in der Einleitung schon Gelegenheit genommen, darauf hinzuweisen, dass man nicht unmittelbar nach der Entnahme des Wurmes von seinem Wohnorte und der Versetzung desselben unter das Deckgläschen das schärfste Bild von seiner Organisation erhält, sondern dass dies gewöhnlich erst einige Zeit, mitunter mehrere Stunden darauf eintritt. Auch das Gefässsystem ') Es bedarf wohl kaum der Betonung, dass der Nachweiss dieser Zellen um so leichter ist. je grösser die Wurni- formen sind, um deren Untersuchung es sich handelt. Mit der Grösse der Thiere wächst im Allgemeinen auch die Grösse der Excretionsblase und die Zahl der sie auskleidenden Epithelzellen, und so sind die letzteren daselbst, wohl überall erkannt worden. Nicht aber bei den kleineren und kleinsten Arten, wo oft nur ein Paar Dutzende von Zellen zur Aus- kleidung der Blase geniigen und diese sich dann der Auffindung viel leichter entziehen. Es ist fernerhin leicht einzusehen, dass die jeweilige Form, unter welcher sich die Blasenepithelzellen präsentiren, in erster Linie abhängt von den besonderen Füllungszuständen eben der Blase selbst. Die Dehnbarkeit der letzteren ist eine ganz ausserordentliche, was man beson- ders bei längere Zeit unter Druck liegenden Würmern, wie ich schon mehrfach hervorhob, beobachten kann. Natürlich wirkt die Ausdehnung der Wand auf die Gestalt ihrer Epithelzellen ein: bei zusammengefallener Blase deutliche Zellen mit Protoplasma und Kern, werden die letzteren mit zunehmender Füllung und Ausdehnung so (lach und hautartig, dass womöglich nur der nicht sich verflachende Kern auf ihre Existenz hinweist, kehren aber beim Entleeren und Zusammen- fallen zu ihrer früheren Form zurück. Ich hebe dies besonders hervor, weil Miinticelli (1. e. pag. 50) die plattenartig dünne Form als die Folge einer Degeneration anffasst, welcher die ehemals wohlausgebildeten Epithelzellen unterliegen sollen. Von einer solchen Degeneration kann keine Rede sein; die Verschiedenheiten der Form, in welcher sich unsere Elemente präsentiren, ist vielmehr lediglieh eine Folge des jeweiligen Füllungszustandes der Blase, d. h. des Dehnungs- zustandes ihrer Wand (Nachträglicher Zusatz). 2) Leuckaht, Ueber d. Infundibularapparat d. Hirudineen. Ber. d. K. S. Gesellsch. d. Wissensch, 1893. 158 wird hiervon betroffen, indem erst von einem bestimmten Zeitpunkte an nicht nur die Capillaren, wie überhaupt die Gefässe, sondern auch der Sammelraum durch stärkere Füllung deutlich hervor- treten, worauf dann in den meisten Fällen auch die Muskulatur sich abheilt. Allerdings ist eine Eauptbedingung hierfür, dass die Blase nicht etwa mit stark lichthrechenden Concrementen an- gefüllt ist, die sonst alles verdecken. Bei kleineren und einfacheren Formen zeigt sich die Mus- kulatur nur spärlich entwickelt, ungefähr so, wie ich sie in Fig. 15(3, Taf. Vll von Distomum endolobum genau nach dem Leben abgebildet hahe; ganz eben so verhalten sich u. a. Distomum clavigerum, medians, vielleicht auch Distomum perlatum, dessen ich allerdings nicht ganz sicher bin. In allen diesen Fällen treffen wir einige spärliche Ringfasern, die in mehr oder minder weiten Ab- ständen (durchschnittlich vielleicht 0,02 mm) und durchaus nicht immer parallel rings um die Blasenwand herumlaufen. Sie scheinen immer nur bis zu einem gewissen Grade dehnbar zu sein, und sie legen sich dann, wenn die Blasenwand noch stärker aufgetrieben wird, reifenartig um dieselbe, wobei letztere zwischen ihnen in der in der Figur sichtbaren Weise nach aussen sich hervordrängt) Man bemerkt dann auch an den Stellen, wo die Muskelreifen aufliegen, eine feine Faltenbildung, wie wir sie auch künstlich durch Schnüren an irgend welchem weichen Gegen- stande hervorrufen können. Quer zu diesen Ringmuskeln finden sich nun noch spärlichere Längs- muskeln längs der Blasenwand hinlaufend. Dieselben sind ungefähr ebenso stark, wie die Ring- fasern (0,002 — 0.0113 mm) und lassen auch ungefähr dieselben Abstände zwischen sich: es kommen dann manchmal auf den gesammten Umfang der Blase nicht mehr wie 8 — 10 von ihnen. Sic bilden mit den Ringfasern zusammen ein Gitter- oder Flechtwerk um die Wand des Sämmel- raumes herum, dessen einzelne Maschen ursprünglich wohl ungefähr einander gleich sind, die aber in dem Quetschpräparat gewöhnlich durch ungleiche Entfernung der Fasern, durch Drehungen. Verschiebungen eine mehr oder minder unregelmässige Gestalt annehmen: die ganze Ausstattung der Blasenwand mit Muskeln ist aber dieselbe, wie sie bereits Ziehlee von Gasterostomum be- schreibt '). Bemerkenswerth ist, dass an den Kreuzungspunkten der Fasern eine feste Verbindung derselben vorhanden sein muss. denn man beobachtet ganz constant, wie bei der Muskulatur des 1 »armes, dass durch die Verkürzung z. B. einer Längsfaser die direct angrenzenden Theile der Querfasern in Mitleidenschaft gezogen werden und umgekehrt; dabei ist es zugleich aber sehr schwer, zu entscheiden, welche Faserlage die äussere, und welche die innere, direct der Wand anliegende ist. In einigen Fällen halte ich dies am Präparate nicht zu entscheiden vermocht, gewöhnlich sind jedoch die Längsmuskeln die äusseren. Bei einer solch dürftig entwickelten Muskulatur und der geringen Zahl der Kerne in der Blasenwand ist es nun nicht zu verwundern, wenn mau auf Schnitten durch die Excretions- blase entweder von beiden, oder wenigstens von der erstgenannten nichts bemerkt : es ist mir selbst bei Distomum endolobum, bei dem ich im Leben die doppelte Faserausstattung ganz leicb.1 und zweifellos beobachtete, nicht gelungen, sie im Schnitte ohne weiteres wiederzuerkennen. Und so mag es in noch manch anderen Fällen sein, wo Autoren der Sammelblase die Muskulatur völlig absprechen. Aehnliches gilt sieher auch von dem Epithel, das -■ wenn es nicht etwa schon in Folge schlechter Conservirung der Thiere allgefallen ist! — , wo es zu fehlen scheint. ausserordentlich flach und wenigzellig sejn wird. Freilich kennen wir auch Formen, wo Epithel sowohl, wie Muskulatur ungleich stärker 1 Ziegler, Buceph. a. Gasterost. 1. c. p. 22. — 159 — entwickelt, und deshalb auch leichter nachweisbar sind. Hierher gehören vor allen Dingen die grösseren Species, wenn auch, unseren bisherigen Kenntnissen nach, augenscheinlich nicht ohne Ausnahme (Dist. hepaticum, pulmonale etc.). Bei der Beobachtung im lebenden Zustande zeigt sich bei unseren grössseren Formen, dass es zunächst die Ringmuskulatur ist, welche durch Vermehrung der Zahl und damit verbundene dichtere Gruppirnng ihrer Fasern einen Fortschritt aufweist. Eine im Verhältniss noch wenig, aber in der angedeuteten Weise verstärkt!' Muskulatur besitzen Distomum tereticolle, Distomum globiporum, iso2)orum; noch stärker wird dieselbe bei Distomum varie- gatum und cylindraceum (Fig. 14ti. Tat. VII), wo die Bingfaserlage bereits aus ziemlich dicht nebeneinander gelagerten Elementen sieh zusammensetzt, indess die Längsmuskeln immer noch spärlich und durch ansehnliche Zwischenräume von einander getrennt bleiben. Eine so dichte Entwickelung, wie sie die Ringfasern zeigen, habe ich bei ihr nirgends aufgefunden; möglich, dass sie überhaupt nicht, oder nur selten auftritt, da im allgemeinen wohl das Bedürfniss, die Blase in der Längsrichtung contrahiren zu können, das geringere ist. Gegen das hintere Ende der Blase zu verstärkt sich die Ringmuskulatur gewöhnlich nicht unbeträchtlich, entweder all- mählich, oder ziemlich unvermittelt, und bildet dadurch einen mehr oder minder deutlich indi- vidualisirten und abgesetzten Verschluss nach aussen zu. Sehr stark ist dieser z. B. bei Distomum cygnoides, folium, echinatum, schwächer ausgebildet bei Dist. tereticolle, variegatum, cylindraceum, glöbi- porum etc.. nur ganz schwach und wenig markirt bei Dist. tndolöbum, clavigerum, medians, confusum. Bei den letztgenannten Arten trifft man übrigens den Eingang in die Excretionsblase durch eine Anzahl nach Innen zu vorspringender, und auf ihrem freien Rande sogar noch mit sehr feinen Spitzen besetzter Leisten ausgezeichnet, die dem ganzen Abschnitte ein Aussehen ähnlich dem eines halbgeöffneten Regenschirmes verleihen. Leber die Entstehung und die Bedeutung dieser Bildung weiss ich gegenwärtig nichts zu sagen : übrigens sind ähnliche Bildungen in der Litteratur bereits mehrfach beschrieben. Im Gegensatz zu dieser Verstärkung der Muskulatur am Hinter- ende der Blase, scheint dieselbe nach vorn zu ziemlich allgemein an Stärke abzunehmen, wenn- gleich ein völliges Aufhören vor dem Ende wohl nirgends eintritt. Auch die Epithelzellen werden nach vorn, ebenfalls soweit ich gesehen habe, gar nicht selten rarer, aber nur da, wo die Blase sehr lang wird, oder sich sonst stark ausdehnt, Gefässe. Im Gegensatz zu der Excretionsblase zeigen nun die als Gefässe bezeichneten Theile des exeretorischen Apparates keine zelligen Wandungen mehr, ebenso wie ihnen eine Ausstattung mit irgend welchen contractilen Elementen abgeht. Das äussert sich bei der Be- trachtung der lebenden Würmer schon darin, dass diese Gefässe wohl anschwellen, oder bei Mangel an Füllung zusammenfallen können, aber niemals eigene Contractionen, oder auf solche etwa zurückzuführende Verschiedenheiten in ihrer Weite zeigen. Bei der Blase, und besonders bei einer röhrenartig gestalteten Blase, kommt es nicht selten vor. dass ein Ab- schnitt derselben sich zusammenzieht, ein benachbarter dadurch ausgedehnt wird, und dass nach einiger Zeit dieser Zustand einem anderen Platz macht: solche Verhältnisse kommen bei den Theilen, die ich als Gefässe bezeichne, nicht mehr vor. Hier ist das Caliber allenthalben gleich : schwillt das Gefäss an. dann schwillt es in seiner ganzen Ausdehnung, fällt es zusammen, dann erfolgt auch dies auf eine ganze Streike hin: die Weite bleibt im ganzen Verlaufe ungefähr die gleiche und eine Verringerung des Calibers erfolgt nur an den Gabelungsstellen. In der That habe ich auch in der Wand der Gefässe nirgends etwas gefunden, was auf einen Zellkern oder auf eine Faser hindeutete: die Begrenzung der Röhren ist immer eine völlig structurlose, dünn ler — 160 — sein- dünne Haut, der sich nach aussen zu die ParenchymzeUen dicht anlegen '). Im Inneren zeigen die Gefässe oft eine eigentümliche Structur, indem von der Wand aus nach dem Lumen zu eine reiche Anzahl unregelmässiger feiner und feinster Fältehen vorspringt, die der Wand selbst angehören. Man sieht auf dem Profil derselben wenigstens immer ganz deutlich, dass, während ihre Aussenseite ganz glatt ist, die innere Grenze in zahlreiche leine Zacken und Vor- sprünge ausläuft, die den optischen Längschnitt jener Fältchen darstellen. Durch Verschiebung des Mikroskoptubus kann man sich dann leicht davon überzeugen, dass diese Zacken in Form von Falten mehr oder minder weit längs der G-efässwände hinlaufen. Hie treten besonders an den stärkeren Röhren in grösster Deutlichkeit, und kräftiger hervor, als an den feineren, wo sie zwar nicht fehlen, aber doch nicht immer sofort zu erkennen sind. Was ihre Bedeutung anlangt, so kann darüber kaum ein Zweifel bestehen, denn man bemerkt bald, dass sie vollkommen fehlen, wenn die Gefässe stark anschwellen, dass sie jedoch in demselben Masse anwachsen, als die Füllung der Gefässe nachlässt. Es sind dieselben Bildungen, wie wir ihnen früher schon im Darme begegneten , Fältchen der nur bis zu einem gewissen Grade elastischen Gefässwand. welche sich, wenn der Füllungszustand unter ein gewisses Maass herabsinkt, in Falten zu legen gezwungen ist. Es fragt sich nun nur noch, als was wir diese Gefäss Wandungen ihrem histologischen Werthe nach aufzufassen halten. Ich habe früher, auf Grund der Art und Weise, wie die Ge- fässe sich entwickeln, die Ansicht vertreten, dass dieselben Lückenräume im Parenchym seien, und dass ihre Wandungen von den angrenzenden ParenchymzeUen gebildet werden, deren die Lumina der Gefässe begrenzende Flächen zur Bildung eines einheitlichen Rohres verschmelzen. Ich kann diese Auffassung bis heute durch keine bessere ersetzen: auch bei den erwach- senen Würmern sind die Gefässe Lückenräume zwischen den Parenchym- zeUen. und ihre Wandungen werden von den dicht aneinanderschliessenden Begrenzungen der letzteren gebildet; ich gedenke bei Besprechung der Flimmertrichter noch hierauf zurück- zukommen. Die von uns oben eingeführte Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebengefässen liegt in abweichenden Structurverhältnissen nicht begründet; beide sind vielmehr Gefässe und tragen als solche die Ausstattung derselben. Capil Liren. Bis zu einem gewissen Grade gilt das eben Gesagte auch von den Capil- laren; sie sind die letzten, feinsten Verzweigungen des Röhrensystems, also selbst auch Gefässe. Deshalb haben sie keine zelligen Wandungen; in Folge ihrer Feinheit fehlen ihnen, wie es scheint, ') Tm Gegensatz hierzu schreibt MONTICELLI dem gestimmten Rührenwerke des Gefässsystemes zellige Wandungen zu: . . . ,1'isitlta, dalle mie rieerehe, assicurata la presenza di im vero epitelio di rivestimento di tutto il sistema es- cretore" (1. c. pag. 4il). Leider gebricht es nur diesem Epithele stellenweise an der nüthigen Deutlichkeit und Sicht- barkeit, denn MONTICELLI setzt dem oben angeführten hinzu, dass das Epithel „dixtinto dapprima nella vescicola caudale, e nei tronchi principali, diventa meno distinto nei piecoli tronchi ed indistinto nei canalicoli terminale (1. c. p. 49). Diese Angaben kann ich durchaus bestätigen; für mich ist es sogar so „indistinto" gewesen, dass ich seine Existenz völlig leugne! Achnlich verhalt es sich mit der Muskulatur, welche „nulla, o poco apprezzabile, nei piecoli tronchi, aumenta in svilnppo nei tronchi maggiori e specialmente nella vescicola candale: questo rivestimento 6 fatto da un doppio sistema di libre, circolari e longitudinali, ma non sempre entrambi sono rappresentate : spesso e solo il primo che puö riconos- cersi nei tronchi longitudinali specialmente . . ." (1. c. p. 49). Die Längsmuskeln hat MONTICELLI trotz der obigen An- gabe an dem Gefasssystem in der That nirgends gesehen, sondern beschreibt sie nur auf dem letzten Endstück der Blase, welches mit dem Koramen caudale in Verbindung tritt, und nach Monticelli einen besonderen .conilottolino" dar- sh-lll (Nachträglicher Zusatz). — 161 auch die Fältchen im Eruieren. Sonsl tragen sie keine besondere Auszeichnung, als dass sie an ihrem Ende in den Flimmertrichter auslaufen. Flimmertrichter. Die Flimmertrichter sind, wie ich glaube, zweifellos schon von v. Siebold bei dem Distomum globiporum gesehen worden, wenigstens berichtet er, dass „unterhalb des vorderen Saugnapfes zu beiden Seiten des Schlundkopfes zwei kleine runde Holden im Pareuchym versteckt liegen, in denen ich. zu meinem Erstaunen, ganz deutliehe Flimmerbeweg- ungen entdeckte. Distomum nodulosum besitzt an ganz derselben Stelle ähnliche Flimmerorgane u *). In der Folgezeit wurden dieselben Gebilde von Wagener, Thiry, Leückart und Bütschli hei ver- schiedenen Entwickelungszuständen unserer Würmer wieder aufgefunden, sie wurden endlich durch Fraipont hei den erwachsenen Distomen, durch Pintner hei den Cestoden und Lang hei den Planarien genauer studirt, und ihn' Anwesenheit als eine gemeinsame Eigenthiimlichkeil der drei Thiergruppen erkannt, ich verzichte an dieser Stelle auf eine Darstellung der Ver- schiedenheiten, welche sie in den einzelnen Fällen aufweisen, und an die sich die Ansichten über ihren Bau anschliessen und gehe zunächst über zu einer Darstellung dessen, was ich an unseren Würmern betreffs dieser Trichter beobachtet habe. Was zunächst ihre Form anbelangt, so zeigt dieselbe einige bemerkenswerthe Eigentümlichkeiten. In den meisten Fällen sind die Trichter klein, nicht über 0,018 mm lang (vergl. hier die Angaben hei der Beschreibung der einzelnem Species) und einfach konisch mit ungefähr kreisförmiger Basis Fig. 74, 87, Taf. IV u. a.). In augenscheinlich gar nicht seltenen Fällen geht diese Kreisform aber über in die einer kurzen Ellipse, so dass solche Trichter dann, je nachdem man sie in der Richtung der grossen oder der kleinen Axe ihrer elliptischen Grundfläche sieht, eine etwas verschiedene Breite zeigen. Ein Blick senkrecht auf die Basis erklärt diese Differenzen sofort. Es kann sich aber gelegentlich die Basis noch mehr vergrössern, wie wir es z. B. bei dem Dist. folium linden (Fig. 77, Taf. IV). Dann behält das Profil des Trichters nicht die gleichschenklig dreieckige Gestalt von sonst, sondern es wird, da die Erweiterung ungleichmässig besonders die Oeffnung betrifft, das eines wirklichen Trichters mit einer breiten Einguss- und einer schmalen Ausfluss- öffnung. I)ie erstere wird hie]- von der Trichterbasis, die letztere von dem Uebergang in die Capillare repräsentirt. Aehnlich, wie hei Dist. folium sind auch bei Distomum globiporum die Trichter gebaut: um Irrthümer zu vermeiden, will ich nochmals darauf hinweisen, dass man. um die beschriebenen Formen aufzufinden, bei ganz erwachsenen Thieren suchen muss. Die hier zunächst erst geringe Verbreiterung der Trichterbasis kann nur in einzelnen Fällen noch weiten.' Fortschritte machen. Sie erfolgt dann jedoch nicht nach allen Richtungen hin gleichmässig, sondern wiederum ungleichmässig, hauptsächlich in einer Richtung, während in der dazu normalen der ursprüngliche Zustand mehr oder minder bestehen bleibt. Die Folge davon ist. dass aus der ehemals kreisförmigen Grundfläche des Trichters jetzt eine lang elliptische oder gar spindelförmige mit abgestumpften Spitzen wird, wovon man sich sofort überzeugt, wenn man zufällig einen der wimpernden Trichter von oben zu sehen bekommt. Solche Trichter bieten demnach nur noch von der Kante betrachtet das gewöhnliche Bild dar. Bei Distomum folium trat die Verlängerung t\cv Trichtergrundfläche, die zur Bildung eines glocken- oder „trichter"-förmigen Trichters führte, nur in verhältnissmässig bescheidenem ') v. SlEBOLD, Helminthologiscne Beiträge III. Berichtigung etc. Wjegmaxx's Arcli. f. Natnrgesch. II. 183G. p. 218. Bibliotheca Zoologien. Il.it 16. 21 — 162 — Masse auf; die Länge derselben übertrifft die Breite um ungefähr ihren eigenen Betrag. Sein' viel weiter ist dieser Process nun gediehen bei dem Distomum isoporum, wo die Länge der Trichter- basis ungefähr das 8fache von deren Breite beträgt. Der Trichter selbst bekommt hierdurch eine ganz ungewöhnliche Form, die eher pilz- oder kahnförmig, als conisch ist (Fig. 108a. Tai'. V). Ausserdem bietet dadurch der Apparat, je nach der Seite, von welcher her er gesehen wird, ein dreifach verschiedenes Bild dar: sieht man ihn von oben, auf die Basis, dann hat man das Bild einer langgestreckten Ellipse mit einer kleinen, dem Ausgange gegeniibergelegcncn Erweiterung (Fig. 108 o), und blickt man endlich auf seine Kante, in der Richtung der Längsaxe seiner Basis, dann hat er das Aussehen der gewöhnlichen Flimmerapparate. Denkt man sich nun an diesen kahnförmigen Trichtern des Distomum \soj)orum Vorder- und Hinterende des Kahnes zur Form eines Ealbmondes nach innen zusammengebogen, dann erhalten wir die Trichterform *\<'> erwach- senen Distomum cygnoides (Fig. 128, Taf. VI). Sie erscheint von (dien ebenfalls als Spindel, von drv Kante her normal gleichschenklig dreieckig. Es ist diese Form übrigens bereits von Thiry an den Ammen des Wurmes bemerkt worden, und es scheint mir auf Grund einiger Beob- achtungen (an Ammen des Dist. isoporum, globiporum etc.) eine allgemeiner verbreitete Thatsache zusein, dass die Form der Flimmertrichter eines Wurmes auch in seinen aganien Zuständen (Sporocy sten) dieselbe bleibt. Heber die Grösse der Trichter sind bei der speciellen Beschreibung der Würmer die nöthigen Angaben gemacht worden: ein wichtiges Capitel bleibt nun noch der Bau dieser Or- gane und ihre Verbindung mit dem umgebenden Parenchym. Ich habe vor kurzem die Behauptung aufgestellt, sie seien Lückenräume zwischen den Parenchymzellen, in welche hinein der flimmernde Fortsatz einer von den Parenchymzellen verschiedenen, aber in letzter Instanz doch diesen ent- stammenden Zelle hineinhänge : ich habe auch bis jetzt keine gegen diese Auffassung sprechenden Beobachtungen zu verzeichnen. Zunächst bemerkt man an der Basis, d. h. also an dem breiten Ende des Trichters stets, und besonders bei jüngeren Würmern, deutlich einen grossen runden oder ovalen, bläschenförmigen Kern mit Kernkörperchen. Derselbe gehört, wie sich bei An- wendung starker Vergrösserung immer constatiren lässt, einer mehr oder minder blassen, durch ihr körniges Plasma aber oft deutlich abgegrenzten Zelle an, welche die ganze Trichterbasis überdeckt, mitunter auch mehr seitlich auf derselben liegt (Fig. 74. Taf. IV). Diese Zelle ist allseitig von blasigen Parenchymzellen umlagert, und zwar schliessen dieselben so dicht um sie zusammen, dass die gegenseitigen Grenzen der Parenchymzellen als ihre Auslaufer erscheinen. Nach dem Innenraume des Trichters zu finden wir von dem Zellkörper ausgehend den flim- mernden Fortsatz, der bei den kleineren, einfachen Trichtern, obgleich er eine gewisse Dicke und eine eonische Form besitzt, auf den ersten Blick aus einer völlig homogenen Masse zu be- stehen scheint. Wenn in Folge längeren Liegens die Bewegungen des Wimperlappens aber lang- samer werden, dann sieht man in ihm eine zarte Längsstreifung auftreten, die beim Absterben zu einer völligen Auflösung in einzelne Fasern wird. Aehnliches beobachtet man auch an den grossen Wimperlappen in den Trichtern von Distomum isoporum und cygnoides, nur dass hier die Zusammensetzung derselben aus einzelnen Haaren schon während des Lebens mit völliger Deut- lichkeit sich zeigt. Die Trichter des Distomum isoporum sehen, nachdem die Wimpern zur Ruhe gekommen sind, wie ich schon früher erwähnte, wie die Zinken eines feinen Kammes aus. be- sonders da sie hier nicht alle auf die Ausgangsöffnung <\^^ Trichters zu gerichtet sind, sondern senkrecht auf ihrer Basis stehen und auch so schwingen. 163 — Was min die Seitenwände der Trichter anlangt, so sind diese in allen Fällen doppell contourirl und gehen allmählich in die ehenfalls doppelt contourirtcn der Capillaren über: ja, sie sind in letzter Instanz nichts, als die etwas erweiterten Enden der letzteren. Die innere Grenzlinie der Trichter isl immer völlig glatt und (abgesehen von den hesonderen Formen) gerade, auch die Innenwand der Capillaren ist immer glatt, wenngleich nicht mehr gerade, sondern of1 in sehr intensiver Weise gebogen und gedreht. Die Begrenzungslinien des Lumens bleiben dabei alier unter allen Umständen streng parallel, d. h. das Lumen selbst überall gleich weit. Anders die A u s s e n fläche der Trichter- sowohl, wie der Capillarwand ; sie steht mit den Parenchymzellenwänden in directem Zusammenhang; überall, wo zwei Zellen zusammenstossen, geht von ihr aus eine Zacke zwischen dieselben hinein, und sie selbst reagirt optisch und chemisch genau wie die Winnie der Parenchymzellen selbst. Es ist mir nicht lnöglich gewesen, in ihr eine Verschiedenheit oder sonst eine Trennung von diesen nachzuweisen, und so halte ich sie denn für dasselbe wie diese, d. h. Trichter und Gefäss für einen Lückenraum zwischen den Parenchymzellen, deren Wände sich zu einer ganz regelmässigen Begrenzung desselben zusammen- geschlossen hahen. während sie unter sich das gewöhnliche Verhalten zeigen (cf. hierzu die Fig. 74. 77. 87, Taf. IV. 107, 108 Tat. V. 18ii Tat. IX etc.). Aehnlich isl es hei den grösseren Gefässen, nur dass hier unter Umständen eine Verdickung ihn- Wände eintreten kann, während dieselben in anderen Fällen noch ganz dünn und schwach bleiben. So ist es unter anderem he] dem eigen thümlichen Distomum variegatum, wo auf Schnitten die Gelasse als nichts, denn als völlig membranlose ( 'anale innerhalb des Parenchyms erseheinen (Fig. 140, Tat'. VII). [eh habe früher beschrieben, wie nach Versetzung der Würmer unter das Deckglas, vielleicht durch den gewalt- samen Schluss des Excretionsporus, eine Entleerung der exeretorischen Flüssigkeiten aus dem Körper verhindert wird, und wie dann das gesammte Gefässsystem durch eine Art von Selbst- injeetion deutlich hervortritt; hei Distomum variegatum erreicht diese Sclbstinjection bald ihr Ende, denn die Gefässwände sind nicht widerstandsfähig genug, um dem Drucke der in ihnen ent- haltenen Flüssigkeit zu widerstehen und lassen dieselbe blasenartig in das umgebende Parenchym übertreten. Schon nach kurzer Zeit sind bei diesem Wurme die Capillaren und Gefässe völlig zerstört. In anderen Fällen hält die Capillarwand mehr aus. und sie kann dann oft in ganz excessiver Weise aufgetrieben werden. Ein instruetives Bild erhielt ich hier von Distomum cylindraceum Fig. 150, Taf. VII, instruetiv insofern, als es deutlich erkennen lässt, dass die Trichterwand nicht der Flimmerzelle, sondern dem Gefässe angehört, dessen Endtheil sie ist. und dass dieses Gefäss wiederum von nichts anderem, als von den Parenchymzellen dired begrenzt wird. Dieselben Verhältnisse habe ich aufschnitten durch einen grossen Theil der hier in Frage stehenden Würmer erhalten: überall und immer zeigen sich Gefässe und f'apil- laren begrenzi von augenscheinlich nichts als den Pare-nchyrnzellen. So komme ich denn, auf Grund dieser Beobachtungen sowohl, wie' der bereits früher von mir auf ent- wickelungsgeschichtlichem Wege erhaltenen Resultate, zu der Ansicht, dass die Gefässe ohne besondere Wandungen, Lücken in dem Parenchyme seien, an deren Ende eine flimmernde Terminalzeih' gelegen Lt. die in letzter Instanz ebenfalls dem Parenchyme entstammt. Das gesammte Gefässsystem hat also, soweit meine Beobachtungen reichen, im Inneren keine Oeffhungen, und die secernirte Flüssigkeit muss demnach, um in das Canalsystem zu gelangen, durch die Wände der Gefässe hindurchdiffundiren. Da diese Wände dasselbe sind, wie die der anderen Parenchymzellen, durch welche ebenfalls ein Stoffaustausch vermittelt wird, liegt in ■i\* Itil einer solchen Auffassung durchaus nichts Widersinniges1). Die Fortbewegung der Secretstoffe geschieht dann durch die Thätigkeit der Flimmertrichter, welche da, wo dir Gefässe sein' lang Mnd. durch weitere Flimmerapparate in diesen unterstützt werden können2). Was den Inhalt des Sammelraumes selbst anbelangt, so bestellt derselbe bekanntlich fast überall aus einer Flüssigkeit, in der mehr oder weniger reichlich Körnchen oder Kügelchen einer stark lichtbrechenden und guaninhaltigen Substanz suspendirt sind. Das Aussehen, ebensowohl wie die Grösse der Concremente sind je nach den einzelnen Arten ausserordentlich wechselnd; die grössten, die ich sah, besitzt das Dist. nodulosum (0,02 mm), wo sie auch sehr deutlich eine concentrische Schichtung, sowie Zwillings- und Drillingsbildung zeigen. Im (tanzen scheint das Vorhandensein und ebenso die Menge der Conerementkügelchen auch von speciellen Zuständen des Thieres abhängig zu sein, denn man trifft oft dicht nebeneinander Individuen derselben Art und desselben Alters, von denen das eine eine Menge, das andere fast keine dieser Körperchen enthält. Jedenfalls aber sind sie streng auf die Endblase beschränkt und greifen kaum jemals auf die Wurzeln der austretenden Gefässe über. Auf Grund des eben geschilderten histologischen Verhaltens lässt sich nunmehr zunächst die Endblase oder der Sammelraum des Excretionsgefässsystemes leicht gegenüber dem übrigen Canälsystem abgrenzen, indem man ihn einfach soweit rechnet, als eigene Wandungen zelliger Natur nachweisbar sind. Die Abgrenzung auf Grund dieses Charakters mag auf den ersten Blick schwieriger scheinen, als sie wirklich ist. In Wahrheit gehen jedoch Endblase und Gefässe nur selten ineinander über, ohne dass beträchtlichere Capacitätsveränderungen dabei auf- treten: wenn alier doch gelegentlich das Lumen beider Abschnitte an der Uebergangsstelle das gleiche bleibt, dann repräsentiri diese Uebergangsstelle wenigstens zu gleicher Zeit eine Um- biegungsstelle des Ganzen, an welcher meist auch eine mehr oder minder deutliche Veränderung des Inhaltes zu bemerken ist. Diese erfolgt mitunter so plötzlich und zugleich so constant, dass man wirklich zu Zeiten den Sammelraum nicht für ein einfaches Reservoir halten, sondern ihm eine weiten1, auf eine Veränderung seines Inhaltes hinzielende Function zuschreiben möchte. Es konnte eine solche Idee sogar noch eine Unterstützung finden durch die Beobachtung, dass bei manchen Formen, im allgemeinen aber gar nicht selten, der Sammelraum allein eine so reiche Gliederung und Verbreitung im Körper erfährt, dass sie derjenigen des Getäss- und Trichtersvstemes kaum nachsteht: wir werden bald Besitzer eines so gestalteten Gefässapparates kennen lernen. ') Ich sehe deshalb durchaus nicht ein, weshalb Monticelli (1. c p. 5i>) zur Erklärung des Secretionsvorganges riu intercelluläres Lacunennetz für nöthig hält. Dass er ein solches wirklich gesehen, wird nirgends erwähnt; er sagt vielmehr nur. dass seine Beobachtungen ihn „indueono ad amettere il sistema lacunare interzellulare del Fhau'ont ~, mit welchem die Fortsätze der Deckelzellen „in connessione" stehen sollen. In Bezug darauf, dass die Deckelzelle nicht dem Trichter angehört, sondern dem l'arenehyine (mesenchima MONT.) stimme ich mit MONTICELL) vollkommen überein; davon freilich, dass die Wimperflamme zusammengesetzt sei „da una Corona di ciglia che circondano la parte anteriore slargata dell'imbuto" habe ich mich nirgends überzeugen können, noch viel weniger aber davon, dass ,le pareti dell'imbuto sono rivestite da un sottile straterello protoplasmatico, nel quäle, d'ordinario, non vi <■ traccia di nuclei — residuo il e 1 I e cell nie p r i m i t i v e f o r in a f i v e d el l'i in 1) »tu — che si continua a formar la parete dei canalicoli" (1. c. p. 58). Ich hahe nicht nur „d'ordinario" nicht, sondern nie und nirgends Spuren von Kernen, weder in den Wan- dungen der Trichter, noch in denen der Capillaren angetroffen, und ebensowenig kann ich die Angaben Konticelli's betreffs der Entwickelung der Trichter, auf die ich später zurückkommen werde, bestätigen i Späterer Zusatz). -i Ich will hier nicht unerwähnt lassen, dass ich bei einigen egyptischen Distomen, die ich neuerlich zu unter- suchen Gelegenheit halte, sein- ofl leine N c r v e n f a s e r i- li c n direel an die Deckelzelle der Trichter herantreten, oder sie aber wenigstens in unmittelbarer Nahe derselben vorbeipassiren sah (Zusatz während der Correctur). 165 — Schwieriger, aber auch von weniger Wichtigkeit, i >t die Abgrenzung der Theile des Gefässsystemes sensn stricto. Deutlich individualisirl and als separate Theile erkennbar sind überall die Trichter ; soweit meine Erfahrungen reichen, kommt aus jedem Trichter auch nur ein Gefäss hervor, die Capillare, und eine ziemlich allgemeine Eigenschaft dieser Capillaren scheint es zu sein, dass sie nicht sich verzweigen, sondern einfach und isolirl zu einem Punkte hin sich begeben, wo sie gewöhnlich gleich zu mehreren zu einem grösseren Gefässe sich ver- einigen. In dem speciellen Theile haben wir eine Reihe vo'n Acten kennen gelernt, wo diese Eigenthümlichkeit rein und unverfälscht zum Ausdruck gekommen ist; bei anderen freilich tritt sie nicht sii deutlich in die Erscheinung, indem liier die Capillaren einmal mit einander ver- schmelzen und auch gegenseitig Anastomosen bilden können. Da aber die Verschmelzung sowohl, wie die Anastomosenbildung nur in unmittelbarer Umgebung wiederum eines Punktes stattfindet, wo nicht nur zwei, sondern eine grössere Anzahl Capillaren auf einander treffen, ist auch dieses Verhalten principiell von dem erstgenannten der gemeinsam einem grösseren Gelasse in ein und demselben Punkte aufsitzenden — nicht verschieden. Im Allgemeinen kann man die Capillaren betrachten als die letzten aus der Theilung eines grösseren Gefässes hervorgehenden und direct, ohne weitere Theilung, an die Trichter sich begebenden Gefässbahnen. Was zwischen Capillaren und Sammelraum übrig bleibt, sind die Gelasse. Sie sind principiell untereinander nicht ver- schieden, ebensowenig, wie sie auch von den Capillaren principiell verschieden sind. Die von mir vorgenommene Trennung in Haupt- und Nebengefasse ist zunächst lediglich aus Opportunitäts- gründen veranlasst wurden: ich nenne Nebengefässe diejenigen, welche du t aus der Vereinigung mehrerer Capillaren hervorgehen, Hauptgefässe die. welche aus der Vereinigung dieser Neben- gefässe sich bilden und in den Sammelraum einmünden. Wie sie hei einigen Formen deutlich von einander geschieden sind, so werden wir auch später noch vom entwickelungsgeschichtlichen Stand- punkte aus eine gewisse Verschiedenwerthigkeit zwischen ihnen erkennen. Der Inhalt der Gefässe ist. soweit meine Beobachtungen reichen, ausnahmslos eine klare, hyaline Flüssigkeit, in der keinerlei Fremdkörper zu erkennen sind'). Trotzdem sieht man bei manchen Arten (u.a. Dist. tereticolle, claviyerum) auch in den Gefässen und besonders den Haupt- gefässen, eine mitunter recht auffällige Füllung mit kleinen, undurchsichtigen Concrement- kömehen, welche die Gefässbahnen in schwarzer Farbe schon auf den ersten Klick deutlich hervortreten lassen. Sie lösen sieh auch in Alkohol etc. nicht auf, und markiren dann in ge- färbten Totalpräparaten den Verlauf der Gefässe recht schön2). Betrachtet man diese Körnchen, die immer ein feines, sandartiges Sediment darstellen, genauer, dann zeigt sieh aber, dass sie ') MnNTii la.i.i hat im Inneren der Gefässe des Dist. calyptrocotyle, ohne 'las-; cia-rlli^t Flimnierapparate nach weisbar gewesen warm. ..im movimento vibratorio diffuso" gesehen (I. c. p. 53), und erklärt diese Erscheinung so, dass „qnest apparenza e dovuta a movimento del liqnido, contenuto nei canali, eil alle ondulazioni che questo, nel suo decorso, subisce per le rapide contrazioni ed estensioni dei vasi" (ibifi.). In der Thal sieht man in dem Sammel i a ume, wo derselbe sehr lang ist oder sehr lange gefässartige Schenkel besitzt, ein lebhaftes Auf- und Absteigen der suspendirten Concrementkörnchen, welche mit der sie tragenden Flüssigkeit durch diu üontractionen der Blasenwände hin- und her- getrieben werden, Soweit ich aber gesehen habe, beschränk! sich diese Strömung ausnahmslos auf die Endblase, und hörl bei deren Debergang in die Gefässe völlig auf: dass auch in diesen (d. h. Gefässen in der oben angeführten Begrenzung) contrazioni und estensioni vorkommen, ss Lei dnen Beobachtungen nach durchaus in Abrede stellen (Nachträgl. Zusatz). 1 Nach .Ich Beobachtungen töONTIi i.i.i.i's finden sich solche Bildungen auch in dem Gefässsystem von Dist. eontortum, niyroflavum und macrocotyle. Ob sir dort auch wahrend des Lehens auftreten, wird nicht gesagt; bei den oben genannten Formen isi das aber der fall, und die betreffenden Bildungen sind deshalb nicht, wofür sie Mhvik i:i.u erklärt „sostanza escretizia, coagulata dall'azione del liquido Bssatore" (1. c. p. 18). — 166 ii i rlii in der Flüssigkeit suspendirt, sondern immer der Gefässwand an-, theilweisc sogar ein- gelagerl sind. Sic gehen nicht selten auch auf die Wand der Endblase über, sind aber .stets von den innerhalb der letzteren schwimmenden Concrementen durchaus verschieden. Was sie zu bedeuten haben, kann ich nicht sagen, jedenfalls ist aber ihr Vorhandensein noch viel mehr von zufälligen oder wenigstens unbekannten Bedingungen abhängig, als das <\rr Concremente de« Sammelraumes. Wir unterscheiden also an dem gesammten excretorischen Röhrenwerke unserer Thiere wie friihrer, aber unter bestimmter Abgrenzung gegen einander: Sammelraum, Gefässe (Haupt- und Nebengefässe), Capillaren, Trichter1). Sehen wir jetzt, wie diese Theile sich am Aufbau des ganzen Apparates betheiligen, und wie durch ihre Betheiligung die verschiedenen Ausbildungsgrade desselben zu Stande kommen. Einen sehr einfachen Gefässapparat besitzt, wie früher genauer beschrieben wurde, Uistomum perlatmn. Wir haben daselbst eine einfache, schlauchförmige Excretionsblase , aus deren vorderem Ende zwei Gefässe (Hauptgefässe) hervorkommen; dieselben laufen nach vorn, bis in die Höhe des Pharynx, kehren daselbst um. und verlaufen nun. längs den Seitenrändern drs Körpers nach hinten. Ihr aufsteigender Theil von der Endblase bis zum Pharynx hin ist durchaus einfach, hingegen geben sie auf der rücklaufenden Strecke ihres Weges mehrere Seiten- zweige ab (Nebengefässe), die nach kurzer Entfernung sich in die Capillaren mit den Trichtern auflösen; diese Auflösung erfolgt unter schwacher Anastomosenbildung. Dasselbe Schema des Gefässlaufes finden wir bei Distomum tereticolle; nur liegen jetzt die Verhältnisse insofern anders, als die bei 1>. perlatum als Gefässe fungirenden, von dem Vorderende der Blase nach dem Kopfe verlaufenden Canäle hier in den Bereich des Sammelraumes hereinbezogen sind, da- durch, dass sie dessen Ausstattung, Epithel und Muskulatur, tragen. Die Gründe für diese Aus- dehnung der Endblase auf die ihr anliegenden Gefässabschnitte können in der Verlängerung und reicheren Ausbildung des Apparates in dem grösseren Thierkörper gesucht werden: sie können auch anderswo liegen, das ist zunächst noch belanglos. Thatsache aber ist. dass der periphere Theil <\t\^ Gefässsystemes, besonders die Trichter, ausserordentlich an Reichthum zugenommen haben, dass die bei D. perlatum einfachen, direct in das Hauptgefäss mündenden Nebengefässe hier zu noch grösseren Stämmen sich vereinigen und nunmehr erst, direct oder indirect, in den absteigenden Theil des Hauptgefässes sich ergiessen. Ein Vergleich dieses Gefässsystemes mit dem des J). perlatum lehrt, dass mit der Ausbreitung der Gef ässverzweigungen in peripherer Richtung Hand inHand ein Uebergreifen der Endblase auf die ihr zunächst anliegenden Theile der Gefässe geht, gleich als ob stets ein gewisses Gleich- gewichtsverhältniss zwischen peripherem und centralem Theile des ganzen Organsystemes gewahrt bleiben müsste. Leider ist unter den von mir untersuchten Würmern keine Form weiter, deren 'i Auch in der neuen Arbeit Monticelli's sind diese einzelnen Abschnitte, was ihre Benennung betrifft, durch- aus nichl streng auseinandergehalten. So nennt Monticelu u. a. bei Dist. cnlyptrocott/le die beiden Gefässe, welche ans den Schenkeln der Samenblase nach dem Kopfe aufsteigen, „tronchi primarii" oder „tronchi laterali princi- pali" (I. c. p. 15), bei Dist, RicMardii werden aber mit denselben Namen „tronchi laterali" (1. c. p. 50) oder „grossi tronchi, tronchi, tronchi laterali- (1. c. p. 142) Theile bezeichnet, die nichts anderes sind, als die sein langen Schenkel der Vförmigen Endblase seihst. Die übrige Eintheilung der Gefässe des Dist, cali/ptrocotyle in tronchi primarii, secondarii, leiv.iarii und qnaternarii dürfte als Grundlage für eine Verglcichung der Gcfässsysteme verschiedener Wurmarten kaum Werth liaben (Nachträglicher Zusatz), - 107 — Gefässsystem den hier eben beschriebenen Typus der Gliederung zeigte; bei allen übrigen ist dei selbe ein klein wenig anders. Den einfachsten Fall hiervon treffen wir bei Distomum folium. Auch hier haben wir zunächst eine noch einfache, schlauchförmige Endblase, ans welcher vorne zwei Gefässe austreten. Beide laufen aber hier nicht zum Kopfe und von da wieder zurück, sondern sie theilen sich in ilcr Höhe des Bauchsaugnapfes in zwei Aeste, deren einer nach vorn, und deren anderer nach hinten sich begiebt; diese haben noch den Werth von Hauptgefässen, denn aus ihnen treten nun vorn und hinten Nebengefässe ab, deren weiteres Verhalten gegenüber denen von Distomum perlatum und tereticoWe nur dadurch sich unterscheidet, dass hier die Capillaren meist deutlich und theil- weise sogar .streng büschelförmig angeordnet ihren Enden aufsitzen. Der Hauptunterschied gegen früher liegt darin, dass dort das Hauptgefäss einfach blieb und die ganze Länge des Körpers durchmass, während hier eine Theilung in einen vorderen und hinteren Ast eintritt. Damit sind aber die Unterschiede erschöpft. Denselben Bau zeigt Distomum isoporum (Fig. 103, Taf. V). I >i> ■ Gabelungsstelle der Hauptgefässe liegt wiederum in dem Niveau des Bauchsaugnapfes, und da dieser im Verhältniss weit nach vorn gerückt ist, sind auch die unpaaren Hauptgefässe. wie wir sie nennen könnten, ziemlich lang: die paarigen Theile dagegen (i. e. die nach vorn und hinten laufenden Zweige) ungleich, da der vordere nur eine viel geringere Strecke bis zum Pharynx zu durchlaufen hat, als der hintere bis zum Körperende. Im (Tebrigen sind die Verhältnisse völlig gleich. Bei den bis jetzt namhaft gemachten Würmern war die Endblase einfach, schlauchförmig, mehr oder minder lang. Denken wir uns nun an dieser Form eine Weiterbildung in dem oben angegebenen Sinne, d. h. durch Uebergreifen der Blase auf die austretenden Hauptgefässe ein- treten, dann bekommen wir jene Formen derselben, bei welcher auf einem unpaaren, medianen Stamme vorn zwei Zipfel aufsitzen, eine Form, wie sie bei der überwiegenden Mehrzahl der Distomen vorhanden zusein scheint. Auch hier können sich die Verhältnisse aber noch ziemlich verschieden gestalten. Einen der einfachsten Fälle haben wir wohl hei dem Dist. clavigerum Hin. vor uns. wo der unpnare Theil nur sehr kurz ist und ebenso die Blasenzipfel: aus jedem der letzteren erhebt sich ein ziemlich langes Hauptgefäss das bis in die Höhe des Bauchsaugnapfes aufsteigt, um hier, am Rande des Körpers, in die beiden Aeste zu zerfallen. Ganz entsprechend dem I). clavigerum verhalten sieh Dist. cylindraceum und variegatum (Fig. 1<>-'I. Taf. Villi: auch bei diesen sind die vorderen Zipfel der Blase nur ganz kurz, dagegen ist ilcv unpaare Theil ungleich länger. Vit dei- Bildung der kurzen ßlasenzipfel ist nun augenscheinlich der Process der Ver- grösserung der Sammelblase auf Kosten der austretenden Hauptgefässe noch keineswegs beendet; je nachdem er aber an einer Form mit kurzem oder einer solchen mit langem unpaaren Stamme auftritt, wird das dadurch entstehende Bild wiederum ein nicht unbeträchtlich verschiedenes. Im letzteren Falle, wo der unpaare Theil gross ist, bleibl auch bei starker Verlängerung der Schenkel (z. B. Dist. tereticolle) die Yförmige Gestall des Sammelraumes immer gewahrt; wo der unpaare Theil dagegen nur kurz ist. dann wird bald die ursprüngliche Yform mehr oder minder deutlich in die eines V übergehen. Solche Blasenformen linden wir in der Thal gar nicht selten, wie ■/.. B. bei Distomum coufusum, niedians (Figg. 33, 36, Tal1. I F. ferner hei Dist. aseidin und useidioides (Figg. 51, 52, Tal'. Uli. Das hinter der Excretionsblase folgende Gefässsystem wird — 108 in allen den aufgezählten Fällen ilni'eli die Umgestaltung dei- Blase nicht im geringsten ver- ändert, der g.m/.e Bau lässt ohne Schwierigkeit den gemeinsamen Typus erkennen1). Bei den beiden oben zuletzt genannten Wurmformen kann man weiter auch den bemerkens- werthen Umstand erkennen, dass die Weiterentwickelung und Ausbildung des Excretionsgefäss- systemes, die wohl sicher auch auf einer erhöhten Leistung beruht, nicht etwa an die Körper- grösse der Thiere gebunden ist. Distomum aseidia sowohl, wie Dist. aseidioides sind Zwerg- formen, die im erwachsenen Zustande nicht einmal Millimeterlänge erreichen. Maasgebender, als die Körpergrösse, scheint ihr Aufenthalt in Warmblütern zu sein: soweit ich gegenwärtig über- sehen kann, gehören die Formen mit stark entwickeltem Gefässsystem vorzugsweise den Letzteren an, - allerdings giebt es auch Ausnahmen, wie z. B. Dist. laiiceolatum, heterophyes u. a., deren Excretionsapparat ziemlich einfach gebaut ist. Aber nicht nur der Sammelraum des Gefässsystems breitet sich aus. auch die Gefässe selbst erfahren Weiterbildungen, theilweise augenscheinlich bedingt durch die Weiterausdehnung der Endblase, theilweise ohne nachweisbare äussere Ursachen. Wenn wir den Verlauf der Haupt- gefässe bei Distomum cygnoides in's Auge fassen (Fig. 125, Tat'. VI), dann sehen wir dieselben, aus dem Ende der einfachen, aber sehr hingen Endblase austretend, nach vorn bis gegen den Mundsaugnapf hinziehen, dann umbiegen, zurückgehen, und vor dem Bauchsaugnapfe plötzlich sich theilen. Sie theilen sich in zwei Aeste, von denen der eine nach vorn, der andere nach hinten läuft, genau wie bei den obengenannten kleineren Wurmforrnen. Distomum cygnoides unter- scheidet sich von diesen nur dadurch, dass bei ihm die Gefässstrecke : Endblase-, Gabelungsstelle so lang geworden ist. dass sie in gerader Ausdehnung im Körper nicht mehr Platz fand, und demnach vorn zurückbiegen musste (Fig. 12Ö rechts, Taf. VI). Eine weitere Eigenthümliehkeit, die zunächst allerdings kaum in die Augen fällt, und die erst durch den Vergleich mit anderen Wurmforrnen ihre Bedeutung erhält, ist die, dass das erste, direct auf die Theilung folgende Nebengefäss des vorderen Hauptgefässes etwas grösser wird, als seine Genossen, vor allem aber einen besonderen Verlauf einschlägt. Es begiebt sich, wie bei der speciellen Beschreibung des Wurmes im ersten Theile (pag. 60) bereits betont wurde, nicht nach oben und in den Körper herein, wie diese, sondern verläuft dem hinteren Hauptgefä'ssaste parallel nach hinten. Unter den Fisch- und Froschddstomen linden sich nun leider keine Formen mit noch weiter gehender Complication des Apparates, ausgenommen vielleicht das interessante Distomum ovo- caudntum, welches ich aber zu meinem Bedauern nicht in einem für unsere Zwecke geeigneten Zustande erhalten konnte. Von grossem Interesse und höchst lehrreich sind aber weiter die Ver- hältnisse, welche die zwei Warmblüterformen, die ich schon gelegentlich hier und da zum Vergleiche herbeizog. Distomum leptostomiim des Igels und Distomum echinatum der Enten und Gänse, dar- bieten: sie sind so bezeichnend, dass ich nicht darauf verzichten kann, sie hier mit aufzunehmen, obgleich sie streng genommen nicht zu unserem speciellen Gegenstande gehören. Ziemlich direct ') MONTICELL] (1. c pag. 60 f.) unterscheidet an dem Excretionsgefässsystem „due tipi principali", bei denen aber augenscheinlich nur die Endblase, nicht das ganze Grefässsystem, berücksichtigt ist. .11 primo tipo e costituito da uiki vescicola candale semplice, " bifida, dalla quäle partono due tronchi principali longitadinali, che si dirigono anteriormente . . . i 'lue tronchi principali possono in altri casi originarsi come im unico tronco dalla vescicola caudale semplice e poi, dopo im certo tratto, dividersi. ... II secondo lipn i il seguente: al corto tratto impari terminale segue ima vescicola caudale piecola, semplice, spessn poco apparente, ia quäle si continua in im piü, o meno, lungo dotto impari, clie si divide in due branche e piglia Ia forma di im ir". Uli nm^s gestehen, dass mir ans dieser Beschreibung der wirkliehe Unterschied der „tipi principali" nicht recht klar wird. — 169 an Distomum cygnoides schliessl sich Dist. leptostomum an (Fig. 113, Tat. VI). Der Sammelraum theilt sich schon ganz kurz binter dem Excretionsporus in zwei Schenkel, die in fast gefäss- artiger Dünne bis vorn in die Höhe des Pharynx verlaufen, in bistologischer Hinsicht aber die Attribute des Sammelraumes, Epithel and Muskulatur, tragen. Sie kehren im Vorderende um und laufen nach hinten zurück, ebenfalls noch in ziemlich gestrecktem Verlaufe und wiederum bis nahe in das Hinterende des Thieres. Kurz vor demselben aber erfolgt eine Theilung, und zwar eine Theilung. in welcher wir bei genauerer Prüfung ein vollständiges Ebenbild zu der uns bereits bekannten finden werden. Dass diese I'ebereinstimmung nicht sofort in die Augen fällt, liegt nur an den besonderen Lageverhältnissen der Theilungsstelle. Dieselbe liegt im Hinter- ende: es bleibt damit für den sonst nach hinten laufenden Gefä'ssas-t hier nur wenig Raum, wes- halb wir ihn kurzer Hand im Hinterende umbiegen und wieder nach vorne verlaufen sehen. Der andere Gabelast verlief nach der Theilung nach vorn; für diesen ist hier freier Raum und er behält denn auch seinen früheren Verlauf bei. Schliesslich sehen wir hier aber noch ein stärkeres Gefäss auftreten, welches sich als das jetzt sehr stark entwickelte, erste Nebengefäss des vorderen Hauptgefässes entpuppt, dasselbe, welches schon bei Distomum cygnoides, wie oben recapitulirt, ein etwas abweichendes Verhalten zeigte. Dieses ursprüngliche Nebengefäss ist bei Distomum leptostomum stärker entwickelt und hat die Dimensionen eines Hauptgefässes ange- nommen; es läuft dem letzteren parallel, biegt also auch nach vorne um und wir erhalten damit die auf den ersten Blick frappirende Viertheilung der Gefässe, wie sie in der linken Hälfte der Figur 113, Taf. VI, und ausserdem in Fig. 50, Taf. III sichtbar ist. Das Gefässsvstem unseres Wurmes zeigt aber noch eine weitere Eigenthümlichkeit, die mit der excessiven Verlängerung der Gefässbahnen in ziemlich leicht ersichtlichem Zusammen- hange steht: die gesammte rücklaufende Gefässstrecke von dem Schlundkopfe an bis zur Gabelung im Hinterende ist mit kräftigen Flimmerapparaten ausgestattet, die einen Strom von hinten nach vorn, d. b. dem Ausgange zu. erzeugen. Man hat für diese Wimperorgane den Ausdruck ,, Flimmer läppchen" gebraucht; in der That ist dieser ganz bezeichnend, denn es sind isolirte, lebhaft schwingende Häutehen, die erst bei dem Ruhigwerden ihre Zusammensetzung aus einzelnen Haaren erkennen lassen; nach dem Bilde, welches sie dann bieten, könnte man sie wohl auch als „Flimmerkämme" bezeichnen. Sie liegen in regelmässigen Intervallen hintereinander und sind Producte von flachen Zellen, welche die Wand des Gefässes bilden. Wir müssen diesen ganzen Abschnitt demnach der Sammelblase zurechnen und ich halte ihn in der That für einen besonders differencirten Theil derselben, der infolge einer Arbeitstheilung entstanden ist und die bei der relativ enormen Länge und geringen Weite der Gefässe erschwerte Circulation, d. h. die Wirkung der Flimmertrichter, zu unterstützen hat. Zwischen dem Distomum leptostomum und dem D. cygnoides in der Mitte steht dem Baue seines Gefässapparates nach das früher von mir beschriebene Amphistomum subclavatum, bei dem wir bis zum Kopfe reichende Schenkel der Endblase, und eine ungefähr in der Mitte des Leibes gelegene Gefässgabelung antreffen. Auch hier resultiren aus der Gabelung nicht zwei, sondern drei Gefässe, davon eines das schon bei Dist. cygnoides angelegte und zu einer stärkeren Ausbildung •sich aufschwingende ursprüngliche Nebengefäss. Sehen wir uns nun endlich noch das Distomum echinatum an. dann unterscheidet sich dies von dem D. leptostomum nur dadurch, dass bei ihm die Excretionsendblase eine excessiv reiche , Verästelung erfährt; sie ist freundlich genug, uns zugleich den Weg zu zeigen, auf welchem sie Bibliotheca zoologica. Heft 18. '-'- — 17(1 zu dieser Gliederung kommt (Fig. 144. Taf. VI and 192, Tat'. IX). Der Centraltheil bei der Cercarie (Fig. 191, Taf. IX) hat noch genau das gleiche Aussehen und den gleichen Bau, wie der des Dist. leptostomum; auch bei demjenigen des erwachsenen Thieres erkennen wir leicht einen unpaaren hinteren Stamm und zwei vordere paarige Zipfel, die bis in den Kopfabschnitt hinein- laufen, liier umkehren, und als flimmernde Theile wiederum bis in's Hinterende zurückziehen. Der Gefässverlauf von hier ab bleibt zeitlebens genau wie der des Distomum leptostomum (Fig. 111 rechts). Unmittelbar vor der vorderen Umbiegungsstelle sehen wir mm bei dem reifen Thiere aus den Schenkeln der Sammelblase kleine, unregelmässige Seitenzapfen in das umgebende Parenchym hinaustreten; weiter nach hinten werden diese Seitenzapfen grösser, sie stehen sehr regelmässig alternirend rechts und links von den Blasenschenkeln rechtwinklig ab und rufen den Eindruck paralleler Querverbindungen der beiden Schenkel der Endblase hervor (Fig. 192). In Wirklichkeit handelt es sich aber um keine Querverbindungen, sondern nur um blind endi- gende Seitenzweige der Sammelblase. Auch an dem unpaaren Theile der letzteren ent- stehen solche Queräste, sie verästeln und verzweigen sieb aber hier noch weiter, so reich, dass der Eindruck eines förmlichen Netzwerkes von ( 'analen hervorgerufen wird (Fig. 114). Von letzterem ist aber wiederum keine Rede, es sind nur blinde, reich verzweigte Divertikel der Endblase, die sich von dem Rücken aus (wo ja die Blase gelegen ist) dicht unter der Körperwand nach den Seiten und in diesen nach dem Bauehe herum bis zu dessen Mittellinie hinziehen, aber nur dichotomische Verästelung, keine Verbindung zu Maschen eingehen. Damit haben wir jenen Zustand, auf den ich bereits oben hinwies, wo der Sammelraum eine Gliederung und Ausbreitung im Körper erreicht, dass er dem Systeme der Gefässe, Capillaren und Trichter kaum nachsteht. Querverbindungen der beiden Schenkel der Sammelblase kommen bei Distomum echinatum, trotz der reichen Verzweigung derselben, meinen Beobachtungen nach nicht vor, wohl aber sind sie bei anderen Formen vor- handen. Für uns von besonderem Interesse ist hier Distomum ovocaudatum, bei dem. wie bei den Apoblemaarten nach Juel ') die im übrigen einfachen, schlauchförmigen Schenkel über den Pharynx herüber in gegenseitige Verbindung treten; das Verhalten des übrigen Gefässapparates ist da- durch aber nicht im Geringsten alterirt, denn, wie sonst die rücklaufenden Gefässe aus einer Umkehr der aufsteigenden Schenkel der Blase entstehen, so erscheinen sie hier als Seitenäste der vereinigten Schenkel. Aehnlich werden die Dinge auch bei den anderen Formen mit so ver- schmolzener Endblase liegen. Das eben geschilderte Verhalten des Distomum echinatum zeigt nun auf das deutlichste, dass das zunächst im Körper sichtbare „Gefässnetz" mit dem eigentlichen System der -Gefässe. der Sammelröhren, nicht das Geringste zu thun hat, und dass es in Folge dessen auch dem Oapillarnetz der kleineren Formen nicht homolog ist. Schon sein aus Körnchen bestehender Inhalt, der derjenige der Endblase ist. müsste darauf hinführen, dass wir es in ihm mit einem enorm entwickelten Sammelraume zu thun haben, hinter dem erst das System der Sammel- röhren mit den Capillaren und Endtrichtern folgt. Nun kennen wir aber noch eine Anzahl anderer Wurmformen, bei denen ein ähnlich weites „Gefässnetz" bekannt ist: die Vermuthung liegt nahe, dass wir es auch in diesen Netzen nur mit einer besonders reich entwickelten End- blase zu thun haben, und dass die auf dieselbe folgenden Sammelröhren und Trichter (zum Theil) ') Juel, Beitr. ■/.. Anat. etc. 1. c. p. 25. Neuerdings von MONTICELL] anch von anderen Formen (Dist. fractum, liotmii rt) beschrieben. 171 dann überhaupt noch nicht bekannt sind. Betreffs des früher von mir beschriebenen Distomum retieulatum ' i ist dies sicher der Fall, denn es gelang mir seh lamals, ansser dem Netzwerke flimmernde Längscanäle aufzufinden, die in dasselbe mündeten; ich sprach darauf hin direct die Vermuthung aus. dass in jenem Netzwerke wohl nur ein ausserordentlich differenzirter Central- tbcil zu si'lini sei. Ebenso ist es zweifellos, dass bei dem ViLLOT'schen Distomum leptosomum, einer EchinostoniumfoTm aus Tringu variabilis*), es sich betreffs der „deux troncs Longitudinaux anastomoses avec des branches transversales" sich nicht um Gefässe in unserem Sinne d. h. um Sammelröhren, sondern um T heile der Endblasenschenke] und deren Seitenäste handelt (cf. Fig. 192, Tat'. IX). Eine der interessantesten und bekanntesten hierher gehörigen Foriuei) ist nun noch diu' Leberegel mit seinem reich „netzförmig verzweigten" Gefäsäsystem. Eine eingehendere Zurückfdhrung desselben auf die bei den übrigen Formen herrschenden Ver- hältnisse ist meines Wissens bis .jetzt nicht versucht worden. Leuckart, der in seiner Beschrei- bung des Wurmes auch diesem Organe seine Aufmerksamkeit widmet, sagt darüber zunächst3): nDistomum hepaticum ist ein ziemlich schwieriges Object und zur Entscheidung der Frage nach den Beziehungen de* Gefässsystemes wenig geeignet." Im Uebrigen scheint aber Leuckart, wie aus der Beschreibung hervorgeht, nur den centralen .Stamm des Gefässnetzes für die Excretions- blase zu halten, das übrige Gefässwerk aber dem System der Sammelröhren gleichzusetzen: ..die Gefässe selbst zeigen an Stelle der baumförmigen eine mehr reticuläre Bildung" (1. e. p. 211). Ganz unzweideutig fasst Braun die herrschenden Anschauungen zusammen, in dem er sagt'): ..die . . Capillaren. die vielleicht auch unter einander anastomosiren, vereinigen sich zu kleineren üöhrchen und diese bilden nun durch ihre mannichfachen Anastomosen mit benachbarten Röhrchen ein dichtes und oberflächlich gelegenes Netzwerk von Gefässen mit grösseren und kleineren Maselien. Schliesslich führen dieselben nicht nur in die beiden, beim Leberegel verhältnissuiässig kurzen Sammelröhren, sondern ihre grössere Mehrzahl mündet direct in den langgestreckten, röhrenförmigen Sammelraum, der der Excretionsblase anderer Formen entspricht". Wenn ich 'l Beitr. z. Kenntn. d. Tremat. Zeitschr. f. wissensch. Zool. XLI. 1885. p. 5o d. S.-A. Nach einer an Leuckart gelangten Mittheilung von R. Wright, soll diese Form mit dem LEIDY'schen Clinostomiim graeüe zusammenfallen. Aller- dings ist die Aehnlichkeit zwischen beiden Formen sehr beträchtlich, doch lässt sich aus der dürftigen Beschreibung, welche 1!. Wright (Contribntions to Americain Helminthology No. I, Proceedings of the Canadian Institute. New Series Vol. I, 1879, No. 1. p. 9) giebt, die absolute Identität beider Formen noch nicht feststellen. Ausserdem lebt ClillOSt. gracile eingekapselt im Hecht und in barschartigen Fischen, während Dist. retieulatum in Welsen gefunden wurde. Immer- hin kann dieses aber bis auf weiteres mit der LEiDY'schen Art vereinigt werden, und das um so eher, weil unter dem Namen Dist. retieulatum von R. WRIGHT (loc. supra cit. p. 7) eine andere Art aus der Lunge von Ceryle aleyon be- schrieben worden ist. Späterer Zusatz: MONTICELLI (I. c. p. 156) sieht sich veranlasst, den Namen retieulatum in diettjotm umzuwandeln .in omaggio alle leggi della nomenelatura zoologica', da nicht innerhalb eines und desselben Genus zwei Species denselben Namen führen dürfen. Soweit wäre ich mit der Namensänderung durchaus einverstanden: da aber MiiNtti i.i.i.i unsern Wurm in ein anderes Genus (Mesogonimus) stellt, so sollte gerade für ihn doch wohl nicht der mindeste Grund zu einer solchen Umtaufe vorliegen, und um so weniger noch, als er, wenn ich ihn richtig verstehe. „ammette cBn il LEUCKART lidentitä del ClinoUomum gracile Leu» col D. retieulatum LOOSS" (1. c. p. 155. 2) Villot, Organisation et developpemenl de quelques especes de Trematodes endoparasites marins Ann. d. Sc. natur. Vle Ser. Zool. To VIII. 1879. p. -i<> d. S.-A. Nachträglicher Zusatz: Auch bei einer nicht einmal Millimetergrösse erreichenden Echinostomumtorm, die in Egypten im Darme von Müvus parasiticus lebt, zeigt das Gefässsysteni denselben Bautypus; nur ist die ursprüngliche Blasenform hier wegen der geringen Entwickelung der Seitenzweige viel klarer zu erkennen. 3) Leuckart, Paras. d. M. II. p. 35. *) Braun, Bronn's Cl. u. 0. 1. c. p. 650. ■11* 172 - nun hier meint' Ueberzeugung dahin ausspreche, dass der ganze bis jetzt bekannte und be- schriebene Gefässapparat des Distomum hepaticum — mit Ausnahme der Endtrichter, die nur Fraipont gesehen zu haben angiebt M, — nichts als eine enorm reich entwickelte Endblase ist. so stütze ich mich einmal auf den Inhalt aller, auch der feineren Gefässe, der, wie sonst der- jenige der Endblase, aus einer körnchenhaltigen Flüssigkeit besteht, und auf die sehr bedeutungs- volle Angabe Lkuckart's, dass „in der Wand der Gefässe einzelne kleine Kerne auffindbar sind, die in das Lumen hineinragen". Das beweist, dass diese Maschen eigene Wandungen besitzen, wie wir sie als bezeichnend für den Endtheil des Gefässapparates kennen gelernt haben. Eine gewisse Bestätigung dieser meiner Ansicht könnte man in der freilich nicht ganz präcisen An- gabe von Lutz erblicken, dass sich am 10. Tage nach der Uebertragung von Leberegelcysten in ein Kaninchen an den Schenkeln des „Excretionsgefässes" ein „System feiner Verzweigungen ge- bildet hat, welche mit Kernchen und Tröpfchen gefüllt sind" *). Direct beweisend aber ist das Verhalten des Distomum echinatum. Bei dieser kleineren und übersichtlicheren Form, die ein ganz entsprechendes, oberflächlich gelegenes „Gefässnetz" besitzt, kann man deutlich und zweifellos den Nachweis liefern, dass diese Maschen nichts anderes, denn seitliche Auswüchse und Zweige des Sanini el im u nie s sind. Während bei der in Fig. 191, Tai'. IX gezeichneten, unreifen Cercarie das Gefässsystem noch ganz den gewöhnlichen Bau hat, sieht man an dem eben aus seiner Cyste hervorgebrochenen jungen Echinostomum (Fig. 1(J2, Taf. IX) an den Schenkeln der- selben Seitenzweige auftreten, die sich später allmählich zu dem reichen „Netzwerke" entwickeln. Auf ganz dieselben Verhältnisse seheint sieh die oben angegebene LüTz'sche Bemerkung zu beziehen. Ich habe in dem Voran stehenden aus den Excretionsapparaten einer Anzahl von Distomen, die ich zufällig zu untersuchen Gelegenheit hatte, eine Reihe zu bilden versucht, zunächst zu dem Zwecke, zu zeigen, dass diese Apparate alle in eine gewisse Beziehung gebracht werden können, dass sie, wenn auch als verschiedene Ausbildungen desselben, doch einem ein- heitlichen Typus sich unterordnen hissen. Es ist möglich, dass die Reihe ganz oder theil- weise auch den Weg angiebt, auf welchem die verschiedene Ausbildung phylogenetisch zu Stande gekommen ist; in der That wird die spätere Darstellung der Entwickelung des Apparates in dem jungen Wurme zeigen , dass manche Einzelheiten derselben thatsächlich auf ganz ent- sprechenden Vorgängen basiren, wie ich sie oben angenommen habe. E. Grenitalorgane. Werfen wir. ehe wir auf eine speziellere Besprechung des Genitalapparates eingehen, erst einen kurzen Blick auf die Lage seiner äusseren Oeffnung, so ergiebt sich als gemeinsames Merkmal für dieselbe bei den speciell von mir untersuchten Formen nur das, dass sie auf der Bauchseite gelegen ist. Dieser Charakter ist für die überwiegende Mehrzahl auch der übrigen Distomen in gleicher Weise gültig, ja er würde es für alle sein, wenn nicht Zschokke für sein ') Leuckabt, 1. c. pag. 213. Anmerkung hierzu. '-) LUTZ, Weiteres zur Lebensgeschichte des Distoma hepaticum. Centralbl. f. Bakteriol. u. Parasitenk. XIII. 1893. p. :iL'o. 173 THstomum Miescher't aus dem Oesophagus von Trutta solar berichtete1), dass „die männliche Oeffnung stark dorsal verschoben ist, und ungefähr auf derselben Höhe, wie die weihliehe, aber der Rückenfläche sehr angenähert" liegt. Leider ist dieser Wurm bis jetzt nur in einem Exemplare gefunden worden und es fehlt noch eine Bestätigung dieses abnormen Verhaltens, was jedenfalls wiinschenswerth wäre. Ebenfalls hemerkenswerthe Lagerungen des Genitalporus treffen wir noch bei A/xtbli'iiui excisum, wo sie nach Juel im Inneren des Mundsaugnapfes 2), und bei DisL somateriac, wo sie nach Levinsen im Bauchsaugnapfe gelegen ist3). Im Uebrigen aber und speciell bei unseren Fisch- und Froschdistomen, liefen die Genitalöffnungen stets ventral, in der Mehrzahl der Fälle wohl in der Mittellinie oder nur so wenig aus derselben verschollen, dass sie immer noch als median angesehen werden können. Es finden sich solche leichte Verlagerungen aus der .Mittellinie heraus nach dem im vorigen Abschnitte Beschriebenen wohl häutiger, als wir bis jetzt angenommen haben: eine besondere Bedeutung möchte ich diesen kleinen Abweichungen jedoch kaum zuschreiben. Auf der Mittellinie können die Genitalöffnungen augenscheinlich eine ganz beliebige Lagerung einnehmen. Sie liegen von unseren Formen sehr weit vorn, unter dem Pharyx bei Distomum variegatum und ähnlich auch bei l)id. oooeaudatum, hei den meisten dagegen mehr oder minder dicht vor dem Bauchsaugnapfe, was wohl als die normale Lagerung anzusehen ist. Selten nur liegen sie hinter diesem, dem Körperende genähert. Line der dahin gehörigen Formen ist das Distomum leptostomum Olss., dessen Genitalöffnung von seinem Entdecker irrthümlich hinter dem Mundsaugnapfe angegeben wurde. In einigen Fällen endlich rückt der Genitalporus weit aus der Mittellinie heraus, bis an den Körperrand, und zwar zeigt sich hier eine auffällige und regelmässige Bevorzugung der linken Seite: ich kenne keine Form, bei welcher der Porus nor- maler "Weise rechts gelegen wäre, und ebensowenig sind mir gelegentliche Verlagerungen sonst linksseitiger Genitalpori auf die rechte Seite zu Gesicht gekommen. Seitliche Geschlechtsöffnungen haben wir bei 1). clavigerum und seinen beiden Vettern, sowie bei 1). perlakim; auch hier kann der Porus wieder bald weiter vorn ( D. medians), bald am Bauchsaugnapfe, oder theilweise hinter diesem liegen (I). perlatum) ; am weitesten terminalwärts findet er sieh wohl bei dem interessanten D. turgidum Brds., das ich leider aus Mangel an passendem Material nicht mit in den Hereich dieser Untersuchungen ziehen konnte. Bei solch wechselnder Lage der Geschlechtsöffnung, die auf die übrige innere Organi- sation alier vollkommen ohne Einfluss ist. auf sie allein bestimmte Genera gründen zu wollen, wie es von Poiriee (Cepkalogonimus) und Monticelli (Meso- und Urogonimus) geschehen ist, scheint mir ein etwas gewagtes Unternehmen; ich theile in Bezug hierauf vollkommen die Ansichten Blanchard's *) und Braun's5), die die Berechtigung dieser Genera anzweifeln: „da sie nur ein einziges Merkmal berücksichtigen und zweifellos entfernter stehende Formen vereinigen, bloss weil sie in dem einen Merkmal übereinstimmen"6). ') ZSCHOKKE, Erster Beitrag zur Parasltenfanna von Trutta solar, Verkandl. d. Naturforsch. Gesellseh. Basel. VIII. 1890. p. 783. ■) Juei,, Beitr. z. Anal. etc. I. c. p. 27. Levinsen, Bidrag lil Kundskab um Grönlands Trematodfauna. Oversigt over d. K. Dansk. Vidensk. Selsk. Korr. L881. 1882. p. 71. 4) Bi.am iiakii Notes mit quelques vers parasites de l'homme. Comptes rend. de la Soc. Biol. 18'J1. Nu. :i. p. s. ■"'' Bkain. Bronn's Cl. u. 0. p. 909. ') In seiner neuesten Arbeit verficht Mostii i.i.i.i eingehender die von ihm vorgenommene Scheidung des Genas Distomum in Untergenera. Soweit ich seine Auseinandersetzungen verstehe, isi es „die Unmöglichkeit einer rationellen 171 I. Genitalsinus. Die von mir untersuchten Würmer zeichnen sich, wie wir gesehen haben, alle dadurch aus. dass bei ihnen die Oeffnung der Genitalorgane nur eine einzige und einfache ist. Sie führt in einen für männliche und weibliche Leitungswege gemeinsamen Abschnitt, der schon hier und da von den Autoren beobachtet und mit dem Namen des Genitaismus, des Greschlechtsatriums oder auch der Geschlechtscloake bezeichnet worden ist; nur Sommeb ' ) versteht, wie schon Leuckart 8 1 und auch Braun 3) hervorheben, unter dem genannten Ausdrucke etwas anderes. Da wir übrigens mit dem Worte Cloake gewöhnlich den Endabschnitt des Darmes bezeichnen, der die Mündungen der Genitalien in sich aufnimmt, so scheint mir die Bezeichnung Cloake für den hier in Rede stehenden Körpertheil weniger günstig, als die beiden anderen, denen ich darum den Vorzug gebe. Alle unsere Distomen, und. wie ich vermuthe. noch eine grosse Zahl, wenn nicht alle anderen, besitzen also ein Genitalatrium, einen für männliche und weibliche Leitungswe.n'e gemein- samen Endabschnitt. Was mir zu dieser weitgehenden Behauptung Anlass giebt. ist die ganz charakteristische Entwickelungsweise der Endstücke der Leitungswege, die wir im folgenden Ab- Kintheilung" unserer Tliiere, welche ihn zur Aufstellung seiner Untergattungen auf der Basis eines einzigen, ausser- liehen Charakters geführt hat. Jene Unmöglichkeit ergieht sich führ ihn daraus, dass „eine Classification in Unter- genera, die ausschliesslich auf eine Art (ordine) anatomischer Charaktere gegründet sei — sei es auf die Configuration des Darmapparates; sei es auf Verschiedenheiten in dem Baue und den gegenseitigen Beziehungen des männlichen und weiblichen Geschlechtsapparates und die Form seiner Theile hin, wie z. B. seiner Oeffnung auf einer »Seite oder in der Mitte der Bauchtiächc — dass eine solche Eintheilung nicht möglich sei, wie aus seinen eigenen Versuchen hervorgehe. Es seien keine genügenden Daten vorhanden, sie vorzunehmen und sie führe öfter zu Annäherungen von Species, die nach ihrer äusseren Form und nach allen anderen Eigentümlichkeiten weit auseinander stehen" (1. c. p. 151). Dass zu einer ganten und sachgemässen Eintheilung unserer Würmer uns heute ein Thell der nüthigen anatomischen Daten noch fehlt. will ich MONTICELLI gerne zugeben, dass aber damit die Berechtigung zu einer Classification vorliegt, die allen Principien der neueren, wissenschaftlichen .Systematik Hohn spricht, ist nicht einzusehen. Und abgesehen hiervon bessert die von MONTICELLI vorgenommene Eintheilung die bisher allgemein gefühlten Uebelstände in keiner Weise! Was nützt es. wenn aus der ansehnlichen Zahl der gegenwärtig dem Genus Distomum angehörigen Arten einige wenige herausgenommen wer- den, während die bei Weitem grössere Mehrzahl doch immer noch in einem Genus Distomum verbleibt, welches die gegen- über der bisherigen nur unbedeutend modificirte Diagnose: „Geschlechtsöffnungen vor dein Bauchsaugnapf, entweder diesem oder dem Mundsaugnapfe genähert, oder in gleicher Entfernung zwischen beiden; Bauchsaugnapf sessil, Mundsaugnapf ohne Stacheln oder fleischige Anhänge: ohne Schwanzanhang" erhält! Es tritt ferner bei dieser Eintheilung der oben von MONTICELLI als Grund gegen eine naturgemässe Classification auf der Basis anatomischer Verhältnisse geltend gemachte l'ebelstand — dass verwandte Species getrennt, und entfernte einander ganähert werden — iu noch verstärktem Maasse hervor. Man vergleiche nur die bunt zusammengewürfelte Gesellschaft von Formen in dem Genus MesoffOnimus MONTIl . und Polyorchis STOSSICH (das von MONTICELLI als gerechtfertigt anerkannt wird), Formen, die meiner Ansieht nach nicht in einem Genus nebeneinander stehen dürfen! Andererseits werden aber eben dadurch auch ganz nahe ver- wandte Formen auseinandergerissen; ich erinnere hier, um nur ein Beispiel zu nennen, an Dist. cygnoides und D. folitim (cf. oben pag. 23 und 63) von denen das erstere zu Polyorchis, das andere zu Distomum gehören würde. Noch stärker endlich zeigt sich die Unhaltbarkeit von Gattungen, wie der von MONTICELLI und STOSSICH aufgestellten, in dem Um- stände, dass das Dist. cygnoides in seiner .lugend, wo es nur zwei Hoden bat. zu Distomum, im späteren Alter, nach der Fragmentirung der Hoden, dagegen zu Polyorchis gehören würde. Und ähnliche Missstände würden sich wohl bald noch anderweit ergeben. Nur beiläufig mag hier noch die Frage aufgeworfen sein, warum in der von MONTICELLI gegebenen Systematik der Genusname Mesogonimus als Masculinum behandelt wird {Mesog. puJmonalis, commutatus, 1. c. p. 156), wohingegen die ganz entsprechend gebildeten Urogonimus (Urog. cercatum) und Cephalogonimus PoiRIEB (Ceph. pelluci- . 783. 3) Braun, Bronns Cl. u. 0. p. 738 und Verh. d. deutsch, zool. Ges. 1892. p. 49. ln) 1'oiRlEB, Bullet, de la .Soc. philomat. 7e Ser. To VII. 1883. Nachtr. Zusatz: Das Verhalten der Bauch tasche bei der schon mehrfach erwähnten, in Egypten massenhaft im Magen des Büttels lebenden Gastroth.ylax9.tt, die ich genauer untersuchen konnte und über die ich bei nächster Gelegenheit berichten werde, spricht indessen nur wenis;■ für die Deutung, dass wir es in ihr mit einem stark erweiterten (xonitalsinus zu thun haben. — 176 — wickelt, welcher nach Braun wahrscheinlich eine Bedeutung als Brutraum zukommt. Bei Disto- men scheinen ähnliche Verhältnisse bis jetzt nicht bekannt zu sein, indessen kann auch hier der Geschlechtsvorraum zu Zeiten zu einer sehr voluminösen Höhlung anschwellen, in welcher auch Eier vor der Ablage gelegentlich sich ansammeln. Es gilt das eben Gesagte speciell von Distomwm tereticolle, bei dem, wie schon bei der specieDen Schilderung des Wurmes gesagt wurde, das Atrium gewöhnlich durch die stark papillenförmig nach innen vorspringenden Oeffnungen der Leitungswege fast ausgefüllt wird (Fig. 59, Taf. III), während es nach längerem Liegen der Würmer in Wasser oder Salzlösung immer mehr mit ausgestossenen Eiern sich füllt und bald einen Körper von nahezu 1 mm Durchmesser darstellt, der schon bei Betrachtung mit blossem Auge deutlich hervortritt. Ob diese Erscheinung normal ist . d. h. ob die Eier stets nur in grösseren Portionen auf einmal abgelegt werden, oder ob wir es hier nur mit einer durch die veränderten Verhältnisse bedingten Abweichung von dem normalen Vorgange zu thun haben, kann ich gegenwärtig nicht entscheiden; von Bedeutung bleibt aber jedenfalls die Thatsache, dass das Genitalatrium unter gewissen Umständen als Reservoir für die reifen Geschlechts- produete zu dienen und in Verbindung damit seine Ausdehnung ausserordentlich zu vergrössern vermag (vergl. die Fig. 6(3, Taf. IV). Die äussere Oeffnung des Vorraumes kann andererseits durch eine relativ starke Mus- kulatur völlig geschlossen werden, so dass dann eine directe Verbindung zwischen den männlichen und weiblichen Leitungswegen hergestellt ist. Die Muskulatur ist vorwiegend eine Ringmuskulatur, die dicht unter der Körperfläche in dem Niveau der Haut- muskulatur am stärksten ist, nach hinten aber sich unter allmählicher Abnahme in der Mächtig- keit auf das ganze Atrium und noch weiter fortsetzt. Sie ist nur ein besonderer, stärker ent- wickelter Theil von der Muskulatur der Leitungswege1); ebenso, wie sich auch deren Längs- muskulatur in oft ansehnlicher Stärke auf die Wand des Sinus fortsetzt. So ist unter anderem die starke „zweite Ringmuskelschicht", wTelche Noack. von dem Endtheil des Uterus, „da, wo er auf dem Cirrusbeutel liegt", von Distomwm clavigerum beschreibt, der gegebenen Abbildung nach nichts als die ansehnlich' starke Muskulatur des Genitalsinus2). Als Antagonisten wirken den Verschlussmuskeln entgegen andere Muskelfasern , welche von der Oeffnung aus radiär aus- strahlend und gelegentlich sich gabelnd und anastomosirend, in die Längs- und Ringfasern des Hautmuskelschlauches übergehen (Fig. 134, 135, 147, Taf. VII). Sie repräsentiren augenscheinlich nur besonders moditieirte Theile des letzteren, und sind nach Stärke und Zahl in den einzelnen Fällen bedeutenden Schwankungen unterworfen. Im allgemeinen lässt sich aber constatiren, dass sie bei stärker und kräftiger entwickeltem Hautmuskelschlauche auch ihrerseits kräftiger sind, als wo dies nicht der Fall ist. ') MoNTlc.ELlil spricht die Endtheile der Genitalleitungswege direct und positiv als Einstülpungen der Kürperwand, und damit ihre innere Auskleidung als Fortsetzung der Haut, ihre Muskulatur als Fortsetzung des Hautmuskelschlauches an (1. c. p. 86, '.12, 105 u. a.), freilich ohne irgendwo ausdrücklich zu erwähnen, ob er diese Be- hauptungen auf Beobachtungen gründet, oder ob es sich nur um Schlüsse handelt. Für unsere Fisch- und Froschdistomen, sowie für alle anderen D i s t o m e n, von denen ich bis jetzt entsprechende .Stadien zu untersuchen Gelegenheit hatte, ist die Auffassung MoNTICELLl's, wie ich vorgreifend erwähnen will, und wie wir im dritten Theile specieller erkennen werden, durchaus unzutreffend; selbst der äusserste Endtheil des Genitalleitungsapparates, das Genitalatrium. hat mit der Haut genetisch nicht das geringste zu thun (Naehträgl. Zusatz) ! 2) NOACK, I. c. p. 49, Taf I, Fig. s sph. - 177 Dir innere Auskleidung des Vorhofes wird, den bisher allgemein üblichen Anschauungen zufolge, gebildet von einer Fortsetzung der äusseren Cuticula, die sich durch die Geschlechts- öflnung aach innen einschlügt und bis in die anschliessenden Partieen der Leitungswege hinein sieh fortsetzt. Diese Auffassung ist eine irrthümüche; die Auskleidung des Atriums und die äussere Bedeckung des Körpers sind nichts weniger, als gleiehwerthige Bildungen, sondern, wie wir im letzten Abschnitte noch genauer sehen werden, etwas ganz heterogenes; erstere zelliger Natur und viin der Genitalanlage her gebildet, letztere der ihrer Genese nach so problematischen Körperbedeekung angehörig. Allerdings haben beide Gebilde "bei reifen Würmern auf frischen sowohl, wie auf conservirten und gefärbten Präparaten oft ein recht ähnliches, vielleicht sogar ganz gleiches Aussehen; indessen fehlen in dem Atrium stets die Stacheln, welche die Haut viel- fach auszeichnen und mit derselben sich auch in die Saugnäpfe hinein erstrecken (z.B. D.perla- tiim, confusiim). Dafür geschieht es in der Regel, dass die Innenfläche des Atriums ausgestattet ist mit denselben oder wenigstens ähnlichen Skulpturen, wie sie auch auf der Innenfläche der Genitalleitungswege sich vorfinden; es tritt das Atrium hierdurch schon äusserlich in nähere Beziehung zu den letzteren, als zu der Körperhaut. Im Grunde des Geschleehtssinus liegen nun die eigentlichen Geschlechtsöffnungen. Dass diese bei den verschiedenen Arten weder zu einander, noch zu den Hauptrichtungen des Thierkörpers eine überall gleiche Lagebeziehung' einhalten, ist bekannt; ich verweise in dieser Hinsicht auf die ausführlichen Zusammenstellungen, welche Braun1) gegeben hat. Seihst bei Individuen einer und derselben Art finden hier noch Abweichungen statt, die aber meistentheils, wie mir scheinen will, in den Contractionsverhältnissen des Leibes ihre Ursache haben. Man braucht blos irgend eine lebhafter bewegliche Wurmform einige Zeit ohne Deckgläschen, oder unter nur ganz leichtem Drucke zu beobachten, um sich bald von den fortwährenden Aenderungen in den Lagebeziehungen aller Organe und auch der Genitalöffnungen zu überzeugen. Bei der Conservirung, die gewöhnlich von einer intensiven Zusammenziehung begleitet ist. wird irgend ein beliebiger Zustand fixirt und kommt dann zu eventueller Beobachtung und Beschrei- bung. Ich glaube nach der Untersuchung lebender Thiere diesen Verhältnissen kaum grössere Bedeutung beimessen zu sollen. Das gewöhnliche Verhalten dürfte wohl das sein, dass beide Oeffnungen im Grunde des Sinus nebeneinander liegen; indessen kommen hiervon einige bemerken swerthe Ausnahmen vor, indem gar nicht selten die weibliche Oeffnung in der Seiten wand des Genitalsinus gelegen ist. Es sieht dann meist so aus, als führe der Genitaiporus direct in den männlichen Leitungs- apparat über und der weibliche Canal münde seitlich in diesen hinein; so ist es besonders deut- lich bei den Froschdistomen mit seitlicher Genitalöffhung, ebenso bei dem gleichfalls mit seit- lichem Borns ausgestatteten Distomum perlatum (Fig. 82, 83, Taf. IV, 169, Taf. VIII). Indess ist auch in diesen Fällen das Atrium in ganzer Ausdehnung stets durch seine von derjenigen der Leitungswege verschiedene Auskleidung leicht kenntlich. Auf die Betheiligung des Genitalsinus an der Ausstülpung des Cirrus komme ich an einer späteren Stelle zu sprechen. ') Braun, Broiin's (.'lassen n. Ordnungen 1. c. p. 734 f. ISibliotheca zoologica. Heft in. 23 - 178 - 2. Männliche Organe. a) Hoden. Als die normale Zahl der Hoden dürfte bei den Distomcn wohl allgemein die Zweizahl angesehen werden, die durch Spaltung einer ursprünglich einheitlichen Anlage zu Stande kommt. Diese Sonderling geschieht schon auf einem sehr frühen Stadium in der Entwickelung der Cercarie; dadurch, dass sie von der Hodenanlage aus auch auf den nach vorn, nach der späteren Grenital- öffnung hinziehenden Zellenstrang übergreift, entsteht für jeden der beiden Hoden ein selbst- ständiges Vas deferens. Eine solche Längsspaltung der Samenleiteranlage tritt aber mitunter auch da ein. wo es zu einer Trennung der Hoden nicht kommt, und es dürfte diese Thatsache jedenfalls darauf hindeuten, dass wir es in der Zweitheilung der männlichen Keimdrüse mit einem ursprünglicheren Verhalten zu tlnm haben1). Einfach geblichene Hoden kennen wir unter den Distomen z.B. von Distomum monorchis, pachysomum und Benedenii Stossich, ferner von dem nahe verwandten Amphistomum subclavatum, welches mitunter einen, mitunter zwei Hoden aufweist; endlich besitzt meinen Beobachtungen nach auch Distomum perlatum v. Nordm. stets nur einen einzigen Hoden. Der ebengenannte Wurm sowohl, wie auch das Amphistomum, haben nun in der That stets zwei getrennte Vasa deferentia, und ich halte diesen Bau auch in den anderen Fällen von einfachem Hoden immer für den zu- nächst zu erwartenden. Sollte sieh irgendwo wirklich nur ein einziges Vas deferens ausgebildet zeigen, se hätten wir es mit einem noch weiter moditicirten Verhalten zu thun, indem hier auch die Spaltung der Samenleiter unterblieben ist. Zunächst könnten aber alle die Fälle, in denen bis jetzt ein einfacher Samenleiter besehrieben wurde, zu erneuter sorgfältiger Nachprüfung empfohlen werden2). Auch da. wo mehr als zwei Hoden vorhanden sind, dürften sich dieselben wahrscheinlich auf die Zweizahl zurückführen lassen. Thatsächlich nachweisen kann ich dies für das Distomum cygnoides. Dieser Wurm besitzt im ausgebildeten Zustande meist 9 Hoden, nicht 12. wie Pagen- stecher angiebt3); bei der zugehörigen Cercarie jedoch und desgleichen noch bei neuerlieh an den definitiven Sitz übertragenen jungen Würmern, sind deren nur zwei vorhanden, die in Lage und Form ganz dem sonst üblichen Verhalten entsprechen (Fig. 24. Taf. 1). Erst im Laufe der weiteren Entwickelung spaltet sich jeder von ihnen in eine Anzahl hintereinander liegender Partieon. die unter einander durch Längscanäle, einfache Fortsetzungen der Umhüllungshaut, in Verbindung bleiben (Fig. 23, Taf. I). Dabei' behält Distomum eygnoiäes trotz seiner grösseren Hodenzahl stets nur zwei Vasa deferentia. Dasselbe gilt nach Stossich 4) auch von Distomum polyorchis aus Corvina nigra, wo 24 Hoden in zwei Längsreihen vorhanden sind. So wie hier. ') Die Aenssernng Monticelli's (I. c. p. 82), der anch die Zweizahl der Hoden als das normale erkennt, einen eventuell einfachen Soden aber als durch eine „fusipne delle dne masse testicolari" entstanden erklärt, ist demnach nicht ganz richtig (Nachtr. Zusatz). -) Jlass, wie Monticelli (1. c. p. 84) angiebt, „nei easi di nnico testicolo il deferente, s'intende. e rap- presentato dal vaso eueren te de! testicolo", stimmt für Distomum perlatum und Amphistomum subclavatum jedenfalls u i • - 1 1 t (Nachtr. Zusatz). :,i Pagenstecher, Trematodenlarven u. Trematoden. p. 44. 1 Stossich. Programm;! ilel giimasin minuiunale di Trieste 25. 1887/88. 179 dürften endlich auch die in zahlreichere einzelne Dräschen zerspaltenen Eloden des Distomum Bieltiurdii Lopez, deren Vasa efferentia jederseits alle büschelförmig zu einem gemeinsamen Vas deferens sich vereinigen, durchaus dem oben als Regel angegebenen Verhalten entsprechen; die Cercarie des Wurmes wird nur zwei Boden aufweisen, die ersl später sich in die einzelnen Partieen spalten. Nicht auf die Zweizahl zurückführen lassen sich unserer gegenwärtigen Kenntniss nach die Hndcn der HUliiir.ui : doch ist diese Form ja auch noch in mehr als einer anderen Hin- sieht ausserordentlich aberrant gebaut. Was die Lage der männlichen Keimdrüsen im Körper anbelangt, so ist für dieselbe bei den ausgebildeten Thieren kaum irgend eine allgemeine Regel anzugeben; sie Hegen ganz vorn zu den Seiten von Mundsaugnapf und Pharynx hei Dist. confusum, in der Höhe des Bauchsaugnapfes hei />. medians, hinten im Leihe hei I). clavigerum, ovocaudatum u. a.: in allen diesen Fallen un- gefähr auf gleicher Höhe, symmetrisch zu den Seiten der Mittellinie. In anderen dagegen wird diese Symmetrie gestört dadurch, dass der eine Hoden mehr vorn, als der andere ge- funden wird (Dist. foUum, varieyatum). Es kann endlieh auch ihre seitliche Position verloren gelien und einer mehr oder minder rein medianen weichen: alsdann liegen beide scheinbar gerade hintereinander {Dist. tereticolle, endolobum, Isoporum, leptostomum ti. a.). So ungesetzmässig die Lage der Hoden demnach im allgemeinen zu sein seheint, so gleichmässig und übereinstimmend zeig! sie sich, wenn wir anstatt der erwachsenen die Jugendformen und Cercarien unserer Würmer in's Auge fassen. Soweit ich diese untersuchen konnte, liegen hei ihnen die Hoden immer seitlich der Mittellinie und schräg hintereinander so. dass gewöhnlich der auf der Seite i\vs Keimstockes gelegene der hintere von beiden ist (vergl. hierzu die Fig. 17. '2'2. Taf. 1. 79, Taf. IV. 100, 112, Tat'. V, 129, Taf. VI. 187. Taf. IX): die Verschiebung in die spätere Stellung findet erst während der Entwickelung zur Geschlechtsreife statt. Die vorgenannte Lagerung treffen wir auch da. wo im entwickelten Zustande der Keimstock zwischen die männ- lichen Drüsen eingeschoben ist (Dist. globiporum, Fig. 100, Taf. Vi. und es dürfte demnach in dieser Lagerung wohl ein ursprünglicher Zustand gesehen werden. In histologischer Beziehung sind die Hoden, soweit meine Beobachtungen reichen, in allen Fällen umgehen von einer aus Zellen bestehenden Eigenmembran, die bei völlig reifen und turgescenten Drüsen allerdings immer so dünn wird, dass sie höchstens als „structurlose" Membran, als Tunica propria, erkennbar ist. Die Kerne, die auf jungen Stadien noch unschwer Dachweisbar sind (Fig. 129 M. Taf. VI), werden bei der immer fortschreitenden Dehnung der Haut schliesslich sehr flach : sie rücken ausserdem, da eine Vermehrung während des Wachsthums hei ihnen nicht mehr eintritt, immer weiter auseinander, so dass ihr Auffinden in der letzten Zeit zu den Glücksumständen gehört. Daher berichten wohl auch die relativ zahlreicheren An- gaben der Autoren nur von der Existenz einer „structurlosen" Eigenmembran der Hoden. Bestimmt gesehen worden sind die Zellen der Umhüllungshaut an jungen Distomum endolobum von Schwarze l), sowie an Distomum macrostomum von Heckert2); auch Ziegler beschreibt") von Gasterostomum in der Umgebung der Hoden eine eigene Membran mit kleinen flachen Zilien. Doch hin ich in ' Si hwakze. 1. c. p. :>:;. ') Bei ebbt, 1. c. p. 36. 8) Ziegler, Bttceph. u. Gasterost. p. 25. 23* — 180 — diesem letzteren Falle nielit ganz sicher, üb es sieh hier wirklich um die Zellen der Eigen-, membran der Hoden handelt. Um die Tunica herum kann das Parenchym nicht selten dichter angehäuft und zu tibril- lären, mitunter auch hautartigen Massen zusammengedrückt sein. Eine Auflagerung von Muskel- fasern auf die Hodenhaut, von der verschiedentlich berichtet wird (Summer betr. Dist. hepaticum, Fischer betr. Opisthotretna , Kerkert betr. Dist. Westermanni), habe ich bei den von mir unter- suchten Formen mit Sicherheit nichts wahrgenommen, könnte mich auch von dem Zwecke der- artiger Bildungen nicht recht überzeugen. Andere Uhtersucher sahen denn auch in den von ihnen beobachteten verschiedenen Auflagerungen der Hodenwand keine muskulösen Elemente; so sag! Leuckart, um nur auf dessen Ansichten zu verweisen, über die Hoden des Leberegels: Ihre Wand wird von einer scharf gezeichneten, dünnen Tunica propria gebildet, auf der zunächst eine ziemlich dicke, anscheinend aus Längsfasern gebildete Substanzschicht aufliegt. Deutliehe Muskel- fasern habe ich darin nicht erkennen können. Von dem Distomum spathulatum heisst es: „Die nicht selten anliegenden Muskelfasern gehören dem Parenchyme an", und der Membrana propria der Hoden von Dist. pulmonale endlich -liegt als äusserer Ueberzug eine ziemlich dicke Beleg- schicht von körnig-streifigem Aussehen auf" '). Während bei den Cestoden nach den übereinstimmenden Berichten der Autoren die männ- lichen Keimdrüsen schon auf einem im Verhältmss frühen Stadium ihre Thätigkeit einstellen und zu veröden beginnen, habe ich bei unseren Distomen von einem derartigen Vorgange nir- gends etwas bemerken können. Hingegen berichtet v. Linstow2) betreffs des Distomum cylinäWa- ceum, dass bei alten Exemplaren „Hoden, Keimstock und Schalendrüse mehr und mehr schwinden zu Gunsten des sich immer mächtiger entwickelnden Uterus"; es kann dies jedoch nur auf einer Täuschung beruhen, vorausgesetzt, dass sich die Würmer überall, wo sie vorkommen, gleich ver- halten. Ich habe sehr viele und „zu Eiersäcken entartete" Individuen, nicht nur von Distomum cylindraceum, sondern von allen anderen Arten untersucht, und überall und zu allen Jahreszeiten die Keimdrüsen, Hoden und Keimstöcke, nirgends anders, als mit den Attributen lebhafter Produ cti o nsthätigk e i t angetroffen. Allerdings sind sie bei jenen „Eiersäcken" durch die Masse der Eier oft verdeckt; man braucht aber solche Thiere nur zu färben und zu schneiden, um sieh von der Existenz und der normalen Beschaffenheit aller Drüsen zu überzeugen. b) Samenleiter. Die Eigenmembran der Hoden setzt sich nach vorn zu fort in die Ausführungsgänge. die Samenleiter, oder Vasa deferentia. Auch diese halten zellige Wandungen, und die einzelnen Zellen erreichen an ihnen oft enorme Ausdehnung in der Länge, während ihre Breite und Dicke nur sehr minimal sind. So haben z. B. bei mittelalten Distomum confusum, wo man sie leicht in toto übersehen kann, die Samenleiter eine ungefähre Länge von 0,0 mm, und auf diese Entfernung finden sich nur zwei, in ganz seltenen Fällen drei, aber niemals noch mehr Kerne, so dass 0,3—0,2 nun auf die Längenausdehnung der einzelnen Zellen kommen. Uebrigens darf man sich die Zusammen- ') Leui kai.t. Paras. d. M. II. Aull. p. 223, bezw. p. 345 n. 425. 2) Arch. f. mikr. Anat, 3G. 18'JO. p. 179. 181 Setzung dßr Vasa deferentia aus Zellen nichl so denken, dass diese in gerader Linie an einander gereiht und innen hohl sind: sie stehen vielmehr zweireihig alternirend, entsprechend /.. I>.. wie die Darmepithelzellen kleiner Nematoden und nehmen das Lumen zwischen sieh. Es lässt sieb dieses Verhalten zwar auch an den Samenleitern erwachsener Thiere feststellen, ist aber besonders auf früheren Entwickelungsstadien deutlich (cf. Fig. 68, Tat'. I V und Fig. 162, Tat'. VII). Die Kerne treten an den verhältnissmässig dünnen Canälen zeitlebens mehr oder minder stark buckel- förmig hervor, nur rücken sie mit dem zunehmenden Grössenwachsthum der Würmer immer weiter auseinander und werden zuletzt nur noch relativ selten angetroffen. Diesem letzteren Umstände sehreibe ieh es zu, dass sie oft ganz übersehen, und die Wandungen der Samenleiter dann als structurlos beschrieben wurden : ursprünglich sind dieselben wohl überall zellig1)! Auf der Aussenseite tragen die Wandungen der Vasa deferentia oft (■/.. 1!. Bist, tereticolle, cylmdracewm) eine äusserst feine Kingfaserlage, die ich für Muskeln halte. In {\<>\- That sieht man auch gar nicht selten das Lumen auf gewisse Strecken hin sieh selbstständig contra- hiren und nach einiger Zeit wieder erweitern. In anderen Fällen aber sind Muskehl nicht nach- weisbar (Dist. clavigerum, wo dies auch von Noack constatirt wird *), medians, confusum, eiulolobum, folvum, noäulosum u. a., und dann müssen wohl die auch hier auftretenden schwachen Contractionen der Wände auf eine Zusammenziehung der Zellen selbst geschoben werden. (Mit Contractionen der umgebenden Parenchympartieen hängen diese hier erwähnten Gestaltveränderungen nicht zusammen!). Von einigen Wurmarten wird von den Autoren ausser der Ringfaserlage auch eine darüber hinziehende feine Längsfaserlage constatirt, (Leuckart für Dist. hepaticum und pulmonale, Hf.ckert bei Dist. macrostomum, v. Linstow bei Dist. cylindraceum). Ich habe bei den von mir untersuchten Formen hiervon nichts bemerkt, will aber ausdrücklich betonen, dass ieh diesen Verhältnissen nicht volle Aufmerksamkeit gewidmet habe. Im Inneren der Vas deferentia trifft man bei einigen Arten, namentlich den grösseren. Dist. tereticolle u. a., eine Menge scharfer, meist schräg verlaufender, unregelmässiger Linien, die sich bei genauerer Betrachtung als der optische Ausdruck feiner Faltungen erweisen. Liese Fältchen sind besonders reichlich vorhanden bei leeren und zusammengefallenen ('analen, während sie umgekehrt an stark aufgetriebenen Stellen fast, oder ganz fehlen. Augenscheinlich hat sich, wie wir dies schon bei Besprechung der ganz ähnlichen Bildungen auf der Innenseite des Darmes und der Excretionscanäle vermutheten, die innere Grenzschichte des Protoplasmas der Wand- zellen etwas verhärtet und ihre Elasticität verloren, so dass sie bei einer Verringerung des Querschnittes gezwungen ist. sich in Falten zu legen (cf. Fig. 6$. Tat'. IV). Bei einigen Formen (so Dist. tereticolle, Dist. ascidia, Dist. ascidioides Van Ben.) trägt nun der Endabschnitt der Vasa deferentia unmittelbar vor deren Uebergang in die Samenblase noch eine besondere Ausrüstung in Gestalt eines lebhaft thätigen Fl i mm er epithel es. Dasselbe erstreckt sich Ins in den Grund der Samenblase hinein und beginnt eine verschieden lange Strecke vorher, bei I). tereticolle z. B. 0,23 mm (Fig. (in, Tat'. Hl): bei dem kleinen J). ascidia findet es ') Es verstellt sieh von selbst, dass diese zelligen Wandungen der Gteschlechtsgänge, da sie die direete Fort- setzung der sog. „Turnt a propria" der linden darstellen, dieser auch entsprechen. Die Existenz einer besonderen Eigen- membran der Samenleiter, welche dem inneren Epithel derselben zur Stütze dienen soll, (MONTICBLLI, 1. e. p. 90) kann ieh nicht zugeben: wühl aber werden die Epithelzellen selbst oft so platt, dass sie. wie oben erwähnt, für ein Eigen- membran gehalten werden können (Nachträgl. Zusatz). ') Noack, 1. c. p. :'>."i 182 — sich nur in einem 0,05 mm langen gemeinsamen Theile der Vasa deferentia (Fig. 7.'!. Taf. IV). In allen Fällen aber wimpert es in die Samen blase hinein, und repräsentirt, wie wir bald noch deutlicher sehen werden, eine Einrichtung, welche den Uebertritt der Spermatozoon in die Samenblase zu unterstützen, und ein Zurücktreten derselben in die Leitungswege zu verhindern hat. Ich hege die Ueberzeugung , dass dieses Flimmerepithel bei einer noch grösseren Anzahl von Wurmformen sich wird auffinden lassen; leider wurde ich selbst wegen seiner ausserordentlichen Feinheit zu spät erst auf dasselbe aufmerksam, um noch weitere Nach- forschungen nach seinem Auftreten anzustellen. Der Verlauf der Samenleiter ist allgemein ein ziemlich gestreckter, natürlich aber je nach den gegenseitigen Lagebeziehungen der Hoden und der Genitalöffnung, oder vielmehr des Hinterendes der Samenblase, ein verschiedener. Ausser der am meisten üblichen Richtung von hinten nach vorn, finden wir auch die umgekehrte von vorn nach hinten, z. B. bei Dist. confusum (cf. pag. 103, Fig. 33, :>•">, Taf. II); in der Mitte steht Dist. mediaiis Olsson, wo die Samenleiter 411er durch den Körper von aussen nach der Mitte hinziehen; ähnliches findet sieh auch bei Dist. aseidia und aseidioides (cf. Fig. 51 und 52, Taf. 111) u. s. w. Stets vereinigen sich in der Nähe der männlichen Genitalöffnung beide Samenleiter zu einem einheitlichen Gange, der ganz regelmässig blasenartig anschwillt und die sog. Samenblase, die Vesicula seminalis (= vesicula seminalis exterior, superior, anterior etc. autt.) bildet. Diese mündet ihrerseits mehr oder minder direct durch den Genitalporus nach aussen, theils mit. theüs ohne Dazwischentreten eines besonderen Copulationsapparates. In der Litteratur liegen über die spezielle Ausbildung dieser Endorgane der männlichen Leitungswege eine grosse Zahl sehr eingehender Angaben vor: es würde mich aber zu weit führen, diese hier sämmtlich zum Ver- gleiche herbeizuziehen, umsomehr als auch die von mir untersuchten Arten für sich ein sehr günstiges Vergleichsmaterial abgeben. Ich will mich bei der Besprechung dieser Theile deshalb auf die letzteren Arten beschränken, und nur gelegentlich auf andere verweisen. Betreffs des Verhaltens der Samenleiter mag zunächst noch erwähnt werden, dass sie in den meisten Fällen bis zum Eintritt in die Samenblase vollkommen getrennt verlaufen, aber nicht in allen. Ausnahmen beobachtete ich bei Dist. aseidia, aseidioides, confusum, mediaiis etc., wo vor der Vesicula seminalis überall ein kurzes, gemeinsames Vas deferens vorausgeht, und bei Dist. variegatum, wo die Vasa deferentia bereits kurz vor dem Bauchsaugnapfe sich vereinigen: in manchen Fällen handelte es sich hier übrigens bestimmt nur um ein dichtes Aneinanderlegen. keine Verschmelzung beider Gänge; auch Dist. cygnoides verhält sich ähnlich. E n d a p p a r a t e. Die Endapparate der männlichen Leitungswege besitzen bei den im ersten Abschnitte dieser Arbeit beschriebenen Würmern eine recht verschiedene Ausbildung. Alle die einzelnen Ausbildungsweisen lassen sich aber unschwer zusammenordnen in eine ziemlich ununterbrochene Reihe, welche, vom Einfachen zum Complicirten ansteigend, uns ein Bild der allmählichen Ent- wickelung des ganzen Apparates bei unseren Thieren zu geben vermag. Mit der Darstellung dieser stufenweisen Vervollkommnung desselben hoffe ich zugleich den Nachweis zu liefern, dass er in allen seinen verschiedenen Modificationen einen einheitlichen Ursprung hat. einen Nachweis, - 183 — der später noch durch die Verfolgung der Entwickelung des Apparates eine weitere Stütze finden wird. Die einfachste Ausbildungsweise zeigt der Kndtheil des männlichen Leitungsapparates bei Distomitm folmm v. Olk. (cf. Fig. 76, Taf. IV). Hier treffen wir, wie das schon früher ge- schildert wurde, über dem Bauchsaugnapfe eine mehr oder minder deutlich hervortretende Samen- blasc. in welche sich von hinten her die Samenleiter getrennt inseriren. Sie ist in ihrem hinteren Theile meist am umfangreichsten, verjüngt sieh dagegen nach vorn und biegt dabei zu gleicher Zeit nach der Bauchseite herab, um hier, ungefähr 0,03 mm vor der Mündung in den Genital- sinus. plötzlich zu einem muskulösen 0.012 — 0,016 mm dicken Gange) sich zu verengen. Ich nenne diesen Gang Ductus ejaculatorius im weiteren Sinne: er mündet schliesslich in den Sinus ein. In histologischer Beziehung finden wir die Wand der Samenblase gebildet zunächst aus einem Epithel, dessen Zellen aber nur noch an den spärlichen, ein wenig in den Innenraum der Blase vorspringenden Kernen erkennbar sind. Auch sie können aber, wenn die Füllung mit Spermatozoen eine starke ist. durch diese so verdeckt werden, dass sie zu fehlen scheinen und die Blasenwand dann lediglich aus einer „structurlosen" Membran von ca. 0.002 mm Dicke ge- bildet wird. An der Uebergangsstelle in die Samenleiter verdickt sich dieses Epithel meist ziemlich auffällig und bildet im optischen Schnitte zwei von der Wand her nach innen vor- tretende und sich berührende Wülste, in denen sich gewöhnlich je ein Zellkern nachweisen lässt. Diese Einrichtung, die wir später noch sehr regelmässig wiedertreffen werden, repräsentirt ohne Zweifel eine Art Verschluss der Samenblase, welcher ein Zurücktreten von Spermatozoen in die Leitungswege zu verhindern hat (Fig. 80, Taf. IV). Leider habe ich es verabsäumt, hier nach dem oben erwähnten Flimmerepithel der Vasa deferentia zu suchen. Aeusserlich dieser Zellenwand aufliegend bemerkt man, namentlich am Bande deutlich, eine sehr feine und scharf gezeichnete Lage von Ringfasern, die dicht, in regelmässigen Ab- ständen, rings um deren Peripherie herumlaufen. Da, wo die Blase sehr ausgedehnt ist, scheinen sie feiner, als da, wo dies weniger der Fall. Von Längsmuskeln habe ich mit Sicherheit nichts entdecken können, doch dürften sie immerhin vorhanden sein. Die Muskellage sowohl, als auch die innere zellige Wand setzen sich nun auf den vorderen, verengten Abschnitt fort. Die erstere ist hier augenscheinlich verstärkt, und es gesellt sich zu ihr auf ihrer Aussenseite eine wenig in die Augen fallende Längsmuskelschicht. Ein etwas verändertes Aussehen bietet die innere Auskleidung des Ductus ejaculatorius dar. Sie ist zunächst etwas dicker, als die Wand der Samenhlase, was allerdings wohl nur auf die verschiedenen Dehnungsverhältnisse beider Häute zu beziehen ist. Ausserdem aber zeigt sich die Innenfläche, die in der Vesicula noch durchaus glatt war, eigenthümlich rauh; sie springt in zahlreiche und dicht aneinander gedrängte kleine Erhebungen vor. welche in ihrer Gesammtheit an den Zottenbesatz auf der Innenfläche des Säugethierdarmes erinnern. Kerne sind in dieser Schicht gelegentlich noch nachzuweisen, so dass dadurch ihr zelliger Ursprung und ihre Gleichheit mit der Wand der Samenblase docu- mentirt wird. Samenblase und Ductus liegen vollkommen frei in dem Parenchymc des Wurmkörpers. Allerdings sieht man bei starker Füllung der ersteren die dicht anliegenden Parenchymtheilc meist etwas hbrillär zusammengedrückt, eine Erscheinung, die sich ja vielfach bei turgescenten Organen des Distomenkörpers wiederholt. In der Umgebung des Ductus ejaculatorius treten als einzig Auffallendes eine spärliche Anzahl kolbenförmiger Zellen mit hellem, feinkörnigen Plasma — 184 — uiiil .sein1 deutlichem, runden Kerne auf. die ohne besondere Regelmässigkeit zwischen den Parenchym- zellen verstreut liegen. Ihre verjüngten Enden sind ausnahmslos nach dem Säulengange zu ge- richtet, und man sieht gar nicht selten den einen oder den anderen dieser Ausführungsgänge durch die Wand desselben hindurch nach Innen treten. Manchmal sitzt hier dem Drüsengange ein kleines hügeliges Tröpfchen des stark glänzenden, farblosen Secretes noch auf; ähnliche Tröpfchen rinden sich in grösserer oder geringerer Zahl dann auch frei in dem Lumen des Ganges vor. Am dichtesten häufen sich die Eintritte der Drüsenausführungsgänge immer an dem der Samenblase zunächst anliegenden Abschnitte des Ductus: nach vorne zu werden sie spärlicher, und schon ca. <>.o2 nun vor der Mündung durchbrechen keine mehr die Wand desselben. Diese Drüsenzellen sind ihrer Lage nach als Pros tat adrüsen zu bezeichnen. Durchaus analog, wie hier geschildert, gestalten sich die Verhältnisse auch bei dem mit dem eben besprochenen Wurme so nahe verwandten Distomum cygnoides (Fig. 127 und 131, Taf. VI). nur dass hier in Folge, der bedeutenderen Körpergrösse alle Theile stärker ausgebildet und des- halb auch deutlicher erkennbar sind. Die Kerne der Samenblasenwand treten fast stets hervor, ebenso deren Muskulatur. Von den Kernen im Ductus ejaculatorius habe ich hier bei völlig erwachsenen Exemplaren nichts mehr währnehmen können, hingegen sind sie bei solchen im Beginne der Eibildung meist unschwer auffindbar. Betreffs der Beziehungen zum Parenchym und dem Verhalten der Prostatadrüsen ist dem trüber Gesagten nichts neues hinzuzufügen. Auf derselben Stufe der Ausbildung stehen, soweit ich gesehen habe, auch die End- apparate des Bist, ovocaudeitum und leptostomum Olss. (Fig. 133, Taf. VII); ein Unterschied be- steht hei letzterem nur darin, dass die Samenblase ziemlich lang und in mehrfachen Schlingen aufgewunden ist und dass auch der Ductus ejaculatorius eine nicht unbeträchtlich bedeutendere Länge besitzt, Etwas höher ausgebildet aber zeigen sich die uns hier beschäftigenden Apparate bei den beiden kleinen Fledermausdistomen, die ich besonders aus diesem Grunde hier mit herangezogen habe, und ihnen scbliesst sich dann direct das Distomum tereticolle an. Schon bei Distomum aseidioides, mein- noch bei Distomum aseidia fällt zunächst die be- trächtliche Länge der Samenblase auf (Fig. 72, Taf. IV). Sie repräseiitirt einen vor dem Bauch- saugnapfe gelegenen, mehrfach geschlungenen Schlauch, der in die Länge gestreckt, bei dem gezeichneten Exemplare die Länge von ca. 0,60 mm erreichen würde, das sind ca. 3/s der ge- sanunten Körperlänge. Seine Weite ist im Verhältniss hierzu eine geringe zu nennen, denn sie steigt an der stärksten Stelle nicht, über <>,ir_> nun. In das Hinterende der Samenblase tritt etwas von der Seite her der Samenleiter ein, der, wie ich schon oben erwähnte, hier aus der d.h.") min vorher erfolgenden Vereinigung beider Vasa deferentia entstanden ist (Fig. 73. Taf. IV). Die histologische Structnr der Samenblase weicht in keiner Hinsicht von der bis jetzt bekannten ab; ihre eigentliche Wand besteht aus einem sehr flachen Epithel, von dessen Kernen fast stets einige sichtbar sind. . An dem Uebcrgange in den Samenleiter bemerkt man deutlich hervoi'- tretend die Verschlusszellen, die, wie der eintretende Samenleiter selbst, auf ihrer Innenfläche ein nach vorn wirkendes lebhaftes Flimmerepithel tragen. Sehr hübsch kann man die Wirkung desselben an Exemplaren, die nicht sehr viele Spermatozoen in der Samenblase enthalten, beob- achten. Die Samenfäden, die sonst in alle Lücken und Winkel eindringen, halten sich hier stets in respectvoller Entfernung von den wimpemden Härchen, und selbst diejenigen, welche mit dem Kopfe dem hinteren Ausgange zustreben, werden durch die energischen Bewegungen derselben — 185 — zurückgehalten und schliesslich zurückgewiesen. Auf dem Epithele der Samenblase lieg! ausser lieh wiederum eine Ringfaserlage von der gleichen Beschaffenheit, wie früher: eine Längs- muskulatur habe ich auch hier nicht sicher finden können. Der Ductus ejaculatorius ist ausserordentlich kurz; er ist der im Verhältniss kürzeste, den ich bis jetzt kenne und repräsentirt eine kaum 0,02 mm lange, etwas stärker muskulöse Verbindung des äusseren Endes der Samenblase mit dem Grunde des Genitalsinns, der hier eben- falls äusserst dürftig ausgebildet ist. In histologischer Hinsicht gilt von ihm das, was ich betreffs desselben Theiles bei Distomum folium sagte. Etwas modificirt erseheint das Verhältniss zwischen Samenblase und umgebendem Paren- chyme. Das letztere schliesst zwar auch hier allseitig dicht an die erstere sich an, indessen fällt schon bei oberflächlichem Hinsehen hier eine fibrilläre Verdichtung desselben auf, welche mantelartig die Windungen der Samenblase einschliesst. Dass es sich hierbei thatsächlich nur um eine Verdichtung des Parenchyms. nicht um eine besondere Membran handelt, dürfte daraus hervorgehen, dass der fibrilläre Mantel oder Sack nach aussen sowohl, wie nach innen durchaus ohne scharfe Grenze in die normalen blasigen Parenchymzellen übergeht. Es macht den Ein- druck, als oli bei seiner Entstehung ein Druck, nicht von der Samenblase allein, sondern von den dieser zunächst anliegenden und ihre Windungen rings herum einhüllenden und nach aussen abschliessenden Parenchymzellen auf die Umgebung erfolgt sei, und dass diese Umgebung bis zu einem gewissen Grade dem Drucke nachgegeben habe. Die Prostatadrüsen, die ebenfalls nur spärlich vorhanden sind, liegen sämmtlich innerhalb des Parenchymsackes zwischen den der Samenblase direct benachbarten Parenchymelementen. Sie ergiessen sich wiederum vorzugsweise in den hinteren Abschnitt des Ductus ejaculatorius; direct an der Mündung finden wir keine Einmündungen mehr. Distomum aseidioides unterscheidet sieh von dem hier geschilderten Verhalten des Dist. aseidia nur untergeordnet durch den Besitz etwas zahlreicherer Prostatadrüsen, und eine etwas geringere Längsstreckung der Samenblase. An beide Würmer schliesst sich nun, wie oben schon vorgreifend mitgetheilt wurde, eng das Distomum tereücolle an (Fig. 59 und 60, Taf. III, und Fig. 66 und 67, Tat'. IV). Das, was vi m der Vesicula seminalis des Distomum aseidia gesagt wurde, gilt genau auch von der des D. tereiicoMe; sie repräsentirt einen langen, mehrfach in ziemlich dichten Windungen aufgeknäuelten Schlauch von ca. 0,06 — 0,1 mm Durchmesser, in welchen von hinten her die A'asa deferentia ein- treten. Dieselben vereinigen sich hier nicht vorher, sondern bilden bei ihrer Verschmelzung '•est die Samenblase, welche gegen sie wiederum durch den schon erwähnten Zellenverschluss abgesperrt ist. Auch liier setzt sich das Flimmerepithel der Samenleiter auf die Verschluss- zellen fest, und die Wirkung desselben ist durchaus dieselbe, wie ich sie von Distomum aseidia oben kurz schilderte, nur kann man sie hier, wegen der grossen Nähe des Saugnapfes und der meist starken Füllung der Samenblase nur sein' selten zu Gesicht bekommen. Die Wand der Samenblase zeigt dieselbe Structur, wie bisher. An ihrem Uebergange in den Ductus ejaculatorius findet sieh der schon im ersten Abschnitte genauer beschriebene, complicirtere Verschlussmecha- nismus, auf den ich bei Besprechung seiner Entwickelung nochmals zurückkommen werde. Der Ductus ejaculatorius selbst schliesst sich in seinem Verhalten principiell dem bisher besprochenen an. Er repräsentirt einen bis zu 0,3 mm lang werdenden, muskulösen ('anal, der in seiner. der Vesicula seminalis zunächst benachbarten Hälfte wiederum die Einmündungen der Prostata Bibliotheca Zoologien, Heft IG. 24 186 — drüsen erkennen lässt. Hier finden wir, abgesehen von der Localisirung der Drüsenmündungen selbst, zum ersten Male eine Andeutung einer specifisch ausgebildeten ..Pars prostatica" des Leitungsweges, indem der hintere, die Drüsengänge aufnehmende Abschnitt desselben durch eine um eine Spur grössere Weite sieh auszeichnet. Sobald die Drüsen nach vorn zu aufhören, sinkt auch sein Durchmesser schnell auf das geringere Maass herab (0,014 auf 09). Die fibrilläre Abgrenzung gegen das umgehende Körperparenchym tritt hier noch deut- licher in die Erscheinung, als bei Distomum ascidia; wir finden einen aus parallel verlaufenden Fibrillen gebildeten Sack, der aber auch jetzt noch augenscheinlich nicht eine feste Membran darstellt, sondern nach beiden Seiten ganz allmählich in das lockere Gefiige des gewöhnlichen Parenchyms übergeht. Bei schwächerer Füllung der Samenblase verwischen sieh seine Grenzen namentlich nach vorn, nach der Mündung der Leitungswege hin. dermassen, dass es schwer ist, irgend ein vorderes Ende bei ihm zu constatiren (Fig. ">9. Taf. III). Am schärfsten tritt seine Wandung immer da hervor, wo die Windungen der Samenblase dicht an ihn herantreten. In den bis jetzt geschilderten Endapparaten der männlichen Leitungswege haben wir eine verhältnissmässig niedrige und einfache Stufe der Ausbildung vor uns. Es ist dieselbe Form der Endorgane, wie wir sie bereits von dem Distomum pulmonale und Distomum spathulatum durch Leuckart's Untersuchungen1) kennen und wie sie neuerdings Walter2) auch bei Monostomum proteus und M. reticularn nachgewiesen hat. Von einem wirkliehen Copulationsapparate ist hierbei noch keine Rede; wir finden am Ende des Leitungsweges zunächst ein Reservoir, in welchem die gebildeten Genitalproducte sich eine Zeit lang aufhalten und in grösseren Quantitäten sich ansammeln können; darauf folgt ein ziemlich kurzer, muskulöser Abschnitt, welcher wohl nur den Zweck hat, ein unzeitiges Entweichen der Samenfäden nach aussen, sowie ein zufälliges Entleeren derselben bei den Contractionen und Bewegungen des Körpers zu verhindern ; soll eine Entleerung der Samenblase stattfinden, dann dürfte diese in der Hauptsache wohl bewerkstelligt werden durch die Eigenmuskulatur derselben, vorausgesetzt, dass kein grösserer Druck zu überwinden ist. An eine Ausstülpung des Endtheiles des Ductus ejaculatorius ist hier nicht zu denken, vor allem, weil nicht die geringsten Einrichtungen da sind, eine solche zu bewirken. Hingegen ist es von vornherein nicht als unmöglich hinzustellen, dass bei starker Contraction der gesammten Leibesmuskulatur der kleine Genitalsinus nach aussen vorfällt. Er müsste dann eine niedrige, papillenförmige Erhebung darstellen, auf deren Oberfläche getrennt die beiden Grenital- öflhungen liegen. Ich selbst habe etwas derartiges freilich nicht gesehen, doch könnte, wie schon bei Beschreibung des Dist. folium vermuthet, die Erwähnung eines kleinen „tuberculum" vor dem Bauchsaugnapfe dieses Wurmes bei v. Olfers (1. c.) hierauf sich beziehen lassen. Es kann somit bei unseren Würmern das Stattfinden einer echten Begattung und Copulation, mit Hülfe besonders dazu vorhandener Apparate, überhaupt nicht in Frage kommen; dieselben sind in Folge der Construction ihres Genitalapparates höchstens in die Lage versetzt, eine Befruchtung zu üben: ob das nun eine Selbstbefruchtung oder eine gegenseitige sein wird, haben wir später noch genauer zu untersuchen. Neben dem Fehlen von Begattungsorganen ist bei unseren Thieren weiterhin von Interesse die Existenz eines anfangs allerdings noch höchst unvollkommen ausgebildeten Sackes, welcher ') Parasiten d. M. 11. Aufl. p. 346 u. 424. ;i VVALTEB, Unters, üb. d. Hau d. Tiein. Z. f. w. Z. 56, 1893. p. 22G. IST aber doch die Tendenz zeigt, die Samenblase, Liberhaupt den Endtheil des Geschlechtsweges zu umfassen. Er repräsentirt zunächst nichts anderes, als eine etwas zusammengepresste Schichte des Körperparenchyms, die nach innen und nach aussen völlig unvermerkt in das normale Ge Piige des letzteren übergeht, und ebenso nach vorn und nach hinten nicht allenthalben scharf begrenzt ist. Das Verständniss für das Zustandekommen eines solchen verdichteten Parenchym- streifens in der Glitte von zwei durchaus weich und gleichartig aussehenden Nachbarpartieen wird uns die Entwickelung des Apparates liefern: gegenwärtig sei nur auf seine Existenz auf- merksam gemacht. Dadurch nun. dass an seine Stelle eine continuirliche, mit Muskeln durch- setzte Haut tritt, bekommen wir jene Bildung des Genitalapparates, die wir allgemein mit dem Namen Cirrusbeutel bezeichnen. Ein solcher Cirrusbeutel scheint der Mehrzahl sämmtlicher Distornen zuzukommen, obgleich er in den einzelnen Fällen noch eine recht verschieden vollkommene Ausbildung zur Schau trägt. Charakteristisch für ihn ist nicht nur, dass seine Wand mit Muskelfasern aus- gestattet ist. sondern vor allem der Umstand, dass er vom und hinten allseitig fest mit der Wand des Leitungsweges verwachsen ist. Die Verbindung von Cirrusbeutel und Leitungsweg erfolgt hinten am üebergange der Vesicula seminalis in die Vasa deferentia, vorn au der Stelle, wo der Ductus ejaculatorius in den Genitalsinus übergeht (cf. z. B. Fig. 1(39, Tat'. Villi. Durch diesen allseitigen Abschluss des Cirrusbeutels wird bewirkt, dass ein von ihm ausgeübter Druck sieb auf den durch ihn hindurchziehenden .Leitungsweg und damit auch auf dessen Inhalt fortpflanzt; welche Folgen dies weiter hat. werden wir später sehen. Betrachten wir zunächst den Bau des mit einem solchen Cirrusbeutel versehenen End- apparates hei einer Form, wo derselbe eine noch verhältnissmässig geringe Ausbildung besitzt. also z. B. hei Distomum etidolobum (ef. Fig. 158, Tai'. VII). Der Leitungsweg selbst schliesst sieh in seinem Verhalten bis auf wenige Aenderungen hier noch durchaus dem an. wie wir ihn bei den Formen ohne Cirrusbeutel kennen lernten. Aus der Vereinigung der Samenleiter entsteht eine Samenblase von schlauchartiger Gestalt, die in den meisten Fällen einmal schlingenförmig umgebogen ist. In histologischer Hinsieht zeigen ihre Wandungen ein Haches Epithel mit mehr oder minder deutlieh hervortretenden Kernen und eine änsserlich aufgelagerte feine Uingnuts- kulatur, zu der sieh hier, augenscheinlich, eine noch feinere Längsmuskulatur gesellt. Der Ver- sehluss gegen die Samenleiter wird wiederum von polsterartig nach innen vorspringenden Wand- zelleu und von den ringsum dicht anschliessenden Muskelwänden des Cirrusbeutels gebildet: von der Existenz von Flimmerhaaren habe ich nichts bemerkt. Auf die Samenblase nach vorn folgt der Ductus ejaculatorius im weiteren Sinne, der sich nunmehr regelmässig in eine Anzahl ver- schiedener, und meist deutlich von einander unterscheidbarer Abschnitte zerlegt. Hei den Würmern ohne Cirrusbeutel, speciell bei Distomum tereticolle, fanden wir an die Samenblase sieh anschliessend zunächst einen etwas erweiterten Abschnitt des Ductus, der die Mündungen der Prostatadrüsen in sieh aufnahm, und den ich in Anschluss an Leückart und Poiriee als Pars prostatica bezeichnete; diese Pars prostatica tritt nun hier ganz regelmässig als mehr oder minder deutlich gesonderter Abschnitt hinter der Samenblase auf. Hei unserem Distomum endohbum ist es eine kleine, zwiebeiförmige Anschwellung des Leitungsweges, welche sieh gegen die Sainenblase ziemlieh scharf durch eine stark muskulöse Einschnürung, gegen den folgenden Theil des Leitungsweges weniger scharf absetzt (Fig. 158 PP, Taf. VTTT). Ihr histologisches Verhalten bietet keine Abweichungen gegen früher, nur wird ihre zellige Wandung schon früh- — 188 — . zeitig so dünn, sie verlierl auch, wahrscheinlich in Folge der zahlreichen Durchbohrungen durch die Drüsengänge, ihre Kerne so vollständig, dass man .sie, namentlich bei dem erwachsenen Wurme. für structurlos zu halten verführt wird. Dass dies ein Irrthum ist, wird die Entwickelung dar- thun. Der Innenraum dieser Pars prostatica findet sieh nur selten leer, vielmehr zeigt er sieh meisten Sx angefüllt mit stark lichtbrechenden, ziemlich scharf gegen einander abgesetzten Körper- chen, die namentlich längs der Wand so regelmässig nebeneinander liegen, dass man den Eindruck eines zweifellosen Epitheles erhält. Freilich lassen sich in diesen ,. Epithelzellen1' weder im frischen, mich im conservirten und gefärbten Präparate Kerne, die nothwendigen Attribute der typischen Zelle, nachweisen, was aber sofort begreiflich wird, wenn wir erfahren, dass diese Gebilde mit Zellen nichts zu tliun haben. Ihre wahre Natur wird uns ein Blick auf die Fig. 185, Tat'. IX sofort klar machen, wo die Pars prostatica eines noch ziemlich jungen Wurmes derselben Art dargestellt ist. Hier sieht man im Inneren der schon deutlich abgegrenzten An- schwellung einige kugelige Tröpfchen einer körnigen, stark lichtbrechenden Masse, von denen die grössten frei im Innenraume gelegen sind, die kleineren aber theilweise vollkommen klar den Ausführungsgängen der einmündenden Prostatadrüsen aufsitzen. Die Kügelchen sind nichts anderes, als Tröpfchen dfr< von den Prostatadrüsen gelieferten Secretcs. die die Eigenschaft besitzen, nicht mit einander zu verschmelzen, sondern stets isolirt bleiben. Später verlieren sie ihre körnige Beschaffenheit und werden mehr homogen, glänzend, behalten aber die letztgenannte Eigentümlichkeit unverändert bei; durch Untersuchung älterer Wurmindividuen kann man sich dann unschwer davon überzeugen, dass sie mit der Zeit immer reichlicher in der Pars prostatica sich ansammeln, sich gegenseitig abplatten, am Rande alier, wo sie immer eine Zeit lang noch mit den Ausführungsgängen der Drüsen zusammenhängen, ganz naturgemäss jene epithelartige Gruppirung annehmen. In der Mitte dagegen trifft man fast immer isolirte Tröpfchen an. Bei Distomum endölobum ist, wie erwähnt, die Entwickelung dieser Pars prostatica noch nicht sehr auffällig. Sie trägt auf ihrer Aussenfläche den üblichen Belag mit Längs- und Ring- fasern, und geht min nach vorn über in den dünneren, muskulösen Theil des Ductus ejaculatorius. Derselbe schliessl sich in seinem histologischen Verhalten durchaus an den des Distomum tereticolle an, trägt äusserlich eine Längs- und Ringmuskulatur, die directen Fortsetzungen der ent- sprechenden Bekleidungen der Pars prostatica und im Inneren sein Epithel. Wie früher ist dies aber auch hier im ausgebildeten Wurme als solches nicht mehr erkennbar, vielmehr hat es seine Kerne verloren auf dem Stadium der Fig. 185. Taf. IX sind sie z. P>. sowohl in der Pars prostatica, als im Ductus noch vorhanden - und dafür die schon früher geschilderte, in dicht gedrängt stehende Zäpfchen und Zöttchen zerspaltene Oberfläche angenommen. Die Länge dieses Ductus ejaculatorius ist im Verhältniss zu früher nicht unbeträchtlich vergrössert; es kommt gar nicht selten vor, dass er auf seinem Wege nach dem Grunde des Genitalsinus, in den er ein- mündet, nicht mehr einen gestreckten Verlauf einhält, sondern dass er sich krümmt und windet. zunächst freilich nur schwach, Bei Distomum endölobum bleibt dabei seine Stärke von der Pars prostatica an bis zum Eintritt in den Genitalsinus ungefähr die gleiche, beim erwachsenen Tbiere durchschnittlich <*.U1 mm. Nur dicht vor der Mündung kann man mitunter an ihm eine leichte Erweiterung constatiren, die aber nicht mit einer Verdickung der Wände verbunden ist. Aus dem hier kurz geschilderten Verhalten des Endstückes des Leitungsweges ergiebt sich nun ohne Weiteres, dass dasselbe bei unserem Wurme principiell in keiner Weise abweichend ge- IS'.I — haut ist von demjenigen, welches wir bei den früher besprochenen Distomen kennen Lernten. Ein einziger Unterschied besteht in der grösseren [ndividualisirung der Pars prostatica, zu der sich eine geringe Verlängerung des Ductus ejaculatorius gesellt. Wenden wir unsere Aufmerksamkeit jetzt auf die directe Umgebung des Apparates, dann werden wir auch bei dieser in der Eaupt- sache volle Uebereinstimmung mit drin uns bereits Bekannten vorfinden. Vor allem treffen wir in der Umgebung der Pars prostatica die Prostatadrüsen bei Distomum endolobum nicht sehr zahlreiche, kolbenförmige Zellen mit etwas körnigem, lichtbrechenden Plasma und rundem, bläschen- förmigen Keime, deren Ausführungsgänge sammt und sonders ihrem Secretraume, eben der Pars prostatica, zustreben. Sie liegen mehr '«In minder dicht umgeben von Zellen, die, wenn auch durchgängig kleiner, doch in ihrem sonstigen Verhalten durchaus an die Parenchymzellen erinnern und eine augenscheinlich weiche, bindegewebige Masse darstellen. Gegen das Parenchym des Körpers wird diese Masse nun abgeschieden durch den Cirrusbeutel, der seiner Lage nach, wie betont, dir sackartigen Parenchymverdichtung des Distomum tereüoolle entspricht. Der Cirrusbeutel scheint im ausgebildeten Zustande lediglich aus Muskulatur zu bestehen; indess kann man bei jüngeren Würmern als Unterlage für dieselbe mitunter noch eine feine, scharfe Grenzlinie, den optischen Ausdruck einer „structurlosen Tunica propria" erkennen. Es hat mitunter auch den Anschein, als ob sehr kleine, Hache Kerne, die man spärlich dieser Tunica angedrückt findet, ihr zugehören. Obwohl wir später sehen werden, dass dies thatsächlich der Fall ist, konnte ich doch die entsprechende Ueberzeugung durch Betrachtung bloss der er- wachsenen Würmer nicht gewinnen. Der Membran Liegen nach aussen zunächst Ringfasern auf, die dicht nebeneinander parallel um die Peripherie des Beutels herumlaufen ; auf diese folgen nach aussen zu deutliche und ungefähr ebenso starke Längsfasern, die man bei oberflächlicher Einstellung in toto, auf dein optischen Längsschnitte als eine scharfe, über den Querschnitten der Ringfasern hinziehende Linie erkennt (Fig. 158 LM, Taf. VII). An dem Hinterende der Samenblase schliesst sich der Cirrusbeutel dicht um die eintretenden Vasä deferentia herum, vorn tritt rv an der Uebergangsstelle des Ductus in den Sinus mit den Wänden beider in feste Ver- bindung. Die äusserlich ihm anliegenden Theile des Körperparenchyms zeigen nicht selten, wie früher, die als Druckerscheinungen aufzulassende fibrilläre Structur; in allen Fällen aber schliest das Parenchym dicht an den Beutel an. Mit dem Baue des Endapparates bei dem Distomum endolobum haben wir das Schema kennen gelernt, nach welchem die gleichen Organe bei allen übrigen, ebenfalls mit einem solchen Cirrusbeutel ausgestatteten Wurmformen construirt sind. Die Unterschiede und Abweichungen' die wir jetzt noch kennen lernen wollen, werden sich nur als solche gradueller, nicht principieller Natur erweisen '). Ji Das. was MoNTicKLi.l über diese Verhältnisse berichtet, ist ziemlieh unklar und schwer verständlich. Ab- gesehen von der durchaus unhaltbaren Auffassung des Cirrusbeutels als einer Fortsetzung des Samenleiters, und des l'enis als einer Einstülpung der äusseren Haut, seheint er verschiedentlich Samenblase und Cirrusbeutel (tasca de) pene) mit einander verwechselt zu haben. Kr spricht nirgends von dem Fehlen der tasca de! |iene, obgleich unter den von ihm untersuchten Arten das Dist. Ricliiardii sicher eine Form ist, welche, der gegebenen Abbildung (1. c. Taf. 7, Fig. '.'7) nach, des Cirrusbeutels entbehrt und sich in Bezug auf den Bau der Endapparate seiner Genitalien an unser Dist. cygnoides anschliesst. Was Montick.u.i weiter dort l'enis nennt, ist nichts anderes, als •unser Ductus ejaculatorius ; über die voll- ständige Abwesenheit eines ausstülpbaren Penis ist er sich augenscheinlich dnrehaus nicht klar. So heisst es u. a. auf pag. 8ii, üass „nelle forme a tasca peniea piecola il pene b molto ridotto, es. f). Hichiardii, /'. cc&yptrocotyle, e, piü volte, non mi e stato dato di vederdo. Penso che, in questi casi, esso. forse, manr.i. come, infatti, hanno osservato L90 — Was zunächst die Samen blase1) anbelangt, so zeigt diese im Allgemeinen ein sein- gleich- massiges Verhalten. Sic Liegt vor allem bei den hier besprochenen Wurmformen ganz allgemein vollständig im Inneren des Cirrusbeutels midist ein bei erwachsenen Thieren immer reichlich mit Samenfäden gefüllter Schlauch, der selten mehr wie eine volle Schlinge macht. Die Existenz dieser Schlinge ist augenscheinlich nur auf die räumlichen Verhältnisse des Cirrusbeutels zurückzufahren und in letzter Instanz wohl auf eine nachträgliche Volumenzunahme der Samenblase, welche in gestreckter Lage innerhalb des Beutels keinen Raum mehr fand. Unter den von mir unter- suchten Würmern ist übrigens eine Form, bei der die Samenblase einen ziemlich gestreckten Verlauf und damit der Cirrusbeutel eine beträchtliche Länge aufweist, das Distomum varie- gatwin Hrn. ( Fig. 45. 48, Taf. II und Fig. 134 und 135, Tat. VII). Hei einem noch nicht einmal völlig ausgewachsenen Exemplare des Wurmes von ca. 13 mm Länge beträgt die Länge der Samenblase 4,3 mm, also fast genau den dritten Theil der Gesammtlänge, der Cirrusbeutel — der ja noch den Ductus ejaculatorius enthält - über 5 mm. Die Weite ist im Verhältniss zu dieser Länge nur gering, und steigt selten über 0,12 mm. Jn histologischer Hinsicht unter- scheidet sich diese Samenblase ebensowenig von den schon bekannten, als die der anderen, hier nicht besonders nahmhaft gemachten Formen. In Bezug auf die Gestalt der Samenblase hätte ich noch zu erwähnen, dass dieselbe in ihrer ganzen Ausdehnung nur selten gleich dick ist : abgesehen von einer stets etwas stärkeren Füllung des hinteren Endes, wodurch dieses besonders aufgetrieben erscheint, treffen wir sehr regelmässig die mittlere Partie mehr oder minder ver- seil mächtigt (Fig. 82, Taf. IV, Fig. 96, Taf. V, Fig. 106. Taf. VIII). Diese Verschmächtigung kann so weit gehen, dass die Vesicula in zwei förmliche Abschnitte zerfällt, die durch einen deutlich abgesetzten, dünnen Verbindungsgang mit einander in Communication stehen [•/.. B. Fig. 158 und 169, Taf. VIII). Trotz ihres constanten Auftretens und trotzdem sie sieh auch, wie ich vorgreifend erwähnen will, frühzeitig und selbstständig anlegt, glaube ieli ihr doch keine prin- cipielle Bedeutung beimessen zu sollen: jedenfalls kann sie bei allen Formen, bei denen sie sonst nachweisbar ist, gelegentlich auch vollkommen fehlen. Was die Pars prostatica anbelangt, so zeigt dieselbe eine noch geringere Ausbildung, als bei dem Distomum endölobum, bei Distomum variegatum (Fig. 134, 135, Taf. VII). wo sie kaum noch als besonderer Theil des Ductus ejaculatorius erscheint. Entsprechend diesem geringen Hervortreten des Secretraumes ist auch die Zahl der Prostatadrüsen eine nicht sehr bedeutende, ihre Gestalt hingegen die gewöhnliche. Deutlich sind Pars prostatica und Drüsen ausgeprägt che manca, in altre forme, il PoiRIER. FRITSCH, LeüCKART o . .- : pag. H't ilagegen stellt betreffs des D. RichiarJii: „la tasca ilel pene e molto piecola . . e piriforme, eil il pene, che mai nii e riuscito veder svaginato, assai breve". In Wirklichkeit besitzt der in Rede stehende Wurm weder einen Cirrusbeutel, noch einen wirklichen Penis: betreffs einer Anzahl anderer Formen mit .tasca del pene relativamente piecola" (D. contortum, etc.) lässt sich kein bestimmtes Urtheil fällen, da von diesen keine genügenden Abbildungen gegeben werden (Nachtr. Zusatz). ') Der Name Vesicula seminalis, Samenblase ist einmal seit längerer Zeit bereits für das Samen- reservoir der männlichen Geschlechtsorgane wohl eingebürgert, er bietet andererseits bei seiner Kürze eine so leichte Unterscheidbarkeit gegenüber dem als Receptaculum seminis, Samen tasche, bezeichneten Samenreservoir der weiblichen Genitalien, dass ich keinen Grund sehe, warum er lallen sollte. Trotzdem fühlt Monticki.i.i .las Bedürfniss, ihn durch die Bezeichnung ricettaeolo seminale maschile zu ersetzen (1. c. p. 84), eine Bezeichnung, die neben der grosseren Umständlichkeit noch die Eigenschaft besitzt, leichter zu Verwechselnngen mit dem ricettaeolo seminale femminile Anlass zu geben. Warum aber überhaupt eine Namensänderung, wenn der Begriff derselbe bleibt? Durch blosse Einführung neuer Namen wird die Wissenschaft nicht gebessert ! 191 ^- bei Distomum cylindräceum , perlatum , nodttlostim, globiporum etc.; ihre bei Weitem grösste und mächtigste Ausbildung aber erreicht sie bei den drei Froschdistomen mit seitlicher Genital- öffiaung, den Dist. cohfusum, clavigerum und nulluni*, sowie bei Dist. isoporum. Sic repräsentirt hier, während sie sich bei allen den vorher genannten Formen leichi der Beobachtung entzieht, einen sehr ansehnlichen, auf den ersten Wirk in die Augen fallenden und mehr oder minder kugeligen Körper, der auch bereits mehrfach beschrieben ist. So berichtet Schwarze betreffs des Distomum clavigerum von einem „kugeligen Organ" mit muskulösen Wänden, die innen ein „einschichtiges Epithel von dünnwandigen Zellen" trägt, „welche in radialer Richtung so stark in die Länge gestreckt sind, dass sie mir ein kleines Lumen frei lassen". Las Plasma dieser Zellen ist sehr feinkörnig, die Kerne liegen an der Wand des Organes l). Line bis in's kleinste zutreffende Beschreibung dies Gebildes, wie es sich im gefärbten und geschnittenen Präparate zeigt, liefert vmi demselben Thiere Noack2). Er nennt es „Drüsenorgan" und sagt betreffs seines Inhalte.-: ..Als innere Auskleidung fungirt ein ganz eigentümliches Epithel. Die Zellen sind verschieden gestaltet, bald mehr cylindrisch, bald polyedriscb oder fast würfelförmig, dicht aneinander gefügt und ihre benachbarten Flächen durch gegenseitigen Druck einander entsprechend. Sie besitzen eine feine Membran, ein homogenes, zähes Protoplasma, aber nur selten lässt sich am Grunde ein rundlicher Kern nachweisen. Möglicherweise sind sie nur Cuticulargcbilde, doch vermuthe auch ich, dass sie ein Secret liefern, welches dem Samen beigemischt wird". Endlich bin ich geneigt, mit Noack auch die von Ziecler gegebene Abbildung und Beschreibung des „Ductus ejaculatorius" von Gasterostomuni auf unseren Drüsenraum zu beziehen. Zieglee beschreibt3) denselben als ..mit einer Schicht eigenthümlicher Zellen von etwas ungleichmässiger Länge aus- gekleidet, in welchen ich keinen Kern wahrnehmen konnte". Auf der beigegebenen Abbildung zeigen die „Zellen" genau dasselbe Aussehen, wie auf derjenigen Noack's; nur würde dann bei Gasterostomum der Drüsenraum, die Pars prostatica, entgegen dem sonstigen Verhalten, ziemlich stark in die Länge gestreckt und schlauchförmig sein- was aber natürlich ein principieller Unter- schied nicht ist. Der in dieser Art und Weise, allerdings immer nur nach conservirten und ge- färbten Präparaten beschriebene Theil repräsentirt. wie gesagt, nichts anderes, als unsere Pars prostatica, und die „ eigen thümlichen Zellen" im Inneren nichts als die Secretmassen der Prostatadrüsen. Betreffs der Kerne der ..Zellen" ist am zutreffendsten die Angabe Ziegler's, der dieselben nur in der unter jenen hinziehenden Membran zeichnet und sie in den „Zellen" selbst vermisst. Die Angaben Noack's und Sciiwarze's sind wohl dadurch zu Stande gekommen, dass diese die der Wand der Pars prostatica angehörenden flachen Kerne für solche der Drüsen- zellen hielten: am wenigsten zutreffend ist die Zeichnung von Schwarze, trotzdem dieser augen- scheinlieh jüngere Individuen vor sich gehabt hat. bei denen die Kerne der Wand im Verhältniss noch zahlreicher sind. Am lebenden Thiere zeigen unsere Organe das in den Fig. 104, Taf. V, Fig. 169 u. 170, Tai. \lll gezeichnete Bild, welches nach dem. was ich oben betreffs des Distomum endölobum anführte, ohne Weiteres verständlich sein wird. hie bedeutendere Ausbildung der Pars pro- ') S( HWARZE, l'ostembr. Entw. etc. p. 38. 2i NOACK, Aliat. u. Histol. etc. 1. c. p. 39. '■) Ziegler, Buceph. u. Gasterost. I. c. p. 20. 192 statica hängt auf das augenfälligste zusammen mit der viel reicheren Ausbildung der Prostata- drüsenzellen seihst, die hier in beträchtlicher Zahl fast den gesummten, innerhall) des Cirrus- beutels von der Samenhlase noch frei gelassenen Baum dicht gedrängt ausfüllen. Ihre Form ist allenthalben die gleiche, ihr Aussehen etwas wechselnd, indem sie in dem einen Falle ziemlich hell und hyalin (Dist. isoporum), im anderen Falle stark körnig und undurchsichtig sind (Dist. confusum, medians, etavigerum). Auch der Ductus ejaculatorius weist einige, zum Theil wesentliche Verschieden- heiten auf, und zwar sowohl in seiner äusseren Form, als in seiner inneren Ausstattung. Was die ersteren anbelangt, so fällt es bei einzelnen Arten ziemlich stark auf. dass der vordere Theil dieses Ductus in grösserer oder geringerer Ausdehnung gegen den hinteren nicht unbeträchtlich verdickt ist (z. B. Dist. globiporivm Fig. 96, Taf. V, Bist, cylindraceum Fig. 147, Taf. VII). In anderen Fällen ist eine solche Dickenzunahme zwar auch vorhanden, aber in bedeiitend geringerem Maasse, so dass sie vielfach kaum bemerklich ist (Dist. isqporum Fig. 104, Taf. V, Dist. nodulosum Fig. 93, Taf. V u. a.). In seinem Baue unterscheidet sich dieser verdickte Theil nicht von dem des dünner gebliebenen, wohl aber in seiner physiologischen Function, denn er ist es, der nun nach aussen hervorgestülpt und als Begattungsorgan benutzt werden kann. Ich nenne ihn des- halb auch im eingezogenen Zustande Cirrus oder Penis, und unterscheide ihn damit von dem nunmehr (nach Isolirung der Pars prostatica und Abtrennung des Penis) noch übrig bleibenden mittleren Theile des ursprünglichen Ductus ejaculatorius, dem Ductus ejaculatorius im engeren Sinne (cf. oben pag. 183). Die histologische Structur beider ist, wie gesagt, die gleiche: die äusserlich sie bekleidende Längs- und Ringmuskulatur zeichnet sich aber nicht selten durch eine ganz exquisite Entwickelung aus, so namentlich bei dem Dist. isqporum (Fig. 104 u. 105, Taf. V), wo sie aus sehr schönen, scharf begrenzten, bis 0,01 mm breit werdenden Fasern be- steht. Beide Schichten haben ungefähr die gleiche Stärke. Bemerkenswerth ist die innere Auskleidung, die fast regelmässig jene bereits geschilderte Auflösung in Zäpfchen und Zöttchen zeigt, im ausgebildeten Zustande aber keine Kerne mehr erkennen lässt. In der Tbat ist sie auch von allen Autoren bis jetzt als „('uticula'' oder als von cuticulaähnlicher Beschatfen- heit beschrieben worden. Wir werden später noch sehen, dass sie das erstere keineswegs, sondern rein zelliger Natur ist. Eine bemerkenswerthe Ausnahme von der gewöhnlichen Auskleidung des Ductus ejacu- latorius macht das Dislomum perlalum, bei dem sich die Innenseite besetzt zeigt mit 0,02 mm langen, sehr scharfen und spitzen Stacheln, die. bei eingezogenem Begattungsapparat nach vorn zu gerichtet, eine entsprechende, scharfe Streifung des Organes bedingen (Fig. 82, 84, Taf. IV). Eine völlig glatte, innere Oberfläche des Ductus habe ich bei keiner der von mir untersuchten Arten gefunden. Was endlieh den Cirrusheutel anbelangt, so wäre ausser der schon gelegentlich er- wähnten, stark verlängerten Form desselben nur noch hervorzuheben, dass die Stärke seiner Muskelwände durchaus nicht immer constant ist. Namentlich bei den oben angeführten Formen mit stark hervortretenden Penis und mit stark muskulösem Ductus ejaculatorius ist auch die Muskulatur des Cirrusbeutels ganz beträchtlich kräftiger entwickelt. In die Augen springend ist dies wieder bei dem Dist. isqporum (bes. Fig. 104, Taf. VII); ihm schliessen sich an Dist. globiporum, Dist. cylindraceum, ferner die Froschdistomen mit seitlicher Grenitalöffnung u. s. w. In allen Fällen scheint es übrigens noch ganz allgemein gültige Kegel zu sein, dass diese Muskulatur, — 193 — und zwar sowohl der längs, als auch der ringförmig verlaufende Theil, nach hinten zu an Stärke etwas alinehmen. Besonders auffällig ist diese Erscheinung bei dem so stark in die Länge gezogenen OirrnsLeutel des Dist. variegatum, wo schon kurz hinter dem Vorderende der Samen- blase die Muskulatur beträchtlich schwächer ist, als an der Verbindungsstelle des Beutels mit ilri- Wand des Leitungsweges. d) Die Ausstülpung des Penis. Es erübrigt nun noch, auf die Art und Weise, auf welche der Copulationsapparat unserer Würmer zur Entwickelung. d. h. zum Hervortreten nach aussen, gebracht wird, einen Blick zu werfen. Die Möglichkeit hierzu knüpft an an das Vorhandensein des Cirrusbeutels und wird bedingt durch die schon früher betonten Eigenschaften desselben, in seiner Wand muskulöse Elemente zu besitzen, und mit der Wand des durch ihn hindurchziehenden Leitungsapparates vorn und hinten allseitig fest verbunden zu sein. Zieht sich die Muskulatur des Beutels zu- sammen, dann erfolgt ein Druck auf seinen Inhalt, zunächst also auf die direct unter ihm liegenden Prostatadrüsen und die sonstige Füllmasse. Dieselbe kann, da sie ringsum abgeschlossen ist. nicht nachgeben, höchstens dass es auf diese Weise zu einer kräftigen Entleerung der Secret- niasscn der genannten Drüsenzellen käme - - ob das in Wirklichkeit geschieht, habe ich freilieh nicht beobachtet. Der Druck wird sich in Folge der herrschenden Umstände also auf den Leitungs- canal selbst und seinen Inhalt übertragen. In erster Linie wird hier natürlich die stark ge- schwollene Samenblase betroffen, deren Füllung nach vorne und hinten entweichen könnte. In- dessen geschieht dies, wie der Augenschein lehrt, nicht. Ein Zurücktreten der Samenfäden nach hinten ist von vorn herein verhindert durch das Vorhandensein des früher beschriebenen, zelligen Verschlussapparates; aber auch nach vorne treten zunächst keine Spermatozoen aus, augen- scheinlich, dass durch die zwischen Samenblase und Pars prostat] ca entwickelte, stark muskulöse Einschnürung auch hier ein Abschluss bewirkt wird. Uebrigens wird in Folge der oben betonten, schwächeren Ausbildung der Cirrusbeutelmuskulatur in dessen hinterem Theile schon von vorn herein der Druck auf die Samenblase geringer ausfallen, als der auf den vorderen, den Ductus ejaiulatorius nebst Penis enthaltenden Abschnitt des Beutels. Auf diesen wird er sich also hauptsächlich concentriren und hier führt er denn auch zu dem Resultate, dass die beiden ge- nannten Theile des Leitungscanales aus dem Beutel durch den einzigen, noch offenen Ausweg, die vordere Oeffnung, in den Genitalsinus hinaustreten. Dieses Hinaustreten aber kann, da der Endtheil des Penis durch seine Verwachsung mit dem Cirrusbeutel in seiner Lage unver- rückbar festgehalten wird, nur so erfolgen, dass die vorher rückwärts der Oeffnung gelegenen Theile durch dieselbe hindurchtreten, wobei sie sich naturgemäss umstülpen müssen. Es wird dabei die bisherige Innenwand zur Aussenwand, und es kommen dann alle jene Bildungen, welche wir früher auf der Innenfläche des Ductus' ejaculatorius kennen lernten, auf die äussere • Iberfläche zu liegen. Der Grad, bis zu welchem die Ausstülpung des Penis erfolgt, hängt natürlich ab von der Intensität des von der Cirrusbeutelmuskulatur ausgeübten Druckes. Ist derselbe nur geling, dann tritt nur ein Theil des Penis nach aussen hervor, und zwar zunächst in den Genital- sinus hinein (vergl. hier die Fig. 105, Taf. V und Fig. 17»». Tat. VIII). Der Ductus ejaculatorius Bibliotheca zoologica. Heft 16. "25 — 194 — im engeren »Sinne, wie ich ihn nannte, wird dabei insoferne in Mitleidenschaft gezogen, als er der Vorwärtsbewegung des Penisendes, an dem er seinen Anfang nimmt, folgen muss. Es kann dies dadurch geschehen, dass zunächst etwaige Biegungen und Krümmungen, die er machte, ver- schwinden, weiter aber dadurch, dass er selbst in die Länge gezogen wird. Sein Ende muss der ganze Ausstülpungsprocess dann erreichen, wenn der Ductus zu ganzer Länge gestreckt ist: wo wir einen Penis besonders markirt finden, da repräsentirt das äussere Ende desselben diesen Punkt, wo ein Unterschied zwischen ihm und Ductus im engeren Sinne nicht angedeutet ist, wird er durch die Verhältnisse von selbst bestimmt. Der ausgestülpte Penis, wie wir ihn in unseren mikroskopischen Präparaten des lebenden Thieres zu sehen bekommen, dürfte wohl kaum ein richtiges Bild von dem Organe geben, wie es im Zustande freiwilliger Hervorstülpung von Seiten seines Besitzers aussieht. Meist ist es der durch das Deckgläschen ausgeübte Druck, der das Hervortreten verursacht, und wie sich die Thiere selbst unter diesem zusammenziehen, soweit ihnen das unter den obwaltenden Ver- hältnissen möglich ist. so halten sie auch den Penis so contrahirt als möglich. Sicher ist er im freiwillig entwickelten Zustande, worauf uns schon seine so reiche Ausstattung mit Muskulatur hinweist, einer ausserordentlichen Beweglichkeit und besonders einer grossen Dehnbarkeit fähig. Unbegrenzt aber ist diese Dehnbarkeit nicht, vielmehr werden auch ihr ihre bestimmten Schranken vorgeschrieben sein. Ich erwähne dies hier nur beiläufig, werde aber später noch einmal auf diese Verhältnisse zurückkommen müssen. Ich habe hier die Art und Weise, wie der Cirrus unserer Würmer zur Entwickelung nach aussen gebracht wird, etwas ausführlich geschildert, und ich that dies deshalb, um zu beweisen, dass das Hervortreten desselben anders als in Folge einer Umstülpung bei seinem Baue nicht möglich ist. Bekanntlich hat v. Lbtstow in seiner Arbeit über das Disiomum cylindräeeuni l) ausdrücklich hervorgehoben, dass der „Cirrus bei der Copula hervor- gedrängt, aber nicht handschuhfingerförmig aus- und eingestülpt" werde. Ich habe den Penis gerade von Bist, cylindraceum nicht nach aussen hervortretend gesehen, aber aus seinem Baue habe ich die Ueberzeugung gewonnen, dass ein einfaches Hervordrängen desselben nicht stattfinden kann, und dass demnach die Beobachtung v. Linstow's auf irgend einer Täuschung beruhen muss. Da der oben geschilderte Aufbau des männlichen Copulationsapparates, wie es scheint, bei allen bis jetzt bekannten und mit ihm ausgerüsteten Distomen im Princip der gleiche ist, so gilt für diese auch die Folgerung, dass dieser Cirrus, wenn er hervortreten soll, um- gestülpt werden muss. Andererseits resultirt aber aus seinem blossen Vorhandensein noch nicht die Nothwendigkeit, dass er auch immer fungiren, resp. zwecks Uebertragung von Sperma nach aussen hervortreten muss. Namentlich, wenn es sich um eine Selbstbefruchtung, d. h. eine Samenübertragung in die eigenen, weibliehen Genitalien handelt, erscheint eine Entwickelung des Penis nicht unbedingt nöthig, denn auch ohne sie ist die Leitung nach aussen durchaus conti- nuirlich und derjenigen gleich, die wir bei Dist. foJium u. a. kennen lernten. Hingegen ist durch die Entwickelung dieser Copulationsorgane die Möglichkeit einer Begattung, d. h. der Ueber- ') v. I.instiiw, Arch. f. mikr. Anat. 36, 1890. p. 181. Ich wies schon oben daraufhin, dass v. LlxSTnw in diesem Penis auch eine „mächtige Radiärmuskellage" beschreibt und abbildet. Von einer solchen ist in Wirklichkeit keine Spur vorhanden; der Abbildung nach komme ich auf die Vermnthnng, dass der Verfasser die radiär nach innen gerichteten Ziipfchun und Zi'ittehen der Innenwand für eine solche Radiärmuskellage angesprochen hat. — 195 - tragung von Samen in die Leitungswege anderer Individuen gegeben; in Folge der besonderen Ausbildung der Genitalien kann jetzt ein und dasselbe Thier durch Selbstbefruchtung, Selbst- liegattung und gegenseitige Begattung geschlechtlich thätig sein. In dem bis jetzt besprochenen Falle handelte es sich zunächst lediglich um eine Ent- wicklung des Copulationsapparates selbst. Bei dieser findet also eine Umkehrung der Lagerungs- verhältnisse statt, indem die bisherige Innenwand zur Aussenwand, die bisherige Aussenfläche zur Innenfläche wird. Namentlich die erstere zeigte, wie wir sahen, eine verschiedene Skulptur. die nunmehr zur Oberflächenskulptur wird, dadurch aber, dass sie dabei auf eine grössere Ober- fläche sich zu vertheilen hat, reducirt, ja in einzelnen Fällen, wo sie von vornherein nicht sehr stark ausgeprägt war, vollständig abwesend erscheint, so dass der ausgestülpte Cirrus dann „glatt" ist (Bist, gldbiporum). Sehr formidabel präsentirt sich dagegen im entwickelten Zustande der stachelige Penis des Distomum perlatum (Fig. 83, Tat. IV). Am vordem Ende desselben schlagen sich seine Wandungen nach innen um und gehen continuirlich in die des Ductus ejaculatorius über, der den Penis in ganzer Länge durchzieht, und mit der Samenblase in Verbindung setzt. Die Austreibung der Samenmassen erfolgt, wie ich glaube, stets durch die Thätig- keit der Samenblasen wand, die ja ihre eigene Muskulatur besitzt und bei den Distomen ohne Cirrusbeutel allein die Entleerung zu besorgen vermag. Jedenfalls kann man sich durch die Beobachtung sehr leicht davon überzeugen, dass die Hervordrängung, resp. Hervorstülpung des Cirrus allein noch nicht einen Samenerguss zur Folge hat, was wohl der Fall sein müsste, wenn der Druck des Cirrusbeutels für sich einen solchen zu bewirken vermöchte. Es ist nun endlich nicht der Cirrus allein, welcher zum Hervortreten nach aussen gebracht werden kann, sondern auch der Grenitalsinus. Am deutlichsten ist dies zu erkennen da, wo derselbe eine von dem Copulationsorgane verschiedene Bekleidung hat, also z. B. bei dem Dist. perlatum. in Fig. 84, Tai". IV ist der vorgefallene Sinus von einem noch sehr jungen Exemplare dieses Wurmes zur Darstellung gebracht. Beide Genitalpori liegen jetzt an der Ober- fläche des Körpers, die männliche als runde Oeffnung auf der Spitze des papillenartig hervor- tretenden Atriums, die weibliche, in der Figur weniger deutlich, als schmaler Spalt auf der dem Beschauer zugekehrten Seite an der Papillenbasis; ihr Eingang ist durch den Pfeil bezeichnet. Die den Genitalsinus sonst nach aussen abschliessende Kingmuskulatur umgiebt bandförmig den Euss der Papille. Die Umstülpung des Genitalsinus ist, wie ich glaube, das Werk der gesummten Körpermuskulatur; allerdings wird zur Erzielung gerade dieses Effectes in der Umgebung des Grenitalporus immer gleichzeitig ein locus minoris resistentiae geschaffen werden müssen. In dieser Hinsicht ist es sicher nicht ohne Bedeutung, dass die Geschlechtsöffnung, was ich aller- dings nur bei Dist. perlatum deutlich erkennen konnte, von einer Gabelung der ventralen Längs- nerven ringförmig umfasst wird (cf. Fig. 90, Tat'. IV). Wirken nun endlieh Körper- und Cirrusbeutelmuskulatur vereint, dann ist es leicht ersichtlich, dass Genitalsinus und Penis zu gleicher Zeit zur Umstülpung gelangen können. Bei Individuen, die während der Beobachtung unter stärkerem Drucke liegen, tritt dies gar nicht selten ein; natürlich, dass sich zu diesen Beobachtungen am besten Thiere mit seitlichem Genital- porus eignen, da bei ihnen die hervortretenden Organe freien Raum finden, während sie bei ventraler Lage der Genitalöffnung durch das Deckgläschen zurückgehalten werden. Liegen Thiere der letzteren Art aus irgend einem Zufall auf der Seite, dann kann man auch bei ihnen eine Entwickelung der Copulationsorgane antreffen. 25* 196 - Es wäre nun in Zukunft vor allem darauf zu achten, wie sich die einzelnen Tlieile bei der stattfindenden Cöpulation verhalten: aus den bis jetzt vorliegenden Beobachtungen derselben erhalten wir darüber keinen Aufschluss. 3. Weibliche Organe. Aehnlich, wie die in ihrem speciellen Aufbau mannichfach wechselnden männlichen Genital- organe unserer Würmer zeigt auch der weibliche Sexualapparat derselben bei einer in den Haupt- zügen gleichen Architektonik in den Einzelheiten mancherlei Abweichungen. Aus dem Keim- stocke kommt, wie uns die speciellen Beschreibungen der Thiere im ersten Theile gezeigt haben, überall ein Ausführungsgang hervor, der sich in letzter Instanz nach dem Genitalsinus hinbegiebt und eine Strecke vor seinem Eintritt in denselben stets einen stärker muskulösen, deutlich ge- sonderten Abschnitt bildet, den ich mit dem Namen Vagina oder Vaginaltheil bezeichnete. Kurz nach seinem Austritt aus dem Keimstocke empfängt der Leitungsapparat, der gewöhnlich den Namen Keimgang führt, den von der Kückenfläche kommenden L.u'RERschen Canal, an welchem unter Umständen als besondere sackförmige, gestielte Tasche das Receptaculum seminis ansitzt. Kurz nach dem LAURER'schen Canal nimmt der Keimgang den unpaaren Dottergang in sich auf und erweitert sich unmittelbar darauf zu einem besonderen Abschnitt, dem Ootyp oder Ei- bildungsraum. Bei den hier in Rede stehenden Wurmformen ist der Ootyp stets als deutliche Auftreibung' des Keimleiters kenntlich, ausserdem dadurch, dass nur in ihn hinein die Ausführungs- gänge der mehr oder minder zahlreichen Schalendrüscnzellen sich ergiessen. Vom Ootyp an führt der Keimleitungsapparat den Namen Uterus; derselbe zieht niemals gerade, sondern stets in mehr oder minder reichen, aber immer ganz gesetzmässig verlaufenden Schlingen nach der Genitalöffnung hin '). Im Einzelnen zeigen nun alle diese Theile der weiblichen Genitalien hier und da Be- sonderheiten, die es verdienen, etwas eingehender und ausführlicher besprochen zu werden. Beginnen wir mit dem a) Keimstock. Es dürfte zunächst erwähnenswerth scheinen, dass derselbe in allen Fällen einfach ist; da, wo Abweichungen von diesem Verhalten vor allem in Form doppelter Keimstöcke vorzukommen schienen, haben sich dieselben als irrig herausgestellt. Das gilt von einer älteren Notiz Leidy's z) über das Distomum horridwm Leihy aus den Ureteren von Boa constrictor, die durch Sonsino berichtigt wurde3), besonders aber von einer der jüngsten Zeit angehörigen Angabe ') Monticeeli führt auch für einzelne Theile des weiblichen Leitungsapparates neue Namen ein (1. c. pag. 93 u. a.); er nennt den bisher als Keimgang bezeichneten Abschnitt ovidottu interne-, den von mir Vagina genannten End- theil o vi d otto esterno, und den LAURER'schen Canal v a g i n a. Ob diese Umtaufung einem Bedürfnisse entsprach, mag dahin gestellt bleiben; direct falsch aber ist, worauf ich liier nur hingewiesen haben will, und worauf ich bald ausführlicher zu sprechen kommen werde, die Bezeichnung des LAURER'schen Canales als Vagina (Nachtr. Zusatz). 2) Leidy, Transact. Acad. of nat. sc. of Philadelphia 2 Ser. I. 18-17. p. 303. 3) Sonsino, Processi verb. della Soc. Tose, di Sc. nat. 1893. 7. Mai. \ — 197 Zschokke's, der auch bei drin Distomum folium aus der Harnblase des Hechtes etc. doppelte Keim- stöcke beschrieb1). Dass diese Darstellung den Thatsachen nicbl entsprach, ist kürzlich von Bradn erkannt worden2), dessen berichtigte Darstellung der Anatomie unseres Wurmes von der oben von uns gegebenen in allen Punkten bestätigt wird. So kennen wir bis jetzt keine Distomenform, bei welcher der Keimstock als wirklich doppelt vorhanden sich erwiesen hätte. Die Lage des Keimstockes im Thierkörper ist weniger Schwankungen unterworfen, als die der Hoden; meist liegt er in der directen Nähe des Bauchsaugnapfes, doch kommen auch Ausnahmen vor, z. B. Distomum leptostomum und ovocaudatum, wo er ziemlieh weit hinten im Körper sich tindet. Auch seine Lagebe/.iehungen zu den Hoden sind verschieden; gewöhnlich liegt er vor denselben, bald aber auch hinter ihnen (Dist. confusum, ovocaudatum) oder zwischen ihnen (Dist. ghbiporum, leptostomum). Er seheint nur selten vollkommen in der Mittellinie des Körpers zu liegen (Dist. tereticolle), .sondern stets etwas aus derselben heraus auf die eine oder die andere Seite gerückt. Schon Sommer hat bei dem Leberegel beobachtet3), dass dieses Herausrücken aus der Mittellinie nicht immer in demselben Sinne erfolgt, und dass in Folge dessen der Keimstock nicht bei allen Individuen einer Art auf derselben Seite des Körpers gefunden wird. Aehnliche Beobachtungen habe ich auch gemacht, und zwar verhalten sich die einzelnen Wurmarten in dieser Hinsicht recht verschieden. Es giebt solche, wo eine Lagerung des Keimstockes gleich häutig rechts und links zu treffen ist; oben an steht hier, meinen Erfahrungen nach, das Distomum nodidosum, von dem man kaum drei Individuen untersuchen kann, ohne dass eines davon eine abweichende Lagerung des Keimstockes gegenüber den anderen zeigte. Aehnlich scheint sich auch Dist. ghbiporum zu verhalten. Diesen Formen gegenüber stehen solche, wo man kaum jemals eine Abweichung von der normalen Lagerung des Keimstockes antrifft; dahin gehören u. a. Distomum confusum, medians und clavigerum. Die Form des Ovariums endlich ist meist eine rundliche oder ovale, doch kann dieselbe durch mehr oder minder tiefe Einkerbungen des Randes oft eine gelappte werden (so Dist. ghbiporum). (Jeher alle diese Verhältnisse geben übrigens die Abbildungen am besten Aufschluss. In histologischer Hinsicht zeigt sich der Keimstock, wie der Hoden, äusserlich stets bekleidet mit einer eigenen Hülle, die, wie dort, meistens den Eindruck einer „structurlosen Tuniea propria" macht. Schon die Angabe Schwärze's aber, dass man bei jüngeren Individuen in der Haut flache kleine Kerne auffindet 4), machen es zur Gewissheit, dass wir es auch hier mit einer ursprünglich zelligen Bildung zu thun haben. Ich kann die ScHWARZE'sche Angabe auf alle die von mir untersuchten Arten ausdehnen, nur ist es bei völlig erwachsenen "Würmern, wie ich schon bei Besprechung der Hodenmembran betonte, sehr schwer, aus der geringen Zahl der Kerne den einen oder den anderen aufzufinden. Etwas gewagt erscheint mir die Auffassung von Fischer, dass auch die Hülle des Keimstockes und der Hoden noch eine „Fortsetzung der Cuticula" sei5). Eine Auflagerung von Muskelfasern auf die Wand des Keimstockes habe ich in der mir zugänglichen Litteratur nicht erwähnt gefunden: wohl aber schreibt Noack 6| ') ZSOHOKKE, Recherches etc. p. :>■!. r) BRAUN, t entralbl. f. Hakt. u. Parasitenk. p. 461. XI. 1892. 3i SOMMER, Anat. d. Leberegels. Zeitschr. f. wissensch. Zool. 34. 1880. p. 66. S.A. 4) SCHWARZE, 1. C. p. 34. 5) Fischer, Ueb. d. B. d. Opisthotr. cochl. p. 34. S.-A. 6) Noack, 1. c. p. 42. — 198 — dass Kerbert bei Vist Westennanni und Poirieb bei Dist. ins/nur eine entsprechende Structur an- getroffen und mitgetheilt hätten. Diese Angabe Noack's muss auf theilweiser Verwechselung beruhen, denn bei Kerbert kann ich keine Erwähnung von Muskeln auf der Keimstockwand finden; hingegen tliut Poirier1) allerdings Erwähnung einer „couche de fibres annulaires tres minces" als Theil der Hülle des Ovariums bei Dist. insigne, während bei Dist. clavatum (1. c. p. .95) nur von einer „couche de tissu conjonctif dense, fibrillaire" etc. gesprochen wird. Ob damit Muskelfasern gemeint sind, sieht dahin2). Meinen Beobachtungen nach kommt nun eine Aus- stattung mit contractilen Elementen der Keimstockwand im allgemeinen nicht zu; indessen werden wir bald erfahren, dass an gewissen Stellen doch eine Auflagerung feiner Fasern zu constatiren ist, die aber ursprünglich der Keimstockwand wohl nicht zugehören. Durch die mit der Zeit eintretende, immer stärkere Schwellung des Keimstockes kommt neben den Muskelfasern bei allen unseren Würmern eine besonders im späteren Lebensalter deutliche, tibrilläre Structur des Parenchyms um die Keimdrüsen herum zu stände; etwas Auffälliges bietet diese Erscheinung gegenwärtig aber nicht mehr. Auf die bei der Keifung der Eizellen stattfindenden Vorgänge, die in letzter Zeit mehr- fach eingehende Würdigung erfahren haben, gehe ich hier nicht ein, da ich denselben auch keine grössere Aufmerksamkeit zugewendet habe. Bei der Betrachtung des Keimstockes auch im frischen Thiere bemerkt man, dass dessen zellige [nhaltsmassen nicht überall gleiches Aussehen haben. \ or allem sind die Elemente am Rande der Keimdrüse immer am kleinsten, und zwar bei mehr in die Länge gestreckten Drüsen besonders in dem dem Ausgange gegenüberliegenden Grunde. Von hier aus erstrecken sie sich verschieden weil an der inneren Peripherie nach der Mündung des Ausführungsganges hin, hören alier immer eine Strecke vor dieser auf, so dass in der näheren Umgebung der letzteren keine kleinsten Elemente mehr angetroffen werden. Mehr nach dem Drüsencentruni nehmen dann die Keimproducte besonders an Grösse zu, setzen sieb dabei zugleich aber schärfer gegeneinander ab; am Bande sind die Zellgrenzen wohl meist erkennbar, aber nicht sehr deutlich und bestimmt. Der Process der Vergrösserung und der damit verbundenen Individualisirung schreitet fort, je weiter die Zellen nach der Mitte und der Stelle des Aus- ganges zunicken; sie bilden aber bis jetzt immer noch eine einheitliche, fest nach Art eines unregelmässig geschichteten Epitheles zusammenschliessende Masse. Eine Loslösung der völlig gereiften Keimzellen aus diesem Verbände geschieht erst ganz in der Nähe der Oeffnung, und diese völlig reifen und isolirten Zellen zeichnen sich im frischen Zustande sofort vor den übrigen durch eine viel stärkere Schattirung ihrer Ränder aus. Dieselbe mag wohl daher kommen, dass mit der Isolifung dieser Zellen an der Oberfläche und besonders dem freien Rande einer jeden eine Lichtdispersion stattfindet, welche bei den noch mit einander verbundenen unreifen Zellen nicht möglich ist. Immer sind es mehrere Keimzellen, welche sieh in diesem Zustande dicht vor der Austrittsstelle des Keimganges aus dem Ovarium erkennen lassen; ich habe ihr Vorhanden- sein bei allen von mir untersuchten Würmern ganz constant beobachten können und sehe deshalb darin eine normale Erscheinung, in gefärbten und aufgehellten Präparaten werden diese Unter- ') PoiEIER, Contrib. ;'i l'kist. etc. p. 105. in seiner neueren Arbeit schreibt Monticelli (1. c. pag. L03), dass die Muskelwand des weiblichen Leitungs- weges eine „continuazione della tnnica mnscolare dell'ovario" sei: weitere Einzelheiten über diese Muskelhülle des Keim- stockes werden aber leider nicht mitgetheilt (Nachtr. Znsatz). — 199 — schiede in der Brechungsfälligkeit der einzelnen Elemente natürlich mehr oder minder verwischt, und so findet sich auch in der Litteratur kaum eine Erwähnung des geschilderten Verhaltens mit Ausnahme der Arbeil Juel's über die Apoblemen, wo „an der Mündung des Eierstockes eine kleine runde Partie nur mit reifen, gleichgrossen Eiern erfüllt" beschrieben wird1). Auch die Unterschiede in den Brechungsverhältnissen der reifen Eier hat Juel wohl bemerkt, und lässl deshalb die reifen Eier „von einer sein- zarten hyalinen Membran umgrenzt" sein, die in Wirk- lichkeit alier ntcht existirt. Die gewöhnlichen Litteraturangaben über diese Verhältnisse lauten nur dahin, dass die Keimzellen in der Umgebung der Keimgangmündung sich isoliren; was man alier davon an Schnitten sieht, deckt sieh, wie ich durch zählreiche Vergleiche bestätigt gefunden habe, durchaus niehf mit dem natürlichen Zustande, da in Folge der Conservirung stets eine leichte Schrumpfung der Zellen und Isolirung derselben eintritt, wo sie normalerweise noch nieht stattfindet. Man hat den Keimzellen der Trematoden vielfach eine, wenn auch geringe, amoeboide Beweglichkeit zugeschrieben wohl weniger auf directe Beobachtung derselben hin, als, weil sie auf conservirten und gefärbten Präparaten meist eine ganz unregelmässige Grestarl besitzen und allgemein auch einer Hülle enthehren, v. Linstotk giebt sogar'-) von Distomum cylindraceum an. dass die Keimzelle — allerdings die bereits in ein Ei eingeschlossene . Pseudopodien aussende und mit deren Hülfe die Dottersulistanz aufnehme. Ich muss gestehen, dass mir diese Beweglichkeit der Keimzellen, obwohl ich sie früher, auf die Untersuchung fixirter Keimstöcke hin, selbst für wahrscheinlich gehalten habe, doch im Laufe der Zeit etwas problematisch gewor- den ist. Ich habe trotz stundenlanger Beobachtung freier, reifer Keimzellen in den Leitungs- wegen aller möglicher Distomenarten niemals irgend welche selbstständige Gestalt Veränderung an denselben wahrzunehmen vermocht. Genau dassell rgab sieh bei Heranziehung der Eizellen in den gebildeten Uteruseiei*n. Ich betone nun selbst, dass solche negative Beobaehtungsresultatr volle Beweiskraft wohl niemals ohne weiteres beanspruchen können: jedenfalls dürften sie aber zu endgültiger Feststellung des wirklichen Sachverhaltes auffordern, die nur durch Beibringung neuer, unzweifelhafter und wohl verbürgter positiver Beobachtungen zu erzielen ist. Betreffs der Grösse der Keimzellen will ich nur erwähnen, dass von den von mir unter- suchten Würmern die grössten Distomum nodulosum besitzt. Dieselben übertreffen, da sie 0,0318 mm im Durchmesser erreichen und Kerne von 0,018 mm mit Kernkörperchen von 0,007 mm auf- weisen, noch diejenigen des grossen Distomum insigne, die nach Poikier's Messungen3) bis 0,03 mm gross werden, und Kerne von 0,017 mm mit Kernkörperchen von 0,0055 mm haben. Die kleinsten Keimzellen unter unseren Würmern besitzt ]>ixf. variegatnm, bei dem sie nur 0,0082 mm, die Kerne nur 0,005 mm messen. Es scheint mir hier der Ort, auf eine besondere Eigenthümlichkeit der Keimzellen einer kleinen Anzahl von Würmern hinzuweisen. Ich habe im ersten Theile bei der Besprechung des Distomum ovocaudatum beschrieben, dass der Keimstock dieses Thieres bei der Beobachtung im frischen Zustande ein ganz opakes, körniges Aussehen besitze, und dass dieses Aussehen von der Beschaffenheit der Keimzellen herrühre, die namentlich im reifen Zustande im Inneren von einer ') Juel, Beiträge ct.-. 1. e. p. :::'.. '') v. LlNSTOW, Deber d. Bau etc. 1. c. [>. 185. 3) Poimer, Contribntions etc. 1, c. p. i11"'. — 200 — eigentümlich körnigen Substanz erfüllt seien. Es drängt sich dem Beobachter beim Anblick dieser Keimzellen sofort der Gedanke an die ganz ähnlich aussehenden Dotterzellen auf; aller- dings verhalten sich die beiderlei Einlagerungen bei Keim- und Dotterzellen gerade hier chemisch verschieden; diejenigen der ersteren lösen sich bei der Behandlung mit Reagentien, besonders mit Alkohol und Gelen auf, während die der Dotterzellen erhalten bleiben und sich theilweise stark färben. Deshalb ist das Aussehen des Keimstockes bei J)ist.' jvocaudatum im gefärbten Zustande auch ein ganz normales und kaum an die Dotterstöcke erinnerndes. Besondere Einlagerungen in die Keimzellen finden wir aber weiter bei Distomum cygnoides, hier aber treten sie während des Lebens kaum durch ihre Beschaffenheit hervor, während sie dagegen in gefärbten Präparaten durch ihre starke F ä r b b a r k e i t sofort sich bemerklich machen, und damit den Ein- lagerungen der Dotter zellen viel ähnlicher werden. Leider besitze ich von dem Distoffium folium keine conservirten Exemplare, um das Verhalten seiner Keimzellen in diesem Zustande zu prüfen. Ich halte die besprochenen Einlagerungen in die Keimzellen von I). cygnoides weiter für dieselben Gebilde, die von Ckety und Monticelli ') in den Eiern speciell des Bist. ffichiardii Lopez beschrieben wurden, und ioli finde nun ein sehr bemerkenswertb.es, aber wohl nicht zufälliges Zusammentreffen darin, dass diese Würmer, bei denen die Einlagerungen („Dotter- kerne") in den Keimzellen aufgefunden wurden, durch die geringe Grösse ihrer Dotter- stöcke auffallen; besonders bei Dist. ffichiardii sind dieselben im Verhältniss zur Grösse des Wurmes geradezu minimal zu nennen. Sollte hier nicht der Gedanke nahe liegen, in der ge- ringen Entwickelung der Dotterstöcke und in den Einlagerungen in die Keimzellen Zustände zu erblicken, in denen die functionelle Scheidung von Keim- und Dotterdrüsen noch nicht soweit gediehen ist, wie bei der Mehrzahl der übrigen Distomen? Leider habe ich in der mir zugäng- lichen Litteratur über die Apoblema&rten, die ebenfalls durch gering entwickelte Dotterstöcke sich auszeichnen, keine Angaben über das Verhalten der Keimzellen vorgefunden; im allgemeinen dürfte aber wohl die hier angeregte Frage einer weiteren Verfolgung würdig sein. Auf die Beziehungen der Dotterstöcke zu dem übrigen weiblichen Genitalapparate komme ich bei Gelegen- heit ihrer Entwickelung nochmals zurück. Eine bei allen von mir untersuchten Würmern an dein Keimstocke deutlich ausgeprägte Eigenthümlichkeit ist es weiter, dass derselbe an der Uebergangsstelle in den Keimgang eine . kleine buckeiförmige Aussackung zeigt. In der Litteratur finde ich diese unscheinbare Bildung, die alier doch eine sehr weite Verbreitung zu haben scheint, nur erwähnt von Ziegler8), der sie als „kleinen kegelförmigen Zapfen mit deutlicher, aus platten kernhaltigen Zellen bestehender Wandung" beschreibt. Diese Angabe ist durchaus richtig und gilt auch für unsere Würmer. Ueber eine etwaige Bedeutung des Apparates sagt Zieglee nichts, die neue Erkenntniss seines constanten Vorkommens legt aber von selbst die Vermuthung nahe, dass derselbe eine, vielleicht sogar nicht unwichtige Function besitzen müsse. In der Tliat glaube ich eine solche auch ge- funden zu haben, doch wird sich dieselbe besser im Anschluss an die Function der gesammten Keimorgane besprechen lassen11). Bei den Keimstöcken mancher Würmer {Dist. tereticolle, folium, ') Ckety, Intorno al nncleo vitellino tlei Trematodi. Rendiconti della K. Accad. dei Lincei. Vol. I. 1892. p. '.*2. MONTICELLI, Sul nucleo vitellino delle uova dei Trematodi. Rollet, della soc. dei nataralisti di Napoli. Ser. la. Vol. VI. 1HH2. Diese Arbeit ist mir nieht zugänglich gewesen. 2) ZlEGLER, Buceph. a. Gasterost. 1. c. p. 23. 3) In jüngster Zeit ist die erwähnte Einrichtung auch von MONTICELLI aufgefunden und ihrer Bedeutung nach richtig erkannt worden (1. c. p. 115), worauf ich weiter unten zurückkommen werde (Nachtr. Zusatz). - 201 cygnoides u. a. i bemerkt man übrigens von der Basis dieser Hervorragung wurzelartige, .nabelig siel spaltende Ausläufer einer faserigen Masse zwischen die Keimzellen sich einsenken (z. B. Fig. 61, Tat'. Uli. Ich bin mir über die Natur dieser Gebilde nicht recht klar geworen, ver- nmthe jedoch, dass es Bahnen sind, auf denen die reifenden Eizellen gleichmässig und sicher der Mündung des Keimganges zugeführt werden sollen. Sie sind übrigens auch von Jdel bei den Apohletna&rten gesellen1), und als „eine Art Grerüstsubstanz" gedeutet worden. Mit Muskelfasern haben diese Gebilde, wie ich noch hervorheben will, nichts zu thun. Die Wand des buckeiförmigen, kleinen Vorsprunges selbst setzt sich ausser den von Ziegler gesehenen, platten Zellen noch zusammen aus einer äusserlich aufgelagerten, mitunter ziemlich kraftigen Muskulatur, die aus llingfasern und augenscheinlich auch einigen Längsfasern besteht. Diese Fasern nun hören an dem Uebergange der Hervorragung in die Keimstockwand nicht auf. sondern sie setzen sich, wie ich besonders bei Dist. ovocaudatu/m sehr deutlich beobachten konnte, eine grössere oder geringere Strecke weit auf dieselbe fort, wobei sie natürlich beträchtlich aus- einanderlaufen und theilweise sich kreuzen. Ich halte die betreffenden Muskeln nicht für ursprüng- lich der Keimstockwand angehörig, sondern für Ausläufer der Muskulatur des Keim ganges, besonders da sie auch nur in der Nähe der Hervorragung auftreten und an dem dieser gegen- überliegenden Ende des Keimstockes nicht sich nachweisen lassen. Vielleicht erklären sich aber durch die Anwesenheit dieser Muskeln die oben erwähnten Angaben über ein Vorhandensein tibrillärer Elemente in der Wand des Keimstockes. b) Keimgang. Als Keimgang bezeichne ich, wie früher schon kurz betont, im Anschlüsse an die Mehr- zahl der Autoren den Theil des weiblichen Leitungsweges zwischen Keimstock und Ootyp -). Er zeigt bei unseren AYürmern wiederum einige Eigenthümliehkeiten, die überall auftreten und denen daher wohl eine allgemeine Verbreitung und auch Bedeutung zuzuschreiben ist. Hinter der kurz erwähnten, buckelartigen Hervorwölbung des Keimstockes folgt stets eine starke und scharf markirte Einschnürung, in der für gewöhnlich kein offenes Lumen zu erkennen ist. Dicht hinter dieser Einschnürung nimmt der Keimgang dann plötzlich und so beträchtlich an Weite zu, dass er mitunter das öfache seiner ursprünglichen Dicke annimmt und dabei einen stets offenen und entsprechend weiten Hohlraum zeigt. Derselbe verjüngt sich nach dem Ootyp hin allmählich wieder, und erreicht meist schon nach kurzem Verlaufe eine mittlere Dicke, die von da ab bis zum Ootyp ungefähr constant bleibt. In dieser eben beschriebenen Auftreibung des Keimganges, in der sich fast immer Spermatozoen aufhalten, treffen aus dem Keimstocke austretende Keim- zellen zuerst mit den männlichen Geschlechtsproducten zusammen und es kann kaum einem Zweifel unterliegen, dass in diesem erweiterten Abschnitte die Befruchtung der Keimzellen statt- ündet. Ich möchte denselben deshalb unter dem Namen Befruchtungsraum als einen ana- tomisch und physiologisch von dem Keimgange deutlich sich abhebenden Theil des Leitungs- ') Juel, Beiträge etc. 1. c. p. 33. Ji MONTICELIi] nennt ihn neuerdings „ovidotto interno". Ribliotheca zoologioa. Heft lii. 2G — 202 apparates unterscheiden. Nur bei Dist. tereticolle scheint er zu fehlen (Fig. 61, Taf. TU), oder er ist nur so wenig individualisirt, dass er kaum in die Augen fällt1). Während der Befruehtungsraum also gegen den Keimstock hin ziemlich scharf abgesetzt erscheint, geht er von diesem abgewendet ganz allmählich in den Keimgang über; der letztei'e verläuft dann in ungefähr gleicher Weite, aber wechselnder Länge bis zum Ootyp hin, auf diesem Wege zunächst den Laürer' sehen Canal, und immer eine grössere oder geringere Strecke dahinter den Dottergang aufnehmend. In histologischer Beziehung tinden wir die Wandungen des Keimganges zusammengesetzt aus einem Epithel, dem äusserlich allenthalben eine feine, aber kräftige Ringmuskellage auf- gelagert ist. Die letztere ist es, welche, während sie sonst durchgängig ungefähr die gleiche Stärke besitzt, durch eine beträchtliche Verdichtung den schon oben erwähnten Abschluss des Befruchtungsraumes gegen die Keimdrüse hin bewirkt, sich dahinter aber auch noch auf die Wand der Hervorragung am Keimstocke fortsetzt. Das Epithel des Keimganges ist bei völlig- erwachsenen Würmern nicht mehr als solches zu erkennen, während hei jüngeren Individuen das Auftreten von Kernen in der unter der Ringmuskulatur gelegenen Wand auf einen zelligen Ur- sprung schliessen lässt. In de]' That sind Mittheilungen, welche von solchen Kernen in der Keimgangwand sprechen, in der Litteratur nicht häutig anzutreffen; in den meisten Fällen wird sie als „structurlos" oder „bindegewebig" bezeichnet, und manchmal soll ihr sogar die Aus- stattung mit Muskelfasern abgehen (so bei Dist. claratitm nach Poirier). Schwarze scheint von dem Keimgange bei Dist. mdöldbum überhaupt nichts gesehen zu haben, denn er lässt in seiner Beschreibung die Eier aus dem Ovarium „durch eine ziemlich weite Oeffnung in die links davon gelegene Schalendrüse" gelangen s). Andere Autoren berichten hiergegen von einer kernführenden Wand, so Heckeut3) bei Dist. macrostomum, Walter4) bei Monostomum reüculwre, Noack 5) bei Distomum clavigerum und Zieglee b) bei Gasterostonium. Die Wand des Keimganges ist nun meinen Er- fahrungen nach überall zellig, wenngleich die Grenzen der Zellen auch in der Jugend nur schwer oder gar nicht zu unterscheiden sind und selbst die Kerne im späteren Alter sehwinden können. Sie setzt sich fort bis auf jene Hervorragung des Keimstockes, in deren Wand schon Ziegler die Kerne der ehemaligen Zellen auffand, und sie bildet endlich in dem Befruchtungsraum gegen den Keimstock hin einen Verschluss, ganz ähnlich demjenigen, den wir früher in der Samenblase gegen die Samenleiter hin kennen lernten. Man bemerkt nämlich in dem hinteren, ver- breiterten Ende des Befruchtungsraumes immer eine ziemlich plötzliche Verdickung der Wand, die auf dem optischen Schnitte meist durch zwei weit nach der Mitte vorspringende, und da- selbst sich berührende Zellen gebildet wird (z. B. Fig. 159, 107, 168, Taf. VIII). Auf diese Weise wird der Innenraum des betreffenden Abschnittes nach dem Keimstock hin sehr unver- mittelt abgeschlossen , während hinter dem Verschlusse die Wände wieder allmählich aus- einanderweichen. ') Bei den von Mohticelli in seiner jüngsten Arbeit untersuchten Distomen wird des Befruchtnngsranmea nicht Erwähnnng gethan. 2) Schwarze, 1. e. p, 34. ") Heckert, Leucochloridium etc. j>. 37. 4) Waltee, 1. c. p. 227. '-) Noack, 1. c. p. 43. ') ZlEOLER, 1. C. p. 24. 203 Ziegler ist nun meines Wissens der einzige, der bei einem digenetischen Trematoden '(Gasterostomum) eine andere, «ehr allgemein verbreitete Ausrüstung des Keimganges unserer Thiere aufgefunden hat. nämlich ein sehr dichtes Flimmerepithel, welches, von dem Befruchtungs- raume angefangen, den Keimgang in ganzer Ausdehnung bis zum Ootyp, und auch die Anfangs- theile der in ihn einmündenden Canäle auskleidet. Rechnen wir Aspidogaster conchicola zu den Digenea, wie das neuerdings, vielleicht nicht mit Unrecht, geschieht, dann ist die eben gemachte Angabe dahin zu erweitern, dass Huxley ') der Entdecker unseres Epitheles bei dem genannten Wurme ist, wo es neuerdings auch von Voeltzkow z) wieder beschrieben wurde. Ich habe diese Flimmerhaare, welche so hinfällig zu sein scheinen, dass sie bei der Conservirung und Färbung der Thiere nicht oder nur unkenntlich erhalten bleiben, während des Lebens bei keine in der von mir untersuchten Würmer vermisst; da dasselbe Epithel ausserdem von Taschenberg bei Oncho- cotyle*), von Wright und Macallum bei Sphyranura A) aufgefunden wurde, so dürfte es auch den Monogenea nicht fehlen. Es findet sich aber auch bei Cestoden; so erwähnt es Pintner bei CaMiobothrium corollatum*), und ich selbst beobachtete es in schönster und lebhaftester Bewegung bei Caryqphyllaeus mutabilis*). Es ist wühl nicht zu weit gegangen, aus dieser grossen Verbreitung - ich bin überzeugt, dass es z. B. den Distomen ganz allgemein zukommt7! -- auf eine für den Haushalt des Organismus bedeutsame und wichtige Function zu schliessen; welche dies sein dürfte, werden wir binnen kurzem sehen. Die Richtung, in welcher die Flimmerhaare schwingen, ist in der Gesammtausdehnung des Keimganges nicht die gleiche. Ziegler hat dies (I.e.) ebenfalls schon richtig gezeichnet, wenngleich im Texte davon nichts erwähnt wird. Im Befruchtungsraume ist die Schwingungs- richtung der Cilien von dem Keimstocke weg gerichtet; hier erscheinen ausserdem in etlichen Fällen die den Verschlusszellen aufsitzenden Haare etwas grösser und stärker, als die anderen. Was ihre Function an diesem Orte anbelangt, so wird wohl ohne weiteres klar sein, dass sie die Verschlusszellen in ihrer Aufgabe, von dem Keimstocke unbefugte Eindringlinge abzu- halten, unterstützen. Schon Ziegler hat in dem Befruchtungsraume des von ihm untersuchten Gasterostomum fimbriatum stets Spermatozoen bemerkt, und ganz dasselbe kann man auch allgemein bei den hier in Rede stehenden Fisch- und Froschdistomen beobachten. Jene Spermatozoen sind. ') Huxlev, Medical Times and Gazette. Vol. XIII. 1856. p. 132. !) Voeltzkow, Arbt. a. d. Zool. Inst. Würzburg. VIII. 1888. p. 263. 3) Taschenberg, Weitere Beitr. etc. Festschr. z. F. d. hundertj. Best. d. Naturf. Ges. Halle 1879. p. 45. 4) Wright und Macallum, Sphyranura Osleri. 1. c. p. 44. 5) Pixtner, Neue Beitr. etc. Arbt. a. d. Zool. Inst, d. Univ. Wien. IX. 1890. p. 21. Pintner giebt zwar an, die Bewegung selbst nie gesehen zu haben, obwohl die Härchen selbst ganz das Aussehen von Wimperhaaren haben. Mir ist es keinen Augenblick zweifelhaft, dass es sich hier um unser Flimmerepithel handelt. 6) Will, der den Wurm neuerlich beschreibt (Z. f. w. Z. 56. 1893), hat es nicht bemerkt (Nachtr. Zusatzl. ') Ich habe es neuerdings auch bei einigen dreissig egyptischen Distomenarten überall aufgefunden. MOXTI- i i i.i.i hat es bei den von ihm studirten Formen, obwohl er dieselben, wie er mehrfach hervorhebt, auch frisch unter- suchte, nicht bemerkt. Indessen halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass die von ihm beschriebene „striatura per- pendicolare", welche an dem Epithele des Keimganges sichtbar ist, in dem darauf folgenden Ootyp aber verschwindet (1. c. p. 103), auf unsere Flimmerhaare zu beziehen ist. MONTICELLI hält die striatura perpendicolare, „come dimostra meglio una osservazione aecurata" (1. c. p. 212) für den optischen Ausdruck von Drüsenmündungen (!); dabei ist nur nur das eine unklar, dass er in der Nachbarschaft des Keimganges Drüsen weder beschreibt, noch zeichnet, und weiter- hin ausdrücklich hervorhebt (1. c. p. 113), dass die Schalendrüsen nur in den Ootyp einmünden, wo die Striatura seinen Beobachtungen nach — wie ich durchaus bestätigen kann — aber gerade fehlt, Was die, nach MONTICELLI, ganz identische Striatura des ovidotto esterno, unserer Vagina, zu bedeuten hat, werden wir bald sehen (Nachtr. Zusatz). 26* 204 — wie ich überzeugt bin, lediglich durch ihre eigene Thätigkeit bis dahin vorgedrungen, und sie würden schliesslich in ihrem dunklen Drange noch weiter, bis in den Keimstock selbst, sich durcharbeiten, wenn ihnen nicht an dieser Stelle, so energisch wie möglich Halt geboten würde. In der That sind ihnen die Flimmerhaare durch ihre stete und vereinte Thätigkeit überlegen ; ich habe niemals gesehen, dass einer der viel grösseren und kräftigeren Samenfäden mit Erfolg gegen sie hätte ankämpfen können, selbstverständlich, solange sie im Vollbesitze ihrer Energie waren ; bei beginnendem Absterben der Würmer stellen die Cilien schon bald ihre Thätigkeit ein. Die Schwingungsrichtung nach aussen zu behalten die Flimmerhaare im ganzen Be- fruchtungsraume und noch bis in den Anfangstheil des Laurer sehen Canales hinein; von da ab wird dieselbe gerade entgegengesetzt, so dass vom Ootyp an die Schwingungen der Haare ebenfalls nach der Abgangsstelle des LAüRER'schen Canales zu erfolgen. Auf die Bedeutung dieses plötzlichen Wechsels werde ich erst später weiter eingehen können. Ehe ich aber die Besprechung des Keimganges verlasse, mag in kurzen Worten noch auf die etwas abweichende Gestalt desselben hingewiesen werden, die wir bei Distomum cygnoides und folium finden (cf. Fig. 126, Taf. VI und Fig. 75, Taf. IV). Die Unterschiede gegenüber dem gewöhnlichen Verhalten beruhen hier indess in letzter Instanz nur darauf, dass vor allem der Befruchtungs- raum selbst sehr stark entwickelt und mit sehr reichlicher Muskulatur ausgestattet ist. während er zu gleicher Zeit von dem Keimstocke durch einen längeren, engen Canal getrennt wird. Prin- cipielle Unterschiede sind also nicht vorhanden. c) LAüRER'scher Canal und Receptacnlnm seiuinis. Nachdem gegenwärtig die Frage nach dem Verlaufe des LAüRER'schen Canales endgültig entschieden ist, dreht sich die wissenschaftliche Discussion vorzugsweise noch um sein Vor- kommen und um seine anatomische und physiologische Bedeutung. Da ich auf die letztere später noch ausführlicher zu sprechen kommen werde, mag diese Frage hier vollkommen ausser Spiel bleiben. Was sein Vorkommen anbelangt, so fehlt er nach der von Braun gegebenen Zusammen- stellung ') sicher bei den Apoblemaaxiva. (= Distomum appendiculatum etc.), bei Monostomum muta- bile nach Braün's eigenen Untersuchungen, während nach Walter2) Monost. forigonoeephafotm, proteus und reticnlare einen solchen besitzen3), und bei Distomum Richiardii Lopez nach Monticelli4). Ich kann den hier namhaft gemachten Formen eine neue hinzufügen in Gestalt des Distomum varie- gatum, das ebenfalls keinen LAüRER'schen Canal, an dessen Stelle aber ein sehr voluminöses Receptaculum seminis aufweist 5). 1) BRAUN, Bronn's Cl. u. 0. p. 715. 2) Walter, I. c. p. 227. 3) Eine egyptisclie Notocotylea.rt, die, was ich gegenwärtig aus Mangel an der nöthigen Litteratur nicht ent- scheiden kann, möglicherweise mit Notocotyle triserialis identisch ist, besitzt ihn ebenfalls, desgleichen ein kleines Mono- stomum ans dem egyptischen Milvus parasfttcus und eine nahe verwandte Forin ans Pelecanus onoerotalus (Nachtr. Zusatz). 4) Monticelli, Di un Distoma etc. Bollett. Soc. Natural. Napoli III. 1889. p. 132. 5) In seiner neueren Arbeit führt Monticelli noch folgende Arten auf, die des L/AUKER'sehen (.'anales ent- behren (1. e. ]i. 107): D. fractum, folium, ilclpliini, rochebruni, siraloiiis, smiromates, octüatum und jiri^tix. Dass der Canal bei Dist. folium fehlen soll, ist jedenfalls, wie aus den Untersuchungen von Braun und der Beschreibung des Wurmes im ersten Theile hervorgeht, nicht richtig (Nachtr. Zusatz). — 205 — In allen Fällen, wo er vorhanden ist, repräsentirt unser Gant;' einen mehr oder minder unregelmässig gekrümmt verlanfenden, meist ziemlich engen Canal, der auf der Rückenfläche des Wurmkörpers, und immer in der Nähe seines Ursprunges, sich öffnet. Diese Mündung liegt ent- weder in der Mittellinie des Rückens, wie mir scheinen will aber häufiger etwas aus derselben heraus auf die Seite gerückt. Es dürften in Bezug auf die Lage der Oeffnung sogar bei den Individuen einer und derselben Art Differenzen vorkommen. Bei Distomum tereticolle fand ich einmal an dem Laurer' sehen Canale eine doppelte Oeffnung, indem derselbe, ganz kurz unter der Rückenfläche seines Besitzers in zwei, fast flachwinklig auseinanderlaufende Aeste sich spaltete, die, in der Medianlinie Ai^ I Juckens nach vorn und nach hinten gerichtet, 0,08 mm von einander entfernt, getrennt nach aussen mündeten. Beide Oeffnungen lagen also hinter einander. Einer ähnlichen Bildung bin ich weder bei Dist. tereticoMe, noch bei den anderen Wurmarten wieder begegnet. Ausser der doppelten Mündung zeigte jener Canal übrigens noch eine Unregelmässig- keit in Gestalt eines kleinen, zäpfchenförmigen und hohlen Anhanges, den er ungefähr in der Mitte seines Verlaufes trug (Fig. 69, Taf. IV). Die Dicke desselben war etwas geringer, wie die des Hauptcanales, seine Länge gering, nur 0,018 mm. Ich glaube zunächst, dass wir es in diesem Fortsatze sowohl, als in der doppelten Mündung des Laurer' sehen Canales selbst mit einer zufälligen, durch irgend welche Verhältnisse bedingten Missbildung zu thun haben. In histologischer Hinsicht habe ich betreffs des Aufbaues des LAURER'schen Canales dem bisher Bekannten kaum etwas hinzuzufügen. Die directe Begrenzung des unregelmässigen, bald weiteren, bald engeren Lumens bildet bei den Autoren eine „Membrana propria" oder „homogene Schicht", die in die Körperwand übergeht und deshalb mit ihr in Beziehung gebracht wird. Kerne traf man in dieser Schicht für gewöhnlich nicht, nur in den letzten Jahren wurden einige gegenteilige Fälle bekannt ; so beschreiben sie Jägerskiöld von Ogmogaster plicata l), Noack von Distomum davigerum Rud. 2) und Ziegler 3) erkennt in derselben bei Gasterostomum fimbriatum nicht nur die Kerne, sondern auch die im Basaltheile daselbst ihr aufsitzenden Flimmerhaare. In der That ist die innere Auskleidung des LAURER'schen Canales in allen Fällen ein metamorphosirtes Epithel, von dem bei ausgebildeten Würmern aber nur die Kerne noch, und auch diese selten genug erkennbar sind. Die dem Lumen zugekehrte Oberfläche des Epitheles zeigt, wie ich vielfach beobachtet habe, die Tendenz zur Bildung derselben Zäpfchen und Zöttchen, wie wir sie oben bei den männlichen Leitungswegen verschiedentlich vorfanden, nur sind sie hier sehr klein und nur selten deutlich zu erkennen; sehr hübsch aber traten sie hervor in dem oben beschriebenen gespaltenen Theile des LAURER'schen Canales von Distomum tereticolle (Fig. 69, Taf. IV). In dem untersten, direct mit dem Keimleiter in Verbindung tretenden Abschnitte des Canales werden diese Zäpfchen ersetzt durch sehr schöne, lebhafte Flimmerhaare, welche continuirlich in die des Keimganges selbst übergehen. Die Ausdehnung dieses Flimmerepitheles im LAURER'schen Canale xst verschieden, erreicht aber nur selten ein grosseres Maass ; die Schwingungsrichtung der Cilien ist stets die von dem Keimgange in den Canal hinein. Dem Epithcle liegt weiter nach aussen zu ganz allgemein eine mehr oder minder starke Ringmuskulatur auf, über welcher Xoack j) auch ') Jägerskiöld, Ueb. d. Bari v. Ogmogaster plicatus Crbi'l. Kgl. Svensk. Vetensk. Acad. Hantll. 24. Stockh. 1891. 2) Noack, 1. c. i.. 43. 3) Ziegler, 1. c. p. 24. 4) Noack, I. c. p. 4:(. — 206 noch eine Lage von Längsmuskelfasern aufgefunden hat. Lie Ringmuskulatur ist, wie schon erwähnt, sehr verschieden stark und vor allem fällt hierbei die Dicke mancher Fasern, sowie die ungleiehmässige Dicke der einzelnen, benachbarten Fasern auf (z. B. Distomum cylindraceum Fig. 151, Taf. VII). Man kann an ihnen nicht selten auch eine gabelige Spaltung, ja sogar Anastomosenbildung constatiren, leichter als das bei den dünnen und viel regelmässiger gelagerten Fasern anderer rühriger Organe der Fall ist. An der (meist runden) Mündung des Canales habe ich, soweit dies auf Totalpräparaten möglich ist, nichts von einer etwaigen, besonderen Ver- stärkung der Muskulatur wahrnehmen können; ich halte die Existenz einer solchen schon um deswillen nicht für sehr wahrscheinlich, weil man an der Oeffnung, im Gegensatze zu der Genital- ciü'nung, kaum irgend welche willkürliche Gestaltveränderungen beobachtet, und weil dieselbe von mir auch stets offen und theilweise sogar etwas erweitert gefunden wurde. Die von vielen anderen Autoren in der Umgebung des LAURER'schen Canales beschriebene Anhäufung von Zell- kernen ist auch bei den von mir untersuchten Formen allenthalben vorhanden. Das innere Ende des LAURER'schen Canales steht meinen Beobachtungen nach stets und a u s n a h m s 1 o s in Verbindung mit dem Keimleiter und zwar zwischen der Einmündung des Dotterganges und dem Befruchtungsraume, resp. dem Keimstocke. Die Verhältnisse stimmen danach bei den 15 hier in Bede stehenden Wurmarten (und noch einer Reihe anderer) überein mit denen, welche gefunden wurden von Leuckart bei Dist. lanceolatum '), Blümberg bei Amphi- stomum conicum*), (Amph. subclavatum verhält sich genau so), Bütschli bei Dist, endohbum3), Heckert bei Dist. macrostomum4), Ziegler bei Gasterostomum fimbriatum*) und Noack bei Dist. clavigerum6): In anderen Fällen stossen LAURER'scher Canal und Dottergang ungefähr gleich- zeitig auf den Keimgang, wie bei Dist. hepaticum, spathulatum und pulmonale nach Leuckart. End- lich lässt, abgesehen von einigen älteren, ähnlichen Angaben von Stieda etc., neuerdings v. Linstow bei Distomum cylindraceum 7) den LAURER'schen Canal von dem Dotterreservoir aus entspringen. Diese Angabe ist, wie ich bestimmt versichern kann, unrichtig; Dist. cylindraceum verhält sich genau wie die anderen, von mir untersuchten Formen und hat einen von dem Dottergange völlig getrennten LAURER'schen Canal (cf. Fig. 148, Taf. VII). In einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von Fällen trägt nun der LAURER'sche Canal einen blasenartigen Anhang von verschiedener Gestalt und Grösse, das Receptaculum semin is. die Samen ta sehe, früher auch als Vesicula seminalis exterior, anterior oder superior bezeichnet. Bei einigen Formen fehlt diese Samentasche noch gänzlich und der LAURER'sche Canal ist völlig glatt und in seinem Verlaufe auch durchschnittlich überall gleich weit (z. B. Dist. tereticoUe, ryynoklcs, folium; ganz ähnlich verhalten sich auch Amphistomum subclavatum und conicum, Gastero- stomum fimbriatum, Distomum hepaticum, pulmonale, cylindraceum etc.). Bei- anderen dagegen zeigt er selbst sich in seinem Basaltheile mehr oder minder blasenartig aufgetrieben und zu einem Reservoir ') Leuckart, Paras. d. M. 1. c. p. 37:; f. s) Blumberg, Ueb. d. Bau d. Amphist. conicum. Dissertat. Dorpat 1S71. 3) Bütschli, Beobachtungen üb. einige Paras. I. c. p. 235. 4) Heckert, 1. c. p. 38. 5) ZlEGLEE, 1. c. p. 24-. S.-A. Braun giebt (1. c. p. 718) irrthümlicherweise an, dass Ziegler den LAURER'schen Canal bei Gasterost. fimbriatum in den unpaaren, kurzen Dottergang einmünden lasse. 6) Noack, 1. c. p. 43. ') v. Linstow, Ueber d. Bau etc. Arch. f. mikr. Anat. 1. c. p. 183. entwickelt, das dann, wie es scheint, die Stelle und Function eines Receptaculums vertritt. So ist es bei Opisthostrema nach Fischer, so ist es, eigenen Beobachtungen nach, bei Bist, ovocaudatum. Nach alle dem, was ich davon gesehen habe, muss ich jedoch bezweifeln, dass wir es hier mit einer constant auftretenden Bildung zu thun haben, wenigstens ist es so bei dem letztgenannten Wurme, wo die Auftreibung einmal da ist, das anderemal fehlt; auch Creiitzhuhg erwähnt von ihr nichts1). Braun hält2) die von Ziegler (1. c.) beschriebene Auftreibung des Keim ganges bei Gasterostomum fimbriatum für einen Ersatz der Auftreibung des LAURER'schen ('anales; aus dem weiter oben Gesagten wird sich aber ergeben, dass dieselbe nicht dieser entspricht, wohl aber der von uns als Befruchtungsraum bezeichnete Abschnitt ist. In der, wie es scheint, grösseren Mehrzahl der Fälle finden wir jedoch an dem LAURER'schen Canal jenes Receptaculum anhängen; manchmal so dicht an dessen Verbindungsstelle mit dem Keimgange, dass es füglich ebenso gut diesem zugerechnet werden könnte, bei anderen Formen aber deutlich und zweifellos als Appendix des LAURER'schen Canales kenntlich. Wir werden später noch genauer sehen, dass es diesem letzteren auch entwickelungsgeschichtlich zugehört, indem es sich aus einer Ausstülpung seiner Wand hervorbildet. Damit erledigt sich wohl auch die Auslegung der von mir früher über die Lage des Receptaculums gemachten Angabe 3) durch v. Linstow, der dasselbe dem Keimgange und nicht dem LAURER'schen Canale zugerechnet wissen will 4). Die Grösse des Receptaculum seminis ist eine recht verschiedene. Am kleinsten habe ich es gefunden bei Distomum perlatum (Fig. 85, Taf. IV), wo es schon in der reifen Cercarie als ein kleiner, blinder Anhang des LAURER'schen Canales unmittelbar an seinem Ursprünge er- kennbar ist. Es entwickelt sich nicht weiter und wird nach dem, was ich beobachtet habe, überhaupt nicht benutzt. Wahrscheinlich würde ich es beim erwachsenen Thiere überhaupt nicht erkannt haben, wenn ich nicht bei ganz jungen, kaum erst übertragenen Exemplaren des Wurmes, die leichter analysirbar sind, auf sein Vorhandensein aufmerksam geworden wäre ; es ist im Ver- hältniss recht schwer, es bei den erwachsenen zu constatiren. Nicht viel anders verhält es sich mit der Samentasche des Distomum endolobum (Fig. 159, Taf. VIII). Bei den meisten Individuen, und zwar geschlechtlich wohlentwickelten, zeigt es sich in Gestalt eines kleinen, kaum mehr wie 0,07 mm lang und 0,03 mm breit werdenden Beutelchens, welches der Basis des LAURER'schen Canales anhängt. Was seine Füllung anlangt, so habe ich es wohl am öftersten völlig leer, oft auch mit einer geringen Menge Spermatozoen, und nur einige, wenige Male stärker gefüllt angetroffen. Da es Bütschli in seiner Darstellung der Genitalorgane des Wurmes 5) überhaupt nicht erwähnt, so dürfte es auch bei seinen Exemplaren nicht stark spermahaltig gewesen sein; andererseits wäre es ihm wohl gewiss aufgefallen. Eine in den einzelnen Fällen nicht ganz gleichmässige, im allgemeinen aber recht anschn- ') Creutzburg, l. c. p. 32. *) Braun, Bronns Cl. u. 0. p. 713. 3) Beitr. z. Kenntn. d. Treniat. Zeitschi', f. wiss. Zool. 41. 1885. p. 416. 4) v. Linstow, Ueber d. Bau u. d. Entw. etc. Arch. f. mikr. Anat. 1. c. p. 183. Nachtr. Znsatz: Auch Monticf.lli erklärt es in seiner neuesten Arbeit für ein Derivat des Keim ganges: „questo ricettaeolo seminale interno e da considerarsi conie uno slargamento o dipendenza del prinio tratto del tubo d'escrezione femminile, ovidotto interno, del quäle ha l'identica struttura . . ." (1. c. p. 106). Die späteren Ausführungen im entwickelungsgeschichtlichen Theile dieser Arbeit werden zeigen, dass — für die Fisch- und Froschdistomen wenigstens — diese Auffassung unhaltbar ist. 5) Bütschli, 1. c. p. 234 f. — 208 — liehe Ausbildung besitzt die Samentasche bei den beiden Fledermausdistomen und denen des Frosches mit seitlicher Geschlechtsöffnung. Es repräsentirt hier (vgl. die Fig. 51, 52, Taf. III, Fig. 167, 168, Taf. VIII, Fig. 97, Taf. V) immer eine Aussackung des Laurer' sehen Canales, die mitunter sogar vermittelst eines allerdings nur kurzen Stieles diesem ansitzt, nicht selten aber - und das besonders da, wo sie stark gefüllt ist — als der Haupttheil erscheint, der an irgend einer Stelle seiner Seitenwand einen Abführungsgang nach dem Rücken entsendet. Am volu- minösesten ausgebildet ist endlich das Receptaculum bei Distomum nodulosum und Bist, isoporum (Fig. 92 und 106, Taf. V), bei welch letzterem es im erwachsenen Wurme fast dem Keimstocke an Grösse gleichkommt. Es sitzt hier ausserdem vermittelst eines ziemlich langen Stieles dem Laürer' sehen Canale an; man könnte sich fast versucht fühlen, den letzteren nur für seinen Aus- führungsgang zu halten. Endlich habe ich am Ende dieser Reihe noch das Dist. variegatum zu erwähnen, bei welchem die Samentasche im reifen Zustande einen Körper darstellt, der den Keim- stock und selbst die Hoden an Grösse überti'ifft (cf. Fig. 145, Taf. VII). Seiner Lage nach stimmt dieses Receptaculum durchaus mit den anderen überein und unterscheidet sich von diesen nur dadurch, dass ihm der Ausführungsgang nach dem Rücken, eben der L-AURER'sche Canal, fehlt. Histologisch zeigen alle diese verschiedenen Formen der Sanientasche durchaus denselben Aufbau. Ihre Wandungen bestehen, gleichgültig, ob das im erwachsenen Znstande noch an dem Vorhandensein der Kerne erkennbar ist oder nicht, ursprünglich aus einem Epithel, das auf seiner äusseren Fläche durchgängig einen Belag mit feinen, dicht nebeneinander hinziehenden Ringfasern zeigt, die mit denen des LAURER'schen Canales in continuirlichem Zusammenhange stehen. Die Beschaffenheit der inneren Oberfläche ist nicht überall gleich. Bei dem kleinen Receptaculum von Dist. perlakvm scheint sie glatt oder leicht gerunzelt zu sein, doch ist das der Kleinheit wegen und weil es gewöhnlich zusammengefaltet ist, nicht recht zu erkennen. Bei Distomum endolobum zeigt augenscheinlieh die gesammte Innenfläche eine dichte Bekleidung mit Flimmerhaaren, während bei den anderen Formen das Flimmerepithel nur auf den Mündungs- theil des Receptaculums beschränkt ist und die übrige Innenfläche desselben entbehrt. Die Bewegungsrichtung der Wimperhaare ist hier nach dem Inneren zu, von dem LAURER'schen Canale weg gerichtet, und es können in Folge dieses Umstandes von dem Keimgange aus wohl sehr leicht Spermatozoen in dasselbe hinein, aber nur sehr schwer wieder daraus herauskommen. Es entspinnt sich hier zwischen den Flimmerhaaren und den Spermatozoen derselbe harmlose Kampf, wie wir ihn schon oben innerhalb des Befruchtungsraumes kennen lernten; nur ist er hier, da die Zahl der Samenfäden eine viel grössere ist und diese sich gegenseitig verdecken, nicht so leicht zu beobachten, wie dort. Für gewöhnlich und bei Betrachtung mit schwächerer Vergrösserung sieht man nichts als ein lebhaftes Gewimmel von Spermatozoen, das in nicht seltenen Fällen aber in einen regelmässigen, geradezu rasenden Tanz ausartet. Diese Bewegung beobachtete schon Pagenstecher bei Dist. clavigerum 1857 x), ferner 1861 Van Beneden 2) bei Dist. „retusum" ; der letztere giebt eine ganz treffende Beschreibung der Wirklichkeit, indem er in dem Bläschen Spermatozoen erkennt, „qui se meuvent en faisant le manege, et qui, plus longs que la cavit£ qui les löge, se recourbent en prenant l'aspect d'un pinceau de cheveux enchässes dans une broche. Ces spermatozoides tournent avec une rapidite etonnante dans l'interieur de leur ') Pagenstecher, 1. c. p. 40. '') Van Benedkn, Memoir. sur les vers intest, etc. 1. c. — 209 — löge ....". Auch Molin hat 1859 3) bei seinem Bist, clavigerum neben dem Bauchsaugnapfe „una piccola cävitä sferica" bemerkt, welche „era attapezzata internamente di cigli vibranti". Dass damit unsere Flimmerhaare gemeint sind, ist kaum anzunehmen, wohl aber werden es die Spermatozoon selbst gewesen sein. Nur in seltenen Fällen ist, wie ich schon sagte, die Bewegung der im Receptaculum aufhältlichen Samenfaden eine ganz regellose und das meist dann, wenn die Würmer matt sind, oder stark gedrückt werden. Im anderen Falle sitzen die Samenfäden dicht gedrängt mit ihren Köpfen zwischen den Flimmerhaaren, während die Schwänze längs der Innenwand der Tasche hin fiottiren, ähnlich vielleicht, wie die Haare eines Pferdeschweifes, wenn man ihn in die Einströmungsöffnung einer Turbine halten würde. Da ihre Länge die des Receptaculums bedeutend übertrifft, so laufen die Schwänze fast längs der ganzen Innenwand derselben herum bis wieder nach vorn, wo sie sich nochmals einwärts biegen (Fig. lu'7, Taf. Vlll; die Wiedergalie meiner Originalzeichnung durch den Lithographen lässt dies kaum noch erkennen). In dem von ihnen freigelassenen Räume liegt dann stets noch eine grössere oder geringere Menge frei beweglicher Fäden. Mitunter trifft man aber auch die ganze Gesellschaft frei beweglich und dann drehen sie sich wie besessen mit rasender Geschwindigkeit rings herum. Dieser Tanz ist das alleinige Werk der Flimmerhaare am Eingange der Samentasche; sowie sie ihre Thätig- keit einstellen , hört auch die Gleichmässigkeit in der Bewegung der Samenkörpereken auf. Man bemerkt deutlich, dass von den Flimmercilien eine Strömung erzeugt wird, welche in den Raum der Samentasche hineinführt und ein Austreten von Elementen, wenn nicht total verhindert, dann wenigstens ausserordentlich erschwert. Damit steht es recht wohl in Einklang, dass bei jüngeren Würmern, obgleich dieselben in ihrem Uterus schon reichlich Spermatozoon besitzen, die Tasche immer viel weniger voll und gross angetroffen wird, wie bei älteren. Bei letzteren kann man dagegen beobachten, dass durch Contraction der Wände des Receptaculums ein grosser Theil des Inhalts aus demselben hervorgetrieben wird, nicht aber in den Keimleiter hinein, wie man erwarten sollte, sondern in den LAURER'schen Canal, wo sie mehr oder minder weit vorgeschoben werden, um nach kurzer Zeit meist in das Receptaculum zurückzukehren. Dazwischen aber passirt es auch, dass ein Theil der im LAURER'schen Canal aufhältliehen Sper- matozoon durch eine ziemlich schnelle, peristaltische Bewegung desselben — nach aussen be- fördert wird. Nach dem Keimgange zu habe ich diese Evaluationen nicht stattfinden sehen. Aehnlich liegen auch die Verhältnisse bei den mit ganz grossem Receptaculum versehenen Formen und I). variegatum] nur dass sich bei diesen, wegen der grösseren Entfernung des eigent- lichen Receptaculum seminis, die Flimmerhaare nicht bis in dieses hinein erstrecken, sondern auf den gemeinsamen Anfangstheil von LAURER'schem Canal und Receptaculum beschränken. Be- merkenswerth erscheint mir auch noch der gerade bei diesen Formen sehr auffällige Umstand, dass die Receptacula seminis einmal sich sehr frühe entwickeln, dann aber schon,' ehe in den weiblichen Keimwegen Samenfäden auftreten, sich zu ganz bedeutender Grösse aufblähen und irgend welche Fremdkörper, besonders Dotterzellen und deren Trümmer in sich ansammeln. Ich fand das namentlich bei Distomufn isoporum und variegatum. Auch im erwachsenen Znstande zeigt bei dem letzteren das Receptaculum, wie ich bei der Beschreibung des Wurmes schon hervorhob, noch einen recht bemerkenswerthen Inhalt. Abgesehen von vereinzelten Dotter- und auch Keim- zellen, die sich hier und da vorfinden,' zeigen die Samenfäden zu einem Theile Erscheinungen, ') Molin, Nuovi Myzlieliuinthi etc. 1. c. p. 847. Hibliotheca zoologica. Heft 16. — 21n — die sonder Zweifel auf ein Absterben und eine beginnende Auflösung hinweisen, und diese zer- fallenden und zerfallenen Spermatozoen bilden mitunter den Haupttheil des Samentascheninlialtes. Das Bild nun. welches dieser letztere auf Schnitten im mikroskopischen Präparat giebt, kam mir unwillkürlich in den Sinn, als ich die Beschreibung las, welche Jüel von dem ebenfalls sehr voluminösen, aber höchst sonderbar gebauten Reeeptaculum des Apoblcma i:mxnm gegelten hat '). Alle Apöblemen entbehren bekanntlich auch des Laurer' sehen Canales, und besitzen ein grosses Reeeptaculum, das nun speciell bei Apoblema excisum sich auszeichnet dadurch, dass nach der Beschreibung Juel's: 1) es von einer sehr dünnen, hyalinen Membran begrenzt wird, 2) in ihm eine „protoplasmatische Gerüstsubstanz" enthalten ist, die „überaus feinkörnig, fast homogen ist und grosse runde Zellkerne einschliesst", 3) in dieser Substanz „eine Menge von grösseren und kleineren, runden Hohlräumen sich befinden'', in denen die Spermatozoen sich bewegen. Ein solcher Bau des Reeeptaculum seminis dürfte einmal in Bezug auf seine Bedeutung zunächst ziemlich unverständlich sein, er dürfte aber andererseits bis jetzt auch vollkommen ohne Analogie dastehen. Ich kann mich nun, wie schon gesagt, des Gedankens nicht erwehren, dass wir es hier mit einem Organe zu thun haben, welches dem Reeeptaculum von Dist. variegatum und dem ganz entsprechend sich verhaltenden von Dist. Bichiardii an die Seite zu stellen ist. Die proto- plasmatische Gerüstsubstanz würde dann den zerfallenden und zerfallenen Samenfäden entsprechen. die eingelagerten grossen Kerne wahrscheinlich mit eingeführten Ei- oder Dotterzellen (leider giebt Jüel keine Maasse dieser Zellen, durch welche der Vergleich sehr erleichtert würde), und die Lückenräumehöhlungen . in denen die noch lebenskräftigen Spermatozoen sich befinden. Durch Contractionen der Taschenwand können diese Samenfäden, wie wir es auch sonst sehen, hin- und hergetrieben werden, wobei sie natürlich in den zwischen der Masse der abgestorbenen befindlichen Lacnnen sich bewegen müssen. Es ist dies, wie gesagt, zunächst nur eine Vermuthnng, aber eine solche, die uns den absonderlichen Bau des Gebildes bei den Apoblemen verständlich macht, und ihm zugleich Analogien unter den schon bekannten Formen verschafft; der Beweis für die Richtigkeit der Vermuthnng würde freilich erst zu erbringen sein. d) Dotterstöcke. Kurz hinter dem LAURER'schcn Canale mündet der Dottergang in den Keimgang ein. Die Verhältnisse der Dotterleitungswege sind zu bekannt, als dass ich hier nochmals nöthig hätte, darauf einzugehen; über die Anordnung und Vertheilung der Dotterdrüsen selbst mögen jedoch einige Worte am Platze sein. Eine sehr ausführliche Uebersicht über das bis jetzt darüber Bekannte giebt Braun in Bronn' s Classen und Ordnungen etc.2), und es kann das hier zu Er- wähnende gleichsam als Nachtrag zu jener Zusammenstellung betrachtet werden. Bezüglich der Lage der Dotterstöcke im Körper wäre zu bemerken, dass sie bei Distomwm ovocaudatum ziemlich im hinteren Leibesende, hinter dem Keimstocke gefunden werden, dass sie im Gegensatze hierzu bei Distomwm öonfusum, medians, clavigerum, astidioides ganz vorn zu Seiten des Mundsaugnapfes und Pharynx gelegen sind. Durch eine solche veränderte Lagerung kann unter gewissen l'm- ') Jubl, Beiträge etc. I. o, p. :'>.">. ') 1. c. p. 720 f, 211 ständen auch der Verlauf der Ausführungsgänge mehr oder minder beeinträchtig! erscheinen. In weitaus der grüssten Mehrzahl der Fälle finden sich die Dotterstöcke in den Seilen des Körpers und ihre Ableitungscanäle müssen, da der Üotyp gewöhnlich median gelegen ist. einen queren Verlauf einhalten, den wir denn auch nieist an den „queren" Dottergängen constatiren. ()li sie freilich immer rein „quer", d.h. ungefähr senkrecht zur Körperlängsaxe verlaufen können, hängt weiter auch von der Lagerung des Ootyps ah; liegt derselbe annähernd in ihrer Höhe, dann vermögen die grossen Dottergänge auch bei exceptiuneller Lage der Dotterstöcke noch »quer" zu bleiben; so z. B. Lei dem Dist. ovocaudatum, wo Ootyp und Dotterstöcke beide im Hinterleibe zu tretfen sind. Treten in dieser Beziehung jedoch Aenderungen ein, dann hören auch die „queren" Dottergänge auf, quer zu verlaufen: das typischste Beispiel hierfür bieten die oben genannten Distomum confusum, niedians, clavigerum und ascidioides, wo die betreffenden C4änge ohne irgend welche Aenderung ihrer morphologischen Bedeutung mehr oder minder der Länge nach den Körper durchziehen. Der quere Verlauf der paarigen oder Hauptdottergänge ist demnach nur ein s e c u n d ä r e r Charakter. AVas die Grosse und Gestalt der Dotterstöcke anbelangt, so hat die kleinsten und ein- fachsten Distomum folium, wo sie (bei meinen Exemplaren) als zwei kleine, unregelmässig runde Gebilde von 0,07 — 0,08 mm mittlerem Durchmesser unter dem Bauchsaugnapfe gelegen und durch zwei nicht viel längere Ausführungsgänge mit dem gemeinsamen Dottergange verbunden sind. Entsprechend verhalten sich dieselben Organe von Distomum cygnoides; sie liegen hier kurz vor und über dem Keimstocke und repräsentiren zwei von dem Ausführungsgange aus radiär in einige Lappen gespaltene, aber noch recht compacte Drüsen von ca. 0,25 mm Ausdehnung in radialer Richtung. Aehnlich sind auch die Dottefstöcke des Distomum ovocaudatum gebaut; die Trennung in einzelne Drüsenfollikel ist hier aber schon soweit gediehen, dass diese als gesonderte. unregelmässig kugelförmige Gebilde erscheinen, die durch ein kurzes Stielchen dem gemeinsamen Ausführungsgange aufsitzen (Fig. 123, Taf. VI), in allen diesen Fällen sind die Dotterstöcke also ziemlieh klein und wenig umfangreich : es ist nun ein bemerkenswerthes Zusammentreffen, dass gerade Lei den Trägern solch kleiner Dotterstöcken in den Eizellen, wie schon oben bemerkt wurde, sich Einlagerungen verschiedener Art finden, die unter Umständen den Keim- und Dotter- stöcken ein äusserlich fast gleiches Aussehen verleihen können. Jene Einlagerungen zeigten sich bei Dist. cygnoides, und ebenso bei dein von Monticelli und Crety beschriebenen Dist. RicJiiardii in Form der sogenannten Dotterkerne1), bei Dist. ovocaudatum als zahlreiche fettartige Kügel- chen, die das Ei im frischen Zustande fast opak erscheinen lassen-). Ich möchte diese Aus- stattungen der Keimzellen in Verbindung mit der minimalen Ausbildung der Dotterstöcke direct als Zustände auffassen, auf denen die functionelle Scheidung beider Organe noch nicht bis zu dem Grade gediehen ist, wie bei der Mehrzahl der übrigen Distomen3). Eine etwas reichere Ausbildung zeigt der Dotterapparat von Distomum perlatum, wo zwar ') Neuerdings beobachtete Monticelli (1. c. p. 147) dieselben Dotterkerne auch bei dein Dist. veliporum i Nachtr. Zusatz). 8) Genau solche Einlagerungen, die bei der Conservirung etc. verschwinden, fand ich in Egypten in den Eizellen einer Apollemaait, die stets in grosser Zahl im Magen von Chipea nilotica lebt (Nachtr. Zusatz). *) Auf die weitere Eigentümlichkeit, dass in Fällen kleiner Dotterstöcke (speciell Dist. Uichiardit) die Keim- zelle gewöhnlich relativ gross ist, und deshalb relativ weniger fremdes Nährmaterial für ihre Entwickelnng braucht, marhf MONTICELLI sehr richtig aufmerksam (1. e. p. 98 f.) Nachtr. Zusatz. — 212 — die Ausdehnung in der Länge noch nicht viel grösser geworden ist, als bisher, wo aber die bis jetzt allein vorhanden gewesenen, radial dein Ausfiihrnngsgange aufsitzenden, derben Follikel in kleinere Läppchen sich spalten ; zu gleicher Zeit rücken die Drüsen selbst, die bisher im Inneren des Leibes lagen, nach dessen Peripherie und lieginnen sich dort längs des Körperrandes in die Länge zu strecken. Aehnlich denen des Dist. perlatum sind auch die Dotterstöcke des Distomum ascidia und ascidioides gebaut; die von Distomum confusum, rilavigerum und medians unterscheiden sich von ihnen nur dadurch, dass der Zerfall der ehemals vorhanden gewesenen, massigen Drüsen- lappen in kleinere Stücke noch weiter gediehen ist. Da ausserdem im Vorderkörper (wo die Dotterstöcke dieser Arten ja liegen) keine anderen Organe die Entwickelung und Ausbreitung derselben hemmen, so ist ihre Verästelung dort eine ziemlich gleichmässig dichotomische. Im Gegensatz hierzu müssen sie da, wo sie in die Seiten des Körpers gedrängt sind, eine vorzugs- weise longitudinale Ausdehnung einnehmen und unter Umständen, bei noch reicherer Entwickelung, mantelartig unter der Körperwand sich ausbreiten; dabei geschieht es regelmässig, dass von den ursprünglich unter einander gleichwertigen Zweigen nunmehr jederseits vorn und hinten einer zu einem Hauptzweige sich ausbildet, von dem die anderen dann mehr oder minder deutlich als Xebenzweige ausgehen. Am einfachsten und zugleich deutlichsten ist dieser Bau ausgeprägt bei dem Distomum tereticoMe, wo nur einzelne Drüsenläppchen in Abständen den Längscanälen direct auf- sitzen (Fig. 1, Tat. I). In der Mehrzahl der Fälle treffen wir hingegen anstatt einzelner Läppchen kleine, verschieden reich verzweigte Bäumchen, deren Stämme erst in die rlauptcanäle einmünden, wodurch die Gliederung des ganzen Apparates bedeutend reicher sich gestaltet. Gewöhnlich erscheint dieselbe unregeknässig ; sehr regelmässig und zierlich aber bei Distomum variegatum, bei welchem wirkliche Bäume oder Träubchen mit langen Ausführungsgängen deutlich isolirt von einander von den Längscanälen abgehen. (Auf die Differenzen im Baue der Dotterstöcke bei diesem Wurme sei hier nur gelegentlich nochmals hingewiesen; cf. ausserdem oben pag. 79). Eine hintere Vereinigung der Längscanäle habe ich bemerkt bei Distomum isoporum. Ueber den histologischen Bau der Dotterstöcke sei hier nur gesagt, dass die Drüsen sowohl, wie die Gänge, ihre eigenen, zelligen Wandungen besitzen. Was die ersteren anbelangt, so liegt in ihnen augenscheinlich überall, aber nicht überall gleich deutlich, der Eigenmembran innen eine Art Keimepithel an: einige mitunter nur spärliche Zellen, welche durch Proliferation d,en Abgang an reifen Elementen ersetzen. Bei den kleinen Follikeln, wie sie die baumförmig verästelten Dotterstöcke der meisten Würmer zeigen, sind diese Verhältnisse allerdings nur schwer zu erkennen, um so deutlicher aber z. B. bei den grossen Drüsen des Dist. ovocaudatum. Hier bildet das Keimepithel einen dicken Wandbelag, während die reifen Zellen frei in einem inneren Hohlräume liegen, ganz ähnlich, wie bei dem Keimstock. Die zelligen Wandungen der Drüsen sowohl, wie der Gänge sind im ausgebildeten Zustande so dünn, die Kerne in ihnen so spärlich, dass es schwer sein würde, hier den wirklichen Bau zu erkennen. Leicht ist dieses jedoch auf früheren Entwickelungsstadien; ich werde bei der Besprechung der Entwickelung der Dotterstöcke auf diese Verhältnisse noch zurückkommen. Ein besonderer Muskelbelag fehlt den Dottergän.n'en der kleineren Arten stets, hingegen ist er bei den grösseren mitunter nachweisbar. hier auch bei anderen Arten (Dist. hepaticum, spathulatum nach Leitkart) aufgefunden worden. Im Dotterreservoir wird sowohl die eigene Wandung, als auch die aufgelagerte Muskulatur ganz allgemein nicht unbeträchtlich verstärkt , und beide Elemente in Folge dessen auch leichter erkennbar. Rhythmische Bewegungen des Dotterreservoirs, wie sie Voeltzkow von Aspidogaster 213 - beschreibt '), habe ich bei unseren Würmern nicht bemerkt, indessen sind spontane Zusammen- ziehungen des Reservoirs an dieser oder jener Stelle und Hin- und Herbewegungen einzelner Theile des Inhaltes sehr häutig nachzuweisen. An der Uebergangsstelle des Dotterreservoirs in den Keimgang gehen seine Wandungen und seine Muskulatur continuirlich in die des Keimganges über; die Flimmerhaare des letzteren setzen sich nur eine ganz kurze Strecke in den Dotter- gang hinein fort. e) Ootyp und Schalendrüse. Nachdem der Keimgang den Dottergang aufgenommen hat, erweitert er sich bei allen den von mir untersuchten Würmern ziemlich plötzlich zur Bildung eines deutlich individuali- sirten Abschnittes des Leitungsapparates, der ausser durch sein Caliber vor allem dadurch sieh auszeichnet, dass seine Wandung durchbrochen ist von den Ausführungsgängen mehr oder minder zahlreicher, einzelliger Drüsen, der Schalendrüsen. Ich habe diesen Ootyp oder Eibildungsraum, wie auch die von den inneren weiblichen Genitalien gegebenen Abbildungen beweisen, nirgends vermisst; er stellt überall eine länglich ovale Auftreibung am Ende des Keimganges dar und ist von diesem viel schärfer, als von dem auf ihn folgenden Uterus abgesetzt. In histologischer Hinsicht besitzt auch er eigene, ursprünglich zellige Wandungen, die bei erwachsenen Würmern diese ihre frühere Natur wiederum mehr oder minder verläugnen und den Anschein der Struetur- losigkeit annehmen. Auf der Aussenseite ist allenthalben eine wohl entwickelte Ringfaserlage nachzuweisen, welche die nicht selten und oft sogar recht heftig auftretenden peristaltischen Bewegungen des Abschnittes vermittelt. Die Innenfläche der Wandung trägt keine Flimmer- haare mehr, dagegen ist sie in unregelmässig gestellte und ungleich hohe und grosse Wärzchen und Papillen zerklüftet, zwischen denen die Gänge der zahlreichen, in der Umgebung angehäuften Drüsenzellen sich öffnen. Diese Drüsenzellen sind, wie das vor nun mehr als dreissig Jahren zum ersten Male Leuckart richtig erkannte, die Lieferantinnen des Secretes, aus welchem die feste Schale der Eier unserer Würmer gebildet wird. Sic besitzen eine kolbenförmige Gestalt; das eine, von dem Ootyp abgewandte Ende ist blasig aufgetrieben und enthält stets einen runden, hellen Kern mit Kernkörperchen; das andere, dem Keimleiter zugekehrte, ist mehr oder minder lang zu einem stielartigen Fortsatz ausgezogen, der als Ausführungsgang fungirt und in den Eibildungsraum sich einsenkt. Das Plasma der Schalendrüsen ist im frischen Zustande seltener körnig, vielfach ganz hell und hyalin, so dass es nicht immer leicht ist, die Zellen in diesem Zustande zu erkennen. Um so deutlicher heben sich dagegen ihre Ausführungsgänge , und namentlich deren der Mündung benachbarte Abschnitte ab wegen des ziemlich starken Licht- brechungsvermögens, welches ihr Inhalt während seines Vorrückens nach dem Ootyp zu annimmt. In einzelnen Fällen sind diese Ausführungsgänge übrigens nicht fadenförmig, wie gewöhnlich, sondern unregelmässig aufgetrieben, so dass sie in dieser Hinsieht den Kopfdrüsen der Würmer mit ihren ganz unregelmässig gestalteten Ausführungsgängen ähneln (z. B. Distomum perlatum, Fig. 85, Taf. IV). Bei der Beobachtung frischer Würmer sieht man von den Schalendrüsengängen immer ') Voeltzkow, Aspidogaster eonchic., 1. c. p. 267. 214 — einige deutlich die Wand des Ootyps durchbrechen and auf der Innenseite derselben aufhören; nicht selten gewahrt man auch, ausser den meist zahlreichen freien Tröpfchen und Brach- st iickehen der Schalensubstanz, welche im Innenraume fiottiren, solche Tröpfchen und Kügelehen den Enden der Drüsengänge aufsitzen. Bei irgend einer lebhaften Bewegung entweder des Thieres, oder des Ootyps allein, reisst dann im günstigen Falle das eine oder andere dieser Tröpfchen von seinem Mutterboden los und liegt nun frei im Ootyp, wie die anderen. Was die Schalendrüsenzellen anbelangt, so hat schon Ledckabt hervorgehoben, dass sie nicht überall so dicht gruppirt und zu einem scheinbar soliden Körper aggregirt sind, wie dies beim Leberegel der Fall ist, sondern dass sie oft auch mehr isolirt zwischen dem Parenchyme liegen und nicht als besonderes Organ auf den ersten Blick sichtbar sind (JDist. lanceolatum, spaßiulatum etc.). Dieser letztere Bau nun ist wohl der ursprüngliche, wenigstens ist er meinen Erfahrungen nach der bei weitem häufigere. Von unseren Würmern ist es nur das Distomttm ovocaudatum, bei welchem die Schalendrüse in Folge der dichteren Verpackung der einzelnen Zellen durch einen ziemlich scharfen, regelmässigen Contour gegen das benachbarte Parenchym abgesetzt erscheint; in allen anderen Fällen fehlt eine solche Umgrenzung und die Schalendrüsenzellen liegen zwischen die Parenehym- zellen eingesenkt. Die Zahl der einzelnen Drüsen und, davon bedingt, die Grösse des von ihnen eingenommenen Raumes wechselt ebenfalls nicht unbedeutend. Sic ist klein bei den kleinen Formen (Bist, confusum, medians etc.), sie erreicht ihre grösstc Ausdehnung bei dem Distomum variegatum, wo die Verbindungslinie der äussersten Drüsenzellen grösser wird, als der Durch- messer des Keimstockes. Damit schwindet natürlich auch die Durchsichtigkeit des Organes und es wird schwer, die einzelnen, den Drüsen zugehörigen Ausführungsgänge zu erkennen. I>ie- selben müssen, je weiter die Drüsen von dem Ootyp entfernt sind, einen desto längeren Weg zurücklegen, um dahin zu gelangen; auf diese Weise kommt es, dass bei den äussersten Elementen der Schalendrüse von Distomum variegatum der Ausführungsgang bis 26mal so lang ist wie der eigentliche Zellkörper. f) Uterus. Ich erwähnte schon, dass der Ootyp ohne besonders scharfe Grenze übergeht in den Uterus, durch welchen die von dem ersteren gebildeten Eier allmählich der Genitalöffnung zu- geführt werden. Der Uterus ist immer ein mehr oder minder weites Rohr, ausserdem in allen Fällen länger, als die directe Entfernung von seinem Ursprünge, den weiblichen Keimorganen, bis zu seinem Ende, dem Genitalporus beträgt. Im einzelnen finden wir hier, wie schon die Besehreibungen seines Verlaufes im speciellen Theile gezeigt haben, aber noch beträchtliche Ab- weichungen vor. In nur wenigen Fällen ist der Uterus nicht weiter, als für das Durchpassiren eines Eies nöthig ist; so finden wir es bei Dist. endolobuni, das von den mir bekannten Formen den relativ dünnsten und engsten Uterus aufweist. Entsprechend verhalten sich auch Dishmnon globiporum und isoporum, nur dass bei diesen in Folge der viel bedeutenderen Grösse und Dicke der Eier die Weite eine relativ ansehnlichere wird. Ich will übrigens erwähnen, dass dabei überall, wenn auch scheinbar die Weite des Uterus den Querdurchmesser eines Eies nicht über- steigt, seine Dehnungsfähigkeit doch noch gross genug bleibt, um unter Umständen auch deren zwei an einander vorbei passiren zu lassen; es ist nur das gewöhnliche Verhalten, dass bei den - 215 — genannten Würmern die Eier in einfacher Reihe hintereinander (Fig. 11. 15, Tat'. I. Fig. 27. Taf. II) angeordnet liegen. Viel häufiger ist e.s nun, dass mehrere Eier neben einander in dem Fruchfc- hälter Platz haben; wie viele im einzelnen Falle, ist wieder sehr wechselnd. Verhältnissmässig dünn ist der Uterus bei Distomum perlatum, cygnoides, fdimn, dicker bei />. variegatum, tereücoUe, ausserordentlich weit und stark bei Distomum cylindraceum, wo im Hinterleibe sein Querschnitt fast den halben (Querschnitt des Körpers einnimmt (Fig. 39. Taf. II). An der Spitze dieser Reihe steht aber Distomum nodulosum, bei welchem unser Apparat einen scheinbar einfachen, weiten Sack darstellt, der das gesammte Hinterende des Körpers ausfüllt (Fig. 8, 10, Taf. I). In einer gewissen Wechselbeziehung zur Weite des Uterus steht seine Länge. Es mag hier zunächst das gewiss bemerkenswerthe, aber leicht erklärliche Factum hervorgehoben werden, dass bei den- jenigen "Wurmarten, deren Eier ihre Entwickelung im Freien durchmachen, bei denen diese also bald nach aussen abgelegt werden, der Fruchthälter selbst nur relativ kurz ist und auch nur wenige Eier enthält (Dist. endolobum, globiporum, isoporum, von bekannteren Formen Dist. hepaticum, eckinatum u. a.). Im Gegensätze hierzu ist er da, wo die Embryonen ihre Entwickelung noch während des Aufenthaltes der Eier im Körper der Mutter vollenden, wo sie also im Verhältniss längere Zeit dort verweilen müssen und sich dabei in beträchtlicher Zahl nebeneinander an- sammeln, sehr voluminös. Das erreicht er entweder durch beträchtliche Länge bei geringerem Querdurchmesser, oder durch bedeutenden Querdurchmesser bei geringerer Länge, wobei natür- lich die Grösse der Eier und die Productivität des Thieres noch besonders in Rechnung gesetzt . werden müssen. Jedenfalls aber halte ich es für keinen Zufall, dass der so weite Uterus von Distomum cylindraceum nur eine einzige Schlinge im Körper macht und im übrigen ziemlich ge- streckt verläuft. Aehnlich verhält sich auch Dist. noduhsum, bei welchem der Fruchthälter, wie schon erwähnt, einfach und sackförmig vom Keimstock aus in den Körper hineinhängt und am anderen Ende nach der Genitalötfnung hinaufgebogen ist. Während sonst im Uterus die Eier ihrem Alter und ihrem Entwickelungsstadium nach ziemlich wohl sortirt gehalten werden, und die reifsten sich immer in der Nähe des Porus finden, gerathen sie hier völlig durcheinander. Auf der Fig. 8, Taf. I bemerkt man unter der Gesammtzahl der Eier etliche noch ganz helle, eben gebildete und in unmittelbarer Nähe von ihnen ganz reife, in denen der fertig gebildete Keimling an seinem Augenflecke bereits äusserlich kenntlich ist. Deshalb werden die Eier des Dist. Hoditlosnm auch auf ganz verschiedenen Altersstadien abgelegt, je nachdem sie sich gerade in der Nähe des Genitalporus vorfinden. Die histologische Structur des Uterus schliesst sich an die der übrigen Theile des Keim- leitungsapparates an. Seine Wand wird gebildet aus einer Zellenlage, deren einzelne Elemente allerdings ausserordentlich flächenhaft ausgebreitet und dabei niedrig sind. Indessen lassen sich die Kerne »hier auch im erwachsenen Zustande stets, obwohl meist nur hie und da nachweisen. Die Innenfläche diese]- Zellenwand ist gewöhnlich glatt, ausgenommen da, wo der Hohlraum aus Mangel an Füllung mehr oder weniger zusammengefallen ist. Bei den Formen mit massenhaften Eiern kommt letzterer Zustand allerdings kaum vor, desto öfter dagegen bei den anfänglich namhaft gemachten Formen, die nur wenige Eier in ihrem Körper aufweisen. Bei diesen finden wir zwischen den aufeinanderfolgenden Eiern immer leere und etwas zusammengefallene Stellen. und an diesen zeigt sich die Uteruswand in feine, unregelmässige Fältchen gelegt, ein Beweis, dass sie nicht mehr elastisch genug ist, um sich unter Verstärkung ihrer Dicke zusammenziehen zu können, sondern dass sie dabei sich zu falten gezwungen ist. Als äussere Auflagerung finden — 216 — wir auf dieser Wand stets eine feine oder stärkere Ringmuskulatur, die bei Distomum nodu- losum allerdings nahezu problematisch wird. In den anderen Fällen dagegen ist sie meist recht deutlieh erkennbar. Sir befähigt den Uterus zu ziemlich kräftigen, peristaltischen Contractiunen, die hie und da auftreten, wellenartig eine Strecke weit fortlaufen und dann plötzlich aufhören, um an einer anderen Stelle wieder zu heginnen. Willkürliche Verkürzungen habe ich hier- gegen an dem Fruchthälter nicht wahrnehmen können, ebensowenig, wie bei den peristaltischen Contractionen der Ringmuskeln irgend eine Concurrenz von solchen longitudinaler Natur zu er- kennen war. In Uebereinstimmung hiermit habe ich auch ausser den erwähnten Ringfasern keine anderen Muskelzüge auf der Uteruswand zu constatiren vermocht. Obwohl nun im Uterus die Eier den bei weitem massenhaftesten Bestandtheil des Inhaltes ausmachen , so repräsentiren sie doch nicht den einzigen. Wenn ich von krüppelhaften und defecten Eiern, von Dotterzellen und Resten von solchen, von freien Keimzellen und von Körnchen und Schollen der Schalensubstanz absehe, finden sich im Uterus unserer Würmer ganz allgemein noch Spermatozoen, und zwar unter Umständen, die diesem Vorkommen den Stempel des Nor- malen, Regelmässigen aufdrücken. Sie werden je nach Umständen hie und da zwischen den Eiern in grösserer oder geringerer Zahl angetroffen, sammeln sich aber besonders direet hinter dem Ootyp in solchen Massen an, dass sie auf eine beträchtliche Strecke hin den fast aus- schliesslichen Inhalt des Fruchthälters ausmachen. Das Auftreten von Spermatozoen an dieser Stelle und überhaupt im Uterus ist schon älteren Beobachtern aufgefallen; der erste, der davon berichtet, ist meines Wissens v. Siebold, der bei der Untersuchung der Genitalorgane des Bist. globiporüm ') „durch alle Windungen des Uterus hindurch zwischen den Eiern umherwimmekiden Spermatozoen" begegnete. Ferner erwähnt Pagenstecher2), dass bei seinem Distomum endolobum (allem Anschein nach unserem Bist, confusum entsprechend), „wenn noch keine Spur von Eiern da ist, die Samenblase und der weitere Raum, mit welchem an der Keimdrüse der E i - leiter beginnt, von Spermatozoen wimmelt". Auch eine weitere, das Bist, cygnoides betreffende Aeusserung, dass das junge, bereits mit Schale umgebene und im Wachsthum begriffene Ei noch „dem lebhaften Andringen der Spermatozoen ausgesetzt sei" (1. c. p. 46) spricht für eine ent- sprechende Beobachtung. Jüel s) endlich fand bei Apobleinu r.ccimm „in einigen, seinem Anfangs- theile näher liegenden Schlingen, fast immer grosse Mengen von Sperma"4). Ich habe nun die hier in Rede stehende massenhafte Ansammlung von Spermatozoen unmittelbar hinter dem Ootyp bei keiner Form ganz vermisst, indess herrschen betreffs des Auftretens derselben Schwankungen, über deren Gründe ich meine Ansichten später auseinandersetzen werde; hier interessirt uns zu- nächst nur die Existenz, und zwar die allgemeine Existenz dieser Ansammlung. Da der Raum, in welchem dieselbe stattfindet, den weiblichen Geschlechtsorganen angehört, so ist der- selbe physiologisch zunächst als gleich werthig dem ebenfalls als Sammelraum für Spermatozoen dienenden Receptaculum seminis zu betrachten; er ist ebenfalls ein Receptaculum seminis, welches ich zum Unterschiede von dem bisher allein so genannten mit dem Namen Receptaculum ') v. SlEBOLD, Berichtigung der von Buhmeister gegebenen etc. WlEGMANN's Arch. 1836. p. 222. 2) Pagenstecher, Trematodenl. u. Trem. p. 41. s) Juel, Beitr. 1. c. p. 39.. 4) Ganz dasselbe fand neuerdings auch HONTICELLI, der darüder (1. c. p. 119) berichtet, dass er „nella porzione iniziale dell'utero in molte forme piü frecjuentemente che in altre, accumulata una gran quantita di spenua" gefunden hat, „frammisto alle növa, che ne riempiva il cavo per an luion tratto". — 217 — seminis uterinum bezeichnete'). Ein Blick auf die Fig. 30, 33, 36, 38, 45, Taf. II, 61, Taf. III. 126 und 128, Taf. VI, 133, Taf. VII etc. wird über die speciellen Verhältnisse und die Ausdehnung' dieses lieceptaculum uterinum bei den einzelnen Wurmarten genügende Aus- kunft gehen. Ein ganz bedeutendes Volumen erreicht es bei Dist. confusum, sehr mächtig ent- wickelt gefunden habe ich es auch bei Distomum variegatum u. a. Die Samenfäden füllen hier den Uterus so dicht an, dass es für die gebildeten Eier augenscheinlich schwer ist. hindurch- zukommen. Auch weiter hinten im Uterus findet man zwischen den Eiern, mögen diese so massenhaft sein, wie sie wollen, sehr oft Gesellschaften von Spermatozoen, die allem Anscheine nach auf dem Wege nach hinten und innen begriffen sind. Diese ihre Bewegung nach hinten wird durch die Eier ebensowenig aufgehalten, wie in dem Receptaculum diejenige der Eier durch die Spermatozoen. g) Vagina. Dass der Uterus, ehe er mit dem Genitalsinus in Verbindung tritt, auf eine mehr oder minder kurze Strecke eine veränderte, besonders durch die Verstärkung der. Muskulatur aus- gezeichnete Beschaffenheit annimmt, dürfte auch den gegenwärtigen Erfahrungen als allgemein verbreitete Thatsaehe anzusehen sein. Auch die von mir untersuchten Würmer besitzen diesen Charakter sämmtlich, freilich ist derselbe in den einzelnen Fällen in relativ recht verschiedener Mächtigkeit und .Deutlichkeit ausgeprägt. Zunächst lässt sich durchgängig die Beobachtung machen, dass die Ausdehnung der Vagina im einzelnen Falle vollkommen parallel geht und adaequat ist der Ausbildung des männlichen Endapparates bei demselben Thiere. Da, wo kein Copulations- organ vorhanden ist, sondern nur ein einfacher, etwas muskulöser Gang die männliche Samen- blase mit dem Genitalporus verbindet, treffen wir auch den weiblichen Endtheil in beinahe identischer Ausbildung an. Man vergleiche z. B. die beiden Stücke von Distomum folium, wie sie in Fig. 76, Taf. IV dargestellt sind, und man wird sich überzeugen, dass dem in der That so ist. Ganz ähnlich verhält es sich auch bei den übrigen Formen ohne Copulationsapparat : überall ist hier der Endtheil des Uterus klein, wenig muskelstark ausgebildet, und wenn er sich im einzelnen Falle auch in dieser oder jener Hinsicht von dem männlichen Ductus ejaculatorius unterscheiden kann2) -- im Grossen und Ganzen zeigt er denselben einfachen Bau, wie dieser. Es gilt dies nicht nur von Grösse, Gestalt u. s. w., sondern auch in histologischer Beziehung. Die Innenwand zeigt sich durchaus entsprechend skulpturirt, wie im Ductus ejaculatorius, die Muskulatur ist dieselbe, wie dort: eine kräftigere Ringmuskulatur und eine feine, nur schwer nachweisbare, darüber hinziehende Längsfaserlage. Während in der Umgebung des Ductus Drüsenzellen sich angehäuft finden, die ihr Secret in denselben hinein ergiessen, fehlt bei dem entsprechenden weiblichen Theile eine solche Ausstattung in gleich typischer Weise, hingegen sind auch hier um denselben herum körnige, von den Parenchymzellen deutlich unterscheidbare Zellen angehäuft, über deren Function als Drüsen ich wegen ihres undeutlichen histologischen Verhaltens kein definitives Urtheil fällen kann. ') cf. Centralbl. f. Bakteriol. u. Parasitenk. XIII. 1893. p. 808. 2) In der That linden sich unter den von mir studirten Distomen Egyptens einige Formen, in denen — bei gleichzeitiger Abwesenheit von Copulationsorganen — namentlich die Vagina eine auffällige Entwickehing annimmt. Ich hoffe in nicht allzuferner Zeit hierüber zu berichten (Nacb.tr. Zusatz). Bibliotheca zoologica. Heft IG. 28 — 218 — Nicht im geringsten anders liegen die Verhältnisse da. wo wir am männlichen Leitungs- weg einen besonderen Copulationsapparat entwickelt vorfinden. Wie dieser durch Weiterbildung aus dem einfachen Endapparat der oben bezeichneten Arten entstanden ist. so hat an dieser Weiterbildung auch der weibliche Endtheil, die Vagina, theilgenommen, und sich zu einem dem männlichen Copulationsapparat adaequaten Organe umgeformt. Die Aehnlichkeit beider, nament- lich in Bezug auf ihre innere Ausstattung, ist dabei erhalten geblieben und zwar in dem Maasse, dass sie bereits früheren Beobachtern auffiel, und neuerdings besonders von Braun (1. c. p. 729 f.) wieder betont wurde. In der That ist es eine bei unseren Distomen ganz allgemein nachweis- bare Eigenthiünlichkeit, dass die inneren Auskleidungen des Cirrus und der Vagina durchaus dieselbe Skulptur aufweisen. In die Augen springend ist dies hei dem Distomum perTatum (Fig. 82 — 84, Taf. IV), welches durch jenen Besatz mit langen Stacheln ausgezeichnet ist: das- selbe, was wir an diesem sehen, zeigen auch die anderen, in ihren Genital wegen stacheltragenden Arten, wie Dist. hispidum Abildg. nach Stossich '), Dist. pristis2) und Bist. monorchiss), nach dem- selben Autor, Dist. oculatum Lf.v. nach Levinsex4) u.a. Aber auch da, wo solche auffällige Aus- rüstungen fehlen, bleibt die Uebereinstimmung beider Körpertheile bestehen. In der Mehrzahl der Fälle wird, wie wir schon in dem ersten, beschreibenden Theile der Arbeit sahen, ihre Aus- kleidung gebildet von einer eigentümlichen , cuticulaähnlichen Substanzlage, in welcher sich besonders bei jüngeren Individuen deutliche, flache Kerne nachweisen lassen, und welche nach innen zu in eine Unsumme dicht gedrängt stehender, feiner Zäpfchen und Zöttchen ausläuft, die dem Ganzen ein weiches, pelziges Aussehen verleihen. Von der inneren Bekleidung des Genital- sinus lieht sich diese Zöttchenschicht in vielen Fällen deutlich ab (cf. z. B. Fig. 104. Taf. V. Fig. 147. Taf. VII, u. a.) während sie in anderen mit derselben mehr Uebereinstimmung zeigt5). YV<> nun in dem Endtheile des männlichen Leitungsweges diese Zäpfchen und Zöttchen vor- handen sind, sind sie auch in der Vagina zu finden; wo sie in dem ersteren besonders stark auftreten (z. B. Dist. isoporum Fig. 104, Taf. V), thun sie dies auch in der letzteren u. s. w. u. s. w. Mir ist bis jetzt keine Form bekannt, wo männliche und weihliche Copulationstheile in Bezug auf diese Verhältnisse abweichend von einander gebaut wären. Natürlich erstreckt sich die Uebereinstimmung nicht nur auf die innere Auskleidung, auch die Muskulatur nimmt an der- ') Stossich, Bollett. della soe. adriatica di sc. nat. Vol. IX. 18S5. Taf. IV, Fig. 17. 2) Ibid. Vol. IX. Xo. 2. 18S6. Tab. VIII, Fig. 33. 3) Ibid. Vol. XII. . . . 4) LevinSEN, Oversigt over de K. Danske vidensk. Selsk. Förbd. Kjobenh. 1881. Taf. II, Fig. 7. 6) MONTICELLI erklärt in durchaus irrthümlicher Weise, auch diese Auskleidung der Vagina (cf. oben pag. 189 Anin.) für eine Einstülpung der äusseren Körperhaut (1. c. p. 104 ff.): „NeU'ultima porzione dell'utero l'epitelio si tras- furnia nuovainente in an evidentissimo sineizio contenente grandi ed evidenti nuclei con distinti nucleoli e perpendicolar- mente striato (diese Streifung ist nichts anderes, als der optische Ausdruck des Zerfalles in die oben beschriebenen Zött- chen), che si continua coll'ectoderma esterno. In raolti casi, per altro, c o m e nell'ectoderma, i nuclei possono mancare di tutto, ma essere an che striato perpendicolarmente Questa ultima porzione, che 6 in diretta connessione di continultä con l'ectoderma ed il saeco muscolare cutaneo, mostra identitä di struttura de! sineizio di rivestimento interno con l'ectoderma, tanto da avere in certi casi, come questo degli aculei impiantati nel shu spessore, questa porzione, dico, e da considerarsi come u n a d i p e n d e n z a e d, i n s i e m e, u n a conti- nuazione d e ll'e c t o d e r in a e del saeco muscolare cutaneo, che si e ripiegato ed introflesso per in- contrare l'utero ed aprirgli il varco allo esterno". Ich gedenke auch für diesen Theil des weiblichen Leitnngsapparates — ebenso wie für den LAUKER'schen ('anal, den MONTICELLI gleichfalls (1. e. p. 107) von einer .introtlessione deH'eetoderma" ausgekleidet sein lasst später den Nachweis zu liefern, dass er genetisch mit der Körperhaut in keiner Beziehung steht (Nachtr, Znsatz). 219 selben Theil; und endlich ist es noch ein bemerkenswertlies Factum, dass die Weitenverhältnisse der Stücke, namentlich aber die des ausgestülpten Cirrus zu dem Hohlraum der Vagina, eine bestimmte Gleichheit nicht verkennen lassen. Es ist von vorn herein nicht anzunehmen, dass eine so weitgehende und so auffällige Uebereinstimmung nur ein »Spiel des Zufalles sei. In der That werden wir binnen kurzem sehen, dass sie zum guten Theil herbeigeführt wird durch die Entwickelung beider Organe: erklärl werden kann sie schliesslich aber nur dadurch, dass die betreffenden Organe in Beziehungen zu einander stehen, welche nur bei einer gleichen Ausstattung die Erfüllung ihres Zweckes in voll- kommener Weise sichern. Diese Beziehungen dürften in den geschlechtlichen gegeben sein. Es mag noch erwähnt werden, dass die Vagina wohl überall scharf und deutlich gegen den Uterus abgesetzt ist: nicht nur dadurch, dass an ihr die Ringmuskeln bedeutend mächtiger ausgebildet sind, als im Uterus, dass hier zu diesen noch eine ebenso starke, aussen aufliegende Längsfaserlage kommt, und dass die Textur der Innenwand eine bei beiden verschiedene ist, sondern auch durch eine fast überall deutlich auftretende ringförmige Einschnürung muskulöser Natur. Bis hierher reicht meist auch jener Mantel körniger Zellen unbestimmter Function, die wir bereits bei den anderen Arten in der Umgebung der Vagina kennen lernten. Mitunter iz. B. Fig. 10!), Taf. VIII) ist derselbe sogar ziemlich scharf gegen das Parenchym abgesetzt, es haben die Zellen selbst auch eine mehr bläschenförmige Gestalt, ohne dass sieh dabei aber auch hier eine Drüsennatur an ihnen bestimmter nachweisen liesse '). li) Function der weiblichen Genitalien. Es wären nunmehr noch einige Worte über die Function der eben beschriebenen einzelnen Tlieile des weiblichen Genitalapparates am Platze. Dasjenige histologische Element der Eier, aus dem der spätere Embryonalkörper entsteht, die Eizelle, oder, wie man jetzt sagt. die Keimzelle, wird geliefert von dem Keimstock. In der beschriebenen Hervorragung desselben trifft man stets eine Anzahl dieser Keimzellen an, die im Bedarfsfalle durch den Sphincter- muskel hindurch in den Befruchtungsraum übergeführt werden müssen. An dieser Ueberführung dürfte nun jene buckeiförmige Hervorragung mit ihren muskulösen Wandungen einen nicht unwesentlichen Antheil nehmen. Es erinnert mich zunächst die ganze Bildung lebhaft an den von PiNTNEt: am Ausgange des Keimstockes der Bandwürmer entdeckten Schluckapparat8), ') Mon'IICKI.li hat die betreffenden Zellen hei Jen von ihm untersuchten Würmern ebenfalls angetroffen, in dem einen Falle nur wenige und kleine (Dist. calyptrocotyle, nigrovenosum ; in den gegebenen Abbildungen erscheinen die Drüsen als kleine, runde Zellen), in dem anderen (Dist fractum, betencourti) in grösseren Anhäufungen, wo sie dann auch, den Zeichnungen nach zu schliessen, als naschenfurmige Kiemente, mit deutlichen Ausführungsgangen sich präsentiren (1. c. p. 1 Kl f, . Monticelli fasst unsere Gebilde als .glandole glutinipare" auf und homologisirt sie den von WEBEE beschriebenen Kitt- drüsen der 1'emnoceplialaa.vten, welche die gallertige Hülle um die Eier herum abscheiden sollen. Trotzdem unter den hier beschriebenen Distomen mehrere Arten mit Gallerthülle um ihre Hier sieh linden (Dist. tereticolle, mediane, clavi- gerum), so habe ich doch auch bei diesen keine stärkere Ausbildung der fraglichen Drüsenzellen constatiren können ; was aber in unserem Falle noch mehr gegen die Deutung jener Zellen als Kittdrüsen spricht, ist die [eicht zu constatirende Thatsache, dass die Eier bereits ziemlich w e i t hinten im Ute r u s ihre Gallerthülle wohlausgebildet zeigen (Naehtr. Zusatz). *) PlNXNEE, Neue Beiträge etc. 1. c. p. 18 ff. Naehtr. Zusatz: Er ist, wie schon oben, pag. 200 kurz erwähnt, wurde, neuerdings auch von Monticelli aufgefunden und seiner Function nach richtig erkannt worden (1. e. pag. 115 ff.). 28* — 220 ein verschieden hoch entwickeltes, muskulöses Organ, welches offenbar die Bestimmung hat, die Eizellen aus dem Keimstocke herauszuheben und sie in den Leitungsapparat zu führen. Da bei unseren Würmern eine Muskulatur des Keimstockes nicht vorhanden ist, welche die Zellen aus demselben heraustreiben könnte, so ist die Existenz eines entsprechenden Hebeapparates von vorn herein nicht unwahrscheinlich. Die Ringmuskulatur an dem Buckel, die sich auf die an- schliessenden Partieen der Keimstockswand fortsetzt, ist ausserdem wohl nicht zwecklos da und sie wird im Falle einer Aktion thatsächlich den in Rede stehenden Effect hervorbringen. Zieht sie sich nämlich zusammen, dann wird sie die in dem Vorsprunge enthaltenen Eier aus demselben hinausdrängen müssen, theils nach vorn, theils nach hinten hin. In letzterer Richtung, nach dem Keimstocke zu, ist indessen wegen dessen dichter Füllung mit Keimzellen viel Raum für die vertriebenen Zellen nicht übrig und die eine oder die andere derselben, besonders aber die vorderste, wird mit grösserer Wahrscheinlichkeit dem Befruchtungsraume überantwortet als zurückgedrängt werden. Sie wird zunächst in den Sphincter hineingetrieben, der sie dann selbst- ständig weiter in den Befruchtungsraum befördert. Ist sie aber einmal in diesem angelangt, dann ist es ihr, ganz abgesehen von der Wirkung des beschriebenen Flimmerepithels, schon durch die Verschlusszellen unmöglich gemacht, zurückzukehren. Auf solche Weise ist die Garantie gegeben, dass bei einem Nachlassen der Muskulatur des Ovarialzapfens nicht etwa die eben aus- gedrängte Zelle zurücktritt, es muss vielmehr der frei gewordene Raum. durch eine neue von dem Keimstocke her ersetzt werden. Obgleich ich nun diesen Vorgang nicht direct beobachtet habe, so glaube ich doch, auf dem Baue des ganzen Organes fussend. nicht, dass er wesentlich anders verlaufen kann. Das im Befruchtungsraume angelangte Ei wird zunächst von den hier immer anwesenden Spermatozoen befruchtet, wobei es durch die Thätigkeit der Flimmerhaare in steter Bewegung erhalten wird. Deshalb ist es auch kaum möglich, von dem Befruchtungs- akte selbst etwas genaueres zu sehen. Einmal fand ich bei einem Wurme (I)ist. cylinäraceum), der allerdings bereits einige Zeit unter dem Deckglas gelegen hatte, im Befruchtungsraume eine Keimzelle, der auf einer kleinen Protuberanz ein Samenfaden mit seinem Kopfe augenscheinlich fest anhing, ganz ähnlich dem bekannten Fol' sehen Bilde von der Befruchtung der Eier des Asterias glacidlis. Es trat aber keine Veränderung mehr ein, trotz beinahe einstündiger weiterer Beobachtung; offenbar, dass die Lebensenergie des Thieres durch den Druck schon zu sehr gelitten hatte. Nachdem die Befruchtung vollzogen ist, wird das Ei durch die peristaltischen Bewegungen der Keimgangwand — nicht durch die Thätigkeit der Flimmerhaare, sondern durch die Muskulatur — im Leitungswege weiter getrieben, an der Mündung des Dotterganges vorbei nach dem Ootyp, wo die Versorgung mit den Dotterzellen und die Ablagerung der Schale erfolgt. Aus einer Anzahl einzelner Phasen, die ich bei verschiedenen Arten beobachtete, glaube ich, diesen Schluss ziehen zu dürfen ; man sieht gar nicht selten, wie im Ootyp die Ingredienzien eines späteren Eies, also eine Keimzelle und eine Anzahl Dotterzellen, durch starke Contractionen der Wand umhergerollt und zusammengeknetet werden, ähnlich wie wir vielleicht mit unseren Händen aus feuchtem Thon eine Kugel formen. Die Schah' erscheint hier zunächst als ganz feine scharfe Umgrenzung der Inhaltsmasse, der sich erst bei weiterem Rollen nach und nach Körnchen und Tröpfchen der Schalensubstanz anheften. Diese Körnchen und Tröpfchen werden durch weiteres Rollen und Drehen dem Ei fest angedrückt und verschmelzen in der Mehrzahl der Fälle wohl ziemlich schnell zur Bildung einer glatten und durchsichtigen Schale. Bei Distomum hepaticum fand ich jedoch 221 auch im ersten Theile des Uterus unmittelbar hinter dem Ootyp noch Eier, und zwar durchaus normale Eier, deren Schale auf ihrer Oberfläche noch die Grenzlinien der einzelnen Schalen: substanztröpfehen deutlich zeigte. Ich will bei dieser Gelegenheit noch erwähnen, dass ich eben- falls gelegentlich, und zwar bei Distömum variegatum und cylinäraceum, (bei anderen habe ich weniger darauf geachtet), in den frisch gebildeten Eiern Samenfäden mit eingeschlossen gefunden habe1). Ich bin jedoch nicht dazu gelangt, darin ein normales Verhalten zu sehen, und glaube nur an zufällige Bildungen, vor allem schon wegen der verhältnissmäsigen Seltenheit ihres Auf- tretens. Die weiteren Schicksale der Eier sind für uns hier nicht weiter von Bedeutung. Auf ihre Fähigkeit, sich eine kurze Strecke weit auch parthenogenetisch, ohne Befruchtung, zu ent- wickeln, wie wir es oben bei dem I). mediana sahen, mag hier nur beiläufig nochmals hin- gewiesen sein. F. Function des gesammten Grenitalapparates. I. Das Verhalten der Spermatozoen und die Function des laurer sehen Canales. Von grossem Interesse und von massgebender Bedeutung für unsere Auffassung der physiologischen Function des gesammten Geschlechtsapparates ist nun das Verhalten der Sper- matozoen innerhalb der inneren, weiblichen Geschlechtsorgane. Sie linden sich daselbst, wie wir gesehen haben, vorzugsweise an zwei Stelle"n. in dem allgemein als Receptaculum seminis bezeich- neten Anhange des LAURER'sehen Canales, und in dem direet an den Ootyp oder Eibildungsraum sich anschliessenden Theile des Uterus, den ich als Receptaculum uterinum bezeichnete. Bei Besprechung der einzelnen Wurmarten haben wir aber schon die Erfahrung gemacht, dass sie an diesen beiden Stellen weder gleiohmässig, noch gleich regelmässig zu finden warfen. Es hatte sich gezeigt, dass sie vor dem Beginne der Eibildung n u r in dem Receptaculum uterinum sich aufhalten, hier aber meist in ganz enormer Menge, während das Receptaculum autt. ausnahmslos noch keine beherbergt. Mit der fortschreitenden Eibildung und Füllung des Uterus kann nun das Receptaculum uterinum mehr und mehr seine Füllung verlieren ; man trifft in ihm manchmal nur ganz wenige, manchmal gar keine Samenfäden mehr an, häufig aber auch wieder genau so viele, wie im Anfange der Eibildung. Dasselbe zeigt also im Laufe des späteren Lebensalters unserer Würmer ein ziemlieh ungleichmässiges Verhalten, welches von dem des Receptaculum am LAURER'sehen Qanale einigermassen bedeutsam abweicht. "Wo das letztere vorhanden ist. da kann man — meinen Erfahrungen nach ausnahmslos — die Beobachtung machen, dass seine Füllung mit dem Alter der Thiere immer mehr zunimmt, resp., dass es bei den ältesten Individuen immer am stärksten bevölkert ist, und zwar gewöhnlich mit Spermatozoen. Das specielle Verhalten der Samenfäden im Inneren der weiblichen Keimorgane ist nun weiterhin in ganz augenfälliger Weise beeinrlusst von dem vor kurzem beschriebenen Flimmer- ') Eine derartige Beobachtung wurde bekanntlich gemacht von v. LlNSTOW, lieber den Bau n. d. Entw. d. Vist. cylinäraceum l c. p. IS.") a. a. — 222 — epithel, welches constant und überall einen bestimmten Theil derselben auskleidet. Wir haben in ihm eine ganz allgemein auftretende Ausrüstung der Geschlechtsgänge erkannt, die nirgends fehlte und schon auf Grund dieses Umstände« kann man ihm wohl berechtigterweise eine wesent- liche und physiologisch wichtige Function im Geschlechtsleben der Thiere zutrauen. Ich bin in der That dieser Ueberzeugung, und ich werde bestärkt in ihr dadurch, dass wir auch an anderen Stellen des Genitalapparates dieselbe Ausstattung auftreten sehen und hier auch in Bezug auf die Auffassung ihres Zweckes kaum einem Zweifel begegnen. Das gilt namentlich von dem Wimper b.esatz, den wir im Endtheile der Samenleiter und im Hintergrunde der Samenblase hie und da antrafen, und der zweifellos die Funktion hatte, ein Zurücktreten, oder besser gesagt. ein Zurückdringen der Spermatozoen in die Samenleiter zu verhindern. Der ganze Apparat erscheint mir hier so wichtig, dass mir mehrmals der Gedanke gekommen ist, es möchten solche Flimmerhaare besonders bei den Arten ohne Cirrusbeutel noch häufiger vorkommen als ich sie gefunden, und es handelte sich bei den Formen, wo ich sie nicht gefunden, nur um ein Ueber- sehen desselben '). Zu einer Nachprüfung bleibt mir jetzt leider keine Zeit, doch möchte ich diesen Funkt bei erneuten Untersuchungen unserer Thiere jedenfalls der Beachtung empfohlen haben. Ganz ähnlieh verhält es sich mit den starken Flimmerhaaren, welche den Hintergrund des Be- fruchtungsraumes gegen den Keimstock hin bedecken2); sie repräsentiren eine Schranke, welche den Samenfäden ein weiteres Vordringen in den Keimstock selbst verlegen soll. Es ist hier, wie früher, ein sehr hübsches, aber wohl keineswegs zufälliges Zusammentreffen, dass den letzteren dabei sozusagen mit ihren eigenen Waffen begegnet wird: Flimmerbewegung gegen Flimmer- bewegung! Wie wirksam das „mit vereinten Kräften" thätige Epithel ist, davon habe ich schon weiter oben ein Bild zu entwerfen gesucht. Ein ebensolches und, wie der Augenschein lehrt, nicht minder lebhaftes und kräftiges Flimmerepithel findet sich nun auch in dem Keimgange und den Anfangstheilen der in ihn ein- mündenden anderen Gänge; sollte nicht der Gedanke nahe liegen, dass wir es in dieser Aus- stattung auch hier mit einem Apparate zu tliun haben, der den zudringlichen Spermatozoen die Wege weist, auf denen sie zu wandeln haben? Ich bin in dieser Vermuthung. die mehr wie die blosse Wahrscheinlichkeit für sich hat, durch die Beobachtung nur bestärkt worden. Das Flimmerepithel in den Keimgängen ist augenscheinlich lediglich für die Spermatozoen da und hat auf die Bewegung der übrigen, in denselben vorhandenen gröberen Bestandteile keinen Einfluss; die Bewegung dieser letzteren Elemente wird durch die Muskulatur der betreffenden Gänge bestimmt und bewirkt. Wenn dem aber so ist. dann giebt uns die Richtung, in welcher die Wimper- haare schwingen, zugleich einen Fingerzeig ab dafür, in welcher Richtung die Samenfäden sich nicht bewegen dürfen, und diese Richtung war: aus dem Laurer'scIicii ('anal und dem Receptaculum seminis in den Keimgang hinein, und von diesem nach dem Recepta- culum utcriniim. Es ist der umgekehrte Weg der ihnen gesetzmässig vorgeschriebene: von dem Receptaculum uterinum aus in den Keimgang hinein und von da aus in den Lau her' sehen ') So habe ich dieses Flimmerepithel in der Thal bei einer Anzahl neuerlich untersuchter, egyptischer Distomen- arten ganz in der gleichen Art und Weise wohlentwickelt angetroffen (Nachtr. Zusatz). -i Sic sitzen zwar nicht, im Lumen des Schlackapparates, doch glaube ich sie trotzdem in der „Ana cigliatnra delle cellule epiteliali" wiederzuerkennen, welche MoNTIceli.i „nell'interno del tarnen dello stintere" (1. c. p. 116) be- schreibt (Nachtr. Zusatz). — 223 — Canal und das anhängende Receptaculum seminis. Daraus würde sieh dann ergeben, dass die in dem erstgenannten Receptaculum befindlichen Samenfäden erst zur Verwendung kommen sollen, während die in dem letzteren befindlichen ihre Verwendung bereits gefunden. resp. ihren Beruf verfehlt haben! Das wäre aber ein sehr auffälliges Verhalten, der stricte Gegensatz zu demjenigen, welches wir bis jetzt als das herrschende angesehen und mit keinem Worte be- zweifelt halien! Obwohl ich nun von der Richtigkeit der neuen Auffassung schon durch die Beobachtung der ganz speeifischen Wirkung jener Flimmerhaare die bei einer Wurmart wie der anderen sich ganz gleich verhält, überzeugt war. so schien es mir doch selbst mehr als wünschens- werth, hier womöglich noch andere, unterstützende Erscheinungen und Thatsachen zur .Stelle zu schaffen! Und sie boten sich ohne grosse Mühe, fast von selbst. Wenn das Receptaculum uterinum im Verlaufe der Eibildung allmählich entleert wird, wie sich soeben gezeigt hat. dann muss es allerdings geschehen, dass es zu gewissen Zeiten stark reducirt oder fast ganz erschöpft zur Beobachtung gelangt. Der Process der Befruchtung der Eizellen miisstc dann so vor sich gehen, dass von dem Receptaculum uterinum aus von Zeit zu Zeit — wohl aber für jede Eizelle einzeln — eine kleine Partie Sperma vom Ootyp aus in den Keimgang eintritt; durch die daselbst befindlichen Wimpern wird es nicht gebindert bis an den Befruchtungsraum hin vorzudringen, wo die Keimzelle seiner wartet. Ein Spermatozoon genügt zu deren Be- fruchtung: nach derselben ist es für die kräftige Muskulatur des Keimganges ein leichtes, die Zelle auch gegen die Wirkung der Flimmerbewegung nach aussen nach dem Ootyp hin zu trans- portiren. wo ihre weitere Ausstattung und Umbildung zum fertigen Ei erfolgt. Die bei diesem Vorgange nicht zur Verwendung gekommenen Spermatozoen können sich zunächst noch eine Zeit lang im Befruchtungsraume oder in dessen Nähe aufhalten, sie können unter Umständen zur Befruchtung anderer Eizellen dienen — das alles ist verhältnissmässig irrelevant. Wichtig aber ist, dass sie nach dem Receptaculum uterinum nicht zurückkehren, wohl aber leicht in Gefahr gerathen können, durch die Wimperhaare in den LAURER'schen Canal oder das Receptaculum seminis hineinbefördert zu werden. Dann aber sind sie gefangen und eliminirt, denn eine Rück- kehr aus dem Receptaculum giebt es nicht. Ich will erwähnen, dass bei starken Contractionen des Körpers oder der Keimorgane gelegentlich wohl Samenfäden, sowohl aus dem Receptaculum in den Keimgang, als auch aus diesem in den < )otyp zurückgelangen können, doch gehört ein solcher Vorgang zweifellos zu den Ausnahmen. Ich habe oft beobachtet, dass bei dem Spiele der Körpermuskeln und derjenigen in der Wand des Receptaculum seminis mitunter ansehnliche Portionen der Samenfäden ausgetrieben werden — aber sie gelangten nicht in den Keimgang, sondern in den La über' sehen Canal. Sie werden durch dessen Muskulatur wieder zurück- getrieben, -- nicht in den Keimgang, sondern in das Receptaculum. Kamen je einmal eine Anzahl Samenfäden doch in den Keiingang, dann waren sie meist in weniger als einem Augen- blicke an ihren bisherigen Aufenthalt z u r ü c k befördert. Wenn das bisher Angeführte richtig ist, dann würde also das Receptaculum seminis im Laufe der Eiproduction nicht entleert, sondern gefüllt, und zwar gefüllt mit denjenigen Samenelementen, welche bei der Bildung der Eier keine Verwendung gefunden! Damit hätten wir ja sofort den Schlüssel für die schon oben angezogene, auffällige Thatsache, dass es mit dem Alter nicht kleiner, sondern grösser wird, und zwar ganz gleichmässig und constant grösser, ohne dazwischen einmal eine Abnahme seiner Füllung zu zeigen! In den meisten Fällen freilich braucht diese zunehmende Schwellung nicht zum vollen Ausdrucke zu kommen, denn es hat in 224 — dein LAURER'schen Canal ja eine C ö m m unication mit der Aussenwelt, die als Abzugs- kanal fungiren könnte, wenn der verfügbare Raum erschöpft ist Dadurch Hesse es sich begreifen, dass viele Receptacula in ihren Füllungszuständen nicht über ein gewisses Maass hinausgehen. Aber wir kennen doch Formen, denen ein solcher Abzugskanal fehlt, und bei diesen müsste, wenn unsere Anschauung richtig ist, die Existenz eines im Verhältniss enormen Receptaculums nicht nur verständlich, sondern selbstverständlich sein. Sollen wir es nun als einen Zufall be- trachten, dass zunächst von unseren Froschdistomen das Bist, variegatum, welchem der LAURER'sche Canal abgeht, ein so mächtig entwickeltes Receptaeulum besitzt? Dann wäre es auch Zufall, dass das Distomum Richiardii, das nach Monticelli und wie ich liestätigen kann, des LAURER'schen ('anales ebenfalls entbehrt, gleicherweise ein an Grösse sogar den Keinistoek übertreffendes Receptaeulum aufweist; dann wäre es Zufall, dass wir auch bei den Apoblemaaxten, die nach Juel keinen LAURER'schen Canal haben, wiederum ein theilweise so stark entwickeltes Receptaeulum finden. Wenn wir aber an keinen Zufall glauben, dann müssen wir diesem Zusammentreffen eine Bedeutung beimessen; und ich thue dies: ich sehe in ihm die natürliche Folge der Function des Receptaculums, der Function, die bei der Eibildung nicht verwandten Samenfäden in sich aufzunehmen und zu sammeln. Unter solchen Umständen verliert aber auch die auf den ersten Blick so frappante That- sache, dass in dem Receptaeulum bei I). variegatum so viele und so regelmässig Spermatozoen in krankhaftem Zustande und zerfallend angetroffen werden, ihr Abnormes. Es entpuppt sieh sogar die Samentasche hier in gewissem Sinne als ein Sparapparat, in welchem die sonst verloren gehenden Samenmassen aufgelöst und das in ihnen enthaltene organische Material wieder verflüssigt und vielleicht für das Thier von neuem nutzbar gemacht wird. Ich habe schon früher den eigenthümlichen Bau der Samentasche von Apöblema excisum, appendicidatum und rufoviride, den Juel beschrieb, auf dieselben Umstände zurückzuführen versucht, wie ich sie bei Bistum um variegatum selbst beobachtete; wenn sich das als richtig herausstellt, woran ich kaum zweifle, dann hätten wir in dem Verhalten auch der Apöblemen eine werthvolle Analogie zu den bei unserem Wurme herrschenden Verhältnissen. Bei dieser Lage der Dinge hätte allerdings das Receptaeulum seminis für den Thier- körper eine weit weniger wichtige Function, als wir sie ihm bisher zugeschrieben haben. Es wäre nichts anderes, als ein Sammelraum für nicht mehr brauchbare, zur Entfernung aus dem Körper bestimmte Elemente, die nur aus gewissen, zunächst nicht näher bestimmbaren Gründen zurückbehalten werden. Es wäre für den Körper nicht unbedingt notbwendig, nicht unent- behrlich, es könnte schliesslich auch fehlen — und es fehlt thatsächlich bei einer sehr grossen Zahl unserer Würmer! Bei ihnen bleibt betreffs der Schicksale der überflüssigen Samenfäden nichts anderes übrig, als die Annahme, dass sie durch den LAURER'schen Canal direct nach aussen abgeführt werden. Das Vorkommen von Samenfaden in diesem ist eine oft constatirte That- sache, während er in anderen Fällen absolut leer, oder mit anderen Elementen gefüllt gefunden wurde. Betreffs der letzteren ist schon mehrfach die Ansicht aufgetaucht und verfochten worden, dass sie nach aussen abgeführt würden; ich nehme das jetzt als zweifellos auch für die Samen- fäden an, die in ihm sich finden. Ich glaube in der That, dass der LAURER'sche Canal ein Abführungscanal ist. und zwar vorzugsweise für die bei der Eibildung nicht zur Verwendung gekommenen Spermatozoen; dass mit diesen gelegentlich auch andere, nicht mehr verwendbare Elemente nach aussen gebracht werden, ergiebt sich dann von selbst. In vergleichend anato- — 225 — mischer Hinsicht ist er dabei nichts anderes, als ein vollständig nach aussen abgeschlossenes Receptaeulum seminis, resp. dieses ist ein LADRER'scher ('anal ohne äussere Mündung. Beide Entwickelungsformen gehen, wie wir sehen, durch eine ganze Menge Zwischenformen in einander über, sie können sich gegenseitig ersetzen; aber bemerkenswerther Weise kennen wir bis jetzt meines Wissens keine Distomenf orm, wo L.u'RER.scher ('anal und Receptaculura gleichzeitig fehlten: wo also kein Abzugscanal vorhanden wäre and die nicht verbrauchten Samenfäden den Weg, den sie gekommen, zurück machen müssten! [ch bin zu den hier geschilderten Ansichten gekommen durch das. was ich beobachtete, besonders durch die Existenz und die energische Wirkung des mehrerwähnten Flimmerepitheles; es hat sich herausgestellt, dass eine ganze Anzahl anderer, bisher nicht näher gewürdigter That- sachen der neuen Auffassung nicht hinderlich im Wege stehen, und ich könnte mich füglich damit zufrieden geben. Aber die Cfelegenheit legt es doch nahe, ein paar kurze theoretische Erwägungen anzufügen, nicht, um das Gesagte weiter zu beweisen, sondern nur. um zu zeigen, dass es auch der inneren AVahrscheinliehkeit, der Analogie mit anderen Verhältnissen nicht ent- behrt. Wenn das von uns bisher als Receptaeulum seminis bezeichnete Gebilde ein solches in Wirklichkeit wäre, d. h. die zur Befruchtung nothwendigen Samenmengen enthielte, dann wäre es ein wichtiges Organ für den Körper. Von wichtigen Organen aber wissen wir. und sehen wir täglich, dass sie constant auftreten, und nicht scheinbar willkürlich hier fehlen, und dort zu enormer Grösse sieb entwickeln. Das thüt aber unser Receptaeulum, und deshalb können wir kein wichtiges Organ in ihm erkennen, umsoweniger, als auch da, wo es fehlt, nichts zu bemerken ist. was als Ersatz für dasselbe in Anspruch zu nehmen wäre und seine Function erfüllte1). Es sind weiter gelegentlich Bedenken darüber geäussert worden, dass bei der noto- rischen Sparsamkeit des Organismus gar ein besonderer Appart dafür da sein sollte, um „über- flüssig" producirte Stoffe nach aussen zu schaffen2). Ich bin mit dieser Ansicht vollkommen ein- verstanden, nur nehme ich dabei die männlichen Geschlechtsstoffe aus; zur Begründung wird es nur eines leisen Hinweises auf die Verhältnisse bei allen anderen Thiercn bedürfen, wo von einer Sparsamkeit mit diesem Producte wohl kaum zu reden sein dürfte. Solche Analogieen aber sind mitunter so gut, wie Beweise. Dass endlich durch die Entfernung der übrig bleibenden Samenfäden in einer anderen Richtung als derjenigen, in welcher sie gekommen sind, im ganzen Geschlechtsapparat eine wundervolle Ordnung erzielt wird, mag nur nebenbei erwähnt werden. Fassen wir nun die Resultate unserer Betrachtungen nochmals kurz zusammen, dann ergiebt sich : 1) Die bei der Eibildnng zur Verwendung kommenden Samenfäden halten sich im Receptaeulum seminis uterinum auf. 2) Die bei der Eibildnng nicht verwendeten Samenfäden werden durch den Lacrer' sehen Canal nach aussen abgeführt, unter Umständen vergesellschaftet mit anderen, ebenfalls nicht mehr nutzbaren Elementen. Sie sammeln sich vorher in manchen ') Naturgemäss ist dann auch der Name Receptaeulum seminis für das Gebilde nicht mehr am Platze; ich lasse ihn einstweilen, um keine Verwirrung anzurichten, bestehen; vielleicht, dass sich im Laufe der Zeit von selbst eine andere Bezeichnung dafür tindet. s) Dieser Einwurf gegen die Auffassung des LAURER'schen Canales als Abfiihrungscanal rührt von Brandes her (Die Familie der Holostomiden ; Zool. Jahrb. V, 1890 p. 565). Er wird wieder aufgenommen von MONTICELLI, der (1. c. p. 109) darüber schreibt: .!■ questa una considerazione importante dcl BRANDES .... Non 6 infatti plausibile nell'economia della natura la produzione di materiali in eccesso che devono essere eliminati e che gli organi genitali pro- dneano piü del bisogno ....". Ist MONTICELLI wirklich so überzeugt davon, dass die Geschlechtsorgane immer und überall nur so viel produciren, als zur Erzeugung der Nachkommenschaft thatsäehlich verwendet wird? (Nachtr. Zusatz.) Bibliotheca zoologica. Heft lfi. 29 — 226 — Fällen an in einer Aussackung des LAURER'sehen Canales, die mehr oder minder voluminös sein und schliesslich die Communication mit der Anssenwelt verlieren kann; sie wird dann zu einem geschlossenen, jetzt alier meist sehr grossen Reservoir, in welchem die unbrauchbaren Samenfäden augenscheinlich einer Auflosung unterliegen. 3) Der LAURER'sche Canal ohne Recepta- culum wird durch zahlreiche Uebergänge zum einfachen . blind geschlossenen Receptaculum (D. variegatum u. a.) und repräsentirt in irgend einer Form ein nothwendiges Organ des Körpers: deshalb ist es unwahrscheinlich, dass es Formen ohne LAURER'sehen Canal und ohne Recepta- culum giebt ' ). 2. Befruchtung und Begattung. Bei den bisher angestellten Betrachtungen und Erörterungen bin ich lediglich aus- gegangen von den Verhältnissen, wie sie sich in den inneren weiblichen Genitalien unserer "Würmer der Beobachtung darbieten und ich habe bis jetzt noch absichtlich mit keinem Worte der Art und Weise Erwähnung gethan, wie die zur Befruchtung der Eier nöthigen Spermato- zoen in dieselben hineingelangen. Auch über den Verlauf dieses Vorganges bin ich im Laufe meiner Untersuchungen zu neuen Ansichten gekommen, und habe dieselben bereits vor kurzem in einer kleinen Mittheilung darzulegen versucht2). Ich bin zu ihnen gekommen und von ihrer Richtig- keit überzeugt gewesen lange bevor ich die in dem vorigen Alischnitte geschilderten Verhältnisse erkannt hatte und es ist vielleicht nicht unpraktisch, sie auch bei den jetzt folgenden Erörterungen bis auf weiteres unberücksichtigt zu lassen ; wir wollen dann später sehen , wie beide zu- sammenstimmen. Treten wir nun der oben angedeuteten Frage, auf welche Art und Weise die zur Be- fruchtung dienenden Spermatozoen in die weiblichen Genitalien hineingelangen, etwas näher, so werden wir sie der Uebersichtlichkeit halber am besten in zwei Unterfragen gliedern, nämlich : 1) Auf welchem Wege? und 2) Auf welche Weise, woher gelangen die Samenfäden zur Eibildungs- stätte? Gehen wir zunächst auf die Beantwortung der ersteren von beiden ein! a) Auf welchem Wege gelangt das Sperma znr Eibildungsstätte? Ueber diese Frage, die schon seit längerer Zeit, des allgemeinen Interesses wegen, das sie bietet, ventilirt worden ist, sind, entsprechend den zwei Zugängen, die in der Mehrzahl der Fälle zu dem Ootyp führen, auch zwei Antworten möglich ; beide sind gegeben und verfochten worden. Ich glaube an dieser Stelle von einer nochmaligen geschichtlichen Darstellung der Sachlage Abstand nehmen zu können, da eine solche einmal in sehr ausführlicher Weise von Braun 3J gegeben worden ist, und da ich selbst in der oben citirten Mittheilung die Hauptpunkte ') Die letztere Bildungsweise, die meines Wissens bis jetzt nicht beobachtet ist, würde, wenn sie vorkäme, ein schwerwiegendes Bedenken gegen die obige Auffassung der Verhältnisse in sieh schliessen. 2) Ist der LAURER'sche Canal der Trematoden eine Vagina? Centralbl. f. Bakteriol. u. Parasitenk. XIII. 1893. p. 808. 3) Braun, Bronn's Cl. u. Ü. 1. c. p. 745 ff. — 227 — derselben kurz recapitulirt habe. Ich für meine Person verfechte nun den Standpunkt dass nicht der LAüRER'sche Canal, sondern einzig und allein der Uterus es ist, durch welchen die Samenfäden dem Ootyp zugeführt werden. Es sei mir hier verstattet, die Gründe, die ich für diese Behauptung ins Feld zu führen habe, nochmals in Kürze darzulegen. Es giebt zunächst, um bei dem zwingendsten derselben anzufangen, zwar nicht zahlreiche, aber doch überhaupt Formen, bei denen dadurch, dass der LAUREK'sche Canal fehlt, nur ein Zugang zu der Eibildungsstätte vorhanden ist. Zu diesen Formen gehört von unserem Unter- suchungsmateriale das Distomum variegatum; bei ihm muss das Sperma den in Rede stehenden Weg einschlagen, und dass dies geschieht, wird gar nicht selten durch die directe Beobarhtung bestätigt. Ich habe mehrere Male im Frühjahre bei jungen Exemplaren des Wurmes (ungefähr auf dem Stadium der Fig. 48, Taf. 11) die gesammte Vagina und einen mehr oder minder grossen Theil des anschliessenden Uterus mit Samenfäden vollgestopft gefunden und eines dieser Präparate wegen der deutlichen Sprache, die es redet, in Fig. 135, Taf. VII abgebildet. Eier waren zu dieser Zeit noch nicht vorhanden, wohl aber besass der Uterus schon die ansehnliche, in der Fig. 48, Taf. II gezeichnete Länge. In einem anderen Falle waren die Samenfaden bereits ein Stück nach hinten vorgedrungen, hatten sieh aber bei der Vertheilung auf die längere Strecke natürlich mehr zerstreut. Dass die Spermatozoen hier auf dein Wege nach hinten begriffen sind, wird kaum jemand bestreiten können, da eben keine andere Möglichkeit vorhanden ist. Ueber- dies finden wir sie aber auf späteren Stadien, nach Beendigung ihrer Wanderung, in dem Recepta- culuni uterinum wieder ; sie bilden hier mächtige Ansammlungen, während gleichzeitig das eigent- liche Receptaculum völlig leer ist. Ich meine nun, dass, wenn wir bei anderen Würmern Samenfäden unter entsprechenden Umständen und in den gleichen Verhältnissen antreffen, und wenn hier nicht gewichtige Bedenken dem gegenüber stehen, der gleiche Vorgang wohl als der zunächst wahrscheinliche anzunehmen ist; d. h. dass auch bei diesen Würmern Samenfäden, die sich im Uterus vorfinden, als auf der Wanderung nach hinten begriffen zu betrachten sind. Entsprechende Beobachtungen lassen sich nun in der That bei den verschiedenen Arten, wenn man nur die geeigneten Altersstadien vor sich hat, recht häutig machen. So traf ich in diesem Zustande schon vor Jahren einmal Dist. trigonocephalum, worüber ich in meiner Dissertation be- richtete'); später wiederholt Amphistomum subclavatum, was ich in der diesbezüglichen Arbeit 2), wenn auch nicht im Texte erwähnte, so doch in der Abbildung zum Ausdrucke brachte; neuer- dings habe ich dasselbe mehr als einmal in den verschiedensten Variationen beobachtet bei Dist. cygnoides, folium, cylinäraemm, confusum, claviyerum. Am verständlichsten sind natürlich immer entsprechende Zustände von Individuen, die im Anfange ihrer geschlechtlichen Entwickelung stehen; hier sieht man fast immer von dem Momente an, wo die männliche Reife eingetreten ist und Spermatozoen in der Vesicula scminalis sich ansammeln, solche auch im Uterus auftreten. Manchmal bedarf es, um sie aufzufinden, ganz besonderer Aufmerksamkeit, da es sich namentlich in der ersten Zeit nur um vereinzelte Elemente handelt. Eine ganz regelmässig auftretende Thatsache ist es weiterhin, dass solche Samenfäden zuerst immer in der Nähe des Vaginaltheiles auftreten und mitunter allein in diesem ge- funden werden, während der ganze hintere Theil des Uterus noch leer ist, ebenso wie Recepta- ') Zeitschr. f. w. Zool. XVI. 1885. p. 390. 2) Amphist. subclavat. etc. 1. c. Taf. XIX, Fig. 4. 29* — 228 — culum seminis und LAURER'scher Canal. Ein sehr hübsches und unzweideutiges Bild traf ich eines Tages bei einem jungen 1). clavigerum. Hier fand sich vielleicht im ersten Drittel des Uterus eine auf den ersten Blick und schon bei Betrachtung mit schwächerer Vergrösserung sofort in die Augen fallende, spindelförmige Auftreibung, die prall mit Samenmassen gefüllt war und durchaus den Anblick eines Receptaculum seminis uterinum gewährte, die aber bei genauerem Zusehen eine ganz beträchtliche Strecke von dem Ootyp entfernt lag. Der Grund dieser Er- scheinung Hess sich auch sofort erkennen : der ganze hintere Theil des Uterus bis zum Ootyp hin war noch solid, besass noch kein Lumen, und die Spermatozoen hatten zunächst nur eine Strecke weit in ihm vordringen können und sich dann an der verschlossenen Stelle zu jener grossen Masse angesammelt. Weiter nach vorn, in dem hohlen Theile des Fruchthälters, erblickte man eine ganze Anzahl anderer noch auf der Wanderung begriffen. Der LAURER'sche Canal. das Receptaculum seminis und der Befruchtungsraum waren zwar in normaler Weise hohl, (der erstere auch nach aussen offen), aber vollkommen leer: sie waren nicht zur Uebertragung des Samens benutzt worden. Das letztere gilt nun nicht nur von dem eben besprochenen Distomum clavigerum, sondern ich fand entsprechende Zustände auch bei den anderen von mir studirten Würmern; bald hier, bald da, bald deutlicher, bald weniger deutlich, im ganzen aber nichts weniger als selten. Sie lassen sich insgesammt zusammenfassen in dem Satze: Die Samenfäden treten zuerst auf in dem äussersten Theile des Uterus; sie dringen allmählich nach hinten vor und können schliesslich auch bis in das Receptaculum seminis und den Laurer' sehen Canal ge- langen; in keinem Falle aber treten sie in den beiden letztgenannten Organen früher auf, als in dem Uterus. Bisher handelte es sich mir um jüngere Thiere, die noch keine Eier gebildet hatten, die also erst in die Periode der geschlechtlichen Reife eintraten; die Verhältnisse liegen bei ihnen so klar und übersichtlich, dass sie bei vorurtheilsfreier Abschätzung kaum einer anderen Deutung unterliegen können. Nun ist es aber eine bekannte Thatsache, dass man auch bei älteren Würmern, die schon einen mächtig mit Eiern angefüllten Uterus besitzen, noch hier und da zwischen diesen einzelnen oder Schaaren von Spermatozoen begegnet. Bisher hat man wohl meist angenommen, dass diese Samenfaden auf dem Wege nach aussen sich befänden, da es unmöglich, oder zum mindesten unwahrscheinlich schien, dass sie den so weiten Weg nach innen •zurücklegen und dabei noch dazu gegen die Bewegungsriehtung der Eier vordringen sollten. Indess, bei genauer Prüfung aller hier in Betracht kommender Verhältnisse, werden wir doch nicht nur die Möglichkeit, sondern sogar die Thatsächlichkeit eines solchen Vordringens nach innen zugeben müssen. Es ist zunächst durch sehr zahlreiche Beobachtungen (cf. das oben bei der Beschreibung von D. confusum Gesagte) erwiesen, dass auch im späteren Alter der Würmer, wenn sie reichlich mit Eiern gefüllt sind, durch Begattungen neue Spermamassen in die weib- lichen Leitungswege, und zwar in den Uterus, eingeführt werden, ich glaube kaum, dass eine solche Begattung nur zum Vergnügen stattfindet, und dass die dabei übertragenen Spermamassen einfach wieder nach aussen geführt werden : sollen sie aber zur Befruchtung von Eiern Ver- wendung finden, dann müssen sie nothgedrungen den Uterus aufwärts zu der Eibildungsstätte zu gelangen suchen. Wir haben früher gesehen, dass in dem von mir als Receptaculum uterinum bezeichneten innersten Abschnitte des Uterus auch bei ganz grossen Würmern oft ansehnliche Samenmengen zu beobachten sind: ich erblicke in diesen Samenanhäufungen nichts anderes, als das Endresultat einer solchen erneuten Einführung von Sperma in die weiblichen Genitalien; die ein- — 229 zelnen Samenelemente sind thatsächlich zwischen den Eiern hindurch nach innen vorgedrungen und haben sich im Endtheil zu jenen Massen angesammelt. Das sind die Thatsachen, die ich zunächst dafür beizubringen habe, dass der Uterus es ist, durch den der Same den weiblichen Genitalorganen zugeführt wird. Sic gipfeln darin, dass namentlich im Anfange, wo unter Umständen jedes einzelne Spermatozoon zu controlliren ist, der LAURF.ii'sche Canal niemals solche beherbergt. Ich möchte nun auch diese Erörterung nicht schliessen, ohne einen Hinweis theoretischer Natur. Wäre der LAUBER'sche ("anal der normale Zuleitungsapparat für das Sperma, dann wäre er wohl als wichtiges und wesentliehe.-s Organ für den Thierkörper zu betrachten. Ein solches Organ aber fehlt nicht plötzlich, um seine Function einem anderen zu übertragen, und sie ihm auch da zu überlassen, wo es selbst vorhanden ist. Das aber thut der LAURERsebe Canal. Wie verhält sich nun das Ergebniss dieser Betrachtungen zu dem, was wir früher von der Thätigkeit der inneren weiblichen Orgaue erfuhren? Ich glaube, ihre gegenseitige Ueber- einstimmung spricht für sich allein, ohne dass ich sie besonders hervorzuheben brauchte. I Kirch die erste Uebertragung von Sperma wird das Receptaeulum uterintim gefüllt, durch die be- ginnende Eibildung wird es allmählich geleert, bis es durch die verschiedentlich beobachteten Neuzuführungen von Sperma wiederum mit Samenmaterial versehen wird u. s. w. Um diese verschiedenen Nachschübe nicht zu stören, werden die unbrauchbar (oder alt und krank) ge- wordenen Samenfäden auf anderem Wege - durch den Lu'KEi;'sehen ('anal - abgeführt. Gehen wir nunmehr zur Beobachtung der zweiten Unterfrage über. b) Anf welche Weise gelangt das Sperma in die weiblichen Leitungswege? Hier haben wir einen Unterschied zu machen zwischen denjenigen Formen, welche mit äusseren Copulationsorganen ausgestattet sind, und solchen, die derselben entbehren. Formen ohne Copulationsapparate. Von diesen gilt zunächst ganz allgemein, dass bei ihnen von einer Begattung nicht die Rede sein, sondern dass es sich immer nur um eine Befruchtung handeln kann. Diese aber wäre denkbar als Selbstbefruchtung sowohl, wie als gegenseitige. Ich glaube nun kaum, dass die letztere eine grosse Rolle spielen dürfte, wenigstens ist sie bis heutigen Tages noch nicht zur Beobachtung gelangt; als unmöglich kann sie aber keineswegs gelten. Wir wissen von trüber her, dass der (ienitalsinus, welcher überall vor- handen ist, unabhängig von den übrigen Genitalorganen durch die Contraction der Körper- muskulatur nach aussen hervorgestülpt werden kann, und dass er dann die Form einer kleinen, stumpfen Papille bekommt, auf der die beiden Oeffnungen gelegen sind. Es ist denkbar, dass durch genügende Befestigung zweier Individuen, die mit Hülfe der Bauchsaugnäpfe leicht zu erzielen wäre, der Sinus des einen Individuums in den des anderen eingestülpt würde, und dass damit ein Ueberfiiessenlassen der Geschlechtsproducte verbunden werden könnte. Ob dies nun stattfindet, das zu beweisen, muss der Beobachtung überlassen bleiben. Einfacher ist hier jedenfalls die Selbstbefruchtung, und diese habe ich auch mehr als einmal beobachtet. Sie wird ermöglicht dadurch, dass der Genitalporus sich schliesst, wo- durch ohne weiteres die Verbindung zwischen beiden Leitungswegen hergestellt ist. und sie findet zunächst ganz regelmässig statt im Anfange der geschlechtlichen Keifezeit. Ich habe bereits in — 230 — der oben erwähnten Mittheilung geschildert, wie auf diesem Stadium die reiten Samenfäden aus der Samenblase sich heraus- und in die Vagina sich hineindrängen, um hier nach hinten zu wandern und die Befruchtung der reifenden Eizellen zu vollziehen. Unter solchen Um- ständen gewinnt das zuerst von Lefckart bei unseren Thieren entdeckte Gesetz des Eintretens der männlichen Keife vor der weiblichen ') eine erhöhte und sehr leicht ersichtliche Bedeutung. Intrige der früheren Reife der Samenfäden können diese bereits ihre Reise zurückgelegt haben und in den weiblichen Genitalien angelangt sein, wenn die Reifung der Eizellen beginnt. So sorgt der eigene Organismus für rechtzeitige Befruchtung seiner Eizellen, ein Verhalten, welches bei Thieren mit nur gegenseitiger Befruchtung oder Begattung kaum verständlich wäre. Im späteren Alter dürften es nicht mehr einzelne Samenfäden sein, welche übertreten, sondern die letzteren werden in grösseren Mengen auf einmal übergeführt. Solche Selbstbefruchtungen finden auch nach Beginn der Eibildung statt: dafür sprechen die nicht seltenen Beobachtungen, dass man auch bei alten Thieren noch hier und da Samenmassen zwischen den Eiern begegnet. Formen mit C opulationsapparat. Hier sind dreierlei Möglichkeiten gegeben: Selbstbefruchtung, wie bisher, Selbstbegattung und gegenseitige Begattung. Was zunächst die erstere anlangt, so bin ich durch meine Beobachtungen zu der Ueberzeugung gedrängt worden, dass diese im Geschlechtsleben auch der Distomen mit Copulationsapparat eine recht grosse Rolle spielt. Das ist vor allem der Fall im Beginne der geschlechtlichen Reife. Genau die Zustände, wie ich sie bei reifenden Dist. folium, cygnoides beobachtete, fand ich auch bei gleichaltrigen Dist. davigerum., medians, confusnm, endolobum, cylindraceum; besonders in der Vagina und den an- grenzenden Abschnitten des Uterus waren bei ihnen zu der angegebenen Zeit fast immer Samen- fäden anzutreffen. Aber überall handelte es sich nur um geringe Mengen von solchen, und geringe Mengen von Samenfäden befanden sich auch erst in der Samenblase: man gewann in jedem einzelnen Falle unabweislich den Eindruck, als seien diese Samenfäden jeder für sich und durch seine eigene Thätigkeit aus der Samenblase in die weiblichen Leitungswege gelangt; wie man sie denn nicht selten mit dem Kopfe bereits in den letzteren antrifft, wohingegen der Schwanzfailen noch in dem nach aussen verschlossenen Genitalsinus sich befindet. Auch die oben beschriebenen Fälle von Distomum variegattim, wo die Scheide und der angrenzende Theil des Uterus mit Spermatozoen vollgestopft waren, könnte hier noch angeführt werden: indessen muss dabei, obgleich sich kein Zeichen einer stattgehabten Selbst begat tun g erkennen Hess, doch die Möglichkeit zugegeben werden, dass eine solche vor der Beobachtung stattgefunden haben konnte, und es sich demnach nicht mehr um Selbstbefruchtung handelte. Dass Selbstbegattung und gegenseitige Begattung stattfinden) ist bereits durch ander- weitige Beobachtungen bewiesen; erstere von Zaddach an Dist. cirrigerum und von mir bei Dist. echinatum*), letztere, wenn wir nur die auf Distomen bezüglichen anführen, von Molin bei Dist. davigerum, von mir bei Dist. confusum, von v. Linstow bei Dist. cylindraoeum, von Noack bei Dist. davigerum (oder confusum?)9); von Dist. confusum habe ich, wie schon bei der anatomischen Be- schreibung des Thieres mitgetheilt, in der Zwischenzeit einige 20 — 'A0 Pärchen in Copula ange- troffen, einmal 4 in einem Frosche, so dass bei diesem Wurme der Vorgang wohl ziemlich häutig ') LEUCKART, Paras. d. M. p. 165. 2) cf. Centsalbl. f. Bakteriol. und Parasitenk. XIII. 1893. p. 813. 3) Noack, Die Anat. u. Sistol. etc. I. c p. 50. — 231 — stattfinden dürfte. Bemerkenswerther "Weise ist unter all diesen, im Verhältniss doch zahl- reichen Beobachtungen nicht eine einzige, wo es sich um junge, in die Periode der geschlecht- lichen Thätigkeit eintretende Thiere gehandelt hätte; überall waren es alte, reichlich mit Eiern ausgestattete Individuen, welche die Begattung vollzogen. Unter den vielen Hunderten junger Thiere aller Arten, die ich unter den Augen gehabt habe, ist mir nicht eines in Copula begegnet. Die Summe aller der hier verzeichneten Beobachtungen erhebt es nun zur Gewissheit, dass unsere Thiere während ihres Lebens nicht mit einer einmaligen Einfuhr von Sperma in ihre weiblichen Organe sieh begnügen, sondern dass sie deren mehrere bedürfen, wenn anders man aus dem Vorkommen wiederholter Sameneinfuhr auf deren Notwendigkeit schliessen will. Die erstmalige Befruchtung scheint nun meinen Beobachtungen nach vorzugsweise auf dem Wege der Selbstbefruchtung zu erfolgen, wenngleich eine Selbstbegattung auch als möglich zuzugeben ist. Es erhält damit dieser Modus des geschlechtlichen Verkehres eine viel weitere Verbreitung, als wir sie ihm bislang zuzugestehen geneigt waren: unwahrscheinlich ist aber diese neue Thatsache durchaus nicht, wenn wir die Umstände betrachten, unter denen unsere Thiere leben. Da der Beginn ihrer geschlechtlichen Entwickelung mit dem Momente zusammenfällt, wo sie von ihrem rechten Träger aufgenommen werden, so bliebe es lediglich dem Zufalle anheimgestellt, zwei Thiere gerade in der Zeit einander zuzuführen, wenn sie einander bedürfen. Es kommt dazu ihre geringe Beweglichkeit, der Aufenthalt an einem Orte, wo sie nicht immer in directe Nähe von einander gelangen, kurz es würde wohl in den meisten Fällen die Production der Nachkommenschaft mehr oder minder weit hinausgeschoben, wenn nicht ganz verhindert werden, besässen die Thiere nicht die Möglichkeit, ihr eigenes Sperma zur Be- fruchtung ihrer Eier zu verwenden. Das geschieht bei dem Eintritte in die Periode der Ge- schlechtsreife, das kann, wenn die Thiere an ihrem Wohnsitze allein bleiben, auch im späteren Leben im Bedarfsfalle noch geschehen; die oben angeführten Beobachtungen über stattgehabte Selbstbefruchtung oder stattfindende Selbstbegattung beweisen es zur Genüge. Es ist aber dann. wenn sie im Laufe der Zeit in ihren Wirthen in grösserer Menge sich anhäufen, auch die Mög- lichkeit des Zusammentreffens zweier Individuen zum Zwecke einer gegenseitigen Begattung gegeben: und ich vermuthe, dass die letztere bei gegebener Gelegenheit vollzogen wird, ohne dass vielleicht gerade das dringende Bedürfniss vorzuliegen braucht. Nach Lage der Verhält- nisse spricht aber von vorn herein die "Wahrscheinlichkeit, und soweit sie vorhanden ist. auch die Beobachtung dafür, dass die Selbstbefruchtung (eventuell in Form der Selbstbegattung I der häufigere, weil immer mögliche Modus des geschlechtlichen Verkehres bei unseren Thieren ist. Dass in ihrem Leben wenigstens bei einem Theile von ihnen das Stattfinden einer Be- gattung (sei sie Selbst- oder gegenseitige Begattung) vorgesehen ist. beweist ihre Aus- stattung mit Copulationsorganen, welche letztere in ihrem Baue in sofort in die Augen springender Weise auf einander zugeschnitten sind. Alle unsere Thiere haben eine Aragina. einen besonders ungeformten Theil ihres weiblichen Leitungsapparates, der da. wo ein Penis fehlt, selbst klein und unscheinbar ist. da aber, wo ein solcher auftritt, immer dessen Bau aufweist. Ist der- selbe dünn, dann ist auch die Vagina dünn (gleiche Contractionszustände vorausgesetzt!), ist er dick, dann ist auch die Vagina dick (Bist, endolobum - Dist. globiporum); ist der Penis mit Zäpfchen bekleidet, dann trägt auch die Scheide Zäpfchen, ist er bestachelt, dann ist auch die Scheide bestachelt (Dist. isoporum -- Dist. perlatum, bei dem noch überdies die Weitenverhält- — 232 — nisse in frappanter Weise einander entsprechen). Ich kann mich nicht entschliessen, hierin nur einen Zufall zu sehen: in meinen Augen spricht die äussere Gleichheit auch für ihre ]i hysi o logische Z nsam mengehörig keit. Wo bleibt nun bei allen diesen Vorgängen der Laueer' sehe Canal? Tu keiner einzigen der verschiedenen Beobachtungen hat er eine Rolle gespielt, keine einzige lässt auf eine Rolle seinerseits schliessen, und seine anatomische Beschaffenheit im Vergleich zu derjenigen der nach- weislichen Scheide bringt dasselbe zum Ausdruck. Die letztere zeigt, wie wir eben sahen, in ihrem Baue stets die deutlichsten Beziehungen zum Penis - der LiAüREB'sche Canal nirgends. Mag der erstere gestaltet sein, wie er will, mag er ganz fehlen, der LAURER'sche Canal ist ein dünnes, mit eventueller Ausnahme des innersten Endes überall gleich ausgestattetes Rohr, welches weit von dem Penis oder gar nicht nach aussen mündet. Ich habe früher schon die ausser- ordentlich verschiedenen Weitenverhältnisse beider Organe betont, und es ist mir darauf von Pintneb mit dem Hinweise auf die „so oft ganz paradox erscheinende Contractilität des Platt- wurmkörpers" ') begegnet worden. Räumen wir dieser die ihr zugedachte Bedeutung ein. dann verlöre freilich sofort die schöne Gleichheit in dem Baue der wirklichen, nachweislichen Copu- lationsorgane ihren ganzen Reiz; aber ich meine, auch die Contractilität des Plattwurmkörpers hat ihre Grenzen ; wenn ein Penis, der im ausgestülpten Zustande 0,08 mm lang und 0.07 mm dick ist. sich soweit ausdehnen soll, dass seine Dicke nur 0,01 mm beträgt, dann müsste seine Länge um das 49fache sich vergrössern. Ein Cylinder von 0,07 mm Durchmesser und 0,08 mra Höhe hat einen Rauminhalt von 0.0003077 emm; sinkt unter Wahrung dieses Volumens der Querdurchmesser auf O.Ol mm herab, dann steigt die Höhe auf das 49 fache der bisherigen = 3,92 mm ; er würde also bei Dist. perlakwi, dem diese Maasse entnommen sind, das 4fache der ganzen Körperlänge erreichen und vielleicht auch in den Laüeer' sehen Canal einstülpbar sein, wenn es seine Stacheln noch zuliessen. Beobachtet hat man freilich von alledem noch nichts! Alles in allein: Die Function des Laübee' sehen Canales als Scheide ist bei unseren Würmern nicht nur nirgends erwiesen, sondern sie ist direct zurück- zuweisen. Die Uebertragung des Samens in die weiblichen Genitalien erfolgt durch Selbst- befruchtung, durch Selbstbegattung oder durch gegenseitige Begattung, mit Hülfe der Vagina, des auch anatomisch ausgezeichneten und dem Penis entsprechend gebauten Endt heiles des Uterus. Der LAURER'sche Canal hat mit diesen Vorgängen nichts zu thun. er ist ein Abzugs- canal besonders für die bei der Eibildung nicht verwandten Samenfäden. c) Homologie des LAURER'schen Canales. Diese neue Erkenntnis.?, die mit unseren bisherigen Anschauungen im directesten Widerspruch steht, war es nun, die mich der Frage nach der verschiedentlich behaupteten und vertheidigten Homologie des LAURER'schen Canales mit der Scheide der Bandwürmer nochmals näher treten Hess. Das Resultat der angestellten Prüfung habe ich in der oben angezogenen Mittheilung bereits zusammengef asst ; dasselbe lautete: „dem Uterus der Distomen mit seinem als Vagina differencirten Endabschnitte ist die Scheide der Bandwürmer, 'i Pintneb, Nene Beitr. /.. Keimtn. etc 1. c. p. 65. — 233 — der Uterus der letzteren (trotz der verschiedenen Lage ihrer Mündungen), dem L AiTRER'schen Canale der Distomen homolog"1). Mit dem Resultate dieser Prüfung sehwindet für mich der letzte Zweifel, der an der Richtigkeit der üben für den Laurer' sehen ('anal in Anspruch genommenen Function noch hätte bestehen können. Für einen Lauher' sehen Canal , der der Bandwurmscheide in Wirklichkeit homolog gewesen wäre, hätte eine so wesentlich veränderte Function, wie die Ableitung überflüssiger Geschlechtsstoffe, immer und unter allen Umständen Bedenken erregen müssen; für einen Laurer' sehen Canal aber, dem der Uterus der Bandwürmer entspricht, ist gerade diese Function vielleicht die wahrscheinlichste, denn sie würde dann für beide verwandte Thiergruppen die gleiche sein. Weiterhin tritt aber bei dieser Lage der Dinge die eigentliche Vagina unserer Distomen auch theoretisch in die ihr gebührende Stellung ein. und der ganze Geschlechtsapparat derselben bekommt dadurch, dass ein Leitungsweg für Zufuhr der männlichen Geschlechtsstoffe und Abfuhr der weiblichen besteht, ein dem allgemein üblichen Typus direct sich anschlies- sendes Gepräge, dem gegenüber derjenige der Bandwürmer als der abgeleitete erscheint. Im Anschluss an die Beziehungen zwischen dem Baue der Band- und Saugwürmer will ich endlich, vorgreifend, noch auf ein Factum entwickelungsgeschichtlicher Natur hinweisen, welches eben diese Verwandtschaftsbeziehungen noch weiter zu illustriren geeignet ist. Dieses Factum besteht, kurz gesagt, darin, dass bei ganz jungen Distomen der weibliche Genitalapparat nur die Anlage der Scheide und die der inneren Genitalorgane : LAURER'scher Canal. Dotter- und Keimstöcke auf- weist, und dass von dem später oft so reich entwickelten Uterus auf diesem Stadium noch keine Spur zu erkennen ist (cf. z. B. Fig. 177, Taf. IX). Wir haben demnach hier einen Zustand vor uns, wo die Scheide direct bis zu den inneren Keimorganen hin sich erstreckt, wie es bei den Bandwürmern zeitlebens der Fall bleibt. Die Differencirung eines besonderen Abschnittes der ursprünglichen Leitungswege, in welchem die Genitalproducte angesammelt und vor der Ablage längere Zeit aufbewahrt werden, ist von den Trematoden erst seeundär erworben worden, wie wir auch heute noch diesen' Abschnitt, den Uterus, später sich ausbilden sehen, (Fig. 178, 179, Taf. IX) als die ursprünglichen Theile des Genitalapparates. Die Homologie der beiden hier in Rede stehenden Gebilde kann im definitiven Zustande durch diese Veränderungen wohl ver- wischt, aber nicht aufgehoben werden. Nachträglicher Zusatz: In der Zeit, welche seit der Niederschrift der obigen Ausführungen verflossen, erschienen zwei weitere Arbeiten, in denen die Frage der Homologie der Leitungswege bei Band- und Saugwürmern ebenfalls ventilirt wird. Die erste dieser Arbeiten ist die in den vorangehenden Seiten schon vielfach erwähnte grössere Abhandlung Monticelli's: Studii sui Trematodi endoparassiti. Es mag sein, dass bei dem Erscheinen meiner kleinen Mit- theilung über den LAURERschen Canal der Druck genannten Werkes bereits soweit fortgeschritten war, dass ein Eingehen auf meine Arbeit nicht mehr angängig erschien: Thatsächlich nimmt dann unser Autor zu der Frage in ihrem neuen Stadium auch keine Stellung, verficht dagegen noch energisch seine alte Ansicht, dass der LAURER'sche Canal die Scheide unserer Thiere sei und als solche fungire. Neue Beweisgründe für diese Auffassung werden nicht beigebracht, Monticelli begnügt sich vielmehr damit, zu sagen : le mie nuove ricerche ed i miei nuovi studii ') 1. c. p. 818. Bibliotheca zoologica. Heft 16. ^0 — 234 — comparativi mi confermano nelle conclusioni alle quali io era pervenuto nel mio saggio '), che essa, morfologicamente, rappresenta, nei distomi ed in tutti gli endoparassiti, la vagina dei mono- genetici; cosicche i due organi devono riguardarsi omologhi: e ciö, sia per i rapporti che esso ranale degli endoparassiti contrae con l'ovidotto che ripetono le istesse condizioni che si verificano in quelli, sia per la sua posizione e per il suo decorso8). An einer anderen Stelle heisst es nochmals: Questo e non altro e il valore fisiologico da assegnarsi alla vagina dei digenetici, la cni omologia con quella dei monogenetici e dei Cestodi e irre- futtabile3). Sogar der Umstand, dass diese sogenannte Vagina gelegentlich vollkommen fehlen kann (sc. bei den Trematoden), ist nicht im Stande, der Auffassung- ihrer Homologie und ihres physiologischen "Wertlies Eintrag zu thun: La sua assenza in alcune forme, minime, proporzional- mente alle altre che la possiedono, e nei Monostomi in genere, non puö per nulla infirmare questa omologia. In physiologischer Hinsicht wird die „Vagina" als wirkliches Begattungsorgan auf- gefasst, allerdings, da bis jetzt keine positiven Beobachtungen in dieser Hinsicht vorliegen 4) als ein solches „in via di riduzione", und das besonders angesichts der immer sich mehrenden Beobachtungen über eine Begattung unserer Distomen durch den Endtheil des Uterus, den ovi- dotto esterno Mont. 5). Im Anschluss an diese Auffassung des LADEER'schen Canales weist Monticelli weiter auch eine Homologisirung desselben mit dem Canalis vitello-intestinalis der Monogenea zurück: Mi importa qui assai di far notare che nessuna omologia esiste fra il canale vitello- intestinale e la vagina degli endoparassiti: esso e tutt'altra formazione e niente impedisce che possa coesistere con la vagina, e considerarsi edes- sere un adattamento speciale in alcuni monogenetici (1. c. pag. 109 f.). Woran dieses adattamento erfolgt sein soll, wird freilich nicht weiter verrathen; dagegen scheint Monticelli Zweifel an der Existenz des Canales überhaupt zu hegen. Es dünkt ihm durchaus unzulässig, anzunehmen, dass Geschlechtsstoffe im Ueberflusse prodiicirt und später wieder ver- daut werden (cf. oben pag. 225), und dass zu diesem Zwecke gar eine besondere Verbindung der keimbereitenden Organe mit dem Verdauungsapparate existire; einige seiner Beobachtungen führen ihn vielmehr dazu, zu glauben, „che tal connessione non esiste (es ist ihm eine ,strana coinci- denza', dass mit Ausnahme von Octoboihr. lanceolatum und Sphyranura Oskri alle anderen Species, die jenen Canal besitzen, auch verzweigte Darmschenkel aufweisen!), e che, come canale vitello- intestinale sono state descritte cose molto diverse fra loro"' (1. e, p. 113). Mit den seitdem aus- führlich publicirten Untersuchungen Dieckhoff's 6) dürften sich diese Zweifel erledigt haben. Eine neuerlich erschienene, kleine Arbeit von Goto7) beschäftigt sich ebenfalls mit der ') Saggio di una mori'ologia dei Trematodi, Napoli 1888 pag. 58. '■=) 1. c. pag. 107. 3) 1. c. pag. 108. 4) Zur Stütze seiner Ansichten kann Monticelli nur die alten, durchaus unverbürgten Beobachtungen Blum- HEiio's an Amphistomum subclucatum und die ebenso unsicheren Angaben Bkock's an Euri/coelum Sluiteri f= Apoblema Slu Her i) anführen. 5) Es ist ein kleiner Lapsus, wenn Monticelli die von mir mitgetheilte Beobachtung einer Copulation in der angegebenen Weise auf Dist. palliatum bezieht: dieselbe ist an Dist. confusum (= Dist. clavigerum Duj.) gemacht. 6) DlECKHOFF, Beitr. z. Kenntn. d. ektoparas. Trematoden. Arch. f. Naturgesch. 1891. I. pag. 245. '; SEiTAEO GOTO, Der LAUEER'sche Canal und die Scheide, Oentralbl. f. Bakt. u. Par. XIV. 1893. pag. 797. 235 — Homologie des Laurer' sehen Canales. Der Autor bestätigt zunächst erfreulicherweise meine An- sichten betreffs der Beziehungen des genannten Canales zu der Vagina der Bandwürmer. Seine eingehenderen Studien an verschiedenen Monogenes, sowie der Vergleich von deren Organisation mit derjenigen einer vor kurzem von Monticelli beschriebenen AmphiUna1); die durch den Besitz zweier Scheiden — einer nach vorn gehenden und neben dem Vas deferens ausmündenden, und einer nach hinten ziehenden, blind endigenden - sich auszeichnet, ermächtigen ihn aber noch zu dem weiteren Schlüsse, dass nicht nur der LAURER'sche Canal der Distomen und der Canalis genito-intcstinalis (= C. vitello-intestinalis Braun), sondern auch die blinde Scheide der AmphiUna homologe Bildungen sind, wohingegen die Scheide der Monogenea mit dem Uterus der AmphiUna homolog sein soll. Qa der letztere selbstverständlich mit dem gleichnamigen Organe der Bothrio- cephalen und der Taenien homolog ist, so kommt Goto zu dem Schlüsse, das ein LAURER'seher ('anal den mehrgliedrigen Bandwürmern gänzlich fehlt, sowie dass bei allen drei in Vergleich gebrachten Formen eine Bildung sui generis, als welche ich die Scheide der Monogenea auf- get'asst hatte, nicht existirt (1. c. pag. 801). Es ist mir, da die Untersuchungen Goto's noch nicht in ausführlicher Form publicirt vorliegen, und da mir ausserdem die citirte Abhandlung Monticelli's gegenwärtig nicht zugänglich ist, zur Zeit natürlich nicht möglich, in der Frage ein definitives Urtheil abzugeben ; ich begnüge mich deshalb einstweilen damit, diese neuen An- sichten zu registriren, um vielleicht später auf sie zurückzukommen. ') Monticelli, Appunti sui Cestodaria. Atti della R. Accad. Napoli. Vol. II. Sei'. II. 1892. No. 6. 30* III. EiitwickelungsgescMcMicher Tlieil, A. Allgemeines. Es sei mir gestattet, ehe ich xpeeiell auf die Entwickelung der einzelnen Organsysteme nach der Uebertragung der Würmer an ihren definitiven Wohnort eingehe, mit kurzen Worten einiger Momente zu gedenken, die an dem Vorgange der Uebertragung selbst von Interesse sind. Die Uebertragung der Cercarien kann auf verschiedene, wie man jetzt annimmt, auf dreierlei Art und Weise erfolgen ; durch active Einwanderung der Cercarien in ihre neuen Träger, durch passive Uebertragung mit ihren bisherigen Wirthen, und endlich ebenfalls auf passivem AVege dadurch, dass die Cercarien ausschwärmen, sich in irgend einen zweiten Zwischenwirth, den man wohl besser als Hilfswirth bezeichnen könnte, einbohren, und nach erfolgter Encystirung nun mit diesem von dem definitiven Träger gefressen werden. Der erste der drei genannten Modi, den man z. B. für die Cercaria macrocerca in Anspruch genommen hat, ist meines Wissens positiv noch nirgends nachgewiesen worden; ich will auch gleich erwähnen, dass er einmal nur für im Wasser lebende, oder wenigstens gelegentlich dasselbe aufsuchende Wirthe möglich erscheint, nach den neueren Erfahrungen mir aber aus mancherlei Gründen ziemlich unwahrscheinlich ge- worden ist. Auch der zweite Modus kommt wohl nicht allzuhäufig vor ; direct nachgewiesen ist er bis heutigen Tages nur bei der Cercarie des Distomwm macrostomum, dem Leucochloridium paradoxum durch die Versuche Zeller's ') und Heckert's 2), und höchst wahrscheinlich gemacht für ein Cercariaeum aus der Niere von Helix hortensis, das sich im Igel zu Distomum caudatum v. Linstow entwickelt, durch Blochmann 3). Wie es sich in diesen beiden Fällen um typische Landthiere handelt, so dürfte dieser Uebertragungsmodus überhaupt speciell für die land- bewohnenden Arten von besonderer Bedeutung sein und in deren Kreise eine grössere Verbreitung besitzen. Für die ursprüngliche und normale Ueberführungsweise aber halte ich die dritte, dass die Cercarien aus dem Zwischenwirthe, in welchem sie ihre Entstehung nahmen, auswandern und irgend ein anderes Thier aufsuchen, in welchem sie sich provisorisch niederlassen, um mit ihm schliesslich in ihren richtigen Träger aufgenommen zu werden. Dieser neue Wirth spielt somit im Leben der Parasiten eine ganz andere Rolle, als der eigentliche Zwischenwirth, der die ') Zeller, Ueber Leucochloridium paradoxum und die weitere Entwickelung seiner Distomenbrut. Zeitschr. f. wissensch. Zool. 24. 1874. p. 564. ') ttECKERT, Leucochloridium paradoxum etc. Bibliotheca zoologica v. Leuckart u. Cluin. H. IV. 1889. 8) Blochmann, Ueber die Entwickelung von Cercariaeum aus Helix hortensis etc. Centralbl. f. Bakteriol. u. Parasitenk. XII. 1892. p. 649. — 237 — Jugendformen zur Entwickelung bringt, während es sich bei dem letzteren nur um die Ge- währung einer Unterkunft handelt, in welcher die Schmarotzer längere Zeit, aber normaler Weise ohne Weit er entwicke hing, auszuharren vermögen. Ans diesem Grunde erscheint mir die Bezeichnung „Hilfswirth" für den letzteren praktischer, als die Bezeichnung „zweiter Zwischenwirth", die eine Gleichstellung mit dem ersten und eigentlichen Zwischenwirth in sich einschliesst. In manchen Fällen dringen die jungen Schmarotzer gar nicht in das Leibesinnero dieses Hilfswirtb.es ein, sondern sie lassen sich nur äusserlich auf dessen Haut nieder (z. 13. Ampkist. subclavatum nach Lang's') Beobachtungen; in noch anderen, nach unseren gegenwärtigen Kennt- nissen nicht häufigen Fällen wird der Hilfswirth durch eine Pflanze dargestellt (am bekanntesten der Leberegel 2) nach Ledckaet) und schliesslich kann er ganz ausfallen, indem sich die Cercarien frei einkapseln und dann mit dem Bodensatze der Gewässer übertragen werden (Ampkist. Subcla- ruttiii/3). ferner nach eigenen neueren Beobachtungen Ampkist. conicum und Gastrodiscus poly mastos). Principiell dürften diese letztgenannten Uebertragungsmodi von dem erstangeführten, bei dem ein thierischer Hilfswirth eintritt, nicht verschieden sein. Ich war früher der Meinung, dass ein solcher Hilfswirth ziemlich willkürlich von den schwärmenden Cercarien ausgewählt werde, und dass sie sich in alle Thiere einzubohren vermöchten, denen sie auf ihren Wanderungen gerade begegnen. Einige Versuche haben mich jedoch eines anderen belehrt; manche Cercarien wenigstens treffen in Bezug auf ihren Hilfswirth eine ziem- lich .strenge Auswahl. Ich hatte cercarienhaltige Schnecken (Limnaea und Planorbis), aus denen die Parasiten (Gercaria „armata" und „ornata") massenhaft ausschwärmten, um über die Jugendformen der Froschdistomen womöglich Licht zu bekommen, isolirt und je eine Schnecke in einem Glase mit Kaulquappen, kleinen Mollusken, Insectenlarven und Krebsen zusammengesetzt. Es zeigte sich bei der folgenden Untersuchung, dass in den verschiedenen Fällen entweder nur die Kaulquappen oder nur die Insectenlarven mit den encystirten Parasiten besetzt waren: in einem besonders interessanten und mir gegenwärtig noch ganz dunklen Falle war eine Infection überhaupt nicht eingetreten, obgleich es sich um eine Cercarie aus Limnaea stagnalis handelte, welche ich ihrem Baue nach für identisch mit einer anderen aus dem gleichen Zwischenwirthe stammenden halten musste, die massenhaft in Kaulquappen und auch häufig in kleine Mollusken eingedrungen war. Es stehen diese Erfahrungen demnach in einem gewissen Widerspruche zu den Angaben Ercolani's *), der die „Gercaria armata" in Fröschen und Froschlarven, Tritonen, Insectenlarven. Schnecken und Blutegeln zur Encystirung brachte. Augenscheinlich handelt es sich hier um mehrere, aber ausserordentlich schwer untersoheidbare Species. die zu trennen bis jetzt noch nicht sicher gelungen ist. Dagegen bestätigen meine Beobachtungen nur das, was theilweise schon Ledckart in seinem Parasitenwerke über die in Rede stehenden Verhältnisse ausgesprochen hat5). Leider habe ich die betreffenden Versuche nicht weit fortsetzen können; ') Lang, Ueb. d. Cercarie d. Ampkist. subclavatum. Ber. d. Naturf. Gesellseh. Freiburg i. Br. VI. H. 3. 1892. p. 81. 2) Leuckakt, Parasiten d. M. II. Aufl. pag. 145 u. 285. 3) Amphist, subclavatum u. seine Entw. etc. 1. c. p. 166. 4) Eecolani, Dell'Adattamento etc. Nuove ricerche etc. Mein, della R. Accad, di Bologna. Serie IV a. To 2. 1880. p. 256. 5) LEUCKAKT, Parasiten d. M., 1. c. p. Hl. — 238 — meines Erachtens versprechen sie aber, systematisch fortgesetzt und erweitert, noch manchen werthvollen Aufschluss über die Lebensgeschichte unserer Thiere. Auch die Art und Weise, wie die Cercarien in die Zwisohenwirthe eindringen, bietet manches Interessante. Der Vorgang wurde schon 1854 von v. Siebold ') genau beob- achtet und beschrieben; es handelte sich dabei um das Eindringen der Cercarien in Insecten- larven ( "Ephemeriden- und PerlidenLaxven) und ich wüsste bei diesen der v. Siebold' sehen Beschrei- bung kaum etwas hinzuzufügen. »Sehr günstige Objecte zur Beobachtung der Einwanderung bieten auch die Kaulquappen dar, in deren durchsichtigen Schwänzen man ebenfalls alle Einzel- heiten des Processes beobachten kann; zugleich aber gewinnt man hier auch über einige Punkte eine etwas andere Anschauung. Nach v. Siebold ist es zunächst und vorzugsweise der Stachel, welcher die Oeffnung zum Eintritte des Parasiten in die Haut des Wirthes schafft. Nach meinen Beobachtungen nun wird aber der Stachel nur relativ wenig gebraucht und tritt nicht sehr weit aus seiner Tasche hervor; wohl aber scheint dem Secrete der Stacheldrüsen eine sehr inten- sive Wirkung zuzukommen. Sowie die Cercarie an eine Kaulquappe gelangt ist, fixirt sie sich mit ihrem Bauchsaugnapfe; der Schwanz verhält sieh hierbei und in der Folge, wenn er nicht überhaupt schon abgefallen ist, vollkommen passiv und unterstützt die Bohrbewegungen nicht. Auch der Stachel wird, soweit ich gesehen, nicht weiter als bis zu seiner vorderen, ringförmigen Verdickung eingebohrt, und, wenn der Mundsaugnapf einmal ein kleines Stück eingedrungen ist, fast gar nicht mehr in Thiitigkeit gesetzt. Ich glaube, dass er nur eine ganz kleine und feine Oeffnung zu machen braucht, um dem Secrete der mächtigen Stacheldrüsen ein Eindringen zu ermöglichen; diesem letzteren dürfte besonders eine erweichende und lösende Wirkung auf die Haut des Wirthes zufallen. Die Cercarien zwängen sich augenscheinlich zwischen den Epidermiszellen hindurch nach innen, sie drängen dieselben, offenbar ohne grosse Schwierigkeit, auseinander und kommen ziemlich schnell vorwärts. Es ist weiterhin ihr ganz ersichtliches Bestreben, in eine Blutcapillare hineinzugelangen, denn sie wandern so lange, bis sie eine solche erreicht, kommen i n dieser aber sehr bald zur Buhe. In ihrer Umgebung ündet eine kleine Stauung des Blutstromes statt, es sammeln sich in der Umgebung- des Parasiten einige rothe Blutkörperchen an, die, wie ich mehrmals gesehen, mit in die sich jetzt bildende Cyste eingeschlossen werden. Eine Verletzung der Gewebszellen des Wirthes findet nirgends statt, ebensowenig, wie sich weitere Entzündungserscheinungen in der Umgebung des Eindring- linges zeigen; derselbe ist als weisses Pünktchen von aussen deutlich erkennbar. Ein wesentlich anderes wird aber das Bild, wenn die Einwanderung der Parasiten längere Zeit hindurch andauert; es zeigen sich immer deutlicher Entzündungserscheinungen um dieselben herum, sehr starke Ansammlungen von rothen Blutkörperchen, denen sich jetzt auch weisse zugesellen; es bilden sich immer stärkere, blutige Herde, und die Cercarien erscheinen nicht mehr als runde, weisse Pünktchen, sondern als theilweise sehr ansehnliche, blutige Knötchen. Wenn die Einwanderung jetzt nicht schleunigst unterbrochen wird, sterben die Kaulquappen regel- mässig ali. und ganz denselben Erfolg bemerkt man auch an Insectenlarven. die einer stärkeren Infection ausgesetzt werden. Ich bin, wie gesagt, zu der Ueberzeugung gekommen, dass es sich bei dem Tode der Versuchthiere nur um Vergiftungserscheinungen handeln kann, schon des- wegen, weil eine wirkliche Verletzung der Gewebe nirgends stattfindet. Auch die Zahl der Para- ') v. Siebold, Ueber die Band- und Blasenwürmer etc. Leipzig 1854. p. 26. — 239 siten an sich ist lange nicht eine fcödtliche, denn man braucht nur die Infection langsam vor sich gehen zu lassen, um eine ganz enorme Zahl von eingewanderten Würmern zu erzielen, ohne eine nennenswerthe Alteration der Wirthe herbeizuführen. Ich schiebe die Vergiftung auf die Wir- kung des Stacheldrüsensecretes, welches in geringen Mengen applicirt, d. h. bei einer massigen Einwanderung von den inticirten Thieren leicht ertragen, bei stärkeren Dosen aber gefährlich wird. Es führt augenscheinlich eine locale Sistirung des Blutkreislaufes herbei, die sich aber bei fortgesetzter Infection immer mehr ausbreitet, bald zu einer Verlangsamung der ganzen Circulation und endlich zu einem völligen Stillstande derselben führt. Ein endgültiges Urtheil über den ganzen Vorgang möchte ich mir übrigens noch nicht erlauben! An den auf diese Weise encystirten Cercarien scheinen nun sehr schnell innere Ver- änderungen und Umsetzungen vor sich zu gehen; während bei den einwandernden Individuen die Excretionsblase noch völlig leer, d. h. mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt ist, sieht man dieselbe schon 20 Stunden nach der Einkapselung nicht nur stark aufgetrieben, sondern auch dicht mit den bekannten, glänzenden Concrementkügelchen gefüllt. Eine dieser Veränderungen dürfte das Körperparenchym betreffen, welches bei den schwimmenden Cercarien zum grösseren Theile noch rein zellig, bei den mit jenen Körnchen ausgestatteten encystirten Individuen aber regelmässig seinen typisch blasigen Bau zeigt. Weitere Mittheilungen hierüber gedenke ich in späterer Zeit machen zu können. Wie man durch Versuche darthun kann, sind nun die Würmer von diesem Momente, d. h. ca. 20 Stunden nach der Encystirung an, übertragun gs- und entwickelungsfähig. Es stellt sich demnach, da die reifen, nicht encystirten Cercarien, in den Darm ihrer definitiven Träger versetzt, regelmässig zu Grunde gehen, die Einkapselung als ein wesentlicher und not- wendiger Zustand heraus, und das ist es, was mich die directe, active Einwanderung der Para- siten in den späteren Träger ohne den positiven Nachweis zunächst für unwahrscheinlich halten lässt. Es findet diese Vermuthung eine Stütze darin, dass auch Cercarien, die keine Attribute eines freien Lebens an sich tragen, die also des Ruderschwanzes entbehren, doch einen ein- gekapselten Zustand durchmachen, sei es in ihrem bisherigen, sei es in einem neuen Träger. So findet sich die schwanzlose Cercarie des Bistomurn. perlatum nicht nur in ihrer eigenen Biihynia, sondern häufiger noch in anderen Mollusken encystirt vor; ich konnte aus einem Glase, in welchem einige mit dieser Form inncirte Bithynien mit einer Anzahl anderer Schneckenarten zusammengehalten wurden, nach längerer Zeit nicht eine einzige der letzteren untersuchen, ohne nicht in ihr mehreren eingekapselten Bist, perlatum zu begegnen. Es ist hier also die Ueber- wanderung der schwanzlosen Jugendform in einen anderen Wirth logische Notwendigkeit; ich fand einmal im Bodensatze eben desselben Glases auch eine freie, ganz muntere Cercarie, möchte aber auf diesen einzigen Fund hin noch kein definitives Urtheil über die Art und Weise des Uebertrittes in die fremden Mollusken abgeben. Aehnlich wie hier liegen die Verhältnisse zweifellos auch bei der stummelschwänzigen Jugendform des Bistomurn globiporum, die G. R. Wagener frei in der Leber von Limnaea stagnalis und v. Lixst< >\v eingekapselt im Fusse von L. ovata und in Succine Pfeifferi auffand '). Das Ganze giebt eine Bestätigung für die Aeusserung Ledckart's, dass „die Abwesenheit des Schwanzanhanges allein für die Schicksale der Cercarien nicht maassgebend ist" 2). ') cf. die Beschreibung des Dist. globiporum. 2) Leuckaet, Paras. etc. j>. 137. — 240 — In diesem encystirten Zustande harren nun die jungen Parasiten der Erlösung, die ihnen dadurch gebracht wird, dass ihr bisheriger Hilfswirth von dem definitiven gefressen wird. Nach dieser Aufnahme, und nachdem die Cyste von dem Magensafte des nunmehrigen Parasiten- trägers gelöst ist, beginnt dann sofort die Weiterausbildung, deren Einzelheiten uns in den folgenden Blättern noch ausführlicher beschäftigen werden. Von einzelnen Autoren, die in dieser Richtung Versuche angestellt haben, besonders von Schwarze, wird die Dauer dieser Ent- wicklung nur ausserordentlich kurz angegeben (schon 8 Stunden nach der Fütterung sollen die durch dieselbe übertragenen Würmer die ersten Eier gebildet haben; 1. c. p. 28). Dem gegen- über constatiren alle anderen Autoren, die zum Theil auch mit Distomen aus Warmblütern experimentirten, ein ungleich langsameres Wachsthum der jungen Parasiten; schon das kleine Distomum macrostomum, das als Cercarie seine Genitalorgane weiter entwickelt, als irgend eine, bis jetzt bekannte, andere Cercarie, selbst dieses braticht nach Heckert (1. c. p. 26 f.) noch 6 — 8 Tage Aufenthalt im definitiven Wirth. um seine Genitalien zur Productionsfähigkeit aus- zubilden. Dasselbe besagen auch die Versuchsresultate von Pagenstecher, Van Beneden, Leuckart, Thomas, Lutz') u. a. Schon daraus gewinnt es an Wahrscheinlichkeit, dass Schwarze bei seinen Experimenten, welche eine so auffällig kurze Entwickelungsdauer ergaben, durch schon früher im Darme seiner Versuchsthiere vorhanden gewesene Parasiten getäuscht worden ist. Eine Controlle der Versuche erhebt diese Vermuthung zur Gewissheit: Fütterungen, besonders von Wasserfröschen, die fast mit Sicherheit schein vor derselben Würmer enthalten, lassen meinen Erfahrungen nach keine Schlüsse zu: es ist positiv unmöglich, schon nach einigen Tagen die künstlich eingeführten Parasiten von den schon eingesessenen zu trennen. Ich habe darauf hin Landfrösche zu demselben Zwecke genommen, und zwar aus einer Localität, wo sie notorisch fast nie Trematoden, sondern nur Nematoden enthielten, ausserdem Kröten und Tritonen, die überhaupt nur selten unsere Würmer beherbergen. Aus diesen Fütterungen aber, nach denen zu jeder Zeit nur gleichaltrige Würmer bei der Eröffnung der Versuchsthiere angetroffen wurden, ergab sich, dass (im Mai und Juni bei Dist. endolobum) noch 14 Tage nach der Uebert ragung keine Eier vorhanden sind. Noch viel länger aber dauert die Entwickelung während der kühleren Jahreszeit. Frösche, die im Spätherbst eingefangen, im Winter im Keller in Käfigen gehalten wurden, wo sie keine Nahrung erhielten, zeigten sammt und sonders Parasiten auf sehr jugendlichen Entwickelungsstadicn und zwar die jüngsten im Herbste. Später im Winter wurden dieselben grösser und grösser, und im Anfange des März waren auch die kleinsten Würmer entweder in die Periode der Eibildimg eingetreten oder standen dicht vor derselben. Es ist dadurch der positive Nachweis geliefert, dass die jungen Distomen, die im Herbste von den Fröschen aufgenommen werden, den ganzen Winter zur Entwickelung brauchen, um bei beginnendem Frühjahre geschlechtsreif zu sein. Die Möglichkeit, innerhalb 8 Stunden von der Cercarie zum bereits eierhaltigen Wurme sich zu entwickeln, halte ich direct für ausgeschlossen ! Bei der passiven Uebertragung der jungen Wurme]' wird es aber nun ebensogut auch sich ei'eignen können, dass nicht der rechte Wirth, sondern irgend ein anderes, fremdes Raubthier das Fressen besorgt, und es fragt sich, was dann das Schicksal der Parasiten ist. Bekanntli'h ') Lutz , Weiteres zur Lebensgeschiehte des Distoma hepaticum. Centralblatt f. Bakteriol. u. l'arasitenk. XIII. 1893. p. 320. — 241 — hat Ercolam in neuerer Zeit dieser Frage seine Aufmerksamkeit zugewandt, und es ist in seinen diesbezüglichen Arbeiten1) viel die Rede von „verirrten" Formen, die, zufällig mit der Nahrung in den Darm eines „falschen" Trägers gekommen, nun dort in mehr oder minder voll- kommener Weise an die ungewöhnlichen Verhältnisse sieh „anpassen" und unter Umständen zu völlig neuen Formen sich ausbilden sollen. Ich will nur beiläufig darauf aufmerksam machen, zu welch heillosem Durcheinander von Formen das bald führen müsste. wenn jede Cercarie auch nur die Fähigkeit der Anpassung an 3—4 verschiedene Wirthe besässe und die neuen Arten als solche sich fortzupflanzen vermöchten! Die im Verhältniss zu anderen, freilebenden Thierformen bemerkenswerthe Constanz der Charaktere gerade unserer Thiere spricht nun schon nicht gerade für eine solche Annahme; aber es widerspricht dem auch die Beobachtung. Ich habe unter den vielen Hunderten unreifer Formen in den von mir untersuchten Wirthen auch nicht eine gefunden, die nicht mit aller Sicherheit auf eine der dein betreffenden Wirthe normaler- weise ungehörigen Parasitenspecies hätte zurückgeführt werden können. Und diese Thatsache ist so auffällig, dass man fast versucht ist, den Zufall bei der Uebertragung unserer Thiere überhaupt auszuschliessen, oder ihm wenigstens nur eine ganz bescheidene Rolle einzuräumen. Ich glaube nicht zu weit zu gehen, wenn ich behaupte, dass alle jene jugendlichen Distomen der Frösche, die Ercolani als „forme nane, agame", oder „incompletamente sviluppate" bezeichnet, autochthone Einwohner des Froschdarmes sind, und dass sie sich sicher als solche würden zu erkennen gegeben haben, wenn man nach constanteren Unterscheidungsmerkmalen, als Grössen- verhältniss der .Saugnäpfe und Form der Excretionsblase, gesucht hätte. Ganz das Gleiche gilt von den erwachsenen Formen: immer dieselben Arten mit ganz constanten Charakteren! Eine einzige Ausnahme könnte das im Anhange an die Froschdistomen besprochene und beschriebene Thier sein, von dem ich nicht weiss, ob es eine selbstständige Form ist, oder nicht (cf. p. 100). Obwohl nun sicher die überwiegende Mehrzahl der Parasiten von ihren Wirthen in der Gestalt der encystirten Cercarie erworben wird, so ist dieser Weg doch nicht der einzige. Es geschieht zweifellos im Freien, im natürlichen Laufe der Dinge auch gelegentlich, dass erwach- sene Parasiten dadurch, dass ihr bisheriger Träger von einem grösseren Seinesgleichen verschlungen wird, in den Verdauungstractus des letzteren gelangen und sich dort niederlassen. Eine zweifellose Beobachtung dieser Art. habe ich am Hechte gemacht, von dem es ja bekannt ist,, dass er dem Kannibalismus huldigt. Exemplare von Triaenophorus nodtdosus, die mit ihren hüpfen in dem Darme eines gefressenen Hechtes noch festsassen, hingen mit ihren Leibern bereits weit in den Verdauungscanal des Räubers hinein, und befanden sich dort augenscheinlich voll- kommen wohl. Unter ähnlichen, freilich nicht ganz so beweisenden Umständen traf ich eines Tages auch Distomum tereticdUe. Ein Exemplar dieser Art fand sich im Magen eines grossen Hechtes inmitten des dicken Breies, zu welchem die vordere Körperhälfte eines kürzlich ver- schlungenen, kleineren Hechtes bereits verdaut war. Da ich nun sonst unseren Wurm niemals frei im Magen seines Wirthes, sondern ausnahmslos den Wänden desselben fest angesogen getroffen habe, mochte er gefüllt oder leer sein, so gewinnt es an Wahrscheinlichkeit, dass der Schma- rotzer hier ehemals dem kleineren Hechte angehört hatte und gegenwärtig auf einem unfrei- willigen Umzüge begriffen war. Nächst dem Hechte ist auch besonders der Wasserfrosch einer ') Ercolani, Deü'Adattaniento della ispecie all'Ambiente etc. Mem. della U. Accad. di Bologna, Serif IYa. To. Tl. p. 238 u. Tu. III. p. 43. 1881 u. 18«:.'. Bibliotheea zoologica. Heft IB. 31 — 242 — derjenigen, die, wenn sie selbst hungrig sind, ihresgleichen nicht schonen; auch hierbei kann sicher eine Uebertragung von Parasiten stattfinden, obgleich ich entsprechende Beobachtungen nicht zu verzeichnen habe. In den genannten und ähnlichen Fällen wüsste ich keinen Grund anzugeben, weshalb die in zwar neue, aber den bisherigen völlig entsprechende Verhältnisse versetzten Parasiten nicht auch in diesen die Bedingungen für ihre weitere Existenz finden sollten. Anders liegen die Dinge schon da, wo es sich nicht um Darmbewohner, sondern inn solche der übrigen Organe handelt. Hier scheint es von vorn herein nicht sehr wahrscheinlich, dass ausgebildete Individuen nach Verdauung ihres bisherigen Wirthes nochmals den Weg nach ihrem speciellen Sitze sollten zurück- legen können, wenn ihnen dies bei ihrer Körpergrösse etc. überhaupt noch möglich wäre. Es kommt aber hinzu, dass, worauf ich bereits bei Besprechung der Haut aufmerksam machte (cf. oben pag. 114), die Körperbedeckung der nicht im Magen oder Darm sitzenden Parasiten bei weitem dünner und weniger widerstandsfähig ist, als bei den Magenbewohnern. Unter solchen Umständen fallen sie meist schon beträchtlich früher (Bist, cylindraceum, variegatum) dem Untergange anheim, als die Gewebe ihres bisherigen Trägers. Nun kommt es in der Natur sicher auch nicht selten vor, dass Würmer, und zwar Darm- würmer, mit ihrem Träger in den Darm eines neuen, aber anderen Wirthes gerathen. Ich glaube nicht, dass sie hier ohne Weiteres verdaut werden, denn sie sind an den Aufenthalt in einer selbst an verdauenden Stoffen reichen Umgebung gewöhnt, „angepasst". Daran aber, dass sie an diese neuen Existenzbedingungen sich noch weiter „anzupassen" und an dem neuen Orte länger zu leben und sogar zu wachsen vermöchten, glaube ich nur dann, wenn notorisch näher verwandte Thierformen als Wirthe dabei in Frage kommen. Dass z. B. Schmarotzer der Fische oder Amphibien in Warmblütern sich erhalten können, scheint bis auf den directen Nachweis durchaus zu bezweifeln, und ebenso das Umgekehrte; in beiden Fällen werden die depossedirtcn Parasiten mit den Organen ihres bisherigen Trägers den Darm des neuen passiren, um schliess- lich mit den Resten derselben nach aussen befördert zu werden; die Gordiiden bieten unter anderem ein seit lange bekanntes Beispiel hierfür. Wenn es sich aber um näher verwandte Formen handelt, dann dürfte die Möglich- keit einer secundären Uebertragung nicht gänzlich zu leugnen sein, und das besonders dann, wenn in räuberisch lebenden Thieren Parasitenarten zur Beobachtung gelangen, die für gewöhn- lich nur deren nicht räuberisch lebende Verwandte bewohnen. Ein möglicherweise hierher gehöriges Beispiel bietet das Distomutn globiporum, das, wie bei der speciellen Beschreibung bereits betont, nicht nur in Gyprinoiden, sondern auch gelegentlich in Raubfischen (Esox lucius, Perca fluviatilis und Thymallus vulgaris) sich findet. Da es sich in diesen Fällen immer nur um gelegent- liche und seltene Vorkommnisse handelt, so liegt jedenfalls, besonders bei Barsch und Hecht, die Vermuthung nahe, dass die Parasiten nur zufällig mit einem ihrer gewöhnlichen Träger in den Darm des neuen Wirthes gelangt sind, und sich dort eine Zeitlang erhalten haben. In der Thut hat auch bereits Diesing l) und neuerdings Prenant 2) dieser Ansicht direct Ausdruck verliehen, und es muss bis auf den directen Gegenbeweis für jetzt wenigstens die Möglichkeit eines solchen Geschehens zugegeben werden. Ich selbst habe das Distomum glöbiporum ebenfalls im Hechte gefun- ') Diesing, Syst. Helm. p. 341. ') I'kcnant, Bullet, de la Societe ik-s Sc. de Nancy. Ser. 11. 7. Pasc. XVIII. p. 214. - 243 - den, ein einziges Mal nur, aber anter Umständen leider, die keine bestimmten Schlüsse zuliessen. Die Thiere waren noch klein, aber völlig munter und wohl erhalten, sassen aber andererseits sehr weit hinten im Darme, wo sie sonst nur selten vorzukommen pflegen, namentlich die jüngeren, die im allgemeinen mehr den Anfangstheil des Verdauungsapparat.es ihrer Wirthe zu bevorzugen scheinen. Neben der hier angenommenen Erklärung des Auftretens eines für gewöhnlich nur in Gyprinoideix schmarotzenden Wurmes in Rauhfischen darf andererseits aber die Möglichkeit nicht ausser Acht gelassen werden, dass auch ohne Zuhilfenahme eines solchen Transporteurs die jungen Parasiten direct in den Darm des ungewöhnlichen Trägers gerathen können. Wo sich ein Gyprimts mit Distomum globiporum inficiren kann, kann es zweifellos der Hecht oder der Barsch ebenfalls, nur dass es vielleicht in Folge gewisser speeihscher Lebensgewohnheiten der letzteren seltener geschieht. Die Hauptbedingung dazu bleibt immer die, dass beide in Frage kommende Thierarten ausser ihrer Verwandtschaft gewisse gemeinsame Züge in ihrer Lebens- und Ernährungsweise besitzen, welche die Infection auf natürliche Weise ermöglichen. Unter solchen Umständen haben dann auch die Parasiten die Fähigkeit, .sich wenigstens eine Zeitlang an einem ihnen nicht völlig adaequaten Orte zu erhalten und sich vielleicht sogar mehr oder minder weit zu entwickeln. Ein bekanntes Beispiel hierfür bieten die sporadisch auch im Menschen vor- kommenden Schmarotzer unserer Hausthiere, speciell der Wiederkäuer. Eine gewisse Dispo- sition, an ihnen nicht vollkommen zusagenden Oertlichkeiten sich zu erhalten, besitzen sicher alle die einzelnen Formen ; eine vollkommen fr e i e und u n b e g r e n z t e A np a ssungs f ähi gk e i t ist aber an ihnen bis jetzt nirgends auch nur wahrscheinlich geworden. Wenn ich mich nun der speciellen Darstellung der Entwickelang des Distomenkörpers in dem definitiven Träger zuwende, so will ich zunächst nochmals hervorheben, dass das Unter- suchungsmaterial hierfür nicht auf experimentellem Wege gewonnen wurde. Es dienten mir dazu vielmehr lediglich die jungen, noch unentwickelten Individuen, die ich neben den erwachsenen oft massenhaft in den Eingeweiden ihrer Träger fand. Naturgemäss war auf diese Weise das Material ein zufälliges, nicht gleichmässig auf die einzelnen Arten vertheiltes ; während ich von einzelnen Arten lückenlose Reihen erhielt, bekam ich von anderen oft nur einige Stadien zu Gesicht. Es würde betreffs dieser letzteren die Darstellung demnach bedeutende Lücken aufweisen müssen, wenn nicht die beobachteten, isolirten Entwickelungsphasen so unzweideutig und so voll- ständig mit denen der übrigen übereingestimmt hätten, dass ich nicht das geringste Bedenken trage, den ganzen Process als einen für alle Arten durchaus identischen in Anspruch zu nehmen. Kleine graduelle Unterschiede, die sich gelegentlich finden, werde ich im Folgenden einzeln hervorheben. Selbstredend werden bei der Darstellung die Genitalorgane, die im definitiven Träger ihre eigentliche Entwickelung erst beginnen, den bei weitem grössten Raum einnehmen. Ihnen habe ich auch meine hauptsächlichste Aufmerksamkeit gewidmet, so dass im Vergleich hierzu die anderen Organsysteme etwas dürftig bedacht erscheinen ; das gilt besonders von Darm und Nervenapparat; das Körperparenchym, über dessen Natur und Entwickelung ich erst kürzlich eine kleine Mittheilung veröffentlichte '), lasse ich hier ganz beiseite, \ind über die Haut mag in Ergänzung des in der oben erwähnten Mittheilung gesagten nur eine kurze Bemerkung Platz finden. ') Zur Frage nach der Natur des Korperparenchyms etc. Ber. d. Kgl. Sachs. Gesellsch. d. Wissenschaft. 9. Januar 1893. 31* — 244 — B. Haut. Bei der Untersuchung nicht völlig reifer Cercarien des Distomwm cygnoides, der Gercaria macrocerca de Fil. fallen ziemlich zahlreiche Kerne auf, welche in der Haut derselben gelegen sind (Fig. 129, Taf. VI). Sie treten deutlich buckeiförmig nach aussen hervor, und sind schon von G. K. Wagener gesehen worden, der der Cercarie ein „Epithelium" zuschreibt, dessen einzelne Zellen sich wie die einer serösen Haut in morphologischer Hinsicht verhalten ' ). Ebenso richtig hat Wageneb aber auch gesehen, dass die reife Cercarie eine „structurlose Haut" besitzt, und es war schliesslich natürlich, dass er dieselbe aus dem Epithelium hervorgehen Hess („die struetur- lose Haut ist anfangs ein Epithelium"). Betrachten wir nun die Figur 129 der Tafel VI genauer, dann zeigt sich zunächst, dass die Kerne streng genommen nicht in der Haut, sondern oberflächlich auf derselben gelegen sind, und unter der zelligen Hülle eine ziemlich dicke, homogene Substanzlage, die nach aussen zu in zahllose kleine Knötchen vorspringt, also genau dasselbe Verhalten zeigt, wie die Haut der erwachsenen Cercarie und der jungen Distomen. Sie ist auch nichts anderes, wie diese, und sie tritt an die Oberfläche durch den bekannten Process der Häutung. Das „zellige Epithelium" und die structurlose Haut der Cercarie sind also Bildungen, die mit einander nichts zu thun haben, wovon man sich auch besonders durch die Untersuchung des hinteren Endes des Ccrcarien- körpers überzeugen kann. Während die zellige Haut nämlich ununterbrochen auf den blasig auf- getriebenen Vordertheil des Schweifes sich fortsetzt (in der Figur ist nur der Anfang davon gezeichnet), bleibt die „structurlose" Haut mit ihrer charakteristischen, gekörnelten Oberfläche auf den Cercarienleib beschränkt und läuft auf den späteren Excretionsporus zu. Die WAGENEit'sche Beobachtung dürfte demnach nicht mehr als Beleg für eine Entstehung der definitiven Körper- bedeckung aus der zelligen Haut der Cercarien gelten können (cf. weiter vorn pag. 129). C. Darm. Der Darm der ausgeschwärmten Cercarien ist in vielen Fällen, wenn auch nicht in allen. noch vollkommen solide und das Lumen erstreckt sich meistens nur bis an das Ende des Oeso- phagus. Bei den encystirten Individuen dagegen trifft man es nicht selten bereits vollkommen durchgebrochen, manchmal auch schon mit einem Inhalte gefüllt, der aus krystallähnlichen Körperchen, und wie ich einigemale gesellen habe, aus Gebilden besteht, die bis auf ihre etwas blassere Farbe mit Blutkörpern eine grosse Aehnlichkeit haben. Da es sich hierbei überall um Thiere handelte, die in Froschlarven encystirt waren, so ist es nicht ausgeschlossen, dass jene Gebilde thatsächlich Blutkörper waren, die ja theilweise, wie wir sahen, bei der Encystirung mit eingeschlossen werden. Positiveres hierüber kann ich freilich gegenwärtig nicht angeben 2). 1) 6. R. WAGENEB, Beitr. etc. 1. c. p. 38. Anm. 2) Dass, wie MONTICELLI (1. c. pag. 142) angiebt. die Aufnahme von Blut den gewöhnlichen Ernährungsmodus dir Distomen darstellt ( ■ . ■ puo ritenersi come modo di nutriziono ordinario generale dei Distomi la suzione dcl sangne), muss ich auf (Irund meiner Beobachtungen durchaus in Abrede stellen. Die überwiegende Mehrzahl der entoparasitisch - 245 — Je nach den verschiedenen Arten scheint übrigens die Zeit «Irr Aushöhlung des Darmes eine rocht verschiedene zu sein: ich habe gelegentlich l J>i.sl. endohbum) noch im Darme der Frösche junge Würmer gefunden, bei denen die Darmschenkel zwar einen feinen, spaltförmigen Hohlraum zu besitzen .schienen, wo aber doch die aufgenommenen Nahrungsmassen nichl weiter als bis in die ersten Anfangstheile derselben hinein reichten, und hier sich stauten (Fig. 1G0, Tat'. VI II . Das Lumen selbst wird in allen Fällen, soweit ich gesehen habe, durch einfaches Aus- einanderweichen der Epithelzellen gebildet, [ch bestätige damit die Angaben von Eeckert, der denselben Modus der Lumenbildung für den Darm der Leucochloridiumcercavien in Anspruch nahm1). Betreffs der Darmmuskulatur bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, dass wir es in ihr mit sogenannten Epithelmuskeln zu thun haben. Wir werden auf die Entstehung derselben später, bei der Besprechung der Muskulatur an den Geschlechtswegen noch genauer zurück- kommen, da mir betreffs der letztgenannten mehr Erfahrungen zu Gebote stehen, als hier. Wie es scheint, treten schon bevor man distinete Fibrillen zu erkennen vermag, an den Darmwänden leichte C ont r actio n e n auf, die nur auf «'ine. wenn auch langsame E i g e n bewegung der Epithel- zellen zurückgeführt werden können. Spater erkennt man besonders die Ringfasern im Profil als feinen, etwas stärker lichtbrechenden und nach innen zu leicht gewellten Saum auf der Aussenseite der Darmwand. Die einzelnen Hügel des Saumes differenciren sich allmählich immer mehr, wohingegen die Thäler tiefer werden und schliesslich zu einer scheinbar völligen Trennung der Hügel führen. Die letzteren laufen dann als ringförmige Bänder um di<> ganze Peripherie des Darmes herum und repräsentiren die Muskelfasern: bemerk enswerth ist jedenfalls, dass ich nirgends und zu keiner Zeit an ihnen kernartige Bildungen entdecken konnte, die bei einer Umwandlung speeifischer Zellen in Muskelfasern sicher hätten nachweisbar sein müssen. Ueber die Entstehung der Längsmuskulatur kann ich leider nichts berichten. D. Nervensystem. Betreffs der Entwickelung des Nervensystemes kann ich nur sehr wenig mittheilen: ein, wie es scheint, nicht unbeträchtlicher Theil derselben fällt in die Zeit der Cercarienentwickelung, und weiterhin ist auch der ganze Apparat während seiner Ausbildungszeit so wenig von dem umgebenden Gewebe abgesetzt, dass es mitunter recht schwer ist. zu entscheiden, was zu ihm und was zu dem umgebenden Parenchyme gehört. Bei den Cercarien finden sich, wie wir wissen, lebenden Distomen und besonders der Bewohner des Darmes und seiner Adnexe geniessen .1 ie in ihrer Umgebung befind- lichen Stoffe, also vorwiegend den Darm i n h a 1 t ihrer Wirthe. und sie müssten in Folge dessen viel eher den sog. Commensalen, als den echten Parasiten zugerechnet werden. Selbst da, wo man in ihrem Darme reichliche Blutmassen antrifft, wie es oben von dem Dist. tereticolle geschildert wurde, präsentirt sich dieses Factum gelegentlich derart, dass es den offenbaren Stempel der Ausnahme zur Schau trägt. Uebrigens ist, neueren Erfahrungen nach, Dist. tereticolle nicht die einzige Form, die im Nothfalle Blut geniesst; genau ebenso verhält sich z. B. auch ein Distomum , das in Egypten im Darme des Chamaeleons und bemerkenswerther Weise auch im Darme einer Fledermaus ( Taphosus nudiventris) lebt: bei einigen 20 Exemplaren, die ich in 5 verschiedenen Wirthen antraf, fand sich nur Darminhalt des Wirthes als Nahrung aufgenommen, bei 3 Exemplaren aus einem Chamaeleon, dessen Darm nahezu leer war, reichlich Blut in den Darmschenkeln iNachtr. Zusatz). ') Heckeet, Leucochloridium pur. etc. 1. c. p. 56 f. — 246 von dem Nervensystem regelmässig ausgebildet die beiden seitliehen Ganglien, und von den Nerven vorzüglich die stärkeren Bauchnerven, die Ins ins Hinterende sich verfolgen lassen, und hier in sehr vielen Fallen bereits eine Querverbindung zeigen. Von vorderen ebenso wie von dor- salen und lateralen hinteren Nerven, endlich von Commissuren ist zuerst nichts zu erkennen, abge- sehen davon, dass von den Gehirnganglien aus sehr feine und kurze, feinfaserige Fortsätze aus- gehen, welche keilförmig in verschiedener Richtung in das anliegende Zellenmaterial sieh hinein- schieben. Dass wir es in diesen keilförmigen, faserigen Ausläufern mit den Anlagen von Nerven- stämmen zu thun haben, ist mir ziemlich sieher, doch kann ich gegenwärtig über ihr späteres Schicksal nichts weiter berichten. Den Nerven, und besonders den Bauchnerven, liegt nun in den Cercarien auf ihrem ganzen Verlaufe, wie wir durch Ziegler '), Schwarze 2) und Heckert 3) wissen, eine ununterbrochene Reihe von Kernen dicht an, die schon im Leben hervortreten, besonders aber mit Farbstoffen sich stark färben und deshalb in gefärbten Präparaten sehr deutlieh sind. Ziegler hält diese Zellenkerne (denn von den Zellkörpern sieht man zunächst noch nicht viel) für Ganglienzellen, während Schwarze und Heckert nur bindegewebige Elemente, eine Nervenscheide, in ihnen erkennen. Ich will gestehen, dass ich früher selbst dieser letzteren Ansicht zuneigte, dass ich jedoch im Laufe der Untersuchung immer vollständiger zu der Ueberzeugung gekommen bin, dass Ziegler Recht hat, wenn er Ganglienzellen in ihnen sieht. Schwarze beschreibt zwischen diesen Zellen und der faserigen Nervenmasse noch einen mit einer glashellen Masse gefüllten Zwischenraum, den Heckert indess für ein Kunstproduct erklärt; ich kann mich ihm in dieser Hinsicht nur anschliessen: im Leben liegen die erwähnten Zellen, die übrigens gar nicht so undeutlich sind, so dicht und regelmässig den Nerven an, dass von einem Zwischenräume zwischen ihnen keine Spur zu erkennen ist. Bei encystirten oder eben übertragenen Würmern hat das Nervensystem nun ungefähr noch den hier beschriebenen Bau; die bis jetzt eingetretenen Veränderungen beruhen einmal auf der schon mehrfach betonten \' ergrösser ung der histologischen Elemente, die mit derjenigen der übrigen im Cercarien- körper vorhandenen parallel geht, und sie beruhen andererseits auf einer zunächst gelingen Si reck ung der ganzen Anlage. Man erhält auf diese Weise einen in zweifacher Hinsicht deut- licheren Einblick in die Verhältnisse; infolge der Vergrösserung der Elemente lassen sich die- selben leichter analysiren, und durch die Streckung wird ein Auseinanderrücken derselben bedingt, welches die Form und Umgrenzung der einzelnen Bestandtheile leichter übersehen lässt. Es kommt hinzu, dass nunmehr in den meisten Fällen auch das Parenchym seine definitive Gestalt angenommen hat, so dass jetzt Parenchymzellen und Nervenzellen deutlich unterscheidbar sind. Das Bild, welches auf diese Weise zu Stande kommt, spricht, wie schon erwähnt, zu Gunsten der Ziegler' sehen Ansieht, Man sieht zunächst, dass die jetzt durch Intervalle von einander getrennten Zellen der „Nervenscheide" nicht nur vollkommen dicht der Fasermasse an-, sondern mit ihrem unteren Theile sogar etwas in dieselbe eingesenkt liegen, dass ferner die ehemals ganz runden Gebilde jetzt mehr und mehr lang gestreckt, spindelförmig werden, und dass im Umkreise des Kernes sich ein deutlicher, aber schmaler Protoplasmasaum befindet. Der letztere zieht sich bei den an den Längsnerven liegenden Elementen gewöhnlich in der Richtung ') Zieglee, Bucephal. u. Gast. 1. c. p. L8 '1 S.-A. ' Schwarze, Postembr. Entw. d. Trem. 1. c. p. 22 d. S.-A. Eeckert, l. c. p. 61. — 247 — derselben lang aus und geht an den Enden ganz allmählich und ohne nachweisbare Grenze in die feinkörnige Fasermasse über. In der Umgebung der Ganglien bleiben die Zellen zunächst mehr peripher liegen, sie sind vielfach auch nur nach einer Seite ausgezogen, aber auch dieser Fortsatz begiebt sieh in das Innere der bereits vorhandenen Fasermasse herein. Man bekommt so unabweislich den Eindruck, dass diese Elemente, die zweifellos auf diejenigen der „Nerven- scheide " zurückzuführen sind, dem Nerven angehören und zu den späteren Ganglien- zellen werden. Zwischen ihnen sieht man die Zellen des Parenchyms dicht an die Nerven sich anschliessen ; unter den letzteren befinden sieh aber wiederum Elemente, die nicht blasig entartet sind, sondern ihre ehemalige Beschaffenheit beibehalten haben und in der Hauptsache den Ganglienzellen gleichen. Sie unterscheiden sich von diesen nur dadurch, dass sie keine Längs- streckung, sondern stets eine compactere Gestalt, und dann jene charakteristischen Fortsätze zeigen, mit denen sie zwischen die benachbarten Parenchymzellen hineinragen (Fig. 190, Taf. EX i. Ich ziehe aus dem ebengeschilderten Verhalten der Begleitzellen der ersten Nervenstränge den Schluss, dass diese zu Ganglienzellen sich umbilden, indem sie während der Entwickelung selbst grösser werden und in lange Fortsätze auswachsen, welche letztere hauptsächlich die Nervenstränge zusammensetzen. Auf diese Weise kann es schliesslich auch kommen, dass schon alte, lang ausgewachsene Zellen durch neu auf der Aussenseite sich anlegende Fasern allmählich ganz eingehüllt und in die Masse des Nerven hinein verlagert werden, wie es einigen wenigen Zellen augenscheinlich schon zu sehr trüben Zeiten passirt. Sie repräsentiren dann die im Inneren des Nerven gelegenen zelligen Elemente, die in späterer Zeit sogar etwas degenerirt und ge- schrumpft erscheinen können, während die nicht überwachsenen, vielleicht auch jüngeren Ganglien- zellen äusserlich gelagert bleiben und theilweise buckelartig nach aussen vorspringen. Eine Vermehrung oder Neubildung nervöser Elemente findet nach der Uebertragung des Wurmes und nach dem Beginne der hier geschilderten Umformungsprocesse augenscheinlich nicht mehr oder nur in sehr geringem Maasse noch statt. Was nun die Entwickelung der übrigen Nerven und besonders der Quernerven anbelangt. sii möchte ich betreffs derselben an die oben erwähnten, nicht lang sich ausziehenden Begleitzellen der Längsnerven erinnern. Dieselben liegen einmal den Nervensträngen dicht an, sie haben auch die Beschaffenheit von Ganglienzellen, nur ihre Ausläufer verhalten sich anders, indem sie nicht mit den Längsstämmen gehen, sondern vorzugsweise quer von ihnen weg in das Parenchym hinein sich erstrecken. Sie haben auf diese Weise eine frappante Aehnlichkeit mit den früher beschriebenen Nervenzellen, welche an der Abgangsstelle seitlicher, feinerer Fasern aus den Haupt- nerven sieh tinden. Man braucht auch nur sich zu denken, dass von ihren Ausläufern zwischen die Parenchymzellen hinein einer weiter auswächst, um den Uebergang zu dem Bilde bei den ausgebildeten Thieren zu haben. Weitere, nähere Beobachtungen hierüber fehlen mir jedoch zur Zeit; vielleicht, dass ich später Gelegenheit finde, das hier nur Angedeutete und unbestimmt Gelassene zu einem einheitlichen Ganzen abzurunden. Im Allgemeinen habe ich, um das noch kurz anzuführen, den Eindruck gewonnen, als ob das Nervensystem bei der reifen, jedenfalls aber bei der encystirten Cercarie, bereits in seinen Hauptzügen fertig angelegt sei; dass es aber, infolge der geringen Körperausdehnung und der dadurch bedingten engen Aneinander- lagerung seiner histologischen Elemente zunächst kaum in die Augen fällt. Während der Ent- faltung des Wurmkörpers nach der Uebertragung rücken diese Elemente auseinander und ver- griissern sich bedeutend, wobei sie stets durch Fasern in gegenseitiger Verbindung bleiben. Sie — 248 — treten zu gleicher Zeit durch die Differenci rang der übrigen Körpergewebe, besonders des Paren- chyms, deutlich als speeifische Organe hervor; eine grössere Vermehrung und Neubildung von Elementen scheint bei ihnen jedoch, wie erwähnt, nicht einzutreten. E. Excretionsapparat. Der bei Weitem grösste Theil der Entwicklung des exeretorischen Apparates fällt aller- dings nicht in die Zeit nach der Uebert Tagung, sondern in das Cercarienleben und die Zeit des encystirten Zustandes; da jedoch diese Verhältnisse zu den früher geschilderten des Baues in den innigsten Beziehungen stehen, und auf sie manche interessante Streiflichter, werfen, kann ich mir nicht versagen, auch ihnen hier einige wenige Worte zu widmen. Die Ent- wickelung der Gefässe, die ich früher von den Cercarien des Amphistomum subclavaktm beschrieb, hahe ich seitdem in ganz der gleichen Weise bei einer ziemlichen Reihe anderer Cercarien wieder angetroffen; da* Wesentliche daran ist. dass wir zuerst immer zwei völlig gesonderte, ein- fache Canäle antreffen, welche an dem Hinterende des Körpers getrennt nach aussen münden. Sie sind zunächst wandungslose, d. h. einer eigenen Wandung entbehrende Lückenräume zwischen den Parenehymzellen und besitzen an ihrem Ende eine minimale Erweiterung, in welche herein ein winziger Fortsatz der darüber liegenden Parenehymzelle flimmernd vorragt '). Mit der ') Diese Trichterchen sind bei ihrem ersten Entstehen ausserordentlich klein, und erreichen an Länge kaum den Durchmesser der in ihrer Umgebung gelegenen Meristemzellkerne; mit den optischen Hilfsmitteln, die mir zu Gebote standen (ZeisS, Apochromat 2 mm homog. Immersion) ist es mir nicht möglich gewesen, auch nur e i n Anzeichen einer gar kernführenden Wand dieser ersten Trichterchen — und auch der Gefässchen — zu entdecken. Und ich habe seit jenen ersten Untersuchungen an den jungen Cercarien des Amphist. subclavatum noch eine gute Zahl anderer Arten auf dem gleichen Entwickelungsstadinm zu studiren Gelegenheit gehabt. Die ersten Trichterchen sind weiterhin auch nichts weniger als definitive, sondern durchaus vorübergehende Bildungen: es ist nicht schwer, zu sehen, wie oft von einer Ecke eines Trichterchens aus ein feiner Spalt weiter zwischen die Meristemzellkerne des Keimballens hinein vor- dringt; wie dieser Spalt später weiter wird und dann auch in ihm feinste Flimmerhärchen auftreten, die mit denen des ersten Trichterchens zusammen wirken. In dem Maasse, als der das erste Gefäss darstellende Spalt dann weiter in dem Körper der jungen Cercarie vordringt, werden die ältesten, dem Ausgange am nächsten gelegenen Flimmerhaare wieder eingezogen und erst, wenn das Gefässsystem der Cercarie voll zur Ausbildung gekommen ist, repräsentiren die Trichter- chen dauerndere, aber noch bei weitem keine definitiven Bildungen. Ich kann in Folge dieser Verhältnisse, die ich bei den von mir studirten Cercarien ganz allgemein angetroffen habe, die Angaben, welche MONTICELLI über die Entwickelung der Gefässe und Trichter in den Embryonen (?) unserer Thiere macht — soweit sie in der knappen Form, in der sie vorgebracht werden, überhaupt verständlich sind — nicht bestätigen. Monticelli schreibt bekanntlich (cf. oben pag. 160 Aiini.) dem gesamtsten Gefässsysteme der Treina- toden zellige Wandungen, ein rpseudoentotelio'' zu, und sagt von diesem, dass csso solo ha originc assai primitiva, giacche m forma molto presto, nello sviluppo ontogenetico, col formarsi dei primi vasi dell'embrione" (?) (1. c. pag. 51). Meinen Beobachtungen nach zeigt sich jenes Epithel, wo es überhaupt zur Entwickelung kommt, als distinete und deutlich zu den Ge fassen gehörige Bildung erst beträchtlich später, wie das oben noch des weiteren ausgeführt werden wird. Auch die Entstehung der Trichter geht nach MONTICELLI ganz anders vor sich, als ich sie bei den jüngsten Keim- ballen während des Lebens beobachtete; er schreibt darüber (1. c. pag. 58): ,.Gli imbuti si originano negli embrioni (Embryonen oder Keimballen?) eome ammassi di cellule, come i canalicoli; la cavitä interna si seava nell'animasso primifivo di cellule e si determina l'imbuto : il fioeco vibrante e u n p r o d o 1 1 o d e 1 p s e u d o e n t o t e 1 i o d i r i v e s- timento dell'imhuto, come i ciufti vibranti dei vasi". Die Deckelzelle „si e differenziata contemporaneamentc alla formazione dell'imhuto cigliato nello sviluppo ontogenetico di questa parte terminale dell'apparato escretore — che e sembra, e la prima a manifestarsi nello sviluppo embrionale" (1. c. p. 57). Hoffentlich werden die diesen Angaben zu Grunde liegenden Beobachtungen in nicht allzulanger Zeit in ausführlicher Form publicirt, so dass sie den Gegenstand einet sachlichen Discnssion abgehen können, (Nachträgl. Zusatz.) — 249 — weiteren Entwickelung des Keimes nähern sich diese Gefässe einander in ihrem hinteren Theile, brauchen aber dabei nicht, wie zufällig bei Amphistomum^ in den sich bildenden Schwanz der Cercarie hereinbezogen zu werden. Dadurch, dass die zwischen ihren Mündungen befindliche Körpermasse nach hinten zu dem Schwänze auswächst, werden sie vielfach an die spätere Ueber- gangsstellc des Schwanzes in den Körper verlegt und der erstere bleibt gefässlos: immer aber nähern sich ihre hinteren Abschnitte bis zu völliger Verschmelzung, die verschieden weit nach vorn sich erstrecken kann. Auf diese Weise entsteht der unpaare Tlieil der späteren Excretionsblase, der bei einer Anzahl von Würmern zeitlebens die gesammte Blase dar- stellt. Die Gefässe wachsen unterdessen im Vorderleibe fort, bis zum Kopfe hin, mehr oder minder weit, im Anfange stets einfach, ohne Seitenzweige, an ihrem blinden Ende immer eine grössere oder geringere Strecke flimmernd: sie verhalten sich morphologisch durchaus wie die Capillaren der erwachsenen Würmer. Bald aber bekommen sie Seitenzweige ; entweder so, dass der bis jetzt vorhandene ("'anal in der Höhe des Bauchsaugnapfes zunächst einen Seitenzweig bekommt, der nach hinten zu sich richtet, oder andererseits so, dass der erste Gang von dem Kopf an nach hinten zurück- biegt und nun auf seinem Verlaufe hier oder da die Seitenäste treibt. Alle diese Seitenästchen, die sich bald vermehren, tragen an ihrem Ende ein winziges Flimmertrichter« heu : sie repräsen- tiren jetzt die Capillaren, wodurch ihre Muttergefässe, aus denen sie sich abzweigten, zu Sammel- röhren avanciren, die in die einfache, unpaare Sammelblase einmünden. Bei einzelnen Wurm- formen (Dist. perlatum, glooiporum, eridölobum) und ebenso bei Amphistomum, bleibt das Gefäss- system der C'ercarien auf diesem Stadium stehen, und es lässt sich nun hier durch den Ver- gleich der Jugend- und Geschlechtsformen feststellen, dass die Capillaren der C'ercarien in Zahl und Lagerung g e n a u den von mir Nebengefässe genannten Röhren der erwachsenen Thiere ent- sprechen. Sie werden zu diesen letzteren dadurch, dass von ihrem Ende aus später noch ein- mal eine Neubildung von Capillaren erfolgt, die mehr oder minder streng radiär von ihrem Ursprungspunkte aus ausstrahlen. Dadurch avanciren die Cercariencapillaren zu Nebengefä'ssen des Wurmes, die bisherigen Sammelröhren der Cercarie zu unseren sogenannten Hauptgefässeii, während weiterhin in den meisten Fällen die beiden zu allererst allein vorhanden gewesenen Gefässe, deren Basaltheile bereits mit einander verschmolzen sind, in die Sammelblase herein bezogen werden können. Schon bald nach der Verwachsung sieht man nämlich, wie Parenchymzellen sich epithelartig zunächst um ihren unpaaren Tlieil herumlegen; wie sie bei der allmählichen Erweiterung desselben sich verflachen und nunmehr ihre Kerne buckelartig in das Lumen vorspringen lassen — kurz zu den Wandzellen des Sammelraumes werden. Bei Amphistomum-, sehr schön auch bei den verschiedenen JEJcAinosfomacercarien sieht man später die- selben Zellkerne auch an den nach vorn bis zum Kopfe verlaufenden Gefässen auftreten und weit in das Lumen derselben hinein vorspringen : die Gefässe haben auch ihre eigenen Wandungen bekommen und gehören nun zu dem Sammelraume. Schon ehe dies vollkommen deutlich her- vortritt, sind bei den EehiiwstomioHcevcarien in dem rücklaufenden Theile der Sammelröhre winzige, rasch flackernde Flämmchen bemerkbar, die dicht hintereinander den Eindruck einer continuirlichen Flimmerbahn hervorrufen. Die Flämmchen sitzen den benachbarten Parenchym- zellen auf, welche aber später, bei dem Wachsthum des Thieres, deutlicher dem Gefässe sich zugesellen und zu Wandzellen desselben werden. Durch das folgende Flächenwachsthum, durch welches vorher schon die Kerne der Wandzellen in der Sammelblase auseinander gerückt wurden, Bibliotheca zoologica. Heft 16. 32 — 250 — zerfällt jetzt auch die ursprünglich scheinbar einfache Fliramerbahn in einzelne Flämmchen, Flimmerläppchen, die mit der Zeit durch immer grössere Zwischenräume von einander getrennt werden, aber stets deutlichen, wenn auch flachen Epithelzellen aufsitzen. So zeigt sich hier in der Entwickelungsgeschichte des Excretionsapparates bei einem und demselben Thiere die bemerkenswerthe Thatsache, dass das zuerst angelegte Flitnmergefäss nach e i n a n d e r d e n m orphologische n W e r t h einer 0 a p i 1 1 a r e, d a im den eines Hauptgefässes und zuletzt den des Sammelraumes annimmt, in demselben Maasse, als sich der Apparat selbst reicher im Körper ausbreitet. Ich habe bis jetzt bei meinen Studien an Cercarien noch nichts gefunden, was der Annahme einer all- gemeinen Verbreitung dieses Entwickelungsmodus direct entgegenstände, andererseits bin ich aber auch noch lange nicht soweit, alle einschlagenden Verhältnisse im Einzelnen zu übersehen. Ich gedenke jedoch, diese Entwickelungsvorgänge, da sie noch manche werthvolle Aufschlüsse ver- sprechen, nicht aus den Augen zu verlieren und werde vielleicht in späterer Zeit weiteres darüber mittheilen können. Bei der reifen Cercarie finden wir nun gewöhnlich (nicht immer, denn manche Cercarien bleiben auf diesem Stadium noch nicht stehen) ein Excretionsgefässsystem, welches gleichsam um eine Etappe hinter dem des ausgebildeten Wurmes zurückliegt. In sehr vielen Fällen kann man das- selbe erhalten, wenn man die Capillaren des Geschlechtsthieres wegstreicht, und an die Ursprnngsstellen derselben aus den Nebengefässen Flimmertrichter setzt. Diese Reduc- tion des peripheren Abschnittes hat natürlich auch eine wenigstens theilweise Reduction der übrigen Theile zur Folge, indess sind die Verhältnisse hier nicht überall gleich, manche Cer- carien gehen darin weiter, manche weniger weit: stets aber steht die Ausbildung des Organ- systemes noch hinter der des erwachsenen Thieres zurück. Der letzte Akt in seiner Aus- bildung spielt sich, wie es scheint, zum grössten Theile bereits in dem encystirten Zustande ab, und zwar habe ich besonders hier die Ueberzeugung gewonnen, dass die Dauer des betreffenden Zu- standes auf den Grad jener Ausbildung von bestimmendem Einflüsse ist; die Ausbildung selbst geschieht, wie oben bereits geschildert, in der Weise, dass von den bisherigen Endpunkten der Capillaren aus noch einmal büschelförmig eine Neubildung an Grefässen mit Endtrichtern in den Körper hinein stattfindet. Dazu ist aber eine verschieden lange Zeit erforderlich, und wir finden demnach die innere Organisation der Cercarien oft auf einem verhältnissmässig sehr differenten Entwickelungsstadium auch da. wo sie, oberflächlich und bei geringer Vergrösserung betrachtet, vollkommen gleich zu sein scheint. Sie ist verschieden je nach der Dauer, die das betreffende Individuum bereits in seiner Kapsel verbracht hat. Der Anfang dieser Weiterbildung des Gefässsystemes erfolgt, wie es scheint, direct nach der Encystirung und besteht, wie gesagt, in der Weiterausbreitung des Röhrensystemes durch Aufsatz neuer und vermehrter Capillaren auf die alten. Auf welche Art und Weise dies geschieht, darüber habe ich leider bis jetzt nicht viele Beobachtungen zu verzeichnen; ziemlich charakteristisch und bedeutungsvoll scheint mir ein Befund zu sein, den ich bei einer encystirten Cercaria „ornata" antraf. Die grössere Zahl der Trichter dieses Thieres zeigte sich in der in Fig. 186, Taf. IX gezeichneten Weise doppelt. Die Wimperzellen selbst lagen entweder dicht Seite an Seite, oder sie waren nicht als getrennt erkennbar; positivere Anzeichen einer Theihmg habe ich freilich nicht finden können. Bei einigen zeigten sich ausserdem die aus den Trichtern entspringenden Gefässe kurz hinter denselben vereinigt: Verhältnisse, die eine stattgehabte — 2:, 1 Theilung allerdings zum mindesten nicht unwahrscheinlich erscheinen lassen. Leider ist es mir nichl gelungen, bis jetzt ein entsprechendes Stadium wieder anzutreffen; ich muss mir ein definitives I'rtheil also hier auf später aufsparen. Nach dem was ich gesehen, scheint diese Entwickelung übrigens ausserordentlich rasch zu gehen. Das. was unter allen Umständen erst nach der Uebertragung stattfindet, ist die schon oben betonte, sehr auffällige Vergrösserung der Elemente; die bisher recht kleinen Trichter, die meist nicht viel über 0,001 — 0,002 mm messen, werden grösser und grösser, bis sie auf dem Maasse angekommen sind, was wir oben speciell für sie angegeben haben. Dasselbe gilt von den Begrenzungszellen des Samnielraum.es und bei den Ecliinostomaiormen für die Flimmerlappcn im letzten Abschnitte der Endblase; dafür, dass hier noch eine Vermehrung der Elemente stattfindet, habe ich nirgends irgend welche Anhaltspunkte gewinnen können. Mit der Vergrösserung der Trichter geht nun bei einigen Acten eine Veränderung von deren äusserer Form Hand in Hand, die erst mit der völligen Entfaltung und Ausbildung des Thierkörpers ihren Abschluss findet. Ich habe schon bei Besprechung der abweichenden Trichter- formen vorübergehend betont, dass man dieselben bei ganz erwachsenen Thieren suchen müsse; wir finden jetzt den Schlüssel hierzu in dem angegebenen Verhalten der Flimmertrichter. Die ersten Distomum isoporum, die ich fand, waren zufällig ganz kleine, junge, und sie zeigten in Bezug auf die Form ihrer Trichter keinerlei Abweichungen oder Besonderheiten; später traf ich auch ältere Individuen und fand bei diesen eine ziemlich veränderte Trichterform, so wie sie in Fig. 107, Taf. V abgebildet ist. Ich hielt diese für eine definitive, bis ich bei der Untersuchung ganz alter, mit Eiern versehener Individuen sie in der Gestalt der Fig. 108 antraf: durch Ver- gleich zahlreicherer Würmer im mittleren Alter kann man sich dann eine vollständige Reihe dieser allmählichen Umgestaltung verschaffen. Ganz ebenso verhält sich T)ist. cygnotäes. Ein Blick auf die Figur 129, Taf. VI zeigt bei der reifen Gamma macrocerca noch völlig normal gebildete, einfach conische Trichter; die Veränderungen zu der definitiven Form der Figur 128 erfolgen ebenso langsam und schrittweise, wie bei Dist. isoporum. Das wäre alles, was ich betreffs der Entwickelung des Gefässapparates gegenwärtig mit- zutheilcn hätte ' I. (xenitalapparat. Dass die schwärmenden Cercarien bereits Genitalorgane besitzen, wurde zuerst von Leuckart nachgewiesen, der bei der Ccrcaria Dist. folii = Distoma duplicatum v. Baee ..im Hinter- leibe Hoden und Ovarium und vor dem Bauchsaugnapfe die beiden Geschlechtsöffnungen " er- kannte"). Auf diese erste Beobachtung hin erfolgte dann eine Anzahl weiterer, die bei ver- schiedenen Cei'carienf innen ebenfalls das Vorhandensein von Genitaloreranen feststellten. Aller- ') Es sei als Nachtrag hierzu noch erwähnt, ilass in neuester Zeit auch SCHUBERG sich von der Existenz platter Zellen in den Wandungen der Capillaren unserer Thiere, spec. Dist, lanceolatum, überzeugt zu haben glaubt (cf. Ver- handl. d. deutsch, zool. Gesellsch. aus d. Jahre 1891!, pag. 88). Ich kann auch angesichts dieser neuen, den meinigen widersprechenden Angaben von meiner oben dargestellten Ansicht nicht abgehen, da es mir nicht möglich gewesen ist, mich von der Existenz kernführender Wandungen bei Trichtern und Capillaren zu überzeugen Nachtr. Zusatz}. ■) Leuckart, Die mensch], Parasiten. I. Bd. Leipzig 1863. p. 765. 32* — 252 — dings zeigten diese Organe in den einzelnen Fällen eine recht verschiedene Ausbildung. Nur sehr seilen Hess sieh an ihnen ein Bau nachweisen, der mit dem Baue des Apparates • bei den erwach seilen Formen bereits eine vollkommenere Uebereinstimmung zeigte. Es gilt das in der Haupt- sache nur viiii der Cercarie des Distomum macrostomum, die innerhalb des Leucochloridiumschlauches ihren Sexualapparat nach Hei kert ') bereits so weit ausbildet, dass er „nur durch die geringeren Grössenverhältnisse von dem der erwachsenen Würmer verschieden" ist. Ungleich häutiger sind die Fälle wo man bei den Cercarien nur „Anlagen-' der Genitalien auffand, entweder in Gestalt einfacher, hinter dem Bauchsaugnapfe gelegener „Zellenhaufen ohne feste Umgrenzung" (so nach Leuckart2) bei der Cercaria D. hepatici, die allerdings wegen ihrer Cystendrüsen für cüe Erken- nung gerade dieser Verhältnisse eines der am wenigsten geeigneten Objecte ist), oder als geson- derte „Gruppen von Zellen"', die theilweise durch zellige Stränge mit einander in Verbindung stellen. Anlagen dieser- letzteren Form waren schon früher besehrieben worden von de Filippi bei der Cercaria lophocerca9); sie wurden neuerdings auch von Ziegler bei Bucephdlus 4) aufgefunden und sind schliesslich bei den Cercarien armata, ornata, echinata und spinifera von Schwarze ein- gehender studirt und auch in ihren weiteren Schicksalen verfolgt worden5). Schwarze tindet als Genitalanlage bei Cercaria armata ebenfalls gesonderte „Gruppen" von Zellen, drei an der Zahl, „von denen jedoch die beiden hinteren durch schmale Stränge mit der vorderen in Ver- bindung stehen". Die vorderste Gruppe liegt vor dem Bauchsaugnapfe; die mittlere bildet die Anlage des weiblichen Genitalsystemes, ist etwas von rechts nach links in die Länge gestreckt und zeigt in der Mitte eine leichte Einschnürung; die hinterste endlieh zerfällt später in zwei gesonderte Zellengruppen, von denen aus reihenförmig angeordnete Zellenkerne nach vorn ver- laufen. Aehnlich soll auch die Genitalanlage von Cercaria ornata beschaffen sein, nur dass hier der vordere Zellencomplex bald aus der Mittellinie heraus und nach dem Rande des Körpers zu rückt, und diejenige von Cercaria echinata, wo jene zelligen Verbindungsstränge, die Anlagen der Vasa deferentia. besonders deutlich hervortreten. Dies sind meines Wissens die hauptsächlichsten Mittheilungen, welche bis jetzt über die Geschlechtsorgane der Cercarien in der Litteratur vorliegen. Auf Grund derselben kommt Leuckart in seinem Parasitenwerke zu dem Schlüsse, dass die Cercarien „zur Zeit des Aus- schwärmens mehr oder minder weit differencirte Genitalien besitzen" c). Ich kann nun diesen Satz auf Grund einer ansehnlichen Reihe neuer Erfahrungen nicht nur vollständig bestätigen, sondern auch dahin erweitern, dass die Cercarien nicht nur mehr oder minder weit differencirte, sondern Genitalien besitzen, welche überall deutlich bereits den Bau und die Gliederung des definitiven Organsystemes aufweisen 7). Alle die Cercarienformen, ') Heckert, Leticochlor. parad. 1. c. p. 2) Leuckart, Paras. d. M. II. Aufl. p. 286. 3) de Filippi, Ille Mem. etc. 1. c. ') Ziegler, Buce-ph. u. Gasterost. etc. 1, c. p, 22 d. S.-A. 5) Schwarze, Postenibr. Entw. etc. 1. c. p. 13 d. S.-A. 6) Leuckart, Paras. d. M. II. Aufl. p. 130. 7) Bei Gelegenheit der Beschreibung des Distomum valdeinflatum Stossich = Echinostomut» cesticülus juv. Molin erwähnt MoNTICELLl, dass er bei dieser encystirten Distomenform nicht im Stande gewesen sei,. Spuren von Geni- talien aufzufinden. Er spricht daraufhin die Vermuthung aus, dass sie in der That ihre Entwickelung noch nicht begonnen haben und dass diese erst nach der Uebertragung ihren Anfang nehmen möchte. Meinen Erfahrungen nach halte ich dies für durchaus unwahrscheinlich; es ist mir zweifellos, dass die Genitalien, wie sie überall in den Cercarien angelegt werden, auch hier vorhanden, wenn auch infolge ihrer Zartheit bei Anwendung schwächerer Objectivsysteme nicht er- kennbar waren (Nachtr. Zusatz). 253 — die ich zu untersuchen Gelegenheit hatte ausser den zu den Distomen der Fische und Frösche gehörigen hoch eine Anzahl anderer besitzen Genitalorgane, und zwar nicht nur in GestaH von .Zellenhaufen ", sondern im Wesentlichen bereits von derselben Zusammensetzung, wie bei den erwachsenen Würmern: Die bisher ziemlich bedeutend erscheinenden Unterschiede in dem (Trade ihrer Ausbildung fallen damit hinweg, wenn anders man das bei einer grösseren Anzahl ganz verschiedener Formen Gefundene auf alle ausdehnen will. Es hat sich aber bei meinen Beobachtungen weiterhin die interessante Thatsache herausgestellt, dass eben diese complicirl und hoch ausgebildeten Genitalorgane der Cercarien bei allen untersuchten Formen zugleich einen sehr übereinsti m m e n den H a u zeigen, dass die Ve r t h e ilun g d e r K e i m d r ü s e n im Körper überall die gleiche ist, mag ihre Lagerung bei den erwachsenen Formen auch eine ganz differente sein. Geringe Abweichungen kommen allerdings. wie wohl kaum anders zu erwarten steht, auch hier vor, doch sind dieselben durchaus unter- geordneter Natur, Da diese Genitalorgane nun den Ausgangspunkt für die später auftretenden Veränderungen bilden, so wird es selbstredend nöthig sein, erst sie etwas genauer ins Auge zu fassen. Die Genitalorgane der Cercarien. Nehmen wir als specielles Beispiel für diese Betrachtung eine Form, bei welcher der Sexualapparat deutlich ausgeprägt, zugleich aber trotz der ziemlich abweichenden Contiguration desselben im erwachsenen Thiere, in der eben betonten typischen Weise zusammengesetzt ist, also beispielsweise die Cercarie des Distomum cygnoides, die Cercaria macorcerca de Filippi (Fig. 129, Taf. VI). Bei sorgfältiger Untersuchung mit stärkerer Vergrösserung entdeckt man an dem lebenden Wurme, und zwar schon ehe derselbe seine völlige Reife erlangt hat, dicht hinter dem Bauchsaugnapfe die Anlage der Geschlechts- organe. Am besten hierzu eignen sich Thiere, die auf dem Bauche liegen, bei denen man also auf den Bücken blickt. Es fallen hier zunächst drei zellige Complexe in die Augen, zwei auf der linken, einer auf der rechten Körperseite gelegen. Der letztere, sowie von den beiden anderen der hintere, sind etwas voluminöser, im allgemeinen von ovaler Gestalt, aber etwas wechselnder Grösse; sie messen beide im (^uerdurchmesser U,035 mm, ihre Länge jedoch ist etwas verschie- den, 0,09 und 0,065 mm. In ihrem Inneren erkennt man ziemlich grosse Zellen mit grossen, stark körnigen Kernen und wenig Zellprotoplasma; die Grenzen der einzelnen Elemente aber sind vollkommen deutlich. Am Rande der Körper zeigen sich gewöhnlich einige wenige, spindel- förmige Zellen (Fig. 129 HM), die auch beim weiteren Wachsthum der Anlage ihre periphere Lage beibehalten, sich dabei aber immer mein- abplatten und zu einer Eigenmembran um jene Zellenhaufen herum werden. Diese selbst repräsentiren die Hoden unserer Cercarie; wir sehen, dass sie im Gegensatze zu dem erwachsenen Wurme nur in der Zweizahl vorhanden sind. Bei günstigen und klaren Präparaten kann man nun weiter sehen, wie an einer Stelle am vorderen Rande eines jeden der beiden Hoden ein zartes, unregelmässig gekrümmtes Band nach vorn abgeht, das von Zeit zu Zeit, aber nicht häutig und im ganzen nur selten mehr als 3mal, eine spindelförmige Verdickung zeigt, welche jedesmal von einem deutlichen Kerne gebildet wird. Diese Kerne ähneln in Habitus und Grösse durchaus den Kernen der übrigen Genital- 254 — anläge, und die ganzen Bänder repräsentiren, wie man ohne weiteres errathen wird, die Vasa deferentia des Thieres. Sie laufen schräg nach vorn und innen, treffen sich über dem Rücken des Bauchsaugnapfes und bilden nunmehr einen einheitlichen Zellenstrang. Derselbe unterscheidet sich gegenüber den Samenleitern, die ca. 0,004—0,005 mm, an den Stellen, wo die Kerne liegen, 0,0] mtii dick sind, durch seine grössere Stärke (0,012 mm) sowie dadurch, dass in ihm die einzelnen Zellen ziemlich dicht aneinander gedrängt liegen. Er zieht längs der kopfwärts ab- fallenden Vorderfläche des Bauchsaugnapfes nach der Bauchseite hinab, erreicht diese aber nicht. Er ist ausserdem noch dadurch ausgezeichnet, dass an seiner ziemlich scharf begrenzten Aussen- wand Parencli y m /.eilen dicht g e d r ä n g t u n d e p i t h e 1 a r t ig in einfacher Reihe sich anlegen und ihn in seiner ganzen Ausdehnung begleiten; ich nenne diese Zellen zunächst einfach „Begleitzellen." Aus diesem Theile der Genitalanlage entwickelt sich, wie wir später sehen werden, der Endtheil des männlichen Leitungsapparates. Der Zellenstrang erreicht, wie gesagt, die Bauchfläche nicht; er kehrt vielmehr, ohne seine Beschaffenheit wesentlich zu ändern in ziemlich scharter Biegung nach der Rückenfläche zurück und verläuft, wiederum über die Wölbung des Bauchsaugnapfes hinweg, in annähernd gerader Linie nach hinten. Auf seinem Wege ist er überall, wie der oben beschriebene männ- liche Endtheil, von dicht sich anlagernden Parenchymelementen begleitet, welche hier fast noch gar kein Protoplasma aufweisen, d. h. fast nur aus Kernen bestehen, die pallisadenartig mit ihrer langen Axe senkrecht dem Zellenstrange aufsitzen (Fig. 129 BZ). Am Hinterende des Bauch - saugnapfes angelangt, senkt sich unser Zellenstrang in den ..Zellenhaufen'' ein. der die Anlage der inneren, weiblichen Fortpflanzungsorgane bildet; der ganze Abschnitt von der Umbiegungs- stelle an der Bauchseite bis hierher entspricht, wie wir uns überzeugen werden, nicht dem gesammten, weiblichen Leitungsapparate, sondern in der Hauptsache nur dem besonders differen- cirten und als Vagina bezeichneten Endtheile. Grössere Sorgfalt erfordert nun die Auflösung des erwähnten „Zellenhaufens", der sich auch hier, wie bei den von Schwarze untersuchten Cerearien. deutlich von rechts nach links in die Länge streckt. Am linken Ende des Haufens tritt meistens etwas abgeschlossener ein kugeliger Zellencomplex hervor, der, 0,03 — 0,04 mm im Durchmesser haltend, mehr oder minder dicht vor der Hodenanlage derselben Seite sich findet (Fig. 129 K). Er ist auch ziemlich scharf gegen die umgebenden Parenchymelemente abgesetzt, die hier keine besondere Gruppirung zu Begleit- zellen erkennen lassen, zeigt aber selbst manchmal spindelförmige Anlagen der späteren, eigenen Umhüllung. Das ist der Keimstock. Ventral- und medianwärts geht von ihm ein verhält- nissmässig ansehnlicher Zellenstrang ab, der deutlich aus zwei Reihen von Kernen, resp. Zellen sich zusammengesetzt erweist und eine grösste Dicke von 0,013 nun hat. Dieser Strang, der spätere Keimgang, lässt sich bis ungefähr in die Mittellinie des Körpers unschwer verfolgen, ja, er geht scheinbar über dieselbe hinaus in gerader Linie weiter. Nur wird hierbei ziemlich' plötzlich seine Dicke geringer, indem statt der früheren, doppelten Zellenreihe er jetzt nur noch von einer einfachen repräsentirt wird. Bei einer Verfolgung eines ferneren Verlaufes erkennt man ausserdem, dass er deutlich nach der Rück enf lache sicherhebt, diese aber nicht erreicht und direct unter derselben ganz unvermittelt aufhört. Obgleich dieser dünnere Zellenstrang im Präparat meistentheils die gerade Fortsetzung des Keimganges darstellt, gehört er diesem doch nicht an, vielmehr erblicken wir in ihm ohne Weiteres die Anlage des LAURER'schen Canales. Der eigentliche Keimgang geht an der Stelle, wo sein Durchmesser plötzlich auf die Hälfte herab- — 255 — sinkt, gewöhnlich ziemlich steil nach der Bauchseite hin von dem bisher besprochenen Zellstrange ab und ist deshalb nicht immer ganz leicht zu sehen. Er biegt jedoch bald wieder nach der Rückenseite herauf und la'sst sich nun ganz deutlich in die nach vorn ziehende Anlage der späteren Scheide übergehend verfolgen. Vorbei- aber, und zwar ganz kurv, nach der Abgabe des LAUREu'schen ('anales, zweigt noch ein anderer, kurzer Strang von ilnii ab, der. nach dem Rücken herauf gerichtet und deshalb ebenfalls meist nur schwer erkennbar, sich unmittelbar in zwei Aeste gabelt. Diese laufen, mehr dorsal gelegen, von der Mittellinie aus geradlinig nach den Körperrändern hin auseinander und endigen nach einer Länge von ca. 0,06 — 0,07 mm leicht keulenförmig aufgetrieben. Auch diese Bildungen bestehen aus'Zellen, welche namentlich in den Enderweiternngen wiederum in doppelter Reihe angeordnet erscheinen. Die grösste Dicke der keulenförmigen Zellenconglomerate beträgt 0,012 mm; sie repräsentiren die Anlagen der Dotter- stöcke der erwachsenen Würmer. Alle die hier beschriebenen, zunächst noch völlig soliden und durch einen feinen Contour rings umschlossenen Zellenstränge sind auf ihrer Aussenseite, wie die Anlage der Scheide, besetzt mit dicht gedrängt stehenden und noch fast plasmalosen Begleitzellen; diese letzteren sind es, welche die ganze Anlage als einen scheinbar einfachen und noch kaum differencirten Zellenhaufen erscheinen lassen, und das besonders an conservirten und gefärbten Präparaten, wo durch die Einwirkung der verschiedenen Reagenzien die äusserst zarten Contouren der Zellen- stränge vollkommen verwischt sind. Nur die drei Keimdrüsen, sowie die Yasa deferentia, bleiben von den Begleitzellen frei. Aus dieser Schilderung ersehen wir also, dass die Anlage der Genitalorgane bei unserer Cercarie, und namentlich die der weiblichen Organe, durchaus nicht bloss einen regellosen Zellen- haufen repräsentirt, sondern dass in diesem scheinbaren Zellenhaufen alle Theile des späteren Apparates bereits angelegt und vorgebildet sind. Von besonderem Interesse ist jedenfalls, dass auch der LADREE'sche ('anal schon so frühe auftritt, und dass die Dotterstöcke ebenfalls aus der Genitalanlage heraus ihren Ursprung nehmen. Bekanntlich waren über die Entwicklung dieser letzteren Drüsen, die im Körper des erwachsenen Wurmes einen so bedeutenden Kaum einnehmen, keine directen Beobachtungen gemacht worden: man Hess die Follikel der Dotterstöcke durch eine ziemlich spät eintretende Umwandlung aus den Parenehymzellen des Körpers entstehen. So äussert sich Schwarze: „die Dotterzellen gehen durch Metamorphose aus Parenehymzellen oder .Meristemzellen hervor, und zwar tritt diese Metamorphose erst kurz vor der weiblichen Geschlechts- reife ein. Bis zu diesem Zeitpunkte bewahren die betreffenden Zellen den indifferenten Charakter der Meristemzellen " l). In demselben Sinne sagt auch Leuckart: „die Entwicklung der Dotter- stöcke geschieht durchaus selbstständig, wie die Bildung der Hautdrüsen, denen die Dotterstöcke auch morphologisch viel eher zuzurechnen sein dürften, als dem eigentlichen Geschlechtsapparate " -). Bekanntlich hatten Gegkenbaur und Van Beneden3) die Vermuthung ausgesprochen, dass die Dotterzellen rudimentäre Eizellen, die Dotterstöcke „functionell rückgebildete Ovarien" seien, dass also diese dem Geschlechtsapparate und nicht dem Parenchyme oder den Drüsen zugerechnet werden müssten. Der Nachweis der Entwickelung der Dotterstöcke aus der weiblichen Genital- ') Schwarze, Postembr. Entw. etc. 1. c. p. 32. 2) Leuckart, Paras. d. M. 1. c. p. 165. s) Gegenbaur, Grundzüge der vergl. Anatomie. II. Auti. p. iS7 — 2.r,(3 — anläge heraus dürfte allerdings wesentlich zu Gunsten jener Auffassung sprechen, die übrigens schon durch die Entdeckung der sog. Keimdotterstöcke ' ) bei gewissen Turbellarien eine kräftige Stütze erhalten hatte. Der hier ausführlich geschilderte Bau des Genitalapparates der Cercaria macroc&rca lässt sich nun. mit ganz unwesentlichen Abweichungen, bei allen von mir untersuchten und studirten ( 'cicarienarten nachweisen. Geradezu identisch mit dem eben beschriebenen Bau ist derjenige, den der Sexualapparat bei der Gerenria folii = Distoma duplicatum v. Baer aufweist. Ein Vergleich der beiden Figuren 129, Taf. VI und 78, Taf. IV wird das ohne Weiteres bestätigen; zu berück- sichtigen ist bei demselben nur. dass die abgebildete Gerca/ria düplicata reif, d. h. mit grössten- theils schon blasig gewordenem Parenchyme, die Cercaria macrocerea unreif, also jünger, mit noch protöplasmareichem, zelligem Parenchyme ausgestattet ist. Leuckart, der über die Generations- organe der Cercaria düplicata die erste Mittheilung machte, giebt an, ausser den Drüsen auch die beiden Geschlechtsöffnungen vor dem Bauchsaugnapfe beobachtet zu haben (1. c.). "Wenn wir bedenken, dass diese Beobachtung länger denn dreissig Jahre zurückdatirt, kann es nicht Wunder nehmen, wenn betreffs der Existenz der Genitalöffnungen eine Täuschung im Spiele ist. Dieselbe ist offenbar hervorgerufen dadurch, dass die beiden Zellenstränge, welche die Anlage der Leitungs- wege darstellen, vor dem Bauchsaugnapfe ziemlich senkrecht auf die Bauchfläche zulaufen, und von dieser aus namentlich mit schwächeren Linsen im optischen Querschnitte leicht wie Mün- dungen von Gängen aussehen können. Bei genauer Untersuchung mit homogener Immersion überzeugt man sich bald von der continuirlichen Verbindung der beiden Leitungswege. Was nun die übrigen Cercarien anbelangt, so stimmen sie vor allem mit den eben beschrie- benen überein in der völlig gleichen Lagerung der Geschlechtsdrüsen im Körper; dass die gegenseitige Verbindung derselben die gleiche ist, versteht sich nach dem oben Gesagten wohl von selbst. Keimstock sowohl, wie Hoden liegen seitlich der Mittellinie, die beiden Hoden schräg hintereinander, so, dass der mit dem Keimstocke auf derselben Seite gelegene der hintere, der andere der vordere ist, beide hinter dem Bauchsaugnapf. Der Keimstock selbst aber wechselt in Bezug auf seine Lage zwischen den beiden Körperseiten, nicht nur bei den verschiedenen Arten, sondern auch, und zwar manchmal ziemlieh oft, auch bei Individuen der- selben Art. Als die von ihm bevorzugte Seite kann 1ch wohl die rechte angeben, doch kommt er z. B. gerade bei Bist, cygnoides ziemlich regelmässig links zu liegen; die allgemeinen Lage- beziehungen der Drüsen zu einander werden durch diesen Wechsel aber nie gestört, viel- mehr findet in solchen Fällen immer nur eine einfache Umkehrung statt. Ich glaube in Folge dieser Beobachtungen dazu berechtigt zu sein, die eben beschriebene Lagerung der Keim- drüsen zu einander als die normale und ursprüngliche zu bezeichnen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich dieselbe nicht überall direet bei den Cercarien beobachten konnte. Ich habe die letzteren ja nur von einem Theile meiner Würmer zur Ver- fügung gehabt, von den anderen jedoch nicht. Wenn nun alier bei diesen letzteren die jüngsten Exemplare, die augenscheinlich nur wenige Stunden oder Tage erst übertragen sein konnten, noch dieselbe Vertheilung aufwiesen (Bist, globiporttm, medians, variegatum), dann dürfte das für die Cercarien erst recht sicher sein! Leider habe ich trotz aller angewandten Mühe kein passendes Exemplar des TJist. confusum auftreiben können, bei dem bekanntlich die Hoden fast ') Vergl. hierzu besonders: v. GrKAFF, Monographie iler Turbellarien. Leipzig 1882. p. 130. — 257 — im Kopfende gelegen sind; jedenfalls würde dieses für die Beurtheilimg der uns hier Lnteressirenden Verhältnisse von grosser Bedeutung sein. Auch das nur einen einzigen Hoden Besitzende Bist, p&rlaimm macht im Princip keine Ausnahme. Der Keimstock liegt ursprünglich auch hier seitlich, rechts, und von den beiden, aus dem Hoden hervorkommenden Samenleitern beschreibt der eine einen Mögen nach rechts, der andere nach links; beide treffen, wie wir auch bei den anderen Würmern seilen, unter einem spitzen Winkel zur Bildung der Samenblase zusammen, obgleich sie direct und parallel zu ein- ander verlaufen könnten. Nicht ganz so einheitlich verhalten sich meinen Beobachtungen nach die Anlagen der späteren Geschlechtsmündungen, die theilweise median, t heilweise seitlich gelegen sind. Zwar giebt Schwarze an, bei der Cercaria ornata, die ursprünglich eine rein median gelegene An- lage der Ausführungsapparate besitzen soll, eine allmähliche Verschiebung des betreffenden Com- plexes nach der Seite hin beobachtet zu haben (1. c. p. 36). Es ist mir bis jetzt nicht geglückt, diese Beobachtung an einer Cercarie aus Planorbis corneus, (daher erhielt Schwarze sein Material) wiederholen zu können, und ebenso habe ich Zwischenstadien, welche auf einen solchen Process hindeuteten, leider nicht angetroffen. Ich muss mich also betreffs dieser Verhältnisse bis auf weiteres eines Urtheils enthalten. Dahingegen habe ich bei der Entwicklung des Distomum perla- tian, welches ebenfalls eine exquisit seitliche Lage seines G-enitalporus aufweist, von vorn herein die späteren Ausführungswege in der seitlichen Richtung sich entwickeln sehen (Fig. ss. Taf. IV). Schon bei jüngeren Cercarienkeimen, wo Hoden und Ovarialänlage noch nicht einmal völlig von einander getrennt sind, laufen die Aequivalente der späteren Leitungswege nach links, und sie verändern diese Richtung während der weiteren Ausbildung und der Voll- endung des Cercarienorganismus nicht mehr wesentlich. Welcher von den beiden hier geschilderten Entwickelungsmodi für die Anlage der Genital- mündungen der normale ist, dürfte nicht ohne weiteres zu entscheiden sein; im allgemeinen möchte ich mich, trotzdem ich ihn nicht selbst gesehen, doch für den von Schwarze beschriebenen ent- scheiden, da, wie eine Lagenveränderung der Geschlechtsdrüsen während der Entwicklung statt- findet, ebensogut auch eine Verschiebung der späteren Geschlechtsöffnung aus ihrer ursprüng- lichen Lage eintreten kann. Hoffentlich bringen spätere Untersuchungen hierüber Aufschluss; das Wesentlichere dürfte übrigens doch d^ie überall gleiche Lagerung der Geschlechtsdrüsen seil ist sein. In histologischer Hinsicht sind die Anlagen noch alle rein zellig; die Zellen selbst sind noch wenig individualisirt, mit sehr schmalem Protoplasmasaum und stark körnigen Kernen. Die Entwickelung der Genitalorgane. Ueberblicken wir die Gesammtheit der Veränderungen, welche an der Geschlechtsanlage der Cercarien während ihrer Umbildung zu dem reifen und produetionsfähigen Zustande auf- treten, dann lassen sich an diesen in der Hauptsache drei Categorien unterscheiden. Die erste derselben betrifft die Aenderungen in der gegenseitigen Lage der einzelnen Abschnitte: sie ist theilweise eine directe Folge der Vergrösserung des Körpers und ist, soweit ich über sie Auf- schluss erhalten habe, schon bei der speciellen Beschreibung der Arten im ersten Theile der Bibliotheca zoolngica. Heft 16. 3:i - 258 — Arbeit dargestellt worden. Eine zweite Categorie von Veränderungen betrifft die Geschlechts- drüsen und besonders die Entwickelung von deren Inhalt, die Vorgänge, welehe zur Bildung der Geschleehtsproducte hinführen. Ich habe diese, die in der Neuzeit ein eigenes Forschungsgebiet darstellen, zwar nicht gänzlich unbeachtet gelassen; ich halte es indessen für besser, sie hier zu übergeben und dafür auf die älteren Angaben von Lecckakt, Schwarze^ Heckert, Poirier u. a., sowie auf die jüngste Arbeit von Monticelli zu verweisen, die speciell mit der Entwickelung der Spermatozoen sich befasst '). Eingehendere Aufmerksamkeit wollen wir alier der dritten der eben erwähnten Categorieen schenken, welche die Veränderungen und die Ausbildung der Leitungswege betrifft und heute noch so gut wie unbearbeitet ist. Wenn wir demnach nunmehr näher auf die Entwickelung der Leitungswege eingehen, so muss als ein Umstand von allgemeiner Bedeutung zuerst hervorgehoben werden, dass bei dieser Entwickelung eine Vermehrung der histologischen Elemente augen- scheinlich nur in ganz untergeordnetem Maasse erfolgt; sie bleiben vielmehr der Zahl nach ungefähr dieselben, die schon die Anlage des Ganzen in der reifen Cercarie zusammensetzen. Eine Ausnahme davon macht vor allen Dingen der Uterus, der bei der letzteren überhaupt noch nicht ausgebildet oder nur durch die ganz kurze Verbindungsstrecke zwischen dem Hinterende der Vagina und der Ursprungsstelle der Dotterstöcke repräsentirt ist. Wir haben hier jenes schon oben bei Besprechung der morphologischen Bedeutung von Uterus und LAüRER'schem Canale betonte Stadium vor nns, wo die Scheide noch bis an die weiblichen Keimorgane heranreicht, genau wie bei den Cestoden während des ganzen Lebens. Bei unseren Distomen schiebt sich nun. im Gegensatz zu den Bandwürmern, zwischen inneres Ende der Scheide und keimbereitende Organe ein allmählich sehr lang werdendes Rohr, der Uterus, ein dadurch, dass an der ge- nannten Stelle zuvörderst eine Vermehrung der histologischen Bestandteile stattfindet, ein Process, der indessen schon verhältnissmässig frühe zum Stillstand kommt; von da ab verhält sich die Uterusanlage völlig gleich derjenigen der übrigen Theile des Genitalsystemes. Auch an dem Endstücke der männlichen Hälfte des Leitungsapparates kommen in den ersten Perioden der Entwickelung nach der Uebertragung resp. der Encystirung noch Zellvermehrungen vor, die aber ebenfalls binnen kurzem aufhören. Für die übrigen Abschnitte der Geschlechtswege aber glaube ich die Behauptung auf- stellen zu können, dass in der Hauptsache nur das in der reifen Cercarie zum Auf- baue der Anlagen verwendete Material für später zur Verfügung bleibt, und dass von diesem aus dann alle ferneren Anforderungen gedeckt werden müssen. Es geschieht dies einmal durch eine ganz beträchtliche Vergrösser ung des gesammten zelligen Materiales, welches den Körper unserer Thiere aufbaut: speciell für die Bestandteile der Geschlechts- apparate beträgt diese Zunahme mitunter bis zum 27fachen des Volumens, welches die Elemente der reifen Cercarien besitzen. Die Kerne (nur diese sind wegen der undeutlichen Abgrenzung der Zellenleiber jederzeit genau messbar!) der Genitalanlage eines eben encystirten Distonium ') MONTICELLI, Ricerehe snlla spermatogenesi nei Treniatodi. Internat. Monatsschr. f. Anat. a. Physiol. IX. 1S92. — 259 — endolobum messen 0,003 mm im Durchmesser; die der Genitalanlage, welche in Fig. 179. Tai'. IX von demselben Wurme ungefähr zur Zeit des Abschlusses der Zellvermehrung gezeichnet ist, 0,009 — 0,01 mm, was einer durchschnittlichen Volumzunahme in der oben angegebenen Höhe entsprechen würde. Diese Vergrösserung, die zunächst ein Wachsthum des ganzen Körpers ohne eine Weiterentwickelung herbeiführt, hat natürlich auch eine Vergrösserung der Genitalanlage zur Folge, ohne mit einer Weiterausbildung derselben verbunden zu sein. Die letztere erfolgt nun durch eine für die Zellen derselben noch fortgesetzte Vergrösserung, die vorzugsweise in einer flächenartigen Ausbreitung nach zwei, oder einer Streckung nach hauptsächlich einer Richtung ihren Ausdruck findet. Die Genitalanlage streckt sich, und diese .Streckung documentirt sich besonders darin, dass die im Anfange dicht aneinandergelagerten Kerne mehr und mehr auseinanderrücken, wobei die eigentlichen Zellgrenzen kaum jemals deutlich her- vortreten. Vielleicht ist es eine directe Folge dieser auf einer Flächenausdehnung der einzelnen Elemente beruhenden Verlängerung, dass die Höhe der Elemente in gleichem Maasse sich ver- ringert, und dass auf diese Weise im Inneren der Anlage ein L u m e n entsteht. Das Lumen bildet sich ausnahmslos durch ein solches Auseinanderweichen der ursprünglich überall dicht aneinanderschliessenden Zellen, welche dadurch zu Wand- oder Epithelzellen werden. Einige nur gelegentlich, und stets lange nach der ersten Bildung des Lumens an den Zellen auftretende degenerative Erscheinungen können an der Auffassung der Entstehung desselben in Folge einer Spaltung kaum etwas ändern. Das Lumen tritt niemals überall gleichzeitig auf. Es dürften immer zuerst die Samen- Leiter sein, welche hohl werden: ihnen folgt dann sehr bald der spätere Genitalsinus mit den an ihn sich anschliessenden Endtheilen der beiderlei Leitungswege, und nun erst beginnt auch die Aushöhlung der weiblichen Keimleitungsorgane. Dieselbe geht gewöhnlich von der Stelle aus, wo der Laürer'scIic Canal eintritt, sie pflanzt sich von da aus nach aussen und innen fort, freilich nicht regelmässig, sondern es treten bald hier bald da grössere oder kleinere Höhlungen auf, die durch solide Stellen von einander getrennt sind, und erst später durch Zusammenfliessen ein einheitliches Lumen durch den ganzen Leitungsapparat hindurch repräsentiren. Schon während des ersten Auftretens und der allmählichen Consolidirung der inneren Höhlung unserer Leitungswege bemerkt man nun an diesen Epithclzellen hier und da ganz schwache, aber vollkommen deutliehe und vor allem deutlich selbstständige Contractionen; diese Zusammenziehungen werden mit der Zeit häutiger, auch kräftiger, energischer und pflanzen sich manchmal bereits eine kleine Strecke weit auf die benachbarten Partieen von dem Ausgangs- punkte aus fort. Trotz alledem habe ich aber auf solchen Stadien noch keine Spur von dem Vorhandensein etwaiger Muskeln erkennen können, und wir müssen demnach bis auf Weiteres annehmen, dass den Epithelzellen der Leitungswege im Anfange selbst die Fähigkeit der Con- traction zukommt. Bildet nun diese Kigenschaft an und für sich schon nichts gerade Ungewöhn- liches dar, so steht sie andererseits noch im besten Einklänge damit, dass. soweit ich erkennen konnte, eben diese Epithelzellen durch besondere Differencirungen selbst die Muskelfasern an ihrer Peripherie zur Entwickelung bringen. Meinen Beobachtungen nach sind die feinen Mit skelfib rillen , welche namentlich in Form von Ringmuskeln die Leitungswege umspinnen. Epithelmuskeln, Produete der Epithelzellen der bet reffenden Leitungswege. Die Art und Weise, auf welche die Entwickelung dieser Muskulatur erfolgt, dürfte 33* — 260 — die folgende sein. Kurz nach dem Auftreten des Lumens zeigen die Wandungen der verschie- denen Gänge anstatt ihrer früheren, vollkommen einfachen, äusseren Grenzlinie einen zwar sehmalen, aher d e u tli c h doppelt c o n t o u r i r t e n S a u m, der ursprünglich von zwei durchaus paral- lelen Linien eingeschlossen ist (Fig. 183, Taf. IX). Nur da, wo Verengerungen an den Gängen in Folge von Contractibnen auftreten, sieht man diesen Saum sich verdicken, mit Aufhören der Contraction aber wieder auf das ursprüngliche Maass zurückgehen (Fig. 183 *). Bald nimmt nun die innere Begrenzung des Saumes, der sich optisch noch fast gar nicht von dem darunter lie- genden Plasma der Wandzellen unterscheidet, einen fein gewellten Verlauf an. Die einzelnen Weilchen treten durch Vertiefung der zwischen ihnen befindlichen Thäler immer schärfer hervor, und zugleich erhält nun die Substanz des ganzen Saumes eine immer stärker lichtbrechende Beschaffenheit, die ihn jetzt deutlieh und scharf von dem leichtkörnigen, blassen Protoplasma der Wandzellen abhebt. Durch Heben und Senken des Mikroskoptubus kann man sieh jetzt schon davon überzeugen, dass die beschriebenen Wellchen der optische Querschnitt von band- artigen Verdickungen sind, welche sich reifenartig um die Leitungswege herumlegen: der optische Querschnitt von Ringmuskelfasern. Dieselben sind zunächst aber augenscheinlich noch nicht gegeneinander abgesetzt ; das letztere geschieht erst dadurch, dass auf dem optischen Schnitte die zwischen den Hügeln gelegenen Thälchen allmählich. bis an die äussere Grenzlinie des ursprüng- lichen Saumes sich vertiefen, wodurch die ersteren nur noch durch eine ausserordentlich schmale basale Brücke in Verbindung bleiben; reisst auch diese Brücke schliesslich noch durch, dann bekommen wir isolirte Reifen um die Peripherie der Gänge herum, die nun die einzelnen Muskel- fasern darstellen. Mit der Isolirung ist gewöhnlich eine geringe Aenderung in ihrem äusseren Verhalten verbunden, indem sie ihre Convexität von jetzt ab nicht mehr, wie bisher, der Innen- fläche des Canales zukehren, sondern mehr oder minder deutlich auf die Aussenfläehe rücken und daselbst als feine Auflagerungen erscheinen. leb halte hier das geschildert, was ich mit den schärfsten Vergrösserungen, die mir zu Gebote standen, an lebenden Exemplaren der verschiedensten Arten in sehr übereinstimmender Weise erkennen konnte, und ich habe daraus, wie gesagt, den Schluss gezogen, dass die Muskel- fasern epithelogener Natur, Differencirungen der Epithclzellen sind. Bis hierher dürfte sich gegen die angegebene Deutung kaum irgend welcher Widerspruch erheben. Dass Epithclzellen des Körpers bei niederen Thieren ausser ihrer speciellen Function noch die Erzeugung von eon- tractilen Elementen zu übernehmen vermögen, ist seit den Untersuchungen der Gebrüder Hektwh. an Äktinien ') bekannte Thatsache. Es hat sich bei diesen Untersuchungen weiter heraus gestellt, dass neben den typischen „Epithelmuskelzellen", die normal an der Begrenzung der Epithelfläche theilnehmen und an ihrer abgewandten Seite den contractilen Fortsatz tragen, an anderen Orten auch Zellen vorkommen, bei denen das erstere nicht mehr der Fall ist, und endlich solche, bei denen nur noch „an der nach dem Epithel gewandten Seite eine dünne Lage von Protoplasma und in dieser der Kern" nachweisbar ist (1. c. p. 178). Die erstere Form wurde mit dem Namen der intraepithelialen, letztere als subepitheliale Muskeln bezeichnet. In allen diesen Fällen war es aber stets nur eine einzige Käser, die von einer Zelle aus ihren Ursprung nahm. In dieser letzteren Hinsicht nun dürften sich die Epithelmuskelzellen an den Geschlechts- wegen unserer Distomen abweichend verhalten. Die einzelnen Fibrillen liegen hier so dicht *) 0. u. R. Hektwig, Die Äktinien. Jena 1879. — 261 — neben einander, die Epithelzellen dagegen sind, wenn man ihre Grenzen auch nicht erkennen kann, doch der Lage der Kerne nach so gross, dass hier sicher mehrere Fasern dem Terri- torium einer Zelle entsprechen müssen. Es könnte der Gedanke nahe liegen, dass es ein Leichtes sei, durch Maceration und Isolirung der Elemente hierüber sich Klarheit zu verschaffen: dem ist aber nicht so. Die Thiere, an denen das Epithel noch deutlich als solches erkennbar ist, erreichen kaum jemals über Millimetergrösse, und die Gänge um deren Wandungen es sich dreht, messen 0,01 — 0,02 mm in der "Weite. Ich habe den Versuch gemacht, solche Objecte zn maceriren und sie zu zerzupfen oder zu zertrümmern; aber nur ein Mal, denn kaum die Gänge selbst, noch viel weniger ihre histologischen Elemente oder gar deren contractile Differencirungsproducte waren bei dieser Behandlungsweise zur Anschauung zu bringen. Dasselbe Resultat ergab sieh beim Conserviren und Schneiden entsprechender Altersstadien : nirgends war auch nur eine Spur von dem Gesuchten zu entdecken! So musste ich vor der Hand darauf verzichten, hierzu einem klaren Resultate zu kommen; indessen erscheint mir dieser ganze Unterschied auch nur von seeundärer Bedeutung, wie auch schon bei den, den Actinien nahe verwandten Medttsen die Wahrscheinlichkeit vorliegt, dass nicht mir einer Zelle mehrere Fibrillen, sondern auch eine Fibrille mehreren Zellen angehört, mit anderen AVorten, dass die ganze Summe der Muskelfasern ein gemeinsames Product des gesammten Epitheles ist. Bisher handelte es sieh alier nur um eine R i n g muskulatur ; nun kennen wir an dem Leitungsapparate unserer Distomen aber auch einige Stellen, wo zu dieser sich eine im übrigen völlig gleiche, jedoch in longitudinaler Richtung angeordnete Muskulatur hinzugesellt, wie am Cirrasbeutel und an der Vagina. Um die Entstehung dieser Faserlage in derselben Weise wie die der Ringfasern zu studiren. müssten wir beide Gebilde im optischen Q u e r schnitte unter- suchen, und das ist unter den obwaltenden Umständen und bei ihrer Lagerung im Körper nicht zu erzielen, wenigstens nicht in einer genügenden Art und Weise. So habe ich auch betreffs ihrer so gut wie nichts herausbekommen können - - leider, denn die Entstehung dieser Muskel- lage dürfte noch interessanter sein, als die der Ringfasern, weil für die Entstehung beider, soweit ich gesehen habe, überall nur eine einzige, einfache Epithelschicht gegeben ist. Ich komme auf die speciellen Entwickelungsverhältnisse von Cirrusbeutel und Vagina später zu sprechen; was ich über die Entstehung ihrer Muskulatur zu sagen habe, dürfte sich jedoch besser gleich hier erledigen lassen. Es sind betreffs der Entstehung derselben zwei Möglichkeiten gegeben: einmal kann sie denselben Ursprung haben, wie die Ringfaserlage, d. h. einen epitheli- alen, oder sie kann von aussen, d. h. von den Parenchymzellen auf die Ringfaserlage abgeschie- den sein, und würde dann in dem HKRTwia'schen Sinne als Mesenchymmuskulatur zu betrachten sein. Auf den ersten Blick mag wohl die letztere Möglichkeit als die näher liegende erscheinen, besonders, da eben nur eine einzige Epithelzellenschichte für die Erzeugung beider Fasersysteme zur Verfügung steht. Ganz abgesehen aber von der durchaus an die Epithelialmuskeln sich anschliessenden, sehr regelmässigen Anordnung der Longitudinalfibrillen, ist es auch die augen- fällige Zusammengehörigkeit mit den Circulärfasern, welche eine verschiedene Entstehung beider nicht recht wahrscheinlich, ja sogar direct unwahrscheinlich macht. Demnach bliebe nun nichts anderes übrig, als auch die Längsmuskulatur auf die Matrix der Ringfasern, beide Faserschichten also auf dieselbe Epithellage zurückzuführen - ■ eine An- nahme, die ebenfalls ihre Schwierigkeiten hat, und das um so mehr, als durch die Beobachtung, wie gesagt, kein directes Beweismaterial herbeizuschaffen ist. Ganz undenkbar wäre allerdings — 262 — andererseits ein solches Geschehen auch nicht. Es wäre möglich, dass beide Faserlagen nach einander zur Ausbildung gelangten; erst die äussere, dann die innere. In der That sieht man auch bei den betreffenden Organen zur Zeit der Differencirung der Muskulatur zwei Säume untereinander auftreten, von denen der innere später zu den Ringmuskeln wird; an dem äusseren lassen sich freilich, da man ihn nur im Längsschnitt sieht. Veränderungen nicht erkennen. Es wlirv andererseits nicht unmöglich, dass von den Epithelzellen ein Theil die Ringfasern, der a nilcre die Längsfasern zur Entwickelung brächte. Vielleicht endlich, dass hier ähnliche Vor- gänge auftreten, wie diejenigen, welche bei den Aktinien zur Bildung der sogenannten intra- epithelialen und subepithelialen Muskeln hinführen. Man sieht, der Möglichkeiten wären schliess- lich schon genug vorhanden, es fehlt leider nur noch der positive Nachweis für das Auftreten der einen oder der anderen. Kann ich nun auch in letzterer Hinsicht zunächst nichts bieten, so will ich doch nicht verschweigen, dass ich auf Grund verschiedener Beobachtungen wenigstens die Entstehung beider Muskelschichten aus der einfachen Epithellage für ziemlich sicher halte. Die hier geschilderten Entwickelungsvorgänge der Streckung der Anlagen, der Lumen- bildung und der Entstehung der Muskulatur treten nun zwar während der Ausbildung der Genitalorgane überall an den Leitungswegen auf, aber im einzelnen wenig gleichmässig. Wie sich verschiedene Species in dieser Hinsicht verhalten, dürfte nur schwer festzustellen sein, aber auch bei den Individuen derselben Art, ja sogar bei solchen in demselben Wirthe kommen zeit- liche Differenzen in dem Eintreten und in dem Fortgange der einzelnen Bildungsprocesse vor, so dass bestimmte Zeit- und Grössenangaben hierbei kaum von irgendwelchem Werthe sind. Das Endresultat aller ist übrigens stets das gleiche. Ehe ich nun zu einer speciellen Darstellung der einzelnen Theile der Leitungsapparate und ihrer Schicksale übergehe, mag noch kurz auf eine gewisse graduelle Verschiedenheit in der Ausbildung der Genitalien bei verschiedenen Cercarien hingewiesen sein. Wir haben oben mehr- fach den im Princip überall gleichen Bau derselben betont; im Gegensatz hierzu zeigt der Grad ihrer Entwickelung einige Differenzen, indem speciell die Cercarie des Distomum perlatum, i Distoma pdludinae impurae de Filippi) bereits als Cercarie bedeutend weiter vorgeschrittene Fortpflanzungsorgane zeigt (Fig. 89, Tat'. IV), als ihre übrigen Genossinnen. Sie schliesst sich in dieser Hinsicht in bemerkenswertker Weise an die Cercarie der Leucochloridium paradoxum an. und man könnte fast auf den Gedanken kommen, die eben genannte gemeinsame Eigentümlich- keit mit dem Fehlen des Schwanzanhanges, resp. mit dem Ausfalle eines Schwärmstadiums in Beziehung zu bringen. Zur genauen Erkenntniss dieser Beziehungen müssten wir freilich erst die Uebertragungsweise des Bist, perlatum ebenso genau kennen, wie die des Bist, macrostomum. Die hier erwähnte höhere Ausbildung der Generationsorgane bei der Cercarie des Bist, perlatum erfolgt aber von derselben Anlage aus, wie bei den übrigen Cercarien und sie geschieht auch genau auf die gleiche Art und Weise, wie bei diesen, so dass der ganze Unterschied nur darin besteht, dass Bist, perlatum in Bezug auf seine Genitalien als Cercarie bereits ein Stadium er- reicht, auf welchem die anderen erst im encystirten Zustande oder nach der Uebertragung ankommen; principielle Abweichungen bestehen nirgends. Seilen wir uns nun die Schicksale der einzelnen Theile des Leitungsapparates noch etwas im Speciellen an. dann dürfte es sich empfehlen, die beiderlei Ausfuhrwege, Samenleiter und Uterus, und die Endapparate (Cirrusbeutel und Vagina) getrennt zu behandeln. 263 Männlicher Leitungsapparat. Die Entwickelung der Samenleiter ist eine ziemlich einfache. In den ausschwär- menden Oercarien sind sie bekanntlich bereits zu bandförmigen (Jebi-lden gestreckt, in denen die Kerne als spindelförmige Einlagerungen kenntlich sind. Auf früheren Stadien dagegen reprä- sentiren sie, wie wir schon durch Schwarze wissen und wie ich bestätigen kann, einfache Reihen von Zellenkernen, die in gerader Linie von den Keimdrüsen aus nach vorn zu dem vorderen „Genitalzellenhaufen" hinziehen. Die Zahl der Kerne, welche in die Bildung dieser Stränge ein- gehen, ist in den einzelnen Fällen eine recht verschiedene, sie steht aber in einem ganz augen- fälligen Wechselverhältniss zu der Länge, welche die Yasa deferentia im erwachsenen Thiere besitzen. Bei kleineren Formen kann man in ihnen kaum mehr als zwei und drei solche wahr- nehmen, während ihre Zahl bei grösseren bis auf sechs und acht, selten auf noch mehr, steigt. Es lassen diese Thatsachen schon bis zu einem gewissen Grade erkennen, dass das für jene Organe verfügbare Material bereits im Cercarienkörper normlrt ist, und in der That kann man auch keine Anzeichen auffinden, die auf eine etwa nachträglich erfolgende Theilung und Ein- schiebung neuer Elemente zwischen die alten schliessen lassen. Wenn aber zu den wenigen Zellen, welche die Anlagen der Samenleiter bilden, in späterer Zeit keine neuen hinzukommen, dann müssen die ersteren sich zuletzt auf eine sehr ansehnliche Entfernung ausdehnen, die Streckung muss eine ziemlich intensive sein. Das ist in der That der Fall; ich habe schon früher bemerkt, dass man in dem Samenleiter z. B. des Distomum cohfusum niemals mehr wie zwei oder höchstens drei Kerne zu zählen vermag, und bei den noch grösseren Formen rücken diese soweit auseinander, dass es besonderer Aufmerksamkeit bedarf, um den einen oder den anderen von ihnen aufzufinden. Diese im Verhältniss bedeutende Streckung wird auf der anderen Seite allerdings ermöglicht und unterstützt dadurch, dass eine Ausdehnung in anderer Richtung so gut wie nicht stattfindet und alle Grössenzunahme eben auf die Streckung ver- wandt werden kann. Die Bildung des Lumens ist in Folge der sehr lang spindelförmigen Gestalt der Zellen auch nur schwer zu verfolgen : meist bemerkt man erst an der Füllung mit Spermatozoen, dass es vorhanden ist. Es ist im Anfang natürlich nur ganz fein, spaltförmig, dafür sind aber die Wandungen noch im Verhältniss dick, protoplasmatisch, an den Stellen, wo der Kern liegt, ein wenig verdickt (Fig. 162, Taf. VIII); kurz, sie zeigen sich deutlich als grosse aber flache Zellen. Später dagegen, bei vollständiger Streckung und Ausdehnung werden die Wände so dünn, dass man eine weiche, protoplasmatische Beschaffenheit an ihnen nicht mehr erkennen kann, und die Kerne dann als einseitige sehr scharf buckeiförmige Verdickungen hervortreten. Erst von dieser Zeit ab machen sich auch jene Fältelungen im Inneren bemerkbar, über deren muthmassliche Bedeutung ich schon im histologischen Theile mich geäussert habe. Wo an diesen Samenleitern eine Muskulatur vorhanden ist, dürfte ihre Entstehung von der oben allgemein geschilderten Entstehung derselben kaum abweichen. In die Begrenzungshaut der Hoden gehen die Wandungen der Samenleiter ohne nachweisbare Grenze über, wie denn auch beide in Bezug auf ihre Genese aus sich abplattenden Zellen der ersten (ienitalanlage einander vollständig gleichen. 204 — Weiblicher Leitungsapparat. Keimgang und IjAURER'scher ('anal mit Receptaculum seminis. Bei der oben beschriebenen Cercaria macrocerca und duplicata zeichnete sich der Keimgang bereits durch eine kleine mediane Verdickung in seinem Verlaufe ans; eine solche fehlt bei der Mehrzahl der anderen Cercaxien (z. B. Fig. 177, Taf. IX, Bist, endolobum) noch; ihre Entstehung repräsentirt liier bereits den ersten Schritt in der Ausbildung des Apparates. In diesem Falle setzt sich auch der Keimstock noch fast gar nicht gegen seinen späteren Ausführungsgang ab. beide repräsentiren einen einfachen, kurzen und an seinem Ende kaum merklich angeschwollenen Zellen- strang, dessen histologische Elemente äusserlich auch keinerlei Verschiedenheiten erkennen lassen. Sowie aber der Keimstock seinen specifischen Entwickelungsweg antritt, vollzieht sich natürlich auch die äusserliche Scheidung (Fig. 178, Taf. IX) beider. Was die Anlage des Keimganges betrifft, so erfolgt zuerst an ihr augenscheinlich eine geringe Vermehrung des zelligen Bau- materiales, die mit einem Wachsthuin und einer medianen Verdickung verbunden ist; sie führt so zu einem Stadium hin, wo die Anlage der oben geschilderten der Cercaria macrocerca durchaus entspricht. Von hier ab nimmt die Periode der Streckung und der Lumenbildung ihren Anfang; die Kerne, die bisher ziemlieh dicht aneinander gelagert waren, beginnen auseinanderzurücken und feinkörnige Protoplasmamassen treten zwischen ihnen auf. Dabei lagern sie sich immer mehr der äusseren Wand des späteren Ganges an, während in der axialen Protoplasmamasse hier und da eine scharfe, verschiedentlich gebogene Linie sich zeigt: die erste Andeutung der Bildung des Lumens. An einzelnen Stellen verdickt sich die Linie und es treten in ihrem Verlaufe dann kleine, mit einer vollkommen klaren Flüssigkeit gefüllte Lacunen auf, die längs des Spaltes sich weiter ausdehnen und bald zu einer Aushöhlung des gesammten Keimganges führen. Nach dem Keimstocke hin bleibt der letztere zunächst aber noch geschlossen, ebenso wie im peripheren Theile des LAüRER'schen Canales noch kein Lumen vorhanden ist, Schon ziemlich frühzeitig, ganz im Beginne der Lumenbildung kann man unter Umständen - nicht überall -- andern basalen Theile des LAüRER'schen ('anales eine kleine Zellen- oder viel- mehr Kernanhäufung bemerken, die bald. etwas zunimmt und dann deutlich als einseitige, buckel- artige Geschwulst an demselben erscheint (Fig. 178, 187, Taf. IX, RS). Allmählich beginnt das sich consolidirende Lumen, wenn es in dem Basaltheile auftritt, auch in diese Zellwucherung hinein vorzudringen. Wir erhalten dann an dem Canale eine kleine seitliche Aussackung, eine Tasche, deren Wände von Zellen, den Abkömmlingen der Epithelzellen des Canales, gebildet werden (Fig. 179, 180, K S, Taf. IX): es ist das Receptaculum seminis, seiner Entstehung nach also ein Differencirungsproduct der Wand des LAüRER'schen ('anales, und diesem, aber nicht dem Keimgange zugehörig! Mit dieser Beobachtung, die ich überall da bestätigen konnte, wo ich von Receptaenla- tragenden Arten die nöthigen Altersstadien zur Beobachtung erhielt (Dist. endolobum, meüians, clavigerum, perlatum, isoporum, nodulosum), erledigt sich wohl die einzige Angabe, welche über die Entwickelung unseres Gebildes in der Litteratur meines Wissens bis jetzt vorliegt, die von v. Linstow. Derselbe berichtet über das Receptaculum seminis des Distomum ovatum: die Drüse ist in ihrer ersten Anlage durchsichtig und farblos, und stellt eine Mutterzelle dar, die in ihrem Inneren zahlreiche Tochterzellcn von verschiedener Grösse mit Kern und Kornkörpereken ent- — 2ur, — hält, durch deren Auflösung der Hohlraum hergestellt wird'). Schwarze scheint (1. c.) das richtige Reeeptaculum seminis überhaupt nicht erkannt zu haben, was allerdings auf Schnitten durch die kleinen von ihm untersuchten Wurmarten auch schwer genug ist. Kurz nachdem die ersten Anfänge des Lumens sieh gebildet haben, bemerkt man an der Aussenwand des Keimganges auch die Vorboten der Entwickelung der Muskulatur; es ist der schon oben geschilderte, doppeltcontourirte Saum, dessen weitere Entwickelung ganz in der beschriebenen Art und Weise geschieht. Zugleich zeigt sieh aber auch auf der Innenfläche der Epithelzellen eine neue Erscheinung. Abgesehen von den buckelartig nach innen, in das Lumen hinein, vorspringenden Kernen waren dessen Begrenzungsflächen, die inneren Oberflächen der Epithelzellen, bis jetzt noch völlig glatt. Das ändert sich nunmehr, indem auf ihnen winzige Spitzchen sieh zu zeigen beginnen, die, allmählich an Länge zunehmend, zu deutlichen Haaren heranwachsen, zunächst alier noch vollkommen starr in das Lumen des Keimganges hineinragen (Fig. 110, Taf. V, 180, 188, Tat'. IX etc.). Es sind die Anlagen der bekannten Flimmerhaare, und sie rinden sich demgemäss hauptsächlich in dem Keimgange und im Anfangstheile des LAURER'schen Canales und des Reeeptaculum seminis. Später, wenn die Ausbildung des ganzen Leitungsapparates nahezu vollendet ist, und die Zeit der Geschlechtsreife bevorsteht, beginnen sie, nachdem sie zu voller Länge herangewachsen, auch ihre Bewegungen. Dieselben sind, wie ich mehrfach beobachtet, zuerst mehr zitternde und laufen, in längeren Lausen intermittirend, wie kurze Erschütterungswellen über die Härchen hin. Allmählich werden die Pausen zwischen den Bewegungsmomenten kleiner, die Bewegungsperioden häutiger und es hat mir dabei manch- mal, auch bei erwachsenen Thieren noch, fast unabweislich den Eindruck gemacht, als ob die Perioden der Thätigkeit zum Theil von einem Willensaete des Thieres abhängig wären. Ge- naueres hierüber war allerdings bis zur Zeit mich nicht zu ermitteln. Bei erwachsenen und geschlechtlich thätigen Thieren ist die Bewegung der Haare eine sehr energische. Auf diese Weise nimmt der Keimgang allmählich seine definitive Gestaltung an und unter- scheidet sich von dem der ganz grossen Thiere nur dadurch , dass seine Wände , trotz der inzwischen vollendeten Ausbildung der Muskulatur und dem Besitze der Flimmerhaare, noch deut- lich die Kerne der Epithelzellen in sich erkennen lassen: bei einigen Arten bleibt das, wie wir oben sahen, sogar zeitlebens der Fall, bei anderen sind sie im Alter verschwunden, und die ursprüngliche Epithelwand ist zu einer scheinbaren „Tunica propria" geworden. Der LAüRER'sche Canal schliesst sieh diesem Verhalten in jeder Beziehung an, nur dass seine Vergrösserung und auch die Zunahme an Weite kaum nennenswerthe sind; möglicherweise ist namentlich der letztere Umstand die Ursache, dass die Ringmuskulatur, welche bei dem stärker erweiterten Keimgang aus ziemlich dünnen, feinen Fasern besteht, hier viel gröber und derber, aber auch unregel- mässiger sich zeigt (Fig. 148, Taf. VII, 159, Taf. VIII). Las Reeeptaculum seminis entwickelt sich in den einzelnen Fällen sehr verschieden weit, und demnach scheint sein Bau im definitiven Zustande auch wechselnd. Ursprünglich ein dem LAURER'schen Canale anhängendes Bläschen mit zelligen Wandungen bekommt es natürlich auf der Aussenseite bald seine Ringmuskulatur, sowie ') v. LlNSTOW, Einige neue Distoraen etc. Arch. f. Naturg. 39. I, 1873. p. 101. Wie v. LDJSTOW (of. oben pag. 207), so erklärt auch MONTICELLI in seiner neuesten Arbeit das Reeeptaculum für ein DifferencirungsproJuct des Keimganges (1. c. p. 106). Die oben mitgetheiltcn Befunde sind es, welche mich veranlassen, diese Auffassung v. LlNSTOW's und Monticelli's für eine irrige zu erklären (Nachtr. Zusatz). BiWiotheca zoologica. Heft 16. 34 - 266 — innen auf seinem Basaltheile die Ausstattung mit Flimmerhaaren. Nicht einmal las zu diesem Stadium entwickelt es sich bei Distomum perlatum, wo es bekanntlich zeitlebens ein sehr leicht übersehbares Säckchen an der Basis des LAURER'schen Ganales bleibt. Bei den anderen Formen wird mir dem Wachsthnm, d. h. mit der Dehnung der Blasenwand, diese natürlich immer dünner, die Kerne rücken auseinander, bleiben aber mich deutlich als kleine Verdickungen in der Wand sichtbar. Das mag übrigens auch für die Arten mit excessiv grossem Receptaculum so sein, nur dass hier ilie Zerstreuung der Kerne so weit geht, dass es einen besonderen, glücklichen Zufall bedeutet, wenn man gelegentlich den einen oder den anderen von ihnen noch zu sehen bekommt ii f. u. a. Fig. «14 u. KU'», Taf. V. Fig. 144 u. 145 , Taf. VII). Das von uns so oft erwähnte Distomum variegatum schliesst sieh durchaus diesem Verhalten an; sein Receptaculum unterscheidet sich von dem der anderen Formen nur dadurch, dass es nicht einem LAURER'schen Canale, sondern dem Keimgange direct aufsitzt. Von seiner ersten Entstehung habe ich leider durch kein ent- sprechendes Präparat Kenntniss erhalten. Uterus. Wie wir schon oben betont haben, ist von dem Uterus in der ersten Anlage der Geschlechtsorgane unserer Thiere fast nichts zu bemerken; es zieht von der vorderen Um- biegungssteile der Geschlechtswege ein einfacher Zellenstrang nach hinten, der daselbst sofort mit Dotterstocksanlage, LAüRER'schem Canale u. s. w. in Verbindung tritt. Bei genauerem Zu- sehen bemerkt man jedoch in dem hintersten Theile desselben eine wenig auffällige Differencirung in Gestalt einer kleinen, ringförmigen Einschnürung, hinter der in einigen Fällen der Zellen- strang eine etwas verstärkte Dicke zeigt. Ich hatte dieser Einschnürung, obgleich ich sie auf den entsprechenden Altersstadien sehr regelmässig bei allen Arten antraf, zunächst keine grössere Bedeutung beigemessen; allmählich zeigte sich jedoch, dass sie mit dem Wachsthum und der Verlängerung des Uterus immer mehr nach vorn rückte, und dabei von dem Genitalsinus in relativ derselben Entfernung blieb, dass also der vor ihr gelegene Thcil der Anlage an der Gesammtverlängerung des Apparates keinen Antheil nehmen konnte. Dieser vordere Abschnitt entwickelt sich, wie wir binnen kurzem noch genauer sehen werden, zur Vagina, die aucli im ausgebildeten Zustande von dem Uterus überall scharf und deutlich geschieden ist. Es ergiebt sich aber aus diesen Thatsachen, dass wir die Anlage des späteren Uterus nur in dem ganz kleinen, unscheinbaren Abschnitte suchen dürfen, der hinter der oben erwähnten Einschnürung gelegen ist, und zum Theil durch seine etwas grössere Dicke auffällt (Ut Fig. 109 , Taf. V, Fig. 177 — 179, Taf. IX). In der That bemerkt man an dieser Stelle zunächst eine rapide Ver- mehrung der Zellen, resp. der Kerne. Die Anlage streckt sich und legt sich dabei bereits in eine Falte, die nun, je nach der Art und Weise, in welcher der Uterus später den Thierkörper durchzieht, verschieden sich verhält; in den meisten Fällen ist es eine Schlinge nach hinten, SO dass die Anlage, anstatt wie früher direct nach vorn zu laufen, aus dieser Richtung nach hinten abbiegt, dann scharf umkehrt und nun den ursprünglichen Verlauf wieder aufnimmt, Sowie dies geschehen ist , scheint die Vermehrung des zelligen Baumateriales aufzuhören und eine Ent- wickelung zu beginnen, welche mit der für den Keimgang oben beschriebenen in ihren Haupt- phasen vollkommen übereinstimmt. Es ist natürlich nicht leicht, positiv bestimmen zu wTollen, wann die Zellvermehrung auf- hört. Indessen kann man doch wenigstens schliessen, dass sie aufgehört hat, und das daraus, dass von jetzt ab ein Auseinanderrücken der bisher dicht aneinander gelagert gewesenen Kerne stattfindet. Ehe wir aber das weitere Schicksal dieser Uterusanlage verfolgen, mag zunächst — 267 auf eine kleine und scheinbar unbedeutende Abweichung in ihrem Bau hingewiesen werden. Es zeigt sich nämlich, dass diese Anlage in den einzelnen, in Fragt' kommenden Wurmarten eine wechselnde Dicke aufweist: indem einen Falle sind es nur verhältnissmässig wenige Zellen, die wir auf einem Querschnitte treffen (3 -4); in dem anderen Falle dagegen bedeutend mehr, schätzungsweise in — 12, und zwischen beiden Extremen finden sieh noch eine Anzahl Mittel- formen. Diese AusbildungsWeise der Uterusanlage hängt auf das innigste zusammen mit der Gestaltung, welche das Organ im definitiven Zustande annimmt. Betrachten wir zuerst den ersteren Fall (Fig. 179 u. 180. Taf. IX i. Die Umwandlung beginnt mit der Streckung, es folgen ihr die Lumenbildung im Inneren und die Differencirung der Muskulatur auf der Aiissenfläche: alle drei Processe principiell genau sii verlaufend, wie wir sie bereits kennen; nur die Bildung der Flimmerhaare an der Innenseite fällt weg. Es wird auf diese Weise der Fruchthälter immer länger, seine Wandungen dünner, sie lassen aber eine lange Zeit noeb deutlich ihre zellige Zusammensetzung erkennen. Die Weite wächst im Verhältniss zur Länge nur unbedeutend, denn die Hauptstreckung der Bauelemente erfolgt bloss in einer Richtung. So wird die im Anfange ganz kurze Schlinge, welche der Uterus in der Medianlinie des Leibes nach hinten beschrieb, immer länger, sie kann das Hinterleibs- ende erreichen, es können an ihr bereits Seitenschlingen auftreten -- alles ohne dass im Inneren etwas anderes nachzuweisen wäre als eine klare, hyaline Und farblose Flüssigkeit. Es ist also jedenfalls ein [rrthum, wenn man erst der Füllung mit Eiern die Verlängerung des Uterus zu- schreibt: dieselbe erfolgt lediglich durch eigene, ihm selbst innewohnende Kräfte und dürfte viel- leicht erzielt werden durch die Secretion jener Flüssigkeit, die. wie wir wissen, auch andere Höhlen des Körpers zur Oeffhung bringt. Die spätere Schwellung und Verdickung dürfte allerdings wohl erst den sich ansammelnden Eiern zuzuschreiben sein, obwohl die dazu nöthige Capacität wiederum selbstständig von dem Fruchthälter erworben wird. Der Process der flächenhaften Ausbreitung der Wandzellen dauert nämlich fort, er führt dahin, dass von den letzteren bald nur noch die Kerne deutlieh erkennbar sind und als ganz flache Erhebungen in den Innenraum vorspringen; aber sei es nun. dass die Turgescenz des Organes schwächer wird, sei es. dass die umgebenden Körpertheile, vielleicht auch die Eigenmuskulatur des Uterus, daran schuld ist: die Erweiterung geht zunächst nicht über eine gewisse Grenze hinaus, die hinter der wirkliehen Weite im gefüllten Zustande noch wesentlich zurücksteht. Dafür aber bemerkt man jezt im Inneren jene Fältchen, die wir schon beim Darme, bei den Samenleitern und den Excretionseanälen theilweise antrafen; ich halte sie auch hier für dasselbe, wie dort, denn auch hier verschwinden sie, wenn der Uterus auf seine Volk' Weite ausgedehnt wird. Etwas anders verhält sich die Uterusanlage da. wo eine grössere Zahl von Zellen auf ihrem Querschnitte getroffen werden. Die Existenz der eben beschriebenen Fältchen scheint darauf hinzudeuten, dass das Fassungsvermögen des Uterus, d. h. die Vergrösserungsfähigkeit seines Querschnittes, eine beschränkte ist und dann erreicht wird, wenn jene Fältchen voll zur Ausbildung gekommen sind. In der That kann man sich durch die Beobachtung überzeugen. dass in den einzelnen Arten die Maximalweite des Fruchthälters eine sehr gleichmässige ist, und sie wird augenscheinlich bedingt durch die Ausdehnungsfähigkeit der Wandzellen. Von diesem Gesichtspunkte aus wird man sofort auf die Vermuthung kommen, dass in denjenigen Fällen. wo der Uterus durch eine grössere Weite sich auszeichnet, auch mehr Zellen an der Begrenzung eines Querschnittes theilnehmen werden. Dem ist in der That so: die vielzellige Uterusanlage 3-1* — 268 — limlet sich nur bei denjenigen Formen, welche sich durch eine ausserordentliche Weite ihres Fruchthälters im definitiven Zustande auszeichnen, also vor allem bei Distomum noduhsum (Fig. 94, Taf. V) und Vist. cylindraceum (Fig. 152, Tai'. VII). während Dist. variegatum (Fig. 144 u. 145, Tat'. VII) eine Mittelstellung einnimmt. Bedingt durch diese Verhältnisse zeigen hier die Wand- zellen der Anlage nicht eine Streckung in vorzugsweise einer Richtung, sundern eine Flächen- ausdehnung nach beiden Eichtungen hin. Im übrigen sind ihre Schicksale aber in keiner Weise vini denen bei der erstbesprochenen Contiguration des Uterus abweichend. Ootyp und Schalendrüse. Die gesammte Genitalanlage der Cercarie war. wie wir sahen, eingehüllt von Parenchymzellen, die an der späteren Metamorphose in die Blasenform nicht theilnehmen, und infolgedessen nach der Vollendung der letzteren besonders deutlich her- vortreten (Fig. 129, Taf. VI u. 78, Taf. IV). Sie finden sich dicht gedrängt, oft pallisadenartig angeordnet, Längs der Anlage des Leitungsapparates und umgeben auch die inneren Theile des- selben. Keimgang, LAüEER'schen Canal u. s. w. An der Vagina, die wie schon erwähnt, allmäh- lich nach vorn rückt, bleiben sie in ihrer ursprünglichen Anordnung bis auf weiteres bestehen ; an dem Uterus hingegen, der sich ausserordentlich in die Länge (oder auch in die Breite) zieht, werden sie, die schon vorher nicht sehr zahlreich waren, bald dermassen zerstreut, dass sie als besondere, speeifische Elemente dann nicht mehr erkennbar sind. Wahrscheinlich repräsentiren sie solche auch gar nicht, denn die vorhandenen gehen sehr bald durch Metamorphose in die Blasenform_ über, und werden zu echten Parenchymzellen, die nunmehr den Fruchthälter allseitig- dicht und unmittelbar einschliessen. Anders verhält es sich aber mit denjenigen, welche im Centrum der Genitalanlage in der Umgebung von Keimgang, LAURER'schem Canal und Dottergang sich finden. Es zeigt sich zunächst, dass sie auch bei den späteren Umformungen der Sexual- organe nicht schwinden, vielmehr im Anfange derselben vielleicht sogar etwas an Zahl zunehmen, und sich später hauptsächlich auf eine Stelle hinter der Verbindung des Dotterganges mit dem Keimgange concentriren. Sie liegen zu Anfang noch dicht an einander und Zellgrenzen sind zwischen ihnen nicht zu entdecken, ebensowenig, wie sie gegen die benachbarten Parenchymzellen durch eine bestimmte Grenze abgeschlossen sind. Allmählich lockert sich jedoch ihr Verband, wenigstens bei einigen Wurmarten, und dann erkennt man zu gleicher Zeit an einigen von ihnen, die sich schärfer individualisirt haben, eine spindelförmig verlängerte Gestalt, deren lange Axe dem Keimgange, oder vielmehr dem Anfangstheile des Uterus zu gerichtet ist. Die Spindelform geht allmählich in eine echte Kolben- oder Flaschenform über (Fig. 180, Taf. IX): mit einem Worte, es differenciren sich aus dem hier in Rede stehenden Theile der ehemaligen Begleit- zellen die Schalendrüsen, zunächst noch blass, und mit ihren verjüngten Enden nicht durch die Wände des Uterus hindurchbrechend, aber deutlich auf ihre spätere Function hinweisend. Sie sind besonders klar da zu erkennen, wo sie nur wenig zahlreich und durch zwischen- eingelagerte Parenchymzellen gegen einander isolirt sind, während da. wo sie sehr massenhaft werden und dicht aneinandergepackt bleiben. Einzelheiten an ihnen viel schwerer sich beob- achten lassen. Den Moment, wo ihre Ausführungsgänge nach Durchbohrung der Uteruswand in den nunmehr zum Ootyp werdenden Abschnitt desselben eintreten, habe ich nirgends ab- passen können: meist sieht man den Durchbruch schon vollzogen, und auch bereits ein kleines Tröpfchen Secretmasse im Inneren der Drüsenmündung aufsitzen. Ich will noch erwähnen, dass der Kinl rill <\r\- einzelnen Drüsenzellen in die Periode der Functionsfähigkeit nicht gleich- zeitig, sondern allmählich erfolgt; immer sieht man zu Anfang nur wenige Schalendrüsenzellen 269 — völlig ausgebildet und in den Ootyp hinein mündend; erst im Laufe der Zeit wird der volle Bestand hergestellt. Der Ootyp ist dieser Entwicklung nach nichts als der hinterste Theil des Uterus, der wahrscheinlich infolge der zahlreichen Durchbohrungen die Kerne seiner Wandzellen, die ursprüng- lich ganz in der normalen Weise vorhanden sind, einbüsst und eine „strurturlose Membran" als Wandung erhält. Die Schalendrüsen dagegen gehören genetisch dem Parenchyme an, sie sind Differencirungspröducte von diesem und insofern augenscheinlich den übrigen Drüsenzellen des Distomenkörpers verwandt. Dotter stocke. I>ie Dotterstöcke sind, wie wir jetzt wissen, integrirende Theile des G-eschlechtsapparates, und sie nehmen auch im Gegensatze zu unseren bisherigen Anschauungen sehr frühe bereits ihre Entstehung. Ihre erste Anlage ist, soweit ich gesehen habe, überall die gleiche, doch schlagen sie, je nach der sehr verschiedenen Ausbildung und Placirung, welche sie im Körper der erwachsenen Thiere zur Schau tragen, schon kurz nach ihrer Differencirung einen verschiedenen Entwickelungsweg ein. Nicht verschieden sind jedoch die histologischen Vor- gänge, auf welchen ihr Wachsthum und ihre Ausbreitung im Körper beruht. Ihre blinden, dem Keimleiter angewandten Enden repräsentiren stets eine Art Vegetationspunkt, in welchem eine Neubildung von Elementen stattfindet; das Schicksal dieser letzteren ist insofern nicht bei allen das gleiche, als ein Theil zu Wand/edlen wird, welche sich abplatten und die Abgrenzung des Ganzen gegen das Parenchym, unter Umständen auch die Erzeugung muskulöser Elemente über- nehmen, während die anderen der weiteren Proliferation dienen. Da nun dieser Process überall sich nachweisen lässt, so erscheinen ihm gegenüber die speciellen Entwickelungsvorgänge trotz- dem diese zu der charakteristischen Conhguration des ganzen Apparates in den einzelnen Arten hinführen, doch als nur seeundärer Natur. Am einfachsten waren bekanntlich die Dotterstöcke bei Distomum folium gebaut; in der That sehen wir hier auch, dass bei der Entwickelung nur die schon etwas keulenförmig ange- schwollenen Enden der beiden Anlagen noch stärker anschwellen und zu kugeligen Gebilden werden, die sich schärfer gegen den dünneren Theil als den Ausführungsgang absetzen. Etliche ihrer Zellen sind dabei zu Wandzellen geworden, die mit den Wandzellen der Ausführungsgänge in directer Verbindung stehen, die übrigen liegen im Inneren: die eigentlich proliferirenden wandständig, die älteren, veränderten und zu specitischen Dotterzellen umgeformten nach der -Mitte zu. Genau wie hier liegen die Verhältnisse bei noch jüngeren Distomum cygnoides, wo die Dotterstöcke ebenfalls noch rein kugelig sind. Leider habe ich zwischen diesen und der völlig ausgebildeten, gelappten Form keine Uebergänge direct beobachtet, indessen dürfte die letztere leicht und einfach durch eine blosse Einkerbung des Randes aus jener abzuleiten sein. Ein anderes Bild erhalten wir nun da, wo die Dotterstöcke im Körper den bekannten baumförmigen Aufbau zeigen. Das jüngste Stadium, welches ich von solchen zu Gesicht bekommen habe ist das in Fig. 88, Tai. IV von Distomum perlatum abgebildete, wo an Stelle der keulen- förmigen Verdickung eine ganz. kurze Gabelung in einen mehr nach vorn und einen mehr nach hinten gerichteten Ast zu erblicken ist. Es lässt sieh, meiner Ansicht nach, ohne grossen Zwang, zurückführen auf die bisher besprochene Form durch die Annahme, dass vielleicht aus räumliehen oder irgend welchen Gründen der ursprünglich einheitliche Vegetationspunkt sich in zwei gespalten hat, welche nunmehr jeder auf eigene Faust weiter wachsen. Wir brauchen weiter nur anzu- nehmen, dass eine solche Gabelung mehrmals stattfindet, um im Princip die Entstehung der bäum- 270 förmig verästelten Dotterstöcke vor uns zu haben. Geht diese wiederholte Gabelung und das Wachsthum immer gleichmässig vor sich, d. h. an allen Vegetationspunkten ungefähr gleichzeitig und gleich intensiv, dann müssen wir eine mehr oder minder rein dichotomische Structur des Ganzen erhalten, wobei ausser dem ersten und ältesten Hauptstamm jederseits kein Theil als besonders bevorzugt zu erkennen ist. Solche Verhältnisse treffen wir in" der That bei Distomum clavigerum und seinen Verwandten, weniger rein auch bei den schwach entwickelten und geglie- derten Dotterstöcken des Distomum perlatum, aseidia u. s. w. In anderen Fällen dagegen zeigt sich, dass von den beiden, aus einer Gabelung entstehenden „Knospen" die eine immer vegetations- kräftiger ist, vielleicht auch nur mehr Kaum zu ihrer Verfügung hat, als die andere. Da sie weiter, hauptsächlich wohl den Raumverhältnissen folgend, meist in annähernd gerader Linie längs des Körperrandes fort wächst, so erhalten wir jetzt ausser den beiden ersten Hauptstämmen deren noch weitere, an denen in dieser oder jener Weise seitlich Knospen ansitzen (Fig. 181, Tat'. IX): es entstehen longitudinale Dottergänge. Die Seitenknospen an diesen können sich wieder verschieden verhalten; sie können im Anschluss an die Verhältnisse bei den oben ge- nannten Distomen auch ihrerseits weiterwachsen, sich gabeln, und zur Bildung kleinerer Ver- ästelungen mit mehreren Endknospen hinführen, sie können aber auch einfach bleiben und direct zu den späteren Drüsenfollikeln werden. Das erstere Verhalten finden wir u. a. hei Distomum endohbum (Fig. 182, Taf. IX), das letztere bei Distomum tereticolle (Fig. 63, Taf. III). Zwischen den liier namhaft gemachten Ausbildungsweisen kommen naturgemäss noch Mittelformen in mehr oder minder reicher Mannichfaltigkeit vor; es würde uns alier zu weit führen, auf sie noch besonders einzugehen, umsomehr, als sie nach dem Gesagten ohne weiteres verständlieh sein werden. Am Ende der bisherigen Entwickelung haben wir dann ein mehr oder minder reich verzweigtes Geäst vor uns. an dessen Zweigenden überall kleine knospenartige Anhäufungen von Zellen sich finden; die Zweige selbst werden dargestellt von den Wandzellen, welche wie früher differencirt, aber hier entsprechend der reicheren Gliederung der späteren Allsführungsgänge zahlreicher sind. Während der Entwickelung und Ausbreitung der Dotter- stöcke wächst natürlich auch der gesummte Körper, und es ergiebt sich damit für die früher gebildeten Gänge die Notwendigkeit einer Verlängerung. Diese erfolgt, wie bei den anderen Abschnitten des Leitungsapparates durch eine St reckung der Wandzellen, die sich documentirt in einem immer weiter auseinanderrücken der Zellenkerne ; natürlich auch, dass davon am meisten die ältesten, zuerst gebildeten Theile, also die queren Dottergänge betroffen werden. Auch die gemeinsame Wurzel dieser letzteren, der unpaare Dottergang, nimmt an ihr Theil, freilich in nur geringem Maasse, da hier eine allgemeine Capacitätsvergrösserung stattfindet, welche die Entstehung des Do'tterreservoirs zur Folge hat. Auf der Aussenseite desselben legt sich wohl überall auch eine Ringmuskulatur an, die ich auf den übrigen Dottercanälen mit Sicherheit nicht nachweisen konnte. Die Aushöhlung des ganzen Systemes erfolgt ebenfalls auf die gewöhn- liche Weise, was beim Dotterreservoir direct zu beobachten, bei dem übrigen Theile der Dotter- leitungswege aber nur ausserordentlich schwer und unter besonders günstigen Verhältnissen zu erkennen ist. Den letzten Akt in der Entwickelung der Dotterstöcke endlich stellt die Umwandlung der bisherigen „Knospen" zu den Drüsenfollikeln dar, eine Umwandlung, die durchaus analog ist derjenigen, wie wir sie bei den compacten Dotterdrüsen des Distomum folium gesehen. Die Inhalts- zellen der Knospen beginnen sich zu vermehren, diese selbst schwellen an und treten jetzt all- 271 mählich deutlicher aus dem Parenchyme des Wurmkörpers hervor. Von den zunächst ganz gleichartigen Enhaltszellen der Dotterstocksfollikel werden etliche grösser, wobei sie sich mehr in die Mitte der Follikel drängen, sie entwickeln in ihrem Inneren die bekannten Körnchen und werden zu typischen Dotterzellen, während andere allmählich ihnen nachfolgen; die Verhältnisse sind von jetzt ab bekannt. Sie bieten übrigens manche Aehnlichkeit mit denjenigen dar, die sich in derselben Zeit im Keimstocke abspielen, wie- ja auch ihre Producte in manchen Fällen wenigstens eine gewisse Aehnlichkeit mit denen des Keimstockes zur Schau tragen (cf. oben pag. 199 f. n. 211). E n (1 1 h e i 1 e. Bei der Cercarie ist bekanntlich von einer Genitalöffnung noch keine Eede; beide Leitungs- wege gehen vielmehr, noch ehe sie die Bauchfläche erreichen, continuirlich in einander über und bilden einen mehr oder minder scharfen, flförmigen Bogen, dessen einer Schenkel sehr bald schon in die beiden Samenleiter sich spaltet, während der andere mit der Anlage der inneren weib- lichen Genitalien in Verbindung tritt. Dicht gedrängte, körnige Parenehymzellen begleiten beide Schenkel in ganzer Länge. Diese Anlage der Genitalorgane ist hei allen Cercarien genau die gleiche, und es sind nun auch die Veränderungen, welche im Laufe der Entwickelung an ihnen sich abspielen, im Princip durchaus dieselben. Die immerhin beträchtliche Verschiedenheit, welche wir an den fertigen Apparaten der erwachsenen Thiere kennen, ergeben sich nur als graduelle Unterschiede, hervorgerufen dadurch, dass die Ausbildung bei der einen Art weiter geht, als bei der anderen, und es bestätigt eine Verfolgung ihrer Entwickelung durchaus das, was wir über ihre Verwandtschaft schon früher durch Vergleichung der ausgebildeten Zustände erfahren haben. Genitalsinus. Die ersten Entwiekelungsvorgänge betreffen beide Schenkel der flförmigen Anlage in ganz der gleichen Weise, weshalb es sich auch empfehlen dürfte, sie zunächst gemeinsam zu behandeln. Eine intensive Streckung findet an ihnen nicht statt, doch nehmen sie mit dem Wachsthume des Körpers ebenfalls an Grösse zu, wobei ihre gegenseitigen Grössenbeziehungen in der Hauptsache gewahrt bleiben. Bei dem männlichen Theile dürfte im Anfange eine Ver- mehrung des zelligen Baumateriales stattfinden, bei dem weiblichen jedoch nicht, was ich schon oben gelegentlich hervorgehoben habe. Es kommen somit als Entwickelungserscheinungen hier nur in Betracht die Lumenbildung und die Differencirung der Muskulatur. Die ersten Anzeichen der Lumenbildung treffen wir ungefähr um dieselbe Zeit, zu welcher die Aushöhlung auch in den inneren Genitalien sich bemerkbar macht; sie erfolgt hier auch in ganz der gleichen Weise wie dort, concentrirt sich aber zunächst besonders auf den allervordersten Theil der Schlinge, auf ihre Umbiegungsstelle. Hier entsteht zuerst eine grössere Lacune, welche sich bald auffällig vergrössert und die Wand ziemlich dünn macht. Sie beginnt sogar allmählich aus der Axe des Zellenstranges herauszutreten und nach der Bauchseite sich vorzu wölben; wir erhalten so am vordersten Theile der vereinigten Genitalwege einen kleinen blasenartigen Aufsatz oder — 272 Anhang, der nach der Bauchseite herabreicht, zunächst aber dort noch blind endigt (GS Fig. 178, 179, Taf. IX, 89, Taf. IV, 141, 143, Taf. VII): die Anlage des Genitalsinus. Er ist also eine Ausbuchtung der Leitungswege, seine Wandungen sind Theile dieser, welche behufs seiner Bildung bruchsackartig vorgetreten und eine ziemlich starke .Streckung und Abplattung ein- gegangen sind. Eine Vermehrung der histologischen Elemente der Wand erfolgt dabei nicht und so knmmt es wohl auch, dass nur selten oder gar nicht Kerne in seine Wandungen mit einbezogen werden. Während er nun allmählich sich ^ergrössert und einen deutlich individuali- sirten Anhang der Geschlechtswege darstellt, dringt von ihm aus auch das Lumen weiter nach hinten zwischen den Zellen jener vor. Bei dem weiblichen Theile. der Vagina, erstreckt es sich bald durch die ganze Länge der Anlage hindurch, während von dem männlichen Abschnitte sich zunächst nur die vordere Hälfte an den weiter zu schildernden Rntwickelungsvorgängen betheiligt. An der hinteren beginnen die Differencirungen erst viel später mit der Bildung eines einfachen, schmalen Lumens. An der übrigen Genitalanlage differencirt auf der Aussenseite jetzt die Muskulatur, wie es scheint, zuerst auch in der Umgebung des werdenden Genitalsinus. Diese Muskulatur ist hier eine Ringmuskulatur, wie früher, aber es lagert sich ihr äusserlich noch eine gleichgebaute und auch gleich starke Längsmuskulatur auf. Sie entstehen beide ungefähr zu derselben Zeit: auf die Schwierigkeiten, welche sich der Beobachtung des: Wie? ihrer Bildung entgegenstellen, habe ich schon oben hingewiesen. Längsmuskulatur sowohl, wie Ringmuskulatur setzen sich natürlich ohne irgend welche Unterbrechung auch auf den Genitalsinus fort. Während der allmählichen Weiterentwickelung muss der letztere einmal auf die Bauch- wand treffen: das geschieht auch, und es findet dabei gleichzeitig eine Verbindung beider statt, von welcher sieh aber nirgends genau beobachten lässt, auf welche Weise sie zu Stande kommt. Dass sie aber thatsächlich vorhanden ist, beweist der Umstand, dass von einer gewissen Zeit ab das blinde, also äussere Ende des Sinus allen Bewegungen der Körperwand folgt, was bisher nicht der Fall war. In einzelnen Fällen sieht man, dass sich dem Sinus von der letzteren aus eine seichte Einsenkung entgegenwölbt; manchmal hat es mir aber auch den Anschein erweckt, als sei diese Einsenkung der Körperwand keine freiwillige, sondern ebenfalls eine Folgeerscheinung ihrer Verbindung mit dem Sinus, der sie bei gewissen Contractionszuständen des Leibes seiner- seits etwas nach innen zieht. Sehr tief fand ich einmal diese Einsenkung bei einem jungen Distomum tereticolle (Fig. (>2, Taf. III), sie war aber hier wie überall zunächst noch fest gegen den Sinus aligeschlossen. Eine besondere Beachtung verdient das Verhalten der inneren Wand. Im Keimgange sprossten auf der Innenfläche der Epithelzellen die Flimmerhaare, im LTterus zeigte dieselbe keine Differenzirungen ; hier sehen wir. dass sie zahlreiche feine Risse und Spältchen bekommt, welche ihre freie Fläche in eine Menge dichtgedrängter, kleiner Höckerchen auflöst. Unter diesen Höckerchen oder Wärzchen, die man namentlich im Profil recht gut erkennen kann, lassen sich zunächst überall noch die Kerne deutlich wahrnehmen. Nur im Genitalsinus sind letztere, wie schon betont, ziemlich selten, und wie die Wand dort infolge der stärkeren Ausdehnung bedeutend dünner ist, so sind natürlich auch ihre Spaltungsproducte, jene Höckerchen, niedriger, als in den anschliessenden, nicht erweiterten Theilen der Leitungswege. Ich brauche nicht erst zu erwähnen, dass die eben besprochenen Höckerchen nichts anderes sind, als jene Zäpfchen und Zöttchen, die wie in den Leitungswegen der erwachsenen Thiere so allgemein auftreten sahen: es erklärt sich jetzt wohl auch, warum sie in dem männlichen und dem weiblichen Abschnitte so gleichmässig — 273 — sich entwickelt zeigen: männlicher und weiblicher Abschnitt sind nichts als Theile eines einheit- lichen, ununterbrochenen Rohres. Auf dieselbe Weise, wie die Zäpfchen, entstehen auch die grossen und spitzen Stacheln in den Geschlechtswegen des Distomutn perlatum (Fig. 90, Taf. IV). Es sind ebenfalls Differencirungsprodncte des Epitheles, die hier weniger dicht stehen, dafür aber auch eine bedeutendere Höhe erreichen: sie dürften demnach wohl auch weniger als Klüftungs- producte der Oberfläche, denn vielmehr als directe Wachsthumsproducte derselben aufzufassen sein; jedenfalls aber sind sie epithelialer Herkunft. Sehr bemerkenswerth ist schliesslich noch das Verhalten der Kerne, betreffs dessen nicht überall Einheitlichkeit herrscht. Wir haben früher schon gesehen, dass bei einigen Formen unter diesen Zäpfchen und Zöttchen die Kerne der Epithelzellen zeitlebens zu erkennen sind, während sie namentlich bei den grösseren Formen im Alter ausnahmslos zu fehlen scheinen. Dieses Fehlen dürfte, verschiedenen Beobachtungen, nach auf ein Ausstossen derselben zurückzuführen sein, doch muss es, wenn es den alleinigen Weg zu ihrer Eliminirung darstellt, zu sehr verschiedenen Zeiten stattfinden. Man bemerkt nämlich diese Kerne mitunter noch auf ziemlich späten Ent- wickelungsstadien. während ich ihre Ausstossung nur auf jüngeren direct beobachten konnte. Jedenfalls sind also, um über die Verbreitung dieses Vorganges und über seine Bedeutung Klar- heit zu schaffen, noch erneute und ausgedehntere Beobachtungen nöthig. Das, was ich direct gesehen habe, ist das Folgende: Besonders bei Bist, clavig&rwm und medians fand ich zu einer Zeit, als das Lumen bereits in ganzer Länge durch die Vagina sich erstreckte, besonders in dieser ganz unvermuthet kernartige Gebilde, welche bei den schwachen Bewegungen, die der Apparat bereits ausführte, deutlich ihren Ort wechselten und offenbar lose in ihm gelegen waren (Fig. 189, Taf. IX). Begelmässig zeigten sich dabei aber die Kerne der Wand, die bis dahin durchaus normal sich verhalten hatten, der Zahl nach reducirt, manchmal auch schon ganz fehlend, und es konnte kaum einem Zweifel unterliegen, dass die hier fehlenden zu den im Inneren flottirenden in irgend einer Beziehung standen. Bei weiterer Aufmerksam- keit stiess ich dann auch gelegentlich auf Bilder, die wohl auf eine eben sich vollziehende Los- lösung bezogen werden konnten (Fig. 189*); daneben fänden sich möglicherweise auch Trümmer bereits untergegangener Kerne, Tröpfchen und Körnchen einer hyalinen, protoplasmatischen Sub- stanz, die vorher nirgends sich gezeigt hatten. Wir hätten demnach hier in der That das Factum einer Ausstossung und Degeneration von Theilen der Leitungswege. Es scheint mir nicht unmöglich, dass auch Schwarze solche Bilder gesehen und daraufhin eine Entstehung des gesammten Lumens durch Degeneration der axialen Zellen angenommen hat; aus den geschilderten Ver- hältnissen ergiebt sieh aber ohne Weiteres, dass diese Degenerationen hiermit der Bildung des Lumens nichts zu thun haben, da sie viel später auftreten, als dieses und bei anderen verwandten Formen überhaupt nicht Platz greifen. Die bis jetzt geschilderten Veränderungen in den Endtheilen der Leitungswege betrafen beide in ganz der gleichen Weise, wie sie denn beide auch äusserlich noch als ein durchaus ein- heitlicher, abgeschlossener und nur vorn scharf geknickter Canal erscheinen. Eine von ihnen ausgegangene Aussackung, der Genitalsinus, ist zunächst noch blind geschlossen, hat aber inzwischen immer mehr die Gestaltung eines selbstständigen Organes angenommen, in welches zwei scheinbar getrennte Gänge, der männliche und weibliche Endtheil der Leitungswege, einmünden. Bricht er nach aussen durch, was allerdings erst in späterer Zeit geschieht, dann erhalten wir typisch das Bild zweier im übrigen unabhängiger Canäle. welche gemeinsam durch ihn ausmünden. In Uibliotheca zoologica. Heft 16. «o 274 histologischer Hinsicht haben wir auf dem gegenwärtigen »Stadium folgende Verhältnisse. Die "Wand des Sinus wird gebildet zu innerst von einer „cuticulaartigen" Schicht ohne Zellkerne. die auf ihrer Oberfläche mehr oder minder deutlich kleine Erhebungen trägt, und nach hinten continuirlich in die Auskleidung der beiden Leitungswege übergebt. Diese ist ausnahmslos höber, zeigt auch in den meisten Fällen noch Kerne und die Erhellungen auf ihrer Innenfläche werden stärker, bei Dist. perlatum zu förmlichen langen, spitzen Stacheln. Diese Structur der Innen- wand erstreckt sich bei dem weiblichen Theile, der Vagina, durch ihre ganze Länge, beim männ- lichen Theile aber nur auf den vorderen Abschnitt, wohingegen der hintere erst ein wenig differencirtes Lumen und kaum veränderte zellige Wandungen zeigt. Aeusserlich liegt dem Genitalsinus sowohl, wie den anschliessenden Canälen eine Muskellage auf, zusammengesetzt aus einer inneren King- und einer äusseren Längsfaserschicht, von denen die letztere nach hinten beträchtlich an Stärke abnimmt, und nur bei der Vagina bis an's Ende reicht. Es wird nunmehr aber Zeit, uns auch nach den Schicksalen der Begleitzellen umzusehen, welche im weiteren Verlaufe besonders an der Bildung des Cirrusbeutels einen wichtigen Antbeil nehmen; wir müssen zu diesem Behufe männlichen und weiblichen Abschnitt getrennt behandeln. Männlicher Endtheil (Ductus ejaculatorius und Cirrusbeutel). Formen ohne Cirrusbeutel. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit zunächst den Formen zuwenden, welche des Cirrusbeutels und eines ausstülpbaren Cirrus entbehren, so schliessen sich die zu besprechenden Veränderungen hier direct an das eben geschilderte Stadium in der Ent- wickelung des Ductus ejaculatorius an. Sie beginnen mit einer ziemlich auffälligen Erweiterung des Lumens in dem hinteren, bis jetzt mehr indifferent gebliebenen Abschnitte des Leitungsweges. Die Folge davon ist, dass eben dieser hintere Abschnitt, der bisher gegenüber dem vorderen an Weite meist zurückstand, diesen überflügelt ; er wird mehr oder weniger deutlich sackförmig ; selbstverständlich, dass seine Wandungen bei dieser Dehnung niedriger werden, wobei dann die Kerne deutlich als buckelförmige Erhebungen in den Innenraum hinein vorspringen. Weniger Theil an der allgemeinen Dehnung nehmen die beiden hintersten, in directer Nähe des Ueber- ganges in die Samenleiter gelegenen Wandzellen, die infolgedessen höher bleiben und die uns bekannten Verschlusszellen darstellen. lieber die Entstehung des Flimmerepitheles an dieser Stelle habe ich leider nichts beobachtet. Auf diese Weise ist aus der hinteren Hälfte des Endstückes der männlichen Leitungswege die Samenblase geworden, die durch weitere Dehnung ihrer Wand noch ganz ansehnlich an Volumen zunehmen kann. Im Gegensatze zu ihr nimmt die vordere Hälfte, der Ductus ejaculatorius, nicht an Weite zu, es scheint nur eine Verstärkung seiner beiden Muskellagen durch eine Grössenzunahme der einzelnen Elemente einzutreten. Auch auf die Samen- blase hat sich, bis zu einem gewissen Grade wenigstens, diese Verstärkung der contractilen Ele- mente fortgesetzt ; ob aber auch die Längsmuskeln auf sie übergehen, habe ich wie gesagt, nicht eruiren können. Inzwischen sind nun auch die Begleitzellen, die bei Beginn der hier geschilderten Ent- wickelung noch ihr früheres Verhalten aufwiesen, charakteristische Veränderungen eingegangen. Ein Theil von ihnen, und zwar der mehr vorn, in der Umgebung des muskulösen Ductus ejacula- torius gelegene, macht äusserlich genau die Veränderungen durch, die wir oben bei Besprechung 275 der Schalendrüsen bereits kennenlernten. Auch sie werden zu Drüsenzellen, deren Ausführungs- gänge die Wand des Ductus durchbohren, und siel namentlich in dessen hinteren, der Samen- blase anliegenden Theil ergiessen. Der äussere Endabschnitt bleibt meist von ihnen frei; wir erhalten hiermit die einfachste Form der Prostatadrüsen. Die übrigen Begleitzellen, und namentlich die hinteren, in der Umgebung der Samenblase befindlichen, verwandeln sich allmäh- lich in typische Parenchymzellen von blasiger Form, die von den anderen, bereits früher gebil- deten Genossinnen in keiner Weise sich unterscheiden. Auch die um die Pars prostatica herum nicht zu Drüsenzellen sich umbildenden Elemente werden noch zu Blasenzellen, so dass wir schliesslich die drüsigen Elemente vollkommen frei in dem Parenchyme eingebettet vorfinden. Auf diese Weise entsteht jene Form des männlichen Geschlechtsendapparates, wie sie unter anderen Dist. cygnoides, folium, ovocaudatum zur Schau tragen. Ganz entsprechend verhalten sich auch die Distomen aseidiä und aseidioides, nur dass namentlich bei dem ersteren der zur Samenblase sich entwickelnde Theil des Leitungsweges sieh bedeutend mehr in die Länge streckt, wogegen dann die Dicke nur verhältnissmässig gering bleibt. Auch der muskulöse Endtheil ist im Vergleiche zu dieser Samenblase sehr kurz. Die Begleitzellen metamorphosiren sich durchaus entsprechend wie bei den oben geschilderten Arten ; ein Theil von ihnen wird zu Prostatadrüsen, der andere zu Blasenzellen. Nicht ganz leicht zu verstehen ist die Entstehung der beutelartigen Bindegewebsverdichtung, die hier die Samenblase umgiebt. Ich möchte sie mir so erklären, dass der Haupttheil der Begleitzellen die Zwischen- räume zwischen den Windungen der Samenblase ausfüllt, wodurch dann der ganze Endtheil des männlichen Apparates zu einem mehr oder minder soliden und compacten Körper umgeformt wird, der seinerseits, durch seine Schwellung und den durch dieselbe herbeigeführten Druck auf die Umgebung, die fibrilläre Verdichtung derselben bewirkt. Am Ende dieser Reihe steht dann, wie wir von früher her bereits wissen, das Dist. tereticoUe, wo zu den bisher geschilderten Ver- hältnissen als Neues nur die Fntwickelung jenes eigentümlichen Verschlussapparates kommt. Dieser Verschlussapparat entsteht, wie wir aus Fig. 62, Taf. III ersehen, ziemlich spät als eine einfache Auftreibung des Leitungsweges, in welcher sehr bald auch ein Lumen sich zeigt. Die auf der Aussenfläehe sich anlegende Muskulatur erstreckt sich auch auf diese Erweiterung, und zwar sowohl die Längs- als die Ringmuskulatur; erstere findet mit derselben nach hinten zu ihr Ende. Bald senkt sich nun, nachdem die Blase ein wenig grösser geworden ist, die hintere Hälfte ihrer Wand mit dem Eintritt der Samenblase in die vordere -Hälfte hinein, legt sich der- selben aber nicht direct und dicht an, sondern es bleibt immer ein zunächst napfförmiger Hohl- raum zwischen beiden erhalten. Wie nun aus diesem die spätere 4lappige Form entsteht, kann ich nicht genau sagen, da mir entsprechende Zwischenstadien leider nicht zu Gesicht gekommen sind. Es ist möglich, dass der nach hinten gekehrte Rand des napfförmigen Hohlraumes in 4 Lappen oder Säcke auswächst, die durch 4 meridional verlaufende und unter Winkeln von 90° sich schneidende, solide Rippen von einander getrennt sind; es ist aber auch möglich, dass an der Stelle dieser Kippen die vordere und die hintere Begrenzung des napfförmigen Hohlraumes sich aneinanderlegen und dadurch denselben in die 4 Lappen zertheilen, die ich oben mit dem Gastralraum einer Charybdea verglich; in beiden Fällen verlaufen die Längsmuskeln des Organes hauptsächlich in jenen vier Rippen. Die innere Oberfläche der Wandzellen, die früher völlig glatt war, hat sich in jene kleinen, dicht gedrängt stehenden Zäpfchen differencirt. zwischen denen es bald nicht mehr gelingt, einen der früheren Kerne nachzuweisen. 35* 276 In dem Verhalten der Begleitzellen stimmt das Dist. tereticolle völlig mit den bereits geschilderten Würmern überein. Formen mit Cirrusbeutel. Um die Entstehung des Cirrusbeutels in ihren ersten Anfangen zu erkennen, müssen wir auf ziemlich frühe Stadien in der Entwickelung der Genital- anlage zurückgehen. Sic knüpft an an das Verhalten der Begleitzellen, welche, um das noch- mals zu betonen, bei den bis jetzt besprochenen Wurmarten erst in einem relativ späten Alter zu einem Theile in die Prostatadrüsen, zum anderen in gewöhnliche Parenchvmzellen sich um- wandelten. Da, wo ein Cirrusbeutel zur Ausbildung kommt, sehen wir nun schon zur Zeit der Anlage des Genitalsinus die Begleitzellen nicht mein- in einfacher Reihe pallisadenförmig den Geschlechtswegen anliegen, sondern sie sind infolge einer unter ihnen eingetretenen Vermehrung längs des ganzen unpaarcn Theiles der Anlage in zwei Reihen angeordnet. Eine solche Ver- mehrung kommt übrigens sicher auch bei einem Theile der nicht Cirrusbeuteltragenden Formen vor, ohne hier aber zu besonderen Bildungen hinzuführen. Die Verdoppelung der ursprünglich einfachen Zellen- oder vielmehr Kernreihe geschieht so, dass die durch die Vermehrung neu- gebildeten Elemente nach aussen gedrängt werden und sich allmählich dort zu einer neuen Schicht gruppiren; in der Fig. 177, Taf. IX sieht man die ersten Anfänge dieses Processes, ebenso wie in Fig. 89, Taf. IV, die sich auf eine noch in ihrem Keimschlauch befindliche, aber sonst ziemlich reife Cercarie des Dist. perlatum bezieht — bekanntlich ist dies eine Form, welche bereits im Cercarienzustande ihre Genitalien sehr weit zur Entwickelung bringt. Von den auf diese Weise emporgedrängten Zellen sieht man nun sehr regelmässig eine allerdings nur geringe Zahl an der Oberfläche auffällig sich verbreitern und eine spindelförmige Gestalt annehmen, wobei ihre längere Axe parallel zu der des Leitungsweges sich stellt. Die spindelförmige Gestalt ist der optische Ausdruck einer Abplattung; die sich abplattenden Zellen treffen bald mit ihren Rändern auf- einander und nach kurzer Zeit haben sie eine allseitig geschlossene zellige Hülle um den unpaaren Theil des Leitungsapparates mitsammt den ihn einhüllenden Begleitzellen gebildet. Sie legen sich sowohl hinten, wo die Gabelung in die beiden Samenleiter erfolgt, als vorn, unmittelbar an der Umbiegungsstelle , i. e. direct hinter dem auswachsenden Genitalsinus, fest um den Leitungsweg herum, und repräsentiren so einen ringsum geschlossenen Sack, die erste An- lage des Cirrusbeutels. In den Figuren 178, 179, 184, 189 der Tafel IX, sowie in einer Anzahl anderer sind die verschiedenen Stadien in der allmählichen Consolidirung desselben deut- lich zu erkennen. Er ist ein Product der Begleitz eilen, die sich hier durch ihn scharf gegen das umgebende Parenchym abschliessen '). ') Wie ich schon oben (pag. 189 Anm.) gelegentlich hervorhob, fasst Monticelli den Cirrusbeutel (tasca del pene), als eine „continuazione del deferente" (1. c. pag. 00) auf, wohingegen der Penis selbst eine Einstülpung der äusseren Haut sein soll (1. c. pag. Sil: ..II pene non ha da considerarsi altrimenti, secondo il concetto che dallo studio di qtiest' organo ho potuto l'ormarmi, che una introflessione della cute esterna, della cjuale ha la struttura e le proprietä, che si e invaginata nella tasca ed e suscettibile di estroflettersi"). Wie an derselben, oben citirten Stelle weiter hervor- gehoben, ist sich MONTICELLI über das so häufige Fehlen des Cirrusbeutels nicht klar, er verwechselt diesen augen- scheinlich mit der Sanienblase, denn andererseits müsste es bei ihm doch Bedenken wachgerufen haben, wenn, seiner Aus- legung nach, der männliche Leitungsweg einmal sieh selbst zur Samenblase erweitert und direct nach aussen mündet, während in anderen Fällen, bei den Formen mit Cirrusbeutel, der Leitungsweg sich zu diesem letzteren erweitert, während der Penis und seine Fortsetzung, die Samenblase, durch Einstülpung der Haut entstehen sollen. Die oben mitgetheilten Beobachtungen beweisen, dass weder der Penis mit der Haut, noch die tasca del pene etwas mit dem Leitungswege zu thun haben; ersterer gehört vielmehr dem Leitungswege an, ist ein besonders differencirter Theil desselben, letztere ein Product des Körperparenchyms (Nachtr. Zusatz). — 277 Wenn wir gleich noch die weiteren Schicksale diese« Cirrusbeutels ins Auge fassen, so bestehen dieselben zur Hauptsache nur in der Differencirung einer Muskulatur. Diese setzt sich zusammen aus einer Ringfaserlage und einer sie äusserlich überlagernden Längsfaserschicht. Betreffs der ersteren ist die Entstehung aus den Wandzellen des Beutels, die man ebensogut als Epithelzellen bezeichnen kann, klar und deutlich zu erkennen und zwar vollzieht sie sieh in genau derselben Weise, wie diejenige der Ringmuskeln der übrigen Leitungswege; betreffs der Ent- stehung der Längsfasern muss ich auf das früher gesagte verweisen. Die im Anfange stets leicht erkennbaren Epithelzellen verschwinden während dieser Düferencirungsprocesse immer mehr; bald sind nur noch hier und da verstreut ihre Kerne als ganz flache Erhebungen auf der Innenwand des Beutels bemerkbar, und schliesslich schwinden auch diese, wohl in der Haupt- sache dadurch, dass durch die grösser und grösser werdende Ausdehnung die eigentliche Cirrus- beutelwand bis zu minimaler Dünne ausgespannt wird, und die Kerne, die sehen von vornherein nicht übermässig zahlreich waren, auf einen immer grösseren Baum auseinanderrücken. Bei dem Cirrusbeutel der erwachsenen Formen dürfte kaum je noch der eine oder der andere zu erkennen sein. Was .nun die von dem Cirrusbeutel nach seiner Entstehung eingeschlossenen übrigen Begleitzellen anbelangt, so stimmen deren Schicksale in so augenfälliger Weise mit denjenigen überein, welche dieselben Elemente bei den nicht eirrusbeuteltragenden Formen zeigen, dass die vollständige Identität beider unwillkürlich in die Augen springt. Auch nach Abschluss des zelligen Sackes scheint unter den Kernen der Begleitzellen, wenigstens bei einigen Formen, in ich eine Vermehrung stattzufinden , während welcher die Kerne selbst dicht aneinandergedrängt bleiben. Bald aber bemerkt man eine Lockerung dieses dichten Gefüges, bei welcher allmählich auch deutliche Zellgrenzen in die Erscheinung treten. Die Lockerung macht Fortschritte und es resultirt aus ihr ein Zustand, wo innerhalb des Cirrusbeutels ein Aggregat mehr oder minder zahlreicher, kerntragender Zellen zu erkennen ist (z. B. Fig. 142 u. 143, Tat. VII). Unter diesen Zellen bemerkt man allerdings schon welche, die sehr ausgesprochen eine spindelförmige Gestalt aufweisen: diese Spindelform geht allmählich über in eine unverkennbare Kolben- oder Flaschenform und es zeigt sich dabei zu gleicher Zeit, dass die so gestalteten Elemente haupt- sächlich in der Mitte, in der Nähe des Ueberganges zwischen Ductus ejaculatorius und Samen- blase gelegen sind. Wir haben hier diejenigen Elemente vor uns, die in der Metamorphose zu den Prostatadrüsen begriffen sind; im Gegensatz zu ihnen behalten die in den beiden Enden des Beutels gelegenen ihre indifferente Form zunächst bei; es treten aber bald immer zahlreicher blasenartige Hohlräume zwischen ihnen auf, wobei die deutlichen Zellen mehr und mehr schwinden, und bald findet sich an ihrer Stelle ein Gewebe, welches durch nichts von dem ausserhalb des Cirrusbeutels gelegenen Parenchymgewebe sich unterscheidet, und auch nichts anderes, als dieses ist. Nur ganz sporadisch bleiben zwischen den Parenchymzellen einige weiche, noch protoplasma- reiche Elemente zurück, von denen das eine oder das andere wohl in die früher von uns im Cirrusbeutel angetroffenen Ganglienzellen sich verwandeln könnte ; Sicheres hierüber kann ich jedoch nicht angeben, ebensowenig, wie ich über eine etwaige Verbindung dieser Gebilde mit dem übrigen Nervensystem Aufschluss erhalten habe. In der Zwischenzeit schreitet nun auch die Ausbildung der Prostatadrüsen fort. Die Zellen, die ursprünglich noch meist hyalin oder ganz feinkörnig waren, treten allmählich durch eine stärker körnige Beschaffenheit ihres Inhaltes hervor: wie früher nicht alle auf ein- mal, sondern zuerst nur wenige, später mehr und mehr. Sie verlängern ihr dem Ductus ejacu- 278 latoritts zugekehrtes Ende, bis dasselbe auf diesen trifft, und nun erfolgt die Durchbohrung der Wand, welche zu beobachten mir ebensowenig geglückt ist, wie bei den oben besprochenen Arten. Das Resultat des Processes freilich sieht man besonders an jungen Stadien so klar und schön, wie kaum je bei erwachsenen Thieren (Fig. 185, Taf. IX). Es ist hier eine streng durchgeführte Regel, dass die Einmündung der Prostatadrüsen in den Ductus ejaculatorius nur in dessen hinterstem, direct auf die Samenblase folgenden Theile stattfindet. Ursprünglich unterscheidet sich dieser von dem übrigen Ductus nur dadurch, dass auf seiner inneren Oberfläche die begin- nende Skulpturirung der Epithelwand bloss ganz schwach auftritt, wohingegen die Kerne der Wandzellen hier so deutlich sind, wie vorn. Mit dem Eintritt der Drüsengänge aber isolirt sich der hintere Abschnitt des Ductus, der sie aufnimmt, mehr von dem vorderen, einmal dadurch, dass er eine etwas grössere Weite bekommt und sich durch eine Einschnürung gegen denselben absetzt, sowie auch dadurch, dass seine Wände allmählich an Stärke abnehmen. Bald werden auch die Kerne so flach und reducirt, dass sie nur noch bei besonderer Aufmerksamkeit gefunden werden können ; es ist übrigens nicht unmöglich, dass auch hier eine, wenigstens theilweise Aus- stossung derselben stattfindet. Ueber das Verhalten der Drüsensecrettröpfchen und über das Zustandekommen des definitiven Aussehens der Pars prostatica, deren Entwickelung wir hiermit kennen gelernt, habe ich schon früher das Nöthige mitgetheilt (p. 188). Das Verhalten der Samenblase ist gegenüber ihrem Verhalten bei den oben besprochenen cirrusbeutellosen Formen nicht im geringsten abweichend. Auch an dem Ductus ejaculatorius treten bedeutsamere oder wesentliche Veränderungen nicht ein; nur wird er vor allem etwas länger und seine gesammte Muskulatur kräftiger, was mit der Fähigkeit des Hervorgestiilpt- werdens nach aussen zusammenhängt. Hand in Hand damit geht eine, wenn auch oft nur wenig ausgesprochene Verdickung der vorderen Hälfte, die zum Theil auf noch weiter gehende Ver- stärkung der Muskulatur, zum grösseren Theil aber mar auf eine Erweiterung des Lumens zurück- zuführen ist. Es ist ohne weiteres ersichtlich, dass im letzteren Falle die Umstülpung leichter vor sich gehen nmss, als wenn die Weite von vorn bis hinten sich gleich bleibt. Damit hat der männliche Copulationsapparat seine definitive Gestaltung erlangt. Vagina. Betreffs der Vagina ist dem oben Gesagten nur noch wenig hinzuzufügen. Wir hatten gesehen, dass auf ihrer inneren Oberfläche genau dieselben Skulpturen zur Entwickelung kommen, wie bei dem Ductus ejaculatorius, und wir hatten namentlich bei ihr die muthmassliche Aus- stossung der Zellenkerne aus der Wand beobachten können. Sie hat damit in der Hauptsache bereits ihre definitive Gestaltung angenommen, denn die noch folgenden Veränderungen bestehen nur noch in einem Wachsthume durch Ausdehnung ihrer Wände und in einer Vervollkommung der Skulptur ihrer Innenfläche. Die Begleitzellen, die auch ihr äusserlich angelagert waren, behalten ihre ehemalige Beschaffenheit während der ganzen Entwickelungszeit im Wesentlichen bei; sie lassen sich auch bei voll erwachsenen Individuen noch in der Umgebung der Scheide antreffen, meist in einer ganz indifferenten, auf keine besondere Function hindeutenden Gestalt, mitunter nach der Vagina hin etwas spitz ausgezogen. Auf letzteren Befund hin hat man ihnen 279 — bekanntlich eine sekretorische Thätigkeit zugeschrieben; ob mit Recht, muss bis auf weiteres dahingestellt bleiben. Der Durchbruch des G-enitalsinus nach aussen scheint individuellen Schwankungen in ziemlich hohem Maasse unterworfen zu sein, wenigstens habe ich eine Beschränkung auf einen bestimmten Zeitpunkt mit Sicherheit nicht feststellen können. Er vollzieht sich augenscheinlich durch eine einfache Resorption der Körperhaut an der betreffenden Stelle ; wahrend man dieselbe vor dem Durchbruche mit allen ihren Ausstattungen von Stacheln oder Höckerchen noch ununter- brochen über den Sinus hinwegziehen sieht, zeigt sich später eine kleine unregelmässige Oeffnung, die sich bald zu dem regelrechten Genitalporus erweitert. Zusatz: Aus den im Vorstehenden mitgetheilten Beobachtungen über die allmähliche Ausbildung der Genitalleitungswege wird, so hoffe ich, hervorgehen, dass mir die Umwandlung ihrer Wandungen aus einem typischen, wenn auch nicht scharfe Zellgrenzen zeigenden Epithele nicht so unbekannt ist, wie Monticelli (vergl. die Nachschrift zu dem Abschnitte: Körper- bedeckung, bes. pag. 133) anzunehmen geneigt scheint. Ich habe im Gregentheil gerade aus diesen Beobachtungen die Ueberzeugung gewonnen, dass die in den ausgebildeten Würmern ebenfalls kernlose und augenscheinlich homogene Körperhaut nicht denselben Ursprung haben kann, wie die Wandung der Genitalwege, denn nirgends und zu keiner Zeit habe ich in ihr Spuren von Kernen, noch viel weniger aber eine so deutliche zellige Zusammensetzung erkennen können, wie bei der letzteren. Der Umstand, dass bei den ausgebildeten Thieren die innere Auskleidung namentlich der Endtheile der Leitungswege ein der Körperbedeckung so ähnliches Aussehen zeigt, ist zwar interessant und auffällig genug, aber wohl für sich allein noch bei weitem kein Grund dafür, mit so apodiktischer Sicherheit eine Identität beider aufzustellen, wie es Monticelli in dem Satze thut (1. c. pag. 103): . . l'epitelio (sc. der weiblichen Geschlechtswege) esiste, ma e trasformato in una sostanza omogenea, in un sineizio, analogo al sineizio ectodermico, che e id un tempo la riprova e la guistifica di quello ectodermico! Eine besondere Zusammenstellung der benutzten Litteratur zu geben, halte ich um desswillen hier für überflüssig, weil vor kaum Jahresfrist erst in Braun's Bearbeitung von Bronn's Klassen und Ordnungen des Thierreiches ein vollständiges Verzeichniss der Litteratur über Trematoden erschienen ist. Erklärung" der Abbildungen. Die Figuren sind sämmtlich mit dem ZEiss'schen Zeichenspiegel und mit den neben ihren Nummern verzeichneten Objectiven. sowie Ocular II von Zeiss bei einer Tubuslänge von 160 mm entworfen,^ die Einzelheiten sammt und sonders nach Untersuchung mit homogener Immersion Apochromat 2 mm gezeichnet. Wo Conservirungs- und Färbnngsmethoden nicht angegeben, handelt es <\rh um Darstellungen nach dem Leben. Es entspricht so eine Zeichnung mit Objectiv a1 einer Vergrösserung von 12, mit a3 von 38, mit A von 71. mit C von 170, mit D von 285, mit E von 375. mit 8/s von 350, mit "U von 700 und mit 2/e von 1060. Durchgehende Bezeichnungen. A Auftreibung des LAURER'schen (-anales. KDr Kopfdrüsen. B Blasen in der Haut. KG Keimgang. Bit Befrachtungsraum. KZ Reife Keimzellen. BZ Begleitzellen. L Lumen. C Haut. LC Laurer scher ('anal. CB Cirrusbeutel. LM Längsmuskeln. ( 'D Dorsalcommissuren. ND Hinterer Dorsalnerv. ('DL Dorsolaterale Commissuren. NDA Vorderer Dorsalnerv. CH Zellige Cercarienhaut. NL Hinterer Lateralnerv. CL Lateralcommissur der vorderen und hin- NLA Vorderer Lateralnerv. teren Längsnerven. NSC Supracerebraler Nerv. Cu Cuticula. NSOe Suboesophagealer Nerv. CV Ventralcommissuren. NV Hinterer Ventralnerv. CVL Ventrolaterale ('ommissuren. NVA Vorderer Ventralnerv. De Ductus ejaculatorius. Oo Ootyp. DE Anlage der Dotterstocksfollikel. PE Porus exeretorius. DG Dottergang. Pi Pigment. DR Dotterreservoir. PP Pars prostatica. DrM Drüsenmündungen. Pr Prostatadrüsen. DSt Dotterstöcke. PS Parenchymsack als Stellvertreter DZ Dotterzellen. Cirrusbeutels. EB Excretionsblase. RM Ringmuskeln. Ep Epithel. RS Receptaculum seminis. Ex Excretionsgefässe. RSul ; Receptaculum seminis uterinum. Fl Flimmertrichter. SN Saugnäpfe. GA Genitalanlage. Sp Spermatozoen. GC Cerebralganglion. SR Sammelraum. GP Genitalporus. Ut Uterus. GS Genitalsinus. V Verschlussapparat. GSC Supracerebrales Gangh on. VD Vas deferens. GZ Ganglienzellen. Vg Vagina. Hi | vs Vesicula seminalis. TT Hoden. H2 1 z Zäpfchen. HM Hüllhaut. c? männliche \ „ .. ,..,„ ..... , Genitalottnung. K Keimstoek. 9 • — » ■ ■ weibliche 1 des 281 Tafel I. Fig. 1. Distomum tereticolle aus dem Magen des Hechtes. Erwachsen, von der Bauchseite. 2. Abgelegtes Ei mit entwickeltem Miracidium (mit Darm und Borstenplatten). 3. Jüngstes von mir gefundenes D. tereticolle. ,, 4. Distomum perlatum, aus dem Darme der Schleie, erwachsen, von der Bauchseite. 5 a u. b. Hauptformen der Eier desselben Wurmes. 6. Eben aus seiner Cyste geschlüpftes D. perlatum. Bauchseite. 7. Distomum perlatum kurz vor Eintritt der männlichen Reife. Bauchseite. „ 8. Distomum nodulosum, Darm von Acerina cernua, ganz erwachsen. Bauchseite. 9. Zur Ablage reifes Ei desselben Wurmes mit völlig entwickeltem Miracidium. „ 10. Dist. nodulosum unmittelbar vor Beginn der Eibildung. „ 11. Distomnm gfobiporwn, Darm versch. Cyprinoiden, erwachsen. Bauchseite. ., 12. Reifstes Ei desselben Wurmes mit Zellenhaufen im Inneren. „ 13. Junges Dist. globiporum kurz nach der Uebertragung, Darm von Cypriuoiden. Bauchseite. „ 14. Aelteres Individuum desselben Wurmes, im Beginne der Spermabildung. Rückenseite. 15. Distouiiiiii isoporum, Darin von Cyprinoiden, erwachsen. Bauchseite. ., 16. Zur Ablage reifes Ei des Wurmes mit noch ungefurchter Eizelle EZ. „ 17. Sehr junges Dist. isoporum mit Kopfdrüsen, Nervensystem, Augenflecken und noch sehr wenig differencirter Genitalanlage. Kückenseite. „ -18. Aelteres D. isoporum mit deutlicher differencirter Genitalanlage, aber noch weit von der Reifung der Geschlechtsproducte entfernt. Rückenseite. „ 19. Distomum folium, Harnleiter von Acerina cernua, erwachsen, obgleich noch nicht stark mit Eiern gefüllt. Bauchseite. Eben gebildetes Ei desselben Wurmes mit grosser Keimzelle und wenig Dotter. Reifstes Ei des gezeichneten Wurmes mit unvollständig entwickeltem Embryonalkörper und Dotter- resten. Ohne Deckel. Junges Dist. folium im Beginne der männlichen Reife. Bauchseite. Distomum cygnoides, Harnblase von Bana esculenta; mittelgross. Bauchseite. Jüngeres Exemplar mit nur erst zwei Hoden, die bereits seitliche Einkerbungen zeigen. Bauchseite. Eben gebildetes Ei. Deckelloses Ei mit reifem Miracidium im Inneren. Ti 20. n 21. 22. n n 23. n 24. n 25. n 26. Bibliotbeca zoologiea. Heft lti. 36 — 282 Fig. 27. 11 28 n 29, n 30, V 31, n 32, n 33, n 34, n 35, n 36, n 37, n 38. n 39. V 40. n 41. n 42, n 43, H 44. n 45. V 40 vt 47, Tafel II. Distomum endolobum, Darm der Frösche, erwachsen. Bauchseite. Abgelegtes Ei mit einigen Embryonalzellen im Inneren. Junges Distomum endohbum mit starker, rostfarbener Piginentirung. Genitalanlage nocli wenig dift'erencirt. Rückenseite. Distomum clavigerum Rud. (= neglectum v. Linst), Darin der Frösche, ganz erwachsen. Bauchseite. Eeifes Ei desselben Wurmes mit hyaliner Hülle und völlig entwickeltem Miracidium im Inneren. Jüngstes von mir gefundenes Bist, clavigerum mich ohne differencirte weibliche Genitalien. Rückenseite. Distomum confitsum n. sp. (= clarigeriim Duj. !, Darm der Fi-ösche, ganz erwachsen. Bauchseite. Ei desselben Thieres mit entwickeltem Insassen. Junges Dist. confusum auf dein Höhepunkte der männlichen Reife. Bauchseite. Distomum mediana, Darm der Frösche, ganz erwachsen. Bauchseite. Reifes Ei desselben mit Hülle. Jüngstes gefundenes Dist. mediana mit noch sehr wenig dift'erencirten Genitalien. Bauchseite. Distomum cylindraceum, Lunge des Landfrosches, ganz erwachsen. Bauchseite. Reifes Ei desselben. Junges Distomum cylindraceum kurz vor Beginn der männlichen Reife. Bauchseite. Aelteres- Dist. cylindraceum vor Beginn der weiblichen Reife. Bauchseite. Distomum variegatum, Lunge der Wasserfrösche, mittelgross. Varietät mit bestachelter Haut, kurzen Dotterstöcken und grossen Eiern. Bauchseite. Ei dieses Wurmes. Anderes Distomum variegatum, ganz erwachsen, mit spitzchentragender Haut, langen Dotterstöckeu und kleinen Eiern. Bauchseite. Ei dieser Form. Ganz junges Dist. variegatum mit nur durch das undurchsichtige Parenchym hindurchschimmernder Genitalanlage. Bauchseite. 48. Aelteres Distomum variegatum in voller männlicher Reife mit massenhaften Spermatozoen im Anfangs- theile des Uterus (cf. Fig. 135, Taf. VII). Rückenseite. - 283 - Tafel III. Fig. 49. J>istomum ovocaudatum Vülp., Unterfläche der Zunge des Wasserfrosches, völlig erwachsen. Bauchseite. „ 50. Distomum leptostomum Olss., Dann des Igels, erwachsen. Bauchseite. .. 51. Distomum ascidioides Van Ben., Dann von Vesperugo pipistrellus. Eben erwachsen. Bauchseite. - 52. Distomum ascidia Van Ben., Dann von Vesperugo pipistrellus. Erwachsen. Bauchseite. n Fig. 5.'? — 63 Distomum tereticoüe. Fig. 53. Haut mit den von innen her sich vordrängenden Blasen (pallisadenförnüger Bau) pag. 117. .. 54. Kopfnervensystein vom Rücken. Der Oesophagus mit den nach vorn gebogenen Anfangstheilen der Darmschenkel ist eingezeichnet. .. 55. Ein Theil des Körpernervensystemes kurz hinter dem Bauchsangnapfe, vom Rücken. Die Haupt- stämme des Gefässsystemes sind eingezeichnet. .. 56. Zwei Ganglienzellen, A aus dem Bauchnerven, B aus einem dorsalen Quernerven. .. 57. Collateralnerv zu einem Theile der Ventralnerven, in dessen Verlauf mehrere grosse Ganglienzellen eingeschaltet sind. Zwei- und mehrfache Wurzeln der Quercommissuren. Aus dem hinteren Körpertheile. 58. Körperparenchym mit den durch dasselbe hindurchziehenden Parenchymmuskeln; einzelne eingelagerte Ganglienzellen und Flimmertrichter. Ganz erwachsenes Thier; unter der Rückenflache. 59. Optischer Längsschnitt durch den Endtheil des Genitalapparates, in einen mit der Camera gezeich- neten wirklichen Längsschnitt eingezeichnet. Man sieht die. beiden Genitalöffnungen auf der Spitze des papillenförmigen Vorsprunges in die grosse Vorhöhle hineinragen. Verdichtung des Parenchymes im Umkreise der Samenblase. 60. Eintritt der beiden flimmernden Endtheile der Samenleiter in die Samenblase und Verschlusszellen derselben. 61. Weibliche Keimorgane von der Rückenflache. Massenhafte Spermatozoen im Anfangstheile des Uterus. 62. Endtheil der Genitalleitungswege von einem jungen Thiere (Fig. 3, Tat'. I). Der Genitalporus ist oberhalb der übrigen Masse gelegen zu denken, so dass die an ihn sich anschliessende Einsenkung nach innen zu gerichtet ist. Genitalsinus GS noch nicht mit der Einsenkung in Communication. Begleitzellen noch nicht differencirt. Bauchseite. 63. Weibliche Keimorgane desselben Thieres; Bückenseite. Alles noch rein zellig, Lumen erst im Ootyp und im späteren Dotterreservoir vorhanden. Beginnende Differencirung der Schalendrüse. Der quere Dottergang ist nicht in voller Länge dargestellt. 30* 284 Tafel IV. Fig. 64 — 71 Distomum tereticolle. Fig. 64. Darstellung- des Gesanimtnervensystemes von der Rückenseite. 65. Darstellung des Gefässsystemes von einem ziemlich jungen Thiere lange vor der Eibildung. Bauch- seite. T)ie Zahlen 1 — 11 geben die Austrittsstellen der 11 Nebengefässe aus dem rücklaufenden Hauptgefäss an. .. 66. Längsschnitt durch einen stark aufgetriebenen und mit Eiern gefüllten Genitalsinus, wie er nach längerem Liegen der Würmer in Wasser entsteht. „ 67. Verschlussapparat der Vesicula seminalis schräg vom Bauche gesehen; Pars prostatica mit der Ein- mündung der Prostatadrüsen. ., 68. Ein Theil aus einem Samenleiter mit Wandzelle und Fältchenbildung im Inneren. „ 69. Der Seite 205 beschriebene abnorme LAüREEsche Caiial mit. der doppelten Mündung und dem kleinen, seitlichen Anhang A vom Bücken. „ 70. Längsschnitt durch das Dannepithel, das sich nach Innen zu in die ausserordentlich feinen, während des Lebens bewegungslosen Fortsätze auflöst. Farbe Haematoxylin. 71. Theil aus einem Längsschnitt durch den Bauchsaugnapf. Die Haut hat sich etwas von ihrer Unter- lage abgelöst, zeigt aber eine grosse Zahl feinster Spitzchen nach derselben zu gerichtet. Färbung Haematoxylin. „ 72. Endtheil der Genitalleituiigswege von Distomum ascidia Van Ben. Bauchseite. 73. Vereinigung der Samenleiter und Eintritt des vereinigten Endtheiles in die Samenblase von dem- selben Wurme, stärker vergrössert, von der Rückenseite. Flimmerepithel im Samenleiter. „ 74. Flimmertrichter von Dist. tereticolle. Fig. 75 — 80 Distomum folium. Fig. 75. Weibliche Genitalorgane des erwachsenen Thieres, vom Rücken. .. 76. Endtheil der Genitalleituiigswege auf demselben Alter. Bauchseite. .. 77. Flimmertrichter eines jüngeren Individuums nach Beginn der Eibildung: Terminalzelle und Capillarwaud. .. 78. Weibliche Genitalanlage des erwachsenen Distoma duplicatum von Baer = Cetraria folii. Die Abgrenzungen der einzelnen Theile gegen das Parenchym sind hier etwas stärker markirt, als es in Natura der Fall ist. Rückenseite. .. 79. Junges Distomum folium aus der Blase von Acerina. Es sind nur die Anlagen der bereits ziemlich weit entwickelten Genitalien gezeichnet. Riickenseite. .. 80. Genitalleitungsweg; Ende desselben bei einem eben in das Stadium der männlichen Reife getretenen Thiere; Spermatozoen im Uterus. Fig. 81 — 91 Distomum perlatum. Fig. 81. Kopftheil mit den Kopfdrüsen von der Riickenseite; an den Seitenränderu einige Mündungen von Drüsen im Profil. „ 82. Endtheil der Genitalleituiigswege von einem völlig erwachsenen Individuum. Genitalsinus, Ductus ejaculatorius und Vagina liegen ganz im Inneren des Körpers. Bauchseite. .. 83. Derselbe Apparat eines bedeutend jüngeren, aber auch völlig geschlechtsreifen Thieres. Der Ductus ejaculatorius ist zur Hälfte nach aussen hervorgestülpt, Samenblase und Prostatadrüsen sind mit- gezogen und ausserordentlich verlängert; Genitalsinus und Vagina liegen im Inneren des Körpers, wie gewöhnlich. Bauchseite. — 285 Fig. 84. 85. 86. 87. 89. 90. 91. Derselbe Apparat eines noch jüngeren Thieres ganz im Beginne der geschlechtlichen Thätigkeit, mit eingezogenem Ductus ejaculatorius, aber vorgestülptem Genitalsinus. Die männliche Oeffnung c? liegt auf der Spitze des umgekehrten Sinus, die weibliche spaltförmig an dessen Basis; ihr Eingang ist durch den Pfeil und 2 bezeichnet. Bauchseite. Innere weibliche Genitalien eines ganz reifen Wurmes. Bückenseite. Die Schüppchen der Haut im Vorderkörper ; vom Bücken. Flimmertrichter mit Endzelle und umgebendem Parenchym. Geuitalanlage einer noch sehr wenig entwickelten Cercarie aus dem Keimschlauche. Hoden und Keimstock hängen noch zusammen, Vasa deferentia doppelt, direct in den Keimleiter übergehend, Dotterstöcke einfache seitliche Anwüchse mit distaler Spaltung. Bauchseite. Genitalanlage bei erwachsenen und aus ihrem Keimschlauche ausgetretenen Cercarien. Alle Gänge zellig, noch ohne Lumen, bis auf das des Genitalsinus. Bückenseite. Mündungstheile der Leitungswege kurz nach der Uebertragung. Entstehung der Stacheln im Inneren, Trennung von Pars prostatica und Vesicula seminalis, Differencirung von Girrnsbeutel und Prostata. Innere weibliche Keimorgane auf demselben Stadium wie die Endorgane in der vorigen Figur. Beginn der Lumenbildung, feinste Spitzchen im Keimgange als Anlage des späteren Flimmerepitheles. Bückenseite. — 286 — Tafel V. Fig. 92 — 94 Distomum nodulosum. Fig. 92. Weibliche Genitalorgane des erwachsenen Thieres. Rückenseite. 93. Mündungstheile der Leitungswege. Bauchseite. Der Penis ist dem Ductus ejaculatorius gegenüber kaum durch grössere Dicke ausgezeichnet. 94. Weibliche Keimorgane kurz vor Beginn der männlichen Reife. Riickenseite. Beachtenswerth die zahlreichen Zellen, welche die Wand des Uterus bilden. m Fig. 95 — 101 Distomum gldbiporum. Fig. 95. Nervensystem des Vorderkörpers. Bückenseite. 96. Münduugstheil des Genitalapparates von einem noch jüngeren Thiere kurz nach Durchbruch des Genitalporus. Bauchseite. Die Wände der Leitungswege zeigen überall noch deutlich ihren zelligen Bau. „ 97. Innere weibliche Genitalien des erwachsenen Thieres. Rückenseite. Die reifen und bereits isolirten Keimzellen deutlich von den noch unreifen unterschieden. „ 98. Optischer Querschnitt des Darines, mit dem eigentlichen, Fortsätze tragenden Epithel, und den durch grössere Zwischenräume getrennten Längsmuskelfasern. „ 99. Theil der Hautoberfläche eines jungen Thieres mit den Wärzchen und den Mündungen dreier Haut- drüsen. Vom Kücken. „ 100. Genitalanlage eines ganz jungen Wurmes (Fig. 13, Taf. I) Bauchseite. Auf den Epithelfcellen der Excretionsblase die Fortsätze ; Bauchnerv in der Umgebung des Excretionsporus. „ 101. Mündungstheil des Genitalapparates von demselben Wurme. Bauchseite. Genitalporus noch nicht durchgebrochen; auch das Lumen der Leitungswege erst theilweise geöffnet. Fig. 102 — 112 Distomum isopotum. Fig. 102. Gesammtnervensystem des WTurmes, vor Beginn der Eibildung. Rückenseite. Einige besonders hervorragende, grosse Ganglienzellen sind eingezeichnet. „ 103. Gesammtdarstellung des Excretionsapparates ; noch jüngeres Thier, als in der vorigen Figur, f Die Gabelungsstelle des aufsteigenden Hauptgefässes ; 1, 2, 3, 4 die Abgangsstellen der Nebengefässe. Bauchseite. „ 104. Mündungstheil des Genitalapparates. Bauchseite. An Vagina und Penis ist die Muskulatur im Vordertheile in der Aufsicht, im hinteren Theile im optischen Schnitte dargestellt. „ 105. Halbvorgestülpter Penis bei in situ gebliebenem Genitalsinus. Bauchseite, etwas schräg von vorn. Die gegenwärtige Spitze des Penis ragt gerade aus dem Genitalporus hervor; der ausgestülpte Theil füllt den Sinus bis auf einen schmalen Raum aus; die Mündung der Vagina wird durch die Basis des Penis verdeckt. lOß. Innere weibliche Genitalien zu Anfang der Eibildung. Riickenseite. Deutlich hervortretende, reife Krimzellen. Im Receptaculum befand sich eine den dritten Theil seines Innenraumes ausfüllende, streifig-schollige Masse abgestorbener und bewegungsloser Spermatozoen, die hier weggelassen ist. .. 107. Flimmertrichter auf dem Stadium der Figur 103. ., 108. Flimmertrichter des erwachsenen Thieres; a von der Seite, b von oben; der Ring in b deutet den Kern der Terminalzelle an. — Ü8V — Fig. 109. Genitalapparat des sehr jungen Thieres (Fig. 17, Taf. I). Differencirung des Cirrusbeutels ; alle übrigen Theile noch rein zellig und ohne Lumen. Ruckenseite. „ 110. Innere weibliche Genitalien auf einem späteren Stadium. Rückenseite. Bildung des Lumens; im Keimgang die Anlage der späteren Fliinmerhaare in Gestalt winziger Spitzchen auf der Oberfläche der Epithelzellen. „ 111. Hinterende desselben Thieres. Rückenseite. Excretionsblase mit den den Epithelzellen aufsitzenden haarartigen Fortsätzen; Vereinigung der longitudinnlen Dottergänge im Hinterende. „ 112. Muthmassliehe Cercarie des Wurmes; a im ausgestreckten Zustande mit eingezogenem Schwänze (kriechend), b schwimmend mit zusammengezogenem Körper und in Bewegung begriffenem Schwänze. — 288 Tafel VI. Fig. 113. Darstellung des Hauptgefässverlaufes von D. leptostomum Olss., Bauchseite; links natürlich, rechts schematisch, f Gabelungsstelle des Hauptgefässes ; der Gefässabsehnitt von hier bis zur Schlinge im Kopte (flimmernder Endtheil der Sammelblase) flimmert. * Erstes Nebengetäss des vorderen Hauptgefässes. „ 114. Sammelraum und Hauptgefässe von Dist. echmatum. Von den sehr complicirt verästelten Seiten- zweigen des Sammelraumes sind nur die bis auf die Bauchseite herabreichenden Theile voll aus- gezeichnet: von den (blässer gehaltenen) der Rückenseite sind nur die Wurzeln angedeutet, j * wie in der vorigen Figur. Bauchseite. „ 115 — 117. 3 Stadien aus der Auflösung der Cuticularschuppen von D. echinatum; von demselben Thiere. „ 118 — 120. 3 Längsschnitte durch die Haut von Distomum hepaticum mit den allmählich eintretenden Veränderungen; Fig. 118 von einem unmittelbar nach Entnahme aus der warmen Leber conser- virten Wurme; Fig. 119 von einem Wurme aus einer erkalteten Leber; Fig. 120 von einem Thiere, das einige Stunden in Kochsalzlösung gelegen. X die äusserst«, besonders Widerstandskraft ige und mehr homogene Hautlage, die lange unverändert bleibt. „ 121. Querschnitt durch die Haut von D. tereUcölie. Die homogene Schicht ist hier sehr dick, die darunter- liegende, mehr körnige Lage liegt dicht dem Parenchyme auf. ., 122. Hautdrüsen im Umkreise des Bauchsangnapfes von einem jungen D. perlatum. Bauchseite. „ 123. Innere weibliche Genitalien eines erwachsenen D. ovocaudatum. Die Gruppen der reifen Dotter- zellen um die Anfänge der Ausführungsgänge herum deutlich von den noch unreifen unterschieden. Rückenseite. Fig. 124 — 132 Distomum cygnoides. Fig. 124. Nervensystem des Kopfes. Rückenseite. „ 125. Gesammtdarstellung des Excretionsapparates ; Individuum im Beginne der männlichen Reife. Bauch- seite, f * cf. Fig. 113; 1, 2, 3 u. s. w. die Abgangsstellen der Nebengefässe, rechterseits schema- tisirt; der rücklaufende Theil des Hauptgefässes beiderseits dunkler. „ 126. Innere weibliche Genitalorgane; erwachsenes Thier. Rückenseite. „ 127. Mündungstheile der Leitungswege; erwachsenes Thier. Bauchseite. Vagina etwas erweitert, mit Spermatozoen im Inneren ; in der Samenblase ein reifes Ei. „ 128. Voll ausgebildeter Flimmertrichter des erwachsenen 'Wurmes. „ 129. Hinterkörper einer noch unreifen Cercaria macrocerea. Rückenseite. Die Parenchymzellen sind noch nicht blasig aufgetrieben. Unter der stark kernhaltigen Cercarienhaut erkennt man deutlich die chagrinartig rauhe, spätere „Cuticula", erstere setzt sich auf den aufgeblähten Schwanztheil fest, letztere nicht. Das Epithel der Excretionsblase stark körnchenhaltig. „ 130. Innere weibliche Genitalorgane eines jungen Distomum (Fig. 24, Taf. I). Rückenseite. „ 131. Mündungstheil eines nur wenig älteren Individuums. Bauchseite. In der Samenblase erst wenige Spermatozoen. Genitalsinus erst kürzlich durchgebrochen. ,, 132. Darm eines jungen Wurmes im optischen Längsschnitt mit eigentümlich verlängerten Epithelzellen. Tafel VII. Fig. 133. Genitalorgane von Distomum leptostomum Olss. Bauchseite. Fig. KU 146 Distomum variegatum. Fig. 134. Mündungstheil der Genitalorgane. Bauchseite; von einem im Verhältniss kleinen Wurme. .. 135. Mündungstheil der Genitalwege von einem jungen, auf dem Stadium der männlichen Reife stehenden Thiere (Fig. 48, Tat'. II i. Endtheil der Vagina stark zusammengezogen, übriger Theil der Vagina und Uterus hier eine ziemliche Strecke nach hinten prall mit Samenfäden gefüllt. Pars prostatica noch wenig ausgebildet. „ 13G. Querschnitt durch den Mittelkörper eines Wurmes mit stacheltragender Haut. Ganz frisch Sublimat- Alkohol, Haematoxylin. Doppelte, alier dünne Längs- and Ringfaserlage , bei * Debertritt der Körnermassen der Parenchymzellen in die Haut. „ 137. Sagittaler Längsschnitt durch das hintere Ende des Bauchsaugnapfes und den anschliessenden Theil der Bauchwand von einem Thiere mit spitzchenbesetzter Haut. Sublimat- Alkohol, Boraxcarmin. * wie in voriger Figur, f abgehobener Theil der Haut mit den feinen Fortsätzen nach innen zu. i Die Haut behält auch im Saugnapfe ihre gewöhnliche Beschaffenheit. .. 13S. Optischer Längsschnitt durch die stacheltragende Haut; im frischen Zustande. .. 139. Optischer Längsschnitt durch die ganz glatte Haut mit der Bildung von Blasen, die Theile des körnigen Parenchymzelleninhaltes enthalten. Frisch, nach l/*stündigem Liegen. „ 140. Aus einem Schnitte durch das Parenchym mit den fast wandungslosen Gefässen. Sublimat-Alkohol, Haematoxylin. „ 141. Mündungstheil des Genitalapparates von einein ganz jungen Thiere. Bauchseite. Der Genitalsinus ist zufällig ziemlich in die Länge gezogen, was gewöhnlich nicht der Fall ist. Die ganze Anlage ist noch nicht länger, als bei der Mehrzahl der übrigen Distömen. „ 142. Dasselbe von einem älteren Thiere. Bauchseite. Der weihliche Theil ist etwas nach hinten ge- zogen. Genitalsinus zufällig nicht deutlich hervorstehend. Am Cirrusbeutel Diiferencirung in Wand und Inhalt. Vesicula seminalis deutlich, aber noch solid. 143. Dasselbe von einem nur ganz wenig älteren Thiere. Genitalsinus hier deutlich. Vagina mit An- lage der Muskulatur, ebenso Ductus ejaculatorius ; Vesicula seminalis hohl, aber nur im Endtheile; (der hintere Abschnitt ist nicht gezeichnet). Bauchseite. „ 144. Innere weibliche Genitalien auf einem noch sehr frühen Stadium. Rückenseite. Receptaculum seminis deutlich blasenförmig mit grossem Epithel. „ 145. Dasselbe von einem älteren Thiere. Rückenseite. Das Receptaculum gross, blasenförmig mit immer noch deutlichem, aber platten Epithel, hier durch den davor liegenden Bauchsaugnapf nach hinten eingedrückt, normaler Weise ganz kugelig. Im Inneren nur einige Dotterelement«'. „ 146. Ende der Excretionsblase von einem jungen Thiere. Dichte Ring-, spärliche Längsmuskeln. Fig. 147 — 152 Distomum cylindraceum. Fig. 147. Mündungstheil der Geschlechtswege. Bauchseite. Genitalporus sehr stark erweitert, so dass man in den Sinus hineinsieht und beide Genitalöffnungen scheinbar nebeneinanderliegen. „ 148. Verbindungsstücke der inneren weiblichen Genitalien; von dem Keimstocke isl nur die buckeiförmige Hervorragung angedeutet. Rückenseite. „ 149. Längsschnitt durch den oberen Theil des Mundsangnapfes mit der medianen Grube * die möglicher- weise ein Rest ist von derjenigen, in welcher der Cercarienstachel sass. Sublimat-Alkohol. Picrocarmin. Uli, ll. , Ihr, ,i „u,,!,,;;,, .1 H.;lt lli '" n - 290 — Fig. 150. Flinrmerzelle mit dem stark erweiterten Capillargefäss, wie es nach längerem Liegen des Wurmes unter Druck erscheint. „ 151. Ringmuskulatur des LAüRERschen Canales, sehr stark, aber ungleichmässig und theihveise anastomo- sirend. „ 152. Theil aus der frühen Anlage des Uterus mit sehr zahlreichen Zellen auf einem und demselben Querschnitte. * Fig. 153 — 156 Distomum endolobum. Fig. 153. Ein Stück der oberflächlichen Parenehymlage mit pigmenthaltigen Elementen. „ 154. Ein Stück der Haut eines pigmenthaltigen Individuums; in der Haut Pignientköruchen, aber nicht in der peripheren Schicht derselben. „ 155. Oberflächenbild der Haut mit Stacheln und Drüsenzellen. Die letzteren sind infolge der besonderen Contractionsverhältnisse des Körpers nicht wie gewöhnlich nach vorn, sondern fast entgegengesetzt nach hinten gerichtet. Wulstförmig hervortretende Mündungen. „ 156. Muskulatur der Endblase des Excretionsapparat.es. Spärliche Ringfasern mit ebenso spärlichen Längsfasern, die in ihrem Verlaufe ausserdem mehrfach gestört sind. Kerne der Epithelzellen der Blasenwand. — 291 Tafel VIII. Fig. 157 — 162 Distomum endolobum. Fig. 157. Darstellung' von Nervensystem und Excretionsgefässsystem. Rückenseite. 1 — 6, die 6 Capillar- büschel, die auf den Nebengefässen aufsitzen. 15S. Mündungstheile der Geschlechtswege des erwachsenen Thieres. Bauchseite. ., 150. Innere weibliche Genitalorgane kurz nach Beginn dn- Eibildung. Rückenseite. Im Receptaculum seminis nur einige wenige Spermatozoen. „ 160. Oesophagus und Beginn der Darmschenkel kurz nach Bildung des Lumens in den letzteren. Die Nahrungsmassen sind noch nicht in das Lumen eingetreten, sondern stauen sich noch vor ihm. Uebergang der Cuticula des Oesophagus in das Epithel des I »armes. .. 161. Darmende eines jüngeren Thieres. Aenssere Oberfläche mit der Muskulatur. Die Ringmuskeln sind in ihrem Verlaufe durch die Längsmuskeln theilweise gestört. .. 162. Stück aus einem Samenleiter mit Kern und innerem Lumen. Nervensystem und Excretionsapparat von Distomum cylindraceum von der Rückenfläche. 1 — 6, die 6 Capillarbüschel, hervorgegangen aus der Theilung der Nebengefässe. Nervensystem von Distomum confuswm ; von der Rüekenfläche. Nervensystem des Dist. clavigerum. Rückenseite. Hinterer Theil desselben etwas grosser. Rückenseite. Ringnerv um den Excretionsporus. Innere weibliche Geschlechtsorgane von Bist, confusum. Rückenseite. Altes Thier mit stark ge- fülltem Receptaculum seminis. Dasselbe von Dist. medians. Jüngeres Thier. Mündungstheil des Genitalapparates von Dist. medians, mit ganz eingezogenem Genitalsinus. Die Vagina mündet seitlich in denselben. Bauchseite. Erwachsenes Thier. 170. Dasselbe von Dist. clavigerum; junges Thier im Beginne der männlichen Reife. Rückenseite, des- halb der Geuitalporus auf der Unterseite gelegen. Der Penis ist zur Hälfte in den Sinus hinein- gestülpt; der letztere hat seine normale Lage. 171. Schuppenkleid von Dist. clavigerum. A aus dem Vorderkörper. Rückenseite. li aus der Höhe der Hoden. 172. Mündungen der Hautdrüsen desselben Thieres. Bauchseite. Es sind deutlich 4 Reihen zu unter- scheiden; einige der Drüsenmündungen am Körperrande im Profil. 173. Mündung der Exeretionsblase von Dist. clavigerum juv. * die radiär vom Porus nach innen aus- strahlenden Rippen, die sich allmählich in der Wand verflachen. 174. Endstück des von der Vereinigung der dorsalen Längsnerven nach dem Excretionsporus hinziehenden, unpaaren medianen Nerven von Dist. clavigerum (cf. Fig. 166) mit seiner Endtheilung in den Ring um den Porus. Die Nervenscheide wird von den anliegenden Wänden der Parenchymzellen gebildet. 175. Flächenbild der Darmmuskulatur, Dist. clavigerum. Längs- und Ringmuskeln theilweise anastomosirend. n 163, ■■ 164. n 165, •• 166, n 167. n 168, n 169 37* 292 — B " Tafel IX. Fig. 1 76. Vorhof und Pharynx eines jungen Dist. endolobum, bei gestreckter Haltung des Körpers. Der Pharynx repräsentirl nur eine locale Verdickung der Oesophagealmuskulatur. Fig. 177 — 186 Entwickelung von Distomum endolobum. Fig. 177. Genitalanlage augenscheinlich nur wenige Tage nach der Uebertragung der Cercarie. Riickenseite. Fast der gesammte weibliche Leitungsweg gebildet von der Vaginalanlage. Uterus kaum bemerkbar, nur durch eine seichte Einschnürung gegen die Scheidenanlage abgesetzt. Dotterstöcke ganz ein- fach keulenförmig. Männlicher Apparat noch völlig undifferencirt. .. 178. Aelteres Stadiuni. Rückenseite. Cirrusbeutelwand gegen die spätere Füllungsmasse abgesetzt, Uterusanlage verlängert, bereits eine Schlinge bildend. Receptaculum seminis kleine Verdickung der Wand an der Basis des LAURER'schen ('anales. Theilweise Spuren des späteren Lumens. 179. Noch älteres Stadium. Rückenseite. Weiterausbildung von Uterus, Schalendrüse, Receptaculum. Lumen im Genitalsinus. 180. Weibliche Genitalanlage gegen Beginn der männlichen Reife. Rückenseite. Uterus ziemlich lang, in der Hauptsache bereits die späteren Windungen zeigend. Höhlung im Befruchtungsraum, Recepta- culum, LAURER'schen ('anal und Dottergang. Erste Anlage der Flimmerhaare in dem Keimleiter, Differencirung der Schalendrüse. 181. Endstück eines longitudinalen Dotterganges auf dem Stadium der Figur 178. *, * Die Anlagen der ersten Seitenzweige. ,, 182. Dasselbe ungefähr auf dem Stadium der Figur 179. Die Seitenäste sind viel grösser und haben wieder Seitenzweige getrieben, die sich zum Theil zu den Drüsenfollikeln ausbilden. 183. Ein Stück aus der Uterusanlage zur Zeit der Differencirung der Muskulatur, die hier in Gestalt des zarten, peripheren Streifens auftritt. Bei * Contraction der Zellenwand unter Verdickung der muskulösen Randpartie. 184. Endtheil der Leitnngswege ungefähr auf einem Stadium wie in Figur 180. Bauchseite. Vagina in der Länge ziemlich stark contrahirt, Differencirung von Prostata und Pars prostatica. 185. Wenig älteres Stadium in der Differencirung der letzteren. Einige Prostatadrüsen vollkommen reif; in der l'ars grössere freie Secrettropfen und noch den Ausführungsgängen aufsitzende. .. 186. Flimmertrichter aus einer encystirten Cercarie, die möglicher Weise ein Theilungsstadium darstellen. Fig. 187 — 188 Distomum mediana. Fig. 187. Das in Figur 38, Taf. II gezeichnete junge Thier vergrössert. Rückenseite. Keimstock und Be- fruchtungsraum sind über dem Dann, Vagina und Cirrusbeutel u n t e r demselben liegend zu denken. Das Stadium der Entwickelung der Genitalorgane entspricht dem in Figur 179 von D. endolobum gezeichneten. lss. Weibliche Genitalien eines ein wenig älteren Thieres. Rückenseite. Receptaculum und Anfangs- tlieil des LAURER'schen ('anales hohl, im inneren ganz feine Spitzchen, die Anlagen der späteren Flimmerhaare. Auch der Uterus bereits theilweise hohl. „ 189. Dist. clavigerum. Endtheil der Leitungswege auf dem Stadium der Figur 184. Bauchseite. Lumenbildung in der Vagina; bei * ein augenscheinlich in Ablösung begriffener Epithelzellkern; bei Ep noch normal. Vagina und Uterus noch nicht communicirend. — 293 — Fig. 190. Dist. perlatum. Ventraler Längsnerv eines jungen Thieres. Grosse Ganglienzelle, Kern einer ver- änderten, inneren Nervenzelle; ansitzende Pareuchym- oder Ganglienzelle, die im letzteren Falle zu einer Seitenfaser auswachsen würde. Die Pareneliynizellen liegen dicht an dem Nerven au. Fig. 191 — 192 Distomum echinatum. Fig. 191. Gefässsysteni einer noch ziemlich unreifen Cercarie, das auf ungefähr der Ausbildungsstufe dessen von Dist. cygnoides steht (Fig. 125, Taf. VI). Aus der Blase zwei aufsteigende Hauptgefässe, die vorn umkehren, auf dem Eückwege bei f in einen aufsteigenden und einen absteigenden Ast sich gabeln; der erstere bei * ein stärkeres, ebenfalls nach Unten laufendes Nebengefäss zeigend. Bauchseite. „ 192. Gefässs3Tstem eines jungen, eben aus seiner Cyste ausgeschlüpften Wurmes. Die aufsteigenden Hauptstämme der vorigen Figur sind zu Theilen der Sammelblase geworden, der absteigende Theil der Getässe stark verlängert, die Gabelungsstelle f jetzt ganz hinten, das ursprüngliche Neben- gefäss * zu einem Hauptgefäss geworden, und mit dem hinteren Ast des Hauptgefässes nach vorn zurückbiegend (cf. die Beschreibung pag. 169 f.). Bauchseite. Inhalts -Verzeichniss. Sinti' Einleitung und Untersuchungsmethoden 1 I. Anatomischer und beschreibender Theil 5 A. Distomen der Fische 5 1. Distomum tereticolle 5 2. Distomum folium 18 3. Distomum perlatum 24 4. Distomum nodulosum 33 5. Distomum globiporum 41 6. Distomum isoporum -49 B. Distomen der Frösche 56 7. Distomum cygnoides 56 8. Distomum cylindraceum C4 9. Distomum variegatum '1 10. Distomum endolobum 84 11. Distomum clavigerum 91 Anliaug. Dist. spec. distinct? 100 12. Distomum confusum 101 13. Distomum mediaus 105 14. Distomum ovocaudatum 109 IL Histologischer und vergleichender Theil 112 A. Haut 112 Hautdrüsen 124 Späterer Zusatz 128 B. Darm 135 C. Nervensystem 142 D. Excretionsapparat 155 E. Ueiiitalorgane 172 1. Genitalsinus 174 2. Männliche Genitalorgane 178 a) Hoden 178 b) Samenleiter 180 c) Endapparate 182 d) Ausstülpung des Cirrus 193 3. Weibliche Organe 196 a) Keimstock 196 b) Keimgang 201 c) LAüREEsclier Canal und Receptaculum seminis 204 d) Dotterstöcke 210 e) Ootyp und Schalendrüse 213 f) Uterus 214 g) Vagina 217 h) Function der weiblichen Genitalien 219 — 296 — Seite F. Function des gesummten Genitalapparates 221 1. Verhalten der Spermatozoon und Function des LAURER'schen Canales 221 2. Befruchtung und Begattung 226 a) Auf welchem Wege gelangen die Samenfäden zur Eibildungsstätte ? 226 b) Auf welche Weise gelangen sie dahin? 229 c) Homologie des LAURER'schen Canales 232 II T. Entwickelungsgeschichtlicher Theil 236 A. Allgemeines (Encystirung der Cercarien, Uebertragung, Wachsthum; „verirrte" Formen) . . . 236 B. Haut 211 ('. Darm 244 D. Nervensystem 245 E. Excretionsapparaf 248 F. Genitalorgane 251 1. Allgemeines 251 2. Geschlechtsorgane der Cercarien 253 3. Entvvickelung der Genitalorgane 257 a) Leitungswege 258 et) Allgemeines 258 ß) Männliche. Leitungswege 263 7) Weibliche Leitungswege (Keimgang, LAURERscher Canal mit Receptaculum seminis, Ootyp und Schalendrüse, Uterus, Vagina) 264 b) Endtheile 271 o) Genitalsinus 271 ß) Männlicher Endtheil (Cirrusbeutel) 274 7) Weiblicher Endtheil, Vagina 278 Erklärung der Abbildungen 280 Inlialtsverzeichniss 295 Bibliotheca Zoologica XV Taf I Bibliotlieca Zoologica XVI. T.il" II. Bibliotheca Zoologii a XVI Taf. III. Biblioü i XVI. [aflV. 66las) c I • xv 8l(ct 78 C-'il s 2 1 1 Vi P> De GP ■PP • PI GP PS , >8 - , " En i i im K BZ 72 (D) 5(E) 69/iys) 76 '/" ■GP ■ SD- K - '.'•ii '• l.i- • BR RSul Pr vs ■■ -vs S3 n Ml TT i- ;l 89 io i ■PP BZ 86 ■ D ' 87 (m) !>(>, I DSI : ---RS ' DSt ■1< K DSt SD RS 86 {'/*) Vi De- -m VI) pr " Pr vs 91(1» IVA De ..... ---(•/ - - /,(' «4Ci ' -DR VS XV R7. Bibliothei a Zoologica X\'l BiblioÜieca Zoologii .1 XVI. Taf.VI. m 127 (C) n, n 117dl 126 IC) Ut BZ an ic im ii, F.B !■:,, dl Fl DSi SD IX GP 130 (D) 151 (O l'r Ov DR II.-,,,') 124 (A) lis -v 125 (a1) 1.. KDi 119 132 im /-'.-. 1 1 1 RSut ■V 128'('/i) KM liOi-'j KM -IM f£JC- I.M LI- SI) 116 (*/i) DrN IL1/ (>/*) 122 (AI Biblioilieca Zoologiua XVI. I.'i'i {AI i;t, i 135 (A) 142 (D) 143(01 I: I Bibliotheca Z(ki ogi( a XVI ' 169 GP 1 P - i pp —-A T.iCVlil. 172 tD) DrM rirM 15J la") DrM ,.r I7'l.- : 158 IC) pp '•I ■BZ 160 IE) Ca 165 la'i 166 (AI \ 167 (C) 1651a1) 175 (C) Oo R \ !,<■ -PK 168 IC) im W im IC RS KJ Oo Hfl RSul liil ID) 17(1 'i RH LH GP p GS De PP BZ 16k . vs 171 - 1 DrM \S 17il°- i)B 162i i 175 (D) SD Oo IM RS w Bibliotheca Zoologica X\l. Taf IX BIBLIOTHECA ZOOLOGICA. Original -Abhandlungen aus dem Gesamtgelnete der Zoologie. Herausgegeben von Dr. Rud. Leuckart Dr. Carl C h u n und in Leipzig-. in Breslau. Heft 17. Zur Entwicklungsgeschichte des Zahnsystems der Säugethiere, zugleich ein Beitrag zur Stammesgeschichte dieser Thiergruppe. Von Professor Dr. Wilhelm Leche, Director des zoologischen Instituts der Universität zu Stockholm. Erster Theil: Ontogenie. (Mil 19 Tafeln und 20 Textfiguren. STUTTGART. Verlag von Erwin Nägele. 1895. Zur Entwicklungsgeschichte des Zahnsystems der Säugethiere, zugleich ein Beitrag zur Stammesgeschichte dieser Thiergruppe- Von Wilhelm Leche. Erster T h e i 1 : O n t o g e n i e. Mit 19 Tafeln und 2 O Textfiguren. STUTTGART. Verla« von Erwin Nägele. 1895. Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung vorbehalten. Druck von A. Bonz1 Erben in Stuttgart. Einleitung'. Kein anderes Organsystem der Säugethiere hat in der zoologischen Literatur eine grössere Kelle gespielt, ist öfter geschildert und gedeutet worden als das Gebiss. Dass die zoologische Systematik sehen in ihren Anfängen dieses Organ für ihre Zwecke tleissig ausgenutzt hat. dass Angaben über das Gebiss in keiner „Diagnose" fehlen durften, kann bei einem so leicht zugänglichen und zugleich so auffallend wechselnden Organe nicht Wunder nehmen. Nur betreffs der Werthschätzung des Gebisses, ob dasselbe' nur für die niederen, oder auch- für die höheren Kategorien des Systems verwerthbar sei, sind die Meinungen ausein- ander gegangen. Während - um nur einige bezeichnende Beispiele anzuführen -- Linne die Gattungen fast ausschliesslich und die Ordnungen in erster Linie und hauptsächlich nach dem Gebiss, in zweiter Linie nach der Fussbildung charakterisirte , bat Oken das Gebiss sogar zum obersten Eintheilungsprincip seines Systems der Säugethiere erhoben, indem er die letzteren in zwei Hauptgruppen sonderte: „untere Haarthiere mit Zahnlücken und gleichförmigen Backen- zähnen, oliere Haarthiere mit angeschlossenem Gebiss und ungleichförmigen Backenzähnen." Lrnd was anderes als eine einseitige Ueberschätzung des Gebisses hätte wohl Giebel verleiten können, noch so spät wie im Jahre 1855 Monotremata und Edentata zu einer den übrigen gleichwerthigen Ordnung zu vereinigen. Auch in den modernen systematischen Arbeiten fehlen bekanntlich in den Diagnosen auch der höheren Kategorien Angaben über das Gebiss nur selten. Naturgemäss spielt auf dem verwandten Gebiete der Paläontologie der Säugethiere jetzt wie früher das Zahnsystem die erste Rolle. Wir sehen denn auch, wie der Anstoss zum Aufbau einer „Odontographie" vorzugsweise von den Paläontologen ausging, denen sich erst später die eigentlichen vergleichenden Anatomen an die Seite stellten. So entstanden die zusammen- fassenden und teilweise als vergleichend-anatomisch zu bezeichnenden Darstellungen von F. Cuvier, E. Rousseau, Blainville und Owen, unter denen zumal des letzteren „Odontography (1840 — 45)" von einschneidender Bedeutung für diesen Zweig der Morphologie wurde. Owen suchte weitere Gesichtspunkte zu gewinnen, wie beispielsweise schon aus seiner, übrigens ohne Ansprach auf systematische Bedeutung aufgestellten Eintheilung der Säugethiere in „Monophyodonten" und „Diphyodonten" (d. h. Säugethiere ohne und mit Zahnwechsel) hervorgeht; in der That schien diese den Entwicklungsverhältnissen entnommene Unterscheidung eine um so höhere Bedeutung beanspruchen zu können, als dieselbe mit der älteren, den Gestaltungsverhältnissen entlehnten Eintheilung in „Homodonten" und „Heterodonten" nach dem damaligen Standpunkte zusammenfiel. Aber trotz dieser Errungenschaften und trotz der werthvollen Bereicherungen, welche sowohl die nach neueren Gesichtspunkten ausgeführten mehr allgemeinen Arbeiten von Henkel und Bibliothera zoologica. Heft 17. 1 2 — Tomes als auch die mehr einzelnen Gruppen gewidmeten, theilweise glänzenden Untersuchungen eines Rütimeyer, Flower, W. Kowalevski u. a. enthalten, gelang es der vergleichenden Anatomie des Zahn- systemes nur in geringem Maasse in den Gesichts- und Arbeitskreis der eigentlich vergleichenden Anatomie zu dringen; dieselbe hat sich jedenfalls bei weitem nicht der gleichen Theilnahme von Seiten der modernen Morphologie zu erfreuen gehabt wie andere Gebiete unserer Wissenschaft. Nirgends -- es müsste denn in den entlegensten Winkeln der Entomologie oder Ornithologie sein — hat eine geistlose „Zoographie" solche Orgien gefeiert, nirgends hat die Kenntniss die Erkenntniss so gewaltig überflügelt wie in den „Zahnbeschreibungen, während anderseits dilet- tantenhaft und ziemlich wohlfeil konstruirte „Zahnphilosophien" um so üppiger wucherten, als bei Untersuchung des Gebisses nicht einmal die einfachste Präparation den kühnen Gedanken- flug zu hemmen braucht. Kein Wunder, wenn das ganze Gebiet gewissermassen diskreditirt wurde. Nach langer Zwischenzeit ist in den allerletzten Jahren ein Umschwung zu verzeichnen. Sowohl durch Anwendung allgemeinerer Gesichtspunkte und strengerer Vergleiehungsmethoden als auch vornehmlich durch die an die älteren Untersuchungen Waldeyek's, Kölliker's und Kollmann's sich anschliessenden neuen Forschungen auf dem Gebiete der Zahnentwicklung ist das Interesse auch weiterer Kreise wieder an das Zahnsystem gelenkt worden. Es sind hier unter andern die Untersuchungen von Ryder, Cope, Winge, Thomas, Schlosser, Osborn, Rose und Kükenthal zu nennen. Noch sind allerdings der wirklich gesicherten Errungenschaften dieser Arbeit zu wenige und die Diskussion über viele Cardinalpunkte ist noch zu lebhaft . als dass eine Einigung in Bälde erzielt werden könnte. Wir müssen uns einstweilen mit der Zuversicht begnügen, dass ein allseitiges und methodisches Forschen, wie es nunmehr in Angriff genommen ist, den oder die Wege, welche zum Ziele führen, entdecken wird, wenn auch meiner Meinung nach diese Wege bedeutend länger und schwieriger sind, als man sich im allgemeinen vorstellt. Bei kaum einem andern Organsysteme liegt die Gefahr Konvergenzerscheinungen mit Homologien zu verwechseln näher als beim Gebiss , denn kaum ein anderes ist weniger konser- vativ, giebt gefügiger und vollständiger auch den leisesten äusseren Impulsen nach. So treffen wir denn auch bei Thierformen , deren Yerwandtschaftsbeziehungen durch die später erfolgte Untersuchung der übrigen Organisationsverhältnisse sicher erkannt sind . manchmal solche Um- gestaltungen im Gebiss an, dass die auf letzteres gegründeten Ansichten über die Genealogie dieser Thiere sich als durchaus verfehlt erwiesen haben. Zum Beweise erinnere ich nur daran, wie auf Grund der Beschaffenheit des Gebisses die Viverride Arctictis zu den Procyoniden, die Procyonide Bassaris dagegen zu den Viverriden, die Viverride Eupleres zu den Insectivoren und endlich der Halbaffe Chiromys zu den Nagern gestellt wurden sind. Ferner werden alle, welche sich eingehender mit der Morphologie des Gebisses beschäftigt haben, die Erfahrung gemacht haben, wie schwierig es gerade bei diesem Organsystem zu entscheiden ist, welches die primitivere und welches die mehr modernisirte Form ist, ob sieh ein gegebenes Gebiss, respektive ein Theil desselben, in progressiver oder in regressiver Richtung bewegt. Nichts desto weniger dürfte die morphologische Bewältigung und Erkenntniss des Zahn- systems schon aus dem Grunde als ein dringendes Desideratum der modernen Zoologie bezeichnet wilden können, als wir das Zahnsystem für die Feststellung der Genealogie der Säugethiere schlechterdings nicht entbehren können. Die Berechtigung dieser Forderung geht aus folgender Ueberlegung hervor. Erstens besitzen wir zur Zeit von den historisch ältesten d. h. den meso- zoischen Säugethieren keine morphologisch brauchbareren Reste als das Gebiss, und da trotz der gewaltigen Mehrung der palaeontologischen Funde während der letzten Jahre noch nichts besseres zu Tage befördert worden ist, so sind die Aussichten auf künftige werthvollere Funde nicht gerade günstig; dasselbe gilt übrigens auch in Bezug auf recht viele tertiäre Formen. Die grösste Be- deutung des Gebisses aber als eine der hauptsächlichsten, wenn nicht die hauptsächlichste Hand- habe für die Erschliessung des realen d. h. des historischen (geologischen) Vorganges bei der Entwicklung der Säugethiere liegt darin, dass das Gebiss -- abgesehen theilweise vom Skelett -- das einzige Organsystem der Wirbelthiere ist, an dem es möglich ist, die Ontogenese, wie sie sich im s. g. Milchgebiss manifestirt, mit wirk- licher, historischer Phylogenese (d. h. Stammesgeschichte gestützt auf pa- lacontologische, nicht blos vergleichend-anatomische Befunde) direkt mit einander zu vergleichen. ~Slit andern Worten: wir sind im Stande die individuell frühere Entwicklungsstufe (d.h. Milchgebiss) mit der historisch früheren (fossile Formen) un- mittelbar zu vergleichen, ganz abgesehen davon, dass selbst bei Thieren auf der historisch früheren Entwicklungsstufe auch die individuell frühere in zahlreichen Fällen der Untersuchung zugängig ist: hat man doch selbst bei einzelnen Säugethierkiefern der Juraperiode einen Zahn- wechsel nachweisen können. Die eminente Bedeutung des Zahnsystems für die Genealogie der Säugethierwelt ist somit unbestreitbar — und nicht am wenigsten deshalb, weil wir in diesem I Irgansysteme, unter Voraussetzung richtiger Werthschätzung. durch einen vorzüglichen Prüf- stein für die Tragweite des biogenetischen Satzes haben. Meiner Ansicht nach muss es daher unsere nächste Aufgabe sein Criterienfür die morphologische Werthschätzung des Zahnsystems zu gewinnen. Drei Hauptfragen sind es, die uns zunächst entgegentreten: 1) Nach welchen Gesetzen die Veränderungen des Zahnsystemes innerhalb natürlicher Thiergruppen vor sich gehen (also Criterien für die Entscheidung der Frage , ob im gegebenen Falle progressive oder regressive Entwicklung vorliegt, ob Krone oder Wurzel der conservativere Theil ist und dergleichen mehr). 2) Wie hoch der Grad der Uebereinstimmung ist, welche durch Convergenz geschaffen werden kann. 3) Besonders dringend ist zufolge der oben dargelegten Gesichtspunkte, die Erkenntniss der morphologischen Bedeutung des s. g. Milchgebisses und der Beziehungen desselben zum Ersatz- gebisse sowohl in ontogenetischer als anatomischer Hinsicht, oder mit andern Worten: die Fest- stellung sowohl der embryologischen Entstehung und des Verhaltens der Milch- und Ersatzzähne zu einander während der Ontogenese, als auch der Anzahl und Gestaltung der Zähne des Milch- gebisses verglichen mit denen des Ersatzgebisses. Die hier kurz vorgetragene Auffassung betretfs der Untersuchungsmethode hat sich all- mählich bei mir in der langen Zeit entwickelt, während welcher ich mich — allerdings mit vielen und langwierigen Unterbrechungen und oft unter ziemlich resultatlosem Umhertasten — bald mehr speciell bald um Bausteine für die Genealogie einzelner Säugethiergruppen zu beschaffen mit dem Studium des Zahnsystems beschäftigt habe. Ich hatte seit lange ein recht beträchtliches — 4 — [Material für die Darstellung des Milchgebisses innerhalb mehrerer Säugethiergruppen gesammelt. Bald kam ich jedoch zur Einsicht . dass dieses Material so lange der rechten Beleuchtung ent- behre, als die ontogenetischen Beziehungen zwischen Milch"- und Ersatzzähnen nicht aufgeklart wären, weshalb ich mich entschloss zunächst diese letztere Frage in Angriff zu nehmen. Alsdann suchte ich die gemachten Erfahrungen durch Herbeiziehen sowohl lebender als fossiler Formen phylogenetisch zu verwerthen. M.H der Veröffentlichung meiner Untersuchungen aber, von denen ich einige Theile schon seit Jahren abgeschlossen und in meinen Vorlesungen vorgetragen, habe ich immer noch gezögert, theils weil ich keine Uebereinsthnmung zwischen dem von mir Geforderten und den erlangten Resultaten hatte erzielen können, theils weil mich folgender Umstand zurückhielt. Es könnte nämlich fast als eine logische Unmöglichkeit erscheinen , dass nicht eine der vielen und ver- schiedenartigen Anschauungen über die Phylogenie des Säugethiergebisses, welche im Laufe der letzten Jahre ausgesprochen worden sind, das nichtige getroffen haben sollte; es scheinen hier alle Möglichkeiten erschöpft zu sein. Aber kaum dürfte eine dieser einander widerstreitenden Ansichten sich rühmen können, eine solche Begründung erbracht zu haben, dass sie sich wesentlich über die übrigen oder über den Bang einer mehr oder weniger plausiblen Hypothese erhebt. Erst als meine Untersuchungen soweit geführt waren, dass die Durchmusterung meines eigenen recht bedeutenden Materials sowie desjenigen meiner Vorgänger mich zu der Ueberzeugung gebracht hatte, dass wenigstens auf dem ontogenetischen (iebiete fortgesetztes Arbeiten kaum nennenswerte weitere Aufschlüsse p rin cip i eller Art zu Tage fördern würde, entschloss ich mich in zwei 1892 — 93 erschienenen Aufsätzen (111 und IV) ') einen vorläufigen Bericht meiner Untersuchungen zu veröffentlichen. Den oben ausgesprochenen Erwägungen gemäss behandle ich im vorliegenden ersten Theile der definitiven Publikation die Ontogenie des Zahnsystems der Säugethiere, mit besonderer Be- rücksichtigung des Verhaltens der Milch- und Ersatzzähne, wie sich dasselbe aus der Untersuchung lückenloser Serienschnitte einer grössern Reihe von Säugethierformen und Altersstadien ergiebt. In diesem Theile werde ich nur auf solche phylogenetische und allgemein morphologische Fragen eingehen, welche sich unmittelbar aus den dargelegten ontogenetischen Thatsachen ergeben oder mit diesen in unmittelbarem Zusammenhange stehen. Auch die histogenetischen Vorgänge werden nur in dem Maasse berücksichtigt werden, als sie im Stande sind, das Verständniss der morpho- logischen Befunde zu fördern. Während sich bisher unsere Kenntniss von der Ontogenie des Gebisses auf die Unter- suchung einzelner weniger und meist unabhängig von einander untersuchter Thierformen stützte, liegt meiner Arbeit das Bestreben zu Grunde, durch zusammenhängende Untersuchungen einer grossem Formenreihe eine Uebersicht über die Entwicklungsmodi zu gewinnen, Unwesentlich- keiten zu eliminiren und so wo möglich eine Basis zu schaffen, von der aus wir mit Aussicht auf Erfolg weiter arbeiten können. Diesem ersten wird ein zweiter Theil folgen, zu welchem die Vorarbeiten theilweise schon abgeschlossen sind. In diesem werden, unter steter Berücksichtigung und Benutzung der onto- genetischen Ergebnisse das fertige Milchgebiss, sein Verhalten zum Ersatzgebiss bei möglichst ') Vergleiche d;i^ Verzeichniss der citirten Litteratur am Schlüsse dieses Theili . vielen lebenden und ausgestorbenen, Repräsentanten einzelner geeigneter Säugethierordnungen dargelegt werden, um dann aus diesen Befunden Einsicht in die Umgestaltungsgesetze des Zahn- systems immer weiterer und weiterer Formenkreise zu gewinnen and schliesslich unterkritischer Berücksichtigung der Gesammtorganisation die gewonnenen Resultate genealogisch zu verwerthen. Die in diesem ersten Tlieile niedergelegten I'ntersurhungen sind an lückenlosen Schnittserien von folgenden 28 Thierarten gewonnen: [nsectivora: Erinaceus europaeus, Eric u Ins setosus, Sorex v u Iga r i s, Crossopus fodiens, Talpa e u ropa ea. Scalops aquatic us, Condylura cristata. Carnivora: Felis domestica, Canis f am iliaris, I'h o ea g roenlandica. Chiroptera: Phyllostoma hastatum, Des in o du s i'u f us, V e s p e r u g o serotinus, Cynon yeteris aegyptiaca. Marsupialia: Didelphys marsupialis, M yrmecolii us t'a sc iatus, P e r a m e 1 e s n a s u t a, T r ich osuru s vul pinti .-. Pha sc o 1 a r et us ein e r e u s, M a c r o p us u a 1 a b a t u s. Edentata: Tatusia peba, „ hybrida, B radypus sp., Tamandua tridaetyla, M a n i s tri c u s p i s , Cetacea : Pnocaena com m u n i s. Balaenoptera b o r e a 1 i s, Primates: Homo sapiens. Wie man erkennen dürfte, sind die von mir untersuchten Formen so zahlreich und so gewählt, dass die auf denselben basirte Untersuchung eine Uebersicht über die wichtigeren Modi- ficationen der Entwicklung des Säugethiergebisses zu geben geeignet ist. Xagethiere und Huf- thiere sind aus mehreren Gründen absichtlich ausgeschlossen: für Halbaffen hoffe ich später genügendes Material, das mir bis jetzt fehlte, beschaffen zu können. Von den meisten Tieren sind mehrere Stadien untersucht wurden, wie weiter unten bei den betreffenden Formen näher angegeben wird. Ausserdem sind Schnittserien mehrerer Stadien von S i r e d o n pisciformis, A n g u i s f r a g i 1 i s , L a c e r t a v i vi p a r a u nd Ig u an a t u b e r - culata (IV) zur Vergleichung herangezogen worden. — 6 — Was die technische Behandlung des Materials betrifft, so war diese fast ausnahmslos: Entkalkung- in .Salpetersäure von verschiedenem Procenthalt, Durchfärbung in toto meist mit Boraxcarmin, Einbettung in Paraffin und Zerlegung in Schnittserien mit Jung's oder Beckers Mikrotomen. .Sämtliche Zeichnungen sind mit Hilfe der Camera lucida entworfen: alle sind directe und getreiie Abbildungen der Schnitte und — wo nicht das Gegenteil besonders bemerkt — weder schematisirt noch combinirt. Der grösste Theil des meistens sehr schwer zu beschaffenden Untersuchungsmaterials für diesen ersten Band gehört dem zootomischen Institut der Universität zu Stockholm an. Anderes verdanke ich dem gütigen Entgegenkommen der Herren Professor BERGENDAL-Lund, Fischerei- direktor FEDDERSEN-Kjöbenhavn , Dr. HAAKANSON-Stockholm , Dr. jÄGERSKiöLD-Upsala, Freiherr v. KLiNCKOwsTßöM-Stockholm, Professor LüTKEN-Kjöbenhavn , Colonialdirektor MüLLER-Grönland, Pro- fessor SuELiNG-Adelaide und Dr. WrNGE-Kjöbenhavn. Einen namhaften Beitrag zur Herstellung der Tafeln , welche diesen Theil begleiten, verdanke ich meinen Freunden Herrn und Frau Professor Retzius in Stockholm. Meinen aufrichtigen Dank sage ich hier auch meiner Zeichnerin, Fräulein Hilma Bündsen, welche mit nie ermüdender Sorgfalt den allergrössten Theil der Abbildungen hergestellt hat. Schliesslich bezeuge ich den Herren Herausgebern und Verleger der Bibliotheca zoologiea" meinen Dank für die Liebenswürdigkeit, mit welcher sie auf meine Wünsche eingegangen sind. Bevor ich zur Darlegung der eigenen Untersuchungen schreite, dürfte eine Uebersicht über den heutigen Standpunkt unserer Kenntniss von der ontogenetischen Entstehung der Milch- und Ersatzzähne. um die springenden Punkte hervorheben zu können, hier am Platze sein. Wenden wir uns zunächst zu der Frage nach der ersten Anlage und Entwicklung der Zähne, so ist, da die Ansichten der altern Forscher Gooüsir, GriLLot, Eohin & Maoitot jetzt nur noch historisches Interesse beanspruchen können, im Anschluss an Marcüsen & Huxley zuerst von Köllikfr (I) an Kälbern und Schafen und bald darauf auch von Waldeyek, Hertz und Kollmann an Menschen und an denselben Säugethieren nachgewiesen worden, dass die Entwicklung der Zähne mit der Bildung eines besondern epithelialen Organes beginnt, welches Kölliker, Hertz, Waldeyer den Schmelzkeim, Baume die Primitivfalte, Schwink, Kose u. a. die Zahn- leiste oder Schmelzleiste, Pouchet & Chabry lame dentaire nennen. Dasselbe stellt in jeder Kieferhälfte einen zusammenhängenden, mehr oder weniger platten Fortsatz des Mundhöhlenepithels dar, welcher sieh in das unterliegende Mesoderm einsenkt. Busf. hat dann viel späte!' (I, pag. 481) die erste Anlage der Zahnleiste beim Menschen als eine auf Durchschnitten halbkugelige, aus noch nicht differenzirten, rundlichen Zellen bestehende Wucherung des Kiefer- epithels näher präcisirt; auch hob R. ebendaselbst hervor, dass die ..eigentliche" Zahnleiste und ilie Lippenfurchenleiste, wie R. die Epithelialleiste bezeichnet, aus welcher durch Resorption der oberflächlichen Schichten des Epithels später das Vestibulum oris entsteht, aus einer gemein- samen Anlage hervorgehen, wie schon früher Bai/mk (pag. tili die Schmelzleiste „ganz in der Nähe — 7 der Lippenfurche, gewöhnlirh von dieser aus" auftreten lässt. Neuerdings will RöSE ill pag. 3) das erste Auftreten einer Zahnanlage bei Säugethieren noch weiter zurückverlegen, indem er im Ansclilnss an das Vorkommen von frei über die Schleimhaut hervorragenden Papillen auch bei Amnioten noch Anklänge an dieses jedenfalls primäre Vorhalten beschreibt: ,,die erste Spur der Zahnleiste zeigt sich bei allen Säugethieren in Gestalt einer auf Schnitten spindelförmigen An- schwellung des Kieferepitheles. Beim Menschen speciell haben sich theilweise in der Ontogenese noch primitivere Zustände erhalten, indem ungefähr am 34. Tage nach der Befruchtung im Ver- laufe der sich anlegenden Zahnleiste zwei deutlich über die Oberfläche hervorragenden epithelialen Papillen auftreten. Nach wenigen Tagen schon sind dieselben allerdings wieder zurückgebildet und senken sich im Vereine mit dem übrigen Theile der Zahnleiste ins Kiefermesoderm ein." Mit Rücksicht auf diese Beobachtungen bezeichnet Rost: (111 pag. 198) die über das Niveau der übrigen Schleimhaut hervorragende ursprüngliche Epithelialverdickung der Kieferränder als pri- märe Zahnleiste im Gegensatz zur secundären eingewucherten. Aus Kölliker's (II pag. 822, Fig. 496) Arbeit ist ziemlich allgemein in die gebräuchlichen Hand- und Lehrbücher die Angabe übergegangen, dass eine s. g. Zahnfurche, gleichzeitig mit der Zahnleiste erscheint. Auch das Vorkommen eines Zahnwalles, einer Verdickung des Epi- thels oberflächlich von der Zahnleiste, ist bis vor kurzem als eine typische Begleiterscheinung der ersten Zahnanlage dargestellt worden (vergleiche Tomes-Holländer Fig. 58, 1). Die neueren Untersuchungen von Poüchet & Chabry über das Verhalten bei mehreren Säugern und von Wal- iieyf.h. Kollmann und Rose (I) beim Menschen haben jedoch dargethan, dass weder Zahnfurcheii noch Zahnwall wesentliche Beziehungen zur Entwicklung der Zähne haben, und dass beim Men- schen ein Zahnwall , wie er von Kölliker bei Wiederkäuern im Bereiche der Backenzähne be- schrieben wurde, zu keiner Zeit existirt, sowie endlich dass die frühest beim Menschen auftretende Furche die Lippenfurche ist. Was beim Menschen als Zahnfurche und Zahnwall bezeichnet werden könnte, tritt viel später auf, wenn die Milchzähne schon einen beträchtlichen Ausbildungs- grad erreicht haben. Die erste Di/ferenzirung der einzelnen Zahm- - - bei den höheren Säugern somit der Milch- zähne - wird einstimmig als eine Verdickung des tiefern Theils der Schmelzleiste an den Stellen, wo die zuerst auftretenden (Milch-)Zähne später zu stehen kommen, dargestellt. Diese kollagen Verdickungen sind die ersten Differenzirungen der Schmelzkeime (Schmelzorgan bei Kölliker, Hertz, Walheyer u. a.), während der nicht erweiterte, oberflächliche Theil der Schmelzleiste, vermittelst welcher der Schmelzkeim noch mit dem Mundepithel im Zusammen- hange steht, als „Hals des Schmelzkeims" bezeichnet wird. In diese kolbenförmigen Vor- dickungen der Schmelzleiste stülpen sich Mesodermpapillen , die Zahnbeinkeime oder Zahn- papillen nach Kölliker (Z ahnkeim e oder D entinkeime nach Hertz) ein, wodurch die kolbenför- migen Schmelzkeime in kappenförmige umgebildet werden. Beim Menschen hat Rose (I) nachge- wiesen, dass die Mesodermpapillen sich nicht am tiefsten Punkte der verdickten Linste sondern mehr zeitlich einstülpen. Während somit nach der hier vorgetragenen Auffassung den Meso- dermpapillen bei diesem Vorgange die active Rolle zufällt, macht neuerdings Rose (II. III) geltend, dass umgekehrt das Epithel das active Element sei, welches glockenförmig einen Meso- dermzapfen umwächst, wodurch der Zahnbeinkeim entsteht. Die Auffassung der Bedeutung des Schmelskeims ist durch die neueren Untersuchungen wesentlich moditicirt worden, v. Brdnn's Untersuchungen haben nämlich festgestellt und diese Auffassung ist später von Rose (I, IV) und Ballowitz erweitert worden dass bei der Entwicklung der schmelzführenden Zähne der untere Rand des Schmelzkeimes stetig weiter über die Sckmelz- region als s. g. Epithelscheide herüber wuchert, entsprechend der Form der spätein Wurzel; bei den immer wachsenden Zähnen der Nagethiere und Edentaten geht die Epithelscheide nicht zu Grunde, sondern erhält sich zeitlebens an der Basis der Zahnpapille, von welchem Punkte der /ahn während des ganzen Lebens nachwächst. Hierdurch wurde die Ansicht begründet, dass die Schmelzbildung nicht die einzige und wichtigste, ja kaum die primäre Aufgabe des Schmelzkeims sein kann, sondern dass dieselbe vielmehr „die formbildende, das Wachsthum des Zahnes regu- lirende ist, und somit die Matrize für die spätere, erst durch die Odontoblasten zu schaffende Dentinmasse ist." Bezüglich des Verhaltens der Milch- und Ersatzgähne um einander während der Ontogenese halten die neueren Untersuchungen ein von den altern Angaben wesentlich abweichendes Resultat ergeben. Waldeyer — abgesehen von einer von ihm später verlassenen Darstellung -- und Km,- liker geben an, dass „schon bei der ersten Anlage des Schmelzorganes an der medialen Seite des letztern ein Fortsatz sich findet, der entweder vom Halse des Schmelzkeimes oder auch von einer tieferen Partie desselben ausgeht und zum Schmelzorgan des bleibenden Zahnes wird" (Waldeyer pag. JJ50). Hertz glaubt bei Schweins-, Rinds- und Hundsembryonen ausser der Entstehungsweise aus dem Halse des Schmelzorganes auch noch eine andere gefunden zu haben, indem er „schon bei der ersten Anlage des primären Schmelzkeims (= Schmelzleiste) nicht eine einfache Wucherung, sondern eine doppelte" beobachtete, von welcher dann der „Schmelzkeim1' sowohl für den Milch- als für den bleibenden Zahn hervorgeht. Kollmann, welcher die fraglichen Verhältnisse bei Hund. Katze, Schwein und vorzugsweise beim Menschen untersuchte, weist den letztgenannten von Hertz angenommenen Entwicklungsmodus zurück und schliesst sich zunächst der Darstellung Waldeyer' s und Köllikf.r's an. Wenn auch , nach einigen Aeusserungen zu nr- theilen, der intime Zusammenhang zwischen Anlage des Ersatzzahns und der Schmelzleiste Koll- mann nicht entgangen war. so ist doch aus den genannten Arbeiten kaum eine andere Vorstellung zu gewinnen, als dass der Schmelzkeim des Ersatzzähns in eine Art Abkömmlingsschaft zum Schmelzkeim des Milchzahns steht, wie ja diese Auffassung auch unbeanstandet selbst in die neuesten Hand- und Lehrbücher (wie Stöhr's Histologie und Flower-Lydekker's Mammalia) über- gegangen ist. In nicht misszudeutender Weise wird auch in den neueren Originalarbeiten von Tomes-Holländer und Morgenstern diese Ansieht vertreten. Es ist unstreitig Baume's Verdienst, zuerst (1882) ausdrücklich — und wie es scheint unabhängig von den in derselben Richtung gehenden altern Beobachtungen Kollmann's — gegen die Auffassung von der Entstehung des Er- satzzahns als Sprössling des Milchzahns aufgetreten zu sein und das von früheren Verfassern stets als Schmelzkeim des bleibenden Zahns beschriebene Gebilde als das Ende der Schmelzleiste er- kannt zu haben. Baume, welcher mehrere Säugethiere untersucht hat. kommt zu dem Ergebniss, dass kein Zahn der Abkömmling eines andern ist. dass vielmehr alle Zahnanlagen von einer gemeinsamen Primitivfalte abstammen. Badme schmälert aber wesentlich sein Verdienst durch die Aufstellung der Behauptung, dass die von frühem Forschern als Schmelzkeime der Ersatz- zähne gedeuteten Theile niemals zur Ausbildung gelangen, sondern zu Grunde gehen. Die bleiben- den Zähne lässt B. „ziemlich nahe unter dem Zahnfleische aber an ganz andere]' Stelle als die vermeintlichen Zahnkeime" aus Resten der Schmelzleiste entstehen. Trotz dieser und mancher andern ebenso unbegreiflichen Angaben hat Baume dasselbe in nicht zu unterschätzender Weise — 9 — die Ausbildung des fraglichen Forschungszweiges gefördert; konnte es doch 1883 von Gegenbaur als eine erste „genetisch zusammenhängende Darstellung" des Zahnsysteines und als „im hohen Grade anregend, die Erkenntniss und das Verständniss des Gebisses der Säugethiere fördernd" bezeichnet werden. Poüchet & Chabry. welche verschiedene Säugethiere untersuchen, wenden sich -- unab- hängig von Baume, dessen Arbeit die französischen Forscher nicht gekannt haben - ebenfalls gegen die von den altern Untersuchern vertretene Auffassung, dass die „pödicules secondaires" Abkömmlinge der Schmelzorgane der Milchzähne seien und deuten dieselben als „prolongements descendants de la lame dentaire au niveau de ces organes" (nämlich der „premiers organes ada- mantines"). Mittheilungen über die weitere Entwicklung der Ersatzzähne haben jedoch Poüchet & CiiAiaiV nicht gemacht. Die von Baume geltend gemachten Ansichten wurden zunächst von Schwink an Repräsen- tanten einiger Säugethierordnungen einer Nachprüfung ' unterworfen. Nach S. ist allerdings Baume's Annahme völlig begründet, dass die Milch- und Ersatzzähne sich nicht von einander sondern neben einander entwickeln: er betont aber anderseits, dass der Schmelzkeim des Ersatz- zahnes sowohl mit der Schmelzleiste als auch mehr oder weniger direct mit dem Schmelzkeim des Milchzahns zusammenhängt. Baume's Annahme von der Entstehung der Ersatzzähne aus ober- flächlichen Epithelresten weist er zurück. Vollständig lückenlose Schnittserien verschiedener Entwicklungsstadien vom Menschen setzten Rose in den Stand, die hier besprochenen Beziehungen, was das fragliche Object betrifft, in vortrefflicher Weise zu beleuchten. Die Anlage des Schmelkeimes des Ersatzzahnes wird ebenso wie bei den zuletzt angeführten Autoren als das tiefe Ende der Schmelzleiste aufgefasst, welches bei dem Abschnürungsprocess der Milchzähne ungehindert weiter in die Tiefe wachsen kann. Den oft als „Hals des Schmelzkeims" bezeichneten Theil hat R. als „Verbindungsbrücke" der Milchzähne mit der Leiste in morphologisch exakterer Weise aufgefasst. „Die Milchzähne sitzen an der Zahnleiste in ähnlicher Weise wie Schwalbennester an einem Brette." Der Rück- bildungsprocess der Zahnleiste vollzieht sich nach R. der Art. dass zuerst in der 24. Woche des Embryonallebens im Bereiche der Vorderzähne die Zahnleiste zu einer vielfach siebartig durch- löcherten, mit Zacken und Vorsprüngen versehenen Platte wird: neben den Backenzähnen ist sie dagegen noch ganz glatt und wenig durchlöchert. Der freie Rand der Zahnleiste hat vom An- fang an einen wellenförmigen Verlauf. „Die Milchzähne sitzen (in diesem Alter) vor und etwas medial von den undurchlöcherten und verdickten Wellenbergen." Diese Verdickungen, welche also den ..sekundären Schmelzorganen der bleibenden Zähne" bei Köllikee etc. entsprechen, um- wachsen allmählich die Zalmpapillen der bleibenden Zähne. Mit diesen Vorgängen hängt die Frage nach der Entstehung der Molaren auf das Innigste zusammen. Magitot lehrte, dass beim Menschen der zweite Molar aus dem Halse des ersten, der dritte in ähnlicher Weise aus dem zweiten hervorgehe. Nach Kollmann's Untersuchungen gehen dagegen aus dem Schmelzkeim des ersten Molaren die beiden übrigen hervor. Wie wenig Zutrauen oder Beachtung diesen Angaben zu Theil wurde, erhellt schon daraus, dass Kollikek (111) noch 1880 behaupten konnte : „wie die Säckchen der drei letzten Backzähne sich entwickeln, ist noch nicht untersucht: doch ist wahrscheinlich, dass dieselben ganz selbständig wie diejenigen der Milchzähne aus dem hintersten Theile des primitiven Schmelzkeims sich entwickeln." Während aber noch Morgenstern die Schmelzkeime des ersten und dritten Molaren direct aus der Schmelz- Bibliotbeca zoologica. Heft 17. 2 — 10 — leiste, des zweiten aus dem Schmelzkeime des ersten Molaren entstehen lässt, hat Rose (I) durch seine Untersuchungen Kolliker's Annahme zur Gewissheit erholten. Meine eigenen vorläufigen Mittheilungen (111. IV). welche 1892 — 93 erschienen sind, und in denen die Mehrzahl der in der folgenden Darstellung niedergelegten Befunde kurz besprochen worden sind, sowie einige andere etwa gleichzeitig mit diesen veröffentlichten Arbeiten sind hier nicht berücksichtigt worden, da sie zweckmässiger im folgenden Abschnitt behandelt werden. Ich bemerke ausdrücklich, dass die vorhergehende Darstellung in keiner Weise beansprucht, eine erschöpfende Historik der Litteratur auf dem fraglichen Gebiete zu sein, sondern lediglich bezweckt, eine möglichst objective Orientirung über den bisherigen Entwicklungsgang solcher Fragen zu geben, welche eine allgemeinere morphologische Bedeutung haben. Die in der Litteratur niedergelegten Angaben über ..dritte Dentition." „überzählige Zähne," ebenso wie die Erörterungen über die morphologische Bedeutung des Milchgebisses dem Ersatz- gebisse gegenüber und andere Gegenstände, welche in irgend einem Zusammenhange mit obigen Fragen stehen, werden zweckmässiger zusammen mit der Darlegung meiner eigenen Untersuch- ungen behandelt werden. Zum aller grössten Theile völlig unabhängig von den Ergebnissen der erwähnten Unter- suchungen hat sich allmählich ein grosses Material zur Kenntniss der Anzahl und Form der fertigen Milchzähne bei verschiedenen Thierformen in der Litteratur angesammelt. Dasselbe ver- dankt seine Entstehung nur zum kleineren Theil mehr speciell auf odontologische Fragen ge- richteten Untersuchungen; zum grössten Theil wurden diese Beobachtungen mehr gelegentlich im Dienste der Systematik gemacht und in zoographischen Schriften niedergelegt. Von dieser Litteratur giebt Winge (I) ein bis 1882 einigermaassen vollständiges Verzeichniss. Es empfiehlt sich diese Litteratur erst im Zusammenhange mit den betreffenden einzelnen Thierformen, welchen meine eigenen Untersuchungen in diesem und dem folgenden Theile gelten, zu besprechen. Erinaceus europaeus. Sowohl äussere practische Gründe als auch theoretische Erwägungen bestimmten mich Erinaceus europaeus als Ausgangspunkt für meine Studien über den Entwicklungsmodus des Säugergebisses zu wählen. Einmal lag mir vom besagten Thiere eine genügende Anzahl gut conservirter Exemplare in verschiedenen Entwicklungsstadien vor. Vom theoretischen Gesichts- punkte aus musste ein Mitglied der Insectivorenordnung und innerhalb dieser wieder ein Erinaceide schon desshalb als ein besonders günstiges Object erscheinen, als diese Thiere in mehreren Orga- nisationsverhältnissen ein primitiveres Gepräge als die Mehrzahl der übrigen Placentalier bewahrt haben. Alsdann liegt für die Erinaceidae ein paläontologisches Material vor, welches uns einen ziemlich vollständigen Einblick in die Urgeschichte dieser Thiere und zugleich eine willkommene Ergänzung und eine Controlle der auf ontogenetischem und vergleichend-anatomischem Wege er- schlossenen Thatsachen giebt. Wenn auch nach meinen Untersuchungen die Angaben eines der letzten Untersucher, Tauber (1), nach welchem der Zahnwechsel in zwei getrennte Perioden, eine intra- und eine extrauterine, zerfällt, und somit interessante Beziehungen zu niedern Zuständen vermuthet werden könnten (siehe unten), sich als gänzlich verfehlt herausgestellt haben, so hat sich, wie aus der folgenden Darstellung hervorgeht, Erinaceus nichts desto weniger als ein für die Deutung des Entwicklungsmodus des Säugethiergebisses in hohem Maasse lehrreiches Object erwiesen. Eine ganze Reihe von Forschern hat sich mit der Zahnentwicklung, resp. dem Milchgebiss des Igels beschäftigt. Indem ich nur die selbständigen Untersuchungen berücksichtige, ist — wenn man von der Angabe Cuvier's (p. 242) absieht, dass Laurillard einen Zahnwechsel beim Igel gesehen — zunächst Rousseau (II pag. 333) zu nennen, welcher zuerst die Milchzähne beim Igel geschildert hat. R. schreibt dem Igel ein vollständiges Milchgebiss zu, d. h. alle Ante-Molaren1) werden gewechselt; abgesehen von der Grösse sind die Milchzähne den Ersatzzähnen ähnlich. Während dann Blainville 1839 (pag. (33) bei Erinaceus das Vorkommen eines Zahnwechsels gänz- lich verneint und Sundevall (pag. 220) 1S42, ebenfalls ohne die Angaben seiner Vorgänger zu kennen, zwei Milchzähne beschreibt, hat Owen (pag. 423) beim Embryo -- wahrscheinlich im Oberkiefer — fünf verkalkte Zahnanlagen jederseits gefunden, welche er als Milchzähne deutet. Auch Blasius (pag. 153) hat einige schwer zu deutende Angaben über Milchzähne gemacht. Eine genaue Darstellung des Milchgebisses und des Verlaufes beim Zahnwechsel hat zuerst 1871 Sahlertz gegeben. Er findet, dass von den Ante-Molaren jederseits vier, resp. fünf obere und ') .So bezeichne ich hier und im Folgenden alle vor den Molaren stehenden Zahne, einerlei ob Milch- oder Ersatzzähne. — 12 — zwei untere gewechselt werden; der Zahn Wechsel ist postfoetal und vollzieht sich vor dem ersten Winterschlaf. Im folgenden Jahre veröffentlichte Tauber (I) eine Abhandlung, in welcher er (pag. 244 — 248) nachzuweisen sucht, dass sämmtliche Ante-Molaren gewechselt werden und dass dieser Zahnwechsel in zwei Perioden, eine intra- und eine extra-uterine, zerfällt. Von den intra- uterinen Milchzähnen, welche vor oder unmittelbar nach der Geburt verschwinden, erfahren wir, dass sie, die im Oberkiefer dem dritten Schneide-, dem Eckzahn und den vordersten Prämolaren im Unterkiefer dem zweiten Schneide-, dem Eckzahn und dem vordersten Prämolaren vorhergehen, aber klein sind, keine geschlossenen Wurzeln entwickeln und mit Ausnahme des obern Eck- zahns und vordem Prämolars nur „gehemmte Dentinanlagen" sind; Abbildungen dieser Zahn- anlagen werden ausser vom obern Prämolaren (Taf. XI Fig. 3d) nicht gegeben. Vollständiger werden die übrigen, die extra-uterinen Milchzähne beschrieben und abgebildet: diese sowie den obern Milcheckzahn hatte Sahlertz bereits beobachtet. Winge (I pag. 23) wiederholt nur die Angaben Tauber' s, während Dobson (pag. 38) und Huxley (pag. 655) mit Rousseau übereinstimmen. Auch bei Baume (pag. 216) findet man die Behauptung -- ob er sich auf eigene oder anderer Untersuchungen stützt, wird nicht erwähnt — , dass „der Igel ein aus 24 Zähnen bestehendes Michgebiss besitzt, welches fnnetionirt, bis das Thier ausgewachsen ist". Schlosser (I pag. 87) macht nach Beobachtungen an Erinaceus auritus und aethiopicus dieselben Angaben, hat aber auf meine Anfrage mir gütigst mitgeteilt, dass er bei nochmaliger Untersuchung mir den oberen ld 1, sowie den oberen und unteren Pd 4 nachweisen konnte. Schliesslich habe ich noch SnnviNK zu erwähnen, den einzigen, welcher bisher die Zahnanlogen des Igels auf Schnitten untersucht hat. Er hat aber nur ein Stadium beobachtet; seine Arbeit giebt weder Aufschluss über die Anzahl der Milchzähne noch über die Beziehungen der letzteren zu den Ersatzzähnen. Obgleich über das Milchgebiss des Erinaceus eine grössere Anzahl Beobachtungen vorliegt als über dasjenige der anderen Insectivoren, so widersprechen doch die Angaben bis hinab auf die aller neuesten sich, wie wir gesehen haben, in dem Maasse, dass man aus ihnen nicht einmal betreffs einer scheinbar so leicht zu beantwortenden Frage, wie die nach der Anzahl der Milch- zähne ist, sichern Aufschluss erhält. Die Fragen, welche ich an diesem Objeete zu lösen hatte, waren somit nicht nur allgemeiner und principieller Natur, sondern galten auch den der vor- liegenden Thierform eigenthümlichen Verhältnissen. Um den Leser in den Stand zu setzen, unbehelligt von jeder Doctrin. sich an einem be- sonders geeigneten Objeete eine möglichst exaete und sachliche Vorstellung von den Vorgängen bei der Entwicklung sämmtlicher Zähne, wie dieselbe aus dem Studium vollständiger Schnittserien sich ergiebt, machen zu können, werden im Folgenden die verschiedenen Studien zuerst im l'nter- dann im Oberkiefer vom jüngsten zum ältesten einzeln beschrieben, also in derselben Weise, wie sie empirisch zur Untersuchung gelangt sind. Nur bei Erinaceus werden die allgemeinen Ent- wicklungsphasen der Zähne beschrieben, bei den übrigen Thieren aber nur dann erwähnt, wenn sie Abweichendes darbieten. Die Deutung der kritischen Vorgänge wird erst du gegeben, wo die vorgeführten Thatsachen solche von selbst veranlassen, wobei dann auch die in früheren Publicationen enthaltenen Ergebnisse sowohl allgemeiner als mehr specieller Natur Berücksich- tigung finden. I'ni das Yerständniss zu erleichtern, wird auch auf den zeitigern Stadien die 13 — Zahnanlage mit der definitiven Bezeichnung belegt, obwohl deren Berechtigung natürlich ersi aus dem Studium der spätem Stadien erhellt. Für das normale, persistierende1! Grehiss des Egels wähle ich folgende Formel: II, 12, 13, C, P2, P3, P4, M 1—3 12, 13, C, P3, P4, M 1-3, 2) wobei mit 1 die Schneide-, mit C die Eckzähne, mit P die Prämolaren und mit M die Molaren, die entsprechenden „Milchzähne" aber als Id, Cd und Pd bezeichnet werden. Die morphologische Richtigkeit dieser Formel ergieht sich theils aus der folgenden ontogenetischen, theils - nämlich was die Homologisirung der Prämolaren betrifft -- erst aus der phylogenetisehen rntersuchung. Vollständige und lückenlose Schnittserien habe ich von folgenden verschiedenen Ent- wicklungsstufen untersucht : A: Embryo, Scheitel-Steisslänge 10 Mill. AI. 10 "■ ■ •• ■• ii u n B: ,, •, ,, H .. B': •• • 16 „ ('■ 23 D: •• ■• ■• 38 •• E: .. .. .. 43 .. F: Neugebornes Junge, Länge von der Schnauzenspitze zum Anus 55 G: Junges Thier, Länge do 74 „ H: .. .. °3 „ •T: 140 •■ Von allen Stadien (ausser einem Oberkiefer) wurden Frontal-, von einigen zur Controlle auch Sagittal- oder Horizontalschnitte angefertigt. Unterkiefer. Stadium A und A'. Bei dem jüngsten der aufgeführten Embryonen (A) geht die Schmelzleiste als eine fast gleiehmässig breite und tiefe, ununterbrochene Leiste durch die ganze Kieferlänge. Bei A1 ist insofern eine Differenzierung eingetreten, als die Schmelzleiste3) im vordem Kiefertheile schwächer ist. dann eine Verdickung und Vertiefung (knospenförmiger Schmelzkeim, siehe Note pag. 14) auf- weist, um dann wieder gleichförmig und ununterbrochen sich fortzusetzen. Stadium B und B l. Bei diesen beiden Individuen, welche fast völlig übereinstimmen, so dass sie zusammen be- handelt werden können, stellt die Schmelzleiste im vordem Kiefertheile eine seichte, verhältnissmässig breite Einwucherung der tiefern Lagen des Ektoderms in das unterliegende Mesoderm dar (Fig. 1). ') unter persistierendem Gebiss verstelle ich dasjenige, welches normaler Weise während der Lebenszeit des Thieres keine weiteren Veränderungen in seiner Zusammensetzung erleidet. '-) Bezüglich der in dieser Formel von nieinen früheren Mittheilungen (111 pag. 508) abweichenden Angaben vergleiche unten den Abschnitt: Znsammenfassung und Folgerungen. 3) In Betreff der von mir gebrauchten Terminologie Verweise ich auf das oben (pag. 6—9) Mitgetbeiltc. — 14 — Jedenfalls existirt eine continuirüche Verbindung der Schmelzleisten beider Seiten, wenn auch meine Präparate in Bezug auf diesen Punkt keine völlig beweisenden Bilder geben. Die tiefste Kpithelschicht ist noch nicht ganz so deutlich von den überliegenden Epithelzellen geschieden d. h. ihre Zellen haben noch nicht die ausgeprägt cylindrische Form angenommen wie es auf späteren Stadien der Fall ist, immerhin zeichnen die Zellen sich schon durch stärkere Aufnahme des Carmins aus. Bemerkenswerth ist die bedeutende Verdickung des Ektoderms, welche unmittel- bar labialwärts vom Abgange der Schmelzleiste auftritt. Ausserdem verdient eine hier noch ziemlich schwache, weiter hinten stärkere Furche, in dem dickern, labialwärts gelegenen Epithel- theile des Kiefers Beachtung; dieselbe kann mit Rücksicht auf ihre spätere Bedeutung als Lippenfurche (Fig. 1) bezeichnet werden. Weiter hinten in der Gegend des ersten Schmelzkeimes (siehe unten) wird diese Furche durch Epithelzellen ausgefüllt, Wie schon oben (pag. 7) erwähnt, wird in den gebräuchlichen Hand- und Lehrbüchern ganz allgemein eine s. g. Zahnfurche, welche beim Auftreten der Schmelzleiste in der (legend der letztern vorkommen soll, besehrieben. Im vorliegenden Stadium, also beim ersten Auftreten der Schmelzleiste kommt nun bei Erinaceus — ebenso wie beim Mensehen — nichts vor, was als eine solche Zahnfurche gedeutet werden könnte, da die einzige Furche auf diesem Stadium die eben erwähnte Lippenfurche ist, welche aber jedenfalls nichts mit der von andern Autoren beschriebenen Zahnfurche zu thun hat, Letz- tere ist bei Erinaceus wie beim Menschen eine spätere Erscheinung, indem sie erst zusammen mit dem Zahnwall (siehe unten) auftritt, von welchem — dem Verhalten bei den Wiederkäuern entgegen (Kölliker I) — in diesem Stadium ebensowenig etwas vorhanden ist, Nach hinten vertieft sich die Schmelzleiste allmählich und geht ununterbrochen durch die ganze Länge des Kiefers. Wie aus Fig. 1 ersichtlich, ist der Meckel'sche Knorpel nicht getroffen; dieser tritt erst weiter hinten auf. Die Schmelzleiste also reicht über den Meckel'schen Knorpel nach vorne hinaus, was nach Schwink (pag. 23) auch beim Schweine der Fall ist. Erst in ziemlich grosser Entfernung von dem vordem Kieferende tritt der erste Schmelz- keim, dem Id2 entsprechend, auf (Fig. 2). Er stellt eine einfache, durch Zellenwucherung entstandene Anschwellung der Schmelzleiste dar: wir können dieses erste Hervortreten des Schmelzkeimes als das kn ospenf örmige Stadium1) bezeichnen. Auf dem in Fig. 2 abgebildeten Schnitt ist der Schmelzkeim in seiner grössten Dimension getroffen worden. Die Rindenschicht desselben wird sowohl bei Erinaceus als bei andern Thieren in diesem Stadium von eben solchen cylindrischen Zellen, wie' sie in der tiefsten Schichte des Mundhöhlenepithels angetroffen werden, gebildet, während die innern Zellen ebenso wie die oberflächlichen Mundhöhlenepithelzellen mehr rundlich sind. Auf den vorgehenden Schnitten zeigen die Mesodermzellen, welche die Schmelzleiste nn- ') Um den Ausbildungsgrad des Schmelzkeimes ohne weitschweifige Umschreibungen kurz charakterisiren zu kennen, unterscheide ich drei Entwicklungsstadien desselben: 1) das knospen förmige Stadium, welches die erste Differenzirung des Schmelzkeimes als geringere oder stärkere Anschwellung der Schmelzleiste darstellt; 2) das kappen- förmige Stadium, auf welchem die knotenförmige Anlage durch den emporsprossenden Zahnkeim eingestülpt worden ist, ohne sonst wesentlichere histologische nilt'erenzirungen erlitten zu haben: 3) das glockenförmige Stadium ist durch die glockenförmige Form des Schmelzkeims mit der tiefern, von ihm umfassten Höhlung und durch die Differenzirung der /.eilen in ein äusseres und inneres Schmelzepithel sowie in die Schmelzpulpa ausgezeichnet. Mit diesem dritten Stadium bat der Selnnelzkcim den Kulminationspunkt seiner Ausbildung erlangt; die Veränderungen, welche mit der Entstehung der Eartgebilde einhergehen, leiten seine Rückbildung ein. Ks braucht kaum ausdrücklich betont zu werden, dass keine i trfe Grenze zwischen den drei von mir angenommeneu Kntwicklungsstadien zu ziehen ist, dieselben vielmehr nur gewählt worden sind um eine kurze Benennung für einen gewissen Entwicklungsgrad zu haben. mittelbar umgeben, keine Veränderung; ersl in Folge der Ausbildung des Schmelzkeimes triti ein Zusammendrängen der Mesodermzellen ein, die jedoch hier schon eine deutliche concentrische Anordnung darbieten oder gar durch andere Gestalt von den gewöhnlichen Mesodermzellen abweichen, wie dies bei den den Meckel'schen Knorpel umgebenden Zellen der Fall ist, welche von länglicher Form und in concentrischen Ringen angeordnet sind. Es folgen dann auf den nächsten Schnitten einige Schmelzkeirae, welche ebenfalls auf dem knospenförmigen Stadium stehen, aber kleiner als der vorhergehende sind. Dieselben stellen so . An der vor dem Id 2 gelegenen Theile der Schmelzleiste entwickelt sieh ein deutlicher Schmelzkeim, welcher sich durch wenige Schnitte erstreckt und auf dem knospenförmigen Stadium steht (Fig. 13). Wenn auch weniger entwickelt, lässt sich eine solche Zahnanlage doch schon auf dem vorigen Stadium erkennen. Wir haben es also offenbar mit einem vor- dersten Schneidezahn: Id 1 oder wahrscheinlicher II, welcher nicht zur vollen Ausbildung ge- langt, zu thun. Id2 bietet ausser der bedeutenderen Grösse keine wesentliche Abweichung von dem Ver- halten im nächstvorhergehenden Stadium dar. Auf einem Schnitte durch diesen Zahn sieht man von der medialen Fläche der Schmelzleiste nahe deren Abgange vom Mundhöhlenepithel eine Knospe (keine Leiste) entstehen. Noch über dem Id2 .schnürt sich die Schmelzleiste vom Schmelzkeim ali. um den Sehmelzkeim des 1 •'! entstehen zu lassen. Die Anlagen von 1.3, (.' und P3 zeigen keine wesentlichen Fortschritte; der Zusammenhang mit dem Mundhöhlenepithel ist völlig auf- gehoben. Ueber 13 sowie wenn auch weniger ausgeprägt, über P3 geht eine laterale Leiste von dem oberflächlichen Theile der Schmelzleiste aus. Es präsentiren dann die folgenden Schnitte wesentlich dieselben Bilder wie auf dem vor- hergehenden Stadium. Doch hat der Sehmelzkeim des M2 vollständige Glockenform und gut ausgebildete Schmelzpulpa erlangt; er ist mit einer starken oberflächlichen lateralen Leiste ver- sehen, welche sich über die Zahnanlage hinaus durch den ganzen Rest der Schmelzleiste ver- folgen lässt. In dieses Stadium fällt die Bildung des Vestibül um oris. Wie bei der Beschreibung des Stad. B. erwähnt, tritt vorne im Munde eine von mir als Lippenfurche bezeichnete Läng.s- furche auf (Fig. 1. 2 Lp): diese Furche wird weiter nach hinten von Epithelzellen ausgefüllt, wel.he von ganz derselben Beschaffenheit sind wie diejenigen, welche den Zahnwall aufbauen, so dass eine Leiste zu Stande kommt, die von Pouchet und Chabry mur plongeant, von Pose (1) Lippenfurehenleiste genannt wird. Diese Lippenfurchenleiste ist jedoch bei Erinaceus nicht das Primitive, sondern ihr geht die Lippenfurche voraus. Auf dem nächsten Stadium vertieft sich diese mit Zellen angefüllte Furche immer mehr (Fig. 7 Lp). Im Stad. <' hat sich nun theils aeben Jd 2, theils neben Pd4, Ml und 2 durch Zerfall der in der Mitte gelegenen Zellen das Vestibulum oris gebildet. Wir können somit bei der Entstehung der freien Lippen drei Stadien unterscheiden : 1) Entstehung einer Furche, Lippenfurche, unmittelbar lateralwärts vom Abgange der Schmelzleiste, etwa gleichzeitig mit der ersten Anlage der Schmelzkeime. 2) Ausfüllung und Vertiefung dieser Furche durch Bildung glasklarer Epithelzellen, wodurch die Lippenfurchenleiste zu Stande kommt. 3) Entstehung des Vestibulum oris durch Verfall dieser Zellen in der Mitte der Furche. Zusammenfassung. Es hat sich liier ein schon beim Stad. C angelegtes Gebilde zu einem knospenförmigen Schmelzkeim eines nicht zur vollen Ausbildung gelangenden II (Id 1 ) vor der Anlage des Id2 entwickelt. Die Fortschritte dem vorigen Stadium gegenüber bestehen im Uebrigen wesentlich nur in der grösseren Ausbildung des M 2 sowie in der Entstehung des Vestibulum oris auf der grössern Strecke seiner künftigen Ausdehnung. 22 -*■ Studium E. Am vordersten Ende des Unterkiefers .sind Lippenfurchenleiste und Schmelzleiste mit. einander in einen seeundären Zusammenhang getreten, so dass man Bilder erhält, welche den von Pol ' in t und Chabry beim Schaf und von Rose beim Menschen gesehenen entsprechen. Wie auf den vorhergehenden Stadien kommt auch hier das Vestihulum oris erst weiter nach hinten zu Stande. Die mit der Lippenfurchenleiste zusammenhängende Schmelzleiste steht mit dem im Zustande der Auflösung begriffenen Schmelzkeim des II (Uli) in Verbindung (Fig. 14). Hinter dem besagten Schmelzkeime ist die Schmelzleiste (einige Schnitte hindurch) unterbrochen, um dann genau in demselben Niveau wieder anzufangen; nach hinten rückt die Schmelzleiste immer mehr von der Epithelwucherung, welche das Vestihulum oris entstehen lässt, medianwärts ab, so dass sie liier völlig getrennt von ihr entspringt. Die Anlagen des Id2, I '■'>. ('. P3 und IM 4 sind nur wenig weiter entwickelt als im Stad. D. Hier ist das trüber beschriebene, lingualwärts von Pd 4 befindliche tiefe, freie Schmelz- leistcnende deutlich angeschwollen und vom verdichteten Bindegewebe umgeben (Fig. 15); zugleich hat sieh der Pd4 etwas vollständiger von der Schmelzleiste emaneipirt als im vorhergehenden Stadium. Wir sind also berechtigt hier von einer Anlage eines Ersatzzahnes (P4) zu reden, ganz abgesehen davon, ob sich dieser später weiter entwickelt — wie hier der Fall — oder nicht. Bei den am weitesten entwickelten Schmelzkeimen (ld2, Pd4 und Ml) ist der Zusammen- hang mit dem Mundhöhlenepithel entweder völlig unterbrochen, so dass der obere Theil der ent- sprechenden Schmelzleistenstrecke spitzig ausläuft, oder er ist doch äusserst schwach. Dagegen ist die Schmelzleiste, durch welche der weniger entwickelte M2 mit dem Mundhöhlenepithel ver- bunden ist, völlig intact und viel kürzer. Hinter M2 wird die Schmelzleiste allmählich kürzer (in senkrechter Richtung), schwillt aber vor dem gänzlichen Aufhören an, um einen knospen- förmigen Schmelzkeim für den hintersten Zahn (M3) zu bilden. Eine gute Uebersicht über sämmtliche Zahnanlagen (ausser 1dl und M3) geben uns Horizontalschnitte, wie deren einer in Fig. 1(> dargestellt ist. Zusammenfassung. Der uns vom Stad. D bekannte Schmelzkeim des 11 (Idl) ist hier schon in Zerfall begriffen. Der vorderste Theil der Schmelzleiste steht mit der Lippenfurchen- leiste, welche das Vestihulum oris enstehen lässt, in Verbindung. Ueber den am weitesten ent- wickelten Schmelzkeimen hat sich die Schmelzleiste vom Mundhöhlenepithel abgeschnürt. Der knospenförmige Schmelzkeim des M3 tritt auf. Stadium F. Hier beim neugeborenen Thiere sind, verglichen mil dem vorigen Stad. K. verhältniss- mässig raschere Fortschritte als z. B. zwischen Stad. (' und D wahrzunehmen. Schmelzleiste und rudimentärer Schmelzkeim (11) vor Id2 sind auch hier noch sichtbar. An der Spitze des Idi! tritt das Zahnbein auf. An der Spitze wie an der Basis des Zahnes ist die Schmelzpulpa bereits verschwunden, so dass inneres und äusseres Epithel mit einander in Berührung stehen. Die Schmelzleiste hat sich zum grössten Theile vom Zahne ab- geschnürt. Zahnwall aber keine Zahnfurche ist vorhanden. — 23 — Noch in der Region des Id2 ist durch Schwund der mittlem Partie der tiefere, stärkere Tlicil der Schmelzleiste von dem oberflächlichen getrennt; der erstere schwillt an und dadurch entsteht die erste Andeutung des knospenförmigen Schmelzkeims des 12 (Fig. 20 — 21), wie die Untersuchung der folgenden Stadien lehren wird. Die Anlage des ld 2 hat sich so weit nach hinten ausgedehnt, dass an Frontalschnitten der Sehmelzkeim des [3 oberflächlich vom hintern Knde des Id2 auftritt, mit andern Worten: die Wurzel des ld2 hat sich gebildet. Der Schmelz- keim des 1 3 steht auf der Grenze zwischen dem kappen- und glockenförmigen Stadium und Zahn- keim sowie Zahnsack sind deutlich differenzirt ; an der lingualen Peripherie des letztgenannten Schmelzkeimes ragt das tiefe Ende der Schmelzleiste frei hervor (Fig. 22). was hier be- sonders zu beachten ist, da es sich um einen persistirenden Zahn handelt; auf die Bedeutung dieses Befundes werden wir später zurückkommen. C und P 3 stehen auf derselben Entwicklungsstufe wie 1 3. Am Pd4, welcher etwa auf derselben Entwicklungsstufe wie Id2 steht, erhält man Bilder, welche der bekannten Figur 502 bei Kolliker (II) sehr ähneln: das Schmelzleistenende ist deutlich angeschwollen und von verdichtetem Bindegewebe umgeben; es ist P4, welcher sich noch immer auf dem knospenförmigen Stadium befindet (Fig. 23); vergleiche hiermit Fig. 15. welche dasselbe Gebilde auf dem nächst frühern Stadium darstellt. Neben dem hintern "Ende des Pd 4 ist die Schmelzleiste wenig tief und steht . was an mehreren Stellen des vordem Kiefertheiles nicht der Fall ist, mit dem Mundhöhlenepithel in — allerdings ziemlich lockerer - Verbindung (Fig. 17). An der freien Kante der Schmelzleiste entwickelt sich ein kleiner Sehmelzkeim in folgender Weise : während der tiefste Theil der Kante so gut wie unverändert bleibt, verbreitert die Kante sie sich durch Zellenwucherung etwas oberflächlich von der Spitze an der labialen Fläche: hierdurch erhält man auf dem Frontal- schnitte das Bild eines kappenförmigen Schmelzkeimes, bei dem der linguale Schenkel durch die unverändert gebliebene Spitze der Schmelzleiste, der labiale durch Neubildung entstanden ist: besonders in der Peripherie des lingualen Schenkels ist die Zahnsackbildung deutlich (Fig. 18, 19). Dass dieser Sehmelzkeim, welcher somit lingualwärts und oberflächlich vom hintern Ende des Pd4 auftritt, und in Folge dessen bei nicht weiterer Verfolgung der Entwicklung wohl als die Anlage des P4 angesehen werden könnte, nichts mit dem letztgenannten Zahne zu thnn hat. geht aus der Untersuchung des nächsten Stadiums hervor. Ich möchte diesen Befund dem von Baume bei einem 18 Cmtr. langen Schweinsembryo geschilderten und in seiner Fig. 37 wiedergegebenen Gebilde an die Seite stellen. B. spricht sich hierüber folgendermassen aus (pag. 74): „Bei bl ist die erste und für lange Zeit einzige Zahnanlage in diesem Kiefer zu sehen. Man kann Embryonen bis zu 22 Cmtr. Länge untersuchen ohne dass man Spuren weiterer Anlagen von bleibenden Zähnen wie in Fig. 37 bl zu sehen bekommt. Jeden- falls handelt es hier um einen in seiner Entwicklung weit vorauseilenden Zahn, weh her wesentlich früher angelegt wird, als alle andern". Baume scheint nun vornehmlich auf diesen Befund seine Behauptung zu stützen, dass die bleibenden Zähne sich aus „noch übrig gebliebenen Pesten-' der Schmelzleiste. welche thatsächlich niemals an der Bildung der Milchzähne betheiligt gewesen sind, entwickeln. Auffallend muss es dabei erscheinen, dass B. weder angiebt. zu welchem Ersatzzahn sich jener Schmelzkeim entwickeln solle, noch nachzuweisen versucht hat. dass die Zahnanlagen der Ersatzzähne, wie er sie auf Fig. 38 — 40 von Katze und Hund abbildet, aus einem solchen — 24 — Gebilde hervorgegangen sind. Entweder ist nun der von B. gemachte Befund ebenso wie der von mir oben beim Igel geschilderte als ein verkümmerter Schmelzkeim zu beurtheilen, aus dein sich nunmehr kein Zahn entwickelt -- somit eine in phylogenetischer Hinsicht bedeutsame Thatsache, welche aber für die Beurtheilung des Verhaltens der ..Ersatzzähne" zu den „Milch- zähnen" ohne Belang ist; oder, falls wir annehmen, dass der in Fig. 37 von Baume abgebildete Schnitt durch den vordersten Prämolartheil des Kiefers gefallen ist, kann der fragliche kleine Schmelzkeim entweder die Anlage des PI, welcher ohne Vorgänger im Milchgebiss ist, oder schliesslich die Anlage eines manchmal in dieser Gegend auftretenden ..überzähligen" Prämolaren sein '). Ich glaube hiermit alle Möglichkeiten einer Erklärung des fraglichen Gebildes erschöpft zu haben. Welche von diesen man auch aeeeptiren möge: für B's Anschauung beweist dieses Gebilde offenbar nicht das mindeste. Und da B. keine andern Beweise anführt, kann wohl be- hauptet werden, dass seine mit so grosser Zuversicht vorgetragene Lehre von der Entstehung der Ersatzzähne als endgiltig bei Seite geschafft zu betrachten ist. Ueber dem Ml, welcher von allen Zähnen am weitesten entwickelt ist. erhält die Schmelz- leiste ein bemerkenswerthes Aussehen. Sie ist vorn etwa ebenso kurz wie früher; weiter nach hinten wird sie noch rudimentärer aber zugleich findet man, dass von ihrem obern Ende, welches auf den meisten Schnitten keinen Zusammenhang mit dem Mnndhöhlenepithel zeigt, eine Leiste, welche auf dem Frontalschnitte das Bild eines gewundenen einzelligen Stranges darbietet, in die Tiefe dringt und sich mit dem äussern Schmelzepithel des Ml verbindet (Fig. 24). Diese dünne Leiste ist, nichts anderes als der Rest des Zusammenhangs des Schmelzkeims mit der Schmelzleiste. Bemerkenswerth ist das Verhalten des tiefsten Endes, welches lingualwärts vom besagten Strange abgeht (Fig. 24). Die von den bisher durchmusterten Befunden abweichende relative Lage der Schmelzleiste zum Schmelzkeime wird durch die starke Entwicklung des M 1 auf diesem Stadium bedingt. Erst im hintern Theile des Ml schwindet der Zusammenhang zwischen ihm und der Schmelzleiste vollständig. Auf den folgenden Schnitten über M 1 stellt also die Schmelzleiste nur einen Strang oder Band, keine Leiste, dar, sie steht nicht in Ver- bindung mit Mundhöhlenepithel oder Schmelzkeim, und kann nur durch Untersuchung der Schnittserie als identisch mit einer verkümmerten Schmelzleiste erkannt werden. Auf verein- zelten Schnitten siebt man jedoch einen schwachen Zusammenhang mit dem Mnndhöhlenepithel. Hinter dem M 1 ist die Schmelzleiste tiefer und über dem M2 bietet sie ein ähnliches Ver- halten dar, wie wir es schon bei M 1 kennen gelernt haben (Fig. 25) : sie steht durch eine dünne Leiste mit dem tiefer gelegenen Schmelzkeime des M2 in Verbindung. Die Unterschiede: Zu- sammenhang der Schmelzleiste mit dem Mundhöhlenepithel und grössere Dicke des Verbindungs- stranges erklären sich durch die geringere Entwicklung, welche M2 erlangt hat und illustriren in instruetiver Weise den Vorgang bei der Ablösung der Zahnanlage eines Molaren von der Schmelzleiste : vergleiche die in Fig. 24 und 25 abgebildeten Stadien. Die kurze Schmelzleiste, deren freie Spitze lingualwärts gerichtet ist, zeigt in Form und Beziehung zum Schmelzkeim ein ähnliches Verhalten, wie es auf einem früheren Stadium (C) vom Ml beschrieben wurde. Ueber den hintern Theil des M2 existiert kein Zusammenhang zwischen der Schmelzleiste mit Schmelzkeim oder Mundhöhlenepithel. Die Schmelzleiste wird darauf tiefer und schwillt alles noch im Bereiche des M2 — zu einem deutlichen knospenförmigen Schmelzkeim an Vergleiche Hensel und Nehring. — 25 (Fig. 26 und 33), welcher stellenwei.se schwache Verbindung mit dem Mundhöhlenepithel besitzt. Diesem von deutlich geschichteten Bindegewebe umgebenen Schmelzkeime sind wir schon auf dem vorigen Stadium begegnet: es ist Mo. Seine Lage über M 2 erklärt sich dadurch, dass hinter dem letzteren kein Platz im Kiefer ist. Zusammenfassung. Der Ausbildungsgrad der einzelnen Zähne gleich nach der Geburt ist also folgender: Id2 zeigt eine sehr weitgegangene Verkalkung, die Schmelzpulpa ist theilweise geschwunden und die Schmelzleiste ist zum grössten Theil schon vom Zahne abgelöst. Der Sehmelz- keini des 12 entsteht als knospenförmige Anschwellung des durch Schwund der Zwischenpartie frei gewordenen tiefern Theiles der Schmelzleiste. Die Schmelzkeime der 13, Cund P3 stehen etwa auf der Grenze zwischen kappen- und glockenförmigen Stadium. Von Pd4, welcher etwa dieselbe Reife wie Id2 erlangt hat, erhält man auf Querschnitten Bilder, welche, was das Verhalten des Endes der Schmelzleiste betrifft, völlig mit der von Kölliker gegebenen Fig. 502 (II) überein- stimmen; somit ist die knospenförmige Schmelzkeimanlage desP4 vorhanden. lieber dem hintern Theile des Pd 4 entwickelt sich aus der bis auf den oberflächlichen Theil verschwundenen Schmelz- leiste ein kleiner Schmelzkeim, aus dem kein Zahn hervorgeht. Ml ist von allen Zähnen am weitesten entwickelt. Ueber diesem sowie über M 2 ist die Schmelzleiste verkümmert und steht nur durch eine dünne Leiste mit dem Schmelzkeim der fraglichen Zähne in Verbindung. Ueber dem hintern Theile vonM2 entsteht durch die Anschwellung des Endes der Schmelzleiste der noch knospenförmige Schmelzkeim des M 3. Bei der Geburt ist also kein Zahn so weit ent- wickelt, dass er das Zahnfleisch durchbrochen hätte. Stadium G. Etwas vor dem Id2 ist eine schwache, wenig markirte, nicht völlig zusammenhängende Schmelzleiste sichtbar, welche an ihrem tiefern Ende noch immer den früher erwähnten Schmelz- keim trägt, der aber jetzt der gänzlichen Verödung, wie es scheint durch Einwuchern des Bindegewebes, sehr nahe ist (Fig. 27). Die regressive Entwicklung ergiebt sich aus einer Ver- gleichung der Fig. 13, 14 und 27. An Id 2 ist Schmelz und in grosser Ausdehnung Zahnbein gebildet, während die Schmelz- pulpa sehr stark reduzirt und das äussere Schmelzepithel nicht mehr als solches zuerkennen ist. Der tiefe Theil der Schmelzleiste neben Id2 spaltet sich in zwei Schenkel, von denen der dickere mediale die direkte Fortsetzung der Schmelzleiste , der dünnere laterale und mehrfach gefaltete die auf diesen Rest reduzirte A'erbindung zwischen Schmelzkeim und Schmelzleiste ist. Der von concentrisch angeordnetem Bindegewebe umgebene Schmelzkeim des Id2 steht fortdauernd auf dem knospenförmigen Stadium. Der Schmelzkeim des 13 hat das glockenförmige Stadium erreicht, die kurze (d. h. wenig tiefe) mit dem Schmelzkeim verbundene Schmelzleiste endet im oberflächlichen Theile zugespitzt "hne jeglichen Zusammenhang mit dem Mundhöhlenepithel; der tiefere Theil erscheint als ange- schwollener Fortsatz lingualwärts vom Schmelzkeim des 13: dieses Schmelzleistenende hat sieb liier zu einem fast kappenförmigen Schmelzkeim. welcher von verdichtetem Bindegewebe, also von einem Zahnsack umgeben ist, entwickelt (Fig. 29 — 30). Hier entsteht demnach ein unverkennbarer Kibliotheca zoologica. Heft 17. 4 — 26 — Schmelzkeim lingualwärts von einem permanenten Zahne in ganz derselben Weise wie bei Milch- zähnen; über die Bedeutung dieses Befundes siehe im folgenden. C hat schon eine Zahnbeinkappe erhalten: die Schmelzleiste lingualwärts von derselben verhält sich ähnlich wie bei 13, indem auch hier das tiefe Ende derselben angeschwollen ist, ohne jedoch eine Verdichtung des umgebenden Bindegewebes hervorzurufen (Fig. 28). Nachdem die Schmelzleiste sich von C abgeschnürt hat, verdichtet sich ihr tiefer Rand noch auf denselben Frontalschnitten, auf denen der hintere Theil des C getroffen ist, und wird zum kappenf orangen Sebmelzkeim des P3; dieser entwickelt sich somit langsamer als die beiden vorhergehenden (vergleiche Stadium E). Pd4 hat sich nun soweit entwickelt, dass jeglicher Zusammenhang zwischen ihm und der Schmelzleiste aufgehoben ist. Letztere lässt neben dem Anfangstheile des Pd4 aus ihrem tiefen Ende, einen knospenförmigen Sebmelzkeim hervorgehen. Dieser Schmelzkeim, welcher schon auf dem vorigen Stadium an der entsprechenden Stelle, wenn auch weniger deutlich zu sehen war, ist ganz kurz, worauf die Schmelzleiste wieder etwa gleich breit in ihrer ganzen Vertikalaus- dehnung wird, dann aber sich etwas vertieft, um an ihrem tiefen Ende einen anderen und stärkeren Schmelzkeim entstehen zu lassen: P4 (Fig. 31 und 31b). Dieser Schmelzkeim, welcher eben das kappenf örmige Stadium erreicht hat, entsteht an dem tiefen Ende der Schmelzleiste durch Zellenwucherung an deren Labialfläche, also an der gegen den Pd4 gekehrten Seite. Zahn- keim und Zahnsack sind deutlich differenzirt. Die Lage des P4 ist als etwa neben der Mitte des Pd4 zu verzeichnen. Als für die richtige Auffassung des Entwicklungsmodus des „Ersatz- zahnes" wichtig, bemerke ich hier ausdrücklieh, dass die Lage und Richtung der Schmelzleiste und des Schmelzkeimes des P4 im Verhältniss zur Medialfläche des Mundhöhlenepithels sowie zum Milchzahn vollkommen dieselbe wie im früheren Stadium (vergl. Fig. 23) ist. Wir konstatiren ferner, dass, wie nach der Lage der Schmelzleiste zum „Milchzahn" von vornherein zu erwarten war, der „Ersatzzahn" lingualwärts vom ersteren liegt. Bezüglich der Lage und des Ent- wicklungsgrades des Schmelzkeimes sowie der Richtung und der Form der Sehmelzleiste stimmt Baume's Fig. 39 (aus dem Unterkiefer einer fünf Tage alten Katze) gut mit dem zuletzt ge- schilderten Befunde überein. Am hintern Ende des Pd4 ist der oberflächliche Theil der Schmelzleiste zu einer ganz dünnen Lamelle reduzirt. Weiter nach hinten wird die Schmelzleiste weniger tief und mehr- fach unterbrochen, stellt also thatsächlich ein stellenweise sieb- oder netzförmig durchlöchertes Band dar - - Befunde, wie sie auch von Rose (I, pag. 459) in zutreffender Weise beim Menschen geschildert sind. Am vordem Theile des M 1 ist dann nur ein schwacher Rest der Schmelz- leiste erhalten, welcher sich bald zu einem dünnen Zellenstreifen (auf dem Frontalschnitt ) reduzirt. Etwas weiter nach hinten steht M 1 durch eine dünne und gefaltete Leiste mit dem Mundhöhlenepithel im Zusammenhange (Fig. 32). Djese Leiste ist natürlich ebenso zu beurtheilen wie die labiale, ebenfalls gefaltete Leiste bei Id2: sie ist die bis auf diesen Rest reduzirte Verbindung des Schmelzkeimes des M 1 mit der Schmelzleiste, resp. mit dem Mundhöhlenepithel. Ueber dem hintern Theile des Zahnes ist die Schmelzleiste stellenweise völlig resorbirt. Sie beginnt erst wieder über M2, gewinnt allmählig Zusammenhang sowohl mit dem Mundhöhlenepithel als mit Schmelzkeim des M 2 und verhält sich ganz so, wie es Fig. 32 bei M 1 darstellt. Dann wird dem die Schmelzlleiste stärker: das tiefe Ende erscheint als ein medial wärts gerichteter dickerer Fortsatz an der Verbindungsleiste zwischen Mundhöhlenepithel und Schmelzkeim ganz wie es 27 oben für die Schmelzleiste bei M2 angegeben und abgebildet worden ist, vergleiche Fig. M7. Etwas weiter nach hinten schwindet die Verbindung zwischen Schmelzleiste und Schmelzkeim des M 2, erstere vergrössert sich etwas, verliert den Zusammenhang mit dem Mundhöhlenepithel und entwickelt sich, noch über dem M2 liegend, zu dem Schmelzkeime des M3, welcher hier das kappenförmige Stadium erreicht hat; Zahnkeim und Zahnsack sind deutlich differenzirt. Wir können also hier beobachten, wie die Schmelzleiste über Ml und M2 zum grössern Theile schon resorbirt ist, da sie betreffs dieser Zähne bereits ihre Mission erfüllt hat, und ausser- dem kein Platz im Kiefer vorhanden ist, um neue Entwicklungsprodukte (d. h. Sehmelzkeime) entstehen zu lassen. Dagegen ist sie im hintern Kiefertheile noch vorhanden, und es entwickelt sich hier aus ihr M3. Die Schmelzleiste zeigt neben, respective über den Zähnen, welche am weitesten in der Entwickhing vorgeschritten sind, verschiedene Reductionsgrade : so ist sie. theilweise ganz ver- schwunden (über dem hintern Theile des Ml) oder sie ist zu einem siebartig durchlöcherten Bande (am hintern Theile des Pd4) oder zu einem schwachen Zellenstreifen (am vordem Theile des Ml) geworden. lieber den Ersatzzähnen ohne Nachfolger (J3, C, P3) existirt kein Zu- sammenhang zwischen Schmelzleiste und Mundhöhlenepithel. Studium H. Id2 ist fast ausgebildet. 12 steht auf dem Uebergange vom knospen- zum kappenförmigen Stadium (Fig. 34). Neben 13, an dessen Spitze Hartgebilde entwickelt .sind, ist der oberflächliche Theil der Schmelzleiste dicker und steht mit dem Schmelzkeime des 1 3 in Verbindung, auch hier am tiefen Ende eine schmelzkeimähnliche Anschwellung zeigend (Fig. 35). Der auf dem vorigen Studium lingual wärts und neben C gelegene knospenförmige Schmelzkeim liegt jetzt nicht mehr neben dem mittlem, sondern neben dem hintern Theile des C sowie hinter demselben, wo der grössere Raum eine grössere Entfaltung gestattet. P 3 ist mit grosser Schmelzpulpa versehen. Der auf den vorigen Stadien neben dem vordem Theile des Pd 4 liegende vergängliche Schmelzkeim ist hier nicht mehr mit Sicherheit nachzuweisen. P4 ist bedeutend weiter entwickelt als 12, indem das glocken- förmige Stadium mit beginnender Schmelzpulpa erreicht ist (Fig. 36); die Verbindung mit dem Mundhöhlenepithel ist äusserst schwach. Von Interesse ist, dass selbst noch auf diesem Stadium die Verbindung zwischen Pd4 und der Schmelzleiste über P4 angedeutet ist, indem noch eine von der Schmelzleiste über dem hintern Theile von P4 ausgehende kurze, gegen Pd4 gerichtete Leiste als letzter Rest der einstigen Verbindung vorhanden ist. Ueber Ml wird die Schmelz- leiste nur durch zwei dünne Fäden repräsentirt, weiter hinten und über M2 ist sie (wegen Raum- mangel) ganz verschwunden. Der Schmelzkeim für M3 liegt noch immer über dem hintern Theile von M2, aber hat das glockenförmige Stadium mit Schmelzpulpa erreicht; er ist der am wenigsten entwickelte von den beim jungen Thiere später fungirenden Zähnen. Zusammenfassung. Zwischen Id2 und Pd4 einerseits und der Schmelzleiste mit den Schmelzkeimen der entsprechenden 12 und P4 anderseits ist jegliche Verbindung aufgehoben, abgesehen von einem Rudimente einer solchen Verbindung über letztgenanntem Schmelzkeim. Während 12 das kappenförmige Schmelzkeimstadium kaum erreicht, ist 1' 1 fast vollständig glocken- — 28 förmig. Noch auf diesem Stadium giebt es einen Zahn des zuerst fungirenden Gebisses, nämlich P3, bei dem keine Hartgebilde entwickelt sind. Der im vorigen «Stadium neben der Mitte des C gelegene knospenförmige Schmelzkeim liegt jetzt hinter demselben. Stadium I. Alle Zahnkronen des zuerst fungirenden G-ehisses sind völlig ausgebildet und die beiden Ersatz- zähne 12 und P4 schon verkalkt. Die Schmelzleiste ist in Folge der starken Entwicklung der Hart- gebilde resorbirt. Oberkiefer. Da die Vorgänge bei der Zahnbildung und die Beziehungen der Zahnanlagen zu ein- ander keine principiellen Unterschiede von dem Verhalten im Unterkiefer darbieten, kann ich mich hier kürzer fassen und hauptsächlich nur die durch die verschiedene Anzahl und Bedeutung der Zähne bedingten Verschiedenheiten anführen, im übrigen aber auf die für die Unterkiefer- zähne gegebene Schilderung verweisen. Für die Stadien A und A1 kann ich auf das über den Unterkiefer gesagte verweisen. Von S t a d. B habe ich nur Längsschnitte untersuchen können , welche nicht zur Orientirung in diesem Stadium ausreichen. Stadium C. Nur im vordem Kiefertheile bildet die Schmelzleiste die Grenze zwischen dem dünnern und dem dickern Mundhöhlenepithel. Ein Zahnwall sowie eine schwache Zahnfurche treten über der Anlage der Backenzähne auf. ' ) 1dl steht etwa auf demselben Entwicklungsstadium wie der untere Id 2. Da hier hinter Id 1 dieselbe Verkürzung der Schmelzleiste (in verticaler Richtung) wie im Unterkiefer vorhanden ist, so liegt auch hier Id2 unmittelbar unter dem Mundhöhlenepithel, also viel oberflächlicher als Idl; ersterer hat kaum das kappenförmige Stadium erreicht. 13 mit derselben Lage wie der vorige steht auf dem kappenförmigen Stadium. Bemerkenswerth ist die Leiste, welche vom labialen und oberflächlichen Theile der Schmelzleiste ausgeht; wir sind solchen Bildungen schon im Unterkiefer begegnet. Doch unterscheidet diese sich von denjenigen im Unterkiefer da- durch, dass sie auf einer kleinen Strecke mit einer Anschwellung am freien Bande versehen ist (Fig. 37 — 40); wir werden uns bei den folgenden Stadien wieder mit dieser Bildung zu be- schäftigen haben. Der Schmelzkeim des Cd steht auf dem glockenförmigen Stadium und liegt tiefer als Id2 und 13, während P2 sich noch auf dem kappenförmigen befindet und völlig oberflächlich liegt. ') In Bezug auf die Lippenbildung im Oberkiefer verweise ieli auf den Abschnitt: Zusammenfassung und Folgerungen. — 29 — Pd4 mit glockenförmigem Sehinelzkeim ist weiter ausgebildet als irgend einer der vor- hergehenden. Ml .steht ungefähr auf derselben Entwicklungsstufe wie IM 4 und hat zur Sehmelzleiste dieselben Beziehungen wie der untere M 1. Studium ]). "Wie in einigen andern Stadien geht auch hier die Schmelzleiste stellenweise (Fig. 41) von einer Epithelverdickung, resp. Epithelleiste aus, welches Verhalten von Pouchet und Chakry auch im Unterkiefer heim Schwein geschildert wird. Besagte Verdickung wird von P. und Ch. als „mur plongeant" bezeichnet, wozu ich nur bemerken will, dass dieses Gebilde nicht mit der im Enterkiefer vorkommenden Epithelverdickung homolog ist, da ja, wie wir gesehen haben (vergl. oben pag. 21), aus der Dehiscenz der letztern das Vestibulum oris entsteht und welche von P. und Ch. ebenfalls als „mur plongeant" bezeichnet wird, während aus der fraglichen Bildung im Oberkiefer kein Vestibulum oris hervorgeht (hierüber siehe weiter unten). Die Schmelzleiste fängt schon vor Id 1 an. Neben P d 4 ist das Schmelzleistenende schwach angeschwollen (P 4 ). M2 steht auf der Grenze zwischen kappen- und glockenförmigem Stadium. Andeutungen zu oberflächlichen Leisten an der lingualen Fläche der Schmelzleiste ven- tralwärts von den Molaren sind auch hier ebenso wie im Unterkiefer wenn auch schwächer vorhanden. Stadium E. Die Weiterentwicklung der verschiedenen Zahnanlagen bietet vom Verhalten im Unter- kiefer keine wesentliche Abweichung dar. Bemerkenswerth ist dagegen die Länge des freien Endes der Schmelzleiste neben Cd. in- dem dieselbe tiefer in das Bindegewebe hineinragt als die Ränder des Schmelzkeims (Fig. 42 1. In noch höherm Grade als im vorigen Stadium (Fig. 41) zeigt sich bei dieser Zahnanlage mit völlig ausgebildeter Schmelzpulpa ihre Winzigkeit im Vergleich mit der erreichten Entwicklungs- stufe. Ferner ist hervorzuheben, dass der Zahn trotz seiner relativ hohen Entwicklungsstufe sich noch nicht vom Mundhöhlenepithel abgelöst hat. Stadium F. Ebensowenig wie im Unterkiefer ist hier beim neugeborenen Thiere die Entwicklung der Zähne so weit gelangt, dass ein Zahn das Zahnfleisch durchbrochen hätte. Der Schmelzkeim des Id 1 hat sich zum grössten Theile von der Schmelzleiste abgeschnürt. 1 1 entsteht ganz in derselben Weise wie 1 2 im Unterkiefer. Id2 und 13 haben das glockenförmige' Stadium mit Schmelzpulpa erreicht. Die schon früher erwähnte Lateralleiste (siehe oben pag. 28) am letztern, trägt neben dem vordem Theile — 30 — des Schmelzkeimes am freien Ende eine deutlich abgesetzte Anschwellung, welche sich auf den nächst folgenden Schnitten wieder verliert, um am hintern Theile des 13 mit allen Merkmalen eines gut ausgebildeten knospenförmigen Schmelzkeimes sich zu entwickeln l Fig. 43, 44, Jd 3). Der diese Knospe tragende Sehmclzleistentheil ist von der Schmelzleiste des 13 abgerückt und geht auf kurzer Strecke von einem „mur plongeant" aus. Die schon oben gegebene Deutung dieser An- lage als eines Vorgängers des 13, also des Schmelzkeimes eines nie zur Entwicklung gelangenden Id3, kann offenbar nicht bezweifelt werden. Bemerkenswerte ist, dass 13, obgleich er auf der- selben Entwicklungsstufe wie Id2 steht, sich noch nicht, wie dies beim letztern der Fall ist, vom Mundhöhlenepithel emancipirt hat. Bei Cd ist die Verkalkung schon so weit vorgeschritten, dass die Schmelzpulpa des kleinen Zahnes schon verschwunden ist. Der Zahn hat sich völlig von der Schmelzleiste ab- gelöst und ist zur Zeit der am weitesten entwickelte Zahn: er ist weiter entwickelt als sogar Pd4 und Ml. Für diesen Zahn hat also der von Baume (pag. 257) formulirte Aussprach, dass ..der Zahn - gleichviel ob man ihn nach der Tradition zu den Milch- oder zu den bleibenden Zähnen rechnen würde — um so früher durchbricht, je geringer seine Entwicklung ist," seine Gültigkeit. Dagegen stimmt die unmittelbare Fortsetzung des Baume' sehen Raisonnements schon nicht mehr mit den thatsächlichen Befunden überein: „Der frühe Durchbruch ist von einer frühem Fertigkeit, seine frühe Fertigkeit von einer frühern Anlage abhängig", denn Cd wird durchaus nicht früher als die übrigen Milchzähne angelegt. Im allgemeinen findet gerade das Gregentheil von dem von Baume behaupteten Vorgang statt; die zuerst fertigen und durchbrechenden Zähne (Pd4 und M 1) gehören zu den am höchsten ausgebildeten. Ich komme später auf diesen Baume' sehen Satz und die auf demselben gestützten Behauptungen zurück. Derjenige Theil der Schmelzleiste, von welchem sich, wie erwähnt, der Schmelzkeim des Cd völlig abgeschnürt hat, steht noch im vollständigen Zusammenhange mit dem Mundhöhlenepithel und trägt eine starke Anschwellung an seinem freien Ende: der knospenförmige Schmelzkeim des C (Fig. 45). P 2 liegt ganz oberflächlich mit glockenförmigem Schmelzkeime und Schmelzpulpa. Zwischen P 2 und Pd 3 ist die Schmelzleiste mit einer Anschwellung versehen , welche möglicherweise der knospenförmige Schmelzkeim eines nicht zur Ausbildung kommenden Zahnes ist. Pd 3 liegt tiefer als P2, sonst wie dieser. Die Schmer/leiste über dessen hinterem Theile hat eine schwache mediale oberflächliche Leiste. Pd4 ist stark verkalkt. Lehrreich ist sein Verhalten zur Schmelzleiste, wie dies auf den auf einander folgenden Schnitten zur Anschauung gelangt : neben dem vordem Ende des Pd4 hat die Schmelzleiste, von welcher sich der Schmelzkeim hier schon abgelöst hat, an ihrem freien Ende einen gut ausgeprägten knospenförmigen Schmelzkeim (P4) entwickelt (Fig. 46). Neben dem hintern Theile des Pd 4 und hinter dem Schmelzkeime des P4 ist die Schmelzleiste verkürzt (d. h. reicht weniger tief in das Bindegewebe hinein), aber hängt mit dem Schmelz- keime des Pd4 durch einen dünnen Strang zusammen, wobei aber das Ende (d.h. der tiefe Rand) der Schmelzleiste frei bleibt (Fig. 47). Aehnlich wie beim untern ]\I 1 gestalten sieb die Verhältnisse zwischen M 1 und Schmelz- leiste auch hier: in seinem mittleren Theile ist der Schmelzkeim noch durch einen dünnen Strang, welcher von der Labialfläche der gebogenen Schmelzleiste ausgeht, mit letzterer in Verbindung; — 31 — am freien Rande ist die Schmelzleiste angeschwollen und weist Bilder wie Fig. 48 auf, wo der Verbindungsstnmg (b) noch deutlich nachweisbar ist. Aehnlieh ist das Verhältnis zwischen M 2 und Schmelzleiste, wenn auch auf diesem Stadium die Verbindung eine vollständigere ist, da M 2 noch weniger entwickelt, noch keine Hartgebilde erhalten hat. Der knospenförmige Schmelzkeim des M3 liegt zum Theil noch oberflächlich von M2. Zusammenfassung. Cd ist rudimentär, aber allen übrigen Zähnen in der Entwicklung weit vorangeeilt. Von „ Ersatzzähnen a sind die knospenförmigen Schmelzkeime des 1 1 . welcher in ganz derselben Weise wie der untere 12 entsteht, und des P4 entwickelt. Zwischen diesen. durch Anschwellungen der Schmelzleiste entstandenen Anlagen besteht noch eine deutliche wenn auch schwache Verbindung zwischen dem Schmelzkeim des entsprechenden Milchzahns und der Schmelzleiste. Besonders bemerkenswerth ist der labialwärts von 13 liegende knospenförmige Schmelzkeim eines nie zur Ausbildung kommenden Vorgängers von 13, also eines Milchzahns (Id3). Studium G. 12 steht, auf dem knospentörmigen Stadium. Id2 hat schon Hartgebilde erhalten, steht aber noch in breiter Verbindung mit der Sehmelzleiste, welche neben dem vorhergehenden Zahn schon stark verkümmert ist. Hinter Id 2 ist nur der oberflächliche Theil der Sehmelzleiste erhalten, mit welchem 1 3 zusammenhängt; letzterer ist ebenso weit entwickelt als Id 2 und nimmt dieselbe oberflächliche Lage wie dieser ein. Im Verhältniss zum Kiefer hat sich eine Umlagerung des 13 vollzogen: seine Längsachse liegt in der Querachse des Kiefers mit der Kronenspitze labialwärts gerichtet, wodurch selbstverständlich auch die Lage des freien Schmelzleistenendes sowie diejenige der schon früher besprochenen Lateralleiste alterirt worden ist; die Schmelzleiste ist mit ihrem freien Ende lingual- (medial-) wärts, (nicht wie gewöhnlich dorsalwärts resp. der Tiefe zu) die Lateralleiste labialwärts gerichtet, und beide verlaufen der Längsachse des Zahnes parallel. Bemerkenswerth ist ferner die Schmelzkeim-ähnliche Form des Schmelzleistenendes (Fig. 49 und 49 '). Nur die breite Verbindung zwischen dem Schmelzorgan des 1 3 und der Schmelzleiste macht die Deutung des fraglichen Gebildes als ein knospeniörmiges Schmelzorgan zweifelhaft, da der neue Schmelz- keim sich sonst nicht zu markiren pflegt, so lange die Verbindung der Schmelzleiste mit dem altern Schmelzkeim so vollständig wie hier ist. Die Anschwellung an der Lateralleiste ist liier fast verschwunden. Cd ist soweit entwickelt, dass vom Schmelzkeim nur noch das innere Schmelzepithel übrig ist; nur noch eine schwache Spur des Zusammenhanges zwischen Cd und der Schmelzleiste ist sicht- bar (Fig. 50); erst neben dem hintersten Theil des Cd an der Spitze der Schmelzleiste, welche sich mittlerweile vom Mundhöhlenepithel abgelöst hat, liegt der im Anfange des kappenförmigen Stadium stehende Schmelzkeim des C (Fig. 51). Unmittelbar hinter der Anlage des C ist die Schmelzleiste verkürzt, und an ihrem Ende ist derP2 entwickelt, welcher wenig weiter als auf dem vorigen Stadium ausgebildet ist. P3 liegt tiefer und ist weiter entwickelt (mit kleiner Dentinkappe) als P2: er fängt an sich von der Schmelzleiste abzuschnüren. — 32 — An dem Ende der vertieften Schmelzleiste liegt der nunmehr fast glockenförmige Schmelz- keim des P4, in welchem die Schmelzpulpa sich zu bilden anfängt; nur der hintere Theil des Schmelzkeims des P4 liegt neben dem Pd4; auf den Frontalschnitten, wo der vordere bei weitem grössere Theil des P4 getroffen ist, findet sich kein anderer Zahn. Die übrigen Zähne bieten nichts Bemerkenswerthes. Zusammenfassung. Von den Ersatzzähnen sind in diesem Stadium als deutliche Schmelz- keime angelegt: II, C und P 4, und zwar hat II das knospen-, C das kappen- und P4 fast das glockenförmige Stadium erreicht. Ausserdem entwickelt sich am freien Ende der Schmelzleiste welche mit 1 3 in Verbindung steht, ein Schmelzkeim-ähnliches Gebilde ; das Schmelzorgan an der labialen Leiste desselben Zahnes ist hier fast verschwunden. Stadium H. Neben dem vordem Ende des Idl ist die Schmelzleiste völlig verschwunden; erst neben dem hintern Theile dieses Zahns tritt sie, in äusserst schwacher Verbindung mit Id 1 stehend, mit einem jetzt kappenförmigen Schmelzorgan (II) an ihrem freien Rande wieder auf. 12 steht auf dem knospenförmigen Stadium. Neben 13 ist die auf der vorhergehenden Strecke sehr reduzirte Schmelzleiste wieder vollständig und die mit ihr in Verbindung stehende Lateralleiste (vergleiche die vorigen Stadien) trägt an ihrer Spitze „ein Epithelialnest". Letzteres ist hier also als ein aus der Schmelzkeim- anlage hervorgegangenes Degenerationsprodukt aufzufassen (Fig. 52 und 52l, Id3). Cd ist schon ausgefallen ohne Spuren zu hinterlassen. C hat das glockenförmige Stadium erreicht und schon eine kleine Dentinkappe ausgebildet, ist somit viel weiter entwickelt als irgend ein anderer Zahn mit verkalktem Vorgänger , was um so auffallender ist , als C noch auf dem vorigen Stadium weniger weit als P 4 entwickelt war. Es hat den Anschein , als ob das Ende der Schmelzleiste hier vollständig für die Herstellung des Schmelzkeims des 0 aufgebraucht würde. da sich das Ende nur als eine ganz schwache Hervorragung an der Lingualfläche des Schmelz- keims markirt (Fig. 53 SP). Wir beobachten nämlich sonst auf entsprechender Entwicklungs- stufe, wie der Schmelzkeim sich vom Ende der Schmelzleiste abzulösen anfängt, wobei dann das letztere auf dem Frontalschnitte als distincte, freie Knospe hervortritt. Pd3 ist völlig von der Schmelzleiste abgelöst; letztere liegt der tiefen Schicht des Mund- höhlenepithels dicht an und trägt an ihrem Ende einen knospenförmigen Schmelzkeim (P3), welcher vom besagten Epithel abgewandt und, wie aus der Untersuchung der Serie hervorgeht, durch Zellenwucherung an der Labialfläche der Schmelzleiste entstanden ist. Der etwas fremd- artige Befund wird durch Fig. 54 illustrirt. P4 ist noch nicht so weit wie C gediehen; von seiner Schmelzleiste geht etwas ober- flächlich vom Schmelzkeim an der Lingualfläche eine Leiste aus, welche nichts anderes als das Ende der Schmelzleiste ist (Fig. 55). Wir haben somit hier etwa das gleiche Verhalten der Schmelzleiste zum Schmelzkeim wie z. B. beim untern M 1 des Stadiums C (Textfig. 2 — 4, pag. 18) - und in beiden Fällen handelt es sich um Zahnanlagen, bei denen wenigstens bisher kein Nach- folger gefunden wurde. Wie im vorigen Stadium liegt der grösste Theil des P4 vor dem Pd4. Der kurze und eigenthümliche Verbindungsstrang des Ml mit Schmelzleiste wird durch Fig. 56 illustrirt; das Ende der Schmelzleiste (SP) ist nachweisbar. — 33 — M3 ist als kappenförmiger Schmelzkeim, oberflächlich von M2 liegend, vorhanden. Zusammenfassung. Von Anlagen zu Ersatzzähnen sind auf diesem Stadium neu hinzu- gekommen die knospenförmigen Schmelzkeime von 12 und P3. C ist den übrigen Ersatzzähnen in der Entwicklung vorangeeilt, während noch auf dem vorigen Stadium 1' 4 weiter entwickelt war. Diese beschleunigte Ausbildung hängt damit zusammen, dass sein Vorgänger, der winzige Cd, bereits ausgefallen ist; über sein Verhalten zur Schmelzleiste vergleiche oben und Fig. 53. Bemerkenswert.]! ist auch das Verhalten der Schmelzleiste zu P4. Stioliuiit 1. Wie im Unterkiefer so ist auch hier die Schmelzleiste zum allergrössten Theile spurlos verschwunden; dies gilt natürlich in erster Linie vom vordem Kiefertheile , wo die Zahnpro- duetion abgeschlossen ist. Oberflächlich von P3. welchen wir auf dem knospenförmigen Stadium verliessen, und an dem jetzt wie an allen übrigen Zahnanlagen schon Bartgebilde entwickelt sind, hat sich jedoch die Schmelzleiste theilweise erhalten. Wie allgemein bei den Ersatzzähnen sowie bei denjenigen Zähnen, welchen verkalkte Vorgänger fehlen, bleibt der tiefere Theil der Schmelzleiste länger erhalten, während der oberflächliche bereits resorbirt ist. Das freie Ende der Schmelzleiste verhält sich hier zum P3 ganz ebenso wie zu dem nur wenig weiter ausgebildeten P4 des Stadiums H; vergl. Fig. 55 und 57. Weiter nach hinten (Fig. 58) ist die Schmelzleiste in rundliche Stränge aufgelöst, von welchen sich oberflächlich von P4 nur noch zwei erhalten, welche auf Querschnitten das bekannte Bild von „Epithelnestern" (Kollmann) geben. Am hintern Theile des P4 ist jede Spur der Schmelzleiste verschwunden. Zusammenfassung und Folgerungen. Wir beschäftigen uns hier vornehmlich mit den für die untersuchte Thierform eigen- thümlichen Befunden, welche in den mitgetheilten Untersuchungen dargelegt sind, und behandeln die allgemeinen Fragen im Schlusskapitel. Zunächst stellen wir die Anzahl der Wechselzähne fest, wobei wir in erster Linie die regel- mässig verkalkten Zähne berücksichtigen. Wie aus der oben (pag. 11 — 12) gegebenen historischen Uebersicht der früheren Untersuchungen über den Zahnwechsel des Igels hervorgeht , sind die Resultate auch der neuesten Untersuchungen, welche auf Grund der befolgten Präparationsmethode nur die fraglichen, wirklich zur Verkalkung gelangenden Zähnen berücksichtigen konnten, so wenig übereinstimmend, dass nicht einmal diese scheinbar so einfache Frage eine befriedigende Antwort erhalten hat. Die Mehrzahl der Beobachter nimmt, wie wir gesehen haben, einen voll- ständigen Zahnwechsel an. d. h. allen Ante-Molaren sollen verkalkte Milchzähne vorangehen. Tauber hat dieses Verhältniss dahin näher präcisirt, dass er intra- und extra-uterine Milch- zähne unterscheidet. Er beschreibt erstere — einen derselben bildet er sogar ab — in einer Weise, dass a priori ein Zweifel an der Richtigkeit dieser Angaben gar nicht aufkommen kann. I nd dennoch geht aus meinen Untersuchungen, die an Serienschnitten von elf verschiedenen Bibliotheca zoologica. Heft 17. 5 — u Altersstufen vorgenommen wurden und die daher sowohl ein Uebersehen von noch so winzigen Dentinscherben unbedingt, als auch „Zufälligkeiten" mit grösster Wahrscheinlichkeit ansschliessen, hervor, dass von den von Tauber als intra-uterine Milchzähne beschriebenen Gebilden mit Aus- nahme des oberen Eckzahnes Nichts vorhanden ist, was seine Angaben rechtfertigt. Wie nun T. zu diesen seinen Angaben hat gelangen können, darüber kann ich nicht einmal eine Ver- muthung aussprechen. Der einzige unter den früheren Beobachtern, welcher die Milchzähne richtig beschrieben hat, ist Sahlertz. Fassen wir den von ihm nur gelegentlich beobachteten oberen Milcheckzahn als constant auf, so stimmen seine Angaben bezüglich der Anzahl der verkalkten Zähne voll- kommen mit den von mir durch Serienschnitte festgestellten iiberein. Wir erhalten also, wenn wir nur die zu irgend einer Lebensperiode funetionirenden Zähne und ausserdem den obern Milch- eckzahn berücksichtigen, folgende Zahnformel für Erinaceus europaeus: 1. 2. 3. 1. 2. 3. 4. 1. 2. M. J '■ 2- C L P :!- 4' M 2. 4. 2. 3. 1. 3. 4. 1. 2. •'.. ') Diese Zähne finden wir mit den betreffenden Bezeichnungen in Textfig. 7 wiedergegeben. Der obere Milcheckzahn ist bereits beim 83 Mm langen jungen Thiere verschwunden, während, wie ich schon hier bemerken will 2), der Wechsel der übrigen Zähne, erst nach dem Durchbruche des hintersten Miliaren vollendet ist. Das Auftreten und das verschiedene Entwicklungstempo derjenigen Zahnanlagen, aus denen regelmässig verkalkte Zähne hervorgehen, erhellt aus nachfolgender Uebersicht, Seite :lii u. .">7. Da es sich hier nur um einen Einblick in die relativen Entwicklungsgrade, welche die Zahn- anlagen auf den von mir untersuchten Stadien erreicht haben, handelt, genügen allgemein gehaltene Angaben. I>ic Portschritte in der Verkalkung sind aus diesem Grunde nicht be- rücksichtigt. Aus der nachfolgenden Uebersicht geht zunächst hervor, dass, wie besonders deutlich am Unterkiefer der Stadien B und B' zu ersehen ist, alle Zähne der ersten Funktionsreihe mit Ausnahme von M 2 und M •'! sich etwa gleichzeitig aus der Schmelzleiste differenziren. M 2 und M 3 differenziren sich in dem Maasse als durch Auswachsen des Kiefers Platz für sie geschaffen wird; wir sehen einstweilen von ihnen ab. Die Verschiedenheiten im Reifegrade auf den verschiedenen Stadien scheinen in erster Linie von der Grösse und Ausbildung, welche der betreffende Zahn überhaupt erlangt, abhängig zu sein. So rinden wir, dass im Unterkiefer M 1 stets in der Reife allen übrigen voran geeilt ist, ihm folgt der Reihe nach l'd 1 und 1 d 2. Die schwächsten Zähne im Unterkiefer: 1 •'!. C und P 3, sind vom Anfange an in ihrer Ausbildung zurück und werden von allen zuletzt fertig; von ihnen erreicht wiederum der grösste (C) zuerst, der kleinste (P 3) zuletzt seine völlige Ausbildung. Aehnlich gestalten sich die Verhältnisse im Oberkiefer, wenn wir t'd ausnehmen. Dieser winzige, st iftfi innige Zahn, welcher einen ganz andern Habitus als die übrigen aufweist, ') Icli lieiliene niiuli hier and im folgenden der praktischen, vonWiNGE (I) eingeführten Schreibweise der Zahn- formel, in welcher die Beziehungen der Milchzähne (klein gedruckt) zu den Ersatzzähnen (grösserer Druck) klar hervortreten. -) Nähere Angaben über den Verhalt des Zahnwechsels, gehören in den zweiten Theil dieser Arbeit. 35 bildet in seiner ersten Anlage keine Ausnahme von der oben aufgestellten Regel: kleiner als die übrigen differenzirt er .sieh auch später als diese, aber schon auf Stad. C hat er dieselbe Reife wie die grössten Zähne erlangt; beim neugeborenen Thiere (Stad. Fi hat er diese überflügelt, wird dann bald darauf völlig ausgebildet und fällt frühzeitig aus. Dieser Zahn ist somit anders als die übrigen zu beurtheilen : er gehört den auch von physiologischem Gesichtspunkte aus rudimentären Organen an und verschwindet, ehe er zu irgend welcher Funktion gelangt ist, indem er durch den sieh ebenfalls ungemein rasch entwickelnden C verdrängt und ersetzt wird (siehe unten). Wir bemerken nun aber ferner, dass die zuletzt fertig werdenden Zähne der ersten Funktionsreihe nicht nur die schwächsten sondern mit einziger Ausnahme des obern Jd 2 — auch gleichzeitig diejenigen Ante-Molaren sind, welche nicht gewechselt werden. Was nun das Entwicklungstempo der Zähne der zweiten 7 Funktiunsreihe betrifft, so gilt auch liier, dass die stärksten sieh sowohl zuerst an der Schmelzleiste differenziren als auch zuerst fertig werden. P 4 eilt oben wie unten allen übrigen Ersatzzähnen — von einer gleichzuerwähnenden Ausnahme abgesehen — sowohl was erste Anlage als Zeit- punkt des Fertigwerdens betrifft, voran. Ihm folgen die nächst grössten Ersatzzähne 1 1 oben und 12 unten. Zuletzt wird der schwächste von allen: der obere 1 '1 angelegt und aus- gebildet. Eine interessante Ausnahme bildet der obere C: ebenso wie sein Vorgänger zeigt er eine beschleunigte Ent- wicklung, indem er etwa gleichzeitig mit dem obern II angelegt wird, bald alle andern Ersatzzähne überholt, heim 83 Mm. langen Jungen sogar schon weiter entwickelt ist als ein Zahn der ersten Functionsreihe (P. 2) und schliess- lich, nachdem Cd ausgefallen, in die erste Funktionsreihe eintritt, d. h. zusammen mit den Milchzähnen und den nicht wechselnden Ante-Molaren funetionirt. Mit Rücksicht auf die Entwicklungsart der verschiedenen Componenten haben wir also heim Igel während der ersten Lebensmonate ein Ge- biss , welches - von den Molaren abgesehen - aus drei verschiedenen Arten, nämlich echten Milchzähnen, nicht wechselnden Ante-Molaren und einem echten Prämolaren, /. u s ammen gesetzt i s t . Wir können nun keinen Augenblick im Zweifel sein, dass die oben als 1.1 I. Id 2, Cd, Pd 1 M. Pd P'2.Cdl3.Id Pd'l, C, Id2 P3. ! 13 i Grinaceus eu eopaeus. Aufgeschnittener Kiefer eines jungen Individuums um sämmtliche ver- kalkten Zähne zu zeigen. Der obere Cd war bei diesem Thiere schon ausgefallen, weshalb er nach einem Jüngern Thiere gezeichnet und unterhall) der Zahnreihe gestellt worden ist. */i natürliche Grösse. 1 d 2, Pd 4 bezeichneten Zähne dem gewöhnlichen Sprachgehrauche nach Milchzähne sind, da an deren Stelle die einzigen Ersatzzähne treten, welche beim Igel regelmässig zur Verkalkung, resp. zur vollen Ausbildung gelangen. 36 — W w 09 Sä 3 O P -J CD 09 B CD p p s E CD t» x r. er ° E 4' -a. — c: 71 >e P? CD 3 o 3- I-J hg - tX et- CD P o cr 09 09 CD o CD " DB N P* tx O er B1 B O a CD a ■-- 7. '-' IC B B r 51 vischen spen- und penförm. Stad. 3" 5 JT E" 09 — H _". 2__ CD B TT = B - 7 P = TS CD n ü (X p gl 71 |§ S i -3 • £ I cT B CD rr - rc - P 3 ^ - - c ^^. — P= w- r* p Uq = — 3 — CP3 CD ^ Pu - ^ CC N — 3 Oi — "' CD ts ** CD i-- r. B -1 1 5 = ' B p Gi 0 h3 CD tx c: S 0 £ O: (X p^ p G es" ?r c^_ et 3- CD 09 tc 1 B CD N et c N CD s P CI OS ~ E 3 "• - t» 0 & 1 B CD »: — CD 3 — CD 3 s CD tx 0 c B 0 c G ~ Ö 3 3- CD C CD DT c CD 3 P. 3 ^ 3 a et- 3 tf P :V.' CD B 1^ P B CD p n B- E. 09 ic ^^ 09' CD 3 G N) CD C B R ^ CT" ^ PC CD 2 ^ & w 2. ■ ■ t» tx il TS o tc p CO G Oi n 'S CD P tx CD B" p CD c > B c fr t>5 2 E c CD 3 71 oV B- E 1.0 a !-d N ET CD a CD -3 CD -3 * c-* CD 3 *l c r* 0 -j CD CD p c+- CD hi 0 CD 4 * CA s> B S =*" tc PT CD B CD N P cr 3 g p B cc P CD B - - \ G Bj CD 3 10 B. f* w rf^ H a ü C. s. N © CD >! 3 1 3 a S, a E- 2. y 5 J CD B - 37 — ja -* 99 ■- ^ c o 4d es » CO 5 - N - N 0 O •rH 0 ü 0) £- cn c 0 a, c C '<• — O B a ja W X « 2 3 a ifV , cd « r: *- e . S.5 C ^*ä PH ±4 03 C 03 N S B j= CD V O a CD r. s Oh q 03 N *Ö3 ja' - .2 5 . O C 03 2 B t, *■ 5*J ^;" 03 :v. r*-» 1 60 => O rt M 03 c ^ o 5 c ' 6 <-■ 3 03 ige weiter Id 1. ~ 'S J ja .E cd B <3 — 3 1 c CD J4 'S ■' CD = 3 CD 60 CD 's .s 03 S-i 03 CD ^h S CD I 03 03 *i T3 CS U 'S £ ja 03 t- 03 60 CD - Tg ,ÜJ CO & > NJ .3 = 03 03 5- S 03 o 2 B CD J<1 03 Jf re cj 03 ,M CD M w 0 03 O X CD 5 9 ja CD CO ^3 3 59 X Schmelzk. hat kaum das kap- penf. Stad. *03 03 B n ■3 2 o ja _ i. 60 Glockenf. Schmelzk. (Fig. 42). Hartgeb. schon gut ausgebild. — ,60 B :CC CO ausgebil- det (Fig.50 -51). 73 - 03 2 ^ rÖ 03 " fcß X 'S M c- 03 ■— • — -. Vi 13 B « 03 03 03 bö 03* ei pl a m^1 ^a 5- 3 C5 ea ja bei Ü 03 c> v. CD Jü CD 03 § ST 03 -^ s P- £ £ s 03 o 03 tJ< 'S 03 o 2 ^ •* a - 5 '" b c« J- +j rt cd *^ _~ CD — 03 03 a 03 — CD -^ » rt -3 P.W 03 .'S M CD Ü K o _ 6C 03 ^ 03 S ja S= -- CO a ä a s C15 00 IN et o W 2 CD m 6o So a cd .22 i" C CD S co ■° ^. CD © 60 ** CO 2 a cü w — 38 — Dagegen ist die Frage, wie diejenigen Ante-Molaren m beurtheilen sind, im deren Stelle keine Ersatssähne auftreten, also nach der im Vorhergehenden angewandten Bezeichnung die Zähne: 13, P 2 13, C pJ, nicht so leicht zu beantworten. Berücksichtigen wir zunächst die (.Mitogenetischen, oben mit- getheilten Thatsachen, so sprechen diese entschieden für die Deutung, welche ich bereits in meiner ersten vorläufigen Mittheilung (111 pag. 518) vertreten habe, dass die letztgenannten Ante-Molaren zu derselben Dentitionsreihe wie die oben erwähnten Milch- zähne gehören, somit pers is ti rende Milchzähne sind oder, falls wir die Ausdrücke Milch- und Ersatzzähne gegen die exakteren erste und zweite Dentition vertauschen, dass dieselben der ersten Dentition angehören. Die zu Gunsten einer solchen Auffassung anzuführenden Momente sind : 1) Die Anlagen besagter Ante-Molaren differenzireii sieh von der Srhmelzleiste gleich- zeitig oder nahezu gleichzeitig mit solchen Zähnen, deren Eigenschaft als zur ersten Dentition gehörend durch das Vorkommen von Nachfolgern sicher gestellt ist. Die geringen Verschieden- heiten, welche wir in dieser Beziehung zwischen den beiden Zahngruppen angetroffen haben, er- klären sieh völlig befriedigend durch die zu erreichende verschiedene Grösse (siehe oben pag.:'.)': wo die fraglichen Zähne den andern nicht an Grösse nachstehen, fällt auch ihre Anlage (und Ausbildung) in dieselbe Periode. 2) Die Art und Weise der Differenzirung und des Verhaltens zur Schmelzleiste ist völlig dieselbe bei den persistirenden und verschwindenden (Milch-) Ante-Molaren. Ich verweise be- sonders auf solche Bilder, wie eines in Fig. IG dargestellt ist. in Bezug auf das Niveau, auf welcher dir Schmelzkeim an der Schmelzleiste entsteht, ist zu bemerken, dass alle nicht wechselnden Ante-Molaren und im Oberkiefer ausserdem Id "2 oberflächlicher als die andern d. h. unmittelbar unter dem Mundhöhlen epithel angelegt werden. Es dürfte also diese Differenz in erster Linie mit der geringem Grösse der betreffenden Zähne in Beziehung zu bringen sein, wenn auch das Fehlen eines Zahnwechsels ebenfalls von Einfluss sein kann; vergleiche unten bei Didelphys. Dagegen sind wir nicht berechtigt zu. Gunsten der Milchzahnnatur besagter Zähne den Umstand anzuführen, dass lingualwärts von ihnen ein freies Schmelzleistenende vorkommt, oder dass aus diesem sogar eine Schmelzkeim-ähnliche Anschwel- lung hervorgehen kann. Es kommt nämlich (vergleiche unten) diese Erscheinung auch bei ächten Ersatzzähnen vor. 3) Auch der allerdings minder bedeutsame Umstand ist zu erwähnen, dass die fragliehen Zähne zusammen mit den Milchzähnen funktioniren. Falls wir diese Ansicht aeeeptiren, wäre also, da besagte Ante-Molaren während des ganzen Lebens des Tbieres funetioniren , das definitive, persistirende Gebiss beim Igel aus Faktoren sowohl der ersten als der zweiten Dentition zu- sammengesetzt. (legen obengenannte Auffassung und für die Ansicht, dass besagte Zähne den Ersatzzähnen entsprechen, also der zweiten Dentition angehören, lassen sich folgende Gründe anführen. o — 39 Von öntogenetischem Gesichtspunkte ist das Verhalten des obern C zu berücksicli tigen. Derselbe gehört, wie wir gesehen haben, seiner ganzen Entwicklung nach der /.weiten Ihiititinn an: aber durcli beschleunigtes Vaehsthum, welches mit dem Rudimentärwerden und dem zeitigen Ausfall des Cd in Beziehung steht, wird er wenig später als die Zähne der ersten Dentition. fertig und functionirt zusammen mit diesen. Nehmen wir nun an. dass die Entwicklung auch künftig in clor eingeschlagenen Richtung weiter geht, sei wird Cd allmählig völlig ver schwinden und im Zusammenhange hiermit wird sich C noch früher anlegen und entwickeln und ganz in die Reihe der Ante-Molaren erster Funktionsserie übertreten. Diese Erwägung legt die Ansicht nahe, dass auch die andern nicht wechselnden Ante-Molaren ursprünglich der zweiten Dentition angehörten and dass sie Vorgänger gehabt haben, welche sie im Laufe der Ontogenese verloren und durch deren Verlust ihre Anlage und Ausbildung beschleunigt wurde. Diese Auffassung wird auch durch das Verkommen einer rudimentären Zahnanlage labialwärts vom obern 13 unterstützt, welche Anlage beim neugeborenen Thiere das knospenförmige Sehmelz- keimstadium erreicht, um dann beim 83 Jim langen Jungen zu einem „Epithelialnest" zu degeneriren (vergleiche oben pag. 28 — 32, Fig. 37— 4<>. 43, 52). Die Anlage ist in diesem Zusammenhange als ein liest des 1 d 3 aufzufassen. I 3 aber entwickelt sich, wie wir gesehen haben, ganz so wie die übrigen Ante-Molaren ohne Vorgänger und illustrirt in belehrender Weise, wie C bei weiter vorgeschrittener Reduktion des (' d sich in der Ontogenese verhalten würde: es bedarf für 0 nur des Wegfalls des Vorgängers um sein Entwicklungstempo zu beschleunigen und in eine jüngere Dentitionsreihe überzutreten. Vir haben also bei Erinaceus zwischen Zähnen mit funktionirenden Vorgängern und Zähnen ohne nachweisbare Vorgänger eine vollständige Stufenleiter. Auch bei anderen Thieren (vergleiche unten bei Phora) habe ich analoge ontogenetische Befunde, welche die letztgenannte Alternative stützen, vorgefunden. Schwerer alter als diese mitogenetischen Befunde wiegen die aus der vergleichenden Anatomie geholten Erwägungen. Ich greife deshalb den in dem zweiten Theil dieser Arbeit zu behandelnden Thatsachen vor, um in gedrängter Kürze Einige die Beantwortung der vor- liegenden Frage fördernde Momente anzuführen. Innerhalb der Insektivorenordnung giebt es eine verbreitete Difterenzirungsrichtung der Ante-Molarenreihe, welche dahin geht, dass die vordersten Schneidezähne eine höhere Differen- zirung erlangen, während gleichzeitig die mittlem Ante-Molaren in demselben Maasse physio- logisch entlastet und morphologisch reduzirt werden. Bei diesem Vorgange verhalten sich besonders zwei Zähne charakteristisch, nämlich der untere 1 1 und C. Ersterer ist in demselben Maasse reduzirt wie I 2 sieh ausbildet und er verschwindet schliesslich ganz, so dass es im Unterkiefer I 2 ist. welcher die dem obern 1 1 entsprechende Entfaltung erlangt. (' weis! bei diesem Vorgange alle Gradationen von der typischen Ausbildung bis zur völligen Uebereinstimmung mit den um- stehenden Schneidezähnen, resp. Prämolaren auf. In der sehr natürlichen Familie der Talpidae kommt dieser Differenzirungsprozess in verschiedenem Maasse und auch in etwas verschiedener Art zum Ausdrucke: von Tal/m mit typisch entwickelter Eckzahnkrone ausgehend kommen wir zunächst — ich mache keinen Anspruch darauf hier die Contouren des historischen Vorganges zu entwerfen — zu solchen Formen wie Scaptonyx, wo die Eckzähne nicht mehr als solche differenzirt sind: in weiterem Verlaufe bildet sieh der untere 1 2 aus und I 1 ebenso wie die vordem Prämolaren werden entweder nur schwächer (Scajpanus, Myogale) oder ausserdem noch — 40 — in ihrer Anzahl verringert (Scdlqps). Noch ein Schritt: der untere I 1 ist verschwunden, und die Anzahl der Prämolären wird noch kleiner (ürotrichus, Urqpsilus). Eine Differenzirungsstufe , welche etwa derjenigen hei Scapanus etc. entspricht, nehmen unter den andern [nsectivoren Potamogale und Solenodon ein. Auch in der Familie der Centetidae ist diese Bahn von Microgale (Reduction des C und des untern I 1) betreten worden. Ihre höchste Entwicklung innerhalb der Insectivorenordnung erreicht diese Differenzirungsart bei den Soricidae, wo die niinderwerthigen Ante-Mola reu im Unterkiefer so gut wie vollständig, im Ober- kiefer in verschiedenem Grade (am vollständigsten bei dem auch sonst hoch specialisirten Anourosorex) unterdrückt sind. Als charakteristisch für diesen Differenzirungsmodus kann ferner angeführt werden, dass besagter Process bei höherer Ausbildung (Urotrichus, üropsüus, Soricidae) im Unterkiefer stets weiter fortgeschritten ist als im Oberkiefer. Ich möchte bei dieser Gelegenheit hervorheben, dass diese Differenzirungsart auch bei andern Säugethiergruppen vorkommt. So ist jedenfalls das Gebiss der Phalangistidae und wohl auch dasjenige der Flagiaulacidae von diesem Gesichtspunkte aus zu beurtheilen. Bei den TiUodontien hat schon Cope (pag. 4) auf die Reduktion des untern 1 1 aufmerksam gemacht. Das über den Unterschied der obern und untern Zähne Gesagte hat auch für diese Formen seine Gültigkeit. In Hinblick auf diese Thatsachen sowie auf die primitiveren Formen innerhalb der Familie Erinaeeidae : Necrogymnurus, Gymnura und Hylomys, von welchen . wie ich durch Unter- suchung der übrigen Organisationsverhältnisse mich habe überzeugen können. Hylomys eine Mittel- stellung zwischen Gymnura und Erinaceus einnimmt, muss jedenfalls auch das Erinaceus- Gebiss als durch einen analogen Dif f erenzirungsgang: Entwerthung der mitt- leren und höhere Ausbildung der vorderen Ante-Molaren entstanden, auf- gefasst werden. Während Gymnura beinahe typische Eckzähne bei massiger Differenzirung der (oberen) Schneidezähne aufweist, sind bei Hylomys die Eckzähne nicht differenzirt (d. h. sie sind Prämolaren-ähnlich); bei Erinaceus endlich ist nicht nur C im Unterkiefer stets, im Ober- kiefer meist Prämolaren-ähnlich, sondern auch die Anzahl der Ante-Molaren ist reduzirt und, — was besonders bemerkenswert ist — auch der untere II ist verloren gegangen, wie dies noch in der Ontogenese nachweisbar ist (siehe pag. 41). Da überdies auch hier die Ditferenzirung im Unterkiefer weiter vorgeschritten ist als im Oberkiefer, so dürfte die von mir vorgetragene Deutung des Erinaceus-Gebisses nicht beanstandet werden können. Da nun bei den wenig specialisirten Gymnura und Hylomys ein so gut wie vollständiger Zahnwechsel vorkommt, derselbe dagegen bei den am höch- sten dif f erenzirten Soricidae (siehe unten) gänzlich fehlt, so -- und dies ist der Grund, weshalb ich diese Verhältnisse schon hier erwähnt habe -- ist nur zu erwarten, dass bei Erinaceus, welcher in der Dif ferenziiuing des Zahnsystems eine Mittelstellung einnimmt, der Zahnwechsel theilweise verloren gegangen ist, und dass diese Reduktion naturgemäss bei den physiologisch am meisten ent- wert beten mittleren Ante-Molaren ihren Anfang genommen haben muss. Aus der obigen I> ar legung ergiebt sich also, dass bei Erinaceus die keinem Zahn Wechsel unterworfenen Ante-Molaren ursprünglich der zweiten Denti- tion angehörten, dass sie aber durch den Verlust der entsprechenden Zähne der ersten Dentition ihr Entwicklungstempo beschleunigten und so allmählig in die Reihe der ersten Dentition übertraten, um zuerst zusammen — 41 — mit dieser, später zusammen mit den Ersatzzähnen zu funktioniren. Onto- genetisch ist dieser Entwicklungsgang in seinen verschiedenen Stationen noch bei 13 und C im Oberkiefer vorgezeichnet. Wenn ich auch somit davon allgekommen bin die fraglichen Zähne als echte Milchzähne zu bezeichnen, wie ich in meiner ersten Mittheilung (III pag. 518) gethan hatte ' ). so ist doch, wie wir sahen, jene Auffassung vom rein ont ogenetischen Standpunkte durchaus berechtigt und würde auch angenommen werden müssen, wenn sie nicht durch die vergleichend-anatomische Untersuchung corrigirt würde. Wir stehen nämlich hier wieder einmal vor einer Art von Cänogenesis. Ich habe diesen Fall ausführlicher behandelt, weil er für eine exacte Auffassung der Beziehungen der beiden Den- titionen zu einander von grösster Bedeutung ist; in lehrreicher Weise beleuchtet er einen auch im folgenden mehrfach zu behandelnden Process: das sekundäre In-einander-Wachsen ursprüng- lich getrennter Dentitionen, den Uebertritt eines Zahnes von der einen Dentition in die andere während der Ontogenese, indem die Entwicklung einzelner Zähne beschleunigt oder gehemmt wird. Die Grenzen zwischen zwei Dentitionen sind eben nicht starr und unüberschreitbar, eine That- sache die allerdings nicht als Einwand gegen die Annahme verschiedener Dentitionen als verschie- dener Zahngenerationen angeführt werden kann, wie das schon früher von mir (IV pag. 137) nachgewiesen ist. Aber schon hier mag betont werden, was auch durch die nachfolgenden Unter- suchungen bekräftigt wird: es giebt kein einzelnes, unfehlbares Kriterium, um in jedem Falle zu entscheiden, welcher Dentition (d. h. Zahngeneration) ein Zahn angehört; nur ein vergleichendes Abwägen aller morphologischen Gründe kann den Aus- schlag geben2). Wir haben nun einiger Zahnanlagen zu gedenken, deren vollständige Ausbildung bei Erinaceus bisher nicht beobachtet ist. Der vorderste Schneidezahn im Unterkiefer entsteht beim 14 Mm langen Embryo (Stad. B) in ziemlich grosser Entfernung vom vordem Kieferrande. Vor ihm ist schon im nächsten Stadium (C) ein knospenförmiger Schmelzkeim schwach angedeutet, welcher bereits beim 38 Mm langen Embryo (Stad. D) das Culmen seiner Entwicklung erreicht (Fig. 13); schon auf dem folgenden Stadium ist er in Reduktion begriffen (Fig. 14), und beim 74 Mm langen Jungen (Fig. 27) steht er der völligen Verödung nahe. Wir haben es also mit dem Reste eines zu Grunde gegangenen Schneidezahns zu thun, und dies beweist, dass der vorderste verkalkte Schneidezahn im Unterkiefer nicht Idl (II) son- dern Id 2 (12) ist -- ein Ergebnis s, welches sich in vollkommenster Weise mit den oben vorgetragenen vergleichend-anatomischen Thatsachen deckt. Aus der zähern Natur der Zähne der zweiten Dentition möchte ich schliessen, dass der fragliche Rest II und nicht Idl ist; doch erscheint mir diese Frage von untergeordneter Bedeutung. Ferner treffen wir beim neugeborenen Jungen (Körperlänge 55 Mm) im Unterkiefer hinter P d 4 einen kleinen kappenförmigen Schmelzkeim an (Fig. 18, 19) , welchen ich oben dem von ') Dadurch werden natürlich die auf den Fall I 3 gestützten Deutungen von der der ersten Dentition vorange- gangenen Dentition in Frage gestellt, keineswegs atier das Vorkommen einer solchen Dentition bei den Säugethieren über- haupt; ich habe dieselbe schon früher bei Didelphys, Myrmecobius (IV pag. 116—119) etc., an andern Punkten selbst beim Igel nachgewiesen. Wie wir unten sehen werden, scheinen Spuren einer solchen Dentition sehr verbreitet zu sein. '-) Vergleiche auch meine frühern Ausführungen (IV pag. 136 — 141). Bibliotbeea zoologica. Heft 17. 0 — 42 — Badme bei einem Schweinsembryo gefundenen Gebilde an die Seite gestellt habe. Vornehmlich auf diesen Befund stützt Baume seine Behauptung, dass die bleibenden Zähne sich aus noch übrig gebliebenen Resten der Schmelzleiste, welche niemals an der Bildung der Milchzähne betheiligt gewesen sind, entwickeln. Ich habe schon (pag. 23) die Haltlosigkeit dieser Annahme nach- gewiesen. Hier mag nur betont werden, dass solche Gebilde verkümmerte Schmelzkeime sind, aus denen sich in der Regel kein Zahn entwickelt; sie sind somit in plrylogenetischer Hin- sicht bemerk enswerthe Fakta, aber für unsere Auffassung des Verhaltens der „Milchzähne" zu den „Ersatzzähnen" besitzen sie keine Beweiskraft. In derselben Weise ist jedenfalls ein knotenförmiger Schmelzkeim zu beurtheilen . den ich bei zwei aufeinander folgenden Stadien (F und G) im Unterkiefer neben dem Anfangstheile des Pd4 beobachten konnte; einen solchen fand ich auch zwischen P2 und Pd 3 im Oberkiefer auf dem Stadium F. Diese Befunde sind desshalb von besonderem Interesse, weil sie in derPrämolarenreihe vorkommen, wo, wie die phylogenetische Untersuchung lehrt, bei Erinaceus im Lauf der Stammesentwicklung Zähne verlorenge- gangen sind. Sie können also dem oben erwähnten Befunde eines noch onto- genetisch nachweisbaren untern II an die Seite gestellt werden. Unter einen andern Gesichtspunkt fallen dagegen einige leisten- oder knospenfijrmige Hervorragungen , welche in wechselnder Ausbildung ihren Ursprung von dem oberflächlichen Theile der lingualen oder labialen Fläche der Schmelzleiste unmittelbar unter dem Mundhöhlen- epithel nehmen. Es scheint mir wissenschaftlich unzulässig zu sein, solche Dinge, sobald sie sich der angenommenen Doktrin nicht unbedingt und willig fügen, mit der Bezeichnung „irrele- vant" oder „zufällig" abzufertigen — abgesehen davon, dass durch eine solche Bagatellisirung nichts erklärt wird. Was zunächst die von der labialen Fläche ausgehenden Sprossen oder Leisten betrifft, so ist zu bemerken, dass solche nur auf dem Erabr y onalsta dium (Fig. 3), nicht aber später beobachtet werden und zwar vorzugsweise im Unterkiefer. Erinnern wir uns, wie aus eben einer solchen oberflächlichen Leiste der nicht zu missdeutende, knospenförmige Schmelzkeim eines nicht zur Ausbildung ge- langenden oberen Id 3 (Fig. 37 — 40, 43, 44) hervorgeht; berücksichtigen wir ferner die früher (IV pag. 114 — 119) bei Myrmecobius geschilderten Befunde sowie die oben bei dem jüngsten (14 Mm) in Frage kommenden Embryo beschrie- benen und in Fig. 5 abgebildeten Sprossen, so ergiebt sich, dass besagte labiale Hervorragungen als Reste, resp. Andeutungen einer den betref- fenden Zähnen vorangegangenen Dentition aufzufassen sind, da, wie wohl allgemein zugestanden wird '), die ältere Dentition stets labialwärts von der jungem auftritt. Da ich nun ferner diese Hervorragungen nicht nur labialwärts von „Ersatzzähnen" sondern auch von ächten „Milchzähnen" (und Molaren) gefunden, so folgt hieraus, dass bei Erinaceus Reste einer der ersten Dentition vorangegangenen, älteren Zahngeneration vorkommen. ') Vergleiche meine frühere Darlegung in III pag. 530 — 531. Ich benutze diese Gelegenheit, meine am letzt citirten Orte gegen Ktkiintiial gemachte Bemerkung zurückzunehmen. K. hat nämlich später (II pag. 447, Note) gezeigt, dass es auch stets seine Ansicht gewesen, dass die erste Dentition die ältere ist. 43 Gegen die Annahme, dass auch die lingual war ts von der »Schmelzleiste, ebenfalls nur auf frühern Stadien häufig vorkommenden Sprossen und Leistenbildungen die Anlagen resp. An- deutungen einer jungem Dentition seien, lä'sst sich allerdings der sehr ernste Einwurf machen, dass bisher keine Beobachtung vorliegt, aus der sich ergebe, dass eine Schmelzkeimanlage aus einer solchen Bildung hervorgegangen sei. Ihr häufiges Auftreten und ihre Aehnlichkcit mit den labialwärts abgehenden Leisten rechtfertigen jedoch bis auf weiteres die Anschauung, dass die- selben wenigstens die Möglichkeit, die Voraussetzung einer jüngeren Dentition repräsentiren. Jedenfalls sind die Entwicklungsmöglichkeiten mit der zweiten Dentition nicht abge- schlossen. Lingualwärts von mehreren der zweiten Dentition angehörenden Zähnen, dem unteren I 3 (Fig. 27, 30), C, dem oberen 13 (Fig. 49), P 3 (Fig. 57) und P 4, (Fig 55) erscheint, wenn der betreffende Schmelzkeim etwa das glockenförmige Stadium erreicht hat1) ein freies Schmelz- leistenende („Knospe"), womit die Möglichkeit einer dritten Dentition gegeben ist. Ja, beim 74 Mm langen Jungen ist diese Möglichkeit bis zu dem Zustandekommen einer wirklichen Zahn- anlage lingualwärts vom untern I 3 realisirt: das Schmelzleistende, hat sich hier zu einem fast kappenförmigen Schmelzkeim, welcher von verdichtetem Binde- gewebe, also von einem Zahnsacke , umgeben ist, entwickelt (Fig. 29, 30); auch lingualwärts vom C desselben Stadiums findet sich ein knospenförmiger Schmelzkeim. Dass nun in der That — in seltenen Fällen — ein völlig ausgebildeter Zahn aus einer solchen „Knospe" hervorgehen kann, dass beweist der hier abgebildete Schädel eines Erinaceus micrqpus (Textfigur 8), wo lingualwärts vom o b er n P 4 , neben dessen Erinaceus niicropus. Oberkiefer von glockenförmigen Schmelzkeim ich, wie erwähnt, der Gaumenseile gesehen. Px Prämolarder n- ei l l • i. i £' i i l /"Gi" ~ dritten Dentition. % natürlicher Grösse. ein freies S c k m e 1 z 1 e l s t e n e n d e gefunden habe (r l g. 55), ein vollständig entwickelter Zahn auftritt. Dass der letztere, zusammen mit den übrigen fungirt hat, wird durch die Abnützung der Krone sicher gestellt. Ich bemerke schliesslich noch, dass lingualwärts von den Molaren, wenigstens den beiden ersten, auf geeigneten Stadien stets ein freies Schmelzleistenende vorhanden ist. Betreffs der von mir schon früher befürworteten Zuzählung dieser Zähne zur ersten Dentition verweise ich auf das Schlusskapitel dieses Theilcs. Die endgiltige Beurtheilung der obigen Thatsachen erfolgt am zweckmässigsten erst nach der Schilderung der bei den übrigen Thierformen beobachteten Befunde. Die gewöhnliche Angabe der gebräuchlichen Hand- und Lehrbücher, dass beim ersten Auf- treten der Schmelzleiste eine s. g. Zahn für che vorkommt, trifft ebensowenig für Erinaceus wie für 3Ie>isch, Diddpliys, Tatusia etc. zu. Die einzige Furche, welche zugleich mit der Schmelz- leiste auftritt , ist die Lippenfurche , welche aber jedenfalls nichts mit der als Zahnfurche be- schriebenen Bildung zu thun hat. Weder Baume's Behauptung (pag. 64), dass die Schmelzleiste ganz in der Nähe der Lippenfurche, gewöhnlich aus dieser selbst ihre Entstehung nehme, noch Kose's Beobachtung (I pag. 481), dass die Schmelz- und „Lippenfurchenleiste" beim Menschen aus einer gemeinsamen Anlage hervorgehen, gelten für Erinaceus. Die genannten Gebilde; die Lippenfurche, resp. Lippenfurchenleiste und die Schmelzleiste, gehen bei Vergleiche auch meine früheren Darlegungen (III pag. 529) sowie das Schlusskapitel dieses Theils. — 44 — Erinaceus nicht ans einer gemeinsamen, sondern ans getrennten Anlagen hervor. Nur sekundär, erst nachdem aus der Lippenfurche eine Lippenfurchenleiste ent- standen, können obengenannte Bildungen mit einander in Verbindung treten (vergleiche oben Stad. E pag. 22). Bei der Entwicklung des Vestibulum oris im Unterkiefer können wir folgende drei Stadien unterscheiden: 1) Entstehung einer Furche (Lippenfurche) unmittelbar lateralwärts vom Abgange der Schmelzleiste, etwa gleichzeitig mit der ersten Anlage der Scbmelzkeime (Fig. 1, 2). 2) Vertiefung und Ausfüllung dieser Furche durch glasklare Epithelzellen, wodurch eine Leiste entsteht, welche von Poüchet & Chabry als mur plongeant, von Rose als Lippenfurchen- leiste bezeichnet worden ist. Bei Erinaceus ist diese Lippenfurchenleiste somit eine sekundäre, aus der Lippenfurche hervorgegangene Erscheinung. 3) Entstehung des Vestibulum oris durch Zerfall dieser Zellen in der Mitte der Leiste. Verschieden gestaltet sich die Lippenbildung im Oberkiefer. Im vordem Kiefertheile entsteht diese einfach durch eine Abbiegang der lateralen Partie. Hinter der Region der Schneide- zähne verdickt sich lateralwärts vom Abgange der Schmelzleiste das Epithel, so dass eine dicke Leiste, welche die Mundhöhle nach aussen begrenzt, entsteht. Das Vestibulum oris kommt im Oberkiefer dadurch zu Stande, dass sich die Schleimhaut lateralwärts von dieser Leiste all- mählich immer tiefer faltet. Zahnwall und Zahnfurche treten später als die Zahnanlagen auf, nämlich erst beim 23 Mm langen Embryo (Stad. C). Der Zahnwall besteht aus grossen, klaren Zellen von derselben Be- schaffenheit wie die die Lippenfurche ausfüllenden. Aus der obigen Schilderung geht in Ueberein- stimmung mit den Beobachtungen der neueren Autoren hervor, dass Zahnwall und Zahnfurche in keiner Beziehung zur Zahnentstehung oder Zahnentwicklung stehen. Vielmehr scheint es mir nicht zweifelhaft zu sein, dass jene Bildungen wesentlich nur für die Konfiguration der Mundhöhle während der zahnlosen Lebensperiode von Be- deutung sind (vergleiche oben pag. 17). Briculus setosus. Angaben über Milchgebiss und Zahnwechsel bei der diese Thierart aufnehmenden Familie der Cmtetidae, welche eine sowohl morphologisch als geographisch gut umschriebene Gruppe bildet, finden sich zuerst bei Cuvier-Ddvernoy (pag. 242), wo das Vorkommen eines Milchgebisses und der späte Zahnwechsel bei Centetes kurz erwähnt wird, während Blainville (pag. 63) das Vor- kommen eines Zahnwechsels bei demselben Thiere bestimmt verneint. Die erste genaue Beschrei- bung der Milchzähne desselben Thieres verdanken wir Reinhardt (1). Dobson (pag. 73) hat ohne Reinhardts Arbeit zu kennen das Milchgebiss bei Centetes und Hemicentetes beschrieben und abgebildet. Neuerdings macht Thomas (111) Angaben über die Milchzähne bei Centetes, Ericulus und Echinops. An mikroskopischen Schnitten ist bisher bei keinem Repräsentanten dieser Familie die Zahnentwickelung untersucht worden. Die Zahnformel des Ericulus ist: l. 1. 1. t. 2. 2. 2. 2. C 1. l. 1. 1. P 2. 2, 2. 2. 3. 4. 3. 4. 3. 4. 3. 4. M 1. 2. 1. 2. 3. 3. en Be obach tune en sind an Frontalschnitten zweier Individuen ge- macht worden: Stadium A. Embryo. Länge vom Scheitel bis zur Schwanzwurzel 47 Mm. Stachel- spitzen sichtbar, längere Haare im Gesicht. Stadium B. Junges Thier. Länge von der Schnauzenspitze bis zur Schwanzwurzel 70 Mm. Vollständige Stachelbekleidung. Blind. Kein Zahn hat das Zahnfleisch durchbrochen. Stadium A. Alle Zähne der ersten Dentition sowie M 1 und M 2 sind stark verkalkt. Die Schmelz- leiste ist bereits auf langen Strecken verschwunden, indem sie nur lingualwärts von einem kleinen Theile der Ante-Molaren der ersten Dentition vorhanden ist, wo sie sich auf den Frontalschnitten als keulenförmiger Strang repräsentirt ; nirgends existirt ein Zusammenhang mit dem Mund- höhlenepithel — doch kann ein deutlicher, bis in die Nähe des letztern reichender Rest des ober- flächlichen Theils vorhanden sein — und nur ausnahmsweise ein Zusammenhang mit den Schmelz- keimen der Milchzähne. In der Region der M 1 und M 2 sind nur schwache Reste der Schmelz- leiste erhalten. — 46 Stadium B. Die Weiterentwiekelung zeigt sich darin, dass der oberflächliche schmale Theil der Schmelzleiste in grösserer oder geringerer Ausdehnung resorbirt ist, so dass z. B. neben dem untern C d nur das den Schmelzkeim bildende tiefe Ende vorhanden ist. Doch ist zu bemerken, dass neben dem obern Cd eine deutliche Weiterentwicklung d. h. Verstärkung auch des ober- flächlichen Theiles der Schmelzleiste stattgefunden hat. Andere Stellen wiederum zeigen in I icsi mders instructiver Weise, wie der nicht den Schmelzkeim producirende Theil der Leiste durch das wachsende Knochengewebe zerstört wird. Die Schmelzkeime der Ersatzzähne sind stärker markirt; doch hat keiner von ihnen das knospenförmige Stadium überschritten. Ganz in der- selben Weise wie lingualwärts von den Milchbackenzähnen tritt die Schmelzleiste auch lingual- wärts vom M 2 auf, um eine Anschwellung zu bilden: den knospenförmigen Schmelzkeim des M 3. Im Vergleich mit Erinaceus schwindet, wie wir gesehen haben, bei Ericulus der ober- flächliche Theil der Schmelzleiste sowie der Zusammenhang derselben mit den Schmelzkeimen der Milchzähne schon frühe. Bei Erinaceus vollziehen sich diese Processe erst, wenn die Anlagen der Ersatzzähne das kappenförmige Stadium erreicht haben, während bei Ericulus bereits die Schmelzleistentheile, welche die knospenförmigen Schmelzkeime der Ersatzzähne tragen, von den Milchzähnen abgelöst sind. Dieses langsamere Entwicklungstempo der Ersatzzähne bei Ericulus manifestirt sich auch darin, dass bei Erinaceus mit so weit entwickelten Milchzähnen wie solche z. B. das Stadium B. des Ericulus hat, die Ersatzzähne viel mehr ausgebildet sind. Es steht dieser Unterschied in der Ausbildungsgeschwindigkeit in Zusammenhang mit der bedeutenderen Rolle, welche die Milchzähne der Centetidae spielen. Da die vergleichend anatomische Musterung der Centetidae zu der Auffassung führt, dass im heutigen Gebiss des Ericulus Schneidezähne verloren gegangen sind, welche andere Mit- glieder der Familie besitzen, so bemerke ich als einigermassen auffallend, dass sich keine Spuren einer solchen Reduction ontogenetisch haben nachweisen lassen. Soricidae. Frühere l rntersuchmigen. In Cuvier's Lecons d'anatomie comparäe, 2. Aufl., spricht Duvernot: die Vermutliung aus. dass bei den Soriciden nur eine Dentition vorhanden sei. Später macht er dagegen folgende höchst eingenthümlichen Angaben ül)er diesen Gegenstand (pag. 72): „Les dents des musaraignes se renouvellent ä la fois eomrae par une sorte de mue partielle. Ce renouvellement parait avoir lieu au mois de juillet dans nos climats. II doit se faire en peu de temps, l'animal etant pro- bablement dans l'impossibilite de saisir une proie et de la devorer aussi longtemps qu'il dure". Anders lauten die Angaben Owen's (pag. 423): bei einem Embryo von Crocidnra aranea sollen f sehr kleine Milchzähne von einfacher Form vorkommen, welche vor der Geburt ver- schwinden. Brandt (pag. 35) lässt es unentschieden, ob die Milchzähne der Spitzmäuse noch vor der Geburt gewechselt werden, oder ob diese Thiere gar kein Milchgebiss besitzen; das letztere hält er für das Wahrscheinlichste. Viel später hat Tauber (I) Owen's Angaben zu bekräftigen und zu erweitern versucht und zwar nach Untersuchungen, welche T. an Embryonen von Sorex vulgaris und Crossopus fudiens angestellt hat: Sorex hat wahrscheinlich | und Crossopus § Milchzähne; dieselben sollen nach aussen und „oben" von den Ersatzzähnen sitzen; auch ihr Aussehen wird beschrieben und von denselben werden Abbildungen gegeben (Taf. XI, Fig. 4, 5). Schliesslich will auch Wtnge (I pag. 23 bis 24) Milchzähne bei Crocidnra und Sorex gesehen haben, welche Zähne „vollständig rudimentär, im Zahnfleisch eingeschlossen und vor der Geburt aufgelöst" werden sollen. Mikroskopische Schnitte sind bisher nicht untersucht worden. Eigene I Tntermchungen. Ich habe Frontalschnitte von folgenden zwei Arten untersucht : 1) Sorex vulgaris. Stadium A. Nackter Embryo. Länge vom Seheitel zur hintern Körperwandung 14 Mm. Stadium B. Dito 18 Mm. Stadium C. Dito 19 Mm. 2) Crossopus fodiens. Stadium A. Nackter Embryo. Länge vom Scheitel zur Schwanzwurzel circa ') 10 Mm. Stadium B. Junges, beinahe nacktes Thier. Dito 33 Mm. Das persistirende Gebiss besteht bei Sorex von 1. 2. 3. 4. 1. _ 3. 4. 1. 4. bei Crossopus von 1. 2. 3. 4. L A 2. 1. 4. 1. 2. 3. 1. 2. 3. M 1. 2. 3., 1. 2. 3. 2) ') Da der Körper des Embryo tlieilweise verstümmelt war, ist das Maass nicht völlig correct. '') Obige Zahnformeln sind, was die Homologien der einzelnen Zähne betrifft, nur als provisorisch zu betrachten. — 48 — Bei dem jüngsten der untersuchten Stadien (Crossopus Stad. A.) stehen die Anlagen der vordersten Schneidezähne in beiden Kiefern auf dem Anfange des glockenförmigen Stadiums, während die übrigen Anlagen weniger weit entwickelt sind. Alle — mit Ausnahme einiger der hinteren Schmelzkeime — liegen unmittelbar unter dem Mundhöhlenepithel, so dass man keinen Theil der Anlage als besondere Schmelzleiste unterscheiden kann. Auch zwischen den Zahn- anlagen ist keine Schmelzleiste nachweisbar. Im Unterkiefer des nächsten Stadiums (Sorex Stad. A.) hat J2 Hartgebilde erhalten; M 1 und 2 haben das glocken-, C und P 4 das kappenförmige Schmelzkeimstadium erreicht; M 3 ist als Knospe angelegt. Die Schmelzleiste fängt bei den glockenförmigen Schmelzkeimen an sich abzuschnüren und hat ein freies tiefes Ende. Entsprechende Befunde weisen die Zahn- anlagen im Oberkiefer auf. Die nächstälteren Stadien (Sorex Stad. B. und C.) sind relativ wenig weiter entwickelt. Besonders bemerkenswerth ist der Umstand, dass neben den am weitesten entwickelten Zähnen, nämlich den vordersten Schneidezähnen in beiden Kiefern, welche Zähne schon stark verkalkt sind, keine Schmelzleiste mehr vorhanden ist. Dagegen ist dieselbe, wie zu erwarten, bei den auf dem glockenförmigen Stadium stehenden Zähnen : dem unteren P 4, oberen J 2 etc. noch nachweisbar. Bei dem jungen Crossopus (Stad. B.) sind die Zähne gut verkalkt , am meisten j4"! am wenigsten M y, aber es hat noch kein Zahn das Zahnfleisch durchbrochen. Von einer Schmelzleiste existirt keine Spur mehr. Bei allen Soricidae zeichnen sich die Zellen des innern Schmelzepithels durch ihre ausser- ordentliche Länge aus, ein Umstand, welcher offenbar durch die starke Schmelzbildung bei diesen Thieren bedingt wird. Die obigen Untersuchungen beweisen, dass, wie ich schon früher (III pag. 520) mitgetheilt, bei Sorex und Crossopus - - und sicherlich auch bei den übrigen Soriciden — nur eine Dentition vorkommt, ein Resultat, das also mit den An- gaben aller frühern Forscher, welche sich mit diesem Gegenstand beschäftigt haben, in Widerspruch steht (siehe oben). Obgleich nun die Angaben von dem Vor- kommen eines Zahnwechsels theilweise in sehr bestimmter Form vorliegen und diejenigen Taüber's sogar durch Abbildungen belegt sind, stehe ich nicht an zu behaupten, dass die Angaben durch unrichtige Deutung der an Lupenpräparaten gemachten Beobachtungen entstanden sind : die eben verkalkten Spitzen der Ersatzzähne sind als Milchzähne gedeutet worden, und diese Auffassung ist nicht durch die Verfolgung der ferneren Entwicklung corrigirt worden. Ausserdem hat wohl auch die aprioristische Ueberzeugung von dem Vorhandensein eines Zahnwechsels zu diesem Resultate ihr Theil beigetragen. Da nun das von mir untersuchte Material für die Entscheidung der vorliegenden Frage als in jeder Beziehung ausreichend betrachtet werden muss, indem es alle entscheidenden Ent- wicklungsstadien umfasst, von einem Stadium, wo die Mehrzahl der Zähne noch durch kappen- förmige Schmelzkeime repräsentirt ist, bis zu einem mit den fast ausgebildeten, aber noch nicht durchgebrochenen Zähnen; da ferner durch die angewandte Untersuchungsmethode ein Ueberseheii von Zahnanlagen oder gar Zähnen ausgeschlossen ist, so dürfte das von mir erlangte negative L9 Resultat die altern Angaben, welche auf unzureichendem Material und unvollkommenen Unter- suchungsmethoden basirt sind, widerlegen. Wie aus der oben gegebenen Beschreibung erhellt, tritt nur eine Zahnreihe auf, nämlich die persistirenden Zähne, deren a 1 1 m ä h - lige Entwicklung ich bis zu fast vollständiger Reife verfolgen konnte. Ausser diesen ist kein Gebilde vorhanden, welches als Zahnkeim gedeutet werden kann, indem die Schmelzleiste unmittelbar nach Abschnürung der Schmelzkeime der persistirenden Zähne völlig verschwindet. Ks fehlt jede Spur von Vorgängern der letztern ebenso wie jede Aussicht auf das Zustandekommen von Nachfolgern derselben. Wenn wir somit constatiren können, dass bei den Soricidae nur eine Dentition vor- kommt, so ist damit allerdings nicht die Frage entschieden, welcher Dentition bei den andern Säugethieren dieselbe entspricht. Dass das Auftreten eines freien Schmelzleistenendes lingualwärts von einer Zahnanlage, wie ich es auch hier gefunden, an und für sich nicht massgebend dafür sein kann, dass besagte Anlage der ersten Dentition angehört, habe ich schon früher (III pag. 529 und IV pag. 137) nachgewiesen. Dagegen seheinen mir vergleichend-anatomische Gründe, welche theilweise schon oben (pag. 39 — 41) erwähnt und auch im Folgenden zu berücksichtigen sein werden, dafür zu sprechen, dass durch die starke Differenzirung des Gebisses und bei der eigen- artigen Befestigung der Zähne die erste Dentition bei den Soricidae verdrängt, resp. im Keime erstickt worden ist. Wir dürfen somit wohl annehmen, dass das persistirende Gebiss dieser Thiere mit der zweiten Dentition der übrigen Säugethiere zu identiticiren ist. Bibliotheca zoologica. Heft 17. Talpidae. Frühere Untersuchungen. Während Blainville (pag. C2) bei Talpa europaea - denn mit einer Ausnahme befassen sich alle Untersuchungen nur mit dieser Art — keinen Zahnwechsel beobachten konnte, behauptet Owen (pag. 423), dass derselbe intra-uterin erfolgt. Erst 18(37 konnte Spence Bäte beim jugend- lichen Maulwurf eine vollständige Reihe von schwachen, meist, stiftförmigen Milchzähnen vor den Molaren nachweisen. Zu wesentlich denselben Resultaten sind Tauber (I) und Kober, welcher auch einzelne mikroskopische Schnitte beschreibt, sowie Dobson in ausführlichen Darstel- lungen gelangt. Betreffs des Milchgebisses der übrigen Talpiden liegen bisher nur über Urotrichus tdipoides kurze Angaben von Günther vor. Eigene I rntersuchungen. Talpa europaea. Frontalschnitte sind von folgenden zwei Embryonen untersucht worden: Stadium A: Länge vom Scheitel zur Schwanzwurzel 20 Mm. Stadium B: Dito. 31 Mm. Die Zahnformel von Talpa europaea ist: 1. '_) .;. 1. 1. 2_ 3. 4. 1. 2. 3. c 1. p 1. 2. 3. 4. 1. 2. 3. 1. 1. 2. 3. 4. 1. 2. 3. 1. 1. 2, 3. 4. M 1. 2. 3. 1. 2. 3. Beim Stadium A. haben im Oberkiefer alle Milchzähne ebenso wie M 1 das glocken- förmige Schmelzkeimstadium erreicht, nur Pd 1 steht noch auf der Grenze zwischen knospen- uiid kappenförmigem Stadium. Die meisten Schinclzkeime haben sieh schon von der Schmelz- leiste abgelöst und am tiefen Ende der letztern haben sich schon Ersatz-Schmelz keime entwickelt, welche auf der Grenze zwischen knospen- und kappenför- migem Stadium stehen, bevor am Schmelzkeim der entsprechenden Milchzähne Eartgebilde aufgetreten sind. Wir haben also hier ein von den Befunden bei Erinaceus abweichendes Verhalten, daheim letztem die Sehmelzkeime der Ersatzzähne erst auftreten, wenn die entsprechenden Milchzähne ihrer völligen Ausbildung viel näher sind. Als ein weiterer beachtenswerther Umstand ist zu erwähnen, dass noch überall der Zusammenhang zwischen Schmelzleiste und Mundhöhlenepithel erhalten ist: erst über M 1 wird dieser Zusammenhang aufgehoben. 51 Der von dem Schmelzkeim des Milchzahns abgelöste Theil der Schmelzleiste liat eine bedeutendere Grösse (Dicke) als bei den vorher besprochenen Insectivoren. Auch darin verhall sich die Schmelzleiste abweichend, dass dieselbe sich ebenso weit oder weiter in das Mesoderm erstreckt als der Schmelzkeim des Milchzahns, weichersieh an ihr entwickelt; in dieser Hinsicht verhält sich nur der obere Cd bei Erinaceus ( vergleiche Tai'. VI, Fig. 1:2) übereinstimmend mit den Zahnanlagen hei Talpa. Alle die hier angeführten Abweichungen lassen sich offenbar darauf zurückführen, dass die Milchzähne verglichen mit den E r satzzäh nen bei Talpa als rudimentär zu betrachten sind. §§f| . - | m 1I--4 aia f f Scalops-Junges (49 Mm). Frontalschnitt durch den Unterkiefer. Diese wie die folgenden Figuren sind so orientirt, dass die rechte Seite vom Leser der Lingualfiäche des Kiefers entspricht. - nat. Grosse. in fe-i >rCd '. c Scalops-Junges (l'.i Mm). Wie Fig. 'Jk. Kieferknochen. Die Unterkieferzähne verhalten sich übereinstimmend. Beim Studium B. sind Hartgebilde an den Milchzähnen autgetreten. Bemerke) iswerth ist die Fortdauer des Zusammenhanges zwischen Muiulhöhlenepithel und Schmelzleiste. Scalops aquaticus. Von einem völlig nackten düngen, dessen Länge von dr\- Schnauzenspitze bis zum Anus 49 Mm. beträgt, habe ich eine Frontalschnittserie untersucht. Ich wähle die von Dobson benutzte Zahnformel als Ausgangspunkt ohne über die Berech- tigung derselben hier discutiren zu können. Wenn wir die von mir nachgewiesenen Milchzähne — M !0 wie eine durch die folgende Untersuchung motivirte Abänderung in diese Formel einführen, 3. erhält sie folgendes Aussehen: .1 1. 2. 3. 1. 2. 3. 4. 1. 1. 2. 2. 3. 3. C l. i. P 2. 0. :5. 3. 4. 4. 1. 2. (3.) (1.) 2. 3. 4. M I. 1. 3. 11. Alle Milchzähne haben , wie die Untersuchung eines viel altern Thieres (75 31 in. Körperlänge) bestätigt, das Cul- men ihrer Ausbildung entweder erreicht oder schon überschritten, indem einige bereits von der Resorption angegriffen sind. Da nun auch bei dem genannten altern Individuum kein Milchzahn das Zahnfleisch durchbrochen hat, so können wir hieraus schliessen, dass wenig- stens die Mehrzahl der Milch- zähne niemals das Zahnfleisch durchbricht, sondern resorbirt w i r d. Bemerkenswerth ist ferner, dass die »S c h m e 1 z 1 e i s t e , welche hier ebenso wie bei Talpa und a u s d e m s e 1 b e n Gr r u n d e sehr stark ist, zwischen den Er satzzäh nen, w e 1 e li e mit zwei Ausn a h m e n das glockenförmige Stadium erreicht haben, nicht zu Grunde gegangen, sondern völlig erhalten d.h. nicht durchlöchert ist; nur der Zusammen- hang mit dem Mundhöhlenepithel ist nir- gends mehr vorhanden. Der linguale Theil der Schmelz- leiste mit seinen charakteristischen (V- linderepithekellen ist überall sehr scharf vom übrigen ..äussern Epithel" des Schmelzkeims der Ersatzzähne abgesetzt. Die beiden letztgenannten U m s t ä n d e b e g ü n s t i g e n im hulien Grade das Zustandeko m m e n ei n e r dritten Dentitio n. Was die speciellen Befunde betrifft, so bemerken wir, dass im Unterkiefer der oberflächliche Theil der Schmelzleiste sich über .1 2 vom tiefern Theile abgelöst hat und unmittelbar unter dem Mundhöhlenepithel einen deutlichen .Schmelzheim bildet, neben welchem Scalops- Junges (49 Mm). Sl Schmelzleiste. Sl' Tiefes Ende der Schmelz- leiste; sonst wie Fig. 10. 53 iL'. labialwärts ein verkalkter, schon zum Theil resorbirter Zahn liegt. Wir können hier also das Vorkommen eines der ersten Dentition angehörigen Zahnes nebst der Anlage eines diesem entsprechenden Zahnes der zweiten Dentition, welch letzterer nie zur Ausbildung kommt, eonstatiren; diese Zähne können als .1 .'! und Jd o bezeichnet werden (Textfig. 9). Dass es sich um in Rückbildung be- griffene Elemente handelt, ergiebt sich aus einer Vergleichung des Sca- lops-Gebisses mit den nächstverwan- dten Talpiden. Ich hebe besonders hervor, dass hier der Repräsentant der ersten Dentition der conservativere Theil ist, dass er sich völlig in der- selben Weise wie die übrigen Milch- zähne erhalten hat, während die An- lage des entsprechenden Zahnes der zweiten Dentition nicht über einen un regelmässig und abnorm gestal- teten Schmelzkeim, aus welchem kein k- normaler Zahn hervorgehen kann, hinausgekommen ist . Oder mit an- deren Worten : d i e R e d u c t i o n hat hier i n e r s t e r Reihe die zweite Dentition angegriffen. In demselben Niveau wie J 3 liegt ein kleiner, aber vollkommen normal ausgebildeter glockenförmiger Schmelzkeim und labialwärts von seinem vordem Theile ein winziger, völlig ausgebildeter, verkalkter, aber schon theilweise resorbirter Zahn. A u c h hier haben w i r d i e ontogenetischen Z e u g e n v o n zwei in der Phylogenese unterdrückten Zähnen, welche als C und Cd bezeichnet werden können (Textfig. 10). Dass aber G wirklich manch mal -- und vielleicht nicht so selten - zur Ausbildung gelangt, davon habe ich mich an zwei erwachsenen Individuen überzeugen können, bei denen er als ein kleiner, stiftförmiger Zahn auf- trat und durchaus den Eindruck des Verkümmertseins machte. Auch Mivart hat ihn einmal angetroffen. Ein dem untern Pd li entsprechender Milchzahn ist nicht vorhanden; wahrscheinlich wird er angelegt, war aber schon resorbirt worden. Pd '■> ist ein winziger, theilweise resor- birter Zahn. Die glockenförmigen Schmelzkeime P "_' und P •'! liegen ebenfalls unmittelbar unter dem m Scalops-Junges (49 Mm). Wie Fig. 11. 54 Mundhöhlenepithel. P 4 liegt tiefer, und von ihm schnürt sieh die Schmelzleiste scharf mit deutlich angeschwollenem Ende ab, welches alle Criterien eines knospenförmigen Schmelzkeims darbietet (Textfig. 11). Aus dieser Abbildung ist auch ersichtlich, wie die Schmelzleiste in ihrem ganzen Umfange nach der Ablösung des Schmelzkeimes erhalten bleibt. M 1 im Unterkiefer ist stark, M 2 weniger verkalkt, und ist die Schmelzleiste in dieser Region fast gänzlich verschwunden. Ein höchst eigenthümliches Verhalten, welches eine fort- gesetzte Productionskraft verräth, bietet die Schmelzleiste bei dem auf dem glockenförmigen Stadium stellenden Schmelzkeim des M 3 dar, wie aus der Textfigur 12 ersichtlich ist, Die Schmelzleiste scheint hier noch nicht ihre 13. Rolle ausgespielt zu haben, wie man be- züglich des letzten Zahnes wohl ver- muthen könnte. Im Oberkiefer C haben d 2 und .1 3 nur das kappenförmige -Vi' Stadium erreicht, während alle übrigen Ersatzzähne auf dem glockenförmigen stellen. Einen auffälligen Eindruck macht der Schmelzkeim des obern C, neben wel- chem (lingualwärts) das Sehmelzleisteneiide einen besonders starken, knospenförmigen Schmelzkeim entstehen lässt (Texttig. 13). Die Keihe der Milchzähne im Ober- kiefer ist vollzählig und zeigt keine Resorp- tionsmerkmale. Condylura cristata. Eine Frontalschnittserie ist an einem nackten Jungen, dessen Körperlänge ö2 Mm. beträgt, untersucht worden. von mir gefundenen Milchzähne ergiebt sich aus folgender Formel: 2. 3. 1. 1. 2. :;. 1. 1. 2. 3. 2. 0. _ U. . 0. 2. :s. 4. 2. 3. 0. 0. 1. \\. 4. 2. 3. 1. 1. 2. :i. I. 1. 2. 3. Scalop8-Junges (49 Mill.) Frontalschnitt dnreh das Oberkiefer. Wie Fig 11. Die Anzahl der 1. l. (' 2. 3. 1. Das untersuchte Thier ist älter als das oben geschilderte Exemplar von Scalops; mehrere Milchzähne (P d 3 im Unterkiefer sowie .1 d 2, Pd 2 und Pd 3 im Oberkiefer) sind schon stark von der Resorption angegriffen. Höchst wahrscheinlich ist das gänzliche Fehlen einiger Milch- zähne ebenfalls der Resorption zuzuschreiben. Da nun weder bei diesem noch bei einem altern, schon behaarten, 75 Mm. langen Indi- viduum irgend ein Milchzahn das Zahnfleisch durchbrochen bat. und da ausserdem beim letzt- :>:> genannten Exemplare nur noch Reste von Jd 1 und Jd 3 im Oberkiefer vorhanden sind, so können wir, ebenso wie bei Scalops auch bei Condylura — und zwar ist hier das vorliegende Material einem solchen Schlusssatze noch günstiger — eonstatiren, dass die Milchzähne — hier sicherlich alle - - resorbirt werden, ohne das Zahnfleisch durchbrochen zu haben. Da die Milchzähne somit nicht zum Ergreifen oder Zerkleinern der Nahrung verwendbar sind, da sie nie über das Niveau des Zahnfleisches hervortreten, so kann ihre physiologische Be- deutung kaum eine andere sein, als die Stärke, respective Härte des Zahnfleisches zu erhöhen, dasselbe zu spannen und dadurch auf die Configuration der Mundhöhle während der ersten Lebenszeit einen Einfloss auszuüben. Uli die Milchzähne durch diesen Wechsel der Funktion, den sie erlitten, vor dem völligen Untergange gerettet sind, scheint mir zweifelhaft. Die Formverhältnisse der fertigen Milchzähne bei Talpa, Scalops und Condylura werden im zweiten Theile dieser Arbeit geschildert werden. Felis domestica. Frühere I Untersuchungen. Ich kann hier völlig von den zahlreichen Darstellungen des fertigen Milchgebisses ab- sehen - schon Rousseau (1) ^ieht eine genaue Beschreibung desselben — , da über dasselbe nach der descriptiven Seite hin keine Meinungsverschiedenheiten bestehen. Auch für Beobachtungen über die Entwicklung der Zähne ist die Katze mehrfach benutzt wurden; so von Köllikek (II) und Baume, welch letzterer mehrere Stadien beobachtet bat. In vollständigerer Weise hat Schwink die Zahnentwicklung bei unserem Thiere untersucht. Ich werde im Folgenden diese Mittheilungen zu berücksichtigen haben. Eigene I rntersuchungen. Tili habe die Unterkiefer folgender Stadien an Frontalschnitten untersucht. Stadium A: Fast reifer Embryo; „ B: Neugeborenes Thier; C: 8 Tage altes Thier. Die Zahnformel der Unterkieferzähne, ist: 3. 4. M . 2. 3 c !■ P 3. 4. 2_ 3. 1. 4. I lurch Schwink's Untersuchungen (pag. 31) wissen wir, dass die Schmelzleiste bei den Carni- voren eine ununterbrochene Epithelfalte bildet, und zwar stehen die beiderseitigen Schmelzkeime sowohl oben wie unten in der Mediallinie mit einander in Verbindung. Aber schon wenn die Schmelzkeime der Milchzähne sich differenzirt haben, ist die Schmelzleiste zwischen einigen der- selben rudimentär geworden. Bei Katzen-Embryonen von 1"> Mm. Kopflänge sind nach Schwink die Anlage der Ersatzzähne deutlich ausgeprägt. Da bei den von mir untersuchten Thieren, auch bei den jüngsten, an allen Milchzähnen bereits Eartgebilde entwickelt sind, so ist die Schmelzleiste in verschiedenem Grade reduzirt und hat nirgends mehr Zusammenhang mit dem Mundhöhlenepithel. Wir berücksichtigen dess- lialli hier nui- die Entwicklungsverhältnisse der Ersatzzähne. Beim neugeborenen Thiere stehen die Schmelzkeime der J noch auf dem knospenförmigen Stadium, während sie beim achttägigen Individuum eben erst das kappenförmige erreicht haben. C eilt allen übrigen Ersatzzähnen in der Entwicklung weit voraus. So steht er schon beim Embryo A auf dem Anfang des glockenförmigen Stadiums, und hat die Partie der Schmelz- Leiste, an drren Ende er sich entwickelt, noch einen (wenn auch nur wenige Schnitte reichenden) Zusammenhang mit dem Schmelzkeim des Od bewahrt (Fig. 58). Dieser Befund bekräftigl somit zunächst die Richtigkeit der von Kölliker (II Fig. 502) gegebenen Zeichnung, welche jedenfalls1) dieselben Zähne aber bei einem etwas jüngeren Embryo darstellt und desshalb so- wohl eine vollständigere Schmelzleiste als auch einen breitern Zusammenhang /wischen letzterer und dem Schmelzkeim des Milchzahnes zeigt. Zugleich widerlegt dieser Befund, da, wie wir sehen werden, die spätem Stadien die Deutung des Schmelzkeims als Anlage des C ausser Erage stellen, die mit grosser Sicherheit vorgetragenen Behauptungen Batime's, dass ein Verbindungs- strang des Milchzahnes mit dem bleibenden Zahn auf dieser Entwicklungsstufe der Zähne nicht existirt2), und dass sich die von früheren Forschern als Schmelzkeime der Ersatzzähne erklärten Gebilde alimählig auflösen. Baume's Behauptung in diesem Punkte ist um so eigenthümlicher, als er dasselbe Object (Katze) untersucht hat. Bei Erinaceus (siehe oben pag. 27) haben wir gesehen, dass Reste des besagten Verbindungsstranges noch länger bestehen können. Dass aber ein solcher Verbindungsstrang zwischen der Schmelzleiste des Schmelzkeims des Ersatzzahnes und dem Schmelzkeim des Milchzahnes keineswegs immer auf diesem Entwicklungsstadium existirt, oder exakter ausgedrückt: dass der Schmelzkeim des Milchzahnes auf diesem Sta- dium der Zahnausbildung (d.h. bei so weit vorgeschrittener Ausbildung des Ersatzzahnes) sieb schon vollständig von der Schmelzleiste abgeschnürt haben kann, geht aus den gleich zu erwähnenden Befunden bei den Prämolaren hervor. Kehren wir zum 0 zurück, so linden wir bei der neugebornen Katze (B) den Schmelz- keim desselben auf dem glockenförmigen Stadium aber in derselben Lage in Bezug auf Cd wie beim Stadium A (Fig. 59, 60); gegen die Mitte des Schmelzkeimes ( ' wird die Schmelzleiste stetig- kürzer (Fig. lio) und ist über dem hintern Theil des (! gänzlich verschwunden. Bei dem acht- tägigen Jungen sind schon die Hartgebilde bei (' weit entwickelt; dieser steht aber noch immer mit der ziemlich dicken Schmelzleiste in Verbindung, wenn auch die Ablösung schon eingeleitet ist (Fig. (31). Wenn nun Baume an der Anlage eines Ersatzzahnes einer fünf Tage alten Katze keine Schmelzleiste mehr fand, so kann dies um- einem Uebersehen Baume's zugeschrieben werden. Da, wie ich bereits erwähnt habe, die Ausbildung des C allen andern Ersatzzähnen voraus- eilt und bei dem acht Tage alten Thiere kein anderer Zahn eine so hohe Entwicklungsstufe er- reicht wie der von Baume auf Fig. 40 (89) abgebildete Keim einer fünf Tage alten Katze, so kann man mit Zuversicht schliessen, dass jener Zahn nicht, wie B. will3), einem der mittleren Schneide- ') KÖLLIKER gieht nicht an, welche Zahne seine Zeichnung darstellt. s) BAUME sagt hierüber pag. 74: „Die Autoren, welche hier einen Verbindungsstrang abbilden, haben sich nicht recht orientirt. Ein dunkler Saum, wie wir ihn stets in der Umgebung der Zahnanlagen linden, täuscht sehr leicht, einen Zusammenhang mit dem Mundhöhlenepithel in Form eines Verbindungsstranges vor. Dieser Saum erweist sich aber bei genauerer Betrachtung nicht als Epithel, sondern als verdichtetes Bindegewebe der Umgebung. Das verdichtete Binde- gewebe ist die Fehlerquelle für die Behauptung, nach welcher der bleibende Zahn vom .Verbindungsstrang' des Milch- zahnes ausgehen soll". 3) Vergleiche BAUME pag. 239: .Auch wenn man sich nicht über die Dago des Schnittes, welchen Figur 89 veranschaulicht, orientirt hätte, miisste man folgern, dass er nahe der Mittellinie entnommen sei, denn die vorderen Inci- siven brechen zu allererst durch. Folglich müssen die nahezu fertigen Zähne diesen entsprechen. Ich habe das that- sächlich Schnitt für Schnitt untersucht-, Bibliotbeca zoologica. Heft 17. 58 zahne angehört, sondern den Schmelzkeim des C darstellt. Die bleibenden Schneidezähne haben, wie oben erwähnt, selbst beim acht Tage alten Thiere eben erst das kappenförmige Stadium erreicht. Wiederum ist der in der Fig. 88 von Baume abgebildete Schmelzkeim, welcher nicht völlig das kappenförmige Stadium erreicht hat, jedenfalls kein ('. wie Baume glaubt, sondern bliebst wahrscheinlich ein Ersatzschneidezahn. Was Bai mi den altern Forschern vorgeworfen. ist ihm selbst passirt: er hat sich falsch orientirt, und man könnte versucht sein, dies dadurch zu erklären, dass er keine vollständigen Schnittserien untersucht hat, falls er nicht ausdrücklich das Gegentheil erklärt hätte. Wir haben diesen Punkt etwas eingehender behandelt, weil derselbe mit Baume's An- siebten, welche er in dem Kapitel über den „Scheindiphyodontismus der Säugethiere" mittheilt, auf das Innigste zusammenhängt. Baume gelangt nämlich zu einem Resultat, das er folgender- massen formulirt (pag. 240): „Wir fanden, dass gerade diejenigen Zähne früher angelegt, fertig gebildet werden und durchbrechen, welche eine geringere Entwicklungsstufe erreichen, d. h. die Anlage und Ausbildung erfolgt um so früher, je rudimentärer der Zahn wird". Wenn wir auch erst im Schlusskapitel diese Auffassung und die wesentlich auf derselben beruhende Verwerfung der Annahme von zwei Dentitionen bei den Säugern zu betrachten haben werden, so mag doch schon hier darauf auf- merksam gemacht werden, dass, wie sowohl aus den obigen Beobachtungen als aus zahlreichen andern mit voller Evidenz hervorgeht, die B.'sche Auffassung der thatsächlichen Begründung entbehrt. Denn wie wir gesehen haben, entwickelt sich der Behauptung Baume's entgegen bei der Katze der Eckzahn früher als die schwächeren Schneidezähne und ebenfalls früher als die schwä- cheren oder etwa gleich starken Prämolaren. Bei Stadium A und B finden wir auf Frontalschnitten, dass neben Pd 3 das tiefe Ende der Schmelzleiste gespalten ist: der eine, labiale Schenkel steht beim Embryo (A) noch in Ver- bindung mit dein Schmelzkeim des Pd 3, während er beim neugeborenen Thiere denselben nicht mehr erreicht (Fig. 62 a); der lingualwärts gelegene Schenkel bildet die directe und stark an- geschwollene Fortsetzung der Schmelzleiste (Sl'). Weiter nach hinten schwindet bei den Stadien A und B der Verbindungsstrang, resp. das Rudiment desselben gänzlich, und die Schmelzleiste, welche bei B der Contour der lingualen Schleimhautoberfläche parallel verläuft , erhält bei beiden ein kolbenförmig verdicktes Ende, welches tiefer liegt als auf den vorhergehenden Schnitten, indem die Schmelzleiste ventral von dem Punkte, wo der. Verbindungsstrang, resp. dessen Rudiment ausging, sich verlängert hat (Fig. 63). Dass diese Anschwellung in der That die knospenförmige Anlage des P 3 ist, geht aus der Untersuchung des Stad. C hervor, wo besagter knospenförmige Schmelzkeim sich zum kappenförmigen des P 3, welcher dieselbe Lage zum Pd 3 einnimmt wie die knospenförmige Anschwellung auf den jüngeren Stadien, entwickelt hat. Hier ist überall jede Spur eines Ver- bindungsstranges verschwunden (Fig. 64). Hinter P3 ist die Schmelzleiste durch Knochenwucherung unterdrückt. Bei A sind hier noch Reste der Schmelzleiste vorbanden, und zwar in Form von „Epithelialperlen" ; bei den beiden altern sind auch diese verschwunden. Bei Verfolgung der Schnittserie tritt, in dem Maasse als die Bildung des Knochengewebes aufbort, neben dem vordem Theile von Pd 4 die Schmelzleiste wieder auf. Das Verhalten der letztern sowie der Anlage des P 4 lingualwärts von Pd 4 gestaltet sich im wesentlichen wie — 59 beim vorigen Zahne. Beim Stad. B ist der oberflächliche Theil der Schmelzleiste sowohl vor als hinter dem den knotenförmigen Schmelzkeim des P 4 tragenden Theil mit Seitensprossen ver- sollen; auf dem embryonalen Stadium (A) ist diese Sprossenbildung hinter, aber nicht vor dorn Schmelzkeim vorhanden. Am hintern Ende des Pd 4 ist die Schmelzleiste viel kürzer und vordickt; am tiefen Endo entsteht eine knospenförmige Anschwellung, noch schwach bei Stad. A und B, dagegen stärker und deutlieh abgesetzt bei C (Fig. 67, 68). Die labialwärts von der Schmelzleiste aus- gehenden Stränge sind bei Stad. B und C mit dem Schmelzkeim des Ml verbunden, an welchem bei diesen Individuen schon Hartgebilde entwickelt sind. Beim neugebornen Thiere erhält sich das tiefe Ende der Schmelzleiste neben dem Anfangstheile des M 1 (Fig. 69) ganz wie neben den Milchzähnen. Dass bei Stad. B und C der oberflächliche, über den Schmelzkeim hinausragende Theil der Schmelzleiste verschwunden ist, beruht lediglich darauf, dass auf dieser Entwicklungs- stufe die Zahnanlage auch dorsal- (mund-)wärts von Knochen umschlossen ist, wodurch die Schmelzleiste zerstört worden ist; beim Embryo (A) ist der oberflächliche Theil der Schmelz- leiste auch bei Ml erhalten. Die Bildung der s. g. Epithelnester stellt sich in sehr instructiver Weise dar. Wie die Figuren 65 a— c und 66 a. b zeigen, welche auf einander folgende Schnitte von zwei verschie- denen Stellen wiedergeben, sind die „ Epithelnester " hier zum Theil nichts anderes als vom tiefen Mundhöhlenepithel seeundär abgeschnürte Partien, welche keine unmittelbare Beziehungen zur Schmelzleiste haben. Als bemerkenswerthe Unterschiede im Entwicklungsmodus der Zähne bei der Katze und bei Erinaceus führe ich nach den obigen Untersuchungen hier an: 1) Bei der Geburt sind sowohl Milch- als Ersatzzähne bei der Katze weiter entwickelt als beim Igel. 2) Theils aus diesem Grunde, theils weil die Verknöcherung des Unterkiefers bei der neugebornen Katze weiter vorgeschritten ist als beim Igel, ist die Schmelzleiste bei der Geburt viel mehr reduzirt bei jener als beim letztern. 3) Während beim Igel M 1 von allen Zähnen des Unterkiefers bei der Geburt am weitesten entwickelt ist, ist er dagegen bei der Katze von allen Zähnen der ersten Dentition am wenigsten ausgebildet. Canis familiaris. Bei der Entwicklung des Zahnsystems des Hundes ist folgender Punkt von Interesse: Bekanntlich wird bei einer ganzen Reihe von Säugethieren, welche im übrigen mit voll- ständigem Milchgebiss versehen sind, der vorderste Backenzahn nicht gewechselt. Viele Unter- suchungen haben sich damit beschäftigt zu entscheiden, ob dieser Zahn der ersten oder der zweiten Dentition angehört. Durch die Entdeckung eines vordersten Milchbackenzahnes, welcher selten oder nie zur völligen Ausbildung gelangt, ist bei einigen der fraglichen Thiere die Sache erledigt. Wenn auch die vorliegenden Untersuchungen betreffs des Hundes nicht von der Art sind, dass sie eine endgültige Entscheidung zulassen, so dürften sie doch unter Berücksichtigung der nachfolgenden Beobachtungen über Phoca geeignet sein, die Frage ihrer Lösung nahe zu bringen. Owex (Odontography pag. 477) will einen Pd 1 beim Hunde beobachtet haben, welcher selten verkalkt, auf dem „papillären" Stadium steht und vor der Geburt verschwindet. Beson- deren Werth aber scheint Owen seiner Beobachtung nicht beizumessen, da er den Pd 1 nicht in die Zahnformel aufnimmt; auch in seiner später erschienenen „Anatomy of Vertebrates" findet der Pd 1 keine Erwähnung. Die folgenden Forscher haben diesen Pd 1 nicht gesehen; Kein- hariiT (III) giebt ausdrücklich an. dass er vergebens nach einem solchen Zahn gesucht hat. Erst Tauber (II) traf 1876 bei zwei von vier neugeborenen Hunden „deutliche Zahnsäcke mit An- lagen des P d 1. deren Verkalkung bereits begonnen war", an. Winge (I) bestätigt diesen Befund. Meine an zwei Unterkiefern und einem Oberkiefer von neugeborenen Hunden vorgenom- mene Untersuchung hat folgendes Resultat ergeben. Sämmtliche Zähne der ersten Dentition sind mehr oder weniger stark verkalkt. Bei den Zähnen der zweiten Dentition ist zunächst der enorme Unterschied in der Entwicklungsstufe auf diesem Stadium zu verzeichnen. Während nämlich der untere C bereits Hartgebilde ent- wickelt hat und beinahe auf derselben Ausbildungsstufe wie im Stadium C bei der Katze (ver- gleiche oben pag. 57 und Fig. 61) steht, istP2 sowohl im Ober- wie Unterkiefer kaum angelegt, nur als eine schwache Anschwellung des tiefen Endes der Schmelzleiste vorhanden. Der obere C ist etwas weniger weit entwickelt. Die unteren J stehen auf dem knospenförmigen, die oberen J sowie P 3 auf dem Anfange des kappenförmigen Stadiums. PI steht auf dem glocken- förmigen Stadium und unterscheidet sich dadurch von den übrigen, dass er vollkommen oberflächlich, unmittelbar unter dem Epithel liegt, also ganz sii wie diejenigen Zähne von Erinaceus, bei denen kein Zahn Wechsel erfolgt (vergleiche oben pag. 38). Und in der That fehlt auch hier ein Vorgänger, ein Pd 1, gänzlich. Den fraglichen glockenförmigen Schmelzkeim als einen Pd 1 zu deuten, ist schon aus dem Grunde ausgeschlossen, weil dann die Anlage eines P 1 gänzlich fehlen würde — eines (51 Zahnes, welcher bekanntlich heim Hunde am zeitigsten von allen Zähnen der /.weiten Dentition durchbricht, noch mit denen der ersten Dentition zusammen funktionirt und somit selbstverständ- lich beim neugeborenen Thiere doch wenigstens angelegt sein müsste. Es wäre nun allerdings nicht ausgeschlossen, dass hin und wieder die Anlage eines Pd 1 beim Embryo auftreten konnte, aber bisher ist eine solche nicht nachgewiesen worden. Die Tauber' sehen , oben referirten Befunde lassen sich mit Rücksicht auf die von ihm angewandte Präparationsmethode viel eher dahin auslegen, dass er den Keim des P 1 und nicht des Pd 1 gesehen hat: erstens stimmt die von ihm angegebene Lage des fraglichen Zahnes vollkommen mit dem von mir gefundenen Ver- halten des P 1 überein; zweitens erwähnt er nicht das Verhalten des vermutheten Pd 1 zu seinem Nachfolger, den er nicht gesehen hat. Diese meine Deutung der Tauber' sehen Darstellung dürfte um so berechtigter sein, als sowohl Tauber als ich dasselbe Entwicklungsstadium, neugeborene Thiere, untersucht haben. Auf die Bedeutung der heim Hunde nachgewiesenen Befunde werde ich hei der Beschrei- buno; von Phoca zurückkommen. Phoca groenlandica. Frühere I Versuchungen. Es liegen nunmehr in der Literatur so viele Angaben über die Milchzähne der Pinnipedia vnr, dass man sich wenigstens von dem Wechsel, der Anzahl und der Beschaffenheit besagter Zähne hei der Mehrzahl dieser Thiere eine ziemlich genaue Vorstellung machen kann. Die fraglichen Untersuchungen betreffen die Gattungen (Maria, Trichechus, Phoca, Halichoerus, Cysto- phora und Macrorhinus. Das allgemeine Resultat dieser Forschungen lässt sich, wenn wir von dem etwas aberranten Trichechus absehen, etwa folgendermassen präcisiren : 1) Berücksichtigen wir nur die völlig entwickelten, verkalkten Milchzähne, so stimmt ihre Anzahl, was die Jd und Cd betrifft, stets mit derjenigen der zweiten Dentition überein '), während die Anzahl der P d stets | ist, welche Zähne dem 2. — 4. Prämolaren entsprechen. 2) Die Milchzähne sind bei verschiedenen Gattungen in verschiedenem Grade schwach, mehr oder weniger rudimentär. 3) Der Zahnwechsel erfolgt immer sehr frühzeitig und ist bei einigen intra-uterin. Im folgenden werde ich auf diesen Punkt näher einzugehen haben. Auf die diese Thatsachen behandelnde Literatur komme ich zum Theil im folgenden zurück. Auf mikroskopischen Schnittserien ist die Zahnentwicklung bei einem Pinnipedier und zwar bei vier Entwicklungsstadien von Phoca groenlandica zuerst von mir (IV) untersucht worden. Die folgende Darstellung giebt in etwas erweiterter Form und unter Hinzuziehung eines Jüngern, bisher nicht beschriebenen Stadiums die in meiner früheren Publication dargelegten Resultate wieder. Kurz nachher hat Kükenthal (III) seine ebenfalls an mikroskopischen Schnittserien gemachten Untersuchungen über die Zahnentwicklung- .bei Trichechus (ein Embryo) und Phoca groenlandica (Ober- und Unterkiefer von einem, sowie Unterkiefer von zwei Embryonen) veröffent- licht. Ich werde auf diese Arbeit im folgenden zurückkommen. Eigene I Untersuchungen. Meine Untersuchungen sind an Frontalschnitten von folgenden fünf Embryonen der Phoca groenlandica gemacht : Stadium A: Völlig nackter Embryo. Länge vom Scheitel zum After 65 Mm. ') Kvkknthal's Angabe (III pag. 98), dass für die Genera Phoca. Halichoerus und Cystophora die Zahnformel der .1 d ■} sein sollte, ist dahin zu berichtigen, dass bei Cystophora (vergleiche REIKHAKDT III pag. 83) sowohl in der ersten wie in der zweiten Dentition nur ■?■ Schneidezähne vorhanden sind. — 63 — Stadium B: Haare nur über den Augen und an der Oberlippe. Länge vom Scheitel zum After 113 Mm. Stadium C: Ebenso. Länge vom Scheitel zum After 120 Mm. Stadium I): Kopf mit längeren Haaren. Länge vom Seheitel zum After 195 Mm. Stadium E: Länge vom Scheitel zum After 290 Mm. Die Formel der regelmässig verkalkten Zähne erster und zweiter Dentition bei dieser Art i.-t 1. 2, 3. 1. 1. o 3. 4. 1. 1. 2. 3. C L i. P 2. 2. 3. 3. 4. 4. M 2. 3. 1. Stadium A. 1. 2. 3. 4. 1. Die Schmelzleiste ist vollständig erhalten, und zwar stehen die beiderseitigen Sehmelz- leisten wenigstens des Unterkiefers in der Medianlinie in Verbindung mit einander. Bezüglich des allgemeinen Ausbildungsgrades der Milchzähne ist zu bemerken, dass während einige schon das glockenförmige Schmelzkeimstadium erreicht haben , andere, noch auf dem knospenförmigen stellen; die Zahnanlagen im Oberkiefer sind theilweise weiter entwickelt als die entsprechenden unteren. Die oberen Id stehen auf der Grenze zwischen kappen- und glockenförmigem Stadium. während im Unterkiefer Id 2 (der mediale) auf dem kappen- und Id 3 (der laterale) auf dem knospenförmigen steht. Cd hat oben und unten das glockenförmige Stadium erreicht und ist im Unterkiefer der am weitesten entwickelte Zahn. Im Oberkiefer dagegen ist Pd 2 etwas weiter ausgebildet als Cd. Hinter C d ist P 1 im Oberkiefer kaum , im Unterkiefer etwas deutlicher aks eine Ver- dickung der verkürzten Schmelzleiste nachweisbar. Dass der folgende , viel weiter ausgebildete (oben glocken- und unten fast kappenförmige) Schmelzkeim nicht die Anlage des P 1 sein kann, geht schon daraus hervor, dass der unverkennbare PI beim fast doppelt grössern Embryo (Stad. B.) noch nicht die Ausbildung erlangt hat, welche der oben gedachte Schmelzkeim beim vorliegenden Stad. A innehat. Bezüglich der Homologisirung der übrigen Zahnanlagen sind zwei Annahmen möglich. Es folgen nämlich hinter dem Cd— von der eben erwähnten Andeutung des P 1 abgesehen — oben und unten vier Schmelzkeime. Im Unterkiefer steht der erste auf der Grenze zwischen dem knospen- und kappenformigen Stadium, während die drei andern, durch einen langen Zwischen- raum von diesem getrennt, das letztere erreicht haben; im Oberkiefer steht der erste, der be- reits erwähnte Pd2, auf dem glockenförmigen Stadium, und nach einem langen Zwischenraum folgen die drei andern, welche ebenso wie die unteren auf dem kappenformigen Schmelzkeim- stadium stehen. Die Schmelzleiste läuft ein beträchtliches Stück weiter, wird allmählich kürzer (d. h. weniger tief) und verschwindet darauf. Wollten wir nun annehmen , dass hier ein Indi- viduum mit der regelmässig auftretenden Anzahl Backenzähne vorliegt, so würden selbstver- ständlich die fraglichen Anlagen nicht anders als Pd 2 — 4 und M 1 gedeutet werden können. Hiermit ist aber der Umstand schwer zu vereinigen, dass auf dem nächsten viel älteren Stadium (B) der unverkennbare Schmelzkeim des M 1 im Unterkiefer nicht weiter entwickelt ist als hier. — 64 — während er im Oberkiefer weniger weit ausgebildet, nämlich knospenformig ist; auch Kükenthal (III pag. 99 — 101) fand bei einem gleich grossen oder etwas grössern Embryo als mein Stad. A keine Anlage eines M 1. Es ist desshalb wahrscheinlicher, dass hier einer von den nicht gerade seltenen Fällen mit ..überzähligen" Backenzähnen vorliegt, und dass somit der hinterste Schmelz- keim ein Pd und kein Ml ist. Jedenfalls steht so viel fest, dass keine dieser Anlagen einen PI oder Pd 1 repräsentirt ; dass die Ausbildung des 1' 1 viel später und in anderer Beziehung zu den Milchbackenzähnen (Pd) erfolgt und dass ein Pdl bisher noch nicht nachgewiesen ist. wird aus der folgenden Darlegung erhellen. Leider hat Kükenthal (III) vom jüngsten, von ihm beschriebenen Embryo dieser Art keine Maasse angegeben, doch dürfte dieser, wie erwähnt, nur wenig älter als das vorliegende Stadium sein. Auffällig ist allerdings, dass sich beim ersteren schon mehrere Schmelzkeime von der Schmelzleiste abzuschnüren anfangen, was selbst bei dem am weitesten ausgebildeten Schmelz- keime meines Exemplares nicht der Fall ist. Auf die von K. als ersten Prämolaren beschriebene Anlage werde ich später zurückkommen. Stadium. S. Sämmtliche Milchzähne mit Ausnahme von Pd2 oben und unten haben bereits Hartgebilde entwickelt. Der obere Pd2 ist nur durch etwas bedeutendere Grösse von demselben Zahne beim Stad. A. verschieden; seine Ausbildung ist also langsamer als diejenige der übrigen Milchzähne erfolgt. Die Schmelzleiste ist vollständig erhalten. Je nach dem Entwicklungsgrade der betreffen- den Milchzähne sind dieselben mehr oder weniger vollständig von der Sehmelzleiste abgeschnürt und neben dem am meisten entwickelten Milchzahn (oberer Cd) ist das Ende der Schmelzleiste zu einem knospenförmigen Schmelzkeim angeschwollen; auch neben Pd 3 zeigt das Leistenende eine beginnende Anschwellung. Hinter Cd veidiürzt sich in vertikaler Richtung die Schmelzleiste und schwillt zu dem oberflächlich gelegenen, knospenförmigen Schmelzkeim des PI an; die Be- rechtigung, diese Zahnanlage als P 1 zu deuten, folgt aus der weiteren Entwickelung derselben. M 1 ist im Unterkiefer nur durch eine schwache Anschwellung, im Oberkiefer dagegen durch einen kappenförmigen Schmelzkeim repräsentirt. Im grösseren Theile ihres Verlaufes ist die Schmelzleiste hier ebenso wie beim nächsten Stadium in ihrem oberflächlichen Theile mit Lateralsprossen und -leisten in wechselnder Anzahl und Ausbildung versehen. Auch oberflächlich von mehreren Zahnanlagen kommen diese Gebilde vor. Die labialwärts gerichtete, frei endende Leiste, welche sowohl hier als beim folgenden Stadium ober- flächlich von PI und Pd2 vorkommt (Fig. 71, 72, 74), ist wohl als der gebogene oder umge- knickte oberflächliche Theil der Schmelzleiste aufzufassen. Stadium < '. Alle Milchzähne sind, wenn auch in etwas verschiedener Ausdehnung, bereits verkalkt, So ist z. B. Cd am weitesten und Pd2 am wenigsten ausgebildet; es ist also dasselbe Ausbil- dungstempo wie im vorigen Stadium beibehalten. Auch hier hat sich die Schmelzleiste noch continuirlich erhalten und steht noch im Zusammenhange mit den Milchzähnen. Neben Cd (Fig. 70) trägt die Schmelzleiste den Schmelzkeim des C, welcher auf dem Übergänge vom kappen- zum glockenförmigen Stadium steht. Der oberflächlich gelegene Schmelzkeim des P 1 ist etwa ebensoweit wie C entwickelt (Fig. 71). Neben allen Milchbackenzähnen hat sich am tiefen Ende — 65 der Schmelzleiste der knospenförmige, von verdichtetem Bindegewebe umgebene Schmelzkeim der entsprechenden Prämolaren angelegt (Fig. 72); nur neben dem obern Pd2 ist noch keine Anlage eines Ersatzzahnes vorhanden. Die Sclunelzleiste hängt neben dem obern Pd 3 mit einem Epithel- cylinder zusammen, welcher sicli vom Mundhöhlenepithel abgelöst und den Habitus einer „Epithel- perle" angenommen hat (Fig. 72e). Hinter IM 4 produzirt die Schmelzleiste den Schmelzkeim des M 1, welcher im Oberkiefer auf dem kappenförmigen , im Unterkiefer auf der Grenze zwischen kappen- und glockenförmigem Stadium steht (Fig. 75). Wir finden, dass auf diesem Stadium das persistirende Gebiss im Unterkiefer theilweise weiter entwickelt ist als im Oberkiefer. Im Unterkiefer des etwas grössern, von Kükenthal untersuchten Exemplares ist I* 1 noch nicht so weit entwickelt wie bei dem vorliegenden. Im übrigen stimmen die von K. und mir gemachten Beobachtungen gut überein. Stadium I). Unterkiefer. Die Milchzähne sind stark verkalkt. Von den persistirenden Zähnen ist M 1 (Fig. 73) fast ebensoweit entwickelt wie die Milchbackenzähne, die Schneidezähne und der Eckzahn sind schwach verkalkt, während P 1 — 4 auf dem glockenförmigen Stadium ohne Hart- gebilde stehen. Die persistirenden Zähne befinden sich noch alle im Zusammenhange mit der Schmelzleiste. C und P 2 — 4 fangen an sich von ihr abzuschnüren in der Weise, dass sich an der lingualen Peripherie des Schmelzkeims das Schmelzleistenende als deutliche Prominenz bemerk- bar macht. Besonders beachtenswerth ist der Befund bei M 1 (Fig. 73): die Schmelzleiste steht hier noch durch einen schmalen Strang mit dem Zahn in Verbindung und hat eine schwache An- schwellung am tiefen Ende ; sie verhält sich neben diesem M 1 ganz so wie bei Milchbackenzähnen und durchaus nicht wie bei den Molaren anderer Säugethiere (vergleiche unten). Oberkiefer. Auch hier sind die Milchzähne stark verkalkt. II — 3 sind glocken- förmig, C, P 1 und P4 schwach, P2 stärker verkalkt, P3 ohne Verkalkung. Lingual wärt s von sämmtlichen Prämolaren ragt das stets deutlich angeschwollene Schmelz- leiste nende hervor, und bei einigen, besonders bei P 1 (Fig. 74) und 2, scheint es mir stärker hervorzutreten als bei den gleich weit entwickelten Prämolaren der bisher beschriebenen Säuge- thiere. Wie auf dem vorigen Stadium liegt P 1 viel oberflächlicher als die P 2—4; das näm- liche gilt für den Unterkiefer. Zwischen P 2 und 3 liegt ventralwärts vom hintern Theile des Pd 2 der glockenförmige, noch nicht mit Hartgebilde ausgerüstete Schmelzkeim eines überzähligen Prämolaren; derselbe liegt, zum Unterschiede von P 2 — 4, ebenso oberflächlich wie PI-- was damit zusammenhängt, dass beiden ein Vorgänger fehlt — und verhält sich zur Schmekleiste ganz wie die übrigen Prämolaren: d. h. er ist lingualwärts mit einem knospen- förmigen, frei hervorragenden Leistenende versehen. Die Deutung dieses Zahnes als überzähligen Prämolaren kann desshalb in keiner Weise beanstandet werden. - - Besonders beachtenswerth ist das Verhalten des Ml. Derselbe ist fast ebenso weit entwickelt als die Pd. Lingualwärts von M 1 hat sich das tiefe Ende der Schmelzleiste, welches neben dem entsprechen- den Zahne des Unterkiefers nur eine schwache Anschwellung zeigt, zu einem glocken- förmigen Schmelzkeime ausgebildet, welcher etwa auf demselben Entwick- lungsstadium wie P3 steht und ebenso wie dieser an seiner lingualen Seite Bibliotbeca zoologica. Heft 17. 9 — 66 — das Schmelzleisten ende knospenförmig hervortreten las st. (Fig. 76.) Kurz: M 1 kennzeichnet sich in jeder Beziehung als typischer Milchbackenzahn, während die Anlage seines Nachfolgers sich ebenso vollständig als typischer Prämolar bekundet. Stadium E. Um die weiteren Schicksale jenes Nachfolgers des oberen M 1 zu erfahren, untersuchte ich bei diesem altern Embryo die betreffende Stelle auf Frontalschnitten: die Entwicklung des fraglichen Nachfolgers war nicht nur sistirt, sondern es war derselbe offen- bar in Auflösung begriffen (Fig. 77). Wie ein Vergleich der Figuren 76 und 77, welche beide in derselben Vergrösser ung gezeichnet sind, lehrt, ist besagter Nachfolger bei dem altern Embryo bedeutend rednzirt; der nicht besonders gute Erhaltungszustand des Objectes verhinderte die Beobachtung der spezielleren Rückbildungsvorgänge. Dagegen hatte sich die Schmelzleiste medialwärts von M 1 hier besser erhalten als beim Jüngern Embryo (Stad. D). Auch hinter dem M 1 setzt sich die noch gut entwickelte Schmelzleiste ein Stück fort, was auf einem so weit vorgeschrittenem Stadium erwähnt zu werden verdient. Ki kenthal (III) hat die Entwicklung der Unterkieferzähne eines 250 Mm. langen Embryo untersucht; einige der von ihm gemachten Angaben werden im folgenden besprochen werden. Ergebnisse und Folgerungen. Das Gebiss der Pinnipedia zeichnet sich durch eine ganze Reihe von Eigenthümlichkeiten aus, welche in hohem Maasse unsere Aufmerksamkeit verdienen. Zunächst haben wir den frühzeitig erfolgenden Zahnwechsel , welcher natürlich mit der Schwäche der Milchzähne zusammenhängt, zu berücksichtigen. Nicht selten begegnet man in der Literatur der irreleitenden summarischen Angabe, dass der Zahnwechsel der Pinnipedia „in der Regel" oder „fast stets" intrauterin erfolge wie z. B. bei Steenstrup, Flower (I pag. 154) und Kükenthal (III pag. 107). Unterwirft man aber die einschlägigen Originalangaben einer näheren Analyse, so ergiebt sich das interessante Resultat, dass nicht nur eine recht beträchtliche Ver- schiedenheit im Zeitpunkte des Zahnwechsels bei den verschiedenen Gattungen besteht, sondern dass diese Verschiedenheit auch im allgemeinen mit der Ausbildung sowohl der 1. als der 2. Dentition zusammenhängt, dass der Zahn Wechsel um so zeitiger erfolgt, je unter- geordneter die Rolle ist, welche das Gebiss überhaupt spielt. In einer früheren Mittheilung habe ich (III pag. 542 — 543) die Ansicht begründet, dass das Zahnsystem der Pinnipedia, als Ganzes betrachtet, sich in Rückbildung befindet, da Kauwerk- zeuge für ins Wasser gewanderte Säugethiere von beschränktem Werthe seien oder geradezu unzweckmässig würden. Das Gebiss hat sich für die einzigen Funktionen die ihm geblieben, für Packen und Festhalten, erhalten und demgemäss in beschränktem Maasse differenzirt. Es ist ferner von vornherein zu erwarten, dass bei denjenigen Pinnipediern, welche in höherem Grade Landthiere sind als die übrigen, nämlich bei den Otariidae, auch die Charactere — 67 — der landbewohnenden »Stammväter in vollständigerem Maasse vorhanden sind. Ich muss es leider gänzlich dahin gestellt sein lassen, ob diese Charactere der Otariidae: die Art sieh zu bewegen und die damit zusammenhängende Beschaffenheit der Palmar- und Plantarfläche, das Vorhanden- sein eines Scrotums und einer Ohrmuschel u. a. darauf zurückzuführen sind, dass die Inhaber sich weniger weit von ihren landbewohnenden Stammformen entfernt haben als die übrigen Pinni- pedier, dass also besagte Eigenschaften primärer Natur sind, oder ob diese Eigenschaften erst wieder secundär, in dem Maasse als die Thiere sich wieder mehr dem Landleben anpassten, er- worben sind '). Wir dürfen wohl auch annehmen, dass das Gebiss der Otariidae eine etwas grössere Uebereinsthnmung mit dem der landbewohnenden Carnivoren bewahrt, respective erworben hat als das der meisten Phocidae, dass demselben eine etwas wichtigere Rolle zukommt. Die relativ bedeutendere Grösse und die erhöhte Anzahl der Backenzähne (die meisten Otariidae besitzen deren § anstatt § wie die Phocidae) sprechen jedenfalls für eine solche Annahme. In Bezug auf das Milchgebiss ist die grössere Uebereinstimmung mit den echten Carnivoren vollkommen un- zweifelhaft. Nach den übereinstimmenden Angaben Flower's (II), van Beneden's und Malm's sind nämlich die Milchzähne nicht nur grösser als bei den Phocidae, sondern verschwinden auch erst nach der Geburt, laut Flower erst dann wenn das Junge einige Wochen alt ist. Bei Phoca (wenigstens vitulina, hispida und groenlandica) verschwindet die Mehrzahl der Milchzähne eben- falls erst nach der Geburt aber schon in der ersten Woche (vergleiche besonders Flower I und II. sowie Tenow); die Milcheckzähne bleiben jedoch länger erhalten (Sahlertz II). Es kann ferner als sicher angesehen werden, dass die Mehrzahl der Milchzähne bei Phoca niemals das Zahnfleisch durchbricht, sondern innerhalb desselben resorbirt wird. Bei dem durch seine ein- fachen Backenzähne ausgezeichneten Halichoerm sind beim neugebornen Jungen keine Milchzähne mehr beobachtet worden; man muss daher annehmen, dass dieselben bereits vor der Geburt resorbirt werden (Lilljeborg). Dasselbe ist nach Reinhardt (III) auch bei Gystophora der Fall ; doch können die Milcheckzähne sich bis nach der Geburt erhalten (Sahlertz II). Die schwächsten persistirenden Backenzähne unter allen Pinnipedia besitzt bekanntlich Macrorhinus, ja Flower (I) hält sie — und sicher mit Recht — für völlig funktionslos. In Uebereinstimmung hiermit ist denn auch bei Macrorhinus das Milchgebiss schwächer als bei irgend einem andern Pinnipedier und wird schon lange vor der Geburt resorbirt 2). Ferner hat seit geraumer Zeit die für heterodonte Säugethiere völlig beispielslose Varia- ') Hier ist also ein vom allgemein biologischen Gesichtspunkte ans und für die Prüfung der phylogenetischen Metho- dologie interessantes Problem zu bearbeiten, für dessen Inangriffnahme allerdings zur Zeit noch keine Vorarbeiten vorliegen. 2) Gegen die von mir früher (III pag. 541) gegebene Deutung betreffs der Ursache der allmähligen Verkümmerung des Milchgebisses wendet sich KÜKENTHAL (III pag. 108): „Der Grund, weshalb Homodontie und Monophyodontismus gleich- zeitig auftreten, scheint mir vielmehr für die Zahnwale und Pinnipedier in erster Linie darin zu liegen, dass ein Zahnwechsel die Fähigkeit ihre Nahrung zu erbeuten, im hohen Masse einschränken müsste. Bei beiden Ordnungen tischfressender Säugethiere ist durch das Auftreten der Homodontie zwar bekundet, dass- den einzelnen Zähnen keine Spezialfunktionen mehr zukommen, es ist damit aber nicht gesagt, dass das Gebiss rudimentär zu werden braucht. An Stelle der Spezial- funktionen tritt für alle Zähne eines derartigen Gebisses eine neue gleichartige Funktion, nämlich die glatte Beute zu ergreifen und festzuhalten, und in Uebereinstimmung mit dieser einheitlichen Funktion gewinnen auch die einzelnen Zähne einheitliche Gestalt. Die Bedeutung eines solchen Gebisses beruht aber jetzt auf der vollkommenen Gleichartigkeit seiner Komponenten. Ein eintretender Zahnwechsel würde die Gleichartigkeit im empfindlichsten Masse stören und damit das gesamte Gebiss für einige Zeit fast funktionslos machen. Ich betrachte daher die Erscheinung, dass ein Zahnwechsel unterbleibt, als direct mit der Funktion des homodonten Gebisses zusammenhängend/ Hierzu möchte ich bemerken : 1) dass, wie oben erwähnt, bei Otaria factisch ein postfoetaler Zahnwechsel auf- — 68 — bilität in der Anzahl der Backenzähne der Pinnipedier die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich gezogen. Dieselbe offenbart sich sowohl im Fehlen einzelner, als auch — und zwar häufiger — im Auftreten überzähliger Backenzähne entweder innerhalb der Zahnreihe oder an deren Ende. Sn scheinen z. B. bei Hälichoerus im Oberkiefer sehr häufig sechs Backenzähne anstatt fünf — bekanntlich die bei Phoddae gewöhnliche Anzahl -- vorzukommen; vergleiche hierüber besonders Sahlertz (II) und Nehking (II). Halten wir uns zunächst an das Vorkommen von überzähligen Zähnen innerhalb der Reihe der persistirenden Backenzähne, welche Zahnvermehrung Kükenthal als die secundäre be- zeichnet, so kann nach den vorliegenden Untersuchungen diese Vermehrungsart — abgesehen von der Theilung eines normalen Zahnes — auf zwei verschiedenen Wegen erfolgen, nämlich durch das Auftreten entweder eines — mehrere sind meines Wissens nicht beobachtet worden — neuen Prämolaren, welcher derselben Dentition wie die anderen (also der zweiten) angehört, oder eines solchen, welcher einer neuen Dentition (der dritten) zuzuzählen ist. Dagegen ist eine Vermehrung der Zahnreibe durch retardirte Milchzähne , wie sie factisch z. B. beim Ibiu."> Mm langen Embryo das tiefe Ende der Sehmelzleiste zu einem glockenförmigen Sehmelzkeim ausgebildet, welcher durchaus mit den vorhergehenden Anlagen der Prämolaren übereinstimmt und etwa auf demselben Ausbildungsstadium wie P 3 steht: ja dieser „Ersatzschmelzkeim" des M 1 verhält sich auch zur Schmelzleiste ganz ebenso wie der genannte P •':!. indem seine Emancipation von der Sehmelz- leiste in derselben Weise eingeleitet ist wie bei diesem (Fig. 76). Es ist also auch in der Molarregion die Möglichkeit einer dritten Dentition angedeutet. Aber dieser „Ersatzzahn" des Ml gelangt — und das ist jedenfalls das gewöhnliche Verhalten -- nicht zur vollen Reife: beim altern (290 Mm langen) Embryo ist er zwar noch vorhanden aber in Auflösung begriffen (Fig. 77). Im Unterkiefer verhält sich die Sehmelzleiste neben M 1 ebenfalls ganz wie bei den Milchbacken- zähnen, aber sie zeigt nur eine schwache Anschwellung am freien Ende. Faktisch verhält sich somit der letzte (fünfte) Backenzahn, welcher bisher stets als der einzig- normal vorkommende Molar aufgofasst worden ist, ganz wie ein persisti- render Milchzahn, dessen Ersatzzahn im Laufe der ont ogenetischen Ent- wicklung in der Regel zu Gr runde geht. Diese Thatsache berechtigt somit zu folgendem Schlussatze: M 1 gehört bei Phoca ursprünglich der ersten Dentition an, funktionirt alier zusammen mit der zweiten3). Und: falls durch vergleichend-anatomische Untersuchungen end- giltig festgestellt werden kann, dass Ml der Phocidae wirklich einem Mo- laren der übrigen Säugethiere homolog ist, wie allgemein angenommen wird, hat die Annahme, dass die Molaren der ersten und nicht der zweiten Dentition angehören, eine glänzende Bestätigung gefunden. Kükenthal (III pag. 106) hat zwar neben Ml keine Ersatzzahnanlage, wohl aber ein B ') Vergleiche auch die übereinstimmende Beobachtung von Kikknthal III pag. 103. 2) Ein überzähliger Backenzahn, den Sahlertz (II pag. 27) bei Cystophora beschrieben . hat , ist jedenfalls ebenso zu beurteilen. 3) Gegenüber dieser Auffassung könnte man allerdings eine andere geltend machen : M 1 ist als ein Prämolar ohne Vorgänger zu betrachten, gebort also der zweiten Dentition an, womit dann sein „Ersatzzahn" in die dritte Den- tition versetzt wird. Eine solche Annahme scheint mir unhaltbar, thcils und vornehmlich weil die Entwicklungsart des M 1 nicht diejenige eines Prämolaren ohne Vorgänger ist (vergleiche unten pag. 72i. tlieils auch weil der „Ersatzzahn" in diesem Falle die Möglichkeit einer vierten Dentition andeuten würde, welche Consequenz mindestens etwas unwahr- scheinlich ist. — 70 — freies Schmelzleistenende wie bei den vorangehenden Milchbackenzähnen gefunden. Er zieht daraus den Schluss, dass die echten Molaren im wesentlichen zur ersten Dentition gehören (pag. 110). Im Verlaufe seiner Darlegung betont er, dass, „wenn das Gebiss der Säugethiere zu homologisiren ist mit dem in mehreren Dentitionen aufeinander folgenden Gebisse von reptilien- ähnlichen Vorfahren, wir für die echten Molaren zu dem .Schlüsse kommen, dass hier nur eine Dentition zur vollkommenen Anlage kommt, und die andern unterdrückt worden sind, indem das Material, aus dem sie sich hätten bilden können, mit zur Bildung der einmaligen Zahnanlage verwandt worden ist." „Die echten Molaren stellen ein Verschmelzungsprodukt der Anlagen erster Dentition mit dem Materiale dar, aus dem sonst die zweite Dentition ensteht", oder anders ausgedrückt, „das Material (d. h. die Schmelzleiste), welches beim Prämolaren zur Bildung des Schmelzorganes verwandt wird, differenzirt sich beim echten Molaren nur unvollkommen oder gar nicht von der Zahnanlage, sondern wird zur Innenwand des Schmelzorganes." „Der Haupt- unterschied zwischen Molaren und Prämolaren beruht darauf, dass bei letzteren beide Dentitionen getrennt bleiben, bei ersteren verschmelzen." Es ist ohne weiteres verständlich, dass die oben dargelegten Thatsachen gerade bei Phoca der Ki KKMiiAi.'selien Auffassung nur zum Theil günstig sind: anstatt dass die Schmelzleiste bei Phoca mehr oder weniger vollständig in den Molaren aufgeht, entwickelt sich aus ihr ein völlig normaler Schmelzkeim lingualwärts vom Zahne. Vor allem ist den Aussprüchen Kükenthal's gegenüber zu constatiren, dass der Molar für sich allein dem Milchbackenzahne und nicht dem Ver- schinelzungsprodukte eines Milchbackenzahnes und eines Prämolaren entspricht; der von Küken- i hat. herangezogene Befund bei Phocaena communis (vergleiche unten) ändert hieran nichts. Ferner: wie geeignete Stadien aller von mir untersuchten Säugethiere lehren, ist das Fehlen oder Vor- kommen eines freien Schmelzleistenendes neben einem Schmelzkeime an und für sich durchaus nicht entscheidend für die Frage, zu welcher Dentition eine Zahnanlage zu rechnen ist, da nach meinen Untersuchungen1) alle Zähne, welcher Dentition sie auch angehören mögen, in einem gegebenen Entwicklungsstadium sich von der Schmelzleiste emanci- piren, so dass auch neben allen ein freies, allerdings verschieden starkes Schmelzleistenende auftritt. Dass somit neben M 1 bei Phoca in einem gewissen Alter ein freies Schmelzleistenende vorhanden ist, kann ebenso wenig als ein Beweis für die Zugehörig- keit der Molaren zur ersten Dentition angeführt werden wie das Vorkommen eines freien Selmielzleistenendes neben P 1 (vergleiche oben pag. (35 und Fig. 74). Für die Auffassung, dass die Molaren der ersten oder „wesentlich" der ersten Dentition angehören, hat also Ki kenthal durch seinen Befund bei Phoca keinen neuen Beitrag geliefert. Ebenso möchte ich schon hier betonen, dass die von Kükenthal wiederholt und auch im Zusammenhang mit den Befunden bei Phoca ausgesprochene Ansicht, dass das Gebiss der Säugethiere zu homologisiren ist mit der Summe sämmtlicher Dentitionen bei den Reptilien , resp. den „reptilienähnlichen Vorfahren" wenigstens in den embryologischen Thatsachen keine Stütze gewinnt. Auf das Principielle der ganzen Frage komme ich im Schlusskapitel zurück. In einem gewissen Zusammenhange mit dieser Frage steht die Beurtheilung des häufig I pachteten Auftretens eines M 2 bei Phocidae. Bei keinem der von mir untersuchten Embryonen fand sieli eine Andeutung einer Zahnanlage hinter M 1. was um so mehr betont werden muss, ') Vergleiche meine früheren Mittheilungen III und IV (pag. 137). — 71 — als die Schmelzleiste ein gutes Stück weiter nach hinten läuft. Dagegen liegen in der Literatur zwei Angaben von dem Vorhandensein einer Zahnanlage hinter M 1 bei Embryonen unserer Art vor. Die eine stammt von Tauber (II). welcher einen solchen überzähligen Zahn sowohl im Ober- als im Unterkiefer eines Embryo beschreibt. Aber bereits Sahlertz (II pag. 17 — 1!)) hat durch Nachuntersuchung bewiesen, dass Tauber's M 2 im Unterkiefer nichts anderes als die eine Spitze des M 1 ist1); und was den oberen M2 betrifft, so ist dieser an dem Tauher' sehen Exem- plar von mindestens etwas problematischer Natur. Kükenthal hat bei einem Unterkiefer seines 25 Cm langen Embryo hinter M 1 eine kleine Anschwellung gefunden, welche er wohl mit vollem Rechte als M 2 deutet. Dagegen kann ich ihm nicht beipflichten, wenn er sagt (pag. 110): „Der erste Molar bildet einen Uebergang von den Prämolaren zu dem zweiten Molaren. Während bei dem zweiten Molaren das freie Ende der Zahnleiste, aus welchem sich der Ersatzzahn bildet, sich kaum noch von der Schmelzorgananlage differenziert, vielmehr dessen innere Wandung bildet, ist beim ersten Molaren diese Differenzirung des freien Schmelzleistenendes viel deutlicher, wenn auch nicht so weit gehend wie bei den vorausgehenden Prämolaren." Diese Auffassung ist schon aus dem Grunde nicht stichhaltig, weil bei einem so frühen Entwicklungsstadium niemals ein freies Schmelzleistenende vorhanden sein kann ; erst viel später emaneipirt sich der Schmelz- keim von der Schmelzleiste; im Uhrigen siehe die vorhergehenden Bemerkungen (pag. 70). Es fragt sich nun, wie dieser so oft bei den erwachsenen Phocidae auftretende Zahn. welcher allgemein als M 2 und somit als derselben Dentition wie M 1 angehörend gedeutet wird, aufzufassen ist. Auf Grund der von Kükenthal gefundenen Anlage sowie des von mir nach- gewiesenen Verhaltens, dass die Schmelzleiste auch am ältesten untersuchten Embryo ein Stück hinter M 1 sich relativ gut entwickelt erhält, ist jedenlalls die Anschauung gesichert, dass der überzählige Zahn ein M 2, also derselben Dentition wie M 1 angehörig, sein kann. Dass in diesem Fall der M2 dem sechsten Backenzahn der Otarüdae homolog ist, wie Kükenthal (111 pag. 114) betont, kann wohl schwerlich bezweifelt werden. Anderseits haben wir aber die von mir schon früher (IV pag. 141) angenommene Möglichkeit im Auge zu behalten, dass der „Ersatzzahn- keim" des M 1 zur vollen Reife gelangen kann und lingualwärts oder selbst etwas hinter M 1 Platz tinden kann. Hierzu kommt, dass nach Sahlertz's Untersuchungen (II) bei den Phocidae ein sechster Backenzahn bei weitem häufiger im Ober- als im Unterkiefer auftritt, was vielleicht mit der oben nachgewiesenen Thatsache in Beziehung zu setzen ist, dass die Anlage des „Ersatzzahns" des M 1 bei demselben Embryo im Oberkiefer viel weiter ausgebildet ist als im Unterkiefer. Von entschei- dender Bedeutung ist aber jedenfalls der Umstand, dass, wie aus Sahlertz's genauer Beschreibung (II pag. 10) unzweideutig hervorgeht, bei einem Exemplar von Phoca hispida der über- zählige (sechste) untere Backenzahn nichts anderes als ein zur vollen Reife gelangter Ersatzzahn des M 1 ist. Ferner kann es nicht zweifelhaft sein, dass für den kleinen Zahn bei Otaria cinerea, welchen Clark auf beiden Seiten im Oberkiefer lingualwärts vom fünften Backenzahn abbildet (Fig. 4 pag. 192) das gleiche, zutrifft. Diese Befunde be- weisen demnach nicht nur, dass der sechste Backenzahn der Phocidae einer anderen, einer Jüngern Dentition als M 1 angehören kann, sondern auch dass ein solcher .Ersatzzahn" des Ml selbst den Otarüdae nicht fremd ist. ') Kükenthal (III) hat diese Correctnr übersehen; anch gelten Tauber's Untersuchungen l'hoea groenlandica und nicht, wie K. (pag. 107 und 113) angiebt, Phoca barbata. — 72 — Schliesslich haben wir noch des von mir als P 1 gedeuteten Zahnes zu gedenken. Wie aus der oben gegebenen Beschreibung hervorgeht , habe ich die allmählige Ausbildung dieses Zahnes von seiner ersten Anlage bis zum fast fertigen Stadium verfolgen können. Von allen Ersatzzähnen wird er zuerst fertig. Er unterscheidet sich ausserdem von den Prämolaren 2. — 4. dadurch, dass er sich viel oberflächlicher, unmittelbar unter dem Mundhöhlenepithel anlegt und entwickelt. In diesem Punkte stimmt er völlig mit 1* 1 beim Hunde (siehe oben pag. 60) sowie mit denjenigen Zahnen von Erinaceus (siehe oben pag. 38), bei welchen kein Zahnwechsel erfolgt, überein. Bei Phoca wird aber seine Zugehörigkeit zu den Prämolaren nicht nur durch diese seine abweichende Lage während der Entwicklung und durch sein späteres Auftreten sondern auch durch seinen von den Milchbackenzähnen verschiedenen Eabitus mit Entschiedenheit dokumentirt. Es dürfte wohl auch als wahrscheinlich angenommen werden, dass bei den übrigen Säugethieren, bei denen der vorderste Backenzahn nicht gewechselt wird, dieser ebenfalls den Prämolaren zuzu- zählen ist, wenn auch erneuerte Untersuchungen für die endgültige Entscheidung der Frage noch nothwendig sind. Bei allen solchen Thieren ist 1' 1 — und dies gilt auch für Phoca und Canis - jedenfalls zu denjenigen Zähnen zu zählen, welche nicht mehr auf der vollen Höhe ihrer Funktion stehen, sondern bereits in verschiedenem Grade degenerirt sind und deshalb auch den entsprechenden Vertreter der minderwerthigen ersten Dentition entbehren können. Tauber (II) ist bei Phoca groenlandica zu einem abweichenden Resultate gekommen, indem er sowohl oben wie unten Spuren eines Vorgängers gefunden zu haben angiebt. Schon Sahlertz (II) hat diese Angaben einer Kritik unterworfen und T. die Berechtigung abgesprochen aus diesen mindestens zweifelhaften Befunden Schlüsse zu ziehen. Nach meinen wiederholten Erfah- rungen betreffs des Werthes der Angaben Taüber's (siehe oben pag. 34, 47 — 49, 60, 71 und III pag. 524) glaube ich ein Recht zu haben, so beschaffene Resultate dieses Autors nicht als gesicherte wissenschaftliche Errungenschaften anzusehen. Kükenthal (III pag. 109) ist bezüglich dieses Punktes zu folgendem Ergebniss gelangt: „Sehr stark verzögert erscheint die Anlage des ersten Prämolaren, der in den beiden ersten Stadien noch auf dem kolbenförmigen Stadium steht, während die anderen Zähne bereits einen viel höheren Ausbildungsgrad erreicht haben. Der häufigen Angabe gegenüber, dass der erste Prämolar nur in der zweiten Dentition vorkomme, ist daraufhin zu verweisen, dass seine wohlausgebildete Anlage, welche sich in meinem grössten Stadium vorfindet, der ersten Dentition zugehört, was unwiderleglich daraus hervorgeht, dass seitlich nach innen von ihr sich die freie Zahnleiste ein Stück fortsetzt." Ich kann dem gegen- über nur constatiren, dass die von Kükenthal als erste Prämolaren1) beschriebene Anlage nichts anderes sein kann, als die der zweiten Dentition angehörige Anlage des P 1, wie ich sie bis zur fast völligen Ausbildung habe verfolgen können (vergleiche oben). Eine freie, nach innen von ihr abgehende Zahnleiste kann seiner Auffassung unmöglich als Stütze dienen. Kükenthal's Angaben sind in diesem Punkte jedenfalls etwas schwerverständlich. Auf Seite K>4 erwähnt er dagegen: „Noch ist zu bemerken, dass sich nach aussen von der Zahnanlage [des ersten Prämolaren] ein starker Strang von der Zahnleiste abzweigt, der in einer Anschwellung endigt." Allerdings fand auch ich auf einigen Schnitten labialwärts von P 1 Epithelpartieen, welche als Reste eines Schmelzkeimes des Pd 1 gedeutet werden könnten. Doch da, wie ') Es ist zu bemerken, dass KÜKENTHAL auch die von ihm als Milehbackenzähne gedeuteten Anlagen als . Prämolaren" bezeichnet. — 73 — wir gesehen haben, zahlreiche Lateralsprossen an der .Schmelzleiste auch oberflächlich von den andern Schmelzkeimen vorhanden sind, scheint mir eine solche Deutung in diesem Falle etwas willkürlich zu sein. Aus dem obigen dürfte jedenfalls hervorgehen, dass die unzweifelhafte Anlage eines Pd 1 weder bei Phoca noch beim Hunde bisher nachgewiesen worden ist, womit ich selbstverständlich nicht die Möglichkeit ihres Vorkommens in Abrede stellen will. Was die eben erwähnten Sprossen betrifft, welche besonders auf den älteren Entwicklungs- stadien in grosser Anzahl vom <>1 »er flächlichen und labialen Theile der Schmelzleiste abgehen - sie sind bekanntlich auch bei anderen Thieren beobachtet — , so können sie allerdings, wenigstens zum Theil, als Reste von den der ersten Dentition vorangegangenen Zahnanlagen gedeutet werden. Doch habe ich an diesem Objecte keine so unzweideutige Belegstücke für das Vorkommen einer solchen zeitigeren Dentition nachweisen können, wie bei anderen Formen (siehe IV und unten). Aus der vorliegenden Darstellung können wir jedenfalls entnehmen, dass die Entwicklungs- geschichte des Zahnsystems der Pinnipedia im hohen Maasse unsere Aufmerksamkeit verdient, da diese Thiere zu denjenigen gehören, deren Gebiss sich in besonders lebhaftem Flusse befindet. Bibliotheca zoologica. Heft 17. 10 Chiroptera. Die in der älteren Literatur über Milchzähne und Zahn Wechsel bei einzelnen Fledermäusen vorkommenden Angaben habe ich in einer früheren Allhandlung (I) ausführlich besprochen. Eine vollständigere Kenntniss vom Milchgebiss hatte man nur bei vier Arten, als ich (I, II) 187G und 1878 die Milchzähne von 30 Arten, 20 verschiedenen Gattungen angehörig, beschrieb und ihr Verhalten zum bleibenden Gebiss feststellte. Ich konnte nachweisen, dass bei Fledermäusen mit stark reduzirter Zahnanzahl im bleibenden Gebiss, die ursprünglichere, grössere Anzahl sich im Milchgebiss erhalten hat. Ferner ergab sich aus diesen Untersuchungen die bemerkenswert!] e Thatsache, dass, während bei der überwiegenden Mehrzahl der übrigen Säugethiere der allgemeine Charakter der „Milchzähne" bei den Ersatzzähnen wiederkehrt, dies bei den Chiropteren nicht der Fall ist. Das per sistirende Gebiss ist nämlich bei den letzteren gut aus- gebildet und zwar ausgeprägt heterodont, während das „Milchgebiss" aus mehr oder weniger rückgebildeten Componenten besteht und sich entschieden dem liomodonten Stadium nähert. Meine damalige Auffassung, dass es sich bei dem annähernd homodonten Charakter des Milchgebisses der Chiroptera um etwas Primitives han- delt, habe ich bereits früher (III pag. 530, Note 1) zurückgenommen; dies ist hier ebensowenig wie bei den andern, bisher bekannten homodonten Säugethieren der Fall '). Eine Eeduction in der Ausbildung der „Milchzähne" bei den Fledermäusen ist unverkennbar; bei einigen werden besagte Zähne bereits vor der Geburt resorbirt. Die „Milchzähne" würden bei den Fledermäusen jedenfalls zu Grunde gegangen sein, wenn sie sich nicht einer anderen, den Zähnen ursprünglich fremden Funktion angepasst hätten: das Junge hält sich mittelst derselben an der Zitze der Mutter fest, wenn diese umherflattert, eine Funktion, die selbstredend von wesentlicher Bedeiitung ist. Zu einem solchen Gebrauche eignen sich nämlich die „Milchzähne" mit ihren scharfen, lingualwärts gekrümmten Spitzen sehr gut, wie schon Tomes für die von ihm beobachteten Schneide- und Eckmilchzähne bei Desmodus, sowie später Dobson (II) für alle Chiroptera angenommen haben. Es liegt also hier einer jener interessanten Fälle vor, wo ein Organ durch Funktionswechsel und durch eine durch diesen bedingte Anpassung sich vom völligen Untergange rettet. Auf diese durchaus verschieden- artige Funktion der beiden Dentitionen ist auch die hier besonders stark ausgeprägte Unabhängig- keit derselben von einander zurückzuführen, welche unter anderem darin einen prägnanten Aus- druck findet, dass die Anzahl der Backenzähne in der ersten Dentition — abgesehen von einer Gruppe — constant f beträgt, während die Anzahl der Prämolaren in der zweiten Dentition ') Betreffs dieses Punktes vergleiche die Ausführungen in III pag. 537—539. — 75 — sich zwischen § und | bewegt. Diese beiden Milchbackenzähne entsprechen stets dem 2. und 3. Prämolaren. Da nun, wie vergleichend-anatomische und embryologische Untersuchungen lehrten, bei Reduction der Prämolarenreihe oft der 2. Prämolar zuerst verschwindet (so dass bei Formen mit zwei Prämolaren z. B. Vesperugo die Prämolarenformel - ist), kann der erste Milchbacken- zahn ohne Nachfolger im persistirenden Gebiss sein (vergleiche unten). Auf Schnittserien ist die Zahnentwicklung innerhalb dieser Ordnung zuerst von Schwink und zwar bei einer nicht näher bestimmten Art untersucht worden. S. beschreibt die allgemeinen Beziehungen zwischen Zähnen erster und zweiter Dentition, ohne auf specielle, für die Chirop- tera charakteristische Verhältnisse einzugehen. Er bestätigt die bereits von früheren Unter- suchern gemachte Beobachtung, dass die Zähne der zweiten Dentition besonders zeitig ge- bildet werden. Ich habe schon früher (IV) die Resultate meiner Untersuchungen an Schnittserien von Phyllostoma hastatum, Desmodus rufus, Vesperugo seroünus und Cynonycteris aegyptiaca veröffentlicht. Die folgende Darstellung ist wesentlich eine durch Figuren verdeutlichte Wiedergabe dieser Arbeit. Phyllostoma hastatum. Nach den vergleichend-anatomischen (I, II) und embryologischen Befunden zu urtheilen erhält die Zahnformel folgendes Aussehen: i. 2. i. 2. 3. i. 2. ;;. 1. 2. 1. 1. 2. 3. -,r J (' P M 1. 2. 1. 2. 3. 1. 2. 1. 1. 3. ') 1. 2. 3. Die untersuchten Embryonen sind: Stadium A: Länge vom Scheitel zur Schwanzwurzel 29 Mm. w -*5 • n ., „ •* „ 77 Stadium A. Zunächst hebe ich die ausserordentlich zeitige Ausbildung sämmtlicher Zähne beider Dentitionen hervor. Obgleich das Thier bei seiner Geburt fast doppelt so gross als der vor- liegende Embryo ist, ist bei dem letzteren nichtsdestoweniger das Gebiss so weit entwickelt, dass an den Milchzähnen die Schmelzpulpa entweder stark reduzirt oder schon gänzlich ver- schwunden ist. und bei mehreren bleibenden Zähnen bereits Hartgebilde entwickelt sind. Die Schmelzleiste ist in beiden Kiefern sehr dick, geht continuirlich durch die ganze Kieferlänge und hat stellenweise noch ihren Zusammenhang mit dem Mundhöhlenepithel bewahrt. Unterkiefer. Bei allen Milchzähnen haben sich Hartgebilde entwickelt, aber nur bei Cd ist die Schmelzpulpa schon verschwunden. Von den bleibenden Zähnen stehen J 1, J 2 auf der ') Die Prämolarenforniel macht nur Anspruch darauf, die Homologien innerhalb der Chirouterenordnung aus- zudrücken. Vergleiche betreffs dieser Homologisirungen meine frühem Arbeiten I und II. — 76 — Grenze zwischen knospen- und kappenförmigen, M 3 auf dem kappenförmigen, P 1, P 3, M 2 auf dem glockenförmigen Stadium; bei C und M 1 sind schon Hartgebilde aufgetreten. Neben C wird durch Abschnürung das Schmelzleistenende frei (Fig. 78 C d) '). Der vorderste Milchbackenzahn liegt nicht neben P 1 sondern zwischen P 1 und P 3 (vergleiche unten). Lehrreich ist das Verhalten des glockenförmigen Schmelzkeims des P 3 zu dem ent- sprechenden hinteren Milchzahn (Fig. 79 P d 2), indem die Schmelzleiste über dem erstem noch eine schwache Verbindungsleiste mit dem äussern Schmelzepithel des letztern bewahrt hat. Ueber M 1 und M 2 verhält sich die Schmelzleiste wie bei den Molaren von Erinaceus (Texttig. 2 — 4) u. a. auf den entsprechenden Entwicklungsstadien, also mit andern Worten : die über der Zahnanlage gelegene Schmelzleiste hat ein gut abgesetztes, freies und schwach angeschwollenes Ende. Der auf dem kappenförmigen Stadium stehende Schmelzkeim des M 3 liegt wie gewöhnlich oberfläch- lich von M 2 (Fig. 80). Oberkiefer, Auch hier haben die Milchzähne schon Hartgebilde abgesetzt, und die Schmelz- pulpa ist bei J d 1 und C d verschwunden. Nur die winzige Anlage des P d 1 steht noch auf dem kappenförmigen Stadium und liegt oberhalb der Wurzeln des C d und C , von diesen durch Knochengewebe getrennt (Fig. 82) ; bezüglich des P d 1 vergleiche die Ausführungen bei dem nächsten Stadium. Oberhalb der Wurzeln des C d und C und neben P 2 liegt P d 2 (Fig. 83). Von den bleibenden Zähnen stehen J 1, J 2 und P 2 auf dem kappenförmigen, P 3 und M 2 auf dem glockenförmigen Stadium ; bei C und M 1 sind schon Hartgebilde vorhanden. Ebenso wie im Unterkiefer ist auch hier neben C ein freies, angeschwollenes Schmelzleistenende vorhanden (Fig. 81). Das Verhalten der Schmelzleiste zu den Molaren ist wie im Unterkiefer. Stadium B. Wie schon die Untersuchung des vorigen Stadiums erwarten Hess, ist die Ausbildung der Milchzähne so weit fortgeschritten, dass die Mehrzahl derselben fast völlig ausgebildet ist. Unterkiefer* Nur J 1 und 2 zeigen noch keine Verkalkung, die übrigen bleibenden Zähne sind theilweise verkalkt aber noch mit Schmclzpulpa versehen. Der vorderste Milehbackenzakn liegt auch hier zwischen P 1 und P 3. P 3 steht im vordem Theile noch im Zusammenhang mit der reich verzweigten Schmelzleiste, welche mit einem freien knospenförniigcn Ende versehen ist (Fig. 84). Bemerkenswerth ist die Veränderung der relativen Lageverhältnisse zwischen Schmelzleiste und M 1, indem erstere je weiter nach hinten immer mehr dorsalwärts im Verhältnis« zur Zahnanlage zu liegen kommt (Fig. 85 — -87). Am hintern Theile des M 1 steht sie noch in schwacher Verbindung mit M 1, und ist ihr tiefes Ende zu einer knospenförmigen Anschwellung ausgebildet (Fig. 88). Ueber M 2 nimmt die Schmelzleiste in der ganzen Länge des Zahnes dieselbe Lage ein wie im mittlem und hintern Theile des M 1, nämlich oberflächlich von M 2; im hintern Theile steht sie in Verbindung mit M 2 und ist im oberflächlichen Theile zu einer Epithelperle entartet, während ihr tiefes Ende auch hier deutlich knospenförmig angeschwollen ist. Oberkiefer. J 2 ist kappenf Örmig ; bei allen übrigen Ersatzzähnen ist die Verkalkung schon eingetreten, wenn auch ihre Schmelzkeime noch mit der stark durchlöcherten Schmelzleiste ') Auf der Figur sind die Bezeichnungen für Cd und C verwechselt worden. — 77 — in Verbindung stehen. Die Schmelzleiste ist. neben P 3 an ihrem tiefen Ende mit einer schwach knospenförmigen Anschwellung versehen, wodurch also auch hier die Möglichkeit einer dritten Dentition gegeben ist (Fig. 90). Der winzige Pd 1 liegt oberflächlich von der Basis des C und vor P 2; er ist viel kleiner als irgend einer der andern Milchzähne, b.a1 aber jetzt dieselbe Entwicklungsstufe wie diese erreicht (Fig. 89). Wir finden somit, dass die Neu-liegende Art einen winzigen obern l'd 1 vor den beiden. bei der Mehrzahl der Chiroptera angetroffenen Milchbackenzähne besitzt. Da nun auch bei den andern daraufhin untersuchten Embryonen von Phyllostomatidae - - mit Ausschluss der ferner stehenden, eigenartigen St.enodermata und Desmodi (über letztere siehe im folgenden), -- näm- lich bei Oarollia brevicauda und Glossophaga soricina drei in entsprechender Lage befindliche obere Milchbackenzähne vorhanden sind1), so darf man annehmen, dass drei obere Milohbackenzähne auch bei den übrigen Vampyri und Grlossophagae vorkommen. Meinem früher versuchten Nachweise, dass Milchzähne und Molaren zu derselben Den- tition gehören (III pag. 531), scheint, nun allerdings die bei den Chiroptera obwaltende Ver- schiedenheit zwischen Molaren und Milchbackenzähnen — hier in einer Weise ausgeprägt wie bei kaum einem andern Säugethiere -- wenig günstig zu sein. Aber ganz abgesehen davon, dass bei verschiedener Function der Keductionsprocess die vordem Zähne angreifen kann, ohne dass die hintern Zähne in irgend welcher Art alterirt zu werden brauchen, widerspricht das Verhalten während der Entwicklung seihst bei den Chiroptera durchaus nicht der von mir aus- gesprochenen Auffassung. Beim Stadium A verhielt sich M 1, welcher ja bei der Vergleichung mit P d zunächst in Betracht kommt, sowohl im Ober- als Unterkiefer zur Schmelzleiste in ganz derselben charakteristischen Art wie M 1 bei Erinaceus, bei den Marsupialia etc., so dass die Homo- logie dieser Zähne bei Phyllostoma und den übrigen untersuchten Säugethieren auch entwick- lungsgeschichtlich in keiner Weise beanstandet werden kann. Was also von M 1 anderer Säuge- thiere gilt, muss auch für M 1 bei Phyllostoma und jedenfalls auch bei andern Microchiroptera Giltigkeit haben. Wohl vornehmlich in Folge seiner bedeutenderen Crosse ist M 1 auf dem Stadium A von Phyllostoma nicht nur von allen persistirenden Zähnen am weitesten ausge- bildet, sondern giebt auch dem hintern Milchbackenzahn nur wenig an Reife nach. Auf dem altern Stadium dagegen ist der Unterschied in der Ausbildung zwischen dem letztgenannten und M 1 bedeutend, während er zwischen P 1 und M 1 fast ausgeglichen ist. Desmodus rufus. Die Formel des persistirenden Gebisses ist nach meinen früheren Untersuchungen il, II): 1. 1. 2. 3. 0. J C — P M — 1. 2. 1. 1. 3. 1. Wir kommen am Schlüsse dieses Abschnittes auf die Frage nach den Homologien des Desmodus-Gebisses zurück. ') Vergleiche meine frühere Arbeit 11 pag. 7 — 12. Ich habe mich nämlich durch nachträgliche Untersuchung des fraglichen Exemplars von Carollia brevicauda davon überzeugt, dass der früher von mir als oberer 1' 1 gedeutete und auf Taf. I, Fig. II d und e abgebildete Zahn wirklich ein P d ist. Damit kommen auch die Schlussätze, welche sich — 78 — Schnittserien habe ich von folgenden Embryonen untersucht : Stadium A: Länge vom Scheitel zur Schwanzwurzel 15 Mm. B- 24 Stadium A. Sowohl im Unter- als Oberkiefer existirt eine continuirliche, dicke Schmelzleiste, welche überall mit dem Mundhöhlenepithel in Verbindung steht. Folgende Milchzähne sind angelegt : Jd L 2' Cd — Pd — — 1. 2. 1. 2. 3. Alle diese stehen auf dem kappenförmigen Stadium mit Ausnahme der Pd 3, welche noch knospenförmig sind. Wir stehen also hier vor der sehr beachtenswerthen Thatsache, dass, während das persistirende Gebiss bei Desmodus durch eigen- artige Differenzirung scharf von demjenigen aller übrigen Chiroptera ab- weicht, das Milchgebiss auf diesem Entwicklungsstadium unser Thier in völlige Uebereinstimmung mit der überwiegenden Mehrzahl seiner Ordnungs- genossen bringt. Bemerkenswerth erscheint eine kurze, aber dicke Epithelleiste, welche unmittelbar lingual- wärts vom obern knospenförmigen Schmelzkeim des hintern Milchbackenzahns vom Mundhöhlen- epithel abgeht, nach hinten weiter vom Schmelzkeim abrückend (Fig. 91, 92). In Anbetracht ihrer Lage sowie ihrer Beziehung zum P d 3 kann besagte Epithelleiste nur als eine Abspal- tung von der Schmelzleiste gedeutet werden. Da aber bekanntlich die Zähne sich nicht auf einem so frühen Stadium von der Schmelzleiste abschnüren, so liegt hier eine eigenartige Bil- dung vor, welche vielleicht dem Verhalten der Schmelzleiste bei den niederen Wirbelthieren gleich zu stellen ist. Stadium JJ. Bezüglich dieses Stadiums sei hier nur erwähnt, dass sämmtliche Zähne des persistirenden Gebisses als kappen- oder glockenförmige Sehmelzkeime bereits angelegt sind, und dass alle Milch- zähne verkalkt sind, wobei jedoch zu bemerken ist, dass der im vorigen Stadium vorhandene Schmelzkeim des Pd 2 hier sowohl oben als unten fehlt ohne erkennbare Spuren hinterlassen zu haben. Da Pd 2 sowohl auf dem folgenden Stadium als auch bei einem von mir unter- suchten Jungen von Desmodus fehlt, während Pd 3 bei den betreffenden Exemplaren vor- handen ist, so weicht Desmodus von den übrigen untersuchten Chiropteren da- durch ah. dass bei ihm der vorderste Pd zwar angelegt aber nicht ausge- bildet wird. auf meine frühere Deutung stützten (1. c. pag. 'J und Note 2), in Wegfall. — Dr. Winue hat die Liebenswürdigkeit ge- habt mir ein Exemplar derselben Art zur Untersuchung zu übersenden; auch bei diesem fand sich der fragliche winzige l'd 1 im Oberkiefer. Dagegen beruht WlNOE's Angabe (II pag. 57), dass bei diesem Exemplare auch ein oberer 1* 1 (nach W.'s Bezeichnung 1' 2) vorkommt, wie er spater (III) berichtigt, auf einem Lrrthum. — 79 — Stadium C. Die Milchzähne sind fast vollständig ausgebildet; auch hier fehlt, wie erwähnt, Pd 2 vollständig, während Pd 3 neben P 8 gut ausgebildet ist (Pia;. 96). Von dem persistirenden Gebiss hat im Unterkiefer .1 das Stadium mit glockenförmigem Schmelzkeim erreicht und bei C, P 1, 3 und M 1 ist bereits eine schwache Verkalkung vorhanden; im Oberkiefer ist der grosse J stark verkalkt, C und Prämolaren etwas weniger. Die Schmelzleiste ist nur stellenweise durch Knochengewebe unterbrochen; über den Schmelzkeimen der persistirenden Zähne ist hier und da noch der Zusammenhang zwischen Schmelzleiste und Mundhöhlenepithel vorhanden. Fast in noch höherem Grade als bei Phoca (vergleiche oben pag. 68) tritt lingualwärts von den Prämolaren und dem Molaren das mehr oder weniger deutlich angeschwollene Ende der Schmelzleiste frei hervor (Fig. 94, 95). Wie die Abbildung zeigt, erhält man hier von einem Zahne der zweiten Dentition ein solches Bild, wie es sonst nur die Milchzähne gehen. Durch die grössere Vollständigkeit der Schmelzleiste und das Vorhandensein des angeschwol- lenen Schmelzleistenendes neben den Prämolaren ist hier ebenso wie bei Phoca offenbar eine besonders grosse Praedisposition für das Zustandekom- men einer dritten Dentition gegeben. Ob dieser für das Auftreten einer solchen Denti- tion günstige Umstand ausschliesslich auf die grössere Schmalheit der betreffenden Zähne bei Phoca und Desmodus zurückzuführen ist, will ich vor der Hand unentschieden lassen. Es ist nämlich zu bemerken, dass auch bei dem obern J, welcher ja eine für einen J gewaltige Grösse erreicht, ein deutlich angeschwollenes und stark hervortretendes freies Schmelzleistenende vor- handen ist (Fig. 97). Dass die Schmelzleiste bei Desmodus sich zu dem einzigen Molaren nicht ganz so wie sonst bei Molaren anderer Säuger verhält — vergleiche z. B. Friiiofcits (siehe oben Textfig. 2 — 4, pag. 18) — sondern eher so wie es bei Prämolaren der Fall ist, beruht dagegen jedenfalls zunächst auf der geringen Breite dieses Zahnes verglichen mit den bei Molaren gewöhn- lichen Dimensionen. Bei einigen Zähnen, wie bei J im Oberkiefer und P 3 im Unterkiefer, steht die Schmelzleiste in Verbindung nicht nur mit dem Ersatzzahne sondern auch noch mit dem theilweise erhaltenen äussern Schmelzepithel des Milchzahnes — natürlich Dank der hier aus- nehmend geringen Grösse des letzt ern — und wir erhalten somit Bilder, welche in besonders lehrreicher Weise das Verhalten der beiden Dentitionen zur Schmelzleiste demonstriren (Fig. 96). In einer früheren Arbeit (I) habe ich durch vergleichend-anatomische Untersuchungen den Nachweis geliefert, dass innerhalb der durchaus natürlichen Familie der Stenodermata die Reduction in der Backenzahnreihe nicht durch den Verlust von Prämolaren, sondern durch Rudimentärwerden und Schwund von Molaren erfolgt '), während die Prämolaren constant § ver- bleiben und keinerlei Verkrümmung aufweisen. Der Reductionsprocess der Molaren lässt sich Schritt für Schritt verfolgen : BrachyphyUa M *' 22 3 (normal entwickelte M 3). Sturnira u. a. „ ; (rudimentäre M 3). 1. 2. 3. 1. a 3. 1. a 3. 1. 1. a 2. 3. 1. ■1 3. 1. 2. 1. 2. 1. 2. Artibeus u. a. „ — g 3 (rudimentärer iinterer M •"{). Gkiroderma „ ~— (normal entwickelte M 2). Pijf/oderma „ -^-f (reduzirte M 2). ') Wie es innerhalb dieser Ordnung ntir noch bei Pteropi (nnd bei Isehnoglossa) vorkommt. — 80 — Da es nun allgemein anerkannt ist. dass die Desmoäi (Diphylla und Desmodus), was die übrigen Organisationsverhältnisse betrifft, sich den Stenodermata auf das intimste anschliessen, so lag die Folgerung nahe, dass das eigenartige Gehiss der Desmodi durch eine in derselben Richtung fortgesetzte Reduction in der Molarenreihe aus dem Stenodermengebisse entstanden sei. zumal da die Form der Schneidezähne und Prämolaren bei Stenodermata eine solche Auffassung ebenfalls durchaus begünstigt. Das Gebiss der Sknod&rmata bildet auch in der That mit dem der Desmodi, was die Anzahl der Componenten betrifft, eine vollkommen lückenlose Serie : an dir am meisten reduzirte Stenodermengattung Pygoderma*) mit M \ scbliesst sich die Desmodi-Gattung Diphylla mit M \ und an diese endlich die von letzterer im übrigen wenig abweichende Gattung Desmodus mit M ',' an. während die Anzahl der Prämolaren auch hier constant f beträgt. Diese sclmn vor 18 Jahren ausgesprochene, auf vergleichend-anatomische Befunde gestützte Auffassung, durch welche uns die Entstehung des Desmodi-Gebisses verständlich wird, erhält durch die embryo- logischen Thatsachen die vollkommenste Bestätigung. Die B e z i c h u n g en de r Milchbacken- zähne zu den persistirenden Zähnen beweisen, dass die von mir gegebene Deu- tung der Backenzahnreihe die richtige ist, Ich habe um so mehr Ursache dieses Er- gebniss hier zu betonen, als die in der Zwischenzeit publicirten Arbeiten von Dobson (II) sowie Flower und Lydekker noch immer für Diphylla P | M \ und für Desmodus P|M § angegeben werden; ebenso unvereinbar mit den vorliegenden Befunden ist Winge's (II) Formel: DiphyUa P£ M | und Desmodus P \ M ]. Vesperugo serotinus. Embryo; Länge vom Scheitel zur Schwanzwurzel 20 Mm. Die Zahnentwicklung ist bei dem vorliegenden Embryo weiter vorgeschritten als bei einem der vorher beschriebenen Embryonen: nicht nur dass die persistirenden Zähne mit Aus- nahme des M 3 stark verkalkt sind, es haben schon mehrere Milchzähne mit ihren Spitzen das Zahnfleisch durchbrochen. Um so auffallender ist die stattliche Entwicklung der Schmelzleiste: die Schmelzleiste geht noch continuirlich durch die ganze Kieferlänge (Unter- kiefer), was auf entsprechendem Stadium bei keinem von mir untersuchten anderen Säuget liiere der Fall ist; ferner steht dieselbe, obgleich der Zusammenhang zwischen ihr und den weit entwickelten untern J schon gelöst ist, nichts desto weniger noch in Verbindung mit dem Mundhöhlenepithel und ist stark ausgebildet, Die starke Ausbildung behält sie auch noch neben C bei, wenn auch der Zusammenhang mit dem Mundhöhlenepithel hier auf- gehoben ist; weiter nach hinten wird die Schmelzleiste schwächer. Der untersuchte Embryo von Cynonycteris aegyptiaea (Länge vom Scheitel zur Schwanz- wurzel 25 Mm.) bot keine erwähnenswerthen Besonderheiten dar. ;; Siennil ist nicht gesagt, dass diese Gattung als die Stammform der Desmodi anzusehen ist. — 81 — Hinsichtlich dos Zahnwcchsols und der Beziehungen zwischen erster and zweiter Dentition im allgemeinen kann ich auf die bereits oben (nag. 74 — 75) referirten Ergebnisse verweisen. Auch die Bedeutung des hier besonders bemerkenswerthen Verhaltens der Schmelzleiste lingualwärts von den Zahnanlagen der zweiten Dentition dürfte zur Genüge aus dem obigen (pag. 79) und diu mitgetheilten Abbildungen (Fig. 94 — 97) erhellen. Dagegen möchte ich besonders hervorheben, dass der vorderste Prämolar - hier als P 1, von Winge (II) als I' 2 bezeichnet -- inso- fern mit dem vordersten Prämolaren bei Phoca, Canis, Viverridae etc. überein- stimmt, als er eines Vertreters in der ersten Dentition entbehrt. Die Ursache des Fehlens des Pd 1 kann jedoch bei Chiroptera nicht wie bei den vorgenannten Säugethieren in der Minderwerthigkeit des P 1 gesucht werden. Vielmehr greift die Reduktion meistens zuerst den P 2 und nicht den 1' 1 an. Hierdurch erhalten wir z. B. bei Vesperälionidae folgende Zahnhomologien in der Prämolarenreihe: Vespertilio Plecotns Vesperugo Vesperus P 1. 2. 3. 2. 3. 2. 3. 1. 2. 3. 1. 3. 2. 3. 2. 3. 1. 2. 3. 1. 3. 2. 3. 2. 3. 1. 3. 3. 2. 3. 2. 3. 1. 3. M Anderseits kann - - dies ist der Fall wahrscheinlich bei der Mehrzahl der Vampyri und Grlossophagae - die Anzahl der Milchbackenzähne im Oberkiefer vollständig (d. h. drei) sein. während der obere P 1 gleichzeitig konstant fehlt: Garollia, Phyllostoma P Glossqphaga 2. 3. 1. 2. 3. 2. 3. 1. 3. 2. ::. 1. 2. 3. 2. 3. 1. 2. •".. ') In der Tabelle in II pag. 33 wird .1er obere Prämolar bei Vesperus als V 1 bezeichnet; dass dieses auf einen Schreibfehler zurückzuführen ist, erhellt aus den früheren, richtigen Angaben (I pag. 30), Bibliotheea zoologica. Heft 17. ] j — 82 - Die Beziehungen zwischen erster und zweiter Dentition sind also bei den Chiroptera von solcher Art, wie wir sie sonst nirgends finden. Ihre Erklärung findet diese Erscheinung in der durchaus verschieden- artigen Funktion der beiden Dentitionen, denn diese bedingt die voll- ständige und beispiellose Unabhängigkeit derselben, wie sie durch die oben angeführten Zahnformeln illustrirt wird. Durch diese Unabhängigkeit der beiden Dentitionen von einander wird uns auch verständlich, wesshalb das Fehlen des Pd 1 bei Chiroptera nicht auf dieselbe Ursache wie bei andern Säugethieren zurückgeführt werden kann. Marsupiali a. Geschichtlicher I reberbUck. Nachdem bereits früher von Waterhoüse bei Hypsiprymnus, von Owen (II) bei Macropus und von Gervais (II) bei Didelphys ein theilwciscr Zahnwechsel nachgewiesen war, stellte Flower in einer 18(37 erschienenen Arbeit (III) durch Untersuchung einer grössern Anzahl Beutelthiere (aussei' den früher beschriebenen noch Thylacinus, Perameles und Phalangista) fest, dass innerhalb dieser Säugethierordnung der Zahnwechsel allgemein auf einen Zahn, den dritten Prämolaren, be- schränkt ist. Aus seinen Beobachtungen zieht Flower den Schlussatz, dass bei den Beutelthieren das gesammtc persistirende Gebiss der zweiten Dentition der placentalen Säuger entspricht, wäh- rend nur e i n Milchzahn vorhanden ist, wesshalb er das Milchgebiss als eine erst von den Säuge- thieren neu erworbene Dentition, als eine neue Zuthat auffasst. Diese Anschauung ist dann später von Thomas (I) weiter ausgearbeitet worden, welcher auch bei dem mesozoischen Triconodon serrula einen Zahnwechsel nur an der Stelle des letzten Prämolaren nachwies; ausserdem fand T. bei Myrmecöbius den letzten (13.) Prämolaren im Durchbruch begriffen, während die umstehenden Zähne schon fertig waren, was T. veranlasst auch bei diesem Thiere einen Zahnwechsel anzu- nehmen. Ich (VII) konnte die letzterwähnte Beobachtung von Thomas bestätigen; dieser Befund schien mir auch gegen die von Winoe (I) aufgestellte Hypothese, dass die grössere Anzahl der Backenzähne bei Myrmecobms durch das Stehenbleiben von Milchzähnen in der Reihe der perma- nenten Zähne verursacht sei, zu sprechen. Fernere Beiträge zur Kenntniss des Zahnwechsels der Beutelt liiere lieferten Tauber (III), welcher die überraschende Mittheilung machte, dass er bei einem Exemplare von Phalangista mlpecüla einen verkalkten Vorgänger auch des vierten Backenzahnes gefunden habe , und Thomas (IV), welcher einen rudimentären Vorgänger des dritten Prämolaren bei Phascolarctus nachwies. Mikroskopisch ist die Zahnentwicklung bei einem Beutelthiere und zwar bei Macropus zuerst von Pouchet und Chabry untersucht worden, ohne dass diese Forscher Besonderheiten nachweisen konnten. Erst Kükenthal's (I, IV) Untersuchungen über die Gebissentwicklung von Didelphys lenkten unsere Gesammtauffassung des Zahnsystemes der Beutelthiere in neue Bahnen. Den lingualwärts vom „Halse des Schmelzorganes" fast aller Zahnanlagen ausgehenden und mit angeschwollenem Ende versehenen Epithelialstrang deutet K. als die in ganz typischer Weise angelegten ersten Stadien des Schmelzkeimes von Ersatzzähnen, von welchen nur P -'3 zur völligen Entwicklung gelangt. Das persistirende Gebiss der Beutelthiere entspricht also mit dieser einen Ausnahme der ersten Dentition, dem Milchgebiss, der placentalen Säuger. Dieser neuen Auf- 84 fassung schloss sich dann auch sofort Thomas (V) unter Aufgabe seiner frühern Ansicht an. Bestätigung und Erweiterung erhielten Kukenthal's Untersuchungen .sowohl durch Woodward (1) als auch vornehmlich durch Rose (VI) '), welcher Stadien von Didelphys an Schnittserien und Benteljunge einiger anderer Formen „mit Hilfe des Präparirmikroskops makroskopisch" unter- suchte. Die durch das Verkennen des Pd 3 entstandenen irrigen Schlussfolgerungen hat Rose später (VII) auf meine Veranlassung zurückgenommen, wesshalb ich von diesem Punkte absehen kann. Kose (Y1II) hat ferner die Zahnentwicklung von Phascolomys untersucht, und Woodward (II) neuerdings wichtige Mittheilungen über die Entwicklung des Gebisses bei mehreren Repräsen- tanten von Macropus, Petrogale, Betiongia und Aepyprymnus gemacht. Meine eigenen Arbeiten auf diesem Gebiete haben, wie die in den Jahren 1892 und 1893 veröffentlichten vorläufigen Berichte (111, IV) darthun, zunächst Kükenthal's Auffassung in wesentlichen Theilen bestätigt und seine Angaben erweitert, indem ich nicht nur bei Didelphys, sondern auch bei Phalangista , Phascölarctus , Perameles und Myrmecobius übereinstimmende Ver- hältnisse nachweisen konnte. Auf Grund des nun vorliegenden reichern Thatsachenbestandes suchte ich eine Erklärung der Entwicklungsvorgänge beim Beutelthiergebiss zu geben und konnte ausserdem, namentlich bei Myrmecobius, deutliche Reste eines von niederen Wirbelthieren ererbten Gebisses, welches den dem „Milchgebiss" der placentalcn Säugethiere entsprechenden Zähnen voran- gegangen ist, nachweisen. Diese kurze Uebersicbt kann und soll selbstverständlich nur zu einer vorläufigen Orien- tirung über die bisherigen Leistungen auf dem fraglichen Gebiete dienen. Eingehender werde ich die Mehrzahl der obigen Arbeiten am betreffenden Orte in der nachfolgenden Darstellung zu be- rücksichtigen haben. 6' Eigene I Untersuchungen. Didelphys marsupialis. Ich fange meine Darstellung mit dieser Form an, da ich von derselben die zahlreichsten Entwicklungsstadien, nämlich sieben, habe untersuchen können. Diese ebenso wie die folgenden sind an Frontalschnitten untersucht. Stadium A: Didelphys aurita3). Marsupium-Junges, neugeboren. Länge vom Scheitel zur hintern Körperrundung 9 Jim. Lippen sind noch nicht zum Saugmund verwachsen4). Ohne Ohrmuschel. Hinterzehen nicht differenzirt. Stadium B: D. aurita. Marsupium-Junges. Länge vom Scheitel zur hintern Körper- rundung 17 Mm. Saugmund. Völlig nackt. Hinterzehen kaum differenzirt. Stadium C: D. Azarae. Marsupium-Junges. Länge vom Scheitel bis zur hintern Körper- rundung 25 Mm. Saugmund. Kurze Haare an der Schnauze. Hinterzehen differenzirt mit Krallen. 'i Schon in einer frühem Arbeit (I) erwähnt R. theilweise das Resultat dieser Untersuchung. -i Irh gebrauche diese Artbezeichnung in dem von Thomas (VI) angewandten Umfange. ;1) Da die Kenntnis« der verschiedenen Rassen (Did. aurita, cancrivora etc.) für die Beurtheilung des Entwick- lungsstadiums wichtig sein kann, gebe ich, wo die Rasse mir bekannt ist, ihren Namen bei jedem Exemplare. ') Bezüglich der Entstehung des Saugmundes bei den Beutelthieren siehe meine Arbeit V. 85 Stadium I>: D. cancrivora. Marsupium-Junges. Grrösste Körperlänge 31 Mm. Definitive Mundspalte. Offene Augen. Stadium E: 1). cancrivora. Marsupium-Junges. Grrösste Körperlänge 46 Mm. Die defi- nitive Mundspalte noch nicht geöffnet (was doch bei dum Jüngern Exemplare D der Fall ist!). Langer Schnurrbart und kurze Körperhaare. Stadium F: Junges Tb irr, das wahrscheinlich zeitweilig noch im Marsupium gelebt hat. Länge vom »Schwänze zur Kloake 85 Mm. Definitive Mundöffnung. Kurz behaart. Stadium (i : i). cancrivora. Junges, völliges behaartes Thier. Länge von der Schnauze zur Kloake 11U Min. Unterkiefer. Im Stadium A ist keine andere Anlage des Zahnsystems vorhanden als eine auf dem Frontalschnitte linsenförmige Verdickung des Mundhöhlenepithels, welche auf einer kurzen Strecke des Kiefers vorkommt. Wir haben hier offenbar die von Hose (111) zuerst nachgewiesene s. g. primäre Zahn- (Schmelz-)leiste vor uns. Stadium B. Die Schmelzkeime der Schneidezähne stehen auf dem knospenförmigen Stadium und liegen unmittelbar unter dem Mundhöhlen epithel, so dass man keine besondere Schmelzleiste unterscheiden kann ; mit andern Worten : die Schmelzleiste hat sich völlig zum Schmelzkeim differenzirt. Die Anlagen der Backenzähne sind weiter entwickelt, nämlich kappen- oder gar glockenförmig mit beginnender Schmelzpulpa und deutlichem Zahnsäckehen ; auch bei den Backen- zähnen ist das Stück der Schmelzleiste, welches den Schmelzkeim mit dem Mundhöhlenepithel ver- bindet, sehr kurz (niedrig). Ein freies Ende der Schmelzleiste an der Medialfläche des Schmelzkeimes ist nicht vorhanden; vergleiche die Bemerkungen über die Zahnanlagen im Oberkiefer desselben Stadiums. Stadium 0. Bezüglich des Ausbildungsgrades auf diesem Stadium ist zu bemerken, dass bei Jd 1 — 3, Cd, Pd 2 ') und 3 sowie M 1 bereits Hartgebilde aufgetreten sind, während bei Jd 1 und Pd 1 solche noch fehlen; von M2 ist nur ein grosser knospenförmiger Schmelzkeim vorhanden. Ich bemerke ausdrücklich, dass Pd 3 nicht weiter entwickelt ist als Pd 2. Die Schmelzleiste erhält sich durch die ganze Kieferlänge, hat aber nur stellenweise ihren Zusammen- hang mit dem Mundhöhlenepithel bewahrt. Von der Schmelzleiste über dem vordersten Ende des Jd 1 gehen labialwärts zwei deutliche oberflächliche Leisten ab (Fig. 105); weiter nach hinten steht sie an ihrer lateralen Seite mit Jd 1 in Verbindung, doch so, dass ihr Ende sich neben (lingualwärts von) besagter Zahnanlage markirt (Fig. 106). Aehnlich verhält sich die Schmelzleiste zu Jd 2 — 4: bei diesen entwickelt sie vor und lingualwärts von dem betreffenden Milchzahn einen knospenförmigen Schmelzkeim. Bei C d wiederholt sich dasselbe, nur dass der Zahn sich schon vollständiger von der Leiste abgeschnürt hat (Fig. lt>."». 104). Wesentlich ebenso wie bei Cd sind die Verhältnisse bei Pd 1 und 2 (Fig. 116). Zwischen Pd2 und 3 ist der Schmelzkeim stärker entfaltet als einer der vorhergehenden, nämlich sowohl dicker als auch mit tieferer Leiste versehen (Fig. 110 — 112); die Beziehungen zum Mundhöhlenepithel ') Ueber die Berechtigung diese Zähne als „Milchzähne" aufzufassen vergleiche theils meine Darstellung in III pag. 522 — 525 theils unten. Die hier angewandte Bezeichnung der Ordnungsfolge der Zähne ist dagegen vollkommen konventionell und macht keinen Ansprach darauf specielle Homologien mit dem Gebisse der Placentalier auszudrücken. 86 erhellen ebenfalls aus diesen Abbildungen. Aus den mitgetheilten Befunden geht zunächst hervor, dass ein freies, mehr oder weniger deutlich angeschwollenes Schmelzleistenende nicht nur dem P d 3, sondern sämmtlichen vorhergehenden funktionirenden Zähnen entsprechend vorhanden ist. Da die fragliehen Anlagen auf diesem Stadium sich nur durch etwas geringere Grösse von dem Schmelzkeim des P 3 unterscheiden, müssen sie offenbar als zu derselben Dentition wie dieser gezählt werden. Da nun P 3 von allen Autoren und mit Hecht als „Ersatzzahn" aufgefasst worden ist, müssen auch die ihm gleichwerthigen Anlagen ebenso, d. h. als der zweiten Dentition der Placentalier entsprechend betrachtet werden, woraus wiederum mit Notwendigkeit folgt, dass die übrigen persistirenden Zähne der Beutelthiere wie Pd 3, welcher stets als „Milchzahn" gedeutet worden ist, der ersten Dentition der Placentalier homolog sind. Hierin kann ich also Kükenthal beistimmen. Ferner erhellt aber aus den vorliegenden Befunden wie auch aus der Untersuchung der folgenden .Stadien, dass besagte Schmelzkeime medialwärts und vor den entsprechenden Milch- zähnen (Fig. 103, 104) entstehen, und in diesem Punkte weiche ich von Kükenthal ab, welcher ll pag. 664) die fragliche Anlage „aus dem Halse des Schmelzorgans " entspringend lässt ; auch ist ein dem Pd 2 entsprechender Ersatzschmelzkeim (Fig. 110), welchen Kükenthal nicht gefunden, vor- handen (Fig. Uli). In der Region des M 1 ist die Schmelzleiste tiefer und dicker als in ihrem vorhergehenden Verlaufe; vor M 1 zeigt sie verschiedene Wucherungen, bis sich schliesslich eine oberflächliche Anschwellung ausbildet, welche in Verbindung mit dem Mundhöhlenepithel tritt (Fig. 107 — 109). Besagte oberflächliche Anschwellung ist aber nichts anderes als eine grössere vom Mundhöhlenepithel abgeschnürte Partie; wäre dieselbe auch von der Schmelzleiste abgelöst, dann wäre wohl ein „Epithelnest" entstanden, wie ich es ebensowohl bei Didelphys wie bei andern Thieren beobachtet habe. Die Anschwellung am tiefen Ende der Schmelzleiste vor und neben dem vordem Theile von M 1 (Fig. 109) ist offenbar der Schmelzkeim eines Ersatzzahns, dem M 1 entsprechend. M 2 ist nur eine grosse Knospe am tiefen Ende der Schmelzleiste. Stadium D unterscheidet sich hauptsächlich dadurch vom vorigen Stadium, dass in Pd 1 Hartgebilde aufgetreten sind. Auch hier fand ich den von Kükenthal vermissten Schmelzkeim des 1' 2 (Fig. 118); derselbe ist etwas weiter entwickelt als im vorigen Stadium, was jedenfalls — selbst bei Berücksichtigung der verschiedenen Grösse der Hassen - - beweist, dass auf diesem Entwicklungsstadium noch keine Art von Rückbildung eingetreten ist (vergleiche Fig. 110 und 118). Von den vorliegenden Schnitten erhält man Bilder, welche mit aller wünschenswerthen Deutlichkeit zeigen, dass die Schmelzkeime der Ersatzzähne , der Ansicht Baume' s entgegen, nicht aus „Besten" der Schmelzleiste entstellen, da die letztere auf der Strecke, wo sie -- den späteren Stadien zufolge - den Schmelzkeim des P 3 trägt, stärker ist als sonst z. B. als neben dem hintern Theile von Pd 2 (vergl. Fig. 115 und 117). Bei Studium E sind an sämmtlichen Milchzähnen vor M 3 Hartgebilde entwickelt. Die Schmelzleiste steht nicht mehr im Zusammenhange mit J d, Cd oder Pd und hat sich auf der Strecke von Jd 1 bis Pd 2 stark zurückgebildet, wobei auch die entsprechenden Schmelzkeime reduzirt worden sind (vergl. das nächste Stadium). Neben dem hintern Theile von Pd 2 wird die Schmelzleiste stärker und tiefer da, wo sie den knospenförmigen Schmelzkeim des P 3 trügt. Am hintern Ende des Pd3 schwillt der oberflächliche Theil der Schmelzleiste an; letztere kommt dorsal vom M 1 zu liegen und tritt schliesslich in Verbindung mit 51 1 (Fig. 113). in dessen vorderem Theile sie noch zu einem knospenförmigen Schmelzkeime anschwillt. Hat die besagte Verbindung aufgehört, so schwillt das oberflächliche Ende der Schmelzleiste noch stärker an; - 87 — aber auch das tiefe Ende zeigt neben dem vordem Theile des M 2, der noch zum grossem Theile oberflächlich (dorsal) vom M 1 liegt, eine schwache knospenförmige Anschwellung, welche vielleicht als Ersatzschmelzkeim des M 2 gedeutet werden muss (Fig. 114). Stadium F. Von der Schmelzleiste selbst sind neben Jd, Cd, Pd 1 und 2 nur noch schwache, unzusammenhängende Stränge vorhanden, wogegen sieh die Schmelzkeime neben Jd 1. Pd 1 und 2 erhalten haben (Fig. IHM. Es ist diese Permanenz der Schmelzkeime um so bemerkens werther, als die betreffenden persi- stir enden Zähne dem Durchbruch nahe sind, und desshalb für die Beher- bergung der Schmelzkeime nur ein schmales B i n d e g e w ebelager z w i s c h e n den erstgenannten und dem Mundhöhlenepithel vorhanden ist. Neben dem hintern Theile des Pd 3 ist die Schmelzleiste unterbrochen, und der dem M 1 entsprechende Schmelzkeim versehwunden. Ueber M 1 tritt die Schmelzleiste wieder auf und wird allmählig länger, sie trägt über dem vordem Theile des M 2 ein knospenförmiges Schmelzorgan sowie den Rest eines Verbindungsstranges mit dem genannten Zahne (Fig. 120). M 3 entwickelt sieh über und medialwärts von M 2, hat noch kein Hartgebilde und steht noch in breiter Verbindung mit der Schmelzleiste. Im Stadium G ist die Schmelzleiste stark rudimentär, stellenweise ebenso wie die Ersatz- schmelzkeime völlig versehwunden. Doch hat sich neben dem vordem Theile des Jd 1. an dem die Schmelzpulpa verschwunden und das innere Schmelzepithel schon stark reduzirt ist, der Schmelzkeim und ein Theil der Schmelzleiste erhalten (Fig. 121). Auch der Schmelzkeim des P 2 ist neben dem hintern Ende des Pd 1 noch vollständig erhalten (Fig. 122). Oberkiefer. Studium A. Es sind hier noch keinerlei Zahnanlagen vorhanden. Vielleicht ist dieser Befund mit dem übereinstimmenden bei Iguana (VI) zusammenzustellen, wo die Zahnbildung im Unterkiefer ebenfalls früher als im Oberkiefer auftritt. Stadium JB. Auch im Oberkiefer liegen die meisten Schmelzkeime unmittelbar dem Mund- höhlenepithel an (Fig. 102). Die Schmelzkeime des Pd 1 und Pd 2 stehen auf dem Anfange des kap- penförmigen Stadiums, während Pd3 auf der Grenze von kappen- und glockenförmigen Stadium steht. Kükenthal sagt vom Jüngern. 1 Cm. langen Marsupium- Jungen (I pag. 0(52, Fig. 1), dass „die bindegewebige Einkerbung nach hinten zu eine vollständige Trennung des innern Epithel- kolbens von dem äussern, dem ursprünglichen Schmelzorgan, bewirkt. Es lässt sieh diese Ab- schnürung nur als die erste Anlage des Schmelzorgans des Ersatzzahns auffassen." Allerdings habe auch ich bei demselben Zahn (Pd3) einen getrennten Epithelkolben vorgefunden (Fig. 123) und ein Bild erhalten, welches Kükenthal's Fig. 1 sehr ähnlich ist. Doch liegt bei meinem Präparat dieser abgetrennte „Kolben" nicht nach innen, sondern nach aussen, also labialwärts vom Schmelzkeim, ist also ebensowenig Schmelzleistenende als Schmelzkeim des Ersatzzahns '). Da Kükenthal's Fig. 1 und meine 123 von einer frappanten Uebereinstimmung sind, und da ausserdem aus der von mir gegebenen Figur die Richtigkeit der ') Der „Kolben" ist in der Abbildung (Fig. 123) weniger markirt als auf dem Präparate. 6 — 88 — Orientirung erhellt — aus K.'s Figur an und für sieh lässt sich nicht entnehmen, was mediale und was laterale Seite ist — , glaube ich annehmen zu können, dass K. sieh in der Orientirung geirrt hat. Diese Vermuthung wird dadurch wesentlich gestärkt, dass das Mundhühlenepithel sowohl auf meinem Präparate wie auf K.'s Figur nach der Seite hin sich bedeutend verdickt, der der „Kolben "zugekehrt ist. und es ist jedenfalls anzunehmen, dass an K.'s Präparaten eben- sowohl wie an meinen diese Seite die laterale ist. Dass mein erheblich grösseres Exemplar auf etwa demselben Entwicklungsstadium wie K.'s steht, kann dadurch erklärt werden, dass K eine grössere Rasse der D. marsupialis untersuchte, während mein Exemplar der kleinsten (aurita) angehört. K. erwähnt leider nicht, an welcher Form von Didelphys er seine Untersuchungen angestellt bat; dass es D. marsupialis gewesen, dürfte gleichwohl ausgemacht sein. Wir haben also auf diesem Stadium weder im Unter- noch im Oberkiefer eine freie Schmelzleiste lingualwärts vom Schmelzkeim eines Ersatzzahnes. Obgleich Stadium (' von derselben Körpergrösse wie das von Kükenthal (I pag. tili:!) beschriebene Exemplar ist, sind doch die Zähne weniger weit entwickelt, was jedenfalls darauf beruht, dass K.'s Exemplar einer kleinern Rasse angehört. So haben Jd 1 — 4 kaum das kappen-, Jd 5 erst das knospenförmige Stadium erreicht; neben diesen ist der schon mit Hartgebilden versehene Cd eine überraschende Erscheinung; Pd 1 hat einen glockenförmigen Schmelzkeim und keine Hartgebilde, welche dagegen bei Pd 2, Pd 3 und M 1 vorhanden sind. Ich be- merke ausdrücklich, dass auch hier P d 3 nicht weiter, eher weniger ent- wickelt ist als P d 2 u n d C d. M 1 steht auf dem glockenförmigen Stadium ohne Hart- gebilde, M 2 ist erst ein knospenförmiger Schmelzkeim. Die meisten Zähne sind somit viel weiter im Unterkiefer (vergl. oben) als im Oberkiefer entwickelt. Die Schmelzleiste, fast voll- ständig erhalten, ist da, wo sich der Schmelzkeim des P 3 an ihrem Ende entwickelt, mit dem Mundhöhlenepithel verbunden, während dies im vorbeigehenden Theile des Kiefers nicht der Fall ist; ein schwacher Zusammenhang existirt ausserdem über M 1. Da nun auch im Unter- kiefer die ausgiebigste Verbindung zwischen Mundhöhlenepithel und Schmelzleiste über der An- lage des P 3 stattfindet, so ist man berechtigt, diese Thatsac.be mit der Entwicklungsfähigkeit dieses Schmelzkeimes im Gegensatze zu den andern sich wieder rückbildenden Keimen, wo die Verbindungspartie mit dem Mundepithel resorbirt ist, in Zusammenhang zu bringen. Ausser P 3 fand ich knospenförmige Schmelzkeime zu C, P 2 und M 1. Die relative Lage ist dieselbe wie im Unterkiefer. Das Verhalten der Schmelzleiste zu M 1 ist deshalb von Interesse, weil man hier dieselben Bilder erhält wie bei dem gleichen Zahne von Erinaceus Stadium C; vergl. Fig. 124 (Didelphys) mit Textfigur 2 (Erinaceus). In Bezug auf Studium 7) und E ist zu bemerken, dass ausser der selbstverständlichen AVeiterentwicklung der Milchzähne Schmelzkeime der Ersatzzähne für alle Zähne bis M 2 vor- handen sind. Der Schmelzkeim des P 3 (Fig. 125) steht bei Stadium D auf dem kappenförmigen Stadium, ist also weiter vorgerückt als im Tutei-kiefer; die Verbindung mit dem Mundhöhlen1 epithel hat aufgehört. Im Gegensatz zu Kükenthal habe ich auch hier medialwärts vom vor- dem Theile des P d 2 einen Schmelzkeim des P 2 gefunden. Die Oberkiefer der Stadien F und G wurden nicht untersucht '). ') KÜKENTHAX hat neuerdings (II) seine frühere Angabe, nach welcher der in seiner Figur s abgebildete Schmelz- keim des M I! die Ersatzzahnanlage des M 2 sei, und welche Angabe ROSK (VI) und ich (III) schon früher berichtigten, zurückgenommen. S!) Myrmecobius fasciatus. Myrmecobius hat das Interesse der Forscher vornehmlich durch den Umstand erregt, dass er normal eine grössere Anzahl Backenzähne (nämlich § oder |) als irgend ein anderes heterodontes Säugethier der Jetztwelt aufweist und desshalb zu Vergleichungen mit einigen mesozoischen Säugern herausfordert; wird er doch von berufenen Forschern (Thomas VT, Flower und Lydekker) als ein „unmodified survivor from Mesozoic times" angesehen. Poulton, der Ent- decker des Ornithorhynchus-Gebisses, hellt die Aehnlichkeit der Backenzähne bei Ornithorhynchus und Myrmecobius hervor. Eine den citirten Ansichten entgegengesetzte Auffassung vertritt Winge (I, III). indem er den direkten genetischen Zusammenhang des Myrmecobius-Gebisses und der Jura-Sänger in Abrede stellt und nachzuweisen sucht, dass das Zahnsystem hei Myrmecobius kein primitives Ge- präge besitzt, sondern rüekevliildet und von einem Dasyuriden mit ] Backenzähnen abzuleiten ist. Die grössere Anzahl der Backenzähne hei Myrmecobius will nämlich W. durch die Hypothese er- klären, dass Milchzähne neben den permanenten Zähnen stehen geblieben sind. Thomas (I) und ich (VII) konnten jedoch konstatiren, dass bei jugendlichen Exemplaren sowohl im Ober- als im Unterkiefer der •">. Backenzahn viel später fertig gebildet wird als die nächst stellenden Backenzähne. Da nun bekanntlich gerade der .">. Backenzahn bei den Beutel- thieren einen Vorgänger hat, so .spricht der Entwicklungsmodus auch bei Myrmecobius sein' zu Gunsten drr Annahme, dass hier ebenfalls ein Vorgänger vorhanden gewesen, wenn auch bei meinen ebenso wie bei Thomas' Exemplaren der letztere bereits verschwunden war. Aus meinen Untersuchungen über das Myrmecobius-Gebiss zog ich den Schluss, dass es. was die Form der Backenzähne betrifft, theilweise reduzirt'), dass aber die grössere Anzahl etwas Primitives, von mesozoischen Säugethieren Ererbtes ist. Vollständige Schnittserien habe ich von einem „Marsupinm'!-Jungen, den ich der Güte des Herrn Dr. Stirling in Adelaide verdanke, untersucht. Die Länge vom Scheitel zur hintern Körperrundung beträgt 20 Mm: nackt mit Ausnahme des Kopfes, welcher dünn behaart ist: Augenlider geschlossen; Saugmund2). Unterkiefer. Mit Ausnahme des .1 d 1 und M '2 (siehe unten) sind die Zähne weniger entwickeil als die entsprechenden bei einem Didelphys marsupialis von '!'> Mm. Körperlänge (Stadium ('). obgleich bei Vergleichung des Entwicklungsgrades besagter Individuen im Uebrigen und ihrer Grösse im Verhältniss zum erwachsenen Thiere das vorliegende Junge offenbar viel weiter ent- wickelt und somit älter als das Exemplar C von Didelphys marsupialis ist. Nur Jd 1 ist sein' weit ausgebildet: er ist schon stark verkalkt und steht etwa auf derselben Entwicklungsstufe wie der 1 Die früher (VII) von mir angenommene Typengemeinschaft iler Backenzähne von Wyrmecohius and Ornitho- rhynchns halte ich jetzt, nachdem Stewart neuerdings die intakten Zähne des letzteren kennen gelehrt hat, für mehr ah zweifelhaft. -' Mit Rücksicht auf die von allen bisher untersuchten Säugethieren abweichenden Befunde, welche i< li bei Myrmecobius angetroffen habe, sind Ober- und Unterkiefer beider Seiten auf Frontalschnitten untersucht worden. biljliotheoa zoologica Hett 17. 1 :.' '.III gleiche Zahn bei einem 46 Mm. langen Jungen von Didelphys tnarsupialis , dagegen sind bei keinem der andern Zähne Eartgebilde vorhanden. Cd 1. IM 1. IM '■'• und M 1 stellen auf dem glockenförmigen, Jd 2, .1 d 3 und Pd 2 auf dem kappenförmigen und ~S\ 2 auf dem knospen- förmigen Stadium. Dass Jd 1 weiter entwickelt ts1 als die Milchprämolaren und als M 1. sowie IM I weiter als IM 2 und .ld 2. sind beachtenswerthe Ausnahmen von dem gewöhnlichen Verhalten. Die Sehmelzleiste. welche die ganze Kieferlänge ohne Unterbrechung durchzieht, steht im Allgemeinen nicht im Zusammenhange mit dem Mundhöhlenepithel, sondern endigt nach der Oberfläche zu meist plötzlich abgestutzt, nicht spitz auslaufend wie sonst; ich komme im Fol- genden auf dieses Verhalten zurück. Lingualwärts von Jd 1 steht die hier besonders starke Schmelzleiste in breitem Zusammenhange mit besagtem Zahne, während hei ebenso weit ent- wickelten Zähnen von Didelphys der Schmelzkeim sieh von der Sehmelzleiste viel vollständiger emaneipirt hat. Neben .1 d 1 ist das tiefe freie Ende der Schmelzleiste knospenförmig ange- schwollen. Auch neben IM :! hat sich das tiefe Ende der Schmelzleiste deutlich vom Schmelz- keim emaneipirt ohne aber eine Knospe zu bilden (Fig. 128). Bei ^\I 1 verhält sich die Schmelz- leiste mit ihrem freien Ende ganz so wie hei den Molaren auf dem entsprechenden Entwicklungs- stadium z. B. hei Erinaceus (vergl. oben Textfigur 2. pag. 18). Das grösste Interesse knüpft sich an folgende Befunde. Von der kurzen Schmelzleiste des Jd 2 geht labialwärts unter fast rechtem Winkel ein kurzer Epithelstrang ah. dessen Ende eine mit unvegelmässigen, schwach gezackten Bändern versehene Dentinscherbe umschliesst (Fig. 12G J). (-ranz dasselbe wiederholt sieh hei .1 d •'!. Bei Cd hängt ebenfalls ein lateraler Epithelstrang, an dessen Ende die hier etwas grössere Dentin- scherbe (<;i liegt, mit dem Mundepithel zusammen und mit diesem Epithelstrang steht wiederum die Schmelzleiste des (M in Verbindung (Fig. 127). Während diese Dentinscherbe und ihr Epithelstrang hei Cd nur auf der einen Seite vorhanden war. fand er sich hei Jd 2 und .'! auf hei den Seiten. Die Deutung dieser Befunde werde ich unten geben. Oberkiefer. Ebenso wie im Unterkiefer ist auch hier nur Jd 1 mit Hartgebilden versehen. Cd. IM 1. Bd 3 und M 1 stehen auf dem glockenförmigen, Jd 2, Jd 3 und IM 2 auf dem knospenförmigen Stadium. Die Schmelzkeime des Jd 2, Jd •'! und Jd 1 stehen im Zusammenhange mit der Schmelzleiste, welche sonst hier nach der Oberfläche zu meist ebenso abgestutzt wie im Unter- kiefer endet. Nur neben IM •"> war das tiefe Ende der Schmelzleiste frei und schwach an- geschwollen. Labialwärts vom J d 1 der einen Seite geht direkt vom Mundhöhlenepithel, etwa senkrecht gegen die Schmelzleiste des Jd 1. ein Epithelstrang (Fig. 129 Sl) aus. welcher ebenso wie im Oberkiefer eine Dentinscherbe (Jx) trägt; denkt man sich die Sehmelzleiste des .1 il 1. welche nicht mit dem Mundhöhlenepithel zusammenhängt, verlängert, so würde sie mit dem Anfange d. h. dem oberflächlichsten Theile des erwähnten Epithelstranges zusammentreffen. Auch heim vordem Theile des .1 d 3 geht labialwärts von demselben ein kurzer und dicker Epithel- strang (Ml) vom Mundhöhlenepithel aus. in welchem Strange jedoch keine Dentinscherbe aus- gebildet ist (Fig. 130). Ol Wenden wir uns jetzt zu einer Beurtheilung der bezüglich Myrmecobius mitgetheilten Thatsachen, so ist zunächst zu constatiren, dass die labialwärts von den Zahnanlagen (oberer .Id 1. untere Jd -. Jd 3 und Cd theilweise auf Leiden Seifen) befindlichen Dentinscherben jedenfalls 1) völlig ausgebildete aber rudimentäre Zähne sind, deren ganzer Habitus beweist, dass sie niemals zur weitem Ausbildung, resp. Funktion gelangen und desshalb 2) als in regressiver Entwicklung begriffene Organe aufzufassen .sind. Sodann ist die Frage nach den Beziehungen dieser Gebilde zu den Anlagen der persi- stirenden Zähne zu erörtern. Wir können dann zunächst aus der Lage der rudimentären Zahn- anlagen labialwärts von den persistirenden Zähnen mit vollkommener Sicherheit schliessen, dass die erstgenannten älter sind, einer früheren Zahngeneration als die letztern angehören1). Bezüglich der nähern Bestimmung bieten sich zwei Möglichkeiten dar: ent- weder stellen die fraglichen rudimentären Zähne die erste (Milch-)Dentition dar, welche bis auf diese Reste verschwunden ist. während die zweite Dentition, welche die erste während der Phylo- genese gänzlich ihrer Funktion enthoben und verdrängt hat, durch die persistirenden Zähne repräsentirt wird, oder: die persistirenden Zähne entsprechen bei Myrmecobius wie bei den andern Beutelthieren der ersten Dentition, so dass die erwähnten rudimentären Zähne nichts anderes als Koste einer Dentition, welche der ersten Dentition vorangegangen ist. darstellen können. (legen die erste Alternative spricht nun zunächst der Umstand, dass dieselbe ohne jeg- liehe Analogie hei den übrigen Beutelthieren ist. denn bei diesen entspricht ja. wie die neuesten Untersuchungen übereinstimmend darthun, das persistirende Gebiss der ersten Dentition der placentalen Säugethiere. Und da gerade Myrmecobius in Bezug auf die Anzahl der Backen- zähne die primitivste Form unter den lebenden Beutelthieren ist. würde, falls wir diese Alter- native aeeeptiren wollten, das Myrmecobius-Gebiss durch das Vorkommen einer ganzen Reihe von Zähnen der zweiten Dentition zugleich höher als die übrigen Beutelthiere entwickelt sein - eine Annahme, welche durch ihren Mangel an Wahrscheinlichkeit von selbst lallt. Wenden wir uns dann zur zweiten Alternative, so haben wir. da. wie erwähnt, das Gebiss des Myrmecobius durch die grössere Anzahl seiner Backenzähne die primitivste Stellung unter denen der lebenden Beutelthiere einnimmt, auch schon a priori bei ihm eher als bei irgend einem andern ursprünglichere, von niedern Wirbelthieren ererbte Zustände im Gebiss zu er- warten. Und da nun. wie ich früher nachgewiesen, auch bei einigen höhern Formen Spuren von Zähnen, welche der ersten Dentition vorangegangen sind, vorkommen, so steht der Umstand, dass eine solche untergangene Dentition bei ]\Iyrmecobius vollständiger als bei der Mehrzahl anderer Säugethiere erhalten ist. — d. h. dass sie aus wirklich verkalkten und in grösserer Anzahl vorkommenden Zahnresten bestellt - mit allen übrigen Thatsachen im besten Finklange. Diese Deutung der rudimentären Zähne wird ferner durch die Thatsache gestützt, dass die bei Mvi'iuecobius erhaltenen Bilder in Bezug auf die Beziehungen der Schmelzleiste des rudimentären Zahnes zur Leiste des persistirenden ebenso sehr von den bei allen übrigen Säugethieren vor- kommenden Befunden abweichen, wie sie an Zustände bei manchen Reptilien erinnern. So ist hervorzuheben, dass die beiden Schmelzleistentheile d. h. derjenige <\'^ rudimentären und der- jenige di^ persistirenden Zahne-, in ihrem oberflächlichen Theile ursprünglich i auf einem frühem ') Vergleiche die Erörterungen in meinem früheren Aufsätze (111 pag. 530 u. f.). 92 — Stadium) jedenfalls stets zusammenhingen (vergleiche Fig. L27, L29, 130); vielleicht ist hierdurch auch die oben erwähnte; eigenthümlich abgestutzte Form der Leiste des persistirenden Zahnes zu erklären. leb möchte in diesem Zusammenhange auf einen Befund aufmerksam machen, den ich ,111 einer Frontalschnittserie durch den Unterkiefer eines Embryos von Aiujuis frcufilis (Länge von der Schnauze zur Kloake 2"> Mm.) gemachl habe. Das Präparat ist in Fig. 131 abgebildet. Wir sehen hier, wie labialwärts von der Anlage des zuerst in Funktion tretenden Zahnes (1) eine Knospe (Ix) von der Schmelzleiste ausgeht, welche offenbar die Andeutung einer altern, zu Grunde gegangenen Den- tition vorstellt. Da ausserdem auch bei andern Reptilien - ich erinnere an Rose' s Unter- suchungen über Crocodüe (111) und meine (VI) über Tgaana während der Ontogenese unver- kennbare Spuren eines der ersten funktionirenden Dentition vorangegangenen Gebisses auftreten, so hat sich in der Wirbelthierreihe das Unterdrücktwerden von altern Dentitionen jedenfalls mehrmals wiederholt '). Eine andere kräftige Stütze der hier vertretenen Auffassung ist das Vorkommen von Anfangen der Ersatzzähne lingualwärts von einigen persistirenden Zähnen ganz in der Weise, wie ich sie bei allen andern von mir untersuchten Beutelthieren auf entsprechenden Stadien nachgewiesen habe -- ein Befund, welcher natürlich die Homologie der persistirenden Zähne bei Myrmecobius mit denjenigen z. B. bei Didelphys über jeden Zweifel erhebt. Falls wir überhaupt das persistirende Gebiss der letztern Gattung als dem Milchgebiss der Placentalier — natürlich P •'! immer ausgenommen - homolog erachten, so kommt also selbstverständlich auch das per- sistirende Gebiss des Myrmecobius in dieselbe Kategorie. Alis den vorliegenden Thatsachen geht somit hervor, dass beim M a r s u [i i u m - .1 u n g e n d e s M y r m e c o b iu s v e r k a 1 k t e JJ e s t e ei n e s v o n n i e d e r e n Wirbelt hier en ererbten Gebisses, welches den der ersten Dentition der P 1 a c e n t ali e r e n t s p r e e h e n d e n Z ä h n e n v o r a n g e g a n gen ist. a u 1 1 r e t e n. An die Frage nach dem Verbleiben des P '■>. wie bekannt der einzig ausgebildete Re- präsentant der zweiten Dentition bei den Beutelthieren. knüpft sieh bei Myrmecobius ein be- sonderes Interesse. Wie wir gesehen haben, kommt bei Myrmecobius lingualwärts von mehreren Zähnen. welche das glockenförmige Schmelzkeimstadium erreicht haben (darunter Pd3)2), ebenso wie bei den übrigen untersuchten Beutelthieren ein freies Schmelzleistenende vor, das bei den am meisten ausgebildeten Zähnen (unterer Jd 1 und oberer Pd 3) eine knospenartige Anschwellung zeigt. Ferner haben, wie erwähnt, sowohl Thomas (I) als ich (VII) schon früher nachgewiesen, dass bei altern Exemplaren die Entwicklungsart des 3. Backenzahns bekundet, dass derselbe ein Er- satzzahn ist, welcher einen Vorgänger gehabt haben muss. Um hierüber nähere Aufschlüsse zu erhalten, babe ich die betreifende Stelle eines Unter- kiefers dieses altern Stadiums (Länge von der Schnauze zur Schwanzwurzel 111 Mm) auf Frontal- ') Vielleicht muss ich ausdrücklich betonen, dass ich natürlich keinerlei direkte oder specielle Homologie zwischen der unterdrückten Dentition bei Reptilien und derjenigen bei Myrmecobius annehme. 'i Ob bei denjenigen glockenförmigen Schmelzkeimen, an denen kein freies Schmelzleistenende beobachtet wor- den, ilie^e erst später auftritt nvie wahrscheinlich), oder ob die Schmelzleiste ganz in die Schmelzkeime übergeht, vermag ich aus Mangel von nächst alleren Stadien nicht zu entscheiden, 93 — schnitten untersucht. Das Ergebniss ist, dass ich wohl eine gul erhaltene Schmelzleiste, welche mit dem noch ziemlich schwach verkalkten Zahn zusammenhängt, aber keine Spur eines Vor gängers gefunden habe. Dieser Befund könnte nun bei oberflächlicher Musterung für Winge's Hypothese (I) günstig erscheinen. W. nimm! an. dass theils in Folge der geringen Grösse der Zähne, theils in Folge der Länge der Kiefer die ineisten Zähne so weii von einander gerückt sind, dass im Oberkiefer der ::. Backenzahn Platz bekommt, vor seinem Vorgänger durchzu- brechen ohne denselben zu verdrängen; der „Milchzahn" l'd •"> existirt nach Winge noch im persistirenden G-ebiss als der kleine I. Backenzahn. Aehnlich deutet W. die Verhältnisse im Unterkiefer. Auch in seiner neuesten Arbeit 'Uli vertritt Wingi diese Auffassung. Nun geht aber aus der obigen Untersuchung hervor, li dass der '■'>. Backenzahn beim untersuchten, -<» Mm langen Beuteljungen ganz entschieden derselben Zahnreihe angehört wie die übrigen, somit ein Pd '■'> ist; 2) dass der •'!. Backenzahn beim altern, 111 Mm langen Thiere dagegen nicht der- selbe Zahn, wie beim Jüngern Individuum, sondern ein Ersatzzahn, somit ein 1' ■'. sein muss. da sonst .-ein bedeutend späteres Hervortreten unerklärbar wäre; 3) dass der 4. Zahn wenigstens im Unterkiefer ein wirklicher Molar und kein „Milch- Prämolar" ist: dieses erhellt aus dem Verhalten der Schinelzleiste ') und ist um so bemerkenswerthcr, als er in jeder Richtung . kleiner als Prämolaren und Mo- laren ist2). Ausserdem wäre doch zu erwarten, dass. falls der 1. Zahn der „Milchzahn" (IM 3) wäre, derselbe auf jedem Stadium weiter entwickelt sein sollte als der entsprechende Ersatzzahn (der :;. Backenzahn nach Winge), was aber, wie wir gesehen, nicht der Fall ist. Wixges Hypothese erhält somil durch die entwicklungsgeschichtlichen Thatsachen keine Stütze. Diese berechtigen vielmehr zu der Annahme, dass auch bei Myrmecobius ein Ersatz des l'd 3 durch einen P 3 stattfindet, wenn auch erstgenannter ebenso wie bei einigen andern Beutel- thieren [Thylatimis 3) und einige Pkqscoloyale- Arten] 4) in seiner Ausbildung wahrscheinlich stark reduzirt ist und früh schwindet. Zur Bekräftigung dieser Annahme wäre allerdings die 1 uter- suchung eines Zwischenstadiums, das mir nicht zu Gebote steht, sehr wünschenswerth. Perameles nasuta. Marsupium-Junges. Länge von der Schnauzen-Spitze bis zur Kloake i"U Mm. Nackt bis auf einzelne längere Haare au den Oberlippen und an den Warzen der oberen Augenlider, dm' Wangen des Unterarms und des Kinnes. Definitive Mundspalte. Nur der Unterkiefer wurde untersucht. Die Ausbildung der Zähne stellt etwa zwischen dem Stadium l> und E bei Diddphys und bietet keine nennenswert he Abweichungen dar. Deutliche knospenförmige Schmelzkeime lingualwärts von M 1 und \\ 2 sind vorbanden. ') Vergleiche bezüglich des Verhaltens der Schmelzleiste bei reduzirten Molaren die Ausführungen bei l'Itoia und Vesmodus. -i Wie ich schon früher (VII) gezeigt, ist der verkümmerte Habitus des i. obern und untern Backenzahnes hauptsächlich erst während der individuellen Entwicklung erworben worden. ;| Fi.ouia: 111 . ') Thomas (I). 04 Trichosurus vulpecula. Stadium A. Marsupium-Junges. Länge vom Scheitel zur Kloake II Jim. Nackt, nur im Gesicht einzelne Haare. Saugmund. Augenlider geschlossen. Stadium 1!. Marsupium-Junges. Länge von der Schnauzenspitze bis zur Kloake 120 Mm. Nackt bis auf einzelne längere Haare an den Lippen, dem Kinn und Unterarmwarzen. Saugmund. Unterkiefer. Stadium A. Jd 1. IM 3 und M 1 haben schon Hartgebilde entwickelt, während Jd 2 einen glockenförmigen, Pd 1 und Pd 2 kappenförmige Schmelzkeime haben; der Schmelzkeim des M 2 steht auf dem Uebergange vom kappen- zum glockenförmigen .Stadium. Die Schmelz- Leiste ist Vollständig erhalten. Knospenformige Schmelzkeime lingualwärts von Jd 1 und \\ 1. sowie ein stärkerer solcher für 1' .'! sind vorhanden. Stadium B. Jd 1. .1 d 2. Pd 3 und M 1 fast vollständig ausgebildet. Die Schmelz- leiste ist neben .1 d 1 in einzelne Stränge aufgelöst, während der Schmelzkeim des .1 1 noch deutlich auf dem knospenförmigen Stadium erhalten ist (Fig. 137). Neben dem Wurzeltheile des ^ ) und tritt mit dem Schmelzkeim des 1' :i. welcher schon Hartgebilde aber noch eine reichliche Pulpa besitzt, in Ver- bindung (Fig. 135). Die Bilder, welche die vorliegenden Frontalschnitte gewähren i Fig. 132 135), sind für die Auffassung des Verhaltens der Schmelzleiste zum permanenten Zahne besonders instruktiv. Wenn wir die Ausbildung <\r< Gesammthabitus der betreffenden Exemplare von ) M 2 isi nicht untersucht. 96 Trichosurus und Didelphys berücksichtigen, lässt sich ausserdem konstatiren, dass P 3 beim erstem sich bedeutend zeitiger als beim letztem entwickelt. Wenn somil im Unterkiefer möglicherweise der Res1 eines Nachfolgers von M 1 vor- handen ist. sii fehlt im Oberkiefer jede Spur eines solchen. Von einer Anlage, welche sich zu dem von Tadbeb (III) bei einem 27 Cm langen Exemplare derselben Art beschriebenen und ab- gebildeten Pd4 entwickeln könnte, habe ich nicht das Geringste wahrnehmen können: auch bei zwei andern jugendlichen Phalangerinen (ein Trich. vulpecula und eine Phalangista sp.) habe ich vergebens nach diesen Zähnen gesucht. Befremdend erscheint mir ausserdem, dass Tauber keine Verkalkung am I' 3 fand, obgleich sein Exemplar doppelt so gross als das von mir untersuchte war. Aus den obigen Untersuchungen gehl somit unter anderem hervor, dass während die gewöhnliche Formel der IM beim erwachsenen Trichosurus vulpecula1) IM ist, sich heim jungen Thiere auch die Anlagen zu den übrigen bei den Phalangerinen sonst vorkommenden IM erhalten haben, nämlich IM - "' . so dass beim jugendlichen Trichosurus die grösste Liberhaupt bei den jetzt lebenden Beutelthieren vorkommende Prämolarenzahl auftritt. Die bei dieser Art während der Stammesentwicklung eingetretene Rückbildung in der An- zahl der Pd ist also noch ontogenetisch nachweisbar; es können bekanntlich die fraglichen Zähne, wenn auch rückgebildet, noch bei den Trichosurus vulpecula nahe stehenden Arten auftreten. Phascolarctus cinereus. Marsupium-Junges. Länge vom Scheitel zur Kloake <>•"> Mm. Nackt. Saugmund. Unterkiefer. An .1 d 1, Pd •'! und M 1 haben sich schon Hartgebilde entwickelt, doch stehen diese Zahnanlagen noch in Verbindung mit der gut erhaltenen Schmelzleiste. Ausserdom liegt oberhalb des Wurzeltheils des .1 d I in einer Aushöhlung des Kieferknochens ein grosser, etwa kappenförmiger Schmelzkeim mit einem am tiefen Ende angeschwollenen Schmelzleisten- theil. Dieser Schmelzkeim ist jedenfalls als die reduzirte Anlage eines Jd 2 [respective .1 d 3] 2) zu deuten: er verhält sich wesentlich wie Cd des Oberkiefers (vergleiche hierüber im Folgenden). Die mit zahlreichen Sprossen versehene Schmelzleiste steht sowohl mit P d 3 3) als auch mit P :'>. welcher letztere auf dem glockenförmigen Stadium steht, in Verbindung. Sehr bemerkenswert!] ist die Anschwellung am tiefen Ende der Schmelzleiste neben P 3 (Fig. 140 IM'"), also medial- wärts von einem Ersatzzahne, wodurch auch hier wenigstens die Möglichkeit der Ausbildung einer dritten Dentition gegeben ist. Ueber M 1 erhält sieh die Schmelzleiste vollständig, theil- weise im Zusammenhange mit dem Mundhöhlenepithel und hat neben dem Verbindungsstrange mit M 1 eine deutliche Anschwellung. Oberkiefer. Bei .1 d 1. 2. Pd •'! und M 1 sind Hartgebilde vorhanden ; die anderen Zähne der ersten Dentition sind etwas weniger entwickelt; sämmtliche stehen auch in Verbindung mit der Schmelzleiste. Mit Ausnahme einer Strecke hinter Jd •">. wo das Knochengewebe beinahe zum Mundhöhlenepithel reicht, ist die Schmelzleiste vollständig erhalten; dieselbe ist überall mit ') Vergleiche Thomas (VT). 'i Vielleicht ist der persistirende untere Schneidezahn bei Phascolarctus mit .1 il 2 der polyprotodonten Beutel thiere zn lioinologisiren, in welchem Falle die fragliche Zahnanlage als .1 ei Didelphys. 97 — lateralwärts, im hintern Theile .stellenweise auch medialwärts von ihr ausgehenden Leistern welche sieh also auf den Frontalschnitten als „Knospen" präsentiren, versehen. Bei .1 d 1 (Fig. 141) hängt die Schmelzleiste vermittelst einer vielfach durchbrochenen Verbindungsbrücke sowohl mit diesem Zahn als auch mit dem Mundhöhlenepithel zusammen. Dass die stärkste der medialwärts abgehenden traubenförmigen Anschwellungen als ein Schmelzorgan des J 1 anzusehen ist, kann um so weniger beanstandet werden, als völlig übereinstimmende Bilder auch bei Schneidezähnen des menschlichen Fötus, wo die künftige Entwicklung die Identität des Schmelzkeimes über jeden Zweifel erhellt, erhalten werden. Auch neben Jd 2 und 3 sind knospenförmige Anlagen von Ersatzzähnen vorhanden. Der Schmelzkeim von Cd ist klein mit Schmelzpulpa; die mit ihm verbundene Schmelzleiste ist mit deutlicher Anlage eines Schmelzkeimes (C) versehen. Durch Ver- längerung tritt die Anfangs oberflächlicher gelegene Schmelzleiste mit dem Schmelzkeime des P 3, welcher auf dem glockenförmigen Stadium steht, in Verbindung. Der Zusammenhang der Schmelzleiste mit P3 und Pd3 (Fig. 142, auf demselben Frontalschnitte sichtbar), ist besonders desshalb bemerkenswerth, weil sonst (Erinaceus, Katze etc.) bei so weit gediehener Ausbildung des Ersatzzahnes die Verbindung der Schmelzleiste mit dem Milchzahn in derselben Frontalebene nicht angetroffen wurde. Ueber und medialwärts vom M 1 ist ein deutlicher knospenförmiger Schmelzkeim entwickelt. Neben M 2, an dem noch kein Hartgebilde entstanden ist, endet die Schmelzleiste frei, aber nicht deutlich angeschwollen. Macropus ualabatus. Untersucht auf Frontalschnitten wurde ein Marsupium-Junges. Länge vom Scheitel zur Sehwanzwurzel IIb' Mm. Völlig nackt. Saugmund. Unterkiefer. Die funktionirenden Zähne hier sowohl als im Oberkiefer sind schon ziem- lich stark verkalkt. Vor der Spitze des .1 d 1 liegt, im Mundhöhlenepithel eingebettet, ein völlig entwickelter aber winziger Zahn, an dessen Basalstüek bereits deutliche Spuren von Resorption wahrzunehmen sind (Fig. 143). Lingualwärts von der Spitze des Jd 1 ist die Schmelzleiste mit einem knospenformigen Schmelzkeim, also der Anlage eines J 1, versehen (Fig. 144). Oberflächlich vom letztern bemerken wir ein vom Mundhöhlenepithel sekundär abgelöstes Stück, also eine „Epithelialporle" (e). Auf manchen Schnitten existirt noch ein schwacher Zusammenhang zwischen .] d 1 und .1 1. P 3 liegt unter dem hintersten Theile von Pd 2 und dem vordersten von Pd 3 '). Es verdient bemerkt zu werden, dass hier ebenso wie bei den Jüngern, von Flower (III Tai'. 29, Fig. 1. 2) abgebildeten Macröpus-Individuen noch der ganze Pd2 und ein Theil von Pd 3 über dem .1 d 1 liegt, was auf spätem Stadien und beim erwachsenen Thiere nicht der Fall und auf einen besonders starken Zuwachs des Kiefers gerade in dessen zahnlosem Theile hinweist. Oberkiefer. Labialwärts vom vordersten Theile des Jd 1 liegt, von Pesten des Schmelz- epithels und der Schmelzleiste umgeben, eine dünne Dentinscherbe, nur auf einem Schnitte sichtbar (Fig. 145a). Etwas hinter der Spitze des Jd 1 fängt lingualwärts von demselben die Schmelzleiste, in mehrere Stränge aufgelöst, an. Stellenweise schwellen ein oder zwei der tiefern ') Durch diese Bezeichnung der Backenzähne soll nur die Homologie mit denjenigen der anderen Beutelthiere ausgedrückt werden. Bibliotheca zoologica. Heft 17. 13 98 Stränge an, ohne dass man meiner Meinung nach berechtigt ist hier von eigentlichen Schmelz- keimen zu sprechen, eine Auffassung, die durch die Betrachtung eines einzelnen »Schnittes hervor- gerufen werden könnte. Weiter nach hinten ist die Schmelzleiste vollständig (d. h. nicht in Stränge aufgelöst I. und an ihrem tiefen Ende kommt es lingualwärts vom .1 d 1 zur Bildung eines knospenförmigen Schmelzkeimes: .1 1 (Fig. 146). Hinter diesem fehlt die Schmelzleiste bis zum .1 d 2, neben welchem sie vollständig erhalten ist, wahrend sie neben .1 d 3 nur stellenweise vor- handen ist. Lingualwärts von .1 d :! ist die Schmelzleiste mit einem deutlichen, wenn auch etwas unregelmässigen (zurückgebildeten?) Schmelzkeim (.! ■'!) versehen, welcher auf der Grenze zwischen knospen- und kappenförmigem Stadium steht (Fig. 147). Lingualwärts von dem hintern Ende des kleinen, aber stark verkalkten C ist am tiefen Theile der Schmelzleiste ein gut entwickelter, knospenförmiger Schmelzkeim vorhanden. Dorsalwärts vom hintersten Ende des Pd 2 liegt P 3, auf dem Uebergange vom kappen- zum glockenförmigen Stadium stehend. Die Schmelzleiste ist hier in einen oberflächlichen und einen tiefern Theil gespalten; letzterer steht in Verbindung mit I' :; (Fig. 148). Die Untersuchung dieses Macropus-Stadiums wurde vornehmlich unternommen, um durch Autopsie mein Urtheil über die wichtigen Mittheilungen Woodwakd's (II) zu sichern. Wie bereits erwähnt, hat W. eine grössere Anzahl Macropodidae und von einigen derselben mehrere Ent- wicklungsstadien auf Schnitten untersucht. Mich interessirte in erster Linie die von W. ent- deckte Thatsache, dass bei den Jüngern Stadien im Zwischenkiefer las zu drei, im Unterkiefer zwei rudimentäre, alter vollkommen verkalkte Schneidezähne vorkommen, welche resorbirt wer- den, bevor die persistirenden (funktionirenden) Schneidezähne verkalkt sind. W. betrachtet nun diese rudimentären Zähne als zu derselben Dentition wie die persistirenden gehörig, nämlich zur ersten ( „Milchgebiss- i. und nimmt somit an, dass diese Thiere ursprünglich sechs obere Schneide- zähne jederseits besessen haben, von denen die noch persistirenden dem Jd 1. I. 6., die rudi- mentären dem .ld 2. .'!. 5. entsprechen sollen, während die untern rudimentären den Jd t. und 3. repräsentiren. Seine genauen Beschreibungen und Abbildungen, verglichen mit meinen eigenen Untersuchungen, erlauben eine recht präcise Beurtheilung des vorliegenden Thatsachenmaterials. Woodward ist selbst, mit dem von ihm erlangten Resultate wenig zufrieden: bezeichnet er doch seine Entdeckung von sechs Paar oberen Schneidezähnen als „although an absolute fact, is in many respects an unfortunate one, as we know of no adult Mamma] with so many. Mir erscheinen nun die von AV. dargelegten Thatsachen ebenso wenig wie irgend ein anderes „ab- solute fact" theoretisch ..unfortunate": nur der Deutung, welche W. diesen Thatsachen giebt, dürfte man diese Bezeichnung beilegen können. Es ist nämlich zunächst zu bemerken, dass die frag- lichen rudimentären Zähne bereits ihre volle Ausbildung erreicht haben, während die persistirenden noch nicht verkalkt sind. Ein anderer, noch bedeutungsvollerer Umstand ist das Verhalten zur Schmelzleiste: wie ans W.'s Beschreibung (pag. L-53, 4Ö4) und Abbildungen (Fig. 2 6,9) unzwei deutig hervorgeht, liegen die rudimentären Zähne, respective das mit ihnen verbundene Schmelz- Leistenstück labialwärts von den persistirenden Zähnen. Diese Thatsache, deren Bedeutung AV. nicht gewürdigt hat. ebenso wie der erwähnte, grosse Unter- schied im Au sbildungsgr ade bekunden, dass die rudimentären Zähne nicht derselben, sondern einer früheren Dentition als die persistirenden, ange hi>reu. Für die Auffassung, dass alle Schneidezähne derselben Dentition angehören, führt W. 99 den Umstand an, dass „all arise front the dental lamina at the same Level". Diesem Ausspruch, welchen übrigens die Abbildungen W.'s zum Theil nicht bestätigen, kann den oben hervorgehobenen Thatsachen gegenüber desshalb keine Beweiskraft zugemessen werden, weil einerseits der Ent- wicklungsgrad der rudimentären und der persistirenden Zähne doch ein gar zu verschiedener ist. um der Höhenlage im Verhältnis« zur Schmelzleiste irgend eine Bedeutung zuzusprechen, und weil andererseits aus der Vergleichung zahlreicher Frontalschnitte, welche das Verhalten zwischen erster (Milch-) und zweiter (Ersatz-)Dentition bei mehreren anderen Säugethieren demonstriren, hervorgeht, dass höhere oder tiefere Lage der betreffenden Dentitionen in vorliegender Frage keineswegs ausschlaggebend sein kann, tch betone besonders, dass, wie aus obigem (pag. 97 — 98) erhellt, die von W. beschriebenen Befunde vollkommen mit den meinigen bei Macropus- Jungen Libereinstimmen, nur dass bei diesem, ebenso wie bei den altern von W. beobachteten Individuen, blos je ein rudimentärer Schneidezahn oben und unten erhalten war1). A u s d e r (i b i g e n I ) a r 1 e g u n g er gi eb t si c h a li e r f e r u e r d i e li e d e u t u n g s - volle Thatsache, dass die erwähnten Befunde bei den Macr opo diclo, e sieh völlig mit den von mir bei Myrmecobius gemachten decken. Bei beiden Formen treten während der Ontogenese im vorderen Kiefertheile eine Anzahl frühreifer, rudi- mentärer Zähne auf, welche, wie ich gezeigt habe, einer älteren Dentition angehören als die persistirenden, dem „Milchgebiss" homologen Zähne. Ich darf übrigens wohl auch annehmen. dass. wenn W. die fraglichen Verhältnisse bei Myrmecobius gekannt hätte2), er seine Entdeckung anders aufgefasst hätte, da ja die Anwendung seiner Deutung auf Myrmecobius vollkommen unmög- lich ist - es würden nach W.s Deutung, um nur einen Umstand zu erwähnen, bei Myrmecobius jederseits zwei untere Milcheckzähne (vergleiche oben pag. 90) vorhanden sein! Woodwaed betont ausdrücklich (pag. 4(J6), dass er bezüglich des kleinen obern Eckzahnes nicht im Stande gewesen ist zu entscheiden, welcher Dentition dieser Zahn bei Macropodidae angehöre. Wie aus obigem hervorgeht (pag. 98), war bei meinem Macropus-Exemplare sein Ver- halten zur Schmelzleiste. Entwicklungsgrad u. s. w. derart, dass er hier in derselben Weise wie bei allen anderen untersuchten Beutelthieren seine Zugehörigkeit zur ersten Dentition bekundet. In Bezug auf die Molaren giebt W. an, dass er weder bei Macropodidae noch Didelphys ein freies Schmelzleistenende lingualwärts von ihnen angetroffen hat, woraus er den Schlusssatz zieht, dass dieselben nicht der ersten Dentition angehören können. Abgesehen davon, dass. wie ich bereits wiederholt nachzuweisen Gelegenheit gehabt habe, das Fehlen oder Vorhandensein eines freien Schmelzleistenendes durchaus nicht für diese Frage entscheidend ist. muss ich doch gegen W. bemerken, dass Kükenthal, Rose und ich bei Didelphys, sowie ich bei den den Macropodidae näher stehenden Trichosurus und Phascolarctus (siehe oben pag. 94—97) das Verhalten der vor- deren Molaren zur Schmelzleiste ganz so wie das der Prämolaren gefunden habe, und ist es ') Einen Punkt, den ich zur Zeil und so lange ich nicht durch eigene Untersuchung den Thatenbestand kenne, nicht zu deuten wage, ist Woodwakd's Angabe, dass lingualwärts vom vordem rudimentären Schneidezahn im Unter- kiefer eine deutliche Ersatzzahnanlage (Fig. 9, 10) vorhanden ist. Wie auch immer dieser letztere Schmelzkeim auf- ■i werden mag. so kann damit selbstverständlich nicht die Zugehörigkeit iles fraglichen rudimentären Zahnes zum „Milchgebiss11 bewiesen werden, wie W. annimmt. -) W.'s Abhandlung wurde der Zoological Society initgetheilt (d. 2. Mai 1893 während meine Arbeit (IV) noch im Drucke war. 100 kaum anzunehmen, dass die Macropodülae allein in diesem Punkte eine Ausnahmestellung ein- nehmen sollten '). Im Zusammenhange mit den hier behandelten Thatsachen gewinnt auch eine neuerdings von^RöSE (V11I) am Wombat (Phascolomys) gemachte Beohachtung zugleich ihre Bedeutung und Erklärung. An einem „Embryo" von 1 Cm. 9 Mm. Körperlänge, der auf Schnitten untersucht wurde, unterscheidet R. zwei distincte Dentitionen, eine verkalkte Milchzahnserie und eine blei- bende Serie, deren Anlagen noch sämmtlich im kappen- oder glockenförmigen Stadium sieh befinden. „ Im Unterkiefer befinden sich je drei rudimentäre Milchschneidezähne, im Oberkiefer je zwei. Es sind ganz kleine schmelzlose Dentinstiftchen von unregelmässiger Gestalt." „Es ist sehr wahrschein- lich, dass die kleinen Milchschneidezähne bereits während des foetalen2) Lebens wieder resorbirl werden. "_ „Im Gegensatze zu den Milchincisiven sind die Milch eckzähne die grössten Zahnanlagen in beiden Kiefern"; sie tragen schon verhältnissmässig grosse Dentinscherbchen. Ausserdem weist R. das Vorkommen eines einspitzigen, theilweise verkalkten n Milchmolaren" nach, an dessen lingualer Seite eine stark entwickelte, am Ende kolbig verdickte Schmelzleiste sieh findet: J!. vermuthet, dass ausj derselben späterhin der bleibende Prämolar sich bildet. Schliesslich fand R. hinter dem Milcheckzahn eine „molarähnliche, zweispitzige Zahnanlage" ..l'm?". in welcher er einen Milch- molaren vermuthet, der ohne Ersatz frühzeitig verloren geht. Bezüglich der Deutung dieser Befunde betont R., dass die Frage, welche der beiden Zahnserien vom Wombat dem Milchgebiss der übrigen Beutelthiere entspricht, sich an dem vorliegenden einzelnen Stadium nicht mit Sicherheit beantworten lässt. Die wahrscheinlichste Annahme ist jedoch nach R., dass die rudi- mentären ..Milchschneidezähne" sowie der einspitzige „Milchbackenzahn", der ..Milcheckzahn'' und der „Milchprämolar Pm?" der Milchzahnserie der übrigen Beutelthiere entsprechen; die Molaren des Wombat sind als Milchzähne denen der anderen Beutelthiere homolog. „Ein durchgreifender Unterschied herrscht dagegen im vorderen Kieferabschnitte. Während die Schneidezähne der polyprotodonten Beutler zur ersten oder Milchzahnserie gehören, rechnen diejenigen vom Wombat zur zweiten oder bleibenden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieses letztere Verhältniss auch bei einigen anderen diprotodonten Marsupialien sich vorfindet." Vergleichen wir die von mir bei Myrmecöbius und die von Woodward und mir hei Ma< r<>- podidae dargelegten Befunde mit den von Rose heim Wombat entdeckten Thatsachen, so lässt sich unschwer erkennen, dass bei allen diesen Beutelthieren dieselbe Erscheinung vorliegt : im vordem Kiefertheile kommen in früheren Entwicklungsstadien rudimentäre, frühreife Zähne vor, welche nie zur Funktion gelangen, sondern zeitig resorbirt werden. In der Deutung derselben aber weichen, wie aus dem obigen ersichtlich, wir alle drei von einander ab. Rose, welcher mit nur ') Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich auch gegen folgenden Ausspruch WooDWARD's verwahren (pag. 153 .1 2 „shows a distinet bnt small downgrowth on its inner side obviously representing the ventral continuation of the dental lamina and the undeveloped permanent tooth of Kükenthai., Rose and Leche, and aecording to the interpretations of these observers this small calcitied tooth must be a vestigial milk-tooth." Ich habe mich wiederholt gegen eine solche Deutung ausgesprochen, so schon in meiner ersten vorläufigen Mittheilung (III pag. 529): „Das freie Schmelzleistenende als solches . . . ist, wie noch oft genug geschieht, nicht als identisch mit einem Schmelzkeime, resp. einer Zahnanlage aufzufassen." rAn und für sich ist das Auftreten des besagten Schmelzleistenendes also nichts anderes als der Anfang der Emancipation des Schmelzkeims von der Schmelzleiste. * Wie ebenfalls aus meiner eben citirten Arbeit hervorgeht, habe ich ein solches freies Schmelzleistenende auch bei „Ersatzzähnen " in gewissen Entwicklungsstadien gefunden. Ueber die Bedeutung desselben speciell bei Beutelthieren verweise ich auf meinen Aufsatz IV pag. 139. s) Nach der von ROSE angegebenen Grösse seines Exemplares ebenso wie nach dem Ausbildungsgrade der Zähne zu schliessen ist RöSK's Exemplar kein „Embryo" sondern ein Beutel-Junges und hat somit das „foetale Leben" schon hinter sich. 101 entgegen Woodward -- darin einig ist, dass besagte Zähne einer altern Zahngeneration als die persistirenden angehören, komml allerdings mit aller Reserve zu dem Schlusssatze, dass, da er die rudimentären Zähne als Milchzähne bezeichnet, die persistirenden Schneidezähne nicht denjenigen der polyprotodonten Beutler, sondern denjenigen der zweiten Dentition der Placentalier homolog sein müssen. Gegen diese Auffassung spricht nun folgende Erwägung. Vergleichende Untersuchungen der Gesammtorganisation beweisen auf das unzweideutigste, dass Phascolomys eine Thierform ist, welche sieb aus niederen zahnreicheren Beutelthieren -- ich lasse dahin gestellt, ob von den niedersten Diddphyidae, wie Winge illli will durch einseitige Differenzirung entwickelt hat. In Uebereinstimmung hiermit ist auch das Gebiss des Phascolomys zu beurtheilen. Wir kennen mehrere Etappen in der Gebissdifferenzirung der Beutelthiere, die wenigstens den Weg andeuten, auf dem das eigentümliche Phascolomys-Gebiss entstanden sein kann, und von einigen der- selben, welche in Bezug auf den Differenzirungsgrad des Gebisses eine vermittelnde Stellung zwischen Phascolomys und den polyprotodonten Beutelthieren einnehmen, nämlich von einem Phalangistiden (Trichosurus) und von Phascolarctus, welcher unter allen lebenden Beutelthieren dem Wombat am nächsten steht, habe ich nachweisen können, dass ihr Gebiss ganz ebenso zu beur- theilen ist wie dasjenige z.B. von Didclphys. Dieser Auffassung hat übrigens Kose seihst durch die von ihm dargelegten Thatsachen eine erneute, werthvolle Bekräftigung verliehen: der von ihm geführte Nachweis von Anlagen je dreier „Milchschneidezähne" im Zwisehenkiefer, je zweier im Unterkiefer, eines Ersatzzahns oben und unten, eines Prämolaren (= IM 2 hei Didelphys), sowie eines Vorgängers des persistirenden Prämolaren 1 1' '■'<). von welchen Zahnanlagen nur je ein Schneidezahn oben und unten zur Funktion gelangt und persistirt, ist ein kaum zu wider- legender Beleg dafür, das.s das eigenartig differenzirte (-iebiss des heutigen Phascolomys aus einer Form abzuleiten ist, welche zu den polyprotodonten Beutelthieren gezählt werden muss. Gehen wir von der Ansicht aus. dass die funktionirenden Zähne der übrigen Beutelthiere (den I' :! natürlich immer ausgenommen) dem Milchgebiss der Placentalier entsprechen - - und au dieser Ansicht hält ja Rose auch in seiner neuesten Arbeit (VIII pag. 750) fest — . so ist also nicht die geringste Veranlassung vorhanden, die funktionirenden Schneidezähne hei Phascolomys anders zu beurtheilen, und zwar jetzt um so weniger als R. seihst, wie erwähnt, nachgewiesen hat. dass ausser diesen persistirenden Schneidezähnen beim jugendlichen Thiere noch Anlagen anderer vorhanden sind, welche derselben Dentition angehören und somit dem Phascolomys-Gebiss die Sonderstellung, welche es beim erwachsenen Thiere einnimmt, rauben. In Uebereinstimmung hiermit müssen denn auch die rudimentären Zähne, welche einer früheren Dentition als die funktionirenden angehören, hei Phascolomys ebensowohl als hei Myrmecobius und Macropodidae als zu einer dem Milchgebiss vorangehenden Dentition aufgefasst werden. Ergebnisse und Folgerungen. Ki kenthal (I) und Rose i V 1 1 hallen für Didelphys, ich (111. IV) für diese Form sowie für Myrmecobius, Perameles, Trichosurus, Phascolarctus und nun auch für Macropus durch I nter- suchung von Schnittserien jugendlicher Stadien nachzuweisen versucht, dass das persistirende Gebiss dieser Thiere mit alleiniger Ausnahme des P 3 der ersten Dentition der Placentalier 102 entspricht. Der Schwerpunkt dieser Beweisführung muss offenbar in den Beziehungen des Pd 3 und P 3 zu den übrigen persistierenden Zähnen gesucht werden: können Gründe dafür erbracht werden, dass die.se letztern derselben Dentition wie Pd 3 angehören, ist die Frage als erledigt zu betrachten. Denn da Argumente gegen die „Milchzahn" -Natur des 1* d :! nicht angeführt wurden sind und kaum angeführt werden können, würden dann ja auch die gleichalterigen Zähne derselben Dentition, also der ersten, entsprechen, und der unbezweifelte Ersatzzahn des l'd •'! nämlich P 3 würde dann allein die zweite Dentition repräsentiren. Wie ich schon früher (IV pag. 138) ausgeführt habe, .sind wir zu der Annahme berechtigt, dass die Anlagen der zu derselben Dentition (Zahngeneration) gehörigen Zähne sich gleichzeitig oder nahezu gleichzeitig an der Schmelzleiste differenziren. Von den Kriterien für Gleichaltrig- keit, die aus der Embryologie geholt werden können, ist dies jedenfalls - wenn auch nicht absolut massgebend -- noch am wenigsten Störungen und am letzten Anpassungen ausgesetzt. Nun ergiebt sieh sowohl aus dem von Rose (VI, Fig. 4) abgebildeten Modelle eines 15'/a Mm. laugen Didelphys-Jungen als auch aus der Untersuchung meines Stadiums B (17 Mm. lang), dass alle Zahnanlagen dieselben Beziehungen zur Schmelzleiste zeigen, dass aber die Entwick- lungsstufe der verschiedenen Anlagen - und dies geht auch aus Ki ki.nthal's Mit- theilungen (I pag. ÖG2) hervor -- schon auf diesen zeitigen Stadien der künftigen Grösse und Ausbildung des betreffenden Zahnes entspricht. So ist der grösste von ihnen, nämlich Pd 3 — ich sehe natürlich von den Molaren ab -- auch zugleich der am weitesten entwickelte, dann kommt der nächstgrösste (Cd), welcher weiterentwickelt ist als die schwächeren Pd 1, IM 2 und die Sehneidezähne. Man hat daher ebensowenig Recht, den Pd '■'< seiner höheren Entwicklungsstufe halbereiner älteren Dentition zuzuzählen, wie wenn man aus demselben Grunde in Frage stellen wollte, dass der Eckzahn zu derselben Dentition gehört wie die übrigen Zähne (Pd 1, 2 und Schneidezähne). Bei dem etwas älteren Stadium C von Didelphys (siehe oben pag. 88) linden wir sogar, dass Pd •'! weniger weit entwickelt ist als z. B. Pd 2. Es bildet also dieser Unistand eine Stütze für die Zurechnung des Pd 3 zu derselben Dentition wie die persistirenden Ante-Molaren. Anderseits dürfen wir uns nicht verhehlen, dass dieses Kriterium nicht unfehlbar ist: ganz dasselbe Argument spricht für die Auffassung, dass bei Erhiaceus die Ante-Molaren, welche nicht gewechselt werden, dem Milchgebiss zuzurechnen sind eine Auffassung, die allerdings von rein ontogenetischem Standpunkte vollkommen berechtigt ist, sieh aber nichts destoweniger durch die aus der vergleichenden Anatomie geholten Erwä- gungen als nicht haltbar herausstellt (vergleiche oben pag. 38 u. f.). Wir müssen uns somit nach weiteren Kriterien umsehen. Wie ich schon wiederholt ' i nachgewiesen, ist das Vorkommen oder Fehlen eines freien Schmelzleistenendes, resp. einer „Knospe", medialwärts von einer Zahnanlage durchaus nicht ausschlaggebend für die Natur der letztgenannten als „Milchzahn "-Anlage. Wie vorsichtig mau bei der Verwerthung dieses Kennzeichens sein muss. beweisen die Befunde bei Dcsmod/is (siehe oben), wo in der That die Prämolaren in ihrem Verhalten zur Schmelzleiste (Fig. 9i, i»">) ganz die „Milchzähne" nachahmen. Bei <\r)] Beutelthieren ist aber das Verhalten dieser „Knospen" ein so eigenartiges und constantes, dass die genauere Prüfung dieselbe Auffassung des Beutelthier- ') Auch in meinen zeitigeren Publikationen (III pag. 529; IV pag. 137, 139). — lo:; gebisses, welche uns schon durch die eben gedachten Entwicklungserscheinungen nahe gelegl wurde, im hohen Grade stützt, ergänzt und vertieft. So fanden wir beim 25 .Mm. langen Jungen von Didelphys, dass lingualwärts von sämmtlichen Zähnen vor .AI :! regelrecht ausgebildete knospen- förmige Sehmelzkeime. einer Jüngern Dentition angehörig, vorhanden sind: auf diesem Stadium unterscheidet sich der Schmelzkeim, welcher sieh spater zum I' :! ausbildet, nur dnrch etwas be- deutendere Grösse von den übrigen. Es müssen also diese Schmelzkeime, welche derselben Denti- tionsreihe wie I' ■'! angehören, ebenfalls zur zweiten I (entition gezählt werden, und die persistirenden Zähne, lingualwärts von denen sieh diese der zweiten Dentition ungehörigen Schmelzkeime angelegt haben, müssen demgemäss offenbar der nächsl älteren, also der ersten Dentition der Placentalier homolog sein. Ferner ist zu beachten, dass erst beim 4(i Mm. langen Thiere die Resorption der Schmelzleiste (im Unterkiefer) eintritt -- natürlich mit Ausnahme des Stückes neben Pd 3. Selbst noch beim 85 Mm. langen Thiere sind einzelne der „ Ersatzschmelzkeime" vorhanden. Es ist eine solche Permanenz der Schmelzkeime der zweiten Dentition um so bemerkenswerther , als die betreffenden Zähne der ersten Dentition dem Durchbruche nahe sind, und desshalb für die Be- herbergung der Schmelzkeime nur ein schmales Bindegewebelager zwischen dem Zahne und dem Mundhöhlenepithel vorhanden ist. Alle diese Sehmelzkeime werden resorbirt , bevor sie das kappenförmige Stadium erreicht haben; nur bei Macropus fand ich einen Schmelzkeim (für den oberen J 3), welcher fast das kappenförmige Stadium erreicht hatte (Fig. 147). So weit die Art des Materials ein Urtheil erlaubt, verhalten sich die übrigen untersuchten Beutelthiere ebenso wie Didelphys. Bezüglich der Befunde speciell bei Macropodidae und PJiascohmys ver- weise ich auf die obigen Ausführungen pag. 98 — IUI. Charakteristisch für die Beutel- thiere sind also sowohl das constante Vorkommen und die schar fe Ausprägung dieser Schmelzkeime und ihre LFebereinstimmung mit dem Schmelzkeim des P 3, als auch ihre lange Permanenz, welche Eigenschaften diese Gebilde nicht unwesentlich von den lediglieh durch die Emancipation der Zahnanlagen von der Schmelz! eiste entstandenen ..Knospen" unterscheiden, ein Punkt, den ich hier ganz besonders betonen möchte. An einigen dieser Schmelzkeime sind deutliche Zahnsäekchen vorhanden. Bezüglich der von Rose (VI) behaupteten Zugehörigkeit des hintersten oberen Schneide- zahns mehrerer Beutelthiere zur zweiten Dentition, sowie des von Woodwaed (II) neuerdings versuchten Nachweises, dass bei Macropodidae der Ersatzzahn zu derselben Zahnserie wie Pd '1 und Pd 3 gehört, muss ich bemerken, dass an den von mir untersuchten Objecten nicht das mindeste vorhanden ist, was eine solche Annahme rechtfertigen könnte. Woodwabd's Auffassung ist offenbar durch eine unrichtige Vorstellung von dem Verhalten zwischen den Zähnen erster und zweiter Dentition veranlasst: „This so-called successional tooth . . . arises independently of the 3rd and 4th premolars from the dental ridge connecting these two teeth. Its position there certainly suggested that it presented a tooth intermediate between the 3rd and 4th premolars. and belonged to the same series as themselves, owing its sübsequent position internal to and deeper in the gum than these teeth to the more rapid growth and earlier development of the latter. - (4anz abgesehen davon, dass wie nunmehr wohl allgemein zugegeben wird, die Er- satzzähne sich stets unabhängig von den Zähnen der ersten Dentition anlegen, entwickelt sich. wie man auf jungem Stadien, wo die Zahnanlagen noch nicht dicht aneinander stehen, er- kennt, der knospenförmige Schmelzkeim des „ Ersatzzahnes " stets vor dem entsprechenden der 104 — ersten Dentition (siehe oben bei Didelphys) — also ganz wie es W wakd für Petrogale angiebt ')! Alle bis heute bekannten onto gen e tischen Thatsachen scheinen mir somit ganz entschieden die Annahme nahezulegen, dass bei den Beutelt liieren alle Ant e-Molar en, P 3 ausgenommen, dem „Milch gebiss" der Piacentali er ent- sprechen — eine Auffassung, die auch mit anderen morphologischen That- sachen (siehe nnten) im Einklänge steht. Zwei principiell wichtige Fragen drängen sich uns hier auf. nämlich: 1) Wesshalb entwickelt sich von den Anlagen der zweiten Dentition nur P 3? 2) »Sind die auf einer gewissen Entwicklungsstufe bei den Beutelthieren vorhandenen knospenförmigen Schmelzkeime Reste einer geschwundenen, einstmal vollständiger ausgebildeten zweiten Dentition, von welcher heute nur noch P 3 zur vollen Entwicklung gelangt; oder haben die Beutelthiere nie eine vollständige zweite Dentition besessen, und sind desshalb diese Schmelzkeime Anfänge zu einer solchen, welche bei günstiger Gelegenheit, resp. bei Bedarf fähig sein könnten, sich zur vollen Reife zu entwickeln? Was die erste Frage betrifft, so dürfte die Lösung derselben nahe liegen. Da das Auf- treten nur eines funktionirenden Ersatzzahnes für alle Beutelthiere ganz unabhängig von der Differenzirungsstufe, welche das Gebiss erreicht hat, charakteristisch ist, muss dieser Umstand selbstverständlich auch von etwas für alle Beutelthiere Gemeinsamen bedingt sein. Ferner liegt es auf der Hand, dass diese gemeinsame Organisationseigenthümlichkeit eine solche sein muss, welche schon in zeitiger Lebensperiode ihren Einfluss ausüben kann. So weit unsere heutige Kenntniss reicht, kann dieses Gemeinsame nur in dem Vorkommen des Saugmundes, welcher, wie ich früher (V) nachgewiesen habe, erst im Anfang der extra-uterinen Entwicklung entsteht, liegen. Es scheint mir somit die Annahme berechtigt, dass das Zustandekommen des Saugmundes, dieses für die Brutpflege der Beutler so wichtigen Organes, die Ausbildung des vorderen Theiles der zweiten Dentition gehemmt hat2). Hiermit sind wir bei der zweiten Frage : ob die knospenförmigen Schmelzkeime als Reste oder Anfänge einer zweiten Dentition aufzufassen sind, angelangt. Wenn ich auch keineswegs die Schwierigkeit verkenne, welche die Annahme der zweiten Alternative mit Rücksicht auf das ') Wenn Rose in seiner Berichtigung (VII) den Pd 3 bei Didelphys als „Milch-Molar" und nicht als „Milch- Prämolar" bezeichnet wissen will, da dieser Zahn „in seinem ganzen Habitus einem -Molaren entspricht und durch Ver- schmelzung von 5 Zahnscherbchen entsteht", so ist hingegen zu bemerken, dass Didelphys in dieser Hinsicht durchaus nicht von der Mehrzahl der übrigen Säugethiere verschieden ist, bei denen aus leicht einzusehenden physiologischen Gründen (vergleiche meine frühere Schrift III pag. 531) der hinterste Milclibackenzalm „in seinem ganzen Habitus einem Molaren entspricht." Ferner spricht RöSE in der Berichtigung wie auch in seiner früheren Arbeit (VI) davon, dass 1' d :i bei Didel- phys u. a. resorbirt wird. Dass diese Angabe nicht dem thatsächlichen Verhalten entspricht, dass vielmehr der frag- liche Pd 3 recht, lange zusammen mit den persistirenden Zahnen funktionirt, ist schon seit geraumer Zeit bekannt, und kann man sich hiervon in fast jeder osteologischen Sammlung überzeugen. '■} KlKKNTHAL (V) spricht die Ansicht aus, dass „bei den Beutelthieren die zweite Dentition desshalb nicht erscheint, weil die Zähne der ersten sich hoch specialwärts haben." Diese Erklärung kann schon aus dem Grunde das Hechte nicht getroffen haben, weil dann ja auch bei den Placentaliern mit ebenso hoch specialisirtem Gebisse die zweite Dentition nicht erscheinen sollte, was bekanntlich nicht der Fall ist. Heber das Unterdrücken einer Dentition, mit andern Worten: über das Zustandekommen des Monophyodontismus siehe meine Bemerkungen in 111 pag. 532, 105 Zustandekommen solcher, in ihren ersten Entwicklungsstadien anscheinend nutzloser Bildungen bereitet, sprechen dennoch folgende Umstände zu Gunsten dieser Alternative. Zunächsi ist zu betonen, dass bei den Beutelthieren die Schmelzkeime der zweiten Dentition sich meisl länger als die Schmelzleiste erhalten, also ganz wie bei einer Anlage, aus der ein Zahn sieh wirklich entwickelt; hätte die Zahnanlage jede Bedeutung eingebüsst, so isl schwer ein- zusehen, wesshalb sie als knospenförmiger SchmeLzkeim sieh länger als ihr Mutterboden, die Schmelz- Leiste, erhalten sollte. Ebenso bedeutungsvoll ist der Umstand, dass der Schmelzkeim sich so auffallend lange erhält, wie z. B. bei Didelphys neben dem fast völlig fausgebildeten Jd 1, an welchem von embryonalen Gebilden nur noch das innen- Schmelz- epithel, auch dieses schon sehr stark reduzirt, übrig ist. Ferner: falls wirklich jemals eine vollständige zweite Dentition ausgebildet gewesen wäre, ist es kaum zu erklären, wesshalb z. li. bei Didelphys, wo durchaus keine Ursache zu einer Keduetion oder retrograden Entwicklung des Zahnsystems als Ganzen vorliegt und actisch auch keine Reduction eintritt, die zweite und nicht vielmehr die erste, im allgemeinen schwächere Dentition unterdrückt wurde — etwas, das ja auch nach dem Princip der Ab- kürzung der Entwicklung zu erwarten gewesen wäre. Schliesslich spricht zu Gunsten meiner Annahme der oben gelieferte Nachweiss, dass bei Erinaceus (pag. 43 1 und Phoca (pag. 69) factisch aus den knospenförmigen Anschwellungen lingualwärts von den Zähnen der zweiten Dentition ausgebildete Zahne, einer dritten Dentition angehörig, hervorgehen können. Es wäre also eine dieser Thatsache vollkommen analoge Er- scheinung, wenn jene Anlagen bei Marsupialia unter günstigen Bedingungen zur Keife gelangten. Mit diesen Thatsachen ist die folgende in Zusammenhang zu bringen. Bei dem Jura- Säuger Triconodon serrula und wahrscheinlich auch bei andern Polyprotodonten der Purbeck- Schichten1) hat nur der letzte Prämolar einen entwickelten Nachfolger. Also ging schon bei dem einzigen jurassischen Säugethiere, bei dem bisher ein Zahnwechsel beobachtet ist, dieser in ganz derselben Weise wie bei den heutigen Beutelthieren vor sich, und dürfen wir wohl an- nehmen, dass die Ursache dieser Erscheinung die nämliche war. Wollte man nun voraussetzen, dass die Vorfahren dieser Jura-Säuger eine vollständige zweite Dentition besessen haben, so wäre also diese Dentition schon vor der Juraperiode bis auf P 8 (respective P 4| unterdrückt worden, und hieraus würde wiederum folgen, dass die Anlagen der verloren gegangenen Zähne sieh seit jener Zeit bis auf den heutigen Tag immer wieder vollzählig, aber vollkommen nutz- und hoffnungslos als rudimentäre Organe entwickeln und sich, wie oben nachgewiesen, in einer späten Lebensperiode noch erhalten — eine Annahme, welche wenigstens auf Wahrscheinlichkeitk einen Anspruch machen kann. Bis auf weiteres muss ich desshalb, der von Kükenthal vertretenen Ansicht entgegen. annehmen, dass eine vollständige zweite Dentition bei den Beutelthieren nie existirt hat, sondern erst von den Placentaliern erworben worden ist. Jeden- falls deckt sieh diese Hypothese mit den zur Zeit vorliegenden thatsächlicken Befunden noch am vollständigsten 2j. ' Vergleiche hierüber Thomas (I). -) Mit Recht hat Thomas (V) auf die erhöhte Schwierigkeit, welche durch die Annahme der KtJEENTHAl'schen Hypothese in Hinblick auf das Verhalten bei Triconodon entsteht, aufmerksam gemacht: „At the same time it is evident that on this view niany of the known facts seem to become nunc instead of less difficull of interpretation. Thus the fact Kiljliotheoa zoologica. Helt 17. — LOG Ans den vorliegenden Untersuchungen geht ferner hervor, dass bei Myrmecobius, Macropodidae und Phascolomys im vordem Kiefertheile völl- ig ommen verkal k te, frühreife Zähne eines von nied e r n A\" i rbelt lii eren er- er b t en Gr ebi s s e s . w e 1 c h e s ä Lt er a 1 s d i e p e r s is t i r e n d e, d er ersten Dentition der Placentalier homologe Zahnserie ist, vorhanden sind. Um nicht zu wiederholen, verweise ich auf meine obige Darlegung pag. 90 — 92 und 97 — 101. Es mag viel- leicht befremdend erscheinen, dass bei Thieren mit so stark differenzirtem Gebisse wie Phascolomys solche liest e vorhanden sind, während sie bei der verhältnissmässig viel primitiveren Didelphys nicht angetroffen sind. Auf diesen Einwand kann ich nur erwidern, dass dieser Befund nicht befremdender oder unerklärlicher ist, als die durch zahlreiche Beispiele zu belegende Thatsache. dass auch in Bezug auf andere Organsysteme sich bei im übrigen höheren, mehr differenzirten Thierformen primitive, alterthümliche Zustände in rudimentärer Form erhalten haben, während dii'se Rudimente bei verwandten niederen, sonst ursprünglicher organisirten Formen bereits aus- gemerzt sind. In diesem Zusammenhange verdient auch erwähnt zu werden, dass bei Didelphys und nach Woodwaru (II pag. 460, Fig. 25) bei Petrogale ') von dem oberflächlichen Theile der Schmelz- leiste labialwärts Sprossen ausgehen, welche ebenso wie bei Erinaceus als Andeutungen von der ersten Dentition vorangegangenen Zahnanlagen gedeutet werden müssen, wenn sie auch nicht wie bei Myrmecobius etc. zur vollen Entwicklung gelangt sind. Jedenfalls können wir aus dem zur Zeit vorliegenden Thatsachen- bestande folgenden für das Verständniss des Säugethiergebisses bedeutungs- vollen Schlusssatz ziehen: Bei allen Beutelt liieren funktionirt während des ganzen Lebens eine Dentition, welche mit Ausnahme eines Zahnes dem Milch- gebiss der Placentalier entspricht, während von der zweiten Dentition der letztern nur erst ein einziger Zahn zur vollständigen Entwicklung gelangt ist; ausserdem können sieh vollkommen verkalkte Beste eines der ersten Dentiton vorangegangenen, von den Vorfahren der Säugethiere ererbten Ge- bisses erhalten. Trotz aller Diff erenzirung, welcher das Zahnsystem der Beutelthiere fähig ist. repräsentirt es doch eine niedrigere Entwicklungs- stufe als dasjenige der Placentalier insofern die zweite Dentition nur erst zum geringern Theile entwickelt ist. und „Vor-Milchzähne" in vollständigerer Weise als bei den Placentaliern vorkommen können. In Bezug auf die Molaren sei nur bemerkt, dass die Uebereinstimmung in der Ent- wicklungsweise mit den vorausgehenden Milchbackenzähnen hier in sehr frappanter Weise her- vortritt. Lingualwärts sowohl vom M 1 als vom M - habe ich deutliche knospenförmige Sclnnelzkeime nachweisen können. Schliesslich möchte ich noch auf eine für die Beurtheiluug der Stammesentwicklung der that Triconodon, one of the earliest known Mammalia, changed a Single tooth only, and that the very one whieh changes in the modern Marsupiais, now appears most inexplicable, and is alone al -t calculated to stagger belief in primitive diphyodontism." Durch Annahme der von mir vorgetragenen Hypothese scheint mir dieses Bedenken ans dein Wege geräumt zu sein, da ja nach dieser Triconodon nie mehr als den einen Prämolaren der zweiten Dentition gehabt hat, und somit der Diphyodontismus in Thomas' Sinne erst anfängt sich auszubilden. ') Bei Petrogale sind sie besonders deutlich und gehen von der Schmelzleiste über M 1 ans. 1(17 Beutelthiere wichtige Tkatsache aufmerksam machen. Bei Trichusunts und Phascolarckis habe lch, bei Macroinis hat Woodward und bei Vhascolomys Rose — wenn ich anders die Befunde des letztgenannten Forschers richtig gedeutet habe — in jüngeren Stadien unverkennbare Anlagen solcher Zähne gefunden, welche im persistirenden Gebisse der polyprotodonten Beutelthiere sror= banden .sind, in demjenigen der besagten diprotodonten Formen dagegen gänzlich fehlen. Diese nur beim Marsnpium-Jungen auftretenden Zahnanlagen sind bei TricJiosurus IM ,",. bei Vhascol- arctusJdiL, bei Macropiis C(1 Pd ' und bei Fhascolomys Jd \ ' Cd J IM '',' . Da also beiden genannten Beutelthieren die durch Reduction eingebüssten Zähne noeb ontogenetisch nach- weisbar sind, während Ihm mehreren anderen Thieren dies nicht der Fall ist. wie ich es. um nur ein au ('fallendes Beispiel zu nennen, hei dem madagassischen [nsectivoren Enkidus (siehe oben pag. 4ii) nachweisen kennte, legt dieser Umstand die Annahme nahe, dass die jetzige Gebissdif f er enzirung der fraglichen Beutelthiere eine relativ junge, spät erworbene ist. in diesem Zusammenhange möchte ich ausdrücklich hervorheben) dass die ontogenetischen Untersuchungen bisher keinen Aufschluss über die Homologien der einzelnen Zähne der Beutel- thiere und derjenigen der Placentalier gegeben haben. Auch die von Thomas (I) versuchte Homologisirung der Prämolaren diu- Beutelthiere gewinnt durch die ontogonetischen Befunde keine .Stütze. Bdentata. Frühere Untersuchungen, Was zunächst die Dasypodidae betrifft, so ist durch eine Reihe von makroskopischen Untersuchungen dargethan worden, dass bei Tatusia peba und hybrida ein typischer Zahnwechsel stattfindet, so dass alle Zähne mit Ausnahme des hintersten, respective der beiden hintersten gewechselt werden. Die bisherigen an Schnitten vorgenommenen Untersuchungen iiher die Zahnentwicklung bei Dasypodidae sind, insofern diese Untersuchungen Aufschlüsse über den Zahnwechsel und damit in Zusammenhang stehende Fragen gewähren, folgende. Ch. Tomes (II) veröffentlichte bereits 1874 seine Untersuchungen über zwei Embryonal- stadien von Tatusia peba von r/2 und 3 Zoll (englisch) Länge. T. stellt durch diese Arbeit zunächst die wichtige Thatsache fest, dass auch an der Bildung völlig schmelzloser Zähne ein Schmelzkeim, in dem es allerdings nach seinen Beobachtungen nicht zur Ausbildung einer Schmelz- pulpa kommen soll, betheiligt ist und ebnete hierdurch den Weg für eine richtigere Auffassung des Schmelzkeimes. Ferner beschreibt und bildet T. die Schmelzleiste in ihrem Verhältniss zum Milchzahn ab; der „germ of permanent tooth" hat das knospenförmige Stadium kaum erreicht. 1884 theilen Poüchet & Chabry Untersuchungen über einen 15 Centm. langen Embryo von ..Tatou noir" (also von derselben Art : T. peba) mit, beschreiben aber neben den Zahnanlagen weder Schmelzleiste noch Schmelzkeime. Dagegen erweitert Kükenthal (V) 1892 insofern unsere Kenntniss über den Zahnwechsel bei Dasypodidae, als er kurz erwähnt, dass auch bei Embryonen von Dasypus (Euphractus) villosus die Anlagen von zwei Dentitionen mit derselben Deutlichkeit vorhanden sind, wie in den gleichgrossen Stadien von Tatusia peba; ob auch bei Das. villosus ein Zahn Wechsel vorkommt, hat er nicht feststellen können. Ans demselben Jahre (1892) ist die Arbeit von Ballowitz. Durch genaue Untersuchungen von Embryonen verschiedener Stadien von Tatusia peba und Dasypus setosus hat B. festgestellt, ..dass der Epithelüberzug der Zahnanlagen bei den Edentaten" — seine Untersuchungen basiren sich jedoch nur auf die genannten Dasypodidae — „ein echtes Schmelzorgan ist. welches alle charak- teristischen Eigenthümlichkeiten aufweist, die das Schmelzorgan der schmelzführenden Wurzel- zähne der übrigen Säugethiere kennzeichnet, nur mit dem einzigen, aber wesentlichen Unter- schiede, dass dasselbe zu keiner Zeit Schmelz producirt." Als wichtiges Resultal seiner Unter- suchungen hebt ferner B. hervor, dass sich der untere Theil des Schmelzkeims zeitlebens an AtT Basis der Pulpapapille erhält, weil von hieraus der Zahn während des ganzen Lebens nach- 109 wächsl : „gewiss ein schlagender Beweis dafür, dass die wesentliche Substanz des Zahnes, das Dentin, nur unter Vermittelung des Schmelzorganes gebildet werden kann." J'>. hai somit die Geltung der von v. Brunn und Rose gemachten Entdeckung auf die Zähne der Edentaten avis- gedehnt. Kino directe Verbindung der Schmelzleiste oberflächlich vom Schmelzkei mit dem Mundhöhlenepithel, wie sie Tomes in seinen Zeichnungen darstellt, hat B. nicht gefunden. Bei den Embryonen, wo noch keine Dentinbildung erfolgt war, setzte sich die Schmelzleiste als continuirliche Platte durch die zahnfreien Räume fort. Schliesslich t heilt Böse (IV) seine Beobachtungen über Takusia pcba und hybrida mit. von denen er die Unterkiefer je eines Embryos (von 7, resp. t> Cmtr. Rumpflänge) untersucht hat. heu Angaben Tomes' entgegen hat \\. eine Schmelzpulpa und ausserdem das Vorkommen eines Schmelzoherhäutchens nachgewiesen. Auch I!. fand die Schmelzleiste nie im Zusammenhange mit dem Mundhöhlenepithel. Bei T. hybrida konnte R. den Nachweis liefern, dass auch medialwärts von den von Flowek, Hexsel und Reinhardt aufgefundenen Rudimentärzähnen eine am Ende kolbig verdickte "Schmelzleiste vorhanden ist, und dass dieselben somit der ersten Dentition zuzu- rechnen sein. Einige Resultate meiner eigenen Untersuchungen an Serienschnitten von vier Entwicklungs stadien von Takisia j>u und hybrida habe ich bereits veröffentlicht (III). In Folgendem wird eine ausführlichere, durch Abbildungen erläuterte Darstellung der Befunde gegeben werden. Podchet & Chabrt? sind bisher die einzigen, welche Oryckropus aufschnitten untersuchten, und zwar beschreiben sie ausführlich das Verhalten im Unterkiefer eines 32 Cmtr. langen, jungen Thieres. Sie landen neben dem rudimentären Schneidezahne eine siebartige durchlöcherte Schmelz- leiste, sowie auch Reste der letztern vor dem „premiere molaire." Das in Fig. 35 abgebildete Epithelgebilde, welches die Verfasser für ein Zahnrudiment halten, ist wohl, wie Rose (IV) will, eine s. g. Epithelperle. Dass aber Oryeteropus in der That diphyodont ist, ist später [1890) durch Thomas' Entdeckung (II) von Milchzähnen sowohl im Ober- als im Unterkiefer sieher ge- stellt worden. Die einzigen Angaben, welche vor meiner Mittheilung (III, IV) über die fraglichen Punkte bei Bradypodidae existirten, stammen ebenfalls von Pouchet & Chabry her. Zur Untersuchung gelangten Individuen von 12 — 23 Cm. Länge. Als für ihre Zahnentwicklung charakteristisch wird das Fehlen der Schmelzpulpa sowie die frühzeitige Rückbildung des gesummten Schmelz- keimes hervorgehoben. Irgend welche Andeutung eines Zahnwechsels haben die Verfasser nicht gefunden; auch des von Brants, Owen und Gervais (I) beschriebenen rudimentären Schneide- zahnes erwähnen sie nicht. Gervais' Behauptung (I), dass bei der Megatheriden-Gattung Coelodon ein Zahnwechsel vorkommt, ist von Reinhardt (IV) endgültig widerlegt worden. Bezüglich der Frage nach dem Vorkommen von Zahnbildungen bei Myrmecophagidae liegt aussei' der altern, sich nicht auf mikroskopische Untersuchung stützenden Angabe von Gervais (1), dass bei einem sehr jungen Cyclothurus didactylm möglicherweise Zähne vorkommen können1), sowie der von mir (111) an einem Embryo von Tamandua tetradactyla gemachten Beobachtung mit negativem Resultat eine Mittheilung von Rose (IV) vor. welcher den Unterkiefer eines Fötus von Cyclothurus didactylus (20 Cmtr. Länge) auf Schnitten untersuchte. Das Ergehniss seiner' 'i Gervais' Abbildung in Zoologie et Paleont, generales habe ich nicht gesehen. L10 Untersucliung ist: „An der Stelle, wo sonsl die Zaknleiste mit dem Kieferepithel in Beziehung steht, findet sich eine Reihe ausnehmend hoher Papillen, und scheint es mir sehr wahrscheinlich zu sein, dass bei jüngeren Stadien an dieser Stelle die Zahnleiste angelegt war. sich aber nicht weiter differenzirte, sondern zurückgebildet wurde." Auch die Manidae sind neuerdings von mir (111) und Rose (IV. V) mikroskopisch auf das Vorkommen von Zahnbildungen untersucht wurden. Während ich auch hier keine Spur irgend einer Zahnanlage auffinden konnte, hat Rose bei einem 9 Cmtr. langen Fötus von Manis juvanica, sowie bei einem 7,6 Cmtr. langen Fötus von M. tricuspis im Oberkiefer eine Schmelzleiste, im Unterkiefer bei M. tricuspis sogar knospenförmige Schmelzkeime in Verbindung mit der Schmelz- leiste gefunden. Eigene I litersucJtuitgeii. T a t u s i a. Da ieh reichlicheres Material als meine oben genannten Vorgänger untersucht habe, kann ieli den bereits bekannten einige neue Thatsachen hinzufügen, so dass man sieh nunmehr eine recht befriedigende Vorstellung von der Zahnentwicklung bei Tatusia bilden kann. Von dieser Gattung wurden Unterkiefer von folgenden Embryonen auf frontalen Serien- schnitten untersucht : Stadium A: T. peba; völlig unbehaarter, blinder Embryo ; Länge vom Seheitel zur Anal- öffnung 46 ihn. Stadium 1>: T. hybrida; unbehaarter Embryo aber mit offenen Augen; Länge vom Seheitel zur Analöffnimg 48 ihn. Stadium (': T. peba; Länge vom Seheitel zur Analöffnung 78 Mm. Stadium I): T. peba; Embryo mit schwach behaarten Extremitäten und offenen Augen; Länge vom Scheitel zur Analöffnung 90 Mm. Da die erwachsene T. hybrida kleiner ist als T. peba. ist. wie auch die Untersuchung bestätigt, die Zahnentwicklung des untersuchten T. hybrida-Embryos (Stad. B) weiter fort- geschritten, als die geringe GrÖssendifferenz zwischen den Stadien A und B es sonst bedingen würde. Letzteres Stadium füllt die Lücke zwischen dem Stadium A und C in befriedigender Weise aus. so dass eine continuirliche Entwicklungsserie zur Untersuchung vorliegt. Stadium vi. Es entspricht dieses Stadium ziemlieh genau dem von Tomes (II) untersuchten l'/s Zoll langem Embryo, von dem er auf Tat. II, Fig. 2 eine Zahnanlage abbildet. Als zunächst besonders bemerkenswer th hebe ieh die grosse Anzahl der Zahn an lagen auf diesem Stadium hervor: dieselbe erhebt sieh näm- lich auf 1 •">. Reinhardt (II) fand bei mehreren jungen Thieren dieser Art im Unterkiefer vor den durch eine zweite Dentition zu ersetzenden, relativ gut entwickelten Zähnen bis zu fünf — 111 weitere, sehr kleine Zähne, welche niemals das Zahnfleisch durchbrechen, und von denen die Mehrzahl oder alle früh resorbirt werden. Da die gewöhnliche Anzahl der bei T. peba funktio- nirenden Zähne 7 — 8 ist, so würde durch die fünf von Reinhardt entdeckten rudimentären Zähne die Zahl der verkalkten Zähne auf 12 — 13 steigen. Da ich nun aber lö deutliche Anlagen ge- funden habe und die Schmelzleiste ausserdem sehen vor dem vordersten Schmelzkeim auftritt (siehe unten): da es ferner ausgemacht ist, dass auf diesem Stadium noch nicht alle Zähne im hintern Theile des Kiefers angelegt sind, so ergiebt sieh, dass bei T. peba im vordem Kiefertheile mehr Zähne embryonal angelegt werden, als später zui' Ver- kalkung gelangen. Diese Thatsachen führen somit zu der Ann ah ine. dass Tatusia von einer Form abstammt, welche eine grössere Anzahl Zähne — jedenfalls mehr als fünfzehn besessen hat, welche im Laufe der phylo- genetischen Entwicklung allmählig reduzirt wurden ist. was sich noch ii ii t o g e n e t i s c h d u r c h die s u c c e s s i v e U n t e r d r ü c k u n g d e r Z ä h n e kundgiebt, indem, wie die Untersuchung des folgenden Stadiums lehrt, die vordem Zahn anlagen nicht weiter als bis zum Stadium mit kappen förmigem Schmelzkeim gelangen, und die darauf folgenden zwar verkalken aber als rudimentär meist früh und ohne jemals funktionirt zu haben resorbirt werden können. Es kommt also die embryonale Tatusia dem Priodon giyas mit dessen 20- 25 Zähnen in jeder Kieferhälfte nahe, welches Thier somit der Z ahn z ah 1 n a c h sichprimiti v e r als d i e ü b r i g e n D a s y p o di cl a e v c r h ä 1 1. Im Zusammenhange hiermit ist zu erwähnen, dass auf diesem Stadium der Entwicklungs- grad bei allen Zähnen auch bei den vordersten etwa der gleiche ist. kein Zahn ist über das kappenformige Stadium hinausgekommen, was offenbar zunächst davon abhängt, dass bekanntlich in der fertigen Zahnreihe kein plötzlicher Unterschied in der Grösse auftritt, sondern dass ein ziemlich allmähliger Uebergang von den vordem kleinern zu den hintern grössern stattfindet. Die Reduction der Zahnelemente im vordersten Kiefertheile bekundet sich, wie bereits angedeutet, schon dadurch, dass mehrere Schnitte vor der vordersten Zahnanlage eine faden- förmige, drehrunde Schmelzleiste ohne Zusammenhang mit dem Mundhöhlen epithel auftritt. Noch auf dem altern, von Rose untersuchten Stadium steht die Schmelzleiste im vordem Kiefertheile mit dem Mundhöhlenepithel in Verbindung, während dies hier nur im hintern Kiefertheile (siehe unten) der Fall ist. Die Schmelzleiste geht continuirlich durch die ganze Kieferlänge, nach hinten zu verliert sie ihre Fadenform und wird wirklich leistenförmig. Die vorderste Zahnanlage ist ein kleines kappenförmiges Schmelzorgan mit gut ausge- prägtem Zahnbeinkeim und Zahnsack. Bei den etwas grössern, sonst gleichen Zahnanlagen 2. — 7. (ebenso wie bei den folgenden) ist das innere Schmelzepithel etwa ebenso deutlich cylindrisch wie bei den entsprechenden Stadien von Erinaceus, Didelphys etc. Die genannten sieben Schmelz- keime hängen nicht mit dem Mundhöhlenepithel durch eine Schmelzleiste zusammen. Dasselbe gilt für den etwas grösseren Schmelzkeim der achten Zahnanlage, doch ist hier das tiefe Ende der Schmelzleiste schwach abgeschnürt (Fig. 149). Von hier ab wird die Schmelzleiste dick leistenförmig und ragt beim folgenden (neunten) Schmelzkeim, neben welchem ebensowenig wie bei den folgenden ein freies tiefes Schmelzleistenende auftritt, über demselben empor und verlängert sieh über dem zehnten Schmelzkeim nach oben, so dass sie stellenweise mit dem Mundhöhlen- epithel zusammenhängt, wodurch die Angabe und Abbildung (Fig. 2) von Tomes bestätigt werden. — 112 — Rose (IV pag. 503) hebt 'l'uMi;- gegenüber hervor, dass Li. niemals im Bereiche der Backenzähne eine directe Verbindung der Schmelzleiste mit dem Kieferepithel auffinden konnte. Dies gilt auch nach meinen Untersuchungen (siehe unten) für die altern Stadien — und nur solehe hat \l. untersucht — aber nicht für ein so zeitiges wie das von Tomes und von mir beobachtete. An den Zähnen 11.— 15. ist kein directer Zusammenhang mit dem Mundhöhlen epithel nach- weisbar. Aus der ganzen Entwicklungsart erhellt entschieden, dass sämmtliche Zahnanlagen der- selben Dentition angehören, woraus wiederum folgt, dass Reinhardts Annalinie, nach welcher die von ihm gefundenen fünf rudimentären vorderen Zähne „Milchzähne" seien, vollkommen be- kräftigt wird. Ein Zahnwall i alier keine Zahnfurche) ist namentlich im mittlem Theile der Kieferlänge nachweisbar. Stadium 1>. Hier folgen im vordem Kiefertheile auf eine wie heim vorigen Stadium beschaffene Schmelzleiste, welche nicht mit dem Mundhöhlenepithel im Zusammenhange steht, mehrere mehr oder weniger stark degenerirte Schmelzkeime, von denen der eine theilweise in eine s. g. Epithel- perle umgebildet ist; Kose bildet in Fig. 2 eine solche Epithelperle ab, aber im Zusammen- hange mit der Schmelzleiste. Man darf jedenfalls annehmen, dass solche Anlagen nicht ent- wicklungsfähig sind. Am wenigsten rückgebildet und am grössten ist der letzte dieser rudi- mentären Schmelzkeime, welcher auf dem kappenförmigen Stadium steht (Fig. 150). Un- mittelbar hinter demselben setzt sich die Schnielzleiste wirklich „leistenförmig" fort, um neben dem ersten gut ausgebildeten und auf dem glockenförmigen Stadium stehenden Schmelzkeim als medialer „Fortsatz" sich zu erhalten (Fig. 1">:!)- Hier ist somit ein deutlicher Sprung in der Ausbildung, indem der nächstvorhergehende nicht nur sehr klein und degenerirt ist. sondern ausserdem noch auf dem kappenförmigen Stadium steht; legen wir hierzu den Umstand, dass im (Tanzen acht gut ausgebildete, auf dem glockenförmigen Schmelzkeimstadium stehende Zahnaulagen auf die rudimentären folgen, so ergiebt sich hieraus, dass die vordersten degenerirten Anlagen den von Reinhardt (II) gefundenen verkalkten Zähnen entsprechen; dieselben finden sich auch beim Jüngern Exemplar A, sind aber dort vollkommen normal gestaltet und stehen auf dem kappenförmigen Schmelzkeimstadium (vergleiche oben). Es erhellt hieraus, dass, wie schon er- wähnt (pag. 111), sämmtliche rudimentären Zähm« schon auf dem kappenförmigen Stadium resorbirt werden können. Die (dien erwähnte erste, gut ausgebildete Zahnanlage, an der ebensowenig wie an den folgenden Harlgebilde ausgebildet sind, trägt eine einfache Zahnkrone, während die folgenden mit Ausnahme des letzten Zahnes, welcher ebenfalls einspitzig ist. zweispitzig sind, mit einer höhern medialen und einer niedrigem lateralen Spitze. Rose fand, dass von den sieben von ihm bei T. hvbrida angetroffenen Zähnen die zwei vordem einspitzig waren. Die Zähne nehmen an Breite -tetig zu bis zum sechsten, welcher der grösste ist. von da ab werden sie wieder kleiner. Was den Bau des Schmelzkeimes betrifft, so kann ich zunächst gegen Tomes, PoüCHET 113 und Chabry aber in Uebereinstimmung mit Ballowitz und Rose das Vorkommen von wirklicher Schmelzpulpa constatiren. Sowohl von dem Jüngern Stadium als auch von gleichweit ent- wickelten Zähnen anderer Thiere unterscheiden sich aber die Schmelzkeime des vorliegenden Exemplares dadurch, dass die Zellen des innern Schmelzepithels zum grössten Theil ihre cylin- drische Form eingebüsst haben und mehr rundlich geworden sind. Die Beobachtungen von Ballowitz. mit dessen Fig. 2 die von mir erhaltenen Bilder des Schmelzkeimes sich vollkommen decken, stimmen hierin mit den meinigen gut überein. Die früh erfolgende Umgestal- tung der so charakteristischen cylindrischen Zellen des innern Schmelz- epithels ist jedenfalls mit dem Umstände in ursächlichen Zusammenhang zu bringen, dass kein Schmelz produzirt wird (vergleiche unten bei Phocaena). Auch bezüglich des Baues des äussern Schmelzepithels und der Epithelsprossen kann ich mich Ballowitz' Angaben anschliessen. Die Sehmelzleiste verläuft beim vorliegenden Exemplare nicht überall als epitheliale Platte oder Epithelband , wie es Ballowitz auf entsprechenden Stadien gefunden hat, sondern sie geht stellenweise nur als runder Faden continuirlich durch die ganze Kieferlänge. Dagegen ist es be- sonders bemerkenswerth — und auch in diesem Punkte stimme ich Ballowitz gegen Tomes bei — , dass die. Schmelzleiste schon jegliche Verbindung mit dem Mundhöhlenepithel eingebüsst hat, da ihr oberflächlicher Theil resorbirt ist, während bei dem entsprechenden Entwicklungsstadium von Erinaceus der Zusammenhang noch vollständig erhalten ist. und auch bei übrigen Säugern der oberflächliche Theil stets viel länger sich vollständig erhält. Der Abschnürungsprozess des Schmelz- keimes von der Leiste giebt desshalb etwas befremdende Bilder (Fig. 151 und 152). Auf diesen Figuren ist auch ersichtlich . dass sich die Schmelzleiste (und somit auch der Schmelzkeim im Bereiche der Schmelzleiste) an der lingualen Fläche durch zahlreichere und grössere Zellen von dem übrigen lingualen Theil des äussern Schmelzepithels , welcher weniger deutlich vom Binde- gewebe abgesetzt ist, unterscheidet. Zahnwall oder Zahnfurche sind nicht vorhanden. Stadium ('. Bemerkenswerth ist dieses Individuum, welches nur wenig weiter entwickelt ist als das von Rose (IV) untersuchte, zunächst desshalb, weil von den rudimentären vordem Zähnen keine An- lagen vorhanden sind — Rose fand deren zwei — falls nicht einige Zellenhaufen als Ueberreste der resorbirten Zähne zu deuten sind; auch eine Schmelzleiste ist vor dem ersten normalen Zahne nicht vorhanden. Von den sieben Zahnanlagen sind die erste und zweite noch mit etwas Schmelzpulpa versehen und einspitzig. Die Schmelzleiste ist völlig vom Zahne abgeschnürt; sie steht hier ebenso wenig wie bei dem folgenden Embryo im Zusammenhange mit dem Mundhöhlenepithel. Im Zwischenräume zwischen dem ersten und zweiten Zahne erhält sich nur ein fadenförmiger Strang, welcher sich unmittelbar vor Zahn 2. wieder vertieft und als eine solide, nach der Tiefe zu allmählich verdickte Leiste neben Zahn 2. zu liegen kommt (Fig. 154 — 156) ohne mit ihm ver- binden zu sein. Die folgenden Zähne (3. — 6.), welche auf derselben Entwicklungsstufe wie Zahn 1.— 2. stehen, sind, wie schon Flower (IV) nachgewiesen und später auch Rose gefunden hat, zwcispitzig; ihr Verhalten zur Schmelzleiste ist dasselbe wie bei Zahn 2. Da, wie erwähnt, die Bibliotbeca zoologica. Heft 17. 15 114 — beiden vordersten Zähne einspitzig sind, ist also das Milchgel) iss ursprünglich hete- rodont. Zahn 7. steht noch auf dem knospenförmigen .Stadium, während alle vorhergehenden etwa gleich weit entwickelt sind. &" Stadium D. Hier sind wiederum die fraglichen rudimentären vordem Zähne vorhanden und zwar als drei, vom ersten zum dritten an Grösse zunehmende, verkalkte Zähne, welche aber bereits mehrfache Resorptionserscheinungen darbieten (Fig. 157) und jedenfalls nie zum Durchbruch kommen. In Uebereinstimmung mit den Angaben Reinhardts, ist ihre Entwicklung bereits ab- geschlossen, während die folgenden sieben grösseren Zähne noch mit dem innern Schmelzepithel versehen sind und das Zahnbein an diesen erst zum Theil fertig gebildet ist. Während vor und neben den besagten rudimentären Zähnen jede Spur einer Schmelzleiste fehlt, tritt dieselbe in starker Entwicklung neben den grösseren Zähnen auf, jedoch fehlt sie gänzlich in den Zwischenräumen ausser zwischen Zahn 5., 0. und 7. Ebenso wie bei allen vorigen sind die grössern hintern Zähne — hier auch der siebente — etwa gleich weit entwickelt. Bradypus. Stadium A. Bradypus cuculliger. Embryo. Länge vom Scheitel zum Anns 07 Mm. Völlig nackt. Augenlider geschlossen. Stadium B. Bradypus. Embryo. Länge vom Scheitel zum Anus 96 Mm. Nackt Ins auf einige Haare am Lippenrand und an der Ohrmuschel. Offene Augen. Von beiden sind Ober- und Unterkiefer auf Frontalschnitten untersucht. Unterkiefer. Stadium A. Eine schwache Schmelzleiste ohne Zusammenhang mit dem Mundhöhlen- epithel tritt auf einigen Schnitten vor Zahn 1. auf. Der letztere ist viel kleiner als die folgen- den, steht auf dem glockenförmigen Stadium und hängt durch die Schmelzleiste fast mit dem Mundhöhlenepithel zusammen. Dieser Zahn sowohl als die folgenden unterscheiden sich von den auf derselben Ausbildungsstufe stehenden Zähnen anderer Säugethiere dadurch, dass keine sternförmigen, sondern einfach runde Zellen — etwa dem Stratum intermedium Waldeyer's entsprechend --im Schmelzkeim vorkommen, und dass die Zellen des innern Schmelzepithels keine so ausgeprägt cylin- drische Form wie bei andern Thieren haben (vergl. Tatusia Stad. B.) '). Hieraus geht also hervor, dass Bradypus nie die für die übrigen Säugethiere (auch Tatusia) charakteristische Schmelzpulpa besitzt. Dem Zahn 1. eigenthümlich ist das Vorkommen von Pigment im Innern des Schmelzkeims. (Fig. 98.) Bemerkens- ') Also ähnlich wie Pouciif.t &. Chaury hei einem 12 Cmtr. langen Embryo beobachtet; doch beschreiben sie das innere Schmelzepithel als cylindrisch. 115 werth ist, dass auch Kükenthal (11) bei Hyperoodon rostratus das Eintreten von Pigmentzellen sowohl in die Schmelzleiste als auch in die Anlage des untern Eckzahnes beobachtet hat. Nach einem längern Zwischenräume tritt zunächst die Schmelzleiste und dann die viel grössere Anlage des Zahnes 2. auf. Der Schmelzkeim desselben hat, verglichen mit dem Zahnbeinkeim, eine sehr geringe Grösse, und an ihm wie an dem folgenden Zahn 3. ist eine freie oberfläch- liche. Schmelzleiste nur am vordem und hintern Ende des Schmelzkeimes, nicht in dessen Mitte vorhanden (Fig. 99). Auch zwischen den Zähnen ist die Leiste — vielleicht in Folge der starken Entwicklung des Knochengewebes - - nur durch einen oder einige schwache Stränge repräsentirt. Üb Zahn 4. angelegt ist, kann ich nicht feststellen, da die Serie im hintern Kiefer- theile unvollständig ist. Zahnwall, aber keine Zahnfurche ist vorhanden. Stadium B. Der schon auf dem Stad. A. angetroffene vorderste , rudimentäre Zahn ist hier vollständig verkalkt; doch zeigt der gezackte Rand desselben (Fig. 100), dass er bereits in Resorption begriffen ist und jedenfalls niemals zum Durchbruch gekommen wäre. Ein Rest der Schmelzleiste findet sich lingualwärts von ihm. Legt man zu den beiden von mir untersuchten Embryonen den altern Embryo von Gervais (I), das jugendliche Thier von Brants (nach Owen's Citat) und schliesslich Owen's Nachweis von Resten der Alveole des fraglichen Zahnes im Unter- kiefer eines Bradypus im Museum des College of Surgeons in London, so ist also bisher bei fünf In- dividuen der vorliegenden Thierform im Unterkiefer ein rudimentärer , nicht zur Funktion ge- langender Zahn nachgewiesen worden, dessen ziemlich constantes') Vorkommen — analog den entsprechenden Befunden bei Tatusia (siehe oben) - - auf eine vier übersteigende Zahnanzahl bei der Stammform der Bradypodidae hinweist. Neben und zwischen den vier grösseren Zahnanlagen ist die Schmelzleiste völlig ver- schwunden, und von dem Schmelzkeim haben sich nur Reste des innern Schmerzepithels sowie der von Pouchet & Chabry sowie von Ballowitz beschriebene „untere Keimrand des Schmelzorganes" erhalten. Zahn 1., 2. und 3. - - ich sehe vom vordersten rudimentären ab — sind ziemlich regel- mässig kegelförmig, wogegen der grösste , Zahn 4., zweispitzig ist mit höherer lingualer und kleinerer labialer Spitze (Fig. 101). Wir haben somit bei Bradypus dieselbe Thatsache wie bei Tatusia zu verzeichnen, dass das Gebiss ursprünglich in geringem Grade he tero- dont ist. Die Präparation eines fast reifen Embryos von Brad. cuculliger bekräftigte diesen Befund. Letzteres Exemplar zeigte auch, dass sämmtliche Zähne schon vor der Geburt das Zahnfleisch durchbrechen. Oberkiefer. Staähim A. Zunächst ist die verschiedene Entwicklungsstufe der Zähne bemerkenswerth. Zahn 1 ist ein kurzer und dicker knospenförmiger Schmelzkeim, welcher in schwachem Zu- ') Da die Coiistatirtmg des Nichtvorhandenseins eines Zahnes von so geringer Grösse mit Sicherheit nur auf mikroskopischem Wege erfolgen kann, und da Pouchets & Chabky's negative Resultate schon deshalb nicht zu schwer wiegen, weil genannte Autoren keine Schnittserien untersucht haben, darf man wohl mit Rücksicht auf die bisher ge- wonnenen positiven Resultate das Vorkommen des fraglichen Zahnes als ein ziemlich constantes bezeichnen. 116 14. sammenhange mit dem Mundhöhlenepithel steht. Zahn 2. hat das kappenförmige Schmelzkeim- stadium erreicht und hängt ebenfalls noch mit dem Mundhöhlenepithel zusammen. Zahn 3. dagegen ist ein grosser, etwas unregelmässiger, glockenförmiger Schmekkeim — wie im Unterkiefer ohne Schmelzpulpa — mit starkem Zahnbeinkeim und Zahnsäckeken und mit niedriger oberflächlicher Schmelzleiste, welche nicht mehr mit dem Mundhöhlenepithel zusammenhängt. Die drei folgen- den Schmelzkeime stehen etwa auf derselben Entwicklungsstufe wie der dritte, sind aber kleiner. Die Schmelzleiste zwischen den Zahnanlagen ist gut erhalten. Aus obigem erhellt also zunächst, dass beim Embryo im Oberkiefer sechs Zahnanlagen vorhanden sind, während bei erwachsenen Thieren nur fünf Zähne vorkommen; aus einem Vergleiche mit Stad. B und mit dem erwachsenen geht ferner hervor, dass diese „überzählige" Anlage ebenso wie im Unterkiefer die vorderste ist. Von besonderer Wichtigkeit aber ist folgen- der Befund: labialwärts vom zweiten(dem ersten persistirenden) Zahn kommt ein kurzer (d. h. durch wenige Frontalschnitte reichender) kegelförmiger, verkalkter Zahn vor (Textfigur 14 a). Leider fehlen noch gesicherte Anhaltspunkte für die Beurtheilung dieses Befundes. Mit Rücksicht aber darauf, dass bei den andern bezahnten Edentaten (Dasypodi- dae, Orycteropidae) ein Zahnwechsel, eine erste und zweite Dentition vorkommt, halte ich es für wahrscheinlich, dass der fragliche Zahn der letzte Rest der ersten Dentition ist, woraus wie- derum die wichtige Thatsache gefolgert werden müsste, dass das persistirende Gebiss der Bra- dypodidae der zweiten Dentition homolog wäre. Vielleicht wird die Untersuchung etwas jüngerer Stadien, die mir z. Z. nicht zu Gebote stehen, hierüber Aufschluss geben. Beim Stadium /»'. , bei dem sich die Zähne im wesentlichen wie die untern verhalten, fehlt die vorderste (überzählige) Zahnanlage gänzlich und von der oben besprochenen labialwärts gelegenen ist nur ein undeutliches, etwas zweifelhaftes Rudiment zu sehen. Von den persistiren- den Zähnen ist der vorderste am schwächsten entwickelt und kleiner als die folgenden. Bradypus cueuttigtr, Stad. A. Frontalschnitt durch den Oberkiefer. a. Labialwärts von der Anläse des vordersten persistirenden Zahnes gelegener Zahn Die rechte Seite vom Leser entspricht in dieser Figur der labialen Fläche. Vergrösserung 50. Bezüglich der von mir auf Frontalschnitten untersuchten Unterkiefer von Embryonen viin Tamandua tetradsetyla ') (Scheitel-Steisslänge 70 Mm.) und Manis tricuspis (dito 40 Mm.) habe ich schon früher (LEI) mitgetheilt, dass ich keine Spur von Zahnleiste oder Schmelzkeimanlagen habe nachweisen können. ') Seite 5 Zeile 14 von unten ist aus Versehen das Thier Tamandua tridaetyla genannt worden. 117 Inzwischen hat Rose (IV, V) seine Untersuchungen über die fraglichen Thiere publicirl und ist zu etwas andern Resultaten gekommen. In Bezug auf seine bereits oben (pag. 109) refe- pirten Angaben betreffs eines 200 Mm. langen Embryo von Cyclothurus didactylus, dass an der Stelle der hohen Papillen bei jüngeren Stadien wahrscheinlich die Schmelzleiste angelegt sei. ist zu bemerken, dass bei meinem viel Jüngern, allerdings einer andern Art angehörigen Embryo entschieden keine Schmelzleiste vorhanden ist. Betreffs der Munidan kann, nach Röse's (V) Abbildungen, jedenfalls nicht daran gezweifelt werden, dass hier wirkliche Zahnanlagen vorhanden sind. Das späte Auftreten der Schmelz- leiste ist immerhin auffallend: während bei meinem 40 Mm. langen Embryo von Manis tricuspis wie erwähnt, die Schmelzleiste nicht angelegt ist, war sie bei dein viel grösseren 7G Mm. langen Exemplar derselben Art, das Rose untersuchte, vorhanden. Ergebnisse und Folgerungen. Aus der Ontogenie geht hervor, dass Tatusia, bei welcher im erwachsenen Zustande nicht mehr als 7 — 8 Zähne vorkommen, von einer Form abstammt, welche eine grössere Anzahl aus- gebildeter Zähne — jedenfalls mehr als fünfzehn — besessen hat, und zwar ist es die erste Dentition, welche durch das Vorkommen von mehreren, nicht mehr zur völligen Ausbildung ge- langenden Componenten die grössere Zahnanzahl aufweist (vergl. oben pag. 110). Es kommt also das Milchgebiss bei Tatusia dem Priodon gigas mit dessen 20 — 25 Zähnen in jeder Kiefer- hälfte nahe ; letztgenanntes Thier verhält sich, den erwähnten embryologischen Befunden nach zu urtheilen, primitiver als die übrigen Dasypodidae. Die ontogenetischen Befunde widerlegen auf das Entschiedenste die Annahme, dass die grosse Anzahl der Componenten im Dasypodiden-Gtebisse durch ein Stehenbleiben von Milchzähnen verursacht sei (vergleiche Winge I, pag. 25). Ferner sprechen dieselben entschieden gegen den Schlussatz, welchen Kükenthal (LI, pag. 440) aus der vergleichend-anatomischen Betrachtung der Bezahnung der Dasypodidae ableitet, dass „die Homodontie und die gleichzeitig damit ver- bundene Vielzahnigkeit entstanden ist aus einer seeundären Theilung ursprünglicher Doppel- d. i. Backzähne." Die Vielzahnigkeit der Dasypodiden ist vielmehr, insofern die Ontogenie spruch- berechtigt ist, ein primitiver Charakter; ausserdem ist das Zahnsystem angelegt als schwach heterodont, gar nicht als homodont. Auch bei Bradypus ist die Anzahl der Zähne beim Embryo und jugendlichen Thiere meistens grösser als beim erwachsenen, indem anstatt der \ Zähne des letztern | bei jenen ange- troffen werden, was somit auf das Vorhandensein einer grösseren Anzahl Zähne bei der Stammform der Bradypodidae hinweist. Das Gebiss sowohl bei Bradypus als Tatusia ist ursprünglich schwach heterodont (ver- gleiche oben pag. 114 und 115). Und zwar gilt dies bei Tatusia nicht nur von der ersten Dentition sondern auch, wie ich nachträglich bemerken will, von der zweiten '). Meine schon früher (III, ') So finde ich im Unterkiefer einer jugendlichen Tatnsia peba im ganzen 9 persistirende Zähne und zwar, wie die noch vorhandenen Milchzähne lehren, 7 Prämolaren und 2 Molaren. Während nun die Prämolaren einspitzig sind, tragen die Molaren zwei hinter einander stehende Spitzen. 118 l>;ig. ~}'S8) dargelegte Auffassung, dass bei allen bisher bekannten Säugethieren, wu Homodontie vorkommt, diese kein primitives Merkmal ist, erhält durch diese Thatsachen eine gewichtige Stütze. Wenn mich auch meine Untersuchungen betreffs der Frage nach der Homologie des Bradypodiden-Gehiases zu keinem entscheidenden Resultate geführt haben, macht doch das Vor- kommen eines rudimentären verkalkten Zahnes labialwärts vom vordersten persistirenden Zahne im Oberkiefer des jüngsten untersuchten Embryos es wahrscheinlich, dass das Gebiss der Brady- podidae der zweiten Dentition der übrigen Säugethiere entspricht. Bei Bradypus durchbrechen sämmtliche Zähne schon vor der Geburt das Zahnfleisch. Bezüglich des feineren Baues des Schmelzkeimes unterscheidet sich Bradypus von Tattisi: 44 Stadium A. Im ganzen sind 23 deutliche Zahnanlagen vorhanden. Von diesen ist die vorderste am grössten und am weitesten ausgebildet, indem sich an ihr schon eine kleine Zahnbeinkappe ent- wickelt hat, die den folgenden noch fehlt. Letztere stehen auf dem glockenförmigen Schmelz- keimstadium ; doch werden sie je mehr nach hinten immer weniger entwickelt, so dass die letzten auf dem kappenförmigen Stadium stehen. Als charakteristisch für den Schmelzkeim bei Phocaena kann ange- führt werden, dass weder die Schmelzpulpa den typischen Bau aufweist, indem die Kerne viel dichter stehen und die Zellen nicht sternförmig sind, noch die Zellen des inneren Schmelzepithels die gewöhnliche lange Cy 1 i n d er f o r m haben, sondern viel kürzer sind und nicht so sehr wie ge- wöhnlich von denen des äusseren Schmelz epithels abweichen. Mit andern 120 — Worten: der Schmelzkeim bei Phocaena weicht in denselben Punkten von dem gewöhnlichen Verhalten ab wie bei Bradypus (siehe oben pag. 118). Reste der Schmelzleiste und möglicherweise eines Schmelzkeimes treten schon vor der ersten Zahnanlage auf. Zum allergrössten Theile ist die Leiste schon stark durchlöchert und steht nicht mehr mit dem Mundhöhlenepithel iii Verbindung; nach hinten zu wird sie voll- ständiger, hängt mit dem Mundhöhlenepithel zusammen, ist aber sehr dünn. Die Degeneration der Schmelzleistensubstanz schon auf diesem ziemlich zeitigen Stadium zeigt sich übrigens darin, dass sich ein „Epithelperlenstrang" durch einen grossen Theil der Schmelzleiste hindurchzieht. Zwischen den Schmelzkeimen sind nur Reste der Schmelzleiste vorhanden. Für Phocaena eigenthümlich ist die Art der Ablösung des Schmelzkeimes von der Leiste auf diesem Stadium. Wie aus einer Vergleichung der Textfiguren 15 und 16, welche dicht 15. 16. ss i i Phocaena communis. Stad. A. Frontalschnitt durch den Unterkiefer. Vergrösserung 50. Phocaena communis. Stad. A. Frontaischnitt durch den Unterkiefer. Vergrösserung 50. Phocaena communis. Stad. B. Fron* talschnitt durch den Unterkiefer. Die rechte Seite vom Leser entspricht in dieser Figur der labialen Fläche. Vergrösserung 50. aufeinander folgenden Schnitten entnommen sind, ohne weiteres hervorgeht, ist die abgeschnürte Partie an der medialen Basis des Schmelzkeimes (Textfig. 15) das tiefe Ende der Schmelzleiste. An den hintern, kappenförmigen Schmelzkeimen dagegen , wo noch keine Ablösung angedeutet ist, steht die Schmelzleiste wie gewöhnlich in Verbindung mit der Spitze des Schmelzkeims. Stadium B. Von den 21 Zahnanlagen sind alle vordem mit kleiner Dentinkappe versehen; der zweite ist der kleinste und der erste wie auf dem Stadium A der grösste. Es ist dieser Grössenuntcrschied, den auch Kükenthal (II, pag. 406) bei Delphinus delphis beobachtet hat, deshalb bemerkenswerth, weil ein solcher nicht beim ausgebildeten Thiere ausgeprägt ist. Lingualwärts von einigen der vordem Zahnanlagen ist die Schmelzleiste zum grössern Theile völlig von der Anlage getrennt und trägt am tiefen freien Ende knospenförmige, etwas im regelmässig gestaltete Anschwellungen, so besonders neben Zahn 4. — 7. (Textfigur 17); — 121 neben den folgenden Zalinanlagen ist diese Anschwellung weniger deutlich. Aehnliche Befunde beschreibt Kükenthal (II, pag. 393) bei Belüget hucas. Er giebt aber den Inhalt besagter An- schwellung oder „Blase" als ans „vereinzelten, sternförmig verästelten Zellen, die mit denen der Schmelzpulpa übereinstimmen" bestehend an. Das ist bei meinen Präparaten entschieden nicht der Fall und geht übrigens aus den von K. gegebenen Abbildungen (Fig. 64, 65) auch nicht hervor. Bei Phocaena besteht der Inhalt aus rundlichen, jedenfalls schon etwas degenerirten Zellen. An den Stellen, wo die Schmelzleiste mit der Zahnanlage in Verbindung steht, ist kein freies Schmelzleistenende vorhanden. Wie die Ablösung des Schmelzkeimes von der Leiste zu Stande kommt, ersieht man gut an einigen Schnitten (z. B. des 4. und 5. Zahnes), von denen zwei, unmittelbar auf einander folgende in den Textfieuren 18 und 19 abgebildet sind: von der 18. 1 m Phocaena communis. Stad. B. Frontal- sclmitt durch den Unterkiefer. Orien- tirung wie Textfig. 17. Phocaena communis. Stad. B. Frontalschnitt durch den Unter- kiefer. Orientirung wie Text- figur 17. 21 1. MW >■--:■= ■ ' . /'^.., aena < ommunis, Stad. I I alschnitt durch den Unter- kiefer. Vergrössemng 50 medialen Peripherie des äussern Schmelzepithels des Schmelzkeimes bleibt nur der tiefer gelegen. Theil unverändert, während der oberflächliche sieh ablöst und sich als Schmelzleiste markirt, während die Zellen ihrer lateralen Fläche eine deutlichere Begrenzung, denjenigen der medialen ähnlich, erhalten. Stadium C. Hier fand ich bei drei Zahnanlagen Bilder, welche, was das Verhalten der Schmelzleiste zum Schmelzkeim betrifft, mit dem von Kükenthal (II) in Fig. 60 abgebildeten Präparate überein- stimmen (Textfigur 20) : die Schmelzleiste steht mit dem oberflächlichen oder mittleren Theil des äusseren Schmelzepithels in Verbindung: die Emancipation des Schmelzkeimes von der Leiste i-1 also vollständiger als beim Stadium B (vergleiche die Textfiguren 19 und 20). Das tiefe Leisten- ende bildet einen deutliehen Schmelzkeim, welcher sich jedenfalls dem kappenförmigen Stadium nähert. Bibliotheca zoologica. Heft 17. Ii; — 122 — Stadium I). Die Zähne haben schon eine starke Zahnbeinschicht entwickelt. Verschwunden ist jede Spui' vun Schmelzepithel, Schmelzpulpa and Schmelzleiste; auch die Iingualwärts von den persi- • stirenden gelegenen Schmelzkeime sind resorbirt. Eine deutliche Epithelscheide ist ausgebildet. Balaenoptera borealis. Der grösste Theil des Unterkiefers eines 70 Cmtr. langen Embryos ist an Frontal- schnitten untersucht worden. Die Zahnanlagen stehen auf dem glockenförmigen Stadium und sind mit typisch ausgebildeter Schmelzpulpa versehen, was dem Verhalten hei Phocaena gegenüber bemerkens w e r t h i s t. Eine Schmelzleiste zwischen den Schmelzkeimen ist nicht mehr vorhanden. Neben den letzteren hat sich die Schmelzleiste in zahlreiche unregelmässige Stränge aufgelöst, die mit Sprossen des äussern Schmelzepithels in Verbindung stehen. Lingualwärts von mehreren der vorderen Schmelzkeime tritt die Schmelzleiste als deutliche, freie Knospe hervor. Labialwärts vom ersten glockenförmigen Schmelzkeime liegt ein kappenförmiger solcher. welcher im Zusammenhange mit einer oberflächlichen Schmelzleiste steht. So lange mir ein solcher, etwas befremdender Befund vorliegt, dürfte es sich empfehlen, sich jeder Deutung desselben zu enthalten. Eines der wichtigsten Ergebnisse, welche der Morphologe von einer Untersuchung des Entwicklungsganges des Zahnwalgebisses erwartet, ist selbstverständlich die Beantwortung der Frage, welcher Dentition bei den übrigen Säugethieren das Gebiss dieser „Monophyodonten" entspricht. Kükenthal (VI. pag. 472) zieht nun aus seinen ontogenetischen Untersuchungen folgenden Schlusssatz: „Die Behauptung, dass das Gebiss der Zahnwale der ersten Dentition angehört, lässt sich unwiderleglich durch die Thatsache beweisen, dass die zweite Dentition ebenfalls angelegt wird, alier nur embryonal, und später verschwindet." Genauer präcisirt er das Verhalten der zweiten Dentition in seiner späteren Arbeit (II, pag. 420): „Die zweite Dentition ist entweder vollkommen unterdrückt, und dann fliesst das Bildungsmaterial ihrer Schmelzorgane — das Ende der Zahnleiste -- mit der Innenwand der Zahnanlage zusammen, oder die zweite Dentition kommt zur ersten Anlage, entwickelt sich aber nicht weiter (Beluga leucas), oder doch nur in vereinzelten Fällen. In letzteren verschmilzt der kleinere Ersatzzahn mehr oder minder deutlich mit der Hauptzahnanlage (Phocaena communis)." Wenn auch zugegeben werden muss, dass Kükenthal's umfassende und genaue Unter- suchungen manche bedeutsame Belege für die Annahme, dass das persistirende Gebiss der Zahn- wale der ersten Dentition der übrigen Säuger entspricht — welcher Auffassung auch ich mich in einer früheren Publikation (III) angeschlossen habe — gebracht haben, so lassen sich doch anderer- seits gewichtige Bedenken gegen dieselbe anführen. Zunächst haben wir wieder daran zu erinnern. — 123 — dass das Vorkommen einer freien Zahnleiste mit „Knospen." durchaus keine genügende Begründung für eine solche Annahme ahgiebt. Und /.war sollten wir gerade hier bei der Verwerthung dieser Thatsache im obigen Sinne um so vorsichtiger sein, als man bei den schwachen Zähnen der Zahn- wale annehmen darf, dass nach Abschnürung der Schmelzkeime der funktionirenden Zahnreihe so viel von der Schmelzleiste übrig bleibt, dass. auch wenn das funktionirende Ge- biss der zweiten Dentition entsprechen sollte, die Bedingungen für das Zustande kommen einer jüngeren Zahnreihe besonders günstig sind. Und zwar ist dies bei den Zähnen der Zahnwale ebensowohl anzunehmen wie bei Phoca und Desmodus [siehe oben pag. 68 und 79), wo faktisch lingualwärts von den Prämolaren das tiefe Ende der Schmelzleiste eine Zahnanlage andeutet, resp. das Zustandekommen einer dritten Dentition einleitet. Man vergleiche besonders das Verhalten der Schmelzleiste zum ersten Prämolaren bei Desmodus, wie es in Fig. 95 dar- gestelll ist. ein Bild, das die Unzulänglichkeit des besagten Criteriums zu illustriren geeignet ist. Ferner erregt der Umstand Bedenken, dass bei dem ältesten bekannten Walthiere Zeug- lodon, welches jedenfalls dem Ursprungsstamme der Ordnung näher steht als die heute lebenden Walthiere. ein typischer Zahnwechsel nachgewiesen ist. Es ist schwer einzusehen, warum, da beide Dentitionen ausgebildet gewesen sind, wie ja auch Kükenthal annimmt, die minderwerthige erste und nicht die zweite, die zähere, bei den heutigen Zahnwalen persistirt. Was die gelegentliehe, von Kükenthal beschriebene Ausbildung von Zähnen lingualwärts von den persistirenden bei Phocaena betrifft, so ist diese Erscheinung, da ich an meinen Präpa- raten nichts derartiges gefunden habe, jedenfalls selten, und nicht für die KüKENTHAL'sche An- nahme entscheidend, da besagte kleine Zähne auch eine andere Deutung zulassen, nämlich auch als zur dritten Dentition gehörig aufgefasst werden können (vergleiche oben bei Erimeeui pag. 43 und Phoca pag. 09). Im Zusammenhange hiermit steht die von Kükenthal gemachte Annahme, dass die Zähne der Bartenwalembryonen ebenfalls dem Milchgebiss der anderen Säugethiere homolog sind, da lingualwärts von ihnen knospenförmige Schmelzkeime auftreten; einmal (Fig. 109) sah K., dass eine solche Ersatzzahnanlage sich weiter ausbilden könne. Ferner fand K. „labialwärts von den Zahnanlagen die constanten Anzeichen einer dieser Dentition vorausgegangenen früheren Dentition". die er mit den von mir beschriebenen ähnlichen Rudimenten hei Erinaceus und Didelphys homolo- gisirt. Was den letzten Punkt betrifft, ist daran zu erinnern, dass sowohl die von mir als Reste einer der ersten Dentition vorangegangenen Zahnreihe bei den besagten Thieren so wie die rudimentären Zähne dieser Dentition bei Myrmecobius , Macropus und Pkascolomys vollkommen constant eine andere Lage im Verhältniss zur ersten Dentition, resp. zur Schmelzleiste ein- nehmen als die fraglichen Gebilde hei den Bartenwalen, nämlich oberflächlich von den Zahnanlagen erster Dentition, unmittelbar unter dem Mundhöhlenepithel -- was ja übrigens auch im Hinblick auf das Verhalten der Dentitionen zu einander während der Entwicklung bei dm Reptilien von vornherein zu erwarten ist. Ich glaube desshalb, dass wir die Frage nach der Homologisirung des Gebisses der Wal- thiere bis auf weiteres als eine offene zu betrachten haben. Schliesslich mache ich noch auf die von den bisher bekannten Befunden abweichende Art der Ablösung des Schmelzkeims von der Schmelzleiste bei Phocaeim aufmerksam, wie dieselbe aus einer Vergleichung der Textfiguren 15 — 20 erhellt. Homo sapiens. Die Ontogenie des menschlichen Zahnsystemes ist, besonders was die Beziehungen zwisehen erster und zweiter Dentition betrifft, neuerdings von Rose (I) und zwar in mustergültiger Weise behandelt worden, so dass eine erneuerte Darstellung dieses Gegenstandes sieh wesentlich als eine Wiederholung der RöSE'schen Schilderung gestalten würde. Desshalb beschränkte ich mich auch im Verlaufe meiner Untersuchungen hauptsächlich darauf, einigen Fragen nachzugehen, an welche sich ein besonderes theoretisches Interesse knüpft. Eine solche ist die erste Entwicklung der Prämolaren des Ersatzgebisses. Die Erwägung, dass zwisehen der ersten Anlage dieser Zähne, resp. zwischen der Abschnürung der Schmelzleiste von den betreffenden Milchbackenzähneu und dem Durchbruche der Prämolaren ein ausserordentlich langer Zeitraum liegt -- so ist die erste Anlage des P 2 schon beim Embryo von 7'/< Monate erkennbar, durchbricht aber erst im 10, — 12. Jahre das Zahnfleisch! -- lässt von vornherein eigenthümliche Modifikationen im Ent- wicklungsprocess erwarten. Während nun über die Entwicklung der Prämolaren nach dem Auf- treten von Hartgebilden an denselben zahlreiche Angaben in der Literatur vorliegen, geben die mir bekannten Publicationen von den zeitigeren, vom allgemeinen Gesichtspunkte sehr interes- santen Schicksalen derselben eine durchaus ungenügende Vorstellung. Die Thatsachen, welche mir die Durchmusterung lückenloser Schnittserien — eine, wenn es sich um so grosse Objecto wie Kiefer von Endern handelt, besonders geduldpriifende Methode — ergab, dürften ausserdem um so eher das [nteresse der Fachgenossen beanspruchen können, als ja jeder neue Befund, der den Menschen betrifft, seine speeifische Bedeutung hat. Der erste Forscher, welcher einige Angaben über die frühesten Entwicklungsstufen der menschlichen Prämolaren macht, ist Kollmann. Genauer beschreibt er aber nur die Anlage des zweiten Prämolaren. Morgenstern hat an zwei Embryonen, die 1 und 53/-t Monate alt waren, *) die Anlage der Ersatzzähne studirt. M. hat sieh auf diese beiden Stadien beschrankt, weil er >\rr Meinung ist, dass „zur Lösung der Frage über den Ursprung der bleibenden Zähne zwei ver- schiedene Alterstufen vollständig genügen" (!). Die im übrigen nicht besonders glückliche Arbeit, welche Rose bereits einer Kritik unterzogen hat, enthält brauchbare Angaben und Abbildungen von den Prämolar Anlagen auf den fraglichen Stadien. Schliesslich thcilt Kost: (1) Beobachtungen über das Auftreten der Prämolaren mit, ohne auf Einzelheiten einzugehen. Die Angaben der erwähnten Autoren werden bei der folgenden Darlegung meiner eigenen, mehrfach abweichenden Befunde Berücksichtigung linden. 1 1 Nacb IIi> Normaltafel würden die Maasse L91 i und 37 '/a Cmtr.) ein Alter von etwa -l'/s und ?'/s Monate angeben. — 12.3 — Folgende Unterkiefer habe ich auf Frontalschnitten untersucht: .Stadium A: Embryo 7'/a Monate alt. B: 8 H C: Kind • > Mon« te 1 Tag alt. II: » :; » 8 Tage alt. E: » 4 n 15 n V F: » 6 J> 2 n n G: •• 8 .. 10 T) •■ H: 1! 8 J5 29 T) y> .1: H 11 " 10 n ■' K: " 1 Jahr 3 Monate 4 Tage alt. L: n 1 » 10 ** ^ n n Wir wenden uns also zunächst zu den Prämolaren, welche ich, ohne damit etwas über ihre Homologien ausgesagt haben zu wollen, in Ueberein Stimmung mit dem gewöhnlichen Ge- brauche als P 1 und P 2 bezeichne. Erster Prämolar (P 1). Stadium A. Die Schmelzleiste ist neben der Mitte des l'd 1 an ihrem tiefen Ende .stark angeschwollen, einen etwas unregelmässigen knospenförmigen Schmelzkeim (P 1) bildend, welcher von einem deutlichen Zahnsacke umgeben ist (Fig. 158 Sl'); auf dem abgebildeten Schnitte hat er eine etwas unregelmässigere Form als auf den anderen Schnitten. Die grösste Breite des Schmelzkeimes beträgt 0,10 Mm. Oberflächlich hängt die Schmelzleiste mit einer langen Epithel- perle (e) zusammen; von dieser gehen einige Epithelstränge aus, welche den Rest der Ver- bindungsleiste mit Pd 1 bilden. Stadium B. Der Schmelzkeim (Fig. 159 Sl'), dessen grösste Breite 0,11 Mm. beträgt, verhält sich wesentlich wie im Stadium A; an seiner unteren Peripherie ist er deutlich eingekerbt. Die hier beschriebenen Thatsachen stehen in - - vielleicht mehr scheinbarem als wirk- lichem — Widerspruche mit der Angabe Bose's (1). dass selbst zur Zeit der Geburt noch keine Spur von den Prämolaren vorhanden ist: denn er bemerkt ebenfalls, dass beim Neugebornen „die Zahnleiste sich an der Stelle ihrer (d. h. der Prämolaren) späteren Entstehung eben erst ganz leicht verdickt hat", also mit anderen Worten, dass er die Prämolaren zur Zeit der Geburl auf dem knospenförmigen Stadium beobachtet hat. Bei einem etwa viermonatlichen Embryo hat dagegen Morgenstern (Fig. 8) den unverkennbaren knospenförmigen Schmelzkeim des P 1 abge- bildet. Bei einem altern Embryo, welcher ungefähr ebenso alt wie das von mir beschriebene Stadium A ist, stimmt die von M if.nstern gegebene Abbildung (Fig. 12) der Anlage des P 1 in jeder Beziehung mit meiner Figur 158 überein. Wenn M. dagegen (pag. 211 und 356) be- hauptet, dass „die beiden Ausstülpungen (am Schmelzkeim) zwei spätem Kronenhöckern ent- sprechen", .so ist dieser Ausspruch als verfehlt zu bezeichnen, da, wie auch die folgenden Stadien darthun, auf diesen zeitigen Entwicklungsstufen sicherlich kein Theil der zukünftigen Zahnkrone durch Einkerbungen vorgezeichnet sein kann. Im Stadium C und D ist P 1, welcher neben der hintern Hälfte von Pd 1 liegt. — 126 — nicht grösser (grösste Breite 0,10 Mm.) aber mehr eingekerbt als in den jungem Stadien (Fig. L60 und 160a). Die Schmelzleiste ist niedriger und stärker durchlöchert (10U). Ich mache hier auf den gewaltigen Unterschied in der Entwicklung des P 1 (und P 2) und des nächstvorgehenden Eckzahnes auf derselben Altersstufe aufmerksam, wie dieser Unterschied aus einem Vergleiche der bei derselben Vergrösserung gezeichneten Figuren 160 und 107 hervorgeht. Stadium E. Da der Schmelzkeim des P 1 beim Menschen auch in einer Entwicklungs- stufe, die jedenfalls dem knospenförmigen Stadium anderer Säugethiere entspricht, mehrere unregel- mässige Zerklüftungen aufweist, als ich sie bei anderen Formen angetroffen habe, so ist es schwer zu entscheiden, wann der Schmelzkeim das kappenförmige Stadium erreicht hat. Jedenfalls können wir bei dem vorliegenden Individuum (Fig. 161 und 161a) einen deutlichen Anfang dieses Stadiums erkennen, obgleich keine Grössenzunahme stattgefunden hat, zumal wenn wir die Ver- hältnisse bei den Stadien F, G und H berücksichtigen. Eier ist nämlich der Schmelzkeim, dessen Form siidi unmittelbar an diejenige des vorigen Stadiums anschliesst, unbestreitbar kappenförmig mit constanter Lage der Kappeneinstülpung, an welcher auf dem Frontalschnitte der labiale Schenkel der längere ist. Auch die Grösse hat zugenommen: Stadium F: grösste Höhe') 0,35 Mm., grösste Breite 0,19 Mm. . G= » » "■-- n » ■• 0,18 » H: .. „ 0,30 „ .. D.17 „ Das Stadium G (Fig. 162) zeichnet sich nicht nur durch etwas geringere Grösse sundern auch durch vollständigere Erhaltung der Schmelzleiste aus: während diese bei F und H ebenso wie bei E zum grössten Theile resorbirt ist, hat sich bei G in der ganzen Länge des Pd 1 eine hohe Leiste mit deutlichem, wenn auch durchlöcherten Verbindungsstrange (Fig. 162 Sl") erhalten. Röse's Befunde weichen von den meinigen insoferne ab, als er im Unterkiefer eines 6 Monate alten Kindes nur knospenförmige Schmelzkeime in der Gegend der späteren Prämolaren fand und erst beim 10 Monate alten Kinde (im Oberkiefer) einen kappenförmigen Schmelzkeim des 1' 1 constatiren konnte. Vielleicht beruht diese Verschiedenheit eher auf verschiedener Deutung als auf Variabilität der Stadien. Stadium J. Die Schmelzkeimkappe, deren grösste Böhe 33 Mm. und deren grösste Breite 24 Mm. beträgt, ist stark verflacht und schaut mit der Oeffnung labialwärts. Die Weiter- entwicklung den vorigen Stadien gegenüber zeigt sich auch darin, dass der Schmelzkeim in einer Aushöhlung des Kieferknochens liegt. Bei Stadium K lässt sich die Form des P 1 nicht unmittelbar von derjenigen bei J ableiten, da die Anlage hier als ein unregelmässiger kappenförmiger Schmelzkeim mit mehreren labialwärts verlaufenden Strängen der Schmelzleiste auftritt. Bei Stadium L ist er bereits von eigener Alveole umschlossen und Hartgebilde sind angelegt. Die Verfolgung älterer Stadien hat für die hier vorliegenden Fragen kein Interesse. Zweiter Prämolar 1 1' 2). Bei den Stadien A und I'» ist er nur erst als schwache Andeutung einer knospen- förmigen, von verdichtetem Bindegewebe umgebenen Anschwellung der Schmelzleiste neben der >i Dieses Maass kann keinen Anspruch anf Genauigkeit machen, da die Fixirung der Grenze zwischen Keim und Leiste auf jüngeren Stadien mehr oder weniger willkürlich ist. — 127 — vorderen Hälfte des Pd 2 vorhanden (Fig. 163 Sl'); i\r\- Verbindimgsstrang (Sl") /wischen Leiste und Pd 2 ist theilweise unterbrochen. Im Stadium C liegt drr deutlich differenzirte , etwas unregelmässig knospenförmige Schmelzkeim des P 2. dessen grösste Böhe 0,72 Mm. und dessen grösste Breite 0,09 .Mm. beträgt, nehen der vorderen Hälfte des Pd 2 (Fig. 164 und l(34a). Die Schmelzleiste ist stark besprosst aber schon ohne Verbindung mit dem IM 2. Kollmann hat den knospenförmigen Schmelzkeim eines 3 Wochen alten Kindes abgebildet. Morgenstern's Angabe, dass schon beim viermonatlichen Embryo ein knospeniörmiger Schmelz- keim ausgebildet sei. muss wohl so verstanden werden, dass auf diesem zeitigen Stadium lini- erst die Absrhniirung des Schmelzkeimes des Pd 2 eingeleitet ist. Die von Moi;(ienstekx ge- gebene Fig. 13 eines etwa dem Stadium A gleichaltrigen Embryos stimmt gut mit meinem Be- funde überein. Stadium E stimmt wesentlich mit Stad. C überein; doch ist der Schmelzkeim etwas grösser und die Leiste kürzer (Fig. lbö). Stadium F und (I. Grösste Hohe 0,30 Mm., grösste Breite 0,11 Mm. Hier markirt sieh der Anfang des kappenförmigen Schmelzkeim-Stadiums; doch ist I' 2 weniger weit ent- wickelt als P 1 in den entsprechenden Entwicklungsstufen. Nach Rose soll P 2 erst beim Kinde im Alter von 1 Jahr und 6 Monaten das kappenförmige Stadium erreichen! Da auf Stadium .) auch P 2 dieselbe etwas befremdende Form wie P 1 zeigt, welche nicht mit dem nachfolgenden Entwicklungsstadium in Beziehung zu bringen ist. ist die Möglich- keit nicht ausgeschlossen, dass die Schmelzkeimform bei diesem Individuum nicht völlig normal ist. Stadium K und L. P 2 verhält sieh wesentlich wie P 1 (siehe oben). Aus den mitgetheilten Beobachtungen geht hervor, dass die Prämolaren beim Menschen allerdings schon frühe - P 1 etwa im vierten Embryonalmonate (Morgenstern) - - angelegt werden, aber ein bemerkenswert!! verlangsamtes Entwicklungstempo innehalten, welches in den zeitigeren Stadien fast einem Stillestande gleichkommt. Während P 1 beim vi er monat- lichen Embryo etwa gleich weit entwickelt ist wie .T und (' (knospen- förmig) und ungefähr dieselbe Grösse wie diese hat. stehen beim 7'lz-monat- lichen Embryo die letzteren bereits auf dem glockenförmigen Schmelz- keimstadium und sind viel grösser als der auf dem knospenförmigen Stadium stehende P 1 und der eben angelegte P 2. Als winzige, unregel- mässig gestaltete Schmelzkeime, welche erst beim 4 — 6-monatlichen Kinde die Anfänge des k ap p e n f ö r m igen St a d i u m s e r k e n n e n 1 a s s e n u n d n u r ganz unbedeutend an Grosse zunehmen, verbleiben die Prä molaren während mehr als lVs Jahr, denn noch beim l'/j-jährigen Kinde lassen dieselben nichts von ihrer künftigen Ausbildungsstufe ahnen. Erst vom l'/s-jährigen Kindesalter ab entwickeln sie sieh in rascherem Tempo. Eine Untersuchung der Entwicklungsstufen, welche zwischen diesem Alter und dein ältesten von mir untersuchten Stadiuni (1 Jahr 10 Monate! liegen, wäre desshalb von Interesse: leider standen mir solche nicht zu Gebote. In diesem Zusammenhange habe ich das Vorkommen eines überzähligen Prämolaren (Fig. im; Px), welcher im Stadium (' (Kind. 3 Monate 1 Tat;' alt) angetroffen ist. zu erwähnen. — 128 — Derselbe liegt in einer Aushöhlung des Kieferknochens medialwärts von der vorderen Hälfte des l'd 1. ;ilso vor der Anlage des P 1, ist bedeutend grösser als letzterer: grösste Höhe 0.27 Mm., grösste Breite 0,26 Mm., und weiter entwickelt: er steht entschieden auf dem kappenförmigen Stadium. Dass er der zweiten Dentition angehört, ist ausser Frage. Dieser Befund be- ansprucht desshalb ein lies und er es Interesse, weil er auf ein phylogene- t is c h ä 1 1 e r e s E n t w i c k 1 u n g s s t a d i u m d e s M e n s c h e n h i n w eist, w o n o eh drei Prämolaren — bekanntlich die Prämolarenzahl der platyrrhinen Affen — vorhanden waren. Zugleich stützt er die Auffassung, welche die persistirenden Prämolaren des Mensehen dem P :> und 4 der übrigen Säugethiere homologisirt , und ist besagte Anlage selbst wohl als ein P 2 aufzufassen. Rose (I pag. 460) giebt an. dass „in den meisten Fällen der ganze epitheliale Rest der .secuiidären Schmelzkeime' zur Bildung des Schmelzorgans der permanenten Zähne verwandt wird. " I c h h a b e d a g e g e n a u f a 1 1 e n St a d i e n . w o die Ent w i c k 1 u n g s s t u f e des Zahnes es überhaupt e r w arten 1 i e s s , nämlich auf den Stadien C, D und E. m e d i a 1 - wärts von den glockenförmigen Schmelzkeimen des .1 1. .1 2 und C (Fig. 167) nicht nur das tiefe Ende der Schmelzleiste abgeschnürt sondern auch mehr oder weniger deutlich angeschwollen gefunden. Wir erkennen hierin die Möglichkeit der Entwicklung einer dritten Dentition beim M e n s c h e n. Auch bei M 1 ist das tiefe Ende der Schmelzleiste, welche zu den Molaren ganz dieselbe Lage wie hei der Mehrzahl der übrigen Säugethiere einnimmt (vergleiche besonders die Be- merkungen pag. 19), in mehreren Entwicklungsstadien mehr oder weniger stark angeschwollen (Fig. 108, 109). wie dies auch 1\oie bisherigen Beobachtungen über diesen Punkt geben jedenfalls noch keine genügende Basis für phylogenetische Folgerungen ab, Sowohl aus Badme's als meinen Untersuchungen geh( hervor, dass die Schmelzleiste überall da, wo sie genügend tief in das Mesoderm eindringt, eine Verdichtung in diesem hervorruft. Wie ich oben (pag. 15, Fig. I. 5) näher ausgeführt habe, isl also diese Verdichtung und Abplattung der Mesodermzellen durchaus nichl immer die Anlage eines Zahnsäekchens oder einer Zahnpapille, sindern vielmehr als das rein mechanische Product des Eindringens der Ectodermleiste aufzu- lassen. An den Stellen, wo die Schmelzkeime entstehen, schreitet durch den verstärkten Druck, welchen diese auf die umgebenden Mesodermzellen ausüben, die Verdichtung und Abplattung der letztem weiter zur Bildung von Zahnsäckchen und Zahnpapille. während durch die Rückbildung der Sehmelzleiste in den Zwischenräumen zwischen den Schmelzkeimen die von jener hervorgerufene Differenzirung im Mesoderm wieder ausgeglichen wird. Der Schmelzkeim entsteht durch Zellenwucherung , welche ausschliesslich oder doch vor- zugsweise an der labialen Fläche der Sehmelzleiste stattfindet ^Fig. 3, -1. 31); auch degenerirte Zahnanlagen entstehen in derselben Weise (vergleiche oben pag. :!•'!. Fig. 17 — 19). Um den Ausbildungsgrad des Schmelzlceimes kurz charakterisiren zu können, habe ich drei - natürlich allmählig in einander übergehende - Entwicklungsstadien desselben unterschieden: 1) das knospenförmige: die erste Differenzirung des Schmelzkeimes als schwächere öder stärkere Anschwellung des Schmelzleistenendes; 2) das kappenförmige: der Schmelzkeim wird grösser und umt'asst die Zahnpapille ohne wesentlichere histologische Differenzirungen erlitten zu haben: 3) das glockenförmige: an dem tiefer ausgehöhlten Schmelzkeime ist unter all- ') Es ist zu bemerken, dass ROSE ganz neulich seine Auffassung von dem, was unter „freiem l'apillenstadium - zu verstehen ist. wesentlich moditizirt hat. In einer früheren Arbeit (XI) stellt er den Satz auf. da>> „sich bei sämmtlii 1' in tiefer stehenden Wirbelthieren Ins herauf zu den (Jrodelen dir ersten Zahnanlagen in Gestalt von aus] iib c da Niveau der Schleimhaut emporragenden Papillen bilden,'- wesshalb ich (VI) darauf aufmerksam machte, dass bei den Knochenfischen nach Cablsson's, auf meine Veranlassung vorgenommenen Untersuchungen jedenfalls kein freies Papillen- stadium vorhanden ist, ebensowenig wie ich es bei [guana fand. In der inzwischen erschienenen Arbeit ROSES (XII) über die Zahnentwicklung bei den Knochenfischen ist der Begriff des freien Papillenstadiums dahin erklärt und erweitert die Spitzen der Zahnanlagen sogar kuppenförmig über die oberflächlichste Zellenlage des Epithels hervorragen Crocodile oder nicht, dieser Umstand ist ganz nebensächlich." Durch diese Erweiterung des Begriffes „freies Papillenstadium" ist nun allerdings jene thatsächliche Differenz zwischen CARLSSON's und RÖSE's Befunden beseitigl Zugleich muss ich ent- schieden daran festhalten, dass ein freies Papillenstadium wie ROSE es bei den Crocodilen fand und wie er es früher delüürt hat, bei den Knochenfischen nicht vorkommt. — 132 — mähliger Grössenzunahme eine Differenzirung der Zellen in inneres und äusseres Schmelzepithel sowie in die Schmelzpulpa erfolgt. Mit diesem dritten Stadium hat der Schmelzkeim als solcher den Höhepunkt seiner Ausbildung erlangt; die Veränderungen, welche mit der Entstehung der Hartgebilde einhergehen, leiten seine Rückbildung ein. Bezüglich der histogenetischen Vorgänge verdient noch hervorgehoben zu werden, dass auf dem glockenförmigen Stadium die Zellen des äussern Schmelzepithels an der labialen Peripherie des Schmelzkeimes im Verlaufe der Ent- wicklung immer mehr abgeplattet werden und schliesslich atrophiren, während dieselben an der lingualen Peripherie ihre cylindrische Form beibehalten, so lange die Schmelzleiste noch in den lingualen Theil des Schmelzkeimes eingeht (vergleiche besonders Fig. 7 — 10); nachdem der Schmelzkeim sich von der Leiste abgelöst hat, wird auch die linguale Fläche des äussern Schmelz- epithels von abgeplatteten Zellen gebildet (Fig. 15, 20, 23, 28 u. a.). Milch- und Ersatzzähne verhalten sich in dieser Beziehung übereinstimmend. Bei der Abschnürung des Milchschmelz- keimes von der Schmelzleiste werden an der Ablösungspartie , der Labialfläche der letztern, die Cylinderzellen neu gebildet. Die von Waldeyee und Kölliker beschriebenen und beim Kalbe und Menschen abgebildeten „Epithelkilsprossen" des äusseren Schmelzepithels sind keine allgemein vorkommenden Bildungen, da ich sie nur ausnahmsweise angetroffen habe. Der letzte Punkt, den ich bezüglich des Baues des Schmelzkeimes hervorheben möchte, ist, dass es bei solchen Formen wie Bradypus und Phocaena niemals zur Ausbildung einer wirk- liehen Schmelzpulpa kommt. Dass dieser Umstand eine rückschrittliche Entwicklung bezeichnet, kann im Hinblick auf die bekannte Beschaffenheit des Zahnsystems der genannten Thiere keinem Zweifel unterliegen. Befremdend ist es allerdings, dass die Zähne bei Balaenoptera mit typischer Schmelzpulpa ausgestattet sind. Die bei Tatusia und Bradypus beobachtete zeitige Rückbildung der Cylinderform der Zellen des inneren Schmelzepithels steht jedenfalls in unmittelbarer Be- ziehung zu dem l'mstande, dass bei diesen Thieren kein Schmelz gebildet wird. Wenn auch das Ausbleiben der Schmelzbildung eine secundäre Erscheinung ist. steht doch jedenfalls das Vor- kommen solcher nicht Schmelz-bildender Schmelzkeime in bestem Einklänge mit der durch andere Thatsachen immer mehr sich befestigenden Ansieht (vergleiche oben pag. 8), dass die wichtigste und wahrscheinlich auch die primäre Aufgabe <\r^ Schmelzkeimes die formbildende ist, dass er „die Matrize für die spätere erst durch die Odontoblasten zu beschaffende Dentinmasse" abgiebt, ebenso wie ja der erste Anstoss zur Zahnbildung vom Epithel ausgeht. Auf einer gewissen Ausbildungsstufe fängt der Schmelzkeim an. sich von der Schmelzleiste abzuschnüren, und zwar fällt das Anfangsstadium dieses Emancipationsaktes mit der Erreichung des glockenförmigen Stadiums, oder genauer: mit der Entstehung der Schmelzpulpa zusammen. Es manifestirt sich diese Abschnürung zunächst in dem Hervortreten des tiefen Endes der Schmelz- leiste und zwar auf Frontalschnitten in Form des unter der Benennung „Knospe" oder „Spross" bekannten Gebildes, welches zuerst am vorderen und hinteren Ende, allmählig auch im mittleren Theile des Schmelzkeimes sichtbar wird. Da. wie bereits erwähnt, die Differenzirung des Schmelz- keimes ausschliesslich oder doch vorzugsweise an der labialen Fläche der Schmekleiste erfolgt, so ist auch von vorneherein zu erwarten, dass das tiefe Ende der Schmelzleiste lingua lwä rt s vom Schmelzkeim auftritt, [st also jene „Knospe", welche von demselben verdichteten Mesoderm- gewebe, welches das Zahnsäckchen bildet, umgeben ist (Fig. 9, KM, nichts anderes als das zuerst sichtbare Product des Abschnürungsprocesses des Schmelzkeimes von der Schmelzleiste, so legt — 133 — schon diese Thatsache den Schluss nahe, dass die „Knospe" nicht, wie noch mehrfach auch von den neuesten Autoren angegeben wird, an und für sieh identisch mit einem Schmelzkeim, respective einer Zahnanlage sein kann. Dieses geht auch daraus hervor, dass. wie die vorstehenden Unter- suchungen lehren, die Entstellung einer „Knospe" nicht an eine bestimmte Dentitionsreihe ge- bunden ist: sie tritt nicht nur neben den typischen Milchzähnen sundern auch neben solchen Zähnen auf. die in der Regel ohne Nachfolger sind wie die Ersatzzähne (Fig. 55. 78, 79 u. a.i und die Molaren (Textfig. 2). A\'ir sind also weder berechtigt das freie Schmelzleistenende neben einem Schmelzkeime noch das Ende der Schmelzleiste zwischen zwei Schmelzkeimen ohne weiteres als die Anlage eines Ersatzzahnes anzusprechen. Hier möchte ich ausdrücklich betonen, dass noch keineswegs durch directe Beobachtungen festgestellt ist. dass bei allen Ersatzzähnen ein Theil der Schmelzleiste vom Keim abgeschnürt wird. Speciell auf diesen Punkt gerichteten Untersuchungen muss es vorbehalten bleiben festzustellen, ob die Schmelzleiste nicht möglicher- weise bei der Bildung einiger Zahnanlagen völlig aufgebraucht wird, so dass keine Abschnürung erfolgen kann, ich kann hier nur feststellen, dass ich hei allen Zahnanlagen, welche sieh auf einer solchen Entwicklungsstufe id. h. auf dem Anfange des glockenförmigen Schmelzkeimstadiums) befanden, dass überhaupt das Hervortreten einer solchen Knospe zu erwarten war. dieselbe angetroffen habe. Steht es somit fest, dass das Auftreten einer „Knospe" zunächst nur den beginnenden Abschnürungsprocess des Schmelzkeimes von der Leiste kennzeichnet, ohne dass dadurch unbe- dingt ein neuer Zahn zu Stande kommt, so können wir anderseits constatiren, dass ein sölclwr Absclmürungsprocess die nothwendige Voraussetzung für das Zustandekommen eines neuen Schmelzlceimes ist: aus dem Abschnürungsproducte entwickelt sich in dem einen Falle ein neuer Zahn, in dem andern kann dieses Product, „die Knospe", zu Grunde gehen, ohne einen solchen ins Leben ge- rufen zu haben. Die Vorbedingung für den ersten Fall ist. dass nach Bildung der älteren Schmelzkeime noch genügend Schmelzleistenmaterial übrig ist. um eine neue, jüngere Dentition entstellen zu lassen. Die Berechtigung dieser Auffassung erhellt zunächst aus den Verhält- nissen bei der Mehrzahl der niederen Wirbelthiere mit ihrer breiten, tiefen Schmelzleiste, aus welcher sich successive eine grössere Anzahl Dentitionen herausbilden, wo die einzelnen Zahn- generationen einen verhältnissmässig geringen Theil der Leiste verbrauchen und desshalb beim Abschnürungsprucess der linguale Theil der letztern in ganz anderem Volumverhältniss zur Zahn- anlage als bei den Säugethieren zu stehen kommt. Auch die Befunde bei einzelnen Säuge- thieren bieten Belege hierfür. Ich erinnere an das Verhalten kleiner (reduzirter) Zähne während ihrer Ablösung von der Schmelzleiste: die Schmelzleiste ragt mit ihrem freien Ende ebenso tief oder tiefer in das Mesoderm ein als der Schmelzkeiin wie z. B. beim rudimentären obern Cd viin Erinaceus (Fig. 41, 42) und bei den Milchzähnen von Talpa. "Wir erhalten Bilder, welche lebhaft an das Verhalten bei vielen Reptilien z.B. Iguana (vergleiche meine Arbeit VI, Fig. 4) erinnern. Solche Befunde bestätigen auf das entschiedenste unsere Auffassung, dass zwischen den Vorgängen bei der Zabnbildung der Reptilien und Säugethiere nur ein gradueller, kein qualitativer Unterschied besteht, sowie dass dieser Unterschied vornehmlich durch die meist grössere Ausbildung des Zahnindividuunis bei den Säugethieren verursacht wird. Ferner i>t bei solchen Formen, welche wie Phoca und Desmodus sowohl in der ersten als der zweiten Dentition sehr schwache Backenzähne haben, der von diesen Zähnen abgeschnürte Theil der Schmelzleiste relativ stärker als bei den Zähnen der übrigen von mir untersuchten Säuge- — 134 — thiere1); es erhalten sich nach Erzeugung der schwachen Prämolaren des Ersatzgebisses bei Phoca und Desmodus stärkere, angeschwollene „Knospen" lingualwärts von diesen Zähnen, wodurch eine grössere Prädisposition für das Zustandekommen einer dritten Dentition als sonst gegeben ist (vergleiche oben pag. 68, 79, Fig. 74, 94, 95). "Wie directe Untersuchungen dar- tlmn. können auch in der That aus diesen für den Aufbau der Prämolaren nicht verbrauchten Theilen der Schmelzleiste ausgebildete Zähne hervorgehen (vergleiche nuten). Von diesem Gesichts- punkte aus wird uns auch die Thatsache verständlich, dass in der Hegel die Mularen keine Er- satzzähne haken: für diese im allgemeinen durch ihre bedeutendere Grösse ausgezeichneten Zähne wird meistens ein so grosser Theil der Schmelzleiste verbraucht, dass für die Entwicklung von Ersatzzähnen kein genügendes Material übrig bleibt — einstweilen abgesehen von anderen mit- wirkenden Umständen. Diese Ansieht wird auch durch die Ausnahmen unterstützt: sind die Molaren besonders schwach, so können sieh Ersatzzähne ausbilden: siehe unten. Fassen wir die obigen Darlegungen kurz zusammen: das durch die Emancipation des Schmelzkeimes freigewordene Schmelzleistenende bildet an und für sich nur ilie Voraussetzung für die Entstellung einer Zahnanlage; je bedeutender dieser Schmelzleistentheil ist. desto grösser ist die Prädisposition für die Bildung eines neuen Zahnes. Und wir können hinzufügen: ist dieses Schmelzleistenende wirklich kolben- oder knospenförmig angeschwollen und von einem Zahnsäckchen umgeben, erst dann ist diese Möglichkeit als realisirt zu betrachten, erst dann können wir von einer (knospenformigen) Schmelzkeimanlage reden, einerlei ob diese An- lage sich später weiter entwickelt oder nicht. In diesem Zusammenhange werden uns auch diejenigen Zahnanlagen verständlich, welche sich unmittelbar unter dem Mundhöhlenepithel anlegen, so dass man keine oder nur eine äusserst kurze Schmelzleiste oberflächlich von denselben unterscheiden kann, mit andern Worten : Zahnanlagen, bei denen die Schmelzleiste in ihrer ganzen Tiefe in den Schmelzkeim eingeht. Nun finden wir aber, dass alle diese Zähne: mehrere Ante-Molaren bei Erinaceus (pag. 38), alle Ante-Mola ren bei Soricidae (pag. 48), die meisten derselben bei Didelphys (pag. s~> i . P 1 bei Canis und Phoca (pag. 72), sich an einem Theile der Schmelzleiste entwickeln, wo in der Pegel kein Zahn- wechsel stattfindet. Da die Schmelzleiste an der betreffenden Stelle nur einen Zahn zu produziren hat. ist sie kürzer, was die abweichende Lage des Schmelzkeimes bedingt. Meine Untersuchungen legen auch die Annahme nahe, dass das Fortdauern des Zusammen- hanges zwischen Mundhöhlenepithel und Schmelzleiste eine fortgesetzte Zeugungsfähigheit der letzteren beJcuiuiet: in der betreffenden Region ist die Zahnbildung noch nicht abgeschlossen. So finde ich, dass bei Erinaceus oberflächlich von den Ante-Molaren ohne Zahnwechsel die Schmelzleiste sich schon zu einer Periode vom Mundhöhlenepithel ablöst . wo besagte Ante-Molaren noch auf dem kappenförmigen Schmelzkeimstadium stehen 2), während oberflächlich von denjenigen Zähnen welche Nachfolge]- haben, besagter Zusammenhang bedeutend länger bewahrt bleibt. Lehrrei h ist auch das Verhalten bei Didelphys (vergleiche oben pag. 88). wo auf Stadium (' die ausgiebigste I lerhin isl es im Hinblick auf das Verhalten des obern .1 1 bei Desmodus siehe oben pag, 79) denkbar, dass auch andere Factoren als die Schwäche der Zähne liier eine Rolle spielen, Nui de] obere .1 :: macht eine Ausnahme. — 135 — Verbindung zwischen Mundhöhlenepithel and Sehmelzleiste oberflächlich von der Anlage des Pd 3, also des „ Wechselzahnes ", vorhanden ist, während anf diesem Stadium in der Region der persistirenden Milchzähne kein oder nur ein äussersl schwacher Zusammenhang existirt. Zu Gunsten dieser Auffassung spricht auch das Verhalten bei niederen Wirbelthieren mi( länger dauernder und reichlicher Zahnproduktion. So linde ich z. B. l>ei einem ziemlich grossen Exemplar von Lacerta die starke Schmelzleiste noch iilierall im Zusammenhange mit dem Mundhöhlenepithel; auch bei [guana habe ich (VI. pag. 797) nachweisen können , dass selbst auf späten Entwicklungsstadien die Schmelzleiste nicht wie bei Säugethieren durchlöchert ist. Wir halten alsu. wie Baume zuerst nachgewiesen und die Mehrzahl der späteren Forscher bestätigt hat, daran fest, dass die „Ersatzzähne" nicht Abkömmlinge di'v „Milchzähne" sind. sondern dass beide aus der gemeinsamen Schmelzleiste hervorgehen1). Wir können dieses Ver- halten näher dahin präcisiren , dass jeder jüngere Zahn sich lingualwärts von dein älteren ans dem abgeschnürten Schmelzleistenende entwickelt. Müssen wir also die ältere Anschauung von einem genetischen auf einer Abkömmling- schaft beruhenden Zusammenhange zwischen den entsprechenden Zähnen verschiedener Dentitionen, als endgültig beseitigt betrachten, so giebt es dennoch einen Connex zwischen besagten Zähnen, worauf ja schon die meistens ähnliche Form derselben hindeutet. Dieser Connex ist offenbar darauf zurückzuführen . dass die einander entsprechenden Zähne der versrhiedonen Dentitionen unter gleichartigen mechanischen Einflüssen entstehen und sich entwickeln. Der Zusammenhang zwischen dem Milch- und seinem Ersatzzahne ist also, wie dies vor bald 20 Jahren Hensel auf Grund anatomischer Thatsachen aussprach, ein rein lokaler. Die morphologische Unabhängigkeit besagter Zähne aber erhellt besonders klar aus solchen Fällen, wo Form und Function der einzelnen Componenten des Gebisses scharf specialisirt sind, wie uns dies in der greifbarsten Weise bei den Raubthieren entgegentritt. Hier entsprechen bekanntlich der Reisszahn, Mahlzahn u. s. w. im Milch- und Ersatzgebiss nicht einander, sondern es wird z. B. im Oberkiefer der Eleisszahn des Milchgebisses durch einen permanenten Lückenzahn und der Mahlzahn des Milchgebisses durch den Reisszahn des permanenten Gebisses ersetzt. Dieses Verhalten ist offenbar dadurch bedingt, dass der Platz der homotypischen Zähne im jugendlichen Kiefer ein anderer als im älteren ist und die Zähne somit unter verschiedenen mechanischen Einflüssen entstanden und ausgebildet sind. Auch das verschiedenartige Gepräge, welches ein hochgradiger Funktionswechsel, ver- bunden mit Reduction, dem Milchgebisse der ( 'hiroptera aufgedrückt hat, kann nur bei einer vollständigen morphologischen Unabhängigkeit, wie ich sie oben (pag. 74, 81 — 32) nachgewiesen habe, möglich sein. Da die jüngere Zahnanlage nicht aus der älteren, sondern direct aus der Schmelzleiste hervorgeht, so ist es kaum zu erwarten, dass sich die erstcre immer und nothwendigerweise genau gerade lingualwärts von dem Schmelzkeim des entsprechenden älteren Zahnes anlegt und ent- wickelt, sie kann vielmehr ebensowohl schief lingualwärts oder im nächsten Zwischenräume ent- stehen, wie dies in Folge Raummangels besonders dann leicht eintritt'!, wenn die Mitglieder der älteren Dentition bei der Anlage der Jüngern bereits eine gewisse Grösse erlangt haben. Beispiele ') Wie ich oben tp,ng. 2?>\ nachgewiesen 1 1 a 1 1 e . beruht dagegen BAtTME's Behauptung, dass die „Ersatzzähne0 sich aus den noch übrig gebliebenen Resten der Schmelzleiste nahe unter dem „Zahnfleisch" entwickeln, auf einer Ver- wechslung der wirklich entwicklnngstähigen Anlage mit einem nicht zur Entwicklung kommenden Schmelzkeim. — 136 — dieser Art sind im vorhergehenden speciellen Theile beschrieben; ich verweise besonders auf das Verhalten bei Didelphys '). Andere Fragen allgemeiner Natur dürften am leichtesten beantwortet werden können, wenn wir sie im Znsammenhange mit den Beziehungen betrachten, welche /.wischen den beiden Dentitionen, die im vorigen als erste und zweite bezeichnet sind, bestehen. Wir gewinnen auf diesem Wege eine präcisere Auffassung von dem. was wir unter Dentition zu verstehen haben, durch welche Kennzeichen die Dentitionen sich von einander unterscheiden, welche Rückbildungen sie erleiden u. s. w. Da nun, wie wir gesehen haben, die Zähne der zweiten Dentition keine Abkömmlinge der Zähne der ersten sind, so fragt es sich zunächst, welche Criterien zu unserer Verfügung stehen, um zu entscheiden, ob in einem gegebenen Falle ein Zahn der ersten oder zweiten Dentition angehört. Falls der fragliche Zahn einen Vorgänger oder Nachfolger hat. oder präciser ausgedrückt, falls an derselben oder einer entsprechenden Stelle der Schmelzleistenlänge sich zwei Zähne nach ein- ander ditferenziren, ist diese Frage im allgemeinen leicht zu beantworten. Schwieriger kann die Entscheidung in solchen Fällen sein , wo an der betreffenden Stelle des Kiefers nur e i n Zahn erscheint. Wie ich schon in meinen früheren Mittheilungen (111. IV) nachzuweisen Gelegenheit gehabt habe, reichen die Merkmale, welche man bisher als Criterien für die Entscheidung der Frage, welcher Dentition im letzteren Falle ein Zahn zuzurechnen sei. benutzt hat. oft keines- wegs aus. So kann die Gleichzeitigkeit der Funktion nicht als unfehlbares Merkmal benutzt werden. Wir wissen z. B., dass bei sämmtlichen Beutelthieren P 3 zusammen mit allen Zähnen der ersten Dentition funktionirt : dass der eine oder andere Ersatzzahn so rasch sich entwickelt, dass er mit einem oder mehreren Milchzähnen zusammen im Gebrauch ist, wie dies beim oberen Eckzahn des Erinaceus der Fall ist. Oben (pag. 132) ist bereits dargelegt, dass das Forkommen einer „Knospe" d. h. das mehr oder weniger frei hervortretende Schmelzleistenende neben einem Schmelzkeime keineswegs beweist, dass der letztere zur ersten Dentition gehört. Ja. wir können weiter gehen : nicht einmal die Weiterbildung dieser „Knospe" zu einem wirklichen Schmelzkeime berechtigt zu dem Schlüsse dass der mit einer solchen Zahnanlage ausgestattete ältere Schmelzkeim unbedingt der ersten Dentition angehört, da, wie wir aus den obigen Untersuchungen wissen, auch lingualwärts von typischen und unbestrittenen Repräsentanten der zweiten Dentition solche knospenförmige Schmelz- ') Schwalbe (II, pag. 28 — l!l) hat in einer dankenswertsten und anregenden Schrift (Ueber die Theorien der Dentition), welche mir erst zuging, als meine Arbeit bereits abgeschlossen war, dem Alterniren der Zahne beider Serien eine grossere und mehr fundamentale Bedeutung für die Auffassung der Dentitionen zugeschrieben, als ich, wie aus den obigen Erörterungen (vergl. auch pag. 13) hervorgeht, diesem Umstände zuerkennen kann. Er führt als Stütze seiner \nsi.lit auch meine älteren Beobachtungen über die Chiroptera (I, II) an. Hierzu mochte ich bemerken, dass das von mir beobachtete Alterniren der Milch- und Ersatzzähne dieser Thiere zunächst, nur die fertigen Zähne betrifft. Ich habe nachgewiesen, dass auf einer gewissen Entwicklungsstufe fast sämmtliche , völlig entwickelte Milchzähne labialwärts und hinter den beinahe fertigen Ersatzzähnen in mehr oder weniger deutlichen Alveolen sitzen. Aber dieser eigentümliche Fall, dass ">o Zähne und darüber gleichzeitig im Kiefer Platz finden, wird abgesehen von der geringen Grösse der .Milchzähne — eben nur durch diese alternirende Stellung ermöglicht, wesshalb diese Anordnung offenbar seenndär er- worben sein kann. Auch ist zu bemerken, dass das Alterniren in der Prämolarenreihe auch auf frühen Entwicklungs- stadien in manchen Fällen [■/.. B. im Unterkiefer bei Phyllostoma , siehe oben pag. 7'i> ilarauf zurückzuführen ist. dass kein dem Milchzahn entsprechender Ersatzzahn entwickelt ist (oben pag. 81). — 137 — keime vorkommen können, welche sich in einigen Fällen zu vollständigen Zähnen ausbilden (ver- gleiche auch unten). Dass die verschiedene Tiefe, in welcher ein Schmelzkeim entsteht, kein Criterium in dem vorliegenden Falle abgeben kann, geht aus dem bereits oben (pag. 134) Dargelegten hervor. Auch das Entwicklungstempo, den verschiedenen Zeitpunkt des Fertigwerdens und des Durchbruches eines Zahnes, hat man für die Entscheidung dieser Frage verwerthen wollen. Baume hingegen sieht in diesem Momente einen Beweis gegen die Annahme eines Diphyodontismus und behauptet, dass „gerade diejenigen Zähne früher angelegt werden und durchbrechen, welche eine geringere Entwicklungsstufe erreichen, d. h. die Anlage und Ausbildung erfolgt um so früher, je rudimentärer der Zahn wird." Diese Auffassung entbehrt, wie die vorliegenden Untersuchungen darthun, der thatsächlichen Begründung. Ich verweise besonders auf die Erörterungen bezüglich des Hundes (pag. (30), der Katze (pag. 57 — 58) und des Erinaceus (pag. 34—35) — alle diese Fälle beweisen, dass die zuerst fertigen und durchbrechenden Zähne zu den am höchsten ausgebildeten gehören. Und dies ist sicherlich das gewöhnliche Verhalten, wenn sich auch Ausnahmen nachweisen lassen. Eine solche bildet der auf den Aussterbeetat gesetzte obere Cd bei Erinaceus, welcher völlig rudimentäre Zahn früher fertig wird als alle die übrigen viel stärkeren Mitglieder der ersten Dentition. Für diesen Zahn hat also der obige Ausspruch von Baume seine Gültigkeit. Dagegen passt die Fortsetzung des Baume' sehen Raisonnements : „Der frühere Durchbruch ist von einer früheren Fertigkeit, seine frühe Fertigkeit von einer frühern Anlage abhängig," schon nicht mehr, denn der besagte Cd wird durchaus nicht früher als die übrigen Zähne der ersten Dentition angelegt. Von den in der vorliegenden Arbeit behandelten Thierformen zeichnen sich Vesperugo serotinus und Bradypus dadurch ans, dass bei ihnen schon vor der Geburt Zähne zum Durchbruch gelangen; bei Vesperugo sind es die Milchzähne, bei Bradypus aber aller Wahrscheinlichkeit nach diejenigen der zweiten Dentition. Die obigen Beispiele, welche leicht bedeutend vermehrt werden könnten, dürften genügen um zu zeigen, dass das Entwicklungs- tempo eines Zahnes kein brauchbares Criterium für die Beurtheilung der Frage , ob ein Zahn der ersten oder zweiten Dentition angehört, abzugeben im Stande ist. Dagegen haben wir mit Hinblick auf die unten zu gebende historische Begründung in der Gleichseitigkeit der Anlage ein Kennzeichen, welches, wenn auch durchaus nicht absolut maas- gebend, doch weniger Störungen und Anpassungen ausgesetzt ist als die oben angeführten, auf welche frühere Untersucher bei Unterscheidung der Zahnanlagen erster und zweiter Dentition sich vorzugsweise gestützt haben. Dieses Criterium kann man folgendermaassen formuliren: die Anlagen der zu derselben Dentition (Zahngeneration) gehörigen Zähne differenziren sich gleich- zeitig oder nahezu gleichzeitig an der Schmelzleiste. Dass aber dieses Criterium nicht immer als zuverlässig angesehen werden kann, dass auch in der ersten Anlage zeitliche Verschiebungen eintreten können, dürften die Befunde bei Erinaceus beweisen. In einer früheren Arbeit (III) hatte ich, gestützt auf ausschliesslich ontogenetische Befunde und in erster Linie auf die Gleich- zeitigkeit der Anlage, die Ansicht begründet, dass bei Erinaceus diejenigen Ante-Molaren, welche nicht gewechselt werden, der ersten Dentition angehören, dass somit bei diesem Thiere während des ganzen Lebens persistirende Ante-Molaren vorhanden sind. Diese Auffassung hat sich einer allgemeinen Zustimmung um so eher zu erfreuen gehabt, als Erinaceus hierdurch zu einem will- kommenen Uebergangsgliede zwischen den Marsupialiern. welche nur einen der zweiten Dentition angehörigen Zahn besitzen, und den Iniheren Placentaliern mit vollständiger zweiter Dentition Bibliotheca zoologiea. Heft 17. lü — 138 — wurde. Aber schon in den Nachtrügen zu jener Arbeit (IV, pag. 139) sprach ich gegen diese Auffassung einige Bedenken aus. welche eine allseitigere und präcisere Abwägung der ontoge- netischen Verhültnisse bei mir hervorgerufen hatte. Nachdem ich nunmehr auch die vergleichend- anatomischen Instanzen im Zahnsystem der Insectivoren in Bezug auf diese Frage einer ein- gehenderen Prüfung unterworfen habe, bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, dass bei Erinaceus die keinem Zahnwechsel unterworfenen Ante-Mola ren ursprünglich der zweiten Dentition ange- hört, dass sie aber in Folge des Verlustes der entsprechenden Zähne der ersten Dentition ihr Entwicklungstempo beschleunigt haben und so allmählich auch ihrer Anlage nach in die Reihe der ersten Dentition übergetreten sind, um zuerst mit dieser, später zusammen mit den Ersatz- zähnen zu funktioniren. Ich betone aber ausdrücklich: von rein ontogenetischem Gesichts- punkte war meine frühere Auffassung durchaus berechtigt; erst der vergleichend-anatomischen Untersuchung war es vorbehalten nachzuweisen, dass hier ein Fall von Cänogenesis vorliegt. Jedenfalls predigt uns dieses Beispiel wieder ein Mal mit allem wünschenswerthen Nachdrucke die Wahrheit, dass die Embryologie allein nicht ausreicht, um morphologische Probleme zu lösen. Wir können also nicht erwarten , dass die Zähne derselben Dentition in allen Stadien völlig dieselbe Ausbildungsstufe einnehmen. Vielmehr lüsst sich nachweisen, dass Zähne, welche unbedingt der zweiten Dentition angehören , durch beschleunigtes Entwicklungstempo ihre Den- titionsgenossen überholen, etwa gleichzeitig mit den Zähnen der ersten Dentition fertig werden und zusammen mit diesen funktioniren. Es kann somit während der Entwickelung ein Ueber- tritt einzelner Zähne von der einen Dentition in die andere stattfinden, indem die Entwicklung derselben beschleunigt oder gehemmt wird. Es sei hier auf den oberen C und C d bei Erinaceus als ein besonders lehrreiches Beispiel dieser Art verwiesen (pag. 39). Es liegt ferner auf der Hand, dass Zähne, deren verspätetes Auftreten ausschliesslich dem Platzmangel im embryo- nalen Kiefer zuzuschreiben ist (wie z. B. M 3 [„Weisheitszahn"] verglichen mit M 1 und 2), desshalb nicht zu einer späteren Dentition gerechnet werden können. Die dargelegten Thatsachen sind nun zum Theil allerdings der Art, dass sie die Frage motiviren: giebt es bei den Säugethieren überhaupt verschiedene Dentitionen? sowie: was ist unter Dentition zu verstehen? Während man bisher, von den Verhältnissen bei den höheren Formen ausgehend und ohne den Begriff schärfer zu definiren, das Vorkommen zweier getrennter Dentitionen bei den Säugethieren als feststehende Thatsache angenommen hatte, trat 1882 Baume entschieden gegen diese Annahme auf. Baume ging von der durch den damaligen Thatsachenbestand wohl berech- tigten Erwägung aus, dass es eine schwer zu erklärende Erscheinung sei, dass die höheren Säuger ein gut ausgebildetes sogenanntes Milchgebiss besitzen, während man bei tiefer stehenden Formen „eine ganz hübsche Scala des Rudimentärwerdens von verhältnissmässig gut entwickelten bis zu dem schon in utero resorbirten Milchzahn" nachweisen kann. B. nimmt desshalb an. dass der Monojihyodontismus das ursprüngliche bei den Säugethieren ist; der Diphyodontismus hat sich erst innerhalb der Classe ausgebildet. Nach ihm sind „bei den Säugern die multiplen Zahn- anlagen der Vorfahren in eine einzige umgewandelt worden." Es existirt desshalb nur ein „Schein- di]ihyo(lontismus", darauf zurückführbar, dass „die verschiedenen Producte zu verschiedener Zeit geliefert werden, und zwar die geringeren Producte zuerst, die besseren zuletzt. Ob die schwä- cheren, hinfälligen Producte als Milch- oder als bleibende Zähne erscheinen, hängt, wie ich — 139 (Baume) gezeigt habe, von Zufälligkeiten ab. So entsteht durch die Zeitdifferenz der Anlage das Bild zweier Dentitionen." „Die zwei Dentitionen .sind das passendste Arrangement um die er- erbten, mehr oder weniger entbehrliehen Zähne, welche nun einmal durch die Machl der Ver- erbung entwickelt werden, zu verwerthen. Das Auftreten jener schwächern Producte in einer Reihe genügt für dasjenige Thier, dessen Ernährung die Mutter überwacht. Dadurch gewinnen die stark entwickelten, höher specialisirten Ersatzzähne in dem stets wachsenden Kiefer Kaum und Zeit für ihre höhere Ausbildung." Ich habe die Argumente und Voraussetzungen, auf welche Baume' s Auffassung gegründet, ist, bei verschiedenen Gelegenheiten sowohl in früheren Schriften (111. IV) sowie in der vorliegenden Arbeit ipag. 'j:!. 30, 58) besprochen und ihre Unhaltbarkeil nachgewiesen '). Während die BAUME'sche Theorie von Scheindyophyodontismus von den späteren Autoren — wenn ich von Zuckerkandl absehe, welcher, sich auf Baume's Argumentation stützend, ebenfalls nur eine Dentition bei den Säugern anerkennt - - entschieden zurückgewiesen wurden ist. hat sie neuerdings Schwalbe (I) in scharfsinnig modih'zirter Form zur Geltung zu bringen versucht. S. ist zu der Auffassung gelangt, dass beim Menschen die Prämolaren zu derselben Reihe wie die Milchbackenzähne gehören. Während nämlich die ..Milch- und Ersatz-Incisiven und -Caninen in horizontaler labio-lingualer Richtung zu einander angeordnet sind, liegen die Prämolaren oder Ersatzzähne der Milchmolaren schon vor Beginn ihrer Verkalkung vertikal über den letzteren, eine Anordnung . die an Bedeutung gewinnt . wenn sich nachweisen lässt , dass bei der ersten Anlage dieser Zähne ein Theil der Zahnleiste eine Verschiebung, Verlagerung erfährt. Ich (Schwalbe) glaube nun, dass aus dem bis jetzt vorliegenden Material eine solche Annahme höchst wahrscheinlich wird." Er findet, „dass während der Entwicklung der menschlichen Milch- zähne Theile der ursprünglich zwischen je zwei Milchzahnanlagen gelegenen Zahnleiste so ver- schoben werden können, dass sie auf Schnitten als Ersatzleiste derjenigen Zähne erseheinen, zu denen hin sie seitlich verschoben sind." S. kommt zu dem Schlusssatze, dass beim Menschen der Zahnwechsel im Gebiet der Prämolaren ein Scheindyophyodontismus, während er im Gebiete der Schneidezähne und des Eckzahns wirklicher Diphyodontismus ist. Als den Hauptgrund für die Verzögerung des Auftretens der Prämolaren betrachtet S. Raummangel. Meines Erachtens verdient die von Schwalbe vorgetragene Auffassung im hohen Grade die Aufmerksamkeit der Forscher, wenn auch die bisherigen Untersuchungen betreffs dieses Specialfalles (Mensch) noch keine entscheidenden Belege für dieselbe ergeben haben. S. selbst warnt auch ausdrücklich davor, diese Anschauung ohne weiteres auf alle Säugethiere mit Zahn- wechsel auszudehnen, und betont, dass seine Annahme in keiner Weise zu Gunsten eines ursprüng- lichen Monophyodontismus zu verwerthen ist, Woodward's (II) Behauptung, dass bei Macropodidae P 3 nicht der zweiten Dentition angehört, sondern, da er an einer Anschwellung des tiefen Randes der Schnielzleiste zwischen den Anlagen des P d 2 und P d 3 entsteht , zu derselben Dentition wie diese gehört , habe ich J) Wie wenig stichhaltig Baume's wiederholte Behauptung ist, dass die- schwächeren Zähne zuerst angelegt und fertig werden, illustrirt in glänzender Weise, wie ich hier ergänzend bemerken möchte, der winzige, durchaus rudimentäre obere Pd 1 bei Phyllostoma, welcher noch auf dem kappenformigen Schmelzkeimstadium steht, wenn sämmtliche anderen Milchzähne schon Hartgebilde abgesetzt haben, zum Theil fast ausgebildet sind. — 140 — bereits oben (pag. 10:5) auf Grund eigener Untersuchungen widerlegt. Ich kann desshalb auch in diesem Befunde keine Stütze für Schwalbe's Auffassung sehen '). Bereits früher (III, IV) habe ich die Auffassung ausgesprochen, dass. wenn wir auch in manchen Fällen im Zweifel sein können, welcher Dentition ein Zahn zuzurechnen sei, und hier- für kein einzelnes unfehlbares Criterium haben, dies doch offenbar nicht als ein Einwand gegen die Annahme von verschiedenen Dentitionen angeführt werden kann. Es lassen sich in der That gute Gründe dafür anführen, dass sich diese Annahme auf einen historischen Vorgang, somit auf eine Realität stützt und keine blosse Schablone ist. Allerdings dürfen wir die Dentition nicht etwa als ein „reihenweises Auftreten", wie Baume meint, definiren. welche De- finition vornehmlich dem Verhalten bei den höheren Säugethieren entnommen ist. Die Den- tition ist als Zahngeneration aufzufassen. Wir erkennen darin ein Früher und ein Später, nicht wie Baume will, den Ausdruck gleichzeitiger aber „verschieden hoch entwickelter Producte." So sind zur ersten Dentition diejenigen Zähne, welche einer histo- risch früheren, zur zweiten diejenigen, welche einer späteren Entwicklungs- stufe angehören, zu rechnen. Die Berechtigung dieser Betrachtungsweise müssen wir also den historischen Thatsachen entnehmen. Die Zähne, welche der ersten Dentition der Plac'entalier entsprechen, bilden auf dem älteren Stadium: M a r s n p i a 1 i a (mit Ausnahme des P 3) die einzige, die persistirende Den- tition; die zweite wurde wahrscheinlich erst von den Placentaliern vollständig erworben. Es lässt sich ferner nachweisen, dass bei einer Reihe von Säugern Zähne der ersten Dentition Merkmale von (fossilen) Vorfahren bewahrt haben, während die entsprechenden Zähne der zweiten Dentition abgeändert sind. Als Belege für diese Behauptung erwähne ich hier nur, wie das Milchgebiss der geo- logisch jüngeren Merychippus und Protohippus dem definitiven (zweiten) Gebiss des älteren und nahe verwandten Anchitherium näher steht als das definitive (Schlosser II; Cope II). Ferner: beim oberen Reisszahn der zweiten Dentition der modernen Carnivora ist der Innenhöcker meistens bis an den Vorderrand des Zahnes gerückt, während er beim oberen Milch-Reisszahn stets der Mitte des Zahnes näher liegt , in welcher Beziehung der Milch-Iieisszahn mit dem permanenten Reisszahne bei der Mehrzahl der schon zu Anfang des Miocäns ausgestorbenen Creodonta, aus denen die Carnivoren hervorgegangen sind, übereinstimmt. In Bezug auf die Erinaceidae habe ich schon früher erwähnt (III), dass das Milchgebiss der modernen Erinaceus-Arten, in manchen der- jenigen Punkte, in welchen es von der zweiten Dentition abweicht, sich dem persistirenden Gebiss fossiler Erinaceidae nähert. Endlich mache ich auf die bedeutsame Thatsache aufmerksam, dass bei denjenigen Carnivora, bei denen die Backenzähne der zweiten Dentition in der einen oder anderen Richtung stark modifizirt sind und vom ursprünglichen Gepräge abweichen , wie dies M Kukenthai/s Stellung zu der vorliegenden Frage erscheint mir etwas unklar. Während er in seiner grösseren Arbeit (II, pag. 447, Note 1) ausdrücklich den Diphyodontismus als etwas für die Säugethiere ursprüngliches auffasst, thut er in einem in demselben Jahre gehaltenen Vortrag (V, pag. 40j), indem er die Verwachsungshypothese zu stützen sucht, folgenden Ausspruch : „Die Verschmelzung von Zähnen auf einander folgender Dentitionen ist an sich nichts wunderbares. Die zeitliche Differenz des Auftretens ist ja eine durchaus secundäre Erscheinung, und auch bei den höchsten Säugethieren tritt eine Verschmelzung der Anlagen beider Dentitionen bei der Bildung der echten Molaren ein." Auch Rosrc's Auffassung des Dentitionsbegrifl'es ist so stark von der Verschmelzungs-Hypothese beeinflusst, dass eine Besprechung der ersteren, ohne gleichzeitige Berücksichtigung der letzteren weder befriedigend noch gerecht ausfallen würde, wesshalb ich auf Röse's Schrift XIII (pag. 191) sowie auf meine Darlegungen im folgenden verweisen muss. — 141 — der Fall bei Felis, Hyaena, Arctictis u. a. ist, die Backenzähne der ersten Dentition die primi- tivere Form vollständiger bewahrt haben. Für die Anschauung, dass die Milchzähne als die Repräsentanten einer älteren Eni wicklungsphase mit ursprünglicherem Gepräge zu betrachten .sind, sprechen auch jene Fälle, wo eine stärkere Differenzirung des persistirenden Gebisses eine Reduction" der ursprünglichen An- zahl verursacht hat. Als ein besonders auffallendes Beispiel erinnere ich an Chiromys, dessen nagerartig specialisirtem, persistirendem Gebiss ein Milchgebiss vorhergeht, welches, wenigstens was die Anzahl der Zähne betrifft, fast ganz mit dem der übrigen Halbaffen übereinstimmt. Auch die grössere Zahnanzahl im Milchgebiss bei den Dasypodidae (siehe oben pag. 117), Adapis u. a. verglichen mit dem persistirenden Gebiss. ist als ein Beleg für die oben ausgesprochene Aut- fassung anzusehen. Diese Beispiele, aus einem reichen Thatsachenbestande herausgegriffen, dürften genügen, um zu zeigen, dass die erste Dentition eine historisch ältere Generation als die zweite repräsentirt '). Die vollständige Verwerthung dieser Befunde würde uns zu weit in das phylogenetische Gebiet hineinführen und wird desshalb erst in dem zweiten Theil dieser Arbeit erfolgen. Ferner wird uns durch die Annahme verschiedener Dentitionen bei den Säugethieren der unmittelbare Atischluss an die polyphyodoitkii iiirärrni Wirbclthinr verständlich. Zwar versichert Baume, dass bei Amphibien „von einem reihenweisen Ersatz, vmi irgend etwas, was als Dentition be- zeichnet werden kann, einfach nichts vorhanden ist." Wie sich die Amphibien in Bezug auf ein „reihenweises Auftreten" der Zähne verhalten, lasse ich einstweilen dahingestellt — meiner Meinung nach kann man auch hier in gewissem Sinne von Zahngenerationen sprechen, wenn auch nicht von einem reihenweisen Auftreten — , da dieser Umstand, wie wir gleich sehen werden, keinen Einriuss auf die Frage hat , ob die Annahme von besonderen Dentitionen bei den Säugern reell begründet ist oder nicht. Was die Reptilien betrifft, so zeigen sowohl Röse's Untersuchungen (111 als meine (VI) über Iguana, dass der Zahnwechsel eine ziemlich regelmässige Reihenfolge auf einander folgender Dentitionen erkennen lässt. Dass dieses bei makroskopischer Betrachtung nur schwierig zu constatiren ist, beruht in erster Linie offenbar darauf, dass die Componenten der verschiedenen Dentitionen bei den Reptilien — und dasselbe gilt in noch höherem Maasse von den Amphibien — gar nicht oder wenig durch verschiedene Gestalt von einander abweichen. Immerhin dürften auf diesen Punkt gerichtete, genaue Untersuchungen bei manchen Eidechsen Verschiedenheiten zwischen den älteren und jüngeren Dentitionen aufdecken, denen analog. welche Koken bei Teju teguixin nachgewiesen, bei welcher Eidechse die jüngeren Dentitionen ein- facher, weniger differenzirt sind als die älteren. Es ist richtig, dass wir ebensowenig bei den Reptilien wie bei manchen niederen Säugethieren das „reihenweise Auftreten" an den Begriff der Dentition knüpfen dürfen. Dieses reihenweise Auftreten d. h. die schärfere, zeit- liche und räumliche Absonderung der Dentitionen hat sie h e r s t all m ä h 1 i c h ausgebildet und zwar als unmittelbare Folge der höheren Differenzirung. der schärferen Sonderung der einzelnen Componenten des Gebisses. Halten wir an diesei Anschauung fest, so gestaltet sich der Zusammenhang der Dentitionsformen nie- derer und höherer Wirbelthiere in ungezwungenster Weise. Die schon bei manchen Reptilien auftretende, durch Arbeitstheilung hervorgerufene Differenzirung steigert sieh bei den meisten ') Schon VOGT hat diese Ansicht ausgesprochen; im entschiedenen Unrechte ist er dagegen, wenn er diesem Factum die Behauptung folgen lässt, dass das Zahnsystem der conservative Theil des „Skelettes" ist ! (vergl. oben pag. 1). — 142 Säugern zu einer immer höheren Individualisirung der einzelnen Zahne. Hiermit hört die Massen- produktion auf; die Schmelzleiste vermag- nicht dieselbe Anzahl einzelner Zähne hervorzubringen wie früher, da sie höherwerthige Produete zu erzeugen hat; diese mehr ausgebildeten Zähne werden nicht so rasch verbraucht, treten desshalb in längeren Zeitintervallen auf und passen sieh den Anforderungen der verschiedenen Altersstufen vollständiger an als es bei den kurz- Lebigen, einfacheren Zähnen der niederen Formen möglich war: sie werden sowohl der Form als der Zeit nach immer mehr und mehr different, oder mit anderen "Worten: es hat sich ein Zahnwechsel von wenigen, aber in strenger Reihenfolge auf einander folgenden Zahngenerationen ausgebildet. Wir verstehen somit auch, dass gerade bei den Säugethieren mit höchster Differen- zirung des Zahnsystems (Carnivora, Primates etc.) die schärfste zeitliehe Sonderung d. h. das am deutlichsten ausgeprägte „reihenweise Auftreten" der Dentitionen zu finden sein muss. Dass aber auch bei den Säugethieren Zähne, welche unbestritten der zweiten Dentition angehören, durch ein beschleunigtes Entwicklungstempo ihre Dentitionsgenossen überholen, etwa gleichzeitig mit den Zähnen der ersten Dentition fertig werden und zusammen mit diesen fungiren können, haben wir bereits kennen gelernt (pag. 39, 138). Es kann, wie bereits erwähnt, während der Entwicklung ein sekundäres In-einander- Wachsen ursprünglich getrennter Dentitionen, ein Uebertritt eines Zahnes von der einen Dentition in die andere stattfinden. Die Dentitionen haben so- mit keine unüberschreitbaren Grenzen, ohne dass dieser Umstand den Begriff der Dentition in der von mir präeisirten Auffassung aufhebt. Ich sehe einstweilen hier ganz davon ab, ob die zweite Dentition der Säuger ererbt ist oder nicht; diese Frage wird uns später be- schäftigen und ist auf die hier dargelegte Auffassung des Entwicklungsganges, welcher in jedem Falle sich gleich bleiben muss, ohne Einfluss. Wir wenden uns nun zu der wichtigen Frage: in welcher Weise macht sich die Reduktion des Gebisses in den beiden Dentitionen geltend ? Ich erinnere dann zunächst an die beiden schon früher von mir (III, pag. 539) aufgestellten Hauptarten , welche die Reduction des Säugethier- gebisses erkennen lässt: A) Durch die höhere und intensivere Arbeitsleistung, welche einzelnen Theilen des Gebisses auferlegt ist, werden diese differenzirt, höher specialisirt und in Folge dessen andere gänzlich entlastet und desshalb so reduzirt , dass sie allmählich gar nicht mehr zur Ausbildung kommen. B) Durch Veränderung der Lebens- speciell der Nahrungsweise kann das Zahnsystem als Ganzes oder auch eine seiner physiologischen Abtheilungen übertiüssig werden und desshalb der Rückbildung anheimfallen. Dieser Reduktionsmodus wird also da- durch charakterisirt, dass Zahntheile oder Zähne schwinden , ohne dass hierfür ein Ersatz durch die höhere Ausbildung anderer erlangt wird '). Die letztgenannt!' Reduktionsart culminirt im zahnlosen Stadium, welches wenigstens bei allen gnathostomen Wirbelthieren ein seeundärer Zustand ist. Die oben dargelegten Erwägungen ') Wie selbstverständlich die obige Unterscheidung von verschiedenen Arten der Rückbildung auch erscheinen mag, so ist die Confundirung derselben nichtsdestoweniger sehr häufig und hat zu argen Paradoxen geführt. So konnte z. 1!. BAUME durch die vollständige Verkennung der Natur der Reduktionsvorgänge im Zahnsystem zu dem Resultate gelangen, dass das üebiss der Wirbeltlüerc sich in steter Reduktion bis auf Null befindet. Aehnlichen Auffassungen begegnet man auch in manchen Lehr- und Handbüchern. — 143 — führen aber auch zu dem Schlusssatze, dass bei den Säugethieren der Monophyodontismus, welchen wir hier als das Auftreten nur einer Reihe verkalkter Zähne präcisiren, sowie jede Vor- bereitung zu diesem durch Ausfall eines Zahnelementes bei übrigens diphyodonten Säugern als eine secundäre Erscheinung zu betrachten ist '). Wir fragen nun: in welches Licht stellen die mitogenetischen Thatsachen diese mij vergleichend- anatomischem Wege erlangtt Auffassung? Zunächst müssen wir daran festhalten, dass das fast monophyodonte Gebiss der Marsupialia Monophyodontismus ist natürlich in der eben angegebenen Form zu fassen — selbstredend nicht in diesem Sinne zu deuten ist, da. wie ich oben (pag. 104 — 105) nachzuweisen versucht habe, hier gar keine Reduktion vorliegt: ein vollständig ausgebildetes Ersatzgebiss hat nie existirt und ausserdem sind „ Vor-Milehzähne" vorhanden. AY o aber sonst innerhalb der Klasse der Säugethiere Monophyodontismus auftritt, spricht der zur Zeit vorlie- gende Tha t sachenbestand zu Gunsten der Annahme, dass die erste Dentition verschwunden ist und die zweite persistirt; so höchst wahrscheinlich bei Soricidae und Bradypns. Zweifelhaft sind dagegen die Walthiere: sollte sich Kükenthal's Auffassung bewahrheiten, dass das persistirende Gebiss dieser Thiere der ersten Dentition entspricht, und ist ferner, wie er wenigstens betreffs der Zahnwale annimmt, eine zweite Dentition ursprünglich vorhanden gewesen, so wäre hier also die zweite, nicht die erste Dentition der Rückbildung anheimgefallen: doch dürften die oben (pag. 22 — 23) von mir erhobenen Bedenken immerhin der Art sein, dass sie eine rückhaltlose Annahme der Kükenthal' sehen Deutung verbieten. Wenn meine Auffassung der Entwicklungsvorgänge im Zahnsystem von Erinaceus richtig ist (vergl. oben pag. f>9 — 41), so bildet Erinaceus eine Uebergangsform vom diphyodonten zum monophyo- donten Stadium, indem ein Theil der Milchzähne schon völlig unterdrückt, bei anderen (obere J d .') und Cd) die Rückbildung noch im Gange ist. Auch bei den übrigen Erinaceidae haben, wie ich im zweiten Theile meiner Arbeit zeigen werde, einige minderwerthige Zähne der zweiten Dentition keine Vorgänger mehr2). Bekanntlich herrschte bisher grosse Unsicherheit darüber, ob der erste Backenzahn, welcher bei einer grossen Anzahl Säuger nicht gewechselt wird, der ersten oder zweiten Den- tition zuzurechnen wäre. Die obigen ontogenetischen Untersuchungen haben, was Canis (pag. 60) und Phoca (pag. l'l) betrifft — und diese Thiere sind bisher die einzigen der fraglichen Kate- gorie, über welche spruchberechtigte embryologische Untersuchungen vorliegen — mit vollkom- mener Sicherheit dargethan, dass der fragliche Zahn zur zweiten Dentition gehört, womit ') In Bezug auf Jas gleichzeitige Auftreten von Monophyodontismus und. Homudontismns verweise ich auf meine früheren Erörterungen (III, pag. Ö40 — 541). 2) Hoffmann ist in einer erst nach Abschluss dieser Arbeit erschienenen Schrift zu dem entgegengesetzten Resultate gekommen, nämlich dass die zweite und nicht die erste Dentition zuerst von der Rückbildung angegriffen wird. Kr fährt die Edentaten, Zahnwale, Bentelthiere und — verleitet durch meine frühere Deutung (III) — auch Erinaceus an, somit alles Formen, welche, wie oben nachgewiesen entweder keine zuverlässigen Zeugen für seine Ansicht abgeben können oder geradezu derselben widersprechen. Auch der von ihm als fernere Stütze seiner Auffassung angeführte Satz ..wenn die endgültige Rückbildung eines Zahnes im Gange oder schon vollendet ist, erhalten sich etwaige Rudimente stets nur in der ersten Zahnserie, während sie in der zweiten gänzlich verschwunden sind", entbehrt, wie meine in den vorher- gehenden Kapiteln mitgetbeilten Beobachtungen beweisen, der ^tatsächlichen Begründung. — 144 — selbstverständlich die Möglichkeit des gelegentlichen Vorkommens eines Pd 1 nicht in Abrede ge- stellt wird'). Die Ursache des Verlustes der genannten Zähne bei Erinaceidae, Canis und Phoca ist leicht zu erkennen: in Folge der für die fraglichen Thiere eigenthiimlichen Entwicklungsrich- tung sind eine oder einige Regionen des Gebisses in physiologischer Beziehung entwerthet worden, und dieser Umstand hat eine Reduktion zur Folge gehabt, wie ich dies oben (pag. 39 — 40, 72) näher ausgeführt habe. Diese Reduktion äussert sich in der zweiten Dentition nur in einer ge- ringeren Ausbildung der betreffenden Zähne, während dieselbe in der ersten Dentition völlige Unter- drückung derselben bewirkt hat. An sich ist es auch vollkommen begreiflich, dass, wenn ein Theil des Gebisses überhaupt überflüssig wird, die schwächere, weniger werthvolle erste Dentition früher als die stärkere, besser angepasste zweite schwindet 2). Dass bei fortgesetzter Reduktion auch P 1 schwindet, dafür bieten zahlreiche Raubthiere u. a. gute Belege. Auch der durch den Schwund der ersten Dentition erzeugte Monophyodontismus bei Bradypus wird von diesem Gesichtspunkte aus verständlieh: die Rückbildung des Gebisses als Ganzes hat zunächst die Milchzähne unter- drückt; ob und in welchem Maasse auch das unbeschränkte Wachsthum der persistirenden Zähne zu diesem Resultate beigetragen hat, muss ich unentschieden lassen (vergleiche meine früheren Ausführungen III, pag. 542) 3). Ebenso wie die bei Erinaceidae und Carnivora beobachteten Reduktionserscheinungen sind die Verhältnisse bei den Pinnipedia zu beurtheilen: das Gesammtgebiss ist als Kauapparat mehr oder weniger entwerthet, dementsprechend zeigt das Milchgebiss als Ganzes eine starke und zwar stufenweise vor sich gehende Rückbildung (pag. 6ö — G7). Der Widerspruch zwischen diesen Befunden und dem oben geführten Nachweise, dass sich die erste Dentition durch grössere Ursprünglichkeit vor der zweiten auszeichnet , ist nur scheinbar. Bei den eben angeführten Fällen (Bradypus, Erinaceidae. Carnivora) ist die Rück- bildung der Art, dass von ihr beide Dentitionen angegriffen werden; da nun aber die erste schwächer als die zweite ist . so wird jene naturgemäss zuerst unterdrückt , ohne dass dieser Umstand als ein Beweis gegen ihr primitiveres Verhalten im übrigen angeführt werden kann. Sehen wir uns den Fall von Chiromys etwas näher an, so haben hier offenbar beide oben auf- gestellte Reduktionsarten ihren Einfluss ausgeübt. In Folge der nagerartigen Ausbildung des einen Schneidezahnes tritt in der zweiten Dentition die Reduktionsart A, also ein Differenzirungs- process, auf und bewirkt die Unterdrückung anderer Ante-Molaren , während die Reduktions- art B — in diesem Falle eine durch die Nahrungsweise hervorgerufene Entwerthung der Backen- zahnreihe — eine gehemmte Ausbildung der Backenzähne zur Folge hat. Auf die erste Dentition ') Da nun P d 1 bei der überwiegenden Anzahl der Säugethiere — aueb mancher eoeäner — fehlt, so könnte dieser Umstand vielleicht einem Anbänger der Hypothese, dass das Milchgebiss eine neue Zuthat ist, zu der Annahme ver- leiten, dass dieser Zahn niemals vorhanden gewesen, sondern erst in der Entstehung begriffen ist. Einer solchen Annahme möchte ich die Thatsache entgegenhalten, dass bei einer so alten Form wie Talpa, ferner bei den eoeänen Paloplotherium und Palaeotherium (St blosses III), bei Hyrax (Woodward I) u. a. ein Pd 1 vorkommt. '-) Zu demselben Resultate sind auf vorwiegend speculativem Wege auch ROST sowie Schlosser iIII) gelangt. ■ Dass übrigens auch der letztgenannte Umstand allein die Unterdrückung von Milchzahnen zu bewirken und somit Monophyodontismus hervorzurufen im Stande ist, dafür bieten die Nager handgreifliche Beweise dar: der Schwund des Pd 1 lässt sich innerhalb natürlicher Gruppen Schritt für Schritt verfolgen; so ist er innerhalb der Dasyproctini bei Coelogenys und Dasyprocta gut entwickelt und lange in Gebrauch, während er bei Cavia klein, bei Hydrocboerus völlig rudimentär ist und bei hehlen vor der Geburt schwindet. Bei anderen (Myopotamus, Loncheres) soll Pd 4 (als verkalkter Zahn I ganz fehlen. 145 dagegen hat die Reduktionsart A keinen nachweisbaren Einfluss ausgeübt, während die Re- duktionsart B nur in ganz beschränkter Weise sich geltend gemacht hat, wessbalb auch die .Mibbzähne fast ganz in der bei den Halbaffen gewöhnlichen Anzahl vorbanden sind. Also: Bei Bradypus, Erinaceus, Canis und Phoca ') greift das die Rückbildung bewirkende Moment beide Dentitionen in etwa gleicher Weise an, die Wirkungen dieses Angriffes aber treten, da die erste Dentition die schwächere ist, in erster Linie an dieser zu Tage, während bei Chiromys die mit Differenzirung verbundene Rückbildung vornehmlich mir das persistirende Gebiss zu beeinflussen vermag, wogegen das Milchgebiss nur in ganz geringem Grade in Mitleidenschaft gezogen wird. Theilweise zu derselben Kategorie wie Chiromys gehört Centetes : dieser hat Jd jj aber J |, was einfach darauf beruht, dass der untere C eine so bedeutende Ausbildung erlangt, dass der obere äussere J durch ihn völlig verdrängt wird (also Reduktionsmodus A); der geringer entwickelte untere Cd stellt dagegen der Ausbildung des entsprechenden Milchschneidezahns kein Hinderniss in den Weg. Meinem Programme getreu muss ich die Weiterführung der Untersuchung der Reduktions- erscheinungen auf den zweiten Theil der Arbeit verschieben. Dass dieselben durchaus nicht nach einer Schablone zu beurtheilen sind, erhellt jedenfalls aus den vorgeführten Beispielen. Ich erinnere nur noch daran, dass wir im speciellen Theile der vorliegenden Untersuchungen Zähne beider Dentitionen in allen .Stadien der Rückbildung kennen gelernt haben; vergleiche besonders bei Erinaceus (pag. 39), Phoca (pag. G9), Trichosurus , Phascolarctus , Macropus (pag. 106) u. a. Die Fälle beweisen zur Genüge die Unthaltbarkeit des RöSE'schen Ausspruches (XI, pag. 138): „Wenn irgendwo bei einem höheren Vertebraten Zähne zurückgebildet werden, so ist dies immer gleich in solchem Maasse geschehen, dass an der betreffenden Stelle nur noch die Anlage der Schmelzleiste sich findet aber keine Umwachsung von Zahnpapillen mehr."' Nachdem die Schmelzkeime der zweiten Dentition eine gewisse Entwicklung erlangt haben, und die Schmelzleiste schon seit lange zwischen den Zahnanlagen resorbirt ist, fängt sie auch oberflächlich von jenen Schmelzkeimen zu verschwinden an (vergl. Fig. 57), wobei sie sich in Stränge auflösen kann (Fig. 58). Aus diesen können sogenannte Epithelnester oder Epithel- perlen hervorgehen. Ohne auf diese Gebilde näher einzugehen, erinnere ich nur daran, dass, wie wir gesehen , dieselben ausserdem als Degenerationsprodukte aus Schmelzkeimen hervorgehen können, sowie drittens auch aus Epithelialpartien entstehen, welche niemals mit der Zahnbildung etwas zu thun gehabt haben. Eine in der vorhergehenden Darstellung nicht behandelte Frage ist: welcher Dentition gehören die Molaren an? Obgleich Owen (III) schon 18G8 die Molaren als ,,a continuation, backward, of the primary or milk series" bezeichnete, hat man bisher die Molaren ohne besondere Diskussion derselben Zahnreihe wie die Ersatzzähne zugezählt. 1886 sprach ich (VIII) gelegentlich der rntersuchung der Gebissentwicklung bei Galeopithecus die Ansicht aus, dass dieselben morphologisch zur ersten Dentition zu zählen seien. In der Folge ist dann unabhängig von meinen Untersuchungen diese Frage ziemlich lebhaft debattirt worden. So rechnet Beauregard die Molaren zur ersten Dentition, während Lataste. dem sich Magitot anschliesst, die ältere Ansicht vertheidigt. Auf Grund des ') Wie das Verhalten der ,T d :S und J 3 bei Sealops zu beurtheilen ist (oben pag. 53), muss ich einstweilen dahingestellt sein lassen; Cd und (' stimmen dagegen mit der angeführten Auffassung überein. liibliotheca zoologiea. Heft 17. l'J — 146 — Auftretens des Schmelzleistenendes lingualwärts von M 1 und 2 bei Didelphys rechnet Kükenthal (I) die Molaren zur ersten Dentition. Da K.'s Beweisführung sich lediglich auf die Annahme stützt , dass das Auftreten eines freien Schmelzleistenendes lingualwärts von einer Zahnanlage diese unbedingt zu einem Milchzahne stempelt, und ich die Unzulänglichkeit dieser Argumentation schon oben (pag. 132 — 135) nachgewiesen habe, brauche ich nicht auf diesen Punkt zurückzukommen. In seiner Arbeit über die AValthiere (II, pag. 448) behauptet er, dass der Hauptunterschied zwischen Molaren und Prämolaren darin besteht, „dass erstere aus beiden verschmolzenen Dentitionen bestehen , während sie bei letzteren getrennt bleiben und jede für sich zur Entwickelung kommt, und ich (Kükenthal) halte daher den so beliebten Streit, oh die Molaren der ersten oder zweiten Dentition zuzurechnen sind, für vollkommen überflüssig." Wir haben ebenfalls im vorigen kennen gelernt , dass Kükenthal etwas später (III) seine Ansicht dahin modifizirt, dass allerdings die echten Molaren „im wesentlichen" zur ersten Dentition ge- hören, aber zugleich (pag. 110) dass sie „ein Verschmelzungsprodukt der Anlagen erster Dentition mit dem Materiale, aus dem sonst die zweite Dentition entsteht, darstellen." Es scheint mir jedoch, dass dieser zweite Ausspruch einigermassen im Widerspruche mit dem Faktum steht, auf das K. den ersten stützt, nämlich dass ein freies Schmelzleistenende lingualwärts von M 1 vor- handen ist (vergl. auch oben pag. 70). Während Rose die Molaren der Beutelthiere der ersten Dentition zuzählt , betrachtet er in einer seiner neuesten Arbeiten (XIII) dieselben überhaupt als die „seitlichen Endglieder besonderer Dentitionen. So liegt beim Menschen die Dentition, von "der Molar 1 das Endglied ist, zwischen der ersten und zweiten Dentition." Doch giebt R. gleichzeitig zu, dass, falls man die Molaren „aus Zweckmässigkeitsgründen in die althergebrachten beiden Dentitionen einreihen will, dieselben zweifellos zur ersten oder Milehzahnserie gerechnet werden müssen." Schwalbe (I) fasst sowohl Molaren als Milchmolaren (beim Menschen) als der ersten und zweiten Dentition gemeinsam angehörig auf. und zwar entspricht die labiale Reihe ihrer Höcker der ersten, die linguale der zweiten Dentition. In meinen Arbeiten über die Entwicklung des Zahnsystems (III, IV) habe ich meine frühere Annahme zu begründen versucht, dass die Molaren der ersten Dentition angehören, also „Milchzähne ohne verkalkte Nachfolger" sind, welcher Ansicht sich neuerdings Hoffmann auf Grund eigener Untersuchungen anschliesst. Für die Beurtheilung dieser Frage sind die fol- genden, in der vorhergehenden Darstellung behandelten Thatsaehen von Bedeutung. Auf das Verhalten zur Schmelzleiste, welches völlig dasselbe ist wie das der Milchbacken- zähne — es tritt dies besonders bei Horizontal- und Sagittalschnittserien (Fig. 11, 12, 16) her- vor — ■ habe ich früher mehr Gewicht gelegt , als mir jetzt . nachdem sich dieses Criterium bei anderen Zähnen als nicht zuverlässig erwiesen hat, gerechtfertigt erscheint. Dagegen erhellt aus diesen Bildern die wichtige zuerst von Poüchet & Charry beim Schafe, dann von Rose (I) beim Menschen nachgewiesene Thatsache, dass die Molaren — den älteren Angaben entgegen — sich direct aus der Schmelzleiste differenziren. Dies gilt für alle Säugethiere. Die abweichende Lage der Leiste im Verhältniss zum Schmelzkeim des M 1 und 2 ist bemerkenswerth ohne principiell bedeutungsvoll zusein: wenn der Schmelzkeim anfängt sich von der Leiste zu emanci- piren, kommt das freie Ende nicht neben dem Molaren wie bei den Milchbackenzähnen sondern oberflächlich von demselben zum Vorschein; die freie Spitze ist stets lingualwärts gerichtet (Textfig. 2 — 4, Fig. 24. 25, 88, 113). Die Ursache dieses Verhaltens, welches sowohl bei Mar- snpialia als Placentalja vorkommt, ist zweifelsohne in der bedeutenderen Grösse, welche die 147 — Molaren, verglichen mit den vorstehenden Milchzähnen, erlangen, zu suchen. Eine Bekräftigung dieser Deutung giebt die Thatsache, dass da, wo die Molaren schwach sind (■/.. B. bei Desmodusjj das Verhalten zwischen Schmelzkeim und Leiste mehr mit dem bei anderen Zähnen übereinstimmt Das Vorkommen eines freien Schmelzleistenendes habe ich wenigstens bei M 1 und 2 an allen von mir untersuchten Formen gefunden; bei mehreren Thieren (Fig. 88. 113, 120) fand ich besagtes Ende deutlieh knospenförmig angeschwollen. Dass die Schmelzleiste nicht einmal im Bereiche des letzten Molaren ihre Produktionskraft erschöpft zu haben braucht, beweist das Ver- halten bei Scalops. wo die »Schmelzleiste mit zahlreichen und starken Anschwellungen sich neben dem bereits glockenförmigen 51 3 erhäit (Texttig. 12). In diesem Zusammenhange haben wir auch des Orts der Anlage des M 3 zu gedenken: die Schmelzleiste schwillt noch im Bereiche des M 2 zu einem deutlichen Schmelzkeime (M 3) an. welcher oberflächlich vom M 2 zu liegen kommt (Fig. 2G, 33, 80), eine Lage, die offenbar dadurch bedingt wird, dass zur Zeit der Entstehung des M 3 hinter M 2 noch kein Platz im Kiefer ist. Selbstverständlich wird durch diese abweichende Lage, welche den M 3 überall, wo er hierauf untersucht ist (auch bei Didelphys), auszeichnet, die Zugehörigkeit des M 3 zu der- selben Serie wie die anderen Molaren nicht in Frage gesetzt. Den Umstand, dass der hinterste Milchmolar meist grössere Uebereinstimmung mit dem ersten Molaren als mit dem entsprechenden Ersatzzahne darbietet, möchte ich nicht als einen direkten Beweis für die Zusammengehörigkeit besagter Zähne anführen, da diese Uebereinstim- mung , wie bereits Winge (I) hervorgehoben hat , eher dadurch veranlasst sein kann , dass der letzte Milchzahn eine Zeit lang eine dem ersten Molaren ähnliche Funktion auszuüben hat. Wenn somit die bisher angeführten Thatsachen keine stichhaltigen Argumente für die Zugehörigkeit der Molaren zur ersten Dentition abzugeben im Stande sind, so machen dagegen die beiden folgenden Momente diese Annahme im hohen Grade wahrscheinlich: 1) Da alle Thatsachen für die Auffassung sprechen, dass bei den Marsupialia die persi- stirenden Ante-Molaren (mit Ausnahme des P 3) der ersten Dentition der Placentalia entsprechen, kann man. wie auch Thomas (V) hervorgehoben hat, keinen stichhaltigen Grund für die Annahme anführen . dass bei diesen Thieren die Molaren, welche sich völlig in derselben Weise wie jene anlegen und zusammen mit diesen zeitlebens funktioniren , einer späteren Zahngeneration (also der zweiten) angehören sollten. Da nun die Homologie der Molaren bei Marsupialia und Placen- talia nicht wohl bezweifelt werden kann , sind wir zur Annahme gezwungen , dass die Molaren bei allen Säugern der ersten Dentition angehören. 2) Einen direkten Beweis für die Richtigkeit dieser Ansicht giebt das oben (pag. 09) dargelegte Verhalten des M 1 bei Phoca. Faktisch - - d. h. wenn es sich um Darstellung des thatsächlichen Befundes handelt — verhält sich dieser Zahn zu seinem Ersatzzahne ganz wie ein Milchzahn. Ist nun, wie kaum zu bezweifeln, M 1 der Phocidae dem M 1 der übrigen Säugethiere homolog, so hat die Annahme, dass Ml — und desshalb auch M 2 + 3 (+ 4) — der ersten und nicht der zweiten Dentition angehören, eine glänzende Bestätigung gefunden. Aus diesem Funde, zusammengehalten mit dem oben erwähnten constanten Vorkommen eines freien, manchmal knospenförmig angeschwollenen Schmelzleistenendes lingualwärts von den Molaranlagen, erhellt somit auch, dass eine Verschmelzung von mehreren Zahnserien, wie einige Forscher wollen, im Bereiche der Molaren ebensowenig wie bei den Prämolaren vorkommt; ver- gleiche auch die Ausführungen oben pag. 70. — 148 Aus den obigen Darlegungen ist es ebenfalls klar, dass „Ersatzgebiss"' nicht identisch mit „persistirendem Gebiss" ist, da in dem letzteren stets Elemente der ersten Dentition, die Mo- laren, eingehen. Wir kommen schliesslich zu der Frage: Wenn die Molaren Milchzähne ohne verkalkte Nach- folger sind, haben sie jemals solche gehabt? Die Beantwortung dieser Frage muss natürlich in erster Linie von der Stellung beeinflusst werden, welche wir zu der Alternative einnehmen, ob die zweite Dentition ererbt oder erst von Säugethieren erworben ist. Acceptiren wir die letztere Auffassung, kann die Antwort nicht anders lauten als: 1) Bei Marsupialia und Placentalia mit gut ausgebildeten Molaren liegt und hat wahr- scheinlich nie ein Bedürfniss nach einem Ersätze derselben vorgelegen, wesshalb auch bei der- artigen Thieren Ersatzzähne für die Molaren niemals vorhanden gewesen sind. 2) Falls nachgewiesen werden kann, dass nur die vorderen Zähne bei Edentaten den Prämolaren der übrigen Säugethiere homolog sind, so werden also bei jenen (Tatusia, Orycteropus) die vorderen Molaren durch Ersatzzähne verdrängt, wie auch solche gelegentlich neben den Mo- laren bei einigen anderen Säugethieren (wie Phocidae und vielleicht Cetacea) auftreten können, wo die letztgenannten Zähne besonders schwach, respective ebenso schwach wie die Prämolaren sind. Nimmt man dagegen die zweite Dentition als vererbt an , dann muss man jedenfalls üsborn zustimmen, nach welchem der Zahnwechsel in der Molarregion bei den Edentaten ein primitiver Zustand ist, während er bei den übrigen Placentaliern und den Beutelthieren unter- drückt worden ist. Mit der Anlage der zweiten Dentition ist die Entwicklungsmöglichkeit nicht erloschen: es können Repräsentanten einer dritten Dentition auftreten. Wir haben bereits oben (pag. 136) gesehen, wie bei der Abschnürung des Schmelzkeimes typischer Ersatzzähne (also Zähne der zweiten Dentition) an der Leiste eine Knospe ganz wie bei den Milchzahnanlagen entsteht (Fig. 55, 57, 84, 95, 97 u. a.). Aus diesen Darlegungen ergab sich ferner, dass es eine Vorbedingung für die Entstehung jedes „Ersatzzahnes" ist, dass noch genügend Schmelzleistenmaterial zu dessen Bil- dung übrig ist. Dass nun in der That auch aus den Knospen lingual wärts von „Ersatzzähnen" aus- gebildete, nach innen von den letzteren Platz nehmende Zähne einer jüngeren, also einer dritten Dentition, hervorgehen können, habe ich bei Erinaceus (Textfig. 8) und Phoca direkt nachweisen können. Bei auf diesen Punkt gerichteten Nachforschungen werden sich wahrscheinlich solche Fälle als nicht besonders selten herausstellen. Auch beim Menschen ist das Vorkommen von Zähnen der dritten Dentition angehörig mehrfach beobachtet, wenn auch hier eine Verwechs- lung mit retinirten Zähnen im einzelnen Falle nicht ausgeschlossen ist. Diese Befunde sind desshalb auch vom allgemein biologischen Gesichtspunkte besonders bedeutungsvoll, weil wir hier meiner Auffassung nach einen völlig normalen, progressiven Entwicklungsprocess d.h. einen Fall von Erwerbung neuer Organ t heile vor uns haben — ein Fall, welcher bekannt- lich nur selten deutlich demonstrirbar ist. Ohne Analogie im Zahnsystem scheint mir ausserdem dieser Vorgang nicht zu sein: wie ich schon früher (III, pag. 532 und oben pag. 105) nachzu- weisen versucht habe, ist die sogenannte zweite Dentition oder das Ersatzgebiss erst innerhalb der Säugethierklasse entstanden ; die Wiederholung eines solchen Processes d. h. die Entstehung einer neuen Dentition, kann somit auch zukünftig nicht ausgeschlossen sein. Den vorgeführten Thatsachen gegenüber scheint mir also die Annahme vollkommen berechtigt, dass in der That ein Il'.l — Proeess schon im Gange ist, durch welchen, falls Bedarf vorliegt wenn ■/.. B. die zweite Dentition (möglicherweise durch die bei einer grossen Anzahl von Säugethieren bereits einge- leitete Unterdrückung des Milchgebisses) zu zeitig in Anspruch genommen wird — bei den Säugethieren eine dritte Dentition, also ein neues Ersatzgehiss ins Leben treten kann. Aber selbst mit der dritten Dentition ist die Anzahl der Zahngenerationen, welche bei den Säugethieren vorkommen können, noch nicht erschöpft. Es tritt nämlich am entgegengesetzten Ende der Zahnserien, also vor der hier als erste (Milch-)Dentition bezeichneten Generation noch eine älteste: die Vor-Milchzähne auf. Indem ich auf die obigen ausführlichen Darlegungen (pag. 91 — 92, 99 — 101, 100) verweise, mag hier nur daran erinnert werden, dass bei Marsupium-Jungen von Myrmecobius. Macropodidae und Phascolarctus unmittelbar unter dem Mundhöhlenepithel im vorderen Kiefertheile und labialwärts von den Zähnen der ersten Dentition kleine . mehr oder weniger rückgebildete, zeitig fertige und vollkommen verkalkte Zähne vorkommen. Wie ich oben ([tag. 10(5) nachgewiesen habe, sind diese Zahnrudimente als Beste eines von niederen Wirbel- thieren ererbten Gebisses aufzufassen . welches älter als die bei den Beutelthieren persistirende, der ersten Dentition der Placentalier homologe Zahnserie ist. Ich betonte auch, dass diese Deu- tung ferner durch die Thatsache gestützt wird, dass die besonders bei Myrmecobius erhaltenen Bilder (Fig. 130) in Bezug auf die Beziehungen der Schmelzleiste des rudimentären Zahnes zur Leiste des persistirenden ebenso sehr von den bei den übrigen Säugethieren vorkommenden Be- funden abweichen, wie sie an Zustände bei manchen Reptilien erinnern (Fig. 131). Bei den Placen- taliern sind bisher nicht mit Sicherheit verkalkte Zahngebilde, welche diesen Vor-Milchzähnen entsprechen, nachgewiesen worden. Was die rudimentären Zähne mancher Nager sowie die mehr- fach beschriebenen schmelzlosen Zahnrudimente des Menschen betrifft, liegt allerdings die Ver- suchung sehr nahe dieselben mit jenen Vor-Milchzähnen zu homologisiren; doch muss ich mich so lange eines Urtheils über sie enthalten, bis genauere Untersuchungen über ihre Entwicklung vorliegen. Dagegen habe ich bei Didelphys und mehreren Placentaliern leisten- oder knospenförmige Hervor- ragungen angetroffen, welche in wechselnder Ausbildung ihren Ursprung von dem oberflächlichen Theile der labialen Fläche der Schmelzleiste nehmen. Dieselben sind nur auf den früheren Embryonal- stadien beobachtet worden; vergleiche besonders Fig. 3 und 5 (Erinaceus) und Fig. 105 (Didelphys). Die Berechtigung solche Gebilde als letzte Beste der Vor-Milchzähne zu deuten, geht aus den Befunden bei Myrmecobius hervor, bei welchen die Schmelzleistenpartie der verkalkten Vor-Milch- zähne (Fig. 127, 129) genau dieselben Beziehungen zu derjenigen des (persistirenden) Milchzahns hat wie die besagten Epithelialsprossen zur Schmelzleiste bei Didelphys und den Placentaliern. Besonders Fig. 130 (Myrmecobius) spricht stark zu Gunsten meine]" Deutung, indem sie zeigt. dass bei Myrmecobius das Verhalten der Schmelzleiste auch ohne verkalkte Vor-Milchzähne völlig mit jenen Gebilden bei den Placentaliern übereinstimmt1). Kükenthal (II, 111) hat bei Phoca und den Bartenwalen Epithelialsprossen gefunden, welche er als Reste von Vor-Milch- zähnen deutet (vergleiche oben pag. 123). In welcher Beziehung die von Böse Lei ganz jungen menschlichen Embryonen beschriebenen Papillen zu den Vor-Milchzähnen stehen, muss künftigen Untersuchungen vorbehalten bleiben. Schwalbe (IL pag. 33) führt einen von Professor Döderlein gemachten Einwand gegen ') Heber die 1 i n g u a 1 w ä r t s von der Schmelzleiste ausgehenden Sprossen siehe pag. 4:i. 150 meint' A nnahme einer prälactealen Dentition an, nämlich, „dass jene lludimentärzähnchen gerade bei den Beuteltnieren gefunden werden, welche im funktionirenden Geldes nicht mehr die typische Zahl der »Schneidezähne 5, sondern weniger aufweisen, dass sie also zu derselben Reihe gehören wie die funktionirenden und nichts anderes darstellen, als die jeweiligen rudimentär gewordenen Incisivi der betreffenden Art." Ganz abgesehen von den Lageverhältnissen, den Beziehungen zur Schmelzleiste und dem frühen Fertigwerden der besagten Vor-Milchzähne wird dieser Einwand schon dadurch vollständig entkräftigt, dass, falls man Döderlein's Auffassung aceep- tiren wollte, man auch zu der Annahme gezwungen würde, dass bei Myrmecobius zwei derselben Dentition angehörige, untere Eckzähne (siehe oben pag. 90), vorkommen ! Auch Schwalbe's An- sicht, dass man versucht sein könnte, die Milchzähne, der Chiroptera als prälacteale Reihe zu deuten , wird entschieden durch alle ontogenetischen Thatsachen (vergleiche oben pag. 74 — 8:2) widerlegt ; auch die Consequenz dieser Annahme : die bleibenden Zähne der Fledermäuse, mit der Milch-Dentition zu homologisiren ist ebenso unwahrscheinlich wie die Thatsache , dass die Vor- Milchzähne gerade bei dieser mit scharf differenzirtem, persistirendem Gebiss versehenen Säuge- thierordnung am besten ausgebildet wären und funktioniren sollten, was selbst bei den Beutel- thieren nicht der Fall ist. Kurz: wenn man Schwalbe's Vermuthung acceptirte, wäre das Zahn- system der Chiroptera, da es ausserdem nicht einen einzigen Zahn der zweiten Dentition auf- zuweisen hätte, ursprünglicher als irgend ein anderes Säugethiergebiss. Fassen wir die hier vorgetragenen Beobachtungen kurz zusammen, so erhalten wir fol- gende Uebersicht des Entwicklungsganges der vier bei den Säugethieren vorkommenden Dentitionen (Zahn- generationen), welche — unabhängig von der bisher gebräuchlichen, von der Annahme nur zweier Dentitionen bei den Säugern ausgehenden Nomenclatur - - ihrem Alter nach als Dentition I — IV bezeichnet werden können: A) MarsupiaMa '). Dentition I (= Vor-Milchzähne) kommt im vordem Kiefertheile beim Marsupium- Jungen vor und zwar entweder als vollkommen verkalkte, aber rudimentäre und niemals funktionirende Zähne in wechselnder Anzahl oder nur als Sprossen, welche labialwärts von der Schmelzleiste ausgehen. Dentition II (= Milchgebiss) : völlig ausgebildete Ante-Molaren und Molaren, welche mit Ausnahme des P 3 während des ganzen Lebens persistiren. Dentition III (= Ersatzgebiss) : von diesem hat sich erst ein Zahn (P 3) völlig ausgebildet; die übrigen treten nur als knospenformige Schmelzkeime beim jugendlichen Thiere auf. B) Placentalia. Dentition I erreicht nicht mehr das verkalkte Stadium2) sondern ist nur durch mehr oder weniger deutliche, oberflächlich von der Labialdäche der Schmelzleiste ausgehende Knospen während des Embryonallebens vertreten. Dentition II persistirt mit Ausnahme der Molaren bei keinem Placentalier während des ganzen Lebens 3) , ist ausserdem von verschiedenartiger Dauer und Aus- & ') Die Monotremata können aus Mangel an verwendbaren Untersuchungen einstweilen nicht berücksichtigt werden. 2) Betreffend der Befunde bei Mensch und Kaninchen siehe oben pag. 149. 3) Die Frage, ob die t.'etacea hiervon eine Ausnahme bilden oder nicht, ist oben (pag. 122, 143) besprochen worden. — 151 bildung, so dass mehrere Reduktionsstufen unterschieden werden können, von welchen wir hier folgende hervorheben: a) Ein (z.B. Pd 1 bei den meisten Säugethieren) oder mehrere Zähne (Erinaceidae) fehlen in verkalktem Zustande gänzlich, ohne dass die Dentition im übrigen rückgebildet zu sein braucht. b) Die gesammte Dentition 11 mit Ausnahme der Molaren ist mehr oder weniger rudimentär z. B. Pinnipedia; bei einigen Formen wird sie resorbirt ohne das Zahnfleisch durchbrochen zu haben, also ohne jemals funktionirt zu haben, z. B. einige Phocidae, Nager und Chiroptera. c) Dentition II ist nur durch einen rudimentären, nie zum Durch- bruch kommenden Zahn, repräsentirt (Bradypus ?). d) Dentition II - - immer mit Ausnahme der Molaren — ist als ver- kalkte Zahnserie gänzlich unterdrückt (Soricidae, viele Nager). Dentition III verdrängt und ersetzt alle Ante-Molaren der Dentition II und ist zusammen mit den Molaren beim erwachsenen Individuum die allein funktionirende Zahnserie1); vielleicht hat sich bei einigen Formen mit ebenso schwachen Mo- laren wie Prämolaren (Orycteropus, Tatusia) im vordem Theile der Molarserie eine Dentition III ausgebildet. Dentition IV ist meistens nur als lingualwärts von den Zähnen der Dentition UT auftretende mehr oder weniger starke Knospen vorhanden ; manchmal gehen ans diesen Knospen vollkommen ausgebildete Zähne hervor. Die Genese der vier Zahngenerationen können wir uns nach dem Standpunkte unserer jetzigen Kenntnisse folgendermaassen vorstellen : Bei dem Uebergange des Reptilien-ähnlichen Ge- bisses der Säugethiervorfahren in dasjenige der uns bekannten ältesten Säugethiere 2) konnten in Folge des Differenzirungsprozesses nicht alle Dentitionen mit hinüber genommen werden: die Poly phyodontie machte einer 0 1 i g o phyodontie Platz. Von diesen ererbten Zahngenerationen ist im Laufe der Stammesentwicklung die älteste (Dentition I) völlig funktionslos geworden, so dass sie heute nur noch in Resten — am vollständigsten , wie zu erwarten , bei einigen der niedrigsten bekannten Säuger — auf frühen ontogenetischen Stadien vorhanden ist, während die nächste (Dentition II) sich den neuen Forderungen anpasste und funktionirte ohne gewechselt zu werden. Bei höherer Ausbildung machte sich in der Folge das Bedürfniss eines Ersatzes der am längsten in Gebrauch stehenden vorderen Zähne (Ante-Molaren) geltend: es entstand — viel- leicht in dem Maasse als Dentition I funktionslos wurde — als ein Neuerwerb der Säugethiere die Dentition III , welche bei den Placentaliern ungehemmt sich entwickelte , während sie bei Marsupialia in Folge der diesen Thiei'en eigenthümlichen Brutpflege nur unvollständig zur Aus- bildung kommen konnte. Gewissermaassen als ein „Zukunftsgebiss" ist die noch in ihrer ersten ') Wie oben (pag. 08) angegeben, ist bei Phocidae bisher keine Vermehrung der Zahnreihe durch retardirte Milchzähne nachgewiesen worden. Nachträglich sei hier jedoch bemerkt, dass ich neuerdings bei einem .Schädel von Phoca foetida labiahvärts vom unteren P 2 einen stark abgekauten, grossen Milchzahn (also Pd 2) vorgefunden habe. Ein nennenswerther Einwand dürfte aber dem obigen Ausspruche aus einem solchen Befunde kaum erwachsen. -') Vergleiche bezüglich dieses Punktes des Näheren in meiner früheren Arbeit III, pag. b36 539. 152 — Ausbildung begriffene Dentition IV zu betrachten. lieber die gleichzeitig mit dieser Differenzirung sich vollstreckende schärfere zeitliche Sonderung verweise ich auf das oben pag. 141 Gesagte. Ich bemerke hierzu: 1) Also weder die Ansicht, dass der Monophyodontismus, noch diejenige, dass der Diphyo- dontismus in der althergebrachten Auffassung (Dentition 11 + III) das ursprüngliche bei den Säuge- t liieren ist. entspricht meiner Meinung nach dem heute vorliegenden Thatsaehenbestande. Als ursprünglich für die Sänget liiere haben wir vielmehr ein Gebiss zu betrachten, in welchem (mindestens) zwei Dentitionen nach einander auftreten, also einen Diphyodontismus , welcher durch das Vor-Milch- (I) und das Milchgebiss (II) repräsentirt wird, aber nicht durch Milch- (II) und Ersatzgebiss (III), welch letzteres ich als eine neue Zuthat des Zahnsystems der Säugethiere auffasse und das somit kein Homologon bei den niederen Wirbelthieren hat '). Acceptiren wir die hier vorgetragene Auffassung, so schwinden also die Schwierigkeiten, welche die Marsupialia und die Säuger der Secundärzeit uns bisher bereitet haben 2). 2) Wichtig für die Beurtheilung der ursprünglichen Bedeutung der Dentition II (des Milchgebisses) ist auch die lange Persistenz, durch welche diese Dentition sich bei einigen der niedersten Säugethiere noch heute auszeichnet, und wodurch sie ihre grössere funktionelle Be- deutung bei diesen bekundet. So wird nach Hensel bei Didelphys Pd 3 sehr spät gewechselt, im weiblichen Geschlecht erst nach der ersten Schwangerschaft. Innerhalb der alten Insektivorenfamilie der Centetidae funktioniren bei Ericulus (Thomas III). Hemicentetes und Microgale die Ante-Molaren der Dentition II zusammen mit allen Molaren und werden — wenigstens bei Hemicentetes — erst gewechselt, wenn dasThier vollständig ausgewachsen ist. Die gleiche Bedeutung muss man wohl auch der Thatsache zuschreiben, dass , wie Filhol nachgewiesen und ich bestätigen kann , bei dem eoeänen Eurytherium minus sämmtliche Molaren zusammen mit dem Ante-Molaren der Dentition II im ausgebildeten Kiefer funktioniren . während bei den heutigen Artiodactylen die Milch- Ante-Molaren bekanntlich viel früher verschwinden. Diese Beispiele bekräftigen also ihrerseits die oben ausgesprochene Auf- fassung, indem sie entschieden darauf hindeuten, dass die jetzt nur noch temporäre Den- tition II einstmals wichtigere, bleibende Funktionen gehabt hat. Zugleich widerlegen dieselben Baüme's Behauptung, dass eine vollständige Scala des Rudimentärwerdens des Milchgebisses von höheren zu niederen Säugethieren vorhanden sein soll. 3) Auch die Ergebnisse unserer Untersuchung über die Reduktionsvorgänge im Zahn- system (vergl. oben pag. 143) stehen im schönsten Einklänge mit der Auffassung der Dentitionen als Zahngenerationen, indem zuerst die älteste (Dentition I), dann Dentition II und, erst wenn das Zahnsystem überhaupt entwerthet wird, die von den Säugethieren neuerworbene Dentition III der Rückbildung anheimfällt. In einer früheren Arbeit (III) habe ich, gestützt auf allgemein morphologische Erwägungen. ') VOGT scheint derselben Ansicht zu sein, wenn er sie auch nicht näher begründet. Auch WORTMAN soll nach Schlosser (III, pag. 12) sich dieser Annahme zuneigen, zu der ihn aber ein nicht mehr haltbarer embryologischer Ausgangs- punkt geführt hat. 2) SCHWALBE (II, pag. 19) nennt mich als einen der Vertreter der Ansicht von einem primären Monophyodon- tismus bei den Säugethieren ; aus meiner früheren Arbeit (I IT, pag. 533) hätte S. jedoch entnehmen können, dass ich mich entschieden gegen jene Ansicht ausgesprochen habe. — 153 — tives Merkmal des Säugethiergebisses, sondern vielmehr dureli einen sekundären regressiven Ent- wickhmgsprocess entstanden ist. Die ontogenetischen Untersuchungen haben nun diese Auffassung vollständig bekräftigt: das Gebiss bei Bradypus und Tatusia, welches als typisch homodoni betrachtet wird, ist im Embryonalzustande schwach aber deutlich heterodont. Kann eine Vermehrung der Zahnanzahl bei den Säugethieren stattfinden? Gewichtige Stimmen, wie die von Kowalewsky, Schmidt und Schlosser (11). haben sich entschieden dahin ausgesprochen, dass die Zahl der Zähne — und der Skelettheile (Kowalewsky) - - bei den Säugethieren zwar ab- nehmen, niemals aber zunehmen kann: Schmidt glaubt, dass eine Vermehrung der Zähne inner- halb der Klasse der Säugethiere niemals stattgefunden hat. Folgende Thatsachen veranlassen mich eine abweichende Ansicht zu vertreten. Zunächst ist allgemein anerkannt, dass im Laufe der geschichtlichen Entwicklung ein- zelne Zähne bei den Säuget liieren sich progressiv ausgebildet haben, was also damit gleichbe- deutend ist, dass neues Zahnmaterial zugekommen ist Schon dieser (instand berechtigt zu dem Analogieschlüsse, dass auch neue entwicklungsfähige Schmelzkeime aus der Schmelzleiste entstehen können. Direkte Beobachtungen bestätigen dies: bei mehreren Säugethieren sind — abgesehen von den Anlagen der regelrecht bei dem betreffenden Thiere auftretenden Zähne - - Schmelzkeim- ähnliche, von der Schmelzleiste ausgehende Gebilde oft in grosser Anzahl (vergleiche Kollmann's und Rü-e's Beobachtungen beim Menschen) nachgewiesen worden. Die überwiegende Mehrzahl derselben muss zu Grunde gehen. Ich sehe hierin den Ausdruck eines kaum bei einem anderen Organe in so greifbarer Weise hervortretenden Entwicklungsgesetzes : ebenso wie jeder Organismus weit mehr Abkömmlinge erzeugt, als zur Geschlechtsreife gelungen können, werden während der Ontogenese weit mehr Schmelzheime angelegt, als zur Ausbildung kommen Jcönnen. Nun versteht es sich aber von selbst, dass. falls ein Zuwachs in der Zahnzahl dem Thiere vortheilhaft sein kann, falls durch seeundäre Verlängerung der Kiefer Platz entstanden und falls alle mechanischen Voraussetzungen für das Zustandekommen neuer Zähne vorhanden sind, eine oder mehrere dieser ..überzähligen" Anlagen, welche sonst resorbirt worden wären, zur vollständigen Reife gelangen können. Es kann somit eine progressive Entwicklung in der Anzahl der Zähne erfolgen, ohne dass man von Atavismus zu reden berechtigt ist. Selbstverständlich kann es im einzelnen Falle schwer sein zu entscheiden, ob Vererbung oder Neuerwerbung vorliegt. Ein in dieser Beziehung lehrreiches Beispiel bieten uns die Phocidae: die so häutig in den jedenfalls seeundär verlängerten Kiefern zwischen den vier Prämolaren auftretenden Zähne sind ohne allen Zweifel oft Neuerwerbungen (vergl. oben pag. 68). während das Auftreten des M 2 ebenso unbedingt als atavistisch auf gefasst werden muss. Eine Vermehrung der Prämolaren ist bei Phoca auch von physiologischem Gesichtspunkte verständlich, da eine solche die Greiffähigkeit nur erhöhen kann (vergl. auch oben pag. 60). Ob solche neu hinzukommende Prämolaren, obgleich später entstanden, ebenfalls der Dentition III (dem Ersatzgebiss) zuzuzählen sind, mag unentschieden bleiben; da wohl nicht alle Ersatzzähne von vollkommen gleichem Alter sind, halte ich dies jedoch für wahrscheinlich. Jedenfalls hat dieser Punkt auf die vorliegende Frage keinen Einfluss. Auch für die Zahnwale darf man. gestützt auf die nämlichen Gründe, annehmen, dass bei ihnen ein Theil der Zähne neu- erworben ist; dies giebt auch Kükenthal (II) zu. wenn auch nach ihm der Theilungsprocess der Backenzähne in erster Linie in Betracht kommt, sobald es sich darum handelt die grosse Zahn- zahl bei den fraglichen Tlueren zu erklären. Bibliotheca zoologica. Hett 17. 20 — 154 — Einen direkten Beweis dafür, dass in der That innerhalb der Säugethierklasse neue Zähne entstehen können, sehe ich in dem bereits oben nachgewiesenen Auftreten der Dentition IV: jeder Verdacht eines Atavismus ist hierbei ausgeschlossen. Auf Einzelheiten kann ich hier nicht eingehen. Doch möchte ich schon jetzt vor ver- frühten Verallgemeinerungen warnen, da Vielzahnigkeit nicht bei allen Thieren nach derselben Schablone beurtheilt werden darf. So haben uns z. B. die ontogenetischen Befunde zu dem Schlusssatze geführt, dass Priodon mit seinem Zahn-reicheren Gebiss sich ursprünglicher verhält als Tatusia (vergl. oben pag. 111 und 117i: wie aber die Vielzahnigkeit bei Priodon zu erklären ist. nuiss speciellen Untersuchungen vorbehalten bleiben. Mir kam es hier nur darauf an fest- zustellen, dass ontogenetische Thatsachen dafür sprechen, dass die Zahnzahl der Säugethiere zunehmen kann, und dass somit nicht ausschliesslich regressive Entwicklungsvorgänge das Zahn- system bei den Säugethieren beherrschen, wie man bisher ziemlich allgemein angenommen hat. Zuletzt habe ich hier noch einer schon von älteren Forschern aufgestellten Hypothese zu gedenken, der man neuerdings durch mehrere eingehende, hauptsächlich embryologische Unter- suchungen eine festere Begründung hat verleihen wollen. Ich meine die Verschmelzungshypothese. Kurz gefasst besagt dieselbe, dass die mehrhöckerigen Säugethierzähne ans einer Verschmelzung von kegelförmigen Reptilienzähnen hervorgegangen, und dass die beiden Dentitionen (II. und III.) der Säugethiere durch Verwachsung I Zusammenziehung) von mehreren Dentitionen der reptilien- artigen Säugethierahnen entstanden sind. Ihren extremsten Ausdruck findet diese Ansicht in einem von Rose wiederholt (I, XII) veröffentlichten Schema, welches die „Entwicklung des mensch- lichen Gebisses aus einem reptilienähnlichen" versinnlichen soll. Da dieses Kapitel bereits stärker angeschwollen ist als mir selbst und wohl auch meinen Lesern erwünscht erscheint, so beschränke ich mich hier anter Hinweis auf die obigen Ausfüh- rungen darauf meine Stellung zu der fraglichen Hypothese kurz zu präcisiren und meinem Pro- gramme getreu dieselbe hauptsächlich vom embryologischen Gesichtspunkte aus zu betrachten. Von diesem aus sprechen vornehmlich folgende Umstände ganz entschieden gegen diese Hypothese : 1) Jeder Zahn bei den Säugethieren, gleichviel ob Schneide-, Eck- oder Backenzahn, geht unabänderlich aus einer vollkommen einheitlichen Anlage, dem knospenförmigen Schmelz- keime, hervor; erst im Laufe der weiteren Entwicklung kann eine Complication eintreten, d. h. die Anlage kann mehrspitzig werden. Eine Zahnanlage aus mehreren . ursprünglich getrennten Schmelzkeimen bestehend, wie es jene Hypothese fordert, ist bisher nicht nachgewiesen worden. 2) Dass die Schmelz- und Dentinbildung an der Spitze einer Backenzahnanlage beginnt, wodurch kegelförmige Kappen entstehen, welche eine gewisse Aehnlichkeit mit Reptilienzähnen haben, ist, wie auch Kükenthal (II) zugiebt, ohne Beweiskraft für die fragliche Hypothese. Denn die Entstehung der harten Zahnsubstanzen muss, wie Scheidt bemerkt, wie andere ana- loge Entwicklungsvorgänge mit kleinem Ansatz beginnen und allmählich fortschreiten. Und dass es gerade die Kronenspitzen sind, welche zuerst gebildet werden, braucht doch nichts anderes zu beweisen, als dass in Uebereinstimmung mit einem wohlbekannten embryologischen Gesetze die ältesten Theile d. h. diejenigen Theile, welche zuerst in Gebrauch kommen (in diesem Falle also die Kronenspitzen), auch zuerst fertig werden. Eine Hypothese, welche den Bildungs- modus der harten Zahnsubstanzen zu Gunsten einer Entstehung der Säugethierzähne aus einer Verwachsung von kegelförmigen Reptilienzähnen zu verwerthen sich bemüht, begeht einen — 155 — Missgriff ähnlich demjenigen, dosen sich die „Wirbeltheorie des Schädels" in ihrer ersten Phase schuldig machte. 3) Der factisch beobachtete umgekehrte Entwicklungsprocess (Theilung von Backenzähnen in einspitzige Zähne bei den Bartenwalen) betrifft ein Zahnsystem, das in starker Rückbildung begriffen ist. Von solchen Fällen Schlüsse auf einen entgegengesetzten einen progressiven Ent- wicklungsgang zu ziehen, ist man um so weniger berechtigt, als beim Gebiss regressive und progres- sive Entwicklung nach einem verschiedenen Modus erfolgen, worauf ich bereits früher llll. pag. 545) aufmerksam gemacht habe1). Der Werth der von Kükenthal (II) bei Phocaena beob- achteten Verschmelzung von ursprünglich vollständig getrennt angelegten Zähnen ist dagegen unverkennbar, indem hierdurch die Möglichkeit einer Verwachsung von Zähnen verschiedener Dentitionen unter günstigen Bedingungen nachgewiesen ist. Die embryologische Forschung hat von dem eben angedeuteten Fall abgesehen - somit bisher in keiner Weise die Verschmelzungshypothese in obiger Fassung zu unterstützen vermocht. Will man aber den Begriff der Verschmelzung unbedingt beibehalten, so kann man. wie Hoffmann richtig bemerkt, und wie auch ich bereits oben (pag. 142) hervorgehoben habe, sich vorstellen, dass das Schmelzleistenmaterial, welches bei den niederen Wirbelthieren zur Ausbildung einer ganzen Anzahl von Zahnserien verwendet wird, bei den Säugethieren zur Aus- bildung von bedeutend wenigeren, dafür aber komplicirteren Zähnen benutzt wird. Wenn möglich noch entscheidender sprechen die Thatsachen der Paläontologie und ver- gleichenden Anatomie gegen die Verschmelzungshypothese. Es ist hier nicht meine Aufgabe die schon von anderen wie Usborn und Jaekel dieser Annahme entgegengesetzten phylogenetischen Thatsachen zu besprechen. Ich erinnere nur daran, dass eine progressive Entwicklung des Zahn- systemes innerhalb der Säugethierklasse nicht nur ontogenetisch (vergleiche oben pag. 153) sondern auch paläontologisch nachweisbar ist. wie ausser vielen andern folgende unbestreitbare That- sachen darlegen: bei den (geologisch) ältesten Säugethieren (Dromotherium, Microconodon, Spala- cotherium etc.) findet eine allmählige Vermehrung und Vergrösserung der Kronenspitze statt; bei den Multituberculata haben die Molaren der altern Formen weniger Spitzen als diejenigen der späteren; bei den ersten Hufthieren geschieht der Zuwachs der Krone durch das nach und nach erfolgende Auftreten neuer Höcker — lauter Thatsachen. die mit der Verschmelzungshypothese unvereinbar sind. Ich erinnere ferner an die beredte Widerlegung der fraglichen Hypothese durch eine Entwicklungsserie, welche allgemein als eine der am sichersten begründeten angesehen wird. die man überhaupt kennt, nämlich an die historische Entwicklung des Elephantengebisses aus demjenigen des Mastodon (allmähliger Uebergang der Joche in Lamellen. Vermehrung der letz- teren ix. s. w.), gegen welche Thalsache die von Rose (XIII) angeführten Momente aus der onto- gcnetischen Ausbildung der Elephantenzähne doch gar nichts beweisen. Uebrigens verkennt Kükenthal dl) keineswegs die hypothetische Natur dieser Ansicht, während allerdings Rose dieselbe bedeutend zu überschätzen scheint, wenn er (VI) von seiner „Theorie" der Entstehung der Säugerzähne durch Zusammenwachsen mehrerer Kinzelzähnchen ') Ein weiterer Fall, den KÜKENTHAL (IV) zur Stütze seiner Ansicht heranzieht: dass bei Phoca barbata die Backenzahnkronen allmählich so stark abgekaut werden, dass schliesslich nur die beiden Wurzeln, die dann ebenso viele Zähne vorstellen sollen (!), übrig bleiben -- ein solcher Beweis entzieht sich ernsthafter Discnssion. Welche Stutze die von demselben Verfasser illi beobachteten Fälle bei Dasypodidae der fraglichen Hypothese zu verleihen ver- mögen, muss ich einstweilen dahingestellt sein lassen; von ontogenetischem Standpunkte habe ich diese Thatsache oben ( pag. 1U7) besprochen. 156 — spricht. Aber ganz abgesehen davon, dass jede gut inspirirte und geschickt vorgetragene Hypnthe.se dadurch nützt, dass sie das Interesse der Forscher für das behandelte Thema erweckt und zu eingehenden Untersuchungen anspornt — und dieses Verdienst kann die moderne Verschmelzungs- hypothese in vollem Maasse für sich in Anspruch nehmen — , scheint es mir. wie schon erwähnt, wahrscheinlich, dass in der That Verschmelzung und Theilung der Zähne bei der geschichtlichen Entwicklung des Gebisses eine Rolle gespielt haben, wenn auch diese Vorgänge nicht entfernt jene fundamentalen Resultate erzielt haben, welche die Anhänger der besagten Hypothese denselben zuschreiben. Falls Ki kenthal in dem Ausspruche, womit er seine grosse Arbeit über die Wal- thiere (II) abschliesst : „eines der wesentlichsten Momente zur Bildung der Säugethierbackzähne beruht in der Verschmelzung ursprünglich selbständig für sich existirender conischer Einzel- zähne", das Wörtchen „wesentlichst" streichen wollte, glaube ich, dass man ihm auf dem heutigen Standpunkte unserer Kenntnisse zustimmen könnte. Werfen wir schliesslich einen Blick zurück auf die Leistungen der Üntogenie im Dienste der Morphologie des Zahnsystems, so können wir uns allerdings nicht verhehlen, dass die hoch- gespannten Hoffnungen , welche man vielfach an den erstgenannten Forschungszweig geknüpft hat , sich bisher nur in bescheidenem Maasse erfüllt haben. So sind die Erwartungen , welche mancherseits gehegt wurden, durch die Ontogenie Aufschluss über die Entstehung des Säuge- thierzahnes aus dem der niederen Wirbelthiere zu erhalten, wenigstens bisher völlig getäuscht worden. Auch können, wie in der vorhergehenden Darstellung nachgewiesen worden, die onto- genetischen Thatsachen, wenn diese allein als Prämisse morphologischer Schlüsse verwandt wer- den, zu argen Irrungen führen. Wollte man aber die Schuld dafür der Ontogenie zuschreiben, so würde dies eine ebenso grosse Verkennung der Forschungsmethode und des Forschungs- stotfes kundgeben, wie wenn jemand aus einer Sammlung von Biographieen die Geschichte der Völker construiren wollte. Erst wenn wir die von der Ontogenie aufgedeckten Thatsachen in Beziehung mit dem vergleichend-anatomischen und palaeontologischen Materiale zu bringen suchen, erst wenn die Aussagen dieser beiden Instanzen kritisch gegen einander abgewogen werden, gelangen wir zu Erkenntnissen, welche sich genealogisch verwerthen lassen, indem sie uns eine Vorstellung von wirklich geschichtlichen Vorgängen geben. Den Werth der Ontogenie des Zahn- systemes aber in ihrem Zusammenwirken mit der Phylogenie dürften auch die vorhergehenden Untersuchungen erkennen lassen. Ich greife aus denselben nur ein Beispiel heraus: die auf ver- schiedenen Entwicklungsstufen stehenden, nie zur vollen Ausbildung kommenden Zahnanlagen in der Ante-Molarenreihe beim Erinaceus-Embryo (pag. 41 — 42), beim jungen Scalops (pag. 53) sowie bei verschiedenen Beutelthier-.lungen (pag. 10b'— 107) haben wir als ebenso viele in der Ontogenie wiederkehrende Zeugen von Zahngebilden kennen gelernt, welche im Laufe der historischen Ent- wicklung unterdrückt worden sind. Das einstmalige Vorhandensein dieser Zähne kann durch die phylogenetische Forschung nur hypothetisch vorausgesetzt werden, durch die ontogenetische Unter- suchung alier wird es zur wissenschaftlichen Thatsache erhoben. Von vielleicht noch grösserer principieller Bedeutung sind jene Fälle, wo die Ontogenie des Zahnsystems uns in gewissen histo- rischen Vorgängen eine progressive Entwicklung erkennen lässt. Durch Berücksichtigung der von der Embryologie gegebenen Gesichtspunkte und Auf Schlüsse hoffe ich auch meinen phylogenetischen Untersuchungen, welche ich im zweiten Theile dieser Arbeit den Fachgenossen vorzulegen gedenke, eine gesicherte Basis geben zu können. »~i-Ä-i~« — Verzeichniss der citirten Literatur. Hallowitz: Das Schmelzorgan der Edentaten , seine Ausbildung' im Embryo und die Persistenz seines Keimrandes bei dem erwachsenen Thiere. Archiv f. mikroskopische Anatomie. Bd. 40. 1SÜ2. Baume: Versuch einer Entwicklungsgeschichte des Gebisses. 1882. Beauregard: Considerations sur les deux dentitions des mammiferes. Compt. rend. et mein, de la Societe de Biologie. 1888. vau Benedeit, P. J. : Sur les dents de lait de L'Otaria pusilla. Bulletins de l'Academie roy. de Belgique. T. 31. 1871. 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Heutiger Standpunkt unserer Kenntniss von der Ontogenese der Milch- und Ersatzzähne ... 6 Erinacens enropaeus n Unterkiefer ^ Oberkiefer 28 Zusammenfassung und Folgerungen 33 Ericulas setosns 45 Soricidae 47 Talpidae 50 Talpa earopaea 50 Scalops aquaticas 51 Condylura cristata °4 Felis domestica 56 Canis familiaris ''" Phoca groenlandica 62 Ergebnisse und Folgerungen 6b Chiroptera '4 Phyllostoma hastatum ?5 Desmodus rufus '? Vesperugo serotinus 80 Cynonycteris aegyptiaca 80 Allgemeine Beziehungen zwischen den beiden Dentitionen bei Chiroptera 81 Marsnpialia 83 Didelphys marsupialis 84 Myrmecobius fasciatns 80 Perameles nasuta "•> Trichosnrus vulpecula 94 Phascolarctus cinerens "" Halmaturus ualabatus 9' Ergebnisse und Folgerungen 101 Edeutata 108 Tatusia uo Bradypus 1^4 Tamandua tetradaetyla H6 Manis trienspis *-16 Ergebnisse und Folgerungen 1" Cetacea 11;| Phocaena communis "" Balaenoptera borealis 122 Ergebnisse "2 Homo sapiens 124 Bibliotheca zoologica. Heft 17. - ' Seite Allgemeine Ergebnisse und Folgerungen 129 Zahnwall and Zahnfurche 12'.i Schmelzleiste 130 Schmelzkeim 131 Erscheinungen, welche bei der A.bschnürung des Schmelzkeims von der Schmelzleiste auftreten . . 132 Welche (.'ritcrien zu unserer Verfügung stehen tun zu entscheiden, üb in einem gegebenen Falle ein Zahn der ersten oder zweiten Dentition angehört 13M Der Begriff der Dentition 138 Die verschiedene Wirkungsart der Redttction in den beiden Dentitionen 142 Welcher Dentition gehören die Molaren an? 145 Repräsentanten einer dritten Dentition 148 Die Vor-Milchzähne 1 4ii Uebersicht des Entwicklungsganges der vier bei den Säugethieren vorkommenden Dentitionen (Zahn- generationen 150 Die Genese der vier Zahngenerationen 151 Kann eine Vermehrung der Zahnanzahl bei den Säugethieren stattfinden? 153 Die Verschmelzungshypothese . 154 Rückblick 156 Verzeichuiss der citirteu Literatur 157 Berichtigungen. Seite ."). Zeile 1 von oben statt ausgestorbenen, Repräsentanten lies ausgestorbenen Repräsen- tanten. 8, 1 von unten statt dasselbe lies durch seine Arbeit. 15. .. 2 .. „ .. Schmelzseite lies Schinelzleiste. .. 25, .. 8 Jd 2 lies J 2. !>2. .. 2 .. „ .. diese ,, dieses. .. 104, .. 4 .. .. .. specialwärts lies speeialisirt. .. 13 .. .. .. hingegen lies hiergegen. -* — *»:-> — ■*- Tafel I. Erinaceus europaeus. / rnterkiefer. Gemeinsame Bezeichnungen: c Anlage des Unterkieferknochens. Cm Meckel'scher Knorpel. Lp Lippenfurcke. Fig. 1. Stadium I!'. Vorderster Theil der Schmelzleiste Sl . Frontalschnitt, Fig. 2. „ .. .1(12. Frontalschn. Fig. 3. .. „ P 3, in seiner grössten Dimension getroffen. Oll oberflächliche labiale Leiste. Frontalschn Fig. 4. „ .. Frontalsehn, durch das hintere Ende des P 3. Fig. 5. .. .. Frontalschn. durch die Schmelzleiste zwischen 1J •'! und IM 4. Fig. ")'. Stadium 11. Frontalschn. durch die Schmelzleiste zwischen 1' H und IM I mit labialwärts abgehendem Zapfen x); vergleiche den Text pag. 15. Die rechte Seite vom Leser entspricht in dieser Figur der labialen Fläche. Fig. 6. Stadium B'. Frontalschn. durch Pd I. in seiner grössten Dimension getroffen. Der Schnitt ist in seinem oberflächlichen Theile etwas beschädigt. Fig. 7. Stadium C. Frontalschn. durch Jd 2. Sl' tiefes Ende der Schmelzleiste. Einige oberflächliche Epithel- zellen sind weggefallen. Vergrösserung 100. Für diese ebenso wie für die folgenden Tafeln gilt: Alle Figuren sind mit Hilfe der Camera lucida entwerfen und weder scheraatisirt noch, falls nicht ausdrücklich bemerkt, aus mehreren Schnitten combinirt. Einzelheiten sind bei stärkerer Vergrösserung ein- gezeichnet, Alle Frontalschnitte sind so orientirt, dass die rechte Seite vom Leser der lingualen Fläche, die linke der labialen entspricht; Ausnahmen hiervon werden besonders angegeben. Das Knochengewebe ist überall durch gelbe, 4er Meckel'sche Knorpel durch blaue Farbe wiedergegeben. Bibliotbeca zoologica. Heft 17. Tafel IL Erinaceus europaeus. Unterkiefer. Gemeinsame Bezeichnungen: a durch die Härtung entstandene Lücken zwischen Zahnheinkeim und Schmelzkeim. Cm Meckel'scher Knorpel. 81 Schmelzleiste. 81' tiefes Ende der Schmelzleiste. Zf Zahn- furche. Zs Zahnsäckchen. Zw Zahnwall. Fiii'. 8 — lu. Stadium C. Drei mit kurzen Zwischenräumen auf einander folgende Frontalschnitte, welche das Verhalten der Srlnnelzleiste zum glockenförmigen Schmelzkeim des Pd 4 zeigen. Fig. 8 vorderstes Ende des Pd t: Fig. 9 Schnitt durch die vordere Hälfte, 10 nahe der Mitte des Pd 4. Fig. 11 — 12. Stadium C. Sagittalschnitte Fig. 11 durch den vorderen und Fig. 12 durch den hinteren Theil des Unterkiefers. Fig. 13. Stadium D. Sclimelzkeim des .1 1. Frontalschn. Fi"- 14 E Fig. 8 — 10, 13 und 14: Vergrösserung 100; Fig. 11 — 12: Vergrösserung 30. Tafel III. Erinaceus euroaeus. / 'iltrdirfrr. Fig. 15. Stadium E. Frontabschnitt durch die Zahnanlage des Pd 4 mit Schraelzleiste Sl und dem leicht angeschwollenen Ende derselben, welches die erste Anlage des Schmelzkeims (Sk) des 1' 4 reprä- sentirt. Vergrösserung 100. b'ig. IG. Stadium E. Horizontalschnitt durch den Unterkiefer, nach zwei auf einander folgenden Schnitten gezeichnet. Sl Schmelzleiste. Vergrösserung' 30. Fig. 17 — 19. Stadium F. Drei Frontalschnitte um dir Entstehung eines nie zur Reite gelangenden, ober- flächlichen Schmelzkeims über dem hintern Ende des IM 4 zu zeigen. Vergleiche den Text pag. 23. Bibliotheca zooloj;ica. Heft 17 Tafel IV. Erinaceus europaeus. Unterkiefer. Gemeinsame Bezeichnungen: Cm Meckel'scher Knorpel. Sl Schmelzleiste. Sl' tiefes End ■ ler Schmelzleiste. Fig. 20 21. Stadium F. Zwei mit kurzem Zwischenraum aufeinander folgende Frontalschnitte durch das hintere Ende des Jd 2 und durch die mit demselben verbundene Schmelzleiste um die Ent- wicklung des Schmelzkeims Sk des .1 2 aus dem untern Ende der Schmelzleiste, sowie (Fig. 21 die Lücke zwischen letzterem und dem oberflächlichen Theil der Schmelzleiste (o Sl) zu zeigen Fiü'. 22. Stadium F. Fast glockenförmiger Schmelzkeim des J 3, oberflächlich vom Wurzeltheile des Jd 2. Frontalschnitt durch Pd 4 und durch die Anlage des P 1: zum Vergleich mit Fig. 15. Oberflächlicher Theil des M 1. Oberflächlicher Theil des M 2 (letzterer als M 1 bezeichne! Knospenförmiger Schmelzkeim des M 3 über dem M 2. Kot des Schmelzkeims des J 1. in Auflösung begriffen. Vergleiche Fig. L3 und 14. <:. C und das Schmelzkeim-ähnlich angeschwollene, tiefe Ende der Schmelzleiste sl' Sk); vergleiche den Text pag. 26. Alle Figuren stellen Frontalschnitte dar. Fig. 20—23, 26 — 28: Vergrösserung 100; Fig. 21. 25: Vergrösserung 70. In Fig. 20 — 23, 26. 28 ist vom Hundhöhlenepithel nur die tiefste Schichte gezeichnet. Fig. 23. ' 11 Ulli 1 . F. Fig. 21. F. Fig. 25. F. Fig. 26. F. Fig. 27. Lt. Fig. 28. „ Ct. Tafel V. Erinaceus europaeus. / Tnterkiefer. Gemeinsame Bezeichnungen: Sl Schmelzleiste. ST tiefes Ende der Schmelzleiste. Fig. 29—30. Stadium G. Fast kappenförmiger Schmelzkeim (Sk) lingnalwärts vom J :i. Vergrösserung 100. Fig. 31a. Stadium G. P 4 auf dem kappenförmigen Schmelzkeimstadium. Vergrösserung 50. Fig. 31b der- selbe in grösserer Skala Vergrösserung 80) um die Gestalt und Anordnung der Zellen zu zeigen Zw Zahn wall. Fig. 32. Stadium G. Oberflächlicher Theil des M 1 mit der Schmelzleiste. Vergrösserung öo. Fig. 33. ., F. Sagittalschnitt durch den hintern Theil des Unterkiefers um die Entwicklung des M '■'< aus dem hintern Ende der Schmelzleiste oberflächlich vom M 2 zu zeigen. Vergleiche Fig. 26. Fig. 34. Stadium H. Schmelzkeim des J 2. Fig. 35. .. H. Schmelzleiste mit Schmelzkeim-ähnlieher Anschwellung neben .1 3. Vergrösserung 50. Fig. 36. .. H. Fast glockenförmiger Schmelzkeim des P 4. Vergrösserung lud. Alle Figuren ausser Fig. 33 stellen Frontalschnitte dar. In Fig. 29, 30 und 34 ist vom Mundhöhlenepithel nur die tiefste Schichte gezeichnet. Tafel VI. Er in accus europaeus. Oberkiefer. Gemeinsame Bezeichnungen: Sl Schinelzleiste. Sl' tiefes Ende der Schmelzleiste. Fig. 37 — 40. Stadium C. Vier hinter einander folgende Frontalschnitte durch den Schmelzkeim des J 3 und durch die mit der Schmelzleiste desselben zusammenhängende oberflächliche labiale Leiste (011). Vergleiche den Text pag. 28. Fig. 41. Stadium D. Glockenförmiger Schmelzkeim des Cd. Fig. 42. ,, E. Glockenförmiger Schmelzkeim des Cd Fig. 43 — 44. Stadium F. Schmelzkeira des J 3; aus der in Fig. 37 — 40 wiedergegebenen labialen Leiste hat sich ein knospenförmiger Schmelzkeim (Jd 3) entwickelt. In Fig. 43 geht der Schnitt etwa durch die Mitte, in Fig. II durch die hintere Hälfte des .1 ,'!. Vergleiche den Text pag. 30. Fig. 45. Stadium F. Od und (.'. Fig. 46 — 47. Stadium F. Pd 1: Fig. 46 vorderes. Fig. 47 hinteres Ende. Fig. 48. Stadium F. Schmelzleiste und oberflächlicher Theil des M 1. b liest des Verbindnngsstranges zwischen M 1 und der Schmelzleiste. Die rechte Seite vun Leser entspricht in dieser Figur dei labialen Fläche. Fig. 49. Stadium G. J 3. Siehe den Text pag. 31. Fig. 49' Sl' stärker vergrössert. Fi"'. 50 — 51. Stadium G. Cd: Fig. 50 etwa durch die Mitte, Fig. 51 durch das hintere Ende desselben. Alle Figuren stellen Frontalschnitte dar. Fig. 37—49: Vergrösserung 5o: Fig. 50, 51: Vergrösserung 30. Tafel VII. Erinaceus europaeus. Oberkiefer. Gemeinsame Bezeichnung: UV tiefes Ende der Schmelzleiste. Fig. 52. Stadium 11. .1 8 und degenerirter Jd 3. Vergleiche den Text pag. 32. Fig. 52' Jd 3 und Schmelz- leiste stärker vergrössert. Fig. 53. Stadium EL ('. Fig. 54. .. H. IM 3 und erste Aula-.' Sk) des 1' 3. Fig. 55. .. H. Pd 4 und glockenförmiger Schmelzkeira des P 4. Fig. 56. .. IT. Oberflächlicher Theil des M 1 in Verbindung mit der Schmelzleiste. Fig. 57- 58. Stadium J. Pd 3 und P .'!. Fig. 58 einige Schnitte hinter Fig. 57 um die Reste der Schmelz- Leiste 'S! zu zeigen. Alle Figuren stellen Frontalschnitte dar. Fig. 52: Vergrößerung 50; Fig. 53—58: Vergrösserung 30. Biblinthern zoologica. Heft 17. Tafel VIII. Felis domestica. Unterkiefer. Gern einsame Bezeichnung: Sl' tiefes Ende der Schmelzleiste. Fig. 58. Studium A. Cd und C. a Verbindungsstrang zwischen dem Schmelzkeime des Cd und der Schmelz- leiste (Sl . Fig. 59—60. Stadium B. Dieselben Zahnanlagen. Frontalschnitte : Fig. öl» durch den vordem Theil des C, Fig. 60 durch die Mitte desselben. Fig. 61. Stadium C. Dieselben Zahnanlagen. Fig. 62. ., B. Pd 3 und Schmelzleiste, a Rest des Verbindungsstranges zwischen dem Schmelzkeim des Pd 3 und der Schmelzleiste. Kit;. tS3. Stadium 11. IM 3 und knospenförmige Anlage (Sk) des P 3 nach einem Schnitte hinter dem in Fig. 62 dargestellten. Fig. 64. Stadium C. Pd 3 und kappenförmiger Schmelzkeim des P 3. Fig 65 a — c. Fig. 66 a. b. Stadium B. Fünf dicht auf einander folgende Schnitte durch die Schmelzleiste hinter der Anlage des P 4, um die Bildung der „Epithelnester" zu zeigen. Alle Figuren stellen Frontalschnitte dar. Fig. 58—61, 64: Vergrößerung 30: Fig. 62, 63, 65, 66: Vergrößerung 20. Tafel IX. Felis domestica. Unterkiefer. Fig. ii7 -68. Stadium ('. Zwei dicht auf einander folgende Frontalschnitte durch die Schmelzleiste mit Schraelz- keim-ähnlicher Anschwellung (Sl') oberflächlich vom hintern Theile des IM 4. Vergrösserung 50. Fig. 69. Stadium I!. Frontalschnitt durch den vordersten Theil von ftl l. SV Schmelzleistenende. Ver- grösserung 50. Phoca groenlandica. Fig. 7<>. Stadium ('. Oberkiefer. Frontalschnitt durch Cd und ('. Sl Schmelzleiste. Fig. 71. .. C ., Frontalschnitt durch P 1 (Pm 1). Fig. 72. .. 0. .. Frontalschnitt durch Pd 3 und die knospenförmige Anlage des P 3 (SD. e Epithelperle. Fig. 73. Stadium D. Unterkiefer. Frontalschnitt durch M 1 und durch die Schmelzleiste mit Schmelzkeim- ähnlicher Anschwellung' des Schmelzleistenendes (Sl'). Vergleiche den Text pag. 65. Fig. 74. Stadium 1). Oberkiefer. Frontalschnitt durch P 1. Sl oberflächliche Reste der Schmelzleiste. Sl' Schmelzkeim-ähnliche Anschwellung des Schmelzleistenendes. Vergleiche den Text pag. 65. Fig. 70 — 74: Vergrösserung 30 Tafel X. Phoca groenlandica. Fig. 75. Stadium C. Unterkiefer. Frontalschnitt durch M 1. Fig. 7G. „ D. Oberkiefer. Frontalschnitt durch M 1 und den glockenförmigen „Ersatz-Schmelzkeim" (x) desselben. Sl' durchlöcherte Schmelzleiste. Fig. 77. Stadium E. Oberkiefer. Frontalschnitt durch M 1 und durch den rednzirten „Ersatz-Schmelzkeim" x desselben. Sl Sehmelzleiste. Fig. 75 — 77: Vergrösserung 30. Phy Mo Stoma hastatum. Gemeinsame Bezeichnungen: Sl Schmelzleiste. Sl' tiefes Ende der Schmelzleiste. Fig. 78. Stadium A. Unterkiefer. Cd und C (die Bezeichnungen sind in der Figur verwechselt wurden) Fig. 79. „ A. „ IM 3 (bezeichnet IM 2) und P 3. Fig. 80. „ A. „ M 2 (nur angedeutet) und M 3. Fig. 81. „ A. Oberkiefer. Cd und C. Fig. 82. ,. A. „ Pd 1 oberflächlich vom hinteren Theile des Cd und C. Fig. 83. „ A. „ Cd, C, IM 2 und P 2. Fig. 78 — 83 stellen Frontalschnitte dar: Vergrösserung 30. Tafel XI Phyllostoma hastatum. Gemeinsame Bezeichnungen: Sl Schmelzleiste. Sl' tiefes Ende der Schmelzleiste. Fig. 84. Stadiuni B. Unterkiefer. Pd 2 und P 3. Fig. 85 — 87. Stadium B. Unterkiefer. Drei in kurzen Zwischenräumen auf einander folgende Schnitte, um die Lageverhältnisse zwischen Ar 1 und der Schmelzleiste zu zeigen. Fig. 88. Stadium B. Unterkiefer. II 1 . Fig. 89. „ B. Oberkiefer. Cd. (' und Pd 1. Hie Lage des I' 2 ist angedeutet, Fig. 90. „ B. „ P 3. a Verbindungsleiste zwischen dem Schmelzkeim des letzteren und der Schmelzleiste. Alle Figuren sind Frontalschnitte: Vererösserung 30. Biijliotheca zoologica. Heft 17. Tafel XII. Gern einsame Bezeichnungen: S] Schmelzleiste. SF tiefes Ende der Schmelzleiste. Desmodus r u f u s Fig. 91 V'J. Stadium A. Oberkiefer. Zwei mit kurzem Zwischenraum aufeinander folgende Schnitte durch IM 3 (bezeichnet als IM 2 mit Epithelialleiste (x). Vergleiche den Text pag. 7s. Die rechte Seite vom Leser entspricht in diesen beiden Figuren der labialen Flache. Stadium C. Unterkiefer. .M 1 und .1 1. Fig. 93. Fig :n. Fig. 95. Fig. 96. Fig. 97. c. c. c. Vorderer Th.il des P 1. Hinteres Ende des P 1. IM 3 bezeichnet als IM 2) und P 3 l'm 3). C. Oberkiefer. Jd 1 und .1 1. Alle Figuren stellen Froutalschnitte dar: Vergrösserung 10. Bradypus. / Unterkiefer. Fig. 98. Stadium A. Zahn 1. mit Pigment im Schmelzkeim. Fig. 99. n A. " 3. Fig. 100. •• B. " 1. Fig. 101. •■ B. " 5. Alle Figuren stellen Frontalschnitte dar; Vergrösserung 50. Tafel XIII. Didelphys marsupialis. Gemeinsame Bezeichnungen: Sl Schmelzleiste. Sl' tiefes Ende der Schmelzleiste. Fig. 102. .Stadium 1!. Kappenförmiger Schmelzkeim eines Backzahnes. Die Abbildung zeigt die oberflächliche Lage desselben. Fig. 103. Stadiuni ('. Vorderster Theil des Cd sowie knospenförmiger Schmelzkeim des C Fig. 104. •■ C. Frontalschnitt etwa durch die Mitte des Cd. Fig. 105. .. C. Vorderes Ende des Schmelzkeims von Jd 1 mit labialwärts von der Schmelzleiste aus- gehenden, oberflächlichen Leisten (a, b . Vergleiche den Text pag. 85. Fig. 106. Stadium ('. Jd 1 mit deutlich vortretendem tiefen Schmelzleistenende Sl' . Fig. 107 — 109. Stadium C. Drei mit kurzen Zwischenräumen hinter einander folgende Frontabschnitte durch den vorderen Theil des M 1 Fig. 110 — 112. Stadium C. Drei unmittelbar auf einander folgende Frontalschnitte durch P 3. Fig. 113. Stadium E. M 1. Vergleiche den Text pag. 86. Fig. 114. .. E. M 2 mit Schmelzleiste. Fig. 115. .. D. Pd 2 mit Schmelzleiste. Vergleiche den Text pag. 86. Fig. 116. ,, ('. Pd 2 und P 2 zum Vergleiche mit denselben Zahnanlagen auf dem Stadium D und F (Fig. 118 u. 119). Säinintliche Figuren stellen Frontalschnitte dar, Fig. 102 durch den Oberkiefer, Fig. 103 — 116 durch den Unterkiefer. Fig. 102; 104. 106—113, 115, 116: Vergrößerung 30; Fig. 103, 105, 114: Vergrösserung 50. Tafel XIV. Dideiphys marsupialis. Fig. 117. Stadium D. Schmelzkeim des P 3. Fig. 118. „ D. Pd 2 und P 2. Fig-. 11!». .. F. Hinteres Ende des P d 1 (aufder Figur irrthümlicherweise als Pd 2 bezeichnel undP2. Fig. 120. .. F. Vorderes Ende des M 2 und Schmelzleiste (Sl) mit Schmelzkeim (Sl' sowie Rest des Verbindungsstranges (b zwischen Schmelzleiste und M 2. Fig. 121. Stadium G. Vorderer Theil des ■' d 1 und Schmelzkeim des J 1. e „Epithelnest". Fig. 122. „ Gr. Hinteres Ende des IM 1 und Schmelzkeim des I' 2. Fig. 123. ,, B. IM 5. 1 die zur Bildung des Saugmundes vereinigten Lippen. Die rechte Seite vom Leser entspricht in dieser Figur der labialen Fläche. Fig. 124. Stadium »'. ftl 1 mit Schmelzleiste |S] und freies Schmelzleistenende (Sl'). Vergleiche den Text pag. 88. Fig. 125. Studium F. Vorderes Ende des IM :; und kappenförmiger Schmelzkeim des P 3. Alle Figuren stellen Frontabschnitte dar; Fig. 117 — 122 durch den Unterkiefer, Fig. 123 — 125 durch den Oberkiefer. Vergrösserung 30. Myrmecobius fasciatus. / nterkiefer. Fig. 126. Jd 1 und 2 sowie verkalkter, rudimentärer Schneidezahn der vorhergehenden Dentition (.1). Ver- gleiche den Text pag. 90. Die Figur ist nach zwei auf einander folgenden Frontalschnitten gezeichnet. Fig. 127. Cd und verkalkter, rudimentärer Eckzahn der vorhergehenden Dentition (C); nach zwei auf einander folgenden Frontalschnitten gezeichnet. Fig. 128. Frontalschnitt durch IM 3 mit freiem Schmelzleistenende (SP . Vergrösserung 50. Tafel XV. Myrmecobius fasciatus. Fig. 129. Oberer .T<1 1 und verkalkter, rudimentärer Schneidezahn der vorhergehenden Dentition (.Ix). Ver- gleiche den Text pag. 90. Sl Schmelzleiste. Die Figur ist nach zwei auf einander folgenden Frontalschnitten gezeichnet, l'ia die Orientirung zu erleichtern ist ein Theil der Lippenhaut mit dargestellt. Der Nasenknorpel ist blau dargestellt. Fig. 130. Frontalschnitt durch den vorderen Theil des oberen -I d 3 mit der labialwärts abgehenden Schmelz- leiste (Oll). Vergrösserung 50. Anguis fragiiis. Fig. 131. Frontalschnitt durch den vorderen Theil des Unterkiefers eines 25 Mm. langen Embryos. Vergrösserung 100. Trichosurus vulpecula. Fig. 132 — 135. Stadium D. Vier mit kurzen Zwischenräumen auf einander folgende Frontalschnitte durch den Oberkiefer um die Beziehungen der Schmelzleiste zu Pd 3 und P3 zu zeigen. I> Rest des Verbindungsstranges zwischen Schmelzleiste (Sl) und IM 3. Vergrösserung 30. BibliothtK-a zoologica. Heft 17 Tafel XVI. Trichosurus vulpecula. Gemeinsame Bezeichnung: Sl Schmelzleiste. Fig. 136. Stadium B. Oberkiefer. Die rückgebildete Anlage des Pd 2, oberflächlich von Pd 1. Fig. 136' IM 2 stärker vergrössert. Fig. 137. Stadium B. Unterkiefer. Jd 1 und rudimentäre Schmelzleiste mit kuospenfürniigem Sclimelzkeim des J 1. Fig. 138. Stadium B. Unterkiefer. Wurzeltheil des Jd 1 und napfförmiger Schmelzkeim des Pd 1. Fig. 139. ., B. „ Obere Contour des 11 1 und reduzirter Schmelzkeim (a) oberflächlich vom 31 1. Sl Schmelzleiste. Vergleiche den Text pag. 94. Phascolarctus cinereus. Fig. 140. Unterkiefer. Pd 3 und P3 mit Schmelzleiste, welche lingualwärts vom P3 an ihrem tiefen Ende eine knospenförmige Anschwellung (P 3'") trägt Fig. 141. Oberkiefer. Jd 1 und Schmelzkeim-ähnliche Epithelpartie (J 1). Fig. 142. „ Pd 3 und P 3. Alle Figuren stellen Frontalschnitte dar. Vergrösserung 30. Tafel XVII. Halmaturus uaiabatus. Fig\ 143. Unterkiefer. Rudimentärer verkalkter Zahn vor .1.1 1. Vergleiche den Text pag. 97. Fig. Mi. „ Vordere Spitze des Jd 1 und Schmelzkeim des .1 1 (.1). e Secundär vom Mundhöhlen- epithel abgelöste Partie. Fig. 145. Oberkiefer. Vorderste Spitze des Jd 1. Labialwärts von derselben rudimentärer verkalkter Zahn (a ; vergleiche den Text pag. 97. Die rechte Seite vom Leser entspricht in dieser Figur 4er labialen Fläche. Fig. 14ii. Oberkiefer. Hinteres Ende des .14 1 und knospenförmiger .1 1. Fig. 147. „ 4 4 3 und kappenförmiger 4 :;. Fig. 148. .. Pd 2 und P 3 (P). Sl Res) 4er Schmelzleiste. T a t u s i a. Fig. 140. Stadium A. (Tat. peba) Unterkiefer. 8. Zahnanlage. Fig. 150. .. B. (Tat. hybrida). Unterkiefer. Letzter der rudimentäreren Schmelzkeime. Fig. 151 — 152. Stadium B (Tat. hybrida . Unterkiefer. Zwei unmittelbar auf einander folgende Schnitte um das Verhalten der Schmelzleiste zu zeigen. Alle Figuren stellen Frontalschnitte dar. Fig. 143 — 148: Vergrösserung 20; Fig. 149 — 152: Vergrösserung 35. Tafel XVIII. T a t u s i a. / 'nterhiefer. Fig. 153. Stadium R (Tat. hybrida. Der vorderste der persistirenden Zähne. Vergrössenmg 35. Fig. 154-150. Stadium C. (Tat. peba. Drei mit kurzen Zwischenräumen aufeinander folgende Schnitte: Fig. 155 156 der zweite der persistirenden Zähne. Vergrössenmg 50. Fig. 157. Stadium D. Tat. peba.) Dritter rudimentärer Zahn. Vergrößerung 35. Mensch. / 'ntrrkirfrr. Fig. 158. Stadium A. (Embryo, 7'1-z Monate alt.) Pd 1 und knospenförmiger Scdimelzkeim des P 1 (SF). e. Epithelperle. Fig. 159. Stadium B. 'Embryo, S Monate alt.) Dieselben Zahnanlagen wie in Fig. 158, Fig. 100. Stadium C. (Kind, '■'< Monate 1 Tag alt.) Dieselben Zahnanlagen. 160a. P 1 und Schmelzleiste stärker vergrössert. Fig. 161. Stadium E. (Kind, 4 Monate 15 Tage alt.) Dieselben Zahnanlagen. 101a P 1 stärker ver- grössert zum Vergleiche mit Fig. 101 a. Alle Figuren stellen Frontalschnitte dar. Fig. 158 — 101: Vergrössenmg 10. Tafel XIX. Mensch. Unterkiefer, Fig. 162. Stadium G. (Kind 8 Monate 10 Tage alt.) Schmelzkeim des P 1 mit Schmelzleiste; Sl" Yer- bindnngsstrang mit IM 1. Fig. 163. Stadium A. (Embryo. 7\_. Monate alt.) IM 2 und schwache Andeutung des P 2 (Sl'). Sl" Vei- bindungsstrang zwischen Schmelzleiste und IM. 2. Fig. 164. Stadium C. (Kind, 3 Monate 1 Tag alt). IM 2 Und knospentörmiger Schmelzkeim des P 2. 164a Letzterer stärker vergrössert. Fig. 165. Stadium E. (Kind, 1 Monate 15 Tage alt.) Dieselben Zahnanlagen. Fig. 166. „ C. (Kind, 3 Monate 1 Tag alt.) IM 1 und Anlage eines überzähligen Prämolaren Px Fig. 167. „ I). (Kind, 3 Monate 8 Tage alt). Ersatzeckzahn. Sl' das abgeschnürte tiefe Schmelz- leistenende. Fig. 168. Stadium B. (Embryo, 8 Monate alt.) Erster Molar (M 1) mit Schmelzleiste. Sl' tiefes Schmelz- leistenende, a. Yerbindungstheil mit M 1. Fig. 169. Stadium C. (Kind, 3 Monate 1 Tag alt.) Schmelzleiste mit freiem, verdicktem Ende (Sl'). a. Ver- bindungsstrang mit dem ersten Molaren. Alle Figuren stellen Frontalschnitte dar. Fig. 162 — 168: Vergrösserung 10; Fig. 164a und 169: Vergrösserung ungefähr 100. Bibliotlieca zoologica. Heft 17. Taf.I. Lp i väuaj2*tfS g 3. , Lp ■ .V ■ ■ .>' 5 . Lp - . ■ Cm r/// a. !■!' 7. ■ ■ ■ Cm Taf.II. zr Zw 6 zr ■ a Pdi Zs dMkl Zs . ■ /V ■//" /.-■ : ••-„<.--' WM» JjßSg 1 !',!■: ■"■ .1// /.v. /7. TaflV. ull(!i.i«w"««% ..-■■ Jds *■""*»>. 20. Sl 21 V " ./£> ff - Jds ■ !///"/*, 28. \ sl \ "": 27. S '''"■> ■ Pdi 7.7 # 26. •■■', des Mö ' ' 24. - SV ■ ' Cm Tai'.V. 29. ■ / ■'■' 50. \ Sl X ■ .].-, \ \ 's Sl'fSk) Jdi f I J4. fl 1 X. w« .-/" J6. .V.- /:/-, .'// .;. ) ./.-, % Taf. VI. . Oll du .1! IS M. ''■■ •''■ b Pd* 46 .><-'' 4!< l.l . 11 BunJsen de! Verlag t Er« Tat'. Ml. 52 Ja =: fjd») 52! M, 55 •ag. - . ..xr sr 57 V\ ■ Taf VII 63 02 66a 65b 65c O Verlag V. Erwin Hagele, Stuttgart Artist Ansl Tai'. IX. ST (SO 70 IUI :,!',!, IM . /• !: ■■>:■■■ '■■■ ; ■pdi Sl'(SkdesPa) /? ^ Verlag v Erwin Nägele Stuttgart Taf X. 75 77 79 Verlag v Brwi MS :;i 86 VI - fd Mi B Bundsen del Vf-rlnq v Erwin Nägele Stuttgart, Artist Ami ■ Taf. XII. . r.fin Nägele, Stuttgart tos. 105. at SV HM. ton Taf. XIII. 107. 109. 110. Mi 106. 115. SV Pd2 /' III. Jdi 112. Il'j. 116. Il.'y. XIV. 117. US. Ps • ll'l 121. Pj Pds Jdt 120. SV h 123. 122. Pd3 I2'i. Pdi 12.-,. Sl 126 12$. 127 ÄV 150 J,Ij Taf.XV. 129. ... - i\ Mi si Oll Jx Sl 151. Pd3 Ix «off-. LI',. Pdö S 156. l'il. 156. 157. .1,1 1 Sl 159. 158. Pck Ji Taf XVI. IUI i'/'j. J,ii Ji TaC XVII. /'/->. //'/ j'/.-. 'dt l'i6. I'i7. M> /'/.■> /.;/. 150. 132. Taf. XVIII. MBL WHOI Library Senals IUI in/ . . SE 0 i, i * :." ■■"■ ; ' 1 *:#■; ' ; .- ! •5 A-t t- 1 - v > . • '■